Skip to main content

Full text of "Medizinische Klinik Bd. 15.1919"

See other formats


Google 


Über dieses Buch 


Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im 
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde. 


Das Buch hat das Urheberrecht überdauert und kann nun Öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch, 
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann 
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles 
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist. 


Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei — eine Erin- 
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat. 


Nutzungsrichtlinien 


Google ist stolz, mit Bibliotheken in partnerschaftlicher Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse 
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nichtsdestotrotz ist diese 
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch 
kommerzielle Parteien zu verhindern. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen. 


Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien: 


+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche für Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese 
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden. 


+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen 
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen 
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials für diese Zwecke und können Ihnen 
unter Umständen helfen. 


+ Beibehaltung von Google-Markenelementen Das "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über 
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht. 


+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein, 
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA 
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist 
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig 
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der 
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben. 


Über Google Buchsuche 


Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google 
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppen zu erreichen. 


Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter|http: //books.google.comldurchsuchen. 


TT 

i 
42) 
AE 


. 
J 
k 


E 
= b - 

Cor 

un a r e ER u U ne en ee RA — ` 


r - 
r * 
i Ba o 
7 
MB 
a 


r 


>. —— e «i w— 


Ya 
- q 
» "| 
i 
t \ 
i 
KE j 
I 
8 | 
ER | 
Pa 
| 
HA 
\ Be: 
= $ 
e] 
à 
a 
& | 
S 
jT 
E 
> 
5 
79 
| | 
i 
JA 
f 
I 
j 
|y 
y Y 
| 
ES 
f 
| 
| 


me - 


zur EIER i E 


a nn 


p e nn A 
. 


- n = 

Te er Ze 

u ET T. T 
- A iS tear 


y “Ei A a 2 
at IT CA “ 
5 — t BE De i * 
u er“ 


x Tr - 


I en eiee 
aM ye TF 


primi m u 


ee 
EEE 


VE ENTF FI A 


- um - 


LEER 
naa FE E Y AS 
-t iria E m a a TE Sr ST. 


% 


` 
D 


u 


l 
y 


Medizinische 


Urban & Schwarzenberg in Berlin 


sm 
TZA 
Hea 


J.s 
P4 


INN a 


> a. NS [8 
uhr S llh = a 


Et | 
ah‘ Ben > 


Z 


si. 


- 
nn“ 


Veen, 
Be ST 


+ 


<h) 


" D . À +» 
b 4 Aa £ i } Ti N i . : vát bo na a "i F 
DEN ESLAS rx AY > - _ s i 7 - r 4 - an if h ca i I Pi ee - TE 


s Aus u und E “ 


ETELE 


r 
ri u 
WE 
ey 


= 
u 
i 
4 
4 
~à 
>) 
i 
A 
4! 


i. 


— 


en — 


ROTIE R DAM, 


E. E | _ WOCHENSCHRIFT 
u FÜR PRAKTISCHE ÄRZTE 


HERAUSGEGEBEN VON 


BR ABDERALDEN | W. . ANSCHOTZ ‚TH. AXENFELD A. BIER ` E. BUMM 0.DE 
HALLE a.S. ` “KEL > FREIBURG i. B. BERLIN BERLIN FREIBURG i. B, ZÜRICH 


0x. FRANQUÉ ` R. GOTTLIEB ` H. v. HABERER C. v, HESS K. HIRSCH w. MIS A. HOCHB 4. JADASSOHN R.v.JAKSCH W, KOLLE 
| sehn ~. „ HEIDELBERG INNSBRUCK MÜNCHEN BONN BERLIN FREIBURG 1.B, 


Da a H. KÜTTNER ` B. LEXER P, MARCHAND F. MARTIUS :M. MATTHES 0, MINKOWSKI 
ee re N... BRESLAU = FREIBURG i. B. ` _ LEIPZIG E ROSTOCK KÖNIGSBERG - BRESLAU HAMBURG FRANKFURT a. M. 
E. OPITZ’ 


FREIBURG B: N: v -ORTNER A PASSOW E. PAYR P. PELS-LEUSDEN P. RÖMER F. SAUERBRUCH H. SCHLOFFER V. SCHMIEDEN 
: WIEN. 3 BERLIN LEIPZIG GREIFSWALD ,. GREIFSWALD MÜNCHEN PRAG > 


Cr | R scan. "W.STOECKEL A v.STRÜMPELL : M. THIEMICH P, UHLENHUTH . G. WINTER 
En "PRAG 0 KIEL LEIPZIG LEIPZIG . BERLIN KÖNIGSBERG 


Pe REDIGIERT. VON - 


2.2. 0°," PROFESSOR DR. KURT BRANDENBURG IN BERLIN 


Be Ei ui 5 Er FE ar ee a 
3 


PE A o URBAN , & SCHWARZENBERG 


x A . ` = 
a - - 
a E . 3 m aus ae y 
4 ; Er : x . \ : 


Me E ; u f Wa n z 


Rn O an, -VIDER R- ZIEŽENHUS. er 


LA CAMP H. BICHHORST A. ELSCHNIG B. ENDERLEN 
PRAG HEIDELBERG 


BRESLAU PRAG FRANKFURT a. M. 
M. NONNE K. v. NOORDEN- 


FRANKFURT a. M. 


oa 7... 5 
ee 


U 


re 
ua 2 


.- - 
3 sn 
Ka B w 
-- ur ’e - 
Yung 
——— un 


— Sn. near 
m — ne 


n XE b I 


mn". 
-x 


yN 
POST un 


- 
-` Erh 
. o baan 

- . a oe T a 


! 
i 
i 
` 
la 
Of 
f 
I 
E 
t 
i 
i 


Re 


e-i 
EEE, ee A = 


..— -- 


< . 
3 7 ee A ER u x 
m en E 5 $ .. 
> pa i a -»-..0,.+._ .. -* ~ 
Pout =“ ve e a a el i P pa 
* = un. - Sat = i = y 
tn. E E Ea - tt. ~ = a 2 = > Pr 
Di 2 . ar, $ - Een, 
wagen ee a 2; =- PET . s. 


A 
ri 
i 
l 
i 


Pr 
e — e en 
e. De ra a 
= 5 ee 


-_ x ~ fa. 
` - u 


5 I De .. ER T k ene C AR a = 
eide - š Lech 5 p . ke P a oi = er wi w 
zur aa mm . „ex = z 
zum pre ia ta? em S 
. ... . . um e a... 3 
- TE ae 


TTS 


E a 


t ; g % 
d + 
» : 
n ` ` 
X \ . 
® 
r 
, 
\ 
+ 
` D A > 
AA i 
- Tia 
jr .s 
4 
-| 7 
. 5 fi 
a A 
> 2 Z 
ar z: 
we 
“= 
\ 
x 


f “Alle Rechte vorbehalten: 


7 


$ 
! 


= 
FR 


FR — ns i wurd PER 
tere GE ee 


a 
- y 


E Pen 
i ZUIDER- ZIEXENHUS - 4 IK Map 
4 wer a l MA ae 
| | | SES pid in 
Be ee a ae. = l E E l \ | . ae Tof "OB: i Bi ny K Bee 
a a | OA f ON | Br i oo. POS 126 N | $ i ni 
p o> er S Ei u ; ri: iN $ aE 
en © SACH-REGISTER. - 0000 0 
iee E g a Die fettgedruckten Zählen bezeichnen Originalartikel. i | a re; ES 
Abdominaltuberkulose Bedeutung d Prieumes d.. Typhus-, Parat ae u. 'Fleckfieber- y il ti T iziö L] j 
| ‚Peritöneums £ Diagnose 966. — i. Kindes- erau ungen (Eikeles) 440. | niżiðs. © ea E H, 
‚alter, Röntgendiagnostik d. — m. Sauer- Agglutininbildung, Veränderte — m.’ Ruhr- | Anämien, Behandlung sekund. 369 j 
aw "Rupnreshe 2.2 erionealraums (Gelpke u. |  Daecillen 571. Ä | Anamnese d. Syphilitiker (Bettmann) 10 | 
SI Abducenslähmung b. Grippe, Toxische Meyer- ee Brauchbarkeit. b. Ruhrdia- | Anaphylatoxin, Wirkung auf isol. Darm 571. | 
=. hof) 977: —:b. Nephritis 619. °— | ee naerobier, Differenzierung. pathogener 125. 
Abort,-Sozial, ‚Indikation z. künstl. 1127. | Agnosie, Reine taktile 174. | Anästhesie, Einfluß auf Verlauf v: Entzün- 
Abortausräumung 67... T Agomensin 28. | dungen 645. Oo. a 
Abortus, Fieberhafter 987, Agrammatismus u. Mangel a. Antrieb nach Anästhesierungsmethoden, Prakt. wichtige 1041.. 
Abortusstatistik u. klin. Kontrollergebnisse 295. | Stirnhirnverletzung 1210. Anatomie, Lehrb. d, systemat. — v. Tandler 
Abortversuch,. Krim., -Peritonitis 1128, - ° | Airol s. Augeneiterung. 1288. -—, Pathologische u. Heilkunde, 
E Absceß m: Sequesterbildung, War — am äuß. | Akinesia amnestica 724. u (Gruber) 912, 940. 967. 992. 1020. —, 
' =-  Bpicondylus 4d. link.. Oberarms- auf- Quet- | Akkomodationsprüfung d. Nieren 12386. . Taschenb. d. patholog. v. Gierke 647. 
i  Sehung.d. Arms u.-Ellbogengegend zurück- ‚Akridinfarbstoffe, Chemotherap. Versuche m. | Anatomische Befunde i. Felde 129. — Erfah- 
zuführen? (Lenzmann) 489, —, subphre- | . 854. _ ungen a. d. Felde 22, — . > —_ 
Su nischer 446. ` Te -| Akromegalie 988. ie, | Aneurysma d. Aorta 323. — abdom. 345, — d. 
' ı — Abseeßbildung, "Diagnostik. paravertebraler — | Akromegalieähnl. Erkrankung, Familiäre 245. Arteria glutaea superior inf. v. Schußver- ` 
oo durch Röntgenuntersuchung 101. | Aktinomykose 276. — d. Kopf--u. Halsgegend, letzungen i. Weltkriege 518. — 'vertebralis, 
Abrißfraktur d. Trochanter minor, Isolierte 803..  Röntgenbeh. 722. — d. Lunge 1298. Operation 27. — vertebralis tuboceipitale 
Absaugeverfahren 'b..Diphtherie, Lochsches 853. Aktinotherapie d. Genitalsarkoms 1155, 595. — arteriovenosum d. Axillaris 323, — p 
„ Abstammungslehre 493. | Albuminurie,; Orthostat. 645. —, Orthotische u. u. Ligatur d. Arteria vertebralis 646, 
Absturzerkrankung d: Taucher 28: Nephritiden, 'Geheilte. —, Renopalpator s. | Aneurysmen, Klin. Diagn. intrakard. 618. 
, . Aceton, Quantitative Bestimmung b, Acidose ` Wanderniere. : | Anfälle b. Kindern, Oehäufte kleine — 1211. 
| 446, — u.. Acetonessigsäure, Bestimmung | Alival z. chron. Jodkur 472. | | Angina u..Folgezustände 221. — u. Gingivitis -` 
| 208 4 mit. d. Autenriethschen Còólorimeter | Alkohol-Fleckfieber-Diagnosticum m. Bacillus Plaut-Vincenti, Salvarsanbehdlg. 396. 936. ` 
3, 1070, 2 SS | typhi exanthematici' Weil-Felix u. Erklä- — pectoris s. Bradykardie. — Plaut-Vin- 
cetonurometer 720. - - ` rung d. Reaktion 295. | centsche — 1209. ‚— Plauti, Tuberkulin ` 
achylie, Gastrische 621, - ze Alkoholismus, Prakt. Bekämpfung 854. —, | . Rosenbach b. 1921. ` in 
Adal °, Quantitative Bestimmung 245. -  8edobrol b. chron. — 370. | Anginen, Akute .i. Kindesalter v. Fischl 346. 
Ey ahrungen 127. —, Nebenwirkungen a usa nach Grippe 543. 827. m u en infekt. u. ulcerierend. m. Sa- 
de a na ne no : m | cylsäüre 672. vn a, en 
A damantinom d. Oberkiefers 1098, _„ | Altersschwerhörigkeit, Anatom. Substrat 154. | Angiom a. Halse, Tiefsitzendes cavernöses ` 
r: Sch Krankheit, Ätiologie 54. — — u. | Alveolarpyorrhöe 828. 1349. — (Seitz) 1283. 1097. een rat 
den: srodermie, Ätiologie 49, - > . | Amalah als Expectorans 571. 0. | Angiopathia retinalis 700. IR 
Adenombil um OR... o i Amann, Josef: f 1160. Ankylose d. link. Ellenbogen 910. > pi | 
en ung iı-Bauchnarbe u. ‚Elongatio'| Ameisensäuregehalt d. Urins normalerweise u. | Ankylostomiasis b. zurückgekehrt. Kriegs- . . Ar 
Ädenen, a Ventrifixur 1126. - el n. Eingabe versch. Substanzen 854. 1... gefangenen 1295. Su d i u 
= yometritis sarcomatosa 1126, Amenorrhöe, Frühsymptom d. Frauentuberku- | Anopheles, Verbreitung i. Umgebung v. Halle : al ii 
| ur 2: Adenomyome i. allg. u. ins-, lose (Schwermann), 412. 0,1. v. Osterwald'.u. Tänzer 446. . pi 
Hasıs wen Adenomyositis seroepithe- | Amnesin 1073.. FE: | 0. j. Anosmie bèh., m. Amylnitrit 1212, _ 3 `] a 
derlaß i. d. Theranie-d metis. an | Amöbendysenterie, Blutbild 987. -| Antefixation, Soll d. ventrale — symmetrisch = i i 
 (Bilerna eräpie-d, Infektionskrankheiten Amputation, Wahl d. Ortes unter Berücksichti- | ausgeführt werden? 197. ` HE E PVA Da Zu 
gge san). 1061. —— b. Influenzaepidemié |- - gung d. späteren Gliedersatzes 124. 246. | Anthropathia' tabidorum beider Kniegelenke EEA EHE | 2. 
Wert a d.- Kolloidtherapie 695. —, Amputationen am . Bein u. Ersatzglieder 104. | TOR a e u á n ERs ' | | | = i | 
Aderpresge "Erf a OAT -~ | Ampütationsstümpfe, Beh. n. Sauerbruch 570. |' Antiarthritica 875. ni | ih Dre Fa, 
Adipocirehiläun. een Er o y —, Plast. Deckung m. Brückenlappen 964. | Antigene u. Antikörper, Heterogenetische 571. . ME / g f 7 
Adnexerkrank: SE a —, Gestell aus Cramer-Aluminiumschienen | :— — Experim. u. klin. Untersuchungen | iydi 
ung s. Appendicitis. :2. Extensionsbehandlung b. — 151. —, | . 3o 


üb, Verhalten gleichzeitig anwesender 125. 
_ Antisepsis, .Chemotherapeuth. 542. er 
Antiseptica, Einwirkung auf Gewebe 421. 
Anus praeternaturalis, Z. Operation d. — u. un 
z. Naht d. Dickdarms nach Resektion 828. 
— .— Verschlußtechnik 369. 


. -Neues Hilfsmittel z. Behandlung 149. — d. 
Oberschenkels, Deckung aus d. Arm b. 
beiderseitig Amputierten d. Einnähung 126. 
—, Umbildung 879. Fu u 

ngs: l Amusie, Motorische 270. 
4. —-b. Malaria. 246. Amylaceen i. Zuckerkrankenkost 26. 


-Adrenalinbeha dlune. cu:  Aolan, Wirkung ‘auf Brustdrüsensekretion 
Ärenalininhalat; ung: d, Grippepneumonie 27. . Amyloidosefrage (Meyer u. Wolf) 559. (Goldstein) 1206. — s. Flächenwunden. — ` 
127, o “lonen: :(Glycirenan) b. Grippe - Anacidität, Vorkommen i. Felde (Böhme) 113. -. b., Hautpilzerkrankungen 750. — b. weich.. 


Schanker u. entzündl. Bubonen 750. 
Aorta ascendens, Kasuistik d. sogenannt. 
Spontanruptur d. — (Binder) 1091. — u. 


a ‚ Analgesie d. Tabischen, Viscerale 195. . nn 
elix-Bacillus-245, 1039. | Anämie, Direkte Bluttransfusion b. perniziös. 
= Wert b. Diagnose 988. —, Kryptogenet. perniziös. 1155. —, 


x á 


V 


\ 


INHÄLTS-VERZEICHNIS 


| a Frühsymptom b. Erkrankyrigen d. — | 
200. 


\ortadurchbruch i. d. Arteria, pulmonalis 1236. 
\ortenerkrankungen S. Vasomotorische .Phä- 
nomene. > 
Aortenerweiterungen, "Diagnose 418. 
Aortensklerose s. Herzen, kleine. | 
Aortenstenose, Jugendlich isolier®@® — m. Be- 
` rücksichtigung `d. Elektrokar diogramms, d. : 
Spitzenstoß- u. Pulskurven 25. —, Subval- 
- _ vuläre (Jagie u. Schlagenhaufer) 530; 


Aortenumfang, Pbysiolog. Schwankurgen (Jatfe | 


u Sternberg) 1311. 
Aortitis luica, Behandlung s. Spätlues. 
Aphasie b. Grippeepidemie. T8. : 
Apoplexia cerebri vor Gericht, Traumat. — v. 
H., Fischer 672.. 
Apoplexie, Operat. Therapie d. frisch. 620. —, 
`- Traumat. (Joerdens) 950. 
 Apothekenkommunalisierung 551. 
Appendektomien s. Narbenhernien. 
Appendici Chron. u. rechtss. Adnexerkran- 
. kung 1267. —, Beh. d. akut. b. umschrieb. 
Absceßbildung 1014. '—. i. vorgeschritt. 
Alter 720. —, Ätiologie 367. —, Irrtümer 
b: Diagnose u.- Behandlung (Pels-Leusden) 
377. — nach Lues 697. — als Schwanger- 
-schaftskomplikation 27. — acuta, i. höheren 
Lebensalter 296. 
Appendikostomie, Technik 855. 
Appendixfistel, Invaginierte 124. 
Appendixstumpf, Versorgung 721. 
. Arbeiten a. d. Inst. f. exp. Ther. u. Georg- 
Speyer-Haus Frankfurt 779. 
Aibeiterschutzgesetzgebung,. Erstrebtes u. Er- 
| reichtes 394. 
Arbeiterversicherung, Gestaltende Kraft d. 80- 
-zial. Gedankens i. d. deutschen 171. 
| ‚Arbeitsleistung‘ u Nahrungsverbrauch vV. 
Schwerarbeitern (Witte) 798. =  . | 
Arbeitszeit i. Steinkohlenbergbau 1096. 
Arcus senilis, virilis u. juvenilis 55. 
Areflexie 104. 
. Arm, Handgriff z. Lösung d. üb. d, Nackon 
zurückgeschlagenen eingeklemmten — 495. 
Armlähmung : nach Kulenkampfscher Plexus- 
anästhesie, Längerdauernde 1040. 
, Armprothesen, . Willkürl. bewegl. 269. 
‘ Arsenmelänose u. Arsenkeratose 1018. — u. 
Hyperkeratose n, Neosalvarsan 418. 
a ù. Arsalyte, Zur Chemotherapie 


ABENYeIENndg nach - Fliegentellerbenutzung 


‚Arteria carotis interna,. Freilegung’i. oberem 
Halsteil 494. — ‘centralis retinae, Heilbar- 
keit b. Verstopfung d. — d. Embolie 1210. 
— femoralis, Verletzungen 29. 
Arteriosklerose, Z. Kenntnis d: juvenilen 23. 
— d. Nervensystems (Jakob) 786. —, Pa- 
thogenese 150. — u. Polyneuritis. Ä 
Arthigonbehandlung d. Cervixgonorrhöe (Ben- 
nauer) 1149. 
Arthritis, Gonorrh..s. Hautveränderungen 1211. 
Arzneibehandlung i. Kriege, Fortschritte d. 
prakt. (Bachem) 16. 341. 487. 538. 875. 1036. 
 Arzneiexantheme, Durch. Muttermilch über- 
tragene 1014. _ 
Arzneimittel, Neue 75. —, Spezialitäten u. Ge- 
heimmittel, Neue 269. 968. 1295. — Aus: 
scheid. d. Luftwege als Grundlage e. Beh. v. 
Lungenkrankh. 646. 
Arzneimitteldosierung i. Kindesalter 158, 
‚ Arzneimittellehre, Lehrbuch v. Tappeiner 370. 
Arzneimittelmangel, Angeblicher 401. 
Arzneimittelsynthese v. Fränkel 495. 
Arzneimittelwirkung s. Kriegsunterernährung, 
Arzneipflanzen, Wirkung u. Anwendung v. 
H. Schulz 964. . 
Arzneitherapie d. prakt. Arztes v. Bachem: 882. 
Arzt, Vom deutschen — i. Auslande (Jürgens) 
885. . — u. Blindenwelt 832. 
Ärzte, Belgische 1021. —, Was können alte — 
bieten? 720. - 
Ärztekammer f. "Brandenburg u. Stadtkreis. 
Berlin 325. 
Ärztestreik 596. —, Hallenser 445, 


: 
e 
n a ee ea 
` 


| | Ascitesdrainage, 


‚Atmung, Künstl. 418. 


Ärztetag, 41. Denischer 1045. 

Ascaris lumbricoides s. Darmparasiten. 
Ascites, Dauerdrainage. 596. —, Neue Opera- 
` tion 124 


Subeutane od. retroperito- 


neale 1210. 
Askaridenerkrankung d. Gallenwege 880. 


Asphyxia pallida d. Neugeborenen, Intrakard. i 


Injektion :z. Bekämpfung: d. 909. 


| Asthma bronchiale, Jod, Adrenalin, Pituitrin 


- u. Asthmolysin b.. 223.. —, Behandlung d.. 
— durch Inhalationen v. Glycirenan m. 
Spießschem Vernebler 223. —, Selten 
` schwer. Fall m. tödl. Ausg. i.. Anfall 934. 


Asthmolysin b. Darmlähmung 1269, — b. 
Asthma 223 


Ataxie, Friedreichsche hereditäre 858. 


Atemgeräusch, Metamorphosierende (Maend]) 
11 


Atemgymnastik, Neue Methode 778. 
Atemorgane, Beh. d. Erkrankungen. 471. 544. 
Atenistörung b. Fleckfieber 695. 
Äthertherapie bei Peritonitis 221. 1212. 


' Bacterium enteritidis 
A 


Äthylchlorid zur Loslösung d. Spritzenstem- 


pels 77. 
Athetose m. choreaart. Zuckungen 965. - 


— KS. lntrathoracischer 

Druck.. 

Atmungs- u. Widerstandsgymnastik u. ihre 
Indikationen b. chron. Herz- u. Kreislauf- 
störungen (Schmidt) 928. 


Atomtheorie i. ihrer neuesten Entwicklung 52. | 


Atophan s. Ödem, Angioneurot. 

Atropin, Verwendung 297. 

Atropinvergiftung 724. 

Aufbewahrung v. Medikamenten, Fläschchen 
z. steril. 495. 


Aufgaben, Ärztl. während u. nach d. Demobil- 
machung 271. 
Auge, Kampfgaserkrankung 1069. — b. syphi- 


logenen Gehirnerkrankungen - u. multipl. 
Sklerose 271. 


' Augen, Spätgaserkränkungen 25. 


Augenablenkung, Physiolog. u. patholog. 697. 


.Augenärztliche Kriegserfahrungen v. Jess 248. 


Augenbefunde 298. 
Augenblennorrhöen,- Behandlg. akuter 128. 


Augeneiterung d. Neugebor., Beh. d. gonorrh. 
m. Airol 1296. 


Augen Ran) ungen, Endonasale Behandlun 


. —, Beh. luetischer — m. unspecif. 
Heilmethoden 934. —, Tuberkulöse (v. Hip- 
pel) 1077. | 


Augenheilkunde, Neueste Lit. (Sam. Ref.) 365. 
Augenleiden, Allgem. u. lokal. Bestrahlung. m. 
ultrav. Licht b. skrofulös. (Passow) 1307. 

Augenspiegeln i. rotfreien Licht 911. 


Augenstörungen d, Methylaikoholvergiftungen 


1153, 
Augentuberkulose 848. 
sierung n. Friedmaun 1819. 


Augenverletzungen i. Felde 272. — d. Spreng- 
. kapseln 618. 


Aureollampe, Siemens- 126. 
Auricularisphänomen (Deutsch) 1090. 
 Ausflockungsmethode nach Meinicke u. Sachs- 


‚Georgi f. Serodiagnostik d. Syphilis (Ko- 
nitzer) 338. 


Ausflockungsreaktion s. Luesdiagnostik. — 
Sachs-Georgi, Leicht ausführbare Mikro- 
methode z. Anstellung d. 1154. 

Aushungerung Deutschlands 75. 

Ausscheidung artfremden Antitoxins 368. 


Automatie, Atrioventrikuläre — u. experim. 


Erzeugung v. — b. Menschen d. subcutane 
Atropininjektionen 295. 
Autoplästik 1322. 


Autotransfusion 395. 


Bacillenruhr 748, 
` typhus B. 


Bezeichnungen — — d. Kontaktträger Z. 
- ersetzen 1014. 


Bacillus phleg. capis Infektion m. d, — 55. 


— u. aktiv. Immuni- 


—, Agglutination v. Para- 


Bacillenträger u. Dauer ausscheider, Vorschlag 


| Bewegungsübungen b. Nachbeh. 


 Bauehmuskellähmung b. spin. Kinderlähmung 


Bedrohungsreflex, Neuer 827. 


Bestrahl. 


‚Bevölkerungsentwicklung u 


Bewegungshyperthermie u. 


m. 2a {ne am — 
- A eu dinan aie: 
r aA aie AA D A i ladh ad a GASAE, —— eo 


fund b. Gallenblasenentzündung 719. 
Bäder u. Bädersanatorien 1235. 
Bäderbehandlung m. Neptusanpräpar: aten 

(Oppenheim) 983. 

Bakteriologie u. Infektionskrankheiten v. 
Kolle-Hetsch 1099. 

Balantidien-Enteritis, Ipecacuanhawurzel b. 698. 

en w i i Ai 

Ballensohle b. Hallux vaigus 

Barium- u. Kaliumsalze als a Mittel 420. 

Barlowherz 78. 

Bartflechte, Beh. 1127. —, Diagnose, Verbrei- 
tung u. Behandlung (Pohlmann) 136. 
Neue Behandlungsmethoden 149: —, Vuein- 
injektionen 472. 

Bartflechtenepidemie in Wien 859. 

Bartflechtenverbreitung i. Wien, 
(Nobl u. Löwenfeld) 789. 

Bäsedowsche Krankheit, Grundsätze d. Rehn- 
schen Klinik b. operat. Beh. (Klose) 1004. 

Bauch, Dicker — als Krankheit on in u. 
nach d. Kriege 126. 

Bauchaorta, Besenstielkompression 1. 
Bauchdeckenreflex i. Beziehung 2. 
Krampfanfall (Tomaschny) 639. 
Bauchdeckenschnitt, Physiol. f. d. Operationen 

a. Gallenblase u. Gallenwege 5i. 

Bauchdruck 1240. 

Bauchfell- u. Genitaltuberkulose, 
strahlenbeh. 938. A 

Bauchlage b. Cireulationsstörungen b. - Herz 
u. Nierenkrankheiten 1184. 


Ben 


Röntgen- 


- 1157. k 
Bauchorgane, Neues Verfahren 2. Röntgen- 
untersuchung 245. —, Röntgendiagnostik 

Gasfüllung d. 'Bauches 274. - 
Bauchpalpation (Goldstein) 1234. 
Bauchpunktion, Technik (Wiese) 775. 
Bauchschnitt b. Nierengeschwäülsten, 

perit. 1183. 

Bauchschüsse, Vucin b. 420. 
Bauchtyphus, Vaccinetherapie ` 1098.. 
Bauchverletzungen, Verlauf 246. 
Basedow 276. 

Beckenkühler b. Genitalerkrank. d. 


Extra- 


Frau 223. 


— b. Kriegsgericht 79. 
Befunde, Seltene path.-anat. 542. 619. 
Begutachtungen, 
Behelfsbrutschrank 173. 
Bein, Künstl. m. aktiver Streckung d. Kni 

gelenks 172. 1158. 
Beinverkrümmungen, Korrektur rachit. 1 
Belastungsdeformitäten 444. 
Belehrungspflicht d. Arztes 222. 
Beleuchtungsstärke, Sehschärfe U. 

geschwindigkeit, Beziehungen zwisch. 
Belgische Wissenschaftler 1101. af 
Bendizinreaktion, - Einfluß d. Essigsäure í 


Benzidinprobe, Gregersensche "Modifikation d. 

— f.`okkult. Blutnachweis. 6. 198. 
Berlin, Medizin. Gesellschaft 29. 53. 17 598. 
. 225, 249. 298. 323. 347. 521. 546. 572. 1151. 
623. 673. 728. 805. 830. 910. 1128. en 
1185. 1239. 1271. 1297. 1841. —, Ver. 3 298: 
Med. 274. 371. 496. 648. 830. 857. 1213. a 
Berufseignungsforschung i. ihrer. Bedeutung 
d. Psychiatrie, Psycholog. 173. 
un u. Berufsberatung. 1184. 19. 
künstl. Höhensonne, Folgen 
— nm. alar. Licht use 

o ehe 

Beugecontractur d. gro Ot i 
1021. —, Ärztl.. 


~ Lese- 
748. 


54. 
Bevölkerungspolitik 526. 
sichtspunkte 1072. _ 
Beweglichkeitsstörungen i. 
d. Gehörorgans, - odernde Drucksonde V 


_ Tuberkulinhypet 
thermie 50. - i 
Bewegungsstörung, Baidu hemipleg. 41 


671. inn. Krank- 
heiten 1295. 


Gärtner als bakt. Be- 


Epidemische 


Ergebnisse sychiatrischer 


aieiaiei. App 


ie nd ——o .. I 
naka Sensititer y. 
ti atest. Ruptur 
vo pole A 
T i Sülafrik. 618, 
“arme Physiol 449, 
| T oea Mi. 
í Les fa Sachs-Grur>i A 
I re Phisches 1132. 


— V. Oppenheimer 1212 
ne Reaktionen h, Car 
: Fr genstand - 
maan d — 
"Ih, = H 


p lngrkt: ini a 

y ank I u. Pruntatahyge 
"= Makaske (hen 

Be. L Wenb isch. 

> 

ÄTTERe 1. 

| Y. a ig), 

eg ee 


en t 
n$ lre mi ni Fein) IL) 


niti bu 


a o 


u Harutriuty ! 


m Zn LEE I IE I a ee 2A u w f i X 
meee nn ee 3 
> , =. É EEN A - En v j . ae, W en = y P . » US. l i I | 7 X Fe a 
i TRIER Fan R a n ai Sr goorn E N il. A, Boi 
era... = INHALTS-VERZEICHNIS, De ROT € te V MT i). a 
"=~ : 5 A 5 E imeri E ! | E ` i > - . . ; ` 7 . l oj € j $ IEE m yi } L: Br 
. , Beziehungswaln, Sensitiver v.-E. Kretschmer Blutgverwandtschaft d, Eltern, Bedeutung. d. | Canalis Vidianus, Beziehungen d. —, Nervus - | 0 sl SE 
o aai | | HE mekte. Qa.. h n; Stat ermitt. Belastung m. — 1295. | petrosus' superficialis major" u. d? Nervus a U NE 
= Biçeps. brachii, Subeüt. Ruptur d.- direkte. Ge- Bluttransfusion 81. — 's,- Anämie, .— À |. ` petrosus profundus z. Keilbeinhöhle, sowie . a et N CNN 
0 walt 1295. > O © | < Kriege 845. — v, Seifert 545: — v. Vene | a d Fossa pterygopalatina u. 'Ganglion Be ED TERRE 
: Bilharziosis, Südafrik. 618. Be ' zu Vene b. perniziös, Anämie 522, —, | sphenopalatinum z. Nasenhebenhöhlen 1183. ee Pr fy SEE di Bi 
- Bilirubinahämie, Physiol. 449, _ Sen . Technik u. Klinik d. direkten (Schöne) 353. Capillarbeobachtung s. Blutdruckmessung. I E a i Pez 
Bindeärmehorea 69T. e , — v. Vene zu Vene 127. ©. | Capillarpuls b. Infektionskrankh., besond. D; | ER a ll; 
.Bindungsreaktion. Bachs-Georgi z. Nachweis | Blutüberpflanzung, Wert i. Chirurgie u. inn. Med. : -Grippe 1266, '—, Tastbare 618. ` l Ba PIRS A j E 
n,,gekochten ‚Fleisches 1152, 0. Ka 671. — i. Geburtshilfe u, Gynäkologie 345. | Capsella Bursa pastoris 1099. — - ; BAY E (a! SE EE if 
„Biochemie «Ve Oppenheimer 1212. Ben Blutübertragung, Arterio-venöse — b, ‚Hämo- | Carcinom,' Beginnendes auf Grund œ. Cervix- ie e R i t Ba 
Biochemische Reaktionen b. Carcinom 196. . „Philikern (Orth) 1011. — b. Hämophiliker | ` risses 1128. — s. Biochem. Reaktion. —, . SA ie E UA T EREA 
Biologie als : Lehrgegenstand. S Fhysikal.- 2. 119, = (Eunike) 513. . - ne ` Diathermiebchandlung. 1237. -—, Entstehung PEOR: EE ER SE Da PE 
‚ ghem. ‚Grundlagen d. — v. Eichwald un Blutung, Menschenblutserum b. hämophiler 495, | 4069. — u. Gravidität 29, >> halbseit. i i || 
a ‘dor 1156... N ELTERN -Blutun en Tödl — şs. Probe unkt. d Lun e: Resektion d. Larynx b. 674. — uU, Tuber- ; ; 4 Tl 
Blase, ‚Schrapnellkugeistein i. 965. u a Eini ntlettete W; HeT = 495. S kulose 719.. 854. 00000000... Mi I}. AEETI |! 
 Blasendivertikel u. Prostatahypertrophie 1098. BI t nt kal b h fl u 1 Pe Carcinombehandlung 37 e ri AA FREDS 
- Blasenektopie, Makkasche Operation 395, a ersuchung b. Inf OO Careinombestrahlung . m. ' höchstgespannten F) oA jai W: 
' Blasengangrän. n. Wertheimscher Careinom- Blutuntersuchungen auf reduzierende Sub- Strömen 879.. : 7 - | re E | 
„Operation 1286. - 0. ,,anzen, (Richter) 738, | | ‚ | Carcinomdivertikel' q. Magens 595. . Ä j IOUS FIARE El IE 
Blasengeschwülste 18201. ` . . | Blutzucker b. mensch], Diabetes 671. — Mi- | Carcinommetastasen i. Gehirn, Multiple 10483 4 en $B COH KERIA 
 „Blasenpapillome, Beh. 750.. ' ee! ‚krobestimmung 221. ER . | Carcinomnest i. Frankreich (Knapp) 362, 1° ` ee EG ze RE | || 
Blasenschließmuskeh, Behandlung d. Insuffi-. Blutzusammensetzung, Regulation 268 — i | ‚Careinomplantationen- n. Exstirpation. e. b. q. BE An a CEA - 
zienz :d. —. mit.. Fettinjektionen nach | Wüstenklima 1014. FRE | . Operation geplatzt. cyst. Ovarialtumors 369. an ld: Wi 
A. Mayer..173, - a i Bolustherapie b. Dysenterie 297. Ken ge Carelkur 1296. 0.0.0 n Oan o > BEN IR: A 
Blasenschwäche u.“ Harnträufeln s. Hexal. ‚| Bonn, N tederrhein, Ges. f. Natur- u. Heilk. 57 2. . Carotisunterbindung u. Folgen aufs Gehirn 1125. | F an a e l fg ` 
Blastomiykose 1082. . - . . ~, | -Botulismus 832. 1294. Angina pectoris, | <otisunterbindungen s. Ösophagotomie. ei) iin rt 
Blausäurevergiftung 753, 933. 7 -7 | Bradykardie, Wesen d. — u. Angina pectoris, Casein als, Heilmittel 908, 2 ae S R :; PE 
Bleiverbindungen, Permeabilität d. intakten -| Behandlung (Lorand) 713.0. Cataracta diabetiča, .Gibt es eine —? 572 | A Ku HE 
~ Haut für'— 25.. u.“ Braunschweig, Ärztl. Kı cısverein 323. 372. 441. Catgutkapsel ‘als neuer Apparat z. Catgute -| Na (H. z 
Bleivergiftung, Beziehungen d. chron. —"z. 473. 496. 599. 831. 937. 1157. 1239.: 1298. | ` ersparung 370. . ., 7 La GEH H> p: 
Magengeschwür (Rösler) 1057. —, Chron. |` ‚1822. N u pi Centralnervensysterm, Epidem. auftr, Krank- A p Bei. | Sa 
~ 1185. —, Frühzeit. Erkennung d. gewerbl. Breslau, Schlesische Gesellschaft i vaterlän- heit d. 347. —,  Patholog.-anat. Verände- EB Pt; 
— m. Hilfe d. Blutuntersuchung 719. 934. dische Kultur 54. 80. 176, 225. 250. 298. 751. ungen b. angebor. u. erworb. ‘Syphilis 104, DEMART Bar viigi 
— „d steckengeblieb, - Geschosse (Kohl- | _ 780. 805. 832. 987. 965. 1072, 1128, 1239, Cerebrale Funktionen, Period, Schwanken 176 Bl Lii U S De 
- Schütter) 1063. | Brieger, 70. Geburtstag v. L. — 737. Öerebrale Störungen b, ‚Verschluß d. Arteria > | EEE f ai | 
Blennorrhöe-d. Augen- 8. Trypaflavin. —, Be- Brillenverordnung s, dehprüfung. u carotis interna 20,7 S S AET 
handlung d.-akut. nichtkompliziert. männl. Bromealeiril s; Jodcalciril, | er "Cervixgonorthöe s. Arthigonbehandlune. ` H jj 
_ — m. Choleval (Gutmann) .742, l Brdnchiektasien, Beh. m. K, Pneumothorax 594, Oervixplacenta 126. 1 | | E A all! 
Plinddarmerkrankungen, Durch Mobngenuß | Br otfrage 828. , | . Cesol Merck s. Durstzustände 471, | | Bidet BR . 
‚bedingte schwere tödliche 196. - | Bruch, Eingeklemmter, s. Hormonal. == Charakterveränderung v. Wunden 419. er | RE T 1i 
Blindenwelt s.. Arzt, -—- . | Brüche a. unt. Ende d. Oberarms, Mittellage Chemie, Grundriß d. Organ. v, Oppenheimer 856. we ee El 
Blindheit, Aufgaben d. prakt. Arztes i. Kampf u. Ruhelage d. Vorderarms u. ‚Bedeutung —, Grundr. d. anorgan. v. Öppenheimer 134. | = | i i PETE 
gegen -— (Löhlein) 703. . Zu f. Beh. :d. 1015. > Statistik d: èm- Chenopodiumölvergiftung 419, — u. Gehör- | | AER 
3lockade u; Ähnliches 469. | i | geklemmten unter Einfluß d. Kriegsernäh- organ 296, a Fa u | HBI 
lut i: d. Faeces, Diagnostischer Wert d. rung (v. Bonin) 794. A == Chenosan b.. Wurmbehandlung 1269. P a Aal 
Nachweises okkulten — 101. —, Nachweis | Brunnenhygiene v. Kißkalt 322; RR: Chinaalkaloide, ‚Speicherung i. Blutzellen 6%. -- | NES if j f 
okkult, — 1.. Stuhl 621. — s. Restkohlen- Brustbauchschuß, Ungewöhnl. Beobachtung b. Chinin als Wehenmittel 1016. BR‘ 7 ti f 
stoff. a Verhalten. b. Lues i. Sekundär- 124. R u Fee Chininausscheidung 194. TE: ge | | i | i 
Stadium 1018... .. Brustdrüse, Innersekret. Therapie s, Gynäko-. Chiningewöhnung u. Chininausscheidung' i. = | Ä | ih. 
lutbefunde b, Purpura variolosa. 806. NE mastie. = a ; Urin b. Malaria 720. | o | ii 
utbewegung, Selbständige extrakardiale. 802. a Brustärüsengeneration, Polyeystische u. Carci- | Chinin-Idiosynkrasie 345. o ul: 
utbild b. Gesunden i. Kriege: 444. — s. In- T nomentstehung: 1069. . a Chinin-Luesprophylaxe i. d. Armee 858. | Bil Seil: 
‚Auenza. —, Weiß, .b. chron. Malaria 1318. Brustdrüsensekretion s.. Aolan. i ‘ } Chininprophylaxe b. Malaria, 1 Ä Ba Ei 
utdruck, Durchschnittswert d, — b. gesund. Brustfellerkrankungen, Beh. 804.. ” | Chinintherapie d. Herzens 721. —, Post- | j SE P 
‚Menschen 149. —, Herzarbeit. u. Herzkraft "Brustlungenschüsse, Beobachtungen i. Feld- operat. b. Temperatursteigerungen 672. | | i PBA ofai: 
518. — i. Kindesalter (Curschmann) 1281. ‚lazarett b. 100 : frischen 223. 5 “uns. | Chininwirkung s, Malaria tertiana.' 
— i- Kindesalter (Kaupe) 1036. - — Brustsekretion, Eigenmilchinjektionen z. Stei- Chirurgie, Neuere Arbeiten (Sam. R.) 1087. 
Kindesalter, Systolischer (Mosler u. Herz- gerung 1270. ER RE 1066. — i, Felde‘ 322, '—, Lehrb. d. spez. 
feld) 897. —, Däuernd erhöhter s: Nieren- Brustverletzungen 344. —, Spätfolgen (Klein- | v. Hochenegg-Payr- 28. —, Praktikum. v. 
erkrankung. — Prognose d. Krankheiten schmidt) 1052, er | I -= Nordmann 856. —, Kurz. Repetit. v. Kulen- Ri, 
0097. — i, Malariaanfall (Bürger) 1330. Brustwandabscesse u. Fisteln, Tuberkulöse kampff 370. .— i Weltkrieg. s. Kriegs- ` 
tdruckmessung u. Capillarbeobachtung 296. - SE: Bl ae nA chirurgie.. 0, a EEE 
Moog) 1060. | . | Brustwandödem als Symptom schwer. Lungen- Chirurg.-orthopäd. Arbeiten s. Nervenver- 
druckveränderung nach  Adrenalininjek- | entzündungen b. Kindern 1014. letzungen (Samm.-Ref.). - RE 
lonen’ als Grädmeser f d. Tonus i. .auto- Brustwandperforation, Schwerer ‚Verschluß 28. | Chirurgisch Schwerstverletzte, Fürsorge wäh- 
omen u. sympath. -Nervensystem 962.. Bubo, Beh. d.' vener. m. Milchinjektionen 985. rend d. Krieg. 11. Re 
druckwirkung- d. Adrenalins 1209. Bulbärparalyse i- Wochenbett, Akute 1183. Chirurgische Beobachtungen i..d. Türkei 854. 
inflößung, Technik 345, ` ` z Buttermehlnahrung 758. . 936. — nach Czerny — Krankheiten, Röntgenbestrahlung' 897. 
sefäße s, Vereinigung. E u. Kleinschmidt (Thiemich) 1023, — z. Chlamydozoa-Strongyloplasmem 1097. © ` 
eFINNUNgszeit b. .Demëntia praecox 696. | _ ‚Säuglingsernährung 802. > A  Chloräthylersparnis 1287;  . , er 
en, Keimfreie Aufbewahrung 394. | Buttermehlschmelze z, Säuglingsernährung 544. Chlorosan-Bürgi 28, 
Örperchen 


‚Aämolyt. Wirkung d. Kohlen- | Buttermehlsuppe n.. Özerny-Kleinschmidt f. Choleraaussichten u. Verhütung 195. 
ure auf p 571. -= Tangee DAA ‚schwache Säuglinge 128. Cholerakoma, Sodatherapie 271. l 
:iben roter — n. d. Tode 1153. —, Zahl er s S : Cholesterin u. Gallensäure, . Zusammenhang 


y:  ufektionsk Ca-Kachexie.m. Retina toxica We > | Cholesterinverarmung d. uts. unter Einflu 
Ftroteinkörpern 297 f a Kompressionsfraktur 965, d. Kriegsernährung. 907. — d. menschl. 
auf Calcaneusexostosen n. Gonorrhöe 987. - - 1. rot. Blutkörper d. Kriegsernährung 594. 937. 
re d. Glied Calcaneusfraktur s. Sugillationen. | Choleval s. Blennorrhöe. | 28 u | 
tünstl. „670. Calcium, Therap. ‚Indikationen 990.. Chorea, Chron. familliärer 1185. ~, Ent- 2: 
no | Caleiumchloridharnstoff 782.  Stehung infolge schwer. Schädeltraumas 965. 
ee Caleiumhfpochlorid 103. '— als Ersatz d. Chorionepitheliom. b. Mann (Langer). 1120. 
chende Unt i | : Dakiniösung 128. B Chorioretinitis tuberculosa, Hetol b. 79. 

„an Reststickgtoff b, Nierenkranken 172. Caleiumtherapie, Intravenöse 968. E Chromogen d. Uroroseinfarbstoffgruppe i. Blut 
moa a Clauden 999, a Cämagol 571. a i nela o | nn. a ns en 

2 vergleich ` d. bereet er ee u rober — insbe- | COhromreaktion d. chroma ebes als. 
°Ssenen Rrätto ao on = j | Campherdosen, Anwendung grof . we 


sondere .b. Grippepneumonie 101. u Adrenalinreaktion 645 


i 


Demobilmachung s. Aufgaben 271. 
Denken, Konditionales i. d. Medizin 226. 
. Denkvermögen, Prüfung an Bildern 694. 
Depeschenstil, Lokalisation 697. 
Depressionszustände u. Beh. d. prakt. Arzt v. 
Ratzeburg 1296. | 
Dermatitis, Silbersalvarsan — 674. 


ylurie aus Hamröhre 16. 
culationsschwäche b. rein pneumon. Grippe- 
formen: 367. ee a SCH 
culus nach hinterer Gastroenterostomie 39. 
;obarium, Kontrastmittel f. Röntgendiagno- 
stik d. Magendarmtraktus 987. | | 
auden b. Blutstillung. 989. —i. Chirurgie 471. | Dermatologie, Stellung i. d. deutsch. Universi- 
ecum, Bariumsulfatstein im 272. = täten 496. - N 
ecumplikation als Behandlung d. Obstipa- | Dermatomyositis, Fall v. tuberkulöser 197. 
tion 543. —  Dermographische Untersuchungsmethode, Ver- 
ffeinuntersuchungen 8. wendbarkeit f. pharmakol. Zwecke an Hand 
Untersuchungsmethode. = v. Coffeinuntersuchungen (Schwartz) 384. 
Icheeintherapie s. Gicht. Dermoid d. Mediastinums, Operationserfolge 
li-Bakteriämie, Metylenblausilber - Behand- | b, drei Fällen 1129. | 
lung. 51. Aa Dextrokardie s. Riesenempyem. 
Desinfektionsverfahren, Neuere 753. 
Diabetes, Ätiolog. interess. Fall 1018. — s: 
Blutzucker 671. —. s. Glukose. — i. Kriege 
1157. 1213. — s. Kriegskost. — b. chir. 
Erkrankungen 373. —, Renaler s. Glyko- 
surie. —, Therap. Versuchserfolg b. ex- 
perim. 518. — innocens 1098. — insipidus 
(Oehme) 861. mellitus 446. 1269. — —, 
Seltene Befunde (Stepp) 303. — —, Wesen 
u. Beh. 855. — — u. D. insipidus, Zusam- 
~ menhang des — (Lewin) 133. 
Diabetesbehandlung 470. 
"Diabetesdiätkuren, Früchtetage b. 271. 
Diabetesformen, Seltene 1129. 
Diabetikerhabitus 880. 
Diafor 989. | ‘ 
Diagnose, Logischer Charakter d. medizin. 987. 
Deu Fortschr. d. physikal. (Pollitzer) 
1 


Dermographische 


lica mucosa, Wesen 78. | 

litis ulcerosa.: sive supurätiva, Behandl. 471. 

njunctivitis, Epidemiolog. Beobachtungen b. 
Koch-Weeksscher — 77. —, Über. Schwimm- 
bad-— (Paderstein) 1204. | 

ntracturprothese 246. 

onturschüsse 246. | 

orpus luteum, Berstung eines — , kann 
schwere intraperiton. Blutung machen 697. 

= las s. Keilosteotomie. —, Pathogenese | 


remasterreflex, Psychogener 570: 

rusta phlogistica, Ist d. alte Begriff — f. d. 
klin. Pathologie ganz ohne Bedeutung ge- 
worden? (Rodella) 259. . 

uneiformeschmerz, Beitrag z. Symptom. d. 
Senkfußes 1235. | A | 

utanreaktion, Überlegenheit od. Stichreak- 
tion über 16. Su m 

yanose, Ursachen 1840. 

yste, Retroperitoneale 752. | 

ysticercus, Subretinaler (Oesterreicher) 360, 
:- i. Glaskörper 699. l 

ystinal 647. 

'ystoskopie b. Hunde, Technik 695. _- 


Diagnostische Betrachtungen a. d. 
(Kost) 743. 823. _ : 
Dialysierverfahren n. Abderhalden i. d. Psy- 
chiatrie, Diagn. Bewertung (Kafka) 979. 

| Diaphysenstümpfe, Tragfähige 444. | 
Diaphysen(Kriegs-)stümpfe, Tragfähigkeit 1126. 
Diarrhöen, Path. u. Therapie schwer. chron. 102. 
Diät 1096. 3 
Diathermie, Neue Fortschritte 25. — (Inten- 
siv-) 545. — u. Lichtbehandlung d. Auges 
v. Koeppe 1270. | 
Diathermiebehandlung b. Carcinom 1237. 
Diathermieelektroden 149. 
| Diathese, Exsudat. s. Glaukom. — — s. Haut- 
capillaren 1153. —, Haemorrhag., Throm- 
ee u. Milzfunktion (Minkowski) 1243. 
79. | | 
Diätkuren 272. 
Dickdarmkatarrh s. Phlebektomia. 
Dickdarmperforation d. Querkolons i. d. rechte 
Tube 965. | 
Dickdarmverschluß, Perforation d. Coecum b.. 
. tiefem 749. 
Differentialnährboden f. Typhus-, Coli- u. 
Dysenteriebacillengruppe 269. 
Digalen 1211. 
Digitalisblatt, Wertbestimmung 907. 
Digitalispräparate 1211. 
Digitaliswirkung, Paradoxe (Weiser) 380. 
Diphtherie.s. auch Diphtheriebehandlung — 
S. Absaugeverfahren. —, Behandlung m. 
Pferdeserum 622. — (Birk) 891. 963. —, 
Epidemiologie u. Bekämpfung 963. — Neu- 
geborener a. Grund 10jähr. Beobachtung u. 
Behandlung a. d. Univ.-Frauenklinik Göt- 
tingen (Lönne) 1192. — d. Penis u. Nabels 
858. — u. Leberfunktion (Stern) 873. — 
b. Säuglingen 1126. — u. Scharlach s. In- 
fluenza. —, Beh. m. unspecif. Serum 1839 
Diphtheriebacillen i. Wunden 543, 
Diphtheriebehandlung (Klotz) 711. — n. Beh- 
ring od. Bingel? 1152, — m. gewöhnl. 
Pferdeserum 368. 721. 1152. 
Diphtheriebekämpfung 368. — u. Erfolge 621. 
Diphtheriediagnose, Bakt. 49. 
Diphtherieheilserum, Z. Frage d. Heilwirkung 
(Kolle u. Schloßberger) 553. 
Diphtherieimmunität d. Menschen, Norm, 571. 
Diphtherieserum, Dosierung 446. —, Heil- 
- wirkung (Kolle u. Schloßberger) 1. 83. 579. 
159. 


Praxis 


Dakinlösung, Wirkung auf Wundgewebe 76. 

Jämmerschlaf 674. —, Anwendung 1097. — 
unter d. Geburt, Berechtigung ein. allgem..- 
Anwendung 1097. — u. Krönig-Siegel i. ver-- 
einfacht. Form 1821. | 

Jammruptur, Centrale 80.. 

Jammverletzung, ‚Seltene 749. 

Jämpfungen, Paravertebrale 418, 

Jarmdyspepsie 520. 

Jarmerkrankungen s. Mutaflor. 

Jarminfektion, Latente 934. | 

Jarmkrankheiten, Verbreitungsweise d. über- 
tragbaren, 49. | | 


Darmlähmung, Asthmolysin b. 1269. 

Jarmlähmungen, Beh. akuter (Stutzin) 263. 

Darmlipome 804. A | 

Darmokklusion d. Ileocöcalgegend, Symptom 
d. freien Flüssigkeitsergusses i. Abdomen 
als Zeichen e. — 1153. - 

Darmparasiten, Z. Differentialdiagnose (Stras- 
burger) 1168. —, Differentialdiagnose” v. 
—, speziell d. Ascaris lumbricoides (Stahl 
u. Seuffer) 978.° ` De e 

Darm- u. Blasenschädigungen nach :postoperat. 
prophylakt. Radiumbestrahlung 419 | 

Darmstrikturen, Tuberkulöse 1128, _ 


Ban TEMENE durch Invagination, Technik 
. - 


Darmverschluß nach Ruhr 269. 
Dauertropfinfusionen s. Durchfälle 247. P 
Daumenersatz u. 'Auswechslung zweier Finger 
d. rechten Hand 806. ; 
Dautgenepitze, Bildung aus Mittelfingerstumpf 
20. 


Daumenstumpfbildung 124. _ | 
Dekanülements, Behandl. d. erschwerten 470. 
Dementia praecox, Blutgerinnungszeit b. 696. 
Demenz als Unfallfolge, Frühsenile. (Roßbach) 
215. —, Herdsymptome b. seniler 596. 
Demineralisation - de Nahrung als Ursache 
` endem. auftretender Wachstumsstörungen 
u. Stoffwechselkrankheiten 1235. 
Demobilisierung, Aufgaben b. Abwendung d. 
gesundheitlichen Gefahren 345. 


\ 


Cd 


Diplokokkus, Pathogener d. Harnorgane u. 


Autovaccinebehandlung 1234. 


Disposition 103. —, Erbliche u. nichterbliche 
894. 


Diuretica 1036. , 

Dolichocephalie s. Riesenwuchs. 

Doppelmißbildungen 1271. _ 

Doppelnamen, Führung d. Ärzte (Olshausen) 
155. 


Doppeltsehen . 535. x 
Dorpat, Letztes Semester d. deutsch. Univer- 


sität 226. 


Dortmund, Klin. Demonstrationsabend 673. 


883. 910. 


Dosierungsfragen 1097. APR 
Dosimetrie d. inkorporalen Radiumbehandlung 
965. i ; - 


Douglasscher Raum, Ist D. Entđecker od. Be- 


schreiber d: —es? 992. 


Drahtfederbinde 174. | 
Drainage s. Perlbänder. , ! 
Dreifarbennährboden, Verwendbarkeit, d. Gaß- 


nerschen — b. bakt. Typhus- u. Ruhr- 
' diagnose 1236. 


Drüsen, Organtherapie endokriner 721.  . 
Drüsen- u. Knochenerkrankungen, Kombinierte 
Bestrahlung b. nichttuberkulösen — 128. 
Drüsenfunktion n. Hoffmann s. Syphilis.. 
Drüsentuberkulose, Röntgenbeh. (Strauß) 1144. 
Dunkelfeldbeleuchtung, Einf. Methode 670. 
Dünndarm, Form u. Verhalten, Röntgenunter- 


suchungen über — b. direkter Füllung m. 
Kontrastmitteln 321. 


Dünndarmschlinge s. Resektionen a. Kardia. l 
Dünndarmstenose 858. — nach Bruchein- 


klenmung 988. — nach Brucheinklemn u3g 
(Kloiber) 1309. l 


Dünndarmtuberkulose s. Ileus. 
Duodenalgeschwüre s. Spast. Phänomene. 
Duodenaldivertikel 247. 


Duodenalsonde 754. 


Dupuytrensche Contractur n. einmal. Trauma 


(Mende) 1172, 


` Durchfälle, Intrav. Dauertropfinfusionen b. cr- 


schöpfenden 247. — s. Neotannyl. —, 
Zwiebel gegen 174. 


' Durchleuchtungsgerät, Einfaches als’ Zusatz Z. 


Röntgeneinrichtung 77. 


‚Durstkuren 271. . 


Durstzustäinde, Bekämpfung quälender M. 
Cesol 471. RE 
Dysenterie, Bolustherapie 297. —, Formalin- 
einläufe 1269. — u. Malaria 77. 
Dysmenorrhoische Beschwerden, 
Spiegel 297. | SE 
Dyspepsie, Bedeutung d. endogenen Infektion 
d. Dünndarms f. d. Zustandekommen d. 
— 1097. —, Spast. 1125. — n. Grippe 
(Deusch) 1166. 


Dystrophia muscul, progressiva 245. 


Echinokokkus d. Lendenwirbelsäule m. Läsion 
d. Cauda equina 25. 


Egestogen gegen Flatulenz 545. 

Ehemetritis, Moderne 544. 

Ei, Äußere od. inn. Überwanderung 696. 

Eierstock s. Geschlechtsverkehr. J“ 

Eifersuchtswahn, Akuter 1043. i T 

Eigenbluttransfusion b. Extranteringravit T = 
Technisches 672. — b. geplatzter Tuba 
gravidität 933. A en 

Eigenmilchinjektionen z. Steigerung d. Brust- 
sekretion 1270, APEM 

Eihäute, Entfernung retinierter — i. d. Placen 


tarperiode, Freundscher Handgriff z. Ent- 


fernung d. — 1127. 1840. 
Eileiter s. Stieltorsion. , 
Einwohnerzahl, Wie groß wird d. — V- 

deutschland sein? 367. 
Eisen-Ovoglandol 297. 

Eiterbestimmung i. Urin 520. E 
Eitererreger, Influenżaartige Stäbchen als 
12 | 


Yohimbin . 


Neu- 


SO S, = -~ -e - 
— 


| Dre: L \okrose, Beziehung 


= a Behandlung d. K 
air: d à prakt. Arzt 
eu L weibl Genitalar 
oin akt bedrohlicher 1 


4 scor, Eiflub auf Gaswe 


maiig a Morphologie, S 


Far a quotient L Asc 


N 


"sm b. Menschen 64 


"zn Bandliebe f. Fel 
‚= Tenscher) 391. 
wechsel Bedeutung 
=r Ärankbeiten 3. 
na Shwanserschaftsti 


| = L Augen, Berichunzen z 


, Iteriviinempfindlichkei 
> Ämperkeratötischer prania 
Z A Suephalus Pitti 


= e læ l 

== Arteverein IK, | 

iii Ld Zelle v, P. Ke! 

= anpli HA 

n ‘Ümm. Pertmonta 
a, — s, Körper: 

An Infektionck 

a CRONAN 

roland eo oley 
Swglich ohne Zu.at 
mel IE 
RE Ar m 
rata fromas, 


Di e. Fince 
Meppen Fine: a 


miimild 
N = worde 
Dea Fobpelenk, Merci 
E TR an 94e i I 
Wery ie fi. 
ne üsatkın 34 
itilie innii, ; 

N LUN? 
» N re L Wi 
ladie, 3 Patry, 
Hanlahn etrekarg Sr 
In tin N 
À Kr, 

a Mutan. 
ef an Den 

ig , 

Epin nahe A, 
aleta a TET it 


A Moe g x 
h ir Pany ip T Sah 


phali T Jethargis 
TN K Schlafsye 


N . = al na: 
ui jg T Ubeorticl 


Ete *pidemje 5 
Seen itis r die 
te, | Ute u Cm, 

Oi ni ; 
AT N rei 


so tanz ; 
p iliti I hjeke 


Bitrung u. Nekrose, Baken > ‚von —. m. 
‚Einfluß auf Behandlung :d:' Karbunkels u. 


:"Pänaritiums d. d. prakt. Arzt (Frank): 1133. gi 
Be- f 


© Biterubgen d. weibl.. .Genitalapparates, 
"handlung akut bedröhlicher. 1089. `.-.- 
<- Eiweißhünger, . ‚Einfluß auf 'Gaswechsel 1096. 


+ -Eiweißkörper u; ‘Morphölogie, Specifität 578, | 
ande v i nonent i. us Ce A 


gm d. Er 


“ Eiweißminiinuri b, Menschen 648. 
nährung‘ 496.: 


mine Handliche“ f Feld u a T 


-- stunde (Teuscher) 391; ` 

. Eiweißstoffwechsel, 
innerer Krankheiten 50.: 

 Bklampsi S.. Schwangerschafisniere. 

..Ekzem..d. Augen, Beziehungen zwischen — u. 


de "Tuberkulinempfindlichkeit d. Haut 1069. 


= u ‚Hyperkeratotisches psoriatiformes 54.. 

= Ekzeme. U.) ‚Strophulus,. Diätetische. Behand- 
lung: 272, - 

"Elberfeld, Ärzteyerein 780. 857. 1072. 1822, 

Elektrizität- i d. Zelle v.. R. Keller. 647. 

‚Blektrögastrographie 448; 


. Elektrokardiogramm,. Postmortale u. 
. Sterbender.200.. —.s. Körperveränderungen. 


B Elektrokollargo] : :b. Infektionskrankheiten.. 520. `|- 
Verwen- 


dungsmöglichkeit. omg Zusatz V: Koclisalz- i 


| Blektr 'okollärgollösung. (Heyden), 


lösung. (Cal) 170. ` s 
Elephantiasis fibromat.- ©; Fingers i. ` Verein m. 
.. Amniogenen.- Fingermißmildungen, - Ange- 

borene:648. —: Erworbener 1824. 
Ellbögen- a: Fußgelenk, Übersicht!. Peine 

d. ‚schußverletzten "247. A 
Ellhogenmobilisation : 324, | | 
Zmbolie- b. Wispoutfüllüng e. en A 
| u Multiple 701. 


Embryologie, 3 Beimähtungsweisen 250. 

Empfangsboden, ‚Vorbereitung. d. — b. freier 
Transplantation 494; 

Empfindungslähmuhg, Peripher bedingt? diss-, 
oziierte- — 881 ` 

Emphysem, Subcutanes (Deussing) 952. 
Röntgenolögie 1158. 

"mphysen, Therapie, 1321. 

mpyem, Käsuistik d. interlobären (Roky) t 689. 

‚mpyembehandlung 1129. 

ncephalis,; Hämorrhag. us Salvarsan 600. 

. non purulenta 542. 

meephalitis . -haemorrhagica n. Salvarsan 1069. i 
— haem., „Silbersalvärsannatrium u. Dosie-. 
rung d: Salvarsans D; Mitt. e. Falles v. — 
Pas Neosalyärsan 1096, — lethargica 990. 


10i8. 1267.-. — :lethargische -s. Grippe- 
| eneöphalitis. ~, ‚Schlafsucht u. Starre b. 
‚Grippe -934. . — subeortieai chronica pro- 
gressiva 546. ar 


ncephalitisepidemic 594. | 
ıcephalomyelitis, Akut dišseminierts — _ 1933. 
idocarditis Tecurrens u.. Gravidität 1126. 
idotheliom d. Dura über einer in. Exostose 
d. Schädeldaches 245. 

dotische' Geräusche, "Objekt. hörbare . — u 
‚Facialistie 1183. 

artung. u. E t - 
Fre Bo on artungszeiohón: (Gamm, Ret.) 
teritis inembranacea,; U: - -Colicà mucosa sig, 
terotomie S. ‚Fremdkörper: - 
bzündung,“. Abhängigkeit d., — v. Nervei- 
system 1040.. —, Akute als Heilmittel. 935. 
ungen S. Anästhesie, '— u. .Geschwüre 
n Fee künst]. erzeugte (Fischl) 208. 
:ündungserscheinungen, Ph siolo Erklä-' 
rung y. ‚Schrakamp 328. " e 


e das emmung: : 8% "Proteinkörperthere u 


Die! 26 
resis, 

urna 175 
Sishen) Ger. 

m- ethylenbiau,. “Neun ' ; 
. -Verwen dung. 1209. e. Methode 2. "Lösung 


u 3 = aluten; br Müskelrheumatis- 


a5 ndlung (Weitz) 761: — noc- | 
‚Ursachen. u. Dehanalınz 


me 


Bedeutung f. d.. Genese : 


oyi ständig‘ 
i Zwillingen (Herrmann) 1028. — Erkrankungen ` = 
Ursachen, Auswirkungen u. Einfluß .a. Zu-‘ 


"das — 


i Ernährung u. 


„— i.  Wochenbett, Beli. j f 


Er ysipelbehandlung 446. 


'Erythemdose, Begriff d: — b: . harter Röntgen- 


Erothrocythämie, - Radiotherapie 1208. 


Eukodal 471. 


Peat 
- .. et f R, ga . 
erg ee TEL a Ber B et De 
MN NETT N ? SE a s 
a T TA E ia 2 r i AN . 
tot y ` 


_INHALTS-VERZBIORNIS. 


$ y 3 ix < 


EA Gonorcholsahe, 1270.. — echo, 
N Intraskrotäl. Kochsalzinj..- gegen ne 
=; Nichtspec. primäre 548.- | 
Epilepsie spastica -1210.; 


: heiten 494; 
‚— Komb. m. endogen. Fettsucht 1158, 


Epilepsie 419. 

.—, Luminal, b. .1270. 

i Strahlenbehandlung 174.’ . 344. 

“ mat. s. Fetttransplantation. eu 

. Epilepsiebehandlung M., Luminal: 622. 

 Epilleptikerfürsorge 368. 

Epileptische Anfälle, Auslösung m.. Neben- . 
nierenextrakt 151.. — — .m.. typisch. voll. 

leichartiger: - Symptomatologie , 


rechnungs- u. Vera EBEN a 
© 1327. 

Epitheliom i. Leistenbeuge. 176. | 
` Epithelkörperchen 937. 


Epithelkörperchenverpflanzung K Postoperak 


Tetanie 1269.- 
Erblichkeitsbegriff 1295. 
Erbrechen d. Graviden, Ätiologie: 1321. 


Erfahrungen d. prakt. Ärzte, Können , — dj 


med. Wissenschaft nützen? 594. 


BE nEe Krampfhafte. 
 Muskelrigor. u. Koordinationsstörungen: n. 
j Wiederbelebung 935. 
Erkältung, Einzelformen 781. 
.  d. Lehre v. d..624. 
‚kamp) 665. 2 
Diätetik, E E f. 
d. Physiologie. 418: "469. 
Kleinkindes. 1236. — i. Kriege 195. 
Neugeborenen, Künstl. 671. — d. Säug- 


1161. — u. Stoffwechsel, Grundlagen v. E. 


- Abderhalden 1184.. 
1889. 


Ernährungskrankheiten, Gehäuftes Auftreten- 
vw. — b. Kindern jenseits d. Säuglingsalters 
~ (Steuernthal) 868. 

Ernährungslage u. Einwirkung auf d. Volks-. 
gesundheit 125. 


|. Evenkratie laphragmatica, 1188. 


909: 1 
el : Grippecroup : 296. 


u ahdere‘ AoE 
.— i. Kriege. (Schröder) 229. 


u. Korsakowscher - ‚Symptomenkomplex' 173. l 
Sag Nawan — j 
; Tran |: 


A 


Ergotismus n. Genuß v. secalehaltig. Mehl 295, f 
Drehbewegungen, . 


—, Gr undlagen | 
— u: Infektion (Kulen- 


"— ù. Fürsorge I 


linge. m.: Milchfettmischungen (Rietschely |. - 


— ‚ Bedeutung d. Qualität: | 


e Pharmakolog. Seite 270. 


Ernährungsrationierung, Einfluß d. dänischen 
"2. d. Gesundheitszustand 1235. 
Ernährungsstörungen b.. fettreicher Frauen- 
milch 195. — i. Säuglingsalter (Langstein) 


604. 627. 655. 


u. nach d. Kriege 1158. —, Morbidität u. 
_ Mortalität, Kriegswirkung auf 649. —, Ab- 
wehr bedrohlicher weiterer Verschlechtei 
. - rung unserer — 58. — Deutschlands n. d. 
"Kriege: 271. | 
Erodium cicutarium 198. 


Erregbarkeit gelähmter Muskeln, Prüfung, d.. Ar 


 Tarad. 1295.. 
'Ersatzglieder _149. Arbeitshilfen: f. 

Kriegsbeschädigte ù. Unfaliverletzte 722. 
.  — ‚Versorgung‘ d.. Kriegsverletzten m. 25. 
Erwerbsfähigkeit d. Geisteskranken u. Inren-. 


fürsorge . 753.. | 
S 247. —, Ist — i. d. ‘Schwangerschaft 


— 


d: Mutter auf Kind übertragbar? 395. Ei 


Unspecif. Serumbehändlung 671. 
„Erythema infekt. 806. — - nodosum; 5 unnie 
Fälle 1208. 


strahlung 1181. 
Erythrämie 276. 


Erythromelalgie b. 53j. Manne "428. >~ b. o: 


cythaemia vera 23. `> ! 


Esophylaxie 1235. 
Eucupin b. Grippe u. ut (Gelenkrheumatis- 


© mus 882.. 
Eucupin-Ter pentininjektionen b urolog. Krank- 


heiten 297. 
545. 
Bann 394, 


2} 


518.- 


| Fibromata pendula. 1101. 
„Fieber; Period. 49. 


E T i. Deutschland vor, in |: Fettgewebswucherung i 


Exantheme:.b. : Grippe, Seharlachrig - u 
"Scharlachartige. S. 


Da" 


._. Grippe. 

Exar ticulatio - 
part? 804. 

Exeitantia 487. 

Exostosen, Multiple cartilagiväre‘ 883. i 
i.: Verb. m, Idiotie;' UDI epRIg u fortschreit 
:"Erblindung 1158 

Exotische Krankheiten, N otwendigkeit fach: 
- ärztl.. Beh” — 1182, a | 

Expressio placentae, Modifikation 672,. ; 


intertarsen änterior ~od, Cho- 


U RK ardibtonieh: 588. 


| Extensiousbehandlung.: 'Spannbügel ’ z. 1821... 
'|: Extraktstoffe, a u. therapeüt. Ver- . 
wertbarkeit 965, 


- Extrauteringravidität,, 395. “= 8. . Eigenblut- © 


transfusion. — 8. 'Reinfusion. 
Extremitäten, Chirurgie d: — m. Berüċksi à 
+ Leitüungsanästhesie .u: Fraktur enbehandl. 


. (Samm.-Ref.) 589.: 567. 
Eventration d; Magens `i.. d.. linke. Brusthöhlė, 


nungspneumotliorax 16. er 


£ P: 
me 2 SR 
G \ Sarg 
oo. © ow 


Facialislähmung, Gehäufte Fälle in: > einer 
‚Familie 803. —, y Hysterische (Marguliés) 60. 

Facialisphänomen 675. 

F ällungsreaktion ` 2. Syphilisdiagnose 221. 367. 

un Obligatorische 178, --—- 

. tätigkeit 650. -. 

-Fanatiker, Verschrobene 694. 


f Fangobehandlung m. Polyfango -A 1087. 
Farbensinn, Stillings pseudo- isochromat, Tafeln 


. z. Prüfung d: 79. 
Farben AOE 
(Oloff) 233. 
Fascienplästik b. Ischladicnslähmiung 470; 
Febris reeurrens. 418.. 
Febris Wolhynica; Behandl. m.. Kollarġol 78: 
Felderfahrungen über Schädelschüsse, a 
entzündungen, Flecktyphus, Wollynisches . 
. . Fieber u. Trichinose’ (Veiel) 1 
Feldflieger, ‚Psychologie u. Path: 19A. 
Feldnephritis, Entstehungsbedingungen 296. 
Femurcondylen, Resektion' d. hinteren — b. 
schweren Kniegelenkseiterungen 671. 


‚Prüfung 


t 


‚ Extension. als: ‚Hilfsmittel b. ‚Gipsverbänden 221. $ S 


: Traumatische-unter d. ‚klin. ‚Bilde d. Span- | 


` Wirkung auf. Volksgesundheit u. Artei 


angoborener 


Fermente i. d. Aortenwand 827- — i. Blut- 


serum, Abderhaldens proteolytische 369. 
. Ferntöne’an Herz u.. Gefäßen 101. . 
Fersenbeinbrüche u. Einteilung, Indirekte 7148. . 
Kniegelenk, 
mat. 369. 


Fetttransplantation b. traum. Epilepsie. 1013. "E 
Ba. 


Fibrin, Blutstillende. Wirkung 


Fibromyome d. Tube 27. 2 
—, Transitorisches s. Ge- 

‚wichtsabnahme. | 

Fieberepidemie; d.. Mlorocodens catäarrhalis 670. 


Biolog. Grundlagen 1185. 


_ Fieberhafte, eigenartige È kr ankun r u Dop- As 
35. 


peltsehen (v. Sohlern) 5 


Fieberzustände b. Grippe, Protrahierte olpe). , 
2. — .u. Dur chbrüch d. Zähne, a a 


licher Zusammenhang , zwischen — 0 
Film f. chir. Unterricht (Bor chard) 624. Ä 

(Fick) 626 | 
ne inet dian 80: g 
.Fingercontracturen, Beh. 619. — . 


lierende symmetrische . 76. 
Fingerdaumenreflex, Erfahrungen 494. 
 Fingereiterungen 749, 


Fingerfrakturen, Einf. Verband (Rheins) 1066. = 
| Pngermiibiläungen. S. Elephantiasis r er 
"matosa. = ER 


| Fingerplastik,,. Nagelimitation b. d. Dauinen- 
bzw. — 178. 


'Fingerstreck-, Beuge- u. Pendelappar., N eu. 370. 


 Fingerverletzungen, ‚Beh. 
Konserv. Beh.: 750. 
Finger- u. Ban Streckverb. 1041. 


frischer 621. 


Trau- ` l 


IF 'iebererscheinungen. b. Infektionskränkheiten, ` - | 


| Fingercontractutr, -Durch Generationen prava- ka 


.. Per LM . ae an ee m 
BE GE aR r a IA A 
` ` er $ S R e P 
A er Den -a oh nn nn re ai en poro FTE | 
` - 


ee 
TTS ne 
andie Siia anG DEREN 
a a, a g am, 
EHEN = a E nm. 


4 Mo e > Kar a ee an ua 
Zee ` ' ý F v“ 


.. 


u urn ver a Du 1 Tg Ey, 


nd TER on 
ET u nn 


"an: +. 


ER SR a 


Se 


Laer ; Te ee 
, B 
an a 
Un .- 
` 


-~ 
| nr. 


— rn 5.” 


s.i eina a 


rer: 


Bi Fa 


nn Berg Yan 
To mm — ran no, 
è È 


es, E "methode 25. ` 
WE. e e aut.: 


Beiträge 696. —, Blutbild u. Weil-F.-Reakt, 
Doea" op "Laboratoriumsdiagnose 570. Ä 
ns themuntersuchung b. latentem — u. 'b. Ma- | 


2 - munitat 880. 1098. —, “Klinik 696. 
CT e Liguorbefunde. 
7° aiu Optochincampher b.: 298, 


> 0 Proteus-X-Baeillen. : 
va ‚Kulturelles u. serolog. Verhalten 844. — 


a 3 a ==, „Schutzimpfungsversuche : 76. 
er -7 Jogie. (Samm.-Ref.) 891. a Bint- u: Liquor- 


-  Fleckfieberfälle 674. 


| i Fleckfieberinfektion, . 
2... ‚schweinchen (Doerr. u. Kirschner) 894. 
Be leckE eben ranky Serolog. u. bakteriolog. Be- 


` Framboesie, Salvarsan bei :28.- 


` p = 
$ k no i 
j >~ , ' 
\ P s 
A y ER > ` ’ 
, + + 
Ze 
oe ut Fe 
t 


Fischer; Emil +. (Abderhalden) 156. 


Fistel, Exeision d. un Da Ganges, L S 


rectal. : — u. prim.. 


Naht Z; , Vermeidung d. 
Inkontinenz. 1209. 


Fisteln, . Behandlung `d. durch. Eahußwanden z" 


verursachten 223. 
Fistulae: cervico-vaginal. laqueatieae 1821. 
` Flächenwunden,. Behandlung . infizierter m. 

Aolan 247... | 
Flagellaten, -Spirillen. u. Spirochät. i. Stuhl 1182 
Flatulenz’ S.: : Egestogen. . 

Fleckfieber. 373. . —, Atemstörung - 695: 

“Bakt. Befünde 250. 


~ Felixscher. Reaktion. 1098. —, Exp. u. klin. 


laria., u. "Weißscher, Aollarbeäpschtungs- 
2, 'Frühdiagnose T — sS. 
— S.. “Impfung. —, Infektion u. Im- 
— 8. 
— S. Neuritis optica. —, 
—, Das v. Osten 
8  Polyneuritis: — S 


— -X-Pröteusstämme, 


` drohende 101. 


'‘Proteusbacillen: 492; —, Pyramidon b. 247. 
8 Pyramidonwirkung. — .v, Reder 397. 


"befunde -1324. 


| Möekfieberbehandlüng 418. 


Fleckfieberbekämpfung 49, _; 

Fleckfieberdiagnostikum . od. frische ‚ Suspen- 
sion 196 

Fleckfiebereinschleppung 549, l 

Fleckfieberencephalitis. (Morawetz) . 637. 

Hekaba ee Eee 1268. 


Symptomlos yer- 
laufende 963. 


ai Pleckliebergangrän a an’ ungewöhnlicher Stelle 


- Fleckfiebergefahr i. Franken. 543, 


~, V. Osten 
drohende (Schelenz) 155; <- 
Diagnose. p Meer- 


funde. -1182. | 
Fleckfieberreaktion, Serumreaktion. b. e. Fall 


„. sehen — 881. - 


<N X 19:Infektion i. Beziehung : Z. Weil-Felix- 


y \ Fleckfieberschutzimpfung 149. ' 
.",  Fleckfiebersera, Komplementbindung v. — m. 


:Próteus.. X. 1$-Extrakten 1124; 


> .Fleektyphus. (Veid) 131% : - 

z Flecktyphusansteckung = : Unfallfolge 570. 
- Fleisch, Herkunft d | 
Untersuchung yi en en | Gallensteinbildung, Läßt sich — verhüten? 719. 


. — v. ‚Wurstwaren u. 


. (Friedberger) 577. 
Fliegenmaden auf Kopfhaut 543.. 


..Flockungsreaktion n. eCo 1014 | 
Flüssigkeitserguß s.. Perknssorisches Symptom. 
Forensisch-psychiatr. Erfahrungen i, ‚Kriege v. 


> W; Schmidt 821.. 


. .- Formalinieinläufe. b. Dysenterie 1269. ne 
 ‚Formälinvergiftung, ; Fall. v. akut, „tödlicher 


(Marx) 925. ”. 
‚Forschung, Medizinische. u,- Volk ML 
| Frakturenbehandlung. 622. Technik 24. . 
Frakturen des: Vörderarms į + "Gegend d a 


' gelenks 1389. 
‚Frakturen S. Sohlenstreckvarband. er: 
-Frakturheilung .s. Pseudarthr osenbehandlung. 


Frankfurt-a. M., Ärztlicher. Verein 80..104; 154. 


199. 225. 298. 347. 421. 521. 578. 623; 699. 

724. 781. 806. :832::1072. 1100. 

Frauenheilkunde, Kriegseinfluß. (Adler) 453. 

Frauenlazarett, Einrichtung u.. Betrieb i i, franz. 
Kriegsgebiet 751. 


. Fräuenmilch, Sammelstelle. 126 


‚Frauen-.. u: Kuhmilch, Wirkungen "aut, litte 
.Muskulätur 367. 


J. Schwalbe 224, 
'Freibur 
-, 226.751. 965. 1100, 1274.. 


| - link. Unterlappenbronchus 470. - 
Freundscher- Handgriff .s. Eihäute. 


—, ‚Diagnose m. Weil. i 


—, .Exan- | 


—, Sero- 


-_ Fürunkel, Behandlung 722, 


| Ganglion Gasseri, Exstirpation 365. 


Fr auenstudium, ` Medizin. —i. Deutschland v. 


g i B. Meine, Gesellschaft 129. 


t 


ISHA LTS VERZEICHNIS. 


Be Freiheit d. Presse. u.” ; Wissenschaft 1209.. 
Fremdkörper i. Darm 671. 


— d. Enterotomie 
$ Ileum entfernt 444. — i. Gehirn 881. — 

Kieferhöhle‘ 934. 
Paane 247. — i d: Lunge 372. 


Ösophagus m. letalem Ausgang 1070. 


—ı 


a], 


Friedensernährung, Kriegslehren f. 830. 


'Friedmannsches Mittel s. a. Tuberkulose. ee 


`. Verfahren 1913 behand. Tuberkulös., Nach- 
untersuch. 75. —, Endergebn. b. Beh. m. 1182, 
_ — Tub. Mittel s. Peritonitis tubere. 
882. 1273. — —, Art d. Abgabe 879. 
Erfahrungen n. 
tionen 1209. 


— m 


? 


prophylaktischen E 


833. — —, Heilerfolge 194. — — b. 
-Lungentuberkulose 1285. — s. a. Lungen- 
: tuberkulose. 
Friedmanns Tuberkulosemittel, Abgabe (Eier- 
mann) 1332. — — b. Lungentuberkulose 1338. 
Früchtetage s. Diabetesdiätkuren. 
Frühgeborene, Pathologie u. path. Anat. 


(Sam.-Ref.) 1262. 


"l Frühsyphilis, Viscerale (Citron) 86. 


Fünftagefieber s. Febris Wolhynica. —, Neo- 
-salvarsan b. 78. Zu 
. Funktionsausschaltung durch Gefrierung, 


Temporäre 77. 


| Fürsorge f. d. Jugend, Gesundheitliche 271. 


—, Soziale v. Dresel 153. — i. Elberfeld, 
Einrichtungen d. gesundheitl. 1822. —, Auf- 
gabe u. Organisation d. gesundheitl. 1322. 


'Fürsorgeschwestern d. Medizinalamt v. Berlin, 


Bericht üb. 1918 367. 
Fürsorgestellen, Ärztliche Tätigkeit bei — f. 
Kriegsbeschädigte 23. 


— od. Karbunkel, 
Hautlappenschnitt b. 472. 


~- Furunkelbehandlung m. Ichthyol 370. 495. 


Furunkulose, Vaccinetherapie 1156. 
Fußgelenkdispositionen 1889. 
FURBE DEDIABUN 2 222. 


| Galaktoseprobe, Prakt. Bedeut. (Wörner) 1142. 
= Galen u. seine 2, Anatomie d. Auges 694. 719. 


Galle, Cholesteringehalt d. menschl. — (Stepp 
u. Nathan) 40. 


Gallenanreicherungsverfahren b. Typhus u. 
Paratyphus, Erhöhte Leistungsfähigkeit 76. 

Gallenblase u. Gallenwege, Physiolog. Bauch- 
‚deckenschnitt f. Operationen an — 51. 


Ren s. Bacterium enteri- 


tidis. — s. Paratyphus B. 


' Gallenfarbstoffe; Ausscheidung d. — b.. ex- 


erim. Nephritis 1070. 


Gallensteine u. Lungeneatzündung 600. 
Gallensteinkolik (Roschke). 775. 
Gallenwege, Erkr. d. Ascariden 670. 


Galvanopalpation 1154. | 
Gang, Störungen d. menschl. u. diagn. Ver- 
wertbarkeit- 721, 


—, Ope- 

ration 368. 

Gangrän e. Beines nach Trauma vor 29- Jah- 
ren ‚320. — nach Grippe, Fall symme- 
trischer 125. 


. Gärungsdyspepsie d. Darmes .911. 


Gas i. Weichteilen, Röntgenolog. Nachweis v. 
..— u. diagn. Bedeutung 881. 

Gasabscesse, Supphren., s- Zwerchfelihernien. 

Gasbaecillus, Blutschädig. Wirkung d.. Fraenkel- 
schen 367. 

Gasbrand: 470. — (Samm „Ret,) 18. ` .—, Ent- 
stehung nach Coffeininjektionen 879. — 
u. Gasphlegmone 987. — si Gefäßbefund. 

' — s. Gewebsquetschung. b. 
Foudroyanter 444. — u. malignes Ödem, 
‘Neue Untersuchungen über d. Erreger 121. 


 Gasbrandmetastasen 418.. 


Ctasnot, Einf, -Methode z. Verniinderung d. = 
ls Lahorat. u. Krankenhiäus. 1182. : . 


Gallenwegeoperationen s. Schnittführung 395.. 
‘| Galvanisation, Anatom.. 50. 


Grippe, ` 


A 


—, Lage- u. Tiefen- | 
ı Gasödemerkrankung, Beziehungen 1... 


— —, Gutachten Ehrlich SD I 


_ Gasödem, Säureagglutination b. Erregern d. 


— 1296. —, Therapie 1237. | 
Gasödembakterien, Differenzierung d. an- 
. aeroben 671. å 
Ätio- 
- logie d. menschl. — u. d. tierischen Rausch- 
brandes 150. —, Therapie m. Vuzin 907. 

—, Bakt. u. serolog. Grundlagen z. Be- 
kämpfung d. — m. polyvalentem Gasödem- 
serum 320. —, Erfahrungen. über 23. 
Gasbrandbakterien, Hämotosine d. 1296. —, 
Wirkung chem. ` Mittel au, — .i.. vitro u. 
vivo 1296. 
Gasödemserum, Herstellung u. Prüfung 594. 
Gasödemtoxin u. Antitoxin, Toxikolog. Unter- 
suchung d. M. Fickerschen 196. 


Gasphlegmone u. Behandlung y. Rumpel 420. _ 


— n. subc. Coffeininjekt., Foudroyante 880. 
Gastritis phlegmonosa 621. 
Gastroenteröstomie s. Resektion 909. 


Gastrokardialer Symptomenkomplex 8. Pneu- f 


‚ matose d. Magens 126. 

Gastro- u. Nephroptose, 
meth. 749. 

Gastrospasmus b. Cholelithiasis, 'Regionärer 
1210. 


Gasvergiftung s. Psychische Störungen. 


Gaswechsel, Einfluß d. Eiweißhungers auf 1096. = 


Gaumenlähmung (weiche) n. Grippe 1152. 
Gaumenmandel u. lymphat. Rachenring, Handl. 
Besteck z. konservat. Behandlg. 748. 


'Gaumenmandelentzündungen u: Folgezustände, 


Therapie d. lacunären 223. 
Gaumenspalte, Naht.. 444. 


Neue Operations- Py 


Gebärmutter, Erkrankungen s. Lyýmphärüsen. ' 


eu Plastische 

52 ; 

Gebärmutterkrebs, Radikaloperation 1015.. 
Röntgenbestrahlung 1099. —, Strahlen” 
behandlung 247. 

Geburt s. Krieg. 

Geburten, Schmerzlinderung 1073. 

Geburtshilfe v. Dührssen 989. —, Ratschläge 
(Fuhrmann) 902. 1261. 1290. 1315. 1337. 

Geburtshilfliches Ambulatorium 19. - 


` Geburtshilfliche Operationen u. Instrumente 


-Geburtskomplikationen, 


"Gehirnpathologie, Was hat — f. 


d. klass. Altertums v. Buchheim 622: - 
Geburtshilfliches Schrifttum 1914—1916, 


Neuere f. d. Allgemeinarzt verwertbare Er-. 


gebnisse a. d. — (Samm.-Ref.) 825. 
Geburtshilfliche u. ' gynäkolog. Unten 
v. Baisch 856. | 
Geburtshilfliche Untersuchung, Risiko d. — u 

Ersatz d. äuß. Verfahren 1154. 


bicornis septus bicollis 471. ; 
Geburtsmasse, Rückgang aļs Folge d. Kriegs 
ernährung 935. 


Gedächtnisstörungen infolge v. Ohrerkrankun“ 


gen v. V. Urbantschitsch 28. 

Gefäßbefund b. Gasbrand 518. t 

Gefäße, Erkrankungen d. peripher. - B aku u. 
ehron. Kreislaufinsufficienz 1320. - 

Gefäßverschluß durch indirekte Verletzung 
(Harttung) 170. 25 

Geheimmittelbezeichnungen, Irreführende 

Gebirn- u. Rückenmarksdiagnostik, 
dium v. Bing 1099. 


Gehirnerkrankungen, Syphilogene $ ; Auge. 
Gehirnerschütterung- 907. Amalie 
Gehimoberfläche .u. onkanmer, Anatom. 


— 197. M 

chir. Orientierung f. d. 19 i Genim- 

physiologie gelehrt? 419. 448. : 

Gehirnschüsse, Behandlg. m. Stirnhöhlenver- 
letzung 151. 


u 
Gehirnschußverletzungen, Primäre Exeision | 


Gehirn D. 


Naht b. frischen 222. 
Gehirnverletzungen, Befunde a. 


frischen 200. 


|. Gehör u. patholog. Befund: 1841. 


‘ Gehörgangsfurunkel m. Opsonpgonbeh: 7 


6, 
Gohörgang, Congenitale Eildungsahomalien $ 346 
Kr iegs- 


'Gehörorgan, Krieg are aus gen "U. | 
krankheiten d. — 12 BE 
Geisteskranke, Rechtslage . b. Einwöisung z 


Anstalt i. Preußen 469. 


Schwere b. Uterus l 


Kompen- ; 


Verwertung l | 


a 
ne 
| 


o e A gA S pS n 


PEE $ 


ı% 


fe Er IE, & 


ur BEZIEHT n jez, ` ar, 
N N het 
RT Erle Zu SE 
RER, -® De REF NIT Dry PR = + hr a 

< et: Wade e tyt 
d $ 


D 


2 'INHALTS-VERZEICHNIS. 
Gingivitis- u. Alveolitis spirillofusiformis 828. 
-—, Chron. Röntgenstrahlenbeh. 882. 
Gipsverbände s. Extension. 
Gitternaht 828. - | | 
Glaskörper, Heilung v. Krankheiten d. — (zur 
Nedden) 12022, | | | 
Glaukom, Infantiles u. exsudat. Diathese 1209. 
 Glaukomtrepanation nach Elliot 1154. 
Gleichgeewichtsapparat 151. 
Gleichgewichtsstörungen, Graph. Darstellung 
d. Schwankungen b. — ji. Bez. auf Vesti- 
 bularerkrankungen 346. 
Gleichströmebehandlung,, Elektromotorische 
Folgeerscheinungen i. 
(Brandenburg) 477. 
Glieder, Willkürl. bewegl. 700. 
Gliedersatz f. Schwerarbeiter v. Böhm 672. 
Glomerulonephritis s. Pyelitis 76. — s. Kreis- 
 laufschwäche. | | 
Glossitis, Chron. superficielle = Reflexneurose 
570. —, ‚Möllersche, Röntgenstr.-Beh. - 882. 
Glottisödem s. Plötzlich. Tod. | 
Glucose b. Diabetes, Verwertbarkeit 270. 
Glyeirenan s. Asthma.bronchiale. — s. Grippe. 
Glykämische Reaktion, Diagn. Verwert. 1294. 
Glykosurie, -Renale hereditäre (Brugsch u. 
Dresel) 972. 
krankungen 1071. 
Glykosurien, Sind n. Unfällen auftretende — 
diabetisch? 645. 


Goldreaktion 1014. 
Goldsolreaktion i. Liquor cerebrospinalis 1236. 


Gonokokkennachweis b. e. Frau ohne Krank- 
heitserscheinungen, .Wiederholter 621. 

Gonokokkenotitis b. Säuglingen 1153. 

'| Gonokokkenvaceine b. schlecht heil. Geschwü- 


Gelenkrheumatismus, Akut. s. Eucupin. —, 


i ~ Beh. d. akut. m. Melubrin 829. —, Intraven. 


=  Gonitalien, Beh: akut bedrohl. Verletzungen d. 
e EDA © | 
genitalinfektionen, Neue konservat. Behand- 

De elimgsmethoden 1073. - . . | 
; Genitalsarkom, ‚Aktinotherapie 1155.- 
= Gerichtliche Medizin, Erfahrungen a. d. In- 
= stitut f. — Freiburg 1100. ; 

SR ~ Gerinnungszeit d. Blutes, Bestimmung: 493. 
= Geruchsstörungen nach Katarrhen d. Nasen- 
Ro i 

m  Geruchs- u. Geschmackzentren 697. | 
© Geschlechtsdrüsenausfall b. Manne s. Neben- 


i 


_ Einschleppung aus Rußland 344. —, Früh- 


— j. Kin- 


© desalter v. G. Stümpke 1238. — u. Tanz- 

U verbot 275. —, Neuer Weg z. Bekämp- ren 647. | 

Be lung&101.222 7: | Gonokokkenzüchtung i. verdünnter Luft 570. 

© -Geschlechtsleben vor d: Ehe, Gesundes v: Rib- | Gonorrhöe, Komb. .Abortivtherapie 698. — 

ME e i bing 964 | | Beh. weibl. — m. intraven. Kollargolinjek- 

= Geschlechtsmerkmale b. Kaninchen s. Reiz- tionen 856. — s. Calcaneusexostosen. —, 

© — stoffwirkung. Diagnose d. chron. weibl. 129. —, Diagn. 

Aisi:  Gesehlechtsverletzungen, Schwere 1324. u. Ther. (Karo) 310. —, Feststellung d. 
endgült Heilung 749. —, Intrav. Beh. m. 


— Protargolgelatinebehand- 
lung (Weber) 71. — (Sam.-Ref.) 906. —, 
-Terpentineinspritzungen 175. —, Weibl. 
Lichtsondenbehandlung 1156. — i. Wochen- 


Be Geschlechtsverkehr, Einfl. auf d. Eierstock: 420. 

| - Geschoßbestimmung `i. Schädel, Bleikugelent- 

2; fernung aus rechtem Siebbein nach exakter 
‚Methode zur — 127. 


Kollargol 672. 


 Geschoßembolie 125. 

Be  Gesehwülste, Herkunft 1267. | bett 653. —, Prophylakt. \'acceineinjektionen 

= Geschwulst u. Trauma (Hoppe-Seyler) 192. 1340. 
Gonorrhoea urethrae .haemorrhagica (Glingar) 


= -Geschwulstbildung: i. d. Lebergesend 421 
we .:: Geschwulstmetastasen i.d. ne. Maligne 622. 
A eschwür, Zustandekommen d. peptischen 988. 
i geschwüre, Beh. torpider 1237. 
‚eschwürsperforation d. Magens u. Duodenums 
@ L freier Bauchhöhle, Therapie akut 620. 
. sesellschaften, Zusammenschluß d. med. — d. 
neutralen Länder 520. | 


285. 
Goethes Krankheit 319. 
Göttingen, Med. Ges. 649. 
990.`1100. 184. = 
Gramsche Färbung 695. —, Klin. Bedeutung 
d. Muchschen Modifikation 881. 
Granatcommotionsneurose, Symptomatologie 
u. Pathogene (v. Mayendorf) 115. 140. 


674. 699. 724. 


T 


REN 
Kr) ir 
. u p 


= Gesichtsplastik m. Berücksichtieung d. Nasen- 
= ~ Plastik 29. 176, es Granatsplittersteckschuß i. Wand d. link. Ven- 
Gesichtsverletzungen, Schwere 1324. | trikels 645. 
E Gesundheit, Erhaltung d. geistigen v. Th. | Granatsplitterverwundung, Folgen 176, 
ge umpf 1238, —, Recht auf 644. Granulom, Generalisiert. tuberkul. 1043. — u. 
E e..undheitsministerium Die: | Beziehung z, Tuberkulose 595. 
en: ‚.undheitsparlamente 908. _ Gravidität s. Careinom.; — s. Grippe. — 8. 
2 =: Spudleitsptlege u. Medizinalverwaltung, Grippepneumonie. 
= cle u, Leistungen d. öffentl. 171. —, Auf- | Greifswald, Medizin. Verein 80. 176. 226. 
ren d. öffentl. — i. nächster Zukunft 1328. 950. 421. 473. 752. 858. 937. 1298. S 
C emndheitswesen Bayerns 778. —, Reichs- | Grippe 126. 150. 222. — (Klug) 633. — s. 
ER u. Einzelstaatenzuständiekeit 445. | Abducenslähmungen. - —, Ameisensäure- 
Rah ‘ewebe, Hineinwachsen adenoid. — i. Gaumen- injektionen 174. —, Anatom. Befund. 177. 
Ge van delnischen nach Tonsillektomie 543. —, Patholog. Anatomie 80. 221. —, Path.- 
EM È sdurchlässigkeit, Messung m. Röntgen- anatom. u. bakteriolog. Befunde b. span. 50. 
le» n Swahlen 11 osas 3 —, Patholog. Anatomie u. Histologie 129. 
en S Dlaiten, Geradlinige fortlauf. - Längs- —, Ätiologie 418. — y. 1918, Ätiologie 26. 
Be Cena übereinandergelegter 1268. —, Ätiologie d. spanischen 78. —, Atiologie 
Ben Squetschung, Bedeutung für Path. u. u. Epidemiologie 75. _—, Behandlung 
EI. Gewicht: d. Gasbrandes 1014. i (Coglievina) 847. —, Behandlung m. Anti- 
RE ie sabnahme, - Physiolog. - u. transitor. streptokokkenserum:. 153. —, Specif. Be- 
ai b. Neugeborenen 937. — d. Berlin. kämpfung (Bieling ù. Joseph) 1088. —, 
tionen erung 1. d. Kriegszeit nach Obduk- Chirurg. Erscheinungen 269. —, Chir. 
NET mERorokollen, Schätzung d. (Straßmann Nachkrankheiten 990., —, Chron. 803. — s. 
D DE C Circulationsschwäche 367. — als en 
= akt. 


des Moment v. Psychosen 102. 
Befunde 49. —, Bakt. Unters. b. span. 50. 
-` —, Klin. Beobachtungen b. d. sogenannten 
spanischen 25. — u. Diphtherie 492. — u. 


i $ Sicht, pathogenese u, patholog. Anatomie 933. 
Aa HER Meß: R Coke E o Oean 675.. 
sen, Medizin. Gesellschaft 29. 176. 751 
e O 08g 


is A 


REN, 
Pz 


d. Haut nach — 


— u. Diabetes b. chirurg. Er- 


‚Grippeinfektion, Warum an — gerade d. kräf- 


aja l y Z 
um‘ < 
ELA N D 5 


f à s 
S 
Bae eTa a 
S TNG w 
I may LET 
x 2 De 
p e 
art ww“ ur 
ne Er, ` 
A a Ter \ 
Sa RE eu 
er 
T ARS, 
rn 


g na 
e heh, 
-- $ -1i : G ] 
“ BR rung a 
sa TE € 
P 2 
ER A 


s 
„* 

1 
Trage 


Diphtherie n. gleichz. Auftreten 494. —; m. 
Diphtherieserum beh. 198. — s. Dyspepsie. = = 
—, Einfluß d. — auf bestehende Krank- =€ = 
heiten u. ihre Folgezustände (Meißner) 869. 
—, Eimpyem nach 129. — s. Encephalitis, 
Schlafsucht u. Starre. —, Epidemiologie 
695. — s. Eucupin.: — 1918, Erfahrungen 
b. — (Gröger) 740. —, 1300 Fälle epide- ` 
mischer 295. —-, Fieberkurve u. Leuko- 
 eytenbild b. — 26. — s. Fieberzustände. 
— s. Gangrän. — s. Gaumenlähmung. —, 
Einfluß auf weibl. Geschlechtsorgane 294. 
— a. d. Göttinger Frauenklinik 1155. —, 
Einfluß auf Gravidität 494. — s. Gas- 
brand. — u. Gravidität 670. 1319. — s. Haar- 
— s. Haar- u. Nagelveränderun- 


ausfall. 

gen. —, Hämatologie 197. —, Hämatologie 
u. Bakteriologie 269. — s. Haut- 
emphysem. —, Inhalationen ~v.  Adre- 
nalin (Glycirenan) 127. — u. Keuch- 


husten 673. — u. Kindbettfieber, Differen- 
tialdiagn. Abgrenzung 345. —, Z. Klinik 
80. —, Klinik d. infektiösen (Klewitz) 206. 
—, Klinisches 55. 129. —, Kollargolbe- 
handlung 51. —, Komplikationen 77. — 
u. Komplikationen, Behandlung 220. — s. 
Lungenkranke. — s. Lungenseuche. — u. 
Lungentuberkulose (Schulte-Tigges) 1007. 
— — 123. 367. 570. 803. 1267. — s. Mala- 
febrin. —, Verlauf b. Malariakranken 125. 
—, Milchinjektionen 471. — s. Myelitis 368. 
— 8. Nervenschädigung. --, ÖOhren-, 
Nasen- u. Halskr..b. 645. —, Pandemische - 
198. —, Pathogenese d. .bedrohl. Erschei- - 
nungen bei 222. —, Path. u. Ther. 221. — 7 3 
u. Peritonitis 749. —, Prophylaxe (Müler- 7 
Waldeck) 440. —, Prophylaxe d. Kompli- A 
kationen 78. —, Psychische Störungen 75. ~ 
— s. Pupillenstörung. —, Pyramidon oder 
Antipyrintherapie 27. — v. Sahli 856. — 


— 


i. Säuglingsalter 198.: — —, Epidem. 720. 
—, Scharlachartige Exantheme b. span. 50. 
— u. Schwangerschaft 1155. -— s. 


Schwangerschaft. —, Schwerer Verlauf d. 
spanischen 78. —, Serodiagnostik 150. —, 
Span. 492, —, Stenosierende pseudomem-, 
branöse Entzündung d. Luftwege b. epide- 
demischer 123. — s. Thiokoltabletten. — s. 
Thrombose 101. — u. Tuberkulose 368. 518. 
— —, Beziehungen zwischen — m. Berücks. 
d. Entstehung centraler Lungentuberkulose ‘ 
u. Grippe 1209. —, Ist (Pseudo-) Typhus? 
- 544. — m. heißen Vollbädern behandelt 
198. — i. Vevey 222. — s. Zahnung. 
Grippebehandlung 344. 
Grippebeobachtungen i. Felde (Arneth) 166. 
Grippeceroup 296. | 
Grippeempyem 1016. —, Behandlung 1237. 
Grippeencephalitis 1040. — u. Encephalitis le- 
thargica 620. 
Grippeepidemie 77. 573. 644. — s. Aphasie. 
—, Auffällige Beobachtung b. 220. —, 
Was hat — gelehrt? 1266. — 1918, Pa- 
tholog.-anat. u. bakt. Befunde 1154. — a. Bil 
d. Front i. Sommer 1918 76. — 1918, Pa- ST 
tholog.-anatom. Erfahrungen b. — 296. — 
1918 i. d. Statistik d. Lebensversicherung 
934. — 1918 (Wiese) 1034. | È 
Grippefälle, Behandlung d. schweren (Kautzky) 
9. —, Behandlung m. Streptokokken- 


serum 297. 


A * . . y k ' D + P r 
ur 5 : a . s$ adi. a s Er ` e ta DO * 
~ "y "e k TAAT - u BE S 
-2 ` i - TNES er or EN £ x { ` 
~i ` n p 2, E A Fe a aii r ` 
S TEASA va t: e> z = - b ee RITAR a é 
a; A i pi rum i SAk A Al - EEE \ 
TAE Kr s < FEB ET er Be A FN > 7 à u j = 
Yan) en N Sn i P - 4l — N ei an he - 6; PET ~ Po eo) - 5 En Be | ut à 
un 3 i i € 5 en ae u Ra S ~ á - nn i 4 y ghs 
= An en i u . i ata y Ban U Vin wo Jen Dh es =. a He à. E$- 
” . #4, ra P Dar i E a A / e -- tu er, 6 KT a A R reae ~ h - - 
. 4 P © £ El are PLR LEA arr ale e at Lu f To Á . g A ( r - AR ARU p - ` r 
u 3 5 u ° `~ Pas boð e 4 x r ‘ N á Í Y u at af y 7 
z i - n Pat Pia Mae a ne . er g qea Ei - iur? 3 Er 
Te ET “<; inaa OAO I a ee N WERE EM ur IN 
R ` oe en p 
i > - OPES, ` 
ui Ve ne 


fotr L 4 l- 
= T 
en i i + í 
“a u Zn ze 
u x = w3 >` „7 
> - -= 
u. ee 
En A 
° an y F 
` Sg E 


o-a. bd > 


tigsten Tidividuen sterben 269. 
Folgen 695. 
Grippekranke s. Pirquetreaktion. —, Serum- 
"therapie (Lustig) 42. | y 
Grippelungenentzündungen, Beh. 520. - S a 
Grippephylaxin b. Grippe (Mayer) 1337. Be hr! 
Grippepneumonie 296. 346. —-, Adrenalinbe- Be en.. 
handlung 27. —, Behandlung 398. —, Beh. ORES. 
m. Milchinjektionen 622. —, Anwendung 1.73 
großer Campherdosen 101. —, Eukupin- BEER 
anwendung 223. —, Behandlung m. E Be 
Streptokokkenserum u, Eucupinum basicum 7 
223. — u: Gravidität 469. —, Infektiosität ER. 
246. —, Lokalisat. 804. —, Therapie 421. | 


—, Seltene 


v 
B 2 h, I 2, A 
n 
Á 


Digitized by GO 


O g 


. ‚Hadlexikon, d. 'Naturwissenschaften. u, 


INHALTS-VERZEICHNIS, 


Grippetherapie, eroin 198. 

“Grobäanatomische `. Befunde b. Nervenopera- 
tionen 469." 

Guarnierischo Körperchen, Färbung‘ 1208. 

Gymnastik, Orthop. 672, 


‘Gymnasium, Kämpfe um:d. humanistische 1013. | 


“Gyn äkologie u. Tuberkulose 1155. 
Gynäkolog. ‘Erkrankungen, Röntgentiefenbe- 
| ""strable. Y. 'gutartigen 694. ; 


Gynäkomastie u. innersekretor. Kuss d. 
| . Břustdrüse 419, ` l a 


Haarausfall i. 7 Grippe 444: = TAS | 
:— mach Grippe (Pinkus) 179.. 


 (Pulay) 4257. 
Haar- u. Nägelveränderungen b. Grippe.: 296. 


Haare`u; Nägel (Sam. Ref.) 826. 
Habitus 'i. 


Haftung d. "Arztes f. "Patientengarderobe 749. 


Halbseitenlähmung . i, Verlauf Y. Typhusexan- 


- “thematicus 1820.” 

‘Halsdrüsentuber kulose, `, 

| Röntgenbestrahlungen 965. ` 

Halsentzündung m. tödlichem. Ausgang | 294. 

Hallux valgus, "Beliändlung. et. > 

Halsrippe 697. 

Halsschüsse, nktionsstüroigen nach 721, 

Halssympathicus, Pathologie‘ 881. 

Hämarsin 722. 

Hämatoporphyrie m. Polyneuritis 1209. 

Hamburg, Ärztlicher "Verein 54. 104. 177. 226. 
324. 372. 473. 522, 599, 649. 806. 1017. 1073. 
1154. 1828. — ` 

Hämoglobinometer; Eichüngsfrage 269. 671. 

Hämophilie 1098. 1298. — b, Frauen 646. 

Hämorrhoiden, Radikaloperation 1236. —, Ra- 


dikale Heilung a. unblutigem Wege 1184. 


Hä imorrhoidenoperation 595. 


Hand, Exartikülation i. Carpometacarpalgelenk 


u. Ersatz d. — d. neue, Prothese 269. 
Händelesinfektion näch Godht 907. 


Handgelähmte it. handverstümmelte Landwirte, | 


Ausrüstung 16: 


“ dizin v. Bechliold 3 

Handplastik, Mamma i 102. l 

 Handschußverletzung \. Fingererhaltung 75. 

‘Handvibrationsmassageapparat 495, 

‚Harn, Farbstoffhaltiger rosafarb. 498. , 
Untersuchungen üb. Quecksilbergehalt. d. — 


Bay Arbeitern i: chem. Betriebe 124, 
.Har nausscheidung, 


ý Harnblasendivert kel,. Chir, 


Path. 
Blum 750. 


dung 296. 
Harnleiter S. Ver einigung. 
l Hatnmikroskopie; P 418, 
en 'Retrograde Spülung b. ‚Schußver- 


_ Jetzungen d. —, mA Z. Bekämpfüng d. 
'. Urininfiltration 151. ‚ Rheum. Erkan- |` 
- kühßen 34% 


| ‚Harhreäktion, hist d. — v. Magen- 
+ „ saftsckretion, sowie. üb. wochsölssitige Be- 


= ziehungen . d. Reaktion: d. Körperflüssig- 
keiten - 120. 


ter) 689, 


nmröhrenkatari u: Phimose as, . Syphilis- 


~ symptom: 1099. s 
Harrchtensteine- Kasuistik: OB, ge 
Harnröhrenstrikturen, Beh. 1298. 
| a Beh. .m. NT v. Tier- 

kohle i 
~ fargollüsing 909, 
ee Quant. Ausscheidung i Urin 621. 
-Hatmnsediment, Unter suchung. d° + i. pari 
schen Bilde 172. 


Er 


Urease 907. 
' Härnstoffbestimimung . i 
w ROS, 963. FR 
'Harnstoffgaben . u. 


Restsiickstoffgchalt d. 
Blutes, Große .671. ` 


H arnverhaltungen, Behandlung. u, Differential- 


` diagnose: 71. 


Harnwege, Päthogenese d. Erkninkungen d.. 
> ableit. 493. 


allgem. u. "Diäbetikei-Hapitus 880. 


Nebenwirkungen b.. 


Me- 


— 


Funkt. Er d. 1268. 
. Ther. v. 


Harnincontinenz, b Weibe; U ‚Behand- 


„Herpes, . Ätiolog. Untersuchungen über: fieber- 


. Hertwig,. Q., 


e, Neue onlole- hem, (Rich-. | 
“Herzblock . 832.. 
ae 


kS 


2 Herrchen 


Perikard« u. Pleurähöhle, bet — ‚durch ent- 
Argentum- ‚Dioiemicum, od, Pro- ie. 


Ha zèrkráñkuüuńgen , s. 


Blut. u Harn. 548. 


„Herzinsuffizienz, Diät. Beh.. 


m m nn 


Haut, Figeñtüml. Verhalten d, — Fleckfieber- 


kranker 858. 


Hautcapillare, Beobachtungen a. — b. Kindern, 


m. exsudat. Diathese 1153. 
Hauteinheitsdosis 1015. 


. Hautemphysem, b. Grippe 1295. 


Haütentzündung d. Kalkstickstoffdünger 748. 
ne Häufigste d. Säuglings u. 


: Kleinkindes i. d. Sprechstunde (Dollinger). 


1285. 1313. 1333. 


a. Behandlung schlecht heilen- 


der 749. . — — auf narbiger Grundlage 519. 
—, Kohlensäurewundpulver b. 370. 


Hautimpfung m. Alttuberkulin, Therapeut. 778. 


Hautkrankheiten i. d. allg. Praxis 829. 
Kurz. Repetitorium v. Frühwald 1212. 


 Hautpilzerkrankungen, Aolan b. 150. 
Hautplastik 75. ' 
.Hautschlauch, Bildung b. antethorakal. ` Öso- 


` phagoplastik. (Harttung) 638. 


"Hauttuberkulose 753. 


Hautüberpflanzung 752, 
Hautveränderungen 298. 
> thritis 1211. —, Durch Insektenstiche u. 
-bisse erzeugten (Brodfeld) 849. 
tholog.-anatom. Veränderungen 298. — b. 
Nephritis 76. — b. Soldat., Arteficielle 344. 
Hautverätzung d. dampfförm. Brom 670. 
Hautverfärbung d. Mohrrüben 645. 


Hautverfärbungen b. Säuglingen infolge Nalı- 


rung 368. 470. 


_ BHautzustände, endokriner Voraussetzung u. or- 


sanotherapeut. Beeinfl. 619. 909. 
Hebestreckverband 1040. 
Hebelstreekverband, Ansinnscher 1295. 
Heberdrainage, Bühlausche, b, Grippeempy eme 
. 1016. 


i Heilanstalt f. Lungenkranke A . Schömberg 647. 
Entscheidung i 


Heilbehandlung, Reichsgerichtl. 
üb. Beurteilung einer — 1158, 
‚Heilquellenlehre v, J. Schütz 545. 
‚Heilwesen i. Übergangswirtschaft 104. 
Heimturnen, Orthop. v. Bösch 520. 


Heiserkeit u. Röntgenbestrahlung a. Hals 1040. 
Helikoplastik z. 
` . größerung d. Ohrmuschel b. Mikrotie 596. 
| Helminthologische Befunde, ‚Seltene 348, 


'Stellungskorrektur u. Ver- 


Hemiplegia cruciata 1018, : 

Hemmung, Begriff centraler 990. 

‚Herderkrankungen s. Krämpfe, Rhythmische. 

Herdreaktion b. Pirquetscher Cutanprobe 645. 

Hernia bursae omentalis cum prolapsu 1070. 
- — obturateria (Kaiser) 768... 


Hernien, Kasuistik d. incarcerierten Treitz- 
schen —: 619. —, ‚Kontusionen repo- 
‘ nibler 596. d 


haften 778. —- zoster 910. 
(Michaelis) 475. 
Herz, Zur Frage d. Kleinen 125, S. 
Leistungszeit,. .—, Orkandisposition 694, 
Herzarbeit u. Herzkraft s. Blutdruck. 
Herzbefunde b. Leuchtgasvergiftung 694., 
a Irrtümer a d. Dia- 
gnose 719... _ s3 
—, ' Partieller 274. 
un d. Trup enarztes i. Felde 24. 
AN aonn, Sehilddrüseninsuffizienz, 


Operat.. Tenstèrbiláüng zwischen 


zündlich seröse, ‚Ergüisse 124.. 
‚Herzen b.. Aogrtensklerose, Kleine 418. l 
Influenza, — u 
Schwangerschaft. 4T 


"Herzerweiterung 694, 
Harnstoff i. Urin, Quant. Bestimmung d. — - m. "Herzgefäßsystem, Verhialten b. Kompression 


arteriovenöser Aneurysmen 1069. 
el b. Mitralstenose 99... 
"7 kal sg. Staphylokokkensepsis. 
. dige ‘395. ; 
Herzgrößenbestimmung er... 
‚Herzhypertropbie u. Hypertonie. Pal) 662. 
Son 
Mi Kroislaufgeschwindigkeit' 987.. 

Stropbanthintherapie 749, 


—, Musi- 
=> Unschul- 


„.Intr av, 


? 


ch: gonorrh. Ar- 
, Pa- 


70. Geburtstag 144. RN Oskar 


18 — 


nn ŘŮ—_— - — Á MM 


Herzkranke, Leistungsfiihigkeit (v. Jagic u. 

Sladek) 37. —, Akute, Tod 781. 
Herzkrankheiten s. Hilusschatten. —, Infu- 
S sionen v. Traubenzuckerlösungen b. 1184. 
Herz- u. Gefäßkrankheiten (Sam.-Ref.) 591. 
616. 642. — u. Krcislaufstörungen s. At- 


mungs- u. Widerstandseymnastik. — >, 
Wirkung d. Atmungs- u. W iderstandsgym- 
pastik usw. (Schmidt) 955. — u. Gefäßkrankh. 
Neuere Arb. (Sam -Ref.) 1292. 1316. 
Herzkrankheiten, }sehandlung 173. 
| Schwangerschaft 239 
Herzmassage b. länger 
stand 620. 
Herzmißbildung 600. 
Herzmuskel, Ernährungsstörungen d. — u. Be- 
handlung m. Traubenzuckeriiifusionen 150. 


—= Us 


Mauerisen Herzstill- 


Herzmuskelentzündung n. Leuchtgasvergif- 
tung 1182. 

Herzsarkom, Primäres 858. 

Herzschall, Fortleitung 'i48. 

Herzschüsse u. herznahe Schüsse 509. 


Herzschußverletzungen 963. 
Herzstillstand s. Herzmassage. 
Herzsymptom, Schützsches 1154. í 
Herztätigkeit, Anatom. Grundlagen d. norma 
= u. patholog. v. Mönckeberg 1238. - 
Herztumor, Primärer 934. 5, 
Herzunregelmäßigkeiten d. Neugeborenen 10 
Herzverdrängung, Ungewöhnlich schwere na 
Lungenschuß 75. 
Hernienoperation. v. 
V. 


Laparotomieschnitt aus 51. . 
Hessing u. deutsche Orthopädie von 
A. Stein 1099. 

Heterosexuale Merkmale b. 38). Mann 245. 

Herterovaceine u. Proteinkörper, Elektiv. Wir- 
kung 570. 

Hetol b. Chorioretinitis tuberculosa 79. 

Heufieber, Immunisierung 367. —, Ist aktive 
Immunisierung ungefährlich? 827. —, Ak- 
tive Immunisierung subeutaner Injekt. un 
gender ‚Pollentoxinmengen b. 223. —, Beh 

. m, Optochinum hydrochl. 698. 

Heuschnupfenfragen 881. 

‚Hexal b. Blasenschwäche u. 

Hexamethylentetramin 750. 

Hilfsklemme b. Magen- 
mosen 127. 

Hilusschatten, Veränderungen i. 
b. Herzkrankheiten 1272. - 

Hinrichtungen u.: and. gerichtsärztl. Erfahrun- _ 

en i. Bulgarien 601. 

ne , Behandlg. 445. 560. 

Hirnabsceß u. Status” hy poplastieus 721.. 
Multipl. 469. A 

Hirnbruch, Operativer b. 6 jähr. Kinde 104. 

Hirndiagnose 522. D 

Hirnfunktion, Period. Schw anken 542. 

Hirnpunktion, Berielsche 270. 

Hirnschwellung n. Salvarsan 196: A 

Hirnsklerose, Symptom, u. Anatomie 
fusen 173. — s. Neurofibromatose. 

Hirnstörungen b; Intiuenaa 1041. 

Hirnsyphilis s. Paralyse 

Himtanarı i. Ge I a. Sen pellueidum 104. 

Hirntumoren chanik 1% 

Hirnverletzte ‚u. Kriegsneurotiker, , Fürsorge 
172. Behandlung u. Fürsorge Unter 
"Goldstein 1127. =, 
suchunsmeth. b. 


Harnträufeln 420. 
u. Darmanasto- 


Röntgenbild | 


dif- 


Neurolog. 


— 


24. | 
Tampon u. Lumbalpunktion 


"Hirnverletzungen, 2 
b. d. Primärversorgung v. — 

Him- u. Rückenmarksverletzungen, Indikation 
z. Chirurg. Eingriffen 494. Br 


ankheit 910. 
. Bilde d. Ileus 418. 
Hodenfunktion, Endokrine. 8. Kiga. 
Hodeninfarkt, Hämorrhag. (Stutzin) a 
 Höhensonne "Künstl. (Quarzlampe) An rn 8; 48. 
-= Jndikat. f. Bestrahlungen m., — Funk- 
`—, Wirkung künstl. auf Ha m u an: 
“tionen 645. —, Künstl: i. Dienst d, We Eon: 
empfänger 1040. —, Lokal. Beh.. "ehirurg 
zentrierter 1296. = künstl.. Di c 
‚Tuberkulose 1842. 
Homosexualität. u. 
beobachtung) 270. 


au a 
Hirschsprüngsche u 3 


$- - 
Transv ostitisinus. (Krieg 


Tun 


ae a En Ba en a l i Ar ta A a Be 7 


NE, PS 


E 


_DNHABTS-VERZBIORNIS, 


: Homosexuelle Naben 
(Kriegsbeobachtung) 270... x : mann) 57. Pa 
: Hypospadie, Vollständige 446.: | 


Honorar, Wer haftet d. Arzt f, b. Behand- . 
lung v. Familienmitgliedern? We 251. 
“Hormonal b.-eingeklemmten -Bruch 153. 


‚ Hypsthyreoidismus, Rachitis;u;; Hokante‘ 10a. 
‚‚Hypotonie,, Apoplektiforme’ allgem: : 543e o 


es + Hornhautplastik, . Erfolgreiche‘. be 


har. ‚ Hysterie. u.: -operat, ‚Eingriff 518. ee Kine 


Hornhautleukoma 308. l SAR i 


alter 497: 


e] C 


- 5 à 


` 


» A . 


o $. e Kand 


A  Anstngen AL: D kationin. 8067- a 


Se ‘z Hör-, ‚Sprach-, Stimmstörüngen U. Teiche 
So En ; mierte, Ergebnisse = : Abteilung, für .—: v. 


Hieren cätatihalis lt, 


Kriegsschauplatz: nei. .. Thinolog: - „Anhang. 206.498, , a a z 
ne 42T. 846. TE Ikterüs. 447. ` pan "Hämolyüischar 882. mm 
= Hufeisenniere, Dihen.- A „Operation. ‚ei. By | "Milzexstirpation, Leber: u. imor | 
a. nephrotischen 962." er Lympliogranulomatöse. :..... a: 
R :: Hüftgelenkankylose, Inträtröchantere Keil- ` ‚Ikterusformen, Entstehung 497. _:,... 7. 7 
= osteotomie 149. ne e Deus, Akuter oder initialer Shock?" 749.. 
` Hüftgelenksluxation, Beh, d o "965; ‚Akuter als erstes. ‚Krankheitssymptom b 
Einrenkung i.. Seitenlage. 1184: .——, ‚Un .Dünndarıntuberkulose.. u. - Tuberkulose de 
`- Mesenteriäldrüsen” 1096... "8:. Hirsch- 


| blutige Reposition d; angebor. 520. 
-- Hüftgelenksv errenkung, Angeborene 934. 
 ‚Hüftluxationen u: ee 
Ss Behandlung d. irreponiblen ängebor. 1236. 
+ lftrerronkun, ‚Angeborene (Vulpius) 180; 


“Nerven 1270, ae A 
‘+ Humerusluxation,. Nachbeh; Eee 
a U. bae ie 594: af 
ungererkrankungen. d. ya 803. 1015; 
> Bungerkrankheit 620.: nn 
<; Hungerödem s. Polyueuritis;. | 
 "Hungerosteomalacie” u; ne zZ. Petanie 419. 
 Hungerosteopathie.- ` 1240,_ . Pathologie 
(Kirch) 767... . ` g 
leben, oherkrigresin eng. 
Beckes; . Punktion d: H. 1155: 
„Rydrocelo, Behandlung 223. — a iocularis 
"Intraabdominalis 149: - 
a u. Lues eerebni. 4017.. S. 
Vertrikeldrainage. $a rd 
.. Hydrönephrose, :Perirenale - "858, 
„„.Hydrops genu intermittens’ auf. Inet. Gr undlage 
(Rubensohn). 486, 
 Hydropsien,. Behandlung ` le 369. . 
` Kartoffelkuren `b, kardialen 108. - ı 
Hydrotherapie, Geschichte Ve: Reis 1041, 
Malariá 222, 
- Hýgiene-Aufgaben der: "Zukunft 498: 
 Aygjene, Bekteriologie; 'Immunitätsforschung 
‚u. experim. "Therapie: v. "Weichardt. 1099. —, 
. Prakt. iu. Bekämpfung: d. Infektionskrank- 
SE -heiten i` Felde y; Fuchs: 175. .--, Folgen d. 
Er ee 601.. — u.-Küche (Reih) 675: = 
0,75% Sozialhygiene 1125. . Ä 
a Hygieniken, Als ` -berat. -= i. Türkei. 752. . 
Als beratender. — i. d.asiat. Türkei. unte” | 
Sr . müller) 1101. 1129, 1158, . 1186. 1215, 1240. z 


pe re 


ET TE Se Pe BE a a a, NEE mc 
; ` ~ 3 Fer A 


Hymen, Sehurzförmiges 828. i 


e gravidarum 595. — --, Psycho- 
- gene Ätiologie. ‚3869; 1.— — ioler u. Beh. 


' (Winter) 327. =u; "Erbrechen d. ‚Graviden,. 
Hy a 1831. 

Yperhidrögs d.: B: : i 

tionen. 749.. hie, f «Zuck erinjek- 


| Hyverhidtosis Brodteld) 466. (Heim). 691. 
u. re Röntgenbehenälung. m. ‚harten 
' Hyperniephrom. d. rec t; Ni | 
‚ Hyperplasie. Wars sA jere- {824. 
Ze; py e ehmer.8 
Hype onie, a. u. "Her d Be hie als. 
mnukheilabegett 1128. : alhyp | 
"pn ie 1185.. — s; Herzhypertrophie. = 
; athogeneso d.. #ogenannt, ‚primären. 858. 

<. nyettrichosis ni nach - Schußverletzung . 176. : 

ka 1sches- w. Hy 

!ypnonarkose I ypnotherapeutisches 697. - 
Mypnose. u. 
sen 1888, $i 
Hypnosebéhandlung (Sorog) 1147. 


a, 16.- 

Pnostische Schaustelli; 

Apophniyiigoskopie -197 Po ngen, "Verbot 1294: 
stsatrophie `i. Vorderla en "649. 

Yip biysistuimor .1043. erlappen 6 Onia. 

Hypoli u.. Chirurgie d d. Schädelbasis 1210. 

Dora Menea U... ‚Aktomegalie : mM; tem- 

ya a enbi 805. ; 


2 ur 


u ES 


F en ao 419. 
; =, ‚Röntgendiagnose. Shnd Kontrast- |; 


- :Humanol-b.: Isolierung: Y. eonan Sehnen ı u. 1 


ihre. Palsheeiflussung - jT; er 


: | Tnfiuenzabzeillan; Agglutination v:..— durch 


Influenzaempyeme (Gottschalk) 901. 


»"sprungsche ` 'Krankh. 


—, Paralyi, 1015. m Beh.. 


1015. 
. mittel 699. . — währ.: 


a 1237. l 
- außer or rdcnil. 


‚Schwahgers schaft u. 


‚Imbeeilität. "Rechenbega- |. 


bung- BD 
 Immünität, Schutzimpfuig. u: „Soruinidieräpie 52. 


‚Immirnitätsreäktion, ‘Neue: 827: u 


teriolög. 780. 


‚Verwertung. V. J. Citron 1184.. 
Impffedern 7792 
Impfstoff Rocha, Lima 670,- p 4 


. Impfwesen S: Pocken:. se 
'Indieannachweis, ‚Neue Methoden um (Jolles) 


814. 
` Infekte S. Skorbut. - F 3 
'Infektiön, : .Bakt, -Serolog. Bemerkungen“. 2 
s ` Lebre d. latenten — 150. —, “Latente: 128: 
— d. Meerschweinchens ` "m. ‚Diphtherie- 

. bacillen, | -Künstl. 177. 

u: ruhende. s. Mikrobismus. 


Infektionen: Beh. chir. m. autogen. Väcgine 272. 


‘Tifektionskrankheiten s. Aderlaß, —, In. .d. 
Heimat durch Demobilisierung drohenden‘ 
.. — (Diagnose) 498. —, 2..Klinik 197.: 
i beukoestönbild. IS. Urobilinogenurie.' —; 
Pharmakolög: int. -u lokäl: Beb. 1841. k 


a Erkr. d. Luftwege, "Beh. Meyer) 1288. 


- 1298. ` 
Influenza : 177. 326. 246: ‚324. 372 985. - 1154. | 
.- *— H- 368.. -—, :Patholog. -Anatomie 26. 29: ji 


+ a 
— 


—, Antistreptokokkenserum - Das 27.00: 
~- -Ätiologie 25. 77. 670: 9835, : —, Bakterio“ 
logie , 29. : 269, =, Beachtenswerte’ Krank- 
‚ heitserscheinungen d. pandemischen T8. =~, 
_ Behandlung 78. —, Blutbild: 24. N, Blut- 
- bild. b; epidemischer 126.. . Blutunter- 
suchung ‚1100. — .b. Diplitlierie u; Schar: 
..- lach (Deussing) "237. —,: Diphtherieheil- 
-serum b.:158. —, Einfluß auf Funktionen 
`d. weibl. Genitälorgane 320. —, Einfluß d.. 
‚Schule a.. Verbreitung 621. —, , Einfluß a. 
tuberk. Prozesse. :779. .. — 1918, Epidemio- 
logie 152. .—.1918, Epikrise (Ruhemann): 
- 818.. — u. Grippeerkrankungen, Beziehung. 
- zwischen — d. oberen. Luftwege .695. ` = u. 
Herzerkrankungen : 319. 
1041. : —, Kehlkopferkrankung b. 294. . 
EB Luftwege, Veränderungen. — $. Nasen- 
 ‚blutungen. — s. "Nasennebenhöhlen, -— S. 
‚Nasennebenhöhlenerkrankung. — u. "Ne-. 
phritis 101. —.b. Neugeborenen. 320. — u. 
: Nebenhöhlen (Gerber) 427. =, .Nierenver- 
änderungen 748.. ;Nosocomiale ..Infek- 
‚tion.446. .— 1918/1919, Pathologie d. — i. 
Vergleich ~z. . Epidemie-. 1889/1890 : 294. - 
: ‚Psych. u..nervöse Störungen 270. , Puls- 


‚verlangsamung. b. (Eisner) 212. a Einfluß 
Schwangerschaft u.. Wochenbett: 1154. 


-Krankenserum. | z. Differentialdiagnase :150. 


$ ~; 


“lur ch ‘Murphy- i 


 Tmmunkörper, Entstehung. u., Speeiticität AR 


 Immunodiagnostik ü. Tinmunothejapie i i . Dräkt, 


=. ‚Schlummernde | 


s 


—, Hirnstörungen J 


Bakt.- | 


im Alkoholrausch Honig, à. Herzens u. `d. Gets B ansi- ! | 


1 


paa 
: 


oe 8 a aibit eh ne > 


A > 


1% 


- 2 o u. . nkübations | 


Tutoro, Palmu kelaironi o; 
Thorax, Begriff de ‚Lüngen- ge 


Inunction, ' 


m Ri dy 95, 
918 (Sie nun. 2 
< funde Ph k 

E 296... 


‚ Tifluehzaherz, 368. a 


ee 


e” 


nn 


‘® : & 
is 


Patholog. anat; Befunde. Bone 
— zu anàt., „Ber 


s 


a + 
ee’ ie 


IE x 


a, u. Kr eiieeii: 49. 

i Influenzapandemie ‘d: J: 1918..:720,.- r, tio- 

- logie :.d.. ‚derzeitigen. ‚enödberger.; U “Kor 
 „nitBR), 108.7: A 

Tnffuenzapleurilig E; Bacillus” Äe de sarpe € 
 hämorrhag.-. Scptikämig Dr "under 
tagen): 1009... ee : 

‚ Influenzäpneumiohlg,: Behaidling. ‘Zia. 
Kreislauforgane. 


— 
‘ 


-a 


.. 
ta Er 2 


-behandlung- Si- 
"Influenzatodesfälle : 600: 
.Infusionen u. keinen. ang; 
ers =] ee ‚und. feuchte, i842 ` 


' 
i . i yoat 


-li., 


TO ieo s = ntlekardiale a 320. "ie. 


BET. s Technik” .d.; 
—, Technik d. intravenösen BIT- 


. Injektionen, Technik -d intrav.. 1839... a 


‚ Innere, Krankheiten; Lehrb..: os Differential 
z- diagnose - V.. ‚Matthes 472;. =; :Lehrb: d.” 
‚spez. Pathologie: u Therapie H~ Ve ‚Strüm- 
pell +75, 


u. 


Impfung. geg.. F leckfieber. m. - sensibilisiert: "Innsie Medizin, Neuere klin. u expe. Arbeiten | 


(Samm.-Ref.)_892. 1011. - 


Intoxikationserscheinungen ù. "N ovodain:Lökal- 


- anästhesie b.. Menschen 694. 


| Intralaryngeale Elektrisierung, Erfolg (Kräuse) ` 
“2,1810. 


: Inirathoraäischer Druck u. Mechanlsmüus. d. At E 


ung a. einfach. Metall dargestellt 1819. 


Intussusception" nach Gastroenterostomie,.. As. 


“ cendièrende jejünale (Schwarzmann) 434: 
-Bedeut. .b. - Raum- 


ausgleich: i 


‚stützfunktion 570. 
 Potrusohkyscho” De ;Trangontubet. 


kulose 471. 
Invaginatio jleocoecalis i. _Röntgenbild: 100. 


Involutionsparaphrenie- GIT `: 

Ipecacuanhäwurzel -, pe Balantidien -Enteritis 
698. ~=- s. Isochińolinalkaloide." en 

Iritis Theumatica, Ätiologie, 150, = ‘septica & 880. 


z; —zserosa 694. 


Iristuberkulóse, Sopnenlichtbeh.. 133 
hrenanstalten, Trinkerheilahstalten. ur Nerven: 


' Ischiasbehandlung, Konservative. 749. 


Tena, Mei, GR 1324. 


Karre Balsam £ geg. rheum, Schierz, (Beil) 290: Pi 
Kaiserschnitt, Extraperitonealė Verlagerung d; 


"heilanstalten - 879: ; 


nen, 


J- Trrenfürsorgo- 1e er, a, S = es u: J 
| Irrengesetzgebung 1211. Eure 

- Irrtümer, Diagn. u. therapeut. == us Verhüt, 19: 
' Ischiadieuslähmuüng. s. Ünterschonkelamputat: 
lsehias u. Neuralgien i. höheren Alter. 520.- 

' “Halbseitige' Sensibilitätsstörungen u.. andere = 


halbseitige‘ Erscheinungen- <b. 880: 
Varicen.: — u. Simulation (Alexander) 1 142; 


Wärmeschiene 153.. 


: Onmpher Flaš g in“. 


wi 


= rep PER, n 


| Tsochinolinalkaloide, Wirkung. d. — d. Ọpiums ` 


u.. d.: es u Ihre, therapeut: 


KR FIE a 


Verwendung T eh TER PR 


Ges. 199. 397. 546. 1017. 1157. 


| Jjodesleint: u. Bromealeiril. 855. 


Jodkur, 
Jodsilber, K.olloidales 804.. 


Alival z. chron. 472. 


Yahrungen m. ‚Kolloidem, 699; 


Uteruswunde b..transperitonealen 935. : —, 
Indikation -u Prognose 696.. —. s. Uterus- 

; ruptur., —, Wiederhọlter. `b.. ankylotisch 
quervereng tem: Becken: 883. . 


de a: 49. 153..:172. .— 
Bu _Baktenielogie, an Kalium aceticum b. ‚Nophropashien. 621. 


ande 4). 


i 


N 


— ‚Naturwiss: s meAlzi, 


BEN 


im. 
T 
i 


= Therapeut È En. = 


à 


taen ‚963; erg 


ei 


Ø R 
pakeca 
nn Dada 8 


1, 


i e i 

ho es 
. nS s Bin“ 
a 


.*r = 
em. 


m 


une, rt 


~. 


an Y na Tax Sa A 


ennas. . 


u 
Per 6 
3 i 2 is z 2 
N Dig è pa e u ke E e s p OE a a a a T A 3 3 TE e TA -ra : 2 ` A 
" $ PIE mn EEE: z- NG RR Be an a ge en “f = . ~ me Fii 
4 ee `o’ REN ai s ano x Lernen a ae Dee u we E = On 5 are a Ben, “, -` ke >r 
. u. ; we t 3 ra a an or ine Sia - Eg a Aa = Ä = 
u: au. EEE = = Bar a u ER kngaddt At oeu enden. A ie . Bere: ee. x get aT zen 
a E A 2 RE A 5 W = REN = Be TER were TS 5 ae Be Be Ne 3 Bet nn 
SEO) ET OPE Ee BR ame Be Se Des n A RR Br en. ; Ve = 
min ni. u ER 5 re ei - BE < e: ee wT ED r - .r k e 
AA ž +. en b -=z A ea let er \ p 
T, Den te er Bu a A x ER e- a i 
Seog Fe aS x = = rem. a N 


[7 y 
f i: a pi 
? “ $ 1? 
I PR > BE Ser 
Ira 
r n 
+ W ® 
BIN 
FA: 
er, 
3 url 
K’, 
hA 
an 
z eo 
f a 
MM dt" 
Í Se, 
f ge 
i PaA 
i DON 
d ee 
b t a 
N EE | nl 
| TE y 
j j k N [4 
maet 
| Er 
} ont 3 
Í H oeno t 
. 2. 
$ Vy ' Ku 
Í 4 4 - 
$ e 
es N 
{ a f 
Í e F Ho S 
I H un? ae 
f f h Berne 
$ , a ES 
T ` E A 
Adr oE E 
7 f = 
I f i t., d a 
f ee S 
a p N. 
í Me aah 
Polo ny 
Bon B 
7 # z2 dis 
EERS s 
. DE Eh u 
| i N 
3.. Re e 2 
| 4: 
Ye‘, yes, 
jr: ji 
uf ar 
4 


= 
-ae ana. 


CN 


AON ES 130 pe n ana er 
mm a AE E a O L ENSE EZ, 
5 ra 2 a 5 FE ZN Eu Safe E 
ä r cg i > ee E ea X 
2 


a RN ial, 


eTe Bo 


1, 


, $ à m & Be 
Pr i = 
+. N 1 . g 
» 3 Pr Lo E Pr 
oo a >Y 
` Ey B 
‘ 4 ` 
p 


>F 


'- Keimdrüsen, Bauplan 299. : 
.Keimfreie Höfe u: Randwulstbildungen .a. 


_ Kalzan, Einflüsse auf histolog.. Gewebs- u. 


‚Kavernen, Bronchiektatische 986. 


"Kehlkopfstenösen, Beh. m. Tostsch. Bolz., 780. 
-Kehlkopftuberkulose, Behdl. 596. —, Sonnen- 


. . . Behandlung 346.. —, Versorgung 1181. 
"Kehlkopf-Luftröhrenverengerung, Beh. m. er- 


: Keimfreimachung d.. Schutzpockenlymphe m. 


= Keloide a. beiden Fußsohlen 830. 


- Kindbettfieber s. Grippe 345. 


- Kinnfistel 1129. 


` 


NHALTS-VERZEICHNIS. 


Kalkablagerungen unter d. Haut 695. 


Kalkbedarf v. Mensch u. Tier v. Loew 1341. 
Kalkmangel b. Jugendlichen 879, 
Kalkstoffwechsel b. Schwangerschaft 827. ` 
Raltblütertuberkulose: 1867.  .. 


d. Hirnrinde 720. 
Klima s. . Krankheit. 
Klimax u. Myxödem 645. 
Klinisches 298. ; 
Klumpfuß, Heilung d. angebor. 248. 644. 
Knabenzeugung (Zöller) 1117. 


`» 


Blutveränderungen (Fischer) 390. - 
Kaninchensyphilis s. Silber. 
Karbunkel, Kauterisätion 986. 

tium, Beh. s. Eiterung. - - 
Kardiospasmus 447. | 2 
Kardiotonica 487. | er: | 
Kapselplastik s. Kniegelenkkapseltaschen. : 
Kardiale Schmerzen, Röntgenbehandlung 

(Groedel) 239, ONE | 
Kardiale Stauung od. Lungensyphilis?. 367. 
Kartoffelkuren. b. kardialen Hydropsien 103. : 
Kaskadenmagen. u. persistierender Duodenal- 

fleck 199. EN 
Kassenärztliche Fragen, Berliner. (Sternberg) 

374. — Verträge i. Gr.-Berlin, Neue Grund- 

sätze (Sternberg) 29, 
Katarrhe d. Atmungsorgan 

nierenextrakt 622. - | 
Katheterismus, : Erleichterung b. Prostata- 

hypertrophie 1271. a. 
K'athodenröhre m. auswechselb. Aluminium- 

fenster 934. i j | 
Kathodenstrahlen, Biolog. Wirkung 854. 


— u. Panari- _ —, Umschriebene Knorpelläsionen d. 249. 
| Kniegelenkkapseltaschen, Eröffnung bzw. Drai- 
= nage d. hinteren — v. inneren u. äußeren 
Seitenschnitte- aus 152. —, Mobilisier. 223. 
Kniegelenkseiterungen s. Femurcondylen. 
Kniegelenkschüsse, Vuzin b. 750. 


Kniescheiben- u. Achillessehnenreflex, Fehlen 
547. 


= 


Knieversteifung, Seltene 250. 

Knochenbrüche,' Beh. m. Distractionsklammern 
v. Hackenbruch 1041. —, Röntgendiagnose 
i. d. Konsolidation von — 77. — u. Gelenk- 
verletzungen, Lehrb. d. funktion. Beh. d. 
— v. Fr. Steinmann 1156. 

Knochenerkrankungen b. jugendi. Bergarbeit., 
Gehäuftes Auftreten v. spätrachitischen 
(Barbrock) 979. — inf. Unterernähr. 1153. 

Knochenleitung, Verkürzung b. visceraler Lues 


beh. m. Neben- 


(Rhese) 63. - ; 
Knochenstumpfdeckung b. Ober- u. Unter- 
schenkelamputation 345. l 
Knochensyphilis, Congenitale 371. 
Knochensystem, Endemisch auftretende Er- 
krankung 724. 990. — . E: 
Knochentransplantation, Periosteinschnitte b. 
freier 369. —, Enderfolge d. freien 1824. 
Knochen- u. Gelenktuberkulose (Vulpius) 257. 
Knochenusyr durch, hämophil. subperiostal. 
-~ Hämatom 1070. a | 
Knochenveränderungen, Gehäuftes Auftreten 
rachitoider — b. Heranwachs. (Römer) 1032. 
Knoten, Heberdensche 3711. —, Modifikation 
d. chirurg. 444. 
Kochsalzlösung, Isoviscöse physiol. 1040. 


Kohlehydrate i. Harn, Vorkommen v. schwer 


reduzierenden 493. 


Kehlkopfdiphtherie, Auscultat. Phänom. b. 908. 

Kehlkopferkrankung:'.s.' Influenza. 

Kehlkopfkomplikation sv Typhus abdom. 

Kehlkopf-, Nasen- u. Ohrenkrankh., Diagn. u. 
Ther. v. Kayser 750. ara | 

Kehlkopfentzündung; Tuberkulöse s. Nervus 
laryngeus superior.. 


lichtbehandlung 272. 545. —, Sorgosche 


. ‚schwerter Entfernung d. Kanüle 49. 
Kehlkopfverschluß n.. Intubation u. Sekundär- 
tracheotomie 1236. E oo. 
Keilosteotomie s. Hüftgelenkankylose 149, — 
d. Schenkelhalses nach Kraske b. Coxa 
vara 965: l 


— u. seine krankhaften Störungen 270. 
Kohlenoxydgasbildung b. behelfsmäßiger Feld- 
feuerungsanlage 76 | 
Kohlenoxydvergiftung, Ungew. gewerbl. 172. 
Kohlensäurewundpulver b. -Hautgeschwür. 370. 


| Köhlersche Krankheit 599. 
biolog. Folgen oligodynam. Metallwirkun- 


. gen 1182. - _ ... (Bachem) 840. | 
'Kollargol (Heyden) i. d. Augenheilkunde 881. 
— b. puerperaler Sepsis 29. 
Kolloidtherapie s. Aderlaß. 
Kolonialärztliche Kulturarbeit 493, 
Kolonisationstätigkeit, Bedeutung d. deutschen 
= — f. Naturschutz 594. 
. Komplementgewinnung v. Meerschweinchen 76. 
Kondylome, Beh. spitzer m. Röntgenstr. 271. 
Königsberg, Verein f. wissenschaftl. Heilkunde 
55. 129. 200. 254. 299. 422. 447. 497. 
547. 752. 
Konkrementbildung i. Harnorganen 749. 
Konstitution u. Disposition 394. — u. Ver- 
- erbung 1125. — als Erklärungspripzip f. 
: Ursache u. Entstehungsmechanismus d. cer- 
vico-vaginalen Tisteln 1821. 
Konstitutionsforschung 368. 
K.ontaktinfektionen m. Paratyphus B 1295. 
Kopf, Eintreten ins Becken b. Erst- u. Mehr- 
 . gebärenden m. normal. Geburtswegen 1268. 
Kopfschmerz, Nasaler 519. — u. Auge 1298, 
Kopfschmerzen u. Schwindelanfälle 105. 
 Kopfverletzungen, Beh. m. Röntgenstrahl. 492. 
Körperformen d. Menschen in ihrer gegenseit. 
- Abhängigkeit u. ihrem Bedingtsein durch 
d. aufrechten Gang v. G. Ruge 28. 
Körperflüssigkeiten b. Nerven- u. 
krankheiten, Taschenb. d. Untersuchungs- 
meth. d. — v. Kafka 472. 
Körpergewichtsschwankungen, Ungewöhnliche 
als Folge e. d. Kriegskost bedingten Poly- 
nycturie (Pophal) 462. 
Körperlageveränderung, Einwirkung passiver auf 
Pulsfrequenz u. Elektrokardiogramm 1389. 


Morgenroths Chinaalkaloide 1096. 


Keratitis durch Einwirkung v: Raupenhaaren 
` auf d. Auge 25. — neuroparalytica 298. 
1288. “ Ze | 
Keratokonus 497. | 
Kerion Celsi 176. . | 
Keuchhusten, Alaun b. 1099. —,. Bestrahlung 
' m. Sonnenlicht 1269. — s. Grippe. — s. 
Kindertuberkulose. a 
Kieferschüsse, Frühversorgung 125. 
Kiel, Medizin. Ges. 104. 274. 347. 373. 624.. 
700. '781. 991. 1042. 1073. | 


inder, Pflege u. Ernährung frühgeboren. 222. 
Kinderkrankheiten, Diagn. u. Ther. v. Lust 248, 
Kinderlähmung, Spin. s. Bauchmuskellähmung. 
Kindermord, Moderner,: u. Bekämpfung d. 

' Findelhäuser v. Nassauer 804. 
Kindertuberkulose, Bedeutung d. Masern u. 

Keuchhustens f. d. Pathogenese d. (Schwer- 

_ mann) 464. 

Kindesalter, Nervöse u, psych. Störungen 246. 
Kindesleben, Erhaltung i. Geburt v. Benthin 
1270. `  . 


Kinematographie, Medizin., v. Weiser 698. —, 
.. Wissenschaftl. 298. 394, 


Kleinhirn, Hirnstamm u. Labyrinthreflexe 619. 
—, Schußverletzung s. Krämpfe. 
Kleiphirnfaserung s. lthythmische Krämpfe 646. 
Kleinbirnsymptom, Neues 419. a 
Kleinhirnveränderungen b. Typhus abd. 367. 


Kniegelenk, Schußverletz. i. spät. Stadien 696. 


unter Berücksichtigung d. primären Lues | 


—, Chem. Kreislauf d.. 


Kohletherapie u. neues Kolloid. Kohlepräparat | 


| Kriegserscheinungen i. Gynäk. u. Gebh. 245. 


Geistes- 


x n. rom nr en ee 
—— = D 
m e S, -. Pin 5 


| ' mr | n Ei Spiro- 
— b. Typhus u. Bedeutung f. d. Pathologie | Körpertemperaturen, Einfluß hoher auf Spl 


chäten u. Syphilis i. Tierexperiment 518. 


Körperwärme, Physiol. Erhöhung 1157. EOR 


1d) 1093. 
Kosmetische Winke (Brodfeld) 1093. i 
Krampfadern, Entstehung 671. — „Kraus 

aderbrüche, Beh. m. intravenös. Sublimal- 


injekt. 446. E EN 


: enreflex. 
Krampfanfall, Epilept. s$. Bauchdeckenr‘ 
Krämpfe, Kontinuierl, klon. rhythm. Sel S 

Gaumensegels u. Rachenwand. b. o ; 
verletzung d. Kleinhirns 697. —, a DIR 
{inuierl. rhythmische — nach Herder rat 
kungen d: Kleinhirns u. über I ragen 0. 
Kleinhirnfaserung 696. — d. Säuglings; U- 
Kindesalters 542. 
Krankenbeschäftigung 153. 
Krankenernährung i. Berlin 268. | — 
Krankenpflege v. M. Berg 297. — i. Frage u. 
‚Antwort v. Grosse 936. —, Lehrb. d. chir. 
= v. Janssen 322. —, Weibl. 126. 
Krankheit u. Klima 1013.. 
Krankheitsübertragung d. Gesunde 445. 
Krankheitsursache, Begriff 97. 
Krätze, Norwegische 701. — s. Ristin. . 
Krätzmilben, Erkenn. d. d. Hautmikroskop 10%. 
Kreatinurie u. Acidosis, Verhalten b. Zucker- 
kranken 1237. | 
Krebs d. Speiseröhre m. Lungenbrand u. eigen- 
art. bakt. Befund (Rodella) 1115. —, Im- 
muntherapie 1297. a: | 
Krebskranke, Beratungsstelle 1100. 
Krebskrankheiten v. F. Blumenthal 1238. 
Krebsrezidive nach Mammaamputation 1271. 
Kreislauf s. Vucin. | ER 
Kreislauforgtane, Verhalten i. körperlichen Er- 
 schöpfungszustand 246. | 
Kreislaufsfunktionsprüfung 858. er 
Kreislaufgeschwindigkeit u. Herzinsuffiz. 937. 
Kreislaufinsuffiziens s. Gefäße 1820. ` 
Kreislaufsorgane, Verhalten b. Influenzapneu- a 
monie 619. | | 
Kreislaufschwäche b. akut. 
rulonephritis 272. 
(Schiffner) 973. 
Kreislaufstörungen s. Ruhr. _ u 
Krieg u. Geburt, Zusammenhang zwischen 124. - 
Krieg, Geschlechtskrankheiten u. Arbeiterver- 


diffuser Glome- 
—, Strychninanwendung 


sicherung v. Kaufmann 297. — u. Rachi- 
tis 1069. i . 
Kriegsamenorrhöe 544. 828.. 1073. — >. 


Kriegspsychosen. —, Physiolog. Unter- 
suchungen 225. —, Ursache 3867. `. 
Kriegsbeschädigtenfürsorge 447. "MT. —» 
Grundzüge d. ärzt. — v. Blind 273. — 
Organisation 25. | ee 
Kriegschirurgie i. Weltkrieg 694. —, Was d. 
Franzosen v. d. deutsch. — gehalten u. was 
sie geleistet. hat 828. nt 
Kriegschirurgische Erfahrungen u. Eindrücke 
b. d. Sanitätskompanie 28. | | 
Kriegsdermatologie 649. EUR 
Kriegsentschädigungsverfahren, Organisat. 827. 
Krjegsernährung u. ihre Folgen 649., —. 1. 
Folgen 1323. l vs 
Kriegshernien u. Operationserfolge 827. 
Kriegsinwlidenfürsorge (M. Strauß) 105. 130.. 


Kriegskost u. Diabetes 152. 620. — u. Ge- 
sundheit 225. j o> 
Kriegsnephritiden s. Nephritiden. | 
Kriegsnephritis, Ausgangsweisen 245. 

Blutdruckkurve 498. 


— 5. Schwanger- 
schaftsniere. oo. l 
Kriegsneugeborenen 1209.. f 5 
Kriegsneurose, Klinisches u. Tlieoretisches: 174. 
Kriegsneurosen, Beh. 620. —, Entstehung N. 

Behandlung 174. — d. Stimme, Sprache 
u. d. Gehörs v. O. Muck 647. 
Kriegs- u. Unfallneurosen, Einheitlicher Begut- 

achtungsplan 803. Dr 
Kriegsneurotiker s. Hirnverletzte 172. l 
Kriegsneurotikerbehandlung 470. PA 
Kriegsneurotische Störungen, Eint. u. -Beu 
-teilung (Meyer) 998. - nn 97 
Kriegsödem u. endokrine Hodenfunktion © m 
Kriegspsychosen d. Frauen i. Lichte d. Krieg 

amenorrhöe 671. aSa | 


b ENER rA rm _ = ae m z Der: mer TR m Ye Fu 1 set F oe SERT 
a Mare ee ae i UA FR ERS % = ET TÜR = ee | MA Re Late. pe ni ts BER 
UIA 2 ER ra SA ` +r, , ; Rs $ { l Y - r y ‘ ; . A Kr DIPL Ry SR i 178 Aa gare > E = 52 Sr ja 
mg Wie s An T> Sa ' a 4 i i ` 5 A y r Er Fr Nr Sg ar- Ari A) RN E a Tas 
Orn A È =S] ' De hr q. #3 IANS - k N Te, 
S j € | . à jia f ; y È S : vs | i 2 ei =, d s 
Tieos R Sn BY Irene. i se Honan g Zt f ra zul j A P A x AA RON a7 
Anegsseuc ienlazarett Rumänien 1096. | | Leukämie, Akute (v.: Hansemann) 5, =>2R0s1@ | Lungenechinokokkus, Operative od. \eXxSpek- 
u. Beh. d. psy- tiver ‚ Bakterienfund. b. e ‚Fall ee 


myeloischer 1097. 
1294. = 


Leukämien, Asthm 
genwirkung b. 
Abdominaltyph 

' Kenntnis d. m. 


Le 


aartige Symptome als Rönt- 
z u.als: accinewirkung b. 
en (Pollitzer) 457. zZ: 
maliener Geschwulstbildune 
einhergehenden 102. Te 
ukoeytenbild, Diagn. 
‚tionskrankheiten 77. 


RA 

Kriegs 

~M 

- Krie 
Painoa 


—K 
» 


yea 
G bte 


-Kro Leukocytenuntersuchung, Methodik u. Wert d. 
Ar sol - Tuberkulose 571. 964. Systematischen 271. | | RER 
Küche EDEN | 4 Leukocytose, Zustandekommen nach Muskel- 
~ Kultu edizinische über G. Eisen- anstrengungen 321. ` i in na REA 
HR ee SOSE Lichen ruber planus 1101. — i. Kindesalter 
 Oberarmamputierte 1069. 1185 as | 


Lichtbehandlung i. deutsch. 


Lungenheilanstal- 


Verwandtes, Gesen-d 1181 ten v. G. Liebe 882. 
245. 493. Lichtschädigungen d. Haut, Solare. 294. `. 


Lichtsondenbehandlung 

Ligatur großer Arterien 247. 

Linitis plastiea d. Magens 321. 

Linkshändigkeit 49. 

Links- u. Rechtshändiekeit 1072. 

Linsenkernsymptome b. Leuchtgasvergift. 1272, 

Lipasebestimmung i. Duodenalinhalt, Verein- 
fachung ‚295. : 

Lipöidbindungsreaktion 571. 

Lippenphänomen b. Typhus 1183. 

iquor cerebrosp., Druckverhältnisse d. — b. 
Rückenmarkskompression 908. Zu- 
standekommen d. diastol. Pulsation d. — 
i. Lumbalgegend 1015. | 

Liqnorbefunde bD. Fleckfieber u. 
tialdiagnostische B 


b. weibl. Gonorrh. 1156. 


yrinthitis u. Meningitis 1128, —, Operat. 
e0; d. — u. ihre Komplikationen 805. 
Chlenen f. Bein u. Arm, Zusammen: 
— Paroxysmale v. 
Lähmungen b, Dip 
Br Spastische s. 
~ Laminektomie 858, 
BE:  Tandesgewerbearzt, 10 Jahre 470. 
7 Bandois’ Lehrb. a. Physiologie 1016. 
ER Laparotomie, Drainage d. Bauchhöhle 149. 
Be: aparotomien, Narkose od. Lokalanästhesie b. 
e e e Eunike) 738 =.. | 


htheriebaeillent 


rägern 344. 
Spasmen. — 


— A 


ihre differen- 
edeutung 76. 


e: Larynx. Pharynx, Totalexstirpation 752. Liquordiaenostik d. infek. nichtluet. Menin- 
Taudanon. 5. Opium 270. . eitis 778, | 
Läusebeksm fung 542, Lithokelphos als ‚Komplikation e. Vollhorn- 
Er Lebensmittelversorgung i. Kricge (Bach) -409. schwangeren 1155. | | 
Br Leber, Eunktionsprüfung S. Urobilinogenurie. Lochiometra . durch Stenose d. äuß. Mutter- 
Be 7E8t0 [wechselpathologie 1096. © — 5. mundes 493. i | 
Be Miliartuberkulose. i Lokalanästhesie, Wert b. groß. Bauċhopera- 
k. Leberatrophie 542. =; Ätiologie d. akuten tionen (Finsterer) 287. — (Pfanner) 387. 
K: 3 „gelben (Stümpke) 946. —, Akute gelbe 371. — 5. Tod, Plötzlicher. Fr 
Er L 5, m => Geheilt. Fall 1297. 1 | Lues “framboesiformis :754. —, Frühdiagnose 
EN ec ererkrankungen u. Beh. unter Einfluß d. s- Reizserum. — cong. 1157. — latens, 
3 ; Kriegsverhältnisse (Hoppe-Seyler) 1105. Infektiosität, prakt, ‚ Bedeutung f. Irren- 
-Deriunktion s, Diphtherie. pflege 879. — s. Spätlues. >, Viscerale 
e cber nktionsprüfung 1236. S.-Knochenleitung. — b. 82]. Mann 1342. 
ep erkompression 3% Hydramnion. Luesbehandlung, Kriegserfahrungen m: Silber- 
en Photographie, Neue 1395 | salvarsan 878. 907. N AERE 
Po Se, “@parotomie, Netztamponade, Luesdiagnostik, Ausflockungsreaktion n. Mei- 


Be: y nicke u. Sachs-Georoi f. serolos. (Sehroe- 
0 Leberschweil ee SUWIERCHON: & ( 


RR ellung n. Ascites 522, der) 515. — i. Kindesalter s. Sachs-Georgi- 
SDR naräge, Begründung Ver: allgem. Reaktion. —, Serolog. 221. | Ä 
Ay Leih a (Abderhälden) 548. Luesnachweis, Seroloe. — m. Ausflockung 
BR. eichenaagen 1125. Br | ae (Lesser) 822. — m. Ausflockung 543, - 
Re non, Untersuchungen am 1236. Luesprophylaxe s. Chinin-L. | 
Bi > einaentuberkel 099. | BL ar- Luesreaktion. Meinicke 670. — Dritte Modi- 
5, TE ooe zledizin. Gesellschaft 29. 324: - 447. ; fikation 908. l j 
N 1185. 197 AE 85 2.888, ° 911. 966. 1129. Luetische Infektion b. Heer, drei Fälle extra- 
ESen | | | genitaler 269. 

I ER a En Augeklemmter Nebentube 173. Lufteinblasungen i. d. freie Bauchhöhle. 1017. 
schnitt p. Qupäysärer wagerechter : Haut- Luftwege, Beh. infekt. Erkr. (Meyer) 1288. 
© a EEN. : Operation d. dopp. 1096.. = —, Stenosierende pseudomembranöse Ent- 
N che, Cireumseripte Naht. b. schlaffen BE Gri 123 —,: Verände- 
Ea =  kinderreicher Frauen 1155, — Anatom aunen S: Eee nfluenz: 646. | 
Er Dhysiolog, Tichtige Radio -L2 A 101. | en Soßen — b. Influenza 646. 

: Be. ~> Radikaloperatich, 109 ne Spsrauton; u Luftzuführung s. Wundbehandlung. | i 
ee Leistenyruchpfontan “Verschluß 518 Lumbalanästhesie 828. — (Ziegner) 238. —., 
SCH aueh isenentzündungen, Operative, u.Milch „iufung übler Zufälle Er a T26. 
either Pie (Tich 667. Sean 7 Spina bifida occulta. —, Zufälle b. 1126. 
ER a 5- u. BONS Nerveus Lumbalpunktat, Jomali b. Gehirn- u. Sub- 
007 SAD. psychol. Prüfungen z. Feststellune 724 duralabscessen 828. a 

Be ODESMERSungen an nee - Ken]; Bun tionn pos =, Sio mirkung ann d. 
| eis maern, Psycholoc. 1017 CARE weibl. Genital 907. — v. Eskuchen. I. 

3: Leistun SStei 2 S Denn ; inoultus õpi ie 1270 
5 Leistungszeit g ungen, Unspecifische 345 Luminal s: pameulcus Ta b. on epsie ER 

ER tung 1096. - Herzens u klin.-diagn. Bedeu- — u. Opium, Todesfall dureh (Rosenberg 
E TR A | 1150. | er 
2y Lepra 397. __ mixta, 649, ‚| Luminalvergiftung m. tödl. Ausgang 1040. 

EX ad. Greifswald 81. SER Lunge, Fehlen Db. Frontsoldaten 934. — u. 
A a 1279. 2, £ Ansenkernsymptome b. | Lungenabsceß, Be ıandlung d. k BU lf s 
i Beukoe tenp Katholog, Anatomie T2 thorax 722. —, Heilung durch Pneumo | 
were ins said, ‚lagn. Verwertung b. Infek- thorax 321.: —, Pneumothoraxbehandl, 963. 
EHE SV. Jagie 420, Re ar Ken Lungenbrand s- Krebs. d- Speiseröhre. 

Taui A IE a N Eee ; 


Aana 


i v. chron. 
—, Tiefenbestrahlung . 


Verwertung b. Infek- | 


| Lupuscareinom 883, 990: 


Lymphgewebe s: T 


tative Behandlung 126. S 


Lungeneiterungen 1058, \ Se 
Lungenembolien, Verhüt. d. Postoperat. 1015, ~ 
Lungenentzündung, . Croupös.s; Pectoralfie — 
mitus.  —, hysikal. Diagnostik 962, 
— nicht Folge einer fast. ein Jahr zurück- 
liegenden Rückenverletzung (Frank). 18. 
~— S. Gallensteine. 600. —, ` 
Adrenalininhalationen- 127. : 


Lungenentzündungen, 
d. Infektion m. Frie 
baeillen u. Zivilarh 

Lungenerkranku 
Chron. 221. —, Senfbolusbrei p. 

Lungengangrän 29, = U. 

"Prozesse, Menthol-Eue 
152. —, Salvarsan b. 


dländerschen. Pneumo- 
eitern 1181... u 


495.8, 
 chron. 


alyptolinjektionen b. 
82. N ERSTER 


Lungenkranke u. Grippe 151. TEPER 
Lungenkrankheiten,, Behandlung s. Arznei- 


; mittelausscheidung. | 
Pneumothorax 857. | 
Lüngenödem, Künstl. erzeugtes 
dl. Lunge 1182 . 
Lungenphthise, Nomenklatur u. Einteilung - 
(Nicol) 404. 430, Ai oa RSS 
Lungenptozeß, Tuberkulöser 
mung) 448. 
Lungenresorption TL82 SIR TR 
Lungensarkom. 104a EI ee ee se 
ungenschüsse 223, Heimat 619, = € 
Lungenseuch& infolge Grippe, Prognose 50, ` 
Lungenspitze, Tuberkulöse ‚Erkrankung. d. 
recht., Folge e. Unfalls (Lenzmann) 641. 
Lungenspitzendämpfungien, | ‚Verdeutlichung 
leichter 24. | 
Lungensyphilis 
diale Stauung oder. —? 367. 
Lungentuberkulose, Anz 
IS — . Häusl. Behandlu 
—, Neuere Einteilung d. — j, ‚Stadien u. 
ddin.. Bewertung 1181 ~ Beh. m. Tuber- 
culomucin Weleminsky 964. ‚ ‚Ent- 
'stehung u. Beurteilung: d.  Pleuraexsudate 
b. Pneumothoraxbehandlung 223. =——=Be- 
richt üb. 23 i. J; 1913 mn. Friedmanns Mitte] 
behandelte (Windrath) 140. —, Behand- 


u. Resorption 
(Recurrensläh- 


54 T 


ng. beginnender 198. 


—— 


lung m. Kieselsäure 174. —; Diagnöstik 
963. —, Diagn. therap. - Anwendung d. 


 Deycke-Muchschen Partialantigene bei 25; 
—, Friedmanns Mittel b. 882. — s. auch 
Friedmanns Tuberkulosemittel. — s. Grippe 

=123.7367.0= 5: Kinde, Differentialdiganose 
919. — i.-Kriege, Verlauf d. 1153 ==, Mi- 
litärärzt]. Beurteilung "u: Beh. v. Köhler 
Tan, Petruschkysche Inunction . b. 471. 
—, 'Einseitige s. Phrenikotomie. 
Charosebehandlung 369. 646. 
Ref.) 467. — S. Solarson. 
ptom b. beginnender (Deu 

~ S. - Zuckerinjektionen. 
schwülste, Beh. 671°.» .. ee 

Lupine als menschliche ‚Nahrung 1069, | 

Lupinenbrot i. Breslau TEN NEE 

Lupus erythematodes, Verhältnis -d> Seh 

' Tuberkulose 1237, = } i 

Lupusausschuß d. Deutsch. 
Bek. d. Tuberkulose 16. 


(Sam.- 
— Klin. Sym- 
tsch) 1090.: — 
u. Luùgenge- 


—— 


—— 


Zentralkomitees. z | 
Oktober 1919 1187. 


Lupusepitheliom 176. 
Luxation, Totale’ d: 
Beckenhälfte 
lierte 907. ik 
Lymphadenie, Aleukämische 724- 
Lymphadenitis i. Kindesalter 544. : | 
Lymphadenose 542, . ee 
Lymphangitis .u: Lymphadenitis m. sept: All- 
gemeininfektion, Behandlung 220. = 
Lymphdrüsen - D. Gebärmuttererkrankungen 
(Benthin) 809. := -~ Wurde 
Lymphe, Erguß reiner 621. ER, Di 
emperatursteigerung. . s ~ 
Lymphocyten, Biologie. 910. 1069. —, Mor- 
Ss Pho]ogie AP JE EEE 
Lymphoeytenlipase 908. pos 
Lymphogranulom, Klinik 225. i 


5. Halswirbels 1271. 1 e, 
u. Repositionstechnik, "Iso- 


— 


eige. d: offenen. 245 a 


3 —e Sac- u 


Ausgedehnte- Endemie - Ex f 


ngen b. Kindern n. Influenza, i 


> »Beh. m. künstl. 


d. Erwachsenen 827. - — Kar- 35 
- BT 


A e 


Digitized by Go 


pneumon. a. „ER 


k 
- NE 
innen un 


Verhütung dd > 


è u 
è 2 ° - d v 
Am i i - à S 
ee, ME “+. Seh Ba 5 A m 
3), ~ - ep. Be» E 2 
m a nn a = oe = mar 
ar . 
È - 3 f 
„Lee _ “0 . .. r z - . pz > 


d 


. ` » 
_ 27 ` d 
ʻi X s 1 
1 ER a > i 
w -öy a . 
SER TEN vi Ende 
D ` E- m 
< i 
” 


MERTERLTEN ih 


o 
RTA 


. æ. + = 
Sy = 


Wi 


PA 
sc ar 


< ® 
. . “P z , r 
= STEEL < $ Su 
g . LK ie E t an B FE re 
r B . a FE E , e 3 
s were k 1 b. ity ' E gi pen TA i F 
i e m . , š . ` P _ Ra ` 
X $ € x . i ` 
x Var 0 . EOE . + m a nt 
eok a S-i 7 5 RA x . i ' i 
f : . =. Ua dr al X a 
P Ee i f * 5 ` i = r T $ 
oi e Te 4 . i 2 arut (S i : i g 
rh i 3 : _— e aer i re 
; . —— er LEN Y 3 Deka 
eu een eaen x ajn 2 2 PR , $ i ; 
x A ne E . a a se Ken u ; 
. 3 .: a u Se D 
Kants s RE: a : x g ’. 
ý ; AAR N Te . : : 4 š 
en pasi \ ` Es -ta , NEE 
Aya . 
i az ' 
f . L Š 
` - m N : .. ia f i 
` ERS Pr Er 
f . . z a 


sy trpa tia 
= nE 5 A 
- 1 r wei ; 
a r Zus vn rS i 
x + E o 2 
j . 
"y .. er Ser 
I’ w.. t 
ia * ` 
nt 
— nn tn S; Ben 
k a a aT T ` 
& 4 $ ns saf 
BEE “0... M *. 


| - ziehungen d. — z. M. tertiana 151. — i. d. 

Maculablutungen d. Mütter während u. un-. '" Türkei 1916 856. —, Unerkannte als Kom- 

mittelbar nach Geburt‘ 936. 0,” 220,7 plikation b. and. fieberh. Erkr. 570. —, Ist 
Maculadegenetation 700. 2... 1" m. Verbreitung i. ‚Deutschland zu rechnen? 
Magen, Entfaltung 1100; | > “So a E o 69%. —, Verhütung u. ne 1069. - 
Magen- u. - Darmanastomosen . ss Hüfs-.| ° — s: Mischiptektion. . . | 

klemme 127. =. EADE D ` Malariaanfälle,. Kupierung 1155. 
Magenblutungen, Todl.: primäre _  parenchy- ae Dualismus od. Unität in d. 

mat. 853. `, i | 
Magencareinome, Haben —= i ‚Kriege züge- Malariabehandlung (Weiland) 281. 

nommen? 498. ' 


. Magenneurose u. Magengeschwür (Strauch) 1227. 


a ES 


x *“  - 
; z . . A 
' a 2 ; 
RS Pure Eo oo Sa S i t : z 
% g . 3 » 


—, Lar- l|- 


Lymphogranulomatose v u. ‚Ikterus 518; 


246. . — aut Prager Boden, Autoehthoner- 
vierte (Isaac) 358. Fall 1015: — quartana, Methylenblau 1041. ! 
Lymphosarcoma 7 intestini, a Ue Ther: `~ — quartana, Neosalvarsan `b. 779. — i 
(Reiche) 632. | - Taurus 195. 493. 694. 1125. — tertiana, 
Lymphosarkomatosit 323. | 


. -Chininwirkung 151. 
268... —, Therapie 295.. 


g) 
1 


. =e 


`Malariabeobachtungen i. Westen (Böhme) 458. 
Malariaerfahrungen u. krit. Studien üb. 
` tarismus 1181. 1208. i , 
| Malariaforschung i. Kriege 149. | 
-| -Malariafragen (Arnsperger) 506. 
"| Malariainfektion i. Berlin (Retzlaff) 948.. 
Malariakranke s. Grippe. 
` Malariamischinfektionen 618. 
| Malariaparasiten, Chininfestigkeit 151. 
' Malariarückfälle, Period. Auftreten 153. 
Malariaschnellfärbung 172. 
Malariaschutzbehandlung d. Chinin 694. 
Malariaverlauf 418. 
 Malleolus externus, Plast. Ea 595. 


Magencarcinom“u. Mediastinalabscesse 423. — 
7. Frage d: —- auf .Uleusbasis u. Z: Ver 
wechslungsmöglichkeit - V. Ulcus . ‚u. Carci- 
nom 1070. 

Magendarmaffektionen, 'Spasmalgin b. 963. 

Magendarmblutung, Hyperton. 1125. 

Magendarmgeschwüre, "Nachweis okk: Bluts i: 
Stuhle z, Diagnose gut- u., bösartiger —, 
Wurmkrankheiten u. Colitis ulcerosa 621. 

Magendarmkränkb: d, Kinder s. Sterblichkeit. 

Magenentleerung, ‚Über schnelle 720.751. 


Magenerweiterung. nach. Influenza, Akut. spon- 
tae aa o 


` 


Mag enfunktions-Beeinflussung d. äuß, lokal. Mammahypertrophie m. Röntgenstrahlen 596. 
wi; ärmeapplikation. 1154. ` .. | Mammatumor 751. 

Magengeschwäülste, Seltene 965: .\ Mandelentfernung b. rheumat. Erkr. 779. 

Magengeschwür - s. ` Bleivergiftung. —, Ent- | Manie u. Angstmanie 1211. 


= stehung (Groß): 271. — u. Magenkrebs 991. 
~ — Beh. m. röntgenolog. ‘Nische’ 1339. — s. 
‚Magenneurose: 

Magen- - u. "Zwölffingerdarmgeschwüt, Ent: 
stehen. d: peptischen 321. = poue 
Behandlung 199. : 

Magengeschwür, Pathogen. d. raid. 1096. 
Perforiertes 447; 

Magengeschwürperforation, Akut, 804. 

Mag enkolonfistel 832. 

Magenkrankheiten, Beh. 989. —, "Praxis: 271. 

Magenkrebs s. Magengeschwür.. — u Aa 
-ämien, Differentialdiagnostische Bedeutung 
d. Urobilinogens bei — 150. 


Marschhämogplobinurie 645. 
Masern s. Kindertuberkulose. 


Massage d. rhythmisch. Druckes, Cederschiöldsche 
1340. 


Massenimpfungen 498. 

Mässenscele v. Roßbach 882. 

| Mastälarmeareinom, Neues Operationsvert. 649. 

Mastdarmerkrankungen, Postilysenterische (Mi- 

. loslavich) 636. 

Mastdarmfistel; Operativ. Beseitigun 179. —, 
Heilung langwieriger- d. Saugbehandl. 594. 

Mastdarmfisteln, Operat. Behandlung v. —, die 
oberlı. d. Sphincters i. d. Darm münden. 962. 

Mastdarmprolapse 599. - 

'Mastdarmvorfall, Operat. d. hochgrad. 696. 

l Radikaloperation 881. 

Mastitis, Beh. m. Eucupin u. Vuzin 673. 123. 

Mastoiditis, -Entwicklung d. akuten 494. 

Maul- u. Klauenseucheninfektion `b. Menschen, 
2: Differentialdiagnose (Schultz) 817. 

Maximaldosen 418. ı 

Mechanotherapeutischer Universalapparat 345. 


; Meckelsches Divertikel, Einklemm. i. Schenkel- 
hernie 879. 


—— 


? 
Magenpathologie 671. 1125. 
Magenprüfung- b. klein. Kindern 1937. er 
Magenresektion, Bedeut. b. Ulcus duodeni‘ 18.. | 
Magenresektion. 1298. - — Bedeut, D, Ulcus 

duodeni :78, 
Magensaft, anie 000. SA Ma- 
Jariakranken 222 
Magensalzsäure,. Bedeutung. 119. -zs 
Magenschmerzen u. Zustandekommen 645. 


Magenspülung b. ‚Schwangerschafrserbrechen 
1340. ; 


Magentetanie. 1154, 
Magenverätzung: d. konzentr. 
Zinklösung. (Grißlich) 849. 
Magenverlagerung d. congenitale Zwerchfell- 
hernie .1128. 

Magenwand, Ausgedehnte Venen 276.. 

Magnet Z. Erkennung u. En tome intraoku- 
larer ‚Eisensplitter (Klauber) 336. 

Makkasche Operation d. Blasencktopie 395. 

Makrelenvergiftung 1074. 0. 

Malafebrin b. Grippe 544. g 

Malaria 621. 721. 828. —, „Adrii b. 246. 
—, "Ausbruch. latenter — n., Steckgeschoß- 
entfernunir 195. —, Beh. d. Mazexon 605 ` 
700. —, Bekämpfung 246. — s. Chinin- 
gewöhnung. — b. Chininphylaktikern 594. 
—, Chron. (Wörner) 586. 612. —, Heilung 


varsan 694. 
“Mediastinalemphysem m. Mühlengeräusch n. 
= Plexusanästhesie 1295. 
Medizinalministerien 172. 
Medizinalverwaltung u. soziale Hygiene, Ent- 
~ wicklung ‘bis z. Novemberumwälzung 171. 
Medizinisches aus China 990. 
Medizinstudium, Reform (Abderhalden) 498. 
,  —, Reform (Lorenz) 349, 
Meinicke- u. Sachs- Georgi-Reaktion, Erfahrun- 
|. gen (Blumenthal) 772. 
Melanom, farbloses 176. 
-Melanodermie 859. _ 
Melanosarkom d. Orbita 871. 
Melanose (Kriegs-) 176. 
Melubrin s. Gelenkrheumatismus. 
Meningealblutungen 1153. 
Meningitis 596. —, Akute infekt. 294. — Cerc- 


Sopr oz. Chlor- 


ohne Chinin 225. —, Chininprophylake 50. - brospin. epidem. Rezidive d. — u. Ver- 
—, Einschleppung aus Rußland 344. — S. hütung 1183. —, Diagnose auf patholog.- 
Hydrotherapie. —, Intensivbehandlūng i. physio Grundlage 1235. —, Dipplokokkus 
Hinterlande 196. 


—, Komplikat. v. seiten aus Katarrhalisgruppe als Erreger e. spino- 
d. Gefäßapparat. 470. 


—, Latente 246. 271. cerebralen — (Mayer u. Prell) 413. —, Epi: | 
— i. Mazedonien 250. —, Mobilisation d. demische 24. — nach Schädelbasisfraktur 
-inaktiven. u. neues therap. Hilfsmittel 881. |. 845. —, Positiv. Wassermann i. Liquor bei 
'—, Monoeytenvermiehrung 269. —, Neueres . nicht luetischer 76. — tuberculosa m. posit. 


(Samm. -Ref.) .905. 


— v. Nocht u. Mayer 
273. 


Wassermann R..i. Liquor 990. — i. u 
—, ash Klinik ` u. Therapie 


i alter, Diagnose. d. tuberkul. 1819. 


INHALTS VERZETOHNİS 


— tertiana, Rückfälle 
— tropica, Be- 


Uni- | Mikrobismus, 


f Mikrotie s. Helikoplastik 596; 


_Milchinjektionen ` b. 99 
= — s. Bubo. — b. Grippepneumonien 622. 


Mineralstoffwechsel, 
Medianuslähmung nach. paravenösem Neosal- 


Mißbildung, 


A 


Meningitisopidemi, Eigenartig 1208. 


. Menolysin 297. 


29. 
nses Wiedereintritt n. 3jähr. Pause 82 i 
Mee ntbrialdrisan, Durchbruch |. vereiterten 
tuberkulösen:- u., mischinfizierten 101. -=; 
Tuberkulose 1096. 1125. N 
Mesenterialdrüsentuberkulose 447. ze ag 
pendicitis (Ortner) 583. —, Diagn. 
tümer b. -unter Berücksichtigung d. 
Appeùdicitis s (Keppler u. Erkes) 301. " 
Metaluische Prozesse, Einfluß exogener Mo- 
mente auf 173. er 
Methylalkoholvergiftungen 452. — s. 
störungen. 3 
Methylenblau b. Malaria quartana 1041. 
Mictionsstörungen- b. Tabes, operat. 
(Freudenberg) 1144., 
Latenter. 
ruhende Infektion 986. 
Mikrofilarien, Lebende 1297. 
Mikromethoden 1237. 
Mikrosporie i. Berlin u. Erreger, neue Varietät 
d. human: Typs 1153. 


Augen- 


Beh. 


Schlummernde U. 


Mikrosporieepidemie m. eigenart, Verhälten i E 


Hannover 1181. 


Mikuliezsche Krankheit (Reiche) 479. 
Mikuliezscher Symptomenkomplex m. 
thema multiforme u. 
dienst entstanden 320.. 

Milben i. Faeces d. Menschen 1014. 1319. _ 
Milch als Vergleichseinheit f. Nährwertkonzen- 
tration d. Nahrungsmittel 1153. —; Ver- 
wertung saurer b. Säuglingsernährung 647. 
Milchfettnahrung: s. Ernährung. 
Augenerkrankungen. 700. 


Milchinjektionstherapie 1211: a 

Milchprobe i. Placenta 543. . 

Milchtherapie 908. 1212. — b. Leistendrüsen 
entzündungen (Tichy) 667. 

Milchviehablieferung, Bedeutung f. d. Frisch- 
milchversorgung 1294. 


Miliartuberkulose d. Leber b. Pänkreastuber- a 


kulose 618. 
Milzbrand 28. 
Milzbrandsepsis u. Lactation - 827. 
Milzexstirpation b. perniziöser Anämie- 882. 
= — b. hämolyt. Ikterus 965. —, REN 
Z. — b. Splenomegalien 1235. es 
Milzfunktion s. Diathese. 


Milzruptur, Kasuistik u. Diagn. 4.. subentanen“ | 


traumat. 695. — b. Typhus abd. Ne 
Milztumoren, Diagnose 200. ? u 
Milzwirkung d. Adrenalins, 82. 


Einfluß auf Biwoißstöft- - 
wechsel 319. 


‚Mineraltherapie b. , Nephritis- Porges u. ‘Pre 


minger) 230. 


: Mischinfektion v. Malaria u. typhös. Erkran- u 


kungen (Koch u. Lippmann). 1287:: \ ` 
Congenitale d. amniotische Ab 
schnürungen 883. 


 Mitralinsuffizienz i. rechter Kammer. BOA 


Mitralstenose s. Herzgeräusche. 
Mitagglutination b. Typhusdiagnose 148, 
Mobilisierung versteifter Gelenke, Erweiterung 
d. Anzeigenstellung f. blutige‘ 1098.. 
Modenol 1156. 
Möller-Barlowsche Krankheit (Abels) 1084. 
Monocytenvermehrung b. Malaria 269. 
Moral insanity, Psychologie 24, > 1. 
Morbus Basedow 423. — Basedowli, Beh. oT 


779. — Basedow, Exitus b.. 446. i 
naud m. Sklerorlaktvlie -u. d. Zeichen ( 
Hypothyrcodismus 423. 
Multanin 597. ` rer 
München, Arztl. Ver. 275. —, Gynik. Ges 
349. | 998. . 


Murphyknopt, Modifizierter 246. — d. N 
Jahre i. salzsäurehalt. Mageninhalt lag 5 

Musculus iliopsoas, Lähmung 988. 

Muskelanschluß s. Prothese. 


Muskelhernie, Seltene d. To tibialis. an- 


ticus 828. 


2 ` 


Ery- Er 
Eosinophilie i; keu ; 


k 
| 
4 
t 
o 
| 
; 
3 
4 


EE p 
. ur 

une 
i, wer PS TIEF OR | 


2 A 
a pe ES ` AS 
agi o7 hi 
>” 1 Ey N: eng A ne TORE A 
- u ei i ag 
En et arpi > HIER > i RZ we 
ESEA EPS e T Abe za > M ee nn ce So, 
y’ AN reo è t en 2 ow i Pi , o Ä Bu ats TA 
‚<< GA Ha 3% ee u ne 2 4 As AR I a \ 
2 N TR Non, 7. - N i ~ . ner A: 
D ar De Zu Dre mt. ; h ~ z i = 
un ea a A 1e. e 
Edur e MER a r ee e a 
SET ERE se u l i De 
pae poA re 5 ; 2 - oo ie Ps = Pr jn 5 r pr h . 2 ; 3 er ü $ 5 
SE Er x vi. N) .. non“ ~. A et 5 ki i E T EG e . ES BETT gd = Er FRE = te i t = y e ur, . e N >. 
e a t ES A a g = N Sa a i t 3 EX ` . \ Be i A e e sr’ nf , SEPRE Fee ‘ , R x er H N Ea . j a p , 
KOSA ee er > i p Be ©ta . i TRG ne ee Na f ap a BEN l oo. 3 s 2 y -- i 5 rar = . ` 5 u N 
= Ya u ". a 8 et ka ONEA 1e. rar, a8 es Ta E: i Be ` . id 5 « $ -m A \ a i m R " ji . i T ak - í g ' . 
m At oe a ae a a T AEA A Fa ae a a Se An a A’ P Ct > \ Ta er , ae pofo NE E ga uay = Ei 
= t e D R aa C = YEST N : 2 Be: A 4 en e ae ' 411 iN- e ` BE Ze N G ` ne Ya j Se ENET pur a X f 
TP “ m Er x i Soo“ ’ SR 2; EEE i a K f F b ; . I. ; % T ig 5 a . Be ; XV 
at PEE = T- = Pe a are nr Sw i re Erir : i = : ' g E paa i š 
a se e DE aor ENEE rer nun T = rennen un í e . . # aeni - T A . a x r 5 5 
ťi oe ren ar. Ve N a Zur er n SO: > 2 ln Een Ta, BR R 2 
B ' À s : ° - m. ; ; > 
} > v$ f ON Pe er - . e a nr ; x men noe n = 3 
Li a > 


a - Muskeln, Arbeit d2.9 J: Fischer 1m -i TNR itze : Ti i > "e a 2 a 
E 7 aa 77.[.N u26. Brsatz.d. . rs a 
Jif- © Elektr, Verhalten : d. == n.-.Durehtrennung |; P Iepoen US a a, Aa E n Pat a 
es e E & ae N erven 988... —, ‚Gelähmte. ‚Naturphilosophie ‘1999 . en. Pas, wo 
0 3, S Brregbarkeit, ©. ee Naturwissens baft, ñik u Erfinduns ;- | — 201 aiaa ia rao KODI- 
o Xuskelstarre u. Muskelspannung. 854... — -p S Weltkriepe, 597. ‚Fachai u | Erfindung 5 a ng .1127. BE ei „aumatische Ba 
ls I ındstarrkrampf d. Novocain -aufgeh.645. ` ‚Nebenhöhlen s; Influenza... we Netzhau Ix hbild ne ea Aa Eh 
N op tigkeit s. Phosphorsäure.. <e W/Lei- |. Nebenińilze, Entstehung d. — nach Milzver- | ` Kran chbildung i: gelb, F loole din aleasa 
RS ee gleit S. ‚s.osphorsäure, . ce |... ‚letzungen 803.. S> 7 mae Be | = 
7: Muskeltransplantation 198 ee ee <} Nebenniere. Hyp e.u. Thyreoiden. mh: 
"Eo N aey nd air T Neben +ypophyse u. Thyreoiden Chem.: - Mi | er 
u Muskulatur, Beziehungen. d: autonom. ` Nerven- = ‚Biologie. 419,2... 2 A ee 7 Netzspannungsschwankungen. "Bedeutung ER 
f 3 ee 14 ‚801 ee 3 rS, u Pe a 2 


‘> Systems z. quergestreiften 1266; —_ Kriegs- | N ierentumor n. (a es t i s en 
SE Maa kungen d. quergestreiften aa 6° | Nebennierentumor u, “esehlechtsdrüsenanstall | _ diagn. nen grap: Röntgenbetrieb 1125. - 


. :! 


.. BE 
et ale, 
N m n ea 
ran " Pe x a x 
er $ $ Sar ar > r 
1 a KEN fi 
E WER: Ka we . t 
re FRE wer - BR A 3 i 
seai - » Mu. ` 
BL ~ x E 
a ER ee te 4° 
ae el EN ee u R 
k MN + =~ K . 
= men D Pernak t 
..- ee KA 


ocd — alg “Ån thesierung d. tuberk. Kehl: ` 
<- Kopfs u.. Heilmittel. d. tuberk:” Kehlkopf- ` 


| Netzhautabhebung, Entstehung u. Behandlung 


|; Nekröse) Exstirpation. s.. Panaritien.” — u. 
.T,_7,Gangrän, 3.Fälle v. chirurg; 965; © : 57 
FN eosalvarsan's.. Encephalitis haem. :—, Neben- 


= -Myasthenia oravis pseudo 
~ Mycosis fungoidès. 497. . 700 
75 r MJdrlasis: 1048... ee a o a A Saneinspritzune ! Anne i a 
E e olee a ee | Neosalvarsaninjektion, Medianuslähmung. n. — 
2:2 (Nonne).gag ans versz “areinoboxaemica | 894. — Neurot. Radialislähmung n. — 694, 
22° "Myoklonie SEE E a „io o | Neotannyl b. Durchfällen 271. 2 0o Ei 
E Myom Verklena a re ns SEE mE ! Nephrektomie u. Behandlung. d. ‘erkrankten 
ee et d. Röntgenstrahlen ‚519. | "anderen Niere 220 -> Erfolgreiche rechts- 
a Oyè 18¢10. 992, ` ee Oa a - seitige — P. insuffizienter link. Niere 294. 
223, J0ple, ‚Transitorische 596. : ` —, Mortalität ù. Resültate 419.. - ma 
att ins. 0 214-724, -- Nephritiden, Geheilte, u; Albuminurie, Orthot. 
..: Mixödem: -go Sorcontractur 149... de 621. — (Kriegs-),- Ausgänge (Schlager) 969. 
| ee wi nen italos '884.. —, Juveniles : Nephritis- s. Abducenslähmung 619, “—; Akute. 
0 -Klimax a Operat. Klimax 428, +. S |. eiweißfreie 172," — chronica, Spontan- |. ihren 858, imat 
T Myxödemhe;: 2.19 4: 695. e We | ‚Tuptur d. Aorta b. 1015. — colica 802. | cals Folge v. Ohrselbstbeschädigung 596, 
eh Myxofibrom a Obi I DE NE — à. Gallenfarbstoffe;. — s, ‚Hautverände- |- Neurosen d. Herzens 518., - n.. Kriegsschädi- 
ee schnellem. w.., „Schenkel a. Ungewöhnl: | : rungen. — s. Influenza’ 101. — S. Mineral- | '.. gungen, Pathog.. Klassifizierung u. Beh. . 
Ei achstum ; (Benfey u. Terpu- therapie. Ze Er ä la a 620.7. =, d, Respirations- Ur Verdauungs-, = 


5,8009 190. . u Nephritisbehandlung, Operat: 448, . Ogàne 1268. —, Zusammenhang zw. un. 
ee Re nr | atmosphär. Veränderungen 1211, 30, 
8 = 


wirkungen 196. —, Spirieillide Wirkung. 


Epy Sklerosen 394. s2 


= 


u RER 


z 


"I. Neuritiden, ‚Ungewöhnl. ‚(Sehoenborn) 203... . 
Neuritis,;. Schwerste 701. .— optica. als Spät: `. 

i Symptom -b. -Fleckfieber 1098, ne 
Neurofibromatose, Beziehungen .z. . tuberös. © =i. 

. „. Hirnisklerose 966.. E E a 

- Neurolögie u, Psych. y., Tetzner’ 822, > 
eurorezidive d. Acustieus 497... — b. Lues 

‚ tischen. ï. ‚Nervus -acusticus 520, ~ —.n 

` rein. Salvarsan- ü. Silbersalvarsanbeh. 118. : 

. Neurose, Beeinflussun? durch d. Seele di. > 
Kranken (Fröschels) 258, ~ Fál. y: trau: por 
mat. — vor 100Jähren 853, —, Traumat. - 


x 


^ Myotonie, Atrophische 974. 724. a. Vorder. 


ut 


: EG | Nephropathie, Selbstheilung-e. i, d. Gravidität 
Ä Ton. — durch Entstehung 


. 


a "Nabelhernien, Ope 
abelschnur, Einspritzung i. Vene d. — p 


Nicotinvergiftung 368 ER A 

Niederlassung, Ratschläge f.. — q; Allgemein-, .- : ` 

Arztes (Kritzler) 754.. 782; 806. 833. _ 

859. 885; 0o“. ann 

Niere, Erhaltung ‘d. ‚Konzeiitrationsfähigkeit de * 5 
erkrankten‘ — u. Ernähr. b. akut. Nieren- -. 

__ ntzündungen (Hirschfeld) 12. a E N 

Nieren, Neues z. Röntgeneolögie 199. 

Nierendystopie, ‚„Congenitale 422, 

Nierenechinokokken 24. SIEH 

Nierenentzündung, Operat. Beh. akut. 1069. ; 

Nierenentzündungen (Veiel) 1217. —, Emäh- ©, 
rung b. akuten s. Niere, a 

Nierenerkrankung, Beh. d. Brightschen — i ` Lm 
akut.. Stadium 908. — i. Urin, -Symptome : Mo, 
D. dauernd erhöhtem Blutdruck 697. S R eA 

Nierenerkrankungen,, Doppelseitige hämato: - 

| `__ gene — v, F.` Volhard .224, PS E a E 

“|. Nierenfunktion, Störungen b, Grippe 1044, - . 
N ierenfunktionsuntersuchungen :b:- diabet.: U, 2. 

_ Postdiabet. Nierenerkrankungen 1208. 

Nierenhemmungsbildungen, ‘Klin. Chir. 422. : 

Nierenikranke s. Blutserum. —s, ‚Chromogen k 

= 1089. — Soldaten, Ärztl.: Versorgung 344; - 

Nierenkrankheiten, Behandlung 228. _471. ` —, 


entständenen chre 
~ _ e, Aorteninsuffizienz 908.. R: 
Nephropathien, iuret, Wirkung d.. Kaliumi 
‚ aceticum .621. DRE 
ephrosen, Nephritiden u. | 
‘ Path: u. Klinik v, Munk 248, S 
-| Neptusanpräparate (Oppenheim) 983: , 
Nerven, Beobachtungen b. ‚elektr. Reizung. 
... - Treigelegter: verletzter. — i. Vergleich m. 
| neurolog. u; histol. Befund. 907. — Elektr, | 
Verhalten motor. — während Regeneration. 
988 —, Kriegsverletzungen periph. 808.: 1 
Nervenausschaltung m. Durchfrierung. d. Ner: 
_..ven b. Schußneuritis 51.. Ba 
| Nervendefekte S. - Nerventransplantation 1235. 
N ervendurchfrierung nach -Trendelenburg b. 
~ Ampufationen u. Operation ' traumat. Neu- 
-rome 880. , ee SE 
Nervenkrankheiten b. Kriegsteilnehmern, = 


| Schrumpfnieren, 
| 0 ächgeburt, Ablösung‘ p; Tieren d.. Flüssig-: 2 
| 


D : agelentfernung 122- 


2° 2° Darm 
Nah 


Nah ne bir : ee ee 
u Nahrungeenh Deutschl. Einfuhrbedarf 394, 


tei 
pa 


‚ganische, nichttraumatische 246. — De 
z Kriegsteilnehmern, Umfrage üb. Verlaufs- l 
' eigentümlichkeiten organ. 279. 334.0 
Nervenlues 173. A AE NS aa A 
Nervennähte u. -Narben, Haltbarkeit v. le 
-  Spannungsverhältnisse gedehnter Nerv. 418. 
Nervenoperationen, Gröbanatomische Befunde ‚Eathogen. u. Thor. nach neueren Anschau-: ` 

469... — u Sehnenüberpflanzungen nach: | ungen 422.. 0) ee 
Kriegsverletzungen d. ‚Nerven, . Anwen- Nierenschädigung ‘ohne Eiweiß 245, 469; Ea 
.-_ dungsgebiet u. Leistüngsfähigkeit 319. - Nierenstein 858. ee a ee 
 Nervenschädigung d. Grippe. 620. . ng | Nierensteinbildung n. Wirbelsäulenverletz; 1239, 
Nervenschußverletzungen, Chir. Beh. 989. 1041. Nierensteindiagnose,. Verbesserung _ d. ` rönt- 
—, Spontanleilung 1182. =. - | x, genolog. (Joseph) 1082, u et, HR. 
Nervensystem, Beziehungen d. vegetativ. — z. ‚Nierensteine, Neueres z; ‚Röntgendiagnpse 214. 2°. 
i ROSE ' inn. Medizin 804. — s. Muskulatur. .—> | Nieren- u. ‚Blasentuberkulöse,. Geheilter Fall d; 
m. Kae. gerichtsärzt], Be iehung | Veget. s. Saturnismus 620. —, Vegetatives | 
FR | kalanästhegie b. Laparo- | | 


Ò = F U Friedmann Mittel 694, .— u. Uretersteine, be - 
tomien? (Buniker saani ; gog | - & Ulcus peptic, —, Vegetatives u. Ulcus ‚Diagnostik . 1014. — resp. Nebennieren- ` 
z arkosebig | Toke) 738, — v. Winterstein 829, | E 


omien “419. Aani 


i ; n t Ra = aa i 7 i Z 
A Narkose, Psychotherapeut, Forderungen z. — ` 
448. Suggostivnárkóse —, Theorie 
20, the Ernst) 1176. — Allg.-) u. 


f S ; a3.. | ` pepticum 497. TE Sr: ©- tumor’m. Änderung- d. ‚Geschlechtschatak- 
- Narkosedäm te B orax- u, Armoperation. 750. | Nerventransplantation, Freie — zum Ersatz v.. tere 805: <00 ln, a, 
Baal eseltigung. a. d: O perations- | ` Nervendefekten 1235. Tea a Sy Nierentuberkulose,. Diagnose b., vorgeschritta- 
Narkosemaske | | De Nervenumschneidung 197. — m. freitrans- | . her u. operat. Beh. 618. Be 


a P ” 


arkosovenfahren ar altende, 645 


opak ‚Nierenveränderungen,, Welche können wir 
Narkot i ES E E 
s Nasenbiut rung m.. Chloräthyl TB. 


sehen u. m. Erfolg deuten? 423. — b. Ini 2 
fluenza 748. — Ð: Ruhr 194, , a 
Nirvanol 104. 297. — b. Epilepsie (Pensky) 
:364. —,als Schlaf- u. ‚Beruhigungsmitt, 420. 
Nirvanolexanthem s. Serumexanthem. ar 
‚Nirvägolvergiftung 150..1819. Io 
Nomenklatur, Notwendigkeit neuer -= L 


enkstellung, Bedeut. 

f. Ermöglichung primär. Nervennaht. 1209. 

- Nervenverletzungen, Neryven- u. Geisteskrank- 
‘. ‚heiten, Taschenbuch 2. Untersuchung vl 
.. Cimbal 198.. —, Chirurg, orthop. Arbeiten, 
. . .Behandl. v. — betreffend (Samm.-Ref.) 291. 


-| „_ plantierten Hauteylindern 395. _. 

i Nervenverlagerung u. Gele 

> (Döblin ia. "henza, (Kañtorowicz) 16. 

= ira: ahöhlen, ‚Erkrankung. p; Influenza | 
"Nasonenza gyo, Ohr; Erkrankungen b Ino 


` 


Nasensch iden Ta re e I: Nervöse Erkr. n. Eisenbähnunfäll, v. Horn 545. 
1329, "Cewand, "Verbiegungen u. Behandl. | Nervosität b. d. Juden v. Becker 346. — als Magenbetrachtung 879, ` | 
Fr A rs | Problem d. mod. Menschen v. Oczeret 722.. v.. Noorden 'an .der Arbeit. 270. . | a 


em 


u, 


RT a a 


2 - A Rear Zube 
Er -' vse- or "hen EN ~ -a R En E . IE -. v 
SR? = f ae Be es NEE eier -.. s AK) 2 Fe ann. er u ER NE aA 
Be ae r AR LENNE S i À, dira Dar < RT a 
ST en hen Na: Ir era ~, PENE ne Er PEPUN in a a ws > en 
B 2 _ Er arme H Sa TE NSN —s s ee er & = 
Si WE er Sun fan Bee aa 4 ri RS - i 3 


- 
= ed 

a PANN a 
A ge te 


ne KM 


Nucleinwirkung 1820. l 
Nystagmus `s.. Syringomyelie. —,- Centraler 


i i Novasurol 420. 
| 
f = Mechanismus d. vestibulären 471. . 


Oberarmbrüche, Neugeborener. Behandlung 58. 
Oberkiefereysten, Operát. groß. 1129. 
Oberschenkel, 'hochgrad. Verkürzung 752. 


Oberschenkelamputation, Sitzstock b. doppel- 


E seitiger 987. —, Technik 749. 

y Oberschenkelbrüche 272.: —, Entstehung un- 
o S erwünschter Innenrotation d. Fußes b. — 
a 49. :—, Schiene z. Beh. 1015. = 

Oberschenkelfrakturbehandl., Schiene z. 174. ` 

uy Oberschenkelfrakturschiene 21. _ u 
a Oberschenkelhals, Bruch .d. link. durch Be- 

triebsunfall, Tod infolge Hypernephroms d. 
rechten Niere u. Gehims (Ruhemann) 72. 
Oberschenkelschußfrakturen, Behandlung d. 
. hohen — m. direkter Extension d. centralen 
Fragmente i. d. Gipsbrückenlage TI. 
Obstipation, Chir. Beh. 858. — s. Coecum- 
plikation. —, Spastische u. Volvulus (Neu- 
gebauer) 265. — b. Ulcus ventriculi 983. 
Obturationsileus i. Schwangerschaft 544. 
Ochronose 250. ei | 
Oculomotoriuslähmung, Period. exacerbier. 419. 
Ödem,; . Angioneurotisches 697. —, Angio- 
neurot. — nach Atophan (Stiefler) 927. —, 
Malignes s. Gasbrand. —, Quinckesches 520. 
Ä —, Ursachen d. Quinckeschen 1153. —, 
= ` Regionäres, d. Haut b. Abdominalerkran- 
;: kungen 1320. | po hei 
Ödeme, Entstehung u. Behandlung 544. 
Ödembildung, Hochgradige als Symptom v. 
Kachexia strumipriva 1211. l 
Ödembildungen u. Bradykardie, Eigenart. 75. 
Ödemkrankheit i. Gefangenlagern 988. 
 Ödemilysih, Konstitution 246. | 
Ohrbefunde b. sagittal. Durchschüssen d. Ge- 
=- sichts 721. E | 
Ohrenheilkunde v. Jansen u. Kobrak 647. 
Ohrenkrankheiten u, Militärdienst 721. — 
durch Selbstbeschädigung 127. 
Ophthalmie, Sympath. 295. 
~ Ophthalmoblennorrhöe, Abortive Chemochera- 
pie b. akut. 543. 1015. 
 Ophthalmus pulsans (Weiser) 1002. | 
Opium, Pantopon, Laudanon-Narkophin 270. 
Opiumvergiftung 1049. 
Oppenheim, Herm. + 575. 748. 
Opsonogen 1212. 
Optochinum hydroche b. Heufieber 698. 
Orbitalschußverletzung 176. | 
Organische Erkrankungen s. Psychisches. 
= Organtherapie, Unspezif. Wirkungen i. — 752. 
Orthodiagraphie, Zahlenwert i. 644. 
Orthoform, Verw. i. Psychiatrie 1270, 
Orthopäd, chir. Arbeiten, Neue (Sam.-R.) 1264. 
Orthopädische Literatur (Sam.-Ref.) 490. 984. 
— Versorgung, Behelfsmäßige 195. 
Ösophagoplastik 1271. 
455. — — m. Hautdarmschlauchbildung 
102. 519. — s. Hautschlauch. —, Fälle 
z. totalen 176. —, Totale 368. | 
‚Ösophagotomie 447. — od. Extraktion mittels 
des Ösophagoskops b. eingekeilten Fremd- 
körpern i. d. Speiseröhre u. Bemerkung. üb. 
Carotisunterbindungen 24° 

| = Ösophagus, Fremdkörper 965. 

. Ösophagusatonie (Engels) 209. 
Ösophaguscareinom, Klin. geheilter Fall 444. 
Ösophagusdilatation 199. : 
Ösophagus-Kehlkopf-Pharynxschüsse 196. 
Ösophagusstrikturen nach Verätzung, 

legen e. Dauersonde 1016. 
Osteochondritis deformans coxae juvenilis 805. 
— dissecans m. Berücks. d. Ludloffschen 
KrankĦeitsbildes 1182. po a 
Osteogenesis imperfecta 1018. | 
Osteom d. Siebbeins 1183. ` | 
Osteomalacie 1017. —, Patholog. Anatomie 
911. —, Diagnose 883. — ähnl. Knochen- 
erkrankung 426. — u. osteomalacieähnl. 
Symptomenkomplex, Gehäuftes Auftreten 
222. — s. Rachitis. —, — tarda 1072. —, 


Ein- 


 Osteoperiostitis, 
Osteoplastische Amputation am Oberschenkel 


'Otosklerose, 


—, Z. antethorakalen | 


INHALTS-VERZEICHNIS. 


Schlagartige Schmerzen u. Muskelzuckun- 
gen bei 1070. | 


'Osteomalaeieähnliche Zustände i. Wien 368. 


Osteomyelitis acuta purulenta d. 4. Halswir- 
. bels 101... l Saer 
Fall nach Grippe 222. 


879. 
Osteopsathyrosis idipathica (Haß) 1112. 


Ostitis fibrosa 1298. 


Otalgan 804. 963. 


Oto-Laryngologie, Neuere opt. Hilfsmittel 473. 


. Oto-rhino-laryngolog. Literatur, Neuere (Sam.- 


Ref.) 958. | 

Sympt. u. Ätiologie 126. 

Ovaradentriferrin 221. 3 

Ovarialeareinom, Jahre n. Operation eines — 
völliges Wohlbefinden 495. 


"Ovarialgravidität, Intrafollikuläre 80. 


Ovarialtumor 858. | 

Ovulationstermin u. Brunst 1240. - 

Oxyuren 803. | 

Oxyuriasis 571. 597. 
formis 884. 

Ozaena, Beh. d. genuinen 223. 346. —, Neue 
biolog. Behandlung 150. —, Operativ. Beh. 
857. — — n. Wittmaack 936. —, Operat. 
Verfahren b. vorgeschrittener 49. — u. 
Faraozaena 50. 

Ozaenafrage 494. 


— d. Processus vermi- 


Panaritien. Prim. Exstirpation d Nekrose b. 
Beh. subeutaner 672. —, Schienung 124. 


gedeihens d. Kinder 854. . 

Pankreaskrankheiten (Groß) 811. 843. 

Pankreasnekrose m. groß. Bluterguß i. Bauch- 
höhle, Sekundäre 1014. | 

Paokreasruptur, Isolierte sube. (Neugebauer) 
715. 

Pankreatitis u. Pankreasnekrose, Akute 323. 

Pantopon s. Opium 270. 

Pantoponismus u. sonstig. Arzneimittelmiß- 

brauch 933. 

Papilla Vateri, Resektion 320. 


| Papillarmuskeln, Wirkung 670. 


Paradentäre Abscesse, Sepsis b. — (Högler) 865. 

Paraffininjektionen, Gelegentl. Gefahren kos- 
met. 984. —, Schweres Krankheitsbild 
nach 124. 

Paraffinom, Kasuistik (Eitner) 67. 

Paraffinum liquidum 349. 

Paralyse; Herdartige Spirochätenverteilung i. 
‚ d. Hirnrinde b. — 697. —, Landrysche 
1043. —; Progressive 1181. — s. Spiro- 
ehätenfund 697%. — s.. Spirochätennach- 
weis. —, Vorkommen v. Spirochäten i. 
d. perivasculären Räumen d. weiß. Sub- 
stanz b. — 696. —, Therapeut. Versuche 
39. — u. Hirnsyphilis, Salvarsaninjek- 
tionen i. d. Carotiden 698. —- u. Tabes- 
therapie 1818. —, . Neuere Spirocbäten- 
forschungen 1839. | 

Paramyelonus multiplex 751. 

Paraozaena s. Ozaena. 

Paraphasie 595. — u. 
Symptom d. — 324. z 

Paratyphus, 3. Form 1234. — 
dylitis deform. 
zündung 963. 


anatom. Begründung, 


A. s. Spon- 
— B u. Gallenblasenent- 
—, Durch mechan. Trauma 


ausgelöster — b. e. Bacillenträgerm 646. 
Paratyphusinfektion 395. 
Parotis, Fremdkörper d. — bzw. d. Ductus 


Stenonianus 244. 
Partialantigene, Diagn. u. therap. Wert. 1269. 
© —8S. Lungentuberkulose. —h.Tuberkulose1339. 
Partigentherapie s. Tuberkulose. 
Pathologie u. patholog. Anatomie, Lehrb. d. 
allg. v. Ribbert 989. — d. Person, Allg. 
u. spec. v. Fr. Kraus 597. : 
Pectoralfremitus b. genuiner fibrinöser Pneu- 
monie 962. —, Verhalten b. eroup. Lungen- 
. entzündung 1294, Ä ` 
Pellagraähnliche Hautkrankh. 754. 
Pellagrafälle 754. u % 


Pankreaserkrankung als Ursache d. Nicht- 


"Pharmakologie, Lehrb. v. Poulsson 545. 


Pemphigus eur 18. 
Penisgangrän T . Py 
Pensinpräparat, Wert käuflicher Pan 
Peptor f. bakteriolog. Zwecke 1098. ku 
Perichondritis d. Kehlkopfes n. Grippe 148. A. 
d.  Kehlkopfknorpel, Behandlung 4. 
eitrigen 295. ! 
Perikarditis, Eitrige 1052. 
Perinephritis, Akute, Quelle 
Periosteinschnitte 5. freier 
tation 369. ; 
Peritendinitis d. Achillessehne als Metastase 
v. Angina 1210. - > 
Peritonitis, Ätherbehandlung 77. 221. 1212: = 
— d. diffusen 28. —, Gallige b. schein- 
barer Unversehrtheit d. Gallensystems 195. 
— s. Grippe. — als r 
Narbenstriktur d. Jejunums, Fortgeleitete 
diffuse 195. tuberculosa exsudativa, 
Stickstoffbehandlung 175. — — d. I ried- 
manns Tub. Mitt. geheilt 1096. 
Peritonitisform, Seltene 803. | 
Peritonitischer Kollaps, Intravenöse Dauer- 
infusionen v. Kochsalz-Adrenalin b. 701. 
Poritonsillitis , Resektion d. ob. Mandelpol:. 
Perityphlitis u. Pyelitis (Harttung) 664. 
Perkussion u. Auskultation d. Brustorgane 
1041. Fortschritte (Pollitzer) 606. 
Perkussorisches Symptom z. Differenzierung 
d. einfach. u. d. m. Pneumothorax 
en intrathorakal. Flüssigkeitsergusses 
Perlbänder z. Drainage groß. Wundhöhlen 856. 
Peroneuslähmung beh. d. ostale Plastik 855. 
Pfeifferscher Bacillus b. Influenza 829. 
Pferderäude 754. | | 


diagn. Irrtüm. 988. 
Knochentransplan- 


en 


Pferdeserum, Einfluß antitox. u. norm. — auf 


Infektion d. Meerschweinchens m. lebend. 
Diphtheriebaeillen, m. Mischkulturen v. Di- 
phtheriebacillen u. Streptokokken sowie 
auf Vergiftung m. rein. Diphtherietoxin 854. 
-—, Vergl. Versuche über Wirkung normal. 
— auf künstl. Infektion d. Meerschwein- 
- chens m. Diphtheriebacillen 177. 

Pflege d. Wöchnerin u. Säuglings v. Mann 346. 
Klinische "Theorie u. Praxis a. Kranken- 
bett 126. = 

Phenolophthalein, Unfug 1296. 


Phenovalwirkungen (Gleichfeld) 590. . | 


. Phimose, Schnittführung z. Erfolg 320. 


diffuse 245. 


Phlebektasie am Bein, Genuine 
Diekdarm- 


Phlebektomia cruralis b. infekt. 
katarrh 1013. 
Phlegmone, Chem. 827. x 
Benzineinspritzung 672. — (Subpectoralis-) 
Tiefe 694. —, Wann soll 1. Verband- 
wechsel nach Incision von — erfolgen? 241. 
Phlegmonebehandlung. m. Jodtinkturtamp9- 
nade 153. | es 
Phosphorsäure, Bedeutung f. Muskeltätigkeit 
521. — — — u. Leistungsfähigkeit (Emb- 
den) 732. 
Phosphorvergiftung 908. 
Phototherapie u. Bedeutung f. 
kunde 1183. 
Phrenikotomie b. Hämoptoe U. 
Lungentuberkulose 50. 
Physikalische Therapie (Sam.-Ref.) 851. -9 
Physiologie, Grundriß v. Oppenheimer. 1212. 
—, Patholog. 778. — — v. L. Kiehl 571. 
Pillenzerfali 1340. 
Pilze, Kenntnis d. Gift- u. Nutz- 1013. 
Pilzflechte d. Haut 370. Bee 
Pirogoffstumpf, Verbess. Prothese 395. 
Pirquetreaktion b. Grippekranken 854. 
Placenta, Abnabelung u. Expression (. 
17 Stunden nach Entbindung 827. 
Placenta praevia, Behandlung 1101. 
Placentarlösung, Manuelle 418. a, 
Plantarisphänomen b. Graviden, Kreißenden 
u. Wöchnerimmen, Bechterewsche 1268. | 
Plantarpunkt, Diagn. Verwertbarkeit 803. it 
Plastiken m. Krankenvorstellungen U- Lic! 
bildern 29. | 
Plattfuß, Statische (Vulpius, 107. pa 
Plattknickfuß, Operat. Behandlung 15t. 


. 


d. Ohrenheil- 


einseitiger 


— 


Komplikation solitärer | 


kom- - 


—, Chemische nach | 


— # DPE Pg à = 4 aa RITA ana. 75 TUI -TN aTe mno error Dancem. a 
L at te Wr: Brei Ar we ca Aà $ ys: e PA En une T 4 = ur nn, 
a = . Ex aey, i: N E RL TE N LE EEE 
ORT Pr rA 4 4 jsi \ u A uz ee e i Pa RT- ETAF SENT AAN SEP e N - 
3 ` i <à F 5 DE ar a > MAs - yi Sy a ` 
`ŢȚ < IE 2 > AP : KA S um <y ai \ u FR I Ir r> RL? RN £ sh 
g} Zi UN k ch ERTL AR N EN ae ERS Re 
kn y j Ar N i Sia X Ta w SCENA a Tan, NER AH 
. mL nr ar nA EN rp TŻ. Alert: he ESN Ze \ h IN PP 
pe e 2 x ie nn De s Kerken Er. > >) „Zr, z X2, 
` ` hg N 1.5 63% - - m 2 ys a 
” i pr as Be 5 u, . Tr tA 
- w S e > P ad a un 
r b $ ’ - U ` £ . Dre, fe 3 29 Fy 
\ LEBEN ETNE AAN AS ENTER > A 
- , : > er, E j: S \ í t AST z j . _ Far 3 . a 
SEE INHALTS-VERZ ICHNIS. i | VTT. 
N EICHNIS. EN OXYIT: 


Iysmogra hische: Untersuchungen 149. dianen 320 e Tansvastkalsie EEE FEAR a N 
GB: M He radia ten > gefährlich z. a E alo 520: — un- a putserkratiktuigen i. Kindesalter  (Sam.- SE EOR, 
ne 2... Caron. 419. |, Protargolgelatinebehand] ONONE Re PREIS N E 
Pleur: ones F Wehen) a an wigi d. Gonorrhöe  Eyämie, Otogene u. Sepsis 1209. er un; 
| lol, PIA eE ; 23 Pyelitis, Bakteriologie u. Beziehungen z die 
rung akut. 395. Toteinkörpertherapie b. Adnexerkränkungen fusen Glomerulonephritis 76. — Beh. akut. RR 
Gate, Beurteilung -s. Lungentuber- De Ye ni Sutzündungshemmung 269. —, - m. Neosalvarsaninjekt. 672. ` = Por ee 
Eu a a | I SE ARIENEN I LEE ne Tuberkulose EYPhlitis oe ee sei: en 
N E An itäinfektionen, Traumat. 570. ai (Schmidt u. Kraus) 503. | a De Sen RE 
u it i Technik 1098.  Proteushaltiges Material, Hilfsmittel z. bakt | 7. (Boas) 679, -d Siula o niod Artena 
IE Die al208: 72": > Sir -Untersuchung 172, Br | I hypertro h aM oe handlung.d. BANN Pi 
Ca obliterans. u. Influenza- | P a Uumne, Verhalten s. Fleckfieber-X- sé MIES ee oh 
E ~— exsudativa, Konserva- roteusstämme. — X 19 (Weil-F), Ver- |. Pylorus AUR MEE a SE 
a Therapie 126. breitung agglutinabler 594. 2 = aa = ebigures Bes a > 
3  Eleurii sudate, Seroalbuminöse Expek-  Proteus-X-Bacillen u. Weil-Felixsche Reaktion Pyocyaneussepsis 804° > ` Bee 
o wà -tora Punktion 492; Pb. Fleckfieber 827. Fa | Pyodermatosen i. Krieg Pathogenese 908. a 
s Er Blexusanästhesie s.. Mediastinalemphysem. „rothese, Neue m. direkt. Muskelanschluß ohne Pyodermien, Trypaflavin b. kokkogenen 54 de 
Rn aa Partielle 529i . °. | N a ingen d.. Stumpfes Pyorrhoea alveolaris, Bez. d. Spirochäten u. EDER 
5 - Magens. og rdialer l ? ye . -7y Sr a Dane LT: PTA Rt ger) “4 
| u | gastrokardialeı Provokati onsmethodik. b. Malaria 621. ap antherapig Z. u. and. Mundkrank- Bit 
<umokokken- u. Colistrumitis 778. gu: ani, Stuhl z. Bestrahlung. 597. Pyramidon b. Fleekfieber 247. ATA 
neumonie b, Grippe,- Digitalis .b. 27 | a ein achte be- Pyramidonwirkung: b. fieberhaften Infektions- ~ SEHE, 
ah uTIppepne In NER g e — esen nkhej i ; 7 ae a 
Pneumonieepi denne PN: . Pseudart rosenbehandlung, Bedingungen d. | | Sa 
Be -Hämatologie Adler a AOA T8 u Frakturheilung als Grundlinie 645. | Quarzlampe, Anl. u. Indikat. f. Bestrahlungen aa: 
een U: Kaäzne e Pseudoappendicitis n. Infekt. Darmerkran- m. d. — v. H. Bach-1156 aan Re br 
Eee „eumoperitoncale Röntgendiagnostik 447. 518. kungen 444. 749. Sr Quarzlicht Me: et SEM lizi | BEE 
E aeumoperitoneum S. Abdominaltuberkulose. Pseudobulbärparalyse, Symptomat. 858. Thedering 936, SS veds iModizini DRAN 
= L ambulant. Praxis 1235. —, Methode Pseudohermaphroditismus 599. 621. | ilber an re | Ela 
erstere z : N Quecksilber, Klärung, wie lange — nach a: 
ee stellung”644.7 I: 7, Röntgendiagno- | Pseudoikterus n. Mohrrübengenuß 470. 645, Schmierkuren i. Körper verbleibt (Ma; BR 
Ei, Stik d. Abdominalorgane 832. | ‚ Pseudoparalyse, Syphilit. 325, - heimer) 1064. p lbt. ( an- Be 
a auhorax Anwendungsgebiet d. künstl. | Pseudosklerose 299, Quecksilberbleilot-Vergiftune 1342. | Be 
Bi Ben 6. ~> Künstl. 544. —, Neue Methodik ‚de Seudotumoren, Abdominelle 804. 855. | Quecksilberverbindungen "Biochem. Unter A 
Be: pg Megen d. künstl. u. neuer einf. Apparat || Psychiatrie, 100 Jahre v. E. Kraepelin 804. —, Suchungen 1271. e Ber 
Be a op. Resorption v. Stickstoff u. Luft | _ Lehrb. ~v. Bleuler. 273. Quecksilbervergiftung nach antivaricöser Su- iR 
Be, - Künstlichem 1232227 5: ı Psychiatrische Familiengeschichten v. Jürger blimatinjektion, Tödliche. 193. | HE 
1 mothoraxtherapie 1040. 370. _— Forschung, Ziele u. Wege v. Querschnittmyelitis, Luetische 324. nr 
neumotyphus, Z. Klinik (Lowy) 796. ' _ E. Kraepelin 804. | | SA E 
; Ocken u. Impfwesen, Geschichte 520. | Psychisch verm. Einwirkungen -als Ursache i | a DER 
 „ockendiagnose, Exper. 644. , | p, Psych. Erkrankungen 594. a | Machitis s. Krieg. —, Künstl- Höhensonne b. N Er 
| Ockenschutzimpfung, Dürfen Tuberkulose d. | Psychische Erkrankungen n. akut. Kohlen- 121. —, Spätrachitis — Osteomalacie 1154, Ft 
en Üterzogen werden? 594. - oxydvergiftung 1210, — Störungen nach — tarda 399. 780. — Osteomalacie. a: 
SS Poikiloeytose m. Retinalgefäßanomalien 700, Gasvergiftung 174. — — p. Grippe 75. — ‘m — u. ‚Schlattersche Krankh. 1295, Ay | 4 
> 0.lomyelitis 1l. Heer 123 \ — d. Hirmverletzten 1210. "Verbreitung u. Ursachen 220. 251. Gm 


i Psychisches u. Psychotherapie. b. organ. Er- 
Wr olyeythaemia 'rubra, 49. krankungen 270. — Werden u. Ver- 


Polycythämie M rehen. 173. 
er Strahlenbehanaie: Be an, drazin Ar Psychische Wurzel, ‚Dreifache d. hysterischen 
Be» olyfango (Grube) 1087 > Srapie 805. Krankheitserscheinungen 195, ` 

. Polyglobulie “u. Polverthäni. ` Psychoanalyse u. Psychotherapie 855. — = 
PANS olymyositis acuta u. pe 328. | ‘ Technik u. Grenzen 989. 

2 olyneuritis RE Ar ‚„AlCüinose. 394.  Psychogene: Schmerz. n. Nervenverletzung 124. 
ni 7 Fleekfieber 49. tberiosklerose.. — ‚nach | Psychogenie, Verkennung d. — vy. Deformi- 
RE 1209, _ Hm Hämatoporphyrie m. | täten 962. | 

Ee, periphere 966° ungerödem 701. —, NYM. | Psychographismus u. s. Folgen (Stekel) 1197. 
ni Salvarsan Toon < Peralis toxica 446. | Psychopathen, Beurteilung. jugendl. 154 
ton 129, — nach Wundinfek- | Psychopathie d. Revolution 934, - 

4 Polynykturie & ZEN ' Psychopathien 697. | 
=” Sa | Psychopathische Höherwertigkeit, Gibt es eine 
0. | 


Radialislähmung 986. —, Cerebrale 1018. —, 
Neurot. n. Neosalvarsan 694. —, Sehnen- 
operation b. irreparabler 696: 828. — S. 
Schnentransplantation. — s. Sehnemver- 
pflanzung. 

Radium, 6 Jahre 102. — u. Mesothor. f. Me- 

-~ diziner, Physik u. Chemie d. — 26. 50. 71. 

Radiumbad Oberschlema 544. a 

Radiumbehandlung 224. — aligner Tumoren 
i. d. Gynäkologie 396. BEE 

Radiumtherapie, Grundriß. v. Gudzent 698. — 
s. Radiumbehandlung. —- p. Uteruscarei- 
nom’ 1042, l N 

Radiusbrüche, Funkt. Bewegungsbehandlung 

typischen — a. anatom. u. physiol. 
Grundlage 1153. - 


mW} . rd 


E 0. yserositis qog Der gewichtsschwankungen. 
Be Forencephalie 965, 


— 


' Psychosen s. Grippe. —, Klin. Zusammen- 


E 


© Ollomanie 546. > BE: | AOTEA z | 

N E ; ehörigkeit d. symptomat. 173. *—, Medinu- ` Radiusfraktur, Beh. 1270. 

BR: Ü En Re Röntgenphotographien, Direkt auf- | Rn 987. es Ungewöhnlich- perio- Rasselgeräusche, "Verbesserung e, Modells z. Br I; 

een SSE ii ee DEN. 42 di jaN A - zeugung künstl. — f. Lehrzwecke 1338. l 

Potenz. P Q dische 174. —, Verbindung endogen. u. ex , 2 | 

Er s 67 Sych. Störungen d. männ]. v. Steiner ogener Faktoren i. Symptomenbild u. Pa- Rassenhygiene, ‚Berliner Gesellschaft 248. — 

z EEE TF ER thogene d. — v. Seelert 1521. | (Sam.-Ref.) 13. | 
Rassenhygienische Maßnahmen 151. 


BGH Präcipitinm ethode- S. Fleisch, 


Psychotherapie u. Hypnotismus, Kursus 103. 


= — s. Psychoanalyse. Ratschläge f. d. Niederlassung d. Allgemein- 


Ee Erir: es. d. Ä ) 
Praxis, ag, oe 105. 299, 398, 448, 573. 675 | 5. Niec 
ra $ Ptosis d. orbital. Tränendrüsen, Hereditäre 748; arztes 5. Niederlassung. 


ps A. d. ärztl. 610- 908 E 

S = "verkauf Yol 8]. gt. - Puerperalfieber, Tödliches d. Bacillus phleg- | Rauschbrand: 172. 367. 473. — d. Tiere 594. 

DESA s 6a unktion d. ‚Lunge 'Tödl. Bl tun OR mones emphysematosae Fraenkel ohne vor- —, Tierischer s. Gasödemerkrankung. | 

I N ABEN ausgegang. inn. Untersuchung 830. Raynaudsche Krankheit 622... — — u. Hy- 
| sterie (Sieben) 712. 


Puerperalscharlach_d. Rekonvaleszentenserum 
geheilt 855. 20 
Pulsfrequenz s. INörperlageveränderungen. 
Pulsionsdivertikel d. Ösophagus 1128. — d. 
Speiseröhre u. Beh. 806. 
Pulsunterschiede an beiden. Speichenadern b. 
verschiedenen operat. Eingriffen 320. 
Pulsverlangsamung s. Influenza. 
Pupillarreaktionen, Myotönische 700. 
Pupillenbewegung, Myotonische 988. 
Pupillenstarre 547. , Isol. reflekt: — b. ge- 
sund. Erwachsenen als. Ausdruck v. Lues 
congenita 269. —, Traumat. reflekt. 880. 


i -Prog Rn AS DANES rz- 
poaa ilvandorng 595.7 Brugsch 128 
< lapsgefüh] ‚ohne Prolaps- als 
pee 369. 671. 880. P 
WS vo montoriifixur 177. er | 

vesitti d. medizin.-klin. y. Küjp 
on ssüungen über — v F, Mag- 


Progr älsleben 1238,0 | 
Sn Ragi BOrEophe 544, Beh im 

Chirargie slorlum-Bestrahlung 19967 
- Prostatektomie 1 > Häufige Mehldiaen. 907 
o bitung gern; Y- Chlorcaleium z. Ver. 
= Dubischer — Een Blutungen b. Supra- 


Reaktion n. Salvarsan, Spirillotoxische u.arseno- = EEE 
toxische cerebrale 1319. ae 
Reamputation, Notwendigkeit d. Vermeidung 
d. — u. ihr Ersatz durch d. Steigbügel- 
methode 172. f 
Rectalgonorrhöe ‚1097. 
Reetumcareinom 447... az 
Rectus, Soll d. — durchscehnitten- od. yer- 
Schoben werden? 1268. — abdominis, Seit- 
liche. Verschiebung d. — statt, querer 
Durchschneidung b, Freilegung d. Gallen- 
wege 804. _ K 
Reflexe, Auro-pulpebrale 268. —, In d.. Neuro- a 1 


Kricgserschei- 


“ 


scher- — pe “m í Pupillenstörung n. Grippe 570. - | | Br 7 
RER Ze lechnik d. me- Purpura variolosa s. Blutbefunde. - - logie hauptsächlichst angewandten 345. Kar | 
pe, ‘ T ia Z, F. ps ia A ut z x aN - es i 
T R, Fi » aara EARR EER, (a } r 4 Be. RER 
Te ee N, Digitized by G JIQ) h 
1 ; ER . z s - ' i 3 K 


Zx 


Reflexphänomen, Eigenartiges 907. So 

Refraktometrische: Abbau-Studien (Paneth) 898, 

Regeneration b. Menschen 100. 294. 670. — — 
(Gefäße) 1153. > s. Nerven. l 

Regio infratemporalis u. retromandibularis d. 
eins. temporär. Unterkieferluxation 595. 

Reichsversicherungsordnung, Kritisches 803. 

Reinfusion v. Eigenblut b. Extrauteringravidi- 
tät 1042. ` 

Reinigungsmittel, Wirkung 49. 

Reizempfindlichkeit d. Haut 907. 

Reizgasvergiftung, Exper. Pathologie d. 674. 

Reizleitungssystem d. Herzens 847. 397, 521. 
546. 572. 594. Sn 

Reizserum, Konservierung u. Versendung v. 
spirochätenhaltigem — i. Capillarröhrchen 
zwecks Luesdiagnose 827. 

Reizstoffwirkung, Heterologe — auf System- 
bzw. Geschlechtsmerkmale b. männl. Ka- 
ninchen 646. 

Reizungen a. .freigelegten menschl. Nerven, 
Elektr. 270. © 

Relaxatio diaphragmatica 934. 

Rentenfeststellung d. Kriegsbeschädigten 1039. 

Rentenkampf-Neurose v. Bresler 647. ` 

Rentenversorgung ,d. Psychopathen u. Neuro- 
tiker 895. 

Resektion od. Gestroenterostomie 909. ` 

Resektionen a,`Kardia, Zwischenschaltung c. 
Dünndarmschłinge b. 645. 

Restkohlenstoff d. Bluts b. Gesunden u. 
Kranken 778. | 

Reststickstoffgebiet, Systematik 445, | 

Rettungsgerät auf See v. zur Verth 273. 

Revolution, Ärztl. Gedanken zur — 344. —, 
Z. Psychologie 721. 

Rezeptur f. Studierende u. Ärzte v. Grön- 
berg 1041. - 

Rezidive n. Operation d. ‚schrägen Leisten- 
bruchs u. subcut. Ver agerung d. Samen- 
strangs 1155. 

Rheuma, Gicht u. Ischias, Formaldehyd- 
niatriumbisulfitlösung b. 963. 

Rheumatische Schmerzen s. Kacepe-Balsam. 

Rheumatismus nodosus 104. | 

Rhinitis vasomotorica, Gehäuftes Auftreten 963, 

Rhinogleit s. Rhinopharyngitis. 

Rhinopharyngitis, Behandlung m. „Rhinogleit“ 
(Bochner) 1234. 

Rickettsiafrage 719. 


-= Riesenempyem d. Pleura, u. Lehre v. d. | 


Dextrokardie (Vogt) 517. i 
Riesenwùchs, Partieller 724. 
cephalie 720. 


Rigor als postpatoxysm. Erscheinung b. Epi- 
‚ lepsie 935, l MR 
Rindviehzüchter, Nördlichst, (Sokolowsky) 213. 
Ring, Entfernung d. eingewachsenen Mayer- 
schen —es 396, | | 
Ristin b. Krätze (Cube) 213. 
Röntgenamenorrhöe, Abhängigkeit v. Men- 
struationscyclus u. Dosis 570. 
Röntgenaufnahmen, Raumbezeichnung 269. 
Röntgenaufnahmetechnik 545, 
Röntgenbefund d. Ösophagus, Übersehen u. 
Vermeidung 295. . i 
Röntgenbilder, Entwicklungsreihen i. — v 
Hand, Fuß u. Ellbogen i. Mädchen- u. 
Knabenalter v. Akerlund 446. —, Lesen 781 
Röntgendiagnostik d. ar 
Pneumoperitoneum. — m. künstl. Gasan- 
sammlung i. Bauchhöhle 594, —, Pneumo- 
peritoneale 245. — m. Sauerstoffüllung d. 
BR Peritonealraums 8. Abdominaltuberkulose, 
Röntgendosierung i. d. Univ.-Frauenklinik Er- 
langen, Biologische 173 


Röntgenkunde, Lehrbuch v. Rieder. i 
thal 396. ` uca v. Rieder-Rosen 


Röntgenlehre, Handb. v. Gocht. 


Röntgenologie, Hocehschulunterricht 197. 
Röntgenologische Beobachtungen am Duode- 
num ; 


Röntgenspezialisten od. Spezialröntgenologen? 


Röntgenstrahlen, Fortschritt , . 
‚(Sam.-Ref.) 930 e a. d. Gebiete 


—, Prakt. Methode Z. 


— — m. Dolicho- | 


- Riesen- u. Zwergwuchs (Berblinger) 1029, | Rund- oder Ran 


Abrominalorgane s. 


Salvarsanallergie 221. 


INHALTS-VERZEICHNISB. 


' Messung harter 54. —, Sensibilisierung 25. 
—, Bestimmung d. Wellenlänge homogener 
— auf element. Wege 1039. 


Röntgenstrahlung s. Wertigkeitsquotient. 
Röntgentherapie, 


Organisatorisches (Holz- 
knecht u. Pordes) 407. 


Röntgentaschenbuch v. Sommer 1071. 
| Röntgen- u. 


Radiumtherapie, Handb. v. 


Wetterer 936. | 


Röntgentiefentherapie, Bewertung 5422. — b. 


Myomen u. gutartigen Blutungen 674. x 

Untersuchunsen üb. — a. d. Frauenklinik 
Erlangen, besonders b. Dosierung b. Car- 
cinom 172. 

Röntgenuleus 199. 

Röntgenuntersuchung d. Magens u. Darm- 
kanals unter d. Citobariumkontrastmahlzeit 
1236. — Schwerverletzter u. Extendierter 
i. Krankenzimmer 26. 

Röntgenverbrennung d. Bauches 780. 

Rostock, Ärztl. Demonstrationsabend 324. 422. 
497. 1018. 1043. 1185. —, 500-Jahrfeier d. 
Universität 1325. 

Rotation d. Wange v. Esser 322. 

Röteln ähnl. exanthematische Erkrankungen 
ù. Blutbild 470. : 

Rotlichttherapie 151. 

Rückenmarksbetäubung, Ausführung 123. 

Rückenmarksläsion, Transversale 270. 


, Rückenmarkstuberkulose 104. 


Rückenmarkssyndrom n. Schußverletzgn. 1211. 


. Rückenmarksverletzungen 546. ` 
Rückfallfieber 1271. — i. Heimatlazaretten 394. 


—, Übertragung d. — u. Fleckfiebers 719. 
—, Salvarsan b. 1296. 
Rückgratverletzte u. Gelähmte, Pflege 345. 
Ruhrbehandlung (Schneider) 589, 
Ruhrdiagnose, Bakteriolog. (Jötten) 614. 
Ruhrimpfstoff Dysbäkta, Boehnckescher 469. 


Ruhr, Behandlung (Rautmann) 119, —, Beh. 
d. Appendikostomie 544. —, Operat. Be- 
handlung d. Appendikostomie bzw. Cöco- 
stomie 269. —, Behandlung i. Elberfelder 
Krankenanstalten i. Sommer 1918 (Klein- 
schmidt) 437. — s. Darmverschluß. — 
Disgnostik s. Agglutinprüfung. — i 
Kindesalter, Toxische 988. —. Mutaflor. 


behandlung 698. —, Percutane Schutzbe- 


handlung (Petruschky) 864. —, Kreislauf- 
störungen bei — u. Behandlung (Cobet) 
45. — s. Nierenveränderungen. —, Serum- 
behandlung d. bacillären (Schittenhelm) 33, 
—, Toxische (Cobet) 95. 


goonbohne, Indische 325, 1273. 
Rundzellensarkom d. rechten Darmbeins 1017. 
— d. Pleura 520. 


Rupia syphilitica 699. 


? 


Saccharin, Kontrolle u. He 
Beyer 175. 
Saccharosebehandlung d. Lungentuberkul. 369. 
Sachs-Georgi- u. Meinicke-Reaktion, Kany — 
Wassermann-R. ersetzen? 1267. Sachs-Ge- 
orgi-Reaktion 1295. — Prakt. Fragen 1294. 
— 8. Syphilis. —, Bedeutung f. Luesdia- 
„ gnostik i. Kindesalter 880, ' 
Sachverständigentätigkeit, Militärärztl. — b. 
PSatzwesen u. militär, Versoro 
Nocht 1238, nn 
Saladini de Asculo compendium aromatario- 
„um v. L. Zimmermann 882. 
Salicylnebenwirkung 1235. 
Salvarsan, Dosierung 495. — s. Hirn 
— 8, Reaktion. 


rstellung v. — v, 


schwellung. 


Salvarsanbehandlung, Was ist hb. 
achten (Fabry) 1200. — S. 

Salvarsanexantheme 1267. 

Salvarsanfrage 294. 344. 493. 

Salvarsanpräparate, Nachweis  gefälschter 
1236. —, Neue 51. 

Salvarsanprophylaxe 805. 934, 
1070. | 


— zu be- 
Syphilis. 


— d. Syphilis 


Salvarsanschädieun 3 
hütung 1124 s 


Entstehung u. Vor- 


—— m_a = 
In EEEE ETT SAAD ASE nn nenn nn nenn. 
aee a a 


Salvarsanschädigungen, Gibt es — d. Hör- u. 
Sehnerven? 220. 
Salvarsantherapie 272. 
Salvarsantod? 808. o. 
Salvarsantodesfälle, Kritik 295. 
Samenstrang, Verlagerung 1155. 
ns chron. 
kungen 1185. i 
Sarkon. d. Coecums 447. — d. Dura 1128. —. 
Großes d. ober. Tibiaendes 1018. 
Sättigungswert d. Nahrung 344. 
Saturnismus, Ulcus ventriculi u. 
Nervensystem 626. n 
Sauerbrucharm, Bild. d. Kratt T h. — 854. 
Sauerbruchprothesenträger 447. 
Sanerstoffanwendung, Dringl. Gefahren b. d. 
gebräuchl. ärztl. 1125. 
Saug-Spülbehandlung akut. 
ohne Rippenresektion 395. 
Säuglingsernährung s. Milch saure. a. 
Säuglingsfürsorge 1. 547. —, 9 Jahre durch 
ebammen 778. — Auslesebedeutung d. 
1818. 
Säuglingskunde, Ratschläge (Fuhrmann) 537 
565. 


Gelenkerkran- 


vegetat. 


Pleuraempyeme 


Säuglings- u. Kleinkinderschutz 18. | 
Ssurlingeckorbut Häufung i. Großstädten 
(Knöpfelmacher) 94. 
Säuglingssterblichkeit i. Deutsch - Ostäfrika, 

Bekämpfung 221. —, Auslese u. Konstitu- 
tion i. Bedeutung f. d. Bekämpfung 826. 
Säuglingstuberkulose 1157. l 
Säureagglutirfation v. Bakterien 368. 
Säurebildung i. Muskel, Postmortale s. Toten- 
starre. ar 
Säuregehalt d. Nahrung, Bedeutung a. Eiweiß- 
bedarf 319. 2 f 
Säuren, Carcinolytische organische. —, Carcino- | 
lytische 1820. 

Scarification s. Wunden. E 
Schädeldefekt n. Schußverletzungen u. Folge- 
zustände (Stern) 65. 
Schädeldefekte, Plombierung 369. 

Schädelperkussion 29. 

Schädelplastik 671. 

Schädelschuß s. Sprache. 

Schädelschüsse (Veiel) 1217. —, Geschlossene 
Behandlung 222. —, Spätfolgen u Nach- 
behandlung 372. ER 

Schädelschußwunde, Versorgung d. frischen 
durch primäre Naht 222.. | 

Schädelverletzungen, Spätfolgen u. Behand- 
lung 447. —, Objektiv. Symptom 197. 

Schallmayer, Wilh., F 1236, 

Schanker, Aolan b. weich. 750. _ 

Scharlach, Auslöschphänomen 1297. -—, Re 
konvaleszenten-Isolierung 779. 

Scharlachempfänglichkeit 543. 


' Scharlachfrage 1239. 1271. 


Scharlachphänomen, Diagn. Wert d. Rumpel- 
Leedeschen — 1267. o 


Schauta, Fr., + 247. 

Scheide aus Dünndarm, Künstl. 445. N: 

Scheidenbildung b. angebor. Atresia vaginae 
445. 696. 


Scheinbruch d. seitlichen Bauchwand 104. 
Scheintod 1267. 


Scheintoter, Beweg. d. Körpers — z. Wieder- 
belebung 909. 
Scheitelgegend, Kriegsverletzungen 174. | 
Schenkel- u. Leistenbrüche, Operation v. — V- 
Laparotomieschnitt aus 696. 
Schenkelhernie 447. —, Stielgedrehter Ova- 
rialtumor links, Tubenruptur rechts, unter 
d. Bilde einer linksseit. eingeklemmt, — 27. 
Schenkel- u. Leeistenhernien, Operation v. La- 
parotomieschnitt aus 395. 
Schieloperationen auf beid: Augen 806. 
Schilddrüse u. Wärmeregulation 628. BE 
ar u. Behandlung d. nervösen Schlaflosig- 
keit 152. | 


Schlafkrankheitsforschung, Ergebnisse d. deut- 
‚schen 719. 


Schlafzustände b. Gehirntumorkranken, P erio- 
dische 222, | 
Schlangenbiß 1097. 


Schlattersche Krankh. s. Rachitis. 


X e ze . u. 5 en Sag Pi ž Ti n ` I r : ` 
a : _ 3 ` * . i BR b N. 


P nd 
wer, oo. “nr Be + 
`. Tr KA Hea H 
sn = se Se AR 
s: erar, À - SEE i 
jevi ' i ' F 7 “ Fra j y 
ey ee ES EN aan > +a‘. 
re N . SEE. se & re É re = y ~1 : = E ` 
ex a: z Br IE . y 
: 3 REN - OA . 2 w5 E. 
Pe ar Be N. a, G ad) re. u N i oo "i T ei 
Pe = Tore r ? a o ze er = 
Sae T EN = K aNs Ek : Ra : t, 
v ER Eon N TE . o ; - Bra nn a a a ane S a DE 
ne: å T a E E a er a: % e K : Ps Dz ER, = E Be . Pr E j ER RR e Piz -. > n a r , P g a K > e ne - A z D J ty 3 
DAE k Be Pr De . NE che B e EEr“ ' - & ` f bd ER a ” $- = ‘ £ $ = te te Pd - ” a x r =i 4 r / a 
jna ` a e Sar E % doy = E ee, 4 .. = j .. au Bar i 2 4 a s er eo er BER Ze pr. j a Da ” 
En - E er x 5 > s B á . . $ B a o: =, u > . a z ` . Bi 
ta š ` ER Pe volle an or a F a $ f $ > Ai . u I . i , r F 3 , f . 
ig we a A ne Tra 5 i ` ; S p Nie a % . $ Pr ER: i uns . BE ` T aa RT E Pre BSR . 
re Ei ns $ Be “Sea Sr T a g ae le, x Pog - s \ l . , A en p ae k kys 
r we 4 Vo, ze N Se a F BR = + k : y x 5 - ze = . Ty a I ra 3 i ' kaS . L} ' 3 oa. $ 
M Eta x ie . E . i ` x ne 5 .n i .. 5 z 7 L s . e` er ` Š . di i 
T t ® - 2 ’ n ? [ ; P Beer RE MER: zu Day 2 ‘ fa a 
are s ao ö 7 pannen TER x g p H > — à f rn. 
$ ` t = > ; - $ p i 
s u | 7 - . j - 2 TE) u 
> D Dy ` 2 2 Boyz 
LANN f 
- g f 
4 d 


E27 Sohlottergelenke Big, 0, id: Versor}. Selbst doa T e IE de o ae © ME T 
2, gung 594. —, Pseudarthrosen v a. Knochen- | Se bo a, küne. 465; | SOzialisieruig d. ‚Arztl. Hilfe (Agricola) 884; ` PIRES ji: 
S Schußverletzung 698 E an Sensibilitätsstörun el i ana vann | Sozialhyg. Zukunftsaufgaben 493 e a I. > Fer e 
E > n Kane a za to aaa arsstürung d;  Unterextremitäten. n.. |. Sozojödolnatrium: > : en A CASE Ei: T Der as 
u a eschwerden, Lange. Gritfelförtsätze, ee Schädelschuß, Oortieale' 697. ` —. S; Ischias: | Spaltlampenmikröskete d. lebend. Auges 1919. ° Bi, i A 
"= Söhluckreflex, Auch A vi Angi iis y | pls. 276 on Polavontären Abscessèn.| Spanische Kranki e i d. Frauenklinik 345.. 0 RAe 
E diagn Wert 1210 78. OTT Ve Auge ads u. |, = ED 866. iolog erel b. Puerperal..29. -| Spannbügel 2. Extensionsbehandlung 1831. Rn BL. ae Rs 
ae S aa 9... i] Depsisfall,. Bakteriolos. y, hämatolog. 'Befun ungspneumothoñax.. s. Eventim 4. EEE er 
ne . on handlung at E todi odela) aaae. at Magen Pneumothoiax.. s, Eventration di... M o RE MINER 
= v usse'bein: u..Rippenschere 1 82; 7.5 | ‚Septikämie Hämorrhag. s Influenzapleuritis. | g asmalgin b. Ma endarmaffektionen 968, : a 
= Q rzlinderung b; :Geburtar ana 0.1 onnaa ı omaag. s. Influenz 1S. | Spa A maffektio 968. - | Beh, 
CSS Benmehalinderung b. -Geburten 1073. | Serodiagnose. d.. Syphilis .m.: d. "Ausflockungs- ee Teniotomic: a On DL fort- 1.» 
A R Schni A Medialen. u oeni t 402. AON, Ae Prognose 1. Ther. d. Lues 1183, . bestehender. — q. spast.. Lähmungen ~“ Ei f o 

Poat o 4 Dere Y; Z. 8 „den u. über- |. Serodiaenasti ds ili Baan Ae a 8 i e Fr A f 4: REREN T 

E. Oin Kniegelenkeröffnung 1098. re „a OSU] Syphilis 298 ‚— 8 Au ‚ Krause) 125..." 2 l a 


; S l i a TRE o 
zu a | ‚Hockungsmethöde: — — m. Ausflockunes- | an, hilie 1457; -0 22> era. DE er i 
.  Sehnittführung b, Gällenwegeoperationen 395. | i "908. — — m, | gpasmophilie 1157; el an.“ 


er allenweg reaktion nach Sachs-Georgi 908. — — m. | S asmus b. Magenverletzuns 470. n ERBE =]: AR 
a e Senrapne „ügelsteckschuß .i, Atlas | &. Sachs-Gepigischen Klockungsmethode |. Spastische ‚Phänomene u. typische Bulbus- BUREEE 
| hr ondesal erv., Singer .1041. ” a, ee deformität b. Duodenalgeschwüren 196, e T e BAR 
= Behularzt. 101.42 m. i erea tieten nach, Magnesium Spätapoplexie, Traumat. 8037: - | f, n? 


|- Spätapoplexien nach Unfall (Engel) 79. - 
'Spätlues, Behandlung, insbesondere: d. Aortitis ~ 

"Pypallis nach Meini m 819.: `| a, QWea (Schottmüller). 157. ee 

Serumexanthem u. Nirvanölexanthem 619. i ‚Spätmeningitis ‚nach Trauma 345, te 

Seuchenbekämpfung 598. 719. 802, - Ausbau Spätrachitis 780.. —, Gehäuftes Auftreten 778. 

_. 517 =, Neue Wege 572. 622, 673.. ER —, Verzögerte Frakturheilüdg b. 965; > 

Sexuologie, Probleme u. Ziele 1125. ° | Spechtschlagrhythmus - b. schweren: -Grippe- a. 

Sexualfunktionsstörungen (Sam.-Ref.) 876. ‚ kranken 09, 0. T. 


= Schularztfrasen B4B, :0 ee = - la kti ‚Lues u. Careinam 10: = 
en ‚Schulgesundheitspflege 478. Ci ae Be a U. ae ne 


. auf Syphilis nach Meinicke 49. 


e, i b 


Sn aufnahinen,. Technik d- axialen 1039. 


e 
& FE un 
se es NUR“ 
ir A ln A 


” De A 
-i ex o- rn 
Lama 

~ 


| o Behußneuritis-d. "Medianus m. Vereisung: be- 


handelt 1188, —; Behandlung .d. :Nerven- 


s 


Tm æ te, 


sarn A 
N X 


| syphilis 518, S a i a 
„Silbersalvarsan 28; 79, 545, 647- 987. —, Er- | - 
~ fahrungen (Goldberger) 955. — u. Biologie 
d. Menschen: u. Kaninchensyphilis 220, —, 
Schwere Erscheinungen nach — s. Syphilis. . 
` b. Lues’ d. ‘Nervensystems 806: —, ` Neben- ` 
 wirkungen 1819. °> | ns 


ir usschaltung 51," TE Shakespeare “u. Medizin seiner Zeit 473, . Speculum, ‘Neues -selbsthaltendes 0 T ne 
‘Schußverletzung-d, Cava inf. 125, > d. Her-- Shock 880. -> >? EHEN FR Speichel Ablaufen durch Nase.498, t: 
S n. e et ‘Silber, Desinfektiönswirkung d. Kolloidalen u: Speicheldrüsenfistel 0 a I, i p : 
chüttsl? rust eine Fabel. 1070. | ignung z. Typhusbehandlung‘ 270, u; Speicheldrüsenverdickung: b. Kriegsteiln. 1125, fi 
uttélfrost 5- Urobilinogenurie BR, Silbersalvarsanwirkung auf © "Kahinchen- ; Speiseröhre, Fremdkörper i. 367. .—, Röntgen- Mr 4! 
chutzbehandlung, :Percutane s. Ruhr. we BE ) ; IE 


‘, diagnostik b. Divertikel d. — (Keppler u... 
‚ Erkes): 4890. nl a ae Ra Er A 
Speiseröhrenersatz, Techn. d. antethorakal. 323. -< Br 
Speiseröhrenerweiterung, Z. Kenntnis d. diffus. = 

- — durch chron. Kardiospasmus: 1097... 0. 
‚Speiseröhrenverätzungen, . Sondenbehandlg. Di Be 


OTa me _ = er, = 
TE Nee TEN 
nr N SED ENGE Er Deu Zain. 


Ale. 
= ; 


frischen: 173: 


, Seh wpockenlyinghe, Keimfreimaching 1096. |. 


waċhsinn, ‘Exp. Nachweis b.: Erwachs. 578, - Silbersalvarsaninjektion,. Technik 1340. 


re asinn, ‘Ex i | | Sphincter ‚vesicae intern., Krampf (v. Zeissh)Ësti. >t E o 
an Schwangerschaft, “Geburt u. _Wochenbeit. i. | Silbersalvarkannatrium 396. 1296- — (Kreibich) | Sphincterplastik 519, PR A a a k id: 
ei Deziehüng. 2. Grippe 103. ‚—, Gleich- | 165. — u. Dosierung d. ‚Salvarsans 1069: ` Spina bifida- occulta, eine Kontraindikation u 
et 8e extra- u. intrauterine 1237.. — s. 1096. —-,: Klin. Erfahrungen 1101. — s. ‚gegen Lumbälanästhesie 855, Ba SRE R 
ni Sehe, PRE 778e Inf uenza. _ © |. Syphilis. ~- Wirkung auf Drüsenschwel- Spinalparalyse, Spastische 324, u S ri = ' aa | 24 ce 
me Mangerschaftserbrechen, Beh. 749: —, lung 1071...’ > | De - Spirochaeta icterogenes (Uhlenhuth u. Zuelzer) _ | r A 
Se kwe aspülung gegen 909. 1340... Simulation, Diagnose durch Baranysche Lärm- |. .1301. . i We SRE EEI Ea 
C ‚nserschaftskomplikation, Ungewöhnl trommel erzeugte - Lidreflex 471. = & | Spirochäten i. Paralyseherden 806., ee dar: 
AL OBOTSC. ‚altsmyelitis u Schwangerschafts- Ischias. Zen Ze © > "| Spirochätenbefund i. Cervicalkanal u Colpitis - do (A ğ dot 
Se „cephalitig. 1295, u > | Simulationstrage 12... : 0.00% | g „emphysematosa 18. ©. | or 
= Iunnserschaftsniere u, Eklampsie, Behand: ‚Singultus, Luminal b. cerebral. 548, ~ -| Spirochätenbefunde i. Gehirn v. Paralytik: 173. | gr, 
.- Solwar, 18. — u. ‚Kriegsnephritis 395, ~ „o | Slnusthrombose, Otitische 91. > ‚| Spirochätenfund p. Paralyse 697. ae 0: EEG Fr 
* Schwan: „Schaftsreaktion,. Kottmannsche 369.:| Sistomensiri 28. | = _ + SPiröchätennachweis b. Paralyse 828. EE E E Aa MO 
gymer s chaftstoxikóse: d, Nervensystems, | Situs inversus totalis. 25. — viscerum in- Spirochätenuntersuchung Da die ur e U N. i 
u Pepjomenbild, auf Basis leicht. physiolog. versus 858: — ` . | Spirochätenverteilung i. `d. Hirnrinde, Herd- Scy 0 CEE MERRE EE 
a Shwari oe ET Situsübungen a. d; Leiche v. Pfitzner 846. 1° - artige. s. Paralyse, ne E NE E poo 
2 a iy chaftsunterbrechung . Syphilis u. | Sittenpolizei, Neuördnung 3867. , | Pplanchnieusanästhesie b. chir. Eingriffen ù. IN m 
Sch 1155.. ee Ss Sklerodermie 176. 966, —, Partielle b. schwer. schmerzh. Affektionen d. Bauchhöhle 1098. | Ka RN pil 
ak yarzWwasserfieber 1156 KA 


kachexieähnl. Allgemeinerkrankung 1186. | 9 —, Erfahrungen-.m. d. Kapisschen 1286, 


—, Soll man leben: | 


Es) Blut überleiten? 345, .— Ther. 855, Splenektomie S.. Tumoren, milzähnl. .. u pa nu H 


H 
eiß | ya, .—, . —; Beziehungen z. Erkrankungen d. endokrin. | omie s.. \ in 
Schwenden., 0801 b.-224, '" | ‚Drüsen 1819. nn . | gpondylärthritis ankylopoetica 599, et | i 
"‚Secalen art, Efinner, a. Simon (Saul): 725.. |- Sklerose, Multiple 751. — _—_s Auge. —, Beh. | Spondylitis, Albeesche Oper. b. 'tuberk. 990. | 
Tenosin  Tenosin) (Lipschütz) 1122. — s. | d multiplen m, Salvarsannatılar (Kalber- | — deformans b.' Paratyphus AM: / iz 
ER m a a a a . | Jah) 792. —, Selten. Fall v. multipler. spondylosdesmie 868, 00 OR | a 
Soetio TSatzmitte] S. Styptysät, _ ee (Hillet) 1092,  —, Spirochätenbefunde b.: Spontanfrakturen, Häufung nach endem.. auf- f = 
Sedativa 3 ea, :Zwei seit. "Indikationen 1014. ` multipler 226, DOE tretender Spätrachitis' 748, —.d ‚Ober- `- i - 
> A... rn Sklerosen u. Neosalvarsan 394. A 


: Schenkelhalses b. Jugendlichen 1236. = Ma EWF, 
‘| Spontanpneumothorax 963. — b. Pneum. 1040. >. PAES 
Spontanruptur d. Aorta s. Nephritis.chron. = © pa 
Sporen, Widerstandsfähigkeit gegenüb. viol; > -~ A 
Licht 57L. 000. SS ee Be EN Of 
- Sprachärztliche Therapie i. Kriege 721. 
Sprache, Restitution d. N: Schädelschuß . ver- . `; 
lorengegangenen — b.. Polyglotten 697. ar 
‚Spumanverfahren (Lex) 415, — i gynäkolog. © 
'_. Praxis 1840... ~. a ame 
 Bputa, Färbung tuberkulöseverdächtiger 470: 
Te l a ärzte. Ma A u at 
Sodatherapie s. Cholerakoma. tacheldrähtkrankheit v, ischer 495, . . .  . 
ee 'b. Frakturen 475. © Ständesvorrechte u. Berufspflichten? 520. ©... 
Solarson i.. Frühstadium.d. Lungentuberk. 153. | Staphar Vaceine 1041... a E R PRRI T 
Solarsoninjektionen i.  Rekonvaleszenz nach- Staphylokokkenerkrankungen, beb. ` m. über-- ., Siuu 
Tnflúenza 158. 00 , 2 u 
Sonnenlicht, Beh. m. konzentrierten b. Iristuber- : 
=" " kulose 1821. . a u 
Soziale Folgen, ‚Bericht. d. Studiengesellsch. f. 


selenstörung üs Rover a 

.Sehhahn. ni aevolution: 1210: `. . 

. yanen a: Jehirns, Verletzungen d. — v. 
a e e. : 2 an i i . ne: i; 


Tane a 
Jatwa 
3 


Skoliose (Vulpius) 32 . —, Postpleurit. 543. 
Skorbut v. Aschoff u. Koch 1212. — d. Kin- 
der u. Säuglinge, Rolle d. Infekte b. —.| 
 (Abels) 1084. —- i: Felde 221. —, Fragliche: 
Infektiosität (Guth) 465. Kuh 
Skorbuterkrankungen unter unseren Kriegs- | 
gefangenen i. Rußland (Klein) 182. _ nn 
‘Skorbutkranke, ‚Anamnestische Erhebungen 
(Messerschmidt) 164. ES E 

. Skrofulosetuberkulose‘ 936, —, Tebelon b, 


Ber $ . r 322, 0 T j 

Sehnen cration . adialislähmun 828. 
;Sehnenp lastik b, ‚Ulnaris- "u. Medianuslähmung 
Sohn ehsêheid Unter "unsaub,. Verhältnissen .246 
S Myelie 79. PL1egmonie; Verlanf b, Syringo. 


ee 


- > TE he np A 
= u FL nn E7 a ee E a a e Eat a e 
bog . * a P ` € . 
F g ar .. mr 
a - Fl $ $ R 
se EH A . ir ` 
k + RNE k č n 
` % i S ar t . m 
Ro $ A 
‘ i i z 


SE enränsplantat b Bagr nan a 
| „nr enyerpflanzung Y. "Radialislähmung 1126. 
Sehprüfing-u. Bagja, Padialislähmung 1295; 


2 een ® x Be pop ungsstärke, : Er 


kindl.. 750. 


mangansaur. Kali 1071. : : ; Zn Er 
Staphylokokken- u. - Streptokokkeninfektion, o wur AS 
ebelon b. 695. popes mii 0 07 REI 


Scktiongpennet 28; 7 = a 

"Senrodestäien $19, Pemörkenew. — b: platt, 

5 Allons urs y- - ms, ee a # Te se = 

er mn 

0 oStbeschädi mi AT. | 
S orge „ SUngsmitte] e Loxiköl:: Trfohr ` 

i elbstmiorde i Preuß n, t aha ReiköL 5 Erfalir. | 


`~ 


PET S 
‘prt e a 
©. g 
FW 


` —d. Krieges 1125.: - es : 
Sozialhygiene; Neues-a, d. Gebiet (Sam.-Ref.) 
“416. 1094, a A Sen 


' Staphylokokkensepsis, Bemerkenswerter Fajl u IE; A 
V. —, 'Béitrag z. Frage d, Entstehung u. | Æ 
ı Bedeutung d. musikal: Herzgeräusche (Pau- - RENT Ms 
-| lick) 682. ° 0.“ AT a A men ne 


ii a2 
r IEF 


bai br 
s {J 
a x a A tog 
» $ 5 a 
F hr A I 
E į h ' TT I; 
= ur y; A FE, 
$. a - 
g b u H i ; ` - 5 ~ = i 5 > 
A á E a = EN - 2 * Lö x É a -` A 1 en 1 F ( ¥ 
Í R , . 5 . x C , - ` 
Soro = . . En & . , i \ Ba ws 5 A N 1 N ‘t 
. i $ . z PA z OL .. x K 3 2 en i 
x Fk 5 F 5 a ee ` z k x 
no T ? ae - ` A = x ms 2 G I, ‘ 
ae i a - “ r - > g = 1 | R ' 
- Erg : ` `~ ` à ee 
. UE = z a Can o Bu 4 
- .. z £ 
er . ` Dd 
` Er 
- 


- Streptokokken, Unterscheidung pathogen. u. 


nn nr nn - m 
— - - 


Staphylomykosen, Staphar-Vaceine b. 1041. 
Status thymico-lIymphaticus 319. — Plötz- 
licher Tod während Geburt b. St. th. 319. 
Stauung, Rhythmische 108, —, Thiessche 
rhythmische 883. nn 
Stauungsbrüche i. Seekrieg an Füßen 348. 


Stauungssyndroms d. Liquors s. Wirbelcaries. |- 


Steckgeschoß, Entfernung 369. i 

Steckschuß i. Herzen 249, 

Steckschüsse 934. . 

Steigbügelmethode s. Reamputation. 

Steine i. männl. Harnröhre, Entfernung v. 722, 

Stenose `d. Aortenisthmus (Lommel) 892, 

Sterblichkeit d. Kinder i. 1. u. 2. Lebensj. 803. 
— — — an Magendarmkrankheiten 594.. 

Sterilisierung d. Frau b. Herz- u. Nierenkrank- 


heiten, Künstl. (Winter) 835. — — b. Er- 
krankungen d. Stoffwechsels u. d. endo-. 
krinen Drüsen (Winter) 915. — — aus 
eugenet. u. sozial. Indikation, Künst!. 
(Winter) 995. —. — b. Tuberk. d. Lungen 
u. Larynx, Künstl. (Winter) 727. — —, 


Vorbedingungen u. rechtl. Stell. d. künstl. 


(Winter) 1049, 


Sterilität d. Frau b. cerebral. Erkrankungen, 


Künstl. (Winter) 887. 
Stethoskop, 100jähr. Bestehen (Strauß) 201. 
Steuerpflicht d. Arztes (Wolff) 525. 
Stickstoff, Folgen d. Rentention v. abiuretem 
— f. d. Organismus 294. 


Stickstoffausscheidung b. chron. Unterernäh- 


rung auf Grund d. Ernährungsverhältnisse 
-<-i Wien während d. letzt. Kriegsjahres 295. 
Stieldrehung v. Eierstockgeschwülsten b. Kin- 

dern 471. 
Stieltorsion entzündeter Eileiter 749. 
Stillsche Krankheit 29. 
Stillschwierigkeiten u. Überwindung 496. 
Stimmgabelprüfung d. Gehörs 127. 
Stirnhirnverletzung., Kasuist. (Mosbacher) 487. 


Stirnhöhle, Wie vermeidet man Gefahren d. 


Sondierung u. Ausspülung? 1097. 
Stoffwechsel, Zusammenhänge d. organ. u. an- 
.. organ. 149. 
Stoffwechselkrankheiten, Ätiologie u. Beh. 1269. 
Stoffwechselstörungen n. Chloroform 599. Ä 
Stollenblase 49. k 
Strahlenaffekte, Guäkol. u. merkwürdige Alo- 

pecia v. Neuwirth 1296. es 
Strahlenbehandlung gynäk. Erkrankungen 223.' 
Strahlentherapeutische Erfahrungen 1237. | 


Strahlentherapie (Sam.-Ref.) 47. 147. 248, 342. |. 


667. 744. 776. 1128. 1150. 1178. 
Strecklähmung, Völlige — i. interphalangeal-' 
. gelenken, Fingerstreckapparat z. ihrer Kor-: 
rektur 720. 0 
Streckverband f. d. Oberarm 197. 

Streckverbände, Technik 621. 


nichtpathog. 1070. 
Streptokokkensepsis 272, 
Streptotrichose 1042. 


Streptotrixabscess nach Maschinengewehrver- 
letzungen 965. j di 


Strongyloplasmen a. Erreger v.. Infektions- 
krankheiten 1097. ö m 
Strophantintherapie, Intraven. b. Herzinsuffi- 
zienz 749. 
A F. (Hanssen) 1044.  .- 
ruma, Malignes 1098. — apoplecti 
— intrathoraeica 671. a 


Strumaoperat. b. eingeführt. Tr | 
Studienreform 696. © 7 Tracheoskop 595. 


Studium, Neuordnung d. medizin. v Schwalbe 
175. — u. Prüfungswesen, Neuordnung: d. 
‚med. v. Fischer 1016, s..a. Unterricht, 

Stümpfe, Veränderung. a. d. Muskeln d. — 879. 

Stumpfelend, Bekämpfung 470, 

Stumpfgymnastik 7 | 

Stumpfoperation 


" at 419. 
Stumpfturnen d. Armamputiert (Hartwich) 308. 
„Stütz- u. Behandlungsa l 
Stypiysat = g ‚pparate 50. 
Sublimatniere b, Mensch i 
Sublimatvergiftung 105. m. 


Subphrenischer Absceß 1052. — Ätiologie 618. 


; „Kanälebehandlung n. Sauer- 


- Terminologie, Medizi 
Terpentinbehandlun 


Suffiziensprüfung d. Kreislaufs 445. 


. Suggestibilität, psychogene Reaktion u. hyster. 


Charakter 23. 
Suggestion u. Hypnose i. d. Praxis 195. 
Suggestivnarkose 988: —, Wert 1153. 
Sugillationen a. Fußsohle als Symptom d. 

Calcaneusfraktur 645. 

Sulfoxylatsalvarsan 103. 
Sympathicusbeschädigung b. Hals- u. Brust- 
 schüssen 149 


-Sympathieusreizung, Einseitige 1044. 


Symphysencrista, Abmeißelung z. Erweiterung 
d. platt. Beckens 1295. 


Syphilis, Grenzen d. Abortivbehandl. (Wechsel- 


. mann) 839. —, Abortivheilung 989. — s. 
. Centralnervensystem —, Frühbehandlung 
882. —, Frühdiagnose 644. —, Notwend. 
Sicherungen ` d. biolog. Frühdiagnose u. 
Salvarsantherapie 987. -—, : Hoffmannsche 
Drüsenpunktion z. Früherkennung 594. —, 
Schwere Erscheinungen nach Silbersalvar- 
san b. florider — (Riecke) 329. — s. Harn- 
röhrenkatarrh u. Phimose. —, Infektiosität 
d. latent. 1182. — s. Körpertemperaturen. 
— Menschen- u. Kaninchen-. Biologie 220. 
— d. Prostata 23. —, Salvarsanbehandlung 
(Pinkus) 351. 403. 555. 730. 917. 1108. 
1164. 1224. —, Neue komb. Salvarsan- 
Quecksilberanwendung (Linser) 1026. — u. 
Schwangerschaftsunterbrechung~ 1155. —, 
Serodiagnostik m. Sachs-Georgi 595. —, 
Beh. m. Silber u. Silbersalvarsan 448. — — 
(Hauck) 581. —, Serodiagnostik 249. 294. 
—, Serodiagnostik d. — m. Ausflockung 
. dureh cholesterinierte Extrakte (Weichardt 
u. Schrader) 139. — s. Serumreaktion. —, 
Silbersalvarsannatriumbehandlung 52. — 
u. Auge v. Igersheimer 909. 
Syphilisbehandlung i. Altertum 1073. — m. 
' Salvarsan 153. — m. Silbersalvarsan- 
natrium 1212. 
Syphilispraxis, Aus d. (Saalfeld) 284. 
Syphilitiker s. Anamnese. 
Syphilitische außergeschlechtl. Ansteckung b. 
__ Heeresangehör. u. Dienstbeschädigung 470. 
Syringobulbie, Anatom. Befund b. 173. 
Syringomyelie 325. — s. Sehnenscheiden- 
phlegmone. — m. Spontanfraktur u. Bil- 
dung e. Pseudarthrose 673. — bzw. Syringo- 
bulbie m. Nystagmus 696. 


Tabes, Juvenile 1043. — s. Mietionsstörungen. 
— dorsalis d. Kriegsteiln. u. militärärztl, 


Behandlung 698. 


.\. Tabespsychose (Sam.-Ref.) 1206. 
. Tanometer, Korr. a. Recklinghausenschen 987. 


Tarsalia u. Bedeut. f. d. Fußverletzungen 1039. 


‘|. Taubheit u. Taubstummheit, Heilungen v. 


psychogener 101. 

Taubstummheit, Traumat. 596. —, Über- 
rumplungsmethode b. hyster. 721. 

Tebelon b. kindl. Skrofulotuberkulose 750. — 


b. Staphylokokken- u. Streptokokkeninfek- 


Tebelonbehandlung 986. 

Temperatursteigerung, Lymphgewebe d. Wal- 
= deyersch. Schlundrings als Ursache v. 1097. 

Temperatursteigerungen s. Chinintherapie. — 
b. Neugeborenen i. Lichte serolog. For- 

schung 226. 

Tenodese u. Technik d. Se 

b. Radialisläihmung 1126. 

Tenosin 1122. — b Blutungen i. d. Gynäko- 
logie 881. — i. d. Geburtshilfe 297. — 

Ist — ein brauchbarer Secaleersatz? 804. 

unse, an ae — mehr 470. — od. 
. Nervenoperat. b. Spas Sx- 
HR a pasmen a. unterer Ex 

Tenusproblem d. glatt. Muskulatur 1240. 

n. v. Guttmann 989. 


‚» Weitere.. "ung 
(Karo) 715. £ ere. . Verbesserung 


Terpentininjektionen b. chir. Erkrank. 671. 


Terpentinphlegmone, Absicht], erzeugt 
Tertianafälle n. Tropicainfektion 469. = 


hnenverpflanzung 


Begutachtung v. K. Boas 1127. — — Spez., 


Test, brauchbar. einf, — b. Untersuch. initial- 
panalyt. Kranker 854. gr 

Tetanie, Beteiligung d. vegetativ. Nervensyst. 
u. trophische Störungen b. infantiler 120. —, 
Dauerheilung lebénbedrohender postoperat. 
— d. homoioplast. lipithelkörper-Trans- 
plantation 152. —, Epithelkörperverpflan- 
zung 1269. —, Über d. Fıühlingsgipfel d. 
1235. —, Sensible u. sı nsorische 981. —. 
Geheilte postop. — d. Überpflanzung 622. 
— s. Hungerosteomalacie. —, Kasuistik v. 
— infolge Pylorusstenose 719. —. Beh. d. 
postoperativen 494. Pas 

Tetanus, Antitoxineinspritzung i. d. Ventrikel 

—, Behandlung 422. —, Heilung n. 
Serum 597. — während Krieg 1069. —. 
Subdurale u. intraspin. Serumeinspritz. 493» 

Tetanusrezidiv, Beh. d. Narbenexeision 930. 

Theacylon, Erfahrungen m.. 127. Kr 

Tberapia sterilisans localis percapillaris 395. 

Therapie, Technik d. intralumbalen 247. 

Thermopräcipitation b. Pneumokokkeninfek- 
tionen 1042. - 

Thiokoltabletten b. span. Grippe 297. 

Thorakoplastik 446. 

Thoraxmißbildungen als Konstitutionsanoma- 
lien u. Therapie 471. 

Thrombopenie 519. — s. Diathese. —, Essen- 
tielle 422. 

Thrombose u. Embolie n. Kriegsverletzungen 
u. Operationen 76. — u. variolaähnl. 
Exanthem b. Grippe 101. 

Thymusstenose d. Kinder u. Beh. (Klose) 1190. 

Thyreoaplasie 276. i 

Thyreoiditis acuta suppurativa 1096. 

Tibiaerkrankung, 4 Fälle eigenartiger 859. 

Tiec u. Myoklonie, Behandlung (Sieben) 1335. 

Tiefatmungsprüf., Frequenzausschlag b. — 826. 

Tiefenantisepsis m. Chininalkaloiden 1127. 1339. 

Tiefenthermometrie i319. 

Tod, Plötzlicher d. Glottisödem 827. —, Plötz- 
licher n. Lokalanästhesie u. Vagusreiz- 
erscheinungen i. Anschluß an paraverte- 
brale Leitungsanästhesie am Hals 1040. 

Todesursachenstatistik, Ref. d. — i. Preuß. 854. 

Tonsillektomie u. ihre Bedeutung f. Behand- 
lung d. Allgemeinerkrankungen 127. 346. 

Tonsillen u. ihre Beziehungen z. Allgemein- 
erkrankungen 494. —..als Eingangspforte 
f. Infektionen 830. 

Tonsillencareinom, Radiumbehandlung 1043. 

Tonusprobl. d. glatt. Musk. d. Hohlorgane 1213. 

Torsion b. Hämatosalpinx 1129. 

Torticollis spastica 273. 

Totalgangrän d. Skrotums u. Penishaut 908. 

Totenstarre, Ausbleiben d. postmortalen Säure- 
bildung i. Muskel als Ursache d. versch. 
Intensität d. — menschl. Leichen 1152. 

Toxikologische Erfahrungen üb. Mittel, die v. 
Soldaten z. Erzeugung v. Krankheiten ver- 
wendet worden sind (Pick u. Wasicky) 6. 

Toxikomanie 697. 

Tracheobronchoskopie 470. | 

Tracheotomie vor Uranoplastik 444. 

Trachom, Schutzfenster b. Massenbehandl. 418. 

Trambahnfraktur d. Oberarms 1240, 

Tränendrüsengeschwülste 911. 

Tränensackeiterung, Beh. 1269. 

Tränenwege, Beh. d. Totische Verfahren 758. 

Transfusion b. schwer. Anämien, Indirekte 176. 

Transplantation s. Empfangsboden. —, Vor- 
bereitung d. Empfangsbodens b. freier 173. 
—, Vorbereitung d. Empfangsbodens 544. 

Transplantationen n. Thiersch, Nachbeh. 447.. 

Transposition d. arteriel. Ausflußbahnen d. 
Herzens, Klinik u. Path. d. vollkomm. 1097. 

Traubenzuckerinfusionen s. Herzmuskel. 

Trauma s. Paratyphus. ` 

Tremor 596. , 

Trichinose. 471. — (Veiel) 1217. 

Trichinoseepidemie, Kleine 25. 

Trichocephaliasis u. okkultes Blut 75. 

Trichocephalus dispar b. Kriegsteilnehmern 

‚244. — — u. Bedeutung (Hort) 482. | 

Triehomonaskolpitis 828. | 

Trichophytie 1156. — u. Furunknlose, Terpen- 
tinöl b. 79. — d. beh. Kopfhaut 754. 


~e ”. m Eeer R 
z AE a Sya À ee FR Es Te -s 
‘ : 
CES i ; bar >. - A . 
ae : = ‘ z sS b we g s zo w r p 
st ß `» pis -i wen A ~ 
? er to ; u RS 
U N L RR n 
EA, ' en, RER u, m z TD un $ . i 9 
.. ee a wi E i k gia S a a a S S W Ra 
t gr ¢ g S Eng ji x [ ä = ware A ` i 


— 


`- -INĦAL S-VERZEICHNIS: ae 


> 


| Unterarmampufationen, ‘Medikomech.' Apparat -> 
z. Nachbeh, 984. „Apparat 


2, Triehophytiebehandlung: 59T. GTL ool a Tuberkuloseorganismentherapie: . Tragweite: d. ` 
a .  Triehophytin u. Trichon. b. Pilzflechten. 370. I Entdeckung d.“ — d; Friedmann. 1266. = 
| Du Trieuspidalinsuffizienz, -Neues :. Symptom b. | Tuberkulosestamm, Kenntnis d. Friedmänn- | 
E. ©- (Weiser) 1002, - © KEN 00.1. schen 1124... r a Has 
9 seminusneuralgien, „Behanälg. (Hirsch).191. „Fuberkulosetherapie, Specifische' 228, 471. 
‚=  Tigeminusneuralgie m. Triehloräthyl..beh. 174. ‚Tüberkulosevaccine, Friedmann, ‘Erfahr, 694. 
Ale Ahlen, Kochsalzehlorealeiumlösung: 'b. :weibl._|: 


Unterbrecher. f. Tiefenitherapie, Richtige Ein- 

‚stellung a e a WE E Ba 
Ä Unterernährung: d. Großstadibevölkerung 268. - =, M 
==. Beziehungen `z, ‚Osteoporose u, Osteo- <^ Ti GEAT MINN 
-~ malacie 1039.. — u. chit. Tuberkulose 418. oa | | 


Tubereulosis iridis. 700, : = Tötinae 700, ` 


-| Turnen, Orthopäd. 88: : 


Wundintisepticum. 4 BR , rtl SER NEN 
an. 446 -Typhlitis gripposa (Paschkis)‘512, 


‚verkürzt. 752, 


a R: Ba... En Tumor d.: Plexus cehoriodeus,. Entfernung aus - Unterricht i. Deutschland, Medizin .247. ee E a 
a F> Trixo, Rasierseifenersatz 698, ': . m. Neitenventrikel d, ‚Cerebrum 695° | g gericht]. Medizin 1971 -~ Neigestaltung © : = I 
0/4 [rockengemüse' 819.: -: E EEY Tumoren, „Auftreten milzähnl...i. Bauchhöhle | .d; Medizin. (Hellpach) 399,: 423, 450.473. \ 2: o: 
à p: Trommelfellruptur, Therapie d, traumat,- 272. | nach Splenektòmie 419. : = ‚Multiple 1017. | 499. 522. '548., 573. 601.. 829. —, ‘Reformed; © 0.7; a 
`. þes " Tropenärzte, Bedeutung‘ d.' deutsch: — f. Ein- a = ‚Radiumbehandlung . maligner — 4 e medizin. 151. —-u. Prüfungswesen,. Neu- 0 ael 
el. Fra: geborene u, Wissenschaft 4695". 77 1 Gynäkologie’ v. Adler 396.: — d; Rücken- | . ordnung: :d. -ärztl. 1008. .:—, „Chirurg, an © >’ [ey 
1 Fens Trypaflavin 964, — y. Augenblennorrhöe 103, markshäute 872, sT oo f > Universitäten (Schmieden) 1304. ~ 7”. De a 
een — Inn. Antiseptikum ‘(Böhland) 1173.. — ‚Lurgescierung d, Placenta 646. `- FERIEN  Unterschenkelamputation wegen .troph., Ulcera ` -> Ben 
eb. Infektionskrankheiten 899. > s. Pyo- | Turmschädel, . „Differentialdiagnose . (Viater: | - am Fuß b. Ischiadiouslähmung 880. 1126, ee a 
E dermien. :— -i chir. Praxis 297., :— als | „, nabm) 870.: ı .-. 0, 5. | Unterschenkelfraktur, ‚Apparat‘ 2. Beh. ‚stark 25, o 


"2. ubarabort.u. Tubenruptur 1070... . Untersuchungsmethoden, "Praktikum d.. klin, © > 


Typhöse Erkrankungen s. Mischinfektionen. 


B * 
-aya tn . 


2% Ea , SR 
BETEN, a 


P= Tubargra idität,.-Ätiólógie 1155.  — `s." Eigen 2 ` chem. © u. bakt. v, -Klopstock-Ro- - . 
i o Biransfunkah, o 0e, 1100 ‚= | ea K) aog Seilkopfkompli- |...  warsley arg. Oat y.: ae 
3 Tuben, Sterilis. Operation. 598: + o “ Kation. (Romanofski) 564. Ro a Fathoge-. |  Schittenhelm. C2). Fran, ur 
I. ‚Juberkölbaeillen; "Biologie 542, Klin. u.)  nese (Hecht) 1168.. — —, Ris d. d. Miz. Uränie, Begriffsproblem b. 1158, :_ Indican- © he 
Be immunbiolog.- Untersuchungen m. wasser- | - Kapsel bei“ 1073. :— — :.Verlauf nach 'nachweis i. Liquor cerebrospin. b. echter: vs yht: 
2 e ED Bestandteilën-d. — gg . — i Urin 367. |  Sechutzimpfung (Lehmann) 708. — exanthe- | ` Deutsch 4. ° > wein nnd Ein: 2 — 
F  Pterkelbacillenfärbung m. Garbölfuxinchraen il hun role 570. eu ‚Ureterorsatz | 3 Blasenmobilisation ü. Blasen. ` Aob a 
m sure, a ee ne | a, plastik 25... 080 P N ee 7 R 
<> “o Tuberkulin i. militär Begutachtung u. Behand- | : - Colibakterien, Trennung aus ‚Gemischen een Pseudo- 1268. 000.0, 00) gi 
Nenn Tuberkulose y. O-Kracher Ba O | Mid e omen 110. = u ähralapnone | Urehralgonerniäne Bon iung 2. weld, Ps H 
Se 1 | pepikuonen RT = a Brdas a A ee s 
. Ki erkulinroaktion Bedot os d. negativ. 296. T Typhus-:.u. „Paratyphusbacillen, . Vorkommen i. Eere p p ne 8 F i e | ~ a ae - ! i 
“05-25 Mmtnceutane +827, ~ Verbesserung- d. |. — Blute T: Tünftagefieber-Kranken 394, : Urniere ‚Funkt. "Entwicklung d.'— v. Raña ed 
27. pereunt, B48, o a ee Tyohusheciennefunde i ‘Sputum A FE fusca 250. on ME RE ET N Ss 
en PE BER: E E Typhusbacil nträger, Beh. m. Cho ecystekto- ee, nah ee Se Si 
= / Kiepenmslichreäktionen, ' Bozich, d.: — a m ie 247. —, eh. m. Cystinal 647 Urobilinogen 8. Mägenkrebs. EINEN g 
H tiberkulos Beurla haa are > D Typhusbehandlung S. Silber, Kolloidales.. Fre noesuurie ly mn a Ban i ra 
- fähi ‚keit a7. ag Arbeits- u. Brwerie 'Typhusdiagnose s. Mitagglutinätion. ` prüfung d. De en 2 I en n 
p n kätten 5] A chir. 1269, Nee) a Typhuskranker m. epidem. Meningitis 271. _ Seh unonskrankheiten.. m: er ung 2. I i 
= 10 a a Krieges u. Ursache Typhus-Paratyphus-Gruppe, Doppelnatur d. | Chüttelfrost (Wo u. Meyer) 167. =: 
an eh. m. riedmanns Mittel. Eier- __ Receptoren i. d. =- 2%.  Urobilinurie b. Nierenerkrankungen 1097... em 4 
- pa riial-Antigor 7 88 o. rledmiänne Typhusrekonvaleszent 473. | Uroenitalsystem, En a S d Sal ie N 
l  Puberkülosemittel Bekämnfun m. Par tal. „/Plustherapie RE | Vreken laben a, a i Akat  Gelenkrheumätis- ~ we RE 
| an igenen. 1209, g Per it Spe- | Tyrosinasen, Ausscheid. 1. menschl. Harn 518. a: 110 a E Er se Ngu: EL E S - 
0 difisehe- Diaghostik u, Therapie 29.104. |. BI l | Ursache, Bedingung u. Funktion f. d. Medi. - Sioi s 
n Dosierung. È. Partigentherapie d. 444. | Überdrehung, Innere d. Kopfes u. Austritt i | ziner, ‚Bedeutung d, Begiiffe a Dea en 
DE E i Epidemiologie 469.. —, Gesetzmäßig- |. tiefem Querstand.b. e. reif. Kinde 1155. Ursachenbegriff 1125. , un E a 
AARE a? sn z erlauf 1967, = S. Granulom ‘595. Überdrucknarkoseappärat 570. ı np [„Ürsachenforschung, Ursachenbegriff u. Be- Ban 
3 Rot) 305 "_DPez. a. E Geb. d. -chir. (Sam. ‚Überempfindlichkeit, Krankhafte u. Beh. v. dingungslehre 123. er, ne, er Ä 
8 Glippe s E s. Amenorrhöe, Br Goldscheider . 520. i > pa < | Uteruscarcinom, Radiumtherapie. 1042, . BE a 
yon an ern wer "Ynäkologie. gap d. - Harn- Überimpfungsversuche m. Pirquetschen Papel- Uterus-Darmyerletzung bh Abortausräum. DB. o 
iR Grund! hr Belträge z. Klinik 545. —, | substanzen a. Menschen, 1183.. E Uterusinversion, Béh. d. akut. Puerperal..1208. ©- - a J 
ten üb, Patholog. u. Therap. Überwanderüng d. Eies 66, = T Uterusmyome, ‚Vortäuschung: d. abnorme. Con- . - Er 
ABB, Inn pfung- m. Älttuberkulin Übungsapparat f. Amputierte ‘m. Muskel- . tractionszustände 150. z - ar 


„db. s, Influenzaepidemie, —-i. Kindes, | | 
= a ‚1126...‘ —, Krankenhausbehandlung | 


u kanälen nach Sauerbruch, Tragbare 1234. - \ 
ao & Krysolgan.: = Beh. m. Krysol- 


Ulcera. a. Fuß, Trophische S. Unterschenkel- letzung 883. | | a | 
 „ampütation. —, Troph. am Fuß u. Ischia- | Uterusruptur i. Moment d. ‚Bauchhöhleeröft- / .. 
dieuslähmung 1126... - > a =, nung f.. Kaiserschnittoperation 519. i 
Ulcus duodeni 52, — — 8. Magenresektion. Uterusversionen, ‚Begriffsbestimmung u. Naimen- N 
— =, Chir. Therapie 1129. — — u. ventri- |. gebung i. d. Lehre y. d. — 1155 = us Kruse 
culi, Operat? Beh. 1236. — molle u. P ri- f Uterugwunde, Verlagerung S. Kaiserschnitt. _ ee 
: märaffekt 778. _— pepticum s. Nerven- | ~, Re a aea ae E e 
system. — — ù ‚vegetat. Nervensystem 
. 878. — — jejuni, Erkennung, u. Behand- 
lung 720.. — rodens d. Hornhaut 911. — 
Totundum, Genese (Adler) : 483, — ventri- 
' culis. Obstipation. ' — —,.Chirürg. ‚Thera-. | 
' pie 200. .—. — S. Saturnismus. — — u. 
duodeni, Chir. Therapie 419. ee 
Druckpunkte d. — u. ihre Objektivierung 


Uterusperforation 644, 855. — m. Darmver- \ 


pr ekundärerscheinun en 879. -—, Ther. 
Seh ylaxe tag, op, > y 2 Ther. 
oe ernähumat:.1218. 1829, 2; Chir. s; Unter- EIN A E ee O 
| | er ‚Isolierte d. Unterkiefer- Vacecineinjektionen' b.- Gonorrhöe, Prophylakt ` a o 
-Tuberkulöge p. EE e | 1840. ne Bm BER 
- Wberkulöse ga tånkurigen, Diagnostik- 1269. . Vaccinetherapie d. Bauchtyphus - 1098.. — O e a 
a -Furunkulose 1156. ee N E ORTEN. 
Vaccineurin b. Neuralgien u. Nervenentzün- 
` dungen 158. Don 20 Sr En e 
SE . Vagina, Plast.: Ersatz q: fehlenden: 857. — als A 
| ik erhöhte Oontractilität d. Muskulatur Kar ae >; Fehlende 39, 0 4 Ea 
"0 5 Veröffentliche t-Ko N | | Vagotenie u. Sympathikotonie’ 962, .' a N 
„ Stiftung” na. Offen „ehung..d. Robert-Koch- . o x aid: 1070. 1286. | Vakuolenbildung 1 d. Leukocyten b. sympto- ` te 
Ultrafiltrationsstudie m. - Diphtherietoxin u. RE a p Bo Schwere 1125 Eh 
ee a ne transplan- | Varicen i. d. Ätiologie d. Ischias 319. fa 
es Hanterlnden Bi. Yariolabehandlung m.Kaliumpermanganat 1072. g 
Unfallfolgen, Ursächliche Begutachtung 319. Vasomotorenschwäche, Mittel h A EE 
_ Unfallneurosen, Abfindung v. 270. ` ` Eo le Phänomene SE z20EL0NErKTan- - 
Unfruchtbarkeit d. Frau u. therapeut.. Beein- er ae Srregbarkeit d 
flussung 724. Vegetatives Nervensystem, on eit d. — 


Unitarismus s. Malariaerfahrungen 686, , -b.. spasmophil. Kindern 


Tuperkulosearbeiten a. d Gesundheitsamt. 622, 
-pg o osebehandlung Mm, “lebenden. -Kalt- 


~ 


a berkulosehekimpfung. 6%. — n. d Kriege 


| "Berkuloscherde d: menschi.. Körpers, biolog. 
iweis aktiver —.d.-iitraeutane Eigen. 


. Tuberkuloseimm oe ee 
Tu em unltätsreaktion, b. Grippe 268. \ 
| schen oseimpfung, Erfolge <d. Friedmann- 


n Tuben ülogeinfektion. 197, , 


erku emittel Friedmans au... ne 1. 'einigkeiten i. ‘Gesicht. Erworbene (Brod- Ventrikeldrainage b. Hydrocephalus (Payr) 1247. HS 
| Orberkulosomortajitag amann, St 1209. A a a Ra = | Ventrikelşeptumdefekt. 600. N ja. 
ne pi R NS = : u o s h 3 f 5 | | ` g i i j Be | N 5; | 5 i d by | £ ; = 5; ; : o i 
CB u w —- -a 0 
e A = L Ne ł 
aan "a 


ie FERN) 
air s ealn 


un 


an p 


L 


ppm mne mem mee 


Kanes 
. 


XXU 


Verbandtechnik, Orthopäd. 77. - 
Verbrennung, Pathologie 1070. E 
Verdaulichkeit unserer Nahrungsmittel 367. 
Verdauungsapparat, Krankh, 855. 
Verdauungsleukocytose 828. n 
Verdauungsstörungen n. Gastroenterostomie 570. 
Vereinigung v. Blutgefäßen, Harnleitern usw., 
Einf. Verrichtung z. — 296. | 
Vererbung i. d. Augenheilkunde 124. — er- 
worbener Eigenschaften (Hoffmann) 532. 
Vererbungslehre, Grundbegriffe d. modernen 25. 
Verfassung d. Deutsch. Republik u. Ärzte 963. 
— u. Volksgesundheit, 
(Fischer-Defoy) 1018. 


Vergiftung m. Eucalyptusöl 1159. — m. 


bitteren Mandeln 987. — m. falschem 
Bittermandelöl 988. — m. Ol. Chenopedii 
anthelminthiei b. Wurmkusen i. Kindesalter 
(Brüning) 1203. — m. Sprengstoff 868. — 
d. kohlensaur. Baryum 1820. 

Vergiftungen, Seltene i. Felde 911. 
thylalkoh. spir. Getränke 575. 

Fergiftungserscheinungen n. Asthmatee 80ğ 
10 


— d. mce- 


97. — n. Ersatzkaffee 498. — n. 
Schnaps 1043. 
‘Verkehr, Beruflicher, Können ärztliche 


Standesvercine ihren Mitglicdern den — — 
m. .d. Verein nicht angehörigen Ärzten 
untersagen? (v. Olshausen) 55. 
Verodigen 346. $ 
Verschüttungsnekrose ganzer Extremitäten u. 
a. Formen chirurg. Nekrose u. Gangrän 780. 
Versandmethoden spirochätenhaltig. Materials 
f. Früherkennung d. Syphilis 1014. 
Versicherungsmedizin. Arbeiten 1917 (Sam.- 
Ref.) 266. i 
Verstaatlichung d. Ärzte 396. 
Verstärkungsschirm f. Röntgenzweeke 619. 
Vertebralisdiskussion 696. 
Verwachsungen nach Liaparotomie, Postoperat. 


Vestibularerkrankungen s. 
störungen. 

Vestosol b. Schweißfuß 294. 

Viersinnige, Vicariierende Entwäcklung d. in- 
takten Sinnesorgane d. — 968. 

Vitalfärbung, Neue 102. — v. elast. Fasern 
durch Thienyl-Chinolin-Carbonsäure, Be- 


Gleichgewichts- 


deutung u. Beziehung z. — anderer Ge- 
bilde 102. i 
Vogel, Rostocker Professor 8. G., ausge- 


sprochener Gegner d. Naturphilosophie (Eb- 
stein) 1299, 


Volksernährung i. Kriege 176. 
Volksgesundheit s. Hungerblockade. 
‚ Volkshygiene 1039, 


Volkswohlfahrt, Arzt als aktiv. Politiker d. 


— 271. 

Vollhornschwangera s. Lithokelphos. 

Volumen pulmonis diminutum 1069. 

Volvulus s. Obstipation. = 

Vulvitis u. Vaginitis gangraenosa mercu- 
ralis 444. 

Vulvovaginitis, Behandlg. d. kindl. gonor- 
rhoica 722. — gonorrh. i. Säuglings- u. 
Kleinkindesalter, Intrav. Kollargolbeh. 750. 

Vuzin b. Kniegelenkschüssen 750. — b. Bauch- 
schüssen 420. —, Erfahrungen m. 1237. —, 
Wirkung auf d. Kreislauf b. intravenöser 


s AL a 51. — b. Tiefenantisepsis 1127. 


Vuzintiefenantisepsis 542, 


Neue deutsche. 


— nn e aa aa TI Tu nn OU aa u o - 


INHALTS-VERZEICHNIS. 


ln o M 


Wachstum u. Gewicht d. Kinder u. heran- 
wachs. Jugend i. Kriege 748. 832. - 

Wadenverletzungen u. Peroneuslähmungen, 
Behandlung 197. 

Wanderniere, Diagnose d. renopalpator, Albu- 
minurie (Pfister) 1086. —, Entstehung 223. 

Wärme u. Arbeit i. tier. Körper 1318. 

Wärmereiz u. Schweißsekretion, Unters. üb. lo- 
kale 935. l i 

Wärmestauung i. d. Pathologie d. Kindes 173. 


. Wärmeverlust, Initialer — b. Neugeborenen 594. 


Warzenfortsatz, Diagn. Bedeutung d. Schmerz- 
- haftigkeit u. Druckschmerz. v. Gatscher 346. 
Wasserhaushalt d. kindl. Organismus 909. 
Wasserkur u. natürliche Immunität 52. i 
Wassermann, Reaktion 618. 1154. — —, Ein- 
fache zuverlässige Ausführung 125. er 
u. Lipasegehalt d. Cerebrospinalflüssigkeit 
1240. — — u. Sachs-Georgi 594. 
Liquor, Vergleich. Untersuchungen zwischen 
— u. d. Flockungsmethoden nach Hermann- 
Perutz u. Sachs-Georgi (Eicke) 1314. — —, 
Verfeinerung nach Mandelbaum 803. 
Wassermann u. Sachs-Georgi, Parallelversuche 
m. Serum u. Liquor nach — 1181. 
Wasserstoffwechsel i. Kindesalter 295. 
Wechselbeziehungen über d. Individuum hin- 
aus (Abderhalden) 1251. 
Wechselstrom i. d. Therapie, u. s. Messung, 
Maximaldosis 49. 
Wehenerregende Wirkung d. 
Kaliumsalze 420, 
Wehenmittel, Chinin 1016. 
trav. u. intramusk. 595. 
Weil-Felixsches Bakterium, Vorkommen 101. 
Weil-Felix Reaktion, Erhöhung d. Empfind- 
lichkeit d. — d. Züchtung des X-19 auf 
Traubenzuckeragar 152. — —, Fehler- 
quellen 595. 
Weilsche Krankheit, Infektionsmodus, Epi- 
demiologie u. Serumbehandlung 445. 
Wellenlänge, Bestimmung d. — homogen. 
Röntgenstrahlen auf elementar. Wege 1182. 
Werth } (Nachruf) 197. 
Wertigkeitsquotient, Relativer, Kontrollmaß f. 
Qual. u. Quant. d. Röntgenstrahlung 908. 
Wiederaufbau d. Bevölkerung 1181. 
Wiederaufbauproblem d. zerstört. Gebiete i. 
Belgien u. Nordfrankreich, Ärztl. Gedanken 
z. — (Büllmann) 1074. 


nie Scheintoter, Körperbewegung 
Z. — 1097 


— — |]. 


Barium- u. 


— — als — in- 


Wien, Ges. d. Ärzte 129. 154. 200. 276. 399. 
448. 498. 754. 782. 859. 1213. 1240. 


Wien. Ges. f. innere Med. u. Kinderh. 701. 1043. 
Wiener Bericht 226. 


Wülsonsche Krankheit 176. 
Wirbelcaries m. ungewöhnl. Sensibilitäts- 
störung, Beitrag z. Ätiol. d. Stauungssyn- 
 droms d, Liquors (Fischer) 1284. 
Wirbelsäulentuberkulose, Tuberkulosevaccine 
‚Friedmann b. 694 i l 
Wirbeltuberkulose, Röntgendiagnost. vor Gib- 
‚busausbildung 1071. 
Wismutfüllung e. Pleurae Mul- 
tiple Embolien b: 701. 
Wochenbettpflege f. Krankenpfleg. u. Hebam- 
 menschül. v. Ebeler 597. 
Wochenbettpsychose 1072. PE 
Wochenhilfe, Staatl, (Fischer-Defoy) 1076. 
Wöchnerinnen u. . Neugeborenen, Leitt. z. 
Pflege v. Walther 322, 
Wohlfahrtsamt 471. —, Ärztl, hygien. Aus- 
gestaltung d. Frankfurter 298. 


mpyemhöhle, 


Wolhynisches Fieber (Veie]) 1217. 
Wortassoziationen eines  Geistesgesunden, 
Sinnlose 244. ie 
Wundbehandlung m. IsoctyIhydrocuprein 64. 
—, Neue m. keim- u. staubfreier. nach Tem- 
peratur, Feuchtigkeit u. C ke 
regelbarer Luftzuführung 126. — m. Vıuzin 
751. . ek 
Wunddeckung b. Wiederherstellungschirurgie, 
sekundäre 1338. u aan 
Wunddiphtherie 104. 124. 150. 195. 610. (UL 
1819. 1824. —, Häufigeres Vorkommen 16. 
— i. Magdeburg 269. _ 
Wund; u. Narbendiphtherie 269. 
Wunden, Beh. callöser m. Scarification 829. 
—, Charakterveränderungen 419. —, Me- 
thode b. schlecht granulier. torpiden 176. 


Wundgeschwüre verschied. Ursprungs, Neue 
| 


Bebandlung 153. 


Wundhaken, Verbesserung d. selbsttätigen 320. 


Wundinfektion i. Kriege 217. — (Sam.-Ref.) 
193. 241. — i. Röntgenbild, Anaerobe 1018. 
Wundliegen 1319. 
Wundstarrkrampf s. Muskelstarre. 
Wundtamponade nach Tonsillektomie 518. 
Wundverklebung 1126. 1270. 
Wundverschluß, Nahtloser 78, 
verletzungen 619. ur 
Wundversorgung. Prophylaktische — m. chlor- 
halt. Antiseptieis (Gasbrand) 271. 
Wurmbehandlung d. Chenosan 1269. 
Wurmfortsatz, Entfernung a. d. Leistenbruch 
u. Leistenbruchradikaloperat. b. Säugling 
1295. 


Be b. Schuß- 


Wurmkrankheiten s. Magendarmgeschwüre. . - 


Wurmkuren b. Kindern (Brüning) 253. — 
(Klotz) 391. — (Schmidt) 616. — 1. 
Kindesalter s. Vergiftung. 

Wurst- u. Fleischuntersuchungen, Erfahrungen 
u. Beobachtungen bei Ausführung biolog. 
(Neumark) 1222, S 

Wurstwaren, Untersuchung s. Fleisch. 


Xanthosis diabetica 275. — —, Genese 493. 


Yohimbin, Spiegel b. Dysmenorrhöe 297. 


Zahnärztliche Prophylaxe (Feiler) 305. 

Zahnung u. Grippe 518. | 

Zehnminutenoperation b. groß. Brüchen d. 

Zchenphänomen, Künstl. Umschaltung d. Ba- 
Greise. 
binskischen 270. 

Zelleinschlüsse 1320. E 

Zensur u. Wissenschaft 125. 

Zibosal (Heise) 902, . 

Zuckerinjektionen geg. Hyperhidrose d. Phthi- 
siker 749. — geg. Lungentuberkulose 
aene 1233. 

Zuckerkrankenkost s. Amylaceen. l 

Zuckerkrankheit, Leber b. — m. Röntgen- 
strahlen bestrahlt 271. , 

Zuggipsverbände m. Cramerschienen als Ex- 
tensionsmittel 519. 

Züricher Brief 993. 

Zwerchfellhernie, Eingeklemmte, nach alter 
Schußverletzung 76. —, Einklemmung 596. 
—, Klin. Diagnose traumat. — u. sub- 
phren. Gasabscesse (Latzel) 949. 

Zwerchfellschüsse u. Zwerchfellhernien 76. 

Zwillinge, Ungleich eineiige 29. 


Zwölffingerdarmgeschwür, Erhebungen u. Be- 


trachtungen 321, 


(Geschwindigkeit -~ 


Ten 


BEURS oT Zu a | 


“x 
ee ET ER FR e \ i 
RR Be a EE nen 5 5 E >l. 
EEE I TT E E T > ' a 
~ BELAS A RER LER ae K gai 
i > Er N us ? 
s Er a a l 
tae =a i 
NN EN 3 
iaa 5 
a 5 Pi 
3 p 
> 
; ä 
Rn - N 
fa t ~ 
. d ’ 
2 ' 
`~ Pd 
PIDA ER 
N 


j "Abderälden 756. 1484.| Bacliauer 365 
f aos Genn ami. tie; 

eis:(Wien) 180. 108 2 | 

bl,- R, oe ur Bameister, Ad. 198, 1181. 


r 


Fo Acker (Breslau): 1069. 
o askerlund 697, EA 
a 0885... Bahrdė 600 

Adler 48, 628. 1181: — İB isch 149 ; i20 
= A. (Franky 720. A Bak 149. S 856. 1039. 
1268. — A. E: 394. — Balkhausen 246. 


-7 Edm; u, Kaznelson, P, | B 


i 16. 
. Agricola 884, 912. - 
966... A; 938 


Ahlborn -25. 570. Puk : = 


` Akerlund 196. 


 Albers-Schönbero ai 
070, - berg 843.1 B 


 Albrecht- 5ga, rpp. 
- „„Œalle) 988. — M. isss 
Alexander, .S. 127. :598, |: 
98. — S, u: Urbänt- 


‚ ‚Sehitsch. 197 =“ 


Alzheimer 1208, 


Arnold 178 0 a 
nord. . = 
28, , 8. 1098. en W. 


on (Breslau) geg | 
Asam 1270, u) 965... 
Ascarelli iisi 


schoft, L, 947. 751. | s 
Skanazy (Genf) 848; i 


a Nakata 29 


bm ; E, 
1919 124. 827. 1279, |B 


Rerbách 293 47ko 
tenrieth | 854.188. urn 
haus oine aa 


u, Gonn) 195. — y 


le nd 


` 


W. | Baruch 595, 965. 


: | Bauch, B. 720. 1126. 1188. 
Iwens 644. 1, = | Bauer, Elsa 1155. — F. | Bien ‚295. 694. 
1181. S ae 
 |9aum, Fel. (Berlin) 50. 

` 1156. fi oi 
0. | Baumeister 173,- 
A Baumgaertel, T. 49. 
| Baumstar: Rob. 101. 

l 149. | 
i Becher 196. —E, (Gießen) 
j- 294. 821. 1015. . 


|. V- Becher, Frida . 197. 
: Bechhold, H: 1296. 


Becker 75.. 151. — p Blaschko, A. 101. 845. 
982. 


-| Beckers. (München) 945 
“| Beclere 1180. ee | 


| Bennauer 1149. 


; 0. | Bentmann 69. 
TU. Kornitzer 10o . 
b (Berlin) 1169, 097. | Berblinger 77. 104. 1029. | 


_ VERFASSER-RE 


Die fettgedruckten Zahlen bezeichnen 


| ne — — nn 


| Bachem, C, 16. 341..875. 


-| 822. 840. 1036. Berger 200. 


Bader 8 | 
|v. Baeyer 151, Hog 
| Bähr, Ferd. 272. k 


Bergmann, H. (Elberfeld. 
821. — H. (Stettin) 
. 159. 968. 
Berhold, W. 880. 
Birk, W. 891. 


akofen 245 


Berliner, M. 268. 618| 
._ — (Gießen) 751. 
Bernaud 700. | 
‚Bernhard 1181. 

Bertell,. P. 1043, 
| Bertelsen u. Wimmer 596, 
Bessau 250. 802. 897. 
Bessunger 1181. | 
Bethe-u. Franke 269. 
Bettinger 198, | 
Bettmann 10. 344. 826. 
Bevan 1181. 
Beyer, Osk. 175. 
Bickel’174. 

Bie, V. 621. 

-| Bieling, R. 123. 571. — 
R.u.Joseph,K. (Höchst) 
1088. 


| 228. 115 
allet et Glenard 1208. 

amberg u. Hartmann 76, 
Bandelier u. Roepke 79. 
Barany 596, 
Barbrock, H. 979.. 
Barfod 1099 . 

áron u. Schreiber 293. 
Bartel, Jul, 52, . 
Bartels (Kopenhagen). 

621.. 697. 


Barth, A: 804. — (Leip- Bonne 195, 
zig) 672, 

Basch, -A. 648. | 

Bäetzner, W. 618. 


Baucke (Düsseldorf) 75. 
(Wien) 368: 1048. — J. 


(Wien) 1209. — 1820. 
auereisen 1073. k 


Bier, Aug. (Berlin) 100. 
‚294. 670. 1125. 1153. 
| Bi, V. 779. i 
Binder, A. (Barmen) 1091. 
-— u. Prell, 25. 77. . 
Bing 1099. — H. L. 1211. 
Bingel 828, 721, 1298, 
Binz, F. (München) 1%. 
1296 


— 


- burg). 28, 


äumler (Freiburg) 719. 

Birch-Hirschfeld 200. 

Birnbaum, G. 1071. 

| Bischoff, M. 908. - 
Bitter, L. (Kiel) 1294. 

Bittorf, A. 394. 780. 805.. 
832. 878. 1074. 1181; | 

‘| Blank u. Felix 78.. 


ayet 221. 


Beck, O. (Frankf.) 645. 
— (Kiel) 1048.- ` 


. (Gießen). 76. — Johs. Blau, A. 
~ (Halle) 24, — Raf. 546. Blencke 246.. 
W. 149. i: ~ | Bleuler 278. 1908. 
Bley 345. 670. 
| Blind, E. 273. 
Block ,A. (Frankfurt a. M. 
847. — Iw. 878. — 
(Köln) 1096. 
Blohmeke 962., 
-Blos 1266. 
Blum, V. 750. 
Blumel 746. 
Blumenthal 48; 1284. — 
(Berlin) 694. — F. 
12 — 


Brahn 48. 


1209 


Behla (Berlin) 854. 

eintker (Hàmburoy ; 

Beitzke a6 An 

'Bejach 48. : 

Bell, H. 290. - - . 

‘Bender (Breslau) 1072. ` 
ek 151, ° 


Brecke 745. 


Bi e 
enfey u. Ter ugoff 190.. 
Beninde öt. 8 y 


- 907. 1040. 
Bresler 647. 


Benthin 55. 126, 299. 


. 


809. 12412.: 1970. 


Derg, M, (Berlin): 126. : 
. 297. — (Dresden) | Thomsen 1346. 
SRS | Bochalli 368. 


.| Brügel 746. 


Bergel 1069. — S. 908. Bochner, B. 1234. 
910. : an V. (Charlottenburg) 
v. Bergmann, G. 121.1818) | Bohland 829. 1173. 
Böhler 197. 1015. — 
(Bozen) 1153. 
Böhm, M. 672, 
| Boehm u. Bitter 719. . 
Bohmansson 779. . 
~ | Berkey u. Schmitz: 1070. Böhme, A. (Bochum) 113. 
3. 


Böhnheim 878. 
du Bois-Reymond 879. ` 
Bokelmann u. N 
Bolten 697. 
Boenheim 245. 
Bondi880. —u.Volk 295. 
| Bonhoff, Fr. 178, . i 
Ponhoafter (Berlin) 172. 
1211. 


v. Bonin, G. 794, 


Bönniger 827. - 

Borchard (Berlin) 624. 

Borchardt (Berlin) 171. 
— (Königsberg) 268, 
752. 854. u: 


Borchers 152, 1269. 


778. — und Lippmann 
1013, | 


Borries 962. 
Boruttau 49, 1818. 
Bossert. u. ‚Leichtentritt 


Bostroem 1043. E 
Böttcher (Leipzig) 966. 
1270. 


Böttner (Königsberg) 25. 
845. 


Bovermann 1097. 
| Boyksen 195. 196. 
Brahm, ©. 808: 


Brandes, M., 


| Braun 569. 694. —(Berlin) 
621. — u. Salomon 694. 
— u. Schäffer 694.. 


Bremme 697. 

Brenner (Kiel) 698. 
Breslauer, Frz. (Berlin) | Casper 64.- . 

5: Cassel 1069. — (Berlin) 
10i 


Brock, J.. 749. 828. 

(Kiel) 700. 
Brockhaus 989. - 
Brodfeld 640. 849. 1093. 
Broer, J. L. 1126. 
Brösamlen 25. 

— K. 671. 1127. — H. | Bruck, Frz. 228. 892.1011. 
u. Wising 697. — u. Bruckner, G. 


Brüggemann 748. 806.962. 


GISTER. 


Originalartikel, 


779, Bry 965. 


149. 
— K. 271. 


828. 


Buschk 


Calle 826. 
u. C. Meyer 
Cancik 698. 


Caro 1181. 


173. 


Brugsch, Th. 128. 648. 
855. — u. Bl 
1096. — und Dresel | 

- 972. — u. Sch 

L. | Bruhns und. 
1069. .109 

Brun, H. 750, 909. — 

(Stockholm) 172, 

Brünecke, B. 1209. 

Bruner, Alfr. 196, 

Brüning 269. 722, 888. 

` — Fritz 24. 1096. — 
(Rostock) 253. 1203. 

assau 778. |-v. Brunn 595. 828. ` 

Brunner 906. 

Bruns . (Göttingen) 700. 
1100. 1842. — H, (Gel- 
senkirchen 
` 0. 246. 69 

Brunnschweiler 1018. 

Brunzel 27. 1181; 


Cohn 1211. — (Berlin) 
179. — 


Th. (Königsbe 


Greischer 897. - 
riesel 1154, 


Mahnert 48, 
98: 
‚Csepai 196, 694. . 


Curschmann, H. 334, 9871 
1013. 1018. 1181. 1185. 
-| Buchheim 622, . 1281. ` 
Bucura 621. 1016, 
Bucky 619. : . 
Büdingen, Th. 150. 1184. 
Budisavljevie 1154: 
Büllmann, G. A. 1074. 
Bumke (Breslau) %3., - 
Bumm 102, — u 


'Bundschuh 965. 
Burchard (Rostock) 1018, | D 
Burckhardt 910.935. 1210. 
— (Berlin) 830 — 
ocin 28. 
Bürger (Kiel) 275.. — M.|D 
(Kiel) 1330. - 
-| Burkard 672. | 
| Busch (Bochum)' 750. 
e 158, - 


Busse, O. 221. _ 
Buttenwieser 1070. 
Bychowski 270. 697, 


Depebthal 268, | 

| Depisch 1044, En 
Deszimirovics 868. 694. 
Determann 72 


| Cafasso und Löw 8 


Calmann, A. 1126, 
Camerer, W. 224. 
Camp, de la 746. 


‚Carl, W. (Königsberg) 
- 170. l 
'Carlowitz 962. 


— | Cassirer 1208. — (Berlin) 
748. 


Ceelen 847. 871. 594. 
Cemach, A. J. 1188. 
Chiari 248. 696. 
Christen, Th. 1039. 1181. 
— 1318. — u.:Beeren 
149. — Hertenstein u. 
 Bergter 5. -> 
Christians 908, 


Dietl (Wien) 1182. . 
Dietlen, H. 125. 197. 
Dietrich 698. — 
171. — H. A. 1155. 
Dieudonné u. Weichhardt 
52, - : 
Dippe (Leipzig) 198. 596. 
| Dittel, Leop. 1155.. - | 


— 


rg) 23. 


Czerny (Berlin) 53. 178. 
294. 1126.. ER: 
Czyhlarz u. Neustadt 698. 


(Berlin) 369, 
appersaalfeld 271 
Dardel 


David, O. (Halle) 321. . 
, Heinr. 172, 


Delbanco, E. (Hamburg) 
220. poo en 
Delorme 221. - 


Denecke 938. 1208, F 
'| Denk, E. 200. 1286. 


0. 751. 


Deusch 570.:1166. 1185. 
Deußing 236. 952, 
Deutsch, F, 44, 881, — 
| G. 645, — M.. 
--1090. — 1840. 
Deycke (Lübeck) 1209. 
— u. Altstädt 745.. 

Diel u. Levy 39%. 


(Zagreb) 


Berlin) 
155 


+ 
. ? d. 
S 
i 
| 
A Bu 
a: i 
TUE, 
CEE i ; 
Li P 
paia? yS 
‘r 
& 
r] 
x 4 m 
a a i 
TE E 
3 w, 
Sr 
a ee 
e wo 9. h 
Dur DET re 
Kae 
Au En ETE 
HEP ETE 
HERR} 
AH 
gale 
PRP 
u 
pas a 
Ri 
Ne i va i 
Das EEE Eu 
A T 
LEA ul + 
Paoa 
Toa, z 
Kr a ; 
S a zu a ? 
narn 7 8 
i 5 
en A 
Bi yai : EA 
En o 
I 4, 
i vide 
j fas %r 
I X 
N Nr N 
P En 
AON m 
‘ E 
SEE 
pe at 
ge 
1.9, 
A] P 5 
(a A. Be k 
E 
' : Re 
nr $ 
f ZEI 
x 2 OSLER 
EH. 
$. 2 R 
- aN 
ır:.'. 
Be. 
i~, = 
IRI i, 
ES 
%4 
er 
y a y 
p- 3 fi 
In i ba 
u + 
DEGA 
+ i £ 
S, 
te 
Kap: 
» “u 
EY 
i 
i 
è 
. Ra 
Tk 
ß 
L 
d 
. 
REAT 
i 4 
i 
Kenai 
T R ł 
#1 
H ES 
\ 
"i i 
1 
' Bir 
> t 
staut taa 
"Fie vr 
TS à ° 
TOF 5 + “ 
.. l. ba 
en P 5 
Hr. 
t A Ei 
A f 
EA, A 
1” Pa 
J i Pi e 
b a ie 
FR 
2 x 
et 
„4 i 
Hori 
ae 
mi 
i B 
u 


Ds 
— 
a u en 


Ky 
F 
31% 

“ 


= 

f 

Fir 
ho 


i 
4 

N 

En 
EN 


Nam. 
— 


pime sea te ED Ser, p 


abs 
- ie 


par e 


Er satz 
un 25 Se Ser 


-~ 


ae ii i 
z'ea. D a i PI 
Er E F 5 


te o 


u Kae a DES 


u 


- = 
er 


E27 5 20 ge ee m.) ,_ 
- Bor Be 


SINGEN 


i 
G 


m, 


ER 
a en 


m an 


$ J. - 
rm ar. 
- Eaa Oan e 

, f 

. #3 ie s 


a N u. .te 
Te ana Se 


A A .... - Se 
Dr ps = au in we, 


l 
f 
E 
! 


Döblin (Berlin) 146. 

Döderlein 149. 962. — 
u. Krönig 670. 

Doflein 250. 

Dold, H. (Halle) 1014. 

Dollinger, A. 1259. 1285. 
1313. 1333. 

Döllken 297. 570. 

Domarus, A. v. 988. 

Donath 697. 

Dörbeck, H. 720. 1181. 

Dorn (Lübeck) 1152. 

Doerr 246. — u. Kirschner 
894. 

Dörr u. Schabel 880. 1098. 

Drachter 570. 986. 

Dragoewa 394. 

Dreifuß 1181. 

Dreißner 906: 

Dresel 153. 962. 1209. 

Dreyer 176. 250. 805. 965. 

Dreyfus, G. L, 806. 1819. 

v. Drigalski 594. 

Drucker 695. 


Drügg 1181. . 825, 
Drüner, L. 1126. 1184. | Exner 848. 
Dubs 102. 247. 296. 869. | Eyer 911. 


720. 778. | 

v. Dühring 153. 

Dührßen 194. 294. 989. 
1097. 1181. 

Duken 1158. 

Dunger 671.: 

Dünner 1018. — u. Pupke 


Eugling i51. 
Eunike 738. 746. 803. 804. 
Ewald 173. — (Rostock) 


Eymer und Menge 670. 


Faber, K. 1211. 
Fabry, Joh. 224. 674. 883. 


Fahr 104. 226. 599. 748. 


.— --—- 0. EEE, 


Engel, C. S. 906. — Herm. 
79 


Engelhorn, Erost 1209. 
Engelmann 934. — (Dort- 


mund) 674. 888. 1097. 


Engelmeier 1181. 
Engels, Herm. (Berlin) 209. 
Enghoff 1339. 

Engwer und Josephsohn 


272 


Eppinger und Kloß 272. 
Epstein 694. — (Wien) 


1268, 


Erdheim 78. 
Erlacher (Graz) 1295. 
‚Ernst, W. T. 1176. 

Esch 320. 

Eskuchen 297. 367. 
von 29. 126. — 


.F.S. 28. 75. 102. 
246. 522. 


. 


1200. 


149. 


Falk, Edm. 1266. 
Dürig (Berlin) 1237. 


Falta 26. 151. 244. 276. 


Flebbe, H. 195. 1125. 


Fleckseder 50. 

Fleiner 671. 1125. 
Fleischmann, O. 962. 
Flesch 697. 781. — -The- 


besius 1040. 
Flörcken 804. 988. 


Florschütz 934. 

Focke 1018. 1318. 

Foges 78. 

Folmann 150. 

Fonio 985. 

Fönß 1287. 

Forschbach 298. 894. 805. 


1129. 1181. 1208. 
Forsell 149. 
Forster 1210. 1218. 
Förster 173. — Eug. 
(Bonn) 907. — W. 671. 
Foerstner, A. (Würzburg) 
645 


Fort 1266. 


Fraas, E. 1126. 
Franck, O. 78. 


. 806. 832. 1266. — Herm. 
(Berlin) 123. 1133. — 
Paul (Berlin) 18. — 
(Greifswald) 250. 858. 

Franke 569. — F. (Braun- 
schweig) 372. 596. 599. 
1271. — FErz. 570. -—- 
Maryan 1013. 

Fränkel 670. 1181. — Alb. 
746. — Ernst (Berlin) 


Frank, FE. (Breslau) 176. : 


Frohmann (Königsberg) 


129. 
Fromme 49. 724. 748. 986. 
990. 1181. 
Fröschels 126. 258. 721. 
Frühwald, R. 1212. 
Fründ 570. 619. 


, witz) 1206. 1234. 
' Golliner 150. 


| Goos 778. 


Goerke 1128. 
Goß 1208. 


Fuchs 367. — D. 175. | Gotschlich 176. 1323. 
1267. — H. (Danzig) | Göttel 858. 934. 
5i. 694. 1127. — J.| Gottlieb 1323. 
987. Gottschalk (Mayen) 901. 


Fühner 270. 753. 
Fuhrmann 565. 902. 1261. 

1290. 1315. 1337. 
Fürbringer 173. 1041. 
Fürst, Th. 150. 
Fürstenau, Erna 103. 
Fürth 268. 


Gabbe, Er. 25. 
Gaisböck 820. 
Galambos 1153. 
Gallus 572. 670. 
1296. 

Ganter 81. 695. 
Ganz, Amca 367. 
' Gaertner 1269. 


— E. 


Gärtner, W. (Jena) 1182. Grober 748. 1014. 


Gassul 76. 346. 694. 1181. 
Gastpar 345. 

Gaetbgens 123. 908. 
Gatscher 346. 721. 
Gaugele 986. 1295. 
Gaupp 280. 


Gottstein, A. 1181. 
Grabisch, A. 269. 

| Graebke 869. 
Grabley 1285. 
Grafe, E. 778. 
Graefe 369. 1267. 
Gramegna 1180. 
Grasmann, K. 76. 


Goldstein (Frankfurt) 724. | Habetin 1320. 
— K. 1127. — (Katto- | Habs, R. 748. 


Hackenbruch 1041. 


Hacker 102. 173. — V. 
1209. 

v. Hacker 748. 

Hage 963. 

Hagen, O. 246. 906. 

Hahn 268. 1208. — Am. 
(Berlin) 907. — HF. 

| (Bremen) 28. — (Bres- 
lau) 965. — Gg. Al. 
— Otto 1040. 1181. 


— A., u. Offenbacher 


1294. 
Haike (Berlin) 698. 
Haim 620. 
Hainiss 296. 
Halban 247. 


Graßmann (München) 619. Har opener) 697. 


Graetz 52. 226. 
'Grau, H. 879. 


Greiner 621. — (Magde- | Hamburger, F. 


burg) 828. 
Greve 570, 
Griesbach (Gießen) 1072. 
Grießmann, Br. 1097. 
Grißlich, O. 849. 


Pauli 854. 1181. 


828. 
r 1013. 

Hallenberge as 

196. 268. 296. 368. 570. 

647. 696. — R. 394. — 

u. Mülleger (Graz) 197. 
Hamel 53. — (Berlin) 

171. 


— u. Hammer 965. — Fr 


(Stuttgart) 128. 


Groedel, Frz. (Nauheim) | Hammesfahr 749. 
149. 239. — F. M. 367. | Hampeln (Riga) 101. 
Gröer u. Kassowitz 571. | Hanauer 298. 1100. 


.Gröger, V. 740. 
Groll, H. 828. 


Hancken 1237. 
Händly 343. 


1014. — E. (Bonn) 1014. 


Gauß 48. 129. 751. — u. | Grönberg 1041. — (Wi- | Hänisch 244. 
Düring (Luzern) 102. 620. 1044. 


Duschak, E. 195. 


Favarger 246. 
v. Dziembowski (Posen) 
671. 


Federn, S. 180. 

'Feer (Zürich) 101. 

Fehling, H. 76. 

a u. Franz 149. 

Fehr (Berlin) 1339. 

Feilchenfeld 48. — Leop. 
619. 908. 1096. 1235. 
— W. 158. 

Feiler, E. 305. 

Fein 197. 

Fejes, L. 670. 

Felix 693. 694. — und 

 Mitzenmacher 694. 

Felke (Rostock) 1018. — 
u. Wetzell 1295. 

Fellner 1183. 

Fendel 1212. 

Fenger 1237. 

Fernau 26. 50. 78. 1181. 

Feßler (München) 220. 

Fick, R. 626. | 

Ficker, M. 128. 

Fiedler, L. 1015. 

Fießler 670. 

Fieux 826. 

‚Finger (Wien) 695. 

v. Fink 1015. 

Finkbeiner 804. 

Finkelstein 171. 671. 


Ebbecke (Göttingen) 990. 

Ebele 1181. 

Ebeler, F. 597. 

Eberstadt,F. (Frankf.)988. 

Ebstein, Er. (Leipzig) 
1299. 

Eckelt 149. 

Eckl 295. 

Economo 620. 1267. 

Edel, A. (Berlin-Wilm.) 
594. 1125, 

Edelmann 222. 

Eden, R. 1126. 1285. 

Edens, E. 100. 591. 616. 
642. 1292. 1816. 

Ederle, R. 1233. 

Ege u. Rasmussen 1287. 

Egyedi, Heinr. 172. 

Ehrmann, W. 855. 

Eichhorn 982, 

Eichhorst 868. 1041. 

Eichwald u. Fodor 1156. 

Eicke 1014. — H. (Ber- 
lin) 1314. 

v. Eicken 595. 806. 962. 
1042, 


= Finsterer 48, 78. — H, 
Bidam 178. (Wien) 287. 
Anand, Fritz 921. 1181. | Fischer 1208. — A. (Dres- 

. i d ° FA D ° 
Eiken 622. 7 101 Bee 


987. 1016. — (Berlin) 


v. Eiselsberg 222. 276. 1153. — Bernh. 1321. 


Eisenberg 368, 

Eisenhardt, W. 25. 

Eisler 1015. 1181. — F. 
(Wien) 1231. 

Eisner, Gg. (Berlin) 212. 

Eitner (Wien) 67. 

Fkstein, E. 828, 

Elias 271. 694. — und 
Singer 152, 

Elkeles 698, 

Elmiger, G. 962. 

Elsner, Johs. 1266. 

Emanuel 272, 

Embden 270. 732. 


Herm. 672. — J. 1818. — 
Jul. 1127. — (Königs- 
berg) 753. — R. 596. 
1188. — W. (Göttingen) 
826. 990. — W. (Schan- 
ghai) 987. —-Defoy, 
W. 1018. 1070. 1076. 
— u. Ch. Pan Nieu 1013. 
— O. (Prag) 1284. 
Fischl 1156. —Fr. (Wien) 
‚208. — R. 346. 
Fischler,F.(München) 125. 
Flatau 247. — Gg. 108. 


— (Heidelberg) 345. — 


— E. (Heidelberg) 49. 
— (Hamburg) 1073. — 
K. (Erkf.) 670. — Manfr. 
745.1181.— E.,u.Lovey 
1181. 

Fraenkel (Hamburg) 55. 
324. 367. — E. 123. 172. 
— Eug.u.Zeißler (Ham- 
burg) 125. 

Frankenburger, A. 619. 

Frankenthal 571. 

v. Franque 343. 

Franz 244. 348. 670. 670. 
(Berlin) 694. — (Wien) 
294. 296. 1156, 

Franzmeyer 856. 

Freise 753. 

Freudenberg 1144. 1156. 

Freund, E. (Wien) 1240. 
— Leop. 980. — und 
Kaminer 1320. 

Frey 152. 220. 367. 781. 
985. 1069. 1318. 

S Pony (Aarau) 369. 


Friedberger, E. (Greifs- 
wald) 81. 177. 220. 570. 
577. 694. 694. — E. u. 
Joachimoglu 571. 694. 
694. — E. und Konitzer 
(Greifswald) 108. — u. 

. van der Reis 858, — 
E. u. Suto 571. 

Friedemann (Berlin) 1235. 
— M. 247. — U. 198. 

Friedländer 1129. —.A 
A. (Freiburg) 1158. — 
(Wiesbaden) 671. 

Friedländer-Marum 962. 

seleulseuder, E. (Lemgo) 


Friedmann, Fr. Franz 
1069. — (Buch) 672. 
— (Wien) 964. 

Friedrich (Freiburg) 965. 
1181. — und Krönig 
244. ` 

Friederichsen 1099. 

Fritz 1154. 

Fritzsche (Basel) 853. 

Froboese-Thiele 10183. 


Lembke 670. 
Gausselmann 1208. 
Gehrels 858. 1125. 
Geigel, R. 670. — (Würz- 

burg) 196. 570. 
Gelpke, L. 1155. — u. 

Rupprecht 1253. 
Genck, Marg. 1096. 
Gennerich 878. 907. 


Georgi, W. 1296. 

Geppert 49. 

Gerber 55. — (Königs- 
berg) 200. — O. P. 
749 


v. Gerhardt 882. 

Gerhardt, D. 1098. — 
(Würzburg) 245. 

Gerson 49. 176. 1184. — 
(Bielefeld)844.— (Bres- 
lau) 54. — (Berlin) 1389. 

Gerstmann 174. 620. 985. 

Geßner 78. 

Geymüller 1154. 

Giemsa 172. 

v. Gierke, E. 647. 

Giesecke 1042. 

Gigom, A. 1269. 

Gilbert (München) 880. 

Gins, H. A. 670. 

Giorgacopulo, D. 294. 

Gioseffi, M. 77. 

Glans (Berlin) 618. 

Glanzmann 802. 

Glas 294. 1097. 

Glaserfeld, B. 1296. 


.| Glaß 778. — E. 828. 


Glaeßner 295. 296. 

Gleichfeld 590. 

Gleinert, E. 297. 

Glingar, A. 285. 

Glocker 778. — u. Reusch 
778. — und Schlayer 
1125. 

Goebel, W. 1070. 

Gocht 1266, 

v. Goel 750. 

Goldberg (Breslau) 694. 

Sabuget, P. (Wien) 


Goldscheider 963. 
Goldschmidt (Wien) 621. 


borg) 1340. Haenlein 958. 
Groß, O. (Greifswald) | Hannemann 177. 
222. 250. 277. 811. 882. | Hansberg 674. 911. r 
843. 855. — W. (Hei- | v. Hansemann 5. 48. I. 
delberg) 748. — und| 268. 
Pappenheim 620. Hanser 298. 
Grosse, Ludw. 936. Hanßen (Kiel) 104: 
Großer (Frankfurt) 806. | Haren 962. 


— (Prag) 573. Harf, Alfr. 879. 
Grote, L. R. 27. 394. Harlße, B. 1097. 940 
Groyer 50. Harms (Mannheim) 1049. 
Grube, K. (Neuenahr) | Harmsen 1013. 16 
1087. Hart, C. 321. 716. 149. 


Gruber, G. B. 912. 922. | Hartert, W. 1320. 664 
940. 968. 967. 988. | Harttung, H. 120.638. 00°. 
1209. 1236. — Gg. B., | Hartwich, A. 308. 
und B. Werner 1125. | Harzer 1185. 1272. 


1020. 
Grumme 149. 228. 878. 
Grünbaum 50. 


Hasebrock 802. 
Haß, J. (Wien) 809. 1112. 
1126 


Grund 1209. — G. 720. | Hatiegan 1188. 


Grunewald, Jul. 986. 


Hatziwassilu 618. 


Grünewald (Dortmund) | Hauch 779. 


1097. 
Grunmach 746. 
Gsell (Zürich) 28. 


Gückel (Nürnberg) 988. 
Gudden, H. 
127 


Gudzent 698. 1181. —, 

Maase u. Zondek 894. 

“upe nbelger 223. 
894. 


Gundermann, W. 749. 
v. Gutfeld 691. 
Guth 295. 
Güth, Gg. 367. 
Gutmann, Ad. 
1069. — J. 742. 
Gutstein 719. 
Guttmann, W. 989. 


Haase, N., u. Wohlrabe 
24. 

v. Haberer869. 619. 620. 
720. 

Haberer, H. 1070. 


Haberland (Breslau) 986. | Heidler (Wien) 197. 


Habermann u. 


Mauels- 
hagen 594., 


Hauffe 1184. si 
Hauck, L. (Erlangen) 994. 
Hauke 751. 

Hauke (Breslau) 694. 


(München) | Haupig, Th. 829. 


Haupt, F. W. 155. 
Hauptmann 226. we 
(Freiburg) 1270. 19%. 


— | Haus (Innsbruck) 1820. 


Hauser, Alfr. 195. — R. 
(Breslau) 320. 

Havlicek 268. 

Haxthausen 826. 

v. Hayek 296. 1267. 


(Berlin) | Hayner 49. 


Hayward 671. 

Hecht, Erich 1168. — H- 
906. — 1318. 
Matko 1818. 
Zweig 1318. 

Hedinger 268. 

Heermann 1821. _ 

Hegner (Bern) 1104. 

Heidenhain 268. 

Heidkamp, H. 124 
Gandusio und Phili- 

powiez 222. 


p INHALTS-VERZEICHNIS S er Em er XXV 
CE pee 937. ‚881 


A 


Heierdahl 1181. ` l | His” 334. ia BR J dasoa 176, Ä Kayser-Petersen 695. Be 746. Ä 
Heilig, G. 76. Hisgen, H. 1236. Jaffé 26. — R. H. und|; 1013.1209. `. |Kobler 569. 778. 1289. 
Sternberg (Wien) 1311. | Kaznelson 1018. . | Köhler 672. — (Hamburg) Kropp, S. ‚1296. AN 
Kehl 23. 1182. — (Mar-| 1073 — F. (Köln) 198. | Kruse, W. (Leipzig) 601. 
-1209. deine 
i BER 


I TR Hein, T (Erlangen) 691. Hoche 280.. 
-</> Heimann 48. 944. 298. | Hochenegg und Payr 28. | Jaeger, F. 804. 
v. Jagie 26, 77.1268. —| burg) 1819- 845. — H. 221. . 
Kohlmann 966. | ‚Krusius, Fr. F.. 1819, 
v. Kügelgen, R. 986. , 


n IF i 670. — F. 937. - | Hochstetter 778. 1181. l 

zig A Heine, B. 1209. — (Bres- | Hock, J. 670. . . u, Lipiner 9384. — u.|Kehrer 149. 965. 1484. 

AA lau) 247. a Hodel 846. : Sladek 37. =- | Keller, R. 647. Kohlschütter, R. 1063. Li 
; “Heinemann 1181. — E. | Hodiesne 647.. - | Jahnel 696.. Kelling 27: 152.645. 671. | Kohn, A. 299. — H. (Ber- | Kuhn 694. 751.. i 
mb: 7 EC. (Berlin) 854. -J Hofbauer 197. 222. — J.| Jakob, A. Hamburg) 786. | Keppler und Erkes 301. lin) 171. — (Berlin) 244. Kühn. (Rostock) 174. N 

a 1. .746. 1041. s — Klara 295.: |KĶülbs, F. 822. o 
Kerl 647. = -| Kolde, W. 1155. ` Kulenkamp 665. - 
`- | Kulenkampff: 870.. 1285. i, 


Heinrich, Rud. (Münchehy 1821. J| 118 
152. ‘| Jakobitz 694. . 
‚Koleszar 669. 
Kolle, W. 51. —. , Sachs | Külz, L. 1182. 


Kr u. Keuper | y. Jaksch 1015. |v. ‘Kern 1018. 


> Heinsheimer 272. 
. Heise (Berlin) 902. © >. |` 172. — Er. Bonn) 987. | Jansen und Kobrak 647. | Kestner, O. 268. 344: 
Heising, Jos. 101. 3 1014. 1285. — - (Darm-| —, W. H., u. Müller,| 1040. — O., und 2 und Georgi 128..— und | Kümmel 599.649. —H.696. 

... Heke 934. J- stadt).570. — Herm: Frz. (München) 828. | gandt 1154.. $ ` Schloßberger 1. 83.553.) Kümmell (Hamburg) 294. ° a 
A ` Helber u. Linser 718. | 561. 583. — Y (Heidel- | Janssen, P. (Düsseldorf) | Keuthe 778. ` 579. 694. 759. | — 1828.. $ = 
-+ Heine (Kiel) 700. |. berg) 719. — W. (Ber- me | Kickhefel 1152. Kolle-Hetsch 1099. | Küpferle - u. Bacmalsye 2 Er 

Heinecke 778, lin) 1094. ` - — |Janze Kienböck, R. 894. Kollert 296, ` -| 1181. n 
Japha " Berlin) 1069. “| Killian (Berlin) 221. 228. | Kölliker, Th.. 804. -. Küster, H. 826. —u. Wott i 

Kinberg (Stockholm) | Koellner, H. 1069. (Köln) 194. erd 

Küstner 149 244. RE: 


-> Bellendall 151. - : |Hoeflmayr, L. 595. 
Heller, J. 826. 1342. ornan, Edm. (Bonn) Jarisch 934. 
za Hellpach 573. 60,1. 829. 1014. — K. 804. 1183. |v. Jaschke, R. Th. 1038. 1236. 

l — W. 51. 271. 827. 1076. 1093. 1208.. — | Kirch, A. - (Wien) 167. 


‘Beenes 125. ` 
| — K. 128. | Högler, F. (Wien), 865. | (Gießen) 1294. — Th. 


‚Koelsch 39. 
König (Bonn) 220. 894..| Kuttner (Berlin) 54. 


- — (Harburg) 195. — | Küttner 48. 197. — (Bres- 
(Marburg) 698.— (Mün- | lau) 780. 965. <H. 696. 
ster) 867. ~ - [Kutzioski 174. ; 


Teen 
„ne a rto a E E 
ne go 


1097. 
Kirchberg (Delmenhorst 


mus 857. - 
- H150. 1181. ` ‚Hohenbichler 297. 1321. 
Henke 80. 962. Hohlbaum 1129. Jegge 1154. 78. 
Jebn 243. — u. Naegeli 76. | Kirchmayr 749. Konitzer, P. 338. Kuznitzky 54: . 
Kirchner (Berlin) 171. | Konjetzoy (Kiel) 321. 991.) ns u 
Mi 


Jennicke, Eug. 619. 
Koeppe 29.. 1270. - | en 
Labhardt 297. 1127: 


Henkel, M. 644. 1156. | Hohlweg, H. 221. 
Köppen 867. 
Lade 721. 858.. 


Henle (Dortmund). 910. | Hohmann 275. 293. 595. 


nn (Greifswald) 80. | Jentsch 697.. 271. 844. 719. 1069. — 


. Mart. 808. —0. (Würz- 


ae el 987. al > 
er R2 a Jerzycki 1208. a 
1i Benrichsori 964. Hoka ad Goldmann 50. | Jeß 248. 911. burg) 984. Korack (Hamburg) 294. 2 
.  Henriei’962.° Holland, Meyer‘ und O.|Joannovics 868.. Kirschhoff 1181. .  |Körbl, H. 645: Ladeck 151. | 
a - Henschen 687. .— und. ` Müller (Pübingen) 1018. Joffroy 1208. Kirschner (Königsberg) Korbsch, H. 70. 291. . | Lagerberg 571. Ber 
 _ Nager.1210. . f 1458. Johnsen . 749. 299. 569. Kortf-Petersen 748, Lampe 271: 
. Herhold 345. Be Holländer, E. 1239. .— u. | Jolles, A. (Wien) 814. | Kirstein 670. — F, (Han- Koritschoner 1070. Lämpe und Saupe 118: . ia 
“  _ Henszelmann 581. | Ernst 618. ` Jonas (Wien) 2985... nover) 1096. 1181. Korn (Königsberg) 129. | Landau, Th. 646. x: nn 
x. Herbst, 0. (Berlin) 879.. | Hollborn (Leipzig) 1209. Joerdens, G. 855. 950. Kisch, E. 1269. — (Prag) | Kornfeld, Siegm. 24. | Landauer 804. ee 
| Herhold 1089. Holste (Jena) 75.  - 968. 197. Kornitzer (Wien) 1208. |Landelius 596. er 
Jörger, J. 370. Kißkalt 922. 594. 808. |Körte 828. | Landgraf, H. 880. BE 
‚| Klermult 597. Körting (Berlin) 149. Landois 966. ~- : ' 
Koslowsky 867. 721, 803. Lange, E. (Breslau) 1129. ARS 


Hering 965.. „—H E. 594, Holtz. 750. 


Holzapfel 778. 987. Joseph (Berlin) 274. 879. 


— e a 1082. 
— d. — (Göttingen) 1341. 


Klapp 23. 248. 672. 
5 1209. 


EEE 
To 


og ‚Hermanns, L, 245.. — | Holzknecht 295. 778. —| 
i Hermel 806. — , Mayer u. Wegrichs 77.| — 29. | Klauber, Erw. 336. - 
176 — ng. 1821. Kleeblatt, Fr. 1285. Kosminski 881. -Langemak 722. 
| Kleemann, M. 644. 1128. | Kost 743. 823. Langer, Er. 1120. j - 
Langstein 272. 604. 627. 


PREE $ ; 
. . y 
mi un tn a aa te m 


‚Kotzenburg 149. 188. 
Kowarsky 221. 

Krall 49. zZ 
Kramer 693. 

Kraemer, C. 224. 
Kraepelin, E. 804, 878. 


"Herrmann, E., u. M. Stein Hölz! (Polzin) 153. 
646.. — G. (Prag) 1028. | Hönck 320. Jötten 344. 614. 694. 
‚Hertz, P. (Kopenhagen) Honigmann 270. Juliusberger 48. 
1287. Höpfoer 1096. — Edm:820. June, 0. . 722. 908. 
1 


Herxheimieru. Roscher 76. | Hoppe, J. 1840, 
‚Herzfeld, . Elisabeth. 968. Hoppe- Seyler 150. 192. | Jurasz, A. 127. 199. 
‘1105. Jürgens (Berlin) 49. 572. 


655. 1262. — u. Putzig 
826. 

Lanz (Amsterdam) 77. 

Laquer, A. (Berlin) 851. 
— u, Lasser- Ritscher 


Klehmet, A. 1181. 

Kleijn und Magnus 619. 

Klein 149. — (Berlin) 
804. — M. (Berlin) 855. 
— (München) 992. — 


u Herzog 29: 600. — H. | 
“ (Innsbruck) 645. © . | Hörbammer 867. | "598. 628. 678. 885. R. (Prag) 182. 
der bug) 55. — | Hörn 270. Jürgenson 1013. i Kleine, F. K. 719. 1208. - 746. 
H | a . | Horneffer 28. . Kleinschmidt 802. — Kraßnig . 596. ©- | Laqueur, E. (en 1182. 
| | Heße Bor. | . | Hosenberg. 297. u.‘ | . (Leipzig) 324. 858. Kraupa 1269. | Latzel, R. 949. 1182. 
Hesse (Berlin) 1208! —|v. Hoeßlin, H. 29. Kach, Fr. (Barmbeck)| 1052. 1129. | Kraus (Berlin) 53. 75. 274. | Latzko und Schiffmann 
Kleist 270. 697. 618. 1015. | 
Klemperer, F. 228. — G. | Krause, Fedor 75. -- - H. | Lauener 1269. BS 
(Berlin) 1110. — Paul | Lauritzen, M. 1287.. 


I: 984. 

Kache, W. (Breslau) 827. 
Kafka 173. 778. 979. 
Kahane un 


| x Erich 76. -894. —. P, Hryntschak 1098. 


246. — W. Halle) 646. 
908: (Halle) 646. | Hueber (Salzburg) 1040. ea ce 


und Dünner 223. 671.| 244, — F. u. Heymann | Lautenschläger 49. 962. 


1181. — Fed. ern) Läwen; A., 124. 671. 701. 


| Hübner, A. H. (Bonn) 172, 
880. .— u. Hesse 23. 


En Heubner T24. Er. 990. | Hubotter 149. | 
al g i. Huldschinsky 721. 1181. | Kahn, Eug 804. 855. 989. 
Hermani’ 149. ` 348. 571. Hunaeus 198. Kaiser, Fe ' Halle) 768. | Klestadt 780. 805. 1275. 
— Br. al 1096. | Hundeshagen 808. 1008. Kaiserling 55. Klewitz 200. 206. | Krecke 248.. 1014. 1181.|. — und Reinhardt 884. 
Hift, J. i . Hündgen 1014. ` Kalberlah 272. 792. Klien 696. 1294. |Krebl, L: 571. 778. —|Lazarevie, V. 195. 
| Hilbert. i u Hüntemüller ` 759, 963. | Kaldeck 1286. 'Klieneberger 778. 1818. — u, Straub 1818. | Ledderbose 820. ‚808. 
Hildebrandt, o. (Berlin) 1129, 1158. 1181. 1186. Kant rovi (Hannover) | Klinkert 853. Kreibich, C. 165. | Lederer 78. | 
149.. — W. (Freiburg) | 1215. 1240. Kloiber 699. 1039. — H. | Kreipe, 934. Ledermann, P. 962. 
10 1100. 1888. | Hürtble 54. ` ` Kappis 104. 1309. I Kreiß 826. | Lehmann 962. — .(Berlip) 
Hilgermann, R; 1061. v. Husen 748. Kapsenberg, G. 125. Klopstock (Berlin) 827. — | v. Krempelbuber 1096. |‘. 878. — Gerh. 708. — - 
HE | Karewski 988. F. 1267. — u. Kowai Kretschmer (Berlin) 983.) K. ee onenbagen) 621. 
— E. 803. 1156. vr (Gottingen) De 
1125. 


' Billel (Berlin 1092. 
Hindhede 12%. Rori Gia; 
Karger, P. (Berlin) Kreuser 1208. 


278. 
Klose 867. 594. — E. | 
Kreuter, Erw. 749. 808. Leichtentritt, Br. 49.. 


Hindse-Nielsen 596. -| Ebrahim (Jena)t157.1158. | Karl, Fr. 28. 
Hinterstoisser 295.. - ‘| Ickert 1089. 2 7 Karo 297. 310. 644. 670.| (Hirschberg) 854. — F. 
Hippel 699, 1077. : Igersheimer 909. . 715. 749. 878. 907. 128. 150. 820. 907. — | Kreutzer, H. 879. Leichtweis, F. 808; 
Hirsch 149, — Alfr. (Stutt- ‚Izhöfer; H: 124. Karplus 246.. 881. H. re 1152. 1190. | Kreuzfuchs 26. 368. Lekisch 1156.. 
J Kristensen (Kopenbagen) Lembcke, H. 595. ` 
829. Lenk 77. ‚881. .1070. ' 


Kastan 299. 


H. 
Katzenstein (Berlin) 29. | Klotz- (Lübeck) 391: zu. 
J. 1296 J. 11852. 


Klug, Ant. 633, | 
Knapp 173. — 1210, — 

Alb. 362. 
| Knauer, A. 698: 

Knopf e 720. 
Knöpfelmacher, W. 94. 
Knorr, M. 984. : 
Kobl (Wien) 909. 

Koch 778. — R. (Frank- 
furt) 778. — u. v. Lipp- 

mann (Frankfurt) 1287. 


en 370. 


Kritzler 698. 754. 782. Lenné 719. ' 
807. 825. 833. 859. 885. | Lentz (Berlin) 1099, 
1078. | Lenz, Fr. 246. .988. — F 
Kroeber, L. 25. i (München) 1295, 1818. 
Kroh 152. 223. 247. _ | Lenzmann 641. F 
Kronberger, H. 269. 670. Leonhard 749. 
| Kroner 907. , |Leppmann, F. 719. 
Kronfeld, Arth. 1125. ~ j| Lescheiner 1018; 
Krönig und Friedrich 48. | Leschke 75. ` 
670. : | Lesser (Berlin) 294. — 
Krueger 178. 965. Fr. 249. 822,. 
Krüger (Weimar) 269. — | v. Lesser (Leipzig) 78. 
-Kroneck 828. _ Leven 882, 


Br 1097, = C. 101. |Imhofer 222. 272. 962. 
Immelmann 199. 1286. 
= Isaac 225. — S. (Fraok- 
.| furt a: M.) 358. 1096. 
un 101. 296. 1181. 


— 


Kauert, F. 988. 
Kaufmann 271. 297. 
(Jena) 271. — P. (Alt- 
morschen) 827. 
Kaumheimer 1266. 
Kaupe, W. 868. 1036. 
Kausch 48. 298. 672. 1297. 
Kautz, Friedr. 128. 746. 
Kautzky, K. 69. 881.. 
Kayser (Berlin) a 
Heinr. 76. — K. 
— M. E. 1267. ro 


— 


hg Johs. 101. — 
| er ER 
| 1319. — (Kudowa)134 
ip ag. 268.. — | Jacobs,- Friedr, 1155. 
rlin) 986, — Felix Jacobsen ` (Kopenhagen) 
(Berlin). 12..— Hans] 621. 
Hi caman 271. — M. 878. Jacobsohn 348, — Max198. 
mann, K, 823.. | Jacoby, M. (Berlin) 1339. 


EE AE 2 


Ta Levinstein, O. 962. 


: — 


wu a Re > >- BE 


XXI 


Levi 1208. 


Levy 1181. — F. (Mün- 
chen) 1236. — W. 595. 
—-Seitel 696. —-Suhl 
195. 1338. 

Lewin48. — Carl (Berlin) 
133. — J. 697. — C. 
1297. 

Lewy, E. 878. 988. — 
u. Schiff (Berlin) 1284. 

Lexer 199. 1824. 

Lichtenstein 905. — Ste- 
fanie 121. 672. 

Lichtwitz 1266. 1269. 

Liebe, Gg. 78. 882. 

Lieben (Radom) 197. 

Liebl (München) 849. . 

Liebmann, E. (Zürich) 
1182. | 

Liepmann (Berlin) 867. 

Liebmann u. Schinz 670. 

Lieven, F. 646. j 

Liljestrand, G. 645. 

Lindemann 848. 
345. — G, u 
Gruber 1097. \ 

Lindenberg 244. 


T WE h 


sa an Er DE E 
un IR 


G. 
G. B. 


— 


Lindstedt, F. 1211. 
Linnartz 248, 
Linnert 228. 

~ Linser 1026. 
Lipiner (Wien) 108. 
Lipp, H. 1154. 
Lippmann 1181. — H. 


Jj 

ol y Lindig 226. 908. 
; 
f 


son 1016. 
Lipschütz 1097. 1820. 
Lipschitz, K. 1122. — W. 
1018. 


! 
| i (Berlin) 49. — u. Sam- 
n'i 

i 


Lißmann 876. 878. 


= Loeb, H. (Mannheim) 688. 


Löffler (Basel) 28. — W, 
1015. 


Loeffler, Fr. 1270. 
Löhlein 226. 703. 748. 
— (Greifswald) 1298. 

Löhner 1182, 
Lommel, F. 892.. 
Lönna {10i. 
Löning, F. 27. 
Lönne, F, 696. 
1270. 
Löns, M. 594, 
Looser 1154. 
Lorand 713. | 
Lorenz (Breslau) 1240. 
— (Hamburg) 349. 570. 
1017. —*(Wien) 1286. 
Lorey 599. 
Loeser, Alfr. 150. 198. 
Lotheißen (Wien) 197. 
Loew,0.827. — Osc. 1841. 
Löwe 270, 
: Loewe, O. 51. 
; Löwe u. Lipps 675. 
; Loewenberg (Charlotten- 
PI burg) 827. 
5 Löwenfeld 50. 878. 
Löwenstein 867. — A. 
(Prag) 778. 880. 
Loewenthal, S. (Braun- 
schweig) 372. — Wald. 
(Berlin) 49, 
Loewi 270. 
Löwy 173, 1268. — O 


1192, 


A (Wien) 269. 696. — 


(Prag) 938. — Rob. 
(Wien) 796. 

Loewy (Berlin) 827, — 
A. 5i. — (Steglitz) 
853. 


Lubarsch, O. 128. 1125. 
1208. 


Lubinus 104. 
r Luce, H. 878. 


her; 


Lüdin 778. 1154. 1181.! Menge 149. 


1210. 
Lüdke (Würzburg) 24. 
Luithlen 78. 647. 695. 
906. 
Lund, R. 962. 
Lundsgaard 596. 1840. 
Lunkenbein 48. 
Lust, F. 158. 248. 
Lustig 1183. — W. 
lau) 42. 
Lux, F. 672. 


(Bres- 


Madlener 595. 

Mager 222. 

Magnus 1181. —- Als- | 
leben 819. 1288. = 
-Levy 1157. 1218. — 

~ Gg., u. Wiedhopf 880. | 

Mahlo 324. 

Maier, H. 879. — Mare. 
1071. 

Majerus 104. 

Maliwa 621. 


Malleus 29. 
Manasse 1041. — (Berlin) 
989. — P. 805. 


v. Mandach 1237. 
Maendl, Hanns 1165. 
Manheimer, Edm. 1046. 
Mann, Fritz 346, 
Marburg 868. Ä 
Marchand 29. 221. 911. 
Marcovoei (Kassa) 78. 
Marcus, Otto 77. 
Marcuse (Berlin) 223. 
Maresch 276. 
Margulies (Prag) 60. 244. 
Markoe 27. 
Markus, Henry 622. 
Martin, B. (Berlin) 1013. 
spiel) 1072. — R. 
62 


Martini, Er. 101. 195. 670. 
779. 


Marwedel 103. 
Marx (Berlin) 344. 721. 
— A. M. (Prag) 925. 


| Materna und Penecke 26. | 


Mathes, P. 671. 

Mathias 720, 

Matko 125, 151. 

Matthes (Königsberg) 55. 
129. 200. 670. 

Maudler 826. 

Mautner, H. 1048. 

May, R. E. 894. 

v. Mayendorf, E. Nießl 
(Leipzig) 115. 140. 174. 
824. 595. 

Mayer 295. — A. 696. 
— Arth. (Berlin) 670. 
1157. — A. (Franken- 
hausen) 1337, A. 
(Tübingen) 150. — C. 
880. — K.570. 671.962. 
— M. 906. — Mart. 149. 
1041. — Jos. 28. — O. 
(Wien) 154. — W. 173. 
87 un, und M. 


Knorr 2 
Mayo 48, 
Mayrhofer und Meixner 

1820 


Meinhold 1818. 
Meinicke, E. 221, 867, 
571. 670. 827. 908. 


Meißner, R. (Breslau) 869. 
Meixner 129. 229, 
Melchior 28. 247. 369. 

965. 1181. 1240. 
Meller, 295. 


Mende, O. (Berlin) 1172. 
— P. 196 


Mendel 270. 
Menes (Tübingen) 819. 


Menzer 746. 


Meyerhof, M. 977. 


INHALTS-VERZEICHNIS. 


Menzel, K. M. 968. : 


Merian 296. 
Merzweiler 1267. 
Messerschmidt, Th. 764. 
Meyburg 76. 
Meyer 1208 — A. W. 
(Heidelbergy 694. — E. 
(Königsberg) 335. 879. 
933. 1818. — F. (Berlin 
223. — Fritz M. 75. 1099. 
1181. — (Göttingen) 
700. — (Köppern) 573. 
— Kurt (Berlin) 262. 
— Max (Frankfurt) 998. 
— Osk. (Stettin) 28. 
319. — O. B. (Würz- 
burg) 367. — Rob. 1126. 
1155. — S. (Düsseldorf) 
128. 854. — (Königs- 
berg, 129. — Osk., u. 
Wolf, Ella 559. 
Estorf, H. 1208. — Osw. 
(Berlin) 1288. 


— oe 


v. Mezö 245. 
Michael 1127. — M. 906. 
Michaelis, P. 108. 128. 
Micholitsch 855. 
Mietens 151. 906. 
Milchner u. Mosse 778. 
Miloslavich (Wien) 636. 
Mink, P. J. 962. 
Minkowski 80. 176. 832. 
118i. 1243. 1279. 
Mitscherlich 670. 
Mock 79. 
v. Möllendorf 250. 
Moeller, H. 622. 
Möllers 1041. 1266. — u. 
Wolff 894. 
Mönch, G. 321. 778. 
Mönckeberg 1238. 
Montana, B. 369. 
Moog 244. 1060, 
Moraweck, H. 1126. 
Morawetz 50. 126. 176. 
637. 
Morgenthaler 270. 
Moro, E. (Heidelberg) 
1097. 1285, 
Moser (Zittau) 827. 
Mosler, E., u. Herzfeld 897. 
Moszkowitz 298. 
Mras u. Brandt 1986, 


Much, H. 125. 719. 
Mucha u. Orzechowski 
197. 


Muck, O. 647. 962. 
Mugdan, O. 978. 
Mühlens, P. 828. 1069. 
Mühlmann 746. 
Mühsam (Berlin) 968. — 
„u. Hayward 1182 
Müller 244. 1208. — A. 
(München) 672.— Arth. 
749. 11838. — (Berlin) 
319. — Chr. 984. — 
Em. 750. — Ernst 595. 
— E. u. F. 802. — E, 
Fr. (Hamburg) 369, 
1212. — (Greifswbld) 
752. — (Hamburg) 907. 
— jr., H. (Zürich) 1267. 
— Herm. (Zürich) 803. 
854. — Hugo 52. — 
Josine 622. — L. R. 
(Würzburg) 645. 856. 
— O. (Hongkong) 124. 
— 0. (Kösen) 854. — 
O. (Recklinghausen) 
124. — Otf. 335. — 
(Wien) 868. 908. 
— Wilh. 745. 88i. 
W. B. (Berlin) 345, 
W. (Rostock) 1018, 


_— 
— 
— 
— 


u. Groß (Wien) 894. 
— -Deham 271. — -Heß 
758. 

v. Müllern 151. 

Mulzer (München) 749. 

Münch, W. 271. 

Munk, Erna 102. — Fr. 
248. 871. 988. 1128. 
1185. 

Münster, Matth. 595. 

Münzel 297. 

Münzer, E. 578. 

v, Se 2 

Mygge, J. 1211. 

Mygind, S. H. 962. 


Nacke, W. 696. 

Nagel (Berlin) 149. 

Naegeli, Th. 645. 1098. 
1155. 

Nagy 344. 620. 

Nassauer, M. 804. 

Nast-Kolb, A. 964. 

Nathan u. Reinecke 103 
672. 

Nauwark 268. 

zur Nedden 1202. 

Nehrkorn 780. 857. 

v. Nesnera 78. 

Neuber 694. 

Neuberg 1181. 

Neufeld u. Papamarku 75. 
— u. Schiemann 854. 

Neugebauer, G. 265. 618. 
714. | 

Neuhäuser 75. 

Neumann 23. 25. — (Ba- 
den-Baden) 228, 
(Berlin) 804. 938, 1181. 
— Jacques (Hamburg) 
880. 984. — W. 779. 
— (Vohwinkel) 1322, 

Neumark, Eug. 1222. 

Neumayer, V. L. 722. 

Neuwirth 1296. 

Niemann (Berlin) 678. — 
u. K. Foth 720. 

Nieter, Ad. 269. 

Nigst, P. F. 1182. 

Nißle 698, 

Nobel 295. 909. 

Nobl 294. 619. — und 
Löwenfeld 789. 

Nocht 295. 1238. 
Mayer 273. 

Nolten 987. 

Nonne 269. 943. 

Nonnenbruch 247. 1070. 

Nordenhoft 779. 

Nordertoft 1181. 

Nordlund 779. 

Nordmann 223, 856. 1087. 
1066. 


— 


u. 


Notkin 102. 

Noetzel, W. 828. 

Novak und Toman 222. 

Nürnberger 778. — und 
Kalliwoda 845. 

Nußbaum, A. 869. 1015. 


Oberling, K. 151. 
Obermüller 968. 
Oberndorfer 76. 
Ochsenius 128. 986. 
Oczeret 722. 

Oehlecker 51. 104.127.177 i 
Oehler 197. 618. 645. 
Offenbacher 1339. 
Ohlmann 1014, 

Ohrloff 1268. 

Ohly 77. 

Oehnell, H. 570. 1339. 
Ohm, R. 894, 

Oehme, C. 245. 724. 861. 


‚Oeller 1185, 


e er a a aa ee 
m  — 


Oloff, H. 271. 233. 348. 
Olsen, O. 269. 324. 
v. Olshausen 55. 155. 
Oelze 1088. 

Onodi, A. 127. 846. 
L. 962. 1183. 

Opitz 149. 343. 778. 

Oppenheim 268. — Herm. 
280.983. — M. (Wien) 
754. — und Lokisch 
909. — und Wacker 
1152; — (Steglitz) 1340. 

Oppenheimer 1212. 
C. 856, 1341. —JE. 803. 

Oppikofer 296. 

Orlovius 855. 

Orth 48. 53. 174. 319. 
848. 779. — O. (Hei- 
delberg) 1011. 

Ortloff 857. 936. 

Ortner 583. 

Ostrowski 879. 1127. 1339. 

Oesterreicher, L. (Prag) 


— 


Oettinger 693. 694. 

Otto, R. 827. 
Dietrich 694. 
Rothacker 149. 

Ottow (Dorpat) 27. 108. 


und 
— und 


Pachner 272. 746. 

Paderstein 1204. 

Pal (Wien) 77. 662. 1213. 
1240. 


Paldrock 906. 
Pamperl 105. 
Paneth 694. 898. 
Papamarku 694. 
Pappenheim 695. 
Passini, F. 854. 
Passow, Alfr. (München) 
1307 


Paetsch (Stettin) 1208. 
Patschkowski, H. 622. 
Patzschke u. Jaudas 571. 
Pauchet 48. 

Pauli 1181. — W. E. 984. 
Paulicek 1183. 

Paulick, E. 682. 

Paulus, R. 269. 

Pawel 1240. 


222. 


v. d. Pfordten 

Philipsborn 694. 

Pichler, C. 1070. — R. 
1015. } 

Pick 25. — Fr. 878. 
J. (Charlottenburg) 59. 
— Ludw. 371. — W. 
(Wien) 859. — E. P., 
u. Wasicky (Wien) 6. 

Pinkus, Felix 179. 351. 
555. 730. 826. 906. 917. 
1108. 1164. er 

Plagemann 1266. 

Plaut 1208. — Alfr. 1070. 
— F. (München) 1318. 

Plehn, A. 246. 906. 
1297. 

Plesch, `J i a 98. 

| Plessner 174. _ 

Pochhammer, C. 51. 172. 

Pohl 569. — J. (Breslau) 
751. 

Pöhlmann, A. 136. 

Pollag (Halle) 126. 

Pollak 368. | 

Pollitzer, H. 606. 1069. 
1137. es 

Pommerehne A 

Poniemunski, A. 1097. 

Ponys 826. 

Popper (Prag) 854. 907. 

Pozenel 1236. 

Porges 1154. — u. Pre- 
minger 230. — und 
Wagner 1181. 

Porosz 878. 

Porges u. Wagner 620. 

Porzelt, W. 124. 223. 

Posner (Berlin) 172. 

Possek 934. 

Post 992. 

Pozenel 881. 

Praetorius, G. 320. 

Prausnitz 907. 

Preuße (Breslau) 960. 

Pribram 50. 670. 
O. ns es 

Prinzin 7. 1125. 

Prym (Bonn) 845. 1040. 
— P. 879 


Pulay, E. 77. 1257. 
Pürckhauer 175.870. 1269. 


— 


Payr 746. 858. 1098. 1247. | Putzig, H. 11583. 


1272. 1842. 
Peine, H. 749. 
Peiper 858. 
Peller 295. 985. 
Pels-Leusden 377. 752., 
1298 


Peltesohn (Berlin) 291. 


Quensel 1272. 
Quincke 1295. 


Raabe (Berlin) 1181. 
Rabe, F. (Hamburg) 1096. 


594. 962. 984. 986. — | Raebiger 1018. 


S. 1264. 

Penkert 173. 196, 

Pensky 364. 
erez 50. 

Pert 1286. 

Perthes 298. — G. 696. 
— (Tübingen) 27. 695. 
907. 988. 1182. 

Perutz 1183. 1286. 

Peter (Greifswald) 250. 

Peters 1098. 

Petersen 569. — (Kopen- 
hagen) 779. 

PetuBehky, J. (Danzig) 
864. 


Pfanner, W. 387, 

Pfeifer 324, 697. 

Pfeiffer 621. 1820. — B. 
320. — (Breslau) 80. — 
C. 1098, — (Gießen) 

1042. R., u. Praus- 
nitz 198. 

Pfister, E. (Dresden) 1086. 
— und Böhme 1234. 

Pfitzner, W. 846. 

Pflaumer 695. 


— 


Rabinowitsch 1338. 

Rach, Eg. (Wien) 11553. 

v. Rad 1208. 

Radwansky 153. 

Raecke 173. 

Raffelt 222. p 

Ranke, K. E. (München) 
595. 

Ranzi (Wien) 868. 

Ratzeburg 1296. 

See! ie 

Rausc : 

Rautenberg 118. 199. 245. 
644. 1267. 1322. 

Reach 27. 868. 

Reckzeh 266. 

Redlich 48. 

v. Redwitz 248. 933. 

Reeder ee 

Reese, H. . 

Regen, W. 18. 198. 217. 

~ 241. N 667. 

Rehn 1824. 

Reich 173. 222. — F. 221. 

Reichardt, M. 59. 26 

Reichart, A.(Pistyan) 880. 


Tu GI S gu a p Ee t Er 


a a e k a í I 2. Ka 
INHALTS-VERZBIORNIS. Ra A I NM. m A 
|. ‘Reiche, F. | ag _ (Char- Schaeffer (Frankfurt) 172. Sobom (Posen) 203. Seubert Qannhėim) * T7. Steinach u. Lichtenstein F Pe po | S 
< $- _. schweig) 1157. | ne TA —:| Schall .245. 269.. 808. Schöne, Gg. 81. 176. 248. Seyberth 288. 878. . Hi E 
-R Reichenstein 694. (Frankfurt) 808. -—|Schanz 1181. - — . Fr.| 333. ] Seydel, H, 989. Steiner 968. —M, 672. — EHER: a n Ea 
© : È Reifferscheidt 653. Maxim. 855. — S.| (Dresden) 1821. | Schönfeld: (Wien) 1968. | Seytarth .601.. 906. R. 197. 178. 346. bo To o BRODE A 
R- $ "Reinhardt 293. 1098. (Berlin) 968. ‘Schatz 778. — W. (Würzburg) 882. | Sgalitzer, M. 1071. W.‘ 1124. | "ee Be; 
will 5". vd, Reis 1039. 1041. Rosenberger 275. 320. — | Schauta 244. 670. 778. | Schorn 881. Sick, P. 221. . | Steinmann, - Fr. 77. 1156. . 14 2 a SR E 
-W E” :Reiß, E. (Frankfurt) 675.| - F. (München) 1150. u 1181. Schott (Nauheim) 819. Sieben 687. 712, 1158, '— F. 1295. a > 2 2 are 
ER, a Reischer, Marg. (Wien) Rosenfeld 1181. —. F. Schede, Fr. (München) Schottmüller 55. 157. 1335. Steinthal 24. — C. a o i. 
a) 6 197. (Stuttgart) 882... — | _ 619. 988. Schrakamp, G. 322. . | Siebert, H. (bibau) 49, | (Stuttgart) 246.. PN: : Yu 
BL F “.Rälter, H. (Rostock) 644. |- (Berlin). 225. F Schedler 79: Schrosder 174. 670. 1208. Siegel 29. — (Frankfurt Stekel- 805. 989., 1099. PRE | 
m. 182. i Rosen 129. | Scheel, V. 1286. Schröder, G. 647. —:G.| .'a. M.) 272. . 1197. 2:2 H ee 
| Scheer, K. 150. 880. (Schöneberg) 1124. — Siogert 28.. | Stemmler 28. — W..779.  . Ha: i i, 
Siegfried (Potsdam) 196. | Stenger 55. 251. 962... UE l yo 


Stenius 1818. - | Bit a 

.| Stephan 988. — (Frank: . ME. 
furt a. M.) 80. ‚— (Greifs- ME: . 
wald) 80. — 1181. 


‚Sehelenz (Kassel) 319.| P, 280. — P. (Greifs- | 
ar (Sommerfeld). 155.|. wald) 229. 


van Schelven 270." Schrumpf, P. 894. 
Sehubert, Alf. 1266. — 


E | l 
-  Reitler u. Koliseher 1013. | Rosenstein (Berlin) .672. | 
. ‚Remnets 175. - 678. 723. 1018. 

00. | . Remmetz 569. | Rosenthal . (Charlotten- 


Siegmund, H. 95.- 
| Siegrist 247. 
Sielmann 244. 595.. 4181. | 


Bi, | "Renner 174. 827. 965. 987 |. - burg). 855. — F. (Bres- | 
— $ .Resehke 75%. -. > |- lau) 594. '882. — Osk. | Schemensky 644. 
-  Rethix (Wien) 605.: - 1125. — und Patrzek | Schenk 882. G. 671. Siemens, H. W. (Mün- | 
: Retzlaff; K. 948. - ` 907. 987. — (Budapest) 'Schepelmann 268.-569. -| Schüle 1271. chen) 25. 894. — H.|Stepp 671. — (Gießen) . i 
É- Reusch 345. 670. . = | 1294. = Schereschewsky, J. 644. | Schülein, M. 803. 1295.. Wr. 1295. | 303. 778.: — W., und- A 
3. Ẹ Reuter (Greiz) 178, N Rösler, ©. A. 1057. 858. l Schüller "246, -620.: 881.  |'Siemerling 59. Nathan (Gießen) 40. } nE 
u)  Rexbausen 1157: ... _| Roßbach 215. 882. ‚| Schieck, F. 694. Schulte-Tigges 1007. —- | Sievers 124, 247. 320. | Stereolupe 806. ER Bi FRE 
“-Reye‘ Harburg) 1014. Rößle 1017. | Schiff 1269. — F. 245.| Vennbur 25. - ‚1266. Stern, A. (Chärlotten- hip i 
Ẹ Rheins 1066.: = | Rost, Fr. Ey 76.| 620. 694. — u. Matyas | Schulten (Elberfeld) 1322. Sigwart, W: 595: 1070.. burg) 128. — Carl 1340. mar 
F Rhese 63.2785. -0 'Rothacker (Jena) 828. |; (Budapest) 126. v. Schultheß 646. Silberstein (Schöneberg) | C. (aao Ta -= Be 
i Rhomberg, Br. 319, | - 1824. = | Schiffner, O. 973. Schultz, Er. 394.— (Jena) | 827. (Eschwege) = > f) i 
o È- Rhonheimer; E. 800. : -f v. Rothe, A. 749.. | Schilder 151.. 935. 1017. —. W. 802. — | Simmonds 104. 824. 649. . (Hamburg ooa. == = Gg. | 
~y, Rhorer 8. 0 | Rothe, F. 720. | Schiller,M.(Breslau)1128.| Wern. (Charlottenburg) | _ 808. (Rostock) 873. u 
 Ribbert, H.. 989: 1287. Rother 1128. Schilling (Leipzig) 571.| : 817. — Wern. 1297. | Simon 149. — (Düssel- | Sternberg, Ign. (Berlin) pg 
= Ribbing, S. 964: - | Rotbschild 270. — V. 906. — u.| —, .Charlton u. Hatzi- dorf) 1181. — W. V.| 29. 374. — un? 245. ge ' 
gl Richter, Ed. Canbar 'Rotky, H. 689. = (Berlin) 694.| wassilin 1297. (Frankfurt). 803. ‚1182. 1286.. Er 
| 3 689. 719. 738: — und | Rott (Berlin) 1294. Schirmer 1210. — (Salz- | Schultze 621. 1208. — F. | Simons ru Stertz 178. 694. N 
‚ Gerhartz 1181. - -| Roux 1016. - | sehlirf) 269. - | (Duisburg) 644. — Ferd. | Singer, K. 1041. Steuernagel. 1097, - DE. Se 
E Riokmann,. (St. Blasien) "Rovsing 596. 697..  |Schirokauer, H. 1156.. | 855. — Fr. (Bonn) 882. | Sinn, O. (Bonn) 1182. |Steuernthal, H. 868. — u: ee 
|: v.Roznowski (Berlin) 126. | Schlegel 1822. — (Göttingen) 172. 990. | Sioli 1208. Steusing 108... 0.000000 Be 
= Ridder (Berlin) 149. 244. | Rubner 58. — M. 1235. | Schittenhelm 33. 274. 878. | 1294. — (Köppern) 573. Sippel 724. `- - j Stich 990. int adgof 
l- Riebold (Dresden). 158. | Rubow 697.1188. 594. — u. Schlecht 906. | — W. H.(Braunschweig) | Sittig 1211. Stiefler, Gg. on 927. | N 
p- Riecke 649. 699: 934. 990. | Rübsamen 1070.. Schittler, E. 962. 828. 872. 987. Sjögren 597. | Stiglbauer 696. | a 
:  1101.- | Rudolph 826. `. Schlachter 962. Schultzen (Berlin) 345. | Skulz (Berlin) 621. Stock 367. | ee 
Riehl, G. T64, . | Ruge, -G.-28.. -| Schiagintweit und Kiel- | Schulz 746. — Ed. 846. — |‚Skutezky 295. Stoffel, A. 819. en 
‚Ries 269. — u, Ris-Im- | Ruhemann, J.818.—K.72.|_leuthner 1285. - Fr. C. R. 597. — H. 068. Slawik 195. Stoll 79, ar 
= ‚ehanitzky 646; -  [Rühle 1208. “| Schlayer (Berlin) 969. Schulze 1181. > I ei B. (Zürich) Stoeltzner, W.. 645. 695. Aa 
o Rieschelmann MB: | Rumpel 177. 858. Schlecht (Kiel) 75. 274. | Schumann 670.. 987 | „0. 936. 1126. 2 ; I a 
Riese 174. 5 =. ‚Rumpf, Th. 1288. | Schlee 129. Schürer,. Johs. 77. Sluyters (Utrecht) 907. | Stoerk ` u. Epstom 1820... ee 
- „Rietschel 803. 1161.. | Runge:149. 670. — (Kiel) | Schlesinger 343. — Eug. | Schürmann 1042. Sobernheim: 1154. Stoß 1818. \ s, TEDE 
-Rietz 596. ` ~ 184. o (Frankt.) 748. 882. — | Schüßler 645. v.- Sohlern er Störzer 569. NE I 
Bihl, J.-105.-. +. | Rupprecht u. Gelpke 966. | H. (Wien) 868. 701. — Schuster, Dan. 269. — P. a | Stracker, O. (Wien) 1158. 2 | 0 
| Rille 986, 1185, ZuFrüh- "Rusznyak 1156. < 0. 225. — (Stettin) 175. (Berlin) 835. Sohn 7 -| Strandberg u. Hedenius FE PANE 
| — u. Gattner 827.. Schütz 909. 1268. — t Sokolowsky (Hamburg) 1211. Ä | | Mae 
Ei 213. Strantzky 1208. % SEE EU T 


Solms 159. Strasburger, J. 1168. . En: 
Sommer 1071. 1180. 1181. | Strasser 268, RE 
— A. 906. — (Gießen) | Straßmann 268; 826; 1158. 7 M 


01. 176. 385. — (Greifs--| — Gg. (Berlin) 827. 
' wald) 752. — R.760.|. 854. — G., u. H. Thiele E 


Reitler 621. 

| Schütze (Berlin) 249. 

a H. 1013. — M. 
11 


m. 1212- — (Leipzig) ‚Rütimeyer: 963. 
842, Ruttin 721. 962. - 


Rindfleisch / ` (Dortmund)  Rydlewski 1208. 
a en 1210. 1211. 


Schliep, L. 1296. - - 
Schloffer 48. . 696. 1256. 
Schlomer 1210. 
ur H. 779. 
206 A 


Schwalbach, G. 595. 


Strauch, F. W.. 1227. 
Strauß 746. — Benine ; WF 
222, | 47. 147. 152. 201. 248: | ES 
Specht 268. '—(Erlangen)| 342.. 1128.1150. 1178. © -20 PO 
335. een) 883. | 1181. — Herm. (Berlin) rue BER UNE 
Speer, p 1158.. 879. 1013. — M. (Nürn- | 
Speidel, O. 984. berg) 105. 130.. 1144. 
Spinner, J. R. 908. ` — Q. (Berlin) 174. 667. 
Sperling (Berlin) 126. 744. 776. 879. i KAK 
Spiegel (Wien) 3868. | Strebel 986. 1181. 1210. Bi 
Spielmeyer- 298. 867. 720. | Stricker, F. (Berlin) 1069. A ni 
1208. Strobmay er 878. 
Spieß, P. 269. Strubell 1041. 1126. 1268. , 
otlane A. 175. 883. 


Spinner '268. 
Stühmer, A. 196. 1182. 


Spira, R. 721. 
Spitzer, E. 754.. 

Stümpke, G. 946. 1238. 
Stuhl; C. 1821. 


Spitzy 268. 2983. 
Stutzin, J. J. 263. 907. 


Schmalz, W. 344. | 
Schmid, B. 597: — (Prag) 
50. 106. 150.. — W. 
_ (Klagenfurt) 1295. 
Schmidt (Berlin) 149. — 
Ad. (Bonn) 245. — Gg. 
616. 828. 909. 1097. 
1268. . (Göttingen) 
724. — . (Hamburg-B.) 
986. — H. E. 848. 1180. 
— H, (Nauheim) 928. 
955. — P. (Halle) 101: 
— R.894. — Wilh. 821. 
— Gg. (Berlin) 129. 
— H. (Wuhlgarten) 
1327. — À. K. E. 1341. 
Schmieden 269. — 1304. 
Schminke -856. 
Schmitt, H. ` (München) 


‚Schweisheimer "854. 
Schweitzer 126. 778. — 
B. 880. 
Schwenke, C. 1182. 
Schwenkenbecher 1295. 
Schweriner u.Selberg 645. 
Seefelder 701. ; 
Seelert 1210. 1821. 
Seeliger, W. (München) 
394, | 
Seemann, Osw. 856. 
| Seidel, N. 754. _ 
Seidler, R. 962. . 
Seifert, ns (Würzburg) 76. 
221. 


Alle. (Leipzi 700. 
Re 722. 9m — Ad.) 

ürich) 76. — (Posen) Saalfeld, Edm. 284. Schloeßmann 5i. Schwalbe, J. 79. 175. 224. | | 
721. — u. Allmann 670. | Saalmann 28. . v. Schlotheim 569. . Schwartz, L. (Basel) 384. Sonies 746. 701. SE a 
— (Leipzig) | Schmalfuß 599. ` Schwarz 272. Sonntag (Leipzig) 245. Straub, H. 694. — W. GROS ar; 
Schwarzenbach, E. 1340. 324. . 196. 1318. — u. Krehi BE er 
Sorgo 746. 346. 1818. -> iiti ne 
} . 


Ritz und Schloßberger Sachs 694. 


758. .—. F. (L 
a 76. 719. > 988 — u. P. (Leipzig) 
Rod 1 268.  — ù. Schloßberger 779. 
en A, 259, 1115. `|. — E, 1840. . 
me elus 694. Sa J| Sachse (Leipzig) 1129. 
l Re . i | Sahli 246. 868. 856. . 
Róhde. K 270. = Fv. Salis, H.271. 870. 1285. | 
| Tre Ä : (Hannover) a 149. 270. 271.| 
| 1: 697: — A. (Berlin) 1158. 
ae F. 780.  . | —-H. (Koblenz) 369. | 
1209. 695. — ‚elle Ber} CR 694. 645. 
i — 646. 
TIER" Taschen 
| alus. 
Rol u und Reitler 1155, ae 48. 158. 671. 
ne ans e h 
564- Samson 1234. — Ber- 
Ömer 226. — A, (E Iber- - Iin) 1181. k 


Soucek (Wien) 125. 698. 
Sparmann. und Amreich 


Seifert Berlin) 867. — 
G. (München) A 


Seitz 89. — 
und Wintz 48. 149. 570. 


Stach 906. 


ind 21. Ds. n = C. Sänger, Gest (i (Wien) 112. kmit 
-| Sapbier, Jo 
Bosnia DA 1236 an 1184. Schmitz, E. J. 1319. 670, 1099. — A. (Leip- | Stähelin, F. 644. 
mieh, $. 246, - -| Sasse 158. | Schmücking 829. zig) 1283. Ze Stahl 1018. — u. Seuffer]| 1289, 
köper do E. 1819, . | Sassower (Wien) 1286. Schneider. 696. 1214.. 1842 978. | Sudek, P. 645. 1018. 1040. ` E gR E 
na ki 04. 268. 0. Saudek. 909. A. (Bonn) 598. Selberg Stahnke 77. Sundberg (Stockholm) ` m 
arpha, 0. 1285 - | Sauer, H. (Hamburg) 1097. | Schaikter 718. Selig, R. 3 Stettin) 854.. |Starkenstein, E. 126. 269.| 621. . , AAE 
tos We W, 1819. -| Sehade 634. 781. Schnyder 1210. Senik men 867. — u. Gut-| — uU. Zitterbart 125. | Sundheim (Gießen) 883. | -3 Se 
tösel a - f Sehaedel 324. -| Schöller 1271. feld 1152 Starker, L. 1070: -© | Susewind 27. E Be, 
er, K. = 1181. „| Schäfer 1181. — a Seholz (cõnigsog) 129. | Selter 55. 220, 251, 758. | Steiger 268. — (Essen) Sußmann, M. 158. DoS o A NS 
-| 784. — (Dortmund)748. -150. 1125. 286. 829. 1096. Süßmann, Ph. O. 25.. . Ri; ro. 
Serko 697. — (Graz) 1320. Stein, C. 962. — (Wien) Sutter, E. 1018. a REE ia SE 
| Szenes 695, : : ee? W ah i 


E 48. 


I Schoen. (Berlin) 671. Serog, M. 1147. 


| Schaefer, F., 805. 


tosenbach E i 
nu ‚Schäffer Breslau) en 


osenbaum. 246. oio ` 


ai „u 0 ae an See 5 vi e 
. 
i 


ee aa u. a e aE 


- Thaler 244. 1155. 
- Thausing 26. | 


"Topp, V. 697. 


Trawinski und Cori 50. Vogt 867. 827. — A. 
Trendelenburg 293. — (Basel) 124. — E. 646. 
Paul 750. . 907. 909. 


. Trenel 1208. 
 "Triepel 1240. 


XXVIII. 


. Szily u. Stransky 128. 
v. Szontagh 108. 
Szubinski u. Schmidt 247. 


Tützer 1208. 


Tuxen 1237. Voltz 1182. 


Tachau, H. 394. Uhlmann 102. 
Taege, K. 8083. 855. 1015. 

1070. 
Tandler, J. 1288. 
Tänzer- u. Osterwald 695. 


v. Tappeiner 870. 


1301. 
-Uhthoff 806. 
Ullmann, K. 859. 


dorf) 124. 


C | INHALTS-VERZEICHNIS. 
er 2 0 ee an 


Tu szewski (Berlin) 988. | Vollbracht 782. 968. 
Vollbrandt 750. 1099. 


Vonhatolo 1270. 
Vorkastner 858. 

Vorpabl, F. 975. | 
Uhlenhuth und Zuelzer | Voß 268. -- G. (Düssel- | 1014 


Vossius 91. — 176. 
Vulpius, Osk.24. 107. 180. 


- S a T E. adi re o aaan, N E e e E R n A 


Wiese, O. 775. 1034. — | Wolffenstein 1294. 

O. (Landshut) 594. Woflsohn, Gg. 28. 
Wiesel und Löwy 1320. Wollenberg 2953. 
Wiesner 965. | Wolpe, Ch. 982. 

— (Berlin) Wieting 23. 125. 243. Wörner, H. 49. 221, 586. 
— S. (Breslau)| 344. 570. 1319. 612. 906. 1142. — und 
— n. Felix 698. | Wilbrand, Eberh. 174. Heise 935. 

694. — Felixu.Mitzen-| — u. Sänger 322, - Wotzilka. G. 346. 
macher 26. 694. — S.| Wildholz 935. Wrede 1017. 1298 

1295. | Willrich (Weimar) 594. Wurm 54. 


oe 894. — u. 
Gebb 270. 
Weichselbaumer 1098. 
Weigert, K. 1237, 

Weil 965. 

1208. 


5 


Ulrich 962, — (lreiburg) | 248. 257. 327. 962. 986. Weiland, W. 281. 373. Wilms 746. ı Wuth, ©. 246. 
Taube 748, . 751. 1071. Winckel (München) 319. ' | 
Teller 51. | Ulrichs, B. 986. Weiler, K. 619. | Windaus 1100. 
Temoin 48. Umber 871. Waeber 1181. Weinberg | 


Tetzner 322. 
v. Teubern 1235, 
Teuscher (Münster) 391. 


Ungermann u. Zülzer 644. 

| Unverrieht, W. (Berlin) 
24. 594. 

Urban (Breslau) 298. 


(Frkf. a.M. 


Wahl, K. 77 
Thedering 151. 986. 


Tittel 328. 

Többen 224. 

Tomaschny (Stralsund) 
639 ' 


(Wien) 78. 
Verzar 77. ! 


Vogel 845. 1270. — Alfr. 
1819.. K. 1126. 

Vögele, A 619. 

Vogeler 370. — K. 1268, 


lin) 171. 


Ver 
Traube, J. (Berlin) 719. ätjen 129 


f . Max 71. 
Voigt 270. — W. (Göt- 


tingen) 699. 1101. — 
und Corinth 804. 
Voit 29. 
Volhard, F. 224. 
Volkmann; Joh. 963. 


Trömner t04. 
Tröscher 245. 
Truelle 1208. 
Tugendreich 48. 171. 244. 


Wegelin 296, 


Unger 270. 2983. — E.| Waetzoldt 153. 597. | 1 
1269. — (Rostock) 1018. | Wagner 634. — G. A. Weinert, A. 76. 269. 
und v. Funke 27. 


Wallard 1181. 


v. Wassermann, A. (Ber- 
Wassertrüdinger 1237. 


Weber 268. — A. (Geisen- 
kirchen) 345. — (Berlin) 
53. — (Chemnitz) 75. — 


Wechselmann, W. 839, 
Weddy-Poenicke 1208. 
Wederhake 248. 691. 


Weichardt, W. 1099. — 
u` Schrader 139. 


(Dortmund) | WWinderl 878. 


| -e 
Windrath 140. ; Zadek 962. 1153. 1155. — 
Winter 369. 746. — (Neukölln) 23. 76. 333. 
Friedr. (München) 271. | Zak, E. 782, | 
— G. (Königsberg) 55. | Zalewski u. Müller 247. 
127. 835. 887. 915. 995. | Zander (Steglitz) 1181. — 


28. 196. 


— | Weingaertner, M. 962. 
) 848. : Weis (Hamburg) 1017. 
| Weiser, Eg. 380, 1002. 


Weiser, M. 698. ; 5. (S bolm) 621. — 
Theilhaber 935. 1287.. Urbantschitsch, E. 721.— | Walter 778. — (Rostock) Weishaupt, E. 749, | Winternitz, W. 52, p e a | 
. Theimer, K. 346. V. 28. | 824. 1048. — 173. Weitz, W. 99. 761. _Winterstein 829.  Zangenmeister, W. 1295. 
Thiemich 758. 1023. | Walterhöfer 294. i Weltmann 634. -— und Wintz (Erlangen) 172. Zangger 222. 
Thierry 622. 908. 988. Walthard (Bern) 1269. Molitor 881. — und| 670. — u. Baumeister Zeiß 609. 694. 
 Thomalla 298. 394. Vaerting 878. Walther 322. — H. (Jena)| Seufferheld 152. 778 v. Zeißl, M. 1F. 220. 
Tbomsen, H. 1155. —- u. | v. Vagedes u. Korbsceh 49. | 101. — Heinz 1041. \Welwart 934. W irgler H. 1183 Zeißler 193, 172. 594. 671. 
Wulff 596. Vaternahm, Th. 871. Walz, K. (Stuttgart) 595. Wendriner, H. 1338, Witte (Kudowa) 1072. — | Zeller, Herm. 49. 
Thoenes 149. > Vaubel 1583. Walzel 126. Wengraf 1236. (Recklinghausen) 79S Zencker, P. 1127. 
Thormählen 700. Veiel, Eb. 1217. Wandel 911. 966. Werner 103. 178. 244. | Wittig 700. |Zernik 269. 963. 854. 
Thost 127. - * | Veil, W. H. 908. 1158. | Wanner 229, 670. 1181. — E. 595. | Wittmaaek 150. 062, | Zouma age 963. S5 
Tichy 667. Veilchenblau 671. | Wasicky 198. (Hamburg) 54 — | Witzel 197. 7 i enner 297, 
Tiling 297. Velden 78. 820. 594. | Warnekros 149. 343. 670.| u, eour 694 Wodak 268. Ziegaer, H. 238 
Tillmanns. 194. Velhagen 619. 879. Wertheim 962 l Wöhlisch 670 facinar 1181. — 
Timpe 721. -|zur Verth, M. 273. 848.. Wassermann, S. 908. 335. ee a Pa La .un 
748. | 


— | Westphal 335. 1908. i Wohlwill 104. 293. 
Westphalen. H. 1319. | Wolf (Stettin) 194. — W.| - furt) 1040. — L. 647. 
Wetterer 343. 936. 1180. i (Leipzig) 345. 882. — Rob. 1070. 
1181. (Wolff 69£ 1181. — Alb. | Zloeisti 297 e07. 
Wetzell 268. | (Berlin) 126. --- (Ber- Zöller, Ad. 1117. 
| 


(Breslau) 618.—(I’rank- 


1100. Weygandt 324. 1017. lin) 594. — Ernst (Ber- |Zondek 220. 594. 694. 


Wichmann 348, lin) 81. 251. 1272. —| 69. 802. 879. 962. 
W ichura 698, Gg. 595. — Jac. (Ber-| 1014. 1096. 1267. 1318. 
Wiezynski, T. 1321. lin) Ss4. — W. (Lich-| B. (Berlin) 1319. — H. 
Wideröe 718. 855, tenberg) 51. — Walt. (Berlin) 1155. | 
Widmer, H. 802. --- Ch.| und Meyer, H. (Berlin) Zuelzer, G. 25. 1069. 1289. 
1296. 152. 167. — Werner |Zumbusch 275. 222. E 
Wiedhopf 569. 804. — -Eisner (Berlin) | Zuntz (Berlin) 274, 467. 
Wiemann, O. 1040, 127. — — u. Zahner | Zurhelle 827. 
„ | Wiener 78. 1213. 1822, Zweifel, Erw. 992. — P. 
345. Wierzejewski, J. 124. | Wolff-Eisner 1380, 1015. 


$ - r Le "WR, LE -a Ber = 
s t . i r - $ a. 
ge en, re . %- 4. ale: 
_ en u Ten Be er Sr A | ; 3 ei i 
omm ee Eg S S N . siy ` ; > pe zer De : m a O al 
le ET: = E Ss j T gah | ; Z aT a E ee E S t o Ty 
i 2 ER A j » een, ` BE Fe: S : en Pe, $ ER ai 5 I Te b ik zf 
= BEE TEN: ` e 3 ‘ . fi er ` ze > k = x 4 P Net 
——m IZI A x a x ZN ei En ee ‚ N ne _ yr aae i -t f . ` Po 
ye k Dr j at et Torg Aa r; E PER DR f > ` Ca ... oa 5 5 v =. 
a ee re G Re ; i Br en . = a en en o ' i un , w 
: A a Re aa 3 i B PEN - Si i SoA g É ; 2 : i . Te Leo ve $ er a 77) 
ý HES nn Bu Zi be A Br BR, ER ; l ei E. T = p l - | . . ; ; ` F x ; ’ t SO. a i ae > Ben j = Ki . 
o SE 175 35h | 5. Januar. 1919. ©... XV. Jahrgang So pid 
1 SS a s Ri .# 3 FRE n 3 ber u u i S n , : a. o 7 z d | 
| 8 En a ae S ana `- 5. Januar: 1919. . a „XV. Jahrgang. > 
DB. ; 7 aa 3 i MS aa 
5 ® * K 7 2 a ' f i u af = a A = 
= \ . i fi EN 5 a! K y 
’ X = . . 34 t > ej pa . Min 
t h Bd + T r P -' (i Er iR R 
h : f 
Aav. 
; p 
Pe: 
T 
À. 


u Be 
Ba R m. Pen 
5 > 


TRIER Auge, 
So 


j . Se e 
d . . $ a ' z i > 
= A = bj ’ ` ` D x ' z 
à : ~ z : à A 2 aog $ i B 
u 2 z WIR a r hi ` “ ' i ' 
£ i . x 
g 2 u - i 
a vH i 
- s F 3 > 
; SER . 
. p : ; AR 
M . 
, . , 
Me- # To D ` 
A R A i 
er $ fa g 7 ER 
N ul i 3 4 j 3 i 


= Wochenschrift für praktische Ärzte 


nt 
hie 

E u 
DIS Aue 


Tem | er 


TE BR 
- Verlag von ` 


= = k i | n l i 

s o ==,  Tedigiert von — > o Re ß | 
_ ‚Professor Dr. Kurt Brandenburg . © ...°. Urban & Schwarzenberg. 
e Berlin ZZ in BEE ur ©oa Berlin ~ ` | 

Inhalt: Originalarbeiten: W..K olle u. H; Schloßberger, Zur Frage der-Heilwirkung des Diphtherieserums. D. v. H anseman i : 

Über: den - Krampf des- : 


ps 


Akute Leukämie. E.P. Pick u. R. Wasicky, Toxikologische Erfahrungen über Mittel, welche von Soldaten zur Erzeugung von Krankheiten 
verwendet worden sind. (Selbstbeschädigungsmittel). Bettmann, Die’ Anamnese der Syphilitiker. M. v. Zeißl, À ; 
Sphincter vesicae internus. F. Hirschfeld, Die Erhaltung der Konzentrationsfähigkeit der erkrankten Niere und die Ernährung bei akuten 
Nierenentzündungen. Kantorowicz, Nasenblutungen bei. der Influenza. — Fortschritte. der praktischen Arzneibehandlüng im Kriege: 

. Bachem: Hypnotica. — Arztliche Gutachten aus dem Gebiete des Versicherungswesens:: P. Frank, Lungenentzündüng nicht Folge. einer > 
fast ein Jahr zurückliegenden Rückenverletzung.. — Referatenteil: W. Regen, Gasbrand. — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische 
Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Gießen. Leipzig. — Rundschau: H: v. Hoeßlin, Adolf Schmidt +. 

I. Sternberg, .Die neuen, Grundsätze für kassenärztliche Verträge in Groß-Berlin. — Tagesgeschichtliche Notizen: -:_ rd 
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Ortgtnalbetträge vor. 

unter den Kindern bis zum 10. Lebensjahr, einschließlich -durch 
- die Therapie mit Diphtherieserum herabgesetzt wird.. So starben : 

nach G. Jochmann?) in einem Hospital in Triest von 236, 
serumbehandelten Kranken 22°/,; als eines Tages der Vorrat -an 
Serum erschöpft war und nicht sofort ergänzt werden konnte, stieg‘ 


2 Aus dem Institut für experimentelle Therapie zu Frankfurt a. M. 


Zur Frage der Heilwirkung des. Diphtherieserums'). 
Besonders beweisend sind die 


| Experimentelle ‚Untersuchungen und. kritische Betrachtungen 


De | Sn | 
0" @eh.-Med;-Rat Prof. Dr. W. Kolle und Dr. H. Schloßberger. 


nz, Nachdem im- Jahre 1893 die antitoxische Heilserumtherapie 
.... der Dipktherie von v. Behring experimentell an Tieren be- 
gründet und klinisch von Heubner, Kossel, Baginski 


und nach ihnen.:von vielen. Anderen erprobt und seitdem durch 


“ die Schaffung der. -Wertbestimmungsmethode der antitoxischen 


Sera durch Paul Ehrlich die Gewinnung hochwertigen Serums 


‚so erleichtert ‘worden - war, :daß das Diphtherieheilserum . zwecks 
- Behandlung diphtherieerkrankter Menschen in die allgemeine Praxis 
eingeführt werden ‚konnte, ist es in den folgenden Jahren nicht 
nur in Deutschland, sondern in allen Ländern Europas, ja der 


die Sterblichkeit sofort auf 50/,. 


: von W.Körte?), Ph.Schönholzer’)Jund F.Siegert)mi- ` 
geteilten Ergebnisse der Serumtberapie bei tracheotomierten- di- > 
phtheriekranken Kindern, verglichen mit den Heilerfolgen der Tra- ; 


cheotomie, in der Zeit vor Einführung des Diphtherieserums. 


„Körte gibt die Letalität der mit Tracheotomie und Heilserum -` 
behandelten diphtheriekranken Kinder mit‘ 52,4°/, an, während‘ - 


er 77,5 °/, ‚der tracheotomierten Kinder verlor, als er‘ das:Serum >. 
Schönholzer gibt die entsprechenden ` 


noch nicht besaß, 
..Zahlen in seiner Praxis mit 32,54°/, und 66,16°/, an; Siegert 
stellte die Heilerfolge der Tracheotomie- bei. durch Diphtherie be- - 


dingter Larynxstenose zusammen und berechnete bei 12870. mit 


 Heilserum und Tracheotomie behandelten Kindern die Letalität :' 


auf 36,32 °/,, bei 17499 in der Zeit vor Einführung, der Serum- 


therapie Tracheotomierten aber auf 60,35°/,. Diese Zahlen sind 


besonders wichtig für die Beurteilung des Wertes des Diphtherie- 


` ganzen Welt, in denen Diphtherie vorkommt, als das, was der 
o Entdecker Emil: v. Behring angab, nämlich als ein Heil- 
?.. . Mittel für Diphtheriekranke von der weitaus über- 
-. ; Wiegenden . Mehrzahl. aller Kliniker und Ärzte anerkannt worden, 


serums, weil hier nur klinisch schwere. Diphtherieerkrankungen in 
Frage kommen. Die erwähnten Einwände sind hier zum Teil aus- 
geschaltet. Wir werden bei der Kritik einer Arbeit von. A.-Bin-:  - > 


2». ‚wie aüs zahlreichen Veröffentlichungen in allen Sprachen der Welt 
v0 . hervorgeht, Diese Auffassung hat sich auch weiter bis | ger auf sie zurückkommen, Zu a 
A zum- heutigen Tag, und zwar, wie wir behaupten möchten, mit Demgegenüber waren in einigen Kliniken,: sowie im Verlauf. 
‚Recht erhalten- und ist fhera peutisches Gemeingut | größerer Epidemien: allerdings Beobachtungen und statistische, Er- 
& der ärztlichen Welt geworden. Nicht zum wenigsten | gebnisse gesammelt worden, die bei. manchen Klinikern und 
= durch die am Krankenbette von dem Arzt beobachteten, oft ge- | Ärzten immer wieder eine gewisse Skepsis. über die.tatsächliche - 
j  Tadezu erstaunlichen Wirkungen des Diphtherieserums ist die Zahl |. Heilkraft des Diphtherieheilserums hervorgerufen haben. So wurde . `. 
E ‚ der Serumanhänger unter den Ärzten so groß geworden. Ein Arzt, | zuweilen beobachtet, daß das. Diphtherieheilserum bei manchen.‘ ` 
der bei ‘schon verloren geglaubten schwerktanken Kindern bald | Diphtheriekranken, auch wenn es gleich zu Anfang der Erkrankung ~ 
nach der Seruminjektion die rasche Wendung zum Besseren und, | gegeben wurde, selbst bei scheinbar ganz leichten: Fällen im nn 
Heilung, oder die prompte Heilwirkung bei den ganz. frühzeitig |' Stiche ließ; trotz der Verabreichung reichlicher Serummengen 
` behandelten Fällen gesehen hat,- wird auf das Heilserum bei der | nahm der Prozeß seinen Fortgang bis zum Tode. - Es wurde ferner ke 
. Behandlung der Diphtherie nicht mehr verzichten wollen. Es sind | von manchen Ärzten darauf ‘hingewiesen, daß nicht nur bei man- ` 
. -ferner im Laufe der Jahre zahlreiche Veröffentlichungen erschienen, | chen, anfangs leicht einsetzenden, sondern noch häufiger bei den 
“5 die. auf Grund der- Letalitätsziffern der Krankenhausberichte, als | von Anfang an schwer verlaufenden Fällen, den sogenannten . 
-auch der amtlichen Sarmmelstatistiken der verschiedensten Länder | foudroyanten Erkrankungen, eine Wirkung des Diphtherieheilserums 
und — was nicht minder wichtig ist — auf Grund der ärztlichen | trotz frühzeitiger Applikation zu vermissen ist), Man hat diese 
Mitteilungen der Leiter. ‘vieler Krankenhäuser zu dem Ergebnisse | scheinbar fehlende absolute Wirksamkeit des Serums dadurch aus- 
„gelangt sind, daß die. Mehrzahl der Diphtherieerkrankungen durch | zugleichen gesucht, daß màn die Zahl. der zu injizierenden Anti- 
- ‚das ‚Serum. im. Sinn einer. ‚raschen Heilung beeinflußt werden und | toxineinheiten steigerte, und daß man an Stelle der intramusku- _ 
| daß die Sterblichkeit ‚unter den Diphtheriekranken, namentlich | Jären und subeutanen Injektion die intravenöse Einspritzung setzte...‘ 
durch klinische Beobachtungen und ae Be- r Bon ra ne 1914, 5.498. . E 


8) Ei Korr. Bl. 1909, Nr. 8 u. 9. 


~») Diese 
E Sprechungen im letzten Jahre..wieder aktuell gewordene Frage wird in 
‚einer Reihe von Mitteilungen in dieser Wochenschrift, soweit es sich K. Kindhlk. Bd. Be: | 
aus edcn perimentelle. „it handol alo wir Sen FA Ar ag 5 Taa Kliniker bezeichnen diese Fälle von 'maligner Di 
es n | a rbei: t j verioigen, Eyi : À i : i 
en Tierversuchen Dear DortOrN wag en ee 2 en phtherie im Gegensatz-zu der einfachen . lokalisierten . Diphtherie. .yiel- 


 Yon.uns behandelt werden. 


Br 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1. 5. Januar. - | 


\ 


Namentlich amerikanische Statistiken sprechen dafür, daß sich 
dadurch die Zahlenverhältnisse bezüglich der Heilwirkung des 
Diphtherieserums bei Schwerkranken günstiger gestalten. 

Die Ursachen für ein derartiges Versagen 
des Diphtherieserums können natürlich die 
mannigfachsten sein. Es kommen dafür, um nur einige 
herauszugreifen, schwere anderweitige, gleichzeitig bestehende oder 

 ‚vorausgegangene Organ- oder Allgemein erkrankun- 
gen (Herz- und Nierenerkrankungen, Status 
thymo-Iymphaticus, Drüsenerkrankungen usw.), 
ferner gleichzeitige Mischinfektion mit sehr viru- 
lenten Bakterien, .z. B. Streptokokken, in Betracht. 

Auf diese rein klinische Frage, deren Beantwortung dem Urteile 

der Kliniker zu überlassen ist, möchten wir hier nicht ein- 
gehen, sondern nur auf eine experimentell zu beweisende Möglich- 

keit hinweisen. Wie unsere noch zu besprechenden Tierversuche 
gezeigt haben, ist die Virulenz der einzelnen Diphtheriestämme 

und auch deren Fähigkeit, Gifte im Tierkörper zu bilden, nämlich 

eine so verschiedene, daß man, auch wenn man ganz zu Beginn 

der Erkrankung das Serum anwendet, nicht weiß, ob nicht bereits 

die für das betreffende Individuum sicher tödliche Dosis oder gar 

ein Vielfaches tödlicher Dosen des Diphtherietoxins zur Zeit der 
Injektion resorbiert und so fest verankert worden ist, daß die Ein- 
verleibung des Antitoxins nichts mehr nützt. Sodann ist aber 
darauf hinzuweisen, daß auch bei Diphtheriekranken, 

'. die scheinbar gleich nach dem Auftreten der 
“ersten verdächtigen Symptome mit Diphtherie- 
heilserum behandelt werden, der Prozeß un- 
bemerkt sehon mehrere Tage bestanden und So 

i zur Resorption und Verankerung einer oder 
mehrerer tödlicher Toxindosen geführt haben 
kann, die auch durch große Gaben Antitoxin 
nicht mehr neutralisiert und unschädlich ge- 
macht werden können. | 

| Weitere Einwände, die von manchen Autoren gegen 

die Wirksamkeit des Diphtherieheilserums an- 
geführt worden sind, gründen sich auf statistische Angaben, die 

in manchen Ländern ergeben haben, daß nach der Einführung 

der ‘ Serumtherapie zwar eine Herabsetzung der Diphtherie- | 
mortalität beziehungsweise Letalität zu beobachten war, daß aber 

bei größeren und schwereren Epidemien die Sterblichkeit wieder 
dieselbe oder annähernd dieselbe Höhe erreichte wie früher 

‚in der Zeit vor Anwendung des Diphtherieheilserums. So war 

z. B. die -Sterblichkeit unter den als diphtherieerkrankt von 

den Ärzten gemeldeten Personen während der großen in den Jahren 

1910 bis 1912 in verschiedenen deutschen Städten sowie in der 
Schweiz herrschenden Epidemie zeitweise fast gleich hoch wie vor 

r der Einführung des Heilserums in die Praxis. Es ist auch be- 
ö hauptet worden, daß die Herabsetzung der Letalität durch das 
Diphtherieserum nur eine scheinbare sei, verursacht durch die 
größere in den Statistiken enthaltene und mit Serum behandelte 

Anzahl der an leichter Diphtherie Erkrankten, die nur durch 

die bakteriologische U ntersuchung als solche er- 

kannt werden konnten, während sie in der Zeit vor Einführung der 
bakteriologischen Diphtheriediagnostik als Angina rubriziert wurden. 

Ä Denn diese leichten Fälle werden meist auch ohne Serumtherapie ge- 
| heilt, Die Einführung der Serumtherapie und der bakteriologischen 
Diphtheriediagnostik im großen Stile sind fast überall zeitlich ganz 

| oder ‘annähernd zusammengefallen. 


Trotz alledem hatsich aber in allen Ländern 
der Welt bei Klinikern und Ärzten die Über- 
zeugung erhalten, daß dasDiphtherieheilserum 
ein unentbehrliches undwichtiges specifisches 


Heilmittel bei der Behandlung der Diphtherie 


fach als „toxische“ Diphtherie. Diese Bezeichnung ist inkonsequent 
und irreführend, denn nach der bis jetzt noch nicht widerlegten all- 
gemeinen Ansicht wird jede Diphtherieerkrankung durch das von den 
Diphtheriebacillen erzeugte Toxin hervorgerufen. Außerdem spielen 
bei vielen dieser sogenannten „toxischen“ Diphtheriefälle gerade Misch- 
infektionserreger eine hervorragende Rolle, sodaß es erst recht un- 
angebracht ist, hier das Epitheton „toxisch“ zu gebrauchen. Wenn 
A. Bingel, wie er in einer später zu besprechenden Arbeit mitteilt, 
bei solchen „toxischen“ Fällen ein Versagen des Antitoxins feststellen 
konnte, so ist das keineswegs überraschend, sondern eher ein Beweis 
für die Speeifität des Diphtherieheilserums, Dägegen scheint sich 
Bingel über den Begriff und die Ätiologie dieser „toxischen“ Di- 
phtherie nicht recht im klaren zu sein, wenn er meint, daß man gerade 
in diesen Fällen vom antitoxischen Serum Besseres erwarten dürfte. 


darstellt. Das ist eine wichtige Tatsache. Nur 
ganz wenige Arzte sind als Skeptiker und Serumgegner konsequent 
geblieben, indem sie die Diphtheriekranken nicht mit Diphtherie- 
heilserum behandeln?). 

Während ein kleiner Teil der Gegner des Diphtherieserums 
jede Heilkraft desselben leugnet, geben andere zu, daß eine gewisse 
Wirkung zwar vorhanden, aber nicht auf den Antitoxingehalt, son- 
dern lediglich auf das Pferdeserum als solches zurückzuführen sei. 
Diese letztere Ansicht wurde neuerdings wieder in einer klinischen 
Arbeit von A. Bingel?) vertreten, der die guten Erfolge im An- 
fange der Heilserumtherapie auf die damals üblichen großen Dosen 
relativ antitoxinschwachen Serums zurückführt. Bingel behauptet, 
daß das normale Pferdeserum einen Einfluß auf den Verlauf der 
Diphtherieerkrankung hat, ja, daß die Anwendung des gewöhn- 
lichen Pferdeserums („G. P.“) sogar zahlenmäßig gleich gute Re- 
sultate ergab, wie das antitoxische Diphtherieserum („A.S.“). Bei 
937 Diphtherieerkrankten aller Altersstufen, die im Braunschweiger 
Krankenhause (von allen eingelieferten Fällen abwechselnd einer 
mit „G. P.“, der andere mit „A. S.“) behandelt wurden, war kein 
nennenswerter Unterschied zwischen den beiden Kategorien zu er- 
kennen. Es liegt also eine gewisse Inkonsequenz in dieser Beweis- 
führung Bingels. Denn daBingel dem normalen Pferdeserum 
eine Heilwirkung zuschreibt, so könnte bei logischer Durchführung 
des Gedankens die Bingelsche Arbeit nicht ohne weiteres als 
ein Beweis gegen die Heilkraft des Diphtherieserums verwandt 
werden. Aber es ist eine Anzahl von Ärzten, vor allem auch das 
Publikum durch die Bingelsche Arbeit, die vielleicht besser, statt 
veröffentlicht und sogar in der Tagespresse °) besprochen zu werden, 
einer Kommission zur weiteren Überprüfung an einer größeren Zahl von 
Krankenhäusern unterbreitet worden wäre, doch vielleicht skeptisch 
geworden gegenüber der Heilwirkung des DiphtherieheilserumS. 
Ohne den experimentellen Ergebnissen unserer Arbeit vorzugreifen, 
möchten wir das eine als Resultat unserer Tierversuche hervor- 
heben, daß sie aufs neue exakte experimentelle Be- 
weise für die Heilkraft des DiphtherieserumsS 
an einem großen Tiermaterial erbringen, UN 
daß ferner das normale Pferdeserum im Tier- 
versuche therapeutisch bei weitem nicht das- 
selbe leistet, wiedasantitoxinhaltige Diphtherie- 
heilserum. Das dürfte für die Beurteilung der therapeutischen 
Wirkungen des Diphtherieserums beim Menschen um so wichtiger 
sein, als wir in unseren zahlreichen Versuchen an Meerschweinchen 
durch vielfach variierte Versuchsbedingungen die Serumwirkung 
studieren konnten und dabei auch Tiere mit solchen Infektions- 
arten therapeutisch behandelten, wie sie der menschlichen Diphtherle 
am nächsten kommen. Der Wert des Tierversuchs 
als Grundlage therapeutischer und prophy- 
laktischer Maßnahmen darf aber nicht unter- 
schätzt werden, wie es von einigen überkritl- 
schen Klinikern geschehen ist und geschieht. 


II. 


Von der bis jetzt noch nicht widerlegten Annahme ausgehend, 
daß das im Reagenzglase (Bouillonkulturen) erzeugte Toxin, der 
Diphtheriebacillen identisch ist mit dem von den Diphtheriebacillen 
im Menschen- oder Tierkörper gebildeten Gift, sowie unter Berück- 
sichtigung des Gesichtspunkts, daß auf der Neutralisierung dieses 


1) Zu den Gegnern des Diphtherieserums, die den Heilwert des- 
selben mehr oder weniger in Abrede stellen, gehören unter Anderen: 
Kassowitz (Ther. Mh. 1898, S. 305; 1902, S. 953 u. S. 499; 1903, S. 333), 
A. Gottstein (Ther. Mh. 1898, S. 253; 1901, S. 605; 1902, S. 176), 
O. Rosenbach (Ther. Mh. 1902, S. 118), Bourget (Ther. Mh. 1906, 
S.1, und 1910, S. 209), E. Grawitz (Ther. Mh. 1908, S. 614), Grl OT, 
(M.m. W.1909, Nr. 50, 8.2607), Rumpel (M.m. W.1909, Nr. 50, S. x fi 
Esch (D. Med.-Ztg. 1910, Nr. 29, S. 503), Reic he (M. Kl. 1918, v - 
D. m. W. 1918, Nr. 2; Zsch. f. klin. M., Bd. 81, S. 199; M. Ki. 1916, Nr. 6; 
M. m. W. 1916, Nr. 51). l 

Bourget wendet, wie verschiedene andere Serumgegner, gegen 
die specifische Wirkung des Diphtherieheilserums etn, daß dieses nach den 
Erfahrungen mancher Ärzte Heilwirkungen bei den heterogensten Leiden 
besitzt und gibt 1910 an, daß er seit fünf 5: ahren kein Diphtherieserum mehr 
verwendet und trotzdem unter 226 Krankheitsfällen nur viermal letalen 
Ausgang beobachtet habe. Sch ö n (Fortschr. d. d. K1., 1912, Bd. 3, S. 196) 
'oibtan, daß Bourget jedoch sein eigenes Kind mit 

iphtherieheilserum behandelte, als es an Di- 
phtherie erkranktel ; À 
` 2) D. Arch. f. klin. M. 1918, Bd. 125, Heft 4 bis 6. Auch als 
Monographie erschienen (Leipzig, Vogel, 1918). 
28) Of, Frankfurter Generalanzeiger 1918, Nr.298 vom 14. Dezember. 


i 
y 
i 
te 


a TE 24 F ' H z Pe / k = i o l 3 : l i 
diie f a aoaaa ee ....1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. i. EEE: ee 3 
euer r, — m Ti z Ze RR - 
| ; . l EN nee . . ` 2 0 j pn F | | k i s i - M | | | $ 2 : r | l of 
a M, bei der Erzeugung des schweren’Krankheitsbildes des diphtherie-. | Dosis darstellt, kann'sie bei anderen Meerschweinchen bereits dasFünf- `` | ț: 4.7 
u j kranken Menschen dominanten Toxins der Heilwert des Diphtherie- | bisZehnfache der tödlichen Bakterienmenge und noch mehr betragen. $a. ii 4 
hthérie- 5 serums beruht, wurde zunächst die bereits von einigen Autoren = ` 8: Die Fähigkeit der einzelnen Stämme, Gifte in Bouillon- le 
ne f an Tieren geprüfte Heilkraft des Diphtherieserums gegenüber dem | kulturen zu bilden, steht nieht in. Kongruenz ‚mit der Virulenz für. "39°. 
eserums in Diphtheriebouillonkulturen vorhandenen Diphtheriegift: an Meer- Meerschweinchen. - Es würde aber zu‘ weit gegangen sein, aus : ` >: ,. ei $ 
gemis Z schweinchen genauer studiert. Um die Versuche auf eine breitere- dieser Divergenz der Giftbildung in vitro und der Virulenz etwa BA P ir Bi 
hm f. Grundlage zu stellen, war es notwendig, die Versuche nicht nur | den Schluß.zu ziehen, daß die Wirkung der lebenden. Diphtherie- . <. * f; 
as | mit dem einen sogenannten „amerikanischen“ Diphtheriestamme, | bakterien in vivo nicht auf einer Giftbildung beruht oder daß die E 
ishe. f mit dem in vielen Serumfabriken der: Welt das Diphtheriegift ge- | in den Bouillonkulturen gebildeten Gifte verschieden sind von den- h 
im Ar wonnen und dementsprechend auch das: homologe Diphtherie- | jenigen, die die Bakterien im Tierkörper erzeugen. Die Beweise .. 
Di 3 antitoxin hergestellt wird, anzustellen, sondern Gifte -von | für diese Behauptung werden in einem späteren Teil unserer ` 
aupiet, ie einer größeren Anzahl von Diphtheriestämmen Arbeit erbracht werden. g A E 
a | ` - („heterologe“ Gifte) für -diese Versuche heranzuziehen. | e Tabelle 1. 
ee E- Es wurden. dementsprechend zunächst aus frischem Diphtherie- |; CERP < Vi d üften Di iesti 
z a SE | ht en Diphtheriestämme 
te Re- ~. material, das uns seitens des Hygienischen Instituts der Universität Frank- Übersicht über die ey bis D 2). . p y wo 
) Bai . furt a. M. (Direktor Geh. Med.-Rat Prof. Dr. M. Neißer), und zwar Rule f Löffler-Serum) ` | 
yeißer von dem damaligen: stellvertretenden Direktor, Privatdozenten Dr. H. (24 stündige Kulturen auf Löffler ) 
einer Braun, zur Verfügung gestellt wurde, im ganzen 19 Diphtheriestämme — 
kein gewonnen, Drei weitere Stämme -wurden uns von der Serumabteilung ze Dosis letalis” Res Dosis otalis 
1 er- der Höchster Farbwerke (Leiter: Dr. Joseph) -gütigst überlassen. | gtamm |: Stamm = : | 
Bi Die Diphtherienatur dieser 22 Stämme wurde. nicht nur durch mikro- | ‚berechnet auf hater Daet Anf ET Berne auf | berechnet auf. 
á on . Untersuchung (Gramfärbung, Neißersche Färbung), | en | Kutar ofe ose | ultur Be 
kulturelles Verhalten (Kolonieform, Häutchenbildung, Säurebildung), PR ER Sure 
und: Tierversuche (Virulenzprüfungen), sondern auch noch durch ihr A 172000 | u D 73 o0 Bis te BE 
= Verhalten‘ gegenüber dem ` mit dem amerikanischen, bei uns D5 ge- D 3 | 1/500 bis 1/800 — Di4 1/5000 1/20000 bis 
- nannten Stamme hergestellten Diphtherieheilserum festgestellt. Von diesen > : EN: ir TA | A ‘1/50090, 
BE E ey 2 5 > © > 1/10 1/5 D15 | 1/300 bis 1/500 ae 
Stämmen,diesich derartals echte Diphtheriekulturenerwiesen, wurdenGifte | ng |ı /800 bis 1/500 2 D 16 [1/2000 bis 1/5000 | 1/126" bis 1/150 
gewonnen, die dann an Meerschweinchen genau ausgewertet wurden. Du 1000 DIE 12000 = le a: 
- -` Zut Herstellung. der Gifte benutzten wir Fleischwasser-Pepton- | p 5 Bes lebt 2 D 19 / | ao: = : 
- Bouillon (Pepton Witte und.Pepton: aus dem Schweiz. Serum- und Impf- '(Nekrose) . D 20 1/20 _ 
institut Bern), die in einer Menge von etwa 500 cem in Literkolben 2 i AE T TAO | D 1130 Eu 


Es wurden zunächst, ‚namentlich unter Anstellung zahlreicher = 
‘Kontrollen mit normalem Pferdeserum, Heilversuche bei -. 
Meerschweinchen, denen Diphtheriegift inji- 
ziert worden war, angestellt, und. zwar unter den 
verschiedenartigsten Bedingungen. ‚In einem Teil der Versuche ne 
wurde die gerade tödliche Dosis Toxin, in anderen ‘ein Mehr- -= . 
faches derselben für die Infektion der Meerschweinchen be- : 


abgefüllt. war. Die beimpften Bouillonkolben wurden verschieden 
lange Zeit, meist_etwa 16 Tage, bei 37° gehalten, danach umge- 
schüttelt und mit - Toluol versetzt. Nach mehrtägigem, Stehen bei 
Zimmertemperatur erfolgte Prüfung der Kolben auf Sterilität. Die 

' einfach tödliche ‚Dosis wurde an Meerschweinchen: in der üblichen 
. Weise festgestellt.‘ Gleichzeitig wurde noch zum Vergleich die Viru- 
lenz der verschiedenen Kulturen für Meerschweinchen ermittelt!). 
-gingen wir derart vor, daß wir Kulturen, die auf Löffler- 


Im Anfang 
‚Schrägröhrchen gewachsen waren, in einer bestimmten Menge Bouillon 
n und. teser Bakteri fsch iner Anzahl E RE ; A 
von dieser. Bak erienanischwenimninn" e Die Injektion des Giftes wurde subcutan vorgenommen,- 


aufsechwemmte 
Meerschweinchen fallende Mengen injizierten. ‘Später benutzten wir. 


als Maßstab für die Virulenzbestimmungen eine Öse von 1 mm Durch- 
messer; von dem’ in Bouillon aufgeschwemmten Inhalt derselben 
wurden an, Meerschweinchen fallende Mengen subeutan verimpft. 
_ Hierbei ergaben sich nun mehrere bemerkenswerte Tatsachen: 
Ji 1. Es. bestehen zwischen verschiedenen Di- 
phtheriestämmen. viel größere Virulenzunter- 
schiede, als man seither angenommen hat; wie 
zeigt, sind die Schwankungen zum Teil ganz 


nutzt. 
die Einverleibung des in verschieden langen Intervallen nach dem re 
Toxin injizierten Serums geschah meist intraperitoneal, um eine  - " 
möglichst rasche Resorption zu gewährleisten, teils auch ‚subeutan. I 

Es sind so mit: den Giften verschiedener Stämme nicht weniger `° >. 
als 24 Heilversuche mit 196 Meerschweinchen angestellt worden.. a 
Von diesen starben die 48 unbehandelten Kontrolltiere `` 
in den ersten Tagen nach der Giftinjektion. Von den 538 mit _ rf 
normalem Pferdeserum behandelten Meerschweinchen ` | 


blieben nur 2 am Leben, 5i erlagen der Infektion. De ` 


die folgende Tabelle 
‚außerordentlich “große. ` Besonders bemerkenswert ist die Fest- | blie: 
stellung, daß -bei ` einigen Kulturen die tödliche Dosis */s% bis | Übrigen 95- Meerschweinchen erhielten Diphtherieheilserum; 
sooo Öse betrug, ` während andere Stämme nur in der Menge | wurden geheilt, 44 starben. Wirgeben in den folgenden -. . pfp 
£ Tabellen 2 bis 7 eine kleine Anzahl Beispiele für die Versuche nn I 7 
En 


~ 


wieder, um die Anordnung und den Ausfall dersélben zu demon- 


von 1/; bis 1/1, Öse töteten. Die großen Unterschiede der Meer- 
‚strieren. 


‚peaweinchenvirulenz verschiedener Stämme, von der man zwar 
| vi Schlüsse auf eine etwa’ parallel verlaufende gleich große 
| lan für den. Menschen ziehen darf, berechtigen zu der An: 
p mè, daß auch beim Menschen gleich große Virulenzschwan- 
ungen der ‚Diphtheriebaeillen vorkommen. 
\ relin Die Ermittlung der Dosis certe letalis lebender Kultur 
x Ingt mit ziemlicher Genauigkeit. Schwierigkeiten entstehen aber 
‚Del hochvirulenten Kulturen, bei denen kleine Bruchteile einer 


‚Tabelle 2, ` | | 
Heilversuch nach 1YY, Stunden. 
Meerschweinchen (zirka 250 Gramm). 0,08 cem Diphtheri testei 1) 
Seruminstitut Juni 1918 subcutän = zirka 8 fach tödliche Do 
11/2 Stunden fallende Mengen Diphtherieheilserum (500 fach Henn 

beziehungsweise normales Pferdeserum intraperitoneal. 


a 


en 


-` x 
E E TEE 
z O TTE 
a B et i 


Tie Bo vn Hier werden relativ wenige Keime g 
oder tausend Iohande Baklan 7 | [s0000 ee no g| Testgitt aiat = | 

Im Tierkörper sonne Bakterien. Da ein Teil der injizierten Bacillen | IF#| suboutan | intmpentonel | Verlaut e 
kenn man ap i er nicht lebens- oder entwicklungsfähig ist, so | & | | | TE 
ziehungsweis T tiv wenigen Keimen rechnen, die die Krankheit be- ae TEES l = EPEE i 
ddei sole me en Tod herbeiführen. Bei Verwendung von Grenz- | 550 | 008 — a as an latè u Zn. 
Empfänglic BE ar Kulturen tritt dann die individuelle - 851 | 0,08.» © 2 A-B, desgleichen PED n i z rs 
bingichkeit beziehungsweise Resistenz der Tiere, die sich in | 35 | p 5 | LAE [yach tagon grote Neono, gg 0 iaa 
resistenta ae ebenden Bakterien äußert, stark zutage. , Bei den | Ae a | Befund) 0 Tekrose, }5°) (typischer. Ba 
sämtliche Ken geht die Mehrzahl der Bakterien oder gar | 355 | oos © |3 som nom- Be te (Nekrose) E ze le 
| bleiben He zugrunde, sodaß dann die Tiere am Leben | 356 | 0,08 „ |1 ccm norm. PL.-8.|+ 2 ee eo BE 
L erzeunen rend bei den weniger'resistenten die BakterienYhre Gifte | 337 | 08 „ ` kauf oa ee 
‚gen und so ‘den Tod herbeiführen "können. Während die a Re Er | pet 

1 nn: > > e j ; l a 
) Das im Institut für experimentelle Therapie in Frankfurt a. M. = = i 


Do y À DE SO . a 

SS cèrte- letalis bei manchen Tieren nur die einfach tödliche | . 
l j | bei der Diphtherieheilserumprüfung zur Ve Ä Ä 
gift ist mit dem „amerikanischen“ Stamm (D D rele a Ei | 


unter Toluol aufbewahrt.. 


z E “ 
ws t a Wi a i 2 
ie en Ein 
ww. 63 Eo 


A aee En 
EEE a 
- ` 
f = . 
ne 


Br 
Bez vo 


.YBe ‘der Ausfälle: | | grei ne 
W A ‚»usiührung der sehr umfangreichen Tierversuche 
ren die Laborantinnen Fräulein E. K r ü ger aad Fräulein H'Landé, 


een en aS 
arder 
= 
< 
LS 


Sowie Das Sr: - . 
10 der Präparator des Instituts, Herr C. G öldner, behilflich. 3) 15 bedeutet. + am 5. Tag, +4 + am 4 Tag usw 
> = > | ar, 
SEE B I 


4 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1. 


Be Tabelle 8. 
-Heilversuch nach 4 Stunden. 


Meerschweinchen (zirka 250 Gramm) 0,1 ccm Toluolgift Stamm D2 

(— zirka doppelt tödliche Dosis); nach 4 Stunden fallende Mengen Di- 

phtberieheilserum (500fach Höchst) heziehungsweise normales Pferde- 
serum intraperitoneal. 


hweinchen 


| 

h Toluolgift g 
SR o Serum 
= Z, NE a D intraperitoneal | Verlauf 

; | 
418 0,1 ccm 100 A.-E. | kleines Infiltrat, nach 4 Tagen glatt 
419 DE a» 50 A.-E. Infiltrat, lebt 
420 0i „ 20 A.-E. Nekrose, t 8 
421 01 , r 10 A.-E. j 16 ag Befund) 
422 01 , ccm norm. Pf.-S.| breites Infiltrat t 5 \ i 
423 | 01 Z |4 ccm norm, PE-S.) n ` » t8 typischer Befund 
424 0,1 , 3 cem norm. Pf.-S. 2 : 
or ie t 5 ` typischer Befund 
426 0,02 „ 


— t 5 (Nekrose) 


Tabelle 4. 
Heilversuch nach 6 Stunden. 
Meerschweinchen (zirka 250 Gramm) 0,03 ccm Diptherietestgift Serum- 
institut Juni 1918, subeutan (= sicher einfach tödliche Dosis); nach 


6 Stunden fallende Mengen Diphtherieheilserum (500 fach Höchst) be- 
ziehungsweise normales Pferdeserum intraperitoneal. 


— m 


=) I 
© 
sg Testgift Serum ' 
oh estgir 
= = Z| gubeutan intraperitoneal Verlauf 
Fm) 
Q 
n 
795 | 0,08 ccm 2500 A.-E. kleiner Strang, lebt 
796 0,083 » 2000 A.-B. kleine Nekrose, lebt 
797 0,03 » 1500 A.-E. Nekrose, lebt 
798 | 0,03 » 500 A.-E. 1 „ 
799 0,03 » 100 A.-E. breites Infiltrat, große Nekrose, lebt 
800 | 0,08 „ 50 A.E. große Ncekrose, t 3 
801 i 0,03 „ 20 A.E, 9 99 t 6 
802 0,03 5 A.E. t3 l 
803 0,03 ,„ ‚5 ccm norm. Pf.-S. | +4 > typischer Befund 
804. | 0,08 „ — t2 


Tabelle 5. 
Heilversuch nach 8 Stunden. 


Meerschweinchen (zirka 250 Gramm) 0,1 ccm Toluolgift, Stamm Di 
(zirka 1'/,fach tödliche Dosis); nach 8 Stunden fallende Mengen Di- 
` phtherieheilserum (500 fach Höchst) beziehungsweise normales Pferdeserum 
intraperitoneal. 


nn 
= 
g l 
«5 ‚| Toluolgift 
Er D i nal Verlauf 
AS subcutan p | | i 
S 
Q 
. n * EEE 
287 ccm 2500 A.-E. breites Infiltrat, Nekrose, t 12 
288 „ 2000 AB. 23 39 „ T 7 
289 " 1000 A.-E. a a » t8 
a 500 A.-B. » o» » to 


250 A.-E. t5 
100 A.-E. t4 
5 cem norm. Pf.-S.| t2 
8 cem norm., P£.-8. | i ; 


m 


typischer Befund 


to 
(Ze) 
© 


Hhh B hhe HH 


= 
= 
a 
= 


Tabelle 6. 


Heilversuch nach 10 Stunden. 


Meerschweinchen (zirka 250 Gramm) 0,03 ccm Diphtherietestgift Serum- 

institut Juni 1918, subeutan. (sicher einfach tödliche Dosis); nach 10 Stun- 

den fallende Mengen Diphtherieheilserum 500-fach Höchst) beziehungs- 
weise normales Pferdeserum intraperitoneal. 


Testgift Serum 


= 
= 
_ 
— 
Z 
© = 
an 
> 
u 
pp! 
Q 
g] 


z subetten intraperitoneal Vorlauf 
592 | 0,03 ccm 2500 A.-E. breites Infiltrat, Nekrose, } 8 
593 | 0,08 „ 2000 A.-B. : i ae 
594 | 0,08 „ 1500 A-B. |t2 
595 | 0,03 , 0 A.-E. SU uaa, 
-596 | 0,03 = 5 ccm norm. Pf.-S.| +3 ty Ischer Befund 
597 | 908... T7 Fee #2 | 


wurde, 


ı _ _______________4910 — MEDIZINISCHE KLINIK _Nr il, 5. Januar. 


Tabelle 7. 
| Heilversuch nach 18 Stunden. 
Meerschweinchen (zirka 250 Gramm) 0,03 cem Diphtherietestgift Serum- 
institut Juni 1918, subcutan (sicher einfach tödliche Dosis); nach 18 Stun- 
den fallende Mengen Diphtherieheilserum 500 fach Höchst) beziehungs- 
weise normales Pferdeserum intraperitoneal. 


eg EESESERSEETer EEE Er 2 EEEEBEEESSEEEEESEEETEE nenn nn nn 


8 | 
IE :| Testgift Serum | 
ou h 
S Sø suboutan intraperitoneal Terlan! 
SE E, ne nee I na 
873 | 0,03 ccm 2500 A.-E. | t2 ' 
A 0 = 2000 A.-E. t2 

; > 1500 A.-E. ı +2 : 

376 | 0,08 > 500 A-E. | ! 9 ù typischer Befund 
377 | 0,03 „ | 5 ccm norm. Pf.-S.| t 2 
378 | 0,08 „ — t2 


Diese Versuche haben folgendes ergeben : 

1. Die Heilkraft des Diphtherieheilserums gegenüber der 
Diphtherievergiftung der Meerschweinchen mit den in vitro herge- 
stellten Toluolgiften geht parallel dem Antitoxingehalte des Serums. 

2, Das mit dem sogenannten amerikanischen Stamme „D 5“ 
hergestellte Diphtherieheilserum ist auch wirksam 
gegenüber der Diphtherievergiftung mit hete- 
rologen Diphtherie-Toluolgiften, die mit frisch 
gezüchteten hochvirulenten Diphtheriestämmen hergestellt sind. 

3, Die Heilkraft des Diphtherieserums gegenüber dieser Ver- 
giftung ist um so stärker und sicherer, je früher nach der In- 
jektion des Giftes die Anwendung des Heilserums erfolgt. 

4. Das normale Pferdeserum besitzt eine gewisse Wirkung, 
die sich bei Heilversuchen in einer Verzögerung des Todes kund- 
gibt, die aber so gering ist, daß sie nur bei massiven Dosen Zu- 
tage tritt, sodaß ihr irgendwelche Bedeutung bei der Neutralisation 
der Diphtheriegifte nicht zukommt. 

5. Je länger nach der Injektion des Giftes die Einverleibung 
des Diphtherieserums erfolgt, um so größere Dosen müssen an- 
gewendet werden, um noch einen Effekt zu erzielen. . 

6. Es gibt einen Zeitraum, der nach der Größe der Gift- 
dosis verschieden ist und bei dem es auch bei Anwendung massivster 
Dosen hochwertigen (1000 fachen) Heilserums nicht mehr gelingt, 
den Vergiftungstod der Meerschweinchen aufzubalten. 

7. Diese in zahlreichen Versuchen experimentell festgestellten 
Tatsachen lassen, wenn man die von W. Dönitz'), Marx?), 
W. Berghaus’), F. Meyer, G. Brüstlein’) einwand- 
frei erhaltenen Resultate ihrer zum Teil gleichartigen Versuche 
hinzunimmt, nun keinen Zweifel daran, daß dem Diphtherieantitoxin 
als solchem gegenüber der Wirkung des Toxins im Meerchweinchen- 
heilversuche therapeutische Eigenschaften innewohnen, wie sie bIS- 
her keiner anderen Substanz zukommen. Alle die Vorstellungen, 
die namentlich in der Seitenkettentheorie Paul Ehrlichs und 
in den geistreichen Arbeiten Emilv. Behrings niedergelegt 
sind, können auch bei Anwendung heterologer Gifte auf Grund 
unserer Versuche als richtig anerkannt werden. , 

Die zahlreichen Kontrollversuche, die mit sicher antitoxIn- 
freiem Serum angestellt wurden, haben in diesen Tierversuchen 
die unzweideutige, im voraus zu erwartende Tatsache ergeben, 
daß dem normalen Serum, selbst bei Verwendung größter 
Dosen, eine nennenswerte Heilkraft gegenüber 
der Diphtherievergiftung der Meerschweif 
chen nicht innewohnt. Auch bei Verwendung der ge- 
rade tödlichen Toxindose war, auch bei kurzen ZwischenräumeR, 


| höchstens eine Verzögerung des Todes durch das normale Serum 


festzustellen, nur 2 von 53 Tieren kamen mit dem Leben davon. 
Bei der Bewertung der Tierversuche muß man sich stets 
vor Augen halten, daß im Gegensatz zu den klinischen Statistiken 
über die beim Menschen serotherapeutisch erzielten Erfolge den 
ersteren. eine große Beweiskraft zukommt, weil die Heilung 
der mitsichertödlichenDosenodereinem Mul- 
tiplum derselben vergifteten Tiere mit Hilfe 
des Serums in einem großen Prozentsatz erzielt 
Beim Menschen liegen zur Fällung eines endgültigen 
verneinenden Urteils die Verhältnisse viel zu kompliziert, worüber 


2) Zschr. 


'2) Arch. internat. de Pharmacodyn, T, 5, 1899, S. 497. 
f. Hyg. Bd. 88, 1901, S. 872. ®) Zbl. f. Bakt., I. Orig. Bd. 48, 1908, 
S. 450; ebenda Bd. 49, 1909, S. 281; ebenda Bd.50, 1909. ® Arch. 


— ei wor i- a 
TEE ET, ' c t T of Ze g. Sun 
e tk r i x - ji A EA a, 7 E af RE E $ . <A . ” 

Ka a . en E BEE R . D 3 5 T an re 
= E $ Zn . / ee i 
2 er er HE ` 


e, 


lan o 1019 = MEDIZINISCHE KLINIK NE | oiera o hai is e A 


Poor Eo en Thy 
Fr Na 22 2 


= 
Pa 


` D 


) 

y 

T 

e 
ee n aef- 
1e.: ER HN BE DE S 


~ x 
7 e.~ 
i . 
U) k a B 


13 


Eee. ee) 


Al ite Leukämiė P PEDE TE E 'Halsorgane: der Gaumen und ‘die Tonsillarbögen sind stark in- N 
Akute. Leukämie. ee filtriert, die Tonsillen selbst gangränös, die mißfarbene Gangrän er- . 
/ "streckt sich auf der linken Seite bis auf den Gaumen. . SA 
Milz mißt :17:11:4 cm, dunkelrot, : Pulpa’ weich, leicht vor-, 


ori” 


estgift Serm- ‚von _ 


nach 18 Stur- s Barlin. - 
D. I Hansemann, Berlin. | - | quellend, Follikel undeutlich. a ae ln a BR 
Die Meinung der meisten ist, daß die Leukämie eine Infek- |. „, Achsellymphärüsen etwas vergrößert, ‘die übrigen Lymphärüsen 


) ‚beziebungs- 
Pankreas stark verdaut. Nebennieren fettarm. . Be Se a 
‚ . Nieren groß, blaßrot, stark getrübt, frei von Blutungen, rechte 
etwas kleiner als linke. Auf der linken Seite des Nierenbeckens ver- . 
‚doppelt, ebenso die Ureteren, die getrennt in die Blase münden. Fa 
| Harnblase stark gefüllt, die Muskelbündel etwas vorspringend.. 
- Die Leber sehr groß, weich und stark getrübt. - > ai 
- Die Darmschleimhaut ist intákt, speziell die Follikel nicht verändert. 
Knochenmark gelb, rein fettig. . - Be u 
~ Man ersieht aus dem Sektionsprotokoll, daß auch dieses 
makroskopisch keine eindeutige Diagnose gestättet.. Ohne den. >. 2- $e 
` Blutbefund wäre man vielleicht gar nicht auf den Verdacht ge-  ' p.a 
kommen, daß es sich um eine akute Leukämie handelte. Indessen n 


tionskrankheit sei, obwohl der Beweis dafür noch aussteht. Ich 
persönlich bin durchaus davon überzeugt, daß die Leukämie durch 
Parasiten hervorgerufen wird, und zwar besonders wegen des Ver- 
laufs der Fälle von äkuter Leukämie, die so sehr einer Infektions- 
krankheit gleichen, daß sie mitunter mit solchen verwechselt wer- 
den, z. B. mit nekrotifizierender Angina tonsillaris, Morbus macu- |. 
losus, Sepsis usw. a L g j | 

Der Fall, den ich hier mitteilen möchte, ist in dieser Be- 
ziehung besonders interessant, erstens durch seinen ungewöhnlich 
schnellen Verlauf und zweitens dadurch, daß die Diagnose klinisch 
schließlich doch auf Sepsis gestellt wurde, obwohl der Blutbefund 


- . 3 Pas % + 
£ ' n \ K FE 5 Sa 2 
BE e TRAE x , 3 x 
w re aa w $ 
7 ” nn Be a7 i wn, Ba 2a 
$ R s 4 nr 3 aey "o, - pr ie = . 


nüber der A gr | Br ER 
ro herge- durchaus für Leukämie sprach und die Diagnose. Leukämie die” an $ e esse 
es Serums, ernstlich erwogen wurde. Der Anfang der Krankheit, die Kürze | War. die nomaähnliche Gangrän | des Rachens dach verdächtig, . 
med E- seines Verlaufs, der Befund im Rachen, die Fieberkurve und das aber keineswegs eindeutig. Das Wichtigste war also der mikro- . 
irksan B-- Feblen jeder äußerlich bemerkbaren Drüsenschwellung, veranlaßte | SKopische Befund, der folgendes. zeigte: RE A 

t Hete F. die behandelnden ‘Ärzte trotz des Blutbefundes, die Diagnose | _ Die Axillarlymphdrüsen, die von allen allein 'etwas ver- 

it rich Leukämie zurückzustellen. Selbst bei der ‚Sektion war diese | größert waren, sind rein Iymphaätisch. Keimcentren fehlen voli- 
ed Diagnose zwar wahrscheinlich, aber noch keineswegs sicher. Auch | ständig. Kernteilungsfiguren sind nur vereinzelt vorhanden. Zahl- 

oser Ver hier fiel das Fehlen einer Drüsenschwellung" auf, und besonders, | reiche Plasmazellen liegen zwischen den Lymphocyten. . 

y der Ír daß die sonst so charakteristischen Blutungen fehlten. Nur die | Auch die Milz ist rein lymphatisch. Die Lymphocyten ver- 

BE Beschaffenheit der Milz, die diffuse Vergrößerung der Leber und | decken vollständig die Pulpazellen und die Trabekel. In ihnen ' 
Yi, E die nomaartige Nekrose im’ Rachen. erweckten den Verdacht auf | sind zahlreiche Kernteilungsfiguren vom Typus der Lymphocyten. ~ 
sea: Leukämie. Die Diagnose wurde erst durch .die mikroskopische | In den Nieren finden sich einige kleine ältere sklerotische | 
sen ze I Untersuchung sichergestellt, | | `` ı Herde mit fibröser Degeneration der Glomeruli. Außerdem liegen, . 
lisim È. Die Krankengeschichte verdanke ich Herrn Dr. Pleßmann, | meist in der Umgebung von Glomerulis, Rundzelleninfiltrate von 

| der den Mann in einem Kriegslazarett behandelte. Die bakterio- | mikroskopischer Kleinheit, die ausschließlich aus Lymphoeyten be- 

Jeibung logische und Blutuntersuchung wurde von Professor Claußen | steben, Auch hier finden sich Kernteilungsfiguren vom Typus der -: 
sen au: | in einem bakteriologischen Feldlaboratorium vorgenommen. Lymphocyten. In den Gefäßen sind zwischen den, roten Blut- 
a Aus der Krankengeschichte ist folgendes von Wichtigkeit: ` | körperchen zahlreiche Lymphocyten sichtbar. | 

In der. Leber sind. umschriebene Infiltrate nicht vorhanden. 


Wohl aber ist die ganze Leber gleichmäßig. von Lymphocyten. 
durchsetzt. Dieselben liegen sowohl in. der Glissonschen Kapsel, 
‚als zwischen den Leberzellenbalken. Sie bewirken hauptsächlich 
die Vergrößerung und Trübung der Leber; denn die Leberzellen 
selbst sind gar nicht ‘verändert, auch nicht: getrübt "oder mit Fett 
infiltriert. Auch hier finden sich zahlreiche Lymphocyten in den `- 
Gefäßen und überall reichliche Kernteilungsfiguren vom Typus der 
Lymphocyten. ° SE | l | i 
Solche Karyokinesen sind auch in den Blutpräparaten, vor- 
handen, die während des Lebens angefertigt waren, aber nicht 


sehr reichlich. _ s 
Die Lungenherde bestanden aus rein hämorrhagischer Infil- 


tration ohne Lymphocyten. ` E* nn 
Durch diesen mikroskopischen Befund ist die Diagnose 


Leukämie sichergestellt. | u 
Der Vollständigkeit halber möchte ich noch eine Erscheinung 
erwähnen, die wohl zweifellos mit der Leukämie nicht zusammen- 
hängt: In der Milz finden sich zahlreiche große und dicke Baecillen, 
die sich zu langen Fäden aneinanderlegen. Sie liegen zum Teil im. 
Gewebe, zum. Teil in-den Gefäßen. Vereinzelt wurden die gleichen 
Bacillen auch in den Nierengefäßen gefunden. Dagegen waren 
sie sehr reichlich in den Pfortaderästen der Leber vorhanden. Ich ı | 
würde sie ohne weiteres als Fäulniserscheinung gedeutet haben, | 
wenn nicht ihre Anwesenheit in den Pfortaderästen auf eine Ver- ` 
schleppung in die Leber während des Lebens hindeutete. Sicher 
ist das freilich nicht, obwohl sie sowohl im übrigen Lebeigewebe, 
als auch in allen anderen Organen fehlten, mit Ausnahme der.ge- 
nannten. Leider wurde eine Kultur nicht ängelegt, da sie erst in . 
den mit Formalin fixierten Präparaten entdeckt wurden. g aie | 
-Es ist.mehrmals die Frage diskutiert worden, ob Leukämie: nee 
in einem Zusammenhang mit Malaria stehen könnte, Sehr wahr- HH .s. 
'scheinlich erschien mir das nicht‘). Neuerdings hat-Rosenow saN 
einen Fall von Leukämie nach Malaria mitgeteilt?) In meinem `> "fi 
hier mitgeteilten. Falle wurde besonders nach Malaria geforscht. reihe 
‘Aus der Anamnese ergab sich nichts. Aber auch in Blut, in der ve 
Milz, Leber und Gehirngefäßen konnten Malariaparasiten trotz ge #1: 
nauesten Durchsuchens nicht gefunden werden. . q a ee 
| Je T ee = 


Landsturmmann B., 46 Jahre alt, erkrankte am 28. Januar 1918 
auf Wache mit Schwellung des rechten Unterschenkels und Rücken- 
Schmerzen. Am i, Februar hatte er Schluckbeschwerden, die aber seit 
der Aufnahme am3: Februar nichtmehr bestanden. -Der Befund am 4. Februar 
ergab: rechter Unterschenkel im ganzen geschwollen (Umfang rechts 
38 cm, links 84,5.cm), in der Mitte der Wäde undeutlich ein schmerz- 
hafter Strang zu fühlen. Leistendrüsen beiderseits unbedeutend ver- 
diekt, aber uicht schmerzhaft. Gelenke frei. ‘Über der Lunge einige 
brummende Geräusche. ‘Die Austrittsstellen der untersten Zwischen- 
Tippenvenen rechts druckempfindlich. Urin frei von Eiweiß und Zucker. 


Sediment ohne Besonderheiten. | 
6. Februar: Hämoglobingehalt 80%. _ ` E 
7. Februar: Schluckbeschwerden. Zäpfchen gerötet, nicht belegt. 
8. Februar: ‘Auf der rechten‘ Mandel schmutziggrauer Belag. 
Lunge in den abhängigen Partien feuchte mittelblasige Rasselgeräusche. 
Rechter Unterschenkel abgeschwollen; Umfang beiderseits 34 cm. 
9. Februar: Mandelabstrich: Diphtherie negativ, Angina Vincenti 
pos. Stundenlanger Schweißausbruch. 5 | \ 
10. Februar: Auch auf der linken Mandel Belag. | 
11. Februar: Allgemeinzustand dauernd sehr schwer. Bewußtsein 
jedoch bis 8 Stunden vor dem Tode klar. Kontinuierliches Fieber zwischen 
39,2 und 40,9. Mehrfache Schweißausbrüche auch am 11. Februar. Seit‘ 
8. Februar öfter ausgeführte Blutausstriche ergaben eine außerordentliche 
\ ermehrung der weißen Blutkörperchen, hauptsächlich der Lymphocyten. 
| Der Rachenabstrich am 10. Februar 1918 ergab vereinzelte fusi- 
forme Baeillen und zahlreiche Spirochäten, weshalb die bakteriologische 
Diagnose Angina Plaut-Vincenti lautete Ä | 
Die Blutuntersuchung ergab in Kubikmillimeter: ! l i 
Rote Blutkörperchen: 3 000 000. , eh M 
‚, Weiße Blutkörperchen: 356500—110000, durchschnittlich 50 — 55 000 
meist Lymphocyten, ‘wenige polynucleäre Leukocyten, ganz vereinzelt 
andere Formen. < Er = SS 
Aus dem Sektionsprotokoll ist folgendes mitzuteilen: 
Mäßig genährte blaße Leiche ohne Ödeme. Die Vene am rech- 
en Beine, wo die Phlebitis gewesen ist, ist frei. Das Bein ist nicht 
seschwollen; auch am Halse sind Schwellungen nicht sichtbar. Bauch- 
Öhle ohne fremden Inhalt. Zwerchfellstand beiderseits fünfte Rippe. 


erzbeutelflüssigkeit gewöhnlich. 


- 
ra a rede n 5 Sen} => 


nu Eh 


VER 


~ Das Herz ist ziemlich groß, auf beiden Seiten Blut- und Speck- 
en. nsel, Muskulatur besonders, links kräftig, die Kranzgefäße intakt, 

. ebenso die Klappen und Aorta. Foramen ovale geschlossen. | 
In den Pleurahöhlen kein fremder Inhalt. . : 

a Die Lungen bis auf wenige strangförmige Verwachsungen frei 
ich, Die linke Lunge stark ödematös, im Unterlappen eine rote 
$ affe Hepatisation, über der die. Pleura mit leichten fibrinösen Auf- | 
‚“setungen bedeckt ist und zahlreiche Blutpunkte zeigt. Auf der 


‚Techten Seite ist die Lunge im ganzen ebenso. 


3) B. kl. W. 1914, S.8. | | 
2) D. m. W. 1918, Nr. 89. 


í z 


6 1919 


— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1. 


| 5. Januar. 


- „ Aus dem Pharmakologischen und dem Pharmakognostischen Institut 
der Universität Wien. 


. Toxikologische Erfahrungen 
über Mittel, welche von Soldaten zur Erzeugung 
von Krankheiten verwendet worden sind 
(Selbstbeschädigungsmittel). 


Von 
Prof. Dr. Ernst P. Pick 


und 


Priv.-Doz. Dr. Richard Wasicky. 


_ Schon im Frieden sind Fälle bei den verschiedenen Armeen 
bekanntgeworden, in denen Wehrpflichtige und Soldaten durch 
den Gebrauch irgendwelcher Mittel Untauglichkeit zum Militär- 
dienst vorzutäuschen suchten; im Verlaufe des gegenwärtigen 
Krieges haben diese Fälle sich sowohl in den ausländischen Ar- 
meen, wie auch bei uns gehäuft. 


Die angewandten Mittel sind mannigfachster Art; sie ent- 
stammen in den allermeisten Fällen dem Arzneischatze der Volks- 
medizin und sind daher als solche nicht für Österreich - Ungarn 
charakteristisch; andere sind Gifte, welche in verschiedenen tech- 
nischen Betrieben benutzt werden und zu den hier zu schildern- 
den Zwecken sich ebenfalls, soweit Auslandsberichte vorliegen, 
einer internationalen Beliebtheit erfreuen. Insbesondere scheint 
im Auslande (Frankreich, Italien) die Pikrinsäure bei Selbstbeschä- 
digungsversuchen eine Hauptrolle gespielt zu haben; denn ihrem 
‘Nachweis und jenem anderer aromatischer Nitroderivate im Harn 
ist eine große Anzahl französischer und italienischer Veröffent- 
lichungen gewidmet. Die Beschaffung dieser Mittel kann demge- 
mäß erfolgen .entweder durch direktes Einsammeln der Natur- 
produkte, deren Kenntnis vorzüglich der bäuerlichen Bevölkerung 
geläufig ist, oder durch direkten Bezug aus den Apotheken, 
Drogerien und technischen Betrieben. Hinzugefügt mag noch 
werden, daß manche dieser Präparate nur gegen ärztliche Ver- 
schreibung, manche aber auch ohne diese, wenn auch mit ge- 
wissen Einschränkungen erhältlich sind. Diese Mittel, welche teils 
auf mechanischem, häufiger jedoch auf chemischem Wege wirken, 
werden zur Herbeiführung sowohl von äußeren, wie auch von 
inneren Erkrankungen gebraucht. 

' Die nötigen pharmakologischen und pharmakognostischen Unter- 
suchungen wurden in den obigen Instituten durchgeführt, und die 
hierbei an dem großen Material, welches sich im Laufe des Krieges 
angehäuft hat, gewonnenen Erfahrungen durch einen Reservaterlaß 
des Kriegsministeriums den Militärärzten und Richtern bekanntgegeben; 
inzwischen sind, zum Teil auf den in diesen Instituten durchgeführten 
Analysen fußend, vereinzelte Publikationen über Selbstbeschädigung 
erschienen’); da gegenwärtig die Gründe, die früher gegen eine Ver- 
öffentliehung dieses Materials sprachen, in Wegfall gekommen sind, 
wird im nachfolgenden zusammenfassend über diese Untersuchungen be- 
richtet, zumal da auch jetzt noch sowohl für den Arzt, wie auch für 
den Richter die Kenntnis dieses Gegenstandes erwünscht sein kann. 


I. Mechanisch wirkende Mittel. 


Die mechanisch wirkenden Mittel spielen natur- 
gemäß nur bei äußerlicher Anwendung eine Rolle und dienen 
entweder direkt zur Erzeugung einer Erkrankung oder sollen die 
betreffende Körperstelle erst zur wirksamen Aufnahme des eigent- 
lich krankmachenden Agens vorbereiten. Diesen Zwecken dienen 
Glaspulver und Schmirgelpapier, weiter Ein- 
stiche oder Einschnitte in die Haut. Eine ähnliche 
Vorbereitung der sonst resistenten Hautdecke wird herbeigeführt 
durch fest abschließende Verbände, unter denen Gelegenheit zur 
Maceration der Epithelschichten geboten ist. Manchmal geschieht 
die Applikation unter Zuhilfenahme von Instrumenten (Spritzen, 
eigens hergestellte Röhrchen), wenn die wirksame Substanz unter 
die Hautdecke, in die Urethralröhre oder in den änf.eren Gehörgang 
eingeführt werden soll. Zur Hervorrufung innerlicher Er- 
krankungen dient die Einnahme verschiedener Stoffe per os. 


1) Siehe R. Rauch, W. kl. W. 1916, S.341 und M. Kl. 1918, 
S.489. — Siebel, W. kl. W. 1916, S. 1803. — W. Pick, M. KL 
1917, S. 148. — O Ben ebenda 1918, S.778, — K. Kraut- 


schneider, W. kl. W. 1918 S. 1146, 


I. Mittel, welche geeignet sind, bei äußerlicher Applikation 
Erkrankungen herbeizuführen. 


a) Entzündungen und Geschwüre der äußeren 
Hautdecke. 


æ) Durch Pflanzenteile und Drogen bewirkt. 
Zur Hervorrufung dieser Erkrankungen werden am häufigsten 
Wurzeln und Wurzelstöcke der im Bereich Österreich-Ungarns vor- 
kommenden Nieswurzarten verwendet, darunter vorwiegend 
Helleborus niger, Helleborus viridis und Helle- 
borus dumetorum, deren Kenntnis dem Landvolke aus der 
Tierheilkunde geläufig ist. Die Wurzeln dieser Pflanzen enthalten 
als wirksame Inhaltsstoffe zwei Glykoside, das Helleborein 
und das Helleborin, von denen nur das erstere schon wegen 
seiner relativ großen Menge im Verhältnis zum Helleborin für die 
Wirkung in Betracht kommt. Das Helleborein ist ein Herzgift, 
das ähnlich wie die Digitalisglykoside und ihre Verwandten ent- 
zündungserregende Eigenschaften besitzt. Auf letzteren Umstand 
ist es auch zurückzuführen, daß die Wurzel innerlich eingenommen, 
neben Herzerscheinungen schwere Diarrhöen hervorrufen kann; 
in den uns bekannten Fällen jedoch wurde Helleborus ausschließ- 
lich äußerlich angewendet. Für die Hervorrufung der entzün- 
dungserregenden Wirkung ist es vor allem wichtig, ob die Wurzel 
im frischen Zustande oder getrocknet verwendet 
wird. Im ersteren Falle vermag die Wurzel schon beim energi- 
schen Einreiben in die Haut \Entzündungen zu erzeugen; die 
trockene Wurzel dagegen ist nicht imstande, die intakte Haut zu 
reizen, wohl aber, wenn durch eine der vorher genannten mecha- - 
nischen Maßnahmen die Hautdecke verletzt wird. Zu diesem Be- 
hufe werden Einschnitte in die Haut gemacht und Wurzelstückchen 
in die gebildete Hauttasche eingeführt; oder es wird das Epithel mit 
scharfen Instrumenten oder mit Glaspulver, Schmirgel usw. abge- 
schabt, sodaß die nun aufgelegten, mehr weniger zerkleinerten 
Nieswurzstückchen die gleiche Wirkung entfalten können, wie auf 
offenen Wunden. Gerade die Applikation auf Wunden verschie- 
denster Entstehungsursache ist behufs Verzögerung der Heilung 
kein seltenes Vorkommnis. Hervorzuheben ist, daß Hautstellen 
mit zarterer Epitheldecke, wie z. B. der äußere Gehörgang oder 
die Haut am Penis, der Reizwirkung auch einer nicht frischen 
Helleborusdroge zugänglich sind, insbesondere dann, wenn die 
Wurzel durch längere Zeit einzuwirken vermag, was häufig durch 
Anwendung von Verbänden, mittels welcher Haut und Wurzel 
feucht erhalten werden, geschieht. In allen diesen Fällen ist 
naturgemäß der Entzündungsgrad je nach der Dauer und Appli- 
kationsweise verschieden und kann sich so weit steigern, daß 
tiefe Geschwüre entstehen; für die Applikation werden weniger 
die oberen, häufiger die unteren Extremitäten bevorzugt. Die 
Wirksamkeit aller untersuchten Helleborusarten ist in bezug auf 
die Entzündungserregung gleich. 

Ähnliche, entzündungserregende Wirkungen sind einer An- 
zahl von Drogen eigentümlich, welche gleichen Zwecken, wenn 
auch weniger häufig, dienen. Hier ist zunächst die Wurzel der 
Kermesbeere, Phytolacca decandra, zu erwähnen; 
auch sie ist im frischen Zustande bedeutend wirksamer, wie 1m 
trockenen. Auf ihre innerliche Anwendung wird später hingewiesen; 
äußerlich, als trockene Droge verwendet, wirkt sie wie eine schwach® 
Helleboruswurzel, während sie im frischen feuchten Zustande 
sehr starke Entzündungen an Haut und Schleimhäuten erzeugt. 

Dieser Droge schließen sich in ihrer Wirkung eng an die 
Blätter, Blüten, Früchte und Wurzeln verschiedener Hahnen- 
tußgewächse, von denen Ranunculus auricomus, 
Ranunculus nemorosus, Ranunculus thora, R&- 
nunculus polyanthemus, Ranunculus acer, Ra- 
nunculus Breyninus, Ranunculus bulbosus, 
Ranunculus repens, Ranunculus lanuginosus 
zur Untersuchung gelangten. Während dieselben im frischen Zu- 
stande fast die gleiche Wirksamkeit wie die Helleboruswurzeln auf 
Haut, Schleimhaut und Wunden aufweisen, sind sie getrocknet 
oder in abgekochten Extrakten nahezu ganz unwirksam, da das 
wirksame Prinzip (der Anemonencampher) teils flüchtig, teils leicht 
zersetzlich ist. 

Der gleichen Pflanzenfamilie gehören an Adonis ver- 
nalis, Aconitum Napellus, Anemone Pulsatilla, 
Anemone nemorosa, Anemone ranunculoides, 
deren Wurzeln und Wurzelstöcke ab und zu als Hautreizmittel 
und als Entzündungserreger auf Wunden benutzt werden; 1n 
gleicher Weise finden auch die etwas schwächer wirksamen Blätter 


ee A Es we u k g G > s7 ia 2 i a ` : 
yo s + > 5 . © MR > 5 i N ER en u ne es art i er er N 2 Fi HR, i AARE N ; ET: 
Š dan F > e Sandar o ' 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.1l. 2000. © en Rene, ar 
-bia lathyris (Wolfsmilch-Springwurz), einmal die Samen von a 


Croton tiglium,. einigemal .die ganzen Pflanzen der Cy- 


von Aconitum rostratum Verwendung; für diese Wir- 


ADe C Ea ” a ny F . Š 
iab, rem ea a 3 Se ae) ` ng . e r zi 
pia m m LAA RIDNA a Hi 
er > m i harp Iis y E x; . ET RE a 
Be w 7 A, a7 A $ > PRE For N F 
In u à ER t: >N 
rz 4 D 6, D N Pop: Inc r 
A g 
-= 


Belle- . meinen Waldrebe (Clematis viticella und recta); 


die Früchte der Actaea wirken entzündungserregend wie Helle- > sir 
wirksam zu betrachten; .der' Milchsaft der frischen Pflanzen ätzt 


ie A 
so 


plikation | 
kungen ist es an sich nicht maßgebend, ‘daß diesen Pflanzen bei | | ı der ` - 
äußeren innerlicher Darreichung auch andere toxische Wirkungen zukommen, | pressen- Wolfsmilch (Eup horbia cyparissias ) I 
wie z. B. der Adonis die- exquisite Herzwirkung (Adonidin), dem | und einmal die Blätter der sonnenwendigen Wolfsmilch (Eu phor- 2 n i 
, Aconit infolge seines Alkaloidgehaltes eine Herz und Nervensystem | bia helioscopia) angewendet. Die stark wirksamen Ricinus- kki 
bewirkt schwer schädigende Giftwirkung. . m, . -` | bohnen: erzeugen bekanntlich infolge. ihres Gehaltes an Ri'cin et, 
häufigsten Ä Schließlich wären von- Ranunculaceen ‘zu erwähnen die | auf Wunden und Schleimhäuten' sehr. schwere Entzündungen, die an 
garns vor FrüchtedesChristophskrautes (Actaea spicata)und | in gleicher Weise auch von den Samen der Euphorbia lathyris, a 
orwiegen die beblätterten Zweige der italienischen und der.ge- | dieses alten, drastisch wirkenden Volksheilmittels, und den. Samen al 
von Croton tiglium hervorgerufen werden können. Die Sprossen $ AAPL 
der getrockneten Euphorbien sind dagegen als völlig un- À a 
Ne 


Ta nn F - 
2 pn aà ee 5 - 
5 nn a een a G ; .. j; a 
a mwe. tr PAA ~ `- zea a > nz L x ee 
a Ir ? a VEN 5% ~ -m Š Me. 
ee N aT nr: É enaA 2 tn f 7 e 
ge wu. ae gs h R x > an ` Pr . 2 Bae- K A 
yo. d b à X? E nord i ez 
- a TEER a DIr - z = 5 . ! 
Fr 3 TRJ m. Re ` S A a OT RE R X 
3 ig ee ai A ” u ve = Nm į ai ci . A A i- $ cca x 
% Erge 3 = ne a Le PY s. Tiwas y s Aa =i = a En sn Se h 
= - 7 1: Pe ` 4 ~ Pa . % -r Pr r te w 
s sw DOES, TEE RT Er Ti N ar 
tre o =y e nr ee f a ao O u k 
a a ET Da S d Bit un 
Re 32 N A jani as ` vie 
x $ - -n . K Bra 
. 2 "o K 
~— = Ah a Se 
En DE en u : 
Sa 


e aus der 
enthalten borusrhizom, während die Zweige der Waldreben Ranunculus- 
borein blättern gleichzustellen sind. 000 | | jedoch, wie jener aller Euphorbien, auch die intakte Haut und 3 
on wege p, Den Helleborus-Rhizomen gleich. einzuschätzėn sind sowohl | das Volk bedient sich deswegen seiner zur Entfernung von- Warzen. ii 
) für de f in bezug auf entzündungserregende wie auch Herzwirkung. die Der den Cruciferen zugehörige Meerrettig (Armo- Fi 
= I racia rusticana) wurde wiederholt in zerkleinertem Zustande i 


Blätter ds Oleanders (Nerium Oleander). 
auf Wunden aufgelegt; er ist geeignet, im frischen Zustande 


Herzgif, E .. 
w eab | Aus der Familie der Liliaceen, welche ebenfalls zahlreiche | M ©: 
Jms £ Repräsentanten mit scharf. reizenden Prinzipien umfassen, war in | Haut, Wunden und Schleimhäute zu entzünden, trocken ist er da- Coi o ARETE 
oou, unserem Untersuchungsmaterial nur Veratrum nigrum (der | gegen völlig harmlos. | | Be Er N 
| Kant, schwarze Germer)- mit Wurzeln und Wurzelstöcken, Conval- |. In einzelnen Fällen fand. auch die Zweigrinde von Sambu- ER 2 >; 
schlieh laria maialis (Maiglöckehen) mit ihren Blättern, Polygo- | cus nigra (schwarzer Hollunder). und der Samenmantel der a N 
entrin- natum officinale (Salomonssiegel) mit seinem | Myristica fragrans (Macisblüte) Anwendung; die Rinde HA ir der a 
Wurzel Wurzelstock und Allium satiyum (Knoblauch) vertreten. | der Caprifoliacee Sambucus nigra wird vom Volke ab und zu als ol © °. 
wendet Maiglöckchenblätter und , Salomonssiegel wirken entzündungs- |- Abführmittel benutzt; sie entfaltet auf Schleimhäuten und wunden N 
energ erregend auf Schleimhäute und' Wunden nur in frischem Zustande, | Stellen eine starke Reizwirkung; der obenerwäbnte Samenmantel Prik Hi Et: 
y; de da auch hier der Trocknungsprozeß eine Zersetzung der wirksamen | der Muskatnuß (Macis) enthält ein stark reizendes ätherisches Öl, 0 io | 
mia f Substanzen herbeiführt. Veratrum dagegen bleibt analog der | welches auch der Droge, entzündliche Wirkungen. für Wunden Bu A Ñ 
echa- = f. Helleboruswurzel in seiner heftigen Reizwirkung auf Wunden und | und. Schleimhäute verleiht. ne: JR, N y, ih 
m Be- ‚Schleimhäute auch in getrocknetem Zustande erhalten. I... Zu erwähnen wäre . noch, daß einige Umbelliferen im ee: 3: 
~ Der Knoblauch, energisch in die Haut eingerieben, erzeugt | frischen Zustande infolge ihres Gehaltes an Harzen und äthe- 0) 
1 m vermöge seiner organischen Schwefelverbindungen Dermatitiden, | rischen Ölen sehr heftige Reizgifte besitzen, wie z. B. Hera- a i 
bgt welche mit ällerlei Hautaffektionen verwechselt werden können. cleum Sphondylium (die Bärenklaue) oder die Angelica- i i E 
= ~ Die von der Iridacee Crocus sativus stammenden | arten, daß die Wirksamkeit jedoch durch das Trocknen der RR: 
hi Blütennarben, im Handel unter dem Namen Safran bekannt, | Pflanzen zurückgeht, eventuell ganz schwindet; in den. von uns, ee KOERI 
. wurden auch ab und zu angewendet, wie wir Gelegenheit hatten, | untersuchten Fällen erwiesen sich die relativ harmlosen Umbelli- EN EAN 
le R zu beobachten, um die Wundheilung zu stören. Wenn nun auch | feren Aegopodium podagraria (Geißfuß), Peuceda- MR 5:0: 
kl Safran infolge seiner deutlich ausgeprägten Reizwirkungen, die er | num officinale. (Gemeiner HĦaarstrang) und: Anthriscus Oo Ei) ARES 
a auf Wunden ausübt, zu dem genannten Zweck als geeignet zu | cerefolium (Kerbelkraut) ohne Wirkung. . | ES es 
he l bezeichnen ist, so wird er doch micht gern in Anwendung ge- - Während die Anwendung ganzer . Pflanzen, respektive, i} $ ER]. . 
į |- zogen, da eine so behandelte Wunde leicht an der intensiven | Pflanzenteile zu Zwecken der Selbstbeschädigung, wie sie im vor- Ri o 
ý Gelbfärbung erkannt. wird, die das Gewebe dabei annimmt. hergehenden geschildert wurde, am häufigsten vorkommt; ist die ~ 
A ® Eine “der am häufigsten” benutzten entzündungserregenden Verwendung von Produkten, welche erst aus den Pflanzen auf JR 
Drogen ist dr Samen der Kornrade (Agrostemma.| irgendeinem Wege gewonnen werden müssen, viel seltener.. Hier- 
ri githago); ihre Verwendung bei Wunden tritt allerdings zurück | her gehören die Harze und Gummiharze, welche entweder 
“a gegenüber jener noch später zu schildernden bei Augenentzün- | als solche oder in Form von Pflastermassen benutzt worden sind. 
, į.  . (ungen. Der wirksame Stoff der Kornrade. ist das sogenannte | Da ist anzuführen Benzoeharz, Kolophonium, Terpen- 
i -~ _ Agrostemma-Sapotoxin, ein Saponin, das sich durch seine -den | tin, Weihrauch und Myrrha. , o aaa K 
Saponinen im allgemeinen zukommende entzündungserregende ‘ Von allen diesen kommt dem Terpentin die stärkste. 
| entzündungserregende Wirkung zu. Vermöge seines Gehaltes an 


ätherischem Öl ist er imstande, sowohl auf intakter Haut als ins- 
besondere auf. offenen Wunden und Schleimhäuten schwere’ Ent- 
zündungen mit 6onsecutiven Geschwüren zu erzeugen; hierbei ist 
zu berücksichtigen, daß durch Resorption von größeren Wund- 
flächen aus infolge seiner Reizwirkung auf die Nieren Entzündun- 
gen auch dieses Organes sich entwickeln können. 


Wirkung besonders auszeichnet. Das mehr minder fein zerklei- 
, Jerte Pulver der Kornrade vermag däher, auf Wunden oder 
Schleimhäute gestteut, schwere Entzündungen mit allen Folge- 
erscheinungen derselben hervorzurufen. Da sich die Kornrade- 
samen in den Ausreutern des Getreides befinden, ist es erklärlich, 
daß der vom Lande stammenden. Bevölkerung die Samen bekannt 
. nd auch leicht zugänglich sind. Infolge ihres Saponingehaltes 
~ _ Selen hier angeschlossen zwei andere Caryophyllaceen, von 
. denen einmal die Samen einer Gypsophilaart, ein andermal. 
- die Blätter einer Lychnisart zur Hervorrufung von Entzün- 
dungen auf Wunden dienten und endlich die stark saponinhaltigen 
der Roßkastanie (Aesculus hippocasta- 
Weitere, hier in Frage kommende Pflanzen sind den Familien 
der Solanaceen, Euphorbiaceen und Cruciferen 
entnommen. Von den Solanaceen wird. verhältnismäßig häufig 
Tabak als Selbstbeschädigungsmittel vorgefunden; es werden 
Treur direkt Tabakblätter auf Wunden aufgelegt oder ein ad 
0C hergestelltes Extrakt oder aber der Tabaksaft aus den Pfeifen 
M Auf der intakten Haut kommen dem Tabak keine 
ga aden Eigenschaften zu, wohl aber bewirkt er auf Wunden und 
Schleimhäuten sehr heftige Entzündungen. : 
} In einigen Fällen kamen von den Solanaceen die oberirdischen 
Be und die Samen von Datura Stramonium (Stech- 
Re el) und die Früchte der Paprikaschote (Capsicum 
ue. uum) zur Beobachtung; beide sind geeignet, auf Wunden 
Schleimhäuten Reizerscheinungen zu erzeugen. | 
Von den Euphorbiaceen sahen wir selten die Samen. der 


Alle übrigen genannten Harze besitzen nur eine sehr ge- 
ringe Reizwirkung, was schon daraus hervorgeht, daß sie in Form 
von Pflastern und Salben im Volke als Wundheilmittel sehr "beliebt 
und fast durchwegs harmlos sind. Dieser Gruppe. ist jedoch ein 
Mittel anzuschließen, welches in den.heimischen Pharmakopöen als 
Emplastrum Meliloti offizinell ist und im wesentlichen 
gepulverten Steinklee‘(Herba Meliloti), Terpentin, Kolo- . 
phonium und Ammoniacum enthält. Diese Pflastermasse zeichnet 
sich durch eine scharfe Reizwirkung aus, welche Haut, Wunden 
und Schleimhäute zur Entzündung bringt und in ihrer Intensität 
nur wenig dem Kantharidenpflaster nachsteht. | 

= £) Durch Käfer, Raupen und aus ihnen her- 
gestellte Präparate bewirkt. Es ist seit alters her 
bekannt, daß eine große Anzahl von Insekten stark reizende Stoffe 
besitzen, derentwegen sie seit frühesten Zeiten im Arzneischatze. 
‚aller Völker eine große Rolle spielen; die.wenigsten dieser Stoffe 

sind ihrer chemischen Natur nach gut charakterisiert. Nur von 

einigen wenigen sind die wirksamen Prinzipien bekannt und zu 

diesen gehört das am häufigsten zur Selbstbeschädigung benutzte 

Reizmittel, nämlich das Kantharidin, welches in Form des Kan- 
tharidenpflasters (Spanisch Fliegenpflaster, 
Emplastrum Cantharidum) angewendet wird. Diese in 


Nm Due 
oTe a reee 
z € R t Sagt es 
gri a 5 
Pau l l 


"nmel. Te eem 


Ricinusstaude (Ricinus communis) und jene der Euphor- 


Salmiakgeist und Ätzkalk. 


8 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1. 


die heimischen Pharmakopöen aufgenommene Pflastermasse, die 
neben den spanischen Fliegen (Lytta vesicatoria) als. Reizmittel 
noch Terpentin respektive Euphorbiumharz entbält, vom Volke be- 
zeichnenderweise „Vesicator“ genannt, soll als blasenziehendes 
Mittel auf Kopfschmerzen und andere Schmerzen ableitend wirken. 
Kantharidenpflaster war früher im Handverkauf in den Apotheken 
erhältlich, darf aber jetzt auf Grund behördlicher Erlässe, welche 


. seinen Mißbrauch verhüten sollen, nur gegen ärztliche Verschrei- 


bung abgegeben werden. Beim Auflegen dieses Pflasters auf die 
unversehrte Haut entstehen nach kurzer Zeit unter entzünd- 
licher Reizung der betreffenden Hautstelle Blasen, nach deren 


 Einreißen eine Wundfläche zurückbleibt, welche nunmehr der 


weiteren Einwirkung von Reizgiften, wie des Kantharidenpflasters 
selbst oder anderer Mittel, die auf die unversehrte Haut nicht 
einzuwirken vermögen, um so leichter zugänglich ist. Daraus ist 
es zu erklären, daß das Kantharidenpflaster häufig in Kombination 
mit anderen Mitteln, wie z. B. mit Ranunculus- oder Helleborus- 
arten, Verwendung findet. 

Mit kantharidinähnlichen Wirkungen ausgestattet sind auch 
andere Käfer, welche im Laufe. unserer Beobachtungen an Stelle 
der spanischen Fliegen tatsächlich zu Selbstbeschädigungszwecken 
herangezogen worden sind. Es sind dies der rothalsige 
Uferräuber, Paederidus sanguinicollis, und der 
gemeine Uferräuber, Paederus litoralis. Diese 
Käfer wirken zerkleinert und auf Schleimhäute, Wunden oder 
in den Conjunctivalsack gebracht, sehr heftig entzündungs- 


. erregend. 


Einmal gelangte auch ein Gemenge aus Tabakblättern 
und Raupen der Gattung der Spinner (Bombycidae) 
zur Beobachtung; dieses Gemenge ist sowohl wegen des Tabaks, 
wie auch wegen der stark reizenden Haare der Raupen als eines 
der wirksamsten entzündungserregenden Mittel zu betrachten. In 
gleicher Weise sind zu: beurteilen die Raupen des Fichten- 
prozessionsspinners (Thaumatopoea pityocampa). 


y) Durch Chemikalien bewirkt. In diese Gruppe 
gehören zunächst die durchaus leicht zugänglichen Alkalien 
und Säuren. Vorallem sind hier zu nennen die als Laugen- 
stein im Handel vorkommenden Gemenge von Natrium- 
chlorid und Natriumhydroxyd, Lösungen von Natron- 
lauge bis zu einem Mindestgehalt von 10%, fer- 
ner konzentrierte Natriumcarbonatlösungen, 
Unter den Säuren fanden 
sich vor die konzentrierten Mineralsäuren, wie Salzsäure, 
Schwefelsäure, Salpetersäure, ja selbst Königs- 
wasser, ferner konzentrierte Essigsäure, Arsen- 
trioxyd und Brechweinstein (weinsaures Antimonyl- 
kalium). Alle diese Mittel ätzen mehr minder intensiv jedes 
organische Gewebe; als verhältnismäßig weniger wirksam ist Na- 
triumcearbonat und Salmiakgeist zu bezeichnen. Verwendet wurden 
die meisten dieser Mittel zur Hervorrufung von Geschwüren auf 
der äußeren Hautdecke, einige, wie konzentrierte Schwefel- 


'säure (!), Ätzkalk und Sodalösungen, zur Erzeugung von Augen- 


leiden. 

Neben Säuren und Alkalien finden wir relativ häufig die 
Anwendung von Metallsalzen, wie Sublimat, Kupfer- 
sulfat, Zinkchlorid, Zinksulfat, Bleiacetat und 
Alaun. Unter diesen kommt dem Chlorzink, das in der 
Form der Chlorzinkpaste in der Medizin im Gebrauch ist, die 
stärkste Ätzwirkung sowohl für die intakte Haut wie für Schleim- 
häute zu. Die übrigen Metallsalze äußern ihre Wirkung haupt- 
sächlich auf Schleimhäute und offene Wunden, darunter das am 
stärksten ätzende Sublimat in erster Linie, die schwächeren 
ÄAtzmittel Alaun, Bleiacetat, Kupfersulfat und 
Zinksulfat in zweiter Linie. Die Verwendung von Sublimat, 
Alaun und Zinksulfat bei Augenerkrankungen wird noch später 
erwähnt werden, 

Unter organischen Stoffen wurde als wirksames Ätzmittel für 
Haut und Schleimhäute Kreosot gefunden, ferner als Reizmittel 
für Wunden ätherisches Zimtöl, Seifen (gewöhnliche 
Hausseife, manchmal stark alkalisch) und Petroleum. 


b) Erzeugung von Abscessen durch subutane 
Injektion. 
Die Selbstbeschädigung durch Erzeugung von Abscessen 
mittels subcutaner Injektion gehört naturgemäß zu den seltener 
vorkommenden Fällen, da sie ein Instrumentarium, nämlich In- 


5. Januar, 


jektionsspritze mit Nadel und die entsprechende manuelle Fertig- 
keit voraussetzt. Nichtsdestoweniger kommen ab und zu Fälle 
vor, in denen vermittels Pravazscher Injektionsspritzen entzün- 
dungserregende Lösungen unter die Haut eingeführt werden, die 
in der Folge zu Abscedierungen Anlaß geben. Zu diesen Sub- 
stanzen gehört vor allem Petroleum, in zweiter Linie Ter- 
pentin und in einzelnen Fällen wäßrige Extrakte des 
Stechapfels(Daturastramonium). 


c) Erzeugung von Erkrankungen des Genitales. 


Von den Dermatologen wurden während des Krieges nicht 
selten Krankheitsbilder beobachtet, welche den Krankheiten wie 
Tripper, Balanitis, Ulcus molle, Initialsklerose und verschiedenen 
Syphilisstadien ähnlich sahen und sich als durch entzündungs- 
erregende Agentien künstlich erzeugt erwiesen. Die Stoffe, welche 
hier verwendet werden, gehören alle zu den schon in den früheren 
Kapiteln angeführten. Im speziellen seien hier angeführt: 
Seifen, gepulverte schwarze Senfsamen, 
Laugen, Säuren, Kalomel und Tabakssaft zur Er- 
zeugung des künstlichen Tripperss, Kantharidenpflaster, 
Helleborus, Quecksilber- (Sublimat und Kalomel) 
Salben, Natronlauge und Soda zur Hervorrufung von 
Balanitiden und Geschwüren sowohl am Gliede wie am Hodensack. 


d) Erzeugung von Ohrenerkrankungen. 


Hier kommt ausschließlich der äußere Gehörgang in Frage. 
Von den uns zur Untersuchung eingesandten Mitteln waren es 
Kantharidenpflaster, Helleboruswurzeln, Ar- 
senpaste und Mineralsäuren, die zur Erzeugung von 
Entzündungen des äußeren Gehörganges verwendet worden sind. 


e) Erzeugung von Augenerkrankungen. 


Der Zahl nach stehen unter den künstlich erzeugten Er- 
krankungen die Augenleiden an zweiter Stelle; auch hier spielen 
alle jene Mittel, welche zur entzündlichen Reizung der Haut- 
decken verwendet werden, eine große Rolle, wenn sich auch fest- 
stellen ließ, daß bestimmten Mittelu hierbei der Vorzug eingeräumt 
wird. Alle Grade der entzündlichen Veränderungen des Auges 
von der einfachen conjunctivalen Reizung bis zur schwersten 
Panophthalmie kamen uns zur Kenntnis, 

Das souveräne Mittel, welches je nach der Anwendungs- 
dauer das Auge in verschiedenem Maße schädigen kann, ist daS 
Kornradesamenpulver (Agrostemma githago); 
dasselbe erzeugt eine schwere eitrige Conjunctivitis, die mit Tra- 
chomerkrankungen verwechselt werden kann. Auch alle anderen 
im nachfolgenden angeführten Mittel sind ebenso geeignet, schwere 
Augenentzündungen und Ätzungen hervorzurufen. So sei zunächst 
ein durch seine Inhaltsstoffe (Saponin) dem Kornradesamen nahe- 
stehender Same, nämlich der von Gypsophila einem Seifen- 
kraut, angeführt; ferner der Same der Roßkastanie. Von 
anderen Pflanzen werden häufig verwendet die zerkleinerten unter- 
irdischen Organe von Helleborusarten und Anemonen, 
ferner die Wurzeln von Aconitum Napellus (Eisen- 
hut), von Phytolacca decandra (Kermesbeere), 
der Kren (Armoracia rusticana), die unterirdischen 
Organe des schwarzen Germer (Veratrum nigrum), 
die Samen der Rieinusstaude (Ricinus communis), 
die Samen der Wolfsmilchspringwurz (Euphorbia 
lathyris), die Blätter des Tabaks und jene der Toll- 
kirsche (Atropa belladonna), sowie Stechapfelsamen; 
bei den beiden letzteren sind die Reizerscheinungen gering, doch 
die Pupille maximal weit, 

Als vereinzeltes Vorkommnis mag erwähnt sein, daß auch 
der unter den Hautreizmitteln erwähnte Käfer Paederus lito- 
ralis, der gemeine Uferräuber, zur Hervorrufung von Entzün- 
dungen verwendet wurde; da der Käfer, wie schon erwähnt, den 
Kanthariden ähnlich, sehr heftig wirkende Reizstoffe besitzt, ist es 
erklärlich, daß das Auge von schwerster Entzündung und Eite- 
rung ergriffen werden kann. | 

Von chemischen Präparaten wird am allerhäufigsten zu 


| Selbstverletzungen des Auges Sublimat benutzt, ferner Alaun, 


Ätzkalk, seltener die anderen Laugen, wie Natronlauge, 
dann Soda, endlich Zinksulfat, Knallquecksilber 
und die Mineralsäuren. Unter diesen fand sich einmal 
konzentrierte Schwefelsäure, wie auch Salpeter- 
säure und Salzsäure, 


1919 = MEDIZINISCHE KLINIK en Nr. 1. En Nas Ä | ee er a 4 T 


Ger | - IV. Schlußbemerkungen. ee, u 

-Wurde im "vorstehenden ‘eine große Anzahl mannigfacher. . `.. ga 
Stoffe angeführt, ‚welche als krankheitserregend anzusehen sind; 
so liegt es in der Natur der gegebenen Verhältnisse, daß auch 
zahlreiche 'Agentien verwendet werden, die sich entweder "ganz 
allgemein als völlig harmlos oder wenigstens in dem, speziellen 
Falle zu dem. beabsichtigten Zwecke als durchaus unbrauchbar 
erwiesen. Aus :der Fülle des uns zur Untersuchung zugekommenen 


Materials sei folgendes namentlich angeführt: | 
Calcium carbonicum (Kalkstein) (versucht für Augen- 


erkrankungen),, Jodjodkaltum mit. Ichthyol (versucht zur 
‚ Erzeugung von Unterschenkelgeschwüren),‘ Fett, Paraffin, 
'Rohrzucker, Weizenstärke, Kleie, Prager Haus- 
salbe (wenig Fichtenharz mit (lyceriden und Wachs), ferner 


Bun: 
u 
u a en E a ee ee ee a ee 
ia . at 


II. Mittel, welche nach. interner Applikation Erkrankungen ` 
= -` herbeiführen, ` 
-~  Selbstbeschädigungen durch Einnahme von verschiedenen ‚ 
Mitteln treten an Häufigkeit bei weitem zurück gegenüber den 
äußerlich zu applizierenden Agentien, da die.Dosierung der 
innerlich einzunehimenden Mittel dem Volke völlig unbekannt, und 
die Beschaffung aus äußeren Gründen Schwierigkeiten unter- 
liegt; die Grenze zwischen  tödlicher und krankmachender Wirkung 
ist eben vom Laien nicht scharf zu ziehen. Es werden daher 
mitunter Stoffe verwendet, denen nur in sehr großen Dosen schwere | 
Giftwirkungen zukommen, welche aber sonst innerhalb einer ziem- 
lich weiten Dosierungsbreite nur bestimmte, manchen Krankleiten 
eigentümliche Symptome erzeugen. Ein klassisches: Beispiel hier- 
für ist der interne Gebrauch der Pikrinsäure behufs Erzeu- | 
gung einer Gelbfärbung, welche Ikterus vortäuschen soll. Während | gepulvertes Buchen-, Eiben holz, Pelargonium- 
die Einnahme von Pikrinsäure erst in sehr großen Mengen schwere | blüten, Samen und Früchte. der Fisolen, Gurken- ` 
Schädigungen setzt, ist der Genyß von einigen Gramm relativ |samen,-Brombeerblätter, Gänsefingerkraut (Po- ` 
harmlos. Die große Entwicklung der Munitionsindustrie einerseits | tentilla anserina), Blutwurz (Potentilla tormentilla), Cichorie, 
und die leichte Zugänglichkeit der Geschoßfüllungen im Felde | Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense), Blätter des `> 
andererseits bedingen es, daß gerade dieses Mittel zur Täuschung | Basilicumkrautes (Ocimum basilicum) und des Wald- 
der Ärzte nahezu in allen Armeen Eingang gefunden und Ver- | ziestes (Stachys silvatica) (auf Wunden aufgelegt), Blätter . 
anlassung zu zahlreichen Studien über die Verfeinerung der Nach- | der Silberweide (Salix alba), Lurbeerblätter und 
weismethoden der Pikrinsäure ‘und ihrer Derivate im‘ Harne ge- | Pfefferminz, Schmeerwurz (Tamus communis) (zur Erzeu- 
geben hat. - Ä l | gung von Nieren- und Blasenentzündungen), Kamillentropfen, 
Zur Erzeugung von.Gelbsucht wurde auch in einem ‚Falle | Pfeiferminzgeist, Wacholderbranntwein, Schup- - 
das als Fiebermittel bekannte Läctophenin (p-Lactyl- | Penwurz (Lathraea squamaria), Baldrianwurzeln, Spitz- ` 
phenetidin) _verwendet, von dem . bei Überschreitung medi- | wegerich (Plantago lanceolata) usw. EG A 
zinaler Dosen (0,3 bis 0,5 g) das Auftreten von Ikterus fest- Zu bemerken ist, daß manchen Pflanzen im frischen Zu- 
gestellt ist. | | Ä | Fi : stande ung nn Be an ee eu om, Be | 
a ER Ä alaha | Säuren und anderen Stoffen gelinde Reizwirkungen ‘auf. zarte 
ET Ki Darmerkrankungen, Die große Bedeutung, welche | Gewebe zukommen können, wie z. B. den Labistenblättern der . 
| den Ärzten den mit Darmerkrankungen einhergehenden epi- Stachys und Mentha ‘oder der Baldrianwurzel: im trockenen Zu- 
demischen Krankheitsfällen beigelegt wird, macht die häufigere | tande angewendet haben jedoch diese Pflanzenteile. infol de 
Anwendung von Mitteln, welche gerade sinnfällig auf den Darm ‚beim "Trocknen gesetzten Veränderungen keine Giftwirku z md ra 
einwirken, erklärlich. Es ließ sich einigemal aktenmäßig nach- |" Sind als durchaus harmlos zu bezei Be Mn n 
weisen, daß in Zeiten der Cholera- und Dysenterieepidemien der  \Wichtie für die Beurteilung sowohl der völliz har 1 l | 2 
Genuß verschiedener Mittel dazu diente, diese beiden Krankheiten Auehnder stärker wirksamen Mitten dureh don a | IR: ac = | 
vorzutäuschen. Hierzu wurde die mehrfach erwähnte Wurzel der der Umstand. daß viele der: angewandten Stoffe Ba Volke nn b 
Kermesbeere (Phytol acca decandra) verwendet, | Heilmittel Verwendung finden. Es ist zweifellos: daB auch vón ..' 
welche wegen ihrer schleimhautreizenden Eigenschaften in der unseren Soldaten vielfach die genannten Stoffe 2 der besten An 
Tat schwere Durchfälle* herbeiführt. In ähnlicher Weise wurde | „ont ohne genauere Ken der schädigenden Wirkun Sn | a 
ap A k entzündungserregende Wirkung des Kaliumbichro- | Yeilzwecken herangezogen werden. Wie schon früher beine -Kan- 
en und Kaliumchhromats verwendet, welche beide blu- | aridenpflaster auf dessen Benutzung ‚als ableitendes Mittel hin-i `- 
ige Diarrhöen erzeugen können. An diese beiden drastisch wir-. iesen wurde. so kann auch bei V d des Hell 7 
kenden Mittel schließen sich andere Drastica an, wie Gummi-' Sc" Sen wurde, 50 ‚geı Terwendung des Helleborus À 
utti. Koi ; EE bia lathyrig | dessen günstiger Einfluß auf torpid heilende Geschwüre beabsich- . 
en un en, Aloe, Euphoı de F o 2 | tigt sein. Eine allbekannte Tatsache ist es auch, daß das Volk kin. © © 
Saf 1), Kalomel. Es mag noch erwähnt werden, daß auch | „ei verschiedensten Erkrankungen die ableitende Wirkung auf den © Ei. 
j Sin „an In größeren Dosen Gastroenteritis. bewirkt und in diesem Darm durch’Abführmittel zu erreichen sucht. Ferner sei erwähnt... | ee 
"inne auch verwendet-wurde. | ~ > | daß während des Krieges den Soldaten zür Reinigung. und Desin- - 
b)Herzerkrankungen. Es ist von vorńherein klar, | fektion zahlreiche Mittel verschiedenster Herkunft und Zusammen- 
daß es sich hier zumeist nicht um Hervorrufung. von wirklichen setzung anempfohlen, mitgegeben und eingesendet werden, ‘deren . 
Erkrankungen, wie bei der Haut, beim Auge oder am Darm handelt, Giftigkeit sowohl dem Einsender, wie auch dem Empfänger un- ` 
sondern von Symptomen, welche als durch Herzerkränkungen be- | bekannt ist und die daher oft zu nicht beabsichtigten Erkrankun- 
: dingt imponieren sollen. Hierbei sind dreierlei Gruppen zu unter- | gen führen können (Fälle. von Nitrobenzolvergiftungen). Nur die 
scheiden, je nachdem die verwandten Mittel der Gruppe der Di- | sorgfältige Erwägung aller Begleitumstände jedes einzelnen Falles, 


:gitalisglykoside , jener der-Purinderivate oder dem | ferner die genaueste Kenntnis des Mittels, seiner Wirkungen .und 
seiner Anwendungsweise kann vor einem für den Betreffenden 


< Nicotin zugehören. In allen Fällen können sich Störungen der Ä 
Herzarbeit geltend machen. Von den Digitalisglykosiden kamen |- folgenschweren Irrtum schützen. Es können .z. B. bei der Leibes- 
die käuflichen Digitalispräparate, ferner Olean- | yisitation des Verdächtigten Mittel gefunden werden, welche schein- 

. derblätter zur Verwendung. Die zweite Gruppe. war durch.|.bar Zwecken der Selbstbeschädigung dienen sollen, in Wirklich- 

‚Coffein- und Theobromin präparate vertreten, am | keit aber zů verschiedenen anderen Zwecken benutzt werden. 
häufigsten scheint jedoch der Genuß von schwarzem Kaffee | Viele sind, wie schon erwähnt, Heilmittel, andere wieder, wie z.B. 
diesen Zwecken gedient zu haben. ` Unter die dritte Gruppe, welche | konzentrierte Mineralsäuren und Laugen, können Putzmittel ‚sein. 
das Nicotin enthält, fallen die verschiedenen Formen des | Es sei schließlich darauf hingewiesen, daß auch der Aberglaube 
Tabakgenusses. Die Wirkungen des Kaffees und Tabaks | eine wichtige Rolle spielt und manche Mittel als .heilkräftige 
auf das Herz sind- so allgemein bekannt, daß es nicht wunder- | Schutzmittel, Amulette mitgeführt werden; bekannt: ist letzteres - 
nehmen kann, daß häufige Kombinationen der beid en | von der Schuppenwurz (Lathraea squamaria).:. Ebenso zu: beur-. 
Mittel vorgekommen sind, eine Erfahrung, welche den Militär- |: teilen ist wohl der Gebrauch von an Bindfäden aufgereihten ge- 
arzten schon- aus Friedenszeiten her geläufig ist. troekneten Augenbindehäuten (Skleren) des Rindes, . sowie Benut- - 
| c¢) Nierenerkrankungen. Unter diesen sehr seltenen | zung getrockneter Fledermäuse, die als Untersuchungsobjekte ein- 
Fällen wäre der Genuß von Terpentinöl und chromsaurem | geschickt worden waren. nn 

| beide Mittel sind’ imstande, echte Nephri- |- Zu beachten ist, daß gerade in jenen Fällen, . in denen die 
Die Seltenheit der Anwendung erklärt sich | Absicht besteht, eine Selbstbeschädigung herbeizuführen, die diesem 
Zwecke dienenden Stoffe in besonderer. Weise verwahrt, beziehungs- 

‘weise von den Angehörigen möglichst unauffällis zugesandt werden. 

Es werden demgemäß- Brotbeutel, Taschentücher, Stoffbeutelchen; A 

die am Körper getragen werden, Fußbekleidung, Strohsäcke, auch ; 


Kalium anzuführen; 


tiden zu erzeugen. 
einerseits aus dem Mangel der zum Gebrauch nötigen Kenntnisse, 


. "andererseits daraus, daß die genannten Mittel auch sonst mit 
dauernden Schädigungen einhergehende 'Allgemeinerkrankungen 


zur Folge haben. 
Ze: u... ee. © 


t 


10 


a en A ana a. a 
nn 


——n =. —. 


7 mn [nn nn 


f 
Verbände als Verstecke benutzt; ebenso werden in Briefen, | 


in Liebesgaben, wie in Zigaretten (statt Tabak Aloepulver), 
in Haselnüssen (V.erschickung von Helleborus), in Backwerk (ein- 
gebackene Pappschachtel mit Pikrinsäurepillen) gelegentlich der- 
artige Mittel versendet. 

Die vorstehenden Ausführungen mögen zeigen, daß die 
Untersuchung der als Corpora delicti vorgelegten Materialien mit 
aller Sorgfalt und wissenschaftlicher Exaktheit durchgeführt werden 
muß, sollen schwere Irrtümer vermieden werden. (Chemische, 
mikroskopische und biologische Methoden müssen meistens kom- 
biniert werden, um ein einwandfreies Ergebnis zu erzielen; es be- 
darf keiner besonderen Ausführung, daß hierzu nur Universitäts- 
institute geeignet sind, denen sowohl die spezialistischen Kennt- 


nisse und Erfahrungen als auch die nötigen Einrichtungen zu 
Gebote stehen. 


~ 


Die Anamnese der Syphilitiker. 
Ea Von 
Prof. Dr. Bettmann, Heidelberg. 


Strümpells Ausführungen „Über den Wert der Ana- 
mnese?!) enthalten so wertvolle und in die Tiefe gehende Forde- 
rungen und Mahnungen, daß seine Darlegungen weit über die 
Bedeutung einer einfachen ärztlichen Plauderei hervorragen und 
daß namentlich jüngere Ärzte aus ihnen reichen Gewinn schöpfen 
können. Strümpell spricht vom Standpunkte des inneren Me- 
diziners aus, aber was er sagt, ist für jeden Arzt beherzigenswert, 
der sich auf irgendwelchen anderen Gebieten der Medizin prak- 
tisch betätigt. Nur kann es die Eigenart des Sonderfachs mit sich 
bringen, daß spezielle Gesichtspunkte besondere Betonung ver- 
langen. Darauf möchte ich hier vom Standpunkte des Syphilido- 
logen aus kurz eingehen. - | 

‚ Gerade wenn es sich um die Feststellung der Syphilis han- 
delt, tritt die Anamnese gegenüber dem objektiven Befunde weit 
in den Hintergrund. Dabei haben wir es allerdings zu beklagen, 
daß gerade von den minder Erfahrenen die „exakten“ Methoden 
des Laboratoriums häufig überschätzt werden. Wir können gewiß 
nicht mehr auf die Spirochätenuntersuchung und auf die rationelle 
Verwertung des Ausfalls der Wassermannschen Reaktion ver- 

zichten. In vielen Fällen entscheiden diese Methoden die Diagnose 
und gibt die Wassermannsche Reaktion den wesentlichsten Anhalt 
für die Gestaltung des weiteren Kurplans. Aber es gibt auch 
sehr zahlreiche Fälle, in denen die Diagnose der Syphilis ohne 
` dieses Hilfsmittel gestellt werden kann oder nach den Umständen 
auf sie, direkt verzichten muß, und es ist geradezu gefährlich, 
wenn speziell die Wassermannsche Reaktion nicht als überaus 
wertvolle Ergänzung der übrigen Untersuchung, sondern darüber 
binaus als ihr Ersatz bewertet wird. Zu solcher falschen Ein- 
schätzung kommt der Arzt nicht nur aus Respekt vor der wissen- 
schaftlichen Methode, sondern häufig. aus bloßer Bequemlichkeit 
oder aus dem Bewußtsein, daß seine Kenntnisse und Fähigkeiten 
zu einer richtigen symptomatischen Untersuchung und zureichenden 
Verwertung der rein klinischen Erscheinungen nicht genügen. 
Allerdings wird ein solcher ungeübter und unfähiger Untersucher 
gerade auch auf die Anamnese und die Angaben des Kranken 
mehr Gewicht legen als der erfahrene Arzt. Er.möchte sich gern 


von dem Patienten alles mögliche sagen lassen, was ihm auf die 


richtige Fährte helfen soll und was er selbst aus den Krankheits- 
erscheinungen nicht abzulesen vermag. Bedenklich ist nur, daß 
er dabei auf Irrwege gerät, weil er die Technik der Anamnese 
nicht genügend beherrscht. | 

Unsicherheit des Standpunktes und dilettantisches Ausfragen 
hat sehr häufig zur Folge, daß von dem Kranken wesentliche Aus- 
künfte nicht zu erhalten sind. Wenn der Erfahrene für die Unter- 
suchung auf Syphilis in der Regel zunächst lieber auf jede 
ausführlichere Anamnese verzichtet, so geschieht das nicht um 
der einfachen Zeitersparnis willen, sondern aus wesentlicheren 
Gründen, deren Berechtigung sich leicht erweisen läßt. Wir wollen 
ohne Voreingenommenbeit untersuchen, die leicht aus unzutreffen- 
den Angaben des Kranken geschaffen werden kann, und wir wollen 
zugleich vermeiden, daß sich etwa der Patient von vornherein be- 
wußt auf falsche Auskünfte festlegt, die er hinterher nur schwer 
und ungern zurücknimmt. 


1) Strümpell, Über den Wert der Anamnese, Eine ärztliche 
Plauderei. M. Kl. 1918, Nr. 45, 


-- 


5. Januar. 


Es liegt in der Natur der geschlechtlichen Ansteckungen, 
daß der Kranke oft bewußterweise den wahren, ihm wohlbekannten 
Tatbestand fälschen möchte, und so vor allem eine Infektions- 
möglichkeit in Abrede stellt oder zum mindesten über den Zeit- 
punkt einer solchen unzutreffende Angaben macht. Handelt es 
sich um Erscheinungen, bei denen er eine Beziehung zur Ge- 
schlechtskrankheit selbst nicht annimmt, so ist er geneigt, frühere 
Symptome und Behandlungen zu leugnen, schon deshalb, weil er 
meint, daß diese Dinge keinen Bezug auf sein jetziges Leiden 
hätten und deshalb den Arzt nicht zu interessieren hätten. Auf 
die Psychologie solcher Kranken, welche die Unwahrheit sagen, 
weil sie sich genieren, schämen oder dabei ein anderes Interesse 
wahren möchten, brauche ich hier nicht genauer einzugehen. Jeden- 
falls aber kommen für unzuverlässige Angaben über Geschlechts- 
krankheiten Einstellungen der Patienten in Betracht, die bei anderen 
Leiden in der Regel keine Rolle spielen. So werden unsere Ana- 
mnesen unverwertbar, nicht deshalb, weil der Kranke keine ge- - 
nügenden Angaben machen könnte, sondern deshalb, weil er sie 
nicht machen will, und die Diagnose muß in solchen Fällen in 
direktem Gegensatz zur Anamnese gestellt werden. Mancher 
Kranke, der zunächst entschlossen war, sich hinter falschen An- 
gaben zu verschanzen, bequemt sich doch zum Geständnis, wenn 
wir ihm auf Grund unserer Untersuchung mit Bestimmtheit sagen 
können, daß eine Geschlechtskrankheit vorliegt, oder wenn wir gar 
aus dem Befunde mit einiger Genauigkeit den Zeitpunkt der An- 
steckung entnehmen können. Hat sich aber der Patient bereits 
in ablehnendem Sinne geäußert, so fällt es ihm doppelt schwer, 
seine Behauptungen zurückzunehmen. 

Es wäre aber sehr verfehlt, bei jedem Kranken, dessen An- 
gaben nicht zu unserer Diagnose stimmen wollen, immer gleich 
schlechten Willen anzunehmen. Die Fälle sind ja überaus zahl- 
reich, in denen der Patient tatsächlich vollkommen ahnungslos ist. 
Wie häufig ist der syphilitische Primäraffekt nicht bemerkt oder 
verkannt worden, oder wurden auch weitere Erscheinungen der 
Syphilis übersehen ‚und mißdeutet! Auch die Fälle sind nicht 
gerade selten, in denen es sich um tardive Äußerungen congeni- 
taler Syphilis handelt, und bei denen der Patient in völliger Un- 
kenntnis der Ursache seiner Krankheit geblieben ist. Ich müßte 
allbekannte Dinge wiederholen, wollte ich hier auf weitere Einzel- 
heiten eingehen. Dabei liegen, zumal bei weiblichen Kranken, 
die Dinge oft so, daß ein plumpes Befragen jeder geschickten und 
humanen ärztlichen Diplomatie widerspräche, 

Damit sind wir aber nicht der Aufgabe enthoben, den 
Patienten nach allem zu befragen, was für den vorliegenden Fall 
von Bedeutung sein kann und Aufklärung verschafft. Im Gegen- 
teil: gerade die zuletzt besprochenen Dinge machen auf den außer- 
ordentlichen Wert einer richtig erhobenen Anamnese beim 
Syphilitiker und Syphilisverdächtigen aufmerksam und sie be- 
gründen zugleich die Forderung, dieses genauere Examen erst 
der Untersuchung des Kranken folgen zu lassen. 

Wir können uns und dem Kranken bei diesen nachträg- 
lichen Ermittlungen unnötige und unsicher tastende Fragereien 
ersparen und auf diese Weise auch Zeitverluste vermeiden. 

Die Befragung soll aber dafür alles klarzustellen suchen, 

was für die Beurteilung des Falles und die einzuschlagende Be- 
handlung Bedeutung besitzt. Auch bei gesicherter Diagnose sind 
alle Einzelheiten des bisherigen Verlaufs und der etwa bereits er- 
folgten Behandlungen wertvoll, schon deshalb, weil sich die Art 
und das Maß der weiteren Kuren danach zu richten hat. 
Darüber hinaus aber hat sich die Befragung um alles zu 
bekümmern, was uns der Kranke sonst über seinen Gesundheits- 
zustand mitteilen kann. Es würde sich rächen, wenn wir über 
der Syphilis das Gesamtbefinden vernachlässigten. Alle möglichen 
früheren oder noch bestehenden andersartigen Leiden, auf die wir 
vielleiebt auch bei einer sorgsamen Untersuchung nicht genügend 
aufmerksam gemacht waren, können Änderungen unseres „schema&- 
tischen“ Kurplans verlangen; schon die möglichen Nebenwirkungen 
der Antisiphilitica sind je nach Lage des Falles in Betracht zu 
ziehen. Was aber die Syphilis selbst betrifft, so haben wir uns 
nicht allein um unseren Kranken zu kümmern. Es ist wesent- 
lich, festzustellen, welche Wahrscheinlichkeit besteht, daß der 
Patient seine Krankheit auf andere und speziell auf seine An- 
gehörigen weiter übertragen habe, und nach Möglichkeit anzu- 
streben, daß solches Unheil vermieden oder wenigstens wieder 
ausgeglichen, werde. 

Damit kommen wir zu einem letzten wesentlichen Punkte. 
Mehr und anders als bei anderen Erkrankungen haben wir In 


A . Bi Pao an PART, Br a 
EN ww. Bar x RR . 5 t te A d e b. > ` . 
' = . 5 A 2 4 - SO riS re ý 
; 5 SOn 
Ber 5 ao . N 


— martin. Be 5 
ans v2 ‘F P e x A 2 7 ” 
> k as A PE « SE 
- RE ` woa 4 ife on s r x 


A 


‚ 


32 
e ve 
x mat 
= a 


` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr 1: ` 


a 


ld 


- ; EE TTE E E ee A R i ge BR 


nosus und ischiocavernosus ausgetrieben.. G. Walker sagt (l.c. S. 246), 
‚daß allein der Sphincter externus Henles das Zurücktreten des Sper- 
mas in die Blase: hindert. Diese Zeilen mögen genügen, um die’selb- - 
. ständige Wirkung‘ des. glatten Sphincter internus zu erhärten. `. “> 


unserem Falle von vornherein außer der Frage der Behandlung 
eine Fülle weiterer Gesichtspunkte im. Auge zu behalten. Wir 
sollen belehren, warnen, V’erantwortlichkeiten betonen. Aber wir | 


teckungen, 
Ibokannten 


Infektions- 

den Zeit dürfen zugleich die Qualen nicht außer acht lassen, die das Be- re ih ‚en | Er 
landet es f wußtsein, geschlechtskrank zu sein, für viele "bedeutet. Gerade „Nicht selten stellt sich nach Erkältung und. Durebnässung .' 

; zur Ge- ` der Gewissenhafte kann so in die trübste Verzweiflung verfallen. | der Füße Krampf des Sphincter internus ein. Derselbe kann or- 
t, frühere Je nach dem Einzelfalle tritt an uns die Aufgabe heran, man- | Sanische Strikturen begleiten und kann auch bei Prostata byper- Be 
), weiler gelnde Einsicht, schlechten Willen, Leichtfertigkeit und Gewissen- | trophiea auftreten, 4 
> Leiden losigkeit zu bekämpfen -oder in oft geradezu tragischen: Zusammen- |‘ Uber den Krampf des. Blasensphineters‘ berichtet Walter; 

en, Anf hängen und Konflikten dem Kranken Trost und Halt zu ver- | Dumreicher, Esmarch, Albert, H. Zeißl, Hunter, 
it sagen, schaffen. Der gute Arzt wird es verstehen, sich bei der Erhebung a -F T hs, Brik, M. Zeiß ; und Delefossel) beschreiben gleich ~ 
Interesse der Anamnese ein richtiges Urteil über die Persönlichkeit seines ea: re a en; G Nach D re 4 
lie Klienten zu verschaften, das ihm ermöglicht, den nötigen Binfuß | Sfean Kranken en Kr, V Onegungon, Über den 
nn | au den Kranken zu gewinnen. Wir begreifen es wohl, wenn der das), Philipps) und Sebeaus), > 2 er 

anderen : F eschlechtskranke mit Rücksicht auf die Art seines Leidens dem we N héha EM - Klinik zuratmalınd 
waw Arate mit jenem Mißttauen entgegentritt, das uns sooft die | onal an einem’ Privalpationten die keine Vase und 
eine ge Anamnese wie unsere ganze ärztliche Aufgabe erschwert. Unsere steherdrüsen hatten. aber mit einer Narbenstriktur in Fe häutigen =. 

s R Bi P e u) . ae 
ia das Vertrauen zu wecken daß wir ihn ein verstkndnlevofler und | Teile'der Harnröhre behaftet waren, festgestellt, daß die konisch ge. — 
fancher h Helf . 5 2 a | _ | knöpfte französische elastische Bougie oder ein elastischer englischer. 
en Beben E xn E nn Minder- Katheter Nr. 3 die Pars membranacea und deren organische Striktur 
a wortigkeit sesualthischen Empfndens zu verleugnen Däiten. 3o | Sicht passierte. Wenn, das die Striktur_erweiterndo Instrument 
sagen wird die Erhebung der Anamnese des Syphilitikers zum Prüfstein festgehalten, daß es nur nach längerem Zuwarten gelang, dasselbe 
vir gar nicht nur unserer medizinischen Fähigkeiten, sondern unserer aus der Blase in die Harnröhre zu bringen und a anzi: 
er Ber ärztlichen Eignung und Begabung. “ | ziehen. Walter und Dumreicher- empfehlen im solchen : ` 
nae Ei —— on vor n ne 0,01 m an ich ni en 
SE n ey eg E a E" asselbe mit Stuhlżäpfchen von 0,02 bis 0, elladonna. Auch : 

> Über den Krampf des Sphinċter vesicae internus. 0,02 bis 0,08 no sollen dasselbe bewirken, °- 0 


Nach dem Vorausgeschickten folgt ein neuer Fall meiner Beob- 
| achtung. 2 | | ii Be 
Herr M. L., 1853 geboren, akquirierte in seinem 25. Lebensjahre `- 
einen Tripper, an den sich eine Prostatitis mit Absceßbildung anschloß. ` 
Dieser Absceß entleerte sich am 18. Tage seines Bestehens in die Harn- ` 
röhre. Patient hat als Kind bis zur Pubertät an Bettnässen gelitten, 
und war..der Drang bis zum i8. Jahre auch bei Tag ein so heftiger, .. 

daß, wenn Patient nicht sofort die Blase entleeren konnte, seine Bein-. 
kleider durchnäßt wurden. Bis zu seinem 24. Lebensjahre hatte Patient 


Ä - - Von 
Regierungsrat Prof. Dr. M. v. Zeißl, 
emerit, Vizedirektor des Kaiser-Franz-Josef-Ambulatoriums und 
WET  Jubiläumsspitals in Wien. 
~ Es ist mir durch Versuche!) an curarisierten und durch Mor- 
phium unempfindlich gemachten Hunden im Laboratorium des 
verstorbenen Prof. v. Base h gelungen, den Nachweis zu er- 
bringen, daß nicht durch Zusammenziehung des Detrusors die 
Blase entleert: wird. Die Längsmuskulatur der Harnblase wird 
vom Nervus ‚hypogastricus, der Sphincter -aber vom Errigens inner- 
viert. Meine Versuche ergaben, -daß der Sphincter vesicae nicht 
durch Einwirkung des Detrusors geöffnet wird, sondern durch den 
Errigens zur Erschlaffung gebracht wird. Der Harn .fließt erst. 
> wenn die Drucksteigerung durch Detrusorcontraction. bedeutend 
absank. | = 
E .. Diese meine Versuche fanden durch Reh fisch ?) ihre Be- 
g stätigung. ` Emil Zuckerkandl vertrat auch diese An- 
schauung. Dazu kommt noch, daß Frankl-Hochwart, 
ZAuckerkandl 3) und Rehfisch bewiesen, daß starke Reize 
der Pars prostatica unangenehme Empfindungen, aber keinen Harn- 
drang auslösen müssen. Die Versuche von Q. Zuekerkandl 
und Frankl-Hochwart zeigten, daß,” obleich die Pars pro- 
statica nicht zugänglich war,, bei Füllung mit 300 bis 500.g Bor- 
saure Harndrang auftritt. Bei jedem Menschen tritt bei einer 
bestimmten Menge Flüssigkeit in. der. Blase'Harndrang’ein, welchen 
Guyon durch Dehnung der Blase erklärt. Diday gab schon 
Ea an, daß reflektorisch von der 'Pars prostatica wie von anderen 
Körperstellen HarndrangTausgelöst wird. BE a | 
Über die Frage des Blasenverschlusses verweise ich auf mein 
1902 erschienenes. Lehrbuch der venerischen Krankheiten. , Daß der 
guergestreifte Henlesche Sphincter externus nicht dem Blasenverschluß 
dient, beweist der Umstand, daß ich an curarisierten Tieren arbeitete, 
f . und dieselben trotz Lähmung (der quergestreiften Muskulatur den Harn 
hielten. Der Henlesche Sphincter externus ist beim Weibe‘) nicht vor- 
handen und doch bleiben sie durch den glatten Sphincter der. Blase 
| kontinent. Der quergestreifte Musculus sphincter urethrae membra- 
Naceae”) ist vom Henleschen Sphincter nicht’ zu trennen. Dieser quer- 
gestreifte Muskel hat nur den Zweck, wie H. Walker angibt, das 
a Rückströmen des Samens bej Ejaculation in die Blase zu hindern. Der 
~ Same wird durch fortgesetzte Contractionen des distalen Abschnittes 
! 


nie geschlechtlich verkehrt. Im Winter 1877 trat nach einem. Sturz in ` 
eine Schneegrube ein akuter Blasenkátarrh mit terminaler Blutung auf, 
Von der, 1878 erworbenen. Gonorrhöe war er so hergestellt, daß weder `- 
‚| in den Fäden mikroskopisch. noch kulturell Gonokokken nachgewiesen 
werden konnten. Die Kulturen machte Prof. Ghon. 1884 heiratete 
Patient, sein: Harn war klar, ohne Spur von Fäden. ‘Seine Frau, sowie -' 
‚seine 1885 und 1888 geborenen Kinder blieben gonokokkenfrei, daher 
gesund. 1890 erkrankte Patient an entzündeten Hämorrhoidalknoten, 
aus welchen R. Gersuny die Thromben entfernte. Nach diesem 
Eingriff erfolgte Harnverhaltung, und wurde derselbe mit sterilem. 
Katheter entleert. Am vierten Tage nach der Operation stellte.sich 
gonokokkenhaltiger Ausfluß aus der Harnröhre ein, der unter Injektionen 
und Balsamieis -alsbald getilgt wurde. In diesem Falle müssen Gono- 
kokken entweder in der Prostata oder in den litterischen Drüsen: ab- 
geschlossen gewesen sein. 1890 wurde beim Patienten eine Ver- - 
größerung der Vorsteherdrüse festgestellt. Er war damals 87 Jahre 
‚alt. Bekanntlich erwähnte Thompson, daß, wer bis zum 40. Jahre. 
keine Prostatahypertrophie hat, keine bekomme. Durch verschiedene 
Schicksalsschläge war der Patient schlaflos geworden, erzwang den 
Schlaf durch Sulfonal, Trional und Chloral. Da diese Medikamente in’ -~ 
zweckentsprechender Dosis und energische Wasserkuren, die durch `` 
Medikamente und gehäufte geistige Anstrengung hervorgerufene. Auf- ` 
regung nicht beseitigten,  injizierte Patient täglich durch zwei Monate -` 
0,03 Morphium, das ihm vom November 1890 -bis 2. Dezember des: -` 
gleichen Jahres leicht entzogen wurde. Die Schlaflosigkeit war aber 
endlich so arg, daß Patient wieder 1902 zum. Morphium griff. Bei der. 
ersten Entziehung entstand durch fünf Tage Harnverhaltung, die durch  “ 
Nelatonkatheter und Kalium-hypermanganicum-Spülungen beseitigt wurde. 
Patient wurde durch seine Prostatahypertrophie fast gar nicht belästigt. 
Selten mußte die Blase durch’ einen elastischen Katheter mit Mercier- 
scher Krümmung entleert werden. 1917 ‚und 1918 waren neuerliche 
Entziehungskuren notwendig. Seit 22. Juni 1918 ist der Patient 
morphiumfrei. Aber seit den kalten. Tagen am.Anfange des Monats 
. Juli 1918 trat plötzlich Harnverhaltung ein. Das interessanteste ist, daß 
eine Steinsonde: oder ein Metallkatheter Nr. 22 bis 28, von Brik 
eingeführt, in die Blase hineinfällt, aber trotzdem Lapisspülung mit 
Hg oxyceyanatum und kalte Sitzbäder verordnet wurden (22° R), harnte‘ | 


eg 


des Sphincter urethrae membranaceae sowie des Musculus bulbocaver- 
1) Pratique de’ la Chirurgie des vois urinaires. Paris 1887, 

2) Lettre à Castelnau. Monit. des Scientes medical. = 

3)‘ These, Paris 1851. Ä | er D 

4) These, Paris 1856. 

5) Traité des maladies 


) Pflügers Arch. 1893, Bd. 58; ebenda S. 3855; W. m. W. 1901, 
Nr, 10 und 25; Wien. Klin. 1901, H. 15; W. m. BI.1908, Nr. 10; Pflügers 


? 


Arch. 1902 und W. kl. W. 1896, Nr. 20. 


‘ 
N A A er 
` ' a `» 
A ~ 
\ ` . k 4 
í - . ' . 
Ah Mt - A " x $ E r t 
.. — ——n y p ee 1 a 
Di npr Fr j x 4 3 $ - a P 
D = Zaun A n . B $ 
en - i RSR e eh x ; : K s - ee . ea g 
#- 2 Aa r ey a > - ne S en A 7- -on g- + 5 a A “ m - ` M ” 4 RA f i : y 5 . ' 
= >, Eae > -a Ap A E aaa BA F a s R $ d y i x b è P N 
ARAE an 2 er DE" r Fa 0 mer nn SS OEE ; . , f BR ; . 5 ; Ena 
5 ' i T P; m ~ 2 ‘ + 
C eE . i ai $ . R EL ae aatar = 20 ETETE LTY oy ja . ie) s 2 Py b Mn . $ ie > y ` ar ae F i i š -o z 
TEE EEE E EN Da Ba EEE ee area : - ; EN = N AN ze Ada) 5 pre \ . er \ r Re: en E x , : 5 SDN Sd a : ; “i 
FT T a Er - i epy 5 2m f aroa ao - y Sk à s BG . ER By rn R N a $ aa Me ur p \ Er h - $ 2 p x h + R a: 
a: Er wire. .. \ x . ~ 2 4 r m. i A a 3 % Ku pm = be A A f A X , ; R 
Sa Gia tun dd men. ; ae. Ar h ~. y Se ten koa , ` EL ; EM - h Bein! I Se te Be — s ai a bmg Mi; i - Sou 3 pe a Ve a 3 
% Ke re k prea AER HE TEE ee Bee Gae R a iaaa a E a A T A ae E Fa a a E OE D o a en a Tee, A PEA RR a ST pemesan S ; s ; = Sr at . ja 
u A ià = ` $ Se oi AFEA len, B Fr a “- Br en Be se 3 R = -s - Dre 1 Mom ne a Base Zr FRE Bee - u 2 ki e e a = ae Reg soo . DS * ` & 
- ews I ` ken O a 5 Ca w 4 f N P B PO A“ È f ry ý . i x K m ke s TE i Be 2 Res % 2 mn. ee E DR en. e AT ii aast u , j Kara 
veena a er e Eine = ee er, E nee, \ ae ge EN ee A a ~ > y Bose 222 T E ur : oa e T: E A ER er 2 - a A J $ as s = A k: Teak D3 A is ns aloe N s a ji i - Br. Su n u => y 
` $ - re ee. A 4 a ra N or, Fahr .. u... Jevne wra. SrA - Be s » Es a KA f E a pa Tmar a PEN G r iei ee en, F ARE $ S ji R rn, ac > sc mapan n 
a Ba en Fr $ S E ki ren ER SS Pape R i ä baa a E BR i fe É .. k R as FR 3 E: an In ah ae EEE SEE : z ne u E E AN at 5 Hon ea ME 2 
og z aa Pa e E40 & a: Fe te r Er - g Be Y- g 2, N ae a a a y ~ an ` weh Ws $ = Be vena se ue- - \ Te ee er N a s s ee NE we de x Aar, a 
= Das ` a x ` K Er Ou rekia a an re N . r ei‘ E i ii aan A AAEE BER BE r EN - ' s .. b Ser. ui el u ie r a E E T e Y E 2 ne en rm. - 
' = Pe . > ` v : \ $ a 3 --. weh: EI) š g -œ & ZUR ae x ae R m a nn FINE SA ir N 3 ; NR ar f £ -HI RA RL DE TIRU T DM O oet ee yg e SR æ. Fana, A Se 
i $ ` $ x mrte E s ` Bene : mt nie. ke a en x R ” AS o 5 à > - ` . Et Er N Hen, B ae 2 en on =. an = ars EE er = BUBEN ` ri 
ER x š ` A E a 2 5 ee 7 ee r R Ni: i Š EF er i Sa EL E O < > ENE ee BE i a E i zoa f h z 2; TR g e Zu GASE, Be ee iae n m. A 
ne BEZ - ER a en -= - Are n S + sia ST ` A : .. : TE ET a kan 2 i pe iz í eot 
~ x a Sen E 5.8 x - ._ haat BEER paea NE Er Pe: > A Norm P es u = 
Å vo. . $ ` TO OPER Ba . F E Pr wie % -. e Pi ver . R 5 S E ~y Á 3 ; 
5 - - pa = tec sn, Aa le. n PS 7 x A - P Tee -, yi `- = er 
k S TRS i e Ea i * p. jr a ER he J? ` - ry RE Eet. > x D 
er D G4 re - on. “.. PIE - Fe r 
” a a a Y RR ki -. rS = slana Ar a LA u u "e BR: gu 


m 


9 . x 9 & ` : : s i 
) Virch. Arch. 1897, Bd. 150, S. 119. . | des vois urinaires. Paris 1860. 
Wien 1898. em, 


° Nothnagels spez. Path. u. Ther. | 8) Thèse. Paris 1876. 
‘) Traité pratique des maladies venerines.- Paris 1886. 2 se, d pa | il 1879, Ä 
) Walker, Arch. 1. Anat, Entwicklig. Anat. Abt. 1899, S. 844. Rang A a TORS a Bi... 


1 o 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1. 


‘der Kranke bisher nur zweimal spontan. Trotz heftigen Harndranges 
kam kein Tropfen Harn, sondern wenn der Drang sehr groß, ein bis 
zwei Tropfen eines Prostatasekrets, das Spermatozoen, spärliche Leuko- 
cyten und Krystalle enthält. Ich kann mich dem Gedanken nicht ver- 
schließen, daß die konsequent eingenommenen Präparate, Nivonal und 
Chloral, seit das Morphium entfallen, den Nervus errigens an seiner 
Erschlaffung hindern. Der Patient klagt über konstanten Schmerz im 
Mittelfleische und heftigen Drang im Anus. 

Seit September 1918 erhält der Patient geringere Dosen von 
- Schlafmitteln.. Es hat seitdem der Schmerz im Mittelfleisch aufgehört, 
und erfolgt jetzt schon öfter spontane Entleerung des Harnes. Spontan 
. gehen 150,00 ab, der Katheter fördert dann noch 100.00 bis 150,00 
Residualharn. 


—— _— 


Die Erhaltung der Konzentrationsfähigkeit der 
erkrankten Niere und die Ernährung bei akuten 


Nierenentzündungen. 
Von 


. Prof. Dr. Felix- Hirschfeld, Berlin. 


Bei den akuten Nierenentzündungen erscheint in der großen 
Mehrzahl die Konzentrationsfähigkeit der erkrankten Niere, ge- 
messen an der Höhe des specifischen Gewichts des Harns, gegen 
die Norm wenig geändert. Bei genauerer Untersuchung auf die 
einzelnen Bestandteile ergibt sich, namentlich für den Urin der 
ersten Periode, ein anderes Bild, da der Prozentgehalt an Koch- 
salz stark verringert ist, wäbrend der Gehalt an Harnstoff und 


den meisten übrigen Stoffen — soweit auf diese untersucht ist — + 


wenig von der durchschnittlichen Zusammensetzung abweicht. 
Bei den schwersten akuten Prozessen, so in der Regel bei den in 
den Tubulis sich abspielenden Entzündungen der Choleranephritis?) 
und gelegentlich auch bei den akuten Glomerulitiden nach Schar- 
lach, ist neben einer beträchtlichen Verringerung der Wasserab- 
scheidung auch meist ein niedriges specifisches Gewicht festzu- 
. stellen, der Chlornatriumgehalt ist alsdann bis auf Spuren oft unter 
0,1% herabgegangen, während der N-Gehalt selten unter 0,6% 
(entsprechend 1,3% Harnstoff) sinkt. Eine ganz andere Beschaffen- 
heit zeigt dagegen der Urin bei den chronischen Nierenleiden, 
insbesondere bei den als polyurische Schrumpfniere aufgefaßten 
chronischen Glomerulitiden, nämlich niedriges speeifisches Gewicht, 
verhältnismäßig hoher Kochsalz- und geringerer Harnstoffgehalt. 
Namentlich bei Belastungs- und Konzentrationsproben in den weiter 
vorgeschrittenen Formen der Schrumpfniere ist dies ausgeprägt. 

Bei den sogenannten Kriegsnephritiden nimmt man im allge- 
meinen wohl eine gewisse Schädigung der Konzentrationsfähigkeit 
an, doch soll diese Störung keinesfalls die Regel sein?). Aus den 
neuesten Untersuchungen von Guggenheimer?) ergibt sich für 
die frischen Fälle zumeist eine sehr gute Konzentrationsfähigkeit, 
während sie nach Becher‘) bei den über ein halbes Jahr alten 
Fällen sehr beeinträchtigt erscheint. Natürlich kann man aus 
diesen Angaben verschiedener Beobachter, die überdies die Koch- 
salz- und Harnstoffkonzentration nicht gesondert untersuchten, noch 
keine endgültigen Schlüsse ziehen, aber es scheint die Aufwerfung 
der Frage gerechtfertigt: In welcher Weise vollzieht sich der 
Wechsel in der Tätigkeit der Niere von den akuten zu den 
chronischen Prozessen? Spielen bei dem Verlust der Kon- 
zentrationsfähigkeit für N neben dem Einfluß der Entzün- 
dung vielleicht noch andere Umstände, wie die Ernährung, 
eine Rolle? Da ich geneigt bin, diese Frage zu bejahen, möchte 


ich zuvörderst meine Erfahrungen bei chronisch Nierenkranken 


mitteilen, nach denen eine solche Einwirkung im höchsten Maße 
wahrscheinlich ist). 

Bei Personen, die an Schrumpfniere litten, und die bei der 
‚bisherigen Ernährung mit 70 bis 90 g Eiweiß und 9 bis 12 g 
Kochsalz 2 bis 3 1 Urin ausschieden, sank die 24 stündige Harn- 
menge bis auf etwa 11, wenn sie nur eine vorwiegend aus Reis, 


') Rumpf, Jahrb. d. Hamburger Krankenanstalten 1893, Bd. 3, 
S 76. — F. Hirschfeld, B. kl. W. 1892, Nr.39. — Terray, 
Vas und Gara, ebenda 1898, Nr. 12. — v. Noorden, Pathologie 
des Stoffwechsels Bd. 1, S. 973 und 979. 

" Hirsch, Verhandlungen des Kongresses in Warschau 1916, 
S. 345. — Bruns, ebenda und Zschr. f. klin. M. 1916, Bd. 88. — 
Zondek, M. KI. 1917, Nr.10. — Wiedemann, D.m.W. 1917, Nr. 20. 

°>) H. Guggenheimer, B. kl. W. 1918, Nr. 9. 

H Becher, Zschr. f. exper. Path. u. Ther. Bd. 19, H. 2; vgl. 
auch A. V. Knack, Zschr. f. Urol. 1917, S. 168. 


5) F. Hirschfeld, B. kl. W. 1915, Nr. 46: | 
M. KL 1917, Nr. 2. i 5, Nr. 46; 1918, Nr. 21 und 


5. Januar. 


Se u a 


— ua 


Kartoffeln, Sahne, Butter, Zucker, Obst und Salaten bestehende 
Kost erhielten. Nach Verlauf von mehreren Wochen je nach den 
erhaltenen Resultaten und der individuellen Toleranz für diese 
Ernährungsweise wurden in der Regel ein- bis zweimal in der 
Woche 150 g Fleisch oder entsprechende Menge von Eiern und 
Käse gestattet, auch die ursprünglich aus den eiweiß- und salz- 
ärmsten Speisen zusammengesetzte Kost durch Hinzufügung von 
mehr grünen Gemüsen und oft auch durch fortdauernde (jewäh- 
rung von täglich einem Ei zu Zubereitung der Gerichte etwas 
N-reicher und im ganzen reichhaltiger gestaltet. So stieg der 
N-Gebalt, der zumeist im Beginn der Kur kaum 5gN (ent- 
sprechend 30 g Eiweis) und 4 bis 5 g Kochsalz wenig überstieg, 
allmählich an, sodaß er später mit Hinzurechnung der Zulagen im 
Durchschnitt wohl sich zwischen 40 bis 55 g Eiweiß und 4 bis 5 g 
Kochsalz bewegte. Bei der eiweißarmen, an Obst und Kartoffeln 
reichen Kost wurde bisweilen schon ohne weiteres ein Harn von 
alkalischer oder amphoterer Beschaffenheit entleert, oder diese ließ 
sich leicht durch Hinzufügen von 1 bis 2 g Natrium bicarbon. oder 
Natrium eitricum zur Nahrung herstellen. In einzelnen Fällen 
schien dies besonders günstig zu wirken. 

Maßgebend bei der Wahl der Nahrungsmittel war neben dem 
Wunsch, die besonders eiweiß- und salzarmen - wobei unter 
Salz nicht allein das Kochsalz, sondern auch die übrigen an- 
organischen Verbindungen verstanden sind — Nahrungsmittel zu ver- 
abreichen, noch das Bestreben, solche Gerichte zu bevorzugen, die sich 
auf die Dauer gut nehmen ließen und keinen Widerwillen hervorriefen, 
wie dies bei ausschließlicher Milch- und Breikost so leicht der Fall 
ist. Ferner sollte hierdurch auch der Fiweißgehalt des Organismus 
gedeckt werden. Daß dies mit etwa 30 g Eiweiß möglich ist, habe ich 
zuerst erwiesen!, Aus diesem Grunde bin ich auch gegen die von 
Ernberg für Nierenkranke zuerst vorgeschlagene ganz eiweißarıne 
Kost 2), die nur etwa 12 g Eiweiß enthält und daher einen dauernden 
N-Verlust des Organismus bedingt. Dadurch wird aber ein N-Zerfall 
im Organismus hervorgerufen, dessen Endprodukte wiederum durch die 
Nieren ausgeschieden werden müssen. Überdies kann eine solche Kost, 
wie aus den Ernbergschen Beobachtungen hervorgeht, meist nicht 
länger als etwa eine Woche genossen werden. Bei der von mir emp- 
fohlenen Kost sah ich hingegen trotz monatelanger Anwendung nie 
Störungen, die auf den Mangel an Eiweiß oder irgendeinem Stoffe in 
der Nahrung hindeuteten. Da nach einigen Wochen auch zumeist 
ein- bis zweimal wöchentlich schon tierische Eiweißstoffe erlaubt wurden, 
ist dies auch begreiflich. 

Wenn bei Genuß der eiweiß- und salzarmen Kost die Urin 
menge auf etwa Í l sank, veränderte sich zuerst meist das speci- 
fische Gewicht und die N-Konzentration nur wenig, erst im Ver- 
laufe von Monaten nahm sie allmählich mehr zu, namentlich wenn 
sich die Kranken der Wärme im hohen Maße aussetzten. Nahmen 
die Kranken nach einer solchen mehrwöchigen Schonungskur zuerst 
an einem Tage 150 bis 250 g Fleisch zu sich, so erfolgte in der 
Regel hierauf eine beträchtliche Steigerung der Urinmenge. Ähn- 
lich wirkten auch während der Schonungskur auftretende zufällige 
Erkrankungen oder Verschlimmerungen des renalen Prozesses. 
Während bei eiweißreicherer Kost zumeist in solchen Zwischen- 
fällen die Urinmenge stark zu sinken pflegte, und der Harn mit 
dem Auftreten von Blut oder Erythrocyten den Charakter des. Urins 
von akut Nierenkranken angenommen hatte, stieg jetzt die Urin- 
menge meist an, wie aus folgendem Beispiel hervorgeht. 


K., 52 jähriger Rentier, seit zwei Jahren unter den Erscheinungen 


von Schrumpfniere erkrankt. Ziemlich wohlbeleibter Mann. Seit April 
1915 genießt Patient die Schonungsdiät und setzt sich im Mai und 
Juni in hohem Maße den Einwirkungen der Hitze aus. Ende Juni 
1915 beträgt bei einer Ernährung mit etwa 40 œ Eiweiß die Urinmenge 
meist 650 bis 800 ccm von 1014 bis 1017 speeifischem Gewicht, in den 
einzelnen Harnportionen 1010 bis 1022. Der prozentische N-Gehalt 


schwankt zwischen 0,4 bis 1% N, im 24stündigen Harn meist 0,6 bis 


0,8% N und ebensoviel Kochsalz. Albuminurie 0,5%o. 

Am 4. Juli erkrankt Patient an heftiger Angina. Temperatur 88,8°, 
die Erscheinungen gehen an den nächsten beiden Tagen zurück. Die 
Beobachtung der Urinausscheidung ergab folgendes Bild: 


——_ nn nn nn ae. mamaa a e -S 


| 
ı Urinmenge N-Gehalt | NaCi-Gehalt Albuminurle Spec. 
| Gewicht _ 
cem fs | o °/oo 
a —€€—,ee ee ————n 
| 
õi Julio 1180 0,83 | 0,4 0,6 1010 
6 Juli 1320 | 0,86 0,62 0,7 | 1016 
12, Juli 30 or 0,72 o4 | 1016 
19. Juli 660 | 049. O6 o3 į; 1014 
2%. Jull | o o 0,8 0,4 Oto i 1016 


ı) F. Hirschfeld, Pflüg. Arch. Bd.41 und 44; Virch. Arch. 
Bd. 114; B. kl. W. 1801, Nr.26; 1898, Nr. 14; 1915, Nr. 11; Zschr. f. 
physik. diät. Ther. Bd.4, H. 1. 

®) Ernberg, Nord. med. Arch. 1905, Rd. 88. 


Ze könnte, 


> Dicht begegnet, 


N > à ZA: i 
ei aot j . WE FIER Ke d F P E 


4A hr 
sa a e 7 2 


1 


919 — MEDIZINISCHE KLINIK = Nrt 0O 


- ` 


gleich mit einer mäßigen Zunahme der Albuminurie. 


durch diese dazwischen auftretende Angina nur -weni 


wurden. (Vgl. die letzte mitgeteilte Krankengeschichte.) 


eiweiß- und salzärmere Kost verabreicht, die ausschließlich 


aus Tee mit Sahne, Reis, Zucker und Obst in Form von Kompots 
bestand, auch wenn in den ersten Tagen, der calorische Wert nicht 
voll genügte, den Stoffbedarf zu decken. Der N-Gehalt dieser Kost 


bewegte sich meist zwischen 3 bis 5 g N (20 bis 80 g Eiweiß) 

und 2 bis 3 æ Kochsalz. 

ernährten, 
niealsFolgedes aküten Anfallseinedauernde 


Zunahme der Urinmenge und Sinken des speci- 
fischen Gewichtes, das heißt eine Abnahme der 


Konzentrationsfähigkeit der Niere auftreten, 
die 


ebensowenig wie sich bei Nephritikern, 
noch vor Entwicklung der Polyurie mit Scho- 
nungsdiätbehandelt waren, eine Verringerung 
derKonzentrationsfähigkeit nachweisen ließ?) 
Eine Klärung erfahren die Beziehungen über die Einwir- 
kung der Nahrungs- und Krankheitsgifte auf die Harnausfuhr, wenn 
wir diese Einflüsse isoliert betrachten. Wie F. Müller?) vor 


kurzem ausführte, - erscheint- bei Belastung der Niere mit irgend- 


einem harnfähigen Stoffe "bei völlig intakter Nierenfunktion dieser 
in erhöhter Konzentration im Urin, die Harnmenge selbst bleibt, 
wenn die Belastung nicht zu groß war, unverändert. Ist die be- 
treffende Partialfunktion ‚dagegen nicht völlig gesund, so bewirkt 
die Zulage keine Steigerung der prozentualen Konzentration, son- 
dern eine Vermehrung der Urinmenge und dadurch noch genü- 
gende Gesamtausschwemmung. In schweren Fällen tritt diese 
diuretische Wirkung nicht ein, und da der prozentuale Gehalt 
gleichbleibt, kommt es zu einer Retention. Bei schwerster Funk- 
Uonsstörung bewirkt die Zulage sogar eine prozentuale und abso- 
lute Abnahme der Ausscheidung oft unter ansteigender Albumin- 


urie und 


der Nephritiker, nicht bei allen, die Höhe der 
Eine kleine Zulage bewirkt oft die Ver- 
n geringes höhere oft schon eine starke 
Ferner spielen extrarenale Faktoren 


man bei einem Teil 
Zulage richtig bemessen. 

mehrung, eine nur um ei 
Verringerung der Diurese. 


eine große Rolle. 
Kranken kann man meist ein viel günstigeres Resultat, vor allem 


ein viel rascheres Eintreten der Diurese "erwarten, als wenn die 


Kranken herumgehen 3). 
Eine 

heitsgift 

Häufung w 

flüsse möglich, 

‚reicheren Ernähru 

rung der Harnmenge entsprechend der zweiten und dritten Stufe 


— 


en annehmen, und zwar scheint mir sowohl eine 
ie ein Ausgleich der Sehädlichkeiten und Ein- 
Daher ist bei der üblichen eiweiß- und salz- 


nicht ) Selbstverständlich soll hiermit nicht behauptet werden, daß 
Re gelegentlich ‚unter dem Einfluß . der Entzündung unmittelbar 
ù T trotz der weitgehendsten Schonung des Organs eine Oligurie 
R äter dann eine dauernde Polyurie oder ein Verlust der Konzen- 

ationsfähigkeit, das heißt Übergang in Schrumpfniere sich einstellen 
sie mt Solche Fälle sind aber keinesfalls die Regel, denn bisher sind 
e mir trotz der größten daraufhin gerichteten Aufmerksamkeit noch 


Gebi E, F. Müller, Bezeichnung und Begriffsbestimmung auf dem 
H 8 F Nierenkrankheiten. Vöff. Milit. Sanitätşw, Berlin 1917; 


°) F. Hirschfeld, B..kl. W. 1915, Nr. 46, 


Im Urin 


waren im Sediment neben den bisher ausgeschiedenen Cylindern 
spärliche Erythrocyten nachweisbar. Das specifische Gewicht, der 
prozentische N- und Chlornatriumgehalt weisen kaum Verände- 
rungen gegen die Norm auf. Bemerkenswert ist die nur leichte 
Verringerung des prozentischen Chlornatriumgehalts gegenüber dem 
sonst bei akuten Prozessen beobachteten starken Abfall. in der | 
Ausfuhr dieses Stoffes.. Dieser Umstand spricht im Verein mit der 


nur mäßigen Zunahme. der -Albuminurie dafür, daß die Nieren 
g gereizt 


bedingen können. - 


Augenscheinlich fand äuch ein fieberhafter Eiweißzerfall® 
statt, denn die Gesamtausfuhr von N sowohl wie Chlornatrium _ 
überstieg die Einnahme beträchtlich. Dem Patienten wurde näm- 
lich, ebenso wie ich dies bei den'-meisten solchen Kranken bei 


dazwischen auftretenden: Anfällen zu: verordnen pflege, eine noch | 
 gischer Nephritis erkrankt waren, folgendes fest). 


Jedenfalls sah ich bei derartig 
abgesehen von der zuerst beob- 
achteten Urinvermehrung, im späteren Verlauf 


i | W. 
mi © | cem g g 
Å— a aaa eI O 
i | | | 12,3 1.3 0,5% o 


nd anderen Nierensymptomen. Nach meinen Erfahrungen 
(ann ich die Richtigkeit dieser Einteilung bestätigen’ Nur muß. 


chronisch Nierenkranken zuerst gegebenen 


Bei ausschließlicher Horizontallagerung der 


ähnliche Wirkung‘ möchte ich bei den 'Krank- 
die Verringerung des Rest-N 


ng in den akuten Entzündungen eine Verringe- 


ler schen Einteilung die Regel, während .bei der von mir 


Aus dieser Beobachtung ist deutlich zu ersehen: Ansteigen | der Mül | 
Ä ' | verordneten eiweiß- und salzarmen Kost das Aufflackern des Krank- 


der Urinmenge unter dem Einfluß des fieberhaften Prozesses, zu- 


heitsprozesses nur eine Vermehrung der Urinmenge ohne wesent- 
liche Steigerung der Albuminurie hervorrief. Naturgemäß wird ein 
stärkerer toxischer Reiz auch gelegentlich‘ trotz ‚verringerter funk- 
tioneller Belastung jene schwereren Grade von Nierenschädigung 

Wie eine Häufung beider Reizformen sich bei fort- 


da uernder Einwirkung geltend machen kann, dafür fol- 


gende Beispiele, von denen nur eins zufällig von mir beobachtet 
‚wurde. Selbstverständlich ‚war es mir bei meinen Anschauungen 


über die Schädlichkeit eines solchen Vorgehens unmöglich, Ver- 


suche an kranken Menschen hierüber anzustellen. Tatsächlich 
liegen aber zwei Beobachtungen aus. der Literätur. vor, in denen 
im abklingenden Stadium der akuten Nephritis etwa im zweiten 
bis dritten Krankheitsmonat der Einfluß. etwas reichlicherer Eiweiß- 


'nahrung zwei bis sechs Wochen lang geprüft und die Schädigung 


dem Beobachter durch besondere Umstände verdeckt wurde. 
H. Zondek stellte bei Kriegsteilnehmern, die an hämorrha- 


| 1. 45jähriger Landsturmmann, von Beruf Maler. Beginn der Er- 
krankung Mitte November 1915. Bei Beginn der Untersuchungen keine 


Ödeme mehr, stark blutiger Urin. -- | 
ne — 
| | Kochsalz- 


"I | Ta > 
| .Ernährung Urin | Spec. |N Spuni gehalt `| Albumen | Rest-N 
| 


Q) 
Q 


\ 


1010 | 12, 


3.2. 528 N, 1,5g NaCl | 1600 


4. MY 5 Toe Nacı 1830 1010 | 15,6 1,9 DB zu 88,2 
2 oie N oTe Naci l g | se lo) 
82 Calorien | pi S gi 

| ie et a ne er 


Gehalt der Nahrung ‘auf’ 


t 


| In den ' nächsten Tagen wird der N- 
etwa 12 bis 16 g (75 bis 100 

solche mit 20 g 
Am Schluß der Beobachtung wird folgendes 


| 


5. Februar 1009 


1 1255 cem 
16, x 1275, | 1010 6,6 ,„, 48): S 
Ae |1600 „ | 100 | s4, Di ti s 
| as'eem > — Se] we — 1 


Während also ‚die Niere zuerst bei einer N-armen Diät mit 5 gN 


‚und 1 g Kochsalz große Mengen von N, über 15 g in 24 Stunden 
ausschwemmen konnte, war am. Schlusse der l4tägigen. Beobach- ' 
tungszeit die Urinmenge um fast 20%,, die Konzentration noch 


beträchtlicher, von 0,5% auf 0,5°/,, gesunken. Infolgedessen kam 
es zu einer erheblichen Zurückhaltung von N im Organismus, da 
einer. Einfuhr von 37,5 g N in den letzten drei Tagen nur eine 
Ausfuhr von 21 g gegenüberstand! Der Eiweißgehalt der Kost 
entsprach am Beginn des Versuchs etwa der von mir meist bei 
nen, bei dieser erfolgte also 
eine Ausschwemmung von N, wobei trotz des niedrigen specifischen 
Gewichts die N-Konzentration 0,8% erreichte. Een 
‚Während der Erlahmung der . Nierenfunktionen bei : dem 
N-Stoffwechsel sank in dem gleichen l4tägigen Zeitraum die. 
Albuminurie von 0,5°,, bis auf Spuren und der Blut- 
druck von 110 bis auf 102. Am bemerkenswertesten ist wohl 
‚ der am: 4. Februar 88, .am 


11. Februar 42 und.am 15. Februar 57 mg hoch gefunden wurde. 


. Angesichts der hohen Wertschätzung,’ die gerade ‚dieser , Be- 
stimmungsmethode gegenwärti 


g zuteil wird, ein überaus wichtiges 
Ergebnis! o R TE RE 

i Die Kochsalzausschwemmung dauerte trotz der N-Zurück- 
haltung fort, augenscheinlich vollzog sich die Besserung dieser 


vorher. geschädigten Funktion infolge der geringen Kochsalzzufubr 


weiter. Da der Kochsalzgehalt.des .Harns am Beginn der Unter- 
suchung 0,1%, am Schluß 0,4%, war, -erklärt sich daraus, . zum 
Teil wenigstens, das Unverändertbleiben des specifischen Gewichtes 
trotz des Absinkens des Harustoffs, denn eine Zunahme des 
Kochsalzgehaltes um 0,3°/, würde genau eine Abnahme des 


) H. Zondek, Zschr. f. klin. M., Bd. 83, S. 186. In bezug 


auf mehrere interessante Einzelheiten verweise ich auf das Original, 


| g Eiweiß), die Kochsalzgaben dagegen. 
| nur auf etwa 1 bis 3 g täglich erhöht. am 9. Februar wird eine Be- 
lastungsprobe mit 6 g Kochsalz, am 12. Februar eine 

Harnstoff vorgenommen. 


‚Resultat gefunden: 
7 —im— ee ee — — = T ar Ges eng a ee e E a nor 

| l Urinmenge | Spec. Gew.| N-Gehalt | ee | Albumen [rost 
l L ES 
n ET EEE ce Eee = En EEE Ts Tor n aeaa E BE A 
i | 

5,9 g 45 g Spur | 57,4 
Q 


gm 
ee DL 

en 
En G 


..- a 


X kd aii - 
Ln wat + 
r a Es 


Danae om 


T, E ; 
re 
eu Bn ` 


RN 


; 


` 


Harnstoff gehaltes um 0,75°/, im specifischen Gewicht aus- 


‚. und Schluß der Beobachtung war das Resultat folgendes: 


14 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1. i 5. Januar. 


Ba — nn - 


ETO m a m a m m M aM M MŘ—ŘŮŮ-— 


= -— IL m 


Schrumpfniere anscheinend zwölf Wochen vor Anstellung der 
Versuche einsetzte, erhielt ebenfalls eine Kost, deren N-Gehalt 
die Ausscheidungskraft der Niere weit überstieg. Hier nahm aber 
sowohl der prozentische N-Gehalt wie die Urinmenge um ein ge- 
ringes zu, denn es wurden ausgeschieden j 
am 6. bis 8. Juni 4600 cem Harn, 22,53g N = 0,49% N 
„ 16. „13. .„ 4900 , „81,22 „ N = 0,64% N 
Die Besserung in den Funktionen ergab sich auch vier 
Wochen später aus dem günstigen Ausfall der Phenolsulfonphthalein- 
probe in Übereinstimmung mit dem Sinken der Albuminurie und 
der Besserung in den übrigen Krankheitserscheinungen. Über das 
weitere Schicksal der beiden Zon dek schen Kranken ist nichts 


gleichen. 


Ein ähnliches Resultat lieferte noch Beobachtung llI 
von Zondek. | 


2jähriger Arbeiter, kam Januar 1916 ans dem Felde, damals 
10°% Albumen, Ödeme und blutiger Harn. Zu Beginn der Unter- 
suchungen war Eiweißgehalt 4°oo. 

Die Ernährung der gesamten 4itägigen Versuchsreihe war 
‘annähernd gleichmäßig, 14 bis 15g N und 6 bis 9g Kochsalz mit 
ungefähr 3000 Calorien. Viermal wurden Belastungsproben mit je 
12 Kochsalz und einmal mit 20 g Harnstoff vorgenommen. Im Beginn 


ker 
1 


Ea laias 


` Urin- | Spee ` N.Gehalt INacı-Natr.- Aumai | er mitgeteilt; wir wissen daher nicht, o b und wie nachträglich noch 

' menge , Gewicht Es | Gehalt Ä ein Ausgleich erfolgte, ob durch Erhöhung Qer Konzentration oder 
ee a durch Vermehrung der Urinausscheidung. Wenn durch dieses 
29, Februar| 1400 cem 1020 WIE — 125g . 40 Ye 308 letztere Hilfsmittel sich der Organismus von der auf ihm lastenden 
o Mae aa nn TE GE a S N-Masse zu befreien gesucht hätte, würde es zu einer Polyurie 
ee, al 30. gekommen sein, deren Erscheinen uns in dem Besserungsstadium 

| 5910 cem | I wie | 520g | | der akuten Nephritiden wohlbekannt ist. Ich komme auf diesen 


Punkt noch nach Mitteilung meiner Beobachtung zurück. 


ee ee | NaCl-Natr.- 2a Man könnte noch für die von mir gezogenen Schlüsse das’ 

| menge aati N Gehalt Albumen | Rest-N | Fehlen von Konzentrationsbestimmungen am Anfang 

Be a ee | Ä j und Schluß der Versuchsreihen vermissen, doch wohl mit Unrecht. 

6. April | 1300 cem 1019 : 66g | uig | 0 © %2 Denn wenn die Nieren der nicht sehr beträchtlichen, gleich- 

7 e » ned op S: | Di o mäßigen, dauernden Belastung gegenüber nicht imstande waren, 

9 2 | 12x0 7 | 1018 | 78? | 997 l 207 | eine entsprechende Menge von N, sei es durch Steigerung der 

i | a925 com | “air | ig. | Konzentration oder durch Vermehrung der Urinmenge, aus dem 
i H l ' i 


Körper zu entfernen, so waren in diesen beiden Funktionen die 


Nieren leistungsunfähig, auch wenn dies nicht durch besondere 
Untersuchungen festgestellt wurde. 


Erwähnenswert ist noch folgendes: Beide Kranken schieden 
am Beginn in der Zeit der Ausschwemmung mehr N aus, als die 
ihnen bald darauf gereichte Nahrung enthielt. Eine zeitweilige, in 
der Genesung ausgeschiedene Stickstoffmenge ist also kein Beweis 
für die Unschädlichkeit annähernd gleich hoher N-Gaben. Wie 


wichtig diese Feststellung für die Anordnung der Diät ist, leuchtet 
wohl ohne weiteres ein. 


Folgender Fall liefert noch eine erwünschte Ergänzung: 


M., 28jährige Frau, gibt an, bisher immer gesund gewesen zu 
sein, doch hat sie viel an Bleichsucht gelitten, und deshalb sich häufig 
sehr schwach gefühlt. Winter 1914/15 trat dies besonders hervor. Bei 
einer gelegentlichen Untersuchung wurde Dezember 1914 Eiweiß im 
Harn gefunden. Seitdem hat sie mehr Milch als sonst getrunken und 
Eier in ibrer Kost beschränkt. \ermehrten Durst hat sie nicht be- 
merkt. Herzklopfen bei schon leichten Anstrengungen trat immer bei 
ihr auf. Seit zwei Jahren in kinderloser Ehe verheiratet. Anbalts- 
punkte für Lues nicht vorhanden. 

Status (Januar 1915): Große Frau von mittlerem Panniculus 
adiposus. Schwache Muskulatur. Blässe der Haut und Schleimhäute. 
Keine Ödeme. Hämoglobin des Blutes 60 %. Puls nicht abnorm gespannt. 
Herztätigkeit normal. Keine Akzentuation der Herztöne. Blutdruck 108. 

Bei der bisherigen Ernährung, die 100 bis 110 g Eiweiß und 
9 bis 10 g Kochsalz enthält, werden 1,2 bis 1,4 1 Harn! entleert mit 
0,15 bis 0,2 °/,, Albumen. Specifisches Gewicht 1018 bis 1019, in den 
einzelnen Harnportionen wird ein specifisches Gewicht, von 1028 er- 
reicht. . Nachturin am dünnsten, 1007, und auch am eiweißärnisten. 
Bei einer Eiweißzulage von 150 g Fleisch und vier Eiern steigt die 
Harnmenge auf 1,7 1 mit 20,9 g N. (Mehrausscheidung von N am Be- 
lastungstage 4,9 g N.) 
~, Nach Erwägung mit dem Hausarzt schien eine Beschränkung des 
Eiweißgehaltes in der Kost nicht erwünscht, da Patientin von jeher an 
reichliche Fleischkost gewöhnt war und wir bei dem Vorherrschen der 
chlorotischen Symptome über die geringen Krankheitserscheinungen 
von seiten der Niere auch eine Besserung des gesamten Befindens bei 
der eiweißreicheren Kost eher zu erreichen hofften. Dies schien sich 
auch zu bewahrheiten. April 1915 trat jedoch ohne erkennbare Ver- 
anlassung wieder plötzlich eine große Schwäche auf. Zugleich nahm 
der Urin etwa eine Woche lang ein dunkles Aussehen an, verringerte 
sich in seiner Menge. Der Eiweißgehalt stieg von etwa 0,2 °/oo auf 
fast 2°/mw; die EBßlust sank. Aber schon in der zweiten Woche trat 
rasche Erholung ein. Die Eßlust nahm zu, und in der dritten bis 
vierten Woche fiel der Patientin eine reichlichere Urinausscheidung auf. 

Juli 1915 hatte ich Gelegenheit, die Patientin wieder zu beob- 
achten. Die Erscheinungen der Chlorose waren deutlich zurück- 
gegangen. Patientin fühlte sich leistungsfähiger. Das Körpergewicht hat 
um 3 kg zugenommen. Hämoglobin 85%. Der Puls war deutlich gespannt. 
Am Herzen keine Veränderung nachweisbar. Blutdruck 122 mm. Die 
Urinmenge beträgt bei gleicher Ernährung wie im April jetzt 2,8 1. 
1014 specifisches Gewicht. Eiweißgehalt 0,2°/,. Bei der Konzen 
trationsbestimmung wird ein specifisches Gewicht von 1021 erreicht. 
Eine Diätänderung war aus äußeren Gründen nicht durchführbar, 9% 


Das Resultat stimmt gut mit dem vorigen überein. Am 
ersten Tage findet noch eine Ausschwemmung von N statt, dann 
sinkt die N-Ausfuhr und am Sehluß der sechswöchigen Beobach- 
tungsperiode steht einer N-Aufnahme von 63 g eime N-Ausfuhr von 
27,5g gegenüber; nur annähernd die Hälfte des eingeführten 
N wird von der Niere aus dem Körper entfernt. Die Konzen- 
tration des Harns ist von fast 1°/, auf 0,56°/, N gesunken. 
Die Urinmenge hat sich nur wenig geändert, sie ist am Schluß 
um 7% niedriger als am Beginn der Beobachtungsperiode. Die 
Kochsalz ausfuhr war zwar ebenfalls etwas niedriger, übertraf 
aber immer noch die Einfuhr; eine Schädigung der kochsalz- 
abscheidenden Nierenteile ist also nicht anzunehmen, obgleich die 
Kochsalzmenge der Nahrung täglich im Durchschnitt über 7 g be- 
trug und viermal je 12 g Kochsalz als Belastungsprobe gegeben 
wurden, während in der ersten Versuchsreihe sich die tägliche 
Kochsalznahrung um etwa 2 g bewegte. Demnach würde die 
noch vielfach als beliebte Nierendiät geltende ausschließliche 
Milchkost unter solchen Verhältnissen auch nicht zweck- 
mäßiger sein. 

Die Albuminurie war deutlich gefallen, allerdings noch am 
letzten Tage im Anstieg. Ebenso war der Blutdruck von 
130 mm auf 118 mm gesunken. Trotz der beträchtlichen N-Reten- 
tion im Organismus verriet sich diese in keiner Weise durch die 
Bestimmung des Rest-N, die immer niedrige, der Norm 
entsprechende Werte ergab. Es ist dies ein Beweis, daß der im Körper 
zurückgehaltene N durchaus nicht regelmäßig in dem Blute zu 
finden ist und es bleibt unverständlich, daß trotz dieser vonMonakow 
klar beleuchteten Verhältnisse diese klinische Methode in den 
neuesten Arbeiten immer höher bewertet und fast als ausschlag- 
gebend hingestellt wird!) Nur so ist es zu verstehen, warum 
Zondek sich täuschen ließ und die immer mehr hervortretende 
Schwäche der Niere in der N-Ausscheidung nicht bemerkte. Er 
sprach sich am Schlusse nur dahin aus, daß die Nieren absolut ge- 
nommen, in der N-Ausscheidung noch nicht funktionell intakt 
wären. | E | 

Von einer gewissen Bedeutung scheint die kurze Krankheits- 
dauer, bei beiden Patienten lag der Beginn der Erkrankung nur 
etwa zwei bis drei Monate vor Anstellung der Versuche. Vielleicht 
wäre im späteren Krankheitsverlaufe die ungünstige Beeinflussung 
nicht mehr aufgetreten, wenigstens wird dies wahrscheinlich. weil 
in den Versuchen Monakows, die zumeist chronische Fälle 
betrafen oder solche, deren Krankheitsbeginn weiter zurücklag, ich 
keine derartige Abschwächung der funktionellen Nierenleistungen 
auffinden konnte. Eine Beobachtung eröffnet möglicherweise den 
Ausblick auf gewisse prognostische Schlüsse. Ein Kranker 
Monakows, ein ö6jähriger Mann, dessen Erkrankung an 

1) Vgl. B. kl. W. 1918, N S 
en ir Be. HE 8.60 nr Nr. 8, S. 1988. Monakow, D. Arch f. 


b o RTE u re pa a p =” = k a A o Su: Re 2 f E f = j) J: 
0 Bdamuar: ©0002 O 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1. ae ee A 
die Kranke die nächsten Monate in Pyrmont. und‘ Elster. verbrachte. | insuffizienz für zweckmäßig hält. _ Obgleich nun in den mitge- iy AA, 
P r gu ieder mnd stellte bi sulnktivom | teilten -Versuchen - die, Vorsichtsmaßregel beobachtet war, sieh MEI: f 
die Urinmenge war noch mehr vermehrt. Bei der gleichen Ernährung: | cn) „der maximalen ‚Grenze der von de r Nier u TE uE © 
wurden 2,71 Harn mit 1011 speeifischem Gewicht entleert. Bei der Leistungsfähigkeit. zu alten, ließ ‚Sich doch die schwere Schädi- A $ Ei: fi a 
Konzentrationsbestimmung ließ sich nur ein Ansteigen : bis 1017 er- | 8Ung ın den ausscheidenden F unktionen nicht vermeiden. Auf BHIR.: j1: oo 
reichen. Auf Zulage von 150 g Fleisch und vier Eiern stieg die Urin- | diesen.Punkt die Aufmerksamkeit hinzulenken, muß. ich aber großen Kl Er m: F 
menge noch auf 2,91, der N-Gehalt 'aber nur von 15,6 g auf 17,2 g | Wert legen, ‘weil jetzt allgemein nicht allein bei chronisch MEER.: e i 
(vor fünf Monaten nur 4,9 g). Natürlich drang ich jetzt auf allmähbliche | Nierenkranken, sondern auch bei den an akuten INEN TE al: 
Einschränkung der eiweißreichen Kost. Patientin starb aber bald darauf, | Formen leidenden. Personen eine ähnliche, nicht zu 0 ee 
wahrscheinlich an einer Apoplexie, im Beginne des Oktober. u N-arme Kost.für zweckmäßig gilt, ` So spricht sich Volh ardi) E 
In dem beschriebenen Falle überwogen zuerst die Symptome |-in der neuesten Veröffentlichung dahin aus, die E iw eiß zufuhr ooo .:. 
der Chlorose und bedingten augenscheinlich die Hinfälligkeit der | zu beschränken, solange die Gefahr der Niereninsuffizienz, der N- Bar Eo 
Kranken, die sich nach Beseitigung der Bleichsucht viel. wohler | Retention im Blut besteht, die Wa s s er zufuhr, solange als wäh- UMEE.. i 
- a | ‚| rend ‘der Glomerulisperre die Überdehnung des Herzens droht, i a 4 ER =; 
BE /i 


die Kochsalzzufuhr, solange eine abnorme Durchlässigkeit der 
peripheren Capillaren, eine Ödembereitschaft besteht. 

= . Ebenso will Schl’ayer2) den Nierenkranken in der Heimat - 
den N in der Kost nicht nennenswert beschneiden, wenn es auch‘ et, 
nicht rätlich sei, solche Kranken -mit Eiern, Fleisch oder Käse zu Be. 
überfüttern. Eppinger?) in Wien steht durchaus auf dem ji 
gleichen Boden und ist’ für eine milde Diät, die man nur bei 
Blutdrucksteigerung oder Vermehrung der Albu- 
minurie aussetzen soll. — — -` | | | 

Bei einer so einmütigen Verurteilung einer zu lange fortge- 

setzten zu strengen eiweißarmen Ernährung würde die eben be- | 
schriebene Diät mit 80 g Eiweiß für die meisten akuten Nieren- | 

kranken nach Ablauf der ersten Krankheitserscheinungen durchaus hie ln 

als zweckmäßig erscheinen, und nach meinen Erfahrungen wurden Be E 
die an Kriegsnephritis Erkrankten, die ich. 1915. bis 1916-beob- a 
achtete, nicht eiweißärmer ernährt. Ist von einzelnen Ärzten auch | 

eine möglichst eiweißarme Kost sehr gerühmt worden, so stehen 
jetzt diesen günstigen Ergebnissen wieder die Resultate der er- j 
fabrensten Ärzte gegenüber, die ihr Ziel unter Anwendung minder | 


nn, 
ie 

nn ”- aut 

Eee 

FE FR 

em. 

-~ 
ee 


fühlte, obgleich das Nierenleiden augenscheinlich seit dem Früh- 
jahr sich deutlich verschlimmert hatte. - Wie so häufig, traten 
„aber Anzeichen der Erkrankung der Niere nur in. dem akuten 
Stadium in den ersten Tagen am Beginn auf; mit der Ausbildung 
der typischen Schrumpfniere waren keinerlei Beschwerden ver- 
knüpft. In dieser Beziehung, wie überhaupt in-dem ganzen Krank- 
heitsbilde, ist die Krankengeschichte fast ein Schulfall der_chro- 
nischen Glomerulonephritis oder gemeinen Schrumpfniere.. Nach 
der Verschlimmerung im Frühjahr 1915 verriet sich der Einfluß 
der fortgesetzten reichlichen Eiweißkost deutlich. ‘Vorher waren 
die N-Stoffe ohne. Steigerung der Wasserausfuhr von der. kranken 
Niere bewältigt worden, nach dem Anfall gelang dies. nur. mit 
Zuhilfenahme einer größeren Harnwasserausscheidung. Wäre die 
Belastung der Niere damals verringert worden, so würde nach 
meinen Erfahrungen die immer ‘mehr anwachsende Polyurie in 
ihrer Entwicklung gehemmt, und die allmählich absinkende Kon- 
zentrationsfähigkeit ebenso wie das vorher normale, aber dann 
heruntergehende N-Ausscheidungsvermögen der Niere wahrschein- 
lich erhalten geblieben sein. Ein wichtiger Unterschied ergab sich 


a a 


h 
IE 
Se en zu. 
~A s 


bae a a va 
TAS 7 im 
re A oa E $ 
PASE AIAR u p a 
P-P prepne Dirt I” 
w _- 
ammar. 
NORW k - 
en 
er ; . 
EOC O E Ban Bae 
: A ERT o 
` y a 


= z Piga = 
a De n 
era dc er ` 
a 2 
Mo - 
z - 


u 


tur 


aa o RE SEEN 
RE DI Th re A 
~ 
a? 


BR A 
ag =- Moa 
TAE Ar aam 


- SER. SR 
3 rs 
Tr THA pw. 
Sd -m-n 
H e E E S 
m y 
oter. aer gt 
a 


` 
a 


` 


aber in dem. klinischen Verhalten meiner Beobachtung und der 


Zondekschen Fälle. In den Zondekschen Versuchen trat 
trotz.abnehmender Konzentrationsfähigkeit der Niere keine Polyurie 


auf, sondern die Urinmenge hatte eher Neigung zu Verringerung. 


‘Schon dieses Ausbleiben der kompensierenden Polyurie zwingt 
uns, diese Fälle als schwerere anzusehen, da die Leistungsfäbigkeit 
der Niere nach mehreren Richtungen beengt erscheint. Es stimmt 
dies auch mit der Müllerschen Einteilung der Nierenschädigung 


“näch’ dem funktionellen Verhalten überein. Allerdings könnte das 


'. Ausbleiben der reichlichen Urinausscheidung auch auf die mög- 
. lieherweise. noch frischere Form des ganzen Krankheitsprozesses 

geschoben werden. Dies ist aber kein großer Unterschied. Wie 
idb in‘ meiner früheren Arbeit .mitteilte?), war mir in dem Ver- 

halten. der kranken Niere schon- aufgefallen, daß, je geringer die 
primäre, ‚akute Schädigung ist, desto rascher und desto kräftiger 
' bilden sich die ausgleichenden Vorgänge aus. Damals stellte ich 

dies bei der N-Ausscheidung fest, die vorher subnormal, nach 
‚ausgiebiger Schonung der kranken Niere sich sogar. bei gesunden 
Personen meist höher stellte. Gleiche Beziehungen möchte ich bei 
der Wasserausscheidung der kranken Niere annehmen, und in 
‚dieser Weise die Ausbildung -der Polyurie bei der gewöhnlichen 
Schrumpfniere auffassen. Die ursprüngliche Schädigung der kranken 
Niere ist nur gering, oder erfolgt nur ganz allmählich und entgeht 
der gewöhnlichen Beobachtung, nur die. durch den gleichen. Reiz 

bervorgebrachte Steigerung der Urinausscheidung,- die auch gleich- 
‚ zeitig kompensierend wirkt, lenkt zuerst die Aufmerksamkeit auf 
_ diese Erkrankung der Niere. Wie aber vorher erörtert wurde, ist 
dabei nicht immer eine unmittelbare Beeinträchtigung der’ Kon- 
zentrationsfähigkeit der Niere durch das krankmaebende Gift an- 
. zunehmen, sondern die. Niere wird nur in einen solchen: Reiz- 

zustand versetzt, daß die gleiche Belastung wie früher. nun die 
Abscheidung eines verdünnten Harns bedingt. 

= Die Höhe der Eiweißnahrung ist in solchen Fällen oft nach 
den gegenwärtig herrschenden Anschauungen durchaus nicht hoch 
und trägt dem Bestreben, die kranke Niere zu schonen, dabei 
schon Rechnung. So enthält die von Zondek entworfene Diät 
| die an der Kriegsnephritis Erkrankten im 3. bis 17. Monat 
Rach Beginn der Krankheit 1 1 Milch, 300 g Brot, 2 Eier, 40 g 
. Butter, 300 g Kartoffelbrei, 200g Reis, 1 1 Milchkaffee entsprechend 

& N (80 g Eiweiß) und’ 6 bis 7 g Kochsalz®). Es ist dies die 

‚ die man auch meist für chronisch Nierenkranke im soge- 


Kost 
nannten zweiten Stadium der Glomerulonephritis ohne Nieren- 


nn 


1) B. kl, W, 1918, 8.50. Ä 
) Zondek, M. Kl. 1917, Nr, 10, S. 277, 


strenger Methoden erreicht hatten. Überdies. fehlte solchen in 


rein empirischen ‘Beobachtungen gewonnenen Ansichten der be- . at 


stimmte Beweis für die Schädlichkeit der eiweißreicheren Kost, 
den ich durch meine Beobachtungen erst für erbracht halte. Die 
Irreführung des Arztes durch die bisher in der Klinik hochbe- 
werteten diagnostischen Methoden ist erwiesen. -> i, 

- Demgemäß gelange ich zu dem Schluß, auch für die an den 
akuten Fornen der Nephritis Erkrankten viele Monate hindurch 
bis zu dem Verschwinden aller Erscheinungen die Diät zu emp- 
fehlen, die sich mir bei chronisch Nierenkranken -bewährte und 


bei der auch in dem ersten Zondekschen Falle eine Ausschwem- 


mung von N in verhältnismäßig hochkonzentriertem Harn er- 
folgte. Wenn diese Kost gegenwärtig auch in vielen Fällen schwer 
durchführbar erscheint, muß der Arzt diese Aufgabe, die erkrankte 
Niere möglichst lange zu entlasten, immer vor Augen haben. Bei. 
Verschlimmerungen soll der Eiweißgehalt der Kost sogar auf 20 
bis 30 g, der Kochsalzgehalt auf etwa 2 bis 3 g heruntergehen. 


Eine solche eiweiß- und salzarme Ernährung würde vor der neuer- 


dings von Volhard für die schweren akuten Anfälle ‚von Kriegs- 
nephritis empfohlenen Nahrungsentziehung den Vorzug: haben, da 
durch diese letztere doch im Organismus ein Eiweißzerfall hervor- 
gerufen wird, dessen Endprodukte die Nieren neu belasten. Die 
gleichen Bedenken hatte ich schon gegen die Ernbergsche 
Methode, den Eiweißgehalt der Nahrung bis auf12 g täglich”herab- 
zusetzen, geltend gemacht. Je: nach dem Zurückgehen der Krank- 
heitserscheinungen können dann die Zulagen erfolgen, aber auch 


hierbei rate ich, die Art und Weise zu befolgen, die sich bei den 


chronisch Kranken als vorteilhaft erwies, nur ein- bis zweimal 
in der Woche die Zulagen zu: gestatten, weil sich bei.der heilen- 


‘den Niere der Nachteil fortdauernd stärkerer Belastung deut- 


lich bemerkbar gemacht hatte. Natürlich soll bei allen Zulagen 


die funktionelle Leistungsfähigkeit der Nieren nach allen Rich- 


tungen hin genau geprüft.werden, und die Kompensation 

durch eine ausgleichende Polyurie darf als. 
kein Zeichen befriedigender Nierenleistung 
gelten. FR: | nn 
.  Hartnäckig sich erhaltende geringfügige/Albuminurien”werden ` 
dureh die beschriebene Schonungsdiät, namentlich wenn sie durch 
die zeitweiligen Zulagen bisweilen verändert wird, ebenfalls nach 


meinen Erfahrungen am günstigsten beeinflußt. 
') F, Volhard, D. m. W. 1918, Nr.16, S. 481. 


2) Schhlayer, M. Kl. 1918, Nr. 18, S. 485. 
3) Hans Eppinger, W. m. W. 1918, Nr. 15, S. 654. 


— 


Ye EN, er 


DB. yn 
En = 
= pi je arag $ 
er - \ 
ne 
wer 
- 


j: 
T 1 
i ei 
\ A pa 
E 
F 
2 Au 
pe 
ee 
Bun 
nd 


= 3; j 


e.s ne 


16 


a et en ae 


Die Ergebnisse der Arbeit sind folgende: Ist bei chronisch 
 entzündeten Glomerulonephritiden durch eine eiweiß- und salzarme 
Kost die Polyurie beseitigt, so erfolgt nach zufällig auftretenden 
Verschlimmerungen meist keine weitere Abnahme der Urinmenge, 

sondern eher eine Vermehrung derselben ohne wesentliche Ände- 
_ rung der Konzentration. Nach den Erfahrungen über die Ein- 
wirkung von Nahrungsmitteln auf die Tätigkeit der erkrankten 
Niere deutet diese Tatsache auf einen milderen Reiz; die Wirk- 
samkeit des toxischen Giftes auf die Nieren verringert sich, sobald 
das Organ nicht genötigt ist, infolge des Genusses größerer Mengen 
von Eiweiß mehr N-haltige Schlacken aus dem Organismus zu 
entfernen. Es "kann also ein Ausgleich der toxischen 
und der sich aus den funktionellen Leistungen ergebenden 
Reize stattfinden. 

Andererseits ist auch eine nachteilige Einwirkung aus einer 
Häufung dieser beiden Reizarten auf die Tätigkeit der er- 
krankten Niere möglich, wobei der toxische Reiz nicht allein von einer 
neu auftretenden Erkrankung, sondern auch von den entzündeten 
Nieren selbst herrühren kann. So erklärt sich, daß bei sogenannten 
- Kriegsnephritiden etwa im dritten Krankheitsmonat durch eine 
etwas reichlichere Eiweißnahrung eine geringe Verminde- 
rung der gesamten Urinmenge und beträcht- 
lichere Verringerung der N-Konzentration 
binnen wenigen Wochen unmittelbar hervorgerufen wird. Die 
Eiweißmenge der Kost ist dabei nach den allgemeinen An- 
schauungen nicht beträchtlich, sie bewegt sich zumeist zwischen 
170 und 95 g. Der N-Gehalt ist sogar geringer, als am Beginn der 
Versuchsreihen die Nieren spontan bei der Ausschwemmung von 
N bewältigt hatten, ein Beweis für die falsche Grundlage der so- 
genannten funktionellen Therapie. 

Am auffallendsten erscheint in diesen Versuchsreihen das Ver- 
sagen der in der Klinik gegenwärtig hoch bewerteten diagnostischen 
Hilfsmittel. Trotz der beträchtlichen funktionellen Schädigung der 
Niere sank die Albuminurie und der Blutdruck; die 
beträchtliche Retention von Stickstoff im Organismus verriet sich 
durch kein Ansteigen des Rest-N im Blut. 

Die Schädigung der Konzentrationsfähigkeit ist in diesen 
Fällen augenscheinlich nicht durch den krankhaften Prozeß 
allein, sondern erst durch die Einwirkung der starken 
funktionellen Belastung auf die erkrankten 
Nieren herbeigeführt worden. Auf die Schwere der entzünd- 
lichen Veränderungen ist im wesentlichen wohl das Ausbleiben 
der ausgleichenden Urinvermehrung zurückzuführen. Bei einer 
leichteren Form der Nierenentzündung ist die Entwicklung der 
 Polyurie unter dem Einfluß stärkerer Belastung wohl die Regel, 
“wie der zuletzt beschriebene Fall, der eine häufig vorkommende 


—— — 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1. 


>. Januar. 


Se — 


—_ Spa AAN en A a 


Form der Schrumpfniere darstellt, deutlich lehrt. Wenn durch die 
reichliche Harnentleerung auch der unmittelbare schädliche Ein- 
fluß eines allmählichen Absinkens der Konzentrationsfähigkeit der 
Niere ausgeschaltet wird, so treten schließlich doch mit dem Er- 
lahmen dieser Funktion die ungünstigen Wirkungen für den Or- 
ganismus ein, die durch die jetzt übliche funktionelle Therapie zu 
spät ausgeglichen werden. Jedenfalls wird auch’ in diesen Formen 
der Nephritis die Abnahme der Konzentrationsfähigkeit der Niere 
nicht allein durch den Entzündungsprozeß als solchen, sondern 
erst durch übermäßige Belastung des entzündeten Organs bedingt. 
Damit in Übereinstimmung steht, daß ich bei der eiweiß- und 
salzarmen Ernährung von chronischen Nierenkranken auch im Ge- 


. folge von akuten Exacerbationen nie eine dauernde Poly- 


urie mit einer verringerten Konzentrationsfähigkeit der Nieren 
sich entwickeln sah. Die Notwendigkeit einer längeren Anwendung 
einer strengen ciweißarmen Kost und nur ganz allmählichen 


Steigerung durch zeitweilige Zulagen ergibt sich hieraus ohne, 
weiteres. 


Nasenblutungen bei der Influenza. 
Kin Vorschlag 
von 
Dr. Kantorowicz, Hannover. 


Ein nicht ganz unwichtiges Symptom bei der Influenza, das aber, 
wie es scheint, nur wenig Beachtung gefunden hat, ist das Nasenbluten. 
Es tritt sehr häufig bei Kindern. seltener bei Erwachsenen auf und 
kann oft durch starken Blutverlust außerordentlich schwächen. Bei 
Kindern kommt es manchmal vor, daß die Blutung des Nachts auftritt, 
das Blut in den Rachen fließt, verschluckt wird und dann zum Schrecken 
der Eltern, die eine \agenblutung befürchten. ausgebrochen wird. 

Es bat nun den Anschein, als ob Fälle mit Nascnbluten, ab- 
gesehen von der starken Anämie, einen leichteren Verlauf nehmen, als 
ohne Blutung. Es wäre eine dankbare Aufgabe für die Kliniken, darauf- 
hin die Krankengeschichten zu prüfen. 

Sollte sich bei dieser Prüfung herausstellen, daß die Blutung einen . 
günstigen Einfluß auf den Verlauf der Krankheit ausübt, so wäre der 
Vorschlag berechtigt, bei irgendwie drohendem schweren Verlauf einen 
Aderlaß vorzunehmen, der den Vorzug hat. in der Menge des Blut- 
verlustes besser begrenzt und beherrscht zu werden, als die Blutung 
aus der Nase. Da es sich außerdem bei der jetzigen Influenza häufig 
um jüngere. kräftige Leute handelt, die gerade am schwersten erkranken, 
wäre gegen den Aderlaß in diesen Fällen nichts einzuwenden, um SO 
mehr. da er ja bei Pneumonien von alters her gebräuchlich ist. 


Fortschritte der praktischen Arzneibehandlung im Kriege. 
Von Prof. Dr. ©. Bachem, Bonn a. Rh. 


Hypnotica. 


Die Zahl der in den letzten fünf Jahren neu geschaffenen 
Schlafmittel : ist eine recht bescheidene: Dial, Nirvanol, 
Combinal. Daneben haben sich einige ältere allein oder in 
Kombination mit anderen zu speziellen Zwecken als besonders 
brauchbar erwiesen (z. B. Luminal gegen Tetanus). 


Dial. 


Ersetzt man im Veronal] die beiden Äthylgruppen durch 
Allylgruppen, so erhält man. das Dial oder Diallylbarbitursäure 


Cs Hs C | 
x „co. Weiße, in kaltem Wasser schwer, in 
CH? XCO: NH | 


heißem Wasser besser lösliche, in Alkalien leicht lösliche Krystall- 
blättehen von schwach bitterem Geschmack. 

Anwendung: Dial ist als Veronalersatz gedacht und 
darf in kleinen Gaben als Sedativum, in doppelt so großen Mengen 
als gutes Schlafmittel gelten. In der Psychiatrie wird es bei Epi- 
lepsie, bei Paralytikern, arteriosklerotisch Dementen und bei ma- 
nisch stark Erregten empfohlen. Der Schlaf tritt nach etwa einer 
halben Stunde ein und dauert in der Regel sieben Stunden. Post- 
hypnotische Wirkungen werden vermieden, wenn man das Mittel 
in Flüssigkeit nach Möglichkeit gelöst eine halbe bis eine Stunde 
vor dem Schlafengehen nehmen läßt. Anderenfalls kann sich Er- 
brechen, Benommenheit, Schwindel und Zittern zeigen. Bei län- 
gerer Darreichung soll Dial gut vertragen werden, doch ist auf 


die Gefahr der Cumulation zu achten. — Dosierung: Als Se- 
dativum 1/2 bis 1 Tablette (== 0,05 bis 0,1), als übliche Schlaf- 
dosis 0,1 bis 0,15 in heißem Wasser aufgelöst, entsprechend etwa 
0,3 bis 0,5 Veronal. Bei Psychosen kann die Einzelgabe auf 0,2 
bis 0,4 gesteigert werden. — Eine Kombination des Dials mit Ko- 
dein scheint in manchen Fällen zweckmäßig. 

Röhrchen mit 12 Tabletten (à 0,1) = 1,25 M. 

Fabrik: Gesellschaft für Chemische Industrie, Basel („Ciba“). 


Nirvanol. 


Dieses vor etwa zwei Jahren in den Heilschatz eingeführte 
Schlafmittel entstanımt der Hydantoingruppe (Hydantoin = N 


CO 
H; 


òs bildet farblose, fast geschmacklose Krystallnadeln, die in 
1650 Teilen kaltem, sowie in 110 Teilen siedendem Wasser und 
in verdünnter Natronlauge löslich sind. Die Kombination von Nir- 
vanol mit gleichen Molekülen Natriumhydroxyd ist das sehr leicht 
lösliche Nirvanolnatrium (0,5 Nirvanol = 0,73 Nirvanolnatrium). 
Die Lösungen des letzteren sind vor Kohlensäurezutritt zu schützen. 

Anwendung findet Nirvanol als Schlaf- und BeruhigungS- 
mittel zu den mannigfachsten Zwecken. In erster Linie eignet 
es sich als „Einschlafmittel“ bei nervöser Schlaflosigkeit; dabel 
ist aber seine Wirkung von genügender Dauer, sodaß es auch als 
allgemeines Schlafmittel sich eignet, z. B. bei Infektionskrank- 
heiten, bei psychischen Erregungen, Angstzuständen, Chorea, Hy- 


kolylbarnstoff) und ist y»y-Phenyläthylhydantoin 


sn 
m... N 
ei age 


3 ari. Du Rz 

> mwe T & i Ao aei 
M aT a a ee oe 

RER ye ep 


ana F e Jamai i 0271919 — MEDIZINISCHE KLINIK NW. 000 17 f 
=. p ae =M = eek. | A 
ch die sterie, Epilepsie. Der Schlaf tritt nach. etwa 7A bis 1/2 Stunde Beginn derselben, wodurch eine verstärkte Wirkung der Äther- a 
e-Eit- . ein und gleicht dem natürlichen, dabei werden Verdauung, Stoff- | narkose unter Ausschluß unangenehmer Neben- und Nachwirkungen 
it der f- wechsel, Atmung und Kreislauf nicht ungünstig beeinflußt. Die | herbeigeführt wird. Vermutlich handelt es sich hierbei um eine ~ 
et Wirkungsintensität. steht etwa in der. Mitte zwischen Veronal und | verstärkte (potenzierte) Wirkung der Einzelbestandteile. Auch soll 
. Die übliche Gabe von 0,5 entspricht annähernd 2 g | bei Einleitung des Dämmerschlafs in der Geburtshilfe die Wirkung 
einer Morphium-, Pantopon- usw. 'Injektion durch 1 bis 2 Tabletten 


Somnacetin verstärkt werden. wu: 
Das bereits im Jahre 1912 eingeführte 
az . Luminal, >, | 

Phenyläthylbarbitursäure, hat sich im Kriege besonders gegen 

Tetanus bewährt. Man gebe nicht zu kleine Gaben: etwa 0,3 . 

drei- ‚bis vierstündlich, - oder wenn die Darreichung per os wegen 

Trismus- nicht angängig, subcutan als 20 %ige Lösung des leicht- 

löslichen Luminalnatriums 1 cem. Es wirkt lindernd bei Krampf- _ 

anfällen. Auch in Verbindung mit Magnesiumsulfat, etwa: - 
Rp. Magnes. 'sulfur. 25,0, Luminalnatr. 2,5, Aqu. dest. 
ad 100,0. — D. S. 10 ccm zur subcutanen Injektion. 

| Günstig lauten sodann die weiteren Resultate, die man mit 

der Luminalbehandlung. bei Epilepsie gewonnen hat. Die 

Tagesgabe, die monatelang gereicht werden kann, beträgt 0,1 bis . 

0,3. Die Anfälle werden an Zahl oft erheblich herabgesetzt, 

manchmal verliert sich die Luminalwirkung nach einigen Monaten. 

Gleichzeitig können Bromide (Sedobrol) mit: Vorteil verabfolgt wer- -. 

den. ‘(Nebenbei sei nur erwähnt, daß Luminal auch. in der Tier- 

heilkunde. bei epileptischen Zuständen mit Erfolg verwendet wurde.) 

‘Auch bei Eklampsie soll sich der Gebrauch des Luminals 

beziehungsweise Luminalnatriums bewährt haben: an Stelle von 

Morphium oder Chloralhydrat injiziere man 0,3 bis 0,4 Luminal- 


natrium: l 
= Neuerdings wird Günstiges über die. Luminalbehandlung der 
Chorea berichtet. Die schlafmachende‘ Wirkung tritt dabei in- 
den Hintergrund ; im allgemeinen wird das Mittel gut vertragen. 
bis auf akute scharlach- oder masernähnliche Exantheme, die mit 
Fieber einhergehen können. Die Exantheme sind als Schädigungen 
‘des neurovasculären Apparats anzusehen. Neun- bis zwölfjährige 
Kinder erhalten viermal täglich 0,05. o o \ 


l .  Isopral. | 
Dieses bereits seit 15 Jahren bekannte Schlafmittel hat 
neuerdings wieder die Aufmerksamkeit durch seine Brauchbarkeit 

zur kombinierten Narkose auf sich gelenkt.. Die intra- 
venöse Isopral-Äther-Kochsalz-Narkose (Dieterich) soll folgen- 
dermaßen ausgeführt werden: Aus drei. durch Hähne verschließ- 
baren Büretten werden die Lösungen durch Schläuche in einen 
Weg geleitet, der, durch einen Tropfhahn unterbrochen, in eine 
Vene führt. In der einen. Bürette befindet sich 'angewärmte 
1,5'/,ige Isoprallösung, ‘die andere enthält eine 5°⁄%ige Äther- 
Kochsalzlösung von 28°, die dritte physiologische NaCl-Lösung 
Nach vorheriger Morphiuminjektion läßt man drei Mi- 


n r- 
je ZU 
rmen 


Luminal. 
Chloralhydrat oder Sulfonal. Nirvanol läßt sich auch gut mit Mor- 
phin-Scopolamin vereinigen: der Gebrauch der letzteren kann 
durch diese Kombination. wesentlich eingeschränkt werden. Auch 
soll es sich in Gaben von 0,15 als Anaphrodisiacum ' und gegen 

nächtliche Erektionen bewährt haben sowie gegen nächtliche | 


Pollakisurie. | | Be 
Nebenwirkungen wurden bisher selten beobachtet, wenigstens 


in den üblichen Gaben; bei höherer Dosierung. kam es vereinzelt. 
zu. Hautausschlägen, Temperatursteigerung und verschiedenen un- - 
erwünschten Wirkungen am Centralnervensystem (Doppelsehen, 
Verwirrtheit, Amnesie und anderes). Fe 
Dosierung: Als. durchschnittliche. Einzelgabe gilt 0,5 
(= 1 Tablette), mitunter genügt auch weniger: 0,25 bis 0,3 g. 
Hartnäckige Schlaflosigkeit und Erregungszustände erfordern 0,75 
bis 1,0 g, eventuell mehrmals am Tage. Da Nirvanol fast ge- 
schmacklos ist, kann es Geisteskräanken usw. in Kompotten unbe- 
merkt beigebracht werden. Die leicht in Wasser zerfallenden 
Tabletten sowie das Pulver sind in heißer Flüssigkeit, nach Mög- 


lichkeit gelöst, zu nehmen. x | ex 
Nirvanolnatrium (siehe oben) ist wegen seines bitteren 


Geschmackes für den innerlichen Gebrauch nicht zu empfehlen, 
dagegen . kann dieses leichtlösliche Salz zur intramuskulären In- 
jektion sowie. zu Suppositorien verwendet werden. Die Wirkung 
ist hier rascher und intensiver als bei stomachaler Anwendung. 

| Schachtel mit-10 -Tabletten à 0,5 g Nirvanol = 2 M; 10 Am- 
pullen mit je 4 cem (= 0,5 g Nirvanol = 0,73 g _Nirvanolnatrium) 

-= =8 M. — Auch in größeren (Klinik-) Packungen. Ä 
Fabrik: Höchster Farbwerke und: Chemische. Fabrik vo 


Heyden (Radebeul). _ Fe 
Combinal. 


se Combinal ist das Kalksalz der Diäthylbarbitursäure und der 
_ Brenzkatechinmonoacetsäure und entspricht der Formel: 
BERN CO * NEHN 


ze co u 
C,H NCO NK 00CH2CO - OH ` CiHe. 
M e | z 


Weißes, fast geschmackloses Pulver, in Wasser wenig löslich. Die 
Lösungen reagieren alkalisch. Es enthält neben 10% Calcium 
47% Diäthylbarbitursäure und 43% Brenzkatechinmonoacetsäure. 
_, Im Magen’ bildet sich unter Abspaltung von Caleiumchlorid 
- freie Diäthylbarbitursäure und Brenzkatechinmonoacetsäure. Im 
‚Darmsaft findet die Umwandlung: in die entsprechenden. Natrium- 
salze statt, die schnell resorbiert werden. Die Brenzkatechin- 
eht in der Wirkung zwischen Guajakol und. Sa- 


f_ - monoacetsäure st es 
-= Heylsäure, das heißt, sie wirkt antiphlogistisch, antipyretisch und.| von 42%. Na | ; au = 
im Gegensatz zur Salicylsäure wirkt sie eiweißsparend. nuten etwa 50 ccm Isoprallösung einlaufen. ‘Wenn die Kranken 

| | dann schläfrig werden, darf man mit dem Zulauf des Äthers be- 


©... Sedativ; 

N. In Kombination mit Hypnoticis potenziert sich ihre Wirkung, be- 
sonders in der im Combinal vorliegenden Verbindung -mit Diäthyl- 
barbitursäure. Durch die sedative Wirkung der. Brenzkatechin- 
Monoacetsäure und die antiphlogistische des Caleiums ist es mög- 
lich, die Wirkung der Diäthylbarbitursäure zu steigern, beziehungs- 
weise mit kleinen Gaben derselben auszukommen. 

en ie Anwendung erstreckt sich hauptsächlich auf ge- 
störten Schlaf bei Katarrhen der Atmungsorgane, Asthma bron- 
chiale, Heuschnupfen (Kalkgehalt!), Lungentuberkulose, nervösen. 
pischeinungen und Erregungszuständen im Verlauf von Influenza, 

euralgien usw. i | 
-~ Dosierung: Erwachsenen abends 1 bis 2 Tabletten zu 
0,4; am besten läßt man sie in etwas Wasser zerfallen. Für 
Kinder genügt 12 bis 1 Tablette. ` We En 
Hersteller : Chemische Fabrik „Bram“, Öltzschau bei Leipzig. 
nen, Während wir es im Combinal mit einer Verbindung der 

‚ Diäthylbarbitursäure zu tun haben, stellt das - 


iis Somnacetin = 
ediglich ein Gemisch dar. "Dieses Präparat, das bereits vor dem 
tg als Veronacetin, dann als Veranacetin bekannt war, kommt 


| ‚In Tabletten in den Handel, von denen jede 0,3 diäthylbarbitur- 
Saurès Natrium, 0,25 Pbenacetin und .0,025 Kodeinphosphat ent- kannte Beru! 
solches auch im Kriege durchaus bewährt. Zudem haben einzelne - 


Kain Unter anderem hat sich das Mittel zur Darreichung vor der | so. 1 | . HORI | 
- Narkose bewährt: man reiche 1 bis 2 Tabletten 11/2 Stunden vor I Fälle gezeigt, daß auch große Gaben — 10 bis 17 g —, abgesehen 


ginnen. Nachdem in einigen Minuten das Toleranzstadium erreicht 
ist, kann bei tiefer Narkose der Tropfhahn etwas zurückgestellt 
werden. Bei unangenehmen Zwischenfällen und gegen Ende der 
Operation läßt man reine Kochsalzlösung zulaufen. Der Flüssig- 
keitszulauf darf wegen Gerinnselbildung nicht unterbrochen wer- 
den. — Die Methode ist nicht angebracht bei Arteriosklerose, 


‚schwerer Myokarditis und allgemeiner Plethora. 
re Diogenal. u | 
Obwohl bereits seit 1913 bekannt und in die Therapie ein- 
geführt, hat Diogenal (Dibrompropyldiäthylbarbitursäure) während 
des Krieges weitere klinische Nachprüfung erfahren. Als Sedativum 
genügen meist .Gaben von 0,5, als Hypnoticum solche von 1 g 
und mehr. Der Schlaf dauert durchschnittlich vier bis fünf 
Stunden. Als allgemeines Beruhigungsmittel, z. B. bei nervösen 
Herzbeschwerden, genügen zweimal täglich 0,5. Schädliche Wir- 
kungen wurden auch bei längerem Gebrauche nicht beobachtet. - 
Einer eventuellen Bromretention kann dadurch vorgebeugt werden, 


daß man die Dosis allmählich verringert. 


Adalin. | Ä 
Das bekannte Schlaf- und Beruhigungsmittel hat sich als 


18 


m nen u —— u nm —— nn nn ou nn 
- 
DR we 


von tiefem Schlaf von mehrtägiger. Dauer, keine nennenswerten 
‚Giftwirkungen hervorriefen. 


 Paraldehyd. 


Dieses in den letzten Jahren mehr in den Hintergrund ge- 
tretene Schlafmittel fand. unlängst wieder Beachtung bei der Aus- 
führung des Paraldehydhalbschlafs. Es lassen sich nämlich Lum- 


1918 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1. 


m m U IT III 


5. Januar. 


nn en rn un Ze Aa a, — 


aema a ee nn 


went Zen Zus: Pr 


-— -mc nn 


balpunktionen und andere kleinere Eingriffe im Paraldehydhalb- 
schlaf ausführen, der sich bei Männern durch innerliche Dar- 

reichung von 8 bis 10 g (also der doppelten Maximaldosis!) und 
bei Frauen von 6 bis 8 g erreichen läßt. Die Wirkung tritt nach 
etwa einer Stunde ein. Die meisten Patienten werden hinreichend 


betäubt, während andere mit Aufregungszuständen oder völliger 
Erschlaffung reagieren. 2 


Ärztliche Gutachten aus dem Gebiete des Versicherungswesens (Staatliche und Privat-Versicherung). 
Redigiert von Dr. Hermann Engel, Berlin W 30. 


Lungenentzündung nicht Folge einer fast ein Jahr zurück- 
liegenden Rückenverletzung. 
Von 
San.-Rat Dr. Paul Frank, Berlin. 


I 


Der damals 52jährige Arbeiter K. erlitt am 19. Juni 1915 
einen durch Zeugenaussagen nicht belegten Unfall, der darin be- 
standen haben soll, daß ihm von einem Maschinenformer ein 
Kernstück im Gewicht von zirka ‚500 g (nach Angabe der Unfall- 
anzeige) — von 750 g nach eigener Angabe des K. — gegen den 
Rücken geworfen wurde. 

K. ist dieserhalb bis zum 1. August 1915 behandelt worden 
und hat dann seine Arbeit wieder aufgenommen. Nach Angabe 
der Ehefrau des K. ist er am 20. Mai 1916 bei der Arbeit um- 
gefallen und hat sich nach Hause begeben. Er ist dann zuerst von 
Dr. B. behandelt worden und ist am 22, Mai 1916 in ein Kranken- 
haus aufgenommen worden. Hier hat er angegeben, daß er sich 
seit der Zeit des Unfalles hinfällig und unlustig zur Arbeit gefühlt 
habe, und daß er bei dem Zusammenbrechen vor vier Tagen einen 
Schüttelfrost und Stiche in der rechten Seite bekommen habe. Er 
ist im Krankenhaus in‘ der Nacht vom 24. zum 25. Mai 1916 


gestorben, nachdem im Krankenhaus eine frische Entzündung des 
rechten Lungenunterlappens festgestellt worden war. 


Gutachten. 


Der Tod des K. ist an einer Lungenentzündung erfolgt, wie 
es auch durch die Sektion festgestellt worden ist. 

Ein Zusammenhang zwischen dieser Lungenentzündung, 
welche sich als eine frische Infektionskrankheit darstellt, und dem 
Unfall, welchen K. fast ein Jahr vor seiner Erkrankung erlitten hatte, 
kann nicht angenommen werden. Auch der Umstand, daß bei der 
Sektion der Leiche Erscheinungen einer alten Brustfellentzündung 
gefunden worden sind, kann an dieser Annahme nichts ändern; 
denn ein Zusammenhang zwischen der frischen: tödlichen Lungen- 
entzündung und der alten Brustfellentzündung, welch letztere ihrer- 
seits vielleicht auf den Unfall zurückgeführt werden könnte, ist 
gänzlich ausgeschlossen. 

Auf dieses Gutachten hin hat die Berufsgenossenschaft die 
Ansprüche der Hinterbliebenen abgelehnt. 

Das Oberversicherungsamt hat die dagegen eingelegte Be- 
rufung zurückgewiesen. 

Das Urteil ist rechtskräftig geworden. 


Referatenteil. 


Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin. 


Sammelireiferat. 


Gasbrand. 
Von Dr. Werner Regen, Berlin. 


Auch schon im Frieden hat es Gasbacilleninfektion gegeben. 
Gerade nach Schrotschüssen hat Wieting (2) mehrfach Gas- 
phlegmone gesehen. Während die Mortalität zu Anfang des 
Krieges etwa 70% betrug, ist sie jetzt nach Einführung der vor- 
beugenden aktiven Wundbehandlung unter 30% gesunken. Mit 
dem Namen „Gasbrand“ sind eigentlich schon das spätere Stadium 
der schweren Infektion, der letale Ausgang für das Gewebe und 
der dadurch bedingte verderbliche Einfluß auf den Gesamt- 
organismus bezeichnet. Es gibt aber naturgemäß auch Anfangs- 
stadien der Infektion, in denen von Brand noch keine Rede ist. 
Wieting (2) hält den Namen „Gasphlegmone“ für den passend- 
sten; denn es ist tatsächlich eine Phlegmone, das heißt ein 
flächenhaft fortschreitender infektiöser Prozeß. 

Die Infektion wird durch anaerobe Bakterien hervor- 
gerufen, auch Eugen Fraenkel erkannte in dem Bacillus 
phlegmonis emphysematosae den für Menschen hauptsächlich in 
Betracht kommenden Erreger der Gasphlegmone. Klinisch ähn- 
liche Bilder können aber auch durch andere, vielleicht nahe 
verwandte Anaerobier hervorgerufen werden. Nicht ausgeschlossen 
ist auch die Möglichkeit, daß es sich recht häufig um ein gleich- 
zeitiges Vorkommen mehrerer nahe verwandter Anaerobier 
handelt, deren kulturelle Trennung dann ebenso schwer sein mag 
wie die Zerlegung in ihre Krankheitsbilder. 

Die Gasphlegmone ist ganz vorwiegend als eine primäre 
Infektion aufzufassen: das heißt die Gasbacillen dringen mit dem 
Geschoß ein, das sich auf verschiedene Weise infizieren kann, 
entweder krepiert das Geschoß im Boden und reikt Erdteilchen 
mit oder schafft durch Sprengwirkung indirekte Geschosse wie 
Stein- oder Holzsplitter oder — und das ist wohl die Haupt- 
infektionsquelle — das Geschoß durchsetzt mit Erde beschmutzte 
Kleidungsstücke und reißt Fetzen mit. Wieting (2) sah die 
Infektion auf allen Kriegsschauplätzen, nur weniger an der Ost- 
front, und das wahrscheinlich, weil es dort damals weniger 
Stellungskrieg und mehr Infanteriefeuer gab. Im Buren- und 

Hererokrieg freilich spielten diese Infektionen keine wesentliche 


Rolle; die strahlende, alles austrocknende Sonne auf dem vege- 
tationsarmen Boden, die große Wasserarmut usw. ließen die Boden- 
infektion wohl nicht aufkommen. Auch die Jahreszeiten haben in 
unserem Klima keinen nennenswerten Einfluß auf die Häufigkeit 
und Schwere der Krankheit. Natürlich wird eine stärkere Durch- 
weichung des Erdbodens und der erdbeschmutzten Kleidung an 
und für sich günstigere Infektionsgelegenheiten bieten. Die hohe 
Virulenz erhalten die Bakterien großenteils erst durch die Über- 
ladung des Bodens mit den organischen Stoffen, wie sie besonders 
der Stellungskrieg mit sich bringt. Speisereste, menschliche und 
tierische Ex- und Sekrete, Blut usw. bilden den günstigsten Nähr- 
boden, wenn sie den Boden mit dem Regen durchsickern. us 

Die mitgerissenen Kleiderfetzen sind also in erster Linie 
Keimträger. Reinlichkeit im weitesten Sinne ist. alles, was Wir 
anstreben können. Gewöhnliche Desinfektion wie bei der Ent- 
lausung genügt aber nicht, da die Sporen selbst fünf Minuten 
langes Kochen vertragen. , 

Es gibt Schußwunden, die besonders für die Gasbaeillen- 
infektion prädisponiert sind. Die Ränder und Wandungen 
solcher Wunden sind in der Tiefe, besonders den Muskeln, stets 
zerrissen. In den Wundnischen und -buchten werden anaerobe 
Bedingungen geschaffen. Gewehrgeschosse sind für die Infektion 
durchaus nicht ungefährlich, zumal wenn sie als Querschläger 
oder deformiert treffen. Ferner bilden Blutung und Gewebstrümmel 
um den Schußkanal eine gute Ansiedlungsstätte für Gasbacillen. 
Sie haben tote organische Massen und anaerobe Bedingungen 
nötig. Je günstiger diese, desto schneller und besser keimen IC 
aus. Hinzu kommt begünstigend die geschwächte Widerstands- 


kraft des Körpers. Außerdem ist für die Gasphlegmone 
wesentlich eine mangelhafte Blutversorgung der betroffenen rons l 
die ihre Ursache sowohl in einer allgemeinen Störung des Kreis- 


laufs wie in örtlichen Störungen haben kann. Ausgeblutete. und 
Kollabierte neigen besonders zu schwerer Infektion. In bedeuten” 
dem Maße trifft das für die Anaerobeninfektion zu. Einmal u 
es der Blutverlust als solcher, der eine mangelhafte Durchblutung 
besonders der peripheren Körperteile bedingt. Hinzu kommt die 
natürliche Schutzmaßregel des Organismus, durch Contraction T 
peripheren Gefäße das völlige Ausbluten zu verhüten. Der Blu 2 
verlust wieder kann als Folge den Kollapszustand mit sich bongs 
oder es wird der Shock mit Übergang in Kollaps beobachtet, 


f à . u 
l 
- 


1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. t 00 


. 


Januar. 


nn 
X 


[sei hier nur an die. Mundhöhlen- und -Kieferzerschmetterungen ` 


ydhalb-. f Daher gehört es zu den ersten therapeutischen Maßnahmen, dem / 

e Dar: Shock und Kollaps wie der Ausblutung nach Kräften. vorzubeugen | erinnert!. Die Anaerobier, die für die Gasbacilleninfektion in Frage 

3!) und beziehungsweise sie sorgsamst zu behandeln; und ferner besteht | kommen, rufen nur unter Sauerstoffabschluß ganz bestimmte Zer- nn 

ft: nach die Pflicht, gerade bei solchen Zuständen stets auf die Gefahr der | setzungsvorgänge der. organischen Bestandteile hervor, wodurch >. - By 

sichend schweren Infektion zu achten. Es besteht kein Zweifel, daß die | dem Organismus um. so mehr geschadet: wird, als diese nicht nach ` >, 0 0 Etot 
der freien Oberfläche hin. abgesondert werden, sondern in dr - © oc Ei: 


Ä Infektion in solchem Zustand sehr rasch. fortschreitet und den Tod 
‘į. herbeiführt, wenn nicht nach Behebung des. Kollapses alsbald | Tiefe‘ abgeschlossen erzeugt, leicht zur Resorption gelangen. 
radikal eingegriffen wird. = 2. iZ | Klinisch gibt es keine offene’ Gasphlegmone beim Menschen, bei 
Meist schließt sich an den ‘ersten Shock oder’Kollapszustand | der die primäre Wunde. nicht stinkt; anders ist das bei den 
. ein Stadium der Erholung an, und dann erst tritt die Infektion | echten Metastasen. >` u 5 e ' 
‘ klinisch in Erscheinung. Das Auftreten der Infektion wurde .| Die Beschaffenheit des fade-süßlichen. oder übelriechenden 
>" einmal schon drei Stunden nach der Verletzung bemerkt; die | Wundsekrets selber ist recht verschieden je nach’ der Virulenz: 
| meisten Gasphlegmonen kommen zwei bis drei Tage nach der | des Prozesses, der Art und dem Ort der Infektion und besonders . 
| Verwundung zur Beobachtung; dort sind auch Spätinfektionen | dem Vorhandensein einer Mischinfektion. In den überschnell 
durch schlummernde Keime — 10 bis 20 Tage nach der Ver- | toxhämisch verlaufenden Fällen ist mehrfach ein jauchig riechen- 
wundung — möglich. 2 | -~ ` | des, trüb-braunrötliches, wie zersetztes Fleischwasser aussehendes 
Die Wunden über den großen Muskelbäuchen neigen be- | Wündsekret, ohne Beimischung von Gasblasen ‘beobachtet; und. 
sonders zur Gasbaecilleninfektion. Die untere Extremität scheint | doch ergaben die Kulturen ‚bereits eine Stunde nach der Ab- 
- häufiger infiziert zu werden als die obere. Die Trümmerfrakturen | impfung stärkste Gasbildung. In anderen mit starker Gasbildung 
der Extremitäten neigen so.sehr zur Infektion, nicht des zer- | einhergehenden Fällen. kann das Wundsekret gering sein, die 
. frümmerten Knochens wegen, sondern weil die .anliegenden.| Schußkanalumgebung mehr trocken und schmierig imbibiert, mit 
Weichteile besonders ausgiebig. zerstört sind. Sicher ist, daß Kopf | übelstem Geruch. Der Wundkanal ist stets einer Mischinfektion - 
und Hände, also Gegenden, die ohne größere Muskelmassen und | unterworfen; in welcher Weise diese verschiedenen Bakterienarten 
meist unbekleidet sind, -recht ‘selten der Gasbacilleninfektion | biologisch aufeinander einwirken, sich hemmend oder fördernd, ist 
. unterliegen. : | -| noch nicht genügend geklärt. Die Gasbacillen selbst verursachen 
Daß die Resorption von Zerfallsprodukten aus dem mit | keine Eiterung und veranlassen keine irgendwie nennenswerte 
großer „Gewalt zertrümmerten Gewebe in gewissem Sinne eine | Leukocytenansammlung; das Vorhandensein einer ‚solchen ist stets. 
. Rolle spielen, ist aus den geschlossenen schweren Zertrümme- | auf Mischinfektion zurückzuführen. | Er | 
rungen oder Verschüttungen bekannt, bei denen shockartige Zu- | . Die Gasbacilleninfektion ist von Anfang an sicherlich ein 
'stände, Resorptionsfieber usw. auftreten. Die Resorption zer- | örtlicher Prozeß, mit örtlich stark toxischer Gewebsschädigung. 
{rümmerten Gewebes ‘und Fäulnig von Blutergüssen oder toten | Die Toxinentwicklung ist aber so lebhaft und so stark, daß eine 
- . Gewebes machen jedoch harmlosere: Erscheinungen, als es die | allgemeine Toxhämie sich früh einstellt, an der die Menschen. zu- 
schweren Formen der Toxhämie. sind. . Die Gasbildung kann von | grunde gehen. Andererseits ist aber die Tätigkeit der Gasbaeillen' 
jeder Stelle des Schußkanals ausgehen, wo die Bacillen gute | durchaus nicht auf Ort und Stelle beschränkt; sie sind vielmehr 
anaerobe "Wachstumsbedingungen finden. Dies ist besonders in der | weit über den Ort ‘der Wunde hinaus centralwärts verbreitet und 2 
` Muskulatur der Fall, doch gibt es- auch Gasphlegmonen ohne | sind es häufig noch mehr peripheriewärts. Man konnte in vielen ` : - 
Muskelbeteiligung, die sich in der Subcutis entwickeln, von zer- | Fällen weit von der Wunde, wo die Muskulatur bereits vollkommen a 
trümmertem Fettgewebe oder Unterhautblutungen aus. Das Fett | frisch und derb erschien, zahlreiche Bacillen nachweisen, . ohne ` ` 
T wird matt gelblich bis grünlich nekrotisch, nicht selten von | daß die Muskulatur etwa histologische Veränderungen zeigte. | 
Hämolyse- bräunlich durchsetzt. Daß diese epifasciale Form | Je früher der Prozeß, desto weniger schwer sind, natürlich 
seltner ist, kommt eben daher, daß nahe dem: Einschuß die | die Muskelveränderungen. Das makroskopische Bild und. der kli- 
‚anaeroben Bedingungen nicht so günstig sind. | nische .Befund' ist sehr wesentlich abhängig. von dem Grade der 
Mit der Gasphlegmone der Lunge steht es ähnlich wie mit | Ausbreitung. des, Gases und des Ödems. Die Gasbildung ist 
~- der des Gehirns. Es sind.im wesentlichen lokale Prozesse des | zweifellos ein chemisches Produkt-der Gärung, wozu sowohl die 
Parenchyms, durch den Fraenkelschen Bacillus in Misch- | Fäulnis stickstoffhaltiger (Eiweißstoffe) sowie die Vergärung kohle: 
Infektion hervorgerufen, ohne daß es zu diffusem Fortschreiten, | .hydrathaltiger Gewebsteile (Muskelglykogen) zu rechnen ist; Jeden- 
wohl aber zu starker Resorption von Toxinen kommt.. Meist geht | falls ist das Gas ein Fäulnisprodukt abgestorbener Massen und ° 
die Infektion wohl: von der Thoraxmuskulatur primär aus und von hier | könnte ebensogut außerhalb des Organismus entstehen, hat also 
aus über in den Hämothorax und die Lunge. Wie der Pleura- | mit den vitalen Vorgängen des Gewebes nichts zu tun. Die Ödem- 
raum kann auch die Bäuchhöhle der Gasbaeilleninfektion unter- | bildung hingegen ist ein biologischer Vorgang, der nur von leben- 
liegen... Auch ein Hämarthros kann entsprechend infiziert | dem Gewebe ‚geleistet werden kann.‘ Wieting (2) hat klinisch 
werden. e | . | dieses Ödem immer als eine Art Abwehrtätigkeit des Organismus 
Ä Die prophylaktische aktive. Wundversorgung hat | gegen die Intoxikation aufgefaßt; das Ödem soll die -Toxine wer- eh 
so früh als möglich einzusetzen. Sie besteht in gründlichster | dünnen und zur Ausscheidung bringen. ' | u Hk 
Wundtoilette und der Entfernung alles toten oder mangelhaft er- Die klinisch schwer toxhämische Form der Gasphlegmone, E 
nährten Gewebes. An den Extremitäten selbst verhindern große | die unter starker Gasbildung in kurzer Zeit, oft wenigen Stunden 
Nervenstämme und Gefäße recht häufig ein radikales Vorgehen. | tödlich verläuft, hat fast gar keine Ödembildung, während anderer- . 
Gerade Gefäßdurchschneidungen setzen die Ernährung der Gewebe | seits die gleich‚schweren, ebenfalls fast stets tödlich verlaufenden 
herab und begünstigen die Entstehung beziehungsweise Aus- toxhämischen :Ödemfälle kaum Gasbildung zeigen. Natürlich exi- 
breitung der Gasphlegmone, .Dann muß die konservative aseptische | stieren zwischen beiden breite Übergänge. | | = 
Wundbehandlung eintreten. Ein zweites Erfordernis ist_die mög- Die klinisch häufig festgestellte Gasbildung ist meist im 
 lichste Ruhigstellung, und zwar auch bei größeren Weichteil- | peripheren Abschnitt der Wunde, weil '—- besonders bei querer 
wunden. Eine wichtige Aufgabe besteht ferner außer der guten | Richtung der Wunde — die distalen . Wundränder schlechter er- . 
Freilegung der Wunde in der Ableitung des Sekrets und der Be- | nährt als die proximalen. sind, da vor jenen ja‘die zuführenden 
- andlung mit einem Antisepticum. In der Dakinschen Lösung | Gefäße durchtrennt wurden. Das Auftreten von Gasblasen im 
hat Wi eting (2) auch: nicht mehr als ein gutes, brauchbares | Wundsekret aus dem nekrotischen Muskel- und Bindegewebe, das 
Antiseptieum gesehen; jedenfalls ist es kein Speeificum gegen die | oft in sehr reichlicher Menge, manchmal aber nur in ganz ver- ` 
asbacilleninfektion. e | einzelten Blasen sich beobachten läßt, stärkt die Diagnose auf 
‚Morgenroth (1) leitet aus seinen Versuchen die Be- | Gasbacilleninfektion. Das Gas kann mechanisch in dem lockeren 
techtigung ab, das Vucin, Isoktyihydrocuprein, zur vorbeugenden | Gewebe weiter gepreßt werden und demnach die eigentliche Aus- 
ehandlung derjenigen Wunden anzuwenden, die für das Ein- | breitung der Gasbacillen mehr oder weniger weit überschreiten. 
treten -einer Gasbrandinfektion ‘prädisponiert sind. Auch nach | Mehrfach sind in Gebieten, wo Gas sich fand, Baeillen weder 
Klapp (1) hat es sich als ausgezeichneter Schutz ‚gegen Gas- | mikroskopisch noch kulturell nachgewiesen. Wie weist man nun 
-. brand erwiesen, Die vorbeugende .Wundversorgung erzielt um so | Gas nach? Knistern besteht natürlich nur. dann, wenn Gas im 
bessere Ergebnisse, je früher sie einsetzt. | subeutanen Gewebe sich findet; meist aber entwickelt sich das 
: Verdächtig ist der Geruch der Wunden; doch ist nicht jede Gas zuerst in der Tiefe der Muskulatur; dann wird es durch Per- 
Wunde, die fade oder fötide riecht, mit Gasbaeillen infiziert. Es | kussion (Schachtelton) nachgewiesen. Das Röntgenbild kann immer. 


völliger 


Fr ee in 
. y E 


Ty Er 


rg] 


Fern ae aaa 
pP we an a 
«um 


s 


= | | | 


nur als ein unterstützendes Hilfsmittel betrachtet werden. Ist Gas 
auf dem Röntgenbild sichtbar, so ist es auch klinisch stets nach- 
zuweisen; die Gasbildung ist bei manchen Formen noch recht 
wenig: intensiv, und doch kann der Muskel unter mehr oder 
weniger starker Ödembildung toxisch bereits zerfallen sein; ein 
negativer Ausfall einer Röntgenaufnahme würde also nichts be- 
weisen, Die Gasspannung entwickelt sich zuerst in der nächsten 


‚Umgebung der Wunde, zerrt und preßt das Gewebe und erzeugt 


so die lebhaftesten Schmerzen. Oft sind diese Schmerzen das 
früheste Symptom der Gasbacilleninfektion; sie sollten stets zur 
Wundrevision mahnen; man achte daher stets auf Klagen über 
Zuehgwerden des Verbandes, schmerzhafte Zuckungen oder krampf- 
artige Empfindungen. 

Klinisch ist neben der Gasbildung das Vorhandensein von 
Ödem von größter Wichtigkeit; es ist ein pralles, elastisches Ödem, 
das in der Cutis, Subeutis und in dem interstitiellen Gewebe 
zwischen den Muskeln sitzt. Je mehr Ödem, desto weniger Gas- 
bildung. Auch das Ödem kann die Grenzen der Bakterienaus- 
breitung überschreiten; dort, wo Ödem ist, sind auch toxische 
Stoffe, und diese müssen beseitigt werden. 

Je stärker die örtliche Ernährungsstörung, desto stärker und 
schneller entwickelt sich die Infektion. Das ist besonders auf- 
fallend an den Extremitäten, die Verletzung größerer Gefäße auf- 
weisen. Es setzt ein schweres Krankheitsbild mit toxischen Er- 
scheinungen ein. Das Glied wird im ganzen oder strichweise 
kalt, blaßbläulich, schließlich lividegrünlich bis schwärzlich, mit 
stinkender Blasenbildung, und überall in seinem ganzen Quer- 
schnitt ist stärkste Gasbildung nachweisbar. Die Gangrän ist im 
wesentlichen toxischen Ursprungs; die Toxine töten am Ort der 
Läsion, das heißt der Wundumgebung, die Gewebe ab, zunächst 


die Muskeln und das Bindegewebe; doch geht die Nekrose in: 


gleicher Weise auf Gefäße und Nerven wie auf Knochenhaut und 
Mark über. Das’ Blut in den in großer Ausdehnungsfähigkeit ge- 
schädigten Gefäßen gerinnt nicht. Aber die Gefäßwandungen leiden 
in ihrer Wertigkeit; sie werden unfähig zur Contraction und leiten 
das Blut nicht weiter. Und so hört die Circulation auf. Throm- 
bose, die ja stets ein vitaler Vorgang ist, tritt in diesem Stadium 
nicht mehr ein, zumal die hämolytische Wirkung der Toxine die 
Gerinnung hintanhält. Daß neben dieser toxischen Wirkung auch 
Circulationsstörungen, wie z. B. das Zusammenpressen der Venen 
durch den Gasdruck, das Vorhandensein sekundärer Thrombose 
ins Gewicht fallen, ist selbstverständlich. Doch herrschen hier 
über verschiedene Ansichten. | 
Die hämolytische Wirkung ist ebenfalls eine lokale und eine 
allgemeine. Entwickelt sich der Gasbaeillus rasch in dem sauer- 
stoffarmen Bluterguß, dann wird das Sekret fleischwasserartig 


- sanguinolent, die Koagula zerfallen durch putride Zersetzung unter 


gleichzeitiger Auflösung der roten Blutkörperchen. Als besonders 
charakteristisch tritt uns die mit Jauchung verbundene Hämolyse 
bei dem mit Gasbacillen infizierten Hämothorax entgegen. Außer 
im Wundsekret haben wir die hämolytische Wirkung auch deut- 
lich ausgesprochen in den subeutanen und intramuskulären Häma- 
tomen; der. Blutfarbstoff diffundiert in das subcutane Fettgewebe, 
färbt das toxische Ödem mehr oder weniger intensiv gelb und 
gibt der Haut die eigenartige Verfärbung. Diese kann tief kupfer- 
braun werden, gerade bei nicht besonders malignen Formen; das 


. Fett und die Cutis ist von wenig nußfarbener, kaffeebrauner 


Flüssigkeit durchsetzt. Das Fettgewebe selbst ist vielfach nekro- 
tisch, matt gelblich. Diese Form wird auch „Phlegmone bronec“ 
genannt und geht oft ohne jede Gasbildung einher. ‚Jedenfalls. 
findet sich dieselbe Hautverfärbung für gewöhnlich nicht in dem- 


selben Maße bei der tiefen Form. Die Haut wird hier mißfarben, 


nimmt einen mehr grauen Ton mit einem Stich ins Grünliche an, 
der so den Charakter von faulenden Leichen erhält. Es können 
sich Blasen bilden und die Verfärbung auch bis zur dunkelblau- 
schwärzlicehen Gangrän weitergehen. Die epifasciale Form kann 
mit der tiefen vergesellschaftet sein. 

Die Allgemeinwirkungen sind in erster Linie solche tox- 
hämischer Natur. Die ganz, schweren Fälle solcher Art können 
in wenigen Stunden bis Tagen üherschnell tödlich verlaufen. 
Dann sind häufig auch die lokalen Veränderungen stark ausge- 
prägt. Es besteht diffuse Schwellung und hochgradige Spannung, 
(asknistern, Ödem oder gar Gangrän. In anderen Fällen aber 
treten sie weniger hervor und können dann leicht überschen 
werden; man kann dann glauben, es mit einfachem Shock- oder 
Kollapstod zu tun zu haben. „In den schwer toxischen Fällen 
muß offenbar die Virulenz der Gasbacillen, die örtliche Produktion 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1. 


9. Januar: 


—m — — — -r M om... -v me ee no en 
me a a a m nm nn 


toxischer Stoffe so groß und schwer oder die Widerstandskraft des 
Organismus so gering sein, daß der ungleiche Kampf nicht von 
langer Dauer ist.“ 

Symptomatologie (2): Die Blutversetzung infolge der 
Toxhämie gibt den Schwerinfizierten das eigenartige, schmutzig- 
graue bis gelblichfahle Aussehen, das oft so charakteristisch ist, 
daß man schon daraus die Wahrscheinlichkeitsdiagnose stellen 
kann.‘ Auch die Schleimhäute haben einen leichten Stich ins 
Gelbliche. Bei schwerster Blutzersetzung tritt hämatogener Ikterus 
auf. Die Pupillen sind weit, der Gesichtsausdruck ängstlich. Der 
Gesamteindruck ist der eines Schwerkranken. Bisweilen besteht 
Euphorie, manchmal Apathie. Bei reinen Fällen olıne Misch- 
infektion bleibt das Sensorium nicht selten frei bis zum Tode. 
Die Kranken haben starkes Durstgefühl. Prognostisch ungünstig 
ist Druck- und, Schmerzgefühl im Epigastrium, das besonders in 
die vordere Lebergegend verlegt wird. Recht ausgesprochen ist 
zuweilen der immense Lufthunger, der auf die Verarmung des Blutes 
an Sauerstoffträgern zurückzuführen ist. Diesem Lufthunger ent- 
spricht das Blutbild: Verminderung des Hämoglobingehalts bis auf 
unter die Hälfte, starkes Sinken der Zahl der Erythrocyten bis 
auf fast eine Million bei normaler oder leicht vermehrter Leuko- 
cytenzahl. Die Zunge ist bei Gasbacilleninfektion in vielen Fällen 
auffallend lange Zeit feucht und nicht belegt, im Gegensatz zur 
Sepsis. Die Zunge wird erst trocken und rissig, wenn die Kranken 
bewußtlos werden und durch den Mund atmen, besonders auch, 
wenn eine Mischinfektion das Krankheitsbild kompliziert. 

Die Temperatur ist meist hoch, zwischen 39 und +°. 
Temperatursteigerungen fehlen eigentlich nur bei den schwersten 
Fällen der Intoxikation, die in wenigen Stunden tödlich verlaufen, 
ohne daß der Organismus mit einer Gegenreaktion einzusetzen 
vermocht hätte Wenn die Infektion erst nach einigen Tagen 
ausbricht, steigt die Temperatur oft plötzlich in die Höhe. Vor 
dem Tode kann die Kurve plötzlich abfallen, doch ist auch plötz- 
liche Steigerung kurz vor dem Tode nach vorherigem Abfall be- 
obachtet. Der Puls schnellt plötzlich auf 120 bis 160 hinauf, ist 
dauernd stark beschleunigt, leicht unterdrückbar, nicht selten 
dikrot. Der Blutdruck zeigt oft nur SO bis 90 mm Hg nach Riva- 
Rocei. Von übelster Vorbedeutung ist das in einzelnen schwersten 
Fällen unstillbare Erbrechen oder der fast ununterbrochene Sin- 
gultus. | 1 

Der Urin enthält häufig Spuren von Eiweiß, in ganz ver- 
einzelten Fällen ist auch eine selbst starke Glykosurie beobachtet, 
die nach Ablauf der Infektion völlig wieder schwindet. Es sel 
hier an die vorübergehenden Glykosurien bei den schweren Phleg- 
monen pyogener Herkunft erinnert. Die Milz und Leber sind nicht 
vergrößert und Darmerscheinungen bestehen nur bei Mischinfektionen. 

Bei den rein lokalen Prozessen treten die Allgemeinsymptome 
oft ganz in den Hintergrund. Der Tod erfolgt an toxhämischer 
Lähmung des Atmungscentrums oder auch des Herzens. Wir haben 
es aber nach allem mit einer richtigen Toxhämie, einer Blutver- 
giftung mit Stoffwechselprodukten der Bakterien, zu tun. 

Auch mehrfache Infektion durch Gasbaeillen ($) 
ist öfter beobachtet worden. Die Infektion mehrerer Wunden 
kommt am einfachsten durch direkte Einimpfung der gasbildenden - 
Bakterien durch ein und dasselbe Geschoß zustande. Die Infektion 
muß gleichzeitig erfolgt sein, wenn zu gleicher Zeit an Ver- 
schiedenen Körperstellen die typischen Erscheinungen des Gas- 
brandes auftreten. Natürlich können die Infektionen auch zu ver- 
schiedenen Zeiten vor sich gehen; z. B. kann die zweite Infektion 
durch „Hausinfektion* (im Operationssaal, Krankenbett, Zimmer- 
staub) eintreten. Ferner kann sie bei multiplen Wunden an einem 
Patienten durch Instrumente von einer Wunde in die andere über- 
geimpft werden. Wollte man streng aseptisch vorgehen, müßte 
man zu jeder weiteren Wundbehandlung neue sterile Instrumente 
benutzen. Diese sekundäre Infektion ist bewiesen; es wurden 
Instrumente mit Reinkulturen von Gasbaeillen verunreinigt und 
fünf Minuten lang gekocht. Trotzdem blieben die Keime noch 
lebensfähig und riefen im Tierversuch das typische Bild des Gas- 
brandes hervor. 

Auf Grund von zahlreichen bakteriologischen Untersuchungen 
sind häufig Gasbacillen nachgewiesen, ohne daß es zur Infektion 
kam. Das kann nur an der Beschaffenheit der Wunde liegen. In 
solchen Fällen gehen dann die Mikroorganismen entweder ba 
zugrunde, oder sie werden in irgendeiner Form vom umgebenden 
Gewebe derart eingekapselt,. daß sie keine Infektion auslösen, 
wenn man sie ganz in Ruhe läßt. Dieser Zustand der Jatenten 
Infektion (4) kommt in der Tat öfter vor. Nach späteren, 8°- 


ndskraft des 
i nicht von 


infolge der = 
schmutzie- £ 
sristisch it, $ 


ose stellen 


Stich ins $ 
ner Ikterus è ~- 
stlich, Da F . 
en besteht f: 
ne Misch f 
zum Tode. | 


ungünstig 
sonders i 


ochen it È 


Jes Blntes 
nger en $ 


s bis at f- 
c 5 Fi. 
r Lee E 

p Fila foo 
saw po 


Kranken 


wersten f 
anfen, 


plit- 


ll be F 
f iy 


selten E 


Rir 
rie $ 


ge k- 


wj 
ie, | 
sa 


Bi. 
"E 


opidan 


rT 3 
z u TI TE 5, z . 
ee anne ia eaa - Ka a WE GE el Re A 
-oO m En AN. Euer E ag si 5 c a _ os = : & ; 
l- 2 DE E ` Ey ' G z Ro ” “ + n . T « Ri % i ! . 
Car iat an ë % a ë 5 ER BL y% tac . h a ED e Aa ae 
ö à u . i f ® ER {v s ps y s Ser . 5 = 
.. i è 9 A F EO a + s 
á PES NE re ` 


DWH Rad T 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — NL 00 


Et ten E A 
. er ` en = - Be - 
P P kn E x i 
s i - + F h e e 
» ? De ARA A = A E 
v Re a E S ERN Rn R s 
. sy D Li b, 


Gangrän in solchen Fällen nicht gleich nach- der Gefäßunterbindung - 
ein, sondern die Glieder fühlen sich zuerst noch warm an.’ Erst 
in Stunden oder Tagen wird die Gangrän manifest... Auch, die 
‚Gas- und Ödembildung fehlen: Die Gasgangrän beschränkt sich ` 

nicht nur auf das Gebiet, das durch die Arterienunterbindung aus- ` 
geschaltet wurde, sondern schreitet recht häufig — selbst nach der 
Amputation — weiter über die Gefäßläsion hinaus und endet sehr 
oft tödlich. Zuletzt ist der Befund der typischen Gasbacillen be- 
weisend. ME | a a | E 
. Auch die Erreger der putriden Wundinfektion Ö) 
können Gasabscesse und -phlegmonen bilden, Sie. sind Anaerobier - 
und gehören der großen Bakteriengruppe- der Ödembacillen, der 
Proteus- und Colibacillen an. „Sie leben in Massen besonders in 
der Erde. Zu ihrer Entwickelung gehört die Entziehung der 
‚äußeren Luft. Stets handelt es sich‘ bei: der puftriden Infektion > > `+ 
‘um Mischinfektion der Anaerobier mit Streptokokken oder anderen 


legentlichen chirurgischen Eingriffen kann die latente, schlümmernde 


Infektion erwachen. | : 
Will man-von-einer echten Metastase reden, dann muß 


man solche Fälle betrachten, bei denen an der Stelle, wo die Gas- 
metastase auftritt, keine äußere Verletzung vorhanden und mithin 
jede Infektion von außen ausgeschlossen ist. Nach den meisten 
Autoren (3) handelt es sich um eine Verbreitung der Erreger der 
Gasphlegmone auf dem Wege der Blutbahn. ° Der Züchtungs- 
versuch von Vogel (3) aus dem strömenden Blut erbrachte 
diesen Beweis, Nach Coenen (3) wiederum kann der Fraenkel- 
sche Gasbacillus auf dem DBlutwege ‘ebensowenig verschleppt 
werden wie der Tetanusbacillus; es, handelt sich nach ihm wahr- 
scheinlich nur um ein „kontinuierliches Verschieben durch das. 
schnelle Wachstum des. Bacillus“. Nach Eugen Fraenkel 
selbst (3) handelt es sich bei multiplen, voneinander getrennten 


au, E 


ddl \ | 


eben e- 
F 


Wy T, 


: Mmeren, kann di 


.. jener Krankheit; 
Rungen fehlen. 
. mit der epifascialen Form des Gasbrandes sollten demnach un-: 


| öglich sein. 
‚angrän (2) hervorrufen. Doch. setzt das Kälterwerden und die : 


Gasgangränherden bei ein und demselben Individium um eine 
Verschleppung des Gasbrandeıregers durch die Blut- oder Lymph- 
Auch Klose (3) fand neuerdings, daß „in 60°, von 
50 untersuchten Fällen von durch die Gasödembacillengruppe be- 
dingter Wundinfektion zu verschiedenen Zeiten der, Erkrankung 


bahn. 


die Krankheitserreger im’ strömenden Blut nachgewiesen werden 


konnten“. Der Begriff einer allgemeinen Bakteriämie (4) läßt sich 


jedoch . trotzdem nicht rechtfertigen; denn einerseits vermehren 
sich die Gasbacillen gar nicht-im Blute und andererseits müssen, 
um das Zustandekommen- von metastatischen Gasherden zu er- 


klären, noch besonders disponierende Momente hinzukommen. Eine 


wesentliche und günstige ‚Disposition zur Aufnahme und Erhaltung 
der Bakterien im Blut ist in einem abnorm starken Blutverlust zu 
suchen; durch die Anämie und dadurch bedingte Herabsetzung 
der Sauerstoffzufuhr finden die obligaten Anaerobier günstige Auf- 
nahme und Existenzbedingungen im Blut’ Durch die Toxin- 
ausscheidung helfen sie dann mit zur Zersetzung des Blutes. 
Diese Giftwirkung und der zu jeder schweren Verletzung hinzu- 
kommende Shock bilden zusammen sicher ein für den Aufenthalt 
der Bakterien im- Blut bedeutendes Moment; durch erstere wird 


„eine Zersetzung des’ Blutes und durch letzteren eine ‚schlechtere 


Durchblutung des Körpers bewirkt. Geringe Gewebsschädigung 
(wie sie.bei Injektionen oder Infusionen geschieht), Hautabschür- 


Jungen und kleine -Hämatome bilden schon für die im Blut 


kreisenden Bakterien einen günstigen Ansiedlungspunkt. -Auch 
‚die Esmarchsche Blutleere während der Operation ist vielleicht an 


der metastatischen Ausbreitung schuld. Daher ist auch Vorsicht 


geboten bei der mehrfach empfohlenen Stauungsbehandlung: (4); 


sie schafft durch die künstliche Ödemisierung eine Circülations- 
störung, die die Lebensbedingungen für anaerobe Mikroorganismen 


verbessert. Metastasen treten ferner gern auf, wo durch. Druck 


‘eine Blutarmut des Gewebes erzeugt wird. An den. am meisten 


dem Druck ausgesetzten Körperstellen — als locus minoris re- 
‚Sistentiae — haben wir die metastatischen Gasphlegmonherde zu 
suchen, besonders an der Articulatio sacroiliaca, unter der sie- 
sich im Musculus glutaeus maximus weiter äusbreitet, ferner am 
Epicondylus internus humeri und am Schulterblatt. 

Die typisch metastatische Gasphlegmone ist ebenfalls frei 
von allem Eiter. Das Krankheitsbild ist das Bild. der schweren 
Gasphlegmone, Innerhalb 24 Stunden nach dem Eintritt klinischer 
Anzeichen der Metastase starben sowohl die sofort nochmals Ope- 


"erten als auch die Nichtoperierten. 


Differentialdiagnose: Es ist nun nicht alles Gas- 


Phlegmone, was Gasbildung zeigt. Das Hautemphysem bei Lungen- 
| Schüssen wird | 


k n wohl selten zu differentialdiagnostischen Schwierig- 
eiten führen, cher schon subcutane Luftansammlungen in den 


‚ Extremitäten (6); nicht allzu tiefgelegene Wundhöhlen saugen im 


Entstehen Luft von außen an. Werden solche Wunden fest tam- 
poniert, kann die Luft erst nach Entfernung des Tampons in Form 
von kleinen Luftblasen durch den Schußkanal hervordringen. Bei 
großen Granatsplittern, die die Haut im weiten Umkreis unter- 
Ha e mitgerissene Luft nicht nur unter die losgelöste 
aut, sondern auch infolge des Druckes in das Unterhautzellgewebe 
N werden. Eine sorgfältige Untersuchung der Schußwunden 
Be Umgehung wird sofort ‘den’ Verdacht (auf Gasbrand aus- 
l leßen, ‚Probeineisionen zeigen das Unterhautzellgewebe in ge- 
Sundem, frischem Zustand ohne das gelblich-grüne, sulzige Odem 
auch die akuten bedrohlichen Allgemeinerschei- 
Verwechslungen dieser harmlosen Erscheinungen. 


Auch eine Gefäßunterbindung allein kann eine 


Es handelt sich also hier um eine primäre Erkrankung der Muskeln 


'Fall bakteriologisch genau untersucht werden könnte, 


pyogenen Erregern. ie Ea, p 
- Es kommt zur Einschmelzung der Muskulatur, die jedoch an 
der Grenze der Zertrümmerungszone haltmacht. . Der Prozeß: 
schreitet nie innerhalb ‚des Muskels fort, sondern in seinen Inter- 
stitien, den Gefäß- und Nervenscheiden: In ganz kurzer Zeit- kahn 
das Glied, sowohl central wie peripher der Schußverletzung von, 
der Verwüstung befallen sein. Die putride Entzündung der Ge- 
fäßscheiden bewirkt schnell eine Thrombose: der Gefäße, und ‘die 
nun blutleer und widerstandslos gewordenen Muskeln bilden ein 
willkommenes Angriffsziel für die Fäulniserreger. Nur handelt es 
sich hier nicht um eine primäre Erkrankung lebensfähiger Muskeln 
"infolge Fortschreitens der Infektion, sondern um einen sekundären 
Zustand, um das Zerfallen toten Materials. Bei, der -Mehrzahl 
schließt sich die eitrige Phlegmone an. Im Eiter findet man auch 
in diesem Stadium Fäulniserreger; aber die Infektion wird durch 
pyogene Bakterien beherrscht. Es ist.das bekannte Bild der bös- 
artigen pyogenen Phlegmone. | te 
Die Entstehung der putriden Coliinfektion ist meist 
“endogener Art. Die bevorzugte Eingangspforte für das Bacterium 
coli ist die durch irgendwelche Ursachen geschädigte Darmwand, 
besonders die des Rectums. Eine Quetschung der Darmwand, ein. 
Bluterguß der Schleimhaut, eine Entzündung im periproktitischen _ 
Gewebe genügt, um der Infektion Tür und Tor zu ‘öffnen, Doch ' 
wahrscheinlich nimmt sie nur putriden Charakter an unter dem ©, °> 
Einfluß der Symbiose mit anderen Erregern. Das Innere eines von Er 
schwerer Coliinfektion befallenen Gliedes bietet die typischen 
Zeichen einer tiefen Phlegmone. Die Jauche ist mit Gasblasen ° =. 
durchsetzt und hat einen penetranten Kotgestank. Der Kotgeruch eu. 
kann lediglich durch die Zersetzungsarbeit der Bakterien selbst 
entstehen. In diesen schwersten Fällen nimmt die Krankheit sehr 
schnell -einen tödlichen Ausgang. Die Fälle, die schließlich‘ zur 
Heilung gelangen, haben noch einen schweren Kampf zu bestehen. 
Die putride Einschmelzung geht allmählich in die phlegmonöse . ! 
Eiterung über. Die Prognose der putriden Infektion ist in jedem in J 
; . A pat \ 


Fall sehr ernst zu stellen. | | 
Bei der putritischen Infektion sind stets lebhafte entzündliche 


Erscheinungen an der Haut sichtbar, und zwar über dem ganzen 
Krankheitsgebiet, und der Kranke ist sich der Schwere seines Zu- ' 

standes völlig bewußt, was bei Gasbrand nicht häufig der Fall zu | 
sein pflegt. Der Hauptunterschied besteht in der. Verbreitungsart 
der Infektion; der Gasbrand schreitet innerhalb der Muskeln fort, 


LEE 


unter dem Bilde des akuten Zerfalls. Die putride Infektion sucht 
sich ihren Weg, falls sie fortschreitet, wie eine gewöhnliche Phleg- 
mone längs der Zwischenräume und Scheiden, ‚die jauchige Ein- 
schmelzung der Muskeln beschränkt sich auf die unmittelbar durch 

das Geschoß zertrümmerten Teile. Eine später eventuell auftretende : 
Einschmelzung vorher gesunder Muskeln hat sekundären Charakter, 


w > 


Außerdem kommt es bei Gasbrand zur Eiteruug nur bei Misch- i 
infektion. Ferner besteht ein wesentlicher Unterschied im Verlauf p3 
Das. Schicksal des Gasbrandes ent: el | 


beider Wundkrankheiten. 
scheidet sich meist in den ersten acht Tagen; entweder läuft die 


Krankheit zum Guten oder zum Bösen aus. Hat der Kranke .die | j 
Gefabr der akuten Infektion überstanden, so sind Komplikationen | 
in der Mehrzahl der Fälle nicht mehr zu. befürchten — Sekundär- | 
infektion oder Erwachen latenter Infektion ausgeschlossen. Bei der 
putriden Infektion dagegen muß man fast stets mit einem Sekundär- 
stadium rechnen, dem Stadium der bösartigen phlegmonösen Eiterung 
Die Differentialdiagnose würde erheblich erleichtert, wenn jeder 


“ 


Blutleere und zundriger Zerfall sind charakteristische Ver- - 


` 


i . f j 
$ $ 


ög | i919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1. 


nn 


änderungen eines im Gasbrand befallenen Muskels; sie sind jedoch 
nicht specifisch, da wir dieselben Veränderungen auch bei der Ischi- 
ämie [Stemmler (5)] finden. Was wir bei ihnen als Ursache an- 
sehen müssen, finden wir beim Gasbrand und bei der putriden 
Wundinfektion als sekundären Folgezustand im weiteren Krank- 
heitsverlauf. Die Wirkung ist bei allen die gleiche: das Gewebe 
stirbt ab, es zerfällt. Für das Entstehen der Ischiämie kommen 
folgende Ursachen in Betracht; Schußverletzungen größerer Gefäße, 
langdauernde Abschnürung, starke Quetschung durch stumpfe 
Gewalt, auch chemische und thermische Einflüsse können eine 


- Störung oder völlige Aufhebung der Bluteirculation und damit der 
Ernährung der betroffenen Gewebe zur Folge haben. Die Esmarch- 


sche Blutleere ruft bekanntlich schon nach zwei bis drei Stunden 
schwerwiegende Veränderungen in Muskeln und Nerven hervor, die 
bei noch längerem Liegen der Binde zu Degenerationen führen, 
wie sie unter dem Bilde der ischiämischen Muskelcontracturen 
und Lähmungen bekannt sind. 

Zur trockenen Form der Ischiämie, der Nekrose oder Mumi- 
fikation, kommt es inı Kriege fast nie, da jede Schußwunde in- 
fiziertt ist. So kommt es daß auch geringfügige Infektionen 
ischiämischer Glieder oder Gewebsteile sehr bald in feuchten Brand 
oder Gangrän übergehen. Die normale Farbe weicht einer blaß- 
Toten oder gelblichroten, und dunkelbraune Flecke, durch den 
Blutaustritt aus den undicht gewordenen Gefäßen entstanden, geben 
der Schnittfläche ein marmoriertes Aussehen. Die Konsistenz der 
Faser lockert sich, der Muskel zerfällt wie Zunder. Hat der Muskel- 
zerfall in größerem Umfang eingesetzt, so kann man nicht mehr 
damit rechnen, daß das Glied sich erholt. Der Abschluß von der 
Circulation ist dann ein vollständiger und dauernder. Die großen 
Gefäße sind völlig thrombosiert, nur die kleinen Venen enthalten 
noch flüssiges Blut, das bald durch die ihrer Ernährung beraubte 
Gefäßwand in die Umgebung austritt und dort durch seine Zer- 
setzung zu den bekannten Verfärbungen Veranlassung gibt. Die 
einsetzende Gangrän bedingt stinkenden Geruch der Absonderungen. 
Die Muskelsubstanz bildet schließlich nur noch eine formlose, 
gangränöse Masse, während weiter abseits ihre Konsistenz wohl 
aufgelockert, ihre Struktur aber noch deutlich erkennbar ist. Am 
längsten leisten die Sehnen und Fascien Widerstand. 

Die ödematöse Auftreibung des Gliedes, die Blässe der Haut, 
hier und da unterbrochen von blauschwarzen Verfärbungen, die 
Blasenbildung, der zundrige Zerfall der Muskulatur, alles das sind 
Symptome, die dem Gasbrand und dem ischiämischen Gewebszerfall 
gemeinsam sind. Ein kaltes, lebloses Glied, der Gewebszerfall unter 
dem Bilde der feuchten Gangrän ohne Gasbildung, ferner besonders 
die Ursache — langdauernde Abschnürung, Verletzung großer Ge- 
fäße, starke Quetschung — werden der Diagnose meist die richtige 
Bahn weisen. Ä 

 Laewen und Hesse (7) haben Untersuchungen über 
Bakterienbefunde bei Lungenverletzungen, besonders bei an- 
aerober Pleurainfektion angesteilt und festgestellt, 
daß die Pleurahöhle der Sitz anaerober Infektion sein kann. Die 
Bedingungen zur Entwicklung anaerober Bakterien in Pleurablut- 
ergüssen sind gegeben, da ja das vergossene Blut, wie seine 


‚schwarze Farbe zeigt, schnell seinen Sauerstoff verliert und bei 


Ausscheidung von Fibrin auf die Pleurafläche auch die Verbindung 


mit den Pleuracapillaren sich verringert oder verschwindet. Jeden- 


falls sind gasbildende Bacillen in der Pleurahöhle nachgewiesen; 
es handelt sich um rein anaerobe Infektion oder um die aerob- 
anaerobe Mischinfektion. Marwedel(7) und Ritter (7) haben 
Gasbrand der Lunge und des Hämothorax mit Nachweis des 
Fraenkelschen Bacillus beschrieben. Doch wird die Differential- 
diagnose, ob es sich um Gasbrand oder andere anaerobe Infektion 
handelt, stets nur auf dem bakteriologischen Wege möglich sein. 


Die Therapie (2) deckt sich zunächst im großen und 
ganzen mit der prophylaktischen aktiven Wundbehandlung. Un- 
bedingt nötig ist eine gute Blutstillung, um keinen neuen Nährboden 
zu schaffen, die Entfernung von Gas und Toxinen, die im Gewebe 
sich finden, Vermeidung jedes Blutverlustes, um den Organismus 
nicht noch mehr zu schwächen und in letzter Linie — aber nicht 
zu spät — die radikale Entfernung des ganzen Krankheitsherdes 
durch Absetzung des Gliedes, um die bedrohliche Toxhämie aus- 
zuschalten. 

Bei Steckschüssen wird das Geschoß nach Möglichkeit immer 
zu entfernen gesucht, da es meist mit den Tuchfetzen die Erreger 
trägt. Die Fascien werden immer quer gespalten, da sonst die 


Wundflüssigkeit nicht abfließen kann und um den „intrafascialen 


Druck“ mit seinen schädlichen Folgen zu vermeiden, Gegenincisionen 


Foro: 
D. Januar. 


sind öfter erforderlich. um günstige mechanische Abflußbedingungen 
zu schaffen. Unter diesen Eingriffen und geeigneter Nachbehandlung 
heilen die Formen mit lokalisierter Nekrose fast stets. lingreifender 
sind die progredienten Formen anzugehen. Da müssen lange In- 
cisionen auf die von allem Nekrotischen gesäuberte Wundhöhle 
gesetzt und dem Ödem und bei Mischinfektion dem Eiter nach- 
gegangen werden. Die Haut wird gespalten und die Muskeln in 
den Interstitien grundsätzlich bis dorthin gespalten, wo Gasknistern 
und Ödem nachweisbar sind. Die Wunden werden selbstverständ- 
lich gut offengehalten. Dies Vorgehen muß natürlieh wiederholt 
werden, bis der Prozeß beendigt ist oder die Amputation ein- 
zusetzen hat. 

Die Anzeige zu frühzeitigster Absetzung des Gliedes bilden 
in erster Linie die schweren toxischen Erscheinungen. Dann kann 
man vielleicht noch ein Leben retten, das in wenigen Stunden 
sonst verloren wäre. Bei anfangs mehr lokalisierter, dann pro- 
gredienter Gasbacilleninfektion ist die Entscheidung manchmal 
schwer; doch soll lieber einmal etwas eher zur Ablatio geschritten 
werden, als daß man das Leben unnötig aufs Spiel setzt. Selbst- 
verständlich ist zu amputieren, wenn (angrän des peripheren 
Teils eintritt. Bei der Amputation an so schwer Infizierten, die 
am besten in lumbaler Anästhesie vorgenommen wird, ist jeder 
Blutverlust auf das sorgfältigste zu vermeiden. Wenn irgend 
möglich, ist statt der löxartikulation die hohe Amputation zu 
machen, weil dadurch eine einfachere Wunde gesetzt wird. Man 
soll möglichst hoch, das heißt jenseits der Grenze des Ödens, 
wenn irgend angängig, amputieren. Falls das Ödem oder die 
Gasbildung die möglichst höchste Amputationsstelle überschritten 
hat, soll diese etwa nicht unterbleiben. Im Gegenteil soll auch 
dann amputiert beziehungsweise exartikuliert werden, und hohe 
Einschnitte --- auf das Gesunde übergehend — und stumpfe 
Trennung der Interstitien beziehungsweise Subeutis zur Entlastung 
des Gewebes gemacht werden. 

Bei der Gasphlegmone ist die lineäre Amputation die beste. 
Sie geht am schnellsten, gewährt die sicherste Blutstillung, beste 
Übersicht und vor allem die geringste Resorptionsfläche. ES 
kommt nicht darauf an, etwas Definitives zu schaffen, sonderu 
nur darauf, den Krankheitsherd zu beseitigen. Alles andere ist 
Cura posterior. Der glatte Schnitt, der die wenigsten Nischen und 
Buchten läßt, ist der beste; daher soll man auch nicht die Nerven 
kürzen; denn ihre Scheiden sind die Kammern für die Anaerobier. 
W ieting (2) glaubt, daß ein ganzer Teil derjenigen Nachschübe, 
die z. B. nach Oberschenkelamputationen vorkommen, von den lang 
leergemachten Ischiadicusscheiden ausgehen. Jede Wundnaht be- 
günstigt natürlich die Anaerobier. 

Von großer Bedeutung für den weiteren günstigen Verlauf 
der Gasphlegmone ist sorgfältigste Beobachtung und ihre Nach- 
behandlung. Jede neue Gasbildung, jede Ödembildung und 
Hautverfärbung zwingt zu sofortigem Eingreifen. Die Wunden 
sollen ruhig und stets gut zugänglich gelagert werden. Vor 
allen Maßnahmen ist zu warnen, die einen Druck, eine Ischiämie 
verursachen. Sehr zu empfehlen ist nach Wieting (2) die 
feuchte, halboffene Wundbehandlung. Wieting hat die Dakin- 
sche Lösung bevorzugt und rät auch zu 10°/,igem Jodoformglycerin, 
als einem der besten fäulniswidrigen Mittel. 

In Fällen überstandener Gasbacilleninfektion ist wegen der 
Gefahr des Erwachens einer latenten Infektion zu raten, nicht ZU 
früh operative, etwa reparatorische Eingriffe wie Nachamputationen 
usw. vorzunehmen. 


Inwieweit können die operativen Maßnahmen durch konseT- 
vative Mittel ergänzt oder vermieden werden? Letztere 
haben alle den Zweck, die Wundverhältnisse möglichst günstig ZU 
gestalten und auf die Bakterien beziehungsweise ihre Toxin® 
direkt einzuwirken. Die Stauung hat den Zweck, die Turgescen2 
zu vermehren und den Sekretstrom zu steigern, wodurch die 
toxischen Stoffe ausgeschwemmt werden. Bei der Dauerstauung 
bleibt die Gummibinde 6 bis 14 Tage liegen; im wesentlichen sol 
sie zwar eine prophylaktische Maßnahme sein; doch nao 
Sehrt (2) hat die Dauerstauung auch bei ausgebrochener as 
phlegmone die beste Wirkung. Die rhythmische Stauung WI 
noch intensiver, ist aber viel umständlicher. Eine Stauung nr 
drei bis sechs Tagen hat nach Thieß (2) im allgemeinen genügt, 
die Gasphlegmone so weit zu beeinflussen, daß weitere Maßnahmen 
nicht mehr erforderlich waren. Bier (2) hat die Gasphlegmone 


‘ der Extremitäten fast ausnahmslos ohne jede Operation dureh 


konservative Verfahren geheilt. Nach Wieting und anderen 
Autoren: (2) ist die Bier-Thießsche Stauung sehr willkommen ZU 


Oa’ Fet e tL 


~È dw E 
EEN 


lußbedingung | 
rachbehandlng f 
Eingreifende ¥ - 
issen lange Ir $- 
rte Wundhöhle f 
m Eiter nach- |" 
ie Muskel i f- 
70 Gasknisten 5 
elbstverständ- } 
ch wiedert f. -> 
putation & f 


>| 2 
E= 
= 


_ eine Niere, während die andere, abgesehen von Gefäßveränderungen 


‚größten Teil unverändertes Parenehym aufweist. 


Schrumpfungsherde in der Niere auf eine primäre Arteriosklerose der 


“Nach einer Demonstration in der Berliner Medizinischen Gesellschaft 


- BE ö a ES 2 
re er - ; y 5 5 ve - 
TE kg — we er i ` $ ~ % T $ en A 3 “ x 
i $ » H ES 7 Ẹ ” x 
` wE SE "P 5 3 ir .. = 5 ji : # ' 
x -y N ` . Pas ` s d ta‘ . 
P , g 5 F yur - a 5 er N: g ® ' sn 
Re S S , h E T uA ie l , N f, 8 . “ $ 
” $ + w 
s ' A : ; i "PN Aei - I 
` 


| Jinai a en A. 1919: —> _ iRDIÄINISCHE. KLINIK — Nr i te en EEE: Bee 


Ba Klap p.(1) sah gute Erfolge‘ von der Boae mit 
- Vuciu, Frische Fälle von Gasbrand. wurden nach Ausschneiden 
‚ der ‘Wunde mit sehr reichlicher Umspritzung (1/, bis 1 1) beban- 
delt. . Die Einspritzungen müssen ' zunächst täglich wiederholt- 
werden. Auch schwerere Infektionen wurden auf diese: Weise 


günstig beeinflußt. 


‚beobachtet und nicht behandelt. | 
Da es sich. bei der Gasbacillentoxhämie um eine Kohlen- 


säureintoxikation handelt und bei einer Anzahl moribunder Gas- 
brandpatiėnten ein intensiver Acetongeruch wie beim .diabetischen 
Koma bestand, empfiehlt Denk (2) eine Alkalitherapie in Form 
von 1/2% iger Sodalösung subeutan und daneben reichliches Trinken- 
lassen von Mineralwasser oder intravenöse Applikation isotonischer . 

'Sodalösung. Die symptomatischen Mittel dürfen natürlich nicht. - . 
vernachlässigt werden: Digitalis und Coffein bei Herzschwäche, 


| Jodkali bei Lungenkomplikationen und Chinin.. 


Bekämpfung, ohne daß aber dadurch "die agds Therapie in 
den Hintergrund gedrängt oder gar ersetzt werden könnte. Jeden- 
falls muß die. Stauung mit Vorsicht geübt werden und verlangt 
Erfahrung, da sie das Gewebe .in 'seiner Ernährung schädigen und 
auch Thrombosen erzeugen, ‚könnte; ‚außerdem verdeckt sie das | 
Krankheitsbild. 

In ähnlicher Weise wje die Stauung wirkt- die Saugung. 5 
Die aktive Hyperämie, die durch Reizmittel erzeugt wird,‘ kann 
bei der Gasphlegmone Nutzen schaffen durch die bessere Durch- 
blutung des Gewebes, die stete Gegenwart stark sauerstoffhaltigen’ 
Blutes, den angeregten Stoffwechsel und . die verstärkte An- 
schwemmung. In erster Linie sind hier heiße Seifenbäder, Senf- 
bäder und Leinsamenkataplasmen zu empfehlen. . Hierfür eignen 
sich die noch mehr lokalisierten Formen .und ferner alle Formen 
am Rumpf, wo eine radikale Therapie ausgeschlossen ist. Auch 
das Heißluftbad, Föhn-, Scheinwerfer- und Diathermiebehandlung | 
sind empfohlen w orden. - Die Prognose hängt im wesentlichen wie bei allen In- 

Teils prophylaktisch, teils therapeutisch wurde das Rausch- | fektionskrankheiten von der- Virulenz der Bakterien und von der 
brandserum angewandt. Über die Wirksamkeit läßt sich jedoch Widerstandskraft des Organismus ab. Die richtige Therapie ver- 
nicbts Sicheres sagen, da die Erfahrung zu gering ist. Ungünstig | mag die Prognose ganz erheblich zu verbessern.. a 
für de Serotherapie ist der Umstand, daß die. Bakterien- Man soll stets für Durchführung einer Absonderung der Gas- 
stämme so außerordentlich verschieden sind, sodaß nur. polyvalente phlegmonen sorgen und besonders der sofortigen und gründlichsten 
Sera Aussicht. auf Erfolg zu haben scheinen. ‘Jetzt werden nur | Beseitigung der gebrauchten Verbandstoffe und der, exaktesten 
noch letztere angewandt; sie. werden besonders auch prophy- | Desinfektion gebrauchter Schienen und Instrumente größte Auf- 
laktisch angewandt bei allen. Wunden, die zur Gasbacilleninfektion | merksamkeit schenken. 

| Literatur: 1. Klapp, D. m. W. 1917, Nr. 44. — 2. Wieting, D. Zschr. 


prädisponiert sind. Ein endgültiges Urteil steht jedoch noch aus. | 
Chir., August 1917, Bd. i41, H. i bis 2, — 3. Kehl, ebenda, Dezember 1817. 
2, H. 5 bis 6. — 4. Siegert, ebenda. — 5. Stemmler, ebenda, Februar 


Die antitoxischen Sera müßten — wenigstens theoretisch — zu | Ba yo 

; Tox- | 24 
großen Hoffnungen berechtigen, 08 ja im w esentlichen eine Ox- | 1918, Bd. 143, H. 3 bis 6. — 6. Derselbe, ebenda, März 1918, Bd. 144, H 3 bis 4. 
| — 7. Laewen und Hesse, ebenda, zen 1918, Bd. 144, H. 5 bis 6. 


hämie vorliegt. | 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Siehe auch ERERGPABEISCHE Notizen.) 
der Hautlappen ringsum. mit großer Genauigkeit mittels einzelner Nähte 


mit feinstem Catgut befestigt. 

A. Bornstein (Hamburg) : Die Absturzerkrankung der Taucher. 
- Die Absturzerkrankung läßt sich: darauf zurückführen, daß beim Ab- 
sturz unter gewissen Bedingungen im Taucherhelm ein - Unterdruck 
‚entstebt;. Kopf und Lunge stehen unter einem geringeren Druck, als 
"ihrer Lage unter Wasser entspricht. 

W. Arnoldi: Der RN-Gehalt des Blutes bei. Sekretionsneurosen 
des Magens. Bei einer Reihe von Männern im Alter von 19 bis 
47 Jahren, bei denen eine Hyper- beziehungsweise Anacidität festge- 
stellt worden war, ferner zum Vergleich bei ‚klinisch magengesunden 
Personen untersuchte Verfasser den RN-Gehalt des Blutes in der 
Nüchternheit nach der makrochemischen Methode. Die RN-Werte lagen 
-weit unter’ der Norm, nämlich 11,6 (6,7. bis 17,5 in den Extremen) ; 
nach Abrechnung: einer Anzahl äußerst: niedriger Werte 13,5.. Ähnliche 
Zahlen, 12,9 im Durchschnitt, sah Verfasser bei Anaciden (9,3 bis 20,2). 
Dagegen zeigten die Hyperaeiden eine deutliche“ Tendenz zu höheren 
Werten, nämlich 17,4 im Durchschnitt. Wenn man einen Verdünnungs- 
‚versuch, ähnlich wie bei der Untersuchung Nierenkranker, bei Hyper- 
aciden anstellt, siebt man vielfach‘ eine überschießende Wasseraus- 
‚scheidung, was auf eine erhöhte Reizbarkeit des Nervengefäßgebiets, 
im ganzen einen erhöhten Vasomotorentonus mit u: der 


Berliner: klinische Wochenschrift 1918, Nr. 50. 


Bumke” (Breslau): _Suggestibilität, psychogene Reaktion und 
hysterischer Charakter. Vortrag, gehalten in der Sitzung der medizini- 
schen Sektion der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur 
zu Breslau am 28. Juni 1918. Siehe Vereinsbericht. 

Melchior: Kriegschirurgische Erfahrungen und Eindrücke bei 
der Sanitätskompanie. Bemerkungen zur Frage der operativen Wund- 
versorgung des Shocks, der Gliederabsetzungen und der Blutung. Die 
beste Prophylaxe gegen die Entwicklung des Shocks stellt. die früh- 
zeitige Schaffung glatter Wundverhältnisse. dar. Die Mißstände des 
/irkelschnittes werden durch grundsätzliche Anwendung von. Lappen- 
Schnitten in idealer Weise vermieden. Nach vorausgegangener arterieller 
Blutung darf die kunstgerecht ` ‚angelegte Konstriktion nicht eher 
abgenommen werden, als bis die "Möglichkeit zu sofortiger operativer 
Versorgung besteht, das heißt erst auf dem Operationstische selbst. 

Oskar M eyer (Stettin): Zur Kenntnis der juvenilen Arterio- 
sklerose. Im beschriebenen Fall ist, die: Schrumpfung' konzentriert auf 


und einzelnen gröberen- Narben, makroskopisch und mikroskopisch zum 
Auch in der stark 


geschrumpften Niere sind die Glomeruli zum größten Teil intakt, es 
finden sich nur im Bereich der Narben verhältnismäßig spärlich hyalin 


geschrumpfte Glomeruli. Damit ist erwiesen, daß die Nierenschrump- 
fung nicht als Ausgang einer diffusen Glomerulonephritis angesehen 
werden kann. Ebenso erscheint es aber ausgeschlossen, ‘daß die 


Reizschwelle hinweist. , | 
Theodor Cohn (Königsberg): Uber Syphilis der Prostata. 
Nach dem Untersuchungsbefund und Verlauf hat im vorliegenden Fall 
eine luetische Entzündung des linken Vorsteherdrüsenlappens, Prostatitis 
gummosa, bestanden. 15 Jahre nach. der Ansteckung entwickelte sich 
im Laufe von mehreren Monaten eine örtlich begrenzte Entzündung. der 
Drüse. Sie bewirkte eine Erschwerung der Erschlaffung des Blasen- . 
schließmuskels, somit der Blasenentleerung bis zur völligen 'Harnver- 
haltung, gleichzeitig auch Erschwerung und Schmerzhaftigkeit der Stuhl- 
entleerung. Das gummöse Drüsengewebe -samt bedeckender Blasen- 
schleimhaut zerfiel geschwürig. Speeifische Behandlung durch Sal- 
varsan und Quecksilber brachte das Geschwür zur Heilung. Die binde- 


am 6. November 1918. Siehe Vereinsbericht. 
Friedrich Karl: Erfahrungen _ über Gasödewerkrankungen gewebigen Veränderungen in der Drüse und Drüsenlager blieben 
im Felde, Vortrag, gehalten in der Berliner Medizinischen Gesellschaft | bestehen. ER | 
am 6. November 1918. Siehe Vereinsbericht. Ä Neumann: Die ärztliche Tätigkeit bei den Fürsorgestellen für 
J. F. S. Esser (Berlin): Schwerer Verschluß einer Brustwand- Kriegsbeschädigte. Es ist .eine Forderung, die erhoben werden muß 
perforation, Oberhalb der Wunde wurde unten gestielt ein Hautlappen | im Interesse der Kriegsbeschädigten selbst, daß ihnen bei den amt- . 
umschnitten. Dieser Lappen wurde im Zusammenhang mit dem trans- | lichen Fürsorgestellen ärztlicher Rat zuteil wird. "Solange wir noch 
plantierten Fett und darunter befindlichem lockeren Gewebe und |- kein Reichsamt für Kriegsbeschädigtenfürsorge besitzen, sind die amt- 
ascie lospräpariert und nach unten geklappt in das Loch. Die Ränder | lichen Fürsorgestellen nur ein Notbehelf. Aber auch dieser Notbehelf . 
muß mit Ärzten ausgestattet sein, Dazu eignen sich Ärzte, die in einer 


Gefäße zurückzuführen sind. Als wahrscheinlichste Deutung’ der Patho- 
‚genese der Nierenschrumpfung bleibt die Annahme übrig, daß wir es 
mit dem Narbenstadium einer Pyelonephritis oder interstitiellen Ne 
phritis zu tun haben, die in früherer Kindheit überstanden worden ist. 


Zadek (Neukölln) : Erythromelalgie bei Polycythaemia vera. 


‚der Öffnung wurden wund gemacht durch Abtragung einer Schicht, und 


Foudroyante Fälle von Gasbrand wurden nicht .- 7 


“ der speeifischen Erreger im strömenden Blut). 


-2 


04 = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1. 


- ee ae a. 
-a e ee -e e a mn a e m nn nn o a 


Kriegsbeschädigtenfürsorge Erfahrung haben und die man anstellen 

muß. Diese ärztliche Versorgung ist notwendig für die Kriegsbeschä- 

digten selbst, die uns Ärzte noch jahrzehntelang beschäftigen werden. 
t a Reckzeh. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1918, Nr. 50. 


Oscar Vulpius: Zur Technik der Frakturenbehandlung. lür die 
einzelnen Frakturen wird die Versorgungsart im Transportverband 
und im Behandlungsverband getrennt besprochen. Für den Trans- 
portverband stehen uns der Schienen- und der Gipsverband zur 
Verfügung. Der Verfasser verwirft mit geringen Ausnahmen den Gips- 
verband zu diesem Zweck. Denn die Anlegung des Gipsverbandes er- 
fordert gute Technik, gutes Material, gute Assistenz und Zeit. Es wird 
eine übersichtliche Zusammenstellung bewährter Schienenverbände 
für Transport und Behandlung der Frakturen langer Extremitätenknochen 
gegeben. B 

Hermann Lüdke (Würzburg): Über die epidemische Meningitis. 
Unter den Zeichen der allgemeinen Vergiftung bei der Meningitis sind 
besonders die Exantheme bervorzubeben. Genetisch ist das Meningitis- 
exanthem nichts anderes als eine Metastasierung der Meningokokken 
in der Haut und den serösen Häuten, also als das äußere Bild eines 
septischen Vorgangs aufzufassen. Auch die epidemische Meningitis 
kann zu einer Meningokokkämie führen (daher auch der direkte Nachweis 
Dabei können die 
Meningokokken beim Lumbalpunktat fehlen. Auch andere, nicht 
specifische Bakterien im strömenden Blute (Staphylococcus aureus, 
Streptokokkus) können zur Sepsis neben der Meningitis führen. Das 
klinisch einheitliche Krankheitsbild der Meningitis und auch des 
Meningismus (das heißt ähnliche Symptomenbilder einer bakteriellen 
Spinalerkrankung) werden durch differente Erreger verursacht 
(Weichselbaumscher Meningokokkus, Pneumokokkus. Diplococcus flavus 
Diplocoecus mucosus). Andererseits gibt es auch Meningokokken- 
erkrankungen ohne Meningitis, das heißt ohne specifische Erkrankung 
der nervösen Centralorgane. Nützlich allein ist bei der Meningitis die 
Therapie, die eine rasche und ausgiebige Vernichtung der Keime am 
Infektiönsort bewirkt. Gründliebe und oft wiederholte Entleerungen 
des Lumbalkanals nützen weit mehr als die intralumbalen Injektionen 
der erprobtesten Serumarten. Tägliche Punktionen von 50, bisweilen 
80 cem Lumbalflüssigkeit wurden vom Verfasser in 26 Fällen mit besten 
Erfolgen ohne Schaden vorgenommen. In 14 Fällen trat vollkommen 
Genesung ein. Meist war schon nach zwei und drei ausgiebigen 
Punktionen eine heilende Wirkung deutlich festzustellen. 

= W. Unverricht (Berlin): Zur Verdeutlichung leichter Lungen- 
spitzendämpfungen. Empfoblen wird unter anderem die Perkussion 
beim Atemstillstand, wodurch die Feststellung kleiner Schall- 
verkürzungen unterstützt wird. Die Lungenspitzenperkussion ist im 
wesentlichen eine Vergleichsperkussion, darum ist dabei eine an- 
nähernd gleiche Luftfüllung der Spitzen Bedingung. Bei der 
üblichen Methodik atmet aber der Patient während der Perkussion ein 
und aus, dabei wird häufig eine Spitze in der Inspirations-, die andere 
in der Exspirationsphase perkutiert. Annähernd gleiche Luftfüllung ist 
aber bei Atemstillstand gewährleistet. Am zweckmäßigsten wird in 
verschiedenen Respirationsphasen untersucht. 

Nie. Haase und Wohlrabe: Über das Blutbild der Influenza. 


| Im Beginn der Influenza fand der Verfasser sehr oft eine Leuko- 
penie (vielfach mit einer prozentualen Vermehrung der polymorph-. 


kernigen Leukocyten). p 

Fritz Brüning: Ôsophagotomie oder Extraktion mittels des 
Ösophagoskops bei eingekeilten Fremdkörpern in der Speiseröhre und 
Bemerkungen über Carotisunterbindungen. Es handelte sich um eine 
Nadel, die die Speiseröhrenwandung perforiert hatte, zur Hälfte aus- 
getreten war und zur anderen Hälfte noch in der Speiseröhre steckte. 
In solehen Fällen kann nur die Ösophagotomie in Frage kommen. 
Bei der Extraktion der Nadel mit dem Ösophagoskop besteht die 
Gefahr einer tödlichen Verletzung (Blutung). Die Ösophagoskopie 
schafft eben nicht genügend Klarheit über die schon bestehenden 
Mitverletzungen, abgesehen von den Gefahren, die die Extraktion mittels 
des Ösophagoskops an sich mit sich bringt, besonders bei größeren, 
zackigen Fremdkörpern. Die Extraktion eingekeilter Fremdkörper 
mittels der Ösophagoskopie ist daher unbedingt zu verwerfen bei 
allen festen Fremdkörpern mit unebener oder gar zackiger Oberfläche 
(z. B. Knochenstücken, Gebißteilen, Nadeln usw.). Sie darf versucht 
werden bei Tremdkörpern mit glatter Oberfläche (z.B. Münzen, Steinen 
usw.) oder ‘bei weichen Fremdkörpern (z. B. Fleischklumpen). Doch 
auch bei diesen nur innerhalb der ersten zwei bis drei Tage. Später 
muß ösophagotomiert werden, um Sicherheit zu haben, daß nicht 
eine Druckgangrän an der Ösophaguswandung eingetreten ist. 


i 


5. Januar. 


— m 


(Auf diese absolute Sicherheit kommt es an; bei der Ösophagoskopie aber 
würde man sich in dieser Beziehung auf sein „Glück“ verlassen.) In 
dem mitgeteilten Falle, der durch die Ösophagotomie zur Heilung kam, 
mußte im Laufe der Behandiung die Carotis communis unterbunden 
werden, die auch in der Folgezeit nicht die geringsten Erscheinungen 
nach sich zog. Dagegen hat der Verfasser einen Fall beobachtet, wo 
die doppelseitige prophylaktische Unterbindung der Carotis externa 
den Tod herbeigeführt hatte. (Die Todesursache war ein Gehirnödem 
infolge plötzlicher starker Drucksteigerung im Gebiete der 
Carotis interna durch die doppelseitige Unterbindung, also durch 
die Ausschaltung eines beträchtlichen, dem Herzen nahegelegenen Ge- 
fäßgebiets.) Ein solcher Eingriff ist also zu unterlassen. Aber die ein- 
seitige prophylaktische Unterbindung der Carotis externa (z. B. bei 
Oberkieferresektionen) ist durchaus zu empfehlen. 

Dannehl: Herzdiagnostik des Truppenarztes im Felde. In 
zweifelhaften Herzfällen ist für die Beurteilung der Dienstfähigkeit 
im Kriege lediglich die festgestellte Leistungsfähigkeit des Herzens 
ausschlaggebend. Deren Feststellung erfolgt recht gut durch die Beob- 
achtung solcher Leute im Dienst. Findet man den typischen 
Symptomenkomplex eines gut kompensierten Herzklappenfehlers 
— ohne ihn, also z. B. auf ein isoliertes systolisches Geräusch 
hin, sollte niemals ein Herzklappenfehler diagnostiziert werden — 
so wird in der Regel von der Frontverwendung des Mannes abzusehen 
sein. Auch bei klinisch anscheinend pathologischen Befunde kann 
vollkommen gute Leistungsfähigkeit des Herzens vorhanden sein. Ein 
außerhalb der Brustwarzenlinie liegender Spitzenstoß beweist nicht ohne 
weiteres eine Herzvergrößerung, namentlich nicht bei Nervösen. Es 
gibt auch scheinbare Herzvergrößerungen, hervorgerufen durch aufge- 
triebenen Leib und Zwerchfellhochstand. Aber auch bei ein- 
wandfrei festgestellter Herzvergrößerung kann die Funktion gut sein. Alle 
Schwerarbeiter mit mächtiger Gesamtmuskulatur haben auch entsprechend 


. große Herzen. (Allerdings braucht das hypertrophische Herz seine Reserve- 


kräfte verbältnismäßig leicht auf, und die Riesenherzen der meisten 
Berufsathleten versagen oft sehr frühzeitig.) Pulse von 120 und mehr 
Schlägen in der Minute sind bei Nervösen keineswegs selten. Die nach 
10 bis 20 tiefen Kniebeugen eintretende Tulsbeschleunigung soll 
normalerweise nicht über 30 bis 40 Schläge in der Minute gegenüber 
der Ruhe betragen und in ein bis zwei Minuten zur Ruhezahl zurück- 
geben. Nervöse zeigen recht häufig vorübergehende erhebliche 
Blutdruckerhöhungen. Nicht jedes dem tastenden Finger härter als 
normal erscheinende Gefäß ist auch pathologisch-anatomisch verändert, 
und vor allem braucht der Starrlleit peripherischer Arterien 
keineswegs stets eine solche auch der centralen zu entsprechen. 
(Starre, geschlängelte Arterien bei Leuten über 35 Jahren mit 
entsprechendem Herzbefund und konstant gesteigertem Blutdruck 
dürften als Präsklerose anzusehen sein.) Sofort nach den Kniebeugen 
lasse man laut zählen und achte auf die durch Atembeschwerden 
erzeugte Zählpause, Blasseres oder livideres Aussehen des Gesichts 
nach dieser körperlichen Arbeit, zumal bei Abnahme der Pulsspannung, 
sprichtfürschwereHerzinsuffizienz. Zu unterscheiden sind die nervösen 
Herzbeschwerden (nur im Rahmen allgemeiner Nervosität) von den 
ernsteren Herzneurosen (ein mehr selbständiges Leiden, meist dem 
Bilde der Herzschwäche entsprechend, tritt oft ganz unabhäng!ßS 
von psychischen Einflüssen, z. B. mitten in der Nachtruhe, auf). 

Johannes Becker (Halle a. S.): Über Nierenechinokokken. 
Ausführliche Mitteilung eines Falles von unilokulärem , EchinokokKus 
der rechten Niere. 

Siegmund Kornfeld (Wien): Psychologie der moral insanity. 
Ebenso wie das Fehlen aller moralischen Gefühle war auch das Fehlen 
der Furcht bis in die Anfänge des bewußten Seelenlebens zurück 
nachweisbar. Dieser Defekt war in allen einwandfreien Fällen von mora 
insanity konstant. Das Fehlen der Furcht und der damit im Zu- 
sammenhang stehende Mangel an Reflexion hat zur Folge, daß die 
Unlustgefühle, die sich beim normalen Menschen in der Regel an das 
Überblicken aller möglichen Folgen seiner Handlungen und Unterlassungen 
knüpfen, nicht auftreten. Die Furcht vor den Folgen der eigenen 
Handlungen für das eigene Wohl und das Wohl des Nebenmenschen 
taucht gar nicht auf, und damit kommt ein im normalen Seelenleben 
wichtiger Regulator gar nicht zur Geltung. Auch die milderen 
Formen der Angst, wie z. B. Scham, Verlegenheit, Besorgnis, sich herab- 
zusetzen, fehlen vollständig. Dagegen sind Affekte, wie Un- 
geduld, Ärger, Zorn, vorhanden. Die Affekte der A n g st gruppe führen i 
aber zu einer Vertiefung, Verfeinerung, Verinnerlichung des Seelen- 
lebens, die der Zornesgruppe zu dessen Vergröberung. Veräuber- 
lichung. Der Verfasser bezeichnet daher die Affekte der ersten Art 
als „Füllungsaffekte“, die der zweiten als „Entleerungsaffekte” Mit 
der Ausbildung eines Innenlebens beginnt aber erst die Ausbildung 


Schu: E 


goskopieahe 8 


verlassen.) Ih 


' Heilung kan, $ 
s unterbunden $ 
Erscheinungen É -~ 
eobachtet; m ¥ 
arotis etema p 


ı Gehimöden F. 


Gebiete der F. 


also dud f 


elegenen Ge $ 


ber die ein 
a (z B Mi F 


Felde, b p.~ 
onstfähigket E. 
des Heres F ` 
die Beob f~ 


ı typischer 
ppenfehles 


s Geräusd E- - 
werda- $ 


abaushe F 
nde kam F 
sein. Bu fr 


itoe f 


ösen. B F 
aufge $. 
beide $- 
precheni i 


è 
‘ 


Reset i 


met joo 


d oA f 
je md f 
g sl 
endha | 
i E 
oblite F-. 
or ah 
inden 


er 


chen $ 
a 
mi f 
ga 
jen $ 
di f 
ih j 


2 3 Gus a Ee T - 5 Pu 5 
5 - n... ` - y 4 

& - P E E a N aan = * i y 
* : z A i ‘ S . x 

TA x G Daia A a E a k P? 3 BR x Ber 

1. 5 ki noa a . k, 

= O Jantar. . . A i 
4 2o .. [3 $ =- ~ 2 - m E 
5 + . s 
Base RR = 


sein, Alk t 5 


Prell für Chlamydozoen (tierische Organismen), er glaubt, daß damit 


' S0 Streptokokken (daher septische Pneumonie nach Influenza) und 


 Isolierter Aortenstenose mit Berücksichtigung des Elektrokardiogrammıs, 


Sche Registrierungen bestätigt werden. Das Herzgeräusch fand sich - 


„das Röntgenbild, das eine deutlich 


hs .' i ee i ER er 
u $ aS Pe aO `. F 5 
Pae e a a 


e ; w a Ues 
. 5 rg, re: == 
va 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. t. BA 


' 4 3 P 


I 


der Geschwulst | 
‘die Heilaussichten von vornherein schlecht. Nur eine vorübergehende 


' 


sittlicher Gefühle. Wo daher von Hause aus Affekte der Angstgruppe 
fehlen, sind die Voraussetzungen zur Entstehung sittlicher Gefühle 
nicht gegeben, und damit kann auch kein moralisches Handeln zustande 
kommen. u FRE 
Schulte-Vennbur: Situs inversus totalis. Die Röntgen- 
durchleuchtung ergibt: Der Herzschatten ‘liegt ganz . nach rechts. Die 
linke Zwerchfellkuppe steht etwas höher als die rechte. Unter der linken 
Kuppe sieht man auf dem Röntgenschirm ein gleichmäßiges dunkles 
Feld, das dem Bilde des Leberschattens in umgekehrter Lage entspricht, 
unter der rechten Kuppe ein kleineres, der Magenblase entsprechendes, 
unregelmäßig helles Feld. Nach Verabreichung von Wismutbrei wird 
der Magen als dunkler Schatten auf dem Schirm sichtbar, er liegt in 
normaler Höhe in der rechten Oberbauchgegend, die große Kurvatur 
nach rechts, die kleine nach links gewandt. Der Träger dieser -Miß- 
bildung wurde davon subjektiv nicht belästigt, konnte jahrelang einem 
Beruf nachgehen, der an die inneren Organe infolge reichlichen Alkohol- 
und Tabakgenusses sehr hohe Anforderungen stellte, verbrachte seine 
zweijährige aktive Dienstzeit ohne Beschwerden und war schließlich im 
Kriege an der Front fast vier Jahre lang allen Anforderungen ge 
wachsen. A: Far 
Pick: Beitrag zu den Spätgaserkrankungen der Augen. Objektiv 
nachzuweisen war ausschließlich eine Veränderung der Hornhaut. Die 
Behandlung bestand vor allem in Einstreichen von alkalischer Augensalbe. 
Ladislaus v. Rhorer (Budapest): Sensibilisierung gegen 
Röntgenstrahlen. Um die therapeutische Wirkung der Röntgenstrahlen 
in tiefer liegenden Organen zu'erhöben, empfiehlt der Verfasser die. 
künstliche Vermehrung der Absorption der Röntgenstrahlen 
in dem zu verwüstenden Gewebe. Denn nur der absorbierte Teil der 
Strahlung vermag eine Wirkung zu entfalten. (Auch bei der optischen 
Sensibilisation der photographischen Platten wird durch Zugabe ab- 
sorbierender Farbstoffe die Wirkung erhöht) ur 
Saalmann (Königsberg i. Pr.): Zur Versorgung unserer Kriegs- 
verletzten mit Ersatzgliedern. Bandagen, Armgerät und Ansatzstücke 
sind so zu bauen, daß die Verwendbarkeit dieses Normalersatzarmes 
für die Verrichtungen des täglichen Lebens, für landwirtschaftliche, 
für gewerbliche Arbeiten und zur Not auch für nicht handwerkermäßige, 
also höhere Berufe gewährleistet ist. Zu prüfen ist die Frage der. 
Konstruktion eines Einheitsarmes und erstrebenswert ein möglichst 
einheitliches, gleiehmäßiges Verfahren in der Behandlung der 


schwer Kriegsbeschädigten. F. Bruck. 


Operation. auf dié Annahme eines Tumors im allgemeinen beschränken. 
Nur wenn sich die Geschwulst gleichzeitig nach außen entwickelt und 
in der Nähe der Wirbelsäule Schwellungen verursacht, kann die Natur 
des Tumors durch eine Punktion sichergestellt werden. `. > 

-> G Zuelzer: Die Untersuchung des Exanthems bei latentem 
 Fleckfieber und bei Malaria nach der Weißschen Capillarbeobachtungs- 


skopisch durch ein ganz besonders geartetes, bei allen übrigen akuten 


von Venengeflechten oberflächlicher Venen aus. - Auch das Malaria- 
exanthem, das mit einfacher Marmorierung der Haut verwechselt wer- 


morierung differenzierbar; 
. vor als bei der normalen 
| sache ein quantitativer. Nur die äußersten Schlinge 
jedoch keine tiefer liegenden Gefäßbildungen, R pe | 

Hermann Werner Siemens: Über die Grundbegriffe der. 
modernen , Vererbungslehre, Die Erhaltung einer Rasse geschieht in’ 
erster Linie durch Fortpflanzung. Wo die Fruchtbarkeit der Besten zu 
ihrer ‘Erhaltung nicht mehr genügt, wo die Tüchtigsten aussterben, da 
kommt es zum „Rassenverfall“. Deshalb sind auch die Griechen zu-. 
grunde gegangen trotz ihres hervorragenden Sportes und ihrer. vor- 
bildlichen Körperpflege. Gelingt es nicht, dem fortschreitenden Aus- 
sterben der wertvollsten, leistungsfähigsten Erbstämme der weißen Rasse 


Haut; der Unterschied ist aber in der Haupt- 
n sind. sichtbar, 


W. Eisenhardt (Königsberg):... Bericht über eine kleine 
Trichinoseepidemie. Von den Krankheitssymptomen sind besonders 
-wichtig die stets beobachtete Senkung des Blutdrucks und eine starke 


der neutrophilen polynucleären Leukocyten einherging. Therapeutisch 
empfiehlt sich ganz -besonders Thymolii 
zwar zwei- bis dreistündlich 0,5. er f 
~... Ph 0. Süßmann (Würzburg): ‚Beitrag zur Frage der Permea- 
bilität der intakten Haut für Bleiverbindungen. In vier Versuchen an 
Katzen fand keine nennenswerte Aufnahme von fettsaurem Blei- durch - 
die, Haut statt. Se Br un 

- Erich Gabbe (St. Blasien): Erfahrungen in der diagnostischen 
und therapeutischen Anwendung der Deycke-Muchschen Partialantigene 
bei der Lungentuberkulose. Die Intracutanreaktion mit den Deycke- 
Muchschen Partigenen läßt sich bei Lungentuberkulose weder 
‘diagnostisch noch prognostisch verwerten. Therapeutisch angewandt 
scheinen die Partigene die Heilung in einzelnen Fällen zu begünstigen. 
Mit Sicherheit läßt sich aber ein nennenswerter Einfluß dieser Be- 
handlung noch nicht ‘erkennen. Bei den für die Partigentherapie in 
der Gebrauchsanweisung empfohlenen Dosen treten häufig den Verlauf 
der Krankheit ungünstig beeinflussende Herdreaktionen von sehr | 
protrahiertem Verlauf auf. Ein Übersehen dieser oft schleichend ein- ` 
setzenden Reaktionen und eine Weiterbehandlung mit Partigenen kann 
dann zu schwerer Gefährdung der Kranken führen. S u 


Münchener medizinische Wochenschrift 1918, Nr. .50. 


Th. Christen, H. Hertenstein und Bergter: Neue 
Fortschritte der Diathermie.. Beschrieben wird ein neuer Diathermie- 
apparat mit Elektronenröhre, der namentlich bei geringen Wider- 
ständen beträchtlich höhere Stromstärken. gibt. u | 
~ A. Binder (Barmen) und Heinrich Prell (Tübingen): Sta- 
dien zur Atiologie der Influenza. In Schnittpräparaten der pneumo- 
nischen Lunge von Influenzakranken fand Binder konstant in größeren 
Gruppen angeordnete rundliche oder unregelmäßig gestaltete Körperchen, 
die bei den nicht durch. Grippe hervorgerufenen Pneumonien fehlten. 
0b sie den Erreger selbst darstellen. oder Reaktionsprodukte dieses 
sind, läßt sich nach diesem Autor auf Grund der rein mikroskopischen 
Befunde noch nicht mit Sicherheit entscheiden Diese Gebilde hält 


Auge. Gewöhnlich handelt es: sich um die feinen und -leicht zer- 
brechlichen. Haare der Raupe des Prozessionsspinners.- In dem vor- 
liegenden Falle aber wufde das Auge geschädigt durch die dicken, . 
mehr borstenartigen und nicht so leicht zerbrechlichen Haare einer 
| Bärenraupe, die die Gewebe weniger leicht durchdringen und daher. 
weniger schwere Erscheinungen verursachen als jene anderen. | 
Knud Ahlborn: Einige klinische Beobachtungen bei der - 
sogenannten „Spanischen Grippe“. In einer Reihe von. Fällen fand sich 
eine merkwürdige Pigmentierung der Leukocyten. Die sonst bei der: 
Färbung nach Giemsa nahezu farblos bleibenden Protoplasmaleiber der 
weißen Blutkörperchen ` waren mit schwarzen Pigmentkörnchen 
(von der Größe der roten Körner in. den eosinophilen Zellen) aus- 
gefüllt, sodaß sich der violett gefärbte polymorphe Kern gegen den ` 
Untergrund der Pigmentmasse. nicht wie sonst dunkler, sondern viel- 
mehr heller abhob. ee 
Neumann: Zur Organisation der Kriegsbeschädigtenfürsorge. 
Die Dienstbeschädigungsfrage ist ohne ärztliche Mitwirkung gar 
nicht zu lösen. Nur der Arzt kann den Einfluß einer bestimmten 
dienstlichen Veranlassung oder allgemeiner dienstlicher Verhältnisse 
auf die Entstehung oder. Verschlimmerung der Krankheit feststellen. 
Ludwig Kroeber (München): Über irreführende Geheim- 
mittelbezeichnungen. Durch die Bezeichnung „Frangulose“ wird die 
Vermutung erweckt, als.ob es sich dabei: um eine durch Isolierung. 
bestimmter Inhaltsstoffe der Faulbaumrinde besonders wirkungsvolle 


der eigentliche Erreger der Influenza gefunden sei, für den er die Be- 
zeichnung Aenigmoplasma influenzae vorschlägt. Auf diesem von Chla- 
mydozoen vorbereiteten Boden können sich Bakterien sekundär ansiedeln, 

vielleicht auch der Pfeiffersche Influenzabacillus. | 
A. Böttner (Königsberg): Über einen Fall von jugendlicher 


der Spitzenstoß- und Pulskurven.. Eine bei. der Stenose der Aorta ge- 
wöhnlich gleichzeitig vorhandene Insuffizienz fehlte hier. Die klinische 
Diagnose der völlig kompensierten Aortenstenose konnte durch grapbi- 


am Kardiogramm lediglich in der systolischen Phase der Kurve 
markiert, Kern | I 

~ OttoBrösamlen (Tübingen): Echinokokkus der Lendenwirbel- . 
säule mit Läsion der Cauda equina.- -Der ganze Symptomenkomplex 
(unter anderen sehr heftige Schmerzen neuralgischer Art im Nervus 
ISchiadieus und im Versorgungsgebiet der Sakralmuskeln) machte das 
Vorhandensein einer raumbeschränkenden Affektion im Bereich der 
Canda equina wahrscheinlich: Gesichert wurde die Diagnose durch 
e Aufhellung im Bereiche des vierten 


und fünften Lendenwirbelkörpers zeigte. Bei der großen Ausdehnung 


a o. 
ERS 3 


‘und der Unmöglichkeit radikal zu operieren, waren ` 


Besserung war daher zu’ erzielen. Die Diagnose mußte sich vor der 


methode. Das 'akute'Fleckfieberexanthem zeichnet. sich capillarmikro- 


‘Exanthemen und Erythemen nie zu beobachtendes starkes Hervortreten — 


den kann, ist nach der Weißschen Methode objektiv von der Mar- 
Das Capillarnetz tritt weit deutlicher her- 


Halt zu gebieten, so werden die Asiaten an deren Stelle in Europa treten. 


Eosinophilie, die meist mit einer gleichzeitigen absoluten Vermehrung - 


nnerlich in Oblaten, und 


Hilbert: Keratitis durch Einwirkung von Raupenhaaren auf das— = 


: P p a ` 
« i = £ 2 
- i B - k ta a - e He i = ie - = k x * 
R s = a z . . Fn . 
. A + Š ; % - a 
. 2 r F $: J: ` g j . wi: = 0 . . 
———— = ' r B$ . au E ET rein Ba u 7 > Zr F . .. . . A mid . . 7 ar E Rg g Se . 
Tr P K A PO - RSE 3 2 r ` 5 P , = š ä i 3 er 7 ; . 7 k; 5 ERBEN: Terug: 
- un. anime 7a 207 7 yrs 2 ; x . 3 : s Eea 5 
Kuhn u Paisg s a = ne 2 = i > E 5 R ` - » = p i “ x A a ® 4 B n F ‘ 
nn si Bess . a 3 1O u — = : w 5 "e à ie 3 o’ -t A ` 7 x E k 2 a ` a 1 i $ pAn 
Ten r a ae TS mn Dr: B AES, L Trepa — , Fr a EN u E e E A > \ SEN Si 3 . EL . 7 , f = suta 
è = > h EEE h & = fa É 9 BEN p x y% i ag z x A i = a - ` $ 
d R ł ues $ ~ ar 7 s š $ z s À en i } B ; 5 $ PS i i 
Ben a iy BEA ie B e = r un a x a x g z : ` š M r 
SEE EAE Re S a SEE - Be: = - Nee SR En sy re e Da See u : . -o ` : 3 ‘ 0 f 
er De E E E a Ar T A n a won NE e R t ` a .. 5; r ~ mere v= a. . - g u en Ser Fe .- eD eNews za a = E $ . i B t ` = ® x í. “ = 
nn BERG EN En ee a x = Ei es u 38 I $ Ba et - .. a Fi oo. ana FD Be te eg u IR “ > 2 5 + . Fe , ` AT IR s 
Be SE JRRD a oae 2 ge . E we = $ 8 < x a a u Be En u E we PER ERNEST, et Be E Sa R re en x = ; $ j DEA 7 P $ ` m S i = v 
5 Zu K ! X G 5 oo 58 M, ez t Pe Da > Es araga Ja a’ a A N 2 4 = TE 5 OE? a " `. i ' ee A . E 
n een BE. che » A g 5 8 - DRS Er i = Per : R å r Der ; 3 
— pe Be Pe : 2 .-. SE eh ; S A Pe EN Ba = à Bag ai Ber BE a VA RA e a o aT m — 2 a Hope = 
. EUR: ~- ` a a RE S, on a a TE NEO a a a y Be En REEL TA ER: y Bea 7 rg fasten ne Na, ER Ve I ae ee ena Eier A . en u EEE I Wire -6 p aea . Fa 4 
- as on a En EN - 5 ~ on. Ele: a L atA PIE) Er : 5 ae taen RER“ BER . . “Su EES N aa A eLA T a O T RP, aR, 
“‘ ` . e u... . ya Te $ E G ee E .” sÅ = æ vr D = aiy Qa; CA Ten" > = NE. ie 28 N wre Dr g 
x i: F Fe ETA oce a’ Fo 5 t iag ns, s u a $ Ea . ag a LERA Bi - x S g era I - — em ee p S A A ipg a Be: ET a = 
3 á = nn. 5 ` . EEE a BERN Eg "i ß ~ i GaS en 25 g : h - = Ir me Eui S x -p Ã. wa DNS a v 
`a ` . & SE e tea. au H ‘ ~ oo. 5 Be, oo. nt. Pr p9 # ur = es 3 »7 Wa, ` ” u. > .. e £ 
; % - ` Bee Er m. = Dr BETTER Ke E = * Be en N ee N See R -. . 5; E n S A aen AELTIE TOA Kae a A E nT tomat Oon yena Y, 
5 S 2 Ser RR Br a e T ln EEE En N = ea ge NEE E K : ` aei N A a re RER a Re re EA ; 
2 : Re, ae ne ei an. x = er To K ENE = er AT : T S Re a à 3 rg Deren ia $ 2. 
\ ka = - N = # e = “a ie š 5 - a Re RR. PR: FR FR i aurip i w Tai Woo 3 -' e ü ae rea - {d 
x K 4 Bu, X Eu e = FE ` P Bi Si $ . en ” E r FR 3 a : 2 a PEs R a. 
2 e . Be: M ` PR Eurer SE 5 a a ie a . į FR i a - TR ; B A E 
r n P Í se A = Ey P 
R - SAL ; na Ka PE eoa 5 De y - & zi 
ia bG F, Sa N .. Fe DE BA) “u. u aii S OENE a - = s a Dh EIN A er 


ne 

q= 
en in 7 
Er 

Ze Iren a a Sc ATT 
Pt Kae x? an 

- 

— 


nn r 
- $ 4 f per] u _ > 
; tay i 
ta ta s ye < -* 
$ \ r ee 
FR la i u - 
. = . E 
E E a T A gar 
3 er 
`~ 


y i a 
~ Ze de te 
i » 

y n 
De Br 
wo. a 


m. 
. 


EL no er N a 
EL a 
5 a ir e .* 
PR 


= pe 
che 
“une 


r SD 
-~n t mol 


E 


` 96 1918 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1. 


5. Januar. 


ı Darreichungsform dieser handele. Auf Grund der Angaben auf der 
Packung liegt aber eine Verquickung von Extractum Frangulae aquosum 
und Phenolphthalein aa 0,1, also eine Kombination der für sich allein 
zuverlässig und mild wirkenden Faulbaumrinde mit dem nicht un- 
bedenklichen Phenolphthalein vor. Die Faulbaumrinde bedarf aber 
keiner zweifelhaften Unterstützung durch die Beigabe eines drastischen 
Mittels. Auch die amerikanische Faulbaumrinde, Cascara sagrada, wird 
mit Unrecht vor der einheimischen bevorzugt. F. Bruck. 


Wiener klinische Wochenschrift 1918, Nr. 45 bis 47. 


Nr. 45. Thausing: Über eine Voraussetzung aller Tuberkulose- 
bekämpfung. Verfasser sucht Anhänger für eine Bodenreform im Sinne 
einer Bodenwertssteuer zu gewinnen. Er hofft, auf diesem Wege der 
Bodenspekulation und dem damit im Zusammenhang stehenden Bau 
der großen Zinskasernen wirksam entgegentreten zu können, indem er 
davon ausgeht, daß die Lösung des Wohnungsproblems, das nichts 
anderes ist als die uralte Bodenrechtsfrage, die Tuberkulosetherapie in 

" allergroßartigstem Maßstabe wäre. 


Jaffé: Zur pathologischen Anatomie der Influenza 1918. Es wurden 
120 Sektionen an Grippe Verstorbener gemacht. 61° der Gestorbenen 
war zwischen 20 und 30 Jahren alt, 26% zwischen 30 und 40 und 13% 
zwischen.40 und 50. — Das anatomisch-pathologische Bild kennzeichnet 
sich als eine schwere, allgemeine Infektion des Körpers mit Hervor- 
treten der entzündlichen Veränderungen der Atmungsorgane, die meist 
schon in der Luftröhre beginnen, sich bis in die feinsten Verzweigungen 
der Bronchien fortsetzen und zu hämorrhagischen, oft frühzeitig 
abscedierenden Infiltrationen führen. Diese Neigung zu Blutungen findet 
sich auch in den anderen Organen, im Gehirn, in den Muskeln, in den 
serösen Höhlen, in den Schleimbäuten des Magens, des Nierenbeckens, 
der Harnblase. Bemerkenswert ist der Befund an der Trachea: in ibrem 
unteren Teile ist sie häufig mit einem abwischbaren bläulichen Belag 
besetzt, der aus abgestorbenen Epitbelzellen besteht. In einem Viertel 
der Fälle bestand ausgesprochene Membranbildung. — Die mitunter 
auftretende lobäre Pneumonie ist durch eine auffallende Buntheit der 
Schnittflächen gekennzeichnet, die graugelb, graurot, marmoriert aussieht; 
ferner finden sich auch in diesen Fällen in anderen Lappen meist typische 
iobuläre Herde. 

Kreuzfuchs: Röntgenunftersuchung Schwerverletzter und Ex- 
tendierfer im Krankenzimmer. Kreuzfuchs empfiehlt die Herstellung 
eines Handbetrieb-Röntgenapparates nach dem italienischen System 
Ferrero. Dieser Apparat hat den Vorteil, überall, auch wo keine elek- 
trische Anlage vorhanden ist, verwandt werden zu können, leicht trans- 
portabel und bequem zu bedienen zu sein. Er eignet sich besonders 
zur Untersuchung Schwerverletzter, denen man einen Transport ersparen 
möchte, und zur Kontrollierung der Frakturen im Extensionsverband 
direkt am Krankenbett. g 

Falta: Die Amylaceen in der Kost der Zuckerkranken. Es 
wurden an einem großen Material mehrere Versuchsreihen mit 
Amylaceenkost durchgeführt, um festzustellen, ob die Art der Mehl- 
frucht von wesentlicher Bedeutung für die Wirkung sei. Es wurden 
einmal von verschiedenen Mehlsorten (Hafer-, Weizen-, Bohnen-, Erbsen-, 
Linsen-, Gerstenmehl, Reis, Mais, Hirse, Kartoffelmehl usw.) nur eine 
Art gereicht, in anderen Versuchen mehrere Arten zusammen, in einer 
dritten Reihe kombiniert mit frischen Gemüsen, wieder ein anderes Mal 
in Form von Teig- und Backwaren. Allen diesen Kuren war gemein- 
sam der vollständige Ausschluß von animalischem Eiweiß und ein ge- 
ringer Gehalt von vegetabilischem Eiweiß, Die Calorienzufuhr wurde 
durch Buttermengen von 200 bis 250 g, die das Vehikel für die 
Amylaceen beziehungsweise die grünen Gemüse abgaben, hochgehalten, 
Es zeigte sich einmal in theoretischer Beziehung, daß die Art der 
Mehlfrucht und die Art der Zubereitung nicht von wesentlicher Be- 
deutung war, sondern nur der Ausschluß des animalischen beziehungs- 
weise die starke Einschränkung des Eiweißes überhaupt. Dann ergab 
sich in praktischer Beziehung die Möglichkeit, die Kost dem Geschmack 
des Patienten anzupassen und dadurch über Wochen auszudehnen, 
denn es zeigte sich, daß die Wirkung der Kur bei schweren Fällen 
von Diabetes mellitus nur dann voll zur Geltung kommt, wenn sie 
längere Zeit hindurch durchgeführt wird. Angewandt wurde die Kur 
bei allen Graden der Krankbeit. In mittelschweren Fällen findet sie 
breiteste Anwendung besonders in der Entzuckerungsperiode. Die Fälle 
werden bei Einschaltung der Amylaceenkost auffallend schnell zucker- 
und acetonfrei und gewinnen eine beträchtliche Toleranz; auch Kompli- 
kationen werden günstig beeinflußt, Gicht, vasculäre Hypertonie, arterio- 
sklerotische Schrumpfniere. Auch in den schwersten Fällen gelang eine 
Entzuckerung und Wiedergewinnung einer gewissen Toleranz; die 
Acidose wurde zum Schwinden gebracht und das Koma vermieden. 


Da bei schwersten Fällen wegen drohenden Komas eine strenge Kost 
nicht durchgeführt werden kann und die Kombination der strengen 
Kost mit Kohlehydratdarreichung einen beträchtlichen Anstieg der 
Zuckerausscheidung bewirkt, ohne die Acidose zu mindern, entschloß 
sich Verfasser, das animalische Eiweiß dauernd fortzulassen und 
ausschließlich zur Amylaceen- Gemüsekost überzugehen. Es gelang 
= die schwersten Diabetiker ein bis zwei Jahre am Leben zu er- 
halten. 

Die Durchführung der Kur ist folgende: Einleitung durch strenge 
Kost, dann Gemüsetage und dann ausschließlich Darreichung von 
Amylaceen, meist in Suppenform, sieben Portionen zu 30 g, dann Über- 
gang zur strengen Kost über Gemüsetage. 

Theoretisch liegt die Anschauung zugrunde, daß beim schwerer 
Diabetes das Eiweiß nicht nur selbst die Quelle der Zucker- und Aceton- 
körperbildung ist, sondern auch den Abbau von Kohlehydraten und Fett in 
ungünstiger Weise beeinflußt. Die Amylaceenkost ist nicht eine calo- 
rische Entziehungskur; ihr großer Wert liegt darin, daß sie bei ver- 
hältnismäßig geringer Steigerung der Wärmebildung die Zufuhr und 
Verwertung größerer Fettmengen durch günstige Beeinflussung der 
Acidose gestattet. Auch vegetabilisches Eiweiß darf bei längeren Kuren 
nicht zu reichlich verabfolgt werden, obwohl die Ansatzbedingungen 
viel günstigere als beim animalischen sind. 


Nr. 46. Materna und Penecke: Zur Ätiologie der Grippe 1918. 
Das Obduktionsmaterial der Verfasser umfaßt 41 Fälle, wovon sich bei 
39 eine Pneumonie fand, die 25 mal den Charakter einer mehr oder 
weniger hämorrhagischen, katarrhalischen Lungenentzündung hatte, 
während in 5 Fällen die starre Hepatisation überwog. Die genaue 
bakteriologische Untersuchung von 27 Leichen ließ in 74 % innerhalb 
der Lungenveränderungen kulturell den Influenzabacillus Pfeiffer nach- 
weisen. Die Kultur wurde in der Zeit zwischen 2 und 18⁄2 Stunden 
nach dem Tode angelegt. Fast immer fanden sich neben dem Influenza- 
bacillus noch andere Bakterien, Pneumococeus lanceolatus, Staphylo- 
coccus aureus haemolyticus, Micrococcus catarrhalis,Streptokokken. Die 
Influenzabacillen bilden in allen Fällen den einzigen außergewöhnlichen 
Befund, die übrigen Bakterien entsprechen durchaus der normalen Flora 
innerhalb entzündlicher Prozesse der Lungen und Luftwege. Die Ver 
suche, aus dem Leichenblut Kulturen zu züchten, ergab von 21 Fällen nur 
fünfmal brauchbare Erfolge; es fanden sich Pneumococeus lanceolatus 
bzw. ein hämolysierender Streptococcus pyogenes. Da bei den gleichen 
Leichen aus den Lungen Influenzabacillen gezüchtet waren, läßt sich 
der Schluß ziehen, daß es sich um Mischinfektionen handelt, die den 
Verlauf der Grippe ungünstig beeinflußt und zum Tode infolge Sepsis 
geführt haben, worauf auch die ikterische Verfärbung dieser Leichen 
und die Lackfarbigkeit des Blutes hinwies. Agglutinationsversuche mit 
Aufschwemmungen von Influenzabacillen waren in 35 °% positiv. Ihre 
Ergebnisse zwingen die Verfasser, den Influenzabacillus Pfeiffer für den 
Erreger der diesjährigen Epidemie anzusprechen. | 

N. v. Jagic: Fieberkurve und Leukocytenbild bei Grippe. Es 
lassen sich aus den Fieberkurven drei Perioden ableiten: ein meist 
dreitägiges Initialfieber (erstes Stadium), die Remission am dritten 
Krankheitstage (zweites Stadium), Intermediärstadium, dann neuerlicher _ 
Anstieg (drittes Stadium). Dieser Anstieg fiel regelmäßig zusammen 
mit der Entwicklung einer Bronchitis bzw. Pneumonie. Das dritte 
Stadium läßt sich demnach auch als Stadium der Mischinfektion be- 
zeichnen, während das Fieber des ersten Stadiums auf den eigentlichen 
Erreger der Grippe zurückzuführen ist. Im ersten und zweiten Stadium 
fand sich stets eine Leukopenie, während im dritten Stadium eme 
Änderung des Leukocytenbildes, aber in unregelmäßiger Weise erfolgte. 
Es trat hier in einem Teil der Fälle eine nicht sehr erhebliche Leuko- 
cytose auf, besonders häufig bei eroupöser Pneumonie. Sie hängt 
zweifellos mit der Mischinfektion zusammen, ohne daß jede Misch- 
infektion zu einer Änderung des Leukocytenbildes führen muß. 

Weil, Felix und Mitzenmacher: Über die Doppelnatur 
der Receptoren in der Typhus-Paratyphus-Gruppe. In den künstlich er- 
zeugten Immunseren gegen Typhus, Paratyphus A, B und Gärtner 
finden sich groß- und kleinflockende Agglutinine, deren Existenz sich 
nachweisen läßt durch die direkte Beobachtung der die beiden Agglu- 
tinine enthaltenden Immunsera; dadurch, daß es Immunsera gibt, welche 
nabezu ausschließlich großflockige Agglutinine besitzen, dadurch, daß 
mit Bakterien, die auf 100° erhitzt sind, nur kleinflockende Immunser& 
erzeugt werden. Ferner besitzen Typhus-, Paratyphus-A-, -B- und 
Gärtnerbacillen labile Receptoren, welche mit den großflockenden, und 
stabile Receptoren, welche mit den kleinflockenden Agglutininen der 
korrespondierenden Immunsera in Reaktion treten. 

Fernau: Physik und Chemie des Radiums und Mesothor für 
Mediziner. Fortsetzung der Abhandlung. VII. Die Strahlen des Radiums, 
VII. Qualitative und quantitative Bestimmung des Radiums. 


5 Jait © 6; Januar: 00°... 1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1. 
Bauchhö h lenexsudat bei einer ini vierten - Monat Schwan- 


-- 


j j EETAS. F aii R 
Re Ta 


’ ’ PER N 
a 5 > ` 
+ 
` 97 
fo 
r 
, 


ar 


renge Kost ! ! Nr. 47. Reach: Kriegsödem und endokrine Hodenfunktion. Die 
r shega y, Beobachtung des oftmaligen Zusammentreffens von Kriegsödem. mit | geren; der Wurm war nur schwer aus”einem verbackenen Paket lösbar, 
astieg der abnormen Erscheinungen am Genitale, Xleinheit der Hoden, unvoll- | das aus#seinem Teil des#Netzes, dem rechten Eileiter, dem rechten 
enischlb FW ständiger Descensus, stärkere Pigmentierungen, legten den Gedanken | Eierstock und dem Wurm bestand und auf der rechten Kante der 
issen unl f: nahe, daß ein genetischer Zusammenhang zwischen Ödembildung und | Gebärmutter aufgelötet war; Drainage; nach zwölf Stunden Fehlgeburt, 
5 gey | innerer Sekretion des Hodens bestände und führten zu Versuchen mit | die aber den Wundheilverlauf nicht "beeinträchtigte. — Beide Fälle 
n A Organpräparaten, Es wurde Testis sicca bis zu 4g täglich verabreicht | bestätigen die Angabe Deavers’, daß er niemals“Abort bei Wurm- 
S oder von Testikulin jeden zweiten Tag eine intramuskuläre Injektion | fortsatzentzündung erlebt habe, wenn die rechten Gebärmutteranhänge 
1 strenge | gegeben. Der Erfolg war in.einzelnen Fällen, die allen diätetischen | nicht beteiligt waren; im entgegengesetzten, Falle beobachtete er Fehl- 
me m: Maßnahmen getrotzt hatten, ein überraschend guter, fehlte dagegen in | geburten selten. Markoe weist darauf hin, daß man bei der Wurm- 
on Über | anderen Fällen auch gänzlich: oder war mindestens zweifelhaft. Die | fortsatzentfernung in der Schwangerschaft besonders vorsichtig mit der 
Therapie wurde im ganzen 26 mal angewandt, 14 mal mit und 12 mal | Gebärmutter und ihren Anhängen umgehen muß; er läßt von einem 
chmeren | ohne Erfolg. Auch der Ascites, der.mitunter mit dem Kriegsödem ver- | Gehilfen mittels eines Bandretraktors oder eines mit körperwarmer 
Aceon f- bunden ist, ging bisweilen mit dem`Ödem nach Organotherapie zurück. | Kochsalzlösung getränkten Wattebausches Gebärmutter) und Anhänge 
Feti f . | Zuelzer. ‚schonend auf die Seite ziehen und halten. Beim Eingriff ist mög- 
e ab f Te . i lichstes Fernbleiben von den Fortpflänzungsteilen anzustreben. Die . . 
il Zentralblatt‘für Chirurgie 1918, Nr. 50. Verlagerung des Wurmfortsatzes in die obere Bauchhöhle hat Markoe 
rm}, ~ Perthes (Tübingen): Zur Operation des Aneurysmas der Arteria | nicht festgestellt‘ (im ersten.Fall gibt er immerhin an, daß der Wurm 
g ke f vertebralis. Im Anschluß an einen Schrapnellschuß am rechten Ohr | mit dem aufsteigenden Dickdarm in der Richtung auf den Nabel zu 
Kurs entwickelten sich erhebliche Beschwerden: Sausen, das auf dem Wege | verwachsen war (außerdem ist der Begiùn dieser Verlagerung aus 
der venösen Sinus fortgeleitet, über den ganzen Schädel hörbar war. | naheliegenden topischen Gründen meist erst in den letzten Schwanger- — . 
schaftsmonaten, im sechsten bis siebenten Monat, zu erwarten. Be- 


richterstatter); aus einschlägigen Fällen des Schrifttums -geht nach 
Markoe hervor, daß vielfach Lage im kleinen Becken gefunden 
wurde, die natürlich die Wurmentferuung bei bestehender Schwanger- 


mga f | 

- Die Diagnose auf Aneurysma arterio-venosum der ‚Vertebralis konnte 
vor der Operation mit Wahrscheinlichkeit dadurch festgestellt werden, 
daß bei Kompression der Coritis das laute Geräusch in unverminderter 


Stärke bestehen blieb. Die Heilung wurde durch Unterbindung der 


- e 


1 
i f 


: ~. Jugularis ober- und unterhalb des Aneurysmas und durch feste Tampo- | schaft recht schwierig machen kann. Kritzler (zurzeit Sewastopol). 
u nade des angerissenen Sackes erreicht. Die centrale Unterbindung 4 - i | 
oz der Vertebralis war auf die Blutung aus dem Aneurysma ohne ‚Einfluß | 
bto- geblieben. Es empfiehlt sich, um die Patienten bei der Operation vor | Therapeutische Notizen. 
der großen Gefahr der Blutung aus dem Aneurysma zu bewahren, das a ea = 
Die -Adrenalinbehandlung der Grippepneumonie empfehlen in 


Aneurysma selbst nur dann in Angriff zu nehmen, wenn die zuführenden 
Blutwege versorgt sind, also die Arterie eentral und peripher zum Sack 
zu unterbinden. Ä | Ä 
Susewind (Barmen): Die Behandlung des Nahabscesses nach 
Gehirnschuß. Zur Verhütung. der Infektion empfiehlt sich breite 
Freilegung der Wunde, Entfernung aller Splitter, am besten 
mit jodierten. Instrumenten. : 'Ausschäumung der Höhle mit Ha Q02. 
Für die Behandlung des Vorfalles empfiehlt sich ausgiebige Lumbal- 
punktion. ER | ne 
i Kelling (Dresden): Nachtrag zur „Beseitigung der Narkose- 
dämpfe aus dem Operationssaal“. Als Verbesserung des in Nr. 35 des 
`- „Zbl. f. Chir.“ (siehe Nr. 88 der Wochenschrift) beschriebenen Verfahrens 
: wurde in dem Beutel, in welchem die Ausatmungsluft hineingeblasen 
wird, statt des Glimmerplättehens ein Lippenventil angebracht. K. Bg. 


Zentralblatt- für Gynäkologie 1918, Nr. 50. 


| Ottow (Dorpat): Ein Beitrag zur Kenntnis der Fibromyome der | 
Tube. Bei einer 80jährigen Frau wurde wegen- Adnexveränderungen’ 
- Japarotomiert und. bei dieser Gelegenheit ein fast hühnereigroßes 
Fibromyom der Tube vörgefunden, dessen Entstehung aus der Muskel- 
a Schicht des Eileiters sich nachweisen ließ. Das Myom geht vom proxi- 
‚malen Abschnitt der Tube aus, eine Beteiligung uteriner Elemente ist 
ausgeschlossen. Entzündliche Veränderungen fehlen. 
Brunzel: Stielgedrehter Ovarientumor links, Tubenruptur rechts, 
unter dem Bilde einer linksseitigen eingeklemmten Schenkelhernie. Bei 
emer wegen eingeklemmter Schenkelhernie ins Kranken. 
| ‚haus geschickten Kranken wurde bei der Herniotomie im Bruchsack 
nur dunkles flüssiges Blut gefunden. Im Verfolg der Regel, bei 
Bruchoperationen sich stets über den Zustand der eingeklemmten Darm- 
teile auch dann Gewißheit zu verschaffen, wenn der Darmteil von selbst 
zurfückgeschlüpft sein sollte, wurde laparotomiert. Dabei fand sich als 
Ursache der Blutung eine geplatzte Tubenschwangerschaft und ein stiel- 
gedrehter Ovarientumor.. Das aus der Bauchhöhle in den Bruchsack 
LES EIFUE Blut hat den Bruchsack angefüllt und schmerzhaft werden 
assen, sodaß eine eingeklemmte Hernie vorgetäuscht wurde. K. Bg. 


geeigneten Fällen G.A. Wagner und R. v. Funke aus Prag. Die 
durch die Obduktion häufig festgestellte‘ Tatsache, daß viele bis- 
her gesunde junge Leute schon sterben,‘ bevor es überhaupt zur 
Ausbildung einer eigentlichen Pneumonie kommt, indem sie in dem 
allzu reichlich und rasch ausgeschiedenen serösen Exsudat sozusagen 
ertrinken, führte zu dem Versuch, mittels des Adrenalins durch Hint- 
anhaltung dieser stürmischen Ausscheidung derartige Fälle vor dem 
Tode zu retten. Es wurde je 1 ccm der Stammlösung 1:1000 in drei- 
bis vierstündigen Intervallen, und zwar intramuskulär injiziert, späterhin 
wurde weniger systematisch, nur noch nach Bedarf gegeben. In 
acht Fällen von Wagner, die hohes Fieber, schwere Cyanose, hochgra- 
digste Dyspnöe darboten, wurde eine weitere Anschoppung verhindert und 
die Exsudation ging rasch zurück. Funke empfiehlt die Anwendung recht 
frühzeitig und besonders bei gleichzeitigem Vorhandensein’ einer Vaso- 
motorenlähmung. Er konnte auch den günstigen Einfluß des Adrenalins 
auf das Lungenödem nachweisen, ohne daß es ihm jedoch gelang, 
dasselbe dauernd zum Schwinden zu bringen. (W. kl. W. Nr. 46.) 
Bei der Grippe empfiehlt F. Löning (Marburg) eine recht- 
zeitige, bis zur Entfieberung grundsätzlich. durchgeführte Pyramidon- 
öder Antipyrintherapie (regelmäßiger Gebrauch von dreimal täglich 0,8 
Pyramidon, gegebenenfalls statt dessen dreimal täglich 1,0 Antipyrin). 
Auch die grundsätzliche prophylaktische Verwendung von Pyra- 
midon (zwei- bis dreimal täglich 0,3) oder Antipyrin (zwei- bis drei- 
mal täglich 1,0) bei jeder Angina, jedem Erkältungsfieber, ja selbst bei 
jeder infizierten Wunde oder jedem Furunkel, sofern nur durch das 
Auftreten von Fieber, Kopfschmerzen ` und dergleichen das Allgemein- 
befinden stärker beeinflußt zu sein schien, hat sich dem Verfasser: gut 
bewährt. (M. m. W. 1918, Nr, 49.) zz 
~ Bei Influenza” empfiehlt}; L. R. Grote” (Halle a. S.) Injektionen 
von Antistreptokokkenserum (Meyer-Ruppel), da besonders bei 
den Lungenprozessen und den häufigen pleuritischen Exsudaten Strepto- - 
kokken als Mischinfektion gefunden wurden. In Fällen, wo nur wenig 
ausgedehnte Lungenerscheinungen vorhanden sind, injiziere man 
am ersten Tage 25 ccm Serum intravenös und ebensoviel intramuskulär 
und wiederhole die Dosen nach 12 oder 24 Stunden nochmals: Man 
sieht dann fast immer, daß sich der Prozeß auf den ergriffenen Lungen- 
teil_beschränkt, nicht fortschreitet und vor allen Dingen nicht zu Kom. 
plikationen mit eitriger Pleuritis neigt. (D. m. W, 1918, Nr. 50) 
Die Pneumonie bei der Grippe behandelt Ad. Hartz (Friedrichs- 
roda) frühzeitig erfolgreich -mit Digitalis, Er -gibt zunächst ein- 
bis zweimal ein Inf. Dig. titrat. 1:150 zweistündlich einen Eßlöffel 
daran anschließend: längere Zeit hindurch Tinct. Strophanth. ‚5.0, Tinet 
Chin. comp. 10,0, Tinet. Valerian. 15,0. M.D;S. zweimal täglich 15 bie 
20 Tropfen. (D. m. W. 1918, Nr. 50.) | F. Bru ek. 


oy 
p N. 


; 
è 
j 
| 


Der Frauenarzt 1918, H. 7. 


u James W. Markoe: Bericht über zwei Fälle von Appendicitis 
chwangerschaftskomplikation. Markoe beschreibt zwei Fälle 

= W urmfortsatzentzündung in. der Schwangerschaft: 1. eine akute 
a live Wurmfortsatzentzündung. (ohne Befallen- 
Schr er rechten Gebärmutteranhänge) bei einer im fünften Monat 
So eeren: die Entfernung des Wurmes verlief ohne Störung der 
© h angerschaft, die am- regelrechten Termin endete, 2. eine 
ei were Perityphlitis mit -colihaltigem „trüben 


f 
l ' 


=r u R a 


28 o | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1. 


Seine wenig günstigen Erfahrungen mit Chlorosan-Bürgi teilt 
Löffler (Basel) mit. Auf Grund ausgedehnter Untersuchungen kommt 
er zu dem Urteil, daß das Chlorosan bei Chlorose das Eisen, in Form 
von Blaudschen Pillen gereicht, nicht nur nicht übertrifft, sondern in 


. seiner Wirkung oft weit hinter dem Eisen zurückbleibt, gelegentlich 


auch gar keine Wirkung hat. Seine Wirkung verdankt es hauptsäch- 
lich seinem Eisengehalt und stellt demnach ein schwach wirkendes, 
sehr teures Eisenpräparat dar. (Schweiz. Korr. Bl. Nr. 46.) 


Gsell (Zürich) konnte mit Neosalvarsan-Injektion einen Fall von 


- Milzbrand heilen. Nach der Injektion trat eine rapide Besserung ein, 


die sich in Temperaturabfall und Verschwinden der objektiven und 


` subjektiven Krankheitssymptome äußerte. Für die Annahme eines 
. kausalen Zusammenhangs und gegen ein zufälliges Zusammentreffen 


spricht die Tatsache, daß auch die Bacillen mit einem Schlage aus dem 
Blute verschwanden sowie daß Tierversuche durchaus im gleichen Sinne 
sprechen. (Schweiz. Korr. BI. Nr. 45.) G. Z. 

Bei schwerem Tetanus empfiehlt Horneffer die Anti- 
toxineinspritzung in den Ventrikel. Er punktiert zuerst den Seiten- 
ventrikel und spritzt darauf die Antitoxinflüssigkeit ein oder läßt sie 
einlaufen. Berichtet wird über zwei erfolgreich mit dieser Methode 
behandelte Fälle. (D. m. W. 1918, Nr. 50.) 

Die Ätherbehandlung der diffusen Peritonitis empfiehlt Georg 
Wolfsohn angelegentlichst. Nach Stopfung der Infektionsquelle wird 
die Bauchhöhle in der üblichen Weise mit: physiologischer Kochsalz- 
lösung gespült; ein Teil des klaren Spülwassers bleibt drinnen. Dann 
wird aus einer steril umwickelten Narkoseflasche gewöhnlicher Nar- 
koseäther in die Bauchhöhle eingegossen, und zwar 50 bis 100 ccm. 
Ein- bis zweimal wird oberflächlich abgetupft; der Rest bleibt in der 
Bauchhöhle. Der Schluß erfolgt in der üblichen Weise. Unmittelbar 
darauf wird i 1 Kochsalzlösung mit 8 Tropfen Adrenalin .(1 °/,,) sub- 
cutan injiziert. Nachbehandlung: Tieflagerung des kleinen Beckens, 
Heißluftbehandlung des Leibes, baldige Anregung der Darmperistaltik, 
möglichst schon am Operationstage. Bei allen Kranken war eine weit 
vorgeschrittene, allgemeine, freie diffuse Peritonitis vorhanden mit Eiter 
im ganzen Leibe, fibrinösen Belägen, intensiver Rötung und Blähung 
der Darmschlingen. (M. m. W. 1918, Nr. 49.) F. Bruck. 


Burckhardt-Socin (Basel) hat die Seitzschen Ovarienpräparate 
Sistomensin und Agomensin mit gutem Erfolge angewandt. Er gab das 
erstere Präparat außer bei Menorrhagie hauptsächlich gegen die Be- 
schwerden allgemeiner Natur im Klimakterium (Wallungen, Herzklopfen, 
Schweißausbrüche), das andere Präparat bei Amenorrhöe. Bei richtiger 
Auswahl der Fälle blieb die Wirkung nie aus, wenn auch die Heil- 
erfolge bisweilen nicht so eklatant waren und sich langsamer einstellten, 
wie sie Seitz’bei subeutaner Anwendung beschreibt. (Schweiz. Korr.- 


BL, Nr. 43.) : G. Z. 


Das Silbersalvarsan empfiehlt F. Hahn (Bremen) angelegent- 
lichst. Seine Wirksamkeit, und zwar in sämtlichen Stadien der Sy- 
philis, scheint der des Altsalvarsars mindestens gleichzustehen, die der 
anderen Präparate aber zu übertreffen. Über Dauererfolge ist bei der 
kurzen Zeit noch nichts zu sagen. Seine Anwendungsweise ist gleich 
der des Neusalvarsans, also ungleich bequemer als die des Altsalvar- 
sans. Man macht die Einspritzungen (intravenös) ruhig in der Sprech- 
stunde, läßt die Patienten dann aber gleich nach Hause gehen und 
sich zu Bette legen. Die Kranken sollen drei bis vier Stunden vorher 
nichts essen und auch nachher zwei bis drei Stunden keine Nahrung 
zu sich nehmen. Zur Einspritzung löst man die Dosis in 10 bis 30 cem 
destillierten Wassers oder besser physiologischer Kochsalzlösung (aus 
redestilliertem Wasser frisch hergestellt) in einem sterilen Fläschchen 
oder Röhrchen auf. Die Lösung geht unter Schütteln schnell von- 
statten. Dann füllt man die Spritze durch Eingießen, schiebt den 
Stempel auf und injiziert. Da das Silbersalvarsan zur Lösung gut ge- 
schüttelt werden muß, nehme man die Lösung nicht direkt (wie beim 
Neusalvarsan) in der Spritze vor. Sollte diese mit der Lösung etwas 
schwer gehen, so sauge man durch die eingestochene Nadel einige 
Tropfen Blut an. Gegenüber dem Altsalvarsan ist eine erhebliche Ab- 
schwächung der unangenehmen Folgen zu konstatieren. Die Dosis 
betrug 0,1 bis 0,8, und zwar bei 0,1 dreimal, sonst zweimal wöchent- 
lich, Man beginne meist mit 0,1, gebe dann zweimal 0,2 und schließ- 
lich 0,8. (D. m. W. 1918, Nr. 50.) 


Über das Salvarsan bei den Eingeborenen der Südsee, 
und zwar bei der Framboesie, einer Schwesterkrankheit der 
Syphilis, berichtet Jos. Mayer. Gegen dieses Leiden besitzen 
wir im Salvarsan ein Mittel, auf das schon bei einmaliger An- 
wendung der Körper des Eingeborenen trotz verhältnismäßig kleiner 
Dosis mit einer prompten, nachhaltigen Wirkung reagiert. (M. m. 
W. 1918, Nr. 50.) | F. Bruck. 


5. Januar. 


Bücherbesprechungen. 


Hochenegg und Payr, Lehrbuch der speziellen Chirurgie. 
Zweite, neubearbeitete Auflage, II. Band, 582 Textabbildungen und 
14 Tafeln. Berlin und Wien 1918, Urban & Schwarzenberg. 

Trotz der mißlichen und schwierigen Verhältnisse im vierten 
Kriegsjahr ist es dem Verlage gelungen, eine zweite Auflage des Lehr- 
buchs herauszugeben; die neue Auflage beweist jedermann deutlich, 
daß der deutsche Verlag noch völlig leistungsfähig geblieben ist. Die 
Ausstattung ‘des Werkes ist in jeder Beziehung eine sehr gute. Der 
Einband, das Papier, der Druck, die Abbildungen und nicht zuletzt die 
Röntgentafeln verraten kaum die Schwierigkeiten des Verlags in der 
jetzigen Zeit. 

Bis jetzt liegt nur der zweite Band vor; er behandelt die Chir- 
urgie des Abdomens, des männlichen Genitales und der Extremitäten. 
Auf den inneren Aufbau des Buches braucht nicht näher eingegangen 
zu werden, da er noch von seiner ersten Auflage her hinreichend be- 
kannt ist. Die vorliegende Neubearbeitung hat mannigfache Bereiche- 
rungen erfahren ; auch haben sich die Verfasser bemüht, in vielen Ka- 
piteln die neuen Erfahrungen des Weltkriegs zu verwerten. Im übrigen 
ist der Inhalt des Buches der gleich gute geblieben; sein Wert liegt 
„in der einfachen und klaren Darlegung des als bleibend wertvoll Er- 
kannten“. Die Darstellung erscheint trotz der vielen Mitarbeiter durch- 
aus einheitlich. 

Wenn der erste Band und der Anhang mit der Wiedergabe der 
Kriegschirurgie dieselben Erwartungen erfüllen und dieselben Vorzüge 
zeigen, wird das Werk bei Ärzten und Studierenden einen guten, be- 
rechtigten Anklang finden. W. Regen (Berlin). 


G. Ruge, Die Körperformen des Menschen in ihrer 
gegenseitigen Abhängigkeit und ihrem Bedingt- 
sein durch den aufrechten Gang. Leipzig 1918, Wilh. 
Engelmann. 75 Seiten. M 4,80. 

In der Pathologie werden die Ärzte vielfach auf mehr oder we- 
niger enge Beziehungen einzelner und nicht immer nahe beisammen- 
liegender Körperteile und Organe hingewiesen und auch die Bedeutung 
des Erwerbes des aufrechten Ganges für das Zustandekommen gewisser 
Krankheiten und Leiden ist ihnen wenigstens zum Teil bekannt. Aber 
nur wenige haben wohl eine Vorstellung davon, wie sehr in Einzel- 
heiten wie im ganzen der menschliche Organismus in Form und Funk- 
tion durch das innigste Wechselverhältnis vorwiegend merhanisch und 
statisch wirkender Kräfte bedingt ist, für die der Erwerb des aufrechten 
Ganges maßgebend gewesen ist. Das führt uns Ruge in knapper, an- 
regender Darstellung vor, die nicht nur in klarer Form ein gesichertes Tat- 
sachenmaterial enthält, sondern für jeden, der sich in den wichtigen 
Gegenstand vertiefen will, eine vorzügliche Grundlage schafft. Nach 
Besprechung der Körperformen in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit der 
gestaltenden Kräfte, der Schwankungen der gegenseitig bedingten 
Körperformen geht Ruge den Ursachen der Aufrichtung des Körpers 
im Primatenstamme und insbesondere der aufrechten Gangart des 
Menschen nach. Als wesentlich betont er dabei die langsame Über- 
tragung generationsweise erworbener Fähigkeiten auf spätere Gene- 
rationen, weil das abzuleugnen, gleichbedeutend wäre mit der Verleug- 
nung der Continuität der Entwicklung überhaupt. Der noch tierische 
Urahn des Menschen führte ein Baumleben, zu dem ihn Greifhand und 
Greiffuß befähigten; erstere gewann stetig an Bedeutung, mit dem 
freien Gebrauch der Arme wurden die Beine mehr und mehr Fest- 
stellungs- und ausschließlicher Fortbewegungsapparat. Der Kopf hob 
sich, Gesichts- und Gehörsion, der dann später eine Rückbildung èr- 
fuhr, wurden gegenüber dem Riechorgan besser ausgenutzt. Unbekannte 
Einflüsse nötigten dann durch den Trieb nach Nahrungsbefriedigung 
zu einem Aufgeben des ständigen Baumlebens und führten damit zum 
Erwerb des aufrechten Ganges mit Verlust der Kletterfähigkeit und 
Anpassung an das Bodenleben, der wir die heutige vollkommene Ent- 
wicklung unserer Gliedmaßen verdanken. 
C. Hart (Berlin-Schöneberg). 


Viktor Urbantschitschh Über Störungen des Gedächtnisse$ 
infolge von Erkrankungen des Ohres. Berlin und Wien 
1918, Urban & Schwarzenberg. 49 Seiten. 

Wie Verfasser ausführt, hat die otogene Beeinflußbarkeit des 
Gedächtnisses bisher keine eingehende Beachtung gefunden. S0 hat 
Urbantschitsch die im Lauf der Jahre bei Ohrenkranken festge- 
stellten Gedächtnisstörungen zusammenfassend bearbeitet und fand, daß 
es sich nicht eigentlich um Gedächtnisstörungen, sondern um Zerstreut- 
heit, mangelhafte Anfmerksamkeit handelte. Vasomotorische Einflüsse 
bedingen diese Störungen. Die Studie bringt interessante Beobachtungen. 

Haenlein. 


urgiß 
gen mi 


vieta po ; ; ae . 
ade ei nei Teller ae ‚Dep ea darch Naht erfolgreich Seitz: ‚Carcinom und ‚Gravidität, Vortragender demonstri 

N | ; Angaben über seine Methodik der ee A  JTaVIaBat.. Vorträgender demons riert 
ig Taschenplastik. Diese wendet ‘er zur Deckung. von, Stümpfen hen, a = on a er ger m 
deal an, Sie besteht im wesentlichen darin, daß die vorstehenden Knochen- aom dea n 2 g Ute | er Zen i >y mp a i h = an en 
hti E enden in eine Hautfalte zunächst. für kurze Zeit hineingebracht werden. Fragen z kea Dr, y T m = : T a en S er i se 
iwr Die Tasche wird hierdurch infiziert und dadurch eine Immunisierung in d e Porota ' Co 7 SRDENSJA a avon e $ : Ge A 
Be gegen die betreffenden Krankheitserreger erzielt. Nach Abklingen der . Er = o a a Ben Oi Re na nn z = 
i fS Reaktion gelingt die Anheilung ‚der Stumpfhaut an die Morbereiseie frühzeitij an). Die Gefahren‘ des ee a bestehen Su sr j 
täten Taschenhaut, die dann zur D eckung wer wendet wird. Fedor Krause . raschem Wachstum Metastasierun und: Vereiterung. Die Pro os 6 
wpa stellte- einen Soldaten vor, der ‘im Anschluß an einen Granatsplitter- ist für Frau und-Kind vleich Bee t Bet-ö re 7 a Do 
d be: NE fa Bol Aer ann Pe os ai dar i ni ne ration ohne Rücksicht auf das Kind angezeigt (Werth eim mit nach 
a urch hervorgerufenen -Spannungspneumothorax. in einem | | RUE N A E a a 
e ~ Zustand, der als agonal angesehen werden mußte, zur Operation- ee a a ällen ist, vo u a Be 
m e © kam und gerettet werden konnte, Es wird über die Einzelheiten des = je rel: Ober die Iheranenliache V nandi Pa TN “ 

t operativen Vorgehens und- den Verlauf ‚der Heilung berichtet.. FR ER BE yaer aa 1. 

liegt Tagesordnun Esser: Über Plastiken mit Krankenvor- puerperaler ` Sepsis. Trotz der. geringeren Häufigkeit: des.. Puerperal- 

= SB : | | fiebers ist .die Prognose des einzelnen Falles nicht besser geworden. 


| k Berlin. ar 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 11. Dezember 1918. 


Vor der Tagesordnung ‘demonstrierte Katzenstein einige 
Kranke, bei denen er Verletzungen ‘der Art eria femo-. 


stellungen und Lichtbildern. Die Deckung von 


nommen wird. Es gibt aber Fälle, wo das nicht möglich ist. Dann 
wendet er die Methode des schmalen gestielten Arterienlappens an. 
- Das Prinzip dieses Verfahrens: besteht darin, daß Haut verwendet wird, 
in der die Arterie möglichst bis zur Spitze des Lappens erhalten ist. 
Die arterielle V ersorgung“ ist nie die Ursache der Nekrosen, die viel- 
mehr durch mangelhaften venösen Abfluß bedingt werden. Dieser hin- 
wiederum kann durch schwachen arteriellen Zufluß bedingt sein. .Der 
die Arterie tragende Stil des Lappens soll schmal sein. Dadurch wird 


einmal Material gespart, die kosmetische Wirkung begünstigt, ein Zu- 


 sammendrücken der Arterien vermieden, sodaß. selbst Drehungen von 
180° ausführbar sind. Der Stil soll lange Zeit erhalten werden. Bei 


seiner Durchtrennung sollen die Gefäße'möglichst nicht durchschnitten | 
‚werden. Mit der Erhaltung des Lappens ist die Aufgabe der Plastik 


nicht erfüllt. Es muß auch für die Erhaltung der Nerven ‚in ihm ge- 
sorgt werden. "In-nervenlose Lappen wachsen Nerven schwer ein, die 
Lappen kommen: zur-Schrumpfung, Auch die Nerven erhält man, wenn 


man die Gefäße erhält, neben denen sie verlaufen. An einer großen 


‚Reihe von Lichtbildern: und an entsprechenden Kranken werden die 
‚Ergebnisse der Behandlung gezeigt. | -o : 

| J. Joseph: Zur Gesichtsplastik mit besonderer Berücksichtigung 
der Nasenplastik. - Es wird eine Reihe. von Kranken vorgestellt. Der 
eigentliche Vortrag: wird später gehalten. werden. Se 
i | An a ie ‚Fritz Fleischer... 


« 


ca i Gießem: | 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 20. November 1918: . ” 
Janzen: Ein Fall von Stillscher ‚Krankheit. Die Stillsche 


' Erkrankung ist der Mehrzahl: der Ärzte noch: immer nicht bekannt. 
` Dadurch erklärt sich wohl: auch die Tatsache, daß man über ihr Wesen 
‚noch recht: wenig: weiß. Das Krankheitsbild: ist charakterisiert: durch 


Gelenkschwellung (spindelförmige 'Auftreibung), . Fieber. von zum Teil- 
Septischem Charakter, ‚großen Milztumor, Steifigkeit. der Wirbelsäule, 
‚Atrophie der Muskulatur, cariöse Zähne. Dabei werden. auf der Haut 
vielfach flüchtige Erytheme beobachtet; Der’ vorgestellte Fall zeigt 
‚alle Symptome in klassischer Ausprägung.: Die Untersuchung des 

lutes zeigte vollkommen: normale Verhältnisse, insbesondere keine 
Veränderung in der Zusammensetzung der. weißen Blutkörperchen. 

` Koeppe: Über Perkussion des Schädels. -Nachdem Vortragender: 
zufällig bei der Perkussion des :Schädels bei einem. Kinde mit Hirn- 
tumor hochtympanitischen` Schall auf der Höhe des Schädels festgestellt 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 


o Vereins- und Auswärtige Berichte. 


efekten im Gesicht 
erfolgt in der Regel mit: Material, das aus der Nähe des Defektes ent- | 


.| ödematöse Schwellung: der Die 


Pa e 


_ Neosalvarsan behandelt wurde. ` Nach der ersten Injektion’ sank die 

| etwa 150 bis 200 ccm betragende Auswurfmenge dauernd ab, um nach 
einer weiteren völlig zu verschwinden. Seitdem Patient viel ‚wobler, 
‚Starke Gewichtszunahme, Auswurf bleibt dauernd verschwunden. Die 
physikalischen Zeichen der. Infiltrationen bestehen weiter. ~... ` 


und noch immer stirbt, won 400:bis 500. Wöchnerinnen eine .an Puer- 
peralsepsis. Vortragender hat seit einem-Jahr alle Fälle von Puerperal- 


Injektion von anfangs 10 ccm einer 2%-, später mit. 5 cem einer 
i%igen Lösung. Er bespricht die: voraussichtliche Art- der Wir- 
kung. (Katalyse, Leukocytose) und schildert die fast stets zu: beob- 
achtende Art der Reaktion (Kollaps, Temperatursturz usw.), die 
um so stärker ist, je schwerer die Infektion ist. ‚Die Injektion wird, 
wenn nötig, ein-, gegebenenfalls auch zweimal und noch, öfter ‚wieder- 


holt. S. schildert dann seine Erfahrungen an 28 Fällen,. die er als sehr 


günstig bezeichnen zu dürfen, glaubt. St. 


< Leipzig, 0.0.00. 0 

Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 19. Dezember 1918. `~ 
Marchand: Zur pathologischen Anatomie der Influenza: Er be- 
sprich | | | 
und erörtert im einzelnen die Organveränderungen; besonders die der 
Respirationsorgane. An den Lungen zeigt sich die Influenza in sehr 
. verschiedenartiger Weise und tritt in sieben verschiedenen 'Formen: auf: 
1. finden sich kleinste bronchopneumonische (acinöse) Herdchen, die wie 
frische tuberkulöse Koötchen aussehen; 2.' kommt es'zu eigentlichen 


| bronchopneumonischen Herden und’ Übergang zu lobulärpneumonischen 


Herden bei dieser Form besteht Neigung- zu hämorrhagischen Infiltra- 
tionen; 3. unterscheidet M.abscedierende Bronchopneumonien und: Pneu- 


monien, die fast stets durcli Streptokokkeninfektion bestimmt: sind; 


4. handelt es sich um größere abscedierende Herde; 5. kommen eitrige 


'interstitielle im interlobulären. Gewebe gelegene Prozesse vor,. die. mit 


Abscedierung des Lungenparenchyms kombiniert sind; 6. treten hämor- | 
rhagische- Infiltrate auf, die massenhaft: Streptokokken: mit .reichlieh 


| Hämolysenbildung enthalten und bei-denen es klinisch: zum. Auftreten: 
“von schweren Hämoptysen kommt; 7. einfache”Lobärpneumonie. --- 


-Nachher entwickelt sich häufig: eine Pleuritis und Empyen. An 
den Circulationsorganen findet sich häufig: chronische Endokarditis mit 


A recurrierender ‚Endokarditis. Selten findet sich eine fettige- Entartung 


des Herzens. Die Milz ist immer wenig vergrößert. Die Erscheinungen 
am Centralnervensystem und im Gehirn, bei. denen: sich. häufig. Ödeme. 
der Hirnhaut finden, ‘sind .als toxische Zustände aufzufassen. — Sehr 
wichtig ist die wachsartige Degeneration der Muskeln wie bei Typhus- 
kranken.. — Gelegentlich findet: sich Schwellung der Tonsillen. und eine 
kdarmschleimhaut, die sich klinisch in 

Darmerscheinungen äußert, : ` Bee a e RS y 
In den im. Projektionsapparat vorgeführten Bildern werden die: 
hältnisse genauer demonstriert, auch die von. Hübsch- 


sepsis mit Kollargol behandelt, und zwar durch intravenöse 


t das Ergebnis von über 200 Sektionen an Influenza Verstorbener 


Ri. TAk 


hatte, ging er diesem Phänomen nach. :Bei.Säuglinge:n war bei stark 
ausgesprochener Rachitis-bei stark 'gespannter ‘Fontanella. häufig 
ehettern nachweisbar. Schließlich. stellte sich ‚heraus, daß das Ent- 
scheidende für die Entstehung von Tympanie beziehungsweise Schettern 
Steigerung des Hirndrucks ist: Das Phänomen: wird also zu erwarten 
sein bei Hirntumor en, Meningitis, eventuell 'eklamptischer 
Uränie usw. In einem großen Prozentsatz der Fälle.mit Schettern war: 
„ne Erhöhung des Lumbaldruckes nachzuweisen. Nach Ablassen von 
‘quor cerebrospinalis. war vielfach: das: Schettern verschwunden. © -> 


: einzelnen Ver 
mann zuerst betonte Bronchiolitis obliterans. Be, 
Herzog berichtet über die Bakteriologie. der. Influenza und tritt 

für eine Speeifität der Pfeifferschen ‚Influenzabacillen ein. . Kruse 
hält die Influemzabacillen für sekundäre. Erreger. und meint, daß die. 
wirklichen Erreger der Influenza zu der Gruppe der Aphanozooen gehören, ` 
. - ~ Herzog demonstriert einen. neuen:Fall von Malleus, bei dem die 
Straußsche- Reaktion, wie in dem letzten Fall,. wieder positiv aus- 

| al l gefallen war. ar Ze 
Sitzung vom. 4 Dezember 1918. . Marchand demonstriert ungleiche einelige Zwillinge, und Zweifel 
Vor .der Tagesordnung demonstriert Voit einen Fall von | bemerkt, daß sich in diesem Fall klinisch ein akutes Ba 


Lungengangrän , der nach dem Vorgange von Brauer mit | 118 cm Bauchumfang gefunden hat, 


vo en 


AEN 


80 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1. 


5. Januar. 


en RR  _ — — — — — — —Z—Z—Z———m——m——  — — 2 TE 7 gg eu 


bad 


Rundschau. 


Adolf Schmidt +. 


Am 1i. November 1918 ist der Geheime Medizinalrat Adolf 
Schmidt, Direktor der Medizinischen Universitätsklinik in Bonn, aus 


dem Leben geschieden. Nur den Nächsten um ihn war bekannt ge- | 


wesen, daß bereits in den letzten Monaten sich Zeichen einer tiefen 
Depression bemerkbar gemacht hatten. Schon die Übersiediung nach 
Bonn im Früksommer 1918, die vielen die Erfüllung lang gehegter 
Wünsche scheinen mochte, bat Schmidt nicht leicht genommen. Er 


. empfand zunächst jedoch die Rückkehr in die Stadt seiner akademischen 


Jugend, in die. er als Nachfolger seines von ihm hoch verehrten 
Lehrers Fr. Schulze .gekommen war, als große Freude, zumal er 
jetzt auch mit mehr Muße manchen Studien nachgehen konnte, die er 
in dem unruhigen Getriebe der letzten. Hallenser. Jahre hatte liegen- 
lassen müssen. Nach nicht allzulanger Zeit glaubte er jedoch auf 
Schwierigkeiten zu stoßen, die der Hauptsache nach in den sich ver- 
schlechternden kriegerischen und politischen Verhältnissen begründet 
waren. Schmi-dt war von tiefer Liebe zu seinem Vaterlande erfüllt. 
Die Sorge um die-Zukunft desselben, die ihm in Bonn besonders nahe- 
gerückt war, nahm sein ganzes Denken und Fühlen derart in Anspruch, 
daß er an einen Wiederaufschwung nicht mehr zu glauben vermochte. 
Der Tag der tiefsten Erniedrigung Deutschlands, als der Waffenstill- 
stand unter den härtesten Bedingungen für uns zur Tatsache wurde, 
überstieg seine Kräfte und er suchte den ihm einzig möglichen er- 
scheinenden Ausweg, der alle seine Freunde und Schüler auf das tiefste 
erschüttert hat. | 

Adolf Schmidt wurde im Jahre 1865 in Bremen als Sohn 
eines Großkaufmanns geboren. Seine ganze Jugend verlebte er im 
Elternhause zusammen mit drei Brüdern, an denen er in Treue hing. 
Nach Vollendung. der Gymnasialzeit wandte er sich in Jena zunächst 
mathematischen und naturwissenschaftlichen Studien zu, trat im fol- 
genden Jahr in Tübingen aber ganz zur Medizin über. Nach be- 


' standenem Physikum hörte er in Berlin und dann in Bonn, wo er 1889 


das Staatsexamen ablegte. 

Gleichzeitig erwarb er mit seiner Dissertation „Beiträge zur 
Physiologie der Nierensekretion“, in welcher er die Ausscheidung des 
Carmin durch die Tubuli contorti nachwies, den Doktortitel. Wäbrend der 


: folgenden langjährigen Assistentenzeit fand Schmidt Gelegenheit zu 


vielseitiger Ausbildung. 1890 war er an der Hautklinik in Bonn bei 


‚Doutrelepont tätig, dann ging er zu Friedrich Müller, der 


eben als Leiter der medizinischen Poliklinik nach Breslau berufen 


_ worden war. Unter dessen Einfluß entstanden dort wie auch später 


noch einige Arbeiten über das Asthma bronchiale, die später auch zu 
uner monographischen Darstellung dieser Erkrankung in den Würz- 
Lusger Abhandlungen führten. | 

Nach Müllers Abgang blieb er zunächst noch bei dessen 
Nachfolger Kast, hatte aber bald das Glück, eine Assistentenstelle 
bei C.Gerhardt in Berlin zu erhalten. Er siedelte aber schon nach 
einem Jahre zu Friedrich Schulze nach Bonn über, .da sich 
ihm dort günstige Aussichten auf Habilitation boten, die auch im 
Jahre 1894 erfolgte. 

Während der Bonner Zeit vertiefte er seine klinische, besonders 
auch neurologische Ausbildung. In den Arbeiten zeigte sich zunächst 
noch der Einfluß seiner bisherigen Lehrer; bald ging er jedoch. ziel- 
bewußt selbständige Wege. Als erstes erschienen mehrere Veröffent- 
lichungen über die normale und kranke Magenschleimhaut, denen sich 
Untersuchungen über die Schleimabsonderung des Darmes und anderer 
Schleimhäute anschlossen. Auch hier kam es als Endergebnis wieder 
zu einer zusammenfassenden Darstellung in der Volkmannschen Samm- 
lung (1898). Die regelmäßigen Untersuchungen des Stuhles, die dazu 
nötig waren, wurden für sein späteres Fach ausschlaggebehd, das bis- 
her stark vernachlässigt worden war. Das Hauptergebnis der zum Teil 
mit Strasburger durchgeführten Untersuchungen war die Auf- 
stellung eines wiehtigen, auch heute noch nicht von allen Ärzten ge- 
nügend gewürdigten Krankheitsbildes, der intestinalen Gärungs- 
dyspepsie. Einen weiteren großen Fortschritt. bildete die Einführung 
der Probekost. Erst sie ermöglichte es, die vergleichende Unter- 
suchung des Stubles auf einer sicheren Grundlage vorzunehmen, für 
die er in einer kleinen Schrift „Die Funktionsprüfung des Darmes 
mittels der Probekost“ allgemeineres Interesse zu erwecken suchte. 

Kurz vorher, im Jahre 1900, war mit Strasburger zusammen 
die Herausgabe des jetzt in dritter Auflage erschienenen Buches „Die 
Faeces des Menschen im normalen und krankhaften Zustande“ mit 
besonderer Berücksichtigung der klinischen Untersuchungsmethoden 
erfolgt. Daneben erschienen kleinere Veröffentlichungen aus den ver- 


schiedensten Gebieten besonders der Nervenheilkunde und Herzpatho- 
logie. Wie sehr Schmidt sich überhaupt mit allgemeinen Fragen 
beschäftigte und sich nicht nur auf sein engeres Gebiet beschränkte, 
zeigte die Verfassung einer „allgemeinen Pathologie“, die vielleicht zu 
wenig bekannt geworden ist. 

Das Jahr 1898 brachte Sehmidt den Professortitel. In die 
Bonner Zeit fällt auch seine Verheiratung mit der Tochter des dortigen 
Historikers Nissen. 1902 folgte er dem Rufe als Oberarzt der ersten 
inneren Abteilung des Stadtkrankenhauses Friedrichstadt zu Dresden. 
Hiermit war die gewünschte Selbständigkeit erreicht. Die Dresdener 
Zeit war in gewissem Sinne vielleicht die glücklichste seines Lebens. 
Er fand eine ihn ganz in Anspruch nehmende Tätigkeit, es begann die 
Zeit der allgemeinen Anerkennung, die ihm viele Kollegen und Pa- 
tienten als Freunde zuführte und die Beziehungen auch nach seinem 
Fortgang von dort nie ganz abbrechen ließ. Das Leben in der großen 
und schönen Stadt sagte ihm und seiner Frau völlig zu. 

Die Stellung brachte es mit sich, daß er sich jetzt mehr als bis- 
her mit therapeutischen Fragen beschäftigte, die aber auch im Zu- 
sammenhang mit der bisherigen Arbeitsriehtung standen. Er gab eine 
neue Speiseordnung der Dresdener Stadtkrankenanstalten heraus, er 
versuchte neue Wegd'zur Behandlung der Brustfellentzündung mit In- 
jektionen verschiedener Arzneimittel, der Tuberkulose und anderer 
Lungenerkrankungen mittels des künstlichen Pneumothorax, er pro- 
bierte Sauerstoffeinblasungen bei Kniegelenkentzündungen. Auf breiterer 
Basis stellte er gemeinsam mit seinem langjährigen Assistenten Loh- 
risch Untersuchungen über die Verdauung und Ausnutzung der 
Cellulose und Hemicellulose bei Gesunden, Darmkranken und Diabetikern 
an, die recht beachtenswerte Resultate ergaben, und in manchen Punkten 
fortgesetzt zu werden verdienten. Die Beobachtungen über Verstopfung 
und die Auffassung der zu guten Ausnutzung der Cellulose im Darm 
der damit geplagten Menschen als ihrer Ursache brachte ibn auf den 
Gedanken, eine nicht resorbierbare, quellende, aber dabei doch genieß- 
bare Substanz als Vehikel in den Darm einzuführen, was ihm im Re- 
gulin, einer Verbindung von trockenem Agar mit etwas Cascara, auch 
vorzüglich gelang. — 

Schmidts Streben ging jedoch weiter, die akademische Lauf- 
babn übte auch auf ihn ihre Anziehungskraft aus. Als ihm nach 
Nebelthaus Abgang im Jahre 1907 die Poliklinik in Halle, aller- 
dings als Ordinariat: angeboten wurde, wagte er den Sprung ins Un- 
gewisse. Er-gab zunächst mit der Übersiediung sehr viel mehr aul, 
als er einlöste, eine neue Stellung war für ihn zu schaffen. 

Die Monate der Leitung der Poliklinik standen im Zeichen einer 
unruhigen und rastlosen Tätigkeit, die sich nur noch steigerte, als 
sich ihm in ungeahnt kurzer Zeit die Aussicht eröffnete, Nachfolger 
v. Mehrings zu werden. Im Frühjahr 1908 erfolgte die Berufung 
als Direktor der Medizinischen Klinik. Damit war der Ruhepunkt er- 
reicht, von dem aus mit mehr Muße weitergearbeitet werden konnte. 
Neue Aufgaben harrten hier seiner — zunächst Einarbeitung in die Tätig- 
keit als klinischer Lehrer, sowie Ausbau und Modernisierung der Klinik. 

Schmidt empfand es als eine Freude, „unberührtes Gebiet zU 
beackern“, wie er einmal selbst sagte — es war dies kurz nachdem 
ihm die Nachfolgerschaft von Lenhartz als Direktor des Eppendorfer 
Krankenhauses angeboten worden war —, und in diesem Sinne hielt er 
auch Klinik. In erster Linie war sie für die jüngeren Semester be- 
stimmt, doch steigerte er regelmäßig im Laufe des Semesters die An- 
forderungen an seine Hörer und sich selbst. Er hielt sich frei von 
jeder Einseitigkeit, im Gegenteil berührte er hier sein engereS Gebiet 
sogar verhältnismäßig wenig. Breiten Platz nahm, seinen ganzen An- 
sichten entsprechend, der therapeutische Anteil ein. Neben der Klinik 
las er das eine oder andere Kolleg, mehrfach insbesondere eines über 
Bäderheilkunde, das stets von einigen Ausflügen mit den Hörern ın 
nahe und ferner gelegene Badeorte begleitet war. 

Wohl jedem Teilnehmer sind diese Reisen in schönster Erinne- 
rung geblieben, nicht nur der damit verbundenen feucht- fröhlichen 
Feiern halber. Die Schüler lernten ihren Lehrer bei solchen Geleger- 
heiten auch als freundschaftlichen Berater kennen. Stets bedeuteten 
diese Ausflüge eine angenehme Unterbrechung der am heißen Saale- 
strande träge dahinrinnenden Sommerwochen. i 

Die Klinik wurde im Laufe der zebn Jahre seines Wirkens viel- 
fach erweitert, ihre Einrichtungen verbessert, was bej der damals g°- 
übten Sparsamkeit auf manche Hemmung stieß. Als bekannteste ist 
die Diätküche entstanden, eine der ersten in Deutschland. In Wort 
und Schrift hat sich Schmidt immer wieder über die Notwendigkeit 
einer solchen ausgelassen. 


Um weitere Kreise in seine Ansichten und erprobten Unter- 


: 
\ 


Jerzpatho- 
a rechnete Speisen und Getränke vorgesetzt erhielten. El s da i m | ‚mer: 
leicht ; © Die Berührung mit ausländischen Ärzten führte im Herbst 1913 | licher, daß es keinem möglich war, vielleicht hilfebringend in sein. 
| zu einer Vortragsreise nach den Vereinigten Staaten... . 00O) Schicksal einzugreifen. Tieferen Einblick gewann nur derjenige, der `- N. 
ne | Naturgemäß fanden in Halle die Arbeiten aus dem Gebiete der | ihn im Kreise seiner Familie kennen lernte. Er war dort der denkbar ai | 
| dortige E Magen- und Darmerkrankungen ihre Fortsetzung. Klinik und ausge- | beste Familienvater, der auf Zucht und Ordnung hielt, sich. aber ‚auch Ir Ds 
ia | dehnte Privatpraxis gaben ihm genüg Gelegenheit dazu. Unter den | mit ganzem Herzen seinen Kindern widmete und Anteil an ihren- si 
jr . ; wichtigsten nenne ich hier nur die Lösung der zwischen den Pflanzen- | Leiden und Freuden nahm. ‚Besonders das kleine Landhaus in Rog- Er ; 
a" zellen befindlichen Pektinsubstanzen durch die saure Reaktion des | bach bei Naumburg war der Ort vergnügtester Kurzweil und un- TS 
scene - Magens und folgende alkalische des Darmes, wodurch nach Sprengung | gebundensten Beisammenseins mit Frau und Kindern, wie Freunden. . ve 
Lebens der Zellwand die Einwirkung des Pankreassaftes auf den Zellinhalt er- | Ihnen allen ist der schaffensfrohe Mann allzufrüh dahingegangen, eine x 
ande | . möglicht wird. | | i _schmerzliche Lücke hinterlassend. j ee. 
ni Pe Viel beschäftigten ihn .auch Versuche über die Pankreasfunktion; = ` H. v. Hoesslin (Berlin-Lichtenberg). i 
Í ‚mehrfach modifiziert, allen An- b. l l ; Bi 2 5 
uen Grundsätze für kassenärztliche Verträge 


seinen 


gro griffen standgehalten. . A | 
I Unablässig widmete er sich weiter der Frage des künstlichen r 
$W f -> Pneumothorax bei Lungenerkrankungen, dessen Indikation er immer in Groß-Berlin. 
or ` enger und enger zog. Mit günstigem Erfolge wandte er ihn auch zur 2 yon 
Ja f Erleichterung des Ablassens von Exsudaten der Brustböhle an. Durch Ru | 
a einfaches Kea des Patienten und Ansaugung von Luft durch tiefe San.-Rat Dr. Ignatz Sternberg. _ 
tle F Atemzüge bewerkstelligte er mühelos .die völlige Entleerung derselben. Die hochgespannten Erwartungen, mit denen die Groß - Berliner 
u | Zahlreich waren die Versuche ‘über die Wirkung von Sauerstoff | Kassenärzte dem\Abschluß der Verhandlungen. über die neuen Grund- _- 
pe bei Magen- und Darmstörungen, ganz besonders bei Gärungskatarrhen | sätze für kassenärztliche Verträge entgegengesehen haben, sind leider p 
und bei Sprew von oben, bei langwierigen Dickdarmerkrankungen von | nicht in Erfüllung gegangen. Das Ergebnis ‚dieser Verhandlungen ist ` 
ein weder, in materieller noch ideeller Beziehung zufriedenstellendes. - 


eD 
paos 
. R 
vr. 


die von ihm eingeführte Kernprobe hat, 


. ‚über den 


guten Erfolg. 


‚des Menschen wurde schon erwähnt. 1 
Teil zu diesem erschien im Jahre vor dem Kriege die „Klinik der Darm- 


; krankheiten“, die modernste Abfassung über dieses Thema. Hier sind 
seine persönlichen Ansichten ‚über àlle. Fragen niedergelegt, was den 


durch den frühzeitigen Tod der beiden 


71919 — MEDIZINISCHE KLINIK ~> Ñr. 1. 


a IE 
[4 


suchungsmethoden einzuführen, hielt Schmidt gemeinsam mit seinen . 


Assistenten jeden Herbst Kurse ab, zu denen sich Ärzte aus allen Län- 
dern einfanden. Den Schluß bildete jedesmal eine gesellige Vereinigung 


in seinem Hause, bei der die Gäste/nicht gerade für strenge Diät be- 


unten. Auch die chirurgische Behandlung der letzteren nahm sein 
Von der Ausführung der Appendiko- 


ganzes Interesse in Anspruch. | 
gvon Medikamenten sah er bei Ruhr wiederholt 


tomie und- Eingießun 
Schmidts liebste Beschäftigung war jedoch die Arbeit am 


Schreibtisch. 
Lesen seiner Arbeiten und Bücher ermüdet auch nie. Sehr half ihm 


dabei die Fähigkeit, einer starken Konzentration und genauen Zeitein- 
teilung, auf die er. nicht nur hier strenge hielt. Er konnte da mit der 
Arbeit fortfahren, wo er tags zuvor aufgehört hatte, ohne sich erst 


wieder lange eindenken-zu müssen. So sind auch die meisten seiner | 


Werke in gedrängter Zeit entstanden. DE 
h über die Faeces 


Das mit Strasburger herausgegebene Buc 
Gewissermaßen als klinischer 


Wert des Buches außerordentlich erhöht. Mit Lüthje zusammen be- 
arbeitete er die alte Vierordtsche Diagnostik. Sie erschien in 


gänzlicher Umwandlung als klinische Diagnostik und Propädeutik, und 


von anderen Gesichtspunkten aus, die auf Wiedergabe mancher ver- 
alteter und unnötiger Einzelheiten verzichtet, um mit Wichtigem ver- 


traut zu machen. Die Verbindung von Diagnostik und Propädeutik 


hat sich so bewährt, daß trotz. des beträchtlichen Umfanges des Werkes 


im Kriege eine Neuauflage erfolgte. Es wäre ‚zu: bedauern, wenn es 
Herausgeber bald in Vergessenheit 


Kurz vor Ende seines Lebens ‘erschien dann noch eine Schrift 
‚den Muskelrheumatismus. Das Leiden, von dem er seit jüngeren 
Jahren selbst häufig genug heimgesucht‘-war, hatte sein Interesse von 

Erörterungen darüber gezeitigt. Ab- 


geräte. 


s 


jeher beansprucht und mehrere 
weichend von 


licher Form wiederzugeben, entschloß sich Schmidt, diesmal den 


Stoff einem größeren Leserkreise zugänglich zu machen, ohne die rein 
wissenschaftliche Seite dabei zu vernachlässigen. Jedermann wird die 


Er schrieb außerordentlich leicht und flüssig — das 


der üblichen Gepflogenheit, alles in. streng wissenschaft- 


diesen oder jenen abhalten, sich ihm persönlich mehr zu nähern. . Wie 
sehr er jedoch gewohnt war, mit seinen langjährigen Assistenten zu 


j. leben und zu arbeiten, zeigte sich darin, daß er in Bonn, wohin ihm 
zunächst keiner derselben folgen. konnte, über Vereinsamung klagte. 
Seine letzten Assistenten empfanden es daher jetzt um so schmerz- 


Die ne 


Das bisherige Honorar von 5M für das Jahr und den Kopf des Ver- 
sicherien ist zwar, auf 8 M erhöht worden, doch entspricht. diese Er- 
höhuög bei weitem nicht den berechtigten Forderungen der Ärzteschaft. 
Der 60 % .betragende Aufschlag bedeutet angesichts der ungeheuer- 


lichen ‚Entwertung unseres Geldes, der voraussichtlich noch lange Zeit 
andauernden Verteuerung auch der einfachsten Lebensbedürfnisse kaum 
einen Ausgleich, geschweige eine Aufbesserung- des .Honorars. Hinzu. 


kommt, daß infolge der Verschlechterung der gesundheitlichen Verhält- 
nisse weitester Volksschichten die Inanspruchnahme der Kassenärzte 
in den nächsten Jahren eine erhebliche Steigerung erfahren wird und 
schließlich, daß für die durch die Erhöhung der Versicherungsgrenze 
auf 5000 M in die Versicherung einbezogenen 'zahlungsfähigen Per- 
sonen keinerlei Erhöhung des Honorars, das nur für Versicherte bis 


zu 2500 M bestimmt war, im Vertrage vorgesehen ist. Eine Erhöhung 


des Honorars ist auch dann nicht. möglich, wenn, was unter den jetzigen 


_ Verhältnissen durchaus nicht außerhalb des Bereichs der Möglichkeit 


liegt, die Versicherungsgrenze während der Vertragsdauer, die. fünf 
Jahre beträgt, noch über 5000 M hinaus, erhöht: werden sollte. Das 
sind wenig erbauliche-Aussichten für die Groß-Berliner “Ärzteschaft. 
Diese Erledigung der Honorarfrage ist um so peinlicher, als die Kassen 


bereits im Frühjahr bereit waren, ein Honorar von 875 M (750 M`- 
Pauschale und 1,25 Teuerungszuschlag) zu zahlen, ein Anerbieten, das 


sie allerdings bald zurückzogen, als die ärztlichen Unterhändler darauf 


nicht eingingen.. 
Ebensowenig befriedigend wie die Honora 


\ 


frage ist die der Ver- 


mehrung der Zahl der Kassenärzte geregelt worden. .Es soll allerdings 
nicht verschwiegen werden, daß die Grundsätze ‚Bestimmungen ent- 


halten über die Bevorzugung kriegsgeschädigter und kriegsbeschä- 


digter Ärzte, die bei der Besetzung freiwerdender oder neugeschaffener 
Kassenarztstellen in erster Reihe berücksichtigt werden sollen; aber 


ob und wieviel solcher Stellen besetzt oder neugeschaffen werden 


sollen, Ifegt ganz im. Belieben der Kassen, dem ärztlichen Vertrags- 
partner ist keine Möglichkeit gegeben, hierauf einzuwirken. | > 


Auch sonst hat die Position der Ärzte den Kassen gegenüber 


' —. 


keinerlei Stärkung erfahren, eher ist hier und da eine Schwächung zu- 
verzeichnen. ‘Gänz besonders ist das der Fall hinsichtlich des zukünf-. 
tigen ‚Verhältnisses der Kassenärzteschaft zu der Vertragskommission ` 
der Ärztekammer, wenigstens desjenigen Teiles der Kassenärzte, die 
auf dem Boden der Grundsätze ihre kassenärztlichen Dienstverträge 
abschließen, und das sind mindestens 90—95°/ sämtlicher Groß-Ber- : `. 
liner Kassenärzte. Während über die Beziehungen dieser im Central- 
_ verband der Kassenärzte zusammengesthlossenen Gruppen zur Vertrags- 
kommission in den bisherigen Grundsätzen keinerlei Bestimmungen ent- 
halten waren, bestimmen die neuen, daß in Zukunft die Gültigkeit von 
Verträgen nicht von der Genehmigung durch eine andere Körperschaft 
abhängig gemacht werden darf. Mit dem Hineinbringen dieser Bestim- 
müng in die neuen Grundsätze ist es den Kassen gelungen, in die. 
Koalition. zwischen kassenärztlichen Verbänden und staatlicher Standes- - 
vertretung Bresche: zu legen, was ‘um so bedauerlicher: ist, als leider: 


ze ungen.mit größtem Interesse lesen, wenn man sich auch mit dem 
Srfasser darüber klar sein wird, daß ohne strengste Arbeit viele der 
wichtigsten Fragen heute noch’nicht zu lösen sind, und es vielleicht 
erst in ferner Zeit sein werden. a © | m; 
Kapii AnDerdons bearbeitete er`in verschiedenen Handbüchern größere 
e 5 die meistens sein engeres Fach betrafen. Gelegentlich flog 
aktuella Zeitung oder modernen Zeitschrift eio Aufsatz über ein 
eo Thema zu. Zu allem übrigen leitete Schmidt seit einer 
keit von Jahren das Zentralblatt für innere Medizin. Lange Ilntätig- 
Ib gab es für ihn nicht. . u 
ie ‚Den Höhepunkt seiner Tätigkeit im Leben brachte das Jahr 1916, 
| pi zum Rektor der Universität gewählt wurde. | 
a Charakter war Adolf Sehmidt für Fernerstehende schwer 
hat erst zen. Er war nicht jedermann zugänglich und gar mancher 
ehrer E gesehen, welch’ warmen Freund'er in seinem Chef und 
“Hatte, Seine Verschlossenheit und ' scheinbare Härte mochten ` 


Pr 


a, 


323 a g 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1. 


5. Januar. 


festgestellt werden muß, daß sich in diesem Punkte die Wünsche der 
Kassen mit denen mancher Ärztegruppen, oder richtiger gesagt, mancher 
Vertreter solcher Gruppen begegneten. Durch die Beseitigung der 
Vertragskommission hat die ärztliche Koalitionsfreiheit einen Schaden 
erlitten, den zu beseitigen kaum mehr gelingen wird. 

| Alles in allem genommen stellen die Ergebnisse der Verhand- 
lungen alles andere dar als ein Ruhmesblatt in der Geschichte der 


Groß -Berliner Ärzteschaft, und es ist begreiflich, daß diese der weiteren 


Entwicklung ihrer Beziehungen zu den Trägern der Krankenversiche- 


= rung nicht ohne große Besorgnisse entgegensieht. 


Die gleiche Besorgnis wird aber die gesamte deutsche Ärzteschaft 
erfüllen müssen angesichts der neuesten Verordnung des Rates der 
Volksbeauftragten über die Regelung der Vertragsverhältnisse zwischen 


` Ärzten und Krankenkassen für das Jahr 1919. Nach dieser Verord- 


nung, die Gesetzeskraft hat und am 27. Dezember 1918 in Kraft ge- 
treten ist, erhalten die Kassen, denen es nicht gelungen ist, unter „an- 
gemessenen Bedingungen“ mit ihren Ärzten für das Jahr 1919 neue 
Verträge abzuschließen oder die bestehenden zu verlängern, das Recht 
aus § 370 der RVO., ihren Mitgliedern statt der ärztlichen Behandlung 
eine bare Leistung zu gewähren. Die Verordnung erklärt gleichzeitig, 
daß als „angemessene Bedingung“ im allgemeinen anzusehen sei das 
Angebot einer Erhöhung der bisherigen Honorare um 20°/, beim Vor- 
liegen besonderer Verhältnisse, daß diese Erhöhung nicht weniger als 


10° und nicht mehr als 331,3 0/, der alten Sätze betragen dürfe. 


Man kann nicht behaupten, daß diese Verordnung von beson- 
derem Wohlwollen für die Ärzteschaft getragen ist: in neuer Zeit, in 
der die Arbeiterlöhne um das Doppelte und mehr der bisherigen ge- 
stiegen sind und voraussichtlich noch lange Zeit auf dieser Höhe bleiben 
werden, kann eine Erhöhung der ärztlichen Honorare um 20°/o nicht 
gut als „angemessen“ bezeichnet werden, und die Schnelligkeit, mit der 
diese Verfügung ergangen ist, läßt es sicher erscheinen, daß die Ärzte- 
schäft bei der gegenwärtigen Regierung auf noch geringeres Verständnis 
für ihre berechtigten Forderungen zu rechnen hat, wie bei der früheren. 

Es wird abzuwarten sein, wie das nunmehr im großen ange- 
stellte Experiment mit dem $ 370 der Reichsversicherungsordnung aus- 
gehen wird, man muß es aber schon jetzt bedauerlich finden, daß es unter 
den heutigen Zeitverhältnissen, in denen es doch an Zündstoff auf den 
verschiedensten Gebieten des Öffentlichen Lebens wahrlich nicht fehlt, 
auch noch zu Kämpfen zwischen Ärzten und Krankenkassen kommen 


. muß, deren Kriegskosten letzten Endes die Kassenmitglieder werden 


zu tragen haben. 


 Tagesgeschichtliche Notizen. 


{Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 


ur Die Medizinalabteilung des Ministeriums des Innern beab- 
sichtigt im Verein mit dem Centralkomitee für das Ärztefortbildungs- 


wesen in Preußen, an möglichst zahlreichen Stellen Gelegenheit zur 


AÄrztefortbildung zu schaffen. Es sollen unentgeltliche Semester- 


kurse abgehalten werden, außerdem die üblichen Monatsfortbildungs- 
kurse des Berliner Dozentenvereins wiederaufgenommen: werden. Auch 
haben sich etwa. 80 große Krankenhäuser in Preußen bereit erklärt, 
aus dem Felde zurückkehrende Ärzte für zwei bis drei Monate unter 
gewissen Vergünstigungen als Volontäre aufzunehmen. 


Königsberg. Eine Versammlung jüngerer aus dem Felde heim- 


| gekehrter Ärzte hat die folgende Entschließung einstimmig angenommen: 


Eine große Anzahl aus dem Felde zurückgekehrter jüngerer 
Ärzte, die durch den Kriegsdienst keine Gelegenheit zu weiterer Aus- 
bildung hatte, kann trotz größten Bemühens keine Assistentenstellen 


- erhalten. Um Abhilfe in dieser dringenden Angelegenheit zu schaffen, 


wird folgendes ‚vorgeschlagen: i. Vermehrung, womöglich Verdoppe- 
Jung der besoldeten Assistentenstellen. 2. Ärzte, die eine nach Umfang und 
Art des Krankenmaterials und des Kriegseinkommens geeignete Praxis 
haben, insbesondere solche, die in öffentlichen Kliniken Kranke be- 
händeln und zur Assistenz nur Schwestern verwenden, zur Anstellung 
von Assistenzärzten zu veranlassen. 3. Schaffung einer Centrale beim 
Königsberger Ärzteverein zwecks Vermittlung derartiger Assistenten- 
stellen. 4. Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, Assistenten oder 
Assistentinnen, die mehr als zwei Kriegsjahre in der betreffenden An- 
stalt angestellt waren, zum 1. Februar 1919 zu entlassen. 5. Um den 
Bedarf an Militärärzten in der Provinz zu decken, wird gebeten, neben 
den aktiven Sanitätsoffizieren diejenigen unverheirateten Ärzte, die 
mehr als zwei Kriegsjahre in Heimatlazaretten tätig waren, in Provinz- 
städte zu versetzen, um dadurch Stellen in Königsberg freizumachen. 

Es wird darauf hingewiesen, daß viele junge, zum Teil notappro- 
bierte Ärzte, wenn ihnen Gelegenheit zur Weiterbildung nicht gegeben 
wird, durch wirtschaftliche Verhältnisse gezwungen -sein werden, sich 


trotzdem niederzulassen. Hierdurch würde die Allgemeinheit Schädi- . 


gungen ausgesetzt werden, für die die betreffenden Ärzte die Verant- 
wortung ablehnen müssen. - Es 

Berlin Die neue Verordnung der Reichsregie- 
rung zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten 


bestimmt: i SD 
„Die geschlechtskranken Personen können zwangsweise einem 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8. 


. vereinigungen, soweit sie wirtschaftlichen Zwecken dienen, 


holt angebahnt worden war, ist bisher regelmäßig gescheitert, 
‚sonders, weil man sich über ein gemeinsames Programm 


Heilverfahren unterworfen und in ein Krankenhaus überführt werden, 
wenn, dies zur Verhütung der Ausbreitung der Krankheit erforderlich 
erscheint. Die Aufbringung der Kosten regelt sich nach Landesrecht, 

Wer den Beischlaf ausübt, obwohl er weiß, daß er an einer mit 
Ansteckungsgefahr verbundenen Geschlechtskrankheit leidet, wird mit 
Gefängnis bis zu drei Jahren bestraft, sofern nicht nach dem allgemeinen 
Strafgesetz eine härtere Strafe eintritt. Die Verfolgung tritt, soweit 
es sich um Ehegatten und Verlobte handelt, nur auf Antrag ein. Die 
Strafverfolgung verjährt nach sechs Monaten.“ | 

Eine Verordnung des Reichsamtes für die wirt- 
schaftliche Demobilmachung bestimmt: 

„Entlassene Angehörige des Heeres und der Marine, bei denen 
während des gegenwärtigen Krieges eine Geschlechtskrankheit fest- 
gestellt worden ist, sind von den zuständigen militärischen Dienststellen 
zum Zwecke weiterer ärztlicher Fürsorge derjenigen Landesversiche- 
rungsanstalt namhaft zu machen, in deren Bezirk der neue Wohn- 
ort liegt.* 

Um eine vorübergehende Einrichtung einer kostenlosen Beratung 
und Behandlung geschlechtskranker Heeresentlassener zu ermöglichen, 
wird bestimmt, daß die Kommunalverbände Geldmittel zur Behandlung 
zur Verfügung stellen und Beratungsstellen einrichten. Die Kranken- 
kassenvorstände werden veranlaßt, für die fachärztliche penancung der 
Kassenmitglieder Sorge zu tragen. Die im Bezirk ansässigen ach- 
ärzte sollen befragt werden, ob sie sich an der Behandlung beteiligen 
wollen. Durch Benehmen mit der Ärztekammer der Provinz soll dafür 
Sorge getragen werden, daß Fachärzte da, wo sie fehlen, eingesetzt 
werden, dabei soll ein Einkommen bis zu 1000 M. monatlich gesichert 
werden unter Verbot der Ausübung allgemeiner Praxis. 


Berlin. Das Sanitätsdepartement des preußischen Kriegs 
ministeriums gibt bekannt: 

„Damit die als Kriegsteilnehmer aus dem Heeresdienst aus- 
scheidenden Ärzte, Zahnärzte, Zahntechniker und Militärapotheker ihre 
Tätigkeit baldigst wieder aufnehmen können, ist genehmigt worden, 
daß Geräte usw. aus verfügbaren Heeresbeständen käuflich 
überlassen werden dürfen. Anträge sind an das nächstgelegene 
Sanitätsamt des Entlassungs- oder künftigen Wohnortes zu richten. 
Ausgeschlossen vom Verkauf sind zunächst Mikroskope, Röntgen- 
einrichtungen, ganze Facharztbestecke, vollständige zahnärztliche Aus- 
rüstungen und sonstige kostspielivere Geräte. Anträge dieserhalb 
können Anfang Februar unmittelbar an das Sanitätsdepartement des 
Kriegsministeriums gerichtet werden.“ 


Bayern. Im Nationalrat ist ein Antrag eingegangen, der die 
Verstaatlichung der Apotheken verlangt, wobei die Über- 
schüsse der großstädtischen Apotheken dazu zu verwenden sind, den 
Mangel der Apotheken auf dem Lande zu beseitigen. 


Am 21. Dezember fand eine Versammlung der Ärzte Groß-Berlins 
statt, die einen Groß-Berliner Ärztebund gründete. Die Auf- 
gabe dieses Bundes soll es sein, alle bisherigen Berliner en 
sich zusammenzuschließen. Ein solcher Zusanimenschluß, der we i 
nicht 
einigen konnte. Infolgedessen hat man diesmal von der Vorlegung 
eines bestimmten Programms einstweilen Abstand genommen und hat 
statt dessen einen vorläufigen Ausschuß von 50 Mitgliedern gewählt, 
denen die Vorbereitung aller weiteren Entschlüsse obliegt, über 
die weitere allgemeine ärztliche Versammlungen entscheiden sollen. 
Die Vorschlagsliste für den Ausschuß enthält nach Möglichkeit 
Namen der verschiedensten Richtungen. Die Mitarbeit der in den bis- 
herigen Standesvereinen führend tätig gewesenen Ärzte ist dadurch ge- 
sichert, daß, soweit diese früheren Führer nicht schon Mitglieder un 
Ausschusses sind, ein Beirat aus ihnen zu den Verhandlungen d®# 
Ausschusses zugezogen werden soll. 


Berlin. Geh.-R. Becker, Oberstabsarzt und früherer Chefarzt 
der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika, gestorben. 


, Im Verlage von Urban & Schwarzenberg in Berlin un 
ist unter dem Titel „Pathologie und Klinik der Nephrt 
Nephritiden und Schrumpfnieren“ soeben eine von Priv.-Doz. 
Dr. Fritz Munk verfaßte erschöpfende Einführung in die modern 
klinische Nierenpathologie erschienen. Das neben den Fragen der f : 
gemeinen Pathologie der Degeneration und der Entzündung, pawie a 
Physiologie,und Pathologie des Harns die Neuerungen der klinis 1€ 

Nierendiagnostik der letzten Jahre berücksichtigende Werk bietet a 
dem der speziellen Forschung auf diesem Felde ferner stehenden AT 

vie] des Interessanten und Beachtenswerten auf dem schwierigen UN 

komplizierten Gebiete der Klinik der Nierenerkrankungen. 


Hochschulnachrichten. Breslau: Priv.-Doz. Dr. Gräp®” 


d Wien 
rosen, 


hat den Professortitel erhalten. — Gießen: Priv.-Doz. Dr. > Pie) 
(Augenheilkunde) und Priv.-Doz. Dr. Brüggemann (Ohrenhe ne 
sind zu a. o. Professoren ernannt. — Königsberg: EFrV@ 


Dr. Benthin, Oberarzt der Universitäts-Frauenklinik, hat den o 
fessortitel erhalten. — Rostock: Prof. Kobert, Direktor des phar 
kologischen Instituts, gestorben. 


Druckfèhlerberichtigung. In Nr. 51 der M. Kl. m 
es heißen Seite 1263, rechte Spalte, Zeile 14 v. u.: „und“ einer Bota ER 
Zeile 18 v. u.: „Bleistückchen“, Zeile 21 v. u.: wird „vorn und” AM? 


Seite 1264, linke Spalte, Zeile 19 v. o-:»im „Verhältnis“. = 


mar nn Bei . 
p ra eb aig ot ` 5 $ = 

„u Ti 2 : ; ; 7 , 
= a VER — e 4 i Be l E d : a » EN = Ce 

. . En, ; . = 


D 2 S à Tny 
a 


ee ER h 
> “on =, PR 
` ‘ í 5 D 


r ma - 
fe . Da A A e 
» ah 


| u = 12 Januar 1919. 


a 


rührt wig Dr = = 


it erforder t. 
: - l ; | e 2 © i $ j i - ni . E K s = i ‘y Ea o, : A o, if; l 
Wochenschrift für praktische Årzte = ~ T; 
Wochenschrift für praktische Ärzte  . c Ha 


7 ni f i N 
; ER Et 1 Fe 
z . $ . - x ; x aiae - 
z A i ` i a . TGN r 
N . š 5 = $ ru 2 ' 
e ; “a ut . PLAN 
R . h ' i 
i & y i R - E ara à t 
J 1 
f i XV r an y , 
' a e` i f 
.r f ad i A ; r F i , 
. a x . .> $ DUIE Ri x A so rE .. G , 
7 j 
= i 
? ? K g or Zen | 
' 3 Da aa EM i 
2 
. Tri r t 
Ta ‘ 


Pr 


an enrm 
det, widi - 
tritt mil 

rag en Di > 


~ 


die with N 


\ 


| Landesmel |; 
Verlag von | 


'redigiert von ’ 
Professor Dr. Kurt Brandenbur: yo Poo Urban & Schwarzenberg 
‚Berlin „== SL i Berlin 


= Inhalt: Originalarbeiten: -A. Schittenhelm, Über die Serumbehändlung. der bacillären Ruhr. N. v. Jagie und. J. Sladök, Über | 
ski  Leistungsfähigkeit Herzkranker. W. Stepp u. M. Nathan, Untersuchungen über den Cholesteringehalt der menschlichen Galle. W, Lusti go 
Br" Zur Serumtherapie Grippekranker. F. Deutsch, Der Indicannachweis im Liquor cerebrospinalis bei echter. Urämie. R. Cobet, Über 
© Kreislaufstörungen bei Ruhr und -deren Behandlung; — Referatenteil: Strauß, Strahlentherapie. — Aus den neuesten Zeitschriften. — Thera- 
. peutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Breslau. Hamburg. Königsberg i. Pr. — Rundschau: 
-Thi v. Olshausen: Können ärztliche Standesvereine ihren Mitgliedern den beruflichen Verkehr mit dem Verein nicht angehörigen Ärzten 
=. Fa i untersagen ? — Tagesgeschichtliche Notizen. : | | er: 


Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originaibelträge vor. 
° Š z g . h eN s l ” : i er f : b à š 


F. Mayer, Rostoski und Andere, welche ‚gute Erfolge ah- 
geben. Ich selbst habe bereits ausführlich ebenso berichtet 1). Es ist 
bemerkenswert, daß die meisten günstigen Resultate auf dem öst- 
lichen und Balkankriegsschauplatze gewonnen wurden, wo dieRuhr . 
von Anfang an viel.schwerer auftrat, wie anderswo, während die `- 
. zweifelhaften Ansichten zumeist Erfahrungen. aus dem Westen ~ 
widerspiegeln, wo die Ruhr wenigstens in den ersten Kriegsjahren, 

so viel mir bekannt, leichter verlaufen ist... 2 
: -. In den verschiedenen, mir zur Kenntnis gekommenen Kriegs- 
publikationen und anderen Äußerungen werden durchweg gewisser- 
maßen subjektive. Eindrücke wiedergegeben, die an :einzelnen 
Fällen gewonnen wurden. Es ist nirgends, wie etwa in den oben 
angeführten Friedenspublikationen, versucht worden, den Ansichten 

eine zahlenmäßige Begründung zu geben. . Die Äußerungen 

sind daher häufig recht unbestimmt und wagen keine bindenden 
Schlüsse zu ziehen. So. geben die Autoren, welche Zweifel aus- 
‚sprechen, meist sehr wohl zu, daß es. öfter. den Anschein hatte, 

als: ob die Heilserumeinspritzung eine rasche Besserung veranlaßte; 
sie. wagen- aber diesem Eindruck im Gegensatz zu den anderen 
keinen Wert beizulegen, da ja auch sonst scheinbar schwere Ruhr- 
 fälle’sich plötzlich günstig verändern und rasch abheilen: Diesen. 
Einwurf muß sich jeder machen, der viel Ruhr sieht, da tatsächlich 

öfter eine unerwartete. Wendung zur Besserung auch ohne jede Be- 
handlung vorkommt. Andererseits führt man gegen die Heilkraft 

des Serums den Umstand an, daß in einer Reihe von Fällen keinerlei ° 
Beeinflussung des Krankheitsverlaufs -ersichtlich ist., Auch diese . 
Tatsache kann nicht "geleugnet werden. Es darf daher der sub- 
jektive Eindruck weder nach der einen noch nach der anderen Seite 


ailein ausschlaggebend sein. | 


T a Aus der Medizinischen Klinik in Kiel. - ` 
` Über die Serumbehandlung der bacillären Ruhr ?). 

| .. Von - l 

` Prof.. Dr. A. Schittenhelm. 


- Über die Serumbehandlung der Ruhr lagen bereits vor dem 
Kriege scheinbar abschließende Urteile vor. Von vielen Seiten 
wurde seit ihrer Einführung durch Kruse und Shiga über 
günstige Erfolge berichtet. So sah z.B. Laptesch bei früh- - 
zeiliger Anwendung größerer Dosen (20 bis 40 ccm) des von Kraus 
i und Dörr bereiteten antitoxischen . Rührserums die Mortalität 
„ ‚seiner Kruse-Shiga-Ruhrkranken von 10 bis 15% auf 0,5% herab- 
gehen. VaillardundDo pter benutzten ein selbst hergestelltes 
.bacterieides und antitoxisches Serum und erreichten damit eine 
Herabsetzung der Mortalität bei Kruse-Shiga-Ruhr von 20 bis 50% 
-~ af 5%. Ruffer und Milmor e konnten mit einem polyvalenten 
um die Mortalität. der bacillären Ruhr von. 64,49% auf 


Mischser 
9,7% herabmindern. Auch mit Heilserum gegen den Flexner- und 
Y-Typ wurden gute Erfolge bei diesen Ruhrformen erzielt. Dagegen 


| „Soll das Heilserum gegen den Kruse-Shiga-Typ keinen so ausschlag- 
5 ` gebenden Einfluß bei Flexner-Ruhr-Erkrankung gehabt haben wie 
bei der Shiga-Kruse-Ruhr, sodaß von Vaillard und Dopter 
die Ansicht geäußert wurde, es sei vielleicht in diesem Falle das 
Pferdeserum an sich schon von günstigem Einfluß auf den Ruhr- 
‘Prozeß. Alles in allem faßt Lentz die Erfahrungen dahin zu- 
sammen, daß nach den vorliegenden Berichten die 
Mortalität bei: den mit Heilserum behandelten 
Kranken 2 bis 5% gegenüber 10 bis 50% beirein 
medikamentöser Behandlung betrage. Nach seiner 
Ansicht stellen die nunmehr an vielen tausend Ruhrkranken er- 
zielten günstigen Ergebnisse das Dysenterieheilserum 
als vollwertig dem Diphtherieheilserum an die 
Seite, eine Ansicht, die auch Marx vertritt. = 
p, Diese bei früheren Friedensepidemien gewonnenen günstigen 
; tfabrungen berechtigten zu den. besten Hoffnungen, als in dem 
oeenwärtigen Kriege die Ruhr im 'Feldheere größeren Umfang 
on Um so erstaunlicher -war es, als sich bereits, auf dem 
Y arschau er Kongreß herausstellte, daß die Ansichten über 
ein; therapeutischen Wert‘ der Ruhr-Heilseren sehr auseinander- . 
| ee Von den einen wurden günstige Erfolge berichtet, von 
Si anderen jeder Erfolg geleugnet. Derselbe Zwiespalt der Mei- 
Jah aa durch die einschlägigen Publikationen der letzten- 
Stis > Außern sich zweifelnd über die Erfolge Hühnermann, 
z Tabo E Dorendorf, - Jakob, Klieneberger, 
hold p a und Andere, Auf der anderen Seite stehen M us e- 
re Hirsch, Boehncke, Brauer, v.Stark, 


|I Statistische Erhebungen über Beziehungen 
‚zwischen Serumbehandlung 'und Krankheits- 
|  verlauf = u 
| Eine unangreifbare Entscheidung über den Wert der Heilserum- 
“behandlung der Rubr wird man: in diesem ‘Stadium nur durch 
Sammlung eines größeren Zahlenmaterials erreichen, ' das, unter 
vergleichbaren Verhältnissen gewonnen, die Resultate der rein 
medikamentösen Behandlung denen der Serumtherapie gegenüber-, 
stellt. Nur so kann der Einwurf: einseitiger subjektiver Betrachtungs- 
"weise völlig ausgeschaltet werden. Ich habe daher versucht, mein 
in diesem Kriege im Osten zusammengefragenes Material, das 
durchweg einer Armee, der Armeeabteilung v. Woyrsch, entstammt 
und bei dessen Sammlung mich der. Armeearzt Generalarzt 
Dr. Musehold mit größtem  wissenschaftlichen: Interesse in 
dankenswerter Weise weitgehendst unterstützte, nach dieserRichtun g 


zu verwerten. | Be | 


)-M. in. W. 1918, Nr. 10 und Ther. Mh. 1918, Nr. 4 und 6, 


. ) Nach ei il 
| nem am 6. April 1918 gehaltenen Vortrage. 


~ 


- die Tatsache entgegen, daß örtliche Verschiedenheiten in der 


‚ Armeebereichs größeren Vergleichswert besitzen. 


7 1919 -— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2. 


——— nn mn 


— nn mn m i no —— In u 


Beziehungen zwischen Serumbehandlung und 


Sterblichkeit bei Ruhr. Ich bringe zunächst Gesamt- 


. zahlen ohne Rücksicht auf die bakteriologische Diagnose des ein- 


zelnen Falles, die die Beziehungen zwischen Serumbehandlung und 
Sterblichkeit illustrieren sollen. . 


Feldlazarette der Armeeabteilung Woyrsch . 
| vom Jahre 1916. 


Prozent 
Ruhrfälle Todesfälle der Todesfälle 
Feldlazarette 
oline Serumbehandlung 54i 95 4,6 
Feldlazarette 
: mit Serumbehandlung 3219 43 1,3 


Kriegslazarett (Seuchenabteilung) der Armee- 
abteilung Woyrsch im Jahre 1916. 
Das Kriegslazarett unterstand in der ersten Hälfte der Ruhrperiode 


‘des Jahres 1916 einer anderen Armee und trieb keine Heilserumbe- 


handlung; in der zweiten Hälfte trat es zur Armeeabteilung Woyrsch, 
wo sofort eine energische Heilserumtherapie eingeführt wurde. Das 
Kriegslazarett blieb am selben- Ort eingesetzt und bezog seine Kranken 
nach wie vor von denselben Truppenteillen. Es wurden folgende 
Resultate erzielt: 


Prozent 
5 Ruhrfälle Todesfälle der Todesfälle 
Vor der Serumbehandlung 570 11 zirka 2,0 °/, 
Mit A N) 434 2 „ 0,5 ol 


Gleichsinnig mit diesen zahlenmäßigen Verschiebungen ging 
bei den Ärzten und dem Wartepersonal des betreffenden Kriegs- 
lazaretts der subjektive Eindruck einher, daß nach 
Einführung der Serumtherapie die Ruhr im Lazarett insofern ein 
anderes Bild gewonnen habe, als die Kranken viel schneller ihre 
Beschwerden, vor allem Blutstühle, Leibschmerzen und Tenesmen 
verloren und überhaupt rascher der definitiven Heilung zugeführt 
wurden, während der vorher häufigere Übergang in ein chronisches 
Stadium bedeutend seltener wurde. 

Der Vergleich der Gesamtzahlen der mit und ohne Heilserum 
behandelten Kranken ergibt also sowohl in den Feldlazaretten wie 
im Kriegslazarett eine erhebliche Abnahme der Sterb- 
lichkeit, die in beiden Fällen sich um das’ Vierfache 
verringert. Man könnte daran denken, größere Zahlen dadurch zu 
gewinnen, daß man die Sterblichkeit der einzelnen Armeen ein- 
ander gegenüberhält, wobei ein gewisser Vergleich möglich wäre, 
da nach den Berichten nicht überall gleichmäßig energisch mit 
Serum behandelt wurde. Jedoch steht einem derartigen Vergleich 


Schwere der Ruhr störend ins Gewicht fallen würden, die. bei 
kleineren Statistiken keine ausschlaggebende Rolle spielen können. 
Ich glaube daher, daß die von mir gebrachten Zahlen eines 


Beziehungen zwischen Serumbehandlung 
und Darmersceheinungen. Die Herabsetzung der Sterb- 
lichkeitsziffer ist sicherlich von größter Bedeutung für die Ein- 
schätzung des Wertes der Serumbehandlung. Ihr Einfluß auf den 
Verlauf der Ruhrerkrankung läßt sich aber auch noch auf andere 
Weise zahlenmäßig belegen. Man erhält ein gutes Bild, indem 
man das Verschwinden einzelner Krankheits- 
erscheinungen registriert. Dafür ist ganż besonders das 
Aussehen des Stuhlgangs zu verwerten, der bis zu einem gewissen 
Grade den Gang der Erkrankung widerspiegelt 1). 

Die frische Ruhr ist charakterisiert durch den Abgang blutig- 
schleimig-eitriger Massen, wobei das Blut eine besondere Rolle 
spielt. Man findet die makroskopisch erkennbare innige Ver- 
mischung mit rotem Blute vornehmlich im akuten Stadium des 
dysenterischen Prozesses, während mit dessen Abklingen das Blut 
verschwindet, um wieder aufzutreten, wenn ein Rückfall eintritt. 
Wenn man also den makroskopischen Befund von Blut im 
Ruhrstuhle registriert, so hat man damit einen Anhalt, wie lange 
der akute Prozeß im einzelnen Fall anhält. Die Zahl der Stühle 
gibt meist gleichfalls einen gewissen Aufschluß; jedoch ist sie 
nieht so ausschlaggebend für die Beurteilung wie die Konsistenz 
des Stuhles. Denn es gibt doch immer wieder Fälle mit schweren 
Darmveränderungen, die trotz deren Fortbestehen nur wenige 
Stühle im Tage absetzen und so einen guten Zustand vortäuschen, 
wenn man sich nur an die Zahl der Stühle hält. Besser verfolgt 


= a M 
— 


1) Genaueres darüber M. m. W. 1918. 


~ behandiung einsetzt 


12. Januar. 


m m u a Un [UI {oo = ir 
-..— — -e — = 
- En _—.- —i 0200. E 


man daher die Konsistenz. Ist der Stuhlgang wieder ge- 
formt, so kann man stets damit rechnen, daß die Erkrankung 
in fortgeschrittener Heilung begriffen ist. Es gibt daher einen 
guten Anhaltspunkt für die Beurteilung, wenn man zusammen- 
stellt, wie schnell der Stuhl die Blutbeimengung verliert und wann 
er wieder geformt ist. 

Da mein Material zu einem größeren Teil aus Front- 
lazaretten stammt, wo die Kranken, wenn möglich, nicht 
länger wie vier Wochen liegenblieben, da zudem Ruhrkranke, welche 
bei vierwöchiger Behandlung immer noch keinen festen Stuhl- 
gang bekommen haben, stets noch längere Zeit krank bleiben oder 
zum Teil chronisch werden, also bei ihnen von einem prompten 


 Heilerfolg nicht die Rede sein kann, so habe ich nur die ersten 


vier Wochen berücksichtigt und alle Kranken, die nach deren 
Ablauf noch Durchfälle hatten, als chronische Fälle schlecht- 
weg eingesetzt. 

Das Material ist in den folgenden Zusammenstellungen 
gleichmäßig nach dem Einsetzen der Serumbehandlung am ersten, 
zweiten, dritten, vierten usw. Krankheitstage geordnet. Es wurde 
dann in die Rubriken gesetzt, an welchem Krankheitstage und an 
welchem Tage der Serumbehandlung (vom ersten Tag derselben ab 
gerechnet) der Stuhlgang blutfrei oder fest wurde. 

Ich verwende zunächst nur bakteriologisch geklärte 
Fälle, die teils mit, teils ohne Serum behandelt wurden. 
Freilich ist ihre Zahl aus begreiflichen Gründen keine sehr große. 
Einmal war die bakteriologische Klärung eine recht lückenhafte, 
sodaß sie noch nicht für 5% der Fälle erfolgte. Sodann ist die 
Sammlung des Materials in großen Mengen und in der Genaulg- 
keit, daß es ‘zu statistischen Zwecken verwandt werden kann, IM 
Felde nur sehr schwer durchzuführen. Immerhin glaube ich ge- 


nügend anführen zu können, um einen weiteren Beweis zu er- 
bringen. ' | 


Fälle von Shiga-Kruse-Ruhr aus den Jahren 1915 bis 1917. 


nn fang: 


aaea 
D an DE A PORN — = u a 


| | blutfrei geformt E | . 
IB: en h | m D E er 
an dem die Serum- ` der !Krank- e, ı Krank- ; ‚gg Ito : 
behandlung einsetzt | Fälle | heits- ale heits- er z geheilt 
| | tag, Me tag | g ı © 
De ae ee er I) Er a a R O a 
p = | | | | er Ba 
Serumfälle = 100 | | 5 
E E a9 0 ons 7 |3 2 Fetty 
5.-8. I B | 89 a3 | 1808| 
9.- 16. iM 112 i | 188 s9 | ö — | 9-6 
Rein medikamen-, | e 
tös behandelte! | ol 85719 
Fülle = 14 ı 14 | 78 | 12 EISE Be 


Es geht aus der Tabelle hervor, daß Shiga-Kruse 
Ruhr, wenn sie in den ersten vier Tagen in specifische 
Behandlung genommen wird, zu 92°/, innerhalb vier Wochen m 
Heilung gebracht wurde. Die Heilerfolge sinken jedoch um £O mehr, 
je später die Ruhr in speeifische Behandlung genommen werden 
kann. Bei nicht specifisch behandelten Fällen ist die Heilung 
innerhalb vier Wochen viel seltener, wie bei specifisch behandel- 
ten, selbst wenn die Behandlung erst nach dem neunten nr 
beginnt. Auf die Beeinflussung des Blutgehalts komme ich 
später noch zurück. . 

Es ist ferner bemerkenswert, daß der weitaus prore 
Teil der Fälle von Shiga-Kruse-Ruhr mit Hel'- 
serum behandelt wurde, ein Beweis dafür, daß bei ihnen 
von vornherein der klinische Eindruck ein derartiger WAT, da 
eine specifische Behandlung erwünscht erschien. Fe 

Wie verhalten sich die Dinge bei den Erkrankungen, die 2 
die von Kruse als „Pseudodysenterie“ bezeichne 
Gruppe gehören ? | 


rn Te  z 


Krankheitstag, 


in 4 Wochen 
an dem die Serum- 


tot geheilt 


blutfrei geformt 


ehronisch 


Krank- Serum- | Krank- | Serum- 
heitstae | tag |heitstag| tag | 


Serumfälle= 2% 
1.-4 


=: 00 r É 

14 5,8 3,5 6,7 4,8 | = | 3 A = 100%, 

8-8, 10 8,3 2,8 8.9 3,5 N He zu 3 A 100 07i 
9.— i4. 3| 123 20 | 138 30 | — | ar 


Reinmedikamen- 
tösbehandelte | 
Fälle =62 62 5,5 14,4 | s 1 

| A ; ” , seudo- 

Zu der Tabelle ist zu bemerken, daß die Fälle von ling 
ruhr aus den verschiedensten Lazaretten der Armeea!) 


N 0/ 
zj 08,4 [0 


wieke gr 
Brkrankuy £ ©- 
daher ei É ~ 


C ETIN 


r 
Ti 
a 


u 


Een See rn 
. . 


$ 


Er 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 2. 


S 


5 ; 1 


Woyrsch gesammelt wurden, wo immer wieder andere Bakteriologen > Bakteriologisch ungek lär te Ruhr ` 
maßgebend waren. Infolgedessen spiegeln die bakteriologi- aus den Jahren 1915 bis 1917. >- 
in 


schen Diagnosen die Verworrenheit der Bezeich- |= —— =——— T 

nungen wieder, wie sie nun einmal’ der Ruhrbakteriologie zur- | xrankheitstag‘ |Anzahı | blutfrei | geformt. 3 o 

zeit eigen ist. Die 89 Fälle verteilen sich danach folgender- | an dem die Serum- | der |Krank- Serum.| Rrank-| serum-! S | 2 |4 Wochen . 

maßen: Pseudodysenterie schlechtweg 19, Flexner-Ruhr 16, Pseudo- | behandlung einsetzt | Fälle | heits- |" tag helts- tag | 5 geheilt 

dysenterie A 29, Pseudodysenterie D (= Y) 12, Pseudodysenterie | : la IE KERN re 

H (= Strong) 13 Fälle. Der -einzige Todesfall war .Pseudodysen- 1-4 32 6,1 37 f 140 | 87 | 83| 1] 28=875% 

terie H. De EEE ae 

- x a’ 27 ar ? ,° , y v “£ jo 
Aus der Tabelle geht hervor, daß der Heilerfolg bei den. a T ee EA 


Pseudoruhren im allgemeinen recht gut. ist, einerlei ob 


zwischen ‘den ;specifisch behandelten und den nur medikamentös |. 
hartnäckiger wie die Pseudoruhr. Ob das rasche Verschwinden 


behandelten Fällen, besteht darin, ' daß beiden letzteren die | | 
Stühle später eintreten als bei den | des Blutes aus dem. Stuhl nur eine Wirkung des artfremden Serums ` 
ersteren, mithin die Heilung sich bei den Serum- | darstellt, wie manche, z.B. Krause, meinen, sei noch dahingestellt. - 

Es wäre dann jedenfalls schwierig, zu erklären, warüm die blut- 


geformten 


behandelten schneller einstellt. Es ist ferner be- 
merkenswert, daß von den 87-Fällen Pseudoruhr nur 27 Fälle mit | stillende Wirkung bei Shiga-Kruse-Ruhr sich langsamer einstellt 
= Serum behandelt wurden, während die größere Zahl ohne | wie bei Pseudoruhr und warum sie in ganz schweren Fällen voll- 
'specifische Behandlung blieb. Wenn ich mein ge- | ständig ausbleibt. Eine Entscheidung dieser Frage ließe sich erst 
samtes Material, auch diejenigen Fälle, von denen ich sonst nicht. | 
genügend Notizen zur Einreihung in die Tabellen habe, zusammen- |' gewöhnlichen Pferdeserums in größerer Zahl vorliegen würden. Ich 
stelle, so wurden von 123 Shiga-Kruse-Fällen 105 = | möchte meinen, daß es sich nicht nur um eine hämostyptische 
99%, und von 90 Pseudoruhrfällen 28 = 31°/, mit | Wirkung handelt,, sondern um eine Beeinflussung des 
Serum behandelt. Daraus erhellt, da8 das Bedürfnis einer | akuten. Prozesses, der, wie bereits erwähnt, durch .den 
Serumbehandlung bei der Pseudoruhr viel ge- | Blutstuhl charakterisiert wird. | SEE 
ringer ist wie bei der Shiga-Kruse-Ruhr. . Der wichtigste Punkt ist neben der zahlenmäßigen Fest- 
i stellung der Wirkung des Serums überhaupt die Tatsäche,. die 


Rue Diese statistisch gewonnene Tatsache!) stimmt: völlig mit aer wi ) ube 
l durch die Statistik sowohl wie durch die Erfahrung am Kranken- 


meinen Erfahrungen am Krankenbett überein, die darauf hinaus- wohl 
‚gehen, daß die Pseudoruhr im allgemeinen harmloser | bette feststeht, daß nämlich das Serum .am gründlichsten : seine 
ist als die Shiga-Kruse-Ruhr. : Was ich àn. Todesfällen | Wirkung entfaltet, wenn ‘es in den allerersten Tagen der 

Erkrankung gegeben wird, während in der späteren Zeit mehr und 


sah, war, wenn eine bakteriologische Klärung zustande kam, in der gene rak 1 enr 1 
mehr seine Wirkung verschwindet. Das kann nicht weiter ver- > 


. Regel Shiga- Kruse-Ruhr. Wo in einem Lazarett viele schwere mg . an SALE. 
Fälle lagen, vor allem auch akut tödlich verlaufende, da konnte | wundern, da natürlich mit dem Fortschreiten der ‚anatomischen 
Darmveränderungen auch der Heileffekt des Serums ein sehr be- 


“ man sicher sein, daß Shiga-Kruse-Bacillen dabei im Spiele waren.. I I n aer f r | 
| schränkter wird. Genau. wie bei der Diphtherie.sind die ersten 


Ich verkenne nicht,. daß die Pseudoruhr in einer beträchtlichen |. 2 „En 
Anzahl von Fällen gleichfalls schwer verlief.. Darauf wurde auch | Tage der Erkrankung meist die maßgebenden.' Be- 
von anderer Seite, besonders scharf von v. Stark und Brauer | Sonders bei schweren Fällen stellen sich unter der Einwirkung 
hingewiesen, sodaß Zweifel berechtigt erschienen, ob die Pseudoruhr | des Toxins sehr schnell tiefgreifende Veränderungen der Darm- 
mit Recht immer noch als leichtere Ruhrform von der Shiga-Kruse- | wand ein, die eventuell bereits am dritten Tage große Intensität 
„Ruhr klinisch scharf abzutrennen ist, Ich habe aber mehrfach | und Ausbreitung gewonnen haben. ` Das Serum’ trifft nur ‘den 
` erlebt, daß in Fällen, die auf Grund der bakteriologischen Diagnose | Specifischen Faktor der Erkrankung und verhindert, zur rechten 
zunächst als Pseudoruhr angesprochen wurden, später durch einen | Zeit benutzt, durch dessen Ausschaltung -ein Tiefergreifen des 
hohen Widaltiter des Krankenserums gegen Shiga-Kruse-Bacillen | Prozesses, Dadurch wird oft der Übergang eines leichten oder 
mittelschweren Falles in einen schweren verhütet, dadurch wird 


oder gar durch direkte Züchtigung "derselben aus dem Stuhl eine sch alles I i g 
ferner die Krankheitsdauer ‚abgekürzt, wofür die Tabellen den 


5, häufig eine Klärung in vorstehendem Sinne statt. Das schlimmste. 


Mischinfektion von Pseudoruhr mit Shiga-Kruse-Ruhr er- 1e t 

wiesen wurde, die nun den schweren Krankheitsverlauf klärte. Ich | zahlenmäßigen Beleg geben. Setzt aber die Serumbehandlung 

‚ glaube daher, daß in vielen Fällen, wo die Pseudoruhr im Osten, | erst.später ein, etwa am fünften bis siebenten Tage der Erkrankung, 
` vornehmlich während des Stellungskrieges, scheinbar schwer ver- | was besonders im Bewegungskriege sehr häufig der Fall ist, dann 
lief, de facto echte Ruhr vorgelegen hat. Man’hat sich in der | vermag sie wohl toxische Allgemeinerscheinungen zu beheben’ und 

Regel mit dem kulturellen Nachweise begnügt, und den Ruhrwidal bei wenig tiefgreifenden Darmveränderungen eine Wendung zum 

nicht zur Diagnostik oder nicht. in ausreichendem Maße heran- | Besseren und eine schnellere Ausheilung zu. erzielen. Bei bereits 

gezogen. Wo dies geschehen ist, da fand nach meiner Erfahrung | vorhandenen ausgedehnten, tiefgreifenden Geschwüren wird sie 
aber auf die Dauer wenig oder nichts mebr ausrichten. © 

Man darf nicht verschweigen, daß es Fälle gibt, wo die In- 


für die Ruhr ist langer Transport -unter ungünstigen Verhältnissen | . a . 
fektion — meist ist es Shiga-Kruse-Ruhr — so akut und heftig 


(schlechte Transportmittel und mangelhafte Lagerung, Kälte und y ni 
verläuft, daß die Serumbehandlung, selbst wenn sie schon am 


Nässe, unzweckmäßige Ernährung, Mangel an Wartung und güten ‚aan Seru mpe 
dritten bis vierten Tag einsetzt, ohne Erfolg bleibt. Wir 


hygienischen Bedingungen usw.), wie sie im Bewegungskriege nicht ‚ohne 
| | kennen solche Mißerfolge auch bei der Diphtherie und sie werden 


Schwert ist. 


Immer zu vermeiden sind. Dabei kann: sich der "Unterschied | | 
-Zwischen Shiga-Kruse-Ruhr und Pseudodysenterie, der unter gün- | von den Gegnern der Serumbehandlung immer wieder angeführt. - 
stigen Bedingungen klar zutage tritt, sehr verwischen, indem Trotzdem stebt aber der Erfolg der Heilserumtherapie bei dèr 
auch zahlreiche Fälle von Pseudoruhr schwer werden und even- | Diphtherie über jeden Zweifel erhaben da. Ähnliche Beobachtungen 
well tödlich enden. Ich glaube aber nach meinen Erfahrungen | bei der Ruhr können daher nicht überraschen und dürfen vor allem 
annehmen zu dürfen, daß auch dabei die Shiga-Kruse-Ruhr weit- | nieht als unwiderlegliche Zeugen gegen den Erfolg der Serum- 
aus gefährlicher reagiert, . Ich führe endlich eine Zusammenstellung | behandlung angeführt werden, wie überhaupt mit einem gewissen. 
über bakteriolo gisch nicht geklärte Fälle, die mit | Prozentsatz von Mißerfolgen von vornhereiti gerechnet werden muß. 
‚Serum behandelt wurden, an, weil auch sie in. ähnlichem Sinne Man kann aber andererseits als sicher annehmen, daß die 
Spricht, wie die bereits gebrachten Tabellen. l on den meisten en auch in den. vorliegenden 
In allen Fä 97 < i s, Außerungen angegebenen auffallenden Besserun 
en Fällen, wo Serumbehandlung getrieben wurde, hörte des Allgemeinbefindens und der nervösen Beschwerden ee Š 1 


dieBeimen 'ung vc i i j 

Tagen auf, bel der Pseudoruhr durehsehnitiich schon nach wel Leibschmerzen und andere) zum guten Teil ebenso als Wirkung des 
dreieinhalb T l TEE f a ıfgef: ‚erden können, wie die Abkürzu ” Krank- 

“SS dreieinhalb Tagen, bei den nicht geklärten Fällen nach drei heit und die Herabsetzung der. Sterblichkeit ıng der Krank | 

leh glaube also entschieden dafür cin- 

treten zu können, daß bei der Ruhr eine früh- 

zeitige, energische und sachgemäße Serum- 

therapie von Nutzen ist. u E $3 | 


dem St i Die Zur Statistik verwandten Fälle entstammen fast, durchweg 
und die LuSenf lege, daim Bewegungskriege die bakteriologische Klärung 
e sammlung gut beobachteten Materials naturgemäß äußerst er- 


t... e 
ren n _ 


sie specifischý behandelt werden oder. nicht: Ein Unterschied . einhalb- bis vier Tagen, bei den Shiga-Kruse-Fällen nach vier- bis 
fünf Tagen.. Es .zeigt sich also auch hierbei die Shiga-Kruse-Ruhr 


fällen, wenn einwandfreie zeitliche: Angaben über die Wirkung 


nn 


= .. 
- v nn 


+ x = 
KOS ka $ 
x uch EB 


m- 


- 


Ben | 


pri 


36 


N. Indikationen für die Serumtherapie, 


Man würde dem Ideal einer Serumtherapie am nächsten 
kommen, wenn auch bei der Dysenterie, ähnlich wie bei der Di- 
phtherie, jeder Fall sofort und ganz frühzeitig, even- 
tuell bereits bei der Truppe, energisch mit Ruhrheilserum behandelt 
würde. Dem steht aber hinderlich im Wege, daß sich kaum so- 
viel Serum auftreiben ließe, um einer solchen Forderung gerecht 
zu werden, zumal ja die Dinge nicht so einfach liegen wie bei 
Diphtherie. Man muß also die Indikation beschränken. 

Im allgemeinen kann man wohl sagen, daß 
da, wo vornehmlich Pseudoruhr vorkommt, die 
 Berumtherapie nur für. einzelne Fälle benötigt 

wird, während sie da,wo Shiga-Kruse-Ruhr vor- 
kommt, energisch und allgemein betrieben 
werden sollte, Darüber sind sich auch die meisten Bericht- 
erstatter einig. Da jedoch, wie bereits bemerkt, die Pseudoruhr 
-gelegentlich in schwererer Form verläuft, da ferner öfter zunächst 
scheinbar leichte Ruhrfälle plötzlich schwer werden, da endlich 
eine bakteriologische Identifizierung des einzelnen Falles nur zu 
oft nicht gelingt, so müssen die Indikationen in der Regel nach 
klinischen und nicht nach bakteriologischen Gesichtspunkten 
gestellt werden. 

Ich trete für folgende Leitsätze ein, nach denen 
eine energische Serumbehandlung zu fordern ist: 
| 1. Bei leichten Fällen, die länger wie drei 

Tageihre akuten Erscheinungen (Blutstühle und ner- 
vöse Beschwerden) behalten und keine. Neigung zur 
Besserung zeigen. 

2, Bei allen Fällen, die von vornherein 
einen toxischen oder überhauptschwerenEin- 
druck machen. 

-3, Bei allen frischen Fällen, die mehr als 
12mal in 24 Stunden Stuhlgang haben und bei 
denen quälende Beschwerden bestehen. 

Gegen Komplikationen und Nachkrankheiten, wie z. B. den 
Ruhrrheumatismus !), nutzt die Serumtherapie nicht das geringste, 
sie kann hierbei völlig außer acht gelassen werden. 


II. Menge und Art des Serums und 
Anwendungsart. 


Lentz hat als Resümee der vor dem Kriege erschienenen 
Literatur über die Serumbehandlung der Dysenterie angegeben, 
daß als Heildosis in leichten Fällen in der Regel 20 bis 30 ccm 
gegeben werden, bei Schwerkranken indessen auch 80 bis 100 ccm, 
nötigenfalls in wiederholten Gaben. Diese Angaben finden sich 
auch in den bekannten Bearbeitungen der Ruhr von Jochmann, 
der der Serumtherapie eine gute Prognose stellt, und Jürgens, 
der sie skeptischer bespricht. Übersieht man die Ansichten, 
welche im Kriege geäußert wurden, so hat sich weitaus der 
größere Teil der Serumtherapeuten für höhere Gaben ent- 
schieden. Berghaus spricht direkt von einem „Kunstfehler“, 


Rostoski, v. Stark, F. Mayer geben als Einzelgabe 
50 bis 100 cem je nach der Schwere des Falles, wobei sie be- 
merken, daß niedrigere Gaben wirkungslos seien. Einige geben 
kleinere Mengen. 

So empfiehlt Brauer, 20 cem wiederholt, eventtell an 3 bis ö bis 
7 Tagen auch zweimal täglich zu verabreichen. Ballmann gab zu- 
erst 20 cem, ohne davon wesentlichen Erfolg zu sehen; er erhöhte 
daher die Menge auf 80 bis 100 ccm, die er meist 2 bis 3 Tage hinter- 
einander verabreichte, und sah danach in der Regel ganz auffallende 
Besserung. Hühnermann empfiehlt 20 bis 40 cem, Boehncke 
80 bis 50 cem. 

Es besteht also in der Regel die Tendenz, die Mengen zu 
steigern, sodaß man daraus schließen kann, daß doch wobl kleinere 
Mengen wie z. B. 10 bis 20 cem in ihrem Effekt meist nicht 
befriedigten. : 

Ich selbst habe, nachdem ich mit kleinen Serumgaben von 
20 und 30 cem keine Erfolge erzielen konnte, mich von Anfang an 
großer Einzelgaben bedient. Ich möchte mit Berghaus und Ande- 
ren als kleinste Einzelgabe 50 ccm ansehen. In der Regel 
gab ich je nach der Schwere des Falles 50 bis 80 cem pro Dosis 
und injizierte dieselbe Menge mehrere Tage (2 bis 4 Tage), bis 
Besserung eingetreten ist (Nachlassen von Tenesmen und Leib- 


1) S. bei Schittenhelm und Schlecht, Arch. f., klin. M. : 
1918, Bd. 126, H. 5 u. 6. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2, 


| ließe, 
wenn weniger wie 50 cem als Einzelgabe gegeben werden; Hirsch, 


12. Januar. 


schmerzen, Besserung des Allgemeinbefindens, unblutigere seltenere 
Stühle), dann gehe ich die nächsten Tage langsam auf 50, 40, 30 cem 
herunter. So verbrauchte ich als Gesamtmenge bei Shiga- 
Kruse-Ruhr im Durchschnitt von 105 Fällen 
220 ccm pro Person, beiPseudoruhrim Durchschnitt von 28 Fällen 
180 cem pro Person. Bei manchen Fällen kann man schon 
nach 2 bis 3 Tagen aufhören, bei anderen muß man 4 bis 6 Tage 
injizieren. Es ist natürlich zwecklos, die Serumbehandlung weiter- 
zuführen, wenn man nach 5 bis 6 Tagen mit großen Dosen ge- 
sehen hat, daß die Wirkung ausbleibt. Ich habe früher mehr- 
fach übergroße Mengen, wie sie auch in Berichten von anderer 
Seite erwähnt sind, das heißt Gesamtmengen von über 600 cem 
pro Person eingespritzt, ohne jedoch einen Erfolg dadurch je er- 
zwungen zu haben. Besonders wichtig scheint mir bei der Serum- 
behandlung neben dem frühzeitigen Einsetzen derselben auch noch 
die Forderung, sie konsequent durchzuführen, wenn sie ein- 
mal begonnen wurde. Man soll dann Tag für Tag in- 


jizieren ohne Pause, bis die Besserung da ist. 


Als Anwendungsart wählt man wohl, wie fast all- 
gemein empfohlen wird, am besten die intramuskuläre 
Injektion. Die subcutane führt auch zum Ziele, hat aber die lang- 
samere Resorption gegen sich. Die intravenöse Injektion 
habe ich anfänglich in Gaben von 20 bis 30 ccm, bei schweren 
Fällen kombiniert mit intramuskulärer Injektion, selbst geübt, bin 
aber davon wieder abgekommen, als ich einzelne Male als Folge 
einen leichten Kollaps eintreten sah und die Wirkung der Ein- 
spritzung keine auffallend größere war wie bei den anderen An- 
wendungsarten. In den vorliegenden Berichten wird die intravenose 
Verabreichung meist auch in Kombination mit intramuskulärer 
Injektion von verschiedenen Seiten wärmstens empfohlen, ohne 
daß offenbar gröbere Schädigungen gesehen worden wären. 
Hübener will überhaupt nur intravenös injizieren. F.Meyer 
gibt bei schweren Fällen 30 bis 50 ccm intravenös und gleich- 
zeitig 100 ccm intramuskulär, auch Brauer, Dorendorf, 
Boehncke und Andere sprechen sich für die intravenöse Injektion 
aus. Jakob berichtet über zwei Fälle, bei denen nach intravenoser 
Injektion von 20 cem, die ein respektive mehrere Male erfolgte, 
ein bedrohlicher Kollaps mit Temperaturanstieg, Angstgefühl, Er- 
brechen, Tachykardie eintrat. Das stimmt mit meinen Erfahrungen 
überein, und es scheint mir daher bei intravenöser Injektion 
äußerste Vorsicht geboten. So glaube ich, daß man nach 
diesen Frfahrungen höchstens in sehr schweren Fällen ver- 
suchen kann, mit kombinierter Behandlung vorzugehen, 
das heißt höchstens 15 bis 20 ccm intravenös und 60 bis 80 cem 
gleichzeitig intramuskulär. Die intravenöse Injektion wäre, wenn 
sie gut ertragen würde, ein- bis zweimal zu wiederholen. Sie 
öfter zu wiederholen, halte ich für gefährlich. Im allgemeinen 
wird es vollkommen ausreichen, die intramuskuläre Verabreichung 
anzuwenden. 

In jüngster Zeit wurden Versuche unternommen, ob sieh 
nicht die Höhe der anzuwendenden Serummenge herabmindern 
wenn man gleichzeitig Ruhrvaccine verabreicht. Diese 
kombinierte specifische Therapie, bei der also 
eine aktive und passive Immunisierung getrieben wird, wurde von 
Boehncke, Rostoski und von mir besprochen, von 
Schelenz und Groß in einer Anzahl von Fällen durchgefübrt. 
Als Vaccine wurde der Ruhrheilstoff von Boehncke verwandt, 
der bekanntlich eine polyvalente Bacillenaufschwemmung mit emer 
bestimmten Menge durch Antitoxin nahezu neutralisierten Toxins 
darstellt. Die Unschädlichkeit dieses Ruhrheilstoffs ist durch meme 
Untersuchungen und die der genannten Autoren sichergestellt. 
Die kombinierte Therapie wurde von Schelenz so ausgeführt, 
daß er am ersten Behandlungstage 20 cem vom Ruhrantiserum gab; 
nach 24 Stunden verabreichte er 0,3 ccm Ruhrheilstoff (Boeh n c ke S 
Vaccine), nach weiteren 24 Stunden 0,5 cem; am nächsten Tag 
dieselbe Menge und endlich mit einem Tag Pause 1,0 ccm. In anderen 
Fällen begnügte er sich mit 10 ccm Serum am ersten Tag un 
stieg an den folgenden Tagen mit dem Ruhrheilstoff bis auf 1,9 Cem. 
Groß empfiehlt eine Vorgabe von 10 bis 30 cem Ruhrantiserum em- 
malig beziehungsweise im Bedarfsfalle wiederholt und dazu subeutane 
Injektionen von Boehnckes Ruhrheilstoff in Mengen von 0,9 bis 
1,0 bis 1,5 cem mit 24stündigen Abständen. Schelenz und 
Groß hatten bei ihren Fällen den Eindruck, daß durch diese 
Behandlungsmetliode ein günstiger Effekt erzielt wurde und 
daß also in der Tat durch gleichzeitige Vaceinetherapie die an- 
zuwendende Serummenge herabgesetzt werden kann. Freilieh 


sind die Versuche nicht sehr zahlreich. Immerhin dürften sie ent- 


mern, 


Fa Eee CR Se al vo FT r .. RT FE 4 sus Er ne 
Be: pr % au Su ‘ s t - * , ® on 
7 5 en Vs y a P ! EE N 
Tig t ` Ds . $ PS N % De ® 
rrepa TER m SSH Sa be Be Pa tn : = . . ee 
: AIN AEEA ET a en as : -a Me \ ~ Nios 3 Be hie: 5 RR ICHER Er is et ¥ ER 2, 
r? = u G F ER u . En A RE \ > en an T re oS ` : Se Be Á rm = p £ . BEN K 
ee ee a a = Se Dr SS eN 1 oM RTO a Y ee S ee a E a E E E E pa PER N a à eg EP GE Pa 
IT, 3 PR a a E er r N g“ E DT Si; 5 kya pa E a e a E e or. s N el a EN © .- m Sr, T a N 
BR I ne” N N . ln a en, 5 lern Se ne a N SAE EN a NET ag hr Son ER a ne ED ae Br aat t 
p A Er s- A E ® B - $ . e $ u s 4 D .. B : ` i oo. - i .-.. . a EENS i į x r - ` 2 ra tÈ 
~ ; ba En . N: ab: e to. E .. x on . . 3 ' po S En : Paa ` - 0. g 7 ` sn |t gr . See g ! 7 
2 z ETEN gr T N te Bee) R Bi x l te u x i uno. EL e ext Fay ' A , Se eye f N | De © : E E Hra en 2 N u. er el 
r `~ en ze: Va er Oorr ‚ cs 4 Pae . en ‘ € = N 3 ` ? z Ve E 27 De : : ` ee, et Sen Z E u 
~ a « ei : pr .. $ Ea 2 z - Pen $ i È 5 a 
š s = = ex we = rn ~, 5 BANN In tn N; ` + Ras 2 Li R x we . ~’ ' Rs Per a Au, . g l i k y e an 7 N Fi > è B POR 
w ner Basar Eee S a Ae Br FRE o” E N E $ g r- . Fi a = 5 enia E 3 \ ö ; 3 j . "= - : Erz a n 
N u E mon Re ee ea yes N - D ; E Too EN 
u - . .. E S A . £ z -è & Te Si 3 $ 5 
' A = „re LE BE RE N 1 : 3 2 < z ? er T VE po er . i ö a 3 - na g $ 
un ed Fe BR nn : S ; ars: - . ' ER TEA i ' . i i ` 4 un. TE 
1? ra i fe =a Dre: FE Ey N "A = x P3 U ao a a - $ z ' á: 
2 = r 5 = RN 5 ae > ie D è ` ` . 5 > a t i y s 
Poe 9-. a. = Dor — M IZINISC , KLINIK. — Nr. & 7 
' Jang E ae .19, Jan U. T * et - i % l . $ ; - . a v 
ei x - . . i G H ee ; Ei 
Re > - 
e > r Ste Frege a re Perser - = 
pe ; R 5 i . e z (d n Ai 
S 


konfiguration.. — Insufficientia valvulae `mitralis et Valv. semilun. aortae. 
— Atemnot, Schwindel, Herzklopfen, Stauungsbronchitis. : | 

| „2. W. H., 30: Jahre,  Traindivision 7.: Nie Angina .oder Gelenk- 
rheumätismus. Vor fünf Jahren Typhus. : Genauere Anamnese siehe 
únten. — Herzstoß zwei Querfinger außerhalb der Mamillarlinie, stark 
hebende Herzbasis an der dritten Rippe,’ lautes systolisches- Geräusch 


re seltenen |: 

‚00m‘: 

{Shiga f: 
Fälle E~; : 


schieden die Anregung zu weiteren Versuchen in dieser Richtung 
Was endlich die Art d’es:Serums anbelangt, so darf 
man wohl als. allgemeine Ansicht. ansehen, daß bei sicheren 


nie. ‚Shiga-Kruse-Fällen entschieden das Shiga-Kruse-. 
man sin... Antiserum verwandt werden ‘sollte. In der Regel :wird man | 2% ee s UPPE eal | 
IE ee Pin s wo der gia: | an- der Spitze, musikalisches systolisches Geräusch: am Erbschen Punkte, 7 
bis 6 Tep SE freilich T Do en ee vagen, a der E - blasendes diastolisches Geräusch über der Aorta. Pulsus celer, Cubital- yoe 
ag wete f- © gnostische Ruhr-Widal noch keinen. Ausschlag gibt und der kul- | ton. — -Röntgenbef.: Zeichen für Hypertrophie des linken Ventrikels. A 
Doene -> turelle Nachweis des Erregers im Stuhle nicht selten versagt, nicht. |: Aortenherz. — Insufficientia valvulae" mitralis 'et Valv..semilun.. aortae. = 
ier mede F<- wissen, was für einen Ruhrfall 'man vor sich hat. Boehncke | — Atemnot, Herzklopfen bei Bewegung.  .: 0.0.2000 a a 
ande > hat empfohlen, solchen Fällen -gleichfalls Shiga-Kruse-Antiserum | -© 3.9. N., 27 Jahre, Landw.-Inf..Rgt..21.. -1910 Gelenkrheu- a 
Wem... - zu verabreichen, von der. Annahme ‚ausgehend, daß. die antitoxi- | matismus.' Hernach beim Laufen und :Stiegensteigen Herzklopfen Fe 
djep . schen Eigenschaften der wichtigste Heilfaktor des Serums sei, der | und .Atemnot.. Nie Ödeme. In..den. Karpathen, beim . ‚Bergsteigen ER 
rem den Flexner- und Y-Antiseren vollkommen fehlt. Ich: glaube, man | starke Atemnot, . Herzklopfen, Stechen in der Herzgegend, deshalb a 
whud f. -° kann dieser Ansicht beipflichten. . Reine Antiseren gegen Flexner- nu noruen = P =r H T a = li ler 8 Herzbasis an der v 
iöf .; und Y-Ruhr brauchen wir um so weniger, al infolge Ihres leichte- | Sitten Rippe, Herstoß hebend, Hergöne, an der Spitze roin, in, de u 
t À: ur i T : . . . nn: ° . .. ° a ; 9 Nai ' es rÉ] l 2 ui T, D. = on a 
65 1 o sich eine specifische Therapie an der ne ton. — 'Röntgenbef.: Aortenherz. — Insufficientia valvulae semilun. En 
aitp ` ; ; a E nn un a ne, aortae. — Atemnot und Herzklopfen.. . a Be | a 
E eos GUNSTIGE SAAD- |. ` 4, JN, 80 Jahre, Inf-Ret. 86. Häufig heberhäfte An giti le 
lieh Sa REEL VERRENÜNDE der allgemein gelobten Mis on SETS vor el. Jahren Tetanus überstanden. ` Beim ` Laufen.. oder. Tragen u 
em P- - :: ch habe selbst polyvalente Mischseren von. Höchst, Gans ID. | schwerer Lasten sofort Atemnot und Herzklopfen, deshalb’ zurücktrans- ae 
tin. Oberursel, Rüte Enoch, S ächsischen Serumwerken portiert. — Herzdämpfung um zwei Querfinger nach links verbreitert, a 
Ba und Behring werken gebraucht und möchte das Höchster | über: der Spitze . lautes systolisches Geräusch, in der ‘Aortenregion a 
ti. Serum, wie es auch- einzelne Berichterstatter fun, als besonders | leises systölisches Geräusch, lautes diastolisches Geräusch, Cubitalton, Se 
P f: . . wirksam herausheben, wobei es noch. den Vorteil hat, daß. -es |. Pulsus- celer.. — Röntgenbef.; Aortenherz. — Insufficientia valvulae ET. 
n “= + Scheinbar am wenigsten Serumkrankheit. hervorruft. ` Im übrigen | semilun. aortae. — Stauungsbronchitis, Atemnot und-Herzklopfėn. o 
> konnte ich keine großen: Differenzen zwischen den einzelnen Seren | ;:, 5. K. Sch., 34 Jahre, Inf.-Rgt. 95. "Masern, Keuchhusten, Pneu- an 
jr feststellen, eine Erfahrung, die auch in den Berichten -fast überall Bea nn a Au, u Ben Kan s 
i ın dahel ejteres ein und die- | % i0gust ee enge i t, Herzklopfen, a 
i f ausgesprochen wird. Man kann daher ohne weiteres eiì und die- | o hide! Mußte öfter zurickhleiben Wegen Ödemen an den Se 
he | ' selbe Vorschrift für sämtliche im Handel befindlichen Deren, gelten. | Beinen zurücktransportiert. — -Mr = 2 cm, ml = 12 em. Am der Me 
en =; dassen unter Ausschaltung der. den Seren von. den Fabriken bei- ‚Spitze lautes systolisches Geräusch, in der 'Aortaregion schabendes p eni y 
er ..... gegebenen, meist unrichtigen , Gebrauchsanweisungen. Wenn ein- | diastolisches Geräusch, Cubitalton, ‘Pulsus celer, Wassermannsche Re- ERIE 
h -mal eine staatliche Prüfung, die unbedingt anzustreben ist, eine | aktion negativ. — .Röntgenbef.: Starke Hypertrophie des linken Ven-: Br, 
i genauere und sicherere Dosierung: der Seren ermöglicht,, wenn es | trikels, Aorta 6 cm breit, Aortenherz. — Ingufficientia valvulae semilun.. Ki 
H = vor allem vielleicht einmal gelingen wird, hochwertigere | aortae, Dilatatio arc. descend. aortae. — Herzklopfen, Atemnot. ea 
i Seren gegen Dysenterie analog dem Diptherieheilserum zu fabri- | ` 6. M. T., 43 Jahre, H.-Inf.-Rgt. 16. Häufig Anginen. Vor ee 
A zieren, dann werden wohl die Vorschriften wieder geändert werden | der Einrückung nie Herzbeschwerden. . Von August 1914 bis September a 
! - müssen Ya Di ws n B . | 1915 als Arbeiter hinter der Front verwendet. Dabei -immer Atemnot, ee 
| a ' Herzklopfen, Husten, in letzter Zeit Ödeme. — Herzstoß im sechsten ee 
F | u | [ataheoskulraurne stark hebend, zwei Querfinger außerhalb der Mamilla a 
: Aus der medizinischen Abteilung des ‚Sophienspitals in Wien en an a ee l ahir 1 on — n antgenbih wäre ee, 
(Vorstand: Jasi ` Ta orteùkonfiguration. — Insufficientia valvulae`semilun.-aortae. —- Herz- ToS Te 
(Vorstand: p rof. N. v. Jagió) an klopfen, Atemnot, früher Ödeme. ` - | ne oe 
Über Lei: ähiekeit Herzkranker'). -CO T: A. W 23 Jahre, Sanitätskadett. Vor fünf Jahren Scharlach: m 
Leistungsfähigkeit H ir Ze J Seit dieser Zeit Atemnot und ‚Herzklopfen beim Laufen. Mai 1915 Rune 
5 Von DEREN wegen Herzfehler superarbitriert, jedoch freiwillig eingerückt. Beim Bid 
| Prof, Dr. N. v. Jagic- und Dr. J> Sladek. | Marschieren Atemnot: und Herzklopfen, nie Ödeme. —. Mr = 8 em, Et; 
Er i: F a ET, | ml = 11 cm. Hebender. Herzstoß, lautes systolisches Geräusch. an der . Bi: |. 
3 inni Unter der großen Zahl von Militärpersonen,. die in den Spitze, leises diastolisches Geräusch. in der Aortenregion, Pulsus celer, P iy 
5. ersten zwei Kriegsjahren mit Herzbeschwerden vom Kriegsschau- |: Cubitalton. — Röntgenbef.: Aortenkonfiguration. — Insufficientia val- Pl je 
| platze ins Hinterland gebracht und dem Spital“eingeliefert wurden, | vuläe semilun. aortae. — ‚Herzklopfen, Atemnot. SE ae Bi: 
befand sich aucli eine Anzahl Herzkranker, die klinisch einwand- 8 A. W., 40 Jahre, Pion.-Rgt. Mit 28 Jahren Scharlach mit `- o EA 
l a die Zeichen eines. chronischen Herzklappenfehlers en ze... Tl er a ERRE 
boten. Es waren dies zum größten Teile Leute, die sich freiwillig, | m! = 15 em. tiebender Herzstoß, an der Spitze lautes systolisches, 1 MAARA 
Auf eigene Gefahr zur Kriegsdienstleistung gemeldet hatten, zum leises men. uch: in der nlenegibn lautes; blasendes BE 
Teil solc} . 3 Kur Ba Baschwerd ı | diastolisches Geräusch, Cubitalton, Pulsus celer. Röntgenbef:: TOET S 
Ta p a ko Ä Be u esung keinerlei Beschwerden. von. Aarau on — ‚Insuffieientia valvulae semilun. aortae. — Herz- Oi MADEE 
eit. es nerzklappentfeblers hatten. "E a klopfen emnot. ° | Ma A AEN ta IE: A 
Yon großem Interesse war es nun, zu erfahren, wieweit | 9. K. Kr, 26 Jahre, Landst.-Inf.-Rgt. 1. Viermal Gelenk- a AA a 
diese den Strapazen des Krieges. gewachsen waren. Aus diesem | „heu matismus. In den letzten zwei Jahren öfter bei der Arbeit Be .;. 
Grunde legten wir von Anfang an auf genaue Anamnesen beson- wegen Herzklopfens zusammengestürzt. - Bei Märschen kam er nicht k > Tee i | 
deres Gewicht. Bei der Auswahl der Fälle gingen wir sehr rigoros | mit wegen Atemnot und- Herzklopfen.. — Verbreiterung der: Herz- En insg 
vor und berücksichtigten nur ‚solche, bei denen wir auf Grund | dämpfung um zwei Querfinger nach links, hebender Herzstoß, .diastoli- e MORRE 
‚der Anamnese und des klinischen Befundes annehmen konnten, | sches Geräusch über der.Aorta. — Röntgenbef.; Aortenkonfiguration. — f RER 
cag der Herzklappenfehler schon vor der Einrückung an die Front a an nn e Herzklopfen, Atemnot. BRE t 
-bestanden hatte 3 a | | a 10. F. A., 30 Jahre, Landw.-Inf.Rgt. 26. - Sehr häufig An- | PEE) 
Ea a l we BI ETE E sicht über | ginen, vor acht Jahren Gelenkrheumatismus. Am südli o PERE 
F Eo S gougen bringen , wir ‚zunächst eine In nn Kriegsschäuplatze. von Waf Bis Oktober. Schon während des on pra [2 ;i 
= „ale, Die Krankengeschichten konnten hier nur in Schlag- Dienstzeit Laufschritt wegen Atemnot unmöglich. Konnte nur .ohnd Sr e. 
‚Herzklopfen und Atemnot. — Ci ERR 


Jahren Gele 
im Zivil Atemnot, Herzklopfen. 


-Worten wiedergegeben werden, und zwar in der Reihenfolge: 
Anamnese — Physikalischer Befund — Röntgenbefund — Diagn 
Beschwerden bei der Aufnahme in unser Spital. 


10Se 


l. Fr M., 80 Jahre, Feldjägerbat. 11. Masern. als Kind. Mit 
unkrheumatismus. Bei körperlicher Anstrengung 

! Genauere Anamnese siehe unten. — 
Stars, > em, ml = 12 cm. Hebender. Herzstoß, Hebung am unteren. 
Sermum. Pulsus celer. Über der Spitze rauhes systolisches Geräusch, 
y der Aortenregion leises systolisches, lautes diastolisches Geräusch. — 
Ontgenbef. : Hypertrophie beider Ventrikel, besonders links. Aorten- 
C aO i l Ra 


') Manuskript fertiggestellt im Februar 1916, 


Mitralherz. — Stenosis “ostii venosi sin. 
Bronchitis, Tachykardie auch bei Bettruhe. 


Nähere Anamnese siehe 


Rüstung marschieren, -auch dabei starkes | 
Mr =3em, ml = 12 cm. Lautes präsystolisches Geräusch, paukender 


erster Ton an der Spitze, Hebung am unteren Sternum. — Röntg 


l 11. R. Br., 26 Jahre, Train. Masern, öfter Angina. Nähere- 
Anamnese siehe später. — Mr = 2 cm, ml = 12 cm. ee 
Geräusch an der Spitze, ‘'hebender Herzstoß, zweiter. Pulmonalton 
akzentuiert. — Röntgenbef.: Mitralkonfiguration. — Insufficientia val- 
vulae mitralis. — Herzklopfen, Atemnot, Bronchitis, Tachykardie, — . 

12. L. E., 28 Jahre, Dragoner-Rgt. 3. Masern, öfter Angina. 
unten. — Mr = 8 cm, ml = 10 cm. Stark 


num enbef.: ` 
— Herzklopfen, Atemnot, . 


tr; 
-~ 
“= = 
_ 
< m 
`a 
y 


N 


go © 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2. 


hebender Herzstoß, Hebung am unteren Sternum, lautes, kratzendes 


systolisches Geräusch an der Spitze, Akzentuierung des zweiten Pul- 
monaltones. — Röntgenbef.: Mitralkonfiguration. — Insufficientia val- 
vulae mitralis. — Herzklopfen, Atemnot. 
l 13. N. K. 88 Jahre, Inf.-Rgt. 55. Öfter Angina, 1914 
Gelenkrheumatismus. Beim Marschieren Stechen in der Herz- 
gegend, Herzklopfen, Atemnot. — Mr = 8 cm, ml = 12 cm._Alebender 
Herzstoß, lautes systolisches Geräusch an der Spitze, lautes diastolisches 
Geräusch, in der Aortenregion, Cubitalton. — Röntgenbef.: Aorten- 
konfiguration. — Insufficientia valvulae semilun. aortae. — Stechen, 
Herzklopfen, Atemnot, 

14. A. B., 21 Jahre, Inf.-Rgt. 15. Scharlach, Masern, Diphtherie. 
Mit 16 Jahren Gelenkrheumatismus. Schon während der Ab- 


richtung öfter beim Marschieren bewußtlos, konnte selbst ohne Rüstung 


nicht länger als 2km marschieren, wurde deshalb dem Train zugeteilt, 
doch wegen häufiger Ohnmachten zurücktransportiert. — Mr = 3 cm, 
ml = i3 cm. Stark hebender Herzstoß, rasches systolisches, blasendes 
diastolisches Geräusch über allen Ostien, Cubitalton. — Röntgenbef.: 
Hypertrophie beider Ventrikel, besonders des linken, Aortenkonfiguration. 
— Insufficientia valvulae mitralis et Valv. semilun. aortae. — Herz- 
klopfen, Atemnot, Ohnmachten. 

15. M. T., 23 Jahre, Inf.-Rgt. 3. Keine specifische Anamnese. 


' Wegen Gelenkrheumatismus von der Front zurücktransportiert. 
. — Mr = 8 cm, ml = 13 cm. 


Ödeme an den Beinen und Scrotum. 
Pulsus celer, Cubitalton, lautes systolisches, blasendes diastolisches Ge- 
räusch an allen Ostien, lautes perikardiales Reiben, zunehmende Atem- 
not und Ödeme, : Hydrothorax beiderseits, Pericarditis exsudativa. — 


Röntgenbef.: Beiderseitiger Pleuraerguß. — Insufficientia valvulae mi- 
tralis et Valv. semilun. aortae. Pericarditis exsudativa, beiderseitiger 
Hydrothorax. — : Ödeme, Atemnot, Hydrothorax, allgemeine Stauung. 


16. F. K, 24 Jahre, Schützen-Bat. 1. Scharlach, Masern, 
Gelenkrheumatismus. Nähere Anamnese siehe später. — 
Mr = 2 cm, ml = 13 cm. Herzstoß stark hebend, Pulsus celer, Cu- 
bitalton, lautes systolisches Geräusch über allen Ostien, blasendes dia- 
stolisches Geräusch über Aorta. — Röntgenbef.: Aortenkonfiguration. 
— Insufficientia valvulae mitralis et Valv. semilun. aortae. — Atemnot, 
Herzklopfen, Ohnmacht. 

17. B. N. 24 Jahre, Feldjäger-Bat. 8. Keine specifische Ana- 
mnese. Beim Marschieren kam er selbst ohne Rüstung nicht mit 
wegen starker Atemnot und Herzklopfen, Ohnmachtsanfällen. — Mr = 


8em, ml = i3 cm. Herzstoß stark hebend, Pulsus celer, Cubitalton, 


lautes systolisches und diastolisches Geräusch über allen Ostien. — 
Röntgenbef.: Aortenkonfiguration. — Insufficentia valvulae mitralis et 
Valv. semilun. aortae. — Atemnot, Herzklopfen, Stauungsbronchitis. 


18. E. L, 835 Jahre, Inf.-Ret. 8. Öfter Anginen und 
Gelenkrheumatismus. Genauere Anamnese siehe später. — 
Mr = 8 cm, ml = il cm. Stark hebender Herzstoß, starke Hebung 
am unteren Sternum, lautes präsystolisches Geräusch, paukender erster 
Ton an der Spitze. — Röntgenbef.: Mitralherz. — Stenosis ‘ostii venosi 
sinistri. — Atemnot, Herzklopfen, Stauungsbronchitis. 

19. E.G., 31 Jahre, Arbeiter-Abteilung 10. Öfter Angina, 
mehrmals Gelenkrheumatismus. Beim Schanzengraben 
Atemnot, Herzklopfen, Stechen. — Mr = 2 cm, ml = 12 em. Herz- 


'stoß stark hebend, Hebung am unteren Sternum, Cubitalton, Pulsus 


celer, lautes systolisches Geräusch an der Spitze, in der Aortenregion 
lautes diastolisches Geräusch, Leber zwei Querfinger unter dem Rippen- 
bogen, Infarkt im linken Unterlappen. — Röntgenbef.: Aortenkonfigu- 
ration. — Insuffieientia valvula mitralis et Valv. semilun. aortae. — 
Atemnot, Ödeme, allgemeine Stauung, Infarkt im linken Unterlappen. 


20. H. S., 35 Jahre, Inf.-Rgt. i. Nie Angina oder Gelenkrheuma- 


tismus. Wegen rheumatischer Beschwerden zurückgeschickt. Acht, 


t mitmachen, nur wurde 


Monate im Felde, konnte die Märsche ganz 
fter Schwindelanfälle.. — 


er von Herzklopfen und Atemnot gequält. 


‚Mr=4cm, ml = 10 em. Präsystolisches Schwirren an der Herzspitze, 


präsystolisches Geräusch an der Spitze, klappender erster Ton, blasen- 


des systolisches Geräusch, dumpfer zweiter Ton, postdiastolisches Ge- . 


räusch, diastolischer Venenpuls am Halse. — Röntgenbef.: Mitralherz. 


Insufficientia valvulae mitralis et Stenosis ostii ven. sin. — Atemnot,” 


Herzklopfen, Stauungsbronchitis. 

21. J. B., 22 Jahre, Inf.-Rgt.2. Nie Angina oder Gelenkrheuma- 
tismus. Sieben Monate im Felde. Bei längerem Marschieren Atemnot, 
Herzklopfen und Stechen in der Herzgegend. Nie Ödeme. — Mr = 
3 cm, ml = 12 em. Stark hebender Spitzenstoß, Hebung am unteren 


Sternum, Pulsus celer, über allen Ostien lautes, kratzendes systolisches . 


und leiseres diastolisches Geräusch, letzteres in der Aortenregion am 
Jautesten. — Röntgenbef.: Aortenkonfiguration. — Insuffieientia valvulae 
mitralis et Valv. semilun. aortae. — Atemnot, Herzklopfen, Cyanose. 


= 229, J. N, 81 Jahre, Landw.-Inf.-Rgt. i. Mit zehn Jahren 
Gelenkrheumatismus. Vier Monate in Felde. Beim Mar- 
schieren Atemnot, Herzklopfen, Schwellung der Füße, besonders bein 
Bergsteigen in den Karpathen. — Mr = 3 cm, ml = 10 cm. Hebung 
am unteren Sternum, lautes systolisches Geräusch, kurzes präsystolisches 
Geräusch, paukender erster Ton, diffuse Bronchitis, Albuminurie. — 
Röntgenbef.: Mitralherz. — Insufficientia et Stenosis ostii venosi sinistri. 
— Atemnot, Herzklopfen, Stauungsbronchitis, Albuminurie. 


12. Januar. 


23. J. T, 32 Jahre, Feldjäger-Bat. 3. Keine specifische Ana- 
mnese. Genaueres siehe unten. — Mr = 8 cm, ml = 11 cm. Stark 
hebender Herzstoß, Hebung am unteren Sternum, präsystolisches 
Schwirren, lautes präsystolisches Geräusch, paukender erster Ton, systo- 
lisches Geräusch, leiser zweiter Ton. — Röntgenbef.: \Mitralherz. — 
Insufficientia valvulae mitralis et Stenosis ostii venosi sinistri. — Atem- 
not, Herzklopfen. Ä 
24. K. M., 29 Jahre, Inf.-Rgt. 11. Öfter Angina, mit 
23 Jahren Gelenkrheumatismus. Vier Monate im Felde. Beim 
Marschieren Herzklopfen und Atemnot, deshalb zurücktransportiert. — 
Mr=3cm, ml = 11 cm. Stark hebender Herzstoß, Hebung am 
unteren Sternum, Spitze lautes systolisches Geräusch, Aortenregion 
lautes, blasendes diastolisches Geräusch, Cubitalton, Pulsus celer. — 
Röntgenbef.: Aortenkonfiguration. — Insufficientia valv. mitralis et 
Valv. semilun. aortae. — Atemnot, Herzklopfen, Stechen. 

25. J. M., 25 Jahre, Honv.-Inf.-Rgt. 10. Keine specifische Ana- 
mnese. Drei Monate im Felde. Atemnot und Herzklopfen, Ödeme 
an den Beinen beim Marschieren. Wegen Armschuß zurücktransportiert. 
— Mr = 2 cm, ml = 12 em. Hebender Herzstoß, Hebung am unteren 
Sternum, sehr lautes systolisches Geräusch an der Spitze, in der 
Aortenregion blasendes diastolisches Geräusch, Cubitalton, Pulsus celer. 
— Röntgenbef.: Aortenkonfiguration. — Insufficientia valvulae mitralis 
et semilun. aortae. — Atemnot, Herzklopfen, Ödeme, Appetitlosigkeit. 

26. J. H., 30 Jahre, Landw.-Inf.-Rgt. 1. Zweimal Gelenk- 
rheumatismus. Drei Monate im Felde. Sehr starke Atemnot bei 
der geringsten Anstrengung. — Mr = 8 cm, ml = 10cm. Starke 
Hebung am unteren Sternum, präsystolisches Geräusch erster Ton, 
systolisches Geräusch. — Röntgenbef.: Mitralherz. — Insufficientia val- 
zu mitralis et Stenosis ostii venosi sinistri. — . Atemnot, Herzklopfen, 

echen. 

27. GH., 33 Jahre, Sappen-Bat.2. Öfter Angina und Gelen k- 
rheumatismus. Vier Monate im Felde. Beim Graben sofort 
Atemnot und Schwindelgefühl. — Mr = 4 cm, ml = 11 cm. Prä- 
systolisches Schwirren, Hebung am unteren Sternum, präsystolisches 


Geräusch, lauter erster Ton, systolisches Geräusch. — Röntgenbef.: 
Mitralherz. — Insufficientia valvulae mitralis et Stenosis ostii venosi 
sinistri. — Atemnot, Schwindel. 


28. K. St., 30 Jahre, Inf.-Rgt. 11. Mit zwölf Jahren Gelenk- 
rheumatismus. Wurde, da er nicht marschieren konnte, als 
Sanitätsdiener im Spital verwendet. Beim Stiegensteigen oder Tragen 
Herzklopfen, Stechen, Atemnot, Ödeme. Nachts schlaflos wegen 
Herzklopfen. — Mr = 4 cm, ml = 9 cm. Starke Hebung am unteren 
Sternum, präsystolisches Schwirren, lautes präsystolisches Geräusch, 
paukender erster Ton, leichte Ödeme an den Beinen. — Röntgenbef.: 
Mitralkonfiguration. — Stenosis ostii venosi sinistri. — Atemnot, Herz- 


' klopfen, Ödeme. 


29. L. Kl, 25 Jahre, Inf.-Rgt. 44. Keine specifische Anamnese. 
Vier Monate im Felde, mußte beim Marschieren wegen Atemnot häufig 
zurückbleiben. — Mr = 8 cm, ml = 11 cm. Hebender Herzstoß, Cu- 
bitalton, Pulsus celer, lautes diastolisches Geräusch in der Aorten- 
region. — Röntgenbef.: Aortenkonfiguration. — Insufficientia valvulae 
semilun. aortae. — Atemnot, Herzklopfen. 

30. F. P., 28 Jahre, Inf.-Rgt. 12. Öfter Gelenkrheuma- 
tismus. Näheres siehe unten. — Mr = 8 cm, ml = i4 em. Heben- 
der Spitzenstoß, lautes systolisches und diastolisches Geräusch über 
allen Östien, Pulsus celer, Cubitalton. — Röntgenbef.: Aortenkonfigu- 
ration. — Insufficientia valvulae semilun. aortae et Valv. mitralis. — 
Atemnot, Herzklopfen, Albuminurie. 

831. J. W., 80 Jahre, Inf.-Rgt. 3. Häufig Angina. Näheres 
siehe später. — Mr = 212 cm, ml = 11 cm. Herzstoß hebend, Pulsus 
celer, Cubitalton, lautes diastolisches Geräusch in der Aortenregion. — 
Röntgenbef.: Aortenkonfiguration. — Insufficientia valvulae semilun: 
aortae. — Atemnot, Herzklopfen. 

Wir beobachteten zehnmal eine reine Insuffizienz der Aorten- 
klappen, elfmal eine Insuffizienz der Aorten- und Mitralklappen, 
siebenmal eine Stenose mit Insuffizienz des linken venösen Ostlums, 
einmal eine Insuffizienz der Aortenklappen mit Stenose des Mitral- 
ostiums und bringen von einer größeren Anzahl sicherer Mitral- 
insuffizienzen zwei, die uns besonders interessant erschienen. 

Von größtem Interesse ist nun der Teil der Kranken- 
geschichte, der sich auf die im Felde überstandenen Strapazen 
bezieht. Wir bringen im folgenden zehn der interessantesten 
Anamnesen unter den oben angeführten Fällen. Ganz ähnlich 
lauten alle anderen Berichte, die wir aber, um den Umfang dieser 
Mitteilung nicht zu sehr auszudehnen, in Schlagworten im Klein- 
gedruckten aufgenommen haben. 

Es braucht wohl nicht erst hinzugefügt zu werden, daß wir auch 
auf die Vertrauenswürdigkeit der anamnestischen Angaben die größte 
Rücksicht nehmen. 

Zu Fall 1. M. F., 80 Jahre, Feldj.-Btl. 11. Als Kind machte 
Patient die Masern durch. Während seiner Schulzeit war er immet 
schwächlich und litt häufig an Ohnmachten. Mit 15 Jahren erkrankte er a 
einem Gelenkrheumatismus, der acht Wochen dauerte. Balc 
nachher litt er besonders beim Laufen an Atemnot und Herzbeklemmungen. 


a Sr uy 
Passt 


specilische Au s 
= 11 m. Std 
Sagem 
ster Lon gs F 
Mitralher, - £: 
istri. — Alem 


ngina, mt | 
ı Felde. Bein £: 
ansportieit — | ` 
Hebung an }.- 
Aortenresin | -. 
Isus cele- $: 
n mitrali € f=- 


eifische Au k`- 
pfen, Ödeme K7 
ransportierl. $ 
am unten k- 
tze, in de f- 
ulsus cele. |. - 
Iae mitais I. . 
titlosipkeil £ 
Gelenk F- 
temnot bi fe 
$ . Starke 
rster Ton, Eo 
jentia va f-o. 
rzklopla, f>: 
elenk $o. 
n oi y 
p Me po. 
tolischs f: 
gebei: F © 
| venos | 


Jenk- 


1 


. Wähnten Beschwerden ein 


wi <- `y 
t o nk 


19; Janua. i 


` 25 kg tragen. 


-Patient starkes Stechen in der. Herz 


‚des Wagens löste starke Beschwerden äus. 
wegen Atemnot meist schlaflos zu. 


laden mitarbeiten. 


hei trat starker Schweiß 


Fur ea er G 
ee Sn Kon Desert 
u a kes PE , EE TE en E NEPA 3, 

- x ž I Be P 2 a 
z LAIS 


a 

> Y i > N a ie 
€ z U RR - 

E w* m . - A D Te $: š 

.®. Baer? ns ig a Š 

i ee ar ae 

i . B or... 5 er 
a, w. 


-z 
' 
s` 
‘ 


Nr. IE ae. 


ren lie Ss ` 
Diy : pos . N 
Er > t + -eg > ý 
s -. B ' 
4 


b 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — 


E 3 


- Dr 


reren Arbeiten untauglich. Jah ! 10 | 
während der Abriehtung meistens marode.. Deshalb. wurde :er als, Offi- 


ziersdiener verwendet, konnte aber! auch als solcher wegen Atemnot 
und Herzklopfen keine schwereren Arbeiten verrichten.  ° 

< August 1914 wurde er einberufen. Schon während . der Eisen- 
bahnfährt wurde er von Atemnot und Herzklopfen gequält und konnte ‘ 
nur bei offenem Fenster sitzen, wo seine Beschwerden etwas nach- 
ließen. Nach der Auswaggonierung war ein Marsch. von 16 km zurück- 


Seit dieser Zeit, fühlt Patient vermehrtes Stechen in  der-Herzgegend, 


Pulses. ' Bei. einem Marsche von 6 km kam er nicht mehr” mit und 
konnte nur langsam nachf 

‚zurücktransportiert. | ne ER, en 
| K., 24 Jahre, Schützen-Btl. 1. Mit zehn Jahren 


zulegen. Er hielt das Marschtempo nicht aus. und kam mit sechs- 
0. Zu Fall 16. F. 
‚ machte Patient Scharlach, mit elf Jahren Lungen- und Rippenfellentzündung _ 
- Doch schon nach 3 km mußte ‚er wegen starken Herzklopfens, Atem- | durch. Drei Jahre später litt eran einem Gelenkrheumatismus, -- 
not und Schwindelgefühls zurückbleiben. Hierauf wurde er dem Pro- | der sich in.den folgenden Jahren mehrere Male wiederholte. . Schon _ 
„im Zivil — Patient ist Beamter — trat’ bei jeder größeren Bewegung .. `` 


stündiger Verspätung bei seinem Truppenkörper:an.' Hierauf wurde er - 
dem Gefechtstrain zugeteilt und. durfte ohne : Rüstung marschieren. `. 


vianttrain zugeteilt und blieb bis August 1915 dabei. Er. benutzte immer ent | 
den Wagen, hatte aber trotzdem zwei- bis‘dreimal täglich Anfälle von | Herzklopfen und Atemnot ein. Bei der ersten Stellung ‘wurde er. beur- 
Atemnot und Herzklopfen. Am Transport nach Wien mußte. er nahezu | laubt, im August 1914 ‚wieder einberufen. a 
immer beim Fenster sitzen, was ihm für. seine Atemnot: Erleichterung 


verschaffte. _ Nach einer. größeren Marschübung im Gebirge bekam er in der fol- 
mals. superarbitriert. Juni 1915 abermals ‘gemustert, machte er eine 


Zu Fall 2. W.H., 29 Jahre, Kanzleidiener. ‘Als. Kind erkrankte 
merkte er Herzklopfen und be dreitägige Übung mit, worauf sich die übrigen Beschwerden wieder ein- 
* ‚| stellten. Bei. einem 1%stündigen Patrouillengang. im Gebirge konnte. - - 
- Patient wegen starken Herzklopfens nicht mehr weiter- und stürzte be- i 


Patient an Blattern, 1910: an Typhus abdominalis. Seit dieser Zeit -be- 
i stärkerer Bewegung Atemnot. Juli 1914 


wurde er einberufen. 
wußtlos_zusammen. , Hierauf wurde er zurücktransportiert. 


Gleich anfangs vermochte er einen- Ritt über 50 km wegen Herz- 
: Zu Fall 18. E. L., 85 Jahre, .Inf.-Regt. 8. Von Kinderkrankheiten ` - 


klopfen und Atemnot nicht auszuhalten und‘. mußte Trainwagen be- 
nutzen. Er wurde dann der Fußabteilung zugeteilt. Auf foreierten 
Märschen, die oft bis 20 Stunden dauerten, wurde Patient von starker 
Atemnot und Herzklopfen gequält. Dann ` machte; er noch die 
Schlacht bei Limanowa mit und einen dreitägigen Marsch, bei Regen- 
und Frostwetter. Nur mit Aufbietung ‘aller seiner Kräfte konnte er 


kann sich Patient nur an Masern erinnern. In späteren Jahren litt er 


den Waffenübungen alle Übungen anstandslos mitmachen. Mit 32 Jahren 
erkrankte Patient mit Fieber, Schwellung und. Schmerzhaftigkeit an 


mitkommen, immerfort. von seinen Beschwerden gequält. Auch nachts 
konnte er deshalb nicht schlafen. Schließlich müßte er sich marode | allen Gelenken und lag fünf Wochen zu Bett. a Pe 
„ 5. a a E Juli 1914 rückte- Patient ein. Schon beim ersten Marsche bekam  « "; ° 
rzgegend und. 


er abends -zu seinem Truppenkörper. 
‘erging es ihm nicht besser. Atemnot, Herzklopfen und profuse-Schweiße 


machte Patient Diphtherie durch. Mit 21 Jahren erkrankte er an einer 
Deshalb erhielt er die Erlaubnis, 


g, mit 28 Jahren an Scharlach mit, folgender Nieren- 


Lungenentzündung, 
Bei der zweiten Stellung wurde er'zur Pioniertruppe |, e1 
hinderten ihn am weiteren Marsche. De | 
ngsam hinter dem Wagen einber- < 


entzündung. 
assentiert und machte die Abrichtung ohne Beschwerden mit. Zwei .| hiı N l 1e, 
eistete er anstandslos ab, ‚bei. der dritten empfand er seine Rüstung abzulegen und kam, la 
‚gehend — ein Aufsitzen war nicht möglich. —, leidlich mit. Doch wurde 


Waffenübungen | 
schon nach körperlichen Anstrengungen Herzklopfen und Atemnot.‘ 
August 1914 wurde Patient einberüfen und war 15 Monate im | 19m a Dr oc AR, 
Als Pionier mußte er schwer arbeiten und oft Lasten bis zu | et zirka zehn Tage allein zwei bis drei Stunden täglich. Dabei fühlte 
Dabei Herzklopfen,. Atemnot und .Schwindelgefühl. | €r fortwährend Stechen in der Herzgegend, Herzklopfen und Atemnot, 
Wegen dieser Beschwerden wurde er'von der schweren Dienstleistung | Was sich bei jeder Bewegung erheblich steige: 
enfhoben und zeitweise in der Kanzlei verwendet. . ~ | Besonders abends quälend und wurde durch Kälte 
Im Juli 1915. wurde er an, eine andere Front transferiert und un a Tru 
hatte mehrere große Märsche bis zu. 40 km mitzumachen. Dabei fühlte Jo n 
gegend, Atemnot und Herzklopfen. |. 
‚ınnese belanglos. 


Felde. 


=, 82 Jahre, Feldjägerbataillon 24.' Familienana- 


aubt, Trainwagen zu benutzen. Auch das Rütteln 


Jann wurde ihm erl 
Die Nächte brachte er | | 
war er Landmann und als solcher an schwere Arbeiten gewöhnt, die 


er auch ‘ohne wesentliche Beschwerden verrichten konnte. . 


Zu Fall 11. R. Br., 27 Jahre, Beamter. Patient war als Kind immer Er machte: die erste Schlacht bei Lember 
äufig an Ohnmachten. 1912 wurde er zur Er- Tage im russischen. Gewehrfeuer im Schützengraben. ‘In der Folge 


P ; 
gust 1914 wurde eT | marschieren. Schon am dritten Marscht 


gegend und ‚Atemnot, weshalb er seiner Truppe nicht mehr folgen 


schritt oder Gelenkübungen nicht mitmachen. Au 


n Es war ihm nur: möglich, in langsamem Tempo 
‚marschieren. Im Marschtempo kam er nur zebn. Minuten mit. Dabei nach Wien transportiert wurde. Während des 
er. an Stechen in der Herzgegend, Herzklopfen und Atemnot, welche 


=- schon heftige Atemnot und Herzklopfen. Er wurde deshalb. der Train- 
‚Beschwerden sich bei jeder raschen Bewegung steigerten. 


bedeckung ee ach konnte er- auch nicht beim Auf- -oder \Ab- 
m Mai machte .er einen Typhus abdominalis durch. ln EEE an ne? 
en Atemnot und Fbeklanmungen täglich auch Zu Fall 80. P.F., 28 Jahre, Zivilberuf -Hotelsekretär. Familien- 
- i po `| anamnese belanglos. 
und-Schmerzen in fast allen Gelenken mit Fieber. 


Seit dieser Zeit tret 
bei Bettruhe ein, 14 Jahren Schwellun 
Jahren Schwellung und: n 
Krankheitsdauer zirka vier Wochen. Seit acht Jahren leidet er bei jeder 


Zu Fall 12. L, E., 28 Jahre, Drag.-Rgt. Nr. 8. Familienanamnese. 
stärkeren Bewegung an, Atemnot, Herzklopfen, 


14 Jahren ist er eifriger. Turner, Nach großer Anstrengung beim 
tauglich erklärt, jedoch bei.der Nachmusterung behalten. 


naaneh fühlte er in seinem 23. Lebensjahre Herzklopfen und Atemnot, 
Turden en N m Immer ‚häufiger wiederholten, weshalb er das Während der Abrichtungszeit konnte Patient Laufschritt nd 
aulgeden multe. a. si l l > | ‚und . 
a i l a En Gelenkübungen wegen Atemnot und Herzklopfens nicht mi 
en uBnet 1914 rückte.er zu einem Dragonerregiment ein und | sinem Matsche es ‘einer Stunde trat Baklenmung an Be 
transferiert un citen starkes Herzklopfen. Er wurde zur Fußabteilung | Schmerz auf, der in beide Arme ausstrahlte. Nach 14 Tagen war e 
niert und machte drei-Wochen den Positionskrieg im Schützen- | total erschöpft‘ und wurde bei der Präsentierung superarbitriert Ben 
= _ ‚Hierauf wurde er zum Wachtdienst verwendet. Selbst bei diesem 


graben mit. Patient mußte dann eiten zwölfstündigen Marsch im: auf-. 


gehenden Schnee und tiefen Kot nahezu .ohne Rast mitmachen. Da- 


ausbruch, Stechen in der Herzgegend, Atemnot Dienste stellten sich die früher erwähnten 


destoweniger meldete er sich freiwilli 


En „chwindelgefühl ein. 
cke von 32 km zurücklegen. Abermals stellten sich die: oben er- 
und nur mit Aufbietung aller Kräfte ge- Stun 
halben Stunde den Tornister ablegen, 


_ Daselbst hielt er das Exerzieren mit der 
de aus. Bei einem Marsche von 16 km mußte er nach der ersten 
hielt dann aber bis ‚zu. Ende 


la i ` rys 7 š . 
gte er ans Ziel. Nach viermonatigem Positionskampfe, den Patient 


a Ee AA Die Nächte verbrachte Patient trotz A wen 
pa Müdigkeit schlaflos, da er-von Atemnot sehr gepeinigt wurde: Er meldete sich gleich marode und wurde zurücktransportiert. 
sieh ruf machte er einen mehrtägigen Bahntransport mit, auf dem er Zu Fall 31. J. W., 31 Jahre, 
© vas erholte. Nach einem .Marsche von 20 km machte er noch | Geschwister gesund, keine Kinderkränkheiten. Er litt. sehr häufig an 


l 


` r 


p ga I EE N u 
- O rt en at + or © .. k EN, Buch de ee, Up e- - RE ENE ON 
We, AET Be: .. „or ne l; n As Ka AS A p Le . e i z . ER SO r ~ . ns 
. E ae $ O ER EN e : eh FE Y ee a - 5 a 3 . Fe aa Te : at 
S š z an Eud t- R a Kre : -t . . - ai a . A x na 2, z ` i kna a P 

. - HA nS E: De. 5 . ar a: ja 3 na x ee N » 
$ 5% r 9 PDS ‘ EnS joa ; ý 

Kap .r. X p 3 i 
= .. s . 5 p 7 ` A i 2 Ei 
, h ¿ 


Bis zum 20. Jahre half er in der Wirtschaft mit, ‚war aber zu schwe- | am selben Tage einen Sturmangriff - über eine Strecke von '1.km mit, 
Mit 21 Jahren wurde er assentiert und war | bekam sehr starkes Herzklopfen und ‚Atemnot . und blieb ‚bewußtlos ae 
‚liegen. Im darauffolgenden ‚Positionskampfe erholte er sich, wieder. gr 
‚Patient machte noch drei Sturmangriffe mit. . Beim letzten waren zirka .. 
‚500 m auf steilem schlüpfrigen Boden im Laufschritt. zurückzulegen. . 
Herzklopfen, Atemnot, Flimmern vor den: Augen und Aussetzen des . 
olgen. Er meldete sich marode und wurde _ 


Die Abrichtüngszeit machte er ohne größere Beschwerden mit, 


genden , Nacht Herzklopfen, Stechen und Atemnot._ Er wurde aber- . 


öfter an fieberhaften Anginen. In der Ersatzreserve machte er 
' die. Abrichtung. ohne Beschwerden mit- und auch später konnte er bei. 


melden. | | | | 
Zu Fall 8. W. A., 40 Jahre, Pion.:Rgt. 7. Im sechsten Lebensjähre | er nach einer Stunde Atemnot. und Stechen ‘in - der- He 

| ; konnte das Marschtempo nicht einhalten. Mit großer Verspätung kam 

Auch am zweiten Marschtage. 


ibm’ auch. das. zuviel und der Train fuhr ihm davon. Nun.marschierte 


lich steigerte. Die Atemnot war - 
gesteigert. Als er . 


ppenkörper fand, ‚wurde er. ‚mittels Wagens zurück-- 


‚Zu Fall 23, T 
m } ‚ Patient kann. sich an keine Kinderkrankheiten er-. 
Innern, litt auch nie an Anginen oder Gelenkrheumatismus.. Von Beruf 


g mit.und stand zwei 


w awachieh und Jitt h 
` Satzreserye :; iert A n 5 RER 
assentiertt. Während der zehn Wochen konnte er Lauf- mußte er.12 bis 14- Stunden täglich auf gänzlich aufgeweichten Straßen 
age fühlte er Stechen in der Herz- 


einberufen und war zehn Monate im Felde. nr 
‚ohne Rüstung zu | Konnte. Mittels Trains ‚fuhr er dann in das nächste Spital, von wo er. 
‘ganzen Transportes litt 


Als Kind machte. Patient Scharlach durch. Mit 


 belanglos. Patient kann sich an keine Kinderkrankheiten erinnern. . Seit -Schwindelanfällen und . 
Aufregungszuständen. Bei der ersten Assentierung wurde er für ur- 


Beschwerden ein. Nichts- : 
g an die Front und brachte vier. 


Rüstung nur eine halbe 


Ranz gut leisten konnt n, 5 EEE IE 
; ‚bei großer Hr onnte, waren drei "Tagemärsche von insgesamt 90 km G Ang ; de 
De itze in tiefem S; A ; ; aus. Ganz erschöpft kam er in.der Station an, hatte große 
letem Sande zurückzulegen. Abermals "traten Schmerzen in den Armen und Beinen und Beklemm Fon auf en. 


- Atemnot und Herzklopfen ein. 
-Zivilberuf Hausdiener. Eltern und 


~ 


a 1 
R 
e a GU 
dY 
Paos 
PEN 
.” 
j$: ` 
1.08 
s * 
Magot 
«eo 
R 
UPO + 
LAF” 
le 
M x 
ia I 
Krane: 
DR u 
5y H: 
BE: 
ER, NY 
“ u 
en, 
„sd 
Da; 
n k 
P, 
E~ ka 
rar 
y £ 
C . 
HESSD 
BT - 
2 . 
Ad 
Pa 
.. - Y 
ag 
te. 
ta 
T 
WS.. 
a 
ih 
C) 
ua 
ed 
el 
2 
€ 
i 
UE 
og. 
woi 
oh 
ty! 
a. 
Per. 
na 
b al 
t 
gs i 
Du 
uui 
La: 
© 4 
Pre r 
Fy t 
+ 
‘ 5 
N - 
re 
ih 
er 
TERN 
=F 
© eP. 
4 
. 
CRE i 
` 
ee 
E, 
ale 
` 1 A 
en 
I 
N 
IE 
ehe 
u 
24 
. i 
... 
we, 
Pr 
Pr ~ 
n: . 
i 
PE S 
DE 
ı 
t, P 
en 
4. ” 
Fa 
4 
u! 
ie 
Ta l 
J3. ® 
A 
I ra 
PER 3 
‘4 
t - 
EE FE 
- ; 
72» 
SE 
N 5 
r "ibe 
P 
i 
EY GR 
ENE n 
LACEE T S 
Sare: 
ira 2 
i 3 
' 
« 
a 
e tirà 
e. . 
Er, 
1. ti 
k u 
Hiat 
Au Fe 
t 
` 
a S 
'r 
" [au 
> . 
$ i A 
t 
t 
Pi i 
Ir z 
` 
i 


u _ pa TE : I DANE 5 


AD 


a nn tn 
nn nn — {a oo Siran ee, iiaa, 


fieberhaften H alsentzündungen. Im. Lebensjahre fühlte 
Patient nach schwereren Arbeiten und Stiegensteigen Herzklopfen und 


Atemnot, konnte aber seinem Berufe nachgehen. 


‘Im Dezember 1914 wurde er bei der Musterung für tauglich be- 
funden. Während der sechswöchigen Abrichtung empfand er nach 
angestrengtem Exerzieren und Laufschritt Atemnot und Herzklopfen. 
März 1915. kam er an die galizische Front und konnte den Positions- 
krieg im Schützengraben ohne stärkere Beschwerden durch neun Wochen 
mitmachen. Nur bei den feindlichen Sturmangriffen empfand er Herz- 
klopfen und Atemnot. 


Er machte die große Offensive im Mai mit und nahm an zwölf 


‚Stürmen teil. Die Sturmdistanz betrug zirka 1 km, die meist in drei 


Sprüngen zurückgelegt wurde. Infolge rasch aufeinanderfolgender 
langer Märsche (fünf bis sechs Stunden) bekam Patient Atemnot, Herz- 


| klopfen und Stechen in der Herzgegend. Er wurde später Offiziers- 


diener und mußte viel Gepäck zirka 20 kg tragen. Er durfte seitwärts 
von der Kompanie marschieren und sich zeitweise ausruhen. So 
marschierte er zwölf Tage ununterbrochen 20 bis 25 km täglich. Gegen 


“Abend nahmen Herzklopfen und Atemnot immer mehr zu, sodaß er 


vier- bis fünfmal ausruhen mußte. Oktober 19i5 erkrankte er an 
Typhus abdominalis, weshalb er von der Front zurücktransportiert wurde. 

Überblicken wir diese Anamnesen, so ergibt sich, daß die 
Leistungsfähigkeit der einzelnen Fälle sehr verschieden, 
zum Teil jedoch mit Rücksicht darauf, was man von einem Herz- 
kranken zu erwarten pflegt, eine ganz überraschend große 
war. Fall 31, in dem es sich um eine reine Aortenklappeninsuffi- 
zienz handelte, hat wohl die größte Leistung aufzuweisen: zwölf 
Marschtage zu 20 bis 25 km und zwölf Sturmangriffe. An diesen 
reiht sich Fall.8, ebenfalls eine reine -Aortenklappeninsuffizienz, 
der über einen Marsch von 40 km berichtet. Doch auch Fall 32, 
eine Mitralinsuffizienz und -stenose, hielt drei Marschtage zu 12 


” bis 14 Stunden aus. Andererseits konnte Fall 11, eine reine Mitral- 


insuffizienz, nur zehn Minuten im Tempo mitmarschieren, eine auf- 


_ fallend geringe Leistungsfähigkeit für diesen Klappenfehler!). 


Wir erhielten die Fälle oft erst lange, nachdem sie ihren 
Truppenkörper verlassen hatten und fanden nur bei einem (Fall 15) 
die Zeichen schwerster Dekompensation, der auch zum Exitus 
kam, Die Zeichen allgemeiner Stauung mit Ödemen fanden wir 
viermal, Stauungsbronchitis achtmal, nur einmal Albuminurie. 
Obwohl wir alle, Patienten speziell nach früher bestandenen Ödemen 
fragten, erhielten wir in allen außer den zitierten Fällen eine 
negative Antwort. Jeder Herzkranke aber klagte über Stechen in 
in der Herzgegend, Atemnot, Herzklopfen, das die Leute auch 
nachts, obwohl*sie sehr erschöpft waren, nicht zur Ruhe kommen 
ließ. Die Pulsfrequenz war anfangs meist erhöht, der Puls zu- 
meist regelmäßig und die Frequenzsteigerung ging bei Bettruhe 
und Digitalismedikation nach wenigen Tagen zurück. 


Herzklopfen, Atemnot, Stechen in der Herzgegend hielten 
auch noch bei uns im Spital an, um erst nach längerer Bett- 
ruhe zu sistieren. Es fiel uns auf, daß bei den erwähnten Herz- 
klappenfehlern die subjektiven Beschwerden auf- 
fallend geringer waren als bei den Patienten, die keine 
Zeichen einer organischen Erkrankung boten, sondern Symptome, 
die man heute als Herzneurose beziehungsweise als „Kriegsherz“ 
‘zu bezeichnen pflegt. Bei diesen letzteren besteht ein auffallendes 
Mißverhältnis zwischen den objektiven Symptomen und den sub- 
jektiven Beschwerden. Wenn bei den Herzklappenfehlern die 
Tachykardie bei der Einlieferung noch vorhanden war, ging sie 
auf Digitalis und Bettruhe bald zurück, um bei- eingehaltener 
-Bettruhe nicht mehr wiederzukehren. : Bei der Gruppe der Tachy- 
kardie, Herzneurosen, „Kriegsherzen“, Hypertrophien bei jugend- 
lichen Individuen, Sportherzen und ähnlicher Affektionen, die auf 
dem Boden einer Überanstrengung oder mangelhaften Ernährung 
entständen, war die Tachykardie auffallend hartnäckig, ließ sich 
durch Digitalis nur selten beeinflussen, war von psychischen Mo- 
menten sehr abhängig, ging oft auf relativ indifferente Maßnahmen, 
wie Eisbeutel, prompt zurück, um aber leicht wiederzukehren, 
z. B. beim Pulsfühlen während der Visite. Trotz dieser Diffe- 
renz in der Intensität der subjektiven Beschwerden wird natürlich 
-niemand leugnen, daß die absolute Leistungsfähigkeit der letzt- 
erwähnten Gruppe von Herzstörungen (Neurosen und andere) eine 
unvergleichlich größere ist, als bei Herzklappenfehlern. 


1) Es steht.das in Übereinstimmung mit der Angabe in T 
Literatur, daß Aortenklappenfehler häufig länger gut | iert blei 
wie Mitralklappenfehler. anne DEON BUN Hompensiere bleiben 


ne une Be er 


0 | l 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK = Nr. ?, 


— 
mn aan III 5 er 


! 0,13 und 0,17°/.), fand man bei verschiedenen Krankheitszuständen, 


Klinik exstirpiert wurden, 8. Fistelgallen von Patienten mit Chole- 


12. Januar. 


— a u a m a M 2... -- 


Aus der Medizinischen Klinik zu Gießen (Prof. V oit). 


. „Untersuchungen über den Cholesteringehalt der 
menschlichen Galle. 
| Von 

Prof. Dr. Wilhelm Stepp und Cand. med. Margot Nathan. 


Der Cholesteringehalt der menschlichen Galle ist mit modernen 
Methoden bisher nur sehr wenig untersucht worden. Diese Tat- 
sache wird besonders von dem störend empfunden, der sich mit 
Fragen des Cholesterinhaushalts im kranken Körper befaßt. Hier 
hat man sich bisher vorwiegend mit dem quantitativen Cholesterin- 
nachweis im Blut beschäftigt und dabei recht bemerkenswerte 
Befunde erhoben. Während beim Gesunden der Cholesteringehalt 
des Blutes in verhältnismäßig engen Grenzen schwankt (zwischen 


bei chronischer Nephritis, Diabetes mellitus, Atherosklerose, bei 
Erkrankungen der Leber- und Gallenwege, außerdem in der 
Schwangerschaft eine deutliche Erhöhung). Eine Erklärung dafür 
hat sich bis jetzt nicht ohne weiteres geben lassen. Beobachtungen 
im Tierversuch haben gelehrt, daß bei vermehrter Zufuhr von 
Cholesterin mit der Nahrung der Cholesterinspiegel des Blutes 
vorübergehend ansteigt; der Überschuß wird beim Fleischfresser 
sehr rasch, beim Pflanzenfresser langsamer durch die Leber mit 
der Galle entfernt. Die innigen Wechselbeziehungen, die zwischen 
dem Cholesteringehalte des Blutes und dem der Galle bestehen, 
zeigen, wie wichtig es ist, in Fragen des Cholesterinhaushalts bei 
Krankheiten nicht nur das Cholesterin des Blutes, sondern auch 
das der Galle zu kennen. Wenn wir uns auf die wichtigsten 
Arbeiten beschränken, die sich mit dem Cholesteringehalt der 
menschlichen Galle beschäftigen {und in denen moderne Methoden 
Verwendung fanden), so wären die von Peirce?) und MeNee‘) 
zu nennen, die beide im Aschoffschen Institut ausgeführt 
wurden, ferner die von v. Czyhlarz, Fuchs und v. Fürtb‘). 
Die erstgenannten Autoren untersuchten ausschließlich Blasen- 
galle von der Leiche. Außerdem liegen noch einige Unter- 
suchungen von Bacmeister?°) an Fistelgallen vor. F 
Im Verlauf von Studien über das Cholesterin bei Krank- 
heiten, mit denen sich der eine von uns (Step p) seit längerer 
Zeit beschäftigt, machte sich das Bedürfnis nach einer Erweiterung 
unserer Kenntnisse über das (rallencholesterin geltend. In der 
Absicht, die hier bestehenden Lücken auszufüllen, haben wir an 
einem größeren Material Cholesterinbestimmungen in der Galle 
ausgeführt und möchten im folgenden die wesentlichsten Ergeb- 
nisse unserer Untersuchungen kurz mitteilen. Untersucht wurden: - 
1. Gallen aus der Gallenblase von Leichen aus dem Pathologischen 
Institut®), 2. Gallen aus Gallenblasen, die in der Chirurgischen 


cystitis und Cholelithiasis, 4. Duodenalflüssigkeit, die mittels 
der Duodenalsonde gewonnen wurde. 

Vorausschicken möchten wir, worauf auch A sc h o ff ') auf- 
merksam gemacht hat, daß auch, unter völlig normalen Verhält- 
nissen der Cholesteringehalt der Galle recht verschieden ist, was 
sich aus den verschiedenen Eindickungszuständen erklärt, in denen 
die Galle jeweils angetroffen wird. So könnte es sein, daß man 
bei zwei ganz verschiedenen Fällen den gleichen Cholesteringehalt 
findet, wobei es sich das eine Mal um eine an sich cholesterin- 
arme, aber stark eingedickte, das andere Mal um eine cholesterIn- 
reichere, aber nur wenig eingedickte Galle handelt. Hier gibt uns 
in der Regel das ganze Aussehen der Galle einen ungefähren An- 
haltspuhkt zur Entscheidung der Frage, ob eine dünne oder kon- 
zentrierte Galle vorliegt. Dieses verschiedene Verhalten der Galle 
erklärt wohl auch, warum die Angaben über den Gehalt der 
Blasengalle an Cholesterin so stark voneinander abweichen. 

!) Die Literatur hierzu findet sich sehr vollständig bei Pribram; 
M. KI. 1914, Nr. 28, S. 1195; siehe re t ni = ir. m. W. 1918, 


= Nr. 29, S. 781. 


?) D. Arch. f. klin. M. 1912, Bd. 106, S. 837. 

°) D. m. W. 1918, Nr.21, S. 994. 

+) Biochem. Zschr. 1913, Bd. 49, S. 120. 

5) Biochem. Zschr. 1910, Bd. 26, S. 283. 

°) Dem Direktor des Pathologischen Instituts, Herrn Geh. Rat 
Bostroem, und dem Direktor der Chirurgischen Klinik, Herrn 
Geh. Rat P oppert, sind wir für Überlassung des Materials zu großem. 
Danke verpflichtet. 


1) Bemerkung zu der Arbeit von \ | W. 1918 
Nr. 21, S. 996. & r Arbeit son MeNcee, D. m. 


x 


urn 
Pe u 
N 
wie, r 
= a 
. „e 


Peirce untersuchten Fälle berechnet- sich ein mittlerer Wert 


; une” = 1 ee ee rer Piat ! ee 
PERA a o a a nn ER. nn a Eee. Pe Se Die 
N n a , x i ee BER 2. us Er Br 
D Nez \ pe a t e: U uT i we. “ 
ze o EES a sf E ; Bas ze = De 
d ` {% y ni = Å. . "a ' depne Sdo Tor m 
$ i pi ' : pg i À ia 
E 4 >: eo Fr 3 i (i : `~ 22 se Be 2 er Fa 
en š Fe ED i A . t ae En = g ` ` Nip u x ta m h 
el, Ba oe , en DR y EN u. RR a Si , > l , . "N - Ka I ; Da 
E en En es u M Re 2 a a f ote a EA ee T i a PN e L si : 1 nr SiE 
e RE EA e E pone EN Be -E E N En RT; a E k . es s rg E Ta Pi 
Da BE NE Ser er l Br ve. er ~ ei RA ; ae ran 7 tr N we g A S . A te: ý ' os 5 E E E 
N ru ae . a IT HU a l q; S 2 N . tr 3 \ j A Zr ` 
Januar... 00°, 571919 — MEDIZINISCHE KLINIK —'Nr. 2- Ä | 
1- Januar 2.2... 22... - MEDI CI LLINIK — Nr. 2. AL 
BE e Kae ru D ? $ . ö RM . a - i 5 ER er E R i . > 7 . s 
PB BE ae 3 ! 5 \ SR ar: ' 


Über den mittleren. Cholesteringehalt. der | so gibt er doch : wenigstens eine gewisse Vorstellung., Bei.. der 
Blasengalle. des Gesunden ist naturgemäß ganz wenig | vergleichenden-Bestimmung von Cholesterin und Trockenrückstand 
bekannt. Das bei Sektionen gewonnene Material ‘entstammt: meist |-ergab sich nun folgendes: . Im:.allgemeinen- ist helle, dünne. Galle 
Krankheitsfällen, von denen wir nicht. wissen, ob das Cholesterin | -cholesterinarm, während schwarzbraune teerartige. Galle einen er- 
der Galle hier normale Verhältnisse „aufweist. . Für die von'| 


nicht immer zu; in einigen Fäl | 
von 0,273°%%. Diese Zahl ‘stimmt wohl auch im ganzen mit’ dem |.Galle ‚sehr cholesterinreich (über 0,7%), Au D 
k “ Im allgemeinen können wir deü.. Eindickungszustand der 


höhten Cholesteringehalt . erwarten. läßt., -Jedoch -trifft das auch Bee 
llen war die dünne, grünbraune : . .. 


Galle. als eine konstante Größe und die Unterschiede im Choleste- E: 


überein, was schon früher für Blasengalle angegeben war. - > En 
Bevor wir auf unsere eigenen Befunde: zu spreche kommen, | “ ‚et ante O unterschiede im Uholeste Era 
sei kurz bemerkt, daß wir uns für die Bestimmungen des Chole- | Tingehalt-"als Funktion der den  Cholesteringelialt ..bestimmenden he 
sterins der von Autenrieth-Funki) angegebenen Methode | Faktoren betrachten. > 000 o 5e aa 0 E a BE 
bedienten, die sich ihrer Einfachheit und Exaktheit wegen. einer | ` Die Beobachtungen von Peirce, nach denen in der Regel. ee 
immer größeren Beliebtheit erfreut. Wacker und Hueck?) | überall da, wo während ‘des Lebens im Blut eine Verminderung . eh 
< Beumer’), Rothschild®) haben sie in. letzter Zeit viel.| des Cholesterins besteht, auch in. der Galle ein. niedriger Wert an- T i 
- verwendet und sie als zuverlässig-gerühmit. Vor. der Untersuchung | getroffen wird, während umgekehrt einem. erhöhten Cholesterinwert E, 
">= wurde die Galle jedesmal sorgfältig durch dichte Gaze filtriert, | im. Blut.ein erhöhter Gallenwert entspricht, konnten, auch wir im - oc pig 
Da. sich in der Galle nicht selten mikröskopisch‘ feiner aus Chòle~ | großen und ‚ganzen bestätigen. So sehen wir in der Tabelle: bei > |. +:;m f4 
sterin bestehender Grieß findet, so hätte man- bei Verwendung un- | schweren, lang dauernden septischen Erkrankungen, 7; Dan HE E 
filtrierter Galle mit groben Fehlern rechnen’ müssen. Wir haben. | bei Eiterungen, die den Kräftezustand herabsetzen, niedrige +..." . paf 
dies deutlich bei einem Fall gesehen, ' bei dem in der Gallenblase nur |. Cholesterinzahlen. Das gleiche gilt für chronische Tiber- <; vafi 
wenige Kubikzentimeter einer etwas-sandigen Bodensatz enthalten- | Kulosen = — —— | PO A EE ET e 
den Galle vorhanden waren. Die Galle wurde hier unfiltriert unter- | |: Es scheint, daß bei fieberhaften Erkrankungen nicht so sebr. °t ki 
sucht und dabei ein ganz unwahrscheinlich hoher Wert — über |- das Fieber oder die dem Fieber zugrunde liegende Infektion die- —*; |°: A 
5% — gefunden | Di a a vo er ee ie nn im un u EA a E 
zu Een IST VER a . | imder Galle bestimmen, als- vielmehr andere 'Momente,” die . SAE 
2° Anden sich in a Versi chengallen angestellt wurden, | win vorläufig noch nicht gchügend zu übersehen vermögen. Sollen Kaft 
i i REE a P See we Chauffard und seinen Mitarbeitern!) war es aufgefallen, daß- ee 
Tabelle 1: .: > = 0... beim Typhus der Cholesterinspiegel’ des Blutes ganz verschieden - <- a 
n Plasengalle aus der Befche: nach ‚steigenden Werten des | hoch liegt JÈ nach der Zeit, nn der mal, untersucht. ‚Zu Beginn Bar i, j 2 | 
« Cholesieringehaltes geordnet. Nr.i w. Klinische Diagnose und Sektions- . des Typhus fand T erhöhte, später niedrige Cholesterinwerte, ei 
befund: Puerperalsepsis, Cholesteringehalt: unter 0,06%. Nr.2 m. "während... in der | Rekonvaleszenz ‚sich wieder a Neigung zum a E en 
- „ Empyem, Streptokokkeninfektion, ‘0,07%. Nr. 8 w., doppelseitige Unter- | Ansteigen zeigte. ° < a ee UND ee 
>` lappenpneumonie nach Typhus, 0,075 %.! Nr.4 m., Osteomyelitis, Sepsis, | : _. Vielleicht erklärt sich auch so der überraschende Befünd, den . fein. 
` -0,081 %. Nr.5 w., Pachymeningitis haemorrhagica und Pneumonie.'| wir beider Diphtherie erheben konnten. Bei allen untersuchten == ` ee 
` nach Sturz, 0,082%. Nr.6 w., Lungen-, Drüsen- und Darmtuberkulose, Fällen war die Krankheit in. wenigen Tagen verlaufen, Die dabei fun: 
084%. Nr. 7 m., Meningitis tubereulosa, 0,100%,. :Nr. 8 m., Ge- . gefundenen sehr hohen Werte stehen zusammen mit den höchsten . ee 
: schwüre im Rectum, Bronchopneumonie, . 0,100 %..  Nr:9 m., Cystitis, “überhaupt gefundenen. =. eg in De 
Pyelitis, eitrige Herdnephritis, Peritonitis, 0,186%. Nr. 10 m., rechte |  -. : 8 ah ae En. an here ee ae 
„u Niere fehlt, linke Niere geschrumpft und hypoplastisch, Stauungsorgane, | Schwer zu beurteilen ‚sind. die ‚Fälle, ‚bei denen nebenein- E u, 
= Myokarditis, 0,14%. Nr. 11 w., Phthisis pulmonum, 0,148%. Nr.12 w., | ander Befunde vorliegen, :die mit verschieden hohen Cholesterin- - _ BE o 
l'uberkulosis pulmonum, Lües, Gumma, 0,158 %: Nr.18 w., Tetanus, | werten- einherzugehen pflegen; : z.B.: wenn: Grävidität mit: all- | ne | 
 0,164%. Nr. 14 w., Tuberkulosis pulmonum, 0,168%. Nr. 15 .m., in- | gemeiner Miliartuberkulose angetroffen wird, oder wenn eine in der `- E o 5: 
en Cruralhernie, sehr schlaffes Herz, 0,178%. Nr.16 w., Peri: | Regel mit erniedrigtem Cholesterinwert einhergehende Erkrankung. | RR a la 
er Annie ne ne en i an o Penni e n, “einen an Gallensteinen leidenden Patienten. befällt, ee | j -o 
` Nr.19 w. Peritonitis, Pyosalpinx links, 0,232%. Nr. 20 in., Meningitis, |... „21°. höchsten Cholesterinwerte ‚sind verzeichnet "bei einem... an 
Sepsis, 0,240%. Nr.21 m., sebr schlaffes Herz Organe ohne Befund, Fall mit incarcerierter Hernie und bei- einem Fall- mit -perforiertem r 
. 0240%. Nr.22 w., Meningitis tuberculosa, Miliartuberkulose,. Gravi- | Ulcus ventriculi in: hochgradigem Inanitionszustand, - Während wir E 
: ditas mens. IV, 0,254 %. Nr. 23 m., Icterus gravis; 0,260%. Nr. 24m., | den Hohen Cholesteringehalt .der Galle in dem Fall‘ mit incarce- Be. 
‚Sepsis nach Wirbelsäulenfraktur, 0,65%. Nr. 25 m, Aneurysma- der | rierter Hernie nicht zu erklären vermögen, müssen wir ‘uns ‘bei Ei. 
| „nonyma, Pleuritis, Stauungsorgane, 0,276 %. Nr. 26 in., Diabetes.melli- dem’ schweren Inanitionszustand des anderen Falles der Versuche p e 
R e pA Ei 27 m., Diphtherie, 0,328 %.. Nr. 28 nn von Rothschild?) erinnern, in denen beim Kaninchen während f i; ee 
Stauungen, 0,352%. Nr.30 m, im Rectum sehr harte Seybals, Sektion | CCS ungerne ein ‚Angteigen des Cholesterins im Blut und in der `- AR 
negativ, 0,368%. Nr.31 m., Granatvolltreffer in Kopf und beide Beine, | Yale zu beobachten war. Möglicherweise ist der. Cholesterin- Br, 
. Nekrose des rechten Oberschenkels; multiple Einschüsse im ganzen Körper, | Feichtum der Galle hier das Zeichen eines vermehrten Abbaus von "7 Fe 
- 080%. Nr. 32 m., Diphtherie, 0,428%. Nr. 88 w., Miliartuberkulose,.| Körpersubstanz. Man muß aber auch an die Möglichkeit denken, we ..::: 
- Q450%. Nr. 34 w., Abquetsehung beider Beine durch Überfahrenwerden, | daß das ‚Cholesterin während. ‘der Leerung der Fettdepots im. | Bi.) 
| Graviditas mens. IV, 0,480%. Nr.35 m, perniziöse Anämie,, 0,480 %. | Hungerzustand beim Fetttransport eine große Rolle‘ spielt. Wir. \ Ban: ei b 
On m., Leberadenom, 0,550 %. Nr. 87 m., Diphtherie, Pneumonie, | erinnern hier nur. an die Arbeiten: von Beumer?) und S RENIE 
r o. Nr. 88-m., Hämophilie, 0,580%. Nr. 89 m., Totschlag, Ver- | Vers o Be E T a Eee, 1 i 
DEE durch Ruptur. der Vena meningea "media, 0,610%. Nr.40 m., ` Unté n- Fällen findèn' sich drei. die Be A BERES ii on 
iphtherie, 0,712%. Nr. 41 Tod durch Überfahrenwerden, 0,715 %. a e E a F O a die ‚durch einen a 
Nr. 42 w., Meningitis tuberculosa; Miliartuberkulose 0,740 %. "Nr. 48 m, Unglückstall uma Leben kamen. - Bei allen trat ‚der ‚Tod sehr Ba: : 
Piphfherie, 0,765%. Nr. 44 m., perforiertes Magenulcus, Inanition, | rasch ein. Es,ist hier die Frage, ob man berechtigt ist, in diesen Be: 
840%. Nr. 45 w., Herzschwäche nach. incarcerierter Hernie, 1;068 %. ! a 2 denen eh ee En ee Organe. Hal Br 
- Wie man sie N De ‚sterinwerte für die | nicbt vorliegen, eine normal"zusammengesetzte Galle anzunehmen. BEE i 
enge nz fen a 008 mat SOSE u | Zu Dedenken it daß hier infolge der ausgedehnten Verieteangon, | | 
-o man könnte wielleih. et Er A la die die Ursache des Todes waren, schwere Blutungen zustande l { | 2 : 
— den verschiedenen Eindickungszustand der Galle verantwortlich | Kamen. Es ist wohl kaum mit Sicherheit ein Einfluß dieser Blu- Be 
= „Machen. Um hier eine gewisse Klärung zu erhalten, wurde | tungen auf die Gallenbildung auszuschließen. Zur Gewinnung von Ni t 
bei’ einer Reihe von Fällen neben dem Cholesterin. auch der-|. „Normalzahlen“ würden sich. überdies nur Fall 20 und 23 eignen, | | (ee 
Tockenrückstand bestimmt, Wenn auch nach AschoffÖ) der da es bei dem anderen (8) sich um eine Frau im Zustande der -; Be; 
Trockenrückstand kein absolutes Maß für die Eindickung der Galle | Tavidität handelte. Aus den Untersuchungen von Batmeister Be: 
darstellt, da das Gallenmuein in der Gallenblase secerniert wird, und Havers?) wissen wir, daß während des letäten Drittels.der - f E 
| 20 0, © > k M Chauffard, Laroche und Grigaut. Gomot rend: i PEREN 
f ) M. m. W, 1918, Nr. 23,`S; 1248. a hebdomad. 1911, Bd. 1, 8:570. ER : vi une ud: m 4 E 
O ) Arch. f. exper. Path. u. Pharm. 1918, Bd. 74, S. 416. 2) Zieglers Beitr. 1915, Bd. 60, S.'297. ., - 
9 i „bonda 1914, Bd. 77, S. 876, Um, Bu °) Arch. f. exper. Path. u. Pharm. 1914, Bd. 77, S. 375. 
er ieglers Beitr. 1915, Bd. 60, siehe:die verschiedenen Arbeiten. 1) Zieglers: Beitr. 1916, Bd. 68,8. 789, ` i 
“6, | ar 5) D..m. W, 1914, Nr. 8, S. 385, : 
\ k 8 < 
e N t EE — 


im. ..ı7® 
Po 


0045h, 5. T. 


42 | | 1919 .- MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2. 


12. Januar. 


e m ee aa 


ee em TTT 


‚Gravidität eine Dichtung des Leberfilters gegenüber dem Cholesterin 


stattfindet und daß der Cholesteringehalt der Galle sinkt. Zu 
Beginn der Schwangerschaft scheint der Cholesteringehalt der Galle 
normal zu sein. 

Galle aus exstirpierten Gallenblasen. In 
der Tabelle 2. sind die Ergebnisse der Untersuchungen zusammen- 


‚gestellt, die an Blasengallen von Patienten, denen die Gallenblase 


operativ entfernt worden war, durchgeführt wurden. Daß es sich 
hier um patholpgische Zustände am Gallensystem handelte, teils 
um reine Steinbildung, teils um entzündliche Vorgänge, bedarf 
keiner weiteren Erörterung. | 


Tabelle 2. 


Blasengalle, gewonnen bei Operationen. Nr.i w. 
Klinische Diagnose und Operation: Cholecystitis, Cholelithiasis, Chole- 
.dochotomie. Cholesteringehalt: 0,212°,. Nr. 2 w., chronische Cholecystitis, 
keine Steine, Cholecystektomie, 0,580%. Nr.8 w., akute infektiöse 
Cholecystitis, Empyem, Gallensteine, Cholecystektomie, unter 0,06%). 


"Nr. 4 w., subakute Cholecystitis, Gallensteine, Cholecystektomie, 0,448°/o. 


Nr. 5 w., Cholecystitis, Gallensteine, Cholecystektomie, 0,224°/0. Nr. 6 m., 
akuter Hydrops, 70 kleine, zwei-haselnußgroße Steine, Cholecystektomie, 
0,064°/o. Nr.7m., chronische Cholecystitis, keine Steine in der Blase, 
infizierte Galle, Cholangitis, Choledochotomie, mäßiger Ikterus, 0,096°/,. 


‚Nr. 8 w., chronische Cholecystitis, Choledochotomie, klare Galle, 15 mittel- 
Nr.9 w., durch Stein verschlossene Chole-. 


große Steine, 0,848°/,. 
‚dochusfistel nach früherer Choleeystektomie, Choledochotomie, 0,405 °/. 


= Wie ein Blick auf die Tabelle lehrt, sind die Unterschiede 
im Cholesteringehalt auch hier recht erheblich. Neben normalen 


_Durehschnittswerten finden sich einige deutlich erhöhte Werte. 


Man kann jedoch nicht sagen, daß bei Vorhandensein von Gallen- 
steinen auch jedesmal der Cholesteringehalt der Galle erhöht 
wäre. Bei den drei Fällen mit niedrigem Cholesterinwert liegt 


Hydrops beziehungsweise Empyem der Gallenblase (mit infizierter 


Galle) vor. | 
| Tabelle 8. 
Fistelgalle. Nr. 1 w. Diagnose und Operationsbericht: 
Cholecystitis, Choledochotomie, kein Ikterus, facettierte Steine (2 cem 
Galle untersucht), Tag der Untersuchung: 5. T. p. o., Cholesteringehalt: 


“unter 0,06%; 6. T. p. o., 0,084°/,. Nr. 2 w., Cholelithiasis, .Choledocho- 


tomie. In der Blaseetwa 50, im Choledochus etwa 20 facettierte Steine, 
kein Ikterus (2 cem Galle untersucht), 11. T. p. o. 0,081°%%, 12.T. p. o. 


.0,076%,, 13. T. p. o. 0,06°/,, 14. T. p. o. unter 0,06°/,, 18. T. p. o. unter 


0,06°/0,.19.T. p. o. 0,064%. Nr.8 w., akuter Choledochusverschluß 
durch facettierte Steine, starker Ikterus, Choledochotomie (2 cem Galle 
untersucht), 8. T. p. o. unter 0,06%, 8. T. p. o. 0,07%, 9. T. p.o. unter 
0,06%. Nr. 4 w., Cholelithiasis, sedimentierte Galle, facettierte Steine, 
‚kein Ikterus, Choledochotomie (für 4cem Galle bestimmt), 1.T. p. o. 
unter 0,08°%/,, 2.T. p. o. unter 0,08°%/,, 8. T. p. o. 0,058°/,, 4. T. p. o. 

p. o. 0,05°/,, 6. T. p. o. 0,05%, 7.T. p. o. 0,067. 
Nr.5 w., Cholelithiasis, Choledochotomie, trübe Galle, 10 mittelgroße 
Konkrementsteine, 15 kleine Kalksteine, leichter Ikterus (für 4 cem 
Galle bestimmt), 1. T. p. o. 0,081°/,, 2. T. p. o. unter 0,08%, 8. T. p. o. 
unter 0,08%, 4. T. p. o. 0,0450. 


Fistelgalle. Der Cholesteringehalt der Fistelgalle ist 


- schon wiederholt untersucht worden). Die Angaben über seine 
Höhe schwanken zwischen 0,024 und 0,16%. Wir untersuchten 


im ganzen fünf Patienten mit Choledochusfistel, bei mehreren von 
ihnen wurde der Cholesteringehalt der Fistelgalle täglich unter- 
sucht. Dabei stellte sich heraus, daß die Werte eine recht große 


Gleichmäßigkeit aufwiesen. Die Werte bewegten sich in engen 


Grenzen zwischen 0,04 und .0,08°. Auch hier konnte die schon 
von Bacmeister erwähnte Beobachtung bestätigt werden, daß 
mehrfach in den Tagen unmittelbar nach der Operation der 
Cholesteringehalt der Galle stark herabgesetzt war und erst all- 
mählich die normale Höhe erreichte. Ä 
Duodenalflüssigkeit. Vom Lebenden reine Galle 
zu erhalten, ist nur in den Fällen möglich, in denen operative 
Eingriffe am Gallensystem ausgeführt werden müssen. Wünscht 
man sonst Galle vom Lebenden zu gewinnen, so ist man auf die 
Duodenalsondierung angewiesen. Der dabei erhaltene Saft besteht 
zum größten Teil aus Lebergalle, der geringe Mengen von anderen 
Sekreten (Pankreassaft, Saft der Brunnerschen Drüsen) beigemengt 
sind?2). Wir haben bei einer Reihe von Patienten den mittels der 
Duodenalsonde erhaltenen Saft auf seinen Cholesteringehalt unter- 
sucht und bringen die dabei gewonnenen Resultate in der folgenden 


Tabelle: 


1) Die Literatur hierfür findet sich sehr vollständig bei Brand, | 


Arch. f. Phys. 1912, Bd.90 und v.Czyhlarz, Fuchs und v. Fürth 1. c, 
2 Stepp, Die Duodenalsonde zur Diagnose der Erkrankungen 
der Gallenwege. D. m. W. 1918, Nr. 48, S. 1190. 


Tabelle 4. 

Duodenalflüssigkeit, gewonnen mittels der Duodenalsonde }). 

Nr. 1, w. Diagnose: Ulcus duodeni. Cholesteringehalt: 0,137°⁄4. 
Nr.2 m., Verdacht auf Cholangitis nach Gallenblasenexstirpation, unter 
0,03%. Nr. 3 m., Cholecystitis, 0,0875°/,. Nr. 4 m., Typhlatomie, 
Heterochylie, 0,045°/,. Nr.6 m., Icterus infectiosus, unter 0,03’/, 
Nr~7 m., perniciöse Anämie, unter 0,03°/,. Nr. 8 m., P’aratyphus, unter 
0,06°/,. Nr.7 m., Achylia gastrica, unter 0,06°/,. Nr.9 m, Typhus, unter 
0,06 %,. Nr. 10 m., Cholecystitis, Achylia gastrica, 0,076°,,. Nr.11 m, 
Typhus, unter 0,06%. Nr. 12 m., Cholecystitis 0,075°,. Nr.13 m, 
Cholelithiasis, unter 0,06%. Nr. 14 m., Diabetes mellitus 0,145 °%, 
Kontrollbestimmung 0,153 /,. Nr. 15 w., Diabetes mellitus. unter 0,06%), 
Dieselbe nach Injektion von Wittepeptonlösung 0,21 °/,. 


Die Autenrieth-Funksche Methode zeigt bei Ver- 
wendung von 2 cem Flüssigkeit als geringsten noch ablesbaren 
Wert einen Cholesteringehalt von 0,06°/, an. Wir haben uns in 
den meisten Fällen, in denen die Cholesterinzahl unterhalb jenes 
Wertes lag, mit dieser Feststellung begnügt. In anderen Fällen 
wurden nicht 2 cem, sondern 4 ccm der Duodenalflüssigkeit ver- 
arbeitet und auf diese Weise sichere Werte ermittelt. Bei einigen 
der Fälle finden sich Zahlen, wie sie für Fistelgallen charakte- 
ristisch sind. Eine ausgesprochene Erhöhung zeigte ein Fall von 
Ulcus duodeni mit 0,137°/, und ein Fall von Diabetes 
mellitus mit 0,145°/,. Schon früher war von Bacmeister) 
bei einem Diabetiker mit totaler Gallenfistel ein höherer Wert als 
in der Norm festgestellt worden. Bei unsgrem Fall betrug die 
Vermehrung etwa das Dreifache des Normalen. Bei einem anderen 
Diabetesfall, den wir zu untersuchen Gelegenheit hatten, 
wurde indessen in der Lebergalle ein ganz normaler Cholesterin- 
wert festgestellt. Merkwürdig ist hierbei allerdings der sehr hohe 
Cholesteringehalt in dem Gemenge von Leber- und Blasengalle der- 
selben Patientin. Im Verlauf von Untersuchungen über die Ver- 
wertung der Duodenalsonde für die Diagnose der Erkrankungen 
in den Gallenwegen konnte der eine von uns [Stepp‘°)] zeigen, 
daß man ebenso wie im Tierexperiment auch beim Menschen 
durch Einspritzen von Wittepeptonlösung ins Duodenum 
die Gallenblase zur Entleerung ihres Inhalts bringen kann und 
daß es beim Lebenden auf diese Weise gelingt, ein Gemenge vol 
Leber- und Blasengalle zu erhalten. Bei der genannten Diabetes- 
patientin kam nach Wittepeptoneinspritzung (80 cm. 
einer 5°/,igen Lösung) tiefdunkle, stark fadenziehende Galle, die 
wie Blasengalle aussah; die Untersuchung ergab einen Cholesterin- 


gehalt von 0,21%. Da es sich hier nicht um reine Blasen-, 


sondern um ein Gemenge von Leber- und Blasengalle handeln 
mußte, ist das wohl ein sehr hoher Wert. 


Aus der Chirurgischen Abteilung des Städtischen \enzel-Hancke- 
Krankenhauses zu Breslau (Primärarzt: San.-Rat Dr. C. Heintze). 


Zur Serumtherapie Grippekranker. 
Von 
Dr. med. et phil. Walter Lustig, 


Sekundärarzt der Abteilung. 


Die Machtlosigkeit, mit der wir oft den schweren Uripp®- 
fällen gegenüberstanden, veranlaßte mich zu Versuchen mit Serum- 
injektionen. Von der Überlegung ausgehend, daß bei vielen In- 
fektionskrankheiten der Erfolg der Serumtherapie auf uns noch 
unbekannten Stoffen des artfremden Serums beruht, wandte ich 


‚ das mir am schnellsten und in genügenden Mengen zugängliche 


Diphtherieheilserum an. Gespritzt wurden im ganzen bis jetz 


100 Kranke, und zwar waren es durchweg schwere Fälle, das heißt 


solche mit Lungenkomplikationen — ein- und doppelseitiger 
Pneumonie, diffus verbreiteten bronchopneumonischen Herden und 
Empyemen. 

Es wäre eine Raumverschwendung, hier die einzelnen Krank- 
heitsgeschichten der behandelten Fälle wiederzugeben. Ebenso 
wäre es überflüssig, über die behandelten Fälle mit einseitiger 
Pneumonie Näheres zu berichten. Nur so viel möchte ich 
heben, daß man in allen diesen zur Heilung gebrachten Fä 
Eindruck hatte, die Krankheit verlaufe viel leichter, als bei 


— nn 


llen den 
i den- 


1) Vergleiche die mit unseren Ergebnissen übereinstimmendea 
Werte von E, Medak und B. 0, Pribram (B: kl W. Si 
Nr. 27 u. 28), ` 

2) 1. œ. 
3) 1. e, D. m. W. 1918, Nr. 43, S. 1190, 


hervor- . 


a 1916: 1,0, 1917: 1,0; 1918: 9,0% der Öperationen. 


-< -eine 


- Cubiti, 


Taag nt rn. “ ` 
„tg ru Ca TNC TRS À E { ee 
RT FRE FRE A L TS AE \ 

ah; Fo A > - - Bi - 
NEN tn er A w. ; s i 

e Es ER ee eg ER Wer Kae a Tor " e Sa ee; 
Te NT TE a a Be DER EEE EE AE A E 3 FR Ps 
x e n ni - S , J 


2 -7 . 3 rn. 
Brei ar j 
u = ` 


selben nichtgespritzten Fällen. Die Patienten erholten sich. viel 
rascher, in einer erheblichen, Anzahl der Fälle, sank sogar die 


Temperatur schon am Tage nach: der ersten — in einigen nach |. 
der zweiten Injektion und blieb auch weiterhin normal. . Trotz- 
eit der auscultatorische und perku- | 


dem bestand noch einige -Z 


torische Befund. u 

Die zweite Reihe der Be 
‚entzündungen — einige sogar im Verein mit bronchopneumonischen: 
Herden in den Oberlappen, Fälle, von denen allen man den ent- 


schiedenen Eindruck hatte, daß sie ohne die angegebene Behand- 
lung zum Exitus gekommen wären. Gerade bei ‚vielen. dieser 
Fälle war die Wirkung des Serums in die Augen springend. | 


Immer trat nach der Injektion‘ auffallendes subjektives Wohl- 
befinden auf, objektiv war ein Verschwinden: respektive Zurück- 


gehen der starken Cyanose bemerkbar und ein anfangs vorüber- 
1918 erschienenen Schrift?), dieselben Erfolge mit gewöhnlichem Pferde- 


gehendes Sinken der Temperatur, die nach ein- bis-zweimaligem' 


Wiederanstieg gewöhnlich dann. zur Norm zurückkehrte. Verloren‘ 
seitigen Pneumonien, die mit Serum be- | 


haben wir von 22 doppel 


handelt wurden, vier. ><. ee er ee | 

Weniger zugänglich‘. waren der Serumtherapie die ganz 
akuten, nach Art einer stürmischen Sepsis verlaufenden Fälle, die 
der: Infektion bereits nach ein bis drei Tagen erlagen. . 


Die Patienten erkrankten angeblich mit geringem Anfangsbefund 


an den Hals- und Brustorganen. Als’ sie. zu uns auf ‘Station kamen, 
wiesen sie auch einen ihrem ernsten Krankheitsbild: nicht entsprechen- 
den Lokalbefund an den Lungen auf.. Es waren hier und da wohl einige | 
kleinblasige Rasselgeräusche, auch mitunter geringes Crepitieren bei 


hellem Klopfschall wahrnehmbar, .dazu aber ein äußerst schlechter Al- ` 


'gemeinzustand. Starke Cyanose, flatternder, oft kaum fühlbarer Puls, 
starke Dyspnöe — gewöhnlich bald eintretende, anfangs vorübergehende, 
dann dauernde Bewußtlosigkeif. Zn ee 


Von zehn Patienten, die di 
trotz der Seruminjektion sieben .bereits nach zwei bis drei en 


Möglich, daß sie erst zu spät, als schon .die. Krankheit auf oder nahe 


dem Höhepunkt sich befand .— zur Behandlung kamen. Gerade bei 
njektion viel- | 


:“ diesen Fällen ist eine frühzeitige Anwendung der Serumi 

leicht in noch größeren Mengen, als ‚wir es. taten, angebracht. 
Ganz auffallend günstige Erfolge hingegen hatten wir mit 
dieser Therapie bei Empyemoperierten. Was zunächst die Frequenz, 
der Empyeme anbetrifft, so ist dieses Jahr, entsprechend der er- 


höhten Anzahl 
andere Jahre. ` 


So betrug :.diese .bei uns: 


im Jahre 1908: 0,7, 1909; 1,2 
1,0, 1911: 1,2, 1912:.0,4, 1918: 24, 1914: 2,4, 1 


1910: 915: 2,8, 


a Durchschnittlich betrug die - Mortalität 12°/;. Umso er-. 

schreckend höher war diese bei den diesjährigen Empyemope- 
. Nerten. Sie betrug 8331/3%, bei denjenigen Kranken, ‚bei. denen. 
das Empyem im Anschluß an eine Peumonie. oder an- broncho- 
‚pneumonischen Herden ein:es Unterlappens aufgetreten war. Bei 


denjenigen Kranken jedoch, die noch bronchopneumonische ‚Herde 


‚.Im Oberlappen derselben Seite oder ‘eine Erkrankung der Lunge 
auf der anderen Seite aufwiesen, war die Mortalität bedeutend 
. “höher, bei letzteren 90°/,. Um so auffallender ist es, daß sie nach 
A Anwendung der Serumtherapie stark zurückging. ` < | 
So gelang es, zehn Empyeme, die neben ihrer einseitigen Pneu- 
noch diffuse bronchopneumonische Herde auf der nichtoperierten 
hatten, durchzubringen.. Von sechs Brustfelleiterungen, die eine 
e, zeitlich zusammenfallende Lungenentzündung aufwiesen, 
während. vier, gleiche Fälle, die nicht” gespritzt waren, 
‘starben. een | Gar a 
Auch bei doppelseitigen ` Empyemen, die. im. Anschluß an 
Pneumonie auftraten, sah ich nach: den - Seruminjektionen 
gute Erfolge. Br Re ee ae a 
Ze Die Patienten sind noch nicht endgültig geheilt; nur das’ möchte 
‚Ich hervorheben, daß bei diesen Fällen zunächst: keine Thorakotomie. 


gemacht 


-- monie 
Seite 
` doppelseitig 

leben drei, 


‚tung des Allgemeinbefindens. Sehr'ungünstig sind dagegen die Fälle, 
‚ die auf der einen Seite eine Thorakotomie zunächst mit gutem Erfolg 
überstanden haben, und bei denen nach kurzer Zeit auf der anderen 
Seite im Anschluß an eine Pneumonie ein Empyem auftrat. Zwar war‘. 
auch hier nach einer Heberdrainage vorübergehende. Besserung. zu ver- 
zeichnen, jedoch. schon nach ‚wenigen Tagen stellte sich der. Exitus ein. 
Zur Technik möchte ich noch bemerken,. daß die Injektionen 
Intravenös ausgeführt wurden, und zwar in die‘ Vena mediana- 
Injiziert wurden anfangs zweimal, später jedoch bis sechs- 


‚mal 10 
| „Tagen. Am zweckmäßigsten erschien mir folgende Anwendung : 


© 


Sn &Jammarf ‘00.2 1919 — MEDIZINISCHE KLINIRE.— Nr. 2. ` 
. die. Temperatur. normal, so ist die Therapie beendet. Anderenfalls 
nach eintägiger Pause noch. zwei. bis drei weitere Injektionen von 
„zu geben. 
handelten waren doppelseitige Lungen- | 


. cerebrospinalis ep Ä | 
‘ Tetanus, Streptokokkensepsis. und anderen’ erzielt: werden. 


‚später ausgemusterten. Pferden, . die zur Produktion. vod Antitoxin un- 


.‚durch gewöhnliches Pferdeserum mit gutem Erfolge behandelt würde, 
zu einer ‘Zeit, wo das.Serum sicher von nichtimmunisierten: Tieren 


eses Krankheitsbild aufwiesen, starben 


‚der Lungenerkrankungen,. bedeutend größer als'| 


ana ; wurde, sondern häufigere Punktionen,- eventuell Heberdrainage. 
‚Die Patienten blieben temperaturfrei und zeigten eine auffallende Besse- | 
“kanntgeben, um sie au 


-zu machen. 


1) Adolf Bingel, 


"Nr. 48), 


bis 15 cem Diphtherieheilserum an aufeinanderfolgenden | 


en .. $ 
he ae Ne era Yon; ee 
B . 5 EI Cbg & 
.. = : - a A s po 

= Br 


10 cem an drei aufeinanderfolgenden. Tagen. Bleibt dann 


10 ccm. . Diese.letzteren empfehle ich; bei Empyemoperierten immer 


Über die segensreiche Wirkung der Serumtherapie bei vielen In- 
fektionskrankheiten besteht wohl kein Zweifel — ich erinnere. an die 
glänzenden Erfolge, die damit bei Diphtherie, Botulismus, Meningitis 
idemica,. Milzbrand, Pest, Puerperalfieber, Scharlach, 


Weniger glücklich ist diese Therapie bei Cholera, Gelenkrheuma- 
Über die 


tismus, Maltafieber, Erysipel’ und ‚Rückfallfieber gewesen. 
Art und Weise nun, wie das, Serum wirkt, ob.durch seine specifischen 


Antitoxine oder unspecifisch als artfremdes Serum durch uns noch un- 
bekannte Stoffe, darüber gehen die Ansichten der Autoren noch’ aus- 


‘einander. Bis in die neueste‘ .Zeit wird sogar die specifische Wirkung 
des Diphtherieantitoxins bestritten, und Bingel behauptet in seiner 
serum erzielt zu.haben. Der von Czerny gemachte Einwand, : daß 
bei: den Versuchen Bingels Sera von früher immunisierten, aber 


geeignet erschienen, in Anwendung gekommen sein könnten, steht:nicht 
in Einklang mit der Tatsache, daß ‘bereits 1890 in. Belgien Diphtherie 


herrührte. Ich erinnere ‘ferner an.die guten, Erfolge des Milzbrand- 
serums, obschon darin weder. .antitoxische, noch bactericide, -noch bac- 
teriotrope Komponenten nachgewiesen sind: — andererseits an die- Ver- 


suche Kob s; der bewies, daß’ das Botulismusgift durch Diphtherie- 


antitoxin unschädlich ‚gemacht wird — und endlich an die guten Er- 
folge, die bei Staphylokokkensepsis mit Streptokokkenserum. erzielt - 
wurden. Zum mindesten 'muß man demnach sich zu der Meinung‘ be-. 
quemen, daß neben der speäifischen Wirkung auch .die Wirkung als’ 


‚artfremdes Serum durch uns bisher noch ‚unbekannte Stoffe ‚zutage 
tritt. Dabei muß man wohl im Auge behalten,. daß den einen Infek- 


tionserregern leichter. durch specifische Antitoxine oder durch diese im 
Verein mit dem artfremden Serum beizukommen: ist, daß. bei anderen 
jedoch das artfremde. Serum :allein. genügt, das Krankheitsbild güustig - 
zu beeinflussen. = 4 a a 

: -Was endlich die Serumkrankheit anbetrifft, so muß ich nach. 


‚unseren ‚Erfahrungen, die sich mit den vielen anderen: decken, 


sagen, daß die Angst davor, die heutzutage nöch vielfach’ die 
Praktiker beherrscht, niemanden abhalten sollte, die Serumtherapie. 


| anzuwenden. Im allgemeinen’verläuft sie harmlos und geht schnell 


‚vorüber;.nur in den 
auftreten. = 


seltensten Fällen. sollen: unangenehme‘Folgen 


: Bei uns sahen wir sie in drei Fällen. einhergehend mit dem 
urticariaäbnlichen Exanthem, das über den ganzen Körper yer- 


breitet war. In einem Falle waren auch Schmerzen. in beiden 
Hand- _und. Fußgelenken vorhanden.: - Alle drei waren :von. einem 


Fieberanstieg bis 38,5° begleitet, und nach drei Tagen war:bereits ’ 
das Krankheitsbild geschwunden. . kei 
‚Endlich will ich daran erinnern, daß -die'Serumkrankheit - 


nicht nur ‘bei Reinjizierten, sondern, . allerdings in den wenigsten 


Fällen auch, bei erstmalig Injizierten auftritt, ebensö ‘daran, daß 
sie bei Reinjektion. nur des Serums der gleichen. Tierart: vor- 
kommen soll. _ wu nern: 

- Nach Abschluß meiner‘ Arbeit erscheint Ende Noveniher- eine 
Anregung von Prof. Friedemann?) und von Reiß?) zur An- 
wendung der Serumtherapie bei Grippekranken. Unabhängig von mir, 
der ich meine ersten Erfahrungen darüber. bereits Anfang November in 
der Breslauer Medizinischen Gesellschaft vortrug, haben beide .die 
Seruminjektionen‘ mit gutem Erfolg angewandt. Friedemann be- 


nutzte ein Pneumostreptöokokkenserum, ‘'Reiß normales -Menschen- 


und- Pferdeserum, außerdem Rekonvaleszenten-. und, Diphtherieheil- 

serum. Soh AN pO A pE n ON E 

- Auch diese. beiden Autoren sind meiner Ansicht, daß, wenn wir 

auch nur’ einen Teil der schweren Grippefälle, denen wir sonst machtlos 

gegenüberstehen, retten können, wir die‘ vorgeschriebene Therapie 

anzuwenden berechtigt sind und sie einem größeren Kreise be- 
ch einer Prüfung anderenortes zugänglich 


Zur‘ Behandlung (der Diphtherie mit ge- 
wöhnlichem Pferdeserum.. ze ee A 


-2 Friedemánn, 


(D. m. W. 1818, Nr. 47.) 


Über Serumtheräpie. der Grippeneumonie. 
5 Reiß, Die Serumbehandlung (der Grippe. (D. m. W. 1918, 


en nn a a nn 


` 


Mo © 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 2. 


Aus der II. medizin. Abteilung des Krankenhauses Wieden in \Vien 
(Vorstand: Prim. Priv.-Doz. Dr. Richard Bauer). 
Der :Indicannachweis im Liquor cerebrospinalis bei 
= echter Urämie. | 
Von 


. Felix Deutsch. 


Man ist gewohnt, alle mit klonisch - tonischen Krämpfen 


und Bewußtseinstrübung einhergehenden Zustände bei Nieren- 


'erkrankung als Urämie zu bezeichnen; dennoch ‚weiß man, daß 
“dieses klinische Syndrom anatomisch oft ganz ungleich- 


artigen Nierenprozessen entspricht und in vielen Fällen gar nicht 
den Namen „Urämie“ verdient, da es sich häufig nur um pseudo- 
urämische Zustände handelt. Die echte Urämie ist charak- 
terisiert durch die Retention von Stickstoff im Serum und in den 
Geweben. Bei den pseudourämischen Zuständen, 
wie sie meist bei älteren Personen vorkommen, spielen hauptsäch- 


| lich lokale Gefäßveränderungen arteriosklerotischer Natur eine 


Rolle, die zu Gefäßcontractionen und Anämisierungen bestimmter 
Hirnrindenpartien mit ihren Folgeerscheinungen führen. Die 
Krampfurämie oder eklamptische Urämie wieder, 
die nicht immer eine Niereninsuffizienz zeigen und keine Stick- 
stoffretention aufweisen, beruhen auf einer Steigerung des Hirn- 
drucks infolge Hirnschwellung. Während bei den ersten beiden 
Formen: der Urämie kein hoher Liquordruck vorhanden ist, pflegt 
derselbe bei den Krampfurämien besonders erhöht und die Liquor- 
menge bedeutend vermehrt zu sein. Die sich vielfach wider- 
sprechenden Erfahrungen über die Erfolge der Lumbalpunktion 
bei Urämie dürften dadurch erklärt sein, daß eben nur dort, wo 
ein Hirnödem vorhanden ist, also bei der letzterwähnten Form der 
Urämie durch die Druckentlastung bei der Punktion ein Erfolg 
eintteten kann, während bei den azotämischen Fällen und bei 
denen mit Hirngefäßveränderung ein solcher zweifellos aus- 
bleiben muß. | | | 

Bei der echten Urämie nun geht die Stickstoffvermehrung im 
Serum zum größten Teil auf Kosten des Harnstoffes vor sich, der in 
solchen Fällen bis etwa 80% des Gesamtstickstoffes ausmacht, während 
die Aminosäuren und die übrigen Endprodukte des Stickstoffwechsels 
nur in geringem Maße anwachsen, die Albumosen aber bei der Zunahme 
überhaupt nicht beteiligt sind. Diesen Endprodukten des Eiweißstoff- 
wechsels ist in letzter Zeit bei Nierenerkrankungen größeres Augen- 
merk zugewendet worden (Kreatinin: Neubauer; Indican: Ober- 
meyer und Popper, Rosenberg, Haas) und ihr Nachweis im 
Serum Nierenkranker diagnostisch und prognostisch verwertet worden. 
Über das Eintreten dieser Stoffwechselschlacken in den Liquor cerebro- 
spinalis bei vrämischen Zuständen ist wohl manches bekannt, jedoch 
sind diese Untersuchungen nicht über ein gewisses Interesse gediehen, 
denn es ist erwiesen, daß das Auftreten dieser Substanzen in der Lum- 


. balflüssigkeit in bestimmter Korrelation zu ihrem Gehalt im Serum steht, 


in dem sie einfacher und leichter nachgewiesen werden können. Von 


- soleben Substanzen sind im Liquor gefunden worden: Harnstoff, Krea- 
. tin, Kreatinin, Xanthin, Hypoxanthin, Harnsäure, Ammoniak, Cholin. 


Alle diese Stickstoffprodukte treten nur in sehr geringer, kaum nach- 
weisbarer Menge im Liquor auf und ihre Zunahme in der Cerebro- 
spinalflüssigkeit hält keineswegs mit der Retention im Serum gleichen 
Schritt. Nur der Harnstoffgehalt steigt bei erhöhten Werten im Blut, 
auch im Lumbalpunktat bedeutend au. Während im normalen Liquor 
zwischen 0,15 bis 0,85g °/. vorhanden sind, werden bei Urämie bis 
448g (Widal und G. Froin, Woods, Myers und Firce), ja 


sogar bis 7,42g %/u (Rosenberg) gefunden. Er beträgt dabei 56 % 


bis 98% von Harnstoffgehalt des Blutes. | 

Neben dem Harnstoff ist nach Rosenberg nur noch Kreatinin 
in meßbarer Menge — zwischen 37°), bis 75°/, des Blutwertes — im 
Liquor nachweisbar, während Harnsäure und Kreatin noch schwerer 
übergehen, Indican jedoch selbst bei stärkster Hyperindicanämie sich 
vollständig dem Nachweis entzieht. Warum gerade dem Harnstoff 
dieser freie Übertritt in den Lumbalkanal möglich ist, den anderen 
Stiekstoffschlacken derselbe so erschwert wird, hat allgemein seine 
Erklärung darin gefunden, daß es sich um einen natürlichen Grenz- 
schutz ` des Gehirns gegen diese besonders schädlichen und .giftigen 
Stoffwechselprodukte handeln dürfte. 

Worin dieser Grenzschutz bestehen soll, ist allerdings noch un- 
entschieden, da man ja über die Bildungsstätte des Liquor cerebro- 
spinalis selbst noch nicht völlig im klaren ist. 

Außer direkter Sekretion des Plexus chorioideus wird in nur 
geringem Umfang Transsudation angenommen, und zwar aus den Cere- 
bral- und Pialgefäßen. Für den pathologischen Liquor nehmen die 
meisten Autoren die Entstehung auch aus Geweben anderer Natur als 
dem Plexus an (Ependym). Was richtig ist, ist noch unentschieden. 
Nach der maßgebenden Auffassung von Kafka wird die Lumbalflüssig- 


— on rn nase - æ — e 


keit größtenteils vom Plexus chorioideus und dem Ventrikelependym 
secerniert und ist weder ein einfaches Transsudat noch eine Lymph- 
flüssigkeit, sondern ein Sekret. Auch Goldmann spricht den Epi- 
thelzellen der Plexus chorioidei die Sekretionsfäbigkeit des Liquors zu. 
hält dieselben aber auch gleichzeitig für die Kontrollstelle. an welcher 
alle Substanzen auf ihre Eignung für den Durchtritt in den Lumbal- 
kanal geprüft werden. Diese Kontrollstellen hätten also auch sämt- 
licbe Anteile des Reststickstoffes zu passieren. Ob es nun gerade die 
Schädlichkeit gewisser Endprodukte des Stickstoff-Stoffwechsels 
für das Gehirn ist, die denselben nachweislich den Eintritt in den 
Lumbalkanal so schwer finden läßt, müßte erst bewiesen werden. Sie 
müßten dann eigentlich die direkt auslösenden Faktoren des urämischen 
Anfalles sein und es müßte ihnen außerdem eine besondere \ffinität 
speziell zum Centralnervensystem zukommen, eine viel größere als dem 
relativ unschädlichen Harnstoff. Ihr Durchbruch durch den (irenz- 
schutz des Gehirns müßte die unabwendliche Katastrophe cinleiten. 
Warum sollten sie denn sonst so streng zurückgehalten werden ? 

Merkwürdig erscheint es, daß das Indican, wie Rosen- 
berg in seinen Fällen nachwies, niemals im Lumbalpunktat zu 
finden ist, eine Substanz, die doch schon normalerweise, wenn 
auch in geringer Menge im Blute kreist, aber auch in größerer 
Menge dem Organismus einverleibt (subeutan 0,04 g) nicht die 
geringsten Unwohlseinsymptome auszulösen imstande ist (Haas), 
von deren Anreicherung im Organismus daher kaum eine be- 
sondere Giftwirkung erwartet werden kaun, jedenfalls keine, die 
mit der Urämieintoxikation in direkten Zusammenhang gebracht 
werden könnte. Vielmehr wäre zu erwarten, daß sein Auftreten 
im Liquor nur die endgültige pathologische Zersetzung der Kiweib- 
körper im Organismus andeuten würde, einer Zersetzung, die einer 
irreparablen Schädigung gleichkommen würde. Der Nachweis des 
Indikans wäre dann infolgedessen von besonderer prognostischer 
Bedeutung. 


Von diesem Gesichtspunkt aus untersuchten wir die Lumbal- 


flüssigkeiten einer größeren Reihe von Urämien auf ihren Gehalt 
an Indican, beziehungsweise suchten den Zeitpunkt des Eintritts 
oder besser des Auftretens des Indicans im Liquor festzustellen. 

Die Indicanprobe wurde mit der von Jolles für das Serum 
angegebenen modifizierten Obermeyerschen Methode angestellt. 
Das Serum wird mit der gleichen Menge 20 iger Trichloressigsäure 
enteiweißt, 10 cem des Filtrats mit 1 cem 5°oigem Thymolspiritus un 
10 cem Obermeyerreagens versetzt und umgeschüttelt: nach 20’ wird 
das gebildete Indolignon mit zirka 2 ccm Chloroform ausgeschüttelt 
und das Resultat nach frühestens vier Stunden abgelesen. Der Liquor 
wurde nicht wie das Serum mit der gleichen Menge Trichloressigsäure. 
sondern, entsprechend dem geringen Eiweißgehalt, mit zirka dem dritten 
Teile der verwendeten Liquormenge versetzt, jedoch niemals ohne vor- 
hergehende Enteiweißung untersucht. Zur Untersuchung wurde nicht 
unter 20 cem Liquor für gewöhnlich herangezogen, da ja nur ganz 
geringe Mengen von Indican zu erwarten waren, oft aber mehr, falls 
der Liquor reichlich abflo8. Rosenberg verwendete nicht über 
10 ccm. In den meisten Fälen wurde gleichzeitig der Indicangehalt 
des Serums, in einigen der RN- sowie der U-Gehalt desselben mit- 
bestimmt, in zwei Fällen auch das Kreatinin im Liquor untersucht. 

Wie Popper und Obermeyer nachgewiesen haben, 
ist Indican im Serum Urämischer vorhanden. Es erscheint ın 
demselben, sobald der Blutharnstoff auf zirka 1°/,, ansteigt. 
Seinem vermehrten Auftreten im Serum bei Nierenerkrankungen 
ist von Haas und von Rosenberg die gleiche diagnostische 
und prognostische Bedeutung zugesprochen worden wie der Rest- 
stickstoffvermehrung im Blute. Nach Rosenberg hat es den 
Anschein, als ob die Erhöhung des Blutharnstoffes gewissermaßen 
aktiv an der vermehrten Indicanbildung beteiligt wäre und dab 
diese und damit auch die Hyperindicanämie eine Folge der Azotämie 
sei; bei Azotämikern sind ja auch die höchsten Indicanwerte 1M 
Serum nachgewiesen worden. (Bis 0,4 mg in 100 ccm Serum.) 
Im Liquor jedoch ist, wie bereits erwähnt, bis jetzt selbst bei be- 
deutender Hyperindicanämie der Nachweis des Indicans nicht 
gelungen. 


Im Laufe der zwei letzten Jahre nahmen wir nun Gelegenheit, 
28 Urämien und vier Eklampsien auf den Indicangehalt des Liquor 
cerebrospinalis zu untersuchen. Einige Fälle wurden mehrmals 1n 
Intervallen lumbalpunktiert und die Cerebrospinalflüssigkeit auf den 
Indicangehalt geprüft. Bei solchen 46 Untersuchungen an 32 Patienten 
konnte i4 mal eine positive Indicanprobe festgestellt werden, 32 mal 
eine negative. Dabei entfielen auf die 32 Patienten 12 mit positiven 
und 20 mit. negativen Indicanreaktionen. Von den zwölf Fällen mit 
positivem Indicanausfall kamen alle kurz nach der Feststellung dieses 
Befundes ad exitum, von den 20 negativen sechs. Von diesen 18 Fällen 
liegen die Autopsicbefunde vor. 

Daß wir diese positiven Befunde in gewissen Fällen im Gegen 
satz zu Rosenberg erheben konnten, dürfte seinen Grund wohl 
darin haben, daß wir viel größere Liquormengen als er zur Unter- 


12. Januar. 


ar 


yr 

trikelependn É. 
‚eine Lym E- 
cht. dea k E 
S Liquors a 
‚an wede E< 
den Lumit f~ 
auch siot F: 
) gerade de E. 
toffwechsih. R. 
ritt in den PB. 
erden. Sie 
urämischn E > 
re Ainii E = :- 
te als den p 
en Grenz BE". 
einleiten K'. À 
en? 

rosen- 


okitu E: 


wem 


cht di | | Blut- 0: 
Haas) 5: VE PAR Indeiane 
nee Po Fall Name | Rest- ; +in Kubik- 


'stickstoff 'centimetern ! 


ta 


mike E 


6 BPALOETE oT 
é y x N Le 
x ran Borg a 
aE Teen 5 7. ` 
a y r: re .“ = K - EA 
D vn r, aT Pk -. . 
; Fe a DR j TAAA 
>s E N n NE E TE ven ee AA 
= En mu > 4 “ Fe 
win ” 


[un 
-r 


; E a = z = ER : x { Er = 

re ine rue 

.. 422. Januar. 2.0 
u. en RER AREAS . weh 


suchung verwendeten: 
Liquor entnommen wird. 


außerdem -scheint. (punkt, zu de 
von ‚ausschlaggebender. Bedeutung zu sein. Indikanreaktion ` im 'Lumbalpunktat immer -für schwerste Nieren- 


-Die positiven Reaktionen 


stammten von: 


Malignen Sklerosen: 4 
Pyelonephritiden: 3 


D 
Benignen Sklerosen: 3 


Nur 


Chronischen Nephritiden: 2 ! 


geführt, sondern nur 
werden konnten. 


m mn 


"x 


un B 


To Chtonischen' Nephritiden Bere, | | u u ra 2% | a Te, ie, 
Z t lo ł ritiden: 4. J- esp. ET E TE E I E, : PTE EN, Spe E 
Toa a 1. Über Kreislaufstörungen bei Ruhr und deren. .. 

Akuter :Glomerulonephritis bei |0 oo. p aiu Behandlung. > eg sa 7 nn | 
~. _"Puerperalprozeß: 1 SEN Pe a BE Er 
= Dei nach -Sublimatver- ` ` EEE ae i ee, a VOS ı E ne e 
ser En Te A E i a De TE l Obera- de Resare: 
3 Sekundärernephritischet Schrumpf- D s Rudolf Cobet, Oberarzt der Reserve: Tung ae A 


ln der folgenden Tabelle sind nicht- alle untersuchten Fälle. an-. 
die, von denen autoptische "Befunde erhoben 


ng 


_Liquorindiean : 


-< -> y stammten Y 


_ Chroniseben 


N, Eee E T e E oe ae PR Ba 
a. aA 2 AN TiU A : Er x 
O O : i BE i ` EE 
z ERSTAT S a =: ws na PI ae i r fa 
5 - = A ? TR ¥ ` $ ” wi SE; r x 
Zune SEE Eg y hal S o a t 
‘`c = 7 . = ei Er t " I w í i 
= Sure i 5 i - ` 
š 8 f a + . o . j 
Nari : : s Een u. © 
2 . $ . . " - 
\ x 5 er t IE. er s _— , 


En ` wo, 
- 


EDIZINISCHE KLINIK =. 2. 


. 4 t} 
' . 


der Zeitpunkt; zu dem der p 


Es- läßt sich daher behàupten, daß dér positive Ausfall der 


‚Die negativen Reaktionen - erkrankung spricht. Das Indican tritt jedenfalls erst terminal und 
| on: ` -| nur selten im Liquor auf. : Sein Nachweis ist :prognöstisch von 
~ ` `] übelster Bedeutung, ra a en 


a . a 


Eklampsien: 4 ` 


niere (mit Encephalomalacie, mit 

- Vitium): 2 00% S 
 Nepbritiden mit 
akutem Nachschub: 2, 


|: -Unter den verschiedenen Wirkungen der. Ruhrtoxine ‚auf die. soea 
| Organe selbst und: deren Tätigkeit-sind praktisch ‘die Störungen . ©. .: 
‚| des Kreislaufs am. wichtigsten. .Sie-mächen sich schon bei den ’>~ 
|, leichten Formen der Rühr bemerkbar, in schweren Fällen führen >- - 
sie zu bedrohlichen Erscheinungen und. sind nicht. selten’ die - 
schließliche Ursache des Todes. 0 0o07 aan E 
Bei-derleichten Ruhr verhält sich der Puls von Fall: © 0 $2 j 


. | zu Fall’ sehr wechselnd. Ein Teil der Kranken hat im’ Anfang... 
| regelrechte: Pulszahl, bei 


 Obduktionsdiagnose el e Fulszahl, Dei anderen ist die Herztätigkėit vön vom... 
o a herein beschleunigt, ‘garnicht selten aber finden wir auch aus- 
gesprochene: Pulsverlangsamung. 


u p3 


aa a nn 


i 


Auf das ‚Vorkommen . dieser - 


1, de | | Filtrat ©. | 
bdt Se ah. SE he LE N om | Maligne Sidèrose 17. x, . | [lsverlangsamung bei "Ruhr. . ist „bereits ` von. verschiedenen .; «< 
teln Pr, Ye 130 rer Dem + | Maligne © Seiten: hingewiesen worden“ [F. v. Mülle ri) Poiser?), 
iwei)- je 3 i 9 N Ko 2,5. | A = 18 cem -j- "Benike SRDE D ; M q tth G gs) AAS | oo g = | ae: | A ` f £ e Be 
i u ER 3 z. 120 5 .1. 23 ċem - igne ‘Sklerose 29. I. E E E E ee AE E T Wan: OE 
pa et a | 0. 1. 53 ee K ge EI Es fragt sich; wie das wechselnde Verhalten des Pulses zu >- 
As Re 130 | TI ve : po © j:Maligne Sklerose 17. VI -erklären ist? - Auf der ‘Suche nach den Ursachen. dieser Er- - 
sche a apa VE: 29. ccm se ne a : ‚scheinung fiel mir folgendes auf: _ a ee ee et 
u: ir 5 |8. VIT. 55 cem + -+j Pyelonephritis, Nephro-' Verlangsamt war der Puls besonders deutlich. bei Leuten, . 
bal- , i ar Ur a d a siderosis 8. VIL die weniè Stühle hatten d rühi zu Bett laron. nia adnak kae 
bak efg 660 5 20. V.. 15 cem © | Nephritis chronlca-28, VII | die wenig Stühle hatten un . TUME zu’ Bett lagen, nie jedoch“bei. ` 
bhi F | Man 10 cam 8 ooo o | Krankens-die therapeutisch. Atropin bekommen hatten.  Rege-” 7 n 
rits N nt 200° rechte Pulszahl oder von ‘vornherein Pulsbeschleunigung hatten +..." Ban 
e I D90 a PAIE on + | re ra — auch ohne Atropin — besonders die Kranken, die sehr häufig oss f 
w po E et "ginnend Schrumpf.i7V. |. austreten mußten. Bei der Mehrzahl aller Fälle; besonders: auch ` 
e a A Der T MI 10 ccm ©: | Maligne Sklerose 23 1X. |. bei solchen mit anfänglicher Pulsverlangsamung trat in : der 
; | | u, & VL 10 ce © > o | Genesung: eine ausgesprochene: Beschleunigung der. Herztätigkeit 
J É ae = 2 20. VI. 20 cenm -F ! a airoh O0 } oder wenigstens eine N eigung dazu hervor. „Der Umsehwung im 
tE SEE O aS infolge Careinomn ve- |: Verhalten des Pulses liėß ‚sich jedesmal mit dem-"Aufgeben der 
ti lan ER er 5 fer en T 5 en. a zit. Bettruhe in Zusammenhang bringen. ma a a Eni a a 
i i : 99 ` è . ’En, ‘ DENI . e. T afe Si f SN TN E ; l ER 
NA, M — ORIONI 20 cem 4 + i Puerberalprozen,. Pyelo- |, _ Mit anderen Worten: Die Pulsz ahl bei den Ruhr- 
| E? ä ~- | 000.01. nephritis 8. VIL ` .Ikrank i sahhänetr Sram er u 
| . B] St 1667 l 9. VI. 20 cem ` i Maligne Sklerose,Basedow kı AL ken 15i a bhä rEg VO Nun en a an d er ent i 
oM M. 421 $ e AN 20 com E hronische Nephritis mit | ECECLECSEtZE gerichteten. Einflüssen. © Der 
E: 840 7 16. IV. 26 cem ‚Chronische Nephritis mit |. p y` erlan amende Einf wir eolinsetiet 
N e or er È y | _‚akutemNachschub 20.IV. |. puls ver lan gsam end e Ein flu B W1! d b egu nstigt, 
WISE S A 1%) | 24 VII. 15 cem G | Sekundäre - nephritische | tind b ekommt das. Üb ergewichtbeikörp erlicher. 
3 | TAX, 20cm Q |. an R Euer Ru h e.. Seine Wi rkun g wird au fe ehoben durch 
a I N, >30: "80. VIIL. 18 com ©] Nephrosis“ infolge Subli-.| Atropin’ _Der p ulsbeschleu nigende Einfluß 
f l IE: er aerpifiung. Abortus: | dasegen wird ausgelöst'durch häufige Stuhl: 
"SB K — 500, VIL- 45 ceni + i Puerperalprozeß. "Akute gänge oder dur ch A u fst ehe n. nach Iä ngerer. 
| 5 00.212, Glomerülonephnitis. = 1-Bettruhe, ee p a ooa Ta a en 
f - Aus dieser Zusammenstellung ‚geht vor allem ‚hervor, daß | `) Als Angriffspunkt > Tür ‚das ` uhrtoxin, vn überhaupt auf den. 
TE das Auftreten des Indicans im Liquor und der Eintritt des Todes |. Kreislauf 1m Sinne einer Anderung der Pulszahl ‚einzuwirken, . 
p .. Zötlich kurz aufeinander folgten. Besonders die Fälle 6 und 9 bieten. sich drei Möglichkeiten: . N a EN 
p. | aegen, daß die früher negative Indicanreaktion erst. knapp’ vor - 1. Eine unmittelbare toxische Wirkung auf den Herzmuske]; - 
f 2 em Exitus positiv wird. 0 I | 2. eine unmittelbare toxische Wirkung auf das Herznerven- 
2 , Am intensivsten fiel die Indicanprobe` bei den Fällen. mit „ System;: EST I Ber BE EEE ER 
| chronischer Pye] itis J). nn denen zwei (5. 19) 3. eine mittelbare Wirkung auf das Herz durch ‚Beein- ° 
r £yelonephritis (5,10, 12)’ aus, von denen zwei (5, 12) we gr 1 rz durch, 
i mehrere Tage vor dem Exitus anurisch waren. -— 7.  flussung‘ des Gefäßsystems. | ee 
en | ST EN; Pulsverlangsamung erklärt sich: leicht als un- 
u : mmer negativen Befund ergaben, Eklampsiefälle, sowie | . $ rs. Bee -È D AR, 
; hydrärisc] 3 Oa > e mittelbare Wirkung auf das Herznervensystem, und zwar kommt 
i ee akute Glomerulonephritiden : mit Urämie infolge Ge- | sie zustande durch Überwiegen des Vagustonus über den Acce- 
Ainödem, (Diese Fälle werden hier nicht gesondert angeführt.) | “Pohlen da Vad C a Sale 
. ° ‘Die Urämi ROBERT: 2 t b der hohen leranstonus. Das Fehlen der . Verlangsamung bei, Atropin-. 
.. Reststickstorm.n oel Schrumpfnieren, die. mit besonders hohen | behandlung steht damit in Einklang. Ob es sich um einen. Reiz: - 
í p Iekstoffresten einhergingen, hatten im gegebenen Augenblick. | es Vacus der eine Lähmung des S he ee 
untersuch ER è ui. 0.00 : des Vagus oder.eine Lähmung des Sympathicus handelt, läßt sieh - 
ie Höh t, gewöhnlich eine positive Indicanreaktion, doch scheint | „nächst nicht entscheiden. | ee ARESE g 
 bedinemn des Reststickstoffgehalts des Serums nicht die Grund- Bei Schädigung des Herzmuskels selbst kann Pulsverlang- 
von 3 ng für das Indican im: Liquor zu. bilden: In den: F ällen .‚samung nur als ‚KReizleitungsstörung auftreten "Dafür bietet ‘sich kein 
o negativem Indicanbefund trotz 'Schrumpfniere (13, 14, -16) |. Anhaltspunkt Ebensowenig für:die Annahme einer mittelbaren Ein- 
Tgab die Autopsie, daß die eigentliche Todesursache nicht in der "wirkung vom Gefäßsystoni her, . Es könnte- sich nur um eine all- 
ıerenerkrankung, sondern im Zustand des Herzens respektive im | gemeine ‚Steigerung . des. Gefäßtonus. handeln, die mit. Blutdruck- 
nzutreten eines Gehirnprozesses zu suchen war. T SBE De Suy APIE PRT a 
E er E T Se ılisbeschleunigung k ven .ihrer Ah. 
l Einige Fälle von Sepsis, einige .mit schweren Darmprozessen, „sung Kann wegen .ihrer Ab 


ei 


in Fall von akuter 


und . deren Liquor 


ee l cerebrospinal 
“sgten immer einen negativen Befu 


ödem- iter gelber Leberatrophie, einige Fälle von Gehirn- 
o mehtnephritischer Grundlage, sowie. zwei Fälle von Gebirn- 
utung mit Klonismen, die das Bild einer Krampfurämie boten, . 

is - auf ‘Indican geprüft wurde, 
nd. -. a ee 


, W.. V. 
2) D.. m. W. 1915, -Nr.. 3. 0 
9 W. V. =.Verhandlüungen des 
in Warschau 1916. ; 


23) Zitiert nach Matthes 


Kongresses für innere Medizin . 


x 


- 


\ 


46 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2 


12. Januar. 


infolge unmittelbarer Toxinwirkung auf das Herznervensystem 
nicht erklärt werden. Dagegen ist eine toxische Wirkung auf den 


Herzmuskel selbst als Ursache der Beschleunigung: durchaus in. 


Erwägung zu ziehen. Sowohl die zahlreichen Stuhlgänge als 
auch das Aufstehen nach längerer Bettruhe bedeuten eine Mehr- 
leistung von körperlicher Arbeit, die einen geschädigten Herz- 
muskel zu beschleunigter Tätigkeit zwingen muß. 

Außerdem kann die Pulsbeschleunigung mittelbar vom 
Gefäßsystem hervorgerufen werden, und zwar durch allgemeine 
Gefäßerweiterung, die ihrerseit$ durch Herabsetzung des 
Sympathicustonus zustande kommt. Die Hauptrolle spielt eine 
Blutverschiebung in das große vom Splanchnicus versorgte 
Gebiet der Darmgefäße. Diese macht sich bei Körperrube noch 
‚nicht bemerkbar, tritt aber bei jeder Anstrengung, ja schon beim 
Übergang in die aufrechte Körperhaltung sofort in Erscheinung. 
Die Abhängigkeit der Pulsbeschleunigung von der Zahl der 
Stühle erklärt sich vielleicht auch so, daß Fälle mit häufigen 
Stuhlgängen zugleich auch die schwereren mit stärkerer Gift- 
wirkung sind. 

Daß der Sympatbicus durch Ruhrtoxin unter Umständen auch 


` einmal in umgekehrtem, förderndem Sinne beeinflußt werden kann, 


eht aus Untersuchungen von Peisert) hervor, der positive 
Lö-wische Reaktion und alimentäre Glykosurie bei Ruhrfällen fest- 


~ ‘stellen konnte. 


Wir kommen demnach zu folgendem Ergebnis: 

‚Die bei leichter Ruhr beobachteten, an- 
scheinend so verschiedenen Einwirkungen der 
Toxine auf den Kreislauf, die Pulsverlang- 
samung in dem einen Falle und die P.ulsbe- 
schleunigung in dem anderen, lassen sich ein- 
heitlicherklären, wenn wirdem Ruhrtoxin eine 


lJähmende (das heißt tonusherabsetzende) Wir- 


kung auf den Sympathicus zuschreiben. Da- 


neben besteht wahrscheinlich auch eine un- 


mittelbare toxische Wirkung auf den Herz- 
muskelselbst, 

Dem Wesen nach gleichartig, nur dem Grade nach ver- 
schieden, sind, wie sich zeigen wird, die Kreislaufstörungen, die 
man bei den schweren sogenannten toxischen Formen der Ruhr findet. 

Bei der toxischen Ruhr muß man unterscheiden 


zwischen einer akuten Kreislaufschwäche, die schon in wenigen 


Tagen zu schwerem Kollaps führen kann, und einem allmählichen 


= Versagen des Kreislaufs bei den langsamer verlaufenden toxischen 


Fällen. 

Für die Erklärung der akuten Kreislauf- 
schwäche bei Ruhr kommt ein primäres Ver- 
sagen des Herzens selbst nicht in Frage. Der 
Herzbefund bietet dafür keine Anhaltspunkte. Stauungserschei- 
nungen fehlen in der Regel. Die Haut ist blaß. Der Harn kann 
frei von Eiweiß sein. Wenn aber das Herz an sich kräftig und 


leistungsfähig ist, kann eine Schwäche des Kreislaufs nur da- . 
‘durch zustande kommen, daß dem Herzen die nötige Blutmenge 


fehlt, um alle, besonders auch die lebenswichtigen Organe ge- 
nügend zu versorgen. Dabei kann es sich handeln: 
1. um einen absoluten Blutmangel infolge von Verminderung 
der Gesamtblutmenge des Körpers; . 
- 2. um einen relativen Blutmangel infolge krankhafter Ver- 
teilung des Bluts im Gefäßsystem. | 
In beiden Fällen strömen den Herzhöhlen nur ungenügende 


Mengen von Blut zu, das Herz läuft sozusagen leer. Sekundär - 


leidet dabei natürlich auch die Leistungsfähigkeit des Herzens 
selbst, weil seine Muskulatur mangelhaft mit Blut versorgt wird. 
Eine Verminderung der Gesamtblutmenge könnte 


bei der Rubr durch Flüssigkeitsverlust bei den starken Durchfällen 


zustande kommen. Dem kann jedoch ein ausschlaggebender Einfluß 
auf die Entstehung der akuten Kreislaufschwäche nicht. zugebilligt 
werden; denn von den Symptomen, die wir — nach Erfahrungen bei 
Cholera und choleraartigen Erkrankungen — als Ausdruck einer 
solchen Wasserverarmung des Körpers auffassen können, Heiserkeit, 
welke Haut, Wadenkrämpfe und ausgesprochene akute Nierenentzün- 
dung, finden wir bei Ruhr nur die beiden ersten und auch diese 
treten gewöhnlich erst in späterer Zeit bei den langsamer verlaufenden 
toxischen Formen auf. 'Wadenkrämpfe und echte Nierenentzündung 
werden bei Ruhr in der Regel vermißt. 


Somit bleibt nur übrig, als Ursache des Kollapsces 


eine abnorme Blutverteilung anzunehmen, und 


zwar muß es sich um eine allgemeine Gefäß- 


1) 1: c. 


erweiterung infolge vollständiger Sympathi- 
cuslähmung handeln, wobei die Lähmung der Darm- 
gefäße die ausschlaggebende Rolle spielt. In den Darmgefäßen 
sammelt sich das Blut an und das ganze übrige Gefäßsystem ist 
mangelhaft gefüllt. 


Die klinischen Erscheinungen der Kreislaufschwäche, ihr - 


plötzliches Einsetzen unter gleichzeitigem Temperatursturz, ent- 
sprechen durchaus dem Bilde der Gefäßlähmung, wie es uns als 
Toxinwirkung auf das Vasomotorencentrum von den verschieden- 
sten Infektionskrankheiten her bekannt ist [Romberg und 
Schüler?) 

Den Beweis für die Richtigkeit dieser 
Auffassung lieferte uns der anfängliche Mißerfolg und der 
spätere Erfolg der bei der akuten Kreislaufschwäche der Ruhr 
versuchten Behandlung. 


Digitalis und Campher vermochten nicht den Kollaps zu ver- 


hüten, geschweige denn, ihn zu beseitigen. Beide Mittel wirken 
in erster Linie auf den Herzmuskel selbst. Ein Aufpeitschen des 
Herzmuskels ist aber in derartigen Fällen zwecklos, da ja das 
Herz selbst leistungsfähig ist und nur infolge Leerlaufens zu 
versagen droht. 

Den Digitalispräparaten (und wohf auch dem Campher) kommt 
allerdings neben der Herzmuskelwirkung ein gewisser Einfluß auf 
das Gefäßsystem zu; sie verengern — in der Peripherie angreifend 
— die Gefäße des Splanchnicusgebiets. Diese Wirkung reicht aber 
offenbar zur Beseitigung der allgemeinen Gefäßlähmung nicht aus. 

Einen zweifellosen Augenblickserfolg hatten wir jedesmal 
durch eine intravenöse Kochsalzinfusion. Durch Vermehrung deı 
Gesamtflüssigkeitsmenge im Gefäßsystem wird der relative Blut- 
mangel unmittelbar ausgeglichen. Dadurch wird zugleich aber 
auch einc erhebliche Verdünnung des Bluts hervorgerufen, die 
ihrerseits einen starken Reiz auf die wasserausscheidenden Organe 
ausüben muß. Häufig beobachtet man Schweißausbruch nach der 
Kochsalzinfusion. Schweißdrüsen und Nieren scheiden vereint die 


zugefübrte Flüssigkeit verhältnismäßig schnell wieder aus. lst. 


bis dahin die Gefäßlähmung nicht behoben, so stellen sich die 
Zeichen der Kreislaufschwäche wieder ein. 

Trotzdem demnach die Wirkung nur vof- 
übergehend ist, ist die Anwendung der intra- 


‘venösen Kochsalzinfusion bei den akuten 


Kollapszuständen der Ruhr sehr zweckmäßig. 
Durch die sofortige Beseitigung der be- 
drohlichen Erscheinuugen gewinnen wir Zeit 
A n Behandlung der Gefäßlähmung 
se st. 


Als Mittel zu allgemeiner Verengerung der Blutgefäße kommt 
theoretisch in erster Linie Adrenalin in Frage. Erforderlich wäre 
eine dauernde gleichmäßige Zuführung kleiner Mengen von Adrenalin 
in die Blutbahn. Praktisch ist das wegen der Unsicherheit in der 
Dosierung des Mittels und wegen der schweren Giftwirkung bel 
Überdosierung nicht durchführbar®). Eine einmalige intravenös® 
Adrenalininjektion erscheint dagegen ungefährlich und ist bei den 
Kollapszuständen zweckmäßig. Die Wirkung tritt sehr schnell em. 
ist aber ebenfalls nur von beschränkter Dauer. Eine anhaltende Be- 
seitigung der Gefäßlähmung kann man daher von einer einmaligen 
Adrenalininjektion nicht erwarten. Diese kann höchstens an stelle 
einer Kochsalzinfusion und zu deren Verstärkung angewendet Wer 
den. Wird Adrenalin in Verbindung mit der Kochsalzinfusion bei 
besonders schweren Kollapsen gegeben, so darf die Infusionsmeng® 
nicht zu groß genommen werden. Die schnelle Verengerung «ef 
Gefäße und die gleichzeitige erhebliche Vermehrung der Flüssig" 
keitsmenge schaffen dem Herzen plötzlich hochgradige Widerstände, 
sodaß auch ein durch unmittelbare Adrenalinwirkung gestärkt 
Herz versagen kann, j 

Einen Dauererfolg wirdmannurvon gun 
gefäßverengernden Mittel erwarten, das fort- 
gesetzt ohne Schaden für den Körper zus®" 
führt werden kann. 

Ein solches Mittel ist das Coffein. 

Das Ausschlaggebende der Coffeinwirkung ist eme- ir 
regung des Vasomotorencentrums, die zu einer Verengeruns 
der Blutgefäße im wesentlichen im Bereiche des Splanchnieus 
gebietes führt. 


Ob allerdings das Vasomotorencentrum bei der — wahr- 


scheinlich central bedingten — Gefäßlähmung bei Ruhr auf Cof- 
fein ansprechen würde, erschien zunächst fraglich. 7 
Der Erfolg aber sprach durchaus dafür. 


1) Zitiert nach Meyer und Gottlieb. 1916. 
-) Näheres siehe Biodl, Innere Sekretion. 3. Auflage = 


AE RT - > 
. : Ba rei ` 
ET T oe 

a à Dar EAN, E 
A Tog Eei S q »- 
yet A ` ' é 
FETS we > L abe 
y E EA n B 
Eo s 


TON AD Be 


Fo 


~ 
` 


N 


919 = MEDI 


P S D 
er x ” 
` - x 


- -In einem Falle zeigte sich die günstige | 
besonders deutlich. Ein schwerer Kollapszustand wurde durch fort- 


-gesetzte Digipurat- und Camphergaben und zwei an` aufeinander- 
folgenden Tagen ausgeführte: intravenöse : Kochsalzinfusionen nicht. 


behoben, mit dem Augenblick aber,*als dem bereits pwlslosen Kranken 
gleichzeitig mit einer dritten Kochsalzinfusion Coffeineinspritzungen 
gemacht wurden, ‚trat ein.Umsehwung ein und die akute Kreislauf- 
schwäche war endgültig beseitigt. | En N 


Das Coffein wird als Coffeinum nátrio-salicylicum ‘in sub- 
cutaner Injektion gegeben. : Es in die: Vene- einzuspritzen, kann.. 
für das Herz schädlich sein: Bei .subeutaner Injektion: tritt die 
Wirkung erst nach einiger Zeit ein; daher empfiehlt es-sich, bei | 


bereits eingetretenem Kollaps eine 'Kochsalzinfusion voranzu- 
schicken, ar e A D giny T ! wenden.. | 
'Referatenteil. u | 


. | Redigiert von Oberarzt ‘Dr. Walter Wolff, Berlin. 


Sammelreferat, © — ..., 


/ } aia 3a 
Strahlentherapie: 
Von Stabsarzt Dr. Strauß, Berlin. .' 
Seit ich das letztemal über die Krebsbehandlung: mit strah- 
lender Energie‘ an. dieser Stelle: zusammenhängend berichtete 
(M. K1.1917, Nr. 16—18),’hat unsere Carcinomforschung so mancher- 
lei Fortschritte gemacht.‘ Es ist nicht zu verwundern, daß wir 


heute in unseren -Anschauungen über die Krebsbehandlung -so 


vielfach voneinander abweichen, da ja das Wesen (dieser Erkrankung 
uns noch so vollständig unbekannt ist: Man muß daher bei der 
Würdigung der Leistungen unserer Krebsforschung auch sthon 
für kleine Erweiterungen unserer Kenntnisse dankbar sein ‘und 
man muß versuchen, dieselben nutzbringend für therapeutkische 
Zwecke zu verwenden. Wir sehen, daß das Carcinom eine Er- 
krankung darstellt, die, statistisch betrachtet, im- Zunehmen be- 
griffen ist (Orth) (1). Während z. B. 1875 in der Charité die 
Zahl der Krebstodesfälle 4,9% aller -Obduzierten betrug, ist diese 
Ziffer stets weitergestiegen, um im Jahre 1908 12,2% zu erreichen, 
... eine Zahl, die sich mit den Ergebnissen anderer Statistiken un- 
`- gelähr deckt. - Weniger‘stimmen’die Statistiken hinsichtlich der 
' vom Krebs betroffenen Organe überein. Während Redlich (2), 

‚ Feilchenfeld(8),Rieschelmann(4),Bejach(d), Hei- 

` mann(6) in ihren Statistiken mit ‘nur geringen -Abweichungen 
das Magencareinom ‘an oberster Stelle erwähnen: (die Angaben 


< schwanken zwischen 33,7 und 40,5%); dem dann erst in weitem 


Abstande das Careinom der ‚weiblichen Genitalien (mit: einer Ziffer 


-~= Von 14,0—14,9%) ‚folgt, hat die Charité ein ganz anderes Resul- 
-tat zu verzeichnen, ‚Magen-:und Uteruskrebs stehen sich ungefähr | 
gleich. Juliusberger (7) hat das Magencareinom- in 47,3%, 


„das Uteruscareinom in _19% bei 7081 Krebsfällen beobachtet. Wir 
ersehen aus diesen 'statistischen Ziffern, daß die Krebserkrankung 


0 der V erdauungsorgane einen außerordentlich großen Teil. der Car- 


 einome bildet, ein Ergebnis, das für die Strahlentherapbie nicht 


‚als günstig zu bezeichnen ist. 
lernt, daß das Magencareinom im allgemeinen schlecht auf Be- 


schon die Theorie aufgestellt worden, ‚daß die einzelnen Careinom- 

; _ formen verschiedenartig sich gegenüber der Bestrählung verhalten, 
. „eine Auffassung, die a priori sehr viel für sich hat. So hat 
x Ad l er(6) bei den primär soliden Carcinomen ein verhältnismäßig 
- günstiges Resultat der- Bestrahlung gesehen, während sich die 
primar drüsigen Carcinome. fast refraktär verhalten. Neuerdings 

_ wird dieser Auffassung einer verschiedenen Radiögensibilität der 
d Wintz(9) 


; einzelnen Careinomformen widersprochen. Seitz(9) un 
 . verhielten sich ihr gegenüber skeptisch, Krönig(10) und Frie d- 

Tich (10) lehnen sie ab. ‘Kann dieser ablehnende Standpunkt 
Wissenschaftlich vertreten werden? 

ordentlich günstige Strahlenwirkung beim Epitlieliom, eine relativ. 
befriedigende Wirkung beim weiblichen Genitalcarcinom, und einen. 
Dur geringen, praktisch bedeutungslosen Erfolg der Strahlentherapie. 
beim Magenkrebs. Sollte man angesichts solcher Tatsachen nicht 
‘doch berechtigt sein, von einer ‚verschiedenen. Radiosensibilität der 
‚einzelnen Careinomformen zu’ sprechen? Neuere Forschungen 


haben uns indessen darüber belehrt, daß die zweifelsfrei vor- 


‚handene verschiedene Wirksamkeit der Bestrahlung ‘bei den ein- | 


gene a Se a 
ZINISCHE KLINIE — Nr 2. 0... 


Wirkung des Coffeins | 


Wir haben aus der Erfahrung ge- 


strahlung reagiert und es ist auf dieser. Beobachtung füßend auch, 


Wir: sehen z. B. eine außer-. 


_ Für die Erklärung der'auch bei den ’lang- 
samer verlaufenden toxischen Formen schließ- 


neben der’ Gefäßlähmung eine foxisch 'be- 
wesentlich in 


dingte. Herzmuskelschwäche f 
Betracht. Bei Sektionen findet man regelmäßig eine trübc 

< Schwellung des Herzfleisches. 0:20. 
rungen besonders stark. .lis 


‚In einem Falle waren die Verände 
fand sich’eine hochgradige Dilatation. aller Herzhöhlen. Der Herz 


Bei der Bebandlung dieser sekundären: Kreisla 


bei toxischer Ruhr sind Kiochsalzinfusionen ohne. Erfolg. Es 
cmpfiehlt sich, neben Ooffein hier auch Digitalispräparate anzi- 


zelnen Krebsarten. sich durch ‘konstitutionelle, Vorgänge erklären 


lich eintretenden Kreislaufschwäche kommt 


> Ah. w- 


muske] war sehr stark trübe und auffallend schlaf: * Er 
ufschwäche ..  :y'.3 


läßt, eine Radiosensibilitätsdifferenz ist es sensu strietiori nicht. Zu- © Fk 


‚nächst hahen uns serologische Erfahrungen .darüber belehrt, daß 
|- sich- das Epitheliom humoralpathologisch sehr‘ bedeutsam vom 
Carcinom unterscheidet, sodaß man eigentlich kaum noch berechtigt . 


ist, dasselbe als Carcinom anzusehen. Wir wissen z. B. -durch 
die Untersuchungen von de Crinis (11) und Mahnert (11), 


daß das Serum Epitheliomkranker ganz im Gegensatz zum Serum: 


Krebskranker den Abbau von Careinomeiweiß vermissen läßt, sich 
also in einem Wesenspunkt anders -verhält als die übrigen Krebse. 
Was nun das ‚Carcinom. der Verdauungsorgane betrifft, das’ja für 
die: Strahlentherapie eine undankbare Aufgabe bildet, : so. haben 
wir mehr und mehr eingesehen, daß es nicht die histologisch be- 
stimmte 'Neubildung:' ist, die. die Verschiedenartigkeit -der 
Wirkung. bedingt, sondern vielmehr die meist‘ gleichzeitig dabei 


' vorhandene Kachexie. Die Careinome der Verdauungsorgane ver- 


' halten sich im allgemeinen auch ganz anders wie z. B. das Genital- 
carcinom. Wir wissen, daß.die-einzelnen Organe die Fähigkeit be- 


sitzen, ihr Eiweiß abzubauen, daß aber im Gegensatz zu dieser physio- 


‘logischen .Autolyse dem Krebs die Eigenschaft zukommt, auch das 
Eiweiß fremder Organe abzubauen. Diese durch Fermente vermittelte 
pathologische: Heterolyse hat Blumenthal;(l2) als fermentative 


Abartung bezeichnet. Diese. ist beim Carcinom der Verdauungs- 


organe sehr stark entwickelt und, wir sehen- insbesöndere die 
Leber unter .dem Einflusse von proteolytischen. und peptolytischen 
Krebsfermenten ‘stehen. Wir :wissen ferner..durch 'die aus- 
‚gezeichneten Untersuchungen von Brah n (14), daß die Katalase 
' in der Leber beim: Carcinomkranken vermindert ist... Die nor- 
‚male. Leber: zersetzt z. B. ‘eine Wasserstoffsuperoxydlösung ' mit 
‚stürmischem. Aufbrausen, während eine. Krebsleber nur mäßige 


Gäsentwicklung zeigt. Wir sehen. also eine vermehrte Autolyse _ 
‚auf der: einen, eine verminderte Katalase. auf der anderen. Seite 


‚in der Leber beim Krebskranken. ` Bemerkenswerterweise ist aber 
diese vermehrte \Autolyse ünd verminderte -Katalase nicht bei 


vielmehr eine besondere Eigentümlichkeit der : Carcinome des 
Magens, . Darmes, Rectums, Pankreas und Gällenblase, nicht da- 
gegen des Uteruskrebses, des Kiefers, der 'Zunge und der Speise- 
röhre. Wir. ersehen also hieraus, daß die fermentative Abartung 
‘beim Carcinom der Verdauungsorgane eine viel ` weiter fort- 
. geschrittene, ist als bei anderen Krebsformen, und ‘daß .der Ge- 
samtorganismus, z. B. beim Magenkrebs, schon an sich ‘eine 


starke Einbuße jener natürlichen Abwehrmittel aufweist, die ihm | 


beim Uteruskrebs noch gegeben sind.. Für die Strahlentherapie 
‚ergibt sich: hieraus .die bedeutungsvolle Tatsache, daß ihre Wirk- 
samkeit vielmehr beeinflußt wird durch allgemgin-konstitutionelle 
Verhältnisse, als man bisher. angenommen hat, und daß von einsm 
‚gewissen Kachexiegrad ab eine Heilwirkung von ihr überhaupt 
-nicht mehr zu .erwarten ist. Da -diese Kachexie beim Magen- 
carcinom viel früher eintritt als beim Uteruskrebs, ` da .desgleichen 


die fermentative Abartung beim Carcinom der Verdauungsorgane- 


eine ungleich schwerere ist, so erklären sich unschwer die un- 
günstigen Bestrahlungsresultate beim Magencareinom. "Gelingt: es, 
der Strahlentherapie 


den Krebs der Verdauungsorgane so frühzeitig dı 
arting .noch nicht so ; 


zuzuführen, daß sich die fermentative Ab 
exzessiv entwickelt hat, :so ist: auch ‘eine verminderte Radio- 
sensibilität dabei. nicht feststellbar. Daß eine Kachexie klinisch 


` noch nicht feststellbar, tatsächlich. aber dọch schon vorhanden ist, 
müssen ‚wirZnach denfErfahrungenfder Serologen annehmen. Wir 


4 


allen Carcinomen ‘gleichmäßig in der. Leber feststellbar. Sie ist 


m . = - 
m = b- P Be a a a" 
< Im > Cat a man 
z p æ s = n 
E ` em ein, I; RERS =v 2 
bidi ` a mn. u > ~ 


Cei eL 
y n E Ban a 
sth TE ayirar 

Tiia un 


raie ers 


E A 


n -o =r num rn nn 


‘ erhielt dann 33 H.% Der Tumor verschwand hierauf völlig. 


` sind, muß noch durchaus abgewartet werden. 


'Folgezustände verursacht hat. 


wird, tritt hier schon in" den Hintergrund. 


haben gesehen, daß das Serum Krebskranker Carcinomeiweiß, so- 
wie das Organ, welches vom Carcinom befallen ist, abbaut. Das 
Serum kachektischer Carcinomkranker aber baut gleichzeitig Leber- 
eiweiß ab (de Cainis und Mahnert) und wir müssen | eben 
— ohne Rücksicht auf die klinische Feststellung — ein carcinom- 
krankes Individuum von dem Moment ab als kachektisch ansehen, 
von welchem ab sein Serum Lebereiweiß abbaut. Dies geschieht 
nun beim Magencareinom einerseits schon sehr früh, andererseits 


‚liegt es in der Eägenheit dieser Krebsform, daß sie sich sehr lang- 


sam entwickelt und geraume Zeit schon bestehen kann, ohne sich 
zu manifestieren. So kommt es, daß das Magencarcinom nur in 
20°% der Fälle überhaupt noch in einigermaßen aussichtsreicher 
Verfassung in ärztliche Behandlung gelangt. Ob es zutrifft, daß 
tatsächlich in 15°/, der Magencarcinome alte Magenleiden (Ulcera, 
Gastritiden, Achylien) vorangegangen sind, ob es fernerhin richtig 
ist, daß ein großer Teil der callösen Ulcera schon Carcinome sind 
(Küttner), ist nicht meine Aufgabe zu entscheiden. Für. die 


Strahlentherapie ersehen wir nun aus allen diesen Angaben, daß 


die Magencareinome in der überwältigenden Mehrzahl der Fälle 
erst dann in ärzlliche Behandlung gelangen, wenn es für einen 
Erfolg zu spät ist. Zwar tauchen immer wieder Mitteilungen über 
eine günstige Wirkung der Strahlentherapie beim Magenkrebs auf, 
aber diese Nachrichten bleiben vereinzelt. So hat Tugend- 
reich (15) bei einem Magencareinom mit der Bestrahlung einen 
Erfolg erzielt, auch i n s t er e r (16) berichtet über einen erfolgreich 
behandelten Fallivon Magenkrebs. Derselbe war 1912 inoperabel, 
1914 
bildete sich der Tumor neu, konnte nun aber durch: 12 H operabel 
gemacht und dann erfolgreich chirurgisch behandelt werden. Über 
ähnliche Fälle habe ich früher schon berichtet, sie ändern aber 


am ungünstigen Gesamtergebnis nichts. Es liegt in der unend- 


lichen diagnostischen Schwierigkeit begründet, daß die Magen- 
carcinome ein Objekt für die Strahlentherapie nicht bilden können. 
Ob für die Zukunft die Aussichten auf eine Frühdiagnose bessere 
Unsere bisherigen 
klinischen Untersuchungsmethoden, sowie die Röntgendiagnostik 
erbringen ja erst im ausgebildeten Falle die nötige Klarheit, 
während andererseits -die modernen serologischen Verfahren noch 


zu stark umstritten sind und viel zu sehr in der Erörterung stehen, 


um schon nutzbringend für die Klinik verwandt werden zu können. 
Für eine Frühdiagnose sind sie zurzeit alle nicht zu verwenden. 
Weder das Verfahren Maraglianos, noch die Freund- 
Kaminersche Methode, weder v. Dungerns, noch Abder- 
haldens Untersuchungen sind bis jetzt für die Frühdiagnose in 
Betracht kommend, wenn ja auch nicht zu bezweifeln ist — und 
darin liegt der bleibend& Wert aller dieser Versuche —, daß es 
nur auf diese Weise möglich sein wird, überhaupt jemals zu einer 
Frühdiagnose zu gelangen. Bei der starken Neigung der Carei- 
nome der Verdauungsorgane, die Leber anzugreifen und die che- 
mische Zusammensetzung der Leberzellen zu verändern, die 
Autolyse zu steigern und die Katalase zu vermindern, ist be- 
greiflicherweise von einer Wirksamkeit der Strahlentherapie auch 
nichts mehr zu erwarten, wenn das Carcinom schon die genannten 
Die örtliche Strahblenwirkung auf 
den Tumor selbst, die ja noch durch die bereits bestehende 
Kachexie stark vermindert, wenn nicht sogar unmöglich gemacht 
Diese frühzeitigen 
Folgezustände der fermentativen Abartung beim Magenkrebs er- 
klären ja auch die“wenig erfreulichen Resultate der chirurgischen 
Behandlung. Denn auch das Ergebnis der operativen "Therapie 
ist beim Magenkrebs ein unbefriedigendes. Wenn tatsächlich die 
Angaben von Anschütz (17) richtig sind, denen zufolge nur 
2 bis 3 °/, der Magencareinome’ über drei Jahre geheilt bleiben, 
so ist dies eben ein schlechtes Gesamtergebnis und es ist zweck- 
los, sich dieser Erkenntnis verschließen zu wollen. Es ist auch 
den Anschützschen Angaben gegenüber belanglos, wenn 
einzelne Statistiken ein etwas besseres Resultat ergeben. Wenn 
man bedenkt, daß nur ?/, aller Magencareinome in operablem Zu- 
stand in Behandlung kommt und daß von diesen als operabel be- 
fundenen Fällen wiederum nur etwa ?!/, mehrere Jahre rezidivfrei 
bleibt, so ergibt sich. hieraus allein die Richtigkeit der Anschütz- 
schen Ziffer. Und auf mehr als !/, Dauerresultate (wenn man 
eine dreijährige — also noch unterhalb der Winterschen For- 


derung liegende — Rezidivfreiheit als Dauerheilung bezeichnen 


will) kann man bei der chirurgischen Behandlung nicht rechnen, 
vielleicht ist schon diese Ziffer zu hoch gegriffen. Die Zahl der 


-e 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2. 


12. Januar. 


m nn 


erfolgreich behandelten Magencarcinome gibt Schloffer (15) auf 
20 bis 38°/, Anschütz auf 18 bis 20°%/,, Temoin (19) auf 
19°/,, Küttner auf 18°/, Kausch (20) auf 18°/,, Schoe- 
maker (21) auf 15°/,, Salzmann (22) auf 12°/„ Altschul 
(23) auf 5°/, an. Etwas günstiger sind die Angaben von Mayo (24) 
und Panchet (25), die 25°/, Heilungen über fünf Jahre und 35°; 
beziehungsweise 40°/, nach drei Jahren beobachten konnten. Wir 
ersehen aus diesen Zahlen, daß wir bei der chirurgischen Behand- 


lung im Mittel höchstens 20°/, günstige Resultate erwarten dürfen. 


Legt man der ganzen operativen Carcinombehandlung die Winter- 


‚sche Forderung der fünfjährigen Rezidivfreiheit zugrunde, so 


kommen wir nach G a u B (26) beim Magen zu einem Gesamtergeb- 
nis von 2°/, Heilungen — eine Angabe, die sich also mit der 
Anschützschen deck. Wir sehen somit beim Magenkrebs ein 
fast völliges Versagen jeder Therapie. Die chirurgische ist nur 
im seltensten Ausnahmefall eine erfolgreiche, Heilungen durch 
Bestrahlungen kommen zwar vor, sind aber geradezu singulär. Es 
ist selbstverständlich, daß man immer und immer wieder den Ver- 
such machte, teils mit neuen Mitteln, teils mit Kombinationen 


‘alter und neuer Verfahren einen Heilerfolg zu erzielen. Die 


7 


alleinige Chemotherapie erwies sich nun auch als Versager. Zu- 
sammenfassend über sie sagt Blumenthal: „Wir können in 
keinem einzigen Falle, wo diese Chemotherapie allein angewendet 
wurde, sagen, daß sie zu einer Heilung oder einem sichtbaren. 
Rückgange der Geschwülste geführt hat.“ Nach Tugendreich 
haben die kolloidalen Metalle, Selen, Kupfer, Platin, Vanadium, 
Silber, Quecksilber, kolloidaler Schwefel sich nicht als wirkungs- 
voll auf den Tumor erwiesen, auch nicht das sonst epithelschädi- 
gende Thallium aceticum [Hirschfeld(27)]. Auch die Mitteilun- 
gen von v. Hansemann (28) und Lewin (29) sind ähnlich 
skeptisch. Und dennoch soll man in der Krebsbehandlung und ganz 
besonders bei der Strahlentherapie des Carcinoms nicht so ganz 
achtlos an diesen Mitteln vorübergehen. Für sich allein ange- 
wandt leisten sie nichts, indessen ist die Kombination mit Strahlen- 
therapie auch im sonst aussichtslosen Fall angebracht. Besonders 
bewährt hat sich hierin die von Blumenthal empfohlene 
intravenöse Verwendung von Atoxyl 0,1 in Verbindung mit arse- 
niger Säure 0,001, allmählich steigend auf 0,007, zwei- bis dreimal 
wöchentlich. Oft gelingt es damit das Allgemeinbefinden wieder 
zu heben und dann dadurch das bis dahin infolge der 
Kachexie strahlenrefraktäre Gewebe der radiologischen Therapie 
zugänglich zu machen. Ebenso ist der Versuch mit Organextrak- 
ten (Thymus-Milzpräparate) angezeigt, desgleichen empfiehlt sich 
die Tumorextraktbehandlung im Sinne Lunkenbeins (80. 
Das unserer Therapie immer vorschwebende Ideal einer Krebs- 
heilung im Sinne einer restitutio ad integrum muß eben fallen- 
gelassen werden. Ganz insbesondere beim Careinom der Ver- 
dauungsorgane darf man nie übersehen, daß es außer der ja 8° 
wiß immer in erster Linie anzustrebenden Heilung auch noch zu 
den Aufgaben der Therapie zählt, den an sich aussichtslosen Fall 
zu behandeln. Mit ihm hat man sich eigentlich überhaupt nicht 
mehr befaßt und begnügte sich damit, große Morphiumdosen ZU 
verabreichen. Bei der geringen Aussicht, die das \MagencarcinoM 
für eine Dauerheilung bietet, soll man bei der Auswertung der 
erreichten therapeutischen Erfolge sich nicht allein davon leiten 
lassen, ob das vorschwebende Ideal der gänzlichen Wiederherstel- 
lung erreicht ist, sondern man sollte auch berücksichtigen, Was 
man dadurch, daß man dem Erkrankten sein Dasein erträglich 
gemacht. und das Leben verlängert hat, genutzt hat. 

Litteratur: 1. Orth, B. kl. W. 1909, Nr. 13. — 2. Redlich, Inaug.-Diss.. 
Breslau 1907. — 3. Feilchenfeld, Inaug.- Diss., Leipzig 1901. — 4. Rieschel- 
mann, Inauf.-Diss.. Rostock 1902. — 5. Bejach, Zschr. f. Krebsiorsch. 191‘. 
Bd. 16, 2. H. — 6. Heimann, Zschr. f. Krebsforsch.. Bd. 14. — T. Juliusberger, 
Zschr. f. Krebsforsch. 1905, Bd. 3. — 8. Adler, Zbl. f. Gyn. 1916. H. 33, 1. - 
9. Seitz u. Wintz, M. m. W. 1918, Nr. 4. — 10. Krönig u. Friedrich, Physik. u. 
biol. Grundlagen d. Strablenther., Urban & Schwarzenberg, 1918. — 11. de 
Crinis u. Mahnert, Zschr. f. Fermentforsch. II, 2. Jg., Nr.9, Julih. 1915. 
12. Blumenthal, Zschr. f. Krebsforsch, 1917, Bd. 16, H. 1. — 13. Brahn, ebenda. 
— 14. Küttner, D. Chir.-Kongr. 1914. — 15. Tugendreich, Zschr. f. K rebsforsch. 
1917, Bd. 16, H. 1. — 16. Finsterer, Ges. d. Ärzte, Wien, 12. 6. 14. — 17. Anschütz, 
D. Chir.-Kongr. 1914. — 18. Schloffer, Wullstein-Wj'ms, Lehrb. d. Chir. 1910. 
Bd. 2. — 19. Temoin, Bull. de l’acad. de med. 1911, Nr. 33. — 20. Kausch, 
Bruns, Garr& u. Küttner, Handb. d. prakt, Chir, 1913, Bd. 5. — 21. Schoe- 
maker, Holländ. Ges. f. Chir., 8.12.12. — 22. Salzmann, Zbl. f. Chir. 1919, 
Nr. 46. — 23. Altschul, Bruns Beitr: z. klin. Chir., Bd. 34, H.2. — 24. Mayo, 
Zbl, f. Chir. 1914, Nr. 10. — 25. Pauchet, ebenda, 1914, Nr. 25. — 206. 
Vh. d. D. Röntgenges.. 10. Kongr., 1914. — 27. Hirschfeld, Zschr. f. Krebsforsch. 


1917, Bd. 16, H. 4. — 28. v. Hansemann, ebenda, Bd. 14, 1914, H. 1. — 29. Lewin, 
Jahreskurse f. ärztl. Fortbildung, 1918, Oktoberheft. — 30. Lunkenbein, M. m. W. 


1914, H.1 u. 19, (Fortsetzung folgt.) 


12. Jan E 


Eu 
tn ei 
Peer 
En 


T al 5 n 
n (a Fe 


Sehoe 


Ischl È © 
fayo Ki a 


und 36%, 


ten. N 
t Behand p +> 
n dürfen, = 
Vinter pi 
de, 9 F 


ptergel- 


ebs fo, 
tw po o 


-dard 


Die 


j d 
ap I peo 
yde = E 
a E 


ie) 


ie p 
tooa | 


A eye, 
IR 2 z 


1 = 


—— 
x 


Due } 
9. Jar à = ’ 2 
SORRE ==: em nn m mn ne 
> — -— — Deren ne u a 
} . ` 


TACU 3“ . Sua E 
es E 2 Ze: 
ze i ee 


J 
í 


1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK. > Nr. M oeenn 


(S ; = i 
ß 1 `~ 
r RR 


1 E t 
. ; PREA 
i ie 


| a. e a Aus den neuesten Zeitschriiten. - 


1918, Nr. 51. 


Berliner klinische Wochenschri 


Arneth (Münster): Über periodisches Fieber. 
daß, wo keine Läuse vorhanden ‚sind, auch kein periodisches ‚Fieber 
Das periodische Fieber‘ ist unter den Läusekrankheiten 


vorkommt. 
zwar das relativ ungefährlichste, es zeichnet sich’ aber durch einen oft. 


langwierigen und die Kranken sehr‘ herunterbringenden Verlauf aus. 


is bestehen gewiß einige Berührungspunkte mit der Influenza. 
Gerson: Zur Ätiologie der Addisonschen Krankheit und der 
Verfasser hat die- klinische Beobachtung gemacht, daß 


Sklerodermie. 
bei Vagotonien der Pigmentstoffwechsel auf viererlei Weise gestört | 


werden kann: 1. durch Schwangerschaft, 2. bei‘ ‚Sklerodermie, 8.',ex- 
perimentell durch Schilddrüsenstoffe, .4. lokal durch Nervenverletzungen. 


Waldemar Loewenthal (Berlin): Zur Verbreitungsweise | 


der übertragbaren Darmkrankheiten. Die Verbreitungsweise der Bakterien 
aus dem Darm durch Abschilferung angetrockneter Kotteilchen verdient 
die Beachtung der behandelnden Ärzte und der Hygieniker- bei der 


Bekämpfung der Infektionskrankheiten. 
Traugott Baumgaertel: Zur bakteriologischen Diphtherie- | 


diagnose. In einer zur Herstellung des Löfflerserums benutzten Rinder- 
serumprobe konnte ein lebhaft bewegliches gramnegatives, neißerpositives, 
sporulierendes Stäbehen nachgewiesen werden, dessen Morphologie von. 


der des Diphtheriebaeillus : nicht unterschieden werden kann und zur 


Vermeidung einer Fehldiagnose die Heranziebung anderweitiger bio- 
chemischer Kulturmerkmale (Gramfärbbarkeit, Fermentproduktion u 
erforderlich macht. | 


Herrmann Zeller (Stuttgart- Cannstatt): Zur Kenntnis der: 
Polycythaemia rubra; Es besteht im beschriebenen Fall eine äbnorme 
Vermehrung der roten Blutkörpereben — eine Polyceythaemia rubra. 


Da die Untersuchung nichts ergab, was zu einer sekundären Polycythämie 


. völlige Unklarheit, 


- im der Therapie un 


dich- ständiger Ko 


hätte Veranlassung geben können, so.ist die Annahme einer primären 


- Form — einer Plethora vera — berechtigt. 


Über die Art des krankmachenden Reizes bei der Polyoythämie 
und damit über die eigentliche Ätiologie ee Krankeit herrscht noch 


Hayner: Die Stollenblase. 


Diese bezeichnet Verfasser als Stollenblase. 


Polyurie. 
D Harald Siebert (Libau): Zur Frage der Linkshändigkeit, 
Die vier erwähnten Kranken sind. offensichtlich geborene. Rechtshänder, 


welche durch äußere Bedingungen. eine Schädigung der vollwertigen 
sensiblen, motorischen reflektorischen Funktionen der rechten ` Seite, 


-Speziell der oberen Extremität, erlitten haben (dreimal cerebrale, einmal 
periphere Ursache) und Linkser nur aus kompensatorischen, ans tägliche | 


Leben angepaßten Gründen geworden. 
an den unteren Extremitäten die Superiorität der einen oder anderen 


Hemisphäre nicht in dem Maße zum Ausdruck, wie an den viel inten- . 


Bei vielen Menschen gelangt 


siver entwickelten Armen und Händen. 
Hans Wörner (Frankfurt a. M.): Spondylitis deformans bei 


i Paratyphus A. Etwa zwei Monate nach Beginn eines mittelschwer ver- 


laufenden Paratyphus A treteh Erscheinungen einer Spondylitis der 
Lendenwirbelsäule auf. Eingeleitet wird die Erkrankung durch Hüft- 
Schmerzen, die drei Wochen anhalten; das Höhenstadium ist etwa drei 


he nach Beginn des Paratyphus srreicht. . Die Diagnose specifische 
Paraty 


phöse Spondylitis stützt sich sowohl auf den vorausgegangenen 


bakteriologisch erhärteten Paratyphus, als auch auf den Nachweis von 
aratyphus-A-Bacillen im Blute auf der Höhe der Wirbelerkrankung. 


Prognostisch ist der Fall, was die Funktion der Lendenwirbelsäule 
gt, weniger günstig zu Vounasilen, da. eine gewisse Versteifung | ‚Absperrung sind daher zu vermeiden. 
Zutritt, zu gestatten, was. nur- dann möglich ist, wenn in dem Fleck- 


anlan 
MONTER 


dauernd verbleiben wird. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1918, Nr. 51. 


i i J. Geppert (Gießen): Die Wirkung unserer Reinigungsmittel, 
Ortrag, gehalten in der Medizinischen Gesellschaft in Gießen am. 
26. Februar 1018. | 
> H. Boruttau (Berlin): Die Maximaldosis des Wechselstroms _ 
d seine Messung. Die vorgekommenen Unfälle lehren, 


aa E lokaler Faradisation am Rumpf nur die Ströme des Schlitten- 
utoriums, nicht der gewöhnliche Wechselstrom (Sinusstrom) an- 


baden sind. Zu anderen Zwecken; besonders zu Zellen- und Voll- 
m, kann er aber verwendet werden bei nötiger Vorsicht; nament- 
ntrolle der Stromstärke durch ein Meßinstrument. Die 


Wechselstrom bei Längsdurchströmung des 


absolut tödliche Dosis 


Es zeigte sich, | 


Zu Die weitaus häufigste ind ursprüng- . 
- lichste Form der Blasenschwäche ist die der Pollakisurie und leichten 


(SIRE auch A hirap outicie Notizen. DR 


"Runpfes liegt bei 100: Milliampere, die zuläs S i e nur im besonderen 
-Falle zu. überschreitende „Maximaldosis“ bei 2'0 Milliampere. 
Fromme (Düsseldorf): Zur ‚Influenzaepidemie. “Die--Influenza- 


bacillen siedeln $ich anscheinend mit Vorliebe auf. den Schleimhäuten 
.Um geeignetes Untersuchungs- 


der tief: eren Atmungsorgane an.. 
'material zu gewinnen, läßt man daher: den Kranken zweckmäßig. auf: 


eine 'Hämoglobinagarplatte kräftig husten. Ein einfacher Rachen- | 


abstrich versagt dagegen. Der. Influenzabacillus: -dürfte als Erreger der 


"diesjährigen „Grippe“ aufzufassen sein. Die Seuche breitet sich in 


erster Linie durch Tröpfceheninfektion aus (ansteckungsver- 
dächtiges Material, wie Sputum; sollte man daher ausgiebig der Sonne zum. 
Trocknen aussetzen). -Der Influenzabaeillus- wird durch sekundär 
 ‚auüfkommende. Spaltpilze, die das klinische. Bild oft wesentlich. beeih-~ . 


flussevn, leicht überwuchert und entgeht so dem Nachweis, 


B runo Leichte ntritt (Breslau): Bakteriologische Befunde 
‘Sie sprechen dafür, ‚daß der, ‚Influenzä- f 


‚bei der Influenzaepidemie. 
bacillus der Erreger der pandemischen Influenza sei: 


‘Ernst Fränkel (Heidelberg):: Bakteriologische Befunde bei ` E y 


Grippe. Die Pfeifferschen Influenzabacillen. haben an der eich - 
. infektion einen Anteil und ebnen den Boden einer sekundären Infekt 


mit Pneumokokken und Streptokokken usw. o 
v. Vagedes und Korbsch: Die seraa akilon auf. Syphilis 


nach Meinicke, ‚Der Meinickeschen Reaktion kommt für die Feststellung _ 


syphilitischer Erkrankung neben der Wassermannschen, die bis auf 
weiteres: immer die Grundlage - der serologischen Syphilisdiagnose ` 


bleiben wird, eine Bedeutung zu, da sie, falls deutlich‘ ausgesprochen, 
als für Syphilis specifisch ` anzusehen ist. Stark ‚getrübte oder stark 
"hämolytische : Blutproben sowie Proben von Rückenmarkšflüssigkeit 
entziehen sich der Untersuchung nach M einicke ` 

Heinrich Lippmann (Berlin): Polyneuritis nach Fleckfieber. 
In dem mitgeteilten Falle handelt es sich um Residuen einer. Lähmung 


'des-Plexus brachialis, die in der Hauptsache.den Erb-Due h enne- 


“schen Typus innehält: Eine Sensibilitätsstörung im’ Sinne einer quanti- 
tativen Herabsetzung der Schmerzempfindung beginnt am halben Halse, 


_ reicht vorn bis zùr dritten Rippe, hinten bis zum unteren Drittel des 


Sehulterblattes, begreift die Außenseite des Armes, etwa in ‚Ausdehnung 


des ‘Deltoideus in sich und läßt die Innenseite des Armes frei. 
Jürgens (Berlin): Fleckfieberbekämpfung. Ohne Läuse ‚gibt 


‘es keine Fleckfieberansteckung. Das deutsche Volk. kann nun nicht in 


. absehbarer. ‚Zeit sicher läusefrei gemacht werden, und es ist daher 
möglich, daß.sich das Fleckfieber wieder als endemische Volkskrankheif ` 
bei uns einnistet. Rranke mit klinisch begründetem Fleckfieberverdacht 
sollten daher unverzüglich mit ihren Kleidern und Betten ‘der Ent- 
lausungsanstalt des nächsten Krankenhauses und. vondort der Kranken- 
abteilung zugeführt werden. Die Wohnung des Kranken wird entlaust 
(möglichst durch immunes Personal). Zu beachten ist, ‚daß sich die 
Läuse weder in: der Inkubationszeit, noch in der Rekonvaleszenz in- 
' fizieren können, und. daß selbst‘ solche . Läuse, die in den ersten 
Krankheitstagen am kranken Menschen Blut saugen,- nicht sofort 
infektionstüchtig sind, sondern es erst nach einigen Tagen werden. Zu 


_ einer praktischen Fleckfieberbekämpfung ist aber die frühzei tige 


klinische Diagnose erforderlich, denn die Weil-Felixsche Reaktion 


-kommt erst. einige Tage später — also zu spät-- ~ zur Geltung. Der _ 


Verfasser betont dann - die Notwendigkeit einer weitgehenden 
Krankenfürsorge. Denn nur im Vertrauen darauf wird der Kranke 


aus eigenem Antrieb früher zum Arzt gehen, als wenn. er weiß, daß 


ihm der Arzt mit der Diagnose: eine Reihe von Unbequemlichkeiten | 


Unnötige Härten in der.-Entlausung und in der 


in Aussicht stellt. 
So ist den Angehörigen der 


.fieberzimmer ‚eine absolut sichere Läusefreiheit herrscht, 
A. Lautense hlä ger (Berlin): Operatives Verfahren bei vór- 


geschrittener, Ozaena. Es. besteht im wesentlichen in Verengerung 
.der Nasenhöhle von drei Seiten. her, durch Hebung des Nasenbodens, 
durch Verengerung des-Naseneingangs und des mittleren Nasengangs, 
ohne. daß eine Verbindung der Kiefernhöhle mit dem unteren Nasengang 
erfolgt. Dabei ist möglichst viel des vorhandenen Knochenmaterials zu 
erbalten und zùr V' erlagerung der lateralen Nasenwand 


zu verwerten. 
Krali: Die- Entstehung unerwünschter Inbönrolällen: des Fußes 


bei Oberschenkelbrüchen. Viele Oberschenkelbrüche. heilen trotz aller 
Sorgfalt und trotz des Bestrebens, die Innenrotation. zu vermeiden, mit 
erheblicher Innenrotation aus. Die Lagerung gebrochener Oberschenkel, 
die. in Abduetionsstellung ana auf der gewöhnlichen Volkmannschen 


e 


er at i 


50 © 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2. 


'T-Schiene entspricht nicht den Forderungen der normalen Lage, da die 


Außenrotation nicht berücksichtigt ist. Die Abhilfe geschieht durch 
Schrägstellung des T. Bei Lagerung des Beines auf ein Planum 
muß der Außen.rotation des unteren Femurbruchstückes noch ganz 
besonders Rechnung getragen werden. Ein solches Planum ist in 
schräger Ebene zu errichten. Die genannte Forderung muß an 
alle Lagerungsapparate, auch an die von Zuppinger, gestellt 
werden. Auch bei Anlegung -von Gipsverbänden sind diese Über- 


_ legungen zu berücksichtigen. 


E. F. Schmid: Stütz- und Behandlungsapparate. Beschreibung 
einer Radialisschiene, einer Peroneusfederstützschiene und von Appa- 
raten zur Behandlung von Beuge- und Streckcontracturen. 

Felix Baum (Berlin): Über Tuberkulosebehandlung mit lebenden 
Kaltblütertuberkelbacillen. Polemik gegen Friedmann. F. Bruck. 


Wiener klinische Wochenschrift 1918, Nr. 47 u. 48. 


= Nr.47. Morawetz: Über scharlachartige Exantheme bei der Spani- 
schen Grippe. Im Verlauf von Grippeerkrankungen konnte Verfasser meh- 
rere Male Exantheme’ beobachten, die durchaus einem Scharlachexanthem 
glichen und differentialdiagnostische Schwierigkeiten boten. Es han- 


‘delte sich durchweg um Kinder oder jugendliche Individuen bis zu 


20 Jahren. In einigen Fällen konnte erst der Verlauf der Erkrankung 
beziehungsweise die Obduktion das gleichzeitige Bestehen des Schar- 
lachs neben der Grippe ausschließen. Anhaltspunkte für die Annahme 
eines Grippeexanthems werden sich manchmal aus dem Charakter der 
Angina ergeben, welche bei Grippe zumeist den charakteristischen 
schmalen roten Saum entlang des freien Randes der Gaumenbögen 
zeigt und namentlich die roten Flecken und Streifen des Scharlachs 


‘am weichen Gaumen vermissen läßt, sowie aus dem Fehlen einer Him- 


beerzunge. Vortreten .der hyperämischen Hautfollikel bei reichlichem 
Exanthem läßt eher Scharlach annehmen. Bei spärlichem Exanthem 
ist eine Differentialdiagnose kaum möglich, wenn nicht die Entwick- 
lung des Krankheitsbildes und letzten Endes das Eintreten oder Aus- 
bleiben der Schuppung nachträglich die Diagnose sichert. 

Hoke und Goldmann: Bewegungshyperthermie und Tuber- 
kulinhyperthermie. Eine gesetzmäßige Übereinstimmung zwischen Be- 
wegungsfieber und Tuberkulinfieber ließ sich nicht feststellen. Es ist 
nicht gerechtfertigt, das Bewegungsfieber bei Lungenkranken einfach 
als eine Autotuberkulinwirkung zu erklären. Auch die prognostische 
Bedeutung der Temperaturerhebung nach diagnostischen Tuberkulin- 


. gaben allein (abgesehen von der Herdreaktion!) kann nicht anerkannt 


werden. 

Trawinski und Cori: Bakteriologische Untersuchungen bei 
der sogenannten „Spanischen Grippe“. Die Untersuchung von 113 Sputa 
ergab 4 mal Pneumokokken, 7 mal influenzaartige Stäbchen, 27 mal gram- 
positive und 75 mal gramnegative Diplostreptokokken. Die letzteren 
fanden sich unter 66 Rachensekretuntersuchungen in 50 % der Fälle, 
konnten auch in einzelnen Fällen im strömenden Blute nachgewiesen 
werden. Verfasser nebmen an, daß die gramnegativen Diplostrepto- 
kokken in irgendeiner Beziehung zur Grippe stehen, wofür auch der 
Nachweis specifischer Agglutinine spricht. Ob diese Mikroorganismen 
ätiologische Bedeutung für die Grippe selbst oder nur für die Misch- 
infektion haben, soll dahingestellt sein. 

Groyer:. Über den Wert der Chininprophylaxe bei Malaria. 
Das Chinin schützt nicht vor der Infektion mit Malaria, sondern ver- 


.hütet, daß die erfolgte Infektion zum Ausbruch kommt, indem es die 


Entwicklung der ins Blut eingeimpften Plasmodien verhindert. Das 
Unterlassen der Chininschutzkur nach dem Verlassen eines Malaria- 
gebietes führt zum Ausbruch der Malaria. Zur Verhütung von Malaria- 
erkrankungen ist unbedingt notwendig, daß täglich 0,5 g während des 
Aufenthaltes im Malariagebiet genommen werden und die gleiche Menge 
noch 14 Tage nach Verlassen desselben. 


Nr. 48. Perez (Buenos Aires): Ozaena und Paraozaena. Ver- 
fasser hat in der näheren Umgebung der Ozaenakranken das häufige 
Vorkommen einer chronischen Rhinitis beobachtet, die er trotz des 
Fehlens der typischen Ozaenasymptome (Foetor, Atrophie, Borken- 
bildung) auf Grund seiner bakteriologischen Befunde zur Gruppe der 
Ozaena rechnet und mit dem Namen Paraozaena bezeichnet. In allen 
diesen Fällen findet sich auf der Nasenschleimhaut der Kokkobacillus 
I,oewenberg, welcher Mikroorganismus fast regelmäßig bei der echten 
Ozaena neben deren speziellen Erreger, dem Kokkobacillus foetidus, 
angetroffen wird. Je’nach deg Art der Ansteckung mit beiden Baeillen 


oder nur mit dem Bacillus Loewenberg resultiert die echte Ozaena be- 


ziehungsweise die Paraozaena. Die kontagiöse Natur und die Prophy- 
laxe der Ozaena bedarf großer Beachtung. Es genügt, wenn sich die 


Prophylaxe auf die Familie erstreckt, da von allen übertragbaren Krank- 


12. Januar. 


m 


heiten die Ozaena diejenige ist, deren Ausbreitung am schwierigsten 
vor sich geht und nur im Familienkreise, am häufigsten von der Mutter 
auf die Kinder, erfolgt. Ä 

Fleckseder: Zur Prognose der Lungenseuche iniolge Grippe. 
Als prognostisch günstig ist aufzufassen: das als Crepitatio continua 
bezeichnete Knistern, das bis zu einer Woche und länger bestehen 
bleibt, ohne daß Neigung der Anschoppungsherde zu fortschreitender 
Verdichtung besteht, ferner ein Abfall der Pulszahl auf +0, 50 Schläge 
in der Minute, Reinbleiben oder Reinwerden der Zunge, Erhaltenbleiben 
oder Wiederauftreten der Sehnenreflexe. Absolut ungünstig ist ein 
schrankenloses Weitergreifen der Verdichtung in den Lungen, Lungen- 
ödem mit kleinem Puls, Pulsbeschleunigungen über 140. Eine ernste 
Prognose geben ferner Hämoptöe mit reichlicher Entleerung von dünn- 
flüssigem Blut, Empyem, septischer Ikterus, deutliche Cyanose, alte 
Herz- und Kreislaufschädigungen, schwere akute degenerative \ephrosen, 
Schwangerschaft und Wochenbett. = 

Löwenfeld: Pathologisch-anatomische und bakteriologische 
Befunde bei Spanischer Grippe. Die Beobachtungen wurden an 45 Ob- 
duktionen sowie an Sputumuntersuchungen von 55 Patienten gemacht. 
Die eitrige Bronchitis der kleinen Bronchien erscheint als die primäre. 
für die Seuche charakteristische Veränderung, während die Pneumonie 
in wechselnder Intensität und Ausbreitung immer als sekundäre In- 
fektion mit verschiedenen Eiterkokken aufzufassen ist. In SO °o der 
Fälle konnten aus dem Bronchialeiter Pfeifersche Influenzabacillen ge- 
züchtet werden, die Sputumuntersuchungen ergaben keine Erreger in 
70% der Fälle, sodaß Verfasser an der ätiologischen Bedeutung des 
Influenzabacillus für die Spanische Krankheit nicht zweifelt. 

Pribram: Phrenikotomie bei Hämoptoe und einseitiger Lungen- 
tuberkulose. Auf Grund einiger auffallend günstig verlaufener Fälle 
von Hämoptoe und einseitiger Lungentuherkulose nach Phrenikotomie 
empfiehlt Verfasser, in geeigneten Fällen diese Methode zu versuchen. 
Die hierdurch.bewirkte Bewegungseinschränkung ist ein unterstützendes 
Moment, das nicht nur der Blutstilung, sondern dem ganzen tuber- 
kulösen Prozeß zugute kommt. Der Einfluß der Phrenikotomie auf den- 
selben äußert sich folgendermaßen: es tritt eine Milderung des Husten- 
reizes auf, die von der Mehrzahl der Patienten wohltuend empfunden 
wird. Das Temperaturniveau ist fast regelmäßig sofort herabgesetzt, 
wahrscheinlich dadurch, daß die Resorption nach der Ruhigstellun? 
eine beträchtlich geringere ist. Gleichzeitig mit dem Sinken der Tem- 
peratur geht die Pulsfrequenz herab. Endlich wird die Sputummenge 
allmählich kleiner, und zwar auf Grund. einer Verminderung der Se- 
kretion und nicht etwa infolge des erschwerten Aushustens. Die 
Hämoptoe wurde durch den Eingriff in allen Fällen zum Stehen gè- 
bracht. Die Phrenikotomie ist ein äußerst einfacher, in Lokalanästhesie 
ausführbarer Eingriff. | 

Grünbaum: Anatomische Galvanisation. Fine Bestätigung der 
Angaben Kowarschiks aus der M. m. W. Nr. 46 über diese Methode, 
die Verfasser schon seit über einem Jahre mit Erfolg anwendet. 

Fernau: Physik und Chemie des Radiums und Mesothor für 
Mediziner. Fortsetzung der früheren Ausführungen (Nr. 9 bis 18.) 


1. da 


Zentralblatt für innere Medizin 1918, Nr. 51. 


Pribram: Betrachtungen über die Bedeutung des Eiweißstofi- 
wechsels für die Genese innerer Krankheiten. Es wird die Hypothese 
aufgestellt, daß bei leichten Fällen von Diabetes der im Blut kreisende 
Zucker die Eigenschaft hat, Bindungen mit Eiweißabbauprodukten ein- 
zugeken. Da das Blut stets eine gewisse Menge von Kolloiden führt, 
so wird beim Diabetes das durch Zuckerbindungen veränderte Kolloid 
des Blutes durch neue Eiweißabbauprodukte ersetzt und auf diesem 
Wege fängt der Zucker sozusagen Eiweißabbauprodukte ab. Bei schwerem 
Diabetes wird das Blut von solchen im Übermaß gelieferten Eiweiß- 
abbauprodukten überschwemmt, es droht die Gefahr der Vergiftung 
mit diesen, das Koma, dessen Auftreten durch eine Funktionsstörung der 
Niere beschleunigt wird. Diese Hypothese kann manche bisher nicht 
ganz verständlichen Beobachtungen zwanglos erklären. So dürfte der 
Wert der Haferkuren darauf beruhen, daß das pflanzliche Eiweiß tiefer 
abgebaut wird, als das dem Körpereiweiß nahestehende tierische, und 
deshalb die giftige Zwischenstufe (polypeptidartige Verbindungen) über- 
schritten wird. Die Erklärung der Wirkung der Injektionen von Trauben- 
zuckerlösungen bei Koma liegt auf der Hand. Die antiglykosurische 
Wirkung der Röntgenstrahlen beruht auf dem durch die Strahlen her- 
vorgerufenen (sewebszerfall, die Eiweißabbauprodukte binden den Zucker. 
Ähnlich sind das Sinken der Ausscheidung durch Muskelarbeit, die Ge- 
fahren der Muskelarbeit bei schwerem Diabetes zu verstehen. 

Die entsprechende Hypothese wird auch für die Nephritis aufgestellt: 
Retention von Eiweißabbauprodukten durch die Insuffizienz der Nieren, 


19, dant F- 


e. 
en Sud pr 


schwierigsten 


on derdhte f 


folge rie 1° 
stio contin F- 
ser besta F 
schreitender fe 


‚50 Schläge 
altenbleihen 


dga f 


n, Lunge F. 


zine este | 


von dim 


nose, alie - . 
Tephrosen, F 


logische T. 


p 45 Ob- 


gemacht, f- 


primätt, 


euno K- 
läre Ir = 


) % der 


len ge s 


0, 1919: = MEDIZINISCHE - KLINIK Nr a 


F a Ss 


Versuche des Organismus, diese Gifte zu T enteiften (Byveigljkämie): 


Vergiftung mit: den Abbauprodukten: :Urämie. ‘Sowohl beim drohenden 


Koma; wie bei der drohenden Urämie wirkt. der Aderläß günstig, wahr- 


` -scheinlich weil er eine Hyperglykämie erzeugt. Für diese Hypothese 
— der gegenseitigen Bindung: Zucker und meh r Anaon ‚sich. zahl- 


reiche Grundlagen in der Literatur. 


Zentralblatt für Chirürgie 1 1918, "Nr. 51. - 


| W. Hofmann: Über die Wirkung. des Vucins auf den Kreislauf |` 
bei intravenöser Einspritzung. Bei Kaninchen wurde in die Drossel- 
vene Vucin eingespritzt und festgestellt, daß bei Menschen für die | 


intravenöse Einspritzung 0,8 bis 0,4 g der wäßrigen Vueinlösung. als 
unschädlich gelten dürften. _ \ 

C.Pochhbammer: Ein physiologischer. Bauchdeckenschnitt für 
die Operationen an der Gallenblase,und den Gällenwegen. ‚Der physio- 
logische Bauchdeckenschnitt verläuft bogenförmig in der Mitte. zwischen 
der Spitze des Schwertfortsatzes und dem Nabel, genau in der Mittel- 
linie bis gegen den Nabel und. wendet sich dicht unterhälb. des Nabels 
im scharfen Bogen nach rechts. Dann ’wird zunächst das vordere Blatt 
der Rectusscheide durchtrennt, die"Muskelbündel quer durchschnitten, 


unter Schonung der von der. hinteren Seite an die Muskelbündel heran- 


tretenden Nervenausbreitungen ; dadurch erhält das durchschnittene 
Muskelbündel seine völlige Leistungsfähigkeit. Die Narbenbildung nach. 
diesem Bogenschnitt gibt ‚eine ausgezeichnete Festigkeit, nachdem der 


`. Rectus und seine Scheide genau wieder vereinigt worden sind. 


- einfach mit in die tiefe Naht hineingeknüpft werden. 
hernien werden ganz besonders-mit Vorteil von innen operiert. Nach 


0. Loewe: Über ‚Umscheidung‘ von Nerven mit frei transplan- 
lierten Hautcylindern. Zur Umscheidung ‘von frisch genähten Nerven 
werden breite Hauteylinder empfohlen,. in denen der Nerv locker liegt. 


Die Innenseite des- ‚Rohres wien von der Epithelschicht der Haut ge- 


K: Be: 


- bildet. 
Zentralblatt für Gynäkologie . 1918, Nr. 51. 
Oehlecker: Über Hernienoperätionen vom Laparotomıieschnitt 


aus. Die Hernien, die als Nebenbefunde festgestellt werden in Fällen, | 
‚wo. das Hauptleiden- eine Laparotomie erfordert, können leicht -gleich- |. 


zeitig vom Innern der Bauchhöhle aus mitoperiert werden. 


Bei den indirekten Leistenbrüche n wird der Bruchsack im In- 


nern mit einer Klemme gefaßt und nach der Bauchhöhle zu ausge- 


krempelt. Er wird abgetragen oder als Polster zum Lückenverschluß 
verwendet. In der Gegend ’des. inneren Bruchringes ‘werden ein paar’ 


kräftige Catgutnähte gelegt. Der herausgekrempelte Brachsack kann 
„Die. Schenkel- 


"Abtragung des Brucksackes werden das Poupartsche Band und die 


f Muskelansätze an diè Bandmassen des S ehem b eins angenäht, das 
einen festen ana gibt. so K | 


Bg. 


Therapentische Notizen. 


Die Kollarglbehandlung bei Grippe empfiehlt Teller 
(Charlottenburg). Er läßt halbstündlich von einer 1 %igen Kollargol- 
lösung einen Schluck nehmen und diesen möglichst lange unter Gurgeln 
im Munde behalten. In schwereren Fällen mit sehr hohem Fieber 
(40° und mehr), schweren bronchialen und bronchopneumonischen Er- 
scheinungen hat die intramuskuläre Injektion von einer Ampulle 
Blektrokoll argol Heyden zuweilen kritisch entfiebernd Bene 


(D. m. W. 1918, Nr. 51.) 
Die Campher-Fulmargin behandlung der Influenzapneumonie 


Scheint nach Walter Wolff- (Berlin-Lichtenberg) in vielen Fällen 


o ob wjr mit 


subeutan, (Bei der Pneumokokken 


| Br man dagegen vorzügliche 


- Bakterjämie und anderer 


einen günstigen Verlauf herbeizuführen und zuweilen lebensrettend zu 
' wirken (selbst in den desolatest erscheinenden. Fällen sollte damit ein 


ich, gemacht werden), Die Kranken bekamen, vormittags und 
u je 6 bis 10 g Ol. camphorat. fort. intramuskulär, einmal am 
age 10 g Fulmargin intravenös, dreimal 15 bis 20 Tropfen Digipurat 


und dreimal 0,2 Coffein; außerdem zur. Nacht 0,005 bis 0,01. Morphium 
pneumonie — eroupösen Pheumonie — 


Erfolge allein mit Campher: — zwei- 
sn) täglich 6 bis 10 g Ol. camphorat. fort. intramuskulär — mit gleich- 
lüger Darreichung von Digipurat intern oder als Injektion.) (D. m. W.. 

© “F. Bruek. 


1918, Nr. 51.) 
H. Fuchs (Danzig) berichtet über die Bekämpfung der Coli- 
septischer Allgemeininfektionen durch Methylen- 


Nur große Zahlenreihen mit sorgfältiger klini- 


a (Argochrom). 
scher und bakteriologischer Analyse der Einzelfälle können entscheiden, 
der Chemotherapie der puerperalen Wundinfektion wirklich 


- t s a 


“~ > 


‘ein so Hochwärdies Heilinittel gelundai haben, als es nich den ersten 
‚ermungenuen. Erfolgen: den Anschein hat. G kl. W. nn an ae 
u eckze 


Zur Behandläng der Schußneuritis wird von Schloeßmann: 
aus der Chirurgischen ` Universitätsklinik Tübingen die langdauernde 
Nervenausschaltung mittels. Durchfrierung des Nerven empfohlen. 
Der Nervenschußschmerz ist eine traumatische ‘N euritis mit-örtlich' be- 


'grenztem Sitz im Nervenstamm. Innerhalb der in‘ Reizzustand befind- | 


„lichen Nervenstrecken entsteht der Dauerschmerz. Sobald: ‘central, von 
dieser Strecke ' die ` Nervenleitung -unterbrochen wird, schwindet der 


Schmerz. 
örtlich angelegten Durchfrierung die Nervenfasern zur 'Entartung. ge- 
“bracht. In den Bahnen der zugrunde gegangenen Fasern nachwachsende, 


Nervenfasern erkranken nicht mehr an dem früher hier‘ vorhandenen ` 
'Reizzustande. 


Voraussetzung für den Erfolg‘ ist, daß die Vereising 


Im erkrankten Nervenabschnitt werden infolge der centralen `, 


am gesunden Nervenquerschnitt stattfindet. Der freigelegte Nerv:wird : 


‚zudiesem Zweck auf die untere hakenförmige Krümmung. eines doppel- 
läufigen Kupferrohrs gebracht, durch welche Chloräthyl hindurch- . 


. gesaugt wird. Der hartgefrorene Nery wird einige Male wieder aufge- | 


.taut und von neuem durchfroren. Der Schmerz ist dauernd beseitigt, . 
‘es erfolgt eine vollständige Wiederherstellung ‘der Bewegungs- und 
Gefühlsleitung im durchfrorenen Nerv . und die Schmerzen bleiben 


“dauernd fort. (Zbl. f. Chir. 1918, Nr. 51.) 
"Über: pharmakologische Versuche mit dem Ersatzpräpara t 
des Secale, Styptysat, einem aus’ dem 'Taschenkraut hergestellten 


Bürgerschen Dialysat, berichtet A. Loewy. Dieses Ersatzmittel des 


Secale kommt mit einem Zusatz von 5 % igem Oxymethyl - ‚Hydrastinin 


in zugeschmolzenen, i.cem Flüssigkeit enthaltenden Ampullen für Sub-. 
cutaneinspritzungen in den Händel. Das Styptysat wurde an über- 


y T 
7 ` - 


lebenden Uterus-, Harnblasen- und Darmstücken . von Katzen und Ka- ' E 


ninchen nach Magnus’ Methode auf B e e.i ù flussungder glatten 


‘Mu skeln geprüft.. Die Versuche ergaben, daß das Styptysat auf die a 


glatte Muskulatur contractionserregend wirkt und daß es sich, vorbe- 
haltlich der klinischen Bestätigung, als Ersatz für die bisher als uterine 
'Styptiea benutzten Secalepräparate wird gebrauchen lassen. Die Cap- 
.sellae bursag pastoris enthalten pharmakologisch wirksame Stoffe und 
der von Bürger aus ihr hergestellte ‚Auszug vermag ‚Contractionen 
der. glatten Muskulatur Tervo puien: (Zbl. f. Gyn. 1918, Nr. 51.) x 
-C K.B 

_ Ausgehend von einer Würdigung der großen Verdienste, die 

sich: Paul Ehrlich durch die Schaffung der. Chemotherapie, spe-. 


ziell bei der Behandlung: der Spirochäten- und Trypanosomenkrank-. 


heiten erworben hat, gibt W. Kolle eine: eingehende Darstellung der 
umfangreichen, unter seiner Leitung im Georg-Speyer-Haus zu: Frank- 
furt a. M. mit verschiedenen neuen. Salvarsanpräparaten angestellten. ex- 
perimentellen Untersuchungen. Es war sein. Bestreben, die von 
Ehrlich begonnenen Arbeiten über Vervollkommnung der Salvarsan- 
therapie fortzusetzen, um womöglich zu neuen, dem Salvarsan 
und Neosalvarsan an Heilwirkung überlegenen, ans 
Giftigkeit aber nachstehenden Substanzen zu. ge-. 


langen: | 
Auf diesen Gesichtspunkten fußend: wurden vier Gruppen von 
Arsenobenzolpräparaten - auf ihre Wirksamkeit gegenüber der experi- 
mentellen Kaninchensyphilis und der Recurrensinfektion der Mäuse, 
unter Berücksichtigung ihrer Toxizität, vergleichend geprüft:. das Alt- 
und Neosalvarsan, sowie das. Hexaminosalvarsan, ferner verschiedene -` 
Arsalyte, dann die Metall- und Phosphorverbindungen des Salvarsans 
und endlich das Arsenobenzol- Sulfoxylat (Präparat..Nr. 1495). . Durch 
Injektion abfallender Dosen wurde bei den einzelnen Präparaten die- 
jenige Grenzdosis ermittelt, welche bei einmaliger, Einspritzung zur 
Abheilung der nur schwer beinflußbaren Primäraffekte der Kaninchen, . 
beziehungsweise zur Sterilisierung recurrensinfizierter: Mäuse‘ führte, 
Für eine praktische Erprobung am Menschen konnten nur solche Prä- 
parate, deren Giftigkeit. im Tierversuch die. des Altsalvarsans nieht 
übertrifft, deren chemotherapeutischer. Index (Verhältnis der kleinsten 
heilenden zur größten verträglichen Dosis) ein höherer ist und die eine 
größere Haltbarkeit "als das Altsalvarsan besitzen, in Frage kommen. 
Diesen Anforderungen entsprachen, zwei der geprüften Substanzen in 


hervorragender Weise, nämlich das, Silbersalvarsan und’ das 


Sulfoxylat 149. "Die trotz des geringen Arsengehaltes gesteigerte _ 
‚Wirksamkeit des Silbersalvarsans, im Vergleich mit dem Altsalvarsan,” | 


erklärt sich daraus, daß kolloidales Silber allein ‚schon eine ausge- 


sprochene Wirkung auf die Kaninchensyphilis ausübt. Das Silber- 
salvarsan wird deshalb in der menschlichen Therapie da in Betracht. 


kommen, wo män eine rasche Spirochätenabtötung erzielen will, also ins- 


besondere für das Primärstadium und die Frühperiode der‘ sekundären 
| Lues mit manifesten zeenelutasen Kolle empfiehlt, in solchen 


f 
t 


a 


š 
® u! 

Ñ en vn 
Sue 7 
= eoa ai 
re 


` 


= 


Oto PR 


eas 
uw... 

. PER a 
> KR. u. 


~ 


hid 


m 
re 


an s 
~ 
yy ` 


DEA H 2 


DB a 
t EF. 
avean u nn 


a ET 
TE ° 
is 


1m r 
a orn 


‘ ’ B 4 m 
ee er oo. an y 
x a SEE i B ee Mi a 
A AT HO A a ER 
A E E He: , Sla \ ui 
ne € is En len NTE En 
s BES = er a s y 5 
i Sa Aue : RR N N 
STE ee ; ©: p A 
re ae SEITEN az : i ° 
N er a * f e r 
Fe. r w UF 
rn N -4 


Nr 
- r h 
r > 
-N 
Eg + 


MaE en 
a- p « ne ana 


. ausschalten zu können. (D. m. W.1918, Nr. 43/44.) 


Fällen 0,2 bis 0,8 `g sechs- bis achtmal zu injizieren. Das Sulfoxylat- 
salvarsan Nr. 1495 ist in therapeutischer Beziehung dem Neosalvarsan 
zwar gleichwertig, hat aber den großen Vorzug, daß es an der Luft 
weniger oxydabel und in Lösungen haltbar ist. In 20% iger Lösung 
ist es blutisotonisch, sodaß die Dosis von 0,2, 0,8 und 0,4 g, die in 
1,0, 1,5 und 2,0 ccm enthalten ist, ohne weiteres aus der Ampulle mit 


der Spritze aufgesaugt und injiziert werden kann. Das Präparat bildet 


einen ungefährlichen und bequemen Ersatz für das Neosalvarsan und 
kommt hauptsächlich für die intermittierende Dauerbehandlung, z. B. 
bei serologisch positiver Lues latens, in Frage. 

Kolle hofft, durch die Einführung dieser beiden Präparate, die 
sich durch eine stärkere Wirksamkeit gegenüber den Spirochäten, be- 


_ ziehungsweise durch eine größere Haltbarkeit vorteilhaft vom Alt- und 


Neosalvarsan unterscheiden, die Nebenwirkungen der Salvarsantherapie 
auf ein Minimum beschränken und. Salvarsantodesfälle vielleicht ganz 


Schloßberger. 


Die Silbersalvarsannatrium behandlung der Syphilis empfiehlt 
Hugo Müller. Silbersalvarsannatrium tötet die Spirochaeta pallida 
bereits in kleinsten Dosen (0,1)-schneller und sicherer ab, als es die bis- 
herigen Salvarsanpräparate tun. Die Einwirkung auf die manifesten 
Syphiliserscheinungen ist mindestens so stark wie bei intramuskulären 
Altsalvarsaninjektionen, und zwar mit wesentlich kleineren Dosen als 
früher. (D. m. W. 1918, Nr. 51.) F. Bruck. 


Bücherbesprechungen. 


Veröffentlichungen der Robert-Koch-Stiftung zur Bekämpfung der Tuber- 
kulose. Herausgegeben vom Vorstande der Stiftung. Band II, Heft 2. 
Inhalt: I. Beiträge zur Biologie der Tuberkelbacillen. Von Geh. 
Reg.-Rat Prof. Dr. Georg Lockemann. II. Untersuchungen 
über antigene Eigenschaften der Tuberkelbacillenfettee Von 
Dr. M. Bürger und Stabsarzt Prof. Dr. B. Möllers. III. Über 
die Wirkungen des Aurokantans (experimentelle und klinische Studie). 
Von Dr. R. Geinitz und Dr. H. Unger-Laißle. Leipzig 1918, 
Verlag von Georg Thieme. M 4,—. 

Von seinen Untersuchungen über die \WWachstumsbedingungen 
des Tuberkelbacillus berichtet G. Lockemann (Beiträge zur Biologie 
der Tuberkelbacilien. Il. Mitteilueg) zunächst über den Einfluß, den 
das Alter der Stammkultur auf den Verlauf des Wachstums der Abimpf- 
kulturen bat. Es zeigte sich als wesentlichstes Resultat, daß das 
Wachstum von Tuberkelbacillenkulturen anfangs um so langsamer ver- 
läuft, je älter die Stammkultur ist. Das Höchstgewicht wurde bei den 
verschiedenen Abimpfkulturen derselben Stammkultur ungefähr nach 
der gleichen Entwicklungszeit erreicht. 

M. Bürger und B. Möllers (Untersuchungen über antigene 
Eigenschaften der Tuberkelbacillenfette) bestreiten auf Grund eigener 
‚sorgfältiger Untersuchungen ‘die Antigennatur des reinen Tuberkel- 
bacillenfettes. Sie nehmen an, daß die positiven Ergebnisse anderer 
Forscher durch verunreinigende wasserlösliche Extraktionsstoffe ver- 
ursacht sind. | 

Zur Chemotherapie der Tuberkulose berichten R. Geinitz und 
H. Unger-Laißle (Über die Wirkung des Aurokantans), daß die 
therapeutische Wirkung des Aurokantans, das im allgemeinen gut ver- 
tragen wird, aber die Nieren zu schädigen vermag, hinsichtlich des 
Krankheitsverlaufs und der Lebensdauer für die Lungentuberkulose 
gleich Null ist, daß dieses Mittel aber wohl durch Hervorrufen einer 
lokalen Hyperämie die Schleimhauttuberkulose im Kehlkopf günstig 
beeinflussen kann. Gerhartz. 


Julius Bartel, Pathogenese der Tuberkulose. Kritische Zu- 
sammenstellung über den gegenwärtigen Stand der Frage. Mit einem 
Anhang: Der Tuberkelbaeillus, von Wilhelm Neumann. Berlin 

. und Wien 1918, Urban & Schwarzenberg. 

Die Tuberkulose ist nach Bartels Auffassung im wesentlichen 
eine gefäßlose Granulationsgeschwulst, die ihr ungemein wechselvolles 
anatomisches Bild durch Kombination der produktiven, nekrotisierenden 
oder der exsudativen Komponente, ihre größte Gefahr durch die letz- 
tere erhält. Die Grundbedingungen zur Entstehung der Tuberkelbil- 
dung sind ein entsprechender Virulenzgrad des Tuberkelbacillus und 
eine bestimmte Empfänglichkeit des infizierten Organismus. Fehlen 
diese, so bleibt die Tuberkulose latent, und es können dann lebens- 
fähige und infektionstüchtige Tuberkelbacillen im Gewebe verbleiben, 
ohne daß sie dieses zu verändern brauchen. Eine allgemeine Gültig- 
keit besitzt das Cornetsche Lokalisationsgesetz nicht. Die Eintritts- 


20 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2. 


12. Januar. 


ne. 


pforte des Tuberkelbaeillus ist im einzelnen Falle verschieden. Der 
Eintrittspfortenstreit ist lediglich eine akademische Streitfrage. Die 
Perlsuchtinfektion spielt jedenfalls in der Pathogenes« der Tuberkulose 
des Menschen eine größere Rolle, als Koch annahm, und sie hat auch 
praktische Bedeutung für die Verhütung der Tuberkuloseverbreitung. 
Seinen Ausführungen über den Infektionsmodus fügt Bartel noch 
sehr lesenswerte Bemerkungen über das Konstitutionsproblem an. 

Den Schluß der Abhandlung bilden praktisch wichtige Angaben 
von Neumann (Wien) über Nachweis und Form des l'uberkelbaeillus, 
über die Technik des Tierversuches und die Typenfrage. 

Gerhartaz. 


A. Dieudonné und W. Weichard, Immunität. Schutzimpfung 
und Serumtherapie. Neunte, umgearbeitete Auflage. Leipzig 
1918, J. A. Barth. 230 Seiten. M 10,—. Geb. M 12,—. 

Die neue Auflage des nützlichen Buches erscheint während des 
Krieges und berücksichtigt schon die Erfahrungen, die in ihm gemacht 
wurden, soweit das angängig war. In der nächsten wird das in er- 
höhtem Maße der Fall sein können, doch ist die Umarbeitung schon 
an zahlreichen Stellen bemerkbar. Das Buch dient, im Gegensatz etwa 
zu P. Th. Müllers „Vorlesungen“, mehr der Praxis, doch ist die zum 
Verständnis notwendige theoretische Grundlage genügend berücksich- 
tigt. Erfreulich ist die Anführung der in Deutschland weniger ge- 
bräuchlichen Methoden, sowie die Hinweise darauf, was sich bewährt 
hat, was nicht und was der Nachprüfung bedarf. Ebenso werden die 
im Anhang zu findenden Abschnitte „Technik der wichtigsten Immu- 
nitätsreaktionen“, „Kurze Erklärung der wichtigsten Fachausdrücke” 
sowie die neu hinzugekommene Zusammenstellung der zurzeit haupt- 
sächlich in den Verkehr gebrachten Impfstoffe und Sera dankbar emp- 
funden werden. H. Pringsheim (Berlin). 
Leo Graetz, Die Atomtheorie in ihrer neuesten Ent- 

wicklung. Stuttgart 1918, J. Engelborns Nachf. M 2,50. 

Entstanden aus Vorträgen, die während der Kriegszeit vor natur- 
wissenschaftlich gebildeten Personen im Felde gehalten worden sind, 
haben die Aufsätze eine allgemein verständliche, klare Darstellungsart 
sich bewahrt. Die gewaltige Entwicklung, welche die Lehre von den 
Atomen in den letzten Jahren durchgemacht hat, wird dem Leser 1m 
vortrefflicher, alles Wesentliche erfassender Weise klargemacht. Man 
erfährt, daß gerade diejenigen Gebiete, welche für den Arzt so wichtig 
geworden sind, die Röntgenstrahlen und die radioaktiven Stoffe, der 
Atomforschung neue fruchtbare Einsichten zugeführt haben. Zum 
Schluß sieht der Leser den Aufbau der Atome und die Bildung der 
Moleküle aus den Elektronen und Atomkernen anschaulich vor sich. 
Der Arzt wird dem hervorragenden Physiker Dank wissen, daß er 
dieses schwierige Gebiet auch demjenigen zugänglich gemacht hat, 
der nicht über größere physikalische Sonderkenntnisse verfügt. n 

K. Dg. 


Wilhelm Winternitz 7 (Wien - Kaltenleutgeben), Wasserkur u nd 
natürliche Immunität. Mit 5 Textabbildungen. Leipzig 1911, 
Verlag von Georg Thieme. 70 Seiten. 

Ganz kurz vor seinem Tode hat der verstorbene Altmeister der 
Hydrotherapie das fesselnde Problem der experimentellen Grundlagen 
für die Erhöhung der Resistenz des Organismus 
gegenüber Infektionskrankheiten durch hydro- 
therapeutische Maßnahmen zur Erörterung gestellt. Es 
zeigt sich dabei, daß diese Grundlagen nur unzureichende sind, 
hauptsächlich deshalb, weil im Tierversuche ganz ‘andere Be- 
dingungen (bezüglich Intensität des thermischen Eingriffs usw.) VOT 
liegen, als bei entsprechenden therapeutischen Maßnahmen beim Men- 
schen. Über letztere liegen bislang nur wenige Versuche betreffend die 
Beeinflussung der Faktoren. der Immunität (Phagocytose, Agglutination, 
Hämolyse usw.) vor, die allerdings dem Problem der Resistenzerhöhung 
schon mehr im bejahenden Sinne nahekommen. Noch mehr ist dies 
der Fall bei den Arbeiten über Veränderungen der Blutzu- 
sammensetzung unter thermischen Einflüssen, die größtenteils 
aus der Schule des Verfassers stammen. 

Imklinischen Teile zeigt dann Winternitzan praktischen 
Beispielen auf Grund seiner eigenen großen Erfahrung den günstige” 
Einfluß, den die Hydrotherapie bei drei wichtigen Infektionskrankheiten; 
dem Typhus, der Cholera undder Tuberkulose ausübt, und 
er plädiert noch einmal eindringlich für die systematische Anwendung 
der Wasserkur bei diesen und anderen Infektionskrankheiten. AM 
Schluß ist neben der Literaturangabe auch ein chronologisches Ns 
zeichnis aller Publikationen von Wilhelm Winternitz angefügt. 

A. Laqueur (Berlin). 


en 


we, 
è ` 


` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr; 2. B8 


imf 12, Januar 


. : o ” - 
à u 3 . 
= ET um m k 5 ‘ 
a - CN A u u 
r .. * 7 S * = 5 [i S 
- \ PORSHE TAGE SEE RE nl) "IN 
i . R ” v= de EI ES r A 2 rE = 
nS 3 eS V WE 2 ra LS Drezi 


eu a! | | + Vereins- und Auswärtige Berichte. | Sale 
der Tuberk f. Berlin. | | weniger gelitten, als die Schwächlichen und Kranken. Als specifische RE E 
nd sio hat ad E | °. PIE ._ | Hungerkrankheit -erwies sich das Ödem, welches übrigens eine Zeitlang `° . pog. ; 
losererbreitug i hi Medizinische Gesellschaft. Außerordentl. Sitzung vom 18. Dezember 1918. neben Ödembereitschaft auch unter gesunden Erwachsenen aufgetreten u AN F 1 4 Bar 
Bartel wý >; Tagesordnung: Beschlußfassung über eine Erklärung, | ist. Es ist eine Krankheit besonders bei Männern, die bei 800 `ò. . pOẸoi 
obema po betreffend Abwehr einer. bedrohlichen weiteren: Ver- | bis 1800 Calorien in einer cellulgsereichen Kost mit wenig Fett sebwere — j goo 
htige Ange} -. . schlechterung unserer Ernährungsverhältnisse. Arbeit zu leisten haben. Die Zahl der Erkrankten’ ist auf Tausende zu Mr 
berkelbadle |: Orth: Aufgabe der Ärzte ist es, das körperliche Wohl des ganzen | beziffern. > Todesfälle bis zur Hälfte der Erkrankten. Die erhöhte Be I mr 
ee Volkes zu bewachen, um es vor gesundheitlichen Schädigungen zu be- | Sterblichkeit der Personen über 50 Jahre war auf den Hunger zurück- —— > > ap fl 
'erhartı wahren. Wenn auch die Ärzteschaft in der letzten Zeit gar manches | zuführen. ‘Häufig erkrankten sie an Krankheiten .der Atmungsörgane. 5:1. 
hat über sich ergehen lassen und in der. nächsten’ Zeit vielleicht noch | Später erstreckte sich die Sterblichkeit auch auf jüngere Leute, spe- | ei 
ziell auf die Jugendlichen. Die quantitative Beschränkung der Nahrung i E 
ist vielleicht ‘die einzige Ursache der Steigerung der Erkrankungs- und 


manches über sich ergehen lassen muß, was ihr nicht gefällt, so soll 
uns das nicht abhalten, naeh wie: vor der Allgemeinheit gegenüber 
unsere selbstgewählte Pflicht zu erfüllen, nach wie vor über das körper- 
liche Wohl-des ganzen Volkes zu wachen, ihm unsere Aufmerksamkeit, 
und unsere Sorge zu widmen. Unsere Sorge im ‚strengsten Sinne des 
Wortes; denn jeden Arzt wird bange Sorge beschleichen, wenn er sieht, 
wie die körperliche \Widerstandsfähigkeit weiter Kreise unseres Volkes 
sich verringert hat, wie die Erkrankungs- und Sterblichkeitszahl, bē- 
sonders an Tuberkulose ununterbrochen und in erschrecklicher Weise 
in die Höhe gegangen ist, wenn er sieht, wie die Unterernährung und | keit, der. Mangel an schmeckender und riechender Zukost erzeugen 
Abgegessenheit. Wir brauchen nicht nur eine erhöhte Ration Gesamt- 

calorien, sondern auch Fett, Milch, Fleisch, aufschließbares Kohle- 
Wir brauchen das sofort und 


Sterblichkeitszahl. der letzten Jahre. Die Erhöhung ist erschreckend 
‚gegenüber den Zahlen der letzten Jahre. Die Tuberkuloseansteckung 
ist beträchtlich gewachsen, ihre Folgen werden sich aber erst später 
zeigen. Die frischen Tuberkuloseerkrankungen verliefen rascher und `, 
böser. Die Allergie und Antikörperbildung nimmt beim Hunger ab. -, 
‚Ein individueller Ausgleich der ‚Ernährung ist unmöglich. Die unver: 
dauliche Kost erzeugt Magen- und Darmerkrankungen. Die Eintönig- 


Leistungsfähigkeit weiter Kreise beeinträchtigt und wie, wenn die Unter- 
ernährung weiter geht und gar noch höhere Grade erreichen sollte, . Ä 
der körperliche Zusammenbruch weiter Kreise uns droht. Von dieser | hydrat, Obst, Kaffee, geeignetes Brot. 
‚Sorge ergriffen, haben Vorstand ‚und Ausschuß der. Berliner Medizi- | in genügender Menge. . | 
nischen Gesellschaft in Verbindung mit den übrigen jetzt mit ihr. ver- Czerny: Seit 1916 ist die Nahrungsmenge unzureichend. 
einigten Gesellschaften beschlossen, in dieser außerordentlichen Sitzung | Vielfach-wurde auch in dieser Phase auf das gufe Körpergewicht und 

‘I das Aussehen hingewiesen. Diese beiden Umstände waren aber nur 
dem Umstand zuzuschreiben, daß die Eltern zugunsten der Kinder 
‚hungerten. Namentlich die Frauen wandten alles auf, um die Er- 
nährung der Kinder. ausreichend zu gestalten. Die Schädigungen treten _ 
aber inimier deutlicher in Erscheinung und erfordern dringend Abhilfe. 
Auch das Brustkind wird in Mitleidenschaft gezogen, wenn es auch 
besser daran ist, als das künstlich: genährte Kind. Wir ‚müssen jetzt 


ausschließlich diesen Gegenstand zu behandeln. SE 

Rubner: Zu einer vollen Ernährung reichen unsere eigenen 
Nahrungsmittel nicht aus. Die Gefahren wurden anfangs unterschätzt: 
Widrige Umstände, ‘ungenügende Ernten usw. mächten die Blockade 
immer gefährlicher. Seit Mitte 1916 verschwand ein Nahrungsmittel 


i 
ie .. nach dem anderen. 'Der-Nährwert der Kost betrug nur noch 1/, bis 1/; 
age! ~- der erforderlichen. . Der Kartoffelmangel zerstörte völlig den Plan und 
*h seitdem gab es kein Halten mehr. Es wurde immer nur schlimmer. | zufrieden sein, wenn wir überhaupt eine Kuhmilch in genügender Menge | 
Ersatz gab es nicht. Die zensierten Presseäußerungen ließen den | erhalten, nach Qualität dürfen wir nicht mehr fragen. Das hat eine - = 
ii ‚ Mangel als einen .Segen erscheinen. Es gelang sogar, die Ärzte weit- | große Erkrankungsziffer der Säuglinge zur Folge, was um so schlimmer u 
oh i gehend im unklaren zu lassen, Die Übelstände waren schon 1916 zu | ist, áls.die für die Ernährung der Säuglinge notwendigen Mehlsorten usw. 
i I. „erkennen und R. hat- vor einem, Jahr bereits in einer vertraulichen | fehlen. Bei kranken Säuglingen ist somit die Ernährung überhaupt unmög- 
, „! : Enquete über die Ergebnisse berichtet. Es wurde nachgewiesen, wie ‘| lich und mancher Säugling. stirbt nur aus diesem Grunde. Die nicht erhöhte 
m weit sich die Wirkung der Kriegskost schon erstreckte, wieweit Er- | Sterblichkeit erklärt sich durch das Minimum der Zahl der Säuglinge, 
i „‚Krankungsziffer und Sterblichkeitsziffer gestiegen war und wie nament- | Der schädliche Einfluß der qualitativen Ernährung macht sich an den 
el dich in den Mittelklassen die Tuberkulose um sich gegriffen hat. Zum | Kindern. immer deutlicher bemerkbar und wächst progressiv mit der 
u Teil kamen 'erschütternde Berichte, so z. B. von einem Siechenhaus: | Zeit. Eine Ernährung, die nur aus Brot und- Kartoffeln besteht, . 
$ ‘ Die Insassen sind alle. gestorben .. Die Sache weiterzuverfolgen, | schädigt die Entwicklung der Jugend, und die Mehrzahl der Kinder 
lebt jetzt nur davon. Die Tuberkulose der Kinder, besonders die bösen 
Formen nehmen zu. Aber auch andere Krankheiten nehmen überhand. 


scheiterte an dem Widerstand mächtiger Personen, aber es läßt sich 

feststellen. daß Erkrankung und Sterblichkeit weiter fortschritt. Der 

Tod hatte anfangs das Alter vorwiegend ergriffen, er nahm jetzt auch | Zu helfen ist nicht. Kinder müssen den Organismus aufbalıen, was 

die jungen Leute. Das Straßenbild ist. nieht der Spiegel der durch | mit den jetzigen Ernährupgsmöglichkeiten nicht mehr zu leisten ist. . 

| | Hamel: Grausamer, als die Zahl der Todesopfer: ist die Zahl, 

welche die Geburtenverminderung bedeutet. .Die Sterblichkeitsziffer 

durch -die Blockade hat sich im Jahre 1914 noch nicht bemerkbar 
gemacht. Gegenüber 1913 nahm die Sterblichkeitsziffer zu 1915 um 
91/2°/o; 1916 um 14/0, 1917 um 32%, 1918 um 37°), dabei sind die 

Todesfälle an Grippe ausgeschlossen. Die Anzahl der. Todesopfer. ja- _ 

folge - der: Blockade ist für ‘1915 .bis' 1918 ‘auf 768000 zu bemessen. 

' Nach Altersklassen sind zwischen dem 1. und 15. Jahre die Todesfälle - 
um rund 50°, dabei zwischen 5 und 15 Jahren sogar um 75°/0 ge- 
stiegen, bei den weiblichen Personen zwischen 15 und 80 Jahren betrug 
die Zunahme rund 46°. In Städten mit, 15.000 Einwohnern und 
darüber starben an Tuberkulose im. Jahre 1913 40 144 Menschen, in 
ersten Halbjahr 1918 allein 41 800. Dieser Stand entspricht dem vor 
25 Jahren, er wird noch viele Jahre bestehen bleiben. Erkrankungen 

die Reduktion auch nur einen'Monat erforderlich ist, so hat das unab- | der Atmungsorgane in Städten von 15000 Einwohnern und darüber 

sehbare hygienische und politische Folgen. Die Zukunft hat die Auf- | erfolgten im Jahre 1913 46.000, im Jahre 1917 61700, 1918 im ersten 
gabe des Aufbaues, es lassen sich aber nicht von heute auf morgen | Halbjahr 33500. Auch hierbei ist die Grippe nicht Mit einbegriffen. 
Die Wunden des Krieges werden noch | Aber auch die Grippekranken hätten, wenn die. Blockade nicht be- 

i standen hätte, in wesentlich größerer Zahl überleben können. Er- 

krankungen an Kindbeitfieber kamen 1913 21,9 auf 10000 Geburten, 

1915 27,6, 1916 28,7, 1917, 80,8 und im ersten Halbjahr 1918 36,7. Alle 


‘den Hunger bedingten Verhältnisse. Zum Sterben ist auch. nicht der 
Hungertyphus erforderlich, , es genügt irgendeine Erkrankung. Die 
seelische Stimmung ist erbeblich gesunken. Demgegenüber gibt es 
Elemente, die genießen, was; noch zu genießen ist. In den letzten 

_ Jahren sind 800000 Menschen’ der Blockade zum Opfer gefallen. Wie 
-~ die Blockade weiter ertragen werden soll, ist nicht zu fassen. Ein 
englischer Minister hat am 8. September 1918 mit Befriedigung. erklärt, 

die deutsche Rasse wird ruiniert. Man weiß also im Ausland, was los 
a Ist. Die Versorgung ist immer schlechter geworden, es erscheint | 
© glaubhaft, daß im Frühjahr eine Reduktion der jetzigen Rationen ein- 
treten wird. Das werden wir nicht aushalten, dazu ist der Ernährungs- 
zustand zu schlecht geworden. Keine Nation hat je solche Entbeh- 
rungen durchgehalten. Die Geduld endet aber einmal. Man kann mit 
der Zufuhr von Nahrungs- und Futtermitteln nicht mehr zögern. Wenn 


kräftigere Menschen schaffen. 


in Generationen fühlbar bleiben. 
Die verschlechterten Ernährungsbedingungen haben 


Kraus: 

. el 1916 und 1917 in Großstädten und Industriebezirken nicht nur eine | 
2 Benachteiligung der physischen Volkskraft, sondern einstere Schädi- | diese Zahlen bilden eine flammende Anklage. \ 
‚gungen hervorgerufen. Dahin gehören Abschwächung der Widerstands- ~. Weber: Die Stadt Berlin als größte Wohngemeinschaft Deutsch- 

alt, eine specifische H ungerkrankheit und ein Anwachsen der Zahl |-lands hat am härtesten zu kämpfen gehabt und die Folgen der Blockade 
der Todesfälle. Die Folgen der Reduktion jeglicher Nahrung sind am | treten bei den Einwohnern am stärksten zutage. Seit.1916 stieg die 
stärksten hervorgetreten, wo jede andere Nahrungszufuhr ausgeschlossen | Sterblichkeit. Es’ wurden zunächst die alten Leute befallen. Die Zu- 
; | nahme der Tuberkulose setzte im Januar 1917 ein. Von da an griff 


efangenenanstalten usw.‘ Hier haben die Gesunden kaum 


Pag 


ist, also in G 


{ 


u’ nz 5 


` 


die Sterblichkeit auf die niederen Altersklassen über. Im Juni bis 
September 1918 kamen Darmkrankheiten einschließlich der Ruhr dazu, 
Juli bis Oktober 1918 Grippe und Lungenentzündung. Im Oktober 1918 
erlagen 2770 -der Influenza und Lungenentzündung, davon allein 1771 
Frauen. Die Gesamtsterblichkeit an Grippe betrug im November 4878. 


Es kaon kein Zweifel sein, daß von vielen an sekundären Komplikationen 


zugrunde gegängenen Personen nicht wenige infolge der ungenügenden 
Widerstandsfähigkeit der Infektion erlegen sind. Auch die Rekonvaleszenz 
ist aus demselben Grunde erschwert. Die Gesamtsterblichkeit erfuhr 
1916 noch keinen Anstieg. Der Durchschnitt für die Jahre 1918 bis 
1916 beträgt 28362. 1917 starben 84 122, in den ersten drei Quartalen 
1918 23487 gegenüber 21119 in den ersten drei Quartalen 1913 bis 
1914. An Lungen- und Halstuberkulose -starben im Durchschnitt 1913 
‚bis 1916 3975, 1917 5046 gleich 49,57% mehr. 
Tuberkulose ist mehr. angestiegen, ‚als die Gesamtsterblichkeit. Dabei 
weisen die Frauen 1918 noch eine Steigerung auf gegenüber 1917: Jede 
Verschlechterung der Ernährung muß zum Zusammenbruch führen. 
Kuttner: Die Krankenanstalten der Stadt Berlin wurden 
pauschal beliefert, sodaß ein Ausgleich dahin möglich war, daß die 


Kranken, die mehr zu bekommen hatten, reichlicher erzährt werden 


konnten. Trotzdem entstanden während der letzten Kriegsjahre sehr 


. große Schwierigkeiten, weil die Ernährung quantitativ nicht ausreichte 


und qualitativ vielfach minderwertig ist. Es fehlten Nahrungsmittel, 


„die für die Kranken in erster Linie in Erage kommen, wie Milch, 


Butter, Teigwaren, Eier, Zwieback. In der Zeit vom 27. Oktober bis 
15. November 1918 sind 1500 schwere Influenza- und Lungenentzün- 
dungskranke behändelt worden, die fast unerfüllbare Ansprüche an die 
Kost steltten. Es. konnte nur durchgehalten werdeu, weil Sonderzu- 
weisungen von den Behörden erfolgt sind. Ihre sparsame Verwendung 
gestattete das Durchhalten. Nunmehr ist aber der Vorrat erschöpft, 
sodaß eine sachgemäße Ernährung für die Zukunft unmöglich ist. Eine 
Beschränkung der bisherigen Rationen würde eine direkte Gefahr 
bedeuten. -` 


Beninde: Im Erntejahr 1917/1918 trat eine gewisse Besse- 


rung der Versorgung der großstädtischen und Industriebevölkerung ein, 
infolge der umfassenderen Erfassung der Landesprodukte. Zur Erhal- 
lung der Arbeitskraft und Gesundheit reichte das aber trotzdem nicht 
aus und hatte den Nachteil, daß die Nahrungsmittel auf dem Lande 
nicht mehr in dem Umfange vorhanden waren, als vorher. Dadurch 
wurden die. Ernährungsverhältnisse auf dem Lande den städtischen 
angenähert und so sind auch die Gesundheitsverhältnisse auf dem Lande 
nicht unberührt geblieben. Umfragen in den letzten Wochen haben er- 


‘geben, daß der Gesundheitszustand auf dem Lande nicht mehr der- 


sclbe ist, wie im Frühjahr 1917, wo gleichfalls eine Umfrage erfolgt 


. war. Die allgemeine Sterblichkeit. ist größer, namentlich an Tuberku- 


lose und unter den Leuten über 50 Jahre. Auch bei den Neuge- 
borenen ist ein Einfluß festgestellt, z. B. ist das Gewicht auf unter 
3000 heruntergegangen, was der schlechten Ernährung der Mütter zu- 
geschrieben werden muß. Die Säuglingssterblichkeit ist größer ge- 
worden, was auf einen Rückgang der Stillfähigkeit und Stilldauer der 
Mütter zurückzuführen ist. In Berlin trägt die schlechte und geringe 


Menge Kuhmilch Schuld an der Sterblichkeit der Kinder. Aber auch 


die Muttermilch ist schlechter geworden. Bei den Schulkindern ist die 


Sterblichkeit größer geworden, Gewicht und Längenwachstum sind zu- 


rückgegangen. Am schlechtesten geht es den Leuten über: 50 Jahre. 
In einigen Bezirken ist die Sterblichkeitsziffer dieser Leute gesunken, 
weil sie fast ausgestorben sind. Die Erkrankungen an Tuberkulose 
nahmen wesentlich zu. Die Zahl der Lungenentzündungen ist gestiegen, 
ohne ‘daß die Grippe allein daran schuld bat. Amenorrhöe hat zuge- 
nommen, ebenso die Zahl der Fehlgeburten, bei’ denen kriminelle Dinge 
mitwirken... Bei der Quecksilberbehandlung der Syphilis . kommen 
schwere Vergiftungen zur Beobachtung. Die Geistesarbeiter leiden 
schwerer unter den Folgen der Blockade als die Handarbeiter, und be- 
sonders schwer haben die mittleren Beamten gelitten. 

Wurm: Wir sind auf einem Tiefenpunkt unseres Lebens ange- 


langt. Bei seinem Amtsantritt mußte er eine Bankrottwirtschaft über- 


nehmen, wie sie so schlimm sich keiner gedacht hat und keiner hatte. 


gewußt, wie schlimm es. schon seit Jahren mit dem Volke stand. Die 
Statistik durfte ja nicht sprechen. Ob wir uns aus eigener Kraft von 


dem Abgrunde zurückhalten können, erscheint unmöglich. Vier Jahre 


Hungerkur und Unterernrährung und dann nicht allein geringere Ernte, 
sondern alle die Ausfälle an Erfassung der Ernte, wie es durch das 
militärische Debacle erfolgte, ist schwer auszugleichen. Die Vorräte 
im besetzten Gebiete siad verloren, auf dem Transport sind große 
Mengen vernichtet worden, oder sie kamen Leuten in die Hände, die 
sie der Gesamtheit verlorengehen machen. Dazu kommt die Transport- 
krisis, es fehlt an Wagen und damit an Kohlen. Kartoffeln. und Rüben 


"1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2. 


Die Sterblichkeit an 


12. Januar. 


konnten nicht in Sicherheit gebracht werden. 
besonders große Abstriche gemacht werden. 
selbst, wenn wir alles hätten erfassen und verteilen können, wir nicht 
vor einer Hungerkatastrophe bewahrt worden wären, weil man bei der 
Arbeit nicht eine Rationierung auf ein Drittel verträgt. Und so stehen 
wir als Hilfeflebende. Wenn der Appell an die Menschlichkeit versagt, 
wird vielleicht dem Auslande gegenüber der Appell an das Gewissen 
des Geldschrankes Sympathien erwecken, wenn wir mit Recht darauf 
hinweisen, daß, wenn wir nicht Hilfe bekommen, wir arbeitsunfähig 
bleiben und die Verpflichtungen nicht erfüllen können. Wir müssen 
Hilfe bekommen und bald. Leider Jäßt man uns’ warten, man behan- 
delt uns, wie man den Besiegten zu behandeln pflegt. Wir hoffen, daß 
trotzdem in den nächsten Wochen die Wege gefunden werden zum 
Herzen und zum Verstand einsichtiger Staatsmänner des Auslandes. 
Wir hoffen, daß wir dann, so rasch es möglich ist, so rasch es die 
Schiffsraumnot erlaubt, die Hilfe bekommen, bei der wir ja große An- 
sprüche an die Kreditliebenswürdigkeit des Auslandes machen: denn 
die Beträge übersteigen weit über ein halbes Dutzend Milliarden. Wir 
hoffen, daß .es gelingt, in absehbarer Zeit die Hilfe herüberzubekommen. 

Es wird sodann die vorgeschlagene, in Nr. 51, Jahrg. 1915, dieser 
Zeitschrift abgedruckte Resolution einstimmig angenommen. 

i Fritz Fleischer. 


Bei Getreide müssen 


Breslau. | 
Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. (Medizinische Sektion.) 
Sitzung vom 11. Oktober 1918. 

Hürthle: Vergleich der berechneten und gemessenen Kräfte 
des Blutstroms. Es ergibt sich, daß bei der Bewältigung des. Blut- 
stroms weitere Kräfte außer dem Herzen nicht notwendig sind, daß 
den Arterien eine aktive Tätigkeit nicht zukommt. l 


Sitzung vom 25. Oktober 1918. 


Gerson: Zur Ätiologie der Addisonschen Krankheit. Es gelang 


bei einem Kranken, der nach einer Verletzung des Nervus radialis 
trophische Störungen an den Fingergelenken bekommen hatte und bei 
dem eine sklerodermieartige Schwellung im Gesicht auf Adrenalin ge- 
schwunden war, durch Thynaden-Tabletten Bronzefärbung zu erzeugen. 
Im ganzen zeigte dieser Mann wie auch ein anderer mit Addisonscher 
Krankheit die Zeichen der Vagotonie. Bei einem dritten Vagotoniker 
war nach Schußverletzung am Unterarm Bronzefärbung bis über das 
Ellbogengelenk eingefreten. 

Kuznitzky: Eine praktische Methode zur Messung harter 


Röntgenstrahlen. Die Mangelhaftigkeit der Dosimetrie für Tiefenbestrab-- 


lung hat behelfsmäßig zur Kombination zweier bisher gebräuchlicher 
Methoden geführt (Aluminiumoberflächendosis und Aufnahme einer Ab- 
sorptionskurve), bei der eine biologisch wirksame Tiefendosis erzielt 
wird und Erytheme oder sonstige schädigende Nebenwirkungen ausge- 
schlossen werden können. Emil Neißer (Breslau). 


| Hamburg. 
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 1. Oktober 1918. 
Werner berichtet über Behandlung der kokkogenen Py0- 
dermien mit Trypaflavin. Die erkrankten Hautflächen werden nac 


"Entfernung der Krusten und Borken mit einer 0,1 bis 1 %igen alkoho- 


lischen oder wäßrigen Lösung betupft. Es bildet sich eine intensiv 


‚goldgelb gefärbte Schicht, unter der die Heiluug auffallend rasch er 


folgt. Bilden sich neue Krusten, so werden diese entfernt, und es 
wird wiederum gepinselt. Zwei- bis dreimalige Pinselung täglich ist 
zu empfeblen. Man geht von stärkeren bald zu verdünnten Lösungen 
über. Die salben- und verbandlose Behandlung mit Trypaflavin ist IN 
der Jetztzeit ein großer. Vorzug. i , 

W. zeigt ferner einen Fall von schwerstem hyperkeratolis 
psoriatiformen Ekzem des ganzen Körpers. Das siebenjährige Mädchen 
war in verschiedenen Hautkliniken intensiv behandelt worden. Nun 
ist unter Präeipitatsalbe und Wasserstoffsuperoxyd-Lanepssalbe Heilung 
erfolgt. 

Fahr bespricht drei Fälle von eigenartigen Stoffwechselstörungen 
bei Kindern. Sie verliefen unter sichtbarster Beteiligung 
(Verfettung, geringe Degeneration) und Lipämie (Fettspeicherung !M 
der Niere) und führten ganz überraschend zum Tode. Das Krank- 
heitsbild ist klinisch und anatomisch das gleiche, wie es bei den Spät 
todesfällen nach Chloroformanwendung beschrieben wird. Die ursäch- 
liche Wirkung des Chloroforms war aber in den vorliegenden fällen 
sicher oder mit größter Wahrscheinlichkeit abzulehnen. Is bestanden 
leichte Darmstörungen. Die anatomischen Leberveränderungen ©” 
innerten sehr an das Bild der ’Fettleber beim chronischen Alkoholismus 


- m on a 


Dazu kommt noch, daß 


chen 


der Leber - 


aa = 12, Januar 


or 
, . 


nn 


— 


Fraenkel demonstriert einen kaffeebraunen Urin, der von einen 


verstorbenen Patienten stammt. Die Farbe. rührt von Oxyhämoglobin, 
Methämoglobin, Hämatin und Bilirubin her. Mit der stark schädi- 
senden Wirkung des genannten: Bacillus dem Hämoglohin gegenüber 
hängt die Ausscheidung dieser : Substanzen zusammen. Ein Bacillus, 
der so schwere Schädigungen herbeiführt, kann nicht! wie Kolle 
meint, ein Fäulniserreger, ein toxigener Saprophyt sein.. Fr. berichtigt 


weiterhin Irrtümer, 


sein sollen. 


Sehottmüller: In die Frage‘ der Gasbacillen ist eine ge- 


w wisse Verwirrung eingedrungen. Die- Blutplatte ist ein Hilfsmittel, das 


eine scharfe Unterscheidung ermöglicht. Wenn 'Kolle behauptet, 


so könnte- man ebensogut behaupten, daß der Streptokokkus kein fest 
' umrissener Stamm ist. Der Gasbacillus soll kein echter Infektions- 
erreger und nur auf totem Gewebe wirksam Sein. Demgegenüber ist 
zu bemerken, daß der Fraenkelsche Gasbacillus vor der Kriegszeit haupt- 
sächlich bei Puerperalerkrankungen zu finden war. .Der Fraenkelsche 


mechanische Veränderung der Gewebe ist nicht nötig. Koch hat 
große Mengen Streptokokken ohne besonderen Erfolg in scarifizierte Haut 
eingerieben. Daraus darf man ebensowenig wie beim Fraenkelschen Ba- 
cillus den Schluß ziehen, daß der Steptokokkus nicht, pathogen ist: 


Fraenkel--und Rauschbrandbaeillus. Er erwähnt die Täuschungen durch 
Mischkulturen. - 
Vortrag Heß: Über Arcus senilis, virilis und juvenilis. _Der 
Arcus senilis, das Gerontoxon, ist bekanntlich eine ringförmige, b!äu- 
lichweiße, durch Fettmetamorphose bedingte Trübung in der Peripherie 
der Cornea. Je nachdem das Greisenalter zwischen dem 60. und 65. 
oder erst nach dem 70.,. bei schwer arbeitenden, durch Krankheit und 
Schicksalsschläge Gebrochen.n schon beim 55. Lebensjahr eintritt, 
schwankt diese Altersinvolution- innerhalb weiter Grenzen. : Die Affek- 
tion kommt jedoch auch im Mannes- und Jünglingsalter vor. H.hatte 
Gelegenheit, auf der Nervenstation eines Hamburger Lazaretts 3000 Per- 
sonen ‘auf das Vorkommen des Arcus zu untersuchen. . Er fand ihn 
30mal=1% der Fälle, und zwar bis zum 23. Jahr 2mal, 24. bis 28. Jahr 
2 mal, 29. bis 36. Jahr 4 mal, 37 Jahre und darüber 22 mal. Der Arcus 
nimmt also der bekannten Erfahrung entsprechend mit dem. Alter zu. 
bs fragt sich nun,. ob etwa ein Zusammenhang zwischen bestimmten 
a Krankheiten und dem Arc'.s gefunden werden kann. Verbreitet und 
“riehtig ist die Annahme, daß das Gerontoxon eine physiologische 
Alterserscheinung ist, verursacht durgi einen langwierigen unvoll- 
ständigen Hungerzustand, wie ihn das Alter gleichsam als Naturexperi- 
ment schafft, 
eine gewisse Rolle zugeschrieben. Bei dem Material des Vortragenden 
zeigte sich, daß von den 30 Gerontoxen allein 26 auf die Neurosen 


fielen (19 Neurastheniker, .3 Kriegsneurotiker, 8 Epileptiker, 1 Ray- 


naud) und nur 4 auf Nichtneurosen. Es muß also zwischen. Neurosen 
und Gerontoxon ein Zusammenhang bestehen. In Analogie mit den 
trophischen Störungen bei den Neurosen glaubt er das frühzeitige Vor- 
kommen des Arcus auf Erschöpfungszustände bei einer neuropathi- 
schen Disposition zurückführen zu müssen. Insofern könnte der Arcus’ 


(i 


Können ärztliche Standesvereine ihren Mitglièdern den beru 
lichen Verkehr mit dem Verein nicht angehörigen Ärzten 
untersagen? | 


Von j 
Geheimrat Dr. Th. v. Olshausen, Berlin. 


J 
f 


Der Verein der Breslauer Ärzte hätte durch ‚einstimmigen Be- | 


schluß die Ärzte, welche von der Organisation gesperrte Stellen an- 
genommen hatten, für außerhalb der ‘Standesverbindung stehend er- 
klärt, die Annahme von Vertrauensarztstellen an Krankenkassen,‘ die 
mit standesuntreuen Ärzten besetzt sind, verboten und außerdem von 
jedem standestreuen Kollegen verlangt, daß er Konsilien mit diesen 

Herren ablebne. Ä Du 
EN B., der bei der N. : 
BR der Breslauer Ärzteorganisation gesperrt war, als Kranken- 
Eis arzt angestellt war, erhob gegen den Verein der Breslauer Ärzte 
cm Antrage auf Aufhebung des von dem Verein gefaßten Be- 


0 1919. MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 


foudroyant an einer Infektion mit dem Bac. phleg. emph. (Fraenkel). 


die Kolle in seiner letzten Arbeit unterlaufen. 


daß der Fraenkelsche Gasbaeillus keinen eng umrisgenen Stamm bildet, 
Gasbacillus ruft ferner nicht nur mit anderen: Bacillen schwere Erkran-. 


kungen hervor, er kann auch den Tod verursachen. © Eine schwere 


Zeißler bespricht und demonstriert die Unterschiede zwischen 


Für das frühzeitige Auftreten‘ wird der Arteriosklerose 


Rundschau. | ng 
f- | schlusses Klage. Er glaubte sich durch den fraglichen Beschluß 'so- 


Allgemeinen:Ortskrankenkasse zu Breslau, | 


2 2 . i d RE ’ $ 
5 S ti 


‚als ein objektives Zeichen bei Neurosen gelten. Da das Zeichen aber 
selten ist,. müssen die Untersuchungen des Vortragenden., auch “von 
anderer Seite bestätigt und erweitert werden. Eine besondere prak- 
tische Bedeutung kommt ihm vorläufig nicht. zu. Reißig. 


Königsberg i. Pr. 


‚Verein für wissenschaftli 
Winter schließt an eine Eröffnungsrede die Demonstration einer 


interessanten Uterus-Darmverletzung bei Abortausräumung an. 
Matthes verbreitet sich in längerem Vortrag, und zwar an 
der Hand eigener Beobachtungen am Material der Klinik für. innere 


und -Abklingen in den Sommermonaten 1918 mit- ziemlich barmlosem 
Verlauf, kam es im September 1918 zu einem erneuten Aufflackern der 
Krankheit mit einem Höhepunkt im Oktober .1918. — Im Verlaufe der 
Epidemie wurden die verschiedensten Krankheitserscheinungen beob- 
achtet: hämorrbagische Entzündung der Paukenhöhle und. des Trommel- : 
fells, Nasenbluten, Perichondritis, Tracheitis, Blutungen auf serösen- 
Häuten (Darmblutungen, Hirnhautblutungen),.. Milzsehwellung, starke 
Schweißbildung, Leukocytose ‘von mäßiger Höhe (Polynucleose), Uro- 
bilinogenurie als Folge des Blutkörperchenzerfalls, relative Bradykardie 


schwersten Erscheinungen wurden jedoch hervorgerufen bei Komplikation 
mit Bronchopneumonie, die meistens im rechten Unterlappen nachweis- 


bar war und oft mit blutigem Auswurf und Polyeythämie (Stauungspoly- | 
cythämie) einhergiog. Membranenbildung im Auswurf ließ-sich nicht fest- . 


stellen. Der Exitus erfolgte oft unter dem Bilde einer Embolie. Oft wurden 
abgekapselte Ergüsse in den Pleurahöblen beobachtet, dagegen nur 
einmal 'gangränöser Erguß mit schnellem Übergang in Empyem. Auch 
Pneumothorax und Phlegmone der Brustwand traten auf... Ebenso, 
konnten beobachtet werden: Hirnabsceß, Hemiplegie und Encephalitis 


— 


und intestinale Erscheinungen, wie z. B. hämorrhagische Kolitis. Die 
In der. anschließenden Aus- 


Behandlung war eine symptomatische. _ 


sprache zu dem Thema Grippe äußert sich o pas 
Selter: Über den mutmaßlichen Infektionserreger. Als solcher 


sind bisher die verschiedensten Keime angesprochen worden: Influenza- 


bacillen, Diplostreptokokken, Meningokokken usw. —' Wahrscheinlich _ 


handelt es sich bei den meisten dieser ermittelten Keime um eine 
Sekundärinfektion. Als primärer Infektionserreger kommt vielleicht ein 
nicht filtrierbarer Keim in Frage, wofür interessante Versuche Selters 
sprechen dürften. — Die von Seltersin Anregung gebrachten Grippe-, 
Seruminjektionen haben nach angestellten Versuchen sicher keinen 
Schaden, vielleicht aber: eine Abkürzung der sonst lange andauernden 
Rekonvaleszenz verursacht.  , er | | 
~ Kaiserling berichtet über die Befunde, die .er bei 70 Sektionen 
von Grippetodesfällen erhoben hat. Neu’ ist die für jedes Organ äuf- 
gestellte Statistik über. die ermittelten pathologischen Veränderungen. 
Benthin äußert sich über den Verlauf-und die hohe Sterblichkeit 

bei Grippe in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett, während > 
Gerber über Erkrankungen der Nebenhöhlen, über Septum- 
absceß und -ödem, über fibrinöse Erkrankungen der Respirationsorgane 

und -encephalitische Recurrensparese bei Grippe berichtet. 

Stenger beobachtete bei" Grippe akute Otitis mit Influenza- 


“bacillen-Nachweis und sekundäre Otitis mit Sekundärinfektion. _ 
l -a f S C h u ] t Z. 


` 


wöhl in seiner Privatpraxis geschädigt wie auch in dem Erwerbe idealer 
Güter, nämlich infolge. des Ausschlusses von ärztlichen Vereinen in 
seiner wissenschaftlichen Fortbildung beeinträchtigt. —— > -ə 

Nachdem das Landgericht den Anspruch des klagenden Arztes 


abgewiesen hatte, gab das Oberlandösgericht der Klage statt. Der be- 


klagte Verein verfolge zwar ein an sich erlaubtes Ziel, habe zur Er- 
reichung desselben aber eine Verrufserklärung gewählt, die als Verstoß 
gegen die guten Sitten zu betrachten sei. Der Beschluß enthalte- einen 
Angriff gegen die Standesehre der Kassenärzte und eine Untergrabung 
ihrer ärztlichen Stellung. Der beklagte Verein habe sich bewußt sein 
müssen, daß ein schädlicher Erfolg für die Kassenärzte durch sein 
Handeln herbeigeführt werden könne. Da er diesen Erfolg durch einen 
Angriff auf die Standesehre derer, gegen die sich der Vorwurf richte 
herbeizuführen suche, so widerspreche dies dem Anstandsgefühle Billig- 


betrachten.. Indem der Verruf sich gegen die’ Masse der Breslauer 
| Kassenärzte richte, sei auch der Kläger dadurch betroffen worden und 


r 


NETTER, 
ve en ok 
m . i -o aa 
s i BEE. g 
t, i f, ` Ki 
a EN CA a zur gr A Vu a 
” a E e, A A ee f 
a ` x DR e-^ & Ta 
Er 5 . ae E ` 
S Ent N ` * 
x x RE so s 
ae CAE o > m e &. .. 
R wi g 
te une. t 2 P > Su ale 
wo anno P Et a e a R LT q h 
: - 3 A ren i 
- a $ = + "7 a m. ie =] 
sda ETO TEE x N TE -_.- - nd E 
z ata n Saa ~n Aa n 
S 7 i 


AEE a age: 
Be bed 


che: Heilkunde. Sitzung vom 4. November 1918. 


f , 4 
= . . S 
g . le DT Ao 
x N aa ei 
x Ku) x ug.‘ BE nor 
RO ae ae ie S ELS A 2 j EN aE 
lorala Zn 2 SE n. ES 5 > a 
ee E NET et i a 
x “Tee ~ za wie 
ER 2 n w h 
t Hae Ex 


Medizin über Klinisches zur Grippe. Nach einem Grippe-Epidemie-Ausbruch 


Gh j r ` 

= u, ii 

$ we ey D 

ns 
m— at nl 


= . 
B r 
De a 
. < as 
-aa 
a 


im Fieberstadium, absolute Bradykardie nach der Entfieberung. Die 


denkender und sei objektiv als Verstoß gegen die guten Sitten zu 


c% 
` win, 


ten = EEE 
Si 
Se le ZT Ek ; 
mT- 
` 


m... » ze z « 
— > EEE N we Aare ei nr 
. a a ai EE E > nya 

Br ® ons 
Er ER .. 


- sc. 
Airs Ww. 
-n æ me o, 


w.. 


LN â -e.a 
u P à nu er, A 

bar No. ale 
Sf Sa f 5 kä 


x =- a, 


es 


s len ETER JE 
Ld 


-— 


Ei un 


» 
-> — - Pi 


Ego 


— 


e- 


er ann 
ca 


E D pi = 


nt nn ec 


N x 
tn m nn ne 


Deere 


ne un ee 
ei Ka pre a ni ami, w“ Ar ah -o u Pr ni X . 
“u 


Te en en nr An er 


ee en I Bee 
ae yai R = à 
Te a aai 


, 


2 - x e 
m <- -x en t+ L» eax n PS 
Anus en en en rn an nn an. n 
' 


56 


daher berechtigt, für sich Schadenersatzansprüche aus der unerlaubten 
Handlung geltend zu machen. Das Reichsgericht hat jedoch die 
Entscheidung. des Oberlandesgerichts aufgehoben und den Anspruch 
des Klägers zurückgewiesen. Zu 

Es hebt ausdrücklich hervor, daß der Zweck des Vorgehens des 
beklagten Ärztevereins, im Interesse des ärztlichen Standes und als 
Hüter der ärztlichen Standesehre eine Schmälerung der freien ärzt- 
lichen Berufstätigkeit durch die Einrichtung von Krankenkassenärzten 
zu hindern, ein erlaubter sei, weil nach seiner Überzeugung die Kassen- 
ärzte nicht als frei von unsachlicher Beeinflussung anzusehen und nicht 
unter angemessenen Bedingungen angestellt seien. Die Anwendung 
des $ 826 BGB. würde aber mit Rücksicht auf den von dem beklagten 
Verein gefaßten Beschluß nur dann gegeben sein, wenn die von dem 
Verein ergriffene Maßregel geeignet war, die wirtschaftliche Existenz 
des Klägers völlig oder nahezu zu untergraben, oder wenn sie zu der- 
jenigen Handlungsweise des Klägers, die dem Beklagten zu seinem 
Vorgehen Veranlassung gab,. in keinem billigen Verhältnis stände, so- 
daß sie sich als eine Maßnahme der Willkür und Gehässigkeit dar- 
stellte. Eine Gefährdung der wirtschaftlichen Existenz des Klägers 
hätte das Berufungsgericht aus zutreffenden Gründen nicht ange- 
nommen, wohl aber hätte es den anderen Gesichtspunkt für gegeben 
erachtet, indem es davon ausgehe, der Beklagte habe den Kläger durch 
einen Angriff auf seine Standesehre zwingen wollen, sein Amt als 
Kassenarzt niederzulegen. Der Beschluß des Ärztevereins richte sich 
aber nicht gegen die Person des Klägers unmittelbar, sondern gegen 
eine bestimmte Gruppe von Ärzten, zu der auch der Kläger gehöre. 
Er besage nicht, daß gegen diese etwas Ehrenrühriges vorliege, er 
ließe dies auch nicht etwa durchblicken, sodaß Uneingeweihte dies 


` annehmen könnten. Er spräche vielmehr bestimmt aus, daß Ärzte, weil 
‚und solange sie an Breslauer Krankenkassen Stellen annehmen, die 


von der Organisation gesperrt seien, außerhalb der Standesverbindung 
ständen, und sei in der Form nicht verletzend. Er enthalte auch 
nicht, wie, das Berufungsgericht meine, einen Angriff des Beklagten 
auf die Standesehre des Klägers. Der Beklagte hätte vielmehr, wie 
ihm freistände, durch den Beschluß dem Kläger nur Vorteile ent- 
zögen, auf die dieser an.und für sich keinen Anspruch hätte, die viel- 
mehr im Wesen der Organisation des Beklagten lägen. Wenn es auch 
zutreffen sollte, daß das Verkehrsverbot über den Kreis der Ärzte 
hinaus das persönliche Ansehen des Klägers und damit seinen Erwerb 
gefährdete, sowie eine gewisse Beeinflussung der Ärzte dahin enthielte, 


' Stellen an gesperrten Kassen nicht anzunehmen oder solche nieder- 
‚zulegen, so wäre doch hierauf der Wille des Beklagten nicht unmittel- 


bar gerichtet, sondern es wären dies nur Begleiterscheinungen eines 
Vorgehens des Beklagten, mit dem ein nicht unerlaubter, ja ein sittlich 
durchaus gerechtfertigter Zweck erreicht werden sollte. Ein Angriff 
auf die Standesehre des Klägers könnte daher weder in dem Be- 
schlusse noch in dessen Veröffentlichung in einer Fachzeitung gefunden 
werden. Auch das Bewußtsein jener Schädigung und Beeinflussung 


- könnte bei einer solchen Sachlage nicht bewirken, daß das an sich 


erlaubte und in berechtigtem Interesse erfolgte Vorgehen des Be- 
klagten zu einem unerlaubten und gegen die guten Sitten verstoßenden 
werde. Die Folgen dieses Vorgehens müßte der Kläger tragen, wenn 
er die Pflichten, deren Erfüllung der Beklagte von seinen Mitgliedern 
fordert, nicht auf sich nehmen wolle. I 

In der vörstehenden Entscheidung des Reichsgerichts, die 
juristisch zu mancherlei Bedenken Anlaß gibt, deren Erörterung an 
dieser Stelle zu weit fübren würde, wird mithin der Boykott eines 
sogenannten ärztlichen Nothelfers für zulässig erklärt. In früheren 


_ Entscheidungen hat das Reichsgericht in dieser Beziehung einen anderen 


Standpunkt eingenommen. So hat es noch in einer Entscheidung aus 
dem Jahre 1914 ein Vorgehen für sittenwidrig erklärt, durch das ein 
Arzt unter Erschütterung seiner sozialen Stellung von dem für die Aus- 
übung seiner Berufstätigkeit erforderlichen: berüflichen Verkehr mit 
anderen Ärzten abgeschnitten wird. 


a nn m nn 


= Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell Beicaneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 

Mit Beendigung des Krieges tritt eine gesetzliche Maßnahme, die von 
hoher bevölkerungspolitischer Bedeutung ist, nämlich die Kriegs- 
wochenhilfe des Reiches, außer Kraft. Die Gewährung der Wochen- 
hilfe ist nach dem Gesetz davon abhängig, daß noch im Zeitpunkt der 
Geburt des Kindes Kriegsdienste von dem Kindesvater geleistet werden. 
Durch eine neue Verordnung ‘des Rates der Volksbeauftragten ist die 
Frist für die Zahlung einer Reichswochenhilfe vorläufig ver- 
längert und bis auf sechs Wochen nach der Entlassung des Vaters 
aus dem Heeresverbande ausgedehnt worden. Es unterliegt nun keinem 
Zweifel, daß die gegenwärtigen Zustände eine staatliche Unter- 
ie RER EEE a‘ 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2. 


Gedruckt bel Julius Sittenfeld, Berlin W 8, 


12. Januar. 


-—— o ma e a 
aeee 000.00... a e 


stützung der Wöchnerinnen zu einer dringenden Notwendig- 
keit machen. Diese segensreiche Verordnung gehört zu den wenigen 
Kriegsverordnungen, welche es verdienen, auch nach dem Eintritt des 
Friedens beibehalten zu werden. Auch der Optimist kann sich der Erwä- 
gung nicht verschließen, daß mit einem Wiedereinsctzen gesicherter und 
geregelter Ernährungs- und Erwerbsverhältnisse, wie sie in dem ehemali- 
gen Deutschen Reiche bestanden baben, innerhalb absehbarer Zeit nicht zu 
rechnen ist. Unter den Folgen müssen vor allem auch diejenigen 
Frauen leiden, welche dadurch, daß sie ihre Pflichten als Mütter er- 
füllen, im Konkurrenzkampfe benachteiligt werden. Es erscheint uns 
dringend geboten, durch eine gesetzliche Verordnung unverzüglich 
ale minderbemittelten verheirateten und ledigen 
Wöchnerinnen für anspruchsberechtigt zu erklären 
und diese Anspruchsberechtigung nicht davon abhängig zu machen, 
daß der Vater in irgendeiner Form am Kriege teilgenommen hat. Das 
neue Gesetz, das wir wünschen, muß lauten: Die Reichswochenhilfe 
wird als eine Reichsspende einer jeden deutschen Wöchnerin gegeben. 
Es ist undemokratisch, die Verleihung dieser Ehrengabe abhängig zu - 
machen von der Berufsarbeit des Vaters und von dem Einkommen der 
Familie. Wir halten es für eine selbstverständliche l’orderung der 
Bevölkerungspolitik, daß bis zur endgültigen Regelung der Reichs- 
wochenbhilfe durch die Gesetzgebung einer rechtmäßigen Volksver- 
tretung eine vorläufige Regelung durch die zeitweiligen Macht- 
haber erfolgt. Bereits diese vorläufige Regelung darf sich aber nicht 
nur auf diejenigen Fälle beschränken, bei denen eine Teilnahme des 
Vaters am Kriege festgestellt ist, sondern sie muß in einen viel brei- 
teren Rahmen gefaßt werden und diese Unterstützung darf nicht nur 
bis auf sechs Wochen nach der Entlassung des Vaters ausgedehnt, 
sondern sie muß zunächst bis auf unbestimmte Zeit befristet werden. 


Die Landesversicherungsanstalt Berlin versendet 
ihren Geschäftsbericht über das Rechnungsjahr 1917. In diesem 
Jahre hat die Anstalt eine Beratungsstelle für Geschlechts- 
kranke eröffnet, nachdem der ursprüngliche Plan, eine groß angelegte 
Behandlung der Geschlechtskrankheiten in Berlin in Verbindung mit 
den Krankenkassen durchzuführen, gescheitert war. Die Beratungs- 
stelle ist von Anfang an sehr stark besucht gewesen, in den ersten 
acht Monaten ihres Bestehens von über 2000 Personen, etwa drei Viertel 
davon waren Männer, ein Viertel Frauen. Als günstiges Zeichen muß 
aufgefaßt werden, daß im allgemeinen die Besucher pünktlich wieder- 
erschienen, sodaß eine große Aussicht bestand, sie bis zu ihrer Gene- 
sung in Behandlung zu behalten. 

Die Zahl der Altersrentenanträge, die durch die Herab- 
setzung der Altersgrenze für die Rente auf das 65. Lebensjahr im Jahre 
1916 außerordentlich angestiegen war, ging im Laufe des Berichtsjahres 
allmählich zurück. Naturgemäß wurden Anträge auf In validen- 
renten zum sehr großen Teil, in nahezu der Hälfte aller Fälle, von 
Kriegsbeschädigten gestellt, während die Zahl der sonstigen männlichen 
Antragsteller weiter zurückgegangen ist, eine Erscheinung, die mit der 
günstigen Lage des Arbeitsmarktes zusammenhängt, auf dem auch be- 
schränkt erwerbsfähige Männer gute und lohnende Beschäftigung fanden. 
Erfreulich ist eine wesentliche Verbesserung in den Verhältnissen von 
Alkoholisten, Nervenschwachen und sonstigen Kranken, die‘seit Jahren 
invalidisiert waren. Dem gegenüber steht eine große Zunahme der 
Lungenschwindsucht als Invaliditätsursache. Hierfür und für 


. die ebenfalls beobachtete erhebliche Steigerung der Mortalität unter 


den alten Männern und Frauen müssen die schwierigen Ernährungs" 
verhältnisse verantwortlich gemacht werden. Im ganzen haben die 
starke Sterblichkeit sowie die vielen Rentenentziehungen infolge guter 
Verdienstmöglichkeit bewirkt, daß die Abgänge die Zugänge an Renten 
nicht unerheblich überstiegen haben. Die Zahl der weiblichen Rentner 
übersteigt — in Berlin zum ersten Male seit Bestehen der Versiche- 
rungsgesetze — die der männlichen. 


Durch den Leipziger Verband ist angeregt worden, eine be- 
schleunigte Entlassung aller Heeresärzte des Beurlaubtenstandes ZU 
erwirken, derart, daß der einstweilen noch vorhandene Bedarf all 
Heeresärzten alsdann durch vertragliche Anstellung zu durchaus AD” 
gemessenen Gehältern gedeckt werden möchte. Dieser Versuch 181 
gescheitert, weil man den Ärzten keine Ausnahme gegenüber anderen 
Heeresangehörigen zubilligen wollte. Die Heeresverwaltung hat nämlich 
das Recht, alle Heeresangehörigen zurückzubehalten für vier Monate 
von dem Tage an, an welchem die Entlassung des betreffenden Jabr- 
ganges verfügt wurde. - 


Unter dem Titel „Die Reiztheorie und die modern® 
Behandlungsmethode des Diabetes“ liegt eiae von Priv-- 
Doz. Dr. R. Kolisch, Wien-Karlsbad, verfaßte, im Verlage von 
Urban & Schwarzenberg, Berlin-Wien, erschienene Schrift vor, die 
ein anschauliches Bild vom Wesen der Diabeteserkrankung gibt Un! 
als eine äußerst instruktive Geschichte der Diabetestherapie anzu 
sprechen ist. 


Der bekannte früher in Berlin tätige Ohrenarzt Geh.-Itat Hart 
mann feierte seinen 70. Geburtstag. 


Hochschulnachrichten. Berlin: Priv.-Doz. Dr. Liep? 
mann (Geburtshilfe) ist der Titel Professor verlieben. — Halle a >: 
Prof. Mohr, Direktor der medizinischen Universitäts-Poliklinik, ge- 
storben. — Würzburg: Geh. Med.-Rat Dr. Werth, der frühere 


Direktor der Frauenklinik in Kiel, ist im 60. Lebensjahre gestorben. 


-.%-. 


G] 
r 


Jem Eintrlt ds y 

1 sich der Er | 

gesiehertereit 

in dem ehem + 

er Zeit nida } 2 

uch diejenmm- _: 
als Mitra | .  @ 
erscheint w p: 
.unverzigi 0 
d lediga; ~ 
zu erkiu i = 


. nd der Leitungsbahnén. 


hier ein sehr wichtiges Moment vor, das besonders. während des- 


b 


' eintretenden Klappenfehl 


ganz besonders die Kriegstätigkeit mit sich bringt, oder erkranken. 


| unältrationen hinzugetreten waren. 
‚sache für den Herztod und die geringere Widerstandsfähigkeit 


` nicht sehr zahlreiche Autor 
-- die so erschöpfend dargest 
- liches hinzuzufügen war. 


ist, sondern . sich ledi 


‚fischer Üb ung. Wenn 


‚Standsfähig. Dabei ergeben sich alle. Übergänge von leichten so- 


wW ; f 2 oen | 
‚welsbar waren, wenn nicht sekundäre Veränderungen in Form von 


Bee 


ei a E a a aaa a ang. 

myr\ F g ; J ; E 3 | ü 1919. XV. Jahrg ° 
Nr. 3 (737). aa a a a a O aan DE | 
nE ~ nen "OS , j v2 ö PN 5 t 


Med 


Wochenschrift für praktische Ärzte 


` i 7 
Zo $ . z a a 
y E V è, a . 


redigiert von a u i -S y -~ Verlag von. 
Professor Dr. Kart Brandenburg Ze -o Urbán & Schwarzenberg ` 
Berlin ` Pe e S ; o0 o Belno P 
. (Mit 1 Abbildung). Marguliés, Die 


Inhalt: Originalarbeiten: D. x. Hansem anm, Uber die 'Hypoplasie des Herzens und. der Gefäße. 


hysterische Facialislähmung. (Mit 2 Abbildungen). Rhese, Die Verkürzung der Knochenleitung bei der visceralen Lues mit. besonderer Berück- 


K. Stern, Der Schädeldefekt nach ‚Schußverletzungen. und einige Folgezustände. E. Eitner, Zur' Kasuistik 


sichtigung der ‘primären Lues. verletzun igez: a E r' Kasulst 
des sogenannten Paraffinoms. K. Kautsky, Zur Behandlung der schweren Grippefälle. R.Korbsch, Zur Bakteriologie der Influenzaepidemie. 
M. Weber, Die Protargolgelatinebehandlung der Gonorrhöe. — Ärztliche Gutachten aus dem Gebiete des Versicherungswesens; K. Ruhemann, 
Bruch des linken Oberschenkelhalses durch Betriebsunfall. — Tod infolge Hypernephrom der rechten Niere und des Gehirns. Ursächlicher 


Annas hang nicht anerkannt. — 'Referatenteil: G. Liebe, Rassenhygiene. — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — 
mmenhan® nicht anerkann Ä ’ JE : E. Wolff, Der Verkauf der 


Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Breslau. Frankfurt a. M. Greifswald. — Rundschau 
| .- 0... ärztlichen: Praxis; — Tagesgeschichtliche Notizen. | a | 
Erscheinön gelangenden Originalbeiträge vor. 


Der Verlag behält stch-das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum l 
< - A i 5 , \ ` j 1 | X . . Zu x a \ 5 
sodaß dem nichts Weiteres hinzuzufügen ist. Auch hebt Kraus 


zutreffend hervor, was auch schon Virchow betonte, daß die 


und der Gefäße: 


Über die Hypoplasie des Herzens 
ee Von , 

D. v. Hansemann, Berlin. | 
Seit Virchow die Aorta angusta beschrieb, haben sich 
en mit dieser Erscheinung beschäftigt, 
ellt zu sein schien, daß nichts Wesent- 
Neuerdings aber hat sich Kraus?) 
der Frage mit besonderer Sorgfalt angenommen und hat dabei 
auch alle einschlägige Literatur berücksichtigt. Kraus ging be- 
sonders aus von der Betrachtung des Herzens im Röntgenbild, 
Indem er den Begriff des Tropfenherzens schuf. Offenbar liegt. 


Hypoplasie des Herzens keineswegs eine Atrophie ‘desselben ist, 


sächlich zur Zeit der Pubertätsentwicklung, wobei aber die Form 


‚des Herzens nicht dem kindlichen Herzen genau entspricht. Diese 


wuchs des gesamten Individuums. Das Herz kann aber auch in 


‘der Größe zurückbleiben, ohne daß 
des Herzens vorhanden ist. . ~. e 
. Was die Größe des Herzens betrifft, ` sọ kann dieselbe nur. 
beurteilt werden im.Vergleich zur Größe und dem Gewicht des 


' Gesamtkörp 


A 


Krieges in Form einer geringen Widerstandsfähigkeit bei körper- 
lichen Anstrengungen hervortritt. Dabei ist vorweg zu ‘bemerken, 
daß das „Tropfenherz“ nicht eigentlich ein anatomischer Begriff 
glich auf die Erscheinung ‘im Röntgenbild 
bezieht. Aber Kraus hat diesem also rein klinischen, Begriff 
auch eine anatomische Grundlage gegeben. ı S 
Es ist schon lange bekannt, daß es Menschen gibt, die. þei 
7 ern oder. bei. gewohnheitsgemäß -starken 
körperlichen Anstrengungen nicht imstande sihd, die nötige Herz- 
hypertrophie zu bilden, auch nicht, bei' sächgemäßer und systema- 
Leb Sung solche Menschen eine ruhige, sitzende 
ebensweise führen und von intercurrenten Krankheiten verschont 
leiben, so können sie-damit ein hohes Alter erreichen. Sind sie 
aber zu stärkerer körperlicher Arbeit gezwungen, wie es auch | 


. Alle diese Methoden sind aber mit großen Fehlerquellen 


behafte 5 
haben sich Volumenmessungen erwiesen, denn die 


Raummaßen sind so ungenau. und so sehr abhängig 
. tractionszustand, den Leichenveränderungen, sekundären Erweite- 
zungen, dab sie in der Regel gar nichts aussagen. Die verschie- 
denen Methoden der Volumenmessungen habe ich durchprobiert 
und bei allen stets große Differenzen ‚gefunden, wenn man das: 
selbe Herz wiederholt .ausmißt, cl 

Methode bewährt, die ich ‚seit l 


Angaben nach 
von -dem Con- 


ängerer Zeit anwende und die 
| , daß ' oder einzelne seiner Teile in 
einen Cylinder, der mit Wasser 
einem seitlich angebrachten Standrohr die Differenz des ursprüng- 
lichen Wasserstandes und des Wasserstandes - nach Eintauchen 
‚ des Herzens abliest. Man läßt nun durch einen am Boden des 
‚ Cylinders ‚angebrachten Hahn so viel Wasser. in einen -Maßcylinder 
'ab, bis der Stand des’ Wassers die ursprüngliche Höhe : erreicht 
hat, und kann dann in diesem Maßeylinder die Menge des Wässers 
ohne weiteres abmessen, die. dann dem Volumen des Her ) 
‚der eingetauchten Teile entspricht. Aber auch diese Methode ist 
nicht absolut zuverlässig. Auch dabei ergeben sich noch bei 
. wiederholten Messungen desselben Herzens: Unterschiede die auf 
unvermeidlichen ‚Fehlerquellen beruhen. Ich sehe‘ deswegen auch 
davon ab, absolute. oder relative-Maße des Herzens hier anzu- 
geben, und verweise im wesentlichen auf die ‚anatomischen Er- 
fahrungen, die es. dem Geübten bei Berücksichtigung aller. in Be- . 
tracht kommenden Umstände in der Regel gestattet, Abweichungen 
von der normalen Größe des Herzens mit ziemlicher. Sicherheit zu. 
beurteilen. Kleine Differenzen bleiben dabei natürlich unerkannt 
Aber diese liegen auch .bei sorgfältigsten Messungen innerhalb. 
‘der Fehlergrenzen. Sie kommen auch wohl tatsächlich praktisch 
weniger. in Betracht; Dabei soll auch daran erinnert werden, 


daß das Herz sich bei normalen Me 


nn an einer Infektionskrankheit, z. B. an einer Pneumonie, einer 
„enza odef dergleichen, so erweisen sie sich als wenig wider- ` 


en nervösen Erscheinungen- bis zum Auftreten schwerer 
anal oneller Herzstörungen und bis zum 'plötzlichen Herztod. Bei 
er schen Untersuchungen solcher Herzen hat es sich stets 

ausgestellt, daß an der Muskulatur Veränderungen nicht nach- 


wachsartigen Degenerationen, entzündlichen 


ekrosen, hyalinen und 
Infolgedessen ‚suchte man die 


des hypoplastischen Herzens in einer Veränderung der Ganglien 
nichts Ch on Jedoch wurde auch.an diesen Stellen 
lich dj arakteristisches gefunden, sodaß die Frage, warum eigent- 
iche,  "ypoplastischen Herzen den Dienst versagen, im wesent- 
Chen ungeklärt blieb. | en 
TE makroskopisch anatomischen Veränderungen sind dabei 

verschiedene. Kraus hat die Form -des Herzens, die rela- 


ve Kleinheit, seine Lage zum Zwerchfell ausführlich ‚dargelegt, 


)D. m. W. 1917, Nr. 37. 


© £ 


- NOE . ; 
% Ai R 3 
i £ 
i - 
i . un "a . 
adinim, a- 
ng 


Form ist überhaupt nicht einheitlich. ` Die eigentliche Tropfen-- 
‚stellung ist am deutlichsten ausgesprochen- bei frühzeitigem Hoch- _- . 


stellen. 
t, die auch Kraus zum Teil anführt. Am sichersten . 


Am besten hat sich mir eine 


des Herzens oder 


| nschen in sehr genauer Weise . 
der Größe und, dem Gewicht des Menschen. anpaßt. Nur bei no 


sondern ein Stehenbleiben des Wachstums des Herzens haupt- 


eine Tropfform und -stellung ` 


A 


ers, und es ist von jeher’eine große Reihe von Vor- : 
schlägen gemacht worden, die Größe,des Herzens genau festzu- 


darin ‚besteht, daß man.das Herz | 
gefüllt ist, eintaucht ‘und an 


4 P a ag s Ca 
Season 


nn. 


re 


=; 
Tue, 


mu, Pl 
a $ 
. 
wa rn md 
TE 


- t 
- rra sek u... j 
TAS mer De N 
Dunn. r ai 
ren ver 
DER 


ee? An 
. 


7 e oc 
Fee u 4 BR 
Ta > 

Pe E e EIER T TA ET - 

- t pi 


eng la 


68 u 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3. 


leibigen Menschen folgt die Hypertrophie nicht immer der Zu- 
nahme des Fettgehaltes und deswegen des Gewichtes. Sie bleibt 
öfter dahinter zurück, ohne daß es sich um eine Hypoplasie han- 


‘delt. Es sei auch noch besönders bemerkt, daß die Hypoplasie 


sich leicht von einer sekundären Atrophie unterscheiden läßt. 
Die sekundäre Atrophie ist stets charakterisiert durch eine inten- 
sivere Braunfärbung des Herzens und durch eine Schlängelung 
der Coronargefäße, was beides bei der Hypoplasie fehlt. Es muß 
aber daran erinnert werden, daß auch ein ursprünglich hyper- 
trophisches Herz atrophisch werden kann, sodaß man gelegentlich 
braunatrophische Herzen findet, die normale Größe haben oder 
sogar vergrößert sind. Auch sei besonders erwähnt, daß es eine 
Atrophie des Herzens ohne Braunfärbung nicht gibt. Da die 
Braunfärbung an und für sich nicht ein pathologischer Zustand 
ist, sondern im wesentlichen auf der natürlichen Pigmentierung 
der Herzmuskelfasern beruht, ebenso wie die Atrophie der Leber 
stets zu einer Braunfärbung führt, während die nicht normal pig- 
mentierten Organe, z.B. die Nieren, das Pankreas, der Uterus usw., 
niemals braun atrophisch werden. Wenn sich hier braunes Pigment 
anhäuft und gleichzeitig eine Atrophie vorhanden ist, so hat das 
stets eine andere Bedeutung, die. am deutlichsten z. B. bei der 


Atrophie des Pankreas im Verlaufe von Diabetes bei gleichzeitiger 


Anhäufung eines braunen Pigmentes zu sehen ist. 

| In manchen Fällen zeigt nun das Herz keinerlei Formver- 
änderungen außer der Kleinheit mit und obne Tropfenstellung. 
In anderen Fällen aber, und diese bedeuten meiner Erfahrung 
nach die Mehrzahl, treten deutliche Veränderungen am Herzen 
und an den Gefäßen hervor, die sich sowohl makroskopisch als 
mikroskopisch darstellen. Sie decken sich keineswegs mit dem, 
was Virchow als Aorta angusta oder chlorotica "bezeichnete. 
Es gibt freilich zahlreiche Fälle, bei denen die Aorta und mehr 
oder weniger weite Abschnitte des übrigen Gefäßsystems un- 
gewöhnlich eng sind und fettige Infiltrationen und Usuren zeigen, 
die bekanntlich mit der Arteriosklerose nichts zu tun haben. Aber 
diese Enge des Gefäßsystems kann auch vollständig fehlen. Ja. 
es können sogar diffuse und partielle Erweiterungen auftreten, 
manchmal in der Form der Aneurysmenbildung. Manchen Patho- 
logen sind sie sicher schon bekannt. Aber zusammenfassende 


. Mitteilungen darüber in der Literatur fehlen, soweit ich ge- 
‚sehen habe. | 


Was zunächst die Veränderungen an der Herzmuskulatur 
betrifft, so habe ich dem nichts hinzuzufügen. Das Herz ist im 
Verhältnis zur Körpergröße klein, schmal, länglich, nach unten 
spitz auslaufend; die Muskulatur dürftig. Mikroskopisch zeigt 


' sich keine Veränderung, wenn nicht intercurrente Krankheiten 


oder das schon mehrfach vorangegangene Versagen der Herz- 
muskulatur -in Form von akuter Herzschwäche sekundäre Ver- 
änderungen hervorgerufen haben, wie oben erwähnt. Dagegen 
finde ich in der Mehrzahl der Fälle eine Veränderung an den 
Klappen, die besonders. an den Aortenklappen ihren Ausdruck 
findet. Dieselben sind außerordentlich zart, durchscheinend; die 
Noduli Arantii wenig. prominent. Sie haben also das Aussehen, 
wie es normalerweise, die Pulmonalklappen aufweisen. Sehr häufig 
sind über den Schließungslinien Löcher vorhanden nach Art der 
bekannten Fensterung, die im’ höheren Alter eine fast physio- 
logische Erscheinung. ist, die hier aber schon in jungen Jahren 
mit 18 oder 20 Jahren hervortritt. Diese Fensterung ist selbst- 
verständlich als eine sekundäre Erscheinung aufzufassen, die nur 
deswegen so viel früher auftritt, weil die dünnen Klappen früh- 
zeitiger durchlöchert werden als dicke Klappen. Diese Fensterung 
bei der Hypoplasie des Herzens kann als eine frühzeitige Senilität 
aufgefaßt werden. Auch die Mitralklappen sind mitunter deutlich 
zart, dünn und durchscheinend. Die Sehnenfäden dünn. Die 
Klappen der rechten Seite habe ich niemals in gleicher Weise 
verändert gefunden. 

Mikroskopisch findet man in reinen unkomplizierten Fällen 
keine Spur von Entzündung, auch keine Reste von solcher, wohl 
aber einen auffallend geringen Gehalt an elastischen Fasern. 

Wenn man an der Aorta die Wasserprobe macht und das 
Wasser etwas heftig einströmen läßt, so kann es vorkommen, daß 
sich die Aortenklappen nach dem Innern des Herzens zu durch- 
schlagen. Das soll aber nicht besagen, daß sich ein solches Vor- 
kommnis auch während des Lebens ereignet habe. Wenn das der 
Fall.wäre, so müßten sich schwerere consecutive Veränderungen ent- 
wickelt haben, was nicht vorliegt. Dieses Durchschlagen der Klappen 
nach innen ereignet sich übrigens auch nur, wenn die Leichen- 
starre noch nicht eingetreten ist, oder schon wieder gelöst war. | 


19. Januar. ` 


Ob mit dieser Atrophie der Klappen Erscheinungen am 
Lebenden überhaupt zusammenhängen, kann ich nicht entscheiden, 
doch halte ich das in ausgesprochenen Fällen für sehr wahr- 
scheinlich. 

Von großer Bedeutung erscheinen mir die Veränderungen 
am Gefäßsystem. Ich will hier nicht auf die bekannte Aorta . 
angusta eingehen, die, wie gesagt, auch fehlen kann, sondern auf 
zwei Erscheinungen, die bisher weniger beobachtet wurden, näm- 
lich die partielle Hypoplasie umschriebener Gefäßabschnitte und 
die Aneurysmenbildung. 

Bei der Betrachtung der partiellen Hypoplasie der Gefäße 
ergibt sich die Schwierigkeit, zu unterscheiden zwischen der pri- 
mären und der sekundären. Die sekundäre ist seit langem be- 


kannt, und besonders von Roux als funktionelle Anpassung her- 


vorgehoben worden. Sie findet sich überall, wo ein Organ hypo- 
plastisch ist oder atrophisch wird, ja sogar bei Inaktivitätsatrophien, 
z. B. bei Mikrocephalie, Schrumpfniere, Lebereirrhose, Extremitäten- 
amputation, Lähmungen, Mikromyelie usw., also bei einem bunten 
Gemisch der verschiedensten Erscheinungen. Es wird allen in 
Erinnerung sein, daß man irrtümlich eine Zeitlang die Mikro- 
cephalie auf eine primäre Hypoplasie der Gehirngefäße zurück- 
führte, und daß Virchow diesen Irrtum, klarstellte.- Besonders 
schwierig ist die Unterscheidung zwischen primär und sekundär, 
wenn die Kleinheit der Gefäße eine Atrophie der Organe zur Folge 
hat, von einer Form, die auch sekundär sein könnte. So gibt es 
eine Form der Schrumpfniere, die unzweifelhaft auf eine primäre 
Hypoplasie der Gefäße zurückzuführen ist. Tritt dieselbe erst in 
der Zeit um das 20. Lebensjahr auf, so kann die Entscheidung 
unmöglich werden. Ereignet sie sich aber im frühesten Kindes- 
alter und sogar bei Geschwistern, so kann über die ätiologische 
Bedeutung der Gefäßengigkeit kein Zweifel bestehen. Einen solchen 
Fall bei zwei 1/2 und 1!/, Jahre alten Schwestern habe ich kurz 
erwähnt in einem Vortrage über Infantilismus als Bedingung für 
Krankheiten !., Wie ja überhaupt die Gefäßengigkeit und die 
Hypoplasie des Herzens nach meiner Auffassung eine Form des 
Infantilismus ist. 

Kraus betont ausdrücklich, daß er die Hypoplasie des 
Herzens nicht für einen infantilistischen Zustand halte, wie über- 
haupt diejenigen Wachstumshemmungen beim Menschen, die er als 
„Kümmerer“ bezeichnet. Mir scheint aber, daß diese abweichende 
Anschauung weniger in der Sache selbst liegt, als vielmehr ın 
der Definition des Wortes Infantilismus. Denn ich verstehe unter 
Infantilismus einen Zustand, bei dem die Entwicklung des nor- 
malen Wachstums zu irgendeiner Zeit zwischen der fötalen Fertig- 
stellung des Körpers und dem Ausgewachsensein desselben stille 
steht. ' Bei allen diesen bisher stets als infantilistisch aufgefaßten 
Zuständen haben die betroffenen Organe nicht unbedingt die 
Form, wie sie sich beim Foetus oder beim Kinde finden, sie ver- 
ändern sich nach verschiedenen Richtungen hin mit dem Wachs- 
tum des übrigen Körpers, aber sie lassen gewisse kindliche oder 
fötale Formen noch deutlich erkennen, und ich kann einen prip- 
zipiellen Unterschied zwischen diesen allgemein anerkannten IN- 
fantilistischen Veränderungen und der mangelhaften Größenent- 
wicklung des Herzens und der Gefäße nicht anerkennen. Der 
Ausdruck „Kümmerer“ ist an und für sich sehr gut gewählt. Er 
könnte nur leicht zu einer Verwechslung führen mit dem, was 
man bei Tieren als „Kümmerer“ bezeichnet, besonders bei unserem 
Wilde, den Rehen und den Hirschen. Hier versteht man unter 
Kümmerer in der Tat etwas, was mit Infantilismus gar nichts ZU 


“tun hat, sondern im wesentlichen mangelhafte Geweihentwicklung 


infolge von Krankheiten, mangelhafter Ernährung, altruistischer 
Einwirkungen endokriner Natur, alles Veränderungen, die sich 
also mehr dem Begriff der Atrophie als der Hypoplasie an- 
schließen. | 

Schon Virchow hat darauf hingewiesen, daß bei der Aorta 
angusta das Herz groß oder klein sein kann. Es hängt das wesent- 
lich davon ab, ob sich das Herz an der Hypoplasie beteiligt pua 
nicht. Ist das nicht der Fall, so wird das Herz kompensatorlSC ) 
vergrößert. Ist es der Fall, so kann es eine solche Vergrößerung 
nicht ausbilden und bleibt klein, wobei das Kraussche Tropfen- 
herz mit mehr oder weniger Deutlichkeit entsteht, ebenso die oben- 
erwähnte Klappenzartheit. l 

Es ist seit langem bekannt, daß es Menschen gibt mit außer- 
ordentlich kleinen Milzen. Ich habe einmal die Sektion eine“ 
schwangeren Frau gemacht, deren fast ausgetragenes Kind eme 


1) Zeitschr. f. ärztl. . Fortbild. 1914, Nr. 16. 


FE REF Fr 


AT Tr nn nn 
dia 
t 


~ .. geborener Basis n 


©. `o ° 1919- — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3: so P E a anaa 
Formen der Aneurysmen der Sinus. Valsalvae, Zwar können auch 
diese durch Entzündungen, Sklerose, Syphilis und bei alten Klappen- 
fehlern entstehen, aber in nicht seltenen Fällen zeigt sich‘ die 
Ausbuchtung dieser Sinus; ohne irgendwelche entzündliche. oder 
degenerative Veränderung, lediglich. mit ganz glatter/unveränderter 
Intima. - Man findet dann auch mikroskopisch ‘nichts anderes als .. 


19. Januar. 


Milz von gewöhnlicher Größe hatte, die aber ‚größer war als die 
ungewöhnlich kleine Milz der Mutter. Die Milzarterie war. dabei. 
ebenfalls ungewöhnlich eng. Ich zweifle nicht, daß es’ sich..hier 
um einen Infantilismus der Milzarterie handelte, als deren Folge 

die kleine Milz aufzufassen war, an der sonstige pathologische’ Ver- 


änderungen fehlten, Be en | Sk RE 
Ebenso möchte ich eine lokale Hypoplasie der Nebennieren- 
arterie feststellen. Es gibt Fälle von, Addisonscher Krankheit ohne 
Tuberkulose der Nebennieren, lediglich mit einer vollkommenen 
oder fast vollkommenen Atrophie der Rindensubstanz der Neben- 
nieren. Den ersten Fall dieser Art habe ich 1896 mitgeteilt?). 
Später sind noch mehrere -ähnliche Fälle von mir und. anderen 
gesehen worden. In der- Zeitschrift -für Tuberkulose, Bd. 27,.. 
habe-ich auf den wahrscheinlichen Zusammenhang dieser Atrophie 
der Nebennierenrindensubstanz .mit einer Disposition zur lokalen 
Tuberkulose hingewiesen. In allen diesen Fällen fand ich nun 
bei einer Revision der. Präparate eine- ungewöhnliche Enge der 
zuführenden Arterien.: Ich zweifle nicht mehr daran, daß auch 
hier ein ätiologischer Zusammenhang besteht,- doch bedarf dieser 


noch der weiteren Beobachtung., eo: e 
Bei der Engigkeit der Aorta und der einzelnen Gefäß- 
abschnitte handelt es sich stets.um’ eine Verringerung aller Bestand- 
teile der Gefäße; elastische Fasern, Muskulatur, Bindegewebe, Vasa 
vasorum sind weniger entwickelt als unter normalen Bedingungen. 
Es kommt aber auch vor, daß die: elastischen Fasern allein zu. 
wenig entwickelt sind. Bekanntlich ‚sind die elastischen Fasern 
bei der Geburt wenig ausgebildet und treten erst im Verlaufe der 
weiteren Entwicklung deutlich hervor. .Das. ist nicht, nur an den. 
Gefäßen der Fall, sondern überall, also auch an den Lungen, den 
Bronchien, dem Darm usw. Es können- nun die elastischen Fasern 
lokal auf dem fötalen oder auch auf einem späteren kindlichen: 
Zustand der Entwicklung stehenbleiben, was ‚also immer einen 
Infantilismus bedeutet. Geschieht das in den Lungen, so’ ent- 
wickelt sich das sogenannte congenitale Emphysem, das selbst- |, 
verständlich nicht angeboren ist, sondern auf der Basis dieses 
Infantilismus später zustande kommt. Das bedeutet den Unter- 
schied zwischen’ dem . „congenitalen* Emphysem und dem 
„Freundschen“ Emphysem, bei. dem 'die elastischen. Fasern in 
voller Entwicklung vörhanden sind 2,  Geschieht dasselbe in den 
Bronchien, so entstehen Bronchiektasien. Geschieht es aber an 
den Gefäßen, so bilden sich aneurysmatische Erweiterungen aus. 
An der Aorta ‚ascendens ‚führen -dieselben ‘niemals zu wirklichen 
Aneurysmen; es handelt sich stets nur um dellenförmige Aus- | 
buchtungen nach hinten. Die Innenwand der Aorta ist dabei j` 
glatt und ohne Veränderungen. Erst die. mikroskopische Unter- 
Suchung zeigt die Verringerung der elastischen Fasern ‚gegenüber 
anderen Teilen der Aorta und im Vergleich. mit normalen Gefäßen: 
=- Keinerlei Entzündungs- oder degenerativer Prozeß ist hier wahr- 
zunehmen, wie es bei syphilitischen und arteriosklerotischen 
Gefäßen zu sehen ist. Diese Erweiterungen, die verhältnismäßig 
recht häufig sind, -sind. seit längerer Zeit bekannt und ‚galten 


|. eine infantilistische Gestaltung dieses Aortenabschnittes. - 

x. Im. Gegensatz zur Aorta ascendenskann ‘man aber hier in. 
manchen Fällen schon von einem wirklichen Aneurysma sprechen. 
‚Ich habe einen Fall gesehen, bei dem die-Wand der Ausbuchtung 
fast bis zur Durchsichtigkeit verdünnt’ war, T und einen anderen, 


Anders ist es. bei den kleinen Gefäßen des Gehirns. 
kommt es zu wirklicher Aneurysmabildung,. und das sind diejenigen ` ` 
Fälle, die man schon früher als congenitale Aneurysmen bezeich- ` 
nete, wobei man natürlich ebensowenig wie bei dem „congenitalen . 


wirklich angeborenen Zustand dachte, als. vielmehr an eine Ver- 
| änderung, auf angeborener Basis allmählich . entstanden. : Diese 
. Basis: ist charakterisiert durch die mangelhafte Ausbildung der ` 
elastischen Fasern. S = | u nn 
Hier möchte ich nun 
mitteilen: . | SE ent 
_ 1. Ein junger Mann von 18 Jahren, der. einen Handwagen. führte, =. 
fiel in ‚der Luisenstraße unmittelbar vor der Charité ohnmächtig hin, 
wurde ‚noch lebend in das Krankenhaus gebracht, verstarb aber - 


zwei. ganz charakteristische Fälle kurz . 


‚innerhalb weniger : 
Minuten. Die Sek- 


' traubenförmige 

- Gruppezahlreicher :: 
kaum  stecknadel- 
kopfgroßer Aneu- 
- - rysmen in einer 


tung (vergleiche >. 
` die. Abbildung). 
‘Alle Gehirngefäße 
waren ungewöhn- : ` 
- lich zart und dünn. 
. Die Aneurysmen 
aber saßen an 
einem kleinen Sei- 
tenast der Arteria 
fossae Sylvii. Über 
' die Beschaffenheit 
: ei -der Aorta. und 
Natürliche Größe. - des Herzens dieses 
f EN ~>- weit zurückliegen- 
. den Falles besitze ich leider keine Notizen.. Es war auch wohl damals 
auf diese ‘Verhältnisse nicht besonders geachtet worden, . | 
-> ,„2. Mann. von etwa 27 Jahren, von magerer Konstitution, 'stets 
anämisch, nervös und leicht erregt. Eine genauere klinische Unter- . 
suchung hatte nicht stattgefunden, speziell fehlt ein Herzbefund wäh- 


| ner, als man noch nicht .den. syphilitischen Ursprung der. 
a a DA, irrtümlich als Vorstadien der echten Aorten- rend des Lebens. Er erkrankte plötzlich mit Bewußtlosigkeit, die schon 
So wurden sie auch von Virchow aufgefaßt, der am: folgenden Tage zum Tode führte, nachdem einige Tage heftige 


Kopfschmerzen vorangegangen waren. Bei der Sektion fand sich ein 
typisches -Tropfenherz mit sehr zarten Klappen der linken Seite und 
Fensterung der Aortenklappen über den Schließungslinien. Aorta sehr 
eng mit fettigen Herden besonders an der hinteren Seite zwischen den 
Intercostalarterien. Diese selbst haben einen unregelmäßigen und un- 
symmetrischen Abgang aus der Aorta. Im Gehirn eine große Blutung, 
die fast die ganze linke Hemisphäre zertrümmert hat. In dieser an 
einem Seitenast der Arteria fossae Sylvii ein fast erbsengroßes ge- - 
platztes Aneurysma. Keine Spuren von Syphilis oder Arteriosklerose. 
‚Alle. übrigen Organe chlorotisch, aber sonst unverändert. Mikroskopisch 
zeigen die Herzklappen und die mittleren Gebirngefäße eine starke Ver- 
minderung der elastischen Fasern. , ee 
. Man wird sich fragen müssen, ob man, über die ätiologischen 
Bedingungen für das Zustandekommen dieser Gruppen zusammen- 
gehöriger infantilistischer Erscheinungen etwas aussagen kann. 
Zweifellos kommen alle diejenigen Momente in Betracht, die über- - 
haupt für infantilistische Entwicklungen in. Frage kommen, die 
zum Teil unbekannt sind, oder nur durch ‚ziemlich unbestimmte 
Definitionen wiederzugeben sind, “wie z. B, angeborene Gewebs- 
. schwäche oder gewisse erbliche Umstände Dazu treten aber 
andere Momente, die sich wohl definieren lassen. In zwei Fällen 
von ausgesprochener Hypoplasie der Gefäße und des Herzens 
stellte sich heraus,, daß die Väter der sonst kräftig entwickelten 
Kinder an progressiver Paralyse gestorben waren, also zweifellos 


aneurysmen. 
wiederholt darauf hinwies, daß die sklerotischen Veränderungen 


In den Aneurysmen häufig erst sekundär eintreten. Ich halte 
aber auch das nicht für zutreffend, und meine, daß aus diesen 
aneurysmatischen Erweiterungen der Aorta ascendens. auf an- 
ichts weiter wird, als eben diese’ geringen Er- 
Weiterungen. Diese Ansicht leite ich davon ab, daß sich niemals. 
‚m einer solchen Erweiterung, auch nicht in den ersten Anfängen, 
alle die Veränderungen finden, die man bei syphilitischen und 
Sklerotischen Aneurysmen zu sehen gewöhnt ist. Ich habe in der 
letzten Zeit in Krankengeschichten jüngerer Männer mit sogenannten. 
' Dervõsen Herzstörungen verhältnismäßig häufig die Anmerkung 
Befunden, daß die Untersuchung mit Röntgenstrahlen eine Erwei- < 
terung des Anfangsteiles der Aorta aufwies. Ich zweifle nicht 
daran, daß es sich in einem Teil der Fälle um eine solche aneu- 
tysmatische Erweiterung auf infantilistischer Basis handelt, Natür- 
lich müßten in jedem Falle andere ätiologische Momente (Arterio-. 
Sklerose, Syphilis) ausgeschlossen werden. > è ` Er 
Unzweifelhaft besteht ein Zusammenhang zwischen dieser 
mangelhaften Entwicklung der elastischen Fasern und manchen 


IB kl. W. Nr.14. _”. ARE ee 

Ind: ) Vgl. meinen Vortrag „Die anatomische Grundlage ‚für die 
Be der Freundschen Thoraxoperätion“, Arch. f. klin: Chir. 
‚v0. 4, 


A 


s 


H a de is ` 
... 4 - : 
DEAE ni u te 

een i 


nn k = 
wa _ rd e wn nn. nen y 
a ” u (Piper Spulen 


ei r Ae a i Erg ee 
ar. - un EEE 
rn ren Dee 
SE ni een Ca C 
any TEN ER ea a 
fl 


RE u 
A - i 


_ 
u.‘ 

Lau) 

D ae 


EN 


-~ 


- ` z 
Bi: 


eine mangelhafte Entwicklung. der elastischen ‚Fasern, ‘das heißt ` 


m 


ee 
Ma aA yë 
ara taa 
= 


“, v i wo 
Tr a tae rn 
N kore = = 


bei’ dem es zu einer‘ wirklichen Ruptur gekommen war. E 
Hier. a N 


Emphysem“ . oder den „congenitalen Bronchiektasien“ an ‚einen: {hi 


tion ergab eine . 


großen Gehirnblu- Be 


S 


cn 
P SATE oS 
A 
` 
n 3s 4 ax O RUS en DD AR A i 
ae . . è eNe . ea k - 
ma. 0. nn ż : ars k - er i - - er ee a 2 Tee 4a ae 
A » nn, Ei . $ nun = x x e-n, a t a ` = Ban nn BEN a 
d . f m ses Pe y A ES - = 3 > `~ Ferse: H an x 
a? ` E 5 ` eae a = ` j : ie wi east Pr 
-Ae Roi ET A SA S “ #8 Bas e RNA 3 ar a we. s~ ugk v Ze Pr urn on, Fon 5 a Ze Vz 
* Dome 8, ANG y oa a 5 a x een ei EEE - r et a ae i - - >a = - . 
.. - x ES Fu ty . PEST IE 7 EINER A ' ern = G BEP PR z z ey % Se Se a a = re: ` ; Kia š 
FR PER Il... ET, Sa Re $ RAS E SE ETA de A zis er N ORS el FR m 
Rk k . ~ E te 2 En aa ET N - ee, p a - a Bu a: BE See. a: hen a; x 
4 i ... Br 3 2 DDr s. x - =, ER N zi aaa... 0 ... A EA Ba au u x % u N T En A 4 2 m 
i ae na en se ER Me R lu Mm... rn - ; - eara t ` = er, R 
Pan ._.. “ Sa S B ES wu... SER reg EL par er SE s nern Fà E = z en . E Ei RR N r 
= Nennen y 2 a f - Ta AT u a ke a a O a E h rg x 5 DE ar: EDEN on S Gi r 
u EEE EN : D b o e Era E T T RE > Ea w E ‘nS F 
m“ x „= A ` Er on... BR Pr: A iR ‘ Ar oo. B ` Ak A ~ 
” De zi T 22 ae a ee n hy ...— =` Ta s a .. 7 ci Ñ 
3 š = - _ . er a 
% s en IR Bar ~ -a -n T 


k 


m 


JR 


= 


Gad 


FE 


> 
-~ 
nn l aa 
K « 
non. ï 


- 


mn em ine ea — 
: R F Fa ee 


open 
STERN 


Da n 


-- 
um 


ys 

Y 
y! 
j 
. 
a 

” 

“ 


» 
3 
i f 
$ a 
= E 
i a 
3. 
j A 
„Fi ai 
"TAT 
J t 
TE 
rR 
I R 
P E 


= ol. - u Du Zn nn 


60 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3. 


syphilitisch waren. Merkmale congenitaler Syphilis fehlten bei 
diesen Individuen aber vollständig. Es ist bekannt, daß bei con- 
genitaler Syphilis infantilistische Gewebsentwicklungen in den Or- 
ganen gar nicht selten sind, so besonders in den Lungen, in 


` der Leber und im Pankreas. Auch ist gesehen worden, daß 


die Syphilis der Eltern einen Einfluß ausüben kann auf die Ent- 
wicklung der Geschlechtsorgane; daher erklärt sich der Umstand, 
daß bei der Hypoplasie der Gefäße und des Herzens wiederholt 
eine Atrophie der Geschlechtsorgane beobachtet wurde. Virchow 
wies schon nach, daß diese Atrophie nicht etwa ein ätiologisches 
Moment sei. Dem schließt sich auch Kraus an und ich kann 
dasselbe bestätigen. Offenbar aber kann die gleiche Bedingung, 
die die Hypoplasie des Herzens und des Gefäßsystems hervorruft, 
in manchen Fällen auch die Hypoplasie anderer Organe bedingen, 
die dann selbstverständlich nicht eine regelmäßige  Begleit- 
erscheinung zu sein braucht. Sicherlich ist die Syphilis ge- 
eignet, eine infantilistische Hypoplasie der Organe hervorzurufen. 
Ob die Syphilis der Vorfahren besonders häufig für die Hypoplasie 
des Gefäßsystems verantwortlich zu machen ist, müßte erst bei 
genaueren Erhebungen festgestellt werden. Denn bei dem Kranken- 


 hausmaterial erfährt man in den meisten Fällen nichts über das 


Leben ‚und die Gesundheit_der Vorfahren. 

Außer der Syphilis würde weiter in Erwägung zu ziehen 
sein, ob mangelhafte Ernährung in der Jugend, das heißt in der 
Wachstumsperiode, Alkoholgenuß und andere Momente in Frage 
kommen, die auf das Wachstum einen Einfluß ausüben können. 
Allerdings ist hier hervorzuheben, daß alle diese wachstums- 
hemmenden Momente der Ernährung fast immer nur zeitweise ein- 
wirken und die mangelhafte Entwicklung bei Aufhören der un- 
zweckmäßigen Einwirkung nachgeholt wird. Dahin gehen beson- 
ders die Versuche an Tieren, die z. B. gezeigt haben, daß man 
tatsächlich Hunde durch die Einwirkung von Alkohol in der 
Wachstumszeit klein halten kann und sie in dieser kleinen Form 
bis zur Fortpflanzungsperiode bringen kann. Wenn man aber 
dann mit der Darreichung von Alkohol aufhört, so fangen die 


Hunde plötzlich an zu wachsen. Die Kenntnis dieser Verhältnisse 


wird von Hundezüchtern mitunter zu betrügerischen Maßnahmen 


verwendet. Ob wirklich dauernde Wachstumsstörungen durch un- . 


zweckmäßige und mangelhafte Ernährung hervorgebracht werden 
können, steht also noch keineswegs fest. 

Weiter könnte man daran denken, daß Krankheiten im 
frühesten Lebensalter oder auch besonders zur Zeit der Pubertäts- 
entwicklung einen Einfluß auf die Entstehung dieser Zustände aus- 
zutiben imstande wären. Daß solche intercurrenten Krankheiten 
auf das Wachstum und die Entwicklung einen Einfluß ausüben 
können, beweisen die Störungen der Zahnentwicklung nach fieber- 
haften Krankheiten und nach Rachitis. Diese Veränderungen be- 
stehen ganz wesentlich darin, daß die Bildung des Zahnschmelzes 
in der Wachstumsperiode der Dauerzähne verhindert wird, und 
diese Dauerzähne deshalb mit Defekten des Zahnschmelzes in die 
Erscheinung treten. Also auch hier handelt es sich um ausge- 
sprochene Hemmungsbildungen, sodaß der Schluß zulässig ist, 
daß durch solche intereurrenten Krankheiten auch an anderen 
Organen und Geweben Hemmungserscheinungen auftreten können. 
Auch das würde noch weiterer Feststellungen bedürfen. 

Fassen wir alle diese Veränderungen zusammen, so’ handelt 
es sich offenbar um eine gemeinsame Gruppe infantilistischer Er- 
scheinungen. Dieselben können das gesamte Gefäßsystem oder 
einzelne Abschnitte desselben betreffen, z. B. Gefäße und Herz, 
Gefäße allein oder Herz allein, Aorta in ihrer ganzen Ausdehnung, 
Aorta ascendens allein, Aortenklappen und Sinus Valsalvae, einzelne 
Gefäßabschnitte (Gehirn, Nieren, Nebennieren, Milz). Dem Wesen 
nach betreffen diese infantilistischen Erscheinungen die ganzen 
Gefäße (Hypoplasie) und das Herz (Tropfenherz mit den betreffen- 
den Klappenveränderungen), oder nur die elastischen Fasern. In 
letzterem Falle stehen sie auf einer Stufe mit der mangelhaften 
Ausbildung der elastischen Fasern in den Lungen und an den 
Bronchien, vielleicht auch am Ösophagys (spontane Dilatation), und 
am Darm (Dünndarmdivertikel). Es wäre in Zukunft darauf zu 
achten, ob alle diese Veränderungen besonders häufig in Kombi- 
nation untereinander und mit anderen infantilistischen Erschei- 
nungen vorkommen. Daß die Aorta angusta mit anderen infanti- 
listischen Veränderungen vorkommt, ist bekannt. 

Die Folgeerscheinungen richten sich nach dem Grad der 
Entwicklung und ergeben sich aus dem Gesagten: 

Hypoplasie der Gefäße mit Beteiligung des Herzens = Chlo- 
rose mit kleinem Tropfenherz. 


Hypoplasie des Herzens = Herzhinfälligkeit, Unfähigkeit zur 
Hypertrophie. 
Hypoplasie der Gefäße = Chlorose, Herzhypertrophie (bei 
genügendem Anreiz dazu). 
Lokale Hypoplasie = Aneurysma der Sinus Valsalvae, 
aneurysmatische Erweiterung der Aorta ascendens, Aneurysmen 
der Gehirnarterien, Schrumpfnieren, kleine Milz, Atrophie der 
Nebennierenrinde (mit und ohne Tuberkulose). . 


— 


Aus der Nervenabteilung des Garnisonspitals Nr. 11 in Prag 
(Oberstabsarzt Dr. Halbhuber). 


Die hysterische Facialislähmung. 


Von 


Prof. Margulies. 
Das Vorkommen hysterischer Facialislähmung wurde län- 


gere Zeit hindurch auf Grund der Autorität Charcots über- 


haupt geleugnet. Wenn wir der Darstellung Wilbrand und 
Sängers (1) folgen, so hat Charcot erst zuletzt zuge- 
geben, daß bei Hysterie eine wirkliche Parese des Facialis vor- 
kommt. Wie die Literaturübersicht an erstgenannter ‚Stelle er- 
gibt, war in den wenigen beobachteten Fällen immer nur der 
Mundfacialis betroffen. Die genannten Autoren haben in ihrem 
enormen Nervenmaterial ein einziges Mal eine Parese des Mund- 
facialis, niemals eine solche des Stirnastes gesehen. Wilbrand 
und Sänger führen endlich noch die Fälle von Oppenheim 
an, in denen neben einer typischen peripheren Facialislähmung 
aller Äste mit Entartungsreaktion auf der Seite der Facialislähmung 
Hemianästhesie und andere Störungen in der Empfindungssphäre 
hysterischer Natur vorkamen. Oppenheim schloß, daß die 
Lähmung und ihre Begleiterscheinungen das auslösende Moment 
für die Entstehung des hysterischen Symptomenkomplexes ge- 
worden sei. 

In ähnlicher Weise äußert sich Uhthoff (2), der es als 
besonders interessant bezeichnet, „ob auf Grund einer hysterischen 
Parese der oberen Äste oder des ganzen Facialis ein Lagophthal- 
mus und damit ein Augensymptum entstehen kann“. Uht hofi 
schließt, es sei „mindestens außerordentlich selten“, daß der Orbi- 
cularis auf Grundlage von Hysterie von Parese befallen werde, 
und führt an, daß einzelne Autoren dieses Vorkommnis gelten 
lassen, andere dagegen überhaupt bestreiten. 

Auch in der jüngsten Publikation über die Beurteilung von 
Augensymptomen bei Hysterie von W i 8 m an n (3) wird angeführt, 
daß eine Lähmung im oberen Facialisgebiet durch Hysterie allgemein 
bestritten werde, und daß Binswanger nur eine einzige Beob- 
achtung von Seeligmüller gelten lasse. Wißmann zitiert 
ferner die — gerade für uns sehr wichtige — Beobachtung von 
Ziehen (4). lch habe diese Publikation erst auf Grund von 
Wißmanns Darstellung einer näheren Durchsicht unterzogen 
und führe ihren Inhalt wegen .der prinzipiellen Wichtigkeit des 
Falles, der tatsächlich die erste und vielleicht einzige sichere 
Beobachtung einer hysterischen Facialisparese darstellt, hier. 
näher an. 

22jährige Schneiderin. Aufmeißelung des rechten Warzenfort- 
satzes wegen Otorrhöe, dadurch rechtsseitige Gesichtslähmung; UN 
mittelbar oder bald darauf angeblich Lähmung der linken Gesichts- 
hälfte bemerkt. Aktiver Augenschluß unvollkommen, Lidspalte rechts 
bis 8 mm, links bis 1 mm geschlossen, dabei regelmäßig Blick nach 
rechts. Beim Blick geradeaus und nach unten kein Lidschluß. Bei 


Versuch von krampfhaftem Lidschluß links mehr als rechts klonische 


Zuckungen im Orbicularis. Ticähnliche Bewegungen im rechten l"a- 
cialisgebiet. Frontaliswirkung rechts fehlend, links schwach. Im 
Schlafe beide Augen geschlossen. Mundfacialis rechts paretisch, ve 
anscheinend etwas kontrahiert. Elektrische Erregbarkeit links poma : 
rechts für alles stark herabgesetzt. Hemihypalgesie rechts. Rechts 
Geschmacksstörung, rechtsseitige Contractur der Mm. pterygoidei. P 
Bellsche Phänomen ist so umgestaltet, daß bei dem unvollkommenen 
Lidschlußversuch regelmäßig beide Augäpfel nach links gehen. M! x 
hysterische Lähmung im linken Orbicularisgebiet stelle eine psychogen? 
Nachahmung der rechtsseitigen organischen Lähmung dar — „AU 0 
mimetisches Symptom“. 5 
Auf die meines Erachtens entscheidende Bedeutung des Xai 
lens des Bellschen Phänomens für die Beurteilung dieses irant- 
heitsfalles geht Ziehen nicht näher ein. ; í 
Ich habe (5) vor kurzem einen Fall mitteilen können, I em 
zu einer partiellen traumatischen Schädigung sich eine gleichseitig Ä 
hysterische Facialislähmung beider Äste hinzugesellte. Trotz og 


19. Jannar. 


nf m 
srtrophik wl 
wet, 

j Valle | 


Anema) =. | 


Atrophie a j 


= 


nt. 


19. RANT 


‘rese, an welche zufolge des Verletzungsmechanismus von früheren 


vollständige Fehlen des Bellschen Phänomens nachweisen. In dem ' 


-ich daher auf die genannte Publikation. | | 
i Fälle von seit Kindheit 


Bellschen Phänomens, vorübergehendem Eintritt desselben bei be- | 
lichere Hervortreten des Be 


. 
4 + 
tad 
i 
hag 
a" «it 
e 
1 
e A f 
LM 5 
z d 
D A 
A o 
-i U 
si t> 
; PS 
z * 
B % 
F P 
a. 
č 
‘ 
3 X 
. re 
$ L- 
kA z 
$ Ga 
eo 


Thänomen nicht das geringste... Es scheint, daß Pichler nicht 
n vollständig ausreichender Weise auf die Art des Lidseblusses- 
geachtet hat. Aus den Abbildungen, wie aus der Beschreibung Ä 
das linke Auge nach innen, mitunter etwas nach 
Wenn geringer 


als interessant her 


‚scheint. Es könnte sich ebensogut um’ eine funktionelle hyste- 


Saon nachweisen“. 


r a, 
v ee 
u m - % g a 
=. mm ne TIP i : H = 
A ET tE U - a ee . ` 
ee, de oe 
š y P - . x - 7 
2 Io TE at ia . SU T a ` u; 5 Er 
. E \ n er E. aae E E 
an 9 


< . 1919 —. MEDIZINISCHE KLINIK — Nr 


 zipielle Wichtig 

Geschichte desselben ‘eingehen. © = ~ | | SES 
. — Schon Bernhärdt (10), der wohl zuerst auf die Bedeutung 
‚des bereits 1823 publizierten Symptoms Christian Bells hin- 


fünfwöchigen Bestehens der Lähmung bestand. normale elektrische . 
Erregbarkeit im paretischen Facialisbereich. Als wesentlichsten: 
Unterschied gegenüber einer organischen, peripher bedingten Pa- 


bei den meisten gesunden Personen „bei sanftem Augenschluß 


Untersuchern in meinem Falle gedacht wurde, konnte ich das 
die. Augäpfel ihre Ruhestellung beibehalten und nur bei sehr 


großen Material an Nervenkrankheiten, insbesondere £funktioneller” 
Natur, das mir durch den Krieg. zugeführt wurde, konnte ich seit- 
her sieben weitere Fälle hysterischer Lähmung des Stirnastes des 
Facialis beobachten, in denen ich die differentialdiagnostische Be- 
deutung des Bellschen Phänomens . für die Beurteilung der Läh- 
mungsätiologie und Lokalisation sicher erweisen konnte. Wegen 
der prinzipiellen Wichtigkeit dieser Tatsache möchte ich heute 
etwas ausführlicher darauf eingehen. i | 

Ich habe schon. vor längerer Zeit (6) auf Grund der Beob- 
achtung zweier Fälle von Herderkrankungen der Großhirnrinde mit 
einseitiger beziehungsweise doppelseitiger Facialislähmung, sowie. 
in einem Falle von Pseudobulbärparälyse ein Fehlen des Bellschen 
Phänomens beobachten können, und daraus geschlossen, daß 
das Bellsche Phänomen eine vonder Großhirnr 
innervation ausgehende Mitbewegung ist, daß 
somit sein Vorkommen. an die völlige Intaktheit und Funktions- 
fähigkeit der Willensbahn. für den Augenschluß gebunden sei. 

Hering (7), der meinen letztgenannten Fall zuerst beob-. 
achtete, sprach es als. wahrscheinlich aus, daß in der. Hirnrinde 
eigene Bahnen zwischen: den Ganglienzellenkomplexen, welche den 
Augen- und Lidbewegungen vorstehen, vorgebildet seien. RR 

In einer ausführlicheren Besprechung der Pathologie des 


Hindert mian aber durch kräftiges Auseinanderhalten die Schließung 


der Fälle nach oben und außen, sehr viel seltener. nach oben ‚und 
innen“. Bernhardt führt aber schon an, .daß „in Ausnahme- 
fällen der Augapfel, wenn er energisch fixiert wird, unbeweglich 
bleibt“. Bernhardt weist auch in einem zweiten Aufsatze 
neuerlich auf die schon von Bell beobachtete Tatsache hin, daß 
man, wenn man den Lidschlußversuch bei sich selbst anstellt, die 
Bell schildert dies folgendermaßen: „Stehen wir mit geschlossenen. 
Augen vor einem Fenster oder vor einem Lichte, so werden wir 
bei: aufmerksamer Beobachtung stets einen roten Schimmer durch 


selbst oder an einem anderen versuchen, die Wölbung der 
Cornea unverändert an derselben Stelle fühlen. Machen 


obgleich sie bereits geschlossen sind, so werden 
wir augenblicklich ganz im Finstern sein, weil während 
Bewegung die Augäpfel aufwärts gekehrt 'werden.“ 3 

‘ Also schon der Entdecker unseres Phänomens, wie alle 
späteren genauen Nachuntersucher, wie auch Bernhardt haben 
festgestellt, daß die Aufwärtsrollung des Auges (beziehungsweise 


-= Bellschen Phänomens ist Kraupa (8) vor kurzem auf alle hier 
| gegangen und: verweise 
ni: der Augäpfel) nur bei kräftigem Lidschluß erfolgt. Köster 
nennt diese Art des Lidschlusses den „zwangsweisen Lid- 


interessierenden weiteren ‚Mitteilungen ein 

Pichler (9) hat vor kurzem zwei 
bestehender ‚Facialislähmung mit vorübergehendem Fehlen des | schluß“ und auf der durch die Fäacialislähmung bewirkten 
Verstärkung dieses zwangsweisen Lidschlusses beruhe das deut- 


fohlenem Lidschluß publiziert. So interessant die Beobachtungen 


sind, so beweisen sie aber doch für unser in Rede stehendes Facialislähmung. 


Ich führe‘ nun’ die Fälle von hysterischer Facialis- 


Augenklinik (Prof. Elschnig) gesandt wurden und 
meine Augenbefunde dort genau kontrolliert wurden, 

1. J. St, 28 Jahre alt. Am 18. November 1916 dürch 
Schrapnellsplitter am Kopfe verletzt. In bewußtlosem Zu- 


Auf meine Station ‘aufgenommen am 14. Februar 1917. 
Kopfdurchschuß: Einschuß unterhalb, des Infraorbitalrandes 
rechts, adhärente, druckempfindliche, zirka bohnengroße, 
Narbe. 5 cm lange Operationsnarbe hinter dem linken 
‚Ohr. 4 cm oberhalb dieser Narbe eine stark druckempfind- 
liche Stelle .mit geringer Impression. Durchschuß der linken 
' Wade und der linken Bauchhälfte obne sonstige Störung. 
Mittelgroß, mittelkräftig. Links Parese beider Äste des 
Facialis, beim‘ Zähnezeigen bleibt der linke Mundwinkel 
herabgezogen, die Zunge. wird zitternd und gerade 
‚vorgestreckt. Kniephänomen beiderseits lebhaft. Haut- 
sensibilität: strumpf- und handschuhförmige .Analgesie, 
Gang kurzschrittig, Taumeln mit geschlossenen Augen, 
starke Dermographie, leichter Tremor des ganzeri Körpers, 
BLS 'Lidflattern, Zittern des ganzen Kopfes. | 
=` 7- Augenbefund: Gewöhnlich beide Augenlider maximal 
ı retrahiert, mitunter auch Andeutung von Graefe. Linke Lidspalte etwas 
weiter. Links beim Blinzeln leichter Lidschlag des Oberlides, sodaß 
meist die halbe. Cornea gedeckt wird.. Nur mitunter am. linken Auge 


normaler Bell, sehr. selten auch am rechten. Auge. 
innen oben, oft 


bleibt es vollständig in der Mitte der Lidspalte. 

Bell erfolgt, steh} das Auge nie ruhig, sondern irrt bei leicht er- 
hobener Blickrichtuig hin und her. Bei verlangtem Lidschluß 
rückt das Unterlid deutlich etwas höher, das ‘obere wird entweder noch 
‚stärker. gehoben, oder es sinkt deutlich herab. Dabei Lidflattern und 
intensives Zittern mit dem ganzen Kopfe. Sicher keine ausgesprochene 
Bewegungsanomalie. Monokulares Doppeltsehen mit dem rechten Auge 

mit dem linken nicht. Cornealreflexe beiderseits herabgesetzt: Ophthal- 


moskopisch links: Conus nach innen unten, Hypermetropie 2. 
Bei seitlicher End- 


Rechts: Hypermetropie 5, Conus nach unten. 
stellung mitunter nystagmusartige Zuckungen unter lebhaftem Kopf- 


tremor. Pupillen normal, jedoch stellen sich oft Konvergenzkrämpfe 
Funktionsprüfung des Auges); daß bei einseitiger hysterischer Amblyopie 
. das hysterische Auge sich bei Simulationsproben, also auch am Stereo- 
skop, immer als sehend erweist, wenn der Hysteriker nicht weiß, 
daß das kranke Auge zum Sehen in Anspruch genommen wird. ` 


et man, daß der Lidschluß immer nur ein leichter, 
a kein sehr intensiver war. Das Ausbleiben .des Bell- 
la en Phänomens bei leich tem Lidschluß ist aber eigentlich 

S Normale, und wäre also in diesem Falle hauptsächlich 
wiederh vorzuheben, daß auch. bei leichtem Lidschluß 
sieh er olt Bellsches Phänomen 'schon aufgetreten ist. Es wird 
aan Ja bei weiteren Beobachtungen, wenn auf unser Symptom 
En geachtet wird, zeigen, ob dieser Fall für länger be- 
Re e einseitige Facialislähmung die Regel ist. In Pichlers 
A em Falle handelt es sich sicher nebenbei um Versuch der 
setayation, wenn mir auch die Simulation nicht sicher erwiesen 


-he Komponente gehandelt haben1). Mit Rücksicht auf die prin- 


n Eichler führt an, daß „hysterische: Symptome fehlten, da- 


pen N sich am Stereoskop links gutes Formensehen, also Simu- 
Ich möchte dazu bemerken (siehe Elschnig, 


= -_- 


on 6 
keit unseres Phänomens möchte ich kurz auf die 


gewiesen, konstatierte auf Grund eigener reicher Erfahrungen, daß | 


energischem Lidschluß etwas nach oben Hin abweichen. 


dës Auges, so rollt der Augapfel nach oben und’in der Mehrzahl 


dabei bestehende Augenstellung subjektiv zu beobachten vermag. . 


das Augenlid hindurch sehen und. auch, mögen: wir dies an uns 


wir nun den Versuch, die Augenlider zuzudrücken, 
dieser 


schen. Phänomens bei peripherer 


 parese, die ich beboachten konnte, kurz an. Ich, 
bemerke dazu, daß alle Fälle von mir an die Deutsche 


stand ins Hinterland abgeschoben. Im Feldspital operiert. 


In der Regel irrt . 


er 2 TNO ea 


BE e A 


a.’ - vr u = . Polar + - 
5 u... . . Pi ver x n 
e 2.3 Re x 
paT 2 i < te EA En 
tn ann EG . .. !r Ze IR ken, - . 
3 =- A a an En x ee Ser 
BEE ” ea X 5 ee ET art ee 
u 7 Famy zu 2 Er EA 
R Ser pw i 
HAS a a Ti DIOR Es) UA . -e men 
.. a weh. = g on aA 


” > e. ʻa 
: y- 2. Mr . 
s e > her a - 


x 


Bm M 


u BREI Fer: m 


F TE 


62 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3. 


mit Pupillenverengerung und Akkommodation ein, die dann eine Be- 
wegungsstörung im Sinne einer Abducensparese vortäuschen. 

Der linke Faeialisstamm bei 6 cm R.-A. faradisch nicht erregbar, 
in den Augenästen links bei dieser Stromstärke geringe Zuckungen. 
Galvanisch: Mundfacialis vom Stamm unerregbar, bei direkter musku- 
lärer Reizung Entartungsreaktion. Stirnfacialis: geringe quantitative 
Herabsetzung der Erregbarkeit (812 M.-A.). 

Es handelt sich also hier, wie in meiner eingangs angeführten 
ersten Beobachtung, um eine traumatische Schädigung des linken Facialis- 
stammes, hauptsächlich im Mundaste, auf welche aufgepfropft beim Be- 
stehen anderer hysterischer Stigmata eine funktionelle Komponente zu 
einer scheinbar vollständigen peripheren Facialislähmung führte. 


2. J. B., 29 Jahre alt. Durchschuß im Genick 80. Oktober 1914. 
8i. Dezember 1914 superarbitriertt. Angeblich am linken Auge er- 
blindet und Unterkieferlähmung. Wiedereinberufen, zum zweitenmal 
auf ein Jahr superarbitriert, am 1. Oktober 1915. Von mir untersucht 
am 3. November 1916. 

Übermittelgroß, mittelkräftig, unterernährt. Durchschuß durch 


-das Gesicht: linker Backenknochen, linker Warzenfortsatz. 


Gibt an, am linken Auge nichts zu sehen und am linken Ohre 
schlecht zu hören. 

Corneal- und Conjunctivalreflex links herabgesetzt, rechts vor- 
handen, der Mund beim Zähnezeigen verzogen. Ankylose des linken 
Unterkiefergelenks. 

-  Hörschärfe links beträchtlich vermindert, Taubbeit durch Trauma 
(Befund Prof. Piffl). 

Augenbefund (Prof. Elschnig): In Ruhe linke Nasolabialfalte 
stärker ausgeprägt, Mund leicht nach links verzogen; hier und da 
fibriläre Zuckungen am linken Unterlid, Lidspalten auffallend weit, das 
linke Auge schwimmt in Tränen; beim Blinzeln, das nur selten erfolgt, 
am linken Oberlid nur. leichte Zuckungen. Bei befohlenem Lidschluß 


. geht das linke Auge nach innen, reichliche Zuckungen im Bereiche 


aller linken Facialisäste, am stärksten in der Gegend der Unterlippe 
und Mundwtnkel, doch bleibt das Oberlid stark gehoben, die linke Lid- 
spalte somit geöffnet. Willkürlicher Lidschluß auch rechts sehr mangel- 
haft, es ist rechts niemals ein krampfhafter Lidschluß zu erzielen, da- 
bei bei passivem Offenhalten der Lidspalte nur angedeuteter normaler Bell, 
meist beide Augen nach rechts gewendet. Nur bei unvermuteter starker 
Berührung des rechten Auges erfolgt links vollkommener Lidschluß, 
sonst bleibt die Lidspalte weit geöffnet, obwohl das Unterlid be- 
trächtlich hinaufrückt und die fibrillären Zuckungen am Oberlid sehr 
lebhaft werden. Es macht den Eindruck, als ob der Lidschluß durch 
eine mächtige Levatorcontraction aufgehoben würde. 

Bei gesenkter Blickrichtung wesentlich besserer unwillkürlicher 
Lidschluß links, bei gehobener schlechter. Beim Blick nach abwärts 
bleibt das linke Oberlid zurück und höher als das rechte. Je besser 
der Lidschluß rechts ist, desto deutlicher ist die Verengerung der 
linken’ Lidspalte. Wenn Patient vergißt, daß er beobachtet wird, sind 
die Lidspalten gleich weit und erfolgt mitunter normaler Lidschlag 
beider Augen, aber sehr selten, wie überhaupt der Lidschlag ver- 
zögert ist, 

Geringer Strabismus convergens des linken Auges. 

Links wird unsichere Lichtempfindung ohne Projektion ange- 
geben, bei allen Simulationsproben erweist sich das linke Auge als an- 
nähernd normal sehend. Bei der Prüfung des summarischen Gesichts- 
feldes gibt Patient linksseitige Hemianopsie an, die bei Prüfung des 
rechten Auges allein fehlt! Das wird von Kollegen Elschnig als 
sicheres Symptom von Simulation aufgefaßt. 

' Rlektrische Untersuchung ergibt faradisch und gal- 
vanisch normale Verhältnisse — also rein funktionelle Parese. 


8. K. H., 85 Jahre alt. Am 28. Mai 1916 vom Pferde geschleudert. 
Rechter Arm, linkes Schlüsselbein und zwei Rippen gebrochen. Auf ein 
Jahr superarbitriert. Zur Konstatierung aufgenommen 29. März 1917. 
Schwäche des rechten Armes, Kopfschmerzen. Links schwerhörig. Rachen- 
reflexe herabgesetzt, ganze linke Körperhälfte herabgesetzte Haut- 
sensibilität, an beiden Händen handschuhförmig aufgehoben. Romberg: 
Schwanken. Bauchdecken- und Cremasterreflex herabgesetzt, Dermo- 
graphie, motorische Kraft der rechten Hand vermindert. In der Mitte 
des linken Schlüsselbeins, des rechten Humerus Callus nach einer 
Fraktur. Behinderung der Bewegung des en Schultergelenks. 
Rechter Oberarm um 1 em schwächer. Die Nerven der rechten oberen 
Extremitäten vom Erbschen nr un auch BL den Stämmen aus 

di t erreebar. Nirgends Entartungsreaktion. 
a  Ohrenbehind (Prof. Pittl): Links Trommelfellnarbe und Laby- 
rinthaffektion, rechts chronischer Mittelohrkatarrh. 

Augenbefund: Linke Nasolabialfalte stärker ausgeprägt, Lid- 
spalten gleich weit. Bei Berührung der Bulbusoberfläche und Anblasen 
rechts glatter Lidschluß, links teilweise Mitbewegung des Lidschlusses; 
stärkerer, aber inkompletter Lidschluß bei Berührung des linken Auges, 


wobei häufig auch im Mundfacialis Zuckungen erfolgen. Bei ersten 


Versuchen ist sowohl das Blinzeln rechts, als die Mitbewegung links 
viel ausgiebiger als bei Wiederholung. Augenbewegungen frei. Bei 
befohlenem Lidschluß wird das rechte Auge vollständig geschlossen, 
am linken erfolgt eine Contraction des Unterlidorbieularis und auch 
des oberen in geringem Grade, wobei nicht nur Zuckungen im Facialis, 


19. Januar. 


sondern auch Kopftremor eintritt. Beide Augen bleiben dabei in der 


Mitte der Lidspalte. Bei befohlenem Lidschluß, der nie vollkommen 


kräftig erfolgt, und Fixation der Lider des rechten Auges kein Bell, 
Bulbi bleiben in der Mitte der Lidspalte; bei Fixation der Lider des 
linken Auges bleiben gleichfalls beide Augen in der Mitte der Lid- 
spalte, jedoch erfolgt dabei überhaupt keine deutliche Innervation des 
Orbicularis. Beim Sprechen häufig Wetterleuchten im ganzen linken 
Facialis. Spricht hauptsächlich mit dem rechten Mundwinkel, links 
bleibt leichte Contractur. Bei minutenlanger Beobachtung kein Blinzeln. 

Sensibilität der Bulbusoberfläche links wesentlich vermindert, 
aber immer bei Berührung des Bulbus leichtester Reflex. Immer voll- 
kommen reflektorischer Lidschluß am rechten Auge bei Berührung des 
linken Auges, am linken Auge auch wieder nur bei unvermuteter Be- 
rührung deutlich geringfügige Lidbewegung. 

Der linke Facialis weist etwas herabgesetzte faradische Erreg- 
barkeit auf, galvanisch normal, also reine funktionelle Parese. 


4. J. B, 40 Jahre alt. 16. August 1915 eingerückt, nach elf 
Tagen erkrankt, September 1916 wieder eingerückt, 2. Dezember wieder 
erkrankt. 10. Januar 1917 kam er in meine Behandlung. Kopfschmerzen, 
Schwindelgefühle, Schmerzen in den Beinen, Schwäche und Mattigkeits- 
gefühl im ganzen Körper, Schwäche der linken Gesichtshälfte, Be- 
schwerden beim Kauen. Kopftremor, Patellarsehnenreflex rechts aus- 
lösbar, links herabgesetzt; Dermographie, motorische Kraft links herab- 
gesetzt, sonst vormal. 

In Ruhe die linke Stirn etwas gerunzelt, linke Lidspalte weiter, 
der rechte Mundwinkel steht etwas aufwärts, Nasolabialfalte stark aus- 
geprägt, der linke Mundwinkel steht tiefer, Nasolabialfalte verstrichen. 
Linkes Auge leicht tränend. Unterlid etwas höher stehend, fibrilläre 
Zuckungen in demselben. Auch am rechten Auge der Unterlidorbicularis 
kontrahiert. Lidspalte rechts enger als links. 

Bei befohlenem Lidschluß bleibt das linke Supercilium gehoben, 
die Stirn gefaltet, das linke Auge bleibt geöffnet. Dabei leichte Rechts- 
drehung des Blickes, stärkere fibrilläre Zuckungen des linken Unter- 
lides, welches noch höher tritt. Maximale Verengerung der Lidspalte 
ausschließlich durch Heben des Unterlides auf etwa 7 mm. 

Bei Fixation des rechten Oberlides und befohlenem Lidschluß 
nur hier und da angedeutetes Bellsches Phänomen, der Bulbus geht 
also leicht nach außen oben. Meist aber fehlt jede Hebung und werden 
nur beide Augen nach rechts gewendet. Bei Fixation des Oberlides 
links und befohlenem Lidschluß keinerlei Augenbewegung, niemals 
Hebung, nur hier und da leichte Rechtswendung. Linke Pupille ein 
Spürchen weiter als rechte, beide prompt reagierend. Sonst alles voll- 
ständig normal. Elektrischer Status: vollständig normal. | , 

Rein hysterische partielle Facialislähmung einzelner Äste. Lid- 
spaltenschluß durch Lävatorcontraction aufgehoben. 


6. K. M., 24 Jahre alt. Krankenpfleger. Wegen Krämpfen IM 
der linken Gesichtshälfte und im linken Unterschenkel, die angeblich 
plötzlich in der Nacht nach einem Luftzug entstanden, nach dreimonat- 
gem leichten Wachtdienst als „Gesichtsnervenlähmung“ superarbitriert. 
Am 22. Januar 1917 wieder einberufen und am 6. Juni 1917 zu m 
geschickt. Mittelgroß, mittelkräftig, fleckenweise Analgesie am Stamme. 
Hypalgesie der rechten Gesichtshälfte. | : 

Sehr starke Dermographie, Tremor der vorgestreckten Finge, 
Lidflattern. ; 

Augenbefund: Rechte Lidspalte gewöhnlich enger als die linke, 
nur ganz unbeobachtet werden die Lidspalten gleich weit; oft Zuekungen 
im ganzen rechten Facialisbereiche. h 

Hypästhesie und Hypalgesie in der rechten Gesichtshälfte, aue 
Augapfeloberfläche. > - ; 

Befohlener freier Lidschluß links unvollkommen, aber bis ZUF 
Berührung der Lidränder, rechts bis zu einer Öffnung von 4 mm. Un- 
willkürlicher Lidschlag, besonders unbeobachtet und bei Berührung gor 
Augapfeloberfläche beiderseits vollkommen. Weder links noch rechts Be 
sches Phänomen bei befohlenem Lidschluß, bei Fixation der Lider. 
Patient blickt dabei immer nach abwärts. Bei Berührung, besonders 
unvermuteter, eines Auges fliehen beide nach oben. : al 

Pupillen, Augenbewegungen, ophthalmoskopisch usw. alles nori 

Am rechten Auge angeblich schwachsichtig. Nach kurzem ls 
reden rechts Sehschärfe °/ıs, mit Simulationsproben €/s. Sehschärfe links 2 

Charakteristisch für die hysterische Natur (oder Simulation?) es 
Sehstörungen des rechten Auges ist die Gesichtsfeldprüfung: Re al 
Auge konzentrische Einengung auf 10 bis 15°, linkes Auge en 
Wird dagegen das summarische Gesichtsfeld mit beiden offenen Aug 5 
(Fixation des Centrums des Perimeterbogens) geprüft, so wird das eo 
sichtsfeld nach rechts hin auch nur auf 10 bis 15° angegeben. "ide 
analog wie Fall 2. Es bestände somit am summarischen Gesichts S in 
eine rechtsseitige homonyme Hemianopie. Es dürfte dies wobl inke 
ein additives Überspringen der rechtsäugigen Sehstörung auf das A 
Auge, sondern eine bewußte Aggravation sein. a 3 a 

Faradische oder galvanische Erregbarkeit beider Facialis normal — 
also rein funktionelle Facialislähmung. 


4. J. P, 26Jahre alt, Kopfverletzung im serbischen 2 
zug vor zirka zwei Jahren. Kopfschmerzen, manchmal 5c hälfte: 
Klein, schwächlich. Leichte Hypästhesie der rechten Gesichts‘ 


yen dabei nd 
nie volkom 
\uges kein Ba 
n der Lidu is 
Mitte dr lët:- s 


i] 


Lähmung dieser spezielle Willensakt überhaupt nicht ausgeübt 
=- wird. Interessant ist der Umstand, daß bei drei unserer Fälle die 
| liysterische Lähmung einer organischen aufgepfropft war. Auch 
bei den anderen Fällen handelte es sich mehrfach um Schädigun- 
‚gen der Nachbarschaft ohne Verletzung des Nerven selbst. Zieht man 


“ stehender Hysterie der Ausfall des. Willensaktes sich gerade auf 


-dann Fäll 1 und 2, eine Kombination von anatomischer und funk- 


militärischen Hy 


, Lähmung, als auch bei funktioneller Aufpfropfung auf organische 
- Läsion ist das abnorme Verhalten des Bellschen Phänomens. 
- Einerseits ist es das Symptom, welches augenfällig. und ausnahms- 


_ Erscheinung tritt; damit sind diese Fälle von vornherein gegen 


Aber die Möglichkeit einer organischen Facialislähmung als Teil- 
_ erscheinun 


Natur und Charakter gerade hier unzweideutig nachgewiesen 
Werden kann. Vergegenwärtigen wir uns kurz das Zustande- 
kommen des Bellschen Phänomens im Sinne der von mir seiner-' 
-zelt gegebenen Erklärung . als eine. von der Großhirnrinde aus- 


‘Phänomens sowohl, als auch des Augenschlusses nur auf dem - 


‚achtet man auch z. B. das Auftreten von isoliertem .hysterischen 
Schükteltremor in einer ursprünglich verletzten Extremität. 5 


rn 


16. Januar. — 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK N aaae SER 


Leichte Dermograpbie, sonst normal. Kniephänomen lebhaft, Rachen- | © „Es fällt mir überhaupt auf, daß ich bei meinem militärischen 
reflex ebenso. Einschußnarbe 2 cm. von dem äußeren Gehörgang rechts, | Material ungemein viel häufiger hysterische Reiz- und Lähmungs- 
es = uoo fa o ger et e en zustände: sah, als früher, wo ich, obwohl Gutachter an: einem 
Augenbefund: Rechts Lago almus. ei kräftigem Lidschluß am = A tan u u s 
linken Auge bei Fixation der Lider Belisches Phänomen, bei befohlenem re oo nn. ee nn l a or 
freien Lidschluß kein Bell, ebensowenig bei Fixation der Lider des rechten erung zur veriügung natte. Sch will hier u Sn WENGE 
Auges. Geringe Hypästhesie der rechten Cornea, ' Lidflattern. Re- .| Zlärung dieser Frage versuchen, welche uns einen besonderen Ausblick 
flektorischer Lidschluß (bei Berührung der Wimpern) vom rechten | auf die traumatische Hysterie überhaupt eröffnen würde, sondern 
Auge aus fehlend, vom linken Auge aus prompt, geringe Mitbe- | nur einfach auf die genannten Tatsachen hinweisen und hervor- 
wegung der rechten Lider. ; Ed heben, daß diese gesetzmäßige Beziehung wohl damit im Zusammen- 
Elektrostatus: Die zwei unteren Äste. des Nervus facialis rechts | hang steht, daß eben bei meinem gegenwärtigen Material Ver- 
faradisch erregbar. Die Muskulatur der rechten Gesichtshälfte: Mus- |. letzungen viel häufiger vorkommen und gleichzeitig viel schwerere 
culus frontalis dexter faradisch erloschen. Galvanisch: Musculus | Tyaumen sich ereignen, sowie schwerwiegende weitere psychische 
frontalis rechts träge Zuckungen A.S.Z=K.S. Z. (Minimalzuckung þei l Momente, Fragen der Felddiensttauglichkeit usw. binzutreten. . o 
i Die Frage der traumatischen Hysterie wird manche Erweiterung, 
manche Veränderung der Auffassung erfahren, bis wir Zeit und Ruhe 


10 M.-A.) Herabgesetzte faradische Erregbarkeit der rechten. Stirn- 
‚facialisäste. Taubheit rechts. Also partielle organische Facialislähmung 
mit aufgepfropfter funktioneller. _ l 2 | 

Von dem siebenten Falle, F. W., der eine reine linksseitige 
Facialislähmung in Verbindung mit Konvergenzkrämpfen, die eine Ab- 
ducenslähmung bei normaler ‘elektrischer Erregbarkeit des Faeialis | 
vortäuschten, zeigte, sind mir die genaueren Notizen verlorenge- 
gangen. ° u A, u: 

Die gegebenen Krankengeschichten zeigen, daß von den acht 
Fällen drei, das ist der seinerzeit- schon von mir publizierte Fall 6, 


řial sichtend und zusammenfassend zu beurteilen. Das Hervorheben 
einzelner, bisher fast unbekannter Erscheinungformen aber, wie das 
relativ häufige Vorkommen. hysterischer Facialisläihmung und. die 
Schilderung ihrer typischen, Symptomatik mag‘ jetzt schon zum 
Zwecke einer Verallgemeinerung ihrer Kenntnis gerechtfertigt er- 
scheinen. . - | een e 
Literatur: 1. Wilbrand und Sänger, Neurologie des Auges, 
2. Aufl. 1915, Jahrg. 22, Bd. 2, S. 1629. — 3. Wißmann, Die Peureiing | 


tioneller Innervationsstörung des ganzen Facialisbereiches darstellen, 
der Augensymptome. (Sml. Abh. d. Aughik. 1916, Bd.’ 10, S.9 u. 81.) 


die anderen fünf rein funktionelle Schädigungen. Bezüglich der 
Erscheinungsform der Innervationsstörung des Augenfaeialis ist in 


einzelnen Fällen besonders auffallend, daß der mangelhafte Schluß 
(Klin. Mbl. fi.. Aughlk. 1917, Bd. 58, H. 1, S. 99.)-— .6. Der- 


eo . „173 ; Phänomen, 
a sollen Felen der Lunrvaden des | PERS. net das yoguraniE Habs Fllen Pal atalet Hui 
- g | lähmung. (W. m. W. 1900, Nr.5 ü. 6.) — 7. Hering, Ausfall der mit dem 

willkürlichen Lidschluß sy Seel yerbunden 2 Augenbewegung. (rag. 2 

ell- 


Wschr. 1900, Nr. 18.) — raupa, Zur Kenntnis der Pathologie des 
(Arch. f. Aughlk.' 1913. Bd. 75.) — 9. Pichler, Ab- 


schen Phänomens. 
wechselndes Auftreten und Ausbleiben des Bellschen Phänomens bei Facialis- 


lähmung. (Klin. Mbl. f. Aughlk. 1918,. Bd. 60, S. 578) — 10. M. Bern- 
hardt, Das Ch. Bellsche Phänomen bei peripherischer Facialislähmung, ' 
(B: kl. W. 1898, Nr. 8, S. 166, Nr. 48, S. 1057) |. wi 


hebers gegeben ist; ja in einzelnen Fällen besteht sogar ein 
leichter Contractionszustand des Unterlidorbicularis bei ganz ab- 
normer Hebung des Oberlides. Gemeinsam. ist allen Fällen der 
Nachweis von hysterischen Stigmata, Sensibilitätsstörungen und 
dergleichen, sowie daß- bei einzelnen, wie ja überhaupt bei der 
sterie, noch eine Komponente von Simulation oder 


Aggravation gegeben ist. | 
Als wesentlich sowohl bei den Fällen :von reiner funktioneller 


‚Die Verkürzung der Kuochenleitung bei der 
visceralen Lues mit besonderer Berücksichtigung 
| der primären Lues. un 
| | Von | 
-Oberstabsarzt Prof. Dr. Rhese, Königsberg i. Pr, \ 


zurzeit im Felde. 


los bei allen Fällen hysterischer Lähmung des Augenfacialis in 


die organische periphere Facialisläihmung abgegrenzt. Eine Diffe- 
rentialdiagnose aber gegenüber einer organischen centralen Lähmung 
ist weder aus dem Verhalten des Bellschen Phänomens, noch 


selbstverständlich aus der elektrischen Erregbarkeit zu erkennen. Die Verkürzung der Koochenleitung bei Juetischen' Erkran- 


kungen des inneren Ohres hat in den. letzten Jahren die oto- 
logische Literatur wiederholt: beschäftigt. So hebt Voß die be- 
"trächtliche Verkürzung ‘der Knochenleitung bei der luetischen 
Schwerhörigkeit hervor, desgleichen.Nag er bezüglich der Heredo- 
lues. Neuerdings beschäftigte sich Wanner!) mit dem gleichen 
Gegenstand. - Er fand bei der. Untersuchung schwerhöriger 
Luetiker eine starke Verkürzung der Knochenleitung. beziehungs- 
weise deren Ausfall. und kommt zu dem Schluß,. daß sehr oft Lues 
vorliege,. wenn Ao und a! in Knochenleitung auffallend "verkürzt 
gehört würden, daß aber beim gänzlichen Fehlen der Knochen- 
leitung für a! die vorliegende Schwerhörigkeit fast immer auf 
Lues. beruhe. a ee | 

Dieses -alles bezog sich auf. das Ohr. des schwerhörigen: 
Luetikers. Wir wissen seit langer Zeit, daß auch bei sonst nor- 
maler Hörfähigkeit und dem Fehlen eines eigentlichen Ohrenleidens 
die Knochenleitung bei der sekundären visceralen Lues ungemein. 
‚häufig verkürzt ist. Beck?), der dieses Symptom nachprüfte, 
fand es bei 80% .der-Fälle, und Nocht?) scheint ähnliche Rè- 
sultate erzielt zu haben. Da sich während des Krieges in meinem 
Dienstbereich Jahre hindurch große Geschlechtskrankenlazarette 
befanden, so hatte ich Gelegenheit, an einem reichhaltigen Ma- 
terial die Angaben Becks nachzuprüfen, und ich kann sie nur 
bestätigen. Ich fand unter den untersuchten Fällen von visceraler 
sekundärer Lues die.Knochenleitung für eine normalerweise 24”. 
wahrnehmbare c°-Gabel in 85 % der Fälle verkürzt, und zwar hoch- 
gradig (bis zu ?/, der normalen Hördauer) in 15% der Fälle, mittel- 
stark (mehr als !/s bis zu, /2 der normalen Hördauer) in 385% 


d 


g einer mehr oder weniger. vollständigen Hemiplegie 
dürfte sich, abgesehen von dem Bestehen hysterischer Stigmata, 
kaum ergeben. T = 

Wichtig erscheint mir aber auch andererseits das Fehlen 
des Bellschen Phänomens bei der hysterischen Facialislähmung 
deswegen, weil es geeignet ist, einiges Licht auf die abulische 
Natur hysterischer Lähmungszustände ‘überhaupt zu werfen, deren 


gehende Mitbewegung, so sehen wir, daß das Fehlen dieses 


Mangel eines zur Peripherie gelangenden Reizes beruhen kann. 
Es fehlt demnach das Bellsche Phänomen, wenn bei einer 
centralen Lähmung die Willensbahn des Facialis von der Rinde 
bis zum Kern unterbrochen ‘ist, oder wenn bei einer hysterischen 


nun den eingangs erwähnten Fall von Ziehen mit linksseitiger 
organischer, rechtsseitiger hysterischer Facialislähmung weiter zum 
Vergleich heran, so ergibt sich die Tatsache, daß äußere Verletzungs- 
momente am Kopfbereiche die Ursache davon sind, daß bei be- 


2) Zschr. £. Ohrblk. Bd. 76, 8.2. . Eu 
2) M. m. W. 1913, Nr. 50 und M. Kl. 1916, Nr. 12. 


5 D. m. W. 1918, Nr. 39. 


die vom Facialis innervierten Gebiete lenkt. Ganz ähnlich beob- 


Fuzi 


a 


finden werden, das übergroße, während des Krieges gesammelte Mate- 


Bd. 1, S. 53, 561. — 2. Uhthoff, Graefe-Saemisch, Handb. d ges. Aughik, 


4. Ziehen, Organische, periphere und hysterische Facialislähmung. (M. KI. 
1906.) — 5. Marguliés, Periphere Facialislähmung mit fehlendem Bellschen l 


#8: Ne ne 
N ur S .. A e 
nana 
x: 


I En) 
. Q 
alenament Se, 
* Taa owe 


>, o 
5 == = 
em, 


TIR 
nl net 
"enm nn n ren 
re fA ~oa m motea 
ee r RI Jiji Paran 


E E a a 
-e 


pr NR} “7 
- . 4- F E. 
nn woarand " 
” A 
= {x b 


esaa A? - = ° u , e 
arri aa kaiz re ee N > 


a 


KA 
3 

d 

! 
A 
| 


64 - Ze 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3. 


19. Januar. 


der Fälle, mittelstark (mehr als 1/2 bis zu ?/, der normalen Hör- 
dauer) gleichfalls in 35% der Fälle, über ?/s der normalen Hör- 
dauer in 15% der Fälle. Nahezu ebensohäufig war die Ver- 
kürzung für eine normalerweise 45” wahrnehmbare Co-Gabel; sie 
fand sich in 84% der Fälle, und zwar hochgradig in 27,9%, 
mittelstark bis zu 1/2 der normalen Hördauer in 45,9% der Fälle, 
mittelstark bis zu ?/s der normalen Hördauer in 11,5%, über ?/s 
der normalen Hördauer nur in 14,7 %. ! 

Allerdings werden wir nachher sehen, daß wir bei der Be- 
wertung dieser Zahlen zu ganz erheblichen Einschränkungen ge- 
nötigt sind, wenn wir Kontrolluntersuchungen an Nichtluetikern 
zum Vergleich heranziehen. 

Es erschien mir nun angezeigt, die Untersuchung der Ohren 
gesunder, bezüglich ihres Sprachgehörs nicht auffallender Luetiker 
auch auf die Fälle von tertiärer und primärer Lues auszudehnen, 
was bisher.in systematischer Weise noch nicht geschah. 

Was die tertiäre Lues anlangt, so war ich überrascht, auch 
bei normalhörigen, jüngeren Leuten mit negativem Wassermann, 
von einem Falle abgesehen, eine normale Knochenleitung über- 
haupt nicht gefunden zu haben. Dabei war die Zahl der Fälle 
von hochgradiger Verkürzung der Knochenleitung größer als bei 
den sonstigen Stadien der visceralen Lues, sie betrug für die 
c’-Gabel 26,7 %. 

Ebenso bemerkenswert sind die Ergebnisse bei der primären 


Lues. Unter etwa 150 Fällen von primärer Lues war für eine 


c°-Gabel die Knochenleitung hochgradig verkürzt in 5,8% der 
Fälle, mittelstark bis zu 1/2 der normalen Hördauer in 31,4%, 
mittelstark bis zu ?/s der normalen Hördauer in 41,6%, über ?/s 
der normalen Hördauer nur in 21,2%, Die C,-Gabel wurde hoch- 
gradig verkürzt gehört in 27,5% der Fälle, mittelstark bis zu 1/2 
der normalen Hördauer in 34,3%, mittelstark bis zu 2/3 der nor- 
malen Hördauer in 17,1%, über ®/s der normalen Hördauer nur 
in 21,1%. 

Zu erörtern wäre noch der etwaige Einfluß der Wasser- 
mannschen Reaktion sowie der Einfluß der Behandlung oder Nicht- 
behandlung. Zu z 

Ein Einfluß der Wassermannschen Reaktion war bemerkens- 
werterweise nicht erkennbar. Es zeigte sich vielmebr — und das 
gilt sowohl von den primären wie von den sekundären und ter- 
tiären Fällen —, daß eine nennenswerte Verkürzung auch bei stark 
positivem Wassermann fehlen kann, während andererseits die Fälle 
von starker Verkürzung sich auf die Fälle mit positivem und nega- 
tivem Wassermann gleichmäßig verteilen. 

Auch ein Einfluß der Behandlung — sie bestaud gewöhn- 
lich in Injektionen von Neosalvarsan nach vorausgegangener Queck- 
silbertherapie — ist nicht ersichtlich. Eine größere Serie unbe- 
handelter Luesfälle zeigte die gleichen Prozentzahlen und die 
gleichen Grade der Verkürzung wie die behandelten Fälle, sodaß 
es also nicht angängig ist, von etwaigen toxischen Mitwirkungen 
der gebrauchten Arzneimittel zu sprechen. Es muß sich also um 
eine ausschließliche Einwirkung der Luestoxine auf die Hörbahn 
handeln. | 

-Es ist nun selbstverständlich — und damit komme ich zu 
der vorhin angedeuteten Einschränkung —, daß man bei der Aus- 
wahl der Fälle mit Vorsicht zu Werke geht. Leute. mit Ohren- 


leiden in der Anamnese sowie solche, bei denen das Trommelfell 


nicht normale Verhältnisse zeigt, sind natürlich auszuschalten. Es 
müssen aber auch Kopftraumen in der Anamnese, auch solche, 
die weiter zurückliegen, berücksichtigt werden. Trotzdem zeigte 
die Kontrolluntersuchung an 100 nach diesen Grundsätzen ausge- 
wählten Nichtluetikern, daß wir auch bei letzteren mit einer er- 
heblichen Zahl von Fällen zu rechnen haben, bei denen die Knochen- 
leitung ohne klar ersichtlichen Grund mittelstark verkürzt ist, denn 
diese Kontrolluntersuchung ergab: hochgradige Verkürzung für die 
c°-Gabel 0°/,, mittelstarke bis zu ?/, der normalen Hördauer 26°/,, 
mittelstarke Verkürzung bis zu ?/, der normalen Hördauer 320/,, 
über ?/, der normalen Hördauer 42°/ Man wird also hiernach 
die vorhin genannten Prozentzahlen bei den Luetikern zu redu- 
zieren haben und nur bei hochgradiger Verkürzung der Knochen- 


leitung für die c°-Gabel das Bestehen einer Lues in Erwägung 


ziehen. 

Welche Ursache hat man für die luetische Verkürzung der 
Knochenleitung bei nahezu normalem Sprachgehör anzunehmen? 
Hier sei zunächst daran erinnert, daß es sich keineswegs um ein 
für die Lues specifisches Symptom handelt. Wanner fand es in 
einem Falle von Kopftrauma und führte es auf eine traumatisch 
bedingte Hirnhautverwachsung zurück. Ich habe bereits in einer 


. nur bei 12 Fällen. 


aus dem Jahre 1904 stammenden Arbeit!) den Nachweis erbracht 
daß die Verkürzung der Hördauer in Knochenleitung eine nach 
Kopftraumen allgemein zu beobachtende Erscheinung ist. Eine 
Hördauer von über 75% in Knochenleitung für klein ce fand ich 
auf dem schlechteren Ohr unter 100 untersuchten Kopftraumatikern 
Der Grad der Verkürzung entsprach un- 
mittelbar nach der Verletzung der Schwere der letzteren, sowie 
dem Grade der sonstigen Hörstörungen, in der Folgezeit bestand 
dieses Abhängigkeitsverhältnis nicht durchweg, weil die Länge der 
seit dem Trauma verflossenen Zeit ein ceteris paribus mitwirkender 
Faktor zu sein scheint. Es betrug nämlich die Hördauer für klein c 
sofort nach der Verletzung und bis zum Ablauf von etwa einem 
Jahre nach derselben durchweg nur 30 bis 50% der normalen 
auch bei regelrechter Hörweite für die Sprache, noch nach fünf 
bis zehn Jahren betrug sie im allgemeinen nur 50 bis 60%, nach 
mehr als zehn Jahren 60 bis 100%, Ich knüpfte seinerzeit an 
diese Feststellungen die Mahnung, wie vorsichtig man bei der 
Bewertung von Verkürzungen der Knochenleitung sein müsse. In- 
folgedessen bin ich der Ansicht, daß es auch in dem Falle 
Wanners weniger die Verwachsung der Hirnhäute wie das 
Kopftrauma an sich war, das die Verkürzung der Knochenleitung 
bedingte. Wenn man also sowohl bei der Lues sowie nach Kopf- 
traumen mit besonderer Häufigkeit das Symptom der verkürzten 
Knochenleitung bei sonst normaler Hörfähigkeit findet, so entsteht 
ohne weiteres die Vermutuug, es könne oder müsse in beiden 
Fällen eine gemeinsame pathologisch-anatomische Unterlage zu 
Recht bestehen. Beck und Andere sehen bei der Lues die Ur- 
sache in einer Steigerung des Liquordruckes. Erwägt man, d 
Jakob?) bei Tieren nach experimenteller Schädigung proliferative 
Erscheinungen an den Hirnhäuten sowie stellenweise Obliterationen 
an derselben fand, daß ferner nach Payr Schädeltraumen auch 
ohne nachweisbare schwere anatomische Veränderungen eine lang- 
dauernde, erhebliche Drucksteigerung des Liquors bedingen können 
— traumatische Reizzustände mit Liquorvermehrung oder vaso- 
motorische Störungen der Plexus chorioidei oder multiple kleine 
Blutungen beziehungsweise kleine Zerreißungen der Hirnhäute —, 
so liegt es nahe, sowohl bei der Lues wie nach Kopftraumen in 
einer bestehenden oder abgelaufenen Liquorvermehrung im Sinne 
einer leichten Meningitis serosa beziehungsweise in leichteren post- 
meningitischen Veränderungen die gemeinsame Grundursache der 
verkürzten Knochenleitung sowohl bei der Lues wie nach Kopf- 
traumen zu suchen. Es zeigten mir indessen Liquorentnahmen bei 
Luetikern, daß trotz verkürzter Knochenleitung nicht immer eme 
Steigerung des Liquordrucks zu bestehen braucht, Man wird also 
nur sagen können: Bei der Lues sind sowohl Verkürzung der 
Knochenleitung wie Liquorvermehrung häufig. Ein Zusammenhang 
zwischen beiden ist anzunehmen, Da indessen starke Verkürzun- 
gen der Knochenleitung auch ohne Drucksteigerung des Liquors 
vorkommen, so ist letztere nicht die unbedingte Voraussetzung der 
ersteren, man wird also ursächlich außer mit der Liquorvermehrung 
und den mit ihr wohl im Zusammenhang stehenden leichteren M®- 
ningitischen und postmeningitischen Veränderungen auch mit 
leichteren degenerativen Veränderungen im Bereich der retro- 
labyrinthären Cochlearisbahn zu rechnen haben. Auf den centralen 
und retrolabyrinthären Anteil der Cochlearisbahn scheint in 5° 
wisser Hinsicht das Verhalten der Co-Gabel, also der tiefen Tone 
hinzuweisen. Denn man hat, wie ich an anderer Stelle?) ausführ- 
lich darzulegen suchte, Anlaß, bei centralen und retrolabyrinthären 
Affektionen der Cochlearisbahn mit einer vorzugsweisen Beeinträch- 
tigung der Hörfähigkeit für die tiefen Töne zu rechnen. 

Einer Erklärung bedarf vielleicht noch der Umstand, dab 
nur die Knochenleitung geschädigt ist, nicht aber die sonstig® 
Hörfunktion. Daß. letztere ganz intakt ist, ist nun zunächst nich 
ohne weiteres zu sagen; eingehende Prüfungen des Sprachgehöfs 
dürften zeigen, daß eine normale Hörweite für die Sprache au 


.20 bis 24 m vielfach fehlt, es sich also nur um eine praktisch nich 


in Betracht kommende Schädigung der sonstigen Hörfähigkel 
handelt. Die Ursache kann Kir Hr der Geringfügigkeit der 8° 
setzten Veränderungen liegen. Die Knochenleitung als weniger 
wichtiger Nebenweg für die Schallwellen weist eben bereits eine 
Schädigung auf, wo der Weg durch Vermittlung. des Schall- 
leitungsapparates, auf den als Hauptweg die Hörfunktion eingeste 


ist, eine praktisch sich äußernde Beeinträchtigung noch nicht er- 
kennen läßt, 


1) Zschr. f. Ohrhlk. Bd. 2, H. 4. 
2) D. m. W. 1912, S. 1668. 
°) Tassow-Schäfers Beitr. Bd 7, H. 4 und 5. 


ypftranmathn; * 
entsprach m! 
ateren, um) - 
rezeit bes. 


die Länge & 


mitm 
jer für din! - 
nem 
Jer um 
ah 
g 00% al 


19. Januar. l 


as 


= = > 1919 — MEDIZINISCHB KLINIK — Nr. 3. ` 65 


Die Ergebnisse vorstehender Erörterungen gestatten folgende | zum raschen, unaufhaltsamen Fortschreiten der entzündlichen Ein- 
Zusammenfassung! © > oa TE . | schmelzung. von Gehirngewebe, bis Durchbruch in einen Ventrikel 
1. Sowohl bei der primären wie bei der sekundären und | und Meningitis den Tod herbeiführt. ` o 
tertiären Lues ist die Verkürzúng der Knochenleitung bei normaler | Den traumatischen Gehirnabsceß kennzeichnet die‘. 
‚oder praktisch nicht in Betracht kommender Beeinträchtigung der |. Bildung von Eiter, . .Ätiologisch kann sich der Absceß aus einer 
Hörfähigkeit für die Sprache ungemein häufig. - < as traumatischen Encephalitis_entwickeln, indem es in seltenen Fällen 
2, Diagnostisch kommen indessen mit Rücksicht auf die Er- | zu einer eitrigen Einschmelzung des alsdann relativ gutarligen, 
gebnisse der Kontrolluntersuchung an sorgfältig ausgewählten Nicht- | weil sich begrenzenden encephalitischen Herdes kommt. Nach 
luetikern bezüglich der mittleren Töne (kl. c) lediglich die Fälle | eigener Erfahrung entsteht der traumatische Gehirnabceß in den 
hochgradiger Verkürzung (bis zu'!/s der normalen Hördauer) in | meisten Fällen durch ein abgesprengtes Knochenstück oder. durch. 
Betracht, die bei Lues I 5,8°%/,, bei Lues II-15°,, bei Lues I | ein — manchmal nur hirsekorngroßes — Geschoßteilchen.. Ein `. 
26,3°/, betragen. Mittelstarke Verkürzungen für ‚mittlere Töne |, Absceß ist um so wahrscheinlicher dann hinter einem Gehirnvor- 
sind diagnostisch belanglos,. wenn sie an sich auch etwas häufiger | fall zu suchen, je längere Zeit nach der Entstehung des Schädel- ' 
sind wie bei Nichtluetikern. Wohl aber ‚sind bei-der Lues Ver-' | defektes.der Vorfall sich bildet. l a | 
kürzungen für tiefe Töne (Cə) bis zu etwa 1/2 der normalen Hör- - Die beste Behandlung -des Gehirnprolapses besteht darin, 
dauer so erheblich und so augenfällig häufiger als diejenigen über | ihn nach Möglichkeit zu: verhüten. Die Prophylaxe, geht dabei 
eine gewisse Bedeutung nicht | zeitlich bis auf die erste Wundversorgung eines. Schädelschusses 
” .# | zurück. Je frühzeitiger die Weichteilwunde excidiert und der 


1/2, daß man ihnen ceteris paribus 
absprechen kann. | | 2 5 5 
3. Tertiäre Lues ist in der Anamnese im allgemeinen nicht | Zustand des Schädelknochens festgestellt wird, je 
längere Zeit bis zum Abtransport nach Lage der Verhältnisse dem. 
erdem kann, desto besser ist die Genesungs- 


anzunehmen, wenn die Knochenleitung für mittlere Stimmgabeln : 
Operierten vergönnt w 


normal oder gar verlängert ist, und je älter eine Lues ist, um so 
zahlreicher sind im allgemeinen die Fälle von hochgradiger Ver- | aussicht.. | | i u 
Zunächst erfüllt die frühzeitige Excision der Hautwunde beim 


annschen Reaktion auf den.Grad | Schädelschuß das, was-Krönlein. als „prophylaktischen Schwer- 


k 


kürzung, 


4. Ein Einfluß der Wasserm ‚ara 
der Verkürzung tritt im allgemeinen ebensowenig hervor wie ein | punkt der Behandluug“ bezeichnet, das heißt eine Schädelver- 
| letzung nach Möglichkeit aseptisch zu gestalten. Auch wenn keine 


- apparat, auf den als Hau 


solcher der Behandlung oder Nichtbehandlung. 


5. Da bei der Lues ebenso wie nach Kopftraumen Ver- 


kürzung der Knochenleitung und Vermehrung des Liquors häufig 


` nebeneinander vorkommen, ist ein ursächlicher Zusammenhang 
anzunehmen, der indessen nicht der ausschließliche zu sein scheint. 


6. Die Ursache des Symptoms der verkürzten.Knochenleitung 
bei nahezu normalem Sprachgehör liegt in der Geringfügigkeit der 
gesetzten Veränderungen. Es weist die Knochenleitung als weniger 
wichtiger Weg für. die Schallwellen bereits eine Beeinträchtigung 
auf, wenn dieses bezüglich des Weges durch den Schalleitungs- 
ptweg die Hörfunktion eingestellt ist, noch 


nicht der Fall ist, : 
Der Schädeldefekt nach‘ Schußverletzungen und 


Knochenverletzung gefunden wird, so ist die möglichst frühzeitige 
Schaffung von sauberen Wundverhältnissen nur von Nutzen, Denn 
es ist eine experimentell und auch durch neuere klinische Er- 
fabrungen erhärtete Tatsache, daß auch bei intaktem Knochen 
durch Kommunikation der entsprechenden Lymphbahnen eine In- 
fektion des Schädelinneren von einer infizierten Kopfwunde aus 
stattfinden kann. Erweist sich der Schädelknochen zertrümmert 
oder auch. nur gesprungen, dann ist mit Meißel, Hammer und 
Knochenzange: so viel vom Knochen fortzunehmen, bis man an- 
nehmen kann, keine abgesprengte Knöchenteilchen mehr zurück- 
gelassen zu haben.. Diese Forderung ist — wenigstens im allge- 
meinen — dann erfüllt, wenn :allseitig unverletzte Dura freiliegt, > . 
Da das freiliegende Gehirn auch bei aseptischen Verhältnissen, 
mit einer, wenn auch nur oberflächlichen Encephalitis reagiert, so 
ist in jedem Falle der primäre Wundverschluß im Anschluß .an 


| den ersten Eingriff in Erwägung zu ziehen. Da es eine wirkliche ` 
‚Drainage des Gehirns selbst nicht gibt, so kann man die Indika- 


einige Folgezustände. 
tion für, die primäre Naht — auch nach eigenen Erfahrungen — 


Von 


Æra A 
- p- a e ~raz 
l l 


Stabsarzt Dr. K. Stern, Eschwege, 
zurzejt ordinierendem Arzt am Reservelazarett Langensalza. 


Immer mehr hát sich die Erkenntnis Babn gebrochen, daß 


eine Besserung der Prognose der Schädelschüsse nur durch eine 


möglichst frühzeitige chirurgische ‘Behandlung zu erwarten ist. 
Jeder am Schädelknochen vorgenommene Eingriff bedeutet eine 
Vergrößerung des Schädeldefektes, Denn die Operation erfüllt 
ihren Zweck nur dann, wenn der Knochen so weit entfernt wird, 


' daß allseitig unverletzte Dura freiliegt, und die Knochenschale 


er Stelle mehr Splitterung aufweist. Ist die harte 


= selbst an kein 
net, dann kann es als frühzeitige Folgeerscheinung 


Hirnhaut eröff 


‚ des Schädeldefektes zur Ausbildung eines Gehirnprolapses 


kommen. Voraussetzung für das Zustandekommen eines Gehirn- 


recht weit ziehen. Voraussetzung ist, daß an den zur-Vereinigung 
kommenden Weichteilen alles nekrotische, das heißt infizierte Ge- 
webe sorgfältig entfernt ist. Um sich von vornherein nicht der 


Möglichkeit zu berauben, die Weichteile infolge Wegnahme von 


zuviel infiziertem Gewebe zur Vereinigung bringen zu können, 
empfehle ich folgendes. Verfahren: Nach entsprechender Herrich- 


‚tung der Umgebung der Schußwunde bildet man einen großen 


U-förmigen Weichteillappen, dessen Mitte den durch die Schuß- 
öffnung gesetzten noch unberührten Defekt enthält, Dessen 
nekrotische Ränder -werden erst an dem zurückgeschlagenen Haut- 
lappen ausgeschnitten und jodiert, während gleichzeitig die Gehirn- 
wunde sorgfältig abgedeckt gehalten wird. ‘Bei diesem Vorgehen 
gelingt es, eine sekundäre Infektion des Gehirns von der Haut 


-dem nur ein S 
. drucksteigernde Ursache bei Schädelschüssen ist. nur selten eine 


ie Encephalitis, wie sie als Reaktion auf eine Gehirnwunde oder auf 


‚ zunehmende Verwirrtheit und Benommenheit sprechen für eine 


| u Zerfall des Gehirns und hat in malignen Fällen die. Tendenz 


aus zu vermeiden. Auch wenn eine völlige Vereinigung der aus- 
geschnittenen Defektränder an dem wieder in seine richtige Lage 
zurückgebrachten U-Lappen nicht möglich ist, so wird der Nutzen 
des primären Nahtverschlusses deshalb doch erzielt, weil die Öff- 
Blutung; in den meisten Fällen wird: sie bedingt durch eine Ent- | nungen in der Haut und im Knöchen meistens nicht zusammen- 
2ündung.- Dabei kann es sich um eine, mehr oder weniger | fallen. Denn der Zweck der primären ‚Naht liegt nicht darin, 
umschriebene, Meningitis handeln, oder um eine oberflächliche | durch einen mechanischen Druck ein Hervorquellen (Prolaps) - des 
Gehirns aus dem Knochen- und Duradefekt zu verhindern, son- 
dern allein darin, die für den Prolaps verantwortliche sekundäre 
Infektion zu verhüten. .. ` a g 
Ist es zum Gehirnvorfall gekommen, so ist dieser selbst ein- 
Nolimetangere. Die Behandlung richtet sich allein gegen seine 
Ursache. Wir haben im Heimatlazarett manchen mit bösartigem 
Aussehen: ankommenden Prolaps dann zurückgehen sehen, nach- 
dem wir die Knochenlücke rings um den Vorfall ausgiebig er-. 
weitert hatten. Die bald einsetzende Pulsation erwieg sich 
immer als ein günstiges Symptom; einmal als Zeichen für die 


vorfalls ist eine Lücke im Schädelknochen und in der Dura. 
‚Aber der Prolaps ist keine Erkrankung des Gehirns an sich, son- 
ymptom, und -zwar ein Symptom, das anzeigt, daß 
in .der Schädelhöhle eine Drucksteigerung vorhanden ist.: Die 


Nas operativen Eingriff unter nicht völlig aseptischen Verhält- 
re fast unvermeidlich ist, oder drittens um die bösartige, 
$ egmonöse Encephalitis, oder viertens kann ein Hirnabsceß dem 
orfall zugrunde liegen. Hohes Fieber, Nackensteifigkeit, rasch - 


aumatische Meningitis als Ursache des Prolapses. | 
Die traumatische Ence phalitis — traumatisch zur 


| mserscheidung von der Encephalitis nach Infektionskrankheiten 

eh usw.) und nach Intoxikationen (Alkohol usw.) — ent- nstiges Sy 

‚ou auf dem Boden einer Zertrümmerung von Gehirnsubstanz. | gebesserte Circulation in dem vorgefallenen Gehirn, ‘sodann als 
Beweis für einen Rückgang der Entzündung (Ödem usw.) in dem 


Sie ist pathologisch -anatomisch charakterisiert durch Erweichung 
| verletzten Gehirnteil. 


66 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3. 


19. Januar. 


| Dieses Vorgehen, das bei der umschriebenen Meningitis und 
. bei der Encephalitis Erfolg haben kann, genügt nicht, wenn ein 
Absceß die Ursache des Vorfalls ist. Zu warnen ist vor der 


. Punktion eines Prolapses zu diagnostischen Zwecken; besonders 


am Stirnhirn haben wir wiederholt beobachtet, daß das Vorder- 
horn des Seitenventrikels sich in den Prolaps vorstülpte, die In- 
fektion des Ventrikels durch die Punktionsnadel hat eine tödliche 
Meningitis fast stets zur Folge. Besteht der Verdacht auf einen 
Absceß, dann ist der Finger nach eigenen Erfahrungen das relativ 
ungefährlichste Instrument, da eine breite Eröffnung eines Ven- 
trikels, die dem Liquor Abfluß gewährt, in Genesung übergehen 
kann. Auch ein vorsichtiges Anheben der Ränder des Vorfalls. 
mittels Sonde ist zur Feststellung eines Abscesses erlaubt 
(Borchardt). f 


Am aussichtslosesten ist die Therapie bei der phlegmonösen 
(malignen) Encephalitis. Diese ist dann anzunehmen, wenn trotz 
der Druckentlastung durch Wegnahme von Knochen bis zur all- 
seitigen Freilegung intakter Dura der Prolaps immer weiter, 
. morsch und matschig, vorquillt, und wenn sich im Verband immer 
wieder abgestoßener Hirnbrei findet. Dann empfiehlt es sich, zur 
Vermeidung von zuweilen recht unangenehmen Blutungen beim 
Verbandwechsel : den Gehirnvorfall nicht mit den Verbandstoffen 
direkt in Verbindung zu bringen, sondern ihn durch ein Draht- 
geflecht zu schützen; es ist zweckmäßig, überhaupt bei jedem 
Prolaps sich 'dieser Verbandart zu bedienen. Geht ein Gehirn- 
vorfall in Heilung über, dann beginnt die Granulationsbildung von 
den Rändern aus. Wichtig ist es, zu wissen, daß auch nach ab- 
geheilter Encephalitis ein Vorfall durch eine ein- oder mehr- 
 kammerige Cyste unterhalten werden kann, die nach Resorption 

des durch Encephalitis zerfallenen und zerflüssigten Gehirns zu- 
rückbleibt. | | 


Kommt ein Prolaps nach Abstoßung erheblicher Gehirnteile 
zur Ausheilung, dann sind in seltenen Fällen Ausfallserscheinungen 
als Folgen beobachtet worden. Ethische Defekte bei Stirnhirn- 
, verlusten, motorische bei solchen des Schläfenlappens. Auch 

' „Heilung“ mit persistierendem Prolaps kommt vor. 

Jeder Schädeldefekt mit und ohne komplizierenden Gehirn- 
vorfall hinterläßt Narben und Verwachsungen. Seltenere Residuen 
sind organisierte Blutgerinnsel, Cysten (nach Resorption von ence- 
phalitischen Prozessen) dislozierte Knochenstückchen und einge- 
heilte Projektile. Verwachsungen bilden sich zwischen dem Ge- 
hirn und seinen Häuten, oder die Hirnhäute verwachsen unter 
sich und mit den Rändern des Knochendefektes. Die Narben- 
bildung wechselt von der „kleinen derben schwieligen Abflachung 
bei corticalem- Sitz“ bis zur „bindegewebigen, weit über die Ver- 
letzung ausstrahlenden Degeneration“, die zur Atrophie eines ganzen 
Lappens führen kann. Ferner besteht in jedem Falle von’ Schädel- 
defekt durch die mehr oder weniger enge Knochenlücke hindurch 
eine Fortleitung der Gehirnpulsation, die sicht- oder fühlbar durch 
die Weichteilbedeckung sich feststellen läßt. Infolge der pulsa- 
torischen Bewegungen des Gehirns findet ein fortwährendes Gegen- 
und Durchpressen der Hirnrinde durch die Knochenlücke statt. 
Aufregung, Bücken, Alkoholgenuß und überhaupt alles, „was das 
Blut nach dem Kopfe treibt“, vermehrt und verstärkt die Pul- 
sationen und infolgedessen auch die Reizwirkung, die die Hirn- 
rinde durch das mechanische Anpressen an die Knochenränder 
erfährt. | 

Als schwerste Folgeerscheinung dieser pathologisch-anato- 
mischen Veränderungen resultiert in einer Reihe von Fällen die 
traumatische Epilepsie. Uns interessiert hier nicht der 
akute traumatische Anfall der frischen Hirnverletzung, sondern 
allein die chronisch-traumatische Epilepsie, die nach einem mehr 
oder weniger langen Intervall nach Heilung des Schädeldefektes 
zum Ausbruch kommt und unter dem Bilde der Jackson schen 
sowohl wie der allgemeinen Epilepsie verläuft. Da wir bis jetzt 
_ die Ursache für die sogenannte genuine Epilepsie nicht kennen, 
so wissen wir auch nicht, warum bei dem einen Schädeldefekt 
Krampfanfälle zum Ausbruch kommen, bei dem anderen nicht. 
Die allgemeine Ansicht scheint bis jetzt immer noch dahin zu 
gehen, daß außer den oben angeführten pathologisch-anatomischen 
Residuen ein reizbar disponiertes Gehirn als Voraussetzung für 
das Zustandekommen von Krämpfen vorhanden sein muß. 


Ein instruktiver Fall eigener Beobachtung sei angeführt: Ein 


Unteroffizier mit Schädeldefekt nach Schußverletzung am Hinterkopf N 


lag wegen Furunkulose auf meiner Station. Der Kopfschuß war seit 
Jahresfrist geheilt; es bestand am Hinterkopf eine talergroße Knochen- 
lücke, in der die Pulsationen des Gehirns deutlich sichtbar waren, 


vielleicht häufenden Vergehen von Kriegsteilnehmern mit Schädel- 


Gegen den Patienten schwebte ein Gerichtsverfabren wegen tätlichen 
Angriffs auf einen Sicherheitsbeamten. Der Patient gab an, daß er 
leicht in Wut gerate und dann nicht wisse, was er tue. Eines Nachts 
wurde ein epileptischer Anfall einwandfrei auf der Station beobachtet; 
Patient war dabei aus dem Bett gefallen und wurde bewußtlos auf- 
gehoben. Am anderen Morgen wußte er von diesem Vorfall nichts, 
Auch will er bis dahin keine Krampfanfälle gehabt haben. 
Ob in diesem Fall auch Narben an der Gehirnoberfläche oder 
Verwachsungen des Gehirns, seiner Häute und der Knochenränder 
oder dergleichen bestanden, vermag ich nicht zu sagen. Nach Braun 
kommt der fortgesetzten mechanischen Gegenpressung 
und dem Gegenschlag der Gehirnrinde gegen die 
änder von Knochendefekten die gleiche Bedeu- 
tung als krampfbegünstigendes Moment zu, wie den obengenannten 
pathologischen Veränderungen. 
Ferner lehrt der Fall, mit welcher Vorsicht ein pulsatorischer 
Defekt für die gesamte Beurteilung seines Trägers zu bewerten ist, 
auch wenn der Patient nur von leichter Reizbarkeit und dergleichen, 
aber nichts von epileptischen Anfällen weiß. 
Es bestätigt: der Krankheitsverlauf bei unseren Patienten wört- 
lich folgende Ausführungen Schröders: „Noch häufiger als bei der 
genuinen Epilepsie scheint es bei der traumatischen vorzukommen, daß 
psychische Störungen auftreten, bevor der erste epileptische Anfall 
sich einstellt, und zum mindesten, bevor von einem epileptischen An- 
fall etwas bekannt wird (nächtliche Anfälle). Besonders dann wird die 
epileptische Natur der psychischen Störung oft verkannt, wenn 
eine Psychose oder Zustände depressiver, ängstlicher oder gereizter 
Stimmungslage das erste Symptom einer traumatischen Epi- 
lepsie sind.* 
. „Als psychische Veränderungen, die bei einem Schädeldefekt 
für eine epileptische Erkrankung sprechen, gelten Wesensverände- 
rungen allgemeiner Art, wie Schwerfälligkeit, Pedanterie, verlang- 
samte Auffassung, Umständlichkeit usw. Periodisch auftretende 
Depressions- und Angstzustände, Verstimmungen, Wutaus- 
brüche, Zeichen einer erhöhten Reizbarkeit, Intoleranz 
gegen schon geringe Alkoholmengen, die als Reaktion schwere Er- 
regungszustände und Ausschreitungen bewirken (pathologischer 
Rausch), sind als epileptische Äquivalente zu bewerten. Dämmer- 
zustände sprechen wohl stets dafür, daß ein wirklicher, wenn auch 
unbeobachteter, weil nächtlicher Anfall vorausgegangen ist. 
Vielleicht hatte der Beamte, mit dem unser Patient den Zù- 
sammenstoß hat, den Mann, wenn auch unbeabsichtigt, in Erregung g® 
bracht. Daher das, einem epileptischen Anfall gleichzusetzende Delikt. 
„Wie bei jeder anderen Epilepsie kann auch bei der traumatischen Epi- 
lepsie ein Krampfanfall beziehungsweise ein Äquivalent (in unserem 
der Wutausbruch) durch eine psychische Erregung ausgelöst 
werden. 
Deshalb ist unser Fall von Schädeldefekt auch von foren- 
sischem Gesichtspunkt aus bedeutungsvoll bezüglich der Zurech- 
nungsfähigkeit, der Zuerkennung mildernder Umstände und der- 
gleichen und die allgemeine Kenntnis vorstehender Auseinander- 
setzungen ist für die ärztliche Begutachtung der sich mit der Zeit 


defekten von großer Wichtigkeit. 
Die Behandlung der geschilderten Folgezustände muß sich 
zum Ziel setzen, reizbildende Ursachen zu beseitigen. Witzel 
„sah keinen Mißerfolg in den Fällen, in denen er das an der 
Knochenweichteilnarbe fixierte Gehirn wieder frei beweglich machen 
konnte“. Knochensplitter und Geschoßteile sind zu entfernen, 
Narben sind zu exeidieren und Cysten zu öffnen. Die Schädigungen 
der Pulsationen des Gehirns gegen den Defektrand im Schädel- 
knochen beseitigt der osteoplastische Verschluß mit vielfach be- 
schriebenem Erfolg. Der Periostknochenlappen wird teils der 
Nachbarschaft des Defektes entnommen (Möller-König), teils 
als freie Plastik aus der Tibia des gleichen Individuums. Zur 
Vermeidung der Gefahren einer latenten Infektion läßt man einen 
Zeitraum von durchschnittlich sechs Monaten bis zur Deckung Vef- 
streichen. Andererseits darf der Eingriff deshalb nicht zu lang® 
hinausgeschoben werden, weil sonst, besonders bei krampfdis- 
ponierten Personen, auch nach Beseitigung der Reizstelle die 
krampfauslösende Reizbarkeit des Gehirns nicht mehr zu 
eben ist, 
_ Abgesehen von operativen Mißerfolgen bei epileptisch-di8- 
ponierten Individuen sind Rezidive auch dann zu erwarten, Wenn 
es an der Operationsstelle zu neuen Narbenbildungen aus neuen 
Verwachsungen kommt. Um sie zu verhüten, pflanzt man freies 
Fett. oder freie Faseien, dem gleichen Patienten entnommen, mitte 


aht in den durch die Operation gesetzten Dura- oder Hirn- 
defekt ein, 


en wir 8. 
pr trage tt Te DT = p rz pe T 
IIA; y A Seh k Fo - i s P Fyt 5 5 a ha » - = § + 

EL 0a 3 0 ur Dre BA NICH ENT RA Da e 5 Ze E S i BR £ ; 
> z neme a Keo ; t, gamada 5 s ges - a e E ae 2 u he. S 
De 2a E Re ee . zup . S t Suse r .. ae a ER el > Pe a 6 .. oe x a N Lo s er, re ee nn 

a Te wow - Pe Ei i š E a Oai PN ey a Eos =. e- ee; í . BR 

WE er . q rs t A ee -t ; . Pi r ” o 
i . s R a 
EIER .. Jë : ner 
Ea 


o z 
’ 


Januar: > > | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK N. 7, 0 0 er: 


- Gad A 


‚Nasenrückens bis über den Tumor hinaus abgehoben. Dieser selbst 
wird zunächst von seiner Unterlage getrennt. Dabei zerbröckelt -ein 
Teil des Tumors. Die herausgeschafften Massen erweisen sich schon 
makroskopisch als Paraffin. Der übrige Teil, der- mit -der darüber- 
liegenden- Haut fest verwachsen.ist, wird mit der Schere abgetragen 
‚und unversehrt zutage gefördert. Zum Ausgleich der nunmehr wieder ` 
‚zum Vorschein kommenden -Einsenkung des Nasenrückens wird ein 
Bifenbeinstück®) eingelegt und die Hautwunde dureh Naht verschlossen. 


16. März Heilung per primam. Ta 
’- . Das bei der Operation gewonnene Stück erweist sich makro- 
skopisch als Teil eines ursprünglich wahrscheinlich kugelförmign  - 
Tumors, dessen Kern aus Paraffin bestand. Dieses Gebilde wurde bei 
der Exstirpation zerrissen und der Paraffinkern größtenteils zerbröckelt. 

Das restierende Gewebestück wurde in Formol gehärtet, in Celloidin 
gebettet und beim Schneiden und Färben -mit der zur Erhaltung: 
etwaiger. Paraffinbestandteile nötigen Vorsicht behandelt._. Außerdem 
wurde 'ein Teil im Gefrierschnitt untersucht. Die histologische Unter- - 
suchung ergibt, daß der Tumor ein bindegewebiges Stroma besitzt, - 
‚das ‘drei konzentrische Zonen von verschiedenem Typus zeigt. Die _ 
innerste fällt zunächst auf, da sie in einem Netzwerk von Binde- 
gewebsbalken zahlreiche, verschieden geformte, stark lichtbrechende Ein- 
schlüsse, Paraffinsplitter enthält. Centralwärts nehmen die Einschlüsse 

an ‚Größe zu, die Balken werden immer zarter. Die größten Einschlüsse 

‚sind im Präparat herausgefallen und: nur zarte Balkenausläufer zeigen 

ihr ursprüngliches Lager an und lassen den Übergang in den Paraffin- 


Zur Kasuistik des sogenannten Paraffinoms. 


ON 


. Voa 0 

Dr. Ernst Eitner, ‚Wien. 

Unter dem Namen Paraffinom beziehungsweise Vaselinom 
beschreiben zuerst de Bruck und Broekart eine tumorartige- 
==- — Geschwulst, die durch Paraffin- oder Vaselininjektionen' ins Ge- 
Wf.. webe hervorgerufen wurde. Anäloge Fälle wurden später von. 
> »Kirsehner, Uhbthoff, Adler, Müller und Anderen be- 
richtet. Obwohl -der Name Paraffinom für ‚diese Gebilde, wie schon - 
Kirschner richtig bemerkt, im pathologisch-anatomischen Sinne 
nicht korrekt ist, wurde er doch von den meisten Autoren bei- 
behalten, und es liegt wohl auch‘ kein praktischer Grund: vor, ihn - 
zu verwerfen. Diese Geschwülste sind als Produkt einer im Ge- 
folge von Paraffininjektionen. auftretenden reaktiven Entzündung 
aufzufassen, deren Ursachen bisher .nicht sicher festgestellt: wur- 
den. Der Umfang der Geschwulst übertrifft in manchen Fällen 
den des ursprünglichen Injekts um ein. beträchtliches, sodaß ihr 
Auftreten sich als eine recht unangenehme Komplikation darstellen 
kann. Paraffininjektionen werden derzeit meist aus kosmetischen . 
Gründen- vorgenommen, wenn. nun gar die Indikation für dieselbe 


Schmerzhaftigkeit in der Gegend der Injektion und deren Nachbar- 
schaft. aufgetreten sein. Dieser Zustand dauerte drei Monate an und 


A - . e ; 
S - Schwellung, Rötung, Druckschmerzhaftigkeit an der.Stelle der Injektion. 
breitete sich noch weiter in die Nachbarschaft, insbesondere die untere 


Zeitweise traten Exacerbationen mit neuerlicher Schwellung der Augen- 
lider auf. Näch Ablauf dieser Periode verblieb eine entstellende Ver- 


tisch 4f, Ai ; er | | À ae 
on wid keine absolut dringliche war, muß das. Auftreten eines derartigen, | & ' a 
a mi -oft schwer reparablen Mißerfolges als ein recht peinliches Ereignis ia A a E er R u 
re angesehen werden. Die Anhänger der Paraffintherapie glauben liegend an die Einschlüsse findet sich eine Schicht ‘von epitheloiden 
schen BF " — mit Hinweis auf die Seltenheit des Auftretens des Paraffinoms Zellen, die aber stellenweise durch Lager von Riesenzellen unterbrochen . 
F diese Möglichkeit bej der Indikationsstellung außer acht lassen zu | ist. In und außerhalb der Riesenzellen kommen Vakuolen vor. Die 
del. . können. Da mir in letzter Zeit innerhalb einer verhältnismäßig | zweite, etwas schmälere Zone. besteht aus zellreicherem Bindegewebe. : ~- 
sent > kurzen Periode mehrere solcher Fälle zu Gesicht gekommen sind, | In derselben befinden sich zahlreiche rundliche Herde, die aus Leuko- BE 
wf glaube ich mich zu der. Annahme berechtigt, daß Paraffininjek- | yten und epitheloiden Zellen bestehen.. Dazwischen sind einzelne- - 
'5 . tionen nicht gar so selten Anlaß zu derartigen Erscheinungen no. rer 7 u nenn en d ei Ä 
5 = geben, als man im allgemeinen ‘annimmt. Es handelt sich um unregelmäßigen diffusen ae er e a a S 
mt. -folgende Fälle, e en 1. Frau Å, C., 28 Jahre alt, erschien am 12. Juni 1914, um wegen ` 
eb i = Im Februar 1914 .konsultierte. mich eine zirka 40jährige Frau, | einer.nach einer Paraffininjektion ‚aufgetretenen Entstellung Abhilfe zu 
gitt der acht Jahre vorher wegen einer angeblich durch Trauma verursachten |. suchen. Sie hatte im Jahre 1903 eine Lues akquiriert, die nicht aus- Er 
imti. - , Sattelnase eine Paraffininjektion gemacht worden war. Der Erfolg | reichend behandelt worden war. Nach verschiedenen Rezidiven ent- De a 
ht war befriedigend, doch wegen einiger Unebenheiten: versuchte der | wickelte sich im Jahre 1909 'eine .Einsenkung des Nasenrückens. Nach u 
m. betreffende Arzt einige Wochen später den Effekt durch Massage nach | einer ‚entsprechenden Kur wurde ihr 1911 von einem Arzt'in einer ne 
uj vorhergegangenen heißen Umschlägen zu korrigieren. ` Daraufhin trat | mäbrischen Provinzstadt eine Paraffininjektion unter die Haut des Bi 
Ro - eine heftige Entzündung. des ganzen Nasenrückens auf, die.sich auch | Nasenrückens gemacht. Verwendet wurde nach ibrer Angabe ein Ge- we 
| auf die Augenlider erstreckte, sodaß diese durch mehrere Tage nicht | misch aus Paraffin und- Vaselin. Schon bei’der Injektion war ein Teil mia, 
f . geöffnet werden konnten. Nach Ablauf der akuten Erscheinungen | des Injektes gegen die Stirn zu und in die Seitenpartien .des Nasen-. en 
gi =: . . Scheint ein’ Zustand chronischer Entzündung zurückgeblieben zu sein, | rückens abgedrängt worden, doch war dieser Umstand nur tastbar und ee 
~ ` der mehrere Monate anhielt. Während..desselben bestand geringere | verursachte keine Entstellung. Erst im Jahre 1912, zehn Monate später, a 
soll im Gefolge eines "heftigen Schnupfens Rötung, Schwellung und ai 
a 


Dumm an... En 
f Be A -+ 


ET, Be 
ers BA: -i E 
nadaa a a BE = 
zii Š - iere Er zen 


ne 
ah} = diekung der Nasenwurzel und des oberen Nasenrückens, die noch immer - 
be ‚besteht. Vor etwa fünf Jahren wurde der Versuch gemacht, die Ge- | Stirnpartie aus.- Später schwauden Rötung und. Empfindlichkeit, 
pl „schwulst zu exeidieren, was jedoch nur teilweise gelang. Bei der Unter- | die Schwellung blieb aber bestehen und verhärtete sich allmählich. . u 
j l ‚suchung zeigte sich eine Verdickung der Nasenwurzel und des oberen |' Bei der Untersuchung findet sich eine starke Verdickung der. f 
H | Nasenrückens bis nahe an die Augenwinkel reichend und etwas in die | oberen Hälfte des Nasenrückens; der Nasenwurzel und der angrenzen- a. 
À -oberen Augenlider übergreifend, hervorgerufen durch einen derben | den Stirnpartie. Insbesondere die letztere ist, tumorartig vorgewölbt. el 
Seitlich erstreckt sich die Erscheinung beiderseits bis nahe an die et 
l. Diese Veränderung wird durch eine Geschwulst .-her-. a 


knolligen Tumor, der subeutan .gelegen, gegen die Haut und gegen 
..Seine Unterlage nur wenig verschieblich: war. Die Haut über der Ge- 
‚schwulst erscheint etwas gespannt und von ektatischen Venen durch- ` 
: zogen. In der Medianlinie findet sich eine. etwa 21/2 cm lange Opera- Ä 
tionsnarbe. Da sich die Patientin nicht wieder einfand, konnte eine 
„genauere Untersuchung des Falles nicht vorgenommen werden. > 
Am 2. März 1914 fand sich Herr A. C., ein 2öjähriger junger 
Mann, in meinem Institut zwecks Korrektur eines Schönheitsfeblers 
seiner Nase ein. Dieser erwies sich als eine über haselnußgroße Er- 
hebung am Nasenrücken. Über die Entstehung dieser Erscheinung gibt 
Ţ7 an, daß er sich vor etwa zwei Jahren zur Behebung einer kleinen 
Binsattelung am Nasenrücken von einem Berliner Kosmetiker eine Paraffin- 
Injektion machen ließ. Er bemerkt ausdrücklich, daß ihm Hartparaffin 
„mjiziert worden sei. Aus seiner Beschreibung läßt:sich auch ‚die Verwen- 
dung der Steinschen Spritze erkennen. Der Erfolg der Injektion war-voll- 
kommen befriedigend. Die Einsattelung war ausgeglichen, das Injekt 
nur beim Betasten merkbar. Nach zirka vier Monaten glaubte der Patient 
zu bemerken, daß sich die Stelle der. Injektion etwas über das Niveau 
er Umgebung erhebe. Später trat dieser Umstand deutlicher hervor 
And verschlimmerte sich allmählich bis zum gegenwärtigen Zustand. 
Schmerzhaftigkeit und äußere Zeichen einer Entzündung bestanden an- 
geblich nicht. Der Patient nimmt an, daß sich das Paraffin verschoben. 
abe. Die Untersuchung ergab etwas unter der Mitte des Nasenrückens, 
in der Mittellinie eine halbkugelige Erhebung vom Umfang einer großen 


aselnuß, die sich knorpelbart anfühlt nicht sehr scharf begrenzt. und 
von normaler Haut bedeckt ist. Der Tumor scheint mit seiner. Unter- 
die Haut darüber kaum verschieblich. 


Augenwinkel. / } | 
‚ vorgerufen, die subcutan gelegen, sich.ziemlich hart anfühlt und nir- 


gends Scharf abzugrenzen ist, sondern ganz allmählich in die Nachbar-. 


schaft verläuft. — . | 
Sie ist sowohl -mit ihrer Unterlage als auch mit der bedeckenden 
Haut fest verwachsen. . Die letztere zeigt- außer einem Netz: von : 
kleinen Venenektasien am Nasenrücken keine Veränderungen. Keine 
Zeichen einer Entzündung. Die Patientin ist durch diese Veränderung 
schwer entstellt. _ l ae | pie ' 

16. April 1914. Lokalanästhesie: Von. zwei Einschnitten in 
beiden Naseneingängen her wird die Nasenrückenhaut bis an den 
Tumor abgehoben. Derselbe erweist sich als außerordentlich resistent 
und ist weder von der Haut’ noch . von- seiner Nachbarschaft zu iso- - 
lieren. ‚Jedoch gelingt es, ihn von seiner Unterlage abzüheben und , 
den größten Teil durch Herausschneiden und Auskratzei zu entfernen. . 

. Wie .sich einige Tage nach der Operation zeigt, ist das Resultat der 
Operation unvollkommen, die Haut über der betroffenen Stelle noch 
immer verdickt, die Randpartien des Tumors noch erhalten.: Es bliebe 
nichts übrig, als die Reste samt der darüberliegenden Haut zu exci- 
dieren und plastisch Ersatz zu schaffen, wozu sich aber die Patientin 
nicht entschließen kann. ‘An. dem -herausgeschafften Material ist ma- - 
kroskopisch von Paraffin nichts zu bemerken. Die brauchbaren Stücke 
werden der histologischen Untersuchung zugeführt. Sie werden gleich 
dem vorigen Fälle teils im Gefrierschnitt untersucht, teils in Celloidin 
gebettet, die Schnitte nach verschiedenen Methoden gefärbt. | 

Nachdem es. sich in diesem Fall. um kleine, wahllos. herausge- 

' rissene Stücke handelt, ist das Ergebnis. der Untersuchung kein so 


1) M. m. W: 1915, Nr. 81. 


Å- A pan a —— 


B SEE EEE Bee 
Neon on... 


= 


lage fest verwachsen zu sein, 


Rötung oder Empfindlichkeit besteht nicht. | 
Operation am 8. März 1914. Lokalanästhesie. Von einem Ein- 


schnitt an der Innenseite des rechten Nasenflügels wird die Haut des 


\ 


2 ` 


A aa 
- 
— m" E. EDE Cigg Y R 


-w 
» 


nen 


68 i 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3. 


übersichtliches, läßt aber immerhin folgendes deutlich erkennen: Die 
Hauptmasse der. Geschwulst bildet ein derbes fibröses Bindegewebe, 
das an manchen Stellen ausgebreitete, diffuse, kleinzellige Infiltrate 
zeigt, die gelegentlich. einzelne Riesenzellen enthalten. Außer diesen 
diffusen Infiltraten zeigen sich an anderen Stellen kleinere rundliche 
Infiltrationsherde in derartiger Menge eingesprengt, daß man von einem 
alveolären Typus des Gewebes sprechen könnte. In diesen Herden 
treten große Riesenzellen in besonderer Zahl auf. In manchen der- 
selben befinden sich Vakuolen. Der letztere Gewebstypus scheint ein 
zusammenhängendes Ganzes gebildet zu haben, das mehr central ge- 
legen und an Umfang weit geringer war als der erstgeschilderte. 


Die stark gefüllten Gefäße der fibrösen Grundsubstanz sind von großen 


Mengen ausgewanderter Leukocyten umgeben. 


Schließlich liegen mir noch ein schriftlicher Bericht und Photo- 
graphien über einen Fall vor, der ebenfalls hierherzugehören scheint. 
Leider verhinderte der Kriegsausbruch die in Aussicht genommene 
Untersuchung und Operation desselben. Es handelte sich ebenfalls um 
eine jüngere Frauensperson, bei der einige Zeit nach einer Paraffin- 
injektion wegen angeborener Sattelnase eine Schwellung eintrat, die 
zur Bildung eines riesigen, enorm entstellenden Höckers führte. 
Genaue Einzelheiten über den Fall sind mir nicht bekannt. 


Wir haben es also hier mit einigen Fällen zu tun, bei denen 
es längere Zeit nach der Vornahme einer Paraffininjektion, nach- 
dem die normale Reaktion längst abgelaufen war und das Depot 
durch längere Zeit scheinbar gut vertragen wurde, plötzlich mit 


oder ohne ersichtlichen Anlaß eine Schwellung auftrat, die bei der 


Mehrzahl von entzündlichen Erscheinungen begleitet, durch längere 
Zeit andauert und schließlich zur Bildung einer dauerhaften, aus 
Bindegewebe bestehenden, knorpelharten Geschwulst führte, die 
unangenehme kosmetische Störungen erzeugte. Diese Fälle zeigen 


sowohl in ihrem Verlauf als auch in ihren klinischen und histo- 


logischen Befunden ziemliche Übereinstimmung mit den sonst in 
der Literatur beschriebenen Fällen. Der einzige Unterschied liegt 
in dem gehäuften Auftreten meiner Fälle, demgegenüber von 
Anderen mehrfach auf die außerordentliche Seltenheit dieser Er- 
scheinung hingewiesen wird. Wenn auch nur zwei meiner Fälle 
einer genauen Untersuchung unterzogen wurden, so halte ich mich 
doch für berechtigt, wenigstens den dritten (Fall 1) auf Grund seiner 
Anamnese und des Ergebnisses der äußeren Untersuchung mitzu- 
rechnen. Was die Natur des letzterwähnten Falles betrifft, kann 
ich allerdings nur Vermutungen aufstellen. 


Über das Schicksal der ins menschliche Gewebe einge- 
spritzten Paraffindepots sind seinerzeit viele Untersuchungen an- 
gestellt worden. Mit wenigen Ausnahmen (Moszkowicz) 
stimmen die Autoren darin überein, daß wenigstens weiche Paraf- 
fine nicht lange unverändert im Körper liegenbleiben, sondern 
alsbald resorbiert und durch Bindegewebe ersetzt werden. Bei 
diesem Vorgange sollen Riesenzellen, die in das Paraffin eindringen 


_ und es nach und ‚nach zersplittern und aufsaugen, die Hauptrolle 


spielen. Nur von Paraffinen mit sehr hohem Schmelzpunkt be- 
haupten einige (A. E. Stein und Andere), daß sie im Körper 
nicht verändert, sondern bindegewebig eingekapselt werden. 
Andere (Hertel, Schleifstein, Kirschner, Sehrt) 
finden, daß auch harte Paraffine vom Gewebe durchzogen werden 
und glauben, daß diese schließlich demselben Schicksal anheim- 
fallen wie die weichen. Wenn wir von der Beschreibung Steins 
über die abgekapselten harten Paraffinstücke absehen, so finden 
wir im Grunde genommen überall dasselbe Bild, nämlich das der 
chronischen Entzündung, hauptsächlich in ihrer exsudativen und 
proliferierenden Form, eventuell verbunden mit Resorptionsvor- 
gängen, wenn noch Paraffinteile vorhanden sind: Leukocyten, 


. Fibroblasten, Riesenzellen in verschiedener Form der Anhäufung 


oder Verteilung, durchzogen von ‚neugebildetem Bindegewebe. Ich 
besitze selbst zwei derartige Präparate aus früherer Zeit, die bei 
dieser Gelegenheit geschnitten und zum Vergleich herangezogen 
wurden. Sie betreffen Fälle, bei denen Paraffin längere Zeit im 
Körper gelegen war, ohne äußerlich Veränderungen zu zeigen: 
Der erste stammt von einer polnischen Dame, der in Paris Vaselin 
in die unteren Augenlider gespritzt worden war, um Runzeln aus- 


'zugleichen. Obwohl das ‚Injekt gut vertragen wurde, war der kos- 


metische Effekt ein derartiger, daß die Entfernung der Injektion 


gewünscht wurde. Es findet sich in diesem Präparat keine Spur - 


des Injektionsmittels, sondern zwischen offenbar auseinanderge- 
drückten Bündeln von quergestreiften Muskelfasern Züge von 
fibrösem Bindegewebe mit unregelmäßigen, diffusen Infiltraten und 
stellenweisen Zellhaufen aus Leukocyten, zwischen denen auch 
Riesen- und epitheloide Zellen zu finden sind. Zwei andere Stücke 
wurden einer Dame aus den Schlüsselbeingruben, zu deren Auf- 
fülung sie dienen sollten, excidiert, Wie lange sie dort ver- 


19. Januar. 


weilten, ist mir nicht mehr erinnerlich. In diesem Präparat fand 
sich noch Paraffin in Form kleiner Plättchen oder häufiger Löcher, 
die das Lager solcher darstellten, da das Präparat nicht mit den 
nötigen Vorsichtsmaßregeln behandelt worden war. Das binde- 
gewebige Stroma stellt ein System von dicken Trabekeln dar, in 
dem diese Einschlüsse liegen. In den Trabekeln diffuse und Herd- 
infiltrate, Riesenzellen, so wie in den anderen Präparaten. 

Vergleichen wir diese Befunde mit den oben angeführten, 
so finden wir, daß sie eigentlich nur quantitative Unterschiede 
zeigen. In den als Paraffinome beschriebenen Fällen ist die Binde- 
gewebsproduktion eine wesentlich reichere, die Infiltrationen, be- 
sonders die diffusen, häufiger, ‚größer und dichter, sonst aber 
finden wir hier wie dort ganz gleichen Typus. Es scheint also, 
daß die auf die Einführung von Paraffin ins menschliche Gewebe 
eintretende Reaktion, die der bei Einführung anderer Fremdkörper 
analog ist (Marchand), und einerseits in Resorptionsvorgängen 
an Paraffin, andererseits in chronischen Entzündungsvorgängen 
mit Bindegewebsproduktion in der Nachbarschaft besteht, in den 
meisten Fällen sich auf sehr enge Grenzen beschränkt, sodaß das 
Endresultat nicht über den Umfang des ursprünglichen Injekts 
hinausreicht und eher ein gewisser Schwund desselben erwartet 
werden darf, in manchen Fällen größeren Umfang annimmt und 
zu ausgiebiger Gewebsneubildung führt. Was der Grund dieser 
Abweichung im Verhalten ist, konnte bisher nicht festgestellt 
werden. Die Ansicht Broekaerts, daß die Bildung dieser Ge- 
schwülste stets auf eine fehlerhafte Technik, insbesondere auf eine 
mangelhafte Absperrung des Injektionsgebiets zurückzuführen ist, 
bietet keine ausreichende Erklärung dafür, daß bei der großen 
Mehrzahl der Fälle, selbst wenn Paraffin über das beabsichtigte 
Gebiet hinausdringt, was zweifellos nicht so selten der Fall ist, 
keine dauernd merkbare Reaktion eintritt, während einzelne oft 
nach monatelangem, normalem Verlauf die geschilderte Komplikation 
zeigen. Derselbe Einwand gilt für die Annahme, daß die chro- 
nische Reizung des Zellgewebes, wenn das Paraffin nicht in pra- 
formierten Hohlräumen oder wenigstens lockerem Gewebe, sondern 
in strafferen (ewebsmassen deponiert wird, zur Paraffinombildung 
Anlaß gibt. Sekundäre Schädigungen des Injekts durch Trauma 
oder Infektion, die ebenfalls unter den Ursachen angeführt wer- 
den, dürften wohl eher zu akuter Absceßbildung führen. Ein Bei- 
spiel dafür habe ich selbst erlebt. 

Bei einem jungen Manne mit starker angeborener Sattelnase, der 
bereits eine Paraffininjektion in die Gegend der Nasenwurzel erhalten 
hatte, wurde zur Hebung des Nasenrückens ein Elfenbeinstück einge 
führt. Dabei wurde ein Teil des Paraffins, der in den Bereich der 


? 


neuen Prothese zu liegen kam, entfernt. Die andere Hälfte, die in - 


ihrem Bette fest verwachsen schien und außerhalb der Operationszon® 
lag, wurde belassen. Die Elfenbeinprothese heilte glatt ein. Nach zirka 
drei Wochen bildete sich ein steriler Absceß in der Gegend der Paraffin- 
injektion, der zur Fistelbildung und Ausstoßung anscheinend des 8% 
samten Paraffins in Form kleiner Krümel führte. 

Größere Bedeutung möchte ich der chemischen Reinheit des 
eingeführten Paraffins beimessen. Es ist wohl nicht von der Han 
zu weisen, daß nicht sorgfältig gereinigtes Paraffin Stoffe enthalten 
könnte, die, wenn sie bei der Auflösung und Resorption frei Wet 
den, durch die fortwährende chemische Reizung in den umgeben- 
den Geweben zur chronischen Entzündung und Gewebsneubildung 
führen. Auch die individuelle Empfindlichkeit gegen solche Stoffe 
könnte eine Rolle spielen. Schließlich wird auch von manchen 
Autoren eine besondere Empfindlichkeit gewisser Partien, z. B. der 
Augenlider, angenommen. Am nächsten dürfte man vielleicht der 
Wahrheit kommen, wenn man eine Kombination verschiedener 
derartiger Umstände für das Zustandekommen des Paraffinom® 
verantwortlich macht. Ein nicht ganz einwandfreies Präparat, bel 
einer empfindlichen Person vielleicht ungünstig im Gewebe yer- 
teilt, kann entweder bald nach der Injektion oder später, bel fort- 
schreitender Resorption, zu ungewöhnlich starker Reaktion führen. 
Ist durch ungeschickte Technik zu viel eingespritzt und das Paraffin 
eventuell über das beabsichtigte Gebiet hinausgetrieben worden, 
so wird die Wirkung um so ärger sein. Wahrscheinlich u. 
Reaktionen mit Gewebsneubildungen über den Umfang des Injek 


hinaus viel häufiger auf, als man annimmt. Mäßigere Anschwel- 


lungen kommen unter günstigen Umständen, wie dickere, mel 
Decken und Umgebung, äußerlich wenig zur Geltung. Möglie n 
weise betrifft dieser Grad der Reaktion auch nicht immer = 
ganze Depot, sondern nur Teile desselben. Fälle, bei a 
kürzere oder längere Zeit nach der Injektion irgendwo 10 Man 
Nachbarschaft ein harter Knoten auftritt, sind nicht selten. 3 
spricht dann vom Wandern des Paraffins. In Wirklichkeit M 8 


use und He | 


aralen EN 


1 angelita E 
 Unterschik f ©- 


ist die Bnk 


1 19. Januar. 


Itrationen, De -= 


- 


- derartig auffallenden Tumorbildung 


es sich aber ùm einen Entzündungsvorgang an einem peripheren 
oder versprengten Paraffinteilchen handeln. Nur wenn in einem 
oder dem anderen Fall durch verschiedene Umstände der Reaktions- 
prozeß besondere Intensität und Umfang annimmt, kommt es zu 
en, die man dann als Paraffinom 
bezeichnet. a a E u 
Wie dem aber immer auch sei, jedenfalls ist eine Anzahl 
solcher Fälle für den, der sie sieht, ein Anlaß, bei der Indikations- 
stellung zu Paraffininjektionen aus kosmetischen Gründen zurück- 
haltend zu sein. Diese Zurückhaltung wird demjenigen um so 
leichter fallen, der sich, so. wie ich, die Überzeugung verschafft 
hat, daß man die meisten Fälle, für. die .Paraffininjektionen in Be- 
tracht kommen, auf andere Weise besser und sicherer korri- 
gieren kann. as 2 ee; eh 


Zur Behandlung der schweren Grippefälle. 
Vorläufige Mitteilung. | 
i Von. 
Dr. Karl Kautsky. 


. Die schwere Grippepandemie, die der leichteren vom Früh- 
ling und Frühsommer dieses Jahres gefolgt ist, schien im Ab- 


flauen begriffen zu sein, wenn wir auch immerhin. noch genug - 


Fälle mit tödlichem oder zum mindesten sehr schwerem Verlaufe 
sahen. Neuerdings dagegen ist wieder eine starke Zunahme der 


Erkrankungen zu verzeichnen, sodaß es vielleicht gerechtfertigt er- 


scheint, wenn wir auf Grund eines nur kleinen Materials mit einem 
neuen therapeutischen Vorschlage hervortreten und zu seiner. Nach- 


4 


- prüfung auffordern. 


~ der Umfang 
. Tekten Verhältnis 


Haupt 
= denb 


‚sondern um eine Toxinäimie. 


= ' 


- Bpecifischen 
‚ten Ziele zu gelangen. 


Charakteristisch für die schweren Grippefälle, wie sie sich 
in der Regel aus verschleppten, vernachlässigten leichteren Er- 
krankungen entwickeln, ist die außerordentlich schwere toxische 


Wirkung der Bakteriengifte. Die Kranken sind blaß, cyanotisch, 
quent und weich, all das auch in 


sehr dyspnoisch, der Puls fre 
rungen weder am Herzen,- noch an: 


Fällen, in denen sich Verände 

der Lunge finden. Kaum anders ist das Bild bei den mit Pneu- . 
monie komplizierten Fällen, da, wie hier gleich hervorgehoben sei, 
des physikalischen Lungenbefundes in keinem di- 
zur Schwere. des klinischen . Krankheits- 
bildes steht. A | u == a 

Der Gesamteindruck ist der einer schweren Vergiftung; der 
angrifispunkt des Giftes ist das Vasomotorensystem. Nach 
isherigen in der Literatur niedergelegten Erfahrungen gehört 


eine eigentliche Bakteriämie mit oder ohne Metastasenbildung 
nicht in das Krankheitsbild : es handelt sich nicht um eine Sepsis, 


z 


Das Schulbeispiel einer derartigen bakteriell bedingten 


` Toxinämie ist die Diphtherie. Was lag nun näher, als die bei der 
Diphtheriebekämpfun g unentbehrlich gewordene Serumbehand- 


lung auch bier zu versuchen. Freilich, wenn man auf dem Boden 
der Speeifieität der Antitoxinwirkung. steht, so ist der Nachweis des 
Erregers das erste Erfordernis, um zu dem gewünsch- 
f Dieser Nachweis ist indessen bisher. noch 
Richt geglückt; ein kleiner Teil der Bakteriologen spricht mit Be- 
stimmtheit den Pfeifferschen Mikrokokkus als Erreger an, da- . 
gegen haben ihn die meisten anderen vermißt und die banalen 
Pneumo-, Strepto- und andere Kokken gefunden. Feklt aber ein 
‚Specifischer Erreger, so entfällt auch die Möglichkeit, ein speeifi- 
sches Immunserum gegen ihn’ zu erzeugen. | 
a „Wesentlich vereinfacht würde die Frage, wenn man die 
Speeificität der Antitoxinwirkung leugnet. Relativ wenige Autoren 
stehen auf diesem Standpunkte, jedoch gehen manche von ihnen 
So weit, selbst bei der Diphtherie anstatt antitoxischer Sera ein- 
dach das Serum normaler, nicht vorbehandelter Pferde zu verwen: 
den, Uns erschien es zweckmäßiger, doch ein wenn. auch. mit un- 
specifischen Immunkörpern gesättigtes Serum -bei der Grippe- 
bekämpfung zu verwenden ; wir wählten Diphtherieserum, ` 
und zwar das Präparat des Serotherapeutischen Instituts in 
Wien in Dosen zu 1500 beziehungsweise 2000 L-E. in 6,5 be- 
zlehungsweise 4,5 cem Serrm, Wir gaben gewöhnlich 3000 I-E. 
8 cem Serum, hatten dabei aber den Eindruck, als ob höher- 
wertige Konzentrationen bei geringeren Serummengen wirksamer 
Sewesen wären. Unter Umständen wiederholten wir die Injektion 
an dem folgenden Tage in derselben Menge. . Bei Rezidiven in- 
folge mangelnder Vorsicht der Patienten kann man auch nach 


_ längerer Zeit ruhig nochmals Serum verabfolgen, wenn man vor- 


i. 


en A, £ | 
3 FEN a: 5 i N ; 
w 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3... © 69 


sichtshalber drei bis vier Stunden vor -der Injektion 1 cem Serum 
subeutan appliziert, \um 

schleunigen. ~ ne | 
| Die Erfolge waren oft ganz frappant. 
"ändert sich wie mit einem Schlag, es verliert seinen schwer toxi- 
‚sehen Charakter. Dyspnöe und Cyanose verschwinden, der Puls 
wird langsamer und voller. Zuweilen sinkt die Temperatur kritisch 
‚ab, öfter wird aus dem kontinuierlichen ein remittierender Fieber- 


plizierenden schweren Pneumonien und Pleuritiden, aber doch ver- 
schwindet ‚der beunruhigende toxische Zug aus dem Krankheits- 
bilde; der Kranke fühlt sich subjektiv wohler, die Atmung wird 


. freier, die A 
stellt sich ein. L, nn pi 
--- Am geeignetsten für die Serumbehandlung sind die. schweren 
toxischen, Fälle mit Kontinua zwischen -39 und 40°. Auf den 
Lungenbefund möchten wir nicht allzuviel Wert legen bei der 


S Beurteilung der Schwere des Krankheitsbildes. Wir haben Fälle, 
gesehen, die bei nur kurz dauernder geringer Temperatursteige- 


rung und ganz leichtem klinischen Verlaufe den physikalischen 
Befund einer kompakten ‘ Lobärpneumonie bieten und auch 


noch längere Zeit nach der klinischen Genesung beibehalten. Auf - 


der. anderen Seite stehen Fälle, die unter schwersten klinischen 
Symptomen nur vorübergehend den Befund etwa einer doppel- 
seitigen Oberlappenpneumonie bieten, die aber ihre Schwere nicht im 
geringsten ändern, auch wenn nach ein paar Tagen jeder physi- 
kalische Befund verschwunden ist. Und schließlich . baben wir 
ganz schwere tödliche ‚Fälle gesehen, die zu spät zur Behandlung 


kamen, bei denen sich klinise 


erheben ließ. re MER 
-~ Neben der Serumtherapie ist natürlich die allgemeine medi- 
kamentöse und diätetische. Behandlung von größter Bedeutung. 
Campher in hohen Dosen, dann Coffein schätzen wir vor allem 


wegen ihrer centralbelebenden Wirkung im Kampfe gegen die 


Apathie; wir erzielen dädurch eine Besserung der Lungendurch- 


lüftung. "Dagegen vermeiden wir Morphium, da-es zu einer Ver- 
eidung. 


kleinerung der Atmung führt und die Kohlensäureausse 
und damit die Kompensation der toxischen Acidose stört; ebenso 


die Salicylpräparate, die wegen ihres Charakters als Säuren die. 


Acidose vermehren. Infolge der Lähmung des peripheren Gefäß- 
systems kommt es zur Auströcknung der Gewebe, deswegen ist 
‚reiche Flüssigkeitszufuhr notwendig, die gleichzeitig auch die ge- 
sunkene diastolische Füllung des Herzens erhöht und damit seine 


Arbeit verbessert: am besten sind große Mengen stark gesüßten : 


‚Tees, der neben Wasser auch die calorienreichen, antiacidotisch 


wirkenden Kohlehydrate zuführt. Das in ihm enthaltene Coffein 
wirkt günstig auf die extrakardialen .Kreislauftriebkräfte; diese 
regen wir ferner an durch heiße Packungen und Jodpinselungen 


an Brust und Rücken!?). Ä 


2) Bestände die alte Anschauung zu Reeht, daß das Herz den ein- 
zigen Motor im Kreislauf darstellt, während die peripheren Gefäße nur 
zu tonischen Contractionsänderungen befähigt sind und nicht aktiv trei- 


bend am Kreislauf teilnehmen, so 
erscheinen, trotz ‚der bestehenden s 
nicusgebiet auch noch das große Gefäßgebiet- der Haut z 

zu bringen. Nach unserer Anschauung (vgl. Kautsky, Pflügers Arch. 
1918, Bd. 171) bewirkt die Jodierung oder das Senfpflaster eine starke 
Erhöhung: der. Eigenarbeit des peripheren Gefäßsystems. Die Gefäß- 
erweiterung, mit der diese aktive Hyperämie verläuft, ist in / 
kung auf den Gesamtkreislauf vollständig verschieden von der passiven 
Hyperämie im Splanchnicusgebiet. Diese, geht mit einer Verl 

‘des Blutstroms einher, da die selbständigen Triebkräfte, vor allem der 
Capillaren und Venen gelähmt sind; für die aktive Hyperämie dagegen 
ist die Blutstrombeschleunigung charakteristisch. Es ist .nicht einzu- 
sehen, warum das Herz, wenn es wirklich der einzige Motor ist,, das 


eine Mal schlecht, das andere Mal besser arbeitet, trotzdem die Wider- 
stände beidemal sehr gering sind, die ja nach der alten Anschauung 
lediglich von der Weite des peripheren. Gefäßsystems abhängen sollen, 
Nicht auf die Gefäßweite kommt es jedoch an, sondern darauf, ob die 
Gefäße gelähmt sind oder arbeiten. ` Auf den Rückstrom des Blutes 


tarken Gefäßerweiterung im Splanch- 


zum Herzen hat das Herz selbst so gut wie gar keinen Einfluß, Die 


Stromstärke hängt von der. Tätigkeit der abführenden: Capillaren und 
tstehenden sauren“ 


Venen ab und wird von den bei der Organtätigkeit en 
Arbeiten diese Gefäße verstärkt, 


Stoffwechselendprodukten reguliert. | 
so schwillt der Rückfluß zum Herzen an — wie bei der Muskelarbeit, 
die ebenfalls mit starker. Gefäßerweiterung in der Peri 
geht —, dadurch nimmt das Schlagvolumen des Herzens zu; sind sie 
gelähmt, so versiegt der venöse Zustrom und mit ihm der Auswurf aus 


dem Herzen. 4 


` 


die -Antianaphylatosinbildung zu be- ~ 
Das ` Krankheitsbild 


typ und lytisch nähert sich die Temperätur der Norm. Manch- - 
mal: bleiben die hohen Temperaturen bestehen, vor allem bei kom- 


pathie verschwindet, der Appetit nimmt zu und Schlaf _ 


h ein Lungenbefund überhaupt nicht `. 


müßte jeder Versuch kontraindiziert ` 


ur.Erweiterung 


ihrer Wir- 


angsamung - 


pherie einher- ` 


s 


Tene 
> EL 


. + j o 
m i À 
‘ a 5 i 
” ü ~ wu. ` 
` a s; 
nn . n~ 
F iiag EEE nn 
~ ia ; ; u S ` 
5 mO ea nn. 
ee ee en © 


u a T 
- ai 


-na a. 


70 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3. 


| Schließlich sei noch eine Erfahrung hervorgehoben, die wir 
vor allem bei Kindern und jungen Leuten gemacht haben: auf- 


. fallend häufig ist starkes Nasenbluten. Anfänglich wurden 


wir sehr durch sein Auftreten erschreckt, da wir es als Symptom 
einer Sepsis auffaßten. Stets indessen waren es Fälle, die in Ge- 
nesung übergingen; zuweilen ging das Nasenbluten der Krise un- 
mittelbar voraus, zuweilen folgte es ihr, immer aber war es ein 
Zeichen, daß die Gefahr überwunden. Wir deuten es vielleicht 
am besten als eine Art Krise des peripheren Gefäßsystems, das 
nach der vorhergegangenen Herabsetzung seiner Tätigkeit durch 
die Toxine nunmehr mit verstärkter Kraft zu arbeiten: anfängt und 


dadurch an besonders empfindlichen Stellen zu einem Bersten der 


Gefäße führt. 

Zusammenfassung. Ineiner Reihe von Fällen schwerer 
Grippe ist es uns gelungen, durch subcutane Injektion von Di- 
phtherieserum in einer Dosis von 2000 bis 3000 I.-E. im Verein 
mit hohen Campherdosen entweder Entfieberung oder zum min- 
desten eine Verwandlung des schwer toxischen Charakters zu er- 
zielen. Schädliche Wirkungen der Injektion, wie Kollapse, haben 
wir in keinem Fall gesehen. 


Zur Bakteriologie der Iniluenzaepidemie. 


Von 
Oberarzt Dr. R. Korbsch, 


kommandiert zum Beratenden Hygieniker einer Armee. 


Während im Beginn der diesjährigen Influenzaepidemie der 
Pfeiffersche Influenzabacillus gar nicht oder doch nur sehr selten 
gesehen wurde, mehren sich jetzt die Mitteilungen über derartige 
positive Befunde. Das Ergebnis unserer Bemühungen auf diesem 
Gebiete (33,7% positive Fälle) während der ersten Phase der 
Epidemie habe ich in Nummer 44 dieser Zeitschrift mitgeteilt; 
im folgenden will ich aus der Reihe der entsprechenden Unter- 
suchungen, die von uns ausgeführt wurden, als die Epidemie er- 
neut Anfang September in unserem Armeegebiet anftrat, über 
drei Gruppenuntersuchungen berichten, die klinisch manches 
Interessante bieten. 


Die erste Gruppe umfaßt die Untersuchungen, die an 


98 Kranken einer Grippestation eines Kriegslazaretts ausgeführt 


wurden, auf der diese Krankheit plötzlich einen sehr ernsten 
Charakter angenommen hatte. Während bis da die Influenza 
unter dem bekannten Bilde der katarrhalischen Erscheinungen 
an: den Atmungswegen, vereinzelt kombiniert mit Bronchopneu- 
monien, aufgetreten war, wiesen nun einige Kranke eine schwere 
Dyspnöe mit Cyanose auf, die mit dem physikalischen Befund 
über den Lungen kaum in Einklang zu bringen war. Rascher 
Verfall der Herzkraft machte den Leiden dieser Kranken ein Ende, 
die mich in ihrer Atemnot lebhaft an das Bild schwerer Kampf- 
gasvergiftungen erinnerten, wenn ich hier von der Absonderung 
der Lungenödemflüssigkeit absehe. Die Sektion und’ bakterio- 
logische Untersuchung dreier derartiger nach kurzem Krankenlager 
verschiedener Fälle ergab eine Komplikation mit Diphtherie, die 
nur in den unteren Abschnitten der Atmungswege ihren Sitz hatte 


und deshalb der klinischen Diagnose entgangen war. 

Die daraufhin unter der Leitung und Mitbeteiligung des 
Beratenden Hygienikers Professor v. Vagedes nun einsetzende 
bakteriologische Untersuchung des Auswurfs der letzten 14 noch 
fiebernden Kranken ergab, wie aus folgender Zusammenstellung 
zu ersehen ist: zehnmal = 71% Influenzabacillen bei einmaliger 
Untersuchung und unter diesen wieder dreimal= 30% (resp. 21,4%) 
Diphtheriebacillen. Außerdem konnte durch Untersuchung der 
Rachenabstriche der 28 Kranken dieser Station noch sechsmal, im 
ganzen also neunmal = 32% Diphtheriebacillen festgestellt werden. 
Bei diesen neun Kranken, von denen zwei später noch eine ausge- 
sprochene Gaumensegellähmung zeigten, war im Rachen nur eine 
geringe Rötung festzustellen und wahrscheinlich hatte auch hier 
der diphtherische Prozeß, wie es bei den drei obenerwähnten 
Autopsien der Fall war, in den tieferen Abschnitten der Atmungs- 
wege seinen Sitz, wo ihm wohl durch die Grippe der Boden vor- 
bereitet worden war. Immerhin können die in der Trachea von 
Influenzaverstorbenen sooft angetroffenen Membranen gelegentlich 
auch mal echte Diphtberiebacillen enthalten, und am Krankenbett 
sollte man in derartig schweren Fällen von Influenza stets an diese 
Komplikation denken. 


bei denen die Influenza besonders bösartig aufgetrete 


e PE 
= s. 


19. Januar. 
nn Name Mikroskopisch Kulturell 

1. | Da. | Viele .+ Kokken u. Stäbchen, zahlreiche | Influenza- u. Diphtherie- 
Influenzabaciilen bacillen 

2. | Sch. | Zahlreiche Influenzabaeillen, viele gr. + | Influenza- u. Diphtherie- 
Stäbchen | baciHen 

3 Sa. | Zahlreiche gr. -+ Kokken u. Stäbchen, viele | Influenza- u. Diphtherie- 
Influenzabacillen | bacillen 

4 Be Vereinzelte gr.+Kolkken u. einige In-  Influenzabacillen 
fluenzabacillen | 

5 Fr Zahlreiche Pneumokokken, einige In- Infiuenzabacillen 


fluenzabacillen 


6. Fri. | Einige gr. + u. gr. — Diplokokken, wenige | Influenzabacillen 
nfluenzabacillen | 


T Wi. |Vereinzelt Pneumokokken, einige In- | Influenzabacillen 
fluenzabacillen | 

8. To. | Massenhaft Influenzabaeillen | Influenzabaeillen 

9. Gu. | Viele Pneumokokken, vereinzelt Influenza- | Influenzabacillen 
bacillen | 

10 Ko Binge Pneumokokken und Pe] Influenzabacillen 
cillen 


11. Na. | Zahlreiche gr.+Kokken u. Stäbchen, einige | nur Staphylokokken _ 
feine gr.—Stäbchen 


Einige Pneumokokken, grobe gr. + ne nur Pneumokokken 


12. Bi. 
chen, einige feine gr.—Stäbcehen 
13. | Se. | Vereinzelt grobe gr.+Kokken u, Stäbchen, | nur Staphylokokken 
daneben zahlreiche feinste Kokken 
Zahlreiche feine gr.—Stübcehen (Influenza- | nur Staphylokokken 


1 | Ri. 
bac.), daneben grobe gr. + Kokken 

Die zweite Gruppe umfaßt die bakteriologischen und sero- 
logischen Untersuchungen elf ausgesuchter schwerer Fälle von 
Influenza, von denen sechs noch mitten in der Erkrankung standen, 
während die letzten fünf bereits der Genesung entgegengingen. 
Klinisch waren diese Fälle, abgesehen von den katarrhalischen 
Erscheinungen an den Atmungswegen, durch eine mehr oder 
minder ausgebreitete Bronchopneumonie und durch sichtliche 
Schädigung des Circulationsapparats charakterisiert. Die Unter- 
suchungen ergaben, wie aus der folgenden Zusammenstellung hervor- 
geht: in 100% kulturell Inffuenzabacillen. Das Serum der Kranken 
agglutinierte eine Mischaufschwemmung von fünf aus diesem 
Material gezüchteten Influenzastämmen, einmal in einer Verdünnung 
von ?/s00; sechsmal in einer Verdünnung von !/,, und viermal in einer 
Verdünnung von !/,,, wobei eine mit dem Serum eines Gesunden 
angesetzte Kontrolle bei diesem letzten Titer völlig negativ aus- 
fiel. Fall 7 und 9 zeigten außerdem im KomplementfixierungS- 
versuche bei einer Verdünnung von !/,, und */,, des Serums eine 
deutliche, bei !/,, noch schwache Hemmung der Hämolyse, die 
übrigen Sera nicht. Die Meinickesche Reaktion fiel, abgesehen 
von einem Falle, der auch eine positive Wa.-Reaktion gab, übe 
negativ aus, sodaß die von anderer Seite erhobene Behauptung, 
die M. R. sei bei Influenzakranken stets positiv, nicht zU 
Recht besteht. 


CE 
Lfd 
Nr.) Name | Mikroskopisch Kulturell |Agglutinat. somp L | wa-R. | M. R 
li he Eh a al SSE SEE 
1. | Sch. | Zahlreiche Influ- | Influenza- | nach nach | — | Antigen Antigo 
enzabacillen und | bacillen l4Std. 24Std. ae —_ 
Pneumokokken Yo at Hr Fl $ 
2. | Ma. desgl. " You t — Hr # = 
3. Go. Massenhaft s lht? — u) 
Influenzabaeillen a | k 
4. Ka Sehr zahlreiche á ade! — [++4++]|* 
Influenzabacillen as | 
5. Si. | Bakterienarm, nur A I= — e SpE 7 
wenige Staphylo- l Me ` 
kokken | ” 
6 Bo. | Bakterienarm, nur á lat = p A 
einige Influenza- . | 
bacillen . Za 
7 Re. | Pneumokokken e thas Yast) + a a. P 
und massenhaft 
Influenzabacilien E = 
8. | Bi. |Bakterienarm, nur A ilhet ee Er 
einige Influenza- | 
bacillen | + 
a A m desgl. e Ya t t/s H) + HERY T = + 
i u. ahlreiche er. | ai PP = = me 
Stäbchen und Ben | 
Kokken, wenige | 
Influenzabaeillen : u 
11. | Tr. | Staphylokokken TE 1 1 u 
und zahlreiche In- ENT 
fluenzubaeillen | | 
eilungeR 


Bei der letzten Gruppe handelte es sich nach den Mitt 


AU ER angene 
des Beratenden Hygienikers Prof. v. Vagedes um Kriegsgefans in ' 
n Wé N 


zabacilen 


zabaeillen 


abaeillen 


pbacillen 


ıbaeillen 
bacillen 


bacillen 


ploban. 3 
nokot fo. 
rjokokken 2 

ooie F | 


Pre em 
Bu ar: & 


viel geschrieben worden. 


-Qem Erstarren 
den verschiedenen Weitenverhältnissen und Buchten der Harnröhre 


Sich anpassenden Ausguß derselben dar, der durch seine Wasser- | 


| hintere Harnrö 
. Sehleimhauts 


| „ojektion muß der Patient 
 Zuhalten um ein Ausfließen der Gelatine zu verhindern, die in dieser 


Ausfießen zu befürchten ist, Die Einlage wird mehrere Stunden 


— 


- > ur). > 
mm eiT 7 
— IST. are = e Te 
Pe UT v7 Na OAIE E x ee tr v 
en : fpo ig i a en ‘ e 
S A u aN. 4 a i 5 


r 
Pe Be 
MPE | 
e 


"i , $ mr vr ne = 


- 19. Januar. — © 1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. 3... Er BE: | 
e N a gg See green S , E \ > BG ` 
ohne Beschwerden gehalten und dann bei der nächsten Miction  . © ii.’ 


zu einer Reihe von tödlichen Ausgängen nach ganz kürzem, ja. 
selbst eintägigem Krankenlager geführt hatte. Die bakteriologische. 


Untersuchung des Leichenmaterials von fünf Sektionen; welche die 
bekannten katarrhalischen Erscheinungen an den Atmungswegen 


und beginnende bronchopneumonische Herde ergeben hatten, ließ 


in allen fünf Fällen = 100 °/,. aus dem Trachealschleim Influenza- 


bacillen gewinnen, während aus den -Verdichtungsherden des 
Lungengewebes vornehmlich Pneumokokken, zum Teil vermischt: 


mit Streptokokken, gezüchtet werden konnten. Der schwere Ver- 


lauf der Influenza in diesen Fällen dürfte wahrscheinlich durch. 
. die große allgemeine Schwächung infolge der üb 


pazen des Krieges bedingt gewesen sein. 
Wenn auch diese günstigen Resultate von 71°/, und zwe 


je 100°/, hinsichtlich des kulturellen Nachweises von Influenza- 
bacillen bei typischen Fällen dieser Erkrankung wenig zur Klä- 
rung der vielumstrittenen ätiologischen Bedeutung - dieser Bacillen 


beitragen, so kann man ihr Auftreten doch: diagnostisch wohl ver- 


werten; denn Influenzabacillen werden, ‚wie schon von anderer 
-Seite betont wurde, bei anderweitigen Erkrankungen der Atmungs- 
wege so gut wie stets vermßt: Ihr Befund charakteri- 
siert das klinische Bild der Influenza `> 
Aus dem Reservelezarett I, Weingarten - 
(Chefarzt: Oberstabsarzt Prof. Dr. Lin s er- Tübingen). 


Die Protargolgelatinebehandlung der Gonorrhöe. 
u | Von. a a u; 
Cand. med. Max Weber, zurzeit Feldunterarzt. ` 
Über die Gonorrhöebehandlung istim Kriege schon 
Spritzen, Instillationen und Janetsche 


Spülungen sind neben den üblichen Behandlungen der Kompli-. 
kationen das gebräuchlichste.Verfahren. Die in unserem Lazarett 


- geübte Behandlung, bei der die Tripperspritze völlig verbannt: ist 


und die für die Massenbehandlung sich gut eignet, aber auch bei 
der Einzelbehandlung mit Vorteil zu verwenden ist, hat sich nun 
seit einigen Kriegsjahren bewährt und dürfte als Bereicherung der 


. therapeutischen Mittel bei der Gonorrhöe manchem willkommen sein. 


Ausgehend von dem Prinzip der Stäbehenbehandlung, die 


~ durch die e i B e r'sche Protargolsalbe verbessert wurde, wurde bei 
~ ns ım Jahre 1915 auf Anregung des Herrn Prof. Dr. Lin ser eine 
 .. ‚Protargolgel 
. seit drei Jah 


atine kombiniert und ausprobiert, die sich nun schon 
ren in der Praxis gut bewährt hat. Sie wird erwärmt 


in diekflüssigem Zustand in die Urethra eingespritzt und stellt nach 
, das in ‘verhältnismäßig kurzer Zeit erfolgt, einen 


‚löslichkeit eine lang dauernde Einwirkung des benutzten Antigonor- 


rhoicums auf die Urethralschleimhaut ermöglicht. 
DieTechnik derInjektionen ist folgendermaßen: Eswirdeine 


ganz aus Metall hergestellte größere Spritze !) mit der im Wasserbad 


erwärmten und dadurch verflüssigten Gelatine gefüllt und mit einem 

olivenförmigen Gummiansatz, wie er von Janet für die Original- ’ 
Janetspritze angegeben wurde, versehen. Nun läßt man den Pa- 
tenten die Fossa navicularis gegen: den olivenförmigen Ansatz 
drücken und spritzt durch Vordrehen des wie bei der Gujonschen 


‚Spritze zu schraubenden Stempels langsam und unter gleichmäßigem 


Druck die dickflüssige Gelatine in die Harnröhre, wobei der Sphincter 
Meist ohne Schwierigkeit überwunden wird und die Gelatine in die 
d hre und den Blasenhals tritt. Damit die genügende 
RE über den Sphincter hinausgelangt, ist, wenn man die Durch- 
ie p tskapazität der vorderen Harnröhre mit 6—10 ccm annimmt, 
: e ortiga von etwa 20 cem erforderlich. Im akuten Stadium ist 

attirlich das Fassungsvermögen der vorderen Harnröhre durch -die 
chwellung etwas geringer als später, auch gibt es in- 


dividuelle Schwankungen. Asch will eine Kapazität der Anterior 


bis 15 cem, ja in seltenen Fällen sogar bis 20 cem beobachtet haben. | 


na sind mit einer Injektion von 20 ccm, die’ man ja in besonderen 
en auf25 ccm erhöhen kann, immer ausgekommen. Nach der 
10 bis 15 Minuten die Harnröbre vorn 


da ale völlig erstarrt, aber eine halbfeste Form annimmt, SO- 
a> e Patienten auch damit umhergehen können, ohne daß ein | 


1) Von Jetter & Scherer in Tuttlingen, ` 


erstandenen Stra- 


imal 


| Flasche natürlich Voraussetzung ist. 


lichen Anforderungen des Dienstes begründet ist, die ein schnelles 


| thritis anterior ein Übergreifen des Prozesses auf die hintere Harn- k 


 gänge von Prostata und ‘Samensträngen eine Vermehrung der 


ee | 71 


mit ausuriniert, nachdem ein großer: Teil allmählich gelöst wurde 
‚und so eine lang dauernde Einwirkung des Medikaments- auf die 
Schleimhaut stattgefunden hat. Vor der Einlage muß der Patient . 
durch völliges Ausurinieren und 'eventuelle Janetspülüng die Harn- - 
‚röhre gereinigt haben. — `` : 2 ee 
~ — Auf unserer Tripperabteilung wenden wir dieProtarg.ol- 
gelatine "meist in 5°/,iger, daneben auch 'in 10°/,iger. Form 
an, außerdem "wird noch eine 5%) „ige Argentum-nitricum-Gelatine 
benutzt. Natürlich ließen sich genau so auch die übrigen in der ` 
Gonorrhöebehandlung gebrauchten Silberverbindungen in Gelatine- ` 
‘form verwenden. Die gegenüber den beim sonst üblichen Spritzen - 
der’ Silbersalzlösungen gebräuchlichen Stärken doch recht hoch 
erscheinende Konzentration von .5°/5 und 10°/, von denen die 
'5°/,ige durchweg und auch die 10°/,ige in den meisten Fällen 
recht gut vertragen wird, ermöglicht eine viel intensivere Desinfek- 
 tionswirkung. ` Die 10°/,ige Protargolgelatine eignet sich daher gut ` 
zur Verwendung bei Abortivkuren.- Die Protargolgelatine wird bei 
uns nach folgender Vorschrift: bereitet: | De 
«Rp. Protargol . ~. .: 10,0 (20,0) 
45,0 . 


Gel. alb. . -. EA s : 
Aqu. dest. ad .'. . 2... 200,0: | aE 
Š. 5 % (10 %), Protargolgelatine. . a 


© Das Protargol wird kalt in einem Teil des Wassers gelöst, 
während man im größeren Teile die Gelatine quellen läßt, der dann 
nach der Erhitzung im Wasserbad bis fast zum Kochen (nicht kochen’ 
lassen, um störende Schaumbildung zu vermeiden) und Abkühlung bis 
auf eine dem Protargol nicht mehr schädliche Temperatur um. 40° 
herum die Protargollösung zugesetzt wird. Die fertige Protargolgelatine 
‘kann ohne Schaden ziemlich lange aufbewahrt werden, wobei dunkle 


hält morgens. die Einlage, die mehrere Stunden gehalten werden 
soll. Dann macht .er im Laufe des Tages drei Janetspülungen mit E E 
Kal. permangan. und erhält abends eine zweite Einlage, die er 
dann möglichst die Nacht durch in der Harnröhre behalten soll. Bei. | 
dieser Behandlung ist also die Tripperspritze, die gewiß kein ideales 
Instrument ist, vollkommen ausgeschaltet und wir haben den Vor- 
teil einer gleichzeitigen Behandlung der vorderen und hinteren 
 Harnröhre. Gegenüber der Spritze ist auch noch der Vorteil dr . 
erzielten lang dauernden Einwirkung des Medikaments. besonders B 
hervorzuheben. - Als weiterer Vorteil mag noch genannt, sein, daß 
sich bei den Gelatineinjektionen die regelrechte Durchführung der. 
Behandlung gut kontrollieren läßt, was beim militärischen - 
Betrieb von Wichtigkeit ist, da man sich nicht bei jedem Patienten 
auf die pünktliche-Befolgung der Verordnungen, deren Ausführung ' 
‘in der Hauptsache bei dem Patienten selbst liegt, verlassen kann. 
Die Einlagen mit Protargolgelatine werden gleich von Be- 
ginn der Behandlung. ab gemacht. Bei reiner Urethritis anterior 
könnte man sich bei den Protargolgelatineinjektionen auch auf die 
vordere Harnröhre ‚beschränken. - Nun ist aber bei den Soldaten 
eine Gonorrhöe ohne Erkrankung der hinteren Harnröhre eine. 
recht seltene Erscheinung, was wohl in den meist starken körper- 


r 

' 

| 

Die gewöhnliche Anwendungsweise ist folgende: Patient er- da | Be 

| 

N 

| 

i 

f 


EE a y S 2 FE z 
ia x En une En ` P : 
er u rs Be = Br Er ~ A 
Sm ge Eee a I en 
= 


€ Yet \ i ` 
i . 0. z De Ti . a ka u YA 
` nn Bar gr > 
pA i aiena 7 ee a a a E s 
or a: pei 3 wo. -.. k 
lt Te DER: 
Be a Eee 


u w a = + I 
N 
B F v ne ru me 
Fe Tea e 


Weitergreifen der Erkrankung begünstigt. Es wurde ‘daher bei 
uns grundsätzlich die sofortige Mitbehandl ung. 
der Posterior durchgeführt, wobei in Fällen. von reiner Ure- Bi: 


röhre nicht beobachtet wurde, sodaß wir das Verfahren in solchen 
Fällen direkt als eine Prophylaxe der Urethritis posterior. durch- 
geführt haben. 0 a ea | 
| Bei .der Behandlung der Urethritis posterior mit- den Ein- N 
lagen könnte man einwenden, daß durch die Verlegung der Aus- i U Me 
Komplikafionen hervorgerufen. werden könnte, Das ist aber durch- Be; 
aus nicht der Fall, wie unsere Erfahrung zeigte, $ = Ba. 
Neben der geschilderten Anwendung der Protargolgelatine Be... 
und der. Janetspülungen - muß. natürlich eine sorgfältige Be- Br; 
achtung und Behandlung der Komplikationen erfolgen, wobei be- Mt; 
sonders die Prostatitis zu beachten ist, bei deren Feststellung man 
sich, wie.das leider vielfach der Fall ist, nicht auf’die palpato- Eri. 
rische Untersuchung: der Vorsteherdrüse beschränken sollte, son- | p hr, 
dern stets auch die, mikroskopische Untersuchung des ausge- = 
preßten Sekrets der Vorsteherdrüse vorzunehmen hat. Ein exaktes 
Arbeiten in dieser Richtung liegt im Interesse der Volksgesundheit f 
nach dem Kriege und läßt vielfach Rezidive vermeiden. Aus 
demselben. Grunde wird’ auch auf eine möglichst sichere Fest- 


stellung der Heilung gesehen. 


72 E | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8. 


Bund 


Die Entlassung eines Tripperkrauken als geheilt erfolgt bei 
uns erst nach zweifacher Provokation. Patient erhält eine intra- 
venöse Arthigoninjektion, wobei als Dosis gewöhnlich 0,3 ge- 
nommen wird, bei vorausgegangener therapeutischer Arthigon- 
anwendung entsprechend mehr. Wenn sich darauf nichts gezeigt 
hat, zwei Tage danach ein dickes Metallbougie, auf dem noch 
eine Massage der Prostata vorgenommen wird. Hiermit gleich- 
zeitig wird auch noch die Bierprobe gemacht. Erst wenn sechs 
Tage nach dieser Bougieprovokation kein Ausfluß aufgetreten ist 
und keine Urintrübung, wird der Patient entlassen. Wir halten 
diese allerdings acht Tage beanspruchende Schlußbeobachtung für 
notwendig, da nach Arthigonprovokation allein sogar noch am 
zehnten Tage Wiederauftreten von Gonokokken beobachtet wurde. 
Es wird auf diese Weise eine Entlassung mit scheinbarer Heilung 
und draußen sofort wieder auftretendem Rezidiv vermieden. Die 
Maßregel hat sich durchaus bewährt. Die Massage der Prostata 
auf dem Metallbougie bei der zweiten Provokation gibt bei 
schon vorher erfolgter Nachuntersuchung des Prostatasekrets 
auch bei den Prostatitisfällen genügende Sicherheit gegen Re- 
zidive durch in der Prostata zurückgebliebene Keime, wie man 
sie sonst so überaus häufig sieht. Arthigonprovokation allein 
würde [vergleiche Brölemann!)] auch mit Hinzufügung 
der Provokation durch Dilatation diese Rezidive nicht genügend 
ausschließen können. Dagegen muß man annehmen, daß durch 
die Prostatamassage in Verbindung mit Bougieprovokation auch 
die Keime einer solchen latenten Prostatitis mobilisiert werden. 
Dies wird auch durch die Beobachtung bestätigt. In ver- 


 gleichenden Untersuchungen kommt Zieler?) zur Empfehlung 


einer ganz ähnlichen Provokationsmethode, wobei er aber die 
Prostatamassage mit der intravenösen Arthigoninjektion kombi- 
niert und dann die Provokation mit dem Kollmannschen Dehner 
anschließt. 

Ein Bild unserer Behandlungsresultate geben die 


folgenden Zahlen, die aus den 175 von Ende Februar bis Anfang 


Juni 1918 entlassenen Tripperfällen gewonnen sind. Gerechnet wurde 


dabei als Behandlungsdauer die Zeit vom Tage der Aufnahme bis zum 
Tage des Beginns der Schlußprovokationen. 


Geheilt entlassen nach einer Behandlungszeit: 


bis zu 4 Wochen 85 = 49° 
be) Ca] 29 weitere 69 = 89 Op 
über 8 „ 1 = 12 "n. 


Die durchschnittliche Behandlungsdauer 
betrug für den einzelnen Fall 35 Tage. Die Zahl mag auf den 
ersten Blick noch hoch erscheinen. Wenn man aber in Rechnung 
zieht, daß sämtliche Komplikationen einbezogen sind, so muß man 
diesen Durchschnitt als recht günstig ansehen. Ein Vergleich mit 
den Resultaten anderer Lazarette, soweit uns diese bekannt werden, 
bestätigte uns dies. Dabei ist zu beachten, daß unser Material 
nur etwa zur Hälfte aus verhältnismäßig frisch (mit einer Vor- 
behandlung bis zu einer Woche) eingelieferten Fällen, zur anderen 
Hälfte aus in Transporten abgeschobenen, zum größten Teil schon 
recht lange erfolglos vorbehandelten Fällen, darunter mehrere mit 
über sechsmonatiger ununterbrochener Vorbehandlung und posl- 
tivem Gonokokkenbefund bei Aufnahme sich zusammensetzt. Fälle, 
die schon negativ zur Weiterbehandlung eingeliefert wurden, sind 
in die Statistik nicht aufgenommen worden. 

Zusammenfassung: Die Protargolgelatine stellt nach 
dem Festwerden in der Harnröhre einen Ausguß derselben dar, 
der sich ihren Buchten und Falten vollkommen anpaßt. Sie ge- 
stattet eine gleichzeitige Behandlung der vorderen und hinteren 
Harnröhre unter Vermeidung der Einführung von Instrumenten 
und ermöglicht eine lang dauernde Einwirkung des Medikaments. 
Komplikationen treten nicht häufiger auf als bei den sonst üb- 
lichen Behandlungsarten. Die Methode eignet sich gut zur Massen- 
behandlung, ist aber in gleicher Weise bei Einzelbehandiung mit 
Erfolg zu verwenden. Für den militärischen Betrieb ist noch von 
Bedeutung, daß sich die richtige Durchführung der Behandlung, 
da jede Injektion vom Personal vorgenommen wird, recht gut 
kontrollieren läßt. Sie ermöglicht die. Anwendung relativ sehr 
hoch dosierter Medikamente ohne unerwünschte Nebenwirkungen. 


Ärztliche Gutachten aus dem Gebiete des Versicherungswesens (Staatliche und Privat-Versicherung). 
Redigiert von Dr. Hermann Engel, Berlin W 30. 


Bruch des linken Oberschenkelhalses durch Betriebsunfall. — 
Tod infolge Hypernephroms der rechten Niere und des Gehirns. 
Ursächlicher Zusammenhang nicht anerkannt. 


Von 
San.-Rat Dr. Konrad Ruhemann. 


Ein Schirrmeister hatte durch Betriebsunfall sich den linken 
Oberschenkel gebrochen und starb fast sechs Monate danach 
unter den Erscheinungen einer chronischen Nierenerkrankung und 
eines Schlaganfalls. Schon vor dem Betriebsunfalle war seine 


' Leistungsfähigkeit so herabgesetzt, daß er nur zwei Drittel soviel 


verdiente, wie andere Schirrmeister. Die Fraktur war ursprüng- 
lich von dem behandelnden Arzt nicht diagnostiziert worden; 
erst, als der Verletzte zwei Monate nach dem Unfalle wieder im- 
stande war, auszugehen, ergab das Röntgenbild, daß es sich um 
einen eingekeilten Schenkelhalsbruch handelte. Die stationäre 


Behandlung in einem Krankenhause gab Gelegenheit zur An- 


fertigung eines Schienenhülsenapparates; nach der Entlassung des 
Verletzten aus dem Krankenhause fühlte der Patient sich noch so 
entkräftet, daß er nicht gehen konnte, obgleich der Knochenbruch 
geheilt war. Ärztlicherseits wurde festgestellt, daß Patient körper- 
lich außerordentlich verfallen war; er war abgemagert und auch 
geistig nicht bei ganz klarem Bewußtsein. Der Urin enthielt Ei- 


weiß. Es wurde angenommen, daß es sich um eine chronische 


Nierenentzündung handle. Kurz darauf bekam Patient einen 
Schlaganfall; von dem behandelnden Arzt wurde eine rechtsseitige 
Körperlähmung und eine Sprachlähmung festgestellt. Patient war 
benommen. 14 Tage nach dem Schlaganfall starb der Patient, 
ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Die in der Wohnung 
des Verletzten von Prof. Dr. O. und mir vorgenommene Leichen- 
öffnung hatte folgendes Ergebnis: 

Magere, kachektische, männliche Leiche. — Schädel von 


‚ 


1) Brölemann, Über Bewertung der Gonokokkenvaceine- 
provokation an früheren Gonorrhoikern bei der Demobilisierung. (M. 
m. W. 1918, Nr. 25.) 

2) Zieler, Wie wird die Heilung des Trippers beim Manne 
festgestellt. (D. m. W. 1918, Nr. 24.) 


mittlerer Dicke und Schwere, unverletzt. — Harte Hirnhaut stark 
gespannt. — Weiche Hirnhaut der Konvexität stark wäßrig durch- 
tränkt, — Gefäße der Gehirngrundfläche vielfach gelblich gefärbt, 
starrwandig und geschlängelt. 


Im hinteren Teil der mittleren, linken Stirnwindung iD 
etwa kirschgroßer, harter, markiger Geschwulstknoten. Im hinteren, 
äußeren Teil der rechten Kleinhirnhälfte ein gleichartiger, walnuß- 
großer Geschwulstknoten. 


Lunge stark gebläht. — Herz größer als die Faust; beide 
Ventrikel dilatiert; linker Ventrikel in geringem Grade hyper 
trophisch. — Aortenklappen verdickt und kalkhaltig. — Mitralsegel 
verdickt und gleichfalls ein wenig verkalkt. Aorta mit Ver- 
diekungen der Intima ist etwas weit. — Herzmuskel braunrot. — 
Kranzadergefäße geringfügig verändert, durchgängig. «e 

Milz klein, blaßrot. — Linke Nebenniere und Niere frei von 
Geschwulstbildung. — Rechte Nebenniere klein, unverän‘ ert, 
Rechte Niere bedeutend größer, kleinkindskopfgroß, fast völlig I 
Geschwulstmasse umgewandelt; dieselbe ist zum Teil bräunlich- 
rötlich, zum Teil weißgelblich, an einzelnen Stellen trocken, an 


anderen Stellen erweicht. — Speiseröhre, Magendarmkana;, 
Bauchspeicheldrüse frei von Geschwulstbildung. — Leber ET» 
zeigt deutlich acinöse Zeichnung. — Gallenblase, Beckenorgan®, 


Halsorgane frei von Veränderungen. 

Der linke Oberschenkel ist im Gebiet des Halses gebrochen. ~ 
Die Bruchstücke sind durch fibröses Gewebe miteinander, ie 
verbunden. Eine Geschwulstbildung ist hier nicht nachwei® ja 

Die mikroskopische Untersuchung der Nierengeschwulst a 
gibt, daß eine bösartige Nebennierengeschwulst (sogenant 
malignes Hypernephrom) vorliegt. Har 

Diagnose: Fractura colli femoris sinistri. — Malignes Hype 
nephrom der rechten Niere und des Gehirns. 

Die Leichenöffnung hat das überraschende Erge ejts 
daß das kachektische Aussehen, das der behandelnde Arzt oeio 
hervorgehaben hat, seine Ursache in einer Geschwulst a en 
von der rechten Niere ausging und fast die Größe emes k ist 
Kindskopfes angenommen hatte. Von dieser Muttergesch“W 
gingen zwei Töüchtergeschwülste aus, deren Keim 


bnis gehabt, 


19. Januar. 


e von der rechten 


lm 


‚afnahme bis m | 


> 
m... 


ungsdant 
I mag alla! - 


], so mbm 

| Vergleigt < 
kannt werd f m 
unser Ma” 
nit einer Te 


nd hit? 


dikane | 
, wg Ë f 


i Auge haben; im Laufe seiner Arbeit wird ganz von selbst die Rasse 
der Gegenstand seines Bestrebens. Wenn die Hygiene wirklich dauernde 


„Beachtung schenken müssen, als der Krieg eine Auslese der Besten 


| ) 
kurse f. inpl. Fortbildung 1917, Oktoberheft. 


Dexlalwissenschaft IV. 1. S. 47. 


Tagung körperlicher Kriegsschäden. Levinsohn, Johann. Peter 


19. Januar. - | war 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 


r 


3. 


Niere in das Gehirn verschleppt waren. -Der eine Geschwulst- 
knoten hatte im hinteren Teil der mittleren linken 'Stirnwindung 
hinteren äußeren Teil der rechten 


seinen Sitz, der andere im- 
Kleinhirnhältte, 
Die Entstehung de 


seinem Alter, nicht so leistungsfähig war als andere Mitarbeiter. 


Dazu kommt ferner, daß die Nierengeschwulst in der rechten Seite. | 


des Körpers lag, während von dem Betriebsunfall der linke Ober- 


schenkel betroffen wurde. 
Das Unfallereignis als sol 


ches kann als ein schweres nach 


dem Inhalt der Akten- nicht erachtet werden. Vom. ärztlichen . 


Standpunkt aus lag es sogar nahe, daran zu denken, ob es sich 
nicht etwa um eine sogenannte Spontanfraktur des: linken Ober- 
schenkels gehandelt hatte, die möglicherweise ihren Grund darin 
hatte, daß eine Geschwulst am Oberschenkel: vorhanden war, 
welche das Gewebe des linken Oberschenkels brüchig gemacht 
hatte. Diese Annahme ist durch die Leichenöffnung nicht bestä- 
tigt worden; es hat sich vielmehr "gezeigt, daß der Bruch des 
Halses des linken Oberschenkels in- keinem .Zusammenbange mit 


r Geschwulst kann: in keine Beziehung 
mit dem erlittenen Betriebsunfall gebracht werden, einmal,’ da sie 
zweifellos schon seit Jahren bestand und sicher: der. Grund dafür 
war, daß der Verletzte schon vor dem Unfall, abgesehen von 


Druckerscheinungen machen, welche ein einer Gehirnblutung ähn- 
liches Krankheitsbild hervorrufen: können, überrascht den. ärzt- 


lichen Gutachter nicht. a RE | 
~ ` Auf Grund dieses Gutachtens mußten die Hinterbliebenen- 
ansprüche von .der Berufsgenossenschaft abgelehnt werden; im 


Einspruchsverfahren hat das zuständige Versicherungsamt den 
ablehnenden Bescheid für ausreichend begründet erachtet. 
© Das Kgl. Oberversicherungsamt Groß-Berlin hat die Berufung 
gegen den: ablehnenden Endbescheid der Berufsgenossenschaft 
‚zurückgewiesen, weil es zu der Überzeugung gekommen war, daß 
die zum Tode führende Krankheit mit dem, durch den Betriebs- 
unfall herbeigeführten Oberschenkelbruch, der überdies die linke 
Seite betroffen hat, nach obigem Gutachten in. keinem . Zusammen- - 
hange steht. Die Krankheit ist durch .den Unfall weder ausge- 
‘löst, noch in ihrem Verlauf ungünstig beeinflußt worden. _ 


r 


Diesem Gutächten hat sich auch. das Reichsversicherungs- | 


amt. in seiner Rekursentscheidung unbedenklich. angeschlossen und 
daher den Rekurs gegen das .Urteil des Oberversicherungsamtes 


zurückgewiesen, 


\ 


_ Referatenteil. 
Redigierb von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin. 


Sammelreierat. | : 


‚  Rassenhygiene 5), `“ | 
| Von | | 
Sanitätsrat Dr. Georg Liebe, Waldhof-Elgershausen. 


Ä Unter nochmaligem Hinweise auf die grundlegenden und klä- 
renden Ausführungen über G. v. Hoffmanns Begriffsbestimmung, 
Eugenik, Rassenhygiene usw. (Eugenik 5, M. Kl. 1917, Nr. 12) sollen . 
diese gelegentlichen Beiträge künftig die obige Bezeichnung tragen. 
„Rassenhygiene ist das Ganze“ (das im deutschen Gedankenkreise be- 
arbeitete Gebiet), „Eugenik oder Fortpflanzungshygiene“ (der angel- 
Sächsische Begriff) „ist ein Teil der. Rassenhygiene“. Ausgegangen 
sind beide von der persönlichen Hygiene. „Mochte der Hygieniker 
‚zunächst auch nur die einzelnen Menschen. bei seiner Tätigkeit im 


`V 


Erfolge erzielen will, so muß sie daher in diesem Sinne Rassenhygiene 


werden.“ 2?) — 
Während der Krieg tobte, 


der Standpunkt der Volkszahl, der „Standpunkt der FJintenläufe“ ver- 
treten, Die russische, slawische. Gefabr war die Triebfeder für das 
Anwachsen der bevölkerungspolitischen Bestrebungen. Einzelne freilich 
machten schon immer darauf aufmerksam, daß die Zahl allein es nicht 
tue, daß man die Qualität nicht vergessen solle. Man mußte aber mit 
solchen Außerungen immerhin vorsichtig sein. | 

Der unerwartete Abschluß des Krieges mit allem, was sich daran- 
geschlossen hat, hat wohl. auch solchen die Augen über die Bedeutung 
der Qualität geöffnet?).-. Wovon uns hier’ nur die physische Seite an- 
seht. Das kleine, expansionsunfähige Deutschland der nächsten Zeit 
wird, ganz gleich, ob einer resigniert sich nur auf den inneriichen 
Ausbau verlegt, oder ob einer, in ferne Zukunft schauend, schon an 
Vergeltung denken will, der-Qualität seiner Bevölkerung um so mehr 


‚gewesen ist. Hierzu sei ein an ernsten Gedanken reicher Aufsatz von 
Mar tha Martius „Wissenschaft und Ethik als Grenzhüter der 
Eugenik“ genannt‘). In einer Arbeit über „Frauenkrankheiten als 


— 


) Der vorige Beitrag „Eugenik 5“ dieser Zeitschrift 1917 Nr. 12 


und 18 trug diese Nummer zu Unrecht, er war Nr. 4. F : 
Dr. Fritz Lenz, Überblick über die-Rassenhygiene.-Jahres- | 


Zum Lachen ist der von dem amerikanischen Professor 


Sprague aufgestellte Satz: „Die „barbarische“ Überzahl der Geburten 
eutschlands hat den großen Krieg.unvermeidlich gemacht.“ Zschr. f. 


Heft °) Arch. f. Frauenkunde und Eugenik, 4. Bd., H. 1—2. Dieses 
elt der für unsere Fragen notwendigen Zeitschrift enthält noch. fol- 
eende Aufsätze: Haecker: Die Annahme einer erblichen -Über- 


Prank (1745—1821) und die Eugenik. Dr..Max Nassauer: Der 


, 


1. 


Ca R i 


n i wurde von .der großen Mehrzabl | 
‚ Jh der einem ausgetretenen Bergstrome gleich einherflutenden Literatur 


| Müller-Freienfels: 


‚Gefahr für die Volkskraft. 


Erwerbskrankheiten“®) erklärt. K. E. Laubenburg die Geburten- 
abnahme äls „eugenetisch in gewisser Beziehung notwendig, da in dem 
Wettkampf‘ um die ‚Existenz sich nur kräftige Menschen durchzuringen 
vermögen und für sich, Familie und Staat Gutes schaffen können. Nach 


zunahme die Gefahr und die Aussicht, daß die unselbständigen, . 
arbeits- und denkschwachen, dem sozialen Fortschritt hinderlichen, 
körperlich. und geistig minderwertigen ‘Individuen sich weitaus stärker 
fortpflanzen“. ~ 4 | a, 
„Also die Zahl entscheidet nicht allein; die Qualität der Truppen 
und ihrer. Führer ist der andere gewichtige Faktor. Die größere Tüch- 
tigkeit kann die größere Zahl wetimachen. Aber wir wissen alle, daß 
das eine Grenze hat“®). und wer es noch nicht wußte, dem hat es das 
Kriegsende gezeigt. Drum muß man auch der Zahl immer wieder ihre 
Bedeutung zusprechen. „Also Tüchtigkeit und Zahl! Nur hierin be- 
kundet sich wirklich. die Volkskraft, mögen wir nun die Verhältnisse 
der Friedensarbeit ins Auge fassen oder die militärische Sicherung des 


Vaterlandes’”)“. | 
Darum vorerst noch einiges zur Zahl. „Wirklichen Erfolg haben und 


wirklich durchführbar sind meines Erachtens nur folgende Vorschläge: 
"A. Indirekte, d. b. solche, mit denen wir erst größere Zahl von 
Kindern erreichen, also zukünftiges Menschenmaterial wollen, 
Es sind: a a B 
1. Energische Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten, . 
. 2. Bekämpfung der kriminellen Aborte, == 
- 8. Kampf gegen den Alkoholismus, ` 
4. Wohnungshygiene. Ansiedlungswesen, Ä | 
5. Aufhebung- des Zwangszölibates der katholischen Geist- 
lichen und unserer Beamtinnen. i TEE 
B. Direkte, die eine Erhaltung des schon vorhandenen Menschen- 


' materials, bezwecken, - MER: 
6. Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit, 0 
7. Beschränkung der Auswanderung?)“. Ea 


Schrei nach dem Kinde II. Der moderne .Kindermord III. Der 
Kindermord und seine Bekämpfung durch Findelhäuser. Dr. R. 
Die Frau. und die Kunst. Dr” J.. R. 
Spinner: Der Giftselbstmord der Frauen. | EZ 
5) Arch. f. Frauenkunde usw. 3 Bd., H. 1—2. Darin: Sellheim: 
Das weibliche Fortpflanzungsleben als eine Kette fruchtbarer und un- 
fruchtbarer Funktionsvorgänge Dr. N. Lundborg: Über Rassen- 
mischungen, Sippschafts- und Stammwesen. Prof. Dr. M.Winternitz: 
Die Frau in den. indischen Religionen. Dr. M. Nassauer: Der 


Schrei nach dem Kinde I. | 
®© Dr. E. David, Krieg und Bevölkerungspolitik. Zschr. f. 


'Sexualwissenschaft, 3. Bd., 10. u. 11. Heft. — Wenn auch naturgemäß 
nicht alle Aufsätze dieser. auf der Höhe ihres Wissenschaftszweiges 


stehenden Zeitschrift zu unserem Thema 
Rassenh 


gehören, so findet doch der 
ygieniker darin reiches Material. A 

Zeiler, Die wirtschaftliche Schwäche der Familie als 
Zschr. f. Sexualwissenschaft, 4. Bd., H. 9. 


8) Dr. H. Rohleüer, Hebung der  Geburtenziffer nach dem 


) A. 


Kriege. Zschr. f. Sexualwissenschaft, 4. Bd., 1. H. S 


3 


. der Geschwulstbildung steht, weil -dort eine solche nicht nach- 
weisbar war, und weil eine allerdings nicht ganz vollkommene 
Heilung des Bruches eingetreten ist. Daß: zwei. Hirngeschwülste ' 


eugenetischen Gesetzen besteht aber bei schrankenloser Bevölkerungs- 


+ Ener: 
ee NEE 


wesen 


ana 
a a FR 
TrA E 


nee 
er 


a 
ur 


cn 


5 


=g TE 


ung 
- — nn .- 
i e 


nnd 


NEN 
he A A 5 
re mn 


_ ta 


ng 


-siis ; 


~ 


- r 
A ME en 
3 a a 


a ne , 
ee 


ya 
`. 
. oo Zr 
j -> g - vÊ En É may : 
` $ 2 K i a s . ` - - É i i d 
; ne a) BEER - . an Es u i ; a a ; ; ma - Be a‘ 
Be - a ~- EN Tai . Pure x s : A D F j - srg . 7 i “x Sa Ders 
= = ee Eua š ad a i 2 : Aa = S x m k 
> j x Ev mie u qe, en] ` u EN re en, = gr SET EN - - I” - EZ 4# $ er z 
a a aih SA E ah, R n » ann a ci — H r 2 2 es BER ER aan 0. Rn y . A ` . ; \ A . 2 ar 
2 g - ER E í P ee ars Bes EA = EN ne en mn u Ex = PR Ent ws var en m ze x Br D á j j 2 i b A Y g AG 
; í Ka gs R E rd . ` = S rG - -7 u Par nn ze - 5 ” = .- 
= k £ ER x = x z Ri p -< pieng 2 OR Ze NIE i 5 . r ; 
Pe A ee se en li. A Š is 5 = ee er Le ae : ; = g i ai 
u u 2 jean n. ae ars Kenn X ee N ET nn . A hee a ` z. a 
: : iz ee TI Ten : an r Era ee ne ee ee Pig RT O D = x i yS 5 2 -` ` d ; As 
. re a Te Pan ER f a mei. E { A a ES EUEN Taua $ 5 3, ~ 22% i i 
k E en - > Fi ao en Be er mL he lu ren Ta NOTE - . E E z SERN 
er mn Teiln: E Pip r = wg en ln wu. Pr a a S ar Eee INA qy- -= u . ` Taag HEN 
= Be DR EN REN ner OA Er K a . x Z EN ee FTD Tee B SEE u en De T m“ R `. 
, UT E N k ak w ETE Er k = un nn ie ee r me 4 ie sn in X > k Š 
er i 3 A! 2 s ie z Re ER, = nl " rD Fes = FE a ee ze San. .. Be > an RS; > En 
l a = a l Š en I E E E a I E n n = 5 an ee en ET LI IT 
EN A . y SET a a Š ee oI 2 ne 2, 5 TE EB E ns ` 2 = a PO e.n. at nr y 5 s + Arin x 
a re age ~- 5 - De E - x > Zur sA RE u. V Re DE e Fe 
$ 2 $ Er == . a a Ta NT, GE Da i i ji ES a T. SE N E er m $ i = rt È ee TEA, z 
o, man . a: ee ee ee y - g Toae e T Roog > S ee Er er Ro e EN a ei = E24 EEE E E DER Pe pn = 
pi il el ER Ze a ee EN s s 2 = sy m I Ve 
Dr . ee - ee SER: Eee TE Ber ne ” Er N ae ERS Se Bed x oo. = EEE . ~ g y ` x 
> u, Dal En ern u _ e N ep‘ in ER ERS Bear, Host. bi gati = f Se gai e A & >... A 
` = 3; e EM u BET ie a Te u ae = we 
Fr - A a O a - 5 en * o x ik E 


pl 


14 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3. 


19, Januar. 


a 


Findelhäuser oder besser Mutterhäuser — der Unterschied liegt 
klar auf der Hand — empfiehlt Nassauer®°), die gerade Asyle gegen 
den Kindermord darstellen werden. Die Stadt Dessau hat besondere 
Mietverträge für kinderreiche Familien aufgestellt. Äußerst praktisch 
eingerichtete Wohnungen, schlafburschenfrei, vertraglich das größte 
Zimmer des Oberstocks Schlafzimmer, eigene Treppe, Garten, kosten 
nur 250 M jährlich. Dazu würden für jedes Kind unter 16 Jahren 
8 M nachgelassen'*). | Ä | 

Vorschläge zu finanzieller Förderung der Kindererzeugung tauchen 
immer wieder auf. So stellt Staatsanwalt Zeiler in einer Schrift „Ge- 
setzliche Zulagen für jeden Haushalt“!!) eine ausführliche Staffel hierfür 
auf. Obligatorische Kinderversicherung für Bayern empfiehlt Len 22°); 
Einen Übergang zur Qualitätsfürsorge bildet die für Säuglinge. Denn 
dadurch, daß man die auch im Kriege wieder ins Ungeheure gewachsene 
Säuglingssterblichkeit eindämmt, rettet man auch die späteren besseren 
Qualitäten. Daß Kinder irgendwie minderwertiger Mütter später eben- 
falls minderwertig werden müßten, hält O pit z 1°) für einen derartigen 
Trugschluß, daß er den der Statistik gewidmeten Ehrennamen einer 
„feilen Dirne“ ganz besonders angebracht findet. Diese Fürsorge soll 
aber das Kind weiter begleiten bis in die Schule jeden Alters, auch da 
wieder Zahl und Eigenschaft gleichzeitig hebend. 

Zu den Problemen, die der Krieg uns aufdrängt, gehört der 
Frauenüberfluß nach dem Tode von 11. Million kräftiger Männer'®). 
Wenn wir trotzdem mehr Kinder haben wollen, so bleibt nur eine 
völlige Neueinstellung auf das uneheliche Kind übrig, worüber sich 
sehr energisch Dr. Franz Schacht?5) ausspricht, wobei er als 
sicher hinstellt, „daß wir alle nur Nachkommen natürlicher, sogenannter 
unehelicher Kinder sind“. 1913 gab es in Deutschland 183777 unehe- 
liche Kinder. Von diesen starben vor Vollendung des ersten Lebens- 
jahres 41924, d.h. 28,7%, während die Sterblichkeit der ehelich ge- 
borenen Säuglinge 14,2 °/o betrug'®). Gegen die Ehescheu wendet sich 
Löwenfeld!”), für die Ermöglichung der Frühehe, namentlich der 
Beamten trat im Reichstage der Abgeordnete Hubrich ein!®). Natürlich 
kommen immer wieder alte und neue Vorschläge zur Verhütung von 
Abort und Frübgeburt, wobei sich ergibt, daß mit der Lösung einer 
Aufgabe immer wieder neue Gesichtspunkte auftauchen; die Haupt- 
fragen lösen sich immer wieder in neue Unterfragen auf, ein Beweis 
für die außerordentliche Mannigfaltigkeit und Bedeutung des in alle 
Lebensgebiete einschlägigen Problems!?). Die Anzeige jedes Falles wird 
immer wieder verlangt. Man kommt da nicht an dem Problem Schwanger- 
schaft und Tuberkulose vorbei, das ja auch im Prozeß Henkel 
eine Rolle gespielt hat. Die von Ebeler?‘ aus einer längeren 
Studie gezogene Folgerung möge als interessant hier Platz finden: 
„fassen. wir das Gesagte kurz zusammen, so dürfte wohl, trotzdem 
wir verlangen, daß die primäre soziale Indikation unter den wissen- 
schaftlichen Indikationen keinen Platz finden kann und darf, die enorme 
Wichtigkeit des sozialen Faktors bei der durch Schwangerschaft kom- 
plizierten Tuberkulose als sekundäre Indikation zu einem Eingriff außer 
Frage stehen. Es müssen selbstverständlich alle Faktoren dabei sehr 

?) S. Anm. 8. 

1%) Tub.-Fürsorgebl. 1917, 4. Jahrg., Nr. 2. 

11) Stuttgart 1916. Heß, besprochen M. m. W. 1917, Nr. 88. 

12) Ein großzügiger Plan zur Bevölkerungspolitik in Bayern. 
M. m. W. 1917, Nr. 34. (S. hierzu Anm. 1.) In der dort angeführten 
Arbeit macht Lenz kritische Bedenken gegen die Kinderrenten geltend 
die nie so hoch sein können, daß sie die Kinderkosten decken. ’ 


18) Prof. Dr. Erich Opitz, Bevölkerungspolitik und ärztli 
Tätigkeit, es KI. 1917, Nr.28 en i 
=") M. Vaerting, Der Männermangel nach dem Kri 
gewaltige Anwachsen des Fianonüberschunsen nach dem Kriege, a 
Räsch. Jg. XI, H, 21 bis 22. Ref. M. m. W. 1918, Nr. 88. — Damit wird 
verbunden sein Zunahme der Knabensterblichkeit, Abnahme der Knaben- 
geburten. „Vielleicht wird man auf der Grundlage dieser Statistik zu 
der Einsicht kommen, daß es eine falsche und ungesunde Geburte 
politik ist, jetzt die Volksvermehrung künstlich zu fördern.“ u 
19) Dr. Franz Schacht, Die Sicherstellung der Volk 
vermehrung. Arch. f. Frauenk. u. Eugenik. 8. Bd., 8. bis 4. H. — Das 
Heft enthält noch folgende Arbeiten: Dr. F.Ebeler, Tuberkulos nd 
Schwangerschaft unter dem Gesichtspunkt der sozialen Lage M: TS 
Bernays, Die Kulturarbeit der Frau im neuen Deuts hland. 
M. Winternitz, Die Frau in den indischen Religionen. H F Sh i 
n ig 1, F Di een in in und ihr eugenetischer Einfluß, 
àd. Reich, Betrachtungen zur Wis | f 
eier: ge - senschaft des Lebens 


17) Hofrat Dr. Löwenfeld, Üb ie F | 
kämpfung. Zschr. z. Sexualwiss,, 5. Bd “o a Eheschou’ ana deren Be- 


18) zn vom 8. Mai 1917. = 
19) Prof. Dr. A. Döderlei 3 | | 

M. m. W. 1917. Nr. 29. in , Zur Bekämpfung der Fehlgeburten. 
20), S. Anm. 15. l 


genau abgewogen werden unter ganz besonderer Berücksichtigung der 
sozialen Begleitumstände.“ Vielleicht muß man damit rechnen, daß 
„der infantile Unterbau der Asthenischen zu schwach wäre, um die 
Last der Sexualität zu tragen“). Auf eine neue Stufe ist diese ganze 
Frage freilich getreten durch Einführung der Pneumothoraxoperation, 
wodurch vielleicht — vielleicht muß man noch sagen — mancher Abort 
vermieden werden kann. 

Zum Schluß dieses Abschnittes zwei Worte darüber, ob Zwangs- 
maßregeln irgendwelcher Art hier förderlich sein können. David“) 
sagt: „Es ist unnatürlich, Menschen, die keine Kinder haben w ollen 
oder — und darum handelt es sich meistens — nicht mehr Kinder 
haben wollen, als sie bereits besitzen, solche aufzuzwingen. Eine 
Politik der Geburtenvermehrung darf nicht mit Zwangsmaßnahmen 
gegen den Willen der Nächstbeteiligten operieren; sie muß vielmehr 
den inneren Wunsch und Willen zur Nachkommenschaft fördern und 
ihm möglichst freie Auslebung verschaffen. Das kann aber nur dadurch 
geschehen, daß die Hemmnisse, die sich heute der Durchsetzung dieses 
Willens in den Weg stellen, beseitigt werden.“ Und nachdem er auf 
die Notwendigkeit der Persönlichkeitsentwicklung der Frau hingewiesen 
hat, schließt er: „Statt zu versuchen, denen Kinder aufzuzwingen, die 
keine haben wollen, sorge man dafür, daß alle soviel Kinder haben 
können, wie sie haben wollen.“ Dem stimmt unter Anführung dieser 
Stelle Vaerting zu?). 

Die Qualitätsfürsorge deckt sich bekanntlich zumeist mit 
dem, was wir soziale Hygiene nennen, wenn auch wohl nicht ohne den 
hierzu nötigen eugenischen Einschlag. Im allgemeinen fordert sie ein 
gesundheitsgemäßes, vernünftiges Leben. In Übereinstimmung mit den 
Naturgesetzen müssen alle die leben, denen die Wichtigkeit der Rassen- 
hygiene klar geworden ist, verlangt Lundborg?!) Dieser weist 
auch auf die Ungleichheit der Rassen hin. Ein vielfach Verbaßter, 
vielfach Verkannter, Graf Gobineau, komme jetzt mit seinen 
Rassenanschauungen mehr zur Geltung. (Vielleicht veranlaßt der Aus- 
gang des Krieges, der tschecho-slawische Staat usw. manchen, sich mit 
den Schriften dieses Mannes zu befassen.) Daß in all diesen Be- 
wegungen der Alkohol die Rolle eines gewaltigen Hindernisses spielt, 
muß noch viel mehr betont werden. Über Alkohol und Sexualität 
spricht sich Bornstein nach einem Vortrage aus®); die Aufgabe 
der antialkoholischen Vereinigungen nach dem Kriege schilderte Blume 
im „Deutschen Guttempler“ 26). Wie überhaupt in der medizinischen 
Wissenschaft treten die Begriffe Disposition, Konstitution usw. mehr 
in den Vordergrund). Man wird sich, mit solchen Fragen beschäftigt 
mit der Vererbungslehre und besonders den M en d e 1l schen Gesetzen 
vertraut machen müssen. Inwieweit Unterernährung des Volkes besteht, 
und — sehr wichtig — wieweit solche einen rassenschädigenden Ein- 
fluß ausübt, darüber hat sich in einer lesenswerten Schrift (nebst vielen 
anderen einschlägigen Fragen) Oettinger ausgesprochen ®). Auch Pirk- 
ner mahnt in der Formulierung 'eugenischer Forderungen zur Vorsicht p) 

Natürlich richtet sich in der Hauptsache das Augenmerk auf die 
Familie und was damit zusammenhängt. Immer wieder wird die auch 
hier schon mehrfach erwähnte Frage der Gesundheitsatteste vor der 
Ehe und für sie erörtert), In einer großen Versammlung stellte die 
Berliner Gesellschaft für Rassenhygiene folgende Leitsätze auf"): 

1. Zur Sicherstellung eines zahlenmäßig ausreichenden und tüchtigen 
Nachwuchses sind Maßnahmen erforderlich, die nicht nur die Meng®; 
sondern auch die Güte der Nachkommen ins Auge fassen. 

2. Solche qualitative Maßnahmen hätten eine möglichst erhöhte 


Fruchtbarkeit der Tüchtigen und eine möglichst herabgesetzte Fort- 
pflanzung der Minderwertigen anzustreben. 


a) Matthes, zitiert nach K Ei ez. Ther. 
d. Tbe. Stuttgart 1914, S. 425. Ben, 
5. 


. Anm. 


®) Vaertin zi : sventiv- 
verkehr und Fruchtabtr Über den Einfluß des Krieges auf Präve 


\ i . Zsehr. 
f. Sexualwiss., 4. Bd., Aa a EEE 


*) Lundborg, s. Anm. 4 
28) Zschr. f. Sexualwiss.. 5 
SO Fr 
a) S Denz, Anm. 1, - | 
R r. Walter Oettin i iene und ihre 
ae Grundlage. Berlin at a ie 
4. Bd, Et : Pirkner, Leben und Eugenik. Zschr. f. Sexualwiss., 
') Über den gesetzlichen Austausch itszeugnissen 
7 nn von Gesundheitszeugnl 
as a und rassenhygienische Eheverbote. En 
mann, München. aaa Gesellschaft für Rassenhygiene. J. F- Le 
ebst weiteren Verhandlungen: f Sexualwiss., 4 Bå» 
TS gen: Zschr. f. Sexualwiss., * 
M. m W Ar N Rassen- u. ‚Gesellschaftsbiologie, Bd. 12, S. 396. — 
wm. W. ‚ Nr. 88. — Soziale Medizin u. Hygiene 1917, Nr. 11. 


— 


en iii 


‚Jung ist imstande, 


Brady 


mäßig 


nicht auf. 


3. Zur. möglichsten Hintanhaltung  rassenschädigender ehelicher 
Verbindungen ist vor allem die gesetzliche Einführung des Austausches 
von amtsärztlichen Gesundheitszeugnissen vor Schließung jeder Ehe 
erwünscht. SEN | er 

sundheitszeugnissen hätte vorerst, ohne 


4. Der-Austausch von Ges 
irgendwelche Eheverbote nach sich zu ‘ziehen, nur die gegenseitige 


Ze: Aufklärung der Ehewerber "über ihren Gesundbeitszustand herbei- 
em 


zuführen; es wäre zunächst den Ehewerbern zu überlassen, aus d 


Inhalt der Zeugnisse die Folgerungen zu ziehen. Be 
Die Maßnahme wäre ein wirksames Mittel, die Bevölkerung 


_ die Bedeutung der Gesundheit für die Eheschließung aufzuklären, die 


Gewissen der Ehewerber zu schärfen ‘und sie in den Stand zu setzen, 
die Gefahren im Einzelfalle leichter als bisher zu erkennen. l 

Zeugnisse, auch ohne die Folgerung eines Eheverbots wünscht 
Wally Zepler°°). Es wäre eio zu schwerer Eingriff in die Rechts- 
sphäre ‘des einzelnen und würde ein Anwachsen des außerehelichen 
Geschlechtsverkehrs und der venerischen Infektionen befürchten: lassen. 


. - Auch Pinkus, der die Zeugnisse zar Ausschältung des Pathologischen 
- an sich anerkennt, ist nicht: besonders begeistert dafür. Sie würden 
immer an den Geschlechtskrankheiten scheitern). Ebenso hält sie 


Lenz’) für ungeeignet. Er weist besonders darauf hin, daß die 
neuere Erforschung der Mendelschen Gesetze ganz neue Lichter auf 
den Wert der Determinanten wirft. Es sollen genaue erbbiographische 


v 


— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.3. 
Personalbogen geführt werden®). Eine ärztliche Kommission hat vor- . 
geschlagen, bei Geschlechtskranken das ärztliche Geheimnis insofern 
aufzuheben, als bei beabsichtigter Heirat eine vertrauliche Warnung 
ergehen. soll’). Auf den deutschen Gesetzentwurf zur Bekämpfung der . 
Geschlechtskrankheiten sei hingewiesen °°). : Eine der Arbeiten der be-' 


| kannten Münchener Ärztekommission, von Burgdö rffer®), ‚enthält 
folgende Sätze: „Die Familie, als die. Keimzelle des Volkes, als Jung- 


über 


sm 


en. 
e 
‘t f- E = 


75 


brunnen, aus dem sich die Volkskraft verjüngt und erneut, als Pflanz- 


schule des Gemeinsinnes und Gemeinschaftslebens, als Hort der edelsten 


Kräfte -des Volkslebens,, als ‚der Anfang und. Gipfel aller Kultur‘ 
(Goethe), ist auf der Grundlage der monogamen Dauerehe mit allen 


Mitteln zu kräftigen und zu fördern.“ „Alles, was auf Gesunderhaltung . 


des Familienlebens, auf Weckung, Veredlung und Vertiefung des 
Familiensinnes abzielt, muß unterstützt, alles, was, dem Familienleben 


abträglich ist (Geschlechtskrankbeiten, . Alkoholmißbrauch, Auswüchse 


des Wirtshauslebens, Tingeltangel), muß energisch bekämpft werden.“ 
Die schon erwähnten Personalbogen sollen dann zu Familienregistern 


zusammengefaßt werden?®), Anhangsweise sei darauf hingewiesen, daß 


nach Vaerting‘) das trotz angewandter Conceptionsverhütung 


empfangene, also widerwillig empfangene Kind minderwertig ist. Bnd- 


lich - kurz zu erwähnen die Studie Sellheims über die Wellen- 


bewegung im Frauenleben, mit‘ Tafeln und Kurven *) und eine Arbeit 


von Laubenburg über Frauenkrankheiten als Erwerbskrankbeiten 4). 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


. (Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Berliner klinische Wochenschrift 1918 Nr. 52 un 


verdrängung nach Lungenschuß. Siehe Vereinsbericht, Sitzung ‚der 


Berliner Medizinischen Gesellschaft, 11. Dezember 1918. 


Hugo Neuhäuser: Zwei Methoden der Hautplastik. "Das 


- Anwendungsgebiet der beschriebenen Plastik sind ungünstig gelegene 


Defekte der verschiedenen Körperregionen, wo es auf eine Deckung 


mit einem alle Schichten fassenden Hautlappen ankommt. 


Fritz M. Meyer (Berlin): Die Röntgenbehandlung der Hyper- 
it harten Strahlen. Nur die hochfiltrierte harte Strah- 
regelmäßig die Hyperhidrosis zu beseitigen. 

Baucke (Düsseldorf): Über eigenartige Ödembildungen ünd 
r kardie. Die Ödeme begannen stets .im Gesicht, bei den schwereren 
Fällen breiteten sie sich auch auf Nacken und Handrücken aus. Die 
Bradykardie war bei allen Kranken eine sehr ausgesprochene. Als Ur- 
Sache für das vorliegende Krankheitsbild wird allgemein eine unzweck- 
zusammengesetzte — fettarme — und nicht ausreichende Ernäh- 
ie: und ‚mangelnde Ruhe angesehen. Vermied man einen dieser 
eiden schädlichen Faktoren, so traten jene krankhaften Erscheinungen 
Für diese Ansicht spricht die erfolgreiche Therapie. 

Orth, Rubner, Kraus, Czerny, Hamel, 
Beninde, Wurm: Vorträge über „Die Aus- 
“ in der Berliner Medizinischen Gesellschaft 


hidrosis localis m 


Ad, 
Weber, Kuttner, 
hungerung Deutschlands 


am 18. Dezember 1918, ; . 
Neufeld und Papam arku (Berlin): Ätiologie und Epidemiologie 


der Grippe, Siehe Vereinsbericht Berliner Medizinische Gesellschaft 
vom 30.:Oktober 1918. en 
| Leschke (Berlin) 


: Ätiologie der Grippe. Siehe Vereinsbericht 
18. a; 


Berliner Medizinische Gesellschaft vom 21. November 19 
we | Reckzeb. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1918, Nr. 52. 
F. Kraus (Berlin): Nachuntersuchung mit dem Friedmannschen 


‚erfahren im Jahre 1913 behandelter Tuberkulöser. 'Von 85 mit dem 


ea "ehancalien Kranken fanden sich 25 im Jahre 1918, -also fünf 

ie Doh der Impfung, zur Nachuntersuchung ein. Alle diese wiesen 

iir eg gute Heilerfolge auf. Sie wurden auch sämtlich arbeitsfähig. 
gendwelche Schäden des Mittels wurden nicht beobachtet. 


eye und der bislang veröffentlichen klinischen Erfahrungen eine kurz- 
Jak F Charakteristik ausgewählter Präparate der letzten vier 
~ °, mach therapeutischen Gesichtspunkten geordnet. ' | 


%2) Nach einem Referat von Henriette Fürth, Arch. f. 


Ptauenkunde Bd, 3, H. 3 4, S. 299 | 
) Felix Pinku S, Voreheliche Gesundheitszeugnisse. M. Kl. 


` 1917, Nr. 17 


%9) S. Anm. 1. 


-, 


d 1919 Nr. 1. | 


Nr. 52. Fedor Krause (Berlin): Ungewöhnlich schwere Herz- 


' Delirium acutum einsetzte. - | l | 
Becker: Handschußverletzung und _Erhaltung von Fingern. . 


Finger, die durch Splitterung ihrer Metakarpalien der Stützen beraubt . 


positive Probe auf okkultes Blut bei Trichocephalus dispar und Ascaris 
lumbricoides ist äußerst selten. Die entgegengesetzten Ergeb- 
nisse von Wolff und Dau dürften äuf eine-nicht exakt durchgeführte 
Diät zurückzuführen sein. Die Bedeutung des Nachweises okkulten 


Blutes in den Faeces für die Diagnostik der Magenerkrankungen wird `` 


durch die Anwesenheit von Parasiten kaum beeinträchtigt. 
Weber (Chemnitz): Psychische Störungen bei der Grippeepidemie. 

Mitteilung von sieben Fällen. In allen, mit Ausnahme eines, zeigten 

sich die Störungen im Deferveszenzstadium oder in der. Rekonvaleszenz. 


| Die Schwere der Grippeerkrankung selbst scheint keinen besonderen 


Einfluß auf das. Auftreten der psychischen Störungen zu haben. Dem 
klinischen Bilde nach überwogen die deliranten Zustände und die vom 
Charakter der Amentia. Verlauf und Ausgang. waren in allen Fällen, 
mit Ausnahme eines, günstig: völlige Genesung nach vier bis längstens 
zehn Tagen. Bei dem einen tödlich verlaufenen Falle war vielleicht 
eine Komplikation. mit Lungentuberkulose und einem einige Zeit vor- 
hergegangenen Unfall die Ursache, daß hier schließlich das Bild des 


und durch Zerreißung ihrer Sehnen -bei verschmutzten,. infizierten 


Wunden ihrer : Funktion verlustig gegangen sind, :müssen gleich ent- 


fernt werden, jedoch. so, daß ihre Haut, soweit sie verwendungsfähig 


‚J\ist, zur Deckung des Mittelhanddefektes gebraucht wird. Dann erhält 


man gut die Funktion der übrigen, bringt in relativ kurzer Zeit eine 


Heilung des Defektes zustande und erhält dem Patienten eine recht 


brauchbare Hand, die zu einer Reihe von Arbeiten tüchtig ist und 
bald daran gewöhnt werden kann. | | | 


J. F. S. Esser (Berlin): Die Vagina als Harnblase, Mitteilung‘ 


eines Falles von Ectopia. vesicae urinariae bei einem 21 jährigen 


Mädchen. Es war die Blasenspalte schon in der Jugend ‚durch zwei 


35) Vgl, Liebe, Die Anamnese, 
Tbe., Bd. 37. : l | 
») Henr. Fürth, Die Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten 


in und nach dem Kriege und d 


Bd. 4, H. 2—8. x 
37) Als Sonderabdruck zu haben in Carl Heym 


Siehe hierzu Dr. E.Ulitzsch, Die Erotik im Fil 


Arnold Holste (Jena): Neue Arzneimittel? Der Verfasser Bd. 3. H. 10 u. 11 
| milienpolitik und Familienstatistik. M, 


"ngt auf Grund der von den Herstellern gemachten chemischen ʻAn- 


3) Burgdörffer, Fa 
2 


m. W. 1918, Nr. 2. 
3) Siehe hierzu Zeiler, Die wirtschaftliche Schwäche der 


Familie als Gefahr für die Volkskraft, Zschr. f. Sexualwiss,, Bd. 4, 


H.9. — Die Grundmauer. : Leitaufsatz 


80. April. p 
“) Vaerting, Über den Einfluß des Krieges auf Präventiv- 
verkehr und Fruchtabtreibung und seine eugenischen Folgen. Zschr. 


f. Sezualwiss, Bd. 4, H. 4 u. 5. | 
1) Sellheim, s. Anm. 4 — Laubenburg, s. Anm. 4. 


a 
= 


H. Schlecht (Kiel): Trichocephaliasis und okkultes Blut, Eine 


Brauers . Beitr: z. Klin. d. 


ie Beratungsstellen. Zschr. f. Sexualwiss. 


anns Verlag, Berlin. 
m. Zschr. f: Sexualwiss., 


der Leipz. N. Nachr. 1917, 


, i 
- p™ 
- A & žá 
Ñ .., a 
, = 
En a 
AE N ee en 
‘ Ba SS 


Pi 


pig sp" h k E o ` 
O Ben : Ei ` < a . 
ame = Bi 2 es = a gen So: Sr 
; EFE: EEE 
ne TATNA memerap Fa = ER ® 
; g RE DE no Gr aea 8 Bez AA 
m $ aae Sa nE o] E PR = 2 a IT * 
A: Pat lag. 2 0 men le Pr i >. - M 
4 fi Sr u tOn T AYTI œ an na x N 
- en RR a . Ei Fr t d -- A 
E a R Ki Bei, 
Turm: wen f 
a Er 5 


E ; 
’ & v ‘ 
Ten 

7 i ea: 
a ER N 
- Aal 


; 
-4 -f Paar, - n á - 
EAN a ea 


u 

nn 
Br. FR ae ersen Avui er: 
£ nO Vak $ - t 


araro 
pans 
-~ 


Ln 
z 
ar 


Dyw win a 
a Pe 


a a 
BAT a er 


an 


2 ei & ee 
ann nn A 
. 


Er 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3. 


Operationen größtenteils geschlossen worden, es war aber eine klein- 
fingergroße Öffnung, ringsum von festen Narben umgeben, übrig- 
geblieben. Diese Blasenfistel, oberhalb der Schamgegend, entleerte 
ständig Harn. Die Blase selbst war sehr klein (etwas größer als eine 
Walinuß). Die Vagina dagegen war sehr geräumig. Zunächst wurde 
versucht, die Blasenfistel zu schließen, was gelang. Bei einer weiteren 
Operation aber, die bezweckte, die Genitalien möglichst normal her- 
zustellen, wurde ein Zustand herbeigeführt, wobei der Harn aus der 
Blase in die Vagina floß und aus dieser nicht sogleich entleert 
werden konnte. Der daraufhin gemachte Eingriff hatte noch nicht den 
gewünschten Erfolg, es blieb noch eine gewisse Incontinenz des 
Urins zurück. 

Dorothea Bamberg und Gerda Hartmann (Berlin): 
Sparsame und einfache Methode zur Komplementgewinnung von Meer- 
schweinchen. Das Blut wird dem Pfotenballen der hinteren Extremität 
entnommen. : Die Tiere gehen daran nicht zugrunde, auch wenn ihnen 
öfter Blut entnommen wird. 

Erich Hesse: Kohlenoxydgasbildung bei behelfsmäßiger 
Feuerungsanlage im Felde. : „Feuertöpfe* ohne Abzugsrohr für 
die Verbrennungsgase müssen unter allen Umständen als gefährlich 
verworfen werden, da sie zu Kohlenoxydvergiftungen führen. Bei 
Verwendung eines Abzugsrohrs dagegen, das nur eine Länge von % m 
zu haben braucht, tritt eine völlige Ableitung des Kohlenoxydgases 


. ein; dieses läßt sich in den sehr lebhaft abziehenden Verbrennungs- 


gasen nachweisen. Als Heizmaterial für behelfsmäßige Feuerungs- 
anlagen ist ein Gemisch von Holzkohle und Koks (in kleine 
Stücke zerschlagen) zu empfehlen. Von der Benutzung von Braun- 
oder Steinkohlen und der aus diesen hergestellten Briketts ist wegen 
der stärkeren Rauchbildung und der weniger lebhaften Verbrennung 
abzuraten. 

R. Gassul (Berlin): Nachtrag zu meiner Mitteilung über „Bine 
durch Generationen prävalierende symmetrische Fingercontractur“. Nach- 
trägliche Mitteilung und Erläuterung einer Tabelle. F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1918, Nr. 51 u. 52. 


Nr. 51. H. Fehling: Thrombose und Embolie nach Kriegsver- 
letzungen und Operationen. Vortrag, gehalten im Unterelsässischen Arzte- 
verein Straßburg. 

E. Becker (Gießen): Zur Bakteriologie der Pyelitis und über 
Beziehungen der letzteren zur diffusen .Glomerulonephritis. Unter den 
zahlreichen Erregern der Cystitis und Pyelitis spielt das Bacterium coli 
bei weitem die Hauptrolle Ein Teil der beobachteten Fälle heilte 
nach Monaten vollkommen ab, der andere Teil erwies sich im weiteren 
Verlauf als echte Glomerulonephritis. Es zeigten sich mehrere Monate 
nach dem Entstehen der Erkrankung, die anfänglich ganz als Affektion 


der Blase und des Nierenbeckens auftrat, Blutdrucksteigerung, Ödeme 
und Cylindrurie, 


Oberndorfer (München): Zwerchfellschüsse und Zwerchiell- 
hernien. Nach einem Vortrage im Ärztlichen Verein München. 
.W. Jehn (München) und Th. Naegeli (Bonn): Über trau- 
matische Eventration des Magens in die linke Brusthöhle, unter dem 
klinischen Bilde des Spannungspneumothorax. Das Geschoß hatte das 
Zwerchfell aufgerissen. Durch diese Ruptur waren der Magen, ein 
Teil des Kolons sowie die Milz durch den intraabdominalen Druck, 
der sich. besonders durch die schnell einsetzende Preßatmung steigerte, 
in die Brusthöhle hineingetrieben worden. Infolge der dadurch be- 
wirkten Raumbeengung im Thorax kam es zur Steigerung der Atemnot, 
die ihrerseits eine vermehrte Preßatmung zur Folge hatte. So wurde 
schließlich der ganze Magen in die Pleurahöhle hineingedrängt. Durch 
den geblähten, schwer gestauten Magen, eine Kolonschlinge und die 
gestaute Milz wurde das zarte, leicht bewegliche Mediastinum sehr 
stark nach rechts verdrängt, derart, daß die Trachea nach rechts ver- 
lagert, vor allem aber das in allen Teilen gestaute Herz weit über die 
Mittellinie hinaus nach rechts verschoben wurde. Dadurch entstand 
ein Zustand, der mit dem Leben nicht mehr vereinbar war. 
= E. Seifert (Würzburg): Eingeklemmte Zwerchiellhernie nach 
alter Schußverletzung. Die Einklemmung droht jeder, auch noch so 
harmlos erscheinenden posttraumatischen Zwerchfellhernie. und die 
nun vitale und absolute Indikation zur Operation verschlechtert natur- 
gemäß plötzlich die bisher relativ günstige Prognose d 
Mitgeteilt wird ein Fall, wo die Einklemmung drei T 
der durch Operation geheilt wurde, | 
Franz Rost (Heidelberg): Übe | 
En On a g) r den Verlauf der Sehnenscheiden- 


Was die Sehnenscheide 
3 a = H 1 e 
Syringomyelie auszeichnet, ist das enorme Ö dem an = en 2 
besonders an den Handrücken. Bei der Incision findet man Sehnen 


die Sehnen- 


es Eingriffes, 
age bestand, und 


19. Január. 


scheide nicht von dem gewöhnlichen Eiter gefüllt, sondern nur von 
wenigen Tropfen eines trüb-serösen Exsudats. Es ist dringend 
ratsam, die Incisionen stets unter Esmarchscher Blutleere auszuführen, 
damit man infizierte Sehnenscheiden vor ihrer Eröffnung erkennt. 
Trotz dieses geringen Exsudats kommt es gewöhnlich zu einer völligen 
Nekrose und Ausstoßung der Sehnen. Die Beseitigung der Ödeme 
gelingt sehr gut im „Schrotbad“, das heißt man läßt den Patienten die 
Hand täglich ein- oder zweimal ein bis zwei Stunden in einen Kasten 
stecken, der mit Schrotkugeln gefüllt ist. Der Kranke soll, während 
er die Hand in dem Kasten hat, die Finger bewegen, das Ödem wird 
dann durch das Gewicht der Schrotkugeln beseitigt. Nach dem Schrot- 
bad läßt man die Hand in eine Gummi- oder Idealbinde wickeln. 

G. Heilig: Über Liquorbeiunde bei Fleckfieber und ihre diffe- 
rentialdiagnostische Bedeutung. Angegeben werden bestimmte Merk- 
male des Liquor cerebrospinalis, die in ihrer Gesamtheit patho- 
gnomonisch für Fleckfieber sind. 

Zadek (Neukölln): Über positiven Wassermann im Liquor bei 
nicht Iuischer Meningitis. Mitteilung von fünf Fällen, deren klinische 
Diagnose durch die Sektion und den bakteriologischen Befund im 
Liquor bestätigt wurde. Klinisch und anatomisch war Lues nicht nach- 
weisbar. In jedem dieser Fälle war die Wassermannsche Reaktion Im 
Blute negativ, im Liquor dagegen positiv. 

Heinrich Kayser: Über erhöhte Leistungsfähigkeit des 
Gallenanreicherungsverfahrens bei Typhus und Paratyphus. Die Gallen- 
anreicherung des Blutes ist auch bei Typhusschutzgeimpften 
eine zuverlässige klinisch-bakteriologische Untersuchungsmethode auf 


Typhus. Sie gibt auch bei Paratyphus von Typhusschutz- 


geimpften noch die besten Ergebnisse. 


K. Grasmann: Über die Grippeepidemie an der Front in den 


Sommermonaten 1918. Die Krankheit trat in drei Erscheinungsformen 
auf: 1. mit starken Kopfschmerzen und Mattigkeitsgefühl, 2. mit Leib- 
schmerzen und Durchfall, 3. mit Hustenreiz, Schluckbeschwerden, 
Rauhigkeitsgefühl über dem Brustbein oder auch Heiserkeit. Gegen 
Kopfschmerz wurde Pyramidon, gegen Durchfall erst Kalomel, 
dann Tannalbin, bisweilen Opium gegeben. Sehr häufig wurden die 
heftigen Leibschmerzen durch Tinctura Valerianae aetherea und 
Wärme beeinflußt. 

Meyburg: Die Ausrüstung handgelähmter und handver- 
stümmelter Landwirte. Empfohlen wird eine der Hand angepaßte 
Arbeitskralle mit geeigneter Riemenführung. Je nach der Art der 


Verletzung (Handverstümmelte, Handversteifte, Handgelähmte) muß die 
landwirtschaftliche Arbeitskralle verschieden sein. 


August Weinert: Über das häufigere Vorkommen von Wund- 
diphtherie. Bei der großen Gefahr der Übertragung dieser Infektion 
ist im Zweifelsfalle die bakteriologische Untersuchung vorzunehmen. 


Nr.52. G. Herxheimer und W. Roscher: Über Hautver- 
änderungen bei Nephritis usw. Es scheint sich in den Hautbefanden bei 
Kriegsnephritis (typische Glomerulonephritis), Weilscher Krankheit und 
Wolhynischem Fieber zunächst untereinander um das gleiche zu handeln, 
nämlich um kleine, sich an Capillaren und kleine Hautgefäße anschließende 
Entzündungsherde, wie sie auch sonst infolge ständiger äußerer Haut- 
reizung vorkommen. Irgend etwas Charakteristisches oder Typisches 
besitzen sie daher nicht und haben somit auch keinen diagnostischen 
Wert. Man kann sie also mit den charakteristischen Hautverände- 


rungen bei Fleckfieber (Wandnekrose, Thrombose usw.) keineswegs aù 
eine Stufe stellen. 


Adolf Ritter (Zürich): Wie wirkt die Dakinlösung auf das 
Wundgewebe? Während die Jodtinktur in erster Linie eine anti- 
mykotische Kraft besitzt, aber keine nennenswerten Nekrosen 
macht, also die Gewebe wenig irritiert, wirkt die Dakinlösuns 
umgekehrt: das antimykotische Moment tritt stark in den Hintergrun 

gegenüber dem irritativen. Die Dakinlösung ist in der therapeu- 
tischen Verwendungsart eine das Gewebe in hohem Grade reizende 
Flüssigkeit. Sie vermag im Gegensatz zur Jodtinktur, der durch das 
unversehrte Epithel hindurch nur eine geringe Tiefenwirkung innewohnt, 
auch bei intakter äußerer Decke erhebliche Entzündungserscheinungel 
in der Tiefe auszulösen. Direkt auf die Wunde gebracht, ist die 
Wirkung noch viel eklatanter. Die Reizung führt zu einer gründ- 
lichen Ausspülung der ‚Wunde, zu einer Auss chwemmung 


der Mehrzahl der Keime. Dabei wi t allzusehr 
geschädigt und damit . Dabei wird das Gewebe nic 


kommen genügt. 
H.daRocha-Lima 


Pleckfieber. Die Schutzimpf 
Fleckfieberläu Er 


Tierversuche 


(Hamburg): Schutzimpfungsversuche gegen! 
ng gegen das Fleckfieber mit einem aus 
sen gewonnenen Impfstoff ist nach den Ergebnissen VOP 
n aussichtsreich.. Der Impfstoff erwies sich als unschäd- 


der ersten Anforderung an ein Antiseptieum voll- - 


N er & Se 

ae | A FE, “ i = : s ‘ 5 | . E l 

. 1. Jt 2 i 19. Januar. EF i 1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK, — Nr. 3. aa D 17 er 

O EEE lich. Zu Massenimpfungen aber eignet sich -dièses Verfahren nicht, da | habt, die alle seinerzeit mit Eingi eßen von Ä t h'et behandelt y 

Bitia > die Gewinnung des Impfstoffes in großen Mengen schwierig ist. Es |: worden waren. .Der Verfasser glaubt, daß/die_R eizung durch den 2 

ere astia! - kommt daher hauptsächlich die Impfung. von ' besonders, gefährdeten |- Äther die ‚Schuld. an diesen Verwachsungen trage: MER i A, 
fnug ei Personen in Betracht. & as FE E ©ua f| Otto Marcus: Athylchlorid zur Loslösung des Spritzensteinpels. 2 u 

5 Erwin Pulay: Uber Typhusbacillenbefunde im Sputum. Man | Man spraye gegen das Glas dort, wo der Stempel festsitzt. 5 a Bee 
De Se - 0 F. Brück ` 


s . kann den Typhuserreger öfter, als bisher angenommen wurde, im .Sputum , 
© =- nachweisen, und zwar gerade in Fällen, die mit schwererer Bronchitis |. nu: 
einhergehen. Man muß aber oft viele Tage hindurch das Sputum dar- 


aufhin untersuchen. Diesen Befunden kommt daher für den Infektions- 
prophylaktischer Hinsicht weit- 


u einer vila 
-. Wiener medizinische Wochenschrift 1918 Nr. 45 bis 52. 
` „Nr.45. Sitzungsbericht der Gesellschaft für Innere Medizin und 
.._ tragende Bedeutung zu. p a Zeh ur ‚Kinderheilkunde in. Wien vom 24. Oktober 1918. Aussprache ‚über die | 
e A. Binder (Batmen) und H. Prell (Tübingen): Studien: zur ‚herrschende Grippeepidemie. ‚Referenten: v. Wiesner, Erdheim, 
Ätiologie der Iniluenza. . Prell weist auf das Vorkommen der Grippe- '|. Böhm, v. Ortner, 6 ötzl, Knö pfelmach nn N. 

ze erreger (Änigmoplasmen) im :strömenden Blute von Grippekranken hin. |.  Nr.46. v. Jagić: Die diagnostische Verwertung des ;Leuko- 
erst W. Berblinger (Kiel): Komplikationen bei Grippe. Nach |, cytenbildes bei Infektionskrankheiten. (Fortsetzung und: Schluß zu > E 
2 einem in der Medizinischen Gesellschaft Kiel gehaltenen Vortrage. | Nr. '48.). Es werden im einzelnen dargestellt die Blutbilder bei Diz © .  . 
f Johannes Schürer: -Zur Frühdiagnose des Fleckfiebers.  phtherie, Serumkrankheit, Mumps, Keuchhusten, Pneumonie, Influenza, 
H ©- Unter Berücksichtigung des psychischen. Verhaltens (Rede- | Tetanus, -Dysenterie, Cholera, ’Erysipel, akutem Gelenkrheumatismus 

‘drang, ängstliche Erregung), des charakteristischen Gesichtsaus- |. Meningitis epidemica, akuter Poliomyelitis und den exanthematischen 
drucks mit der starken Stirnfaltung („Fleckfiebergesicht“) | Erkrankungen. | Fr ` Ze | 
ma ces Diwtberna dai neukopenie, 'völllges -ehlon der poly- | >: Nedd, "Vorzar: Einige epidemiologische Beobachtungen bei 
nucleären cosinophilen -Leukocyten) ist die Fleckfieberdiagnose schon |; Koch-Weeksscher Conjunctivitis. , In.einer Garnison erkrankten inner- ` 
a Re vor Auftreten des Exanthems mit “Mo, |. halb 20 Tagen. etwa 200. Mann, im Verlaufe der nächsten fünf Monate ->  - 
œa großer Sicherheit möglich. Dabei ist das‘ Blutbild dem des ‚sporadisch weitere 200 Mann an Koch-Weeksscher Conjunctivitis. Der Be 
|- bakteriologische -Nachweis wurde in 236 Fällen erbracht. Die An- en eh. - 
.steckung kommt nur durch direkte Berührung mit dem Kranken zu- ` - un 


modus des Typhus abdominalis: auch in 


- Typhus sehr ähnlich. Aber bei Beachtung des psychischen 
Verhaltens unddes Gesichtsausdrucks wird.die Differential- 
diagnose zwischen Typhus und Fleckfieber in den ersten Krankheits- | 12: adara ann ain | tichi 
tagen selten auf Schwierigkeiten stoßen. Da das Fleckfieber durch die a Pa A E a a n R e | 
| Besonderheiten ser Übertragung durch ‚die Laus in: den ersten Krank- Die Bekämpfung der Epidemie besteht einfach in sofortiger Isolierung ° `- ` u. un 
heitstagen noch nicht. oder doch nur in sehr geringem Maße ansteckungs- ‘jedes Erkrankten nach bakteriolögischem : Nachweis des Erregers. en a 
a ist eine frühzeitige Isolierung beim Fleckfieber noch aus- | Zr Anlegung von Kulturen hät sich am’ besten gewöhnlicher Nähr- >. E der 
Schlaggebender als bei anderen Krankheiten. Wenn man wartet, bis die agar bewährt, auf den. zwei bis‘ drei Tropfen. Menschenblut aufgetropft SE j [0% 
wurden. ` bo oF “a Bi a 
i Dear, 


. Diagnose durch das Auftreten des Exanthems und durch den positiven 
Ausfall der Weil-Felixschen ‚Reaktion gesichert ist, wird der Zeitpunkt 


überschritten, bis zu dem das Fleckfieber noch relativ ungefährlich ist. 
In Malariagegenden 


Nr..49. Pal_(Wien):”_Über die Wirkung der Isochinolinalkaloide 
des Opiums und der Ipecacuanhawurzel und. ihre therapeutische Ver- 
wendung. Die Alkaloide (Narkotin, Papaverin, Narcein ‚und Emetin) 


M. Gioseffi: Dysenterie und. Malaria. 

‘ empfiehlt es sich, in’jedem Falle von Diarrhöe nicht nur auf Malaria- ‘| W | 
parasiten zu fahnden, sondern auch systematisch, besonders in der | heben den Krampfzustand der glatten Muskeln auf, ohne dadurch eine 
Rekonvaleszenz, Agglutinationsversuche auf die bekannten Dysenterie- | Schlaffe Erweiterung des Hohlörgans zu erzeugen. Sie bewähren sich tee 

ne "therapeutisch sowohl bei selbständiger Darreichung als auch kombiniert | Den 
mit anderen Agentien und untereinander, doch muß. auf die Nbn- . Ni. 


erreger anzustellen. 


K. Wahl: Beiträge zur_orthopädischen Verbandtechnik. Mitge- 5 A ; 
/ wirkungen Rücksicht genommen werden. Wo es sich nur um die ent- 


' spannende Wirkung auf die glatten Muskelfasern handelt,”ist das Emetin 


ragment und speziell der Zug am Trochanternagel ist vom 


teilt und durch zahlreiche Abbildungen veranschaulicht wird eine Reihe 
von Verbandarten, die sich dem Verfasser seit Jahren gut bewährt haben. M di ela ; 
Stahnke: Besenstielkompression der Bauchaorta. Der Besen- | am besten „durch Papaverin und Narkotin zu ersetzen, so namentlich Ei 
stiel wird quer über den entblößten Unterleib gelegt oberhalb des | bei der Hämoptoe und der Dy senterie.” Die protozoentötende Wirkung `` nit 
Nabels. Man ford ert, den Patienten. auf, langsam und tief zu atmen und kommt allen_diesen ‚Alkaloiden in gleicher Weise zu, dagegen die ex- ` a ; -o 
wf läßt den Besenstiel langsam von zwei Operationswärtern nach abwärts | Pektorierende und Brechwirkung nur dem Emetin, > g L P o a 
Y; ‚drücken, bis der Femoralispuls nicht mehr-fühlbar ist. ‚In dieser Tiefe | __ L’enk: Die Röntgendiagnose in der Konsolidation von Knochen- n 
d! muß dann.der Stiel gehalten werden.. Bei länger dauernder Operation | brüchen. : Es‘ hat_sich_die_klinische. Untersuchung der Frakturen unter nd o 
Mi müssen die beiden Wärter abgelöst werden, ohne daß die Kompression: dem Röntgenschirm vach folgender Methode bewährt: Man läßt den Eg a 
|. unterbrochen wird. Da die Stielkompression ganz langsam in die Tiefe | Patienten aktiy sämtliche Bewegungen ausführen, die ihm mit der Ex- Re 
t} > wirkt, ist dem Bauchinhalt genügend Spielraum: zum Ausweichen | tremität möglich sind. Man vollführt: passiv alle möglichen Bewe- RER 
| - gegeben. | re E s». - „| gungen, und zwar allmählich ansteigend bis zum weitestmöglichen Aus- O 
i © = Holzknech t, Robert Mayer und We grichs: Einfaches | maß und achtet darauf,!_ob sich die” Fragmente in gleichem Sinn und I 2: 
j Durchleuchtungsgerät als Zusatz zur Röntgeneinrichtung. Es lassen sich | Ausmaß bewegen. . Man umfaßt fixierend das proximale' Fragment und | Fi en 
| | damit Durchleuchtungen im Liegen, Sitzen und Stehen rasch ‚und be- | versucht mit der anderen Hand das distale/'zu verschieben. Man übt $ 28 S 
quem durchführen. a ir: | bei Unterstützung der Extremität einen Druck auf die Frakturste)ie aus di Mier Co 
_ Ohly (Charlottenburg): Stumpfgymnastik. Ein Beitrag zur | und prüft am Röntgenschirm, ob noch ein Federn der Fraktur nach- Bi o > 
| medikomechanischen Behandlung Armamputierter. Zur vollen Beweg- | weisbar' ist. Erst wenn alle diese Prüfungen eine Unbeweglichkeit E, N a 
lichkeit des Oberarmstumpfes im Schultergelenk schlägt der Verfasser | der Fragmente ergeben, darf mau „Fraktur konsolidiert“. feststellen. Fa fi et, 
ein Verfahren vor, das in Form turnerischer 'Freiübungen mit der | ` Demmer: Tampon und Lumbalpunktion bei der Primärver- H 
'Sandow-Griffhantel ausgeübt wird. E sorgung von Hirnverletzungen. Die Vorteile der Tamponversorgung der `- (f: > o e 
Sr BStélnmaün (Bern): Behandlung der hohen Oberschenkel- | Schädelverletzungen wurden häufig im Beginn durch Kammerdurch- Be I: et ii 
schußfrakturen mit direkter Extension des centralen Fragments (Tro- | bruch im weiteren Verlaufe durch Spätabscesse beeinträchtigt. Die n: T 
. Chanternagel) in der Gipsbrückenlage. Die direkte Nagelextension am | feinsten Rißkanälchen und Wundtaschen werden. nämlich durch den e AS: 
| primär in die unter Drück stehende -Hirnwunde eingelegten Operations: _ BEA M Ei 
tampon nicht geöffnet, sodaß’sich um” jedes Splitterchen oder Gewebs- Bi: 


'krümel ein Retentionsherd bilden’ kann. Mit Hilfe der systematisch 


Proximalen F 

erfasser schon vor Jahren ausführlich beschrieben worden... 

‚. banz (Amsterdam): Temporäre Funktionsausschaltung durch Ge- _ | do fe 
Irierung. Zu der Methode, durch Gefrierung vorübergehend die Nerven- | angewandten Lumbalpunktion gelang es, durch Herabsetzung des be- 
leitung auszuschalten, das heißt mit der zeitlichen Gefrierung des | stehenden Hirndrucks den Aufschluß aller zusammengepreßten Wund- 
Nerven schwere Schmerzzustände bei Schußneuritis dauernd zu besei- | taschen zu erreichen; es konnten ‘dann die entfalteten Höhlen und 

| | Buchten durch einen entsprechenden Tampon ausgespännt ' erhalten 
werden. Die Punktion wurde wiederholt ausgeführt und dabei Flüssig- 


tigen, bemerkt der Verfasser, daß er zwei Fälle von Neuralgie des 
Schußverletzten Nervus ulnaris gesehen habe, die durch Eintauchen 


er Hände in Eiswasser am meisten Linderung fanden. ME 
-Seubert (Mannheim): Zur Ätherbehandlung der Peritonitis. Der 


Verfasser „Nat in einem Jahre vier Fälle von- Ileus durch Adhä- 
Stonen nach Appendicitisperitonitis zu. operieren Gelegenbeit, ge- 


keitsmengen bis zu 140 cem schadlos entnommen, bis die Hirnwunde 
keine Prolapstendenz .mehr zeigte. In die Wunde wurden möglichst 
inkompressible Mikuliezsche Jodoformtampons eingelegt. Der Verschluß 
‘der Wunde wurde absichtlich bis zur sechsten und achten Woche ver- 


`~ 


= -mean z 


Aa 


und Dysenterie). 


- gefähr fünfwöchiger Dauer, während welcher Zeit über 300 Personen, 
| also mehr als 10% der Bevölkerung starben. In einzelnen Häusern 


Mannschaften, bei denen die Krankheit viel leichter verlief, besaßen. 
Auffallend war auch, daß alle Lebensalter gleichmäßig betroffen‘ 


Er 


78 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3. 


zögert. 22 derart behandelte Fälle zeigten während einer Beobachtung | 
von über 18 Monaten keinerlei Komplikationen, weder Spätabscesse 


noch epileptische Erscheinungen. G. Z. 


Wiener klinische Wochenschrift 1918, Nr. 49. 


Erdheim (Wien): Über das Barlow-Herz. In 21 von 31 zur 
Obduktion gekommenen Fällen von Morbus Barlow fand sich .neben 
der typischen Knochenveränderung eine rechtsseitige Herzhyper- 
tropbie. Diese fehlte mit Sicherheit nur in vier von den restlichen 
zehn Fällen; davon standen zwei im Beginne der Erkrankung. bei den 
beiden anderen war die Erkrankung wohl ınanifest, aber erst mäßig 
entwickelt. Die übrigen sechs Fälle sind fraglich, weil das Herz im Ob- 
duktionsbefunde nicht erwähnt ist. Der Grad der Hypertrophie war 


verschieden; konstant war das rechte Herz hypertrophisch und zu- 
meist dilatiertt. Ferner wird als auffallender Befund die enorme 
Häufigkeit der pulmonalen Komplikationen erwähnt, besonders 
Bronchopneumonien und Bronchitiden. 

Foges: Zum Wesen der Colica mucosa. Die reine Colica 
mucosa, die strenge von der Colitis membranacea zu trennen und 
stets als eine rein nervöse Erkrankung aufgefaßt worden ist, wird 
dadurch charakterisiert, daß sich in der Zeit zwischen den Anfällen 
keine Spur von Schleim in den Faeces findet. Verfasser meint, daß 
das reine Bild dieser äußerst seltenen Krankheit nur beim weiblichen 
Geschlechte zu beobachten ist, und nimmt Beziehungen zwischen dem 
Krankheitsprozeß und dem weiblichen Genitalapparat an. Die ge- 
legentliche Verbindung mit der Menstruation und die typische Perio- 
dizität der Anfälle machen den innersekretorischen Einfluß der Ova- 
rien wahrscheinlich. Experimentell ließ sich durch ein Corpus-luteum- 
Hormon an Kaninchen eine Hyperämie der Mastdarmschleimhaut her- 
vorrufen. Verfasser möchte die Colica mucosa als Analogon zur 
Dysmenorrhöe auffassen und dementsprechend behandeln 


Luithlen: Pemphigus acutus (Blasenausschlag bei Sepsis 

Heilung durch Aderlaß und Eigenserum. Bei je 
einem Falle von septischem und dysenterischem Pemphigus acutus 
wurde mit bestem Erfolge zuerst ejn Aderlaß von 100 cem vor- 
genommen und dem ersteren Falle 20, dem letzteren 2,5 ccm des 
aus dem Blute gewonnenen Eigenserums am nächsten Tage intra- 
venös injiziert. Durch den Aderlaß trat ein Rückgang der stark 
erhöhten Körpertemperatur ein, die nach Einspritzung des Eigen- 
‚serums kurz anstieg, um dann normal zu werden. Zugleich besserten 
sich die Hauterscheinungen bis zur völligen Heilung. ` 


l L e derer: Über schweren Verlauf der Spanischen Grippe. Die 
blitzartig auftretende Grippeepidemie befiel fast sämtliche 2800 Ein- 
wohner des Ortes Bijelopolje im Sandschak und verschwand nach un- 


herrschten besonders schwere Infektionen, sodaß bisweilen ganze 
Familien der Seuche zum Opfer fielen. Die Grippe war außer den 
pulmonalen Komplikationen durch Blutungen der verschiedensten Or- 
gane charakterisiert, Nasenbluten, Hautblutungen, blutige Durchfälle. 
Verfasser erklärt sich den besonders schweren Verlauf dieser Epidemie 
so, daß er annimmt, daß in den Jahren 1889/91 die Influenza nicht in 
diesen abgelegenen Ort gedrungen ist und die Einwohner die Immu- 
nität entbehrten, die anscheinend die dort in Garnison "liegenden 


waren. 


Wassermann (Wien-Purkersdorf): Über einige beachtens- 
werte Krankheitserscheinungen der derzeitigen pandemischen In- 
fluenza. Symptomatologisch, diagnostisch und prognostisch beach- 
tenswert sind folgende bei der derzeitigen Grippe beobachtete Er- 
scheinungen: Volumen pulmonum auctum, Sputa haemorrhagica 
Epistaxis, Roseolae und Herpes febrilis. Das Volumen pulmonum 
auctum, das nichts gemein hat mit den geringgradigen Lungen- 
blähungen der gewöhnlichen Influenza, ist charakterisiert durch fast 
vollständiges Verschwinden der absoluten Herzdämpfung streifen- 
förmige Einengung der Leberdämpfung, linearen Verlauf der Lungen- 
lebergrenze, hart entlang den vorderen rechten Rippenbogen, ver- 
stärkten costalen und tachypnoischen‘ Atemtypus und tympanitisel 
Beiklang in den unteren Lungenteilen. = 

Marcovoci (Kassa): Zwei Fälle von Aphasie i 
herrschenden Grippeepidemie. Kasuistischer Beitr 
dauerte zwei beziehungsweise drei Tage lang an 
beiden Fällen eine Hämorrhagie angenommen, 

Wiener (Trencsen): Zur Ätiolo 
den Sputis sowie aus den 


m Verlaufe der 
ag. Die Aphasie 
Als Ursache wird in 


gie der Spanischen Grippe. Aus 
Organen der Leichen, insbesondere auch 


19. Januar. 


aus Eiterherden der Lunge, aus dem Blute, der Milz. Niere und Leber 
konnte fast stets in Reinkultur ein polymorpher Diplokokkus gezüch- 
tet werden. Er hatte eine gut darstellbare Kapsel. war zumeist gram- 
positiv, wächst auf allen Nährböden und ist Giftbildner, wie Meer- 
schweinchenversuche zeigten. > 

Fernau: Physik und Chemie des Radiums und Mesothor für 
Mediziner. Fortsetzung und Schluß der Abhandlung XIX. Die Be- 
ziehungen der Radioelemente zu den gewöhnlichen BISTRENIFRE, ; 


Zentralblatt für Chirurgie 1918, Nr. 52. 


Finsterer: Über die Bedeutung der Magenresektion beim 
Ulcus duodeni. Finsterer weist darauf hin, daß der wesentliche V ot- 
schlag darin besteht, zur dauernden Beseitigung der übermäßigen 
Säurebildung im Magen einen größeren Teil des Magens bei der Opera- 
tion mit zu entfernen. Diese grundsätzliche Verkleinerung des Magens 


ist von anderer Seite bisher nicht in dieser Absicht ausgeführt 
worden. K. Bg. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1918, Nr. 52. 

Geßner: Zur Behandlung der Schwangerschaftsniere und 
Eklampsie. Infolge der Änderung der Lebensweise bei den deutschen 
Frauen während des Weltkrieges, nämlich durch die knappe Kriegskost 
und die reichlichere körperliche Bewegung, ist die Zahl der Er- 
krankungen an Schwangerschaftsniere und an Eklampsie kleiner ge 
worden. Bei der Schwangerschaftsniere wird in erster Linie die 
Karellsche Milchkur verordnet, die ersetzt werden kann durch leichten 
Milchkaffee und Brot mit einem fettfreien Aufstrich. Notwendig ist 
die Schaffung besonderer Schwangerenheime. K. Bg. 


Therapeutische Notizen. 


Bei Influenza empfiehlt E. v. Nesnera: Chinin. hydrochloric., 
Phenacod., Acid. acetylosalicyl. aa 0,8, und zwar bei den ersten An- 
zeichen sofort 1 Pulver, nach 2 bis 3 Stunden ein zweites, nach 5 bis 


| 6 Stunden ein drittes, nach weiteren 5 bis 6 Stunden ein viertes. Zur 


Sicherung der Wirkung am 2. Tage noch 8, am 3. noch 2 Pulver. Außer- 
dem sofort Digitalis und Unterdrückung des Hustenreizes. Bei Broncho- 
pneumonie außer Digitalis auch rechtzeitige Stimulierung des Vaso- 


motorencentrums mit Adrenalin, ferner zur Beförderung der Diurese 
Coffein. (M. m. W. 1918, Nr. 51.) 


Nach R. von den Velden hat sich der Versuch einer PTO- 
phylaxe der Komplikationen bei Grippe mit Chinaalkaloiden 
(Bucupinum basicum und bihydrochloricum in Dosen von 0,25 bis 0,3 
dreistündlich, sechs- bis achtmal in 24 Stunden) im F r ü h stadium, 
zuweilen auch bei vorgeschritteneren Fällen, und ferner die Bebandlung 
gewisser Verlaufseigentümlichkeiten der Komplikationen der Gripp® 
mit parenteraler Einverleibung artfremden Eiweißes als zweckmäßig 
herausgestellt. (D. m. W. 1918, Nr. 52.) F. Bruck. 
Kirchberg (Delmenhorst) berichtet über Behandlung der re 
bris Wolhynica (Fünftagefieber) mit Kollargol. Auf drei Injektionen 
olgte eine Bettruhe von 20 Tagen, bei der” in keinem der Fälle weder 
eine Fiebersteigerung noch die bekannten Beschwerden auftraten. (B. kl. 
W. 1918, Nr. 52.) Recekzeh. 

Das Neosalvarsan übt nach Blank und Felix beim Fünftage- 
fieber eine specifische Wirkung aus. Das geht aus der Veränderung 
und Verkürzung hervor, die der Ablauf eines Anfalles nach Neosal- 
varsan erfuhr und daraus, daß nach längstens zwei Infusionen die An- 
fälle überhaupt ausblieben. Es wird jedesmal 0,5 g intravenös infun- 
diert.. (M. m. W. 1918, Nr. 51.) F. Bruck. 
Einen nahtlosen Wundverschluß empfiehlt O. Franck (Flens: 
burg). In die Wundwinkel werden zwei Häkchen eingesetzt und die 
Wundlippen aneinandergelegt. Ein einschichtiges Gazestück, das die 
ganze Wunde überragt, wird zunächst in der Mitte mit Kollodium be- 
strichen und nach Trocknung und Entfernung der Häkchen auch an 
den übrigen Teilen. Der Kollodiumverschluß ist haltbar. das Verfahren 
ist bei allen Schnitten anwendbar, welche sich ohne Spannung ZU 
sammenbringen lassen. Für etwaige Drainage kann im Nahtwinkel ei 
Drain durch Einzelnaht ausgespart werden, sorgfältige Blutstillung İst | 
wichtig. Das Pflaster wird nach etwa zehn Tagen vom Patienten selbs 
abgezogen. (Zbl. f. Chir. 1918, Nr. 52.) K. 

Die Behandlung der Oberarmbrüche Neugeborener mit Gewichts- 
extension des in voller Supination auf einer dorsalen Schiene, in recht- 
winkliger Abduction vom Brustkasten, gelagerten ' Armes empfiehlt 


= ne sser (Leipzig) als einfach und zuverlässig. (M. m. W. 1918. 
DL. 


zn ungsform der Lun 


Einträufelung von Hetol (Natrium cinnamylicu m) in die 


Conjunctiva bei Chorioretinitis tuberculosa empfieblt, Paul Cohn f 


Das Hetol wirkt nicht nur lokal auf die. Bindehaut;: son- 


(Mannheim). 
- dern dürfte auch von hier aus durch die‘ Lymph- und "Blut-.| 

bahnen in die tuberkulösen Stellen gelangen. „Es. ist besonders darauf 
zu sehen, daß nicht bloß der untere ‚Conjunetivalsack das Hetol be- |; 
kommt, sondern auch die Conjunetiva 'bulbi und.nach Möglichkeit noch ` 


ein Stück der oberen Conjunctivalfalte, um. eine möglichst große | 
(M: m. W..1918, Nr. 51.): 


Schleimhautfläche zur Resorption zu haben. 
Die Behandlung der Trichophytie und Furunkulose mit -Terpen- 


-finöl nach Klin gmüller empfiehlt Schedler. Es wird Ol. Tere- 
binthin. in einer 20 h igen Olivenölmischung i intraglutäal injiziert i 


(äußerstes Drittel der Linie, die Steißbeinende und Spina anterior 'su- 


perior verbindet) in zwei- oder dreitägigen Intervallen. 
mit einer Dosis von (0,02 oder 0,025 .Ol. Terebinth.. (also = i: oder 
1’/ Teilstrich der Pravazspritze) zum Ziel. .Zur Behandlung einer 
Trichophytie sind etwa zehn Einspritzungen nötig. (M: m. W. 1918; Nr. 51.) 


Mock wendet das Silbersalvarsan in. Form. einer sehr lang- 


samen, etwa drei Minuten dauernden Infusion’ in recht erheb- 
licher Verdünnung an. Das Mittel wird .zunächst: in 20 bis 


30 cem 0,4%iger Kochsalzlösung gelöst und dann das Flüssigkeits- 
‚Zur. 


quantum mit 0,8%iger Kochsalzlösung auf etwä 200 ccm erhöht, 
Infusion bedient man sich der von Gennerich angegebenen Bürette 


zur endolumbalen Behandlung. Diese faßt 200 cem und ist mit einem 


sehr dünnen, 60 bis 70 cm langen Schlauch ärmiert. Der Flüssigkeits- 
ablauf erfolgt so sehr langsam. (D. m. W. 1918, Nr. 52.) F. Bruck. 


. Bücherbesprechungen. - 


-d 


Bandelier und Roepke, Lehrbuch der sotiin seen Dia- 
„gnostik und Therapie’ der Tuberkulose. Neunte Auf- 
lage. Würzburg 1918, Verlag C: aR, 448 Seiten. Brosch. 


M 16,—, geb. M 18,40. PY: 
Wenn ein Buch innerhalb zebn N neun Àuflagen erlebt und 


| davon zwei im Kriege, so ist es zweifellos, -daß es notwendig und gut 
ah: -. Ist. Das Buch von Bandelier und Roep.ke ist deshalb für jeden, 
=~ der sich über die Tuberkulosefrage unterrichten will, ein unentbehr- 
‚licher Ratgeber, weil es der Niederschlag großer eigener Erfahrungen der 
Verfasser und gründlicher Literaturkenntnis. ist und weil die Verfasser 

= €s verstehen, klar, präzis und lebendig zu schreiben. ‘Die ‚Anlage der 
` neuen Auflage ist die alte geblieben: der Besprechung der specifischen 

_ Diagnostik und Therapie der Tuberkulose ist ein theoretischer Teil: 
. über die Theorien der Tuberkulinreaktion. und „die | Heilfaktoren der | 
| Tuberkulinwirkung vorausgeschickt. . Unter den diagnostischen Methoden `| 
könnte die Darstellung der Conjunctivalprobe wesentlich gekürzt werden, 
‚da diese Probe nur noch selten angestellt wird. Auf 5.121 wird gegen 


die Röntgenuntersuchung etwas ‚zu dick aufgetragen, polemisiert gegen 


as, was das Verfahren seiner Natur nach unmöglich leisten kann und- 


d 
ihm auch wohl nie zugemutet wird, und der Wert des Verfahrens zu 


‚wenig. anerkannt auch dort, wo er in die Augen: springt, z. B. bei der 
Diagnose der akuten Miliartuberkulose, bei der Feststellung wenig dicht. 


stehender oder solitärer tuberkulöser Lungenherdeben, bei der Kavernen- 


diagnose, bei der Erkennung, von Schrumpfungstendenz. und Erschei- 


gentuberkulose, bei dem Nachweis pleuritischer 


asionen und kleiner Exsudate, bei der Differentialdiagnose gegen- 


Adhä 
Hier scheinen die, Verfasser sich weniger 


über der Pneumokoniose., 


‚ auf eine große eigene Erfahrung mit modernen Apparaten als auf Lite- 


raturstudien verlassen zu haben: 
Sehr erfreulich ist, daß die Verfasser für. eine häufigere sach- 


gnostische Anwendung des Tuberkulins durch den prak- 
Zu den -Bemerkungen der Ver- 


atismus siebe auch Brauers | Beitr. 


gemäße dia 
tischen Arzt warm eintreten. 
fasser über den tuberkulösen Rheum 


u Klin. d. Tbc. Bd. 34, S. 299. 


l Unter den technischen Methoden könnte die Ponndorf sche 
ihrer größeren praktischen Bedeutung wegen besser hervorgehoben 
werden. Mit der Partigenbehandlung nach. Deyeke-Much, das 
sei noch erwähnt, haben die. Verfasser keine- guten Erfahrungen ge- 

Gerhartz. 


macht. 


J. Schwalbe, Diagnostische und therapeutische Irr- 


tümer und deren Verhütung. 1.—ö. Heft.. Leipzig 1917/18, 


Georg Thieme 
Das auf 1a Einzellieferungen berechnete Werk setzt die schul- 


Eemäße Kenntnis der inneren Medizin voraus, es soll eine Ergänzung 
Bee gewöhnlichen Lehrbücher bilden. Es zielt durch Vorführung der 
tümer in der Erkennung und Bekämpfung innerer Krankheiten auf. 


die Tichtj 
he ge Deutung der Symptomenkomplexe und die Wahl der zweck- 
| mäßigen Therapie i er à | 


hin. 


3 1919 = MEDIZINISCHE KLINIK m a ZU: 
a n In dem. giston de: vorliegenden Hefte spürt man bei de Be- 
` sprechung der Stoffwechselkrankheiten auf jeder, Seite die `- o 
‚ abgeklärte. klinische. Erfahrung seines "Verfassers A. F. Hoffmana. 


(Leipzig). So manches treffliche Wort‘ fällt da’ auch’ über allgemeine 


-hygienische Lebensweise und Behandlung, über-zu üppiges -Essen und l 
Trinken bei alt und jung, das Frühaufstehen, über Aufklärungsarbeit, 2 
die der Arzt leisten: soll und kann, über -die Erziehung der men i 


” ` 


Man gelangt 


. 
En Sr u) 
e 


18 


zu intelligenter. Mitarbeit. 


. Durch das ganze Kapitel der Psychiatrie (2. “Heft, bear ; 


-beitet von E. Meyer [Königsberg]) zieht ` sich als Leitmotiv? die 
Betrachtung der -gesamten Persönlichkeit . bei . 


. Krankheitszuständen, von denen: die Dementia’ praecox besonders. ein- 
‚gehend behandelt beziehungsweise: abgegrenzt wird. [Sehr willkommen 5 


‚sind die Bemerkungen über. Simulation und Dissimulation geistiger Stö- 
rungen, ein in den Lehrbüchern nur stiefmütterlich behandeltes Kapitel. 


.In diesem wie in den anderen Heften sind Erfahrungen aus. dem Kriege 


verwertet, 
Die. Neurosen hat L W. Weber (Chemnitz) im ersten Teil et 
des '8.. Heftes in besonders klarer} „Gliederung und mit großer Prägnanz Re, 


der therapeutischen Winke bearbeitet. Naegeli erweist sich im 
zweiten ‚ Teile als strenger, aber gerechter Beurteiler;auf‘ dem an 


Schwierigkeiten und ‚Sünden von Ärzten und. Patienten reichen Gebiete 
| der Unfallneurosen.' Er ist ein.warmer Fürsprecher der Kapital- 

abfindung,. Mag auch das vorliegende Buch. noch so weite Verbreitung 
finden, ganz verschwinden’ werden bei. aller Sorgfalt des einzelnen . 


Arztes und aller Vertiefung der Kenntnisse die Irrtümer nicht, also 
auch nicht die Haftungsfolgen, Die zivilrechtliche uud ’'straf- 
rechtliche Haftung für Kunstfehler, die Haftung für eigenmächtigen 
‚Eingriff, .die Sicherung gegen die Haftung erörtert in dankenswerter 


Weise Reichsgerichtsrat Eberm ayer im 4 (ursprünglich. als letzten 


y 


gedachten) Hefte. 


> Mit Heft 5 kehrt das Werk zur eigentlichen Klinik zurück, Die- 
Darstellung der Krankheiten der--Harnorgane durch A.v.Ko- 


ranyi ergänzt ganz ausgezeichnet die verschiedenen Nephritisbücher, 


‘die in der letzten Zeit erschienen sind. Auf diesem Gebiete gibt es 


‚in der Tat viele Mängel der Praxis und tiefe Lücken im Wissen. 
L. v. Blaskovics (Budapest). ‚liefert einen Beitrag über 


Augenverän derungen bei Nierenkrankheiten, während . 


Fürbringer die häufigsten und folgenschwersten Irrtümer auf dem 


Felde der Störungen der Geschlechtsfunktionen des Mannes unter dem 
Titel au al: und krankhafte Samenverluste“ be- ne 


spricht. 
S eh walbes Banimelwärk: dem nur. neben der: Seitenzahl‘ der 


' einzelnen Hefte eine fortlaufende N umerierung zu wünschen gewesen 


= wäre, reiht sich nach dem bisherigen Eindrucke ‘den anderen von ‘ihm her- 


ausgegebenen würdig an. Es ist geeignet, die Kollegen, an. die in den 
langen Kriegsjahren nur die Anforderungen der Militärmedizin ae | 


traten, stark zu | machen für die bürgerliche Praxis. - 
Emil Neißer (Bresläu). 


Stoll, 
beim Kriegsgericht. 
Bd.10, S.5. Halle 1918, Marhold. 34 Seiten... M 1,20. 


Verfasser berichtet über 158 kriegsgerichtliche Begutachtungen. | 
Es handelte sich in 94 Fällen um Fahnenflucht beziehungsweise uner- 
laubte Entfernung, in 65 Fällen um Subordinationsvergehen, in 31 um ` 

Die 


_ Eigentumsvergehen. 55 % der Exploranden waren vorbestraft. 

Diagnose lautete in 68 Fällen angeborener Schwachsinn, in 30 Psycho- 
. pathie, in 21 Hysterie, in 18 Neurasthenie, in 12 Epilepsie und.Porio- 
manie, in 11 Dementia praecox und: in 8 Dementia paralytica. _ Ver- 


‘fasser tritt dafür ein, daß den. gemäß $ 51 Freigesprochenen für eine 

der Lage des Falles angemessene Zeit. die bürgerlichen Ehrenrechte ab- _ 
erkannt ‘werden, daß auch in jedem Falle zu der Frage Stellung zu ` 
nehmen ist, ob die Pemengaden i im bürgerlichen Sinne geschäftsfähig sind. 


Henneberg (Berlin). 


Stillings pseudo - Meochromaliacle Taten. zur Prüfung des Farbensinns. 


Nach dem Tode des Verfassers in nunmehr 15. Auflage, herausge- 


on von Prof. G. Weil in Straßburg. Leipzig 1918, Verlag. von 


G. Thieme. 


Die Abneigung Nagels gegen diese Tafeln“ ist bekannt And 


trotzdem haben sie sich durchzusetzen vermocht, ein Beweis für ihre 


Zweckmäßigkeit und ‚Brauchbarkeit. In der Tat gibt es keine Farben- | 
| sinntafeln (vielleicht die von Podestä ausgenommen), die in so 
‚außerordentlich kurzer Zeit prompte Auskunft über den Farbensinn ` 


der Untersuchten geben. Besonders siud sie denen willkommen, die die 
Theorie des Farbensinns und seiner Störungen nicht beherrschen, weil- 
die Tafeln nichts voraussetzen, sondern jeden. Arzt ohne ‚weiteres in 
die Lage versetzen, Prüfungen vorzunehmen.- - Adam (Berlin). 

% ~ K i z N ' ' 


den versehiedenen | 


Ergöbnlese psychiatrischen Berarak E 
 Juristisch-psychiatrische . Grenzfragen : 


pn 


| | ‘das Fehlen der Milzschwellung wichtig, während Bradykardie und 


80 | | u 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3. 


19. Januar. 


— 


Vereins- und Auswärtige Berichte. 


| | Breslau. Ä 
Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. (Medizinische Sektion.) 
Sitzung vom 8. November 1918. 

. R. Pfeiffer: Zur Bakteriologie”; der Grippe.‘ Die Influenza- 
bacillen “waren ein Jahr lang geradezu verschwunden und tauchten 
erst im Kriege wieder auf. Bei der diesjährigen Epidemie fielen gleich 
die ersten Fälle aus dem Waldenburger Kohlenrevier, die dem Bres- 
lauer Hygienischen Institut "zur; Untersuchung übergeben wurden, 
positiv aus. Negativ sind oft gerade die Sputa der sehr akut, ohne 
typisches eitriges Sekret verlaufenden Fälle. Die Zahl der positiven 


o Sputa beträgt über 51%, ferner wurden in 25,4% der als ‚Tuberkulose 


oder Tuberkuloseverdacht eingesandten Sputa Influenzabacillen ge- 
funden. Auch in Organen (Leber, Milz, Gehirn) gelang der Nachweis. 
Nach dieser Verbreitung müssen die Influenzabacillen zweifellos etwas 
mit der Epidemie zu tun haben. Es fehlt der Beweis dafür, daß sie 
bloß als Sekundärinfektion aufzufassen sind. 

Henke: Zur pathologischen Anatomie der Grippe. Bei den 
ganz rasch verlaufenden Formen war verhältnismäßig oft wenig Greif- 
bares zu finden, zwar Erscheinungen in der Trachea, aber keine Beläge, 
keine Pseudomembranen. Für die typischen Fälle der schweren In- 
fluenza ist überaus charakteristisch die Erkrankung der Trachea unter- 
halb des Kehlkopfs. Die Entzündung kriecht dann weiter bis in die 
Bronchiolen. Manchmal ist die Möglichkeit der Erstickung durch Bron- 
chiolitis purulenta. gegeben. Die hauptsächlichste Todesursache ist die 
lobuläre Bronchopneumoniee Man muß für die infarktähnlichen Er- 
scheinungen eine Blutsepsis annehmen. Eine besondere Disposition der 
Menschen mit Status thymo-lymphaticus ist nicht mit Sicherheit vor- 
handen. Daß Herzkranke besonders häufig der Infektion erliegen, steht 
auch nicht fest. 

Minkowski: Zur Klinik der Grippe. Die Morbidität ist bei 
Hineinbeziehung der vielen leichten Fälle, die sich beim Arzt”gar nicht 
melden, sicher viel größer einzuschätzen, als man annimmt, die Morta- 

- lität, bei der man sich nicht nach dem Bilde in den Kliniken richten 
darf, sehr gering. In der Symptomatologie gibt es, wie näheres Durch- 
gehen der Beobachtungen zeigt, eigentlich nichts, was nicht schon’von 
Leichtenstern in seiner Influenza-Monographie niedergelegt wor- 
den ist. Es gehen wenig Tuberkulosen zugrunde, 'Diabetesfälle selbst 


leichter Art und Nephritiden werden ungünstig beeinflußt, Malaria kann 
durch Influenza mobilisiert werden. | 


Sitzungen vom 29. November und 13, Dezember. 


(Grippediskussion.) Leichtentritt: Die Fortsetzung der 
Pfeifferschen Untersuchungen in den letzten Wochen hat die oben 
mitgeteilten Ergebnisse bestätigt. In einem Fall ist es gelungen, aus 
dem schwer veränderten Darm Influenzabacillen zu züchten. 

Rosenfeld rühmt die Behandlung mit Supersaninjektionen 
(Eukalyptol-Menthol-Dericinol mit Zusatz von Antifebrin und Anti- 
pyrin) in Verbindung mit Digitalis. Seit Anwendung dieser Therapie 
war kein Todesfall zu verzeichnen. 

| Stolte: Influenza kann chronische Erkrankungen der Lungen 
(Bronchiektasien) hervorrufen, die bis in das höhere Lebensalter be- 
stehen bleiben. Bei Kindern ist ein Milztumor verhältnismäßig häufig. 

| Küstner: Bemerkenswert sind zwei Fälle von Status eclamp- 
ticus im Anschluß an Grippe während der Schwangerschaft, um so mehr 
als die Ekampsie jetzt auf ein Minimum zurückgegangen ist. 

E. Neißer: Differentialdiagnostisch gegenüber Typhus ist 


Leukopenie, die, solange keine Pneumonie vorhanden ist, auch bei 
Influenza vorhanden ist, Schwierigkeiten bereiten. Supersan ist kein 
Allheilmittel, nur bei schwer sich lösenden Pneumonien von Erfolg 
Auffallend häufig findet man nach Grippe, besonders ambulant behan- 


delten Fällen lange andauernde "Temperaturspitzen, ohne daß an den 


Lungen ein Befund zu erheben ist. 


W.Freund: Die Angabe, daß Säuglinge eine relative itä 
gegen Influenza besitzen, hat sich nicht als EN T E 
In 14 Fällen wurde polyvalentes Serum nach U. Friedemann an- 
gewandt, in 4 der schwersten hat es zweifellos beste Dienste geleistet 

Bit torf: Während der Leipziger Epidemie waren scharla h- 
artige Exantheme zu beobachten. Die Punktionsb i 


AEE , ehandlung der E 
pflegt günstig zu verlaufen, mit Hinausschiebung der ee 
gewinnt man eher. Emil Neißer (Breslau). 


—__ a 
aa aman a aa 


Frankfurt a. M. 


Ärztlicher Verein. Sitzung vom 2. Dezember 1918. - 


Stephan: Über Wesen und Ergebnis der Behandlung mit ‚dem 
Piedcunschen Tuberkulose-Heilmittel. An über 600 Krankheitsfällen 


wurde niemals eine Schädigung des Patienten beobachtet. Die Injektion 


geschah ausschließlich subeutan, mit 0,3 cem der starken Emulsion; 
nur bei Kindern wurden teilweise schwächere Dosen gegeben. Zur 


Behandlung kamen alle Formen und Stadien der Tuberkulose, ausgehend 


von dem Gedanken, daß nur eine einheitliche, an einem großen Material 


durchgeführte Behandlungsart Einblick in die Wirkungsweise und 
Wesensart der aktiven Immunisierung bringen könnte. | 
Es muß dabei zunächst betont werden, daß auch bei der tuber- 


kulösen Infektion der aktiven Immunisierung Grenzen gesetzt sind, das 


heißt, daß auch die Friedmann-Behandlung allenfalls die erfolgreichste 


Form der Immunotherapie werden kann, nicht mehr. Die unspeeifische 


Komponente in der Heilung der menschlichen Tuberkulose darf daneben 


nicht vernachlässigt und unterschätzt werden, sie ist vielmehr sehr wahr- 
scheinlich der specifischen als überlegen und weit wichtiger zu erachten. 


Es steht außer Zweifel, daß mit ihr in zahlreichen Fällen Besse- 


rungen und Heilungen zu erreichen sind, wie sie mit keiner Form der 
bisherigen Tuberkulin-Immunisierung zu erzielen waren. In Überein- 
stimmung mit Friedmann und Göpel wird auf die Wichtigkeit 
einer möglichst frühen Behandlung nach Ausbruch respektive Erkennung 


der tuberkulösen Infektion hingewiesen. Die Behandlung ist — wie 


auch jede andere Immunotherapie der Tuberkulose — in erster Linie 


indiziert im Primärstadium, sie führt in zahlreichen Fällen des sekun- 
dären Stadiums zu Besserung und Stillstand der Infektion. Das Tertiär- 
stadium ist für die Friedmann-Therapie fraktär. 


| Greifswald. 
Medizinischer Verein. Sitzung vom 6. Dezember 1918. 

Höhne demonsiriert zwei von ihm durch Operation gewonnene 
Präparate ektopischer Gravidität, eine intrafollikuläre Ovarialgravidität 
und eine Fimbrienschwangerschaft. f 

Bei der intrafollikulären Ovarialgravidität ist 
die innere Hälfte des Graafschen Follikels eingenommen von einem kräftig 
entwickelten Corpus luteum graviditatis, die periphere Hälfte von dem 
noch in situ befindlichen, Amnionhöhle und einen wenige Millimeter 


langen Foetus aufweisenden Ei. An der weiten Rupturstelle des 


Follikels befindet sich eine Kappe geronnenen Blutes. Bei dem Durch- 
schnitt läßt schon das makroskopische Bild in hervorragender Weise 
erkennen, daß das Ei von Spangen ovariellen Gewebes eingefalzt ist. 
H. weist auf die große Ähnlichkeit dieses Falles mit dem von Kouwef- 
van Tussenbroek veröffentlichten Fall intrafollikulärer Ovarial- 
gravidiiät hin, den Werth in seiner bekannten Monographie IM 
v. Winkelschen Handbuch der Geburtshilfe abgebildet hat. 

Die Fimbrienschwangerschaft hatte fast denselben 
Symptomenkomplex wie die Ovarialschwangerschaft geboten. An dem 
Operationspräparat konnte man aber schon makroskopisch und em- 
wandfrei mikroskopisch das Nichtbeteiligtsein des Ovariums an der 
Gravidität feststellen, andererseits mikroskopisch mit Sicherheit nach- 
weisen, daß das in eine Blutmole verwandelte Ei in dem Stroma der 
Fimbria ovarica verankert war. 

Stephan: Centrale Dammruptur. Vortragender stellt einen Fall 
von centraler Dammruptur vor, bei dem Kind und Placenta bei voll- 
kommen erhaltenem Vulvaring unter gleichzeitiger Zerreißung der 
vorderen Sphincterfasern durch das Dammgewebe hindurch geboren 
wurden. (Demonstration eines Aquarells, das die frische Verletzung 
post partum darstellt.) Der centrale Dammriß ist keine so extreme 
Seltenheit, wie die großen Statistiken glauben machen (1:10000); Vor- . 
tragender hat unter einer wesentlich geringeren Zahl von Geburten an 
der hiesigen Frauenklinik bereits zwei einschlägige Fälle beobachtet. 
Bei den mehr als 80 in der Literatur niedergelegten Fällen wird als 
ätiologisches Moment zumeist ein abnorm hoher Damm, in zweiter 
Linie eine auffällig enge, stark nach vorn gelegene Vulva angegeben. 
Ferner ist häufig eine zu geringe Beckenneigung, endlich ein enger 
Schambogen und hohe Symphyse verzeichnet. In zwei Fällen wird ein ` 
abnorm schlaffer, nachgiebiger Damm als Ursache beschuldigt, bei zwei 
weiteren Kreißenden lag eine rigide Narbenbildung im Bereiche der 
hinteren Commissur, von vorausgegangenen gewöhnlichen Dammrissen 
herrührend, vor; letztere Fälle betreffen die beiden einzigen Mehr- 


gebärenden mit centraler Ruptur, alle übrigen Beobachtungen wurden 
an Erstgebärenden gemacht. 


918. - | 
jiung mil ka 


ankb F. 
Die Injektin f 


en Emul; 
egeben de f 
e, ausgoe f 
en Mater 


iwel l | l 


'`19; Januar. 


aa. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK Nr, 


Euch? 0 di” Ve Se E ER fie) Be 
De E 


+ 


Dieser Umstand weist non darauf hin, daß der. Rigidität der 
primiparen Weichteile eine ‘besondere Rolle bei dem Zustandekommen... 


der Centralrupturen zugeschrieben werden muß, doch glaubt der Vor- 
tragende, daß stets mehrere ‚ätiologische Faktoren im Spiele sind: 
Jeder Geburtshelfer weiß,. daß ein hoher Damm, eine enge, vorn- 


liegende Vulva, ein enger Schambogen usw. für sich allein bei 


kunstgerechtem Dammschutz keine schwerere 'Weichteilverletzung nach 


sich zu ziehen braucht. Erst‘ das Zusammentreffen: mehrerer von ‘den 


genannten Anomalien begünstigt die Centralruptur; hierfür spricht auch 
der demonstrierte Fall, bei dem ein.eniger und hoher Schambeinwinkel 


(Basis 9, Lothöhe 8 em)? eine ungewöhnlich geringe Beckenneigung |. 
und ein breiter, rigider Damm vorhanden ist. Hierzu kommt, der für 
eine Erstgebärende auffällig rasche Geburtsverlauf bei sehr kräftiger - 
Wehentätigkeit: auf die Eröffnungsperiode entfallen acht Stunden, nach 
11/4 Stunden war die Austreibung ` beendet. Die besondere Wichtig- . 
keit.des engen Schambogens und der geringen Beckenneigung für die 


Entstehung der centralen Dammruptur ‚wird vom Vortragenden an ent- 
sprechenden Zeichnungen und ‘am Beckenmodell mit SEES? 


Führungslinie demonstriert. | 
Sodann wird der Entstehungsmechanismus der Cen- 
tralruptur an der Hand der Literatur. und der eigenen Beobachtungen 
besprochen. Es ist nicht eine vollkommene Vulvaporrhexis, wie 
Zangemeister sie annimnit, notwendig, stets aber reißt die hintere 
Scheidenwand vom  Vulvaring ab, worauf der Kopf sich in dem neu- 
gebahnten Hohlraum zwischen Rectum und Beckenboden fängt, diè so- 
genannte dritte Drehung um die Symphyse nicht ausführt, sondern 
seinen Weg durch das Dammgewebe hindurch nimmt. Als perforierender 
Kindesteil sind das schmale Vorderhaupt, Gesicht bei , Hinterhauptslage 
und Gesichtslage, ferner Schulter, Ellbogen, Vorderarm und. das Bein 
bei Beckenendlage beobachtet worden. Von ‘den pathologischen Ein- 
stellungen. des Kindes kommt nur der Gesichtslage mit nach hinten 
gerichtetem Konn (Fall’von Holzapfel) eine besondere Bedeutung zu: 
Die beste Therapie besteht bei der drohenden 'Centralruptur 
in der Prophylaxe, ‘das heißt in. der Anlegung einer ausgiebigen Episio- 
tomie, sobald eine bläuliche, respektive blasse Verfärbung der hinteren 
Dammpartien die Gefahr erkennen läßt. Die vollendete Ruptur. wird 
entweder unmittelbar post partum oder — bei’erst später der ärzt- 
lichen Behandlung zugeführten Fällen — nach. vollständiger Reinigung 
und Festigung des Dammgewebes nach Ablauf des Wochenbettes durch 
exakte Naht der anatomisch zusammenhörigen. Teile geschlossen. So- 
wohl die exspektative Behandlung, -die eine Spontanheilung per se- 
cundam intentiment bezweckt, als auch die Spätnaht während ‘der 


. Wochenbettzeit liefert keine günstigen Resultate. Bei der Plastik ist 
‘stets die Brücke zwischen Dammwunde und Vulva zu durehtrennen, 
da diese erfahrungsgemäß leicht gangränös wird und der Übersicht- 


lichkeit des Operationsterrains nur hinderlich im Wege steht. 
Höhne spricht ergänzend: über die Rolle, welche das Ödem der‘ 


Vulva und des Dammes bei der Entstehung von Dammrissen spielt. 


‚ Während die einen dem Ödem eine Sehutzkraft gegen Risse zu- 
Schreiben, stellen andere das Vulvaödem als, die Risse begünstigend 


hin. Beide Ansichten bestehen zu Recht. Ein‘ geringes Ödem macht 
den Damm elastischer und weniger zerreißlich, entsprechend der 


typischen, allgemeinen Succeulenz der Genitalorgane in der Schwanger- 


en Schaft, 
"Ödem ab 


wand. 


Ein starkes und vor allen , Dingen ein lange bestehendes 
er setzt die Elastizität der Gewebe bedeutend “herab und hebt 
sie eventuell ganz auf, sodaß dann das Dammgewebe wie Zunder zer- 
reißt. Zwischen diesen beiden ws zermen gibt es alle UOENEHEN 


Übergänge, 
Für die Entstehung der atralch Dann. ist sehr 


wichtig das quere Abreißen des Dammes vor der. hinteren Vaginal- 
In diese Wunde bohrt sich der vorangehende Kindesteil, meist 
der Kopf, hinein, schiebt den abgerissenen Damm vor sich her - und 
durchbricht ihn schließlich, wobei der Sphincter ani unverletzt bleibt 
oder mit durchrissen werden kann. f 

Ganter: Über Mittel bei Vasomotorenschwäche. Eine der 


“aupfgefahren bei Infektionskrankheiten ergibt sich nach Romb erg 
E nn "Bundschan: i 


und Päßler aus dem Versagen des Kreislaufs in erster Linie des 
Für die Gefäßlähmung ist im Gegensatz ‘zu Herz- 


Gefäßsystems. ` 
‚schwäche charakteristisch, daß venöse Stauungserscheinungen fehlen. 
‘Bei Gefäßlähmung fängt sich das Blut im erweiterten ‚Splanchnieus- 


gebiet. Das Versagen des Gefäßtonus kann central- (Medulla oblongata, 
Rückeumark) oder peripher bedingt sein. De centrale Lähmung steht 


im Vordergrund. 
Die Gefäßlähmung ist der Angriffspunkt für: die Therapie. 


Ziel ist Beseitigung des Mißverhältnisses der Blutmenge zum , Gefäß- 
raum. Dies wird erreicht entweder durch absolute oder.relative Ver- - 
mehrung der Blutmenge (Kochsalzinfusion, ‚Bluttransfusiön; Autotrans- . Be 
fusion durch Einwickeln der: Extremitäten) oder durch Verminderung mw 
des Gefäßraumes durch ‚medikamentöse Hebung des Gefäßtonus. Diese er 
Vermehrung des Gefäßtonus ist erreichbar durch Mittel, “die.peripher ` >- 
Als Kollapsmittel der zweiten "=-~ 


Gruppe sind vorwiegend Campher und Coffein im Gebrauch.. Die Wir- 


(Adrenalin) oder central angreifen. 


kung ist entweder nur flüchtig oder gering. Das im: Ausland viel an- 
gewandte Stryehnin (subeutan und intravenös); das von Neißer bei 


Typhus kürzlich ‚empfohlen wurde, hat: auch bei anderen ‚Infektions- Be 


krankheiten prompte und. länger dauernde tonisierende. Wirkung. 


Die besonders bei schweren Grippefällen beobachteten guten Er- 


folge machen Strychnin als Vasotonicum empfehlenswert. . 


| Georg Schöne: Über Bluttransfusion.: Darstellung der Technik Ze 

eines Verfahrens der direkten Bluttransfusion von Armvene zu’ Atm- 
vene unter gleichzeitiger Einleitung eines Stromes physiologischer . - 
Die Transfusion - =- 


Kochsalzlösung. in. einen Seitenast der Spendervene. 
kann unter Umständen tätsächlich lebensrettend wirken, die Reinfusion 


körpereigenen Blutes ist aber vorzuziehen. Die Gefahr, daß, die Infusion 
körperfremden Blutes einmal üble Folgen nach sich‘zieht, bleibt be- 
stehen. Es ist’ anzunehmen, daß’ das körperfremde .Blut einige ‚Tage 


funktionstüchtig bleibt, dann aber zugrunde geht. 


'Friedberger: ' Ein Leprafall in der Nähe von Greifswald: Voe 


'tragender demonstriert Präparate von Nasensekret eines Leprafalles mit 


der typischen Anordnung der Baeillen. Der Fall ist- auch deshalb be- 


merkenswert, weil er. zeigt, wie. in der gegenwärtigen Zeit des allge- 


meinen Zusammenbruches auch auf sanitätspolizeilichem Gebiete höchst 


bedenkliche Unterlassungen vorkommen. 
Patient ist Zahntechniker und. hat noch in der Zeit bis zur 


jetzigen Feststellung der Bacillen seinen Beruf bei einem viel- 
beschäftigten Zahnarzt in einer mittleren Stadt. ausgeübt. Er ist 28 Jahre 
alt, in Brasilien geboren (dort Lepra nach Ehlers und Lutz häufig; 
besonders nach Berturelli im Staate. St. Paolo; ‘2500 Lepröse auf 
4 Millionen Einwohner), kam mit zehn Jahren nach Deutschland, -Schul- 
besuch; Lehrzeit als Zahntechniker. Mit 181/2 Jahren erstmalig‘ schwer 


| erkrankt „Gelenkrheumatismus . mit Malaria“ (Diagnose angeblich nur 


klinisch - gestellt). Seitdem zweites und drittes Fingerglied beider 
Hände in Conträcturstellung, allmähliche Muskelatrophie im Versorgungs- 
gebiet des Nervus ulnaris und in den Muskelgruppen zwischen Daumen 
und Zeigefinger. Analoger Befund an den Füßen. Anästhesie im 


Handgelenk des Nervus ulnaris. 


bei diesem „Gelenkrheumatismus“ bereits um Lepra gehandelt haben. 


Trotz der Contracturstellung der Finger vermochte Patient seinen Be- 
ruf. weiter auszuüben; er war noch weitere drei Jahre mit Unter- 


brechungen- als Zahntechniker in verschiedenen Städten . Deutsch- 


lands tätig. 
- Während des Kae, elfmal gemustert. Im Demis 1917 als 
a. v. Heimat eingestellt; 1918 wurde gelegentlich eines Lazarettaufent- 


-halts aus anderen Gründen zuerst wegen eigentümlicher Flecke in der 
Haut der Unterarme seitens eines Spezialisten Verdacht auf Lepra 


Spärliche Bacillen . im Nasensekret „angeblich schon 
damals nachgewiesen. ' Entlassung aus dem. Heeresdienst im Sommer 
1918 in die‘ Heimat. Trotz des Leidens verschaffte sich Patient wieder 
nach einiger Zeit Beschäftigung bei einem Zahnarzt als. Techniker, bis 
im hiesigen Untersuchungsamt in dem vom Kreisarzt eingesandten 


Material die Bacillen gerundea: wurden.  A.v.Tappeiner. 


ausgesprochen. 


m 


Der Verkauf der ärztlichen Praxis. 


Von = 
Rechtsanwalt Dr. Ernst Wolff, Berlin. 


Wie die Annoncen der Tageszeitungen und ‘der medizinischen 
itschriften beweisen, begegnet es sehr häufig, daß ein Arzt oder’ 


Fachzei 
rben seine Praxis an einen anderen Arzt verkaufen. ‘Die Zu- 


Seine E 


er i 


lässigkeit eines. derartigen V erkaufs vom Standpunkt der Standesehre® 
hat ‘wiederholt die ärztlichen Ehrengerichte ‚beschäftigt. Unabhängig 
. davon haben’ über die Frage, ob ein solcher Verkauf vom Standpunkt | 
des Bürgerlichen Rechts zulässig ist, und welche Rechtsfolgen aus ihm 
‚entstehen, die ordentlichen Gerichte zu entscheiden. Allerdings be- ` 
 anspruchen auch für die Rechtsprechung der bürgerlichen Gerichte die 

ärztliche men und die Praxis der ärztlichen ein Be- 


Das | 


I ae er a ER 


BEER: 
-e e an R . 
Pi be BI nen 1 - an 5 2 r ESY in Alan Ci 
= Pe - ar A Taman aena - 5 $ ji ue i = 
u A TI Te Et ur? ES ~ š er . = 5 
£ ER era i aE SNS 5 = 5 SEEN ere a ` 5 $ x e .. 2 s 
A 3 “= en Dt 2 ee Pe a 5 Sr EN OR or ` . 3 a 
>. ce u T Beh Far Kar Een .-. 2, In ne Te rn z E DPN . . È qos 5 a, - ’ 
n a a Es Be we: En x TN 5 gac ha ee lg er 2% Ar 
= De RE een EEE Ci a Bin -` = = SE h —e - x nr ' S ` i : 
. et ee = . DEE S tean WA i = ` 5 FR BR E 
Betten S, x N $ £ ee E : ._ en T 2 ng po . PAS S PENALTI RE 
IE O Dea DL TE E n. aea rn Ey i NS 
EEA 2 Me STON en.) Beeren m : oa R ~: 
NE een a -s2 En u ur 
: En $ Boreman. Kas ee Rp. 
A . w, [ ae ea 3 2 


ia, 8 
.., s 
E 

A 
-—— 
—— 


< men aame 
En nn SR a 
= 2: a6 


Die Gesichtshaut nahm ‚mit der Zeit 
eine bläuliche Farbe und gedunsene Beschaffenheit an. Es dürfte sich 


rei nn - 
mn 


en 
” I, 


Bee 
FEST 


. a- 


om nee 


ren x 


mana a ~ ’ 
m 5 nn Sinn 
ee en 
r - rn espa 
’ RT kaai 
. an 


ao 
EEE 


a e T 
ne 


Per re a 


Ter 
. 


; 
1 
i 


= 


-~ 


t ne er - = 
en 
EI T NNSA TELA a x RE ES SE 
7 Mia < P ğ à Er ee en An t-r a a 
ei u et T . Fe Bra a ~ a 
aS ... 20 E ga abe — Zee es m. 2.0. 
a E ; = ei Zu e < &; e Ti a 
=. s». z een TEL AR Be r A sarae - S Rigs A a j paii a ae 
we ee Ni ERBE Daa re Des ne wu EN -= T a a 
. b g Tr Y x% .. $ S E aa Ten 2 A Br ENTE TE za ar k ` at at Vi eak 
San FE = ae c FE A A ee LEE . en "Eine < Pace aa 7 
Š . 5 Ge eek Sai ENA zu D BENED riin 3 y 
J == en NR 3, š AE it RT s sn, Dr» = . 
- F EN NEE Na a ` PIP a ee : -: -o r j £ „7% 
= ae $ < A ` 4 4 Ya u S Nun, ' AA Pe E E A E ee 
4 Ei 3 os Fa $ ax ‚ x g 2 -u aiat [3 m ha 
so Bi ~> ee Le Nu Ba ; B 
m z2 a È. =, - an de A FL BEE IE er eg 2.8 z 
: Jea x ee a 
= a ee a 
hal = hy - ei 2 A ea "oe 


RN E 
Darin a r E Bez 


z AR 
ad A >a 


ae dm Da 
=. 
Rn : 


ir 
Mi RE 3 

en Lo. x 

a: E IE se 
P T en 


Tita eain 0. Su 
ke ne SE ZH 


~. a 
‘ ae 


w 
a E A 


rücksichtigung, denn die zivilrechtliche Gültigkeit derartiger Verträge, 
durch die eine Praxis verkauft wird, hängt im wesentlichen davon ab, 
ob sie einen Verstoß gegen die guten Sitten darstellen. Was aber als 
Verstoß gegen. die guten Sitten aufzufassen ist, ist nicht nach einem 
objektiven Maßstab zu, beurteilen, sondern richtet sich im wesentlichen 
nach den Anschauungen des sozialen Kreises, innerhalb dessen das 
fragliche Geschäft geschlossen worden ist. Das Reichsgericht hat sich 
deshalb, wenn es die Frage zu entscheiden hatte, ob der Verkäufer 
einer Praxis den Anspruch gegen den Käufer auf Zahlung des Kauf- 
.  preises hat, eng an die Rechtsprechung der ärztlichen Ehrengerichte 
angelehnt und ist dabei im wesentlichen zu folgendem Ergebnis gelangt: 
Ob der Verkauf einer ärztlichen Praxis einen Verstoß gegen die 
guten Sitten darstelle und deshalb nach $ 138 BGB. nichtig ist, hängt 
von der Lage des Einzelfalles ab. 
Wichtig ist vor allem die Höhe und die Art des von dem Käufer 
für die Überlassung der Praxis zu entrichtenden Entgelts. Ist dieses 
` Entgelt so hoch, daß es den kaufenden Arzt nötigt, bei Ausübung seines 
Berufes sein Augenmerk vor allem auf die Erzielung möglichst hoher 
Einnahmen zu richten, unter Außerachtlassung der Interessen der seinen 
Rat in Anspruch nehmenden Patienten, so verletzt ein solcher Vertrag 
ebenso wie das Standesbewußtsein und das Standesinteresse der Ärzte 
auch das allgemeine Volksbewußtsein und ist deshalb nichtig. Das 
Vorliegen: dieser Voraussetzung und damit die Ungültigkeit des Ver- 
E trages hat das Reichsgericht beispielsweise angenommen bei einem 
o Kaufpreis von 70000 M, zahlbar in Monatsraten von 1500 M. 
d | Dagegen hat das Reichsgericht beispielsweise folgende Fälle für 
einwandfrei erklärt: 
| 1. Den Verkauf eines einem verstorbenen Arzte gehörenden 
| Hauses mit Mobiliar und der an dem Hause klebenden Praxis durch 
Br die Erben des Arztes, wobei in dem Gesamtpreise die überlassene 
N Praxis mit 14000 M berechnet war. 


a ee Te re a Et “ -.- 5- ar A PA F re 


ə. Den Verkauf der Praxis eines verstorbenen Zahntechnikers nebst 
Inventar durch seine Erben für die Summe von 8000 M. In dem Urteil 
wird besonders-betont, daß die durch diesen Verkauf bewirkte Belastung 

u des Käufers weder unangemessen hoch, noch besonders drückend sei. 

E - Überhaupt ist, wie das aus dem Vorstehenden bereits ersichtlich, 

e an den Verkauf einer Praxis durch die Erben des Arztes ein milderer 

E Maßstab anzulegen, als durch den Arzt selbst, Der Arzt selbst darf 

i die durch seine persönliche Tüchtigkeit und das hierauf gegründete 

Vertrauen des Publikums geschaffene günstige Erwerbslage nicht behufs 

ausschließlicher Erzielung materiellen Gewinnes und unter Gefährdung 

eben jenes Vertrauens zum Gegenstande eines Veräußerungsgeschäftes 

machen. Dagegen kommt für die Erben das Moment des Zuwider- 

handelns gegen die Standesrücksichten nicht in Frage, auch kann es 

x ihnen nicht verwehrt werden, wenn sie sich für die Vorteile, die dem 

E Erwerber die Übernahme einer Praxis voraussichtlich verschafft, einen 

per gewissen Gegenwert ausbedingen, zumal wenn sie, wie meist der Fall, 
durch den Tod ihres Ernährers in schwierige Lage versetzt werden. 

Konkurrenzklauseln, die in dem Vertrag über den Verkauf einer 
i ärztlichen Praxis enthalten sind, machen jbn ohne weiteres nichtig. 
| Der Beruf des Arztes dient dem allgemeinen Interesse und es ist deshalb 

nicht angängig, der Berufsausübung irgendeine Beschränkung nach 

Ort, Zeit oder gegenständlich aufzuerlegen oder auferlegen zu lassen. 

Soweit nach den vorstehenden Gesichtspunkten der Verkauf einer 

Praxis unzulässig ist, bleibt er unzulässig, auch wenn er seinem Wort- 

ei laut nach sich auf das Inventar und Mobiliar des Arztes beschränkt, 
= sofern feststeht, daß trotz des Wortlauts des Vertrages die Absicht der 
E” Parteien dahin geht, die ärztliche Praxis gegen Entgelt zu übertragen. 
mia Andererseits ist nicht unzulässig, bei dem Verkauf eines Hauses, in dem 
= ein Arzt seine Praxis betrieben hat, das darin für den Nachfolger liegende 
E werterhöhende Moment sich besonders bezahlen zu lassen. 
u Die Folge der Nichtigkeit des Vertrages ist, daß der Verkäufer 
mi auf Zahlung des Kaufpreises nicht klagen kann. Hat andererseits der 
EJ Käufer bereits bezahlt, so kann er die bezahlte Summe nicht zurück- 

i fordern. Allerdings bestimmt § 817 BGB., daß eine Leistung, deren 
Zweck gegen die guten Sitten verstößt, von dem Empfänger zurück- 
gefordert werden kann. Die Rückforderung ist aber ausgeschlossen, 
wenn dem Leistenden gleichfalls ein solcher Verstoß zur Last fällt, 
und dies trifft in den erörterten Fällen zu, denn wer unter Zubilligung 
E eines übermäßigen Entgelts eine Praxis erwirbt und sich dadurch der 
| Notwendigkeit unterwirft, aus ihrem Betriebe möglichst hohe Einnahmen 
zu erzielen, handelt ebenso sittenwidrig wie der, der den Verkauf ge- 
tätigt hat. _— 
Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 

Mit der Not der Kriegsapprobierten beschäftigt sich 
a ein lesenswerter Aufsatz von Dr. Reiß in der Frankfurter Ärzte- 
Korrespondenz Nr. 12. Nicht mit Unrecht wird darauf hingewiesen, 
daß für die Weiterausbildung der Kriegsapprobierten auch der beste Kurs 
o und die beste Vorlesung nicht die geeignete Tätigkeit am Krankenbett 
ersetzen können. Eine praktische Tätigkeit am Krankenbett unter der 


82 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3. 


19. Januar. 


rn 
nn 


Leitung eines erfahrenen Kollegen und Gewährung einer mäßigen Ent- 
schädigung wäre für viele junge Ärzte ein erstrebenswertes Ziel. Es wird 
nun vorgeschlagen, an Krankenhäusern eine größere Anzahl von Vo- 
Iontärarztstellen für die jungen Ärzte zu schaffen, und zwar etwa in 
gleicher Anzahl, wie die Assistenzarztstellen dort bestehen. Diesen 
jungen Hilfsärzten soll im Krankenhaus freie Beköstigung gewährt 
werden. Es will uns scheinen, als ob diese Notlölinung selbst für 
Ärzte, die zunächst nichts weiter suchen, als Belehrung und Beschäfti- 
gung, gar zu kärglich bemessen ist. Wenn es auch nicht zeitgemäß 
wäre, zu verlangen, daß ein junger Arzt nach vollendeter Studienzeit 
die gleichen Ansprüche an Bezahlung machen könnte, die ein Eisen- 
dreherlehrling unter den gegenwärtigen Verhältnissen. mit voller Aus- 
sicht auf Erfolg erheben kann, so scheint es uns doch angebracht, 
daß die Kommunen eine kleine Bezahlung für diejenigen jungen Ärzte 
aussetzen, welche jahrelang im Kriegsdienst tätig gewesen sind. 
Denn es besteht die Gefahr, daß bei einer derartigen unzureichenden 
Notlöhnung ‘der neu zu schaffenden Volontärarztstellen nur diejenigen 


jungen Ärzte den Vorteil dieser Einrichtung werden genießen können, 


welche durch eigenes Vermögen in der Lage sind, längere Zeit ohne 
Einkommen aus ihrer Erwerbstätigkeit leben zu können. 


Die bisherige „Reichsdeutsche Waffen brüderliche Ver- 
einigung“ hat sich, da ihre ursprünglichen. Voraussetzungen bin- 


fällig geworden sind, in eine „großdeutsche Vereinigung“ umgewandelt 


mit dem Ziel, dem Zusammenschluß aller Deutschen in eine Reichs- 


gemeinschaft, im besonderen dem Anschluß Deutsch-Österreichs an das 


Deutsche Reich, zu dienen. Nachdem man zunächst daran gedacht 


hatte, die ärztliche Abteilung der Vereinigung mit Ende des 
vergangenen Jahres aufzulösen, da die nach den ursprünglichen Zielen 
ihr zufallende Arbeit auch von den vorhandenen Organisationen, dem 


Deutschen Ärztevereinsbunde, der Versammlung Deutscher Naturforscher 
und Ärzte und anderen ärztlichen wissenschaftlichen Gesellschaften 


geleistet werden könne, hat man doch beschlossen, mit einer etwaigen 


Auflösung zu warten, bis aus dem Ergebnis der Nationalversammlung 
und des Friedenskongresses sich gezeigt haben würde, in welcher Form 
ärztliche Mitwirkung an der großdeutschen Arbeit geschehen könne. 


Das Centralkomitee für das ärztliche Fortbildungswesen in Preußen 
veranstaltet unter Förderung der Medizinalabteilung des Ministeriums 
des Innern in den Monaten Februar, März und April in Gemeinschaft 
mit einer Reihe von Universitäten und lokalen Vereinigungen für das 
ärztliche Fortbildungswesen systematische Fortbildungskurs® 
für die während des Krieges approbierten Ärzte über 
das gesamte Gebiet der Medizin unter besonderer Berücksichtigung der 
Geburtshilfe, Frauenheilkunde, inneren Medizin und Kinderheilkunde. 
Die Veranstaltung ist unentgeltlich, im Gegenteil hofft das Central- 
komitee, den Teilnehmern gewisse Vergünstigungen gewähren zu können. 
Die Kurse werden stattfinden unter anderem in Königsberg, Breslau, 
Stettin, Berlin, Halle, Magdeburg, Hannover, Dortmund, Bochum. 
Elberfeld und Düsseldorf. Die Teilnehmerzahl an jedem Kursus soll auf 
höchstens 25 beschränkt sein, damit die Möglichkeit einer praktischen 
Ausbildung am Krankenbett gegeben wird. Anmeldungen zu diesen 
Kursen mit Angabe des gewünschten Ortes (sowie zwei weiterer Orte 
für den Fall, daß die Kurse an dem gewählten Platz schon besetzt 
sind) und der Heimatprovinz werden erbeten an das Kaiserin-Friedrich- 
Haus für das ärztliche Fortbildungswesen, Berlin NW6, Luisenplatz 2/8. 


Mit Rücksicht darauf, daß die vor dem Kriege bestehenden ärzb- 
lichen Gesellschaften mit Beginn des neuen Jahres ihre Verhandlungen 
wieder aufnehmen, beschloß der Vorstand der Kriegsärzt lichen 
Abende, die Sitzungen nunmehr einzustellen. 


In vierter, vermehrter und verbesserter Auflage erschien soeben 
(Verlag von Urban & Schwarzenberg, Berlin und Wien) das „Lehr- 
buch klinischer Untersuchungsmethoden“, von Prof. Dr. 
Th. Brugsch und Prof. Dr. A. Schittenhelm. Das Werk weist 
gegenüber den früheren Auflagen nicht nur eine ganze Anzahl von Ab- 
schnitten auf, die von Grund auf umgearbeitet und ergänzt ‚worden 
sind, sondern auch zahlreiche neu aufgenommene Kapitel, we ei 
Untersuchung des Körperbaues und der Blutdrüsenkrankheiten“, „tun 
tionsdiagnostik des Herzens“ und „Funktionsprüfung der Nieren USW-, 
sodaß das Buch durchaus auf der Höhe des neuesten Standes der 
ärztlichen Kunst steht und sowohl dem Studenten wie dem fertigen ATZ 
eine willkommene Zusammenfassung gibt. 


Hochschulnachrichten. Berlin: Dr. Schombetk 
Lehrer am Zahnärztlichen Institut, der Titel Professor verliehen. A 
Bonn: Als Nachfolger des verstorbenen Adolf Schm idt ist o 
Hirsch (Göttingen) zum Direktor der Medizinischen Universiti; A 
klinik berufen worden. — Düsseldorf: Der bisherige Direktor _ x 
chirurgischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses in Posen, l N) 
Dr. Carl Ritter, wurde zum leitenden Arzt der chirurgischen ‘t 
teilung des Evangelischen Krankenhauses in Düsseldorf ernannt. 
Frankfurt a. M.: Den Privatdozenten Dr. Dreyfus (Innere Medizio), 
Dr. Klose (Chirurgie), Dr. Braun (Hygiene) der Professortitel a e 
liehen. — Freiburg i. B.: Prof. Hosemann, der neu gewa ir 
Oberarzt der chirurgischen Abteilung des Diakonissenhaus®s, o- 
Chirurgie habilitiert. — Greifswald: Prof. Dragendorff, zu 
sektor am anatomischen Institut in Bonn, zum Abteilungsvorsteber p 
anatomischen Institut ernannt. — Kiel: Privatdozent Dr. i$ aP P 
(Chirurgie) der Professortitel verliehen. München: Prof. Sem Sl 
ehemals Anatom in Jena, 60 Jahre alt/ gestorben. W ürz burg i ' 
Hagemann, bisher Privatdozent in-Märburg, für Chirurgie hab 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8, . gie Tan 


itiert. _ 


19. Jan, F E> 


näßlgen fit É- 
l Em Fo 
hl von Ve T 


zeilgerd $ 


Studienst É 


ein kie 6. 
oller Asẹ À 
ngebreh f 


gen 


sen ii F A 


- 


. : 


« 


= Wechselnde ist. Die Heilversuche.. von Henke umfassen nur kleine 


- zu Tübingen, Bd. 2, H. 3, S. 862. - 


und Wernicke 


nach der Diphtherieinfektion behandelte 


infizierten Kaninchen und Meerschweinchen angestellt und erzielten 


Immerhin geht aus den/’Versuchen von Henke hervor, daß auch bei: 


Diphtherieserums . zutage tritt. Henke fand, daß die mit 
Heilserum behandelten Tiere auch dann, wenn schon „deutlich die 


Tiere usw.) vorhanden waren, am Leben blieben,- während die mit 


p 1009. 


t 


= Wochenschrift für praktische Ärzte 


'redigiert -von un 


Professor Dr. Kurt Brandenburg ' Urban & Schwarzenberg 
| | Bi ers Benin oo l 


-Berlin 


Inhalt: Originalarbeiten:. W. Kolle und. H.Schloßbe rg er, Zur Frage der Heilwirkung des Diphtherieseruins: J.. Citron, Die 


viscerale Frühsyphilis. W: Knöpfelmacher, Häufung von Säuglingsskorbut in Großstädten. R. Cobet, ‚Über Beobachtungen bei toxischer -. me 


Ruhr. H. Siegmund, Pathologisch-anatomische Befunde bei der Influenzaepidemie im Sommer 1918. — Referatenteil: W. Weitz, Be- 


merkungen zu Edens’ Kritik meiner kardiographischen Arbeiten mit Stellungnahme zu der Lewisschen Arbeit über die Herzgeräusche bei Mitral- 


E. Edens, Antwort auf die vorstehenden Bemerkungen. — Aus den. neuesten Zeitschriften. —. Therapeutische Notizen. — Bücher- . m 
= M. S trau B, Betrachtungen zur E ” 


stenose. 


besprechungen. —, Vereins- und Auswärtige Berichte:. Frankfurt a. M. Hamburg. Kiel. Prag. — Rundschau: 


| a Kriegsinvalidenfürsorge. — Tagesgeschichtliche Notizen. on | a 
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Ortgindibeiträge vor, 


Streptokokken (Bouillonkulturen) intratracheal infiziert 
worden waren, hat‘P. Hilbert!) angestellt. Die Zahl der zu dem 
: Versuch benutzten: Meerschweinchen betrug nur. fünf; zwei davon 
wurden nicht behandelt und. dienten als Kontrollen. Zwei der 'be- 


Aus dem Institut für experimentelle Therapie "zu Frankfurt a. M. 
Zur Frage der Heilwirküng ‘des Diphtherieserums. 
Experimentelle‘ Untersuchungen und kritische “Betrachtungen. 


Infektion Diphtherieheilserum (45 A.-E. beziehungsweise 100 A.-E.) 


SEI ‚Vo - Z 
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. W. Kolle und Dr. H. Schloßberger. | erhalten batten, starben, während ein Tier, das fünf Stunden nach der 
& | Zu an i | Infektion 100 A.-E. bekommen hatte, durchkam. Die Versuche von 
Den. II.» | a ai uber: sind an, Ba o BEE 
Untersuchuneen. die Hei ft des Diphtherie- er weitere, Versuche bei intratracheal infizierten. ` 
serums g N a d Burn enden D iph therie- | Kaninchen berichtet A.. Dietrich‘) -Den Tieren wurden nach 
Tracheotomie zwei bis drei Spatel einer jungen Diphtherieserumkultur 


bacillen experimentell zu prüfen, sind in deutschen. mit mäßiger Gewalt in die Schleimhaut der Luftröhre eingerieben. 


U. . À - . Ne s e 
Laboratorien, wie auch, soweit aus der Literatur zu ersehen ist, in 
ausländischen Instituten nur in geringem Umfange gemacht worden. 


-~ _ Deutscherseits ist unseres Wissens nur eine 'eingehendere 
Arbeit erschienen, und zwar von F. Henke?) die im v. Baum- 
gartenschen Institut angefertigt worden ist. Henke verweist 
schon darauf, daß sich in der grundlegenden Arbeit von Behring 
”) nur ein. einziger gelungener Heilversuch bei vor- 
hergehender Infektion der Tiere mit lebenden Diphtbheriebacillenkulturen 
findet. Wenige Versuche an Kaninchen, die intratracheal mit Diphtherie- 
bacillen infiziert waren, hat Paltauf®) angestellt: sechs mit Heilserum ` 

A jere kamen sämtlich durch, 
während die beiden Kontrolltiere zwar am Leben blieben, aber starke 
Abmagerung, starke Infiltration der Trachea, stenotisches Atmen usw. 
darboten. Auch E. Roux und L.M artin) haben nur einige wenige 
Versuche mit lebenden Diphtheriebakterien. an intratracheal und vaginal 


(Überwiegen der Lokalaffektion, Tod innerhalb der ersten sieben Tage), 


und 14. Tag) und ein chronisches Stadium (Späterkrankung, Tod eventuell : 
‚noch nach Wochen). Die Kontrolltiere starben sämtlich im akuten 
Prozeß. Durch die therapeutische Anwendung von Diphtherieserum 
‘(sechs bis.sieben Stunden nach der Infektion bis 1500 A-E.) konnte 
zwar eine.Heilung nicht bewirkt werden; der tödliche Verlauf wurde 


jedoch deutlich verlangsamt. 3 pia 
` .L. Cruveilhier?) konnte Meerschweinchen, die mit Y4 Agar- - 

kultur eines virulenten . Diphtheriestammes (die unbehandelten Kon- 

trolltiere starben nach 86 bis 48 Stunden) infiziert worden -waren durch 


"nicht angegeben ist, noch i6 Stunden naeh der Bakterieneinimpfung | 
retten; intracerebrale oder subcutane. Applikation des Diphtherieserums ` 
. waren weniger wirksam. Be ar Ä | 
Mit Rücksicht auf, diese recht kleinen, und, zum Teil nicht 
beweisenden Versuchsreihen, über die Veröffentlichungen vor- 
liegen (nur Henke hat im ganzen elf Versuchsreihen mit je- 
drei Tieren angestellt), müßte angesichts der Behauptungen Bin -> 
gels*). über die mangelhafte‘ Wirkung des antitoxischen Di~. 
phtherieserums bei Diphtheriekranken, ‘bei denen doch lebende. 
Bakterien die Krankheitserscheinungen (Fieber, Toxinvergiftung 
usw.) bedingen, diese ganze Frage einem. experimentellen 
“Studium auf breiterer Basis unterzogen werden. Um so mehr, 
als im Ausland die Feststellung eines anti- 
bakteriellen Titers des Diphtherieheilserums, das außer- 
dem auf seine Antitoxine nach Ehrlich geprüft wird, durch 
Versuche an Meerschweinchen, die mit lebenden Diphtheriebacillen 
infiziert werden,. ausgeführt wird, z. B. im Institut Pasteur. 
Denn es. wäre ja immerhin denkbar, daß ein rein antitoxisches 
Serum nicht dasselbe leistete, wie ein antitoxisch-antibakterielles°). 


Heileffekte mit dem Diphtherieserum, die aber bei Mischinfektionen mit 


Streptokokken ausblieben. | | RER 
| Was die Kaninchenversuche anlangt, so hat schon H enke die- 
selben kritisiert, weil die. Empfindlichkeit :der Kaninchen. eine sehr 


Versuchsreihen an Meerschweinchen; er hat ferner eine: offenbar nicht 
sehr virulente Bouillonkultur benutzt, bei der vor allem die Vergiftung 
von den an der Impfstelle sich kaum vermehrenden. und nach Er- 
zeugung von Giften zugrunde gehenden Baeillen im Vordergrund stand. 


Verwendung von lebenden Diphtheriebakterien im 
leerschweinchenversuche eine Heilwirkung des 


Wirkungen der Infektion und der Intoxikation (Infiltrat, Schwäche der 


Ormalserum 


Ontrolltiere meist zugrunde gingen 
Heilversuche an Meerschweinchen, die mit eine 


(von Menschen oder Rind stammend) b e ha ndelten 
m Ge- u a 

| 1) D. Arch. f. klin. M. 1897, Bd. 59, 8.248. ns u 
2) Arb. a..d. Patholog.-anatom. Institut zu Tübingen 1899, Bd.3;H.1. 
3) Ann. d. !’Inst. Pasteur. 1904, Bd. 18, S. 41. ` | 

4 D. Arch.:f. klin.’ M. 1918, Bd. 125, H. 4 bis 6. 
56 Diese Ansicht wurde z. B. von. Roux’- Schüler L. Cru- 
'veilhier (Ann. de l’Inst. Pasteur 1905, Bd: 19, S. 249) vertreten, der 
auf Grund eigener Untersuchungen und der Ergebnisse von Roux 


© 1) Fortsetzung aus Nr. 1 dieser Wochenschrift. PER , 
._.) Virch. Arch 1898, Bd. 154. und Arbeiten a. d. Patholog. Institut | | 


- %) Žschr. f. Hyg., Bd. 11, H. 1. Da 
‘) M. m, W. 1895, Nr. 5, S: 109 und Zschr. f. Hyg.,- 
- °) Ann..de.lInst. Pasteur 1894, Bd. 8, S. 609. 


r 


Bd. 19, S. 427. 


f 


on 


sa] 


Pa 
‚ . : N 
` s 2 b A 7 5 . 
A N z 2.3. - : Jr 


misch von Diphtheriebacillen (Bouillonkulturen) und ` 


yon 


handelten Tiere, die ?/, Stunden beziehungsweise 5!/2 Stunden nach der ` 


‚Dietrich unterscheidet drei Stadien der Erkrankung: ein akutes . 


ein subakutes (ohne starke Lokalaffektion, tödlicher Ausgang zwischen 7... ~ 


‚intravenöse Injektion von Diphtherieheilserum,. dessen Antitoxingehalt. | 


rar 


U n 
m. a oca d aa 
LATAR Aaa n eS 
p.o M A mer p 


i PR . 
NS 

TATAI. a n m, 
ze. Se 


aia aa E 
at mn: 2 


ù ee 
.- 1 


-ia 


er Er 78 


Be 


Dt. < a ` k P nen mn. . R A 
TEE NET FETT a m mn a E ONES - 
ne NE SITE, Ben ri v Fr aa ne 
Be u. Sa * She pi ran Pure, aut and = Pr 
9- 


SFT I OE T e ng nr 


See $ 
Na ea an n U. 8 
e e k a o 

we > 


u 

Fr em wips oo. z 

nn. e Een 
` . ee 


A : 


“-ioraın 


> 


-a.n > 


Š g N Sg) UE ET 
Bd EEE e. nw tn m HE P: 
K E <4 E Sae 


. EN 
a ee 7 n 


x - 
m _ Erg 


r: 3 SA =- 
RR 1 
* u nn pik 
ken Be a N is - 
er Ber 


a BE ee ne te ee 


tion lebender Diphtheriebacillen angewendet, sowohl hochvirulenter 


84 ö 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4. 


/ 


H. Kleinschmidt), der ein nach den Vorschriften des 
Institut Pasteur von Ruppel in den Höchster Farbwerken 
hergestelltes und gegenüber Pariser Originalpräparaten im Tier- 
versuch ausgewertetes Serum klinisch angewendet hat, schreibt 
über die Ermittlung des antibakteriellen Titers folgendes: 

„Eine Reihe von Meerschweinchen erhalten -abgestufte Serum- 
mengen und werden zwölf Stunden später mit einer Kulturmenge in- 
fiziert, die imstande ist, ein unvorbehandeltes Meerschweinchen von 
gleichem Gewicht wie die mit Serum vorbehandelten Tiere, in 30 Stun- 
den zu töten. Die Serumverdünnungen zur Vorbehandlung der Meer- 


 schweinchen werden auf das Gewicht der Tiere bezogen. Wiegen die 


Tiere beispielsweise 500 g, so erhalten sie Serummengen von 500/1000, 
5600/10000, 500/100000 usw., also tatsächlich 1/4, 1/20, 1/200 usw. Kubik- 


 zentimeter Serum. Das Serum des Institut Pasteur soll mindestens 


in der Menge von 1/2% cem ein 500 g schweres Meerschweinschen vor 
der tödlichen Infektion mit der vorher bezeichneten Kulturmenge 
schützen. Der präventive Titer eines solchen Serums wird mit 1:100000 
angegeben.“ Gegen die Methode dieser Wertbestimmung sind zwar 


-von Th. Madsen?) und von Marx?) wichtige Einwände erhoben 


worden. Die Wertbestimmung eines Serums in bezug auf seine Schutz- 
kraft gegenüber lebenden Bakterien im Meerschweinchenversuch dürfte 
nach diesen Versuchen von Madsen und Marx trotz der Behaup- 
tungen von L. Cruveilhier‘) eine ungenaue und keineswegs sichere 
sein. Sie ist, wie auch unsere Versuche ergeben haben, jedenfalls nicht 
mit der Wertbestimmung der Antitoxine nach Ehrlich ohne wei- 
teres zu vergleichen. 

Die Urteile über den therapeutischen Wert dieser 
vom Institut Pasteur gelieferten antitoxisch- 
antibakteriellen Sera für den Menschen gehen bei den 
französischen Klinikern recht weit auseinander. In Frankreich ist 
man sogar bei dem Versagen dieses antitoxisch-antibakteriellen 
Heilserums bei maligner Diphtherie zu immer größeren Serumdosen 
übergegangen, bei denen dann auch größere Mengen von Anti- 
toxin (6—8—10 000 A.-E.) einverleibt werden [Comby°), Mar- 
fant), Hutinel”)]. Auch Kleinschmidt, der das von 
Ruppel nach französischer Art hergestellte antitoxisch-antibak- 


terielle Serum (in Form des Plasmas) bei Kindern von zehn Mo- | 


naten bis zwölf Jahren in der Menge von 10 ccm (= 2500 A.-E.) 
anwendete, im Vergleich zu Kindern, die mit rein antitoxischem 
deutschen Serum injiziert wurden, konnte keinen Unterschied in 
bezug auf die Heilkraft feststellen®). 


Kleinschmidt schreibt darüber folgendes: „Ein günstiger 
Einfluß des französischen Präparates im Vergleich zum deutschen Serum 
ist ebensowenig in den schweren Krankheitsfällen zu erkennen, deren 
Therapie wir eingangs als verbesserungsbedürftig bezeichneten. Todes- 
fälle und Komplikationen treten in mindestens gleicher Häufigkeit ein, 


wie wir es sonst zu sehen gewohnt sind.“ 


Gerade im Hinblick auf alle diese Beobachtungen und unter 
Berücksichtigung der Bingelschen Behauptungen war es aber 
notwendig, zunächst die Heilkraft des Diphtherieserums an einer 
größeren Anzahl möglichst virulenter Diphtherie- 
kulturen im Meerschweinchenversuch zu prüfen, hierbei auch 
unter Infektionsbedingungen, die der Infektion des Menschen nahe- 
kommen, Solche Tierversuche waren auch zum Vergleich mit einem 
nach anderen Prinzipien gewonnenen Diphtherieserum, über das 
später berichtet werden wird, notwendig. 


Es wurde als Infektionsmodus zunächst die subcutane Injek- 


(Verbandl. d. internat. med. Kongr. Paris 1900), L. Martin und 
L. Momont sowie von Marfan behauptet, daß das wirksamste 
Serum nicht immer das antitoxinreichste zu sein scheint. 

Antibakterielles Diphtherieheilserum wurde, wie Lindemann 
(Arb. Kais. Ges. A. 1911, Bd. 86, S. 168) mitteilt, auch von der Firma 
Dr. Ph. Blumenthal (Moskau) hergestellt und in Rußland versuchsweise 
bei schweren Diphtheriefällen angewandt. 

1) Jb. f. Kindhik. 1917, Bd. 86, S, 268. 

2) Zschr. f. Hyg. Bd. 24. . , 

3) Zschr. f. Hyg. 1901, Bd. 88, S. 872. Ehrlich führte die Re- 
sultate Roux’ auf die verschiedenen Resorptionsverhältnisse bei den 
einzelnen Tieren zurück. Nach Marx ist. der Immunisierungs- und 
Heileffekt eines Serums dem Gehalt an Antitoxineinheiten direkt pro- 
portional. 

4) Ann. Pasteur 1905, Bd. 19, S. 249. 

5) Arch. de méd. des enfants 1903, Bd. 6, S. 290. 

6) Leçons cliniques sur la Diphtherie, Paris 1906. 

7) Les maladies des enfants 1909, Bd. 1. 

s) Kretschmer (M. Kl. 1911, Nr.3, 3.99) behandelte Bacillen- 
träger mit dem von Ruppel nach französischem Muster hergestellten 
antitoxisch-antibakteriellen Serum (subcutane Injektionen und lokal) 
ohne besonderen Erfolg. 


96. Januar. 


Kulturen, von denen 1/00 BIS */soooo Öse der auf Löffler- 
schem Serum 24 Stunden bebrüteten Diphtheriekultur ein Meer- 
schweinchen innerhalb zweier Tage tötet, wie auch solcher Kulturen, 
von denen erst !)s bis !/,, Öse den Tod des Meerschweinchens herbei- 
führt, wie z. B. die zur Herstellung des Diphtherieheilserums von den 
meisten Fabriken benutzte amerikanische Kultur Dö. Neben der 
subeutanen Injektion wurde auch noch die cutane Methode 
angewendet. Wir konnten nämlich die Beobach- 
tung machen, daß alle von uns benutzten Di- 
phtheriekulturen!) mit Ausnahme des fast voll- 
kommen avirulenten Stammes D9 bei der Ein- 
reibung auf die mittels Caleiumsulfihydrats. 
epilierte Bauchhaut Meerschweinchen in kurzer 
Zeit töteten (eine Öse einer 24stündigen Kultur auf Löfflerserum) 
(Tabelle 1). Man sieht in Schnitten aus derartigen Hautstückchen, 
wie die Bacillen von den Haarpapillen aus in die Haut eindringen 
und wie sie namentlich in den Haarschäften und Drüsen ge- 
wuchert sind. Sie erzeugen Entzündung und Nekrose, die bis auf 
das subcutane Gewebe übergreifen. Diese cutane Infektion 
und die von ihr erzeugten lokalen Prozesse ähneln am meisten 
den pathologisch-anatomischen Veränderungen bei der menschlichen 
Diphtherie. | 
Tabelle 1. ! 
Wirkung der Diphtheriestämme D1 bis D22 auf Meer- 
schweinchen bei cutaner Infektion. | 
Meerschweinchen (zirka 250 g), etwa talerstückgroße Hautstelle mit Cal- 
ciumsulfhydrat enthaart, Einreiben von einer Öse 24stündiger Löffler- 
serumkultur mittels sterilen Glasstabes. 


Stamnı | Verlauf | Stamm | Verlauf | Stamm Verlauf 
D1 r2* D8 +2 Die | 2 
D2 2 D 9 glatt, lebt D 17 4 
D3 3 D 10 76 D 18 2 
D4 ‚13 D 11 +4 D 19 3 
D5 1 Öse glatt, D 12 3 D 20 3 

lebt, 2 Ösen t 9 D 13 ! 4 D 21 T 
D6 3 D 14 r2 D2 4 
D7 3 D 15 +2 


* +2 bedeutet } nach zwei Tagen usw. 


Die Einverleibung des Serums geschah zum Teil intraper!- 
toneal, zum Teil subeutan oder intravenös. Der Hauptwert wurde 
darauf gelegt, möglichst zahlreiche Kontrollen mit noT- 
malem Pferdeserum, das vorher auf Antitoxinfreiheit ge- 
prüft worden war, anzulegen. Da größere Mengen sowohl des 
specifischen antitoxinhaltigen, wie auch des nichtspecifischen anti- 
toxinfreien Serums injiziert werden mußten, so wurden zu den 
Versuchen vorzugsweise nicht carbolisierte Sera benutzt. 


Die Versuche wurden mit möglichst zahlreichen Kulturen 
verschiedenster Virulenz und in wechselnden Zeitintervallen sowie 
mit verschieden großen Dosen des Serums und der Kultur a8- 
gestellt. l 


Die Gesamtzahl der Versuche betrug 64 (jeder Versuch, mit 
6 bis 24 Meerschweinchen). Wenn man die Ergebnisse dieser 
Versuche, die. gewissermaßen ein Gegenstück zu der Behandlung 
diphtheriekranker Kinder nach der sogenannten Alternativmethod® 
(abwechslungsweise Diphtherieheilserum und normales Pferde- 
serum) bilden, überblickt, so kann man auch die Prozentzahlen 
der mit specifischem und der mit normalem Serum unter gleichen 
Verhältnissen behandelten Meerschweinchen vergleichen. 16 
Gesamtzahl der mit specifischem Serum behandelten Tiere boure 
216, davon wurden geheilt 152 — 70,4%, während der Res 
(64 Meerschweinchen) akut oder an Spättod zugrunde ging- un 
den 137 Kontrollen mit normalem Serum, das in Dosen von = ia 
5 ccm verabreicht wurde, wurden 28 Tiere = 20,4% gehe IN 
während die übrigen 109 starben. Die 128 unbehandelten Kon- 
trolltiere erlagen sämtlich innerhalb der ersten Tage der Infektion. 


~ „Im folgenden seien eine Anzahl Beispiele‘) gegeben, vg 
die Verhältnisse im einzelnen, die Versuchsanordnung USW. ar- - 


stellen (Tabellen 2 bis 6). 


‚ .» Die Kulturen wurden uns aus dem Hygienischen Institut CC) 
Universität Frankfurt a. M. (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. M. Ne st t 
von dem Abteilungsvorsteher Prof. Dr. Braun zur Verfügung 805$ i 

2) Die Veröffentlichung der sämtlichen Belege erfolgt IM tolle 
der nächsten Hefte der „Arbeiten aus dem Institut für experimen tav 
Therapie und aus dem Georg-Speyer-Hause“. (Erscheinen bel a 
Fischer, Jena.) ' 


mmp vorn ANE TA Jg f ` 
r E $ a e, S & : ai 
aE EEEE : | ; 
E Eo a a i Aoa t 
doty hat Wa Eo ypa > a Zr 2 
Kaar ` G ; $ 
D £ L kd H u 
’ i ' i , Eh , i * 
j —_ ` k $ EN ` i y n Mi o 9 E er s x ` 7 x 
m I Se 85 
4 x e 5 
e i ; 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 


dh Ji 26. Januar. — 5 
= H, Thk EA a A a | Tabelle 4. E a 
! s ® Br D ° r 3 s . ; - e a £ ie aan, 
= Überblieken wir die, Einzelheiten. der Ergebnisse unsere -Hellversuch bei Meerschweinchen, d je subeutan Ei 
uf Ai a Versuche, so läßt sich folgendes sagen: >: . 7 m en mit lebenden Bakterien infiziert waren. nn 
ur ein a u . “1, r » S ° - Ld - sI as mi el s : p \ 2 * ` enk p . £ Rus 
sher Kuliwa, $- 1. Die Heilwirkung des lerne: en'— in |. D12, 24stündige Löfflerserumkulturen, 1/100 Öse ee Ka ei T 
achensher: | - Toluolgiften — und zwar mit dret hetero non Dr. | fach tödliche Dosis). Nach verschiedenen Zeiten Heilser nn A 
ruins onda É- den Höchster Farbwerken unter Leitung von Bat 500fach) beziehungsweise normales Pferdeserum subeutan. - Re 
Nebende E. Joseph hergestellt wird,. trat- gegenüber: sämtlichen kars m nn ~ 
Metto f geprüften Kulturen, und zwar bis zur Dauer von 12 vn m E Meer- m a Seim; | n o 
Beobu-|.:. den nach der Infektion zutage. Nach Ablauf dieser Zeit gelingt | schwächen eener pae] (subantan) A z 
ezten Di E es auch mit größten Dosen des Serums nicht, den S T Pri | — ee e 
astrol E auch wenn diese nur mit’ der knapp. tödlichen Dosis Inliziert an A. Ser Be p ch a = RE 
der Bir $ wurden, abzuwenden. nn | Nee See "kleines Tafiltrat, lebt. er 
drals F 2 un ee 926 | I. 2500 A-E. _ |glate — — n 2 
j hydrsts f. =~ — Tab'elte, 2. BF 997 k 5 com norm. Pf.-S. | starkes Infiltrat, lebt. . | IF 
Fae 5 Heilversuch bei Meerschweinchen,’ die Auen B Serum nach 8 Stunden.. A 
a u mit lebenden Bakterien infiziert waren Je 98. 3 N E | Infiltrat, lebt. ey nn 
ne `- 3 D2, 24stündige Löfflerkulturen, 1/,, Öse subeutan (zirka dreifach töd- | , 82 ö 2500 A.-E. _ | kleines Infiltrat, lebt, Be 
a ed liche Dosis), nach verschiedenen Zeiten Serum ne un 931 “ | 5cemnorm.Pf.-S. | starkes 3 Ya; 
Bo A Höchst 500fach, beziehungsweise normales Pferdeserum) intraperitoneal. O Sorum aaeh S tinden ne: 
e 3 — | ! Ä RT 
ee IE an Sn Sn ne 932 : 500 A.-E. Infiltrat, lebt. j pe 
fektin]  - Kultur- | 933 ` x . 1000 A.-E en -r 
0 Se M . \ ; E \ P OL 
m mita f Be, menge Verlauf 9% i Ä 00 AE E OTE E E EN 
noohjiche i sc a D2 Serum intraperitoncal erlau 935 » , | cem norm. Pi.-S. | starkes Infiltrat, ra a 
ei SE $ $: Aue l i | D. Serum nach 12 Stunden. ne Eon 
_ x . has =. 500. A.-E. - | starkes Infiltrat, + 6. 2 u 
937 > 1000 A.-E. . PA „ . f 6 (typischer Bef.). Dee 
1f Meer A. Nach T2 Stunden. 998 $ .. 2500 A.-E. a p 4 i A = Ta 
> i 60 fi JoÖse | 500 A-E. Kleiner String; lebt. 939 en h a. i t3 D Befund). , en a 
5 6L I- m ‘* 200 „ | e “ | "Kontrollen ohne Serum. En z | f. 
o ott | 62 s 125 Infiltrat, lebt. 940 Den 3 (typischer Befund) 3 a 
p Lolle 63 j 50 , - | breites Infiltrat, lebt.. 2 | | 7 | 13 s N no 
64 j PEE 7: n», ` n» -s T4 (typ. Befund). ; " N; BE. Zu Zu gr 
65 : 5ccm normales Pferdeserum f s (typischer Befund). ö | Tabelle 5 È u 
— 66 s x B 3o » a EN a ” er Enr 
ed E 67 E Oi er 2 nn $ Heilversuch bei Meerschweinchen, die subcutan ~ 
m M ae SAA en. i ' ' mit lebenden Bakterien infiziert waren. pe NS a 
ih - 68 [100 ; nfiltrat. Lebt. D 14, 24 stündige Löfflerserumkulturen, Ysooo Öse subeutan (zirka vier- Fun N 
/so Öse 500 A.-E. Infiltrat. Le re a A 5 on Enz a Saai 
f? 69 » 250 „ starkes Infiltrat, Nekrose, lebt. | fach tödliche Dosis). Nach verschiedenen Zeiten Serum (Diphtherie- ` > or 
' 70 : 125 a $ 2 (typischer Befund). heilserum Höchst 500fach, beziehungsweise normales Pferdeserum)' Mi 
t% » ara | E i intraperitoneal EN: l es 
h 1 | Š öccm normales Pferdeserum 13 ` n era, per a3 LS | Dir 
18 Dr : » a — — — — ae 
14 » u ng 2 i $ Meer- . Kultur- á REES: 7 EE er 
| IV schweinchen |menge D 14 E eenea T> Verlauf u ee 
C. Nach 6 Stunden. Nr. (subcutan) | | SCHE: a ae! 
1 'hoÖse | - 2500 A.-E. | breites Infiltrat, lebt. mm u ——— Er 
Me r, 76 | | = = 2000 3 desgleichen, roße Nekrose, lebt. Dan ,. : A. Nach 6 Stunden. a 
ae 77 | na 150 ,„ desgleichen, f 12.. ` 969 1/0 Öse ‚500 A.-E. | Infiltrat, lebt. | le: 
q 78 5 5 1000 „ =, 6. 970 Ba 1000 A.-E. kleines Infiltrat, lebt. 2 
gr i i IR ö ccm normales Pferdeserum ! i (typischer Befund). 971 i 2500 su Be 4 M E 
pur | ni ” „ Y n ” n . a cem norm.Kl.-D. l 9 n` E 
, 8 nn n g . NER un 
jt ge ' | er & meer i B. Nach 8 Stunden. ee 
| 973 Siak 500 A-E l Infiltrat, lebt. i Es 
Fa | Tabelle 8. BR a 94 ” a0 AE. Oooo a 
di | T Heilversuch bei Meerschweinchen, die subcutan 976 y 5 cem norm. Pf.-S. | breites Infiltrat, lebt. T 
! mit lebenden Bakterien infiziert waren. C. Nach 10 Stunden. | i i 1 
pel |; Dö, 24stündige Löfflerserumkultur, !/, Öse subeutan (zirka fünffach 977 n 500 A.-E. breites Infiltrat, lebt. Be; 
E tödliche Dosis). Nach verschiedenen Zeiten Serum (Diphtherieheilserum T | ” po PE i nt ef a 
j } Höchst 500 fach, beziehungsweise normales Pferdeserum) intraperitoneal. 930 | : 5 cem norm. Pt-S. | + 2 (typischer Befund). a. 
— N a a | - D. Nach 123 Stunden. Ba” 
; Meer- Kultur- : | en = ; u: 
ji | schweinchen | menge D5| .. i bar to eal) Verlauf a i \ 1000 aE S A miiy. 
N RE Nr, (subeutan) niraperiion 2. 983 > 2500 A-E. ` Inflitrat, lebt. ý BERE: 
h | č A. Nach 1!a Stunden. E. Nach 18 Stunden. a. Bap er 
= 358 2 Ö -E i . 986 ” 500 A.-E. 2 (typischer Befund). „= 
En 350 BAER m E fees Infiltrat, lebt. . 086 l „ 1000 A.-E. 3 ‚> SC 2 Zu. 
| 360 3 Ee Infiltrat, lebt. 987 i 2500 A.-E. -F 10 (Nekrose), ” MEEF: 
| 361 E si 2 a TE Tj 988 5.ccm norm. Pf -S. 2 (typischer Befund). AiL 
| } o 362 é - 10 A-E. starkes Infiltrat, ¢ 4. i Ko a ro en oe oori 4 Br: 
ES 363 ” 5 cem norm. Pf.-S. | starkes Infiltrat, Nekrose, lebt, ' À Re K TR ER 
| È 364 | À 2 cem norm. Pf.-S, | große Nekrose, } 6. .989 | " | = | 7 2 (typisc er Befund). nimi 
Be 365 5 en t 1 (typischer Befund). 990 | „ Ze j 0 j R, 
| B. Nach 4Stunden. | 2. Es bestehen keine Unterschiede in der Wirkung des ENE 
j - C po oa Ya A-E Klemas. Infitrat, lebt. a Den. = eu ra une $ DER: 
49% u Í E. nij al, r . k a s f i 7 
| a a brottas {ntiltrat, große Nekrose; lebt. els ee ebender en, mit denen die. Versuchstiere, pa 
430 | ` i 100 A.-E. desgl., 7 6. infizier . = o | u | 
| Zu u Na | a T E er Er 8. Die Heilwirkung des specifischen Serums konnte mit um so E 
| ii i $ | Dr | ‚kleineren Serumdosen' und um so sicherer erzielt werden, je früher 5.7 
! C. Nach 6Stunden. ie nach der Infektion das Serum dem kranken Tier einverleibt wurde. ER 
Ä Dr. Du r 2500 A.-E. breites Infiltrat. | we Die Heilwirkung des Diphtherieheilserums trat nicht nur ` EFENL 
a T | 2000 an re aes Aaa ; a een a ie Sicher tödliche -Grenzdosis: lebender F f A 
se 1000 A-E Deiner penna -Kultur gewählt wurde, sondern auch dann, wenn ein Mehrfaches Wald: 
-5. JS : . R À n . : .. : . . . r J ies 
A | 5 SOON ROMEN 1 iypiscner Befund) | derselben. (bis zur 20- und 50fachen tödlichen Dosis) einverleibt hf i 
163 1/19 Ose — + 3 (typischer. Befund). wurde, Je größere Dosen lebender Kultur injiziert di 
RER -nn | wurden, um so mehr Serum wurde gebraucht und 
') Bei der Ausführung der Tierversuche waren die Labori nnno um so. kürzer war die Zeit, in der sich noch eine 
de, sowie der. Präparator de Hejlwirkung des Diphtherieserums erzielen ließ, 


Frl. E. Krüger und Frl. H. Lan 
Stituts, Herr ©. Göldner, mit tätig, _ | 


eon | 


Pu 
r 


86 a = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4. 


T 


26. Januar. 


| Tabelle 6. a 
Heilversuch bei Meerschweinchen, die cutan mit 
lebenden Bakterien infiziert waren. 

Di, 24stündige Löfflerserumkulturen; davon an Meerschweinchen 
ie 1 Öse cutan eingerieben. Nach verschiedenen Zeiten Serum 
(Diphtherieheilserum Höchst 500fach, beziehungsweise normales Pferde- 
serum) intraperitoneal. | 


a ——— 


Meer- | Kultur 
schwein-| D1 Serum intraperitoneal Verlauf 
chen | cutan 
Nr. 
| A. Serum nach 2 Stunden. 
559 . | 1 Öse 500 A.-E. glatt. 
560 ` 250 kleines Infiltrat, lebt. 
561 a 10 „ t 4 (typischer Befund). 
562 i | 5 cem normales Pferdeserum | + 3 5 E i 
563 ' 3 ” 1” ” r “s 
. B. Serum nach 4 Stunden. 
564 |1 Öse 1000 A.-E. glatta i 
565 E " kleines Infiltrat, lebt. 
666 2 = 3 (typischer Befund). 
667 si 5cem normales Pferdeserum 3 x G 
568 ” 9 „ ” „ 1 
C Serum nach 6 Stunden. 
569 | 1 Öse 2000 A.-E. Infiltrat, lebt. 
70 ee 1000 „ + 3 (typischer Befund). 
571 a 5 cew normales Pferdeserum | f 2 i = 
D. Serum nach 12 Stunden. 
572 | 1 Öse 3000 A.-E. breites Infiltrat, Nekrose. 
613 y 2000 desgleichen. 
674 is 1 = + 3 (typischer Befund). 
575 m 5 ccm normales Pferdeserum | + 3 ` P 
7 Kontrollen ohne Serum. 
516 | 1 Öse | | + 3 (typischer Befund). 
s 677 ” u i T 3 7 4 


5. Das normale Pferdeserum besaß in einer Anzahl von Ver- 
suchen eine gewisse Wirkung auf den Verlauf der Infektion. Bei 
Verwendung kleiner Dosen virulenter Kultur oder bei Verwendung 
wenig virulenter Kulturen trat nicht nur eine Verzögerung im 
Verlauf der Krankheit und im Eintritt des Todes ein, sondern zu- 
weilen auch eine Heilwirkung, namentlich bei Verwendung der 
größten Dosen des Serums. Sie fehlte aber vollkommen, sowohl 
bezüglich der Verzögerung, wie bezüglich des Eintritts des Todes, 
wenn ein Mehrfaches der tödlichen Dosis Kultur einverleibt wurde, 
sowie dann, wenn das normale Serum später als 10 Stunden nach 
der Infektion injiziert wurde, während es mit antitoxischem Serum 
noch nach 18 Stunden, in einigen Versuchen sogar noch nach 
94 bis 30 Stunden gelang, die mit Bakterien infizierten Tiere vor 
dem Tode zu retten. 


Wir sind hiermit zu einem Kernpunkt des experimentellen 
Teils unserer Arbeit gelangt, die direkt zu einem Vergleich mit 
den klinischen Beobachtungen und der von vielen Autoren fest- 
gestellten Heilwirkung des Diphtherieserums beim diphtheriekranken 
Menschen überführt. Denn wie wir sahen, sind die mit den Toluol- 
giften hergestellten Sera nicht nur bei der Diphtherievergiftung 
der Meerschweinchen mittels bakterienfreier Gifte wirksam, sondern 
auch bei der durch lebende Bakterien erzeugten schweren Krankheit, 
die im wesentlichen auch eine Vergiftung darstellt und sich pa- 
thologisch-anatomisch und klinisch in nichts von der durch Gifte 
erzeugten Krankheit unterscheidet. Wir müssen demgemäß not- 
gedrungen die Frage an die Skeptiker, soweit sie die Heilwirkung 
des Diphtherieserums in Frage stellen, richten, auf welche ex- 
perimentell nachgewiesenen Tatsachen sie ‚ihre Skepsis gründen. 
Es liegt doch bisher keine Beobachtung in der ganzen experi- 
mentellen Medizin vor, daß die echten Toxine, ‚die von Bakterien 
in verschiedenen Tierspecies gebildet werden, nicht identisch sind. 
Wir sehen, wie die mit lebenden Tetanusbacillen 
durch Splitterinfektion bei den verschiedensten 
Tierarten erzeugte Tetanusvergiftung nach 
allen Richtungen absolut identisch ist, und 
sehen, wie ein mit sporenhaltigem Gift beim 
Pferde hergestelltes Tetanus antitoxin bei sämt- 
lichen Tierarten Schutzwirkung entfaltet, wenn 
sie mit lebenden Tetanusbacillen oder mit 
Giften infiziert werden. Wir sehen diesen Be- 
weis aber auch beim Menschen, nicht nur be- 
züglich des Tetanusantitoxins beziehungs- 
weise Tetanustoxinserbracht, sondern auch bei 
der Diphthberie Denn auch bei der Diphtherie 
entfaltet das Diphtherieheilserum beim Menschen 
eine von allen Autoren anerkannte Schutz- 


a a 
— n_a 


wirkung gegenüber der Diphtherieerkrankung!). 
Das mit Toluolgiften hergestellte Diphtherieantitoxin schützt also 
gegen die durch lebende Diphtheriebacillen im menschlichen Körper 
erzeugten Gifte. So schließt sich der Kreis unserer Beweisführung, 
indem die Identität der Reagenzglas- und Tierkörper- beziehungs- 
weise Menschenkörper-Diphtheriegifte durch das Verhalten gegen- 
über einer dritten konstanten Größe, nämlich dem Diphtherie- 
antitoxin, nachgewiesen ist. 

Aus den Versuchen ergibt sich mit aller Sicherheit, daß die 
im Tierkörper von wenig virulenten, mittelvirulenten und den hoch- 
virulentesten Kulturen, bei denen eine Vermehrung der Bakterien 
zwecks Bildung von Giften zur Erklärung des Gifttodes der Tiere 
unerläßlich ist, erzeugten Toxine mit den Reagenzglasgiften identisch 
sein müssen, weil sie durch das antitoxische mit Toluolgiften her- 
gestellte Serum neutralisiert werden, und so einen Beweis für die 
Heilkraft des Diphtherieserums abgeben. 

Angesichts der im Vergleich zum Diphtherieserum geringen 
Heilwirkungen des normalen Pferdeserums im Tierversuch 
ist die Verwendung von Normalserum zur Behandlung der mensch- 
lichen Diphtherie nicht gerechtfertigt, wenigstens nicht in den 
kleinen Dosen, in denen das Diphtherieserum therapeutisch an- 
gewendet wird. Eine Verwendung desNormalserums 
beim Diphtheriekranken kann mit der ärzt- 
lichen Ethik, die den Grundsatz hat: „ut pro- 
fiteatur* nur in Einklang gebracht werden, 
wenn so viel Serum injiziert wird, daß auf 
Grund der Tierversuche überhaupt eine Heil- 
wirkung erwartet werden kann. Es müßten deshalb 
mehrere Kubikzentimeter Normalserum pro Kilogramm Körper- 
gewicht dem diphtheriekranken Menschen eingespritzt werden, um 
therapeutisch etwas zu erreichen. Wir halten es auf Grund der 
Tierversuche für nicht gerechtfertigt, die Bingelschen Be- 
hauptungen von der Wirkung des Normalserums in größerem 
Umfange nachzuprüfen, wenn nicht dieser Forderung nachge- 
kommen wird. Zu gleicher Zeit wären aber auch die Dosen des 
Diphtherieserums entsprechend zu vergrößern. ee 

Die Tierversuche zeigen ferner, daß in dem späteren Stadium 
der Diphtherieinfektion der Meerschweinchen erheblich größere 
Mengen Serum zur Heilung notwendig sind, als bei den Heil- 
versuchen, die kurze Zeit nach der Infektion eingeleitet werden. 
Schon hieraus ergibt sich die Forderung, bei Diphtheriekranken, 
die in Krankenhäuser eingeliefert werden, die Serumdosen ganz 
erheblich über die in den meisten Kliniken bisher angewandten 
Dosen (1500 bis 3000 A.-E.) auf 5000, 10000 und mehr A.-b. zu 
steigern. Nur so kann auch der Einwand ausgeschlossen werden, 
der Bingel zu machen ist, daß die angewandten Dosen von 
Heilserum und Normalserum zu gering seien, um einigermaßen 
sichere therapeutische Effekte zu erzielen. In einem weiteren Teil 
unserer Arbeit werden wir auf diese Frage nochmals zurückkommen. 


Aus der lI. medizinischen Klinik der Charite. 
Die viscerale Frühsyphilis?). 


Von 


Prof. Dr. Julius Citron. 
Vor nunmehr elf Jahren, im Juni 1907, hatte ich die Ehre, 


in diesem Verein über die Syphilis zu sprechen. Im einem VOF 
trag über die „Komplementbildungsmethode bei infektiösen UN 
postinfektiösen Krankheiten (Tabes dorsalis usw.) sowie bei Nähr- 


stoffen“ machte ich Sie mit der von Bordet und Gengou an 


‘gegebenen Komplementbindungsmethode bekannt und verwies 


darauf, daß man die Methode, deren Anwendungsgebiet außer- 
ordentlich groß ist, und die Herr v. Wassermann an. 
Studium der Affensyphilis und der progressiven Paralyse benutz 
hatte, mit größtem Nutzen für die klinische Diagnose aller 
Formen von Lues, insbesondere auch der visceralen bot 
verwenden könne. Diese Reaktion, die dann später den son 
der „Wassermannschen Reaktion“ erhielt, hat gemeinsam, mit de 
Entdeckung der Übertragbarkeit der Lues auf Versuchstiere UN 
der Entdeckung des Treponema pallidum durch Schaudin? sA 
Hoffmann die ganze bisherige Lehre von der Lues, die © 

1) Daß das normale Pferdeserum prophylaktisch gegenüber ger 
Diphtherieerkrankung nichts leistet, wird allgemein anerkannt. 

2) Referat. Verein für innere Medizin, 17. Juni 1918. 


87 


1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4.. ` 


Eee 


-Schleimhauterscheinungen ihre positive Wassermannsche Reaktion 
‘behalten. Da diese Reaktion stets .aktive syphilitische Herde 
anzeigt, so entsteht die Frage, wo sind diese. Herde zu suchen. 
Da sie auf der Haut und den Schleimhäuten nicht sind, so müssen 
‚sie in den inneren. Organen liegen. Hiermit wird die Frage der 
visceralen Frühsyphilis in den Vordergrund des Interesses gerückt. 
Dieses Interesse wird gesteigert durch die Tatsache, daß, je früher 
die Lues behandelt wird, desto leichter das. Idealziel der Heilung 


erreicht wird. ne En Sos 
ßen Dermatologen des vorigen Jahr- 


-  Nūn'war schon den gro 
 hunderts das Vorkommen einer visceralen Frühlues wohlbekannt?). 


` Ailein diese. Kenntnisse beschränkten sich auf jene Ausnahme- 
fälle, in denen. schon in der Frühperiode der Syphilis die- inneren 
Organe krankhafte Veränderungen aufweisen, die so krasser Art. 

sind, daß sie leicht diagnostizierbare Krankheitsbilder erzeugen: . 
Apoplexien, Nervenlähmungen, Iritiden, ‚Ikterus usw. Der Fort- 

| schritt, den wir in den letzten zehn Jahren gemacht haben, liegt -, 
aber gerade darin, daß wir wissen, daß von dem Zeitpunkte des . 
Eintretens in die Blutbahn an, das heißt einem Zeitpunkt, der 
stets vor dem ersten Exanthem liegt und häufig: selbst dem sieht-.". > Et pp? 
baren Primäraffekt vorangeht, die Treponemen in die inneren En 
Organe eindringen. ‘Zunächst sind fast immer die Gefäßwand Hs: 
und das Gefäßbindegew.ebe betroffen. Von dort ver- ` 

breiten sich dann die Treponemen später weiter. Anatomisch sind - 
nach. Tomasczewski die frühsyphilitischen Erscheinungen . 
dadurch gekennzeichnet, daß sich bei ihnen um die Blut- und 
Lympbgefäße herum Infiltrate von protoplasmatischen einkernigen ~ 
Rundzellen finden, die bei ihrem, Auf- und Abbau die Grund- 
substanz nicht wesentlich in Mitleidenschaft ziehen, während bei 
der Spätsyphilis. Granulationsgeschwülste mit starker Beteiligung 
der Gefäße entstehen, wobei die Grundsubstanz zerstört und durch 
Bindegewebe ersetzt wird. Klinisch-symptomatologisch müssen wir 
uns die Frühsyphilis der inneren Organe, da uns exakte Kennt- 
nisse vielfach hierüber fehlen, nach Art; der Hautmanifestation zu 
erklären versuchen. An der Haut kommen hauptsächlich maculöse 
und.. papulöse Exantheme. vor. Diese lösen bei dem Kranken 
keinerlei subjektive Symptome aus, und einem.blinden Kranken 
und blinden Arzt ‚müßten sie entgehen, selbst wenn sie noch so 


— 


stolzes und :stattliches Gebäude darstellte, über den Haufen. ge- 
worfen. Es ist außerordentlich lehrreich, ‘an der Hand einiger 
Stichworte sich einmal die ganze Größe der Umwälzung vor 
Augen zu führen. Nehmen Sie .ein Lehrbuch aus der Zeit vor 
diesen Entdeckungen zur Hand, so finden Sie folgende Schilderung 
der Lues: | ee N EE ee RER 
Eine dem Menschen '* eigentümliche. Geschlechtskrankheit, 
nicht übertragbar auf Versuchstiere, unbekannter Erreger. ` Macht‘ 
in den ersten Jahren der Erkrankung. im wesentlichen nur Haut- 
und Schleimhauterscheinungen, nur ausnahmsweise Störungen an 
inneren Organen. Erst späterhin, nach 4 bis 20: Jahren. treten 


Erkrankungsformen an den Eingeweiden, den -Sinnesorganen, dem 
Ein Teil der letzteren, die Tabes und die 


Nervensystem auf. 

Paralyse, sind nicht mehr eigentlich syphilitisch, sondern sind 
toxisch-degenerativen Ursprungs ‘und als postsyphilitisch an- 
zusehen. Heilt die Syphilis aus, so hinterbleibt eine starke 
Immunität. Diese kann erblich seiñ, sodaß also die Kinder von 
syphilitisch gewesenen Eltern meist immun Sind. Ebenso gewinnt 
die gesunde Mutter eines syphilitischen Kindes Immunität 
Baumes-Collessches Gesetz). Das gleiche gilt von dem ge-. 
sunden Kinde einer syphilitischen Mutter (Profetasches Gesetz). 
Für die Therapie gilt der Satz: Behandlung im Primärstadium ist 
schädlich. Erst die konstitutionelle Syphilis darf: behandelt 
‘werden. Die Therapie selbst ist entweder symptomatisch oder 

1.97. aber schematisch. f u 
Von diesen Lehrsätzen, von denen einige fast dogmatischen 
Charakter angenommen hatten, ist nicht einer. bestehen ‚geblieben. 
Wir wissen heute, die. Lues ist auf Versuchstiere über- 
tragbar, der Erreger ist bekannt, ist in Reinkultur gezüchtet. Die 
Impfung der Reinkulturen erzeugt typische Experimentalkrankheit. 
Die Syphilis ist außer im allerersten Beginn und allenfalls. ganz. 
zum Schluß wieder keine Lokalkrankheit, sondern eine allgemeine 
Infektionskrankheit. des ganzen ‚menschlichen Organismus. Die 
inneren Organe werden von allem Anfang an, ebenso wie die 
Haut- und Schleimhäute, von den Treponemen invadiert und sind 
Sitz von Krankheitserscheinungen. Die tertiären, visceralen Er- 
krankungen stehen in den gleichen Beziehungen zu den früh- 


= `  Syphilitischen visceralen Erkrankungen wie die spätsyphilitischen 
"i Haut- und Schleimhauterscheinungen zu den frühsyphilitischen. | ausgedehnt wären. Erst die ulcerösen, weit selteneren Exantheme 
5 f Die Behandlung gibt die besten Resultate im ersten Beginn der machen subjektive Erscheinungen, die selbst einem blinden Kranken 
u. Erkrankung, sie darf weder symptomatisch noch schematisch sein, | und einem blinden, Arzte auffallen würden. Den meisten inneren 
| ~ Sondern muß nach biologischen Prinzipien indiyidualisiert werden. | Manifestationen der Syphilis gegenüber sind Arzt und Patient in 
S. -Die Immunität der Syphilitiker ist Schein. Der Geheilte ist nicht | der Rolle des Blinden. Die subjektiven Erscheinungen fehlen, und 
Er kann sich jederzeit wieder reinfizieren. Wenn es | der objektive Nachweis will nicht glücken, es sei denn, daß wir 
Hilfsmittel finden, die den Arzt von seiner Blindheit heilen. 
Gastroskope, Rektoskope, 


Wenden wir z. B. Ösophagdskope, 
Cystoskope usw, an,. so finden wir syphilitische Schleimhaut- 
' exantheme, von deren Existenz wir ‚vorher nichts wußten. Punk- 
tieren wir die Milz, so finden wir im Punktat Treponemen, Ver. 
impfen wir Hodensekret oder Milch säugender Frauen auf Kaninchen- 
hoden, so sehen wir eine typische syphilitische Orchitis entstehen, 
Machen wir die Lumbalpunktion und untersuchen den Liquor, so 
enthüllen sich uns plötzlich Geheimnisse, von deren Vorhandensein 
‚ weder der Kranke noch der Arzt ohne diesen. Eingriff das mindeste - 


ahnen konnten. ` E | Be uhr 
 Untersuchungsmethoden gibt es 


Außer diesen direkten 
noch andere , Hinweise, die uns über die Häufigkeit des Vor- 


kommens klinisch symptomlöser visceraler Syphilis belehren. Hier 
ist vor allem die Jarisch-Herxheimersche Reaktion zu 
nennen.. Wir verstehen hierunter eine Überempfindlichkeits-. 
erscheinung, die nach specifischer Behandlung einzutreten pflegt Ci i REERIRA 
| 
| 


Aar, immun. 
| vielfach so aussieht, als ob frühere Syphilitiker immun sind, so 
liegt dies daran, daß. die Superinfektion bei ungeheilten Syphi- 


< ‚Nikern ein anderes Bild als bei Gesunden zeigt. 

0... Das Collessche und Profeta sche Gesetz sind Irrtümer. 
~ Die Mutter infiziert sich nicht vom. syphilitischen Säugling, weil 
| sie bereits selbst syphilitisch ist. Der anscheinend gesunde Säug- 
| ling erkrankt nicht an der Brust der. syphilitischen Mutter, weil 

er bereits die Treponemen in sich trägt.’ Il 3 FE wi 

Wir haben hier in dem Collesschen und Profetaschen 

`- ‚Gesetz Spezialfälle jener überaus wichtigen und außerordentlich 

t < verbreiteten Form der Lues vor uns, die sich besonders oft bei 
= den anscheinend gesunden Mitgliedern syphilitischer Familien 
ündet, und dieich als „Lues asymptomatica“ zubezeichnen 
 Vorgeschlagen habe. Hierunter verstehe ich alle die Fälle, bei 
ein durch die positive Serumreaktion nachweisbarer 


denen in vivo 
aktiver syphilitischer Prozeß vorliegt, der aber nach außen hin 
ine Symptome macht und bei dem’ unsere klinisch diagnostischen 


ke 
Methoden zu unscharf sind, um die de facto bestehenden vis- 


ralen Krankheitszeichen nachzuweisen. Erst in der Spätperiode 

ler Syphilis können auch bei diesen asymptomatischen Fällen 
‚sch manifeste Erscheinungen zum Vorschein kommen, sei es 

in Gestalt einer Aortitis luica mit ihren üblichen Ausgängen in 
use oder eircumseripte Dilatation der Aorta oder in Insuffizienz 
der Aortenklappen, sei es in Form einer gummösen: Erkrankung 
oder chronisch interstitiellen Entzündung eines 'Eingeweides, sei 


-s endlich in Form der Paralyse oder Tabes. BE 
a Die frühsyphilitische Lues asymptomatiea ist.infektiös.: Sie ist 
Then. wie die klinisch manifeste Form durch die specifische 

‚Jerapie beeinflußbar beziehungsweise heilbar, | 
# Außer diesen asymptomatischen. Fällen gibt es noch zahl- 
T andere Syphilitiker, die ganz nach den Regeln der alten 
ve Ihre den Dermatologen geläufigen Krankheitserscheinungen 
Behabt ‚haben, aber dennoch nach Verschwinden der Haut- und 


und in einer vorübergehenden Verstärkung manifester Symptome, 
beziehungsweise in einem Manifestwerden .okkulter Krankheits- 
herde besteht, Besonders nach Salvarsaneinspritzungen kann man 
derartige hyperämisch-ödematöse Überempfind- 
lichkeitsreaktionen beobachten. Wir haben in dieser 
Reaktion das Analogon der Herdreaktion bei Tuberkulinanwendung 
vor uns. Durch die Herxheimersche Reaktion haben wir. eine 
Fülle frühsyphilitischer visceraler Krankheitsherde erst kennen 
gelernt, Besonders die Häufigkeit des Befallenseins mancher Hirn- 
nerven wurde uns erst so bekannt. Der Vorteil dieser Reaktion 
ist es, daß sie uns oft eine ganz genaue Lokaldiagnose gestattet, 
nicht nur im Centralnervensystem, sondern auch in anderen Or- 


u 
"aoar = 


u 
Ser ie Sera on zu 
> z 
— Ka .; 
= ~ ne 
rn u ae VER 
ji HN Za - er 
m a g Tann Kh b 
"As à eA a 


` 
E 


O Iech verweise nur auf die vorzüglichen Darstellungen dieses 
Gegenstandes durch Fournier in seinen .Legons. sur la syphilis und: 
durch Neumann in Nothnagels Handbuch, = i i 


em 


8 . 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4. 


re 


ganen, z. B. im Herzen, wenn wir dort beispielsweise wie im 


Falle von Fuchs, einen Block im Verlauf einer Salvarsan- 
behandlung auftreten sehen. 

Endlich wäre noch eine indirekte Beweisführung anzu- 
geben. Die neueren Forschungen über die Spätsyphilis haben 
es sehr wahrscheinlich gemacht, daß wir es bei den meisten 
Späterscheinungen mit Monorezidiven zu tun haben, die so zu- 
stande kommen, daß Treponemen aus der Frühperiode zurück- 
bleiben und später örtliche Rezidive machen, die entsprechend der 
allmählichen „Umstimmung der Gewebe“ tertiär syphilitische 
Formen annehmen. Finden wir nun, daß in der spätsyphilitischen 
Periode gewisse Organe besonders häufig erkranken; so müssen 
wir, wenn diese Anschauung richtig ist, annehmen, daß auch in 
dem frühsyphilitischen Stadium diese Organe Sitz luischer Pro- 
zesse sein müssen, auch wenn klinische Symptome hierfür fehlen. 

Mit Hilfe dieser drei Methoden: 1. der erweiterten Unter- 
suchungstechnik, 2. der Jarisch-Herxheimerschen Reaktion, 3. der 
Berücksichtigung der spätsyphilitischen Erscheinungen haben sich 
unsere Kenntnisse über das Vorkommen frühsyphilitischer vis- 
ceraler Lues ganz bedeutend erweitert. Es ist ganz ausgeschlossen, 
daß ich in der mir zugemessenen Zeit ein auch nur annähernd 
vollständiges Bild der visceralen Frühlues zeichne. Ich werde mich 
daher darauf beschränken, aus dem großen Gebiet einige, beson- 
ders den Internisten interessierende Fragen zu streifen. 


Besprechen wir unter diesem Gesichtspunkte zunächst die 


Frühlues der Kreislauforgane: Es gehört zu den 
häufigsten Symptomen der Frühlues, daß funktionelle Störungen 
seitens des Herzens zur Beobachtung gelangen. Schon Fournier 
hat auf das Vorkommen von Arhythmie, Tachy- und Bradykardie 
bei Frühsyphilitischen hingewiesen. Fournier war indessen 
geneigt, diese Fälle nicht als organische syphilitische Erkran- 
kungen anzusehen, sondern vielmehr hier nervöse Begleiterschei- 
nungen anzunehmen. Die Angaben Fourniers sind mehrfach 
bestätigt worden. Eingehendere systematische Untersuchungen 
wurden jedoch erst in neuerer Zeit von Renvers, Graßmann 
und Braun angestellt. Renvers hat ähnliche Beobachtungen 
wie Fournier gemacht. Er betont außer den genannten Krank- 
heitszeichen als ein weiteres Symptom die größere Erregbarkeit 
und leichtere Ermüdbarkeit des Herzens dieser Kranken. In der 
Auffassung des Krankheitsbildes stimmt Renvers Fournier 
darin zu, daß auch er nicht eine eigentliche syphilitische Myo- 


‘ karditis für die große Mehrzahl der Fälle annimmt, sondern nur 
. „toxisch-parenchymatöse* Muskelveränderungen. 


Für eine kleine 
Minderheit der Fälle ist nach Renvers indes das Vorkommen 
einer organischen syphilitischen Erkrankung in Form einer herd- 
förmigen, interstitiellen Myokarditis als sicher zu betrachten. 

. Graßmann hat an 288 Menschen, die sich im frühsyphi- 
litischen Stadium befanden, systematische Versuche vorgenommen 
und hierbei festgestellt, daß etwa zwei Drittel der Untersuchten 
pathologische Erscheinungen seitens des Herzens darboten. Be- 
merkenswert ist insbesondere, daß Graßmann außer den be- 
schriebenen Symptomen gelegentlich auch Stenokardie fand. 

Braun hat an 100 Menschen, die sich im ersten Beginn 
der Frühlues meist im ersten Eruptionsstadium befanden, analoge 
Untersuchungen vorgenommen. Um anderweitige Schädigungen 
des Cireulationssystems nach Möglichkeit auszuschließen, hat er 


für seine Untersuchungen fast nur jugendliche weibliche Indivi-. 


duen (Dienstmädchen) verwendet, bei denen die Schädigungen 
durch Nieotin, Blei usw. in Fortfall kamen. Auch bei diesem Unter- 
suchungsmaterial konnte Braun in etwa zwei Dritteln der unter- 
suchten Fälle Störungen finden. Die Ergebnisse von Grabmann 
und Braun stimmen mit denen der älteren Untersucher darin 
überein, daß vor allen Dingen funktionelle Störungen im Sinne 
der Tachy- und Bradykardie und im Sinne der Arhythmie bemerk- 
bar sind. Daneben aber halten beide Autoren ebenso wie Kopp 
und Greene es für erwiesen, daß es auch zu echten syphiliti- 
schen Erkrankungen aller Schichten des Herzens, sowohl des Endo- 
wie des Myo- und Perikards, schon sehr frühzeitig kommen kann. 
Graßmann beschreibt insbesondere auch neben akzidentellen 
anämischen Geräuschen, die vor allem bei Arhythmie hörbar sind, 
Herzvergrößerungen, die speziell den rechten Ventrikel befallen 
und weiterhin das klinische Bild der muskulären Mitralinsuffizienz 
geben können. 2 i 

Diesen Autoren gegenüber möchte ich ein häufiges Vor- 
kommen der organischen syphilitischen Erkrankungen des Herzens 
im Frühstadium noch für unbewiesen halten. Darüber, daß die 
geschilderten Erscheinungen freilich dort sehr oft nachweisbar 


sind, besteht kein Zweifel. Allein meines Erachtens ist man meist 
nicht berechtigt, die genannten funktionellen Störungen auf Herz- 
muskel- oder gar Herzinnenhauterkrankungen zurückzuführen, 
wenigstens soweit die große Mehrzahl der Fälle in Betracht kommt. 
Viel wahrscheinlicher ist es, wie das schon Fournier ange- 
nommen hat, daß es sich bei den meisten dieser Fälle um Schädi- 
gungen der Herznerven handelt. 

In diesem Zusammenhang sei auch auf die frühzeitige Er- 
krankung der Schilddrüse hingewiesen. 

Drei Gründe sind für meine Auffassung maßgebend: 1. die 
Ergebnisse der pathologischen Anatomie; 2. die Ergebnisse der 
Serodiagnostik; 3. der Vergleich mit den Verhältnissen bei der 
Spätsyphilis. 

Was die pathologische Anatomie zunächst betrifft, so fehlen 
anatomische Grundlagen zur Erklärung der frühsyphilitischen Herz- 
symptome fast völlig. Dieses würde allein nicht ausschlaggebend 
sein können, da die Aufmerksamkeit der pathologischen Anatomen 
bisher diesem Punkte sich nur sehr wenig zugewandt hat und 
genauere Untersuchungen systematischer Art hierüber überhaupt 
noch nicht vorliegen. 

Die wenigen Fälle, die als echte Myokarditis anzu- 
sehen sind, haben interstitielle Herde von Rundzellen, die von 
entzündlichen Veränderungen kleiner Gefäße ihren Ausgang 
nehmen. Die Muskulatur des Herzens wird erst sekundär in Mit- 
leidenschaft gezogen. . 

Man hat früher die Häufigkeit der syphilitischen Ätiologie 
der Myokarditis außerordentlich überschätzt. Systematische Unter- 
suchungen , die ich mit Hilfe der Wassermannschen Reaktion 
bei Herzkranken seit Jahren vornehme, haben mich gelehrt, dab 
weitaus die Mehrzahl der Fälle von Myokarditis und Myodegeneratio 
cordis auf andere Ursachen zurückzuführen sind. Der Prozentsatz 
der nach Wassermann positiv reagierenden Fälle von Myo- 
karderkrankung ist nicht größer als die Prozentzahl der posi- 
tiven Fälle, die man bei großen Untersuchungsreihen eines nicht 
ausgesuchten Materials immer zu finden pflegt, und die auf die 
asymptomatischen und ungeheilten Syphilisformen zurückzu- 
führen sind. 

Nun ist schon an verschiedenen Stellen dieser Arbeit darauf 
hingewiesen worden, daß sich ein prinzipieller Unterschied be- 
züglich. der Lokalisation des syphilitischen Infektes zwischen Früh- 
und Spätperiode nicht finden läßt. Unsere Auffassung geht da- 
hin, daß in der Regel die Spätsymptome aus den schlecht 
geheilten restierenden frühsyphilitischen Erscheinungen als Mono- 
rezidive hervorgehen. Umkehrend kann man aus diesem Satz 
meines Erachtens schließen, daß die frübsyphilitischen Myokard- 
affektionen nicht sehr häufig sein können, wenn die spätsyphilitischen 


26. Januar. 


Myokarditiden und in noch höherem Maße die Herzgummen ver- - 


hältnismäßig selten sind. 

Das Endokard ist noch weit seltener der Sitz einer syphl- 
litischen Erkrankung. Ob es primäre syphilitische Entzündungen 
der Herzinnenhaut bei erworbener Lues überhaupt gibt, muß als 


' sehr zweifelhaft gelten. 


| Im Einklang damit haben meine serologischen Unter- 
suchungen es sichergestellt, daß Fälle von Mitralinsuffizienz oder 
Mitralstenose, sowie kombinierte Vitien des Mitralklappen- und des 
Semilunarklappenapparates fast niemals auf Syphilis zurückzU- 
führen sind. Da aber die häufigste Komplikation einer Endo- 
karditis gerade die Erkrankung des Mitralklappenapparates ist, SO 
spricht das Fehlen der Mitralerkrankungen bei Syphilis gegen das 
Vorkommen von Endokarditis. Die Klappen, die syphilitisch er- 
kranken, sind die Aortenklappen. Ungefähr 80°/, aller Fälle von 
Aortenklappeninsuffizienz bei jugendlichen Individuen ‚sind, wie 
ich zuerst zeigen konnte, syphilitischen Ursprungs. Die Aorten- 
klappeninsuffizienz aber ist meist nicht endokardialen Ursprungs, 
sondern stellt eine Fortsetzung des mesaortitischen Prozesses dar. 
Die Häufigkeit der Mesaortitis syphilitica und der syphilitischen 
Aorteninsuffizienz im Spätstadium macht es notwendig anzunehmen» 
daß auch im Frübstadium dort der Infekt sich ansiedeln MU? 
Pathologisch-anatomische Untersuchungen, die das Vorhandensem 
einer syphilitischen Aortitis im primären oder sekundären Stadium 
beweisen würden, fehlen indessen. Insbesondere liegen keme 
Untersuchungen vor, wie sich die Vasa vasorum hierbei verhalten. 
Die Tatsache aber, daß die Endarteriitis obliterans an anderen 
Stellen, insbesondere im Gehirn, schon sehr früh zur Beobachtung 
gelangt, läßt es nicht unmöglich erscheinen, daß bel da Ken 
gehenden Untersuchungen auch hier ähnliches gefunden Wer ze 
wird. Klinische Erscheinungen, die auf eine Frühaortitis MB 


a) 


Lier agt f 


um Shi F ~ | 
eilig È z i 
odid è y B 


Wiwi 
) bie a 


so fehlen F 
hen Her } 


Anatoma È. 
hat wi 


26. J TA 


berbo! } si 


. periode der Syphilis fallen müsse. 


Dauer auftreten. 


Totundum, So g 


| festation 


‚größere Untersuch ungsreihen über 


er S TO a y 
—— m I- e r 
orem ZUR 5 ET Sch, er S s Br ne 
Er el ro Au ER ` A 2 

ae T MN + 
X ® . à aa A ur. 

\ DIR . ; . t AN a 
-7 $ 
ý . 


(l 


weisen könnten, sind . höchstens das nicht seltene Vorkommnis 
eines systolischen Geräusches. über der Aortä, das man namentlich 
zur Zeit des Abklingens. des ersten Exanthems wahrnehmen 
kann, und gelegentlich beobachtete ‚stenokardische Symptome, die 
aber meiner Erfahrung nach im wirklichen Frühstadium selten 


sind. Andere Zeichen fehlen. u 
e Den Respirationstraktus übe 
mich gleich der Besprechung des Verdauungstraktus zu. 

Hier ist das Symptomenbild der MikuliezschenKrank- 
heit zu erwähnen, das freilich häufiger bei der congenitalen und 


Spätlues beobachtet wird.. 


Sodann liegen neuere Un | 
vor, die wir Neugebauer verdanken. Neugebater hat 


an 200 jungen Soldaten im Alter von 20 bis 25 Jahren, die eine 


manifeste sekundäre Lues hatten und noch unbehändelt waren, 


Untersuchungen des Magens angestellt, indem er nach Probefrüh- 


stück auf die Mengen des ausgeheberten Schleimgehaltes, auf Ge- 
Er fand, . 


samtacidität, freie Salzsäure und Pepsin untersuchte. 
daß 62 % dieser Patienten deutlich eine Verminderung der Säure- 
werte zeigten, wovon in 18% der Gesamtfälle. die freie Salzsäure 
entweder vollkommen fehlte oder nur in Spuren vorhanden war. 
In 17% seiner Fälle bestand eine Hyperacidität. u 
Neugebauer nimmt au, daß es im Sekundärstadium der 
Lues zu Veränderungen der Magensekretion kommt, von denen 
die Sub- beziehungsweise Anacidität, welche bis zur Achylie fort- 
schreiten kann, die bleibende Form darstellt, während die Hyper- 
acidität seltener und. vorübergehend ist. : Er führt die Sekretions- 
anomalien für einen Teil dieser Fälle auf die direkte Erkrankung 
der Magenwand. zurück, für -den Rest nimmt er ’'als Ursache Er- 


- krankungen des Vagus an. Beweise für die letztere Behauptung 
bringt Neugebauer nicht, er stützt sich nur auf die Tatsache, 
‘ daß man bei den an gastrischen Krisen leidenden Patienten ana- 

 tomische Veränderungen am Vagus finden kann, und supponiert, 


daß das erste Stadium -der Vaguserkrankung schon in die Früh- 
Die Annahme:hät um so mehr Wahrscheinlichkeit für sich, da 


wir auch von den anderen Hirnnerven wissen, daß sie bereits 


in den ersten Monaten nach der Infektion von den Treponemen 
infiziert werden. - Anläßlich der frühsyphilitischen Herzerscheinungen 
Sind wir schon einmal überdies auf Phänomene gestoßen, die mit 


einer gewissen -Wahrscheinlichkeit zum Teil auf eine Vagus- 


erkrankung hinwiesen. Andererseits kommen -schon wenige Jahre 


"post infectionem sehr häufig Syphilitiker mit Magenbeschwerden 


zur Beobachtung, bei denen objektive Zeichen einer Magen- 


erkrankung fehlen und keine klinischen Anhaltspunkte für Tabes 


Untersucht man indes die Lumbalflüssigkeit dieser 
det man die charakteristischen Zeichen der meningealen 
gelegentlich selbst bei der Auswertung nach Haupt- 


vorliegen. 
Leute, so fin 
Syphilis und 


‚Mann auch eine positive Wassermannreaktion mit dem Liquor 


Ich halte alle diese Magenbeschwerden für 
Bi gastrischen Krisen, zumal nach Salvarsanein- 
‚Spritzung sehr oft nach Art der Herxheimerschen Reaktion 
Krisenartige Magenbeschwerden von starker Intensität, aber geringer 
Durch konsequente specifische Behandlung habe 
ich in mehreren Fällen diese „Magenkranken“ gesunden sehen. 
Diese Beobachtung scheint mir die Hypothese Neugebauers 
von der Vagusätiologie vieler frühsyphilitischer Magenbeschwerden 


cerebrospinalis, 
Aquivalente von 


sehr zu stützen. 


Nach der Ansicht vieler Autoren (Lang, Ewald, 
‚OUrnier, Neumann und Anderer) bestehen ätiologische Be- 
zlehungen auch zwischen der Lues und dem Ulcus ventriculi 
ibt Lang an, daß er in fast 20% aller Fälle 
vn Ulcus ventriculi eine Syphilis feststellen konnte. Nach Ewalds 
usammenstellung bestand Lues bei 10% seiner Fälle. Neumann, 
er „das runde Magengeschwür als eine keineswegs seltene Mani- 
R „der Syphilis“ ansieht, führt seine Entstehung auf eine 
„darteriitis obliterans in ‘der Magenschleimhaut zurück. Schon 
. raus ergibt sich, daß das syphilitische Magengeschwür meist 
rst gegen Ende der Frühperiode oder erst im Stadium der Spät- 
Yphilis zur Beobachtung gelangt. Leider -fehlen bisher noch 
diese Frage mit Berücksichtigung 


= biologischen Reaktionen, 

“ine kur ;e en, 
widmen. ae aasi müssen wir auch der Leb j 
nicht Der einfache katarrhalische Ikterus syphiliticus. ist 

pe; gerade selten, wenngleich er nicht zu den alltäglichen Er- 


" eheinungen der Frühperiode gehört. Es hat indes den Anschein, 


\ 


` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4. 


rgehe ich .und wende: 


tersuchungen über. den Magen 


‘dauernde: Hg- oder Salvarsankur veranlaßt hatte, 


5; | 2.89 


` 


als ob die Infektion der Leber. weit häufiger erfolgt, .als das 
Auftreten vón Ikterus vermuten läßt. Neugebauer fand bei 


aller unbehandelten Frühsyphilitiker eine alimentäre 


76,7% Te 
'G al ak tosurie, was insbesondere nach den Untersuchungen 


‘von Bauer ein Zeichen einer Erkrankung der Leberparenchym- 


.zellen sein sol. In den meisten Fällen verläuft diese Leber- 


affektion anscheinend s 


specifische Behandlung restlos geheilt, BE 3 U 
' Es kommen jedoch schon sehr. früh auch echte Fälle von 


akuter Hepatitis zur Beobachtung, bei denen die Leber an- 
schwillt und druckempfindlich wird. 


 Albufninurie und: Glykosurie 'vorkommen. Die Glykosurie ist oft 
nur alimentär. Pathologisch-anatomisch handelt es sich um eine 


herdförmige iuterstitielle‘ Hepatitis, die wahrscheinlich, von einer 


syphilitischen Gefäßerkrankung ihren Ausgang nimmt. 


ymptomlos und wird durch die eingeleitete 


| Die Hepatitis kann mit 
Ikterus und Milzschwellung verbunden: sein... Daneben kann 


. Einer ganz besonderen. Besprechung bedarf das schwere 
gelben Leberatrophie“,. 


Krankheitsbild der „akuten g 
hnlichkeit mit der -akuten Phosphor- 


‘das klinisch sehr große Ä 
vergiftung hat. 

Über die Ätiologie dieser Krankheit 
einheitliche Auffassung. Sepsis, Osteomyelitis, Erysipel, Typhus, 


Weilsche Krankheit und Syphilis werden in gleicher Weise ange- 


Cai 


nkheit besteht bisher noch keine | 


'schuldigt. Ich stehe diesen. Angaben mit sehr großer. Skepsis 


gegenüber. Meines Erachtens bedarf 'dieses Kapitel der Patho- 
logie einer erneuten Bearbeitung mit Zuhilfenahme aller modernen 
Untersuchungsmethoden. ‚Ich selbst habe in den letzten zehn 
Jahren fünf Fälle von sicherer akuter gelber Leberatrophie 
gesehen, Alle diese Fälle waren .Syphilitiker des Frühstadiums, 
Es ist vereinzelt der Versuch gemacht worden, das Salvarsan 
hierfür verantwortlich zu machen. Davon kann indes keine Rede 


sein, da schon. vor der Entdeckung. des Salvarsans Fälle von akuter > 


gelber Leberatrophie bei Sypbilis bekannt waren.” Auch unter 


meinen. Fällen befindet sich einer aus- der ersten Salvarsanära, 


der erst, als. die Diagnose „akute gelbe Leberatrophie“ bereits 
gestellt war, zum erstenmal in therapeutischer Absicht — freilich 


ohne jeden Erfolg — Salvarsan erhielt. ' 


Die gleiche Anschuldigung ist in früherer Zeit gegen das - 
Quecksilber gerichtet worden. Drei Fälle von Labert, die, ob- 


wohl sicher syphilitisch, niemals mit Quecksilber behandelt worden 
waren, beweisen die Haltlosigkeit dieses Vorwurfs. Die akute 
gelbe Leberatrophie entsteht meist im ersten Jahr nach der In- 
fektion,. . Ihr Auftreten erfolgt stets ganz .unvermutet, Die: vor- 
aufgehenden syphilitischen ` Erscheinungen deuten durch nichts 
darauf hin, daß es sich um eine besonders schwere Infektion han- 
deln würde.. In den von mir. beobachteten Fällen war durchwegs 
eine nach modernen Anschauungen unzureichende. specifische Be- 
handlung voraufgegangen, die sich damit begnügt hatte, die sicht- 
baren Haut- und Schleimhauterscheinungen zu beseitigen. Eine Kon- 
trolle der Wassermannschen Reaktion hatte nicht stattgefunden. 
In den meisten Fällen hatte dann anscheinend ein Zustand ‘voller 
Gesundheit einige Monate hindurch bestanden -und dann kam es 
plötzlich zu Ikterus, der sich bald als Symptom der akuten gelben 


Leberatrophie herausstellte. 


oder Schleimhautrezidiv eingeschaltet gewesen, das eine kurz 


bild der Weilschen Krankheit ist bei ‘aller Ähnlichkeit für’ den- 
jenigen, der den Morbus Weil kennt, leicht zu unterscheiden. : 
Die Tatsache, daß die Weilsche Krankheit gleichfalls eine 
Spirochätenkrankheit ist, ist sehr beachtenswert und stützt die ` 
Wahrscheinlichkeit, daß:die akute gelbe Leberatrophie in der Regel 
auf die Infektion mit der Pallida zurückzuführen ist, - Er 


Meines Erachtens spricht der anatomische Befund und der 


klinische Verlauf der akuten gelben Leberatrophie dafür, daß wir 
es hier mit einem toxisch-degenerativen Prozeß 
des Leberparenchyms zu tun haben. Wir wissen, daß 
die Treponemen beziehungsweise ihre Endotoxine lipoidophil sind 
und dementsprechend das: Bestreben haben, toxolipoide 
Verbindungen einzugehen. Wir kennen diese Toxolipoide 
besonders gut aus den Untersuchungen über die alkoholischen 
Extrakte der syphilitischen Foetalleber. Dem entspricht es, daß 
auch die alkoholischen Leberextrakte bei akuter gelber Atrophie 
sehr gute Antigene für den Wässermannschen Versuch sind. 

. Derartig. toxisch-degenerative Vorgänge sind bei der Früh- 
lues außer in der Leber auch in der Niere bekannt, wo sie das 
Krankheitsbild der Lipoidnephrose (Munk) erzeugen. 
Wahrscheinlich gehören auch die spätsyphilitischen Erscheinungen 


Das Krankheits- 


In zwei Fällen war noch ein Haut- . 


~ 


nr 


90 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4. 


nn» nn 


der progressiven Paralyse und der Tabes in die. 


gleiche Kategorie. In allen diesen Fällen scheint 
ein Eindringen der Treponemen in die Paren- 
chymzellen selbst dem Ausbruch der typischen 
Krankheitserscheinungen voranzugehen. 

Unsere Kenntnisse über die Nierensyphilis haben wir 
bedeutend erweitert. Unter den in der Frühperiode zur Beobachtung 
gelangenden Nierenaffektionen lassen sich zwei klinische Typen 
unterscheiden, deren anatomische Grundlage gleichfalls eine ver- 
schiedene ist: 

1. Leichte Albuminurien ohne oder mit geringen Ödem 
(Albuminuria syphilitica). 

2, Schwere Albuminurien mit Ödem (Nephrosis syphilitica). 

Der erste Typ ist der ungleich häufigere. Das einzige kli- 
nische Symptom ist eine leichte Albfiminurie ohne Ödem. Die 
Albuminurie erreicht höchstens Werte bis 1°/,0.. Die Urinmenge 
ist meist nur ganz im Anfang einige Tage vermindert, sonst 
normal. Im Sediment finden sich wenig corpusculäre Elemente, 
vereinzelte Epithelien, rote und weiße Blutzellen, einige hyaline 
und granulierte Cylinder. Die Cylindrurie kann auch ganz fehlen. 
Die Erythrocyten sind meist nur ganz im Anfang da und ver- 
schwinden in den leichteren Fällen, die die große Mehrheit bilden, 
schnell aus dem Urin. Subjektive Beschwerden sind meist nicht 
vorhanden. Jedoch kann gelegentlich über dumpfe Schmerzen in 
der Kreuzgegend geklagt werden. Diese leichte Albuminurie tritt 
in der Frühperiode oft schon vor dem ersten Exanthem auf, meist 
freilich zusammen mit ihm. Sie kann auch in rezidivierender 
Form vorhanden sein. Ihre, Dauer beträgt oft nur wenige Tage, 


sie kann aber auch einige Wochen bestehen bleiben. 


Nach einer statistischen Zusammenstellung Fürbringers 


fand sich eine flüchtige Albuminurie in 12°/, aller Fälle von Früh- 


syphilis mit Roseola. Andere Autoren haben ähnliche Beob- 
achtungen gemacht, wenn auch nicht in gleicher Häufigkeit. Die 
anatomische Grundlage dieser syphilitischen Albuminurien ist 
mangels an Sektionsmaterial bisher nicht einwandfrei festgestellt. 
Nach Analogie mit den frühsyphilitischen Veränderungen der 
anderen parenchymatösen Organe darf man indes wohl annehmen, 
daß in den leichtesten Fällen nur eine hyperämische Irritation 
vorliegt, während in den ausgeprägten Fällen von den Gefäßen 
ausgehende interstitielle Entzündungen am wahrscheinlichsten sind. 
Die große Ähnlichkeit des Symptomenbildes mit jenen Formen von 
„Nierenreizung“, die man im Verlauf der meisten Infektionskrank- 
heiten auftreten sieht und die alle auf die gleiche Ursache zurück- 


zuführen sind, nämlich auf das Kreisen von Infektionserregern im - 


Blute, auf das Festhaften derselben in den Glomerulusschlingen der 
Niere und das Ausscheiden der Mikroben durch die Niere, hat zu der 
‚Annahme geführt, daß auch bei dieser syphilitischen „Nierenreizung“ 
eine diffuse oder herdförmige Glomerulonephritis anatomisch vor- 
handen ist. Die Tatsache, daß es gelungen ist, im Urin solcher 
Albuminuriker Treponemen nachzuweisen, hat diese Anschauung 
weiter . gestützt. Für Fälle. dieser Art ist natürlich der Beweis, 
daß sie auf die syphilitische Infektion zurückzuführen sind, ge- 
liefert, Schwieriger ist aber die Entscheidung in der großen Mehr- 
zahl der Fälle, in denen der Treponemenbefund sich nicht fest- 
stellen läßt. Während einige Autoren toxisch-infektiöse Schädi- 
gungen als Ursache der Albuminurie annehmen, andere wieder 
ein Exacerbieren alter anderweitiger Nierenschädigungen durch 
die Lues in Betracht ziehen, beschuldigen viele Autoren noch 
immer für die Mehrzahl der Fälle das Quecksilber und neuer- 
dings auch das Salvarsan. Was das Salvarsan zunächst be- 
trifft, so kann es heute als feststehend gelten, daß eine gesunde 
Niere durch Salvarsan nicht affiziert wird. Gewiß ist es nicht 
selten, daß beim Syphilitiker unmittelbar nach der Einspritzung 
des Salvarsans Albuminurie und Nierenschmerz eintritt, aber in 
weitaus den meisten dieser Fälle müssen wir darin eine Herx- 
heimersche Reaktion sehen, die uns beweist, daß die Nieren 
bereits syphilitisch infiziert sind. Einen ungefähren Anhalt, wie 
oft beim Syphilitiker die Nieren mitbetroffen sind, erhalten wir 
dureh den Befund von Spieß, daß unter 220 luischen Leichen 
pur in 28% die Nieren intakt waren. In seiner Monographie über 
die Nierensyphilis kommt Karvonen zu dem Ergebnis, daß 
ein Viertel oder sogar die Hälfte von allen Fällen beim Tode 
nierenkrank sei“. Wenn auch zuzugeben ist, daß die pathologisch- 
anatomischen Untersuchungsergebnisse in sehr vielen dieser Fälle 
nieht so völlig eindeutig sind, daß die syphilitische Ätiologie sich 
ohne weiteres ergibt, sondern auch viele andersartige Nieren- 
affektionen mitgezählt sein mögen, der Prozentsatz der Nieren- 


m ln nn e _— 


erkrankungen, der sich anatomisch ergibt, ist so groß, dab zu- 
mindest die große Häufigkeit der Treponemeninfektionen als sicher- 
gestellt gelten kann. 


Mutatis mutandis gilt das vom Salvarsan Gesagte auch vom 
Quecksilber. Nur daß dieses Medikament im Gegensatz zum 
Salvarsan auch selbst die gesunden Nieren angreifen kann. Es 
liegt indes nicht im Rahmen dieses Referats, auf das Bild der 
Quecksilbernephritis näher einzugehen, 


Die Prognose der meisten Fälle von syphilitischer Albumin- 
urie ist bei entsprechender specifischer Behandlung günstig, 
wenigstens soweit die klinische Beobachtung in der Lage ist, die 
Sachlage zu entscheiden. Ob auch anatomisch eine völlige 
Wiederherstellung eintritt, ist höchst zweifelhaft. 


Bei einem Bruchteil der Fälle sieht man bei systematisch 
fortgesetzter Urinuntersuchung ein eigenartiges neues Formelement 
auftauchen, das wegen seiner doppeltbrechenden Eigenschaften als 
Lipoid angesehen wird. Es sind dies jene Fälle, die einen Über- 
gang zu der für die Spätperiode charakteristischen .syphilitischen 
Schrumpfniere“ (Nephritis interstitialis chronica fibrosa multiplex 
nach Orth) bilden oder aber in den zweiten frülisvphilitischen 
Typ, den der „akuten syphilitischen Nephrose* übergehen, dessen 
Beschreibung wir uns nun zuwenden wollen. 


In dem klinischen Bild dieser Nephrose, die sehr oft ganz 
akut mit Fieber beginnt, tritt eine Reihe charakteristischer Kenn- 
zeichen auf. Vor allem fällt das Ödem auf, das meist zunächst 
die unteren Extremitäten befällt und häufig sehr hochgradig ist. 
Die Urinmenge ist gering. Selbst Anurie kommt vor. 
ist von saurer Reaktion und, wenn er kein Blut enthält, klar. 
Die Albuminurie ist sehr stark, Eiweißwerte von 5 bis 10°/% sind 
die Regel, aber auch solche von 30°/,, sind beobachtet. Das 
Sediment enthält keine oder nur vereinzelte Erythrocyten, spärliche 
Leukocyten, dagegen massenhaft degenerierte und zerfallene 
Nieren, Epithelien und große Mengen hyaline und granulierte 
Cylinder, vereinzelte \Vachscylinder und (nach M u n k) besonders 
reichlich Lipoideylinder. Sowohl Hoffmann wie Vorpah 
haben im Katheterurin solcher Fälle die Treponemen nachgewiesen 
und damit den Beweis geführt, daß es sich um echte syphilitische 
Infektionen handelt. 

Pathologisch-anatomisch gibt die akute diffuse syphilitische 
Nephrose das Bild der „großen weißen Niere“. Das nach 
Munks Untersuchungen bei diesen Formen der syphilitischen 
Nierenerkrankung so häufige, wenngleich keineswegs in allen 
Fällen sich findende lipoide Sediment im Urin ist für den Kliniker 
der Hinweis auf die lipoide Degeneration, die vor allem die Tu- 
buli contorti erster Ordnung betrifft, während die Glomeruli fast 
vollkommen verschont bleiben. Der Nachweis der Lipoide ist ein 
ziemlich sicheres Zeichen dafür, daß nicht akut entzündliche, 
sondern degenerative und chronisch entzündliche Vorgänge IM 
Vordergrund stehen. 

Ich übergehe das Genitalsystem und möchte nur angesichts 
der großen Dürftigkeit unseres Wissens über die Lues der 
Inneren weiblichen Genitalien darauf hinweisen, dab 
ich verschiedentlich bei syphilitischen Frauen MI 
Amenorrhöe nach Salvarsaneinspritzung starke Genitalblutung 
auftreten sah, die sich regelmäßig nach jeder Injektion wiederholten, 
aber immer schwächer wurden. Es liegt nahe, hier an eme 
Jarisch-Herxheimersche Reaktion zu denken. Ich selbst möchte 
mich jeder Schlußfolgerung enthalten, aber die Aufmerksamkeit 
hierauf lenken und die Gynäkologen bitten, bei entsprechenden 
Fällen hierauf zu achten. 

‚ Am hämopoetischen System haben die hämato- 
logischen Untersuchungen des Blutes nichts Wesentliches ergeben. 
Dagegen liegt bezüglich des Blutserums eine Reihe be- 
merkenswerter Befunde vor, die hier wenigstens kurz angedeutet 
werden sollen. 

Läßt man syphilitisches Serum im Eisschrank längere Zeit 
stehen, so sieht man, wie sich in einem immerhin bemerkens- 
werten Bruchteil der Fälle eine mehr oder weniger starke Rahm- 
schicht an der Oberfläche bildet. Die meisten dieser Fälle 86° 
hören der Spätsyphilis, besonders jener Gruppe an, die man früher 
als Parasyphilis bezeichnete. Allein auch in der frühen Sekundär- 
periode habe ich dieses Phänomen beobachtet. Genauere Unter- 
suchungen hierüber. liegen nicht vor, sodaß es ungewiß ist, Q0 e 
sich um eine einfache Lipämie oder um eine Lipoidämie 1n diesen 
Fällen handelt. Sicher ist, daß man mit Hilfe chemischer Unter 
suchungsmethoden im Blutserum Syphilitischer verhältnismäßig © 


96. Januaf. 


Der Urin 


u 


mi. 26. Januar. u. = T919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.4. 91 
An i o der. Lipoide gefunden hat (Kauf- stunden, besonders wenn die Bettwärme einwirkt. Fast immer 
AE ea o. Aie A p 9 sehn = k A A i Fa | sind mehrere Gelenke betroffen. ' Jedoch kann ein Gelenk stärker: Se 
FE In naher Beziehung zu diesem Befund steht die von Citron | affiziert sein. "Seltener kommen monartikuläre Prozesse vor. Die 
te amd ma t und Reicher gemachte Feststellung, daß das Blutserum' der | Arthralgien können rezidivieren und in Form der Hergheimerschen 
enaa m meisten Syphilitiker ein erhöhtes Fettspaltungsvermögen für Mono- Reaktion exacerbieren. ent ES Eo 
i er a butyrin und Leeithin besitzt. Auch die Eiweißkörper. des Syphi- | >- Es muß als sicher. gelten, ‚daß wenigstens in den. meisten 
le: litikerserums bieten Abweichungen in ihrem chemischen Verhalten, | Fällen die Gelenkschmerzen durch eine örtliche Treponemen- _ | 
E00 ohne ‘daß bisher eine einwandfreie Erklärung der beobachteten. | infektion ausgelöst werden. Anatomische Untersuehungen fehlen. 
Alm - Tatsachen vorliegt. Am einfachsten ist die Auffassung, daß eine | Jedoch dürfte die Ren vers sche Annahme, daß eine Rötung der . 
ae Vermehrung der Globuline besteht. 0 | Synovialis und eine leichte seröse Exsudation vorliegen, den Tat- _ 
5 ir nS In ganz seltenen Fällen kommt es.bei der Lues auch zur | sachen wohl entsprechen. Die Diagnose der syphilitischen Ar- . 
eS Er Bildung von Autohämolysinen eines ganz speziellen Types, die das | thralgien kann nur aus den Begleitumständen gestellt werden. : , 
He Bildder„paroxysmellen Hämoglobinurie“ erzeugen. Die Prognose ist bei specifischer Behandlung sehr gut. ^ 
A © Bemerkenswert ist, daß Donath und Landsteiner .bei der | Während die geschilderten Arthralgien jeden klinisch ob- 
stema a systematischen Untersuchung von Paralytikern, eine nennenswerte | jektiv nachweisbaren Befund vermissen lassen gibt es, wenngleich 
mait Anzahl von Fällen fanden, die bei der bekannten Versuchs- | Seltener, auch syphilitische Arthritiden der Frühperiode mit aus: 
cha d anordnung eine Kälteautohämolyse aufwiesen, 'ohne jedoch spontan geprägten Symptomenkomplexen. Zwei Typen lassen sich gut. 
a =.. das Krankheitsbild der paroxysmellen Hämoglobinurie zu. zeigen. | voneinander ` unterscheiden. Der erste Typ hat sehr große Ähn- 
ger E28 ‚Unter den Fällen von paroxysmeller Hämoglobinurie, die ich | lichkeit mit der, Polyarthritis rheumatica Zum Unterschied von 
nl selbst zu untersuchen die Gelegenheit. hatte, waren mehrere, | ger rheumatischen Polyarthritis hat die syphilitische keine Neigung ` 
we) die eine alte erworbene Lues hatten oder aber an’ congenitaler | zur Endokarditis: Kommt es zu Herzkomplikationen, so haben 
aii - Syphilis litten. Fälle von Frühlues mit diesem Symptomenkomplex |. diese nichts mit der Polyarthritis als solcher zu tun, sondern sind 
| sind mir weder aus eigener Anschauung noch aus der Literatur | die auch sonst bei der Frühsyphilis beobachteten Erscheinungen 
Ein. weiterer sehr wichtiger . 


der Infektion des Kreislaufsystems. 


Einige Autoren wollen alle Fälle von paroxysmeller 
Unterschied ist das refraktäre Verhalten gegenüber der Salieyl- 


ot go l =- bekannt. 
aket -> Hämoglobinurie auf Lues zurückführen, Comby hält diese 
mi | Krankheit für eine „parasyphilitische“. Ich möchte bezweifeln, | therapie. Im Gegensatz zu diesem refraktären ‘Verhalten pflegt 
ne penkt Sch zurzeit genügend begründen Mt. Ic | bei der syphilischen Polyardis des geschilderten ‚Typs der 
En ax Ne) Zeichen einer bestehenden oder überstandenen FR 2 ee a R nn. = i 
„Pi. Lues finden ließen und bei denen auch die eingeleitete antisyphi- Pr as | TR : ; E 
ni ' <- - litische Therapie (freilich in der Zeit, in der Safran anbehandlun we ale syp USChe Fo yarthris nen imi as Zugleich: 
ii g noch -nicht in Frage, kam) erfolglos Blieb. | Be mit anderen 'syphilitischen Manifestationen verknüpft ist, sondern 
nel >.: Soweit die paroxysmelle Hämoglobirturie auf Lues zurück- | Sehr’ oft die einzige klinisch greifbare Erscheinung der Lues dar- _ 
u: © zuführen ist, dürften die Fälle in die bereits mehrfach erwähnte | Stellt, so empfiehlt sich in allen Fällen eines atypischen Gelenk- 
ui | - . Gruppe der toxolipoiden Degenerationen gehören. rheumatismus, der sich refraktär gegen Salicyl verhält, die An 
plf Der Frühsypbilis der endokrinen Drüsen willich. stellung einer Wassermannschen ‚Reaktion. Einige Autoren be- 
j ‚noch wenige Worte widmen. S | Ä ~ | tonen, daß unbehandelte oder sehr wenig behandelte Fälle von 
Du Die Schilddrüse gehört zu den Organen, die. bereits bei der | YPlilitischer Polyarthritis eine sehr große Neigung zum Marasmus 
=. ersten Eruption erkranken können. Hierbei kommt es infolge vòn | ?'8PN. Die Richtigkeit dieser Tatsache ish unzweifelhaft, Allein 
sk; =- Hyperämie und Ödem -zu einer mehr oder weniger deutlichen = dürfte. schwer fallen, den Marasmus mit der Gelenkaffektion als 
de. Schwellung des salzen Organs Jullien) EngelBeimers, solcher in Beziehung zu bringen. Es ist, diese Beobachtung nur 
Mi Neumann, Poltarzew und Andere fanden bei ‘der noch | EN Spezialfall der viel allgemeineren Tatsache, daß sehr viele - 
je |  nbehandelten Frühsyphilis in beinahe der Hälfte-aller Fälle eine. Fälle ‚anscheinend unerklärlicher Kachexie auf u vielfach u 
Mi, Schilddrüsenvergrößerung. Am häufigsten sind die Seitenlappen erkannte UNO. darum unbehandele Lues aru Aren smd. Pek, 
tr) ‚der Drüse betroffen, . Histologische Veränderungen zeigen die ver- Den he A sa TEO a ae ‚Syphi- 
d z A Drüsenteile nach Untersuchungen von Simmon ds hier- nische 2 Bild ; chro ji aan = S seg = = =. 
Tas Mit der Schilddrüsenschwellung verbindet sich meist das | , „ Ein zweiter Typ der 'frühsyphilitischen Gelenksyphilis ver- 
Ja Symptomenbild des Hyperthyreoidismus, Es ist sehr wahrschein- | läuft wesentlich anders als die geschilderte akute Polyarthritis- . 
‚lich, daß ein Teil der angeblich syphilitischen Herzerkrankungen | SYphilitic-Form. n a en 
der Frühperiode auf die Überfunktion der Schilddrüse zurück- . In diesen Fällen kommt es ganz allmählich, vielfach dem 
Ich möchte diese Möglichkeit nicht nur auf die | Kranken zunächst gar nicht auffallend, zu einer nur wenig schmerz- - 
Fäle mit klinisch nachweisbarer Schilddrüsenvergrößerung be- | haften, in der Kapsel sitzenden ‘Schwellung, die oft nur ein Ge- > 


lenk, seltener mehrere Gelenke befällt. Aber auch in den poly- 
artikulären Fällen pflegt ein. Gelenk. im’ Vordergrund des Krank- 
: heitsbildes zu stehen. Der ganze Prozeß hat viel Ähnlichkeit mit‘ 
einer Gelenktuberkulose, Auch die Prognose dieser Form ist bei 
specifischer Behandlung gut. Ohne eine solche kann die Schwellung 
sehr hartnäckig sein und schließlich zu einem chronischen Ge- 
lenkhydrops führen. Anatomisch findet man dann in einem solchen 
Gelenk neben einem starken Erguß eine starke Kapselverdickung 
und reichliche Bildung von Synoviazotten.° In fast allen in der 
Literatur beschriebenen Fällen dieser Art waren daneben auch 
syphilitische Knochenveränderungen. nachweisbar. Befindet sich 
die Gelenklues bereits im Stadium ‚dieser chronischen hyper- 
trophischen Synovitis, so ist die Prognose höchst zweifelhaft, .- 
In anderen Fällen’ dieser Art tritt der Erguß mehr zurück. 
dagegen sind die hypertrophischen Wucherungen der Synovia und 
der Kapsel sehr deutlich. Vor allem aber gesellt sich ein patho- 
logischer Prozeß an den Knorpeln der Gelenkenden hinzu, in dessen - 
Verlauf es zur Knorpelnekrose kommt. Die Folge pflegt die De- 
'formierung des Gelenks zu sein. Wir haben dann zum Schluß 
das typische Bild der Arthritis deformans, Ich halte es auf Grund 
des gegenwärtig vorliegenden Tatsachenmaterials noch nicht für ` 
möglich, zu entscheiden, was in diesen Fällen von syphilitischer 
deformierender Gelenkentzündung das Primäre ist, die synoviale 
oder. die .Knorpelveränderung. R © T 


A 

= . zuführen ist, 
! s 

| 


j » 

i schränken, da eine Überfunktion sicher auch ohne eine solche 

a vorkommt. | Ti wi i 

= Die syphilitische Thyreoiditis, hat im allgemeinen keine Nei- ‘ 

sung, das typische Basedowsyndrom zu erzeugen. 

2, Die Prognose der .syphilitischen Schilddrüsenerkrankung ist 
Sme sehr gute. In seltenen Fällen kann es durch Parenchym- 
 schwund später zum Symptomenkomplex des Myxödems 

kommen. TR - 

; Syphilitische Hypophysenerkrankungen. sind aus der Früh- 

ie nicht beschrieben. Leichtere Grade von Polyurie und Poly- 
psie habe ich indessen auch bei Fällen von frühsyphilitischer 
Imerkrankung beobachtet. oo 
it Das Vorkommen von Treponemen in den Nebennieren 
frühen Hoffmann, Jacquet und S&zary und Anderen bei 
seit o tischen Erwachsenen, die zur Sektion kamen, festge- 
N © worden. Sichere klinische Symptome, die beim Erwachsenen 
„die Syphilitische Infektion der Nebennjeren . hinweisen würden, 
euien bisher. ze 
ich“ Die Knocheusyphilis übergehe ich. ` Dagegen will 
Gel ra einige Worte über die Gelenksyphilis sagen. 
Sr ‘Schmerzen (Arthralgien) kommen in der Frühperiode nicht 
ië K. selten zur Beobachtung, wenngleich nicht entfernt so häufig, 
b nochenschmerzen. Die Schmerzen sind meist von sehr ver- 
chiedener Stärke und steigern sich vielfach während der. Nacht- 


. or 
5 K a a n 
Pi Kr g . i N , 
er a A E } z E E . S ; 
n - ~ , à P - » i aaa - Eie A : z ` WER BR £ -. ? s P EREEN 2 I 
+i A - 4 m . - . . š B a . a or r x r 7 3%, R 
rerig ag a Sn = BR A i 5 te x x i r 
Pre gesce ta . = R i Pe i a” k a er $ Si EB K 
ERE h maai TRAA Eu, ee nn - ` H.P en i 2: Ex ae K Pa i a k re a 
De en Be ERNEUT uno nn 3 RR ne a i j g - Be Ta SRA A $ A a 
i er N, s D Mva e r men Fe ne . p v * y « fic s - ` -e - 
n . A a i ani S m rean e Prati ` g Sin, Fuer j ~ v 5 ` 25 " . © $ 
= = aa Aa PR a ER ze es- as t-e r ng ’ = Dar m wi . - n 1 r y r Br zk 
-, r nE E en, - -dua 5 ee A sw ar” . E: T E aop F ` æ f i ur 
ae ar“ 3 a 37 . »m...... euer 5 a € z m wak = Br x a 
EN int ante - ei a Ci Pe E 2 e~ = - : - ` p 
Ka a 2 E N Ba % In es In nn = 5 er En 9 “o'y 
a0. = ui. Eu < eve oa O a eiT = r b e 
y ae rs : S 
ner a? um." : ` . a: - Mi, b -3 FA 
= pA u "i Fe Sen Er X 
r x -.. og Se: = = PER DA 
TRS x 


r 
p$ 
PR: 
TE 


ge ea 
z : 
msn. 
. Fer 
am : 


£ Sg A EA ; A ` s 
r D P a 
Bun DT LT Ener at 
ed ER ET ea Dez! kape E a 
Kun = 2 Er Ñ na 


- 
er - ie - P 
ee u rer nt ë . 
DE Sa . ien 2 EN E- DR 

2. ` ee EZ gr ne a E a H w 

2 Er See e B 

x A -. d £ u na. L Ser, en a 
Fer PH E . 


et 


nS eS 
Aa ur 
ee 


2 w Se, 
 — — | u nüitn 
Ye PONS t 
ba Şi Ds N 3 ` = 
a A P ES . s 


. 


 nucleäre Zellen und selbst Plasmazellen nachweisbar. 


N 


92 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4. 


26. Januar, 


RR nn — — ——{— — — — — —_—{——— —  —m— nn, 


Die Fälle von typischer Arthritis deformans, die ich selbst unter- 
suchen konnte, gaben durchweg die Wassermannsche Reaktion, 
während ich unter meinen Fällen von Arthritis pauperum zufällig 
keinen Luetiker hatte. Im Einklang hiermit steht die Beobachtung 
Heckmanns, der bei vier Fällen von monartikulärer Arthritis 
deformahs eine positive Wassermannsche Reaktion fand. Auch 
Stühmer fand bei einem Teil seiner Fälle eine positive Wasser- 
mannsche Reaktion. 

Trotzdem halte ich es zurzeit für noch verfrüht, zu sagen, 
alle Fälle von Gelenklues, die später zur Deformation führen, sind 
eigentlich . primärsyphilitische Chondroarthritiden (Rasch), das 
heißt sie gehören zum Typ der echten Arthritis deformans, und 
die Synovial- und Kapselveränderungen sind erst sekundäre Er- 
scheinungen, Und für noch gewagter halte ich gegenwärtig den 
Schluß, daß alle echten Formen von Arthritis deformans syphilitisch 
sind. Es ist indes sehr wichtig, diese Frage weiterhin im Auge 
zu behalten. Durch systematische Untersuchung aller Fälle von 
Arthritis deformans, deren primärer Chondroarthritistyp zweifelsfrei 
ist, mit Hilfe der Wassermannschen Reaktion und eventuell der 


' Luetinreaktion muß Aufklärung geschaffen werden, wie viele dieser 


Fälle eine Luesinfektion einmal erlitten haben. Die Diagnose 
ex juvantibus leistet leider bei diesen Fällen meist nur wenig, da 
es sich vielfach um einen bereits abgelaufenen pathologischen 
Prozeß handelt. Gelegentlich aber kann selbst in ganz alten 
Fällen die specifische Therapie überraschenüe Besserung herbei- 
führen. Eine vollständige Restitution ist natürlich nicht zu erwarten. 

Unterbleibt die specifische Behandlung, so kann eine 
spontane Rückbildung mit großer Neigung zum Rezidivieren er- 
folgen. Jedoch ist dies nicht die Regel. Vielmehr bildet sich 
meist ein chronischer Zustand heraus, der dann weiterhin zu 
schweren Veränderungen im Bandapparat der Kapsel und an den 
Gelenkenden der Knochen führt und schließlich Bilder erzeugen 
kann, die sehr stark an Arthritis deformans erinnern. 

In anderen Fällen kommt es zu chronischen Gelenkergüssen, 
ohne daß jedoch weitergehende Veränderungen hinzutreten. 

Die Besprechung der meningealen und cerebro- 


spinalen Erscheinungen der Frühperiode führt uns auf ein. 


Gebiet, auf dem ganz besondere Fortschritte erzielt worden sind. 
| Die meningealen Erscheinungen der Frühperiode muß man 
in zwei Gruppen teilen: a) in die klinisch symptomlosen Fälle; 
b) in die klinisch manifesten Fälle. 

Die erste Krankheitstype verläuft meist ganz ohne klinische 
Erscheinungen und subjektive Beschwerden, die zweite kann sehr 
stürmische Krankheitsbilder erzeugen. 

_ Die klinisch symptomlosen Meningitiden wurden im Jahre 1902 
zunächst durch Milian, Crouzon und Paris und durch 
Widal beschrieben. Man kann diese Form der Meningitis nur 
durch die Lumbalpunktion erkennen. Der Liquordruck ist meist 
gesteigert, die Lumbalflüssigkeit enthält mehr Eiweiß, insbesondere 
Globulin, als in der Norm und einkernige Zellen, die morphologisch 
den Lymphocyten gleichen. Mitunter sind daneben auch poly- 
SZecsi 
hat sich mit dem Studium der Liquorzellen besonders eingehend 
befaßt und kommt auf Grund seiner cytologischen Studien zu dem 


‚Resultat, daß die von Fischer und Kafka vertretene Auf- 


fassung, daß die Liquorzellen identisch mit den in den infiltrierten 
Meningen vorhandenen Zellen seien, berechtigt ist. Er konnte zeigen, 
daß sich unter den Liquorzellen in großer Zahl Zellen finden, die im 
normalen Blut nicht vorkommen, also nicht aus dem Blut stammen 
können. Sie sind vielmehr in den entzündeten Meningen perithelial 
entstanden. Es ist dies von höchster praktischer Bedeutüng, weil 
wir so in der Liquoruntersuchung den Gradmesser für das Be- 
stehen der entzündlichen meningealen Veränderungen haben. 

Im Frühstadium der Syphilis ohne manifeste Erscheinungen 
fand Dreyfuß in 80°/, Liquorveränderungen. Wenn selbst der 


gr Liquor scheinbar ganz normal ist, so zeigen doch die unter der Ein- 


wirkung einer Salvarsaninjektion und etwas inkonstanter bei Hg-Be- 
handlung auftretenden Reaktionen, die als Herxheimersche Reaktion 
im Liquor aufzufassen sind, auf die Infektion der Meningen hin. 

Die Zeichen der meningealen Reizung pflegen sehr früh 
aufzutreten. Schon im primären Stadium ‚oder doch wenigstens 
zur Zeit der ersten allgemeinen Eruptionen erscheinen sie. 
Sézary beschreibt einen Fall, bei dem eine fünf Tage vor dem 
Ausbruch des Hautexanthems vorgenommene Lumbalpunktion 
normale Verhältnisse im Liquor feststellte, während eine zwei 
Tage nach der Eruption vorgenommene wiederholte Untersuchung 
die Erscheinungen einer manifesten meningealen Reaktion zeigte, 


Die große Bedeutung dieser klinisch symptomlosen Menin- 
gitis liegt darin, daß sie bei unzureichender Behandlung schlecht 
ausheilt und dann viele Jahre bestehen bleiben kann. Sie geht 
dann allmählich in einen eigenartigen chronischen Zustand über. 
Aus diesen verschleppten Meningitiden entwickeln sich allem An- 
schein nach die schweren spätsyphilitischen Erkrankungen des 
Centralnervensystems. Mit Recht vertreten daber die modernen 
Syphilistherapeuten die Auffassung, daß der Frühmeningitis be- 
sonderes Augenmerk gerade bezüglich des Erfolges der specifischen 
Therapie zugewendet werden muß und daß durch häufige Kon- 
trolle der Lumbalflüssigkeit der Rückgang der bestehenden patho- 
logischen Veränderungen sichergestellt wird. 

Die frühsyphilitischen Erscheinungen des 
Gehirns lassen sich theoretisch in solche 1. des Gefäßsystems, 
2. der Meningen und 3. der Nervensubstanz selbst trennen. 

Re vera ist diese Unterscheidung nur zum geringsten Tel 
klinisch und anatomisch durchzuführen. Denn in fast allen Fällen 
erkranken bei genügend langer Dauer des Krankheitsprozesses 
sowohl die Gefäße als auch die Meningen und die Nervensubstanz 
selbst. Immerhin gibt es Fälle reiner Gefäßerkrankung, die nur 
sekundär die Nervensubstanz durch mangelnde Ernährung usw. 
schädigen. Rein meningitische Prozesse, bei denen die Gefäße 
nicht miterkranken, kommen kaum vor. Wohl aber ist es häufig 
so, daß die Gefäßerkrankung weniger in Erscheinung tritt, während 
die meningealen Veränderungen das Krankheitsbild beherrschen 
und die Ursache der Hirnschädigung abgeben. Die meisten Fälle 
von Lues cerebri sind Gefäß- oder Meningealerkrankungen, die 
das Gehirn nur mittelbar in Mitleidenschaft ziehen. Es gibt je- 
doch Fälle, bei denen die Treponemen auch in die Nervensubstanz 
selbst eindringen. Vielleicht erklärt sich aus diesen Verschieden- 
heiten die Variabilität der Prozesse und der therapeutischen Be- 
einflußbarkeit. Es ist leicht zu verstehen, daß die Gefäß- und 
Meningealveränderungen ein dankbares Feld der Therapie sind 
und daß nach ihrer Rückbildung die cerebralen Erscheinungen, 
soweit sie noch restituierbar sind, verschwinden. Viel schwerer 
dagegen, ja selbst vielleicht völlig unmöglich ist es, die in der 
Nervensubstanz selbst befindlichen Treponemen mit den antisyphl- 
litischen Mitteln zu treffen. Die Hartnäckigkeit mancher syphi- 
litischer Symptome bei der cerebralen Lues und die gleiche 
Widerstandsfähigkeit der Erscheinungen bei der progressiven Para- 
lyse, bei der nach Noguchi die Treponemen sich stets in dem 
Nervengewebe des Gehirns befinden, spricht dafür. 

‚ Erfolgt eine Infektion des nervösen Gewebes, so kommt es 
zu einer primären Degeneration derselben. Das Bild der 
Hirnerweichung und das der Hirnatrophie können 
so entstehen. 

. . Dagegen ist die Encephalitis nur wieder eine Gefäß- 
bindegewebskrankheit, bei der die Zwischensubstanz, die der 
Träger des Infekts ist, zur Wucherung gelangt und mittelbar die 
Nervensubstanz schädigt. 

-Es ist daher nicht unberechtigt, wenn Sormani vorschlägt, 
die syphilitischen Erkrankungen des Nervensystems einzuteilen m: 

1. die Lues vasculorum cerebrospinalis, die 
dem, was bisher als Lues cerebrospinalis zusammengefaßt wurde, 
entspricht, und 

. „2.dieLues parenchymatosa cerebrospinalis, 
die den parasyphilitischen Krankheitsbegriff ersetzen soll. 

Es muß indessen betont werden, daß auch ohne Paralys® 
oder Tabes die parenchymatöse Form- vorkommen kann. Beob- 
achtungen, daß die Syphilis zur primären Degeneration 
an Nervenkernen führen kann, haben Oppenheim, 
Siemerling und Kostenitsch mitgeteilt. 

. Daß die Treponemen in die Gehirnsubstanz und 10, die 
Hirnnerven selbst eindringen können, ist durch anatomische 
Untersuchungen direkt festgestellt. Nicht selten bieten soleh® 
Nerven, obwohl sie infiziert und anatomisch verändert SI: 
klinisch keinerlei Zeichen einer Erkrankung. Man ist erst in 
neuester Zeit mehr auf diese Dinge aufmerksam geworden, als 
man im Anschluß an die Beobachtungen über Herxheimersch® 
Reaktionen und Neurorezidive an Hirnnerven dazu übergins, in 
unbehandelten Frühsyphilitikern genauere neurologische eN 
ophthalmologische Untersuchungen zu machen. Hier zeigte es Te 
daß der Prozentsatz der. an Neuritis optica leidenden ae 4 
syphilitiker ein überaus großer ist, daß aber die Mehrzahl diese 
Leute keinerlei subjektives Zeichen bot, das zur Untersuchung 
aufgefordert hätte. Ähnlich liegen die Dinge bezüglich des HOI! 
nerven, | 


day 


losen Mei}: ~ 


926. Januar. ` 


i 
l. 


-m Te a 


Verkürzung der Kopfknochenleitung für mittlere Seltener als die isolierten frühsyp 


_— 
= 
Te e a 


‚Möchte diese Erscheinung auf die Erhöhung des Liquordrucks zurück- 
- führen. Er sah nämli 


‚schwand. Dem 


- schließlich sp 


 häufigNst, schließt die Kennzeichnung als tabisches Symptom. aus. 
haltener Hörfähigkeit vielmehr den Ausdruck einer echten syphi- 
An- 


En der großen H 
onne daß indes ir reit: mei Fä ‘eine Sehstörun : 
ın den weitaus meisten Fällen eine Sehstörung des eigenen Körpers sich zusammenfinden können. 


. nachweisbar wird, kann die Infektion des Nervus octavus kaum j Ber, | 
‚überraschen. Die Häufigkeit der Neurorezidive und der Herx- | M. H.! Aus dem Vorgetragenen ergibt sich unzweideutig, 
| daß die Syphilis von allem Anfang an ein Málum totius 


iMfizierten Fälle die reaktiven Erscheinungen jenes Maß erreichen, 


 Samkeit des Kranken erregt. 


T ur ha x .. . 
_—rwdi oo. -\.'*. ` i = [ , Eo ew * 
ng TE erde - + Hepo Ee o a bi * 2 5 3 ; 
EL aone ay Eer m; , DE , $ . 4 ` ee Ne P < = . E ; 
LEPET TIN D > ES 7 EA g wa E. y WET aat . > oa pary z i -in Bu PER 
° ‚ . $ z . Ge E E 5 a . s E yor ’ af ý gT E Gy F e E Ta Hei J x 7 pr 2 l =- 
s a + ~i ga ` s + A n 7 a - Pi S a = t $ g , - R n E . ’ 7 A 
T Aws i ; A . ee . \ š Pug > a . 1% un n N 
k a - k e- Dois ~. s i - 3 . sa a Fr 
i = eo ARs 
$ r l> 
` 4 oo.» 


- ma 
~ om 
š r ` 
x È s $ X ` k ’ 5 
“ ` el š ar as . ` š i 
à í a td 


Pe De en 
‘i - 


93 


© Š 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4. 


TE 


Benario hat die Fälle. von Hirnnervenaffektion, die -seit den Weit seltener sind die Fälle, in denen die Neurolabyrinthitis 
ersten Publikationen über Neurorezidive und durch 'brieflichen Bericht | deutliche - klinische Erscheinungen macht. Auch hier gibt es alle 
an das Ehrlich sche Institut. bekannt geworden sind, gesammelt und Übergänge von den mildesten, nur schwer deutbaren Symptomen 
hat 126 Beobachtungen, -die einem Gesamtbehandlungsmaterial von bis zu den schwersten Typ in: Wir haben also auch bei dem 
MRENE LEONE" En preonen, a | sg maj | Nervus octavus gleiche Verhältnisse, wie wir sie’ bei.der Meningitis 

In diesen 126 Fällen waren die einzelnen Gehirnnerven. 158 mal. syphilitica und beim Nervus opticus kennen gelernt haben. 

Im allgemeinen kann gesagt werden, daß die (nicht durch 


Die nachfolgende Tabelle gewährt einen Überblick über. die 


beteiligt. | 
e Beteiligung an der Gesamtzahl der affizierten en | sur 
a AT | ~. [Salvarsan ‘oder Hg aüsgelösten) spontan auftretenden, klinisch 


absolute und prozentual 


manifesten syphilitischen Erkrankungen des inneren Ohres ‚meist De; 


Nerven. | | 
Gesamtzahl der affizierten Nerven: 158. ) 9S Inneren t 
-a aeee ź )ćCSErst im ersten bis zweiten Jahre nach der Infektion auftraten, ob- _ 
| Rechts | Links Doppel- | a | Total | Prozent | wohl vereinzelte Fälle auch aus den ersten Wochen bekannt sind. >- 
Sy -| Nur ein Teil der Fälle ist auf eine Treponemeninfektion des Nervus... .K 
TERN N: | ' | octavus beziehungsweise des inneren Ohres zurückzuführen, in >= =o $i 
DREHEN u anga L N 11 11 5 4 41 26,0 ß i : Sr RE - x K 
Oculomotorius . . $4 o o.. 2 6 — u: 70 | sehr vielen Fällen. ist die Labyrintherkrankung nur ein Folge- ` 
u N weg s pal 1 ; å - $ | zustand, hervorgerufen durch eine örtliche Endarteriitis syphilitica 
. . D a . _ — . | | adgs 8 e j $ .. e . o a 
ABÄUCENS.. 2 4 3 te 1 2 la — |; „4 235. | oder durch eine Knochenerkrankung. Auch für die. klinisch mani- 
ie A N as i 00,501 = | 2 | 189 `| festen syphilitischen Erkrankungen des inneren Ohres: ist die un- 
AE A Su. 0. 3 en 15 | 209 | Tl 8 |-40 al E a na | 
RR Peer verhältnismäßig starke Verkürzung der Kopfknochenleitung cha- 
| a u ch ý =- `| rakteristisch. ‚Im übrigen kann das Krankheitsbild sehr mannig- 
e a. agaa .@ : z " ; PP _ iyi? ` i t f p g AN g y 3 
Auf die frühsyphilitischen Erscheinungen des Auges näher | fach variieren. es u BE een 
-= _ | Beim’ Nervus opticus und Nervus oculomotorius. gilt als 


einzugehen, verzichte ich, um das Thema nicht sehr auszudehnen | _ , ' Bei ee : ke 
und beschränke mich darauf, zum Schlusse noch auf neuere Er- | typisch für Syphilis jene Erkrankungsform, bei der nicht,.der ganze 
gebnisse -bezüglich der Erkrankung des inneren Ohres | Nerv betroffen ist, sondern nur gewisse Faserzüge erkranken und 
hinzuweisen, soweit sie für den inneren Mediziner von Interesse | IR Ihrer Funktion ausfallen. Beim Nervus oculomotorius ist. die 
sind. Waren es doch die im Anschluß an Salvarsaninjektionen auf- | bei der Tabes auftretende reflektorische. Unerregbarkeit. gegen 
tretenden Funktionsstörungen des. inneren -Ohres, die zu der | Lichtreiz bei.erhaltenem Akkommodationsreflex allgemein bekannt, 
heftigen Diskussion über die Frage der eventuellen Schädigung | IN ganz anologer Weise finden wir beim Nervus octavus als. sehr 
des Nervus octavus durch Salvarsan Anlaß gaben und schließlich | häufigen Ausdruck der ‚syphilitischen Erkrankung partielle ) 
zur Entdeckung des Phänomens der Neurorezidive und weiterhin | Ausfallserscheinungen. Die häufigste und charakte- 
zur Vertiefung unserer Kenntnisse über die Herxheimersche Re- | Fistischste Erscheinung dieser Art, die Verschlechterung des Per- 
aktion führten, Vor wenigen Jahren noch galten frühsyphilitische | Ceptionsvermögens des Nervus acusticus bei. der Knochenleitung 
Erkrankungen des inneren Ohres, beziehungsweise des Hörnerven | trotz normaler Hörfunktion bei der Luftleitung ist bereits erwähnt 
als eine sehr große Seltenheit. Wohl ließen sich aus der Literatur | Worden. Bei den ‘klinisch manifesten Erkrankungen des. inneren 
Beobachtungen feststellen, die einwandfrei das Vorkommen solcher | Ohres kommen -zu diesem Symptom noch mannigfache andere 
Affektionen schon in sehr frühem Stadium bewiesen. Allein in | Partialstörungen zur Beobachtung. . , © > o. 
das allgemein ärztliche Bewußtsein waren diese Feststellungen ‚ Zur Zeit des ersten Exanthems, ja selbst vor dem Ausbruch 
nicht eingedrungen. Selbst vielerfahrene Syphilidologen und Ohren- | ‚desselben (Haberm ann) kann eine isolierte Affektion des 
ärzte standen einer scheinbar ganz neuen Sachlage gegenüber, als | Nervus cochlearis auftreten, die meist beiderseitig ist und sich. vor 
zu Beginn der Salvarsanära das gehäufte Auftreten der Neuro- | Allem durch ‚plötzlich auftretende subjektive Geräusche: kundgibt, 
rezidive und der Herxheimerschen Reaktionen am’ Hörnerven: be- | Die Hörfähigkeit kann unverändert sein.oder aber es. besteht nur 
wies, daß die Treponemen das innere Ohr und speziell den Nervus | eine allmählich entstehende, . oft auf die oberen Töne beschränkte 
en ` | geringe Schwerhörigkeit, die nur bei der Stimmgabelprüfung be- 


octavus verhältnismäßig oft befallen. a | 
alig olt befallen merkbar wird. Auch Toninseln können. vorkommen. Die Knochen- 


N a l BR 3 . l e ; ; 
euere Untersuchungen Becks haben gezeigt, daß eine “leitung ist stark herabgesetzt.. one Beer 
Stimmgabeltöne trotz normalen Gehörs eine. der allerhäufigsten | Baer hilitischen Affektionen des 
Erscheinungen der Frühperiode ist. ` Zur Zeit des Sraten nee a a nn on Gi a an | no 
eben fast 8007. : ee 2 n rinthes. Die leichtesten Grade der Reizung des 
5 st 50°/, aller Syphilitiker- dieses Symptom. . Beck selbst statischen Labyrinthes, die sich durch einen labyrinthären Spontan: 
ch, daß durch eine- Lumbalpuüktion vorüber- | 2/stagmus kundgeben, sind im. Beginn des Frühstadiums nicht. so 
gehend das Phänomen der Verkürzung der K aochenlaluns ver- | ganz selten: Dagegen kommen die schweren Reizzustände, in 
gegenüber -betont Nöhte, daß gar nicht selten die denen neben Schwindel = avulsionen und Erbrechen bestehen, 
Verkürzung der Kopfknochenleitung nur einseitig ist und auch ohne | UT AuSn ahmsweise en Beobachtung: (G. Alexan d er). | 
erhöhten Lumbaldruck vorkommen kann. Wenn Nöhte nun aber Die Herabsetzung und die völlige. Aufhebung‘ der Reflex- 
seinerseits aus dem Umstand, daß er bei seinen (anscheinend aus- | @Tregbarkeit. des Nervus vestibularis sind. mehrfach. bei der Früh- 
ätsyphilitischen) Fällen sehr oft daneben Pupillenano- | Syphilis beobachtet worden, sind aber als spontanes Workommnis 
malien und Sensibilitätsstörungen fand, den Schluß zieht, daß die | Sehr seltene Ereignisse (Bondy, Bárány, 0. Beck und 
„isolierte Herabsetzung der Kopfknochenleitung ein -Symptom der | Andere). Etwas häufiger kommen die Erscheinungen der Unter- 
Tabes ist“, so kann ich ihm hierin nicht folgen. Schon der Um- | erregbarkeit und der Lähmung des Vestibularapparats indes als 
stand, daß in der frühesten Periode der Syphilis das Phänomen | Ausdruck der Herxheimerschen Reaktion zur Beobachtung, womit 
| | bewiesen ist, daß symptomlose. luische Infektionen des Vestibular- 
Meines Erachtens haben wir in der isolierten. Herabsetzung der | apparats häufiger sind, als die klinische Beobachtung vermuten 
Kopfknochenleitung für die mittleren Töne. der Stimmgabel bei er- | läßt. Leichtere Reizungen des Gesamtlabyrinths, bei denen also 
h - cochleare und en nn, sich kombinieren, kommen 
schen Erkrankung gewisser Teile des Nervus octavus. _ Spontan bei der Frühlues verhältnismäßig oft schon. vor dem ersten 
gesichts der fast A A Infektion der weichen Hirnhäute 'Exanthem. Zu Beobachtung. et seltener sind schwere Krank- 
äufigkeit der Erkrankung des Nervus opticus, - heitsbilder, bei denen völlige Taubheit, ‚Gleichgewichtsstörungen, 
‚, | Spontannystagmus, Krämpfe, Nausea, Erbrechen und Scheindrehung: 


Ai \ 


poimerschen Reaktionen im Gebiet. dieses Nerven sprechen gleich-- | „IE . . FR 
>en m diesem Sinne, da doch sicherlich nur in einem Teil der | corporis- ist. Es ist notwendig, daß vom Beginn der Krank- 
i - heit ab eine Kontrolle der inneren Organe erfolgt, denn in ihnen’ 
-aS zu dem großen Funktionsausfall nötig ist, der die Aufmerk- | sitzen die Treponemenlokalisationen,. die für das. Schicksal des ` 
Be | _Kranken ausschlaggebend sind. Wenn diese. . Erkenntnis erst 
= | a | Allgemeingut sein wird, dann wird zweifellos auch. noch manche 
R. Dreimal erst auf der einen, dann auf der anderen Seite. strittige Frage gelöst werden une Neuland dem Internisten 
) Fünfmal erst auf der einen, dann auf der anderen Seite. . sich erschließen,  — — — ______ Zu Zu 


unse 
u ee P] 


P 


i 


En AA her 

“ rS > > 

Fina Ea, > 
ha = E 


nn ET 
ir. > - Ta -1 

x - I < en 
an . - g ade g w 4 


re” rÈ. w - 
las bai e 2 
a P ty 
- t Der 
ee 
n n =- - - 
< aios aod 
`~ pi Ta 
. En Cas ~ - 
- z het A 
= E 
rd ab En 3 
= e HE 
belra pis Ri 


< 
an ya, 


Pehee 


Oe 


<- 
S 


94 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4. 


26. Januar. 


m ee  —  —  — —(  — = — — —————T{{|]ZZZZZZzZzZzZZZ ZZ ZzZJmJmam—m— mm m nn 


Aus dem Karolinen-Kinderspital in Wien. 


Häufung von Säuglingsskorbut in Großstädten. 


Von 
Prof. Dr. Wilhelm Knöpfelmacher. 


Es ist eine bemerkenswerte Beobachtung, daß sich in den 
; letzten Monaten in einzelnen Städten die Fälle von Säuglings- 
skorbut, der Möller-Barlowschen Krankheit, ge- 
häuft haben. Es liegen Berichte aus Prag von Epstein?), aus 
: Berlin von E. Müller? vor. Und auch in Wien haben wir, 
. namentlich in den letzten Monaten, eine Häufung solcher Fälle. 
In Prag und in Wien war der Säuglingsskorbut vorher sehr: selten 
anzutreffen. So habe ich weder in der Privatpraxis (da doch der 
Säuglingsskorbut eine Krankheit der Wohlhabenden sei, besonders 
bemerkenswert!) noch im Spital mehr als einen Fall in ein bis 
zwei Jahren gesehen. In den letzten zwei Monaten habe ich vier 
Kinder mit Säuglingsskorbut beobachtet. Alle Fälle waren in der 
Heimpflege der Kinder entstanden; im Spital war kein Fall 
entstanden. . Aber Berichte aus dem Wiener Central- 
kinderheim?°) und aus der Reichsanstalt für Säug- 
linge‘) weisen darauf hin, daß dort zahlreiche Fälle in den 
. Anstalten selbst an den Pfleglingen sich entwickelt haben. 

Das veranlaßt uns der Ursache nachzugehen, welche diese 
Häufung von Säuglingsskorbut in den einzelnen Städten bewirkt 
` haben kann. | 

Daß die Möller-Barlowsche Krankheit mit dem Skorbut 
identisch ist, dürfen wir jetzt als gesichert ansehen. Es spricht 
für die Identität eine Reihe von Punkten: 1. Haben beide Krank- 
heiten eine gleiche Ätiologie in der Richtung, daß das 
Fehlen von lebenswichtigen Ergänzungsstoffen („Vitaminen“) in 
der Nahrung die Krankheit verursacht. Wir müssen in diesem 
Sinne beide als Avitaminosen oder nach Hofmeister’) 
als partielle Unterernährungskrankheiten be- 
zeichnen. 2. Führt die gleiche Therapie zur Heilung, z. B. 


Zufuhr frischer Fruchtsäfte, roher Milch, Karotten- oder Rübensaft.. 


3. Ist die experimentelle Erzeugung des Skorbuts mit allen Sym- 
ptomen verbunden, welche beiden Krankheiten in der Hauptsache 
gemeinsam sind. Da sind vor allem die Versuche von Holst 
und Fröhlich‘) beweisend, in welchen an Meerschweinchen, 


` - Hunden, Schweinen durch Fütterung von (vitaminarmem) Getreide 


der Skorbut erzeugt wurde, dann die Versuche von Hart”), welcher 
an Affen durch Fütterung mit kondensierter Milch den Skorbut 
hervorgerufen hat. 4. Hat die pathologisch-anatomisehe Untersuchung 
die Identität beider Krankheiten im wesentlichen bestätigt. 

Die Abweichungen im klinischen Bilde lassen sich unschwer 
erklären. Das Fehlen von Muskelblutungen führt Toblers 
darauf zurück, daß diese Muskelblutungen zumeist dort auftreten, 
wo die Muskeln kräftig bewegt werden, aber an wenig bewegten 
Muskeln ausbleiben. Auch daß das Zahnfleisch bei Säuglingen 
nicht entzündet und nekrotisch wird, ist verständlich, wenn wir 
mit Tobler?!) anerkennen, daß die nekrotisierende Zahnfleisch- 
entzündung nur dort einsetzt, wo das aufgelockerte Zahnfleisch 
an einem ceariösen Zahn anliegt. Fehlen aber cariöse Zähne, so 
gibt es auch bei älteren Kindern (Tobler) und Erwachsenen 
keine Gingivitis necroticans,. 

Den wesentlichen Einwand H eu b n ers 10), daß bei Skorbut- 
epidemien Erwachsener der Säuglingsskorbut nicht gehäuft auf- 
tritt, hat schon Looser!!) entkräftet. Die Richtigkeit der 
Heubnerschen Angabe ist unbestritten. Ihre Erklärung findet 
sie darin, daß die Skorbut erzeugende Schädigung in der Nahrung 
darum bei Skorbutepidemien Erwachsener die Säuglinge nicht 
‚betrifft, weil diese eine ganz andere Nahrung bekommen. Denn 
der Erwachsene bekommt jene Nahrungsbestandteile, die wir nach 
C. Funk) als Vitamine bezeichnen, in Gemüsen, Früchten, 


1) Epstein, Jb. f. Kindhik. 1918, Bd. 88, S. 236. 

2) E. Müller, B. kl. W. 1918, Nr. 48. 

'3) Riehl, Ges. d. Ärzte, Wien, Sitzung vom 22. November 1918. 
4) Moll, ebenda. aan 

5 Hofmeister, Erg. d. Pbysiol. 1918, Bd. 10, S. 510. 

6), Holst und Fröhlich, Zschr. f. Hyg. 1912, Bd. 72, S.1. 
ð C. Hart, Jb. f. Kindhlk,, Bd, 76, S. 507. 

8) Tobler, Zschr. f. Kindhlk. 1918. 

9%) Derselbe, ebenda. 

1) EADAE, B. kl. W. 1908, S. 285. 

11) Looser, Jb. f. Kindhlk. 1905, Bd. 62, S. 743. 

1%) C, Funk, Erg. d. Physiol. 1918, Bd. 18, S. 124. 


Kartoffeln zugeführt, der Säugling aber vor allem in der 
Milch. Fehlen die Gemüse, die Kartoffeln in der Kost der Er- 
wachsenen, hat das den Skorbut der Erwachsenen zur Folge, so 
bedingt das noch keinen Mangel an Vitaminen in der Säuglings- 
kost in der Milch. Für den Säugling müssen ganz andere Ver- 
hältnisse in der Ernährung die Verarmung an Vitaminen herbei- 
führen als beim Erwachsenen. Nun wissen wir, daß die Vitamine 
thermolabile Körper, daß sie also durch die Hitze leicht zerstört 
werden. Und bekannt ist ja, daß z. B. in Berlin zu Beginn 
dieses Jahrhunderts die Fälle von Säuglingsskorbut sehr wesent- 
lich angestiegen sind, als die große Meierei von Bolle die Milch 
vor der Abgabe an die Kinder pasteurisiert hat. Da die Milch im 
Hause dann noch einmal abgekocht wird, kann dies Verfahren die 
Milch wesentlich vitaminärmer machen und so Säuglingsskorbut 
bewirken. Es ist bemerkenswert, daß auch 'n Wien fast alle 
Fälle auf den Genuß einer solchen, vor Abgabe an die Kunden 
pasteurisierten Milch zurückgeführt werden müssen. Mit dieser 
Feststellung ist aber die Endemie von Säuglingsskorbut noch nicht 
erklärt. Denn auch im Frieden hat die gleiche große Molkerei die 
Milch in gleicher Weise behandelt; es muß: also etwas Neues 
dazugekommen sein, das die Milch heuer so vitaminarm werden 
ließ, Es wäre möglich, wie dies Epstein bemerkt, daß die 
Ursache darin liegt, daß die Milch nach dem Melken bis zur Ab- 
gabe an die Kunden jetzt leicht ein bis drei Tage unterwegs. ist, 
da die Transportschwierigkeiten die prompte Zustellung der Milch 
verhindern. Die Kinder erhalten dann eine Milch, die bis drei 
Tage alt ist, bevor sie verabreicht wird. Und die Verabreichung 
solcher abgestandenen Milch kann Skorbut hervorrufen, worauf 
schon Platenga hingewiesen hat. Aber viel wahrscheinlicher 
erscheint es mir, daß wir nicht darin, sondern in der unzweck- 
mäßigen Fütterung der Kühe die Ursache für die rela- 
tive Vitaminarmut der Kuhmilch zu suchen haben. Dafür spricht 
vor allem die Erfahrung, daß die Milchproduktion der Kühe in- 
folge ihrer schlechten, ungenügenden Fütterung stark abgesunken 
ist. Und die vielen Ersatzmittel (z. B. Blattlaub!), welche jetzt in 
Anwendung gelangen, haben eine Abmagerung der Kühe, ein 
Absinken ihrer Milchmenge und auch Veränderung in der 
Qualität der Milch zur Folge, die sich nachweisbar im 
Absinken des Fettgehalts kundgibt, nicht nachweisbar aber im 
geringen Gehalt an Vitaminen äußern kann. 

Daß ein Absinken des Vitamingehalts der Milch bei un- 
zweckmäßiger Ernährung eintritt, wissen wir aus der Geschichte 
des Beriberi. Mc. Langhlin und Andrews!) haben auf 
den Philippinen beobachtet, daß viele Säuglinge dort an einer 
eigentümlichen Form von Beriberi erkranken, wenn sie von ihren 
Müttern, die selbst beriberikrank waren, gestillt wurden. Diese 


Mütter hatten sich mit geschältem Reis ernährt, ihr Organismus 


litt unter dem Mangel an Beriberivitamin, ihre Milch ebenfalls, 
die Säuglinge erkrankten, wenn sie bloß Frauenmilch erbielten, 
sie wurden aber nicht beriberikrank, wenn sie mit Kuhmilch er- 
nährt wurden. Dies Beispiel zeigt treffend, daß Vitaminarmut der 
Milch bei unzweckmäßiger Ernährung bestehen kann. Damit 
stimmt auch eine Angabe von Barlow überein, der Skorbut bei 
Säuglingen dann beobachtet hat, wenn diese von skorbut- 
kranken Müttern gestillt wurden. 


„~ lch möchte noch darauf hinweisen, daß überhaupt vieles 
dafür spricht, daß der Vitamingehalt der Milch nicht gleichmäßig 
sein kann. Auch die rohe Milch kann daran arm sein, und so 
kann die Erfahrung erklärt werden, daß Säuglinge auch bel 
Frauenmilchernährung, wenn auch selten, an Skorbut erkranken. 
So kann auch die Bemerkung von Czerny und Keller?) er- 
klärt werden, daß schon durch einen Wechsel der Milch, wenn 
diese auch kurz aufgekocht verabreicht wird, der Säuglingsskorbut 
heilen kann. | 


Ich muß noch auf die Angabe Erich Müller s zurück- 


‘kommen, daß die in seiner Anstalt ausgebrochene Skorbutepidemie 


bei Säuglingen auf den Genuß von Trocken gemüse zurück- 
zuführen sei. Die Bemerkung kann in dieser Form nicht Zu- 
treffen. Abgesehen davon, daß z. B. in meinem Spital die Saug- 
linge seit mehreren Jahren nur Trockengemüse neben Milch und 
Milchbrei bekommen, ohne daß Skorbut bei ihnen ausgebrochen 
wäre (die Beobachtungen, die wir heuer am Süuglingsskorbut 
machen, betrafen nur von außen mit schon besfehender Krank- 
heit eingelieferte Kinder), müssen wir annehmen, daß eben die 

1) Zit. nach Kronecker, Allg. med. Zentralztg. 1913, Nr. 34 

») Czerny und Keller, Des Kindes Ernährung, Bd. 2, S. 9. 


RR 


d 
a 
SER 


t 
x 
2 

N 
€ 

< 

Fe Fra 
rer me 


AE a 
y 
Er 
= 


an 


r 

x k A 
peng . 

3 kae S77 5 
- fl ai; 


m 
0% 
de + 2a. ias 
z r 
Tanet 


95 


26. Jam, E- 26. Januar. - 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.4. . > K 
lem inke f- Milch, die im Berliner Säuglingsheim den Kindern verabreicht | fäulnis zu beschränken ‚und vor allem die Resorption der Fäul- ee 
Kost de . worden war, vitaminarm war.. Denn neben vitamin- | nisprodukte zu verhindern. Die Darmfäulnis: läßt- sich bis zu TE Wi 
ir Foe u: reicher Milch (oder anderen. vitaminreichen Nahrungsmitteln) | einem, gewissen Grade herabsetzen, wenn man die Eiweißzufuhr ol 
r Sägs f kann man ohne weiteres auch Trockèngemüse ‘geben, bei vitamin- | mit der Nahrung einschränkt. So nötig an sich bei dem. fort- Di e 
andere Te p. armer Milch würde aber die Zufuhr anderer vitaminreicher Kost, |-schreitenden Verfall dieser Kranken die ..reichliche Nahrungszufuhr BE m 
inen he t- ~ 2. B. frischer Gemüse, den Ausfall decken können.. Nur in | ist, wird man Fleisch, Eier und dergleichen in derartigen Fällen a O: S 
ie Vitanie f diesem Sinne, daß der Wegfall von vitaminreicher Beikost, in | doch vermeiden müssen. Wichtiger noch ist die Verhinde- ze, 
icht. zasi È- diesem Falle frischem Gemüse, den. Ausbruch des- Säuglings- | rung der Resorption der Gifte. Diese wird erreicht - > "il: 
zu Bin f> skorbuts bei Ernährung mit vitaminarmer Milch | durch Darmspülungen mit Aufschwemmungen BE i u 
hr man} _ herbeigeführt hat, kann man E. Müllers Erklärung gelten | von Adsorbentien, .Diespecifischen Ruhrtoxine werden- wahr- nu 
> die Mid | lassen. . Daraus folgt dann der Schluß, daß nicht die Verab- | scheinlich, die Gifte der Darmfäulnis wohl sicher durch die Ad- Be er 
a Mihi |“ _reichung von Trockengemüse, sondern von vitaminarmer Milch das | sorbentien gebunden und beseitigt. | a u ae 
fahrende t gebäufte Auftreten von Säuglingsskorbut auch ‚in Berlin ver- - Da Spülungen mit Adsorbentien. stark reizen, ist man von ee BA; 
pesskubl } schuldet hat. EV T © -7 ~ | ihrer allgemeinen Anwendung bei Ruhr wieder abgekommen.: Bi. Fl. 2 
fast ak i | je FR een Fällen on liegen die reeg: „anders. E PRE 
e Kuda b. .- ; e senhar T ~ _ | unbedingte Schonung der Schleimhaut hat keinen Sinn mehr. Da. © © "fiir «. 
Mit dew K ©- Über Beobachtungen bei toxischer Ruhr. | es sich um Beseitigung von bedrohlichen Erscheinungen handelt, . o oc RAe 
yoch ai II. Mitteilung. l | ‚ wird. man die unangenehme Reizwirkung mit in Kauf nehmen. wen 
Ikerei di Von : | | Wir haben Spülungen mit Aufschwemmungen von Bolus alba  ... NE Tr 
as Nee : | er | gemacht und haben den Eindruck, daß 'sie bei dem Aufstoßen nd : ken 
y werd E Dr. Rudolf Cobet, Oberarzt der Reserve. Erbrechen bei toxischer Ruhr von recht günstiger, unter Umständen Fan 
N Unter den Merkmalen, die die- toxische Form der Ruhr | von entscheidender Wirkung sein können. - Da die Spülungen . . giti, 
mr À p | kennzeichnen, stehen neben den Kreislaufstörungen. an erster Stelle | SChmerzhaft sind, empfiehlt es sich, vorher Morphium zu geben. lei 
a l l Ey Aufstoßen und das Erbrechen. Aufstoßen und T re RE er o EN 
MME R rbrechen sind als gleichartige, nur dem Grade nach verschiedene‘ Rn | a: | i | a we 
bs in. Erscheinungen T, Es fragt sich, wie diese bei der Rubr P athologisch-anatomische Befunde ee 
je f 5 E kommen? Erbrechen entsteht, wie wir wissen, entweder "bei der Influenzaepidemie im Sommer 1918, | le: ei 
Kr a En ‚Anmaelbar odpr durch aeulektoriechie Erregung des Brech (Nach Beobachtungen im Felde.) a N. 
ee I Das Erbrechen bei der toxischen Ruhr zeigt die Eigenschaf-' 0000000 Von | | | el 
Ir Ä ja au ne bedingten Erbrechens. Es setzt ohne: Übelkeit ne Dr. H. Siegmund, | ee 
pia r und ohne Würgen ein. Es ist unabhängig von der Nahrungsauf- TE Dag, nn mr en, 
kb; ` nahme, tritt aial din aoh ernen Zustands des Kranken aaf und Assistenzarzt der Reserve und Armeepathologen. waa 
m ï . Ist durch Magenspülung nicht zu beeinflussen. Zu. De 3 Wenn ich es unternehme, trotz der bereits vorliegenden Mit- © > ee ni 
a. | og Alles dies läßt sich am besten erklären, wenn man-’eine |. teilungen von Oßkerndorfer‘), Simmonds3, Schöpplerg, main! 
P Dauererregung des Brechcentrums selbst an- | Gruber und Schädel‘), Lubarsch®), Meyer und Bern-  ¢ o IO C 
a |  . Mmmt. | | g ' -| hard ts) über die pathologische Anatomie der „Spanischen Grippe“ es 
| ni Dann werden’ auch die anderen Symptome. der toxischen | zu berichten, so bin ich mir wohl bewußt, -daß meine Ausfüh- - : Wera 
E | Ruhr, die eigenartige Mattigkeit und Teilnahmlosigkeit der Kranken | rungen nur eine Bestätigung der bereits bekanntgegèbenen Be- ENS e E 
dem Verständnis nähergerückt; - wissen wir doch, daß ein Arznei- | funde bringen können. Immerhin scheint, mir die Mitteilung der Bea E a e, 
o mittel, das unmittelbar erregend auf das Brechcentrum wirkt, | von mir erhobenen makroskopischen und. mikroskopischen Be- . a 
ji ~ Damlich Apomorphin, zugleich auch einen vorübergehenden .‚Zu- | funde gerechtfertigt, einmal, weil sich unter, meinem im Felde ~ ~- a 
d stand von Schwäche und Schlafsucht hervorruft. e ~ | gewonnenen Material -eine größe Reihe von frischen Stadien der ee 
N Gehi Erregung des Brecheentrums kann ihrerseits durch Blutleere des | Erkrankung finden, die infolge von Kriegsverletzungen der Suche ` wu a. 
a e irg hervorgerufen werden, die bei der Ruhr als Teilerscheinung | eher erlagen, als die sonst meist kräftigen Individuen, die haupt- -< > <..} Pe 
y | ena allgemeinen Kreislaufschwäche eintreten könnte. Ein zeitliches | sächlich von der Krankheit befallen wurden. ` Sodann verfüge ich = ~ 0.4 yi en 
B j Fi He zwischen dem Aufstoßen und Erbrechen und dem | auch über einige Fälle, ‘die uns mit Ausgängen und Folgezusänden 212. ipn y 
B jedoch nicht en Ruhr vorkommenden Kreislaufstörungen ist | der Erkrankung bekannt machen, wie sie von ‘den angeführten TE i n 
| Eine Blutleere des Gehirns kommt daher nl Pe | ER i ppi Toa 
als Ur ne |, . Es verdient zunächst erwähnt zu werden, daß der eicent- S Re 
i sache der Erregung des Brechcentrums: lichen Grippeepidemie — wenigstens ‘in dem mir als Arbeits. N H el 
ugewiesenen Abschnitt der Westfront — eine auffällige Re 


bereich z 
Häufung der Erkrankun 


nicht in Frage, es muß sich vielmehr. um eine | 
vorausging, die in.ihrem anatömischen und bakteriologischen Ver- 


unmittelbare Wirkung im Blute kreisender Gifte gen und Todesfälle an croupöser Pneumonie Ba: 


| handeln. 
$ 8 [7 . 5 g a 
h . Zunächst wird ı j ir “speci - I. . . 
E a | erkennen ließen. Als Erreger dieser Lungenentzündung wurden 
n 
| | 


ausnabmslos Pneumokokken festgestellt. . Von typischer Influenza 
konnte ich innerhalb von fünf Wochen (Juni und Anfang. Juli) 
'23 Todesfälle selbst obduzieren und: 10 anderweitig" sezierte Fälle. N 
histologisch untersuchen. - Wenn diese Zahlen vielleicht auf den t 
ersten Blick an .der allgemein behaupteten Gutartigkeit der herr- 
schenden Pandemie Zweifel aufkommen lassen könnten, so sei 
bemerkt, daß die Zahl der ungünstigen Ausgänge nur’einen ver- 
schwindend kleinen Prozentsatz von der Zahl_der Erkrankungen 
überhaupt darstellt. ie DE: oo. | 

| Der Sitz der hauptsächlichsten anatomischen Veränderungen - 
sind die Atmungsorgane, die Luftwege sowohl wie die Lungen. 
In den Frühstadien der Erkrankung, bieten die oberen Luftwege 
‚das Bild der katarrhalischen Entzündung dar. Im Rachen. ` be- 
sonders. an der hinteren Rachenwand und im Nasenraehenraum 


| D eig ‚Gifte wesentlich in Betracht. Mir fiel auf, daß in 
bleicher Zen in denen sich Aufstoßen ünd Erbrechen einstellte, zu 
der bis! elt der Stuhlgang seine Beschaffenheit änderte‘). Statt 
Ro. jetzt Era geruchlosen blutigen und schleimigen Stühle traten 
Ä zwei > übel stinkende, braungefärbte Entleerungen auf, die 
| inhaltes S der Ausdruck einer hochgradigen Fäulnis: des Darm- 
ganze ee Bei der Sektion derartiger Fälle fand ich die 
verwandelt armschleimhaut in eine schmierig-jauchige Fläche 
ohne weite Die abnorme Zersetzung des. Darminhaltes ist daher 
fläche wir + es verständlich. Von einer so ‚ausgedehnten Wund- 
‚der Fäulnis zugleich aber auch .eine besonders reichliche Resorption | 
`- war in di produkte in das Blut stattfinden. Die Indicanreaktion 
T Me Fällen sehr stark positiv. ARE RER. 
‚Rormer D ns Blut aufgenommenen Gifte ab- 
wesentlionäulnis sind meines Brachtens die 
centrums ıste Ursache der Erregung des Brech-| 
Re bei der toxischen. Ruhr. | 
— __8abe der Behandlung muß es sein, die Darm- 


> + r ~ ~, 
z Tae he t 
> nn. . Fe a AI RES, 
m > ri eben 
SIE TRTA NOT 
RT 


2) Oberndorfer, M. m. W. 1918, Nr. 30. ur | | 
2) Simmonds, M. m. W. 1918, Nr. 82. f opi a $ 
3 A e 1918, Nr. 82. 2 
ruber und Schädel, M. m. W. 1918 Nr. 388. 
5 Lubarsch, B, kl. W. 1918. u En a. pi 
$) Meyer und Bernhardt, B. kl. W, 1918, 33/84, Nr. 4. 
| Eh 5 | 


— 


- l S VEl. auch di Ä 
erschi Aueh die erst nach Fertiestellun vorstehender: Mitteilun 
PI „„enene Arbeit von Schittenhatm- u: m. W. 1918, Nr. 185 


DE um 
= MITTEILT 


96 | 1919 


— 


(die Schleimhaut der Nase und ihrer Nebenhöhlen läßt — wenigstens 
an der Leiche — Veränderungen nicht erkennen), am Zäpfchen, 
Kehleingang und im Kehlkopf ist die Schleimhaut geschwellt, auf- 
gelockert und leicht gerötet. Fast regelmäßig besteht ein deut- 
liches Ödem am Kehleingang, das manchmal auch höhere Grade 
erreicht. Während in den oberen Luftröhrenabschnitten die Rötung 
und Schwellung der Schleimhaut nur gering ist, ist sie in den 


- unteren Teilen und den großen Luftröhrenästen außerordentlich 


stark. Fast nie werden hier Blutungen vermißt, die nicht nur 
punktiörmig, sondern gelegentlich ausgedehnt flächenhaft sein 
können. Auch dem Inhalt der Luftröhrenäste ist gelegentlich Blut 
beigemischt. Die kleineren und kleinsten Bronchien sind schon 
in frühen Stadien der Erkrankung mit zähem Eiter angefüllt, der 
oft (durch Blutbeimengungen) bräunlich gefärbt ist. Im weiteren 
Verlauf der Erkrankung zeigen auch die größeren Bronchien und 
die unteren Luftröhrenabschnitte das Bild der eitrigen und fibrinös- 
eitrigen Entzündung. Gewöhnlich beginnen diese schweren Ver- 
änderungen erst unterhalb der Stimmbänder und nehmen an 
Heftigkeit in den tieferen Abschnitten zu, am schwersten ge- 
schädigt erscheint die Gegend der Bifurkation. Von feinen Trü- 
bungen der hochroten, geschwellten Schleimhaut bis zu aus- 
gedehnten kleienförmigen Belägen und Schorfen finden sich, der 
Schwere und Dauer der Krankheit entsprechend, alle Übergänge. 
Die Beläge sind meist nicht zusammenhängend, sondern fleckig 
angeordnet und fetzig, von schmutzigbraungelber Farbe. Sie 
entsprechen so weniger den zusammenhängenden, croupösen Mem- 
branen bei Diphtherie als den Schorfen bei frischer Diekdarmruhr, 
oder, um bei Veränderungen der Luftröhre zu bleiben, den Bildern, 
wie man sie gelegentlich bei schwerer Streptokokkensepsis oder 
nach Verätzungen sieht. Auch die großen Bronchien zeigen gelegent- 
lich solche körnigen Beschläge auf der stark geröteten Schleim- 
haut, häufiger jedoch sind sie mit bräunlichem Eiter angefüllt. 
Die kleinen Bronchien sind vielfach durch feste fibrinös-eitrige 
Pfröpfe verschlossen, in späteren Stadien manchmal cylindrisch er- 
weitert, dann teils leer mit hyperämischer Schleimhaut, teils angefüllt 
mit dicken Eitermassen. Sehr charakteristisch und bezeichnend für 
die Krankheit ist der Befund, der sich in vielen Fällen an dem 
peribronchialen und dem benachbarten perivasculären Gewebe er- 
heben läßt. Schon bei Betrachtung mit bloßem Auge erscheint 
es mit in den Krankheitsprozeß hineinbezogen. Es ist nicht nur 
aufgelockert, ödematös, sondern häufig von kleinen Eiterstößen 
durchsetzt, die als feines, gelbes Netzwerk Bronchien und Gefäße 
umscheiden und von hier aus — sichtlich in ihrem Verlauf an die 
Lymphbahnen gebunden — auf das interstitiele Lungengewebe 
übergreifen. Gelegentlich ist auf diese Weise die ganze Lunge 
von feinen gelblichen Streifen durchzogen, die dann schon makro- 
skopisch die mikroskopisch fast nie fehlende interstitielle Pneumonie 


‚erkennen lassen, Auch das eigentliche Lungenparenchym wird 


bald in den Krankheitsprozeß mit einbezogen. In ganz frischen 
Stadien erscheinen die stark geblähten Lungen durchsetzt von hanf- 


korn- bis linsengroßen fleckigen Herden, die bei näherer Untersuchung 


innige Beziehungen zu kleinen Bronchien erkennen lassen. Sie sind 
anfangs dunkelrot, ödematös, weich und glatt, später fester und 
körnig und gehen sehr bald in einer Reihe von Fällen in das Bild 
der miliaren peribronchialen Pneumonie über, sodaß kleinste In- 
filtrationsherde resultieren, die sich an mit Eiter gefüllte Bron- 
chiolen anschließen, oft eine blattartige Verzweigung aufweisen, 
alle Lungenabschnitte gleichmäßig durchsetzen und so an kleine 
peribronchiale tuberkulöse Herde erinnern. Häufiger jedoch als 
zur Entwicklung dieser miliaren peribronchialen Pneumonien kommt 
es zur Ausbildung ausgedehnter lobulärer bronchopneumonischer 
Herde, die sich durch unregelmäßige Ausbreitung und wechselnde 
Bilder auszeichnen und meist hämorrhagischen Charakter haben. 
Die ödematösen, schlaffen, peribronchialen Herde nehmen dann 
eine festere Konsistenz an, aus den glatten, dunkelroten Flecken 
entwickeln sich körnige, infiltrierte Stellen, die vielfach miteinander 
verschmelzen, zwischen denen aber noch hier und da geblähte 
lufthaltige Bezirke vorhanden sind. Auffällig ist in den frischen 
Fällen der meist hämorrhagische Charakter der Infiltration. Es 
kommt auf diese Weise zur Entwicklung fast infarktöhnlicher, 
dunkelroter, derber Herde, deren Grenzen jedoch meist nicht so 
scharf sind wie bei richtigen embolischen Infarcierungen, und die 
in ihrer Ausbreitung weniger an ein Gefäß- als an ein Bronchial- 
gebiet gebunden zu sein scheinen. Auf dem Boden oder neben 
der hämorrhagischen Infiltration kommt es weiterhin rasch zu 
fibrinösen und fibrfinös-eitrigen Verdichtungen. Es entstehen so 


äußerst bunte und wechselvolle Bilder: mitunter schließt sich die 
` Q i 


MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4. 


ii a ae aiia a ——_ se nn nn 


26. Januar. 


Entzündung nur an einzelne erkrankte Bronchien an, während 
große Lungenabschnitte ganz frei bleiben. Manchmal sind große 


Abschnitte ganzer Lappen körnig infiltriert, wobei jedoch oft die 


fleckige Färbung die Entstehung aus einzelnen zusammengeflossenen 
Herden auf den ersten Blick erkennen läßt. Nicht selten findet 
sich das Bild echter croupöser Hepatisation in mehreren Lungen- 
lappen und nur die auffällig starke eitrige Entzündung der Bron- 
chien und Luftröhre bietet einen Unterschied gegenüber der land- 
läufigen Pneumonie. Außerordentlich häufig kommen innerhalb 
des pneumonisch infiltrierten Gewebes annähernd keilförmige, 
scharf umgrenzte, feste grauweiße Einsprengungen zur Beobachtung, 
die als das Vorstadium der fast nie fehlenden Einschmelzungen 
und Abscesse anzusehen sind. Sie sind ihrem Wesen nach als 
abscedierende Pneumonien anzusehen und in ihrer Ausbreitung 
durchaus an die Bronchialverzweigungen gebunden. Eitrige 
interstitiele Pneumonien, oft mit Ausbildung von richtigen 
Sequestierungen von Lungenläppchen und dissezierenden Herden, 
finden sich in einer großen Anzahl von Fällen. Sie erstrecken 
sich entweder auf ganze Lungenlappen oder nur auf Teile von 
ihnen. Die eitrige Entzündung des Lungenbindegewebes kann 
bis auf den Hilus fortgeleitet werden, hier nicht nur die Lymph- 
knoten ergreifen, sondern auch die Gefäße der Lungenwurzel 
befallen und so zu endarteriitischen Prozessen Veranlassung geben. 
Eine Beteiligung des Brustfells an der Erkrankung läßt sich oft 
schon in sehr frühen Stadien feststellen. Mitunter sieht man, 
daß eine bestehende interstitielle Entzündung der Lungen sich 
als eitrige Lymphangitis auf die Pleura fortsetzt. Nicht selten 
finden sich richtige Nekrosen des Brustfells über einschmelzenden 
Herden in der Lunge, gelegentlich mit kleinen Perforationen, 
die dann zur Ausbildung mächtiger Empyeme führen können. 
Die Brustfellentzündung kann auf den Herzbeutel und das Bauch- 
fell übergreifen. Auf dem Epikard, besonders an der Hinter- 
wand der Vorhöfe und auf dem Endokard der linken Kammer sind 
meistens ebenso wie auf der Pleura punktförmige Blutungen ZU 
sehen. Beide Herzkammern sind — in späteren Krankheitsstadien 
beträchtlich — erweitert und fast ausschließlich mit Speckhaut- 
gerinnseln angefüllt. Das Herzfleisch ist leicht getrübt, gelegent- 
lich auch durch Verfettung leicht gelblich gefärbt. An den Klappen 
und den großen Gefäßen sind frische krankhafte Veränderungen 
in der Regel nicht festzustellen. Nur in einem Falle fanden sich 
auf dem Boden alter entzündlicher Veränderungen an der Mitral- 
klappe frische geschwürige Prozesse, die zu embolisch-metastati- 
schen Eiterherden in den verschiedensten Organen Veranlassung 
gegeben hatten. 

Ein konstanter, sehr charakteristischer Befund ist in frischen 
Fällen die starke Schwellung der Lymphknoten am Hals, an der 
Luftröhre und Lungenwurzel, die zu walnußgroßen sehr blutreichen 
und feuchten, blauschwarzen Knoten umgewandelt sein konnen. _ 
Auch eine beträchtliche Milzschwellung besteht in der Regel. Es 
wurde eine Gewichtszunahme des Organs bis auf 470g beob- 
achtet, die mit einer Vergrößerung auf 19:12:6 cm einherging. 
Das Milzgewebe ist dann weich, vorquellend, dunkelgrauvioleft, 
die Pulpa abstreifbar, die Zeichnung ganz verwaschen. Die Neben- 
nieren zeigen häufig ein beträchtliches Ödem und eine fleckig 
entfettete Rinde. Ödem der weichen Hirnhäute, das hohe Grade 
erreichen kann, ist weiterhin ein häufig zu erhebender Befund. 
An der Hirnsubstanz selbst fällt durchweg der große Blutreichtum 
auf. Punktförmige Blutungen finden sich nur selten, dann 8% 
wöhnlich im Balken. Ein klinisch mit Sprachstörungen einher- 
gehender Fall war durch eine hämorrhagisch-eitrige Encephalitis 
in beiden Schläfenlappen ausgezeichnet. f 

Besonders bemerkenswert sind Veränderungen der Skelett- 
muskulatur, die fast in der Hälfte aller beobachteten F älle be- 
standen und als fleckige, wachsartige Degeneration zu bezeichnen 
sind. Sie finden sich vor allem in den unteren Teilen der geraden 
Bauchmuskeln, sind aber auch in der Hals-, Psoas- und Adductoren- 
muskulatur zu beobachten. Einmal bestanden sie in großartigėr 
Ausdehnung in der Brustmuskulatur der linken Seite. Maare 
skopisch zeichnet sich die Veränderung durch ihr fleckiges ee 
treten aus, indem lachsfarbene bis gelblichgraue Flecke mit ar 5 
roten innerhalb einer Muskelgruppe abwechseln. Vergesellsch Eu: 
ist diese Entartung gelegentlich mit subfaseialen und intramuS. ; 
lären Blutungen. In der Haut des Rumpfes sind zweimal klein 
petechiale Blutungen zu sehen gewesen. shre 

Was bei der histologischen Untersuchung der De 
und ihrer Äste besonders auffällt, ist die starke Beteiligung Bug, a 
tieferen Wandschichten an dem entzündlichen Prozeß, der oft } 


o 


Sr RT aT 


ee 
JATI ee 
En, ; 


‚ 
. 
———_ Ei ae 
5 on rn A j - 
. ae x Par 
R A - E Se, LAE 
> ba > A ti 
AmA or. Pas 
tate -i 


a 


has 
r 
) 
} 
t 
m r 
- 
’ 
Pd 
| neh i 
ee a 


s.. 
u 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4. 


ITER 
- = Pi 

-i “nn, 
= 


u 


: : schlecht färbbar, ihre. Elastica aufgesplittert: Dic 


26. Januar. 


idiak peribronchiale Gewebe infiltrierend, zur eitrigen Peribronchitis und 
Schnittpräparate mittels verschiedentlicher Färbungen auf Bakterien 


na a eitrigen Entzündung des interalveolären Gewebes. - Meist enthüllt 
das Mikroskop nicht nur ein Befallensein des interalveolären, son- | untersucht, Es fanden sich dabei einigemal Bakterien, die mor- 
phologisch alle Charakteristica des Pfeifferschen Influenzabaeillus N 


darboten, Sie waren besonders im Eiter kleiner Luftröhrenäste 
und intra- und extracellulär in infiltrierten Alveolen zu sehen. 


Entzündung, die in‘ ihrer Ausbreitung sichtlich an die Lymph- 
Stets waren sie mit anderen Keimen vergesellschaftet, Staphylo- 


gefäße gebunden ist. Auch das perivasculäre Gewebe kleinerer 


Hi großartiger Weise die ganze Bronchialwand,, insbesondere die Mus- | wand: selbst bi . Ela pALLE, 
Lab. kulatur und das peribronchiale Gewebe in Mitleidenschaft zieht. | makroskopisch als wachsartige Degeneration gedeuteten Muskelver- se 
aai Außer der fibrinösen und eitrigen Exsudation mit gänzlicher. oder | änderungen zeigten unter dem Mikroskop alle für diesen Prozeß es 
mm" — — eilweiser Desquamation der Epithelien in die Lichtung des Bron- | charakteristischen Befunde: Verlust der Querstreifung, Kernverlust, | cy 
slih, -.  chialbaumes finden sich aus Leukocyten und Plasmazellen ` zu- | Quellung der Fasern, scholligen Zerfall; Resorptions- und Regenera- ae 
| sammengesetzte Infiltrate nicht nur in den tieferen Schleimhaut-; | tionsvorgänge, Auffallend waren auch hier einigemal inmitten -> ` ope si. 
N u es schichten, auch die übrigen Wandschichten sind von Entzündungs- | von Blutungen kleine Herdchen, wie sie auch gelegentlich im Hirn, Ei 
er Oat 2 C herden durchsetzt. Mit Fibrinfärbungen lassen sich gelegentlich | und im adventitiellen Gewebe von. Lungenarterien ‚beobachtet an 
i m .; ausgedehnte Fibrinnetze auch ‘innerhalb der Luftröhrenwandung | wurden: kleine durch Thromben verschlossene Gefäße mit Nekrose we 
se $ nachweisen. Kleine Bronchien sind häufig durch Fibrinaus- | der Gefäßwand und des anliegenden Gewebes. P e ee 
kak = sehwitzungen vollständig verschlossen, auch ihre Wand, das peri- | Die petechialen ‘Hautblutungen waren durch : geringfügige o 
zw A bronchiale Gewebe und die interlobulären Septen sind von Fibrin- | perivasculäre Infiltrate in den obereg Cutisschichten charakterisiert. E 
fet 0 _ netzen und -fäden erfüllt. Von dieser mit starker Hyperämie einher- | . _ Schließlich. sei noch darauf hingewiesen, daß bei der mikro- ` EN 
ir -~ gehenden Infiltration der Bronchialwand greift der entzündliche | skopischen Untersuchung der Nieren einigemal eine frische hä- ` 
i Prozeß auf die Umgebung. der Brönchien über und führt so, das | morrhagische Glomerulonephritis festgestellt warde. ` | oo 
‘Von allen selbstsezierten. Fällen wurden Ausstrich- ünd a 


: 2 
Tel r = dern auch des interlobulären Zwischengewebes an der eitrigen 


er ~ und, größerer Gefäße wird vom peribronchialen Gewebe aus in den 
lni ~ ` Entzündungsbereich einbezogen, sodaß man gelegentlich das ganze | kokken, grampositiven Diplokokken und Streptokokken. In der a 
Te Gefäß umschneidende mantelförmige, häufiger jedoch fleckige In- | Mehrzahl der Fälle ließ sich jedoch die Anwesenheit der Pfeiffer- ac 
a filtrate zu Gesicht bekommt, die in der Mehrzahl der Fälle auf | „chen Stäbchen nicht erweisen.. Dafür stellten grampositive Diplo- a 
i das adventitielle Gewebe beschränkt sind, mitunter aber auch in | kokken einen regelmäßigen Befund dar. Gelegentlich waren sie ` ` en 
I | Aa nengen Wandschichten vordringen. Daß sich, in solchen | fást in Reinkultur vorhanden. Sie fanden sich nicht nur. in den `` ` in 
m | gelben gelegentlich Thromben finden, ist nicht weiter ver- | Auflagerungen der Luftröhre und im Bronchialeiter, auch indem © 00 o ES i noie 
m re Ausgedehnte endarterütische Prozesse kamen nur | eitrig infiltrierten Interstitium in den Gefäßwänden, in Thromben, hl. 
i; Seiten zu Gesicht, dann im Anschluß an bis zum Hilus fort- | Lymphknoten und Milz, im Brusthöhlen-. und Herzbeuteleiter waren RRD oiii 
Wmo PA interstitiellle Pneumonien. Zweimal wurden inner- | siè zu sehen.. Auch die geschwürige Herzklappenentzündung war ` Be 
FT z es stark durchbluteten. adventitiellen Gewebes „von | in dem erwähnten Fall durch sie hervörgerufen; In der Meningeal- ne 
„a; größeren Lungenarterien Plättchenthromben in kleinen Gefäßen | Aüissigkeit und der Hirnsubstanz waren färberisch Bakterien nicht Ba 
bi N Verlust des .Endothels und Aufsplitterung der elastischen festzustellen. Saas | E ES nn >. Br 
= ‚-Casern gefunden. Schon in frühen Stadien der Erkrankung zeigen | © Pisana buis danka RIIA has an ar AR F O 
he ne Eo SN E Dieses kurz geschilderte Bild bei den zum Tode führenden. Be 
gr. i „den geschädigten Bronchien anliegenden Alveolen schwere | Fällen der Spanischen Krankheit entspricht durchaus den Befunden PETEA 
„: .-  - Veränderungen, Abstoßung der Epithelien, Anhäufung von Leuko- | ;: ea BERNER | = > To 
P | oten und Fibri D PATRI tli die bei früheren Influenzaepidemien ‘erhoben, und. unter Anderen el 
g i “Ibrinausschwitzungen. Die weiter entfernt liegenden | „mn Kundrat und- Paltauft), Leichtenstern?) ao 
4r o- ‚Alveolen zeigen das Bild des entzündlichen Ödems, das mikro- Ribbert:, Huebschmann‘) beschrieben sind. Damit soll 
ni ‚skopisch meist schwerere Grade darbietet, als es nach dem makro- über die Ätiologie der Erkrankuno insbesondere über die B er Ä e 
i Ae Befunde "zu erwarten wäre. . Die hämorrhagiseh infil- tigun g, den Pteifferschen Bacillus Sn Erreger der früheren adaa ne 
- . è : a $ 5 he .. ` 3 ' : ; . i j A 
werten Partien erweisen sich vollgestopfť von roten Blutkörper- diesjährigen Epidemie anzusehen, nichts gesagt sein, Für die zum’ E 
Tode führenden Lungenveränderungen ist er keinesfalls. verant- aT | 


“chen. Die Capillaren ‘und kleinen Gefäße sind in diesen "Bezirken 


| 
gleichfalls strotzend gefüllt. Häufig sieht man mit Leukocyten wortlich zu machen. Diese sind ohne Zweifel durch Sekundär- 
f 


infektionen mit Eitererregern bedingt, unter deuen — wenigstens 
für die diesjährige Epidemie und bei meinem Material — gram- 
positiven Diplo-Streptokokken die Hauptrolle zukommt. - Auch . 
den Pfeifferschen: Stäbchen möchte ich lediglich eine Rolle als ` 
Sekundärerreger zuschreiben. - Die Ansiedlung und Ausbreitung 
dieser sekundären Keime, ihr Eindringen in die.tiefen' Luftröhren- 
schichten’ erfolgt zweifellos erst auf dem Boden einer schweren 
‚Schädigung des Flimmerapparates der Luftwege, die durch das 
hypothetische Influenzavirus verursacht wird. ` Zr 
‘So wenig specifisch und eindeutig die. beschriebenen ana- 
tomischen Befunde, insbesondere. die vielseitigen Veränderungen 
der Lungen im einzelnen auch sind, die bunte Mischung ver- 
‘schiedentlicher Bilder innerhalb einer Lunge vom entzündlichen 
Ödem bis zur Sequestrierung, die meist: vorhandene interstitielle 
eitrige Entzündung mit ihrer Neigung zum Übergreifen auf die 
Pleura geben in ihrer Gesamtheit der Spanischen Grippe ein so 
charakteristisches Gepräge, daß sich die anatomische” Diagnose 
auf Influenza auch bei klinisch ‚nicht ‚beobachteten Fällen ‘steilen 
läßt. Das Hervorstechendste scheint mir im ‚ganzen krankhaften. 
Geschehen die Neigung zur Ausbildung der interstitiellen Lungen- ` 
entzündung zu: sein, die hier in einer. Häufigkeit und Ausdehnung 
auftritt) wie sie bei einer anderen Erkrankung in‘ der menschlichen 
Pathologie wohl kaum bekannt ist. Inder Tierpathologie. finden 
wir in der Brustseuche der Pferde eine Krankheit, die nicht nur 
anatomisch, sondern auch bakteriologisch und klinisch vielfache 
Analogien mit der ‚Influenza aufweist. ‘Auch hier -steht die inter- 
stitiele Pneumonie im Vordergrunde des anatomischen Bildes, da- 
neben finden sich Bronchopneumonien und lobäre Pneumonien mit 


' ‚und Fibrin erfüllte Läppchen dicht neben den hämorrhagischen 
-Partien liegen. So entsteht auch mikroskopisch ein äußerst buntes, 
„Tasch wechselndes Bild. Außerordentlich groß ist die Neigung der ` 

ältrierten Partien zur Nekrose und eitrigen Einschmelzung. Sie 
läßt sich mikroskopisch ‘häufig. schon in Fällen nachweisen, wo 
Man sie makroskopisch kaum vermutet. Die meisten Abscesse 

-` Sud sichtlich bronchogener Natur. Eine hämatogene Entstehung 
| ist nirgends mit Sicherheit nachzuweisen gewesen. Freilich ist 
‚sie manchmal nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen, Es 
‚ließe sich dabei an metastatisch-embolische Prozesse denken; die 

an den gelegentlich auffindbaren Thromben in ‚den kleinen eitrig 
nfiltrierten Lungenarterien ihren Ausgang nehmen. ` | 

‚ Die Hals- und Lungenlymphknoten bieten das Bild einer 
frischen Entzündung mit starker Hyperämie, Blutungen, Quellung. 
und Wucherung der Sinusendothelien' sowie Resorption von roten 
Blutkörperchen und Leukocyten durch sie. - ZU Ra 
-~ Erwähnenswert erscheint noch der häufige Befund einer zum 
Teil beträchtlichen, Ansammlung von Leukoeyten, zwischen den 
stark ödematösen Hirnhäuten, die geradezu die Bezeichnung einer 

: Meningitis serosa verdient. An der Hirnsubstanz fällt auch histo- 
logisch die hochgradige Hyperämie auf. Die in dem’einen Fall 
bestehende Encephalitis war ausgezeichnet durch kleine, vorwiegend 
in der grauen Substanz gelegene Herdchen mit starker Infiltration 
der Gefäßwände, der perivasculären Räume und ihrer Umgebung 

durch Leukoeyten und rote Blutkörperchen: . Daneben bestanden 
| zahlreiche größere und kleinere Blutungen in die von Leukocyten 

und Körnchenzellen stark durchsetzte Hirnsubstanz. Alle Gefäße 
waren mit roten Blutkörperchen vollgepfropft. Bei den.gelegentlich 
= .gesehenen kleinen Blutungen in die weiße Substanz, besonders des | 

. Balkens handelte es sich in der- Mehrzahl der untersuchten Fälle 
‚ um den Austritt von roten Blutkörperchen in die perivasculären 

Räume, nur ganz selten war das um das mit Plättchenthromben 
verschlossene Gefäß herumliegende Gewebe nekrotisch, die Gefäß- 


' 1) Kundrát und Paltauf, M. m. W. 1899. ` 
2%) Leichtenstern, D. m. W. 1890. l 
9) Ribbert, D. m. W. 1890. nd 
4 Huebschmann, Zieglers Beitr. Bd. 64, S. 68. 


98 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4. 


26. Januar. 


—_ _——_— 


Beteiligung der Pleura, Neigung zu Absceß- und Gangränbildung ! Herbst explosionsartig neu aufgelebt und hat nicht nur in der 


und Blutungen. Bei der bakteriologischen Untersuchung sind 
vorwiegend kleine grampositive Diplokokken gefunden worden, die 
ebenso wie bei der menschlichen Influenza als Sekundärerreger 
‚anzusehen sind, während der eigentliche Erreger der Erkrankung 
ein filtrierbares invisibles Virus zu sein scheint. Auch im klinischen 
Verlauf bestehen vielfache Ähnlichkeiten mit dem Verlauf der 
Grippe. Ein Hinweis auf diese auffällige Analogie erscheint mir 
gerechtfertigt. 
| Nicht weiter verwunderlich ist die gemachte Beobachtung, 
daß alte tuberkulöse Prozesse in den Lungen durch die sich ab- 
‚spielenden frischen Veränderungen bei der Influenza nur zum 
Auffiackern gebracht werden. Einmal fanden sich frische, 
käsig-pneümonische Veränderungen in der Umgebung einer alten, 
ziemlich gereinigten Kaverne, bei einem zweiten Fall deckte 
erst die histologische Untersuchung das Bestehen zahlreicher 
frischer epitheloid- und riesenzellreicher Miliartuberkel auf, ohne 
daß in der Lunge selbst außer einem kleinen Kalkherd ausge- 
dehntere tuberkulöse ältere Veränderungen nachweisbar waren. 
Dagegen fanden sich ältere Käseherde in mächtig geschwellten 
Bronchiallymphknoten. Wahrscheinlich erfolgte von hier aus auf 
dem Boden der infolge der entzündlichen Prozesse vermehrten 
Lymph: und Blutströmung die Ausbreitung der Tuberkelbacillen. 
Interesse verdient schließlich noch die Feststellung, daß die 
Erkrankungen der Lunge und Luftwege bei der Spanischen Grippe 
außerordentlich leicht zu Organisationsvorgängen neigen, die zum 
Bilde der Carnification und Induration, sowie, wenn sie sich auf 
den Inhalt der Bronchien erstrecken, zur Bronchiolitis obliterans 
führen. Das .Bild der chronischen Pneumonie wurde wiederholt 
‚ in verschiedenen Stadien gesehen. Als erstes Stadium der be- 
ginnenden Carnification- erkennt man etwas härtere oder gelbe 
‘Flecken, die später in eine graurote bis graue, oft stellenweise 
noch gelblich gesprenkelte zähe Masse übergehen, in der man von 


“ alveolärer Struktur nichts mehr erkennt. Solche Veränderungen 


erstrecken sich nicht nur auf kleine subpleurale Abschnitte, son- 
dern ganze Lungenlappen können von dem Prozeß ergriffen sein. 

Mikroskopisch zeigen Frühstadien der Carnification das Bild 
der chronisch-katarrhalischen Pneumonie mit starker Verfettung 
der Exsudatzellen. Dazu kommt mit der Weiterentwicklung des 
Prozesses eine Wucherung des Lungenbindegewebes, des inter- 
alveolären und interlobulären, die reich an Spindelzellen und zahl- 
reichen jungen Blutgefäßen ist. Das jugendliche Bindegewebe 
dringt in das sich nicht lösende Exsudat ein und füllt schließlich 
die Alveolen mehr und mehr aus. Oft sieht man dann zapfen- 
und polypenartige Vorsprünge in die Alveolen und kleinen Bronchien 
hineinragen. Die Grundlage für diese organisatorischen Prozesse 
bildet die mehrfach betonte, schwere entzündliche Schädigung 
der Bronchialwände und des interstitiellen Lungengewebes, die 
einmal die Fortschaffung des Exsudats erschwert, dann als aus- 
lösendes Moment für die lebhaft einsetzende Granulationsgewebs- 
wucherung in Frage kommt. Auch von dem stark infiltrierten 
perivasculären, peribronchialen und pleuralen Bindegewebe nimmt 
die Granulationsgewebswucherung ihren Ausgang. Huebsch- 
mann kann ich in seiner Ansicht nicht beipflichten, daß von der 
Bronchialwand eine Organisation niemals ausgeht. Wesentlich ist 
für deren Zustandekommen nur eine genügend tiefe und schwere 
Läsion der Wandung und ein Verlust des Epithels. Auch für die 
Organisation der Alveolen ist ein gänzlicher oder teilweiser Ver- 
lust der — allerdings leichter als das Flimmerepithel der Bronchien 

lädierbaren — Epithelien maßgebend. 

. Auch in ihrer Neigung zur Ausbildung solcher Organisations- 
prozesse steht die Spanische Grippe früheren Influenzaepidemien 
in nichts nach. 

Abgeschlossen im August 1918. 


* * 
* 


Nachtrag während der Drucklegung. 


Während der durch äußere Umstände verzögerten Druck- 
legung der hier kurz geschilderten, inzwischen noch von anderer 
Seite bestätigten anatomischen Verhältnisse bei der Spanischen 
Grippe ist die gegen Sommersende rasch abflauende Epidemie im 


a ————— u nn nr 


Heimat, sondern auch an der Front rasch um sich gegriffen. 
Dabei ist die Zahl der ungünstig ausgehenden Fälle zweifellos 
nicht nur absolut, sondern auch relativ zur Zahl der Erkran- 
kungen größer geworden, ohne daß im anatomischen Verhalten 
wesentliche Abweichungen von den im Sommer zgesehenen Bil- 
dern festzustellen wären. Auch jetzt hat man durchaus den Ein- 
druck, daß es sich um eine primäre Infektion der Atemwege han- 
delt, auf deren Boden sekundär hinzugekommene Keime sich an- 
siedeln, ausbreiten und ihre verheerende Wirkung entfalten können, 
Die hochgradigen entzündlichen Veränderungen der unteren Luft- 
röhrenhälfte und ihrer Äste, insbesondere der kleinen Bronchien 
und Bronchiolen, die vielseitigen, in ihrer. Gesamtheit so charak- 
teristischen Lungenbefunde entsprechen durchaus den im Sommer 
gemachten Feststellungen. Auch jetzt liegt keine Veranlassung 
vor, in den beobachteten Veränderungen der Lungengefäße eine 
primäre Schädigung durch den Influenzakeim zu erblicken. Bei 
einem zur Sektion gekommenen Falle mit Endarteriitis der Lungen- 
ader und ausgedehnter, sich bis in den Hauptstamm des Gefäßes 
fortsetzender Thrombose konnte der Ursprung der Gefäßerkrankung 
von einem mit bronchogenen Abscessen durchsetzten Lungen- 
abschnitt einwandfrei festgestellt werden. Daß von solchen lokal 
auf dem Boden einer sekundären Gefäßwandschädigung entstehenden 
Thromben gelegentlich hämatogene Metastasen, in der Lunge auch 
echte Infarkte ihren Ausgang nehmen können, braucht nicht aus- 
einandergesetzt zu werden. An Bakterien fanden sich auch bei der 
zurzeit herrschenden Epidemie mehrmals den Pfeifferschen Stäb- 
chen entsprechende Keime in einer Reihe von relativ frischen 
Fällen, die das Bild der capillären Bronchiolitis und miliaren peri- 
bronchialen Pneumonie in ganz reiner Form darboten. Bei der 
Mehrzahl der untersuchten Fälle sind jedoch grampositive Diplo- 
Streptokokken für die zum Tode führenden Lungenveränderungen 
verantwortlich zu machen. Bei den Fällen mit croupöser Lobär- 
pneumonie fanden sich vorwiegend Pneumokokken,. Rasch zum 
Tode führende Fälle mit schwerem hämorrhagischen entzündlichen 
Ödem ganzer Lungenlappen waren durch lange Kettenkokken 
bedingt. Wenn demnach besonders in Frühstadien dem Pfeiffer- 
schen Baeillus gelegentlich eine gewisse Bedeutung zuzukommen 
scheint, so dürfte er doch kaum eine andere Rolle als die eines 
Sekundärerregers spielen. Den zuerst von Bernhardt be- 
obachteten Diplo-Streptokokken kommt auch in der zurzeit 
herrschenden Epidemie die größte Bedeutung, freilich auch nur 
als Sekundärerregern zu. Das eigentliche Influenzavirus dürfte ein 
invisibler Keim sein. l 


Nach den inzwischen von anderer Seite veröffentlichten 
anatomischen Befunden und auch auf Grund eigener Erfahrungen 
scheint in verschiedenen Gegenden der Obduktionsbefund bei der 
Pandemie insofern etwas zu variieren, als an verschiedenen Stellen 
die vorherrschenden Lungenveränderungen verschiedenen Cha- 
rakter zeigen und auch einige Nebenbefunde, wie wachsartige 
Muskeldegeneration und Encephalitis, in einzelnen Gegenden häu- 
figer zu erheben sind als an anderen Stellen. Ich verweise nur 
auf die Darstellung von Hirschbruch!), der fast durchweg 
schon makroskopisch erkennbare eitrige interstitielle pneumonische 
Veränderungen beschreibt, und auf den Aufsatz von Gold- 
schmid?), der bei seinem Material vorwiegend croupöse Lobar- 
pneumonien findet. Während auch ich im Sommer die eitrigt 
interstitielle Pneumonie mit ihren Folgezuständen als den ‚bei 
weitem häufigsten Lungenbefund notieren konnte, so überwiegt 
bei meinem jetzigen, sehr reichlichen Material das Bild der mi- 
liaren, herdförmigen peribronchialen Lungenentzündung. Konnte 
ich bei der sommerlichen Epidemie pseudomembranöse Entzun- 


dungen der Luftwege sehr häufig feststellen, so vermisse ich jetzt, 


wo ich in einer ganz anderen Gegend zu sezieren Gelegenheit 
habe, diesen Befund ganz und gar. Es ist naheliegend, diese 
regionären Variationen in dem Vorherrschen gewisser Typen der 
Pneumonie sowie gelegentlicher Nebenbefunde auf eine Ver- 
u. der regionär vorherrschenden Sekundärerreger zurück- 
zuführen, 


1) D. m. W. 1918, Nr. 84. 
P M. m. W. 1918, Nr. 40, 


26, Jan « : 


- Be 


tikë . 
ch gemia t. 
le zakl f>- 
der Piw H- 
n Verbali |: 
sehera A E 
us mh l 
mweke } 

we dhek 


` 


- 


` Strömung nach den anfangs - geöffneten und, :schlaffen Mitralklappen 
deute. Meine Annahme, daß Schließung und Vorbuchtung der’ Atrio- 


zweiten Hälfte der Anspannungszeit der Vorhofsdruck ‘bei starkem 


-~ spannungszeit mit dem Ventrikeldruck jäh an. 


‚in ihrem Beginn noch fehlt. - _ | | | 
', .daß man das Kardiogramm durcli 


uns nicht einmal von. dem Vorhandensein der großen Doppelerhebung 


"für geeignet halte, alle Einzelheiten des Spitzenstoßes zu erklären. 
Braun machte die einzelnen Aufnahmen in Abständen von 8/00 oder 


- nehme man auf irgendeiner meiner Kurven die Punkte, die. 5/10 oder 


‘ Kurve übrigbleibt, 


Crescendogeräusch bei Mitralstenose ein protosystolisches sei, tut en&- 


96. Januar. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK-— NE 4 o 
0. Referatenteil. - Ä 
$ w NER  Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff; Berlin Br | | | 

u . - Sammelreferate. © f Ich darf vielleicht einiges von dem, was ich über das Crescendo- 

- p geräusch geschrieben habe, kurz wiederholen. Das Crescendogeräusch 

der Mitralstenose ist bedingt dureh ein 'rasches kurzes Geräusch, das 


dem ‚ersten: Ton. unmittelbar vorausgeht. Die Schallerscheinung kann 
man als rrut wiedergeben, wobei ut dem Ton, die vorausgehenden rr 


Aus der Medizinischen Klinik und Nervenklinik Tübingen k 
dem Geräusch entsprechen. Nur dieses Geräusch ist in die Systole zu 


| (Prof. Dr. Otfried Müller). . - _ 

= Bemerkungen zu Edens’ Kritik meiner kardiographischen‘ 
Arbeiten mit Stellungnahme zu der Lewisschen Arbeit über die 
Herzgeräusche. bei Mitralstenose. “u 

Von Prof. Dr. Wilhelm Weitz, Oberarzt der Klinik. 


In einem Sammelreferat über neuere Arbeiten aus dem Gebiete 
der Herz- und Gefäßkrankheiten in Nr.48 dieser Wochenschrift be- 
spricht Edens mehrere Punkte aus meinen im D. Arch. f. klin. M. 
Bd. 124 und Bd. 125 erschienenen Arbeiten über die Kardiographie am 
gesunden und kranken Herzen und über das Elektrokardiogramm in 
seiner Beziehung zum Spitzenstoß und zum Carotispuls. Ich möchte 
zu diesen kritischen Bemerkungen kurz Stellung nehmen, weil durch 
ihre Ignorierung der Anschein erweckt werden- könnte, als ob ich ihre 
Berechtigung auch nur irgendwie anerkennen könnte. © ` 

Edens meint, daß. sich meine Erklärung über den ersten An- 
stieg im Kardiogramm, mit der alten Skodaschen Rückstoßtheorie 
decke. Er übersieht dabei, . daß Skoda den Rückstoß durch Einfluß 
des Blutes in die Aorta erklärt und also die Erhebung des Kardio- 
gramms in die Austreibungszeit verlegt, während ich die im Anfange 
der Anspannungszeit vorhandene Erhebung durch Rückstoß infolge 


vorhanden, das gewöhnlich einen anderen weniger rauhen, mehr gießen- 
den Charakter zeigt. Der Schalleindruck, der bei dem Hinzukommen 
| dieses Geräusches zu dem protosystolischen Geräusch und dem ersten 
Ton entsteht, läßt sich durch 'ffrrut wiedergeben. Auch diese Schall- 
erscheinung hat im ganzen den Charakter des Crescendogeräusches 
' nicht verloren... Das protosystolische, allein aus dem kürzeren, rauheren 
Schalleindruck bestehende Geräusch wird, wie.man sich in den Unter- 
richtskursen leicht überzeugen kann, von Anfängern sehr. oft nicht ge- 
hört. Nach Anstrengungen tritt das Crescendogeräusch deshalb deut- 
` lich .hervor, weil dann zu dem protosystolischen noch ein diastolisches 
Geräusch hinzukommt, weil aus demi rrut ein firrut wird. = 
- Die Lewisschen Kurven’), die nach Ed ens diese Anschauung 
widerlegen sollen, würden gewonnen durch Aufsetzen eines Mikrophons 
auf die Brustwand, das. seinerseits mit der Saite des Galvanometers in 
ciner hier nicht näher zu beschreibenden \Veise in Verbindung. stand, 
sodaß Bewegungen der Aufnähmemembran ohne Zeitverlust auf die 


t 


-Saite übertragen wurden. u 0. BR 
-Solche Aufnahmen bringen nun nicht nur’die durch die Herz- 
töne bedingten Schwingungen zum Ausdruck, sondern auch die anderen 


Bewegungen. des Spitzenstoßes.” Lewis hat nach Einthovens 
Vorgang durch Anbringung einer seitlichen Öffnung an den Aufnahme- 


sucht. Daß alle Bewegungen des Spitzenstoßes außer. den Klappen- 
 bewegungen, nun auch wirklich dadurch zum Verschwinden gebracht 
werden, ist aber ‚mehr als zweifelhaft. In. der Abb. 1.und 2 in der 
Lewisschen Arbeit, die vom normalen Herzen aufgenommen sind, 
sieht man als erste Erhebung eine plumpe, niedrige breite Zacke, der 
mehrere höhere, schmalere Zacken' folgen. Lewis rechnet die erste 
‚ Erhebung schon zu den Schwingungen des ersten Herztones. Wer 
meine Kardiogramme kennt, wird mit mir, wie ich glaube, nicht daran 
zweifeln, daß sie der VK-Erhebung des Kardiogramms entspricht. Wirk- 
lich einwandfrei sind nur solche Aufnahmen, bei denen, wie Weiß 
-es getan hat, das Zuleitungsrohr von dem die Töne aufnehmenden 
Brusttrichter mit dem registrierenden Apparat nicht in feste Verbindung 
gebracht wurde, sondern in deren Nähe frei endigte. E 
Bei dieser Versuchsanordnung, die auch im übrigen allen theore- 
tischen Anforderungen genügt, fanden Weiß und Joachim?) den 
Anfang des ersten Herziones viel später, nicht zwischen 0,002 bis 
höchstens 0,026, wie Lewis, sondern .0,05 bis 0,07 Sekunden nach 
Beginn von R. Die erste plumpe’Zacke der Lewisschen Kurve, die 
‚ ihrem Ansehen nach mit der VK-Erhebung des Kardiogramms identisch 
ist, war offenbar nur Herzbewegung, nicht Teil des Herztons, und. fiel 


ventrikularklappen im ersten Teil der Änspannungszeit geschehe, soll 
nach Edens im Widerspruch zu unseren bisherigen Kenntnissen 
"stehen. Das ist in dieser Bestimmtheit nicht ganz richtig, da ich für‘ 
meine. Auffassung z. B: Frank zitieren kann. Vor allem aber wird 
“die Richtigkeit meiner Ansicht, ‘wie ich in meiner Arbeit genau ent- 
wickelt habe, durch: die Vorhofskurven ‚bewiesen, die H. Straub, 
Piper und Garten mit nach Frankschen Prinzipien gebautem 
Manometer hergestellt . haben. Während in ‘diesen -Kurven in der 


Steigen des Ventrikeldrucks heruntergeht, steigt er im Anfang der An- 
Das läßt sich nur da- 


durch erklären, daß der völlige Abschluß zwischen Ventrikel und Vor- 
hof, wie er in der zweiten Hälfte der Anspannungszeit vorhanden ist, 


Wenn Edens ferner meint 

‚die mit den bisherigen modernen Untersuchungsmethoden (Brauns 
kinematographische Aufnahmen) gewonnenen Ansichten (Zunahme des 
Tiefendurchmessers, Ausbild ung des systolischen Herzbuckels, Willekens. 
-Rotations- und Ludwigs Hebelbewegung) -erklären kann, so, möchte 

ich demgegenüber daran erinnern, daß man sich über die wirkliche , 
Form des Spitzenstoßes nach den bisherigen Methoden ein absolut un- 
zureichendes Bild gemacht hat. Haben doch die alten Kardiogramme 


deshalb bei der einwandfreien Untersuchung aus. o 
Wenden wir uns nun. deù Lewisschen Kurven von Mitral- 
stenose zu, z. B. der Abb. 7 seiner Arbeit, Da sehen wir in der 
Diastole sehr zahlreiche hohe Zacken, dem diastolischen Geräusch ent- 
, sprechend. Diese Zacken nehmen an Höhe ab;-und nun beginnen kurz 
hinter dem Beginn von R wieder Zacken, die sich von denen in der. 
Diastole nicht unterscheiden, durch ihre Zahl und ihr Aussehen da- 
gegen sofort abstechen von den Schwingungen, die in. den beiden 
normalen Kurven den ersten Herzton darstellen. Lewis spricht die 
zweite Gruppe der hohen Schwingungen als durch den ersten Ton 


des Kardiogramms der einen in der Anspanüungszeit, der anderen in 
der Austreibungszeit geschweige denn von .den zahlreichen kleinen 
‚Zacken und Erhebungen in Kenntnis setzen können. Zu Erscheinungen 
am Spitzenstoß, die aber nicht bekannt waren, gab es natürlich auch 
' keine Erklärung. Ich möchte übrigens bemerkeń, daß ich die kine- 
Matographische Methode, Brauns; auch wenn. sie modern ist, nicht 


Anfang sich so zu R verhält, wie die von ihm als Beginn des. ersten 
Herztones gedeutete._Erhebung der normalen Kurve, welche Deutung 
wir wegen des Aussehens der ersten Zacke und wegen der Weiß- 


schen Befunde ja bereits hatten. ablehnen müssen. 

~. Joachim und Weiß, die bei Mitralstenose zahlreiche. Auf- 
nahmen machten, finden gerade bei diesen Fällen den Beginn des 
‚Herztons viel später. Bei 18 untersuchten .Fällen war der zeitliche 
‘Abstand zwischen dem Beginn der Zacke R und des Herztons nur 
einmal annähernd normal, nämlich. 0,063 Sekunden, bei allen anderen 
war er mehr oder weniger verlängert, bis zum Doppelten der normalen 
Werte. Auch Weiß und Joachim finden wie Lewis, daß kurz 


Bo Sekunden. Was dazwischen ‘geschieht, wissen wir nicht. Nun 


auch 3°/ioo Sekunden voneinander entfernt sind und verbinde diese 
miteinander und man wird sehen, wie wenig‘ von der ursprünglichen 
i Hinzu kommt, daß es mir außerordentlich schwer 
Zu sein scheint, kleine Lageveränderungen in der Photographie zu er- 
kennen und daß mir überhaupt ein Vergleich der Bewegungen des 
Hundeherzens, das bei eröffnetem -Thorax und Perikard schlägt, ‘mit 
‚den umschriebenen, durch die Herzaktion bewirkten Bewegungen der 
Intercostalmuskulatur in der Spitzenstoßgegend beim sitzenden Menschen 


Dicht ohne weiteres erlaubt zu sein scheint. 


Meine Zustimmung zu der Brockbankschen Ansicht, daß das | ihren Kurven geht aber (wie übrigens auch aus meinen kardio- 


graphischen Kurven) mit aller Deutlichkeit.hervor, daß sie, da sie ganz 
. anders aussehen wie die Schwingungen, die später den ersten Herzton 

anzeigen, etwas anderes, also ein Geräusch darstellen müssen. oo 
.._Da diese Schwingungen bis zum ersten Herzton. andauern, können 


lich Edens mit der Bemerkung ab, daß Lewis unwiderleglich ge- 
Weiß und Joachim es mit aller Deutlichkeit aussprechen, daß der 


zeigt habe, daß „die gute alte Auffassung des Geräusches der Mitral- 

stenose als eines protosystolischen Vorganges zu Recht bestehe“. 

die ; ‚Ich habe in meiner Arbeit zu den Lewisschen Ausführungen, | 

‚16 mir damals nicht vorlagen, nicht Stellung genommen und hole das '» Siehe Heart:1913, Bd. 4, ` 
= 3) Zschr, f, klin, M., Bd, 78. 


hiermit um so lieber nach. j 


2 ug y 
-T > 
-ta er 
e ans ye 

ir 
r 
Ee pe 5 
z D, 

» ; ! 

’ Rn: 


verlegen. Außerdem ist in vielen Fällen ein: diastolisches Geräusch - 


apparat die. groben und langsamen Bewegungen auszuschalten ver- 


bedingt an. Er Kann dafür keinen anderen Beweis haben, als daß ihr 


hinter dem Beginn von R zahlreiche: Schwingungen beginnen. Aus ` 


Be 
PR 


Die, ee 
ra EN a - 


A 


u: 
S ti 
e 
a 
SM 
” 
u; 
Be 
2A 
er 


urr 
A 
oà s. P 
et, vg 
a n re a "4 
Aena TA = ` 2 et 2 a 3 R 
ee S >. ; 
- Da EE we Pe RAS- - --. 4 
ii BE = FEA 3 z È 
Loos = Re 2. Ir a 2 
u mm, N 
ey 


Ir 
SEP 
w 


ERE on } 


ee 
De Win 
EEE re 
za 


——— 
er ne 
a 
in” Am 


27% 
nn 
= 
- 
> 
a 
do 


ne 


Ze 
An 
~ 


Ta 


- FT 
+ ~ 
. i 
nn 
a en = 
WE s 
en 
SEE 
- --. 0. 
`~, 


"z = 
—— 


A 
~ 
a, 
TE 
A De an DER = 
A - E - 
ET nee + z 
nme Nee. ee or 
a TETORI - 
ETF aa S 
Bye 


u 
un. 
nn 


yo an ma 
A = a r or 
ok ie, 
` <e AA 
Sum Feen: 
— 


E, 
Ac- w 


) 
i 
| = 
i 2 ae er 
LTR |: 2 
i Li 
t 


100 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4. 


36. Januar. 


letzte Teil des Geräuscherescendos, desjenigen Teils, der dem ersten 
Herzton unmittelbar voranginge, ventrikulären Ursprungs, also proto- 
systolisch sei. Für den ersten Teil nehmen sie es deshalb nicht an, 
weil das Geräusch gewöhnlich etwa 0,02 Sekunden nach dem R-Beginn 
einsetze, und weil nach ihrer Meinung der Zwischenraum zwischen 
Beginn von R und Ventrikelcontraction länger als 0,02 Sekunden, 
= nämlich durchschnittlich zirka 0,05 Sekunden betrage. Diese letztere 
Ansicht ist nun nach neueren Ergebnissen nicht mehr haltbar. Sowohl 
eigene Untersuchungen, wie die von Piper, Garten und Anderen 
haben gezeigt, daß ein viel geringerer Zeitraum, oft unter 0,01 Sekunden, 
zwischen R-Beginn und Ventrikeleontractionsbeginn liegt. Danach 
fallen also die stärkeren Schwingungen der Weiß- und Joachim- 
schen Kurven. vollkommen in die Systole hinein. (Nur nebenbei sei 
hier betont, daß die Ansicht, daß der Beginn der Ventrikelcontraction 
und des ersten Herztons gleichzeitig sei, offenbar nicht richtig ist.) 

Von den sehr zahlreichen, kurz nach R-Beginn einsetzenden 

"Schwingungen der Lewischen Kurven stellen eben nur die letzteren 
den Ton und die erstere das Geräusch dar — das nicht erkannt zu 
haben, war der Irrtum Lewis. 

Bei der Erklärung seiner Kurven mußte Lewis auffallen, daß 
das Mitralstenosengeräusch, wie er es deutete, überhaupt kein Crescendo- 
geräusch war. Nahm doch von Beginn der Vorhofscontraction an die 
die Höhe der Schwingungen und also die Stärke des Geräusches bis 
zum vermeintlichen ersten‘ Ton ständig ab. Er stellt deshalb die Hypo- 
these auf, daß ein Geräusch dann einen Crescendocharakter trage, wenn 
es direkt in einen Ton übergehe. Diese Hypothese ist nicht zu be- 
weisen, denn sowohl bei der Aortenstenose, wie bei der Mitralinsuf- 
fizienz, wie schließlich auch der Aorteninsuffizienz dauert das Geräusch 
bis zum Ton und trotzdem fehlt hier der Crescendocharakter. Wir 
müssen dabei bleiben, daß das, was bisher als Crescendogeräusch be- 
zeichnet wurde, auch wirklich eines ist, und betonen noch einmal, daß 
die Weiß- und Joachimschen und meine Kurven den Beweis da- 
für liefern und die Lewisschen Kurven ihn durchaus nicht erschüt- 
tern, daß die Verstärkung im Beginne der Ventrikelcontraction erfolgt 
und also protosystolisch ist. 

In meiner Arbeit über das Elektrokardiogramm in seiner Be- 
ziehung zum Spitzenstoß und zum Carotispuls greift Edens nur 
meine Ansicht heraus, daß die Zacke R des Elektrokardiogramms wahr- 
scheinlich einem Contractionsvorgang die Entstehung verdanke und 
glaubt, daß diese Meinung deshalb auf Widerspruch stoßen werde, weil 
ein typisches Elektrokardiogramm vom Herzen geliefert werden könne, 
dessen Muskeltätigkeit durch Entziehung des Caleiums aus der Durch- 
strömungsflüssigkeit völlig aufgehoben sei. Von den Vertretern der 
Anschauung, daß R nicht einem Contractionsvorgange, sondern nur 
einem Erregungsablauf seine Entstehung verdanke, wird als ein Haupt- 
grund der Umstand angeführt, daß während des Ablaufs von R keine 
Muskelcontraction stattfindet. Meine Arbeit zeigt, daß diese Annahme 
falsch ist, und deshalb konnte ich sagen, daß der Ansicht, R könne 
nur dem Erregungsablauf entsprechen, eine Hauptstütze entzogen sei. 
Der Einwand Edens’, daß R nicht der Contraction, sondern nur der 
Erregung entspreche, weil nach Caleiumentziehung ein typisches Elek- 
trokardiogramm ohne Contraction zustande komme, würde natürlich 
nicht beweisen, daß nur R, sondern daß auch sämtliche anderen Zacken 
des Elektrokardiogramms, also auch P und F, mit Contractionsvor- 
gängen nichts zu tun hätten. Ob dieser Beweis aber allgemeine Aner- 
kennung finden wird, ist mir doch recht zweifelhaft. 

Wenn Edens an meiner Arbeit den an sich sicher richtigen 
Satz beweisen wollte, daß die neuesten Untersuchungen noch nicht als 
der Weisheit letzter Schluß zu betrachten seien, so können meine vor- 
stehenden Bemerkungen zu der Edensschen Kritik vielleicht lehren 
daß das, was neu ist, deshalb noch nicht unbedingt falsch zu 
sein braucht. 


— 


Antwort auf die vorstehenden Bemerkungen. 
Von E., Edens, 


Die von Weitz betonten Unterschiede zwischen seiner und der 
Gutbrod-Skodaschen Rückstoßtheorie sind ohne weiteres zuzu- 
geben und mir bewußt gewesen. Mein Vergleich bezog sich auch nur 


~ 


auf das Prinzip der Theorie, nicht auf die Einzelheiten. Für seine An- 
nahme, daß im Beginn der Anspannungszeit eine physiologische Insuf- 
fizienz der Cuspidalklappen bestehe, beruft W eitz sich auf O. Frank 
sowie auf H. Straub, Piper und Garten. Frank berichtet 
soweit mir bekannt, nur von Mitralinsuffizienz infolge Dehnung des 
Klappenringes bei sehr hohen Druckwerten !); diese Beobachtung trifft 
auf die normalen Arbeitsbedingungen des Herzens demnach nicht zu. 


‚Von den genannten anderen drei Autoren dürfte sich H. Straub 
am eingehendsten mit der Frage beschäftigt haben. Er äußert sich 
folgendermaßen 2): „Mit dem Beginn der Ventrikelsystole drückt sich 
der Klappenschluß (in der Vorhofsdruckkurve) in einer außerordentlich 
plötzlich ablaufenden spitzen Zacke aus.... Die vor Einsetzen der Ven- 
trikelsystole schon gestellten Klappen werden bei Beginn der Ven- 
trikelcontraction mit scharfem Ruck gegen den Vorhof geschleudert 
und bedingen bei ihrem Schluß einen momentanen Druckanstieg. 
ist nicht notwendig, daß dabei eine irgendwie nennenswerte Blutmenge 
in den Vorhof zurücktritt, das Vorschleudern der Klappensegel allein 
würde zum Zustandekommen der Zacke vollauf genügen.“ Straub 
baut hier gewissermaßen vorbeugend dem Schluß vor, den Weitz aus 
seinen Kurven gezogen hat. Das zeigt sich noch deutlicher in einer 
anderen Bemerkung Straubs°), die über die Form des Tacho- 
gramms im Beginn der Anspannungszeit handelt; Straub sagt da 
ausdrücklich: „ohne daß aber Blut aus den Vorhöfen in die Kammer 
übertritt.“ Ich muß also daran festhalten, daß eine Schlußunfähigkeit 
der Cuspidalklappen zu Beginn der Anspannungszeit bisher nicht be- 
wiesen ist. Da die Annahme einer solchen Schlußunfähigkeit der 
geläufigen Ansicht widerspricht, so fällt Weitz die Last des Beweises zu. 
Soweit ich die einschlägige Literatur überblicke, wird dieser Beweis 
nur durch „Feststellung der Druckschwankungen in den verschiedenen 
Herzabteilungen“*) in neuen, besonders auf die strittige Frage ge- 
richteten Untersuchungen zu erbringen sein. 


Weitz hält die Aufnahmen der Herztöne von Weiß und 
Joachim für zuverlässiger als diejenigen von Lewis, weil bei 


Weiß und Joachim das Zuleitungssystem nicht in fester leitender 


Verbindung mit der Aufnahmevorrichtung steht. Ich bin nicht davon 
überzeugt. Es ist bekannt, daß unser Ohr, der empfindlichste Schall- 
registrator, nichts, aber auch gar nichts von den gewöhnlichen Herz- 
tönen und Geräuschen hört, sobald die bei der Auscultation übliche feste 
leitende Verbindung zwischen Brustwand und Ohr unterbrochen wird 
(z. B. Entfernung des Stethoskopfußes von der Brustwand um 1 mm). 
Und da soll die Weißsche Membran imstande sein, die Töne und 
Geräusche aufzuzeichnen? Ich habe mich ausgiebig mit Schallregistrie- 
rungen beschäftigt (siebe die Arbeit über den Perkussionsschall von 
v. Ewald und mir) und kann nur sagen, daß alle Registriermethoden 
an Empfindlichkeit unendlich weit hinter der Empfindlichkeit unseres 
Ohres zurückstehen. Man nehme die allerempfindlichste Membran un 

beobachte, ob sie auch nur eine Andeutung von Reaktion zeigt 8 

einen Pfiff im Nebenzimmer oder, Straße, auf ein in der Zimmer- 
ecke geflüstertes, ja gesprochenes Wort. Nach meinen Kenntnissen 
von Schall- und Stoßkurven der Herzgegend scheinen mir die Auf- 
nahmen von Lewis am vertrauenswürdigsten von den bisher ver- 
öffentlichten zu sein und ich möchte mich deshalb zunächst aut 
weiterhin auf seine Aufnahmen und seine, wie ich glaube, zutreffenden 
Deutungen stützen. Ich gebe aber gern zu, daß die ganze noch jung® 
Methodik der Schallregistrierung weiterer Bearbeitung bedarf. Sollte 
sich dabei herausstellen, daß Weitz mit seinen Ansichten recht hat, 
. wird es mir eine Freude sein, das jederzeit unumwunden anzu- 
erkennen. 


Auf die komplizierte Deutung des Elektrokardiogramms kann 
ich hier nicht eingehen. 

Es lag mir in meinem Referat nur daran, auf Differenzen 
zwischen den Ergebnissen der Weitzschen Arbeit und den geläufigen 
Ansichten aufmerksam zu machen, in einem kritischen Referat ist on 
nötig mit Rücksicht auf die Leser, die nicht immer mit allen Einzel- 
heiten eines Sondergebiets vertraut sein können. Wenn dadurch 
strittige Fragen aufgedeckt werden, so liegt das im Interesse der 


Wissenschaft, an deren Entwicklung wir alle mit der gleichen Liebe 
arbeiten. | 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Stehe auch Therapeutische Notizen.) 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 1. 


August Bier (Berlin): Beobachtungen über Regeneration beim 
Menschen. Zu den Gelenken, Sehnenscheiden, Schleimbeuteln, die 
anatomisch, physiologisch und pathologisch miteinander nahe verwandt 
sind, ineinander übergehen, sich gegenseitig vertreten und an gleichen 
Leiden erkranken, treten auch die Spalträume (Maschen) des 
lockeren Bindegewebes. Auch sie dienen der reibungslosen 
Verschiebung der Körperteile und sind grundsätzlich dasselbe wie 
Schleimbeutel, Sehnenscheiden und Gelenke. Auch in ihnen findet sich 
eine Schmiere („Lymphe“), die unter gewöhnlichen Verhältnissen die 


gleitenden Teile genügend schlüpfrig macht, die aber bei stärkerer 
Reibung, bei Druck und Zerrung aus einer an Synovin mehr oder Wè- 
niger reichen Flüssigkeit besteht. Synoviale Höhlen in Form 
von Schleimbeuteln können sich überall aus dem Binte 
gewebe durch Druck, Zerrung, Pressung und Reibung bilden, UM 
zwar durch eine Verflüssigung der Balken und Zellen, die die kleinen 


t) Dynamik des Herzmuskels 1895, S. 886. 
3) Pflügers Arch. 148, 1911, S. 77. 

°) D. Arch. f. klin. M. 118, 1915, S. 219, 
4) Frank-Haemodynamik S. 188, 


aa 
r 


f 


101 


P i p i E a 
S =a’ e a 
OA ER : 
ur 3 fe fr BR 
an $ g 
EN Çu š 
Ma er wor an i} C 
i caer m Aa NE Y 
er 22.0, rPe ET 
In >; ER KEG kY: 
í s < = x 


A Jam 7.26. Januar. 1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4. 
. Für sel, Gewebsspalten trennen, sodaß diese zu einem großen Raume zu- | hältnisse in ihrem Lande zu bedenklich ‚werden, im Begriff, unseren gi dr 
ologische Ist sammenfließen. i | m ‘| Ostprovinzen zuzuwandern. . ° Sr u N Zn 
auf O. Prat y R. Sommer (Gießen); Weitere Heilungen von psychogener Taub- “ .PaulHampeln (Riga): Uber Ferntöne an Herz und Gefäßen. Ei 
ank Di | heit und Taubstummheit. Das. vom Verfasser beschriebene Verfahren | Hingewiesen wird unter anderem auf die Fernhörbarkeit (das heißt nur . Be 
 Deinun & f ` besteht darin, daß man bei dem péychogen Tauben eine Haltungs- | durch die gewöhnliche Luftleitung) auch des zweiten Herztones, - à F. 
obachtung ti £ kurve der Finger an dem Apparat zur dreidimensionalen Darstellung | des Gefäßtones, sowie des ‚Gefäßtones in den peripherischen Be 5 
nach nidia | > der Zitterbewegungen aufnimmt und, während. der Patient. ganz auf | kleinen Gefäßen, und zwar im Gefäßbogen der Hohlhand. - $ 
ich H, Steal diese Aufgabe eingestellt ist, plötzlich hinter seinem Rücken ein starkes | ` Cassel (Berlin): Osteomyelitis acuta purulenta des vierten Hals- | 
Glockensignal auslöst, auf das bei psychögener Taubheit in der Regel | wirbels. Bei einem Knaben. war die‘ ganze Nackengegend ‚kolossal 
| n Au geschwollen von der Haargrenze bis zur Vertebra prominens und nach 


den Seiten bis zu den Ohrmuscheln. ‘Die Haut über der Schwellung 
war ganz blaß und etwas glänzend. Berührung .und Druck, namentlich 

gegen die Tiefe zu, waren außerordentlich schmerzhaft. Fluktuation - 
ließ sich nicht nachweisen. Es bestanden große Schmerzen in den | 
Schultern und den Armen, die als ausstrahlende, durch Druck auf die 

beiderseitigen Plexus cervicales hervorgerufen, anzusehen waren. Die ver: 
Osteomyelitis hatte zu einer starken Infiltration der Halsmuskulatur ` .- 


x 
. 


eine Schreckreaktion erfolgt, die sich unmittelbar vor den Augen 
des Patienten als Ausschlag auf der Kurve darstellt. Durch 
diese offenkundige, akustisch-motorische Reaktion wird die.psychogene 
Taubheit meist sofort oder im Laufe der nächsten Tage beseitigt. 

Paul Schmidt (Halle): Organisatorische Maßnahmen zur 
Seuchenbekämpfung. Es gilt, die Organisation des Dienstes derart zu 
regeln, daß nach Aufstellung. einer Liste der überhaupt vorhandenen 


heimgekehrten Soldaten vor allem ‘diejenigen festgestellt werden, die 
Infektionskrankheiten durchgemacht haben, ganz besonders . die ge- 


sunden Bacillendauerausscheider. ` | ee 
A. Blaschko (Berlin): Ein neuer Weg -zur Bekämpfung der 
Geschlechtskrankheiten. Die Syphilis, im allerersten Stadium ener- 
gisch mit Salvarsan und Quecksilber behandelt, „kann fast ausnahms- 
los im Keime erstickt werden“. Von den Gonorrhöen, die am ersten 
Tage ihrer Manifestation abortiv behandelt werden, „werden 60 bis 
70 % binnen wenigen Tagen geheilt“. Es muß daher erreicht werden, 
` „~ daß möglichst jeder Fall yon Gonorrhöe am ersten Tage, jeder Fall 
© von Syphilis vor, Ausbruch der Allgemeininfektion,' vor dem Positiv- _ 
werden der Seroreaktion sachgemäß behandelt wird. Das ist auf zwei 
Wegen zu. erzielen: 1. Jeder Arzt muß beide Krankheiten im ersten 
Stadium erkennen und behandeln können. ` 2. Das Publikum muß die 
Arzte beim ersten Auftreten verdächtiger Krankheitserscheinungen auf- 
suchen und muß ferner aufgeklärt werden, in welcher Weise es sich 
' durch Schutzmaßnahmen vor und, nach.dem Beischlaf selbst 
schützen kann. u zer =. Fa | 
L. Dienes (Budapest): Über das Vorkommen des Weil-Felix- 
schen Bacteriums. Die positiven Kulturen der Weil- Felixschen 
Bakterien vom Blute der 'Fleckfieberkranken sind auf andere Um- 
~ . Stände zurückzuführen als auf die Fleckfiebererkrankung. Denn man 
_ erhält mitunter bei I:xanthematicuskranken, wo der Keim vorhanden sein 
muß, keine positiven Kulturen, und andererseits war von sechs Russen, 
‚bei denen die Kultur positive Resultate ergeben hatte, kein einziger 


Fall klinisch Fleckfieber, | T3 

: Jos. Heising (Bad Lippspringe): Influenza und Nephritis. 
Unter 15 Influenzafällen kamen zwei Influenza-Bronchopneumonien vor, 
die beide mit Nephritis kombiniert waren.‘ u 

.., Cäsar Hirsch (Stuttgart): Die Grippeerscheinungen im. Ge- 
biete des Ohres und der oberen Luftwege. Die so oft auftretenden 

- Tasenden Kopfschmerzen dürften nicht der toxischen Form der Grippe ' 
zur Last zu legen sein, sondern hauptsächlich auf Nebenhöhlen- 

 erkrankungen (meist der Stirnhöhlen) beruhen.. In keinem Falle 
von akuter Nebenhöhleneiterung mußte operiert werden. Häufig fand 


Ne N 


“auf der Dorsalseite geführt. | Ä 
Heinz. Walther (Jena): Erfahrungen mit Aderpressen. Von 
den als-Ersatz der Esmarchschen Gummibinde bisher angegebenen 


Mitteln erscheint dem Verfasser die Zwirnsche Aderpresse als 


das beste. -> er Nase 
Robert Baumstark (Bad Homburg): Der diagnostische . 

Wert des Nachweises okkulten Blutes in den Faeces.. Der Verfasser 

betont von neuem, daß der okkulten Blutung ein ausschlaggebender 

. differentialdiagnostischer Wert nicht zukomme. F.Bruck ` 


. Wiener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 1. 
| Der Schularzt.. 'Zusammenstellung schulärztlicher Erfahrun- 
gen, besonders auf spezialärztlichem Gebiete: Der Schulohrenarzt 
. (G. Alexander), der Schularzt: als Laryngologe (L. R&thi), als 
Zahnarzt (R.'Kronfeld), als Augenarzt (A. Pollak), als Orthopäde 
(0. E.Schütz).. Ferner: „Der-Ernährungszustand der Wiener Kinder“, 
der nach v. Pirquet bei 91% von ‘den in das Spital aufgenommenen 
Kindern im Alter’ von 1 bis 15 Jahren und bei:98 % der für die Ferien- 
aktion-untersuchten Wiener Kinder ein unbefriedigender genannt werden 
muß; „Schularzteinrichtungen“ von L. Burgerstein, „Die Ein- 
führung von Schulärzten an unseren Mittelschulen“ von J. Zappert 


und „Über Untersuchung der weiblichen Schuljugend“ von M. Gstettner. 
EE | | G. 2. 


Korrespondenzblatt für Schweizer Arzte 1918, H. 47 bis. 51. 

~ Iselin (Basel): Durchbruch der vereiterten tuberkulösen und. 
mischinfizierteu Mesenterialdrüsen. Beitrag zur Fehldiagnose bei - 
Appendicitis acuta, Verfasser konnte in acht Fällen, die unter ver- 
schiedenen; Diagnosen, zumeist als Appendicitis, eingeliefert waren, 
bei der Operation einen Mesenterialdrüsendurchbruch konstatieren.. 
Die Diagnose bleibt schwer, auch wenn man dies Ereignis kennt und 
ihm Rechnung trägt, da man von ihm kein bestimmtes Krankheitsbild 1 
‚erwarten darf. Je nach dem Stadium der Perforation wird mehr oder , AEO 
weniger. Bauchdeckenspannung und Empfindlichkeit je nach dem Sitze . 
"bald rechts, median oder links gefunden. Das Bild’ist von dem Reiz- : EN 
zustande des Peritoneums beherrscht und wird deshalb immer Ver- . PORERNE 


: sich eine Pharyngitis lateralis mit ziehenden Schmerzen nach den 
j Ohren durch Ergriffensein des pharyngealen Tubenostiums. Bei der s Pe en 
| Laryngitis acuta war die, Interarytänoidalschleimhaut gerötet und ge- | wechslungen mit. Wurmfortsatzperforation veranlassen. Für die Ze 
| schwollen und deshalb auch der heftige, krampfhafte Hustenreiz vor- | Therapie der Mesenterialdrüsentuberkulose sei vor der Bestrahlung Bi; 
handen, weil hier die Sensibilität im Kehlkopf am größten ist. Bei | gewarnt, dda hierdurch die Einschmelzung der Drüsen beschleunigt wird ` RE 
‘und es, wie ein Fall zeigte, kurz nach .der Bestrahlung zu einer Per- 2; 


: foration ins Abdomen kommen kann. ‘Jedenfalls müßte .mäan sich in 
jedem Falle von dem Charakter der Drüsenerkrankung durch Probe- 


. dem schweren akuten Katarrh. sieht man in vielen Fällen das typische 
LG [} D a a = i 
laparotomie überzeugen, um nur bei hyperplastischen Drüsen zu be- nl. 
. i- le re e 


Bild der Influenzalaryngitis: halbmondförmige, weiße Flecke auf den 
timmlippen, die Fibrininfiltrate oder Epithel- 


CEE Zas 


nökrosen darstellen. Sie können außerhalb einer Epidemie leicht 

‚alt Kehlkopfdiphtherie verwechselt werden. Unter den Otitiden sieht | strahlen, bei Vereiterung dagegen nicht. 

Man in zahlreichen Fällen das typische Bild der Otitis externa und | v. Mutach: Die anatomisch und physiologisch richtige Ra- _ Br o. 
dikaloperation der Leistenbrüche. Verfasser hat eine in Vergessen- -SARDIS 


heit geratene Operationsmethode, die Brenner im Jahre 1898 an- 
gegeben hat, mit bestem Erfolg angewandt und hält sie für geeignet, 


Myringitis haemorrhagica bullosa, Blutblasen im Gehörgang und auf 
. die jetzt üblichen Methoden zu ersetzen. — > | EEH) 


dem graurötlichen Trommelfell. 
acob (Zwickau): Thrombose und variolaähnliches 


S Johannes J 
 Exanthem bei Grippe. Die Thrombose in dem einen Falle (teigige, | 
schmerzhafte Schwellung des linken Armes) war eine marantische, ‚Nr. 48. ` Feer (Zürich): Zur Anwendung großer ‚Canmpherdosen, Bi. ©. 
insbesondere bei der Grippepneumonie. In der jetzigen Grippeepidemie E 3 
boten einige Pneumonien. die Veranlassung, zu großen Campher- MER: o 


hervorgerufen durch eine akute Herzschwäche. In dem zweiten Falle, 


der mit doppelseitiger Lungen- und Rippenfellentzündung einherging, 
dosen zu greifen. Ein überraschend guter Erfolg wurde neben ande-' 


En fast der ganze Körper, ausgenommen Gesicht und Hals, von einem 
Xanthem bedeckt (Knötchen und Bläschen- oder Eiterpusteln). . ` |. ren Fällen bei zwei verzweifelt schweren doppelseitigen Pneumonien 
Erich Martini: Das von Osten drohende Fleckfieber. An | beobachtet, die fast ausschließlich mit Campher behandelt wurden. Br: 
Unserer Ostgrenze (Polen) herrscht zurzeit das Fleckfieber. Die Grenz- | Der erste, ein 6jähriger Knabe, bekam zweimal täglich 10 cem UEB: 
kontrolle ist aber augenblicklich nicht mehr :von der gleichen Sicher- | 20 %iges Campheröl, in Summa in 15 Tagen 250 cem, davon ia. ~ Ba: 
heit, wie in den Vorjahren. Und dabei sind zahlreiche mit Kleider- | 11 Tagen 220 cem = 44 g Campher. Der zweite Fall, ein 11 jähriges i BEREN 5 
läusen behaftete jüdische Polen, denen die heutigen politischen Ver- | Mädchen, erhielt vom 6. bis 21. Krankheitstage 260 ccm Campheröl BE... 


\ I 


a 
~ 
me DEF RE. | 


a a a ee Ale 


102 - 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4. 


————n. a En nn une 
m ee nn gs mann = ETE ee 


und wurde trotz schwerster Komplikationen — doppelseitige eitrige 
Otitis, Infiltration der ganzen linken Lunge, Trachealrasseln, Somno- 
lenz und moribunder Zustand am 8. Tage — gerettet. Schädigungen 
durch große Campherdosen wurden nicht beobachtet. Gewöhnlich 


bringt schon die erste Einspritzung deutliche Besserung; der Kranke 


wird ruhiger, der Puls kräftiger, die Atmung tiefer, die Cyanose weicht, 


die Nahrungsaufnahme bessert sich. 


<- Roman (Basel): Über vitale Färbung von elastischen Fasern 
durch Thienyl-Chinolin-Carbonsäure, ihre Bedeutung, sowie ihre Be- 
ziehung zur Vitalfärbung anderer Gebilde. Es handelt sich um das 
ursprünglich zu therapeutischen Zwecken hergestellte Gichtmittel 
Atophan. Es fand sich, daß Kaninchen nach Fütterung mit diesem 
Mittel eine violette Färbung annahmen. Verfasser hat das Schick- 
sal dieses Präparäts im Tierkörper verfolgt und bald nach Dar- 
reichung im Plasma eine gelöste braune oder braunrote Substanz 
nachgewiesen, deren Farbe bei Säurezusatz ins.Rote bis Violette um- 
schlug. Ein Teil der Substanz wird durch Niere und Galle ausge- 
schieden, während ein anderer Teil im Körper bleibt und sich unter 
Aufspeicherung in den Stützsubstanzen durch die vitale Färbung 
kundgibt. 


Nr. 50. Uhlmann: Über eine neue Vitalfärbung. Es handelt 
sich um das pharmakologische Studium der Thienylebinolincarbon- 
säure, eines dem Atophan analogen Körpers (mit dem Unterschied, 
daß an Stelle des Phenyl- ein Thienylrest tritt), dessen Einwirkung 
auf den Organismus vom histologischen Standpunkt aus Roman in 
Nr. 49 der Zeitschrift beschrieben hat. Die Thienylchinolincarbon- 
säure lagert sich als Farbstoff, und zwar als violette, sogenannte 
saure Modifikation, elektiv gerade in jenen Gewebspartien ab, wo 
das Atophan angreifen soll und wo sich die Harnsäuredepots bei der 
Gicht finden. Möglicherweise bringt die Harnsäure selbst den Farb- 
stoff zur Ausscheidung und die Vitalfärbung gäbe uns ein Mittel in 
die Hand, die Ablagerung der Harnsäure und den Mechanismus der 
Ausscheidung näher zu studieren. Auf chemischem Wege gelingt es 
vorläufig nicht, die Thienylchinolincarbonsäure in den Farbstoff über- 
zuführen. Die Substanz wirkt in beträchtlichem Maße harnsäure- 
treibend, ferner auch antiphlogistisch. _ 

Notkin: Die Grippe als auslösendes Moment von Psychosen. 
Die Grippe hat in vier Fällen latent bestehende Psychosen akut in 
Erscheinung treten lassen. Es handelte sich zweimal um schizophrene 
Zustände, um einen Psychopathen mit cyclothymischen und einen mit 
submanischen Anwandlungen. Der Verlauf der Psychosen war ein 
ziemlich rascher und stürmischer; in kurzer Zeit trat wesentliche 
Besserung oder Heilung ein. 

Erna Munk (Solothurn): Zur Kenntnis der mit maligner Ge- 
schwulstbildung einhergehenden Leukämien. Es handelt sich um einen 
Fall von myeloischer Leukämie, kombiniert mit dem Auftreten zalıl- 
reicher, durch ihre Ausbreitung und ihr Wachstum als malign er- 
scheinender Tumoren. Eine sichere Zuteilung des Falles zur Leuk- 
ämie oder zur Myelosarkomatose ist nicht ohne weiteres möglich. 
Die Frage, ob die Tumoren im ganzen oder nur teilweise primäre oder 
sekundäre Bildungen darstellen, läßt sich nicht entscheiden. | 

Nr. 51. Düring (Luzern): Zur Pathologie und Therapie 
schwerer chronischer Diarrhöen. Verfasser teilt vier Fälle schwerer 
chronischer Diarrhöen mit, die er alle, trotz mancher unterschjedlicher 
Erscheinungen, einheitlich als durch Insuffizienz des Darmepithels 
bedingte Gärungsenteritis auffaßt. Bei einem Falle handelte es sich 


um Folgen einer Dysenterie, bei den drei anderen um eine congenitale. 


Schwäche, für die anamnestisch eine in die Kindheit zurückgehende 
Minderwertigkeit des Verdauungsapparats sowie der ganze Habitus 
aller Patienten sprach. Die Stühle sind sehr zahlreich, stark sauer, 
weisen abnorme Gärungen als Zeichen eines pathologischen Kohle- 
hydratabbaus auf, Neutralfettklumpen, Fettsäurenadeln, Schleim und 
in einem Falle große Blutkoagula. Weitere Symptome sind: Meteo- 
rismus, sekundäre Anämie, vergrößerte Milz, Abmagerung, schlaffe 
Haut, ein grauer Grundton der Körperhaut, in zwei Fällen subfebrile 
Temperaturen. Alle Erscheinungen, auch die in einem Fall im Vorder- 
grunde der Erkrankung stehende Schädigung der Fettresorption, 
lassen sich auf die Störung des Kohlehydratabbaus als primäre Ur- 
sache zurückführen. Obgleich fast alle Fälle Störungen der Magen- 
saftsekretion im Sinn einer Verminderung der HCl-Produktion auf- 
wiesen, möchte Verfasser doch für seine Fälle die Annahme einer 
gastrogenen Gärungsdyspepsie ablehnen. Die Therapie ist rein 
diätetisch: anfangs Fortlassen aller Kohlehydrate aus der Nahrung 
wie beim Diabetes, später sehr vorsichtige Zulage in Form von Zwie- 
back, Mehlspeisen, Nudeln, Grieß, Reis; Kartoffeln werden auffallend 
schlecht vertragen. Gelegentlich wurde auch mit gutem Erfolge 
Finkelsteinsche Eiweißmilch gegeben, | 


26. Januar, 


un 


Dubs (Winterthur): Über die traumatische Luxation des Ner- 
vus ulnaris. Verfasser konnte in drei Fällen diese Luxation beob- 
achten. Die erstmaligen Beschwerden sind der heftige, blitzartig in 
die Ulnarseite der Hand ausstrahlende Schmerz, starke Parästhesien 
und Anästhesien; einmal wurde ein bläschenförwiger Ausschlag an 
der Ulnarseite von Hand und Vorderarm beobachtet, der als trophische 
Störung aufgefaßt wurde. Bei wiederholter, sogenannter habitueller 
Luxation sind oft überhaupt keine Beschwerden vorhanden. Objektiv 
findet man bisweilen den Sulcus ulnaris weniger tief als auf der 
normalen Seite; bei Beugebewegung schlüpft der Nerv dann fühlbar 
über den medialen Epicondylus und kommt oberflächlich direkt unter 
der Haut fühlbar zu liegen. In anderen Fällen bleibt «lie Ulnarisrinne 
stets leer. Unter konservativer Behandlung gelingt die Wiederher- 
stellung zumeist vollständig, anderenfalls muß chirurgisch einge- 
griffen werden. i Gok 


Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 1. 


Hacker: Zur antethorakalen Ösophagoplastik mittels Haut- 
darmschlauchbildung. Eine vor fünf Jahren bei einem damals 13jäh- 
rigen Mädchen wegen Speiseröhrenverätzung angelegte antethorakale 
Ösophagoplastik hatte bis jetzt dauernd ein praktisch befriedigendes 
Ergebnis. Die Operation war damals mit einer Hautdickdarmschlauch- 
bildung unter Benutzung des Querkolons im antiperistaltischen Sinne 
in fünf Monaten zum Abschluß gebracht worden. Gegenwärtig be- 
stehen noch die peristaltischen Bewegungen im herausgeschnittenen 
und umgekehrt eingeschalteten Dickdarmstück in der ursprünglichen 
Richtung fort. Weitere Erfahrungen haben gezeigt. daß die Gefahr 
der am meisten geübten Jenunumschlauchbildung bei der Ösophago- 
plastik in der Verwachsung liegt, welche der Dickdarm mit der Um- 
gebung eingeht. Bei Lösung des Darmes im zweiten Akte kann dort, 
wo er mit der Bauchwandung in Verbindung tritt, eine Darmlücke 
entstehen. 

Boerner: Zur Frage der Radikaloperation der Leistenbrüche. 


‘Die typische Radikaloperation nach Bassini bleibt die Operation der 


Wahl. Der Gedanke, bei schlechten anatomischen Verhältnissen alles 
Material für den Verschluß des inneren Leistenrinpges zu benutzen und 
den Samenstrang suprafascial zu verlagern, liegt nahe und ist oft aus- 
geführt worden. Aber nur bei ganz bestimmten Anzeigen (schlechte 
Muskulatur, schlechte Fascie) ist in der modifizierten Form zu operieren. 
Esser: Verwendung der Mamma bei Handplastik. Bei einer 
mitschwerer Vernarbung geheilten Maschinenverletzung der Hand, 
bei der die mittleren drei Finger und ein Teil der Mittelhandknochen 
verlorengegangen waren, war die Beweglichkeit des stehengebliebenen 
Daumens und des kleinen Fingers fast Null. Es wurde daher die 
Narbe vollständig exeidiert, die atrophischen und schmerzhaften Mittel- 
handknochenenden abgetragen und der Defekt durch einen oben £% 
stielten Mammahautfettlappen gedeckt. Über den Handrest wurde mit 
Hilfe von Gummidrains und einem Gipsverband eine T ingerprothese 
modelliert, welche mit einem Handschuh an den Handrest befestigt 
werden konnte. K. Bg 


Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 1. 

Bumm: Sechs Jahre Radium. Nach den Erfahrungen an der 
Universifäts-Frauenklinik in Berlin über die Dauererfolge bel 
den mit Radium behandelten krebskranken Frauen ergab 
sich das Folgende: Von den Fällen von CollumcarceinomeP 
waren bei der Kontrolle nach drei Jahren noch 36% gesund, heute 
sind es nur noch 25%, von den Fällen aus dem Jahre 1914 wären 
damals 41,4% gesund, heute sind es nur noch 19,5°/%, und aus an 
68°/, der damals einjährigen Fälle sind jetzt, nach drei Jahren, 49,‘ EL 
geworden. Es treten also nach der Bestrahlung nicht nur nach einem, - 
sondern auch noch nach zwei und drei Jahren Rückfälle auf. Von 
den Scheidencareinomen sind nach drei- und sechsjährigef 
Beobachtungszeit 22%/, geheilt geblieben. Günstig waren die Erfolge 
bei den Urethralearcinomen, deren gründliche Operation ge 
wöhnlich Incontinenz zur Folge hat. 60°/, sind geheilt geblieben. Be- 
sonders anfangs sind viele Radiumbehandlungen (etwa 10°/o) infolge 
von Verbrennungen und septischer Infektion mißglückt. Die häufigsten 
Ursachen des Mißerfolges sind die Rückfälle in der Tiefe 
des Beckenbindegewebes. Bei Krebsen, die hoch in den Halskanal 
hinaufreichen, sind die oberen Partien zuweilen nicht genügend be 
strahlt worden. Während die Rückfälle zu kräftigen Dosen und Zur 
hohen Einführung des Radiumträgers drängen, mahnen die Ver- 
brennungen zur Vorsicht. Die einzelnen Krebse sind verschieden 
empfindlich gegen die Strahlenwirkung. Bei oberflächlichen Neu- 
bildungen mit großer Empfindlichkeit bedeutet die primäre Heilung 


t 


-e e 


2, maf i | 


. , 


vation skf 
Lumio ttj 


- Und Streupul 


` 


' 
, 


eine Bläschenentzündang. Aus den Blasen gelang es, sehr kleine 


' bei kardialen Hydropsien. "Auf Grund zahlreicher Untersuchungen 
„Stande ist, in vielen Fällen von kardialen Hydropsien eine kräftige 


Hinsicht auf den therapeutischen Effekt summierenden kombinierten 


ktiv-diuretisches Prinzip. Die Kartoffelkur 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4 
auch die Dauerheilung, aber in, der Mehrzahl der Fälle | Wegen seiner fast völlig fehlenden. Oxydierbarkeit und wegen seiner 
geht es mit Radium allein nicht. Der Hauptteil der Be- | Haltbarkeit, die seine Abgabe in Ampullen in geb rauch sfertiger 
strahlung muß durch die Röntgenröhr.e bewirkt werden. Die | Lösung ermöglicht, kommt ‘es als Ersatz. für das: Neosalvarsan in 
radioaktiven Substanzen und die. Rönigenröhre sind die einzigen | Betracht. (D. m. W. 1919, Nr. 1.) Fe e F. Bruck. 
Mittel, um eine zerstörende 'Fernwirkung auf die. Krebszellen aus- Erna Fürstenau hat das Trypaflavin in. der Universitäts- 
zuüben. Das Hauptgebiet für die Bestrahlung sind die Krebse der 
Scheide und der Harnröhre. Von den Krebsen des Collum wird ein: 
Teil operiert, dagegen werden die Corpuskrebse von vornherein besser 


die einen. erheblich bactericiden ‚Einflußdieses von Ehrlich ge- 
fundenen und in der englischen Kriegsmedizin vielfach benutzten Farb- 
sämtlich operiert. | Ze es E | stoffs auf Gonokokken: erwiesen, auch bei der Blennorrhöe des_Auges 
Ottow: Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett in ihren Be- a Bu 
ziehungen zur Grippe. In den ersten Monaten der Schwangerschaft 
führt die Grippe nicht selten zur Unterbrechung. Wenn Lungen- 
erscheinungen fehlen, so wird die Schwangerschaft nicht gefährdet, | | 
treten jedoch Lungenerscheinungen auf, so ist der Verlauf der Krank- | gonorrhoicum beseitigt werden. Gleichwohl bedeutet die .Trockenlegung 
heit ein ausnehmend schwerer. Der Geburtsverlauf ist in den schweren | des Auges einen erheblichen Vorteil. (Zschr. f. Aughik. 1918, Bd. 40.) 
Grippefällen regelmäßig beschleunigt, die Grippe wirkt wehen- F en ae Te 4 ve Adam. 
erregend. Die fortgeschrittene Schwangerschaft, soweit sie nicht n 
sturzgeburtartig abgekürzt wird, ist als ernste Komplikation. der Grippe | 
aufzufassen. Eine operative Therapie der schweren Grippefälle am 
Ende der Schwangerschaft kommt nicht in Frage. N" 
Werner: Ein Fall von Spirochätenbefünd im Cervicalkanal und 
Colpitis emphysematosa. Bei einer wegen Metrorrhagien aufgenommenen 
Frau fanden sich in den durch Abstrich aus der Scheide gewonnenen 
Präparaten zahlreiche Spirochäten, die nach Heißluftbehandlung ver- 
schwanden. Es entwickelte sich jetzt auf der Schleimhaut der Scheide 


Ä Auffallend war das überaus schnelle Verschw 
der Schleimhaut. Gonokokken waren noch_eine Zeitlang im Bindehaut-. 
sack nachweisbar. und konnten zum Teil erst durch:ein anderes Anti- 


| © Bücherbesprechungen -` 
Felix v. Szontagh, Über Disposition. Ein Versuch, die Patho- 
genese der 'kontagiösen und der. Infektionskrankheiten sowie das 
‚Problem ihres gehäuften Auftretens auf naturwissenschaftlicher Grund- 
lage zu erklären. Berlin 1918, S. Karger. 347.Seiten. Preis bro- 
schiert M 12,—. . u ONOR 
er in außerordentlich lebhafter, ja vielfach über- 


Obwohl Verfass 
schwänglicher. und begeisterter Sprache, wie man ihr sehr selten in 


wissenschaftlichen Werken ‘begegnet, seine Anschauungen vorträgt, 
wird er wohl, ganz entsprechend der von ihm selbst geäußerten Ahnung, 
wenig Anhänger. gewinnen. Der Grundgedanke des Werkes, die Pro- 
| blème der wissenschaftlichen Medizin vom Standpunkte exakter Natur- 

wissenschaft aus zu begreifen und zu erklären, von den Erfahrungen Ț 
am Krankenbette und im alltäglichen Leben induktiv den Beweis 
"allgemein gültiger Sätze zu liefern, ist zweifellos ebenso richtig wie 
die konditionale Denkungsweise, die Anerkennung der hohen Bedeutung 
der individuellen. Konstitution und Disposition und .auch 'die Zurück- 
weisung ..der Überschätzung bakteriologischer Forschungsresultate.- 
Zudem eignet dem erfahrenen Pädiater eine scharfe Beobachtungsgabe, 
die uns manchen beachtenswerten Hinweis gibt. Aber einen bindenden 
Beweis für die Richtigkeit seiner Anschauungen’ hat Verfasser nicht 
erbracht, dazu sind die Ausführungen, wenn sie auch immer von der 
Empirie ausgehen, viel zu spekulativ und letzten Endes muß ja, Ver- 
fasser selbst bekennen, daß erst zukünftige :Stoffwechseluntersuchungen 
zeigen müssen, ob er recht hat. -Will man die Gedanken des Buches 


Bakterien zu züchten, welche den früher von Eisenlohr beschriebenen, 
Di i © K. Bg. 


glichen. 


-Therapeutische Notizen. a 
Erfolge der Kartoffelkuren 


Lipinor (Wien) schreibt über die 
kommt er zu dem Ergebnis, daß man mit der Kartoffelkur allein im- 
Diurese und damit rasche Kompensierung zu erzielen. Bei der sich in 


Behandlung (Kartoffelkur- + Digitalis) ist die Kartoffelkur als der 
stärker zu wertende therapeutische Faktor anzusehen. — Die Kartoffel- 
kur ist, abgesehen von der Billigkeit und leichteren Beschaffbarkeit, 


anderen Karellformen an therapeutischem' Efiekt überlegen durch ein 
diesen Formen fehlendes_ a 


ist eine Methode der Funktionsprüfung für den-Grad und den Eintritt 
der Kompensierung, mittelbar der Wiederherstellung der Leistungs- a ! En 
l (W. m. W. Nr. 50.) und: Infektionskrankheiten wird ein grundsätzlicher Unterschied: ge- 
macht, für erstere ein ansteckendes flüchtiges, mit den Reaktions- 


fähigkeit des Herzens- bei kardialen Hydropsien. 

A _ körpern identisches Kontagium, für "letztere hingegen als nicht an- 
steckende Krankheiten eine Selbstinfektion durch stets. im Organismus 
anwesende, aber jeweils variierende Erreger angenommen. Kontagium: 
und ‚Bakterien sollen wie Fermente wirken in einem sensibilisierten 
“Organismus. Diese Sensibilisation mache das Wesen der Disposition 


aus und beruhe auf einer mehr oder weniger schnellen Veränderung 
des Stoffwechsels entweder des ganzen Organismus oder . gewisser 
Organe oder.Zellkomplexe, . die bestimmt werde durch das Zusammen- 


wirken von Keimanlage und Umwelt. Als Äußerung dieser dis- 
| ponierenden Umstimmung des Stoffwechsels sieht Verfasser beispiels- 

weise die gastrischen Erscheinungen an, die kontagiöse und Infektions- 
krankheiten einleiten, und besonders die Acetonämie. Auch auf die 


-~ Als Behelfsmittel für die rhythmische Stauung nach Thies hat 
sich auf der Abteilung von Prof. M arwedel (Aachen) bewährt der. 
‚Ersatz der federnden Kupferplatte in der Thiesschen Kohlensäure- 
kapsel durch eine Platte, die aus einem Stück Gummi und einem Stück 
Leder geschnitten ist. Ferner wurde mit Nutzen an Stelle der.Gummi- 
binden Rinderdarm benutzt. Es werden große frische Darmstücke von 
Schleimhaut befreit, gewaschen und ungegerbt getrocknet. Sie halten 
die Kohlensäure vollständig zurück und lassen sich aufhlähen, ohne 
undicht zu werden. Beim Umlegen um die Extremitäten werden die 
Darmstücke mit einem diekeren weichen Stoff umkleidet. Der rhyth- 
mische Stauungsapparat hat \sich bei anaeroben wie auch bei aeroben. 
Pyogenen Infektionen gut.bewährt. (Zbl. f. Chir. 1918, Nr. 52.) 

‚ Calciumhypochlorid wird als-Ersatz der Dakinschen Na- 
'riumhypochloridlösung von P. Michaelis empfohlen. Es 
„wird von der Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron als weißes feines 

ulver und in Form von Tabletten gebrauchsfertig in den Handel (mit 
beiliegender Gebrauchsanweisung) gebracht. Das Salz enthält 80- und 
Mehrprozentiges wirksames Chlor uud ist im Wasser klar und leicht 
löslich. Der Anwendungsbereich ist: wie bei der Dakinschen Lösung: 
Wündbäder, Wundberieselung, kurzfristige feuchte Verbände, Salben 
H ver. Die Vorzüge der Tabletten’ sind: Stete und leichte 
erstellung, sofort gebrauchsfertig, wenig Raum einnehmend, das Prä- 
parat zersetzt sich nicht. (Zbl. f. Chir. 1918, Nr. 52.) © K- Bg. 
Über Sulfoxylatsalvarsan berichten E. Nathan und H. Reinecke 
Grani agi a.M.). Das Präparat dürfte an Wirksamkeit auf die floriden 
yo eaeinungen der Syphilis und die Wassermannsche Reaktion und an 
win äglichkeit etwa dem Neosalvarsan gleichkommen. Seine Wirkung . 
: it aber etwas verlangsamt zutage, sodaß es sich zur Behandlung 
3 Frühstadie n, wobei es auf rascheste Beseitigung der floriden 
ymptome und damit der Infektiosität ankommt, weniger eignen 
ntermittierenden . Behandlung der latenten ‚Syphilis. 


Die Frage einer Variation der im menschlichen Organismus lebenden 


recht haben mit seiner Abweisung der Lehre von den Baecillenträgern 
und Dauerausscheidern als Verbreitern beziehungsweise Erzeugern in- 
fektiöser. Krankheiten und Epidemien, aber er geht zu weit und kommt 
damit zu. vorläufig wenigstens unhaltbaren Folgerungen, die von der 
wissenschaftlichen Medizin ebenso wie von den Praktikern werden ab- . 
gelehnt werden. ` | C. Hart (Berlin-Schöneberg). 

Georg Flata, Kursus der Psychotherapie und des 


‚Hypnotismus. Berlin 1918, Verlag. S. Karger. k 
Der besondere Vorzug dieses Büchleins isť seine wirklich 


‚praktische Art, in die psychotherapeutische und -speziell-hypnotische 
Betätigung einzuführen. Dem kommt die Anordnung des Stoffes nach 
dem Schema’ eines Vortragenden entgegen. Theoretisch enthält der 
` Kursus das ‚Wissenswerteste. Der Leser und der Lernende werden es 
nach der Lektüre des Werkchens. als sicheren Gewinn buchen können, 


hypnotischen Heilwirkung gewissenhaft orientiert zu sein. 
\ | Kurt Singer. 


d {Ț[ 


ürfte als zur ij 


B l t 


103 


Augenklinik in Frankfurt a. M. nach vorherigen Laboratoriumsversuchen, . 


an Kindern und.Erwachsenen verwendet.. BASE 
schwinden ‘der Sekretion 


kurz wiedergeben, so ergibt sich etwa folgendes: Zwischen kontagiösen 


| 'Gesehwulstlehre werden diese Anschauungen entsprechend angewendet. ' 


Keime ist ja keineswegs neu und bis zu gewissem Grade mag Verfasser 


über das Warum und das Wie, über die Indikationen und Grenzen: der 


. 
t 


nein S 
Da rue > Ds 


ENON w 
Zee ia > 


u un 


u 


7 


ren 


* 2 hi 
. 
- ~ -> 
- — u —: r nn un i ' + 
a wag Cay a Fe ur - noaua an 7 
A 7 à e a ta. AT = n hei u ~ Aa 
* At E > dps se n a t» an rinnen r- $ Er a . 
` -1y = zZ » à ù d Š RF Y kon E u f a 
a hen en u Er z Te reihen a Ja r m ie = 
- er >Z men _ > et .,— ~m x - x = a a > Re ne - - Dun m ~ | š 
- rn f = 2? a > i . me i -2y Auie I a TEE nn k “ = 
— ` 2 A; 1 g- < Rata à v E NRN Ne k b. Te Sa am GETEILT 5 - 24 ` 
. 22 Sartre ha a x: x .- aA e - ze D S par 3 we nn Pe Serge S - *e = u aox Te 
b- Pes - a BE baue 3 . Š ~ “ N > Ta ru IE ta -_ ve Ze 5 Rri 5 
` - ay Ae R - u a BE BE Sn er um ~. > ne -> een ai eh Hier, n Aaa Saare a o — 2% ` iis Poe w o" sr: ý 
à > i a= rn iu u aa = u ~ r = De NNN > E eme a = ao rs a en n BEink age ~ _ b tree- - . D A a 
dung rar e - ... -~ m En; ~ RY . - - i 3 s F am a i S a en En ne , 
2 = 3 H a m > m = x — et pe 2 A 
Zw, x w a DESSr= ee: RNT a TE à - TI nea AE E EA VETE TA g z - mn RE ` user a "ay retai i5. 
- T ERTE een: ee: i ne Da nee nn Te en z ; 3 Abe ripe e a > ‘X ` 2 
TORERERNE P MAn a ” Br Br - ee I 3 n "oe E E en ll BE a a ` s u . y0 = ee M u "5 
- Fus Kir -~ n ee x š ` =le i £ Fe 2 N $ : a byde En 5 ~a o ia Sy $ er È n: = mme T? >a Å: = Gat 
. p R - 2 Fr ~-e- PIERRE ya n Fürs EA NEE A x EN Sn . daa k nor aia nes it zus Sgi ? AAT A = Son s ä 
- dr Pr papes W Ei Er SER SIR b à -~ ü x ER, z EN Sa s: e. a ` EA Br Fasz - = 
- i vis s k PR: Ran = à g z É T = Ee t: TAA s er ` Ae 
H an ee am ern “on ee en E ie ent. ST, : =: oe: <a, e ea ; 
e T ORE hi x - es ee Ai . s e ETARE - A a ee ee nee F fa .. > nt $ o A & 
nn x $ a oa T TE a ENN R a" S en re T hi -o.e - Ag uote RE ER ` a Fan De u we i 
PEE =- a Mu n RE T + I = ee one on 3 , . Pr ~: 
3 s Eia E EEE - - ei - ad -. Be iu me, D . Ñ: ` RE F 
= PR: F ` a k ues A =. a a een, r Rak ý ee 
Ss - sig Pig ae -_ m MT a SEEN EEE Eh Ne o- -- = En . NAR Be) en ee a ER + ... Ka g on 
ROHR -.- “ 5 r n ER SER na ur er 7 > . 2 Se Ne ~-~- 2 7 k 
- m Ps . ML en pr P DAE ia é L 
E el i N. aA zu ee a ar e EN SE 5 « k Daia 
. 2 


Rs 


EISEN S 
q P Y ý 


un en 
D 


104 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4. 


26. Januar. 


Vereins- und Auswärtige Berichte. 


Frankfurt a. M. 
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 16. Dezember 1918. 

Ascher: Das Heilwesen in der Übergangswirtschaft. Nach einer 
Zeitungsnotiz. haben wir den Verlust von 112 Million Toter im Kriege 
zu beklagen, ‚das bedeutet nicht nur etwa 11% der werteschaffenden 
Kräfte, sondern auch ein gewaltiges Steigen des Frauenüberschusses, 
damit die gesteigerte Gefahr der Ehelosigkeit, der Prostitution und da- 
mit der Durchseuchung des kommenden Geschlechts. Dazu kommen 
die Verluste durch Krankheit, Tod und Abnutzung in der Heimat, wie 
auch der Verlust an Arbeitsfähigkeit durch Verstümmelung. Da nur 
ein Teil der Bevölkerung gegen Krankheiten versichert ist — selbst 
in Großstädten noch nicht die Hälfte —, da der Rest aber nur Behand- 
lung, nicht Krankengeld braucht, wird eine Versorgung vorgeschlagen: 


. „Krankenversorgung“ — nicht „-versicherung“, die eine Gemeinschaft 


ein Zweckverband aus Ärzten: praktischen, beamteten und wissen- 
schaftlichen samt den sämtlichen Gemeinden einer Provinz — beziehungs- 
weise einer Landesversicherungsanstalt — übernimmt. Zweck ist die Ge- 
währung von Behandlung in- und außerhalb von Krankenhäusern, bei 
Unheilbarkeit Asylierung. Die Mittel sollen durch Steuern aufgebracht 
werden. Versorgungsbedürftig ist diejenige Familie, welche nicht im- 
stande ist, ein chronisch krankes Mitglied zu versorgen, ohne andere 
Mitglieder der Familie wirtschaftlich, das heißt meist auch gesundbeit- 
lich, zu schädigen. Da dies bis zu einer Steuerstufe von mindestens 
5000 M geht, wahrscheinlich sogar bis zu 6000 M, so ist es ratsam, auf 
den kleinen Rest von etwa 1 bis 142% der Bevölkerung keine Rück- 


. sicht zu nehmen, sondern alle Einwohner, soweit sie nicht versichert 


sind, in der geschilderten Weise zu versorgen. Erst dadurch wird es 
möglich sein, bei ansteckenden Krankheiten Ungerechtigkeiten zu ver- 
meiden, die dadurch entstehen, daß Personen in ein Krankenhaus ge- 


-schickt werden, weniger in ihrem, als im Interesse der Umgebung. Erst 


dadurch wird die Anzeigepflicht z. B. bei Tuberkulose oder Geschlechts- 
krankheiten möglich werden. 


Hamburg. 
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 15. Oktober 1918. 

Trömner zeigt i. einen Fall von fast völliger Areflexie. Bei 
einem 29jährigen Soldaten fehlen die Knie- und Achillesreflexe, wäh- 
rend die Kniebeuger- und Armreflexe spurWweise hervorzurufen sind. 
Es besteht eine geringgradige chronische Tuberkulose beider Ober- 
lappen. Keine Zeichen von Neuritis oder Syphilis. Man kann an- 
nehmen, daß die Tuberkulose auf Grund angeborener Schwäche des 
Reflexbogens die kunstitutionelle Subreflexie in eine Areflexie verwan- 
delt hat durch Schädigung der reflexvermittelnden Fasern. Derartige 
Fälle sind außerordentlich selten. 

9. einen Fall von intermittierendem Hinken infolge von Arterio- 


sklerose und Polyneuritis. Ein 44jähriger Reisender, der früher viel 


getrunken und geraucht hat, hatte im Frühjahr 1914 Anginapectoris- 
anfälle, im Herbst 1914 Schwäche und Schmerzen im linken Arm und 
Bein, seit Herbst 1917 auch im rechten Bein. Seit dem Winter er- 
müden die Beine beim Gehen außerordentlich schnell. Es läßt sich 
außer Arteriosklerose eine geringe Polyneuritis feststellen Ein ge- 


. meinsames Vorkommen, das erst in den letzten Jahren verschiedentlich 


beobachtet wurde. | 

Simmonds berichtet über einen Fall von Rückenmarkstuber- 
kulose. Bei einem 20jährigen Manne hatte ein erbsengroßer Käse- 
knoten des Brustmarks zu Paraplegie und Blasenmastdarmlähmung ge- 
führt und durch Pyelonephritis den Tod veranlaßt. Der Käseknoten 


= hatte fast den ganzen Querschnitt des Marks betroffen und auf- 


und absteigende Degeneration der Hinter- und Seitenstränge hervor- 
gerufen. Es bestanden ferner noch tuberkulöse Veränderungen im 
Peritoneum, in der Leber, in den Bronchial- und Mesenterialdrüsen. 

Röper demonstriert drei Fälle von Myelitis. 1. Bei einem 
22jährigen Matrosen entwickelte sich eine Myelitis im Anschluß an 
eine Gonorrhöe. 

2. Ein Sijähriger Bootsmaat wird durch eine Minenexplosion in 
hohem Bogen ins Wasser geschleudert. Die Beine sind sofort gelähmt. 
Es wirkte kein anderes Trauma ein als die Erschütterung von unten. 
Trotzdem Fraktur des elften und zwölften Brustwirbels. Der Patient 
kann jetzt wieder gehen. Es besteht nur noch Incontinentiae alvi eturinae. 

8. Ein 22jähriger Obermatrose wird im März 1916 durch Gewehr- 
schuß in der Höhe des elften Brustwirbels verletzt. Sofort Lähmung 
beider Beine. Obwohl außer den Mm. sartorii und Teilen des Rect, 
fem. und glut. med. alle anderen Beinmuskeln noch gelähmt sind, geht 


der Patient in zwei Hessingschen Schienenhülsenapparaten ohne fremde | 
‚ Hilfe. R. ist der Ansicht, daß bei Rückenmarksverletzten von der- 


artigen Apparaten nicht genügend Gebrauch gemacht wird. Auch Sehnen- 
durchschneidungen oder -überpflanzungen müssen mehr als bisher in 
Anwendung gezogen werden. 

Fahr berichtet über Rheumatismus nodosus bei einem zwei- 
jährigen Mädchen. Er beschreibt die an den Sehnenansätzen sich ent- 
wickelnden Knötchen und stellt sie in Analogie zu den von Aschoff 
entdeckten, nur mikroskopisch nachweisbaren Knötchen im Myokard. 
Diese waren auch im vorliegenden Falle in großer Zahl vorhanden. 

Majerus berichtet über Versuche mit dem neuen Schlafmittel 
Nirvanol. 0,3 bis 0,5 g genügten in den allermeisten Fällen, um ruhigen, 
traumlosen Schlaf zu erzielen. Mit 1 g wurden starke Erregungszustände 
erfolgreich bekämpft. Nirvanol ist zweifellos eine wertvolle Bereiche- 
rung des Schlafmittelschatzes. Doch ist Vorsicht geboten bei Herz- 
und Nierenkranken, im Alter und bei Arteriosklerose, ebenso bei Nir- 
vanolüberempfindlichkeit. Es wirkt mitunter cumulierend. Bei Tempe- 
ratursteigerung aus unbekannter Ursache ist mit dem Nirvanol sofort 
auszusetzen. M. berichtet über einen Todesfall nach Nirvanol (schar- 
lachähnliches Exanthem mit hoher Temperatur, schließlich hämorrla- 
gische Nephritis). Es empfiehlt sich, Nirvanol dem freien Verkehr zu 
entziehen. 

. Oehlecker demonstriert einen Scheinbruch der seitlichen Bauch- 
wand. Der 24jährige Soldat hatte vor fast vier Jahren einen Brust 
schuß erhalten. Häufig wiederkehrende Beschwerden unterhalb des 
Rippenbogens waren auf das in der Zwerchfellgegend steckende Ge- 
schoß bezogen worden. Eine umschriebene Bauchdeckenlähmung mit 
Sensibilitätsstörung und Aufhebung des Bauchdeckenreflexes hatte man 
nicht erkannt. Die Pseudohernie war durch einen Schußbruch der 
zweiten bis neunten Rippe mit Zerreißung der 7., 8. und 9. Interecostal- 
nerven verursacht worden. 

Vortrag Wohlwill: Pathologisch - anatomische Veränderungen 
des Centralnervensystems bei angeborener und erworbener Syphilis 
W. demonstriert an Diapositiven die Gehirn- und Rückenmarksverände- 
rungen in Fällen, die intra vitam keine Symptome eines syphilogenen 
Nervenleidens gezeigt, bei der Sektion aber specifische Veränderungen 
an anderen Organen aufgewiesen hatten. Bei der erworbenen Syphilis 
der Erwachsenen handelt es sich erstens um Gefäßveränderungen, die 
der von Nißl und Herxheimer beschriebenen Endarteritis der 
kleinen Rindengefäße entsprechen, aber ganz umschrieben auftreten, 
zweitens um chronische meningitische Prozesse, drittens um ein kleines 
Granulom, das an ein Gumma erinnert. Bei der angeborenen Syphilis 
treten entzündliche Erscheinungen in den Hintergrund. Bei ihr werden 
vor allem starke Wucherungsvorgänge an den normalerweise dem Pia- 
gewebe angehörenden Gewebselementen beobachtet. Ferner Entwick- 
lungsstörungen (Demonstration persistierender vasculärer und ventri- 
kulärer Keimcentren). Vortragender vermutet, daß die von ihm gê- 
fundenen pathologischen Prozesse im Centralnervensystem der Syphi- 
litiker die Brücke bilden zwischen den häufigen durch Liquorverände- 
rungen nachweisbaren meningealen Affektionen im sekundären Stadium 
und Tabes und Paralyse. Reißig. 


Kiel. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 12. Dezember 1918. 
Lubinus: Über Amputationen am Bein und Brsatzglieder. 
örterung der verschiedenen Amputationsmöglichkeiten mit Hinweisen 
auf die Bedeutung der Länge des Stumpfes und der Beweglichkeit der 
benachbarten Gelenke auf die Gebrauchsfähigkeit des Beinstumpfe8. 
Kappis: Vorstellung eines sechsjährigen Kindes mit operativer 


Hirnbruch. Letzterer ist die Folge einer Trepanation, die angeleg" 


wurde, um bei einer akuten Hirnschwellung (im Verlauf von Gripp® 
einen Teil des Augenlichts zu retten. i 

Berblinger: Hirntumor in der Gegend des Septum pellucidum. 
1912 waren die ersten Erscheinungen aufgetreten. Der Tumor lie 
sich nicht lokalisieren, infolgedessen wurde damals eine doppelseitig® 
Trepanation vorgenommen. Seitdem war der Mann beschwerdefrel 
und voll erwerbsfähig gewesen. Er ist jetzt an Grippe gestorben, UN 
an. konnte erst die topische Diagnose durch die Sektion geste 
werden. 

Anschütz: Über Wunddiphtherie. Die Steigerung der pii 
phtherieerkrankungen in der Stadt hat auch zu einem vermehrten Auf- 
treten von Wunddiphtherie bei chirutgisch Kranken geführt. Als we 
krankheiten sind mehrfach postdiphtherische Lähmungen beobachte 
worden. Birk. 


— 


Er- 


n 
d 


‚ Appetit-und Schlaf gut. Mit Rücksicht auf die verhältnismäßig lange 


Spermatombepastille in die Vägina einführen und nahm irrtümlich eine 


‚der Portio vaginalis Ätzschorfe.. Da die Patientin erst vier Tage nach 
der Vergiftung in die Klinik kam,.beschränkte sich. die Therapie auf 


_ machtvoll entwi 
“herrschten und 


einst die s 


“ebenbürtig ist, F 


0» 
gung des Chefs des Feldsanitätswesens zur Veröffentlichung nicht 


“o ONDO 
- Offentii | 
"dürfte NE auch heute noch für den Arzt einiges a bieten 


26, Januar. 7 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.4 > O OOO 105 
t : war eine über der AT beginnende, über fünfkronenstückgroße 


- Delle und in derselben knapp rechts und links . von. der Mittellinie je 
‚eine hellerstückgroße, äußerst druckempfindliche Knochenlücke tastbar. 


Prag. 00 
Sitzung vom:21. Juni 1918. a 
| a Can ` (Schluß aus Nr. 49, 1918.) 
H. H. Schmid stellt einen Fall von Sublimatvergiftung vor, der’ 
durch die veranlassende Gelegenheit bemerkenswert erscheint. . Die | | 
94 jährige Patientin wollte ‘sich zwecks Conceptionsverhütung eine | zeigt, während der zweite, 1/2 em links von der Mittellinie befindliche 
| | .Dreiecksform aufweist und 9:6 mm mißt/ Diese Knochenlücken haben 
ziemlich scharf begrenzte Ränder und senden gegen die Sagittalnaht je 
einen. Fortsatz aus. Da eine Verletzung auszuschließen war, Gumma 


. Lambdanaht zwei Defekte im Knochen, von denen der-größere, 10:8 mm 


i-g-Sublimatpastille. Sofort starkes Brennen; der nach einer halben 
Stunde zugezogene Arzt Dr. J. Goldberger verordnete ausgiebige . 
Spülungen; trotzdem stellten sich. bald alle Zeichen schwerer Vergif- 
tung ein. Jetzt, zehn Tage nach der unglücklichen Verwechslung, be- 

steht noch fast vollständige Anurie; erst heute konnten zum ersten- | 
mal 20 cem Harn entleert werden ‘(bisher nur 1 bis 5 cem täglich); 
reichlich Eiweiß und Cylinder. ‘Durchfälle_haben nachgelassen; es. be- 
steht noch hochgradige Gingivitis. Sensorium ` vollkommen klar; 


kamen, mußten die Knochenlücken als abnorm: große .Foramina‘ parie- 


zweimal beobachtet, wurden, Die Kopfschmerzen und Schwindelanfälle, 


_Nebenbefund und stehen in keinem Zusammenhang mit den Schädel- 
defekten. (Der Fall wird in einer anatomischen Zeitschrift ausführlich 
beschrieben werden.) ER ne a t at 

=. > Jẹ Rihl: Herzunregelmäßigkeit des Neugeborenen.. .Die Herz- 

 unregelmäßigkeit eines neugeborenen Kindes, das bereits in den letzten 
Tagen seines Fötallebens eine auscultatorisch identische Herzunregel- 
mäßigkeit zeigte, erwies sich bei der elektro-kardiographischen Unter- 
suchung durch: blockierte supraventrikulare Extrasystolen bedingt; die 

oft lange Zeit: hindurch ganz regelmäßig nach jedem dritten oder 
zweiten ` Normalschlag auftraten. Es wird darauf hingewiesen, daß 


Dauer der Erkrankung und auf das gute Allgemeinbefinden glaubt 
Vortragender, die Prognose nicht mehr so 'infaust: stellen zu müssen 
wie noch vor einigen Tagen.. Lokal finden sich am Introitus vaginae, 
in der Vagina selbst, namentlich im hinteren Scheidengewölbe und an 


sorgfältige Mundpflege, Anregung der Hauttranspiration nnd Diät. — 
Aus der Literatur ist dem Vortragenden nur ein einziger Fall bekannt, 
welcher entfernte Ähnlichkeit mit dem vorgestellten Fall aufweist:. Ein’ 
Junger Mann führte als Präventivmittel gegen Ansteckung eine Sublimat- | 


pastille in die Vagina eines der Ansteckung verdächtigen Mädchens | 
Erscheinungsweise dieser Extrasystolen) zu einer bedeutenden, dabei 


regelmäßigen Frequenzherabsetzung der kindlichen Herztöne führen 


<. din; schwerste Quecksilbervergiftung; Tod nach 'wenigen Stunden; 
gerichtliche Bestrafung des jungen Mannes wegen fahrlässiger Tötung. 
müßte, die, . wenn sie in der Austreibungsperiode einsetzt, einer Ab- 


~ Pamperl stellt eine 20jährige Arbeiterin vor, die wegen seit 
frühester Kindheit andauernden ‚Kopfschmerzen ‘und Schwindelanfällen | nabme der H 
der Deutschen chirurgischen Klinik überwiesen wurde. Am Hinterkopf | würde. © 


+ 


funktioneller 
nehmer erwähnt werden. Es ist hier nicht der Platz, auf den Wider- 


streit der Meinungen : über die Grenze und Klassifikation der funktio- 
'nellen Nervenerkrankungen ' einzugehen. Für den Praktiker mag der 
' Hinweis genügen, daß eine 'scharfe. Grenze zwischen Hysterie und 
Simulation oft nicht zu ziehen ist und daß der Wunschfaktor — Renten- 
| sucht usw. :— einen wesentlichen Anteil am Zustandekommen: dieser 

Form von Erkrankung ausmacht. ‘Ebenso muß als selbstverständlich 
vorausgesetzt werden, daß diese funktionellen Neurosen: nur auf der 
Basis eines nicht völlig normalen Nervensystems entstehen können, da 


Kriegsinvalidenfürsorge 2), o i 


Betrachtungen zur 
: | Von | 


Dr. M. Strauß, Nürnberg (derzeit im Felde). 


‚ Die soziale Medizin, die dank der sozialen Botschaft. Kaiser 
Wilhelms I. in Deutschland Ursprungs-, Lehr- und Lernstätte gefunden 
hatte, schuf im Verein- mit der in den letzten Friedensjahren sich 
PY ckelnden Krüppelfürsorge, den.. besten Boden für die 
Kriegsinvalidenfürsorge. ‚So stand dieser gleich: zu Beginn des Krieges, 
eine stattliche Reihe von Ärzten zur Verfügung, die in gleicher Weise 
die wissenschaftliche Unfallheilkunde wie die moderne Orthopädie be- 
bere: mustergültige Einrichtungen für die Kriegsinvaliden 
B a konnten. Der. auch von den Feinden ringsum anerkannte 
= sche Organisationsgeist. brachte es ‚ohne nach‘ außen in die Er- 

teinung tretende Mühe fertig, aus diesen. Grundlagen heraus für 
unsere Kriegsinvaliden eine kraftvolle Organisation zu schaffen, die wie 
scher soziale Medizin den Stolz deutscher Wissenschaft und deut- 
en raxis bilden kann und nach den beredten Worten Wullsteins 

en Sozialen Sieg anbahnen läßt, der den Siegen auf dem Kampfplatz 
nee reilich soll und kann damit nicht gesagt sein, daß die 
Wesen DR ohne ‚jeden Fehler und ohne alle Mängel sei. Das 
Grund leser Organisation, für die zu Beginn des Kriegs nur die. 
in ne und die wesentlichen Träger vorhanden waren und die löst d or aar “ RE r : 
Tred e des Krieges zu einem stolzen vielgestaltigen und vielen | löst und trotz aller Therapie . wachhält. ` Dazu kommt, daß die 
i n dienenden Bau sich: erhob, brachte es vielmehr mit sich, daß | SChlummernde Neurose durch Ansteckung wachgerufen werden kann, 
tirga dort vereinzelte Mängel auftraten, die den mit praktischer | indem der Brkrankte in den großen ‚Sammellazaretten ähnliche, Kranke 
Ken Orthopädie und Unfallheilkunde weniger Vertrauten entgehen | findet, die bei gleicher Verletzungsürsache die gleichen oder noch 
i n rotzdem verdienen sie Beachtung und bedürfen der Betonung, schwereren Erscheinungen bieten. Auch organisch Verletzte können 

Kr tiordernisse des Krieges und die weit verzweigten Bedürfnisse | eine Ansteckungsquelle bilden, vor allem ‚Nervenverletzte mit gering- 
sich info. alidenfürsorge eine Reihe von Mitarbeitern verlangen, die fügigen Schußnarben. Die in diesen ‚Fällen vorhandenen Lähmungen 
rates: ge dieser Bedürfnisse und Erfordernisse plötzlich vor un- | werden ohne weiteres von Neur otikern mit oberflächlichsten, Weich- 
ER po Aufgaben gestellt ‚sehen. Diesen Mitarbeitern sollen in teilnarben imitiert, sodaß oft eingehende Untersuchungen zur Fest- 

“ umie die nachfolgenden Zeilen dienen. T stellung der psychogenen Genese nötig sind. Endlich kann bei 

5 einem Veranlagten die Rentensucht die Auslösung der Neurose be- 
dingen, indem der Veranlagte einen Leidensgenossen sieht. oder 

von ihm hört, der bei ganz ähnlicher Verletzung und ähnlichen 
Zuständen als bedauernswerter und von den ‚umgebenden Laien be- 
mitleideter Held .die Vollrente erhält. und noch dazu Gelegenheit 
bekommt, in der Invalidenschule zum Staätsbeamten "ausgebildet zu 


der an funktionellen Neurosen erkrankten Kriegsinvaliden gibt. Ich 
sehe hier von den verschiedenen therapeutischen Vorschlägen, die ins- 
besondere Hypnose und die mannigfachen Formen der Suggestion be- 
trefien, ganz ab und betone zunächst nur die Tatsache, daß die Ent- 
. stehung psychogener Neurosen im Felde außerordentlich selten ist und 

insbesondere fast nie bei solchen Verletzungen beobachtet wird, die 


"im Feldlazarett funktionelle Neurosen kaum zu beobachten, eher im 
Etappenlazarett und in der Heimat. Es unterliegt gar keinem Zweifel, 
daß bei den neurotisch minderwertigen Erkrankten der Wunsch, in die 


1 > , i l 
Als Manuskript eingeschickt September 1916. Durch Ver- 


zugel s 
| g pa Vom Anerbieten der Redaktion, die Arbeit zum Abdruck 
» mache ich um so bereitwilliger Gebrauch, als die Ver- 


S trauß. werden. i 


Das Röntgenbild zeigt -bei frontooccipitaler Aufnahme. 3 em über. der. 


messende, koapp rechts von der Mittellinie liegend, ungefähr Herzform 


Sarkom und Tuberkulose sowie ein Sinus perieranü nicht in Frage 


| talia angesprochen werden. Besprechung der Literatur und der Häufig-  - 
keit des Vorkommens dieser Defekte, welche am Lebenden bisher erst 


| an denen die Patientin leidet, sind, höchstwahrscheinlich nur ein 


beim Fötus nach jedem. Normalschlag auftretende blockierte supra-. 
ventrikuläre Extrasystolen (eine beim Erwachsenen bereits beschriebene 


erztonfrequenz infolge Asphyxie der Frucht gleichen 


Rundschau. . | 
l Hierbei soll zunächst die Fürsorge für die infolge 
Neurosen invaliden Kriegsteil-. 


diese Voraussetzung uns wesentliche Anhaltspunkte für. die Behandlung 


an und für sich die Kriegsverwendungsfähigkeit ausschließen. So sind ; 


Heimat zu kommen.und in der Heimat zu bleiben, die Neurose äus- . 


ES | Bu0) 
un 


\ 


+ = & 
i say s - A 
, % . - x 3 ri x 
k i i Aa £ 
” m È " . w g + A 
> f ES ' a. Be ii š i © t: 
. iz n = iei E > 5 esa 2 ; A , a T a 
3 er 3 ae k 2 b , t- sX Kae: Se SER ; x 5 
ESAn ie ; X i $ . . a N Piy . A P i . s 
wre. g . BE > E Kir x - 0 R7, di = a Su, 
Sr ea a ru) Pi = y - ee Š x ` . 5 E = : s “ -7 
` Teen ne 2 er EEE SUR a er ; F ; ` ty 
2 ne erg; Re 2 RENE. - Ei ai $ ai A 
ee nenn N a z nz oma: ar ; == nz rn Fal ia ? à ` Er, 
$ FIRE j EIN T ns WR Area. Zi ` 
~ - in RE : : we es Aati da NE : A 
3 2 m pme en. eg R -OS ..- z Bon 5 S er . - S 
H ta Ek E š Sa: vr 1 ER “o Te Os.» . 5 $ N 
SE v em 2 u he Mn e E a s$ me i = i 
+ n x a Gh a ee 5 faa - e > eh romia Z -r ee DR we 
EO : a ei y LEE U mn get a 
g - x e n 2 isn bi Pr 6 u 1e = 
- à u Fa rag © e 7 $ Zi Eiger . _ n a h 
Pik A Ä Egon Zn =, 3 ; 
"a gt x -A 


Aeg Ain = 
RI MTER 


=. = 


wie 
Ter, eae a 
Pai $ 


. 2 Cd 
Der 
Pe i 
en, 
ea e 


anaE: a” 


R 
Sm 
ns 


in 
~Dsiamhóekaa 5 
ne in En k 
si a Te en na en ` 


E EIE E AE 

o .on 
-a N 
. mu An 


LS 


nn 


Kr ne 


Frese 
EN hy ze ` $ 

O ETE EN 

wko ua 5 3 A BERN 
Inne. oa ya a š 

am oa Fragen = 
DE Ne: an 


er. vari 
Sa T E 

mo erua e~ad o o | Ger 
i ME 2 


D! 


(EES 
%. 


106 - A 


Zur Kennzeichnung dieser Tatsachen nur wenige Beispiele: 
1. Ein Infanterist erleidet im’ Februar 1915 eine ganz oberfläch- 
liche, kaum die Haut durchtrennende Splitterverletzung an der Außen- 


- seite des linken Oberschenkels. Nach acht Tagen wird er aus dem 


Feldlazarett zur Truppe entlassen. Hier erhält er nach weiteren 
14 Tagen einen zehntägigen Erholungsurlaub, aus dem er nicht zurück- 
‚kehrt, da er in der Heimat wegen einer spitzwinkligen Versteifung im 
Knie ein Lazarett aufsuchte. Im Frühjahr 1916 landete der Verletzte 
wegen dieser Versteifung in einer Invalidenschule. 

i 2. Infanterist. November 1915 Hautstreifschuß im Bereiche der 
Schultergegend. Mai 1916 psychogene Lähmung im Bereiche von 
Uinaris und: Radialis mit absolut zur Arbeit untauglicher Handstellung. 
Kommt in die Invalidenschule zur Ausbildung im Links- und Maschinen- 
schreiben (bisher Viehknecht). 

Aus den angeführten Tatsachen ergeben sich zwingende Schlüsse 
für die Bewertung der funktionellen Neurosen. . Diese Schlüsse stimmen 
überein mit den Grundsätzen, nach denen diese Erkrankungen im Frieden 
fast durchweg bewertet wurden und die auch für die Neurosen nach 
Kriegsverletzungen maßgebend erscheinen. Therapeutisch muß in erster 
Linie die Prophylaxe wirksam sein, die den Ausbruch der funktionellen 
Neurose verhindern soll. Schon unmittelbar nach der Verletzung muß 
der Verletzte auf dem Truppenverbandplatze, spätestens im Feldlazarett, 
in eindringlicher, überzeugender Weise auf die Wertigkeit beziehungs- 


weise Geringfügigkeit seiner Verletzungen hingewiesen werden. Weiter- 


hin ist der Verletzte frühzeitigst wieder der Truppe zuzuführen. Der 
Rücktransport in die_Heimat ist bei Neurotikern nach Möglichkeit zu 
vermeiden. Wenn irgendwo, gilt hier der Satz, daß Nachsicht und 
Wohlwollen schaden, wenn sie nicht am Platze sind. 

Ist aber die Prophylaxe versäumt und haben wir so die psycho- 
gerne Neurose in voller Entwicklung vor uns, so müssen wir von An- 
fang an der Begrenzung unseres therapeutischen Könnens eingedenk 
sein. Wir sind berechtigt und verpflichtet, durch den besonders vor- 
gebildeten Spezialkollegen, dem viel guter Wille und noch mehr viel 
freie Zeit zur Verfügung stehen muß, Suggestion, Hypnose, Aufklärung 
zu versuchen und zu verwenden, und werden sicher in vielen Fällen 
den Neurotiker heilen und dienstfähig erhalten können, wenn wir nach 
der Heilung der verständnisvollen Mitarbeit des Truppenarztes und der 
Vorgesetzten sicher sind. (Schluß folgt.) 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 


Durch die Entdeckung der Spirochaeta pallida und die 
der Wassermannschen Reaktion ist es uns bekannt, daß die 
Syphilis in ihrem Primäraffekt eine relativ harmlose, heilbare, ört- 
liche Spirillenerkrankung darstellt, während im Laufe von höchstens 
drei Wochen eine Generalisierung der Erkrankung eintritt, die sich im 
Positivwerden der Wassermannschen Reaktion äußert. In der ersten 
seronegativen Phase der Erkrankung gelingt die Heilung in nahezu 
allen Fällen. Es kommt daher alles darauf an, daß die syphilitischen 
Infektionen rechtzeitig behandelt, das heißt vor allem rechtzeitig er- 
kannt werden. Die frühzeitige Erkennung geschieht durch den mikro- 
skopischen Nachweis von Spirochäten in verdächtigen Wunden. Ähnlich 
liegen die Verhältnisse bei der Gonorrhöe, bei welcher ebenfalls die 


_ Frühdiagnose die Möglichkeit der schnellen Heilung durch eine 


Abortivkur bietet. : 

Um die Methoden der Frühdiagnose und Frühbehandlung über- 
tragbarer Geschlechtskrankheiten möglichst zum Gemeingut aller Ärzte 
werden zu lassen, veranstaltet der Reichsausschuß für das 
ärztliche ‚Fortbildungswesen im Verein mit der Deut- 
schen Gesellschaft zur Bekämpfung derGeschlechts- 
krankheiten im März dieses Jahres kurzfristige Kurse, zu denen 
die Medizinalabteilung des Ministeriums des Innern und die Landes- 
versicherungsanstalten ihre Unterstützung zugesagt haben. Von den 
letzteren sollen den Ärzten, die nicht am Kursort wohnen, die Reise- 
unkosten ersetzt werden; die Kurse selbst sollen unentgeltlich sein 
und höchstens zwölf Stunden, auf zwei bis drei Sonntage verteilt, um- 
fassen. Anfragen, die Kurse betreffend, sind an das Kaiserin-Friedrich- 
Haus für das ärztliche Fortbildungswesen, Berlin NW 6, Luisenpl. 2—4, 
zu richten. po Sae 

Im Kaiserin-Auguste-Viktoria-Haus zur Be- 
kämpfung der Säuglingssterblichkeit ist im Berichts- 
jahr 1917/1918 zum ersten Male die Ausbildung staatlich aner- 
kannter Säuglingspflegerinnen durchgeführt worden. Die 
Forderungen, die an die Säuglingspflegerinnen gestellt werden, sind 
sehr ähnlich denen, die staatlich anerkannte Krankenpflegerinnen zu 
erfüllen haben. Nach der ministeriellen Vorschrift muß der Lehrstoff 
in 200 theoretischen und praktischen Unterrichtsstunden durchgearbeitet 
werden. Mit dem Entwurf eines amtlichen Säuglingspflegelehrbuches 
wurde der Direktor des Kaiserin-Auguste-Viktoria-Hauses vom Minister 
ne a 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4. 


— 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8, 


96. Januar. 


pmnp nn —— 


des Innern beauftragt. Nach seiner Überzeugung genügt das eineJahr 
der Ausbildung nur dazu, daß die Schülerinnen die \lindestforderungen 
zu erfüllen lernen; damit sie jedoch einen leitenden Posten in einer 
geschlossenen Anstalt übernehmen können, bedürfen sie einer mehr- 
jährigen Ausbildung. Nach Abschluß einer solchen mehr- 
jährigen Lehrzeit erhalten sie vom Polizeipräsidium ein besonderes 


Zeugnis, in dem ihnen die „Fähigkeit zur pflege rischen Leitung einer 


Abteilung für kranke Kinder, eines Mütter- beziehungsweise Säuglings- 
lingsheims, einer Krippe oder anderen Fürsorgeeinrichtung für Säug- 
linge und Kleinkinder“ bescheinigt wird. 

Zum Gedeihen der Säuglingsschutzbewegung ist es aber auch 
notwendig, daß die Kenntnisse der Ärzte auf diesem Gebiete mehr und 
mehr gefestigt werden. Zu diesem Zweck hat das Kaiserin-Auguste- 
Viktoria-Haus im Berichtsjahr zum ersten Male seminaristische 
Ärztekurse eingerichtet, bei denen die Teilnehmer ` vier Wochen 
hindurch tagsüber dauernd nach einem ganz bestimmten Lehrplan theo- 
retisch und praktisch beschäftigt wurden. Um auch unbemittelten 
Kollegen die Kursteilndahme zu ermöglichen, konnte der Direktor des 
Hauses aus einer ihm zu diesem Zweck gestifteten grüßeren Summe 
Zuschüsse an Kursteilnehmer zahlen. . 

Aus den Krankenzahlen des Berichts verdient die betrübliche 
Tatsache Erwähnung, daß auch hier eine Häufung der Tuber- 
0 besonders unter den Patienten der Poliklinik, beobachtet 
wurde. 


Das Mißverhältnis zwischen Angebot und Nach- 
frage auf dem ärztlichen Stellenmarkt war noch nie 
so groß wie heute. Zu den 800 seit Kriegsbeginn approbierten be- 
ziehungsweise notapprobierten kommen die durch den Umsturz zur 
Verabschiedung gezwungenen Sanitätsoffiiziere des Heeres und der 
Marine, auch sind zu erwähnen die zahlreichen Ärzte, die seither 1m 
Ausland oder als Schiffsärzte Verwendung fanden, schließlich die Ärzte 
aus gefährdeten Landesteilen in Ost und West. Auch aus der bisherigen 
österreichisch-ungarischen Monarchie kommen bedenkliche Nachrichten 
über den Überschuß an Ärzten, von denen vielleicht auch ein namhafter 
Teil über kurz oder lang den Arbeitsmarkt im Deutschen Reich be- 
lasten wird. 

In Deutschland haben viele aktive Offiziere neuerdings sich dem 
Medizinstudium zugewandt, der Leipziger Verband ist bemüht, durch die 
Tageszeitungen über die kaum noch erträgliche Überfüllung aufzuklären. 
Im Einvernehmen mit dem Leipziger Verband hat ferner die Deutsche 
Centralstella für Berufsberatung der Akademiker (Berlin NW”, Georgen- 
straße 44) ein Merkblatt „Der Arzt“ herausgegeben (Verfasser: San.-Rat 
Dr. E. Sardemann in Marburg/Lahn). S 

Es ist darauf hinzuweisen, daß durch die neuerliche Erhöhung 
der Versicherungsgrenze in der Krankenversicherung und den Fortf 
jeglicher Grenze für die freiwillige Weiterversicherung der seither schon 
geringe Rest von Privatpraxis in den meisten Bezirken nach und nach 
ganz fortfallen wird, sodaß die Ärzte zukünftig fast ausschließlich auf 
Kassenpraxis angewiesen sein werden. Dieser Umstand erschein 
angesichts der Überfüllung um so bedenklicher, als die großen Kassen 
verbände vor kurzem abermals die Zulassung jedes vertragsbereiten 
Arztes zur Kassenpraxis ausdrücklich abgelehnt haben und durch die 
jüngste Verordnung des Rates der Volksbeauftragten der erste Ver- 


such einer staatlichen Reglementierung des Kassenhonorars gemacht 
worden ist. 


„ Die Reichsbekleidungsstelle macht bekannt: „Vom 1. Januar 1919 
ab können die Krankenanstalten und Krankenkassen, sowie die Apotheken 
und sonstigen Kleinhandiungen Verbandwatte im freien Handel beziehen. 
Bezugsquellen können bei der Vereinigung Deutscher Verbandwatte- 
fabrikanten, Berlin W8, Krausenstr. 17/18, nachgewiesen werden, Wenn 
ein Lieferant hier und da nicht in der Lage sein sollte, liefern A 
können. Der Rezeptzwang für Verbandwatte fällt vollständig weg, 
demnach ist auch die Abgabe von Packungen von über 100 g obne 
Rezept gestattet.“ — 


Das Anschar-Schwestern- und Krankenhaus vol 
Roten Kreuzin Kiel, eine seit 47 Jahren bewährte gemeinnützige 
Anstalt, deren Aufgabe es ist, neben dem Betrieb des Krankenhaus? 
Schwestern zum Pflegedienst in die Universitätsklinik und in an oro 
Krankenhäuser, sowie in den Wohlfahrts- und Fürsorgedienst zu, OT 
senden, leidet unter dem Notstand, daß die Anstaltsgebäude zu * = 
geworden und veraltet sind. Da das Haus kein eigenes Vermög”. 
besitzt, bittet es um Überweisung von Beiträgen, die an das Bankhau 
Wilh. Ahlmann in Kiel zu richten sind. 


Hochschulnachrichten. Berlin: Dr. Kaminer her 
den Professortitel erhalten. — Bonn: Zum Direktor des Anatomi- 
schen Instituts ist Prof. Sobotta (Königsberg) berufen worden. a 
Breslau: Dr. Siegmund Weil habilitierte sich für Chirurg * 
Priv.-Doz. Dr. Felix Landois erhielt den Professortitel. — Gtel ten 
wald: Prof. Nippe (Erlangen) ist für gerichtliche Medizin bem 
worden. — Jena: Der Direktor der Psychiatrischen Klinik, 219° 
Binswanger, wird mit dem 1. Oktober in den Ruhestand gen ch- 
Wien: Prof. Schauta, der Direktor der ersten geburtshi 


gynäkologischen Klinik, in fast vollendetem 70. Lebensjahr gaor a 


Schauta war i891 als Nachfolger Brauns aus Prag nach WIe 
rufen worden. 


uf" 
ER 7 (Aafia a . 
a Fine Fu mi 
EASA À 
, r - . N 
Ta j + . , t 
Mas OE. l Sa Mi y E Se , z ; ae oa E ai , ? 
ei oa e Sa ae LT a A a ned a i SS on D En Ze Br Be ee . Fe EEE p ET ZN ee Wa 
ee N ee a a a Fee - r $ py 35 s Ban ; Fr ma w peg ee D f Soa D a ya 
; a ae a ER et z $ - i ß 5 ao! N A EN ; . 3 s 3 ' a u rs . x A 4 
TEN a y ; a i x s - u TA r 1 A Fu ; z = KR Wake fi o, i 2 ; 3 . a aa ' A . DZ | 
T = x 4 x Jog ' A i pog = no. . 5 ayi -a 
NP 507839): 0- 2. Februar 1919. © = KV. Jahrgan P 
P ` x CoO t 5 i 2 . B A 5 a Fn 
x f ê An „...j0 f ; e : 4 f í 3 5 EN: Ba ; . j ©: a ' aada ae S 
` 4 N $ ' P Em - agut Per 5 3 t ` 5 \ ` $ š o ` 
E EEE ] D ai 
PR ` ; ` g £ = $ " s . d a) . Bd 
. ` % : T3 g i2 . ` . = ' Da 
= ` ko 
er 
er 


er Ar 


Wochenschrift für praktische Ärzte  — == 
ochenschrift für praktische Ärzte 5 
F = l = f = i | | 5 | | - 2 } B. | . k i | ; , K gr P 
| redigiert von | Auer Verlag von > . 2 o sann EP z a 
Professor Dr. Kart Brandenburg :  _ -. | ‚Urban & Schwarzenberg  : DEE F. 

| Berlin ne TR Be 

Inhalt: Originalarbeiten: O. Vulpius, Der statische Plattfuß. E., Friedberger. und P. Konitzer, Zur Ätiologie-der derzeitigen © = => ` iE a 
Influenza-Pandemie (mit 4’ Abbildungen). A. Böhme, Bemerkungen über das Vorkommen der Anacidität im Felde. E. Nießl v. Mayen- me a 
dorf, Zur Symptomatologie und Pathogenese der Granatkommotionsneurose. H. Rautmann, Über Ruhr. — Referatenteil: St. Lichten - aap E y 

stein, Neuere Untersuchungen über den Erreger des Gasbrandes und malignen Ödems. — Aus den neuesten, Zeitschriften, — Therapeutische EN 

m e f é . ey '’ a : %æ. o e - s ` . ar in lin”. 

Notizen. — Bücherbesprechung. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Freiburg i. Br. Königsberg i. Pr. Wien. — Rundschad: M. Strauß, S iE E 
Betrachtungen zur Kriegsinyalidenfürsorge. - (Schluß.) — Tagesgeschichtliche Notizen. ee a N BT Dee 

4 BT fe 3 ni er en f np | = Er a N ieat T 

Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor. ` te p n a S 

z | er f = Rp l oo < E i j | RN fi Ep 

Oft freilich bleibt dies Suchen lange vergeblich, Kuren wegen - le 

Be x wi 


"angeblichen ‘Muskel-. oder Gelenkrbeumatismus, wegen Ischias hs | 
verlaufen erfolglos, weil die Symptome hinsichtlich ihres Ursprungs tie. 
‚verkannt, weil also die Beschwerden nicht an der. Wurzel angefaßt - 5 | 


jé | Der statische Plattiuß. . 


5 Von . | 
Prof. Dr. Oskar Vulpius, ‚Heidelberg. u mt i } 
Ere DE > Er 2m. . | wurden. Und auch der .vorsichtige und erfahrene Arzt kann >- ... grt: 

= Dem Orthopäden vergeht wohl keine Sprechstunde, obne. |. bisweilen die zweifelhafte Diagnose erst durch den Erfolg der => 3% Ir 

.. daß Patienten kommen, welche Hilfe suchen wegen ihrer Plattfuß- | Insuffizienztherapie sicherstellen. a a a rn 28 a . 

< beschwerden. . Oder richtiger gesagt wegen Beschwerden, welche |-' War schon in Friedenszeit die Faßschwäche aus verschiedenen ne 

wir auf absolute oder relative Schwäche des Fußes zurückzuführen | Gründen ein- ungemein häufiges ‘Leiden, so hat der Krieg diese er 

| gelernt haben auch 'dann, wenn von einem Plattfuß nichts zu | Gründe, an Zahl und Wucht noch ganz erheblich -vermehrt bei ; Jo a 

 .  konstatieren ist. a iz 0.0.0, 5 | Jung und. Alt. Um so dringlicher ist es,- daß wie die Diagnostik pi; 
7 Das. alte, anscheinend so. einfache Symptomenbild des so- | so auch die Therapie Allgemeingut ‘der praktischen Ärzte, nicht ae 
genannten statischen Platffußes war unklar und verwischt ge- | nur der Orthopäden werden..  - er a upon 
Es . gilt einmal die Insuffizienz zu beseitigen durch Aus- 5 di IR z 


schaltung aller schwächenden und schädlichen Einflüsse sowie 
‚durch systematische Kräftigung und richtige Verwendung der in’. - -~ 
Betracht: kommenden Muskulatur, es gilt zweitens, die Insuffizienz- © ` 
erscheinungen durch mechanische Behelfe zu eliminieren, durch‘ 


‚ worden. Früher hatte mandie Diagnose auf den Nachweis der 
drei bekannten typischen: Schmerzpunkte am Fuß gegründet. Jetzt 
E. zeigte die gehäufte Erfahrung, daß Schmerzen von den Zehen 

bis zur Leistenbeuge, já bis-zur Lendengegend mit der Plattfuß- 


TAg -N 
øs} bildung in ursächlichem Zusammenhang stehen können. ‚Und wir ' f 
W, ~ ~ mußten weiter feststellen, daß alle diese Beschwerden auftreten | den Plattfußstiefel, die Plattfußeinlage. n Ä = 
A t- - können, ohne daß der Fuß eine Deformität aufweist, und daß | ; ‚Für den ersten Zweck ist wichtiger meist als.die Massage 
hf Ta trotzdem von ihm diese Beschwerden ‚ausgehen. Nicht um einen | eine. gymnastische Übung der Fußmuskulatur, die in so einfacher ` 
A mehr oder weniger ausgebildeten Plattfuß. braucht es sich zu | Form verordnet werden soll, daß sie zu Hause durchführbar wird. 
a} ` handeln, die Ursache ist vielmehr. in der Insuffizienz des Fußes, | Und nicht, zu unterschätzen ist die Hygiene des Gehens und - 
|... Seiner Knochen und Weichteile, besonders seinen Muskeln zu er- | Stehens, indem wir unter anderem das durch unverständige Eitel- ` 
m, Parken, m heihi in einem Mißverhältnis zwischen nz und | keit erzwungene 0.02. PE E EES a 
J ‚eistungsfähigkeit. Wie für den normalen Fuß eine Überlastung, | müssen wir, um die zweite Aufgabe'zu lösen, mit allem Nach- 
g- SO bedeutet für den schwachen Fuß schon’ die normale Inanspruch- |. druck die’ bei Laien wie leider auch noch bei Ärzten .eingewurzelte 
ZUR nahme -eine Schädigung, welche Ermüdungssymptome hervorruft. | Gedanken- und Handlungsfolge „Plattfußeinlage — Bandagist“. Die- 
| Die Beschwerden können wie die Ermüdung allmählich eintreten | Plattfußeinlage ist nichts anderes als ein, portativer Apparat, der 
/ Br sich steigern, so beim Kellner, bei der Verkäuferin, bei der | moderne technische Fortschritt in ‘der Apparatkonstruktion soll 
Sohwangeren. Sie können plötzlich sich einstellen, so bei den | also auch der Einlage zugute kommen. Und da dieser Fortschritt 
nach | auf dem Individualisieren, auf dem, Anpassen des Apparates an 
die. Besonderheiten des Einzelfalles beruht,- so, ist ohne, weiteres . 


ersten Gehversuchen nach schwächendem Krankenlager, 


| -> ehädigung der Beinmuskulatur, ‘des. Bandappàrates am Fuß. 
einlage, als _ Massenartikel - 
l 


ersichtlich, daß eine. käufliche Fabrik 
hergestellt, nichts taugen kann. > > . | ne 

= ` , Eine gute Einlage muß sich flächenhaft der Fußsohle, dém 
rekonstruierten Fußgewölbe in ganzer Ausdehnung anschmiegen,' ` 
‘ohne örtlichen Druck oder Schmerz zu erzeugen. Sie. muß so..- 
geformt sein, daß sie die Ferse in guter: Stellung umfaßt und - - 
ein Abgleiten des Fußes .nach außen” verhindert, Das Material 
muß leicht formbar und weiterhin durchaus formbeständig, dabei 
aber in gewissem Grade elastisch sein. ` Die Einlage soll ferner 
möglichst leicht:und dabei möglichst haltbar ausfallen. Sie muß . 
sich leicht reinigen lassen und:der. Feuchtigkeit widerstehen. End- ` 
lich. darf sie nicht zu teuer sein, ‘um breiten Volksschichten zu- 


-Oft zei 
ka im unteren Sprunggelenk, der Knickfuß, später erst tritt 
B 1 Abflachung des Fußgewölbes. hinzu, die nur während der 
5 weit, ungsdauer zu beobachten ist. .Anfallsweise kommt es 
foa fa erhin gelegentlich zu reflektorischem Abductionsspasmus,: her- 
w in len durch die gedehnten -und "entzündlich gereizten Bänder 
2 gieh F der Ruhe und durch sie verschwindend. Schließlich fixiert 
ort le Deformität durch Schrumpfung der Weichteile, durch Um- 
erreiche der Knochen. Damit kann ein gewisser Ruhezustand 
hie) t sein, Oft, aber keineswegs immer ist jetżt die Leistungs- 

| titt: eit erheblich und dauernd geschädigt. : Gar nicht selten aber 

TE A der kosmetische Schaden in den ‘Vordergrund, während | lich- d: | 

$ türen eren Stadien der Plattfußentwicklung die Schmerzen das. | gänglich zu werden. RN ee | i 
- Sigg n Sympton waren. Gerade ‚diesem frühzeitigen Warnungs- | - ' Langes Suchen : nach diesem Ideal hat mich’ zu einem 
station; aben es die Patienten zu verdanken, wenn sie vor der | Modell geführt,. welches: sich in meiner Klientel seit zehn Jahren 
Onaren. Deformität bewahrt bleiben, vorausgesetzt, daß sie | tausendfach bewährt hat, Zunächst verschaffen wir uns auf ein- 
| 002.00...) fache Weise ein Gipsmodell: Der Fuß wird bis über die Knöchel 


igt sich als erstes objektives Merkmal: eine Abductions- 


t 


SA .. a . 
chverständige Hilfe suchen und finden. .. 
; = ty | k ` 
u. -X aE i 
U FE 


ie EE E E 


108 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.6. 


2, Februar. 


‚ in einen dünnen Gipsverband gelegt, der unter leichter Be- 
‘ lastung erhärtet, dann abgenommen und Mit Gipsbrei ausgegossen 
wird, Entsprechend dem Modell wird ein Leisten ausgewählt und | 


von dem Schuhmachermeister meiner Klinik hergerichtet. Auf 
ihm wird ein gut erweichtes Sohllederkernstück aufgewalkt, das 
von der Ferse bis zur Fußspitze reichend aufgebogene Seiten- 
ränder besitzt, welche den Fuß fixieren. Mit dieser Sohle werden 
Federn aus gut gehärtetem dünnen Bandstahl, die sieh leicht 


= treiben lassen, fest verbunden, und zwar zwei bis drei Längs- 


federn und ein bis zwei Querfedern. Die letzteren versteifen nicht 
nur die Sohlenfläche der Einlage, sondern auch die Seitenwände, 
an welche sie angenietet werden. Sache der Erfahrung und Übung 
ist es, die Federn richtig zu verteilen, zu formen und gleichsam 
abzustimmen. Nachträglich können immer noch Formänderungen 
durch Treiben auf dem Bleiklotz vorgenommen werden. Die Leder- 
not der Kriegszeit hat uns veranlaßt, Fiber zu versuchen, es hat 
sich für Kinder so bewährt, daß wir auch später das Material bei- 
behalten werden. | Ä 


-Unsere Heidelberger Einlage vereinigt in der Tat viele Vor- 
züge, als einzigen Nachteil wüßte ich eigentlich nur anzuführen, 
‘daß sie eben nicht fabrikmäßig hergestellt werden kann. Sie kann 
in jeden Stiefel eingepaßt und eingeschoben werden, doch gebe 


ich gerne gleichzeitig besonders gearbeitete Stiefel, welche die 


Wirkung der Einlage voll zur Geltung bringen. 

Ich bin meines Erfolges so sicher geworden im Laufe der 
Zeit, daß mir das Versagen der Einlage eine irrige Diagnose oder 
eine in Entwicklung begriffene Entzündung des Fußes beweist. 
Wo letztere bereits vorhanden ist, muß trotz der Einlage das Gehen 
und Stehen entzündungsfördernd wirken. . 


In frischen und leichten derartigen Fällen können Bettruhe, 
Bäder, Wicklungen genügen, um Schmerzen und Spasmus zu be- 
seitigen, sodaß wir nach kurzer Zeit die übliche Behandlung des 
einfachen Plattfußes einzuleiten vermögen. Wenn die Entzündung 
hartnäckig und heftig bleibt, kommen wir schneller und sicherer 
mit dem Redressement und nachfolgendem Gipsverband zum Ziel. 


Man kann sich dabei der Narkose bedienen, wir sind in letzter - 


Zeit zur Leitungsanästhesie übergegangen und haben von ihr über- 
raschende Erfolge gesehen. Selbst bei älteren fixierten Plattfüßen 
kann man recht erhebliche Gewalt anwenden, ohne daß Schmerzen 
geklagt werden. 

Das Redressement bezweckt Wiederherstellung normaler oder 
sogar etwas überkorrigierter Fußform. Völlig verkehrt führen eg 


also diejenigen aus, welche den Fuß in extreme Supination drän-. 


gen und in dieser durchaus unnatürlichen und unbrauchbaren 
Stellung eingipsen, zumal da dieselbe nicht gleichzeitig die Fuß- 
höhlung erzeugt.. Vielmehr gilt es, den Vorderfuß in ausgeprägte 
Adduction zu der leicht supinierten Ferse überzuführen. Sobald 
und indem dies gelingt, erhebt sich das Fußgewölbe in erstaun- 
lich vollkommener Weise ohne weitere Nachhilfe. Dem vollen Er- 
folg stellt sich dann in älteren Fällen nur noch die verkürzte 
Achillessehne entgegen, der längst vorhandene Spitzfuß war durch 
die Abduction, Pronation und Dorsalflexion des Vorderfußes ver- 
deckt, Daß hier sowenig wie beim Klumpfuß heute noch die 
Achillotenotomie den angezeigten oder erlaubten Eingriff darstellt, 
daß an ihrer Stelle vielmehr das Rutschenlassen der Sehne ihre 
Verlängerung herbeiführen muß, versteht sich wohl von selbst. 
Eine Schwächung des Wadenmuskels, dem bekanntlich eine erheb- 
liche adduzierende Wirkung auf die Fußwurzel innewohnt, wäre 
angesichts der Fußinsuffizienz ja verhängnisvoll. Die ‚gleiche Ope- 


ration an den Peronaei, am langen Zehenstrecker ausgeführt, sichert 


übrigens auch bei schwerem Spasmus entzündlicher Plattfüße gegen 
Rezidive. Das geschilderte Verfahren führt, richtig angewendet, 
auch in vorgeschrittenen Fällen zum Ziel, welche für eine der 
zahlreichen, von mir so gut wie nie geübten Knochenoperationen 
reif scheinen möchten. nz ' 

Je älter und ausgeprägter das Leiden war, desto längere 
Fixation des korrigierten- Fußes in technisch exakt angelegtem 
Gipsverband ist natürlich erforderlich. Die Furcht vor Inaktivitäts- 
atropbie der Muskeln und dadurch gesteigerter Insuffizienz darf 
uns nicht dazu führen, hier anders zu handeln als nach dem Re- 
dressement eines Klumpfußes etwa entsprechenden Grades. Voll- 
ends deshalb nicht, weil im Gegensatz zum Klumpfuß die Be- 
lastung während der Nachbehandlungsperiode das Ergebnis der 
Korrektur nicht nur nicht fördert, sondern bedroht. Freilich muß 
eine sorgfältige Nachbehandlung auf die eingetretene Schwäche 
Bedacht nehmen, durch Unverstand des Patienten oder Ungeduld 


des Arztes veranlaßtes verfrühtes Aufstehen läßt oft den Erfolg 
des Redressements in rezidivierenden Spasmus umschlagen. 
Insuffizienzbeschwerden und -folgen verschiedenen Grades 
bilden angesichts ihrer Zahl und Bedeutung glücklicherweise einen 
überaus dankbaren Gegenstand unserer Therapie. Sie lassen sich 
beseitigen, völlig und oft verblüffend schnell beseitigen. Es ist 
ein ebenso häufiges wie erfreuliches ärztliches Erlebnis, daß ein 
richtig geformtes, mit einigen Stahlbändern verstärktes Stück Leder 
einer oft langen Leidensgeschichte glücklichen Abschluß bringt. 
Allerdings muß die Einlage meist lange Zeit hindurch ge- 
tragen werden. Voraussetzung für gleich schöne, wenn auch 
schwerer zu erringende Erfolge bei spastischen oder fixierten Platt- 
füßen ist es, daß für die Kur genügend Zeit zur Verfügung steht 
und daß nach ihrer Beendigung nicht gleich hochgradige Bean- 
spruchung des eben genesenen Fußes einsetzt. Wo beide Bedin- 
gungen im voraus unerfüllbar erscheinen, schützt vor dem sicheren 
und alle enttäuschenden Mißerfolg nur der Verzicht auf jeglichen 


Eingriff, 
Aus dem Hygiene-Institut der Universität Greifswald. 


Zur Ätiologie der derzeitigen Influenza-Pandemie. 


Von 
E. Friedberger und Cand. med. P. Konitzer. 


Seit Ausbruch der neuen Influenza-Pandemie sind die Bak- 
teriologen der ganzen Welt eifrig damit beschäftigt, die Ätiologie. 
dieser Krankheit zu erforschen, ohne daß bis heute eine Lösung 
gefunden wäre, die Befriedigung und allgemeine Anerkennung 
gefunden hätte. Das ist um so merkwürdiger, als mit der Ent- 
deckung des im Jahre 1892 von R. Pfeiffer) bei zahlreichen 
Influenzapatienten „fast in Reinkultur“ gefundenen hämoglobino- 
philen Bacillus das Problem der Ätiologie der Grippe endgültig 
gelöst zu sein schien. Allerdings fand schon damals die 
klassische Mitteilung R. Pfeiffers bald weniger Anerkennung, 
als es bis dahin bei der Entdeckung anderer Infektionserregef 
der Fall gewesen war. 

‚ Sowohl vorher wie nachher wurde er bei typischen Influenzen 
vielfach vermißt, andererseits wieder bei pathologischen Zu- 
ständen gefunden, die mit der echten Influenza klinisch sicher 
nichts zu tun hatten. Noch etwa ein Jahr vor Ausbruch dieser 
Epidemie hat Kruse erneut mit Nachdruck darauf hingewiesen, 
daß der Pfeiffersche Bacillus 1889—1891, das heißt gerade auf 
der Höhe der damaligen Epidemie, von niemand gesehen worden 
sei 2), obwohl doch wahrlich das färberische Verhalten dieses Ba- 
cillus keine besonderen Schwierigkeiten für den Nachweis be- 
reitet und obwohl er nachher von Pfeiffer und anderen Unter- 
suchern im Sputum „massenhaft“ und „fast in Reinkultur” 8% 
schen wurde. 

Auch die Züchtung gelang dann, nachdem R. Pfeiffer 
seine bedeutsame Entdeckung der obligaten Hämoglobinophilie 
mitgeteilt hatte, regelmäßig. Späterhin fehlte es aber auch 
nicht an völlig negativen Befunden bei klinisch sicheren, gehäuften 
Influenzafällen, die als Ausläufer der großen Pandemie der 
90er Jahre angesehen wurden °). 

‚Allerdings trat weiterhin hier und da wieder der Influenzt- 
bacillus auf und wurde nachgewiesen von Autoren, die ihn M 
den Jahren vorher nicht mehr gesehen hatten. So berichtet z. B. 
Kruse‘) von einer Epidemie in einem Bonner Krankenhaus IN 


hämoglobinophil waren (vgl. auch E. Fraenkel, D. m. W. Nr. A 
Sagt doch schon Sticker (Zur historischen Biologie C° 


`a 
N 


Te Te BT en u, a aa A : | ; l i = a a ; n 2 i 2 | ee r ar | in. 

E © 07 2.:Eebrüuar: > 2.0: 191. — MEDIZIN ISCHE KLINIK. — Nr.5. ` 109 ES e. 

BE oft den Bgt ° Jahre 1895; wo der Influenzabacillus „stets: leicht, nachweisbar | ist der „Influenzabacillus“. vom Jahre. 1891. - 2. Es handelt sich ARE", 
schlagen, F war“. Andererseits wurden schon zur Zeit der vergangenen In- |-um.ein. anderes, Bacterium als Erreger: ` 3. Ein solches siedelt . na 
hiedenen (nl t- fluenza-Pandemie auch bei anderen pathologischen Prozessen, | sich sekundär auf den: durch die Influenzabaeillen krankhaft vér- . . '- De EN 
Jicherweie da”: die sicher von der echten Influenza verschieden waren, Bakterien | änderten Geweben an. -4. Es handelt sich. um ein invisibles Virus, . ug. 0i 
“Se hsai  - gefunden, die sich in keiner Weise: von dem wohlcharakterisierten -| die Bakterien sind sekundär hinzugekommen. - 5. Es handelt sich » a Du 2 
seiligen. Bit Influenzabaeillus unterschieden, die man aber deshalb vielfach | um -äußere Ursachen ‘unbekannter Natur, die die Krankheits- Re 
rlebuis,. dd: einfach als „Pseudoinfluenzabacillen“ ‚bezeichnet hat. Leichen- | disposition bedingen und so verschiedenen, schon im Körper’ vor- ee 
ktes Stück Lek | stern“) spricht recht charakteristisch von. dem. .„fatalen | kommenden oder in ihn aufgenommenen Bakterien die Möglichkeit By f K 
ehluß big ' . Pseudoinfluenzabacillus“. - Schon Pfeiffer selbst fand in drei | zum Eindringen in die Gewebe und zur Auslösung der:Krank- o MRA ae 
it nd -- Fällen von ‚diphtherischer Broncho-Pneumonie bald nach’ seiner | beitssymptome' geben. > ee au en, ee rn Az 
e, wein ad ; Entdeckung Stäbchen, die sich nicht sicher von seinem Bacillus: | °. Zu.1. Wenn auch bei sonstigen Krankheiten Bakterien vor- | et 
an Zu a | kommen, die: sich auf Grund unserer Kenntnisse‘ von dem von er 


Pfeiffer gefundenen Influenzabacillus nicht unterscheiden 
lassen, .so war zu erwarten, daß dieser Bacillus, wenigstens an- 


nähernd regelmäßig und annähernd in dem gleichen Maß auch.bei- 
| ‚Pfeiffer 


era PH | abtrennen ließen. Ia Tr = 
ein, Bei Bronchiektasien und Kavernen wies er. ihn gleichfalls 
nach,-ohne daß Symptome von Influenza bestanden. Er faßte dann 


bgradige ha i 
diese Fälle einfach als- „chronische Influenza“ auf. Auch 


o beide Be! -.. 

r dem sida Kretz), Ruhemann?), Sticker®, Kersėéhen- | derjetzigen Grippe gefunden würde, wie ihn R 

fg) o steiner‘), Klieneberger:‘) und Andere mehr fanden | und Andere 1892 und später gesehen haben. — ——, o 

0. diesen Bacillus wiederholt bei Phthisikern. Bei Masern wurde: er Um zunächst über die Menge der Baeillen beim Einzelfall in 

FR gleichfalls von zahlreichen Autoren (Jochmann und Anderen) | der früheren Pandemie ein Urteil zu gewinnen, erscheint-es not- 

if gefunden; auch bei Meningitis und bei Fällen von Cystitis und | wendig, auf die Quellen, das heißt auf die klassische: Darstellung, 
er .vorzukommen (Cohn. 1905), sodaß | die R. Pfeiffer'?) über einen -Influenzabacillus 1%) gegeben hat; _ 


Urethritis scheint 


Pan = M Neißer sogar geneigt-war, ihn als ubiquitär anzusehen. :.. | zurückzugehen. . 


Pfeiffer fand damals. den „Influenzabacillus“ im Sputum in : 


f ADN 

e Die jetzige Epidemie. unterscheidet sich offenbar- klinisch, . A TeITI „au ıenza | su 
et; Pathologisch-anatomisch ‘und: epidemiologisch kaum von "den | »erstaunlichen Mengen“, „in fast absoluter Reinkultur und stets in er- 
\ früheren. Sie stimmt mit ihnen überein in der kolossalen Aus- h St2unlicher Anzahl“. „Beim Fortschreiten . der Krankheit ändert sich 

"A A EA RERE anean In. | das mikroskopische Bild des Auswurfs- in  charakteristischer Weise. 
nd die è. dehnung, in der enormen "Empfindlichkeit der :exponierten In- ANE DE ar . TREE E 
) P x Die. Anzahl der freien. Influenzabacillen nimmt ab, dafür. erscheinen 

. die: Eiterzellen geradezu vollgestopft mit’den feinen, Kr 


je At - 5 dividuen (die Morbidität_betrug 1889/90 bis zu 50%), in der 


kurzen Inkubation und endlich in der schnellen, vielfach’ explo- . das Protoplasma. in dichten Schwärmen erfüllen.“ (A; a. Q.. S. 870.) 


Bei Rekonvaleszenten werden die Stäbchen zumeist im Innern 


ine S; = 
pk. sionsartigen Verbreitung und im schnellen Wiederverschwinden, | _ 
wit ein Verhalten, das schon früher der Influenza den Namen „Blitz- |‘ der Eiterzellen gesehen. -Von diesen werden noch wochenlang (!), 
aii). _ krankheit“ eingetragen hat. EE en besonders des Morgens, „einzelne Sputumballen ausgehustet, welche 
er r Ein wesentlicher Unterschied besteht freilich in den zeitlichen |. &ie elle = en en re 7 Fu 
l 20 5 . DEN T ses T og e we l E ' 8 © a Tl - 
egik ' Verhältnissen und in der Art der geographischen Ausbreitung der ‚krank aufgefaßten Individuen: fanden -sich : „zahllose Influenza. 
| ‚stäbehen“ neben. Tuberkelbaecillen: und anderen. Nach dem Aufhören . 


ah Š ~ „- jetzigen Epidemie gegen bei weitem die Mehrzahl der früheren. . 


hiik: ©- Nach der klassischen Zusammenstellung von A. Hirs ch*) haben | der Grippeepidemie schwanden sie: en w 
sa? i von 125 der von ihm aufgezählten Pandemien nur 16 im Sommer | ° . In 8S chnitten, in ausgedehnten Influenzafiltraten „wimmelte“ 

 ¿ ` begonnen, Die Influenza ist sonst eine Krankheit «dr d£oyiyv des | das ganze Gewebe von den specifischen Erregern. In Ausstrichpräpa- 
ofen © Winters. Ferner hat sie fast ausnahmslos den Weg. von Osten | raten von der Trachea von Leichen- an Influenzapneumonie Ge- 
ja H. nach Westen genommen und auf dem europäischen Kontinent | storbener „überwiegt schon regelmäßig der Influenzabacillus äh Zahl u 
En ~ Immer Spanien zuletzt erreicht.. Nur die Epidemie von 1510 und | 8anz'gewaltig. ‚In den größeren Bronchien werden die Beimengungen Be 
TI . -Anscheinend auch teilweise die von 1847/48 ist in umgekehrter en ne un an: nn ee a Ass | ie. 
m Richtung gewandert.: Endlich hat die Pandemie'1890 in erster | shens In Tongenzen ch A Gerädesu erstaunliche Mengen der ec I: 8: 
al) | Linie dekrepide Individuen, vor allen Dingen Phthisiker, ergriffen, | fischen Stäbchen meist in’ Zellen ‚gelagert, findet man in den a fe pi u FE 
m während die diesmalige gerade die kräftigsten und am besten ge- |- gelblichen Centren der. lohulären Influenzaherde“. (8. 374) Inden 1 o 
an =» Dährten. Individuen hauptsächlich in der Altersklasse von | Schnittpräp araten erhält man „äußerst frappänte Bilder“. „In u (Mes 
t} © 15-35 Jahren ergriff. Hier ist ällerdings zu berücksichtigen, daß | den Bronchien sieht man. auf dem Epithel und zwischen dessen Zellen.. 1) NER 
p i - Mie schweren Phthisiker und auch’sonst schwächliche Individuen ee en ra as on mi eich besonders dort; an- | 1 E 
g: zum gro ; a era TEDE ha äufen, wo die Destruktionen- des Epithelstratums deutlicher bervor- ı "Pr 
ara ia Aaea Aiea m O | E 
1}. Slide sind daher nur sekundär; kinisch’und ebenso pathologiso. | 1010; da demi submucösen, Bindegewebe dagegen kommen siè höchst R 
Io ech (Hansemann®%) bestehen nach den bisherigen Mit- | den Flimmerzellen, lagern, sind gleichfalls „vollständig angefüllt . mit I ne H 
A sen, wie schon gesagt, keine Unterschiede. ER denselben feinen Stäbchen, die sich. bei Züchtungsversuchen als un- BR 

eo ms Wir müssen also wohl die jetzige Grippe als identisch mit den | zweifelhafte Influenzabacillen zu erkennen geben“, In den centralen’ le: ~: 

| früheren, zum mindesten in: epidemiologischer, klinischer und | Fartien der ‚lobulären Influenzaherde „sind die Rundzellen, welche I 
~ „Päflologischer Beziehung: ansehen 23), cz | das Gewebe erfüllen, geradezu überladen mit Scharen von:Influenza-- Epa 

$; - Wie steht n- bezieli i Ätiologie? Hier sind im stäbchen. ‘Von anderen Mikroorganismen, Streptokokken, Fraenkel par 

F Seen, es nun: bezüg ich ‚der iologie Hier, sind. ir | schen Diplokokken sieht. man in frischen Affektionen ebensowenig 

ee “esentlichen fünf Möglichkeiten zu diskutieren: 1. Der Erreger etwas in Schnitten wie in’ den Ausstrichpräparaten“. (1) (S. 876) 

z = | N = Š | „_ ‚Sehr bemerkenswert‘ waren die mikroskopischen Präparate der 

und Th eic he nstern, Influenza. Nothnagels Spez. Pathologie eitrigen Pleuraauflage rungen. Sie enthielten: nämlich ` 

| erapie, Wien 1896, Bd. 4,, S. 62. „enorme Mengen der Infiuenzastäbchen in vollständiger: Reinkultur- 
| und größtenteils in das Protoplasma der Eiterkörperchen einge- 


) Kretz, Influenzabeobachtungen im Jahre -1897. W. kl. W. l 
WTE, Ei | lagert“. . „Es ist danäch bewiesen, daß die Influenzabacillen bis auf die 
Lungenoberfläche -vorzudringen vermögen und: dort eitrige' Exsudate . 
erzeugen können.“. (S. 378.) ne RR SE 
Pfeiffer findet ‘also den. Influenzabaeillus nicht nur bei ` 
allen Fällen so gut wie in Reinkultur, sodaß ein ° 
anderes Bacterium als Erreger schon nach dem mikroskopischen 
' Bilde kaum in, Frage kommen kann, sondern 'er findet ihn auch in 
allen Stadien der Krankheit, ja noch geraume Zeit 
nach deren Ablauf, und er findet ihn bei Sektionen überall 
in den Lungen von der Tracher äb bis in die feinsten Bronchiolen 


! 
BE 
t. 1897, 
P 1004 )Ruheman n, Die, epidemische Influenza. ` Berlin und Wien 
fluen ao a emann , Zur epidemiologischen Bedeutung .der In- 
wabaeillen. B. kl, W. 1907. 2 a 
L ticker, Zur historischen Biologie des Erregers.der pan- - 
| denischen Influenza. Gießen 1912. | en wur g Age 
| Lungen Kersch ensteiner, Studien zur Bakteriologie der. 
$ w) pa Bronchialeiterun en. D. Arch. f. klin. M., Bd. 75. . 
Lingeni eneberger, Über. hämoglomophile. Bakterien bei 
Gnngenkrankheiten, D. Arch. f. klin, M. 1906, Ba. 87.. ee 
gart 1861 Son irsch, Historisch-geographische. Pathologie. Stutt- | | | on | | 
‚Wäre diese Folgerung richtig, so müssen nicht nur Individuen zwischen ` 
.20 und 35 Jahren, sondern 'Kinder und Halbwüchsige mit gleicher : 
Häufigkeit-erkranken, was aber nicht der Fall’ ist., Worauf .die be-. 
sondere Empfänglichkeit der mittleren Lebensjahre und hier wieder 
gerade der kräftigsten Individuen beruht,. wissen wir nicht... l 
-- 4) Zschr. f. Hyg. 1898, Bd. 13, ... 0,00 Dr z 


beri ansemann, B. kl. W. 1918, Nr. 35, S. 841.. .Vereins- 
bericht der Berl. Med. Gesellschaft, a > = = a ne Au 
wird RS ein Beweis für den epidemiologischen Zusammenhang 
sonen unt le schon erwähnte Tatsache angesehen, daß fast nur Ber-. 
zre i er etwa 35 Jahren erkranken, die von der knapp 30 Jahre 

‚„siegenden Epidemie keine erworbene Immunität mehr aufweisen... | - 


N ` 


10° Ä 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 5. 


Te — 


und Alveolen hinein und auch im Pleuraexsudat überall in „un- 
geheuren Massen, fast in Reinkultyur“. Ebenso wie Pfeiffer 
gelang nach seiner bedeutsamen Entdeckung der Nachweis wohl 
fast allen Bakteriologen, sodaß dieser Bacillus zunächst allge- 
meine Anerkennung fand. 

Angesichts dieser Befunde Pfeiffers war es also zu er- 
warten, daß auch diesmal wieder der Inlfuenzabacillus ähnlich 
wie 1891 das mikroskopische Bild beherrschen würde, was ja 


dazu geführt hat, ihn als Erreger der damaligen Influenzaepi- 
 demie anzusehen. £ 


Es fehlte auch bei der jetzigen Pandemie nicht an Beobachtern, 
die alsbald sogar telegraphisch in den Tageszeitungen verkünden 
ließen, daß sie den Pfeifferschen Bacillus gefunden hätten. Wenn 


wir die positiven Angaben, wie sie von Schürmann 15) Pfeif- 
fer!) Simmonds’), Uhlenhuth?P), Gotschlich?2®), 


Bergmann“), Hübschmann), Kossel”), Neufeld und 
Papamarku2), Dietrich?+) usw. vorliegen, mit den damaligen 
Befunden Pfeiffers vergleichen, so springt von vornherein in 
die Augen, daß so gut wie nirgends von einem Vorkommen des 
Influenzabacillus „nahezu in Reinkultur im Sputum und im Gewebe“, 
in „ungeheuren Mengen“, in „vollständiger Reirkultur im Pleuraeiter“, 


. „Scharen von Influenzabacillen im Gewebe“ die Rede ist. 


Kaum einer.von den obengenannten Autoren beschreibt Jetzt 


ähnliche mikroskopische Bilder, keiner, daß er den Influenzabacillus 


in solchen Mengen gefunden habe, sondern fast jeder, daß ihm der 
Nachweis schließlich doch gelungen sei, das heißt doch wohl mit 
anderen Worten, daß es ihm schließlich gelungen sei (meist kulturell), 
die hämoglobinophilen Bakterien nachzuweisen. Neufeld und 


'Papamarku fanden sie bei „einer Anzahl von Influenzafällen“‘, 


auch bei Phthisikern „mehrfach“. Die Bacillen „verschwanden auch 
bei den Phthisikern meist in wenigen Tagen“, ein Verhalten, das wir 
bei den früheren Fällen R. Pfeiffersabsolutnichtkennen, 
wo sie doch weit in die Rekonvaleszenz hinein nachweisbar waren. 
Pfeiffer selbst fand sie jetzt nur „in einer Reihe von Fällen“, 
Uhlenhuth in 25 beziehungsweise -später 46% der Fälle; kein 
sehr glänzendes Resultat, wenn man bedenkt, daß z.B.Scheller*) 
bei einer kleinen Epidemie in Königsberg im Winter 1906/07, die 
jedenfalls nur sehr milde verlief und geringe Ausdehnung zeigte, 
Influenzabaeillen in 90 % der Fälle mikroskopisch und kulturell nach- 
weisen konnte. Ja sogar bei 24% nicht Influenzakranker fand er 
auf den Tonsillen Influenzabacillen. 

Nur ein Autor hat eigentlich, wenigstens teilweise, ein ähn- 
liches Massenvorkommen von Influenzabacillen, wie R. Pfeiffer 
1892, ausdrücklich jetzt erwähnt. Es ist das Leichtentritt®). 
Bei vier von fünf klinisch Erkrankten im Anfang dieser Epi- 
demie konnte schon R. Pfeiffer, wie Leichten- 
tritt angibt, die Influenzabacillen „zum Teil in ungeheuren Mengen 
feststellen“. Doch betont auch Leichentritt selbst wieder, daß 
die Influenzabacillen „im Beginne der Epidemie sich spärlich fanden“. 
Auch weist er auf „das anscheinende Mißverhältnis zwischen 
der geringen Anzahl der .Bacillen im mikroskopischen Präparat und 
der Massenhaftigkeit der Kolonien in der Kultur“ hin, ein Verhalten, 
das bei den Befunden von 1892 anscheinend nicht so hervorgetreten 
ist. Im Gegensatz zu Neufeld, bei dem die Ba- 
cillen regelmäßig nach einigen Tagen verschwunden sind, fand sie 
Leichtentritt „bisweilen noch Wochen nach dem Krankheits- 
beginn im Auswurf“, in Übereinstimmung mit Pfeiffers Angaben 
über chronische Influenza aus dem Jahre 1892. Bei Leichen wurden 
sie im Gegensatz zu R. Pfeiffer „in den eitrigen fibrinösen Auf- 
lagerungen der Pleura stets vermißt“, dagegen fand er z. B. im 
Sehleime der Trachea „reichlich Influenzabacillen, bisweilen in Rein- 
kultur“. i 

Demgegenüber hatte eine große Zahl namhafter Autoren im 
wesentlichen > negative Resultate: Kroner”), Gruber’, 
Kolle®), Hesse”), Benda®), Hirschbruch®), Köpp- 


1) Schürmann, D. m. W. 1918, Nr. 30, S. 832. 
16) Pfeiffer, D. m. W. 1918, Nr. 28, 5. 775. 
1j Simmonds, M. m. W. 1918, Nr. 32, S. 873. 
3) Ühlenhuth, D. m. W. 1918, Nr. 28, S. 776. 
19) Gotschlich, D. m. W. 1918, Nr. 30, S. 831. 
2j. Bergmann, D. m. W. 1918, Nr. 34, S. 933. 
- 2) Hübschmann, M. m. W. 1918, Nr. 44, S. 1205. 
2) Kossel, M. m. W. 1918, Nr. 32, S. 890. 


2) Neufeld und Papamarku, D. m. W. 1918, Nr. 43, 


S. 1181. 
2) Dietrich, M. m. W. 1918, Nr. 34, 5. 928. 

2#) Scheller, Zbl. f. Bakt. Orig. Bd. 50, 1909, S. 503 
2) Leichtentritt, D. m. W. 1918, Nr. 5i, S. 1419. 
2) Kroner, B. m. W. 1918, Nr. 27, S. 689. 

27) v, Gruber, D. m. W., Nr. 28, 5. 775. 

2) Kolle, D. m. W. Nr. 29, S. 808. 

2 Hesse, M. m. W. 1918, Nr. 30, S. 814. 

3) Benda, B. kl. W. 1918, Nr. 31, S. 749. 

°») Hirschbruch, D, m. W. 1918, Nr. 34, S. 935. 


2. Februar. 


chen”), Schmor]l°®), Lubarsch®*, Schöppler™), Bern- 
hardt), Mandelbaum?”) Friedemann), Kruse”) usw 
Weder der mikroskopische Nachweis, noch auch die Züchtung — 
nachdem es Pfeiffer einmal gelungen war, die wichtige Eigen- 
schaft der obligaten Hämoglobinophilie des Influenzabacillus zu ent- 
decken — stellen an den Bakteriologen so hohe Anforderungen, daß 
sie das häufige Versagen bei den ersterwähnten und das fast regel- 
mäßige Versagen bei den zuletzterwähnten Autoren zu erklären im- 
stande wären. 

Es handelt sich hier ja keineswegs nur um ..jüngere Bakterio- 
logen, die Influenza nicht genügend kennen“ *), sondern es befinden _ 
sich doch auch darunter ältere Forscher, wie z. B. Kruse, der 18% 
und 1895 den Influenzabacillus nachweisen und züchten konnte, und 
dem es jetzt anscheinend auch nicht so oft und leicht gelingt, wie 
das nach der Entdeckung des Bacillus allgemein der Fall war. Auch 
Mandelbaum findet ihn jetzt überhaupt nicht, obwohl er ihn 
früher sogar auch bei anderen Prozessen nachweisen konnte. 

Wir kommen vielmehr notgedrungen zu dem Schluß, daß 
Vertreter der Gruppe der hämoglobinophilen Bakterien, die 
zuweilen bei katarrhalischen Zuständen und anderen Affektionen 
auftreten und deren mikroskopischer und kultureller Nachweis 
auf Grund der vorhandenen Methoden keine besonderen Schwie- 
rigkeiten bereitet, anscheinend in verschiedenen Gegenden bei der 
jetzt allgemein herrschenden Grippe schon von Beginn an vorge- 
kommen sind, anderswo aber zunächst nicht. 

‚ Da aber die. Krankheit selbst als eine epidemiologische Ein- 
heit aufzufassen ist, so spricht dieser Umstand nicht gerade für 
die Erregernatur, jedenfalls nicht für die alleinige des Influenza- 
bacillus. u 

‚Wir selbst haben in zahlreichen Sputis zunächst Influenza- 
bacillen mikroskopisch nicht mit Sicherheit nachweisen und auch 
nicht züchten können. Unsere Untersuchungen. umfaßten dabei 
zahlreiche ältere und jüngere Fälle seit Ende Juni 1918. 

Für die Überlassung des reichlichen klinischen Materials, für das 
weitgehende Entgegenkommen bei der Untersuchung der klinischen 
Fälle sind wir dem Direktor der Medizinischen Klinik, Herrn Professor 
Morawitz, zu großem Danke verpflichtet, 

Um für die Züchtung günstigere Bedingungen zu schaffen 
und ein Überwuchern anderer Bakterien möglichst auszuschließen. 
hat Herr Professor Brünings auf unsere Veranlassung bei 
einer Anzahl von Fällen in verschiedenen Stadien der Krankheit 
mittels Bronchoskopie aus der Tiefe der Bronchien unter mög- 
lichst aseptischen Cautelen Material entnommen. Auch hier war 
das Resultat bezüglich Influenzabacillen negativ. 

, Auch im Leichenmaterial haben wir in den. verschiedensten 
Teilen der Lunge, in den Bronchien, in der Trachea, im Peri- und 
Endokard, in den inneren Organen, im Eiter auf den Pleuren, 1M 
Pleuraexsudat, im Punktat von Influenzameningitis und Präpa- 
raten von der eitrig entzündeten Dura und der Gehirnbasis_ die 
Influenzabacillen zunächst nie gefunden, nicht einmal mikro- 
skopisch. i 

‚ Diese Untersuchungen erstrecken sich auf die Zeit von Ende 
Juni bis Anfang Dezember. Dabei haben wir, abgesehen von über 
100 klinischen Untersuchungen (Sputum. usw.), Material von 
50 Sektionen (verschiedenste Organe) eingehend zu untersuchen Ge- 
legenheit gehabt. 

Man könnte einwenden, und das ist auch tatsächlich Vo»? 
manchen Autoren (z. B. Hübschmann a. a. O.) geschehen, 
daß beim Leichenmaterial die Influenzabacillen schon zerfallen 
sind oder durch andere Bakterien überwuchert werden e). 
Aber wir fanden sie zunächst auch nicht bei ganz frischen 


Köppchen, D. m. W. 1918, Nr. 34, S. 938. 

n) Schmorl, D. m. W. 1918, Nr. 34, S. 987. 

n) Lubarsch, Berl. Med. Gesellschaft, vom 17. März 1918. 

». Schöppler, M. m. W. 1918, Nr. 32, S. 873. 

= Bernhardt, M. Kl. 1918, Nr. 28. 

r Mandelbaum, M. m. W. 1918, Nr. 30, S. 812. 

& Friedemann, D. m. W. 1918, Nr. 28, S. 776. _ 2 
) Kruse, M. m. W. 1918, Nr. 44, S. 1228, Diskussionsbemer 


kung in der Med. Gesellschaft Leipzig. 


1) Uhlenhuth, M. Kl. 1918, Nr. 32. 

: “) Auch Leichtentritt diskutiert diese Möglichkeit 1 
Gegensatz zu R. Pfeiffer, der wenigstens früher über 
ein ähnliches Verhalten nichts berichtet hat. Die von Fromm® B 
m. W. 1918, Nr. 51, S. 1417) erneut betonte Hinfälligkeit des - : 
fluenzabacillus darf für die negativen Leichenbefunde nicht ohne we- 
teres herangezogen werden. Diese Versuche sind mit Reink n 
bakterien angestellt worden, die erfahrungsgemäß immer, wie Z- ei 
Verhalten des Pneumokokkus, Streptokokkus usw. zeigen, sich G 
anders verhalten als die entsprechenden Erreger unter den natürlie 
Bedingungen, 


wi. eT 
` 


wichtige Em? - 


bacillus m g | 


„© B; Februar. ° 


ordern lf. 


das ft mi ` 
zu erkit > 


p 


omie | 
Seh GF = 


an a _ Zn 
u a ee uns 


IN nn 


ine) pa 


.. diese, 


‚Hüssigkeit bei Influenzameningitis +) gefunden. Hier wurden diese 


. bängig davon von Bernhardt zu- 
- Bei 


waren 


‚ Auderer Autoren. 


-zember von 50 F 


ge dem Direktor des- Pathologischen ‚Instituts, 


häufiger 
Später beobachtet worden. s 


| Fräulein 


gr et BE Er et ra Bea 
, re er er 
Fur ui Se PEF j Bene, re Au. ur 5 : : Er 
a TI” R .. ee .: te un noy Bes i er ir a a ; u 

a sapari? ET fiy K tee a A u En ~ DO u . Pr n E = h Cani = er D A A a i A 4 ` 
te a š SE u G Eu ns Dur HEN: ; \ X ; E E, l a i SR Kae p 
a . ES 8 ” = i T -` i ry - = 3 Poga. wi ` $ 3 ` a ` r E 

j BE ne 
’ nn $ E 7 Si 


Aan i ia 


Has i 
- va . 
h . u A í y = i - 

S » Å. I. s a ? TE ' D N s y a 
i : ‘ - N Zn 


0 1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — NE. 000 


N {j 


L āA 


Fällen im Sputum, im. intra vitam entnommenen Pleüräexsudat | ] Ku , ıderen Br 
no“ Do en die diese Einwendungen machen, ‚haben. zu- | in Reinkultur, oder doch mindestens überwiegend gefunden. 
dem offenbar.nicht die Originalarbeit: von Pfeiffer in Erinne- | Nur in einem Fallenließen sich: zarte gramnegative Stäbchen 
rung, aus der sich doch ergibt, daß auch im Leichenmaterial die | neben den Diplo-Streptokokken. mikroskopisch zahlreich. nachweisen. 
Bacillen so gut vorhanden waren, wie in frischen Fällen. Auch | tr a an u een, er o 
Fallen à or ; EA noh leicht he elaufonen | yinthalschem Infüenzanäihrboden und in’einer. Reihe früherer Fälle, 
PE ARORSH RD BF A E na ` . | in denen auf Blutagar nach Pfeiffer die Züchtung vorgenommen 
Auch wir hatten also keine Befunde, die. an ‚die eingehenden | war, war das Resultat negativ. ™®). : Zweimal konnten die Diplokokken. 
Beschreibungen Pfeiffers'im entferntesten erinnern. Da wir | in der Milz, zweimal. im Perikard -und 18mal im, Exsudat (das 
das verschiedenartigste Material zú den verschiedensten: Zeiten | heißt in allen Grippeexsudaten, die.zur Untersuchung kamen) und hier 


untersuchten, und immer unter: Bedingungen, unter. denen 
Pfeiffer seinen Bacillus mikroskopisch ‘und: kulturell in 
Massen fand, so kamen wir auf Grund unserer. Ergebnisse not- 
gedrungen zu dem Schlusse, daß der Influenzabacillus bis heute 
nicht sicher als Erreger der diesjährigen Grippe. betrachtet wer- 
den kann, die klinisch, epidemiologisch und pathologisch-anato- 
misch mit den früheren. als-identisch anzusehen ist. An dieser 
Ansicht müssen wir auch noch weiter festhalten, obwohl es uns 
von Anfang Dezember an mit einem Male ge- 
lungen ist, mikroskopisch und kulturell In-- 
Iluenzabacillen nachzuweisen, und zwar teilweise 
in Mengen, die den Beschreibungen R. Pfeitfers ent 
sprechen. Dabei haben wir den. höchst auffallenden Befund er- 
hoben, daß die winzigen grampositiven Diplo-Streptokokken, die, 
wie wir noch weiter ausführen werden, bis dahin das mikrosko- 
pische Bild beherrschten‘ (vergl. auch Bernhardt, Hirsch- 
bruch, Kolle'usw.), nun mit ein- A 
mal erheblich zurücktraten oder: ganz 


-im Exsudat auch noch grampositive Stäbchen vorhanden (die Sektion 
fand ziemlich spät statt). Nur einmal fanden sich im Exsudat ledig- 


‚noch Diplokokken vorhanden waren. | | . 
Im Sputum und Rachenabstrich fanden’sich na- 


pische Bild von.Lungenausstrichen, Pleura- 
ausstrichen,. Lungenschnitten usw. überall 
statt  „Influenzabacillus“ „Diplo-Strepto- 
kokken“ setzen würden, so könnten wir diese 
Schilderungen ohne weiteres auf unsere Be- 
funde anwenden. a 2 2 ua 


b 


schwanden. 
Zu 2. Es fragt sich nun, ob 
irgendein anderer Bacillus. mit der 


Regelmäßigkeit und  Ausschließlichkeit 
und in solchen Mengen gefunden wird, 
' daß er als Erreger in Frage kommen kann. 
Schon bei.unseren. ersten Unter- 
suchungen vom Sputum frischer Grippe- 
fälle hat der eine von uns“) auf das 
Vorkommen kleinerer grampositiver . 
Diplokokken hingewiesen, die ` unab- 


erst als Erreger angesprochen wurden. 
dem Vorkommen mannigfacher 
anderer Bakterien in dem Grippesputum 
wir in dieser Beziehung zu-.: x“ BR | EIER, = 
Dann haben wir. auch 1-Fxsudat eierfotnenzaleieho, Gramm bung Seltz 
en .. 2, Ausstrich von der Schnittfläche der Lunge -einer ` 
‚und in der Lunge fast regelmäßi g Influenzaleiche, Gramfärbung. A 
| im Gewebe -meist in Diploform, -, < > a 
im Exsudat auch in kurzen Ketten vorkommenden kleinen 
Diplokokken, und zwar bei weitem in der Mehrzahl der Fälle 
m Reinkultur und immer in ganz kolossalen Mengen ge- 
funden. Dieser Befund deckt sich mit den Angaben zahlreicher 


3. Sputumpräparat (Färbung nach Gram, Nachfärbung 
mit Fuchsin). Se 2 > 
4. Eiter aus dem  Bronchiolus einer Infiuenzaleiche. 
Färbung mit verdünntem Carbolfuchsin nach Pfeiffer. 


rückhaltend. 
beim Sektionsmaterial-in Pleuraergüssen , 


Überall finden wir die charakteristischen Diplo-Streptokokken, 
‚die in Flüssigkeiten, wie im’ Exsudat, meist in kurzen Ketten ange- 
‚ordnet sind. In den Grampäparaten erscheinen 'sie natürlich etwas 
| dicker, Wir haben selbstverständlich auch immer Färbungen mit ver- 
'.dünntem Carbolfuchsin vorgenommen. Nie konnten wir hier neben 
den Diplo-Streptokokken typische Influenzabacillen sehen, noch 


konnten wir sie züchten. > | 
als, auf Grund dieser 


gelang uns der Nachweis der Kokken im Blut 


Wiederholt' | 

‚auf der Höhe der Erkrankung: einige Tage vor dem Exitus, in | , ‘Nichts liegt zunächst näher, 
enem Falle bei einer Patientin, die die Krankheit überstand. | Befunde den von uns so gut wie immer in Reinkultur 
In neuester Zeit wurden sie auch ‚einige Male in der Lumbal- | gefundenen Diplo-Streptokokkus als Erreger anzusehen. Unsere 
| Versuche, diese : Anschauung durch den Nachweis speci- 


fischer Antikörper zu erhärten, führten einstweilen leider zu kei- - 


Kokken neben Staphylokokken auch in dem Eiter an der Basis Ar 2 
des Gehirns nachgewiesen — Lagerung ausschließlich extra- | nem positiven Resultat. Die-Agglutination scheiterte daran, -daß 
‚cellulär. Er et X | der Diplo-Streptokokkus sich nicht homögen verreiben läßt. Aueh 

in Bouillon ist das Wachstum nicht genügend homogen. Ein 


Nachweis von speeifischen Antikörpern im Meerschweinchen nach 
Pfeiffer ist dadurch unmöglich, daß der Kokkus. für diese 
Tierspecies nicht pathogen ist, ebensowenig für Kanitichen (auch 
Exsudat und Lungenextrakte machen beim: Meerschweinehen - 
keine Krankheitserscheinungen). Dagegen ist der Kokkus hoch- .- 
pathogen für Mäuse. Doch’ mußten wir es uns mangels genügen- 
der Versuchstiere versagen, zu prüfen, ob sich Antikörper im. 

' Serum der Rekonväleszenten nachweisen lassen,. die Mäuse vor 
der. Infektion schützen. -Wir behalten uns aber vor, solche Ver- 
‚suche zu geeigneter Zeit. nachzuholen. G pai 


45) Die Nährböden wurden auf ihre Brauchbärkeit wegen unserer 
negativen Resultate noch einmal-besonders durch Züchtung. des Ba- 
oils haemoglobinophilus canis, Friedberger (Zbl, f. Bakt. 1908, 
"Orig. Bd. 88, S. 401) geprüft. Dieser Bacillus. wuchs üppig. . 


Im ganzen hatten wir. Gelegenheit, von Juli bis Anfang De-. 
ällen bei der Sektion, die zum Teil schon fünf Stunden, 
zwölf Stunden. nach dem Tode stattfand, Material zu 


die freundliche Überlassung dieses : Materials . sind 
Herrn Geheimrat 


Meist zehn bis 
entnehmen. Für 


rawitz, zu großem Danke verpflichtet +). NE 
koki: In den Eungen (50. Fälle) wurden regelmäßig ‚die Diplo“ 
Okken, und zwar bei .den bald nach dem Tode sezierten Fällen in 
Vete; ”) Sitzung des Mcd, Vereins ‘Greifswald vom 5. Juli 1918 s. 

"einsbericht, D..m. W. 1918, Nr. 45, S. 1262. - pe 
enzameningitiden 


„a In letzter Zeit scheinen derartige Influ nzamenin; 
aufzutreten. Auch 'bei der letzten Pandemie 'sind sie erst 


Bearbeitung: des Materiäls hat: uns- die Laborantin, 


44 » 
) Bei der | 
Leidecke r, in 'weitestem .Umfange unterstützt. 


. : 


"Reinkultu r; aber auch bei den anderen Fällen zum größten Teil 


fast immer in Reinkultur nachgewiesen ‘werden. In.einem Falle waren: . 


lich Staphylokokken, während in der Luüge dieses Falles. neber diesen 


türlich neben grampositiven Diplo-Streptokokken. auch: zahlreiche _ 
andere Bakterien. Wenn wir in den anschaulichen 
Beschreibungen R. Pfeiffers über das mikrosko- ` 


Wir bringen als Beleg einige Photogramme: . Zur ne“ 


á . ` 
- b i . = i 
. 1 
+ 2 n ai n Dat 
- k i y P . vÀ 
A N 
3 p tati ` 
1 “r 
" g N k - 
er Be u 
R ao Fiy Er 
siping EN. a > . i 
VINTENA = -e ee ag ua aa = 
Si â a NETUTE ern E UE 
Zu MR ne N t gane 
een z 
Diea a e a 
. % e - +y n “ i 


En 
COE t EN len 
en E 


r Enns 
` 


ae rn a a a 
PESATA . Loro arn : 
THE age ee 
mann h h w : TE er: $: 
a nenne i ae ; SEN DE 
Su Wey a Si ar g £ ae: Re er N 
— ees BE F or Ho . 
N ee s x SX . 
rm nenn 


en 

Eg. 
2 ur 
ae BSR BEN: 
ee re E 
N we Ki 


ta moe GR, VER = 
boska = L Or PR 
€ - Fr 


en 
-~ 


Ee 


E 

fi 

+ 
n 


< 
ERDE ER a Ren ET y g -enee Ti 
Thre ra th ` * Pra “ BR . i BER 
Du ma Era wl Pe B En và .'. I 
R Eu - “wa lan Su See a Aa Be Oaa ` 
k { RR kae T o ao = ET Ss - en . . Ne ` D » sa 
$ = Im. Fr Te E Re : a . Te ae Be nr ee 
Te ee E Bl ne = = a PEA -. De BE “> - 
5 ua. S A ; el) RR Lag & 
” 2 =- xa Er 


$ 
jese ire” eh 
Du in 4 wo 


u Yo | a AEE 
; : aa = 


`~ 


- vama 


IA 


Ze E - gechzebhnmal 
= =- “ wähnt, 


112 


| S Eine andere Serumreaktion, die allerdings nicht specifisch ist, 


haben wir zufällig bei einigen Grippefällen gefunden. Sie tritt aber 
auch hier keineswegs regelmäßig auf und ist also diagnostisch nicht 
! verwertbar. Es handelt sich um die von Sachs und Georgi“) 


Be angegebene hochbedeutsame Fällungsreaktion des Serums Syphi- 


Ä litischor mit alkoholischen Cholesterinrinderherzextrakten. Diese 
i Reaktion war bei Grippepatienten in einigen Fällen auf der Höhe 
ii: der Erkrankung positiv, bei negativer Wassermannscher Re- 
| ‚aktion. Unter 26 Fällen war die Ausflockungsreaktion viermal 
positiv, zweimal schwach positiv, viermal zweifelhaft und 
negativ. In diesem Zusammenhange sei er- 
daß die .Meineckesche Reaktion nach v. Kauf- 
mann?) bei Grippefällen gleichfalls positiv ist, was allerdings von 
Lesser*) bestritten wird. Die vereinzelten positiven Befunde bei 
unseren Untersuchungen bceirträchtigen nicht die Brauchbarkeit der 
, Sachs-Georgischen Reaktion, deren Speeifität für die Lues sich 
nach den. bisherigen Nachprüfungen des einen von uns (K.) glänzend 
bewährt hat. 
Zu 3. Von verschiedenen Seiten wird nun angenommen, 
daßessich beiden Streptokokkenbefunden der 
Grippefälle um eine Sekundärinfektion auf 


dem Boden einer abgelaufenen Infektion mit 


| | . dem Pfeifferschen Bacillus handele, also um eine 
) 


regelmäßige Mischinfektion zwischen Influenzabacillen und 
Streptokokken, beziehungsweise um eine Vegetations- 
folge derart, daß der Influenzabaeillus den Boden für den 
Diplo-Streptokokkus vorbereite. Allerdings treten ja die zum 
Tode führenden Pneumonien und Pleuritiden vielfach erst im 
- Anschluß an das eigentliche klinische Influenzabild sekundär auf. 


s Aber in zahlreichen Fällen beginnt doch die Krankheit klinisch 


gleich mit der Pneumonie und verläuft stürmisch, in wenigen 
Tagen tödlich, gar nicht selten unter dem Bild einer Sepsis. 

Was noch gegen die Annahme einer Sekundärinfektion auf 
der Basis einer Influenza spricht, ist das mikroskopische Bild. 
Auch in den Frühstadien wurden bis Anfang Dezember hier 


B i nirgends Befunde erhoben, wie sie Pfeiffer beschreibt. Wir 


-haben schon darauf hingewiesen, wie wenig wahrscheinlich es 
ist, daß die Influenzabacillen so schnell verschwinden sollten, 
während sie doch andererseits Pfeiffer auch in Leichen und 
sogar bei abgelaufenen Fällen noch gefunden hat. Man vergleiche 
nur unsere Befunde mit den eingangs zitieren Schilderungen 
Pfeiffers über seine Sektionsfälle im Jahre 1891. 

Auch haben wir bei keiner anderen Infektion eine derartige 
strenge und regelmäßige Vegetationsfolge zwischen zwei Erregern, 
wie sie hier angenommen werden müßte *°). 

Wie ist die Divergenz zwischen den bakteriologischen Befun- 
den von 1892 und denen einer großen Zahl von Autoren jetzt zu 
erklären? Entweder beide Bakterien kommen als Erreger über- 
haupt nicht in Frage und siedeln sich erst sekundär auf 
dem durch ein invisibles Virus oder sonstwie präparierten 
und pathologisch veränderten Gewebe an, oder es kämen 
eben für die pandemische Influenza innerhalb verschiedener 
Epidemien oder zu verschiedenen Zeiten vielleicht ver- 
schiedene Erreger in Frage), die entsprechend den von 
Friedberger!) begründeten Anschauungen bei gleicher Lo- 

= kalisation das gleiche klinische Bild und den gleichen Befund 
bedingen. Das ist allerdings schwer zu vereinbaren mit dem für 
die Influenza so charakteristischen epidemiologischen 
Verhalten. I Su 

In dieses Dunkel brachten uns nun unsere weiteren 
Untersuchungen etwas Licht. Von Anfang Dezember an änderte 
sich nämlich in unseren Fällen, wie schon oben kurz er- 
wähnt, bei gleichem klinischen Verhalten das bakteriolo- 
gische Bild vollkommen. Die Diplokokken traten sowohl 
im Sputum wie im Leichenmaterial auffallend zurück und 
nunmehr waren mikroskopisch und kulturell Influenzabacillen 
nachzuweisen, teilweise in Mengen, die den Beschreibungen 
R. Pfeiffers entsprechen. Wir stehen hier vor einem epidemio- 


40) und +47) M. Kl. Nr. 33. ' 

a8) Lesser, D. m. W. Nr. 42, S. 1158. 

49) Es scheint, als ob von vielen Autoren die Streptokokken- 
usw. Befunde aprioristisch als sekundiert gedacht wurden, ohne daß der 
Nachweis einer voraufgegangenen Infektion mit einem anderen Erreger 
gebracht wird. : 

5) Gottstein (D. m. W. 1918, Nr. 41, S. 1128) macht darauf 


aufmerksam, daß die Grippe an verschiedenen Stellen verschieden 
schwer auftritt. 


51) Näheres hierüber in Friedbergers „Die Anaphrlaxie* | 


im Handbuch der speziellen Pathologie und Therapie i : 
beiten von Kraus-Brugsch, Bd. 2, 5. On me a 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 5. 


m __ _—_ EC ———————— m > 


. teriologie noch nicht Bekanntes, so müssen wir es 


> 


2. Februar. | 


logisch-bakteriologischen Novum, das uns aber nunmehr bis zu 
einem gewissen Grad Aufklärung gibt über die bestehenden schon 
genannten Divergenzen zwischen den verschiedenen Autoren. 
Haben- wir bei der Epidemie 1889/90 nicht vielleicht schon 
Ähnliches gehabt? Damals wurden als erster Befund zunächst, 
kleine Diplokokken von Seifert”), Kirchner’) und 
vielen Anderen beschrieben, die das bakteriologische Bild be- 
herrschten. Kirchner hielt sie allerdings für gramnegativ, 
was vielleicht darauf zurückgeführt werden könnte, daß sie sich 
viel leichter als andere grampositive Bakterien entiärhen. 

Auch sonst erwähnen vor der Entdeckung des Pfeiffer- 
schen Baeillus und auch noch nachher eine Reihe von Autoren, 
z. B. Kruse“), dann Israels de Jong’), Besane on) 
und Andere im Jahre 1904 und 1905 bei einer Reihe kleinerer klini- 
scher Influenzaepidemien unter anderem den Diplo-Streptokokkus 
als dominierendes Bacterium. Auch sie sahen den Pfeiffer- 
schen Influenzabacillus damals nicht. Dieselben Ergebnisse hatte 
Bernard®. 

Es scheint also, wie Kruse auch tatsächlich- angibt. bei der 
früheren Epidemie der Influenzabaeillus zunächst nicht auf- 
getreten zu sein, daher auch seine späte Entdeckung. 

Bei der jetzigen Epidemie fällt es auf, daß die nega- 
tiven Befunde im wesentlichen aus der Anfangszeit stammen 
und daß auch die Autoren, die positive Befunde schon vereinzelt 
im Anfang hatten, angeben, daß allmählich die Zahl der Influenza- 
bacillen in den einzelnen Fällen zugenommen hat. Sogar 
Leichtentritt°*), der wohl von vornherein am reichliehsten 
Influenzabacillen gefunden hat, schreibt: „Die Zahl der Bakterien 
wechselte; besonders im Beginn der Epidemie fanden sie sich 
spärlich, oft aber auch in geradezu ungeheuren Mengen.“ Na- 
mentlich aber weisen Sobernheim und Novakowic™) 
darauf hin, daß im bakteriologischen Bilde wesentlic he 
Unterschiede zwischen der Sommer- und 
Herbstepidemie bestehen. Bei ihnen fanden sich 
im Anfang zwar auch Influenzabacillen, aber in einer „nicht allzu 
großen Zahl von Fällen“, „überwiegend Kokken, nahezu in Rem- 
kultur“. „Bei dem Wiederauftreten der Influenza im Oktober 
änderte sich der bakteriologische Befund vollkommen zugunsten 
der Pfeifferschen Bacillen.“- „Dabei traten in den Lungen 
die Mischinfektionserreger meist in den Hintergrund und fehlten 
selbst ganz. Auch die Sputa boten ein durchaus anderes Bild als 
früher; Pneumokokken waren kaum vorhanden, Streptokokken und 
Staphylokokken recht selten.“ Zu ganz analogen Ergebnissen ist 
Fränkel°®) in Heidelberg gekommen. Auch hier fehlten die 
Influenzabacillen im Anfang und traten erst im Oktober auf. 
Ähnlich dürften sie in München zunächst gefehlt haben (M an del- 
baum, Oberndorfer, Schöppler a. a. 0.) An anderen 
Stellen müssen sie wieder früh vorhanden gewesen sein, Bei uns I 
einem abgelegenen und jetzt noch mehr als sonst vom Verkehr ab- 
geschnittenen Teil von Deutschland sind die Influenzabacillen offen- 
bar länger ferngeblieben, aber gerade hier konnten wir bei unseren 
fortlaufenden Untersuchungen ihr almähliches Auftauchen und die 
Verdrängung der Diplokokken nachweisen. Hier haben WII 50 
ein örtlich verschiedenes Verhalten und andererseits eine Art vor 
Vegetationsfolge. Ist das auch etwas Neues und bisher in der Bak- 
doch als Tat- 
sache hinnehmen, auch wenn wir keine Erklärung dafür haben. 
Da das klinische Bild, wie noch einmal betont werden MUM,. 
gleiche geblieben ist, so spricht das dafür, daß beide oder keine® 
der Bakterien als Erreger anzusprechen sind. E NE 

Zu 4. Will man nun aber alle die Bakterienbefunde für 
sekundär. ansehen und ein invisibles Virus mit san be- 
stimmten Begleitbakterien annehmen (eine Überlegung, die man 
schließlich bei allen Infektionen anstellen kann, bei denen a 
stimmte Bakterien, dic als Erreger gelten, regelmäßig gefundel 


6) Volkmanns Sammlung klinischer Vorträge NT. 240. 

3) Kirchner, Zschr. f. Hyg. 1890, Bd. 9, S. 528. 

s) Leichtentritt, D. m. W. 1918, Nr. 51, 5. 1419. ‚9 

R Ba) Sobernheim und Novakowic, M. m. W. 1918, Nr. © 

. 2 Fränkel, D. m. W. 1918, Nr. 51, S. 1422. 

5) Kruse, a. a. O. 'ologie 

s) Israels de Jong, in Sticker: Zur historischen Biolog 

des Erregers der pandemischen Influenza. Gießen 1912. De BU: 1900. 
5) Besancon et Griffon, La presse médicinale. 7. ann 
Besancon etIsraels de Jong, Bulletin et mémoires 

la Socióté médicinale des höpitaux, Paris 1905. 
©) Bernard, La semaine médicinale 1905. 


‚geteilt haben £2 kei . F e ý 
Taturerhöhung. ), keinerlei Krankheitssymptome, keine Tempe 


Er „asere Versuche liefern also keine Stütze dafür; 
1. ın filtrierbares Virus als Erreger der In- 


AR F 
u 


Material — es war in jedem .Falle une — mittels nn rag“ 
apparates in Mengen von mindestens %# cem direkt in den Rachen | Tehni der Schluß 
der Versuchsperson hineinversprayt wurde. Im ganzen handelte | „Nung der Dohmub ee 
es sich um 35 Versuche an 26 Versuchspersonen, darunter 15 Me- | ch Sobernheim sowie Leichtentritt, Bu: 
dizinern. Sieben der Versuchspersonen wurden zweimal (eine | Zu 5. Namentlich im Anfang der Influenzaepidemie haben 
Weche Zwischenraum), eine fünfmal dem Spray ausgesetzt. Zwei | wir und andere wiederholt die Beobachtung gemacht, daß. die 
von den Ärzten, die mit diesen Versuchen beschäftigt waren, und | Fälle von Grippe innerhalb eines großen Kreises von Personen 
eine Krankenschwester haben dabei mehrmals während der ganzen | nit einemmal explosionsartig auftreten wid fast alle Individuen 
Dauer des Versuchs sich in dem Raum aufhalten und dabei natür- | zugleich ‚ergreifen. Es fällt. schwer, solche plötzlichen Massen- 
lich reichlich versprengtes Material ‘inhalieren: müssen. In | erkrankungen, für die man früher in der Annahme einer centralen ` 
einem dieser Fälle`trat bei täglich zwei- | Trinkwasserinfektion wenigstens bei Darmkrankheiten eine be- 
ger Messung in der Folgezeit Fieber auf. | queme Erklärung hatte, mit- der einfachen Hypothese einer Kon- 
waren sie sicher geraume- Zeit | taktinfektion, wie sie doch für die Influenza angenommen wird, be- 
| BE Da friedigend zu, erklären. Wenn z. B., wie wir das schon im Sommer 
1918 gesehen haben, in einer Kaserne, in der bisher gar keine 
' Einzelfälle beobachtet waren, mit einem Male mehrere. hundert 
Leute, die nicht in einem Raume wohnten, und auch dienstlich nicht 
‚Alle zusammenkamen, erkrankten, wenn sich bei der Post und ände- 
ren Behörden ähnliche Vorgänge wiederholten, so muß man doch 
unwillkürlich auch an die Möglichkeit denken, daß nicht unbedingt 


mali 
Auch vorher 
fieberfrei. ~ T PA i 
Einige hatten längere . Zeit vorher Influenza gehabt (5 von 
den 15 Medizinern), andere stellten es bestimmt in Abrede. Eine 
voraufgegangene unbemerkte leichte Influenza ist natürlich noch 
in einem oder dem anderen Falle nicht auszuschließen. ` 
,_ Alle Leute blieben nach der Inhalation dauernd gesund und 
lieberfrei, nur in einem Falle trat später, nach elf Tagen, Influenza 
auf. Doch ist es bei dem langen Zwischenstadium und der kurzen 
Inkubation der Influenza wohl ausgeschlossen, daß es sich hier um 
eine Folge des Inhalationsversuchs handelt.. -In nachstehender: 
Tabelle folgt eine Übersicht über unsere ‚Versuche. | 


Tabelle der Inhalationsversuche: 
| 6 Versuche , 


„invasion schafft, sondern daß ein oder eine Reihe äußerer Um- 
stände die gemeinsame Disposition geschaffen haben, die'nunmehr 
` den bakteriellen „Erregern“, von denen wir annehmen können, 
| daß sie schon vorher im Körper waren, die Möglichkeit geben, ihre 
| deletäre Wirkung .zu entfalten.. Wollten 'wir ‘annehmen, daß 
lediglich ‚die „Erreger“, von außen kommend, die Infektion be- 
dingen, und für ihr Zustandekommen allein oder doch vorwiegend 


” 
Im ganzen 85 Versuche. 


Über unsere ersten Inhalationsversuche hat Friedberger 
bereits am 19. Juli 1918 im Greifswalder Medizinischen, Verein be- 
richtet N Sie sind also vor den Angaben Selters veröffentlicht, 
dem freilich unsere Versuche damals noch nicht bekannt gewesen 
E: dürften. In der Literatur werden allgemein die ersten Inha- 
„ionsversuche mit filtriertem Material `zu Unrecht auf Selter 
zurückgeführt, | | 

} Auch Meerschweinchen, die mit filtriertem Sputum intra- 
peritoneal behandelt wurden, zeigten, wie wir schon früher mit- 


1, Filtriertes Sputum . . . 2.22. 

2. Exsudatgemisch und Lungensaft filtriert 7 P . N alle / 

3. Filtriertes Exsudat : . > 2 2 222. 4 R verantwortlich zu machen sind, so sind solche explosionsartigen 

4. Filtriertes Exsudat . >... aa 6o Ausbrüche ohne voraufgegangene gehäufte Einzelfälle kaum 
drin. A zu verstehen, um so weniger, als manche Beobachtungen mit der 


. Annahme einer solchen leichten direkten Übertragung von Person 
zu Person nur schwer zu’ vereinbaren sind. Es sei nur daran 
| erinnert, daß Ärzte und’ Pfleger auf Grippestationen keineswegs 
häufig sich anstecken. —— x l eo 

Im Gegensatz zu ‘den Autoren; die ein invisibles Virus’ an- 
nehmen, welches den Sekundärerregern (Influenzabacillen, Diplo- 
| Streptokokken usw.) den Weg ebnet, könnte man also auch an- 

nehmen, daß als primäres Agens überhaupt kein Mikro- 
organismus in Frage kommt, sondern eine Noxe noch unbe- 
kannter Natur, die im Körper die -Bereitschaft für-das —- wenn 
man so will — sekundäre Eindringen der Mikroorganismen bedingt. 
Was freilich diese Noxe ist, dafür haben wir nur ein glattes 
Ignoramus; zugleich ein Hinweis, in welcher Richtung sich neben. 
der Ermittlung des „Erregers“ die epidemiologische Forschung 


` 


‚bewegen sollte. 
a _ Bemerkungen 


n 


. Filtriertes Sputum. . 


\ 


Auch Kruse (Diskussions- 


a in Frage kommt. 
ma a w, 1918, Nr. 44) hatte in Übereinstimmung mit | | 
N sative Resultate „mit filtrierter Nasenspülflüssigkeit ? 7 | ae Fa 
Vor em Influenzafall“ an einigen seiner Hörer. Er verlangt | über das Vorkommen der Anacidität im Felde. 
än de 1° Mesweit Sr oBerem Maßstab und in mannigfach nn u a a E | u - 
| ‚orm, eine Forder i ch hinlänglic Ds | 
Sara wohl duroa = ‚Prof. Dr. A. Böhme, Bochum, r 


an bisher im Felde. | 
' Aus einer Reihe von Veröffentlichungen. ist: die Häufigkeit 
der Magenerkrankungen bei den Kriegsteilnehmern bekannt, Die 
Ergebnisse der Untersuchungen weisen, besonders hinsichtlich der 


erfüllt sein dürfte, 
De. AR 


0 = offizielles Protokoll D. m. W. 1918, Nr. 84, 22, August 1918. 
d, Juli 1918 u edberger, Vortrag im Med. Verein Greifswald am 
. 1262 und und 1. November 1918 s. Vereinsbericht D. m. W, Nr. 45, 
| nd D, m. W. 1919 Nr. 1, S. 32, re, | 


2. Fehr >... 2.Februar.. >° 000 ` © ` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 5.o 0.0.0 a rnells a 
nmehr bis a f werden), so war zu untersuchen, ob. mit keimfreiem Mate- |: Allerdings kam Selter (a. a. O.) bei’ entsprechenden Ver- 
henden sche $- rial aus dem erkrankten Organismus die Krankheit : sich auf | suchen zù anderer 'Schlußfolgerung, nämlich, „daß die Influenza 
nen Anm R- Gesunde übertragen läßt. S 00 0. | durch Erreger hervorgerufen wird, die zur Gruppe der filtrierbaren 
leicht sa ee Positive Ergebnisse hätten hier eine. ausschlaggebende Rolle, Virus‘ gehören, .und die, von Kruse Aphanozoen genannt 
ind zul F . während negative Resultate immer nur sehr eingeschränkt zu ver- | werden“. -, | oa m y a 
ner") m werten sind. Stellt doch der Erreger nur eine der vielen Bedin- | . Die beiden Versuche von Sel ter sind unseres Erachtens 
h ief gungen dar, die unter einigermaßen natürlichen Verhältnissen zum | Nicht geeignet, seine Folgerungen zu stützen. Die eine Ver- 
Arie = Zustandekommen einer Infektion gehören. 0. ne en ns a en nach wi alien 
dab iig - - walls man unn an Da ee ie n- | »Sehnupfen- mit Kopfschmerzen ohne Fieber: am Abend waren 
ale nee näehmen, dag bl other größeren An | Zi. Trshsiaungen Terschwundist. Die zweite Voruchapnein 

Pfeile- Zeit einer derartigen Pandemie mit einer so weitgehenden Emp- | Eine Dame, hatte am anderen Morgen 37,6°, blieb aber arbeits- 

7 pr ~ fänglichkeit der Bevölkerung, doch wenigstens bei einer Reihe fähig und klagte nur über Mattigkeit, ‚Schmerzen in den Knie- 

ante >, von Versuchspersonen ein positives Ergebnis erzielt würde. Wir ‚gelenken und Beinen, Schüttelfrost. und Schweißausbruch in der | 

merk > haben, von derartigen Erwägungen ausgehend °), bald nach dem | Nacht. Die Mattigkeit blieb noch einige Tage. Weitere Tem- 
eptokalin } < Auftreten der Epidemie begonnen, Versuchspersonen, die sich | PFraturmessungen sind nicht mitgeteilt. Steigerungen -über die 

Feitler j- dazu zur Verfügung stellten, durch Kerzen filtriertes Sputum von | Normaltemperatur. scheinen also nicht mehr erfolgt zu’sein. Die 

ieh frischen und älteren Grippefällen, sowie filtrierten Lungensaft und | Symptome sind'nun doch so geringfügig, und namentlich ist das 

su ' filtriertes Exsudat frisch Verstorbener nach vorheriger Sterili. | einmalige Fieber sehr gering, auch ist ein psychischer Binfluß 

HM&R. © tätsprüfung inhalieren zu lassen. Die Versuche wurden in der | Pei-der weiblichen Versuchsperson (Hilfsassistentin), die wußte, 

il. Weise angestellt, daß durch- Borkefeld-Liliput-Kerzen filtriertes | Yorum es sich bei diesen Versuchen handelte, wohl nicht auszu- 

u. ER | ray. | Schalten. Man kann also angesichts dieser geringfügigen Sym- 
ptome nicht gut von „Influenza“ sprechen. Zu einer glatten Ab- 


folgerung von Selter kommen mit Recht 


‘ein invisibles Virus nötig ist, das die Disposition für die Bakterien- | 


a a 


F a .. 
DT NL > 
e ER ER a a Be ER 
EEE ~ ETA Se BL le F y 
Samea te wao ma na LST ui! u ei ME nr en ae, a aO : PAES 2 Ba Zu BEE Sr Er Ne SE |. -I 
u a aok a rei -.. ee = ES _ a yra une u Er "ar" s i Re i 
ng BER Š x = s. ee > a 2 ne a = zu.» Štati - 
get ae oo. een. “ e~s B A = ` Awr SEE ie ` wte fa T - we a A nv... b, no BETT a er & Sara z D a 
ee les. N .- wen ee 2 PAR: = ` De ee a Ne = À. -5 a e ..*- - Fraser? N 
& Pre} re U ei u fi ee B Fe » wu BB ra EHRE $ mn ` ts a e T BETTE - -i 
- ee Web en a e ne ae m ee ee el a E E diy rAd es 
2 Bar z 3 oaa en { u un. ET a S Ss 2 rn Er 
f a RE CARRE a ` iS nt tie u = Re x - Eur . ^ 
E SEEN ER u : 4 i 5 eh ne, age? 5 5 
=.= . g x -< % R A: 
is Sye 2 ro 
i Era, 


- a eh Zr 


a 
roS 


- 
1 A a - ‚ 
& en Inne Lin 


+ 
13 
t 
f 4 Ie 
W Li aa 
F + U R 
i li 
4 
IZIE f 4 RE 
1° re Dan 
tag A eig H 
EED es 
iv 5 Zu i i) 
IE 5 Ru ae i 
TUE eh o 
S a ig i 
1- TEETE 
| hi ve er 
ad r ” . p 3 
ER R Dr 
1 Fu = ee 
Bee: er ar 
ʻi sA > ’ I 
EE g u I, 
1: n ' 2 1 
f APEE AH i r ag! 
f %2”; Ta Ey a i tE: 
. 17 ta Era BEZI 
N a En) E 
t IT WE el 
“ 1 ee Ki 
p ESF eatp 
$ tu 7 ao 
$ ` ER r 
Er Ze > (S 
pi R . 5 e a 
f N $ b i = u. 
El) “ N Fe 
I5 > Be 
E FR ; 2, {i 
Bi! N E A 
Fe BE e GE u 
+ E 
Po l re k i: 
f ji Eos se, L Ta 
A a ta VEJ 
BR SA i ` r b 
IE ir, ae. Ey 
Er Sr -T k 
m Ru. | g 
, fx , 
Í ti . a 
PISAS sr) jad 2 
a F Eya E 
mer ! 
Pa EES y 3 
DEE. 3 i 
I A| oe y 
Ee AEA U AoE 
qol l £ 
DA i p 7 
if M “p s 
EOT A A ee 
4 Br 4 ge T 
ji h a | ʻi 
W io x 4 

Ti Į \ 
4 O Zr Er 
a lie 
A roat 
1er? 5 We 
AAPEEE: -° i! 

EOY 4 ha i. 

z G as, 

) EA 
É - 43 i ty 

RE, F 
f ` 4 T p . 

2 i 2 hi 
PAR . 
rpi 
WAERT 
n oa 

AK i 

er) 

{ 


-è 
rn 
- 
- e 
Y . ~as 
ng ` 
ns a 


114 


Säurewerte, erhebliche Verschiedenheiten auf. Die meisten Unter- 
sucher finden auffallend häufig geringe Säurewerte, einige andere 
berichten dagegen über Zunahme: der hohen Säurewerte. Die 
Mehrzahl der Untersuchungen stammt aus Heimatslazaretten. Nun 
ist oft schon im Frieden betont worden, daß die Säurewerte örtlich 
verschieden sind. Außerdem lassen sich die in der Heimat und 
die im Felde gewonnenen Ergebnisse aus dem Grunde nicht un- 
mittelbar vergleichen, weil die Ernährungs- und die allgemeinen 
Lebensverhältnisse an beiden Stellen recht verschieden sind. Des- 
halb sei hier kurz über meine Beobachtungen an 434 Magen- 
kranken im Feide berichtet, Beobachtungen. die zur Hälfte im 
Winter-Frühling 1917 im Osten, zur anderen Hälfte gerade ein 
Jahr später im Westen gewonnen sind. Die beiden Beobachtungs- 
reihen seien getrennt besprochen. 

Unter 234 Fällen von Magenerkrankungen im Osten fanden 
sich nur fünf mit gröberen anatomischen Veränderungen, nämlich 
vier Fälle von Magengeschwür, ein Fall von Magenkrebs. Häufiger, 
besonders bei jüngeren Soldaten, waren akut, oft unter anfäng- 
lichen, nicht ruhrartigen Durchfällen entstandene, meist ohne 
wesentliche Störungen der Sekretion einhergehende Dyspepsien 
von günstigem Verlaufe, die schon nach kurzer Zeit wieder dienst- 
fähig entlassen werden konnten. Beträchtlich war die Zahl der 
nervösen Dyspepsien mit annähernd normalen Säurewerten, bei 
denen neben der Eigenart der Beschwerden der neurasthenische 
Charakter des Kranken ohne weiteres den Zusammenhang der 
örtlichen Beschwerden mit dem seelischen Zustand erkennen 
ließ. Das Unlustgefühl am Kriege bildete hier vielfach die Grund- 
lage, auf der sich die Beschwerden entwickeln. Auch diese Leute 
konnten, wenn nicht gerade starke Abmagerung vorhanden war, nach 
einiger Zeit wieder dienstfähig zur Truppe zurückgesandt werden. 

Fälle mit ausgesprochener Hyperacidität waren verhältnis- 
mäßig selten. Eine Gesamtacidität über 60 wiesen nur 22 Kranke 


gleich 9,3°/, auf, während Crämer in München (1) in. 45°/, 


seiner Fälle Hyperacidität sah. Dagegen waren bei der Aus- 
heberung nach Probefrühstück auffallend häufig die Fälle mit ge- 
ringen Werten der Gesamtacidität und fehlender freier Salzsäure. 


Eine tabellarische Übersicht zeigt das am besten. Es ist dabei. 


nur die Gesamtacidität angegeben, da die Bestimmung der freien 


Salzsäure infolge der Ungleichmäßigkeit der Reagentien erhebliche 


Fehlerquellen in sich schloß. 


Gesamtacidität Zahl der Fälle % 
0—i0 | 53 
11—20 æf ai 
21—30 321. N 
31—40 aof TE a 
41—60 | 60 . 25,6 
61—80 ` 18 77 
81—100 4 Oo 
Summe 234 99,9 


Ein Drittel aller Fälle zeigte eine Gesamtacidität unter 20 
bei fehlender oder gelegentlich in Spuren vorhandener freier Salz- 
säure. Pepsin war meist nachweisbar, in einigen Fällen fehlte es 
aber ganz. Die überwiegende Mehrzahl der Anaciditäten zeigte 
Werte der Gesamtacidität unter 10. Das klinische Bild der An- 
acidität war das bekannte: Druck, Völlegefühl, Schmerzen nach 
dem Essen, Übelkeit, Erbrechen, Abmagerung. Nicht selten waren 


Durchfälle damit verbunden, besonders in den Fällen von Pepsin- 


mangel. i 
Auch die verhältnismäßig geringen Werte der Gesamtacidität 
von 21 bis 40 finden sich häufig (74 Fälle = 31,6°/,), während 
die im allgemeinen als normal geltenden Werte von 41 bis 
60 nur eine Prozentzahl von 25,6 ausmachen. Werte über 60 
finden sich nur selten. An- und Subaciditäten zusammen betragen 
dagegen 64,9 °/.. | 

Auch Zweig (2) Heinsheimer (8), Albu (4) berichten 
über die Häufigkeit der Anaeidität, während Crämer sie nur seltener 
sah. Grote und Curscehmann finden an allerdings ganz anderem 
Material (Patienten der Poliklinik) umgekehrt eine erhebliche Zunahme 
der Hyperaciditäten im Kriege. 

Die Anacidität kann, von ihrem symptomatischen Vorkommen 
bei Krebs, Kachexien, schweren Anämien ganz abgesehen, als 
eine dauernde Sekretionsstörung auftreten. Es ist bekannt. daß 
sie besonders in höherem Alter sich oft findet, Andererseits kann 
sie eine vorübergehende Störung sein, die während und nach 
Infektionskrankheiten auftritt, die seelisch bedingt sein kann, die 
wahrscheinlich auch nach gehäuften Ernährungsschädlichkeiten sich 
einstellen kann. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6. 


— aoe 
Ber er 
æ 


2, Februar. 


In einem kleinen Teil unserer Fälle besserte sich während 
der Lazarettbeobachtung die Sekretion wieder, die Säurewerte 
näherten sich der Norm. Die überwiegende Mehrzahl unserer 
Kranken behielt dagegen die Anacidität wenigstens während der 
Dauer der Beobachtung bei. Infektionskrankheiten, die als Ursache 
der Anacidität anzusehen wären, wie Typhus und Ruhr, waren 
nur bei sehr wenigen unserer Kranken vorangegangen. Gerade 
von der Ruhr ist es durch vielfache Untersuchungen bekannt — 
eigene Untersuchungen in einem Ruhrlazarett an anderem Orte 
bestätigen das —, daß sie nicht selten lang dauernde Anacidität 
zur Folge hat. Viele unserer anaciden Kranken gaben an, bereits 
seit Jahren an schwachem Magen gelitten, im I’rieden aber bei 
geeigneter Ernährung sich leidlich befunden zu haben, während 
im Kriege die Beschwerden sich wesentlich verstärkt hätten. Die 
oft mit ausgesprochenem Kräfteverfall verbundene Abmagerung 
bildete häufig den objektiven Beweis für die Stärke der Be- 
schwerden. Diese Gruppe dürfte wesentlich durch die Fälle 
dauernder Anaeidität gebildet sein. Wir wissen aus dem Frieden, 
wie viele solcher Kranken sich bei genügend aufgeschlossener, 
vorwiegend breiiger Kost fast dauernd wohlfühlen können, wäh- 
rend Diätverstöße sich oft sofort durch das Auftreten von Be- 
schwerden rächen. 

Andere Kranke mit Anaeidität gaben an, früher gesund ge- 
wesen zu sein, aber im Felde fast dauernd an ihren Magen- 
beschwerden zu leiden. Manche von ihnen hatten den größten 
Teil des Feldaufenthalts nicht bei der Truppe, sondern in Laza- 
retten zugebracht. Auch hier mag zum Teil bereits seit Jahren 
eine latente Anacidität vorgelegen haben, die erst bei der schweren 
Feldkost zu Beschwerden geführt hat. Bei anderen hat sich die Anati- 
dität wohl erst unter den Bedingungen der Feldernährung entwickelt. 

Auffallend häufig fanden sich bei der Anacidität schlechte 
Zähne, besonders ausgedehnter Zahnmangel. Es ist klar, daß ein 
Kranker mit Anacidität durch den Fortfall einer genügenden 
Speisenzerkleinerung im Munde besonders geschädigt wird. Anderer- 
seits liegt der Gedanke nahe, daß die dauernde Belastung des 
Magens mit einer infolge des Zahnmangels nicht genügend zer- 
kleinerten Kost schließlich die Schleimhaut derart schädigt, daß 
es zum Versiegen der Sekretion kommt. 

Die Behandlung bestand in der Verabreichung einer breiigen 
anfangs fleischfreien Kost, Salzsäure oder Pepsinsalzsäure und mog- 
lichst Instandsetzung des Gebisses. Allmählich wurde zu gewiegtem 
Fleisch, Weißbrot, später auch gekochtem und gebratenem fein 
zerschnittenen Fleisch übergegangen. Auf diese Weise wurde 
fast regelmäßig ein rasches Nachlassen der Beschwerden und gute 
Gewichts- und Kräftezunahme erzielt. Aber über einen gewissen 
Punkt kam man bei manchen Leuten, besonders den älteren, oft 
nicht hinaus. Der Übergang auf die Feldkost machte bei ihnen 
große Schwierigkeiten. Nach Schwarzbrot und Hülsenfrüchten 
traten leicht wieder Beschwerden: auf, das Körpergewicht ging ZU- 
rück. Es bot sich dasselbe Bild wie im Frieden, wo auch der 
Anacide bei geeigneter Kost beschwerdefrei ist, ein Teil der 
Anaciden dagegen bei grober Kost sofort Beschwerden bekommt. 

Es hatte meines Erachtens keinen Zweck, solche die Feld- 
kost nicht vertragenden Leute mit Anaecidität wieder zur Truppe 
zurückzusenden. Die Folge war nur, daß sie mit kurzen, an der 
Front zugebrachten Unterbrechungen von einem Lazarett 10S 
andere wanderten, während sie an anderer Stelle dem Staat hätten 
nützen können. 

, Im überwiegenden Teil der Fälle, besonders bei den jugend- 
lichen Leuten, gelang es ziemlich rasch, die Kranken wieder an 
die Feldkost zu gewöhnen und so die Kriegsverwendungsfäbigkeit 
wieder herzustellen. Die subjektiven Klagen der Leute brauchten 
nicht zu hoch bewertet zu werden, wenn das Gewicht dabel auf 
der Höhe blieb. 

l Die ein Jahr nach diesen im Osten ausgeführten Untersuchungen 
in einem Kriegslazarett des Westens erhobenen Befunde bestätigten 
die Häufigkeit der Anaciditäten, wie nachfolgende sich auf = 
Magenkranke erstreckende Übersicht ergibt: 


Gesamtacidität Zahl der Fälle vo 
0—10 89 
11—20 oo 79 39, 
21—30 29 
31—40 2a) 58 
41—60 45 22,5 
61—80 19: 9,5 
81—100 4 2,0 
Summe 200 -100,0 


we. 2 om Br 
erw oe. E n ` . Er 5 
n ma a u? o-s RR a u AS Pr ; y j 
Ar, ee Lg eh ki Er Ga SAR win kr Ber U: r { 
Ur. . ER = R e le Der E a . e l net op a ? rn . il , R ; E RNA 
= Ber B A $ ann ER BER Le a =- t $ f z g Wg . E J + ` oo. By Er i wen . A p N. 
ee wi s EN E N or EN din ze i . ` . z . A B 2 
, Ai E EEI a - . AOR \ u rá G 2 i : Š S $ . g » Eu Pr n i i TE E ; gel ` Wa ne] . r: A 
so . tay ` g3 2 “ : S Bo po ‘ are Sr ` . À. r . 
F E ' g = \. 3 es 1 OES 
$ u ee f z En a Sd 
TR Ren a 2 F ee, Ba .. : ` 
| o 115 
4 l TE m A 


© 1919. = MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 


dm: © 2 Februar e 


. 
t ` 


| Nervenerkrankungen ‘im. Felde ‘zählen. ` Man kann sie schlechtweg 
als die. Kriegsneurose bezeichnen. ~ Nicht nur ihre” gemeinsame 
Ätiologie leiht ihrem Krankbeitsbilde eine einheitliche Grundlage, 
gibt 


| Die Prozentzahlen zeigen weitgehende Übereinstimmung mit denen 
aus dem Osten. Die Werte zwischen..0 und 20 sind. noch etwas häu- 


sich wibe F 


no E figer vertreten als im Osten (89,5 gegen ee nn n uns 
au 40 dafür etwas weniger (26,5 gegen 81,6-%). An- und. »ubaeiditäten |. > odarkahr . i ag 
s während de | - zusammen (Werte wischen 0 und 40) finden sich im Osten in 64,9 %, guon die konstante Wiederkehr bestimmter u „upon b 
je als Uske [; im Westen in 66 °/%, also fast völlig übereinstimmend. a ` | ibr ein phänomenologisch-speeifisches Gepräge.. Endlich ist sie o 
Ruhr, ma | > Während im Osten unter den Kranken’ mit-Anacidität die | rer Häufigkeit ein Hauptgegenstand ie 
a ne F älteren Jahrgänge überwogen, K es'sich'im re ne ee ne "Vorgän, Dr Ei A = 
Dekandl = f- teils um jüngere. Leute, 'deren Eirnährungszustand meis nicht | . a a h; Sehtbar antonsentriik: TRF 
ain |>. wesentlich gelitten hatte, Es gelang hier erheblich leichter und | Awieklung in on on er a, iaae 
de Amit F rascher, die Leute wieder àn .die Feldkost zu gewöhnen.. Bei‘ dei Senir E Ent “il E eier ve Ber nn $ EEE 
n an bh | > einer Nachuntersuchung am Schlusse der Behandlung bestand die klä une it Aeenn ale ne ken : = en dar 2 a 
en aberh p- Anacidität nach Verabfolgung von Probefrühstück meist unverändert | - arang mit experimenteller ~ eit gıpreim lien En 2 N 
3 weiter. Bei Untersuchung nach. Probemahlzeit dagegen fanden. | Mit der Wahrscheinlichkeitsgröße eines. mit -allen Erse emungen 
; v | nicht ‚in Widerspruch -stehenden Fundes bescheiden muß. - So 
ersetzt maħches Fragezeichen das Produkt “konsequenten, folge- 


sich oft Säurewerte, die bis an’ die normale Höhe heranreichten. 
Diese Fälle hatten also nicht die Fähigkeit der Salzsäureabsonderung 
völlig verloren, sie waren keine Achylien, sondern sie antworteten 
nur auf den verhältnismäßig geringen Sekretionsreiz des Probe- 
frühstücks nieht mehr mit Salzsäurebildung. Erst stärkere, besonders 
die Geschmacksnerven mehr in Anspruch nehmende Reize brachten 
eine genügende Salzsäureabscheidung . zuwege. Dieser Befund 
gibt vielleicht einen Fingerzeig für die Ursache der Zunahme der 
Anaeiditäten. Rn = | 
Man wird zunächst geneigt sein, in der groben Beschaffen- 
heit der Kost den Hauptgrund hierfür zu suchen. Dänn bleiben 
aber die abweichenden Befunde ‚unerklärt, die Grote (5) und. 
Curschmann (6) bei der Zivilbevölkerung im Kriege erhoben, 
Beide fanden eine ausgesprochene Zunähme der Superaciditäten 
und sehen gerade in der vorwiegenden Zufuhr von zum Teil mangel- 
haft aufgeschlossenen Pflanzenstoffen die Ursache hierfür. Die 
verschiedene Menge des Fleisches kann erst recht nicht den 
Unterschied bedingen, denn das Fleisch ist'in der Feldkost wesent- 
lich reichlicher enthalten als in der Heimatkost. : Es wären also 
eher die umgekehrten Säureverhältnisse zu erwarten. Die. Beob- 
achtung nun, daß bei den Magenkranken ‘des Feldheeres däs | 
reizlose Probefrühstück sooft eine Anacidität ergab, wo durch den 
stärkeren Reiz der wohlschmeckenden Probemabilzeit . normale | 
Säureabscheidung zù erzielen war, läßt vermuten, daß überhaupt 
N en der Feldkost ein Grund’ der verminderten nn erwägen. | | | 
Abscheidung ist. So gut die Bestandteile der Feldkost sind, so |. 5 j aaia e N a ne 
läßt sich häufig eine Eintönigkeit der Ernährung dabei nicht vet- Il un S es und Rückenmarks- . jur 
meiden, während in der Heimat bei aller Knappheit der Nahrungs: | e’Schütterung ste er CME- DOC: E a + ‚erwiesene Kenntnis = ‘jis. 
mittel doch ein größerer Wechsel in:'der Art der Zubereitung | von dem Wesen dieser -pathologischen Vorgänge, sodaß wir nn i 
möglich ist, Wir wissen gerade aus Curschmanns Unter- | Auf die bekannten klinischen Folgen einer nur ätiologisch begrün- | 
suchungen, welchen Einfluß die Art . der Zubereitung und damit | deten Erschütterung des Centralnervensystems als. auf das einzig 
die Beeinflussung des Appetits auf die Magensaftabscheidung hat, | Tetsächliche beziehen können. Vergleicht man dieses mit den 
Wir haben dementsprechend auch ärztlich jede Maßnahme begrüßt, Erscheinungen, welche sich nach einem bloß seelischen Shock 
die auf Beschaffung ‘von Abwechslung in der Feldkost und | bieten, so wird die ‚Rückführung der letzteren auf die materielle: 
‚Hebung ihrer Schmackhaftigkeit hinzieltee Die Heranziehung Schädigung um RE schwieriger, wenn dies elben klinischen 
. frischer Gemüse, die Ausbildung der Kö6he in besonderen Koch-- Ausdrucksformen ' durch diesen oder jenen traumatischen Anlaß 
schulen, wie sie von der Heeresverwaltung vielfach durchgeführt | hervorgerufen werden, insbesondere no h neben ‚einer offen: 
war, wirkten bereits in diesem Sinne -7 2.00 ..°| kundig seelischen Erschütterung ein physisches Trauma nicht aus- 
Gbleratey a A 9-W. kl. W. 1915. Nr' 50 geschlossen werden kann. Man halte- sich dabei Stets vor Augen, 
m hat KE 1916. 8, 0%, — 2. M.m. W.4018, Nr. 10, — 5. Zbl $ ma Pi. tere, | daB ein schädigendes Agens in den Fällen jeder Ätiologie in der 
Nr. 86. — 6, M. m. W. 1918 N NT | Plötzlichkeit der Wirkung zu suchen ist, und`die Dia-. 
| N | | gnose einer „Schreckneurose“ nur dort einige Berechtigung findet, 
wo sich an die Wirkung der Bewußtseinsverlust nicht unmittelbar 


| ‚richtigen Denkens mit der gleichen Berechtigung, mit welcher die 

astronomische Berechnung aus derselben Quelle des aus mehr ER 
minder verschlungenen Voraussetzungen logischen Schließens ihre -` 
: Resultate. entwickelnd hervorgehen läßt, ._- mop T A 

© Die kausalen Momente der verschiedenen Wirkungsweisen ` 
-des unblutig schädigeńden Sprenggeschosses, wenn ‚seine Explosion ~; 
den in der Nähe:Befindlichen in die Luft erhebt: und -eine weite !- 
Strecke- hin - fortschleudert, ‚wenn es ibn durch die ‚Gewalt des 
Luftdrucks oder das Gift der..Gase seiner Sinne beraubt, wenn : 
es ihn, bei raschem Vorüberfluge durch die Plötzlichkeit oder 
bei seinem, Zerbersten durch den grauenhaften Anblick zerrissener 
Menschenleiber psychisch erschüttert, treten in Anbetracht ihrer Bin- `` 
flüsse auf bestimmte Organe und Organbestandteile erklärend hinzu =. 

„Da die die Krankheitsbilder auslösende Ursache als eine ` 

Erschütterung,. Commotio, sei dieselbe.materieller Art oder. 
seelischer Natur, offen am Tage liegt, so ist es erforderlich: 1. die -© > 
den verschiedenen Formen gemeinsamen Züge zu entdecken; 
2. zu untersuchen, ob dieselben mit jenen Symptomen überein- 
stimmen, welche auch in Friedenszeiten als die Folgen eines körper- - 
lichen oder seelischen Shocks bekannt sind;- 3, die in allen Fällen p 2N 
affizierten Organbestandteile in ihrer krankhaft: veränderten Funk- 
tion zu betrachten, die. Art ihrer pathologischen Abweichung fest- - 
zustellen. und ihre mögliche Beziehung dieser zu jener zu: 


Ta - 


y 
| | 
| | | os At, i ea | anschließt, wie einen solchen die Verletzten in ihren Schilderungen 
Zur Symptomatologie und Pathogenese. der Granat- "hinterher oft sehr anschaulich, und bestimmt .berichten.. Die Ver- 
f x a a | | letzten wissen oft gar nicht,. daß sie von einer Granate getroffen‘ 
| commotionsneur osei). < f © >o | wurden und erfahren das erst im-Spital. Von dem Augenblick ihrer - 
TE r S Non Du = | -Verwundung an ist die Erinnerung ausgelöscht, wenn auch, -wie 
|  - Priv.-Doz. Dr. med, et phil. Erwin Nießl v. Mayendorf, Leipzig, | u. p P bemerkt, eine REE ae. n e 
: derzei jo Rene 29 OR BA Be T weisbar ist, Das gemeinsame‘ ätiologische Band, . welches alle 
RN helauzb dee Day ohinerigehen „urellung Hi PAoa en a { Fälle von unblutiger Granatwirkung unter einem. "zusammenfaßt, . 
in Brünn. | ist die Vehemenz und die durch dieselbe hervorgerufenen bleiben- 
ganbestandteile, 


* 


sodaß aus dem Rahmen verschiedener Symptomenbilder di e `: 
Einheitlichkeit und Zusammengehörigkeit dieser 
klinischen Äußerungen einer heftigen Erschütterung des Nerven- 
systems hervorleuchten. . A p | ne 
Es begreift sich, daß die Gewalt der jähen Wirkungsweise 
nicht eine dem Sprenggeschoß eigentümliche ist, sondern jedes 
andere nicht vorhergesehene Traun:a in gleichem Sinne dasselbe 
Krankheitsbild wird auslösen können. Als ‚Beleg hierfür folgende 
Beobachtung: - 2 nz DR e a 
Beispiel i. Ein 27jähriger Infanterist erhält am 21. Oktober: 
ei Gorlice während eines Sturmangriffes einen Kolbenschlag in - 


Wenn auch das prozentualische Verhältnis jener funktionellen | deren Änderungen in den Funktionen bestimmter Or 
| Nervenkrankheiten, die sich mittelbar oder direkt an die durch 

' Qas Platzen eines Sprenggeschosses in der :Nähe bewirkte Er- 
Schütterung des Nervensystems anschließen, zu der Zahl der Neu- 
T poen im Kriege überhaupt noch einer statistisch abschließenden 
| ‚Feststellung barrt, so darf schon jetzt die Gewißheit ausgesprochen 
. werden, daß die Granatcommotionsneurosen zu den häuf igsten 
Ban 


N ') Ich akzeptiere den von Wollenberg (M. m. „W; 1914, | 
O p Taa) vorgeschlagenen Namen „Granatcommotionsneurose“, beziehe | 
Jedoch in den Begriff der Commotio auch die seelischen Erschütterungen 

en. Die Begründung dieser Auffassung enthalten die folgenden Er- 
. Orterungen, Ä ar Ne | b i 


19415 b 


N . 
n ` k añ | 
kat, a 
4 un 


F u : 
j t [2 u pi ý 
. .,r $ P 
hogs . i _ h D E ea 
A in we ' - ` 
. ; 2 a 2 = 
ER i - i u Be: . 
’ ; a $ . i F g BE napy 
s 5 . ns . t 
| ke a y 
M i vii : e; A 
KE 


i 3 ä ` - * 
' : i Ba ne > ihn _ „=i 


116 2. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 5. 


aba 


2. Februar. 


die Brust. Er dreht sich mehrere Male im Kreise herum, stürzt zu- | bin bewegt werden, jedoch nur mit geringer Kraft. Sämtliche Be- 


sammen und bleibt 33 Stunden bewußtlos liegen. Hernach Unfähigkeit, 
zu stehen und zu gehen. Zu Beginn Kopfschmerzen und Schmerzen in 
der Hüfte, wenn sich Patient auf die Beine zu stellen versucht. Er 
liegt in den Spitälern zu Freistadt, Teschen, Olmütz, Brünn herum, 
ohne daß sich sein Zustand im wesentlichen bessert. Nach mehr .als 
einem Jahre, am 27. Oktober 1916, kommt er zur Weiterbehand- 
lung in das Garnisonspital nach Krakau Hier wird an dem 
körperlich kräftigen, blühend aussehenden jungen Mann, welcher 
Chauffeur vor dem Unfall war und nicht hereditär belastet ist, auch 
jetzt weder an Kopfschmerzen, Schwindel, Angstempfindungen noch an 
Schlaflosigkeit leidet, folgender Befund erhoben: An beiden Beinen 
strumpfförmige, symmetrische Anästhesien. Die obere vordere Be- 
grenzungslinie zieht eine Handbreit über dem oberen Rand der Patella, 
und eine Linie, welche gerade durch die Mitte der Kniekehle führt, 


grenzt die anästhetische Zone nach oben und hinten ab. Die Unter-' 


scbenkel und Füße sind ganz unempfindlich. Die Patellar- und 


‚Achillessehnenreflexe sind zum Klonus gesteigert. Bei Stich in die 


Fußsohle Zehenbeugung. Der beim Beklopfen der Patellarsehne oder 
bei passiver Beugung der Beine im Kniegelenk sich einstellende Klonus 
pflanzt sich, wellenförmig sich ausbreitend, auf die gesamte Körper- 
muskulatur fort. Die beiden Nervi supraorbitales druckempfindlich. 
Tachykardie, Puls 104 Schläge in der Minute, sehr intensive Dermato- 
graphie. - 

Es wird dann weiterhin zu untersuchen sein, ob die krank- 
haften Vorstellungskomplexe, aus welchen die Neurose als rein 
psychogen hervorgeht, wie gelehrt wird, nicht vielmehr bereits die 
klinische Seite der somatisch bestimmbaren Erschütterungs- 
folgen, als die Ursache dieser Erscheinungen repräsentieren. 
| Gaupp lehnt ein deskriptives Eingehen: auf die klinischen 
Einzelheiten der Granateommotionsneurose ab 1), da deren klinische 
Typen nur die bekannten hysterischen Symptome wiederholten. Die 
subjektiv weite Fassung des Hysteriebegriffes kann natürlich diese 
Stellungnahme rechtfertigen. Sicherlich weisen aber die Krank- 
heitsbilder bei aufmerksamer Analyse vielleicht nicht unwesentliche 
Verschiedenheiten auf. So deckt der Name „Abasie“ und „Astasie“ 
die verschieden geartetsten Unfähigkeiten, zu gehen und zu stehen. 
Zur Illustration für das Ungleichartige, welches wir unter derselben 
Bezeichnung vereinen, greife ich wakllos folgende Beobachtungen 
heraus: i 


Beispiel 2. Ein 21jähriger Korporal wird am 5. Juni 1916 
in Galizien von einer Granate am Scheitel verletzt. Eine halbe Stunde 
bewußtlos. Als er wieder zur Besinnung kommt, vollkommene Unfähig- 
keit, die Beine zu bewegen. 

Status praesens. September i9i6: Paralyse beider Beine bis 
auf ganz unbedeutende Zehenbewegungen. Patellarreflexe beiderseits bis 
zum Klonus gesteigert; ebenso die Achillesphänomene. Der Klonus 
setzt sich von einem Bein auf das andere fort. Die übrige Muskulatur 
des Körpers zittert mit. Das linke Bein fängt zuweilen auch zu zittern 
an. Beide Beine von den Zehen bis zum unteren Rand der Patella 
vollkommen anästhetisch. Der Rachenreflex fehlt! Blasen- und Mast- 
darmstörungen fehlen. Zittern der hervorgestreckten Zunge. Die 
Empfindung des Zitterns im Kopf, dann Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, 
Pulsfrequenz auch in ruhender Lage 100 Schläge in der Minute. Der- 
matographie. 


Beispiel 3 B., Infanterist, 19 Jahre alt, Tischlergehilfe. 
Vater 56 Jahre alt, kein Trinker, weder nervös noch jäbzornig. Mutter 
zirka 54 Jahre alt, nicht nervös, hat nie an Krämpfen gelitten. 1907 
machte B. eine Rippenfellentzündung durch. Es wurden ihm zwei Liter 
Wasser aus der rechten Brustseite abgelassen. Im März 1915 freiwillig 
einpgerückt, im Juli ins Feld gezogen. Seit Januar 1916 Schmerzen in 
den Beinen. Am 15. Juli 1916 in den Karpathen durch Granatexplosion 


verschüttet, als er eben auf dem Boden lag. Der ganze Körper, mit. 


Ausnahme des linken Armes und des Kopfes, sowie der Brust bis zu 
den Warzen, war vom Erdreich bedeckt. 27 Stunden lag er so ein- 
gegraben, ohne Bewußtsein. In einem ungarischen Spital kam er wieder 
zu sich, hat angeblich drei Tage hindurch erbrochen. Aus dem Darm 
ging viel Blut ab. Leib und Beine, insbesondere die Knie, waren ge- 
schwollen. Große Schwierigkeiten beim Urinieren, muß stark pressen, Viel 
Durst. Nur manchmal Kopfschmerzen. Unmittelbar nach der Verletzung 
Schlaf schlecht, jetzt gut. Er leidet auch gegenwärtig weder an Schwindel, 
noch an Angstgefühlen. Keine Kraft in den Händen, Appetit gering. 

Status praesens. Schleimhäute und allgemeine Hautdecken 
stark anämisch. Leidender Gesichtsausdruck, schwimmendes Auge. 
Bindehautreflexe und Rachenreflexe vorhanden, Die Nervi supraorbitales 
beiderseits nicht druckschmerzhaft. Tachykardie, Puls 185 Schläge in 
der Minute. Der Dornfortsatz der Vertebra prominens, sowie die 
Processus spinosi der‘unteren Wirbelsäule stark klopfempfindlich, hin- 
gegen finden sich weder an den Brustwarzen, am Schwertfortsatz noch 
in den seitlichen Abdominalgegenden druckschmerzhafte Zonen. Starkes 
Schwitzen an der Handfläche. Die Beine können nach allen Richtungen 


1) Gaupp, Die Granatkontusion. Kriegschir. Heft 
z. klin. Chir. 1915, S. 287, en Hefte der Beitr. 


wegungen sind am linken Bein schwächer als am rechten. Patellar- 
und Achillessehnenreflexe normal. Fußsoblenreflexe normal. Keine 
Anästhesien oder Analgesien. Bei Stehversuchen heftiger Klonus der 
Beine, Bei Gehversuchen streckt Patient die beiden Beine einfach vor, 
ohne mit den Sohlen den Boden zu berühren. Er hält sich krampfhaft 
an den Betträndern, ächzt und stöhnt, klagt, er kriege keine Luft, 
bricht endlich zusammen. Als er sich wieder niederlegt, flammt die 
Haut über dem Schwertgriff in dreieckiger Form lebhaft auf. Abdomen 
aufgetrieben, gespannt. Pressen beim Urinieren. 

Die Unfähigkeit, zu gehen und zu stehen, hat in diesen beiden 
Fällen, wie die Betrachtung der Symptome lehrt, verschiedene 
pathologische Ursachen. In dem einen kann der Verletzte nicht 
stehen und nicht gehen, weil er die Beine überhaupt nicht be- 
wegen kann, in dem anderen ist es nur die Funktion des Stehens 
und Gehens, die dem Kranken abhanden gekommen ist, sodaß wir 


den Eindruck einer schweren cerebellaren Gangstörung gewannen. 


Aber auch in anderer Beziehung sind die beiden Fälle symptomato- 
logisch anders geartet. Während wir bei dem ersten Patienten ın 
der strumpfförmigen Anästhesie der Beine und am Fehlen des 
Rachenreflexes hysterische Stigmata erkannten, so suchten wir nach 
solchen Zeichen an dem zweiten vergebens. Ebenso fehlte bei 
diesem die pathologische Steigerung der Sehnenreflexe. Die trau- 
matische Paralyse der Beine ist daher von der eigentlichen Astasie 
und Abasie symptomatologisch zu trennen. Es gibt aber noch 
ganz andere klinische Formen unter den Kriegsneurosen, welche 
ebenfalls unter die Rubrik der hysterischen Astasie oder Abasie 
gebracht werden. Hierfür 


Beispiel 4. Ein 38jähriger Infanterist erhielt am 24. Ok- 
tober 1914 im Trommelfeuer einen Streifschuß in die linke Schulter. 
Er wurde sechs Wochen in einem Spital behandelt und hierauf zu 
seinem Kader entlassen. Dort fing Patient eines Tages an zu zittern, 
und zwar zuerst im rechten Bein. Man schickte ihn deshalb wieder m 
ein Spital, und zwar nach Olmütz, wo er superarbitriert und für einige 
Zeit nach Hause zur Erholung geschickt wurde. Das Zittern verlor 
sich. Er wurde wieder einberufen und kam an die Front. Angeblich 
wurde er viermal von Granaten verschüttet. Nachdem er mehrere 
Lazarette passiert hatte, wurde er in das Kriegsspital nach Brünn 
abgeschoben, wo ich folgenden Befund erhob. Anamnestisch ließ 
sich feststellen: Familie angeblich nerven- und geistesgesund. Im 
zehnten Lebensjahre soll Patient Blattern und Typhus gehabt haben. 
Er war nie schreckhaft. Verheiratet. Zwei Kinder, von denen das eine 
im vierten Monat starb, das zweite lebt und ist gesund. Zwei Aborte 
der Frau. Mäßiger Alkoholgenuß zugegeben. nu 

Status praesens. Mittelgroß, graziler Knochenbau, Ernäh- 
rungszustand mäßig. Lungen, Herz, Bauchorgane normal. Grob- 
schlägiger Tremor der rechten unteren Extremität, besonders beim 
Sitzen. Beim Gehen wird er schwächer. Beim Stehen ist er sehr 
schlimm, er pflanzt sich abgeschwächt auf die gesamte K örpermuskulatur 
fort. Patient droht, wenn er keinen Stützpunkt findet, umzufallen. 
Beim Festhalten der gebeugten Beine tritt ein heftiger Klonus in der 
rechten oberen Extremität auf, ein schwächerer in der linksseitigen. 
Ein Stich in die rechte Fußsohle ruft einen heftigen Fußklonus hervor. 
Kein Zittern der Zunge. Die Patellarreflexe sind beiderseits bis Zum 
Klonus gesteigert. Der Achillessehnenreflex ist rechts wegen des 
heftigen Klonus der Extremitäten nicht auslösbar. Händedruck beider- 
seits gleich kräftig. Rachenreflex etwas herabgesetzt. Rechter Con- 
junctivalreflex fast fehlend. Der größte Teil der rechten Körperhälfte | 
hypalgetisch. Schmerzhafte Druckpunkte auf der linken Körperhälfte: 
Druck auf den linken Nervus supraorbitalis und die Mammilla schmerz" 
haft, auf die linke Unterbauchgegend fast krampfauslösend. Die rechte 
Arteria temporalis tritt auffallend hervor. Die Radialarterien auf beiden 


an ungleich, verdickt. Puls rhytbmisch; Pulszahl 120 Schläge 10 der 
inute. 


., Beispielö. P., 20jähriger Bankbeamter aus Prag, Vater 
nervös, durfte sich nie aufregen, bei jeder Gelegenheit Herzklopfen. 
Großvater psychisch debil. Mutter des Patienten sehr reizbar, Kin, 
an krampfartigen Schmerzen. Älterer Bruder leicht erregbar. Selbs 


-keine ernsteren Krankheiten in der Jugend durchgemacht. Nicht leicht 


gelernt. Stets zurückgezogen gelebt. 1915 ins Feld abgegangen un 
daselbst bis 16. Juli 1916 gewesen. Große Märsche. Am 15. Juli im 
heftigen Trommelfeuer über eine Brücke gelaufen, dann über einen 
Prügelsteg. Plötzlich Bewußtseinsverlust. In der Divisionssanitäts- 
anstalt aus seiner. Obnmacht erwacht, teilt man ihm mit, daß er, von 
der Gefechtsordonnanz aus einer Verschüttung durch eine Granate be- 
freit, dahin gebracht worden war. Bei Bewegungsversuchen zitterte 
die rechte Körperhälfte, welche sich auch als empfindungslos erwies 
Sprachstörung. Blindheit auf dem rechten Auge. Gefühl, daß rn 
Nervensystem vollkommen ruiniert sei, mußte immer Leute um sich 
haben, sonst große Angst. Zustand bald besser, bald schlechter. 1 

„Im Novomber 1916, als ich den Kranken untersuchte, Schwin 
anfälle, Schwäche, Schlaflosigkeit mit abnorm lebhaften, beängstigendet 
Träumen. Kopfschmerzen im Hinterkopf gegen Abend und er > 
Frühe. Zuweilen Heißhunger; wenn das Essen aufgetragen wird. Wider 


PRT TE SE We g 7 TOEG s, E o“ X p nara > Ag 
——— arany IT Be a X - ; a ee < E NS 
nd i "> ` - ur er A ee Na a ey Bez a 
z . > a i 


nd Be EEE mai yea A 
TRETEN ; EBENE wo: Dt Eye ’ Er š 
ERTI TH A. x A E TEE we er Aa ur eier a ma i en, i 

ki EEE Ex ia E ig BE Fr A $ . E ' . no oo. & DR, 

. F F N. P ý ATA = j E? g 3 tæ , g - : EA 

ge - : j . w E a p 
x 3 $ 5 y i to T DM ; 

ri » A i A Bo% art 
N u FT’ R A Br: i 
t ii ut, e i ; - y * ee 

.. R - - N hi ee . ‚ s 

PETEERE d Á 
$ : 


091919: MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. b > o 


Stunden liegt er bewußtlos.: Als er auf dem Regimentshilfsplatz wieder 
h kommt, ist nz konfus im Kopf. Keine Lähmung, Erblindung 


N a 


? 


: s ` 
me m = e r- ` ; ” 
x .. ` v` x 


Stärkes ‚Schwitzen: und: Hitzegefühle, äuch bei 


illen -gegen dasselbe. 
ka Dit zu sich kommt, ist er ganz 


Säntlche k a 
bten, Palle F -` kalter A orang, a m x en e EA 
normal, Rie oe tatus praesens. ark Kongestioniertes Antlitz, neuro- | oder Krtaubung,. | ER TE E P i 
rer Kons de F- pathisches Auge. Unausgesetzt ticartiges Verziehen des’ rechten Mund- |- Am 19 November kommt er über Wien nach. Brünn. Fa, 
ne eindig f- winkels nach der Seite. Desgleichen ticartige Zuckungen. im echten a en, Schwindel, Schlaflosigkeit zu klagen. Appetit und Stuh 
ich Kranplid F Platysma, im Sternocleidomastoideus, etwas schwächer im Pectoralis, in | in Ordnung. | . Be E S i 
e kein | W den Beugemuskeln des rechten Armes, sowie im rechten Quadriceps. Ze Status praesens im Februar 1917. .. Großer, mittelkräftiger a 
st, fannt È a femoris. Gang: Das rechte: Bein wird gestreckt, abduziert und auswärts | Mann, leicht vergrößerte Schilddrüse; beide Supraorbitalnerven druck- 2 
auf. Abdon B°. gerollt nachgeschleift, der Fuß und die Zehen sind. hyperextendiert, | empfindlich. Patient ‚angeblich myopisch.. „Linke Pupille weiter als | : 
| A - Fersengang, Patellarreflexe lebhaft. Rechts tritt eine Contractur der | die rechte und - reagiert: wenig auf Lichteinfall, hingegen prompt auf I a 
Jiesen hila E- Beuger des Oberschenkels bei passiven Beugungen desselben im Knie- | Akkommodation. „Der Rachenreflex fehlt. ‘Bindehautreflexe vorhanden. ' ”.. 
a gelenk ein. Bindehautreflexe und Rachenreflex, vorhanden. Hemianal- | Uber- dem Griff des Schwertfortsatzes eine rote, mehrere Zentimeter im , 
m Era Eu gesie und Hemianästhesie der rechten Körperhälfte. . Beim Bestreichen | Durchmesser sich ausdehnende Stelle, die bei:genauer Betrachtung sich - 
letze se -der rechten Tibia Beugung der Zehen des rechten Fußes sowie der | aus kleinsten erweiterten Blutgefäßen zusammensetzt. . Grobschlägiges. Br Eh 
pin f Zehen auch des linken Fußes. Keine schmerzhaften Druckpunkte. | Zucken des linken Armes beim Stehen und Gehen. Pulswelle mittel- > >> EH) 
des Stehen £~- -- Quaddelbildung bei Bestreichen der Brust; _ wu Boch, En T E nn, Se See po mus 
sodas mt F- RE T atona alai Di ii fma , Herzdämpfung nic verbreitert. Herztöne dumpf. und unschärf. ‚Die  ¢& -+> 
mal on 6 a Takes Mi, Infantiris, al an  Krampfanfälen | beiden Brustwarzen und das Kpigastrium sind druckschmerzhaft, Cyanose` .. ’ : y 
ymptomalr } leiden. Nitern leben, Vater Oberlehrer, Abstinent. Mutter gesund. | er Hände, starkes’ Schwitzen, Die linke Körperhälfte mit Acii EER N 
lila ©  - Patient hat bisher keine Nervenkrankheiten durchgemacht. Am 8. Juli. | ee a... P a aa D A ea A a: 
Fehlen da $. - 1916 platzte in seiner "Nähe eine Granate. Er erschrak heftig, fiel zu | Fe nenreliexe desgieic Be Hhaft 164 a | Kein Babinski Gans > 
Boden, verlor für wenige Augenblicke das Bewußtsein, kam aber bald Folge. P lantarreflexe sehr lebhaft, jedoöl P AT E a 
chläft Patient schlecht. leidet unter schweren | Ohne Befund. Bei Augenschluß: -große Unsicherheit und ängstliches 
s Ta BnG | Taumeln.. Ausgesprochene. Dermätographie. | u E $: 
| Maurer im Zivil, wurde . ). 


T 03 
hih hi EN wieder zu sich, Seitdem. s 
we. Träumen. ee i | | 
` Status praesens 19. Januar 1917., Angesicht kongestioniert. 
Die hervorgestreckte Zunge zittert nicht. Pulszahl in der Minute 
84 Schläge. Conjunctivalreflexe beiderseits herabgesetzt. Rachenreflex. 
‘fehlend. Einzelne Nadelstiche sollen nicht empfunden werden, 
analgetische Zonen jedoch nicht nachweisbar. Beiderseits kalte, cya- 
notische Hände. Dermatographie. Grobschlägiger Tremor. der unteren 
Extremitäten, welcher bei Aufregung : stärker wird und .auch. auf diè 
linke Hand sich verbreitet, in der Ruhe aber fast völlig verschwindet. 
Beim Gehen Zessieren des. Zitterns.  Patellarreflexe hochgradig ge- 
steigert. Achillessehnenreflexe und Plantarreflexe normal. - . Er 
Beispiel 7:_K. J., Kanonier, 24 Jahre alt, am 3. August 1915 an 
der Südfront durch -eine -Mine verschüttet; bewußtlos gewesen,. hat, als 
er wieder zu sich kam, nicht ‚erbrochen. Einige. Tage nach der Ver- 
3 letzung konnte er weder Hände -noch Füße bewegen. Seit der Ver- 
- Sebüttung hört er auf beiden Ohren .schlecht. Eltern leben. Vater 
leidet seit 20 Jahren angeblich an einem Schütteltremor, sodaß er die 
Hände nicht benutzen kann. ~ D ne vw | 
i Status praesens. Kleiner, kräftiger Mann, kongestioniertes Ant- | 
itz. Bindehautreflexe abgeschwächt. Linker Bindehautreflex lebhafter lichkeit dagegen aufgehoben. -Die Patellarreflexe 
klopfen der rechten Achillessehne ein "leichtes Zittern ‘des. Beines., I 
| Pe 
t 
; 


Beispiel 10..29 Jahre alter Gefreiter, M 
am 5. Juni 1916 am, nördlichen Kriegsschauplatz: von einer Granate- _ 
verschüttet. Er verlor das Bewußtsein und kam 'erst wieder in Kowel .: Be 


in einem Lazarett zu sich. Am rechten Stirnbein eine oberflächliche 
Drei Wöchen 


Verletzung. Rechte Pupille -weit, nicht reagierend. > 
"konnte ‚Patient nicht gehen. Kopfschmerzen, Schwindel, Schlaflosigkeit, _ Kia 
. Status praesens am.17. Januar 1917. Großer, kräftig ge- ` a 
‚bauter Mann. Rechte: Lidspalte enger als die linke, das rechte Augen; ^. '.- 
lid hängt schlaff herab. Die Pupillen beiderseits gleich weit, reagieren -° fý. es 
prompt auf Lichteinfall, erweitern -sich jedoch wieder sehr bald. Puls- ©- 2. E 
welle hoch, Puls regelmäßig. ' 80 Schläge in der Minute. Bindehaut- ` ee] Bor, 
reflexe schwach. Rachenreflex vorhanden. “Auf der: Brust rote Flecken. SE 

von erweiterten: Arteriolen. Ausgesprochene Dermatographie. Analgesie 
des ganzen Körpers mit Ausnahme der Nasenspitze, der Unterbauch- Bi, 
gegenden und der Nates. Um jeden Nadelstich ein dunkelroter, sich | Bar 
‚allmählich vergrößernder Kreis. "Werden. Nadelstiche' nicht weit von~ 1: ab 
einander appliziert, so confluieren diese Höfchen zu größeren Flecken. a = 


Dieses Phänomen zeigt sich am intensivsten an der Rückenhaut. . Die 19, 
die Schmerzempfind- mo) ee 
Br ee 
Er: 
f 


ST - a, Fa k - 
ne VE 
s Ar sab. m'i pa k 
4% - re. As: = ® 


$ 


TEAN a aen ea oane a 


Berührungsempfindlichkeit: derselben. ist erhalten, 
gesteigert. Beim Be- 


nn der rechte, Die Nervi supraorbitales sehr druckempfindlich. Rachen- 

Te ex > a . . b a E-S P 23 B j Ko `. 3 . Zee ag z & ; sge asp g 

aht dor Meute 118 Moreäne Son Dbor den Sfsertörtte act | Cremastorredox beiderseits lehaf," Gang und Motilitäs normal. Unter 

der Brust eine diffuse- Rötung; die Hände blaurot verfärbt. Dermäto- dem rechten IDDeNDOBEN me D’gaSerlum Sc Amersha fio Druckp unkte. 

graphie angedeutet; Patellarreflexe gesteigert, Achillessehnenreflexe „Beispiel 11. 26jähriger Kanonier wurde im Sommer 1916. an |: S 

Die Plantarreflexe beiderseits lebhaft, aber normal. | der Südfront, als ereben bei.der Arbeit war, blind gegangene italienische f. ARPER 

| ‘Geschosse zu sprengen, durch eine. explodierende Granate verschüttet. 1. Ve 

‚ Er- verlor das Bewußtsein, welches er erst in einem Spital zu Innsbruck Kr 

sorentiert, sprach 


normal. Gelenke frei. 

Herabsetzung der Schmerzempfindlichkeit an der ganzen Hautfläche, 
-wiedererlangte.. Hier war er jedoch vollkommen de 

unzusammenhängend, meinte, er fabre auf Urlaub zu. seiner Frau. Ab- 


Ben y 
= amne, a 


a 
nn 


insbesondere an der:linken 'Körperbälfte. Abdomen druckschmerzhaft. 
mor bei willkürlichen’ Bewegungen. Latentes Zittern. 


Leichter Muskeltre 
0, Zickzackgang. Bei Augenschluß erhebliches Schwanken. Schmerzen : 
= m der Wirbelsäule spontan und bei Beklopfen derselben. Sehr. ver- | sonderliches Benehmen, starrer..Bl ck, wurde immer ‚wortkarger. Noch 
E E | im Oktober. 1916 im Garnisonspital. zu: Krakau völlige Desorientiertheit, 


depressives Verhalten, Befürchtung, nicht wieder gesund. zu ‚werden, 


Klagen über Kopfschmerzen: . . ,... = Be 
- Status. somatus (Dezember 1916). Großer, kräftiger Mann, 
Antlitz stark kongestioniert, starrer Gesichtsausdruck, etwas niedrige Stirn, . 
horizontaler Sehädelumfang 56 Y cm, am linken Hinterhaupt einige mit 
der Unterlage verwachsene Narben. Die Nervi supraorbitales beiderseits - 
‚nicht druckschmerzhaft. Pupillenreaktion vorhanden; rechte, Pupille 
 entrundet, verengert sich nur wenig ‚bei Konvergenz, jedoch sichtlich 
beim Blick nach links. Das rechte Auge. steht beim Blick nach links 
tiefer als. das-linke. : Beiderseits Nystagmus. Beim Blick nach rechts 
|. Zurückbleiben des rechten Abducens.. Der rechte Bindehautreflex: ist 
stark herabgesetzt, der Rachenreflex fehlend. Die Zunge wird unbeholfen, 
‚langsam über die Zähne gebracht. Vollkommene Analgesie der. all- 
gemeinen Hautdecken des ganzen Körpers mit ' Ausschluß einer 
Partie über der linken Achsel, einer größeren Zone auf der rechten 
und einer kleineren auf der linken Bauchhälfte, -einer Manschette- am 
linken Arm sowie. der Haut über den beiden Glutaei einschließlich. 
der Analgegend (siehe Abb. 1 und 2). Druckschmerzhaftigkeit . der 
rechten Unterbauchgegend. Puls regelmäßig, 72 Schläge in der ‘Minute, 
Herztöne rein.. Die mechanische Erregbarkeit der Muskulatur ist nicht 
gesteigert (Pectoralisphänomen nicht auslösbar). - Patellarreilexe. 
beiderseits gesteigert, jedoch normal. Fußsohlenreflexe .beiderseits 
normal.: .‚Bauchdecken- und Cremasterreflex links schwach. Beim Be- 
.| streichen verschiedener Hautstellen mit dem Perkussionshammerstiel 
' andauerndes, vasomotorisches Nachröten mit Qu@üdelbildung. Gang 
normal, Händedruck rechts schwächer. als’ links. Bei -Prüfung der 
-einzelnen Muskeln ‘der rechten oberen und unteren Extremität ergibt- 
sich ‘eine auffallende Herabsetzung der groben Kraft derselben. Der 
'Facialis innerviert beiderseits gleich, kräftig, 0 er 
Subjektiv: Kopfschmerzen, Schwindel, Schlaflosigkeit. Während 
der Beobachtungszeit im Garnisonspital 15 zu Krakau vom 7, Oktober 1916 ` 


. geßlich, hypochondrisch deprimiert. z AS 
| Beispiel 8. 24 Jahre alter Infanterist Sk. J. Vater Arbeiter, 
.-Schnapstrinker. Bisher stets gesund. Als er’am 10. Oktober 1916 an 
f der Südwestfront bei Görz im Schützengraben lag, krepierte in seiner Nähe -` 
eine Granate. Er verlor sofort für zwei Stunden das Bewußtsein. Zwei 
Tage später floß ihm Blut aus dem linken Ohr. Am dritten Tage nach 
der Verletzung konnte er weder sprechen noch hören. Zwei Wochen 
hindurch vermochte er nicht die Beine zu bewegen. Kopfschmerzen, 
Schwerhörigkeit auf dem linken Ohr. Schlaflosigkeit. Puls 100. Linkes 
un Trommelfell zeigt‘im oberen vorderen Quadranten eine Perforation. 
g "lüstersprache innerhalb eines Meters Distanz. 
m. Status praesens am 17. Januar 1917. Mittelgroß,. guter Er- 
 ‚Rährungszustand, Schädel keine Narben, nirgends klopfempfindlich. Pu- 
pillen beiderseits dilatiert, springend. Hippus. Zunge und gespreizte Finger. 
zittern nicht. Die Bindehautreflexe beiderseits abgschwächt. ‘ Der 
achenreflex fast fehlend. Puls regelmäßig. 96 Schläge in der Minute. 
C Gesichisnaltte, onen umpi, Arm, Oberschenkel sowie an der rechten 
deckwei - Tmalographle, starkes Schwitzen an den Rohlhani r 
! bl se, während der Untersuchung auftretende und wieder ab 
a P eaag Rötungen der rechten Gesichtshälfte. Patellar- und Achilles- 
| „üenreflex normal. Bauchdecken- und Plantarreflex lebhaft. Rechte 
| e die. Substernalgegend druckschmerzhaft.. 


Vate Beispiel 9. Fl, Infanterist, 28 Jahre alt, im Zivil Buchhalter; 
| Ai: ondukteur, angeblich seit einem 1907 erlittenen Unfall nervös, 
Pe lebend. Mutter leidet viel an Kopfschmerzen, ‚Geschwister 
"al. Weder Geisteskrankheiten noch Selbstmord sind in der Familie 
vorgekommen. 5: E 
en Patient hat 1910 eine Lungenentzündung durchgemacht, sonst ist 
a Sewesen. 1914 beim Infanterieregimeht Nr. 8 in Brünn ein- 
ee 1915 an der russischen Front. Am 22. August 1916 explodiert 
Tante in seiner Nähe und bedeckt seine Füße mit Erdreich, Sechs | 


. Ynterbauchgegend sowi 


N 


e e 


. kommen orientiert zeigte, klare, 


118 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 5. 2. Februar. 
EOS AT 


j dieses Jahres treten beim Patienten anfallsweise Rö- 
i NN nd Schwellungen der rechten Gesichtshälfte auf. DB 
bemerkt man an ihm eine Veränderung der Psyche, ‚welche ar in 
den Zwischenzeiten nicht normal ist. Er wird plötzlich sehr he tig, 
brüllt und .schlägt um sich her. Der Zustand hat sich gebessert, is 
aber noch nicht ganz abgeklungen. Noch immer trägt er ein mani- 
riertes, kindisch-läppisches Wesen zur Schau. 


Beispiel 12. 33 Jahre alter Infanterist, Metalldrucker im 


Frieden, wurde bei Görz am 5. November 1916 von dem durch eine 


explodierende Granate -aufgeworfenen Erdreich verschüttet. Er lag 


hierauf éine Zeitlang bewußtlos. Als er zu sich kam, waren ihm 
| Hände und Füße tot, ohne eigentlich gelähmt zu sein. Dermato- 


graphie. Puls 140. Epigastrische Pulsation. Patellarreflexe sehr ge- 
steigert. Große Reizbarkeit. Schlaf gut. 


Beispiel 18. St. L., Kanonier, 22 Jahre alt, rückte bei Kriegs- 
beginn zum F.K. R. 2 nach Olmütz freiwillig ein. Einer Subordinationsver- 


letzung im Jahre 1915 schuldig erklärt, wurde ibm das Recht, als Freiwilliger 


weiterzudienen, aberkannt. Vom Februar 1915 bis zum März 1916 stand 
er im Felde, wo er im Februar 1916 bei Radzeskow in Russisch-Polen 


- an der Ostfront von einer Granate verschüttet wurde. Patient lag 


einige Zeit ohne Bewußtsein. Seit dieser Zeit ist er schwer leidend. 
In einem Feldspital, in welchem er sich von dem erlittenen Nervenshock 
erholte, erkrankte er an einer Blinddarmentzündung, die zur Vornahme 
einer Operation zwang. Von dieser genesen, führten ihn seine nervösen 
Beschwerden in verschiedene Nervenspitäler. Etwa ein Jahr wurde er 
im Reservespital Nr. 1 in Brünn behandelt und kam dann im Frühjahr 
1917 zu Prof. Redlich nach Döbling bei Wien. Nach zwei Monaten 
wurde er in das Marschbataillon seines Regimentes eingeteilt, kam aber 
über Wien nicht hinaus, da er an Anfällen erkrankte und in das Kriegs- 
spital Simmering gebracht werden mußte, von wo er nach Abklingen der 
Symptome zu seinem Truppenkörper zurückkehrte, der ihn im Land- 
wehrspital zu Olmütz konstatieren ließ. Auf Grund dieses Befundes 
wurde er superarbitriert, zu jedem Landsturmdienst als ungeeignet und 
50% erwerbsunfähig erklärt und seine Ausscheidung aus dem Heeres- 
dienst beantragt. Patient wurde jedoch vorläufig noch nicht entlassen, 
weil er auf die Erledigung eines Majestätsgesuches zu warten hatte. In 
dieser Zeit überschritt er einen kurzen Urlaub, welcher ihm über 
Sonntag nach Brünn gewährt wurde. Die Angst vor der Strafe brachte 
ihn aus aller Fassung, er nahm, um sich zu töten, 7,5 g Veronal. 
In die interne Abteilung des Garnisonspitals eingeliefert, ver- 
mutete man eine Geistesstörung, da ein ausreichender Grund für den 
Suicidversuch nicht vorlag. Daraufhin Transferierung auf die psych- 
iatrische Abteilung. Hier nur Klagen über Magenschmerzen, hat auch 
zweimal erbrochen. Sonst ruhig und geordnet, für die Annahme 
eines hysterischen Dämmerzustandes keine Anhaltspunkte. Rück- 
transferiert in die interne Abteilung des Garnisonspitales, über welche 
wegen eines Falles von Typhus exanthematicus eine mebrwöchige 
Quarantäne verhängt wurde. Als Kontumazierter, an welchem außer 
„Anämie und Unterernährung“ keinerlei krankhafte Symptome nach- 
weisbar waren, gelangte er in die Infektionsabteilung, wo ihn der Befehl, 
am 19. April mit Exkorte zur Rekonvaleszentenabteilung des Ersatz- 
bataillons des Schützenregiments Nr. 18 nach Olmütz abzugehen, derart 
in Bestürzung brachte, daß er 'neuerdings einen Selbstmordversuch 
unternahm. Der herbeigeholte Inspektionsarzt fand Patienten schwer 
benommen mit schwacher Herztätigkeit vor. Zwei Campherinjektionen 
mit nachfolgender Magenausspülung wandten die drobende Lebensgefahr 
ab, Hierauf ein deliranter Zustand mit folgender psychischer Depres- 
sion. : Wegen derselben am 22. April in der psychiatrischen Abteilung 
des Garnisonspitals wieder aufgenommen, wo er sich jedoch voll- 
y zutreffende Antworten gab und sich 
vernünftig benahm. Er machte den Eindruck eines weichlichen, wider- 
standslosen Menschen, welcher plötzlichen Impulsen nicht zu wider- 
stehen vermag. Große Affektlabilität, spricht immer in Erregung, wobei 
ihm Tränen in die Augen kommen. 
... An dem mittelkräftigen Patienten, dessen Schilddrüse gleich- 
mäßig verbreitert war, sah man auf der rechten Halsseite, der rechten 


Brustwand sowie dem rechten Oberarm ein urticariaähnliches Exanthem 
bei psychischen Emotionen aufflammen. Grobschlägiges Zittern der 
willkürlichen Muskulatur des ganzen Kör 


N pers, besonders der Beine. 
Puls 140 Schläge in der Minute, bei ruh 


| N f igem Verhalten. Hypalgesie 
der linken Körperhälfte, Fehlen des Rachenreflexes. Hochgradige 
Dermatographie, geschlängelte, prominente Schläfenarterien. Sehr 
gesteigerte Patellarreflexe. 


| In den angeführten 13 Fällen hat ein plötzlich herein- 
brechendes Trauma den Krankheitszustand ausgelöst; man kann 
nur darüber streiten, ob der psychische Shock oder die materielle 
Erschütterung beim Hinstürzen und Verschüttetwerden ausschlag- 


'gebend gewesen sei. Der Verletzte der ersten Beobacht 


: ung fiel 
durch einen Kolbenschlag erschreckt zu Boden und blieb 33 Stun 


den ohne Bewußtsein liegen. Es erscheint mir daher auch bei 
diesem eine Gehirnerschütterung nicht ausgeschlossen, wenngleich 
das Fehlen einer retrograden Amnesie gegen eine solche s 


das Fe | rech 
würde. Der traumatische Charakter der klinischen Bilder apricht 
sich in einer etappenmäßigen Entwicklung aus. Die initiale 


Phase, welche unter der unmittelbaren Wirkung ‚des Da 
steht, ist durch Trübung oder Verlust des Bewubßtseins v on mehr 
minder langer Dauer gekennzeichnet. Die Dauer des. po 
störten oder aufgehobenen Sensoriums kann von vie m 
Verletzten begreiflicherweise nicht genau angegeben I 
den (vergl. die Beobachtungen 5, 7, 10, 11, 12). Ein- 
mal sind es nur wenige Augenblicke (B. 6), ein andermal sogal 
33 Stunden (B. 1), während welcher die Besinnung verloren war. 

Die gefundenen charakteristischen, klinischen Merkmale A 
zweiten, subakuten Stadiums sind Kopfschmerz. Schwindel, 
Schlaflosigkeit, Angstgefühle, Blindheit -auf einem oder padn 
Augen, Gefühl von Totsein der Hände und Füße, Unfähigkeit, die 
Extremitäten zu bewegen, Verworrenheit des Geistes bis zu A 
gesprochener Desorientiertheit. Diese Erscheinurgen sind passagere. 

Aus diesen entwickelt sich allmählich — und zwar ‚nach 
einer verschieden langen Zeit -—, indem die ersteren abklingen 
und durch andere ersetzt werden oder indem, was seltener vor- 
kommt, die Symptome unverändert in einen chronischen Zustand 
übergehen, ein drittes stabileres Krankheitsbild. ‚Jetzt treten 
auch die bekannten Stigmen der Hysterie deutlich zutage. Hy- 
sterische Paraplegie mit Analgesie der Beine, einfache Astasıe und 
Abasie, Hemiplegie mit gleichseitiger Hyp- oder Analeesie, loka- 
lisierter oder universeller Tremor, Schwerhörigkeit, Taubheit, 
Stummheit, Aphasie, Taubstummheit, an den Augen auffallend 
weite Pupillen, Abducensparesen, ein Augenzittern, re 
Nystagmus vortäuscht, Spasmen des Orbicularis, die Ausfälle des 
Gehörs, der Sprache und des Gesichts, gepaart mit Anästhesien 
einzelner Körperteile, Überempfindlichkeit der der analgetischen 
Seite gegenüberliegenden Körperhälfte mit druekschmerzhaften 
Zonen an den Supraorbitalnerven, dem Epigastrium, der Mamma 
und der Unterbauchgegend, hochgradige Steigerung der Sehnen- 
reflexe bis zum Klonus bei Abwesenheit der für die Pyramiden- 
erkrankung charakteristischen Zeichen, vor allem des Babinski- 
schen Zehenphänomens. 

Bald finden 'sich diese, bald jene Symptome, einzeln oder zu 
Gruppen vereinigt, sodaß jeder Fall für sich durch das Hervor- 
stechen bestimmter pathologischer Eigentümlichkeiten seine beson- 


dere klinische Physiognomie erhält. (Schluß folgt.) 


Über Ruhr. 
Von 


Dr. Hermann Rautmann, Freiburg i. Br., 
Oberarzt der Reserve. 


Il. Zur Behandlung der Ruhr. 


| Im vorhergehenden Teil!) dieser Arbeit habe ich versucht, 
einige selbstbeobachtete typische klinische Verlaufsformen der 
Ruhr zu schildern. Im folgenden möchte ich einige eigene kli- 
nische Beobachtungen und Überlegungen mitteilen, die sich auf 
bestimmte, noch zur Erörterung stehende therapeutische 
Fragen beziehen. 

Eine dieser Fragen ist die, ob bei der Ruhr eine abführende 
Behandlung oder Ruhigstellung des Darmes das richtige ist. Wepn 
hierüber immer noch Uneinigkeit herrscht, so möchte ich mir dies 
im wesentlichen daraus erklären, daß diese Frage in so allge- 
meiner Form nicht richtig gestellt ist und daher überhaupt nicht all- 
gemeingültig beantwortet werden kann. Denn aus unseren bis- 
herigen Kenntnissen über die Wirkung der Abführmittel auf den 
menschlichen Darm scheint mir so viel hervorzugehen, daß auber- 
ordentlich viel davon abhängt, welches Abführmittel gegeben wird. 
Es würde wohl keiner zögern, eine abführende Therapie der Ruhr 
zu befürworten, wenn wir ein Abführmittel hätten, welches unter 
weitgehendster Schonung des Diekdarmes elnD® 
gründliche Darmentleerung hervorruft _ 

u Nach dem, was wir zurzeit darüber wissen, scheint mir das 
Ricin usöl ein solches Abführmittel zu sein. Das Rieinusöl 
wirkt, wie aus den Untersuchungen von Meyer-Betz un 
Gebhardt, de 


ren Ergebnisse mit dem entsprechenden Versuche 
von Magnus an Katzen üb 


Erregung der Peristaltik d 
des Diekdarms erschlaffen, 
und die zur Eindickung f 
unterdrückt wird. Die Entleerung erfolgt wahrscheinlich schub- 


') M. Kl. 1918, Nr. 48, S. 1187, 


ereinstimmen, hervorgeht, durch a 
es Dünndarms, während die Hare 
die kleinen Kolonbewegungen fehlen, 


ührende Antiperistaltik des Coecums 


5 


des Since È- 
eins von mhr I 
ser da p po 
BE. 


j 


verloren we. f- 


von vida 
egeben Të 
‚2 
dermal sont 


š 
E a 
EA 
ur. 

D eh: 


„m, 


Merkmal ds £ © 


z, Sehminde 


-oder beta Fo 


ihigkeil, dt 


bis mat |: f 
d passt. 


zwar nd 


n abkliwa $: : 


eltener w F 


en Susta 
Jetzt irta 


tage. k: | 


stasie on f- 


esie, Ik 


Tanh F 
qutila f- > 
O 
ısfälk f = 


: Bl ma at SEP EEE 
7 
. 


- 


Fe 


Dt 


LAN 


i R entleerung das Kalomel mit Rieinusöl kombiniert. 


-~ „engen zu verabreichen. 


‘ein bis zwei Eßlöffel Rieinu 
Ich selbst habe diese Behandlungsart bei zahlreichen i 


- 


, 8 gäbe 


"leise 
Ti Kal 


ie ne GEE z 
wann ea Beo Ay a 

x = = 

kai RD: 


=- wenn das Mittel. nicht 
= fernt wird. 


das Kalomel ] 
_führmitte] angesehen w 


. bei leichteren Fällen, 
„angewandt zu haben 


Bei leichte 


= Voller Weise ergänzen, 


Fa = X 


it 
nn e FEN izc 
Durch za RE A AT g 


i yace A 
, pe . - 
' !- 
“ = Pe 
: sD 
. Ay 


` 
Be TE 
€ 


> ... Er $ 
an Sar eo e 3 
3 — = - t = ‘ 
‘ vop ia . Ki y Nyer, 
1 


Twoo e 
este +, S R r pa i u 
ug IT Bi! I SR Ra £ ee on N: ý 
AA F ’ m R EN er a A - 
ER p zer i ES u mp Pa tg ca a > 
u 2 Li i D H er . ý s f 


wa e: 


` r i 


weise durch einige wenige große. Diekdarmbewegungen. inen Do $ 
kann also sagen,, daß unter Ricinusölwirkung | beipflichten, vielmehr habe ich ‘den Eindruck gewonnen, daß Kalomel 
| lar) in dieser Darreichung als mildes Abführmittel: wirkt. ` Bestimmtere An- 


geradezu eine Ruhigstellung des Dickdarms 


eintritt und seine Entleerung. in-schonender 


Weise erfolgt. 
einige Zeit nach Einnehmen ‘von Ricinusöl ein Nachlassen. der 


quälenden Leibschmerzen empfinden, deutet vielleicht sogar darauf 
hin, daß. unter Ricinusölwirkung spastisch kontrahierte Dickdarm- 


teile erschlaffien können), Dabei ist aber die Ent-' 


leerung des Diekdarms eine sehr gründliche, 


In einem Versuche konnten. Meyer-Betz und Gebhardt 


eine völlige Entleerung .des gesamten Dickdarms 
schon nach zwei Stuhlgängen beobachten. Die verabfolgte Rici- 
nusölmenge betrug bei diesen Versuchen nur 20 ccm. In einem. 
anderen Versuche wurde der ganze Dickdarm sogar. auf einen 
Schub vollkommen entleert, Die Reizwirkung auf.die 
Darmepithelien scheint nur eine geringe zu 
sein, da nach Brieger eine vermehrte Sekretion nicht ein-. 
tritt, was jedenfalls damit zusammenhängt, daß die aus der frei- 
werdenden Ricinolsäure entstehende Ricinolseife rasch aufge- 
saugt wird, also immer nur kurze Zeit auf den Darm einwirken. 
kann (H. Meyer). Es können daher auch größere. 


Mengen Ricinusöl gegeben werden, ohne daß 


schädliche Nebenwirkungen auftreteäi. | 
Anders liegt die Sache beim Kalomel, Meyer-Betz 
und Gebhardt ‘beobachteten eine gleichmäßig starke Wirkung.. 
dieses Mittels sowöhl auf Dünn- wie Dickdarm, wenn sie 0,3 g 
gleichzeitig mit der. Riedermahlzeit’ gaben. Wurde das Kalomel_ 
nüchtern verabfolgt, so führte es zu „noch stürmischerer Peri- 
staltik, besonders . im Dickdarm“. Die Diekdarmwirkung des 
Kalomels ist nach Meyer-B-etz und Gebhardt ähnlich der 
von Infusum Sennae, das heißt, es tritt. neben einer Steigerung 
der zur Fortbewegung des Inhalts dienenden Peristaltik auch eine 
solche der kleinen. Kolonbewegungen. (Mischbewegungen) auf. 
Für einen hochgradig entzündeten Dickdarm ist 
eine derartige Steigerung seiner Bewegungen 
Sicherlich von Nachteil.. Dazu.kommt, .daß durch die 
Abspaltung von Quecksilber, auf der offenbar die Kalomelwirkung_ 
eruht, eine stärkere Reiäwirkung auf die Darm- 


oh 
.. » epithelien ausgeübt wird, ‘ganz’ abgesehen von, der Gefahr 
emer allgemeinen Hg-Vergiftung (Stomatitis, Nephritis, Kolitis), die 


auch schon nach verhältnismäßig kleinen Mengen auftreten kann, 
rasch genug wieder aus dem Darm ent- 


Bei dieser Sachlage erscheint es eigentlich sehr merkwürdig, daß 
ange Zeit als ein für Rubrkranke. sehr geeignetes Ab- 
urde und dał z. B. Scheube dem Kalomel 


geradezu eine specifische Wirkung gegen die Ruhr zuschreibt. - 
Wie ist diese Ansicht Seheubes zu erklären? ' i 
Meiner Ansicht nach daraus, daß Scheube das Kalomel nu 

bei von ihm so genannter katarrhalischer Ruhr 


scheint, da .er selbst angibt, daß Kalomel: bei 
von ihm so genannter brandiger Ruhr nicht ‚angezeigt ist. ` 
ren Ituhrfällen mag wohl die durch Kalomel hervorgerufene: 


Schwerer, 
dliche Entleerung von Dünn- und Dickdarm?) die gleich- 


sehr grün 


` - zeitig gesetzte schädliche Dickdarmreizung — die sich, klinisch bekannt- 


Auftreten erheblicher Leibschmerzen äußern kann: — mehr 
zumal wenn man mit Scheube die Gefahr einer 
. daß man. bei verzögerter Stuhl- 


lich durch 
als ausgleichen, 
Ag-Vergiftung dadurch ausschaltet, 


Um die unerwünschten Nebenwirkungen des, Kalomels zu ver- 
ersucht, es in möglichst kleinen, aber häufigen 
So. gibt Plehn nach Verabfolgung von 
söl drei Tage lang. bis zu zwölfmal täglich 


meiden, hat man vy 


pe g Kalomel. 
uhrkranken durchgeführt und fand, daß das Mittel in dieser- Form im 


a | | 
gemeinen gut vertragen wird®). ‘Der Ansicht von Plehn, daß 
öls auf ) Röntgenologische Untersuchungen über die Wirkung des Ricinus- 
logische hedar stehen leider noch aus. “Sie würden die röntgeno- 
au daea Untersuchungen von Meyor-Betz und Gebhardt, die 
gesunden Menschen angestellt wurden; sicherlich in sehr wert- 


wirkung E 3 E -Betz und Gebhardt schreiben über die Abfübr- 
esorption q S „Wäre nicht die immer vorhandene Gefahr einer 
äbe ka R iftes mit un erwünschten Schädigungen in anderen Organen, 
Gute te und durchgreifenderes Mittel als das Kalomel.“ 
omeld undpflege vorausgesetzt. ` Ich ließ; wie Plehn, nach 
'ällen läßt Se, en Mund gründlich ausspülen.- - In vereinzelten 
(schlechter G Kar sorgfältigster Mundpflege eine leichte Stomatitis 
cht vermeiden mack im Munde, leichte Schwellung des Zabnfleisches) 


-- 


Die klinische Erfahrung, daß Ruhrkranke‘ 


_ Kalomeltage folgen mit täglich bi 
-2BiO NOs-+-BilNOs),4-3 Bi (OH). 


“Wasser aufschwemmen und' von der Au 


gaben. möchte ich darüber nicht machen, da’ ich glaube, daß es röntgeno- 
logischer Untersuchungen bedarf, um diese Frage einwandfrei zu be- 
antworten. ` In Anbetracht dessen, daß: Ricinusöl: zurzeit fehlt, scheinen 
mir solche Untersuchungen sehr erwünscht zu sein; zumal auch ein 
anderes beliebtes Abführmittel, das Karlsbader Salz, das Rici- 
‚nusöl nicht zu ersetzen vermag. .- we TE N Pen 
Nach den röntgenologischen Untersuchungen von Meyer-Betz 
und Gebhardt ist die Entleerung des. Darmes durch 
' Karlsbader Salz. eine unvollständige und.es tritt unter 
der Salzwirkung „das. Bestreben des‘Darmes hervor, die flüssigen Massen 
‚neben dem Speiseanteil des Kotes vorbei und nach außen zu befördern“, 
'„Ist die Salzlösung entfernt, so tritt ein stärkerer Tonus der Darmwand- . 
um die festeren Massen ein. Diese können dann noch lange, abnorm 
lange Zeit liegen bleiben, .bis. sie ausgestoßen werden.“ Also durch 
Karlsbader Salz keineswegs ‘eine gründliche Darmentleerung, auf die 
es bei der abführenden Therapie der Ruhr ankommt! Dasselbe gilt 
nach den Untersuchungen von Meyer-Betz und Gebhardt vom: 
Magnesium sulfuricum, RER m 
Die Abführmittel, welche Anthrachinonderivate (Emodin, Chryso- 
phansäure) enthalten, wie Senna, Aloe, Frangula, Rheum, 
scheinen mir wegen der durch sie veranlaßten starken. Diekdarmreizung ` 
beziehungsweise der nur unvollständigen Darmentleerung zur Ruhr- 
behandlung nicht geeignet zu sein. "2000 | 
-Will man bei dem Mangel an Ricinusöl auf .eine einleitende ab- 
führende Therapie nicht verzichten, so könnte auch ein wenn nötig 
mehrfach wiederholter Reinigungseiwlauf aushelfen. Bei starkem 
| on wird allerdings ein Reinigungseinlauf - kaum guten , Effolg 
haben. . A | ee Zu: 
So ist also die abführende Therapie der Ruhr fast allein: 
auf das Ricinusöl als ein. für alle Ruhrfälle 
brauchbaresAbführmittel angewiesen und, um:.bei dem 
derzeitigen Mangel an Ricinusöl ‚nicht öfter auf eine gründliche 
Darmentleerung ganz ‚verzichten zu müssen, wäre die Auffindung 
eines vollwertigen Ersatzpräparates sicherlich sehr erwünscht). 
= ``. Nach gründlicher Darmreinigung). erwies sich mir das von ` 
‚erfahrenen Ruhrkennern, wie.Plehn und Ziemann, schon seit 


. 


"vielen Jahren zur Behandlung der Ruhr angewandte Bismutum 


subnitricum?).als ein ausgezeichnetes Mittel, um die Aushei- 

lung. der geschwürigen Diekdarmveränderungen zu befördern: ‚Ich ° 
gab stündlich 0,5 g als Pulver bis zu zwölfmal täglich‘), Bei 
dieser Behandlung nahmen die Entleerungen rasch’ wieder eine - 
fäkulente Beschaffenheit an und die im Verlauf‘ einer Dickdarm- : 

entzündung so häufig auftretende ‚hartnäckige: Verstopfung stellte 
sich nur selten ein. Blieb die tägliche Entleerung einmal aus, so . 
gab ich, Ziemann folgend, weniger Wismut und dafür Karls- 


bader Salz. . ar es | 
. Wie ist die gute Wirk 
nitricum zu erklären? | > TA 
Matthes prüfte im Tierversuch die Wirkung des Bismutum 


subnitricum auf die Magenschleimhaut und, fand, daßjes\sich zwar an- 


ung d es: Bismutum. sub- 


fangs der Schwere nach senkt, aber sehr bald auf die ganze Schleim- 


haut gleichmäßig’ verteilt. Dabei wurde auf einem Defekt der Schleim- 
haut eine feste Kruste gebildet, die augenscheinlich aus Wismut und 
Schleim zusammengesetzt war. Matth.es hebt hervor, daß- Bismutum 
subnitricum experimentell die Schleimsekfetion mächtig anregt. Zweig 
sal bei der Sektion eines mit Wismut’ behandelten Falles .von :Magen- - 
geschwür, daß „das Medikament eine innige, kaum zu lösende Ver: 
backung mit dem. Geschwürsgrunde“ gebildet, hatte. Ich selbst fand 
bei der Sektion eines Ruhrkranken, dem ich bereits einige Tage täglich ` 
zwölfmal 0,5 g Bismutum > subnitricum verabreicht. hatte, die Schleim- . 
haut sowohl im oberen wie unteren Dünndarm an vielen Stellen mit 
einer feinen Schicht von Bismutum subnitriecum bedeckt. Da das Bis- 
mutum subnitricum ein mikrokrystallinisches Pulver ist, so ließ. sich 


sein Vorhandensein durch mikroskopische Untersuchung einer Probe 


des Schleimhautbelages leicht einwandfrei nachweisen. Leider unter- 
blieb eine nähere Untersuchung der geschwürigen Schleimhautstellen. 
Bokai wies nach, daß im. Dickdarm  Schwefelwasserstoff durch 
Bismutum subnitricum gebunden wird. Nach meinen Erfahrungen ist 
der Kot nach Darreichung von Bismutum subnitricum stets weich und 
gleichmäßig aufgelockert, was offenbar durch innige Durchmischung 


2 Das Istiein scheint gegenüber dem Ricinusöl -den Nachteil 
zu haben, daß es eine stärkere Reizwirkung auf den Dickdarm ausübt. 
2) Nach Verordnung von zwei Eßlöffel Ricinusöl ließ ich -drei 

s zu zwölfmal 0,08 Kalomel. ` -> 

3) Chemische Zusammensetzung nicht konstant.‘ Formel annähernd 
4) Bei zuverlässigen Patienten kann man diese ‚Verordnung da- 
durch sehr vereinfachen, daß man 6 g Bismutum subnitricum in 200:ccm 
fschwemmung zwölfmal-stünd- 


lich einen EBlöffel voll nehmen, läßt. - . 


2, February. ,  #.. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — N... 0 e o 9 
Man- Kalomel in. so kleinen Dosen eher stopft, kann ich allerdings nicht 


2 & sea en KEF re u ee a Sr 
~ ? . a 
| ni ; h G 3 * i 
— Km = = $ 5 nr _ 
z D zer g k & rT 
FINE “ = = P 


en -4919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. b. , 2. Februar. 


man sich bei der mikroskopischen Untersuchung leicht überzeugen kann. 


‚An den Stellen, an denen das Darmepithel in seiner Lebensfähigkeit 


= ihrer Toxine. Ferner dürfte es durch Adsorption einen Teil der Bak- 


 Plehn und Anderen habe ich bei den zur Ruhrbehandlung üblichen 
Mengen von Bismutum subnitricum (bis zu 6 g täglich) schädliche 


~ Mengen zur Behandlung großer Wundflächen aufzutreten, nach Meyer- 


. das Bismutum subnitricum nicht geeignet sein. 


er it zahll Schwefelwismutkrystallen bedingt ist, von der 
desselben mit zahllosen y a pin vermag nach meinen Erfahrungen, was Linderung der Leib- 


schmerzen anbetrifft, das Morphium oder Opium nicht immer 
zu ersetzen. Bei sehr heftigen Leibschmerzen eines an Coecum- 
ruhr leidenden Kranken wandte ich Atropin (subcutane Injektion 
von 1 mg Atrop. sulf.) fast ohne jeden Erfolg an; dagegen brachte 
0,01 g Morphium sofort Erleichterung. Solches zuweilen zu beob- 
achtende Versagen des Atropins scheint mir darauf hinzuweisen, 
daß man sich hüten muß, die Leibschmerzen bei der Ruhr immer 
nur auf krampfhafte Zusammenziehungen des Dickdarms zu be- 
ziehen. Es gibt doch auch zu denken, daß nach A. Schmidt 
„bei der Bleikolik und den tabischen Enteralgien keineswegs immer 
spastische Contractionen des Darmrohres vorhanden sind“ . Die 
Überlegenheit des Opiums über das Atropin ist wohl hauptsächlich 
darin zu suchen, daß unter Opiumwirkung neben einer Ruhig- 
stellung des überreizten Darmes auch eine gewisse Anästhesierung 
der Empfindungsnerven des Darmes eintritt, während beim Mor- 
phium die Überlegenheit jedenfalls mehr in der schmerzstillenden 
Wirkung infolge centraler Hypalgesie begründet ist. Zur Beseiti- 
gung von Dickdarmspasmen wandte ich subcutane Ein- 
spritzung von Atrop. sulf. (bis zu 2 mg täglich) öfter mit über- 
zeugendem Erfolge an. Schädliche Nebenwirkungen habe ich dabei 
auch bei länger fortgesetzter Anwendung nicht gesehen. Über 
die Opium- und Morphiumdarreichung bei der Ruhr herrscht jetzt 
wohl insofern Einigkeit, als kleinere Mengen dieser Mittel (6 bis 
8 Tropfen Tinet. Opii, 0,005 bis 0,01 Morphium) besonders in Ver- 
bindung mit Abführmitteln ohne Bedenken gegeben werden können 
und sogar zur Herabsetzung der krankhaft gesteigerten Darmtälig- 
keit auf ein mittleres Maß durchaus angezeigt sind, während 
größere Mengen, welche die Darmentleerung stark verzögern, 
wegen der Gefahr erhöhter Toxinresorption vermieden werden 
müssen. | 


Auf Grund des vorstehenden Tatsachenmaterials kann man sich 
die Wirkung des Bismutum subnitricum auf den Ruhrdarm meiner An- 
sicht nach etwa folgendermaßen vorstellen: 

Das Darmepithel wird von einer dünnen Schicht des mikrokrystal- 
linischen Pulvers überzogen und zu gesteigerter Absonderung von 
Schleim angeregt, der seinerseits eine gewisse Schutzwirkung ausübt. 


geschädigt beziehungsweise sogar abgestorben ist, hemmt das Wismut 
sowohl rein mechanisch als festanhaftender Belag beziehungsweise durch 
Ausfüllung von Substanzverlusten, als auch dadurch, daß sich eine ge- 
wisse Menge des Mittels löst und adstringierend, das heißt gewebsver- 
dichtend wirkt), die Entwicklung von Bakterien und die Aufsaugung 


terientoxine unschädlich machen. Vielleicht bildet sich auf geschwü- 
rigen Schleimhautstellen auch im Dünn- und Dickdarm eine aus Wis- 
mut und Schleim bestehende Kruste, unter deren Schutz die Geschwüre 
rascher ausheilen?). Dort, wo stärkere Entwicklung von Schwefelwasser- 
stoff auftritt, etwa vom mittleren Dickdarm an abwärts, wird dieses 
Gas durch das Wismut gebunden und damit ein peristaltiksteigernder 
Reiz ausgeschaltet. Die innige Durchmischung des Kotes mit Wismut- 
krystallen verhindert die Bildung harter Kotballen, welche die Dick- 
darmschleimhaut reizen und unter Umständen zu einer Verstopfung 
Anlaß geben können. 


In Übereinstimmung mit den Erfahrungen von Ziemann, 


` 


Nebenwirkungen niemals beobachtet. 


Die Gefahr einer giftigen Wirkung des Mittels infolge Bildung 
von salpetriger Säure (Nitritvergiftung) besteht wohl nur bei Anwen- 
dung größerer Mengen und scheint von der Anwesenheit bestimmter 
Darmbakterien, die Salpetersäure zu salpetriger Säure reduzieren können, 
abhängig zu sein. Nach Brauer tritt eine solche Reduktion bei ab- 
norm starken Gärungsvorgängen im Dickdarm auf. Giftwirkung infolge 
Resorption von Wismut scheint nur bei Anwendung recht erheblicher 


Gottlieb auch nur dann, wenn es sich um frische Wunden handelt. 
Die Vergiftungserscheinungen durch Wismutresorption haben große 
Ähnlichkeit mit denen der subakuten Hg-Vergiftung (Meyer-Gott- 
lieb, Poulsson). Zur Einlaufbehandlung der Ruhr würde daher 


helm und Brauer für frische Ruhrfälle sehr warm empfohlen. Ich 
selbst konnte hierüber keine größere Erfahrung sammeln und möchte 
in dieser Frage auf die in jüngster Zeit erschienenen ausführlichen Arbeiten 
von Schittenhelm und Brauer sowie von Matthes verweisen. 
Jede Behandlung. der Rubr ist natürlich vergeblich ohne 
Verordnung einer entsprechenden Diät. Um ihre sachgemäße 
Durchführung sowohl für das Pflegepersonal wie für mich selbst 
zu erleichtern, stellte ich für meine Rubrstation feste Diät- 
formen auf, deren Portionssätze ich nach Möglichkeit den 0 
den Anlagen der K.S.O. vorgeschriebenen anpaßte. 
Die folgenden drei Diätformen erwiesen sich mir als zweckmäßig: 
nr 0 


Seit einiger Zeit ist das Bismutum subgallicum 
(Dermatol) als planmäßiges Mittel von der Heeresverwaltung ein- 
geführt. Es hat vor dem Bismutum subnitriecum den Vorteil, daß 
eine Nitritvergiftung nicht eintreten kann. Ob seine Wirkung im 
übrigen ebenso günstig ist, darüber steht mir eigene größere Er- 
fahrung zurzeit noch nicht zur Verfügung. 

‚  Tannalbin, Tannigen usw. dürfte gegenüber 
Bismutum subnitricum den Nachteil besitzen, daß = durch Fra 
werden von Gerbsäure lediglich adstringierend wirken kann, wäh- 
rend ihm alle diejenigen Eigenschaften fehlen, welche dem Bis- 
mutum subnitricum als fast unlöslichem mikrokrystallinischen Pulver 
zukommen. 

‚Die Behandlung der Ruhr mit Bolus alba ist mei , 
Ansicht nach wegen der dabei auftretenden Neigung zur Bildung 


Kostform | Nahrungsmittel | Calorienzabl 


Dı 11/2 Liter Schleimsuppe (45 g Haferflocken | 
oder Graupen auf 1 Liter Wasser) 
70 g Reisbrei 250 
Tee nach Bedarf 


Si en beziehungsweise sogar von Kotsteinen®) ganz zu Də |1%% Liter Schleimsuppe | 280 
o i . Er 70 g Reisbei | 950 
TE die Ruhr mit medikamentösen Einläufen be- 160 g Weißbrot 400 
ne er werden soll, darüber gehen die Ansichten bekanntlich weit aus- 30 g Butter | | 240 
N afb, har Ich glaube, daß für die Beurteilung des Erfolges einer Ein- | 1/2 Liter Milch | 395 
Ve ] j eng sehr viel davon abhängt, zu wissen, welche klinische | Tee nach Bedarf č č Očăć O—ăč OoOO O Z o 
: aufs Sr vorgelegen hat. Bei vorwiegender Erkrankung nur der Da | ' o 
Teil ID) ee as Proktitis-Sigmoiditistorm, vergleiche 32.2. 700 a a a a a > 
: ‚mir sehr wohl vorstellen, daß die Behandlung z. B. - Ds 1% Li 
= 1% AgNOs-Einläufen : ausgezeichnet ; wirkt. $ Anders bei Miterkran- i oe ER une | En 
kolit es he Diekdarms und des unteren Ieums, bei der Entero- ' 820 g Weißbrot | Ä 800 
en Typhlitisform. Bei diesen beiden Ruhrformen ist von der '60 g Butter | 480 
inlaufbehandlung wohl nicht sehr viel’zu erwarten, da eine wesent- '1 Liter Milch 650 


‚liehe Wirkung des medikamentösen Einlaufs auf di i 

d l C die Schleimhaut d 

oberen Dickdarms fraglich und auf die Schleimhaut des unteren Teams 

schädiztem "i un es Sr um Patienten mit toxisch schwer ge- 
reislauf, so ist es meiner Ansicht nach i à 

nahme von Einläufen zu unterlassen. Bm NE 


i Tee nach Bedarf | en 
Ds | i — 2660 


Dı wandte ich meist nur wenige Tag i i bis vier 
K ge Tage (die ersten drei DI 
Tage) an und ging, sobald die Entleerongan der fäkulent wurden, 
sogleich zu D2 über, einer Kostform, die bereits eine etwas reichlichef® 


1) Nach Böh ist in ei äßri ) 
) öhme ist in einer wäßrigen Aufschwemmung von Ernährung gestattet, durch Zugabe von Weißbrot (160 g) allerdings 


Bismutum subnitricum freie HNO, nachweisbar, sodaß di i 
m . i die adstringie- 
rende Wirkung des Bismutum subnitricum A im i E 
HNOs-Wirkung aufzufassen ist. ui H j 
, 2) Daß unter der Kruste eine Sekretverh 
nicht zu befürchten, da die Geschwüre 
zu a Deen | 
ereinzelt ist durch Bild i 
Böhse (Bu darii re Yu Boluskotsteinen sogar Ileus 


gut vertragen wird. 


altung eintritt, j 
ja nur A aA dadurch helfen, daß man dünne Scheiben Schwarzbrot (Kommißbrob 
ion | rösten läßt. Durch das Rösten wird ein Teil der Ceilulose in Stärke 
n r p in as beziehungsweise Zucker übergefühtn, a 
e wisser au der sch ; ichen Brotbestariy 
teile in ieichter verdauliche stattfindet, un 


Das neuerdings in der Ruhrtherapie gern angewandte Atro- 


Die Serumbehandlung wird neuerdings von Schitten- 


auch schon eine Belastungsprobe bedeutet, welche jedoch im allgemeinen 


Steht Weißbrot nicht zur Verfügung, so kann man sich leidlich 


BER RER De ar - a Bee afg ! E, 
er ra E a a a a eo , eh a u; al 
au: a en Er > a 3 S E i Ri Ber S ; S ie TO geg ne I a S u Se : Aa sia l ` l = es u i Lk Bi e 
“Fine. „2; Februar.» © 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — N. 000 T OOE 
ande Alu P ~.. Ich halte es für, empfehlenswert,“ sobald als möglich Brot | unverdauten Stärkeresten mit “Chlorzinkjod nicht mehr nachweis- Bi it 
g delt F- "wieder zu geben, weil nach meiner Erfahrung den Kranken Schleim | bar. war. ` DEE WC SE ET FE Be 
nihi |- - und Breikost ohne Brotzugabe rasch widersteht. Eine Gegen- | ‚Neben der diätetischen Behandlung. ist die Pflege der Ruhr- BE 7. EDERT 
am - anzeige gegen frühzeitige Verabreichung von leichtem Brot besteht kranken .natürlich von der größten "Wichtigkeit. Den jetzt allge- E UE a 
ne hin |, =- nur dann, wenn es sich um eine Ruhrerkrankung vom Enterokolitis- |, mein anerkannten Grundsätzen: darüber (sofortige. Aufnahme in So SORE 
gen brachk typ handelt. Wegen der. dabei, vorhandenen mehr oder weniger | ärztliche Behandlung, Vermeidung von Transport, Schutz vor Ab-. E E 
a akh |, schweren Schädigung der Stärkeverdauung infolge Miterkrankung | kühlung bei ‚den Entleerungen. durch Aufstellung von Zimmer- a Bi ER 
it}... : des lleums muß man sich zunächst auf die Zugabe von lockerem aborten, sorgfältige. Mundpflege usw.) ist wohl nichts Wesentliches - EP 
wiw f’ „ Zwieback beschränken. Bei schwerer Enterokolitisruhr wird zu- |. mehr hinzuzufügen, ‚ ZU DIE ER 5 O RG: SE ae 
mab k = weilen auch Zwieback auf längere Zeit hinaus nicht vertragen und | Die Zeitdauer, der Lazarettbehändlung ist PIP g. 
Jehmii E- -- verursacht Leibschmerzen ‚sowie Vermehrung der Entleerungen. | meiner Ansicht nach für Ruhrkranke nicht -zu knapp zu bemessen. ` Ay 
iwf. Es bleibt dann nichts anderes übrig, als die fehlenden Calorien Nach meiner Erfahrung‘ sind zur gründlichen Ausheilung. eiger SA a 
nd. R} - durch frischgeschlagene oder. weichgekochte Eier, Quarkkäse, eine | leichten Ruhrerkrankung wenigstens vier bis fünf Wochen, von a De Te 
ieh . größere Menge Milch*), Reisbrei und dergleichen zu.ersetzen. ` mittelschweren Fällen mindestens sechs bis acht Wochen erforder- © ABER RE 
"Wurde D, gut vertragen und zeigten die Entleerungen wieder | lich.. Die Ausheilung der geschwürigen. Diekdarmveränderungen Bi il i 
; dickbreiige Beschaffenheit und nur‘ noch geringe schleimige Bei- | Seht offenbar recht langsam ‚vor sich; Sehr lehrreich scheinen Enig 
-+ mischung, so bekamen die Kranken Kostform Ds, welche schon | Mir die neuerdings von G. B. Gruber und Schaedel mitge- Her 
1} © - eine reichliche Ernährung 'zuläßt. Wegen der besonders in diesem | teilten pathologisch-anatomischen Beobachtungen zu sein, .wönach An 
.- Stadium vorhandenen Neigung zu Verstopfung. empfiehlt es sich, | Sich bei Fällen, welche klinisch nur noch geringe Erschei- A 
zu der vorgeschriebenen Kost milde abführende Zulagen zu geben, | Zungen. einer : krankhaften Diekdarmveränderung - gezeigt "hatten, al 
"so z, B. zum Reisbrei — der sehr gut durch Weizengrieß ersetzt | Auf dem Sektionstisch sehr ausgedehnte Geschwüre der Dickdarm- ne 
-+ wird — Fruchtsaft,'.zum Butterbrot Honig, zum Tee Zucker. Se a. Sn ER = ls r a | e PRIE 
< . Traten auch bei Ds :keine Störungen mehr auf, so ging ich zu - Literatur: Berkholz, Zur der bacillären Ruhr, (Zschr. i. PELNE 
ade B: = en: rE a ärztl. Fortbild. 1918, S. 482.) — Bingel, Über Behandlung der Diphitherie a 
~ zwelter F SE über unter Beibehaltung von WeiBbrot. - Wegen der mit gewöhnlichem Dferdeserum. (D. Ärch. f. klin: M. 1918, Bd. 125, S. 284.) —. te 
bei zweiter Form eintretenden stärkeren Beanspruchung der Magen- | B öhme, Über Nitritvergiftung nach interner Darreichung von Bism. subn. IE. 
.  verdauung ist es nötig, die öfter verminderte oder sogar aufge- ent ee Path. ı an A S. 441.) TE EA a u 
a aan an | ~ | mentelle Beiträge zur Kenntnis der Darmbewegungen. . a d. 28, IE Dr BEL 
Ä hobene Salzsäureabson derung durch.Darreic h ung von Sal Z- | S. 209.) — L, Brau er, Die Ruhr, ihr Wesen und ihre handlung (Berlin - +] 
sauretropfen auszugleichen. >.> | 2 een nd DussBanalung H. Kornfeld ) —B a ege r, a physio- TP 
Verordnung von 10 bis 20 Tropfen verdünnter HC] zu den Mahl- | logischen Wirkung der Abführmittel. (Arch. f exper. Path. u. Pharm. 1878, Sir, 
` zeiten genügt bekanntlich bei weitem nicht, um den Salzsäuremangel | Bd. 8, 5.855) — Fleck'seder, Die Kalomeläiurese (Ebenda 1912, Bd. 67, 
\ 3 s Saa ae | 5.409.) — Bungart, Bedenken gegen die Bolustherapie ‚bei Schweren I 
‚Zu ersetzen. Den physiologischen Verhältnissen einigermaßen nahe LE | 89, | = | s De 
‘k i : : x y ift ‚enteristischen Prozessen. (D. m. W, 1917, Nr. 41, S. 1528.) Cohnheim, og 
; xommt bei völligem Fehlen der HCI die Penzoldtsche Vorschrift, | Zur Behandlung der Ruhr und akuten. Darmstörungen. (M. m. W; 1917, Eee 
wonach man stündlich je 20 Tropfen der offizinellen verdünnten :Salz- | Nr. 88.) — Gruber. und Schaedel, Praktische 'und theoretische Gesichts- ed! 
‚saure (12,5% HCI) in Tee: oder dergleichen gibt. | | pure zur poeng En nn ende 1916; Be) — Pob ang, a 
| PER . Er a aroa : ie Beeinflussung. der Darmmotilität dure ühr- und Stopfmittel. (Erg. ee. | 
Am schwierigsten ist meist der Übergang von: zweiter Form | 4, Tun. M. 1914, Ba. 13, S. 250) — R. Magnus, Der Einfluß des Ricinusöfs | a 
‘das schwere Soldatenbrot von dem geschwächten Magendarmkanal X a ttn CEDi e a en 1 oni hen Ma ogoan iri ; Be 
nie va > lt en l olle ist | (Sml. zwgl. g. a. d. G. d. Verdauungskrkh.1910, Bd: 2, H. 4. e a.S., Verlag re BR: "3; 
l P As een verrano: aa oe E E  Marhold). — Derselbe, Über die Behandlung der Kriegsruhr. (D. inilitäre } HE G 
gen der Varreichung ne Nr 2. | Arztl. Zschr. 1918, Jahrg.-47,8.239) — H. Meyer, Über den wirksamen i E H E 
` „empfehlenswert. Treten ` mit Chlorzinkjod nachweisbare Stärke- | Bestandteil des Ricinusöls, (Arch. f exper. Path. u. Pharm, 1891, . Bd. 28, i 
teste in größ M f bleibt = hts and übrig, als:| S. 145) — Derselbe, Über den wirksamen Bestandteil des Rieinusöls | En 
f n groberer Menge auf, so bleibt nichts anderes 1g; als.) ©”. 149) — Derselbe, \ Ki | € a Be 
; Sa RR Ä ons Ja II. Mitteilung. (Ebenda 1897, Bd. 38, S. 336.) — Meyer-Betz und Geb-. is, 
2 a PIGE Tage Weißbrot zu geben, wenn man sich. nicht der hardt, Röntgenunfersuchüngen über den Einfluß der Abführmittel auf die a 
Je ahr eines ernsteren Rückfalles aussetzen will. Kehrt bei Ver- Darmbewegungen des gesunden Menschen. a m, W. 1912, S. 1793 und ; se > 
abfolgung von Kommißbrot die gärungsdyspeptische Störung immer | S. 1861;) — F.. Penzoldt, Klinische Arzneibe andlung. 8. Auflage. (Jena Bun 
- wieder, so hilft zuweilen eine etwa fünf T age durchgeführte. Milch- .|,1915, Verlag G, Fischer.) — E. Poulsson, Lehrbuch der Pharm." (Leipzig E R 
 schonungsdii ' 3 z 12T . 1912, S. Hirzel.) — Plehn, Diskussionsbemerkung. (D. m. W. 1917, ! . 1551.) Bee, 
‚ungsdiät nach Art einer Karellkur (1. und.2. Tag zwei- | | Schittenhelm, Über die Behandlung der bacillären Ruhr unter be- EEE 
E an je '/, 1 Milch, am 3., 4. und 5. Tag zweimal je 1/2 1l Milch. on n Pom anne a Sn und paccnetbor pie (Ther Mh. 1918, pi i 
und ein bis zwei ei i i ter. Dabei natürlich | H. 4 u. 5, S. 122 u. 150.) — Derselbe, Über bacilläre Ruhr und ihre spe- E 
balian von ee brot mie Bunter: -Dah eifische Behandlung. (M. m. W. 1918, Nr. 18,8. 471.) — A. Schmidt, Klinik no 
| S Ra e). a EO i der Darmkrankheiten. (Wiesbaden 1913, Verlag Bergmann.) — Steinfeld ; 
4 Meiner Ansicht nach darf ein Ruhrkranker | und A, Meyer,. Untersuchungen über die toxischen und therapeutischen 
| erst dann als. geheilt entlassen werden, wenn | Wirkungen des Wismuts. (Arch. f. exper. Path. u. Pharm. 1885, Bd..20, S. 40.) 
|- er wenigstens acht Tage lang Feldkost gut | —, Stierlin, Der Einfluß : des Sennainfüses auf d. Verdauungsbew. 
l. veik 2 tage lang £ Ba SU | beim Menschen. (M. m. W. 1910, S. 1484.) — Umber, Krankbeitsbild und 
un, egen hat und die klinische Stuhlunter- | Behandlung der Ruhr im Heimatgebiet. (D. m. W. 1917, Nr.49, S. 1521.) — 
suchung während dieser Zeit nichts Krank- | Usener, Zur Klinik der Baeillenruhr und ihrer Behandlung mit Atropin. 
0. -haftes mehr er geben hat ee | (B. kl. W. 1916, S: 799.)— Ziemann, Verhandlungen der außerordentlichen 
| ne x | £ et "2 4.5.1) Tagung des Deutschen Kongresses für innere Medizin 1916, S. 318. — 
I fi ch entließ von.meinen Ruhrkranken nur solche als geheilt, bei | Zweig, Die interne Therapie des Ulcus ventriculi. ` (Erg. d. Tün. M. 1914, - 
} enen nach Verabreichung von Kommißbrot eine größere Menge von | Bd.13, 8-19) Se E 
= Referatenteil. | 
ae en Redigiert von Oberarzt Dr. Walter. Wolif, Berlin. „Hei k at e 
| Sammelrejferat. | [letzten Zeit, allmählich eine Klärung erfahren hat. Bekanntlich, 
ee S l | bestand die Vorliebe, Erkrankungen, die klinisch . als- Gasbrand 
Neuere Untersuchungen über den Erreger des Gasbrandes und’ ‚auftraten, als solche zu bezeichnen, ungeachtet auf das Vorhanden- _ 
malignen Ödems er | | sein oder Fehlen. des dazugehörigen ‚speclfischen Erregers. Nach 
a der einen Auffassung, die in autoritativer Weise'von E. Fraenkel 
Za Von Dr. Stefanie Lichtenstein, Berlin. | seit langer Zeit. vertreten wird und der jetzt. auch andere Autoren 
‚Die große Bedeutung, welche die Wundinfektionskrankheit | Zuneigen, sind Erkrankungen, die durch den echten Fraenkelschen 
„in diesem Kriege besitzt, hat das Studium der pathogenen An- | Gasbrandbaeillus verursacht werden, als Gasbrand aufzufassen, 
aeroben in den Vordergrund des Interesses gerückt und eine wahre | dagegen müssen die Erkrankungen, die sich zwar ähnlich äußern, 
lùt von Veröffentlichungen auf diesem Gebiete gezeitigt. Ein | bei denen aber der Bacillus aus der Gruppe des malignen Ödems 
‚großer Teil dieser Arbeiten behandelt die Frage der Ätiologie der | als Erreger in Betracht kommt, nicht als Gasbrand anzusprechen 
: genannten Gasbranderkrankungen, in der bisher keine Einigkeit | Sein. Dieser. dualistischen Auffassung tritt eine andere entgegen, _ 
at erzielt werden können, und die durch die Untersuchungen der | nach der die Ätiologie der beiden Erkrankungen keine einheitliche 
— ? | f a | ist und verschiedene anaerobe Keime imstande sind, unter ganz 
” kalte we Milch ist nach Möglichkeit stets warm zu verabreichen, da "bestimmten Bedingungen Gasbrand oder malignes Ödem hervorzu- 
Ha ich die Peristaltik steigern kann. = | rufen. Nach Conradi und Bielin g söll es. sogar nur eine 
m á i . 


122 g ç s 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 5. 


Bakterienart sein, die bei allen Wundinfektionserkrankungen als 
Erreger in Betracht kommt, und die als verschiedene Arten be- 


: kannten Bakterien sollen nur Zwischenformen im Entwicklungs- 
cyclus des Fraenkelschen Gasbrandbaeillus darstellen. Das über- 


aus reiche Material der letzten Jahre hat es ermöglicht, die 
Bacillen aus der Gruppe des malignen Ödems sowie die Fraenkel- 
schen Gasbacillen eingehend zu studieren und auf Grund bakterio- 
logischer und serologischer.Untersuchungen zu bestimmten Schlüssen 
zu kommen. So konnte Gaethgens nachweisen, daß Bacillen, 
die in einem Fall aus einer Eiterprobe). die von einer Gasphleg- 
mone herrührte, in einem anderen Fall aus Muskelstücken, die 
auf Gasbrandbacillen untersucht werden ’sollten, isoliert wurden, 


. nach ihrem morphologischen und kulturellen Verhalten, sowie im 


Tierversuche sich als zur Gruppe des Bacillus des malignen Ödems 
durchaus zugehörig erwiesen, trotzdem die durch sie hervorgerüfene 
Erkrankung klinisch als Gasbrand bezeichnet werden konnte, Durch 


vergleichende Versuche an verschiedenen Stämmen aus der Gruppe 


des malignen Ödems sowie des Fraenkelschen Gasbacillus konnte 
Gaethgens ferner nächweisen, daß die Fraenkelbacillen sowie 
die Bacillen aus der Gruppe des malignen Ödems wohlcharakte- 
risierte Arten darstellen. Zwar ist die Sporenbildung bei den 
Fraenkelschen Baeillen vom Eiweißgehalt und dem Alkalescenzgrade 
des Nährbodens abhängig und die Bacillen des malignen Ödems 
bei andauernder Züchtung auf Traubenzuckeragar nicht sporulieren, 
die wesentlichen Artmerkmale dennoch dauernd unverändert bleiben. 
In demselben Sinne fielen Tierversuche aus. Die wichtigsten 
Symptome der entsprechenden Erkrankung sind je nach der Art 


' der Bacillen, die zum Impfen genommen werden, so deutlich aus- 


gesprochen, daß der Tierversuch für die Identifizierung der beiden 
Gruppen gut zu verwerten sei. Dagegen bietet die Beurteilung 
der Resultate der mit Hilfe von serologischen Methoden ange- 
stellten Versuche zwecks Differenzierung der beiden Gruppen der 
anaeroben Wundinfektionserreger gewisse Schwierigkeiten. Die 
Agglutination sowie die Präcipitation führen zu einem negativen 
Ergebnis, indem die entsprechenden Immunsera nur die homologen 
Stämme beeinflussen. Mit Hilfe der Methode der Komplement- 
bindung läßt sich zwar deutlich eine Differenzierung der beiden 
Gruppen feststellen, gleichzeitig aber weist die Beeinflussung der 
in Betracht‘ kommenden Sera heterologer Stämme auf verwandt- 
schaftliche Beziehungen zwischen diesen Bakterien hin, die so auf- 
zufassen wären, daß der Bacillus des malignen Ödems sowie der 
Fraenkelsche Gasbacillus kein einheitliches Bacterium darstellen, 
sondern als „Bakteriengruppe aufgefaßt werden muß, deren An- 
gehörige durch bestimmte morphologische, kulturelle und tierpatho- 
gene Eigenschaften charakterisiert sind“. | 


Die Differenzierung der einzelnen Erreger der Wundinfektion 
auf Grund ihrer kulturellen und morphologischen Eigenschaften, 
die konstant und. charakteristisch sind, ist dadurch nicht so ein- 
fach, weil die Züchtung der betreffenden Keime aus dem Wund- 
material nicht leicht ist, hauptsächlich wenn es sich um Misch- 
infektionen mit mehreren Anaerobiern handelt. Für den Gang der 
Untersuchung empfiehlt E. Fraenkel in erster Linie die mikro- 
skopische Beobachtung des Wundmaterials im Grampräparat und 
im Dunkelfelde.e Sodann werden ein Meerschweinchen und 
ein Kaninchen subeutan am Bauche gespritzt und Traubenzucker 
und sogenannter Choleraagar geimpft. Der letztere Nährboden 


‚soll besonders günstig sein, da die Fraenkelschen Gasbacillen auf 
ihm Sporen bilden, was sie auf Traubenzucker aber nicht tun. 


Für den Tierversuch ‘ist hauptsächlich das Meerschweinchen für 
die Diagnosestelung — malignes Ödem oder Gasbrand — sehr 
wichtig. Das Kaninchen dagegen ist nicht für alle Ödembaeillen- 


stämme empfindlich. Besonders gut bewährt sich der Tierversuch 
bei Mischinfektionen und für die Herauszüchtung von Reinkulturen, 
da der Tierkörper elektiv wirkt. Für den Nachweis der Fraenkel- 


schen Gasbaeillen soll die von Zeißler empfohlene Trauben- 
zuckeragarplatte mit 20% Menschenblut die besten Resultate 
liefern und allen anderen anaeroben Züchtungsverfahren überlegen 
sein. Die Menschenbluttraubenzuckeragarplatten werden im 
Maaßenschen Apparat bebrütet. Der Fraenkelsche Gasbacillus 
zeigt in solcher Kultur ein sehr üppiges, ganz charakteristisches 
Wachstum und eine eigentümliche Verfärbung, die bei ganz jungen 
Kolonien fraisefarben und dann über Lehmbraun und Graugrün in 
einen intensiven grünen Farbenton übergeht. In dem stark aus- 
geprägten charakteristischen Wachstum der Fraenkelbacillen, sowie 
in dem absolut konstanten, verschiedenen Verhalten der Ödem- 
bacillen auf dem Menschenbluttraubenzuckeragar sieht Zeißler 
einen weiteren Beweis für die. vollständige Artverschiedenheit der 


beiden Bacillengruppen. Wie auch Gaethgens konnte Zeißler 
während einer sechs Monate langen Züchtungsdauer keine Ver- 
änderungen in den Bacillenstämmen beobachten. Den Tierversuch 
hältauch Zeißler für beide Bacillengruppen für durchaus charak- 
teristisch, vorausgesetzt, daß die Impfung nach Fraenkels An- 
gaben subeutan am Bauche vorgenommen wird. 

Einen wichtigen und interessanten Beitrag zur Frage, welche 
als die eigentlichen Erreger der Gasödemerkrankung zu gelten 
haben, bringt Klose durch die von ihm ausgeführten Blutunter- 
suchungen. Der Blutkuchen aus dem vom Kranken aus der 
Vena mediana cubiti steril entnommenen Blut wird in flüssigen, leicht 
alkalischen Nähragar in hoher Schicht hineingebracht und bebrütet. 
Von den 80 auf diese Weise untersuchten Biutproben, die von 
klinisch sicher festgestellten Gasödemerkrankungen stammten, batten 
48 ein positives Ergebnis. Die Mehrzahl der positiven Befunde 
konnte festgestellt werden, als das Blut am gleichen Tage mit 
dem Auftreten der Gasödemerkrankung entnommen wurde. Mit 
verschiedenen Typen dieser Erreger angestellte Tierversuche führten 
zu dem beim Menschen entsprechenden Resultat. Für die 
Fraenkelbacillen konnte der Nachweis im strömenden Blute, beim 
Meerschweinchen sehr spät, meist erst in der Agonie geführt 
werden. 

In einer weiteren Arbeit berichtet Klose über den Nach- 
weis eines Stoffwechselprodukts in den Kulturen, eines zu der 
Gruppe der Gasödembacillen zugehörigen Erregers, das bei Pferden, 
Ziegen, Kaninchen, Meerschweinchen, weißen Ratten und Mäusen 
eine in ihren Symptomen charakteristische Erkrankung hervorzu- 
rufen vermag. Mit diesem giftigen Stoffwechselprodukt, das durch 
Zentrifugieren und Filtrieren der entsprechenden Kulturen erhalten 
wird, wiederholt behandelte Meerschweinchen erwiesen sich nach- 
träglich als immun gegenüber einer sicher tödlichen Dosis des 
homologen Bakterienstamms. Desgleichen ließ sich bei Kaninchen 
durch subcutane Einspritzungen steigender Dosen ein Serum dar- 
stellen, das die vier- bis fünffache für Meerschweinchen tödliche 
Dosis neutralisiert. Außer beim Meerschweinchen und beim 
Kaninchen ist es auch beim Esel gelungen, mit steigenden Dosen 
des Toxins ein antitoxisches Immunserum zu erhalten, das in der 
Dosis von 0,001 ccm die tödliche Toxinmenge für 20 g weiße 
Maus neutralisierte. | j 

Ein Toxin in Kulturen aus Gasbrandfällen isolierter Bacillen 
oedematis maligni gelang es Ficker noch vor Klose einwand- 
frei nachzuweisen. Bei seinen Versuchen handelte es sich um 
Filtrate von Bouillonkulturen mittels eines neuen Membranfilters, 
des sogenannten S-Filters. Andere Filtrationsmethoden eigneten 
sich durchaus nicht, auch Berkefeld-Filter nicht, indem sie ein 
abgeschwächtes und in einigen Fällen überhaupt kein Gift lieferten. 
Das keimfreie Toxin tötete Mäuse, Meerschweinchen und Kaninchen. 
Eine Giftdosis von 0,0002 cem pro Gramm Maus tötete das Tier 
schon nach 9 Minuten. Mit den Kulturen, die toxische Filtrate 
lieferten, wurde ein Pferd behandelt, um das so erhaltene Serum 
auf Antitoxin zu prüfen. Die Serumprüfung hat das Vorbanden- 
sein eines specifischen Antitoxins erwiesen. Die Menge Von”, 
vermochte die zehnfache tödliche Toxindosis zu neutralisieren, S0- 
wie auch Multipla vom Serum die vielfachen Giftdosen binden 
konnten. Dasselbe Serum neutralisierte die Toxine anderer Ödem- 
kulturen außer dem homologen Stamme. 

Mit ‚der Frage der Wirkung und der Wertbemessung 
Gasödemserums haben sich W. Kolle, H. Sachs und ER 
Georgi eingehend beschäftigt. Auf Grund der Erfahrung, z 
beim Gasbrande nicht ein Erreger, sondern verschiedene anaero 5 
Bakterien teils einzeln, teils gemischt in Betracht kommen, WUT 2 
multivalente Sera, die mit einer größeren Anzahl von Bull 
aus den verschiedenen Gruppen der Gasbrandbacillen gewon, 
wurden, benutzt. Neben diesen Seren wurden auch Sera ne 
sucht, die von Pferden mit einzelnen Stämmen der betreffen = 
Bakterien gewonnen worden waren. Die für die Versuche ve 
wendeten Kulturen gehörten zur Gruppe des Putrificus und ZU © 
nicht putrifizierenden Arten. Die letzteren umfassen die Dr Se 
lichen Rauschbrandbaeillen und die unbeweglichen Welch-Fraen. n 
schen Bacillen. Die Prüfung der Sera umfaßte die Agglutina 2 
die Komplementbindung und die therapeutische Wirkung. an 
zunächst die Agglutinationsversuche betrifft, so hat sich a ist 
gestellt, daß man mit Hilfe der Agglutination wohl imstan anti- 
die verschiedenen Sera auf ihren Gehalt an specifischen nden 
körpern zu titrieren. Die beweglichen Bacillen der putrifizieret 


. A- 
Arten werden am leichtesten agglutiniert; dagegen sind die | 


er 
cillen, die zum Rauschbrandtypus gezählt werden, von wechselnde 


2. Februar. 


pr 


Ta pa gpg fi Bi. IT RT tz ih 


sy fI FF ta 


We EP ee x ne > k 
r .. ’ Š 

‚ Be $ 

“m s za \ ‘ 
r Pa: Sr PR 

5 z A PRES 

i ` $ NS ; 

E yo a i 


write. 
Se yes w e if es. 
” 8 » ` ý gi - 


aa 41919 > MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. i 

Agglutinabilität. Auch die. Prüfung der. Sera -mit Hilfe der Kòm- į in starker. Konzentration in ihrem Wachstum. gehemmt werden, 
plementbindungsmethode hat ergeben, daß es möglich: ist, mittels | während sie im Tierversuche völlig. versagen. (Es wurden sowohl 
dieser Reaktion Aufschluß über ‘den Inhalt der Gasbrandsera an | Stämme vom Typus des Bacillus Welch-Fraenkel, sowie vom Typus 
des Bacillus des malignen Ödems und solche, die von beiden 


š . PO 
a Felt HES ® DT = wo- =” ; a 
=; B Eee, x; 2 z z A g E 4 LE č 
P . S . Pi . S “ Drazch 
` “ Pe; 
N ; . > N 2 ler: : 
x gi a a ’ - Š 
5 F p X a i 93 
\ = p 
pmo fen eb nenn 
t 


kj Ban 4 
tæ a . x 


x 


uf, 2; Febr 


i 0. Lubarsch (Berlin): Ursachenforschung, Ursachenbegriff und 
Bedingungslehre. (Schluß) ‘Unter Ursache verstehen wir eine nach 
. den wechselnden Erfordernissen. einer bestimmten Frage- 
stellung herausgehobene Bedingung eines Geschehens, durch die 
unter Vernachlässigung. oder selbstverständlicher Voraussetzung anderer ' 
an : Bedingungen das gesetzmäßige Abhängigkeitsverhältnis von 
S y Ereignissen ausgedrückt werden soll. Auf. die Fra gestellung, 
a 


rs -' 


Lungentuberkulöse disponieren zur Grippe nicht in höherem Maße als 
Lungengesunde. . Die Gefahr der Verbreitung des tuberkulösen Pro- 
‚zesses infolge von Grippe ‘ist bei: sofort einsetzender Behandlung im 
allgemeinen gering. Kranke mit ausgedehnter Tuberkulose sind durch: 


die Ausbildung pneumonischer Infiltrationen im gesunden Gewebe und 


durch leicht eintretende Herzschwäche sehr gefährdet. _ Sett 
Artur Stern (Charlottenburg): Uber Poliomyelitis im Heere, 
oliomyelitis anterior 


= re a 
. Se: 


ia N 


Be - Sa En 
NL neun: >: pe 
er ee ins 
er eo 4 = 
vn. 


specifischen Antikörpern zu gewinnen. Die Prüfung der Sera auf m | ‚von bei T 
ihre ‚antiinfektiöse Wirkung gestaltete sich komplizierter als bei | Formen abweichen, benutzt.) Das Isoamylhydrocuprein wirkt; auf a 
der. Anwendung der oben geschilderten Methode. Für die Be- |. die Kulturen 8mal, das Isoktylhydrocuprein 16mal stärker. Eucupin a 
urteilung der antiinfektiösen Wirkung kam.der sogenannte Mischungs- | schützt Meerschweinchen vor einer mehrfach tödlichen Dosis -Ödem-. Tr 
versuch im Reagenzglas und die prophylaktische passive Immuni- | saft in .einer Konzentration von 1:1000, Isoktylhydrocuprein in ae 
sierung in. Betracht. Die Mischungsversuche ergaben, daß. nur | einer Verdünnung 1:5000. Eine Verdünnung von 1:500 neutra- on 
geeignete Stämme benutzt ‘werden. dürfen.. Und zwar eignen sich | lisiert eine. IOmal tödliche“ baeillenfreie- Ödemgiftmenge. Eine Ad 
am besten hochvirulente Kulturen. Es. sei anzunehmen, daß bei | Verdünnung von 1:100 und 1:200 genügt, . um‘ beim Meer- | o 
hochwertigen Seris die Wertbestimmung. sich genau wird durch- | schweinchen,: eine Stunde’ oder zwei Stunden nach dem Beginne der a: in. 
> ` führen lassen. Die Versuche mit propbylaktischer Serumbehand- | Infektion zur Anwendung gebracht, Heilung zu bewirken. . EA |: 2) UEN 
- :_ lung haben zweifellos Schutzwirkungen 'ergeben, doch wären die ` Literatur: 1. R. Bieling, -Über die experimentelle Chemotherapie des Eo- 24". 
. Resultate nicht immer einheitlich, sodaß die Autoren für die. Wert- | Gasbrandes.  (Zschr. f. Immun.Forsch. 1918, Bd. 27, H. 1/2.) — 2. M. Ficker, l TAE, tee 
H æ der Gasbrandsera d Mi h h ieh Die. Über ein Toxin des aus Gasbrandfällen isolierten Bacillus oedematis maligni. F HEIE ARIDI DNE 
emessung der vasbrandsera den Mischungsversuch vorziehen. Die | (M-KI, 1918, Nr. 45.) — 3. E. Fraenkel, Über die Reinzüchtung der Krank- ERE i y. i 
`. Serotherapeutischen Tierversuche haben- ein positives, Resultat. ge- | heitserreger des malignen Ödems und Gasbrandes ‚aus. infizierten Wunden. Bi BPN 
A zeitigt, indem es sich ergab, daß das Gasödemserum prophylaktisch a a H. m Taetigenn a ne ST BEE etei Ayi = 
Er re i ; Etiz : A Haho rano ry. | Suc über die Erreger dẹs G: ndes und des malignen Odems. ER 2: 
„md therapeutisch wirksam, ‚und zwar ist die Heilwirkung: relativ f. Bakt. 1917, Bd. 80, H. 4) — 5. F. Klose, Zur Frage der Blutinfektion mit PA 
stark ausgesprochen. F ür die Praxis: würde sich daraus ergeben, | Gas-Ödem-Bacillen- bei der Gas-Odem-Erkrankung. (Zschr. f. Hyg. 1918, 2 
. daß die Verwundeten mit Gasbrand so früh als: möglich ‘und mit n 85, H. 2.) = 1e Klose: Baltenolagt che und eecie Dun AIA: ei fje K 
- groß ndeln sind Mear mit einem zur Gruppe der Gas-Ödem-Bacillen gehörenden Anaeroben, (Zschr. DE 
groben Dosen des Serums zu behandeln sind, - f. Hyg. nn Bd. $p, H. 2.) in Kelle M Sachs en Georgi, Z xpert I RRDIS ® 
In allerletzter Zeit berichtet R. Bieling über ausgedehnte | mentelle Untersuchungen über die Wirkung des Gasödemserums. (Zschr. f. "A 
TR re i Te Hyg. 1918, Bd..86, HE. 1.) — 8. J. Zeißler, Über die Reinzüchtung pathogener RR, 5 
chemotherapeutische Versuche. Es hat sich ergeben, daß Gas- Anaerobier. (Fraenkelscher Gasbacillus, Bacillen des malignen Ödems), (Zschr, MA RE 
brandbacillen in Traubenzuckeragar durch Chinin und Optochin | f. Hyg. 1918; Bd. 86, H; i) . 2 | DE i SRPEN 
| | BE E ARE 
i HA el 2 abend EEEN. ; 
eai aaa 3 Gene TE: E i E 
. Aus den neuesten Zeitschriften, T E 
' (Siehe auch Therapeutische Notizen.) . x f EnA ni h PO 
j = an Ale o . i : . . Ba es ; 1 Fr ne | 
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 2. er sowohl in vivo wie post mortem den Diphtheriebacillus vermissen A ea 
i leben, . $ l i e l ios i DE 
| Rickmann (St. Blasien): Grippe . und Lungentuberkulose. Wie BE 2 
PEN 


mn... 
taw ee ho 


Will man zum Ausdruck bringen, daß die Erschei- 


DEZE 


‚kommt es also an. 

| , Dungen, die wir unter dem Namen „Tuberkulose“ bildlich personifi- In k Zwischenrä a da Ä 
Me, .terend zusammenfassen, nicht eintreten können, ohne daß sich Tuberkel- | = nn: Kriegs en TOR p i: 
W: bacillen in dem diese Erscheinungen darbietenden Organismus vermehrt‘ = rich Martini: Fleckfieb DE. ETE. n 

hs - haben, so kann man unter Vernachlässis d Einschließung anderer o a ken Martını: Kleckliebergangran an ungewöhnlicher Stelle. HEI 

"IE Bedin. Br Ornat plässigung un | 8 Mitteilung eines Falles von ausgesprochen schwerer Gesichtsgangrän I: 

a nn ek sagen, der Tuberkelbaeillus ist Ursache der Tuberkulose. und: Hinweis: auf die von Osten drohende Gefahr‘ re nord: | | p Po 

: d ll man aber wissen, warum in einem bestimmten Falle der Verlauf | Sete Seuchenverhütungsarbeit unter dem Zwange der äußeren Verbält- ik] u 

M j er „Tuberkulose“ ein: von der Norm durchaus abweichender war, so nisse erloschen ist SR AT, er a. | i Fi 

í , ae man andere Bedingungen in den Vordergrund stellen, also z. B.  . Hermann Frank (Berlin): Zur Ausführung der Röckenmärks. A 

ie Sonstitution oder Mischinfektion.. Will man wissen, welches, die befäubung. Notwendig ist, das Mittel ganz langs 3 m ainzufiihren 

j Ursache ist, daß eine bis dahin heilende oder abgeheilte Tuberkulose derart, daß es sich 'ohne gröbere Veränderung des Druckes mit dem RER: 
EN, wieder aufflackert oder ' reißend fortschreitet, so wird man Liquor mischen und das Mischquantum sich an die Stelle des reinen Er . ae Er 

TE 2104. Den nn eingetretenen Bedingungen, die den im Körper bereits | Liquors im untersten. Abschnitt der Rückenmarkshöhle setzen soll, ohne Ba a, iA 

-_  - @ügesledelten Mikroorganismen rasche Vermehrung und Bildung be- | daß bei der wechselnden Füllung des Raumes durch. das wiederholte Be 
| i onian schädlicher Stoffe ermöglichten, den entscheidenden Wert hei- | Absaugen. und Wiederauffüllen: eine Wirbelströmung entsteht, Dies ge- - ed 
| ‚sen und sie als Ursache der Veränderung bezeichnen, die einen gerade | schiebt dadurch, daß der Stempel der Spritze in 6ngster schrau - N 
interessiert, Kausales und konditionales Denken stehen also nicht in benförmiger Windung und möglichst gleichmäßig. langsam - | 
einem-Gegensatz zueinander, sondern gehören innigst zusammen und er- |. kerang: und berein g edreht wird. Der ganze Vorgan g soll bei an, Be 
wiederholter Mischung in der Spritze mindestens bis zu fünf- -Minuten | pa H A 1 s p. : ; 


ganzen einander. Denn der Unterschied zwischen ‘beiden 'Betrachtungs- 
weisen liegt in der Hauptsache darin, daß wir beim konditionalen 
. Denken zunächst sämtliche Bedingungen eines Ereignisses zu erforschen 
| und festzustellen uns bemühen, bein kausalen dagegen die an sich 
‚ gleich unentbehrlichen Bedingungen nach den Erfordernissen praktischer 
Oder theoretischer Natur bewert en. sollen. So hat bei der Frage nach 


Dauer in Anspruch nehmen. Gleichzeitig sorgt geflissentlich vertiefte . ER miee 
Ein- und Ausatmung durch‘ Absaugung ‘des Venenbluts für gleich- IRB IG A 

mäßige Strömung des Liquors und für Druckaäusgleich, . und arbeitet 
dabei einer etwaig auftretenden. Neigung zur Ohnmacht entgegen, ie 
Beckenhochlagerung hat der Verfasser niemals angewendet, im Gegen- He 
teil bleibt der Patient fünf Minuten lang hinterher sitzen, damit sich E 


dem kausalen Zusammenhang zwischen Unfall und Krankheit oder 

Tod der konditionalen Betrachtungsweise die kausale zu folgen.  . `| das Anaestheticum in den Ganglienzellen verankern lassen kann. KB Ere p 

FR K urt Henius (Berlin): Resorption von Stickstoff und Luft beim | Friedrich Hammer (Stuttgart): Tödliche Quecksilberver- 3 ji ; 

künstlichen Pneumothorax. Die atmosphäriseche Luft kann, was Re- | giftigung nach antivaricöser Sublimatinjektion. Es wurde 1 .cem einer EI SEHE 
1% igen Sublimatlösung an zwei verschiedenen Stellen in die’ektatische | BE 


sorptionsgeschwindigkeit anbelangt, mit dem Stickstoff sehr wohl kon- 
Vene eingiespritzt. Die merkurielle Wirkung ist in der Mundhöhle eine 


kurrieren, sodaß es zweckmäßig ist, anstatt. des Stickstoffs nur. ge- 


 Wöhnliche Luft bei der Pneumothoraxbehandlung: zu verwenden. 'gefäßlähmende und eine geschwürsbildende. Auf die Gefaßlähmung ist 
on ,& Loeser (Rostock): Latente Infektion. Nach einem am 21. Juni | die ödematöse Schwellung und die Salivation zurückzuführen. Da- . . Ai : ::. 
1918 in der Naturforscher-Gesellschaft zu Rostock gehaltenen Vortrage. | gegen beruhen die geschwürsbildenden. Veränderungen in der. Mund- Kanal pii 4. 9 Ye 
' 8. Meyer (Düsseldorf): Uber stenosierende pseudomembranöse | höhle auf:einer Mischwirkung von Quecksilb er und örtlichen Ei- - EE E A 
Entzändung der Luitwege bei epidemischer Grippe. Der Verfasser ver- ‚weißzerseizungen (Fäulnis), wobei sich H,S bildet. In. dem vor- © Zar 
fügt über Beobachtungen an 15 Fällen von Stenose, die klinisch ganz | liegenden Fall dürfte die Beteiligung der N iere den Prozeß zu einem Z HERAN Be. 
| | | tödlichen Ausgange gebracht haben. Bei jeder Quecksilberbehandlung ' Pr ae Be 
Be: 


sollte man sich von dem Unversehrtsein der Nierentätig- 
; f j i 


das: Bild- der Kehlkopfdiphtherie boten, wenigstens soweit die Ver- 

nE | n Buran. È 

3 | ea ee A 
vgy >i] i 


legung der Atemwege das klinische Bild beeinflußte, bakteriologisch 
Poo o 


` 
| he 
B "i S 
F i 
Ag P 
t O- C Rn vi 
á A N ee E 
k Um ey 
` S Y 
fi 


4 


D ta : : Ze BEE r iL ee ie € EER le 
> Ben ¢ = € : sa er E Be a ` 7 

< Er ye., Dr 

J E R ar A p 

oo uaa a: >. De © j z . ' 


ger | : 


‘1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.5. 


keit überzeugen. Aber Albuminurie nach Hg-Verabreichung in thera- 


peutischer Dosis kommt fast nur vor, wenn merkurielle Stomatitis be- 


steht. Sorgfältige Mundhygiene ist daher prophylaktisch erforderlich. 


O. Müller (Recklinghausen): Schweres Krankheitsbild nach 
Injektionen mit unreinem Paraffin. Es trat bei zwölf Kranken auf, 
denen nur 0,75 bis 1 cem einer 10 %igen Hydrargyrum - salicylicum- 
Paraffin - Suspension intraglutäal injiziert wurde. Die geschilderten 
schweren Erscheinungen örtlicher und allgemeiner Art (anhaltendes 
Erbrechen und Hämaturie) sprechen für die ungeheure Reizwirkung 
und direkte Toxieität des verwendeten unreinen Paraffins. Man ver- 
gewissere sich daher, daß auch wirklich nur ganz reines, völlig 
geruchloses Paraffin zu der Suspension verwendet wurde, oder 
verschreibe ein anderes, reines Öl. F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 1 u. 2. 


Nr.i. Alfred Vogt (Basel): Vererbung in der Augenheilkunde. 
In der Augenheilkunde werden oft bei der Ermittlung der Ätiologie 
äußere Ursachen angenommen, wo es sich um Vererbung han- 


=. delt, aus welchem Grunde dann die entsprechenden Maßnahmen thera- 


peutischer und prophylaktischer Art nutzlos sein müssen. Dies wird 
an einer Reihe von Beispielen erläutert. Hingewiesen wird darauf, 
daß eine vererbte Erscheinung sehr oft nicht angeboren ist. Die ver- 
erbten Merkmale entwickeln sich mitunter erst im Laufe des 
Lebens zu ihrer definitiven Form. So pflegt die Farbe der Haare 
bei der Geburt eine andere zu sein als zur Pubertätszeit. 
Oder es kann eine Linsentrübung bestimmter Form, ferner ein früh- 
zeitiges Ergrauen der Haare seit Generationen vererbbar sein, 
es tritt aber erst in einem bestimmten, eben durch die Ver- 


` erbung gegebenen Alter auf (wo z. B. die pigmentliefernden Zellen zu 


funktionieren aufhören). Die Vererbung bestimmt die senile Erscheinung 
nach Art und Zeit des Auftretens. Sehr oft fand der Verfasser im 
Älter von 20 bis 25 Jahren, wenn er die Pupille maximalerwei- 
terte, kranzförmig angeordnete periphere Linsentrübungen, 
wobei die Sehschärfe vollkommen normal war, da die axialen Linsen- 
partien völlig frei waren. Diese, erst in der Pubertätszeit auf- 


tretende Katarakt entsteht durch Vererbung. Sie liegt jahrzehntelang 


peripher und wird von der Iris verdeckt. Erst im hohen Alter 
ergreift die Trübung die axialen Partien der Linse ebenfalls und 
macht Sehstörungen. Die vererbte periphere frühzeitige Trü- 
bung war aber übersehen worden. Der Verfasser betont dann, 
daß es eine sogenannte Schulmyopie nicht gebe, daß nicht nur die 
Myopie, sondern überhaupt die Refraktionen vererbt würden, aber 
sich erst im Laufe des Lebens entwickelten. Ist aber die Re- 
fraktion zum Abschlusse gelangt, so bleibt sie trotz intensivster 
Nahearbeit unverändert. (Auch solche Völker, die nicht in die 
Schule gehen, wie z. B. die Ägypter, die zu 90 % Analphabeten sind, zeigen 
die Myopie in besonders großer Häufigkeit. Und Tiere, wie Affen, 
Hunde, Pferde, Fische usw., sind häufig oder regelmäßig kurzsichtig 
und halten ihre Kurzsichtigkeit nach dem Gesetz der Vererbung fest.) 

A. Läwen: Operative Pensterbildung zwischen Perikard- und 


Pleurahöhle bei Herzdruck durch entzündliche seröse Ergüsse. Die hin- 


tere Fensterbildung am Perikard ist bei nichteitrigem entzündlichen 


. Herzbeutelerguß indiziert, wenn die Punktionsbehandlung ergebnislos 


geblieben war. Der Erfolg wird immer sofort eintreten, wenn das Herz 
von dem Druck der umgebenden Flüssigkeit befreit wird. Weiter hängt 
er natürlich von verschiedenen Momenten ab. | 

Roderich Sievers: Eine neue Operation bei Ascites. Um 
eine Dauerableitung des Ascites herbeizuführen, wird eine K om- 
munikation zwischen Bauch- und Brusthöhle hergestellt: 
pleurale Ascitesdrainage. | 
= H. Aßmann (Leipzig): Das Myxödemherz. Mitteilung eines 
Falles von erheblicher Herzerweiterung bei Myxödem, die sich unter 
Thyr eoidinbehandlung vollständig zurückbildete (drei Wochen 
lang dreimal 0,1 Thyreoidin-Merck). Der vorher erniedrigte Blutdruck 
von 95 bis 100 mm Hg stieg auf 125. 

F. Binz (München): Einiges über den Zusammenhang zwischen 
Krieg und Geburt. Die Länge der Kinder wird durch die schlechte 
Ernährung der Mütter nicht beeinflußt. Ebenso zeigte das Gewicht 
pis zum 1. August 1917 keine allzu große Schwankung. (Die Frucht 
erhält sich wie eine bösartige Neubildung, die rücksichtslos auf 
Kosten der Mutter fortwächst, gleichgültig, ob diese bei ausreichender 
Ernährung kräftig. bleibt oder bei unzulänglicher durch die Anforde- 
rungen der wachsenden Frucht zugrunde gerichtet zu werden droht.) 
Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß bei noch längerer Dauer des 
Krieges und der Ernäbrungsschwierigkeiten nach Aufbrauch einer ge- 
wissen potentiellen Energie, die die Frauen aus dem Frieden in den 


Krieg hinübergenommen haben, die Neugeborenengewichte deutlich 
geringer werden. Die veränderte Ernährung hat einen eklatanten Ein- 
fluß auf die Verringerung des Erbrechens in der Schwangerschaft, was 
um so merkwürdiger ist, als das Kriegsbrot für empfindliche Mägen 
nicht gerade leicht verdaulich und die Widerstandskraft der Nerven 
allgemein herabgesetzt ist. Die Zahl der Aborte ist im starken An- 
stiege begriffen. Eine Mehrung des Knabenüberschusses ist nicht zu 
konstatieren, vielmehr das Gegenteil. 

. Hermann Ilzhöfer (München): Untersuchungen über den 
Quecksilbergehalt des Harns von Arbeitern aus einem chemischen Be- 
triebe. Eintritt und Schwere der Intoxikation hängen in erster Linie 
ab von der Menge des aufgenommenen Quecksilbers, von der Form, in 
der es einverleibt, und von der Geschwindigkeit, mit der es aufge- 
nommen wird. Persönliche und allgemeine Schutzmaßnahmen üben daher 
einen sehr wesentlichen Einfluß aus. Anfangs häufiger beobachtete 


Quecksilbervergiftungen nehmen mit der Vervollkommnung der Schutz 


maßnahmen immer mehr ab. _ 
- G. Voß (Düsseldorf): Über psychogene Schmerzen nach Nerven- 


‘ verletzung. Die mitunter nach Nervenverletzungen auftretenden, sehr 


heftigen Schmerzen sind in einzelnen Fällen rein bysterisch. Dièse 
Annahme ist dort berechtigt, wo alle Zeichen organischer Störungen 
(Reflexe! Umschriebene, bestimmten Nervenbezirken entsprechende 
Sensibilitätsstörungen!) fehlen. Oft werden die organischen Störungen 
von hysterischen Schmerzen überlagert. Die hysterische Natur 
des Schmerzes läßt sich häufig aus dem ungewöhnlichen Charakter der 
Störung erschließen (kontralaterale Ausbreitung, psychische Auslösung 
und dergleichen). In den hierhergehörigen Fällen ist elne aktive me- 
chanische Behandlung von bestem Erfolg (Massage, Übungen, Rudern, 
Radfahren). Feuchte Packungen, Bäder usw. sind zu verwerfen. Be- 
sonders zu warnen ist vor Morphium. 

W. Porzelt (Würzburg): Über Schienung von Panaritien. Man 
verbinde grundsätzlich jedes Panaritium in leichter Beugung in sämt- 
lichen Fingergelenken und zugleich in Aufgriffstellung im Handgelenk. 
Die Dorsalflexion im Handgelenk ist zu empfehlen, da bei Ein- 
tritt einer Hohlhandphlegmone eine mögliche sekundäre Handgelenks- 
versteifung in Überstreckung viel günstiger zur Verwendung der 
Hand ist. Als primitives Schienenmaterial eignet sich ein entsprechend 
gebogener Aluminium- oder Stahlbandstreifen, der über das Handgelenk 
hinauf auf den Vorderarm reicht. , 

Ireneusz Wierzejewski: Daumenstumpfbildung. In vier 
Fällen wurde durch Transplantation des Ansatzes des M. adductor pol- 
licis ein brauchbarer Daumenstumpf hergestellt. Die Operation wurde 
in Plexusanästhesie ausgeführt. 

O. Müller (Hongkong): Die invaginierte Appendixfistel. (Eine 
verbesserte Appendikostomie.) Als Leitrohr für den Spülkatheter wir 
nicht das Lumen der Appendix, also nicht der Schleimhautschlauch 
benutzt, sondern der Appendixstumpf wird in das Coecum hineing®- 
stülpt, sodaß die Wandung des Leitrohres nicht aus Schleimhaut, 
sondern aus Serosa besteht. Nach Entfernung des Dauerkatheters 
verklebt dieser Serosaschlauch schnell und es schließt sich 
somit die Fistel von selbst. Antwortet doch die Serosa auf den 
geringsten Reiz prompt mit Verwachsung und Verklebung. 

H. Heidkamp: Eine ungewöhnliche Beobachtung bei einem 
Brust-Bauchschuß. Durch einen Zwerchfellriß war der Magen 10 die 
Pleurahöhle getreten. Es kam zu seiner Torsion und zu seiner De 
derten Entleerung. Der über mannskopfgroße geblähte Magen tül 1 
die ganze Höhle aus bis zum Schlüsselbein. Auch Querkolon UN 
Netz lagen zum großen Teil in der Brusthöhle. Die linke Lung® T 
vollständig atelektatisch und der Wirbelsäule angepreßt. Das Herz Fer 
verdrängt ganz auf der rechten Seite. Durch Aktionsbehinderung o 
Herzens und der rechten Lunge trat der Tod ein. 


Nr.2. Anschütz und Kißkalt (Kiel): Über Wonddiphth ars 
Auszugsweise vorgetragen in der Sitzung der Kieler Medizinise 
Gesellschaft am 12. Dezember 1918. | | don 

P. Jan Ben (Düsseldorf): Die Wahl des Ortes der Amputa r 
unter Berücksichtigung des späteren Gliedersatzes. Um die Stümpfe i. 
Amputierten prothesenreif herzurichten, sind oft größere open an 
griffe notwendig, so eine regelrechte Nachamputation, hauig ines 
ziemlich entfernter Stelle, um überbaupt das Anpassen 9 Bi 
zweckmäßigen Kunstarmes oder Kunstbeines zu ermöglichen. Is ner 
die Absetzung des Gliedes von vornherein an ganz ae ög- 
Stelle ausgefübrt worden, nur um die — meist gar nicht zu 2 a 
lichende — primäre Wundheilung zu erzielen, so ist dor Fe tation 
nicht wieder gutzumachen, Es sollte daher die Ampu 
im Felde mit beabsichtigter Prima intentio nur in bes 
Fällen vorgenommen: werden. Sonst sollte, bei einfachst 


2. Februar. 


BR — u 2. _r er — Sr za 


EJ- 


ta w ET Cnn A ka + 


M EF. 


I Ja Ei a rt al 


b- id mwm oa 


O RT 


Y 
EAT en 
"e ~’ 


thode der Absetzung, üie Haut.nur situiert und die Operation als eine 


a 
. 


ba R Popi 
~ -=a erT yon 
en u TR z: w ur 
m ss TEN en eea S Dp Ta ea. 

une © el ; A i s 
L $ 2 & 


i Er 


ie m B y 5 
"m waw d 


erste Nothandlung aufgefaßt werden. Wird eine Amputation 


in rückwärtigen Sanitätsformationen wegen späterer - Eiterung not: 


| “wendig, so ist es ein Kunstfehler,. eine aseptische Wundheilung - 


durch Amputation weit oberhalb der Eiterung zu erstreben. 


ty. . ‚Die Absetzung kann unter solchen Umständen nur eine Zwischen- 
- © handlung sein und soll so nahe an der Verletzung'sstelle 


‘oder an der Stelle der Eiterung ausgeführt: werden, als diese es bei 


~. - ganz offener Wundhandlung eben ermöglicht. Aber oft genug hatte’ 


die Verwundung ursprünglich an einer verhältnismäßig tiefen Stelle 


i des Gliedes gesessen, trotzdem war aber ‘sofort hoch amputiert worden. 
‚Der Verfasser unterzieht die Stumpfbildung an den einzelnen Ab- 


` 


-schnitten -der oberen un 


(Altona): Die Differenzierung pathogener Anaerobier. 


websmaterial sind unentbehrlich: die Untersue 
. Gramfärbung und die Geißelfärbung nach Ze ttn ow. 


d unteren Extremität einer genaueren. Be- 


trachtung. ST > Ya Wa 
Wieting: Zur Frühversorgung von Kieferschüssen, namentlich 


der Blutungen bei ihnen. Die Kieferverletzung als solche: ist ein kom- 


5 ‚Plizierter Knochenbruch und bietet, nur in erhöhtem Maße, anfänglich 


dieselben Gefahren wie dieser, das heißt vornehmlich die der Blu- 


E tung und Infektion. Dazu kommt die der Erstickung. ` Er- 


-forderlich ist die zahnärztliche Hilfeleistung dann, wenn die Frage der 
Riehtigstellung der Bruchenden zwecks funktioneller guter 
Heilung in den Vordergrund tritt. Diese Frage kann freilich in manchen : 


‚Fällen zusammenfallen mit- der der Ruhigstelkung der Kiefer- . 


bruchstücke zwecks Vermeidung. von Blutungen und schweren In-:' 
fektionen. Solange diese aber in‘ Frage stehen, sind die Kiefer- 
verletzungen vornehmlich Gegenstand fachehirurgischer Be-. 
handlung. Also erst wenn- die genannten drei Gefahren überwunden 
sind, tritt die Forderung - der sorgfältigen Richtigstellung der Bruch- 
enden an.die erste Stelle. Vorher sollen die Patienten nicht kauen, 
sprechen oder sonstwie ihren Kiefer bewegen. Das. würde nur, gleich - 


den ausgiebigen Manipulationen, wie ‘.sie Kieferschienungen mit sich 
bringen, neue Blutungen auslösen. Die frühzeitige Zuziehung eines | 


"Zahnarztes ist zwar. erwünscht, aber nicht durchaus nötig, jedenfalls 
nicht so nötig, daß der. Verletzte deswegen einem, sein Leben ge- 
fährdenden Transport ausgesetzt würde.. | s | 


Eugen Fraenkel (Hamburg) und Jobannes Zeißler 
Die Trauben- | 


zucker-Blut-Agar-Platte. hat sich als leistungsfähigster, differential- 


diagnostischer Nährboden, ferner Hirnbrei, Milch und Gelatine für den 
‚gleichen Zweck als sehr wertvoll erwiesen. 


Als technisches Hilfs- : 


mittel, z. B. zur Anreicherung und zur Gewinnung ‚von Kulturen zur | 
Infektion von Tieren haben sich Hirnbrei und Leberbouillon ausge- 
zeichnet bewährt. Für Dauerkulturen ist die Blutbouillon vorzuziehen. 


Bei der morphologischen Prüfung von Kulturen, ‚Exsudaten und Ge- 


hung im Dunkelield, die 
= G. Kapsenberg (Leiden in Holland): Über eine einfache, zu- 
verlässige Ausführung der Wassermannschen Reaktion. Die genau -be- 
schriebene Methode ist keine „quantitative“. Eine quantitative Be-. 
urteilung erscheint dem Verfasser. überhaupt bei der Wassermann- - 
schen Reaktion, wie übrigens bei jeder K'omplementbindungsreaktion 


'von zweifelhafter Bedeutung und in der -Praxis sogar gefährlich. Ein ` 


„logischen Nachweis ist unter, Berücksichtigung - des Körpergewichts 


Serum ist positiv, negativ oder weder positiv noch negativ. Der Grad 
der Positivität hat weder für die Diagnose noch für die Prognose oder 
Beurteilung der Therapie maßgebenden Wert. Dafür fehlt uns die Ein- 
Sicht in das Wesen der Reaktion, Die Bedeutung, die den Ergebnissen 
der Reaktion positiv, negativ, aber besonders schwach positiv, zweifel- 


‚haft, nicht ganz negativ zukommt, kann. nur der .Kliniker beurteilen. 
wach positiver Befund im gegebenen Falle | 


‚Für ihn kann z. B. ein sch 


wertvoll sein, | ie 5 
Henes (Hagen i. W.): Schußverletzung der Cava inf. , und Ge- 


schoßembolie. Ein Granatsplitter durchschlug die rechte Brustseite und 
rechte Lunge, drang dann’ in die Cava inf, wurde von hier in den 


‚rechten Vorhof und weiterhin in den rechten Ventrikel getrieben. Von: 


hier aus in die rechte Lungenarterie geschleudert, landete er schließ- 
lich unweit der ursprünglichen Einbruchsstelle in der Lunge. 

=- Hans Dietlen (Straßburg i. Els.):: Zur Frage des „kleinen 
Herzens“, (Schluß) Das zu klein angelegte - oder in der Entwicklung 
‚gehemmte hypoplastische Herz mit zu kleinem Fassungsvermögen ist 
In seiner ursprünglichen Form: selten anzutreffen. Für seinen röntgeno- 


allseitige Verkleinerung der Herzsilhouette im Orthodiagramm — 
‚möglichst auch in sagittaler Richtung — zu fordern. Die Diagnose 
we Herz“ darf aber nicht lediglich auf Grund eines schmalen 
=: 2Schattens gestellt werden. Man darf jetzt, nachdem die Zu. 
gage Diagnose Herzvergrößerung: oder -erweiterung mit Recht in 

8-gehörigen Grenzen gewiesen’ worden ist, nicht gleich wieder in ein 


8. Febmar. ©" o.... 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 5; 


Andere Ursachen ließen sich nicht: feststell 


poa 
Da i 
iya” u 

RR 
t i g P yi i o. ee, 4 
1 a 


nel y 
KO U E 3 4 
` . A t Ona uda EN ý : , 
j ' r . 5 R - . o er 
.. iy Re t 3% 


: anderes Extrem verfallen. Das zu. kleine. Herz kann in einer Form 
auftreten, die sich-von der normalen Form -nicht unterscheidet. Es 
kann auch. bei einem im übrigen gut entwickelten und kräftigen Men- 
schen, vorkommen. : Häufiger.. begegnet man dem sekundär ver- 
änderten hypoplastischen Herzen. T:ropfenherz (Cor pehdulum, 
Pendelherz) und hypoplastisches Herz dürfen nicht ohne weiteres mit- 
einander gleichgestellt werden. Das letzte kann allerdings unter dem 
Bilde des Tropfenherzens auftreten... < RZ Er 

‘FR. Fischler (München): Ärztliche Betrachtungen über unsere‘ 
“Ernährungslage und ihre ‚Einwirkungen auf die Volksgesundheit. In 
Deutschland war seit mindestens zwei Jahren die Möglichkeit zu -einer 
‚ausreichenden Ernährung nicht vorhanden. und ist es auch jetzt nicht. 

- Hans Much: Zensur und Wissenschaft. Die Träger des typi- 
schen Genickstarreerregers sind keineswegs so gefährlich, wie ange- 
nommen wird., In: einer Garnison wuchs die Keimträgerzahl allmählich 
ins ungeheure, ohne daß die Seuche stärker wurde.. Von den Keim- 
trägern erkrankte niemals .einer an-Genickstarre. Die Genickstarre- 
kranken waren ‚vorher, selbst wenn sie tags zuvor untersucht wurden, 
keimfrei.. Soldaten, die von der Front auf Urlaub kamen, waren schon 
nach wenigen Stunden Keimträger. Während die Kurve der Krank- 
heitsfälle sank, stieg die Kurve der Keimträger! Der Befund von 
'Genickstarreerregern im Nasenrachenraum Gesunder kann unter keinen 
Umständen die gefährliche Rolle spielen, die ihn bisher zugeteilt wurde, 
ebenso ‘wie man Pneumokokken im Nasenrachen von Gesunden findet, 
ohne daß die Träger ‚jemals: Pneumonie bekommen: Es muß daher 
nach den Bedingungen gefahndet werden, durch ‘die der Schmarotzer 
zu dem: gefährlichen Erreger. der Genickstarre .wird.. Die 'Veröffent- 
lichung der hier mitgeteilten Ergebnisse, die?im Gegensatz stehen zu 


der bisherigen Schulmeinung, wurde von der_Zensur verboten 
Zu i =. © F. Bruck. 


| 


- 
a 


| Wiener klinische Wochenschrift 191 8, Nr. 50. 

 Starkenstein und. Zitterbart: Experimentelle. und 
klinische”. Untersuchungen über das Verhalten gleichzeitig anwesender 
Antigene und Antikörper: Das häufig beobachtete “Auftreten einer 
positiven Gruber-Widaälschen Reaktion beim. Fleckfieber 


bei Ausschluß jeder specifischen Typbuserkrankung scheint‘ die ` 


Specifität der serodiagnostischen Reaktion in Frage zu stellen. Der 
beim Fleckfieber erbrachte Nachweis mehrerer yerschiedenartiger 
Agglutinine läßt sich entweder durch die Anwesenheit mehrerer speci- 
fischer Antigene erklären, oder durch Bildung verschiedener Antikörper, 
durch ein specifisches Antigen oder durch die Annahme einer gegen- 
seitigen Beeinflussung neu gebildeter oder bereits vorhandener Anti- 
gene und Antikörper. Untersuchung des Verlaufs der-beiden Agglu- 
-tinationskurven ergab, daß die beim Fleckfieber vorhandenen Anti- 


gene und. Antikörper keine gegenseitige Beeinflussung erfahren. 


Neben specifischen. Reaktionen auftretende unspecifische Reaktionen 
sind nicht von den specifischen Antigenen ausgelöst, sondern durch 


die Ausschwemmung früher ebenfalls auf specifischem Weg. ent- 


standener Antigene veranlaßt. Bei gleichzeitiger Immunisierung mit 
Typhus und X: erfährt die ‚Xis-Agglutininbildung gegenüber der 
Immunisierung mit diesem Stamm allein keine wesentliche Ände- 
rung, während die Bildung von. Typhusagglutininen gelegentlich ge- 


hemmt wird. Schließlich wurde noch das Verhalten des Übertritts . 


‚der gleichzeitig vorhandenen Agglutinine in die physiologischen 
Körperflüssigkeiten sowie der Übergang vom Muttertier auf den Foetus 


"untersucht. Die Titerhöhe der Agglutinine in den Körperflüssigkeiten 


‘steht in keinem bestimmten Verhältnis zum Bluttiter. Auf den Foetus 
scheint Antikörper und Antigen gleichzeitig überzugehen; auch eine 
starke Agglutininbildung im fötalen Blut erscheint möglich. | 


... Matko: Der Verlauf der Grippe bei Malariakranken. Verfasser. 
‘hatte Gelegenheit, 38 Fälle von Grippe bei Malaria zu sehen. Der 
Verlauf der Grippe war außergewöhnlich schwer. Auffällig waren die 


bei'den meisten Fällen im beiden Hypochondrien vorhandenen starken 
Schmerzen. 30 Malariker, das ist 78 %, sind der Grippe erlegen. Von 


der Erkrankung auf. Malariker müssen als besonders gefährdet vor 


der Grippeansteckung bewahrt werden, vor allem die Malariakranken, 


deren Malaria jüngeren Datums ‚und nicht entsprechend behandelt ist. 


Die Prognose hängt wesentlich von, dem Ernährungszustande der 
nterernährte und schwächliche Individuen 


Kranken ab und ist für u 
"besonders schlecht. 


© Soucek (Wien): Über einen Fall symmetrischer Gangrän nach | 
Grippe. Im Anschluß an eine Grippe ‚trat bei einer 23jährigen 


Schwangeren eine symmetrische Gangrän beider Hände und Füße auf. 


Harne. j a ne 


den überlebenden acht wiesen fünf einen ziemlich protrahierten Verlauf _ 


en; Zucker fehlte stets im 


^ w. K a . 
m 
un. "n ~ - a AA : 
-. >: R > ae < ne iek d s 
E nn SRH nr ~ - i = - —— nn Ne i i 
> En Sc De er ~ 2. - - > onen e Bs nn - E be 
- a NL Kon a > EFE r ~ u ee 
q « @ ` - s. - - pa - A . 7 ze; 
> x . < ~ ` v < re rů " ? +, 2 x a - à — 
e. . T - er To ~ tea g i ® ~ 
- ~ -ea ` r . ur -- + Ves N,” - ~ — y - » a lau us a > < A E 
z Zara Ehen =y veh a >n a : $ me a i k Sarig nPE 1 e a eo Ka SDD er u ~ 
2 Dun? e. F “ > ae ein. v, ren ee nn Tui, 2 rer a Pe P- - “E $ - . SAT O GA 3T s 
p rŠ 3 r n AS > s ie P - z a e I pi +. Doreen ie, TEN _ í am 
: . er : - m TS ` bs ee aa ee Tr nn a i on a ci x 
> x - A ~ _ - č en a i A3 
ST 2,7 m S z rn x TEU EEE et T .* 
EE Reg = EEE ETF TRETE SE: s vom; Pr z Erb erg- je; Er PL. Part PEF. Di 2 á 
En PR $ E E A EA ee è ee . ler a Er DAT O a ur, Big =z I i À © 
IS z re le CLADE EE SSR NE GER E SES, O es = BE Ne 2, 3 En re 
ar > 5 a RR ee X . Sen Ne FR = x A Jan Š ET 5 Z 
- ee © an . 3 E g A 
e x Ei - we +. .. æ bi -æ a. a è .. A Ka 
~ Te nl Dee N À et eh ie 
: Be DEE RTL EO E S A le ee ee = + 
nn Duden we: BE gehe rien 
EEE RR RR eg s 
.. Ra, i 
Co . 


EERERB IE, 


x 


= IN 


Traas 
TEO re Amann 


CAAM R 


~> 


ee eT 
RE a min F ge . 
aT s'ei 


: x 
Sap” zu 


er Zr... 
A m a S 


a ES 
Tiea a E a TE KITU ae 
ee er æ.. Ge AN 


men en 


Au 


Fu am 


TE in. a 
ER ea 


x Peran: 
D e p M 


-. 


- nn ı 


mm 


m. 


"i 


NEE S Br TAIS 
æ- a re bi X. s wu iar -.. 
FR rei 


PETE TER 
Ser E 


Fe a 


ro 
ne 


mu zus 


ee r 
STen ut. Y 


PE 


T data ALTE 
ss BEN 
5 Br aa 


Fe E E E 
ee 


ooa a 


u Be 
Kae +a 


ea, 


-Ú 


a u im x 


N 


re LANE ELLE 
En en ER A 


Dt 


wu Era seh 


en IN 


ae nn ee 
Trend nal, 


A 


-F2 
Pe ban 5 


E E ES 


n AR 
m To 5 Az 


E BR re OS 


y FR 


wa IE SE 7 
> in oo orea o en 2 
mN -~ n- £7 


` K š >e a Br 
LS e 


= pe 


i w = PE S 
Parara e n ra a aa rA Sr h t a eara ar re 


f 


Panar- mae 
EFJ Ar at 


en ne Et ader rara her 


126 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8B. 


Schiff und Matyas (Budapest):' Über das Blutbild bei der 
epidemischen Influenza. Die Zahl der weißen Blutzellen ist am 
1—3. Krankheitstage, wenn keine Komplikationen vorliegen, zumeist 
normal. Später kommt es meist zur Leukopenie, bei Fehlen von Kom- 
plikationen entweder am Ende der fieberhaften oder am Beginne der 
fieberfreien Periode. Bei Pneumonien geringerer Ausdehnung finden 
sich normale oder verminderte, selten vermehrte Leukocytenzahlen, 
bei ausgedehnten Pneumonien Leukocytose, wie auch Leukopenie, bei 
Empyem Leukocytose. Was die Prozentverhältnisse der einzelnen 


Zellarten anlangt, so tritt fast immer im Verlaufe der Erkrankung . 


Lymphocytose auf, meistens am Ende des akuten Stadiums, die noch 
in der Rekonvaleszenz zunimmt. Bei Bronchopneumonie besteht in 
einigen Fällen Lymphocytose, seltener neutrophile Leukocytose 
mäßigen Grads. Die Eosinophilen fehlen entweder gänzlich oder 
sind zumindest vermindert. Die Übergangsformen sind vermehrt. In 
schweren Fällen wurden Türksche Reizungsformen vereinzelt be- 
obachtet. 

Fröschels: Zur Symtomatologie und Ätiologie der Oto- 
sklerose. Verfasser macht auf das Kitzelsymptom aufmerksam, das in 
einer Abnahme der Kitzelempfindlichkeit im äußeren Gehörgange be- 
steht, die mit dem Fortschreiten der Schwerhörigkeit einhergeht. Bei 
der Otosklerose, die meist auf einem Ohre weiter fortgeschritten ist, 
äßt sich eine Differenz zwischen beiden Seiten in der Reaktionsstärke 
auf Kitzeln nachweisen. Falls Ohrgesunde gelegentlich nicht kitzel- 
empfindlich sind, sind ausnahmslos beide Ohren in gleicher Weise 
betroffen. G. 2. 


Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 2. 


Walzel: Zur Technik der Darmvereinigung durch Invagination. 
Die von Orth empfohlene Methode, die. Darmenden mittels einer 
Invagination zu verbinden, die End-zu-End ausgeführt wird, hat in 
einem Falle von Darmfistel nach altem Bauchschuß den tödlichen 


Ausgang veranlaßt, denn es war durch die pfropfartig zusammen- 


geschrumpfte invaginierte Darmmanschette ein Verschluß entstanden, 
der einen neuen zweiten Eingriff notwendig machte, den der Patient 
nicht mehr überstand. | 

Esser: Deckung von Amputationsstümpfen des Obgrschenkels aus 
dem Arm bei beiderseitig Amputierten durch „Einnähung“. Bei einem 
durch Schußverletzung beider Beine beraubten Manne ragte an dem 
einen Stumpf das Knochenende breit heraus. Es gelang in diesem 
Falle, jede Reamputation und Verkürzung dadurch zu vermeiden, daß 
nach Fortnahme der vernarbten Haut- und Knochenschicht das Stumpf- 
ende in eine an der Außenseite des linken Oberarmes geschnittene 


: Wundtasche vollständig hineingeschoben wurde. Nach Vernähung der 


Hautansätze und sorgfältiger Anlegung eines sehr genau fixierenden 
Gipsverbandes wurde 28 Tage später durchtrennt und ein großes 
Stück Armhaut mit Berausgeschnitten. Dieses Stück wurde über den 
unbedeckten Teil geschlagen und vernäht, sodaß jetzt der ganze Bein- 
stumpf mit Haut bedeckt war. K. Bg. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 2. 

Benthin: Über Grippe. Die Spätschwangeren, die Gebärenden 
und Wöchnerinnen sind durch die Grippe .besonders gefährdet.. Am 
unglücklichsten ist der Verlauf in den Fällen, bei dem die Grippe kurz 
vor dem Geburtstermin eingesetzt hatte. Auffällig war, daß die Geburt, 
selbst bei Erstgebärenden, ungewöhnlich rasch verlief. Das Kind ist 
in der Geburt gefährdet (20% Gesamtsterblichkeit). Die Neugeborenen 
scheinen vor der Ansteckung im allgemeinen bewahrt zu bleiben. Die 
Unterbrechung der Schwangerschaft ist abzulehnen. Die in der Klinik 
durchgeführte Maßnahme, jede grippekranke Person sofort von den 
Gesunden zu trennen, hat einen unverkennbaren Nutzen gehabt. Neu- 
infektionen unter den Wöchnerinnen konnten dadurch vermieden 


. werden. 


Schweitzer: Über Cervixplacenta. Bei der sehr anämischen 
Frau wurde nach Ausräumung des Blutgerinnsels aus der Scheide fest- 
gestellt, daß die Cervix verkürzt und in der hinteren Wand geschwulst- 
artig aufgetrieben war. Oberhalb des äußeren Muttermundes war ein 
konsolartiger, in den Halskanal hinabreichender Placentarlappen zu 
fühlen. Die Auftreibung war die Folge einer Einlagerung von 
Placentargewebe in die Cervixhinterwand, der untere zungenförmige 
Ausläufer zeigte ein pathologisches Tiefenwachstum der Chorionzotten 
und mußte mit der Hand entfernt werden. In diesem Falle von vor- 
liegendem Fruchtkuchen mit teilweiser Entwicklung im Gebärmutter- 
hals und Verwachsung an dieser Stelle wurde durch transperitonealen 
Kaiserschnitt mit Erfolg für Mutter und Kind entbunden. Der Weg- 
weiser zur richtigen Diagnose ist die tumorartige Auftreibung der 
Cervix. K. Bg. 


der Flüssigkeit durch Luft. 


2. Februar. 


— a 


Die Therapie der Gegenwart, September und Oktober 1918. 


September. E. Starkenstein: Klinische Pharmakologie. 
Theorie und Praxis am Krankenbett. Die angeführten Beispiele zeigen, 
daß sich die medikamentöse Therapie der Klinik noch immer nicht von 
der alten Empirie losreißt und von dem Gesamtgebiet der experimen- 
tellen Therapie wenig Nutzen zieht. Eine richtige Therapie in den 
ersten Stunden der Krankheit wird so viele primäre Symptome be- 
seitigen können, daß es nicht erst zum Auftreten sekundärer und ter- 
tiärer Symptome kommen muß. 

Siegmund Pollag (Halle a. S.);: Konservative oder aktive 
Therapie bei Pleuritis exsudativa. Jedes pleuritische löxsudat soll so 
früh als möglich punktiert werden, und zwar möglichst unter Ersatz 
Dafür eignet sich, sobald das Exsudat 
etwa 1⁄2 1] groß geworden ist, am besten die „offene Punktion“ nach 
Adolf Schmidt. In Frage kommt der Eingriff sowohl bei pri- 
mären wie sekundären Pleuritiden als auch Ergüssen bei Neubildungen 
und . Höhlenhydrops, wenn seine Entfernung indiziert ist; auch der 
Hämothorax nach Lungenverletzungen wird gut beeintlußt. Die aktivste 
Therapie ist die beste; die symptomatischen und konservativeren Be- 
handlungsmethoden kommen daneben als wünschenswerte Unter- 
stützung in Frage. 

Albert Wolff (Berlin): Über eine neue Wundbehandlung 
mittels keim- und staubfreier, nach Temperatur, Feuchtigkeit und Ge- 
schwindigkeit regelbarer Luitzuführung. Die therapeutischen Erfolge 
des geschilderten Verfahrens sind mannigfache und auffällige. Der 
Kranke wird im weitesten Maße geschont. Verbandwechsel mit der 
notwendigen Lageveränderung und Schmerzhaftigkeit durch die Ab- 
nahme sind überflüssig. Die Kontrolle des Sekretabflusses ist leicht, 
eine etwaige Verbesserung schnell und ohne Mühe ausführbar. Eine 
Sorge um die Reinheit der Luftquelle ist nicht nötig. Dazu kommt 
der große Vorteil der Regulierbarkeit von Feuchtigkeit und Tem- 
peratur. 

M. Berg (F'rohnau, Mark): Weibliche Krankenpflege. Als Haupt- 
grundsätze für eine einheitliche Regelung müßten gelten: getrenntes 
Pflegepersonal für Tag- und Nachtdienst, eine Maximalarbeitszeit von 
neun Stunden nach Abzug der Pausen für Erholung und Einnahme der 
Mahlzeiten, Abschaffung der Verpflichtung zu groben, niederen Ar- 
beiten, die nicht unbedingt mit der Krankenpflege verbunden sind und 
ebensogut oder besser von niederem Dienstpersonal geleistet werden 
können. 

W. N. Clem m (Seidenberg): Ein Fall von Varicellenerkrankung 
beim Erwachsenen. Durch die Verneinung des Pockengifts im Koch- 
institut einer- und durch das prompte Angehen der Impfblattern an- 
dererseits war der Beweis erbracht, daß die mitgeteilte mit den Pro- 
dromalerscheinungen und zunächst unter dem vollständigen Bild eines 


‚leichten Falles echter Blattern verlaufene Krankheit nichts mit der 


Variola vera zu tun hatte, daß es sich vielmehr um die \Vindpocken 
dabei gehandelt hatte. we 

Okteber. P. Morawitz (Greifswald): Operative oder exspek- 
tative Behandlung des Lungenechinokokkus. Von drei operierten Fällen 
von Lungenechinokokkus sind zwei gestorben. Von sechs Fällen VOB 
nichtoperiertem Lungenechinokokkus ist keiner gestorben, fünf Kranke 
dagegen sind mit Sicherheit dauernd gesund geworden. Es sollte die 
Operation beschränkt werden auf solche Fälle von Lungenechinokokkus, 
die groß sind und einen ausgesprochen peripheren Sitz haben. Alle 
übrigen Echinokokken dürften besser der Spontanheilung überlassen 
werden. 

v. Roznowski (Berlin): Siemens-Aureollampe. Die Aureole 
kommt dem Ziel, sonnenähnlich zu wirken, näher als andere künstliche 
Lichtquellen; sie stellt eine dem Kranken angenehme Bestrahlung dat, 
die in allen Fällen indiziert ist, wo es gilt, die natürliche Höhensonne 
zu ersetzen. Bei Lungentuberkulosen im Anfangsstadium bedeutet siè 
eine willkommene und wirksame Unterstützung der bisherigen Behand- 
lungsmethoden. s 

Sperling (Berlin): Der dicke Bauch als Krankheit vor, In und 
nach dem Kriege. Der Bauch erscheint als Vorratsraum für das Blut 
und als Regulator der Blutbewegung. Zwei überaus wichtige Ämter 
des Bauches. Wie ausgezeichnet es gelingt, durch eine zweckmäßig 
ausgeführte palpatorische Bauchmassage die Stauung zu booiniuss 
zeigen die plethysmographischen Kurven vor und nach der Bauch- 
massage. i 
L. Roemheld (Schloß Hornegg): Pneumatose des Magens E. 
„gastrokardialer Symptomenkomplex“. Klinisch ist der Einfluß der f f 
normen Luftansammlung unterhalb der linken Zwerchfellhälfte auf A 
Herz von der größten Wichtigkeit, Subjektiv klagen die Patienten a 
allem über Druck und Unruhe in der linken Seite. Dazu komm 


! 


ur 


en, p er En 
e . - 
“ 


Pa E 


ırmakohft 


iele ia > - 
r nide f e 
espin P - 
je ikt - 
pomet R. 


x 


y JT 


T ue i 


e.i , 
. 
hd 
Ao 
. 


en porezi a 
- Y 


 Intercostalneuralgien links,  Dyspnöe, | anfallsweise auftretende ` Ohn-. 


A: Drüsen 

en ne 19 TER “ BERN 
peT Ba we ie . Ze aA, Ta = Le 5 á Sy 

; $ EE pra P E DA “Ty ENG F 


Pa: dea 
BF ee 


zu g 


machten, Schmerzen und anginoide Sensationen hinter dem Brustbein, 


Hyperästhesie der Haut der linken Brustseite, heftiges Aufstoßen. Der 


gastrokardiale Symptomenkomplex spielt in der Pathologie und Therapie 
Rolle, als 


.. se A L 5 
der sogenannten nervösen Herzstörungen eine bedeutendere 


gewöhnlich angenommen wird. _ ~x = er 
Margarete Reischer (Wien): Erfahrungen mit -„Theacylon“- 


Merck. Theacylon ist ein Diureticum von großer Wirksamkeit, das oft noch 


Erfolge bringt, wo zahlreiche andere Mittel ‘versagt haben.. Außerdem 
kommt ihm eine besondere “Tätigkeit. zu,. den. erhöhten, Blutdruck. 
‘ rasch und oft sehr bedeutend- herabzusetzen. 


Sein hauptsächlichstes 


Anwendungsgebiet dürften die durch ‚Arteriosklerose und .Lues be- 
dingten Gefäßerkrankungen bilden... Es wird meist gut vertragen. 
Hans Gudden (München): Erfahrungen mit Adalin. Unter 
den derzeitigen Schlafmitteln ist Adalin sicherlich das: unschädlichste 
und wird selbst von sehr empfindlichen .Patienten- vertragen. Die ge- 
ringen Beschwerden, über die hier und da geklagt werden, bilden 


si gegenüber der großen Zahl beschwerdefreier Anwendungen einen ver- 


schwindenden Bruchteil. Reckzeh. . 


y Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Laryngo-Rhinologie 1918, | 
l | Heft 9 u. 10. . Zen 


Ä S. Alexander: Die Erzeugung von Ohrenkrankheiten durch 
Selbstbeschädigung. Im dritten Kriegsjahr flauten die Simulationen 


“von Ohrenkrankheiten ab, die Fälle, in denen Ohrenaffektionen künst- 


lich herbeigeführt werden, nahmen zu. 
die verschiedenen Formen der Gehörgangsentzündung; . 
| wie verstärkte ` Bronchophonie, leichte Dämpfung, verschärftes bis 


< wurden: 1. 
bronchiales Atmen nachweisbar geworden waren. Man benutze den 


Künstlich hervorgerufen 


2. Trommelfelldurchlöcherung; 3. eitrige Mittelohrentzündung; 4. Ge- 


 hörgangsgangrän; 5. Gehörgangsatresie; 6. Narben am Warzenfortsatz; 


7. ödematöse Schwellung der Mastoid- oder Schläferegion. Bei der 


g Erzeugung eitriger Mittelohrentzündung wird von einem Komplizen 
das Trommelfell durchbohrt und eine, reizende Flüssigkeit in das Ohr 


"geträufelt (Tabaksaft, Spiritus, Essig). Häufig wird auch ohne vorher- 


gehende Verletzung des Trommelfells Mineralsäure, Ätzkalk ins Ohr 


| gebracht. Auch der Inhalt der Zündkapsel der Patrone wurde ins Ohr 


. beschädiger führen das Leiden: auf durchgemachte traum 
. Verletzungen zurück, meist‘ auf Detonationen. 


eingeführt. Gehörgangsatresie wird über den Weg der Eiterung. durch 


umfangreiche Verätzung des äußeren Gehörgangs: angestrebt (Mineral- 


Säuren). Ödem des Warzenfortsatzes wurde durch Einspritzung von- 
Wasser mit Pravazspritze; subeutan erzeugt. Viele Selbstbeschädiger 
simulieren auf der Ohrseite der Verätzung Taubheit. Die Selbst- 

atische Kriegs- 
S. Alexander und E. v, Urbantschitsch: Die Kriegs- 


verletzungen und die Kriegskrankheiten des‘ Gehörorgans. (Fortsetzung.) 


' Direkte Schußverletzungen des inneren Öhres kommen, da sie bald | 
zum Tode führen, nur'selten zur klinischen Beobachtung. In der kleinen 


‘von den Verfassern beobachteten Zahl ging der Schußkanal nicht 
durch das Labyrinth, sondern es handelte sich um Schußfrakturen .der 


Felsenbeinpyramide — 


A. Jurasz: Beitrag zur Stimmgabe 


die zusammengedrückten Spitzen der gebräuchlichsten Stimmgabel: | 


© = 128, setzt Jurasz eine metallene Klammer auf, welche den 


Zinken fest anliegt und się stets in gleicher Spannung hält, Wird die 


" Klammer entfernt, so entsteht immer, dieselbe- Schwingungsintensität 


geben. 


‚handlung der Allgem 


. Streptokokkus die wesentliche Rolle . spielt. 
wird. der 


sichere Bestimmung der Perceptionsdauer für Luft und Knochenleitung 
R. Steiner: Die Tonsillektomie und ihre Bedeutung für die Be- 
einerkrankungen. (Fortsetzung.) Die Fälle liefern 


den Beweis für die Abhängigkeit gewisser Affektionen des Rachens und 


der Mandeln, wie 

einer chronischen, gewöhnlichen und eitrigen Entzündung der Gaumen- 
mandeln. Für chronische Tonsillitiden ist charakteristisch -zerklüftetes- 
Aussehen, die Tonsille fühlt sich hart an, die, geschwollenen Drüsen 
am-Kieferwinkel sind druckempfindlich, . Charakteristisch ‘sind auch 
Verwachsungen des Gaumenbogens mit der Tonsillenkapsel. Nicht seiten 
ommen in erkrankten Tonsillen. kleinere und ` größere "Abscesse vor. 
Auch Atrophie muß zu den Formen gezählt werden, in’ denen sich die 
chronische Tonsillitis zeigt. Die chronische Mandelentzündung ist stets 


bedingt durch eine Infektion der Tonsillensubstanz, bei der der 
Bei der Exstirpation 

vordere Gaumenbogen dicht an seinem Rand mit 
eingeschnitten;. 


einem scharfen Skalpell bis ‘auf die. Kapsel 


durch. diesen Hilfsschnitt erfolgt die. Freilegung der Fossa supra- 


indirekte Labyrinthverletzungen.. Folgen fünf | 


‘Fälle Kasuistik. _ 2 Ä 
Iprüfung des Gehörs. Auf | 


auch mancher Allgemein- und Organerkrankungen von 


A, TO a a Ci BE Ei Bar Se a a J l E 2 a u S av“ B a = b 2 Ru rn Be Be $: 
| 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK —.NL.d. 2 00.00 na > a 


tonsillaris. © Nach radikaler Entfernung der Mandeln entsteht. eine 
‚Änderung. der Resonnanzverhältnisse .der Stimme, manchmal . könne 
auch .eine Schwächung der’ Stimme entstehen, die sich durch Übungen 
wieder beseitigen lasse. Jedenfalls sei bei Gesangausübenden dies 
vorher zu überlegen, Bei Kindern kommt. man meist mit der Ton- 
sillotomie aus. 00000. Ai 

=. Thost: Entfernung einer Bleikugel aus- dem rechten’ 'Siebbein 
nach einer exakten Methode zur Bestimmung von Geschossen im Schädel. 
Die Tiefe der Lage. der Kugel wurde an einem von Cropper 
 konstruierten: Apparat festgestellt. Er ist nach der von Hassel- 
wander angegebenen Methode zur Bestimmung der Lage von Fremd- 
körpern konstruiert, > > O S RRO 

>- — „A. Onodi: Ergebnisse der Abteilung für Hör-, Sprach-, Stimm- 
' störungen und Tracheotomierte vom Kriegsschauplatz mit einem rhino- 


logischen Anhang. (Fortsetzung.) Lepra bei einem Soldaten aus Bosnien. 


-Im -Sekret der mit stinkenden, eingetrockneten Borken belegten Nase 
fanden sich Leprabacillen. Die Therapie erzielt bislang bei der Lepra 
'noch keine endgültigen, Resultate., Sechsmal wurde Rhinosklerom be-. 
- obachtet in “der. Nasenhöhle, den unteren Nasenmuscheln, ` Nasen- 
. scheidewänd, .Kehlkopf und ‘'Luftröhre. Ä Haenlein. 


nn nn nn 


= > l - Therapeutische Notizen. | 


| ‚Intialationen von Adrenalin (und zwar des Adrenalinpräparats 
Glycirenan) sollen nach A. Wolff-Eisner (Berlin) nicht 'nur in 
„schweren Fällen von Grippe das Hinzutreten einer Lungenentzündung 
verhüten, sondern auch deren Weitergreifen. verhindern, wenn 
‚schon deutliche‘ Zeichen einer beginnenden Lungenentzündung, 


Drägerschen Inhalationsapparat. nach Spieß, angeschlossen an 


eine Sauerstoffbombe, ‘weil die Drägersche Düse das Medikament in 


den feinsten Nebelstaub zerteilt, sodaß es in die feinsten Bronchiolen 
hinuntergelangt, und weil sich die Kombination mit Sauerstoff als vor- 
teilhaft erweist. (Die Apparate werden von der Vertretung des Dräger- 
werkes in Berlin, Karlstr..20, den Kranken leihweise abgegeben.) Man 
lasse gewöhnlich vier- bis sechsmal täglich inhalieren. Schon in dem 


‘Stadium der Grippe, wo keinerlei Gefahr von seiten des Herzens zu. 


drohen scheint, bewähren sich ferner frühzeitige Digitalisdosen außer- 
ordentlich. Der Verfasser empfiehlt übrigens obige Inhalation zur Ver- 
hinderung von Bronchopneumonien auch nach Operationen, nach Nar- 
kosen, bei längerem Krankenlager, bei schweren fieberhaften Krank- 
heiten, besonders bei älteren Leuten und bei Kindern. Die Erfolge 


der Adrenalinvernebelung lassen sich dadurch .erklären, daß das Mittel 
‘auf die kapillaren konstringierend wirkt und so die Hyperämie. be- 
‚seitigt .. Auf diese Weise wird die Hypostasenbildung verhindert, Es 
wird. ferner ein günstiger Einfluß ausgeübt auf die bronchopneumo- 


nischen Herde, vor allem aber auf die um die Herde herumliegenden,. 
nur katarrhalisch erkrankten Lungenpartien, wodurch verhindert wird, 


daß es zu großen "bronchopneumonischen Herden durch Konfluieren 


der Einzelherde kommt. (M. m. W. 1919, Nr.i) .. F Bruck. 
~ Zar Biuttransfusion von Vene zu Vene mit Messung der 
übertragenen Blutmenge empfiehlt Oehlecker (Hamburg) 
eine Transfusionsart von Vene zu. Vene mit Einschaltung einer Spritze, 
An einem metallenen Zweiwegehahn mit Spritzenansatz werden: 


' und dieselbe Klangstärke. Der Maßstab: bildet so immer eine ‚konstante |. mittels Gummidraiustücken Gaskanülen für den Spender und für den 
Größe, der erzeugte Klang ist jedesmal gleich stark und‘ kann eine |: Empfänger befestigt. Die Venen werden nach Freilegung beim Spender 

f y : centralwärts, beim Empfänger peripher unterbunden und der Apparat 
mit Kochsalzlösung und Natroncitrat gefüllt. 


Kanüle Anziehen der Stauungsbinde, worauf sich die Spritze von selbst 
mit Blut füllt, Sind 50 cem eingelaufen, so wird der Hahn nach dem 
: Empfänger gedreht nnd das Blut eingespritzt. Alsdann muß die Spritze _ 
ausgewechselt werden und während die erste Spritze mit Natroneitrat 


Nach Einbinden der 


ausgespült wird, wird eine zweite Spritze mit etwa 20 ccm Kochsalz- 
lösung gefüllt in den Apparat eingesetzt. Mit dem Salzwasser werden 
nach. beiden: Seiten hin die Einlaufs- und Ablaufswege durchgespritzt 


"und. dann von neuem das Blut herübergesaugt. Die direkte Blutüber- 


 tragung empfiehlt .sic 
1919, Nr. 2.) 


h besonders bei perniziöser Anämie. (Zbl. f., Chir, 


Eine Hilfsklemme bei Magen- und Darman astomose a 


empfiehlt G; Lotheißen (Wien). Mit dieser Hilfsklemme werden die 
‚Spitzen der D o y en schen Klemme gefaßt, welche Eingeweideteile ab- 
geklemmt haben und dabei das Bestreben zeigen, mit den. Spitzen aus- 


einanderzuweichen. Die neue Hilfsklemme trägt in einem quergestellten 


Metallteil vier Rinnen, in welche die Sp 


hineingelegt werden. (Zbl. f, Chir. 1918, Nr. 52.) K. Bg. 


itzen der Doyen schen Klemme - 


eN he 
LS ı PER 
ETARE wei 
a 

Eger 


e gr Sans 
I tw er 
Te Pea anmena oa 
- ESF Bet 


w 
AL 
-— 


num. 


- an 
en AINS 


Ss, er € s 
et BT, i 
aaee TS IE 
DOAL CRSA N \ 


2 


x A er z 
it u . 5 . 
b- = $ p? R 4 
nn nt °- °... X 
vw S au ee = s Ar ii 
Ba en B & P 
ae ER an 3 A .-. i g 2 
Ber Aa 
w A 


. 
LE 
N 
Fu 


-2 

DEE i 

a. 
re-s- 


a 

nz 

E E f 
S B 


rd 
En 
Ba Pain Zei 
u} vi. Ta 
JeRa 


ee E a ge ai ie er ehr 
ae: à Š a 5 i Bi 
e - -x 4/9 ri -n - DR B h ira “ re 
N ur SEHE, 2 Ba alte Lo x he PER EEE e .. ur: i P a er é s 
= een ü age ` ? s PEN $ -.- a S eE ori sa 
eaS En Parse u re ar A En u N. wu ne BESTEN e Pa ne RE 
n Pi >. =- a BES P = $ Y Er > - Pr -- Er - 
m. Fa nid ia- u. Nast > Eines RE RT Te te nn er pie ar 
erk te e y ee ee, hl ER ENE Eu 5 Doz Pe Pa SR ze Taas z a rA see a A 
E SE N E Daae De ne raa E nn R SEANA 
eo A ty WES 3 zent aoM ee N ER RS “rin... 


È AR 2 
ar deu 
er! . 


-=a e a a 
= k ~ 


> 
EZ 


te EEE 


Eu eg 


ae wi ie 


En “ 
ae ae =: 
Tr o petan gial 


Ki Ew 7 
en k 


4 - zocas E Dug g en 
me : an 
z - 


wat o en 


a— N ne rn E era & u 


: Dede i : 7 = i 
aaea ari e, harra a Lan ad a i ' y ”. 
4 Le 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 5. 


Die kombinierte Bestrahlung (Röntgen und Höhensonne) bei nicht- 
tuberkulösen Drüsen- und Knochenerkrankungen empfiehlt Friedrich 
Kautz (Hamburg-Eppendorf). Zur Behandlung kamen Bubonen der 
Leistenbeuge und‘der Achselhöhle. Ätiologisch handelte es sich dabei 
um chronische Indurationen unbekannter Ursache, um akute und 
subakute Drüsenentzündungen nach Zellgewebsentzündungen, Panaritien, 
Phlegmonen oder auch andersartigen infektiösen entzündlichen Vor- 
gängen in ‘der Nachbarschaft. Syphilitische Bubonen dagegen 
wurden nur mit Röntgenstrahlen behandelt. Der kombinierten Thera- 
pie unterworfen wurden ferner die chronischen Osteomyelitiden. 
(M. m. W. 1919, Nr. 2.) | 

Das Calciumhypochlorit als Ersatz der Dakinschen 
Natriumhypochloritlösung empfiehlt Paul Michaelis 
(Griesheim). Das neue Präparat wird als feines weißes Pulver oder 
als Tablette geliefert und enthält 80 und mehr Prozent wirksamen 
Chlors. Man braucht es nur in Wasser einfach aufzulösen und 
hat augenblicklich die gewünschte Lösung gebrauchsfertig. Das 
Anwendungsgebiet des Mittels ist sehr groß. Alle Vorzüge der 
Dakinschen Lösung treffen in verstärktem Maße auf das neue Prä- 
parat zu. Übrigens empfiehlt es sich auch sehr zur täglichen Mund- 
reihigung (eine Tablette in einem Glase Wasser gelöst). Auch als 
Handdesinfektions- und Seifenersatzmittel ist es wertvoll. (M. m. W. 
1919, Nr. 2.) 

Zur Behandlung akuter Augenblennorrhöen empfehlen Paul 
v. Szily und Hugo Stransky Injektionen von Natr. chlor. 30,0, 


Calc. chlor. 1,0, Aq. dest. 100,0. Von dieser Lösung werden teils intra _ 


nates, teils subeutan in der Mamillargegend 5 bis 8 cem an vier auf- 


‚einanderfolgenden Tagen injiziert. Von 18 so behandelten schweren 


akuten Ophthalmoblennorrhöen heilten fünf ausgesprochen abortiv aus 
und nahmen 12 einen auffallend benignen und raschen Heilverlauf. 
Die übliche konservative Therapie wurde hierbei nicht außer acht ge- 
lassen. Fünfmal kam es zur Infiltration des Glutäalmukels, die vier- 
mal auf Kataplasmen zurückging, einmal zur Abscedierung führte. Von 
diesen fünf Fällen befanden sich vier unter den abortiv ausheilenden! 
(M. m. W. 1919, Nr. 2.) 

Zur Behandlung der weiblichen Urethralgonorrhöe empfiehlt 

Weinberg (Dortmund) ein Instrument, das aus einem vorderen 
undurchlochten Teil, einem Siebteil,; einem Verschluß- 
trichter und einem Ansatzteil besteht, Die Spülflüssigkeit fließt 
durch das Siebteil. Drückt man das Instrument an, so verschließt der 
Verschlußtrichter die Harnröhre, und die Flüssigkeit muß in die Blase 
laufen. Der Spülteil hat eine Länge von 32 mm, die weibliche Harn- 
röhre beträgt durchschnittlich 89 mm. Hat sich die Blase gefüllt, so 
ist es meist nicht nötig, den Spüler herauszuziehen, sondern es genügt, 
ihn etwas stärker anzudrücken, um, die überschüssige Flüssigkeit aus 
der Blase zu entfernen. (D. m. W. 1919, Nr. 2.) 
-Die Czerny-Kleinschmidtsche Buttermehlsuppe für schwache 
Säuglinge empfiehlt Kurt Ochsenius (Chemnitz) angelegent- 
lichst. Auf je 100 g Wasser kommen 7 g Butter, 7.g Weizenmehl (Fein- 
mehl) und 5g Kochzucker. Dieses Nahrungsgemisch setzt uns in den Stand, 
große Calorienmengen in leicht assimilierbarer Form nicht 
nur, wie bisher in Gestalt von Kohlehydraten, worauf bekanntlich nicht 
alle Säuglinge in wünschenswerter Weise reagieren, sondern auch ge- 
meinsam mit Fett den Säuglingen zuzuführen, und zwar be- 
sonders den empfindlichen und schwachen Säuglingen, 
(D. m. W. 1919, Nr. 2.) F. Bruck. 


Bücherbesprechung. 


Theodor Brugsch, Allgemeine Prognostik oder die Lehre 
von der ärztlichen Beurteilung des gesunden und 
kranken Menschen. Berlin-Wien 1918, Urban & Schwarzen- 

. berg. 498 Seiten. Preis broschiert M 24,—. 

An das grundlegende Werk der Konstitutionslehre von Martius 
über Konstitution und Vererbung, das dieser selbst als Prolegomena 
bezeichnet hat, schloß sich das im Jahre 1917 erschienene Buch 
Bauers an, in dem mit Bienenfleiß und unter im ganzen glücklicher 
kritischer Würdigung aus der Literatur alles zusammengetragen ist, 
was wir über die Bedeutung der Konstitution bei den einzelnen Leiden 
und Krankheiten wissen. Dieses nun vorliegende Buch Brugschs 
schließt sich gleichfalls an Martius an, aber es schöpft ganz und gar 
aus Eigenem und zeugt vom Anfang bis zum Ende von hervorragender 
klinischer Schulung und Erfahrung, von einer Fülle langjähriger mühe- 
voller, aber planmäßiger Forschung. Die erkenntnistheoretisch von 


Martius festgelegten Grundbegriffe und -gesetze der Konstitutionslehre 
sucht Brugsch aus der Empirie mit Zahlen zu belegen und damit 
positive Werte zu schaffen, die eine Verwässerung und einen Mißbrauch 
des Konstitutionsbegriffs verhüten. Diesem Zwecke dient gewiß eine 
mechanistisch-dynamische Auffassung des Lebens und seiner abwegigen 
Äußerungen am besten, zu der sich Brugsch in den einleitenden 
Kapiteln bekennt. Als konstitutionell faßt Brugsch alles das auf, 
was genau die inneren Bedingungen eines dynamischen Systems be- 
trifft, das sich mit den äußeren Bedingungen ins Gleichgewicht zu 
setzen hat. 
Gleichung bietet den kürzesten Ausdruck dieser Auffassung. 

Das Werk gliedert sich in drei große Abschnitte. Aus der 
klaren Erkenntnis heraus, daß allen dynamischen Erscheinungen ein 
materielles Substrat zugrunde liegen muß, ist letzteres zunächst als 
Habitus und Organisation der Betrachtung unterzogen und in „muster- 
gültiger Weise zahlenmäßig festgelegt worden. Es wird eine Ein- 
teilung der Individuen nach ihrer Höhen- und Breitenentwicklung 
gegeben und zu ihr dann weiterhin das Herz- und Gefüßsystem, die 
Thoraxform mit den Lungen, der hämatopoetische Apparat, die Ent- 
wicklung der Bauchorgane, des Skelettes und der Muskulatur, das 
System der endokrinen Drüsen in Beziehung gesetzt. 
zeigt sich, daß Individuen von ganz bestimmtem Habitus eine be- 
stimmte Wertigkeit ihrer Organe besitzen. Und noch viel schärfer tritt 
das im zweiten Teile des Werkes hervor, der sich mit der Wachstums- 
kurve der Individuen, der Organentwicklung, der Funktion der Organe, 
insbesondere des Herzens und der Lungen, dem Temperament der 
Drüsen mit innerer Sekretion und dem Nerventonus beschäftigt. Auch 
die funktionellen Äußerungen aller Organe lassen sich bewerten nach 
dem Habitus der Individuen, der somit dem Blick des geübten Arztes 
als ausgezeichneter, im wesentlichen zuverlässiger Gradmesser für die 
Leistungs- und Widerstandsfähigkeit des Individuums zu dienen vermag: 
Daß diese alte Erfahrung von Brugsch zahlenmäßig belegt wird, 
ist von hohem Werte, namentlich auch deshalb, weil naturgemäß viele 
Ärzte nicht die Zeit und Übung haben werden, Organisation und Organ- 
funktionen eines jeden Individuums, das sie zu beurteilen haben, bis 
ins kleinste genau zu bestimmen und zu berechnen. Der letzte Teil des 
Werkes handelt von der Person, deren individuelle Eigenart es nach 
den in den ersten Abschnitten behandelten allgemeinen Gesichts- 
punkten nun im einzelnen zu erfassen gilt. Das Schema eines Personal- 
bogenentwurfes leitet ihn ein, dann folgen die Kapitel über Vererbung, 
Anpassungsfähigkeit, Resistenz und Krankheitsbereitschaft, über Altern, 
Lebensdauer und Tod und schließlich eine allgemeine Prognostik des 
Kranken, nach verschiedenen Gruppen geordnet. 

Der glückliche Grundgedanke des Werkes, eine prognostische 
Methodik zu schaffen entsprechend der Konstitutionslehre, daß die 
Eigenart des Individuums neben äußeren Krankheitsbedingungen mit 
bestimmend für den Ausgang so gut wie jeder Krankheit ist, ist von 
Brugsch in nicht minder glücklicher Weise durchgeführt. Nur 
exakte Begründung verleiht der Konstitutionslehre Lebensfähigkeit und 
bewahrt sie vor Verflachung. Es ist zu wünschen, daß das Werk in 
die Hände möglichst vieler Ärzte kommt, dessen reicher Inhalt und 
lebendige Darstellungsweise Weg und Ziel der Beurteilung -des in- 
dividuums nach seiner Konstitution weist und in der Tat den Arzt zu 
schulen vermag, „daß er wirklich nicht Krankheiten, sondern Kranke 
beurteilen und behandeln lernt“. f 

Aber es darf freilich nicht verschwiegen werden, daß der Begriff 
Konstitution von Brugsch in einer Weise definiert wird, die nich 
allgemeine Anerkennung findet, ja von der Mehrzahl der Biologen 
und Konstitutionsforscher heute abgelehnt wird. Organisation UN 
Konstitution gehören nicht nur engstens zusammen, sondern a 
ist ein Teil der letzteren, Tod ist nicht Dekonstitution, vielmehr komm 
auch dem Leichnam noch eine Konstitution zu, die nur nicht mehr 
funktionell oder dynamisch zum Ausdrucke kommt. Dem entspricht 
also nicht die Überschrift des zweiten Teiles des Brugsch sehen 
Werkes mit dem Worte Konstitution, das auch den ersten anisa 
müßte. Vor allem aber ist Brugschs Konstitutionsbegriff desha 
zu. beanstanden, weil er Anererbtes und Erworbenes umfaßt und a 
die Konstitution von Tag zu Tag, ja von Augenblick zu Augenblick 
unter den Einflüssen der Umwelt sich ändern läßt, während die Mehr 
zahl der Forscher in der individuellen Konstitution etwas mit nr 
Vereinigung der elterlichen Keimzellen unabänderlich Gegeben®$, s 
sprüngliches erblickt. Dementsprechend müssen manche von Brugse 
aufgestellten Begriffe und Erklärungen angefochten werden. a 
handelt es sich hier um eine persönliche Anschauung, die zwar = 
Werke ein besonderes Gepräge verleiht, ihm aber nichts von seine 
Werte und seiner Bedeutung nimmt. C, Hart (Berlin-Schöneberg). 


.—e e a —— 


2. Februar,- 


Eine einfache, allen Betrachtungen zugrunde gelegte 


Schon dabei 


——yş g3- 1 


KA BI. „9 wi ir ff Fi’ Prea 


=` siva, welche somit die mannigfaltige Form der Lungenveränderungen 


rans beobachtet in ähnlicher Weise, wie sie Vortragender vor Jahren 


. „Hinweis auf die Analo 


u finden. 


~ 


 Plasmazellanhäufungen, 'Riesenzèllbildung aus ‘Alveolarepithelien, aty- 


` Lunge werden bronchogen erklärt. Bemerkenswert ist unter anderem | 


- 'veränderungen am Rückenmärk, :. 


. daher ist die bakterioskopische Untersuchung. maßgebend. Cervix und 
- Urethra, dann auch Skenesche Gänge und Bartholinsche: Drüsen sind 


- in 75 bis 80% der untersuchten Fälle Gonokokken positiv, Vor 


besonders mechanische und. chemische ‘Maßnahmen. geben gewisse 


- Verein für wissenschaftliche Meilkunde. Sitzung vom 18.:N 


K Erkrankungen b 


-. Sytmptom handelt. 


..Oktober) beobachtete Grippefälle, ünter denen nur ein Exitus letalis 
.. u. verzeichnen ist. Es kam schnelles ‘Auftreten ‘von Empyem, von 


. vember 1918 mit 3,7% Todesfällen:; ` N REN f r 
= iber der letzten Influenza- 
epidemie die diesjährige Grippeep 


| zu. Komplikationen eine größere. So beobachtete Fr. bei 210 Kranken 


- Sam, erst dann den Eiter abzulassen, und zwar’durch eine‘ Punktion, 


. Vorgeschrittenen 


fer KR) y aa a 
Ef x i p ar 
Stuhr gs 
gt b 
` 


S 


E LOES Was SELL 27 26 ai en BAT WE A p 
eere RT T T A a As à EEA a A E R 5 3 e z à ; - e i EE ; 
N Te. A a S = i u ir x TI pX e tpn N E 2 BR: 
Aa NA a Ze En . en i z - x x . 
a" a 2 ER a ; , 
pa . a- t r R { ` 
J s “ .. ' - . U 
a Zu: , 
£ Bi . 


I 


Februar: >... 


TN t 


> 1919 MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.5, ` 


©. Vereins: und Auswärtige Berichte, © 0... 
| | ee EN rndeungs ds Des bi 
= sini 11, ` Ba nrdantlicha Q; 3 urippe | ! ANM UDE ine Srroige mit Seruminjektionen nacl 
r ASüzRISONe lese lischaft, 68. ord entliche Sitzung. Be | Selter. Auch R.'sah Besserung im subjektiven Bernaan un biewöilen 
Wätjen: Pathologische Anatomie und. Histologie der Grippe. | eine Änderung der Fieberkurve. © 0000n Er. 
Die auf Grund eines Sektionsmaterials von fast 200 Grippefällen Beni. 37 Janoko boon ds E E T NE EN er 2 RE 
wonnenen Erfahrungen decken sich im wesentlicher mit den Angaben. Jancke betont, daß das Primäre der Grippeerkrankung eine 
anderer Untersucher. ‘Die Erkrankung geht ‚vom. Respirationstraktus 
‚ aus und breitet sich in der Lunge bronchogen aus: . Genauere histo- 
logische Untersuchung zeigt, daß der Angriffspunkt der Erreger der 
Bronchiolus respiratorius ist; es entwickelt sich eine Bronchiolitis ero- 


s 3 


diesem Vorgange eine: Mischinfektion folge, ee, a o 
„Carl sah als Folgezustand der Grippe zwölfmal Empyem; zwei- 
mal Appendicitis, dreimal Periostitis. Die Fälle von ‚Empyem waren 
einleitet. In einer Reihe ‘von Fällen wurde eine -Bronchiolitis oblite- ad exitum. > 
“Hand -des - statistischen Materials. des- Regierungsbezirks Königs- 
berg i. Pr. a = gu u j u RR ur Sow EA E -KEA 
- Schellong betrachtet den Nasenrachenraum als. Eingangspforte 

der Infektion 'und weist auf die Ähnlichkeit der Temperaturkurve bei 
‚Schnupfen und bei Grippe bin. ie ee 

| Frau Schütz hat in ihrer Praxis gleichfalls Seruminjektionen 
(nach Selter). zur. Anwendung’ gebracht und hat eine Abkürzung der 
Rekonvaleszenz beobachten können. en, wen 

> „Braatz äußert sich gleichfalls über Erfahrungen ‚hinsichtlich 
der:Grippe an der Hand der Fälle seiner Praxis: Schultz. 


‚schon im Anschluß an Masern und Keuchhusten feststellen: konnte: 


_pische Drüsenwucherungen und Bildung eines Granulationsgewebes, 
ausgehend von der Wand .der ‘Alveolen. : Die Infarktbildungen der 


auch die Feststellung centraler -Läppchennekrosen der Leber. und Zell- 
Aussprache. Aschoff,. Gau B, Noeggerath, Kabler: | 
gie der Veränderungen bei .Gasvergiftung und 
: Grippe, san BI a a a a a E 
Gauß: a) Demonstration -eines neuen selbsthaltenden $ E 


peculums, .| : Ä = 
| TARNE | Wien: 0o TE: 
Gesellschaft der Ärzte. Sitzung. vom 20. Dezember 1918. `` 
© :K. Meixner: Über anatomische Befunde im Feld. Vortragender 
konnte an .250 Obduktionen unmittelbar an der Südfront oder knapp 
‚hinter. der Front Befunde machen. Was die allgemeine Beschaffenheit an- 
langt, so war der Ernährungszustand ein sebr dürftiger. Ganz überraschend 
war aber.die Körperbeschaffenheit der an der Kampffront stehenden 
' Personen. Herzfehler und Tuberkulose hat er an den Leichen, sehr 
selten gesehen. Das Material- war offenbar gut gesiebt' oder das kranke 
Material schwand von der Front. Die im Hilfsdienst beschäftigten 
Personen‘ wiesen ‘oft ganz gesunde Eingeweide auf. Die’ Diagnose 
'Spitzentuberkulose ‚konnte. nur sehr selten bestätigt werden, meist 
"waren ganz gesunde Lungenspitzen ohne Pleuraverwachsungen ; es 
‚waren ‘aber meist herabgekommene Personen, bei denen’ die- Diagnose 
gestellt worden war. Nicht so zufriedenstellend war der Zustand des 
Darmes ; er war häufig mit Schleim bedeckt. Häufig fand mian 'in den 
Arbeiterabteilungen. Zustände schwerer Abzehrung. : Eingeweidewürmer, 


Dieses hat bei fehlender Assistenz gute Dienste geleistet, > > >` 
g b) Erfahrungen aus dem Felde über die Diagnose der chronischen 
Gonorrhöe beimWeibe. Das klinische Bild gestattet die Diagnose nur selten; | 


 Prädilectionsstellen für Gonokokken, auch im Rectum oft Entwicklung, 


‚tagender verlangt mehrere Wochen andauernde, . regelmäßige Unter- 
- Buchung, um diagnostische Täuschungen zu vermeiden. Provokatorische, 


Sicherheit, bei bestehender Gonorrhöe nách fünf bis acht Tagen Kokken 
Zur Differentialdiagnose bedarf es. in verdächtigen’ Fällen 
nicht der intracellulären oder häufchenförmigen Lagerung,. es. genügt 
im wesentlichen Gramnegativität. Die Kultur erleichtert die Diagnostik. 
Königsberg i. Pr. a a a 

ovember 1918. 
hat nur einen Fall mit-Gewehrschuß seziert, ` alle anderen waren Ver- 
‚letzungen durch Geschoßsplitter. Diese Verletzungen boten nicht allzu- 
| viel Abwechslung. Die hohe Durchschlagskraft der kleinsten Splitter 
spricht für die große Anfangsgeschwindigkeit nach ‚dem Platzen des 
Geschosses. Große Splitter reißen immer Kleiderfetzen mit. Oft sind 


| In der am 18. November 19i8 fortgesetzten Aussprache zu 
dem Vortrage Matthes: Klinisches zur Grippe (4. November 1918) 
Spricht | Da Der we 

Meyer über seine Erfahrungen ‚auf-dem Gebiete. psychischer 
ei Grippe. Diese traten. in den beobachteten Fällen zur 
e während, zur anderen: Hälfte nach der: Grippe auf. 


Hälfte der Fäll au 
dessen schwer abgrenzbar, da .es’ sich nur um ‚ein 


‚Ihre Häufigkeit ist in 


Unterhautzellgewebe. Auch kleinste Splitter. können tief. eindringen, 
ittei ‘über 800 im Felde (vom Mai bis-| wie: 'er wiederholt’ gesehen hat, Die. schwerste Verletzung war -durch 
a a N | | eine-Fliegerbombe verursacht. Der Betreffende war förmlich zerrissen. 
Bei einem aus großer Höhe mit dem Fallschirm abgestürzten Flieger 
. fand ‚er neben Knochenbrüchen .die Aorta ‚quer abgerissen. Bei frei 


Scholz macht 


aöpenSicitisähnlichen, sowie ruhräbnlich intestinalen Formen zur’ Beob-. 
achtung. | Fee ee PS ae 
-~ Korn äußert sich über die Grippefälle der Garnison Königs- 
berg i. Pr. Danach trat eine Epidemie Mitte Juni 1018 ‚auf mit 0,5 % 
Todesfällen und eine zweite in der.Zeit vom 16. September: bis 15. No- 


'die Verblutung rasch erfolgt, was aus den- Wunden meist nicht der 
Fall ist. Wie diese ern ist auch die Leere des Herzens’ eine 
u En : Leichenerscheinung, bedingt durch ‚kräftige. Herzstarre. . Bei. Leuten, 
ie Gie:diesjährige Gunda e Sesentliche Abweichungen .auf- | ‚welche Verwundungen länger. überlebten, war die Todesursache: Gas- 
weise. i 7 kung die Mortalität und die Neigun | SO US: FOL 
So war bei letzterer Erkrankung die nn Kae Pleuritis usw. Im rückwärtigen Armeebereich waren Lungenentzündung 
"war größer als die an Typhus. Nur ein kleiner Teil der Ruhrerkran- 
kungen gelangte in die Spitäler. Darmkatärrh, sehr .oft mit Blut im 
Stuhl, war sehr häufig; fast alle an`der Front litten daran. Ein großer 


Simal Pneumonie, die in zwei Formen auftrat: 1. Pneumonie mit reich- 
lichem blutigflüssigem, pflaumenbrühartigem Sputüm und Circulations- 
Störung. Sie führte stets zum Exitus letalis unter „dem Bilde der Er- 
Stickung; 2; eine septische Form der Pneumonie mit Delirien. Weiter 


beobachtete F an IT ‚Fr. bält es. für rat- | c 
a ane a zehnmal Empyem (ein. Todesfall), Fr e ` 1, |- kannten Veränderungen am’ Dickdarm; oft setztè sich die Geschwürs- 


"bildung auf den Dünndarm fort, betraf auch vereinzelt nur den Dünn: - 
darm. -` Die Lungenentzündungen boten den: anatomischen ‘Befund, wie 
‚er'jetzt so vielfach bei der ‚Grippepneumonie beschrieben worden. ist. 
Redner hätte ‘Gelegenheit, ‘die Leichenveränderungen: an frischen 
Leichen zu studieren. Die Leichenstarre tritt zuerst: am Kiefer auf, 


wenn der dünne Eiter dickflüssig geworden ist, und erst “nach ‘einer 
vorge Besserung im Befinden des Kranken ‚eine größere, 
sekundäre Operation vorzunehmen. Äuch hämorrhagisches' Exanthem 
ze: Br zieht eine absolute Kontagiosität (durch Tröpfeheninfektion) | 
in Zweifel. A | SE re: 


4 


Zerstörung und -Abschilferung des Epithels. der Lüftröhre sei.und daß 


oft mit hochgradiger Herzschwäche kompliziert; vier von ihnen kamen 


..Steiner berichtet über den Verlauf. der Epidemie an der , 


| waren sehr ‚häufig, Askaris, Tricbocephalus dispar, seltener Oxyuris; 
. Bandwürmer hat er nie gefunden. Das Schußmaterial war selten; er ` 


kleinste Geschoß- und Steinsplitter massenhaft in der Haut und im 


| Abgestürzten sind aber die Verletzungen fürchterlicher. : Bei den zähl- 
‘reichen Fällen von Verblutungen sah er-nur einmal Verblutüugsekchy- _ 
mosen. angedeutet. Verblutungsskchymosen kann man nur sehen, wenn 


brand, Darmlähmung respektive Peritonitis, ‚Wundstarrkrampf, eitrige | 


un Ruhr die häufigsten 'Todesursachen. Die Sterblichkeit an Ruhr 


Teil davon war zweifellos Rubr. Bei der Obduktion fand man die be- 


een. 
ERS a 

„zen Re ae 
nt 207 LER REED ET 


En e Sa 
a aa o 
ax esen 


ir . y m. 
Au Sen ne ' 
en R g y on 
wer ZN ls va 2 A 
ee ie ae u ee ' 
$ == Ede Cd Pt a 5 ` 
An -i RE A r b . ER - x 
An ANNAA ` > è BR e T a a i, 
: X fs Teir aip f N nl, 
ia y Toe SE gE r eh aeria = pO i 


a 
Or 
D 
DE Een 


ed, 
N 


VD 


nais tr Ep inea ia 
En SG En ae RE ae, 
L E E ZN 


rn. i E = 
ENTE ac ai 
A S Ey 


-s 


~ ns 
Eee 


re Kin 
ert 


z PEA 


rn ne N, 
ko s Ne pe 


na giha 


PDS REES Er U ER a 
T - Bu 2.2757 si 


480 


meist 11/2 Stunden nach dem Tod, dann am Hüftgelenk, meist 37/2 Stunden 
post mortem, später am Knie, zuletzt am Sprunggelenk. An den Armen 
tritt die Starre meist später auf als an den Beinen, ist selten so stark, 
fehlt oft, besonders bei stark heruntergekommenen Personen. Auch an 
‘ der Nackenmuskulatur ist die Starre geringer und fehlt oft. Die 
Lösung der Starre beginnt bisweilen 10 bis 12 Stunden, meist 24 Stunden 
nach dem Tode. Am Herzen fand er nur den linken Ventrikel starr. 
Die Totenflecke fand er 2 Stunden nach dem Tode, aber an den Seiten 
des Brustkorbes konnte er schon nach einer Viertelstunde das Auftreten 
blasser Flecke beobachten. Das Wandern der Totenflecke,bei Lageände- 
rung der Leiche ist nach” 5Y4Y'Stunden nicht mehr zu sehen. Schon 
9%, Stunden nach dem Tode wurden sie durch Umlagerung zwar 
blässer, schwanden aber nicht ganz. Er konnte ferner oft beobachten, 
daß das Blut auch nach’dem Tode noch gerinnungsfähig ist. 
u A. v. Hauer: Aus den Ausführungen des Vortragenden könnte 
man schließen, daß Tuberkulöse nicht an der Front waren. Hauer 
war derselben. Armee zugeteilt wie Meixner und hat zahlreiche 
‚ Tuberkulöse gesehen. Die Kranken konnten nicht abgeschoben werden, 
denn es war Befehl, daß nur 15 Mann täglich abgeschoben werden 
dürfen. Noch trauriger war es in der letzten Zeit; da sah man fast 
nur Kinder in Felduniformen. | 
K. Meixner hat nur objektiv seine Sektionsbefunde dargelegt; 
klinische Befunde bat_er nicht gemacht. 


Sitzung vom 8. Januar 1919. 


H. Abels: Über ursächlichen Zusammenhang zwischen Fieber- 
zuständen und Durchbruch der Zähne. Seit jeher bringen eine große 
_ Anzahl von Ärzten und der allgemeine Volksglauben die verschiedensten 
akuten Erkrankungen mit dem Zahnen der Kinder in Zusammenhang. 
Vor 120 Jahren hat Wiehmann diese Anschauung ohne Erfolg be- 
kämpft. Erst Fleischmann und Kassowitz haben sich dafür 
eingesetzt, daß im Alter des Zahnens die Erkrankungen ebenso ver- 
laufen wie sonst, und einen Zusammenhang zwischen Dentition und 
Erkrankung abgelehnt. A priori ist es auch nicht anzunehmen, daß 
ein physiologischer Wachstumsvorgang Erkrankungen auslösen sollte 
Eine dritte Betrachtungsweise aber hat sich nicht bemerkbar gemacht, 
obwohl sie naheliegend ist, ob nieht zwischen fieberhafter Erkrankung 
und Dentition doch ein Zusammenhang besteht, aber in dem Sinn, daß 
die Erkrankung vermehrten Zahndurchbruch zur Folge hat. Wir wissen, 
daß Kinder während und nach einem fieberhaften Krankenlager ver- 
mehrtes Wachstum zeigen, weil die Toxine die Epiphysen reizen. Die 
Chirurgen haben die Erfahrung gemacht, daß mechanische und che- 
mische Reize auf eine Epiphyse das Wachstum des betreffenden Knochens 
fördern. Es ist daher wahrscheinlich, daß bei fieberhaften Erkrankungen 
auch die Zahnbildung ‘beschleunigt wird. Die statistischen Unter- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.5. 


. 


Aber das sind nicht Ausnahmen; bei den schweren 


früher, woran gewiß nicht das kaum nachweisbare 
sache sein kann, sondern der abnorm hohe Blutdruck, der 


2, Februar. 


suchungen bei morbillenkranken Kindern bestätigten diese Meinung. 
In den ersten 4 Wochen fand man 21 Zahndurchbrüche, in den nächsten 
2 nur 6, in den folgenden 4 Wochen 4. Bemerkenswert ist die Häufig- 
keit der Durchbrüche der Eckzähne, wobei beachtet werden muß, daß 
die Zähne gekoppelt sind, das heißt daß nach Durchbruch des einen 
Zahnes der zweite innerhalb einer Woche folgt, während die analogen 
Zähne des anderen Kiefers nach einer Pause von drei bis vier Mo- 
naten folgen. Die Eckzähne sind aber doppelt gekoppelt, nach Durch- 
bruch des einen Paares folgen die anderen nach kurzer Pause. Diese 
Tatsache dürfte den Glauben hervorgerufen haben, daB der Durchbruch 
der Eckzähne besonders gefährlich ist. Die Anschauung, daß die Den- 
tition die Ursache der Erkrankungen ist, muß als gefährlich und un- 
:heilvoll entschiedenst bekämpft werden. 


S. Federn: Neue Grundlehren über Pathologie. und Therapie 


der Tuberkulose. Trotz der hohen Bedeutung des K o c h schen Bacillus 
haben wir eigentlich nur Fortschritte in der Diagnose der Tuberkulose 
gemacht; die Therapie ist noch immer eine symptomatische. Eine ra- 
tionelle Therapie ist nicht möglich, weil wir noch immer nicht die 
pathologische Physiologie der Tuberkulose kennen. Die bisher gefun- 
denen Sera haben sich nicht als wirksam erwiesen. Damit ist nicht 
gesagt, daß die Sera wirkungslos sind; möglicherweise sind im Kranken- 
organismus solche Störungen vorhanden, welche die Wirkung der Heil- 
mittel hindern, die wir aber nicht kennen. Seine Untersuchungen haben 
nun mit Sicherheit solche Störungen erwiesen, von denen er nur die 
Blutdruckverhältnisse besprechen will. 
‚der Blutdruck bei Tuberkulose abnorm niedrig ist, während seine 
Untersuchungen ihm gezeigt haben, 
Herz insuffizient ist, abnorm hoch ist und erst niedrig wird, wenn das 
Herz suffizient ist, was für die Prognose und Therapie von größter 
Wichtigkeit erscheint. Er führt zwei Fälle an, 


Die Autoren nehmen an, daß 


daß der Blutdruck, solange das 


die bei relativ geringen 


Lungenaffektionen unter Erscheinungen der Herzschwäche starben. 
Fällen besteht 


immer eine Insuffizienz des Herzens, die zum letajen Ausgang ebenso- 


viel beiträgt wie das Lungenleiden, nur werden die Circulationsstörungen 


durch das Lungenleiden verdeckt. Bei Beginn des Leidens, wo oft 
nur erst der Verdacht auf Tuberkulose besteht, kann man bei genauer 


Nachfrage erfahren, daß die Kranken schwerer Treppen steigen als 
Lungenleiden Ur- 
durch den 


erhöhten Widerstand im peripheren Gefäßsystem hervorgerufen wird. 
Die Atemnot der Lungenkranken ist keine reine Dyspnöe, sondern oft 
zum großen Teil ein kardiales Asthma, welches im Beginn durch rich- 
tiges Verständnis und richtige Behandlung behoben werden Kann. Es 
wäre daher wichtig, in der Pubertätszeit den Blutdruck richtig ZU 
messen, um auf beginnende Tuberkulose aufmerksam zu werden. 


Rundschau. 


| Betrachtungen zur Kriegsinvalidenfürsorge. | 
Von 


Dr. M. Strauß, Nürnberg. 
| (Schluß aus Nr. 4.) 
Viel zahlreicher werden jedoch die Fälle sein, in denen diese 
Voraussetzungen fehlen und Heilung und Dienstfähigkeit ausbleiben. 
Hier haben wir die Pflicht, im Interesse des Kranken wie des Staates 


der monate- und jahrelangen Behandlung im Lazarett, der Verlegung 


vom Reservelazarett ins Vereinslazarett, von diesem ins orthopädische 
Lazarett und von diesem zur Invalidenschule möglichst rasch ein Ende 
zu machen. Der Wunschfaktor ist in diesen Fällen zu groß, als daB 
unsere therapeutischen Faktoren wirksam sein könnten. Von ‚diesem 
Standpunkt ausgehend müssen diese Kranken, die zudem bei ihrem 
langen Lazarettaufenthalt eine stete Ansteckungssgefahr für latente 
Neurosen bedeuten, rasch zur Entlassung kommen, wobei der Weg 
durch die Arbeits- oder Genesungskompanie zur Vermeidung der An- 
steckung möglichst vermieden werden sollte. 

Hier muß noch kurz auf die Rentenbemessung eingegangen werden. 


Der Arzt ist überzeugt, daß das Wesen der vorliegenden Erkrankung ledig- 


lich eine Willensstörung ist und daß eine diesbezügliche Aufklärung am 
- ehesten noch Heilung oder Besserung anbahnen kann. Dementsprechend 
hat der Gutachter, der über das Nächstliegende hinausblicken muß und 
als Arzt den Verletzten, schonend und energisch zugleich, der Arbeit und 


wenn möglich dem früheren Berufe wieder zuführen muß, die Aufgabe, 


durch die Festsetzung einer niederen Rente den Verletzten von der 
Geringfügigkeit seiner Erkrankung zu überzeugen. Die ‚leider noch 
vielfach beliebte Zubilligung einer hohen Rente, womöglich noch dazu 
die Anerkennung der Bedürftigkeit von fremder Wartung und Pflege 


ist vom sozialärztlichen und -politischen Standpunkt aus als ein Mib- 
griff zu bezeichnen, dem die maßgebenden Stellen im Interesse des 
Staates wie des Kranken entgegentreten müssen. Denn die hobe Rente 
wird den Verletzten nutzbringender Arbeit entfremden, vor allem weil 
die Ausübung der Arbeit den Gutachter bald auf den Fehler seines 
Gutachtens aufmerksam machen würde. Aber auch ohne dieses Moment 
werden die kommenden Friedensjahre eine Revision der Gutachten 
bringen. Jede Kürzung der Rente wird bei den Neurotikern ‚eine 
Steigerung der Rentensucht und der Beschwerden bringen. In un 
Hinsicht erscheint auch das mitten im Kriege großzügig angelegte ur 
vorbereitete Kapitelabfindungsgesetz außerordentlich wertvoll, da Sen 
Anwendung bei den psychogenen _Contracturen und Lähmung@! ge 
eignet erscheint, viel kostbare Menschenkraft dem Staat und der 
Allgemeinheit zu erhalten. | Be 
Ganz ähnliche Gesichtspunkte wie bei der Rentenfestsetzung S 


bei der Prüfung des Berufswechsels und der Zuweisung ZU Invaliden- 
nd die AD- 


schulen zu berücksichtigen. Die Genese der Erkrankung U hsel 
steckungsgefahr lassen es wünschenswert erscheinen, daß Berufswechs 
und Haltungs- 


und Invalidenschule für die psychogene Bewegungs- ; r 
störung nicht in Frage kommt. Dagegen ist die Berechtigung oe 
Zuweisung orthopädischer Apparate nicht ohne weiteres VON der nn 
zu weisen, da der Stützapparat suggestiv und daher heilend Wir te 
kann. Es wird aber stets notwendig sein, einfachste und Mn 
Apparate zu verordnen,: die die Arbeitsfähigkeit nicht beeinträch gt 
und ohne langen Aufenthalt in der orthopädischen Anstalt angefer en 
werden. Orthopädische Behandlung dürfte in den wenigsten us 
Erfolg haben und sollte bei hoffnungslosen Fällen nie ‚monatelang 8t- 
gedehnt werden. | | 


i . Ä 2 | ch- 
Damit kommen wir zu einem zweiten Kapitel unserer Retra 


u ee : Se Drant E r S Bun”. \; 
a gingar opa ATT DA ee T ee a, R A 
thwf 9.Februar ©. 0.00.1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. Bd. E Ta 0 
eedi | tungen: Die Orthopädie im Dienste der: Kriegsver- | meidung dieser Mißstände durch .eine von Anfang: an entsprechende 3j J pese ih, 
doii P letzten. und: Kriegsinvaliden > 9 „|. Rentenfestsetzung, deren Bemessung. den in der-Unfallpraxis bewährten: PE oi 
st dielne f ` Es isti mit Recht- betont worden, daß die Orthopädie:bei allen | Renten entsprechen müßte. Die Sicherung des`Zuschlags der Kriegs- T h: 
amia | Extremitätenverletzungen mit‘ dem ersten‘ Verband, einsetzen. müsse. | 'rente und die weitherzige Gewährung ` der  Verstümmelungszulage: ent- P piot 
ch dem F Wie dies geschehen muß, wie von Anfang an lästigen Contracturen, | spricht der ideell -gerechtfertigten Bevorzugung der '`Kriegsteilnehmer | ER AERES 
die wa f- fehlerhaften. ‘Stellungen, weitgehendem Muskelschwund vorgebeugt |. und läßt die Härten nachträglicher Rentenkürzung ausschalten. Hierbei- BR; 
bis vie» $ werden. "kann, ist Gemeingut ‚jedes: chirurgisch: gut geschulten. Arztes. | darf nicht unerwäbnt bleiben, daß eine zu hoch angesetzte Rente den ne 
nachDm f- Freilich-.hriiigen es. die Massenanforderungen des Krieges mit sich, -daß. | Invaliden dadurch schädigt, daß sie ihn leicht verleitet, .seine' Arbeits- TE ERE 
us. Dt k nicht: alle -Kriegsverletzten ` immer- nach idealen chirurgischen Grund- |- fähigkeit als zu geringfügig zu betrachten und ‘gar nicht auszunutzen. ei 
Dardind |. : sätzen: behandelt werden können. So ist die Zabl der Fälle, .die zur | -+ - In.dieser Hinsicht erscheinen die- Amputierten besonders‘ ge- m : 
a dele f Behebung von Contracturen, fehlerhaften Stellungen 'und: weitgehendem |`fährdet, vor allem die Beinamputierten, bei denen vielfach die hohe A: zi : 
ch ud Muskelschwund dem! orthopädischen.:Sonderlazarett überwiesen werden. | Rente in keiner Weise der tatsächlichen Einbuße- an Arbeitsfähigkeit - malen! iih] 
i müssen, immer noch eine ‚große. Es ist-selbstverständlich, daß _ die | entspricht, Es erscheint Pflicht aller Beteiligten, diese Rentenempfänger _ a. 
dunk | Überweisung. möglichst’ bald‘ geschehen muß, ‘da die Erfolge um so.) darüber. aufzuklären, daß die Rente, die gewöhnlich mit der Kriegs- HR, Ei; 
abids}. größer: sind; je frühzeitiger"die Behandlung einsetzen kann. Die Not- | ‘und Verstümmelungszulage als ein einheitliches Ganzes betrachtet wird, Be; i i 
weñdiġkeit orthopädischer Sonderlazarette steht außer Zweifel, ` Es ist. | -weniger eine Entschädigung für den Erwerbsverlust darstellt, als eine PERR EIT. 
aber hierbei vorauszusetzen, daß das Sonderlazarett wirklich den Namen, | ‚Entschädigung für- die vielfachen Nachteile im täglichen Leben, die die . rt 
eines orthopädischen Lazaretts:verdient, daß nicht allein die Einrichtung |. Amputation und die Notwendigkeit der Prothesenbeschaffung mit sich - ms i fh 
den.notwendigsten Bedürfnissen. entspricht — Extensionsvorrichtungen. | bringen: = >07 000 5 0. ee mer si BO 
‚sollten;in. keinem..orthiopädischen Lazarett fehlen —, sondern. daß:auch: |‘ `>- DieFrage der Ersatzglieder und der orthopädischen. E SRA 
jedes orthopädische Lazarett. über. einen--Stab orthopädisch geschulter |- Apparate bedarf-einer besonderen Betrachtung, die vor ällem die Auf- IEE i 
Ärzte, und;’orthopädisch: geschülter Sanitätsmännschaften verfügt;.der | klärung-und das Vörständnis der Ärzte, der Verstümmelten und des Laien- ` PAGHE? £] 
den’ vielfachen: Anforderungen. an den ärztlichen Dienst. im orthopä- | publikums fordern muß. Es ist durchaus nicht notwendig, 'daß jeder Arzt 17 EL 1 
‚dischen Lazarett gerecht wird. Dehn es ist, zu bedenken, daß. der ärzt- | in der Fülle von Problemen und Konstruktionen Bescheid weiß, die mit dem RE: 
liche Dienst‘im orthopädischen Lazarett mit, der Krankenvisite, einzelnen | Kriegsbeginn die Prothesenfrage zu einem unerschöpflichen Kapitel der Te =: 
Operationen und Verbänden noch lange nicht erschöpft ist. Mediko- | Orthopädie machte. Dringend erforderlich aber ist es, daß jeder Arzt Sy Fra 
.. mechanik, ‚aktive, und passive: Heilgymnastik, Massage, Heißluftbäder, | sich darüber Rechenschaft geben kann, was ein künstliches Glied leisten ` D i RA 
; | Kurz, däs. ġanze weit ausgedehnte Rüstzeug der heutigen Orthopädie |-soll:und kann, dà auf:Grund des ärztlichen Urteils. der Verstümmelte` MONTE = 3 
verlangt, so viel. Überwachung und. besondere, Schulung, daß die er-.| mit-oft unerfüllbaren Forderungen an sein Kunstglied herantritt. Ins- : PHE RE 
wähnte. Forderung berechtigt.erscheint. : Gleichzeitig, muß aber verlangt |.besondere muß jeder Arzt wissen, daß die Prothese für die untere BE, 
werden, daß. dem Verletzten die. Zeit. zur Verfügung; steht,.die zu seiner | Extremität im Laufe des ersten Jahres ständiger Anpassung bedarf, bis nl Ear 
Behandlung; nötig. ist.: ‚Die im allgemeinen berechtigte Sitte, daß der | der Stumpf seine schließliche Gestaltung erfahren hat: Je früher die El. 
ausgehfähige Lazarettkranke den Nachmittag zum Ausgehen frei hat, | Anpassung. durch das Tragen eines Behelfsgliedes eingeleitet wird, um ` TERP $ E 
ist für das.orthopädische Lazarett uńd-— wie wir später sehen werden — | so besser wird die Tragfähigkeit des Stumpfes sein. Daraus ergibt sich _ 2 
auch“ für’di6 Invalidenschule ‘eine Unsitte, da die orthopädische Be- | die’Notwendigkeit, alle Beinamputierten unmittelbar. nach‘ der Wund- > ne 
‚haudlung-in den meisten. Fällen mehr Zeit verlangt, als sie die kurzen | heilung- mit Behelfsprothösen 'auszurüsten, deren Anfertigung keinem P j 
Vormittägsstunden, bieten... Eine wirklich Autzbringende Behandlung, | Arzt Schwierigkeiten bereiten wird. ‚Daß die. bisher gebräuchlichen SE y 
die nicht, unnötig.langen Lazarettaufenthalt voraussetzt, muß: bei: Gon- | Krücken verschwinden müssen, kann nicht. oft genug betont werden, | id 
tracturen und fehlerhaften Stellungen, die den Haupfanteil der..ortho-. | zumal es- anfangs hoch „orthopädische“ Lazarette gab, ‚in’ denen. der Bi 
pädischen. Fälle bilden, eigentlich Tag und--Nacht in Anspruch, nehmen, |. Gebrauch von Behelfsprothesen unbekannt wär. Weiterhin ergibt sich Lt 
wenn auch die Nachtbehandlung lediglich in dem Tragen korrigierender. |. die-Forderung, daß alle Amputierten möglichst rasch der Wundheilung Abu 
Apparate besteht. Selbstverständlich: verlangt. einė solche Behandlung | zugeführt werden sollen. Hier kommt die Frage der primären Ampu- Ei. 
Ä ‚tationstechnik weniger in Betracht, obwohl sie die Schnelligkeit -der | Fi 
N 


psychischer" Hinsicht —' bedingen, sollten. möglichst rasch zur Ent- 
lassung kommen. * Es miißte unbedingt vermieden werden, daß ein 
solcher Fall. als Casüs piger von einem Lazarett zum anderen verwiesen 
wird, zumal: der in ‚nutzlosen. Fällen allzulange ausgedehnte Lazarett- 
. Aufenthalt nicht allein: eine Gefahr für das Lazarett, sondern auch für 
‚ den Kranken bedeutet, der. durch den Lazarettaufenthalt gar leicht zum 
|  Lotterleben verführt und-der-Arbeit entfremdet wird, während wir- uns 
| ‚ doch gerade bemühen, diese Art von Invaliden möglichst früh und 


$ 
6 
le 
j 
N 
j 
) 
1 
| 


u a a 
—n___. u. 
nn g, 


energisch wieder der Arbeit zuzuführen und ‘der Volkswirtschaft: als. 

‚ Bübzliches Glied einzufügen. E T 
) ‚Die Rentenbemessung . und. Bewertung. der Verletzungsfolgen. 
sein. zurzeit noch keine. Schwierigkeiten-zu bieten, da ein gewisses 
weit. „ugTunde gelegt ‚und ‘von. den. maßgebenden Stellen ohne 

2 eres anerkannt wird. "Wir dürfen uns aber nicht verhehlen, daß 

leses Schema, wie. jedes : schematische Vorgehen, ‘eine Quelle von 

| der Mißständen werden-wird: Denn die’ Ausdehnung des Krieges 

mae mit sich, w/ 

-= nu a8: die Renten den. Staatshaushalt in. erheblicher Weise belasten. 
Er ‚Rentenschema:anerkanntermaßen sehr hoch eingestellt ist, 
führe eme Nachprüfung der Renten, leicht : zur Verkürzung , derselben . 
By he Daß, hiermit. viel Unzufriedenheit “und Mißgunst ausgelöst. 
con wird, ist: ebenso selbstverständlich als die Möglichkeit der Ver- 


m M 2 a 
i - - 


A : ar 


i re 
rt ne Rn EEE ni 


daß die Zahl der Rentenempfänger eine, große wird 


Wundheilung - entscheidet, da für die Technik der primären Am- 
putationen eine Reihe von Faktoren maßgebend, ist, für die das. 


Schlachtfeld und -nicht die Invalidenfürsorge in Betracht kommen. 


Wohl aber muß die verzögerte , Wundheilung in Betracht gezogen ` 
‘werden, von -der wir sprechen können, wenn nach drei Monaten _ 


spätestens die Amputationswunde nicht geheilt ist. Wir dürfen nicht 
außer acht lassen, daß mindestens die Hälfte aller Kriegsamputäationen 
Nachoperationen (Sequestrotomien, plastische Haütdeckungen, Re- 
amputationen) nötig machen. Diese sollen nicht erst nach monate- oder 
gar jahrelanger nutzloser Salbenbehandlung, sondern sofort dann vor- 
genommen werden,- wenn der geschulte Arzt die Notwendigkeit der’ 
Nachoperation.erkennt. Daß- hierdurch dem Staate viele: Behandlungs- 
tage und -kosten, dem Verstümmelten. viel entnervender und der Arbeit 


|. entwöhnender Lazarettaufentbalt‘ erspart werden, bedarf keiner be- 
sonderen - Erwähnung. - Wohl aber kann darauf hingewiesen werden, 
daß die frühzeitige Entlassung noch während des Krieges dem Invaliden .- 


die Möglichkeit schafft, bei der dutch đer Mangel an Arbeitskräften 


bedingten starken Nachfrage nach Arbeitern rasch eine geeignete 


Arbeitsstätte zu finden, in .der er, einmal eingelebt, auch nach dem 
Kriege lohnenden Verdienst finden wird. Aus.dem gleichen Grunde 


sollte.es das Bestreben aller maßgebenden Behörden: sein, die- dauernd 
Kriegsunbrauchbaren ‚möglichst rasch ihrer Arbeitsstätte, zuzuführen, in-. 
vielen, Fällen mit Behelfsprothesen und Behelfsapparaten, Die end: 


gültigen Prothesen und Apparate können leicht ohne dauernden Lazarett- 


„aufenthalt angefertigt, verpaßt und getragen werden. Die Art der 
endgültigen Prothese kommt gar nicht in Betracht. Es soll 'nur darauf 
hingewiesen werden, daß’ für viele Berufe die einfachste Prothese die 
‘beste ist (Kellerarm für den Landwirt, vo N an 


Keller selbst angefertigt) und daß es vielfach gilt, das Laienvorurteil 


‚zu „zerstören, wonach eine recht teure, Gummi- oder Lederprothese. 
leistungsfähiger als ein gut konstruiertes sonstiges Kunstbein ist, Die ` 


Herstellung .aller.Prothesen. in centralisierten Großbetrieben, ‚wie sie 


Spitzy für Österreich 


e s wame nn nn 


/ De 
. . a . i 
- \ 


‚ von dem amputierten Landwirt © 


| reich und Dollinger: für Ungarn schuf, - erscheint. 
für alle-Staaten-als ein erstrebenswertes Ziel. Von vielen anderen. hier. 


De nu 
nA 


mens. 722 
u... Mil, Zar 


132 


geregelte. Herstellung es vermeiden lassen, daß der Anıputierte monate- 
lang im Lazarett auf sein Künstliches Bein warten und als bemitleidens- 
werter Krückengänger der Arbeit entfremdet werden muß. 


ahmenswertes und auch viel nachgeahmtes Beispiel schuf. 


nicht vergißt, daß es in erster Linie gilt, den Kriegsverstümmelten so 
weit herzustellen, als es die ärztliche Kunst vermag und daß diese 


Behandlung in dieser Zeit noch die Möglichkeit zuläßt, die Einrich- 
tungen der Invalidenschule dem Kriegsverstümmelten nutzbar zu machen, 
kann und soll dies als Arbeitstherapie und zur langsamen Gewöhnung 
an die Arbeit geschehen. In der Hauptsache aber wird die Invaliden- 
schule erst für den- völlig Ausgeheilten in Betracht kommen, der in 
der Schule einem neuen Beruf zugeführt oder mit seinen verstümmelten 
oder künstlich ersetzten Gliedern dem alten Berufe sich wieder an- 
passen soll. Der Berufswechsel ist nach Möglichkeit zu vermeiden; 
der Wunsch vieler Verstümmelter muß hierbei bekämpft werden, da 
viele in die Schule drängen, um den bisherigen Beruf mit einem leichteren 
oder höher gestellten zu vertauschen. Insbesondere macht sich auch 
in der Invalidenschule die Landflucht in ausgedehntem Maße geltend, 
wobei die Lockungen und scheinbaren Vorteile der Großstadt, in der 
das Lazarett ist und in der der Verstümmelte als Lazarettinsasse bisher 
monatelang weilte, wohl in Betracht kommen. 

Es muß auch betont werden, daß die Schule selbst kein Spiel- 
zeug sein darf. Werkstättenschulen, die den Invaliden kaum zwei 
Stunden im Tage beschäftigen und den ganzen Nachmittag zum Wirts- 
hausbesuch und Großstadtbummel freigeben, sind kaum geeignet, den 
Invaliden von den Segnungen und Vorzügen geregelter Arbeit zu über- 
zeugen und zum schaffensfrohen Mitgliede der menschlichen Gesell- 
schaft zu machen. 

= Ebenso selbstverständlich ist es, daß die Arbeit in den Werk- 
stätten dem Invaliden bezahlt werden muß, da der klingende Lohn 
stets ein Ansporn zu regerer Tätigkeit und erhöhter Leistung sein wird. 
Die militärische Autorität, die von einzelnen als genügender Anreiz 
betrachtet wird, dürfte bei den Invaliden, die sich trotz des Aufent- 
halts in der Lazarettwerkstätte vielfach nur rein äußerlich noch als 
Soldaten fühlen, nicht ausreichen, um Höchstleistungen zu erzielen. 
Dies gilt vor allem für die Verstümmelten, bei denen weniger ein neuer 
Beruf oder eine neue Fertigkeit (Linksschreiben) als die Anpassung an 
das alte Handwerk in Frage kommt. 

Zum Schluß noch der Hinweis, daß alle Invalidenschulen die von 
Wallstein wievon Spitzy festgeprägte Bedingung erfüllen müssen, 
daß kein Invalide die Werkstätte verläßt, der nicht ärztlich vollkommen 
versorgt und sozial so gut betreut ist, daß er mit der Entlassung aus 
dem Lazarett den freien, für Jahre gesicherten Arbeitsplatz an seiner 
künftigen Wirkungsstätte findet. Hier muß die soziale Leitung zur 
rechten Zeit die nötigen Vorkehrungen treffen, damit der Invalide 
keinen Tag länger im Lazarett bleiben muß, als es sein Zustand und 
sein Können verlangt. Auch die Militärbehörden werden Mittel und 
Wege finden, um das die endgültige Überführung des Invaliden ins 
Zivilleben oft um Wochen verzögernde Entlassungsschema dem Wohl 
und dem Vorteil des einzelnen anzupassen. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 

Die in der ärztlichen Fachliteratur sich häufenden Berichte über 
schwere Reiz- und Vergiftungserscheinungen nach dem 
Finspritzen von Paraffinölzubereitungen machen es jedem 
Arzt zur Pflicht, bei Verschreibung von Quecksilberparaffin- 
emulsionen usw. Paraffinum liquidum mit dem Zusatz 
„D.A.B. Y.“ oder „officin ale“ zu verordnen. Das offizinelle Prä- 
parat ist ungefärbt, geruch- und geschmacklos. Auch 
die Pharmazeutische Zeitung warnt in Nr.5 die Apotheker nochmals 
dringend davor, ein Paraffinum liquidum zu verwenden, das sich nach 
dem Arzneibuch nicht als ganz einwandfrei erweist und macht sie auf 
die Verantwortung und etwaige Anklage wegen Fahrlässigkeit auf- 
merksam, 


Das Centralkomitee für das ärztliche Fort- 
bildungswesen in Preußen veranstaltet unter Förderung 
der Medizinalabteilung des Ministeriums des Innern und in Gemein- 
schaft mit einer Reihe von Universitäten und lokalen Vereinigungen 


aa a 


_ 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 5, 


nicht zu erwähnenden Vorteilen abgesehen, dürfte die fabrikmäßige, 


Zum Schluß noch einiges über die Invalidenschulen, für die 
Spitzys meisterhaftes Können und Organisationstalent zuerst ein nach- 
Freilich ist 
das Wesen der Spitzyschen Schule: die straffe Organisation und die 
Arbeitsteilung, weiterhin die strenge Scheidung der Invaliden, je nach- 
dem sie ärztlicher oder sozialer Hilfe bedürfen, nicht durchwegs scharf 
erfaßt. Die Angliederung der Invalidenschule an das orthopädische 
Lazarett hat unschätzbare Vorteile, wenn eine gemeinsame Leitung 


\Wiederherstellung in möglichst kurzer Zeit erfolgen soll. Soweit die 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8. 


. 2. Fet r lg T : 
- EEE 


für das ärztliche Fortbildungswesen in den Monaten Februar, März, 
April für während des Krieges approbierte Ärzte 
dreimonatige Übersichtskurse über das gesamte 
Gebiet der Medizin. Es wird bei den Kursen besonderer Wert 
auf die praktische Unterweisung am Krankenbett 
gelegt. Aus diesem Grunde werden die Teilnehmer in kleinere Gruppen 
zu je höchstens 25 geteilt werden. Herren, die nicht am Kursorte 
wohnen, können auf Wunsch in Lazaretten untergebracht werden. 
Beginn: Anfang Februar. Anmeldung unter Angabe des Appro- 
bationsdatums, der gewünschten Ortsgruppe und Mitteilung, ob auf 
vorstehende Vergünstigung reflektiert wird, werden im Kaiserin- 
Friedrich-Haus, Berlin NW 6, Luisenplatz 2—4, entgegen- 
genommen. Da in verschiedenen Gruppen die Höchstzahl bereits er- 
reicht ist, empfiehlt es sich, stets einige Ersatzgruppen anzugeben. 


Das Allgemeine Krankenhaus Eppendorf in Hamburg ist mit 
Rücksicht auf die gegenwärtig geringe Nachfrage nach Medizinalprak; 
tikantenstellen bereit, jüngere Ärzte zum Zwecke ihrer Fort- 
bildung für jeweilig längstens sechs Monate bis zur Höchst- 
zahl von 35 (einschließlich Praktikanten) einzustellen, und zwar 
gegen freie Beköstigung Il. Klasse in der Anstalt, jedoch ohne Woh- 
nung oder Barvergütung. Über die Wahl der Abteilung entscheidet 


unter Berücksichtigung der Wünsche der einzelnen Herren der ärztliche 
Direktor. 


Au der Universität Leipzig findet vom 3. Februar bis Mitte 
April d. J. ein Fortbildungskurs’ für die aus dem Felde zurück- 
kehrenden Ärzte, sowie jene des Heimatsgebietes statt, der sämtliche 
klinische Fächer, sowie die Hygiene umfassen wird. Der Kurs 
wird unentgeltlich gehalten (mit Ausnahme einer geringfügigen 
Einschreibegebühr). Die Vorträge werden an allen Wochentagen, mit 


Ausnahme Sonnabends, in den Abendstunden in den betreffenden 
Instituten abgehalten. o  _  _ 


Die Seifenherstellungs- und Betriebsgesell- 
schaft in Berlin W 80 hat sich bereit erklärt, diejenigen Kommunen, 
welche den Betrieb von Entlausungsanstalten unterhalten, 
hierfür mit den erforderlichen Mengen von Seife zu versehen. 
Infolge der Knappheit an Seife ist eine Zuweisung von Kaliseife nicht 
möglich. Die zu überlassende Menge von K.A.-Seife ist vorläufig 
auf je 100 g für je vier zu entlausende Personen festgesetzt worden, 
in der Annahme, daß diese Menge bei sparsamer Anwendung dem 
praktischen Bedürfnis entsprechen wird. Unter Zugrundelegung dieser 
Berechnung können die erforderlichen Seifenmengen von den Gemeinden 


bei der Seifenherstellungs- und Betriebsgesellschaft (Abteilung für Heeres- 
bedarf) unmittelbar angefordert werden. 


— ——— m mM 


Die Einrichtungen der Volksgesundheitspflege, besonders die 
der Mutter- und Säuglingsfürsorge, haben während des Krieges über 
den Mangel an Ärzten geklagt. Zahlreiche neue Einrichtungen sind 
entstanden und haben vielfach ohne Arzt gearbeitet. Die Stadt- und 
Landkreise, Gemeinden, die öffentlichen Korporationen der Volkswohl- 
fahrt, Verbände, Anstalten und Fürsorgeeinrichtungen wirken im eigenen 
Interesse, wenn sie sich die Mitarbeit der aus dem Heeresdienst ent- 
lassenen Ärzte rechtzeitig sichern. Viele von diesen Ärzten sind früher 
in der sozialen Fürsorge jahrelang tätig gewesen, viele verfügen über 
wertvolle für die sozialhygienische Tätigkeit erforderliche medizinische 
Spezialkenntnisse, sodaß ihre Einstellung in einen passenden Arbeits- 
bereich von Bedeutung für die Durchführung der Fürsorgemaßnahmen 
sein dürfte. 

= Das Organisationsamt für Säuglingsschutz de 
Stiftung Kaiserin-Auguste-V iktoria-Haus zur Bekämpfung der Säaug- 
lingssterblichkeit im Deutschen Reiche stellt sich als Vermittlung’ 
stelle zur Verfügung. Behörden, Kommunen beziehungsweise Kom- 
munalverbände, Wohlfahrtsvereine — nicht nur der Mutter- und Säug- 
lingsfürsorge —, überhaupt alle diejenigen, die Ärzte suchen, werden 
gebeten, Meldungen an die Geschäftsstelle: Charlottenburg, 
Mollwitz-Privatstraße, gelangen zu lassen. Beizufügen sind nähere 
Angaben über die Art der Anstalt und Einrichtung, Besoldungs- up 
Anstellungsbedingungen. Gleichzeitig werden Ärzte, die auf dem Ge- 
biete gearbeitet haben, oder die in Zukunft auf demselben zu arbeiten 


gewillt sind, ersucht, dem Organisationsamt eine entsprechende Meldung 
zugehen zu lassen. osei 


Nürnberg. Aus der Martin Brunner schen Stiftung 
gelangt alljährlich an eine in Deutschland tätige Person eine Gabe von 
ungefähr 1500 M als Preis für hervorragende wissenschaftliche Leistungen 
auf dem Gebiete der Erforschung und Bekämpfung der Krebskrankheiten 


zur Verteilung. Bewerbungen sind bis spätestens 1. September dieses 
Jahres beim Stadtmagistrat Nürnberg einzureichen. 


P SANDER DR Chirurg Prof. Dr. L. Rehn beab- 
sichtigt in den Ruhestand zu treten. 


[4 


„Berlin. Dr. Mühs am, dirigierender Arzt der chirurgiseh®N | 
Abteilung, im Krankenhaus Moabit, und Geheimrat G a 
Stadtmedizinalrat in Charlottenburg, haben den Professortitel erhalten. 


Hochschulnachrichten. Freiburg i. Br.: Professor 
v. Miööllendorff, Abteilungsvorsteher am Anatomischen Institut 10 


Greifswald, ist vom 1. April 1919 ab zum ersten Prosektor am Anato: 
mischen Institut berufen worden. 


Digitized by CON gle 


ma . 


ae aR 
1 je i 
er i 

Í x 


an lin |: 


Wochenschrift für praktisch Årzte = 


. hie ž ” 
- ha - p” # 3 ý “ - . 
ER: ae ' . = . 
i EU 


x - . 
> nr 
=. 


Nr:6.( 


nn nn . - EN 


Baden a 
a . Pc d i -ia B 
` = $ ae u Sih i š 
` ` a u j . 
» 5 E . 
b * 
Al “ z k 
de a ‘ 


r =- -y am 


redigiert von. n 
Professor Dr. Kurt Brandenburg 
>. o Berlim" “° | e, 


4 


> 
en 


` 


w Verlag von | | 3 
Ä Urban & Schwarzenberg 
en ` l / 


t 


Berlin 


Inhalt: Originalarbeiten: C. Lewin, Zur Frage des Zusammenhangs des. Diabetes mellitus und Diabetes insipidus. A. Pöhlmann, Über 
| W. Weichardt und. E. Schrader, Über die Serodiagnostik der Syphilis. mittels 


Diagnose, Verbreitung und Behandlung der B 


artflechte. | ocnra í 
Windrath, Kurzer Bericht über 23.im Jahre 1918 mit dem Friedmannschen Mittel behandelte 


‚Ausflockung durch cholesterinierte, Exträkte. | 

‚ Lungentuberkulöse. E. Nießl v. Mayendorf, Zur Symptomatologie und Pathogenese der Granatcommotionsneurose. (Schluß.) W. Alexander, 
`- Ischias und Simulation. A. Döblin, Nasenblutungen bei der Influenza. — Referatenteil: Strauß, Strahlentherapie, IT — Aus den neuesten 
Zeitschriften, — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Frankfurt a. M. ! Wien. — Rundschau: 
, Zur Führung von Doppelnamen durch Ärzte. — Tages- 


Schelenz, Die vom. Osten drohende Fleckfiebergefahr. 


Der Verlag behält sich.das ausschließliche Recht der Vervieifältig 


Zur Frage des-Zusammenhangs 
-<.< des Diabetes mellitus und Diabetes insipidus. 
| Prof. Dr. Carl Lewin, Stabsarzt der Reserve, 
‚zurzeit ordinierendem Arzt einer Beobachtungsstation im II. A.-K. 
Die gegenseitigen Beziehungen . des Diabetes mellitus und 


` Diabetes insipidus finden in der-nicht sehr großen Literatur, die 
' sic mit dieser Frage beschäftigt, keine einheitliche Beurteilung. 


` 


Der Zusammenhang beider Erkrankungen wird einmal darin 


gesehen, daß beide Teile in der gleichen Familie unter . nahen 


aufzuweisen hatten (Troussea u, Reith, Quist, Seegen, 
Fisk, Soböl, Geigel, Senator u. A). D. Gerhardt 
- Sieht bei diesen Fällen einen Zusammenhang aber lediglich in der 
'vererbten neuropathischen Konstitution und Weber und Groß 


schließen sich dieser Deutung an. 


Von größerer. -Bedeutung n 
. Übergängen einer Erkrankung in die andere, oder von ab- 
wechselndem Auftreten beider bei dem gleichen: Kranken. Viel 


: n die Dissertationen von Hadra und Mileczky, 


zitiert werde 
welche über zwei 
Diabetes mellitus 
richten, bei denen 
die sich nach und nach ‘ebenfalls verlor. Naunyn, der diese 
‚Angaben erwähnt, bezweifelt aber, daß: dieser Behauptung irgend- 
‚welche Tatsachen zugrunde liegen, meint. vielmehr, daß. es 'sich 
um einen von Mann kopf beobachteten Fall handelt,. wo nach 
Meningitis cerebrospinalis zunächst dauernde:.Polyurie, dann plötz- 
lieh Zuckerausscheidung (bis 1°) auftrat, die in wechselnder 
Stärke anhielt, dabei aber von ‚der- Nahrungszufuhr unabhängig 
blieb, zeitweise gänzlich fehlte ‚und schließlich nach wenigen 
Wochen überhaupt verschwand. ; Ähnliche Fälle sind aber bei 
organischen Hirnkrankheiten vielfach festgestellt, insbesondere 
mich im Anschluß an ein Kopftrauma häufiger beobachtet worden. 
Her kommt es entweder zunächst zu Polyurie, alsdann zu Glykos- 
ve oder es verschwindet eine zuerst aufgetretene Glykosurie 
u alioi und es bleibt nur eine. .Polyurie bestehen, . die mehr 
höre: weniger lange dauert und schließlich ebenfalls gänzlich auf- 
' Da en kann. Es hängt also nur von der mehr oder minder langen 
Di E der Erscheinungen ab, ob. man von einem Ubergang des , 
$k etes mellitus in Diabetes insipidus und umgekehrt oder nur 
eine ‚ner vorübergehenden Glykosurie spricht, die später lediglich - 
ost Polyurie Platz macht, beziehungsweise umgekehrt, _ Auch 
ah venden nicht glykosurische Polyurien mit .Glykosurie ab- 
De Ai nd oder nacheinander bei Traumen und insbesondere trau- 
Zus schen Neurosen beobachtet. ‚Auch.diese Fälle sind für einen 
“ammenhang beider Erkrankungen verwertet ‘worden. E 


in Frerichs Klinik. beobachtete Fälle von 
mit allmählichem Schwinden des Zuckers be- 


1 
„ 
Er 


sind die ‚Beobachtungen von. 


schließlich nur noch eine Polyurie übrigblieb, 


.Th. v. Olsbausen 
, geschichtliche Notizen. 
1 Taes 
ung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift rum E 


.. Blutsverwandten beobachtet worden sind, sodaß z.B. Fälle von | des Diabetes mellit 
. Diabetes insipidus eine erbliche Belastung mit Diabetes mellitus 


| 


| von 2700 cem mit ein 


‚mehr nachgewiesen werden. Seltener ist nach Senator 
. von Diabetes insipidus in. Diabetes mellitus. 


stammende Frau, die seit ihrer Jugend an Durst und: P 
Harnmengen von 12 bis ið 1; das specifische Gewicht des Harns betrug - 
1001 bis 1003; Eiweiß fehlte. Sie gab bei der Untersuchung: an, vor 

_ drei Jahren zum erstenmal 0,8 % Zucker ausgeschieden z LD 

‚Zuckerausscheidung konnte wiederholt auch später no 
werden, dabei war der Harn hell und zeigte niedrig 

„Gewicht... Seitdem trat zunehmende Kachexie auf und‘ 
'an :äußerster. Abmagerung, o 

normität nachzuweisen war, . 


Erscheinungen; es blieb jedoch eine Polyurie mit starkem Durstgefühl 


1004 aus; Eiweiß und Zucker waren nicht nachweisbar. Später trat ` 


rscheinen gelangenden Originalbeiträge vor, `. 


. >~ Für die Frage des: inneren Zusammenhangs des’ Diabetes 
mellitus und des Diabetes insipidus sind jedoch die Fälle von größerer 
Bedeutung, wo, ohne daß ein Trauma vorangegangen ist, die eine 
Erkrankungsform in die andere übergeht oder wo beide ab- 
wechselnd bei demselben Kranken auftreten. Bee | S 
`> ` Guarnerus berichtet, daß er. bei Neugeborenen den Über- 
gang von Diabetes mellitus in.Diabetes insipidus beobachtet. hat. 
In- einer ausführlichen Arbeit hat sich Senator mit. dieser. 
Frage beschäftigt und führt mehrere Fälle an, die. den- inneren 
Zusammenhang des Diabetes. mellitus und insipidus. erweisen 


sollen. `. / A a 
Am häufigsten ist nach seinen Beobachtungen der Übergang 
us in Diabetes insipidus. 'Solcher Fälle beschreibt ` 
: er mehrere. | ER ae 0 E N SUB 27 
- Ein Fall von Senator betrifft einen Kranken, bei dem früher 
. Zucker im Urin festgestellt: worden war. Nach einer fieberhaften Er- 
krankung beobachtete er ihn mehrere: Wochen und fand ständig Urin-- 
méngen von 3100:bis 4500 .mit dem specifischen‘ Gewicht von 1004 bis 
"1006 ohne Zuckerausscheidung. Im zweiten Falle handelte es sich um 
einen im Jahre 1888 an Gicht Erkrankten, der später 0,8 bis 12 % . > 
Zucker ausschied bèt einer Urinmenge von 2,5 bis 31. Nach entsprechender 
. Diät waren alle Krankheitserscheinungen geschwunden, nur Durst und 
Uriüvermehrung blieb. Vier Jahre später fand: sich eine Urinmenge 
em specifischen ‚Gewicht von 1005 ohne Gly- 


kosurie. > | we Da, 2, | | 
| Zwei weitere Fälle Senators betreffen Kranke, bei denen ' 
zuerst Glykosurie, -dann Albuminurie an. Stelle. des Diabetes mellitus 
auftrat.. Nach-dem Schwinden beider. blieb dann nur noch Polyurie 
bestehen. In dem einen Falle handelte es sich um eine 89jährige Frau, 
erblich mit Diabetes mellitus belastet, die seit 18 Jahren 0,3 bis 0,5 % 
Zucker ausschied, dann verschwand der Zucker und es trat Eiweiß im 
Urin (0,9 bis 1,3 %0) mit Oligurie und ‘Ödemen auf, also. eine echte 
Nephritis, Unter. entsprechender Behandlung schwanden alle nephritischen ` 


zurück. '/, Jahr später schied sie 3,5 1 Urin vom specifischen Gewicht 


völlige Heilung ein. Ein anderer Kranker. war: neun Jahre lang Diabetiker, 
dann hörte die Zuckerausscheidung. auf. ‘Es fand sich’ eine geringe 
Fiweißausscheidung, die ‚als Folge einer orthotischen Albuminurie añ- 
esehen wurde. Der Kranke, ein sehr nervöser Mann, klagte, viel über . 
juist und. häufigen Harndrang, sodaß er in der Nacht 11/21 Urin aus- 
Später. konnten irgendwelche Kranpkheitserscheinungen nicht ' 
| der Übergang 
Er. hat ihn einmal beob- 
rige, aus gesunder Familie - 
olyurie litt, mit 


schied, 


achtet.. Es -handelte sich da um eine 43jäh 


u haben. -Die 
ch festgestellt 
es specifisches 
die Frau starb. 
ohne: daß sonst an den Organen eine Ab- 


|] 


XV: Jahrgang 


une nn. 
te ee { 
a Fi 
~ naeia a S E 
a , ex 
' : . { 


mG on. 
i 


wein ir 


Ar 
A ya .. e % 
ET s 


TTS RIE EEE FR 
ES T DEEFEER & 5 ~ 
Pi: 2 me Ben ! nt z 
na x 
mt eaea TARS 5 ka 
rs: Ka ae 
a “a 


E a 
„um. 


Fi A ii 
un." ur 
FL DE UBER 


- 
4 


mo. ı. . 
em N ere r. 


- Ai 
= ~ - iS .. 
TASI 


nA Ae ii 


= 
x 
"j u. 
Be e 


Pape 


u 


F: A 
u rn 

ab u FE 
zu A 


RN V 


aTe 


wa 


A 
EERE E DaT -3 


ver 
rs 


=: ER 
——nunn, -a75 


` Toa 


w- 
eror wrn 


m et 


m 
„Tun 


E en 


s- +> SE 


a . x PE 
a os A = 
OERE VE DNA Sanad a EEO 


q- 


x us $ BR i u 
nennen no VAERD ER Mare ai 


u Soa x bi Se ns - +a 
= er en Dee re re een: 


2: 
-zi Omio. gern 


-r; 


ET ao a eure a D E- 


. Metastäsen im vierten Ventrikel. 


184 


Eine ähnliche Beobachtung beschreibt auch Kuhn. Eine 68jäh- 
rige Frau erkrankte im Jahre 1899 an Pleuritis purulenta. Im Januar 


1901 Operation eines lokalen Rezidivs nach Mamma-Carcinom-Operation, | 


dabei Klagen über plötzlich aufgetretenes quälendes Durstgefühl mit 
Urinmengen von 5 .bis 7 I bei einem specifischen Gewicht von 1002 
bis 1004. Urin zuckerfrei, dauernde Verschlimmerung des Befindens, 
im April 1902 Neuaufnahme. Frau stark kachektisch mit Urinmenge 
von 7000 bis 8900, niedrigem specifischen Gewicht, ohne Zucker. Am 
17. Mai starke Temperatursteigerung, zugleich Vermehrung der Urin- 
menge und des Durstes. Nach Temperaturabfall plötzlich am 20. Mai 
Urinmenge 4500, specifisches Gewicht 1011, enthält 1,8 % Zucker. Die 
Zuckerausscheidung hält nun acht Tage in. ungefähr gleicher Stärke an, 
dann Exitus. Die Sektion ergab Careinom der Narbe der linken Mamma 
mit Metastasen in Nebennieren und allen Drüsen. Dagegen keine 


Es mag bei dieser Gelegenheit erwähnt sein, daß ich über 


eine Beobachtung verfüge, wo im Verlaufe eines Mammacarcinoms | 


bei einem Manne drei Wochen vor dem Tode ganz plötzlich Polyurie 
und Polydipsie mit Urinmengen von 4 bis 51 bei niedrigem spe- 
cifischen Gewicht (1003 bis 1004) obne Zuckerausscheidung 
auftraten, ohne daß bei der Sektion im Gehirn irgendwelche Meta- 
stasen nachweisbar waren. Dagegen waren überall in den Drüsen 
und Knochen massenhaft Geschwulstknoten zu finden. Eine Ur- 
sache der Polyurie fand sich also bei der Sektion auch hier nicht, 
Daß es sich aber nicht um echten Diabetes insipidus handelte, 
bewies die Prüfung der Konzentrationsfähigkeit der Nieren, die 
vollkommen erhalten war. Demnach wäre der Fall nicht als echter 
Diabetes insipidus aufzufassen. Auf diese Frage komme ich noch 
zurück. a 
Der Übergang von Diabetes insipidus in Diabetes mellitus 
wurde auch von D’Amato und Sobol (bei Groß und Weber 
zitiert) gefunden. Störmer sah bei einem Falle von Diabetes 
insipidus kleine Zuckermengen auftreten, welche unter entsprechen- 
der Diät bei einer Tolerenz von 250 g Brot und 500 g Kartoffeln 
verschwanden und nach Biertrinken in Höhe von 1!/2°/, wieder 
auftraten. Ähnlich gibt Moritz an, daß sich bei Diabetes in- 
sipidus manchmal Zuckerausscheidung findet, die bei der Unter- 
suchung des 24stündigen Urins freilich übersehen werden kann. 
In einem Falle fand er bei der Untersuchung des Harns in 
dreistündigen Intervallen ab und zu Zucker in geringen Mengen, 
deutlich abhängig von der Kohlehydratzufuhr. Heiberg be- 
richtet über einen jungen Kaufmann, der seit früher Jugend an 
Durst und Polyurie litt, später Diabetiker wurde und auch an 
Diabetes mellitus mit anatomisch nachgewiesener Erkrankung des 
Pankreas starb. 
| Naunyn hat bei Diabetes insipidus nur einmal eine spon- 
tane Zuckerausscheidung gesehen und D. Gerhardt hält es 
für zweifelhaft, ob nicht in dem oben zitierten Falle von Störmer 
eine alimentäre Glykosurie vorgelegen hat. Naunyn hat freilich 
bei Diabetes insipidus niemals alimentäre Glykosurie beobachtet, 
ebensowenig Frerichs, F. Kraus, v. Oerdt, im Gegensatz 
zu Kraus und Ludwig sowie Moritz. Was nun den be- 
haupteten Zusammenhang beider Erkrankungen betrifft, so findet 
Naunyn das Vorkommen der Glykosurie bei Diabetes insipidus 
zwar höchst interessant, hält aber doch bei der Seltenheit der 
Beobachtung und der Häufigkeit des Diabetes insipidus einen 
Übergang von Diabetes insipidus in Diabetes mellitus nicht für 
gegeben, zumal in allen Fällen, die in der Literatur beschrieben 
sind, ein richtiger und sicherer Diabetes mellitus nicht zustande kam. 
v. Noorden äußert sich überhaupt nicht zu dieser Frage. 
D. Gerhardt nimmt jedoch ebenso wie Weber und Groß 
auf Grund aller hier zitierten Arbeiten einen inneren Zusammen- 
hang von Diabetes mellitus und Diabetes insipidus als wahr- 
scheinlich an. Dagegen bemerkt Umber, daß ihm ein Beweis 
dafür, daß es sich bei der mit Zuckerausscheidung einhergehenden 
Polyurie wirklich um einen echten Insipidus handelte, nirgends 
erbracht sei. Bei dieser Sachlage kann die Mitteilung zweier 
eigener Beobachtungen zur Klärung der Frage beitragen. 

J. Eine junge Frau von 82 Jahren konsultierte mich im Jahre 
1008. Der Vater war an Angina pectoris im Alter von 45 Jahren ge- 
storben. Die Mutter an Coma diabeticum in gleichem Alter. Eine 
Schwester und ein Bruder waren Diabetiker. 

Im Anschluß an ein Wochenbett war sie seit einigen Wochen 
mit quälendem Durst und starkem Harndrang erkrankt. Täglich wurden 
bei entsprechender Flüssigkeitsaufnahme 5 bis 6 1 Urin entleert. 
Die von mir untersuchte Probe des 24stündigen Urins war wasserklar, 
von specifischem Gewicht 1002, enthielt weder Zucker noch Eiweiß. 
Ich konstatierte also einen Diabetes insipidus. Zwei Jahre später 


suchte mich die Frau erneut auf, Ihre Klagen waren wesentlich ge- 
ringer, doch bestand auch jetzt noch vermehrtes Durst- und Hunger- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6. 


_ — m — 


gefühl und die Urinmenge betrug 2 bis 3 I. Von anderer Seite 
war inzwischen Zucker im Urin festgestellt worden. Ich selbst konnte 
ebenfalls das Vorbandensein von 2% Zucker im Harn konstatieren. 
Die Zuckerausscheidung blieb in wechselnder Stärke mehrere Jahre 
lang bestehen. Die Frau erlag dann einer Pneumonie. Wenige Wochen 
vor ihrem Tode babe ich noch Zucker im Harn gefunden. 


Hier ist also eine Frau aus diabetisch schwer belasteter 
Familie im Anschluß an ein Wochenbett mit den Symptomen des 
Diabetes insipidus erkrankt. Wie lange diese Erscheinungen be- 
standen, kann ich nicht sagen. Fest steht nur, daß naclı zwei Jahren 
bei der gleichen Frau ein richtiger Diabetes mellitus auftrat, der 
mehrere Jahre anhielt und bis zum Tode dauernd bestand. Mit 
vollem Recht könnte also, wenn lediglich die Verwertung der 
Symptome ausschlaggebend wäre, von einem Übergang der einen 
Krankheit in die andere gesprochen werden, der um so interessanter 
erscheint, als hier auch hereditär innige Bezieliungen beider 
Formen festzustellen wären. 


| II. Der zweite Fall betrifft einen 46jährigen Kaufmann, der von 
Juni 1916 bis März 1917 als Soldat im Felde stand. Am 15. März 1917 
wurde er wegen einer Pneumonie einem Feldlazarett überwiesen. 
Anamnestisch findet sich die Angabe, daß er aus gesunder Familie 
stammt und stets gesund gewesen ist. Luetische Infektion wird ge- 
leugnet. Im Lazarett wurde eine rechtsseitige Unterlappen-Pneumonie 
festgestellt. Im Urin findet sich Zucker stark positiv. 

Am 10. März Temperaturabfall, Zucker : stark positiv. is 

Am 18. März Lungen ohne Besonderheiten, Urin: Zucker positiv, 
Aceton negativ. 

Acetessigsäure negativ. Nähere Angaben über Urinmenge und 
specifisches Gewicht sowie quantitative Zuckerbestimmungen fehlen. 

Am 17. März Abtransport nach Lazarett N. 

Organbefund hier ohne Besonderheiten, nur über der Lunge, 
besonders rechts noch leichte Bronchitis. Im Urin 1°/, Zucker. 
Eine entsprechende Diät wird verordnet. 


Am 29. März 1917 Zucker 1°/, täglich ausgeschieden 
trotz Diät. 


Am 4. April 1917 starker Durst, Zuckergehalt auch bei ge 
mischter Kost der gleiche. 

Am 9. April 1917 immer Klagen über starken Durst. 
1/2°/o (durch Gärung bestimmt). | 

Am-13. April 1917 bei gemischter Lazarettkost (immer |. Form) 
wird dauernd Zucker bis zu 1°/, ausgeschieden. 
über Urinmengen, specifisches Gewicht fehlen. x 

Am 15. April Verlegung in Vereinslazarett B. P. Klagen über 
Hunger, Durst und Mattigkeit. Bei der Aufnahme an den Organen 
kein krankhafter Befund. Urin frei von Eiweiß und Zucker. 

Am 12. Mai immer dieselben Klagen. Zucker weder nach 
Trommer noch Nylander vorhanden. Gewichtsabnahme 1'/, Pfund. 


Zucker 


1,2 kg. 
Lungenbefund: 
Atmen daselbst. 


Am 15. Juni Verlegung in Lungenheilstätte G. (weitere Urin- 
untersuchungen sind offenbar unterblieben). 

Hier wird folgender Befund erhoben: (15. Juni 1917): Mittel- 
großer abgemagerter Mann, schlaffe Muskulatur, schmaler, starkgewölbter 
Brustkorb, wenig bei der Atmung sich ausdehnend, Ober- und Unter- 
schlüsselbeingruben eingefallen, Lungen sonst ohne Besonderheit, 


ne ohne Besonderheit, Kehlkopf: Stimmbänder verdickt, Stimme 
eiser. 


Dämpfung rechte l,ungenspitze, bronchiales 


Urin hell, klar, Eiweiß, Zucker fehlt. , 
Am 18. Juni kein Fieber. Im Auswurf keine Tuberkelbacillen. 
‚, Am i. August Schlaflosigkeit, Kopfschmerz, Mattigkeit. Über 

beiden Lungenspitzen verschärftes Atmen. Kein Rasseln. Bei der 
Röntgenaufnahme beide Lungenspitzen verschleiert. 

Am 12. September als g. v. H. zum Ersatz-Truppenteil entlassen. 
Angaben über Urinuntersuchungen sind im Krankenblatt nicht vermerkt. 

Am 14. März 1918 wird der Patient vom Truppenarzt wean 
dauernder Klage über Hunger- und Durstgefühl, allgemeiner Mattigk® 
und Abmagerung der Beobachtungsstation des Reserve-Lazaretts IN 
überwiesen. Im Revier war Zucker festgestellt worden. 


u Aufnabmebefund: 1,59 m groß, Gewicht 52,5 kg, Haut und Schleim- 
häute blaß, Muskulatur schwächlich, Fettpolster fast ganz geschwunden. 
Lungen: Über der rechten Spitze leichte Schallverkürzung mit etwas 
verschärftem Atmungsgeräusch, sonst ohne Besonderheiten. Poic » 
regelrechte Grenzen, reine Töne, Puls 80, regelmäßig, Blutdruck 118/70 mm 
Hg. Bauchorgane: ohne Besonderheiten. Nervensystem 
starke vasomotorische Erregbarkeit der Haut. Müßiges Lidflattern un 

Fingerzittern, sonst ohne Besonderheiten. Bei späterer Untersuchung 
des Nervensystems durch Professor B., fachärztlichen Beirat für Neuro: 


logie, wird ein besonderer Nervenbefund nicht erhoben. PINS, 
I. Form, reichlicher Aufnahme von Milch, Brot, Kartoffeln, I N in- 
und Gemüsen aller Art, enthält weder Eiweiß noch Zucker. Die ri 


menge beträgt 81a 1, 


Krankheits- 
bezeichnung:z.B. 


specifisches Gewicht 1008. 
uckerkrankheit. 


9. Februar. 


Nähere Angaben 


Am 19. Mai Klagen über Stiche, Gewichtsabnahme im ganzen 


2er nr 
A i - -.\ pis 
. ET he z: ker g ma a ee 
r oe A Ir rn à B 
$ ES a | ae ve u ` J ie X $ oi 7 . 
z Br E7 aSa on b IR ` R p ` 
ji re Be Fi , z x an 
Poe 9 Februar. 
| et . pok [20 > + 2 $ . 
3 re u A Ra 5 a 
+ = ars g 2 
O E =i i 


a er `, 


ehe VE N 2a : : 
ee 5 ee ee 
RENT s on = ` X 


ao A 


-33 


_ 


.1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6 on o 


1004 bis 1011. < Bei einer einmaligen Untersuchung war der Blut- 
zuċkergehalt normal, 0 A 8, 
emnach ein gegenüber meiner ersten 


Am 18. März 1918 wird. bei ‘einer Urinmenge von 6,5 |, 
specifisches Gewicht 1003, im a ne des ee 
arzt, Privatdozent Dr. N. 2% Zucker festgestellt. Es wird Tag- und | Der zweite Fall zeiet d 
pacu gelr ae ent N März ee dabei. Beobachtung P EE Verhalten. Zuerst, eine mehrere Wochen 
nden sich dauernd im Tagesurin Mengen vo. is 4 ], bei einem j Beer . a aika dol. zu RE 
specifischen Gewicht von 1004 bis 1006. Im Nachturin 1% bis $ }, | Andauernde Zuckerausscheidung von a an lo ‚der en 
„mit specifischem Gewicht von 1004 bis 1011. Während: dieser ganzen | Schwindet dann, es -bleibt Polyurie und Polydipsie. -Nach ein 
Zeit ist der Urin zuckerfrei, dabei wird dauernd über.Durst und quä-'| Jahre findet sich zunächst nur Polyurie. mit niedrigem specifischen 
lenden Harndrang geklagt, d.$ ‚Körpergewicht nimmt um 4 Pfund. ab, | Gewicht, zuweilen mit Zuckerausscheidung bis zu 20), am Tage 
trotz dauernder Zulagen zur täglichen Essensration.. . `. -J einhergehend. Meist betrug der Zuckergehalt nicht mehr wie 0,5°/,. 
Am 10. April wird. der Urin in einzelnen Portionen. untersucht: | ` Liegt hier nun ein Diabetes mellitus vor? Ich möchte die 
Frage, bejahen.. Eine alimentäre Glykosurie ex amylo, und -nur 
um eine. solche: könnte es sich handeln, von dieser Stärke und 


1030 Uhr 500 cem spec. Gew. 1010 Zucker pos. 0,6% (durch Vergärung 

1135 „ 300 „ ehe 1010 Be neg. bestimmt) 

ID g 650, rl, yo Dauer ist doch wobl kaum anders als ein echter Diabetes zu deuten. 

mn T60 p osi n» 1007 p y. Mit v. Noorden und Naunyn müssen wir überhaupt jede 
Glykosurie ex amylo für diabetisch halten. Das Verhalten des 


nachts 1100 „ s eidio a a 
Am 15. April: ER | 

Tagesurin 2400 ccm „ :„ 1004. „ 5 

nachts J400 a 9% „ 100i , j 
Am 18. April. Der Urin wird wieder in 

sammelt und untersucht: 

84& Uhr 250 cem spec. Gew. 1008 Zucker neg. 


| Kohlehydratstoffwechsels in unserem Falle muß als leichter Fall 
von Diabetes mellitus bezeichnet ‚werden. Viele leichte ‚Diabetiker 
zeigen jetzt unter den Verhältnissen der Kriegskogt. ein ganz 
‚gleiches. Verhalten, sie sind meist zuckerfrei, obgleich sie reich- 
lich Kohlehydrate genießen. An. der Diagnose Diabetes mellitus 


-|-kann. deswegen kein Zweifel sein. Ra u on 
pecifische Gewicht: des Urins, 


einzelnen Portionen ge- 


ro. A 
d e 


45 g ofj isation ` 

A a E ERIE a | pos = n ee Auffallend ist das niedrige s 
0, TO y Sa a007. „Me ý P auch .bei positivem Zuckergehalt. Ich finde bei Naunyn ‚die 
lu BO arena y y SR, Angabe, daß Watermann in zwei Fällen von Diabetes mellitus 
WM, 880 p nm 1019 „ pos. 0,51 % Polarisation mit reichlichem Zuckergehalt ein specifisches“ Gewicht, von 1002 
er: -= 0,568% Gärung festgestellt hat. Naunyn selbst fand in Teilquantitäten des 
. nachts Ä Sr Harns: ebenfalls specifisches Gewicht- von 1003 trotz eines Zucker- 
gehaltes von über 1°/,. Allerdings hat er in der 24stündigen 


. morgens 


x 


. . Nachturin 1900 „ 5» 5 1009 


‘noch öfter Zucker, ungefähr in Mengen von 0,5%. Dabei beträgt die 


bis 1011. 


` Kohlel;ydraten täglich änderten an dem Befunde nichts. Nennenswerte 
. "Kohlehydratbeschrönkungen konnten nicht durchgeführt werden. Die 


, „ mterbleiben. 


x 


 itfagsurin 0,6°/, Zucker. Am 18, April 1918 um 10°/; Uhr vor- 


"Kohlehydrate) war dieser Wechsel in der Zuckerausscheidung immer zu 


100 Uhr T00 ” 5 » 1010 ; ' neg. so ' . ee a 
60 Uhr 780 „2.4, ADB È; a Has A . Urinmenge. bei Diabetikern nur. selten ein niedriges specifisches 
Am 19. April: “ 


z g ; 3 ; : 0. i a .o >. 
Tagesurin 2100 cem; „1007 , } le mit: Zuckergehalt von 2°, das speeifische Gewicht nur 
”- 


trägt, ist doch wohl als außerordentlich ‚selten anzusehen. 
~” Kann somit an der Diagnose Diabetes mellitus kaum ein 
Zweifel bestehen, so ist die Frage,. ob ein Diabetes. insipidus vor- 
liegt, noch’ zu erörtern. Der Kranke zeigte das Symptom der 
Polydipsie und Polyurie ohne Zuckerausscheidung bei niedrigem 
specifischen Harngewicht. Wann dürfen wir einen solchen Sym- 
ptomenkomplex als Diabetes insipidus bezeichnen? D.Gerhardt 
unterscheidet noch drei. Formen der Erkrankung.: Erstens Diabetes 
insipidus bei organischen Erkrankungen. des Nervensystems, zweitens 
bei funktionellen Neurosen, und endlich drittens Diabetes’ insipidus 
obne erkennbare Beziehungen zu Erkrankungen des Nervensystems 
= idiopathischer Diabetes insipidus. se, a \ 
Bei diesem sollnach Koranyi, Talquist und Erich 
Meyer die Niere die Fähigkeit verloren haben, den Urin zu 
‚konzentrieren, während die Verdünnüngsfähigkeit erhalten geblieben 
ist. An diesem Verhalten geprüft, ist der von mir beobachtete 
Fall kein idiopathischer Diabetes insipidus, denn er vermochte: bei 


| Bei weiterer Beobachtung keine Änderung des Befundes. Durst- 
und Hungergefühl bestehen in gleicher Weise fort. In einzelnen Urin- 
portionen manchmal im gesammelten Tag- und Nachturin findet sich 


Urinmenge dauernd bis zu’ 4 |l mit speeifischem Gewicht von 1004 


Bei täglich gleichbleibender -Kohlehydratzufuhr (400 bis 500 g 


konstatieren. Auch Kohlehydratzulagen in Höhe von 100 bis 150 g 


Prüfung einer Toleranzgrenze mußte aus äußerlichen Gründen leider 


Am 15. Juli 1918 wird Patient als z. a. v. H. sechs Monate zum 


Ersatztruppenteil entlassen. Ber | | 

Ein d5jähriger, sonst gesunder Mann aus diabetisch nicht 
belasteter Familie erkrankt an Pneumonie im März 1917. Im Urin 
wird 1%/, Zucker festgestellt.. Während des Lazarettaufenthalts 


in der Rekonvaleszenz vier Wochen lang dauernde Zucker- 


ausscheidung von !/, bis 1°/,, durch Nahrungsaufnahme unwesent- 


lich beeinflußt. Dann Urin zuckerfrei, aber immer Klagen über 
Durst und Mattigkeit. Eine tuberkulöse Erkrankung der Lungen 


Flüssigkeitszufuhr auf !/, 1 am Tage bei zweistündlicher Unter- 
| suchung einen Urin von specifischem Gewicht 'bis 1027 aus- 
'zuscheiden. Zucker konnte ‘dabei in keiner Urinportion nach- 
gewiesen werden. Eau, M ee A 


Der Versuch, am 25. März angestellt, ergab folgendes Resultat: 


wird als Ursache seiner Abmagerung angenommen; der Verdacht re a | 
bestätigt_sich aber nicht. Nach Entlassung zur Truppe im Sep- -o Zeit -Urinmenge spec. Gew. ` Zucker 
tember 1917 tut er zunächst */, Jahr, Garnisondienst, wird dann . 8 bis 10 Uhr 250 2004 =" 
aber erneut wegen starken Hunger- und Durstgefühls mit all- E » = 5 | PEN | 1: = 
gemeiner Mattigkeit und Befund von Zucker im Urin dem Lazarett ə? 4 ? i50  - 1098 - 
überwiesen, | E E > 4,6, 180 1028 = 
e „ ” k . 
Bei erneuter Lazarettaufnahme im März 1918 wird Polydipsie 6,8 „ 82 >. . 1026 — 
und Polyurie festgestellt, Urin -von 8 bis 41/, 1, dünn, mit 8,10 a o 8 . 1097 = 
(1005 bis 1010, selten mehr), ist nt ae TON ar EN a PE a 
Es bliebe also zu erörtern, ob wir es mit einer anderen 


niedrigem specifischen Gewicht | 
wächst zuckerfrei. Eiweiß fehlt, Blutdruck regelrecht, keine 


Nephritis. Am dritten Tage der Lazarettaufnahme im Urin von 
6,8. 1 20%/, Zucker. Tag- und Nachturin getrennt untersucht, 
weiterhin zunächst zuckerfrei. Am 10. April 1918 im ersten Vor- 


Form des Diabetes insipidus nach 'D. Gerhardt zu tun haben. 
Die Kategorie zu 1. (organische Erkrankungen des Nervensystems) 
scheidet aus. Übrig bleibt‘lediglich, ob es sich-um einen Diabetes 
insipidus bei funktionellen Neurösen handelt. | | 
Weber und Groß nennen als charakteristisch für diese 
Form, die sie im übrigen unter den Begriff des echten Diabetes 
insipidus zum Unterschied von. anderen. Formen’ der Polyurie 
rechnen, die leichte Beeinflußbarkeit des markantesten Symptoms 
der Polyurie, wobei. die Harnmenge abnimmt, das specifische 
Gewicht steigt. Es liege dann: also primär eine Polydypsie vor, 
die, auf nervöser Grundlage entstanden, zu einer Polyurie führt, 
Obwohl im beschriebenen . Falle Zeichen einer ausgeprägten Neu- 
rose fehlen, so ‚waren. sie doch immerhin so weit vorhanden, daß 


mittags und 9 Uhr abends Zuckermengen von 0,5°/,, in den übrigen 
Portionen kein Zucker. Am 19. April 1918 im Tag- und Nachturin 
Zucker positiv (quantitativ. nicht bestimmt), Urin über 4 l 
zeigt niedriges specifisches Gewicht von 1008. _ | E 
~ In der Folgezeit bei dauernder Polyurie mit Urinmengen von 
ungefähr 4 ] noch häufiger Nachweis von Zucker nicht nur in 
einzelnen Urinportionen, sondern auch im ganzen Tag- oder Nacht- 
wiw. Nur einmal hat der Urin‘ bei Zuckergehalt von 0,5°/, ein 
Speeifisches Gewicht von 1019 erreicht, sonst blieb er stets um 


t 
d 


r 


Gewicht. (1017) beobachtet. Daß bei einer Urinmenge m ‚6,5 1 
1011 be- 


einem‘ Konzenträtionsversuch lediglich unter Einschränkung der - 


‚ Ss pr 4 i e. 
t = E ý aN Ea - a Et 3 Ba + 
” -. ug 5 s tn G, É., 
Ss. 1 - OUN ih, , 
TONE E EEE 
Ea 
R ` er t » ! 
7 ‘ 
K a" 
l 


% 


ern “u Se Pr 5%, .. 
N en 


> ` , r T nern. S . 
nn ee en Ba Den < i $ 3 
x Eu ” ven nn, ia’ EN 7 ş . i To lte e È l mse ~Ma Y Sy T . Fe 

N A re ae een : ! Dee Saa SP ENE - ee en 
NE a EE BE Au æ. S a i De; -+ IB 
rn ch “tn ; ; er ag 7 e eT 
= š a = PS Een A EAE En Sia -rå 
a aai 2 3 i ve ee Bee 


n EL TATE S 
ie e T am ni. 
b 


um 


ORG, -~ k er Ro s) p- + 
Pre; z ... -a 2. 
Er SE TUE FREE teten 
a 


I 


N 
4 
| 
t 
| 

1 

I 
l 


= rn A -- Trat 


= = B . 
= y i i - i : DE e m A 
= Eee ei; % - : 
en da ea remain ten eo als Armee een une AAN Sat}. = a7 — Lee E Sana AT he aa nee wer 


ee To 


u AE nee 


136 | 


die Diagnose der funktionellen Neurose nicht abgelehnt werden 
kann. Überdies handelt es sich um einen ziemlich schwächlichen 
Mann, dessen Nerven durch das Kriegserlebnis zweifellos ge- 
schädigt waren. Daß aber die Polyurie zurzeit eine sehr häufige 
Erscheinung ist, steht fest. Keineswegs kann sie allein oder vor- 
nehmlich als Folge der veränderten Ernährung oder überhaupt 


.als Nährschaden angesehen werden. Sie hat zweifellos in erster 


Linie nervöse Ursachen wie die Polyurie bei funktionellen und 
besonders bei traumatischen Neurosen. Die Frage ist nun, unter 
welchen Bedingungen wir solche Polyurien, ganz gleich welcher 
Ätiologie, unter die Rubrik des Diabetes insipidus rechnen können. 
Nach den Arbeiten von Erich Meyer ist, wie schon erwähnt, 
der echte Diabetes insipidus eine primäre Polyurie, welche durch 
die Unfähigkeit der Niere, einen Harn von normaler Konzentration 
zu liefern, bedingt ist. Der Kranke braucht infolge dieser Störung 
zur Entfernung der harnfähigen Stoffwechselprodukte größere 
Wassermengen als der Normale, also ähnlich der Zwangspolyurie 
bei den Nierenkrankheiten, welche zum Verlust des Konzen- 
trationsvermögens geführt haben. | 

Alle anderen Polyurien sind sekundärer Art, hier ist das 

Primäre eine Polydipsie. Entscheidend ist also ledig- 
lich das Verhalten der Nieren. Diese Formulierung 
des Begriffes Diabetes insipidus wird trotz mancher Anfechtungen 
von den meisten Klinikern heute vertreten. Faßt man aber den 
Begriff des Diabetes insipidus so, dann gibt es überhaupt keinen 
einzigen Fall in der Literatur der uns hier beschäftigenden Frage, 
bei dem mit Sicherheit die Diagnose des Diabetes insipidus zu- 
trifft. In manchen Fällen ist die Diagnose auch im Sinne der 
alten Auffassung des Begriffes der Krankheit sehr zweifelhaft. Vor 
allem gilt das für den behaupteten Übergang des Diabetes mel- 
litus in Diabetes insipidus. : Es ist bekannt, daß mit dem Auf- 
hören der Zuckerausscheidung nach entsprechender Diät der 
Diabetiker sehr häufig noch größere Harnmengen ausscheidet. Es 
bleibt lange Zeit eine Polyurie bestehen, die aber nicht als 
Diabetes insipidus bezeichnet werden darf. Sehen wir nun z. B. 
die beiden Fälle von Senator daraufhin an, so erscheint es 
wahrscheinlich, daß sie unter diese Rubrik gerechnet werden 
müssen, also zur Polyurie nach Glykosurie. So finden. auch die 
Fälle von Hadra und Mileczky, wenn sie überhaupt existieren, 
und alle anderen ähnlichen Beobachtungen eine einfache Deutung. 
Bei manchen in der Literatur beschriebenen Fällen sind auch noch 
andere Erklärungen möglich. So bei den Fällen von Senator, 
wo erst Glykosurie, dann Albuminurie, zuletzt aber nur noch Poly- 
urie ohne Eiweiß und Zucker beobachtet wurden. Es ist doch 
sehr fraglich, ob es sich nicht z. B. im ersten der beiden Fälle 
Senators um eine Polyurie nach Nephritis handelt, um jenes 
Stadium der Glomerulo-Nephritis, wo das mangelnde Konzen- 
trationsvermögen der Nieren durch kompensatorische Polyurie aus- 
geglichen wird, In diesem Stadium kann bekanntlich oft Eiweiß 
im Urin gänzlich fehlen, ohne daß die Funktion der Nieren wieder 
vollkommen hergestellt ist, 1 

Ich möchte also alle Fälle von angeblichem Übergang des 
Diabetes mellitus in Diabetes insipidus als wenig gesichert an- 
sehen und insbesondere betonen, daß überbaupt in keinem ein- 
zigen der beschriebenen Fälle die Diagnose Diabetes insipidus 
feststeht. 

Das gilt auch für das sehr viel seltener behauptete un- 
gekehrte Verhalten, den Übergang des Diabetes insipidus- in 
Diabetes mellitus. In dem Falle von Heiberg ist die Diagnose 
Diabetes insipidus an sich sehr wenig begründet. Er gibt nur 
an, der Kranke habe seit früher Jugend viel an Durst gelitten 
und reichliche Urinmengen ausgeschieden. Solange aber nicht 
erwiesen ist, daß ein echter idiopathischer Diabetes insipidus vor- 
liegt, möchte ich selbst für einen anscheinend so eindeutigen Fall, 
wie den ersten meiner Beobachtung, keine andere Erklärung geben, 
als daß eine anfangs nicht diabetische Polyurie schließlich zu 
einer Polyurie mit Glykosurie und dann zu einem echten Diabetes 
mellitus geworden ist. Daß Glykosurie als direkte Folge einer 
einfachen Polyurie entstehen kann (Durchspülungsglykosurie = 
Diureseglykosurie), ‘ist im Tierexperiment zwar vielfach nach- 
gewiesen worden, wird aber von Naunyn für den Menschen 
abgelehnt. Vollends kann’ sie als Ursache eines echten Diabetes 
mellitus wohl kaum in Frage kommen. Daß von Polyurie und 
Glykosurie Übergänge vorkommen, ist bisher nur bei organischen 
Gehirnkrankheiten, bei Kopftrauma, bei traumatischen und funk- 
tionellen Neurosen bewiesen worden. Hier haben wir auch das 
Verhalten, welches im zweiten Falle meiner Beobachtung zu ver- 


\ 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6. 


9. Februar. 


zeichnen ist,. das abwechselnde Auftreten der einfachen nicht- 
diabetischen Polyurie und der diabetischen Glykosurie. Wie diese 
Zusammenhänge zustande kommen, ist trotz der vielfachen dieser 
Frage gewidmeten experimentellen Arbeiten noch immer unklar. 
Polyurie wie Glykosurie können durch die mannigfaltigsten Ein- 
griffe in das Nervensystem künstlich hervorgerufen werden. Am 
Boden des vierten Ventrikels findet sich z. B. eine Stelle, deren 
Verletzung Glykosurie und Polyurie oder nur das eine oder das 
andere bewirkt. 


nn nard. Es ist sonach möglich, daß Einwirkungen mannigfachster 
rt, 
durch Übergreifen auf andere Stellen des centralen Nervensystems 
zu Zuckerausscheidung Veranlassung geben und daß je nach Dauer 
der Symptome ein echter Diabetes mellitus aus der vorhergegan- 
genen Polyurie sich entwickelt, daß beide Erscheinungen abwechseln 
oder die umgekehrte Entwickelung sich vollzieht. 


Es ist die Stelle des Zuckerstichs von Claude- 


welche zu einer nichtdiabetischen Polyurie führen, bald 


Es ist also in der Literatur nicht ein einziger Fall bekannt, 


welcher den Übergang eines echten Diabetes mellitus in einen 
Diabetes insipidus beweist, selbst 
Diabetes insipidus in dem alten Sinne fassen, der jede Polyurie 
ohne Glykosurie dazu rechnet. 
Diabetes insipidus so, wie ihn heute die meisten Kliniker auf 
Grund der Arbeiten von Erich Meyer formulieren, also als eine 
primäre Polyurie mit Beeinträchtigung der Konzentrationsfähigkeit 
der Nieren, dann gibt es auch keine einzige Beobachtung, die als 
Übergang eines echten idiopathischen Diabetes insipidus in einen 
echten Diabetes mellitus gedeutet werden darf. 


wenn wir den Begriff des 


Fassen wir aber den Begriff des 


Solange aber solche Beobachtungen fehlen, ist der Beweis 


für einen inneren Zusammenhang beider Erkrankungen nicht er- 
bracht. Der zweite Fall meiner Beobachtung, der ohne Prüfung 
der Konzentrationsfähigkeit der Nieren gewiß auch als Diahetes 
insipidus hätte gedeutet werden können, ist ein Beweis dafür, WIC 
wenig im Grunde das Symptom der Polyurie und Polydipsie die 
Diagnose Diabetes insipidus in allen den Fällen der literatur 
sichert, die als Beweis für den Zusammenhang beider Erkrankungen 
angeführt zu werden pflegen. | 


Benutzte Literatur: D. Gerhardt, Diabetes insipidus in. 


Nothnagels Handbuch Bd. 7,1 und Deutsche Klinik Bd. 3, — Naunylh 

Der Diabetes mellitus. — Umber, Diabetes insipidus in Kraus - Brugsch, 

Spezielle Pathologie und Therapie innerer Krankheiten, Bd. 1. A 
Mohr, in v. Noorden, Handbuch der Pathologie des Stoffwechsels, Bd. 2. 
on und Groß. Die Polyurien. 
G., 0), Ic A 


mew T = 


Ergebnisse der inneren Medizin, 


Über Diagnose, Verbreitung und Behandlung der 


Bartilechte'). 
Von 
Dr. A. Pöhlmann, zurzeit Stabsarzt an einem Kriegslazarett. 


M. H.! Ich habe den Auftrag, Ihnen in einem kurzen Vor- 
trag über die Diagnose, Verbreitung und Bekämpfung der „Bart- 
flechte“ zu referieren. Wenn auch hierbei für mich in erster 
Linie nur rein praktische Gesichtspunkte maßgebend sein dürfen, 
so halte ich es doch für nicht zu umgehen, dem eigentlichen 
Thema einen kurzen Überblick über die allgemeine Pathologie 
der Dermatomykosen vorauszuschicken. | 


Unter Pilzen im allgemeinen verstehen wir alle chloro- 
phyllosen pflanzlichen Lebewesen. Sie sind nicht imstande, Kohlen- 
säure zu assimilieren, und daher auf ein saprophytisches oder 
parasitierendes Dasein angewiesen. Unter Pilzen im engeren Sinne 
verstehen wir diejenigen chlorophyllosen Gewächse, die als vese- 
tatives Organ ein Mycel bilden (Plaut). Ein solches Mycel 
präsentiert sich unter dem Mikroskop als ein dichtes Gewir innig 
miteinander verflochtener Fäden (Hyphen), die durch quergestellte 
Scheidewände geteilt sein können (septiertes Mycel), Währena 
das Mycel den vegetativen, nur der lirnährung dienenden Teil des 
Pilzkörpers darstellt, produziert es andererseits resistente Dauert- 
formen, die Sporen (= Konidien von xoviæ Staub), welche 2. 
bei den Trichophytonpilzen einfach durch Zerfall der Hyphen ent- 
stehen können, während sich bei anderen Arten die Fortpflanzung 
komplizierter gestaltet. Unter diesen, zu den Schimmelpilzen 89° 
hörenden Fadenpilzen (Hyphomyceten) finden sich nun ver- 


schiedene, die für die Haut des- Menschen und der Tiere pë- 
thogen sind. 


1) Vortrag, gehalten vor Ärzten einer Armeeabteilung. 


= 
4 ER, 


Hyphomyceten in der Haut verdanken, bezeichnen wir als Der- 
matomykosen, und trennen mit Unna zweckmäßig zwischen 
Saprophytien der Oberhaut und echten parasitären: Erkrankungen 
der- Haut. Die Affektionen .der ersten Gruppe (Pityriasis versi- 
color, Erythrasma, 'Trichomykosis) haben, wenn unkompliziert, kein 
militärisches Interesse, da sie die Dienstfähigkeit nicht beeinträch- 


were 3 7 „ en ar > y DGA R Br i ER En m A C 

sea e a ; A R a ZA o S BEE: MEN 4 ‚| i | 

ER e L ee S ie me ` AS i Ze x je ER A At BERN 7 Ei a £ 

Krankheiten, welche ihr -Enstehen der Ansiedlung von | . Im Frieden‘ kamen an .den ‚Kliniken Pilzerkraukungen der _ 3 JER SP 
Haut nur in. geringer Zahl zur Beobachtung und waren ganz über- m e 

wiegend auf. die ländliche Bevölkerung und Berufe, die.mit Tieren. HN Ep o, 
EA F N PR u TE 

Poe 

an f l 


zu tun hatten, beschränkt.. So: wurden z. B.. in der Breslauer 
Hautklinik unter 18241 Kranken nur 1123 .= 0,6% Trichophytie- 
kranke behandelt (Galewsk'y).: Dieses Verhältnis hat sich im’ 
Kriege vollständig geändert. .Meirowsky. entnehme ich die 
Angabe, daß auf ‘der militärischen: Hautstation in Köln 1916 nur 


Ea 
_ 


k 
han Are en 
. - FS t "y Amn 

2% Fai EE i 
P — 
Tee Ei e men. 


Ben era = a 7 
DDR u Sage SE 
- h Pa 
S 
a $ Teapa Po 


tigen.. Die Pilze der zweiten. Gruppe (Favus, Mikrosporie, Tricho- | | | 
_ phytie) sind miteinander . nahe verwandt und durch Übergangs- | 311‘ Trichophytiekranke behandelt wurden gegen: 1429 im: Jahre r 
formen verbunden. Die. Mikrösporie ist eine Erkrankung der noch 1917, also innerhalb eines Jahres eine Zunahme um beinahe das v4 ATS 
nicht geschlechtsreifen Kinder; der Favus kommt an der West- | Fünffachel . ,  -.. ee N: ar Pe 
front — von ganz vereinzelten, aus dem.Osten eingeschleppten Die Trichophytie des Bartes ist neuerdings aus dem Westen, -< i i ao RA 
. Fällen abgesehen — nicht zur. Beobachtung, Dagegen haben die | aus Frankreich, zu uns. gekommen, wo ja.schon im Frieden die ` G CEE A 
Trichophytieerkrankungen durch ihre rasche Verbreitung in der | Pilzkrankheiten sehr viel häufiger waren als bei uns. Dement- Be ER al Te 
Armee und die durch sie bedingte Dienstunfähigkeit zahlreicher | sprechend wurde das erste gehäufte. Auftreten von Bartflechte aus ` ER i PARER f 
‚den Städten am Rhein, weiter aus Frankfurt a. M. und. dann erst f {i es 


weiter östlich gelegenen Orten gemeldet. Nach. bisher vorliegenden 


Mannschaften schon seit: längerem, die Aufmerksamkeit auch der 


a le. E 
a 
mae am a : 
Be 
w 
n A 


Nach diesen Überlegungen wird uns das verschiedene kli- 


Ko ur 


'. ‚militärischen Behörden auf sich ‚gelenkt. . T | | 
k Die grundlegenden Arbeiten- von. Sabouraud, Bloch | Untersuchungen scheint, wie erwähnt, das Trichophyton. gypseum | 
‘und Anderen haben die Pluralität der Triehophytonpilze bewiesen, | hierbei eine besondere Rolle zu spielen. Letzteres, ein Ektothrix- o 
‘und zwar findet man die verschiedenen Arten in den verschiedenen | pilz, ist ein- Parasit des Pferdes und.wird von diesem auf den IE | 
‚Ländern in verschiedener Häufigkeit. In manchen Gegenden be- | Menschen übertragen. Der erkrankte Mensch überträgt dann ‚seine a ee 
kommt man bei aller Häufigkeit der Trichophytie und trotz der | Triebophytie entweder unmittelbar auf andere Personen oder mittel- OR 
groben Verschiedenheit der Krankheitsbilder sozusagen doch immer | bar'durch leblose Gegenstände, mit denen er in Berührung kam. ` Bi, 
‚ nur den einen gleichen Pilz zu .sehen (Jesionek), so'z. B. an | Die‘rasche Verbreitung der Trichophytie unter den Soldaten wird Bea 
der Westfront-besonders das T richophyton gypseum. ` 2 ‚leicht, verständlich, wenn wir uns nur ‘einiger Momente erinnern, Eh 
= Auf Grund ihrer- Lagerung im menschlichen .Haar teilt man | wie des engen Zusammenwohnens in Unterständen und Quartieren, es 
nach Sabouraumd die Trichophytonpilze in Endothrix- und in | des gegenseitigen Aushelfens mit eigenen Sachen, wie Waschzeug, il ur 
< Ektothrixarten ein. Erstere sind menschlichen, ‘letztere tierischen | Handtuch, Wäsche, Kamm, Bürste, Rasierzeug, Halsbinde, Gas- In 
Ursprungs. Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal bildet je- | maske, Mütze, Wachmantel usw. An allen. diesen Gegenständen ah 
doch das Verhalten der Pilze in Reinkultur auf dem künstlichen .| haften die Triehophytiepilze sehr leicht und werden mit ihnen er 
Nährboden Sabourauds (Demonstration). u . | übertragen. Von der Front heimgekehrt, infiziert der Urlauber 2 
- Die Triehophytie tritt in sehr verschiedenen klinischen | Seine Familie, und der Friseur sorgt für die Weiterverbreitung in Bi: oone 
Formen auf. Aus praktischen Gesichtspunkten heraus unfer- | der Heimat. SE BE FRE en 
scheiden wir zwischen Trichophytien der behaarten Haut und des | :. .. Und endlich. haben wir im Kriege noch eme Quelle für die A 
übrigen Körpers.. Dabei hängt die Entwicklung des Krankheits- | Verbreitung der Trichophytie ‚kennen gelernt, mit der wir alle poo 
. bildes, die therapeutische Beeinflußbarkeit und die Ausbildung | tagtäglich in Berührung kommen, nämlich das Papiergeld. Unter- a en 
immunisatorischer Vorgänge in erster Linie davon ab, ob. der je- | suchungen von Kister und Delbanco?) ergaben, daß am a al 
weilige Pilz nur in den obersten Hautschichten vegetiert, oder ob | Papiergeld Trichophytonpilze_ haften und von dort reingezüchtet IB: ch 
‚‚er-tiefer in den Haarfollikel, die Haarwurzelscheiden, und endlich: | werden können. Überimpfüngen von diesen Kulturen auf den g. £ 
îm das perifollikuläre Bindegewebe eingewandert ist. . Die Haut ‚Menschen verliefen positiv. Das gelinde Grauen vorverschmutzten 3 
reagiert den eingedrungenen Schädlingen gegenüber‘ mit ` einer .Geldscheinen entbehrt demnach nicht der Berechtigung, und sollten Are | 
defensiven Entzündung, welche sich je nach dem oberflächlichen | dieselben aus dem Verkehr gezogen werden. | u 3 
oder tiefen Sitz der Pilze verschieden intensiv gestaltet. Dem- | Zur allgemeinen Prophylaxe der Bartflechtenepidemie in der an 
entsprechend schen wir die infizierte Haut bald nur mit Hyper- | Armee wären verschiedene Vorschläge zu machen). Gelegentlich a 
amie, Desquamation und höchstens noch mit Exsudation antworten, | der Gesundheitsvisitationen könnte auch auf das Vorkommen von A 
oder andererseits mit lebhafter Proliferation bis zur Bildung | Bartflechte geachtet werden. Während es einerseits den Soldaten en 
richtiger Granulationsgesehwälste reagieren. Dazu kommt, daß | zu verbieten wäre, sich bei Zivilfriseuren rasieren zu lassen, müßte ae 
| die. Trichophytonpilze selbst zu den Eitererregern gehören. andererseits das Selbstrasieren empfohlen und die Anschaffung FR 
von Rasierapparaten, z. B. aus Kantinenmitteln, . gefördert werden. er 
In in den Kasernen einzurichtenden. Rasierstuben dürfte zum ee 
> E i 
Ta 


nisch 


( 
‚ Tote, schuppende Flecke auftreten, aus welchen. weiterhin durch 


Follikel) mit ent 


filtrate (Einbruch der Pilze in das kollagene Gewebe), sowie er- 


welche durch ihre 


Patienten), 


Einschäumen kein Pinsel, sondern nur die Hand oder Watte ver- 
wendet werden, Kämme und Rasiermesser müßten mit desinfi- 
zierenden Flüssigkeiten. (Kreosotinkresol) gereinigt werden. Haar- 
schneidemaschinen können kurz durch eine Spiritusflamme ge- 


sche Bild der Trichophytien ohne weiteres. verständlich. 
~ Wir sehen, bei der oberflächlichen Triehophytie der Haut 
r. superficialis) scharf umschriebene, akut entzündliche, 


x Eja g 
a ERA N 
a N 
E . i á 
wann A Ananahi, 


erscheinende Umgebung gründlich eingepinselt worden, so -wartet 
` man den spontanen Abfall der Jodtinkturkruste ab oder beschleu- 
 mnigt. ibre -Ablösung durch Applikation einer schwachprozentigen 
Salicylvaseline. Unter einer 3%igen Resoreinziokpaste, die noch 
“schwach antiparasitär wirkt und gleichzeitig die noch bestehende 
geringe Dermatitis günstig beeinflußt, kehrt die Haut bald zur 
Norm zurück, Eine ‚Wiederholung dieser Kur wird selten not- 
wendig sein. Bei oberflächlicher Trichophytie des Bartes kann: 


sprechenden Veränderungen an den Haaren, die 


Entstehung entzündlicher Knoten oder mehr flächenhafter In- 


Involution des Centrums zierliche Ringformen entstehen. Durch 5 | 
stärkere Exsudation kann. diese maculosquamöse ‚Form in die | zogen werden. Tücher wären durch Papier zu ersetzen. 
'vesiculöse ‚übergehen. . Diese letztere Form : der oberflächlichen | Was nun die Behandlung der Trichophytie betrifft, so sind p ; 
_Trichophytie kam im Frieden vor allem bei .der ländlichen Be- | die oberflächlichen Formen leicht heilbar, ‘da die Pilze ja nur in -` cj} 
vlkerung zur Beobachtung und war in manchen Gegenden | den oberflächlichsten Hautschichten vegetieren und durch ein- Sa 
endomibah, | ee a . | fache schälende Prozeduren leicht mit diesen abgestoßen werden De, 
_ . Beider Trichophitia profunda kommtes dagegen zu | können. Als einfach und zuverlässig empfehlen sich für die Tri- a i 
ausgedehnten lebhaften Entzündungserscheinungen im Bereiche | chophytia superficialis Pinselungėn mit Jodtinktur, welch letztere PR. 
des gesamten bindegewebigen Anteils der Haut. Wir beobachten | bei ihrer Kriegszusammensetzung. nicht mehr verdünnt zu werden ee 
die Bildung eitriger Follikulitiden (Eindringen der Pilze in die | braucht. Ist so an vier bis fünf aufeinanderfolgenden Tagen der Se ! 
erkrankte Bezirk und seine nächste, makroskopisch noch gesund ERS f 


weichter Abscesse und tumorartiger Granulationswucherungen, 
P scharfe Begrenzung und ihre. durch follikuläre 
usteln und Knötchen höckerige ‚Oberfläche treffend mit. einer 

one verglichen wurden. Sofern sie nicht als Mischinfektion .| 
n Trichophytie auftritt, ist die kokkogene Sy- 


neben der tiefe 

Cosisnontricho phytica (fälschlich „non parasitaria“ be- 

zeichnet) durch ihre mehr diffuse und streng auf das behaarte | ruhig. rasiert werden, es scheint hierdurch"sogar die Komplikation 
usbreitung, ihre symmetrische Anordnung, '| mit Sycosis non trichophytica vermieden werden zu können . j 


Gebiet beschränkte A 
ze und den ungleich chronischeren Verlauf von 


ytie leicht zu unterscheiden (Demonstration von 


- 


das Fehlen der Pil 


der tiefen Triehoph 3) D.m. W. 1918, Nr. 25. 2 
. (M. m. W, 1918, Wr. 19.) 


2) Vgl. Meirowsky, Merkblätter, 


RE Sr a r a 
RE EN yoe M u = 
| 4 


9. Februar. 


nn mn nn 
———-- —_——. — 


a u, © nn = 2 


138 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6. 


(Plaut). Dagegen soll man oberflächliche Trichophytieherde 
nicht röntgen, da nach zahlreichen Beobachtungen (Fischer, 
Galewsky und Andere) eine Verbreitung und Vertiefung des 
Prozesses die unerwünschte Folge sein kann. 

Eine wesentlich intensivere Behandlung erfordert die tiefe 
Trichophytie. Hier empfiehlt es sich, zunächst eine gründliche 
Epilation des ganzen erkrankten Bezirks vorzunehmen. Dann wird 
mit wäßriger Sublimatlösung (1:3000 bis 1:1000) verbunden und 
über den öfter zu wechselnden feuchten Verband werden zweimal 
täglich je eine Stunde und länger möglichst heiße Leinsamenkata- 
plasmen appliziert. Erweichte Infiltrate sind durch Stichineisionen 
zu eröffnen, rasiert darf wegen der Gefahr der Pilzverschleppung 
nicht werden. Nach meinen Erfahrungen glaube ich behaupten 
zu dürfen, daß diese alte, bewährte, wenn auch umständliche Be- 
handlungsart der tiefen Trichophytie bei konsequenter Durch- 
führung ganz Ausgezeichnetes leistet, und, wenigstens was den 
Zeitpunkt der definitiven Heilung betrifft, hinter keiner anderen 
Methode zurücksteht. Bei der eleganten, schmerzlosen und oft 
rur eine einzige Bestrahlung erfordernden Röntgenbehandlung ist 
zwar die anfängliche Besserung eklatant, aber das restlose Ver- 
schwinden aller Infiltrate läßt oft sehr lange auf sich warten, so- 
daß man nachträglich genötigt ist, andere Methoden beizuziehen. 
Worauf die günstige Beeinflussung der tiefen Trichophytie durch 
die Röntgenstrahlen beruht, ist noch keinesfalls vollständig’ auf- 
geklärt. Antiparasitär wirken die Röntgenstrahlen nicht; auch 
auf der epilierenden Wirkung allein kann der günstige Effekt der 
Bestrahlung nicht beruhen, denn mit der mechanischen Epilation 
wird nicht das gleiche erreicht. Wir müssen vielmehr daran 
denken, daß durch die Röntgenstrahlung eine wesentliche Ver- 
änderung des Chemismus der Haut zustande kommt. (Daß die 
Röntgenstrahlen in der Tat imstande sind, Änderungen im Stoff- 
wechsel zu bewirken, ist wenigstens für die Leukämie bewiesen.) 

Zu diesen alten bewährten Methoden sind nun im Kriege 
noch einige neuere hinzugekommen und wenigstens von ihren Ur- 
hebern warm empfohlen worden. Das überreiche Material der 
hiesigen großen Hautstation bot Gelegenheit zu ausgedehnten 
Nachprüfungen. Über die mit diesen neueren Methoden gemachten 
Erfahrungen kann ich Ihnen selbstverständlich hier nur kurz zu- 
sammenfassend berichten. 

Silberstein!) empfiehlt, „bei Bartflechte und ähnlichen 
Pilzerkrankungen der Haut“ die erkrankten Stellen mit angefeuch- 
tetem Höllensteinstift ausgiebig zu bestreichen. 20 Minuten später, 
wenn die geätzten Stellen trocken und schwarz aussehen, wird 


jizierte ich 0,5, 1,0 und 1,5 cem intraglutäal nach den Regeln 
der unlöslichen Hg-Injektionen. Unter zehn an tiefer Trichophytie 
und kokkogener Sycosis leidenden Patienten erzielte ich in drei 
Fällen nach drei bis fünf Injektionen völlige Heilung, in zwei 
Fällen nach vier Injektionen fast völlige Heilung, in vier Fällen 
nach drei bis fünf Injektionen erhebliche Besserung und nur in 
einem Fall nach drei Injektionen so gut wie keine Beeinflussung. 
Über die angegebene Zahl von Injektionen kam ich nicht hinaus, 
da sie zu schlecht vertragen beziehungsweise von den Patienten 
verweigert wurden. An den Injektionsstellen bildeten sich stets 
sehr druckempfindliche Infiltrate aus, die Gehen und nicht selten 
auch Liegen unmöglich machten. Sie kamen jedoch nie zur Ab- 
scedierung, sondern wurden restlos resorbiert. Alle Kranken 
klagten über Unwohlgefühl, Mattigkeit und Kopfschmerzen. Die 
Körpertemperatur stieg häufig bis zu 38° und wenig höher, um 
am Tag nach der Injektion zur Norm abzufallen oder nur wenig 
intermittierend auf dieser Höhe mehrere Tage stehenzubleiben. 
Länger währendes Fieber und gleichzeitige Appetitlosigkeit brachte 
die Kranken schwer herunter. Die Atemluft roch noch Tage nach 
der Injektion nach Terpentin, im Urin waren vereinzelt Spuren 
von Eiweiß nachweisbar. Injizierte ich direkt auf die Becken- 
schaufel, wie Klingmüller empfiehlt, so war die lokale 
Reaktion eher noch schmerzhafter; auch dadurch, daß ich, einem 
neuerlichen Vorschlage Klingmüllers folgend, die Einzel- 
dosis auf !/ı ccm herabsetzte und ferner noch Anästhesin 
zusetzte (in 50 cem Öl lösen sich freilich nur 0,6 g Anästhesin 
auf!), gelang es mir nicht, die unerträglichen lokalen und 
allgemeinen Reaktionen zu vermeiden. Auf welche Weise 
die Terpentininjektionen wirksam werden, ist nicht bekannt. 
(Das Blutbild fand ich normal.) Es ist bedauerlich, daß diese 
zweifellos sehr wirksame Methode, wenigstens in ihrer jetzigen Ge- 
stalt, zur Behandlung der Bartflechte nicht empfohlen werden kann. 

Nur des theoretischen Interesses halber darf ich endlich 
noch erwähnen, daß man wie bei der Aktinomykose und Sporo- 
trichose so auch bei der tiefen Trichophytie mit Salvarsan und 
Jod ganz erhebliche Besserungen (wenn auch nicht wie bei den 
ersteren Erkrankungen Heilung) erzielen kann. 

M. H.! Menschen, die einmal an tiefer Trichophytie er- 
krankt waren, sind in der Regel gegen neue Infektionen geschützt. 
Es ist selbstverständlich, daß nur bei der tiefen Trichophytie sich 
Schutzstoffe bilden und Immunität eintreten kann. Denn nur die 
tiefe Trichophytie, bei welcher voll vegetierende Zellen mit den 
-Toxinen der Pilze in Wechselbeziehung treten, kann als Allgemein- 


> PO Dane een ET A - 


mit Schwefelpaste verbunden. Die Angabe Silbersteins, 
daß mit einer einmaligen gründlichen Anätzung der erkrankten 
Stellen der Krankheitsprozeß als erloschen angesehen werden 
könne und die Heilung in durchschnittlich 10 bis 14 Tagen er- 
folge, kann ich, wenigstens was die tiefe Trichophytie und die 
Folliculitis barbae betrifft, nicht bestätigen. Ich benötigte bis zur 
restlosen Heilung leichter Fälle von tiefer Trichopbytie bis zu acht 
Ätzungen in bis 53 Tagen, andere Fälle waren noch nach fünf 
Ätzungen so gut wie nicht beeinflußt worden. 

Dieser Methode weit überlegen, bedeutet die Behandlung 
der Trichophytia profunda und der Sycosis non trichophytica mit 
Carbolsäureätzungen nach Arning?) einen großen Fortschritt. 
Mit watteumwickelten und in Acid. carbolic. pur. liquef. getauchten 
Holzstäbchen werden alle Knoten und Infiltrate ohne Druck 
oberflächlich überstrichen. Die Haut ist nun absolut trocken zu 
halten (nicht waschen, nicht rasieren) und wird zur weiteren Aus- 
trocknung dreimal täglich mit 2%igem Salicylspiritus betupft. 
Die spontane Lösung der Krusten erfolgt nach längstens zwölf 
Tagen und muß abgewartet werden. Wenn nötig, wird nur die 
Ätzung wiederholt. Ich habe von dieser Methode bisher in rund 
100 Fällen Gebrauch gemacht und kann dieselbe als reinlich, 
billig, bequem und rasch wirksam wärmstens empfehlen. 

Die im Anschluß an die Ätzung sich einstellenden oft er- 
heblichen Schmerzen gehen meist in wenigen Stunden vorüber. 
Auch ausgebreitete schwere Fälle trichophytischer und kokkogener 
Sycosis wurden durch zwei bis drei, selten mehr Ätzungen in 
durehschnittlich vier bis fünf Wochen restlos geheilt. 

Auch über Versuche nach Klingmüller?°) die Bart- 


flechten mit Terpentinöl zu behandeln, möchte ich kurz berichten.. 


Von einer 20%igen Lösung von Ol. Terebinthin. in Ol. Olivar. in- 
~ i D. militärärztl. Zschr. 47, Jahrg., H. 7/8. 

2) D. m. W. 1918, Nr. 25. = 

») D. m. W. 1917, Nr. 41. 


erkrankung den ganzen Körperhaushalt in Mitleidenschaft ziehen, 
nicht aber die oberflächliche Trichophytie, bei der die nur in den 
verhornten und obersten Epidermisschichten angesiedelten Pilze 
dem Saftstrom der Haut entrückt sind. Diese Trichophytle- 
immunität ist specifisch, aber nicht nur für den Betreffenden, 
sondern für alle 'Trichophytonstämme. Bloch verdanken Wir 
nun den Nachweis, daß die Pilzimmunität histogener Natur an 
die Zellen und nicht an das Serum gebunden ist. Es gelang ihm 
nämlich durch Transplantation von Hautstückchen Trichophytle- 
kranker auf Gesunde die Trichophytieimmunität damit auf letztere 
zu übertragen. 

, Zum Nachweis der bei tiefer Trichophytie eingetretenen 
veränderten Reaktionsfähigkeit (Allergie) der Haut bedient man 
sich seit längerem (Neißer und Plato) des sogenannten 
Trichophytins. Dieses, ein Filtrat verschiedener Trichophyton- 
kulturen, wird zum Nachweis der speeifischen Überempfindlichkeit 
in dem Tuberkulin analogerweise angewendet. Überhaupt haben 
durch weitgehende Analogien die Tuberkuloseforschungen dureh 
die Studien der Pilzimmunität eine hervorragende Stütze erfahren. 
Dabei ist die Pilzimmunität außerordentlich übersichtlich und Vie 


leichter zu überblicken als die Tuberkuloseimmunität (Much). 


Es war naheliegend, daß man bald versuchte, wie beim 
Tuberkulin so auch beim Trichophytin die allergische Entzündung 
nicht nur zur Diagnose, sondern auch zur specifischen Therapie 
zu benutzen. In neuester Zeit wurden zwei polyvalente Mise = 
trichophytine in den Handel gebracht: das Trichon von Bruck f 
und das Trichophytin von Scholz®). Ich behandelte pa 
meiner Station bisher 20 Patienten mit tiefer Trichophytie 3e 
Bartes genau nach der beigegebenen Anweisung mit dem letzter® 
Präparat. Dabei bevorzugte ich die intradermale Anwendung, 
sie stärkere Allgemeinreaktionen vermeiden (Bruck yn 


1 M. m. W. 1918, Nr. 18. 
2) M. m. W. 1918, Nr. 19. 


a TANZEN & 2 j EN Ea E `; o 
arena iR SE - En 3 i | asp = Ao x (5 5 
9. Februar. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — r..6:. EEE er G: Ci z 
ebru en m — i | ge TM R 
j f , ; \ RN AR, er SLR 
Kusunoki) und trotzdem nach’ bisherigen ‘Beobachtungen die |  _ Uns lag nun besonders daran, die beiden-Methoden bei Fällen ie p | 
a Rt j. besten Resultate geben soll., Die. günstige therapeutische Beein- | zu vergleichen, bei denen die luetische Infektion länger zurück- eh 
an flussung der Trichophytie war in jedem Falle zweifellos. Restlose | liegt: und. bei denen erfahrungsgemäß häufiger mit sogenannten Ku Dre 
ind n Heilung trat jedoch nur in fünf Fällen nach 8 bis 14 Injektionen | „Übergangswerten“ ‚zu. rechnen ist.: | Wir "wählten deshalb das ee 
nm} ein, bei den anderen Patienten machte die rasche anfängliche | Material (Blut und Liquor) von Dementia progressiva paralytica Er 
r Fi Besserung nach zirka sieben Injektionen halt. Die noch restierenden | und in einigen Fällen das von Lues: cerebri. Im ganzen unter- er a 
ud} Infiltrate und Knoten reagierten in diesen Fällen auf weitere In- | suchten wir 42 Untersuchungsproben von Paralyse (85 Blutproben PIO 
Jossu d jektionen nicht mehr und mußte mit. anderen Methoden fort- | und 7 Liquorproben) und 2 Blutproben. von Lues cerebri. Das Pa 
biy |, gefahren werden. Schädliche Nebenwirkungen. -oder stärkere All- | Material wurde \uns von der Psyehiatrischen Klinik und. der Heil- gi 
am} . gemeinreaktionen habe ich nicht beobachtet. Wenn so auch die | und Pflegeanstalt Erlangen in dankenswerter Weise zur Verfügung iu 
| p neuen Präparate von Fehlern, welche die .Trichophytietherapie | gestellt‘). Bei Einsendung des Materials wurde uns die klinische a 
an bisher in Mißkredit brachten, frei zu sein scheinen, so glaube ich.) Diagnose nicht mitgeteilt. Wir erfuhren sie erst, nachdem beide re 
mh | doch, daß man die specifische Behandlung der tiefen Trichophytie | Reaktionen. angestellt waren. . Jeder Sendung von Material war is 
anka mit Mykinen wegen ihrer zurzeit noch beschränkten Wirksamkeit | Untersuchungsmaterial eines nichtluetischen Falles beigefügt. na : 
A nur als Hilfstherapie beiziehen wird. ` >> > ` | -© Folgende Tabelle 1 gibt die Gesamtübersicht über die er- ` KETNER 
o} =.. M.H.! Ich bin am Ende meiner Ausführungen. Wir haben ge- | zielten Resultate. In Tabelle2 haben wir eine prozentuale kri- E, B 
m. ‚sehen, daß uns zur Heilung der Trichophytie eine ganze Reihe wert- | tische Zusammenstellung über die Bedeutung der Resultate angefügt. era 
ia voller Methoden zur Verfügung, stebt, © Wir kommen unter allen Se a a Tabelle i | ei E RA 
at t- Umständen zum Ziel, wenn wir uùs nicht auf eine einzige Methode LE: = | STAREN 
i , FA A R u Ah 
MN festlegen, sondern zweckmäßig. kombinieren. Besteht ja bei der Be- \ | Angabe | | EN | 7 pE 
m| m handlung gerade der Hautkrankheiten der große Vorteil darin, daß | -| 4 Quelle,| Name Are d aiet em u R | ak E 
ie | man das pathologische Geschehen jederzeit von der erkrankten Haut | de! d Unter-| _ des des, | mannsche | ata | Diareo. Ai. 
ii direkt ablesen und sein therapeutisches Handeln dementsprechend | N" suchungs-| Patienten | Materials | Reaktion | "*®on Sk 
i modifizieren kann! 0 i = stammt | | = N u nn ‚ 
Ai f. u a ann ; | Se Blut + a D 
ni Aus der Bakteriologischen Untersuchungsanstalt Erlangen. FA cMquor en » 1 Re) r 
ER S \ PA : 5 ~ n no ROEK = ior 
N Über die Serodiagnostik der Syphilis mittels | 2 | Ma | ur | $t (EIE 
a a) i > wa ar d Rar Le. Blut + n TEFA is 
Ausflockung durch cholesterinierte Extrakte. 28 | Le Liquor + : Eie 
E i o Ri. Blut +++ i; E Tier 
| von ` Sy ; , ES Ri. Liquor +++ 3 ff EBEN 
u eng Wai | ER) Bi. "our a NE.. MEE 
} | | ‚Prof. Dr. Woligang Weichardt | 3 Ra. ale n Borchert BE 
| Er ubd Se E | E |o | u BA: 
; `- Dr. Erich Schrader, Kreisassistenzarzt, Bialla (Ostpreußen), | Gri. $ n ist: 
X früherem Assistenten der Anstalt. , ` 2 Ri | r $ BE: 
:., Die Versuche, den Luesnachweis zu vereinfachen, haben wir | La. = +++ of u í T 2 
‘schon seit längerem mit Interesse verfolgt. - In Nr. 33 dieser | j9 Sohni 4 E TOE | Epilepsie % ae 
i Wochenschrift berichten Sachs, und Georgi über die von ihnen | 2 e | g a PTE + |` Paralyse nA 
zurzeit geübte Methode der Seròdiagnostik der Syphilis. mittels | 33 Ber Ar 0: 2 RR. ie 
| Ausflockung durch cholesterinierte Extrakte. z a o ; Pe wer _ Paralyse f Br 
| .. Wenn der Nachweis luetischer Infektion durch. die reine | +2- Be o 7 CE E N: i j o 
Fällungsreaktion dem durch Komplementbindung gleichwertig oder.| 238 = Ei E DER P Demonte, pradgx voll RER 
auch nur ähnlich gestaltet werden kann, so ist das ein nicht zu 8 FÈ Schle. ý nE Po n FUELS] o 
unterschätzender Vorteil.. Gerade in der letzten Zeit war die Be- = 3 m Er Bw. N 2. 
‚Schaffung des Hammelbluts und des Meerschweinchenkomple- | 31 a8: REPE 8, Ä — > | Tmbečillität roh o n POO 
mentes an vielen Stellen mit recht erheblichen Schwierigkeiten | 2 |\55 | Ha | = Paralyse Be. 1] AMER 
verknüpft. Eine Ausschaltung dieser schon wegen ihrer geringen al SH olg. k $ E SS DS T i PER 
Haltbarkeit labilen. Reagentien ist besonders erwünscht. Außer- | || > o » a u re it 
dem wäre die durch die Vereinfachung bedingte Verbilligung des | #7 || $ Ma. $ +++ + s Be N 
‚Luesnachweises besonders auch im epidemiologischen ‚Interesse | S m ae Ei He eG ` i A ae 
gelegen, wenn derselbe, um die Seuche sachgemäß zu bekämpfen, | 4 Schme z Oo. FE 2 RE... 
möglichst häufig durchgeführt werden soll. | en 2 Be k des " BI N. ~; 
cm. Pie reinen Fällungsreaktionen können sogleich nach Ein- 48 He. n F+ Et | 5 PEAN TRR 
' „treffen des Materials: vorgenommen werden, sodaß die Diagnosen |. $4 u Pre ee asan Br 
gleich schnell wie die übrigen des Untersuchungslaboratoriums.er- | 4 Rei. M +++ | +++ | 003. Paj MA -BRE 
ledigt werden. Das aus Sparsamkeitsgründen bedingte Sammeln | 2 | SE a ia =. Z |p serebri EN: = 
deg`Materials bis zu einem gewissen Tage, an welchem alle Re- |). -| Liquor +++ = z Paralyse i ù haisi A f T eS 
Aktionen gemeinsam ausgeführt werden, fällt weg. ` - a n A | ren | 2 Kg on 
~: Auf Grund theoretischer Forschungen über das Zustande- — l | HERR! Eo 
kómmen der Wassermannschen Reaktion (H. Sachs, P. Schmidt, Bee _ Beide Reakt. positiv, | Die Wasser- Die’ Fällungs- f . I MEE 
U. Friedemann, Hirschfeld-Klinger, L. Michaelis und Andere) | Belde | aber die ]' aber die ‚maunsche Re: reaktion ver- | Beide ie 2 o = 
lagen bereits zahlreiche an sich theoretisch wohlbegründeteVersuche, “| Mate- |Reaktionen We Fallungs vollkommen, | koramen Ale Reak- ` o DB o. 
diè Reaktion selbst zu vereinfachen, vor. Für das praktisch dia- | rial ha ergab ein | ergab ein die Fällungs- | Wasser- tionen nl o; 
gnostische Laboratorium schienen uns’ die bisherigen Methoden =... | siohereres | sichereres | "nich ehe [negativ I 
‚Noch. keinen ausreichenden Ersatz für die Wassermannsche Re- — —— —— — Ž Ba EDT 
aktion zu bieten, obgleich der in letzter Zeit von Meinicke | gut | 1=3%, ESZA oo | 2459, en. Bas an a 
. eingeschlagene Weg bereits einen wesentlichen Fortschritt, bedeutet. | Liquor|_3= 7% oh LAERRE REED 2=4,5% 0 ` DEUENIS T AEE 
> Durch die Liebenswürdigkeit von Prof. Sachs gelangten | | 32°%. | 0% | 0. | 45% IM. |45% = BERN 
Ze; > AF RPE TAS a 


Wie aus diesen Tabellen hervorgeht, war es in 95,50), der 
Fälle. möglich, mit beiden Untersuchungsmethoden ein positives 
Resultat zu stellen, in 82°/, stimmten beide Methoden überein, 


wir- in den Besitz eines ausgezeichneten Extraktes (XIla). Unsere 
Vorversuche erstreckten sich auf Material von Lues II, das uns- 
von  dermatologischer- Seite zur Verfügung gestellt wurde. Bei 
diesen: Untersuchungen ergab. sich in allen Fällen eine Überein- 
süimmung zwischen der Wassermannschen Reaktion und der 
'„ungsreaktion, und zwar auch insofern, -als bei beiden Reaktionen 


m positiven Fällen das Resultat- gleich: deutlich ausfiel. 


© 2) Die Präparatorin der Anstalt, Frl. Luise Böh me, führte 
in der Folgezeit die Reaktionen in vollkommen gleichmäßiger Weise aus, 


Dar a ® .m F: = Ss. er $ 
pe ` 2 2 a ng" 2 = EVAR sa = j . - . 
a 2 5 g> u - . . à : PER og: 
7 ; sE = se g a g & i a N FE —. es ee De ~} 
PE E AEE E EAEE A AAE E T EE DEE re = Ei = Dr z see a2 i En 
i 


Dan hi 3 z - Da - se 
laser Te es nk Ken he at 2 Ep > S 


a Te a a 


140 


Allerdings war hier nur in 32°/,* die Übereinstimmung eine voll- 
kommene, insofern als beide Reaktionen als gleich stark be- 
zeichnet werden konnten. In’ 50°/, der Fälle war der Ausfall 
der Wassermannschen Reaktion‘ bei unserem, wie wir nochmals 
betonen , wollen, fast durchweg metaluetischen Material bei der 
Wassermannschen Reaktion deutlicher, obgleich auch die Fällungs- 
reaktion die Diagnose ohne Schwierigkeiten ermöglichte‘), In 
4,5°/, der Fälle versagte die Wassermannsche Reaktion, die 
Fällungsreaktion ergab noch ein deutlich positives Resultat. In 
9°/, versagte die Fällungsreaktion, während die Wassermannsche 
Reaktion die Diagnose ermöglichte. In 4,5°/, der klinisch posi- 
tiven Fälle waren beide Reaktionen negativ. 

Wir ziehen aus diesen Resultaten folgende Schlüsse: 1.. Die 
Fällungsreaktion kann in der von Sachs und Georgi aus- 
gearbeiteten Form zur Syphilisdiagnose in praktisch-diagnostischen 
Laboratorien herangezogen werden. In den Fällen, in denen sie 
nicht deutlich stark positiv.’ ausfällt, ist bis auf weiteres die 
Wassermannsche Reaktion noch heranzuziehen, 

2. Bei diesem Vorgehen kann unter den derzeitigen schwie- 
rigen Verhältnissen in mindestens 32°,, der Fälle die Wasser- 
mannsche. Untersuchung erspart werden. 


8. Wird hierbei in 4,5°/, der Fälle noch ein positives Re- 
sultat erreicht, welches verlorengeht, :wenn die Wassermannsche 
Reaktion allein ausgeführt wird. 


4. Wünschenswert wäre die Verwendung eines einheitlich 
an centraler Stelle geprüften_cholesterinierten Extrakts. 


— [Lo e——— 


Aus der Auguste-Viktoria-Knappschafts-Heilstätte Beringhausen 
| bei Meschede. 


Kurzer Bericht über 23 im Jahre 1913 
mit dem Friedmannschen Mittel behandelte 
Lungentuberkulöse. 

Von 


Chefarzt Dr. Windrath. 


Die in letzter Zeit sich mehrenden Mitteilungen über zum 
Teil erfolgreiche Behandlungen mit dem Friedmann schen 
Tuberkulosemittel geben mir Veranlassung, die von mir im Jahre 
1913 mit diesem Mittel geimpften Fälle einer Nachprüfung zu 
unterziehen, die kurz mitgeteilt sein mögen °). 

Geimpft wurden seinerzeit im Januar 1914 23 Patienten. Von 
diesen starb einer unter stürmischen,Fiebererscheinungen, an welche 
sich eine Hämoptoe anschloß, 14#Tage nach der Impfung; er befand 
sich im zweiten Stadium nach Turban-Gerhardt. Von den 
übrigen 22 konnten 4 wegen Abkehr von den einzelnen Zechen 
nieht ermittelt werden, 3 leben noch und 15 sind inzwischen ge- 
storben. Von den letzteren gehörten 3 dem ersten, 8 dem zweiten 
und 4 dem dritten Stadium nach Turban-Gerhardt an. 
Die drei Patienten des ersten Stadiums starben 12, 13 und 30 
Monate, die acht Patienten des zweiten Stadiums 13, 9, 8, 31, 5, 
13, 27 und 3 Monate, die vier Patienten des dritten Stadiums 5, 
20, 1 und 24 Monate nach der Impfung mit dem Friedmann- 
schen Mittel. Mit einer Ausnahme starben also alle diese Patienten 
vor Ausbruch des Krieges und kommt daher der Mangel an 
Nahrungsmitteln als ein den Krankheitsprozeß förderndes Moment 
nicht in Betracht. 

| Die Krankengeschichten\.der ; ‚drei,noch Lebenden teile ich 
kurz mit: | 

1. Kohlenhauer W. Bei Entlassung aus der Heil- 
stättenbehandlung im Februar 1914. 82 Jahre. Erbliche 
Belastung wird verneint, Früher nie krank. Zwei Jahre gedient. All- 
gemeines Befinden leidlich. Ernährungszustand ziemlich gut. Größe 
166 cm, Nacktgewicht 60 kg. Rechts vorn bis zweite Rippe und rechts 
hinten bis Spina verkürzt, links hinten unten gedämpft, ebenso linke 
Axilla. Atemgeräusch rechts vorn bis zweite Rippe vesiculärbronchia); 
ebenso rechts binten bis Mitte, rechts vorn zweite Rippe abwärts bis 
fünfte Rippe verschärft vesiculär. Links vorn supra und links hinten bis 
Spina rauh mit Knacken, links hinten Spina abwärts bis Mitte verschärft 


1) Bemerkt sei noch, daß die Wassermannsche Reaktion nach 


der Originalvorschrift mit besonders sorgfältig vorher ausgewerteten 
Antigenen und stets frischem Hammelblut ausgeführt wurde, sodaß 
„zweifelhafte Werte“ vollkommen in Wegfall kamen. 

2) Cf. Aufsatz über Kaltblütertuberkulose usw. in Nr. 22 des 
Jahrgangs 10 dieser Wochenschrift, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6. 


9. Februar. 


— mn nn 


vesiculär, links hinten unten abgeschwächt. Röntgenbild: Beiderseits 
bis etwa zweite und dritte Rippe zahlreiche zum Teil dichtstehende 
Herdschatten mit verstärktem Hilus. Linke Spitze zeigt Aufhellung 
nach Hustenstoß. Links unten Schatten (Schwarte), Auswurf spärlich. 
Tuberkelbaeillen + (G. 1).. Wird zur leichten Arbeit über Tage 
entlassen. | 

Nachuntersuchung im Dezember 1918. Reduzierter 
Ernährungszustand. Schlechtes Allgemeinbefinden. Patient hat die 
Jahre nur mit Intervallen gearbeitet. — Rechts vorn über der ganzen 
Seite und hinten bis Mitte verkürzt bis gedämpft, besonders Spitze, 
links supra und infra und hinten bis Spina sowie links hinten unten 
ebenfalls. Vorn bis zweite Rippe und hinten bis Mitte Atemgeräusch 
vesiculärbronchial; im übrigen über der ganzen rechten Lunge raub, 
rechts vorn auch verschärft. Über der rechten Spitze vorn bis Clavicula 
und hinten bis Mitte klein- und mittelblasiges zum Teil crepitierendes 
Rasseln, letzteres auch über der linken Spitze vorn wie hinten (Röntgen- 
befund konnte nicht erhoben werden, weil im Nachuntersuchungstermin 
kein Apparat zur Verfügung stand). Reichlicher, zäher Auswurf. — 
Befund zeigt also wesentliche Verschlimmerung. In beiden Ober- 


lappen besteht Katarrh, der rechts bereits auf den Unterlappen über- 
gegriffen hat. 


2. Maschinist Ch. Bei Entlassung aus der Heil- 
stättenbehandlung im Februar 1914. 32 Jahre alt. Mutter 
an Lungentuberkulose gestorben. Früher angeblich nie krank. Drei 
Jahre gedient. 1910 Heilverfahren in Lippspringe, 1911 Heilverfahren 
in Beringhausen. — Gutes Allgemeinbefinden. Guter Ernährungs- 
zustand. Körpergröße 1,75 cm; Nacktgewicht 75,5 kg. — Rechts vora 
bis zweite Rippe und rechts hinten bis Spina Schallverkürzung, daselbst 
verlängertes Exspirium mit Knacken, ebenso über der linken Spitze ver- 
einzeltes Knacken. Im übrigen Lungenbefund normal. — Im Röntgen- 
bild zeigt die rechte Spitze bis zur zweiten Rippe -hinab kleine Herd- 
schatten, die durch deutliche Stränge mit dem Hilus in Verbindung 
stehen. Auch in der linken Spitze vereinzelte Herde. Auswurf spär- 
lich, enthält Tuberkelbacillen (G. 1). Entlassen zur leichten .\rbeit über 
Tage im Februar 1914. 

Nachuntersuchung im Dezember 1918. 
Ernährungszustand. Allgemeinbefinden schlecht. Hat viel gefeiert. 
Über beiden Spitzen verkürzter Schall, rechts bis dritte Rippe. Über 
beiden Spitzen vorn bis Clavicula, hinten bis Spina ist das Atemgeräusch 
vesiculärbronchial, verschärft von klein- bis mittelblasigen Rassel- 
geräuschen begleitet. Auswurf reichlich. 


3. Expedient K. Entlassungsbefund im Februar 19i4. 
45 Jahre alt. Vater an Lungentuberkulose gestorben. Früher angeb- 
lich nie krank. Hat nicht gedient, warum unbekannt, 1909 und 1911 
Kur in Beringhausen. — Gutes Allgemeinbefinden.. Guter Ernährungs: 
zustand. Körpergröße 169 cm, Nacktgewicht 68,7 kg. — Beiderseits 
vorn bis Clavicula Schallverkürzung, ebendaselbst sowie hinten bis Spina 
vesiculärbronchiale Atmung, rechts auch infra bis zur zweiten Rippe, 
aber nirgends Nebengeräusche. — Im Röntgenbild erscheinen einzelne 
Herde in der rechten Spitze, nicht tiefer als bis zur zweiten Rippe. — 
Auswurf spärlich, ohne Tuberkelbacillen. Entlassen zu seiner früheren 
Arbeit als Expedient. 

= Nachuntersuchung im Dezember 1918. Guter 
Ernährungszustand. Gutes Allgemeinbefinden. Über beiden Spitzen 
bis, zur Clavicula Schallverkürzung, rechts besonders deutlich. ‚\tmungS‘ 
geräusche über beiden Spitzen, rechts bis zur dritten Rippe vesiculär- 
bronchial, verschärft. Keine Nebengeräusche. Auswurf nicht vorhanden. 
Hat durchweg gearbeitet. 

Die prognostisch günstig liegenden Fälle haben sich dem- 
nach wenig geändert; dies gilt besonders von Fall 3. Solche 
Beobachtungen machen wir aber täglich auch ohne specifische 
Therapie. Ein abschließendes Urteil über die Dauererfolge der 
in den Jahren 1913/14 mit dem Friedman n schen Mittel be- 
handelten Lungentuberkulösen muß natürlich einer Sammlung der 
Veröffentlichung weiterer Fälle vorbehalten bleiben. 


m eee e o o M a 


Zur Symptomatologie und Pathogenese der 
Granatcommotionsneurose. 
Von A. 
Priv.-Doz. Dr. med. et phil. Erwin Nießl v. Mayendorf, Leipzig. 
(Schluß aus NT. 6) 
Fragt man nun, ob diesen bunten Wechsel der Krankheits- 
zustände nicht in allen Fällen wiederkehrende Veränderungen 
einunddesselben Organsystems begleiten, so fallen, bei nur 
einigermaßen aufmerksamer Betrachtung, die abnormen R eaf- 
tionen der Vasomotoren, welche in den Untersuchungs- 
protokollen nur anhangsweise kurz vermerkt und in ihrer Bo- 
deutung nicht weiter gewürdigt zu werden pflegon, sebr deutlic 
ins Auge. 


Das bei den vorgeführten 13 Beobachtungen konstant anzu- 


Mittlerer 


Sas PET 27 Zar Pose 
N ETTA pe 
“a a 

' 2 R ; = De, Ei 


AS 
\ 


sm 


gp 


9. Februar: - .. . 


+ 
Leu. # 
i DF 
B . 


welches eine Differenzierung der krankhaft geänderten Leistungen 


nicht zuläßt, offenbart sich in folgenden Formen: EN 

Ä Auffallende Intensität und Dauer der durch Streichen her- 
 vorgerufenen Rötung einzelner Hautpartien (Dermatographie) fand 
sich in verschieden starker Ausbildung in den Beobachtungen 1, 

2, 6, 10, 12, 13. Bei einem.höheren Grade dieser Erscheinung ist 

~ — der gerötete Strich erhaben, es entsteht eine Quaddel (Beobach- 
: ~ tung 5 und,11). Im Falle 10 sah man neben einer ausgesprochenen 


` - 


i größernden Hof erscheinen. War der Abstand, in welchem die 


- erzeugten Rötungen und Schwellungen stellen sich, ohne Da- 

== _ „wischenkunft psychischer Erregungen, als- einfache ıeflektorische 

"Vorgänge dar. Man hat daher in ihnen eine pathologische Ab- 
‚weichung der Gefäßreflexe zu erblicken. | 

ir Abnorm starke Schwankungen der 'Gefäßweite gehen un- 

. "bedeu 

verhältnismäßig starke psychische Reaktionsweise verraten, par- 

alle]. Wir gewahren an dem Patienten des Beispiels 8 während 

der Exploration bei der Untersuchung, wie sich die rechte Gesichts- 

hälfte intensiv rötet und bald wieder blaß wird. Der Kranke des‘ 


| Erscheinung. Als er sich nach wenig: erfolgreichen und für ihn 
} = Scheinbar sehr anstrengenden -Gehversuchen zu Bette begibt, er- 
t ~ scheint ein rotes, mit der Basis nach oben gerich- 
- betes Dreieck auf derHautüberdem Manubrium 


sterni. Bei dem Patienten der-Beobachtung 8 sah man ein 


durch geringfügige Erregung hefvorgerufenes urticäriaähnliches 


l 
| - Exanthem an der rechten. Halsseite, rechten Brustwand sowie am 
a rechten Oberarm. Die Fettarmut dieser unmittelbar über dem 
Knochen gespannten Hautpartie dürfte das Hervortreten der ab- 
| norm dilatierten Gefäßnetzchen begründen. =. ne 
I... Mit der Erweiterung der Gefäßrohre geht eine Vermehrung 
Sr der Schweißabsonderung einher. (Beobachtung 3, 5, 8.). | 
u i Die Gefäßwände werden nicht nur in ihrer Funktion, sondern 
Auch in ihrer Struktur krankhaft verändert vorgefunden. (Beob- 
0 achtung 3.) | u | 3 | 
= Eine andauerùde Beschleunigung der Schlagfolge des Her- 
zens, auch in der Ruhelage, allerdings meist nur bis zu einer Zahl 
von 120 Pulsen in der Minute, weist sehr häufig auf eine krankhaft 
gesteigerte Tätigkeit der Centralstelle des .Vasomotorensystems 
hin. (Beobachtung 1, 3, 7, 8, 12, 13.) In keinem einzigen 
alle, seiersymptomatologisch wieimmer ge- 
stältet. gewesen, fehlten somit Abnormitäten 
der Vasomotoren. Sie sind neben dem ätiologischen 
Faktor das Gemeinsame dieser Neurosen. eo 
Es ist weiterhin durchaus nicht zu hypothetisch, auch eine 
funktionelle Gestörtheit an den bewegenden ‘Organen jener Ge- 
fäßzweige vorauszusetzen, welche der.unmittelbaren Anschauung 
entrückt sind, ja vielleicht den gesamten Symptomen- 
komplex aus dieser zu erklären. | 
- - Ich muß hierzu auf eine ältere Arbeit verweisen, deren, 
grundlegende Bedeutung für die Erkenntnis der traumatischen 
.  „Purose auch noch heute anerkannt’ zu werden verdient‘). Die 
` heute zwischen Op penheim und seinen Gegnerü viel um- 
strittene Frage, ob die traumatische Neurose eine Krankheit sui ` 
Pe, oder mit der gleichfalls meist durch ein Trauma ausge- 
Östen Hysterie identisch sei, verliert. jedes entscheidende: Inter- 
586, sobald dieselben Hirnvorgänge beiden Krankheitsgruppen 
zusrunde gelegt werden können. Es steht dann ganz in dem 
| elieben des jeweiligen Betrachters, dasselbe Krankheitsbild ein- 
mal als Hysterie, das andere. Mal als traumatische Neurose zu be- 
zeichnen, und zwar dies um so mehr, als das unterscheidende 
p orema] für die traumatische Neurose, auf welches Oppen- 
K ım besonderes Gewicht legt, die angeborene Disposition, nur 
"einem Bruchteil der Fälle wahrscheinlich gemacht werden kann. 
i A Es ist eine alltägliche Erfahrung, daß ein psychischer Shock 
ur ügenblicke seiner Einwirkung und in dem unmittelbar darauf- 
| E Zeitabschnitt arterielle Contractionen zur- Folge hat. 


I 


~ 


3eitrag zum Verständnis der traumatischen Neu- 


) Meynert, 
Nr. 24, 25, 26.) l 


„rose: (W. Kl. W. 1889, 


aa 
: 


er: u. AINR — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 6. 


treffende, vom Gesunden abweichende Verhalten der Blutgefäße, 


der Arterien von denjenigen der Venen wegen der unmittelbaren 
Abhängigkeit der blutzu- und -abführenden Rohre. voneinander 


Dermatographie um jeden Nadelstich, welcher zu einem erhabenen 
Stippchen anschwoll, einen dunkelroten, sich allmählich ver- ` 


Stiche erfolgten, nur ein geringer, so confluierten diese Höfchen 
zu größeren Flecken. Diese, durch Druck oder Reibung der Haut. 


tender psychischen Anspannuüngen, welche auch eine un- 


. Falles 3 bietet eine bei Granatverschütteten häufig anzutreffende 


: gründen. 


\ 


ys 2 
F x 
1 ` E ; . ' 2 
\ 
’ a y ý 
' - 
i r . % ‘ 
. 
an u = = 2 Ss KneneEE Re 


‚Ebenso empirisch feststehend ist die Tatsache, daß plötzliche 
Lähmungserscheinungen oder Anästhesien, welche mit dem plötz- 
lichen Arterienkrampf auftraten, mehr minder gebessert stehen- 
bleiben können. Wir, dürfen -daher mit logischem Zwang auf 
‚ein Fortbestehen des arteriellen Spasmus folgern., _ = 
Meyņert hat nun darauf aufmerksam gemacht, daß. die 


aus die Wand des Unterhorns der Hirnkammer und: das Ammons- 
horn mit Blut speist, wegen „ihrer absoluten Enge und wegen des 
Mangels kollateralen' Zuflusses durch Anastomosen innerhalb des 
Circulus Willisii“ bei einer allgemeinen Contraction des letzteren 
infolge spastischer .Gefäßstörung durch ungenügende Ernährung 
der erwähnten Hirngebiete charakteristische Ausfallssymptome zur 
Folge haben wird. Dieselben sind mit den oft plötzlich. auftreten- 
den. Halbseitenerscheinungen der. Hysterie identisch: Lähmungen 
mit Freibleiben der Antlitz- und Zungenmuskulatur, Unempfind- 
lichkeit der Schleimhäute und der allgemeinen Hautdecken der 
kontralateralen Körperhälfte, Taubheit und Blindheit oder. starke \ 
Einschränkung des Gesichtsfeldes auf dem gleichseitigen Auge, 
Anosmie und Ageusie auf derselben Seite. Eine Blutsperre für das 
Ernährungsgebiet des hinteren Abschnittes der inneren Kapsel er- 
kläre leicht die Bewegungs- und Empfinduugsstörung des ge- 
kreuzten Extremitätenpaares, während die Lage der centralen 
Fortsetzung der motorischen Zungen- und Gesichtsnerven im Knie 
der inneren Kapsel, welche nicht mehr von der Arteria. chorioidea 
versorgt wird, das Verschontbleiben der ‚Gesichts- und Zungen- 
muskulatur rechtfertigen. würde. "ope u = 

= o überzeugend, ja blendend diese von Meynert vorge- 
'tragene Theorie von.dem kleinsten Hirnäderchen, dessen Lumen 
wohl gänzlich zum Verschwinden gebracht würden, wenn selbst 
größere Arterien bis zur Durchgängigkeit für nur eine Blutkörper- 
zeile verengt werden könnten (Riegel), auch wirken mag, sie 
läßt sich im. einzelnen nur in einer beschränkten Anzahl von 


_ Fällen durchführen. Einerseits bietet die oben dem Material wahl- 


los entnommene. Beobachtungsreihe nur ein einziges Mal den 
hemiplegischen Typus mit vorübergehender Erblindung (Bei- 
spiel 5) auf dem gleichseitigen Auge — monoplegische Formen aù 
den oberen Extremitäten, .‚Paraplegien der Beine kommen: weit 


_ häufiger vor —, andererseits ist auch der-homolaterale Verlust des 


Gehörs und des Geruchs mit dem gegenwärtigen Standpunkte 
unserer Kenntnis. von den centralen Leitungen dieser Sinnes- 
nerven schwer vereinbar. Interessanterweise herrscht auch nicht - 


die Bewegungsunfähigkeit sämtlicher Extremitätenmuskeln an den 


befallenen Gliedmaßen, die Paresefoder Paralyse, sondern. die Ein- 
buße koordinierender Mechanismen, des Tonus. antagonistischer 
Muskelgruppen vor, welche wie im Fall 5 durch '‘ticartige ‘Zuckun- 
sen oder in anderen als Schütteltremor und Contracturen sehr 
häufig hervortritt. Wie ich bei der Schilderung der zur Kriegs- 
zeit sichtbar’ gewordenen Zitterneurose. gezeigt habe, läßt’sich 
aber auch für den funktionellen Tremor an- eine Leitungsunter- 
brechung im Cerebrum denken, und zwar känn es sich nur um jene 
Bahn handeln, welche vom roten Kerne der Haube zu: den Central-. 
windungen, wahrscheinlich in die hintere emporsteigt?). Diese: 
Bahn verläuft, wie ein. pathologisch-anatomischer Fund Bris- 
sands älteren Datums, bei einem kleinen Herdehen im hinteren 
Schenkel (der inneren ‚Kapsel‘ mit kontralateralen choreaartigen 
Zuckungen, und die anatomische - Verfolgung derselben deutlich 
zeigt, durch das Ernährungsgebiet der Chorioidealarterie. Da auch, 
bei organischen Läsionen wegen nur pärtieller Gewebszertrümme-.. 
rung und vikariirenden funktionellen Eintretens intakter Mechanis.- 
men ein Parallelismus zwischen zerstörter Leitung und intra vitam 
nachweisbaren Ausfallssymptomen fast immer nur teilweise durch- 
führbar ist, so vermag die spastische Gefäßenge nur einzelner 
Ästchen der in Rede stehenden Arterie die partielle Funktions- 
einstellung ihres Ernährungsgebiets sehr einleuchtend zu‘ bė- ' 


Während Meynert die nahe Verwandtschaft hysterischer 


und hypnotischer Zustände anerkennt, zieht er im. Gegensatz zu. 


Charcot eine scharfe Grenze zwischen dem durch Trauma 
und dem durch Suggestion hervorge | 

ptomenkomplex. Die Erfahrungen im gegenwärtigen Kriege 
haben jedoch diese Grenze verwischt. Die, mit einem-unbedeuten- 
den Streifschuß plötzlich und gleichzeitig auftretenden schweren, 


—— 


1) Nießl y.Mayendorf, Über pathologische Tremorformei 
zur Kriegszeit. (Mschr. f. Psych. Bd. 39, H. 4.) a j rformen 


141: 


| aus der Cärotis interna ‘entspringende Arteria chorioidea, welche 
‚den Tractus opticus, die innere, Kapsel, vom Plexus chorioideus - 


rufenen neurotischen Sym- | 


U 
x i 


i: b Cou ar ui an 
LP T LEE DR TE Su zu Du Ren ra ` 
an SEIEN a ` PAE ARN 
ar A a e EN s 9 v8 Zu 
rT z Mu rn è 
Mie Sk papi 
- ei A et 
% A: ME: 


z z Sa 
x x Ea 
ns, a Be 
UL AR 
= aA 


m 
wu 
x 

pr, 


EN ar oe 


ne 
2 


Te nn 
Sean G, 


Soina itan 


ee 
wer, 


rn“ 


Ne SA ma: 


am’ hant 
Et 

BE 
ir 


EEE TER z ii 
=a Ea m a e 
Re 


~ 


„irea 


e F : 
EZ E 
> . 


= t T 
RR ai Š en 


ers 


DE u 
u nn 


Dis ern me un sl TH et lahereer cn Se ne nn er en lbs ee, 
- =_= m- = =en 2 \ 


142 | | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6. 


oft von dauernden Contracturent) gefolgten Extremitätenlähmungen 
ohne jede sonstige traumatische Einwirkung lassen kaum eine 
andere Erklärung als die der Selbsteinredung zu. Wenn Mey- 
n.ert den durchgreifenden Unterschied zwischen suggerierter und 
traumatischer Lähmung darin erblickt, daß bei ersterer ein Er- 
wartungsaffekt eine Art Vorbereitung darstellt, welche bei letz- 
terer, da sie unvermutet hereinbricht, fehle, so bietet doch die 
seelische Verfassung des Kriegers im Felde gerade einen psychischen 
Spannungs- und Ausnahmezustand mit vollständiger Konzentra- 
tion auf jedes Ereignis, das seine leibliche Existenz gefährdet. Er 


‚befindet sich demnach in einer dem Erwartungsaffekt des zu Hyp- 


notisierenden analogen Erregtheit. Die äußeren Umstände der 
Schlacht setzen eine Disposition, welche bei hypnotisch Veranlag- 
ten, vielleicht aber auch bei solchen, die es nicht sind, ausreicht, 
um den Effekt einer Übersetzung der eben im Bewußtsein schwe- 
benden Befürchtung in die Realität einer somatischen Ausfalls- 
erscheinung zu bewirken. Auf dem Boden solcher Beobachtungen 
entwickelte sich die Lehre von der psychogenen Entstehung der 
Kriegsneurosen. | 
Mit dieser psychologischen Deutung ist jedoch kein Schlüssel 
für das Verständnis jener zweifellos abnormen Hirnvorgänge ge- 
geben, die der Phase der geschilderten Wachsuggestion zugrunde 
liegen müssen. Wir haben in dieser eine Einengung 
wußtseins ebensowohl anzunehmen als im hypnotischen Schlafe. 
Wegen der Plötzlichkeit des Eintritts der suggerierten Erschei- 
nung, welche in Beziehung auf eigene Körperteile an eben ge- 
machte Wahrnehmungen anknüpft, kann nur ein vasomo- 
torischer Vorgang im Großhirn in Frage kommen. 
Ohne den Versuch einer engeren Lokalisation derselben zu wagen, 
sei auf die sehr häufig anzutreffende, für den corticalen Sitz cha- 
rakteristische monoplegische motorische und sensible Lähmungs- 
form, den subjektiven Verlust bestimmter Innervationskombina- 
tionen, wie die des Stehens und Gehens, die psychische Labilität 
und ‚die Veränderung des Charakters (Beispiel 13) bis zu ausge- 
sprochener, wenn auch nur transitorischer Geistesstörung (Bei- 
spiel 11) hingewiesen. Daß ferner sowohl durch den materiellen 
als durch den psychischen Shock die Langerschen Gefäßnetze 
der Großhirnrinde bei ihrer für lokalisierte Angiospasmen anato- 
mischen Prädisposition nicht minder in Mitleidenschaft gezogen 
werden als die Arteria chorioidea, ist angesichts der oben kasui- 
stisch reich belegten, so prägnanten Störungen der Hautgefäße 
einerseits, sowie der bereits physiologischen arteriellen Blutarmut 
des Gehirns ?) andererseits wohl ohne weiteres zuzugeben. 
Bieten somit allgemeine und umschriebene Angiospasmen 
des Großhirns für die bei der Granatcommotionsneurose vor- 
kommenden Symptome eine genügende Grundlage, welche als 
Shockwirkung elementar sich geltend macht, so wird jener Ent- 
stehungsmodus um so weniger verständlich, welcher aus unter- 
bewüßt genährten komplizierten Gedankengängen ein Krankheits- 
bild hervorgehen läßt, das doch dem unbefangenen Beobachter mit 
einem Schlag entgegentritt. Oppenheim hat, wie ich glaube, 
den Nagel auf den Kopf getroffen, wenn er in einer seiner Repliken 
sagt: „Der Hauptfehler, der gemacht wurde und noch gemacht 
wird, auch von einer Anzahl unserer hervorragenden Fach- 
vertreter ist der; daß das, was die Folge der psychischen Er- 
schütterung des Affektshocks ist, als das Produkt der Vorstellung, 
als ideogen angesehen wird ®).“ Ob man bei allen Kriegsneuro- 
tikern die Anlage zu pathologischer Autosuggestibilität für eine 
notwendige Voraussetzung hält oder nicht, so viel ist sicher, daß 
der Shock, sei er materieller oder psychischer Art, die 
palpable, erwiesene Ursache der Erkrankung ist. Durch 
diese wird die Neurose manifest. Es ist nun ein fun- 
damentaler Unterschied, ob man eine Vorstellung als 
die Ursache einer Erkrankung oder als 
die Folge derselben auffaßt Und dann ist es ja 
nieht der Inhalt der Vorstellung, sondern die pathologische 
autosuggestive Macht, welche symptomerzeu- 
gend wird. Diese aber ist wieder. ein Sympton eines durch 
das Trauma ausgelösten psychopathologischen Zustandes, welcher 
sich doch in den seltensten Fällen schon vor dem Kriege durch 


1) Die Mitteilung zweier einschlägiger Fälle habe ich der D. Zschr. 
f. Nervhlk. zuräMitteilung übergeben. 

2 Kronecker schätzt den arteriellen Blutgehalt des Gehirns auf 
ungefähr 1 ccm. Siehe Nothnagels Handbuch: Kocher, Hirner- 
schütterung, Hirndruck. Wien 1901, S. 59. 

» Oppenheim, Die Neurosen nach Kriegsverletzungen. 
(Neurol. Zbl. 1915, S. 810 bis 813.) 


des Be- 


—— 


m o e M M O- 
— L l o en ann 


9. Februar 


——— ri M um m m 
=> ren ~ 


ähnliche Erscheinungen an den Kriegsverletzten bemerkbar ge- 
macht hat. 

Wenn die durch Gehirnerschütterung oder den Affektshock 
— eine dieser beiden Momente läßt die Anamnese wohl nie ver- 
missen -— hervorgerufenen vasomotorischen Anomalien den Boden 
abgeben. auf welchem eine bis zur Produktion von Lähmungs- 
erscheinungen und Anästhesien gesteigerte Suggestibilität hervor- 
tritt, wäre es geboten, zur Aufklärung des pathologischen Zu- 
sammenhangs den irreführenden Ausdruck „psychogen“ durch 
den mit unmittelbarer Wahrnehmung faßbaren „vasogen“ zu er- 
setzen. ‚Dieser Terminus würde die krankhafte Änderung jener 
Organbestandteile aussprechen, welche einen psychogenen Ur- 
sprung erst begründen. Die Definition der Granatcommotions- 
neurose würde dieselbe als eine „vasogene Shockneu- 
rose“ im weitesten Sinne zu charakterisieren haben, wobei der 
psychische Stoß nicht nur immer durch die plötzliche Wucht eines 
einzigen Ereignisses, sondern auch durch sich immer wieder- 
holende, das Nervensystem belästigende und peinigende Einflüsse 
gegeben sein kann. 


nn nn nn 


Ischias und Simulation ?). 


Von 
W. Alexander, Berlin. 


Die Übertreibung subjektiver Beschwerden ist so weit ver- 
breitet, daß mit ihr fast stets zu rechnen ist, außer bei tatsächlich 
sehr schmerzhaften Affektionen, wie Gesichtsneuralgie, Koliken und 
anderen, deren Schmerz einer Übertreibung kaum Raum gewährt. 
Die psychologische Begründung dieser Erscheinung liegt in der 
Privatpraxis darin, daß der Kranke unbewußt beim Arzt 
erhöhtes Interesse für sein Leiden erwecken will, ein Bestreben, 
das in den grotesken Manifestationen der Hysterie seinen Höhe- 
punkt erreicht. Neben dieser mehr oder weniger unbewußten 
Übertreibung kommt in der Unfall- und Versicherungs- 
praxis dazu die bewußte Übertreibung, die die Erlangung 
materieller Vorteile zum Ziele hat. Ähnlich liegt es in der 
Kriegspraxis; und so kommt es, daß die Übertreibung die 
ärztliche Tätigkeit in immer steigendem Maß erschwert, verant- 
wortungsvoller und — unerfreulicher macht. Sie erschwert die 
quantitativ richtige Auswertung des erhobenen Befundes, weil ein 
und derselbe Befund verschieden starke Beschwerden machen 
kann; sie erhöht die Verantwortlichkeit des Untersuchers, weil er 
im Kriege ganz besonders unparteiisch die Interessen des Kranken 
wie die des Staats vertreten muß. Die so gesteigerte Verant- 
wortlichkeit verpflichtet uns um so eindringlicher zur erschöpfen- 
den Anwendung aller Untersuchungsmethoden, weil auch das un- 
scheinbarste objektive Symptom geklagte Beschwerden ver- 
fizieren kann. Wenn wir auch wissen, daß wohl einmal auch ohne 
objektiven Befund erhebliche Beschwerden bestehen können, 50 
muß doch der objektive Befund das Ent- 
scheidende bleiben, | 

Eine der häufigsten krankhaften Erscheinungen, der 
Schmerz, bietet an sich nun keinen objektiven Befund. Und 
die Krankheit, deren einziges oder Hauptsymptom der Schmelz 
ist, die Neuralgie, soll ja nur da diagnostiziert werden, WO 
Zeichen einer organischen Erkrankung nicht bestehen. Wir waren 
demnach überhaupt nicht in der Lage, eine Neuralgie zu objekti- 
vieren, wenn nicht erfahrungsgemäß bestimmte Neuralgien oft mit 
ganz bestimmten Begleiterscheinungen einhergingen, wie z. I 
Trigeminusneuralgie mit dem Tic douloureux, die Ischias mit be- 
stimmten Haltungsanomalien usw. Auch erzeugt ein starker 
Schmerz gewisse Gemeinschaftssymptome, die unab- 
hängig von seiner Lokalisation sind, z. B. Tränen, Stöhnen, Rötung 
des Gesichts, veränderte Atmung, Pupillenerweiterung, Pus- 
beschleunigung, Blutdrucksteigerung, Schweißausbruch, Kollaps 
usw., doch sind diese Merkmale teils inkonstant und können bel 
einem mäßigen, länger dauernden Schmerze versagen, teils ist ihre 
Feststellung von Fehlerquellen bedroht, die nur der ganz Erfahrene 
wird ausschalten können?). Wir sind also, wenn wir Klagen über 
Schmerzen auf ihre Wahrhaftigkeit hin prüfen wollen, bel ger 


!) Nach einem Vortrag vor Militärärzten., á n“ 
3) Das „psychogalvanische Retlexpbänom 
(Veraguth: Die klinische Untersuchung Nervenkranker. l pA 
baden 19i1. J. F. Bergmann) gestattet, einen ausgelösten ama 
sicher zu objectivieren, kommt aber leider für den täglichen praktische 
Gebrauch nicht in Betracht f | 


i 


Tem 2... 
(i + i 


— 


TO T —— | ——— 
i 


Ka ö “ 
” hu IR 
b 


Ey vr rn 


1919 — MEDIZ 


ee en 


Symptomenarmut der Neuraigie auf eine um so exaktere Unter: 
suchungstechnik angewiesen,. je mehr die Nebensymptome. einzeln 
oder-in ihrer Gesamtheit an Wertigkeit gewinnen und überhaupt 


erst-das Vorhandensein von Schmerz wahrscheinlich machen. Das. 


verlangt aber nicht nur eine genaue Kenntnis und Bereithaltung 
aller differentialdiagnostischen Möglichkeiten, um zur richtigen 
Diagnose zu kommen, sondern auch nach richtiger Erkennung der- 
vorliegenden Erkrankung noch die Entscheidung, ob eines 
oder mehrere der gefundenen Symptome Simu- 
liertoderaggraviert sind, wozu wieder Erfahrung dar- 
über gehört, wieweit jedes dieser Symptome simu- 


tteln die Simulation | 
_ der Ischias. zu 


lierbar und mit welchen Mi 
nachweisbar ist. _ | 5 x a; 
Meine Erfahrungen als Truppenarzt, im Feldlazarett,. als 
Facharzt einer Korps-Untersuchungskommission und endlich .auf 
der Nervenstation eines Kriegslazaretts haben gezeigt, daß beson- 
ders oft die Ischias zur ‚Übertreibung Anlaß bietet, der von 
Voruntersuchern nicht immer mit der nötigen Sicherheit enfgegen- 


f getreten werden konnte, während anderseits gelegentlich Aggra- 


vation angenommen worden war, wo kleine und kleinste, leicht 
übersehbare Nebensymptome das tatsächliche Bestehen von 


Schmerzen wahrscheinlich machten. oo | 
ei der Betrachtung 


Für den vorliegenden Zweck wollen wir b 


der Simulierbarkeit der Ischias die Neuralgie und die Neuritis zu- 


nung möglich, ist, und wollen auch, unter Außerachtlassung der 


‚verschiedenen. Formen der Ischiadicusneuralgie, unter Ischias 
alle Schmerzzustände im Gebiete des Ischi- 


adicus verstehen. Unter Demonstration der Untersuchungs- 
technik soll jedes 'einzelne Symptom auf seinen differentialdiagno- . 
stischen Wert und seine Simulierbarkeit geprüft und en 


die Methodik der Entlarvung "gezeigt werden. Wenn dabei auch 


7 


suchung mit der 


- Ischias 


‚letzung im Gebiete der 
.des Beins, 


hur Bekanntes geboten werden kann, so dürfte doch eine syste- 


- matische Zusammenstellung unter den genannten Gesichtspunkten 
in diesem Kreis um so mehr Interesse finden, als die Lehrbücher 


‚in dieser Richtung naturgemäß 
“auf diesem Gebiet äußerst spärlich gesät sind}. 


emäß. versagen, und auch Spezialarbeiten 


Eine gute Anamnese, die sich besonders auf die Art 


der Schmerzen erstrecken muß, die Temperatürmessun 
und Urinuntersuchung vorausgesetzt, beginnt die Unter- 


Inspektion. De a 
Diese zeigt zunächst im Liegen etwaige Zeichen einer Ver- 
unterer Wirbelsäule, des Beckens oder. 
Das Vorhandensein größerer :Hautabschürfungen oder 


Suggillationen (die aber erst nach einigen Tagen hervorzutreten 
brauchen!) macht das: Bestehen von Schmerzen wahrscheinlich. 


Das Fehlen solcher 'Symptome spricht nicht gegen Schmerzen, da- 


‚auch ein leicht 
- Muskelzerreißu 


eres Trauma ohne äußere Zeichen schon erhebliche 
ngen und Blutungen in die Nervenscheide machen 

Sind stärkere Varicen vorhanden, die später bei der 
Untersuchung im Stehen noch deutlicher sichtbar werden, so sind 
etwaige Beschwerden auf diese zu beziehen, besonders wenn sie im 
Liegen, speziell bei Hochlagerung, verschwinden. Daß „innere. 
Varieen“ auch echt ischiadische Erscheinungen machen können, 


kann. 


bezweifle ich entgegen anderseitiger Behauptung (A. Reinhardt, 


Quénu), da ich niemals beim Ischiadiker die Schmerzen durch 


Hochlagerung mildern konnte. Die Beschwerden können der 
ähnlich sein, sind aber stets von ihr zu unterscheiden und 


werden nach Edinger?)treffend als „phlebogeneSchmer- 


zen“ 
‚Sradiger Varicen nicht das Vo 


none der Simulation nervöser. Symptome. Urban & Schwarzen- 


‚ebenda S. 146, 


beweist das Bestehen selbst hoch- 
rhandensein ‘von Beschwerden, wo- 


be ich mich gerade bei Infanteristen und Armierern oft über- 
Sugen konnte. Herpes zoster in einem Teil des Ischiadicus- 


hste und beste Bearbeitung gibt S. Erben: 


bezeichnet. / Übrigens 


nn aaa i 
m a EEE 


`- D) Wohl die ausführlie 


1912. — Wertvolle Winke finden sich auch bei G. Lieber- 
C Macho Über die Behandlung. von. Kriegsneurosen. Halle 1917, 
in Fr old. — K. Singer: Die Objektivierung nervöser Beschwerden 
den iege. Würzburger Abhandlungen XVI. 1. — G. Voß: Zur Frage 
Über ron bei Soldaten. D. m. W. 1916, Nr. 48. — Henneberg: 
u. Ne sgravation und Simulation. 9. Juli 1917. Berl. Ges. f. Psych. 
Nr oa eakrkh, Ref. N. C, 1917, Nr.-18; S. 765.: Disk. B. kl: W. 1917; 
1.0: s P1048, — Nonne: Neurósen nach Kriegsverletzungen. Verhdig. 

« Deutsch. Nervenärzte, 8, Jahresyersammlung, S. 81. — Gaupp: 


Meister: 


3Y B. kl, W. 1918, Nr. il. 


~r , 


‚bestehen, — Sitzt der Patient im-Bette, so beugt er das kranke 


r 


heblich beweglicher als. bei derselben. ‘Der Simulant, aber auch 


’ D ‘ - 
t` Ek ji 
t ` ` 
B 
\ 


Eu 


gebiets macht gewisse Schmerzen wahrscheinlich, kann sogar mit 
schwerster Neurälgie: einhergehen, die den Zoster erheblich über- 
‘dauert. — Muskelatrophie, .die in leichteren Fällen mit 
| dem Bandmaße festzustellen ist, kann im Gefolg einer Ischias als 
-Inaktivitätsatrophie und nach..Neuritis ischiadica als nn. Tone 
aß noch 


a 


neurose . auftreten, beweist: aber nicht, ) 
Schmerzen bestehen, doch. spricht sie je nach ihrem 


Grade für eine leichtere oder schwerere Ermüdbarkeit. Auch ist 
an ganz andere Ursachen derselben zu denken (Reste einer Kinder- 


»lähmung, Atrophie nach Gelenkerkrankungen, Gipsverbänden usw.). 


‘== Etwaige Schwellungen am Knie oder Fußgelenk fallen ohne 
weiteres- auf. — Nicht selten findet man am. Kreuz oder Gesäß 
Reste alter Schröpf£narben, die'bei der bekannten Neigung 
 Rückfällen in positivem Sinne verwertet werden 


‚können.  . | | | | Pr | 
-Die Haltung des Kranken im Bett ist typisch und beach- 
tenswert. Der Ischiadiker liegt meistens auf der gesunden Seite, das 
Bein in Hüfte und Knie gebeugt, den Fuß plantar flektiert. Die Muskeln 


sind sämtlich angespännt, um jede Bewegung zu vermeiden. Der 


ängstliche Ischiadiker klagt. schon, wenn man Miene macht, sein 
. Bein anzufassen. Der Simulant paßt genau den Moment ab, wenn 
man das Bein passiv bewegt oder drückt.. Liegt der Ischiadiker 
‘auf dem Rücken, so beugt er gern Hüfte und Knie und setzt den 


_Füß auf. Besonders schwer wird dem Ischiadiker das Herumdrehen 


und -das Aufsitzen im Bett; auch das Liegen auf dem Bauch ist 


sammenwerfen, zwischen denen ja überhaupt keine scharfe Tren- | ı il | 
ihm unangenehm. Vor Untersuchung des Beins lasse man den 


Patienten sich im Bett aufsetzen, anscheinend, um die 


Lungen am Rücken zu. auscultieren, lasse ihn zu diesem Zwecke 


sich besonders stark vornüberneigen und vergleiche unauffällig sein 
Verhalten mit seinem späteren Benehmen bei der Prüfung auf 
Rückensteifigkeit. Eine solche wird bei dem Ischiadiker in beiden 
Fällen sich gleich stark zeigen, beim Aggravator im letzteren Falle 
stärker. Man lasse ihn bei der Lungenuntersuchung auch husten, 


beobachte sein Gesicht’ dabei auf schmerzhafte Verziehung, weil 


bei verschiedenen Formen von Ischias, Neuritis ischiadica und be- 
sonders Wurzelischias durch die Erhöhung des Liquordrucks beim 
Husten Schmerzen entstehen. Ein kräftiger, unvermuteter Stoß an 
die Bettstelle macht auch dem abgelenkten Ischiadiker Schmerzen, 
der abgelenkte Simulant beachtet ihn nicht. Zittern im erkrankten 
Beine spricht ‚gegen Ischias, weil der Ischiadiker sein Bein steif 
hält, und für Neurose, echte fibrilläre Zuckungen und Muskelwogen 
für Neuritis ischiadica, ohne aber zu beweisen, daß noch Schmerzen 


Man versuche, unbemerkt, durch Druck auf das Knie das 


Bein. 
Bein zu strecken; etwa indem man mit der anderen Hand die. 


Leistendrüsen. abtastet; beim Strecken müssen die Schmerzen zu- 
nehmen. a G En ER 
Beim Aufstehen aus dem Bette tritt die Steifigkeit 
der Wirbelsäule deutlich in Erscheinung, ist aber für den 
ersten Blick :durchaus’ simulierbar. Der Ischiadiker wird sie in 
allen Stellungen und zu jeder Zeit zeigen, während der Aggrava- 
tor sie gelegentlich vergißt, besonders wenn man ihn durch andere 
Aufträge (Strümpfe anziehen, Uringlas zeigen) beschäftigt, oder 
seine Aufmerksamkeit durch Fragen ihn -bèsonders treffenden‘ In- 
halts (Alkoholismus, Lues) ablenkt. Unbemerkte Beobachtung beim 
Anziehen nach der Untersuchung zeigt den-Übertreiber oft er- 


(der neurasthenisch oder hysterisch Übertreibende pflegt die Aufsteh- 
bewegungen durch allerhand überflüssige Arm: und Kopfbewegungen 
theatralisch zu gestalten. Der Ischiadiker kann. bei einiger Energie 
auch trotz großer Schmerzen.auf dem kranken Bein allein stehen, 


und hebt. das. gesunde auf Aufforderung; der. Aggravator hebt das 
gesunde Bein auch auf energischste Aufforderung nicht aktiv; wird- ` 


es passiv erhoben, so knickt er gewöhnlich auch bei’ kräftiger 


Unterstützung gänzlich zusammen, läßt sich aber nur langsam fallen. 


Im Stehen kann der Ischiadiker das Bein. nicht dureh- 


drücken und den Absatz nicht aufsetzen, eine Haltung, die meist 


gut simuliert und auch bei Ablenkung gewöhnlich nicht aufgegeben 
wird. Die durch ‚diese Haltung erforderlich werdende Verlegung 
des Schwerpunkts über das gesunde Bein läßt auch beim Aggra- 
vator die bekannte, gewöhnlich nach der kranken Seite konvexe 
Skoliose der Lendenwirbelsäule nicht vermissen. Auch die 
dazugehörige vermehrte Spannung derlangen Rücken- 


muskeln ist vorhanden. Entscheidend ist hier ein Symptom, 


welches .bei einigermaßen erheblicher Ischias stets vorhanden ist: 
„Die Sperrung der Lendenwirbelsäule“ Macht 
der Gesunde eing tjefe Vorbeugung, so gleicht sich die physio- 


. 


! 


INISCHE KLINIK — NG 000000 o MB 


A 


SE i saty a, 
E -n-o 
s . Fy: Fa X Sa 
E a h x S ge: . 
p anr - - i 
E E pe: A 
"e, ` u r as F è i z 
a o VES eT : š 
Kea IE TE S in 
t u Á ` +r Arel ~ há a = 
a i = 5 - e, na te, 
TE Rpa T cj Rg 
$ pns a a 
. Ea, = 
bsi nig. 


Tee p, _ 
ee. Eee 


Te 


ATN Eu BEN 


ww. 
~ k ? 
Ji EN h r d" yo“ ar 
ME u ER ~ 
mn KV ee 
nt er 


TR an 


RE 


m 
ur” 

EN 

~ D 
* 3 
EEE 
ae en ni Te nn. 
- Pr Ye te 
Kun SIR “or 


a ee 
sen z > 


R = 
Ban E 


a 
um ES 


.. 


DE: ar i 
~,- 


ra 
Ea 
Din, 
a aD 


zum 
BE SABINE 


Aiara 


YN 


A .< 


TO Rue 


rn 


a E 
< a 


S 
e ai Bo 


m 
< 
A 
& 
Pr 
.. nn 
> < ur nn - re 
A AA e zop RT 
Kan, Bun = 
e 
dp 
rea 
- 


- 


nn 
ur ne 
= 
`= 
Euer 
THREE: 
fa n nee 
ONE RE 
~ 


u 

r” > 
7 

er 

Am p- 9 n FB; 
NE Erg werte 


De Teer. 


Per 
~- 
= 
U t a A 
s aKa ES SER 


$ 
ihnen 
Te 
ra 
= 
wi À 
e D s 


Eu n 


e Zn. Se Fe 
~ 
p a 
a 
nn ee elnns 
’ - 
t ~ ve sr hd 


1 


en 

Ten 
Pal 

a 


— 
= mes. 


Pa EA 


Í ` r ` 
3 F- 3 T 
RE Te : 
ETE T S We ha di Poea ai ý 
En oiea arati ńś ` 
e f e + A E PRE. .s 


ya 
D 
yo 
t; 

\ 


7O opii- 


144 


logische Lordose der Lendenwirbelsäule nicht | 


nur aus, sondern geht in Kyphose über, die, sich der Kyphose 
der Rücken- und Halswirbelsäule anfügend, nunmehr die ganze 
Wirbelsäule bis zum letzten Lendenwirbel herab harmonisch ge- 
krümmt erscheinen läßt. Beim Ischiadiker krümmt sich die 
Wirbelsäule nur im Hals- und Rückenteil; der Lendenteil 
bleibt entweder steif in seiner Lordose oder bringt allen- 
falls diese zum Verschwinden, sodaß er gerade gestreckt ist. Dann 
ist die obere Wirbelsäule gegen diesen Teil gewissermaßen ab- 
geknickt. Dieses Symptom, welches am besten im Profil zu 
beobachten ist, ist nieht simulierbar. Der Aggravator 
versucht überhaupt sich im ganzen nur wenig zu bücken oder nur 
die Halswirbelsäule; bekommt man ihn aber schließlich zu einer 
ordentlichen Verbeugung, so kann er seinen Lendenteil nicht isoliert 
steif halten, wovon sich jeder bei sich selbst leicht überzeugen 
kann. — Eine diesbezügliche Entscheidung gelingt oft durch eine 
Überrumpelung: man läßt bei der Untersuchung plötzlich 
einen Gegenstand fallen; der Untersuchte wird sich meist schnell 
danach bücken und so unter Ablenkung die wahre Beweglichkeit 
seiner Wirbelsäule zeigen. Die Skoliose kann übrigens das 
schmerzhafte Stadium einer Ischias lange überdauern, ohne selbst 
Beschwerden zu machen; ihr Vorhandensein beweist 
jedenfalls nicht, daß Ischias noch besteht. — Die 
hysterische Skoliose, die nicht so selten ist, wie vielfach an- 
genommen wird, wird sich durch die allgemeinen Merkmale der 
Hysterie gewöhnlich leicht als solche erweisen ?). 


Die Untersuchung im Stehen Jäßt gleichzeitig außer 
Varicen auch den Plattfuß erkennen, besonders beim 
breitbeinigen Stehen. Nasse Füße geben einen guten Abdruck 
des Fußgewölbes auf dem Fußboden. Plattfüße können, ohne 
selbst zu schmerzen, starke muskuläre Schmerzen bis zum Becken 
hinauf machen, die oft für Ischias gehalten werden; eine echte 
Ischias können sie nicht machen. Aber auch starke 
Plattfüße brauchen selbst bei stärkster Belastung keine Beschwerden 
zu machen. | 


Beim Sitzen benutzt der Ischiadiker gewöhnlich nur die 
gesunde Gesäßhälfte, die kranke schwebt neben dem Sitze frei in 
der Luft, das Bein wird gewöhnlich nach vorn ausgestreckt. Der 
Aggravator ahmt diese Haltung nur selten gut nach. 


Beim Aufstehen von der Erde bedient sich der 
Ischiadiker nach Minor?) häufig einer ganz bestimmten Tecknik, 
um Schmerzen zu vermeiden: Mit nach hinten aufgestützten 
Händen zieht er beide Füße unter das Gesäß, sodaß er wie ein 
Affe sitzt. Dann erhebt er langsam seinen Oberkörper, stützt sich 
dabei auf eine (meist die gesundseitige) Hand und balanziert 
während des weiteren Aufrichtens mit der anderen Hand in der 
Luft. Bei allen diesen Manövern bleibt das kranke Bein gebeugt. 
— Der Aggravator kann diesen Typus, auch wenn er ihn schon 
gesehen haben sollte, nicht charakteristisch nachahmen, sondern 
klettert gewöhnlich aus dem Knien mit den Händen an sich 
hoch, wie wir es von der progressiven Muskelatrophie her kennen. 

Der Gang ist auch bei schwerer Ischias nur mäßig hinkend?). 
Unverhältnismäßig schweres Hinken sowie auffallende Dicke des 
Spazierstocks sprechen für Hysterie oder Aggravation®). 

Der Inspektion folgt die 


f Palpation. 


Sie fahndet nach tastbaren Veränderungen am 
Becken, an der Lendenwirbelsäule, an den Knochen des Beins 
(Sarkom, Osteomyelitis, Periostitis); nach Schwellung der Leisten- 
drüsen, Hernien (Leisten-, Schenkelhernien und Hernia obturatoria), 
Thromben. Sie beurteilt die Konsistenz der Muskulatur, 

1) Auf die schwierige Frage: Hysterie oder Simulation kann ich im 
Rahmen dieses Vortrags nicht eingehen. Siehe dazu den Vortrag 
von Henneberg: Über Aggravation und Simulation, sowie die Dis- 
kussion: B kl. W. 1917, Nr. 52; ferner Forster: Hysterische Reak- 
tion und Simulation. Mschr. f. Psych. Bd. 42, Heft 5 und 6 sowie den 
Vortrag von Bumke: Suggestibilität, psychogene Reaktion und 
hysterischer Charakter (B. kl. W. 1918, Nr. 50) und die Diskussion 
dazu (B. kl! W. 1918, Nr. 44, S. 1060). Auch gibt es eine bysterische 
Fixierung ursprünglich rein simulierter Symptome (Kaufmann). 

2) D. m. W. 1898, Nr. 23. Über eine Bewegungsprobe und Be- 
wegunesstörung bei Lumbalschmerz und bei Ischias. 

3) Siehe auch Hedinger und Hübner: Über Haltungs- 
und Gehstörungen bei Ischias. N.C. 1918, Nr. 15, S. 528. 

‘) v, Exner (M. m, W, 1918 Nr. 26) hat Simulation von Ver- 
kürzung eines Beins bei 21 aus einer Ortschaft stammenden Leuten 
beobachtet. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6. 


ey. 


9. Februar. 


die im Sinne der Atrophie vermindert oder im Sinne der 
Contractur vermehrt sein kann, wobei 
Lagerung beider Extremitäten zu achten ist. 

die Palpation der Beinmuskeln, besonders auch der Glutäen, vor- 
zunehmen. 
barkeit des beiderseitigen Femoralpulses und 
des Pulses der Arteria dorsalis pedis und tibialis 
postica, weil das Fehlen der beiden letztgenannten oder eines 
von ihnen, besonders einseitig, ein unsimulierbares, ob- 
jektivesSymptomfürdasintermittierendeHinken 
ist, welches der Ischias ähnliche subjektive Beschwerden machen 
kann und oft mit ihr verwechselt wird. Denkt man überhaupt an 
diese Erkrankung, so ist sie allerdings nach Anamnese und Befund 
von der Ischias leicht zu unterscheiden!). Gleichzeitig unterrichtet 
uns die Palpation darüber, daß der krankseitige Fuß sich ge- 
wöhnlich kälter anfühlt als der gesunde, was übrigens auch 
bei Ischias bäufig vorkommt. 
die Haut des Knies der kranken Seite durch 
Kühle gegenüber der gesunden auszeichnen (Erben). — 
Die Palpation zeigt uns weiter 
Achillessehne am kranken Fuße, die man am besten fest- 
stellt, indem man an dem auf dem Bauch ausgestreckt liegenden 
Kranken die, Sehne zwischen Daumen und Zeigefinger quer zur 
Beinachse zu verschieben sucht. 


simulierbar ist, findet sich meist nur bei Muskelatrophie und 
fehlendem Achillesreflex. 


auf gleichmäßige 
Auch im Stehen ist 


Endlich überzeugt man sich von der guten Fühl- 


Oft soll sich gerade bei Ischias 


eine Schlaffheit der 


Diese Schlaffheit, die nicht 


Endlich untersuchen wir mittels Palpation auf Druck- 


punkte, von denen die üblichen im Verlaufe des Ischiadicus- 
stammes und seiner Äste zu suchenden bekannt sind. Weniger 
bekannt ist, daß diese auch in schwersten Fällenvon 
Ischias (Neuritis, Wurzelischias, Meningitis spinalis usw.) voll- 
kommen fehlen können. 
über Schmerzen nicht verdächtig. 
gewissem Sinne für das Bestehen subjektiver Schmerzen, voraus- 
gesetzt, daß richtig untersucht und nicht simuliert wird. 


Ihr Fehlen macht also Klagen 
Ihr Vorhandensein spricht m 


Bei der Untersuchung auf Druckpunkte muß man 


stets mit Punkten anfangen, an denen erfahrungsgemäß Schmerzen 
nicht zu erwarten sind, z. B. auf der Spina iliaca ant. sup. oder auf 


dem Trochanter, um sich zunächst von der Aufmerksamkeit des Kran- 


ken und Zuverlässigkeit der erfolgenden Angaben zu überzeugen. 


Dabei ist zu beachten, daß der Kranke nicht sagt, wie es oft ge- 


schieht: „Hier tut es mir weh“, sondern er hat die Frage, ob der 
Fingerdruck schmerzhaftodernicht, jedesmal nur mit 


ja oder nein zu beantworten. Erst dann weiß man, daß richtig ver- 
standen wor 


den ist, worauf es ankommt: nämlich daß der Druck 
als solcher Schmerz auslöst.. Der Ischiadiker antwortet prompt. 
der Übertreiber besinnt sich gelegentlich, was er sagen soll. Bei rich- 
tigen Druckpunkten pflegt der Kranke auch zusammenzuzucken, was 
natürlich häufig simuliert wird. Dabei ist zu beachten, daß bei wirk- 
lichem Schmerz die Abwehrbewegung der Schmerzäußerung voran- 
geht; umgekehrte Reihenfolge erweckt Verdacht. Ebenso Schreien 
ohne Flucht- oder Abwehrbewegung. s 
Sind die Angaben bei den ersten Versuchen zuverlässig, das heißt 
negativ, so geht man allmählich an die zu erwartenden rich- 
tigen Punkte heran; sind die Angaben bei wiederholter Probe und 


womöglich auch bei Ablenkung konstant, so kann ein Druckpunkt an- . 


genommen werden. Selten wird der ganze Ischiadicusstamm als 
druckempfindlich bezeichnet. Bei sehr empfinälichen Druckpunkten 
gelangen auch die oben beschriebenen „Gemeinschaftssymptome für 
Schmerz“ zur Beobachtung. 

Findet man nun außerhalb der „typischen“ Druckpunkte 
andere Stellen druckempfindlich, so ist zunächst wieder die Zu- 
verlässigkeit der Angaben zu prüfen. Es empfiehlt sich, gelegent- 
lich einen ganz schwachen Druck zwischen starken einzufügen, 50 
schwach, daß er unmöglich schmerzen kann; wird dann auch mit 
„ja“ geantwortet, so ist der Kranke unaufmerksam oder er täuscht. 
Ganz falsch wäre es, aus dem Vorhandensein VOD 
Druckpunkten außerhalb der typischen Al 
Simulation zu schließen. Jedes Gewebe kann gelegent- 


lich druckempfindlich sein, woraus sich unter anderem die große 


Zahl der Corneliusschen „Nervenpunkte“ erklärt. Aber 


auch organische Veränderungen in der Nähe können 


echte Druckpunkte vortäuschen. Abgesehen davon, daß 2. B. P 
einer Hüftgelenkserkrankung Druck auf das Gelenk schmerzha 
sein kann, daß eine hyperalgetische Hautzone, ein tiefliegender 
Schleimbeutel, eine Periostitis einen Druckpunkt vortäuschen kann, 


—— o ame. 


1) Doch sei auf die Befunde H. Curschmanns 


der Fußpulse bei Neuritis hingewiesen. 


(M. m.. 
W. 1910, Nr. 8i und Zbl. f. inn. M. 1918, Nr. 19) vom Verschwinden 


9 Peia 


m Sinne de. 
gleichmäßi 
m Stehen i 
Slutäen, ve 
ten Füll- 


ulses m w 
tibisli F- 
oder eis 5 


‚res, ob- 


eHinka} - 
en mda F 
erhanp a }. 
nd Beim }. 

tert}. 
siehe E 

gesa $o 
Isebias f * 


dureh 


bei) - . 
it E 
sten bt E 


liegende 
quer M 
ieh! 


eu E 


jadis 


p 10 


soll | 


Aug 
oti 


oa t 


hewl y 


Ta F | 


ki e E E ki 
taye | paoe 2 
BIRNEN" A Ees i GA F “ r ma DB 
ee AT Kun = ne ; Pi x a, R 3 ; a 
rponn Ass eh s t "A A , 5 a 
nn erT zu m re, » . a f I 7 i Pr 
Ga- 1. )- Sic wre “” S a . i <s Be r BR 2 
ara N E Da ve. EE piu aa Daa n á ` i t T E 
e ee ee E x“ Er 3 en g ~i ae . . E ar uf a: Ä f 4 i . 4 x. A ` ga -` 9 ; Š 
me, Se nn a a a a a a S T © . a í ` d v Kix Eg , l O, be f a 3 s : . z 
sd Bebimar zoo e 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6. ° 4 
oJ repruar. ~ põie w | A IL : , . r 4.0 
` : ES ee Pi = a i x . ö En . 
+ i , - é 


hiás“ gewisse Formen | Erst die weitere Prüfung- entscheidet: beugt 
| man bei erhobenem Beine, wie oben, passiv den Unterschen- 
kel im Kniegelenk, so hört. der Schmerz sofort 
auf, um erst bei erneuter -Streekung wiederzukehren. Verstärkt 

kann er noch werden, indem man am gestreckten Beine den Fuß 
: passiv stark dorsal flektiert.. Also die zweite Hälfte ist 
der wichtigste Teil des Lasögueschen Symptoms. 
An ihm scheitert anch der. Simulant, der nicht weiß, daß der 
Ischiadieus bei Beugung im Knie entspannt wird, daß der Schmerz 


gibt es auch bei zutreffender Diagnose „Isc 
dieser Krankheit, bei denen sich die spontanen und die Druck- 
schmerzen im wesentlichen in der Muskulatur 
finden, eine Myalgie geht neben der Neuralgie einher oder 
täuscht sie nur vor. Solche Myalgien, die sich also durch Druck- 
schmerzhaftigkeit des Muskelbauches zu erkennen geben, finden 
sich besonders in den Glutäen, den .unteren Partien. 
des Erector trunci (Lumbago!), aber auch in den großen 


damit aufhören muß. Der Ischiadiker verhindert instinktiv die 


| entpuppen sich zu spät als Mastdarmkrebs. 


und Gehversuchen ersehen. Hierbei wären schon etwaige richtige 


- legentlich Schwierigkeiten machen kann 
-Gesamtbefundes doch meist gelingen wird. 


ändert 


Hi erschlafften Muskeln 
Adductions- und Rotationsbewegungen macht. Von den letzteren 


pflegt gewöh 


angeblich schmerzba 


Später, je nach der Erhebun 


Beugemuskeln, Adductoren, aach im Psoas, der sich auf Druck in 
die. Tiefe des Beckens dureh die Bauchdecken als schmerzhaft er- ` 
weist. Auch der Dornfortsatz des 5. Lendenwirbels 
soll bei Ischias häufig druckempfindlich sein. An der Außen- 
seite des Oberschenkels, besonders ein dicht unter der 
Spina iliaca ant. sup. sich findender, Druckpunkt läßt an eine 
Neuralgie desNervws cutan. fenm. ext., die sogenannte‘ 
Meralgia paraesthetica denken. Selbst Druckpunkte an 
der Vorderseite des Oberschenkels, also im Gebiete des: 
Nervus cruralis, dürfen an sich nicht Verdacht. 
erwecken, da nicht selten eine Ischias. mit Erkrankung auch 
dieses Nerven kombiniert ist als Ausdruck einer Plexusaffektion. 


Weiteres hierüber weiter unten bei den Reflexen. . > 
Den Schluß der- Palpation bildet die Betastung der 
Leistendrüsen, deren Schwellung auf entzündliche Vorgänge 
oder Neubildungen im Bereiche des Beckens, der: Genitalien oder 
des Beins hinweist; und endlich die nie zu unterlassende Unter- 
suchung per rectum; manche ischiasähnliche Beschwerden 


sein Fehlen. spricht nicht gegen geklagte 


laufen können. Diese wird man aber in der ‚Regel an 
anderen Symptomen erkennen können. Zu Irrtümern gibt häufiz 
der Befund Anlaß, daß bei Gesunden und noch mehr bei empfind- 
lichen Neurasthenikern starke Kniestreckung bei ge- 
beugtem Hüftgelenk schmerzhaft empfunden 
wird. Diese Schmerzen sitzen aber stets inden Sehnemdeı 
Beugemusk.eln (Biceps, Semimembranosus usw.) und stammen 
daher, daß die Muskeln für die geschilderte Beinhaltung eine 
relative Längeninsuffizienz aufweisen, über- 
mäßig gedehnt ‚und dabei schmerzhaft werden. Dies Verhalten 
kann um so leichter mit dem Las&gueschen Zeichen verwečhselt 
N werden, als der Schmerz auch hier bei Kniebeugung sofort ver- 
Lähmungen, wie ‘sie die Neuritis ischiadica, spinale Prozesse | schwindet. Vor Verwechslungen schützt nur die Tatsache, daß der 
oder dergleichen hervorbringen, aufgefallen. Die Lähmung | Häuptschmerz beim Lasögue oben:an der Austritts-. 
kann natürlich simuliert werden. Doch ist zu be- stelle: des Isehiadicus sitzt), beim falschen 
achten, daß jede länger bestehende Lähmung mit Muskelschwund, | Lasegue in den Beugeseihnen. Man muß also beim 
‚häufig mit Reflexverlust (Achillesreflex!), Sensibilitätsstörungen, | Anstellen des Versuchs den Kranken nicht fragen, o b es weh tut, 
elektrischen Veränderüngen ‚und trophischen Hautstörungen einher- 
geht. Fehlt das alles, so handelt es 'sich um. hysterische 
Lähmung oder — Simulation, deren Unterscheidung ge- 
1), aber im Rahmen des 


’ 


Nach der Inspektion und Palpation wäre die 


aktive und passive Beweglichkeit | 
zu prüfen. Die aktive konnten wir schon aus den Aufsitz-, Steh- 


die Angaben bei mehrfacher Prüfung konstant, so ist. der po si- 
tive Lasegue ein wertvolles Ischiassymptom. 
Beim Bücken mit durchgedrückten Knien 


Abstand. der Mittelfingerspitze vom Fußboden 
bei möglichst tiefer Verbeugung, so hat man nach Roemheld')) 
ein objektives Maß für den Lasegue; ein auffallendes Schwanken 
der wiedergemessenen Entfernung vom Fußboden im Sinne der 
Verschlechterung spricht für Aggravation. o = 

.Es folgt eine Prüfung der Reflexe, von denen. der 
Achillesreflex für die Ischiasdiagnose insofern von besonderer 


Die passive Beweglichkeit kann durch Gelenkver- 
mgen, Contracturen und durch aktive Muskelspannung (zur 

Schmerzverhütung oder zur Simulation) gestört sein. Sie wird ge- 
prüft, indem man bei gebeugtem Unterschenkel und 
im ‚Hüftgelenk.Beuge-, Streck-, Abductions-, 


nlich die Außenrotation schon in frühen Stadien des 


senile schmerzhaft und behindert zu sein, | Dedeu: i 
seitige, das Vorhandensein. oder Vorhanden- 


alum coxae 


durch welchen Befund die häufige Verwechslung dieser Krankheit 14 rn. | BR: 
schias leicht vermieden werden kann. Beilschiassind | gewesensein einer.sc hweren Ischias höchst wahr- 
Er ist beim Gesunden fast konstant vorhanden, 


scheinlich macht. ! 
fehlt er einmal, so fehlt er meist doppelseitig. Sein häufiges 


Fehlen bei Tabes kann um so mehr irre führen, als die lancinierenden 
Schmerzen des Tabikers mit ischiadischen Schmerzen eine, wenn 
auch nur oberflächliche Ähnlichkeit haben können. Das ein- 
seitige Fehlen des Achillesreflexes ist aber 
bedeutungsvoll, wenn es, technisch richtig, einwandfrei . 


festgestellt ist. ea | 
Das geht in der Seitenlage ganz gut, auch in der Bauchlage. bei 
senkrecht stehendem Unterschenkel; einwandfrei ist aber. allein die 
Untersuchung am knienden Patienten, bei der auch der nie zu 
unterlassende Vergleich mit der. anderen Seite zu sinnfälligen Resul- 
taten führt. Da aa Tr | | 
‘ Allerdings beweist das Fehlen. des JAchilles- 
'reflexes nicht, daß zurzeitnoch'Schmerzen’be- 
stehen,. da dieser Reflex auch nach Abheilung aller anderen 
Symptome dauernd fehlen kann; ich habe mehrfach äuf sein 
Fehlen hin aus Kranken eine 10 Jahre zurückliegende Ischias 


uĝ s RT r ` « i 
nieder, so hört der Zerrungsschmerz sofort auf, es bleibt allen- | Fehl: | = a a N 
| heraüusfragen können, die sie längst vergessen batten. Anderer- 


falls 
. qer vopher geklagte Dauerschmerz bestehen. | : 
leser Schmerz kann in genau derselben | seits spricht das Erhaltensein des Reflexes nicht 
gegen Schmerzen, da nur in einer Minderzahl aller Ischias-. 


mit I 

iy passiven Bewegungen im Hüftgelenk sohmerz- 
05, vorausgesetzt, daß das Knie gebeugt ist. 
Be Simulan t klagt selten nur bei einer ganz bestimmten 
das at des Beines wie der Gelenkkranke, vergißt auch 
: agen, wenn mn während der Ausfühung der 
and ; ften Bewegung zur Ablenkung 
ere Teile, z. B. dieFußsohle,eingehend besichtigt. 
vii a By wichtig für die Erkennung der Ischias, aber noch wert- 

N ür Ihre Simulationsentlarvung ist das Laseguesche 

ymptom. ! wenn | 
aaa Ant mian am liegenden Kranken den Fuß und erhebt an ibm 
und erweist ge ; treckte Bein, so wird def Ischiadieus angespannt 
chmerzen we er ı bei vielen Ischiaskranken als schmerzhalt. Die 
Beekes en am stärksten obon am Austritt aus dem 

‚an der Hinterfläche des Oberschenkels, auch noch au 
2 ; 


em Kniegelenk empfunden. Der Schmerz tritt bald früher, 
g von der Unterlage, ein. Legt man den 


——— 


Po TR 
oo bei jedem Hüftgelenksleiden ausgelöst l 
fälle, denen offenbar eine schwere Neuritis zugrunde liegt, der 


W : Sof | 
Srog; ist also allein nicht als- Ischiassymptom zu verwerten. | i 
Ze Pre Reflex verschwindet. Simulierbar ist das Fehlen des 
° sagt Bumke (L ce): „Deshalb ist die Abgrenzung Reflexes nicht: etwaige absichtliche Muskelspannung zu 


3 
der 5 
Psychogenen Reaktion von der .Simulation in manchen Fällen | ————-— a NE 
| 1) Ther. d. Gegenw. 1918, Nr. 6. 


nt u, 


schlechterdings unmöglich.“ 


: weitere passive Erhebung des Beins durch Muskelcontractiönez, 
‚deren Widerstand unüberwindlich ist; der. Aggravator jammert, 
‚aber leistet keinen erheblichen Muskelwiderstand, häufig macht er 


alberne: Fluchtbewegungen,. indem er sich auf die Seite dreht 
oder mit dem ganzen Becken ausweicht, was der Ischiadiker nicht tut. 
> Das Vorhandensein des richtig ‘festgestellten Lasegueschen 
Symptoms spricht: für das Bestehen ischiadischer Schmerzen, 


Schmerzen, daauch schwerste Fällewon Neuri- 
tis und spinalen Prozessen ohne Lasègue ver- 


über- . 


sondern ihn mit dem Finger zeigen lassen, wo es weh tut. Sind 


entsteht gleichfalls eine Zerruüg des Ischiadieus. _Mißt man den 


Bedeutung ist, als sein Fehlen, besonders das.ein- 


i se Ri s . 
: f , 


5i 
=i 
er | 
B a ee 
_ _ er 
IW- ’ I Auen z Bar 
we FWA PEAT a, O o o’ 
PYR Da a a E P 
EPELA 


er E IE. 
r i A Air a 
Bi . -g ji ` a 
BEE P ni a 

= ; ; d ; 
TA ror T nn, 
', EN > Ea É Í oe 
7 x D r me na $ y 
S ! WERN N Bu 
= a ee a j 

Br 2 8: 

' . ' GE r S, 
5 a Aa A A J 
-r a W >- : . 

t $ r 0. aT 

! Kr 8 , ’ 

, be: 

Pa AE . 

g, ee AA 

1. DORRE 

"E op ei ti d 

E f- na u 7 u 

TR, s, Ben S 

pi LE, Da 

[| ODEDE zu 

E A v N z’ 

T SIERT I P i 

Ed Ne a aS 

a aeaa E 

i ‘SIETE k 4 PRS a 

DEUH ve? 

1) EE EER 

I EARE 

in FERN I 

IR» PART gel 

u» ni Be g] 

Zr ATEU S 

igy ar sit ro 

a ie aT a o’ 

A.o ao ' =? A| 

} | ug A wi vi .. 

T ae EEE aT 

de | -t s - Nu 

< BER AA 
E I ON ar, 

` AG be rii 

D | 

E, ff, E, 

: gAn . A D 

` en S 
7 EEEE A A. 

en gi j ENT 1 

Ey pV eld ! 

T Be fi 

2 1 SEE 

BE > or “ pro . 

Ba a 

N} a SEER cd ir 

mir er RR, NR 

Hei u, “j 

m S 

=. En I z 

vl E- ı,, ei ye 

i D SEEE Een, 

y i Be: U + Ti 

a nen Pe 
er rn A 5 b i 
17,7 A ! ge 

Erz WERE EOF Er | 

1:1?) I DAS 
Mi "O 
PF m. z ij eot, 

ti Rs x [] a E 

P i f sd ' “ IK, 

P, "381: 
CR Re, ee 
LA p gitt 

‘ y. we = 
ar I.: Kati i "t g A 

WA PREI Ve, ‘ 

Bd 
Hp a 5 sa á a 3 | 
f art. . l 
er H 
’ a ia EE 
ee Ba 
u u : en 
V B ie” 
Ai . Sos K 
W A B `o 
FAT DR EA, 
A re 
| a a 
rt I EN 
TEENE i? 4 
POE a Rog 
; 7. nof 4 
r wir BE, 
Í Bu: te 

‘IM! en! N 4 \ 

j- a t NORS Pa 

31779) | ange er 

’ ' u b Àe 4 
f N + Far any 
\ Nr | ft 
BUINNE n3 i3 
[ve RE 
ET: BERNER t 
PA o. e an? FR 3 
et Ian $ ‚ 
"ls 1 ERE) AOPE SEER 
f€ IH z Per f, a” as 4 
Ir 9 ProCA a e i 
4: i Se è . 
TED R A 
k 5 73 at de 
Í í 9 ' 19) teaa toe 

4 2, A e EPK, Ri 
CHEN ie 
i F EE. Ng iE S 

F7 7 ir RS 
j 2 wer Bee 

f r P ut, 

F . ee i 
A a 
E TT SENP S$ Gorod 

Pry ; a en Hir vi 

y D n E 

, Tg er 
Í T pio mo 

N u 

Rot EN Be 

Be Be as 

ir -AR S EE 
Ir a a J 

K a aln oo 

N net 
ur al aG 

* rr 
n a 

Per Yo at 

f eri Di ay 

$ mR N 
onai ? 

2 en 

, N 

u rie j 
kJ “ a. 
er N = ' 

u ; a h ii. 
Br Due 
94 E I a 

e E R 

. ee! 

H 1,43 l a NE 
arm p- E 

2 3 1 Bee ER En 

Pri pa: ra ra gata 

ATASE O t 

nO Ve 

{ f 117 el 

\ Deu - Aue 
ante x u a 
A Eo A f E E 
Varel eo, 
a ni Bu Br 
F ESI 7 | D a EA 
x i | = wa 

fi CE 0 
EREE f: ` siia 

z d . ' E APRERI a 
+4 : te nod ’ 

f m $ ` y Be ij 

Sr e uT 
SF i TET % r F3 
f fi RTAS Ge 2 
4 tar; 
; g f: b 
T È i. j 
e „ DE Sur: Bun] 

ł - AJ f: dic ns 

EEI PS BE i: 

N A iry g E aeS ai 

NAAR T pa, 
P i E ara 

BEE - si A 

E 1107,02 en 
S ante a U SE 
Prs DENE E, 
b t Hy w. 
MET r yo tt 
ea tr) i ; ee 
f ri ? ne: 
f Fi t D p r 
f STĚ i A po 
vs p.t ü 
ag i 6 a 
P rt? ‘ - i 
te dia 
fi DOn 
f i LESE EEE 
13 -4 be te 
3 Re, 
Ei Aei E 
# eiry oe 
| T apta . 
sh 
a I TR 
: EET 
‚a PEF 
Fai 2 
F $ at; 
f ? aa 
: » T ER E 
PEL a 
Betz, ne, 
FT SR ER IA aat 
Eoi ER E 
RE or ch 
e DESA i ig 
t34 Kf Á i mreng 
Eli 4 ar ga 
b 5 į A a i 
tg 4 KT] x e 
ed: Ti Es 1” 
4;}' i -4 
EJ A gs i 
Fi rE Ehe 
f v8 Re 
Tr ARS 
» 
i . pa 
PAER LEA, ER 


D 
atap a t is 


f 

[i 

( 
li 
| 

| 
| 
j t 


a a 


E 


-. 


eure sse Oe 


rn O et a a Din "lt 


s S BEN ee En es er REN ğ z% 
Se ai Tr nat E En mar cy u Darin euren > 


nr De ir wert a, 


Pr 


in en en 2 1 


` bei Neuritis ischiadica fehlen; ist dies einseitig der Fall, so spricht 
das wohl kaum simulierbare Symptom für eine 


146 eui 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6. 


DD a a e a 
a ne a nenne 


seiner Unterdrückung fällt dem aufmerksamen Untersucher auf; im 
Knien mit Jendrassikschem Handgriff ist der Achillesreflex, 
wenn er vorhanden ist, sicher auslösbar. 

Der Patellarreflex und der Cremasterretflex 
kommen für die Ischiasdiagnose nur insoweit in Betracht, als ihr 
Fehlen, besonders das einseitige, bei Beteiligung be- 
nachbarter Wurzeln nicht ganz selten vorkommt und jeden- 
falls einen objektiven Befund bildet, der eine 
Simulation der ischiadischen Beschwerden unwahrschein- 
lich macht. 


Der Sohlenreflex kann infolge Anästhesie der Fußsohle 


vorhandene oder vorhanden gewesene Nerven- 
en#zündung, wenn sein Ausfall nicht anderweitig nachweis- 
bare Gründe hat. — Das Fehlen beider Cornealreflexe und 
des Würgreflexes würde die Hysterie als Grundlage der 
Beinbeschwerden nahelegen. Der Ausfall des Analreflexes 
wiese darauf hin, daß dieselbe Affektion die Bahnen dieses Re- 
flexes und gleichzeitig Fasern des Ischiadicus schädigt: also auf 
Tumor oder Meningitis im Bereiche des untersten Rückenmarks- 
abschnitts und der Cauda equina. In diesem Falle wären auch 
Störungen des Schmerzgefühls am Damme zu er- 
warten. Sonst finden sich bei Ischias gewöhnlich keine 
Sensibilitätsstörungen, hur die echte Neuritis kann 
wieder mit sclehen einhergehen, die sich dann nicht selten 
streifenförmig, an der Hinterfläche des Ober- 
schenkels, an der Wade und am äußeren Fuß- 
rande finden. Ihre bei mehrfacher Untersuchung stets annähernd 
gleichmäßige Feststellung schützt vor Täuschung. Eine streifen- 
förmige Hypalgesie an der Außenseite des Ober- 
schenkels spricht für die schon erwähnte Neuritis des 
Nervus cutaneus femoris ext, Analgesie an der 
Norderfläche des Oberschenkels fiele dem Nervus 
femoralis zur Last, der nicht selten gleichzeitig erkrankt ist; 
diese Gefühlsstörung hat zwar mit dem Ischiadicusgebiete nichts 
zu tun, spricht aber, wie eben erörtert, nicht für Simu- 
lation. Totale Analgesie des ganzen Beins, besonders 
wenn sie manschettenförmig oder mit einem Gelenk abschneidet, 
ließe. an Hysterie denken. Bei schwerer Sensibilitätsstörung 
muß auch immer auf Tabes gefahndet werden. — Auch das 
Fehlen des Schmerzgefühls beweist nicht, daß 
noch Besehwerden bestehen; es kann der letzte Rest 
einer längst abgelaufenen Neuritis sein. 

Die elektrische Untersuchung ist insofern von 
besonderer Wichtigkeit, als komplette oder partielle Ent- 
artungsreaktionein schweres, objektives, nicht 
simulierbares Symptom darstellt; aber auch sie be- 
weist allein nieht, daß noch Beschwerden be- 
stehen. Klagen über Schwäche und Ermüdbarkeit sind ohne 
weiteres glaubhaft, um so mehr, da sich bei Entartungsreaktion 
in der Regel auch Muskelatrophie und Reflexstörungen finden 
werden. — Normale elektrische Erregbarkeit, wie 
sie sich in der Mehrzahl der Ischiasfälle findet, spricht nicht 
gegen das Bestehen von Beschwerden, 

Die Röntgenuntersuchung kann Tumoren und 
andere Veränderungen der Wirbelsäule (man denke stets an die 
gar nicht so seltene Spondylitis deformans und ihre Abarten), des 
Beckens, der Ober- und Unterschenkelknochen aufdecken, ebenso 
Gelenkerkrankungen, Verkalkungen von Schleimbeuteln usw. 
Schwerere Arteriosklerose der Beingefäße, die das Röntgenbild sehr 
gut wiedergibt, lassen nach intermittierendem Hinken 
fahnden. (Siehe auch oben.) | 

In zweifelhaften Fällen ist schließlich nach allen entfern- 
teren Symptomen zu suchen, von denen besonders Pu- 
pillenstörungen (Tabes, Lues spinalis), Druckschmerz- 
haftigkeit oder Entartung anderer Nerven (Polyneuritis) 
usw. in Betracht kommen. Auch die Wassermannsche 
Reaktion ist in geeigneten Fällen heranzuziehen. 

Hat man den Kranken nach den geschilderten Richtlinien 
durchuntersucht, so hat man entweder einige der objektiven 

Symptome gefunden oder — Verdacht geschöpft. Wird der Ver- 
dacht durch nachweisbar wahrheitswidrige Angaben verstärkt, so 
lasse ich sofort eine recht deutliche Verwarnung folgen, die ge- 
wöhnlich schon bei der nächsten Untersuchung die künstliche Er- 
zeugung von Symptomen ausschaltet, wenn auch natürlich noch 
erheblich geklagt wird. Werden nicht direkt Symptome vorge- 


Simulation ex juvantibus unterstützen. 
Ischiadiker gehört zunächst ins Bett. Er bleibt gern darin, bis 

die Beschwerden erheblich gebessert sind. Der Übertreiber drängt 

zum Aufstehen, ohne nennenswerte Besserung zuzugeben. — Die 

bald einsetzende faradische Behandlung mit mittel- 

starkem Strome wird von dem Ischiadiker, der wirklich starke 
Schmerzen hat, gern ertragen. 
nehm und er sucht sich ihr durch alle möglichen Ausreden zu 
entziehen. 
daß auch die Langesche Injektion, 
Ausführung etwas schmerzhaft ist, in derselben Richtung verwert- 
bar ist. „Die psychische Reaktion des Patienten ist auch hier ein 
guter Gradmesser für die Beschwerden und für den Wunsch nach 
Gesundheit.“ 
Form der Ischias wenigstens vorübergehend; beim _Aggravalor 
helfen sie nicht, machen aber Magenbeschwerden und Herzklopfen. 
Eine überraschende Urinuntersuchung (Salieylreaktion usw.) WI 

oft zeigen, daß der Simulant das Medikament nicht genommen hat. 


Pe 


9. Fehruar. 


täuscht, sondern wird nur im Verhältnis zu dem negativen Befund 
unverhältnismäßig geklagt, so enthält man sich zunächst jeder 
verdächtigen Äußerung. 
tung des Kranken beim Gehen, Anziehen, im Schlafe, sein Aus- 
sehen, seine Stimmung usw. werden bald Klarheit schaffen. 


Die weitere unbemerkte Beobach- 


Bei der Mitteilung der Heilungsaussichten 


an den Kranken wird der erfahrene Arzt psychologische Einblicke 
erhalten, die er diagnostisch verwerten kann. Der wirklich Kranke 
ist in Blick und Worten dankbar, wenn sein Fall als leicht und 
prognostisch günstig beurteilt wird; der Übertreiber ist enttäuscht, 
wenn seine pathetischen Klagen gewissermaßen verpufit sind; er - 
erwartet eine schwere Prognose und ist über die allzu günstige 
direkt beleidigt. 


Auch die Therapie kann die Diagnostik a 
Jeder 


Dem Übertreiber ist sie unange- 


Liebermeister!) weist mit Recht darauf hin, 
die ja bei guter 


Antineuraleische Medikamente nützen bei jeder 


Die letztgenannten Methoden werden besonders in solchen 


Fällen zur Klärung beitragen, bei denen Zweifel bestehen, ob nach 
Ablauf der gröbsten Erscheinungen die Beschwerden noch m 586 
klagter Stärke bestehen. 
am häufigsten geforderte Entscheidung große 
machen kann. Die Berücksichtigung aller der erwähnten Symptome, 
deren Rückgang oder Bestehenbleiben durch immer wiederholte 
Untersuchung festzustellen ist, sowie die psychologische Vertiefung 
in die Persönlichkeit des Kranken werden fast ausnahmslos eine 
Entscheidung ermöglichen, die dem Interesse des Kranken WI® 
dem des Staates in gleicher Weise gerecht wird. 


Es ist zuzugeben, daß diese von UBS 
Schwierigkeiten 


— ae 


Nasenblutungen bei der Influenza. 
Zu dem Vorschlag von Kantorowicez (Hannover). 
Von 
Dr. Alfred Döblin, Berlin. 
Die Ansicht Kantorowicz’, daß Fälle von Gripp® mit 


Nasenbluten einen leichteren Verlauf als die ohne Nasenbluten nehmen, 
läßt sich aus größerem Material nicht bestätigen. Bei rund 110 klinischen 


Grippefällen mit 35% Mortalität fand sich in etwa der Hälfte aller 
Fälle Nasenbluten, meist initial, bisweilen aber auch den ganzen Krank- 
heitsverlauf bis zum Tod verfolgbar, auf die üblichen internen Styptiea 
einschließlich Gelatineinjektionen nicht reagierend; es ist richtig, 4 

nur etwa der vierte Teil der Todesfälle Nasenbluten hatte, jedoch läßt 
sich daraus natürlich kein Schluß ziehen. Damit wird der therapeutische 
Vorschlag des prophylaktischen Aderlasses hinfällig, insbesondere auch 
aus einer Erwägung, die sich aus den Sektionen ergibt: die Naser- 
blutung ist nur ein einzelnes Symptom einer sehr allgemeinen Neigung 
zu Hämorrhagien; sie finden sich bekanntlich in den Bronchien, Bron- 
chiolen, im Lungengewebe; ich fand zweimal flächenhafte Blutungen 
unter der Dura mater; hier ist ein Aderlaß begreiflicherweise sowenig 
versprechend wie bei den sebr ähnlichen leukämischen und septischen 
Blutungen. Ich habe zahllose Male bei der grippalen Pneumonl® 
Aderlässe gemacht, mit Hinblick auf die bekannte analogielose Cyanos®; 
der Erfolg war gleich Null. Wie ja überhaupt diese Pneumonie 
klinisch absolut sui generis ist und nur eine stark auffallende Er- 
scheinung des elementaren infektiösen Allgemeinzustandes; be! un 
„echten“ croupösen Pneumonie steht im Centrum das Herz beziehung$* 
weise der Vasomotorenapparat, hier die Toxieität des Prozesses; Kauf 
einer der Kranken stirbt unter den Erscheinungen des Herztodes, 010 t 


1!) L e, 


\ 


Z aramean anae 


{E e ë- 
= 


Turnen 


rennen... 
’ ' i 


Te a a g 
. 


a 


und da Fälle darunter „heilen“, so ist zu bedenken, daß bei schwerem | ob man bei dieser „Grippe“ nur 


_ lignen Neubildungen des Uterus, Hier fehlt die frühzeitige fer- 


 Totalexstirpationen: Gestorbenen kein einziges Mal eine Metastase. 


‚auf 73,7°/,, 79,5°/, und 59,5°/, an, während sie beim Magenkrebs 


_ klinischen Beob 


' Franz 27,97 %, Stöcke130 %, Seitz 43°/, Bumm 48,27%, 


DEE 7" TTS per Voll FC T PO a u PET Me: N 
ee u N Eee er ee i 
.9. Februar. = > ` ` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6... 
me En 2 . l TES - u iR | Bar: zT l 
pneumonischen Symptome hat (die Lunge und der Luftröhrenapparat 


einmal der von Diphtherie und Typhùs bekannten isolierten. toxischen 
Herzlähmung, sondern er stirbt „septisch“, und ich habe den Eindruck 
der schweren centralen, cerebralen Schädigung, die mit maßgebend ist 
für den Ausgang. — Skepsis ist im übrigen auch angebracht gegen-, 
über den anderen in derselben Nummer unter „Therapeutische Notizen“ 
gemachten Vorschlägen. 1. Adrenalin: ein Remedium dubium; zwei 
meiner Fälle starben mir innerhalb fünf Minuten nach der Injektion ; 
von 0,5 cem Adrenalin intravenös; subeutan. empfiehlt es sich sympto- 
matisch neben Coffein.. 2. Pyramidon und Antipyrin zeigen sich in 
Kontrollreihen als einflußlos sowohl auf die Kurve ‚wie den Gesamt- 
verlauf, 8. Digitalis bei der grippalen Pneumonie belanglos; wenn hier 


speeifischen Grippeinfekt), und daß doch nur zwischen 20 und 40% 
letal verlaufen. — Übrigens ist auch Rekonvaleszentenserum wirkungslos. 
| Leidlich ‘guten Eindruck hatte ich von Methylenblausilber- 
'injektionen (Argochrom Merck), frühzeitig täglich intravenös gegeben; 
‘auch in schweren Fällen bessert sich hier und da darauf das Allgemein- 
-befirden. Urethanchinin intramuskulär ist leicht zu geben. Was man 
auch anwendet — ich’hatte von Methylenblausilber den relativ besten 
Eindruck, es ist ja auch bei Streptokokkeninfektion ein vorzügliches 
inneres Antisepticum —, man wende es momentan an;.es scheint, als 
verhindern, ‘nicht aber bereits Ein- 


Krankenmaterial kaum einer nicht die charakteristischen broncho- | getretenes heilen kann, ' | 


' 
rA 


! 
Dun; 


. Reieratntell. 00:00 
Redigiert von Oberarzt. Dr. Walter Wolff, Berlin u. E Ee | 
i © Döderlein- hät hier in 20 % mit 


fünf Jahre beobachtet hat. 
der Bestrahlung. einen Heilerfolg erzielt, also dasselbe erreicht, 


aA 


Sammelreferate. a i 
i nn i [was die chirurgische Behandlung leistet. Das bedeutet praktisch 
‘Strahlentherapie. genommen eine Enttäuschung. Jedoch wird: dieselbe gemindert, 
wenn man sich überlegt, daß "sich diese’ Angabe auf 


die Gesamtzahl der Collumcarcinome und nicht wie die chirur- 
j gische Betrachtung nur auf die _operabel liegenden Fälle bezieht. 

Döderlein versichert ferner, daß die Rectum- und Mamma- 
carcinome ein mindestens ebenso, wenn: nicht günstigeres Bild 
geben, wie das Collumcarcinom, ebenso daß die Vulva-, Scheiden- 
und Korpuskrebse ein ermutigendes Resultat bei Bestrahlung” auf- 
weisen, Unerfreülich ist hingegen das Ergebnis beim Ovarial- 
carcinom. Döderlein bleibt ein energischer Operationsgegner. 


Von Stabsarzt, Dr. Strauß, Berlin. pa T 
i ; (Fortsetzudg, vgl. Nr. 2) 


| Wesentlich günstiger als beim Careinom der Verdauungs- 
-organe liegen die Aussichten für eine Krebsheilung bei den ma- 


‚mentative Abartung mit ihren Fölgezuständen in der Leber, die 
Diagnose wird meist auch früher gestellt und schließlich neigt 
‚diese Carcinomart auch weniger zur Metastase, So sagt Runge (1): 
„Wir wissen aus vielen Beobachtungen, daß das Uteruscareinom 
-lange eine örtliche‘ Erkrankung bleibt und die Metastasen bei ihm 
‚erst relativ spät auftreten. So fand Winker bei seinen Carcinom- 
kranken nur in 2,5°/, metastatische Rezidive ‘und bei. 44 nach 


ich, daß auch bei den nach Totalexstirpation des Uterus auftreten- 
den. die Operation von entscheidendem Einfluß auf die Ausbreitung 
des Rezidivs ist, und: ich kann mich. des Eindrucks nicht erwehren, 
daß hier vielleicht eine Aussaat von: Krebszellen. in der Wunde 
das Rezidiv veranlaßt oder die mit der Wundheilung einhergehen- 
den Narbenbildungen eine besondere Propagation der zurückgeblie- 
benen Carcinomreste bewirken.“ —, Über sehr günstige, Bestrah- 
lungsergebnisse berichte Bumm und.Schäfer (5), Unter 155 
bestrahlten Kranken haben sie 83 Heilungen = 53,54% beobach- 
tet. Bumm und Schäfer haben radioaktive Substanzen ver- 
wendet. Einen Unterschied in der Wirkung zwischen Radium und 
Mesothorium haben sie nicht wahrgenommen. . Die geübte Technik 
war eine sehr einfache. 100 Milligramm, radioaktiver Substanz 
wurden auf 24 Stunden eingelegt = 2400 Milligrammstunden. 
Nach 14 Tagen bis 3 Wochen Pause wurden abermals 2400 Mili- 
grammstunden verabreicht und dann, wenn erforderlich, dieselbe 
oder etwas kleinere Dosis ein drittes Mal. Dies bedeutet ins-' 
Es ist danach die Häufigkeit der | gesamt rund 7000 Milligrammstunden, eine Dosis, die aus- 
| nahmsweise, wenn Infiltrationen in. der Umgebung den Ver- 
dacht auf Rezidive erregten, nach - zwei: bis .drei Monaten 
nochmals (oder in etwas verringerter Weise) gegeben wurde. . 
Bei dieser Dosis sah man im allgemeinen keinen Schaden. 
Blutbeschaffenheit und Allgemeinbefinden ‘bleiben gut, quälende . 
- Darmerscheinungen traten nicht auf, das Cireinom verschwand. 
Gefiltert -wurde mit 0,2 mm dickem Goldfilter, ‘das dem Platin- 
röhrehen, in welchem. die radioaktiven Körper geliefert sind, über- 
gestülpt wird. Zum Schutze gegen die Sekundärstrahlen würden 
Mullstreifen mit Gummifinger ‚angewendet. _Bei der ganzen Be- 
strahlung ist darauf. zu achten, daß- je mehr Bestrahlungen vor- 
genommen werden, desto empfindlicher die Gewebe werden. Dosen - 
‘von 10 000 Milligrammstunden können schon Nekrosen und Darm- 
strikturen wahrscheinlich machen,: bei 15000 treten Fisteln fast: 
schon regelmäßig auf. Allerdings haben gelegentlich Patientinnen 
auch Dosen über 20000 (bis zu 24800) ohne ausgebreitete Ne- 
'krosen ertragen. Der Zeitraum zwischen Bestrahlung und: Auf- 
treten der Schädigung kann lange dauern (zwei bis fünf Monate 
und noch länger). Die Schädigungen nach Anwendung radioaktiver 
Substanzen sind schlimmer ' als Röntgenschädigungen. : Nach ~ 
Bumm und Schäfer haben sich am besten die radioaktiven. 
Substanzen in Mengen von 80 bis 100 Milligramm bewährt. Bei 
der Verwendung von größeren Mengen (300 Milligramm) konnte 
man örtliche und allgemeine Erscheinungen beobachten. ` Es kam 
zu diffusen Schmerzen im Leib und ‘Kreuz, zu quälenden Darm- 
tenesmen mit ‚blutig-schleimigen Entleerungen, Fieber, Schwäche, 


‚Auch Krönigund Döderlein berichten über nach dieser Rich- 
‚tung sehr günstige Befunde, So konnten sie bei 255 Sektionen von 
‚au Üteruscareinom gestorbenen Frauen nur 24 mal = 8,8°/, Meta- 
stasen in der Leber, 1Smal=7°/, solche in den Lungen, 9'mal 
=8,5°/, in der Niere, -je 4'mal in Magen und Darm, 5 mal in der 
‚Glandula thyreoidea und dann noch vereinzelte an Gehirn, Neben- 
- meren, Muskeln, Knochen, Gallenblase, Haut, Herz und Mamma 
konstatieren.“ Das ist ja alles zweifellos für eine Strahlentherapie 
des Genitalecareinoms günstig, indessen zeigen andere statistische. 
Angaben doch nicht“ ein so günstiges Ergebnis wie: das soeben 
angeführte. So geben. die 'drei ‘Statistiken von Bejach, Redlich 
und Feilchenfeld die Metastasenbildung ‚beim Uteruscarcinom | 


91,4, 84 und 85,8 °/, betragen. 
Metastase beim Magenkrebs eine unendlich viel größere als beim 
Genitalcareinom, indessen ist sie bei letzterem. noch hoch genug. 
Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, daß die Ergebnisse der 
achtungen mit den lediglich auf Grund des Autopsie- 
befundes aufgebauten Statistiken öfter nicht übereinstimmen, 
ohne daß man daraus den Schluß einer geringeren Zuverlässigkeit 
der klinischen Mitteilungen zu ziehen berechtigt wäre. In einer 
Pathologisch-anatomischen Statistik erscheinen eben auch” diese 
„Fälle, die der Kliniker aus ganz besonderen Gründen für die Be- 
trachtung ausscheidet. Daß nun das Uteruscareinom eine unend- 
‚lich bessere Prognose bildet als der Magenkrebs, ist ja unbestreit- 
bar.“ Die statistischen Angaben: über chirurgisch erzielte Dauer- 
erfolge schwanken zwar auch innerhalb sehr weiter Grenzen 


öderlein 20%, Schauta 21,9%,“ Zweifel 23,4%, 


T ertheim 50 %), indessen ist der Erfolg der operativen Be- 
Nandlung des weiblichen Genitaleareinoms:doch ein ausgesprochener. 
sus leistet diesem Ergebnis gegenüber nun die Strahlentherapie? 
Ind wir heute schon berechtigt, die chirurgische Behandlung des 
Operablen weiblichen Genitalkrebses durch die Strahlentherapie zu 
ersetzen ? Es sei der Einheitlichkeit der Betrachtung halber zu- 
Ba nur von dem prognostisch ungünstig liegenden Collum- 
earcinom die Rede, das rund ?/,, der Gebärmutterkrebse aus- 
h acht [Küstner (2), Fehling(8) und Franz (8)]. Für die Be- 
uadlung des Collumearcinoms mit strahlender Energie tritt mit- 
Dsohiedenheit auch neuerdings wieder Döderlein (4) ein. en | 
Öderlein verfügt über ein Material von 860 Collumcareinomen | schlechtem Aussehen, Anämie und Appetitlosigkeit. Ebenso haben 
sich Unterdosierungen nicht .bewährt. Bei wochenlanger Anwen- 


And nimmt für die Betrachtung nur die Fälle heraus, die.er schon 


Casi 


147 


übrigens auch der.Rachen sind eben loci minoris resistentiae für der 


„Wie bei Rezidiven nach Mammäcareinomoperationen, so glaube 


a 
ae. ERS EN 


re 


run 


w= e 
na E a 


TETAI: EN 

2 were, 
eb = DR 
tn mit 


in m 

Pa 

Fü 

sx 
r 
-ate Í ` 

min rt — u Nimeeug: Ex 
E nl... 2 Pe un, 
- a - ag 


ne u zug: 
$ oe, 


ER, > 
= mp a e P 


Ke h re 


a et 
$ pouan, 


An 


TE | u 
aÊ er an u 
Br Fra 


De ee 
aer -y 


> 
- ~. - 
AA eaa 


ie ee 
R E 


To oaste ` 


i _ 


-o 


7 ~ A 
3: or GSSER CE. ee 
a - .. “ 


e... a a 
-4 Å. _.t 


Ar Br 
š 


einen 


Pr . mr. Di 


-em - 
- 


æa 


~ 


148 


9. Februar. 


dung kleiner Dosen (30, 50 oder 100 Miligramm zwei bis sechs 
Stunden lang angewandt) hat man noch nach 4000 Milligramm- 
stunden lebensfrisches Carcinom gesehen. Bei Rezidiven ließen sich 


oftmals zu geringe Dosen (2000 bis 4000 Milligrammstunden) als Ur- 
sache feststellen. 


Sehr bemerkenswert sind die Angaben von Bumm und 
Schäfer über die Reichweite der radioaktiven Substanzen. Die- 
selbe wird im allgemeinen auf fünf bis sechs Zentimeter geschätzt, 
indessen hat man schon in einer Entfernung von viereinbalb bis 
fünfeinhalb Zentimeter noch lebensfrische Careinomzellen gefunden, 
sodaß man auf sichere Zerstörung nur bis zu einer Tiefe von drei 
bis dreieinhalb Zentimeter rechnen kann, wobei ja allerdings zu 
berücksichtigen ist, daß man einer Carcinomzelle nicht immer an- 
sehen kann, ob sie strahlengeschädigt ist oder nicht. — Radium- 
feste Carcinome haben Bumm und Schäfer nicht gesehen. 
(Dies stimmt nun ‚nicht mit den von anderer Seite gemachten Er- 
fahrungen überein. So betont Bayet (6) das strahlenrefraktäre 
Verhalten mancher Schleimhautcareinome, vor allem das der Zunge.) 
Indessen haben auch Bumm und Schäfer. unterschiedliches 
Verhalten der einzelnen Carcinomarten beobachten können. So 
erwiesen sich die weichen, sogenannten medullären Careinome mit 
wenig bindegewebiger Zwischensubstanz, die klinisch als beson- 
ders bösartig gelten, als leichter und besser beeinflußbar als die 
harten Tumoren, wie z. B. das maligne Fibroadenom. [Ähn- 
liche Beobachtungen machte auch Landau (7).] Mit großer 
lintschiedenheit für die Therapie mit radioaktiven Substanzen tritt 
Eckelt (8) ein, der sich auf die Erfahrungen der Frankfurter 
Universitäts -Frauenklinik stützt. Ecekelt berichtet über sehr 
schlechte Dauerergebnisse der chirurgischen Behandlung und hat 


nur getrennt durch ein schmales Septum, in unmittelbarer Nähe 
des vaginal deponierten Radiumpräparats verläuft. Um hier nun 
Ulcus- und Strikturbildung zu vermeiden, kann man ja — besonders 
bei mageren Individuen — die sakrale Eintrittspforte für Röntgen- 
strahlen unbenutzt lassen oder nur kürzer bestrahlen. 

Die Kombination von Röntgen- und Radiunistrahlen ist heute 
eine ziemlich allgemein geübte. Auch Opitz(l0), Amann(ll) 
und Forsell (12) treten dafür ein, ebenso Klein (13), der auber- 
dem dazu noch Radium-Barium-Selenat intravenös appliziert. 

Unbedingte Anhänger der Bestrahlungstherapie auch der 
operablen Carcinome sind Seitz(i14) und Wintz (14). Sie haben 
damit in 46°/, Heilung erzielt, so ziemlich das günstigste Resultat, 
das uns bekannt ist. Der alleinigen Therapie mit radioaktiven 
Körpern reden Seitz und Wintz das Wort nicht. Sie haben 
davon zwar sehr günstige Anfangserfolge gesehen, indessen wären 
die Dauererfolge nicht befriedigend. Sie erblicken in der geringen 
Reichweite des Radiums beziehungsweise Mesothoriums die Ursache 
dieser ungenügenden Wirkung und wenden daher das mit Röntgen- 
strahlen kombinierte Verfahren an. Seitz und Wintz sind. 
ganz abgekommen von der Verwendung vieler kleiner Einfalls- 
pforten für die Röntgenstrablen. Sie verwenden statt dessen fünf 
bis sechs mittelgroße Einfallsfelder von sechs bis acht Zentimeter Größe 
und Breite (drei abdominale und zwei bis drei dorsale). Diese 
großen Bestrahlungsfelder werden so gewählt, daß sich die Strahlen- 
kegel überkreuzen und das Careinom im Schnittpunkte der Strahlen 
liegt. Dies läßt sich bei den großen Bestrahlungsfeldern leichter 
erreichen als bei den kleinen, bei welchen es vorkommen kann, daB 
die Neubildung außerhalb des Strahlenkegels gelegen ist. Der 

Gedankengang von Seitz und Wintz ist bei dieser Anord- 


damit nur 1,7 °/, Erfolg beobachtet. (Soweit ich bis jetzt die sta- 
tistischen Angaben zu verfolgen in der Lage war, ist diese Mit- 
teilung über Dauerheilung nach operativer Behandlung die un- 
günstigste, die ich kenne, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, 
daß ähnlich tiefliegende, aber die Eckeltsche Mitteilung doch 
nieht erreichende Ziffern auch schon anderweitig mitgeteilt sind.) 
Man ging dann angesichts dieser schlechten Operationsresultate zur 
Bestrahlung über und hat bei allerdings nur zweijähriger Beob- 
achtung einen Heilerfolg von 50 % aufzuweisen. Einer Kombination 
der Radiumtherapie mit Röntgenstrahlen wird stark widerraten. 
Dazu im Gegensatz empfiehlt W ar nekros {9) eine aus Röntgen- 
und Radiumstrahlen kombinierte Behandlung überall da, wo sich 
das Radium gewissermaßen central .applizieren läßt, so z. B. beim 
Collumeareinom. Er betont mit Recht, daß die vaginale Röntgen- 
bestrablung vom Patienten unangenehm empfunden und außerdem 
die Strahlenquelle exzentrisch vom Krankheitsherd angebracht 
wird. Aber das Radium allein genügt nicht, denn die in den 
Parametrien und regionär sitzenden Krebsnester liegen stets in 
einer für radioaktive Stoffe unerreichbaren Entfernung. Der Gedanken- 
gang von Warnekros ist nun folgender: entweder man wendet 
Röntgenstrahlen von außen her an, dann hat man an der Ober- 
fläche gute Wirkung, aber in der Tiefe bleiben die Gewebsteile 
effektlos bestrahlt, oder man verwendet Radium, das im Körper- 
innern appliziert wird. Man hat dann gute Tiefenwirkung, aber nach 
der Oberfläche zu wird die Wirkung ungenügend, ja es besteht sogar 
die Gefahr, daß durch” unzulängliche Bestrahlung in der Ferne 
die Reizdosis appliziert wird und so das Careinom in der Nähe 
der Strahlenquelle zwar vernichtet, in der Ferne aber zu üppigerem 
Wachstum angeregt wird. Dieser Gefahr kann man nur dadurch 
begegnen, daß die Gewebe gleichzeitig von zwei räumlich getrenn- 
ten Strahlenquellen, deren Energiewellen sich in der Peripherie 
übertrugen, durchstrahlt werden. Die aus Röntgen- und Radium- 
strahlen gemischte Therapie ist ja nichts Neues. Das Neue an 
den Warnekrosschen Vorschlägen ist ihre zeitliche Zusammen- 
fassung. Während die radioaktiven Präparate in das Collum uteri 
eingelagert sind, werden die Röntgenstrahlen angewandt. Man hat 
auf diese Weise die Möglichkeit, die Strahlenquellen zu über- 
kreuzen. Die Technik ist eine sehr einfache. Das Radiumpräparat 
wird in die Cervix eingelagert und durch Tamponade fixiert. Die 
Patientin wird dann am ersten Behandlungstage sechs bis sieben 
Stunden der Röntgenwirkung ausgesetzt. Nach acht bis zehn 
Tagen wird die zweite und nach ebenso langer Pause die dritte 
Röntgen-Radiumbestrahlung angeschlossen. Für die Röntgenstrahlen 
wendet Warnekros vier Einfallspforten an: die abdominale 
die sakrale und die beiden lateralen. Eine gewisse Gefahr hat 

indessen diese Methode, indem manche Gewebsteile eine zu große 

Strahlendosis erhalten können. Gefährdet ist bei dünnen Frauen 

das Rectum in Höhe des Scheidengewölbes, da hier der Darm 

? 


nung folgender: Das Carcinom selbst soll eine sogenannte CareinoM- 
dosis erhalten. 
noch näher eingegangen.) Es gelingt bei der Tiefe, in welcher 
das Careinom sitzt, nur etwa 20 bis 25°/, der Obertlächendosis an 
das Careinom selbst heranzubringen. 
bis sechs Volldosen so, daß sich in der Tiefe die Strahlenkegel In 
einem Punkte schneiden, so werden an diesen Schnittpunkt jeweils 20 
‚bis 25°/, der Oberflächendosis herangebracht, sodaß bei fünf bis sechs 
ern damit an dieser Stelle auch eine Volldosis zustande 
ommt. 
menge, die nötig ist, um ein Careinom für den Gesichts- und Tast- 
sinn zum Verschwinden zu bringen. 
Einheitsform zu finden, gingen Seitz und Wintz von 
Erythemdosis aus. Als Erythemdosis ist die Strahlenmenge anzusehen, 
die bei größter Strahlenhärte und Filterung auf die Haut appliziert In 
8 bis 14 Tagen eine Rötung bewirkt, der nach vier Wochen eine 
leichte Bräunung folgt. Diese Dosis wurde mit dem Iontoquantimeter 
gemessen und als Hauteinheitsdosis = 100% gesetzt. 
wurden nun die übrigen Dosen bestimmt. 
fanden, daß die das Careinom vernichtende Dosis 


(Auf den Begriff der Carecinomdosis sei weiter unten 


Verabreieht man nun fünf 


Unter einer Carcinomdosis versteht man die Strahlen- 


diese Dosis eine 
der: 


Um für 


Danach 
Seitz und Wintz 
bei 100 bis 
110% liegt, also ungefähr der Hauteinheitsdosis gleichkommt. 
Die den Darm schädigende Strablenmenge — die Darmdosis — 
liegt bei 135%, die Muskeldosis bei 180%, während andererseits 
die Kastrationsdosis wesentlich tiefer liegt und nur 34% beträgt. 
(Die ausgezeichneten und höchst lesenswerten Ausführungen VOA 
Seitz und Wintz decken sich nicht ganz mit den gleichfalls 
an Händen des Iontoquantimeters gewonnenen Untersuchungs- 
ergebnissen von Krönig und Friedrich, bei denen die 
Carcinomdosis tiefer liegt als die Hautdosis. Diese Differenz 


| klärt sich indessen dadurch auf, daß der Erythembegriff von 


diesen Autoren etwas anders gefaßt war, sodaß tatsächlich em 
wirklicher Unterschied zwischen den S e i t z schen und W i n t z schen 
Ergebnissen und den Krönigschen und Friedrich schen 
Untersuchungen für mein Empfinden nicht besteht.) 

Grundsatz von Seitz und Wintz ist es, daß jede Stelle, 
an welcher Carcinomzellen sitzen, auch eine volle Carcinomdosis 
erhält. Sie betonen die Gefahr der verzettelten Dosen Wn: 
fordern möglichst die Applikation der Carcinomdosis in einel 
Sitzung. Die Bestrablung wird in sechswöchigen Abständen drel- 
mal hintereinander wiederholt. Man schaltet dann eine Pause von 
acht bis zwölf Wochen ein und betrachtet erst dann die Patienten 
als nicht mehr behandlungsbedürftig, wenn mindestens ein Jahr 
vergangen ist. Seitz und Wintz vertreten die Ansicht, daß 
zwischen den einzelnen Carcinomformen kein allzu großer Unter- 
schied hinsichtlich der Strahlenempfindlichkeit vorhanden ist. Die 
Radiosensibilität der seirrhösen und medullären Carcinome ist nach 
ihrer Ansicht nicht sehr verschieden, und die Bösartigkeit gewisse! 
Krebse liegt weniger in den Zellen selbst begründet als in anderen 


nu m 
-— p 


a a i 


T ao a n — 


i AL o 


på ga: .. - 
Pi Ua -r 
Sa q r 
. 


“= 9>Februar. S 


© Collumcarcinome zu bestrahlen, operable Corpuscarcinome zu ope- 


carcinom die Radiumbestrahlung. 


ST eeg 


-= sro — —- >», 
d . ar 


zeichnet, die scheinbare Verkürzung wurde beseitigt, der Gang sehr 


v y ze ~e nn Zr — y Re 
D . 
` 
; n 
B 5 AP 


‚Volumenzunahme 
- "Arm- und Beinstümpfe. 


' eines Beugemuskels 
- Jastung der Wunde ist durch: ein Fenster im Gipsverband zu erreichen. - 


‚up fung. Die Heilwirkung hängt von der ungestörten Aufnahme und 
p erarbeitung des Impistoffes ab. Die Aussichten sind am günstigsten 


‚negative Kurven. Die Gefäßcentrumswirkung spielt eine wesentliche 


"anorganischen Stofiwechsels. ‚Sammelreferat, 


; Š ‚den ‚besprochenen Fällen handelt es sich um Drainage der offenen 
‚nuchhöhle. Verfasser bespricht die Technik und betont, daß die 


‚beim gesunden Menschen. Mitteilung von Durchschnittswerten für den 


nen dabei mitberücksichtigt werden: Sie steigen, wie die Herz- 
grobe, ziemlich gleichsinnig m 
| ische Faktoren beeinflussen. 


pani Ear ; 
u u xX N E Penn zes N 
u ART... a ae A Ps u E a E E -£ A 
narre A AT EOT Re um er is ` 0: ER 4 win E . Veg Ya í foy ® 
. = F ji os ` $ | N á 
u i i z - j ` x a re 5 
. 5 4 ` F Pi - 1 F EN 
. - . ‘ a Ne Zr tuoo o’ 
' 


- 
at VaT 
LT aranira 
SN aT ur , D e d 2 au . 
ka san “rm Taf K N an E tr: Pi = . , : u s siii x 
i ne e ee {ý ö . e u i Ba 


— 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6. 


und Schäfer, Arch. f£, Gyn. 1917, Bd. 106, H. 1. — 6. Bayet, Strahlenther., H. 2, 
7. Landau, B. kl. W. 1918, Nr. 28. — 3. Eckelt, Frankfurt a, M., Arztl. Ver., 

. Sitzung 8. 12, 17. — 9. Warnekros, Zbl. f. Gyn. 1918, Nr. 36. — 10. Opitz, 
ebenda, 1918, Nr, 45. — 11. Amano, M; m. W. 1917, Nr. 5. — 12. Forsell, 

Fortschr. Röntgenstr. 1917, Bd: 25, H. 2. — 13. Klein, M. m. W. 1915, Nr. 15. — 

14, Seitz und Wintz, M..ın. W. 1918, Nr. 4. — 15. Hirsch, D. m. W. 1917, 

Nr. 17. — 16. Heymann - Stockholm, Arch. f. Gyn.:1918, Bd. 108, — 17. Kehrer, 

© (Fortsetzung folgt.) _ 


— nn 


Umständen (rasche Ausbreitungsmöglichkeit, günstig: gelegenes 
Lymphgefäßsystem, verminderte: Widerstandsfähigkeit des Körpers 
und der Schutzkräfte des Organismus); Seitz und Wintz 
wenden sich dann noch gegen die Verfechter einer einseitigen 
örtlichen Krebsbekämpfung, indem sie ‚betonen, daß ein fundamen- 
taler Unterschied besteht zwischen der einfachen Vernichtung der 
Krebszelle und der Heilung des Körpers vom Krebse. „Die Ver- 
treibung des Krebses aus. dem Körper ist‘ praktisch ein ganz 
anderes Problem als die Abtötung einzelner Carcinomzellen. : Die 
Verkennung dieses wichtigen Unterschieds führte und führt auch 
jetzt noch in der Bekämpfung des Krebses zu vielen Irrungen 


und Enttäuschungen.“ | : ER su 
Hirsch (15) verlangt, daß die Strahledtherapie des Careinoms ,. 
dann einsetzt,“wenn der Körper noch so gut zum Kampfe gegen 
die Neubildung’ gerüstet ist,. daß er die verabreichten Strahlen- 
‚mengen auch biologisch verwerten kann. Dies ist beim beginnen- 
den Careinom der Fall, solange? der: Organismus noch über die‘ 
entsprechenden immunisatorischen und resorptiven Fähigkeiten 
Heymann-Stockholm (16) tritt dafür ein, operable - 


ebenda. l a 


i 
i 


- dem Druck übergeben, als noch zwei Veröffentlichungen erfolgten, die 
der Erwähnung bedürfen. So tritt Menge (Zbl, f. Gyn. 1918, Nr. 49) 
für die Strahlentherapie des Uteruscarcinoms -ein und hat seit fünf 
Jahren keinen Fall mehr operativ behandelt, während Bu mm in einer 
Abhandlung „Sechs Jahre Radium“ (Zbl. ft. Gyn. 1919, Nr. 1) eigentlich 
manches vorstehend Ausgeführte wieder. einschränkt‘ -Bumm tritt 
darin nicht für eine unbedingte Careinombestrahlung ein. Die Ergeb- 

nisse der Bestrahlungstberapie sind bei fünfjähriger Beobachtungszeit 


‚liegen die Bestrahlungsresultate nach dreijähriger-Beobachtung, von da 
ab werden. sie im Vergleich zu den chirurgischen Ergebnissen nach der 


erinnern. etwas an die Angaben Baischs (Zbl. f. Gyn. 1918, Nr. 17), 
der im ersten Jahre nach der Bestrahlung 93% Heilungen, im zweiten 
| 37,5%, im dritten 15,6% und im vierten 16,6% beobachtete, also 
| gleichfalls ausgezeichnete, fast blendende Anfangserfolge, denen aber 


verfügt. 
perablen Corpus- 


rieren. Kehrer (17) befürwortet auch beim o 


| - 
Literatur: 1. Runge, Arch. f. Gyn. 1918, Bd. 109, H. 1 u. 2. — 2. Küstner, 

. Lehrb. d. Gyn. Jena 1917. — 8. Fehling und Franz, Lehrb. d. Frauenkrkh., Stutt- | ©) C 
gart 1913. — 4. Döderlein,- Arch. f. Gyn. 1918, Bd. 109, H. 3. — 5. Bumm | der chirurgischen Behandlung einen Fortschritt nicht bedeuten. 


. Aus den neuesten Zeitschriften. 
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 5 

Ridder (Berlin): Sympathicusbeschädigung bei‘ Hals- und Brust- 
schüssen. Mitteilung zweier Fälle von’ Sympathieusbeschädigung durch 
Schußverletzungen. Ob es sich um Fernwirkungen oder um wirkliche 
Verletzungen des Sympathicus gehandelt hat, ist unentschieden. Bei 
langer Dauer und Konstanz der nervösen Erscheinungen ist das letztere 
wahrscheinlich. - 000, u | ooN 

Hubotter (Berlin): Fall von Hydrocele quadrilocularis intra- 
abdominalis. Kasuistische Mitteilung. Verfasser exstirpierte die drei 


Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 2 u.:3. 
< Nr 2. 0.Hildebrand (Berlin): Intratrochantere Keilosteotomie 
bei Hüftgelenkankylose. Im beschriebenen Fall war der Erfolg ausge- 


er, á 


 gebessert, der Knochen gefestigt. Bezüglich der Technik muß auf das 


Original verwiesen werden. 


er Körting (Berlin): Ersatzglieder. Mitteilung von Erfahrungen 
‚und kritische Bemerkungen, welche sich auf das Kunstbein, den Ersatz- | 9°“ > Man a | 
art; die Sahert \ | ti peripheren Cysten, den abdominalen Teil entleerte er und unterband 
benako i epot und Kr V e E SONE operadou gesetzte Öffnung nach Art eines Bruchsacks mit anschließender 
koterii E : T handi | peration nach Bassini. S " u ? 
erg (Eppendorf): Neues Hilfsmittel zur Behandlung Dünner und Pupke (Berlin): Influenzanephritis und Kriegs- 


nephritis; Nephritiden, die unter dem Bilde der Kriegsnephritis ` ver- 
laufen, können durch Influenzabacillen. bedingt sein. Nicht alle Kriegs- 
nephritiden, die früher beobachtet wurden, sind aber etwa nur als 
Influenzanephritiden aufzufassen. ET. = 
Simon: Agglutination von Paratyphus B bei Bacillenruhr. ` Reis- 
artiger Paratyphus war serologisch bei 145 Fällen klinischer Ruhr nur 
einmal festzustellen. Bei 25% Baeillenruhr ist Mitagglutination von 
Paratyphus-B-Bacillen beobachtet. Sie hat mehr anamnestische wie 
klinische Bedeutung. _ ee Fe re ee 
Schmidt (Berlin): Neuere Behandlungsmethoden der Bartilechie. 
In erster Linie sind die Röntgenstrablen zu empfehlen. Bei ober- 
flächlichen Formen (Scheiben- oder Ringform) erübrigt sich fast immer 
die Epilation. Hier kommt man mit Jod- oder Carbolsäurepinselungen 
zum Ziel. 2 Bu Zu > i 
. Christen und Beeren, (Berlin): ‘Diathermieelektroden. -Es 
werden Platten ‚aus biegsamem, ungiftigem Material empfohlen, : unter 
Zwischenlage einiger Blätter mit 20%iger Kochsalzlösung getränkten 
Filtrierpapiers. Die feuchte Zwischenlage muß so dünn als mög- 
lich sein. Be | ; > ' 
In dem Referat der Arbeit von Miller'in Nr, 49 dieser Wochen- ` 
schrift ist irrtümlich ein Zitat aus einer fremden Arbeit angeführt: der- 


‚erste Satz ist zu, streichen. F . = Recekzeh. 


von Amputationsstümpfen. Verfasser benutzt nicht die. Zugkraft des 
Muskelstumpfes, sondern die bei der Muskelcontraetur eintretende 
als Kraftquelle durch Umlegen einer federnden Stange 

Die Ausdehnung wird durch einen ein- 
g umgesetzt. Der Apparat eignet sich für 


. 


um die Stumpfmuskulatur. 
fachen Apparat in Längszu 


on: Myotomie am Vorderarm bei Fingercontractur. Der 
zeigt den günstigen Erfolg der Durchschneidung 
am -Vorderärm bei Fingercontracturen. Die Ent- 


Salom 
beschriebene Fall 


Thoenes (Speier): Erfolge der Friedmannschen Tuberkulose- 


x 


bei frischen Prozessen, verringern sich mit dem Alter und der Aus- 
dehnung der Herde. Bei gynäkologischen Tuberkulosen: ist eine Er- 
weiterung der konservativen Behandlung. zu erhoffen. Auszuschließen 
siad Kranke, deren Kräfte eine aktive Immunisierung.. nicht mehr. 
leisten können. Ba | au 5 | i 

D ht Dünner (Berlin): Plethysmographische Untersuchungen. Bei 
ie therie ist das Gefäßcentrum in seiner Funktion gestört. . Außer 
ei Diphtherie finden sich namentlich bei Typhus umgekehrte und 


"Rolle bei der Frage der Kreislaufstörungen durch Diphtherie. | 
-Grumme (Föhrde): Zusammenhänge des organischen und Re . | ae A 
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 3, 
Otto und Rothaäcker: Zur Fleckfieberschutzimpfung. Der 


a Nr.3. Na gel (Berlin): Drainage der Bauchhöhle bei Laparotomie, 
der Krankheit, teils bald nach der Entfieberung entnommen war. Da- 


und die moderne | 
| 'weisbarer Schutz ‚gegenüber der Infektion ließ sich aber nicht fest- 
“stellen. Dagegen war bei den Geimpften die Sterblichkeit der 
Erkrankten erbeblich geringer alsbei den nichtgeimpften Kameraden. 
Martin Mayer (Hamburg): Ergebnisse und Probleme der 
Malariaforschung im Kriege. Die Kriegsmalaria hat in vielen Dingen 
unser Wissen über die Malaria vertieft und erweitert. In zusammen- 


fassender Weise wird darüber berichtet. - 


Ber der freien Bauchhöble unmöglich ist, 
age auch nur beabsichtigt, lokal zu wirken. Ä 
Franz Groedel (Nauheim): Durchschnittswert des Blutdrucks 


Iutdruck verschiedener Altersklassen. © Körperlänge und -gewicht 


it dem Blutdruck, den ja viele physiolo- 


N Wa eh 5 
Ẹ a D E wor: 
2 a DA EEE Fun 2y iera ve x ‚ 
i f Aie ' Pe ’ .. id En g A a Br 
PN A dap ” k er: r es i 
` .. k $ 


‚mit wurde eine Anzahl Personen -ohne Schädigung geimpft. Fin nach- . 


Anmerkung bei. der Korrektur: Diese Arbeit war 


‘ein Drittel ungünstiger als bei der operativen Behandlung. Am günstigsten 


Bummschen Erfahrung ungünstiger. Die Bum m schen Mitteilungen | 


doch ein: richtiger Dauererfolg nicht beschieden ist und die gegenüber 


N 


Impfstoff bestand aus dem. Blut von Kranken, das teils auf der Höhe _ 


, 
IE % ora , 
5 - h i E i ' i ma IN : i z s 3 
' £ ` A š w ` y . , & . . 
T - - i a : i ; i : > 
“a $ “ En je. ti x sa LES Pe 
$ 3 ; r $ ž 0... as ee 
ei B 5 X . ' - , u Re 
4 5 . 
5 G . p p% 
D 


i a 
i 


A ~ 


baa a E 
nn à 

-in nn 

m n Ey - 


oa a ea 


-A | PN 


` 1 
u ae - >, 
-a 
. nt er Er i ` è 5 
5 = & ri E ie I en 
ee ur = s ne ng 
- ee É Bee R y 
z = EN 


‚As 
CES SE 
t P] 
LAU p , 
aa 2 
Ba 
BER N 
rs 
d i’ 
I vt 
ur - u 
“ Be 
ae V 
v7: $ po 
“he, 
FR a BR 
Re H a i 
yir Yy t 4 
een 
t 
» . 
i 


ER f 
mE ea a 
Se 
eig 
nn S a 
eps. a t 
Pi = n 


r ” 
ee 
AR 
RR 


Bela: su 

taid at, LEE BEP 

ur, r, he e Pe E.S 
e ' 


ur Zu 
RE BE Eh 


a E 


i 
dr 
4 
on 
i 
1 
i 
i 
e ! Š; 
| 
| 
\ 


u 


-— un 


Dr re i or 


Su URL BUS EEREN E ABER EEE 
EEE 


150 


Harry Scholz (Königsbergi.Pr.): Die differentialdiagnostische 
Bedeutung des Urobilinogens für Magenkrebs und Anämien. Das Er- 
scheinen von Urobilin und Urobilinogen im Urin gilt als ein sehr 
feines Reagens auf Störungen der Leber. Der Urobilinogenbe- 
stimmung im Stuhl kommt aber nur ein sehr bedingter differential- 
diagnostischer Wert zu. Die Verfolgung der Umwandlungen des Blut- 
farbstoffes bis zum Urobilin hat die Aussicht eröffnet, für den Blut- 
zerfall ein Maß zu gewinnen, Die Stärke der Urobilinogenreaktion 
läßt sich daher dazu verwerten, bei perniziöser Anämie die 
Größe der Hämolyse zu messen und daraus die praktische Ent- 
scheidung zu treffen, ob sich der Fall zu einer operativen Behandlung 
(Milzexstirpation) eignet oder nicht. Da zu einer Vermehrung 
des Harnurobilinogens eine Leberschädigung gehört, und da 
diejenige Art der Leberalteration, die man beim Magendarmkrebs 
vor allem erwartet, die metastatische Geschwulstentwicklung ist, kleine, 
versteckt liegende Krebsherde aber dem Auge des Beschauers. ent- 
gehen können, so lag es nahe, daran zu denken, solche nicht sichtbaren 
Metastasen durch den Nachweis der Vermehrung des Urobilinogens dia- 
gnöstizieren zu können. Nach den Untersuchungen des Verfassers ist es 
aber nicht möglich, aus der Urobilinogenreaktion Schlüsse auf eine Me- 
tastasenbildung in der Leber zu ziehen. Erst wenn es zur allge- 
meinen Schädigung des Parenchyms kommt, wie bei Leberecir- 
rhose, wird sich die Störung einer normalen Tätigkeit durch Uro- 
bilinogenurie anzeigen. Fürisolierten Untergang von Leberbezirken 
— ohne gleichzeitige Fernschädigung des Organrestes — gibt uns 
aber die Prüfung der Urobilinogenurie keinen Anhaltspunkt. 


Theodor Büdingen (Konstanz-Seehausen): Grundzüge der 
Ernährungsstörungen des Herzmuskels (Kardiodystrophien) und ihre Be- 
handlung mit Traubenzuckerinfusionen. Der Traubenzucker des Blutes, 
der „Blutzucker“, ist der Hauptbetriebs- und -nährstoff des arbeitenden 
Herzens. Infolge subnormalen Blutzuckergehalts, das heißt infolge 
einer absoluten Hypoglykämie kommt es zur bypoglykämischen Kardio- 
dystrophie, zur Herzunterernährung. Das Krankheitsbild wird 
genauer beschrieben. Die Traubenzuckerinfusion sollte weder ambulant, 
noch in der Privatpraxis vorgenommen werden. Psychogene Herz- 
störungen sind von dieser Behandlung auszuschließen. Das Befinden 
von Neurasthenikern, besonders von Herzneurotikern, wird durch solche 
Infusionen vorübergehend sogar verschlimmert. Das hängt einmal mit 
deren mächtiger und den Nervösen angreifender Stoffwechselwirkung, 
sodann aber mit dem vasoconstrietorischen Einflusse der Zucker- 
anreicherung des Blutes zusammen. So kann eine Angina pectoris 
vasomotoria durch Infusion hervorgerufen werden. Ein weiterer 
Nachteil dieser Behandlung besteht in der Belastung des Blutkreislaufs 
durch die eingeführte Wassermenge und bei allgemeiner Stauung in 
dem Einströmen von Gewebswasser in die Blutbahn infolge Erhöhung 
der Blutzuckerkonzentration. Abgesehen davon aber hat sich das Ver- 
fahren sehr bewährt auch in Fällen von Coronarsklerose. (Diese Kranken 
gehen meist an funktionellen Einflüssen zugrunde. Hier kann man 
aber auf den gestörten inneren Betrieb des Herzens therapeutisch ein- 
wirken. Denn es handelt sich um einen krankhaften Zustand des 
Zuckerstoffwechsels im Herzmuskel oder in denjenigen Organen, von 
denen die Blutzuckerbereitung abhängt) Der Verfasser verwendet 
zu seiner Therapie die Merckschen Traubenzuckertabletten zu je 5 
und 2,5 g. 

G. Hoppe-Seyler (Kiel): Zum Krankheitsbild und zur Be- 
handlung der Grippe. Nach einem in’ der Sitzung vom 14. November 1918 
in der Medizinischen Gesellschaft in Kiel gehaltenen Vortrage. 

K. Henius (Berlin): Neue Methodik beim Anlegen des künst- 
lichen Pneumothorax und neuer einfacher Apparat. Mittels des be- 
schriebenen, durch eine Abbildung veranschaulichten Apparats wird 
gewöhnliche Luft eingefüllt, die kaum schneller resorbiert wird 
als Stickstoff. E 

R. Wittmaack (Jena): Über eine neue biologische Behand- 
lungsmethode der Ozaena. Der V erfasser bekämpft die hervorstechendsten 
Symptome der Ozaena, nämlich die Borkenbildung und den Fötor dadurch, 
daß er die ihres regulären Selbstreinigungsmechanismus beraubte Schleim- 
haut der Nase unter dieselben biologischen Reinigungsbedingungen setzt, 
wie sie für die Schleimhaut der Mundhöhle vorliegen. Dies ist tech- 
nisch dadurch zu erreichen, daß man den Ausführungsgang 
der Parotis in die Kieferhöhle ableitet, sodaß sich nun- 
mehr das Parotisdrüsensekret durch die Kieferhöhle in die Nase ent- 
leeren muß. Der Verfasser hat bisher fünf Fälle mit zehn Kiefer- 
höhlen dieser Bebandlung unterzogen. Der Erfolg war in sämtlichen 
Fällen ein vollkommener. Die Methode hat jedoch auch ihre Schatten- 
seite, die darin besteht, daß nach der Operation beim Kauakt die 
Sekretion zuweilen derartig intensiv angeregt wird, daß der 
Speichel zum Naseneingang heraustropft. Man sollte daher 


{919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6 


merkungen zur Lehre von der latenten Infektion. 
tenten Infektion darf man nicht bloß vom einseitig chirurgischen Stand- 
punkte aus erfassen. Man muß auch die Biologie der Gewebe und der 


latenten Bakterien berücksichtigen, wenn man dieses Gebiet ganz r- 
schließen will. 


Tr Tor an 


4, Februar. 


die Patienten von vornherein auf diese Belästigung hinweisen und 
ihnen die Entscheidung darüber selbst überlassen, ob sie 
trotzdem die Methode angewandt haben wollen oder nicht. Aus diesem 
Grunde empfiehlt es sich auch, das Verfahren auf die schwersten 
Fälle von Ozaena zu beschränken. 


der Mund- und Wangenschleimhaut die Submaxillar- und Sublingual- 
drüse ausreichen. 
speichelung des Bissens wie beim Verdauungsakt kommt aber auch so 


noch annähernd zur Geltung, da er sich durch die Nase ebenfalls in 
den Rachen hinein entleeren muß. 


Es dürfte übrigens zur Versorgung 


Die Mitwirkung des Parotisspeichels bei der Ein- 


Alfred Loeser (Rostock): Bakteriologisch - serologische Be- 
Das Gebiet der la 


H.Bergmann (Stettin): Zur Tuberkulindiagnostik. Zur Fest- 


stellung der Tuberkulose ist die Einspritzung von Tuberkulin über- 
flüssig, es sei denn, daß man eine Herdreaktion hervorrufen wolle. 
Sonst kommt man aber mit der 
Will man aber bei sicher bestehender Tuberkulose, die nötigenfalls 
durch die Hautreaktion bestätigt werden müßte, die Prognose fest- 
stellen, so muß man dies bei aktiven Formen vom klinischen 
Gesichtspunkte aus tun; bei ruhenden wird sich die Neigung zum 
Fortschreiten an dem Verhalten einer Tuberkulineinspritzung feststellen 
lassen. Zwei Beispiele mögen dies erläutern: Ein Manu hat bei un- 
deutlichem Lungenbefund geringes Fieber. Ist die Hautreaktion positiv, 
muß das Weitere die klinische Beobachtung leisten. N 
Hautproben negativ, so kann die Krankheit keine Tuberkulose sein. 


Hautreaktion geradesoweit. 


Ist die Reihe der 


Ferner: Ein Mann mit mäßigen oder kaum nachweisbaren (verstärkte 


Hiluszeichnung!) Lungenerscheinungen hat kein Zeichen von Fort- 
schreiten der Krankheit. 


nun auf eine bestimmte Menge unter die Haut gespritzten Tuberku- 


Die Hautproben sind positiv. Reagiert er 
lins, so ist er für das Militär nur bedingt oder gar nicht verwendungs- 
fähig, beziehungsweise einer Heilstättenkur bedürftig; reagiert er nicht, 
so ist er unbeschränkt verwendungsfähig. 

Michael Folman (Berlin): Zur Ätiologie der sogenannten 
Iritis rheumatica. In ungefähr der Hälfte der Fälle von Iritis rheums- 


tica ergab die Anamnese eine frühere gonorrhoische Infektion. 


Golliner (Burgdorf i. Hannover): Nirvanolvergiftung. Sie trat 
auf nach einer einmaligen Gabe von 5 bis 6 g (10 bis 12 Tabletten zu 


0,5 g). Die Patientin kam aber mit dem Leben davon, anscheinend 
ohne dauernde Schädigung. F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 3. 


B. Fischer (Frankfurt a. M.): Über die Pathogenese der Arterio- 
sklerose. Nach einem Vortrag im Ärztlichen Verein zu Frankfurt a. N. 
A. Mayer (Tübingen): Über Vortäuschung von Uterusmyomen 
durch abnorme Contractionszustände. Durch abnorme partielle Con- 
traction der Uteruswand können „Pseudomyome“ entstehen. An diese 


muß man zunächst denken, wenn ein Myom in der Schwangerschaft 
verschwindet. | 


F. Klose: Über die Beziehungen in der Ätiologie der mensch- 
lichen Gasödemerkrankung und des tierischen Rauschbrandes. Die Er- 
reger beider Krankheiten dürften identisch sein. Dementsprechend 
könnte das bisher mit Erfolg zur Bekämpfung der Gasödemerkrankungen 
der Verwundeten benutzte Gasödemserum zur Behandlung der Rausch- 
branderkrankung der ‚Rinder zweckmäßig Verwendung finden. 

Th. Fürst: Über die Agglutination von Intluenzabacillen durch 
Krankenserum zur Differentialdiagnose. Es können Stämme von Pfeißer- 
baeillen zu Agglutinationszwecken mit Krankenserum für die Diagnos® 
herangezogen werden. Aber nicht alle Pfeifferbacillenstämme verhalten 
sich in dieser Hinsicht gleich, Es ist anzunehmen, daß bei dieser Ver- 
schiedenheit,in der Agglutinabilität von Influenzabacillen durch Kranken- 
serum ein ähnliches Verhältnis vorliegt, wie bei der Agglutinabilität 
bestimmter Proteusstämme durch Fleckfieberserum. 


Kurt Scheer: Zur Serodiagnostik der Grippe. Bei der Gripp® 
treten speeilische Antikörper im Blutserum auf, die mit specifische 
Antigen eine Reaktion im Sinne der Komplementbindung“ geben. or 


 Auslall der Reaktion ist voraussichtlich verwendbar zur Diagnose der 


Grippe. 


= E F. Schmid (Stuttgart): Über Wunddlphtherie. ES gibt 
diphtherische Infektionen von Wunden, die im allgemeinen ein weniger 
stürmisches Krankheitsbild verursachen, als die akute Rachendiphtherld, 
die jedoch in ihrem Einfluß auf den Allgemeinzustand und in ihrer 
Folge auf das Herz ebenso gefahrdrohend sind. Der Erfolg der Theft 


weisen m b 


sen, Ú F 
t Aus dea 
sh wersie 


r Veny f. 


d Subliogu} 


bei dr E 


aber auch # 


 ehenflkh 5 


jogisihe e f 


spiet rb f. 


schen Slak 


ANLA DS 


Z 
= 


j 


ed 
er 


meer son, 


`. ` -a 


. 
t 


-das antagonistische Violett áusgeschaltet werden_soll, muß diese Be- 


= daon den so gewonnenen Keil in den von außen eröffneten Sinus | 


‚ daß das Fußgewölbe wiederhergestellt und der Calcaneus dauernd in. 


' ‚zur Feststellung des Sitzes der Verletzung der Harnwege eine dia- 


fiziert werden kann. ‚Es wurde dadurch erreicht, daß.die Keime in der 


‚ Slirahöhlenverletzung. Diese Gehirnschüsse geben, wenn sie nicht mit 


 Yerursacht. Der Stumpf bleivt vielmehr auf dem Gestell fixiert. 


E 


$ Februar. 0. 1919-— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 62 >» o 


N 


dernde-, positive Rassenhygiene) oder aber die Ausmerzung 
‚und ‘im allgemeinen die -Zurückdrängung. der 'minderwertigen 
Bevölkerungsteile (ausmerzende, negative Rassenhygiene). . Die 
fördernde Rassenhygiene ist unvergleichlich wichtiger als die aus- 
‚merzende. Von dieser letzten kommt heutzutage hauptsächlich nur die 


pie (Injektionen von Diphtherieserum 1500 bis 2000 Immunitätseinheiten 
intramuskulär und lokale Behandlung der Wunden mit diesem Mittel). 
beweist, daß es sich nicht um zufällige Diphtherieschmarotzer handelte, 
sondern daß es. tatsächlich ‚eine Diphtherieinfektion der Wunde war, 
und daß das Allgemeinbefinden durch. die. Toxine des Diphtherie- 
bacillus wesentlich beeinträchtigt wurde. Wunden, die keine. Neigung 
zur Heilung zeigen und zunächst. : eine .besondere Ursache 
dieses Heilungswiderstandes nicht erkennen: lassen, soll man bakteriolo-. 
gisch auf Diphtheriebacillen untersuchen lassen. .. | 
Carl Mietens: Über die Beziehungen der Malaria t ei l | ee u 
Malaria terliana. Fast bei allen Erkrankungen, bei denen .im Vor- Wiener klinische Wochenschrift 1918,-Nr. 51 u. 52, 
jahre lediglich T r o pica mikroskopisch nachgewiesen werden konnte, | . or EEE A 
wurden in diesem Jahre bei Rückfällen Tertianaplasmodien . Nr. 5i. Eugling: Über die Chininfestigkeit der Malariaparasiten. 
im Präparat festgestellt. Dem entsprach dann auch immer der'klinische | Die, in Albanien während zweier Malariasaisonen beobachtete fortwäh- 
Befund. | | ni | an - 
Thedering. (Oldenburg): Über Rotlichttherapie.e Versuch 
einertheoretischen Begründung. Die beiden Farben Rot 
und Violett, die Endpunkte des Spektrums verhalten sich antagonistisch: 
warm und kalt; chemisch und biologisch inaktiv, chemisch und biologisch 
aktiv; seelisch erregend und beruhigend. Den entzündungs- 
 erregenden blauen dürften -die roten Strahlen als entzündungs- 
hemmend gegenüberstehen. ‘Daraus ergibt sich eine Rotlichttherapie, 
und zwar bei Ultraviolett(Quarzlicht)entzündung, bei Sonnenbrand, 
ferner zur Austrocknung akuter nässender Ekzeme {hier täglich 
ein bis drei Stunden angewandt, von ausgezeichneter Wirkung), bei 
pustulösen Ausschlägen, bei allen Arten trockener akuter Ekzeme, bei 
Pigmentanomalien der Haut (Vitiligo, Sommersprossen, Hautbräunung 
nach Sonnenbrand), bei. schmerzhaft "entzündeten Gelenken, wie Gicht 
(hier ist die lindernde Wirkung wohl eine Folge der Hyperämisierung). 
Zur Behandlung genügt. im ‚Notfall ein rot verbangenes Fenster, eine 
mit rotem Papier oder Stoff umhüllte elektrische Birne. Recht brauch- 
bar ist eine Heusnersche Solluxlampe, die mit einer 600 kerzigen 
Birne aus rotem Naturglas versehen ist, Da bei der Rotlichttherapie 


diese vornehmlich nur zu’ dem Zwecke, «damit geschlechtskranke Per- 
l sonen nicht frühzeitig eine Ehe eingehen. F. Bruck. 


ropica zur 


völligen Wirkungslosigkeit- der größten Chinindosen in vielen. Fällen 
"ist nicht auf eine Verschlechterung des Chinins, nicbt auf eine Viru- 
lenzsteigerung ‚der Parasiten, nicht auf eine Chiningewöhnung des Or- 
‚ganismus, sondern. auf eine Chiningewöhnung der Parasiten zurück- 
zuführen. Durch die kontinuierliche Prophylaxe mit den täglichen 
kleinen Dosen kommt. eine Chiningewöhnung der .Malariaparasiten: zu- 
stande, die sich in geringer Steigerung der ‘wirksamen Dosis äußert, 
und schließlich sogar eine absolute Chininfestigkeit, bei der die Chinin- 
theräpie vollkommen versagt. - Chininfestigkeit ist dann anzunehmen, 
wenn die.mehrmals verabreichte Tagesdosis von 2,0 -2,5g keine Wirkung 
ausübt; eine Steigerung über 2,5 g ist: .zwecklos. Durch die tägliche 
Halbgrammprophylaxe werden insbesondere die Tropicaparasiten nicht 
abgetötet, sondern es wird nur ihre Entwicklung behindert, sodaß lange 


Chiningewöhnung der nicht abgetöteten Parasiten auch noch Gameten- 
bildung auf, sodaß später schon beim ersten Anfall Gameten im Blute 
gefunden werden können. Da nach Aussetzen des Chinins die Chinin- 
festigkeit verhältnismäßig schnell wieder verloreugeht, muß an Stelle 
der komtinuierlichen Prophylaxe die intermittierende treten; am ge- 
eignetsten scheint eine Wochendosis von 2,5 g, davon z. B.’äm Mitt- 
woch 1 g, am Sonnabend isg, und am Sonntag 0,5 g. Ebenfalls muß 
die Therapie eine intermittierende sein. Die experimentellen Unter- 
suchungen über. die Chiningewöhnung hat Verfasser an einer Proto- 
zoenart (Kolpidien). angestellt. u e 


handlung im Dunkelzimmer vorgenommen werden. 

v. Baeyer: Zur operativen Behandlung. des Plattkuickfußes. 
In mehreren Fällen ging der Verfasser in der Weise vor, daß er erst 
eine Teilresektion des inneren Fußrandes nach Ogston ausführte und 


tarsi implantierte und vernähte. Man erreicht- durch diese Operation, 
achtet, die durch eine ganz auffallende .Hartnäckigkeit der Anfälle 


und durch ein refraktäres Verhalten gegenüber der Chinindarreichung 
per os selbst in größten Dosen- gekennzeichnet waren. Dagegen war 
die Wirkung der zweimaligen intravenösen Injektion von 0,8.-1,0° g. 
Chinin.. bisulf. stets eine sichere. Die Fälle zeigten sämtlich starke 
Entkräftung und Unterernährung .sowie Anämie; aulfällend war die ge- 
ringe Beteiligung der Leber und Milz. In einzelnen Fällen war der 
‚Status Iymphaticus deutlich ausgesprochen. Im 'Blutpräparat fiel vor 
allem die geringe. Entwicklung der Schizonten und. Gameten auf; die 
Veränderung der befallenen Blutkörperchen war auffallend gering. Ver- 


fasser schreibt die Veränderung der Parasiten der in allen Fällen durch- 
geführten Chininprophylaxe zu. u i | I 
v. Müllern: Kurze Bemerkungen zu vorstehenden Ausführungen 


Dr. M atkos. : Eine Bestätigung und Ergänzung, der .Matkoschen Mit- 


Supinationsstellung gehalten wird, sodaß ibn die durch die 
Tibia gehende Belastung nicht mehr exzentrisch trifft. Außerdem entfernt 
Man auf diese Weise den Calcaneus vom äußeren. Malleolus und be- 
seitigt hiermit eine der Ursachen der"Plattfußbeschwerden. 

| Hellendall: Über retrograde Spülung bei Schußverletzungen 
der Harnorgane, insbesondere zur Bekämpfung der’ Urininfiltration. In 
einem Fall wurde nach Spaltung der Urinphlegmone am Oberschenkel ı 


‚ gnostische Spülung der Harnblase mittels Einlegung eines Verweil- 
- katheters nach Nelaton vorgenommen. Es spritzte dann die Spül- 
flüssigkeit aus der Operationswunde heraus. Somit war festgestellt, 
daß die Harnblase extraperitoneal ‚verletzt sein mußte. Darauf wurde 
ittierende Dauerberieselung des schwer infizierten Gebietes 


eine interm 

vorgenommen und damit erzielt, daß die Urinphlegmone in rascher | 

Weise zum Stillstand kam. Diese „retrograde“ Dauerberieselung durch | teilung. | ms S \ u.a 
Schilder: Studien über den Gleichgewichtsapparat. Verfasser teilt 


seine Studien mit über: 1. den Zeigeversuch in der Hypnose; 2. die 
' Beeinflussung optischer Vorstellungen vom Vestibularapparat aus; 8. la- 
byrinthär-cerebellar fundierte Halluzinationen, BE ER 

.: , Ladeck (Heilstätte Hörgas bei Graz): Lungenkrauke und Spanische 
Grippe. Verfasser kommt zu dem Ergebnis, daß Lungenkranke in’ der 
Mehrzahl der Fälle durch das Hinzutreten der Grippe nicht mehr ge- 
fährdet werden als Lungengesunde; in einer wesentlichen Anzahl von 
Fällen jedoch fläckern Prozesse, die. bereits zum Stillstand gekommen 
waren, wiederum auf und geben dann. zum Teil keine günstige Pro- 


gnose. > p AE 
l Falta: Zur Reform des medizinischen Unterrichts. Verfasser schlägt 
vor,. zwischen die bisherigen vorklinischen und ‚klinischen Semester 
einen propädeutischen Studienabschnitt einzufügen, der zur praktischen 


Ausbildung der Studierenden an den verschiedenen Krankenhäusern 

verwendet werden soll. u | BE S 
Nr. b2. Benedek: Über die Auslösung von epileptischen Anfällen 

mit Nebennierenextrakt. Nach Injektion von Tonogen trat bei‘ sieben 


die Blase hindurch hat den Vorzug, daß das gesamte, mit zersetztem 
Urin infizierte Gebiet, also auch das der Blase auf diese Weise des- 


Blase in zentrif ugaler Richtung hinausbefördert werden. 
Becker: Ein Beitrag zur Behandlung der Gehirnschüsse mit 


ausgiebiger Entfernung der vorderen Wand der Stirnhöhle 
und breiter Freilegung der hinteren Wand operiert werden, eine. 
Schlechte Prognose, weil gewöhnlich von den Nischen der Stirnhöhle 
her eine Infektion eintritt, wenn . die Abflußverbältnisse an der .Ge- 


hirnwunde nicht gute Bedingungen erhalten. u er 
. . KarlOberling: Ein Gestell aus Cramer-Aluminiumschieuen 
Zur Extensionsbehandlung bei Amputationsstümpfen. . Der Verband- 
wechsel vollzieht sich dabei schnell und schonend für den- Verwun- 
deten, Es kommt nicht vor, daß eine ungeschiekte-Hand durch falsches 
Zufassen beim Halten des Stumpfes dem Kranken unnötig. Schmerzen 


ygienische Maßnahmen. Flugblatt der Ungarischen Ge- 


- . Rassenh 
sellschaft für R i spolitik, Die. Maßnahmen | ; ; Sa : 
an | san Birds da Ye og Aa, vd 
Förderung der tüch tigen Bevölkerungsteile bezwecken (för- | 1/2 bis 1'/. Stunden später. DE 


‚gesetzlich.nicht vorgeschriebene, also aus eigenem Antrieb angestrebte 
ärztliche Untersuchung vor. der Eheschließung in Betracht, und auch. 


rende Steigerung ‘der therapeutisch wirksamen Chinindosen bis zur 


‚Zeit der erste Anfall nicht zustande kommt. Dabei. tritt neben der- 


Matko (Wien): Zur Kenntnis der Chininwirkung bei Malaria 
tertiana. Verfasser hat 85 Fälle von Malaria tertiana aus Albanien beob- . 


n “ 
’. 
Ir ” 
PES 
goi 
` wa 
TI se 
bi re i 
wor 
ki “an i 
SE \ 
it} BEE 52 
[i er = 
r F Ki Y N, te 
x Fr maA 
Sp n Pon tp Ey i, 
P I x as E EPE, 
ff Fo, pa Srni it 
d t K 
Ai \ RE. er N 
DEN ERCH OTN 
$ - nS 
m per BE ar FRE 
i retn BR ”- 
[ur ti -r 
N en EE an 
Fi. PET Br Tu 
J ea E i + 
EST RT d: 
So o) Ere 
EREE OG p eu 
tn. sr)? 
FR she Sie etda 
Tii i = fa: rat 
gi esn l Š, Fe a 
Í ; . i 
MEE TE 
H e Tga te 
E h Kd re y Dir 
ee oe 
4 f b ze Fiai m 
Kr + ran = ?, 
a: 3 h KU ere 
$ | e EP 
el, p JA nig sd 7 
r } . 
N i U. ee c Sal 
i’ au „i 
| TE Oro e’ t y 
ii .Er HERSE SPA Pt 
7 re E BE Se BY 
Al Ei te tonta an 
2 = Ati. 
= TE et 
n SEREN 
71.77 WE 
| 107; wb PER i -d 
er 
E GF 1.8 Es pe 
+r e a ; 
EF, = rk 
RE aN 
Ep ia 
T p, Nett 
-o UAT 
ETEA f 
o. A a 
ni OEE S 
7 RT 
Dr e G 
p3 er ti R 
DS Ad F i 
MX ER Ener EB t 
` -n EA 
2 H a E E 
AN} TE AR SEN Up) 
4 ie i 
he, A 
vw... ' x 
f. u Ti rg r 
s Aoa? 3». 
u. EEE u 
m Eee. 
Uran Se Ar 
ab pter a, 
Ag A 
SE ih 
a E A {. 
Te a 
2 .. \ s 
CH ee 
ER 
N 
SE "} Br 7 
vs „hen: 
"a 
en Ah, 
. FE 
a ee 
id tola 
BORN Ey“ 
a a, t J 
OA 
e AT y 
ke ea 
pe oin 
C { “e 
a VIPERS 
2 
Cji A er 
De T 
ES 
i E Aep ñ 
g i 
$, 4. 
ee 
A DR FOR 
4 Ag 
T pe 
[> de, 
ar Zur En 
is 
nt 
Ren 
FE | 
Pe 
d ‘ 
In: 


5 on 
ER a b 
BE, Re ` e 3 A 
kamea ae a a d a g eee m Zugansı oo. 
Er R a 


ms e o> 


` 


ER 7 

rn 

i * -_ 
x. : 


~ 


aar anaana erd eaa 
za ER E 


ige 
. 

ii E 

... A 


matin 
kgrsa 


Pen = 2 et. 
wo B LEN A 
ne PERIOD IR 


Win ug 


De Gere Ra 
Eo ee 


A k a u} Po 


ee ELSE 


“zuckeragar. Verfasser haben in den letzten Monaten an der Südwest- 


_ hierauf beruht wahrscheinlich die bessere Agglutinabilität. G. 2. 


Í 


— 


m 


Elias und Singer (Wien): Kriegskost "und Diabetes. Eine thera- 
peutische Studie. (Schluß: Anfang in Nr. 47, S. 1247.) Die ausgedehnten 
Versuche haben zu folgenden Ergebnis geführt: Die rationierte Kriegs- 
kost hat sowohl die Diabetiker mit leichter wie auch die mit mittel- 
schwerer und schwerer Glykosurie günstig beeinflußt. Viele von diesen 
Diabetikern wurden zuckerfrei und zeigten eine relativ ‚hohe Kohle- 
hydrattoleranz. Ihre Blutzuckerwerte wurden niedrig, ja zum Teil 
normal. Dieser günstige Einfluß ist vor allem auf die Eiweißarmut der 
Kriegskost zurückzufübren. Es handelt sich also gewissermaßen um 
ein Massenexperiment mit gemischter Kohlebydratkost, die obne die 
schädliche Calorieneinschränkung bereits früher in die Therapie über- 
nommen worden war. 

Frey: Studien zur Epidemiologie der Influenza 1918. Verfasser 
hatte Gelegenheit, als Distriktsarzt in einem Teil des besetzten Gebietes 
Italiens die Epidemiologie der Influenza zu studieren. Im Juni trat die 
Krankheit in ausgesprochen leichter Form auf, ohne Komplikationen 
und Todesfälle, und befiel merkwürdigerweise trotz enger Berührung 
der Besatzungstruppen mit der Bevölkerung nur die ersteren. Die 
zweite Epidemie wurde im Oktober durch zwei Frauen eingeschleppt 
und zeigte einen durchaus schweren Verlauf. Die schwersten tödlich 
verlaufenden Fälle traten sämtlich ia. wenigen Häusern gehäuft auf, 
sodaß man direkt von Sterbenestern sprechen konnte. Einen enormen 
Umfang nahm zu dieser Zeit die Spitalssterblichkeit an. Sobald die 
ersten malignen Fälle eingeliefert waren, breitete sich im Spital die 
septische Form schnell aus, sodaß es zu einer Mortalität von über 60 % 
der Grippefälle kam. Unkomplizierte leichte Fälle verschlimmerten 
sich bald nach der Spitalsaufnahme tödlich. Aus allen Beobachtungen 
geht hervor, daß die Konzentration von Kranken unbedingt zu ver- 
meiden ist, da jeder schwer Erkrankte den leicht Erkrankten aufs 
äußerste gefährdet. Wenn möglich, sollte überall die strengste lsolie- 
rung’ der schweren Fälle durchgeführt werden. Bei der unkomplizierten 
Form erscheinen prophylaktische Maßnahmen weniger erforderlich; 
Überstehen derselben schien auck gegen die schwere Form zu immuni- 
sieren, sodaß späterhin das Pflegepersonal aus solchen Leuten gewählt 
wurde, die die leichte Form bereits überstanden hatten. Verfasser 
läßt die Frage offen, ob das Auftreten der schweren Form an einen 
speeifischen Teilerreger gebunden ist. 


Weltmann und Seufferheld: Über Erhöhung der Empfindlich- 
keit der Weil-Felixschen Reaktion durch Züchtung des X19 auf Trauben- 


$ 


front die Erfabrung. gemacht, daß die Präzision der Reaktion ganz 
wesentlich abgenommen hatte. Die Reaktion war träge und ab- 
geschwächt, trat spät auf und zeigte geringe Titerhöhe und langsame 
Ausflockung. Noch stärker als bei X19 war der Rückgang der Agglu- 
tinabilität bei den ursprünglichen X-Stämmen (X1 und X2). Durch die 
einfache Modifikation der Züchtung auf Traubenzuckeragar gelang es, 
der Reaktion wieder annähernd die alte Schärfe zu verleihen. Es wird 
eine Umstimmung des X19 hervorgerufen, die sich kulturell durch Aus- 
bildung der nicht schwärmenden Form, chemisch-physikalisch durch 
eine Herabsetzung der Ausflockbarkeit durch H-Ionen äußert. Bei dem 
auf Traubenzucker gewachsenen X 19 überwiegt die sogenannte O-Form; 


Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 3. 


= Borchers: Dauerheilung einer lebenbedrohenden postoperativen 
Tetanie durch homoioplastische Epithelkörper-Transplantation. Bei einer 
30 jährigen Bauersfrau war im Anschluß an eine von anderer Seite 
vorgenommene Strumaoperation Tetanie aufgetreten: Steifheit und Ver- 
krümmung der Extremitäten, schmerzhafte Krämpfe in der Muskulatur 
und höchste Atemnot. Die innerliche Behandlung mit Nebenschilddrüsen- 
präparaten besserte nicht. Nach fünfmonatigem Bestehen der Tetanie 
wurde bei der Frau ein Epithelkörperchen eingepflanzt, das 
gewonnen war durch linksseitige Strumektomie bei einem 40 jährigen 
gesunden Manne. Das Epithelkörperchen hatte zwei Stunden lang in 
körperwarmer Kochsalzlösung zugebracht und wurde dann oberhalb des 
linken Leistenbandes nach Durchtrennung der Haut und der Aponeurose 
des Obliquus externus in die Muskulatur des Obliquus internus einge- 
pflanzt. Vom zweiten Tage nach der Einpflanzung des Epithelkörper- 
chens an sind (bis jetzt 5 Monate) nicht die geringsten krampfartigen 
Erscheinungen mehr aufgetreten. Auch dem Spender hat die Exstirpation 
des Epithelkörperchens nichts geschadet. Es. scheint nach dieser Er- 
fahrung, daß die besten Aussichten solche Epithelkörperchen geben, 
welche frisch dem lebenden Menschen entnommen sind. Es genügt ein 
einziges transplantiertes Epithelkörperchen, um das Gleichgewicht im 


Organismus wieder herzustellen. Die Einpflanzung in die Muskulatur 


B3 | E 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6. 


9. Februar. 


— non nn mn. .—— ea aŘŘŮ—Ů 
ns alba aba spörn onen 


-.—m e e- — 


der linken Bauchhaut wurde gewählt mit Rücksicht auf eine mögliche 
Beschädigung der Pflanzung durch spätere Blinddarmoperationen. 

Wolff: Kritische Betrachtungen zur Frage der primären Ver- 
sorgung der Kriegswunden. Es ist falsch, jede Kriegswunde radikal 
auszuschneiden und damit“, Gefäß- und Nervenäste zułopfern und 
Lymphbahnen zu eröffnen. Selbstverständlich ist die Reinigung von 
grobem Schmutz und die Entfernung der nekrotischen Teile, sowie 
Sorgen für Abfluß der zu erwartenden Wundabsonderungen. Übrigens 
soll man sich darauf beschränken, in die Wunde Perubalsam oder Jod- 
tinktur gründlich einzudrücken und in geeigneten Fällen primär mit 
Jodoformgaze zu tamponieren. 

Kroh: Die Eröffnung beziehungsweise Drainage der hinteren Knie- 
gelenkkapseltaschen vom inneren und äußeren Seitenschnitte aus. Als 
geeignete Operation zur Eröffnung der hinteren Kniegelenkkapseltaschen 
empfiehlt sich die Eröffnung”der beiden hinteren Kapseltaschen vom 
inneren und äußeren Seitenschnitt aus. Bei dem auf dem Rücken 
liegenden Patienten wird in dem im Winkel von 45° gebeugten Knie- 
gelenk zwischen der Sehne des Santorius und der Sehne des Adductors 
etwas unterhalb des hinteren äußeren Randes des Femurkondyls die 
Haut durchtrennt. Hinter dem lockeren Fettpolster stößt das Messer 
auf die derbe Gewebsplatte, nach deren Schlitzung die Kapseltasche 
eröffnet ist. $In gleicher Weise wird die hintere äußere Kapseltasche 
eröffnet dureh Einschnitt zwischen dem Außenrande des (Juadriceps und 
des Biceps. Das Verfahren gibt einen guten Einblick in das ganze 
Kapselinnere, der Sekretausfluß ist unbehindert, ebenso die Einführung 
und das Auswechseln von Gummi- oder Glasröhren. 

Kelling: Murphyknopf, der 15'/: Jahre im salzsäurehaltigen 
Mageninhalt gelegen hat. ‚15 Jahre nach einer Gastroenterostomie wegen 
Pylorrusstenose wurde von neuem erbrochen und eine starke Über- 
säuerung des überfüllten Mageninhaltes nachgewiesen. Die Röntgen 
untersuchung ergab Reste eines Murpliıyknopfes im Magen. Bei der 
Operation zeigte sich, daß der Knopf deswegen nicht abgegangen war, 
weil eine Spornbildung an dem abführenden Schenkel entstanden war, 
sodaß der Knopf immer wieder in den Magen zurückgeschoben wurde. 
Der Knopf war von der Salzsäure stark angegriffen und zeigte mehrfach 
spitze Teile. Trotzdem ist nicht anzunehmen, daß er in dem Magen 
Verletzungen gesetzt bat und etwa an dem neuen Geschwür, das sich 
an der kleinen Kurvatur gebildet hatte, schuld war. K. Bg. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 3. 

Solms: Die plastische Verwertung der Gebärmutterbänder. An 
Stelle der Verkürzung und Vernähung der runden Mutterbän der 
wird vorgeschlagen, die beiden Bänder gegenseitig zu vereinigen. Die 
Bandteile werden aneinandergelegt, sodaß nach Vereinigung, beider 
Bänder ein einziges Band besteht. Für die Operation eignet sich der 
Tubereulumschnitt Liepmanns. Wenn man mit den bisher üblichen 
beiden Leistenschnitten vorgeht, so werden die Bänder dadurch ver- 
einigt, daß sie mittels einer Kornzange stumpf durch die Fettscbicht 
der Haut hindurchgeführt werden. Wie die Ligamenta rotunda ober- 
halb der Bauchdecken vereinigt werden, so können auch die von der . 
Scheide aus erfaßten Bänder durch die Scheide hindurchgezogen und 
zu einem Ring geschlossen werden. Ebenso wie bei den runden 
Mutterbändern läßt sich auch das Operationsverlahren anwenden bei 
den saerouterinen Bändern. Die Aufhängung der Cervix an 
dem Bänderring gibt ein empfehlenswertes Verfahren zur Beseitigung 
des Uterusprolapses. Mit Hilfe von Manipulationen am Ligamentum 
rotundum läßt sich mit Erfolg die Incontinentia urinae behandeln. Im 
Anschluß an die Alexander-Adamssche Operation werden die 
vorgezogenen Bänder mit Catgut durchflochten und retrosympbysär 


. um die Harnröhre im Bereich des Sphincters herumgeleitet, sodaß die 


Urethra, symphysenwärts verzogen, mit einem neuen Sphincter um 
geben wird. | K. Bg- 


Die Therapie der Gegenwart, November und Dezember 1918. 


November. H. Strauß (Berlin): Über Menthol-Eucalyptol- 
Injektionen bei Lungengangrän und chronisch-pneumonischen Prozessen 
Die Ergebnisse der Menthol-Eucalyptolbebandlung der Lungengangrat 
erscheinen nicht nur bemerkenswert, sondern auch als ausreichend, UM 
das zurzeit nur von einem begrenzten Kreise der Ärzte geübte = 
fahren zu einer umfangreicheren Anwendung zu empfehlen. Weniger 
durchsichtig, aber immerhin gleichfalls einer Beachtung wert waren die 
Ergebnisse bei Behandlung von Pneumonien mit verzögerter Resolution. 

Rudolf Heinrich (München): Der Schlaf und die Behandlung 
der nervösen Schlaflosigkeit. Der Schlaf ist als eine der zweck- 
mäßigsten Reflezleistungen des centralen Nervensystems aufzufassen. 
Die am häufigsten vorkommende Schlaflosigkeit ist die funktionelle, 


a 
ups A 


BERNER uch Be E Se . i l Et: u f : 
ote 9; Februar- ~ 00 > ` 1919 = MEDIZINISCHE KLINIK — N.6. 0 o 188° el 
auf nervöser Basis ruhende Form. "Die unschädlichste, aber durchaus | _ .Solarson im, Frühstadium ‘der Lungentuberkulose empfiehlt Ra d = iM 
nicht unwirksamste Behandlung der Schlaflosigkeit ist die Anwendung | wansky (Neu-Ulm): Die Kranken werden in acht bis zehn Wochen A 
hydrotherapeutischer Methoden.. Als sehr zweckmäßig erwiesen sich | einer dreimaligen Kur von je zwölf Injektionen von 1,2 Solarson unter- vi EN 
Phosphorpillen (Phosphobion). ` S a SE a zogen. Das’ Mittel- verdient auch in allen Fällen, die.den Verdacht auf I “| 
2 `  Hölzl (Bad Polzin): Vaccineurin, ein wertvolles Heilmittel für | Tuberkulose erwecken, angewandt zu werden, wenn nicht Darmkatarrhe, jA p E 
~ Neuralgien und Nervenentzündangen. Kranke mit‘ Neuralgien in den | Gehirnerscheinungen oder Schwangerschaft eine Kontraindikation-bilden. sA a 
verschiedensten Nervengebieten werden durch die‘ Vaceineurinbe- ‘| (D. m. W. 1919, Nr. 8.) Bo PIE SFR: ei R 
handlung schmerzfrei. Meist brachten schon die ersten Spritzen Lin- . ‘ Zur Ischiasbehändlung empfiehlt: A. Sasse. (Kottbus). eine Wärme- f: OR 
derung, nach weiteren Injektionen trat Heilung ein. Versager finden | schiene, die die Ruhigstellung des Beines mit der Wärme- 7 a 
sich nur bei Neurasthenie und. bei Hysterie. Auch Neuritiden in den | applikation vereint. Es handelt sich um eine Hohlschiene, in die durch Cin EEE 
' verschiedensten Nervengebieten, Entzündungen der motorischen, .sen- | eine Öffnung heißes Wasser hineingegossen wird. Nach. Abkühlung 1 i- i 
. siblen und gemischten Nerven kommen zur Ausheilung, Man beginne | des Wassers’ wird dieses durch Ausheberun g. entfernt, sodaß das a Ran en 
in der Regel jede Vaccineurinbehandlung- mit einer Einspritzung von | Bein nicht aus seiner Ruhelage gebracht zu werden. braucht. . Be- A ee: 
. entweder !/;, ccm intramuskulär oder !/.;o, intravenös. Wird. diese | quemer wäre es natürlich, wenn das. Wasser nicht außerhalb; ‚sondern RR Da z 
- Anfangsdosis auffallend schlecht vertragen, lasse man eine Injektion | in. der Schiene selbst. gewärmt, wird, und zwar :durch elektrische Hei- EE t: i, 
von Tiwo cem intramuskulär oder 1/0 intravenös folgen. Man steigere | zung. (D: m. W. 1919; Nr.8). 000000. TE O IRE Eor 
„zunächst die Dosis, sobald die vorangehende Einspritzung keine wesent- | > - Die Phlegmonebehandlung mit. Jodtinkturtamponade empfiehlt a R 
- diche Störung des Allgemeinbefindens und 'keine Temperätursteigerung | W. Feilchenfeld (Berlin-Charlottenburg). . Die Phlegmone. wird | o EARTE a 
-von 0,5° C und darüber brachte. Positive und negative Herdreaktionen | mit. möglichst kleinem Schnitt. incidiert, der Eiter entleert und die Ab- ze TF Aa Zus 
“werden bis '/,, cem nicht. berücksichtigt. Die Heildosis (1/19 ccm) | sceßhöhle mit einem Gazestreifen, der in reiner Jodtinktur getränkt war, u tk EI Ta, 
‚ausgefüllt. Die Absonderung vòn Eiter hört sehr bald auf, und selbst u » a 
Be. 
er! je 


spritze man mindestens sechsmal ein, jedenfalls so oft, bis keinerlei | 3 
| große Wunden schließen sich erstaunlich, schnell. (D. m. W. 1919, 
00 F\Bruek. 


i Reaktion mehr durch die Zuführung ausgelöst wird. In jedem Falle 
sr spritze man zum Schluß noch drei Dosen von !/, cem ein. Nur wenn | Nr. 8.) - ne ed Ä f | 
it > diese eine Reaktion auswirken, soll die Zahl 3 überschritten werden. Zur Behandlung der.Syphilis mit Salvarsan äußert sich: Buschke. Ban 
wi  _ in gewissen Ausnahmefällen kann man die Kur-sofort mit der Heil- | Er empfiehlt,‘ wo es nötig ist, eine symptomatische Anwendung und im ı 
a, > dosis !/., intramuskulär oder !/;o, intravenös beginnen. © ~ `  seronegativen Stadium ebenfalls -eine intensive kombinierte Behandlung. Bo 
© G. A Waetzoldt (Berlin): Über die diesjährige Influenza- | Vor der zu schwachen. Traktierung ist zu, warnen. (Ther. d. Geg., ME: 4 J 
P: ` - epidemie. Zusammenfassende Übersicht. [| Januar 1919.) | bes eaaa '„ Beokzeh, E 
j Sr Sa lz mann.(Bad Kissingen): Die Verwendung des Hormonals | Ä | BERGER u E Wri | 
et eim eingeklemmten Bruch. Es kann empfohlen werden, bei jedem ein- . ‚Büche Dr | Br‘ 
y | geklemmten Bruch vor der Operation dea Versuch zu nahen. durch |. Be BUSDeIDE DIS UNEn. ee I Ä 
r! ‚eine intravenöse Hormonalinjektion den Bruch reponibel zu gestalten. | E. G. Dresel, Soziale Fürsorge, Eine Übersicht für Studierende ih i o 
l i. | MATEN Sußmann (Berlin)::Solarsoninjektionen in der Re- und sozial Tätige. Berlin 1918, ` S. Karger. 225 Seiten. M 11,—. BEE 
pt konvaleszenz nach Influenza, Die. Injektionen wurden ausnahmslos gut ‚Ein bemerkenswertes, inhaltreiches Buch, in dem der Verfasser > BEE 
| ` vertragen und schienen von ausgezeichneter Wirkung zu sein. versucht, die medizinisch-biologischen Tatsachen herauszuarbeiten, die- i Ep: by } i 
| Dezember. F. Lust (Heidelberg): Zur Dosierung von Arznei- | volkswirtschaftlichen Zusammenhänge aufzuweisen und die ethische E i ES: oe 
Verankerung der einzelnen Fürsorgeprobleme darzustellen. . RN. 200 a 
Die- soziale ‚Fürsorge, als Teil der sozialen Hygiene, hat” als Bene, Be Zi 
| GE 


| ‚ mitteln im Kindesalter. Das Besondere der Iteaktionsweise des kind- 


gewissen Drogen läßt sich nicht in ein | . - ZB. | 
en = Objekt das ganze Volk; Vorbedingung: ist, daß die Begriffe der Ge- 


sundheitspflege und die Wertschätzung der Gesundheit Allgemeingut 
aller Staatsbürger werden. Geboten ist ein maßvolles Vorgehen und 
langsames Anpassen der Forderungen an die bestehenden Verbältnisse. 
Sie umfaßt .das Arbeitsgebiet. des Staates, der Ärzte und der karitativen 
Vereine. Die Ärzte sollen nicht nur kranke Personen behandeln, : sie 
müssen auch ganze Gruppen von Menschen ‘auf ihren Gesundheits- 
‚zustand hin untersuchen und beraten und den Menschen überhaupt 
körperliches und seelisches Wohlbefinden schaffen; notwendigerweise 
‚müssen die Ärzte mit allen Fragen der öffentlichen Gesundheitspflege 
vertraut sein, innerhalb des Ärztestandes muß eine neue -Arbeitsteilung . 
eintreten. Die Familie ist zersetzt durch die Umwandlung des Agrar- 
staats zum Industriestaat,. ihr drobt Zerrüttung durch die Wobnnot; 
dieser Zersetzung, als wesentlichem Grundübel für die Zunahme der 


| lichen Organismus gegenüber | 
einheitliches Schema zwängen. 
=. Georg Riebold (Dresden): Ein Erklärungsversuch des 
periodischen Auftretens der Malariarückfälle. Fieberanfälle erfolgen mit 


| der verkürzten Wochenperiode von 6,5 Tagen in zweiwöchigem Rhythmus, 
-< daS heißt alle 18 Tage. . Im Auftreten der Malariarückfälle tritt sehr 

. ‚off auch beim Manne eine -auffallende-Periodizität in Erscheinung, der- 

art, daß die Fieberanfälle -am häufigsten in. regelmäßigen Zwischen- 
raumen von zwei, drei oder vier Wochen erfolgen. Diese Periodizität, 

die denselben Gesetzen folgt wie die Menstruation beim Weibe, kann 

‚In den Malariaplasmodien oder im männlichen Organismus selbst nicht 
“begründet sein, sondern wird wahrscheinlich durch äußere kosmische 


Einflüsse bedingt. | 
u pt (Buch-Berlin): Über eine neue Behandlung von 


FW Ha 
härtnäckigen Wundee ji í | j 
geschwüren verschiedenen Ursprungs. Bei zweck- j A | j 
g stellt die Peptonpaste ein sehr wirksames, äußerst. drei großen Volkskrankheiten, muß entgegengearbeitet werden. Bei 
| ‚Erörterung der. Mutterschaft wird eine Hebung und‘ Besserung des 
Hebammenstandes gefordert. Erschreckend ist der Geburtenrückgang. 


mäßiger Verwendun 
 Ausgiebiges und somit preiswertes Material dar. en 

Pr M. Berg (Berlin): Krankenbeschäftigung. Die vielgestaltigen 
' für Kranke in Betracht kommenden’ Beschäftigungsmöglichkeiten werden 
| bier ‚angedeutet, es | FE Reckzeh. 


Mittel zur Empfängnisverhütung werden durch eine skrupellose In 
dustrie “angekündigt, durch ‚Hausierer angepriesen, durch Reisende 
anempfohlen und selbst 'bei der Frau vaginal , eingelegt; die‘ Frucht- ` 
abtreibung nimmt bedrohlich zu. Die Maßnahmen hiergegen werden 
besprochen. ‘Überall, bei der Bekämpfung. der Säuglingssterblichkeit, 
beim Schutz des Kleinkindes, das bisher. in bedauerlicher Weise ge- 
sundheitlich karg bedacht worden sei, zur Vermeidung von Schädi- ' 
gungen im;,schulpflichtigen Alter, der , Jugendlichen usw. fallen dem 
hygienisch geschulten Arzte wichtige Aufgaben zu. Besonders ein- 
gehend werden die drei großen Volkskrankheiten (Tuberkulose, Alkohol- 
mißbrauch, Geschlechtskrankheiten), die Prostitution und die Forderung 
von .Gesundheitszeugnissen vor der Eheschließung und. von rasse- 
hygienischen Eheverboten, sowie die WVohnungsnot auf Grund sore- 
fältigster Literaturkenntnis und mit sachlicher Kritik abgehandelt. Bei 
seinen’ eigenen Untersuchungen an 151 ‚in Trinkerfürsorge : stehenden _ 
Trinkern fanden sich nur ein Drittel geistig Gesunde; zwei Drittel - 
waren geistig abnorme Menschen. Ein zusammenfassender Überblick 
über den’ künftigen Aufbau unserer ganzen Fürsorgebestrebungen, auf 
deren durchgreifende Besserung unsere gesundheitlich- und wirtschaft- 
lich notleidenden, ir ihrer Selbsthilfe beschränkten. Volksgenossen An- 
spruch baben, eine Literaturzusammenstellung und ein Inhaltsverzeichnis 


‚beschließen diese. Monographie. ' E. Rost (Berlin). 


Therapeutische Notizen. 


PE : Das Diphthericheilserum empfiehlt Vau bel (Darmstadt) bei In- 
"uenza, besonders bei schweren Fällen von Bronchopneumonien 
und Bronchitiden sowie von Halsentzündungen. Es wurde nur 1 ccm 

l Serum injiziert. Vielleicht ist die Wirkung dem artfremden Bi- 
~ Weiß zuzuschreiben. (Auch mit Tuberkulin behandelte Personen sollen 


nicht oder nur in geringem Maße an Influenza erkranken.) Lobäre 
"Beumonien wurden von Diphtherieserum in keiner Weise beeinflußt. 


(M. m. W. 1919, Nr. 3.) ' 
ii Zur Behandlung der Grippe empfiehlt Carl Kirchner das 
nach eptokokkenserum „Höchst“. Man soll das Präparat aber sofort 
a Eintreten der ersten allgemeinen Erscheinungen, besonders 
fasse em ersten Auftreten von. hohem Fieber anwenden. Der Ver- 
do gibt es per os, und zwar dürfte mieist die sogenannte 'Schutz- 
Man son 10 ccm genügen; bei Fieber sind 25 (bis 50) ccm angebracht. 
Tas reiche das,Serum_eine halbe Stunde nach einer Mahlzeit in einer 

ase, Milch, Pee oder Kaffee, (M. m; W. 1919, Nr: 8) 


154 


Vereins- und Auswärtige Berichte. 


Frankfurt a. M. 


‚Ärztlicher Verein. Sitzung vom 6. Januar 1919. 

v. Dühring (Steinmühle): Beurteilung jugendlicher Psychopathen. 
Die sozialhygienische Tätigkeit des Arztes, die seit einigen Jahr- 
zehnten einen immer wachsenden Umfang angenommen hat, ist gleich- 
zeitig eine eminent sozialpolitische. Mehr noch als bisher wird 
sie an Bedeutung und Umfang gewinnen nach dem furchtbaren Un- 
glück dieses Krieges: nicht nur die Zahl der Bevölkerung ist wichtig, 
sondern eine möglichst weitgehende Ausbildung zu sozial brauc h- 
baren Menschen. Der Schularzt hat in dieser Richtung schon große 
Aufgaben in Angriff genommen. Ein Stiefkind ist aber noch die Be- 
urteilung der Jugendlichen, die ich als „Sorgenkinder“ bezeichnen 
möchte. Die Fürsorge im weitesten Sinne — vom Säugling bis zum 
mündig werdenden Jüngling I— beschäftigt sich in Deutschland mit 
mehr als zwei Millionen Jugendlichen. Die eigentlichen Sorgenkinder — 
die von 12 bis 18 Jahren Erziehungsschwierigkeiten Bietenden, von Ver- 


"wahrlosung Bedrohten, gerichtlich Verurteilten sind eine gewaltige Zahl: 


allein gerichtliche Verurteilungen Jugendlicher wurden in den Jahren 
vor dem Kriege jährlich 50000 gezählt! In den Fürsorgeerziehungs- 
anstalten, in die sich diese Ströme der Sorgenkinder ergießen, befinden 
sich nun: — ärztlich festgestellt -—- über 70% Jugendlicher, die als 
anormal, als Psychopathen zu bezeichnen sind. Unter den rückfälligen 
Verbrechern in unseren Gefängnissen sind 80% ungefähr geisteskrank 
oder ausgesprochene -Psychopatben; diese rekrutieren sich wesent- 
lich aus den schon in der Jugend „schwierigen“, vielfach in die Für- 
sorgeerziehung überwiesenen Elementen. — 

. Viel mehr ‘als es bisher geschehen ist, müssen sich die praktischen 
Ärzte für diese Frage interessieren: wenigstens in dem Sinne, daß sie, 
auch in der Privatpraxis, bei Kindern, die in irgendeiner Hinsicht 
Schwierigkeiten machen, Sorgenkinder sind, an die Möglichkeit krank- 
hafter Ursachen für diese Schwererziehbarkeit denken. Der Kampf der 
Psychiater, einiger Juristen und der wirklich sachverständigen Päda- 
gogen findet noch zu wenig Unterstützung und wird vielfach selbst 
von Ärzten, besonders aber von Richtern, Pädagogen und Laien als 
„Gefühlsduselei“ gewertet. Aus einer Reihe von Beobachtungen, die 
Vortragender mitteilt, geht schlagend hervor, daß ausgesprochen 
Schwachsinnige, ja geisteskranke Jugendliche als „schlecht“, als .„Ver- 
brecher“ mit Gefängnis bestraft sind. Das schlimmste ist, daß nur der 
Intellekt bei der Beurteilung der Vergehen berücksichtigt wird — nicht 


` die Entwicklung der für unser Handeln viel bedeutsameren Gefühls- 


qualitäten und des Willens: fast nie berücksichtigt wird das Milieu 
und ebensowenig die Tatsache, daß die jugendlichen Gesetzesübertreter 
in der Pubertät stehen. die an und für sich psychopathische Zustände 
bedingt. Abgesehen vom $ 81 kommt vor Gericht der $ 56 in Betracht 
— ob der jugendliche Täter die zur Erkenntnis der Strafbarkeit seiner 
Handlung erforderliche Einsicht besessen babe. Die Literatur zu 


- diesem Paragraphen und die außerordentlich abweichenden Auslegungen 


machen klar, daß der Paragraph nicht klar ist! Die Anwendung 
vor Gericht entspricht keineswegs — im allgemeinen — der Auslegung 
des Reichsgerichtes: daß der Täter die Fähigkeit haben soll, einzusehen 
bei Begehung der Tat, daß diese bestimmte konkrete Tat im Straf- 
gesetz verboten und mit Strafe belegt ist. Die Anwendung vor Gericht 
beschränkt sich meist auf die Frage: Wüßtest du, daß das verboten 
ist — und wenn nicht ganz besondere Zweifel durch Aussehen, Ent- 
wieklungsart/und Gebaren des Angeklagten geweckt werden, wird 
aus der Antwort „ja“ auf die „zur Erkenntnis der Strafbarkeit er- 
forderliche Einsicht“ geschlossen. Daß das vollkommen unberechtigt 
ist, beweisen dem Leiter von Beobachtungsanstalten fast täglich seine 
Erfahrungen. Nichts ist sehwerer, als die Beurteilung der tatsäch- 
lichen Gesundheit solcher Jugendlicher. Was ist normal? Kein 
ethischer, sondern lediglich ein sozialer Begriff: wer sich in 
die Gesellschaft und ihre Normen einfügen kann; ist normal! — Wie 
sich so vor Gericht oft ein Gegensatz zwischen Arzt und Richter ergibt, 
so vielfach auch noch zwischen Arzt und Pädagogen. Es kommt alles 
auf die Persönlichkeit an — aber unbedingt ist der Arzt un- 
entbehrlich. Die ohen mitgeteilten Zahlen beweisen. daß die Mehrzab!l 
der '„Sorgenkinder“ nicht normal sind, daß sie also ärztlich beobachtet 
werden müssen und ihre Erziehung unter ärztlicher Leitung zu ge- 
schehen hat. Es geht nicht an. hier mit „Sünde“, „Buße“ usw. zu 
arbeiten und, wie es noch massenhaft der Fall ist, den Stock und die 
Stränge als therapeutische Mittel anzuwenden und die Erziehungs- 
anstalten, in_denen_ viele Psychopathen zu sozial brauchbaren Menschen 
zu machen sind, zu Strafa nstalten zu machen. Diese Tatsache 
bedingt vielfach das Mißtrauen der Ärzte und der Angehörigen gegen 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6. 


| 


‘ Veränderungen haben ihre Analogie in der Sklerosierun 


9. Februar. 


-Ő 


4 


die sonst so unentbehrliche und segensreiche Einwirkung der Fürsorge- 
erziehung. 

Die Mitarbeit der Ärzte auf diesem sozialpolitischen Gebiet ist 
unerläßlich, Der Praktiker soll möglichst bald in den besseren Ständen 
Sorgenkinder aus der Familie entfernen. Denn — für den Durch- 
sehnittsmenschen ist das Milieu im Hinblick auf soziale Brauch- 
barkeit wichtiger als die Anlage. Das wird leider auch von Gerichten 
fast gar nicht beachtet. Daß Kinder von notorischen Verbrechern, von 
Dirnen, Dieben, Trinkern nicht ebenso beurteilt werden dürfen, wie 
die Kinder aus gesundem Milieu, obwohl sie 14 Jahre, geistig gesund 
und zurechnungsfähig sind, ist doch eigentlich selbstverständlich. — 

Die Ärzte müssen helfen, daß die Jugendlichen nicht mehr vor 
Gericht, sondern dahin kommen, wohin 90% dieser Gesetzesübertreter 
gehören: in die psychiatrische Klinik, in Anstalten zur Erziehung 
Schwachsinniger, in Epileptiker- und in Erziehungsanstalten. Eine be- 
sondere Behörde hat zunächst zu entscheiden, ob diese J ugendlichen 
vor Gericht gestellt werden sollen, und in dieser Behörde haben neben 
dem Richter der Arzt und der Pädagoge zu sitzen. Dann gibt es nicht 
mehr die ganz zwecklosen „Verweise“, kurze Freiheitsstrafen mit Straf- 
aufschub — für die meisten Übeltäter Prämien zu neuen Verfehlungen, 
sondern Behandlung für die Kranken, Erziehung für die Erziehbarep, 
und vor allem fällt das verhängnisvolle „Vorbestraft“, das Tausenden 
die Zukunft ruiniert. Die Durchbrechung des Legalitätsprinzips des 
Staatsanwaltes wird viele, viele Menschen sozial wertvoll machen, die 
heute durch die Strafe zugrunde gehen! (Selbstreferat.) 


Wien. 


Gesellschaft der Ärzte. Sitzung vom 10. Januar 1919. 


0. Mayer: Das anatomische Substrat der Altersschwerhörigkeit 
(Presbyakusis). Es ist seit langem bekannt, daß bei jedem Menschen 
im höheren Alter eine Abnahme der Hörstärke eintritt. Charakteristisch 
ist das schlechte Hören der hohen Töne und die Herabsetzung der 
oberen Hörgrenze der Galtonpfeife. Aus diesen Hörprüfungsergebnissen 
war der Schluß zu ziehen, daß die Ursache der Schwerhörigkeit nicht 
im schalleitenden, sondern im percipierenden Hörapparat liegt. Bisher 
war keine anatomische Grundlage hierfür bekannt. Wenn wir eine 
anatomische Grundlage der Presbyakusis annehmen sollen, muß sie sich 
bei allen Individuen im höheren Alter vorfinden. \ortragender hat 
eine solche Veränderung gefunden; sie besteht in einer pathologischen 
Veränderung der Membrana basilaris, besonders an der Basis 
des Ductus cochlearis, wo die ganze Membran verkalkt ist; weiter oben 
ist die Kalkeinlagerung geringer, am geringsten an der Spitze der 
Schnecke. Immer läßt sich die Veränderung der Membrana basilaris 
auf mehr oder weniger weite Strecken verfolgen. ls ist wahrschein- 
lich, daß sie sich bis zur Spitze der Schnecke in abklingendem G | 
fortsetzt. Diese Veränderung hat Vortragender bei allen Hörorganen 
von Leuten über 60 Jahre gefunden. In 26 von 28 Fällen fand er Sie 
neben verschiedenen Veränderungen im inneren Gehörgang, in zweien 
ohne solche. Über die funktionelle Bedeutung dieser Veränderungen 
kann kein Zweifel sein, denn die Herabsetzung der Schwingungsfäblg- 
keit muß die Änderung der Hörfähigkeit hervorrufen. Da an der Spitze 
die niederen, an der Basis die hohen Töne pereipiert werden, 5° stimmt 
der anatomische Befund mit dem klinischen vorzüglich. Die Frage, 
warum an der Basis die Veränderung am stärksten ist, läßt sich beant- 
worten, daß an der Basis infolge der höheren Schwingungszehl der 
höheren Töne die Membran mehr in Anspruch genommen wird. Diese 
g der Linse 
des Auges und der Presbyopie und der Trübung der Linse. die bel 
Leuten über 60 in der Peripherie der Linse zu finden ist. ER: 

A. Politzer hat die Präparate, angesehen und bestätigt die 
Veränderung der Membrana basilaris. Die Abnahme des Gehörs IM 
höheren Alter ist aber doch nicht einzig und allein auf diese Ver- 
änderung zurückzuführen; es sind immer auch Veränderungen aa 
Cortischen Organ vorhanden. Man unterscheidet zwei Arten VOR 
Schwerhörigkeit, eine, die er bei Otosklerose beschrieben hat und di 
durch die Ankylose des Steigbügels bedingt ist, die andere, die nervös®, 
infolge Veränderungen des Cortischen Organs, die Manasse j 
schrieben hat. Bei der Abnahme des Gehörs im Alter, wie er S° — 
sich selbst beobachtet hat, findet man nicht wie bei SchalleitungS 
hindernissen, daß man eine Stimmgabel von 500 Schwingung“ p i 
Nähe des Ohres fast gar nicht mehr hört. Er hört noch Kom.” 
rechts sogar noch eine Stimmgabel von 16 Schwingungen, obwohl ® 


“gekehrt und habe in vier Jahren das östliche Kriegsgebiet kennen- 


13 Monate in K., einer größeren Stadt Litauens dicht an der ost- 


Töne schlecht hört. Mayer hat erwähnt, daß er nur bei 2 von 
98 Fällen die beschriebenen Veränderungen allein gefunden hat.. Die 
anderen Veränderungen sind aber Folge. anderer Prozesse, Athero-, 


ir 
bis 


Die vom Osten: drohende Fleckfiebergefahr. 
„Von ©: :; u 
Dr. Schelenz, Sommerfeld (Osthavelland). 


Neben den unserem ‘Vaterlande vom inneren Feinde drohenden 
großen Gefahren und dem.schon begonnenen Eindringen unserer öst- 
lichen Nachbarn in urdeutsches Gebiet steht ein Feind an unserer Ost; 
grenze, der mit seiner furchtbaren Wirkung und seinem. unheimlich 


raschen. Vordringen nicht ernst genug. genommen werden kann. Ich 
meine das Fleckfieber. das durch die uns drohende Hungersnot leicht 


seinen alten Namen „Hungertyphus“ wieder zu Recht. tragen’ könnte. 
Ich bin in den‘ ersten Tagen des Januar aus dem Felde zurück- 


gelernt. Die letzten zwei Jahre war ich Kreisarzt, davon die letzten 


preußischen Grenze, und .dem dazugehörenden. Landkreis. Ich habe 
Dank tat- 


\ 


Rundschau. i 


- .| .Fleckfiebers auf 'dem Lande als. sicher- anzunehmen. ` 


ee N ae, a, Ba F 
wer nEn ras K j Se 7 a a IPN i zay u = (} 5 Pen 
Bra >s Te raa e a DIE, BR, i i 3 | i Es aA 4 k myni SI: = s 
ia a A E a est Fe at: t pg E k ION y E EN a a il | er 
ae ee ee S Zo ; E? f TA : a at ! en oe A T ww 
op 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK’ — Nr. 6. 155 


matose;, Marasmus, degenerative- Veränderungen des Corti schen 


rechts Flüstersprache kaum ` noch jn der Nähe des Ohres und hohe | / ng 
' Organs usw.; das hat-aber mit der Presbyakusis nichts zu ‘tun. Die 
zu Taubheit, 


Presbyakusis erreicht nie höhere Grade und führt nie 


wie die Presbyopie nie zu Blindheit führt, 


‚vorjährigen Erfahrungen: ist ein starkes Auftreten und Anwac 
. So oder so stand. der dortige: Bezirk‘ sicher am.Beginn einer 
 Fleckfieberepidemie. es ee ee 
So: lagen die ‘Verhältnisse bei der Geschäftsübergabe in den 
ich- dauernd auf die der Stadt drohende Gefahr hin:. Aber mit der 
dem Slawen eigentümlichen :Indolenz ließen sie alles an. sich heran- 
kommen. -Dazu kam, daß -ihnen die Neueinrichtung ihres: politischen 
Lebens viel mehr am Herzen lag als ‘alles andere. Außerdem: fehlte 
es an Geld, einem nötigen Bestandteil der Seuchenbekämpfung, und -àn 
-ausführenden- Organen. Den Mangel an Erfahrung im planmäßigen 
Kampf gegen die Seuchen will ich’gar nicht erst erwähnen. ' 
~ Unsere Maßnahmen wurden wohl -als wertvoll anerkannt, aller- 
-dings wurde über die Entlausung viel ;gespöttelt. Mir sagte ein Kollege 
(jedoch mit Bezug auf etwas anderes): „Die Maßnahmen der deutschen 
Verwaltung sind ja alle recht, schön ünd gut, aber für uns doch nicht 
recht geeignet. In wenigen Monaten ‘wird, alles wieder sein wie-es- 


hsen des.‘ 


letzten: Dezembertagen. Meinen Nachfolger und die: Ärzteschaft wies 


‘ dauernd mit der Fleckfieberbekämpfung zu tun gehabt. 
kräftigen Durchgreifens’mit militärischem Rückhalt waren die -Erfolge 
durchweg gut. Erst in den letzten. Monaten änderte sich das Bild. 


‘--krankungsfälle verschont. 


- krankenhause. 


lichen hygienischen Landesinstitut unter- deutscher Leitung wurde von 


. ear kein Gebrauch gemacht. Wie viele Kranke schließlich bei dem. all- 


Ohne Behandlun 


Noch im Frübjahr vorigen Jahres gelang es, mit dem bewährten Mittel 
‚der Zwangsentlausung und Zwangsabsonderung eine Fleckfieberepidemie 


 . auf dem Lande, die sich mit ‘Geschwindschritt ausbreitete, mit durch- 


greifendem Arbeiten zum‘ Stillstand zu zwingen. Die naheliegende 
Stadt, die in ständigem Verkehr mit dem Lande war, in deren Kranken- 
haus die Kranken untergebracht wurden, blieb bis auf wenige Er- 


\ 


Anders in den letzten Monaten! 


‚kunftsmöglichkeit sehr beengt, die Nahrungsmittelyersorgung natur- 
-gemäß knapp und teuer. Viele Rückwanderer kamen unter Umgehung 


= -der Rückwandererlager. Aber selbst bei peinlichster Innehaltung der 
‚ Quarantänevorschriften wäre ein Auftreten des Fleckfiebers bei der 
. langen Inkubationszeit-kaum zu vermeiden gewesen. Jedenfalls machte 


‘ sich in den letzten W 


| ochen eine ganz erhebliche Zunahme der Er- 
krankungszahlen bemerkbar. | | Zu Te 
Der Umsturz der Dinge machte ein gedeihliches‘ Fortarbeiten 


‚In der Seuchenbekämpfung unmöglich. Schon unter geregelten Ver- 


hältnissen war die Durchführung der Zwangsentlausung und die Be- 


-Schaffung der zu ihr nötigen Holzmenge (täglich etwa 4 bis 5 rm) bei 


dem Mangel an Arbeitskräften und Gespannen kaum möglich. ‚Jetzt 


setzte eine Versöbnungspolitik den Litauern gegenüber ein, die alle 


Zwangsmaßregeln verbot. Dazu kam die durch die Demobilisierung 
bedingte Verringerung der militärischen Polizeiorgane. Das Fleckfieber 


. Dabm ‚bis zum Schlusse des ‚Jahres und meiner Tätigkeit täglich. zu. 
Auch in den besseren Schichten waren bereits: Krankheitsfälle zu ver- 


Familienweise fanden die Kranken Aufnahme -im- Stadt- 
Während die Zahl der "Fleckfieberkranken im ersten 
Halbjahr 1918 179 betragen hatte; konnte ich im Dezember bereits 
-Fälle gleichzeitig im Krankenhause behandelt. Dazu muß ich be- 
merken, daß es sich hierbei nur um ' die gemeldeten Fälle handelte. 
ve viele Fälle ungemeldst blieben, ist. gar nicht zu übersehen. Die 
eldschere, die dort ein sehr reiches Feld der Tätigkeit haben, unter- 
so ilugen sehr viele Meldungen, teils aus. Unkenntnis, — viele Fleck- 
eberkranke segelten unter der Diagnose Grippe —, teils wohl auch, 
3 den Leuten die Unannehmlichkeit der Desinfektion: zu ersparen. 
ne, Ärzten gingen sehr viele Meldungen als Typhus ein, der 
ucht der Krankenhausaufnahme unterlag. Von dem am Ort befind- 


zeichnen. 


den einheimischen Ärzten trotz der Unentgeltlichkeit leider so gut wie 


Semeinen leichten Verlauf des Fleckfiebers bei den Einheimischen ganz 
! g blieben, dadurch nicht ‚gemeldet wurden und so zur 
&ilerverbreitung der Seuche beitrugen, läßt sich gar: nicht angeben. 
RR: Erkrankungen im Landkreise fehlen mir genaue Unterlagen, | 
Sich e Amtsvorsteher und Gendarmen mit Beginn der neuen Zeit. aus 
"erheitsgründen eingezogen werden mußten. Aber auf Grund meiner 


E Die Stadt, die bis zum Brester 
- Frieden nur etwa ein Viertel. der Friedensbewohner gehabt hatte, nahm 
. von Tag zu Tag an Einwohnern zu. Durch starke militärische Be- 
legung und infolge Zerstörung sehr vieler Gebäude war die Unter- - 


liegenden Orte. 


früher war.“ Dieser Ausspruch ist bezeichnend für die dortige Auf- 
fassung. Unsere Organisation "und: Arbeit werden wohl : gewertet, 
aber der alte Schlendrian, der -:der Bevölkerung ' ein bequemes Leben 
gestattete, war erheblich angenehmer! BE 


Von allem anderen abgese 
litätenstreit. ein gedeihliches Zusammenarbeiten. E 
. Als Kuriosum will. ich erwähnen, daß in: der 
Stadtverwaltung das Referat für Gesundheitswesen. einem Cand. jur. 
übertragen wurde. Der Jurist kann eben in allen Ländern.alles. In 
diesem Falle spielte allerdings die litauische Nationalität eine Rolle. 


während meiner Tätigkeit: dort, Sie hat auch zweifelsohne das Be- ` 
streben, in gleichem Sinne. weiterzuarbeiten. . Die Teilnahme- an den. 
Sitzungen des Ärztevereins, der neu zur Wahrung der wirtschäftlichen 
und Standesinteressen gegründet war, hat mich davon überzeugt. Die 
äußeren Verhältnisse.-werden aber. stärker sein als Arbeit, ‘die nur all- 
sgebaut werden kann. Schnelle und zielbewußte Arbeit aber 


mählich au 
Darum: Videant consules! | 
‚= Zur Führung von Doppelnamen durch Ärzte, 
una si, ` e l o F 
an . Geheimrat Dr. Th. v. Olshausen, Berlin. ° 


. ©. 
x + F 


< 1. Ärzte in Großstädten pflegen nicht. selten ihrem Namen żwecks ` 


Unterscheidung von gleichnamigen Berufsgenossen ein Beiwort, z. B. 
:den Namen des Geburtsortes, hinzuzusetzen. Ein ‚solches Verfahren ist 
‚aber, wie entgegen bisweilen vertretener anderer ‘Auffassung bemerkt 
‚sei, nur unter besonderen Voraussetzungen zulässig. Wie nämlich ein 


:jeder ein nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch geschütztes Recht auf. 


den Gebrauch des ihm zustehenden Familiennamens hat, sọ bedürfen 
andererseits Änderungen des Familiennamens behördlicher Genehmigung.. 
Ein jeder Zusatz zu dem Familiennamen, sei es auch der- Name des 
Geburtsorts, stellt sich aber als eine solche Änderung des Namens dar. 


In ‘Preußen sind nach einer Kabinettsorder ‚vom 15. April 1822 Namens- . 
änderungen nur mit Genehmigung des: Regierungspräsidente 


| n zulässig. 
Wer hiergegen verstößt, macht sich strafbar. i | 
Einem praktischen Arzt, der seinem Familiennamen den Namen. 


seines Geburtsorts hinzugefügt hatte. und der auch am. Eingange zu 


seiner Wohnung ein Schild mit entsprechender Aufschrift angebracht 


hatte, hatte deshalb der -Amtsvorsteher aufgegeben, jeden. weiteren 
Gebrauch dieses Doppelnamens -zu unterlassen. Da der Arzt dieser 


"Aufforderung nicht entsprach, wurde er in Strafe genommen. Nachdem 


die vorgesetzten Behörden die Beschwerden ‚zurückgewiesen hatten 
erhob der Arzt vor dem Oberverwaltungsgericht Klage. Der Kläger 
machte insbesondere geltend, daß er sich des Doppelnamens nur in der 
Ausübung seiner Praxis bediene. Er habe das Schild auch nur an 
seiner Wöhnungstür, mithin an einem dem öffentlichen Verkehr nicht 
zugänglichen und‘ sonach dem Einschreiten der Polizei nicht unter- 


| 'sehen,'.erschwert der leidige Nationa- ` 


neugegründeten. . 


Anerkennen muß ich, die Mithilfe der einheimischen: Ärzteschaft - 


Au Be, 
Ean 7 ps.’ 
O ppm Bayn i. 


E j 
e r 
S. tu 
` w a 
3 A iN 
! ERG TEAU. T 9 ; G 
SR oh En en Eok . į 
> an TE Bag er 
re. + BE Be o 
rei z aako aa t’ E N 
- š 2 p ® ` yi 
EEE r Ban EEE, ; . 
ia. . . . 
4 e 
Y E Ee en ' vo ' 
t t F 
O D D is ‘ D 
è ‘ 
b ‘ N f 
‚ ve 


int 
a r? 
, 5 
Mi 
TEES | 
E BES, . 
UA: [X 
a Te Fr 
E 
fas orat 
Baur, 
eye 
Pan Ai an: 
Lay An 
E $ ; 
Sage 5 i 
RE, ' 
mn i Wi A 
i DE! 
$) Pr 
if; Í : 
Ea j 2 
P R 
I: 2m 
"EE j 


R 5 er 7 
Su 3 2 X 
tae n L A T To Re x E 
ee SEIEN $ AIOT EN Ú ia - f= . ~ 2 r ur De. > x 
Wanne x -- a a ee EL PER EN - aa CF = Ea a ARE a e X 
M M SAE E r L e elemente": oo. 23 ` Te re u r3 Su ; 
BE EN u Bier we. se TOM ay un tan E FRE AAT Nee N at U A o -à 
‘i R 3 a > EEE NST, De ER as è "re. E 
` a NE Rn E E A SAN Wk. er Pu 


ta. me 


` 
= i Pa init 
N nn de . ` 
awra,- ... FRE E85 f 
na — wein nn en Can Zn 
- 


` 5 . 
SSL.» Irre 


an). 


a aa E AE E ES 
kui - RN SE A hes 


e e 
É -> 
E S 


> Man be dar 1 io 
i a 


Á. —_ nn nn mn MiMi SE mu 
—_—_ — .— _ - —n 


Die Klage wurde jedoch von dem obersten Verwaltungsgerichtshof 
abgewiesen. 

Das Gericht führte aus. es bestehe in Preußen keine Bestimmung. 
die es einem Gewerbetreibenden oder einem praktizierenden Ärzte er- 
laube, bei Ausübung seines Gewerbes oder seines Berufs seinen Namen 
behufs I nterscheidung einen Zusatz hinzuzufügen. Der Kläger habe 
deshalb den Doppelnamen ohne Berechtigung geführt, was einen Verstoß 

gegen die Öffentliche Ordnung darstelle und die Polizei zum Einschreiten 
_ ermächtige. Wenn das Namensschild sich auch nur an der Eingangstür 
zur Wohnung befinde, so sei es der polizeilichen Einwirkung doch nicht 
entzogen, denn das Treppenhaus eines Miethauses sei dem Publikum 
ohne weiteres zugänglich und insoweit öffentlich. Daher werde das 
Namensschild des Klägers in und vor der Öffentlichkeit benutzt und 
von der Befugnis der Polizeibehörde, die öffentliche Ordnung. zu 
schützen, ergriffen. Der Kläger gebe ja selbst an. daß er den Doppel- 
namen führe, um Verwechslungen seiner Person innerhalb des Publikums 
vorzubeugen. Er bediene sich des unzulässigen Namens mithin in der 
Öffentlichkeit. Es könne auch nieht von einer nur gelegentlichen oder 
vorübergehenden Benutzung die Rede sein, denn das Namensschild 
bekunde deutlich die Absicht, den unzulässigen Namen dauernd zu 
führen. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 


Warnung vor Zahnpasten in Bleituben. In letzter 
Zeit werden im Handel vielfach Zahnpasten in Bleituben angetroffen. 
Wenn in solchen Tuben das Blei ungeschützt der Einwirkung der 
Paste ausgesetzt ist, kann diese — wie durch Versuche festgestellt 
ist — merkliche Mengen von Bleiverbindungen aufnehmen, die dann 
bei der Benutzung der Zahnpaste in den Mund gelangen und in den 
Körper übergehen können. Bleiverbindungen sind aber auch dann 
giftig, wenn sie selbst in kleinen Mengen regelmäßig dem Körper zu- 
geführt werden, damit ist bei dem täglichen Gebrauch solcher Zahn- 
pasten zu rechnen. Es muß daher vor der Benutzung solcher Pasten 
gewarnt werden. Die Käufer von Zahnpasten in Tuben sollten sich 
vom Verkäufer gewährleisten lassen, daß die Tuben nicht aus Blei oder blei- 
reichen Legierungen bestehen und daß sie auf der Innenseite mit einem 
hinreichend starken Überzug aus Zinn versehen sind. 


Nach der Entscheidung des Reichsgerichts bleibt Sekt ein 
Lebensmittel im Sinne der Verordnung, auch wenn man ihn als 
Gegenstand des täglichen Bedarfs nicht anspricht. Die Verordnung 
vom 24. Juni 1916 will, ihrer kriegswirtschaftlichen Bedeutung ent- 
sprechend, die Lebensmittel im weitesten Umfange gegen unlautere 
Preistreibereien schützen. Ob das Lebensmittel von einem größeren 
oder kleineren Verbrauchskreis verwandt wird, ist dabei unerheblich. 
Daß auch Kognak ein Lebensmittel im Sinne der Bekanntmachung 
ist, hat das Kammergericht kürzlich entschieden. Unter den Lebens- 
mitteln sind nicht etwa nur zum Lebensunterhalt notwendige Nahrungs- 
mittel zu verstehen, sondern auch Genußmittel, insbesondere solche, 
die dem menschlichen Körper zur Stärkung und zur Aufrechterhaltung 
der Kräfte zugeführt werden. Es entspricht dem Zweck, die Volks- 
ernährung während des Krieges vor Ausbeutung sicherzustellen, den 
Begriff des Lebensmittels weit zu fassen. 


Verordnung des badischen Ministeriums über 
die Bekämpfung der Tollwut. Alle von Heeresangehörigen 
oder sonstigen Personen seit 15. November 1918 aus den besetzt ge- 
wesenen feindlichen Gebieten nach der Heimat mitgebrachten, im 
Privatbesitz befindlichen Hunde sind am Bestimmungsort der Orts- 
polizeibehörde anzumelden. Die eingeführten Hunde unterliegen für 
die Dauer von drei Monaten von der Einbringung an der polizeilichen 
Beobachtung und sind während dieser Zeit festzulegen (anzuketten 
oder einzusperren). Der Festlegung ist das Führen der mit einem 
sicheren Maulkorb versehenen Hunde an der Leine gleichzuerachten. 


Die Statistik der Heilanstalten ergibt, daß in den Jahren 1914 
bis 1916 die Zahl der wegen Alkoholismus aufgenommenen Kranken 
bedeutend zurückgegangen ist. Die Abnahme ist so stark, daß die 
Verringerung der männlichen Bevölkerung allein zur Erklärung nicht 
genügt. Es ist vielmehr anzunehmen, daß es sich tatsächlich um einen 
Rückgang handelt und daß hierin zum Ausdruck kommt die Folge der 
Verteuerung und der Einschränkung des Verbrauchs von alkoholischen 
Getränken. Dafür spricht, daß sich auch die Zahl der weiblichen 
Alkoholisten in den ersten drei Kriegsjahren in fortschreitendem Maße 
verringert hat. Die Statistik der Heilanstalt ergibt ferner, daß bis 
zum Jahre 1016 in dem Bestande der Krankheiten in den übrigen 
Pormen der Geisteskrankheiten keine wesentlichen Änderungen ein- 
getreten sind. Dieses trifft sogar auf die Neurasthenie zu, bei welcher 
Krankheit man vielfach eine starke Zunahme während der Kriegszeit 
vermutete. Allerdings ist nicht zu vergessen, daß die Heilanstalts- 
statistik keinen Aufschluß über die Häufigkeit von bestimmten Er- 
krankungen innerhalb der Gesamtbevölkerung mit Sicherheit geben kann. 


Die vom Centralkomitee für das ärztliche Fortbildungswesen in 
Preußen mit Unterstützung der Landesversicherungsanstalten ver- 
anstalteten unentgeltlichen kurzfristigen Kurse in der Früh- 
diagnose und Frühbehandlung der übertragbaren 


Gedruckt bei Julfus Sittenfeld, Berlin W 8J 4609 DY Se SI 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6. 


Geschlechtskrankheiten finden am 9., 16. und 23. Februar 
von 10 bis 1 Uhr in Berlin statt. Auswärtigen Kursteilnehmern 
wird eine Reiseentschädigung gewährt. Dozenten sind die Herren 
Geheimrat Blaschko, Proff. Buschke und Pinkus und Priv.-Doz. 
Blumenthal. Bei großer Beteiligung sollen noch weitere Kurse 
eingerichtet werden. Teilnehmerkarten im Kaiserin - Friedrich - Haus, 
Berlin, NW 6, Luisenplatz 2 4. 


Wien. In den letzten Wochen ist die Zahl der Fleck- 
typhusfälle im Steigen begriffen. Die Zunahme der Erkrankungen 
ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, daß in letzter Zeit zalılreiche 
Heimkehrer. namentlich solche aus Rußland. Polen. der Ukraine und 
Rumänien, in verlaustem Zustande in Wien angekommen sind. Die 
Gesundheitsbehörden haben infolgedessen angeordnet. daß Heimkehrer 
noch vor ihrem Eintreffen in Wien einer Entlausung unterzogen 
werden müssen. 


Aufrufan die Assistenzärzte! Am 21. Dezember 1918 
haben sich die Assistenten und Assistentinnen der staatlichen, städti- 
schen und privaten medizinischen Anstalten Münchens zu dem „Ärzt- 
lichen Assistenten-Verein. München” zusammenge- 
schlossen. Die Organisation, welche die Vertretung der ideellen und 
materiellen Standesinteressen in allen die Assistentenschaft berührenden 
Fragen bezweckt und sich eng an den „Leipziger Verband” 
anlehnt (Zugehörigkeit zum L. V. ist Eintrittsbedingung). ruft zum Zu- 
sammenschluß der Kollegen und Kolleginnen auch in den übrigen 
Städten Bayerns und des ganzen Deutschen Reiches auf. 
Denn die Assistentenschaft kann auf Erfolg ihrer Tätigkeit nur dann 
rechnen, wenn sie eine Organisation auf breitester Basis schaft. 
die die Gesamtheit aller Assistenzärzte Deutschlands hinter sich hat. — 
Wir bitten, sich mit uns zwecks gemeinsamer Besprechung in Verbindung 
setzen zu wollen und einschlägige Vorschläge dem Arbeitsausschuß zu 
unterbreiten. Der „Ärztliche Assistenten-Verein” ist 
natürlich völlig unpolitisch. Die Vereinsadresse ist: Ärztlicher Assi- 
stenten-Verein, München. Pettenkoferstr. 8/0. 


Frankfurta. M. Die Assistenten der medizinischen Insti- 
tute haben sich zu einer Vereinigung zur Wahrung ihrer gemeinsamen 
Interessen in wirtschaftlichen und Standesangelegenheiten zusammen- 
geschlossen. Eines der zunächst zu erstrebenden Ziele besteht in der 
Neubeschaffung von bezahlten Assistentenstellen. um dem derzeit be- 
stehenden Mangel an freien Stellen zu begegnen. Geplant ist der An- 
schluß an gleichartige Vereinigungen in anderen (auch Nicht-Univer- 
sitäts-) Städten zur Gründung einer Vereinigung sämtlicher Assistenten 
Deutschlands. Zu diesem Zwecke bittet die Vereinigung gleichge- 
sinnte Verbände. mit ihr in Fühlung zu treten und Mitteilungen an den 
Vorsitzenden der Vereinigung der Assistenten der medizinischen Insti- 
tute zu Frankfurt a. M., Herrn Priv.-Doz. Dr. Hahn, Psychiatrische 
Universitätsklinik, gelangen zu lassen. 


In einem Aufsatz der Kölner Zeitung wird geklagt, dab infolge 
der Absperrung des besetzten linksrkeinischen Gebiets auch der Mangel 
an solchen Gegenständen, die der Gesundheitspflege dienen, z. B. Drogen, 
Arzneimittel, chirurgische Instrumente, Bandagen. orthopädisch-chir- 
urgische Waren, Verbandmittel, Gegenstände zur Kranken- und Säug- 
lingspflege, medizinische Gläser und dergleichen, immer größer. wird. 


Zur Bekämpfung der Ungezieferplage ist neuerdings 
das Blausäureverfahren in Aufnahme gekommen. Das Ver 
fahren ist anderen Verfahren, wie dem Salforkose-Schwefligsaur@ 
verfahren, überlegen. Es ist aber. wie einige Unglücksfälle geze 
haben, nicht ungefährlich und nur in der Hand damit durchaus ver 
trauter Desinfektoren und unter peinlicher Beachtung bestimmter Vor- 
sichtsmaßnahmen anwendbar. 

Da zurzeit noch nicht genügend mit dem Blausäureverfahren 
vertraute Desinfektoren zur Verfügung stehen, muß einstweilen vor 
seiner Anwendung gewarnt werden. 


‚Berlin. Dr. Fehr, leitender Arzt der Augenkrankenstation 
des Virchow-Krankenhauses, Augenarzt Dr. Pollack, Oberstabsarzt 
Dr. E. Kuhn, Chirurg Dr. Soerensen der Professortitel verliehen. 


‚ Hochschulnachrichten. Berlin: Dr. Walterhöfel, 
Assistent am Poliklinischen Institut, für innere Medizin habilitiert. — 
Breslau: Dr. Kohrer, Assistent der Nervenklinik, für Psychiatrie 
habilitiett. — Jena: Professor Engelhorn (Erlangen), bisher 
stellvertretender Direktor der Universitäts-Frauenklinik, zum & © 
Professor ernannt. — Kiel: Den Privatdozenten Dr. Konjetzn) 
(Chirurgie) und Dr. Brandes (Chirurgie) ist der Professortitel ver- 
liehen. — Leipzig: Dr. Sulze, bisher Privatdozent in Gießen, 
für Physiologie habilitiert. — Marburg: Als Nachfolger von Geh.-Rat 
Tuczek ist Geh.-Rat Wollenber g (Straßburg) zum Direktor del 
Psychiatrischen Klinik‘berufen worden. — München: a. 0. Professo! 
v. Pfaundler ist zum Ordinarius für Kinderheilkunde ernann 
worden. Den Privatdozenten Dr. Kielleuthner (Urologie) UN 
Dr. Böhm (Innere Medizin) ist der Professortitel verliehen. 
Rostock: Geh.-Rat Barfurth, Direktor des Anatomischen 
Instituts, beging den 70. Geburtstag, — Tübingen: Zum Beolessy 
der Kinderheilkunde und Direktor der neugegründeten Universitat, 
Kinderklinik wurde Prof. Birk, Oberarzt an der Kinderklinik 10 
Kiel, berufen. — Budapest: Zum Nachfolger von Prof. Tau Ker 
ist Prof. Toth als Ordinarius für Gynäkologie berufen worden. 
Aürich: Direktor des Anatomischen Instituts, Prof. Dr. Ruge, 


im Alter von 67 Jahren gestorben n aS 


£ 


9. Ph. br 


3, Fia E 
rsteilnchnen 

die Hama 
ilere Kuy 


| 


r Plett f ES 


Krankunpe . 


aber Ih 
H 


em 


z TẸ R 
ee E 


T a E y! 


T ab a aA 
T = — yee 


Ti ENTENEN, oi E aR, 
ee e a 


Priv E 


| 2 


. Werden, und daß zunächst ein einzelnes Organ im Vorder- 


" Pilerose, Bei diesen 211 Fällen war 117 mal’ die Aortenerkran- 
ung die Todesursache. ` | g | 


‚niums unter dem Einfluß der Entdeckung Schaudinns, der 
`“ varsans in ein neues Stadium getreten.- Es herrscht nun. aber 


‚die Frage, wie behandelt werden soll, namentlich was die Spät- 


T cs möchte ich zunächst- über 'die: Behandlung dieser Form der 
gr ilis reden. Ich darf Ihnen aber zuvor in kurzen Worten das 
nische Bild dieser Erkrankung schildern, obwohl Deneke +4). 
Ten à > H r 


burg gehal tenen Vortrag. y a 


'Lei OE Ä > i f 
Pug: Heft 1: Die Klinik - der syphilitischen Aortenerkrankung. | 


ENT IR! = ee I TER a, ana, y i 
as Fia -s ~} N Paa e A RENT u] vr ET En a a ER . FRE nn F r 
——yapi pgr pa noT" A une. ey er z i E S R ee T ' er i. 
US ER EEE . ; TE - il“ Re a J 5 BA 5 Eu : ET dia, iE a T 
ant y a Be i TA ti i . 5 RET m 5 4 —' 4 k Krei x 
ax Br: 3 Pn g A: 5 n “ u i N g ii D ii R “ E ý & = Zu Z Be Ri aep i Dr BES er x i i 
Da T F e Fa o . ; ' $ ‚ a, f ; E \eL. snu o u RE y si 
i C ; ; Sa Se ee Ne De es EOSS ' D : A T EE: paN em ; ya: ae Ba at 
. . + | . K i ` ‘ i R & i x # . è » - ra sri , š r A Ber 4 ut j ' r er wS . De x E aM 
K Er} Ey . ` =“ t. T: . ä : > i ! t x j t ~ e oe ; E72 > S Ea a m re “2 ie 
u... e; ia 4 $ r R e f FE: A s A 3 ; : a 
Pa EEn al TE T y i 2 a - goii y i a $ , A y ' A š 4 
PR \ oe i “ - m. . N = ' -o ` ' T > x , $ , x . F ER « 5 2a h 
l- = a 4 æ . w: x F s i - i E a . t | ` i es. 
E ur < hpi w a | anrganp. 
Br. Wi | 741 | Tr: ge - 16. Februar 1919 | es | ° | t: 
/ è j ` a X ei 
R; e i ö i e e A h } r a - \. R 
” = + b “ 
a nn nn nn ee = En . ’ z R 5 
— P v Í i u f 
i 


Wochenschrift für praktische Ärzte —— ` 


= Verlag von 


;...„.  redigiert von s | 
Professor Dr. Kurt Brandenburg | Urban & Schwarzenberg 
: Belin o TE | Pe © © Berlin 


Inhalt: Originalarbeiten: Schottmülle r, Zur Behandlung der Spätlues, insbesondere der Aortitis luica. (Mit 7 Abbildungen). C. Krei bic h, 
Über Silbersalvarsannatrium. Arneth, Über Grippebeobachtungen im. Felde. W. Wolff und H. Meyer, Über Urobilinogenurie bei.Infektions- 
W. Carl, Über die Verwendungsmöglichkeit von Blektrokollargollösung (Heyden) ohne 


Zusatz von Kochsalzlösung. .(Mit-1 Abbildung). H“ Harttung, Über Gefäßverschluß durch indirekte Verletzung. — Referatenteil: Aus den 
rechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Breslau. Gießen. Greifswald. 


krankheiten und ihre Beziehung zum Schüttelfrost. 


Therapeutische Notizen: — Bücherbesp | 
Hamburg. — Tagesgeschichtliche Notizen. - as a. | 
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in diesw Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Origtnalbeiträge vor. 


neuesten Zeitschriften. 


nn 


Aus dem Eppendorfer Krankenhaus Hamburg. | 


Zur Behandlung der Spätlues, 


neten Vortrag gehalten hat. | 


-Von | f 
Prof. Dr. Schottmüller. 


Die Behandlung der Lues ist im Laufe des letzten Dezen- 


sehr ausgedehnter sein. 


-Wassermannschen Reaktion und vor allem des Sal- 


‚trotz einer fast unübersehbaren Literatur keineswegs Einigkeit über 
lues anlangt. Hier ist Abhilfe dringend zu schaffen. 
~- Die von uns im Laufe von Jahren gesammelten Erfahrungen 
sollen dazu beitragen und daher mitgeteilt werden. = 

-~ Fragen wir zunächst, welche Organe bei der.-Spätsyphilis 
erkranken, so wissen wir, daß es kaum einen Teil des mensch- 
lichen Körpers gibt, der nicht gelegentlich .Sitz der Erkrankung 
sein kann. Ein besonders charakteristisches Merkmal der Spät- | nung gemeint ist. .Ich unterscheide: 1. Aortitis su pra- 
Syphilis ist es, "daß hauptsächlich die inneren Organe ergriffen | coronaria, 2. Aortitis coronaria, 3. Aortitis val- 

vularis, 4. Aortitis aneurysmatica. =. | 

grunde des Krankheitsbildes steht. - Zu diesen Namen sind nur einige erklärende Worte hinzuzufügen. 
| Mit besonderer Vorliebe lokalisiert sich die Spätsyphilis in der | . Die Aortitis supracoronaria entspricht dem Ihnen 
Pracap und im Centraluervensystem, Ja Eugen | demonzinerten, Wide, Coronargefäße und Klappen sind unberührt, 
'raenkel?) be j Jahr 9 ier di $ „Pie | Di l > Falle, bei denen die 
Sache, daß ji: el. Re m ma e Tra PAET der Coronargefäße. von dem syphilitischen Prozeß mit- 
w kein inneres Organ auch nur: mit annähernd so großer- Die Aortitis valvularis entspri cht den Fällen von’ 
“auugkeit — in 50% der Fälle — durch das syphilitische Virus | Aorteninsuffizienz. i \ DEL 
geschädigt wird und durch die Erkrankung den Tod der betreffen- | Die Aortitis aneurysmatica . stelt, ‚streng ‚genommen, 
den Individuen in verhältnismäßig jungen Jahren im Gefolge hat, | nur eine Komplikation von 1 bis dar... un 
wie. die Aorta. Auch Simmonds hat die gleiche Beobachtung |,  _.Kombinationen kommen vielfach zwischen allen. 
Man Stadler®) fand am Leipziger Pathologischen In- Typenvor. Sean | a 
‚ut unter 211 Fällen von konstitutioneller Syphilis bei der Sek- 
on sogar in 82%, die typische schwielige (luetische). Aorten- 


gegenüber. Ich. halte diese Nomenklatur nicht für glücklich und 
schlage daher vor, dem klinischen Bedürfnis dureh folgende Ein- 
teilung gerecht zu werden. Sie läßt durch Bezugnahme. auf die 


zu sagen: Dieser Krankbeitszustand entwickelt -sich .schleichend. 
und kann jahrelang. bestehen, ohne zu ernsteren ‘oder überhaupt, 
merklichen Krankheitserscheinungen zu führen: In diesem Sta-. 
dium kann. lediglich cine- Röntgenuntersuchung zuweilen die: : 
Krankheit aufdecken. Die Erweiterung der Aorta aS -i 
cendens läßt an diese Diagnose`dđďenken. Wir 
haben häufig, ich möchte sagen zufällig diesen Befund: .er-: 
hoben, wenn wir nicht eben wüßten, .däß die Röntgenuntersuchung: 
oft’ allein eine auf Lues verdächtige Veränderung am Gefäßsystem: 
‘erkennen läßt und dieses wichtige diagnostische Hilfsmittel ‚nicht. 
häufig genug herangezogen werden kann. - et HN 
f e: . * x . 
$ 


' Entsprechend der Häufigkeit und Bedeutung der Gefäß- 


1 7 S > r ë & ' l £ . T 
) Nach einem anm 11. Juni 1918 im Ärztlichen Verein 'zu Ham- 


„Mm. W. 1912) S. 896. >N ae 

)E. Stadler. Arbeiten ‘aus der Medizinischen‘ Klinik : zu BORN | 

. Fischer, Jena: | ý | u 1) D. m. W. 1918, S. 484. er re oana 
D. m. W. 1913, NE 40° Fa u S 9) W. kl. W.1916,; 8, 1432, Syphilitische Aortenerkrankugen: ` 


t. 
N 


`~ 


| vor etwa sechs Jahren hier über dieses Thema einen ausgezeich- 


$ l ©. Die Syphilis befällt vorzugsweise im zweiten und dritten 

insbesondere der Aortitis luica 1), | ‚Dezennium nach der ‘Infektion die Aorta. Der von Heller- 
i | | Doehle erstmalig beschriebene Krankheitsprozeß spielt sich in 

| der Adventitia und Media ab. Er kanu ein beschränkter oder ein 


Solange die Aortitis die Aortenklappen selbst und die Gegend 
der Austrittsstellen der Kranzarterien freiläßt, ist das Krankheits- 
bild ein relativ gutartiges und vor allem, wenn eine energische 
Behandlung. erfolgt, die Prognose des Falles eine günstige. Aus 

diesem Grunde habe ich schon im. Jahre 1913?) eine scharfe 
Trennung dieser verschiedenen Typen der Aortitis für nötig er- 
achtet. Soweit ich sehe, hat nur L: v. Kosezynski?) einige 
Jahre später denselben Standpunkt eingenommen. Dieser Autor 
stellt die Mesaortitis luetica' simplex der Mesaortitis'luetica gravis. 


anatomischen Verhältnisse sofort erkennen, . was mit der Bezeich- . 


.1. Über die Aortitis suprac oronaria ist ‚folgendes i 


Im. 
N 


Ede em a 

$ 5 

DE CAST 
at RK 


Kar 

= -Sede a a TRE 

zn} — 
= 


a n nn 
F i a 


he 
ae 


arzt 


y 
A 
ha Ei ori me G 
FD ea v 


en X 
bioti 


è 

- 

< 
- 


m 


nen 
a ee tr Aal 
s 


A . Pi 
kae eA 
- Pr rn m He, 
aa eds a n ag 
Te u ae 
+ u rk” u 2 
se nn id . 


BE 

„tie: 
un 
an s 


mean: 
SER ers 
Ir 


Ee ES Zus 


Pr ee a E Ea 
Er 


-7 
paip 


Aer 
a Sae Tee ie Km 


j 
i 
J 1 
ni yoi 
Pa P , 
- 7 
ie k| # ER 
i 1 
Í 3 p Sa 
pear i 
ia} j RR 
Ai Le 
’ pg 
w RG 
ma f hi 
E De 
Tı.$ are 
“ . 
k A 
\ + 


u e 
nö 
FRE 


ww», 
v4 r 

= 
ed DIR 


LE Fin g 


bat aT 
Eng a “ 


LEi a 
2 S RZ a 
E NE 


ki Be a A 
et ed nn a | 
à 
- . ee. 


Denen a io.) 


u I: ut 
FF ; bd x y” a 
ji N Kart x . + s hd 
E A E TE 
ee O E nn Zee N 
a u o a brin Etat TAN 
K À Er N 4‘ 


a Fo Zu 
a p ET 
k TZ ‘ 
-AN er (d - ` 
si ys pS i t 5 AER 
CLA vie + REN ` 
i n `p ' { i d ’ 1 
AAR 2 / u t 
RG { t 
EEA pret [] 
+ (} v 

i t i r 

1 

5 N 


EOT: 
x 


PETITE’ 


‘ 


‚Ich gebe- in folgendem kurz besonders charakteristische 
Krankengeschichten wieder, aus. welchen sich wie aus einzelnen 
Bausteinen das Krankheitsbild der Aortenlues. zusammensetzt. 
Um Wiederholungen zu vermeiden, ‚muß. ich aber auf. eine. Zu- 
sammenfassung.des klinischen Bildes verzichten. Die kasuistischen 

i Beiträge bieten also die Symptomat ologie der Aorten- 
-> syphilis: und.stellen einen wesentlichen Be- 
standteil des Vortrages dar. l TEETE 

S Falli. Bei einer Untersuchung eines Offiziers im 48. Lebens- 
-jahre auf Felddienstfähigkeit fanden wir eine Erweiterung der Aorta, 
ein vergrößertes Herz neben hebendem Spitzenstoß und verstärktem - 
zweiten Aortenton. Der Blutdruck betrug 154. Es bestehen 
keinerleisubjektive Erscheinungen von seiten des 

' Herzens. Die Aortitis luica wurde als Nebenbefund entdeckt. Die 
Wassermannsche Reaktion war negativ. Auch sonst keine: Erschei- 
nungen von- Lues. Nur in früheren Jahren war die Serumreaktion 

positiv gewesen. ‚Die Diagnose war im vorliegenden Falle noch da- 
durch erschwert, daß die Herzhypertrophie zum Teil durch eine be- 
‚ginnende Schrumpfniere bedingt war. Nach einer. sehr intensiven ge- 
mischten. Behandlung verkleinerte sich das Herz um 1% cm, die Aorta 
wurde um 1cm schmäler. | | 

Man kann aus einer Abweichung des Aortenschattens im 

Röntgenbilde aber nur. mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf 

Aortitis schließen. Namentlich ist die Abgrenzung gegen Sklerose 

schwierig, und das um so mehr, weil beide Krankheitszustände 

oft nebeneinander vorkommen, ‚wie Sie an späteren Röntgenbildern 

Fr von Thoraxaufnahmen und an dieser Photographie eines weiteren 
‚anatomischen Präparates erkennen können. 

Fall 2. Sie können auch auf diesem Bilde noch sehen, daß in 
die allgemein schwielige und runzlig verdickte Aorta Kalkplatten von 
Fingernagelgröße eingebettet sind, die buckelartig sich vorwölben. 
| Gerade darum ‘möchte ich aber auch davor warnen, nach 
dem Röntgenbilde zu einseitig und ausschließlich die Diagnose 
nur auf Arteriosklerose zu stellen, selbst wenn man: die bekannte 
Cooperscherenform der Aorta oder in der Wand der Aorta 
Kalkplatten erkennen kann. Man verfällt sonst in den verhängnis- 
vollen Irrtum, auf die antiluetische Kurjzu verzichten, die- auch 
hier noch helfen könnte, wenn eben die Sklerose mit Lues der 
Aorta kombiniert ist. DE Ea 
~ `, Ganz besonders wertvoll und notwendig ist die Untersuchung 
beiKriegsteilmehmern. . Es ist kein Zufall, daß ich eine 


—_ 


BE 


Ser: 


tue. r a 


. =- = $ - 
ee BEE E É EEE A ~E Kur 
De .._ » Fa . Be, E Y ur. Pg] ‘ a s, 
r d - 2 y = pmp pr ka A ? 
ratte : ae E si NIIT z =; Biene 
RE ” Br EN ER BETEN, ie Fuer 
~ =. para ; Wa: A 


PA 


we, 


rn 
u e er 


BR ee z: zis 
Pera m on Te a 


Er 
Cuca. 


en al 
a Er 


————rrr > ae 
Ba 
en 
er. 


Ze dr 
.. a 


=f RE 
ER we woe aah 
ir er nr 
Tl u a 


= re mn ee gr o 
3 Pe: . 
un 


4 
DI 


> SEN 
S Fe 73 
we aa EN Be 
eeM — - u - 
{i 


4 er 
Hip Kr} 
re 4 


A 
ee 


ar aka 


© r 
en a 


ET e aE 
— 


ee 


è 
, 


” 
eot. 


A BE 
EEE STIL EFF 
` 
> 


ee‘ 


gefunden habe. Bekanntlich hat man auch bei jugendlichen Sol- 
daten schon arteriosklerotische Veränderungen in der Aorta als 


= 
- 
« 
- ei = —_—— er - —-. 
ee ae ne 


ee er FR 


Besen: | annehmen dürfen, daß. die Strapazen im Felde bei Männern im 
NER mittleren Alter, die- früher luetisch infiziert waren, zur Entwick- 
lung ‘einer Aortitis ganz besonders Veranlassung geben. Ich zweifle 
‘nicht, daß, wenn heute alle hier in Betracht kommenden Fälle klinisch, 
röntgenologisch und serologisch untersucht werden würden, viel- 


~“ 
we 
EEE 
s- 
5 
e EEL Tama wg 
a m m = oe 2 


N u TEE 


a FAME fach eine Aortenlues erkannt und, wie ich öfter gesehen habe, er- 
Be | ‚tolgreich behandelt werden könnte, ehe es zu ernsteren Störungen 
BE ;; kommt. a ee; we an 
k i oiy. | “Fall 3; So zeige ich Ihnen die’ Silhouette des Herzens und der 

HRE Gefäße eines. 41 jährigen Landsturmmannes, der zwecks Stellung einer 


Diagnose dem Lazarett über- 


> f D a. e ' Te NA Fe r s% > s< > m x pi = P à P EN RE A 2 a} 4 æ . & a 
ON - e ` - 3 r , N - za 5 es, I - F Ai r . 2:8 re BE SR : O. [ ’».. f7 Te ur ğ 
— mag prae e- f PAA Som a a =à a l $ A z Kun £ oo. a } „u: hei. 3 
» ten 2.4, e - “ ha M is E SE a AE .n unas mn š i u rW a... yo , . u Er A eak, d u = 
wel g 2 ? EF bean a 2 50 ER SE . . PO: es er 5 - Pe , 7 2 7. x ` .- 
+ ® Be > à 0 E ve Sapoe’ Eris Donee ER ea EO e g E tale E Ep a AT Ge E ws a E E AOTT pó B > o R Dar ` 
5 LEN ee a i 3 Tia T Tea zasai a D Ta a Er BE ee C OTERA —— 
i 3 -` =p rer A Bar FREUE SEE In 2 2 ER DE EP ae E yes i $ E E E AI E EAE aa de A Ime a n a 2 = 
z ? 2 n + T - = EB er 2 & z à 
er 23 x 5 rer FE Zar = win Er 


auf ein hypoplastisches Herz 
zurückzuführen sind. Im 
vorliegenden Falle ergab 
die klinische Untersuchung 


A Fia -3 
ssa Pa OPI n Paia 
Te a et 
un re 2 
ee o i aN 


Abb. 1.- (Fall 3.) 


keinerlei Anhaltspunkte für eine organische Erkrankung, sodaß wir 
zunächst geneigt waren, eine nervöse Herzstörung anzunehmen, ob- 


` 
PU 


PP a 
: 
~ 


=s 
Be is =- oas 
fer aae ar e O Sur aa M aE S miaa A Sr enen 


Ka ER E EE 
3 e avatea ne A Sard 


-. 


ne 
ai 3 nn e E 
. IR : ATRA R 3 
N a UT nn naar - ve S 
a x . FE 


1) Kohlhaas, M. m. W. 1917, Nr. 87, S. 1214 u. 1215. | 


SATT pee reS e f X - 
op N Ren ; 2 = 
a ~ A 5 — nu 
: A ; . Ein 
~ aie N 


ganze Zahl von Fällen der in Rede stehenden Art bei Soldaten 


Kriegsfolgeerscheinung: beobachtet”). - Mit Recht wird man daher 


ae RA 
4 wiesen worden war, eine 
Be. | Maßnahme, von der, soweit 
Be ich urteilen kann, nur allzu- 
BR NNI selten Gebrauch gemacht 
i EH ai ist. Es ist aber ganz aus- 
RR | geschlossen, daß eine so 
ar Be N | schwierige Diagnose vom 
erri Hl | Truppenarzt gestellt werden : 
Bun | kann. Die Beschwerden des 
o yi Mannes bestanden nun in 
N |} Atemnot und Brustschmer- 
vi 7 io zen bei Anstrengung, 
Bu gewiß Erscheinungen, wie 
l y yo sie nur allzuoft geklagt 
- N Ki werden und zweifellos. in 
Fo. Mea der Mehrzahl der Fälle auf 
Ba ni eiù Cor nervosum, seltener 


è - 


wohl, worauf ich noch besonders hinweisen möchte, -der be- 
treffende Patient im Jahre 1915 auch einen” Gelenkrheumatismus 
durchgemacht hatte. .Eine syphilitische Infektion wurde negiert. Im 
Röntgenbilde sehen Sie nun aber die Aorta verbreitert und eine- 
Vergrößerung des Herzens nach links. Eine Nierenstörung, die ge- - 
legentlich einer früheren Begutachtung im Jahre 1915 mit Rücksicht 


auf.die Vergrößerung des-Herzens und leicht erhöhten Blutdruck von 


anderer Seite angenommen worden war, bestand ausweislich einer 
Nierenuntersuchung nicht, vielmehr nahmen wir eine Lues der Aorta 
an, eine Diagnose, die in der positiven Wassermannschen Reaktion eine 
weitere Stütze fand. Im Februar und März 1917 wurde die übliche 


‚antiluetische Kur eingeleitet, und jetzt hören wir, daß der Patient 


dauernd freigeblieben ist von seinen früheren Beschwerden, auc h bei 
Anstrengungen. Die Therapie bestätigte also die Diagnose. 

Hat sich die Aortitis dann bis zu einem gewissen Grade ent- 
wickelt, dann stellen sich Symptome ein; zunächst wenig charak- 


 teristisch und meist nur. subjektiver Art. Herzklopfen bei Er- 
regungen oder Anstrengungen, leichte Grade von Kurzluftigkeit 


oder Atemnot, Beklemmungs- und Angstgefühl. Später auch 
Schmerzen in der Herzgegend, die in die Schulter und in die 
Arme ausstrahlen können. Dieser Symptomenkomplex erinnert 
dann schon an die Erscheinungen der Angina pectoris. Nicht 
selten aber eröffnet überhaupt ein schwerer stenokardischer 
Anfall die Szene, sei es, daß er den Patienten jäh nachts aus 
dem Schlafe weckt, sei es, daß er durch eine Kraftanstrengung 
oder psychischen Insult hervorgerufen wird. 

Fall 4. So gingen im folgenden Falle (K.) nur ganz gering- 


fügige, unbeachtet gebliebene Sensationen in der Herzgegend und Herz- 
klopfen während einer Woche einem schweren nächtlichen Anfalle vor 


Angina pectoris voraus. Der Patient hatte im Jahre 1893/94 vier Kuren 


wegen einer syphilitischen Infektion durchgemacht und war danach 
von Engel-Reimers mit den beruhigenden Worten entlassen worden, 
daß er nun dauernd gesund sei. Ein Standpunkt, den dieser erfahrene 
Arzt und Syphilidologe damals wirklich vertreten hat!). Im Jahre 1909 
war gelegentlich einer körperlichen Untersuchung von mir mit Rück- 
sicht auf die frühere syphilitische Infektion die Wassermannsche Re- 
aktion geprüft und positiv befunden worden. Trotz chronisch-hämor- 
rhagischer Nephritis wurde eine Hg-Kur eingeleitet. Danach war die 


16: Februar., ` 


Serumreaktion negativ und blieb es bei jährlichen Prüfungen dauernd. 


Auch im Jahre 1915 unmittelbar nach dem geschilderten Anfall war 


‚die Serumreaktion negativ. Die Untersuehung ergab eine leichte Ver- 


breiterung des Herzens, die schon im Jahre 1909 bestanden hatte un 

sehr wohl durch eine früher überstandene Herzbeutelentzündung gelegent- 
lich eines Gelenkrheumatismus oder durch Hypertrophie des linken Ven- 
trikels infolge der chronischen Nephritis erklärt werden konnte. Auch das 
Röntgenbild ergab keinerlei Anhaltspunkt für das Bestehen einer lueti- 
schen Aortenerkrankung, wenn auch das Aortenband deutlich markiert 


nahm ich zunächst von einer energischen antisyphilitischen Kur Ab- 
stand und verabreichte nur Hg. bijodatum und Jodkali, eine 
Therapie, die zwar allgemein üblich, aber jetzt von mir als falsch 


zeichen leichter Angina pectoris häufiger und häufiger auf. Sie 
werden besonders oft und regelmäßig nach einer größeren Mahlzeit 
und beim Gehen, besonders bei stürmischem Wetter, empfunden, sodaß 
der Patient stehenbleiben muß, 

. Kompliziert wird das Krankheitsbild noch durch krankhafte Er- 
scheinungen von seiten des Reizleitungssystems. Schon Sel 
Jahren traten regelmäßig etwa zwei- bis dreiwöchent- 
lich Anfälle von paroxysmaler Tachykardie und Irreg® 


‚Störungen mehrere Stunden bis zwei Tage an. Als nach Ablauf eines 
Jahres die Beschwerden sich nicht geändert hatten und das Allgemelf 


wurden im Oktober 1916 25 Neosalvarsan gegeben. Da- 
nachnurgeringe, wennauch offensichtliche Besse- 
rùng. Januar und Februar 1917 wiederum 6,6 g Ne” 
salvarsan. Jetzt erst verschwinden die Anfälle von 
Tachykardie und von Angina pectoris. Erstere kehrer 
nur im August 1917 noch einmal wieder. Eine erneute Kur im Januar 
1918 von 6 g Neosalvarsan beseitigt die letzten Beschwerden. Patient 
fühlt sich seitdem ausgezeichnet wahl und ist sehr leistungsfähig. Wenor 
sind bis Dezember 1918 Anfälle von Angina pectoris noch von paroxys- 
maler- Tachykardie wieder aufgetreten. Quecksilber wurde im VOI 
liegenden Falle wegen der hämorrhagischen Nephritis nicht gegeD°"- 
Oft aber wird nicht über Schmerzen in der Herzgegend, sondern 
über Druckgefühl im Epigastrium geklagt, wodurch s% 
häufig bei den Patienten und vielfach auch beim Arzt die Annahme 
einer Magenerkrankung hervorgerufen wird. Wichtig 18 

hier differentialdiagnostisch, daß auch diese Beschwe' den 
‚beim Gehen entstehen oder sich.vers chlimmerk 


1) Vgl. Schöttmüller;, Wann müssen. wir Syphilitiker þe- 


handeln? (Ther. d. Geg. 1918, $. 887.) 


_ 


und etwas verbreitert erscheint, wie’ Sie sich überzeugen können. So 


larität der Herzaktion auf. In der Regel dauerten diese 


befinden des Ratienten entschieden- ein schlechteres geworden Wär 


bezeichnet werden muß. In den folgenden Monaten treten die An- ` 


eng. #7. 
ER ETTIT 

ee ee Eee Be at Tran 
i ö x, Ma t. x E ee o u 8 M I re ? = ` ' sy i 
E K Fo . ` > (N 2a Ri x . ý ` 
x . PE: Een ` ` ` J $ 

. = , 3 r 

. ` e p \ 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 00000001 


\ ee Ea 


- . . 
` . 


16-Febraar. <. 
Besondere Schwierigkeiten“ erwachsen ` für die: Diagnose, 
wenn Patienten an einem sicheren Magenmulcus leiden oder. 


~. 


- z ba 2 
in . 5 i r & Í 
t; a ‘ r 


negativ ausfiel Wohl aus diesem: Grunde. waren die 
Patienten von anderer Seite nicht specifisch, behandelt worden, 
' obwohl auch das Röntgenbild Verdacht auf Lues erwecken mußte. 


. mg t R 
5 a t 


. - de 3 
k WoE mamn n a bè 


a 
gmt GR 
E u k - Be ; 


e, dk 
heunatine gelitten haben. Eine genaue. Analysierung der Beschwerden wird | 
a ji auch in solchen Fällen‘ an eine. Aortitis denken lassen. | | Entschließt man sich aber trotz negativer Wasser- i 
gr Fall 5. So litt din Patient (S.) seit 1903 an Magenschmerzen. | mannscher Reaktion und trotz negativem Rönt- 
tRiiig |- | Die Schmerzen ziehen vom Epigastrium in die Brust und in den | genbefund zu antisyphilitischer Behandlung, so ‚bestätigt oft. i, 
tika E Rücken. Es besteht Druck in der Magengegend und saures Auf- | das Schwinden der Beschwerden die Richtigkeit der Diagnose. . a 
sih t stoßen, ein Symptom, -welches übrigens auch bei Aortenlues häufig Wenn ich in der eben. gegebenen: Schilderung des Krank- oa 
Be inehliehe A Aias bestätigt. 1912 erfolgt ventriculi durch eine | heitsbildes der Aortitis supracoronaria auch (den: aus- RUN 
aktion ee } | el k s k | DW i is. hinei BL 
die üble |: Blutung. Zu den genannten - Beschwerden in der Magengegend ge- Sep rochenen ‚Anfall. pou DEI pungu hineinbezogen habe, so on 
or Pater sellen sich seit 1914 auch in Anfällen auftretende Schmerzen in der ‚weiche ich. damit von der üblichen Auffassung ab. Ich muß aber he 
ach F =~ Gegend des unteren Sternums' und -eine gewisse Kurzluftigkeit beim | Annehmen, daß auch eine Erkrankung oberhalb der Coro- Re 
ar . Gehen. Auch das Druckgefühl in der Magengegend nimmt beim Gehen | Dargefäße, wobei letztere also frei sind, den- Symptomen- in 
walat} zu. Lues wird geleugnet. Die Wassermannsche Reaktion ist.negativ. | komplex der „Coronärsklerose“ bedingen kann, weil ich ‘nach einer : Bj, 
i a | Di ka kre läßt irgendwelche charakteristische Veränderungen | geeigneten Therapie die genannten Anfälle d au ernd habe ver- eT 
a . nicht erkennen. — , i ne a . | schwinden sehen. Das wäre kaum denkbar, wenn wirklich schon die - je 
„ad | Während einer Liege- und Uleuskur im März 1915 lassen die | Coronargefäße erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden wären. Rn 
Jafigi y Beschwerden nach, kehren aber wieder. Darauf erhält der Patient, Sektionsbefunde steh : h. nicht ER; m a 
er wj weil ich trotz des negativen Befundes an eine luetische Infektion der en Sr oo es io An ii Kohl FR Gebote. Zu erk lären | ve 
j ini y Aorta dachte, 1,2 Hg. bijodatum und 60 g Kalijodat, aber ohne nach- PATS HI NIEREN Fa on Mr pectoris dadurch, daß die syphi- ie 
uns| haltigen Einfluß. Im’ Jahre 1916 Zustand unverändert. Seit November | tisch veränderte Wand ihre Elastizität und Widerstandskraft ver- EN 
u 1917 bis zum Februar 1918 sind ‘die Schmerzanfälle im. Epigastrium | 16ren hat, sie gibt dem Blutdruck wie ein weicher Schlauch nach, TE 
sm und in der Gegend des Sternums derart heftig, daß der Patient kaum | die Aorta erscheint dadurch auch im Röntgenbild erweitert. Nach Mal 
m i noch kleine Strecken. gehen kann und die Anfälle des keineswegs | geeigneter Theräpie objektiv und subjektiv Verschwinden der Er- BRATEN 
= i empfindlichen Patienten nur mit Morphium zu bekämpfen sind. Patient | scheinungen (Röntgenbild! siehe oben). =at OR i EEY ai 
= erhält daher im Januar und Februar 1918 5 g Salvarsan. Der Patient Differentialdiagnostisch kommen bei der Aortitis supra- DR 
i mar a ren, lospritzung nee leistungsfähig. und | coronaria vor allen Dingen nervöse Störun gen und E p 
a onnte unbeschränkt gehen. Eine Suggestivwirkung, an die man bei ee oe an BAR 
A: diesem verblüßfenden-Erfolg nach. rn Leiden denken: könnte, | Ar ter ioskleros em Betracht, Erstere dürfen nur nach Er- S 
pw | ist ausgeschlossen. Eine weitere Serie von, Salvarsaninjektionen folgen ‚schöpfung aller diagnostischen Hilfsmittel, falls sie keinen Anhalts- 2er 
Tm | im Juni -Juli 1918, ohne daß bis dahin Beschwerden aufgetreten | Punkt für Lues aortica ergeben haben, angenommen werden. Sie en 
ys t en En Anpi na Alıcheinungen von aea nander Ed Roae A on on ae: 5 Han kommt, sehr selten, o 
gi t nloige Ulcusrezidivs- (positiver Röntgenbefund), die durch Ulcuskur | Die Arteriosklerose beschränkt sich in der Regel auf das höhere a 
e- Tacan uilans Dann Mitte. Oktober beim Gehen wieder Anfälle von | Alter, in dem aber auch sehr wohl luetische Veränderungen der ne 
ER ee Aber ‚bis Ne in der Woche. Erneute Salvarsan- | Aorta vorkommen können. Man sieht die luetische Aortitis noch.. B 
li andiung mit günsligem Erfolge. - a u über das 70. Jahr hinaus. Sicherlich ist dureh Arterio- ng 
ee a" aN 0. rane nyi Patientin wird im ovennor 1917 wegen | sklerose bedingte Angina pectoris längst nicht si 
f Magenleidens dem Krankenhause überwiesen. . Sie klagt” über häufig | so häufig. wie die dureh Lu ETARE . o 
1: ! eintretende druckartige Schmerzen im Epigastrium, im Unterleib und gerin sten JAN: muß man in Wanctreche ee Pen AR 
a Kopfschmerzen. Erst- auf Befragen nach etwaigen Herzbeschwerden G ri Ze h . = sicher ek der eh 
aj- erklärt sie, daß Anfälle .von Kurzluftigkeit nur bei starker Anstrehgung |. elabiues — ja nach meinen neuesten Erfahrungen meine ich, Air: 
| 3 Be cn Aalen tr ia Megerkrnkeng. Be Deka | Aa ads oder dem „Serien Ba aa Keen { 
e Farametritis retrahens, außerdem aber ist die Wassermannsche | | DE tterloskterotiker m 
3 en positiv. Das Röntgenbild läßt eine leichte Verbreiterung der oe kann aber ungemein viel- nutzen, wie der folgende Fall TES 
_äorta erkennen und eine geringe Vergrößerung des linken Ventrikels. eweisen mag, 7.0. i i 
3 Auf kombinierte B | i í i | | nk Me ES KERN | 
jl bis jetzt nicht en Drecwinden die Beschwerden und sind ~ Fall8. Ein 64jähriger-Patient (N.), ein früh gealterter Mann, 
j Wie sebr a ls EIERN ild di heini erkrankt im März 1918 an sehr heftigen Anfällen von Atemnot mit 
im allgemeinen Krankheitsbild die Erscheinungen intensivem Angst- und Beklemmungsgefühl. - Die Anfälle_dauern zwei 
T von seiten der Aorta hinter anderen zurücktreten können, lehrt. | drei Minuten, oft ®/, Stunden, . :-, UN ARETE RT 
x auch folgender charakteristische Fall: _ p | | ‚und a T | 
f 2 F ER FE? EN ie, täglich bis zu elfmal. Eigent- 
(s } all 7. Bei einer Frau L. von 57 Jahren. bildete sich vor | ņ Qahman | ; 
? E 25 Jahren eine Sattelnase aus. Seit dem Jahre 1916 ' erkrankte sie an P A ES 
„ Sogenanntem „Rheumatismus“. Sie schildert die Schmerzen als ziehend Nach dem Anfall Schweiß- 
- und reißend im ganzen Körper, namentlich in den Beinen. Sie kommt | gusbruch. die Extremitäten 
, Ins Krankenhaus, weil ‘seit vier Wochen heftige Kopfschmerzen und: sind kühl Objektiv reduzier- 
ein stark schwankender Gang sie zur Arbeit unfähig macht. Erst auf ter Ernährungszustand "Blut- 
Befragen erklärt sie, bei Anstrengung seit einem Jahre kurzluftig zu | druck 135, Perinhere Arterien 
"sein und ziehende Schmerzen vom Sternum nach der linken Schulter eschlängelt. Harz überlagert, 
-- hin zu haben. Hypotonie, starke Ataxie, torkelnder, nur mit fe nn Se 
3 a à ; öne regelmäßig. Puls im 
oR knlerstützung möglicher Gang, Achillessehnenreflexe | Anfall 40 bis 70. Der linke 
"> aen, Pupillen reagieren reflektorisch träge. Herzbefund normal. Ventrikel: ist im Röntgenbild 
| vergrößert. Der Aortenbogen 


à ur im Röntgenbiid leichte Verbreiterung der Aorta und Hypertrophie 
’ Qes linken Ventrikels. Wassermannsche Reaktion im Blut und Liquor 
negativ. Lumbaldruck 120. Phase I schwach positiv. 18 Drittel Zellen. 


Nach kombinierter Hg-Salvarsankur ist die Ataxie fast ganz zurück- 
gegangen, der Gang ist normal. Vor allen Diùgen aber. treten 


| dk bei stärkerer Anstrengung die Sternalschmerzen. 
nn „utzluftigkeit nicht mehr auf. Sie wollen, meine Herren, auch 
n Klückgang der nervösen Erscheinungen "beachten. | | | 
TF Der physikalische Befund ist also häufig negativ, nur zuweilen 
a er zweite Aortenton klingend, wohl zu unterscheiden von. 
2 = einfachen Verstärkung des Tones. Die Verbreiterung der 
Br: im Frühstadium : perkutorisch nur sehr selten nach- 
= Die Diagnose auf Aortitis kann also klinisch oft nur 
Yermutungsweise gestellt werden. u a ak 
Auch die Wassermannsche R eaktion ‘und vor 
g l. Röntgembild können im Stich lassen, wie 
„Ple gehört haben. | l 


springt stark und intensiv vor.. 
Die absteigende Aorta ist im . 
ganzen Verlauf sichtbar. Die._ 
Aorta - zeigt- die vorher er- 
wähnte für- Arteriosklerose 
charakteristische Cooper- . 
scherenform. Infektion soll. ` 
nie bestanden haben. Wasser- 
mannreaktion negativ. | 
M, H.! Sie werden. es ‚begreifen, daß ich angesichtg dieser 
‚Symptome -zunächst nicht an der Diagnose einer reinen Arterio- 
sklerose zweifelte. Als sich aber,” wie Sie aüs- folgender: Kurve 
ersehen können, durch keinerlei der üblichen: Mittel. eine Besserune in 
dem Zustand einstellte, die-Anfälle sich täglich in verstärktem Maße 
wiederholten und daher die Prognose absolut schlecht gestellt werden 
mußte, entschloß ich mich doch zu einer-Salvarsankur. Und der Erfolg? 
nr erkennen u Er a onon nach der zweiten und dritten 
Baus | | EEE ROTER inspritzung werden ‘die: Anfälle seltener, verschwinden dann: gan 
daß Ich muß „noch einmal nachdrücklich betonen, | und a obwohl der bis dahin ans Bett gefesselte Patient sich ider 
“> &erade beivielen meiner Fälle von Aortitis | frei bewegen und, was längst nicht mehr möglich war, die Treppen 
| ohne Beschwerden steigen kann. Gewiß ’ist hier Skepsis am Platze 


Ss a > > A 1 
"Pracoronaria die Serumreaktion dauernd 


N 


Abb. 2. (Fall 8.) 


| âllen Dingen das 


C 
. j . b ji E , P4 


ya ne N Ri I SP 


ur 


Ea i 


Taa A EDANA A ET nn 


aama o ne. namen O a E 


. Falles kann nur der Erfolg der specifischen Behandlung ergeben. 


Spaziergang und namentlich nach dem Essen An- 


‘tion negativ ausgefallen war. Im Januar und Februar 1918 energische 
‚kombinierte Kur, während welcher zunächst die Beschwerden fast völlig 


.der dritten Kur die Beschwerden ganz verlor.) 
. meiner Beobachtung, bei der die Beschwerden nicht verschwanden. 


kungen genügen: 


suffizienz :der Klappen herbeigeführt wird, die in der Regel 
zu spät erkannt wird, um in ihrer ersten Entwicklung noch auf- 
. gehalten werden zu können. Auf das klinische Bild dieser Er- 


-daß der so charakteristische Symptomenkomplex, insbesondere das 


‚systolisches nachweisbar. Nie wird man aber eine Hypertrophie 
- des Herzens vermissen, deren charakteristische Form wieder das 


‚insuffizienz an Größe zurück [Grau!)]. Die ersten subjektiven 
. Symptome entsprechen dem geschilderten Bild der Aortitis, später 
“wird es von den Erscheinungen des kardialen Asthmas und 


.„daß bei unkomplizierter syphilitischer Aortenerkrankung obne Be- 
'teiligung der Aortenwurzel niemals eine nennenswerte Herzhyper- 
'trophie als Zeichen gesteigerter Herzarbeit auftritt“. Daher spricht 
‘Vergrößerung des linken ‘Herzens, wenn keine andere Erklärung 
:(Nephritis) näher liegt, für das Ergriffensein der Aortenklappen, 


‚in-zwei Jahren zum Tode führte, Die Fälle sind folgende: 


-und wird der weitere Verlauf abzuwarten sein. Indessen sind jetzt 


schon neun Monate ohne Anfall verstrichen. So glaubte ich Ihnen 
auch diesen ans Wunderbare grenzenden Einfluß der Salvarsanbehandlung 


mitteilen zu sollen. 


Weiter beweist dieser Fall aueh, daß wir mit 
dem Salvarsan selbst bei schwerer Sklerose nicht 
schaden. 

Von der (2) Aortitis coronaria nur folgendes: 

Hat der luische Prozeß die Austrittsstellen der Coronar- 
arterien ergriffen, so ist zwar das Krankheitsbild im ganzen dem 
eben geschilderten ähnlich, gestaltet sich aber in der Folge viel 
ernster. Jeder stenokardische Anfall kann den Tod herbeiführen. 
Die Therapie kann wohl die Beschwerden mildern, aber nicht völlig 
beseitigen, wenn die Coronarostien, namentlich die linke, verengert 
sind. Die Entscheidung, ob im vorliegenden Falle eine Aortitis 
im oberen Teil oder schon eine irreparable Veränderung an den 
Coronarostien besteht, und also auch die Prognose des einzelnen 


< Fall9. So zeige ich Ihnen hier das Röntgenbild eines offen- 
bar hierhergehörigen 56jährigen Herrn, der 1917 in meine Behandlung 
trat, nachdem er zuerst zwei Jahre vorher an schwerem stenorkardischen 
‘Anfall plötzlich erkrankt war. In der Folge traten fast bei jedem 


fälle von Angina pectoris mit Sternalschmerz auf, 
die nur durch Stehenbleiben überwunden werden konnten. Schon da- 
mals wurde eine leichte Erweiterung der Aorta festgestellt. Es wurde 
zwar Jod verabreickt, aber sonst eine specifische Behandlung, die von 
autoritativer Seite geleitet wurde, nicht vorgenommen. obwohl vor 
90 Jahren eine Infektion erfolgt war, vermutlich, weil die Serumreak- 


zurückgingen. Noch vor Beendigung der Kur, namentlich aber in den 
ihr folgenden Wochen traten die Beschwerden wieder in stärkerer Form 
auf. Hier wird man annehmen müssen, daß die Gegend der Coronarostien 
von dem luischen Prozeß ergriffen war. (Gleichwohl wird man doch 
den Versuch machen müssen, durch eine weitere Behandlung auf die 
erkrankte Aorta einzuwirken. Ich erinnere daran, daß der 
erste von mir mitgeteilte Fall auch erst während 


Übrigens ist dies bisher der einzigste Fall von Aortitis 1 und 2 
Zur (3) Aortitis valvularis mögen folgende Bemer- 


Verhängnisvoll war es bisher, wenn die Aortenklappen von 
dem syphilitischen Prozeß erfaßt wurden, weil dadurch eine In- 


krankung möchte ich hier.nicht eingehen, nur darauf hinweisen, 


eigenartige diastolische Geräusch, keineswegs immer vorhanden 
ist. ‘Oft genug fehlt jedes Geräusch, oder es ist nur ein 


Röntgenbild deutlich erkennen läßt. Sie steht nach unserer Er- 
fahrüng nicht hinter der Hypertrophie der rheumatischen Aorten- 


endlich von denen der-Herzschwäche beherrscht. 
Nach Stadler?) ergibt die Durchsicht der Sektionsberichte, 


auch wenn der physikalische Befund sonst negativ ist. - 

Wir verfügen über En Fälle dieser Art, die nach gründ- 
licher Behandlung beschwerdefrei und auch objektiv gebessert 
waren, die Herzhypertrophie war zurückgegangen. So die Erfolge 
bei einer Krankheit, die bei der: bisherigen Behandlung längstens 


Fall 10. Gelegentlich einer militärischen Nachmusterung stellte 


‘ich im Jahre 1915 bei einem 45jährigen Patienten (H.) fest, daß er seit 
‘einem Jahre an sehr heftigen, bei Anstrengungen oft auch nachts auf- 


tretenden stenokardischen Anfällen gelitten hatte, die nach Aussage des 


Arztes einen sehr bedrohlichen Charakter hatten. Objektiv war nur 
ein klingender zweiter Aortenton nachweisbar, der Spitzenstoß inner- 


1) Zsehr..t. klin. M., Bd. 72. 3) L e. 


‚nervöses bezeichnet worden. 


rakteristische. Blutdruck 170, Wassermann-Reaktion -H | +. 


160 | | {919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 7. 16. Februar. 


-— 


halb der Mamillarlinie. Ich riet zu einer Behandlung im Kranken- 


haus. Das Röntgenbild ergab, wie Sie sehen, eine Verbreiterung der 
Aorta und ein bypertrophisches Herz. Auf die kombinierte Behandlung 
hin verschwanden die Anfälle vollkommen und sind bis jetzt — es sind 
drei Jahre verflossen — nicht wiedergekehrt. Die Kur ist einmal in jedem 
Jahre trotzdem wiederholt worden. Dagegen ist der Patient vor einigen 
Monaten an Magenbeschwerden erkrankt. Die genaue Beobachtung und 
Untersuchung ergab, daß es sich diesmal nicht um Erscheinungen von 
seiten der Aorta handelte, sondern, daß nunmehr ein blutendes Ulcus 
pylori bestand. Bei der Operation als Careinom erkannt und mit Erfolg 
durch Resektion entfernt. Sie erkennen hiefaus wieder die vorhin 
schon erwähnten differentialdiagnostischen Schwierigkeiten. 


Fall 11. Ein 44jäbriger Hauptmann läßt sich im ‚Juli 1917 von 
mir untersuchen, weil er sich, von Beginn des Krieges an in erster 
Linie im Felde stehend, seit einigen Wochen nicht mehr so frisch 
fühlt und bei starken Anstrengungen ein leichtes Gefühl der Beklem- 


‘nung empfindet, das er früher nicht gekannt hatte. Der Patient hatte 


früher eine schwere Lues mit Nephrose durchgemacht, deren Erschei- - 
nungen aber verschwunden waren. Auch jetzt bestanden keine mani- 
feste Zeichen von Syphilis. Erst im Röntgenbilde findet man eine 
leichte Verbreiterung der Aorta und des Herzens. Die \Vassermannsche 
Reaktion ist positiv. Nach einer kombinierten mehrmonatigen Kur 
verschwinden die Beschwerden vollkommen. Im Röntgenbilde erkennt 
man eine Rückbildung des Herzens um 1 cm, der Aorta um !/2 cm. 
Seit Anfang dieses Jahres ist Patient wieder in der Front und selbst 
den schwersten Anforderungen während der großen Schlacht in Frank- 
reich gewachsen gewesen. 

Gewiß sind sehr erhebliche Zweifel berechtigt, ob in der- 
artigen Fällen die .Felddienstfähigkeit wieder erklärt werden soll. 
Einerseits glaubte ich allerdings, nachdem alle Beschwerden ver- 
schwunden waren, mich in diesem Sinne entscheiden zu dürfen, 
andererseits zog es den echten Soldaten unwiderstehlich hinaus. 
Leider sind aber im Laufe des anstrengenden Dienstes wieder 
Beschwerden von seiten der Aorta aufgetreten. Allerdings hatte 
der Patient auch nicht den dringenden Rat befolgt, sich bel 
erneutem Einsetzen von Schmerzen unbedingt aber nach längstens 
einem halben Jahre zur Wiederholung der Kur zu melden. Jetzt 
nach Ablauf eines Jahres ist Wassermannreaktion wieder positiv. 
Das Röntgenbild zeigt keinen Unterschied gegen früher. 

Eine Salvarsan-Hg-Kur hat diesmal die Beschwerden nicht 
völlig beseitigt. Ein Beweis, wie wichtigesist, auch 
bei günstiger Kur die Behandlung kontinuier- 
lich fortzusetzen. 


M. H.! Beobachtungen wie die beiden letzten, bei welchen 
ich ohne Geräusch und Pulsus celer lediglich auf Grund 
einer mäßigen Herzhypertrophie eine luetische 
Aorteninsuffizienz angenommen habe, sind bisher 
nicht gemacht oder wenigstens nicht so aufgefaßt worden '). Jeden- 
falls berechtigen sie zu der Annahme, daß 'eine luetische Aorten- 
insuffizienz im Anfangsstadium, wo nur Hypertrophie auf die Aorten- 
erkrankung hindeutet, im klinischen Sinne heilbar ist. 


Im Gegensatz zu dieser leichten Form der Aorteninsuffizienz 
stehen Fälle, bei denen die subjektiven und objektiven Beschwer- 
den erheblich stärker sind. 


Fall 12. So zeigt die Patientin, von der dieses Bild stammt, eim 
erheblich vergrößertes typisches Aortenherz. Der, II. Aortenton war 
verstärkt, zuweilen geräuschartig. Seit dem Jahre 1913 leidet die 
Patientin an Atemnot, Schmerzen beim Gehen, die ständig ZU 
genommen haben, in letzter Zeit derart, daß sie sich iiberhaupt nur 
noch langsam fortbewegen kann und trotzdem meist wegen starker 
Sternalschmerzen stehenbleiben muß. Die Patientin ha 
viele Ärzte befragt, ihr Leiden war meist als 
. Fine antisyphilitische Be- 
handlung hat bisher nicht stattgefunden, obwohl sie angab, voT 
15 Jahren infiziert worden zu sein. Unter einer kombinierten Be- 
handlung verschwinden allmählich die Schmerzen, nur nach starker 
Anstrengung treten sie trotz des schweren Herzfehlers in ganz leichter 
Form auf. Die Wassermannsche Reaktion ist aber nach Beendigung 
der Kur noch positiv. Eine Fortsetzung der Kur ist vorgesehen. 


Fall 18. Ein ähnlicher, aber noch schwererer Fall ist der fol- 
ende. Ein Patient (0t.) von 34 Jahren. Seit drei(!) Jahren zuweilen 
ehmerzen im linken Arm und Druck ia der Herzgegend. außerden 

heftige stenokardische Anfälle von saurem Aufstoßen und Erbrechen 
begleitet. Der physikalische Befund ist der für Aorteninsuffizienz E15 
m 

genbild ein Cor bovinum und Verbreiterung der Aorta. Gelegentlich 
vieler militärischer Untersuchungen ist zwar ein Herzfehler festgestellt 
worden, offenbar aber nicht die luetische Natur des Leidens erkannt. 
Denn eine Behandlung ist nie angeraten worden. Auch in diesem 


) CR Romber Leh r M des Herzens, 
Stuttgart 1906, S. 179, g, Lehrbuch der Krankheiten 


Tea Br FOR ne Bu Le ER re on a 
1 Et k ı il. “, a ; 


et ET TE. IE TUY ' ' 
eot t 3 i ge . 4 ’ f ` r ; 2 = ä š ion R Fa FA 5 s t EE 2“ Be Br y . 4 ER 7 t- , Ren s% B 2 
= i 5 È EA er 2 ' ’ 


+ E "i -; = 
. ` T j n a 


k l x = y a. i s i ps $ G er 5 . p B 
O Ea yoi ; on 2. 


vw. 
- 


-1919 — MEDIZINISCHE KLINIK NT 0.0000 


Nm aA S 


et, e 
r E Ze `e e : y ? 
: + hi A y “ E) è , Ä 


Uit 


E 


ee 


€» 
, ner ni 
b A 


Falle sind nach kombinierter. Behandlung im Anfang dieses. Jahres “die ‘werden kann, ist: ineine feste Überzeugung, die-sich gründet auf 
‘Beobachtung einer Anzahl erfolgreich behandelter Fälle, von denen 


in Kale 
preiterung de i Beschwerden geringer geworden, sodaß der Patient ‘sich “jetzt von 
be Bebai £. selbst zur Wiederholung der Kur gemeldet hat. Freilich mit Herstellung | ich Ihnen einige hier_vortragen.möchte. RE 
ut. eines erträglichen Dauerzustandes ist in diesem Fall kaum zu rechnen. | : Pall 15. Ein Pakot von:öß Jahrensen ee Herh 
nalila E Wegen der diagnostischen Schwierigkeiten ‘und des: thera- lA von Ancina EO ie augen a 
Evoreiim T.< . 4 =. on as £ i \nfällen- von. Angina pectoris. Die assermann: Reaktion‘ ++ | En 
adie nf peutischen Erfolges möchte ich auch den folgenden Fall erwähnen, Aorta ascendens .und descendens. sehen Sie erheblich verbreitert, - sie o 
nungen mm | 5 Fall 14. Ein Patient (H.)-yon 45 Jahren litt 1913 an G elenk- | enthält Kalkplatten, außerdem springt deutlich eine buckelförmige, Aus- N 
ends ls È- rheumatismus. (!) Ist sich einer syphilitischen Infektion nicht be- | buchtung nach hinten‘vor, die den Ösophagus bis :zu einem ‚gewissen ; E 
d mit Eik ' 7 wußt. Seit Herbst 1917 Erscheinungen von Atem- Ä | a ‘Grade verengert und das Schlucken- er- A Ai 
diemii ~ not, Herzklopfen, Druckgefühl in der Magengegend: heblich erschwert, ‘derart, daß. differential- a oe 
t Einmal Anfall von Ohnmacht. Im Röntgenbild Cor -` diagnostisch zuerst an Ösophaguscareinom Ei ah 
j m r bovinum von Aortenform. Die Wassermannsche.Re- z gedacht wurde. Energische, kombinierte -MN i 3 
an in ent \ à . j zit: X > 
r so Ib | A 
for Belie £ B a 
en Ent eo ! 3 Be Be EA, a 
pine D ° pak o 
| l pa ae 
ion il Be: ll 
tigen in ER o RRE 
fial o 
ma} | W Pa 
B i un Bere 
o E 
ad. >- ' Hoo i PARE 
mtf | 1 = i 
na f I ERN O 
J x >>: | 2 i PIS N 
Ra £ s > - \ = EN SAN pe Fi g gi i 5 7. j 
de | 3 Abb, 4. : (Fall 15.) = IE Br B il 2 
jË : Abb.3. (Fall‘14.) ‚NB.im ersten schrägen Durchmesser gesehen. ' Abb. 5. (Fall 16.) Er Ba i we ; 
| i l ; a, E dung Ba a; Hl a 
aktion +++. Auch im Bett Dyspnöe. Während im Januar | Behandlung erzielt- dauernde Besserung. Die ‚Anfälle sind. seit s l aa ~ 
a  ıRuhekur und Digitalis ohne Einfluß blieben, sind.| sechs Jahren nie wieder aufgetreten, Allmäblich- im ` Laufe von | PER 
i , jetzt nach einer kombinierten. antiluetischen Kur | Monaten verschwanden die Schluckbeschwerden vollkommen. Bel a 
i die Atembeschwerden schon verschwunden. Stau- | einer erneuten Röntgenaufnahme hatte sich ‘der Buckel ein wenig. ab- a 
Mt  -  ungsleber ist zurückgegangen. Der weitere Verlauf ist besonders lehr- | geflacht. Dagegen traten im Jahre 1915 ‘Erscheinungen von cerebraler 
ptl F reich. Da sich der Patient, der schon schwere Stauungserscheinungen | Lues auf. ' Dabei stelltsich eine so stärke Gewichtsabnahme und schwer E 
er t gehabt hatte, völlig wohl ‘fühlte und Märsche von ein bis eineinhalb zu hebende Magerkeit ein, daß eine Hypophysenerkrankung angenommen 2 
' Stunden machen konnte, unterbricht er die angeratene Fortsetzung der- | werden konnte. Auch hier nach kombinierter Kur nach drei.Monaten 
ee Kur. Darauf traten wieder. Erscheinungen von Herzinsuffizienz auf, die | Heilung. Seitdem. geht es dem Patienten sehr gut.. Die Behandlung 
f ! wieder durch Neosalvarsanbehandlung — keine Bettruhe, kein ist jährlich wiederholt .worden. Mi Du a a 
an k a is — verschwanden. ‚Patient erhält dauernd, alle zwei bis | ! Pa1116. Ein Patient von 58 Jahren Hatte vor 80 Jahren Schanker. E 
| : e Wochen, eine Injektion Neosalvarssan. `. e o n ; :1918 wegen Aortenaneurysma kombinierte Kur. Das Aneurysma hatte g 
A . Derartige Fälle lehren also, daß auch bei ausgesprochener | zur Kompression der Trachea und infolgedessen zu erheblichen Atem- “ 
| Aor teninsuffizienz noch Besserung möglich ist, Natürlich muß man | beschwerden geführt. 1914 Sehmierkur. Besserung. 1915 wiederum Kom- L 
Zu in diesen Fällen die Behandlung lange fortsetzen. Ungünstig. |; pressionserscheinungen. der Trachea, kombinierte Behandlung. Im Laufe ' a 
~ N allen Umständen ist aus begreiflichen Gründen die- Prognose. er en pne es raeh a T Bis Fee: I ondas ; : 
| der Fälle - Aana JE: . A ‚en ‚| Befinden leidlich. Seitdem wieder Brustschmerzen, -Atemnot, Erschei- , 
n | 2 vr abe nr pna -bil we San Ers cheinungen nungen von .Trachealstenose. ‘Deshalb Anfang 1917. sehr energische | 
i | Über di a SEE T AUN PATOK O PUR a um wenige | Kombinierte Kur. Seit dieser Zeit bis jetzt ist der Patient unausgesetzt AL 
; Worte: SR A ortitis ane a a benta tica Nur WEEE „áls Heizer tätig und fast beschwerdefrei. - Sie erkennen däs Aneurysma PAE : 
| Wo n i a er ; ~ „ | an der erheblich verbreiterten Aorta). PE E S 
‘S Ist eine Form der Aortenveränderung, die sich aus: der - Diesen beiden Fällen reihtsichaäls besonders 


‚wichtig folgender an: ©- .“, PER 8 
= Fall 17. Ein Artilleriebauptmann, konsultiert mich:1918. wegen 
einer „hartnäckigen Erkältung“,.also Husten. Bei dem überaus kräftigen, 
. großen Manne läßt sich, außer einer geringen Bronchitis und mäßigem 
Emphysem, nichts Krankhaftes nachweisen. .Gewisse, hierdurch 
nicht genügend erklärte. Atembeschwerden, erwecken den Verdacht auf 
. Juetische Aortenerkrankung..So veranlaßte ich, da die Wassermannsche Re-. 
‚aktion positiv ausgefallen war,auch eine Röntgenuntersuchung desHerzens, 
. wobei ein Aneurysma, welches ‘sonst keinerlei physikalische Erschei- 
nungen (Emphysem) machte,- von recht erheblicher Größe, wie: Sie hier 
sehen können, gefunden .wurde.. Die ganze Aorta ascendens und des- 
cendens ist um mehr als das-Doppelte verbreitert. "Es wurde eine inter- 
mittierende, energische kombinierte Kur eingeleitet, die jährlich mehr- 
mals wiederholt wurde und den Erfolg hatte, daß der Patient, der- sich 


| einfachen Aortitis entwickelt. Die Krankheitserscheinungen: brauche 
~ eh hier nicht näher zu erörtern. Das Röntgenbild ist bei dieser | 
0» Krankheitsform unentbehrlich, deckt oft genug allein das Leiden auf. 
| => „Nach bisheriger Erfahrung führte. ebenso wie eine Aorten- 
Insuffizienz luischen Ursprungs .auch . das Aortenaneurysma, . das 
man so gut wie immer’ auf Lues zurückführen kann, fast regel- 
mäßig in längstens zwei Jahren zum Tode. . So berichtete 
Deneke:), daß nach zwei. bis. drei Jahren schon zwei Drittel 
seiner „Aortiker“ gestorben waren. ‘Fr. Kraus?) erklärte 1914” 
noch, „das eigentliche Aneurysma unterliegt‘ in relativ. kurzer Zeit. 
„er Berstung“. Die Ursache dieses ungünstigen Verlaufs. ist 
Arber Meinung nach darin zu suchen, daß die Patienten entweder 
a ae N. oder zu spät antisyphilitisch oder Page | 
C £ , $ ] l í Zu: < E 3 Saas ; Hg Dy 
eine unbed x = ee, q Ta n i ppor a1 i a: < ) Anmerkung bei der Korrektur: Bei einer vor wenigen 
für die sie hebennurdas Salvarsan eignet, ge- Tagen.erfolgten Nachuntersuchung-konnte’folgender ebenso bedauerliche 
nommen werd a ar 1g , wie. interessante Befund bei dem Patienten, der sich seit dem Jahre 1917 
u Wenn Ne; eN, A F . ? eit ‚einer weiteren, Behandlung leider en tzogen’hatte, 
unter der Q eiBer nicht zweifelt, daß °/ıo aller Kuren. weit | erhoben werden. Das Aneurysma hatte sich nicht vergrößert und. auch 
"hälta; renze des Notwendigen bleiben, so liegen diese Ver- | keinerlei. Beschwerden mehr. verursacht, sodaß- der Patient immer noch 
nisse bei tertiärer und Meta-Lues noch ungünstiger. arbeitsfähig war. Dagegen fand sich im Gegensatz zur letzten, Unter- 

Daß aber durch eine frühzeitig und zielbewußt einsetzende 


mia 


v fi 
Te RR 


am. 
By 


Bra nie 
u 
” 
« 


suchung der Spitzenstoß außerhalb der ‚Mamillarlinie ‚und‘, über‘ der 


Aorta ist ein klingender ‘zweiter Ton zu.hören,. Während also ein 


` Behandlun . / 
auch be i een En, RR E 10. a 
i eA eim Aortenaneurysma hier ‚Wandel gesehanen |. Fortschritt; des Prozesses im Bereich des Aneurysmas. nicht zu bemerken 
| A l. c, | | u Bi ne ‚ist, hatte sich an den Aortenklappen die Lues- weiterentwickelt. und -. 
A ); Demi-W, 1914, Nr. 12 : 5 En zur Insuffizienz. geführt... 0.0.1: Sul BEER 


f; 
j \ 
. \ 2 


Re 
u 


-e4 -e 
an ama at 
nre 


Pa 


emr Sigea ne r 
a Be ah 
7 E rE 


Sengon 


jaani 
raadi = 


Be BA Ri 
pé er 
Says 


. un 


III 
LEBER 
ER K ` æ 6. 

-1 = -æ en 2 
Pa un 
Er Er) 
ihn" 


. : 
ent. II a a URN = a 
ee m ger 7 KETTE TITTEN T 


BE on: . 


ee >. 
. k 


e eta ags er REF -A i a i E 
m mn me rn 
an N Be Rn 2 a 


f Eu u u m a = 7 Prr 
- > l - u Da o = .d - — bu 2 - =- > 
N geilen ee Da a + CERAN N 
- SNA Fr a er en dd, 
bór 10 a SESS erT à _ Zt i ym <r Das 
uni a pe 


TE TEE Ei a e.’ 
Kara Be er E et a 
a E x ' i Ka - Rs 
5 ar, ® ze ` S 
— ae mn nn nn en a e ae 2 ee = 
A a e Pe EI re NE a ee = Be RN - 
eur. er 


ee 


u 
u Pin > 
< 


> 
pr 
= 
pr 
2 
“a 
a a „3 
ns N 
VE 
IT == 
Se 
i 
f 
> 
, 


`; ` 
A hi 
Kur N 
' PUAS 
Bi 
' za TE 
Pi N ih A 4 
ii en INY 
2 ' : EES Al A 
EEE MEN 
nn i o! 1 
De pon K 
UES S T S “DH 
H4 ý sn a Tr T- 
det otga. Ey 
f Ra .: . EEE 
A i F 1 sT al i 
En 
Ws . N ex] ER hi 
u 
2 
er Co: nA D 
Po n ip ORE 
A E e E U ~ 
Seo No 
Te MERIR | 
eaa diy A ae N 
ER ir Se sr. or 
D E) "ANN 
Jay, 3 le E 
v. i pii 
4 al; A - 
ji fni A 
N Si | 
” y 


aa 
` Sean 
Ws ae 
ann 
I IE BEE ER Ze 
IT 


ng er u 
ze ert_iw ER 


“ 
er es ee 
D BER vr?“ 
ak ET E P 
x 
i 


weh 
WUANI 


ara, 


YES „arm 
ami 


ra 
. š 
TEILT ET N Er gAn 


ng 


; 2a TEN ATT T 

_ A 2 A he RI x Ka er Br 

wit re ungut dei ER " 
x : S d p 


- IEZIEFH « po x = 7 
Ze; - wer Nie ore 
RT - a 
ar lie a zen ee 
_ T. hP e N Bee ee = 
b bos e per 


= rum. A nn nn a en ne 5 
E y DoS € ne . + i - BE 2 e. 
Eu 


aufs. heftigste gesträubt hatte, seine ihm angeratene Dienstentlassung 
einzureichen, seit dem iJahre’1914 die Feldzüge 


‚ vereinbar. . Ein .Röntgenbild ergab nun, wie Sie hier sehen, eine 


Nach kombinierter: Behandlung verschwanden im Laufe.von' einigen 
': Monaten die Beschwerden vollkommen und die trotzdem im Februar 1918 
‚eingeleitete zweite Kur unterbrach der. Patient mit -der brieflichen Mit- 


Auch dieser Offizier hat-die Strapazen glänzend bestanden. Natürlich 


zu einer erheblichen Destruktion der Wandschichten der Aorta 
geführt. | | | ae 


kennbar. Folgende Fälle mögen dies beweisen:“ 


die Diagnose auf Aneurysma gestellt und 


a 


in Rußland, die ja 
besonders strapaziös 
waren, und in Frank- 
reich mitgemacht hat 
‚undsich dabei dauernd 
gesund gefühlt hat. 
x Fall'18. Ein 
anderer Offizier von 
. 58 Jahren stellte sich . 
mir im.Juli 1917 vor, 
weil. er seit einigen. 
Monaten sehr heftige : 
Schmerzen im Rücken 
unter‘ dem linken 
Rippenbögen bis zum, 
Magen hin empfunden 
‚hätte. Bisher hatte die- 
Ursache der Schmer- 
zen nicht festgestellt 
werden können. Auch 
hier ‚wiederum. mußte 
an Ulcus ventriculi 
gedacht werden. Die 
Art der Schmerzen, 
Fu: N RR, Er: ' namentlich nach der 
linken Seite: hin, waren aber mit dieser Diagnose nicht recht 


"Abb. 6. (Fall 17.) 


ganz erhebliche. Ausbüchtung der. 'Bauchaorta nach ‚links und 
Sklerosierung der ' Wand. Die Wassermannsche Reaktion war 
negativ; vor 80- Jahren aber hatte eine‘ Infektion stattgefunden. 


teilung, daß er ünter allen Umständen wieder ins Feld gehen würde. 


ist ihm dringend angeraten, die Kur fortzusetzen. 


# x 


. Diese ‚vier Fälle von Aneurysma zeichnen sich aus durch 
eine ‚verhältnismäßig sehr günstige Beeinflussung durch die The- 
rapie, die zweifellos. einen Stillstand in der Krankheit bewirkt hat. 
Offenbar : hatte der luetische Krankheitsprozeß noch. nicht 


‘Aber. auch selbst, wenn das Aneurysma 
schon beträchtliche Größe angenommen und 
weitgehende Veränderungen der Wand hervor- 
gerufen hat, ist gleichwohl. der Einfluß einer 
energischen Antisyphilitischen Kur unver- 


| T 
Fal119. Wieder ein-Soldat von 41 Jahren, der seit November 1914 
im Felde stand, sich einer syphilitischen Infektion nicht bewußt war, 
erlitt im Januar 1916 infolge Anstrengung einen Ohnmachtsanfall. Im 
Februar .des Jahres erkrankte er in Galizien angeblich an Pleuritis und 
wurde dann in einem Nürnberger Lazarett, sechs Wochen lang 
i 2 REN behandelt. Obwohl noch 
| n mma Brustschmerzen bestanden, 
wurde er wieder ins Feld’ 
geschickt, mußte sich je- 
doch . sehr bald‘ wieder 
"krank melden. Er kam in 
.ein Lazarett in West- 
falen und: wurde .später 
zur Kurnach Salzuflen 
geschickt! Inzwischen neh- 
men die Atembeschwerden 
zu. Endlich gelangt er 
in ein Berliner Laza- 
Tett. Hier zuerst wird 
eine Röntgenaufnahme ge- 
“macht, ein Tumor im 
Mediastinum festgestellt, 
aus dem bei einer Punktion 
Blut entleert wurde, Auf 
| seinen Wunsch wurde der 
E Patient dann dem Heimat- 
'lazarett Hambur g über- 
wiesen. Hier erst wurde 


eine -specifische Behand- 
lung eingeleitet. Wie Sie sehen, besteht ein robes en 


Die Aorta ist im ganzen 'dilatiert, nach rechts hin wälht. sich 

ein überfaustgroßer Tumor vor. Der Zustand des Patienten ~ 

im Laufe der Monate ein so schwerer geworden, daß er trotz wochen- 

langer Schonung und Bettruhe nicht stehen, und das Bett nicht mehr 

verlassen konnte. Die kombinierte Behandlung wurde: monatelang 
\ 


Abb. 7. (Fall 19.) 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. ?. 


. Fall 20. 


` 


‘dauerten -eine halbe bis eine Stunde. 


' ziehen? 


. - . ee Eh ei 
Í $ - r = . ETOL a 


+ 


ilill 


16. Februar. 


fortgesetzt, und erreichte jedenfalls so viel, daß die heftigen Schmerzen, 


unter denen .der Patient zu leiden hatte, völlig verschwunden sind, daß 
er nicht nur sich außer Bett böwegen kann, sondern sogar wieder eine 
geschäftliche Tätigkeit ausüben und \Vege von dreiviertel Stunden Dauer 


nicht wundern, empfindet der Patient beim Gehen eine gewisse Kurz- 
luftigkeit und ist zu stärkeren Anstrengungen nicht imstande. Auch 
hier wird weiter intermittierend behandelt. Wieweit es dabei gelingen 
wird, den Krankheitsprozeß aufzuhalten und wie lange der Patient 
arbeitsfähig sein wird, muß die Zukunft lehren’). 


In der Minute wurden 200 bis 220 Pulsschläge gezählt. Die Anfälle 
Allmählich. traten die Anfälle 
häufiger auf. Sie werden durch Exzesse ausgelöst. Bis zum Jahre 1918 


wird ein Aneurysma festgestellt. Patient erhält Jod. 1914 werden die 
Anfälle seltener, dagegen tritt Schmerzgefühl in der rechten Brustseite 
auf. Nach vorübergehender Besserung nehmen die Brustschmerzen und 


. die Anfälle wieder zu. Endlich im Jahre 1915 sind die Brustschmerzen 


von außerordentlicher Stärke und machen den Patienten arbeitsunfähig. 
Die Schmerzen ziehen won der Brust bis zum Nacken hinauf. Im 
Januar 1915 sah ich den Patienten zuerst und fand rechts neben dem 


` Sternum einehandgroße Dämpfung. DieBrustwand warvörgebucht et 
‚und pulsierte. Der erste Mitralton war unrein, der zweite Aorten- 


ton klingend. Die Wassermannsche Reaktion +++. Nach einer kom- 


binierten Kur sind bis zum September 1915 die Beschwerden völlig u 


verschwunden. Die Pulsation ist zurückgegangen, die Dämpfung natür- 
lich geblieben. Von Januar bis August 1916 erhält Patient weiter -Hg 
und ‚Jodkali per os... Die Anfälle von Tachykardie treten nur ganz 


“leicht auf. August und September 1916 zweite kombinierte Kur. Die 


Wassermannsche Reaktion negativ. Im November 1917 haben sich bei 


Anstrengung und Husten wieder Schmerzen in der rechten Brustseite 


bemerkbar gemacht. Daraufhin erneute Kur im Dezember und 
Januar 1918. Wieder sind die Schmerzen verschwunden, sodaß Patient 
bis zum April 1918 sich völlig wohl fühlt. J 
mals über ziehende Schmerzen in der Schulter und im Nacken, die 
jetzt wiederum durch Salvarsan-Hg-Behandlung beseitigt sind. Auch 


in diesem Falle ‘sehen Sie dem Herzen ein sehr breites Aneurysm& . 


‚unternehmen kann. Freilich auch. jetzt, und darüber darf man sich 


Eine besondere Bedeutung möchte ich auch der 
‚folgenden Krankengeschichte beilegen: Ein Patient, 50 Jahre alt, er- 
krankt vor 18 Jahren an einem Anfall von paroxysmaler Tachykardie. 


. nimmt die Dauer der Anfälle noch zu. ‘Durch eine Röntgenaufnahme 


‘ 
i 


aufgesetzt, welches offenbar die Wand der Aorta schon in weiter Aus- 


dehnung durchbrochen hat. 
specifischen Kur ein unverkennbar günstiger. 


sehr heftige und häufig wiederkehrende Anfälle von paroXyS- 
maler Tachykardie das Krankheitsbild beherrschen. In 
beiden Fällen verschwanden die Anfälle ganz oder nahezu, sobald 


die antisyphilitische Kur wirkte. Es mag fraglich bleiben, ob m '’ 
diesen Fällen das. Reizleitungssystem direkt an einer Stelle ‚ge _ 


schädigt war, was ich annehmen möchte, oder ob die Aortitis als 
solche die Störung hervorgebracht hat. - | 

Ich habe von den verschiedenen Arten 
einige : Typen vorgeführt, 
mehren, 


der Aortitis nur 
Welche Schlüsse dürfen wir nun aus 


Zunächst: Die Erfolge bei der Therapie der Aortitis werden 


um so besser sein, je früher — wie ich schon andeutete — die 


fügigen Erscheinungen von seiten des Herzens, bei leichten Sem 
beschwerden eine syphilitische Erkrankung differentialdiagnostise 


in Erwägung zieht. Auch ist bei jedem Anfall von Angina pectoris - 


zunächst an Aortitis luica zu denken. on 
‚Alle Hilfsmittel müssen zur Diagnose herangezogen werden, 
allerdings können uns auch das Röntgenbild und die Serumreaktion 
im Stich lassen. ` nn i 
| Mein Standpunkt bezüglich der Wassermannschel 
Reaktion sei im folgenden kurz skizziert. . E . slic} 
Die Auffassung, daß die Wassermannsche Reaktion lediglich 


D Anmerkung beim Druck: Jetzt sind seit Beginn der 
Behandlung 16 Monate vergangen. Im Laufe dieser Zeit sind 17 (sieb- 
'zehn) Gramm Neosalvarsan Dabei 
Patient erhält jetzt noch alle zwei bis drei Wochen Neosalvarsan 0,6. Da s 


fühlt sich der Patient ziemlich: beschwerdefrei, kann ohne Atemnot 
gehen. Patient gibt bestimmt an, daß sich regelmäßig, etwa 14 Tag? 
nach der letzten Salvarsaneinspritzung, die Beschwerden wieder 2 
mehren, und'fordert daher selbst zur Weiterbehandlung auf. Auch 
diesem Falle von ‘Aort 


achtung, daß der specifische Prozeß eine gewisse Zeit nach def Be- 
handlung wieder aufflammt. Denn. a so sind die nach 


gewisser Zeit immer wieder 


einsetzenden 
schwerden zu e 


rklären. Daher Dauerbehandlung : notwendig. 


> 


enaneurysma wiederholt’ sich also die Beob- 


Trotzdem ist auch hier der Einfluß der 


Ich könnte die Beispiele leicht ver- 
-dem Gesagten k 


gegeben und sehr gut vertragen worden. 


+ 


Dann klagt Patient aber-. - 


Diese Fälle von Aortitis sind sehr interessant, bei. denen / 


? 


Diagnose auf Aortitis gestellt wird. Das wird möglich \ 
sein, ‚falls man früher als bisher und besonders äuch bei gerins“ 


Bi 3 


—- 


META 
wunden. siod à f 
sogar wieder ix ,~ 
el Stunden har $- 
q dar na ', 
ne gewise it,- 
imstande. Ari 1 
g dabei geia |; > 
nge derhin), 


jh ad di 
0 Jahre al, & i i 
er Tachpkrde 
lt. Die At f- 
sen die AE 
undin] 
jnfgenaulale | 
314 werd 
hten Brust ; 
schmerzen @ 
jrastschnene | 
arbeits | 
ts neben de | = 
E 
) 


_ 


‘ 


gebucht 
‚weite dar 
Jh einer ht 
prda ; 

g i |. 
ei | 
a 


i. | 
pAb 
dE: 
iii, i 
pwl 
pei 
aB 
B. 
Ñ: . 
A 
j à 
Mi 
hf 
ø,- 
w ' 
J 


“4 


Tin i: ' 


| gering. Bei 


-betracht der 


Je a . PEN E OA 
-I i - a 
t ur N - 5 . Eee 
rk TRAEN. oTi i e 4 ERDE a 7 et En 1 a : -a 
eo m A A : 3 BE a EAE = en ‘ $ 0 F ; u i 
a DO O eh ar g . Tenoa $ N B ee ee . ya i 9 ne DZ; 2 s B j E 
apaan TTE E ee a a g : e a re Pie : z 
en, y >» WER e LEA FR =. En ‘ ne . -, Ba * 2 i - z i - s g A . ve, g . 7 z . .. 5 . , 
- 7 2 a SE 3 Ri 14 Kt j z Sp E iiai x .. r ea De et Da N 5 = u si i - Y Fa d = 
Pr KS a gi e G > ei . p r - Be s z g A f 2 x é: x 
=> S ie a paian wir Sg = i i i i $ i . s : Bere 5 Š i te t A a i R ... 

eu Bun RA REN = . 5 5 ' A i » a x . K A - , 

u 37 ge . i N DE “ TE = an i ' F 5 € 1 z t’ A 6 = . i “ 7 ` Z = . i = P ER 
Februar. `- re 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.7 163 
:.Februär.:- u: DI OE EEE REINER 

EN 5 . . i T i 5 , = E er 8 \ 5 


eine frühere Infektion andeutet, aber nicht beweist, ‚daß zurzeit | vorliegen und also auch die Wassermannsche Reaktion negativ ausfällt. 
noch Spirochäten im Körper vorhanden sind, ist sicherlich irrig. | Die. Antwort ist noch nicht spruchreif. Maßgebend wird hier der 

Wunsch und der Wille des Patienten sein, solange wir nicht 
wissen, ‚ob ‚wir mit dieser ` Prophylaxe dem” Patienten ‚wirklich. 
‚nutzen‘), Manche Autoren.bestreiten das.‘ Ich ‚persönlich bin: gè- 


Ohne Zweifel besagt der positive Ausfall der Probe, daß irgendwo 
neigt, in prophylaktischen Kuren im zweiten und dritten'Dezennium 


im Körper noch Spirochäten vorhanden sind. Somit hat man, 
um: das gleich hier vorwegzunehmen, in therapeutischer Be- 
ziehung daraus die Konsequenzen zu ziehen und muß, unter 
Berücksichtigung. selbstverständlicher Cau- 
telen (wiederholter Anstellung der Probe, wenn Zweifel an der. 
Richtigkeit bestehen — selbst Bruck gibt. die Möglichkeit von 
Fehldiagnosen trotz einwandfreier Technik zu —) auch dann 
behandeln, wenn Sich weder in. der Anamnese, oal 
noch bei der körperlichen Untersuchung irgend- Einige Worte über das Salvarsan, dem wir, 
ein Anhaltspunkt für das Bestehen einer flo- | wie wir wiederholt betont haben. bei i and er | 

riden Syphilis ergibt. Wir Haben die positive | eine so große‘ Bedeutung Beimessen. . 
Wassermannsche Reaktion im Serum) sowohl wie im | ` Die Wirkungsweise des ae 
Liquor also schlechthin als ein Symptom der Lues | 7%, pesteht einmal folgende Möglichkeit: . Die’ Spirochäten werden. 
aufzufassen und müssen allein aus diesem | | g 
Grunde eine antiluetische Kur einleiten, wenn 
die Serumreaktion nicht etwa auf irgendwelche andere Erkrankung. 
zurückzuführen ist, as | Ea 

Nun gibt es nicht wenige Fälle von Lues, bei denen trotz 
energischer Behandlung .die positive Serumreaktion gar nicht 
oder nur vorübergehend zu beseitigen ist. Wie soll man sich hier 
therapeutisch verhalten? . Diese Patienten sind, wenn sonst eine 
andere Indikation nicht gegeben ist, in gewissen Abständen 
dauernd mit antiluetischer Kur zu behandeln. 

Insofern messe ich -also der Reaktion auch bezüglich der 
Iherapie eine sehr große Bedeutung bei, im Gegensatz zu manchen 
Autoren, unter anderen De lbanco!?) BE nps 

Besonders im zweiten und dritten Dezennium 
nach der Infektion ist eine positive Serumreaktion ein sehr wich- 
tiges Kriterium und muß immer den Verdacht erregen, daß bei durchgeführt. werden,. und zw 
sonst negativem Organbefund eine Aortenlues besteht, weil | eine Injektion gemacht werden (siehe unten). ` ie, | 
diese Affektion so ‚häufig vorkommt und in ihren klinischen An- | ‘ Eine andere Wirkungsweise des Salvarsans und’ ähnlich des 
fängen symptomlos verläuft., Wie wichtig es aber ist, gerade | Quecksilbers könnte folgende sein: Diese Mittel töten. die Spirochäten. 
dieses Stadium zu: behandeln, habe ich schon vorher gezeigt, 

: Nun ist in der Literatur oft genug darauf hingewiesen, daß 
der ‚negative Ausfall der 'Serumreaktiin in keiner 
Weise das Bestehen einer lwetischen Erkran- 
kung ausschließt. Ich möchte’aber doch hier nachdrück- 
lichst noch einmal auf diese Tatsache besonders hinweisen, um 
davor zu warnen, sich bei negativem Ausfall der Reaktion. in 
‚Sicherheit zu wiegen. Zweifellos läßt man sich in der Praxis doch 
nicht selten dazu verleiten, eine Krankheit entweder. gar nicht t 
Eo Ai mit halben Maßregeln antisyphilitisch zu behandeln, rE onenden Dosierung z 
an die syphilitische Natur der vorliegenden Krankheitszeichen N. en i sig DEREN ER 
a er dazu die Siue on negativ ausgefallen ist. ; Die eben berührte Immunitätsfrage der Syphilis ist 
© welter läßt man sich bei solchen, die nachweislich eine | yon Gennerich, Jendrassik, Weyga Jacob be- - 
syphilitische Infektion ‘oder eine syphilitische ‚Erkrankung durch- | arbeitet worden.. ` = Zu ae nr LAD De 
gemacht haben, dann -leicht bestimmen, von einer weiteren Be- | ‚Ich meine, eine ab so 


handlung abzusehen, ‘wenn die positive Reaktion in eine negative 
h_stand selbst früher auf dem Standpunkt, | Organe, die auch in den einzelnen S ) 
r | ist. Sie dauert nur so lange an, als Virus_im Körper sich lebensfähig ` 


nergegangen ist. Ic 
an brauche im Spätstadium der Lues nur regelmäßig im Jahre l , D, als m ` e 
em- oder zweimal zu prüfen, ob. die Serumreaktion wieder positiv Fe nz "Zustand ac Br anunın ‚entspricht also einem. 
ei, um erst dann die Behandlung von neuem aufzunehmen?). | POperen oder geringeren Grad von Disposition, zur Erkrankung. -Hier-- 
In der Tat wär De i ajn | mit steht im Zusammenhang .die wechselnde ` Reaktionsfähigkeit: ‘des ’ 
r lat wäre, wenn bei diesem Verhalten den Patienten ein : ; DE Sag a 
Nachteil ni a To S F i ee Gewebes in anatomischer und biologischer Beziehung während- ‚der 
X nicht erwüchse, - die. Frage, ‘wann wir Spätsyphilitiker zu | einzelnen Phasen der Erkrankung auf das syp&ilitische Virus: Die- 
handeln haben, außerordentlich erleichtert, - Leider können wir | Disposition zur Erkrankung einzelner Körperteile kann geschaffen oder ’ 
| abei aber nicht verhindern daß sich inzwischen ernste Kompli- var dasselbe sagt, den Spirochäten kan der Boden zur Enlwich 
kationen entwickeln, die nunmehr dúrch eine Therapie nicht mehr | lung bereitet werden auch durch äußere- Umstände, z. .B.. durch- 
Zu beseitigen sind. Sicherlich hat Gennerich recht, wenn er | Traumen. Vielleicht ist auch die Virulenz oder Widerstandsfähigkeit, - 
bei einem Syphilitiker die Behandlung so gehalten. wissen will, | der Spirochäten ‘bei. der Lues der Aorta -und dès Nervensystems von.. 


daß es überha N . . ur besonderer Art. Jedenfalls spielt im’ Einzelfall das '.Virulenz: 
u’ aupt nicht hlag der negativen |' re a U yY IruUlen z- 
hase In eine kr Den 3 Pa g. zwischen Krankheitserreger - 


An a Erklärung für den negativen Ausfall der Wassermann- 
Tah ‚aktion bei vorhandener Lües zu geben, ist schwer. 
Atscheinlich ist die ‘Menge der Reagine in solchen Fällen zu 
Ver Lues latens ‘im "anatomischen Sinne gelangen 
Mr ‚überhaupt keine Abbauprodukte in 'den Blutstrom. 
Man könnte nun die Frage .aufwerfen, ob. man nicht.in An- 
großen Zahl von Späterkrankungen regelmäßig. im 
nd dritten Dezennium einige vorbeugende 
rlei Anzeichen für ein Rezidiv 


Gennerichs provokatorische Salvarsaninjektion ausschlaggebend 
sein, wenn sich -diese Methode bewähren sollte. -Nur hälte: ich 'es 
‚für. kaum durchführbar, einem Patienten zwei Wochen lang täglich 
zur Wassermannschen Reaktion Blut zu’entnehmen: ° o ov 


tötet, sodaß zwar da,,wo die Parasiten verschwunden sind, das pätholo- 
gische Substrat zur Ausheilung kommen kann: -Aber. nicht überallhin 


In diesem günstigen Nährboden ‚bleiben Reste von Parasiten: zurück, 
die immer wieder zu Rezidiven Veranlassung geben. a 
So z, B. bei der sypbilitischen: Aortenerkrankung, die in. dieser 
Beziehung ein Analogon zur Tabes und Paralyse darstellt. Nament- 
lich Fälle von großem Aortenaneurysma oder auch von vorgeschrittener 
Aorteninsuffizienz erweisen sich selbst intensivster' Behandlung gegen- 
über zuweilen als hartnäckig, auch dadurch gekennzeichnet, daß bei 
ihnen die Wassermannsche Reaktion nicht zum Schwinden zu bringen 
ist oder nach kurzem negativen Intervall wieder positiv ‘wird. Ent-' 
sprechend verschlechtert sich der Krankheitszustand oft. wieder früher 
oder später nach Aussetzen der Therapie. Darum muß in diesen Fällen, 


wie schon oft gesagt wurde, eine Dauerbehandlung mit Salvarsan 
ar muß etwa alle drei bis vier Wochen 


4 


| fähigkeit. Nunmehr aber gelingt es . den Körperkräften oder besser 
` gesagt den Abwehrkräften der Zellen und des Plasmas, die Spirochäten 
'Abzutöten. Doch nicht in allen Organen sind die Immunkörper gleich 
wirksam, namentlich nicht in schwer erkranktem Gewebe. So erklärt ' 
sich die Resistenz bei Fällen von vorgeschrittenem Aortenaneurysma 
und Tabes. Die Meinung, daß das Salvarsan nicht direkt abtötend in. 
der dem Körper zugeführten Konzentration wirken kann, gründet sich 
‚unter anderem auf die experimentell festgestellte Tatsache, daß das- 


Salvarsan, einer Spirochätenkultur in der der Therapie beim Menschen ' 
ugesetzt, die Entwicklung der Pallida nicht 


lute Imm uni tät des.Organismùs gegen 


einerseits und Immunkräften des ei 
genannt habe, eine große Rolle. Werra N: 
Auch in der Sekundärperiode der Syphilis finden wir ja Krankheits: 
fälle, bei denen die Therapie nur äußerst langsam vorwärts. kommt oder 
zunächst überhaupt die Krankheitserscheinungen nicht zu ‚beseitigen = 
vermag, die wir deshalb als maligne zu. bezeichnen pflegen. Da es. 
sich hierbei aber meist nicht um so lebenswichtige.Örgane handelt, 
wie bei der Syphilis des Gehirns und der Aorta, so ist das Leiden in 
ersteren Fällen nicht so lebensbedrohend wie-bei diesen, => -. 
= Die Methode unserer Behandlung ist nun 
kurz folgende: Zunächst fünf bis`acht Wochen lang inten- 
sive gemischte Hg-Salvarsanbehandlung, ‚dann 'alle drei bis vier : 


keiten u 
ten ausführen s 
N sführen soll, auch wenn keine 


- ! 


nn 


i 


R D. m. W, 1918, 546. 00000... 
deln? TI chottmüller: Wann. müssen wir S 
er. d, Gegenw. 1913 S, 887, - 


yphilitiker behan- EN, | 
2 | 1) Schottmüller, Le.l, | 


5 
s.. A 
s 


i 


einen erheblichen Sicherheitsfaktor zu erblicken.. Vielleicht ‘könnte 


en, bei‘der Behandlung der Spätlues - 
t ` R Š a * i ’ ge \ A 
kann eine verschiedenë séin. 


durch das ‚in den Körper eingeführte Sälvarsan nur zum Teil abge- 


Teicht die Wirkung des Salvarsans, vielleicht bedingt dúrch:die ana- 
tomischen oder pathologisch-anatomischen Verhältnisse -des Gewebes. $ 


überhaupt nicht ab, sie schädigen die Parasiten nur in ihrer Lebens- 


außerordentlich schwierig und erst in den: letzten Jahren unter anderem ` 


Syphilis gibt es.überhaupt- nicht, wohl aber eine relative einzelner - 
en Stadien der Lues eine verschiedene. 


verhältnis“, wie ich die Beziehung: 
ızelmen Menschen andererseits: l 


bas 


E a RE = "i We 1 
PR 2S P W bai n S j ie 3 
ER ne s: f 
A = DR E 
yN . - ` s. SEM | 
N %e - FHR -f 
* a f P 1 
yoa‘ S /: à 
Ar: $ ‚ $ ` 
3. gr K x 
3 E ee \ we $ 
dio goo $ Fr) ,* » 
N x -g eh 
Dr en ; DEA KA 
a BE; : f a 
u R: on $ 
._ u 2‘ pre -A 
’ H A a 4 
ki b t . 
Eao \ ; ; 
.- 1 ir ` 
' SORET 
nid: S 4 ` 
oA Et Ye 
a: A 
H P 
A ee 
i 1 
Ii 
f 3 Sis 
È BEE ; 
f : e 
yt I 
H i 
T71 © te b 
i nn 1 
1] ri, 
u 1 
i Ze r i 
aP i g 
Fi Be 
ar r ~t . 
A + En d 
5 s ’ + P 
HE ' 
E o a 
H, YZ. a 
s 3 
H A s ooie i 
m RN Se Sa 
OE. Er RE y 
7] EERE 
è e á - 
i EREA EE Soat 
KI ` zar 1.” - ER s 
|. u 
Fl Pa Er GO a 
FIR e, LOS 
E BAR | Sp eu 
fi l N 
t G O Kin. 
5 - 3 EE po J: 
i f FETE ES 
Ti un: 
f} < ye ea 
CE E) Se, 
T Sr Meer: 
En, wo. tn, # 
T ' x ee 
pi y j. Poa ’ 
IL = u A A 
5 ie. 
al; AR re 
pa t. Sag 
US t E an 
| hs a | 
I s t 
TH ee 
é a ke IE 
En aeh y 
TE: ee 
sf Erg 
7 Be | O 
Tr s ra Fu 
BL, 
h g Ay son 
78 vu e, 
Ba arty ; 
i Pe 2 645) EE 
F f De an 7 208 2) 
IR Ken: 
“H K ort 
liN. Poty i to 
r Da 
K pawat GR, 
r l» P: mt‘ 
{ W” aE EE E 
ah da. KFE 
k F en M la 
af. k BR Etir 
RHN on Kd 
å . k ” (J 
Ee Ea èfa 
> v wi i LUET E i 
h i paoi 
Yiliar ar. 
1), "er; en 
a; r f N < 
B “ir a i 
A ' 
‚il a 
| \ gi f 
£ i EE . E S 
(S N Fa aiT + 
p 4 tepi e 
‚ar p anaip 
i i A | (E 
a tn, 
e RIRIS Sr 
’ , To 
G FERREE 
\ U: Pr ER Zr B 
t Er Si 
+ Be . 
De GE = Y 
NEA a a 
y> pt iX ay 
r Pra 
R RE ee 
t ü ee ES 
vH i Ek t 
les N 
iN i e Yh 
PT Se o 22 
EA Spa. d m 
i 3 ee 
LEBEN SEE N i 
W^ 
(af) 
S fá 
si | 
NEN, 
RAR 
URN: 
Di Ssi 
H Sa 
With 
ER: R 


Tr: = 

. we nL Sn 

a RE TER 2 
D i nn s 


E RR g 


BI as = we i í i $ 


? 


164: 


Wochen Neosalvarsan 0,45 oder 0,6, bis nach Maßgabe der klini- 
schen Symptome und dem Ausfall der Wassermannschen Reaktion 
der aktive syphilitische Krankheitsprozeß zum Stillstand gekommen 
ist. Unter Umständen füge ich im Laufe der Salvarsanbehandlung, 
für einige Wochen dieser wieder Hg hinzu. 
Zusammenfassend ist über die Erfolge der von uns 
geübten Therapie zu sagen, daß sie gute sind bei der Aortitis 
supracoronaria, selbst wenn die Erscheinungen schon sehr schwere 
waren und lange bestanden haben. Eine Besserung ist auch noch 
bei Aortitis coronaria möglich. Bei der Aortitis valvularis oder 
der Aorteninsuffizienz haben wir zu unterscheiden zwischen den 
Fällen im Anfangsstadium und denen im ausgebildeten Stadium. 
Wie ich zeigen konnte, geben die ersteren günstige Heilungs- 
resültate,'im Gegensatz zu den Erfahrungen bei der bisher üblichen 
Therapie. Bezüglich der letzteren glaube ich sagen zu können, 
daß auch bei ihnen die Prognose gegen früher eine viel bessere 


ist, wenn die specifische Behandlung als Dauerbehandlung 


auf Jahre hinaus fortgesetzt wird. 

Wenn die Rückschau auf den Verlauf unserer seit Jahren 
behandelten Fälle von Aorteninsuffizienz 
aber nicht bei allen ein günstiges Bild ergibt, so liegt das zweifellos 
daran, daß ein Teil der Fälle im letzten Stadium zur Behandlung 
kamen oder daß es nicht gelungen ist, die Patienten zur \Viederholung 
der Behandlung in die Hand zu bekommen. Das ist notwendig und 
in der Privatpraxis eher möglich. Aber auch den fluktuierenden 
Kranken eines Hospitals müßte der Segen einer kontinuierlichen 
Behandlung zuteil werden. Hier kann die in Organisation be- 
griffene Einrichtung der Landesversicherungen wirksam sein. 

Auch bei dem Aneurysma sind zwei Gruppen zu unter- 
scheiden. Fälle im Anfangsstadium können nach unseren Beispielen 
im klinischen Sinne ausheilen. Auch die großen Formen, 
bei denen die Wand geschädigt ist, sind noch besserungsfähig. 
Denn die Erfahrung hat uns gelehrt, daß sogar heftige Druck- 
schmerzen und andere objektive Erscheinungen, die durch Druck 
auf Nachbarorgane bedingt sind, bei specifischen Kuren immer 
wieder zurückgehen, wenn nur in jenen Fällen mit Hg und Salvarsan 
dauernd oder so oft Schmerzen oder Druckerscheinungen auftreten, 
von neuem behandelt wird. Übrigens wird hierdurch mehr, als es 
durch die anatomische Untersuchung des Aneurysmasackes mög- 
lich ist, der- specifische Charakter der Wandveränderung des 
wachsenden: Aneurysmas erwiesen. 


Aneurysma mit Wandzerstörung von einer bedingten Heilung, be- 
ziehungsweise Besserung sprechen. 

Die Patienten müssen von vornherein auf die lange Dauer 
und die Wiederholung der Kuren aufmerksam gemacht werden. 

Ich weiß sehr wohl, daß auch früher gelegentlich bei einem 
Aneurysma der Prozeß zum Stillstand gekommen ist und die 
Kranken scheinbar gesund geblieben sind. Unter allen Umständen 
ist aber die Zahl der von uns beobachteten Heilungen bei der 
kombinierten systematischen Dauerbehandlung eine viel größere 
und ist nicht wie bisher dem Zufall überlassen geblieben. Die 
Heilung ist hier natürlich nur eine relative: Arbeitsfäbigkeit und 
Rückgang der subjektiven und objektiven Krankheitserscheinungen. 
Nach -wieviel Zeit der specifisch luetische Prozeß bei Aortenlues 


definitiv zum Stillstand kommt, ist schwer zu sagen. Auch bei 


Dauerbehandlung ist wohl erst nach Jahren damit zu 
rechnen. Doch sind zur Beurteilung dieser Frage noch weitere 
Beobachtungen erforderlich. 

Die Behandlung der Spätlues anderer Organe dürfte sich im 
Prinzip nicht vom der der Aortenlues unterscheiden. So’ sahen wir 
z. B. gute Erfolge der Salvarsanbehandlung bei der Keratitis 
parenchymatosa. 


Aber wesentlich vorsichtiger, wie alle Autoren anführen, die 
sich mit dieser Frage beschäftigt haben, muß die Behandlung 
bei der Tabes durchgeführt werden. 

` Den Arbeiten von Leredde, Gennerich und Drey- 
fus vor allen Dingen ist es zu danken, daß diese Form der Sy- 
philis in den letzten Jahren mit erneutem Eifer einer gemischten 
Quecksilber-Salvarsanbehandlung unterworfen worden ist, während 
einige Forscher den Nutzen einer solchen Behandlung in Abrede 
stellen (Wulf-Mulzer). Nur zögernd folgten andere Autoren 
mißtrauisch gemacht durch die Tatsache, daß bei dieser: luischen 
Erkrankungsform das Quecksilber völlig im Stich gelassen hat. Es 
ist aber nicht zu verkennen — und auch ich verfüge über ‘eine 
Anzahl erfreulicher Heilerfolge —, daß die Tabes einer 


Beeinflussung durch Quecksilber-Salyarsan zugänglich un 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 7. 


und Aortenaneurysma' 


So kann man auch beim | 


16. Februar. 


Ich möchte kurz als ein Beispiel von_ vielen über_folgenden 


| Fall berichten: 


Fall 21. Ein jetzt 58jähriger Patient hat sich 1889 infiziert und 
acht Schmierkuren durchgemacht. Status im Jahre 1912: Ein Jahr lang 
bestehen Larynxkrisen, Gürtelgefühl und laneinierende Schmerzen in 
den Armen. Ich finde Hitzigsche Zone, Myosis, reflektorische Pupillen- 
starre, der rechte Achillessehnenreflex fehlt, Liquoruntersuchung negativ, 
die Wassermannsche Reaktion im Blut +++. Vor einigen 
Wochen zwaimalAnfälle von Bewußtlosigkeit ohne 
Krämpfe von vier Stunden Dauer. 

lm August 1912 kombinierte Neosalvarsan-Hg-Behandlung. Dar- 
auf verschwinden die Larynxkrisen, das Allgemeinbefin- 
den bessert sich. 1913 ist die \Wassermannsche Reaktion negativ. 1915 
im März ebenso. Im Oktober 1915 für einige Minuten l.äh- 
mung des rechten Armes (paralytischer Anfall?) und \asser- 
mannsche Reaktion ---ı---, deshalb 6,6 Neosalvarsan und Hg. Auch 
die lancinierenden Schmerzen und das Giürtelgefühl waren im Laufe 
des Jahres wiedergekehrt und verschwinden nach der Kur. l.ähmun- 
gen sind nie wieder aufgetreten. Im Mai 1917 Wassermannsche Re- 
aktion -++-- bei sonst unverändertem Status 4,2 Neosalvarsan. 1918 
Serumreaktion negativ, keine Schmerzen, Achillessehnenreflex negativ, 
Myosis unverändert. Hitzigsche Zone nur angedeutet. Allgemein- 
befinden gut. Trotzdem Neosalvarsan 6,0 g. Der Verlauf spricht für 


sich selbst. 

Selbstverständlich wird man, ebenso wie bei der Gefäßlues, 
nicht erwarten können, daß ausgefallenes Gewebe wieder ersetzt 
wird. Je früher man bei allen diesen Erkran- 
kungsformen die Behandlung einleitet, desto 
eher wird man hoffen können, die Krankheit 
zum Stillstand zu bringen und mit desto weni- 
ger Defekten wird man später zu rechnen haben. 
Aber auch hier, wie bei der Gefäßlues, darf man sich nicht auf 
wenige Kuren beschränken. Man muß sich immer bewußt sein, 
daß auch durch die kombinierte Form der Behandlung die Spiro- 
chäten, wenn überhaupt, nur sehr schwer ganz zu beseitigen 
sind. Und solange noch lebensfähige Krankheitserreger vorhanden 
sind, ist mit einer \Veiterentwicklung oder einem Wiederaufleben 
des Leidens zu rechnen, muß also weiterbehandelt werden, auch 
wenn nur die Wassermannsche Reaktion positiv ist. 

Man löscht auch einen Brand bis der letzte glimmende 
Funke unter der Asche erstickt ist. 

Nun ist namentlich auch von Nonne Einspruch gegen eine 
energische Dauerbehandlung erhoben worden mit der Begründung, 
daß die Tabes ja eine Erkrankung sei, die von selbst auch ohne 
Therapie lange Zeit stationär und imperfekt bleibe. Zweifellos ist 
dem so. Da ich aber nicht wissen kann, wer von meinen Pa- 
tienten zu den stationären Fällen gehört und welcher zu den pro- 
gressiven — ferner bekannt ist, daß ein sehr großer Prozentsatz, 
ja fast alle Fälle von Tabes der so gefährlichen Aorten- 


erkrankung verfällt [Deneke!), Stadler?, Dreyfus’) 
und Andere] —, und da wir andererseits, wie ich überzeugt 


bin, gerade bei der Tabes eine Form der Behandlung finden 
können (siehe unten), die jedenfalls nicht mit einer Verschlimme- 
rung des Leidens verbunden ist, so glaube ich, sind wir geradezu 
verpflichtet, nicht nur bis dahin unbehandelte Tabiker dem 
antisyphilitischen Regime zu unterwerfen, sondern, solange das 
Leiden in aktiver Form auftritt, es in einer Dauerbehandlung ZU 
behalten, besonders solange die Serumreaktion 
positiv ausfällt. Aber auch wenn die Auffassung zu Opti- 
mistisch ist, daß es gelingen wird, mit den heutigen Behandlungs- 
methoden nachhaltige Erfolge zu erzielen, so wird man das Er- 
reichte doch schon begrüßen müssen und andererseits nicht dem 
Pessimismus der früheren Jahrzehnte folgen dürfen und sich einer 
kräftigen Behandlung der Tabiker enthalten. Diesen Standpunkt 
halte ich jedenfalls für nachteiliger, als einen „furor therapeuticus 
(Nonne, Syphilis und Nervensystem, S. 811). 


.. Die Salvarsanbehandlung bei der Tabes hat gerade mit 
Rücksicht auf die dabei gelegentlich bei hoher Dosierung auf- 
tretenden — theoretisch übrigens sehr interessanten — Sehmeiz- 
krisen eine wesentlich vorsichtigere, individualisierende zu sel, 
als wir sie eben für die Aorten- und andere tertiäre Erkrankungen 
geschildert haben. Mit Recht wird empfohlen, mit Dosen von 0,2 
bis 0,3 zu beginnen und nur vorsichtig steigernd allwöchentlich 
die Einspr 


£ itzung ‚zu wiederholen. Eine milde Quecksilberkur wir 
zweckmäßigerweise hinzugefügt. 


\ 


1) D. Zschr. f. Nervhik. 345. 


2) Die Klinik der syphil. Aortenerkrankung, 


S. 28. 
3) M. m. W. 1914, Nr. 10. 


Beine ei BE u Fe Ne a © de ee RE Be Ve ee ie A en 2 nt = 3 , sa A RI 
l6. Pene E: 7. -16.-Februar. . ©- -° 0 >- 1919, — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.7. ° >) 165: wie Er Ega 
== þf = J > — z l RE 
r igala Auf die Erfolge und-den Wert der endolumbalen“Salvarsan--| müssen ‚wir eine. fortlaufende Salvarsan-Hg-Jod-Behandlung durch- Ao 
^ behandlung kann ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen. führen. Wir müssen es, wenn wir. logisch ' und. konsequent: sein aA Ta 
A, Ich möchte also über die Behandlung der Spätlues noch ein- | wollen. Behandeln .wir in..der. angegebenen Weise, so tun wir ar el 
nie f 5 mal sagen: Sobald die Diagnose. auf eine spätluetische Erkrankung | nichts anderes, als. was Fournier und Finger. für. ‚das Se-. ET 
ae f 5 gestellt ist, wird eine kombinierte Behandlung mit Salvarsan und | kundärstadium der Syphilis verlangt haben, für ein Stadium. der. ee 
he Pople $- Quecksilber eingeleitet. Man verabfolgt zunächst 0,45, bei Frauen | Syphilis, welches. nicht. entfernt so gefährlich ist wie das, von dem. Be 
ung ug, | - 0,3 Neosalvarsan, nach acht bis. zehn Tagen gibt man 0,6 Neo- | wir heute sprechen, und zu einer Zeit, in der man auch nicht . ah 
einign ¥ - salvarsan und so fort in Pausen von etwa, sieben Tagen bis zur | annähernd die eminente Gefahr, die durch ‘die Syphilis: dem spä- RN 
eito | Dosis von 5 g, auch 5 g wurden vertragen, ja noch viel größere | teren Lebensalter droht, kannte. 3 Da | te 
' — Gesamtdosen, wenn die einzelnen Injektionen nicht zu schnell auf- ae Gn g | a 
einander folgen. (Vergleiche Fall 19.) In der Zwischenzeit werden | ee en ee BES 
wöchentlich einmal oder zweimal Quecksilbereinspritzungen ‘von Aus der deutschen. dermatologischen Klinik in Prag, _. ae 
Kalomel oder Hg. salieylicum-bis zur ertragbaren Pinzeldosis, das og at Ken E TN A | i 2 
heißt 0,05 bis 0,1 gegeben, wenn man nicht eine Schmierkur von 2 Über Silbersalvarsannatrium. a i i 
vier bis sechs Wochen  vorzieht. Häufig verordne ich auch Ä 0.0. Von re u DORTHE 
während dieser Zeit Jod, in manchen Fällen erst nach Abschluß | Prof. Dr. C. Kreibich. x Po 
der Injektionskur für zwei bis'drei Monate. In der.Regel namentlich, | u et SR: 2; Te: a 
wenn die Wassermannsche Reaktion’ positiv geblieben ist oder die | - . Vor sechs. Monaten wurde uns von. Geheimrat K o.11e -Silber- Eee 
=. Symptome von seiten, der Aorta fortbestehen, so setze ich | 'salvarsannatrium mit dem Ersuchen übergeben, klinisch zu prüfen, ud 
die Salvarsankur in der Weise fort, daß der | welche Wirkung die einmalige Dosis von 0,2 oder 0,3 auf die ee 
Patient alle drei bis vier Wochen eine Injek- | menschliche Syphilis ausübt. Im Sinne einer wünschenswerten ER, 
tion Neosalvarsan 0,45 oder 0,6 erhält, . -= | Arbeitsteilung und gebotenen Vorsicht -sollte offenbar hierdurch -< | 
Ein Wort über die Gefahren der Salvarsanbe- | die untere. Wirkungsgrenze des Mittels festgestellt werden, Danach an 
handlung möge hier noch Platz finden. 0.00... | behandelten wir 40 Fälle mit 0,2, 30 Fälle mit 0,3.und--30 Fälle a, | 
Trotz Verabreichung mehrerer. tausend Injektionen von Sal- | mit zweimal 0,2-Silbersalvarsannatrium; ‘seither sind wir: zu-Dosen - Aa re 
varsan im Krankenhaus — ich. verwende wegen der bequemeren | von. viermal’.0,3 übergegangen. Es war nach den Erfahrungen - u. 
Methodik nur noch Neosalvarsan gelöst in 1 bis 2 cem Aqua | mit. früheren Salvarsanpräparaten.zu erwarten, daß erst.die letzteren wi): 
destillata sterilisata (Rekordspritze) — habe ich keine ernste- | Dosen für die Beurteilung der Dauerheilung in Betracht kommen; a 
ren Störungen gesehen, wobei allerdings zu berücksichtigen | so sollten die obenerwähnten 100 Fälle. nur dazu dienen, Auf-- De 
ist, daß von Lues. secundaria nur ganz vereinzelte Fälle zur Be- |-schluß zu geben. über die momentäne Wirkung des Mittels -auf EEG 
handlung kamen: a | T die Syphilide, über seine klinische Verwendbarkeit 'ùnd seine- lie 
. Wir beobachteten einmal ein Neurorezidiv, zweimal leichte | Giftigkeit. = > u FE U re 
‚periphere Neuritis nach Verabreichung von 10 g Neosalvarsan- in Diesen letzten: wichtigen Punkt vorweggenommen . konnten : a 
wöchentlichen Pausen. Zur Vermeidung dieser Komplikation muß | wir uns an etwa 400 Injektionen von der Unschädlichkeit des- - a 
man also die Intervalle zwischen den einzelnen Injektionen ver- | Mittels überzeugen. In keinem der behandelten Fälle kamen: dem - ee 
längern auf etwa zwei bis drei Wochen, wenn man Veranlassung | in die Blutbahn gelangten Mittel Wirkungen - zu, welche dessen ` I 
hat, wegen Fortdauer der Symptome (z. B. positive Wassermannsche |' klinische Verwendung einschränken würden, und es mag hierfür los, 
Reaktion!) die Gesamtdosis über 5 g Neosalvarsan zu steigern. | angeführt werden, daß wir einem schwächlichen achtjährigen-Kinde. ne m 
4 Ein dritter. allerdings schwerer Fall von Polyneuritis ereig-:| innerhalb zehn Tagen zweimal 0,2 in .die-Halsvene injizierten. “Bei - re 
`, nete sich nach nur 3,1 Neosalvarsan bei einem Fall von sekun- | vielen verläuft die Injektion überhaupt spurlos, ein nicht geringer | Be 
därer (!) Syphilis. | / Teil zeigt Fieber, manchmal bis 39° und. 40°, Da diese: Tem- ` REAT. i. 
- ikterus, Fieber, Encephalitis haemorrhagica haben wir nie ge- | peratursteigerungen mit keinerlei sonstiġeńù schweren Symptomen ij SHE 
sehen, sehr selten, etwa zwei- bis dreimal, Überempfindlichkeit | kombiniert ‚waren, hielten uns dieselben. später auch nicht von‘, T AN 
m Form von Kopfschmerzen und. Fieber und Hautausschlag. Unsere | der ambulatorischen Verwendung des Mittels ab. Um. üns ein - D EROE 
--Erfabrungen beweisen also auch, daß Herzfehler und Arterioskle- |.Urteil über die Möglichkeit von Neurorezidiven zu verschaffen; - I MEURERA 
-Tose keine Kontraindikation gegen Salvarsan darstellen. Subeutane-| unterließen wir hier die Quecksilberinjektionen, die wir: bei Lues Il: GRIAN. | 3, 
Infiltrate an der Injektionsstelle können vermieden werden. dem Altsalvarsan vorausschicken. E a Te e BN UECI ORBENE 
Durchweg ziehen die Patienten die Neosalvarsan-Einspritzun- | - Wir lösten jede Dosis in 10 cem: H,O, und injizierten:-mit Ana 5; 
‚gen der Hg-Behandlusg vor, weil sie von ersterer fast gar nicht | der Rekordspritze in der Art, daß wir zuerst die Nadel :allein -in-:- a. 
belästigt werden. `. are u ep ` | die Cubitalvene einführten, bis deutlich Blut- aus der Vene 'foß.: ARRE F.. 
Die Vorzüge der Salvarsanbehandlung liegen auf der Hand. |. Die Injektion muß absolut sicher in die Vene erfolgen; dann`sièebht =- iaiT RASNE 
Vor allen Dingen geht aus unseren Ausführungen hervor, |- man keinerlei Thrombosen. oder lokale Reaktion. Ins Gewebe: ge#.:: PETE, o ; 
faß die Dauerbehandlun g, wie sie bei. der Aortenlues und | langt veranlaßt Silbersalvarsannatrium schmerzhaft entzündliche: REES -n 
. Tabes unbedingt erforderlich ist, wenn man nachhaltige Erfolge | Schwellungen. Unmittelbar nach der Injektion- sahen wir- keine A Ri 
erzielen will, nur mit Sal varsan möglich ist. In dieser | Erscheinungen, die auf.das injizierte Mittel zu beziehen. wären;‘ -- MEERE i; - 
eststellung scheint mir das wichtigste Ergebnis unserer Beobach- | die nach Stunden auftretenden Temperatursteigerungen-- wurden:-:- rt RE 
tungen zu liegen, ° D | Fer bereits erwähnt. Symptome. seitens des Magens und Darmes MR i: i 
‚ Mit voller Bestimmtheit muß den Patienten von vornherein | fehlen. Medikamentöse Reaktion (Jarisch-Herxheimer) tritt hier und 10 CLN SNE 
die Notwendigkeit einer Wiederholung der Kur nach wenigen Mo- | da auf, seltener. als nach 'Hg,. manchmal erst: nach drei’ bis vier Ba 1: =: 
naten und je zwei bis drei. Kuren in den folgenden Jahren‘oder | Tagen. oo. ns | A ARGI g a 
einer Dauerbehandlung dargelegt werden. Wirkliche Erfolge bei |. Die Wirkung auf die Symptöme von ‚Lues. I und II ist eine wi orici IE 
i der Behandlung der Gefäß- und Nervenlues werden 'uns nur. be- | intensive und rasche. Da -wir seit Jahren an: der Klinik vor- He Eoi SMA 
schieden Sein, wenn wir den Patienten dauernd unter Beobachtung | wiegend 0,4 Altsalvarsan. verwenden; ‚so besitzen -wir eine aus- Wut Bi; r 
alten und ihn zur Behandlung zwingen, auch wenn er selbst sich | reichende Erfahrung. über die Wirkung gerade. dieser- Dosis; ver... NET Sg 
gung fühlt und die Kontrolle des Arztes als lästig und über- | glichen hiermit geht die Wirkung von 0,3 Silbersalvärsannatrium, ” SERTA yia P. 
D empfindet, Ferner werden die Erfolge um so sichere und | fast an. die von 0,4 Altsalvarsan heran. _Bei Lues II der, Schleim- .. Et. ; ;- 
essere sein, je früher wir den Patienten in Behandlung bekommen. |.haut ist die’Wirkung, ‚gemessen .an der-abnehmenden Heiserkeit: ` Mer i. MARRS 
er M. H.!- Sicherlich wird man aber gerade bei einer so-lang- | und. Veränderung der Plaques, eine-gleich schnelle; dazu kommt, : ~ J oo 
een Behandlung sich nicht auf einen doktrinären Standpunkt daß infolge ‚des 30%/,igen Silbergehaltes die in 0,3 Silbersalvarsan-. :: ee 
ellen dürfen. Man wird individualisieren, auch Konzessionen | natrium enthaltene. Arsenmenge nicht mit der in 0,4 Altsalvarsan, ~. a 
m müssen, Unumgänglich notwendig ist es aber ferner und sondern in einer geringeren Dosis enthaltenen verglichen werden ..: a, 
E Alicherweise möglich, die Patienten 'ambulatorisch zu behan- | muß. Trotzdem bessern sich nach 0,3 Silbersalvarsahnatrium- imi ~ EEE 
°n. Sonst würde man schon aus sozialen Gründen. so häufige | Verlaufe von 30 Stunden bei, breiten Kondylomen die Epithel-.. Were 
uren gar nicht durchführen können. IR verhältnisse derart, daß oft Benzinreizung schön nach 30 Stunden no 
Die Behandlung der S pätsyphilis kann auch kurz auf folgende | kein Reizserum. mehr provoziert. Damit. parallel geht in. gewissem es 
Sinne die Abnahme  der:Infektiosität, und: konnten. wir- zur: Zeit w 


F ormie] 


wegen großen Bettenmangels manche Patienten schen nach wenigen, : 


gebracht werden: In allen Fällen, in denen wir bisher 
Spätsyphilis oder Syphilisverdachts Jod gegeben haben, 


wir... 
ar ‘ A 


rt. 
um. 


u EN, 


166. . B 


Tagen entlassen. Ein Versagen auch bei schweren Formen von 
Lues II haben wir nicht gesehen. | 

Bei Lues III der Haut, der Knochen und Schleimhaut wirkt 
0,2 und 0,3 Silbersalvarsannatrium etwas langsamer als 0,4 Alt- 
salvarsan. Wir geben diesen Eindruck wieder, wie er sich eben 
bietet, ohne die Schnelligkeit der Wirkung in bezug auf die 
Dauerleistung zu überschätzen, 

Ebenso rasch und intensiv ist die Wirkung auf die Spiro- 
chäten. In dieser Richtung haben wir systematisch untersucht. 
Vier bis sechs Stunden nach 0,3 Silbersalvarsannatrium ist eine 
gewisse Abnahme zu konstatieren, aber es finden sich neben toten 
noch lebende Exemplare; nach 24 Stunden sind die Spirochäten 
in der Regel verschwunden. Altsalvarsan in der Dosis 0,4 wirkt 
offenbar seinem höheren Arsengehalt entsprechend insofern inten- 
siver, als ab und zu schon nach sechs Stunden keine Spirochäten 
vorhanden sind, oder in anderen Fällen die Abnahme eine stärkere 
ist, wobei sich aber ebenfalls noch bewegliche Exemplare finden; 
nach 24 Stunden fanden wir keine Spirochäten mehr. Reduziert 
man Altsalvarsan auf die Dosis 0,2, welche etwa dem Arsengehalt 
von 0,3 Silbersalvarsannatrium entspricht, so findet sich nach vier 
Stunden fast keine Abnahme, es finden sich Spirochäten auch 
noch nach 24 Stunden, um erst nach 30 bis 36 Stunden plötzlich 
zu verschwinden. Danach wäre bei gleichem Arsengehalt Silber- 
salvarsannatrium dem Altsalvarsan überlegen. Diese Überlegen- 
heit wäre auf -die Silberkomponente zu beziehen. Darauf führten 
wir auch die, Wirkung in einem Fall von Erythema nodosum 
zurück, das sich durch fünf Monate teils persistierend, teils rezi- 
divierend erhielt, und ‚nach 0,2 Silbersalvarsannatrium in drei 
Tagen in Heilung überging. | 

Für die Beurteilung der Dauerheilung sind die kleinen 
Dosen, die wir in den ersten 100 Fällen anwandten, nicht geeignet. 
Sowenig wie 0,4 Altsalvarsan eine Dauerheilung bewirkt, sowenig 
bringen 0,2 oder 0,3 Silbersalvarsannatrium den Wassermann zum 
Schwinden und können eine Dauerheilung bewirken. Wir sahen 
von den 100 Fällen bisher drei Fälle klinisch rezidivieren, und 
zwar waren es naturgemäß bisher die zuerst behandelten Fälle. 
Ein Rezidiv trat auf 0,2 nach vier, ein zweites auf 0,2 nach fünf, 
das dritte auf 0,3 nach sechs Monaten auf. Kein Neurorezidiv. 
Wassermann schwindet auf 0,2 oder 0,3 in der Regel nicht, und 
war in wiederholten Kontrollen noch nach vier und fünf Monaten 
vorhanden. Die Wirkung auf die Wassermannsche Reaktion steigert 
sich aber sofort bei Erhöhung der Dosis. So sahen wir sie bei 
einem. besonders schweren Fall von Lues II nach fünf Wochen 
auf + sinken nach 0,2 + 0,3; desgleichen bei abortiv behandelten 
Sklerosen von WR +++ auf WR + absinken nach dreimal 0,3 
im Verlauf von vier Wochen und negativ werden nach viermal 0,3 
im Verlauf von sieben Wochen. | 

Mit Rücksicht auf dieses serologische Resultat ist viermal 
0,3 die Dosis, mit der wir fortan Lues I und II behandeln. Wir 
geben die ersten drei Dosen innerhalb von zehn Tagen, die vierte 
Injektion nach vier Wochen. Die Behandlung kann auch am- 
bulatorisch erfolgen, nur hat man auf die Möglichkeit von Fieber 
nach der ersten Injektion aufmerksam zu machen. 

Wir halten danach Silbersalvarsannatrium, auf den gleichen 
Arsengehalt dosiert, für dem Altsalvarsan überlegen, wobei aber 
die geringere Giftigkeit eine höhere Dosierung gestattet. 


Über Grippebeobachtungen im Felde. 


Von 
Prof. Dr. Arneth, Münster (Westf.). 
Auf der Höhe der Grippeepidemie bei ihrem zweiten Massen- 


auftreten im Oktober-November 1918 wurden vom Verfasser in 
Flandern?) in kürzester Zeit einmal 246 meist schwere Grippefälle 


im Feldlazarett behandelt mit nicht weniger als 96 Lungen a 


entzündungen als Komplikation. In 24 dieser Lungenent- 
zündungen trat der Tod ein, also in 25°/,, was einen beträcht- 
lichen Prozentsatz darstellt?2), bei den damaligen Verhältnissen und 
im Vergleich mit anderweitig gemachten Erfahrungen vielleicht aber 
immer noch ein günstiges Resultat bedeutet. 

Bei den zum Tode führenden Pneumonien bestand die Er- 
krankung durchweg bereits einige Zeit. Es handelte sich also 


1) Bei Gent. 


2) Vgl. hierzu M. m. W. 


1906, Nr. i i 
ae | ‚ Nr. 17 und Zschr, f, klin. M, Bd, 82, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 7. 


16. Februar.- 


fast immer um keine frischen Erkrankungen mehr. Die 


Erscheinungen der Lungenentzündung zeigten sich bei der Auf- 


nahme auch fast immer schon deutlich entwickelt und trat 
der Tod bei fast allen diesen Fällen bereits in den ersten drei 
Tagen nach Aufnahme ein. | 

Von den ganz frisch zur Einlieferung gekommenen Erkran- 
kungen sind dagegen nur sehr wenige Fälle verstorben. 

Es scheint daher für den Ausgang äußerst wichtig, dab die 
Kranken möglichst unmittelbar nach der Erkrankung 
das Bett aufsuchen, da nach den gemachten Erfahrungen als- 
dann viel seltener gefährliche Pneumoniekomplikationen zustande 
kommen. 

Von den an Pneumonie Erkrankten wurde besonders schlecht 
jeglicher Transport vertragen!), wie er aber bei dem Rück- 
zuge mehrfach nicht zu umgehen war. Es war die Zeit der Groß- 
kämpfe in Flandern gelegentlich der großen Rückzugsbewegungen. 
Schon als die Kämpfe an der Ypernfront vorher (Mitte September 
1918) begonnen hatten, kamen die ersten Fälle mit schwerer, teil- 
weise ebenfalls tödlicher Pneumonie zur Einlieferung, die sich 
dann mit dem Übergang des Stellungs- in den Bewegungskrieg 
rasch vermehrten). l 

Die Erkrankungen stammten von allen möglichen Truppen- 
teilen, zum guten Teil wurden sie von aufgelösten anderen Feld- 
lazaretten, aus Sanitätskompanien und Ortskrankenstuben über- 
wiesen. | 

Das herbstliche neblige und feuchte Flandernwetter mit der 
beständigen Neigung zu Niederschlägen und den kälteren Nächten 
war offenbar — zusammen mit den Überanstrengungen des Be- 
wegungskrieges — bei der ständigen Gelegenheit zu Erkältungen 
und Durchnässungen ein sehr günstiger Faktor für die Grippe- 
infektion und speziell der Entwicklung von Pneumonien. l 

Die gehäuften Pneumonieerkrankungen, die Verfasser Im 
Winter 1914/15 an der Grenze in Polen (Mlawa) beobachtete und 
ebenfalls als Influenzapneumonien auffaßte®), verliefen gegenüber 
den nunmehr beobachteten viel günstiger, wenn auch physikalisch 
eine gewisse Ähnlichkeit bestand, besonders mit Bezug auf die oft 


| vorhandene Mehrlappigkeit und den vielfach schlaffen 


Charakter der Entzündung. 


Die Infiltrationen selbst waren damals klinisch im 
ganzen wesentlich intensiver und meist Iobär, schon von Anfang 
an. Jetzt konnte man dagegen oft genug neben einer mäßigen 
Schallabkürzung nur allein ausgebreitetes Knisterrasseln — 
auch im ganzen Verlaufe anhaltend — konstatieren. Nur in einer 
geringeren Zahl bildeten sich von Anfang an regelrechte kom- 
plette Infiltrationen ganzer Lappen (meist Unterlappen) aus, durch 
Confluenz lobulär-bronchopneumonischer Herde oder auch primar 
nach Art der echten croupösen Pneumonie. 

Ganz gewöhnlich handelte es sich um teilweises Befallen- 
sein einzelner Lappen, etwa, wie am häufigsten, der unteren 
Hälfte der Unterlappen. Dreimal wurde isolierte Oberlappen- 
pneumonie festgestellt, zweimal halbseitige totale Lungeninfiltra- 
tionen, es handelte sich dann immer um primär lobäre Herde mit 
typisch eroupös-pneumonischem Verhalten. Die starken Infiltrationen 
zeichneten sich oft durch verzögerte Resorption aus. 

Starkes Bronchialatmen war nur bei den sehr starken 
Infiltrationen zu hören, sonst meist nur schwaches oder sehr oO 
gar keines, augenscheinlich entsprechend dem schlafteren An- 
schoppungszustand, dagegen größtenteils und das war mit das 
eigenartige dieser Pneumonien, ein um so ausgebreiteteres, feines, 
zahlreiches, dem Ohr naheliegendes Knisterrasseln. Crepitatio 
indux und redux gingen so unmittelbar ineinander über, dab 
deren Auftreten prognostisch nicht zu verwerten war. 

Alle Abstufungen der pneumonischen Veränderungen, von 
den typischen massigen Infiltrationen mit allen physikalischen Kar- 
dinalsympiomen bis zum allein wahrnehmbaren Knistern ohne be- 
sondere oder nur mit leichter Schallabkürzung, mit mehr oder 
weniger tympanitischem Perkussionsschall, kamen zur Beob- 
achtung. 

Durchaus nicht immer ging dem die Schwere des Ver- 
laufes parallel, indem auch bei klinisch nachweisbar gerin- 
gerer Ausbreitung der pneumonischen Herde ein schweres Krank- 


1) Eine bekanntlich bereits in den ersten Kriegsmonaten besonders 


bei Pneumonie, Typhus gemachte Erfahrung. 


‚. 9) Im Juni-Juli 1918 befanden sich unter den massenhaften 
yhb lien viel weniger Pneumonien und mit meist günstigereM - 
erlaufe, | 


°) Zschr. f, klin. M. Bd. 82, H. 1 und 2. 


16. Februsr. 
n mehr, Die 
bei der Arl 


elt und ta 
n- ersten de 


enen Eriu 

n. 

htig, dab de 
Erkrankun 
hrangen alè 
en zustande 


Jers sehlecht 


dem Rid F- 


it der Onk 
ewerungil. 
September 
werer, tel- 
, die sich 


gungi 


Truppe p. | 


aren Feli- 


hen ibe & 


p mit de 
y Nächten 
, des Br 
ältıng® 
o Grippe 
sgr I 
jete ul 


geie 


- 
f 


n - 
E 5 = 


RT EEE we e DAL 
To nn o 

. -m 
. 


m 


Teir 

g x ne 

ER ENT > Be FR re Ba 

a EL a ~ Fr E ER peyi Ar , 

a a a Tuer Te a $ Be Be $ 

' Ea . .. œ = $ 3 Se ' 
ł z a 7 = 

; l f A 


- "16, Februar. `; = 


~ bei tuberkulösen Kavernen und Bronchiektasien zu beobachten sind, 


` Abmagerung verblieb den Kranken 


anderen Lokalisationen im Respirationstraktus für sich 


'_ gastrointestinaler T 


der Augenbindehaut ‚war, besonders bei schweren Fällen, 


der Station war nur 


‘lärkerer Weise auf, sodaß öfter sämtliche Hausbewohner danieder- 


‚ Wstematischer 


zlehungsweige Prießnitzen 


send, A 


ob schlecht bek oi | 
wegen dann ommt, weil zu stark anstrengend. Es wurden des- 


reichlie 


use Koch 
2 hr am Platze und wurden auch gerne genommen. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 7. 


pe 


' Der Zustand des: Herzens ist; bei der Pneumoņie be- 
kanntlich für den Ausgang von der größten Bedeutung: Es 
wurde. daher das größte Gewicht auf die frühzeitige Bekämpfung 
beziehungsweise Verhütung der Herzschwäche, die meist die un- 
mittelbare Todesursache abgibt, durch Verabreichung von 


heitsbild vorliegen Konnte und umgekehrt. In den Fällen mit 
starken Infiltrationen dauerte es, wie erwähnt, öfter länger bis. 
zur Aufhellung (auch nach Fieberabfall). - In sehr schweren 
Fällen mit typischen lobären Infiltrationen erfolgte öfter typischer 
kritischer Temperaturabfall, nicht zu’selten kam es dann bei 
fortdauernder Infiltration noch bis zu mehreren kürzeren Fieber- 
anstiegen. Viel häufiger war die lytische Entfieberung beson- | 
ders bei den mehr bronchopneumonischen und schlafferen Ent- 
zündungen. Besonders ungünstig verliefen die Pneumonien, 
die nach Abfall der Temperatur von neuem einsetzten und auch 
einen migrierenden Charakter trugen. ` `. N 
Der Auswurf, der auch bei einfachen Broüchitiden sehr 
rasch eitrig wurde (schon -nach ein bis zwei Tagen) und oft un- 
gewöhnlich reichlich war, zeigte bei den lobären, stark ausge- 
sprochenen Pneumonien meist typisch rostbraune Farbe, bei den 
schlaffen Entzündungen vielfach nicht, Öfter war bei den ersteren 
auch ein rein blutiges Aussehen’ vorherrschend. 


Durch den sehr. starken Hustenreiz (ganz zu Anfang 
vielfach starke, trockene, bronchitische Geräusche) kam es öfter zu 
Hämoptoen und Nasenbluten (Zerreißen kleiner Gefäße), zum Teil 
auch infolge echt hämorrhagischen Charakters der schweren 
katarrhalischen Erscheinungen. | | 

Besonders auffallend waren die großen. Eitermengenu 
(zum Teil echt geballt), die manche Pneumoniker im Anschluß 
an die Lösuug für-einige Zeit auswarfen, Mengen, wie sie sonst 


Pulver), so zwar, daß der Höhepunkt der Wirkung rechtzeitig 
erreicht wurde. Wenn aber einmal das Herz anfing, richtig in- 
suffizient zu werden, dann half auch Campher, Digipurat, 
Strophanthin inträvenös und auch der Aderlaß nichts mehr. 

Mittel (heißer Tee mit Mixt.-solv.-Tabletten) und. dann Expektoran- 
tien gegeben (Ipecacuanhainfus mit Lig. ammon. anis.) gegeben. 
. Kreosot, Guajacol, Thiokoll, Sirolin, Kreosotal und ähnliche Prä- 
parate, deren Verabreichung, ‚besonders zu Beginn in größeren 
Dosen — zum ‚Teil auch in prophylaktischer Absicht — an sich 
zweckmäßig erscheint, standen damals im Feldlazarett nicht zur 
Verfügung... Wir ‚haben von ihnen späterhin nicht viel gesehen 
und wenden jetzt lieber Pyrenol!) an, das auch. die zu .hohen 
Fiebertemperaturen wirksam bekämpft. nn 


—— 


' Aus der Inneren Abteilung des Königin-Elisabeth-Hospitals .zu 
© <} > Berlin-Oberschöneweide. | E 
. Über’ Urobilinogenurie bei Infektionskrankheiten 
und ihre Beziehung zum Schüttelfrost. 

Walter Wolff und Hans. Meyer. 

Während inan zunächst nach ihrer. Entdeckung die Ehr- 
lichsche Aldehydreaktion in ihrer Bedeutung verkannt 
hat, kann jetzt als bewiesen gelten, daß der positive Ausfall der 
Probe durch die Anwesenheit von Urobilinogen hervor- 
gerufen wird. | RE | 


Urobilinogen kommt normalerweise im Harn in geringen Spuren 
vor. ‚Als abnorm ist nur eine: vermehrte Urobilinogenurie anzusehen. 


ein Beweis für die schweren und tiefgehenden pyogenen Infektions- 


prozesse in Lungen und Bronchien. . | 
Außerordentliche Hinfälligkeit und Schwäche bei starker 
, auch wenn sie alles glücklich | 


S 


überstanden hatten. | | 
Außer den pneumonischen Prozessen kamen auch alle 


und in Kombination zur Beobachtung: verbreitete Bronchiolitis, 
von der ja nur, ein Schritt zur Pneumonie ist, Bronchitis der- 
kleineren und größeren Bronchien, Laryngotracheitis (bis "völlige 
sonst auch ‘durch die Hustenparoxysmen allein be- 


Aphonie, 
dingt) und auch ei initi inzige Erscheinung. Ein 
gt) ı einfache en Durohfal e. Erbrechen a Be- | Das Urobilinogen entsteht im Darme, vermutlich besonders im Dick- | 
YP 1 | darme durch Reduktionsprozesse des mit der Galle in den Darm gé- 


langten Bilirubins. (Urobilinogen ist daher ein konstanter normaler 
Bestandteil im Stuhle. Bei komplettem oder nahezu vollständigem 
Gallengangsverschlusse fehlt es im Stuhle.) Ein Teil des im Darme ge- - 
bildeten Urobilinogens gelangt durch Resorption in die Pfortader, 
von da aus wieder in die Leber, wo es erneut zu Gallenfarbstoff um- 


"gebildet wird. Wenn aber durch irgendwelche Gründe, wie Schleim- 


hautschwellung der Gallengänge, Diekflüssigkeit der Galle oder der- 


ginn) wurde nicht'.beobachtet, die bei den schweren septischen 
Fneumonien sich ganz gewöhnlich einstellenden Diarrhöen wurden 
als septische betrachtet, wie sie ja bei solchen Pneumonien häufig 
genug vorkommen. ` pr , A 

Pleuritis-sahen wir nur viermal, ohne daß es in der 


z Peobachtungszeit zu: eitriger Umwandlung gekommen wäre, 

(terus zweimal,- subikterische Hautfärbung öfter. — Die 5 z aa Es 
Mil 2 een “nit worden — Rötung | gleichen, eine Behinderung des Gallenabflussesinder 
ae  onnte nur in wenigen Fällen gefühlt werden. — Rötung Leber besteht, so` kann ein Teil des Urobilinogens an den Leber- 
zellen vorbeipassieren, in das Blut der Vena hepatica gelangen und 


so auf dem Kreislauf in die Nieren, wo es in-den Harn ausgeschieden - 


wird. Ä _ 
. „Auf die Wichtigkeit des Nachweises von vermehrtem Uro- 
bilinogen im Harn bei Erkrankungen der Leber oder bei Beteili- < 
gung der Leber an malignen Erkrankungen anderer Organe des 
Bauches hat besonders R. Schmidt hingewiesen. Urobilinogen- 
urie bei fieberhaften Erkrankungen hat man zunächst weniger. be- 
achtet; erst in den letzten Jahren sind einige Arbeiten erschienen, 
die insbesondere das, Verhalten des Urobilinogens bei Scharlach, 
‚Malaria und Typhus betreffen. Wir haben im Laufe .von dreiviertel 
Jahren an 8325 Kranken den Ausfall der Benzaldeh yd- 
reaktion bei den verschiedensten Infektions- 
krankheiten systematisch untersucht. | > 
In der Technik, die wit angewandt haben, folgten wir 
der die ursprüngliche Ehrlichsche Probe ein 
ten. eine 2%.ige Lösung von Di- 


AU Beginn häufiger zu sehen, — Nur einige Male trat ein Herpes 

auf. — Eine Nephritrs als Komplikation (in Form der Kriegs- 
vephritis) kam nicht vor. a 

Unter dem Ärzte- und Pflegepersonal (27 Personen im ganzen) 
zeich P ein einziger Ansteckungs fall zu ver- 
vanen, während unter dem übrigen Lazarettpersonal zur gleichen 
eit sechs Infektionen auftraten. Es bestand also ein merkwürdiges 
Segensätzliches Verhalten, vielleicht nur durch Zufall bedingt. Die 
Pidemie trat zu gleicher Zeit auch unter der Zivilbevölkerung: in 


/ 


Es kamen ziemlich viele Todesfälle vor. 
In frischen Fällen wurden zufriedenstellende Erfolge mit 
und ausgiebigster Bekämpfung des Fiebers 
der schweren Lungenerscheinungen mit Stammwickeln be- 
(nach _Fieberhöhe verschieden lang 


lagen, 


und 
R. Schmidt, 


wenig veränderte. Wir ste 


liegenbleibe ! anal de 
„DV nd und entsprechend oft) erzielt. Aber auch die 

älteren F l a oe ar í i ierter aan . 

dadurch neunkungen wurden in jeder Hinsicht sichtbar günstig | Reresns wird dem Hame tropfenmeise gn da mut her. Von diesem , 

müubt (Sensorium, Ruhe, Schlaf, Husten mildernd, nannten die Probe positiv, wenn hierbei, das heißt beim ‘tropfenweisen 

Da etwas - 


Zusetzen in der Kälte eine deutliche Rotfärbung eintrat. 
Urobilinogen in jedem Haım enthalten sein kann, ist die Begrenzung 
des Normalen und Pathologischen stets etwas willkürlich und der 
Ausfall der Benzaldehydprobe wird recht verschieden bewertet. So 
bezeichnen Umber und sein Assistent Schelenz die Reaktion 
als + + +, wenn:sie schon in der Kälte schön rot ausfällt, als + +. 
wenn die Rotfärbung beim Erwärmen, und als +, wenn sie beim 
Kochen auftritt. Wir halten das praktisch nicht für zweckmäßig, da l 


en. Sie werden direkt als wohltuend empfunden. 
in Ei die schwerstkranken Pneumoniker nur soviel als 
send nötig untersuchen, da schon däs Aufrichten ihnen 
rustseite de öfter auch entsprechende Auflagen auf die vordere 
n Apr ? . : 

vor allem a en Umschlägen vorgezogen. Gute Pflege 
Kräftigende und stimulierende Mittel standen uns ziemlich 
nd der En Verfügung, vor allem stärkerer Wein (Portwein 
ing „ Sleichen), Rum, Kognak, Sekt, starker Kaffee und Tee 


‘ _%) Bekanntlich ein Produkt aus. Benzöesäure - Thymol- Salicyl. 
Rp. Pyrenol 8,0, Aq. destill. 180,0, Liqu. Ammon. anis. 5,0, Succ. 
Liquirit. 10,0, 3- bis 6 mal tägl. 1 Eßlöffel, Kinder die Hälfte. 


e 


kumulierenden. Digitalispräparaten ' gelegt (nur als Infus oder 


Von Medikamenten wurden zu. Anfang lösende 


en 


en 


> 


en 
Po: ae ~ _ 


ren. 
re SE 
> 1 


a > 


Daoso eaa 


> 


Mna N 


TUO x 
"ra WEIT ne 
= "x ` -^a < 
wea te a, 


i fer A 
- a nahen 
E3 Das, 


ps 
K Pen 


vn 
` Man a O 
AT AN 
u i re a 


wre 


$ C Ro e 3 
eo ya u ar. 
al SER 2 ei 
mr Te a a nn 
ER N - -~ 


is 


em Bet 
’ de 2 EA ` 


Pr 


rn Z, 


aaa n, KELAT 
s ael aino oa aee aiao 
er i aea na P 
AS en 
Fi ply 


+T 
R 


PR UFER 
<w ES 


I 


D 


nf 
Br 


a 
Be A E H 
st e o md a ne Ede 


Pr 


er 


m... 
. 


voa 
Th an, 


no. . 


met he, 


S ER Ben 


x.i 


aE 


168 FE SE 


m 


die Rotfärbung beim Erwärmen auch bei Gesunden sehr häufig. beim 
Kochen aber in der größten Mehrzahl aller Harne überhaupt ge- 
funden wird. Hesse fordert intensive Rotfärbung in der Kälte als 
Zeichen verimehrter Urobilinogenausscheidung und nennt die Probe 
schwach positiv,\wenn in der Kälte eine leichte Verfärbung. beim 
Erwärmen eine intensive Rötung auftritt. Etwas zu weit scheint uns 
R. Sehmidts Forderung zu gehen, der die Reaktion nur dann für 
voll diagnostisch verwertbar erklärt, wenn intensive Rotfärbung in der 
Kälte und sofort (nicht erst nach 1 bis 2 Minuten) eintritt. Man 
hat auch versucht, die Reaktion quantitativ zu gestalten, indem man 
die auftretende Rotfärbung mit bestimmten Lösungen colorimetrisch 
verglich. So empfahlen Brugsch und Retzlaff den Vergleich 
mit einer Bordeauxlösung im Pleschschen Colorimeter; Flatow 
und Brünell vergleichen den mit Benzaldehyd rot gefärbten ätheri- 
schen Harnextrakt mit einer Phenolphthaleinlösung im Autenried- 
schen Apparat. Beide Proben haben sich nicht einzubürgern vermocht. 
Der Wert einer genauen quantitativen Bestimmung ist auch ziemlich 
illusorisch, da ja hierbei die wechselnde Harnkonzentration nicht be- 
rücksichtigt werden kann. Ein Sammeln aber der 24 stündigen Harn- 
menge, wie etwa bei quantitativen Zuckeruntersuchungen ist hier 
schon deshalb nicht möglich, weil bei längerem Stehen des Harnes 
ein Teil des Urobilinogens in Urobilin übergeführt werden kann, das 
die Reaktion nicht gibt. Aus diesem Grunde verlangen viele Autoren, 
daß die Reaktion nur mit ganz frisch gelassenem Harn angestellt 
werden sollte. i 


Wir haben darüber, insbesondere auch, um den etwaigen 
Einfluß des Lichtes auf das Verschwinden der Reaktion zu stu- 
dieren, folgende Versuche angestellt: 

Von einer Anzahl deutlich positiv reagierender Haime wurde 
gleichzeitig je eine Menge unter Lichtabschluß und bei 
diffusem Tageslicht aufbewahrt; durch fortlaufende Kontrollunter- 
suchungen wurde dann das Verhalten der Urobilinogenreaktion 
unter dieser verschiedenen Versuchsanordnung verfolgt. Hierbei 
ergab: i , 


Versuch 1%bis 6 (Pat. Israel): Die Reaktion blieb bis 24 Stun- 
den nach der Entleerung bei heller und bei duikler Aufbewahrung 
gleicherinaben positiv. 

Versuch 7 bis 10 (Pat. Neumann): 
52. Stunden- nach der Entleerung. 

Versuch il (Pat. Orning): Dasselbe Ergebnis bis 
nach der Entleerung. | 

Versuch 12 (Pat. Birkholz): Dasselbe Krgebnis bis 23 Stunden 
nach der Entleerung. 

Versuch 13 (Pat. Orlik): Die Reaktion war 18 Stunden nach 
der Entleerung bei heller und dunkler Aufbewahrung positiv. 23 Stun- 
den nach der Entleerung bei dem im Hellen aufbewahrten Harn posi- 
tiv, bei dem im Dunkeln aufbewahrten Harn negativ. | 

Versuch 14 (Pat. Gorski): Die Reaktion war 18 Stunden nach 
der Entleerung bei heller und bei dunkler Aufbewahrung gleicher- 
maben negativ. _ 

Versuch 15 (Pat. Feuerstein): Die Reaktion war bei dem im 
Hellen aufbewahrten Harn 23 Stunden nach der Entleerung noch posi- 
tiv, 36 Stunden nach der Entleerung dagegen negativ, während sie 
bei dem im Dunklen aufbewahrten Harn bis 36 Stunden nach der Ent- 
leerung unverändert positiv blieb. | 

Versuch 16 bis 17 (Pat. Kurth): Die Reaktion war 24 Stunden 
nach der Entleerung bei dem im Hellen aufbewahrten Harn negativ, 
während sie bei dem im Dunklen aufbewahrten Harn noch positiv 
war, um bier nach 36 Stunden auch negativ zu werden. 

Versuch 18 bis 22 (Pat. Kurth) wurden an nur eben schwach 
positiv negierenden Harmen angestellt und ergaben Negativwerden 
dieser Reaktion schon nach 1-, 3- bzw. 6 stündiger Aufbewahrung bei 


Dasselbe Ergebnis bis 


36 Stunden 


. diffusem Tageslicht. 


Die für unser Gesamtmaterial allein in Betracht zu ziebenden 
Versuche 1—17 haben also gezeigt: Eine Beeinflussung des Aus- 
falls der Urobilinogenprobe durch das längere Stehenlassen des 
Harnes findet sicherlich statt, doch verhalten sich die einzelnen 
Harne nach dieser Richtung ganz verschieden; bei vielen (mit 
starkem Urobilinogengehalt) bedarf es offenbar erst tagelangen 
Stehens, ehe die Benzaldehydreaktion wirklich negativ wird, bei 
andern wieder genügen schon etwa 18—24 Stunden hierzu. 

Bei diesem Verschwinden des Urobilinogens aus dem Harne 
scheint tatsächlich die Belichtung, welcher er nach seiner Ent- 
leerung ausgesetzt ist, eine gewisse Rolle zu spielen; konnte 
die Reaktion doch bei Aufbewahrung des Harns im Dunkeln meist 
noch längere Zeit erhalten werden als bei dauernder Belichtung. 
Versuch 13, der ein dieser Erfahrung gerade entgegengesetztes 
Resultat hatte, stellt für sich ein völliges Unikum dar. 

Als wesentlichstex Ergebnis der Versuche ist jedenfalls zu 
betrachten, daß die mehr minder lange Stundenfrist, die im ge- 
wöhnlichen Laboratoriumsbetriebe zwischen der Harnentleerune 
und Harnuntersuchung zu verstreichen pflegt, noch nicht. imstande 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 7. 


Infektionskranken 


die, daß es sich hier wohl regelmäßig um hochgestellte. kon- 
„entrierte Harne handelt, die ohne weiteres das Urohilinogen eben 
konzentrierter enthielten. als der Harn Gesunder. 
Sinne ist diese Einwendung richtig. 
vergleichenden 
Kranke gehandelt hat und hierbei mitunter auch positive Re- 
sultate bei relativ niedrigen, negative bei sehr hohen Tempera- 
turen beobachtet wurden. so dürfte dieser Einwand praktisch 
hinfällig sein. 


TR y 


16. Februar. 


— nn o 
en 


ist, den Ausfall und damit «die Wertung der Benzaldehvilreaktion 
zu verfälschen. 
die Untersuchungen anzustellen, konnte somit als unbegründet 
unberücksichtigt bleiben. 


Die Forderung, nur am frisch gelassenen Harne 


Eine Einwendung, die gegen den Wert der bei fiebernden 


erhaltenen Resultate zu machen wäre. ist 


In gewissem 
Da es sieh aber bei unseren 


Untersuchungen ausschließlich um  fiebernde 


Von versehiedenen Seiten (Steensma, Schelenz, 


'mber) ist betont worden, daß die Benzaldehyelprobe negativ 
ausfiele, wenn — nach Darreichung von Urotropin 
im Harn enthalten war. 
unter machen können. 


sultaten spielt diese Tatsache keine Rolle, weil keiner von den 


Formaldehyd 
Auch wir haben diese Beobachtung mit- 
In unseren weiter unten mitgeteilten Re- 


Kranken Urotropin bekommen hat. Übrigens läßt sieh Form- 


aldehyd nach Urotropineinnahme nur etwa in der Hälfte der Fälle 


im Harn nachweisen (L'Espérance). 

Das Verschwinden der Reaktion nach Lrotropinmedikation 
kann auch einer gewissen Heilwirkunge zu verdanken sein, Wir 
haben eine große Anzahl von Fällen entzündlicher Gallenblasen- und 
Gallengangserkrankungen. besonders auf der Grundlage von Steinen. 
mit Saliformin, einem Urotfopinderivat, behandelt. Das Ver- 
schwinden der Benzaldehydreaktion im Harn unter dieser Behandlung 
stand so oft in zeitlichem Zusammenhang mit der klinischen -Besse- 
rung der Kranken, ‘daß uns auch ein ursächlicher Zusammenhang 
gegeben zu sein schien. a 

Wir haben oben erwähnt. daß wir die Probe als positiv 
bezeichnen, wenn beim Zusatz in der Kälte eine deutliche Rot- 
färbung auftritt. Vermehrte Urobilinogenurie ist von uns ith- 
eenommen worden, wenn die Probe ein oder mehrere Male deut- 
lieh positiv geworden war. Fast jeder der Fälle ist mehrmals. 
viele täglich, bei einer ganzen Reihe sind tagelang sämtliche em- 
zelnen Urinportionen untersucht worden. Diese vielfach ange- 
stellten Kettenuntersuchungen, die tagelang den gesamten Harn 
auf Urobilinogen kontrollierten, hatten zunächst cin ziemlich über- 
raschendes Ergebnis: Selbst bei Krankheitszuständen, die an sich 
mit starker konstanter Urobilinogenurie einhergingen, zeigte sich 
nämlich, daß hier und da einzelne Urinportionen völlig negative 
Benzaldehydrcaktion darboten, derart, daß z. B. bei drei innerhalb 
etwa sechs bis sieben Stunden entleerten Einzelportionen die mitt- 
lere negativ, die andern stark positiv ausfallen konnten. Dies bei 
cinem ziemlich kontinuierlichen Fieberverlauf und klinisch wi- 
geändertem Krankheitsbilde! Angesichts dieser Tatsache ist mal 
also gezwungen, sich bei Fällen, in denen die Reaktion dia- 
gnostisch schwerwiegend verwertet werden soll, nicht mit eine M 
negativen Ausfall zu begnügen. Bei einem Krankheitsverlauf mit 
stärkeren Temperaturtagesschwankungen ist diese Forderung über- 
haupt ganz unerläßlich, angesichts des in solehen Fällen oft be- 
sonders starken Schwankens der Urobilinogenausscheidungskufv®- 
Fehlen von Urobilinogenurie in den jetzt mitzuteilenden Resul- 


taten bedeutet also, daß die Probe nicht ein einziges Mal posttiV 
ausgefallen ist. 


Unsere Resultate bei den einzelnen Infektionskrank- 


heiten waren: 


Croupöse Lungenentzündung: 21mal Urobillnn 
gen plus, 2mal Urobilinogen minus, wobei zu bemerken ist, rn 
bei einem von diesen negativen Fällen die Krise am dritten Krank- 
heitstag eintrat, sodaß es sich also um eine rudimentäre Erkran 
kung gehandelt hat. Ä | 

Bronehopneumonie: Iimal Urobilinogen minus, T mal 
Urobilinogen plus. | | 

‚Grippepneumonie: 64 mal Urobilinogen minus, 21 en 
Urobilmogen plus. Unter den positiv reagierenden Fällen 2 1 
drei mit Schüttelfrost erkrankt, während dies Symptom M un 
negatıv reagierenden Fällen gefehlt hat. N. 
K Einfache Grippe (ohne pieumonische Erscheinungen): 
öt mal Urobilinogen minus, 1 mal Urobilinogen plus. er 
| Bronchitis (auf Grundlage chemischer Reizung: Gas- 
ätzung der oberen Luftwege durch bei der Herstellung von 


munition eingeatmetes Lost-Gas): 1 mal Urobilinogen minus, 
Urobilinogen plus. 


ai 


ehyrdreaktin |. 
senen hame F 
tunbegränk E 


j fiebenda F, 
wäre, N F- 
stellte; km 
jnogen hi 
n genis® 
bei- unser? 
fichet F- 
ositive Re $- 
ı Tempt } 


\ praklic z = 


helen. | 
je nee f., 


madin E- 


tung ni = 
eilten Re $- 


alt j 
ji 

nag 
Hi 


d + 


1m S 


4 


. plus. Der Fall mit der 


`- bilinogen plus. 


PRE l 2 5 k i Ta a « 6 Be pg 
EN nn Es | l u 

= Ban, 2 ea er \ - j i - y u 2% sa iii ” E g © pS l l ER E ei Fi . 2 FE 2 g zZ P 2 peos 3 iA a ; , ae 
M aT o =. x da = f l EE l . . E , , a 2 ; u 5 $ | Er. l , | | = l À 2 l x 2 l Y l l a g 
„februar. © WEE E 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 7. Fe ~. T69, 

: | Diphtherie und unkompliziertem Typhus, während bei anderi Er- 

krankungen die`Befunde mehr wechselten. Diese Resultate stm- 


Diphtherie: 21 mal Urobilinogen minus. en, 
'obilino- 


31 mal Urobilinogen minus, 3 mal Ur ; | 
| men gut zu denen von Antic und Neumann, die das Sym- 


Scharlach: 
sen plus. a er SON a | das Syn 

Nach den Mitteilungen. von Umber. und seiner Schule, so- | ptom der Urobilinogenurie als dilferentialdiagnostisch. wichtig für 
wie Hesse, pflegt die Probe bei frischem Scharlach meist positiv. |. Malaria gegenüber Typhus ansehen.: "Auch Pick fand bei un- 
zu sein. Unsere Kranken waren meist nicht ganz frisch erkrankt; | kompliziertem Typhus:keine Urobilinogenurie, sah aber eine solche 
am ersten Tage konnte nur ein Fall untersucht werden, die Re- | auftreten, wenn eine Neigung zu,lokalen septischen Prozessen bo- 
aktion fiel negativ aus, am zweiten Tage 1 mal Urobilinogen plus, | stand. . Untersuchungen von H.esse ergaben, daß die Reaktion 
5mal Urobilinogen minus, am: dritten Tage, 7 mal. Urobilinögen | bei „einigen, Pneumonieformen“, Polyarthritis und Searlatina posi- 
minus, an späteren Tagen während des fieberhaften Stadiums. 2 mal | tiv zu sein pflegt, währeud bei Morbilli, Rubeolae, Typhus und 
Urobilinogen plus (beide Male am sechsten Tage), 9 mal. Urobilino- | Tuberkulose durchweg nur Spuren zu. finden seien. `- In- Über- 
gen minus, im fieberfreien Stadium .9 mal Urobilinogen minus. | einstimmung mit unseren Erfahrungen -bei der Tuberkulose, wo 
Unter diesen. Scharlachfällen sind fünf, die zunächst Diphtherie 
gehabt hatten und nach einer Serumeinspritzung später an Schar: 
lach erkrankten. Umber meint, daß der positive Ausfall der 
Benzaldehydreaktion in solchen Fällen geradezu differential- 
diagnostisch für Scharlach und gegen Serumexanthem spricht, 
wenn sonst alle Unterscheidungsmerkmale im Stiche ließen, da ja 
Fieber, Halserscheinungen, selbst: Schuppung auch das Serum-, 
exanthem begleiten oder ihm folgen können. Umber. hat sich 
auch in der Frage der Isolierung nach diesen Prinzipien gerichtet. 
In unserem Material ist allerdings nur bei zwei von den Fällen, 
die vorher Diphtherie gehabt hatten, früh (anr ersten bzw. zweiten 
Tage des Exanthems) auf Urobilinogen untersucht worden. Beide 
Proben fielen negativ aus, ebenso, wie ‘die beiden anderen, die in 
späteren Fieberstadien .und..die des fünften Falles, der im fieber- 
[reien Stadium untersucht wurde. Trotzdem alle fünf Kranken 
mit Scharlachkranken zusainmengebracht wurden, ist nicht ein 
einziger von ihnen neu an Scharlach erkrankt,. sodaß man doch 
annehmen muß, daß‘es sich hier um Scharlach, nicht um Serum- 


Es handelte sich. 


r 


deutung hat, stehen die Beobachtungen von Peiser "bei ver- 
schiedenen Erkrankungen'des Säuglingsalters, wonach die positive 
‚Reaktion im Sinne einer Verschlechterung der Prognose zu: yer- 


werten ist. l A g | | I ne Ä 
x «Die Differenz unserer Ergebnisse beim .Scharläch gegenüber- 
denen von Umber und seiner 
dafür sind obeu erwähnt. | Ben S | 

"Ein genaues Bild der Dauer der Urobilinogenurie 
zu gewinnen, wurde bei der croupösen Pneumonie und bei Malaria 
‚tertiana versucht.. Beide Krankheiten. gehen mit starker Urobili- 
nogenurie einher, stellen jedoch, was den Fiebertypus anlangt, 


reaktion meist gleich bei der ersten Untersuchung‘ positiv aus; sie 
pflegt dann entweder mit dem Tage der endgültigen Krise (falls 
‚eine solche’ erfolgt) ziemlich scharf abzuschneiden, um negativ zu 
werden, oder die Krise: nur um ganz wenige Tage zu überdauern. 
' Bei Malaria tertiana pflegt die Reaktion entsprechend dem 
wechselvollen Verlaufe der Anfälle nicht zu allen Stunden gleich 
konstant zu sein. Man kann zwar nicht in allen Fällen etwa die 
Urobilinogenausscheidungskurve, in eine schöne ‘Parallele zur 
Temperaturkurve bringen, vieie Fälle scheiden auch hier dauernd 
Urobilinogen aus. Eine recht erhebliche Zahl von Malariafällen 
gelangte jedoch zur Beobachtung, die tatsächlich in den Stünden 
des Temperaturabfalls und den Intervalltagen keine Urobilinogen- 
uric hatten; diese trat erst wieder nach dem Beginn eines neuen 
Anfalls ein. Auch mit ihrem endgültigen Verschwinden beim Be- 
ginn der Chinintherapie,.die meist die Anfälle rach kupierte,' war 
>s ungleich bestellt: sofortiges Negativwerden der Benzaldehyd- 
reaktion und Fortbestehen noch etwa zwei.bis drei Tage nach dem 
letzten Fieberanfalle wechselten. u g | 
:: Vermehrte Urobilinogenurie weist stets auf eine erhöhte 
Inanspruchnahme der Leber.hin, wobei. die Frage un- 
erörtert bleiben kann, ob das Primäre gesteigerter Blutzerfall und 
dadurch vermehrte Gallenausscheidung in den Darm oder Schädi- 
gung des Lebergewebes durch das Infektionsgift und. hieraus fol- 
gende intrahepatale Gallenstauung ist. . nn en eg 
| Es war uns aufgefallen, daß die Krankheiten, bei denen die 
Probe stets positiv ausfiel, Malaria und croupöse Pneumonie, 
durch ein gemeinsames Symptom ausgezeichnet sind, nämlich den 
Beginn mit einem Schüttelfrost. "Wir achteten deshalb 
systematisch darauf, ob solche Beziehungen zwischen Schüttel- 
frost und Urobilinogenurie regelmäßig nachzuweisen wären, und 
wir fanden in der Tat, daß nach jedem Schüttelfrost — auch bei 
chirurgischen Erkrankungen — eine, meist sehr stark positive 
Benzaldehydreaktion auftritt. Man darf sich allerdings nicht mit 
.einer einmaligen Untersuchung begnügen. Prüften wir aber alle 
im Laufe der ersten 24 Stunden nach dem Schüttelfroste gelasse- 
nen einzelnen Harnportionen, so erhielten wir mit einer oder 
einigen von ihnen immer ein positives Resultat. (Es bedarf keiner 
Erwähnung, daß sehr :oft Urobilinogenurie oline Schüttelfrost vor- 
kommt.) : Unser Material an Schüttelfrösten — abgesehen von 
Pneumonie und Malaria — war ziemlich klein. Wenn aber, wie 


.exanthem gehandelt hat. | 
Angina: .6mal Urobilinogen minus. 
dabei einmal um -einen Mandelabsceß, einmal um eine Plaut- 
= Vincentsche Angina. Eine schwere septische Erkrankung war 
"nicht dabei. = a | ME: 
Typhus: 7mal Urobilinogen minus, 1mal Urobilinogen 
positiven Reaktion zeigte bei sonst glattem 
‚Verlauf am folgenden Tage eine Parotisschwellung, einer von den 
negativ reagierenden Fällen war serologisch Paratyphus B. l 
Lungentuberkulose: 12mal Urobilinogen minus, 
10mal Urobilinogen plus. Von den negativ reagierenden Fällen 
‚ Sind zehn gebessert, zwei gestorben, von den positiv reagierenden 
acht gestorben, zwei gebessert bzw.. noch in Behandlung. Soweit 
Man aus dem geringen-Material: schließen kann, scheint also das 
| Auftreten von Urobilinogenurie von prognostisch ungünstiger Be- 
deutung (Mischinfektion?) zu sein. DE e 
Darm- und Mesenterialtuberkulose: 1mal 
. Urobilinogen minus. | 
- Miliartuberkulose: 2mal Urobilinogen minus. 
Malaria: 10mal Urobilinogen. plus. | 
> Gelenkrheumatismus: 8mal Urobilinogen minus, 
10 mal Urobilinogen plus. Die Fälle mit negativen Reaktionen 
waren durchweg klinisch leicht, hatten meist (allerdings zum Teil 
unter Aspirinbehandlung) niedrige Temperaturen. : 
Endokarditis: 2mal Urobilinogen minus, 4 mal Uro- 
Da es sich hier um schwere Fälle mit erheblichen 
‚Herzinsuffizienzen handelte, so ist daran zu denken, daß die ver- 
 Mehrte Urobilinogenurie nicht nur von der Schädigung der Leber 
durch die Infektion, sondern auch von venöser Stauung hervor- 
gerufen sein kann. Bei nicht fiebernden Herzkranken ist das Auf- 
„treten von Urobilinogenurie nicht selten das erste Zeichen be- 
einnender Dekompensation. = o 
AN P] euritis exsudativa: 7 màl Urobilinogen minus, 
at Urobilinogen plus. Von den positiv Reagierenden gaben 
Br mit Frost erkrankt zu sein, sodaß. nieht auszuschließen: 
‚daß eine kurze Pneumonie der pleuritischen Erkrankung vor- 


ausgegangen war, | 
Tysipel: Je 1 mal ‚Urobilinogen plus und Urobilinogen. 


tung ergeben sollten, so muß nach der Ursache des Phänomens 
: gesucht werden: poe | 2 
ANg Nehmen wir vermehrte Urobilinogenurie als: gleichbedeutend : 
 Tetanus: 1mal Urobilinogen minus. & mit Leberschädigung (in ganz allgemeinem Sinne), 30 ist von vorn- 
. Ruhr: Rubr wurde in der Zeit dieser Untersuchungen auf | herein nicht daran zu denken, daß etwa der Schüttelfrost die Leber 
der Abteilung nicht behandelt. Während einer Epidemie im Vor- 
ist positiv, doch können wir genaue 


. 


mit Vorliebe Schüttelfröste verursachen (Abscesse, eitrige Chol- 
angitis), daß sogar die. Beteiligung der Leber an einer eitrigen 
Cholecystitis besonders aus Schüttelfrösten diagnostiziert wird. 


jahre war die Reaktion m: 
. zahlen darüber nicht mehr angeben. — E | 
- Zusammenfassend können wir sagen, daß wir in der £ Xahs > 
aller Fälle oder überhaupt regelmäßig Für die Entstehung des Schüttelfrostes gibt es bisher keine 
| rocht befriedigende Erklärung. Die Plötzlichkeit des Fieberanstiegs 


vorwiegenden Mehrzahl 
in »enzaldehydreaktion positiv fanden: bei eroupöser Pneumonie 
wara, stets oder fast stets negativ bei einfacher: Grippe, 


1 


genügt dafür- nicht, denn wir kennen genug fieberhafte .Affektio- . 


das Auftreten der Reaktion eine ungünstige prognostische Be- 


Schule ünd die möglichen Gründe 


scharfe Gegensätze dar. : Bei Pneumohie. fällt die Benzaldehyd- . 


wir erwarten, Nachprüfungen:die Gesetzmäßigkeit dieser Beobach-- 


beeinrächtigen könne. Bekannt ist. dagegen, daß Leberaffektionen 


J p 
me 


SE aa, 


s% Ian 
<= 


em 
“ 7 


SE aa 

RE A Ka 

er 
= ; 


-y 
- -a 
- 


in 
a 

En a 

$ Se ae a A 


x 
ze 


w I 
at 


ir 
we 
AE 2 2 
ent a S, 
en 


a 
un. A 
w 


- > k > wa J - 
naain aar a EEE 
ain SA PONEN Ve 


a ie e OO a 


er | $ 
i + 
sin IE 
A DA F 
e iat GR. 
v7 un E In 
(3 re ER: 
Tig s Egi r Grs 
í rn 
pi it, 
LI BR rg ru 
f p A TU zu E 
l EE EAA E 
i> y vn. Er Ron 
4 ES 
| Kar BER { 
NEE ALALT 
| Der = > R i 3 
Lt 2i yan. 
yi: SE . +. 
cu wu See: 
IE io ar Er Se; 
X | -OA % z a “ya ` 
i- BRAE N 
i T nn 4. 
E AN sa "F 
N I 5 un! Dt 
fi 3% ‘i ur EN Bi + 
N <: i 
p, Er r, E +6 ri 
1 EER 
Í TO i LTE Bu TE 2 ‘ 
hg Zur T. AS NA ! ~j 
I Gr EN een 
Ih RA) u En i- 
I: tn. 7) We Ge 
t >E F R 7 Sa wit I 
PIIA a Ai no S % 
Pot JAR HEE SA o 
Bere; >; - = `. 
Iia -e a N. k Tuna 
| Bin PR j Zee 
{ r F u Be Ä 
f l a 3 PEE WE 
HR u yet > £' n T 
. ia 1. i end 
tl L foo PEs 
Ai E TO Fr 
E KE X 
Wr A E TE aars ER 
RT. een, | I.» 
f 1 FREE D r 
KAPE DE Dr 
1: TRE: o, tr 7 
E PALS A E { & 
Be: } ASE 
War a y a = 
1. HET en 
vu i 7: aa Eeo 
NT FG EEE Eu 
) t Fre; Fe Ee a y: 
IE, í Er 
bd d i r Sp, 1 
ya: P EE rd 
as a Pau). 
EN EE 
f f TIR S Pre Tor 
Er Be REEN In: 
Bii -y er 
A z { N re, ra 
Ev 4 $h $ we t k 
1,3 F i ey 
f 7. r. Po \ 
Bet} “ Pe a 
De ©: Fori 
Y r t E , 
ST ta SL RE E 
4 un ti y ee 
y i drio. > : 
O eine g : ; 
i- POSURE: -i +, 
RZ 1 je 77% 7 Dr Be 
} Ka HET oo 
% iei t 2 E EEG 
s á : i. ne 
T Ir: N o 
MEL <Ci REER 
l o$ a 
ST i DE A 
EUU E DAR 
ae: 0. 
EIER Ba. 00 or 
j UN, + fa KS? i; N ar 
N TEN BE: . 0,0% 
EEPE E 
Bl 
2 IX = A EuR 
ME FAN Yo. PP 
N A aT f 124 Tisy 
RT: :. 1...” 
Rn PN 14 ar au Ber 
re pos 5 ud : 
MERETI r? l 5 
ZI re 
N MENL WE j 
nE {E Bar 
p itai EIR A ee 
HA al nieng EEE 
Mn. 32T > S, 
HE 4 T E 
ORT E i. pa 
N | an et, 
DEPANS pA 2A TE Br N 
PETT (ER 
f n m . Y es 
371% Fr gr 
"ar u REES BER De E 
Liner EuR: za 
Are E ER R 
DiRe EAEN Et is 
a a eN S 
i FIAS AN Y $ liee 
f z ON ra: i? HE 4 i za l 
p: f ir f yir 1 gT 
an IPE! PEN 
} ^ ut 2 a 
FARSE gia a 
D yaa E at 2 
II ae E E ATY le. 
a t T j en 
SEC Tas 
e ERT AGa F BE ni’ aati 
i AN Sio i aop 
R- re Ag. ehe’ 
} t Era re, 
i Er E z z 
ERUS Area a EO a 
\ Til pa rk j e [3 
u Er EY ep T 
PLAT PIERA taau 2 
ta En? i en : 
ë S j ’ € 
T TEE S: 073 ge 
KR lu ur re 
EE S an A ai 
f RE jr". 
| inte Eu t: 
"A n $ . 
s“ 1a ER pH 
A IAG ‚F' FR 
rar 154 en Siy 
| “ri ie 
rP ER Fur 
Ji 2 piei eh 
EREA ki RE 
Şi F a wA i š 
ESY Ery- X 5 
> a u 
p vi Be 
zu T 
y7 PER i 
t.’ 
: 
JA 


en wer ir 


L {ln on 


nen mit »plötzliehem Beginn, die doch nie oder fast nie einen 
Schüttelfrost machen. Man hat daher angenommen, daß bei 
manchen Krankheiten durch specifischen Reiz auf die Vaso- 
motoren der Haut Gefäßkrämpfe eintreten, durch die so bedingte 
verminderte Wärmeabgabe steigt die Eigenwärme des Organismus 
schnell und stark. Durch das Frostgefühl werden die Muskel- 
zuckungen hervorgerufen, die als Regulationsmittel dienen 
(Kreh. | | 

Nun wissen wir aber, daß für einen Anstieg der Körper- 
temperatur vermehrte Wärmeproduktion mindestens so wichtig 
ist, wie verminderte Wärmeabgabe, und daß die vermehrte Wärme- 
produktion vorwiegend durch Zerfall stickstofffreien Materials er- 
folgt. Es ist auch festgestellt, daß bei experimenteller Hyper- 
thermie (Wärmestich) am höchsten die Temperatur der Leber ist. 

Wir glauben daher, daß für die Entstehung des 
Schüttelfrostes statt eines angenommenen specifischen 
Reizes auf die Gefäßnerven der Haut mit größerer Wahrschein- 
lichkeit an die Leber als Ursache zu denken ist: Speci- 
fische Krankheitskeime oder -gifte treffen, teils schon vor Be- 
ginn der ersten Krankheitszeichen, teils im Verlaufe der Erkran- 
kung, die Leber, oder sie reizen dies Organ durch Zufuhr zer- 
fallenen Blutmaterials. Die Reaktion besteht in starker Hyper- 
thermie, die natürlich mit. entsprechender Hyperämie verbunden 
ist. Ischämie der äußeren Bedeckungen mit subjektivem Frost- 
gefühl ist die erste, Muskelcontractionen zur Regulierung sind die 
zweite Folge. 

Erweisen sich unsere Beobachtungen und die aus ihnen ge- 
zogene, nur hypothetische Folgerung als richtig, so wäre es natür- 
lich auch von diagnostischer Bedeutung, wenn das Auftreten 
eines Schüttelfrostes in jedem Falle auf eine 


irgendwie geartete Mitafifektion der Leber be- 
zogen werden könnte. 


Literatur: 1. Antic und Neumann, Urobilinogenurie bei Ma- 
laria. (Der Militärarzt 1917, Nr. 6; Ref. M. Kl. 1917, Nr.20) — 2. Die- 
selben, M. Kl. 1917, Nr.34. — 3. Hymans van den Bergh und 
Snapper, AÄnhepatische rent (Nederl. Tijdschr. v. Ge- 
neesk. 1915, Bd. 1 und 2; Ref. Zschr. f. inn. M. 1915 bis 1916, B. kl. W. 1915, 
Nr. 42.) — 4. Dieselben, Der Gallenfarbstoff im Blut. (Leiden 1918.) — 
5. Brugsch und Retzlaff, Zschr. f. exper. Path. u. Ther. Bd. 11, S. 912, 
zitiert bei . — 6. Charnas, Biochem. Zschr. Bd. 20, zitiert bei 7. — 
T. ’Espe&erance, Boston med. and surg. Journal 1912, 24. Oktober. — 
$. Flatow und Brünell, M, m. W. 1918, Nr.5. — 9. Halbey,M. Ki. 
1915, Nr. 30. — 10. Hesse, Ehrlichs Amidobenzaldehydreaktion im Harn bei 
Scharlach und scharlachähnlichen Exanthemen. (Ebenda 1913, Nr. 8.) — 


11. de Jager, Prüfung des Harns auf die Anwesenheit des Gallenfarb- 
stolis. (Nederl. Tijdschr. v. Geneesk. 1916, Bd.2; Ref. Zbl. f. inn. M. 1917.) — 
12. Kirch, W. kl. W. 1916, Nr.39. — 13. Krehl, Pathologische Physio- 
logie, 8. Aufl., Leipzig 1914. — 14. Peiser, Über die klinische Wertung 
der Urobilinogenurie im Säuglingsalter. (Mschr. f. Kindhlk. 1913, Nr. 9.) — 
15. Pick, Über den Nachweis, das Vorkommen und die klinische Wertung 
von Urobilinogen und Diazo im Harn Typhuskranker. (M. Kl. 1915, Nr. 47.) — 
16. R. Sehmidt, Interne Klinik der bösartigen Neubildungen der Bauch- 
organe, Berlin und Wien 1911. — 17. Schelenz, Weitere Beobachtungen 
über die Urobilinogenreaktion im Harn Scharlachkranker. (Ebenda 1913, 
Nr. 16.) — 18 Steensma, Nederl. Tijdschr. v. Geneesk. 1914, Bd. i, 
S. 467/70; Ref. Zbl, f. inn. M. 1915.) — 19. Umber, M. KI 1912, Nr. 8. 


Aus der Chirurgischen Universitätsklinik zu Königsberg i. Pr. 
(Direktor: Prof. Dr. Kirschner). 


= Über die Verwendungsmöglichkeit 
von Elektrokollargollösung (Heyden) ohne Zusatz 
von Kochsalzlösung. 


Von 
Dr. Walter Carl, Assistenten der Klinik. 


Das Elektrokollargol (Heyden) wird in Ampullen in den 
Handel gebracht, die eine 0,06°/,ige Suspension von kolloi- 
dalem Silber in sterilem destillierten Wasser enthalten, mit einem 
10°/,igen Zusatz von Schutzkolloid, einem indifferenten Eiweiß- 
körper. Gleichzeitig befinden sich in der Originalpackung kleine 
Ampullen mit physiologischer Kochsalzlösung, deren. Inhalt un- 
mittelbar vor jeder Injektion dem Inhalt. einer Elektrokollargol- 


isotonische Flüssigkeit zu erhalten. Die Vorschrift, die NaCl- 
Lösung erst kurz vor dem Gebrauche der kolloidalen Silber- 
suspension zuzusetzen, findet darin ihre Begründung, daß durch 
längeres Verweilen von Eiweißsuspension in Salzlösungen das 
Ziweiß ausfällt. Durch die Ausfällung des Eiweißes würde das 
Metallkolloid seine Schutzkraft verlieren und die feine Verteilung 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.7. 


ampulle zugesetzt werden soll, um so eine der Gewebsflüssigkeit 


m =- — no. nn m | |. 
ent 


16. Februar. 


des Metallkolloids würde unter Bildung größerer corpusculärer 
Elemente und unter Sedimentierung verlorengehen. Es fragt 
sich nun, ob der Zusatz von NaCl-Lösung zur Kollargolsuspension 
überhaupt notwendig ist, oder ob man die Elemente des Bluts 
durch Einspritzen reiner Kollargolsuspension ohne Zusatz von 
NaCl-Lösung in die Blutbahn schädigt. Zur Entscheidung dieser 
Frage wurde folgende Versuchsanordnung angestellt: Gelegentlich 
von Varicenoperationen wurde das zu exstirpierende etwa 10 cm 
lange Stück der Vena saphena nach doppelter Unterbindung 
central- und peripherwärts nochmals durch eine Zuschnürung 
des Gefäßrohrs in der Mitte geteilt (siehe beistehende Figur). 


Gleichgroße Stücke der Vena saphena magna. 


WI X I x% 


I mit Kollargol. II ohne Kollargoi. 

In die Gefäßabteilung I wurde Elektrokollargollösung aus einer 
Ampulle ohne Zusatz von NaCl-Lösung eingespritzt. Das ganze 
durch Unterbindung isolierte Venenstück wurde bis gegen Schlub 
der Operation in situ gelassen, dann aus dem Körper entfernt 
und in unverändertem Zustande bis zu zwölf Stunden aufbewahrt. 
In verschiedenen Zeitabständen wurden beiden Abteilungen mit 
einer Pravaszspritze je ein Tröpfehen Blut entnommen und Blut- 
ausstrichpräparate gemacht und gefärbt. Vergleichende Unter- 
suchungen der Präparate beider Abteilungen von mit Kollargol 
bebandeltem und von dem aus Gefäßabteilung II als Kontrolle 
unter den gleichen äußeren Bedingungen aufbewahrtem Blute 
ergaben nun keinerlei Unterschiede der Form und der Färbung 
der roten Blutkörperchen. Diese Versuche wurden mehrfach wieder- 
holt, stets mit dem gleichen Ergebnis. Das Mengenverhältnis von 
Kollargol zu Blut betrug in den Versuchen 1:8 bis 1:5. 


Für die praktische Verwertung ist aus diesen Versuchen 
der Schluß zu ziehen, daß man ohne Gefahr der Hämolyse die 
für die therapeutisch in Betracht kommenden Mengen von Kollar- 
golsuspension auch ohne Zusatz von NaCl-Lösung in die Blut- 
bahn einführen kann. Meist sind es Flüssigkeitsmengen von 10 
und 20 ccm, in seltenen Fällen 50 ccm, die in einer Sitzung M 
die Blutbahn eingeführt werden. Das entspricht einem Verhältnis, 
wenn ich 4000 ccm Blut beim Menschen als Durchschnitt an- 
nehme, von 1:200 oder im ungünstigsten Falle von 1:80, also 
eine relativ viel größere Verdünnung, als ich sie in meinen Ver- 
suchen hergestellt habe. Niemals bleibt dieses Verhältnis wie In 
meinen Versuchen viele Stunden unverändert, sondern verteilt sich 
in wenigen Augenblicken zugunsten des Bluts. Besonders wenn 
man darauf achtet, daß die großen Mengen von 50 cem dem 
fließenden Blute langsam zugesetzt werden, ist durch das Fort- 
lassen der NaCl-Lösung kein Nachteil zu befürchten. 


Über Gefäßverschluß durch indirekte Verletzung. 
Von 
Stabsarzt der Reserve Dr. H. Harttung, 
leitenden Arzt des Knappschaftskrankenhauses Emanuelssegen. 


Es ist hinreichend bekannt und diskutiert, daß ein Nerven- 
stamm oder ein Plexus durch Fernwirkung eines Geschosses der- 
artig geschädigt werden kann, daß eine Lähmung in dem ver- 
sorgten Gebiete resultiert (Commotio oder Überdehnung des Nerven). 
Es gehört dagegen sicherlich zur Ausnahme, wenn durch indirekte 
Geschoßwirkung ein kompletter Gefäßverschluß hervorgerufen wird, 
ohne daß hierbei etwa Zeichen eines Aneurysmas oder Pseudo- 
aneurysmas zur Beobachtung kommen. Neuerdings berichtet 
Jehn *) über zwei interessante Fälle von Verschluß der Femoral- 
gefäße; in beiden waren Nebenäste der Femoralis, einmal wahr- 
scheinlich die Profunda, verletzt, hatten zu einem mächtigen Hä- 
matom geführt und letzteres übte eine derartige Kompression & 
die Hauptgefäße aus, daß die Circulation vollkommen aufgehoben 
war. Sofortige Ausräumung des Hämatoms mit Unterbindung der 
verletzten Äste stellte wieder normale Circulation her. Diese Mit- 
teilung Jeh ns, die ja praktisch von großer Bedeutung ist, bringt 
vielleicht einige Klarheit in den folgenden Fall, der bisher weder 


1) M. m. W. 1918, Nr. 35, S. 962 u. 963. 


Isuspensun 
des Al 
asatz To 
jung dise 
elegentich 
twa da 


terbindu B 


sebnira 
de Fiom) F 


— = 
—_— u 


.... 16. Februar- ` ` 


W 
' der Subelavia-unter dem Schlüsselbein herrscht 


dicht unter dem Schlüsselbein am Gefäßnervensträng gehandelt, 


. zeit von vier W 


Kohn (Berlin). 


| z be Hygiene bis zur Novemberumwälzung. Überblick über die 
Preußen ung der Medizinalverwaltung und der sozialen Hygiene in 
Tätigkeit Fe Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der - 
Forthilgun Nreisärzte, praktischen Ärzte, Zahnärzte, Hebammen, des 
„a Ungswesens, der neueren F 


_1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.7. 


7 . A 
s + 


deren Fachkollegen ‚zur Zufriedenheit ge- 


von uns noch von an 
deutet werden konnte, 
Kanonier Pf., aufgenommen am. 7. Juni 1918, Abtransport. mit 


Lazarettzug am 9. Juli. | : | TONT ZUR 
Am Morgen durch Granatsplitter' verwundet, -Einlieferung abends. 
Befund: Der Rock in der rechten Seite stark durchblutet, ‚sonst 


ohne Besonderheiten. Scehwerster Allgemeinzustand des Patienten, 
sehr starke Anämie, oberflächliche Atmung, Radialispuls rechts und 
links nicht-zu fühlen.. Etwa ein‘ Querfinger unter der Mitte der linken 
Klavikel erbsengroßer Einschuß, Ausschuß am lateralen Scapularrande. 
Keine Blutung am Ein- und Ausschuß, keine Hautemphysem. Haut in 
der Umgebung des Einschusses bläulich verfärbt, nicht vorgewölbt, 
sonst kein Hämatom festzustellen. Keine Gefäßgeräusche zu 
fühlen oder zu hören. Puls in der oberen Schlüsselbeingrube 
ganz schwach fühlbar, unterhalb des Schlüsselbeins und peripherwärts 
nicht mehr zu fühlen. Vollkommene Plexuslähmung. _ Von seiten der 
Lunge kein besonderer Befund. 3 | 

Weiterhin markstückgfoßer ° Einschuß im sechsten rechten 
Intereostalraum in der vorderen &Xİllarlinie, - Ausschuß in der rechten 
Lumbalgegend. Abdomen: Lebergegend sehr schmerzhaft; Urin spontan, 
aber fast rein blutig. Fe > ; ee 

Diagnose: Plexusverletzung, Rechte - Lungen - Verletzung, - 
Subelaviaverletzung? 'Nierendurchschuß. 

Mit Rücksicht auf den ungemein schweren Zustand muß von 
jedem Eingriff zunächst: abgesehen werden. Patient wird geheizt, ' 
erhält Excitantien, 21⁄2 ] NaCl -# Adrenalin intravenös, O-Atmung unter 
Überdruck, Gelatine, Tröpfeheneinlauf. m, In 

8. Juli. Allgemein gut erholt; Puls an der Radialis_ rechts 
schwach fühlbar, links nicht. Keine Blutung aus der Verletzung unter- 
dem Schlüsselbein; Puls in der oberen Schlüsselbeingrube gut zu fühlen, 
peripherwärts nicht mehr.. Urin weiter rein blutig. Bi 5 

Operation-in Lokal- und Intervertebralanästhesie, (Dr. Harttung). 
Mit schrägem Lumbalschnitt Exstirpation der stark zertrümmerten, fast 
bis ins Becken halbierten Niere, Ä ; a 

Verlauf: Die andere Niere funktionierte von Anfang an gut, 
die Operationswunde nahm normalen Heilungsverlauf. Der Einschuß 
unter dem linken Schlüsselbein war nach acht Tagen verheilt. Die 
Lähmung des Plexus brachialis blieb ohne Veränderung bestehen. Von 


seiten der Lunge keine Komplikation. | 
Der Subelaviapuls über dem 'Schlüsselbein 
urde deutlich fühlbar und mittelkräftig, über 


N 


Verhältnisse an der Subelavia von Wichtigkeit ist. 


die dann-zu einer Thrombose den Anlaß gegeben haben. 


beobachtet, da 


besitzt. oo Si | 
‘Wenn wir uns den Einschuß mit den anatomischen Verbält- 


. Verletzung des Plexus eine solche der Vene in Frage. Der Blut- 
druck war ja durch die mächtige Nierenblutung stark herabgesetzt, 
die Blutung aus der verletzten Vene konnte nicht sehr bedeutend 
werden. Ziehen wir Jehns. Beobachtung zu Hilfe, dann’ liegt 
‚auch hier die Möglichkeit vor, daß durch das Hämatom in der 
. Vene. eine Kompression der Subelavia.stattgefunden hat, die zum 
völligen Verschluß der. letzteren führte. `- | 

= Weiterhin kann eine Verletzung der Arteria thoracoacronialis 
vorgelegen haben, die dann ebenfalls zu einem Hämatom und Kom- 
pression der Subelavia führte, in der ja auch der Blutdruck stark 


gesunken sein mußte... _ Pr | 
| . Daß späterhin keine Zeichen eines Aneurysmas, sei es im 
Stadium des pulsierenden Hämatoms, sei es des fertigen Sackes, 
zur. Beobachtung kamen, erklärt: sich in der: letzten „Annahme 
dadurch, daß die’Arteria thoracoacromialis nicht mehr gespeist wurde, 
` Merkwürdig ist in..dem. besprochenen Falle die Tatsache, daß 
äußerlich fast gar nichts von einer Blutung festzustellen war. Aber 
einmal hat sich durch den Einschuß, der ja zur Körperoberfläche 
in schräger Richtung verlief, das Hämatom nicht entleeren können, 
zum anderen aber steht ja die ganze Gegend hier durch” die 
Fascie und. die Muskulatur in ziemlich starker Spannung. `.. 
Wir möchten zu der Annahme kommen, daß in. der Tat eine 
Verletzung der Vene oder Arteria thoracoacromialis vorgelegen hat, 
die dann den kompletten Verschluß der Subelavia aus den ge- 
nannten Gründen zur Folge batte. , © a 
a Im. Vordergrund der Verletzung stand die schwere Nieren- 
blutung. Sie erforderte ‚den ersten operativen Eingriff, die .Ne- 
. phrektomie, die Freilegung des Gefäßnervenstammes müßte für 
spätere Zeiten vorbehalten werden. Sie konnte aus äußeren 
Gründen von uns selbst nicht. mehr vorgenommen werden. Bei 
alleiniger Verletzung des Gefäßnervenstranges hätten wir mit dem 
Eingriff nicht gewartet; ‚denn zweifellos ist, daß auch durch 
längere Kompression eine Schädigung des Gefäßrohres " herbei- 


geführt wird. | 


Grabesstille; Puls auch peripherwärts an der 
Radialis nicht zu fühlen. Arm gut ernährt, ohne 
Stauung. _ v az en p 
Röntgenbild:. Klavikel . intakt, Fraktur des Collum scapulae. 
9. Juli. Patient. wird heute mit Lazarettzug in sebr`gutem 
Allgemeinzustand ‚abtransportiert. .— Plexuslähmung ohne besondere 
Veränderung. An der Subelavia keine Veränderun g im 
Befunde festzustellen. nt, ni 
Im vorliegenden Falle hat es sich also um eine Verletzung 


die den kompletten Verschluß der Arteria subclavia zur Folge hatte. 
Es fehlten die Zeichen einer stärkeren Blutung, jedenfalls nach 
außen, und außerdem fehlten.von Anfang an in einer Beobachtungs- 
ochen “alle Zeichen eines Aneurysmas. Der'Arm war 
ateralkreis- der Arteria transversa scapülae gut er- 


DAT = Referatenteil. 

©. Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolit, Berlin. Ei, | | 

A. v. Wassermann. (Berlin): ` Medizinische -Forschung und 
Volk. Verfasser nimmt die „fruchtdarste  Heroenepoche der Medizin 
aller Zeiten“ wirksam in Schutz gegen die Vorwürfe der kapitalistischen 


` Weltanschauung. `° .._ | | u 
Hamel (Berlin): Gestaltende Kraft des sozialen Gedankens in 
der deutschen Arbeiterversicherung. Besprechung der umfangreichen _ 
'heilenden, vorbeugenden, fürsorgenden, wissenschaftlichen und unfall- 
verhütenden Tätigkeit der Träger der Kranken-, Unfall- und Invaliden- 


$ 


durch den Koll 


Aus den neuesten Zeitschriften. 
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) BR | 

Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 4 u. 5. 
und das Volk. Eingeleitet von Hans 


Nr. 4. Der Staat, die Ärzte 


å Kirchner (Berlin): -Ziele und Leistungen der öffentlichen ` 
esundheifspflege und der Medizinalverwaltung. Verfasser schildert die 
augen Fortschritte auf allen Gebieten der Seuchenbekämpfung 
ud allgemeinen Hygiene, welche beweisen, daß die Heilkutde in den 


letzten 40 Jahren die größten. Fortschritte gemacht hat, und daß die 
chen Fortschritte stets zur Pflege 


Geschlechtskranke, Alkoholisten, Krüppel und der Wohnungsfürsorge, 

Finkelstein (Berlin): Säuglingsfürsorge. Verfasser schildert die 
Bestrebungen zum Ausbau des Wissens über Physiologie und Pathologie 
des Säuglings, die Tätigkeit der Säuglingsfürsorge, Stillpropaganda 


der einalverwaltung die wissenschaftli 
Olksgesundheit verwertet hat. ~ 
i und diè besondere Fürsorge für die mehrgefährdeten Gruppen. 


E A (Berlin): Mutterschutz. Schilderung der Bé- 
 strebungen für die offene. und geschlossene Mutterfürsorge, besonders 
des gesetzlichen Wochenschutzes, des Schwangerenschutzes,' der Mutter- -~ 
schaftsversicherung, der Wöchnerinnenfürsorge. u nn 
ürsorgebestrebungen (Säuglinge, |  : Borchafdt (Berlin): Fürsorge für die chirurgisch Schwerst- 

Be | | verletzten während des Krieges. Mitteilung über die Fürsorge- für die 


\inder, Schüler, Kranke USW.), Ä 


Dietrich (Berlin): Entwicklung ‘der Medizinalverwaltung und. 


versicherung, namentlich der Fürsorgebestrebungen für Tuberkulöse, 


Sp x NR na SENA Fi aA pi 
zs i z Da a -` ? 
- kaad PE aa - x ~ ` v. fe ‘ á 
k = Er S ` ` ae a x 
ze es“. f ji i P : KaT aA 
a nn E . . . 
IRANRA SER er i 5 t l ; 
ia E - ! : 
AEN ` az u N 7 | 
-r R PTE z -7 Ay = 
u Br er, E | er a \ 
es -., w x Be gt .- E t X t t y a Ne 
s; = . tn f x ` : A . x 5 f ' e $ ; 
“ . A - 5 ` er x F 
i à Ar K en 5i y 
a 0.171 
SAW g = 


_ nährt, durch die direkte Plexusverletzung, die wohl sicher, nach dem 
Verlauf des Schüßkanals zu. urteilen, vorgelegen ` hat, gelähmt. 
- Der Fall ist durch die gleichzeitige Nierenzerreißung, die zu starker 

Anämie geführt hatte, kompliziert.” Aber durch diese Verletzung war 

der Blutdruck stark. herabgesetzt, was für die" Beurteilung der 


‚Eine direkte Verletzung der Arteria subelavia wurde zunächst 
nicht angenommen; die Möglichkeit muß. zugegeben werden, daß 
das Gefäß durch den Granatsplitter getroffen war, es aber sehr 

schnell zur Thrombose gekommen ist. Weiterhin kann eine Fern- 
' wirkung im Sinne einer ‚Erschütterung mit Zerreißung der Intima 
und Blutung in die Gefäßwände stattgefunden haben, MER Ä 
Aller- 
dings werden die Fernwirkungen der Nerven wie auch in den 
'selteneren Fällen der Gefäße meist bei dem Infanteriegeschoß ` 
s ja eine viel größere Rasanz wie der Granatsplitter 


“nissen vergegenwärtigen, so kommt natürlich außer einer direkten - 


am 
t, 
D 


T 


ps 
Pen 
T 
=.. ~ E a = 
Axi 
Ten und 
k r Be “.. 


cd 


Zu 
` 
= 
ne 
. ER 
u Kr 
il en, 
- zi. 
e 


ES 
- 
no 
ms! 
SR Au 
N 
Er 
ER“ z 
eno S 2 
- Er SEE +. 


ARE 


< = 
. 
a.“ tn a 
Se 
_ 


Er 


">F 
nr 
_ 
a 


nei O ra 


-——.n 
in Tel. 
a 


-y am 
s 


REISE 


< -ymn ° A 


. u x, pia P x 


2 s LATE 
u ne a ia =. Fra 
he wandern 
wer. 
ut 
a 
Ar Pi 


> 
Nenn 
re, 
nen 

EZ 
we 
der: 

~a 

ù en 


á EE ao 
x we > 


u 
s 


SE TEN 


~ 


— 
x, ~ 
sal japin ade 
aeae V E 


ee en 
Tees 


kai 
wi 


-rapes dae 


$ 
ETY 
2) 
» 
`$ 
7 


E 


$ im FN ji 
EL 


= AO 
IT PeR 
t 


mn Ha 
Ye mare 
ee ei 
ra a. 
A egi p mt, 
> "L’E N 
eray N ys m 
Zr - 
è : — 


u 
. 


any Ds 
ELITE 

Py: 

w 


P j 

J > $ 

LA GA a r AAN 
Ints EDA y’ t, 

y s + WORDA. 


— m m E 


ae, am 


Bam R d nN ~et 
`; z > i à TE s 4 -x A ian, ~ 
Wo Fer é i D z ale dr > .- x N ar mi d 3 Er 
à en bE Ter - E ‘ mt a, = und n m DTe N Z -eta m 
PAA a > AAA am: -rron s Ao as nu a r an \ 5 $ 
Zi 2 En ” Fris re 
= z K 87 t i Eire T 2 Ras u De Be selig Pa N a A El SE Re AAN ee Pine a ee ee 
Ban waren = - E7 x .. ae RAR ge RE - Es Pe: - Ei >” = Ee e EN aE A LEER Sa u eat eier ex kn BEER 
$ .. De WER Be a, geny iis ne E E - q DIG pek sE E. k e aS A = a g ` 
E E TR ER ca i F EN ana EN A RATE NEN ar - 4 4 = 
. k N IR i a P Ba a PACE s ia ara ae (Re 2x x er Tue. k iai N E ia are: ne 
. br ee Ber ei. nen ee SSL 55 s Do no è E P Ze E o A SEE ee a a BE ee ES Aar ugan 
2 - m ee A = en er re - EN: aeh PN .. Dt 7. A E a ee aE ~ z- Pi EB e.a km. = ee - = 
ae ee „zT ER GN .r en] K Š en, = f EL Br mn. ASt EEE ER e engen 
k Š ü s x Er ® A VER nn. z Ze a 
~ K ... A En a FR - a 
BE ze ex e M 


- 


N 


a 
a eh 


ann 


= 


ae Duni 


N ar 1a 


ae a — 


® mn Ann Lo Sr 
1a asa ke = Wa Sch Re 


ne 


~ 
san. 


< R E 
rt 
~~ u EU 


ara na 
Pa, 
' 


£ B Faller ar 2 ER 
< - - 4 - - A 2 a oo. 
De SEE a 2 
X TE Er run 
Ba ERS en 


u me 
Se ` Aor a A 2 
ERa 


„1779 Da t = , 
won t a I) er, u hj a 


15 SRR zu $ A 5 
k: es x | 1- F p 
i 


Bu = 
Sen F $ . 
ID ne Zn). Veen 


s 2 = 2 
æ a R . 
PPRPEE m) RÉT aD BR REEL DOPFRREN > Sue ne Re: 


EVEHERBELT BES- PEET EEP 


172 i | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.7.. 


schwer Kriegsbeschädigten, über die Prüfstelle für Ersatzglieder, die 
„Anlernwerkstatt“, die Vermittlungsstelle für Schwerstbeschädigte und 
die Arbeitserfolge bei den Schwerstverletzten. 

Bonhoeffer (Berlin): Fürsorge für Himverletzte und Kriegs- 
neurotiker. Verfasser schildert die Hirnverletztenfürsorge, ihre prak- 
tischen Erfolge, sowie den schematischen Ausbau geeigneter Behand- 
lungsmethoden für Kriegsneurotiker. Der Kranke soll Vertrauen zu 
seiner Leistungsfähigkeit gewinnen, das Siechenhaus soll möglichst 
vielen erspart werden. | | 

Posner (Berlin): Medizinalministerien. Verfasser vertritt die 
Notwendigkeit der Schaffung selbständiger Medizinalbehörden unter 
ärztlicher Leitung als Bedürfnis der Allgemeinheit — unabhängig von 
jeder politischen Färbung. 


Nr.5. Schultze (Göttingen): Ungewöhnliche gewerbliche Kohlen- 
oxydvergiftung. Das mitgeteilte Krankheitsbild erinnert sebr an den Kor- 
sakowschen Symptomenkomplex. Durch Zeugenaussagen war festge- 
stellt, daß die Schutzgasleitung in dem Unfallraum undicht war. Es 


ist nicht mit Sicherheit erwiesen, daß das Schutzgas an dem fraglichen 


Tage Kohlenoxyd enthielt. Wenn man aber erwägt, daß das so eigen- 
artige Zustandsbild gerade nach CO-Vergiftung sich häufig findet, eine 


` andere greifbare Ursache für dessen Zustandekommen nicht nachweis- 


bar ist und die Möglichkeit einer CO-Vergiftung durch das technische 
Gutachten nahegerückt ist, wäre es gezwungen, auch bei dem l’eblen 
des eben erwähnten Nachweises durch die Blutuntersuchung eine 
Kohlenoxydgasvergiftung in-Abrede oder auch nur in Frage zu stellen. 
Mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nimmt Verfasser an, daß die 
Störungen zum mindesten in ihrer Mehrzahl organischer Natur sind, 
wenn auch psychogene Beimischungen nicht. zu verkennen sein mögen. 

Brun (Stockholm): Vergleichende Untersuchungen über den Ge- 
halt des Biutserums und der Cerebrospinalilüssigkeit an Reststickstoif 
bei Nierenkranken. An Gesunden, das heißt an mit einer den Rest- 
stickstoff nicht beeinflussenden Krankheit Behafteten, meist Neurotikern 
und anderen Nervenkranken, hat Verfasser den Gesamtreststickstoff- 
gehalt des Blutserums zwischen 24 und 35 mg in 100 ccm wechselnd 
gefunden. In der Cerebrospinalflüssigkeit schwankten die Werte zwischen 
10 und 17 mg in 100 cem und waren im Durchschnitt 16 mg tiefer 
als die der entsprechenden Blutsera. Sobald sich aber der Reststick- 
stoffgehalt infolge von Niereninsuffizienz erhebt, vergrößert sich der 
Abstand zwischen Blutserum- und Cerebrospinalflüssigkeit- Reststick- 
stoff, und die Differenz schwankt zwischen 17,9 und 32,2 mg in 100 cem. 
Die Größe der Differenz ist von der absoluten Reststickstoffmenge nicht 
abbängig, sondern die höheren Werte derselben beobachtet man ebenso- 
wohl bei geringfügigen Stickstoffretentionen als wenn der Reststick- 
stoffgehalt des Blutes zwischen 200 und 300 mg in 100 ccm liegt. Das 
Vorkommen solcher Differenzen, wie die hier mitgeteilten, läßt sich 
wohl am einfachsten dadurch erklären, daß eine oder einige Fraktionen 
des Reststickstoffs im Blute erheblich ansteigen können, während sie 
in die Cerebrospinalflüssigkeit nicht oder nur in beschränktem Maße 
übergehen. | | 

Schaeffer (Frankfurt a. M.): Ein Hilfsmittel zur bakterio- 
logischen Untersuchung proteushaltigen Materials (Leichenorgane, Eiter, 
Stuhl). Auf einem Agar oder Endoagar, dem auf 100 ccm 2 ccm einer 
5 % igen Carbolsäurelösung zugesetzt sind, wachsen die meisten Proteus- 
stämme in isolierten Kolonien und schwärmen. nicht. Man kann sich 


dieser Nährböden zur Reinzüchtung mancher pathogener Mikroorga- ' 


nismen aus proteushaltigem Material bedienen. Es gelang auf diese 
Weise, Typhus-, Paratyphus-B-, Staphylokokken, Streptokokken, Milz- 
brandbaeillen reinzuzüchten. Diese Nährböden bilden daher für bak- 
teriologische Untersuchungen von Leichenmaterialien, proteushaltigen 
Stüblen und Eiterproben ein geeignetes Hilfsmittel. 
, Cohn (Berlin): Künstliches Bein mit aktiver Streckung des Knie- 
gelenks. Verfasser spricht die Überzeugung aus, daß dieses Kunst- 
bein in besserer Weise wie bisher die Frage der aktiven Streckung 
des Kniegelenks löst, da es dem Träger, ohne besondere Aufmerksam- 
keit seinerseits zu erheischen, das Gefühl über seinen Unterschenkel 
verschafft, und da es infolge der geschmeidigen und doch durchaus 
testen Verbindung mit dem Körper dem Amputierten größtmögliche 
Körperfreiheit gewährleistet. 
Wintz (Erlangen): Ergebnisse der Untersuchungen über Röntgen- 
tiefentherapie aus der Universitäts-Frauenklinik Erlangen, unter spezieller 
Berücksichtigung der Dosierung beim Carcinom, Vortrag, gehalten am 
4. Oktober 1918 in der Sitzung der medizinischen Sektion der Schlesi- 
schen vaterländischen Gesellschaft zu Breslau. 
Zeißler (Altona): Der Rauschbrand und verwandte Erkran- 
kungen der Tiere. Nach einem im Ärztlichen Verein zu Hamburg gc- 
haltenen Vortrage. | Recekzeh. 


16. Februar. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 4. 


Eugen Fraenkel (Hamburg-Eppendorf): Über Erkrankungen 
der Nasennebenhöhlen bei Influenza. Von 60 an Grippe verstorbenen 
Personen wurden die Nebenhöhlen der Nase untersucht. Dabei wurden 
in 44 Fällen diese erkrankt gefunden. und zwar am häufigsten die 
Keilbeinhöhle, dann die Kieferhöhle und nur einmal isoliert die 
Stirnhöble. Die Nasennebenhöblen werden schon in den allerersten 
Tagen der Grippe schwer in Mitleidenschaft gezogen. können aber trofz 
längerer Dauer des Grundleidens, auch wenn dieses zum Tode führt, _ 
intakt bleiben. Unter den bei uns heimischen akuten Infektions- 
krankheiten gibt es keine einzige. die auch nur mit annähernd gleicher 


Häufigkeit wie die Grippe zu einer Erkrankung der Nasennebenhöhlen 
Anlaß gibt. 


A. Hoffmann und E. Keuper (Düsseldorf): Zur Iniluenza- 
epidemie. Die diesjährige Influenzaepidemie hat gegenüber der letzten 
1889/90 erheblich mehr zu bösartigen Komplikationen geneigt. Be- 
sonders auffällig war der hämorrhagische Charakter der Komplikationen, 
ferner die Neigung zu Relapsen ußd Rezidiven. Eine Immunität wird 
durch Überstehen der Erkrankung anscheinend in der Mehrzahl der 
Fälle hervorgerufen. Der Influenzabacillus wird nur in einem geringen 
Prozentsatz gefunden. In manchen Fällen von schwerer Pneumonie 
wirken Salvarsan und polyvalentes Strepto Pneumokokkenserun günstig 

Giemsa (Hamburg): Zur Chemotherapie- einiger Arsenobenzole, 
insbesondere der Arsalyte. Den schon früher vom Verfasser empfohlenen 
Arsenverbindungen dürften recht beachtenswerte Eigenschaften zuzu- 
sprechen sein. Die Lösungen — in Ampullen unter indifferenten Gasen 
eingeschlossen — sind viele Jahre lang haltbar und jetzt so weit ver- 
vollkommnet, daß sie auch bei Berührung mit Luft, das heilt wenn 
sie den Ampullen entnommen sind, noch längere Zeit unverändert 
bleiben und daß so die sonst bestehende Gefahr der Bildung giftiger 


Arsenoxyde beseitigt wird. Der Verfasser rät daher zu Versuchen mit 
Arsalyten bei der menschlichen Syphilis. 


A.H. Hübner (Bonn): Weitere Versuche und Beobachtungen 
zur Simulationsfrage. Der Verfasser hat einer Versuchsperson, einer 
teichten Hysterika, geeignete Patienten mit psychischen Leiden (Me- 
lancholie, Manie, Katatonie, Paralyse) gezeigt. um zu erproben, ob ihr 
die Nachahmung dieser Krankheitszustände gelingt. Die dazu 
nötigen Vorbereitungen werden geschildert. Unter anderem wurde 
der Versuchsperson ein psychiatrisches Lehrbuch gegeben, um das 
Kapitel „Melancholie“ einige Male durchzulesen. Auch studierte der 
Verfasser mit ihr sechs Paralytiker je eine halbe Stunde lang. Die 
Nachahmung geschah schließlich in so vollendeter Weise, daß sich 
Z. B. bei der Melancholie ein erfahrener Psychiater nach mehr als 
halbstündiger Exploration derart täuschen ließ, daß er die „Patientin“ 
sofort einer Anstalt überwies. 

Anmerkung des Referenten: Gegen derartige äußerst 
gefährliche Versuche kann nicht scharf genug Einspruch erhoben 
werden. Sie sind auch vom wissenschaftlichen Standpunkte AUS 
ganz überflüssig. Denn daß sich psychische Symptome nachahmen 
lassen, weiß man von der Bühne her schon längst. Auch daß die er- 
wähnte Versuchsperson dazu besonders befähigt war, nimmt nn 
` ihre 


wunder, wenn man aus einer Bemerkung des Verfassers VOR 
Neigung, zum Theater zu gehen, erfährt. 


Conrad Pochhammer (Potsdam): Die Notwendigkeit der 
Vermeidung der Reamputation und ihr Ersatz durch die „Steigbügel 
methode“. Durch die ausführlich geschilderte Methode gelingt es, 
da,.wo prominierende Knochenstümpfe nach Amputationen zurück- 
geblieben sind, die Reamputation mit Sicherheit zu vermeiden und 
En Amputierten seine Stumpflänge in unverkürztem Maße zu Er 
1alten. 

Heinrich Davidsohn (Berlin-Schöneberg): Über die akute 
eiweißfreie Nephritis. Es gibt Fälle von akuter Nephritis, WO sich nur 
der Sedimentbefund als beständiger und wichtiger Faktor er 
weist. Diese Fälle gehen in der Regel mit geringer bis mäßig starker 
Oligurie einher. Wahrscheinlich handelt es sich pathologisch-anatomisch 
um eine -herdförmige Glomerulonephritis. Also auch die wiederholte 
mikroskopische Untersuchung des Harnes bei allen auf Nieren- 
entzündung verdächtigen Erkrankungen ist erforderlich. 

Heinrich Egyedi: Über die Untersuchung des Harnsediment$ 
im plastischen Bilde. Sie ist die beste der in Betracht kommenden 
Untersuchungsmethoden. Plastisch erscheint uns nämlich ein dur 
sichtiger Gegenstand, wenn wir dafür sorgen, daß er schiel beleuchte i 
sein Hintergrund aber dunkel sei (die Beleuchtung soll hauptsächll i 
durch indirekte Strahlen bewirkt werden). In welcher Weise diese 


; i ; Ter- 
beiden Bedingungen beim Mikroskop entsprochen wird, gibt der Ver 
fasser genauer an. 


: BET E er Peg en Var : $ = } Be Fa 2 LAA 
pununa o anai Ea ware | en PE GR A CES a men n a i ea i o SAER 
Kr. 16. Febrian . 7. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 7. EE, 
ar À - ee ž : 3 à = : > eu —— x r + A S | 
Mi G. Bruckner: 1. Malariaschnellfärbung. 2. Behelfsbrutschrank: | schwankungen an die Seite zu stellen, Übergangszustände führen von h : 04 r 2 Ä 
BZ Die Färbung hat sich vorzüglich bewährt und ist an Hunderten von | den ‚pathologischen zu den physiologischen Entwicklungsbildern. : Bei | f o N 
f Erkrankupe È Präparaten erprobt worden. Der Brutschrank zeigte stets zuverlässig |. den ‚endogenen :Geistesstöruugen handelt es sich um Erscheinungen, A a. 
je verstorlen ©. konstante Temperatur, rußte nicht und verbrauchte in 24 Stunden | die.als Abnutzungserkrankungen aufzufassen sind und ein frühzeitiges | ee 
Dabei mma È- nur ein viertel Liter Petroleum. - - ee 7, um: Versagen, beziehungsweise vorzeitige Alterserscheinungen ` darstellen, O AS niig 
häufistn È $- Friedrich Bonhoff (Hamburg): Sondenbehandlung bei | wahrscheinlich im kausalen Zusammenhange mit einem vorzeitigen Ver- il, ih, 
isoliert & $ frischen Speiseröhrenverätzungen. ~ Mitgeteilt wird ein Fall'von frischer | sagen körperlicher Organe. > ea | H ee 
‚Schleimhautverätzung der Speiseröhre \durch Salmiakgeist, und zwar |. © Förster: .Anatomischer Befund bei Syringobulbie. Verfasser a Kal 
beträchtlicher Art (mit jauchiger Absonderung). Das Kind überstand | beschreibt einen typischen Fall- mit lateraler Spaltbildung. Der Fall wurde i oa En 
die Vergiftung, verfiel jedoch durch Hunger rapide. Eine am sechsten | zehn Jahre lang beobachtet, setzte mit bulbären Krankheitserscheinungen | ws a 
Tage eingeleitete Dauersondeneinführung mit reichlicher Sonden- | ein, die auch im weiteren. Verlauf das. Krankheitsbild beherrschten. NAN IRRE 
ernährung brachte es rasch wieder in die Höhe. Acht Wochen nach | ~ Kafka: Bemerkungen zu der Arbeit von Hau piim ann: : Zur | MERER 
der Verätzung war der Schluckakt frei und die Speiseröhre für die | Frage der Nervenlues, speziell über den Einfluß exogener Momente bei (T ER - 
Sonde völlig passierbar. Dr E F. Bruck. f`der Paralyse. Der Einfluß exogener Momente ist für den Ausbruch I. An Ra j 
5 E ; 2 -> | der. Nervenlues nicht gleichgültig, er ist bei Fällen 'ausgesprochener if BEIGE, 
Die Therapie der Gegenwart, Januar -1919. > _ Paralyse geringer, aber doch nachweisbar. Hinsichtlich -der Frage der s N ve 
Ad. 0 - (Berlin): Die Wärmest in der Pathologie des Dienstbeschädigung bedarf jeder einzelne Fall der eingehenden Prü- te 
À RA REMI A erlin) S E l! ATMOSAUUNG 1 MEERA 8 ktion fung. Nicht immer ist bei frühzeilig ausbrechender und rasch 'verlau- B i T 
nee FRE tasso! piot lehrreiche. Betrachtungen un die Res nor fender- Paralyse Dienstbeschädigung. anzunehmen. Be MERA: pi 
(or Kinder RUE Aie Wärmestauung, BESOnLEIS der Säuglinge; eo A Steiner: Die psychologische Berufseignungsforschung in ihrer a AI, 
rg en ee a a er Bedeutung für die ‚Psychiatrie. Die Arbeit befaßt sich in erster Linie 1 a: 
der ee een ER Mitteilung der Hauteinheitsdosis, in ‚der i Berufseignungsp rüfung ur den ‚militäriso u Dienst, ‚Be De il i ; 4 fi 
der Kastrations-, Sarkom-, Careinom-, Reiz-, prozentualen Tiefendosis. oren und elchäinbacillen. ist die PAENSIShigEeik An erster DIDIOSE Eh dB; BE 
Klemper er (Berlin): Die Behandlung der Herzkrankheiten. a E chomotorischen Vornanen abhängig. Verfasser gibt A egungen, 1 REAIS REA 
Übersicht über Verhütung und allgemeine Behandlungsgrundsätze, sowie | 1e diese za prüfen ist. Psychomotorische Leistungsfähigkeit und In- en) 
| ; | Ze telligenz stehen’ nicht in Abhängigkeit, es besteht..kein Parallelismus gA 
> pI . porno” ; Ta k 


zwischen beiden. A i 
-~ Knapp: Epilepsie und Korsakowscher Symptomenkomplex. Ver- | 
fasser veröffentlicht zwei Fälle von Korsakowscher Psychose bei Epi- 
lepsie. Von den polyneuritischen und ‘presbyophrenen Fällen unter- 
scheiden sich . die beschriebenen epileptischen Fälle-durch das Fehlen 
der Suggestibilität, der Konfabulationen (Fall 1) und durch das Zurück- 
treten des Merkfähigkeitsdefektes hinter der Erschwerung der Auffassung.’ 
=~. Walter: Zur Symptomatologie und Anatomie der diffusen Hirn- 
sklerose. Der 40jährige Patient zeigte eine ziemlich schnell fortschrei- 


ein kurzer Abriß über die Behandlung der nervösen Herzstörungen, 
von akut einsetzenden Herzkrankheiten, gut kompensierten Herzkrank- 
heiten, der Kompensationsstörung, des Fettherzens, der Klappenfehler, 
der Perikarditis und der arteriosklerotischen. Herzkrankheiten. .. 
Fürbringer (Berlin): Zur Kenntnis der Nebenwirkungen des 
- Adalins. Die Klagen über Benommenbeit, Müdigkeit, Kopfschmerz, 
Schwindel, Mattigkeit“sind nicht verstummt. Reckzeh. 


ee 
mau main: 
ee y ii aH F a, 


a S age Fu SU 
RL ne en e an 
A ei . er i EL ($ 
„e 


s Dasu hi: 


~ot 
`. -r 


Tar -ee =: 
Sm ar. 5 


Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 4. | | | 
Hacker: Nagelimitation bei der Daamen- beziehungsweise tende, an Päralyse erinnernde Verblödung. “Die ‘Sektion ergab eine ae 
Fingerplastik. In einem Fall von Abschuß des linken Daumens bei | diffuse Sklerosierung des ganzen Hirdes. Es fand sich weitgehender JE. 
‚Erhaltung_des Metacarpus wurde am Rücken des Daumenendes ein | Schwund der Markscheiden, Wucherung der Glia, zahlreiche Körnchen- le, 
- U-förmiger Einschnitt der Haut ausgeführt und vertieft, sodaß die | zellen. Die Annahme, daß ein gliomatöser Prozeß vorliegt, wird':zu- 
Ränder auseinandergingen. - Der äußere Hautrand wurde nach innen rückgewiesen. Es besteht eine Verwandtschaft mit der multiplen. Skle- l An 
= emgestülpt und in diese Furche ein Jodoformgazestreifchen ein- rose.. Hinsichtlich der Ätiologie ist an ein chronisch wirkendes Endo- . FENE atn 
gedrückt. Dadurch entstand eine narbige Turche, welehe eine Art | toxin zu denken, wenn auch die Untersuchung aller Drüsen. mit innerer . («> EB RR 
yi | . Nagel vortäuschte. A; A | APA Sekretion nichts von Belang.ergab. ` Br SE N se 
ar, ' Reich: Vorbereitung des Empfangsbodens bei freier Trans- Raecke: ‚Nochmals die Bedeutung -der Spirochätenbefunde im Ka a 
i Plantation. Bei einem Epileptiker mit einem handtellergroßen Stirn- | Gehirn von Paralytikern. Raäecke wendet sich gegen Angriffe Spiel- Be; o 
‚defekt nach Schuß und ausgedehnter Hirnzertrümmerung wurde die | meyers. Spielm eyer.nimmt an, daß. bei der Paralyse neben ent- b Dan en 
P | 2 Encephalolyse vorgenommen, nachdem die Wunde drei Jahre vernarbt | zündlichen Vorgängen Degeneration eine selbständige Rolle spiele. Nach | Pada |; | Ss R 
we! ‚war. Als Füllmaterial stand körpereigenes Fett nicht zur Verfügung. , Raecke stellt der . paralytische Prözeß lediglich -Folgezustände dar, Kt Bi e 
fi Die ganze Höhle wurde zunächst mit steriler Gaze tamponiert. und | die durch die Ausbreitung der Spirochäten im Gewebe bedingt werden. nl x a 
„darüber die Kopfschwarte lückenlos geschlossen. Am dritten Tage wurde | Sowohl die entzündlichen wie die degenerativen Veränderungen sind BR: .. 2: 
at ~ y ner eroinet und dabei eine Blutansammlung entfernt und festgestellt, daß Folgen der Spirochätenlokalisation. Die Dementia paralytica ist Hirn- DaB FE 
Ji ie N unde steril geblieben. Nunmehr wurde ein frisch. entnommener rindenspirochätose. a en Me een | Kniet D 
y  Nomoloplastischer. Fettlappen. eingepflanzt, welcher gut einheilte. W. Mayer: Zur Frage des Einflusses exogener Momente auf wald ne 
| | | = rc RK Be metaluische - Prozesse. Verfasser untersuchte 81 Soldaten, die sich 1 ji a n 5e 
bÌ Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr.4. | zwischen‘ 1906 und 1914 Lues zugezogen hatten, auf syphilitische Er- ei: ARERR 
f Werner: Zur Behandi der Insuffizienz des BlasenschliiB- krankung des. Nervensystemes. Is ‚ergab sich kein’ positiver Befund. Dh Kit i 
g! muskels mit Fetti E kti CA rg Pr Di Umsnrit der Harn- Kriegsschädlichkeiten spielen bei der Entwicklung metaluischer Pro- EU | .. 
3 röhre mi a Die Umsprlszung der He zesse keine Rolle. ‘Die Lehre von der „Kriegsparalyse“ und „Kriegs- a à? 
# ge ‚mit Menschenfett hat in einem Fall von Harnträufeln infolge tabes“ ist nicht begründet. a T De, T | ER i 
f ; 7 en ae a nicht an on A Ewald: Zur Frage der klinischen Zusammengehörigkeit der ua o 
` håñdelten nach den Fettcinspitzngen Fieber, Hnsten, Brustschmerzen | ympfomatischen Psychosen. Die Psychosen echt toxischer Ätiologie C Sn 
i; und blutiger Auswurf 1 PENTA A Man die Er heinunken des FEintritts eu a, Paktarientoxini uw) oiden a geschlossene Gruppe. Ihnen 4 Eiabı® i 
©. Yon Fett in die Lunge es el: a DER ‚| gegenüber stehen die Psychosen, deren Ursache in ‚innersekretorischen EAN SE 
$ Perk = gencapillaren, TR. KEN bee» Ser : Schädigungen zu erblieken ist. ‚Allen -echt -toxischen Psychosen ist PEES HR - 
i 07%: Leistenbruch mit eingeklemmter Nebentube. Bei | „omeinsam frühzeitiges Auftreten von Bewußtseinstrübung. . Vorauf-geht - ER: 
lweistenbruch wurde im Bruchsack die wurst- ‚häufig ein manisch ‘oder depressiv gefärbtes, Zustandsbild. . Welche PRAE 


unden, die, im Leistenkanal längere Zeit ein- | Prädilectionstypen in Erscheinung treten, ist abhängig von: .Veranla- 
n Verwachsung Anlaß ‚gegeben und die Be- | „ung, Art des: Giftes- oder Toxins, Intensität der Wirkung. Die echt 
leminten Bruches hervorgerufen baite. K. Bg. 'manischen und melancholischen. Zustände beruhen. auf endokriner Ver- 
| | giftung, Treten sie .im Anschluß.an echt toxische Schädigungen auf, 
‚so handelt es sich. lediglich um Auslösung.‘ Die Differentialdiagnose 
gegenüber eier manischen beziehungsweise depressiven Phase .bei echt 
toxischer. Schädigung kann zu Schwierigkeiten führen. EG: 
Löwy: Bemerkungen. zur Lehre.von der Hypnose ‚und. zur Puls- 
beeinflussung. in derselben. Verfasser berichtet über zwei“ Fälle, in 


a Einem eingeklemmten 

förmige Nebentube gef 
seklemmt, zur geringe 
schwerden eines eingek 


Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie Bd. 44; H. I bis 6. 
Krueger: Psychisches Werden und Vergehen.. Verfasser setzt 


die yserh: YE l : 
. He psychischen Störungen in Beziehung zu den psychischen Isntwick- 
Die Störungen bei Dementia praecox, Paranoia, Demen- 


p osstadien. 
ta senilis, Manie und Melancholie ergeben sich aus dem psychischen . eina 1 
ndividuums -zur Zeit des Beginnes der Er- | denen ia der Hypnose spontan eine Änderung der Pulsfrequenz auf- 
tritt. Der Puls wird langsamer, in einem Falle nach vorübergehender 


m nieklungszustande des | el 
rankung, ihnen sind ähnliche physiologische. Denkvorgänge und Affekt- | 


\. S 


nn ge I o a 


- GE ae Si 


- u Use 
Aue Oy nn em O a er a an ein no ae : 


_ eine intracorticale, die taktile Gnosis eine intercorticale. 


| .Kriegsneurose. 


174 


Beschleunigung. Verfasser erörtert die Frage, wie weit die Beeinfluß- 
barkeit in der Hypnose reicht. Der Hypnotisierte ist kein willenloses 
\Verkzeug des Hypnotiseurs. Seine Suggestibilität ist „Experimentier- 
fähigkeit“, sie hört auf, sobald der Boden des Experimentes und Spieles 
verlassen wird. In der Hypnose besteht eine Veränderung der Be- 


wußtseinslage mit Einengung des Rewußtseins und Herabsetzung des 
kritischen Selbstbewußtseins. 


Bickel: Über die Kriegsneurosen, ihre Entstehung und die Er- 
folge ihrer Behandlung. Verfasser unterscheidet folgende Krankheits- 
bilder: Nervöse Erschöpfung, nervöse Erschöpfung hysterischen Gepräges 
beziehungsweise mit hysteriformen Erscheinungen, Neurasthenie, 
Hysterie. Die Hysterie ist eine Affektneurose, in der gesteigerten 
Affektbetonung und Affekterregbarkeit des gesamten Denkens, die an- 
geboren und erworben sein kann, ist die Ursache für die Häufigkeit 
der Kriegshysterie zu -erblicken. Die Behandlung hat anzustreben: 
Herabsetzung der gesteigerten nervösen Erregbarkeit, Bekämpfung oder 
Unschädlichmachung der etwa vorhandenen krankmachenden gefübls- 
betonten Vorstellungen. Die Heilerfolge des Verfassers waren 28% 
Dauerheilung, 37% dauernde Besserung, 35% Rezidive. 


Schroeder: Ungewöhnliche periodische Psychosen. Ein Teil 
der selteneren, früher als selbständige Erkrankungen beschriebenen 
periodischen Psychosen, namentlich die sogenannte periodische Paranoia 
und Amentia, läßt sich an bekannte große Krankheitsgruppen (manisch- 
depressiwes Irresein, Dementia praecox, Epilepsie) angliedern und stellt 
in seinen Verlaufsabschnitten nur symptomatisch ungewöhnliche Spiel- 
arten dieser Krankheiten dar. Gewisse katatonisch aussehende akute 
Krankheitsfälle von periodischem Verlauf haben anscheinend besondere 
Bedeutung und gehören nicht zur Dementia praecox. Andere un- 
gewöhnliche Fälle von sich wiederholenden Geistesstörungen gehören 
zum degenerativen Irresein, noch andere zeigen organische Züge und 
beruhen: anscheinend auf hydrocephalischen Schwankungen und Hirn- 
schwellung. | 

Nießlv. Mayendorf: Klinische Beobachtungen nach Kriegs- 
verletzungen der Scheitelgegend. Verfasser teilt neun Fälle von Schuß- 
verletzung der Scheitelgegend mit und bespricht eingehend die Sympto- 
matologie. Für die Lähmung ist charakteristisch, daß sie sich auf die 
distalen Gliedabschnitte beziehungsweise auf Teile derselben bezieht. 
Contracturen bilden sich am Schultergelenk, weniger am Ellbogen- 
gelenk aus, das Handgelenk bleibt. frei. In zwei Dritteln der Fälle 
fehlt das Babinskische Zeichen, einseitiges Schwinden des Bauch- 
reflexes ist nicht regelmäßig zu konstatieren. Die Berührungsempfindung 
ist niemals völlig aufgehoben, bei erhaltener Berührungsempfindung kann 
das Lokalisationsvermögen stark geschädigt sein. Die Lagegefühlstörung 
kann in den distalen Gelenken stärker sein als in den proximalen. 
Häufig ist Tastblindheit, diese ist nicht Folge der Störung der Lage-, 


“ Lökalisations- oder Bewegungsempfindung. Das gleichzeitige Vor- 


handensein- einer Lokalisations- und Bewegungsempfindungsstörung 
kann Tastblindheit zur Folge haben. 


f Gerstmann;: Reine taktile Agnosie. Verfasser beschreibt einen 
Fall von reiner Tastläihmung der linken Hand nach Schußverletzung 
der rechten Scheitelbeingegend. Es ergibt sich, daß Stereognose und 
taktile Gnosis zwei verschiedene Verrichtungen sind. Taktile Gnosis 
und Stereognosis sind rein assoziative Funktionen, die Stereognosis 
Die taktile 
Gnosis vermittelt das begriffliche Erkennen, das heißt das Erkennen in 
bezug auf Herkunft, Zweck, Bestimmung, Bezeichnung usw. 
Kutzinski: Klinisches und Theoretisches zur sogenannten 
' Verfasser unterscheidet zwei Reaktionstypen: den 
affektiven und den Willenstyp. Häufige affektive Reaktionsformen 
sind: Schreck-, Erwartungs-, Zwangserinnerungs- und Irradiations- 
neurose. Als Form des Willenstypus findet man aus dem Wider- 


. streben der Überwertigkeit und der Imitation sich ergebende Reaktions- 


weisen. Beide Reaktionsweisen sind der Ausdruck einer abnorm ge- 


“ arteten Persönlichkeit. Diese pflegt Störungen in der Einheitsbildung 


zu erzeugen. So kommt es zu Bewußtseinsveränderungen, wenn auch 
meist leichten Grades. 

Riese: Ein Beitrag zur Kenntnis der psychischen Störungen 
nach Gasvergiitung. Nach Gasvergiftung in dem Unterstand durch 
Granateinschlag bestand vollständige örtliche und zeitliche Desorientiert- 
heit, schwere Beeinträchtigung der Merkfähigkeit, Amnesie, depressive 
Aftektlage. Es handelt sich um eine echte selbständige psychische 
Störung, einen amnestischen Symptomenkomplex, der sich als inter- 
 valäre Form (Sibelius) als Ausdruck einer schweren Gasintoxikation 
entwickelt hatte. Henneberg. 


ET o a 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 7. 16 


“r 


. Februar. 


Therapeutische Notizen. 


Die Behandlung der Lungentuberkulose mit Kieselsäure empfiehlt 
A. Kühn (Rostock). Kieselsäure bewirkt bei experimenteller Tuber- 
kulose eine abnorme Bildung von jungem Bindegewebe im Sinne einer 
Abkapselung mit darauffolgender Vernarbung des tuberkulösen Gewebes. 
Der Verfasser verordnet: Herb. equiseti min. 75,0, Herb. polygoni 150,0, 
Herb. Galeopsidis 50,0. M. f. spec. D. S. dreimal täglich 1'/, EBlöffel 
auf zwei Tassen Wasser, einkochen auf eine Tasse. Dieser Tee muß 
konsequent jahrelang getrunken werden. Dann kann es zu einer 
fibrös ausheilenden Form der Lungentuberkulose kommen. Pro- 
phylaktisch konsequent gereicht könnte er das, Lungengewebe 
festigen sowie bei Erkrankung die genügende Neubildung des die 
eirrhotische Vernarbung erstrebenden Granulationsgewebes anregen und 
unterstützen. (M. m. W. 1918, Nr. 52.) 

Auf Grund der Angabe von 100 mit subcutanen Ameisensäure- 
injektionen wegen verschiedener Leiden behandelten Patienten, sie 
seien nicht an Grippe erkrankt gewesen, empfiehlt Reuter (Greiz) 
diese Injektionen als Prophylakticam gegen Grippe. Er verwendet sub- 
cutane Injektionen von 0,2 bis 0,5 ccm einer Lösung Ac. form. 1:100000 
Aq. dest., die er meist alle vier Wochen wiederholt. Da bei vielen 
Krankheiten (z. B. Gicht) eine Reaktion des kranken Organismus auf 
diese Injektionen frühestens in zehn Tagen eintritt, müßte 
man wohl auch diesen Zeitraum bei der Beurteilung der Wirksam- 
keit des Mittels als Prophylakticum gegen Grippe mit in Rechnung 
stellen. (M. m. W.1918, Nr. 52.) 

Die roh genossene Zwiebel empfiehlt Eberhard Wilbrand 
angelegentlichst bei Durchfällen. Man gibt ein mit rohen Zwiebel- 
scheiben belegtes Butterbrot. Ein weiteres Medikament ist überflüssig. 
Bei Ruhrkranken gebe man nach dem Aufhören der blutigen Stühle 
feingehackte Zwiebeln unter Kartoffelbrei gemischt. (M. m. W. 1918, 
Nr. 52.) F. Bruck. 


Angeregt durch die Beobachtung von Fällen von Triehloräthylen- 
vergiftung mit Sensibilitätslähmung des Trigeminus behandelte Pleßner 
eine größere Reihe von Fällen von Trigeminusnenralgie mit Trichler- 
äthylen. Er ließ 30 bis 60 Tropfen einatmen. Der Heilerfolg war in 
den meisten Fällen ein recht guter. Als Nebenwirkung kamen nur 
Schwindelanfälle zur Beobachtung. (Mschr. f. Psych. Bd. 44.) 

Henneberg. 

Über die Wirkung der Strahlenbehandlung bei Epilepsie berichtet 
Otto Strauß (Berlin). Es handelte sich um eine 22jährige Patientin, 
die seit dem dritten Lebensjahre an schweren epileptischen Zuständen 
litt. Zuletzt traten noch täglich Anfälle auf. Der I\ranken wurden 
vier Erythemdosen harter gefilterter Röntgenstrahlen in vier Sitzungen 
mit je vier Wochen Zwischenpause verabreicht. Bestrahlt wurde die 
linke Centralfurche, zum Schutze des Kopfhaares wurde der nicht in 
Betracht kommende Teil des Schädels stark abgedeckt. Der Erfolg 
war außerordentlich.” Die schweren Anfälle mit Bewußtseinsverlust 
schwanden, es blieben nur noch ab und zu auftretende, leichte klo- 
nische Zuckungen übrig, die aber auch nur selten waren. Luminal und 
die großen Dosen von Bromkalium, die bisher gegeben wurden, konnten 
ausgesetzt werden. Das Mädchen blühte sichtlich auf. Die Röntgen- 
strahlen setzen bekanntlich die Reflexe herab. Auch ist die Herab- 
setzung der Reflexerregbarkeit durch Bestrahlung des Großhirns im Tier- 
experiment nachgewiesen, In dem mitgeteilten Falle war im elften Lebens- 
jahre das Krampfcentrum für den rechten Arm excidiert 
worden. Die Operation hatte zwar einigen Erfolg, aber ihre Wirkung 
war doch nur unvollkommen. Der Verfasser glaubt, ‚daß an den 
schließlichen großen Erfolg die frühere Operation wesentlieh mit 
beteiligt gewesen sei, daß aber die Bestrahlung das Resultat kom- 
plettiert habe. (D. m. W. 1919, Nr. 4.) F. Bruck. 


Eine neue Schiene zur Oberschenkelirakturbehandlung empfiehlt 
Orth: Ein gabelförmiges Gerüst ist in der Kniemitte mit un 
Sektorenscharnier versehen. Oberhalb der Bodenplatte ist eine Hasp® 
angebracht. Oberhalb des Kniegelenks wird ein Steinmä n n seher 
Nagel durch den Knochen geführt, das Bein in das gabelförmige Ge- 
rüst gebracht und die Schiene mit dem Beckengipsverband fixiert. 
Um den Nagel werden zwei starke Drähte geschlungen und mit = 
Haspel angezogen, so lange, bis die Bruchenden sich in richtige 
‚ Stellung befinden. Mit Hilfe dieser Schiene wird eine kräftig? 
Extension ausgeführt, ohne ‘daß der Kranke zu liegen braucht. Di 
Schiene wird hergestellt bei Rohmann, Instrumentenfabrik, Saarbrücken. 
(Zbl. f. Chir. 1919, Nr. 4) | 

Als Ersatz der Gummibinden bewährt sich nach der Mittellne 
von Dr. Renner die von Henle angegebene Drahtiederbind®- o 
ursprüngliche H en le sche Bindenform ist für den Ersatz von Gummi 


~ 


s3 ad ala ı s ee, N Ran? | |, AORA EU EEE 
mo DE | | a, - Ton E E 
en pi ea S x | i p Í AE Mi : y 
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK. — Nr.7. | | Pe . "178 .. ee de 
— = — = = = ; Zu 2 I) ee 
binden und Gummischlauch‘ durchaus geeignet. Mißerfolge sind auf | Adolf. Strümpell, Lehrbuch der speziellen Pathologie H RE Er 
TA Veränderungen des Baues zurückzuführen. Eine von Här tel (Berlin) un d Therapie d er inn eren Krankhei ten. Mit 160 Ab- A au i 
selsänre enpi f - angefertigte neue verkürzte Form mit Schraubenvorrichtung zum Zu- | bildungen im Text und 6 ‚Tafeln. Zwanzigste, vielfach ‚verbesserte |! De 
imenteller Wie F. sammenziehen scheint sich zu bewähren. (Zbl. f. Chir. 1919, Nr. 3.) | und vermehrte Auflage. Zweiter Band. Leipzig- 1918, Verlag T E 
3e im Simei f Sohlenstreckverband bei Frakturen. Einen Sohlenstreckverband | F, C. W. Vogel. E a a . T A ADE 
kulösen Gerda } / für Frakturen der unteren Extremitäten empfiehlt-Remmets in |, Mit dem Erscheinen des zweiten Bandes ist- die, 20. Auflage E 
b, poyoni E folgender Weise auszuführen: Ein Brett von der Größe des normalen | des Strüm.pellschen Lehrbuches abgeschlossen. Dieser. zweite Teil. j pariy 
ich 1, BÈ $ Fußes wird in einen Streifen Leinewand oder Heftpflaster gelegt. In | umfaßt die Nierenkrankheiten, Krankheiten der Bewegungsorgane, des H ee 
Dieser Te 5 diesem Heftpflasterstreifen hängt ein Ring zur Extension der Extremität. | Blutes und der Drüsen mit innerer Sekretion. Den Hauptanteil ‚des | | = i i 
m e ag Das Brett selbst wird mit einer festen Binde oder 'Heftpflàåster unter der | Buches nehmen die ausgezeichneten Beschreibungen -der Krankheiten 1 A 
kommen. Pub. Fußsohle befestigt. Für diesen Sohlenzugverband genügt es, bei. | des Nervensystems ein. Den Schluß machen die Krankheiten der |! TER 
uga - Oberschenkelbrüchen ein Gewicht von zwei bis drei Pfund an dem in | Gehirnsubstanz und die Neurosen ohne bekannte anatomische Grund- O A 
idag SiE - der Schwebe gehaltenen Bein- anzubringen. Der Sohlenstreckverband | lage mit trefflichen Darstellungen der Hysterie und Neurasthenie. I: Kg 
bes ange läßt sich auch dazu verwenden, bei Unterschenkelbrüchen die Ver- | Als wertvoller Anhang findet sich ein Verzeichnis der 'Rezeptformeln MEN il 
© schiebung der Knochen mit Hilfe eines langsamen aber starken Zuges |"und ein sehr ausführliches, sorgfältig geführtes, den Wert des Buches N, RS RN 
Amen. auszugleichen ünd einen Gipsverband anzulegen. (Zbl.f. Chir. 1919, Nr.4.) | wesentlich erhöhendes Sachregister. Bewunderung verdient die Energie, il SE Aaf 
Patienten 8. | | ’ K. Bg. mit der Strümpell in seinem bekannten großen Werke die viel- E r 
euler, - Schlesinger (Stettin) berichtet über die Stickstoffbehandlung | fältigen, ` oft sich widersprechenden Einzelforschungen zur Ordnung . !ı oai. 
remui! - _ - der Peritonitis tuberculosa exsudativa. Der klinische Erfolg geht mit | gezwungen hat, der weite Blick, mit dem er unsere Wissenschaft in a a 
form, Lt, der wirklichen Heilung offenbar Hand in Hand, jedoch nur bei den | eine vielgliederige Systematik aufgeteilt‘ hat, und endlich die Un- “| iir o 
Da i exsudativen Formen. (Ther. d. Geg., Januar 1919.) T e., |, abhängigkeit, die er sich in-seinem Urteil bewahrt hat. Das mit zabl- ul u 
| Die Behandlung der Enuresis nocturna besprieht Scholz. Er | reichen Abbildungen - geschmückte Buch erfüllt seine Aufgabe, ein. - i FR 
int, se. hat sechs Fälle mit Atropininjektionen erfolgreich. behandelt und gab | Lehrbuch für Studierende und Ärzte zu sein, in vollstem Maße. | $ it e 
der Wide | alle zwei bis drei Tage 1 mg, im ganzen sechs bis acht Spritzen. a N =- K. Bg. > f a a: 
in Rebe! (Ther. d. Geg., Januar 1919.) - a |  Reckzeh. Osk. Beyer (Ing. Chem. in Zürich, Über die Kontrolle und f i: RESISTI 
u. Über seine Erfahrungen mit Terpentineinspritzungen nach Kling- | Herstellung von. Saccharin. Praktischer Wegweiser für l: i. 
wilm müller bei Gonorrhöe berichtet Pürckhauer (Dresden). ' Dieser Chemiker, Zollaborätorien, Apotheker, Drogisten, Physiologen, Ärzte, BIER: 
m Behandlungsmethode kann bestenfalls eine unterstützende Wirkung zu- Kaufleute usw. Mit 12 Abbildungen. Zürich 1918, Rascher & Cie. |. ii ; 
ith gesprochen werden, jedoch auch nur‘ in einem Teil der Fälle. Ein 141 Seiten. 2 | g NSE: Hi 
jim $ - < Nachteil dieser Einspritzungen ist aber die Gefabr der Komplikation „Der Europäische Krieg 1914—1919“ ‚bat nicht nur in Deutsch- A pii ie 
nik _ des Trippers, die größer ist als bei Anwendung der bisherigen Heil- | land, sondern auch in neutralen Staaten infolge Zuckermangels den i or }. 
künstlichen Süßstoffen eine ungeahnte Verwendung gebracht, ij I 


j 2 
‘put | ‘verfahren. Bei äußerst hartnäckigen Gonorrhöen ist der Versuch 
. mit diesen Injektionen zu machen, da gelegentlich darunter Heilung 
eintritt. Die große Mehrzahl dieser Fälle bleibt aber auch unbeein- 


Insbesondere hat das aus Toluol hergestellte Saecharin (o-Benzoe- 
NH(Na) = 0,8, ' CO SO, ' NH: Glusid des 


FERN = 
ehr z N: 
u 

= -- L 
p Eh 4 = 


ae HA TTN 
ssäuresulfimid CO— 
N, 


a Ta 
2% ` - 
a 
nr 
cF DG 
baaa 


i sonde 
| m Fa: Pathologie werden, indem der Sektionskurs: eingeschränkt wird, 
Bin in der Anatomie, indem die Präparierübungen verkürzt werden, 
2 Pur ügt müßte in den Unterrichtsplan werden: eine Vorlesung über 
Zu a über die Probleme der Weltpolitik und Weltwirtschaft. 
Q u . , a. i . 
besprochen werden die großen : Mängel „des PraBuschen Jahres | 
Bed Gegen eine Verkürzung der Universitätsferien hat der Verfasser 
senken, die aber wenig begründet’ sind. | 


Alles in allem ein sehr lesenswertes Buch! 
O0. Nordmann (Berlin-Schöneberg). 


besonders aus dem Gebiete der Unterkünfte, der Beseitigung der Fä- 
kalien und Abfallstoffe, der Spitalshygiene, ist allerdings nur für Kriegs- 
verhältnisse geschrieben. Der Abschnitt „Spezielle Epidemiologie und 
Bekämpfung der Infektionskrankbeiten“ dagegen berücksichtigt wohl 
die wesentlichen Fortschritte auch der neuesten Forschungen. Zweifels- 
‘ohne hätte das Buch im Kriege selbst noch viel Segensreiches stiften 
können; für den Medizinstudierenden und für jüngere Ärzte wird seine 


Lektüre aber auch für die Folgezeit von Nutzen sein. | 
` 3 W. Hoffmann (Berlin), ` 


| U RER nd 
A z ir Die Terpentinbehandlung bedeutet daher im allgemeinen keinen | | _ | Ei p 
dg) ep arite an ilens Gono höstkerspie. (D. m. W. 1919, n FR ck englischen. Arzneibuchs) Millionen von Menschen neben wenig Zucker s Moie ji 
Mld Jan ne l zum Süßen von Speisen und Getränken gedient: es hat bei diesem PB > A 
) ee ar B ~ Versuch im größten Maßstab am Menschen seine Unschädlichkeit von RR ar 
a | . Bücherbesprechungen. . neuem erwiesen. Die Saccharintabletten enthalten Natriumbiearbonat, EEREN a 
La nei ; 'aus dem beim Lösen Saccharin die Kohlensäure austreibt; Krystall- j JEE A 
Be ` | Schwalbe, Zur Neuordnung des medizinischen Studiums. | Saccharin ist Saceharinnatrium ohne Zusätze. Lösungen, die längere 1 = $: 
pi Leipzig 1918, Georg Thieme. 106 Seiten. M Bsa h Zeit aufgehoben werden . sollen, dürfen nicht mit kalkhaltigem Wasser pi E 
In . In einer Zeit, in der viele alte Institutionen zusammenstürzen, | Pergestellt werden. Bei längerem Kochen oder beim Kochen mit o PORSE 
00 erscheint das obengenannte Buch von Schwalbe,, welches in | Sauren Flüssigkeiten entstehen durch Verseifung bitter. schmeckende BORN: 
A mustergültiger Weise die Reformbedürftigkeit des medizinischen Studiums | UmWendlungsprodukte. Auch das Dulcin (P araphenetolcarbamid . a 
i m alt und neue Wege. weist, Jeder, der sich schon in früheren | C,H, ‘0 "NH°CO ‘NH, = C,H, 0;H,0 ' NH CO 'NH;; Süß- RURE i 
j ren mit pr . .. i | : _ = a 5 Dr | i ) li MEN . Er 
| ‚ Schwalb Rn en N ee nn. = S 2 n a. bereits hingewiesen wurde (1917, S. 1258) Eu N on 
Wi jetzt nach den jün ten Ereignissen als Grundlage der Neuordnun des A re 5 PEE ER REE! at en 
se! medizinischen Studiums Mk Freanatves Arbeiten und größter Fleiß ~ 7 Wenn auf die Physiologie. der künstlichen Süßstoffe die An- a: 2: 
w, müssen auf den Universitäten herrschen, wenn die Existenz des ein- wendung des Saccharins (vergleiche 19117, 5. 57) usw. besprochen ETT ERER 
a ‚ zelnen in den schweren wirtschaftlichen Kämpfen die uns bevorstehen, | ” ee area Juri ich, fii Chemiker und Indu- u SOR 
} gesichert sein und dem Allgemeinwohl des .Volkes gedient werden soll. se gese TIBOEN (Rerstelungsyve ann 2 alpn Einzelheiten, Patente, u. SRR 
P Schwalbe Zeht seiner Darstellung von den Mängeln aus, | Ausbeute, Rentabilitätsberechnung, Plan einer Saccharinfabrik), da es T FR 
Kt ‚die sich im Krisse i dar Ausbildung der ne eoit h e an d hauptsächlich die ‚Kontrolle der Reinheit auch durch den Nichtfach- MEA x T9 
w; ihre Ursache in einer zu- großen ialisierung sabireichar Ärzte und | Tann 9 Be. N oringt die erste Monographie, dieser Art I Ri Be 
f einer zu theoretischen Ausbildung derselben hatten. Die früheren ver- Auch. UT. DEN. ran Anees ee SVETU: | E. Rost (Berlin). A De 
p . geblichen Versuche, diese schon längst erkannten Mißstände: zu be- | Dionys Fuchs, Praktische Hygi ene und Bekämpfung der Me 
o seitigen, werden besprochen. Eine Besserung erwartet Schwalbe | I! nfektionskrankheiten im Felde. Mit 29 Skizzen und EEEE 
| m erster Linie von der Vervollkommnung der diagnostischen und | Abbildungen. Wien und Leipzig 1918, Wilh. Braumüller. 228 Seiten. ne in ne. 
5 = vn „peutischen Technik des Praktikers, Verkürzung und insbesondere M8—.. l i = = Be: 
f i nn Aeng, stellenweise freilich auch Erweiterung des wissenschaft- | „Unsere reichhaltigen Erfahrungen über die Durchführung der M 1H: nA 
f nn en Lehrstoffs, namentlich aber Verstärkung der praktischen Schu- praktischen Hygiene und die Bekämpfung der Infektionskrankheiten 1 
y Er Durch Konzentrierung des Unterrichts in ‘den Hauptfächern | im Felde. werden vielfach auch für die kommenden Friedensjahre maß- E 
“Könnte Zeit für die sogenannten Nebenfächer gewonnen werden, be- | gebend sein. ` Obiges Werkchen läßt erkennen, daß der Verfasser es Bu < 
rs für die soziale Medizin. Neugestaltet müßte der Unterricht-| verstanden hat, in klarer Darstellung das Wichtigste aus diesem: ge- i AM ETAG e 
| waltigen Gebiet der Gesamtheit unserer Ärzte vorzuführen. _ Vieles, FE he 2 


[3 
- 
e 

R b i W T 
Dra N 
N en ug & 
en 3 k 
É - 

m COR + R 
p z -> 

p P 


~ 


o. W919 =- MEDÐIZINISCHE KLINIK — Nr.7. 


16. Februar. 


Be _—. ————— m 
nn ——-— 


re EN nn —-_ -— 
-= m nn ln II LIT IT II II ~ 


Vereins- und Auswärtige Berichte. 


i Berlin. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 29. Januar 1919. 


Vor der Tagesordnung. Axhausen: Fälle zur totalen Öso- 
phagoplastik. Vor etwa drei Jahren hatte A. einen Kranken vorge- 
stellt, bei dem er wegen hochgradiger Verengung der Speiseröhre eine 


der Hirnrinde, da keine Bewußtseinsstörungen da sind und die Sprach- 


störung nicht aphasisch ist, wohl Störung der Bahn. Nitroglycerin 
scheint Besserung zu bewirken. 


2. Wilsonsche Krankheit (Dystrophia lenticularis progressiva). 


en Te -7 


totale Ösophagoplastik vorgenommen hatte, zu der er sich folgenden 
Verfahrens bediente. Fs wurde eine D)ünndarnschlinge aus dem Zu- 
sammenhang ausgeschaltet. an dem einen Ende mit dem Magen ver- 
einigt. Das andere Ende wurde durch einen Spalt in der Linea alba 
an die Körperoberfläche geleitet. Mit diesem Ende wurde eine aus 
der äußeren Brusthaut gebildete Hautröhre vereinigt, deren oberes Ende 
mit dem Halsteil des Ösophagus zusammengebracht wurde. Die so zu- 
stande gekommene Speiseröhre funktionierte wie eine an richtiger 
Stelle befindliche. Diesen Kranken zeigte A. erneut. A. hatte dann 
bei einem Kinde aus demselben Grunde diese Operation mit gutem Er- 
folg ausgeführt. Bei ihm war aber der Schlitz in der Linea alba etwas 
zu klein. sodaß die Ernährung etwas langsamer als bei einer gesunden 
Speiseröhre erfolsen konnte. .\. wollte den an sich unbedeutenden 
Mangel durch eine Erweiterung des Spalts beseitigen. Der Knabe 
starb- aber nach der Chloroformnarkose.. Die pathologisch -anato- 
mischen Präparate dieses Kindes werden gezeigt. Schließlich berich- 

tete X, über einen dritten so operierten Kranken. der sich das Leben 
nahnı, weil durch die Einberufung \.s zum Militär bei dem Manne 
Bedenken entstanden, ob die Operation. die nahezu abgeschlossen war, 
zur endgültigen Durchführung kommen werde Hirschmann be- 
richtete über zwei mit derselben Methode erfolgreich ausgeführte Ope- 
rationen, von denen die eine noch nicht abgeschlossen ist. 


Tagesordnung. J. Joseph: Zur Gesichtsplastik mit besonderer 
Berücksichtigung der Nasenplastik. .\n einer großen Fülle von Licht- 
bildern und an Kranken werden die Ergebnisse plastischer Gesichts- 
operationen gezeigt, zu deren Ausführung .J. sich bekannter, zum großen 
Teil aber auch eigener Methoden bedient. Fritz Fleischer. 


e- 


l Breslau. 
Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. (Medizinische Sektion.) 
Sitzung vom 29. November 1918. 

Jadassohn: Krankenvorstellungen. 1. Fall von Kerion 
Celsi mit disseminiertenpapulösen KEfflorescenzen, 
Licehentrichophytieus, der als Symptom einer allergischen 
Re ıktion gegen Trichophytonpilze und :ihre Prodakte aufzufassen ist, 
9, Sklerod.ermie (en plaques) mit Pigmentierungen, daneben l’orm 
‚ der Kartenblattsklerodermie im Anschluß von Striae, 3. Kriegs- 
melanose. die in der hiesigen Klinik häufig beobachtet wird (ein- 
- mal nur Schleimbautpigmentierungen), 4 Lupusepitheliom, 
>. Fall. mit farblosen \Melanomen, ©. Moulage eines Epi- 
thelioms in der Leistenbeuge mit Ulcus-rodens-artigen 

Basalzellenepitheliomen in der Umgebung. 

Minkowski: Krankheitsfälle: 1. Uhylurie aus Harn- 
röhre. offenbar auf I,ymphangiektasien in ihr beruhend, bei gleich- 
zeitigem Bestehen von l,ymphangiektasien an den unteren Extremitäten, 
9 ` Bericht über Besserung einer hartnäckigen Pleuritis sicca durch künst- 
lichen Pneumothorax. 

E. Frank: Folgen einer Granatsplitterverwundung vom 8. August 
waren atropbische Lähmung der Cuceullaris. Heiserkeit, ltecurrens- 
lähmung und Hemiatropbie der Zunge. Der Granatsplitter muß dort 
liegen, wo Accessorius und Hypoglossus nahe beieinanderliegen. Die 
Lähmung der Schlundmuskulatur kommt in einer bisher noch nicht 
beschriebenen Weise sehr schön im Röntgenbilde zur Darstellung da- 
durch, daß der Sinus piriformis eine Zeitlang gefüllt bleibt. | 

Gerson: Hypertrichosis nach Schußverletzung. Sie tritt inımer 
in einem Gebiet ein, wo Tiefensensibilität erhalten und Oberflächen- 
sensibilität etwas herabgesetzt ist. Das Besondere ist hier, daß das 
lanugoartige Haarwachstum am ganzen Körper eingetreten ist. 


Sitzung vom 13. Dezember 1918. 


| Dreyer: Methode bei schlecht granulierenden torpiden Wunden. 
Es wird die Wunde mit Jodtinktur bestrichen, darüber Gaze mit H202 
getränkt, darüber undurchlässiger Stoff, Salbenlappen, täglicher Ver- 
bandwechsel. 

© Stertz: i. Periodisches Schwanken cerebraler Funktionen. In 
Gestalt von Störung der Sprache und des Ganges treten bei dem vor- 
gestellten Patienten alle 2!’ bis 4 Minuten Schwankungen der Hirn- 
funktion auf. Die Lokalisation ist nicht ganz sicher, bestimmt nicht in 


Tremor, Demenz, Muskelspasmen in Gesicht, Extremitäten und im 
ganzen Körper, Erschwerung der Sprache und des Schluckens. bis zum 
Unvermögen sich steigernd, sind für diese einige Monate bis Jahre 
sich hinziehende Krankheit, die öfter familiär auftritt, charakteristisch. 
Die Obduktion ergibt immer eine symmetrische bilaterale Degeneration 
im Linsenkern, auch eine eigenartige Cirrhose der Leber, die im Leben 
keine Erscheinungen macht. Mit Lues besteht keine Verbindung. In 


vorgestellten Fall ist allerdings der Wassermann positiv, daher Schmier- 
kur eingeleitet. Emil Neißer. 


a nn nn nn a 


Gießen. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 8. Januar 1919. 


Vossius: Demonstration eines operierten Falles von Orbital- 
schußverletzung. Es handelte sich um eine Splitterverletzung bei einer 
Sprengung. Bei dem Patienten war das Auge stark vorgetrieben und 
völlig bewegungslos. Vortragender machte die osteoplastische Resektion 
der äußeren Orbitalwand. dann wurde der magnetische Fremdkörper 
mittels des Klektromagneten entfernt. Nach der Operation ging die Vor- 
treibung des Bulbus rasch zurück. Im Anschluß an die Demonstration 
macht Vortragender allgemeine Bemerkungen über Fremdkörper in der _ 


Orbita. Sobald stärkere Reizerscheinungen auftreten, ist die Entfernung 
des Fremdkörpers anzuraten. 


Sommer: Die Mechanik der Hirntumoren. \ortragender geht 
aus von der alten Erfahrung. daß bei Hirntumoren häufig trotz gut 
gelungener Operation der Exitus auftritt. Eine Antwort auf die Frage 
nach der Ursache solcher Todesfälle gibt die Betrachtung von Schnitten 
durch die Gehirne solcher Fälle. Es ist ganz erstaunlich, wie boch- 
gradig die \'erdrängungserscheinungen sind, die von einem Tumor aus- 
gehen. Die gesunde Seite ist häufig ganz auf die Seite gedrückt. 
Wenn nun ein großer Tumor entfernt wird, entstehen selbstverständ- 
lich starke Circulationsstörungen. Sie sind der Anlaß für den unglück- 
lichen Ausgang an sich günstig gelagerter, gut operierter Fälle. 


m a a 
e e a 
—— 
nn m 


Sitzung vom 23. Januar 1919. 

Gotschlich: Hygienische Betrachtungen über Volksernährung 
im Kriege. Vortragender geht zunächst auf die jüngst in Berlin im 
Langenbeck-Virchow-Hause veranstaltete Ärzterersammlung ein, die 
sich mit der lebensmittelnot in Deutschland befaßte. Es ist kein 
Zweifel, daß viele Hunderttausende der Zivilbevölkerung an Entkräftung 
infolge von Unterernährung zugrunde gingen. Ein sehr gutes Bild 
von den tatsächlichen Verhältnissen gibt das Verfolgen der Dual b- 
lichkeitskurve. Diese zeigte 1915 ein Ansteigen um 10%, 1916 
von 14%, 1017 von 18%, 1918 von 38%. Es werden dann eingehend 
die hierbei unterlaufenden Fehler besprochen, insbesondere der Ein- 
fluß der Grippe auf die Zahlen von 1918. Man darf wohl annehmen, 
daß über 700 000 Menschen (der Zivilbevölkerung) der: schlechten Er- 
nährung zum Opfer gefallen sind. Die Sterblichkeit stieg besonders 
an bei alten Leuten. dann bei Tuberkulösen. Bei den über 60 Jahre 
alten Leuten z. B. war 1917 die Sterblichkeit um 37% höher als nn 
Vortragender beleuchtet diese Verhältnisse noch im einzelnen, eh 
die Unterschiede in Stadt und Land und geht dann nach kurzen w 
weisen auf den Nahrungs- und speziell den Eiweißbedarf auf die Er 
während des Krieges verfügbar gewesenen Nahrungsmittel ein. = 
| kein Zweifel, daß überall Unterernährung eintreten mußte. \ ab 
trotzdem die Mehrzahl der Menschen voll arbeitsfähig blieb, so mM z 
man daraus eine staunenswerte \npassungsfähigkeit des Kan > 
die veränderten Ernährungsverhältnisse entnehmen. | ° 


nn | a 
——— e 


Greifswald. 
Medizinischer Verein. Sitzung vom 10. Januar 1919. 
Aussprache zum Vortrag Schöne: 
| Morawitz berichtet über seine Erfahrungen |! 
indirekten-Transfusion bei schweren Anämiel zu 
molytische Anfälle treten öfter auf und entsprechen im Bilde en 
einem Anfall von paroxysmaler Hämoglobinurie. Die Wirkung 4 
Transfusion bei schwerer Anämie muß als eine indirekte er 
auf’ Knochenmarkreizung zurückgeführt werden. Was die Erha htigt 
der transfundierten roten Blutkörperchen anlangt, so muß berücksit 


n mit der 
Hä- 


und die Sprach- 
1. Nitroglgeerin 


is progressa) fo- 


nitäfen und i 
uckens, bis zun 
nate bis Jahr f 
harakteri | 
e Degeneralin 


 dieimlebn |. 


bindung. In 
Jaher Semier 
| Neifer 


1919.. 


von Orbi F 


ng bei eint? 
trieben und 
he Resektion } 
Fremdkörptt 


ing deu EE 


monstration | 


inper i der . i 


Entfernung 


ender gl 
ot Al 

die Fragt 

 Sehnilied 
ie hoch 
npor W 
gedicht 
reni 
giit 
k. 


———- 


sah | 
yip P 
j de } 
$ be 
al 
s pi 
ar: 

gali 
hai $ 
p 
wel 
U 
det 
air 


der Citronensäure ist in: heißem Wasser. unlöslich, auch bei alkalischer 


keine Schlüsse ziehen auf das Verhalten der Säure im lebenden Blut. 


-  — ET ner we a Br | 5 s 5 ' | : v vun we 5 a NE i A i | T | | ER - £ s u : , k 
16 Februar. f. C 16. Februar. I Er 1919. — MEDIZINISCHE KLINIK: -Nr. 7. $ 4 | = 
= werden, daß es sich jà nicht um lebende-Zellen im strengen ‚Sinne des | fische Behandlung. Verschiebung der Diphtheriediagnose zugunsten 
| .| der leiehten Fälle, durch die bakteriologische Untersuchung. 


_ Gleichwohl ergab Nachprüfung der Bingelschen' Versuche 
‚beim Tier die bekannte glänzende Wirkung des antitoxischen 
Serums, ein völliges Versagen des normalen. Pferdeserums. Die Ver- 

suche wurden nicht mit Toxin, dessen. Identität mit ‘dem bei der 
‚menschlichen Diphtherie die Krankheit, auslösenden Agens keineswegs 
feststeht, angestellt, sondern mit Reinkulturen.. Gleichwohl sind 

E | | er die Versuche :nicht geeignet, die Ergebnisse Bingels zu widerlegen. 
© ` Sehbulz: Von einer besonderen Giftwirkung der Citroniensäure | Die ja bekannte, in-Tausenden von Versuchen seit Jahren erprobte Wir- 
-oder ihres Natriumsalzes als solches’ ist mir nichts bekannt. Im Über- | Kung des antitoxischen Serums in Meerschweinchenversuch 
- maß eingeführt wird sie natürlich sich ebenso‘ in ihrer Wirkung äußern | beweist bei der vollkommenen’ Verschiedenheit der Verhältnisse nur 
müssen :wie jede andere Säure auch. Aus eigenen Versüchen weiß ich, | wenig für die menschliche Pathologie. Hier ist allein der klinische 

. daß die reine Citronensäure in 10 %iger und stärkerer Lösung ganz gut 
 -fäulniswidrig wirkt, wie sie denn auch in den achtziger Jahren klinisch 

zu äußeren antiseptischen Zwecken benutzt worden ist. Das Kalksalz 


“ Wortes handelt; ‚sondern daß die roten Blutkörperchen ‘auch schon 
: " normalerweise sich im Zustande einer langsamen Nekrobiose befinden. 
‚Jedenfalls ist so viel sicher, daß die transfundierten- roten Blutkörper- 
chen ziemlich Jange Zeit der Funktion des Sauerstoffaustausches dienen, 
können. Die:Infusion großer Mengen von citronensaurem Natron, in 
die Venen ist vielleicht als bedenklich zu bezeichnen, da das citronen- 
saure Natron kalkbindend wirkt und kalkbindende Salze eine Giftwir- 


x 


-kung entfalten... 


lichst vielen Stellen in der gleichen mustergültigen Anordnung zu 
wiederholen. > ua ae i : 
Hannemann: 


` 


über 

anderer Seite veröffentlichten decken, Besonders hervorgehoben zu 
werden verdienten ein Fall von disseminierten Nierenabscessen und drei 
- Fälle_ von Grippediphtherie. . Bei diesen sind die Prädilectionsstellen 
der epidemischen Rachendiphtherie frei und nur die Schleimhäute der 
großen Luftwege die Ansiedlungsstellen der .Diphtheriebacillen. Wie 
bei vielen ‘anderen Infektionsstellen, Scharlach, Masern, schwarzen 
'Pocken, so tritt auch bei der Grippe im Anfang ein Katarrh der 
großen Luftwege, auf, von deren Schleimhäuten nun bei der Grippe 
die, mannigfachsten Bakterien gezüchtet. worden sind, Da alle diese 
verschiedenen Erreger nicht für die gleiche Erkrankung in Betracht 
kommen können, glaubt H. schließen zu müssen, daß sie alle nur 
sekundäre Ansiedler seien. Der Erreger der Grippe ist uns nach wie 
‚vor völlig unbekannt. H. weist auf die Überschätzung hin, die den 
Bakterien bei der Epidemiologie heute zuteil wird, und glaubt, ‘daß 


‚Reaktion. der Lösung, beim Erkalten des. Wassers geht der Nieder- 
: schlag wieder. in Lösung. Allerdings lassen sich daraus unmittelbar 


' Da aber die Citronensäure im Organismus verhältnismäßig rasch und 
... „leicht verbrannt wird, im Gegensatz zur Oxalsäure, so läßt sich wohl 
-- daran denken, daß die_Citronensäure oder besser ihr Natriumsalz nicht 
obne. Vorteil zu dem vom Vortragenden erwähnten Zweck sich wird 
. verwenden lassen... 0. 2 u e 
._ Friedberger: Im Anschluß an die Ausführungen des Herrn 
Morawitz über Isolysine wird auf die Bedeutung, die besonders die 
Isoagglutinine für .die Störungen bei Isobluttransfusionen haben, hiù- 
gewiesen: : Im Anschluß daran wird die Verschiedenheit der Iso- und 
‚Heteroagglutinine des menschlichen Serums bei den einzelnen Individuen 
‚besprochen, sie sind anscheinend .bei jedem Menschen anders (Ver- 
erbung nach dem Mendelschen Gesetz). Nur.bei eineiigen Zwillingen 
~ Sind nach. früheren Untersuchungen von Schiff unter Leitung von 
.Friedberger die Agglutinine identisch. í s 
~ Georg Schöne: Schlußwort. -Die Frage, wie lange das trans- 
_ fundierte _körperfremde- menschliche Blut überlebt, ist mit äußerster 
‚Vorsicht zu beantworten, Es ist denkbar, daß ein Gewebe, wie das 
Blut, dessen Stoffwechsel-und Zellvermehrungsfähigkeit nach den Aus- 
. führungen des Herrn Morawitz sehr stark eingeschränkt sind, sich 
‚relativ länge hält. Andererseits unterliegen die roten Blutkörperchen 
, zweifellos äuch im strömenden Blut einer etwaigen Einwirkung von 
`" Agglutininen, Lysinen usw. Wie kompliziert die Dinge bei der homöo-, 
- plastischen Transplantation ‚liegen, zeigt die Erfahrung, daß im Tier- 
-experiment der Hautaustausch' zwischen Eltern und Jungen. bisher in 
zahlreichen Versuchen, wenn überhaupt zu einer Anbeilung,’ dann nur 
Zu emer einseitigen ‘geführt hat. Doppelseitige Anheilungen sind nur, 
nach dem Hautaustäusch zwischen Geschwistern aus. einem Wurf, und 
. 2War. nur ausnahmsweise beobachtet worden. Daß homöoplastische 
Haut: definitiv -anheilt, kommt nach meinen experimentellen Erfahrungen 
nur im Falle von naher Blutsverwandtschaft zwischen Spender und 
mpfänger‘ vor. Das Mißlingen des Gewebsaustausches zwischen Bluts-- 
‚ verwandten ist aber auch im Tierversuch die Regel. Für den Arzt ist 
es wertvoll zu wissen, daß nach den übereinstimmenden Ergebnissen 
von Theorie-und Praxis die Erhaltung eines großen Teiles des trans- 
‚ Blutes in- funktionsfähigem Zustande. über mehrere Tage 


der Erkenntnis der Epidemien näher briogen können, daß aber niemals 
eine Disziplin allein diese Fragen wird lösen können. m | 
Aussprache zu dem Vortrag Hannemann. Friedberger: 


Konitz er nie Influenzabacillen, nur Diplostreptokokken- gefunden 
worden sind. Aber in dem letzten Stadium der Epidemie hat sich das 
Bild völlig verschoben. Zurücktreten der Diplostreptokokken und reich- ` 


früher, von Sobernheim in Bern sowie Fränkel in Heidelberg 
beobachtet worden. Wir hätten hier eine bis dahin unbekannte Vegetations-: 


folge zweier Bakterien bei ein und derselben Krankheit. , -> 


— 
(l v 


a: Rd | Hamburg. | n 
Bu Ärztlicher Verein. , Sitzung vom 26. November 1918. ` 
-Oehlecker berichtet über eine neue Uterusfixationsmethode, 
die Promontoriifixur. Er hat sie bei Totalprolapsen des Uterus und 
besonders bei den Fällen angewandt, bei denen ‚die Interpositions- 
methode von Schauta- Wertheim keinen Erfolg. mehr versprach. 
Das Verfahren besteht darin, daß das Collum uteri-an der Knorpel- 
scheibe zwischen fünftem Lenden- und erstem Kreuzbeinwirbel.mit zwei 
starken querliegenden Seidennähten fixiert wird. Es hat den ventri: 
fixierenden Methoden gegenüber eine Reihe Vorteile. ‘Die Operation 


fundierte 
angenommen: werden darf. Damit kann aber viel geholfen sein. en genül | | 
.Friedberger: Vergleichende ‘Versuche über die Wirkung nor- | wurde bis jetzt 25 mal ausgeführt. In keinem Falle wurde eine Schä- 
digung oder eine Beeinträchtigung der Darmtätigkeit beobachtet.. Die 


ae 
malen Pferdeserums auf die. künstliche Infektion des Meerschweinchens 
mit Diphiheriebacilien. Vortragender 'bespricht zunächst die Einwen- ` 
dungen von. Czerny sowie Bonhoff gegenüber den Befunden 
Bingels einer. gleichwertigen Wirkung normalen und antitoxischen 
p ferdeserums 'auf -die Diphtherieinfektion des Menschen. Diese Ein- 
wendüngen erscheinen ihm nicht stichhaltig. Die angeblichen stati- 
`> Stischen Beweise-für die Bedeutung des Diphtherieserums ‘werden 
zurückgewiesen. Die Abnahme der Diphtherie init der Einführung des 
„Beilserums ist nicht überall hervorgetreten; an anderen Orten ist sie 
Jetzt der Einführung des Serums wesentlich vorangegangen, an anderen 
wieder ist der Diplitherieverlauf.durch: das Serum überhaupt nicht be- 


‚Patientin, einer Frau von 76 Jahren,. wurde neben der Promontorio- : 
fixatio gleichzeitig eine faustgroße Leistenhernie von innen her' operiert, 
Vortrag Rumpel: Über Influenza (klinischer Teil). Die Bak- 
teriologie hätte sicher feststellen können, ob.die jetzige Influenza die- 
selbe ist wie die von 1889/90. Sie hat jedoch versagt. Der Pfeiffersche 
Influenzabacillus konnte im Barmbecker Krankenhause nicht als Er- - 
reger der Epidemie nachgewiesen werden. Auch anderswo ist die 
Frage strittig. ‚Wir sind daher rein auf klinische und epidemiologische 
: Beobachtungen angewiesen. Es muß mit einem einstweilen noch un- 


- 


hat mit den akuten Exänthemen vieles gemeinsam (Flüchtigkeit des 


 einflußt. Es handelt sich bei dem scheinbaren Zusammenhäng um einen 
Ausschnitt aus der ganz .gesetzmäßig verlaufenden allgemeinen Di- - B | 
‚phtheriekurve. Trotz immer intensiverer Serumbehandlung ist ein An- | Erregers, Art der ‘Ausbreitung, wechselnde Schwere der einzelnen Epi- 
RE i ji demien, verschiedene Häufigkeit der einzelnen Komplikationen). Sie 
Äbnlich den Masern besteht 


steht zwischen Masern und Scharläch. 
Neigung zu katarrhalischen Erkrankungen der oberen Luftwege. mit 


anschließender Lungenentzündung, ähnlich deni Scharlach ‘die Neigung- 
zu den gleich nach Ausbruch der- Krankheit einsetzenden Strepto- 


stieg der Diphtherie an vielen Stellen von neuem hervorgetreten. Gegen 
‚die Bedeutung des Serums spricht auch. die Tatsache, daß eine Ab- 
nahme der Sterblichkeit trotz der allgemeinen Serumbehandlung nur 
Dei Kindern, kaum aber bei'ErWachsenen zu finden ist., Der Scharlach 
hat relativ in gleicher Weise wie Diphtherie abgenommen, ohne speci- 


j i + 
i 4 
x 1 
” i 
. 
5 as ` 
' X 


$ 


‚Erfolg entscheidend. Die Versuche Bingels sind deshalb'an mög- 


| Anatomischer Befund bei Grippe. H. berichtet 
seine Befunde bei.Grippe, die sich im allgemeinen mit den von. 


nur die vereinten Anstrengungen aller medizinischen Disziplinen uns 
Es wird darauf hingewiesen, daß in den früheren Grippefällen mit 


liches Auftreten von Influenzabaeillen. Ähnliches ist, wenn auch zeitlich 


Frauen waren meist gegen 50 Jahre alt und älter. Bei der ältesten . 


bekannten Kontagium der Influenza gerechnet werden. Die Influenza 


Sat oo “ra £ 
Hae eE a ie - u A 


Bien aa 
~ 


ATI OTT PET 


En E E E R - 
Tanaba nl en 
en ee a ne: Se - a de x 
ara nr ` aE a i Sn we) EN zo a 
"Bar een... ı se 7 ee er = a Se RR 
Te nn SERBIEN: ae ee 
tz SEE le an 
= h r a fein d O Eaa 


m UINN a is 


`~ 
ir L 
- 


ag 


RG en : a 
6} T i 
Se ee win 


Ku 


>. 
i UBER C; 
Ei 


a djs, 


a 3 


N 


zur > —— 
ir N ee ee 
m. Er: 


[CH DE EN x 
. 


we 
nal 
A) 


-  kokken-Allgemeininfektionen. 


Das Gefährliche bei den Exanthemen ist 
die Mischinfektion. Das ist etwa das, was man den Genius epidemicus 


nennt. Wenn Jahre vergehen und die Bevölkerung nicht durchseucht 
ist, so treten erst leichte Fälle auf. Später steigert sich die Schwere der 
Erkrankungen, Die jetzige Epidemie zeigt weitgehende Übereinstim- 
mung mit früheren Epidemien. Fast alle Influenzakranken klagen über 
Schmerzen längs der Trachea. Das beruht auf nekrotischen Herden 
in der Trachea. Auffällig in dieser Epidemie war die Schlaffähigkeit 
der Kranken. Anginen wurden selten beobachtet, Nasenbluten häufig. 
Einzelne Fälle verliefen foudroyant binnen 24 Stunden. Die Sektion 
ergab pneumonische Veränderungen und schwere nekrotisierende Tra- 
cheitis und Bronchitis. Manche Fälle erinnerten an Lungenpest, ohne 
daß sie es waren. In der Bevölkerung hatte sich das Gerücht davon 
verbreitet. Bei der Influenzapneumonie traten verhältnismäßig häufig 
Hämoptysen auf. Es kamen akute Abscedierungen und Bronchiektasen- 
bildungen vor mit auffallend geringem putriden Sputum. Die Lungen- 
entzündungen gingen rasch auf die Pleura über. Es entwickelten sich 
Empyeme mit sehr schlechter Prognose. Vor frühzeitiger Rippen- 
resektion ist zu warnen. Man warte, bis die entzündlichen Erschei- 
nungen zurückgegangen sind. Auffallend war, daß einzelne Exsudate 
nach Punktionen wieder serös, ja sogar aufgesaugt wurden. Protra- 
hierter Verlauf der Influenzapneumonie ergibt unter Umständen ein 
durchaus tuberkuloseähnliches Krankheitsbild. Einen kritischen Abfall 
sah R. nicht. Im Gegensatz zu 1889/90 waren echte Herzkomplika- 
tionen relativ selten. Gastroenteritische Erscheinungen zeigten sich 
besonders bei Kindern sehr häufig. Vereinzelt wurden auch rein ente- 
ritischeVerlaufsformen beobachtet. Die Leukocytenwerte waren bei unkom- 
plizierterInfluenzameistnormal. häufig auch etwas herabgesetzt. Auffallend 
war die Leukopenie. Mit Leukopenie komplizierte Lungenentzündungen 
haben eine schlechte Prognose. Ziemlich häufig* wurden Komplika- 
tionen der Grippe mit echter Diphtherie beobachtet. Über die Therapie 
ist wenig zu sagen. Die verschiedenen Sera (Streptokokken-, Rekon- 
valeszenten- und ein neues Grippeserum) waren ohne Erfolg. Ebenso 
Kollargol und das Milcheiweißpräparat Aolan. Man kehrt am besten 
reumütig zu den alten Mitteln Lindenblütentee und Antipyrin zurück. 


Reißie. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 

Die obligatorische Familienversicherung. In 
einer von Vertretern der Groß-Berliner Gemeinden, der Berliner Ärzte- 
schaft und der Krankenkassen zahlreich beschickten Versammlung ist 
unter dem Vorsitz des Herrn Oberbürgermeisters von Berlin, Exzellenz 
Wermuth, am 10. Februar ein Beschluß gefaßt worden, der über 
die Grenzen von Groß-Berlin hinaus bekannt zu werden verdient, weil 
er die die gesamte deutsche Ärzteschaft ebenso wie die Krankenkassen 


< außerordentlich stark interessierende Frage der Einbeziehung der Frauen 


und Kinder der Kassenmitglieder in die Krankenversicherung in Fluß 
zu bringen geeignet ist. | 

Der Beschluß geht dahin, an den Staatssekretär des Reichs- 
arbeitsamts das dringende Ersuchen zu richten, „mit möglichster Be- 
schleunigung durch geeignete Maßnahmen, bei denen die berechtigten 
Interessen aller Beteiligten (Gemeinden, Krankenkassen, Verbände der 
deutschen Ärzteschaft) die gebührende Berücksichtigung finden, even- 
tuell durch Notverordnung, die Einführung der lamilienversicherung 
bei den Krankenkassen herbeizuführen“. 

Den äußeren Anlaß zu diesem Beschluß gab der Umstand, daß 
die bisherige unentgeltliche ärztliche Versorgung zahlreicher Familien 
von Kriegsteilnehmern, die die Kommunalverwaltungen eingerichtet 
hatten, nach der Demobilmachung mehr und mehr im Abbau begriffen 
ist. Dadurch entsteht die große Gefahr, daß diese Familien in Zukunft 
aus Mangel an pekuniären Mitteln nicht in der Lage sein werden, sich 
rechtzeitig und in ausreichendem Maße ärztliche Hilfe in Krankheits- 
fällen zu verschaffen. Nach den mit der unentgeltlichen ärztlichen 
Versorgung dieser Familien während der Kriegsdauer ‚gemachten guten 
Erfahrungen erscheint es notwendig, hierin keine Lücke eintreten zu 
lassen, sondern dafür Vorsorge zu treffen, daß diesen Familien auch in 


Als der einzige Weg zu diesem Ziele erscheint der der zwangsweisen 
!inführung der Familienversicherung durch die Krankenkassen, da der 
größte Teil derjenigen Familien, die bisher durch die Kriegsfürsorge 
unentgeltlich ärztlich versorgt waren, weil ihre Häupter Kassenmitglieder 
sind. in Zukunft durch die Krankenkassen ärztlich versorgt würde. 

' Auch auf ärztlicher Seite hat man sich nicht der Einsicht ver- 
schließen können, daß Maßnahmen notwendig sind, um den der Volks- 
gesundheit aus ungenügender ärztlicher Versorgung drohenden Ge- 
fahren vorzubeugen; man hatte nur erhebliche Bedenken, diese für alle 
daran beteiligten Faktoren eminent wichtige Frage durch eine Not- 
verordnung zu regeln. Man wünschte ärztlicherseits in erster Reihe 
eine Regelung der ganzen Frage durch gesetzliche Maßnahmen, ob- 
wohl man nicht verkannte, daß bis dahin unter den obwaltenden Ver- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 7. 


. Mohnkapseln davon nur noch Spuren. 


Zukunft ärztliche Bebandlung in auskömmlichem Maße zuteil werde, 


» Deo < 
. F ECPTUAL, 
er: 


—_—. 


hältnissen noch sehr lange und kostbare Zeit hingehen könne. Man 
stellte diese Bedenken aber zurück angesichts der durch eine zu lange 
Verzögerung der Volksgesundheit drohenden Gefahren und nachdem 
durch eine ärztlicherseits angeregte und von der Versammlung gut- 
geheißene Abänderung eines ursprünglich vorliegenden Antrages Sicher- 


heit geschaffen war, daß die Vertretungen der Ärzteschaft vor den zu 
erlassenden Maßnahmen gehört werden. St. 


Als Tabaksersatzstoffe sind die Blätter, die Stengel 
und die reifen Kapseln des im Inland angebauten Mohnes empfohlen 
worden. Das Gesundheitsamt weist darauf hin, daß eine Verwendung 
dieser Pflanzenteile als Rauchkraut die Gesundheit gefährdet. Auch 
der in Deutschland angebaute Mohn enthält Opiumalkaloide. Das Opium 
verdankt seine Wirksamkeit einer großen Zahl von Alkaloiden. und zwar 
ist der Milchsaft der unreifen Kapseln daran am reichsten. Unter ihnen 
befindet sich das Morphin. Während der weiteren Entwicklung der 
Pflanze werden die Alkaloide wieder verbraucht. daher enthalten reife 

Aber auch in den Kapseln 
des reifen Mohnes sind nennenswerte Mengen von Morphin gefunden 
worden, also ist auch die Verwendung der reifen Kapseln bedenk- 
lich. ganz abgesehen davon. daß der Zustand der Reife der Kapseln 
nicht immer erkannt wird und unreife und halbreife Kapseln leicht 
mit verarbeitet werden. Es ist ferner damit zu rechnen, daß un- 
zersetztes Morphin in den Rauch beim Opiumrauchen übergeht. Auch 
bei der Verwendung der Mohnpflanzen als Rauchkraut ist damit zu 
rechnen. daß kleine Morphinmengen in den Rauch übergehen. Es ist 
übrigens von der Mohnpflanze anzunehmen. daß nicht nur die Kapseln, 
sondern auch die übrigen Teile. wenn auch in geringerer Menge, Alka- 
loide der Morphingruppe enthalten. Also nicht nur die Kapseln, sondern 
auch die Blätter und die Stengel des Schlafmohnes sind als Tabak- 


'ersatzstoffe zu vermeiden. 


Außer den unentgeltlichen Fortbildungskursen veranstaltet das 
Centralkomitee für das ärztliche Fortbildungswesen im Monat April 
unter Mitwirkung des Seminars für soziale Medizin Vorträge aus 
dem Gebiete der sozialen Medizin im Kaiserin-Friedrich- 
Haus, Berlin NW 6, Luisenplatz 2-4. \on dort sind Teilnehmerkarten 
zu erhalten und werden auf Wunsch Programme zugesandt. 


Berlin. Das Auftreten von Pocken in der Familie eines’ zu- 
gewanderten polnischen Arbeiters hat den Anlaß gegeben zu emer 


olücklicherweise nur in milder Form aufgetretenen Pockenerkrankung 
des behandelnden Arztes. 


Frankfurt a. M. Außer der Kuranstalt Hohe Mark hat 
die Stadt jetzt auch die aus landschaftlich schön gelegenen Land- 
häusern bestehende und unter eigener ärztlicher Leitung stehende 
Köpperner Anstalt zur Behandlung aller Nervenkrankheiten mit Aus- 
nahme erregter Geisteskranker eingerichtet. Mit der Heilstätte ist 
eine Zweiganstalt in Friedrichsdorf verbunden, in der vor 
wiegend nervenkranke und unterernährte Kinder Aufnahme finden sollen. 


Die Assistenten der Berliner Krankenhäuser, Irrenanstalten und 
sonstigen medizinischen Institute und solche Ärzte, die mit einem em- 


zelnen Arzte in einem Vertragsverhältnis stehen, haben sich am 


20. Dezember zu einem Verband angestellter Ärzte Groß- 


Berlins zusammengeschlossen. Dieser Verband tritt als selbständige 
Abteilung in den Leipziger Verband und hat das Recht. Delegierte 
zur Ortsgruppe Berlin des L. V. zu senden. Meldungen bei Dr. Schön- 
feld, Äuguste-Viktoria- Krankenhaus, Schöneberg, Canovastraße. 


Berlin. Der Magistrat stellt vom 1. April ab 20 Schul- 
schwestern und je einen Facharzt für Augen-, Ohren- und Nervenleiden 
gegen Privatdienstvertrag an mit der besonderen Aufgabe, die schul- 
ärztliche Fürsorge an den Gemeindeschulen zu übernehmen. 


Berlin. Der ehemalige Professor der Chirurgie in Breslau 
Geheimrat Fischer, SSjährig, gestorben. 


Breslau. Dr. Simon, Assistent der chirurgischen Abe nn 
des Allerheiligenhospitals, zum Chefarzt des Augustahospitals gewal”- 


Erfurt. Geh. San.-Rat Dr. Zschieche, Direktor der Pro- 


vinzialhebammenanstalt und bekannter Altertumsforscher, 70 jähnig, 
gestorben, RR 


Der englische Arzt, Dr. Tanner, der vor 40 Jahren durch ein 


vierzigtägiges Öffentliches Fasten in London Aufsehen erregte, im Alter 
von 91 Jahren gestorben. 


Hochschulnachrichten. Berlin: Der ehemalige I, 
fessor der Botanik Schwendener, der als Lehrer der Botanik 
große Reihe von Medizinern unterrichtet und geprüft hat, yole ; 
das 90. Lebensjahr. — Prof. Kopsch zum 2. Prosektor am Ana A 
mischen Institut ernannt. — Bonn. Prof. Sobotta (Königsharg. 
als Direktor des Anatomischen Instituts berufen. — Freiburg i lo 
Prof. Dr. Oehler, I. Assistent der Chirurgischen Klinik, zum Dire 2 
der chirurgischen Abteilung des Henrietten-Krankenhauses in HannoY 


gewählt. — Tübingen: Dr. Vogt zum Oberarzt der Frauenklinik 
ernannt. 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld. Berlin W 8. 


a 


ww 
% n 


16. Febr, T vr thi a e en a 
Kim f Np, 8:(742): XV. Jahrgang. . . TR 
z r - = A ~m NEGT T 7 i ; wi 
Ka oa ee af 
eine zul - e Š na 
und nachden |... | ® o R 
mmlung gi F. > EN 
tages Siche- e ii 
t vor dan- F ; | ER 
L% ` . I. | hg 
die Sta f | Tr E ER en a n er g ae l a 
Tes | / LT, of E E a w | nn 
Par Wochenschrift für praktische Arzte i 
pei aA 0C ensce | pr a ISC e rZ z] = a 
nn | | Ku | Ze ; ee: =i Ee 
p, und gwit Ee i p p aT T | | l DO A 
Unter bue ve redigiert von. | u | | ` Verlag von o 
icklung dtt rofessor Dr. Kurt Brandenbur u, “m z -i DRASS aa Be 
halten ik | Berlin : f „ Urban & Behwnrzenberg an 
= ; . Berlin = ae 
Inhalt: Originalarbeiten: F. Pinküs, Der Haarausfall nach Gri | das Die an: BE SEE a Bez CRAEN, 
i 5 : e, .V 1 17 s ` H i > P 2 
en aa anf AEA OT AAN r Old u 
| und ihre Hämatologie. W. Kotzenberg, Eine neue Prothese mit direktem Muskel j erative ä ' . ST. 
- I Kae | anschluß y des E 
ne ee, Mysofibrom am Oberschenkel mit ungewöhnlich hellem Wachstum. (Mit 1 Abbildung) iiron, A 
en rigeminusneuralgien. — Ärztliche Gutachten aus dem Gebiete des Versicherungswesens: ee ER Lern. 
Geschwulst nd Trauma + a Ref ER ch! tem Gebiet Versicherungswesens: G. Hoppe-Seyler, Zu „Wilde: zti 
Notizen. — Bücherbesprechun ae: % Rege D, Die Wundinfektion. im Kriege. — Aus den neuesten Zeitschriften, — Therapeutische Hl 
besprechungen. Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Frankfurt a. M. Jena. Königsberg i. Pr. Wien Rundschau : KEDE 
i Strauß, Zum hundertjährigen Bestehen des Stethoskops. — Tagesgeschichtliche Notizen. an en schau ý a 
erlag behält sich das hl: ’ BER ee a u i . F 
c ausschließliche Recht der Vervielfältigung und- Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Ortgtnalbetträge BR : | í ; 
' ' ° ER a ae aa, a X ` ET S EIE 7 w d 
Der Haarausfall nach Grippe. von 14 Jahren an und: bei jungen Frauen bis 30 Jahre höchstens ei i a 
tippe. vi | nd: bei jungen Frauen bis 30 Jahre höchstens ein iif Aust. 
a Ri: PP | Hs ar en šich im Kolbenhaarstadium, ` Uns heißt tot, be- ji: Er 
: . ze $ 3: - aurer allmählich entstehende Neubildung ganz ver- ai a 
Prof. Dr. Felix Pinkus  einzelt ausgestoßen zu. werden, sind’jetzt bei weitem 5 MUREA: Gi; 
| Pl, S a “lich zum Wachstumsstillstand Ge amen "85 berann ap ra D FE 
wet ©. heiten eor wird nach vielen akuten fieberhaften Krank- | 2ember ein furchtbarer Haarausfall bei den erkrankt gewesäuen 1) 
u; Rufe für d achtet. Namentlich stehen zwei in besonders schlechtem | Frauen. Je nach der Schnelligkeit des ‘Haarnachwuchses wurd U 
a | die ur den Haarverlust, Scharlach. und Typhus. Während aber. .|' der Ausfall schon um Weihnachten sehr stark und steigerte. si h | 1 SRE 
| ki gewöhnlichen infektiösen Erkrankungen nur hier und da einen | Ya Woche zú Woche, Größe Ballen ausgekämmten een i E 
TRE efallen, :oder, falls sie epidemisch auftreten, Kinder, | {glich voller Trauer gefunden, das Bett liegt voller langer H a 1 TE 
id BE Kriegsseuchen Männer befallen und bei beiden Ratego. | le Teppiche sind damit bedeckt, jeder Strich des Kaaa a. S = i 
zi i hinte y bei starkem Haarausfall keinen besonderen Eindruck der. Bürste löst ‚Tränenströme aus,- mit. denen dem Verl et Fr aii SE 
f #° ` fiebe ata ist es mit der Grippe anders. Der Haarausfall nach schönsten Frauenschmucks nachgeweint wird. Die Spre htm le 13) E 
= bedeutet er Krankheit ist’eine Mauserung. Für Kinder und Männer des Arztes betreten Frauen mit. Schals um ‘den Kopf i d P ; [1 i 
de genü et er nur für kurze Zeit eine’ Entstellung; der Nachwuch hüllen kurzes dünnes Kopfhaar, das.lange Haar ist Be 1.1 Me 
genügt nach wenigen M Ä eh, S | liche Reste resi Sopihaar, das.lange Haar ist bis auf spär- Me En; 
Br ` fälli i gen Monaten schon, um diese nicht-mebr auf- | > este geschwunden. Soweit ist der Haarausfall nach Gri a. ©; 
I, | | der erscheinen” zu lassen. Ganz anders verhält: es sich, wenn | völlig demjenigen gleich, den wir auch von anderen akute TE |: 
Le ein el Frauen betrifft. Eine Frau mit kurzem Haar ist | haften Krankheiten kannten, wenn auch die Zahl der zu zl i E | Ba. 
Te ee ückliches Wesen, Nur Kunst kann ihr für lange Zeit die | Zeit beöbachteten Fälle nie so groß war. Dazü kommt a i RE 1 
ie lO licher E Haartracht wiederschaffen, mit der sie sich in mensch- weiteres Symptom, welches die Sprechstunde des Nerv re i RERO 
ot; ersetzt ar sehen lassen kann, ‘denn das ausgefallene Haar ebenso füllt wie die des Dermatologen. Die Kopfhaut ist Pe u) >ii 
ra Kopfha IC langsam. Beim durchschnittlichen Wachstum des | ordentlich berührungsempfindlich, das durch die Haarverdünnu z T O E ERPRALIS 
| naaa von 0,3 bis 0,4 in 24 Stunden ergibt ein’ halbes Jabr | 300r egoi nerte Frisieren wird durch die Schmerzen zur Qual, 7 
| meer De als 6 cm Nachwuchs, und damit ‘ist nichts anzu- die nervöse Depression erhöht sich, um so mehr, wenn die Rek i ih Bo 
|, Die Wiederherstellung eines frisierbaren Haares erfordert valeszenz nach der schweren Krankheit verzögert ist, dauernde in; 
4 a wei e und länger. er | | Kopfschmerzen bestehen. Nur mit einer Form a = Í SE ee 
oe un hat die letzt ; Jami ~ -| ausfäll ist diese Mischung von Haut- und Nervensymptomen ver- HAREE E 
E 1918 besonders junge Se P p D ye ee . gleichbar, mit’ dem Haarausfall þei. E e pesa ha j 1) Te 
den at der Krankheit erlegen, und die äbericbenden leiden e An re ungepeichm alıtsubnden sind, deren keines il. 
ieh olgen der schweren Erkrankung, trotzdem der Körper ch eim Grippehaarausfall auftritt (dauernde, nächtlich exacerbierende Kal BR 
Gen. Vollkommen erholt hat, in.Gestalt einer Kopfenthaaru Kopfschmerzen, areoläre. Form der Enthaarung; Leukoderma colli iT Ei Ve 
E erade diese ] tidone Dar Ni s p arung. | fleckweiser Ausfall der‘ Augenbraue ERS a ee Gool- i E 
to großen Tei etzte Epidemie hat vielfach ein Absterben eines | an den Oberlidern ü genbrauen und namentlich .der -Cilien . Ki Re 
0 > eils der Kopfhaare erzeugt, | er, nun) ee o A aiin charakteristischer spindeliger. Ver- Bun ne: 
it dem hohen Fieber starben die Haare ab, ihr Wachs- | der Syphilis absehen, ie Reankhame Plane a P ET Bi Ei i 
- | fee Sr S- Papeln). ` x: at 2 
tragisch nun das bisher geschilderte Krankheitsbild Eh ont. i ps i A 


wickelt hat, so glückverheißend ist der weitere Verlauf... Di 
sache des mehr oder weniger starken Haartodes Tat er are 
nichts ändern.. Von diesen Haaren läßt: keines sich wieder zum 
| Leben. erwecken. Aber der Follikel. lebt und funktioniert weiter 
sein altes Haar ist tot, aber sein neues lebt und .sprießt schon 
hervor, wenn das. alte ausgeht. Haar für Haar ersetzt sich, keins 
weniger, aber auch keins mehr, der Haarbestand bleibt vollkommen 
unangetastet. Nur statt der schönen langen Behaarung entsteht 
zunächst ein kurzes dichtes Fell, wie. ein Mäusefell, bis. nach 


> t PR 
E ee Eur Senn Schlage unterbrochen, sie lösten sich von 
Wie bei alle apille und gingen in das Kolbenhaarstadium über. 
-stock des = anderen fieberhaften Krankheiten starb aber der Grund- 
an die Ha aares, die Matrix, nicht ab, sondern machte sich sofort 
mei bis d E LdEnE, Diese Neubildung erreichte nach etwa 
u ee fonaten das Stadium, in welchem das junge Haar 
und in es bestehenden alten Haarfollikel' durcbwachsen hat 
Nun’ bevi en Verschluß löste, der das alte tote Haar festhielt. 
&lnnt der Ausfall der nur noch lose haftenden alten Haare, 


4 


.—. 


Te o reem -o 


| 
@ 1 i 
E ER Salch des Kammes gehen, hunderte aus, und nur die 

kuapper Not aare, die dem Tode am Tage des hoben Fiebers mit | einigen Monaten, also schon im Frühjahr. 1919,. die Härchen :so 
| lingsten 7 E gangen waren, bleiben. Aber gerade die schönsten, | lang sein werden, daß sie anfangen sich umzulegen, Bis: aber die | 
| abnahme und alle tot. Sie waren bereits im Stadium der Dicke- | ausreichende Länge für eine ordentliche Frisur erreicht ist; wird. 
„stand leisten. konnten einem so heftigen Ansturin nicht Wider- |. manche Dame sich mit ‘der ‘Hilfe des Haarkünstlers behelfen 

“3 eisten, Während in gesunden Tagen bei jungen Mädchen | müssen. une a mann ee 
l 2 oo premene TOn 


BT ORF NEE 


EIER Rn Vet . TER 


nn 


180 


noch nicht alle in ausreichender Weise beantwortet werden können. 


_ Temperatur 40,7°. 17. Januar 1919: Ende des Markstrangs bei 86 mm, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8. 23, Februar. 


Was ich bisher geschildert habe, ist der grobklinische Vor- 
gang. Viele Fragen tauchen aber auf, von denen bei weitem 


Diese Beobachtungsreihe könnte ich um ein Vielfaches ver- 
größern nach den Fällen, welche ich bisher gesehen habe.- So 
leicht auch die Untersuchung des Haares selbst ist, so besteht 
doch noch ein zweites, noch leichter auffindbares Symptom, das 
die stark hautschädigende Wirkung des Grippegiftes zeitlich an- 
zeigt. Wie bei anderen schweren Krankheiten zeigen die Nägel 
eine quere Furche, die nach etwa 100 Tagen sich in der Mitte 
des Nagelblatts findet. Ein Blick auf die Hand der Kranken läßt 
diese Querfurche, die als Beausche Linie bekannt ist, erkennen. 
Oft ist sie deutlich an allen zehn Fingernägeln, oft kaum sichtbar 
oder nur an den Daumen, oder noch am Zeigefingernagel, namentlich 
rechts, zu sehen. Diese Linie entspricht genau der Marklosigkeit 
des Haares, es ist derselbe Vorgang, Wachstumsbeschränkung der 
Hautanhangsgebilde, hier am Nagel, der das ganze Leben lang 
ohne Pause vorwärts geht, nicht wie das Haar von Zeit zu Zeit 
wechselt, ausfällt und durch Nachwuchs eines neuen ersetzt wird. 

rigens geht die Stärke der Beauschen Linien der Stärke des 
Haarausfalls nicht etwa parallel. Völlige Enthaarung kann von 
geringer Nagelerkrankung begleitet sein. | 

Der hier geschilderte morphologische Vorgang ist das, ein- 
fachste der Probleme, welches der Grippehaarausfall uns zu lösen 
gibt. Auch daß der Haarersatz nach der Krankheit so schnell 
und überall einsetzt, läßt sich noch leicht begreifen. Der Grund 
kann nur in der plötzlich unterbrochenen, aber nicht langsam er- 
loschenen Wachstumstendenz der Haarmatrix liegen, wie wir sie 
für den gewöhnlichen Haarwechsel annehmen müssen, bei dem 
vor dem Haarausfall eine monate-, vielleicht sogar jahrelang Z0- 
nehmende allmähliche Erschöpfung der Matrix vorausgesetzt 
werden muß, die zu einem langen Schlummer der Matrix führt, ehe 
sie zur Haarneubildung sich erholt. 

Viel schwerer zu verstehen ist es, weshalb gerade diese 
Oktoberepidemie zum Haarausfall, und noch dazu zu einem s50 
furchtbaren Grade des Ausfalls führt, während früher der Ausfall 
nach Influenza seltener war, trotz hohen Fiebers und trotz regel- 
mäßiger Ausbildung der-Beauschen Linien am Nagel. Schwer 
zu verstehen ist es auch, weshalb die geschilderten nervösen Be- 
gleiterscheinungen jetzt gerade so stark sind, während die übrigen 
Nervenerkrankungen, z. B. die Hirnnervenlähmungen, nicht häufiger 
auftraten als in früheren Grippeepidemien. Das sind Punkte, auf 
die von berufener Seite wird eingegangen werden müssen. 

So schlimm die geschilderte Erkrankung ist, so tröstlich wirkt 
ihre anatomische Klarlegung, denn sie gibt uns die Sicherheit 
einer absolut guten Prognose. Die Haare wachsen wieder, denn 
der Ausfall ist ja bereits das erste Anzeichen mächtigen Nach- 
wuchses. Je rapider die Enthaarung einsetzt, desto plötzlicher 
und ausgedehnter folgt der Ersatz. Therapie ist eigentlich unnötig, 
die Natur hilft sich selbst. Ein kräftigendes Haarwasser (Menthol 0,5, 
Chloralhydrat 2,0, Spiritus ad 100,0), Tinctura Strychni, Arsen, viel- 
leicht ein Brompräparat innerlich, Elektrisieren des Kopfes oder 
die so beliebte Behandlung mit starkem Licht werden ebenso wie 
jede andere Haarkur das Wachstum unterstützen können. Meine! 


Ansicht nach ist kein noch so energisches Mittel imstande, e% ZU 
beschleunigen oder aufzuhalten. 


Die’ allererste und zugleich die am leichtesten zu beantwortende 


ist die nach den Beweisgründen aller hier aufgestellten Be- 
hauptungen. | 


Der Beweis für die von mir vorgetragene Anschauung liegt 
in früheren Beobachtungen, deren erste von J. Pohl stammt. 
Er hat vor Jahrzehnten bereits diese Art des Haarausfalls nach 
Infektionskrankheiten erschöpfend beschrieben und gedeutet. Nie- 
mals sterben alle Haare ab, ja, vielfach kaum die Hälfte oder nur 
ein Drittel. Es kommen auch -viele Grippeerkrankungen vor, die 
überhaupt zu keinem Haarausfall führen, bei denen aber doch in 
den Haaren sichere Zeichen der überstandenen Haarschädigung 
unter dem Mikroskop zu finden sind. Die Kranken haben wider- 
standsfähigere Haarwurzeln gehabt, das Haar hat am Tage des 
Fiebers zwar einen tüchtigen Schlag erlitten, ist aber nicht durch 
ihn gefallen, sondern ist weitergewachsen. Untersucht man den 
Kopf einer Kranken mit starkem Haarausfall, die angibt, eine 
hochfieberhafte Grippe Anfang Oktober durchgemacht zu haben, 
so findet man stets Haare, die eine feuchte, dunkle Wurzel haben, 
Papillenhaare. Diese wachsen noch, und wenn sie am 1. Februar 
auch nur 5 bis 10 cm lang sind, können sie zur mikroskopischen 
Untersuchung dienen. Am besten ist es, an Schläfen oder Hinter- 
kopf ein Büschel von 10 bis 15 Haaren fest zwischen die Finger 
zu nehmen und zusammen auszureißen, was zwar etwas schmerz- 
haft ist, aber doch immer zugelassen wird. Darunter finden sich 
stets einige Haare der geschilderten lebenden Art, oft leicht er- 
kennbar durch die mitausgezogene dicke, lange, feuchte, glasige 
Wurzelscheide. Das Haar, welches untersucht werden soll, wird 
in Cedernöl (auch Wasser genügt) auf einen Objektträger gelegt, 
mit einem zweiten Objektträger (oder einem Deckgläschen) bedeckt 
und bei schwacher Vergrößerung von der Wurzel an der Länge 
nach untersucht. Am besten sind Haare mit gutem, lufthaltigem 
Markstrang, aber die Erkrankung ist so schwer, daß meistens 
auch in nichtmarkhaltigen Haaren die Verdünnung und Auf- 
hellung der kranken Stelle ohne Schwierigkeit erkennbar ist. Nun 
findet sich an der Stelle, welche nach unserer Kenntnis vom 
Haarwachstum der Zeit des hohen Fiebers entspricht, eine Unter- 
brechung des Markstranges, eine Aufhellung und Verdünnung des 
Haarschaftes,. Das ist die Stelle, welche der Wurzel der ab- 
gestorbenen Haare entspricht. Alles nachher Gewachsene ist nach 
dem Grippefieber entstanden. Diese Haare sind einheitlich, ein 
Haar mit Krankheitsmarke, die anderen sind in zwei Teile ge- 
spalten, das alte, tote, das verlorengeht, und das neue, welches 
an seine Stelle tritt. Ich füge hier einige Beobachtungen dieser 
Art an, deren Daten besonders genau sind. 


1. Grippe Anfang Oktober 1918. Höchste Temperatur 41°, lang- 
same Rekonvaleszenz. 14. Januar 1919: Ende des Markstrangs bei 
42 mm, Wiederbeginn bei 386 mm. 


2. Grippe Anfang Oktober 1918. Höchste Temperatur 40°, nach- 
her Nephritis. 15. Januar 1919: Ende des Markstrangs bei 39 mm, 
Wiederbeginn bei 35 mm. | 


8. Grippe mit Lungenentzündung 18. Oktober bis 30. November 
1918. Höchste Temperatur 41°. Ausfall der Haare seit 1. Januar 1919. 
15. Januar 1919: Ende des Markstrangs bei 388 mm, Wiederbeginn 
bei 84 mm, i 

4. Grippe 6. Oktober bis 15. November 1918. Höchste Tempe- 
ratur 40,2°. Ausfall der Haare seit 15. Dezember 1918. 15. Januar 1919: 
Ende des Markstrangs bei 25 mm, Wiederbeginn bei 18 mm. 


6. Grippe Anfang Oktober bis Anfang November 1918. Höchste 
Temperatur 39.5 2 18. Januar 1919: Ende des Markstrangs bei 38 mm, 
Wiederbeginn bei 29 mm. 


6. Grippe mit Lungenentzündung 5. Oktober 1918. Höchste 


Die angeborene Hüftverrenkung. 
Von 
Prof. Dr. Vulpius, Heidelberg. 


Als ich junger Assistent der Czernyschen Klinik wäh 
stellte mein Lehrer ein Kind mit doppelseitiger Hüftluxation vor 
und bezeichnete das Leiden als selten und als jeder Therapi? 
unzugänglich. Damals erwachte in mir der Wunsch, mich den 
Spezialfach der Orthopädie zuzuwenden. Welche Wandlung ha 
sich seitdem auf diesem Gebiete gerade vollzogen! Manche ons 
päden verfügen heute über Luxationsstatistiken, die nach VIE 
Hunderten zählen, und über große Reihen zum mindesten be 
friedigender oder selbst idealer Erfolge. der 

„ Unnötig erscheint darum jetzt die Fragestellung, ob Kin 
mit angeborener Hüftverrenkung unter allen Umständen einer 
handlung unterworfen werden sollen. Nur grobe Unkenntnis UN 
unbegreifliche Verblendung können von der Kur abraten und = 
halten. Nicht ganz überflüssig ist. dagegen auch heute Denn $ 
meiner Erfahrung die Erörterung der Frage, wann die Behan 
beginnen soll. Nach meinem Dafürhalten muß der Zeitpu su 
Diagnostizierung mit dem Beginn der Therapie zusammenfauet. 


iederbeginn bei 29 mm. 
y T. “Grippe Anfang Oktober 1918. Höchste Temperatur 88,9 °, 
91. Januar 1919: Ende des Markstrangs bei 39 mm, Wiederbeginn 
i 86 mm. | 
er 8. Grippe 12. Oktober 1918. Höchste Temperatur 40°,. Haar- 
ausfall seit 6. Dezember 1918. 27. Januar 1919: sehr starker Haar- 
verlust, Patientin ist fast kahl. Ende des Markstrangs bei 36 mm, 
Wiederbeginn bei 28 mm. Es waren kaum ein paar lebende Haare bei 
längerem Suchen aufzufinden! 
9. Grippe 20. Oktober 1918. Höchste Temperatur 40°, 23. Ja- 
nuar 1919: Ende des Markstrangs bei 40 mm, Wiederbeginn bei 35 mm. 
10. Grippe 18. Oktober bis 8. November 1918. Höchste Tem- 
peratur 89,9%. 29. Januar 19019: Ende des Markstrangs bei 88 mm, 
Wiederbeginn bei 85 mm. 


1 aoia DET er 

> ee IE t 
. i . vom. a A 
” "AE x - i nn POEA Be ie 2 
I a a ei ee DE pean n a x ` z AA AEN os 2 $ 
a Do z u ER Ra Eu” ee t’ sia Y E v LR - 2 

S ¿ . on b K EE g A A . . Fe p . u | a ra 
` A 2 a i Fa 2 Pa E ar Re £ Er 5 =“ D pi poa 3 
ra ey Eu S j y i S S z 4 TA Ar f 
2 pa oropan pe MEEA o] 
S aE x .n 

f . K * s at t 4 . 

S ; ; pi.  Ae Zu 
r i VERA FE t 

, air eos 


k ar” 
BEER E r raTa matten mee S 3 
e tat A dig Fe . ? - I rk 
NA PAR -o a K ky ' ee zu . ; eg DEN A = X 
` Su a = - r = Te x a ee a PR ` A A 5 a 5 
% X : E R BR - $ paR 2 7 = $ , BR -i ý a es 
EL ae, 5 g N ; + . wo 
n y .` ý g B ce ` rA l i ` . 
. ` z r a 
181. > X ' 
5 . x $ 4 
š i z 
t ed 


-eesi 


1 
' 
iy 


eo o 28, Februar. 0 0 00o => > {919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.8. 
Im ersten Lebensjahre kann die Behandlung freilich zumeist nur | findig gemacht. So weit zu kommen gelingt innerhalb der.rich- I 
eine prophylaktische sein hinsichtlich der Zunahme der Ver- | tigen Altersgrenze fast immer, wenn zu Kraft und Ausdauer sich pid 
schiebung. Häufig ist ja nicht die- komplette Luxation angeboren, | éin durch Erfahrung geübtes Fühlen der Vorgänge in der Tiefe RET 
sondern nur die Disposition. zu einer solchen, bestehend in un- | und eine über einige Kunstgriffe verfügende geschickte Manipu- = A 
genügender Pfannenbildung, mangelnder Kongruenz zwischen Kopf ‘| lation gesellen. Mißlingt trotzdem die Reposition, so lege ich für -o 
und Pfanne, pathologischer Konfiguration des. Schenkelhalses, | wei bis drei Wochen. einen Extensionsverband in Abduction an Ds bi 
Schlaffheit des Gelenkapparates. Diese Anfangsstadien der Luxation | oder ich fixiere die zunächst erzwungene Abductionsstellung im z es 
‘können wir durch monatelange Fixation des abduzierten Hüft- | Gipsverband. Nicht selten führt der zweite oder der dritte und 
gelenks in flächenhaft fassender Aluminiumschiene- völlig .und | letzte Ansturm noch zum Jrfolg. ° Pr a a En 
dauernd heilen. | | Se er: Entscheidend für das Endergebnis ist die Gestaltung der on 
| Sobald das Luxationskind‘ zu stehen und zu gehen beginnt, | Retentionsperiode. Das Ziel derselben, die Feststellung ‘des repo- a 
‘=. vollzieht sich die weitergehende Verrenkung. Bekommen wir das | nierten Kopfes, ist oft schwieriger zu erreichen als die Repo- Er 
Kind zu diesem Zeitpunkt, also etwa im 15. bis 18. Monat unter | sition, = De o i, e a aA TP 
die Hände, so gilt es, alsbald diesen verschlimmernden Einfluß zu | ~= Die Annahme, daß wir durch den Gipsverband eine Bildung wo 
beseitigen, das heißt die Reposition anzustreben. Lange hat- man | beziehungsweise Vertiefung der Pfanne herbeiführen könnten, hat y 
die letztere durch Zug und Druck orthopädischer Apparate zu er- | sich als irrig herausgestellt, dieser langsam eintretende Prozeß-er- n l 
zielen versucht. Allein auch der technisch vollkommenste Schienen- | fordert längere Zeit, als uns während der Fixationsperiode zur Ver- moid 
hülsenapparat hat nie und kann nie und nimmer vollen und end- | fügung steht. Vielmehr. ist es die Schrumpfung der Weichteile, ei} i 
gültigen- Erfolg bringen. Diese Wahrheit, selbstverständlich ‚für | vor allem der .gefalteten Hinterkapsel, welche unter dem festen KORB, 
jeden Kenner der pathologischen Anatomie, muß mit aller Deut- | Verbande zustande kommt und auch nach dessen Abnahme zu- A iek 
lichkeit und Schroffheit den. irreführenden gegenteiligen Behaup- | nächst die Retention sichert. | = | = a fi g 
= ,. tungen und Anpreisungen kurpfuschender Bandagisten entgegen- |- Um diese Kapselschrumpfung an. richtiger Stelle hervor- ; 2 l: 
1... gehalten werden. | zurufen und solide zu machen, muß das Bein in zweckentspre- a, 
Die Mittel der. mechanischen Orthopädie | chender Stellung und mit vorzüglicher Technik eingegipst werden. a 
haben also völlig und ein für allemal versagt, | In der Erfüllung dieser Forderungen liegt das Geheimnis des Er- u 
R Wie steht es nun mit der Bewertung der'blutigen Ein- | folges. —— `> 000 | en REN 
| renkung, welche jahrelang die Therapie beherrschte? Nach meiner Ich wähle als Primärstellung im allgemeinen eine etwa ee 
air ft © Überzeugung hat die Ära der blutigen Operation das Gute ge- | rechtwinklige Abduction in der Frontalebene, mittlere Rotation, Fe 
-> bracht, daß sie und nur sie den Weg zu etwas Besserem zeigen | Streckstellung des Unterschenkels. Der gut anmodellierte, insbe- a 
konnte. Die Freudigkeit, ja Begeisterung, mit welcher dieses | sondere dem Trochanter sich halbkreisförmig anschmiegende Gips- 
Bessere, die unblutige Reposition, begrüßt und dieses Verfahren | verband faßt auch bei einseitiger Luxation das andere Bein mit. 23 
Dadurch wird allerdings die Einwirkung funktioneller Belastung a 
unmöglich, ich tausche gegen diese lieber die exakte Fixation ein. ie 


entwickelt wurde, beweist an sich schon, daß der blutigen Methode, 
bedenkliche Nachteile anhafteten. Diese Nachteile sind hinsicht- 
dei)? > "lich ihrer Schwere wie ihrer Häufigkeit erst mit der Zeit zu- 
| treffend erkannt und eingeschätzt worden. Dahin gehört die 
Lebensgefährlichkeit des Eingriffes, die auch in der Hand des 


Auch wird :hierdurch der Transport unbedenklich und, was sehr 
wichtig ist, der kleine Patient kann nun in Rücken- und Bauch- 
lage dauernd eine Bettschüssel unter sich haben, ohne Druck zu 
verspüren. Bei guter Verbandtechnik kann so jede Verunreinigung 


ne eye 
2 Ei 


ri | . Geübten keineswegs zu‘ einer bedeutungslosen Größe schrumpft; | | 
je ` die beachtenswerte Möglichkeit der Ankylose, die auch bei glatter | vermieden werden, bis nach durchschnittlich zwei Monaten der i. 
pii Wundheilung nicht mit Sicherheit zu vermeiden ist; die Ent- Verband behufs Stellungsänderung gewechselt werden muß. Diese Ppd 
h” „‚stehung.- von Contracturen, von arthritischen Erscheinungen; die Änderung bei der zweiten Etappe bringt etwas verminderte Ab- a 
"i mangelnde Sicherung gegen die Reluxatiin. Wenn wir eine | duction, eine geringe. Flexion und vor allem möglichste Einwärts- . a 
IT orthopädische Operation vornehmen, so muß verlangt werden, daß | drehung. Letztere sichern wir- entweder ‚durch Eingipsen der nn 
o T p ebpnpgeabt bedingt — on hi entspricht e e durch une nn ee) welcher De 
w Bi lutige Reposition nicht. Es muß ferner Voraussetzung sein, | gleichzeitig einen elastischen Druck in der Längsrichtung des ee 
N daß Im Fall des Mißlingens keine Verschlimmerung des Zustandes | Beines gegen das Becken und damit einen formativen Reiz auf en 
N | eintritt, Auch dieser Forderung vermag die blutige Operation | die Pfannengegend ausübt. Nach weiteren vier bis sechs Wochen ee 
P nicht gerecht zu werden. Wer könnte einem Patienten, der eine | erfolgt ein zweiter und fast stets. letzter Verbandwechsel, mehr ae 
ah u le, ak den Glauben De nn jetziges an ann sen en en a 
ı © Meles Gelenk bedeute für ihn einen Vorteil, weil das Luxations- | die Fixationsperiode zumeist vier bis fü onate, sehr selten ein digaret 
wil e linken verschwunden sei?. Eine einseitige Hüftversteifung ist und | halbes Jahr, kaum je darüber. > ——— PER i : 1 = 
y oe i ein Unglück, die doppelseitige Ankylose Bean nn f Nee a on on nk u 
y : ung. Groß ist -also das Risiko, unsicher der Gewinn. s | von unbestreitbarem Vorteil ist, beginnt die Nachbehandlung, ARRE: : 95“. 
KL M Kunstfehler ist es heute nach meinem Dafürhalten anzusehen, | die auf Mobilisierung des Hüftgelenks und auf Kräftigung ener j IS REMEE 
wenn die Behandlung einer Hüftluxation mit dem blutigen Ein- | lich der Abductionsmuskulatur bedacht ist und Vorsicht erfordert. iinit a 
S guf begonnen wird- Wie aber, wenn die. unblutige Reposition | Vorsicht- einmal, um überschnelle Dehnung der verkürzten Weich- Ne; 
t nulingt? Nun, mit Geduld und Geschick gelingt dem wieder- | teile zu vermeiden, welche wir als Hüter des reponierten Gelenk- 
DE es Anlauf oft noch, was unblutig zunächst unerreichbar schien; | kopfes kennengelernt haben, Vorsicht aber auch, weil die Mög- di 
i Mi sollte ein seltener Ausnahmefall innerhalb der in Betracht | lichkeit einer Infraktion des atrophischen Femur anfänglich vor- ni 
, enden Altersgrenzen aller Kunst und Mühe trotzen, so ziehe | liegt. Die exakte Durchführung der ärztlich geleiteten Nach- `. ii 
| ‚meine eigene Niederlage derjenigen des Patienten vor und | behandlung halte ich für wünschenswert, ohne zu bestreiten, daß HE 
nE ' kr auf die vollständige, ideale Reposition, damit aber noch | gelegentlich ‚auch ohne solche ein günstiges. Endresultat sich ein- Hr 
y Nicht auf jeden Erfolg. Denn eine konsequente Abductions- | stellt. Auf ihre Einzelheiten einzugehen, würde zu weit führen, eo) 
a  Symnastik kann immerhin beachtenswerte Funktionsbesserung er- | nur der Facharzt kann sie: beherrschen. | A | hie 
N $ =. Ich bekenne mich also als unbedingten Anhänger der j _ Die Behandlung der Hüftluxation ist also, wie die vor- oh 
i ga lutigen Reposition, zu deren Durchführung in meiner | stehende flüchtige Skizzierung ihrer von mir geübten Handhabung al 
A | einige Ausführungen gestattet seien. “ erkennen läßt, eine keineswegs einfache Sache, sie erfordert Hin- ER] SIR 
f Geb Von der präparatorischen Extension mache ich nur selten | gabe und Geduld ‘aller Beteiligten; Und dabei ;wurde nur der BR 
ni n rauch, ebenso von der forcierten Extension mit der Schraube | denkbar glatteste. Ablauf des Heilverfahrens angenommen. Man- Bit 
I Wa arkose, E | cherlei Störungen können eintreten und die Durchführung der 
[ Ich beginne mit einer starken Abwärtsdrängung des extrem |- Aufgabe gleich zu Beginn oder zu einem späteren Zeitpunkt hemmen. 
Schon. die Einrenkungsmanöver können schwer fallen und so er- Foo O U SE 
die Gefahr einer Fraktur ORR B 


heblichen. Kraftaufwand erfordern, daß 


\ gebeugten Öberschenkels, es folgt Abduction unter Dehnung der 
naherückt. 


i 1 aote; dann. Längszug in dieser Lage und hebelnder Druck 
“den Trochanter unter Kreisbewegungen des Femur, bis der a = R er 
Der Geübte weiß sie zu vermeiden, indem er die Manipu- 


Se ne den unteren hinteren Pfannenrand mehr oder. weniger , eüb zu \ 
ansel voll nach vorn springt oder gleitet. Nun wird die Vorder- | lationen modifiziert oder aber, die Grenzen des Erlaubten. kennend, 
Bestrecht (18 edehnt, das Kniegelenk, wenn angängig, langsam | die Einrenkung auf zwei Sitzungen verteilt. Eine. gelegentliche _ (U BU RE I" 
. At und schließlich die sicherste Position für das Bein aus- | Quetschung oder Zerquetschung des Kopfes kann“ sich trotzdem T o S 
| | Ä | | ar BR! 
m 


t % 
t b! a x 
"aii s 


I 
Bi 

hi. 
aa 
n 


182 
unbemerkt einstellen und unter Umständen den Erfolg beeinträch- 


unteren Femurende anläßlich der Stellungsänderung beim Verband- 


im Gebiet des Ischiadicus und Cruralis bisweilen entstehen. Doch 


' Verband noch zu Beginn der Nachbehandlung völlig gesichert. Die 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr.8. 


23. Februar. 


Den Patienten und seine Angehörigen interessiert natürlich 
in erster Linie und mit Recht das funktionelle Ergebnis. Und 
diesem Interesse mit Zahlen begegnen zu können, die zur Behand- 
lung nicht nur ermutigen, sondern geradezu verpflichten müssen, 
das ist der gewiß erfreuliche Gewinn, welchen die moderne Ortho- 
pädie nach Jahren mühe- und sorgenvoller Arbeit auf dem neuen 


Gebiet der Luxationstherapie als ihr wohlerworbenes Eigentum in 
Anspruch nehmen darf. 


tigen. Noch leichter ereignet sich die Fraktur am oberen oder 


wechsel, sie kann manchmal das anatomische Endergebnis günstig 


beeinflussen, ist also nicht tragisch zu nehmen, falls sie gleich 
erkannt wird. 


Unangenehm sind die Lähmu n gen, die nach der Reposition 


sind sie prognostisch günstig zu beurteilen. Während der Ver- 
bandperiode kann der anfänglich tadellos eingestellte Kopf seinen 


Platz heimlich verlassen. Eine Reluxation nach hinten ist bei Skorbuterkrankungen 

guter Verbandtechnik allerdings höchst selten. Gegen die Luxation unter unseren Kriegsgefangenen in Rußland. 
‚nach vorn, welcher allmählich die Verschiebung nach oben in 

die subspinöse Transpositionsstellung folgt, sind wir weder im Von 


Regimentsarzt Dr. Rudolf Klein, Prag. 


Es standen mir in Rußland immer nur die unumgänglich 
notwendigen Untersuchungsmittel zur Verfügung, sodaß eine Be- 
arbeitung des reichen Materials im wissenschaftlichen Sinne nieht 
möglich war. Immerhin habe ich sowohl in Barnaul (im Gou- 
vernement Tomsk) als auch in dem gut eingerichteten Kriegs- 
gefangenenspital Nr. 34 in Kaluga (im gleichnamigen Gouvernement, 
europäisches Rußland) ein reiches Skorbutmaterial beobachten und 
die Beobachtungen am Krankenbett oft auch durch Sektions- 
befunde ergänzen können, | 

Die ersten Anzeichen von Skorbut traten in dem Barnauler 
Lager unter der internierten Mannschaft, damals zirka 2000 Mann, 
etwa im März 1916 auf. In unserer Weltabgeschiedenheit wußten 
wir nicht, daß an anderen Orten unter den Kriegsgefangenen 
schon viel Skorbut ausgebrochen war. Der kriegsgefangenen Mann- 
schaft ist schon im vorangegangenen Herbst 1915 eine erhebliche 
Kosteinschränkung mit gleichzeitiger Verschlechterung unter dem 
Vorwande einer Vergeltungsmaßnahme auferlegt worden. Die 
Verpflegung war bis dahin gerade in Barnaul recht erträglich 
gewesen. 

Zuerst meldeten sich bei den Krankenvisiten immer mehr 
Leute mit Hemeralopie. Regimentsarzt Dr. Toczyski, 
ein Lemberger Ophthalmologe, sprach schon damals die Ansicht 
aus, daß es sich mit Rücksicht auf das geradezu epidemische 
Auftreten — es fand sich nur eine hochgradige Anämie der 
Retina — und mit Rücksicht auf die Unterernährung der Leute 
um eine Ernährungsstörung der Netzhaut handeln dürfte. Die 
Mannschaften führten ständig Klagen über Qualität und Quantität 
der Verpflegung. Dann konnte ich auf meiner Abteilung in dem 
bezeichneten Frühjahr sehr viele besonders hartnäoklg® 
Conjunetivitiden und auffallend jeder Behandlung 
trotzende Bronchitiden beobachten, von denen viele bel 
mäßigem Husten Blutungen in die Conjunctivä® 
bulbi zeigten. Bald darauf kamen schon viele Ging!“ 
vitiden zur Beobachtung, die nach kurzer Zeit SchwellungeB, 
Blutungen und die verschiedenartigsten hämorrhagis Sr 
Infiltrate meist der unteren Extremitäten a% 
wiesen. Ein kurz darauf aus einem Lager nahe der chinesischen 
Grenze angekommener Kriegsgefangenenarbeitstransport zeigte 
diese Veränderungen in solchem Grade und solcher Zabl, 
unsere Diagnose „Skorbut“ volle Bestätigung erfuhr. ad 

Die österreichische Schwester Gräfin Revertera, die uns b 
darauf besuchte, teilte uns übrigens mit, daß der Skorbut In ©- 
schreckender Weise in den Lagern um sich greife. In z 
— wie schon erwähnt — gut eingerichteten Spital m Kalugi 
hatte ich im Herbst 1916 und Frühjahr 1917 wieder Gelegenhel a 
einen großen Teil — zirka 500 Mann — der Skorbutfälle z 
sehen, die unter den bei dem Bau der berüchtigten Murma ten 
in nördlichsten Gegenden des europäischen Rußlands beschäftigt? 
Kriegsgefangenen aufgetreten waren. ; 

Um auf das klinische Bild der skorbutischen e 
kung zu kommen, will ich zuerst über das bekannteste Symp a 
des Skorbuts — die Gingivitis — gleich im vornhinell is 
Worte vorwegnehmen. Es ist richtig, daß in der überwiegen = 
Mehrzahl der Fälle eine Affektion der Gingiva beider Kief 
beobachtet wird, die oft in Form von hämorrhagischer Schwellu = 
und Auflockerung so kolossal war, daß das ganze Gesicht En 
Kranken ein pastöses Aussehen bekam, hervorgerufen dure Be 
kollaterales Ödem der entsprechenden Partien der Gesichts me 

Selbstverständlich sah man oft umfangreiche Blutung 
aus der Gingiva, Lockerung und Ausfall der Zähne, be hen | 
Periostitis der Kiefer, Ulcera, Foetor ex ore sowie alle die übll® 


Reluxation nach hinten erheischt natürlich alsbald erneute Reposition. 
Gegen die Ausbildung der subspinösen Einstellung schützt eine 
sorgfältige Überwachung und rechtzeitige Fixation in leichter 
Flexion und Innenrotation, und auch diese nicht immer. Manch- 
mal muß man sich schließlich mit dieser funktionell immer noch 
günstig auszunutzenden Umstellung des Kopfes zufrieden geben. 


Eine Komplikation kann uns schließlich noch nach wohl- 
gelungener Reposition und Retention um 'den schönen Erfolg betrü- 
gen, nämlich die Versteifung des Hüftgelenks, Die angestrebte 
Schrumpfung der Weichteile bedingt ja regelmäßig eine Rigidität, 
welche wir während der Nachbehandlung gern nur langsam ver- 
schwinden sehen. Bisweilen verzögert sich die Mobilisierung in- 
dessen in beängstigendem Grade. Zumeist sieht man solche fatale 
Versteifungen spontan im Laufe von Monaten und Jahren voll- 
kommen zurückgehen, aber ganz vereinzelt wird freilich auch 
diese Hoffnung enttäuscht. Die Gefahr der Ankylose wird um so 
dringlicher, je mehr der Patient hinsichtlich des Lebensalters als 
„Grenzfall“ einzuschätzen ist. An früherer Stelle wurde schon 
die untere Grenze der Repositionsfähigkeit erörtert, die obere 
Grenzlinie bleibt noch zu ziehen übrig. Wir müssen sie wegen 
des verschiedenen Grades anatomischer Verbildung, wegen der 
Repositionsschwierigkeiten und Gefahren verschieden abstecken, 
je nachdem es sich um ein- oder doppelseitige Luxation handelt. 
Während bei Luxatio unilateralis noch bei zehnjährigen Patienten 
gelegentlich mit sehr gutem Erfolge behandelt werden kann, sind 
die Aussichten für die Luxatio duplex nach dem sechsten Lebens- 
jahre schon recht trübe. 


Nochmals sei darum ausdrücklich auf die Verpflichtung hin- 
gewiesen, die Kinder in den allerersten Lebens- 
jahren, so früh wie irgend möglich der Be- 
handlung zuzuführen. | 


Nachdem wir so den Kurs und die Klippen der therapeutischen 
Fahrt kennengelernt haben und den Kompaß, der die letzteren zu 
umsteuern ermöglicht, erhebt sich die letzte und wichtigste Frage, 
welches Ziel der Reise uns winkt: Welcher Art sind die de- 
finitiven Resultate der Luxationsbehandlung? Die Antwort 
ist nur nach vorausgeschickter Erläuterung zu erteilen. Ideal darf die 
Heilung der angeborenen Hüftluxation bei strenger Kritik nur dann 
genannt werden, wenn einmal der Kopf tadellos in der Pfanne steht 
und wenn ferner die aktive Beweglichkeit des Gelenks allen An- 


forderungen genügt, wenn also anatomische und funktionelle Wieder- 
herstellung geglückt ist. Die funktionelle Heilung ist aber mit 
der anatomischen nicht unlöslich verknüpft. Die vorzügliche cen- 
trale Einstellung des Kopfes kann für den Patienten geradezu ein 
schweres Übel bedeuten dann, wenn das reponierte Gelenk steif 
bleibt. Und andererseits genügt oft die solide subspinöse Trans- 
position, um dem Patienten ein. gut funktionierendes Bein zu ver- 
schaffen. Eine solche funktionelle Heilung oder weitgehende Besse- 
rung läßt sich in der sehr großen Mehrzahl der Fälle herbeiführen, 
ich erachte sie nach meiner persönlichen Erfahrung mit 90°, eher 
als zu niedrig denn als zu hoch geschätzt. Die 10°/, Mißerfolge 
sind meist durch Mißachtung der oberen Altersgrenze oder durch 
mangelnde Unterstützung des Arztes durch die Angehörigen ver- 
schuldet. | 


Weniger günstig lauten’ allerdings die Zahlen der idealen 
Heilungen im vorhin definierten Sinne. Wenn ein französischer 
Orthopäde 100°/, idealer Heilung fordert und erzielen zu können 
ernstlich glaubt, so kann man sich nur über solchen Optimismus 
wundern. Bei einseitiger Luxation 70°/,, bei doppelseitiger 50°/, 
ideale Heilungen — dies ist etwa der Erfolg, den mir ein Rück- 
blick auf meine eigene Tätigkeit festzustellen gestattet, 


war T T u M eE a 
noma SET TI, s. pag s Sinë pos Erana Een 
—_. Pin ee id SER een 7 ni u: Pai E p g eS A ` en 
' $ . à fi Ka - E. 5 F Pe S N i = w A 
Tu. ; : S x E a ` ' e rer E $ a ‘ . . .. we ET st Be u 
r ve ' j NE è já . i . t 7 i . NIE oe ... s w a . = En $ 
d y o7 Eog “ i i u G # u Bee f x ’ Fe -. . 4 = x 5 $ w . 
He gte a pa ’ Te Spada on coga PATAN an = 
i t RE er kaus Ea à eka e e £ 
~A 1 + un Br a & 
Fl N > j 4 g 
$ E hi ` Br Fr ` J . B 
Se ke ki “ 


te Re: 
e 


1919 -— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. © 


=m pN A. N” 


1 — 5 


93, Februar. 


=- Oft sieht man periartikuläre Blu | 
filtrate mit Einschräukung der Beweglichkeit der betreffenden Ge- 
lenke; Solche Bewegungseinschränküungen meist in der Form der 
behinderten Streckung treten. auch dann auf, wenn sich die In- 
filtrate an den Beugeflächen der Gelenke organisieren und’ so zu 
hartnäckigen Contracturen führen. 2000 | 
~ Inm mehreren Fällen konnte ich außer anderen charakteri- 
stischen skorbutischen Erscheinungen (Gingivitis, sonstige Hämor- 
rhagien usw.) isoliertes Befallensein eines Gelen- 


tungen und In- 


~ s 


Erscheinungen der begleitenden: Stomatitis.- Ich 
habe einige Fälle in Erinnerung, wo. sogar eine tumorartige 
Auflockerung und Wucherung der Schleimhaut ‚des gesamten 
harten Gaumens vorkam. -Doch habe ich andererseits: die Beob- 
achtung gemacht, daß gerade oft in den schwersten,- der Diagnose ` 
oft große Schwierigkeiten bereitenden Fällen keine Spur einer 
Gingivitis — wenigstens makroskopisch — -zu bemerken war. Das 
Zahnfleisch war von einer auffallenden Blässe. Dies war nament- 
lich der Fall bei den meist letal endigenden Fällen von schwerstem, | | | 
intestinalem Skorbut oder in Fällen von großen: hämorrhagischen | kés, so z.B. eines Kniegelenkes mit’ dem bekannten Symptomen- 
komplex. eines Gelenkergusses (Ballotement der Patella, Konfigu- 
‚rationsverwischung, beschränkte Beweglichkeit, Schmerz bei pas- 
siven Bewegungsversuchen) konstatieren, ohne daß an der Haut 
in der Umgebung des: betreffenden Gelenkes eine Spur einer Blu- 
tung zu sehen war. un en nz e 
~ ` Auch ein kombiniertes Befallensein eines-Kniegelenkes und 
Ellbogengelenks in Form intraartikulärer Ergüsse sah ich zweimal, 
Dabei ist die Schmerzhaftigkeit der befallenen Gelenke verhältnis- 
geringe (zum Unterschied von polyarthritischen Schwel- 


ora re 


Ergüssen in die Körperhöhlen. Zu den ersten. Erscheinungen einer 
beginnenden skorbutischen Erkrankung muß man auch die häufigen 
spontanen oder aus geringfügigen Ursachen :erfolgenden Nasen- 
blutungen (Schleimhautblutungen) rechnen, die dann auch 
während der voll ausgebildeten Erkrankung sich oft zu wieder- 
holen pflegen. Im Gebiete des Sehorgans ist die eingangs er-, 
 wähnte, wie epidemisch auftretende Hem.eralopie als Initial- 
symptom des Skorbuts aufzufassen. und scheint, wie schon erwähnt, 
mangels aller objektiven Befunde — es fand sich nur hochgradige 
Anämie der Netzhaut — . auf einer. Ernährungsstörung der Retina 
zu beruhen. Ferner scheinen die -auch oft im vollausgebildeten 
= Stadium des Skorbuts wiederholt rezidivierenden und durch die 
‚üblichen Mittel (Arg. nitr., Zine. sulf., Ung. Hydrargyri oxyd. flav., 
Protargol usw.) schwer 'beeinflußbaren Bindehauterkran- 
. . . kungen Vorläufer des Skorbuts zu sein. Blutungen in die: 
- . ' Conjunctiven des Bulbus und Suffusionen sieht man häufig. 
Ganz charakteristisch sind die Krankheitserscheinungen, die 


... 
dr ta t 
5 eh a E 


nal, ie 
iu. E ug PS One 
IR re E a 2 =- n -t Pe) 
Butt. DER Sl} Ba einen. ER KS 
Eee Darm Eee Na Ta Te 
- o. T a: -x 
= Dero TEA 


a LASTA 
a = Ta 4 rP” ->a 2 
mE een. 
y iea Fe 
= 


mäßig. eine 
lungen),  _ nn a e e 
| Weiter weiß ich -mich an. drei analoge Fälle zu erinnern, die . 
zirka fünfkronengröße, sehr harte Infiltrate am rechten Handrücken 
aufwiesen, die sich sehr langsam resorbierten und wahrscheinlich vor- 
wiegend durch Infiltration der Sehnenscheiden und des 
Gewebes bis auf das Periost bedingt waren. Die Bewegung war be- 
hindert, .Crepitation der Sehnen aber nicht nachweisbar. In einem an-/. 
deren Falle sah ich an der rechten Fibula, dem Köpfchen unbeweg- 
lich aufsitzend, eine walnußgroße, knochenharte Schwellung. DieAn- ` 
schwellung ist nach bestimmt abgegebenen Aussagen des Patienten im 


j 


RE TEIT AIE az A ` 


~ 
=> 


nn 


MM sproch 
shi _ mitäten nehmen die Hämorrhagien mit Vorliebe mäculöse, folli- | MON O | 
] Hi | kulär - petechiale Formen an oder solche, welche mehr papulösen ` Vonden hartnäckigen Bronchialkatarrhen habe 
oo sharakter tragen und zeigen so das Bild des Morbus maculosus | ich schon gesprochen. Diese, sind mit den anderen .exsudativen Pro- 
"i ' Werlhofii in mehr oder minder ausgesprochener Form. Die letzt- |; zessen, wie den Bindehautkatarrhen, den katarrhalischen. Affektionen Ei 
| genannten Blutungsformen haben immer einen lividen Farbenton, der Rachenorgane, die auch oft vorkommen, auf eine Stufe zu stellen. rt nn 
l ebenso alle zufälligen, chronischen Ekzeme (Scabies), Furunkel, | Doch darauf will ich später zurückkommen. — IR a 
vr Acnepusteln usw. í n Te 2 Yr hiar au von Nr ‚Bronchitiden und Bronchiolitiden Da = 
J’) „ Es ist ganz selbstverständli , | ‚schwerster Form sprechen, die ich im Verlaufe des Skorbuts’ öfter lie ar 
j eine auffallende Blässe der Hank aa ne gesehen habe, bei.denen man, ohne eine Dämpfung zu finden, bei, ih: ns 
A sekundären Anä mie zu setzen ist nd bisweilen einen. aus- der Auscultation in der Tat kein Fleckchen konstätiert, das nicht i er 
f  nehmend hohen Grad erreichen und entsprechend erhebliche Be- | gToßblasige, feuchte, selbst plätschernde Atmungsgeräusche neben A a 
s Behwerden verursachen kann. Oft bemerkt man ein subikterischeg | feinem, trockenem Knisterrasseln hören ließe, dabei Febris con- f e 
a Kolorit der Haut ‚Ikterus in mehr oder minder ausgesprochener tinua oder remittens oft zwischen 38 bis 39°. Große Dyspnöe | ns 
| ‚om, und in einem sehr interessanten Falle von intestinalem | V24 Cyanose. Auswurf sehr reichlich, blutig-schleimig. ` Diese | In 
| ‘Skorbut, der übrigens -letal ‘ausging, sah ich einen Icterus Fälle von: ausgebreiteter Bronchitis haben immer trotz massigen | Bei: :' 
. Eravis, der zum größten Teil als polycholischer ‚(hämatogener Auswurfs einen letalen Ausgang genommen, teils durch Lungen- | 1S 
.  Ikterus) zu deuten war, - Ich habe bisher nur von superficiellen | ödem, teils durch Versagen. der Herzarbeit. Solche Fälle. waren d 
>a Nautblutungen gesprochen. doch breiten‘ sich die Bluter güsse ‚meist mit petechialen Blutungsformen an den Unterschenkeln ver- er a 
l Auch auf das Unterhautz ellgewebe,Muskelgewebe, a re eich N E A = 1.017 Saale 
a lc - Bei der Autopsie fand man dann alle Durchschnitte der’ i jiy E 
amuskulären Räume aus, und daraus resul- und die Trachea nit blutig-schaumigen Exsudatmassen a i S 
erte Streifen, die Bi 


an 


u 


Schweren, intestinalen Formen an | 
perikardialen Extravasaten an der entsprechenden 


man in der überwiegenden Zahl der Fälle an der Haut und den 
Gewöhn- 


 siehtbaren Schleimhäuten beobachten kann. 
‘ lich sieht man- cutane und subcutane Blutungen 


‚jeglicher Größe und je nach der -Dauer beziehungsweise Alter 


dieser Ergüsse in -dem bekannten Farbenspiel, das man bei in 
“ Resorption befindlichen Hautblutungen jederzeit sehen kann. Zau- 
_ letzt bleibt oft noch lange nach der Reso 


esorption eine dunkelbraune 
Pigmentation der betreffenden Hautpartie zurück. | 


Solche Blutungen finden sich am häufigsten an deu Beuge- | 


seiten der. unteren Extremitäten. ‚Bevorzugt sind die abhängigen 


Partien wie Malleolargegend,' Wa | 
Ähnliche . Blutextravasate sieht man auch, doch 


Oberschenkel. | 
weniger bäufig, an den Streckseiten der Extremitäten, so der | funde : 
Unterschenkel und Vorderarme, bei bettlägerigen Fällen der. | mark denken, da diese Patienten ohne sicht- und fühlbare 
der Bauchhaut, bei Pleura- | Blutungen in den Weichteilen dieser Stellen sich ganz und gar 
nicht auf die Füße stellen können. Cutane, subcutane Muskel- j ;, 


ergüssen und 


‚ Hautgegend. 


‚. Die Größe der Blutaustritte schwankt von miliaren Petechien 
bis zu mehrere H 


‚ . Buffusionen, 


Auf der Bauchhaut sieht man meist Blutungen von ausge- 


i die intr 

die Happ ceret Folge starre, ausgedehnte Infiltrate. ‚ Während 

‚Senden Fr lungen nicht schmerzhaft sind, zeigen die tiefer grei- 

2 rgusse ganz erheblichen Druckschmerz. Da 

starre ge merkwürdig erschien mir ein Kranker, welcher so 

` seits dela ao naio Infiltrate der Bauchdeckenmuskulátur beider- 
attie der Mu a er wie mit einem Panzer. gegürtet erschien. Die 
Natürlich war ul recti abdominis war frei und. weich eindrückbar. 
| war in diesem Falle die abdominal& Atmung sehr behindert. 


de, aber auch Kniekehle und: 


andflächen großen, flächenhaft ausgedehnten 


en netzartiger Zeichnung. An den Streckseiten der Extre- 


Verlaufe des Skorbuts aufgetreten. Doch, ist es sehr leicht möglich, 
daß es sich um eine angeborene Exostose handelt, die infolge der 


 Abmagerung und Atrophie der Extremität während der Krankheit dem 
Kranken erst aufgefallen ist. Man könnte auch an eine Blutung zwischen 
Knochen und Periost denken. Leider konnte ich den Verlauf nicht 


verfolgen, weil der 'Kranke in ein anderes Spital gebracht wurde. 
Sehr interessant war der Befund von Blutungen in die 


| Oft wiederum gaben die Kranken unerträglich ziehende und 
bohrende, spontan auftretende Schmerzen’ in den Unterschenkeln 
an, lokalisierten dieselben in die Knochen, und man muß da 
mangels jeglicher Tastbefunde an Blutungen ins Knochen- 


blutungen an den unteren Extremitäten ergeben zusammen oft 
beträchtliche Schwellungen und Umfanßsdifferenzen. : Das Gehen 
ist im Stadium. der akuten Hämorrhagien meist ganz unmöglich, 
und erst wenn starre Infiltrate sich bilden, können sich die 
Kranken mit Hilfe der Krücken mühsam fortbewegen, E 

= Die Lungen sind sehr häufig in eigentümlicher Form in 
Mitleidenschaft gezogen. T 


I 


Verdichtungen der Gewebe, dagegen oft blutig-suffundi 
peribronchial angeordnet schienen und der Lungenschni 
ähnliche Zeichnung gaben, wie sie die Stauungsleber aufweist. 


ttfläche eine 


| Bei. der Sektion eines in diese Kategorie gehörenden Falles. 
fanden sich in beiden Lungen, besonders in den Oberl “dissemi. 


appen, dissemi“ 


nierte Infiltrationsherde auf den Schnittflächen vor. 
utlich begrenzt, 


Diese herdförmigen Infiltrationsherde waren de 
Farbe und von ° 


aber ganz unregelmäßig figuriert, von. blauschwarzer 


'Rippenknorpel mit Nekrose und sekundären Rippenknorpel- . 
 frakturen, die bei der Sektion. zweier Skorbutfälle konstatiert wurden. 


u Ya 
a an ER ar Er >n > 
Wan nen ur Dre ne mn < A ue. am - 
m ` vs i mi IN an un 
~ r Tape a ~ pe Bi ai 
` mr X < amn on 42 —e- 
vr X 2 > o -~ ner ru 
r Ba Am ER $: = n P, æ ger 
p Re re ~ ATI E ` a TA k 
h 3 RR, e we oo. 


7 
TE Du 
Cae a n 


TS au S ETA 
Ea re ee 
y Di. Po AULS 


sum I - 

FERIEN e aa T rat 

ES TY =- x = 
EN 


mern >A D EN SEA SETILA EAS z 
Er. Br & 


Ina. 2 It szene! 


E en ET, . 
per ren een 


a 


han 


DE eu Li rer 


bett als auch, bei der Autopsie Blutergüsse in den Herzbeutel 


herz“, das deutliche Reste einer chronischen Perikarditis aufwies und 


‚hier fand sich ein hämorrhagischer Erguß in den Herzbeutel. Übrigens 


184 | nn 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8. 


verschiedener . Größe (erbsen- bis walnußgroß). Probeexeisionen der 
infiltrierten Teile erhielten sich bei der angestellten Schwimmprobe auf 
der Oberfläche des Wassers oder sanken nur wenig unter. Es scheint 
sich in ‚diesen Fällen um Blutaustritte in das Zwischengewebe ge- 
handelt zu haben. Lobäre oder lobuläre Pneumonien sah man nicht. 
In den Pleuraräumen fanden sich häufig Blutextravasate 
in beträchtlichen Mengen (Probepunktion, Autopsien). | 

Auffallend häufig sah ich auch alte, chronische, tuber- 
kulöse Prozesse im Verlaufe des Skorbuts wieder 
aufflammen und in mehreren Fällen konnte ich am Kranken- 
bett, sowie dann bei der Autopsie eine tuberkulöse Meningitis im 
Endstadium diagnostizieren (Tuberkelbaecillen in der Lumbal- 
flüssigkeit), die sich als Teilerscheinung einer akuten Miliar- 
tuberkulose erwies. Lymphdrüsenschwellung am 
Halse, vergesellschaftet mit Conjunctivitis und Ble- 
pharitis ekzematosa zeigten, daß der Skorbut den ge- 
eigneten Boden für das Auftreten des sogenannten skrofulösen 
Symptomenkomplexes bildet. In vielen Fällen war die Skro- 
fulose das Primäre, der Skorbut sekundär. 


Die häufigen katarrhalischen, aber sehr hartnäckigen Binde- 
hautkatarrhe, Bronchial- und Rachenkatarrhe, Anginen, welche oft 
Vorläufer des Skorbuts sind, möchte ich als Teilerscheinungen 
einer „exsudativen Diathese“ ansprechen, welche die 
„hämorrhagische Diathese“ begleitet oder die letztere 
einleitet. In den meisten Fällen jedenfalls konnte man ein solches 
katarrhalisches Anfangsstadium im Verlaufe des Skorbuts fest- 
stellen. Daß diese Anschauung von der Zusammengehörigkeit 
oder Verwandtschaft dieser Zustände sehr bestechend ist, ist nur 
zu leicht begreiflich, wenn man einerseits das wiederholte auf- 
fallende Zusammentreffen beziehungsweise die Aufeinanderfolge 
ins Auge faßt, andererseits erwägt, daß die schlechten 
Lebensbedingungen, die leider in der Natur des Krieges 
und der Kriegsgefangenschaft begründet sind, die Entstehung 
dieser beiden sonst so verschiedenen Krankheitszustände be- 
günstigen. Die erwähnte ätiologische Komponente scheint jeden- 
falls eine gemeinsame zu sein. 


Von Befunden am Herzen konnte ich sowohl am Kranken- 


konstatieren. | 
In einem Falle sah ich bei der Sektion ein richtiges „Zotten- 


mit hämorrhagisch gefärbten, mit reichlichem Fibrin bedeckten, fest 
anhaftenden Belägen des visceralen Perikardblattes besetzt war. Auch 


ließ sich in dem erwähnten Falle anamnestisch eine schon einmal 
durchgemachte Herzbeutefentzündung feststellen. Sehr interessant war 
eine im Verlaufe eines Skorbuts plötzlich aufgetretene, sehr bedroh- 
liche Arbythmie der Herzaktion und Extrasystolie bei einem etwas ver- 
größerten Herzen mit ganz reinen, begrenzten Tönen. Die subjektiven 
Erscheinungen, wie Herzbeklemmungen, Atemnot, waren sehr quälend. 
Einen Erguß in den Herzbeutel konnte ich nicht nachweisen. Die 
Herzarhythmie verschwand langsam nach wiederholten, kleinen Digi- 
talisdosen. Die subjektiven Symptome hielten, wenn auch in geringerem 
Grade, noch an, als der Puls schon ganz regelmäßig war. Der Patient 
genas vollständig und war später vollkommen arbeitsfähig. Man 
könnte hier an eine Blutung ins Myokard denken, die restlos wieder 
zur Resorption kam. 


Eine bedeutungsvolle Rolle in der Reihe der skorbutischen 


Symptome spielt däs Befallensein des Digest ionsappa- 


rates. 
| Da konnte man bei den Autopsien superficielle Serosablutungen 
des Magens; hämorrhagische Infiltration der- gesamten Magenschleim- 
haut sehen, welche bisweilen nur in begrenzter Form auftrat. Es zeigten 
sich in solchen Fälle schöne, blauschwarze Zeichnungen auf der ent- 
falteten Schleimhaut. | 

Solche Fälle, die meist auch eine ausgedehnte Erkrankung 
des Darmtraktus zeigten, wiesen als hervorstechendstes Symptom 
im Krankheitsverlauf einen Magendarmkatarrh der akutesten Form 
auf. Von seiten des Magens beunruhigten vor allem die abso- 
lute Appetitlosigkeit und ein durch nichts beeinflußbares Er- 
brechen. | 

= Hämorrhagische Ergüsse in die freie Bauchhöhle waren kein 

seltener Befund und in einem mir erinnerlichen Falle sah ich einen 
solchen, rein bämorrbagischen Erguß auf der Basis einer chronischen 
T'uberculosis peritonei mit verhältnismäßig geringfügiger Spitzenaffek- 
tion beiderseits. Der Skorbut trat erst später dazu, das Exsudat färbte 
sich hämorrhagisch und bei einer späteren abdominellen Punktion bot 
es den Anblick reinen Blutes. 

Was den Darmtraktus anbelangt, so sah man bei der Be- 
sichtigung auf dem Seziertisch in den schweren Fällen ein ganz 


eigenaltiges Bild. 
abschnitte — ein Bild, das auf den ersten Blick an ausgedehnte 


Darmgangrän erinnert. Prädileetionsstellen: Dickdarm, Flexura 
sigmoidea und Rectum. 


23. Februar. 


Tief blauschwarze Verfärbung ganzer Darm- 


Da konnte man Extravasate in Infiltrationen jeglicher Größe und 


Form sehen, von leicht rosaroten Verfärbungen bis zu tief blau- 
schwarzen Farben. 


Aber auch Duodenum, Jejunum und Ileum waren häufig genug 


in ähnlicher Weise erkrankt. 


In einem Falle, der diese Veränderungen in besonders reicher 


Form bot, fanden sich die Mesenterialdrüsen in großen Paketen ge- 
schwellt und ganz hämorrhagisch infiltriert vor, Fibrinbelege der Serosa, 
falsche, leicht abhebbare Membranen, Verwachsungen zwischen den 


Darmschlingen, begrenzte Blutungen ins Mesenterium und ins parietale 


Peritoneum waren keine Seltenheit. 


Auffallend häufig waren im Gebiete der Flexura sigmoidea und 


des Rectums Geschwüre von unregelmäßiger Gestalt mit unterminierten 


Rändern auf sonst kolossal hypertrophischer, hämor- 


rhagisch infiltrierter Schleimhaut zu sehen, die in wechselnder Größe 
(Stecknadelkopf- bis Hellergröße) oft Geschwür an Geschwür lagen. 
Manche zeigten Vernarbung und wiesen so auf einen schon abgelaufenen 
Prozeß hin. Dieser Befund ließ auf die Entwicklung einer skorbutischen 


Erkrankung auf der Basis eines dysenterischen, älteren Prozesses 
schließen. | 


Die großen, mehr verstreuten, flachen Geschwüre auf atro- 


phischer Schleimhaut, die sich übrigens auch in anderen Darm- 


abschnitten fanden, glaube ich auf Darmschleimhautnekrosen infolge 
der Blutinfiltration zurückführen zu können. Übrigens konnte man in 
den meisten Fällen durchgemachte Darmerkrankungen, wie sie im 
Kriege ja so häufig waren, anamnestisch am Krankenbette in Er- 
fahrung bringen (Locus minoris resistentiae). 

Es war mir leider nicht möglich, die vorstehenden Annahmen 
durch bakteriologische Untersuchungen am Kranken und nach der 
Autopsie zu stützen. 

Solche flache Geschwüre auf gänzlich atrophischer Schleimhaut 
fanden sich bei der Sektion im nachstehend ausführlich angeführten 
Falle, der auch sonst einen recht interessanten Verlauf zeigte. f 

Der Kranke, D. St., 45 Jahre alt, bot das Bild eines Icterus gravis 
mit der charakteristischen gelbgrünen Hautfarbe. Skleren ebenfalls 
stark ikterisch verfärbt. 

Anamnestisch: Seit vier Wochen bestehender, bretiger Durch- 
fall, öfter Abgang von reinem Blut, mäßiger Tenesmus. aa 

Die Untersuchung ergab außer dem Ikterus: keine Gingivitis, 
dagegen Pigmentationen von der Größe einer Handfläche nach håmor- 
rhagischen Infiltrationen an den Unterschenkeln. i 

In den Lungen mäßiger Bronchialkatarrh, das Herz bot nichts 
Pathologisches. Die Leber perkutorisch vergrößert, tastbar, druck- 
schmerzhaft, Meteorismus anfallsweise. z 

Als hervorstechendstes Symptom Durchfälle, zwei- bis dreimal 
täglich, von meistens breiigen, gelbgrün gefärbten Stühlen unter mäßigem 
Tenesmus. Von Zeit zu Zeit rein blutige Entleerungen, dann wieder 
Stühle, welche mit blutigem Schleim vermischt waren. g 

Am häufigsten waren aber die gutgefärbten, breiigen Stühle obne 
Blut- und Schleimbeimengungen. Im Harn viel Gallenfarbstoff, kein 
Blut, kein Eiweiß. 

‚ Anfangs mäßiges abendliches Fieber, später von ausgesprochen 
septischem Typus bis zu Temperaturen von 40°, keine Schüttelfröst®, 
dabei rapider Kräfteverfall innerhalb weniger Wochen, zuletzt Ascites, 
Ödeme und superficielle Hämorrhagien in die Bauchhaut in Flächen- 
form. Exitus letalis. 

Ich habe diesen Fall gemeinsam mit dem Dozenten Dr. Po 
Rubritius aus Prag und einigen russischen Kollegen untersu® 
und wir dachten zuerst an Leberabsceß, Gallengangabsceß, CarelnoN 
dieser, Organe, akute gelbe Leberatrophie (später fand sich die Leber 
bei der Perkussion verkleinert vor) mit einer begleitenden Dysenterle. 

‚. „ Erstdie zuletzt aufgetretenen Bauchdeckenhämorrhagien Ps 
mit den erwähnten alten Pigmentationen. auf den Unterschenkeln Ben 
mich an ähnliche, früher beobachtete Fälle von intestinalem Skor 
denken, die nicht so maskiert waren. Den Ikterus erklärte ich mir VO 
allem als polycholischen Ikterus (im alten Sinne hämatogenen Ikterus) 
teils auch auf septischer Grundlage, die wieder zum Blutzerfall ihrer- 
seits führte, das Fieber, als Resorptionserscheinung von toxisch WIT 
kenden Zerfallsprodukten auf Grund des massenhaften Blutzerfalles nn 
ma ekundsnufekiönen vom Darm aus. ` Diagnose: Intestind 6 

orbut. 

Die Sektion ergab tatsächlich den vorstehend beschriebenen 2 
fund eines allgemeinen intestinalen Skorbuts, doch mit vorwiegen@?. 
Befallensein der Flexura sigmoidea und des Reetums, wo sich auf 17 


hier, ebenso in der Gallenblase und Leber keine Spur eines re 
cinomes oder Abscesses vor. Es war mir leider nicht möglich, Unte: 
suchungen auf Dysenteriebaeillen anzustellen. Doch fanden SS. or- 
Substanzverluste nur in der Flexur und im Rectum vor, die hamo 


TEE N | Kande 
en U AN y Ba ka PE a = » . 
ve ` > 

; BEN ey í 


i A oyo ee X ka e g o n 2 Re neS en a ER Be sn TE pa a EES P = Se E j a a E BE a | 
$ S = R un ia EA ~; £ y - . a vr i : 5 = 3 r, | ; 3 g l RZ F , i ; - 5 l po - . e ` i si = m i 7; 7 K i j 1,3” j : : 

à è I . j j A re j ee N Pan S TOR 
rhagische Infiltration fast im ganzen Darmtraktus\vor, im Mesenterium. fühften Typus sieht man schon häufiger. Die.Mehrzahl der Fälle ji! a en 
und;im Peritoneum. Die Milz "war: sehr groß und zerfließlich (Tumor | sind’ Mischformen, wenn sich auch jedesmal ein deutliches’ Über- | BERTE D 
septicus). Die fallweisen Blutungen aus dem Rectum erklären sich aus. | -wiegen einer der angeführten Verlaufsformen geltend macht und Í Porre tki 
der Abstoßung des nekrotischen Gewebes aus den. Geschwüren. Sa heitsbild beherrscht. Zu Zr | | N 

t boten die Patient it intestinalem Skorbut .das ganze Krankheitsbild beherrscht. | | Be 

‚ 7 Am Krankenbet ts = Hi der Fall Er Bl re Bun, Warum in einem Falle der eine Typus, in einem zweiten Br Me 
in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle das . emes Immer | ein. anderer überwiegt, scheint seinen Grund darin zu haben, daß Male 
der Skorbut mit: Vorliebe da auftritt, wo. ein Locus minoris Bi | 


ickdarmkatarrhs, der jeder Behandlung 
| E | g  [resistentiae besteht, wo alsó in einer Organgruppe durch 


eine vorausgegangene Affektion ein geeigneter Boden vorbereitet Ip 2 A 
‚wurd. Daß im Verlauf eines so langen Krieges reichliche ' 


akuter werdenden D 


Trotz bot. ZUR: a 
Die Stühle, oft sechs- bis achtmal täglich, waren anfangs breig, 


später erbsensuppenartig, enthielten eine Unmenge von Gasblasen obne 
Me an, PN Sn spater rel en a a in FA Gelegenheit zu verschiedenartigsten Erkrankungen, besonders aber Aa 
ut reich A - | | | | ERS ai 
wähnten Entleerungen fast reinen Blutes, wahrscheinlich aus den-Ge- | der Haut, des Bewegungsapparats, des Digestionstraktus, geboten ee T 
schwüren. In einigen Fällen -konnte man in den letzten Tagen vor | Ist, ist [ohne weiteres verständlich, und es kann also nicht über- u 
dem Exitus auch eine Incontinentia alvi konstatieren. raschen, wenn wir :gerade diese Organgruppen im: skorbutischen ee 
Anamnestisch ließ sich- oft eine früher durchgemachte Darm- |- Krankheitsbilde so ‚häufig betroffen sehen. D | PEA 
erkrankung erfragen (Typhus, Darmkatarrb, Ruhr)... he, Auf Verlangen der russischen Kollegen, welche den Skorbut id Fe 
Ich will erwähnen, daß solche Fälle ausnahmslos auch andere, y für infektiös hielten, haben wir ‚anfangs isoliert. Nach. meinen Er- u gl | 
unfrügliche Zeichen von Skorbut. aufwiesen und. daß. das Hervor- | fahrungen muß ich sagen, daß nie jemand erkrankt ist, der nicht unter er 
| treten der Darmerscheinungen erst im weiteren Verlaufe der Krank- | denselben oder ähnlichen Bedingungen ‚gelebt hat, wie die Erkrankten ee 
u. heit kenntlich wurde. Das, häufige Befallensein des Digestions- |, Selbst (z. B. vom Wärterpersonal, Ärzte, Schwestern usw), © — SEE 
sur ‚ traktus kann man sich erklären, wenn: man — wie schon- er- ' Was die Ätiologie anbetrifft, sõ scheint es mir nicht Bi! 
mm. ähnt — be denkt, wie häufig im Kriege Darmerkrankungen | recht wahrscheinlich, daß ein specifischer bakterieller Erreger in - eg 
iih jeglicher Art vorkommen und dadurch einen Locus minoris | Frage kommt. 3 I EINE Ne ir: 
mie .  Tesistentiae”schaffen. ARERR T | ‚ .. Teb konnte freilich dahinzielende bakteriologische oder serolo-. ei 
sk wE. Oberflächliche Blutungen im Leberparenchy.m, meist en ee ee: pen n m an akut enteündioh y o 
woo ; VEET ioh | Symptomen vorhanden ist — das Fieber, die verschiedenen. Entzün- se 
ut saif: = ne a betreffend und randständig, fanden Er dangen der. Schleimhäute —, kann man -sich durch begleitende, sekun-, ih 
a: : öiter als Nebenbefunde bei Autopsien. Die Milz war bei den | däre Infektion erklären. Dazu kommt noch die Komponente der Re- Oo a 
ette D schweren, letalen Skorbutformen, bei denen auch septischer Fieber- sorption und die Reaktion: auf die massenhaften, wahrscheinlich toxi- a 
ja typus vorherrscht, meist sebr vergrößert und zerfließlich. ‚|. schen Zerfallsprodukte, die aber chemisch-toxischer Natur sein dürften. A 
er RE Was die Nieren anbetrifft, so konnte ich wiederholt eine lang- | > ` Es scheint sich um eine Stoffwechselstörung und daraus AU, 
or menge, richtige Nephritis mit allen dazugehörigen Symptomen | resultierende Ernährungsstörung. des ‚Gefäßsystems. zu handeln. ak 
EP (Schwellung des Gesichts, ‘der Augenlider, Ödeme, Pulsspannung, Herz- Neben der nicht ausreichenden Quantität der Nahrung ist der en 
vr ..  .. bypertrophie, viel Eiweiß und Blut im Harn, Bluteylinder) konstatieren, _ M J Kartoffeln. frischem Gemüse, Obst S Mann LAT 
t In einem Falle reines Blut, ohne Formelemente wie Cylinder im on ATONE D, ANSOeIN MENUR; DSL VON unserer Mann aE 
A. | Sediment, wahrscheinlich Nierenblutung ohne begleitende Nephritis. schaft besonders hart empfunden worden, während die tägliche a, 
ige o ia Zeitweise war der Harn frei. von Blut. Diese Kranken zeigten „Kascha - (Buchweizengrütze) die von Casimir Funk ver- ip 
| ‘in mehr oder minder ausgesprochener Form auch andere Symptome | pönte einförmige vitaminarme Ernährung vorstellt. .. ei a 
et einer bestehenden skorbutischen. Erkrankung. Im Pankreas sah man |- © Daß als disponierendes Moment das ganze Elend des Krieges 
 lter eine hämorrhagisch tingierte Netzzeichnung. bei der Autopsie. | und insbesondere der Kriegsgefangenschaft — wie Massenquartiere, Er. 
ee Über Blutungen im Oentralnervensystem ‚auf skorbutischer Grund-.| russischer Winter, unzweckmäßige Bekleidung unserer Mannschaft Rn 
BE a aaraa Aaa a eratio der Hacker | fir das nordische> Klima, dumpte, feuchte, luft und lchtarme 1 
r ‚der Extremitäten verbunden mit deutlicher Hypästhesie und Herab- ` Unterkünfte, Schmutz usw., vielleich t auch die CGL VOSE Erschöpfung futs i 
W ‚setzung der Sehnenreflexe zu sehen war, an Blutungen in die Nerven- | Und gemütliche Depression — eine große ‚Rolle gespielt hat, wird -E “a 
| į». < Scheiden denken. Diese Patienten konnten lange Zeit hindurch “trotz | jedermann einsehen. Auch habe ich von den Kranken in Erfahrung. Hi G 
wi - Selingfügiger superficieller Blutungen nicht gehen und erholten sich ‚gebracht, daß sie vorwiegend in Sumpfgegenden gearbeitet haben Marl 
jsi erst nach Monaten.““ Doch gebe ich zu, daß man diese Gehstörungen | und zeitweise bis an die Knie bei der Arbeit im Wasser standen. giaa a 
i ‚auch auf die Rechnung der allgemeimen“fAbmagerung und Körper- | Unter den vielen Skorbutfällen befand sich kein einziger Offizier, EHRT Ri 
|. ‘shwäche setzen kann. / Ä = | tiotzdem mir die Erkrankten mitteilten, daß sich an den Orten ih se 
Te In der Mehrzahl der Fälle sind frische Blutungen und | nahe der chinesischen Grenze, wo sie sich die Erkrankung zu- Bl ae 
‚B Nachschübe von leichten Tem peraturerhöhungen be- | gezogen hatten, auch Offizierslager befanden, a El en 
şi . gleitet, die zwischen Frühtemperaturen von 37° bis 88° abends | Auch von anderen Kollegen habe ich erfahren, daß sie keine Hin) BR 
Ad schwanken. Im subakuten Stadium der Hämorrhagien ist die | Offizierserkrankungen an Skorbut gesehen hätten. Dieser Umstand AEA a 
ie ‚Temperatur normal, bis wieder bei einsetzender ‚Resorption leichte | erklärt sich aus der besseren materiellen Lage der kriegsgefangenen . af o 
az abendliche Erhöhungen sich ‘zeigen. 'InX'Fällen von vorwiegend | Offiziere. Abgesehen von den letzten Monaten vor dem Brester Ai e 
| intestinaler Form ist — besonders in späteren Stadien — die | Frieden und der Zeit nachher war, im allgemeinen gesprochen, a 
jif Temperatur oft ‚ausgesprochen septisch, bei pulmonalen "Formen | auch die Offiziersverköstigung und -unterkunft eine weitaus bessere ERE 
$ ` . wurde Continua über 380 beobachtet. P SE ' |} als die der Mannschaft. Dann entfiel auch bei den Offizieren das WA 
er - 05, Wenn man das reichhaltige Krankheitsbild,. das uns der. | Moment der schweren körperlichen Arbeit... a S us alt: | 
j Skorbut bietet, überblickt, so erscheint es uns auf den ersten An dieser Stelle will ich nochmals darauf zurückkommen, ls k 
j! Blick verworren. Doch glaube ich, daß sich einiges in ein ge- | daß man sehr häufig beobachtet hat,. daß der. Skorbut von Sym- fa a 
f misses System bringen läßt, Vor allem kann man‘ von. einem | ptomen der „exsudativen Diathese“ ‚begleitet war oder daß diese A N 
1  Initialstadium sprechen. Als die hervorstechendsten | ihm vorausgingen. Wenn man die exsudativen Erscheinungen, Rh co 
ER yMptome erscheinen mir in diesem Stadium die geradezu | wie sie im Inivialstadium des Skorbuts auftreten. —. die einfachen a > 
epidemisch auftretende Hemeralopie im Verein mit den schwer | Bindehautkatarrhe, Ekzeme, Rachenkatarrhe, Anginen,. Drüsen- PER a 
‚ beeinflußbaren katarrhalischen: Erscheinungen. (wie Conjunctivitis, | schwellungen, Lungenkatarrhe —, als auf ähnlicher Basis ent- ia ’ 
haryngitis, Tonsillitis, Bronchitis usw.), in anderen Fällen Nasen- | standene Prozesse zusammenfaßt, so könnte man sich vorstellen, T a 
Dlutungen und Blutungen in die, Conjunctiva bulbi. Eine große | daß die „exsudative Diathese“, die vorwiegend ein Befallensein Rear} Er 
| Abgeschlagenheit, leichte Ermüdbarkeit bei geringen Anstrengungen | des Lymphapparats vorstellt, und die „hämorrhagische Diathese“, H. o 
gehören auch zu den initialen Symptomen, u | wie man auch ‚den Skorbut und ähnliche Erkrankungen - be- Al; u 
„ Die voll ausgebildete Erkrankung kann man,’ ohne viel zu.| zeichnet, nur graduell verschiedene Formen einer: ner “ 
künsteln, nach den das Bild‘ beherrschenden Symptomengruppen | und derselben Krankheit sind, da man annehmen kann, daß die RE 5 
Mm fünf Verlaufs typen unterscheiden: 1. vorwiegendes | Blutgefäße viel resistenter sind als die Lymphgefäße, also auch ath 
Befallensein der Haut und des Bewegungsapparats überhaupt | später befallen werden. Die nervöse Komponente ist schon her- A oi 
Muskeln, Sehnen, Knochen, Gelenke); 2. ‘der pulmonale Typus; | vorgehoben worden. - | ER Be WET a 
- der kardiale Typus; 4. der gastrointestinale Typus; 5. der ` Die Hauptaufgabe der Therapie ist die, die Erkrankten : BR: 
tenajle Typus, | u o g so bald als möglich unter günstigere Lebensbedingungen zu bringen. I: 
alt, häufigsten sah ich den ersten-und vierten Typus, am | Trotzdem die Kostaufbesserung iù Hinsicht auf Qualität und Quan- Eu 1 
seltensten den dritten. Ausgesprochene Fälle des zweiten und | tität in den Spitälern noch viel zu wünschen übrigließ — dievn ` ` m i 
| N l p i r = 
' ' a ; Bo Ko R pr ns 


186 


ln — — — — — — „ —„  ,—{—|—{|—|—Z—Z.—\?|?3JZJZom——— IT Tea] 71777 = 


Funk als besonders „vitaminreich“ bezeichneten Nahrungsmittel, 
wie Kartoffeln, frisches grünes Gemüse (Salate, Kohl, Zwiebeln), 
rohe Milch, Früchte waren in ausreichender Menge so gut wie 
gar nicht erhältlich —, so konnte ich doch bloß von der Bettruhe, 
dem geregelten Leben und der Pflege in gutgeleiteten Spitälern 
mit großen, licht- und luftreichen Krankensälen, wie es das Kriegs- 
spital in Kaluga war, eine verhältnismäßig rasche Erholung und 
Heilung beobachten. 

Hier hat sicherlich das Gefühl des Geborgenseins, 
die Nervenruhe, eine bedeutsame Rolle als Heilfaktor 
gespielt. In medikamentöser Beziehung scheint die Ver- 
abreichung von Solutionen der Pflanzensäuren (Acid. citr., Acid. 
tartar. 1°/,ig) sowie von Pflanzensäften (besonders Sumpfbeeren- 
extrakt) von Vorteil zu sein. In den russischen Spitälern wird 
solehen Kranken außer dem beliebten -Sumpfbeerenextrakt auch 
ein saurer Salat (Vinaigrette) verabreieht. In der Behandlung der 
skorbutischen, akuten Blutextravasate machten wir ausgiebigen Ge- 
brauch von 3°/,igen Lösungen von Plumb. acetic. in Form von 
Umschlägen. Bei den frischen Blutungen sind diese Umschläge von . 
hervorragender Wirkung. Im Stadium der Induration, Organisierung 
der Blutaustritte, wie sie nicht gar so selten vorkommen und in der 
Gegend der Gelenke zu Contracturen führen, sind Salbenverbände 
mit 5%iger Jodkalisalbe oder 10 %iger Ichthyolsalbe, später 
Bäder, Massage, gymnastische Übungen, Extension angezeigt. Als. 
allgemeine Roborantien gaben wir Decoet. Chinae, Arsen, Alkohol. 
Die Gingivitis wurde mit den üblichen Spülungen und Pinselungen 
behandelt, besserte sich übrigens mit dem Allgemeinzustand. 
Blutextravasate in die . Körperhöhlen wurden anfangs punktiert, 
doch sah ich nie Erfolg davon, weil durch die Druckentlastung 
neue Blutungen auftraten. Später punktierte ich nur zu dia- 
gnostischen Zwecken und als Indicatio vitalis. 

Ganz aussichtslos in therapeutischer und prognostischer Be- 
ziehung sind die Fälle mit ausgedehnter Bronchitis und 
Bronchiolitis. Ein Lungenödem oder eine Herzinsuffizienz bereitet 
der Qual ein Ende. Allgemeinregime und symptomatische Be- 
handlung erzielen vorübergehende Besserung. Fast ebenso aus- 
siehtslos sind die schweren intestinalen Formen. Oft gelingt 
es hier, durch tägliche subcutane Kocehsalzinfusionen in Mengen 
von ein bis zwei Litern, dann durch Opiumgaben, Tanninklysmen, 
Thermophore, Umschläge, die Zahl der Stuhlentleerungen ein- 
zuschränken und damit den Allgemeinzustand zu heben, doch 
schließlich gehen die Kranken fast immer ein. 

Das Plumb. acetic. hat sich mir in der Therapie des Skorbuts 
ausgezeichnet bewährt und hat mir auch in manchen Fällen mit 
intestinalen Symptomen bei innerlicher Verabreichung (Plumb. 
acet. 0,03 mit Tannin 0,8 mehrmals täglich) gute Dienste geleistet. 


Aus der I. deutschen medizinischen Klinik in Prag 
(Vorsteher: Prof. R. Schmidt). 


Die Prager Pneumonieepidemie im Oktober 1918 
und ihre Hämatologie. 
Von ; 
Edmund Adler und Paul Kaznelson. 


Die pandemische Erkrankung von 1918, unter deren Bann 
wir alle noch stehen, ist zweifellos identisch mit jenen pandemi- 
schen Erkrankungen, die Europa schon seit Jahrhunderten immer 
wieder verseuchen und im 18. J ahrhundert, ganz unabhängig von- 
einander, die Namen Influenza und Grippe erhalten haben. Kli- 
nische, pathologisch-anatomische und bakterielle Untersuchungen 
zeigen diese Identität in gleicher Weise. Diese allerorts sich -so 
unheimlich schnell verbreitende Erkrankung wird zur richtigen 
‚Seuche aber erst durch die Pneumonien, die in erschreckender 
Zahl während ihres Grassierens sich einstellen und eine ganz ün- 
gewöhnliche Malignität aufweisen. Ob nun diese Pneumonien eine 
Sekundärerkrankung oder eine besondere Lokalisation der Grippe 
darstellen, ist ganz irrelevant. Maligne Pneumonien hat es aber 
nicht nur zu Iniluenzazeiten gegeben, sondern auch in Zwischen- 
zeiten traten ab und zu ‚kleine „Haus-, Familien, Gefängnis- 

epidemien“ auf, die als typische croupöse Pneumonien imponierten 
und nur dureh ihre Malignität sich auszeichneten. Leichten- 
stern nannte sie „asthenische Pneumonien“. Sonst führten sie 
len Namen der „atypischen, malignen, kontagiösen, infektiösen, 


typhösen Pneumonie“. Sie sollten durch Hinzutreten von Eiter- 


kekken zu den gewöhnlichen Pneumokokken entstehen. Und Į 


{919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8. 


93. Februar. 


£ 


ebenso soll nun auch die besondere Malignität der Grippepneu- 
monien durch diese sekundären Bakterien bedingt sein. 
Erklärung wäre plausibel: 
fluenza werden nicht beobachtet und die Eitererreger doch in den 
weitaus meisten Fällen gefunden, wobei nur äußerst selten In- 
fluenzabacillen prävalieren, ja sogar häufig fehlen; sie könnten 
wohl überwuchert sein. Bei unseren Fällen wurden am Seziertisch 
(Institut Prof. G h o n) 14 mal Influenzabaeillen gefunden, doch nie 
für sich allein. Es sei in dieser rein klinischen Arbeit nur nebenbei 
erwähnt, daß auch nach den bis jetzt vorliegenden Mitteilungen in 
dieser Epidemie die Bakterienbefunde zum Teil widersprechend 
sind, daß es aber doch den Anschein hat, als ob die Influenza- 
bacillen eine führende Rolle spielen würden; damit soll nieht 
gesagt sein, daß der Grippeerreger nicht doch noch ein 
bekanntes, mit unseren heutigen Methoden nicht darstelbares Virus 
sein könnte. 


Diese 
Todesfälle von unkomplizierter In- 


ganz Wn- 


Die Grippeepidemie in Prag führte unserer Klinik im Monat 


Oktober allein 115 Pneumoniefälle zu (darunter ein Typhus, eine 
Anaemia pernicicsa). Es ist selbstverständlich, daß die Epidemie 
an und für sich nicht von einer Klinik aus betrachtet werden kann, 
da eine solche meist nur die schweren, komplizierten Fälle zu- 


gewiesen bekommt. Andererseits jedoch läßt sich gerade das 
schwere Material von da aus sehr gut betrachten und «daher sollen 


auch im folgenden unsere Beobachtungen nur übır Pneumonien 


mitgeteilt werden. 


Die nachfolgende Tabelle bringt das Alter unserer Patienten '): 


EEE nn ne 


Dezennium . II | meN l VI zusammen 


| | 
gesundet 131361, F | Í u‘ 58 
gestorben 14 30 | 4 | 4 | 2 | od 
27 | 6 | 4 |. 5| 8| 
unbekannten Alters 83 
115 


Hieraus ergibt sich eine Mortalität von 49,5 %. 
= Die schon erwähnte Eigentümlichkeit des klinischen Mate- 
rials läßt uns nicht feststellen, wieviel Prozent die Pneumonien 
unter den Influenzaerkrankungen überhaupt ausmachen.‘ Bei der 
Pandemie von 1889/90 ergab die deutsche Sammelforschung eme 
Pneumoniesterblichkeit von durchschnittlich 17%, eine wahr- 
scheinlich nicht richtige Zahl. Denn gute Krankenhausstatistiken 
von damals zeigen erheblich größere Zahlen, die sich der unseren 
sehr nähern: so das Kölner Bürgerhospital eine Mortalität von 
30%, eine Rigaer Statistik eine von 43,9% und eine Bostoner eme 
solche bis 45% |Leichtenstern?)]. Aus der jetzigen Pan- 
demie gibt Brasch?) eine Pneumoniemortalität von 31,1% 
Deussing von 25,7% an, Koeppchen hat bei acht Pleur®“ 
pneumonien vier Todesfälle. Sonst findet man merkwürdigerweist 
über diesen wichtigen Punkt keine Angaben. i 
Was den Beginn unserer Pneumonien betrifft, so markierte 
er sich in nur 6 Fällen durch einen initialen Schüttelfrost nach 
einem Grippevorstadium; 21 begannen mit Schüttelfrost; in den 
übrigen Fällen entwickelten sich die Pneumonien unbemerkt aus 
dem Vorstadium. Nach R. Deussing‘) stellt sich die pneu- 
monie nach bereits durchgemachter Grippe nach mehreren ge 
sunden Tagen, ja bis nach zwei Wochen ein. Auch wir beobach- 
teten einen solchen Fall. 
„ .  Üngemein mannigfaltig ist der physikalische Befund: von den 
Zeichen eines einfachen umschriebenen oder diffussen „feuchten 
Katarrhs“ bis zu denen der ausgebildeten lobären Eneumonit 
findet man alle Zwischenstufen. Wichtige Aufklärung kann da div 
Röntgendurchleuchtung bringen, die pneumonische, klinisch’ nicht 
also solche imponierende Verdichtungen als „wolkige Trübungen 
deutlich erkennen läßt, andererseits anscheinend lobäre Formen, 
wie die Autopsie, deutlich als confluierende Lobulärpneumoniel 
aufdeckt; selten zeigt sie Bilder wie bei Tuberkulos$, wobe 
a Im) Verdichtungen nicht so intensiv schattengebend sind 
. Helm). 
Bei 40 von unseren Fällen war die Pneumonie vorwiegend 
im linken Unterlappen, bei 32 im rechten Unterlappen, bei 23 mM 
beiden Unterlappen lokalisiert, bei 13 Fällen konnte sie als 
„diffuse Bronchopneumonie“ diagnostiziert werden. Die Vorliebe 


, *) Eine Folge der Kriegsverhältnisse ist es wohl, daß unsel® 
Patienten zumeist Frauen waren. | | 
i Handbuch von Nothnagel, XXIV. 
M. m. W. 1918, Nr. 30. 
a) M. Kl. 1918, Nr. 39. 


‚> ==98; Februar, o ` 1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8.7.0000 nn BT o; Ei 
der-Pneumonie für die Unterlapen wird .von allen Autoren, die | heutigen Pandemie gegen ‘die früheren wohl überhaupt. zurück. a 
über ihre Lokalisation berichten, hervorgehoben. | So klagten auch nur vier unserer Pneumoniekranken über gastro- pe 

Das Fieber ist meist kontinuierlich, in manchen Fällen auch | intestinale Beschwerden, die nie heftig waren. Ein sehr starker ehe $ 
- intermittierend. 16 unserer Fälle zeigten kritischen Abfall, | Ikterus (allerdings bei Mitralstenose) kam zur Ausheilung, mehrere ar 
häufiger ist eine Lyse, Nachfieber tritt häufig auf. Die Dauer der, | Fälle .von geringerem Ikterus endeten tödlich. _ | et 
Erkrankung schwankt zwischen einer und drei, ja sogar vier |- ‘- ‘Auch die Begleitsymptome von -seiten des Nervensystems RE 
Wochen, wobei wir gewöhnlich den Beginn der Pneumonie nicht | waren eigentlich recht spärlich. ‚Wohl kamen einige Fieberdelirien | FRE 
genau feststellen konnten. Exitus kommt meist in den ersten zwei | vor, aber von, schwereren Symptomen sahen wir nur zweimal Me- ENT 
Wochen vor, doch haben wir auch eine längere Dauer bis zum | ningismus. Der eine Fall, der klinisch einer Meningoencephalitis u 
schließlichen Tode beobachten können. >. a entsprach, hätte im Liquor keine Eiweißvermehrung, dagegen Pleo- a 
Nur wenige Pneumonien hatten echtes rubiginöses Sputum;. | cytose (23, vorwiegend Eiterzellen). Der zweite Fall zeigte bei l A 
die meisten ein schleimig-eitriges; selten war es:bämoptoisch. An | hochgradiger Bronchopneumonie ausgesprochenen Meningismus ` I P ak, 
dieser Stelle können auch unsere Florabefunde im Spulum er- | und bis zwei Tage ante exitum auffallende, an Tetanus erinnernde ea 
wähnt werden: Wir fanden bakteriöskopisch 20 mal Influenza- | Muskelstarre der Extremitäten und Bauchmuskulatur. Der Liquor ne 
bacillen, 27 mal Diplokokken, in einigen Fällen beide; seltener | entleerte sich unter sehr hohem Druck, hatte keine Pleocytose, war DL Be 
auch Micrococcus catarrhalis; Viele andere Sputa zeigten ge- | bakterioskopisch ‚und kulturell negativ; auch Weil-Kafka- ee 
wischte Flora, meist Eiterkokken, ohne Vorwiegen einer be- | Reaktion war negativ. Die Autopsie ergab intermeningeale Blu- HTE 
stimmten Gattung. | Ä | | a | tungen. . Neunmal konnten wir keinen Patellarsehnenreflex aus- ln 
. Im klinischen Bilde. nicht besonders hervortretende kleinere | lösen, sowohl in letalen als auch nicht letalen Fällen +). Ein Fall Ss HH 
seröse und eitrige Ergüsse fanden sich oft im Verlaufe der Pneu- | zeigte Babinski mit Fußklonus ante exitum (Liquorbefund ne- . Pih 
monien. Große metapneumonische Empyeme hatten wir im ganzen gativ)). o ka nen Ä ri PE 
nur drei, die sämtlich noch in klinischer Behandlung stehen. |. Als Hauterscheinungen finden wir 16 mal:Schweiße verzeich- ag 
Trockene Pleuritiden bei Pneumonien bedürfen kaum einer bc-.| net. ‚Die Krise verläuft oft ohne Schweißausbruch. Nur fünfmal > 
sonderen Erwähnung. Mehrere reichsdeutsche Autoren | beobachteten wir Herpes labialis, wie bei echter genuiner Pneu- BE 
[Lämpet!), Deussing und Andere] berichten über viel reich- | monie. Exantheme' und sonstige Hauterscheinungen kamen bei IR 
licheres Auftreten von Empyemen. Zu. ee j} uns nicht zur Beobachtung. FR: ae ee fes 
Am Cireulationsapparat war am hervorstechendsten eine rela- | Eine durchaus ungünstige Prognose gibt die Grippepneumo- Hate] 
tive, manchmal auch. absolute. Bradykardie. Bei-55 Patienten | nie bei bestehender Kyphoskoliose. In unserem Material befanden eh 
fanden wir relative Bradykardie, ein Symptom, das vielen Be- | sich sechs, die alle starben °). u E | EURE. Va 
— obachtern auffiel Leichtenstern, Brasch und vielen An- Der: Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß wir zweimal a 
ua, deren). Dagegen beobachtete Jürgens?) meist abnorme 'Tachy- Schwerhörigkeit, viermal Otitis media, einmal Iritis.als Kompli- m. BR 
kardie, nur selten Bradykardie, die jedoch nie so intensiv wie bei | kätionen im Verlaufe der Pneumonie beobachteten. 2 C: TOETER 
7 Typhus war. H. Kahler?) sah die Bradykardie bei hinzutreten- Gelegenheitsursachen scheinen gar keine Rolle bei der Ent- Be] 
AE 3 der Pneumonie in Tachykardie umschlagen. Nur selten konnten | stehung der Erkrankung zu spielen. Von unseren Patienten gaben AEREE 
j} Wir eine Bradykardie in .der Rekonvaleszenz verfolgen. Unter | nur sieben Erkältung, drei Durchnässung als vermeintliche Ur- RE 
— +, ` unseren Pneumonien waren zwei Vitien, die ad exitum kamen; | sache an. Nur ‘drei Patienten litten früher an häufigeren Ka- Ta 
i |. „eines, das gesundete. Die Entstehung einer Endokarditis beobachteten | tarrhen. Man könnte geneigt sein, der Unterernährung in der AT E RA 
pos a wir nie; sie und auch die Perikarditis soll sich: häufiger als die jetzigen Kriegszeit eine gewichtige Rölle zuzuschreiben. Nur vier Ba: De n 
seht AE „Endocarditis pneumonica“ bei der die Grippe komplizierenden | unserer Patienten waren wirklich unterernährt. Alle änderen o e. DAR Pe 
it. “. „Dynovitis grippalis“ einstellen‘). E. Flusserö) beobachtete | waren Menschen, die in der. Vollkraft ihres Lebens von der Seuche iei E F 
2 a! . Unter vielen Influenzafällen zweimal Endocarditis verrucosa. Zwei- |- hinweggerafft wurden. > `- ee Ba. Ba. 
ei ` mal im Verlaufe von Pneumonien entstand bei uns eine Thrombo- ‚ Sehr interessante Ergebnisse hatte die morphologische Unter- a et. 
ri  phlebitis der Vena cruralis. Beide Fälle befinden sich in. Rekon- | suchung des Blutes bei unseren Fällen. ae R m Kin EB : 
j o E ke s Se: z id U je | Unsere Befunde sind in folgender Tabelle zusammengestellt: TRA Dun ke, Be 
U Begleiterscheinungen von seiten des a Gestorbene (34 Fälle): — — ` | ol 1, a 
we a] parats betrifft, so möge zunächst hervorgehoben werden, dab ‘ Leukopenie (geringste Zahl 1100) ° | Be. ©... 
K m nur zehn Fällen im Harne sich kein Eiweiß nachweisen lieb. mit a) Neutrophilie über 0%. > 2 . oo g CONE. PARE EN 
u i  Albuminurie und Cylindrurie scheint also zur Regel zu gehören. | | x normalen Relationen - . .... 020278 1) 2 E 
ie Eine echte Nephritis dagegen sahen wir nur zweimal (hämor- oo c) relativer Lymphoeytose . . 2.2.2... 04 Bu: 3 
4 a thagisch, die eine mit Blutdruckerhöhung und Ödemen). Die | Ä nn ee . Neutrophile, größte Zahl 82.000): 6 OUER : . 
a Seltenheit dieser Komplikation wird auch von Leichten- u a Aber en pil | | | Be © 
io -Etern in seiner Sammelarbeit hervorgehoben. Als besonders be- `| x unter 80% Neut as a te a aoB a: -i 
i > Merkenswert notieren wir acht- positive Diazobefunde im Harne. | `. r òU% Neutrophlien . . . . 2... d ir ee 
RT Sieben d „acht p a | = ‚Absolute Monopenie . 20 v0 „ 83 He Le 
‚a. „en davon kamen ad exitum. Der eine überlebende Fall, der in - Monocytose (nur absolut) . . 2. vu... dl u E 
A en Tagen neben seiner Diazoreaktion und einer exzessiven | ~ Absolute Monopenie trotz Leukoceytose . . 2... $ j EN.: c1: 
Bil un topenie von 1800 Weißen, mit relativer Lymphocytose, keinen | : Fehlen der Bosinophilen ... .. 2.2.2 ..2..288 Be ee a 
nf" x „en positiven Befund hatte, machte anfangs — es war zu | Geheilte (42 Fälle): Bu - Ein -i OERS 
Mr | ginn der Epidemie — differentialdiagnostische Schwierigkeiten | Leukopenie (geringste Zahl 1600) _ l p POS e 
AER Typhus. Später allerdings sicherte eine ausgebreitete, herd- mit. z Neutrophilie (81%) . . » > 22 2 2223: 1 TE A EAE nil Ba 
T m 86, besonders auch röntgenologisch typische Influenzapneu- b ne ind Era TE. Kan moi HE 
i ponip die Diagnose. Diazo wurde nach einigen Tagen negativ. Een c) a N a ea. 10 Rz: ©, 
an abi häufig fanden wir die Ehrlich sche Aldehydreaktion posi- | ee ; ah] Gutar d 0000) E ne ee ar AO I BERE >- 
WEO Aus der zeitgenössischen Literatur seien nur. die. unseren Be- a mit a) über 80% Neutronhilen - a: ;. 
„N nden zuwiderlaufenden her ehoben. So erwähnt Hesse mit. a). üben Re ee ee le Ba 
P. ~ daß Eiweiß s i RE S A a Ser ro | d | . b) unter 80% Neutrophilen . . . 2 2 2 222.7 ie Be 
run selten, Diazo niemals positiv sei, R. Lämpe und |: > Absolute Monopenie . |... TI III DII 88 PAE T 
f icii G e ; finden nur ausnahmsweise Eiweiß, nie ‚Diazo. on | Nur absolute Monoeytose . . » e. sco I Dllo PORRES 2. ©: 
Fe zu ein nn en Pneumonien verloren wir fünf. Zweimal an | Absolute und relative.Monocytose . <... 2.2... 5o le 
E veiti m Abortus. Siebenmal-kam es bei unseren Fällen zu früh- (davon 3:nach der Entfieberung, 1 während der Lyse) ; EIG 
Sod gen Menses. An dieser Stelle sei auch die bekannte Tatsache Absolute Monopenie trotz Leukocytose =. . ..... 7 Omii: AEROS 
8 Nasenblutens bei Grippe erwähnt; 19 unserer Pneumoniefälle Monopenie nach Eintfieberung oder während Lyse. . . 12 | in -1i 
st- agten diese Erscheinung. | | | Ye ee enhilen (alle seh eoon e o Bu pen i, 
il ER Die gastrointestinalen Formen der Influenza treten bei der i oder während: ee) m en Pakieberung n 1 ko 
0. a M KI. 1918, Nr. 35. | I EI ZZ Ze Ri 
5 k raus-Brup Ä see IR | | Bi Kom 
Eoo ee W. 10188 ae er | ME IVER Re ama ty e BUR, Ne. n i er: 
C athrij? A P. d. Korr.: Später sahen wir mehrere Fälle von Poly- 9 Anm. b. d. Korr.: a einer unserer Kranken trat einige - Rd a 
18 gruppalis, einmal mit Endo- und Perikarditis, .| Wochen nach überstandener Pneumonie eine Myelitis transversa auf. Be} ! 
)W.k.W. 1918, Nr. 42, Er : 3) Später gesundete ein Falltrotz Kyphoskoliose und positivem Diazo, i KATEN 
' l l A í \ Bil: PH N Ns 
; | | Be 
A P i ! 4 T 5 li 
7 INT n aE 
oA, , í I , u 


E 


pani . m i 
ET EPET TSE ä wi 
ee E E 7 ge 


188 o | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8. 


23. Februar. 


Die Gesamtleukocytenzahl schwankt in sehr weiten Grenzen. 
Leukopenie, normale Leukocytenzahlen und Hyperleukocytose 
kommen vor, und zwar in etwa gleicher Verteilung (das heißt 
Vorwiegen der Leukopenie) bei den letalen wie bei den pro- 
enotisch günstigen Fällen. Das ist ein sehr auffallendes Ergebnis. 
Es steht in großem Gegensatz zu dem Verhalten des Blutbildes bei 
der echten croupösen Pneumonie, bei der wir in der überwiegen- 
den Zahl der Fälle Leukocytose finden. Es ist zwar bekannt, dal 
auch bei der Diplokokkenpneumonie Leukopenie vorkommt. Ihre 
Bedeutung hat sich seit dem ersten Hinweise von v. Jaksch') 
dahin geklärt, daß sie in der Regel als prognostisch ungünstiges 
Zeichen aufzufassen ist, besonders wenn sie an Stelle einer zu- 
nächst vorhandenen Leukocytose tritt [v. Wy8?)]. In unseren 
Fällen von epidemischer Pneumonie lassen sich aber aus der Ge- 
samtzahl der Leukocyten keine prognostischen Schlüsse ziehen; 
es bestand sowohl bei den Gestorbenen, wie bei den geheilten 
Fällen in einer großen Zahl Leukopenie. Und doch sind Unter- 
schiede im Blutbilde zwischen infausten und günstig verlaufenen 
Fällen zu finden. Betrachten wir nämlich die Art der Leukopenie, 
das heißt die relative Zusammensetzung der einzelnen Zellarten, 
so sehen wir, daß bei den gestorbenen Fällen eine weit größere 
Zahl der Fälle mit Leukopenie und normaler Leukocytenzahl eine 
relative Neutrophilie (über 80%) hatte, während bei den Geheilten 
häufiger eine relative Lymphocytose bestand. Bei der epidemi- 
schen Pneumonie verschlechtert also erst der Befund einer 
starken relativen Neutrophilie beiallgemeiner 
Leukopenie (ein Befund, wie er für schwere Sepsisfälle cha- 
rakteristisch ist) die Prognose. . 

Wie können wir uns das Entstehen der Leukopenie erklären? 
Wahrscheinlich ist es nicht einheitlich. In einigen Fällen mag es 
zur Leukopenie durch Erschöpfung des Knochenmarks gekommen 
sein, in den meisten Fällen kann es sich höchstens um eine 
funktionelle Hemmung der Zellbildung handeln — nur anatomische 
Knochenmarksuntersuchungen können diesen Punkt entscheiden 
— eine Hemmung, die sehr leicht zu durchbrechen war: denn in 
einigen Fällen konnten wir die im Verlaufe der Krankheit er- 
folgende Umwandlung der Leukopenie in sehr hochgradige Leuko- 
eytose (bis über 20000) beobachten — sowohl bei letalen als 
benienen Fällen. Bei den günstig verlaufenden, die wir daraufhin 
untersuchten, erfolgte diese Umwandlung erst nach der Entfiebe- 
rung, vielleicht weil der Reiz des noch längere Zeit weiterbestehen- 
den anatomischen Lungenprozesses erst jetzt — nach Wegfall des 
hypothetischen hemmenden Agens — zur Geltung kommen konnte. 


In unserem großen Material war also weder eine Verminde- 
rung noch eine Vermehrung der Leukocyten für die Pneumonie 
charakteristisch. Und das erklärt auch die widersprechenden Be- 
funde, die von verschiedenen Autoren publiziert wurden: Schon 
bei der nur mit Fieber und Allgemeinerscheinungen ohne jeden 
Lokalbefund verlaufenden Influenza lauten die diesjährigen Be- 
richte über das Verhalten des Blutes verschieden: Rosenow‘°) 
findet häufig normale oder leicht erhöhte Zahlen, ebenso Läm pe, 
Marcovici®); dagegen fanden Hesse°), Koeppchen?), 
Citron’), Levy®) und Andere in allen unkomplizierten Fällen’ 
Leukopenie. Tritt im Verlaufe der Influenza eine Pneumonie ein, 
so gilt fast allen Autoren, die über die Epidemie von 1918 
berichten, das Auftreten einer Leukocytose als Regel, ihr Aus- 
bleiben als signum mali ominis, ganz wie bei der croupösen Pneu- 
monie. In dieser Form ist das, wie wir zeigten, nicht richtig, und 
darin stimmen unsere Befunde mit den Ergebnissen von Rie- 
der®)undMaragliano!®) bei der Epidemie 1889—1892 über- 
ein. Auch Rieder fand bei Auftreten von Lobulärpneumonie 
keineswegs regelmäßig eine Leukocytose — ihm fiel bereits der 
Unterschied zwischen dem Jahr 1891 und dem Influenzajabr 1892 
auf — und Maraglianos Kampf gegen die prognostisch un- 
günstige Bedeutung der Leukopenie bei Pneumonie erklärt sich 
dadurch, daß sein Material wahrscheinlich zum großen Teil aus 
Fällen epidemischer Pneumonie bestand, ‚die mit der echten 
Fränkelschen Diplokokkenpneumonie nicht verglichen wer- 
den darf. 

Besonders interessante und charakteristische Ergebnisse lie- 
fert die Betrachtung der einzelnen Zellarten bei der epidemischen 
Pneumonjie. Wenn man schon von einem charakteristischen Be- 


fund im Blute bei ihr sprechen will, so ist es nicht die Zahl der 
Neutrophilen oder Lymphocyten, die diesen darstellen kann, son- 
dern das Verhalten der Monocyten. In einem gam 
überwiegenden Teile der Fälle (wir betonen, daß es aber auch 
Ausnahmen gibt), besteht im Gegensatz zur croupösen Pneumonie 
(Naegeli) und zu vielen Fällen unkomplizierter Influenza 
[Alexander und Kirschbaum), Levy] eine Vermin- 
derung der Monocyten, eine Monopenie. Wir fanden 
diese bei 33 von 34 gestorbenen und bei 37 von 43 geheilten 
Fällen. Die Monopenie kann sehr hohe Grade erreichen, gar nicbt 
selten finden wir nur Zehntel von Prozenten, das heißt 20 und 
weniger statt der normalen 500 Monocyten im Kubikmillimeter. 
In 12 Fällen bestand die Monopenie trotz oft hochgradiger Neutro- 
philie (z. B. 290 [1%] Monocyten bei zirka 28 000 Neutrophilen). 

In der bisherigen Literatur über die Influenzapneumonie wird 
diesem von uns so häufig festgestellten auffallenden Verhalten 
der Monocyten gar keine Erwähnung und Beachtung geschenkt. 
Und doch ergeben sich Anhaltspunkte dafür, daß die Befunde 
mancher Autoren genau dieselben sind wie unsere: so finden wir 
in der Arbeit Rosenows über die Hämatologie der Königs- 
berger Epidemie dieses Sonımers in allen fünf mitgeteilten Fällen 
von Pneumonie ganz hochgradige Monopenie. Ebenso in den zwei 
Fällen Edelmanns?), bei denen die Blutbefunde mitgeteilt 
sind (und zwar bei beiden Autoren trotz bestehender absoluter 
Neutrophilie). Wir glauben also annehmen zu dürfen, daß die 50 
häufige Monopenie nicht nur in der Prager Epidemie zu kon- 
statieren war, sondern eine allgemeine Bedeutung in dem Wesen 
der epidemischen Pneumonie besitzt. Welcher Art diese Bedeu- 
tung ist, wird sich wohl solange nicht sagen lassen, als die Stel- 
lung der Monocyten im System der Blutzellen nicht geklärt ist. 

Betreffs der noch nicht besprochenen Zellformen können wir 
uns kurz fassen: die Eosinophilen fehlen in der überwiegenden Zahl 
der Fälle auf der Höhe des Fiebers. Die Ausnahme, daß selbst 
bei letal verlaufenden Fällen spärlich Egsinophile zu finden sind, 
ist sehr selten (nur in einem unserer Fälle); Mastzellen sind öfter 
auch auf der Höhe des Krankheitsprozesses vorhanden. In emer 
sehr großen Zahl von Fällen lassen sich auch Türksche Rel- 
zungsformen auffinden, manchmal sogar bis zu mehreren Pro- 
zenten (absolut bis 200 und mehr). In einigen Fällen fanden WI 
auch, ohne besonders zu suchen, typische Endothelzellen in Ver- 
bänden ?). Von Knochenmarkselementen fanden sich in mehreren 
Fällen Myelocyten, seltener auch Normoblasten. 

Die Rekonvaleszenz nach der Grippepneumonie ist ent- 
schieden langwieriger als die nach gewöhnlicher croupöser. ‚Die 
Patienten sind noch lange sehr debil und auch die objektiven 
physikalischen Lungenbefunde behaupten sich noch lange recht 
hartnäckig °). 

Nur noch einige Worte über unsere absolute Ohnmacht jeder 
wirklich durchschlagenden therapeutischen Beeinflussung. Vom 
altep Aderlaß bis zur modernen unspecifischen Proteinkörper- 
therapie sahen wir keine wirklichen Erfolge. Der einzig möglichen 


symptomatischen Therapie erschien uns am ehesten Campher- 
Coffein zu entsprechen. 


Aus dem Chirurgischen Ambulatorium des Eppendorfer Kranken- 
hauses (Leitender Arzt: Dr. Kotzenberg). 


Eine neue Prothese mit direktem Muskelanschlub 
ohne operative Veränderung des Stumpies. 
Von 
W. Kotzenberg. 


Die Muskulatur des Amputationsstumpfes als Kraftquelle 
nutzbar zu machen für die Betätigung einer beweglichen Prothese 
ist von außerordentlicher Wichtigkeit. - Einmal ähnelt ein & 


t) Naegeli, Blutkrankheiten 1912. 
”) W. kl. W. 1914, Nr. 383, 
®) D. m. W. 1918, Nr. 45. 


‚*) Vergleiche Netoußek (Fol. haem. 1913 und 1914) und ein? 
Arbeit des einen von uns, die im Deutschen Archiv für klin. Medizin, 
Bd. 128, erscheint. i 

5) Über einen besonders interessanten Fall von chronischer 
Influenzapneumonie mit Ausgang in subcutanes Emphysem un 
Pneumothorax nach Durchbruch von Bronchiektasien berichtete der 


eine von uns in der Sitzung des Prager Ärzt einer vame; Januar 
1919. (Anm. b. d. Korr.) Vgl. M. KL 1919, nn 


1) Zbl. f. inn. M. 1892, Nr. 5. — 2) Zschr. f. klin. M., Nr.70, 1910. 
— 3) M. Kl. 1918, Nr. 30. — a, W. kl. W. 1918, Nr. 36. — 5) M. m. W. 
1918. Nr. 30. — ') D. m. W. 1918, 5. 34. — 7) B. kl. W. 1918, Nr. 33 
und 34. — $ D. m. W. 1918, Nr. 35. — °) M. m. W. 1892, Nr. 29. — 
10) Kongr. f. inn. Med. 1892, 


ikmillimele f 


iger Nenit p- | 


N 


E n n” 
2:2 28. Februar.” 


‚hängen und sich ohne solchen Schmuck behelfen. Ganz anders 


liche Prothesen zu betätigen, sind bekanntlich alt, wurden aber 


‘Contraction einer Muskelgruppe diese sich verkürzt und ein durch | 


` diese dure 


vom Gelingen der Lappenplastik abhängig ist und häufig eine 


. men. Einmal komm 


"große Strecke zurücklegt. 
fehlender Hubhöhe auf mech 


i notwendig., 


aenkrecht zur Längsachse der Zugrichtung der betreffenden 


lie 114. q 
qo verheilten Stumpfes entschließen können. 


Mus 
iskelanschluß des Am putationsstumpfes ohne operative 


u FL Be zu > ne ` 
G] EN Y -a 
aa u, zei ae N u > , 
3 X eni A: 4 
' T S y Paa N s ` 
ria + - _ a r 
\ R n Een š Ee Eog 2% 
` 4 er (y A u; 
d » 


O 3 
s c * y ` Re a Eu BE 


-` ' 
* A 5 s ` P 

R g a 
. 


ee > -1949 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8.: 


. Goal, 
ar Dur} 
t 


diesem Wege bewerkstelligter Faustschluß vielmehr dem natür- | einige gelungene Fälle gesehen haben, lasse ich nicht voll gelten. 
lichen, wie wenn er durch Zug.von der anderen Schulter oder ähn- |, Denn, was bedeuten die paar hundert bis jetzt nach S.a uer- 
lich bewirkt wird. Ebensowenig dürften diejenigen Prothesen, | bruch operierten Fälle im Verhältnis zu den Zehntausen- 

welche auf einem zwangläufigen Faustschluß etwa durch Beugung, | den von. Armamputierten, die der Krieg uns beschert hat. 
des Ellbogens aufgebaut sind, auf die Dauer Verwendung. finden, Die Physiologie lehrt uns, daß ein Muskel, der in Aktion 
da die Greifbewegung bei ihnen .eben von einer ganz bestimmten |} tritt, nicht nur eine Lageverän derung, sondern auch eine 
Armlage abhängt, während bei den Prothesen mit direktem | Formveränderu ng eingeht. Er verkürzt sich und übt einen 
Muskelanschluß die Greifbewegung in jeder Haltung des Armes | Zug auf ‘die Sehnen aus und er schwillt an, wird also 
ausgeführt werden kann. BE T 0.0 dicker. AufdererstgenänntenLageveränderung 
Ein weiteres Moment, welches für direkten..Muskelanschluß | beruht das Sauerbruchsche Verfahren, auf der Formver- 
spricht, ist der Umstand, der schon in: Friederiszeiten die damals | änderung beruht die im folgenden beschriebene 
wenig zahlreichen Armverlustträger meist veranlaßte, auf das | kinetische Prothese. SAUER | 
Tragen einer Prothese zu verzichten, nämlich das Gewicht des | ` Legt man um die Mitte des Biceps ein Band und -spannt 
Armes. Die Muskulatur des Stumpfes atrophiert durch den Nicht- |.dann die Beugemuskulatur stark an, so tritt bekanntlich "eine 
gebrauch mächtig, und da ist es ohne weiteres klar, daß selbst | starke Verdickung des Biceps ein, sodaß die Enden des Bandes 
der leichteste Kunstarm als schwere Last empfunden wird. Kommt | auseinanderweichen, . Welche ungewöhnliche Kraft bei geeigneter 
nun dazu, daß der Kunstarm lediglich Dekorationsgegenstand ist, | Übung dabei entfaltet werden kann, geht aus den bekannten Vor- 
so wird der Amputierte sehr bald. seinen Arm in den Schrank | führungen hervor, bei denen Athleten durch plötzliches Anspannen 
der Bicepsmuskulatur starke, um den Oberarm. gelegte Ketten 

‚sprengen können, ee ae Er 
2 Was für den Oberarm gilt, findet sinngemäß auch auf den 
` Unterarm (Ober-Unterschenkel).seine Anwendung. Auch am Unter- 
arme. lassen sich bei genauem Abtästen der Muskulatur Punkte 
‚ finden, bei denen eine wesentliche Umfangvergrößerung der 


aber, wenn bei direktem Muskelanschlusse häufig aus- 
geführte Greifbewegungen die atrophierte Muskulatur wieder er - 
starkenlassen. -Der Amputierte erkennt, daß er seinen Arm 
gebrauchen kann, und die erstarkte Muskulatur des Stumpfes läßt 
das Gefühl der Schwere des Kunstarms nicht. aufkommen. 


Die Bestrebungen, durch direkten. Muskelanschluß beweg- | 
den Amputierten auf, sich intensiv vorzustellen, daß er die ver- 


erst in diesem Kriege durch die Veröffentlichungen Sauer- | lorene Hand noch besitze und sie zur Faust ballen wolle, so findet 
bruchs und Spitzys in den Vordergrund des Interesses ge- | man leicht. eine Stelle, etwa drei bis vier Querfinger unter der Ell- 
rückt. Die Sauerbruchsche Methode beruht darauf, daß bei |-beuge, an der eine deutlich sichtbare Umfangvergrößerung. ein- 
tritt. Am besten tritt das zutage, wenn der Anmhputierte die ge- 
sunde Hand, gewissermaßen zur Aufmünterung, zur Faust ballt. 
_ Die Umfangvergrößerung wird noch stärker, wenn nicht nur die 
Faust geballt, sondern zugleich das’ Handgelenk intensiv gestreckt 
wird. Es werden also für die Umfangvergrößerung nicht nur 
die Fingerbeuger, sondern besonders auch der Extensor 
carpi radialis longus et brevis ‚und Extensor 
| earpi ulnaris ausgenutzt. Schon nach wenigen Tagen Übung 
wird die Umfangvergrößerung meßbar stärker und erreicht nach 
kurzer Zeit 10 bis 15 mm, eventuell’ auch mehr. en 
i Zu Übungszwecken -habe ich (M. KI. 1917, Nr. 14) 
einen einfachen Apparat empfohlen, der nach Modifizierung jetzt 
wie folgt aussieht. Er besteht. aus einem federnden Stahlband, 
welches nicht: vollständig den Unterarmstumpf an der. genannten 
Stelle umschließt. An einem Ende befindet sich ein Pflock, an 
welchem eine Schnur befestigt ist, das andere Ende trägt eine 
Rolle, über welche die Schnur geleitet wir `- | 
Das untere Ende der Schnur trägt ein Gewicht. Wird nun. 
in der oben beschriebenen Weise der Muskelstumpf angespannt, 
so hebt sich das Gewicht um so viel, als die. Umfangvergrößerung 
des Stumpfes beträgt. Bei gut entwickelter Muskulatur erreicht 
man nach einiger Zeit der Übung eine Hubhöhe von 10 bis 15 mm 
und eine Kraftentwicklung: von 5 bis 6 kg. Beim Oberarm ist 
‘entsprechend der größeren Dicke und Kraft des Biceps Kraft und- 
' Hubhöhe erheblich größer. Ich habe damals darauf hingewiesen, 
daß man auf diese Weise eine Kunsthand betätigen könne und ` 
daß wir mit der Konstruktion eines solchen Kunstarmes be. 
schäftigt seien. . u DE 
. Nach zahlreichen Versuchen ist es uns gelungen, eine Pro- 
these für .dem Unter- und Oberarmstumpf zu konstruieren 
welche die Muskelkraft des Amputations. 


sie hindurchgeführter Elfenbeinstift dadurch eine Strecke weit an- 
gezogen wird. Wird nun an. diesem Stift eine Zugvorrichtung be- 
festigt, so kann eine an diese angeschlossene Kunsthand zur 
Faust geballt werden.: Die Methode beruht also auf einer ope- 
Tatıven Veränderung des Muskelstumpfes, die das Ziel hat, eine 
bestimmte Muskelgruppe des _ Amputationsstumpfes (Beuger, 
Strecker usw.) zu isolieren, beweglich im Sinne der Retractions- 
fähigkeit zu machen und sie mit einem durch ‚äußere Haut aus- 
gekleideten Kanal auszustatten, der.zur Aufnahme des erwähnten. 
Elfenbeinstifts dient. ‘Die Spitzysche Methode unterscheidet 
sich von der Sauerbruchschen lediglich durch die operative 
Technik. Auf Einzelheiten näher einzugehen erübrigt. sich, da 
h die zahlreichen: Veröffentlichungen Sauerbruchs 
und Spitzys zur Genüge bekannt sind. . l 
Abgesehen davon, daß- die Sauerbruchsche Methode 


größere Anzahl von Operationen erforderlich macht, sind es haupt- 
Sächlich zwei Momente; welche das funktionelle Resultat bestim- 
t es darauf an, die Muskelgruppe sobeweg- 
daß der Stift beim Anziehen eine möglichst 
Denn von der Länge dieser 
Strecke, der Hubhöhe, ist die Ausdehnung und Kraft des: Faust- 


schlusses respektive Griffes abhängig. Denn das, was man an 
anischem Wege durch Hebelverkür- 


mE 2. B. ersetzen muß, geht an Kraft verloren. Eine bestimmte 
ubhöhe ist aber zur Betätigung jeder Hand, auch der einfachsten, 


Ich zu machen, 


Zweitens muß die Seelenachse des Muskelkanals g enau 


Nuskelgruppe stehen, denn'nur dann werden beide Enden des durch te : 
en Kanal gesteckten Stiftes gleichmäßi gnachobenge- | Stumpfes in dieser Weise voll ausnutzt. Zur Anbringung. der 
| Prothese ist keinerlei operative Veränd erung des 
erforderlich. Sie kann. 


Amputationsstumpfes 

daher von jedem Amputierten mit gewissen noch zu besprechen- 
den Einschränkungen ohne weiteres getragen werden. 

'Die Unterarmprothese *) besteht aus zwei seitlichen Stahl- 
schienen, welche vorn ein Ring vereinigt, auf dem die Hand dreh- ` 
bar aufsitzt. Ungefähr in der Mitte des Unterarmes sind die Schie- 
ven ebenfalls durch einen Stahlring vereinigt, der in der Weite. 
und auf den Schienen verstellbar ist. Dieser Ring dient zur Be- 


T E n der Stift schräg, so wird das eine Ende angezogen, 
oa das andere seinen Platz nicht verändert, wodurch die 
en kung unvollkommen bleibt. À | 

in Bi; schon erwähnt, ist also die Operation in der Regel nicht 

Oper Sr Tagen vollendet, sondern bedarf öfterer Nach- 

die Mehr En en. Es kann daher nicht wundernehmen, wenn 

PR a u Amputierten, nachdem sie monatelang in den 

sich ir Sciegen haben und unterschiedliche Operationen über 

As n ergehen lassen, sich nur schwer oder gar nicht zu einer 

» Wochenlang dauernden operativen Behandlung ihres end- 

8 wohl jeder o Diese Erfahrung, 
nach ei ‚jeder gemacht hat, 'veranlaßte mich vor zwei Jahren, 
ner Methode zu suchen, die es ermöglicht, den direkten 


. festigung einer dem Stumpfende genau aufgewalken Lederkanne. 
welche außerdem noch an jeder Seitenschiene durch einen Niet | 
©) Der Unterarm nebst Hand wird”in seinen St - und:H a 

BR nn = 7 Er y 0 n pl oy 'in München, Tao raie an 

eränder hg <q.. | mäßig hergestellt. Lederarbeiten, Ellbogengele 1 Oberarmt, ü 

Anton "ng zu bewerkstelligen. Den Einwand, daß die | sind vom Bandagisten herzustellen, der einsam m grarmbandage, 

= A Sich leicht zur Operation entschließen, wenn sie erst | Arm zu verpassen hat, ~ | Ä m Arzt. den 


Ait Siy 
a RT, "id u, A < 
T o r en = NET RE, UN 
ä E a Pe Bu x W k “ “ ; N u j f 2 an, Bi Bar i 2 
Be R 3 ei B „er : mE 3 . ` ~ 7 
Be Rs _ en = DEN R Ks Sow ` - . 
; Re : ' A - Ri a s ` 
k sr a $ d ı ne en! "E . j: i 
E a Er : . 7 ; EEE er 
| É i l 189 
= ` a: » 
: . 


Stumpfmuskulatur bei ‘Anspannen derselben eintritt. Fordert man ` 


PT reg 


TRITT 


g 2 er i Pk [LE Er | Ce 
æ ... mye o *- -> -r =~. . 
ET Re ie een ne Seen : Pu ne 
z > > er. = u > ar wN = 
a IT TE TE De AET De = = == é 7 
"9 ER ET Tee On Irene > Se A z h TR z ir 
x i z A y E ‘ ar - rel» - ae Sao f 
A 5 5 ’ nn. re Sen k Saa Tey 


-ar -am gi 


-~ 
eme 
rec 


5; BES ny a 2 
nr =- - a re 
Tun 


erg 
Eene a: njoke. -e 
. £ = i 


ir 
E ER 


BECK 
ZN 
i 
E] 
Ho 
TR 
| 
<t 
te 
ťi 
-t 
} 
t 
e 
oo; 
t 
i 


-- 
um 


tat py x k 0. 
ee A 
of He SR: 5 ` $ TEEN 
AEE SA a S i Ep MB .. ee s Ts 
a re u u 3 
` \ i ” I. 5 . 
: 1 e i F į x 
in: Ka Ba Aa ’ u U 
“ Š n = 
s ay rS R r Š 
Sa 4 . e ~- x 
. ar t er 5 » 
N en i ‘ % > i 
3 [E id 2 


'‚ faßten. Gegenstand ausüben wollen. 


 ballens ‚aufweist. 
ermöglicht es, die Hebel von erforderlicher und in bezug auf die 


u y 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Ni; 8. . 


.. 
Uyo TI DTU Dra ze = Ye = a 
N) ` s 
’ 


2 A . $ E e 
‘ ` En i - A ~ e` of 
i A ti A ’ 


23. Feb 


. fixiert wird. Über die-.Stelle der: Stumpfmuskulatur, welche: die 


beste Ausdehnungsfähigkeit besitzt, wird ein in zwei Scharnieren 
bewegliches. Stahlband gelegt. Diescs ist einmal mit der Innen-. 
schiene und dann mit dem erwähnten Stahlringe fest verbunden, 
kann aber in der Höhe verstellt, werden. -Die beiden Enden dieses 
Stahlbandes sind durch eine’ regulierbare Kupplung miteinander 
verbunden. Das feststehende Ende trägt einen als Scheibe aus- 


__. gebildeten Winkelhebel. Von diesem geht: eine in der Länge 
-verstellbare Zugstange nach: dem Handgelenk und ist bier an 


einem auf einer Querachse befindlichen Hebelarme befestigt. Der 
Hebelarm wird durch. ein Federhaus in regulierbarer Spannung 
gehalten. Ein zweiter Hebeların überträgt den Zug zur Handmitte. 


Die Hand ist aus Hòlz. Die Finger und der Daumen in den 


i Grundgelenken beweglich. Der zweite bis dritte Finger a 
steht 


auf einer Achse zusammengekuppelt, der Daumen 


dem zweiten und dritten Finger in . Oppositionsstellung 
gegenüber.. An der Achse -der Finger einerseits und der 
Achse des Daumens andererseits ist je ein Hebel be- 


festigt. Die freien Enden dieser beiden Hebel tragen an Schar- 
nieren kurze Stahlstangen, welche mit einem Scharnier wiederum 
miteinander. verbunden sind. An diesem Scharnier setzt die Zug- 
stange an, welche vom. Arm herabkommt. I 
Innern der Hand durch ein Kugelgelenk unterbrochen, wodurch die 
Rotation der Hand um 360 Grad ermöglicht wird. Um möglichst 


“wenig Kraftverlust zu haben, war es erforderlich, daß die Länge 
‘der Finger zu der Länge der sie bewegenden Hebel in ein be- 


stimmtes Verhältnis gebracht wurde. -Der Finger und der ihn 
bewegende Hebel stellt gewissermaßen einen zweiarmigen Hebel 
dar, der sich um die Achse des Grundgelenks dreht. Dabei ist der 
Weg, den das bewegende Hebelende zurücklegt, bis der Schluß 
der Fingerspitzen erreicht ist, eine gegebene Größe. Diese muß 
etwas’ -kleiner sein als die Hubhöhe, welche die Muskelkraft her- 
gibt, weil wir nicht nur eben die Fingerspitzen beim’ Griff schließen 
wollen, sondern mit den Fingerspitzen einen Druck auf den ge- 
Wir bedürfen also eines 
Hubhöhen(Kraft-Jüberschusses, 


Zugkraft gleich der an der Fingerspitze geäußerten Kraft sein. 
Die-Länge der Finger muß infolgedessen soweit verkürzt werden, 


‘als das Schönheitsgefühl es.eben zuläßt. Gelänge es, den Ampu- 


tierten zu bewegen, sich eine ‘Hand gefallen zu lassen, die mit 


stark ' verkürzten, ‘gewissermaßen verkrüppelten Fingern aus. 
“gestattet ist, so könnte man bei gleicher Hubhöhe infolge der 


Verkürzung des arbeitenden Hebelarms im Verhältnis zum Zug- 
hebel eine, Kraftvermehrung erzielen. Leider ‘aber sind alle meine 
bisherigen: Versuche, ' die Amputierten von der Zweckmäßigkeit 
einer solchen Krüppelhand zu überzeugen, an ihrem Schönheits- 
gefühl gescheitert. Wir haben deshalb eine Handform gewählt, 
die sehr gedrungene Finger bei starker Entwicklung des Daumen- 
Diese starke Entwicklung des Daumenballens 


zur, Verfügung stehende Hubhöhe von 15 bis 18 mm eben zulässige 


Länge im Innern der Hand unterzubringen. . | 


Zum Schluß möchte ich noch kurz auf. die Anwendungsmög- 


‚lichkeiten meines Kunstarms eingehen.. Der Arm kann nur dann 


angewandt werden, wo die Möglichkeit besteht, das Stumpf- 
ende durch eine Lederkappe zu fassen und an den Schienen zu 
fixieren. Es ist also eine Stumpflänge von mindestens 10 cm er- 
forderlich. - Ob es gelingt, auch kürzere Stümpfe zu verwenden, ist 
eine Frage der Bandagentechnik. Uns ist es bisher nicht ge- 
lungen. Am besten eignen sich. die mittellangen Ober- und 
Unterarmstünpfe. Exartikulierte scheiden naturgemäß vollkom- 
men aus. Für die langen Stümpfe (Absetzung im Handgelenke) 


läßt sich der Arm in etwas veränderter Form ebenfalls anwenden, 


doch ist das betreffende Modell zurzeit noch nicht fertig. 


Wenn ich aiso auch behaupten zu können glaube, daß meine 


Methode an Leistung der Sauerbruchschen gleichwertig ist 
und daß sie vor dieser den Vorzug hat, sofort ohne operative 
Veränderung des Stumpfes angewendet werden zu können, so hat 


die Sauerbruchsche den Vorzug, mehrere Krafiquellen , 
schaffen zu können und auch bei Exartikulationen in der Schulter 


anwendbar zu sein. 


Diese Stange- ist im 


-Drittel eine etwa mannskopfgroße Geschwulst, 


Sind die bewegen- . 
den Hebel in ihrer Länge gleich der Länge der Finger, so wird, 
abgesehen von geringem Reibungsverlust, die am Hebel wirkende 


überhaupt keine, durch den Troikart nur 


ar, 


„Aus dem Ortslazarett einer Sanitätskompanie im Osten. - 
Myxofibrom am Oberschenkel mit ungewöhnlich. 
s schnellem Wachstum. s 
| . Von E 
Oberarzt d. L. II. Dr. A. Beniey, Berlin, 
=o and: 
| Dr. A. Terpugofi, Mohilew. | 
Am 8. Juli 1918 wurde ein 89jähriger Mann auf die Station .äuf- 
genommen, der angab, 12 Tage vorher durch Ausgleiten auf das -ge- 
beugte rechte Knie gefallen zu sein. Er’ konnte danach ohne -Be- 
schwerden gehen, erst nach zwei Tagen verspürte cr Schmerzen unter- 


halb der rechten Kniescheibe, eine Schwellung des Kniegelenks ist 
nicht aufgetreten. Drei Tage nach dem Sturz machte sich eine Schwel- 


‘lung an der Oberfläche des rechten Oberschenkels im oberen Drittel 


bemerkbar, die gänzlich schmerzlos war, aber täglich deutlich an Um- 
fang zunahm. Irgendwelche Behinderung im Gebrauch des rechten 
Beins ist nie eingetreten. Auch hat der Patient früher nie das ge- 
tingste Zeichen einer krankbaften Veränderung am Oberschenkel be- 
merkt. Er steht seit Kriegsbeginn als Infanterist in vorderster Linie. 
Die Untersuchung des kräftigen Patienten ergab bei normalen’ 
inneren Organen folgenden Befund: Das rechte Kniegelenk ist normal 
konfiguriert, frei beweglich und völlig schmerz- 
los. Der rechte Oberschenkel zeigt im oberen 


die .der Vorderfläche des Schenkels aufsitzt 
und sich nach unten zu verjüngt. Das untere 
Drittel des rechten Oberschenkels ist völlig 
normal. Die Geschwulst ist über dem Knochen 
gut verschieblich, von derbelastischer Kon- 
sistenz, nicht druckempfindlich, Die be- 
deckende Haut ist normal. Es besteht deut- 
liche Undulation und Durchscheinen des auf- 
fallenden Lichtes. Der Klopfschall ist völlig 
gedämpft. Stauchungsschmerz des rechten 
Beines besteht nicht. 


: Die Feststellung der Undulation und 
des Lichtdurchscheinens ermöglichte die 
Diagnose einer cystischen Geschwulst, die 
Punktion ergab, daß es sich um eine‘ 
Schleimeyste handeln mußte, denn sie 
förderte durch die Probepunktionskanüle 


nach Druck auf den Tumor geringe Mengen 


einer zähschleimigen gelblichen Flüssigkeit 
zutage. 


‚Operation in Chloroformnarkose: Längs- 
schnitt 4 cm unterhalb der Spina anterior 
superior beginnend bis 4 cm oberhalb- des 
Oberen Kniescheibenrandes. . Nach Durch- esse 3 
schneidung der Fascia lata und des Mus- 7 
culus sartorius liegt die kindskopfgroße derbelastische Geschwulst 
vor, die von einer derben Bindegewebskapsel umschlossen ist, und nac 
oben und unten stielförmig in den Musculus rectus femoris hineinragt. 


Die Muskulatur ist von’ der Geschwulst seitlich auseinandergedrängt, 


doch läßt sich die Geschwulst teils mit der Schere, teils mit dem 
Finger aus dem umgebenden Muskelgewebe ausschälen. Nur an beiden 
Enden der Geschwulst ist die Verwachsung mit der Muskulatur inniger, 
deshalb: wird hier ein Teil der gesunden Muskulatur mit entfernt. Die 
beim. Herausschälen der Geschwulst zerstörte -Muskulatur wird zum 
Teil exeidiert, zum Teil miteinander vernäht. Einführung eines Tampons 
in die Geschwulsthöhle, Fascien- und Hautnabt.  . are. 
~. Die makroskopische Betrachtung der Geschwulst zeigte, daß es 
sich um einen gelappten, aus Schleim- und Bindegeweben zusammen- 
gesetzten Tumor handelte. Die mikroskopische Untersuchung zahlreicher 
Stückchen aus den verschiedensten Stellen des Tumors ergab laut Mit _ 
‚teilung des Armeepathologen überall etwa das gleiche Bild. Haupt- 
sächlich Schleimgewebe, daneben ein meist ziemlich zellarmes Binde- 
gewebe, stellenweise Nekrosen und Blutungen. Nirgends war der 4è- 


reichtum so groß, daß man daraus die Diagnose auf Myxosarkom hätt 
stellen können. eh 


Schon die makroskopische Betrachtung der Geschwulst zeigte, 


daß nur zwei Dinge in Frage kamen: Myxosarkom oder MyxofibroM." . 


Die histologische Untersuchung spricht für die gutartige F orm, 
doch darf man sich hierbei nicht völlig beruhigen. Pe. o 
‚ „Eine scharfe Grenze gibt. es“, wie Quervain in it 
Chirurgischen Diagnostik sagt, „zwischen Fibrom und Sarkom se95* 
histologisch nicht, und demnach auch klinisch keine sichere Diagnose. . 
„Wächst eine derbe Geschwulst, beweglich bleibend, jahrelang heran 
ohne anderswie als durch ihr Volumen zu stören, so ist sie ein FibroM. 
Je rascher das Gebilde zunimmt, je früher es mit der Umgebung 


LINIE — Nr. È. 


“ 1919 — MEDIZINISCHE K 


| Die Prognose -unseres Falles ist günstig, da der Tumor glatt 
| aus (dem umgebenden Muskelgewebe herausgeschält werden konnte, 
. und da an den beiden inniger verwachsenen Enden die Muskulatur 
im Gesunden exeidiert ist. Die Kraft, und Beweglichkeit des Beines 
‚entspricht heute, drei: Wochen nach der Operation, völlig der der 
gesunden Seite. Daß man nicht mit absoluter Sicherheit die Mög- 
lichkeit einer Metastase oder eines Rezidivs ausschließen kann, er- 


gibt sich aus dem oben Gesagten. 


verwächst, je mehr subjektive Beschwerden es- veranlaßt, um so 
kernreicher ist. es, um so mehr nähert es sich also dem Typus des 
Sarkoms.“ el 
Und Lexer schreibt in seiner Allgemeinen Chirurgie: „Es gehört 
zu der Eigenart des Myxomes, daß der Tumor, sich nur selten voll- 
ständig aus Schleimgewebe aufbaut, In der Regel ist'neben diesem 
noch Bindegewebe mit höherer oder mit vollkommen unreifer Ent- 
wicklung vorhanden, sodaß einzelne Abschnitte des Tumors Fibrom-, die 
anderen Sarkomgewebe meist mit allmählichen Übergängen enthalten 
oder die eine Geschwulst’ sich mehr im Sinne eines | 
Fibromes, die andere mehr in dèr Richtung eines Sarkomes- aus- - 
bildet, je nachdem unter Zurücktreten der schleimigen Zwischensubstänz 
dichtes, fibrilläres Gewebe oder Anhäufungen von Spindelzellen oder 
großen Rundzellen vorherrschen.“ DaB; | ME SE 
Auch in der Art des Wachstums verhalten sich‘ die beiden 


Formen verschieden. Während die gutartigen Fibrome mehr expansiv, 
infiltrieren die zellreichen 


> die Umgebung verdrängend wachsen, 
WE. .* sarkomatösen Wucherungen nach  Durchbrechen der. Kapsel das 


umgebende. Gewebe. ‚ | 
Auf unseren Tumor angewandt, würden die differentialdiagnosti- 


schen Erwägungen ihn der gutartigen Form des Myxofibroms zu- 
weisen. Der histologische Befund spricht dafür,, das völlige Fehlen 
subjektiver Beschwerden, das expansive, nur das: umgebende 
. Muskelgewebe verdrängende, nicht aber infiltrierende Wachstum. 
"Einzig an beiden Enden der Geschwulst war eine innigere Ver- 
wachsung mit der Muskulatur vorhanden, doch könnte auch hier 
histologisch kein besonderer Zellreichtum nachgewiesen werden. 
. Immerhin wurde hier durch Excision eines Teiles der gesunden 
t<- Muskulatur auch der Möglichkeit eines bösartigen Wachstums 
„therapeutisch Genüge getan. | 
E Das außerordentlich schnelle Wachstum de 
Tumors, das unseren Fall-besonders bemerkenswert macht und.uns 
zu seiner Veröffentlichung bewog,- darf nicht für seine Malignität 
in Anspruch genommen werden. Denn die Tendenz zum schnellen 
“Wachsen wohnte nicht dem Tumor an sich inne, sondern muß als 
`, Folge“des stattgehabten Traumas gedeutet werden., Drei Tage . 
nach einem Sturz auf. das gebeugte Knie bemerkte der Patient 
eine Schwellung am rechten Oberschenkel, die nun rapide zunahm. 
= In wenig mehr als einer Woche wuchs die Ge- 
- Schwulst von unbemerkbarer Kleinheit zu 
Kindskopfgröße heran. (Die diesbezüglichen Angaben 
des Patienten sind durchaus“glaubwürdig, schon weil jeder Grund, 
eine etwa vorher schon bemerkte Schwellung zu leugnen, fehlt, 
und weil bei den häufigen Gesundheitsbesichtigungen eine solche 


dem Truppenarzt nicht entgangen wäre.) Daß etwa das Trauma 
schuld ist an der Entstehung des Tumors, ist von vornherein 
‚abzulehnen. Einmal führt man (zitiert nachLexer) die Entstehung 
-det Myxome überhaupt auf eine Störung der Entwicklung im em- 
bryonalen Leben zurück, wofür das mehrfach beobachtete con- 
genitale Vorkommen deutlich :spricht. Die versprengten Keime 


embryonalen Schleimgewebes bringen aber nicht immer nur 


Zur Behandlung der Trigeminusneuralgien. 
a aa agoi e 
- Dr. G. Hirsch, Augenarzt in Halberstadt. 


| ‚Zu den schmerzhaftesten Affektionen gehören 'nach Angabe der 
ken die Neuralgien im Gebiet des Trigeminus, und es ist deshalb 


Mitteilung zu machen, die noch dazu vor den üblichen „Nervina“ den 
Vorzug hat, weder auf das Herz, noch auf das Oentralnervensystem zu 
wirken: es .ist die von der Chemischen Fabrik von Heyden hergestellte 
„Injektion Dr. Hirsch“ (1%/ige Lösung von Hydrargyrum oxy- 
cyanatum, in.welcher durch besonderes Verfahren 0,4%%ige Akoin löslich‘ 
gemacht ist. Der zuweilen sich bildende Niederschlag wird vermieden- 
werden können, falls die Fabrik das Präparat in kleinen Ampullen 
abzugeben sich entschließt). N ne Fo: 
Augenarztes gelaugenden Fälle von 


Die in die Behandlung des I 
Erkrankung des I. Astes — nach Bernhardt?) zwei Drittel aller 


Fälle — kann man in folgende drei Gruppen einteilen: I. Neuralgien 
im Verlauf von Augenkrankheiten, wie Iritis, Glaukom; II. Neuralgien. 
nach Operationen und anderen Verletzungen; III. Neuralgien bei und 
' nach Infektionskrankheiten (Lues, Influenza, Malaria), sowie ohne be- 


kaunte Ursache, u 
I. Gruppe. .In zahlreichen Fällen heftiger Iritis, teilweise 


‘ 


einige Einspritzungen rasche Besserung und Heilung erzielt. Bei Rück- 
fällen war ein Vergleich mit den sonst üblichen Behandluugsmethoden 
möglich; die Kranken gaben dann gewöhnlich. an, daß früher — ohne 
die Injektionen — die Behandlungsdauer eine viel längere gewesen 
war, Bei luetischer Iritis wurden größere Dosen längere Zeit verab- 
‚folgt, etwa 1ömal 1,5—2,0 cem. Manche Fälle von, Iritis bleiben unbe- 
einflußt — hier liegt wohl oft Tuberkulose vor. Ebensowenig sind die 
Schmerzen bei Glaukom durch die Injektion zu: bessern. 

II. Gruppe. Als geradezu. speeifisches Heilmittel erweisen 
sich die Injektionen beischmerzhaften Erkrankungen der 
Uvea nach Staroperationen und perforierenden Ver- 
letzungen des Auges. Sobald sich die ersten Zeichen der Uveitis- 
durch Schmerzen im.Gebiet des N. frontalis zeigen, mache man eine 
Injektion, mit etwa 0,7 ccm beginnend. Da-in manchen Fällen einige 
Stunden nach der Einspritzung Leibschmerz und Durchfall auftreten, 
so macht man die Injektion möglichst in den Morgenstunden, um die 
Nachtruhe nicht zu stören. Die zweite Einspritzung kann gewöhnlich 


u u. o, Te en 
$ gi \ 
er \ g 

P m 


nn Fr nn > 
n 


a Schleimgewebe, sondern auch Fibrom- und Sarkomgewebe hervor. 

s i ann aber gelten einmalige Traumen bis. jetzt als einwandfreie s S | 

A| x Ursache eines Tumors nur für die Epitheleysten der Hohlhand. In | am folgenden Tag, die dritte am vierten Tag vorgenommen werden. 

Ai allen anderen Fällen ist ein sicherer Beweis für die trau- Selbst bei- den schwersten perforierenden Verletzungen konnte 

d -- matische Entstehung nicht zu erbringen, cda der Tumor | bei rechtzeitiger Anwendung des Mittels der Augapfel, ohne Schmerzen 

4 Sch on vor der Gewalteinwirkun g, ohne Er- erhalten bleiben, teilweise mit mäßigem Sehvermögen. War ein Fremd- 

E Scheinungen zu machen , vorhanden gewesen | körper im Augapfel verblieben, so mußte natürlich die Enucleation vor- 

ı Sein kann. Dagegen darf als sicher angesehen werden, daß | genommen werden, | RR PRE = | 

| . Beispieli. Der 73jährige emeritierte Prediger Karl H.; dessen 
linkes Auge früher durch Netzhautablösung erblindet; war im Juli 1917 

Nach der 


ebenso wie es chronische Entzündungen tun, in- 
der & usgelösten regenerativen Tätigkeit 
-Wa an eınenbedeutenden Einfluß auf das 
mestum vorhandener Geschwülste ausüben. 


» = auma als Gelegenheitsursache). - | 
da FE bei unserem Patienten der Fall auf das Knie mit‘ der 
Contract; edingten Stauchung des Oberschenkels und reflektorischen 
rative G jaos Bee Streckmuskeln wohl imstande war, eine regene- 
Tumor ES stätigkeit bei dem latent in der Muskulatur ruhenden 
getroffen en, obwohl das Trauma den Tumor nicht direkt 
‚einen Pati at, ist durchaus verständlich. ‘Wir haben gerade jetzt 

ZU einem N auf der Station, bei dem ein Fall auf die Hand 
Blutereuß ae Arm bis zur Schulter unförmig verdickenden ` 
Spricht ee ührt hat. Auch die Lokalisation am Oberschenkel 
anden ae daß der Tumor schon vor dem Trauma vor- 
Körperg auftret enn die Myxome, die ja fast an allen Teilen des 
-Wo Sie yon aa a können, sitzen mit Vorliebe am Oberschenkel, 
ewebe aut und Unterhaut, vom Zwischenmuskel- 

‚ von den Fascien und Schleimbeuteln am Knie ausgehen. 


anderwärts am rechten Auge am Star operiert worden. 
Operation heftige langdauernde Neuralgie des rechten Stirn- 
nervs. — Kommt am 17. August 1917 mit fistelnder Operatiönsnarbe. 
‚in welche. die. Iris eingeheilt ist, dichtem Nachstar , und: centraler 
Hornhautnarbe in Behandlung. Es ist nur Lichtschein vorhanden 
nasenwärts unsicher. — a 
. Am. 2. April 1918 entschließt ‘sich Patient zu einer Nach- 
operation. Bei dieser kann der sehr feste Nachstar- nicht ohne. 
mehrfache Zerrungen durchschnitten werden.‘”* Auch diesmal 
zwei Tage nach Operation heftige Stirnneuralgie, genau wie 
' nach der ersten Operation. Injektion Dr. Hirsch 1,0 am Unterleib 
subeutan. Schmerzen sofort beseitigt, ruhige Nacht, Einspritzung wird 
noch zweimal wiederholt, ! Patient am 8. April nach‘Hause entlassen. 
am'5. Mai Sehschärfe !/,,„ mit stenopäischem Spalt Zeitung gelesen. — 
‚ Patient berichtet, die Neuralgie habe ihm nach der ersten Operation 
trotz aller angewandten Mittel viele Nächte die Ruhe 
geraubt, die „Injektion“ ist freilich nicht versucht worden. 


~ _ 3 Zitiert nach Michel, Krankheiten der Lider, Handbuch y 
Graefe-Sämisch, 2. Aufl., Bd. 5, 2. Abt. NL NON 


T 
! raumen, 
folge der a 


si ' fe me 
or 8 er - . P ` 
P Sa s Pi = i a # - va + . 
ve es : _ Ei: Bi s 
i a NE . EN i 
K i a i 2 i © RN A i 
e Sri F i E ie ox Sas > i = i j 3 
. A : : s i i ; ai ner p i Zu e 
. N ; j TE aS EA: ET o a 
; t 5 pi ; i 
& ' 5 ~ . = D 
m ee 


Kran 
angebracht, von einer in. vielen Fällen wirksamen Behandlungsmethode . 


auf rheumatischer Grundlage, oft unbekannter Ursache, wurde durch 


u a à N; - 
Be Be Re . Zi 
S. i t a Da ON et oi PN 
= 2 lope a. 2. & AN 
Dur N er a 
= a7, Ss 
m . EN 
X x 
Se et 
RE io 3 z Ten g A 
ka pS ; % kI a a a ee 
Es 3 13 5 7 2 Se Bor ~ SNE 


fi 
ia 
e: 
wi 
are, t 
nA t J 
| Sp n E 
! nii: i 
i Ra 
i ` oat a 
T We r 
Ta 4 
De t 
E ETOP SORES ARTT 
Y aay aspa r 
| GE SERE 
} Ber ke TA 
WE a ca h 
f F o EAE 
; tn, al 
BL Pe 
IH A we Bad 
DE Br 
Sa 
An d 
i a 
Ti 


BRS 


Sara a A 
e 


TuuU 
-m w 


men. 
-s 
4 
T 
Ei ed en A T 
= - 2 ren a x 
ES A Yo 5 
n Si R ee 
WT 7 
- 


-~ nr. 


a a E y 


~ 
RE 
een an! £ 
: a TESS 
Teoma ma. A 
paa 3 TA: X En 
Tea 2 ` tpa 


a 
ie nn le ran p 
ae And AE ak 


s, Ta Aea air 
4 > w 4 


ON 


S En Tannen, 
© GEE i Ze u E ge 


a ee NL ALT 3 


Eaa Teen! 
ae a 7 
* G 


nn N N 


.. & gou: 

Marama see -= 

A == N T 
en aa 


reisten 
- ‘ it 


. = -, + 
a Er Giat a RE 
~ = Te unse ; er 5 
BE > P 3 
DE Be) wien, ann Er ER Marne 
Tel T TS Sean a aA EE aa 
. in š aee enok - 
B = u $ 


-_ 


g a 2 g = 
mm nn aam nn s 
z= = - -a = * den E Er 


DR Orr Du 


192 | | | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8. 


Beispiel 2. 8&0jähriger pensionierter 
August M., im Mai und Juni 1918, anderwärts an Star und Nachstar 
des rechten Auges operiert. Seitdem fast dauernd heftige Neuralgie 
der rechten Gesichtshälfte mit Blendung, Tränen, Rötung des Auges. 
Cocain, Eserin, Dionin erfolglos. Kommt am 24. Oktober 1918, nachdem 
er am Abend vorher drei Aspirintabletten genommen, um nur einige 
Stunden schlafen zu können; trotzdem seit heute frük Schmerzen, die 
„schlimmer als Zahnschmerzen“. Befund: Rötung des rechten Auges 
in der Lidspalte, sehr empfindlicher Druckpunkt am Foramen frontale. 
Neuralgie des Frontalis. Behandiung: Injektion Dr. Hirsch, 1 ccm 
subceutan an der Brust; Schmerz sofort beseitigt. — 26. Oktober be- 
richtet Patient außerordentlich dankbar, er habe beide Nächte 
gut geschlafen. Auge offengehalten, kein Tränen, noch 
Lichtscheu. Einspritzung zur Sicherheit wiederholt. Nachfrage Ende 
November ergibt Fortdauer der Heilung. Sehschärfe mit + 9,0 == 1h. 

HL. Gruppe. Hier gelangten zumeist Frontalneuralgien 
unbekannten oder unsicheren Ursprungs in Behandlung. In den 
meisten Fällen ließen die Schmerzen einige Minuten nach der Ein- 
spritzung nach, mußten aber oft am folgenden Vormittag wiederholt 
werden. In manchen Fällen blieben die Injektionen wirkungslos. 


Lokomotivführer | 


U de un ee a a r 


23. Februar. 


Wie ist die schmerz- und entzündungswidrige Wirkung des 
Mittels zu erklären? Neuralgien, welche im Anschluß an Infektiong- 
krankheiten auftreten, sind wahrscheinlich als Wirkung von Bakterien- 
toxinen im Perineurium aufzufassen, ebenso die Neuralgien nach 
Augenoperationen und Verletzungen. Es liegt nicht fern, eine ähnliche 
Ursache auch für viele „spontane“ Neuralgien zu supponieren. Nun 
sind die beiden Komponenten der „Injektion Dr. Hirsch“ starke 
Antiseptica, und da sie ganz verschiedenartigen chemischen 
Aufbaus sind, entfalten sie vereint — nach Bürgi!) — eine 
„potenzierte“ Wirksamkeit. Das Akoin ist gleichzeitig ein Anaestheticum, 
das nach meinen Beobachtungen auf dem Wege des Blutkreislaufs 
eine besonders starke und nachhaltige Wirkung entfaltet und eine 
große Affinität zu entzündeten peripheren Nerven hat. Auch bei 
Gallensteinkolik konnte ich deshalb in zwei oder drei Fällen durch 
tiefe Injektion in die Gallenblasengegend eine günstige Wirkung 
beobachten. Das Mittel ist übrigens nicht erst auf Grund von 
Bürgis Theorien, sondern bereits 1905 von mir nach anderen 
| Überlegungen angegeben worden. 


Ärztliche Gutachten aus dem Gebiete des Versicherungswesens (Staatliche und Privat-Versicherung). 
Redigiert von Dr. Hermann Engel, Berlin W 30. 


Zu „Wilde: Geschwulst und Trauma“). 
Von 
G. Hoppe-Seyler, Kiel. 


In dem Artikel von Dr. A. Wilde: Geschwulst und Trauma in 
Nr. 51 des Jahrgangs 1918 dieser Wochenschrift ist das von mir er- 
stattete Gutachten, das er in dem Absatz Il bespricht, in den wesent- 
lichsten Punkten unvollständig wiedergegeben und unrichtig dargestellt 
worden. Zunächst fehlt in der Wiedergabe meines Gutachtens eine 
vollständige Schilderung des Befundes. Dann ist von dem Abschluß 
des Gutachtens, welcher den Zusammenhang zwischen Unfall und dem 
zum Tode führenden Leiden bespricht, ein besonders wichtiger Teil 
weggelassen. Dieser Abschnitt beginnt folgendermaßen: 

„Aus dem oben Angeführten ist also ersichtlich, daß K. durch 
das Abgleiten der Bohrmaschine einen plötzlichen Schmerz im Rücken 
verspürte, der ihn jedoch bei der Weiterarbeit nicht derart hinderte, 
daß er die Arbeit aussetzen mußte. Durch diesen plötzlichen Ruck ist 
sicherlich eine Zusammendrängung oder Verschiebung in dem bereits 
erkrankt gewesenen Wirbel erfolgt. Nach unserem Beobachtungsbefunde 
zu urteilen, sehen wir den erkrankten Wirbel allmählich weiter zer- 
fallen und infolgedessen die Abknickung der Wirbelsäule mit ihren 
Folgeerscheinungen (Beinlähmung, Blasen- und Mastdarmstörung) lang- 
sam zunehmen.“ Es wird also auf den Ruck durch das Abgleiten der 
Bohrmaschine der erste Anstoß zum Zusammenbruch des erkrankten 
Wirbels zurückgeführt. Ferner habe ich die Annahme, es könnte erst 
infolge der Läsion des Wirbels dort zur Ansiedlung der Tochter- 
geschwulst, wie dies nach anderen Fällen (vgl. Lubarsch, diese 
Wochenschrift 1912, S. 1254) nach Knochenbrüchen usw. beobachtet 
wurde, gekommen sein, besprochen und dies abgelehnt, da der Verlauf 
und die Größe des Tumors bei der Sektion für ein Bestehen schon vor 
dem Trauma sprachen. Dagegen steht an keiner Stelle in meinem 
Gutachten etwas darüber, daß ich eine Begünstigung des Wachstums 
der Geschwulst im Wirbel durch das Trauma annehme. Das Ober- 
versicherungsamt fragte dann noch an, ob K. ohne den Unfall länger 
gelebt haben würde, sein Tod durch diesen beschleunigt worden sei. 
Darauf erwiderte ich: 

„Das zum Tode führende Leiden, die Geschwulstbildung, ist mit 
dem Unfall in keinen ursächlichen Zusammenhang in bezug auf seine 
Entstehung zu bringen. Durch den Unfall ist in dem Leiden des K. 
aber wohl eine plötzliche Verschlimmerung eingetreten. Der bisher 
voll erwerbsfähig gewesene Mann wurde durch den fraglichen Unfall 
früher bettlägerig und infolgedessen erwerbsunfähig. Infolge der Un- 
beweglichkeit und dauernden Bettruhe entwickelten sich als Folge 
mangelhafter Lungendurchlüftung Herde von Lungönentzündung, die 
den tödlichen Ausgang beschleunigten. Es besteht demnach wohl die 
Möglichkeit, daß K. ohne den erlittenen Unfall länger gelebt haben 
würde, sein Tod wohl dadurch beschleunigt’ worden ist; jedenfalls ist 
er dadurch früher bettlägerig und erwerbsunfähig geworden.“ 


1) Jahrgang 1918, S. 1260 dieser Wochenschrift. 


Auf eine nochmalige Anfrage antwortete ich: 


„Unserer gutachtlichen Äußerung vom 29. Februar 1918 fügen 
wir hinzu, daß K. ohne den erlittenen Unfall mit einer gewissen 
Wahrscheinlichkeit länger gelebt haben würde.“ 


Ich mußte annehmen, daß es auch einem gebildeten Laien aus 
der im Gutachten enthaltenen Beurteilung des Falles klar sein würde, 
daß ich die den Tod beschleunigende Wirkung des Unfalls so auffaßte, 
daß durch den Ruck beim Abgleiten der Bohrmaschine der Zusammen- 
bruch des Wirbels eingeleitet, und daß dadurch die Kompression des 
Rückenmarks mit ihren Folgen: mangelhafte Bewegungsfähigkeit, 
zuletzt bypostatische Pneumonie hervorgerufen wurde, wie ich dies 
deutlich ausgesprochen habe. Ich habe daher es unterlassen, dies bei 
der Beantwortung der weiteren Anfragen ausführlich zu begründen, 
muß aber jetzt einsehen, daß ich mich insofern getäuscht habe, daß 
ich dadurch Herrn Dr. Wilde unbeabsichtigt Anlaß zu einer 
Publikation gab. Daß eine Metastase eines Grawitztumors der Niere — 
denn um einen solchen, nicht um ein Sarkom, wie Wilde auch auf 
eigene Faust annimmt, handelte es sich — durch ein einmaliges Trauma 
zur Wucherung gelangen könnte, auf diesen Gedanken bin ich auf 
Grund langjähriger klinischer Erfahrungen und der Kenntnis der 
einschlägigen wissenschaftlichen Forschung natürlich überhaupt nicht 
gekommen. Bei Mangel daran kommt es eben zur einseitigen Beurtel- 
lung und zur Beschränkung des Gedankengangs auf eine bestimmte 
Richtung, wie sich dies auch ‘durch alleinige Hervorhebung des 
Urteils einer einzigen Autorität kundgibt. Eine genaue Lektüre des 
Artikels von Lubarsch im Jahrgang 1912 dieser Wochenschrift 
ergibt übrigens, daß die Frage der Beeinflussung einer Geschwulst- 
entwicklung durch ein Trauma noch nicht vollkommen geklärt ee 
wie dies auch z. B. aus den Arbeiten von Orth2) und Verse‘) 
hervorgeht. Die experimentellen Arbeiten Lubarschs über die 
traumatische Beeinflussung der Geschwülste haben ja sicher großen 
Wert, erschöpfen aber doch nicht ganz diese Frage, wie er selbst dies 
auch sagt. Bei Beantwortung der für die Unfallgesetzgebung und 
ihre Anwendung in der Praxis gestellten Fragen, wie hier in bezug 
auf die mögliche Beschleunigung des Todes, müssen diese rein sachlich 
erörtert werden und es ist doch klar, daß der Zusammenbruch des 
Wirbels durch den Insult, der im Beruf stattfand, befördert und 
dadurch die Kompression des Rückenmarks, die später zum Tode 
führte, beschleunigt sein konnte, 


Es handelte sich hierbei also nicht „um eine durchaus unbe- 
stimmte, - durch nichts zu beweisende oder bewiesene Annahme , 
sondern um eine unrichtige Auffassung Wildes infolge mangelhaften 
Verständnisses des Falles und der in Betracht kommenden Verhältnisse. 


1) Bürgi bei Rabow, Arzneiverordnungen, 47. Aufl, S. 131 
und D. m. W. Januar 1910. 


°) Präcarcinomatöse Krankheiten und künstliche Krebse. , (Zscbr. 


f. Krebsf. Bd. 11, S. 42.) 
| 3) Das Problem der Geschwulstmalignität. (Jena 1914, S. 24 $Ë) 


rige Wirkung ds E 
lob an Infekte £ 
ng von Bakte f. 

Neuralgien md F- 


ern, eine Al F 


har BEN 
+ ur 

í e s 

E 

4 


Be, 


| = Wederhake (4) hat zahlreiche bakteriologische Unter- 


dies bei den Staphylokokken. Letztere fanden sich besonders bei 


ist, sondern stets Keime aller Art, auch pathogene, in großer. 


Wederhake (4) der 1%/, „ige Jodtetrachlorkohlenstoff (Abreiben. 


` billig im Gebrauch, sparsam und sicher in seinen Erfolgen und 


. Überzieht, Mit der Jodtetrachlorkohlenstoff-Dermagummit-Hände- 


og, da der Überzug zu schwach. und brüchig war. Jetzt be- 
er Aluminiumalbertol.. Das Mittel trocknet schnell und läßt 


° -1949 — MEDIZINISCHE KLINIKE — Nr-& 0. 


-# 


98% Februar io" 


-  - Referatentei, .;. 
“ Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolßt, Bein `, a TR 
a ‚eine feine metallisch-glänzende, etwas elastische Schicht auf der: 
Haut zurück. Nach der üblichen ‚Reinigung wird die. Haut trocken 
| rasiert und mit Alkohol nachgerieben. Anstrich des ganzen Ope- 
| rationsfeldes mit Jodtinktur oder der von Wederhake (4) an- 
gegebenen Tanninalkoholmethylenblaulösung, die völlig reizlos ist 
und auch an keimtötender Kraft der Jodtinktur überlegen sein 
soll. Nach Verdunstung Auftragung des Aluminiumalbertols. . _ 
Nunmehr kommen wir zu unserem eigentlichen Thema: der . 

‚Besprechung der Wundinfektion. Bei den Verwunduüngen kommt . 
zunächst besonders deutlich amfFettgewebefeine charakteristische 
traumatische Schädigung zum Ausdruck, und zwar in Form einer 
„parenchymatösen Trübung des Fettgewebes“. Die Qüetschung 
spielt sicher- hierbei die Hauptrolle: das Gewebe ist in unregel- 
mäßigster Form zerfetzt und in breiter Zone um die Wunde herum 
hämorrhagisch 'infiltriert und zertrümmert. Oft erweist sich auch 
die F@cie als .getrübt und' grau verfärbt. Der Muskel hingegen 
bewahrt im allgemeinen sein frisches Aussehen, wie auch der 
zerschmetterte Knochen oft kaum Veränderungen zeigt. Schon 
| wenige Minuten. nach der Verletzung verändert sich das Bild .der 
Wunde durch die Serumausscheidung [Schöne (1). | 
=. Gelegentlich werden schon 1 bis;1t/2 Stunden nach der Ver- 
"wundung Entzündungsvorgänge makroskopisch nachweisbar. Man 
könnte in solchen Fällen vornehmlich. an chemische Reizungen 
denken; doch mehren sich von der zweiten Stunde an die Be- 
funde, die entschieden für eine Beteiligung der Bakterien sprechen. 
Nach längerer Zeit ist es außerordentlich schwer zu entscheiden, 
ob die infektiösen Vorgänge soeben erst begonnen haben, oder ob 
sie schon- längere Zeit bestehen, sich aber langsam entwickelt. 
haben, Daß bei stark Anämischen große Wunden und Zertrüm- 
merungsherde noch am zweiten Tage aussehen können, als seien 
sie erst wenige Stunden alt, ist allbekannt. Das Bild verändert 
sich nur unmerklich, weil dem Körper die Kraft zur. Reaktion und 
Reparation, fehlt. Häufig. verdecken auch grobe, Verschmutzungen 
jede feinere Einzelheit. In dem ganzen Bilde, überwiegt meist das 
Bild der Nekroöse oder allgemein.. der bakteriellen Schädigung 
[Schöne (1). | E | Be 

| Die große Mehrzahl der primären Infektion tritt innerhalb 
des ersten und zweiten Tages ein, „wenn auch das klinische Ur- 
teil oft nachschleppt“. Nach vier bis sechs Stunden ist schon 
recht häufig Eiter vorhanden. Bei den anaeroben Infektionen 
‚zwar tritt die Eiterbildung gegenüber dem infektiösen Ödem zurück _ 
oder fehlt vollständig; und auch gerade bei den schwersten Phleg- 
monen. kommt es oft überhaupt nicht oder erst spät zur Produk- 
tion von Eiter. Die putride Zersetzung ist schon nach acht bis 
zwölf Stunden beobachtet; am zweiten Tage ist die Zahl der ver- 
jauchten Wunden eine wesentlich größere. In den Fällen von - 
frühzeitiger putrider Zersetzung handelt es sich meist um Wunden 
mit starker traumatischer Nekrose. : Dicht abschließende Verbände 
können die anaerobe Jauchung befördern. Die putride Infektion 
bleibt trotz größter Intensität oft lokal, führt also keineswegs stets 
zur Phlegmone. Die Resorption. aus solchen Jaucheherden kann 
zum Tode führen [Schöne (1). | P a 

‘ -~ Im Falle von Phlegmonen. muß zwischen den Prozessen mit 
. und ohne Gasbildung unterschieden werden. Erhebliche infek- 
tiöse Gasbildung ist bereits sehr früh nachzuweisen. Wieting ’ 
hat die Gasphlegmone einmal schon drei Stunden nach der Ver- 
letzung' beobachtet. Bier betont, daß. die Inkubationszeit des: 
Gasbrandes bis zu zwölf Tagen betragen könne, sodaß während 
dieser Zeit an den verletzten Extremitäten ausgeführte Eingriffe 
ein plötzliches Auftreten. der Infektion hervorrufen können 
[Chiari (8). Melchior sah noch drei und sogar fünf Mo- 
nate nach der Verwundung. das Auftreten einer ‚anaeroben In- 
fektin. u: B en e 
‚Sicher; steht -fest, daß ein wahrscheinlich beträchtlicher Teil 
der schweren Fälle von anaerober Infektion’ durch E. Fraenkels. 
Bacillus phlegmon. emphys. erzeugt wird. Wenig geklärt scheint 
Chiari (8) auch noch die Bakteriologie der Gasphlegmone mit 
‚leichtem Verlauf zu sein. Offenbar handelt es sich bei diesen 
Fällen stets um Mischinfektionen mit Eitererregern und anaeroben 
Bakterien.“ Freund hat in zehn Fällen von epifascialen Gas- 
phlegmonen niemals den Fraenkelschen Bacillus gefunden. Dag 
sich speziell bei Artillerie- und Minenverletzungen häufig patho- 
gene anaerobe.Keime finden, haben auch die bakteriologischen 
Untersuchungen von Marwedel und Anderen festgestellt, Auch 


Sammelreierat. 
Die Wundinfektion im Kriege. 
Von Dr. Werner Regen, Berlin. 

Bevor ich zu meinem eigentlichen Thema komme, lohnt es 
sich vielleicht, vorher noch einige Worte über die Desinfek- 
tion der Hände und des Operationsfeldes zu 
sagen. Die Frage der Desinfektion ist gerade jetzt im Kriege - 
durch das Fehlen oder den Mangel verschiedener Stoffe wieder. 
sehr aktuell geworden. Es ist für uns von höchstem Werte, durch 
unsere eventuell mit pathogenen Keimen infizierte Hand Wunden 
nicht zu infizieren. u | De. ee} r as | 

Das Problem der. Händedesinfektion schien durch die Voll- 
kommenheit der Gummihandschuhe gelöst zu. sein; sie- gewährten 
großen Schutz, da wir nicht gezwungen waren, mit Eiter in Be- 
rührung zu kommen. In dem Kriege wurde diesem fast idealen 
Zustand durch den großen Mangel an Gummihandschuhen eine 
große Schranke gesetzt. - Auch der Mangel an Seife verlangt, sich 
der verschiedensten Desinfektionsmethoden zu erinnern.. 

Wollen wir das bakteriologische Ideal erreichen, so müssen 
wir besonders solche Mittel anwenden, die befähigt sind, die gram- 
negativen Keime zu vernichten oder von den Händen zu entfernen. 
Wederhake (4) empfiehlt die trockenen Methoden: der Hände- 
desinfektion und als Mittel’ hierzu den Jodtetrachlorkohlenstoff. 
Die trockenen Methoden, die ohne Seife und Wasser arbeiten, sind 
den nassen Methoden, die wenigstens wäßrige Lösungen benötigen, 
überlegen. Auch die Seifenspiritusdesinfektiin von Mikulicz 
zeigt das Prinzip der trockenen Desinfektion, . ebenfalls die Des- 
infektion mittels Aceton-Alkohols (v. Herff) und mittels Aceton- 
Bolus (Bürk)). | | u 


suchungen über Desinfektionsmethoden angestellt. Danach ist 
jede der angewandten Methoden imstande, die Hände frei von 
Streptokokken und Colibacillen zu machen, vorausgesetzt, daß die 
Noninfektion genau durchgeführt wird. Nicht so sicher gelingt 


_ der Methode mit Seife, Wasser, Sublimat und Alkohol. Auch das 
Paraffin verbesserte ‘die Methode nicht, da es an sich nicht steril 


Menge enthält. Die Entfernung aller pathogenen Keime gelingt 
mit den nassen Methoden-nur in einem großen Teil der Fälle, in 
einem kleinen Teil bleiben Staphylokokken zurück. Diese beiden 
Methoden (Seife, Wasser, Sublimat, Alkohol und 2. ebenso plus 
Paraffin) dürfen daher nur in Notfällen, wenn nichts. anderes zu 
haben ist, als Händedesinfektionsmethoden gebraucht werden. 
Die trockenen Methoden sind viel leistungsfähiger, indem sie das 
chirurgische Ideal der Entfernung aller Eitererreger sicher und 
In kurzer Zeit erreichen lassen. ° Sie verzichten aber auf die Be- 
freiung der Hände von: den indifferenten Keimen., Zum Glück sind 
diese Keime in der Hauptsache Hautschmarotzer, die unsere. 
Wunden nicht gefährden (grampositive Stäbchen und gramnega- 
five Kokken), Die wenigen Stäbchen, ‚welche auch grampositive 
sein können, leben auf unserer Haut nur sehr selten und können 
Re lange auf ihr gedeihen; dasselbe gilt von den gramnegativen 
en; i : so 


Das sicherste Händedesinfektionsmittel ist demnach nach 
der Hände eine Minute); .er ist einfach in seiner Anwendung, 


Wird von jeder Hand gut vertragen. Zu 1 1 Tetrachlorkohlenstoff 
Werden 10 g der offizinellen (10°/,) Jodtinktur gefügt. Eine wesent- 
che Verbesserung ist es, wenn man die Haut mit Dermagummit 
(esinfektionsmethode wird das chirurgische Ideal der Händeent- 
mung erreicht: Freisein (Sterilität) der Hände von sämtlichen 
pathogenen und pathogenverdächtigen. Bakterien und Kokken. 
a Das Operationsfeld ist bisher stets mit Jodtinktur bestrichen; 
„p CUZ sicheren Schutz bietet sie auch nicht. Unserem asep- 
= en Empfinden entspricht am meisten ein metallischer Über- 
2 unter dem alles Lebendige begraben ist. Linnartz,($) 
in diesem Sinne Versuche mit Blattgold gemacht, doch ohne 


S 


j5 


E EN 
a. e Ne 


= E E Cide _ool-., 

= EN EEE x Tn A Toe 

Éad NS ee A A Zen. 
en LE er Mae: © 


— 


: | Te 
ý 2 


194 = © 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8. 23. Februar. 


scheinbar harmlose Wunden können Veranlassung zum Ausbruch | nirgends sonst im Körper so gute Möglichkeiten wie gerade in 
der Gasphlegmone geben. Die Kombination von Gasbrand und | der Bauchhöhle. 
Verletzung des betreffenden arteriellen Hauptgefäßes scheint nicht Die auffallend kurze Inkubationsfrist vieler Peritonitiden 
selten zu sein; durch die schlechtere Blutversorgung wird das | nach Magendarmverletzungen wird sehr wesentlich durch Eigen- 
Auftreten der Infektion begünstigt. Gewiß ist in einer Anzahl von | schaften des infizierenden Materials bedingt. Das bestätigt sich 
Gasbrandfällen die Gangrän des Gliedes, besonders wo sie sehr | auch bei den gefürchteten Infektionen des retroperitonealen Binde- 
frühzeitig ‚auftritt, eine Folge der Gefäßschädigung [Chiari (8)]. | gewebes, das auch sehr wohl imstande ist, sich zu wehren. 
Der Gasbrand ist eine akut verlaufende Toxhämie, doch sind | Schöne (1) hat aber nicht gefunden, daß im retroperitonealen 
auch anaerobe Bacilien im Blut gefunden; so werden übrigens die | Zellgewebe — trotz seiner mechanischen Eigenschaften für rasch 
metastatischen Gaserkrankungen erklärlich. fortschreitende Phlegmonen — die Infektion auffallend früh aus- 
Die meisten der sehr früh einsetzenden schweren Phleg- | gebrochen wäre, falls nicht die bakterienhaltigen Organe verletzt 
monen, sei es nun mit Gasbildung kompliziert oder nicht, schließen | waren. Ganz anders liegen die Dinge, wenn es bei einer frischen 
sich an Verletzungen mit schwerer traumatischer Schädigung der | Verletzung von vornherein zur intensiven Kotinfektion des retro- 
Gewebe an. | peritonealen Bindegewebes kommt. Eine deutliche Sprache reden 
Jedenfalls kann die Infektion von der dritten Stunde ab | die Kolonschüsse. So mancher Dickdarmschuß erliegt weniger der 
so weit manifest sein, daß unzweifelhafte Anzeichen der Entzündung | Peritonitis als der retroperitonealen Phlegmone. „Die Tatsache der 
in die Erscheinung treten. Andererseits können die Infektionen | Anbrütung und Anzüchtung der Bakterien im Körper selbst ist 
nach Schußverletzungen sehr oft auch erst viel später eintreten, | mit von ausschlaggebender Bedeutung.“ 
um dann doch noch bedenkliche Dimensionen anzunehmen. Die Der Puls ist sehr häufig, aber keineswegs immer charakteri- 
Länge der Inkubationszeit hängt einmal von der Qualität | stischer als die Temperatur. Er läßt an Zuverlässigkeit viel zu 
und Quantität der Bakterien ab, ferner von der Beschaffenheit | wünschen übrig. Auch der Einfluß der Psyche tritt bei der Puls- 
der Wunde und vom Allgemeinzustand des Verwundeten und | beschleunigung namentlich Anämischer oft auffallend stark in die 
endlich, ob der Wunde Ruhe gegönnt wird oder nicht. Daß die | Erscheinung. In den ersten Stunden nach der Verletzung ist 
Infektion in einer Wunde, der keine Ruhe gelassen wird, be- | wenig Verlaß auf Temperatur und. Puls; jedenfalls ist die lokale 
sonders leicht und schnell aufkommt, ist eine bekannte Tatsache. | Veränderung der Wunde stets der Allgemeinreaktion weit voraus. 
Was die Bedeutung des Allgemeinzustandes betrifft, so Bei einer ganzen Anzahl schwerer Infektionen fehlt das 
kommt besonders der Anämie ein ungünstiger Einfluß zu. Thera- |; Fieber oder bleibt zu gering, um klinisch verwertet zu werden. 
peutisch sieht man hier übrigens gelegentlich sehr Gutes von | Erst muß die Infektion eine gewisse Höhe erreichen, dann erst 
einer Bluttransfusion. Auch die chronische Erschöpfung, wie wir | Kann der Organismus mit Erhöhung der Temperatur antworten. 
sie im Kriege oft sehen, spielt eine wichtige Rolle. Im allgemeinen braucht es einige Zeit, bis es zu charakteristischem, 
.. Eine Schußwunde mit schwerer traumatischer Schädigung | hohem Fieber kommt. Die Temperatursteigerung tritt aber Im 
des umgebenden Gewebes fällt häufiger und schneller der Infektion | klinischen Bilde vieler anaerober Infektionen ganz in den Hinter- 
‚anheim als ein glatter Durchschuß. Die Herabsetzung der Lebens- | grund, wie es auch Bier betont hat. Man hüte sich also, aus 
fähigkeit des Wundgewebes gestattet von vornherein die Ent- | dem Fehlen des Fiebers günstige Rückschlüsse zu ziehen. Besteht 
wicklung auch spärlicher oder schwach virulenter Keime [Schöne (1)]. | Fieber, denke man an die Möglichkeit einer inneren Komplikation; 
Dazu kommt die Gefahr der toten Räume, die Ansammlung von | doch kann auch eine Wundkomplikation schwererer Art gleich- 
leicht zersetzbarem Blut oder sonstiger Gewebsflüssigkeit, die zum | zeitig vorliegen. Nicht immer stellen sich nun Temperatursteige- 
Teil als guter Nährboden dienen und durch die mit dem Ein- | rungen gerade in den Abendstunden ein, sie können auch nachts 
setzen der Transsudation und Exsudation schnell zunehmende | oder des Mittags einsetzen und entgehen dann der zweimaligen 
Drucksteigerung die Ausbreitung der Infektion entschieden be- | Messung. Aufregende Ereignisse vermögen nur mäßige Zacken IN 
günstigen. die sonst klare Kurve zu setzen; jedenfalls gewinnen sie keinen 
i Die Quantität der Bakterien beschleunigt im allgemeinen | nachhaltigen Einfluß. Kotverhaltungen über die Norm hinaus 
das Auftreten der klinischen Entzündungssymptome. Bei geringer | können die Temperaturen staffelförmig steigern. Ferner wirken 
Bakterienzahl kommt es darauf an, ob sie günstige Wachstums- | fiebersteigernd als auslösende Reize: Transport, Verbandwechsel usw. 
bedingungen vorfinden oder nicht. Die Qualität der. Bakterien, | Wenn auch psychische Einflüsse mitsprechen können, so spielen 
ihre Art sowie Virulenz ist natürlich ebenfalls entscheidend. Für | doch die Wundverhältnisse die Hauptrolle. 


Fälle, in denen die Infektion auffallend früh ausbricht, spielen Ganz eigenartig und in ihrem Wesen weniger gut bekannt 
vielleicht „angebrütete“ Bakterien eine Rolle. | sind die Temperatursteigerungen, die nach der Beseitigung des | 


Die Inkubationszeit nach Verletzung bak- | infektiösen Herdes und trotz seiner Beseitigung fortbestehen, 2. B. 
terienhaltiger Organe, nach Perforation des Magen- | nach Amputation des Oberschenkels im Gesunden. Die Erklärung | 
und Darmkanals, pflegt eine weit kürzere zu sein. Hier handelt | dafür ist wohl zu suchen in der noch nicht beendeten Resorption | 
es sich in der Hauptsache um eine Infektion mit im Körper selbst | jener Stoffwechselprodukte der Körperzellen wie der Bakterien, die 
angezüchteten Bakterien, während bei der großen Masse der | sich noch in den Lymphbahnen, dem Blut oder den großen paren- 
übrigen Schußverletzungen das Infektionsmaterial im wesentlichen | chymatösen Organen finden. Auch können thrombophlebitische 
aus der Außenwelt stammt. Die Resistenz des Bauchfells gegen- | Prozesse, infektiöse Infarkte der Temperaturerhöhung zugrun de 

über manchen Infektionen ist der Widerstandskraft der übrigen | liegen. Nach Wieting (9) vollzieht sich vielmehr ein langsamer 
Weichteile, noch entschiedener der Knochen und Gelenke, über- | und hartnäckiger Kampf des Organismus mit toxischen Stoff- 
legen. Charakteristisch ist ja auch, daß nach solchen Bauch- | wechselprodukten beziehungsweise Bakteriotoxinen. Neben diesen | 
operationen nicht selten zwar das Peritoneum mit der Infektion | toxischen Fiebersteigerungen gibt es auch solche, die eine anato- 
fertig wird, die Bauchwandwunde aber vereitert. Nur der Aus- | mische, aber unseren Sinnen nicht erkennbare Grundlage haben; 
breitung der einmal ausgebrochenen Infektion bieten sich fast | das ist namentlich bei der Trombophlebitis der Fall. Igt.) 

(Fortsetzung folgt. 


Aus den neuesten Zeitschriften, 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 
Berliner _klinische Wochenschrift 1919, Nr. 6. den Harn ausgeschiedenen Chinins. Chiningewöhnüng ist auf ar 
Tillmanns (Leipzig): Heilerfolge mit dem Friedmannschen La igkeit der Plasmodien zurückzuführen, nicht auf gesteiger 
Tuberkulosemittel. Verfasser wandte das Mittel bei 53 Fällen chir- | Cbininabbau. Yorfasser 
urgischer kindlicher Tuberkulose mit sehr gutem Erfolge an. Am besten Dührssen (Berlin): Geburtshililiche Ambulatorien. _ \ °? den 
wirkt es bei frischer chirurgischer Tuberkulose, besonders wenn der | empfiehlt die Errichtung von Anstalten, in welche alle Kreißet di- 
Impfstoff an der Injektionsstelle ohne entzündliche Einschmelzung zur | zu Beginn der Geburt aufgenommen und einige Stunden nach ich 
Wirkung gelangt. Die strenge Befolgung der Triedmannschen | gung der Geburt wieder nach Hause gefahren werden. Er bespt 


Leitlinien ist unbedingt notwendig. | im Anhang die gegenwärtige Stellung des vaginalen Kaiserschnitts Un 
Küster und Wolff (Köln): Chininausscheidung. Chininge- | des Metreurynterschnitts. ich 
wöbnte scheiden das Chinin ebenso aus wie Nichtgewöhnte. Die Ka- Wolf (Stettin): Nierenveränderungen bei Ruhr. Es fand SIC 


liumquecksilberjodidreaktion ist kein Maßstab für die Menge des durch | bei den drei beschriebenen Fällen: frische, diffusg Schädigung der Glo 


RU ve r i 
’ 15 


= i € A e i a p ` x 
Pono Et we! ee Br En i 3 u 
Bee a R i Der J ’ i 
. Ben Te $ - 
Be: ayos MAN ; 
5 u 


09°..99 Februar) © v”. 21919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. & 


Rußland: über Polen. Deshalb, müssen die bisher erprobten Maßnahmen 


; OTAN O TOL T RA e N TT 
Re ne ae eE mes Den. de 
ee een. EAN 
OL u du a TIL 
' Se ee ae rege Eu er 
s = = = z% S ji 


.. 2 


wie gerade ù \ pi | ae ANE. 
meruli, zum Teil mit Erweiterung und Wandschädigung der Vasa affe- 
rentia oder der Arteriolen, starke Degenerationserscheinungen an den | auch weiterhin durchgeführt werden können: © . | 
daeh Be F- Harnkanälchen. - Klinische Erscheinungen fehlten. —  ;-~. --. |... Alfred Hauser (Mannheim): Viscerale Analgesie der Tabi- 
bestit sb £- - Bach (Bonn): Ernährung im Kriege.: Der Eiweißumsatz in der | schen. Es hatte ‚sich bei einem. Tabischen Perforation eines runden 
mealea Bid f Kriegszeit ist nach den mitgeteilten Untersuchungen. recht. niedrig, | Dünndarmgeschwürs mit anschließender diffuser eitriger Peritonitis ent- 
zu wel P. ähnlich wie bei den Versuchen mit dem Zweck, mit geringen Eiweiß- | wickelt, unter freiem Austritt von Kot und :Darmgasen in, den freien ` 
moperida E mengen auszukommen. Lin zwingender Grund, die Eiweißzufuhr des | Bauchraum, ohne daß im entferntesten außer Übelkeit: irgendein sub- 
ten für nal | Menschen möglichst niedrig zu gestalten,- liegt nicht vor; die sozial- | jektives oder objektives Symptom diese Möglichkeit nahegelegt hätte: 
and früh st bygienischen Forderungen sollen daher wegen dieser Untersuchungen | kein Erbrechen, keine Spur von Schmerzen, keine Darmblähung, keine 
‚Darmlähmung! Beim Tabiker und vielleicht auch bei anderen Rücken- 


aus der Kriegszeit nicht heruntergeschraubt werden. . Reckzeh, | Ä 
| | 0... „| märks- oder Nervenkranken können: also alle. feinsten diagnostischen 


gane vol R, 
iner ta G T ne en a, Be | 
on des min È Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 5. Schlüsse versagen. Um. so mehr weist dieser Fall auf den Wert der 
padhe ri nae a Frnährungsstäringen bei tetireicher non Alt, die eben allein dem Arst besonders bei einemi seliiipan 
eak F. F Ich. Bei ý ] AE eraa AHNBSSIOTUNGEN -T - Brust Krankheitsbild das Recht zu beweiskräftiger Epikrise gibt. , A 
Tatsache é f- kanennilieh. Dor alen” chronischen Mageńdarmstörungen von Brust- Levy-Suwhl (Berlin-Wilmersdorf): Über die dreifache psychische 
er selbst hf enaar miie mutanen Atiologie prüfe man die F rauenmilch auf taren | Wurzel der hysterischen Krankheitserscheinungen. Die Gesamtheit der 
E Fettgehalt. Denn der ‚hohe Tettgehalt -der, Frauenmilch kanı allein |. seelischen Erlebnisse läßt sich bekanntlich einordnen in das Gebiet: .. 
r chasii $ = 2 Be hrungsstörungen der Kinder führen. Dabei .. 1..der Denkvorgänge (richtige oder falsche Erkenntnisse), 2. der 
yet adag uhl meist homogen, salbenförmig, anfangs geruchlos, später typisch | Gefühle: (Lust, Unlust) oder- der Affekte, 8. der Begehrungs- 
de Tanzig riechend, hell oder eingedickt. ‘Häufig besteht eine hartnäckige | und Willensvorgänge. Daraus ergibt sich 1. die noogene 
voa S Obstipation. ) | | al (voðç = Vorstellung) öder ideagene oder ‚Vorstellungstheorie. 
I. Boyksen (Rostock): Zur Mechanik ‚und chirurgischen Behand- | Danach sind hysterisch alle die krankhaften Veränderungen des Körpers, 
de lung des akuten Pylorusverschlusses.. Nach, einem Vortrage in der Me- | die durch Vorstellungen verursacht sind, Daher besteht. die Therapie 
eh. dizinischen Gesellschaft in Rostock. nn 5, | Ja konsequenter ‘Belehrung und Aufklärung der unilogischen Schluß- 
fent 6 [= ‚ E. König (Harburg E.): Zur Frage der galligen Peritonitis ‚bei | folgerungen. 2. Die thymogene (Affekt-) Theorie, die die Grund- 
mh: scheinbarer Unversehrtheit des Gallensystems. . Der Verfasser schließt | Jage der Hysterie im gesteigerten Einfluß der Gemütsbewegungen oder 
imat sich der.Meinung derjenigen Autoren an, die das Zustandekommen | im abnormen Verhalten der Affekte sieht. 8. Die epithymogene 
mt. einer Ansammlung von Galle im Bauche auf dem Wege einer Art von | (Begehrungs-) Theorie, wonach bei der Hysterie. ein bewußtes Nicht- 
sia | -  Piapedesis für möglich halten. č gesundsein wollen das Seelenleben beherrscht.. Als Beispiele werden 
ie Vojin Lazarević: Förtgeleitete diffuse Peritonitis als Kom- |. angeführt: Die Vorstellung, durch Einwirkung. einer Detonation infolge 
plikation einer solitären Narbenstriktur des Jejunums.. Operative Heilung. | von Schreck Gehör, Sprache verloren zu haben, infolge Verschüttung 


eine Lähmung der Beine, infolge eines anatomisch bedeutungslosen 
Handschusses einen unbeweglichen Arm bekommen zu haben, führt 


die Verwirklichung der vorgestellten Zustände herbei, besonders leicht 


n Bis . u i Py . 2 . i 
a Es handelte sich um eine seit Tängerer Zeit mit den Erscheinungen 
| ' eines chronischen, unvollständigen Darmverschlusses ‚einhergehende 


i ; ` schwielige Narbenverengerung -des Jejunums (ohne tuberkulöse Ver- g 
gt... änderung an der umgebenden Darmserosa und den Mesenterialdrüsen), | dann, wenn unvorsichtige Äußerungen der Ärzte suggestiv in diesem 
nei ~< die infolge beträchtlicher Zunahme der lokalen Passage- und Circu- | Sinne wirkten, Eine gewünschte „eingebildete“ Schwangerschaft führt 
I lationsstörungen im Stadium einer allgemeinen Peritonitis zur Laparo- | zu typischen Veränderungen der Organe. Aber die Theorie vom bloß 
ne}... tomie kam. Hierbei war eine ziemlich .ausgedehnte Resektion der | mangelnden Willen ist unzulänglich. Weder Fürchten, Hoffen, noch 
a] ; „Schwer veränderten zuführenden Schlinge: erforderlich. Die komplizie: | Wollen vermag an sich ‘etwa Erbrechen, eine Blasenstörung, Aphonie, 
ki | ` > Tende Peritonitis war -vorwiegend fibrinös und frisch, der zurückge- | eine schlaffe Lähmung zu erzeugen. Vielmehr gehören hierzü durch- 
js.  . bliebene Dünndarm in gutem Zustande. ` Be | aus noch bestimmte Vorbedingungen im ‚Organismus, psychophysische 
ij. Max Jacobsohn (Berlin): Wunddiphtherie. Während es sich | Bereitschaften -oder Anlagen. Bei ihrer Erforschung. und der Unter- 
it) ` _ ` beider Wunddiphtherie. meist um eine sekundäre:Infektion von | suchung ihres Zusaämmenspiels mit den symptomweckenden ‘Faktoren 
je Z : bereits bestehender diphtherischer Rachenerkrankung aus handelt, lag | beginnen erst die tieferen. Probleme dessen, was wir Hysterie nennen. 
| In dem vom Verfasser mitgeteilten Falle eine primäre Wund- | . Bonne: Über Suggestion und Hypnose in der Praxis. Das 
(gl | 2 diphtherie vor, die erst sekundär zur Rachendiphtherie führte. | wichtigste Mittel, Narkotica zu s'pa r en, ist: Hypnose und Suggestions- 
pt ‘Während aber dann die Diphtheriebacillen bereits nach einem Tage | therapie. Dadurch wird das Exeitationsstadium bei der Narkose ver- 
n aus dem Rachenabstrich verschwanden, konnten sie im Wundsekret | mieden. Eine Ausnahme machen, ebenso wie die Geisteskranken, die- 
| | í | jenigen Säufer, die so weit dement sind, daß sie auf Suggestion über- 


noch nach 17 Tagen nachgewiesen werden. fa 


| DEE Siegfried (Potsdam): Ausbruch bisher latenter Malaria nach. | haupt nicht mehr reagieren. Vor der Narkose muß alles ausgeschaltet 
l 


werden, was den Kranken irgendwie erregen könnte (z. B. Klirren der 
Instrumente, Gespräche oder gar Lachen des Personals). : Die Reiz- 
erscheinungen zu Anfang der Narkose sind reflektörische Reaktionen 
durch die erhöhte Suggestibilität, hervorgerufen durch die Lähmung 
der Hemmungscentren infolge der beginnenden ‚Darreichung- des Nar- 
koticums. Der Arzt muß dem Kranken vor der Operation jede Angst 
und Furcht davor nehmen. Beim Auflegen der Maske erfolgt fortgesetzt 
der Suggestionsbefehl, ruhig und tief zu atmen ‚und ein- 
zuschlafen. Kommt es doch zum Exeitationsstadium, so findet man, 
von wenigen Tällen abgesehen, fast stets einen Fehler: entweder ist die 
Schlafsuggestion nicht sorgfältig genug vorbereitet, oder es ist-gleich im 
Anfang zu viel Äther auf die Maske geschüttet und dadurch ein Angst- 
zustand hervorgerufen, oder der Patient ist zu hart ängefaßt, oder-auch mit 
der Operation ist zu früh begonnen worden. Von höchster Bedeutung 
ist die Suggestionstätigkeit zur Beseitigung der Schlaflosigkeit. 
In welcher Weise hierbei der Verfasser vorgeht, wird genauer geschildert. 
: Ernst Duschak (Wieselberg a. E. [Österreich]): Behelfs- 
mäßige orthopädische Versorgung. Als Beinprothese bietet die 
gewöhnliche Gipsverbandprothese, wenn sie nur sorgfältig und genau 
‚ ausgeführt war, einen ‚tadellosen Ersatz der Lederimmediatprothese 
nach Spitzy. Wenn die Gipshülse nicht zu’ schwer, die (normali- 
sierten) -Eisenteile von: guter Qualität und‘ die, Innenfütterung wider- 
standsfähig und nicht zu hygroskopisch war, hatten die Amputierten 
gar keine weitergehenden Wünsche hinsichtlich der Gebrauchsfähigkeit, 
und auch die Lebensdauer dieser billigen Verbandprothese erwies sich 
als zufriedenstellend.. Schienenhülsenapparate ließen sich 
sehr gut und dauerhaft in-Gips improvisieren. - "FR, Bruck 


Entfernung eines Steckgeschosses. Aus dem Geschoß war Blei. ins 
A E Blut gelangt und konnte hier nachgewiesen werden. Es liegt nahe . 
J E ' anzunehmen, daß das Bleigeschoß eine Art Schwermetalldepot im Körper 
1 

t 


$ 
IR 
PUE 
4 > Ba 
i! 
i 
ar 
% 
PAN 


gewesen sei, von dem aus dem Kreislauf wie von einem Salvarsan- 
depot aus andauernd Schwermetall zugeführt wurde. Solange das Blei 
Im Körper war, war die Malaria latent. Erst nach Entfernung des 
Steckgeschosses erkrankte ‘der ‘Patient an Malaria und ging daran zu- 
. gtunde. Zum Schluß betont. der Verfasser die von anderer Seite er- 
: „` hobene Forderung: bei allen Verwundeten, die plötzlich ‘oder nach der 
. Operation unter heftigen Schüttelfrösten erkranken, das Blut auf Ma- 
S lariaparasiten zu untersuchen. ' | : l 
o H. Flebbe: Über die Malaria im Taurus (Kleinasien). Bei der 
| ‚ Malaria tropica versagt die Chininprophylaxe; sie. ist daher. zwecklos, 
En vielleicht sogar nachteilig (Gefahr der Chiningewöhnung und dadurch 
R Abschwächung der therapeutischen Wirkung des'Chinins). Die Behand- 
lung der Malaria besteht in: 1,5 bis 2,0 Chinin per os in geteilten 
Mengen oder besser 0,5 bis 1,0 Chinin intravenös auf der Höhe des F'iebers. 

ach Aufhören der Fieberanfälle kein Chinin mehr, da auch nach wochen- 

anger Chininbehandlung nur selten Heilung eintritt. Nach Rückfällen 
Sofortiges Eingreifen mit den angegebenen Dosen. Arsen zur Nachkur. 

ii Erich Martini (Berlin-Wilmersdorf): Choleraaussichten und- 

u lungsmaßregeln. In Petersburg herrscht seit Jahren Sommer und 

| Le; die Cholera. Von dort erhielten wir mit größter Wahrschein- - 

5 ichkeit im Herbst 1918 auf dem Schiffahrtswege über den einen oder ` 
a unserer Ostseehäfen die Cholera nach Berlin eingeschleppt. 

-~a Jetzt die sanitätspolizeilichen Grenzüberwachungsstellen aufgehoben 
nd, droht uns die Cholera aus’ dem durch Seuchen heimgesuchten 


‘ 


Oak an > 
[u T> : eye Say 


- =— CR 
p ne 


a I a 
n en 
nn 


s - ' í : 
vo. RE ; 3 
- OD x ’ ! e ‘ = 
5 . 


taer 


u: 


e 


196 


en 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 4. 


Walther Straub (Freiburg i. Br.): Toxikologische Unter- 


suchung des M.&Fickerschen Gasödemtoxins und Antitoxins. Das unter- 
suchte Toxin hat eine digitalisartige Wirkung. Es ist anzunehmen, 


daß vom lokalen Herd der Infektion aus ein Strom von Toxin in den 


Organismus auf dem Wege der Lymphbahnen in die Venen fließt. Das 
Antitoxin hat den größten Erfolg als Schutzmittel. Da die 
Diagnose „Gasödem“ aus lokalen Erscheinungen gestellt wird, lange 
bevor eine Wirkung des tödlichen Toxins eintritt, wird die Zeitspanne 
der nützlichen Anwendbarkeit des Antitoxins eine vergleichsweise sehr 
große sein. Eine wahllose Antitoxinbehandlung aller Verletzungen wie 
gegen Tetanus ist unnötig. 

Ake Akerlund (Stockholm): Spastische Phänomene und eine 
typische Bulbusdeformität bei Duodenalgeschwüren. Zu unterscheiden 
ist: 1. Der Bulbusspasmus („Lokalspasmus“), durch den eine Bulbus- 
deformität oder ein Bulbusdefekt hervorgerufen wird. 2. Die spasti- 
sche Einziehung am Magenkorpus („Fernspasmus“). Diese hat große 
diagnostische Bedeutung: durch Palpation des Duodenalgeschwürs 
kann nämlich eine spastische Einziehung an der Curvatura major in Fällen 
hervorgerufen werden, wo zuvor keine Andeutung eines solchen Spas- 
mus vorhanden gewesen ist. l 

B o y ksen (Rostock): Biochemische Reaktionen bei Carcinom. Der 
Verfasser hat in vier Fällen von inoperablem Rectumcarcinom Ver- 
suche mit dem Abderhalderschen Krebsheilserum angestellt 


_ (Pferdeserum, * gewonnen durch Injektion von Lebermetastasen eines 


Mastdarmearcinoms vom Menschen). Die Wirkung des injizierten Serums 
auf diese Kranken war außerordentlich heftig. 

Paul Mende (Riga): Künstlich erzeugte Erkrankungen während 
des Krieges. Beobachtungen an russischen Soldaten. Der Verfasser hat 
in einem Hospital in Dorpat im Laufe von 13 Monaten etwa 800 Fälle 
von Selbstverstümmlung oder Selbstvergiftung beobachtet und ferner 
in weiteren 14 Monaten in einem anderen Hospital, auch in Dorpat, 
noch gegen 400. Er berichtet ausführlich darüber. 

A. Stühmer: Die Hirnschwellung nach Salvarsan. Wege zu 
ihrer Vermeidung und therapeutischen Beeinflussung. Es handelt sich 
um ein hochgradiges Ödem der Hirnsubstanz. Dieses führt zur Kom- 


pression und Anämie und damit zur Lähmung, wenn nicht vor Eintritt 


der Katastrophe die Grundursache aufhört, oder durch breite Trepa- 
nation Druckentlastung geschaffen wird. Auch diese Reaktion ist völlig 
analog der Serumkrankheit, sie tritt meist fünf bis zehn Tage nach 
der ersten Injektion auf. Gerade bei der tödlich verlaufenden Hirn- 
schwellung findet man rècht oft den Modus: erste Injektion — fünf bis sechs 
Tage Zwischenraum — zweite Injektion — Hirnschwellung. Ausschlag- 
gebend ist — wie bei der Serumkrankheit — der Abstand von der 
ersten Injektion. Das anaphylaktische Intervall führt erst zur Bildung 
der schädlichen Stoffe. Man muß daher dem Körper in jedem Falle 
Zeit lassen, auf die erste Injektion zu reagieren. Nimmt man also die 
Anfangsdosis -niedrig und hält nach der ersten Injektion ein Prob e- 
intervall von mindestens zehn Tagen ein, so wird man 
darauf rechnen können, daß sich eine etwa vorhandene Überempfind- 
lichkeit inzwischen gezeigt hat. Injiziert man zum zweitenmal bereits 
am sechsten Tage, so läuft man Gefahr, daß eine in der Entwicklung 
begriffene Überempfindlichkeitsreaktion durch die zweite Injektion un- 
heilvoll verstärkt wird. Der Verfasser hält jede Behandlungsart, die das 
Probeintervall nicht berücksichtigt, für bedenklich. Therapeutisch steht 
die breite Trepanation obenan. Sie ist das einzige Mittel, das 
bei Hirnödem lebensrettend wirken kann. Die Lumbalpunktion allein 
reicht zur Druckentlastung nicht aus. Der Verfasser macht dann noch 
einen therapeutischen Vorschlag. Da alsbald nach der Injektion Oxy- 
dationsprodukte des Salvarsans im Blutserum auftreten, die von Serum- 
bestandteilen synthetisch gekuppelt und dadurch chemisch und bio- 
logisch unwirksam gemacht werden, und da es vielleicht Menschen 
gibt, die gegenüber diesem synthetischen Produkt überempfindlich sind, 
oder bei denen das in ihm enthaltene Oxyd irgendwie zu schädlicher 
Wirkung frei wird, so hält der Verfasser den Versuch für aussichts- 
voll, in Fällen von drohender Hirnschwellung das schädliche Oxyd 
durch reichliche intravenöse und intralumbale Normalseruminjektion 
erneut zu binden. 


Weinberg (Dortmund): Zu den Nebenwirkungen des Neo- 
salvarsans. In zwei Fällen trat wenige Stunden nach einer Salvarsan- 
injektion eine Gebärmutterblutung auf, die sich in dem einen 
Falle nur durch Ausschabung des Uterus beseitigen ließ. Ferner wird 
darauf hingewiesen, daß bei starken Trinkern nach Salvarsaninjek- 
tionen Erbrechen und Ohnmachtsanfälle auftreten können. Bei derartigen 
Patienten beginne man daher mit ganz kleiner Anfangsdosis. Diese 


schweren Erscheinungen bei Säufern dürften darauf zurückzuführen 


= 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8. 


| Heilverfahren mit bestem Erfolge einschlägt, von dem er weiß, d 


23. Februar. 


rn — 


sein, daß es durch das Salvarsan zu einer akuten Hyperämie des Ge- 
hirns kommt, die begleitet wird von einer Diapedese der Blutkörperchen 
durch die vom Alkohol geschädigten Gefäße des Gehirns. 


Karl Cs&pai: Fleckfieberdiagnosticum oder frische Suspeasion. 
Das vom Verfasser hergestellte dauerhafte Fleckfieberdiagnosticum ist 
nicht nur gleichwertig mit der frischen, nativen Suspension, sondern 
übertrifft sie sowohl an Einfachheit der Methode, wie an Empfindlich- 
keit. und Zuverlässsigkeit. 


i F. Hamburger (Graz): Die Oberlegenheit oder Stichreaktion 
über die Cutanreaktion. Die Cutan reaktion ist eine sehr gute, be- 
helfsmäßige Methode, die aber — wenn negativ — immer ihre Er- 
gänzung durch die Stich reaktion unbedingt braucht. Andernfalls 
kann sie irreführen. Die Stichreaktion sagt zwar nichts über Aktivität 
aus, aber sie ist restlos genau. Die Intracutanreaktion ist nicht 


genauer als die Stichreaktion, dafür aber schwieriger anzustellen und 
schmerzhafter. 


M. Penkert (Stendal): Durch Genuß von Mohn bedingte schwere 
und tödliche Blinddarmerkrankungen. Der überreichliche Genuß von Mohn 
(„Mobnsuppe“, roher Mohn) hat in einem Falle ein schweres Krank- 
heitsbild hervorgerufen, in einem anderen sogar zum Tode geführt. Der 
reife Mohnsamen wird bekanntlich lediglich zur Gewinnung von öl 
verwandt und das Öl enthält im allgemeinen nicht die Opiate (das 
Opium wird vielmehr durch Anritzen der grünen Mohnkapsel und Auf- 
fangen des aus dieser herausfließenden Saftes gewonnen). Immerhin 
wäre es denkbar, daß der unreife Mohn doch Opiate enthält. (Es 
tritt ja auch bei Kindern nach Genuß von Mohn und \lohnspeisen 
Schläfrigkeit ein.) Aber trotzdem dürften in den mitgeteilten Fällen 
andere Momente in Betracht kommen, nämlich eine vollkommene Aus- 
stopfung des Dickdarmlumens durch die große Masse der im Magen- 
darmkanal nicht verdauten und nicht aufgelösten Mohnkörner. Durch 
den Druck dieser Mohnmasse wird die Darmwand geschädigt und für 
die Darmbakterien durchlässig (die gesunde Darmwand dagegen läßt 
diese nicht hindurch). Auch kann es zur Drucknekrose, Ulceration und . 
zum Durchbruch der ganzen Darmwand kommen (Perforationsperi- 
tonitis). Die Therapie besteht bei leichteren Fällen in reichlichen 
Gaben von Abführmitteln und Darmeinläufen, in schweren Fällen muß 
der Versuch gemacht werden, durch Cöcostomie und Spülung von bier 
aus den angestauten Inhalt des Colon ascendens zu entleeren. 

Alfred Bruner: Erfahrungen über Intensivbehandlung der 
Malaria im Hinterlande. Die Methode wird ausführlich mitgeteilt. Eine 
Schädigung des Organismus, besonders der Sinnesapparate, ist bei den 
vielen Tausenden von Bebandelten nie vorgekommen, hier und da traten 
Ohrensausen und Kongestionen oder leichtere Krämpfe auf, die sehr 
bald schwanden, dagegen hat die Intensivkur eine bedeutende Ver- 
minderung der durchschnittlichen Behandlungsdauer und eine besonders 
rasche Wiederherstellung der Kranken zur Folge gehabt. 

Becher: Osophagus-Kehlkopf-Pharynxschüsse. Die Durehschüsse 
des Ösophagus am Halsteil verlangen eine sofortige chirurgische Be- 
handlung wegen der so gut wie immer eintretenden jauchigen Pbleg- 
monen, die zumeist mit der Phlegmone des Mediastinums dem Leben 
ein Ende machen. Ist gleichzeitig, wie häufig, die Luftröhre oder der 
Kehlkopf verletzt, so muß tracheotomiert werden, aber möglichst tief. 

Geigel (Würzburg): Die Statistik nach dem Kriege. Statistik 
ist nicht zahlenmäßige Niederlegung und Gruppierung von Einzelbeob- 


| acbtungen. Das ist nur die Vorbereitung zur eigentlichen wissen 


schaftlichen Aufgabe. Auf die Beobachtung muß die Statistik folgen. 
Statistik in wissenschaftlichem Sinne ist nichts anderes, als: Die A0- 
wendung der Wahrscheinlichkeitsreehnung auf zahlen- 
mäßig ausgedrückte Erfahrungstatsachen, um daraus Schlüsse 8U 
irgendeinen ursächlichen Zusammenhang ziehen zu können, Wahrschein- 
lichkeitsbestimmung a posteriori. Viele Ärzte lehnen die statistische 
Bearbeitung namentlich klinischer Fragen ab und vertrauen mehr als den 
Zahlenreihen der eigenen „persönlichen Erfahrung“. So kann = 
kommen, daß der erfahrene Arzt, der einen an Pneumonie Erkrankten 
untersucht, ganz unbekümmert um die Statistik der Sterblichkeit bei 
der Pneumonie im allgemeinen, gleich die richtige Prognos® Sig 7 
in der Statistik nicht die allerbesten Resultate aufzuweisen hat. Er 
hat aber bemerkt, daß sich der vorliegende Einzelfall nicht mit dem 
Durchschnittsbilde deckt. Die Statistik gibt den Durchschnitt, der = 
fahrene Arzt behandelt den Einzelfall, er individualisiert. Desweg® 
jede Statistik ablehnen, heißt aber sich nur um das kümmern, was an 
selbst erlebt hat, und nicht auch die Erfahrungen anderer zur as 
ständigung seines Wissens benutzen, heißt, den ganzen Begriff vr 
Wissenschaft, soweit sie Erfahrungswissenschaft ist, ablehnen. ee 
Unsumme von Einzelerfahrungen, die der Krieg gebracht hat, 8 ec 
lich nutzbringender Weise zu verwerten, muß man die Statistik 10 


. Diagnose gestellt werden. ‘Um den Eingang der Speiseröhre dem Auge ., 
' zugänglich zu machen, wird der ganze Kehlkopf mit. einer besonders 
konstruierten Sonde unter} Leitung” des Kehlkopfspiegels nach vorn 
‚ gezogen. Vor Ansetzen des „Kehlkopfhebels“ muß der Kehlkopf mit 
10- bis 20°/iger Cocainlösung bepinselt werden. . | 
| Kisch (Prag): Ein objektives Symptom nach Schädelverletzungen. 
| Bringt man einem Menschen mit normalem Gehörorgan und Nerven- 
system einige Tropfen -einer etwa 16° kalten Flüssigkeit io‘ den äußeren 
: Gehörgang, so erfolgt: reflektorisch ein sanfter Lidschluß von ‚höchstens 
„ drei bis vier Sekunden Dauer. Dieser Ohrlidschlagreflex,, der bei 
„normalen Menschen stetsauszulösen ist, fehlt bei einem großen Teil 
„aller Schädelverletzten. oder ist im Sinne einer verlängerten Dauer — 
bis 19 Sekunden in einem Falle — verändert. Besonders häufig fehlt 


1:98 Februar "9 0.001919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr.8. 0 00..200000....497 BR 
derer Weise betreiben, als wie es. bisher geschehen ist. Entweder die | Teil des. ‚Respirationstraktus  'hängenbleiben, sondern erst .in einem. \ ni 
Ärzte, die die Kriegserfahrung®n statistisch bearbeiten wollen, ‚müssen | feinen Bronchus: aufgefangen werden.. ` n , ER“ o A 
sich des Rats eines Mathematikers ‚bedienen, oder sie müssen selber | : Lieben,(Radom): Beiträge zur Klinik der Infektionskrankheiten. En 
lernen, wissenschaftliche Statistik zu treiben, sie müssen: Wahrschein- | Verfasser teilt einige Einzelbeobachtungen mit, die das klinische Bild ER aap 
lichkeitsrechnung lernen. me: ee der Infektionskrankheiten ergänzen sollen; sie betreffen: den’ klinischen A ig 

Dietlen (Straßburg): Zur Frage des Hochschulunterrichts in.| Verlauf der Hirnblutungen bei. Fleckfieber; die Oberfläche der Milz 28 
Röntgenologie. Röntgenspezialisten. oder ` Spezialröntgenologen? Die.| bei Rückfallfieber; das epidemische Auftreten einer, Zahnfleischent- AE 
Röntgenologie ist kein klinisches Spezialfach, wie etwa die Urologie, | zündung; das Entstehen einer Endokarditis bei Scarlatina. © 
und erst recht nicht eine scharf abgezweigte Forschungsdisziplin, wie | , Heidler (Wien): Über Kriegsverletzungen des- Gefäßsystems. 
etwa_die Bakteriologie. Eine Methode, sei sie auch noch so wichtig, | Die Gesamtzahl der beobachteten Gefäßverletzungen betrug 163; davon i 
ist deswegen noch keine besondere Wissenschaft. Aber es ist not- |. betrafen 87 die. obere Extremität, 99 die-untere Extremität, 27 Kopf, En 
wendig, für die Röntgenologie selbständige, eigene Forschungs- und | Hals und Rumpf. Die Gruppierung nach den verschiedenen Folgen Ta 
Lehrgelegenheiten an den Hochschulen zu gründen. .Zu einer gleich- | der Gefäßläsionen ergibt die Einteilung in Blutung,. Gangrän und Aneu- N } 5 
wertigen Handhabung der Indikation und Beurteilung der Erfolge ge- | rysma. Der ‚Blutung kommt eine überaus ernste Bedeutung in der r 
hört die Schaffung von Centralstellen; Diesem- Ziele widerstrebt aber. | Kriegschirurgie zu; von 57 Fällen starben in unmittelbarer oder. mittel- ; Bar 
die gegenwärtig herrschende Richtung der Decentralisation (dabei wird | barer Folge ‘der Blutung 23. Therapeutisch kommt -in Frage Ligatur Ba 
das Mediastinalsarkom. in- der inneren, das Hautsarkom in der Haut- |. des Gefäßes am Orte der Blutung, am Orte der Wahl, Gefäßnaht und ind m 
und das abdominale Sarkom in der chirurgischen oder Frauenklinik | primäre Amputation. ‘Die erste Methode wird in der Mehrzahl der ee 
bestrahlt). S 0. F Bruck. | Fälle die richtigste sein. Zu bedenken ist, daß eine Gefäßligatur im- ff 

| TE o l stande ist, eine rubende Gasbrandinfektion zu entflammen. In 12 Fällen. a ; 

; enho he? kam es nach wegen ‚Blutung vorgenommener Gefäßligatur zur Gangrän un 

adiada LESENE Wochenschrift 1213; AT: A | des betreffenden Gliedes, viermal.schloß sich an eine Ligatur eine n 
Bl Eeim \ Zur Anwendung ‚der „Hypopharyngoskopie. In Gangrän. mit aufsteigender Gasbrandinfektion an. Die Gangrän als DR 
einem Fall von Carcinom des oberen Teils der Speiseröhre, bei dem | Folge der Gefäßverletzung kam 56 mal zur Beobachtung; unter den on” 
die Ösophagoskopie nicht zum Ziele führte, konnte mittels des von | Verletzungen überwogen die Schußfrakturen. Neben der Nekrose trat 4 7 
v. Eicken angegebenen Verfahrens der Hypopharyngoskopie die | 95 mal Gasbrand auf. Therapeutisch kommt bei Gangrän nur die dit 
Amputation in Frage. Aneurysma kam 40 mal zur Beobachtung; davon 


wurden 18 Fälle operiert; zumeist wurde die Ligatur vorgenommen. 
Die Erfahrungen mit der. Gefäßnaht reichen für ein abschließendes 
| | G.2. 


Urteil nicht aus. - 


| ` Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr.5. `` 
Witzel: Die anatomisch -chirurgische Orientierung für die Ge- 
hirnoberfläche und‘ die Gehirnkammern (Ventrikel). Mit Hilfe eines 
Liniensystems, welches auf dem rasierten Schädel durch Einritzen mit 
‘der Messerspitze genau- wiedergegeben werden kann, läßt sich eine 
. gute Orientierung über die Gehirnoberfläche und über die Lage der 


, Seitenkammern gewinnen. Wird. die sagittale Verbindungslinie zwischen 


Glabella und Inion halbiert, so liegt daumenbreit vor der Quermarke 
das obere Ende der Centralfurche, deren unteres Ende ‘gegeben ist 


£ wo ee 
RAE T i E o. 


ter ; 
“nu... en Ng ir g 
ENT I ee À 
: er: . u DER ra 
pr T E d Ei .- $ 


ER SER N 
Di wl ET EN ER ER 


| der Reflex bei Schädelknochenbrüchen speziell in der; Parietal- und 
- “Oceipitalgegend. | T ops 5 o 3 urche, e | 
N Prida v BERR IR. Zr Hämatologie der Grippe. Bei un- durch einen Punkt, daumenbreit hinter dem Jochbeinwinkel. In.den. | 
u ' komplizierter Grippe besteht ‘zumeist Leukopenie mit geringgradiger oberen drei Fünfteln der linken Seite. liegen die wichtigen motorischen ; nor. p 
TLA - Kernverschiebung nach: links mit erhaltenen Eosinophilen. oder An- Centren. In ähnlicher Weise läßt sich mit Hilfe: der Schädellinien,, die Be 2. 
ai Br. . ` sinophilie und geringer Verminderung der Lymphocytenwerte. Bei | Lage der Ventrikel bestimmen. Gipsabgüsse eines der Bearbeitung . i Ren 
m Lobulärpneumonie {fand sich””9@ mal Leukopenie, 7 mal Leukocytose. | zugrunde liegenden Präparates sind bei der Firma Dr. F. Krantz in ne 
: Die Fälle mit Leukopenie kamen bis ‘auf einen zur Ausheilung, die | Bonn erhältlich. v es ; Fee | o Be 
g Fälle mit Leukocytose bis auf einen zum Exitus. Bei eroupöser Pneu- | Böhler: Zur Behandlung von großen Wadenverletzungen und 11.2: Bek 
monie fand sich in der Mehrzahl der FällefLeukocytose, ingden letal en Um u Er men. N a MER. 
eddigenden Fäl 4 ie Bei e | hüten, wird das Bein in halber Beugung. auf ein Braunsches Geste) ToC EE 
-p Senden Fällen hochgradige Leukopenie Bei komplizieren Ir gelagert und am Vorderfuß ein Mastisolzug angebracht, dèr. die Zehen BREN -ii 
freiläßt und mit i kg belastet- wird.. Die Wundbehandlung ist offen, MEMBRI: i 
EHE E F ; u den r; 


-Pleuritis fand sich zumeist Leukocytose. 

Nr. 2 Mucha und Orzechowski: Ein Fall von tuber- 
tomyositis (Typus Boeck). Ein ausführlicher kasuistischer. 
eine Kombination einer eigenartigen Polymyositis und 
r 30 jährigen Frau. Die Hauterkrankung. wird 
us des Boeckschen Sarkoids: angesprochen; 
die Muskelveränderung zeigte weitgehende histologische Übereinstimmung 
mit- der Hautveränderung, sodaß beide ätiologisch einheitlich aufgefaßt 
werden. Die tuberkulöse Natur dieser Dermatomyositis ist wahrschein- 
lich, aber in diesem speziellen Falle mangels Tierversuche nicht erwiesen. 
u lamburger und Mülle ger (Graz): Beobachtungen über die 
Tuberkuloseinfektion. Verfasser haben in der Universitätskinderklinik 

durch regelmäßige Prüfung mit Tuberkulin verschiedentlich in der 
Anstalt stattgefundene Tuberkuloseinfektion feststellen und die näheren | 
dingungen, welche zu einer erfolgreichen Infektion gegeben sein 
‚nissen, aufdecken können. Es ergab’sich, daß es zu einer Tuberkulose- 
Infektion wohl in den allermeisten Fällen nur dann kommt, wenn eine 
Aunäherung zwischen zwei Individuen auf 1 bis 11% m, etwa in der Weise 
„Stattfindet, wie sie bei einer Unterhaltung zwischen zwei Menschen ge- 
i ist.. Kommt es zu dieser Annäherung, so kann selbst nach 
. Xurzdauerndem Zusammensein mit einem Bacillenhuster eine wirkungs- 
volle Infektion stattfinden, während das dauernde Zusammensein mit 
einem Bacillenhuster im selben Raume nicht zur Ansteckung. führt, 
Annäherung auf weniger als 2 m vermieden wird. Die 


.Kulöser Derma 
| Beitrag über 
Häuterkrankung bei eine 
als ein großknotiger Typ 


wenn eine 
ne &esche Anschauung wird bestätigt, daß die Infektion ‘durch 
„opfeheninhalation zustande kommt in der Art, daß nur diejenigen 


‚töpfehen gefährlich werden, welche bei der Einatmung nicht im oberen 


` 


die große Zehe wird durch einen Bindenzügel dorsal. gebeugt. 
Küttner: Bemerkung zu der Arbeit: „Über Umschneidung von 


| Nerven mit frei transplantierten Hautcylindern“. Das Verfahren ist be- 


ur Entstehung einer. Epitheleyste 


` 


kannt und hat bereits vor Jahren z 


und Atheromfistel geführt. . ` 
Oehler: Bemerkung zum Aufsatz von Prof, Dr, H. 


„Ein einfacher und brauchbarer Streckverband für den. Oberarm“ in 
Nr.35 dieser Zeitschrift (1918).. Um die Dislokation des oberen Frag- 
ments ad. peripheriam zu- verhüten, wird der. Vorderarm nicht hori- 
zontal gelagert, sondern mit'der an ihm befestigten Holzschiene vertikal 


gestellt. K. Bg: l 


Grisson:. 


r 5 


Nachruf auf den verstorbene 


klinik in Kiel, Prof. Werth. | Ve: 
Hofbauer: Soll die ventrale Antefixafion symmetrisch aus- 
geführt werden? Um auf die Vorzüge der absoluten Antefixation durch ’ 
Verankerung des runden Bandes. nicht zu verzichten und andererseits 
die möglichen Gefahren des Ileus infolge Verklebungen mit der vor- 
deren Bauchwand zu umgehen, wird auf.der einen Seite, zumeist rechts, 
die Ligamentfaltung und das Aufnähen der Schlinge -auf die Vorder- 
fläche des Uterus ausgeführt. Hierauf wird die Suspension .oder das 
Durchziehen einer Ligamentschlinge auf der linken Seite angeschlossen. 
Nach diesem kombinierten. Vorgehen pflegt der Uterus eine dauernd 


gute Lage. zu bewahren. K. Bg. 


` Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 5. o 
n ehemaligen Direktor der Frauen- 


4‘ 


ka 
`, 


= ° ..._. 
u em. 07T 
Pa a e FN 


m ER 
ie a -2 

ei len 

z er me 
` -© oa 
+ 4 KATOAA Ei . . - 
ay ES nn nn N 
ey Pi 
ie a D ia 
a Er iy P 


5 
IS 


198 


Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 1919, Nr. 1. 

U. Friedemann (Berlin): Die in der Heimat durch die De- 
mobilisierung drohenden Infektionskrankheiten, unter besonderer Berück- 
sichtigung der Diagnose. In gedrängter Darstellung wird der charakte- 
ristische initiale Symptomenkomplex von Cholera, Fleckfieber, Rück- 
fallfieber, Malaria und Pocken mitgeteilt. Unter Verzicht auf klinische 
Einzelheiten finden alle zur Diagnose hinzutretenden Momente vor- 
wiegend Berücksichtigung. _ 

J. Plesch (Berlin): Uber die pandemische Grippe. Das nur zu 
bekannt gewordene wechselvolle Bild der Grippe wird noch einmal 
fest umrissen. Bei der medikamentösen Therapie der Lungenkompli- 
kationen bevorzugt Plesch das Jodkali, dem er außer der expekto- 
rierenden auch weitere günstige Wirkung zuschreibt. Vielseitigen Er- 
fahrungen folgend, rät auch Plesch zu tunlichst konservativer Be- 
handlung der Pleuraergüsse, vornehmlich durch Punktionen. 

Adolf Bacmeister (St. Blasien): Die häusliche Behandlung 
der beginnenden Lungentuberkulose. Die Erfahrung, daß Rücksicht auf 
äußere und Berufsverhältnisse noch immer zahlreiche Tuberkulöse an 
der für jeden Fall. zu erstrebenden Heilstättenbehandlung hindert, gibt 
Bacmeister Veranlassung, die Durchführung entsprechender Maß- 
nahmen in- der häuslichen Pflege, auch unter beschränkten Verhält- 
nissen, anzuregen. Sein alle hygienischen und anderen Mittel um- 
fassender Heilplan setzt sich nicht nur ein ermüdendes Hinziehen des 
Leidens, vielmehr aktive Besserung als Ziel durch tunlichste Über- 
führung progredienter in latente Tuberkuloseformen. Im einzelnen sucht 
Bacmeister eben alle bekannten und erprobten Heilfaktoren den 
häuslichen Möglichkeiten anzupassen. 

Dippe (Leipzig): Säuglings- und Kleinkinderschutz; Arzt und 
Fürsorgerin. Als den Mittelpunkt der erstrebenswerten Säuglings- und 
Kleinkinderfürsorge sieht Dippe die Mutterberatungsstelle an; sie 
darf jedoch nicht in die Krankenbehandlung eingreifen, um Vertrauen 
und Mitarbeit der anderen Ärzte nicht zu verlieren. Eine große Zahl 
von staatlich auszubildenden Fürsorgerinnen soll gewissermaßen den 
Hauptteil der Einzel- und Kleinarbeit übernehmen und die Tätigkeit 
der Hebammen nach vieler Hinsicht ergänzen, weiterführen und aus- 
bauen. Hans Meyer (Berlin-Oberschöneweide). 


Therapeutische Notizen. 


Die Grippe behandelt F. Köhler (Köln) erfolgreich mit heißen 
Vollbädern. Er setzt jeden Grippekranken sogleich beim ersten Auf- 
treten der bekannten Erscheinungen (Kopfschmerz, Schnupfen, Rachen- 
kratzen, Husten, Abgeschlagenheit) in ein heißes Vollbad von 40 bis 
43° und von fünf bis sieben Minuten Dauer. Man gebe das heiße 
Vollbad ohne Bedenken auch. am zweiten und am dritten Tage, Der 
Verfasser hat den Eindruck gewonnen, daß es in zahlreichen Fällen“ 
echter Grippe möglich sei, das Auftreten der Bronchopneumonie zu 
verhüten. Aber auch da, wo diese ausgesprochen ist, erweist sich 
die durch das heiße Vollbad herbeigeführte Ableitung der Blutüber- 
füllung im Lungenkreislauf auf die Haut als äußerst günstig und führt 
eine Entlastung der Herzarbeit und einen Rückgang der katarrhalischen 
"Erscheinungen herbei. Die auf reflektorischem Wege gewaltig ge- 
steigerte Expektoration infolge der konsequenten Heißbad- 
behandlung entfernt unzweifelhaft Erreger und Toxine im wesentlichen 
Maße und beseitigt den Katarrh. Man dehne das heiße Bad nicht 
über sieben Minuten aus. Die Anwendung kalter Güsse 
nach dem heißen Bade ist zu vermeiden, da sie den Ablauf der 
Diaphorese stören, die sich vielfach über eine Stunde wohltätig hin- 
zieben kann. Nach dem heißen Bade befinden sich die Hautgefäße 
im Zustande der Lähmung, sodaß sie sich selbst auf starken Kälte- 
reiz nicht kontrahieren. Daher tritt keine Erkältung ein, weil eben das 
Blut nicht von der Oberfläche an einen Locus minoris resistentiae ge- 
trieben wird. Der Reflex von den sensiblen und Temperaturnerven 
aufs Herz bleibt erhalten, denn übergießt man den Körper nach dem 
heißen Bade kalt, so verlangsamt sich der vorher noch beschleunigte 
Puls sehr schnell und der einzelne Herzstoß wird kräftiger, ohne daß die 
Hautröte verschwindet. Fälle von Myokarditis, Fettherz, Arteriosklerose 
sind von der Heißbadtherapie auszuschließen, ferner auch orga- 
nische Nervenkrankheiten, sowie Hysterie und Neurasthenie, Da sich 
Arterien und Herz der veränderten Hämostatik anpassen müssen, so 
kommt es, falls sie durch Erkrankung dazu nicht mehr imstande 
sind, zu üblen Zufällen. Für den Gesunden ist ein heißes Bad, nament- 
lich nach körperlichen Anstrengungen, aber auch nach geistiger Arbeit, 
ein Labsal, da das Blut vom Gehirn abgeleitet und die Circulation aufs 
zweckmäßigste angeregt wird. Auch ist es äußerst wirksam bei 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8. 


Bronchopneumonien, bei denen die Bronchien bis in feinere Äste hinein 
mit Sekret angefüllt sind. Durch die Blutüberfüllung der periphe- 
rischen Gebiete wird offenbar eine wesentliche Entlastung der ent- 
zündeten inneren Organe herbeigeführt. (M. m. W. 1919, Nr. 5.) 

Die Behandlung der Grippe mit Diphtherieserum empfiehlt Hans 
Bettinger. Es werden die mit Lungenentzündung kom- 
plizierten Grippefälle einer Behandlung mit diesem Serum unterworfen 
(zwei- bis dreimalige intramuskuläre oder intravenöse Injektionen von 
2—8000 Immunitätseinheiten.. Das Mittel dürfte nicht nur auf den 
Allgemeinzustand (Toxikämie), sondern auch auf die l.ungenkomplikation 
günstig wirken. Das Wesentliche dabei scheint die parenterale Eiweiß- 
zufuhr zu sein, ähnlich vielleicht wie bei den Milchinjektionen. (Auch 
die mit Tuberkulin behandelten Patienten sollen, wie behauptet wird, 
nicht oder nur leicht an Grippe erkranken.) (M. m. W. 1919, Nr. 5.) 

F. Bruck. 

Die Behandlung der Grippe im Säuglingsalter ist eine sympto- 
matische. Im Beginn der Erkrankung empfiehlt Hunaeus, ein warmes 
Bad zu geben oder eine feuchte Einpackung des ganzen Körpers mit 
warmem Wasser (87° C) zu machen; ferner fleißiges. alle drei Stunden 
zu wiederholendes Abfrottieren mit Spiritus oder warmer essigsaurer 
Tonerdelösung, regelmäßigen Lagewechsel (Bauch- und Seitenlage) und 
fleißiges Herumtragen in Bauchlage. Zur Abkürzung des ganzen Krank- 
heitsverlaufes Darreichung von Chininpräparaten in Form von Euchinin 
und Aristochin. Gegen dje Verstopfung der Nasenhöhlen empfiehlt 
Verfasser, zweimal am Tage eine Messerspitze „Sozojodol“-Natrium_ in 
feinst verteilter Pulverform einzustäuben oder dreimal täglich vier bis 
fünf Tropfen folgender Mischung einzuträufeln: Rp. Zinc. sozojodolie. 
0,05, Novocain 0,1, Sol. Suprarenin. (1:3000) 8,0, Aq. dest. 10,0. D.S. 
Nasentropfen mit Pipette. Bei hinzutretender capillärer Bronchitis sind 
Bäder (85° C) mit kühler Übergießung, Senfwickel oder Senfbäder an- 
zuwenden, wobei nach Verfasser die sogenannten „Üzetbäder“ beson- 
ders empfehlenswert sind. Prophylaktisch ist für die Fernhaltung der 
erkrankten oder erkälteten Angehörigen von dem Säuglinge Sorge zU 
tragen. Händewaschen vor dem Anfassen des Säuglings, Vermeidung 
des Gebrauchs desselben Taschentuchs! Läßt sich die Versorgung durch 
die erkältete Mutter nicht umgehen, so veranlasse man sie, beim Zu- 
rechtmachen und Stillen des Kindes ein Tuch vor Mund und Nase a 
binden. Außerdem verwendet Verfasser seit Jahren die „Sozojodol i 
Präparate, namentlich als Einstäubung des Natronsalzes, propbylaktisch 
bei allen Kindern, die durch einen Mitpatienten oder eine Filegerin 
schnupfenbedroht sind. (Der Kinderarzt 1918, Nr. 11.) W. 

Das Rekonvaleszentenserum in der Grippetherapie empfehlen 
Rob. Pfeiffer (Wien) und H. Prausnitz (Graz). Denn die 
gerade bei der Grippepneumonie so auffallend stärker geger 
über anderen Pneumonien in den Vordergrund tretenden, on 
unerträglich großen Schmerzen, also die subjektiven 
Beschwerden, sind oft nach einer einmaligen Seruminjektion wie ver 
schwunden. (M. m. W. 1919, Nr 5.) F. Bruck 

Über Erodium cicutarium, das verschiedentlich als Hydrastis- 
ersatz in Vorschlag gebracht ist, hat Wasicky Untersuchungen an- 
gestellt. Es erwies sich frei von organischen auf den Uterus im Sinne 
der Hydrastis wirksamen Substanzen. Dagegen sind reichlich Kalium- 
salze vorhanden, die sich als ein stark erregendes, peripher wirkendes 
Mittel für den Uterus herausstelten. Erodium ist wegen der raschen 


Resorption und Ausscheidung des Kaliums und wegen der Giftigkot 
größerer Dosen als wertlos zu bezeichnen. (W. kl. W. 1919, NT A 


Bücherbesprechung. 


W. Cimbal, Taschenbuch zur Untersuchung von ne. 
verletzungen, Nerven- und Geisteskrankheif®® 
Mit 15 Textbildern. 8. Auflage. 255 Seiten. Berlin 1918, Verlag y 
Julius Springer. M 7,60. | 


d“ 
Das handliche Büchlein liegt bereits in dritter Auflage vor UM 


hat durch Ergänzungen, die besonders kriegsneurologische-rlahrung i 
betreffen, sowohl an Umfang wie an Inhaltsfülle gewonnen. ah ig 
nunmehr nicht bloß das Wichtigste, sondern so ziemlich alles n . 
was der Gutachter wissen oder beobachten muß. Die Darstellung 4 so 
geschickt der Gefahr aus dem Wege, die in einer Komprimierung 
reichen Materials liegt. Vielleicht könnte manches gar 7 Reflex 
Symptom ganz fortfallen. Sonst dürfte auch der Infraspinatus-, v (an 
sowie der Brissaudsche, der Piotrowskische und der DE 9 ao 
der Hand!) nicht fehlen. Auf Seite 163 könnte der Drehveist®. ngs- | 
Wanner bezeichnet sein. Im Register muß es unter ReflexpfÜ ne 
methode heißen: S. 180 statt S. 170, BErBSaDE"” 


u seltene N 


93, Februar. | 


\ 
f 


F Brodi ~ 
RC 2 oo 
us, EINE} 


en kigen 
je drii 
mer esie 
eiten) 9 


gaidį 


1 vorbi 
len a} 


hiai 


gih mehr 


3 suji i 


2 


‘idiopathisch auf neuro 


.. 


Be O Ka ee 
NT N. 
"a0. di Bart BE ; ; E ara ->y 
So Zuge Toe Pa te i a 
i ! Ba: Ze; U 
== a N i o 
y Ep er rar ` i 7 St 


4 


Berlin. , 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 5. Februar 1919.. 

Vor der Tagesordnung. ` Paul Hirsch: Fall von Ösophagus- 
dilatation. Eine Frau von 27 Jahren leidet seit ihrer Jugend an Husten- 
anfällen bei und nach dem Essen. Dabei hat sie Se 
Nimmt sie feste Speisen zu sich, so muß sie nach einigen Bissen größere 
Mengen Wasser nachtrinken, dann kann sie weiteressen, sonst aber 
bekommt sie Erbrechen. In den letzten Jahren. kam zu ihren Be- 
schwerden ein. Druckgefühl in der rechten. Brustseite. Sie ist eine 
kleine, unterernährte Frau mit kleiner Struma. Beim Husten wird sie 
blaurot im Gesicht. Über der rechten Brustseite hat sie eine aus- 
gedehnte Schallverkürzung, die über dem rechten Oberlappen zu voll- 
kommener Dämpfung wird. Im Röntgenbilde zeigt sie einen ungewöhn- 
lich breiten Schatten in der rechten Brusthälfte, der nach Spülung der 
‚Speiseröhre verschwindet. Es handelt sich um eine Dilatation der 


Speiseröhre von 2 bis 81 Fassungsvermögen. Ätiologisch ist: sie als 
pathischer Grundlage in früher Jugend entstanden 


zu deuten. i | nr a 
Aussprache. Kraus erblickt das Interessante des Krankheits- 


falles in der großen Ausdehnung des oberen Teiles der Speiseröhre, da 
in der Regel der untere Teil betroffen wird. g 
Rautenberg: Neues zur Röntgenologie der Nieren. Die von 
ihm angegebene Methode der Röntgenuntersuchung der Bauchorgane 
nach Lufteinblasung in die Bauchhöhle ist von ihm sehr vereinfacht 


‚ worden und sehr leicht ausführbar. Als‘ Instrumentarium verwendet 
er eine dünne Kanüle und ein Doppelgebläse. Die Nieren werden am 


besten in Seitenlage des Kranken nach Herstellung des Pneumo- 
peritoneums besichtigt. Die Konvexität ist öfter rechts von der Leber, 
links von der Milz bedeckt, aber man kann die Umrisse doch erkennen. 
Es ist derselbe Abstand der Röntgenröhre einzuhalten — 60 cm. Die 


Vergrößerung beträgt dann etwa’ !/ı. Die normale Niere ist 11 bis 


. 12 cm lang, 5 bis 6 cm breit. 
Formveränderungen, Tumoren, all 


‚als solche kaum erk 
bildern. 


- alten Methoden ist 


- b. 


F erhoben. 


~ Diagnostik dar. 
nahmen der Dar 


‚suchung gut abgeführt ‚haben. 
` gezogen unter Druck ein 
die hintere Rectusscheid 


Flüssigkeit der Spritze, 


auch bei Anlegen eines Pneumothorax beobachtet ist. 


‚kennen, Nierensteine wurden mit dem alten. Verfahren in ausreichender 
In vielen, hundert Fällen hat er nur in 4°/o. aller 


Zu beachten sind im Röntgenbilde 
gemeine Schwellungen und Schrump- 


fangen. Die Schrumpfung ist oft ‘so beträchtlich, daß man die Niere 
ennt. Demonstration von entsprechenden Röntgen- 


Aussprache. Lev y-Dorn: Die Methode hat manches für 


“sich, aber man hat mit den früheren Verfahren bei der Röntgenologie 


er Nieren ebenfalls gute Ergebnisse erzielt. Zur Ergänzung dieser 
sie gut zu verwenden. Gegen die Einblasung_von 
Luft in den Bauchraum werden von den Ärzten gewisse Bedenken 
Aufklärung über die Gefahren der Methodik-sind erwünscht. 
Leschke: Die Methodik stellt eine ‘große Bereicherung der 
Die einfache Aufblähung mit Gebläse erscheint nicht 
unbedenklich. Kennt einen Krankheitsfall, bei dem wegen carcinomatöser 
Verwachsungen durch das Einstechen der Nadel ohne Vorsichtsmaß- 
m angestochen wurde... Zu empfehlen ist die Pneumo- 
thoraxnadel, die in den linken Rectus abdominis etwas unterhalb des 
Nabels einzustechen ist, Der Kranke muß den Tag vor der Unter- 

Die nach Cocainanästhesierung ein- 
dringende Nadel ist an einer 20-cm-Spritze befestigt, Sie wird auf- 
gestochen, wobei sie zwei Widerstände über- 


windet, einen beim Einstich in die vordere und einen beim Einstich in | 
e. Hat die Nadel die letztere durchdrungen, 


so dringt sie in die freie Bauchhöhle, dabei entleert sich plötzlich die 
die den etwa vorliegenden Darm zurückdrängt. 
an die Möglichkeit der Verletzung des Darmes. 
dosiert er mit der Heniusschen Flasche. Die. 
1. etsuchungen sollen nicht nur im Liegen, sondern auch im Stehen 
vi Kranken gemacht werden. Ganz kleine Nierensteine sieht man am 
| esten nach Aufblasen des Nierenbeckens mit Sauerstoff. 

Hans Kohn ‚fragt nach der Gefahr einer Luftembo 


adurch vermindert m 
Die einzublasende Luft 


lie, die. 


J.Israel: Die Leistung der alten Methodik wird von Rauten- 


berg unterschätzt, Konturen der Nieren sind mit ihr gut zu er- 


Güte festgestellt, 


vallo. Versager gehabt. Für diese "Zwecke brauchte 'man das Ver- 


Persisfierender 


forderlich, 


ahren nicht 
Rautenberg: Schlußwort. 2 
agesordnung. Immelmann: Kaskadenmagen und 
sind die v Duodenalfleck. Zum Verständnis des Kaskadenmagens 
| eränderungen am Röntgenbilde des Magens beim Uleus er- 
Das in der Schleimhaut der kleinen Kurvatur sitzende 


ner. 1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. 8. 


hluckbeschwerden. ' 


_ Resektion. Die Umwandlung des eallösen Ulcus in das C 


"Naturwissenschaftl.-medizin. Gesellschaft. 


- Vereins- und Auswärtige Berichte. 


‚ Magengesehwür bedingt eine Einziehung der großen Kurvatur, Bei 
weiterem Eindringen des-Geschwürs, des Ulcus callosum, sieht- man 
‚kleinere Ausbuchtungen an den Konturen des Magens. -Wird das 
Peritoneum durchsetzt, so. kommt . es zum Ulcus penetrans und man 

sieht den Nischenmagen mit der charakteristischen. Luftblase, Zwischen 

anatomisch bedingten Sanduhrmagen und spastischen‘. Sanduhrmagen 

ist eine sichere Unterscheidung möglich. Bei Spasmen füllt sich 

nämlich erst der untere Teil, dann der obere, während es ‚bei. anatomisch 

bedingten Sanduhrformen umgekehrt ‘der Fall ist. Beim ‚Kaskadenmagen 

hun handelt es sich um eine Abart des Sanduhrmagens.. Es füllt sich 
zuerst der obere Teil des Magens, dann ein tie 

schoben ist. Er findet sich nur bei Ulcus ventriculi. | 

| Das. Duodenum kann bisweilen durch die Kontrastnahrung: zur 

Anschauung gebracht werden. Häufiger sieht man die vorübergehende 

Füllung der Ampulle des Duodenums. . Mitunter bleibt diese bestehen: 
Dauerbulbus. Eine diagnostische Bedeutung kommt diesem ‚Befunde 

nicht zu. Nur wenn es sich neben dem Dauerbulbus um gleichzeitige 
Superacidität handelt, spricht das für Ulcus duodeni. Schattenflecke 

im Anfangsteil des Duodenums, die stundenlang nach}Entleerung - des 
. Magens stehenbleiben, haben pathognomonische Bedeutung für -Uleus 
duodeni., Finden sich zwei Flecke, so sind zwei Ulcera vorhanden. 

Eine Täuschung kann entstehen durch Verwachsungen, bei denen es 

zu scheinbaren Duodenalflecken persistierenden Charakters kommen kann. 

Aussprache Schütze: Kaskadenmagen ist kein so seltener 


Befund, wie man allgemein annimmt. Die Kranken müssen nur hierfür 
in der frontalen Richtung. durchleuchtet werden. Das Duodenum kann . 


in 99°/, der Fälle dargestellt werden. Es ist wichtig, es zu beobachten. 
Die Duodenalflecke sind ohne Studium der Funktionen des Duodenums 
nicht zu. hoch zu bewerten. Beim Kaskadenmagen spielen spastische 
Dinge eine Rolle. En Fritz Fleischer. 


M. 


a; Frankiurt a. 
Ärztlicher. Verein: Sitzung vom’20. Januar 1919. ` 

Juracz (Eigenbericht): Über die chirurgische Behändlung der 
Magen- und Zwölitingerdarmgeschwüre, auf Grund eines eigenen Materials 
von 66 Magenresektionen und 82 Gastroenterostomien wegen Ulcus, 4 
Magenresektionen und 9 Gastroenterostomien wegen Carcinoms, insgesamt 
87 Resektionsfälle und 41 Gastroenterostomien. Die 
chirurgische Therapie hat "durch die Vervollkommnung der Diagnose 
in ‚bezug auf Ort und Art des Geschwürs, mittels des ‚Röntgenver- 
fahrens einen großen Aufschwung genommen. Der Hauptwert wird 


‚dabei der Durchleuchtun g beigemessen und dabei wieder neben 
den bekannten objektiven Zeichen die- Bedeutung‘ des circum- 


scripten, Druckschmerzes für die Erkennung des Ulcus am 
Pylorus, an dem Magenkörper und am Duodenum hervorgehoben. Den 
anderen klinischen Zeichen, vor allem auch den okkulten Blutungen 
wird ein ausschlaggebender diagnostischer Wert “abgesprochen. In 
15 Fällen war ein negativer Blutbefund bei bestehendem. Uleus vor- 
handen; in anderen Fällen mit positivem Blutbefund handelte es sich 
um Kolitis, Darmtuberkulose oder ändere Erkrankungen bei fehlender 
Erkrankung des Magens oder Duodenums. Von den üblichen Ope- 
rationsmethoden wird in erster Linie die Resektion des Geschwürs 
bevorzugt. Die Gastroenterostomie als Methode der Wahl kommt nur 


bei der . gutartigen Pylorusstenose in Betracht. Für das Ulcus der 


kleinen Kurvatur oder des übrigen Magenkörpers ist die Querresektion 
oder die Resektion nach Billroth II die Methode der Wahl. Das nicht 
stenosierende Ulcus des Pylorus ist. nach Möglichkeit auch zu re- 
sezieren. Die Nachteile der Gastroenterostomie werden näher erörtert, 
die Dauerresultate der Gastroenterostomie sind ungünstiger wie.die der ` 

areinom spricht 
ebenfalls gewichtig für die Resektion. Für die Behandlung des Ulcus 
duodeni wird die. Gastroenterostomie + der ‚Pylorusausschaltung nach 


vw. Eiselsb erg gefordert. Alle anderen Pylorusausschaltungen sind ` 


im Erfolg unsicher oder führen teilweise zu Beschwerden, Für die 
Querresektion. beträgt unter den jetzigen ungünstigen Kriegsverhält- 
nissen die Mortalität 10%, der Fernerfolg bis zu drei Jahren mit 
völliger Beschwerdefreiheit 80 %, die Mortalität für Billroth II ist 


etwas höher. (unter 18 drei Todesfälle), der Fernerfolg 83 %. 777m 


. Jena. | NE i 
| Sitzung vom 80, Januar 1919, 

Lexer: Vorstellung eines 20 bis 15 cm großen Röntgenulcus 
am Rücken eines Soldaten, entstanden nach mehrfacher Durchleuch- 


tung wegen Krampfartiger Magenschmerzen. Die Durchleuchtung wurde 


ferer,. der seitlich ver- 


aan 
. 3 


EEE a 


turp 
- s 


R ana 
rei, 


— = 
MOTORE 


URAAN anG 
wi ` ne 
n ~ © A . 
- pa re a 
. Fa Se 


a n 


eaen a. 
m -ran r 
en m ’ a ER 3 
x aan x arme 
— an s 
Cha % $ 


rn 

~ vn a 

-. ` Qa s r =; 
u - riat PTa 
P - 


* 
ro S a aa 
2 z TR 

a z 


2 <z mn 
z i 2 a a N 
ee- p n < A = - so 
On engen - Ar hr 

Eee nn, ei = e -> AN = 

A A m RE I I — sA 

mi w e eh ie en nn x. 

> 


a) 


N 
+ 
ee 
r x I: 
4 i i + 
ie 
r> alte 
ER 
R ji pas = 

| i E. NESER 
TAON IRET ANE 
ai [I - e rer 
E E u 5 
” BR. nor 
Fr as co R 
E A Fa ww‘ x 
4 Keo r J 
IKA R i Poa bak 
rt F i o e 
1 Di VE Ve 
IT; einig il 

E Tt yN 
Ha Bu N ‚e A 
HENTA epua 
AE E 
KIER TAER EA 
P. T. Be 
ale Be 
J % 2> pS FP Roe 
Di mb, N 
Mas N: rat 

ii Ya. poa 
tor Nun, 

er, OSI er 

‚pie Pe 

T Fiery g 
j ir 
Le AA 

‘AAI ade 
tn 
He a)? 
ne 45. 

u EPI 

1 
b Ro i ae 
j ee 
. IN RE 
-UP Cpa 
9 

{f è + a 

2. © a 

% u 
$ e sr: 

i Be.. E>” 

r } rA LNG 

d t G s 

34 N te 
W: sef 
i OERGEAN 
E, Fe 
$ ' H "2: 
A “ds 
s i A re" 
È + vo. 3 
Te 
T O 
ch i 
age | 
' TIE.. 

i 1 ee 
PEE 7 Pe, 
T T JE L 
a ' co 
A ea. 3 [22 
1 E: SRT 
Sr n. S 

Der ur 
Ir vi Bw. 
aS u 

P ` Eo ı 
II. Ps f o. a 
ENTE : 3 
3 PRAA 
t: Af pi En ‚dr 
II’ í rt 
d ARAA A pae H aika 
Ir, d N NE ei 
Fr } N 2 a PR 
Ken. .; ps; 

p EE 7 
Fi. Me 
Eo, 

ef 2 a an! 

i ER, hipy 

PHG ed 
aaa > 
ri -È he 

di T Sr a u 

~ E Rp t, 

nr 
WR en 
N ur 
za z 
* z u 1 ‘2 er 5 

j? GADS. i 
7 J T) RU 

zil TE. 

f iig K FR i 

NIIT, 

II F ‘ 

KARA: A: 

$ a 4 s> 

FA g. t > 
A. f r 

- i 2 

2 PONE 

i 7 3; E 

z ur S 

i 1, 

1 p 

P en 
METR ‚OH 

r 

' . S: 

O E 

poa A} i 

. T El. 

i E Bi’ 

wor 8 

H r 

> IAR, GAA 
{ za 
i h a, 

E i Ai i ; 

Ti 4 i > 
r Te j f P a (3 
Ban ' 
; fair r 


CP- AN u 
- baea aa Fu 


k Bu A 


E 
a an EE 


ne 7 


D 
i ’ 
i 


u 
u il 

[u 

d 

F 

on 

A 

8 

J 


x‘ 


200 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8. 


im Röntgenschirm innerhalb zehn Stunden zehnmal vorgenommen! Das 
Uleus mußte wegen der großen Schmerzhaftigkeit und, nachdem alle 
bisherigen Behandlungsarten in den Lazaretten versagt hatten, weit in 
der Umgebung und in der Tiefe ausgeschnitten werden. Darauf gelang 
es, die Heilung durch Epidermistransplantation zu erzielen, 


Berger berichtet über die Befunde am Gehirn. bei frischen 
Gehirnverletzungen an der Hand seiner im Felde gesammelten Er- 
fahrungen unter Vorzeigen von Präparaten und zahlreichen Zeichnungen. 
Er erwähnt, daß er bei schweren Schädeltraumen verhältnismäßig oft 
Veränderungen an den Nervenzellen des Ganglion Gasseri nachweisen 
konnte. In zwei Fällen, in denen schwere Granaten in nächster Nähe 
der wenige Tage später Verstorbenen einschlugen, fanden sich zahl- 
reiche capillare Blutungen in der Rinde des Großhirns, von denen der 
Vortragende annahm, daß sie durch die gewaltige Drucksteigerung 
bedingt seien; in einem dritten Falle, von dem ebenfalls Gehirnschnitte 
vorgelegt wurden, war es nach Mineneinschlag zu einer schweren 


Kohlenoxydvergiftung mit ausgedehnten subcorticalen Erweichungen 
gekommen. 


Wien. 
Gesellschaft der Ärzte. Sitzung vom 17. Januar 1919. 


E. Denk: Zur chirurgischen Therapie des Ulcus ventriculi. Be- 
züglich der Operationsmetbode bei Ulcus ventriculi und duodeni stehen 
zwei Parteien einander gegenüber, die eine, welche die Gastroentero- 
stomie vorzieht, die andere, welche die Resektion empfiehlt. Die 
Anhänger der Gastroenterostomie treten deshalb für sie ein, weil sie 
weniger gefährlich ist als die Resektion und dieselben Resultate gibt, 
während die Anhänger der Resektion anführen, daß das Ulcus ent- 
fernt ist und die Rezidivgefahr wesentlich verringert wird, daß die 
Gefahr des Carcinoms und die Gefahr des Ulcus pepticum wegfällt. 
Er demonstriert nun mehrere Patienten und die bei der Operation ge- 


die Radikaloperation doch gemacht werden mußte. Es zeigte sich in 
allen diesen Fällen, daß entweder das Ulcus selbst nach mehreren 
Jahren nicht geheilt war oder ein Ulcus pepticum sich gebildet hatte. 
In der Literatur sind derartige Vorkommnisse häufig berichtet. Hau- 
dek hat unter 66 Fällen nach Gastroenterostomie 26 mal die alten 
Uleusnischen oder neue Nischen gefunden. Es sind noch zwei Ge- 
fahren bei der Gastroenterostomie vorhanden: Blutung und Ulcus pep- 
ticum. Die Gefahr der Blutung scheint nicht groß zu sein; es sind 
nur wenige Fälle von tödlicher Blutung bekannt geworden. Er hat 
vor drei Wochen einen Tag nach der Pylorusausschaltung bel nicht 
radikal operablem Ulcus eine lebensbedrohende Blutung gesehen. Größer 
ist die Gefahr des Ulcus pepticum. Eine Reihe von Klinikern, welche 
anfänglich das Vorkommen des Ulcus pepticum geleugnet haben, haben 
es später gesehen; offenbar braucht es längere Zeit, bis es sich ent- 
wickelt. Den Prozentsatz nimmt man mit 2 bis 5% an, er ist aber 
offenbar größer. Eine weitere Gefahr nach Gastroenterostomie ist o 
Carcinom. Dies ist allgemein bekannt. Über die Häufigkeit des Vor- 
kommens des Carcinoms bei Ulcus gehen die Angaben weit ausei- 
ander, die einen geben 26 bis 60% an, andere nur 2 bis 4°. Man ist 
so weit gegangen, beim Auftreten von Careinom nach der Operation 
zu sagen, daß es sich schon damals nicht um Ulcus, sondern um Car- 
cinom gehandelt habe. Er zeigt Präparate, wo man neben bestehenden 
Geschwüren Careinom sieht. Diese Fälle beweisen aber nicht, daß das 
Careinom sich aus dem Ulcus entwickelt hat. Folgende Fälle sind a 
beweisend: Bei einem Patienten wurde die Diagnose auf peñetniero 
des Ulcus gestellt. Bei der Operation fand man ein großes paromo 
rendes Ulcus. Erst die histologische Untersuchung ergab ein ang 
nendes Carcinom von tubulärem Bau. Ein Patient, bei dem 1914 
stenosierendem Ulcus ad pylorum Gastroenterostomie gemacht wur 
bekam nach vier Jahren wieder Beschwerden. Die Röntgenunien 
suchung erweckt den Verdacht auf Neoplasma. Bei der Operation a i 
man ein Carcinom am Pylorus, offenbar aus dem Ulcus entstan = 
Ein Patient, der 1912 wegen narbiger Pylorusstriktur nach Ulcus T 
riert wurde, mußte April 1918 wegen Neoplasmas neuerlich oper h 
werden, also Careinom in der Uleusnarbe. Auch für diese Gruppe Y°? 
Fällen finden sich in der Literatur zahlreiche Analogien. Der PE 
der höheren Mortalität bei der Resektion ist nicht stichhaltig. Die p i 
schreitende Übung und Technik wird die Gefahr von 10% bei i 
Resektion gegenüber von 2 bis 4% bei der Gastroenterostomie a 
drücken.’ In den letzten zwei Jahren -wurden 78 Resektionen weg? 


= Königsberg i. Pr. 
Verein für wissenschaftliche Heilkunde. Sitzung vom 2. Dezember 1918. 


Die im Hörsaale der Medizinischen Klinik stattfindende Sitzung 
wird eingeleitet durch verschiedene Demonstrationen aus dem klinischen 
Material. Besonders interessant ist die Vorstellung eines syphilitisch- 
kranken Patienten mit einem bedeutenden Aneurysma der Bauchaorta. 


Klewitz: Über das postmortale Elektrokardiogramm und das 
Elektrokardiogramm Sterbender. Von einer Patientin, die ganz plötzlich 
starb, wurden Potentialschwankungen bis zu 85 Minuten nach Fest- 
stellung des klinischen Todes registriert. Die Saitenausschläge zeigten 
Ähnlichkeit mit denen, wie man sie gelegentlich des „Kammerflimmerns“ 
im Tierversuche erhält. Außerdem führt der Vortragende Elektro- 
kardiogramme vor, die von Patienten kurz vor dem Tode aufgenommen 
wurden. Durch Vagusdruck wurden starke Effekte erzielt, und zwar 
chronotrope, dromotrope und inotrope (?). 


Matthes: Über die Diagnose der Milztumoren. Vortragender 
erörtert eingehend die Differentialdiagnose der verschiedenen Er- 
krankungen mit Milztumor. Sch. 


Sitzung vom 16. Dezember 1918. 


Gerber: Ein Prühsymptom bei Erkrankungen der Aorta und 
des Herzens. Dabei berichtet er über Parästhesien des Halses, die er 
in einer Reihe von Fällen als ein Frühsymptom bei Erkrankungen der 
Aorta, sehr viel seltener bei Mitralinsuffizienz glaubt ansprechen zu 
können. Es handelte sich meist um Männer im vierten bis fünften 
Lebensjabrzehnt, bei denen sich früher oder später eine Recurrens- 
parese herausbildete. Diese Parästhesien betrachtet der Vortragende 
als Reizerscheinungen der sensiblen Fasern des Recurrens, dessen ge- 
mischter Charakter jetzt wohl nicht mehr bezweifelt wird. Die Par- 
ästhesien gehen oft der Lähmung voraus und gestatten deshalb bis- 
weilen eine schon frühzeitige Wahrscheinlichkeitsdiagnose., 


Birch-Hirschfeld: Die Entstehung und Behandlung der 
Netzhautabhebung auf Grund eigener Erfahrungen und experimenteller 
Untersuchungen. Durch anatomische Feststellungen gelangte er zu 
einer Bestätigung der von Leber und Anderen vertretenen Anschauung 
nach der präretinale Strangbildungen für das Entstehen, melir noch für 
das weitere Verhalten der abgelösten Netzhaut von Bedeutung sind. 
Der Vortragende geht sodann auf die Bildung des Netzhautrisses ein, 
aus dessen Form ein Rückschluß möglich sei auf die Elastizitätsver- 
hältnisse in der Netzhaut; er schildert das Verhalten der feineren 
Netzhautstruktur, besonders der Faltenverklebung und Flächenver- 
kürzung, und die Einwirkungen, die sich auf diese Vorgänge durch 
therapeutische Eingriffe erzielen lassen. Endlich äußert sich der Vor- 
tragende über die von ihm geübten Bebandlungsarten (Aspiration des 
subretinalen Fluidums, Injektion in den Glaskörper — Trepanation der 
Sklera, Aspiration, Druckverband) und ihre Indikationsstellung. Wenn 
seine Erfolge — an einem keineswegs günstigen Material erzielt — 
auch nicht als glänzende bezeichnet werden können (zirka 30% wesent- 
liche Besserung beziehungsweise Heilung), so ermutigen sie doch an- 
gesichts eines Leidens, das so geringe Aussichten auf Heilung bietet, 
zu weiteren Versuchen. Sch. 


nach Krönlein-Mikuliez operiert mit zwei Todesfällen, rn 
deren mit Querresektion ohne Todesfall. Bei einem Fall, See A 
wurde ein zwischen Magen und Niere liegender Absceß eröffnet, 
zweiten Falle wurde der verwachsene Choledochus verletzt. SR 
J. Heyrowsky zeigt an Röntgenpausen von penetriereD = 
Uleus, wie dasselbe nach Gastroenterostomie sich ständig Re 
bis die Nische nach drei Jahren vollständig verschwunden ist. AN = 
Klinik wurden unter 53 Operationen wegen Ulcus zwölf Resektionen $i 
macht bei Fällen, von denen man annehmen konnte, daß sie E ilt 
griff überstehen können. Nach Gastroenterostomie sind 65,5% 8° vn 
nach Resektion 58,8%. Duo- 
M. Haudek: Die Geschwüre des Magenkörpers und des das 
denums sind viel häufiger als die des Pylorus, während man früher 


des Magenkörpers berichtet. Unter 66 Fällen von Gastroenteroston r 
fand er 26, welche die Nischen unverändert zeigten. Fälle, welc a 
sechs Jahren operiert worden waren, zeigten fast durchweg Rezi Zu- 
Das Verschwinden der Nische beweist nicht die Heilung. Zum =r 
standekommen der Nische gehört der Spasmus der Muskulatur in 2 
Umgebung. Wenn durch die Therapie der Spasmus schwindet, iS 
Nische nicht zu sehen. Für die Operation ist die Lokalisation pn 
Geschwürs von Bedeutung. Bei der Konfiguration des Magens 


28. Februar. 


wonnenen Präparate, wo nach Gastroenterostomie früher oder später 


Ulcus gemacht mit zwei Todesfällen, also 2,7% Mortalität, 39 Fälle 


Er S. 
Gegenteil geglaubt hat. Schon 1914 hat er über 250 Fälle von Ulet 


+- 28; Februar. ` 


id duodeni s f: 


} 
i 


_ .» Scharf beobachtenden jungen Mann, der schon in seiner Doktordisser- 


` Ausspruch: „Ars medica tota. in observationibus“ ‘als Devise für sein 


. Qufzbringend verwerten zu können. 


fiel ihm die akustische Erscheinung ein, daß man beim Anlegen des 


nicht auf das Ulcus einwirkt. Die -Entwicklung des Carcinoms hat er 
in 5% beobachtet, wahrscheinlich ist sie aber häufiger. am 
K. Foramitti hat einen Fall nach: Gastroenterostomie wegen 
Blutungen relaparotomiert und alle. Seidenfäden noch im Magenge- 
funden. Er hatspäter bei Verstorbenen daraufhin untersucht und eben- 
falls häufig noch die Fäden gefunden. und um sie herum Zeichen chro- 
nischer Entzündung, die Umgebung 'callös,. starr. Deshalb macht er 
jetzt die Schleimhautnaht mit Catgut und ist damit zufrieden. Er wun- 
dert sich, daß bisher nicht die unilaterale Ausschaltung'nach v. Eisels- 
berg erwähnt wurde, die gute Resultate ergibt. =.. = 
J. Schnitzler hat schon im Jahre 1906 die Radikaloperation 
empfohlen und auf die Häufigkeit des Ulcus pepticum hingewiesen. 
Er glaubt nicht mit Haudek, daß durch die Gastroenterostomie ‘das 
Uleus ad pylorum geheilt wird, es werden nur die Beschwerden der 
Kranken zum Schwinden gebracht. Was Heyrowsky vorgebracht 
hat, beweist nichts; die Nischen schwinden oft nach interner Therapie, 
das kann nicht als Erfolg nach Operation, angeführt werden. Alte Zu- 
sammenstellungen beweisen, .daß nach Gastroenterostomien das Ulcus 
oft perforiert. Brenner hat bei dieser Operation oft ausgezeichnete 
Erfolge bei callösen Geschwüren gehabt. Auf das Geschwür selbst hat 


die Operation keinen Einfluß gehabt, aber auf die Entzündung in der. | 


Umgebung, wie auch Finsterer gezeigt hat, daß durch Gastro- 
enterostomie bei Carcinom die Entzündung schwindet und früher nicht 
operabel gewesene Careinome’operabel werden. Schon vor Jahren ist 

. & für die Radikaloperation eingetreten; auch die Ausschaltung ist nicht | 
von Nutzen, da das Geschwür, wenn es auch nicht von der Nahrung | 
belästigt wird, weitergreift. Man muß das Ulcus entfernen und so viel 


Magen, als nur möglich, ~ 


` - 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 8. 


die Gastroenterostomie nur bei-Pylorusuleus nützen. Die Operation 


soll eine Dauerdrainage des Magens herbeiführen, damit das Sekret | 
|. zwei ‘Patienten mit Ulcus pepticum gesehen hat und die fürchterlichen. 


wg 
4o- l, 
Le N 


' ‚ 
‘ ze. + 
= D 


 K.y.Eis elsberg: Die Gastroenterostomie und Pylorusaus- 
tung sind deshalb.um den Kredit. gekommen, weil, wer ein oder 


schal 
| Leiden derselben, sich nicht: mehr zu dieser Operätion entschließt. 
Die Operation ist so. zu gestalten, daß kein Reizzustand bleibt, und es 
ist sehr zweckmäßig, wenn man mit Catgut näht. Der zweite Grund, 
warum man die Gastroenterostomie verlassen ‘hat, ist das Carcinom. 
Die Differentialdiagnose zwischen Uleus und Careinom ist selbst bei 
offenem Magen schwer. Sicher ist die Resektion berechtigt, wo sie 
durchführbar ist. SE u ne neh 

= Ho Finsterer hat mit Catgut genäht und in drei Fällen nach 
drei bis vier Tagen schwere Nachblutungen gesehen, ein Fall ist-ge- 
storben. -Es ist wünschenswert, daß keine Seidenfäden im Magen 
bleiben, da sie zu Ulcus peptieum Veranlassung geben können. Die 
Gefahr der Blutung schätzt er hoch ein. Das Ulcus pepticum ist ge- 
wiß häufig nach Gastroenterostomie; er hat sechs Fälle gesehen: Er 
glaubt, däß die Entfernung eines großen-Teils des Magens die Hyper- 
sekretion vermindert. Sn E | 

W. Falta bat einen Mann mit starker Hypersekretion und 

Hyperacidität behandelt, bei dem Gastroenterostomie gemacht wurde. 
Man fand einen erweiterten Magen und ein callöses Geschwür am Py- 
lorus. Der Mann ist seit acht Jahren geheilt. Die Gastroenterostomie 
kann also doch unter Umständen recht guten Erfolg haben. 

= E. Denk: Wenn Heyrowsky gezeigt, daß ein Ulcus nach 
drei Jahren nach Gastroenterostomie geschwunden ist, so beweist-dieser 
Fall gar nichts. Er hat bei zwei Fällef nach Gastroenterostomie- zwei 
Monate nach der Operation die Nischen geschwunden gefunden. Nie- 
mand wird behaupten, daß die Geschwüre so rasch geheilt sind. Ex- 
perimentell ist nachgewiesen, daß die Resektion eines Teils des Magens 


die Hypersekretion zum Schwinden bringt. o, E. 


Rundschau. 


Zum hundertjährigen Bestehen des Stethoskops. 
. Eine Erinnerung an René Théophile Hyacinthe Laënnec. 
“ 5 ‘Von 5 ! j 
Stabsarzt Dr. Strauß, Berlin. 


Im Jahre 1819 erschien das grundlegende Werk Laönneces 

.„De l'auscultation mödiale ou Traité du diagnostice des maladies des . 
poumons et du cœur, fondé principalement sur ce nouveau moyen 
© @’exploration“, das die Welt bekannt machte mit der Erfindung des 
Hörrohrs und mit der Kunst der Auscultation. Wie alle große Neu- 
heiten, so entstand auch Laönnecs geniale Entdeckung nicht ganz . 
‚aus. dem leeren Raum heraus. Schon war 1761 Auenbruggers 
„Schrift über die Ergebnisse der Perkussion erschienen, sie war indessen 
Öffentlich nicht gewürdigt, ja sogar verspottet worden. -Erst der 
‚Lehrer Laönnees, -Corvisart, griff die vergessene Lehre 
‚Auenbrug gers wieder auf und übersetzte sie 1808 ins Französische. 
Jetzt wurde sie Allgemeingut der Ärztewelt und es blieb Corvisart 
und seinen Schülern vorbehalten, den Beginn- eines neuen Abschnittes 
"in der Geschichte der Medizin zu bilden. Corvisarts Vorbild 
blieb bestimmend und entscheidend für Laënnec. Es war dem 


tation: hippokratische Ideen verfocht und der sich den B aco schen 


Wirken gewählt hatte, nicht entgangen, daß Corvisart bei Herz- 
untersuchungen die Herzschläge in unmittelbarer Nähe der Brust 
abhorchte — ein Verfahren, das schon Hippokrates bekannt war.‘ 
Corvisarts Assistent Bayle, der spätere Schöpfer des Begriffs 
der Anschoppung bei der Pneumonie, legte dann das Ohr bei Herz-. 
fehlern auf die Präkordialgegend,. ohne jedoch dadurch in die Lage 
versetzt zu werden, das Gehörte richtig deuten und für die Diagnostik 
Dan © Dies gelang erst Laënnec. 
Jen. äußeren Anlaß dazu gab folgender. Vorfall: 1816 wurde er zu 
einer jungen herzleidenden Person gerufen, bei der sich mit den bisher 


— 
e 


Ohr a 
„Herztöne weit reiner und deutlicher, als er sie jemals beim unmittel- 


baren Auflegen des Ohres vernommen hatte“.: Dieser zusammengerollte 
Papierbogen stellt den ersten Versuch einer Hörrohrkonstruktion dar. 
Später verwandte Laënnec dazu stark gepreßtes Papier, ging aber 
schließlich dazu über, einen hölzernen Cylinder von einem Fuß Länge 
und 16 Linien im Durchmesser zu verwenden, der von einem Kanal 
durchzogen war und: am Fußende einen Obturator trug. Der Kanal 
entstand dabei ganz zufällig, indem Laënnec die Beobachtung 
machte, daß sich ein Hohleylinder besonders gut zur Erkennung von 
' Rasselgeräuschen vereigenschaftete. 
nicht für nötig, einem so einfachen Instrument — wie er es nennt — 
einen Namen beizulegen. Da dieses Hörrohr von 'anderer Seite als 


| Sonometer, 
bezeichnet wurde, so nannte es Laënnec Stethoskop (Brustforscher), 


da ihm „diese Bezeichnung s 
drücken scheint“. 


uf das andere Ende. Er hörte nun zu seinem Erstaunen die 


Anfangs hielt es, Laënnec 


Pectoriloque, Thoraciloque, cornet médicale. usw. 


einen Hauptnutzen am besten auszu- 


‘ 


Was die Laönnecsche Entdeckung und die darauf sich 


gründende „mittelbare Auscultätionsmethode“ für die damalige Zeit. 
bedeutete, läßt sich-am besten aus. dem Stand der Diagnostik vor 
100 Jahren erkennen, für welche z. B. bei Brüstkränkheiten Husten, 
Dyspnöe und Auswurf die einzigen Erkennungszeichen gebildet haben. 
Wie richtig aber Laënnec schon seine Entdeckung bewertete, 
beweist, die Entschiedenheit, mit welcher er immer betont, daß seine 
Auscultationsmethode nicht etwa Auenbruggers Perkussionslehre 
überflüssig macht. Vielmehr tritt er für eine feste Vereinigung beider 
Untersuchungsmethoden ein, „um die Diagnostik zum höchsten Grade 
von Gewißheit und ‚Evidenz zu bringen, den man in einer physischen 
Wissenschaft‘ erhalten kann“. Zur Nachkontrolle' dient die Leichen- 
'öffnung und man kann daher auch nur in Spitälern eine sichere 
und vollständige Fertigkeit in diesen Untersuchungsmethoden-- nach 


Laënnecs Ansicht erlangen. 


Die Grenzen der physikalischen Diagnostik steckt Laön n ec 


nun schon sehr weit, Er will durch Ausculation Leberabscesse fest- 


20 


stellen, auch durch Aufsetzen des Stethoskops auf ‚den. Processus 
mastoideus Obliterationen in der Tuba Eustachii erkennen. Überhaupt 
beschäftigen ihn Gehörprobleme dauernd. Auch will er im Wege: der 
direkten Schallübertragung mit Zuhilfenahme des Stethoskops. auf das 
Hörvermögen der Taubstummen einwirken. 2 Sy 
Es ist begreiflich, daß, Laënnec bei der Neuheit seiner Ideen 
und der Fülle großer Probleme nicht ohne gehässige Angriffe geblieben 
ist, Zunächst bestritt man. ihm: überhaupt das Recht, sich als den 


‚geübten Untersuchungsmitteln (Perkussion, Handauflegen) eine Diagnose 
| =ar stellen ließ. Das Ohr direkt auf die Brust zu legen verbot — 
le Laënnec selbst sagt — Alter und Geschlecht der Kranken, Da 


Ohrs an das eine Ende eines Balkens sehr deutlich hören kann, wenn 
am anderen Ende ein Nagelschlag geschieht, Um nun diese physi- 
be Re Eigenschaft der Körper zu -diagnostischen Zwecken zu 
3 nizen, nahm Laënnec einen Bogen Papier, rollte ihn fest zu- 

men, setzte das eine Ende auf die Präkordialgegend und legte sein. 


Bi s 
AWA rn 
peN an 


PE A E in 
tt Are 
ol G . Sr 


- 


Er 
ep ar DARIN 


2e 
Wi 


A 5 ER $ 
4 -3 ? Er 
Be SET ee, it >. . £ . RER: ` e 
re eu ` i = ei ha r T S mE PE EA 
a a en “s z © re Ai 
re bena W SE au, - » 
r ee 5 T 


= en wi Kia ce K u 


SAT na 
ren.” FE 


- 
ue 


Kun aa T ES 
pe er 2 

as aka 
Wr Ze 


a = dient 
e EN n 


EES š 
E SER SC -r 
E E E E r IH 


- 


E”; 
O y 


t Ba k 


.. r 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8. 


EOR TEEI A EA ; 3 : _ 


m 
> 


Erfinder des Stethoskops zu bezeichnen. Es erschien in Paris 1820 
eine Schrift von John Cross, aus dem Englischen übersetzt von 
Elie Revel, in der es über das Stethoskop heißt: „Dieses Instrument 
ist in England allgemein bekannt und wir wissen recht gut, daß, wenn 
man es mit dem Namen seines Erfinders bezeichnen sollte, es nicht 
den eines französischen Arztes führen würde.“ Die Schrift war gefälscht, 
John Cross hatte sie nicht geschrieben und Elie Revel war 
ein Pseudonym, hinter dem sich ein böswilliger, neidgeschwollener 
Kollege verbarg. Tatsächlich war La&nnecs Entdeckung für Eng- 
land etwas Überraschendes, jedoch auch in seiner Bedeutung völlig 
Gewürdigtes. Sir James Mac-Gregor, Oberarzt der Armeen 
und Generaldirektor der englischen Militärspitäler, befahl sofort allen 
englischen Militärärzten, das Stethoskop zu verwenden und ihre Beob- 
achtungen ihm in Berichtform vorzulegen. In großer Anzahl wanderten 
englische Ärzte nach Paris, um dort die physikalische Diagnostik unter 
Laönneces Leitung zu studieren. So mancher von diesen englischen 
Ärzten gelangte später selbst zu allgemeiner Anerkennung, es seien 
nur die Namen Hodgkin, Williams und Scott genannt, 


In Paris selbst erwuchs Laënnec in Broussais, dem Ver- 
treter der Irritationslehre, ein entschiedener Widersacher. Broussais 
greift die Forderung Laënne cs, die physikalischen Untersuchungs- 
ergebnisse durch autoptische Nachprüfung zu kontrollieren, mit großer 
Verständnislosigkeit an. Er sagt: „die an und für sich selbst be- 
trachteten pathologischen Veränderungen sind Gegenstände der bloßen 
Neugierde und haben für den, der sie studiert, keinen Nutzen“ (ich 
führe diesen Satz deshalb an, weil über Broussais in historischen 
Schriften sich Angaben finden, die ich nicht als zutreffend bezeichnen 
kann). Auch die wirkliche Überlegenheit der La&ännecschen Unter- 
suchungsmethode will Broussais nicht anerkennen. Er findet es 
charlatanhaft, daß Laënnec aus so kleinen und offenbar für ihn 
(Broussais) ganz belangloseın Anzeichen Diagnosen aufbaut und 
sie mit „staunenswerter Unverzagtheit“ vertritt. „Es scheint, als ob 
er (Laënnec) in dem Augenblick, wo diese Materie zuerst in rohem 
Zustand erschienen ist, im Innern des Körpers seiner Kranken ge- 
wesen sei, daß er sie hat wachsen, die Gewebe einnehmen sehen.“ 
Wenn man diese hämischen, vom Geiste abderitistischen Herostraten- 
tums getragenen Ausführungen Broussais’ liest, so sei darauf ver- 
wiesen, daß dieser medizinische Thersites sich in erster Linie in Paris 
dadurch auszeichnete, daß innerhalb seines Wirkungsbereichs (Militair- 
hospital Val de Grace) die höchsten Mortalitätsziffern herrschten, obwohl 
er doch eigentlich nur junge Männer im kräftigsten Lebensalter be- 
handelte. Broussais’ engherziger Unverstand ist ein würdiges 
Seitenstück zu den deutschen Angriffen, mit denen man einige Jahr- 
zehnte vorher Auenbrugger tot gemacht hat. Laënnec blieb 
das Schicksal Auenbruggers erspart. Zu stark hatte schon 
Corvisart jene Zeit beeinflußt und die Wege geebnet, die dann für 
Auenbruggers und Laënnecs Lehren gangbar wurde, 
Laënnec machte auch sofort Schule und als Piorry zum Stethoskop 
das Plessimeter erfand, da waren die Fundamente geschaffen, auf 


welche dann später der stolze Bau der modernen Diagnostik gestellt 
werden konnte. 


Die Zeit ist sonst im allgemeinen für naturwissenschaftlich- 
medizinische Bücher sehr abträglich., Liest man heute La&nnecs 
Schriften — bekanntlich die Lieblingslektüre von Traube —, so 
kann man ehrlicherweise nicht in Abrede stellen, daß auch sie in 
manchem das Schicksal aller alten Bücher teilen. Indessen veraltet 
berühren sie nicht, der hohe majestätische Geist, der aus ihnen spricht, 
verleiht diesen Büchern, die bestimmend für die ganze klinische Ter- 
minologie gewesen sind, einen unendlichen Reiz und gestaltet ihre 
Lektüre genußreich. 

So gewaltig und bahnbrechend das Wirken La&nnecs ge- 
_ wesen ist, so einfach ist sein Lebenslauf. Am 17. Februar 1781 in dem 

bretagnischen Städtehen Quimper geboren, war er zunächst Militärarzt, 
kam 1816 als Arzt an das Hospital Necker in Paris, wurde 1823 Pro- 
fessor und starb am 18. August 1826 an Lungentuberkulose, dem 
Leiden, der er so besondere Betrachtung gewidmet hat. Auch auf 
dem Krankenlager hat den großen Meister seine scharfe Beobachtungs- 
gabe nicht verlassen. Als man ihm den letzten Bogen seines Werkes 
brachte, warf ihn sein Leiden auf das Krankenbett. Laënnec hat 
die damals an sich selbst gemachten Beobachtungen in einem post 
scriptum in seinem Werke niedergelegt und wir sehen daraus, daß 
der gastro -kardiale Symptomenkomplex, wie er neuerdings durch 
Rieder, Hermann Strauß und Roemheld beschrieben 


wurde, schon dem großen Forscher durch Selbstbeobachtung bekannt 
gewesen ist. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 

Pockenfälle sind bisher zwar nur vereinzelt und in Groß-Berlin 
im ganzen etwa 20 an der Zahl aufgetreten, aber es ist bezeichnend 
daß an verschiedenen Stellen immer wieder Neuerkrankungen gemeldet: 
werden. Die dadurch gegebene Möglichkeit zur Weiterverbreitung der 
Seuche haben einen neuen Ministerialerlaß gezeitigt: „Die Erkran- 
kungen an Pockeu haben in Preußen neuerdings wieder merklich zu- 
genommen. Es ist daher zur Vermeidung ihrer Weiterverbreitung 
dringend notwendig, daß die Bezirks- und Kreismedizinalbeamten, So- 
wie die zuständigen Gesundheitsbehörden den Pocken erhöhte Auf- 
merksamkeit zuwenden. Von besonderer Wichtigkeit ist die recht- 
zeitige Erkennung der ersten Fälle, damit die zur Bekämpfung der 
Pocken vorgesehenen Maßregeln gegen die Weiterverbreitung der 
Pocken alsbald durchgeführt werden können. Insbesondere ist, soweit 
es nicht schon geschehen, durch öffentliche Bekanntmachung die ge- 
setzliche Anzeigepflicht in Erinnerung zu bringen und die Bevölkerung 
auch darüber zu belehren, daß zu Zeiten gehäuften Auftretens der 
Pocken auch Windpocken als pockenverdächtige Erkrankung gelten. 
Bei drohender Pockengefahr sind die öffentlichen Impfungen schleunigst 
in Angriff zu nehmen und durchzuführen. Auch ist, soweit notwendig, 
der Bevölkerung in Öffentlichen Impfterminen die Möglichkeit zu geben, 
sich der dringend anzuratenden Pockenschutzimpfung freiwillig und _ 
kostenlos zu unterziehen. Den in Krankenhäusern tätigen Ärzten und 
Pflegepersonen ist die Wiederholung der Impfung dringend anzuraten. 


Berlin. Das Reichsamt des Innern hat infolge einer Anregung 
des Betriebskrankenkassenverbandes die Bundesregierungen ersucht, 
durch Vermittlung der ärztlichen Standesvertretungen auf die Ärzte 
einzuwirken, sich in der Verordnung von absolutem Alkohol, 
Spiritus und spiritushaltigen Arzneimitteln, insbe- 
sondere für Krankenkassenmitglieder tunlichst zu beschränken. Nur 
in besonderen Ausnahmefällen dürfen auf einer Anweisung größere 
Mengen als 200 & verordnet werden. Über die Anregung, Zur 
Verbilligung der spiritushaltigen Arzneimittel den Alkoholgehalt der 
Tinkturen herabzusetzen, kann noch nichts Näheres bekanntgegeben 
werden, da die Versuche noch nicht abgeschlossen sind. 


Die Dr. Edelsche Heilanstalt für Gemüts- und 
Nervenkranke zu Charlottenburg konnte am 24. Februar 1919 auf 
ihr 50 jähriges Bestehen zurückblicken. Begründet von San.-Rat Dr. 


Karl Edel, steht sie jetzt unter der Leitung von San. -Rat Dr. 
Max Edel und Dr. Gustav Emanuel, 


Der Preis aus der Martin Brunnerschen Stiftung für Erforschung 
und Bekämpfung der Krebskrankheit für das Jahr 1915, im Betrage von 


1600 M., ist Prof. Ferd. Blumenthal (Berlin) zuerkannt worden. 


Hamburg. Der wissenschaftliche Assistent am Hygienischen 
Institut, Dr. Gaethgens, wurde zum Professor, der Assistenzarzt am 


Allgemeinen Krankenhause Barmbeck, J. Neumann, zum Sekundär- 
arzt ernannt. EN 


Frankfurt a. M. Prof. Dr. Levy, ehemals Vertreter der 


sozialen Hygiene an der früheren deutschen Universität in Straßburg, 
55 Jahre alt gestorben. 


Berlin. Zum Direktor der chirurgischen Abteilung des Kranken- 
hauses Moabit wurde Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Borchardt, dingle 
render Arzt am Virchow-Krankenhaus, gewählt. 


Prof. Dr. Ulrich Friedmann ist zum dirigierenden Arzt 
der Infektionsabteilung am Rudolf-Virchow-Krankenhause gewählt. 


Die Medizinische Fakultät in Montpellier hat ein Legat in Kun 
von etwa 1 Million Franken erhalten mit der Bestimmung, daß dara 


alljährlich ein Preis für die beste Abhandlung über die Heilung der 
Krebskrankheiten verliehen werde. 


Unter dem Titel „Varicen — Ulcus cruris — guu 
Behandlung“ von San.-Rat Dr. F. E. Clasen (Hamburg) wird in hrift 
im Verlag von Urban & Schwarzenberg, Berlin und Wien, eine St die 
über dieses schwere und doch so leicht heilbare Leiden erscheinen) 7, 
höchste Beachtung verdient. Das vom Verfasser seit Jahren mit STUFT. 
Erfolge erprobte Heilverfahren ist ganz dazu angetan, das Interesse : 
praktischen Arztes für diesen wenig beachteten Zweig der Ben 
der bisher dem Kurpfuscher reiche Ernte brachte, zu wecken un 


; ; Te. in N : zu 
zu einer Erweiterung seiner Tätigkeit und damit seiner Einnahmen 
veranlassen. 


Hochschulnachrichten. Berlin: Dr. Martin, Assl 
stent an der Chirurgischen Universitätsklinik, für Chirurgie fedizi- 
tiert. — Breslau: Priv.-Doz. Dr. Frank, Assistent der Me nr: 
nischen Klinik, der Professortitel verliehen. — Düsse nn nde 
Dr. Aschenheim, Oberarzt der Kinderklinik, für Kinderhel n nA 
an der Akademie habilitiert. — Halle a. S.: Prof. Wintera A: 
Privatdozent für Innere Medizin und Hydrotherapie, zum o. Hon 


professor ernannt. im 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8. 


di > 4 
A PAR | Be \ N ps 
Digitized by GO 08 le 


+ 


; Medi 


‚Erwähnung gefunden, aber mit ihrer Deutung hat man sich wenig - 
„beschäftigt. 


Teils der 


häufigen Parästhesien ‚und die seltenen objektiven Sensibilitäts- 


‚überhaupt, durch sie zu erklären versucht. Daß diese Verände- 
Tungen bei 
„dabei übersehen. 


‚Nerven hingewiesen, obwohl er mehr ein der Neuritis ver- 


Handbüchern 
und Höpfner : 
funde vorliegen, behaupten sogar, „daß das Nervensystem (aus- 
genommen die Nervenendapparate, die nicht untersucht‘ wurden) 
mit der Veränderung der | 
Erregbarkeit bei Trichinose 


untersuchten Nervenapparat. l 
ee eigener Angabe der Autoren nur der eine klinisch genau 
„rarstieht worden, und gerade von dem Kranken, der die schwer- 
sten elektrischen 


Der nur quantitativen Charakter, namentlich Herabsetzung der 


„negbarkeif, aber nie der indirekten galvanischen. Die Zuckung 
Ba ausgeprägter Ea.-R.“, doch erinnerte sie „auf den ersten 
sehr an typisch galvanische Ea.-R. des: Muskels“. ' Auch 


u ER Se RN Tre = 
I ee et er | A S E EO Te EN u eine 
i TIERE N x re ern EUN PRO E r a N SEEN ee RE ae ka AE A Ta Vye Pa E EVIT Da Se; A : 
en E Be l A =? ee Sao cada AON 2.‘ eier Be a L N: Sapoe ra i ' 
- >. van, a N aee Gi F Be a S ` er er ae 
Du =; . R ` . % 
i z t 
m ; u 
i \ ne t- 
sa T : ur” Pu: . 4 , 8 X = : l , l + 5 a y 
| en i ao A a B ; B N 5 
E ; zn z EENE . r 7 _ ; y 
EZTA S sias $ ~ aan o ta 2 -i i EN a i ʻe ie a Di a D ed ne ee . -> >i 
2421 | | = “2. März 1919. j XV. Jahrgang 
a p 
r. í 2 r ® arz e i g $ ® £ 
enep e A ee R - > = III. 
= C - : , ; , 


inische Klini 


Wochenschrift für praktische Ärzte - 
= K u | Urban a are 


m E Ä © -© Berlin 


t 


redigiert von | 
Professor Dr. Kurt Brandenburg 


Berlin 


Inhalt: Originalarbeiten:  S. Scho en born, Ungewöhnliche Neuritiden. F. Klewitz, Zur Klinik der infektiösen Grippe. F. Fischl, 
Beitrag zum Kapitel „Künstlich erzeugte Entzündungen und Geschwüre der Haut“ (mit 1 Abbildung): H. Engels, Zur Ösophagusatonie 
(mit 3 Abbildungen). . G. Eisner, Über die Pulsverlangsamung bei. Influenza. Differentialdiagnostische Schwierigkeiten zwischen Influenza 


und typhösen Erkrankungen (mit 2 Kurven). — Aus der Praxis für die Praxis: v. Cube, Über unsere Erfahrungen, mit Ristin bei Krätze — 


Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaft: A. Sokolowsky, Die nördlichsten Rindviehzüchter. — Ärztliche Gutachten aus dem 
Gebiete des Versicherungswesens: ,J. R. Rossbach, Frühsenile Demenz als Unfallfolge. — Referatenteil: W, Regen, Die Wundinfektion im 


Kriege. (Fortsetzung.) —— Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: 


Berlin. Breslau. /Frankfurt a. M. Freiburg i. Br. Greifswald. Hamburg. — Rundschau: Wiener Bericht. — Tagesgeschichtliche Notizen. 
> Der Verlag behält sich das. ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum. Erscheinen gelangenden Originalbeitrdge vor. 


Nm 


- 


Aus der inneren Abteilung des Stadtkrankenhauses Posen. 
Ungewöhnliche Neuritiden. 


. Von | 
Prof. Dr. S. Schoenborn. 


des Muskels, einer veränderten Erregbarkeit seiner contractilen 
Substanz“ zu sehen. Nun ist ja längst bekannt, daß Myositiden 
quantitative Herabsetzung der Erregbarkeit zeigen können. Einzel- 
fälle von sicherer Ea.-R,. bei zweifellosen Läsionen nurim centralen 
| Neuron (Eisenlohr), bei sicherer Dystrophie (Erb, Schultze 
und Andere), vor allem aber die schöne Arbeit von Grund über 
Abkühlungsreaktion zeigen, daß sogar eine typische partielle Ea.-R. 
durch reine Muskelschädigung vorübergehend zustande kommen 
‚kann!), Da liegt es freilich auch für den neueren Beobachter 
nahe, die elektrischen Veränderungen bei der Trichinose nur auf 
‚die bestehende Muskelzerstörung zu beziehen, die ja so auffallend 
‚im Symptomenbild ist, daß Kratz die „Muskellähmigkeit“ in die 
erste Reihe der Symptome rückt. Die übrigen Symptome des 
Nerv-Muskelapparats sind ‘teilweise ebenfalls als myogene deut- 
bar. Insbesondere trifft dies zu von dem Fehlen der Sehnen- 
reflexe. Ich möchte aber doch hervorheben, daß ich mehrfach 
starke Herabietzung und Fehlen der Sehnenreflexe sah-in Gebie- 
ten, deren Muskeln, im Gegensatz zu anderen Muskelpartien, -wo 
Schmerz, Schwellung, teigiges Gefühl usw. feststellbar war, 
keineswegs besonders schwer erkrankt waren, wie ja die von 
mir beobachtete Epidemie überhaupt eine leichte war und trotz- 
dem grobe Sehnenreflexveränderungen -aufwies. Die Hautreflexe 
fand auch ich ..wie andere Beobachter „nicht wesentlich alteriert“ 
(Stäubli). Parästhesien sind häufig und meines Erachtens nur 
schwer mit einfachen myositischen Veränderungen in Einklang zu 
‚bringen, zumal wenn sie mit so großer Konstanz auftreten, wie 
neben anderen Autoren auch ich sie beobachtet habe. Objektive 


I. Triechinellenneuritis. u i 

Die eigentümlichen Erscheinungen. im Nerv-Muskelapparat, 
welche die Trichinose in schweren Fällen fast immer, in leichten 
wenigstens andeutungsweise begleiten, haben schon eine häufige 


Die Mehrzahl der Autoren spricht sich überhaupt 
"nicht genau aus; selbst in der guten S tä ublischen Monographie 
Ist eine Definition der Ursache der Veränderungen im Nerv- 
Muskelapparat nicht gegeben. Die Tatsache der Zerstörung eines . 
Muskelsubstanz scheint den meisten zur Annahme einer 
Polymyositis zu genügen. Der Verlust der Sehnenreflexe, die 
(von den meisten unbeachteten) elektrischen Veränderungen, die 


Störungen werden lose mit dieser Polymyositis verknüpft und, wenn 
echter Polymyositis keineswegs die Regel sind, wird 


‚u Soviel ich weiß, hat nur Eisenlohr 1887 
mit einiger Bestimmtheit auf eine Beteiligung der peripheren 


wandtes Symptomenbild anzuerkennen geneigt war als eine echte - n anderer sie bi 
Polyneuritis.. Sein Standpunkt wird wenigstens in den größeren | Sensibilitätsstörungen sah ich freilich nicht. Immerhin beobachtete 
| Kratz einmal vollkommene Hautanästhesie für alle Qualitäten, 


(Oppenheim und Andere) erwähnt. Nonne 


die einzigen, von welchen elektrische Be- |" wenn er auch wie Stäubli objektive. Störungen als selten be- 


zeichnet. In Stäublis Monographie werden übrigens auch Er- 
höhung des Liquordrucks und das Symptom eines Meningismus 
Sehnenphänomene und der elektrischen | und anfallsweises Taumeln bei Augenschluß als Folge eines toxi- 
nichts zu tun hat“, und stützen ihre | schen Reizes erwähnt; auch das häufige Kernigsche Phänomen 
g auf den in drei Fällen negativen Befund im anatomisch. braucht keineswegs als Folge der Überspannung erkrankter Mus- 
Allerdings ist unter diesen Fällen -| keln gedeutet zu werden. l | 

y Liegen somit allerlei’ auf Beteiligung des Nervensystems bei 
Trichinose deutende Beobachtungen schon von- anderer Seite vor,, 
so glaube ich durch einige Beobachtungen die Wahrscheinlichkeit 
des Vorkommens echter toxischer Neuritis bei Triehinose erhöhen 
zu können. Bei der Epidemie, die ich 1917 hier beobachtete und 
deren vollkommenes Symptomenbild ich an anderer Stelle 2) be- 
‚schrieb, möchte ich folgende Befunde hervorheben, (Ich beschränke 


mich auf die Hauptpunkte,) i 


aschauun 


Veränderungen .darbot, liegt kein anatomischer 


efund vor, Die Veränderungen zeigten bei Nonne und Höpf-. 


'ekten und indirekten faradischen sowie der direkten galvanischen 


isweilen „auffallend langsam, aber nirgends so typisch träge - 


3) Freilich scheint mir bei Grund nicht zwingend dargetan; daß 


a wenigstens in einem Fall die An.-S. die K.-S, überwogen bei der Abkühlung der Muskeln Cireulationsstörungen und Abkühlung 
er en. Nonne und Höpfner schließen aber‘ hieraus nur, | des Nerven höchstens „eine ganz untergeordnete Rolle spielen“. 
n „den Ausdruck eines eigentümlichen irritativen Zustandes 2) D.. m. W. 1918. | | o, 


nl 


in 
ern 


mung - 
-~ ~ - 
a « m 
Rn < 
a O a 


= 


u, 
y 


r E E 
> - — _ oem 


> 


i 
ar 


nn 


4 ar 
Are 
Q RP > 
Ps Tlr, 
<3 Eee 
os ae ı 
A x 


- t ASi 


eur. 


jew a don en on 
N nn nn 
or en er, 


ee T 


Ne 3... 
ee n 


Fan 

TR ur 

-Tan he e en” 
A 


ar 


' 2 ` 
EEE Ton 


D a 
a 


Eo a ” 
SSaz Be Sy FEN 


oo. 


TATON a y- 


SA 
"o en 
Te 


(end 


-. 


©. ee 
= SET S E e OS 
u a A 2, qE 


ma N 


a 
nane GENE 
e = r 


"a 
eaP 
e 


Eye ns pS 
A S 


nn. -ama ta, 


Sm 


vu. 
a K, 


un a 
> 


—-_- Or 


Fe k $ 
.. - Dur -.. i re ag ` 
nn ler en en A S AE TAIS a E Ee a 


Te, a Br se ee on. FE = Et 
EEE = Se Denen PAD s A 5 e. 23 í 
Lai ai maira ET EN Zr RE ER Mrd . fi le s . 


204° 


I. Severina S., beobachtet vom 29. Mai bis 17. September. Schwerer 
Fall. 15 bis 31% Eosinophilie. Anfangs ödemfrei, später Ödeme nur an 
den Beinen. Muskulatur nicht geschwollen, spontane Schmerzen häufig 
ohne Druckschmerz, Albuminurie. Wochenlanges irreguläres, anfangs 
hohes Fieber. Diazoreaktion negativ. Anämie. Nervenstatus: Starke 
Parästhesien in scharf umschriebenen Gebieten. Medianus- und Ulnaris- 
links, Peroneusgebiet beiderseits. Keine sicheren objektiven Verände- 
rungen der Hautempfindung. Grobe Kraft in allen Nervengebieten 
herabgesetzt, Motilität erhalten. Deutliche Atropbie entwickelt sich be- 
sonders im rechten Medianus- und Ulnarisgebiete, Supinator, Interossei, 
Peronei. Beine weniger beteiligt. Hautreflexe rechts gleich links normal. 
Sehnenreflexe an den ersten Tagen schwach auslösbar; vom 6. Juni ab 
verschwinden beide Patellar-, Achilles- und Tricepsreflexe völlig; am 
28. Juni sind die Patellarreflexe wieder angedeutet, der linke Achilles- 
sehnenreflex zweifelhaft, der rechte deutlicher, Ende Juli alle Reflexe. 
wieder vorhanden trotz noch bestehender Gehunfähigkeit. Hirnnerven 
frei. (Heiserkeit zweifelhafter Ursache) Lumbalpunktion ergibt 
kaum gesteigerten Druck, Pandy und Nonne negativ, Liquor steril. keine 
Eosinophilie (nur ganz spärliche Zellen). | 

Elektrischer Untersuchungsbefund vom 21. Junit): Normale fara- 
dische und galvanische Erregbarkeit des N. ulnaris und medianus r., herab- 
gesetzt (besonders faradisch bis Ill, 10) des N. peroneus und tibialis 1., 
weniger herabgesetzt die vier Nerven an den gegenüberliegenden Extreni- 
täten, Direkte faradische und galvanische Erregbarkeit der Hand- und 
Vorderarmmuskeln r. gut, l. schlechter mit deutlichem Überwiegen der 
Anode, aber ohne träge Zuckung ; Quadriceps, Peroneusgebiet und Wade 
sind direkt faradisch (bei erhaltener motorischer Kraft) unerregbar, direkt 
galvanisch stark herabgesetzt erregbar (erst bei 13 bis 16 M.-A.) mit Über- 
wiegen der Anode, fraglicher träger Zuckung. 

Elektrischer Befund vom 28. Juli wenig verändert, nur faradisch 
etwas gebessert. Ich gebe die Ziffern für faradische Reizung wieder: 
N. medianus r. II, 3, 1. H, 2, N. ulnaris r. IHI, 6, 1. 111,6, N. peroneus 
r. III, 9, 1.111, 12, N. obturatorius r. = I. HI, 11, Thenar u. Hypothenar 
r. III, 4, 1. I, 8, M. supinator longus r. =.1. 11,8, M. quadriceps r. IV, 
l. III, 12, M. tibialis ant. r. III, 12, 1. H, 10, Wade r. HI, 11, 1. 111, 12. 

Elektrischer Befund vom 17. September (Entlassung): Arme: Normal, 
nur durchweg r. etwas besser erregbar als }. Beine: Faradisch indirekt. 
N. cruralis r. II, 10, 1. III, 10, N. peroneus r. II, 12, 1. II, 11 N. tibialis 
r. 111,8, 1. I, 7. Faradisch direkt: Quadriceps r. = 1. 111.9, Peroneus- 
gruppe r. 111,7, 1.111, 4, Gastroenemiusr. IH, 6, 1.111, 5. Galvanisch direkt 
und indirekt stark herabgesetzt; Nerven durchschnittlich bei 7 M.-A., 
Muskeln durchschnittlich bei 12 bis 15 M.-A., mit Überwiegen der Anode, 
aber ohne träge Zuckung. 

Ein Versuch mit Abkühlungsreaktion, zurzeit der Höhe der elek- 
trischen Veränderungen (21. Juni), ergab keine wesentliehe Veränderung 
der Zuckungsform. Die Zuckung wurde vielleicht noch etwas träger, 
behielt aber im wesentlichen den alten Charakter. Bei einer Sprech- 
stundenuntersuchung am 30. November bestanden noch geringe Ödeme 


und leichte Albuminurie, aber, keine elektrischen Veränderungen und 
keine Sehnenreflexstörungen mehr. Ä 


II. Meta P., beobachtet vom 6. bis 30. Juni. Leichter Fall. Ödeme. 
Eosinophilie 11%. Gliederschmerzen. Keine Muskelschwellungen. Mäßiges 
Fieber. Diazoreaktion negativ. Nervenbefund: Von den Sehnenreflexen 
sind die Patellarreflexe stark herabgesetzt, nur mit Jendrassik auslös- 
bar, Achillessehnenreflexe waren anfangs normal, wurden allmählich 
schwächer, verschwanden aber nie völlig. Keine Sensibilitätsstörungen. 

Elektrischer Untersuchungsbefund (27. Juni): Faradisch direkte 
Reizung: Wenig herabgesetzt (durchschnittlich II, 3 bis Il, 10, Gastro- 
enemius Ill; 6 und III, 7), indirekt stärker herabgesetzt: Peroneus II, 1 
und III, 2, N. tibialis III, 4 und III, 8, galvanisch stark herabgesetzt; 
Minimalzuckung: -N. peroneus 8 und 10 M.-A., N. ulnaris und N. medianus 
5 M.-A., Peroneusgruppe direkt 8 bis 10 M.-A., Quadriceps r. 12, 1.5 M.-A. 
mit Überwiegen der Anode. 


III. Apollonia St., beobachtet vom 5. Juni bis 5. Juli. Leichter 


Fall. Ödeme zweifelhaft. Eosinophilie 15 bis 28%. Muskeln druck- 
empfindlich, aber nicht geschwollen. Diazoreaktion negativ. Hautreflexe 
und Sensibilität ohne Besonderheiten. Trieepsreflexe gut, Patellar- und 
Achillessehnenreflexe sehr schwach, nur mit Jendrassik auslösbar. (Bei 
der Entlassung sämtliche Sehnenreflexe normal.) i l 

Elektrische Untersuchung: Faradisch starke Herabsetzung, indirekt 
und direkt (bis N. peronei 1. 111,7, M. peroneus r. IH, 10, 1. III, 8. Gal- 
vanisch ebenfalls die direkte Reizung stark herabgesetzt, bis P’eroneus- 
‚gruppe 10 und 11 M.-A., Quadriceps 12 und 14 M.-A., durchweg mit Über- 
wiegen der Kathode. | 


IV. Alfred J., beobachtet vom 1. bis 30. Juni. Starke Ödeme. 
Muskeln bei Bewegung sehr schmerzhaft, auffallenderweise nirgends 
Druckscehmerz. losinophilie 7 bis 43%. Sehnenreflexe bei der Auf- 


1) Ich bemerke, daß ich einen seit Jahren erprobten Multostaten der 
Firma Sanitas benutzte und daß bei der faradischen Prüfung sich die 
römischen Zahlen auf die (steigende) Einschaltung des Stroms auf 
numerierten Kontakten, die arabischen auf das Herausziehen des mit 
Skala 1 bis 12 versehenen metallenen Dämpfers beziehen. (Normale 
direkte Erregbarkeit etwa bei II, 1 bis II, 8, indirekte bei I, 10 bis II, 6.) 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9. 


2, März. 


= _ nn 


nahme erhalten, 16. Juni sämtlich 

Hautreflexe ohne Besonderheiten. 
Blektrische Veränderungen: Faradisch direkt und indirekt mäßig 

herabgesetzt, N. peroneus r. III, 4, }. 111,6, Mm. peronei r. I, 4. 1. 111,7. 


Galvanische lirregbarkeit weniger herabgesetzt, nur l’eroneusgruppe 
direkt r. = l. 8 bis 9 M.-A. Minimalzuckung. 


kaum auslösbar. Sensibilität und 


V. Martin St., beobachtet vom 2. bis 28. Juni. \littelschwerer 
Fall. Starke Muskelschmerzen mit erheblicher Druckempfindlichkeit. 
Starke Ödeme. Eosinophilie 13 bis 27%. Patellar- und Achillessehnen- 


reflexe anfangs mittelstark, später schwächer, doch nie verschwindend. 
Hautreflexe und Sensibilität ohne Besonderheiten. 


Elektrische Untersuchung: Faradisch direkt III, 12, indirekt LHI, 7. 
Galvanisch direkt 15 M.-A., indirekt An.-S. bei 5, K.-S. bei 15 \.-.\. Also 
für beide Arten starke Herabsetzung. 


VI. Kasimir Br., beobachtet vom 2. bis 30. Juni. Starke Ödeme. 
Muskulatur teilweise auf Druck und Bewegungen schmerzhaft. Eosino- 
philie 27 bis 37%. Sensibilität und Hautreflexe ohne Besonderheiten. 
Sehnenreflexe etwas schwächer als normal, aber erhalten. werden mit 
der Heilung ausgesprochen lebhaft. | 

Elektrische Untersuchung: Faradisch indirekt N. medianus r. III, 1, 
1. 11,6. direkt M. peroneus Ill, 6 bis 111, 12. galvanisch direkt Yuadriceps 
r, 10 bis 12 M.-A., 1.8 M-A. Minimalzuckung. Peroneusgruppe r. = 1. H 
M.-A., indirekt N. peroneus r. 5 M.-A., 1.10 M.-A. N. tibialis r. = 1. 11 
bis 12 M.-A. Also gleichfalls deutliche Herabsetzung. 

Bei allen oben erwähnten, genau beobachteten Fällen ließen 
sich also die vorstehend skizzierten elektrischen Veränderungen 
nachweisen. Sie betrafen ja überwiegend quantitative Herab- 
setzung, aber nicht nur der faradischen und der direkten galva- 
nischen, sondern auch der indirekten galvanischen Erregbarkeit. 
Außerdem war mehrfach ein Überwiegen der Anode und auch 
träge Zuckung nachweisbar, also durchaus das Bild der partiellen 
Ea.-R. Nun ist ja die träge Zuckung in ihren verschiedenen Ab- 
stufungen, namentlich auch in der Form der My.-R., nicht mehr 
als Kennzeichen der Erkrankungen des peripheren Neurons allein 
verwertbar; erwähnte doch jüngst noch Mendel, daß cerebrale 
Paresen und Atrophien nicht selten mit My.-R. einhergehen. Pilz 
behauptet sogar, daß ausgesprochen träge Zuckung bei Geistes- 
kranken normalerweise häufig vorkomme, wobei er sich freilich 
wesentlich auf Untersuchungen an den stets zweifelhaft kontra- 
hierenden Mm. Peronaei stützt, und auch das Überwiegen der 
Anode kommt z. B. bei der Abkühlungsreaktion vor. Aber das 
sind doch seltene Ereignisse gegenüber der partiellen Ea.-R. der 
Neuritis, und wenn wir unser Krankheitsbild zusammenfassen, WIe 


es meine Fälle zeigen: Parästhesien in oft‘ abgegrenzten Haut- 


nervenbezirken, Sehnenreflexstörung, die gelegentlich bei der Hei- 
lung in Steigerung umschlägt, elektrische Veränderungen von em- 
facher quantitativer Herabsetzung bis zu echter partieller Ea.-R,, 
— in einem Falle auch Atrophie —, so ist jede andere Erklärung 
gezwungen gegenüber der einer toxischen Neuritis. Daß eme 
solche auch theoretisch wohl bestehen kann, beweisen die Unter- 
suchungen von Flury. Die „Capillargifte“, die nach ihm auch 
die Ödeme verursachen, konnte er aus trichinösem Muskel dar- 
stellen, und fand, daß sie zu Darmblutungen, Lungenblähung und 
Lungenödem führen können und mindestens das Frühödem, die 
Ekehymosen usw. bedingen. 

Diese Neuritis reiht sich an zahlreiche andere toxische und 
infektiöse Neuritiden, wie wir sie nach bakteriellen, rheumatischen 
und traumatischen Schädigungen des Nervensystems sehen, UB- 
gezwungen an. Die wenigen negativen anatomischen Befunde IM 
Nervensystem scheinen mir demgegenüber nicht allzu schwer zu 
wiegen. Ich glaube, wir haben das Recht, von einer echten 
„Lrichinellenneuritis“ zu sprechen, welche sicher nur selten 
schwere Formen annimmt, aber rudimentär bei den meisten l ällen 


intensiver Infektion vorkommen dürfte. 


nn 


II. Multiple Wurzelneuritis als Ausgang eine! 
tuberkulösen Meningitis. l 
Ich wurde am 6. Januar 1918 konsultativ zugezogen zu einem 
Kranken, der folgendes Symptomenbild darbot: \nxitis 
; H. v. B, 11 Jahre, meist gesund bis auf eine subakute D o 
links vor einem Jahre, die ausgeheilt sein soll. In der Familie mehrer” 
Fälle von Lungen- und Knochentuberkulose. Hat in den Weihnach : 
ferien noch gejagt, sich vielleicht erkältet; seit vorgestern Nacke 
schmerzen, Übelkeit mit Brechreiz, etwas Kopfweh. fin 
3. Januar 1918 Befund: Leidlich kräftiger Junge, liegt stel ejt 
gerader Haltung im Bette, Bewußtsein frei. Innere Organe SOY 
untersuchbar ohne Besonderheiten. Urin kein Eiweiß, 


Puls 84, Temperatur 888. Kein Milztumor. lLungenspitzen etwas 
suspekt. Ausgesprochene Nackenstarre, Dernographie, Uperorrag 
barkeit und Druckempfindlichkeit der Muskeln. Kerig ® 


kein Zucker. . 


dla Lli E 
Peronas 


> 


TAE S 


a a 
"wm egn. - +» 


Fre ung 


U ku: 


Haut- und Sehnenreflexe rechts gleich links positiv. Ekzemrest (Herpes?) 
am Kinne, Ohrenbefund normal. Nirgends Paresen. Lumbalpunktion: 
Druck kaum erhöht, Liquor fast klar, Nonne positiv, Pandy positiv. 
Zellbefund: Mittelstarke Pleocytose (Fuchs-Rosenthalsche Zähl- 
kammer 20 Zellen) mit 54% Lymphocyten und 46% vielkernigen.. -Im 
Ausstriche zunächst keine pathogenen Keime, im Faden einige sichere, 
färberisch einwandfreie Tuberkelbacillen. Zum Tierexperiment waren 
leider keine Tiere verfügbar.- | | 

Diagnose: Meningitis tuberculosa. 


Tuberkulintherapie nach Ponndorf; : f 
12. Januar 1918. Keine Verschlechterung, nur mehrfach Erbrechen 


und viel Schmerzen in Hüfte und Schultern. Befund: Temperatur um 


Therapie: Punktionen usw. 


37 axillar, Puls 72 etwas gespannt, die Nackenstarre besteht noch, Hirn- 


nerven ohne Besonderheiten. Bewegungsfähigkeit der Extremitäten un- 


Keine Sensibilitätsstörung, kein Babinski. Die Sehnenreflexe scheinen zu 
fehlen mit Ausnabme des rechten Achillessehnenreflexes; Bauchreflexe 
schwach. Lumbalpunktion: Liquor klar,. Zellvermehrung etwa wie am 
8. Januar, überwiegend Lymphocytose, keine Tuberkelbacillen mehr. 

20. Januar 1918. Befinden besser, kaum Kopfweh, dagegen mehr- 


fach Erbrechen, starke Schmerzen in Armen und Beinen. Befund: Fieber- 


frei; Kopf fast frei beweglich, nur Hebung noch schmerzhaft. Arme und 
Beine sehr empfindlich gegen Streckung. Nervenverlauf überall druck- 
schmerzhaft; auch die Muskulatur druckempfindlich, doch weniger. aus- 
gesprochen als die großen Nervenstämme Nirgends sichere 


Paresen. Beide Achillessehnen- und der linke Patellarreflex fehlen, 
iquor - 


rechter Patellarreflex- schwach auslösbar. Lumbalpunktion: 
klar, nur noch vereinzelte. Lymphocyten, auffallend starker Fibringehalt, 


Spontangerinnung des ganzen Röhrcheninbalts. 


28. Januar 1918.- Mehrfach Erbrechen und Hinterkopfschmerzen. _ 


Temperatur bis 87,5 axillar, sonst subjektiv befriedigend. Befund: Recht 
munter, Hirnnerven frei, Augenhintergrund keine Stauung (Papillen 
eher etwas hell), lebhafte Schmerzen ` bei allen passiven Bewegungen, 
vor allem Streckung der Arme und Beine, deutliche Paresen an Rumpf 


. - und Extremitäten. Beteiligt daran sind an der oberen Extremität die 


ganze Bicepsgruppe, Deltoideus, Trieepsgruppe und Fingerstrecker, an- 
scheinend auch Serratus anticus und Pectoralis; an den Beinen die vom 
Cruralis versorgten Muskeln am Oberschenkel und die Wadenmuskulatur. 


Peroneusgruppe und Flexoren am Oberschenkel erscheinen besser (Unter- 


suchung durch die lebhaften Schmerzen erschwert). Paresen am Arme 
rechts, an den Beinen vielleicht links stärker. Von den Sehnenreflexen 
fehlen die Achillesreflexe und der linke Patellarreflex; 'Patellarreflex 
rechts deutlich. Hautreflexe und Sensibilität ohne Besonderheiten. 
Der weitere Verlauf war nun der folgende: Das Allgemeinbefinden 

och gestört. Der Kranke hatte viel Erbrechen, Hinter- 


. blieb zunächst n 
erzen in allen Gliedern längs der Nervenstämme. 


‚kopfschmerzen, Schm 
onders nach vorn, bleiben lange empfindlich, a 
ie 


Kopfbewegungen, bes 

ötreckung der Extremitäten und Druck auf die Nervenstämme. 
Hirnnerven zeigen niemals sichere Veränderungen. Von den übrigen 
gebieten bildeten sich hochgradige Paresen aus beiderseits in 


.. Nerven 
Triceps, Deltoideus. Bicepsgruppe, Supinator. An den Beinen waren. 
eroneusgruppe und Wade ‘beiderseits geschwächt, aber 


Quadriceps, P 
chr als rechts, Mitte Februar zeigten sich die ersten 


stets links m 
‚ Atrophien am Thenar und den Vorderarmmuskeln rechts. Bauch- und 
BERNER lexe waren normal, Patellarreflexe rechts erhalten, links fehlend. 
eide Achillessehnenreflexe fehlen, das Sensibilitätsbild stets intakt.: 
elektrischen Untersuchungen hebe ich diejenige vom 4. Februar 


Von den 
Bicepsgruppe, Triceps, Quadriceps und linke Peroneusgruppe 


hervor: 

unerregbar, Radialisgebiet rechts gleichfalls unerregbar, rechte Peroneus- 
gruppe nur vom Nerven aus erregbar. Ende Februar ähnliches Bild, 
Adductoren am Oberschenkel besonders links unerregbar, bis- 


auch die 
Erbrechen auf, Kopfschmerzen 


her aber nirgends träge: Zuckung. 
RN Anfangs März trat wieder heftiges : 
‚Und Anorexie. Der linke Arm besserte sich schon erheblich, am rechten 


war die Oberarmn 
ofderarme deutliche Atrophie. Däs rechte- Bein war gut bis auf ge- 
während am: linken Beine‘ die ®berschenkel- 


schwächte Adduetion, 
ganz, am Unterschenkel namentlich die Wade unerreg- . 


Muskulatur fast 

bar blieb. Rine Lumbalpunktion am 9. März ergab wasserklaren Liquor 

unter normalem Drucke, keine Zellvermehrung, mikroskopisch keine 

pathogenen Keine, Nonne- und Pandysche Reaktion schwach -positiv, 

eine Fibrinvermehrung. u ur 

Weiterhin treten. während die centralen Erscheinungen zurück- 
eicht erhöhten Temperaturen (bis Anfang April 


gehen, bei immer noch | 
Doch gelegentlich 380 rectal), und nur noch etwa älle acht Tage bis 
hinein Erbrechen erfolgt; die Paresen und Atrophien 


In. den Sommer 
ae Vordergrund. Während in einzelnen Nerv-Muskelgebieten sich 
= 5 ‚neufliche Besserung zeigt, bleiben andere stark geschwächt und 
Ext ild wird dem einer abgelaufenen Kinderlähmung ähnlich. Die 
wurde 1 tenschmerzen treten nur noch bei Streckung auf. Ende Juni 
strech olgender Befund erhoben: Kopf- und Hirnnerven frei, Gelenk- 
empf a besonders in der linken Schulter und im linken Knie noch 
Er h n lich, Tricepsreflex fehlt rechts, ist links schwach, Patellarreflex 
Von Pir ist rechts deutlich, Achillessehnenreflex fehlt beiderseits. 
- den Muskeln ist der Deltoideus beiderseits unerregbar, atrophisch, 


’ + 
; - 


© -1919:— MEDIZINISCHE KLIN 


positiv, ebenso Streckungsschmerz an den Armen, -Spinalirritation. 
Pupillen rechts gleich links normal reagierend. Hirnnerven frei. Alle 


ıuskulatur ziemlich komplett gelähmt, am Thenar und 


) 
` 1908, Nr”13. — Die Lumbalpunktion usw. Volkmanns kl 
` 1905, Nr. 884. — Lumba 


f 20. 


P N e 


IK — Nr, 9. 


y 


 Muskelgruppen ziemlich gut. Der Supinator ist beiderseits atrophisch, 
-aber trotzdem leidlich erregbar. Die Beuger und Strecker am Vorder- 
arme sind beiderseits fast normal, obwohl etwas atrophisch, ‘Thenar und 
Hypothenar rechts fast unerregbar, atrophisch, links leidlich erregbar. 
Bauchmuskeln und Glutaei sind beiderseits leidlich. Der Quadriceps ist 
. rechts schwach, nur eben erregbar, links gelähmt und unerregbar. Die 
Beugergruppe am’ Oberschenkel ist- rechts ‚leidlich, links fast unerreg- 


‘bar, die Peroneusgruppe rechts ziemlich normal, links faradisch eben 
erregbar, aber stark geschwächt. Die Wade ist rechts faradisch. und 


galvanisch fast normal erregbar, während sich links komplette Ea.-R. zeigt. 
Im rechten Bicepsgebiet, im Thenar und Hypothenar, in der linken 
Wade zeigt sich jetzt deutlich galvanisch träge Zuckung, ohne daß 


aber die’ Anode charakteristisch überwiegt. on 
| "Der Knabe machte dann neben der üblichen elektrischen und 
mechanotherapeutischen Beeinflussung-eine Kur in Bad. Landeck. durch. 
Der Zustand besserte sich andauernd langsam weiter., Gegenwärtig, 


verändert, nur heftige Schmerzen bei aktiver und passiver Streckung. ( 
.| Ende, November, ist folgender Befund zu erheben: 


Das Allgemeinbefinden ist ungestört; bei zufälligen Erkrankungen 
überwiegt stets, auffallend erheblicher Hinterkopfschmerz und Brech- 
neigung. Die Lähmungszustände bieten jetzt- folgendes Bild:. Rechter 
Oberarm, Schulter, Hand sowie linker Oberschenkel sind ‘deutlich atro- 
phisch. Deltoideus ist rechts gelähmt, links innervierbar, aber schwach. 
‚In der. Bicepsgruppe besteht links leidlich gute, rechts erst wieder be- 
ginnende aktive Innervation. ‘Der Supinator ist links gelähmt, rechts 


schwach. Beuger und Strecker am Vorderarme sind beiderseits fast 


normal, ebenso ‚Thenar und Hypothenar. Die Bauchmuskeln und Glutaei 
sind kräftig, die. Rückenstrecker leidlich erhalten. -Der Serratus anticus 
und die hinteren -Schultermuskeln sind rechts gelähmt, links schwach. 


_ Der Ileopsoas ist rechts gut, links sehr geschwächt, ebenso die Quadriceps- 


gruppe und die Beuger am Oberschenkel. Die Peroneusgruppe ist beider- 
‚seits gut, die Wade links noch sehr schwach. Die Pectoralis ist rechts 
geschwächt, links gut. Von den Sehnenreflexen ist der Patellarreflex 
rechts ständig, links zeitweise auslösbar, während die Achillessehnen- 


reflexe nur bisweilen eben ausgelöst werden können: Der T'ricepsreflex 
fehlt rechts sfändig, ist links erhalten. Die Sphincetermuüskulatur ist- 


intakt. Der Kranke wird weiter mit Galvanisation, Massage, Übungen 
und medikomechanisch behandelt.: ` i i 


Zusammenfassung: Ein elfjähriger Junge, erblich 


tuberkulös belastet, erkrankt aus vollem Wohlsein plötzlich nach 
Erkältung unter dem Bild einer Meningitis. Die Lumbalpunktion 
ergibt charakteristischen Liquorbefund und Tuberkelbacil- 
len,.zunächst aber noch keinerlei Lähmungen.. Während die 


centralen Erscheinungen sich besserten, traten nach etwa 14 
Tagen Schmerzen in den Gliedern ein, die sich namentlich in ` 


hoher Empfindlichkeit‘ der Nervenstämme gegen Druck und Deh- 
nungen äußern, drei Wochen nach Beginn der Erkrankung sind 
noch keine Paresen. nachweisbar, dagegen fehlen jetzt mehrere 


Sehnenreflexe. Der Liquor erweist: sich auffallend fibrinreich. Ba- 


cillen sind nicht mehr nachweisbar. Vier Wochen nach Beginn 
zeigen sich die ersten. Schwächezustände-an Rumpf und Extremi- 
täten. Sie folgen im allgemeinen radikulärem 
Typus, der besonders an den Armen gut nachweisbar ‘ist, , da- 
bei bestehen noch längere Zeit hindurch Erbrechen und Hinterkopf- 
schmerzen fast anfallsweise in allmählich zunehmenden Abständen 


weiter. Diese cerebralen Erscheinungen entsprechen durchaus dem 
Erst etwa sechs Monate 


Bild eines sekundären Hydrocephalus. 
nach Beginn der Erkrankung verschwinden sie langsam, während 


in den Lähmungszuständen sich nun allmählich unregelmäßige 
Besserungen einstellen, die nach etwa acht Monaten das äußere 
Bild dem der Heine-M edin schen Krankheit ähnlich erscheinen 
lassen, doch bleibt noch immer in den hauptsächlich betroffenen 
Gebieten der radikuläre Typus der Lähmung vorherrschend: 
Wie ist das Krankheitsbild nun zu deuten? 


s' 


durchaus der einer tuberkulösen Meningitis. Auf die Einzelheiten 


des klinischen Befundes, in welchem nur die schwere. Benommen- | 
heit und die Hirnnervenstörungen fehlten, will ich nicht nochmals _ 


Der Liquorbefund war die ersten Male durchaus cha- 


hinweisen. 
Positive Eiweißproben (Nonne, Pandy USW.), 


rakteristisch: 
erhebliche Zellvermehrung mit Überwiegen der Iymphocytären . 


Elemente, ‚endlich :der Befund der Tuberkelbacillen. Wenn auch 
wie bemerkt, wegen des Mangels an Versuchstieren ein Tier- 
versuch nicht durchführbar war, so ist doch der mikroskopische 
Bacillennachweis einwandfrei. Wie ich schon verschiedentlich be- 


tont habe?), gelingt es bei tuberkulöser Meningitis gewöhnlich nicht _ 
i ! 
Neurol. Zbl. 


1) Die Cytodiagnose des Liquor cerebrospinalis. 
in. Vorträge 


Ipunktionen an 280 Nervenkranken. M. KI. 19 
Nr, 28/24, $ | | rn 


i 


1 


der Biceps rechts eben erregbar, -Triceps uneiregbar. Links sind beide 


=` Die Deutung des Verlaufs bietet zweifellos Schwierigkeiten. 
Der Beginn der Erkrankung war bei .dem (belasteten!) Kinde 


re DE SE = - 
N ena 


en =F 

pre : a E > m, Son 
Se Br Ab Er 
z M Kie G Mim do `a 
en T 


wu ean OOL 


Ser 


at rk N 


ten. DIR 


wi F a - PO N a, 82 e 
A er RR, nl ante u ER B j nn EB et l 
: h tsa ET E ua i AAE eLa JA , 3 l 
nut aa es aid el ea a a a ni ER © ne res de a 1 ne Ten En ee A 


| 
`i 
k 
l 
; 
| 
' 
b 
I 
i 


206 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.9. 


nn nn ne m 


nur im Zentriftugensediment, sondern vor allem im „Faden“, in 
mehr als 75 °/, den Kochschen Bacillus nachzuweisen. Bei den 
Fällen meiner Abteilung in den letzten zweieinhalb Jahren — ich 
hatte hier in Posen zeitweise ein sehr reiches Material an tuber- 
kulöser Meningitis — ist mir der Nachweis in 100°/, gelungen; 
nach meiner Überzeugung wird hei hinreichend genauem und ge- 
duldigem Suchen diese Zahl immer zu erreichen sein und die 
Kultur selten notwendig werden. Auch das Auftreten der Bacillen 
nur im ersten Sediment ist keine große Seltenheit, wie denn über- 
haupt in allen geheilten Fällen der Literatur die Bacillen nach 
einigen Punktionen aus dem Sediment verschwinden. Die Frage 
der Heilung der tuberkulösen Meningitis ist ja noch immer 
recht umstritten. Den ablehnenden Stimmen (besonders von päd- 
iatrischer Seite) stehen eine Reihe von Beobachtungen guter 
Untersucher gegenüber, die nach erfolgtem Bacillennachweise noch 


eine Heilung eintreten sehen. 


Ich erwähne die Fälle Barth, Starck, Henkel. Frey- 
han. Bemerkenswert ist dabei, daß bei den meisten dieser Fälle auch 


. nur der mikroskopische Nachweis der Bacillen vorlag und daß manche 


von ihnen auch sonst klinische Rigentümlichkeiten hatten. So ähnelt 
der Fall von Barth. z. B. hinsichtlich des lang dauernden Zu- 
rückbleibens schwerer cerebraler Störungen (Aphasie, Astasie usw.) 
fast mehr einer epidemischen Genickstarre mit den Folgen ihres in der 
Regel stark plastischen Exsudats. 

Ungewöhnlich ist bei meinem Falle ferner für eine tuberkulöse 
Meningitis die Art der peripheren Lähmungen und besonders ihr 
Zurückbleiben nach Ablauf der akuten Prozesse. Beides ist am 
besten verständlich, wenn man ein außerordentlich stark plastisches 
Exsudat annimmt, welches direkt komprimierend auf größere Reihen 
von Nervenwurzeln einwirken könnte. Auch hier möchte ich hin- 
weisen auf das häufigere Zurückbleiben dieser Lähmungen bei 
epidemischer Genickstarre. Daß ein so plastisches Exsudat hier 
vorlag, dafür ist der ganz ungewöhnliche Fibrinreichtum gut ver- 
wertbar, der besonders bei der dritten Punktion in einer Stärke 
hervortrat, wie ich sie in meinem reichen Punktionsmaterial noch 
nicht beobachtet habe. Daß ein solches Exsudat Kompressions- 
lähmungen machen kann, ist ohne weiteres verständlich und pa- 
thologisch-anatomisch geläufig. Auch meine Lokalisation der Läh- 
mungen ist dann keine gezwungene, wenn man die außerordent- 
liche Ähnlichkeit betrachtet, die zwischen den namentlich von 
Grenet besprochenen radikulären Lähmungen und unserem 
Falle besteht; im Sinne Grenets würde es sich wohl bei der 


_Armlähmung um eine intravertebrale obere Wurzellähmung han- 


deln, die ja auch pathologisch-anatomisch am besten zu erklären 
wäre. Wenn auch Oppenheims Einwände gegen die Ansich- 
ten Grenets berechtigt sind, so gibt es doch zweifellos Fälle 
wie den meinigen, auf welche seine Theorien zutreffen. 

Es ist klar, daß die Differentialdiagnose im vorliegenden 
Fall einer großen Schwierigkeit begegnet. Konnte es sich nicht 
einfach um eine atypische Poliomyelitis handeln? Der jetzt nach 
Ablauf der Erkrankung zurückgebliebene Lähmungstypus hat Ähn- 
lichkeit mit demjenigen einer abgelaufenen Heine-Medinschen 
Krankheit. Dagegen widerspricht ihr durchaus der Verlauf des 
Falles. Wenn ich auch davon absehe, daß die initiale Meningitis 
eine tuberkulöse war, einwandfrei vorgelegen hat jedenfalls eine 


echte Meningitis. Der reichliche Zellbefund kommt in dieser Weise 


bei Poliomyelitis nicht vor (Eduard Müller, Wickman 
und Andere). Das geringe Fieber, der durchaus fehlende stür- 
mische Beginn, das völlige Fehlen anderer Fälle in der näheren 
oder weiteren Umgebung des Kranken sprechen dagegen. Ganz 
besonders spricht aber gegen eine Kinderlähmung die lange Dauer 
zwischen der ersten Erkrankung und dem Auftreten der Läh- 
mungserscheinungen. Wenn auch von Eduard Müller als 
große Seltenheit das Auftreten von Lähmungen erst acht oder 
vierzehn Tage nach Beginn erwähnt wird, so wäre doch eine 
Zwischenzeit von über vier Wochen völlig unerhört. Es 
paßt dagegen gut, wenn man annimmt, daß das allmählich pla- 
stischer werdende Exsudat zu einer langsamen Kompressionsläh- 
mung der Wurzeln geführt hat. Auch das lange Zurückbleiben 
cerebraler Erscheinungen, des anfallsweisen Kopfschmerzes und 
des Erbrechens, das sich wohl nur durch einen sekundären Hy- 
drocephalus erklären läßt, paßt kaum zu einer Poliomyelitis, recht 
gut dagegen zu abgelaufener Meningitis. Demgegenüber scheint 
mir die starke Beteiligung einzelner von der Poliomyelitis bevor- 


zugter Muskeln bei der Lähmung (Deltoideus, Bicepsgruppe) nicht 
allzu schwer zu wiegen. 


Aus der Medizinischen Klinik Königsberg. 


Zur Klinik der infektiösen Grippe. 


Von 
Priv.-Doz. Dr. Felix Klewitz, Oberarzt der Klinik. 


Unsere Erfahrungen erstrecken sich auf etwa 50 Fälle, die 
sämtlich der letzten Epidemie angehören, die hier seit dem Juli 
herrscht, im Oktober ihren Höhepunkt erreichte und erst jetzt im 
Abklingen ist!. Um nicht bekannte Tatsachen zu wiederholen, 
beschränken wir uns darauf, über einige seltenere von uns beob- 
achtete Komplikationen zu berichten, sowie auf einige klinische 
Beobachtungen hinzuweisen, die uns einer größeren Beachtung 
wert erscheinen, als sie sie bisher gefunden haben. 


Beherrscht wurde das Krankheitsbild bei den meisten Fällen 
der letzten Epidemie durch die starke Beteiligung der Respi- 
rationsorgane, und zwar kam es bei allen schwerer verlaufenden 
Fällen zu Pneumonien, die nach ihrer Ausdehnung durchaus den 
Eindruck lobärer Entzündungen machten, pathologisch-anatomisch 
sich aber als konfluierende Bronchopneumonien erwiesen. 


Klinisch und in ihrem Verlauf boten diese Pneumonien 
manches Besondere. Zunächst fiel meist die außerordentlich 
massive Dämpfung und das aufgehobene Atemgeräusch über den 
erkrankten Partien auf, sodaß eine Exsudatbildung erst durch mehr- 
malige Probepunktionen beziehungsweise durch die Autopsie aus- 
geschlossen werden konnte. Bei diesen Fällen blieb die Herz- 
tätigkeit oft bis zum Ende leidlich gut und der Tod erfolgte bei 
hochgradiger Cyanose unter dem Bilde der Erstiekung: in einer 
Reihe von Fällen aber trat der Tod durch zunehmende Kreislauf- 
schwäche ein, die übrigens medikamentös nur sehr schwer ZU 
beeinflussen war. Das Sputum war in einzelnen Fällen so aus- 
gesprochen sanguinolent, daß man immer wieder an eine Infarkt- 
bildung denken mußte. Die häufigste Folgekrankheit der Pneu- 
monien bildeten oft schon frühzeitig auftretende Pleuraergüsse von 
reinserösem bis dickeitrigem Charakter in allen Abstufungen. 
Frühzeitige Rippenresektion in diesen Fällen gab meist eine 
schlechte Prognose: eine Anzahl der Kranken ging im Anschluß 
an die Operation an Kreislaufschwäche zugrunde; die Prognose 
war günstiger in den Fällen, bei denen mit dem operativen Ein- 
griff gewartet wurde, bis alle pneumonischen Erscheinungen sicher 
abgeklungen waren. Von der Bülauschen Heberdrainage sahen 
wir in einigen Fällen gute Erfolge. 
| Die Heilungsaussichten der Empyeme wurden noch dadurch 
getrübt, daß abgekapselte Empyeme vorkommen, die durch Rippen- 
resektion naturgemäß nur unvollkommenen Abschluß erhalten. 


‚ Bei einem am 15. Oktober mit Empyem nach Grippepneumoßle 
eingelieferten Patienten ergab die Probepunktion dickflüssigen Eiter. 
Eine spätere Probepunktion fiel negativ aus, sodaß von der Ausführung 
der geplanten Bülauschen Heberdrainage Abstand genommen wurde. 
Eine spätere Probepunktion ergab wieder Eiter. Bei der am 292, Ok- 
tober in der Chirurgischen Klinik vorgenommenen Rippenresektion 
stieß man auf Eiter. Am Abend Exitus. Bei der Autopsie fanden sich 
starke Pleuraverwachsungen mit mehreren abgesackten Eiterherden; 


durch die Resektion war nur eine dieser abgekapselien literansammM- 
lungen eröffnet worden. 


‚Bemerkenswert ist ferner die Neigung mancher limpyeme, 
auf die Weichteile der 'IT'horaxwandung überzugreifen; SO stellte 
sich bei dem eben erwähnten Fall innerhalb der nächsten 24 Stunden 


nach der Punktion in der Umgebung der Einstichstelle eine phleg- 
monöse Infiltration ein. 


Eine weit seltenere hierhergehörige Komplikation sahen Wir bei 
einem 38jährigen Patienten, der am 23. Oktober mit einem [ixsudab 
nach Grippe in der linken Brusthöhle eingeliefert wurde.. - 

Die Probepunktion ergab ein trüb-seröses Exsudat; am 29. Ok- 
tober „wurden 250 ccm abgelassen, worauf Entfieberung eintrat. Am 
übernächsten Tage klagte Patient über mäßige Schmerzen in der linken 
Seite und gab an, den linken Arm nicht heben zu können. Objektiv 
fand sich linkerseits ausgesprochene Scapula alata, der linke ATM 
konnte bis zur Horizontalen, nicht aber darüber hinaus gehoben wel Eon 
Außerlich an den Weichteilen bis auf geringe Druckempfindlichkeit 10 
der seitlichen Thoraxpartie kein krankhafter Befund. lieber bestan 
nicht. Eine Verletzung des N. thorac. long., etwa durch die Punktion, 
war ausgeschlossen. Bereits am nächsten Tage konnte Patient i 
Arm wieder bis zur Senkrechten heben, das flügelförmige Abste m 
des Schulterblattes war noch deutlich. Die Lähmung bildete sich I 
den nächsten Tagen vollständig zurück. 


= 2) Unsere fälle entstammen sämtlich den Monaten September 
ı und Oktober, | 


i De - 
s z “ Be Te 
An Er a ee 
- 2 a EEE RER N 
-6 E age e er Pe Ani 
el “ir ! 5 p 
x ve: er u Du 
= - RE DEE a ES ae æ. . 
a Ps an RE i CEGE 
i pet fri e eneeee i ` ELL 
et pi $ hi N A a = EE Ar ge en er ’»\ 
x a } ar ` 4 Tah TAN i . en [Wr er E 
, p AA aan an a rE EDA ‘ c l er N 
< : ati N A a A a a N EA ANE S R ig .- s Nea - CU Snai, 
; f S a ka ee ent E | = % : OT i E : F, Aa- pi E y 
a Eee Ge a DR Ange 93 et ee Re u I FE ug X RT Da Eee Nr Fe 
< A R > ~ EN Eee Fe .. z . ` - . $i .. -_ 
2 “rn s ee E E š u f; on A & : “o 
ER E A. ; 
are, Er 
‚ v ý .. 
ş eE 


Poo März 2.0 0. _. l 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nn9* ER a 
= EIER EEG n i — ar Zur - E un J i ES TA ae TA ER re, 


Wir glauben nicht, daß’es ‘sich in diesem Fall um eine‘j:bacillen . sehr ähnliche: Stäbchen "und, Kokken, die. vom Hygienischen 
periphere Nervenlähmung'!) gehandelt  hat,: sondern sehen den | Institut als ‚Pneumokokken beziehungsweise Pseudodiphtheriebaeillen 
Í identifiziert wurden; Influenzabacillen wurden nicht gefunden. 


- Grund der Lähmung in einem .Übergreifen: der ‚Entzündung von a ‚uraen;- inüuenzavacı e ; 
pe. der Pleura aus auf die umgebenden Weichteile, in diesem Falle| -. Auf einige. klinische Befunde, die: uns bemerkenswert er- 
Er also speziell auf den Musculus serratus, etwa in der Art einer- scheinen, sei-noch in Kürze hingewiesen. ‚Was zunächst das Blut- 
Klinik fee entzündlichen Infiltration. Das schnelle Vorübergehen der Läh- | bild anbelangt, so fanden. wir auch’ weiterhin‘ meist in Überein- 
Mae mung sowie die Schmerzempfindung in: der Gegend des Muskels ‚stimmung mit dem von Rose now?) an unserer Klinik gemachten 
50 sprechen für die Richtigkeit dieser Auffassung. —  . `` 4- Feststellungen auf der. Höhe der‘ Erkrankung die Gesamtzahl der 
on Von sonstigen die Respirationsorgane betreffenden Kom- | Leúkocyten an. der oberen Grenze des Nörmalen oder leicht er-- 
 , plikationen sind erwähnenswert ein Fall von-Spontanpneumothorax | Röht, ausnahmsweise auch erniedrigt. ‘Im Ausstrich. sind die'poly- 
-- und ein Lungenabsceß: So © [„aueleären neutrophilen Leukocyten, prozentual. vermehrt, die 
n Im ersten Fall handelte es sich um eine „Patientin, die am | YPhocyten vermindert, . die Eosinophilen fehlen oder sind ver- 
14. Oktober mit Grippepneumonie und trüb-serösem Exsudat links oin- | Mindert. Abweichende Feststellungen . anderer. Autoren erklären 
f... geliefert wurde. Am 27. Oktober wurde ein Seropneumothorax fest- | Sich vielleicht daraus, daß das Blut erst in einem späteren Sta- 
nn gestellt?). Die nähere Ursache desselben war nicht eruierbar.; |. dium.der Erkrankung untersucht wurde. Belbstverständlich können - 
D Im zweiten Falle handelte ‘es sich um eine 85 Jahre alte Patientin, | Komplikationen, z. B. Empyeme, das anfängliche Blutbild ganz 
l die am 19. Oktober mit Grippepneumonie des ‘rechten Unterlappens | wesentlich beeinflussen; erhebliche Leukocytosen in solchen Fällen 
pr eingeliefert wurde. Die 'pneumonischen Erscheinungen gingen ‚unter | sind dann auch. ein häufiger Befund. .: . 00. 
“ Entfieberung zurück. .Am 28. Oktober fiel der -massenhafte, - drei- ‚ Die. Zahl‘ der roten Blutkörperchen fanden - wir bei einigen 
er schichtige, im übrigen nicht stinkende. Auswurf auf (bis 300 ccm), in _Fällen_vermehrt. den ' Hämoglóbingehalt in entsprechender Weise. 
dem elastische Fasern festgestellt wurden. Am folgenden Tage fand | Als höchste Zahl. wurden -in einem-Falle bei einem 34 jährigen 
sich rechts hinten unten. großbläsiges, zum Teil klingendes Rasseln, Patienten 7220 000 Erythrocyten. gezählt, der Hämoglobingehalt 


5 das Exspirium war leicht amphorisch, der :Perkussionsschall leicht: | + en A ER rege 
i tympanitisch. : Die Röntgenplatte zeigte: einen . zirka markstückgroßen, (Sahli) ‚betrug, 104°/,2). Der Umstand, daß: dies6-Vermehr ung. der 
4 r roten" Blutkörperchen und des -Hämoglobingehalts. sich nur bei 


In einem solchen Falle, bei einer 40jährigen Patientin, bestand : r. ce | | rech 
unter andauerndem, unregelmäßigem Fieber und zuletzt ‘hochgradiger | suchungen des Serums’ nicht ‚vorgenommen.- wurden. Das Aus- 
Atemnot und Cyanose die Infiltration des rechten ‘Unterlappens‘ über | sehen dieser Kranken ist überaus charakteristisch; die Cyanose 
mehrere Wochen hindurch, bis schließlich der Exitus eintrat. ` Klinisch führte zu einer diffusen Bläue, sodaß: die Kranken das Bild von 
war an Bronchiolitis- obliterans®) vorübergehend auch an Tuberkulose 'Polyeythämikern boten. "= Re nA TE 
gelacht worden, erst- die Obduktion gab a ne en Auch Anämien von chlorotischem Typus sahen wir nicht 
er Unterlappen war carnificiert,: Tuberkulose un ronchiolitis ob- EEE VRR VORN SCHE ka RIES: AS ch en. 
literans ware auszuschließen. Daneben bestand übrigens bei dieser | 8907 selten, besonders bei F u ohne daß ML aber einen Zu- 
Patientin ein seröses Exsudat in ganz oberflächlicher Schicht, wie sich | Sammenhang dieser Anämien mit ‘der Grippe. konstruieren wollen. 
durch die Probepunktion feststellen ließ; diese dünnschichtige Exsudat- | Im Urin fanden wir ‚etwa in der Hälfte der Fälle die Uro- 
bildung, sowohl bei serösen wie. bei eitrigen Ergüssen, haben wir | bilinogenreaktion positiv; das gilt in erster Linie von den schwe-. 
übrigens auch sonst wiederholt gefunden. `>- -f rereb Fällen; gelegentlich fiel auch bei den leichteren Fällen die 

Komplikationen von seiten des Nervensystems sahen. wir bei | Reaktion positiv aus. Andererseits lassen’ äuch schwere, tödlich 
~ drei Fällen, und zwar eine binnen wenigen Tagen sich zurück- | endende Fälle die Aldehydreaktion "bisweilen vermissen, sodaß 

..- bildende centrale Facialislähmung bei einem jungen Menschen +), | eine. ausschlaggebende, prognostische Bedeutung der Reaktion. 

-~ ferner eine Meningitis und eine Hemiplegie®).. Die beiden letzt- | nicht beizumessen ‚ist. . Man könnte daran denken, die starke 

-~ genannten Fälle bieten einige Besonderheiten... . =  ['Aldehydreaktion mit einem vermehrten Zerfall ‘der roten: Blut- 
, „Im ersten Falle handelte es sich um- eine 88 Jahre alte Patientin, er d D | | zu 
bei der im Verlauf der: Grippe‘ sich typische meningeale Symptome | Erfahrung bei schweren Fällen nicht ganz selten zu. sein scheint; : 
 (Nackenstarre, Hyperästhesie, Benommenbheit) einstellten. Die Lumbal- | gegen -diese, Auffassung spricht freilich die Tatsache, daß gerade 
.. Punktion ergab einen leicht-getrübten Liquor mit 18, Zellen im Kubik- | in den Fällen mit deutlicher Verminderung der Erythrocyten und 
‚ Millimeter; bakteriologisch wurden in demselben Pneumokokken nach- | des Hämoglobins (z. B.:Zabl der Erythrocyten 3000000,  Hämo- 
1 sen (Hygienisches Institut). Bei der Autopsie wurde außer einer globin ‚59°/,) die Aldehydreaktion negativ: ausfiel. ' Nur: bei dem 
ae Van Meng aeaa De Ba rn makroskopis | Obenerwähnfen besonders schweren Fall mit dem peyapthämischen. 
die Fr. Schultze als Meningitis sine mepingitide beschrieben hat, | Blutbilde sahen wir innerhalb von zehn Tagen die Zahl der roten 
men einfachen Meningismus muß man jedenfalls auf Grund des Be- | Blutkörperchen von über 7000C00 auf: 4,9 Millionen und ‘den 
| Ä “0... | Hämoglobingehalt von über 100 °/, auf 69°/, ‚sinken bei dauernd 
ehydreaktioi, sodaß hier vielleicht ein Zusammenhang‘ 


fundes im Spinalpunktat ausschließen. | 23 ' Bamog!i 

` {m zweiten Falle stellte sich bei einem “28 jährigen Patienten | Starker Ald 
en; „e tippepneumonie ‚am fünften Tage nach der Einlieferung eine | besteht. > > U HE RE Er BR: 

De 2 T sseitige Hemiplegie ein. Drei Tage später trat der Exitus ein. _ Die bakteriologische Frage soll hier nur kurz berührt werden; . 
I Ro] a opsie ergab einen: gut ‚hühnereigroßen Abeeß, vorn Sulcus - wir selbst haben Influenzabacillen nie gefunden, weder im Sputum 
ER -oland in der rechten Hemisphäre, der anscheinend ziemlich breit in | noch im Eiter bei Komplikationen; wir wollen aber nicht ver- 
schweigen, daß die Untersuchungen -nicht regelmäßig an ‚ganz 


pE , vanae finga, Außerdem fand sich im linken Oceipitallappen ein 
| ‚Patienten kons rn ae Foi er bei dem stark benommenen | feischem "Material vorgenommen werden konnten und auch im 
i- l Im steril punktlerten Eiter fanden “sich feine, den Influenza- | rg Ai B ne a der en nn i ee 
= RER, BT, u ~- — | mäßige Untersuchung des Sputums. nicht. möglic war; auf bak- 
Er ) Eine elektrische Prüfung ist unterblieben: -bei der sich. so | terielle Befunde bei einigen Komplikationen: ist -bereits hinge- 
x asch zurückbildenden Läh rate "ci h kaum et wiesen ‚worden;, in den Empyemen fanden sich Diplo-Strepto- 
esentliches erret ahmung. hätte 'sie wohl auch kaum etwas kokken. Ph kokken: oder Staphylokokken. st di Rt 
E es ergeben. F a a .kokken, Pneumo ‘oder »taphylokokken, meis e 'erst- \ 
| = dern ni 2 a Di Srippe ist von- Gruber und Schädel | genannten. Be ' PN a a ae 
| | a A, ‚ NT. 86). . o ar BEER “Die Mortalität der in der Klinik beobachteten Fälle war recht 
| 3) D ; has: ‚| ... Die Mortalität der in der eobachteten Fälle war rec 
1.0.0 lan. Na ler der a Sk ken Bankeens | Sei; sio betrug etwa 25%, aber naturgemäß wurden In di 
j an' Ze l f U L u i e v = K j .. i 2 ° YF- e e : a 9 
hi | nelarburger Klinik unter Prof. Matthes entspricht das Röntgen- nn. ae en in rn se = aaay ar egal 
Ei DD ronchiolitis obliterans durchaus dem der Miliartuberkulose. se a der. gesamten: Epldemie, würde also. 
- Mattke aa Fall entstammt der Konsultativpraxis von Herrn Geheimrat | diese. Berechnung kein richtiges Bild. geben. Er 
Or aae eitrige Meningitis und Encephalitis bei Grippe ist von - 9 M. Kl. 1918, Nr. 80: A ater ee RR, 5 | 
r.33 un de und G. Bernhardt beschrieben (B. kl: W. 1918, | . 2) Über Vermehrung der Erythrocyten berichtet auch A. Alex- 
| 6) Das Z . e P ; ~- f ander (M. Kl. 1918, Nr. 42), doch war in diesen Fällen der. Hämo- 
© Nauerer U ehirn wurde in toto in Formalin zwecks späterer ge- 'globingehalt herabgesetzt, der Färbeindex also’ kleiner als 1; Alexander 
= ntersuchung eingelegt. ae: mt u denkt an eine toxische Hämoglobinschädigung; siebe auch später.- 
ie o D 
ENG ER N 


ziemlich glattwandigen Hohlraum im rechten Unterlappen. Unter Hoch- | MWEN DIULKOrpeEr ‚aamog enalts. Sl 
Fällen fand, bei denen ausgedehnte Pneumonien bestanden, macht R 


lagerung, Myrthol. und Flüssigkeitsbeschränkung ist der Fall in Heilung | el d, bei | | 
en übergegangen. L as y | 2.0 f es-wabrscheinlich, daß es sich um Stauungspolyeythämien handelt; 
=. Vereinzelt sahen wir die Pneumonie nicht in. Lösung über- .| inwieweit eine Eindickung des Blutes eine Rolle spielt, an die man 
| gehen. Er ar 4 -f bei der Neigung der : Kranken zu starken Schweißen denken 
könnte, können wir. nicht entscheiden, da entsprechende Unter- .. 


körperchen in. Beziehung zu bringen, zumal Ikterus nach unserer _ 


a NIT nem 


m 
PN 


a i 


. re- 


ya, 


SER 


an een. 


` 
“Tuer, 


+ abe een De EST vr 
Dy: ar PE er & ne ag 
wi en sun. a 
=. a 


. te 
a a 


t 
vi 
Ap 
r 

j 

i 


> 


ko. 


un. a 


Er 
KRISE: S 


"ar 


-- Tr 
A Taa 


An 


- 
ir 


In x N - 
tee 
= ser. 


T h e. 


‘ 
er < 
ie Nee : 
. a) WEL wen a Aai 
g A e e E e 


EO E 


nn 


= 7 


“ Bee 
mir 
wi ia 


an es 
en 
Be 
mn 


Te. 


I 


mn. 
e ai 


ee 
+ 2 tea 


a NA mpre - AA `~ 
u ET 7 en „Imre ar d nr 


re 
j , ` 
N vous «ie ee 


r = Pana 
Me mn 
De Feel AE a 


a zn 


ste Pa} 
Ta m run” 


er: - is 


So a VEA 
"un 


rer 
pras 


E S 


ea E S 
- 


po a 


ROEA CA io 


=] 


u. 


nn 


TR Bu + 
in nes ar. 


.- pi n edr Me 
na ar 
“ EB ei EN 
ie i - 


- -~ . 


an, Ee z y A 
$ R re p 


en. 
u 
pe o 
H et 


wi i 
LT, æD TET 
Hoep mern 


= 


d un a. x - 
is KA = Py Es 
A er > = e 
in er urn > e 
E DA a a ET un. 
Den = 


ur year 
ET; 
u x 
Z= 


he 
ee 
Be; 


$ DORI ..,. 
DE: le ER > de re ae A eye 
Be ET 
PN 
Zi 


wu. = 


PA 
e gut 
| nm 
e- 
- 
et 
u 


ae Et ine 
2 ge 


Be ze . o er ie 
RAE o ie s 
Er a haats Po 


Dr SE D A 
e u ee 
- TEEN <r, 


-4 i 
ent 


Enge 
er mr > 


-~ S 


paer daret 


em m an nn 
eiar iai p ai 


Den 
ot pS 
u er 


ua. > 
Te r- 
en 


| -... 
eh Se ne, 
wre 
` + 


P- 
iae 


2s > - en u 
a hm er T 
SE Te ET Ja De er i A c 


e E ETTO 


er 
mem 


aeee 

æ= gw -p T 
we hr E I 
ae 


e 


aloit 
- 
a 
Pre 
ee 
— 


Dri — 
— a 


mn 


- meme -~ 
BREIT 


a ie 
d 


mm 
ars nen yy 


unge 


A ER 
z MOAT T e 


Rh See a a See 
fen 
mel 


menge Tre een 
on er . . 
-e raS E A 
eia was. 
un 
de.” 
- 
pem a 


.. 
— se 


Te 


IT 


A DB Kia 
ER en ne ei y 
I E S = 


en adra aaf aain aii E 
aek 
i 


AE 
p 


TE "E 
E e EI FF 
nn mn T: 
g ee e 
ze 
re 


m 


- ~ 
+ 
+ . 
BT or a A ` 
a ren Br 2 A ES 
Se a z . A A E A P LEITET na ea ic ET EN a ME aa 
en ann . . En at RES ES nt - an 7g Ei Ee 
PERT REAA S FBREeER = X DEN 
5 - N > ar wur 3 
5 _ à ra : ii ar ` 


en 


ee} 
et ` 


Te 


“ m 
= Oa 


+ 
ha 
PER - 
= a 
rE E fi . 
®, Win Ka AAT EEE 1 e- zet e i . 
BEE FEN Ea ma jæ en t aD 
Be o- EE a nd ne. au 
A x “, a et 5 ER 
rm i E Seren Dame hr aa iSd 
LE E air 


— - a 
a E YT 


„a 
A .- u 
BE E ee A 
.- dd nun T ETET Bei ar. 
A 
mn 


Pr = 5 p =, -< Pk » < 
Bw 5 E RESE ge B x P 
ry] ie: : Deniz m 

ieaie g i ev AEg er = 4 peT i Green AE x ae Be FRE 

- . ER - E Der S Er á a EAA ES AE EE E SA a eye & a 
u tr, e - Ar BEL EN eng n, 45 = Year ne ... - 

a LEE mi Een ee lag E arte a Vier A ee . ` ; E w 

i E e . . ` fi i 

PE é 


e foa + Plea AE 
Ba eg Ha onen a e aa S 


ds 
at aoe ee > 
eV a 
ee FR 
~ 


Nee ia 
= ET N! 


. Immerhin ist die Zahl. der an Grippe: in der Stadt Gestor- 
benen auch. 'sonst:. nicht unerheblich; .so sind ‚in der Zeit vom 
1. bis 31. Oktober 324: Personen, in Königsberg gestorben, bei 
denen als Grundkrankheit Grippe angegeben ist; von diesen 324 Per- 
` sonen sind 67 an Grippe'ohne Komplikationen und 257 an Grippe 
mit Komplikationen, darunter 231 mit Lungenentzündung ..ge-. 
storben. Außerdem: starben in der gleichen Zeit. in Königsberg 
114 Personen an Lungenentzündung und 40 an Lungentuberku- 
lose; bei einem Teil dieser Fälle‘ war. möglicherweise Grippe. die 
Grundkrankheit?). . Von den 324 an Grippe Verstorbenen. standen 
71 in einem Alter. von 0 bis 20 Jahren, 162: in einem Alter von 
über 20 bis 40 Jahren, der Rest von 9i. verteilt. sich’ auf die. 
höheren Lebensjahre; es. zeigt sich also auch hier, wie auch 
anderwärts, ein elektives Befallensein des dritten und vierten 
Dezenniums. -Die Zahl der Erkrankungen. ist nicht bekannt. In 
~- der. letzten Woche des Oktober und noch deutlicher im -November 
ist ein deutliches Absinken der Todesfälle zu konstatieren. 


„Beitrag zum Kapitel... © > 

„Künstlich erzeugte ‚Entzündungen und 'Geschwüre 

us der Haut, 0000. 
RAE a (> te Tooc 

~ Oberarzt`i. d. R. Dr. Friedrich Fischl, Wien, T 

derzeit Chefarzt der. dermatol. Abteilung des Festungsspitals Nr. i in Pola. 
Mit 1 Abbildung.) Ä 


„Über die Mittel, die teils der Volksmedizin entnommen, als 
Heilmittel gelten, oder seltener. aus Aberglauben als Talisman ge- 
braucht werden, teils-aber auch — wie die Mannschaft vielfach 
weiß — durch Hervorrufen von Entzündungen und Geschwüren 
der Haut kürzere oder längere Entziehungen vom Militärdienst 
ermöglichen, sind wir: im allgemeinen gut orientiert. Gerade in 
der letzten Zeit sind ja „dermatolögische Erfahrungen“ aus dem 
- Wiener Pharmakologisch-pharmakognostischen Institut erschienen 
‘und vom: Kriegsministerium offiziell an die Ärzte ausgegeben 
“worden, und hat Rauch und Andere jüngst in der „Medizinischen 
Klinik“ neue Beobachtungen über diesen Gegenstand seinen früheren 
hinzugefügt. Im Laufe des Krieges als Truppenarzt und als Chef- 
- arzt dermatologischer ‘Abteilungen im Felde ‘konnte auch ich der- 
artige Praktiken wiederholt konstatieren, "unter anderen solche mit 
Mitteln aus dem Mineral-, Pflanzen- ünd Tierreiche, die in den 
mir zur Verfügung stehenden. Aufzeichnungen der Autoren nicht 
vorkommen. :Da es für den Militärarzt wichtig ist, möglichst viele 


(3 


dieser Mittel, die zu Selbstbeschädigungen verwendet werden, zu 


.. kennen — fragt doch der Militärrichter stets, mit welchen Mitteln 
„gearbeitet“ wurde —, gestatte ich mir. kurz einige meiner Beob- 
‚achtungen anzuführen. een Ea 

Daß Kalium biċhromatum, ebenso wie Koloquinten, 


Aloe, Safran usw.. zwecks Erzeugung blutiger Diarrhöen die Cho--| 


lera ‘oder Dysenterie vortäuschen sollen, gelegentlich per os ge- 


nommen wird, wissen wir; hingegen scheint es ein Novum zu 


sein, daß es auch äußerlich angewendet wird. Ein Mann meines 
Krankenstandes: fiel mir nun dadurch auf, daß er einige heller- 
bis. zwanzighellerstückgroße sehr scharf konturierte, mit tief 
orangerot gefärbten Schorfen bedeckte Geschwüre am rechten 
Unterschenkel hatte. Die Einseitigkeit dieser Affektion, die unge- 
wöhnliche Farbe, die scharfen, sogleich an Verätzungen erinnern- 


den Ränder sprachen für eine arteficielle Entstehung. Eine ge- 
naue Visitierung seiner Habseligkeiten ließ auch das. schädigende 


Agens in Form von krystallinischeın Kaliumbichromat, wie es in 
der Photographie, zur Füllung galvanischer ‘Batterien, in der Fär- 
berei usw. verwendet wird, entdecken. Der Mann beteuerte. seine 
Unschuld. Ein leichtes Abschaben der Epidermis am anderen 
Unterschenkel und Einreiben mit. dem gefundenen Krystall an der 


so erhaltenen eircumseripten Partie genügte, um bereits am nächsten. 
Tage den gleichen. orangefarbenen Schorf, eine periphere, flach- 
blasige, weißliche Hautabhebung und spätere scharf konturierte. 


Geschwüre, die nach Loslösung des Schorfes restierten, hervorzu- 


rufen. Unter der Wucht dieser Beweise gestand der Mann. Die 


1) Die Angaben sind dem Bericht des Statistischen Amtes der 
Stadt Königsberg (Dr. Ergang) entnommen. — Im Juli starben an 
Grippe 27, im August 6, im September 57: Personen; an Lungenent- 
zündung, deren Grundursache zum Teil möglicherweise Grippe war 
in den drei Monaten 118. Personen. : | ee 3 


» 


En N er RT a DZ Pan j Be . a - 
Ln nn Dee, D S weh, Z ca } ` À ý * f m è x et TTN Te n.e. - 
ET a ENE i ER PEP rn TR m . ” ne: 1 r ; 2 Be} 
an SS [ni et z h i j} I. A F ¥ hi v i a u Er ri - t - K R "ra 2 
zt Ts >, a Fe Er, el r. “ Ka = p — t BR f 
Ne E \ ee e, i ` re 
E ee en RE h : 3 
coa San ee exco f mE $ Z° ; N > : 
5 ee AR Kir 1.” ta 4, Bee > 8 X t FE E 
Da se MWe a PET R s x 3 . ` er 4 g = 
Pa Re . . vor ` ' ni $ ni 5 & : : ý E oT 
Po SE Ks 2 : - > o E z u ! 
N ara goru ; ~ Ta = pT Ta TR . ` i ' . b. Ar I = 
u \ E a ( ` \ ' , -> . E 
Si j En p i š . . ’ 2 
Re aad T Ze ` : ` . a A 
i 21918 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8 3. Mi 
-r B Bo a A ` i . ~e 5 s Z 
Sa Ne E a š zo & i 4 b Kae r. ži . d. arz 
/ A aS 8 .. š p a iS, i er i fa F 


durch Eiweißkoagulation hervorgerufene Ätzwirkung scheint sehr 


stark zu sein, denn es dauerte sechs Wochen, ehe die fünf mäßig 
großen Ulcera unter Wasserstoffsuperoxyd und 2%igen Resorein- 


'umschlägen sich reinigten, dann unter Bor- und Ratanhiasalben- 


applikation narbig ausheilten. Eine Reizwirkung auf die Nieren 
trat offenbar infolge der zu kleinen Resorptionsfläche nicht auf. 
Die, empfindlichste Harnprobe auf Eiweiß mit Sulfosalicylsäure war 
negativ. Eine ähnliche heftige Reizwirkung auf Wunden ruft be- 
kanntlich der von der Iridiacee „Crocus sativus“ * stammende 
Safran —. es sind dessen Blütennarben — hervor. Jedoch kenn- 
zeichnen sich diese Geschwüre durch ihre intensive Gelbfärbung. 
Nirgends fand ich die Carbolsäure unter den genannten zur ~- 
Hervorrufung von Hautreizung und Blasenbildung beliebten, als *- 
Acidum carbolicum liquefactum auch tiefe Geschwüre erzeugenden 
Mitteln erwähnt. Und doch wird sie, wenigstens hierzulande, 
recht häufig verwendet. Zu erkennen ist die erwähnte Hautschädi- . 


. gung an dem äußerst charakteristischen Geruch, der auch dann 


auftritt, wenn das Mittel in ganz geringer Menge angewendet 


“wurde, und an der eigenartig weißlichen Verfärbung der verätzten - 


Partien. Daß das Mittel so gern gebraucht wird, mag einerseits 
daran liegen, daß es — allerdings in ganz schwacher Konzen- 
tration — früher vielfach als Desinfiziens ` verwendet wurde und 
als solches wohlbekannt und leicht zu beschaffen. ist, andererseits 
dürfte dessen auch in hoher Konzentration nur ganz kurze Zeit 


schmerzhaft. empfundene Applikation — es gehört zu den, An- 


aesthetieis dolorosis — es für die gewünschten. Zwecke geeignet 
erscheinen lassen. | EM 

Nunmehr will ich -einiger Pflanzen und. Pflanzenteile (Wur- 
zeln, Blätter usw.) Erwähnung tun, die gern zu Selbstbeschädi- 
gungen’ verwendet werden: Ä 


Oft sah ich Fälle mit walnuß- bis haselnußgroßen, meist an 
den Unterschenkeln und Füßen lokalisierten wasserklaren Blasen 
(siehe Bild), deren Ränder einen -zirka 3 mm breiten akut ent- 
-zündlichen scharfen Saum zeig- 
ten, der Abheilung zuwachsen. 
In den vielkammerigen Blasen 
fand ich stets nur steriles 
Serum, teils in flüssigem, teils 
in geronnenem Zustand... Das 
Bild entsprach ganz dem einer 
Verbrühung. Nach. Abtragung 
der Blasendecken und Bor- 
salbenverband heilte die Affek- 
tion binnen acht bis zwölf Ta- 
gen mit geringer Pigmentierung 
ohne Narbenbildung aus. Die 
Leute rufen, wie ich in Er- 
' fahrung brachte, diese heftige 
Blasenbildung: durch Einreiben . 
der Haut mit der Wurzel der 
roten Zaunrübe, Bryonia 
dioica Jacq, die im Volks- 
mund „erba di diavolo“, Teu- 
felskraut, heißt, hervor. Diese- 
Pflanze‘ gehört zur Familie l ; 
. der Cúcurbitaceae, hat fünfeckige oder lappige Blätter, kleme 
gelbliche Blüten in Trauben- oder Büschelform und rote Beeren.. - 
Die sehr, große, fleischige. Wurzel ruft auf der Haut ee 
hervor. Ihr Geschmack ist scharf bitter, sie riecht nach frisch. 
gebackenem Brot. Innerlich genommen. wirkt sie stark ab- 
‚führend, brechenerregend, und in großen Mengen sogar tödlich. 
Früher wurde die. Wurzel auch arzneilich ‚verwendet. Sie eao 
ein sehr bitter. schmeckendes Glykosid, das Bryonin, und das star 
‚reizende. Bryonidin; auch. die Beeren sind giftig. Die Piante .. 
findet sich namentlich in Istrien häufig und dient zur Bekleidung 
von Wänden und zur Bildung von Lauben. 
= "Sehnell auftretende Blasenbildung auf Eichel und Vorhaut _ 
und stark speckig erscheinende, gelbliche, flache Geschwüre, deren 
Belag. leicht zu entfernen ist, rufen: die Blätter von Plantago 
lanceolata bereits in. geringen Mengen hervor, wenn sie m np 
'geschnittenem Zustand in den mit Wasser benetzten Vorhautsa0 
gebracht werden; Plantago lanceolata istder gewöhnliche, - 
über ganz Europa verbreitete Wegerich, der als Futterkrau® 
in Betracht kommt. Der Mann, bei dem ich: dessen Anwendung 
sah, hatte die -Blätter auf, Rat eines Kameraden in den Vorhaut- 
sack gebracht, um eine, wie er fürchtete, im Entstehen begriffen® 
Gonorrhöe „abzuleiten“. Auch diese im übrigen harmlose Affektion 

N | | 


e nicht al. | 


sylsänre wt 


stammende 
doch kem 


elbfärhung i 


yannten zu 


jeblen, ab f "- 


zengen 


jermlan f: 
pabet f 


zuch da 


len ruft W J - 


; 
t 


` ergab folgendes: 


> Wochen benötigt 


bei anderen torpiden Geschwüren vorzügliche Dienste, 


‘erhoben werden 


mit langen Büscheln weißer Haare. Letztere sind mit Widerhaken: 


= > J619.— Meprzintsche. KEİNIR — Nr.8: 


und Pferden können, wie ick selbst `zu, beobachten Gelegenheit 
hatte, lebhafte‘ Entzündungserscheinungen durch l die Prozessions- 
‘raupe hervorgerufen. werden. Die. dortige, Bevölkerung schützt 
' sich dagegen durch vor Mund und: Nase. gehaltene Tücher sowie 


heilte unter Wasserstofisuperoxydeinlagen und Dermatolvaselin in 
zirka 14 Tagen, hinterließ jedoch wegen .des, wenn auch nicht sehr 
tiefen Eindringens in die or Boe i ER Er he 

us eigener Beobachtung möchte ich noch, ohne Anführung A N: | a 
der ne bekannten, Da 'einigen. Pflanzen berichten, von | durch. Einreiben mit einem beliebigen Fett, Schutzmittel, -die sich 
deren Entzündungen der Haut hervorrufenden Wirkung ich mich | E T 
im Laufe des Krieges überzeugen konnte: den Hopfen, die Sonnen- |. ` - Auch aus verschiedenen Seetieren 18 ne 
blume und das Tomatenkraut. Beim Hopfen wird dem Blüten- | plioren usw.) und ihren Reizstoffe - enthaltenden Teilen: sollen die 
staub. die reizende Wirkung zugeschrieben; bei der Sonnenblume | Leute Extrakte. bereiten, die. den früher beschriebenen ähnliche 
scheinen es die Splitter der inneren Schale. der Früchte, zu sein, | urticarielle und büllöse Erscheinungen hervorrufen. Da ich nähere 
welche den Reiz vermitteln. "Das toxische Prinzip: beim. To-: Angaben über sie nicht machen kann, erwähne ich ‚sie nur: Hin- 
matenkraut scheint im Saft der Pflanzenteile, in der milchigen | gegen ‚konnte -ich mich. selbst überzeugen, daß die Einführung 
Flüssigkeit der Härchen, die auf Milchkanälen sitzen, ‘enthalten | eines Fingers, der eine Qualle berührt hat, für einen Augenblick 
zu sein. Bei einem Manne, der sich zum Zwecke: der Selbst- | in den Bindehautsack genügt, um eine heftige Conjunctivitis her- 
behandlung eines Furunkels die Blätter -der letztgenannten Pflanze | vorzurufen, was übrigens auch mit. denr, nach Berührung. eines 

' Frosches am Finger haftenden Sekret möglich ist; 


aufgelegt hatte, konnte ich knapp danach ein kleinfleckiges 
Erythem und reichliche Quaddelbildung konstatieren. Allen den genannten Hautmanifestationen ist der Umstand 


Daß verschiedene medikamentöse Haartinkturen und Pomaden | gemeinsam, daß sie häufig schon auf den-ersten Blick,. nament- 
sowie Haarwässer (z. B. „Javol“) infolge ‘ihres Gehaltes an äthe- | lich, wenn man schon mehrfach derartige künstlich. gesetzte Ver- 
rischen Ölen entzündungserregend wirken können, sah ich wieder- änderungen gesehen hat, durch Farbe, Form und Lokalisation den 
holt. Daß dies auch beim Kaptol der Fall sein kann, beobachtete | Verdacht.nahelegen, daß eine künstlich zugefügte Alteration vor-- 
ich in zwei Fällen, wo nach Gebrauch, eines die genannte Sub- | liegt,’ ‚Alle, selbst die bullösen und ulcerösen Erscheinungen heilen: 
stanz in geringer‘ Konzentration (2%). enthaltenden Haar- | unverhältnismäßig Schnell unter indifferenter, reizloser Medikation 
wassers — es war. sonst nur Salicylsäure und Resorein in | bei Ausschluß neuer Schädigungen. Die Ermittlung neuer -bisher 
dieser Flüssigkeit enthalten -— ein sehr starkes Erythem der | unbekannter, Hautentzündungen. und Geschwüre hervorrufender 
Kopfhaut und heftiger Juckreiz auftrat. WR Mittel ist für den Zivilarzt interessant, für den Militärarzt aber 

Wie verschiedenartige Mittel zu Selbstbeschädigungszwecken besonders wichtig zum Kampfe.gegen eine 
verwendet werden, zeigte‘ mir das ‚Auffinden eines mit- einer | _ die Selbstbeschädigr. =; 
dunkelgrünen, höchst widerlich riechenden Flüssigkeit gefüllten ee | a 
Flächschens und eines mit dieser intensiv dunkelgrün gefärbten: . E E p 
öligen Flüssigkeit getränkten Lappens in den Habseligkeiten eines 
mir als Selbstbeschädiger verdächtigen Mannes. Zwecks genauer 
Untersuchung wurde die Flüssigkeit an das Wiener. Pharmako- 
logische Institut geschiekt. : Die daselbst vorgenommene Analyse 
Verreibung von verschiedenen Blattarten in 
| ologische Bestandteile konnten nicht 


Zur Ösophagusatonie. 
ER 7. Von ' ER 
„ Dr. Hermann Engels, Berlin, zurzeit im Felde. 
Wasser; chemische oder toxik a a AO e e e a O 
. Eine, — wie ich meine — sehr charakteristische Beobachtung 
. zeigte mir so recht, wie. schwierig oft das Bild der gleichmäßigen 


aufgefunden werden. > ` | ar 
Von dieser scheinbar doch ganz harmlosen Aufschwemmung 


genügte — wie mir ein Versuch bewies — die einstündige Appli- . 
kation eines in diese getauchten Lappens: auf. die intakte Haut, 
um bald darauf intensive Rötung, am nächsten Tage die.Bildung 


% 


der bisweilen recht scharfen Aussprache über Atonie. und Spasmus 

lebhaft in Erinnerung. . Über den Spasmus ist man sich schon. 
einiger, .die Hypokinesen sind umstrittener geblieben. In einer der , 

‚letzten größeren zusammenfassenden Arbeiten [Eisenstein(1)] 


Alien aber tiefreichender,- später konfluierender, sich scharf gegen 
~ Ue gerötete Umgebung abgrenzender Geschwüre. heryorzurufen. = s . i 7, Re 
‚Diese waren mit flachen Ekrofinchen Schorfen bedeckt, die drei’) kommt. das Wort „Atonie“ gar nicht vor. Die Frage ist derartig: 
) Ä ‘interessant, wegen -des häufig oder meist falsch ausgelegten Bildes 


für die -Klinik auch sehr wichtig, daß ich 'mit meiner einfachen 


en, um sich unter Wasserstoffsuperoxydverband. 
Betrachtung nicht zurückhalten möchte. Ich .urteile vom Röntgen- 


| loszulösen, Auch epithelisierten. die gereinigten Ulcera erst dann 
schnell, als wir die jüngst von Oppenheim empfohlene | B un; 
.l0%ige Ratanhiavaseline anwandten. Sie leistete auch hier wie | zimmer 'aus und komme damit sogleich in Gefahr, angegriffen zu 
| werden, wie es sich ja auch Holzknecht in ironisierender 


Was bei 


erreibung das schädigende Agens ist, konnte, nicht 
, fiel doch die Analyse vollkommen negativ aus. 
Immerhin glaube ich gerade diesen Fall deswegen. erwähnen zu 
sollen, da wir nach Art .eines Experimentes die. genannten Er- 
Scheinungen hervorrufen konnten. Es kann,also auch die Ver- 
Telbung an sich völlig unschädlicher. keine chemischen !' 
fe enthaltender Blätter in, Wasser 


Form -voa Rosenheim (2) gefallen lassen mußte. — und dennoch 
“ behaupte ich auch heute noch, daß. das Bild der Atonie, also.eines 
Zustandes, der eng. verknüpft ist. mit einem Vorgang, 
nur durch die Röntgeninspektion erfaßt werden kann. Wie meine 
Fallbeschreibung zeigt, habe ich auch die anderen Untersuchungs- 
‚methöden nicht vernachlässigt. en Š 

An den Anfang will ich die Krankengeschichte,' soweit sie inter- 
um im Zusammenhang auf die Atoniefrage eingehen zu 


dieser Pflanzenv 


’ essiert, setzen, 


ätzenden Stof 
er durch Einwirkung der Zersetzungsprodukte ‚eine schnell 
; re 7 ve F .. 2 s ; l . i e E E r -> AON 
ende Entzündu g und Geschwürsbildung auf ‚der Haut Kahonier A. Z, Buchhalter, geboren 1890, ledig, keinerlei Be- 
Alkohol mäßig, Nicotin 


lastung. 1911 Gonorrhöe, August 1918 Lues. 
garetten._ 28. Februar 1918 Krank- 


- drei bis vier Zigarren, ebensoviel Zi | 
. meldung wegen Beschwerden beim Essen,. die Juni 1917 leicht begonnen 
haben. Beim Genuß fester Speisen Schmerzen in Speiseröhre. Kein 
Erbrechen. Manchmal eine halbe Stunde nach dem Essen krampfartiges 
Weh in der vorderen Brustgegend bis zum Magen herunter. Selbst 
beim Speichelschlucken zeitweilig Angstgefühl und Schmerz — also 
auch bei scheinbar leerer Speiseröhre. Die Speise gehe bis zum Magen, 
„dann zurück, erst allmählich weiter, sacke sich“, Manchmal noch nach 
Stunden Zurückkommen, Aufstoßen, Ausspeien von Resten. Z. kann 
vom oberen Teil stets etwas herauswürgen, noch eine Stunde nach 
dem Essen. Flüssigkeiten- machen weniger Beschwerden oder keine. 
Verschlechterung in letzter Zeit. Z. kann jetzt im. Sitzen nicht essen, 
ehen am besten herunter. -Ißt 


hervorrüfen. = S 
Einer allerdings unfreiwillig hervorgerufenen Hautschädigung 
m die Raupe des-Eichenprozessionspinners (One- 
pocampa processionea) will ich noch Erwähnung tun. Diese 
aupen kommen von Mai bis Juli vor und besitzen rotbraune Warzen 


versehen und stehen mit Giftdrüsen in Verbindung, aus denen sich 
ii Haare bei der Berührung mit einer ätzenden Flüssigkeit füllen, 
le sich beim Abbrechen der Haare entleert; -Ganze Wälder sind 
von der Frozessionsraupe befallen. So’ kamen einst in Galizien | 
vele Leute, die als Holzarbeiter in einem. solchen Walde beschäf-. 


gt waren, zur ärztlichen Visite, da ihre unbedeekten Hautpartien | nt in le ; 
akut entzündlich gerötet, geschwollen und mit zahlreichen kleinen | muß dabei stehen; Die ersten Bissen g ) 

a i Z. eine Stunde vor Schlafengeben, so nachts Hustenreiz. Appetit gut. 

Kriebelgefühl in Händen und Vorderarmen, Angstgefühl in den Schläfen 


chmal davon wach werdend. 


Quäddeln und Pustelchen bedeckt waren. Meist konnte ich auch 
; Sei dort zwei Jahre. 


sin Abgebrochenen Haarspitzen extrahieren, : worauf der Juckreiz 
de allmählich besserte. Immerhin dauerte es drei bis vier Tage, 
re; Umschlägen dieses, heftige Jucken schwand. Die Ur- 
Ra © fanden die Leute bald’ selbst in Gestalt der‘ genannten 

upe, Auch auf Nasen- und Mundschleimhaut von . Menschen 


und auf der Brust, auch im Schlaf, man 
Schreckhaft. Beider Truppe „habe es ihm gefallen“ 


~) Die Veröffentlichung dieser bereits im Juli 1918 druckreifen 
Publikation konnte. aus äußeren Gründen erst jetzt erfolgen. - . 


% 


+ auch. bei unseren Soldaten bewährten.  . Pe 
(Quallen, Siphono- 


n unserer inneren Feinde.. 


Speiseröhrenerweiterung zu deuten ist, und brachte mir die Zeit . 


Ar. ta 
Er r ta, = 
a NARE, , 
er... raky $ TEE $ 
Po r S ky i . 


N, 
na. , 
~ 


ne. i 
ee EB SEN 


z 
ne T 
E RETRE BEIM 
Cicas. aa A 
m 
SEN 
RT AG nn 


en en 
< <ie 


væ. n 


“me. we 


un 
w 
Be 
Er I nn 
AES 
pa .— 


.- 


Re 
u 
- 
r 
EIER a 1 e 
EI aec pate a: 5 
in 


— à 


L EEE 5 
© Fr 


BEE 
a a ER Du En 


men Yerabi..n 


d- 


ILALA T u 
a DROE eS e 


A WE x B 
& Ae a 5 KR, 
re ians aia CD SS, 


a 
Ds 


RR Br Ser ee} 
ar 
Mtem nee u. 
Be 
Cag 3 


EZ 
Teer 
a a ln 

PP 


— 
- 
t 
ER 
pi 


W L mi u 
Born i 


-~ 

. 
“m e 
ER 
~< 


J 
IFoo p3 TT 
yA x E F a Ber 
Si 
3 si 7 H 
’ : 2: 


ye oa ee 
e+., i 


nl nn en nn en 


~: ee ei aret San 72 > e + M 2055 


ZT 


EEIE EIER 


AL un. - 


EEE > 


-i B Fri g j x 
Da = RIENE 3 5 er = z ner g = & al N = 
. EEPE ne a E a ER PEST ST a ae PER SE SEHE RL CERF SEN Re Be nee as 
men ee ee a E a S ai mis = ma 
- Dea ner ee 
at un - r Er» ~ - = — ppa en er 
x 7 Eu . 


z . 
or. g e 4 x r b 
rn RE Tach FE ek 


210 


‚lassen. Die Mahlzeit sammelt sich am unteren Ende der Speiseröhre 


` Lage, hakenförmig, nirgends fixiert, gut tonisch, mit energischer Peri- 
‚staltik. Pylorus ohne Besonderheiten. 


‚20 Minuten bis auf bohnengroßen Rest ausgestoßen zu sein. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9. 


FE DER 
u Gar ee. > 


2. März. 


` Mittelgroß, kräftig, gut genährt, gesund aussehend, geringer Haar- 
wuchs am Schädel, Nasenwurzel behaart. Pupillen sehr weit, ohne 
Besonderheiten. Harter Gaumen etwas hoch, weicher frei. Zunge 
zittert nicht, ist hinten belegt. Kein Lidflattern. Ausreichendes Ge- 
biß, Überbiß des Unterkiefers. Brust- und Bauchorgane frei. Darm- 
und Blasentätigkeit nicht gestört. Laryngoskopisch ohne Befund. 
Pulszahl stets hoch, um 84, Kein Romberg, Reflexe ohne Störung, 
Rachen etwas unempfindlich. Keine Stigmata. Leichtes Händezittern, 
Dermographie angedeutet. Schilddrüsengegend ohne Besonderheiten. 
Psychisch nichts Bemerkenswertes. Urin frei. Blutzählung: 63 % 
Neutroph., 14 Lymphoe., 1 Eosinoph., 1 Monocyt., 11 Übergangsformen. 
Wassermann sehr stark. Gewicht: vor dem Krieg 150 Pfund, jetzt 
139 (in. letzter Zeit nicht, mehr abgenommen), 


` 8. März 1918 Voruntersuchung: Mediastinum frei. Wis- 
mut-(Bi-)bissen gehen schlank bis zum Zwerchfell, ebenso Aufschwem- 
mung und Brei, nirgends Ausstülpungen, die auf Divertikel schließen 


an, diese erweitert, wurstförmig, sich allmählich bis zum Halsteil auf- 
füllend. Magenschluß als helle Zone, durch welche ab und zu eine 
schmale Kontrastmittelstraße fließt. Sehr langsam Magenfüllung, jedoch 
immerhin in zehn Minuten etwas Inhalt zu sehen. Magen in normaler 


Nach 20 Minuten Speiseröhre 
zur Hälfte gefüllt, nach 30 wieder weniger, nach 40 ist der Schatten 
schmäler, nach 50 ist Ösophagus leer. Nach 8!/2 Stunden kinderhand- 
großer Rest im Magen, nach sechs Stunden Magen leer (400 g). Die 
weite, schlaffe, bewegungslose Speiseröhre machte aufmerksam. Eine 
zweite Voruntersuchung am 18. April ergab: Ösophagus 
füllt sich hochgradig, wurstförmig, dabei etwas geschlängelt, dennoch 
gleichmäßig vom Zwerchfell bis zum Halsteil auf. Bei flüssiger Kon- 
trastfüllung kann man an der Oberfläche deutlich Wellenbewe- 
gungen durch Erschütterung erzeugen. Am Zwerchfell geht ein 
ganz schmaler zipfelförmiger Fortsatz des Mittels in den Magen — in 
diesem erscheint nur langsam und wenig Füllung. Nach sechs Minuten 
kaum Veränderung. Allmählich sinkt das Niveau, um nach ungefähr 
Dieser, 
unregelmäßig geformt, bleibt viele Minuten dicht am Zwerchfell stehen. 
Würgbewegungen sind nicht beobachtet, kein Brechreiz, keine Peri- 
staltik oder Antiperistaltik. 0,001 Atropin verzögert den Ausstoßungs- 
vorgang noch erheblich (siehe 11. Juni). 


Dritte Untersuchung 8. Juni 1918: Z. ißt eine Schnitte mit Bi- 
Marmelade 822. Gefühl der Füllung bis obenhin. Die Speiseröhre er- 
scheint spindelförmig aufgefüllt. Nach Genuß einer halben Schnitte 
glaubt Z., nicht weiteressen zu können. Ein Schluck Kaffee befördert 
den ganzen Inhalt in den Magen. Während der Auffüllung keine 
krampfartigen Empfindurgen. Eine zweite Schnitte 8%, dann noch 
eine halbe. Nur kleine Mengen im Magen zu sehen. Dann wird 10 %iger 
Bi-Kaffee getrunken, welcher den Inhalt des vollen Ösophagus sofort 
in den Magen befördert. Wiederholt ein wenig Bi-Brot gegessen, läßt 
den unteren Teil der Speiseröhre gefüllt sehen mit einem schmalen, 
wurstzipfelähnlichen Speisezapfen- in den Magen hinein. Ein Schluck 
Kaffee spült stets alles hinunter, was Z. selbst merkt. Man sieht 
geradezu, wie die Flüssigkeit den Inhalt in den Magen drückt. 


Atropinversuch ii. Juni. Flüssigkeit von 15 Bi 100 Kaffee 
stürzt ohne Aufenthalt in den Magen. Von einem Spasmus keine An- 


deutung. Zähe Paste aus Bi, Wasser und Milchzucker bleibt in der 


Speiseröhre liegen, diese schlaff ausbauchend. Der Magenmund ist ge- 
‘schlossen. Unteres Röhrenende dick, etwas konisch. Ab und zu ein 


` feiner Pastenfaden auftauchend. Kaffee fördert einen großen Teil 


sofort hindurch, mit drei Schluck ist die Paste fast völlig bis auf 
einen kleinen an der Wand zurückbleibenden Rest 
hindurcbgetreten. Sechs Minuten Dauer. In den Valleculis keine Reste. 
Ein Bi-Grießbrei (Riedermablzeit) sinkt ganz langsam herunter, ein 
Bissen türmt sich auf den andern bis zu völliger Auffüllung. Bauchige 


Form. Keine Peristaliik. Am Magenmund bröckelt andauernd etwas 


in den Magen hinein, besonders bei jeder Schluckbewegung. Drücken 
auf die rechte Halsseite ergibt einen ununter- 
brochenen Strahl durch den Magenmund. Nach elf 
Minuten noch bauchige Füllung in Daumenlänge, es besteht aber kein 
Spasmus, man sieht fast immer eine Straße in den Magen hinein. Auch 
zum Schluß des Vorganges keine Peristaltik, nur fortgeleitete Pulsation 
von der Aorta. Die Konfiguration des Breisaumes bleibt unverändert. 
Nach 19 Minuten ist ein Drittel des Inhalts in den Magen gewandert, 
nach 26 Minuten die Hälfte. Bei 80 Minuten 0,001 Atropin subeutan. 
Nach 51 Minuten ist trötzdem noch ein kleinfingergliedgroßer Rest vor- 
handen. Nun neue Füllung. mit dünnem Grießbrei. Nach 10 Minuten 
Speiseröhre fast voll, von besonders schlaffem Aussehen, fast zwei 
Daumen dick breit, nach 16 Minuten noch eineinhalb Daumen lang. Ab- 
brechen des Versuchs. . 


Pilocarpinversuch 14. Juni. Bi-Semmelbissen gleitet 
langsam, wie der Schwere folgend, nach unten und bleibt vor dem 
Magenmund liegen. Kaffee spült ihn sofort hindurch. Ein neuer Ver- 
such mit Bi-Kaffee beweist, daß dieser sogleich in den Magen fließt; 
die Wellenbewegung durch Schütteln zu sehen, gelingt bei Auffüllung 
des unteren Teils mit festem Brei, darüber Bi-Kaffee. Bi-Marmelade 
gleitet schnell herunter, bleibt am Eingang liegen, ist durch Kaffee 


hindurchzuspülen. 
Eine Auffüllung mit dünnem Brei zeigt deutlich Peristaltik, nach fünf 
Minuten leer! 
Hälfte gibt wieder starke Peristaltik. Würggefühl. 
zusammengezogen. Die Peristaltik verstärkt sich immer mehr, man sieht 
den Brei oft breiter und kürzer, oft länger und dünner werden — der 
Magenmund bleibt geschlossen. 
kaum. Daß die Contraction des Magenmundes schuld ist, beweist ein 
Versuch mit Kaffee, welcher jetzt auch nicht imstande ist, den Pilo- 
carpinverschluß zu sprengen. 
Hals befördert den Inhalt nicht weiter — zwei Versuche, die sonst nie 
versagten. Allmählich wird der Inhalt geringer, als er nur noch halb- 
daumengliedlang ist, spülen große Mengen von — stets lauwarmem — 
Kaffee nach 31% Minuten den Rest in den Magen. 


nachweisbar. Im Ö 
glatt hindurch (Dr. Brunk). 


Wir haben hier eine Speiseröhre vor uns, die Divertikel 

oder einfache spindelförmige Ektasie ganz ausschließen, ferner bei 
der gleichmäßigen, nirgends ausgesparten Auffüllung an das Vor- 
handensein von etwas Malignem nicht denken läßt, auch spricht 
die Klinik dagegen. 
erscheinungen auf das Gesamtbefinden. Kompression ist bei Form 
und Ausdehnung der Ansammlung und dem Fehlen von Ver- 
lagerung nicht anzunehmen, auch kein positiver Befund dafür zu 
erheben. Auf richtige Striktur weist nichts hin, man würde 
stärkere Auffüllung dicht oberhalb einer solchen erwarten, wenn- 


schon bei sekundär schlaffer Muskulatur peristaltische Bewegungen 
ausbleiben könnten. 


(Wiederholungen!) Pilocarpinspritze 0,0125. 


Starker Schweiß. Auffüllung mit Bi-Marmelade bis zur 
Magenmund fest 


In 24 Minuten ändert sich das Bild 


Auch manuelles Drücken gegen den 


Klinische Ergänzung: 17. Juni Magenschlauch geht gut 


hinunter. An Kardia Widerstand, Umrollung, ungewollt kcmmt Schlauch 


hoch, neue Einführung in den Magen gelingt glatt — man spürt großen 
Spielraum für den Schlauch. 


20. Juni. Magenschlauch findet einen sich sofort lösenden Wider- 


stand am Magenmund. Beim Schlucken von Kaffee ist neben dem 
Schwertfortsatz das Durchspritzgeräusch sofort nach dem Schluckakt 


gut hörbar. Das zweite (Durchpreß-)Geräusch tritt nicht auf, auch 
nicht verspätet. 


spritzgeräusch, kein zweites, auch nach längerer Zeit nicht. 


Auch bei dünnem Brei haben wir nur ein Durch- 


Mageninhalt: freie HCI —, G. A. 8, Milchsäure +, mäßig 


Stärke, sehr vereinzelt Hefe. 


Stuhl: Benzidinprobe —. 
Im herausgewürgten, nicht veränderten Inhalt ist HCl nicht 
sophagoskop nichts Besonderes, das Rohr geht 


Zum Bösartigen fehlen schwere Folge- 


Es dreht sich um eine Erweiterung, bisher ohne eigentliche 


Aussackung, wie sie meist leichter, doch auch so hochgradig bel 
Spasmus der Kardia, manchmal oben über das Herz beiderseits 
hinausragend, vorkommt. 
Brechreiz, Wechsel der Erscheinungen — anfallsweises und plötz- 
liches Auftreten von Störungen. Der Druck im Thorax beweist 
dafür nichts. Die Magensonde wird nicht umgriffen. Man vermißt 
die sonst wohl stets zu findende ausgeprägte Schlängelung. Gegen 
Spasmus ist weiterhin der Versuch mit Atropin anzuführen, 
welches die Austreibung verzögert. ; 
hinweisen, daß erhöhte Vagusreizung meist mit Eosinophilie g8- 
paart ist, die bei uns fehlt. Sonstige Symptome der Vagotoni® 
fehlen, wie Hyperacidität mit Obstipation, feuchte, 
und Füße, langsamer Puls, Pollakisurie usw. Man 
auffällig lange Austreibungszeit! 


Für diesen fehlen Würgbewegungen, 


Vielleicht darf man dara 


kalte Hände 
beachte die 


Die Breite des Bildes beträgt vor dem Schirm (bei der ver- 
größernden Durchleuchtung) bis 5 em (gegen die normale Weite 
7 bis 30 mm). Es entspricht das Befunden, wie sie bei jeder Art 
Erweiterung vorkommen können. Das festgestellte Fassungs- 
vermögen für große Brot- und Breimengen ist nichts Besonderes, 
hat man doch Kapazitäten bis 500 g, ja zu 21 gemessen. Gerade 
das lange Verweilen eines großen Inhalts läßt auch den Husten- 
reiz nachts beim Essen kurz vor Schlafengehen verstehen. 

‚., Der erste vom Willen abhängige Teil des Schluckaktes ist 
nicht gestört, der spätere unwillkürliche, die Peristaltik, versagt. 


| Die Schluckgeräusche haben ja nur begrenzte Bedeutung, sie 


tragen aber vielleicht doch schon etwas zur Klärung bei: 


erste — Durchspritz- — Geräusch würde bei Insuffizienz der 
Kardia fehlen. Daß diese fest schließt, zeigt. auch der SchirM. 
Das zweite — Durchpreß- — Geräusch tritt in unserem Fall me 


auf, auch nicht verspätet — es dürfte bei (wie stets innegehalten!) 
leerem Magen nicht fehlen. So sind wir schon auf das Versagen 
der Ösophagusmuskulatur hingewiesen. 

Diese ist nicht imstande, die physiologische Enge und den 
Kardiaverschluß zu überwinden, obwohl keine große Kraft dazu 
gehört, wie der Druck auf die rechte Halsseite mit Entleerung 
beweist (was auch Dietlen beobachtet hat). Man sieht keine 


Peristaltik, wie meist, der Ösophagus ist schlaff und tot. Er ist 


- , 
- de 
er ? 
N x 


t 9 Min 2 = | 


Sa 
nenn nu ‘ ‚ 
E ee 


aufgepumpt, aber immerhin eine geschlossene Säule — ohne die 
umschließende Kraft nicht imstande, den Inhalt auszustoßen. ‚Die 
(bei 


rt Oak i 
sind außerordentlich verlängert. gegen die Norm 


tik, tii F. 


nelade bis ur 

semmi ii >. Zeiten si orde , verlangert. g 
ehr, madl f. -> Flüssigkeiten 0,8 bis 1,5, bei Breien 4 -bis 10 Sekunden). Zur 
erda -W f Erweiterung kommt also als Hauptmoment. die Erschlaffung oder 
sich das Bl f Schlaffheit. Der Inhalt fällt hinunter, es kann nicht beobachtet. 
Demi pe werden, daß die ersten Bissen über. die Wand hingestrichen, dann 
s da FÜ weiter nach unten geschoben werden, weil eben Innendruck fehlt. : 
pa -.. ° Störe ich den Kardiaverschluß durch’ das das: autonome System 
= u Se lähmende Atropin, so beeinträchtige ich gleichzeitig auch die 
a- E- ~ Kraft der an und für sich nicht tätigen. Speiseröhrenmuskulatur — 
de besteht also wirklich ein (vielleicht sekundärer) .Spasmus,. wofür 
if: auch der zipfelförmige Fortsatz spricht,. so kann ‘ich das mit dem ` 
misda F ~.~ Atropinversuch schlecht beweisen, aber-auch nicht ausschließen. 
piima t. - Stark kann er nicht sein. — schwerlich also’ Ursache der. Er- 
[*.. weiterung —, wie sein Überwinden durch Flüssigkeit. und Druck. 

dea Me Fo zeigt. Ich meine, zum Verstehen eines Spasmus sind. entzündliche, 
ja a die Schleimhäute alterierende, einen Reizzustand unterhaltende 
a Vorgänge (Rosenheim) gar nicht nötig: :- Man: - bedenke das 
dt, Spiel anderer Schließmuskeln! Näher kommt wohl Eisenstein: 
j die Ösophagusperistaltik ist zur Funktion des: Kardiareflexes. nötig, 

ist der Reflex gestört, so kommt .es. durch‘. Nichtlösung zum 


klinischen Symptom des Kardiaspasmus. -Anders ‚klärt das. den 
Vagotonus steigernde, zur‘ Muskaringruppe. gehörige Pilocarpin: 
Lähmungen sind nicht. vorhanden, man sieht Bewegung -im Öso-- 
phagus auftreten, er arbeitet zuerst mit Erfolg, -schafft seinen Inhalt 


E53 
2E 


wordenen Verschluß des Magenmundes zu’ sprengen vermag. 
Auch Flüssigkeit und manuelle Nachhilfe ‚können dies dann 
.- nicbt mehr. Na ee en 
.... deh verlange nicht Reste von Brei in den Valleculis und 
| Sin. piriformes, wie Holzknec.ht (6) und Ridder (4), indem 
der intakte bucco-pharyngeale Teil des Schluckaktes genügen 
mag, ein solches Zurückbleiben unmöglich zu machen, - „5 
Alles in allem:, Das Sinnfällige ist das Versagen der Mus- 
kulatur, die Dehnung ist sekundär... Ich glaube so, hier einen 
remen Fall von schon erheblicher Atonie. der Speiseröhre vor mir 
zu haben mit dem Symptom oder. der. Folge: Erweiterung 
noch im Beginn, der Reiz des sich immer und. immer wieder an- 
sammelnden Inhalts mag einen gewissen Spasmus am Magenmund 
erzeugen, was ja auch beobachtet und, besonders von. Rosen- 
heim, behauptet ist. Letzterer [nach Kraus (3)] hat mit Recht 
betont, daß Hemmungen an irgendeiner Stelle des Ösophagus bei. 
gut erhaltener Muskelkraft des Organs Regurgitation, . 
. keine Ektasie erzeugen. Die Muskulatur würde dann bei — wie 
hier — nicht allzu großem Hindernis eher. hypertrophisch, beim 

‚ Nichtgenügen erst schlaff, gedehnt werden. Es fehlt bei Atonie 
`- die Spritzkraft nach oben und unten. Atonie ist der engere, 
motorische Insuffizienz der weitere Begriff, sie sind nicht identisch, 
der Tonus ist geschwächt, die Peristaltik- geht aber anzuregen — 

. jedoch ist sie sehr labil. Die verschiedenartige Bewegung der 

Ingesten je nach Kon- < N oS 

<. Sistenz belegt meine 
Auffassung. Auch das 

t ` nachweisbare Zurück- 
| bleiben von Partikeln 
! an der Wand, das nor- 
, . Malerweise weder bei 
| flüssigen noch brei- 
Igen Speisen vorkommt, 
! stützt mich. Ebenso 
| das sofortige Herunter- 


eS=S 
Ns 


un. 
=. _ : 
E = 

nenne 


Ss =. 
SURSSERr 


ut ren 
[= 
Ta 


TA 


„Fr An ns Fa a ze 


rn WRT 
a 


~oe 


woema -or 


r 


drücken durch Flüssigkeit und Hindurchstürzen derselben, wenn 
man Sie ohne Festes gibt — mechanisch durch die Schwere, die 
Ferner fällt besonders der Wechsel in der 


' . Adhäsion fehlt 
Form der Silhouette ins Gewicht, die sich bei verschiedenen 


| Konsistenzen verschieden darstellt, bei .gerade vorhandenem 
*ylorusschluß unten dick, meist konisch endet. ‚(Siehe Text-- 
abbildungen)) | De a 
air Die Vorgeschichte spricht gegen Auffassung als eigentliche 
nopathische Erweiterung, soweit man sie von Atonie trennen mag. | 
Ð Atonie oder Atrophie — wie mag man da entscheiden? Muskel- 
snränderungen? Weshalb gerade nur im Ösophagus? Es genügt 

y en zur Klärung Mangel an Contractionskraft wie bei Atonie. — 

| 8usatrophie? Man könnte daran denken. : Es fehlt aber jeder 
hältspunkt, Den positiven Wassermann können wir außer acht 
ssen, da die Erscheinungen schon 'vor der Infektion bestanden 


` 


s 


1510 — MEDIZINISCH 


weiter, bis er erlahmt, nicht mehr. den nun auch stärker ge- 


‚auch Magenstörungen hat Patient nie 


ea- 
T ee 
Seren Pa en 
< an i a nn | 
' a ER 
nr tl 
Ur .- P Tä 
A e 
ži a 2. x 7 
. = nn "a 
. 2 
.. ; 
FO g “ara u en a N ‚ . pi É 
m - e z m x a i 
ya .. Š Sig een m . ö PEA ’ “ 
; Be e A se 3 ee ae te SAR ' ; ” . 
$ > , ` m - 
; Kon desnr Dei 211 
B - Ja . `; 
E KLINIK, Nr. Je a Pa RS R u 
. er = a n p -1 non t - - 2 % 


haben. Einfache Vagusstörüngen? Sicher aber nicht im Sinn einer 

Reizung wie bei Kardiospasmus. — Und.die sensiblen Nerven an- 

zuschuldigen, ist etwas: gewaltsam, zumal sich Z. beim Sondieren 
 benimmt wie jeder andere. —' Auch die’ Peristaltik, das Produkt 
| aus Arbeit. des Centrums und der .nervösen Organe in der Wand, 
läßt sich glatt"erzeugen. ‚Irgendein Schluß auf centrale Erkran- 
kung: ist also sehr gewagt. ‘Aber der Vermittler, der Vagus, ist 
"nicht .imstande, in der gebotenen Muskulatur den richtigen, Tonus. 
zu erzeugen, es muß: irgendeine . Schädigung des komplizierten 
nervösen Meehanismus: vorliegen,, dèr,- neben der „peristolischen 


'|-Funktion“ die. vermehrte Hemmung an der, in:Ruhe ja stets ver- 


 schlossenen, Kardia.: hervorruft, eine. Anomalie- im Innervations- 
ablauf an Kardia und im -Ösophagus.. ‚Unterstützend kommt dann 
das vielleicht nicht einwandfreie Muskelmaterial hinzu: — Wieweit 


| der, Sympathieus heranzuziehen ist,. kann man nicht: beurteilen. 
: Der Ösophagus beansprucht Interesse nur, soweit. die Muskulatur in 


Frage kommt — wir müssen 'uns mit: unseren Versuchen an. den 
Vagus wenden; die autonome-Förderung und Hemmung prüfen. 


|. Yon. dem. Adrenalin mit seiner Sonderstellung und elektiven Wir- 
‚| Kung. auf die sympathische Faser, die Endigungen in. der Gefäß- 
muskulatur, war eine Klärung -nicht zu erwarten. .Am’Herzen 


. muß. man ja sogar. erst, um Adrenalin zu studieren, den Vagus 
durch Atropin: ausschälten. ‘Für 'den tieferen Verdauungskanal 
wäre Adrenalin mit seiner Splanuchnicuswirkung eher zu gebrauchen, 
auch kennt man seine Augen-, Drüsen- und Stoffwechselwirkung 
schon ‘besser. . Wir mußten uns eben an die Mittel halten, die 
Bewegungsänderungen erkennen lassen, und an die Stelle, 
- wo solche; möglich sind. . Und .der Vagus ist der Bewegungsnerv. 


| Papaverin. stand -nicht zur Verfügung, auch. besteht über die 


Brauchbarkeit noch nicht genügende Erfahrung. Der Vagus. bot 
sich gut zum Experiment, er. fällt nicht aus, -das beweist der 
'Kardiaschluß, Ösophagus und Kardia sind funktionell untrennbar, 
wie Ridder (4).richtig.hervorhebt, wenn schon zu beachten ist, 
daß der Tonus auch von den im Ösophagus liegenden Centren 

reguliert werden kann, daß auch lokale Reflexe das Kardiaspiel 

‚beherrschen. All das ist belanglos: es ist und bleibt eine Atonie, ` 
die Summation der. Reize .in den Speiseansammlungen genügt 
‚nicht, diesen Ösophagüs zum Sprengen. dieser Kardia, zu - 


befähigen. ° ` : on De, a. E 
Ich komme auf den Anfang meiner Bemerkungen zurück: 
Rosenheim war wohl der- erste, 


Atonie wider Spasmus. 
welcher neben dem Spasmus auf Wändatonie als primäres Moment 


mit nachträglicher Dehnung und sekundärem Kardiakrampf für. 
‚Genese der Erweiterungen , hinwies (5), -Holzknecht ‘und . 
Olbert betonen, daß man sie häufiger findet, je mehr man die . 
unvollständigen Formen erkennen gelernt hat (6). Von „enormer 
Häufigkeit“ zu reden, ist reichlich weit gegangen (7), Ridder 
und Rosenheim sind auch anderer Ansicht. .Kraus ünd 
Ridder nehmen zuerst den Spasmus an und dann Parese der 
Ösophaguswand und entzündliche Prozesse mit. ihren Folgen. Mein ` 
Fall mit ausgeprägter Atonie, mäßiger Erweiterung und kaum-an- ' 
gedeutetem Spasmus spricht für Rosenheim, gegen Ridder, 
Letzterer sagt: hochgradiger Spasmus ohne Erweiterung ist selten 
—.nun ja: bier schon reichliche Erweiterung ‘bei geringem Spas- 
mus, also ist der‘umgekehrte Weg anzunehmen. . 0O20) 
. Wie-meist ist bei uns der Anlaß ganz unklar. Von einem 


Trauma, auch psychischem, ist nichts ‘bekannt. Am’ ehesten ist 


wohl eine funktionelle Störung ‚anzunehmen — wenügleich bei 
unserem Patienten wenig für einen Neuropathen 'oder asthenische 
Konstitution vorhanden ist- Ein Weg über eine katarrhalische - 
Entzündung des Ösophagus ist nicht zu finden.‘ Tabak und Al-. 
kobolabusus- fehlen. Üble Eßangewohnheiten sind nicht bewußt, 
‚gehabt, die -rückwirkend 


anzurechnen wären. . u er. u 
Ich: nannte meinen Fall — und bringe ihn deswegen — 
wohl mit Recht einen typischen, wie er so selten als isolierte 
Organveränderung zü- finden ist.. a wenn 
Mit dem Erfolg‘ der Therapie sieht es schlecht aus, ' Kann 


man kausal nicht heran oder reflektorisch wirkende Ursachen nicht 


ausschalten, durch Allgemeinbehandlung -etwaige nervöse Konsti- 


tution nicht beseitigen — so bleibt nur symptomatische Behand- 

lung übrig. Die Sonde -kann nichts leisten, wie -bei Spasmen. ` 
Spülungen können nur verschlechtern. . Auch in meinem Falle - 
versagten Allgemeinbehandlung, ebensoWismut, Valeriana, Stryehnin. 


In die Augen springend; waren: .besondere Klagen zu einer Zeit 


mit “Atropinbehandlung ‚(vor genauem Erkennen ‚durch die ein- 
gehenden Untersuchungen), wie ja zu erwarten war. Jodbehand- 


` 
N 


Na ne S 


Cal 

z ke In. Se 
u E 

un = 


ru Dean LE 


= 
; mara 
Da a a r mL a ai 
& B Lam 


`= 
s 
na. ap 


men 


Br 
~ a 
ah 2). SPEER SEO 


rn det. 


atia 


px 


= 
v5 


ve, 


nn 4 


ee ar de 
= 


- 
N 
é 
TITIES y, 
. Eid H 
~ P wT 
` 


ps 


SUN 


De tn re RN 


mn nn. m 


ne a 
- 
> 
« 


~ 


"r3 


> 
- M 


X 
æ a 7 an 


en 


en nen 


uw Wi. mn. 

en 
in 
> am 


= 


vn Alle 
> O 
-~ 
x 


Tug 


we. aa 
er Pie : R E E E u Ser an 
a ne eng Er 7 Be r- = 
= ee, . f 


- “ 


212 


‚Jung versprach nichts, eine enetgische Salvarsanquecksilberbehand- 
lung war ohne jeden Einfluß. 


- auch in der Regel’ eine Leukopenie. 


Literatur: 1. Eisenstein, Beiträge zur Radiologie der Speise- 
röhre. (Fortschr. d. Röntgenstr. 1914, Bd. 21, H. 4) — 2. Rosenheim, 
Zschr. f. klin. M. 1910, H.6. — 3. Kraus, Die Erkrankungen der Speise- 
röbre. (Nothnagels spez. Path. u. Ther.) — 4.-0. Ridder, Die Erkrankungen 
der Speiseröhre. (Spez. Path. u: Ther. inn. Krankh. von F. Kraus und 


- Th. Brugsch 1914, Bd.5.) — 5. Nach Eulenburgs Real-Encyelopädie. 


— 6, G. Holzknecht und D. Olbert, Die Atonie der Speiseröhre. 
(Zschr. f. klin. M. 1910, Bd.71.) — 7. Dieselben, ebenda 191i, Bd. 72, 


H. 3 und 4. 


| Über die Pulsverlangsamung bei Influenza. 
Diiferentialdiagnostische Schwierigkeiten zwischen 
Influenza und typhösen Erkrankungen'). 
i Von 
Dr. Georg Eisner, Berlin. 


Ich möchte mit wenigen Worten auf eine Erscheinung auf- 
merksam machen, ‚die mir bei der jetzigen Influenzaepidemie be- 


t 


sonders auffiel und die mir bei der Differentialdiagnostik nicht 
“unwesentlich zu sein scheint, nämlich auf die relative Pulsverlang- 


samuüng, wie sie bei den meisten der von mir beobachteten Fälle 
vorhanden war. In einigen Fällen verlief die Erkrankung zwar 
auch mit Pulserhöhung, in der Mehrzahl der Fälle war jedoch bei 
einer Temperatur von 39 bis 40° die Pulszahl nicht über 80 bis 
90 pro Minute, häufig noch geringer. l 
“ Daß eine Verlangsamung des Pulses in der Nachfieberperiode 
der Influenza vorkommt, ist eine schon früher nicht selten beobachtete 
Erscheinung. Aber auch während des 
Fiebers ist sie bereits bei Jochmann? 
als häufig erwähnt. 
schreibt, daß die Bradykardie im febrilen 
Stadium vorkommt. Einige der Autoren, 
die über die jetzige Epidemie bereits 
berichtet haben) [Fleischmann?), 
Brasch®), Hesse?)], heben ebenfalls 
den auffallend langsamen Puls hervor. 


Dieses Symptom der relativen 
| Pulsverlangsamung nun ist von großer 
Bedeutung bei der Differentialdiagnose gegenüber den typhösen 
Erkrankungen (Typhus, Paratyphus A und B) und besonders 
in Gegenden, wie z. B. auf dem Balkan, wo gleichzeitig zahl- 
reiche typhöse Erkrankungen vorgekommen sind. Die klinischen 
Erscheinungen bei der Influenza stimmen mit denen des Typhus 
und Paratyphus oft in wesentlichen Punkten überein, und speziell, 
wo wir jetzt so häufig abortive Formen der typhösen Erkrankungen 
beobachten, die in ihrem Verlauf dem der Influenza außerordentlich 
ähnlich sind. | 

Auch Hesse?°) hebt diese Schwierigkeit in der Differential- 
diagnose hervor: Fieberverlauf, Kopfschmerzen, Benommenheit, Brady- 
kardie, Milzschwellung, Leukopenie, ferner Darmerscheinungen, Durch- 
fall sowohl wie auch Verstopfungen finden sich in gleicher Weise bei 
beiden Erkrankungen. Klinisch ist in solchen Fällen eine Differential- 
-diagnose kaum möglich. i l 


Die Leukocytenzahl ist, wie ich mehrfach festgestellt habe 


rn 
alk ias. «ie 
m Daai » bal 
tridimiude 
` aan 


und wie es auch andere Beobachter gefunden haben, relativ ver- 


mindert, | 


Ich fand Werte von 8000 bis 10000 bei einer Temperatur von 
41° vor. Fleischmann?) Citron!®Y) und Hesse!!) fanden 
E Bergmann!?) hebt ebenfalls 
die Ähnlichkeit der typhoiden Influenza mit echtem Abdominalis her- 
vor. Koepken') sah oft Bradykardie mit stärkerer Blutdruck- 


39 bis 


1) Die folgenden Zeilen sind im August 1918 in einem größeren 
Lazarett auf dem Balkan fertiggestellt worden, konnten AOs Außen 
a nn . jetzt ne an übergeben werden. 

ochmann, Lehrbuch der Infektionskrankheit 

3) Krause, Handbuch der ae 


inneren Medizin E 

Staehelin, I. Bd. Infektionskrankheiten 1911, S. 228, Pens 

8 Die eig ist de rs August 1918 berücksichtigt 
‘leilschmann, riegsärztl. Abei í Mia 

(M. m. W. 1918, Nr. 81, S. 859). & ende, Berlin, 23. Juli 1918 


$ Brasch, M. m. W. 1918, Nr. 30. 
a ne S56, M. m. W. 1918, Nr. 30. 
. c. 


3) 1l. c. 

R ron: M. m. W. 1918, Nr. 31, S. 880. 
12) Bergmann, D. m. W. i918. N 

9) Koepken, D. m. W. 1918, Nee 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9. 


— —W*$heERR$B-R-R-R BR hmnmmhRI[manmnmRaRZRZaZa ZZ — — — — — — — — — — — ————————— 


Auch Krause’ 


2. März. 


—_ 


senkung bei Influenza, dabei in der Hälfte der Fälle ausgesprochene 
Leukopenie (3000 bis 4000) im Blut bei 39 bis 40 ° Temperatur. Nur 


bei komplizierten Fällen war stärkere Leukocytose. 


Man sieht aus diesem Hinweis, wie schwierig oft die Dia- 
gnosestellung sein kann. Gewöhnlich wird zwar der Verlauf der 
Erkrankung entscheiden, ob man es mit einer typhösen Erkrankung 
oder mit einer Influenza zu tun hat, da bei der Influenza eine 
längere kontinuierliche Fieberperiode meist nicht vorkommt. Auch 
werden die serologischen und bakteriologischen Untersuchungen 
die Diagnose einer typhösen Erkrankung bald klären. Die Diazo- 
reaktion ist bei Influenza negativ, bei Typhus positiv. In den 


ersten Tagen jedoch ist in der Mehrzahl der Fälle die Differential- 
diagnose kaum möglich. 


Hier könnte nun eine charakteristische Veränderung des Blut- 
bildes, wie es Rosenow!) vor kurzem bei der jetzigen Influenza- 
epidemie festgestellt hat, zur Entscheidung beitragen. Er fand nämlich 
eine neutrophile Leukocytose und Lymphocytopenie bei nicht oder nur 
wenig erhöhter Gesamtleukocytenzahl. Die eosinophilen Zellen sind 
reduziert oder fehlen ganz. Rosenow hat diesen Befund speziell 
als differentialdiagnostisches Merkmal gegen typhöse Erkrankungen auf- 
gestellt, bei denen gerade umgekehrtes Verhalten vorhanden ist, nam- 
lich relative Vermehrung der Lymphocyten, Verminderung der poly- 
nucleären Zellen. Dieses Verhalten des Blutbildes als differential- 
diagnostisches Merkmal wäre sehr wertvoll, wenn es konstant wäre. 
Nach Mitteilungen anderer Autoren ist dies aber nicht der Fall. 
Fleischmann?) spricht von Mononucleose, Citron?) fand einen 
Rückgang der polynucleären Zellen. M. Levy) stellte fest, daß 
anfangs die Leukocyten auf ‚der Höhe des Fiebers vermindert seien 
und daß sie nur bei Komplikationen erhöht wären, daß dabei die poly- 
morphkernigen Elemente zugunsten der Lymphocyten zurücktreten. Es 
handle sich um eine Schädigung der Leukopoese ähnlich wie beim 
Typhus. Hesse endlich fand neben einer Verminderung der eosino- 
philen und basophilen Zellen eine Verschiebung der neutrophilen nach 
links im Arnethschen Sinne. Man sieht, die Feststellungen der 


verschiedenen Autoren gehen sehr auseinander und widersprechen sich 


sogar zum Teil. Solange die Frage der Veränderung des Blutbildes 
Bicht eindeutig geklärt ist, können wir sie jedenfalls zur Differential- 
diagnose nicht heranziehen. | i 

Neben den Fällen von lnfluenza mit kurz anhaltendem Fieber 
gibt es auch Fälle, bei denen die Differentialdiagnose auch weiter- 
hin schwierig bleibt. Es sind das meist die länger fiebernden 
Influenzaerkrankungen mit schwereren Lungenkomplikationen oder 
schwerer Allgemeininfektion. Einen Fall dieser Art möchte ich 
hier als Beispiel besonders hervorheben, wo aus dem 
Krankheitsverlauf die Diagnose nicht zu sichern -war und erst 
die wiederholten negativen bakteriologischen und serologischen 
Befunde eine typhöse Erkrankung ausschlossen. 

Es handelte sich neben schweren Allgemeinerscheinungen, Kopf- 
schmerzen, Benommenheit, hohem und kontinuierlichem Fieber un 
deutlicher Pulsverlangsamung (siehe Kurve 2), um schwere.Lungenver” 
änderungen. Es waren zunächst bronchopneumonische Herde über 
dem linken Unterlappen, später auch über dem rechten Unterlappen 
und rechten Oberlappen. Die Milz war vergrößert, die Leukocyten- 
zahl schwankte zwischen 8000 bis 10000, war also bei Berücksichtigung 
der hohen Temperatur relativ niedrig. Pneumonische und bronche- 
pneumonische Herde können auch bei Typhus vorkommen. Alle an 
deren Symptome sprachen ebenfalls für eine typhöse Erkrankung. Die 
Leukocytenzahlen, an sich für Typhus etwas hoch, würden durch die 
Komplikation der Lungenerkrankung erklärt werden können. 


`; ı 


Nun : i s Ei AN 
' | n SEE 
` a H HE = czas EE 
poja e] 


+F E EN E AD 
EHE 


am» 


Es ist aus dieser kur 
welche Schwierigkeiten die 
im Blut noch 


zen Beschreibung bereits ersichtlich, 
` e Diagnosestellung bot, Da nun weder 
cillen gefund pi Sun je Typhus- (respektive Paratyphus-) Ba- 
al en e wurden, der Widal negativ war und auch im Ver- 
kritischst j rankung negativ blieb, so wurde schließlich nac 
EL T er Abwägung aller Symptome die Diagnose der typhosen 
re fallengelassen und die auf Influenzapneumonie 86 


3 ARRBOY, M. Kl. 1918, Nr. 30. 
s koa 


)M. Levy, D. m. W. 1918, Nr. 85. 


mmt, Auch . : 
ersacdua F- 
Delw f - 


tiv, Inda 


rang. 


vr => > 
|— a 


il n. 


en o a 
v = 


der W echselbeziehungen zwischen Mensch und Erde eine ihrer 
| nennen. 


‚ Seiner heimatlichen Umge 


ee ae MEDIZINISCHE KLINIK — N. 9. LET Au 
Mitteilung, während des s Rückmarsches dureh Serbien und Ungarn, 


noch zahlreiche derartig schwere — typhöse — Influenzafälle ge- 
‚sehen habe. Hierbei zeigte sich praktisch immer wieder, welche 


- Sch wierigkeiten die Differentialdiagnose bereitet, besonders wenn 


stellt. Auffallend war, ra ich ‚nochmals Hinweisen möchte, 
daß auch trotz der langen Fieberperiode und. der bronchopneu- 
monischen Komplikationen. die ‚Pulsverlangsamung. während der $ 
ganzen Erkrankungszeit. A Re ner, 

en ee , bakteriólogische, “serologische und Blutuntersuchungen nicht ange- 
stellt werden können. . Biswellon:. ‚war ‚die o Voterneharding über- 


Es sei bemerkt, daß ich ` eine. ganze Reihe ähnlicher Fälle 
beobachtet habe und daß en auch. ae nach Abschluß dieser Paupt unmöglich.. Bo Be en | 


5 2 2 a Aus der Praxis fü für die Praxis. Br we 
"Wir verwenden . Ta eine: Zinkirockenpinselung folgender Zu- 


Aus dem Resorvolatareit IL, "Weingarten = ab a 
Ser sämmenpesuhg (Kriegsrezept): 


(Chefarzt: Oberstabsarzt Prof. ‚Dr. Linser). a 

x “ Acid: borie. ulver. rR . 80,0 
Über unsere ‚Erfahrungen mit. Ristin bei Krätze. | Zinc. oxyd. i zo AEN : 10,0 l 
E l `` Tale. E ORE 
Dis | Perka-Glyeerin. RE i < 600,0 P 


Dr. v « Cube, ordin. Arit.. Ba e a 

In den Jahren. 1915- bis 1918 wurden: in unserem acc 
insgesamt rund 550 Patienten -an Krätze behandelt. Die.Krätzekur 
wurde durchweg ausschließlich mit Ristin durchgeführt,: sodaß wir 
über dieses Präparat in. genügendem Maße Erfahrungen sammeln 
konnten. Es hat sich durchweg: sehr gut bewährt. i u 
| Noch vor kurzem würde das Ristin, vielleicht seines etwas 
hohen Preises wegen, fast ausschließlich in/ der Privatpraxis: ver-. 
wendet, Die Erfolge, die mit ihm erzielt wurden, vor: allem auch. 
seine großen Vorzüge in. der Anwendung, haben ihm aber wäh- 
rend des Krieges rasch Eingang in die größeren Fachlazareite - 
verschafft. Es sei- übrigens hier gleich erwähnt, daß es im Preis 
nicht höher zu stehen kommt ‘als: Perubalsam. oder Styrax,. wenn 
es von den Lazaretten in Substanz: bezogen und in- den Militär- 


apotheken selbst-hergestellt. wird. 
In der ersten Zeit des Krieges ` verwendeteù wir. zur Kur folgen- | 


Liq. alum. acet. : ... 0... 800,0 ` ... 
E - Spirit. dil. (80 %) . ve. 760, 0 er 
Mit dieser- "Masse ` ‘wird ‘der. Patient” ‚gleichfalls . dreimal- innerhalb 
. 24 Stunden eingepinselt. -Die.Zinktrockenpinselung :trocknet; sehr. rasch, 
umgibt die Haut mit einem feinen, gut haftenden Überzug: und ist reiz- 
los. Die so durchgeführte Kur dauert demnach rund zweimal 24 Stunden. 
Nach. Ablauf dieser Zeit wird der Kranke als- ‚geheilt entlassen, . 
. Die Wirkung ist-eine durchaus‘. prompte. Wir konnten- 
unter‘ den. 550 -Fällen keine ‚Revidive beobachten... Der Juckreiz 
.13ßt schon nach der ersten: Einpinselung rasch nach, ein Zeichen 
‚für :die gute Wirkung des Mittels. auf die lebenden Milben, 
der: dritten, Einpinselung ist ‘der en fast stets völlig. ver- 
‚sehwunden. — . 
<- » Wir haben in zirka 250 Fällen Gelegenheit gehabt, ‚die 
"Dauerwirkung der Kur’ auf das sicherste nachzuprüfen, und. 
, zwar an Krätzekranken, die zugleich. wegen Syphilis bei ‚uns 
eingewiesen waren und "die-nach beendeter. Krätzekur noch vier 
bis sechs Wochen lang eine .antiluetische Kur durchmachten: In: 
keinem dieser Fälle konnten ‚Krätzerückfälle . ‚beobachtet. werden, 


des Rezept: - . 
REUMA ea a a en 250,0 i 

‚Glycerin innen ne» 125, 0 ' gewiß ein günstiger Erfolg. - Selbst in’ ganz 'schweren Fällen ge- 

Spirit, vini o.. s el. e "625,0 ' nügte eine einmalige Kur. So wurde uns im Läufe des Sommers. 

ein Patient vou Felde. eingeliefert, der bereits längere Zeit wegen 


Später, als das' Glycerin schwer : zu. beschaffen Wan: ersetzten wir 
es durch Perka-Glycerin in: folgender Formel: l l ES . Pyodermie . und Phlegmone ohne erkannte Ursache in Revier- 
Ristin.... © ET are, 250,0 | | -| behandlung stand. Er kam in einem durchaus üblen Zustand zu 
Perka- Glycerin. 2800 ~: | uns. Seine Hände waren unförmig geschwollen, in’ den Zwischen-. 
Spirit. vini ee Di ie 5.000, O  fingerfalten hatten sich tiefe Ulcerationen gebildet, die. stark rah- 
migen Eiter absonderten, ebenso -waren die Axillardrüsen .zum Teil 
Als ein gut bewährtes, ähnlich zusammengesetztes Kriegsrezept vereitert und der ganze Körper mit ausgedehnten. Geschwüren 
hat sich folgende von den Herstellern des . Rising SDBPE Een? Zusam- und Kratzeffekten bedeckt. Der Mann war kaum transportfähig, 
| jede Bewegung verursachte ihm große Schmerzen. Wir erkannten . 


menstellung bewährt: 
sofort, daß Scabies vorliege und die gleich vorgenommene Ristin- 


Ristin. ooa s 0» 2. 250,0. : 

Lanepsöl~s . » 2.2... 175,0 Eu kur, die ohne Rücksicht auf die bestehenden Geschwüre und ent- 

Alkohol 625, 0 'zündeten: Stellen durchgeführt wurde, hatte vollen Erfolg. Die 
Beschwerden ließen sofort ‚nach, die sekundäre Pyodermie heilte 


in der. kürzesten Zeit ab. Irgendwelche Reizerscheinungen oder 
sonstige unerwünschte Nebenwirkungen kamen auch in. diesem 
‚Falle nicht: zur Beobachtung. Wenn irgend Reizung der Haut 
und Allgemeinerkrankung durch. das Ristin sich bemerkbar machen 
konnten, dann mußte dies hier eintreten. Das Allgemeinbefinden ` 
besserte sich aber von Tag zu Tag ud. die Haut heilte rasch ab. 
Zusammenfassend kann auf Grund unserer Erfahrungen, an 
großem Material folgendes gesagt -werden:-Das Ristin ist ein prompt 
wirkendes, reiz- und geruchloses Krätzemittel, das sich überall zur 
Durchführung energischer Krätzekuren für Lazarette und Kranken- 
häuser wie privat gut eignet. Es stellt einen durchaus vollwertigen 
Ersatz für die ausländischen Präparate Perubalsam und Styrax dar, 
der Kranken die Kur auch in den allgemeinen Krankenzimmern | von denen wir uns möglichst frei machen wollen, um so mehr als- 
durchgeführt. Nach Ablauf dieser dreimaligen Einpinselung, also ‚ihnen in der Anwendungsweise viele Nachteile anhaften. und der 
Dach etwa 24 Stunden, wird wieder ein Bad. yerabfolgt und so- | Preis eher höher ist als bei Ristin, Besonders auch für die Wäsche 
-Bleich die Nachbehandlung des FrBlzeekzemp: begonnen. ` | gibt. es kein un Krätzemittel als Ristin. a; | 


Forschungsergebnisse aus Medizin ui Naturwissenschaft. 
deutlichsten zutage. Aber auch bei dem Kuktarmanschen Täst 


Die nördlichsten Rindviehzüchter $ sich der Zusammenhang mit der natürlichen. Beschaffenheit seiner 
Von ` = | ur: | Heimat nachweisen. re er sind jene Völker, 

An ar ns | die auf ein schweres Ringen mit der Natur eingestellt sind, da 

Dr. Alexander Sokolowsky, Hamburg. |-von diesen die gewaltigsten Anstrengungen verlangt werden, .um - 
Die Anthro pogeographie sieht in der Erforschung den. widrigen Einflüssen der Umwelt, zu begegnen. Als solche 
sind in erster Linie die Bewohner der Sand- und: #iswüsten zu 


Die Durchführung der Kur aiir, bei uns folgender- 
maßen: Der Krätzekranke erhält zunächst ein Reinigungsbad, am 
besten natürlich. ein. Schmierseifenbad, wie es noch in den ersten 
Kriegsjahren durchgeführt werden konnte. Dann wird er: dreimal 
innerhalb 24 Stunden ausgiebig mit der Ristinlösung eingepinselt. 
: Wir verwenden dazu einen gewöhnlichen größeren Malerpinsel, 
~ mittels dessen der Patient mit der Ristinlösung zunächst: ange- 
Strichen wird, An den‘ hauptsächlichsten Erkrankungsstellen wird 
die Lösung noch: eigens. kräftig in die Haut eingerieben. In der 
‚Zeit zwischen den E Einpinselungen bleibt der Kranke in einer Decke 
 eingehüllt im Bett liegen. Früher benutzten wir eigene Krätze- 
beiten in eigenem Raum, doch haben wir in der letzten Zeit ohne- 
jeden Schaden für die Betten, ihre Wäsche. und die Umgebung. 


- 


vornehmsten Aufgabe Die Abhängigkeit des Menschen von 3: 
Sen: e gig „ar Enpirikoa der Natar auf den Menschen sind ver- 


bung tritt _bei den. Naturvölkern am 


E 


- 


Nach: ` 


DIE > nr =y a x n < 
an i o AE OA 
ELDER ie rg 2 > 
s - ei A ai “ 


` 
sYa g 
mn ee 
N E 
EO- eri cr 
BE ne F 


TAES 


e EY 


Å . 
nah 


ee 


zu, 


y; 
et FRE 
Dh hauen a 


Ne" 
ne 


~ ce 
nd 


Ya, 
na 


A aR 
se gt 


> 
A 
a pai 
~ 
` 


afg = Br 

es 

Be Er ET SR IS 
Be 


ir 


x kaw, unge 
g BEE EEE AR 
AV N AD er 
en u 


er 


00” % K 
N - > ea. 
Pace EAS Tais T 
a aa rp w Nez 
eG ge P N v aTa - 
Er Ar? PEP 


un 


u 
See 


Te 
æ,- 
Ai 


k 
a 
x 


Ta 


u 


rn 2 a tm ee AA 
ee ne ` N ge a Rn“ 
a ug Men Bin er + . 
ee en. I > ° i 
A . 5 a À 
z a Tos 


en 


num 


-—.- IT, —m- 


in nern 
us er vi: 


Be a 
aan Ee a Dn ES 
SET 


gen e . BEN en 
rain,” ee 


a s oA 


„a \ 
Spe 
ef: 
BAR 
se: 
TE EE 
: : 
r ee 
j » br 
’ 
HE 
9% 
ar 
SL 
br 
KR 
tho 
' 


Same a Ze 


= Ers 


E AE 
2 vra 
3 EEN N: 


a toem an 


We Po 


e E. 


mn nenn 
Fe re Fee 


Fe í A a 
i tn. Fe In m- 


; BRD 
= 2 F . u: N: oo: BE 
2 7 ` Br 2 near ee. poA T = pas ”. ę pA m x i 
Zai ne smaa hY È ia a ai i PP OTEN a ee ST ; 


A la iane eaa 


. Gebirge verursachen Völker- und Kulturgrenzen und weitaus- 


214 | © 1919.— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9. 


2. März. 


schiedener Art. Vor allem ist es das Klima, das unmittelbar auf 
ihn einwirkt, welcher Einfluß sich auf Kulturbesitz und geistige 
Eigenart geltend macht. 

Eine klare Charakteristik der klimatischen Einflüsse gibt 
E. v. Seydlitz. Nach ihm erschöpft sich das Leben der hoch- 
nordischen Völker im Kampf ums Dasein. Kümmerlich sind die 
Gaben, die ihnen die rauhe Natur zu bieten vermag. Daher trägt 
die Arbeit der Polarvölker den Charakter der Einförmigkeit und 
Armut; ein reges geistiges und gesellschaftliches Leben ist un- 
möglich. Das heißfeuchte Klima der Tropen gibt den Menschen . 
die einfachsten Bedürfnisse des Daseins ohne ihr Zutun und ent- 
wöhnt sie dadurch von der Arbeit. Daher rühren seine er- 
schlaffende Wirkung auf den Menschen und die niedere Kultur- 
stufe der Eingeborenen. Am günstigsten wirkt die gemäßigte Zone 
auf die Entwicklung des Menschen ein. Mit ihrem die menschliche 
Lebenskraft anregenden Wechsel der klimatischen Erscheinungen 
wie ihrer maßvollen Freigebigkeit erzieht sie ihn zu körperlich 
und geistig. stählender Arbeit und bietet’ auch die Möglichkeit 
größerer Volksverdichtung. 

Mittelbar kommt nach dem gleichen Autor der Einfluß des 
Klimas auf die Entwicklung des Menschen durch die Pflanzen- 
und Tierwelt zur Geltung, die beide wiederum von den klima- 
tischen Verhältnissen abhängig sind. Auch der Bodenwert, der 
durch den Reichtum an Bodenschätzen und durch die Fruchtbar- 
keit bedingt wird, übt großen Einfluß auf das Leben und die. 
-Kulturentwicklung der Menschen aus. Nicht minder werden die- 
selben von der Oberflächengestalt seines Wohnortes beeinflußt. 


langt der hohe Norden. Das ungastliche Klima, das die Vege- 
tation beschränkt, stellt an die Anpassungsfähigkeit des Menschen 
besondere Forderungen. Der aus den klimatisch günstigeren süd- 
lichen Landstrichen stammende Eimwanderer muß den aus seiner 
ursprünglichen Heimat mitgebrachten Kulturbesitz umwerten, wenn 


muß sich demnach den neuen erwanderten Existenzverhältnissen 
anpassen. Das bedeutet in mancher Hinsicht eine Aufgabe von 
kulturellen Errungenschaften oder eine Modifikation derselben für 
die neuen Lebensaufgaben. Ein ausgezeichnetes Studienobjekt 
bieten in dieser Beziehung die treibenden Polarnomaden Asiens, 
Sie gehören in ihren Wohnsitzen jenem Gebiete Asiens an, 
das von den nach Norden abfließenden Gewässern berieselt wird. 
Unter den Völkern, die diese Gebiete bewohnen, lassen sich ältere 
und jüngere unterscheiden. In früheren Zeiten wurden von den 
südlich wohnenden Völkern Stämme auf Stämme in jene nordi- 
schen Gebiete flußabwärts geschoben. Zersprengte Trümmer 
älterer primitiver Stämme wohnen daher nach Leo Frobenius 
zwischen den seit jüngerer Zeit Eingebürgerten. Die sämtlichen 
Völker dieses nördlichen Abflußgebietes sind entweder Jäger oder 


dem genannten Autor weniger gewichtig in die Wagschale der 
Volksexistenz als das Wild der Flüsse: die Fische: Die sämt- 
lichen älteren Völker unter den treibenden Polarnomaden Asiens 
sind Ichthyophagen, Fischesser. Alle diese Stämme sind durch die 
Natur dieser Länder gezwungen, ihre Existenzform von dem Leben 
und Treiben der Tierwelt abhängig zu machen. Obwohl sie be- 
stimmte Früchte und andere vegetabilische Gebilde nicht ver- 
schmähen, kennen sie dennoch keinen Anbau irgendeiner Pflanze. 
Sie sind durch ihre Abhängigkeit von der Tierwelt zum Nomaden- 
leben gezwungen. Von hohem ethnographischen Interesse ist es 
nun, daß alle diese Völker zur Fortbewegung in diesen nomadischen 
Einöden sich des Schlittens bedienen, der von Haustieren gezogen 
wird. Als älteste Völker in diesen Wohnsitzen, als Palae- 
asiaten, bezeichnet Frobenius die im Nordosten ansässigen 
Stämme, die den Hund als Zugtier benutzen. Ihnen schließen 
sich dem Alter nach die Renntiernomaden an, die dem- 
nach die zweite Völkerschicht des asiatischen Nordens bilden. 
Diese haben, wie die Lappen, von den in südlichen Wohn- 
sitzen lebenden Rinderzüchtern die Tierzucht gelernt und diese 
auf die Zähmung und Züchtung des in jenen- Gebieten wild 
lebenden Renntiers übertragen. Es ist nun von höchstem ethno- 
logisch-geographischen Interesse, daß in jenen Einöden ein Volk 
existiert, das sich aus seinen südlichen Wohnsitzen bei der Ab- 
schiebung und Verdrängung nach Norden das Rind mitbrachte 
und sich dieses unter den schwierigen Existenzbedingungen des 
Nordens als Haus- und Nutztier erhielt. Es sind die Jakuten. 
Ihre Wohnsitze erstrecken sich heute vom 90. bis zum 160. Grad 


gedehnte, fruchtbare Ebenen weisen in Kulturbesitz, Leben und 
Sprache ihrer Bewohner nur geringe Verschiedenheiten auf. Öde 
Ebenen der Steppen und Wüsten mit ihrer ärmlichen natürlichen 
Ausstattung begünstigten das Nomadenleben der Völker. Schließ- 
lich spielt auch das Wasser eine große Rolle im Leben der Völker. 
Namentlich ist es das Meer, in nicht geringem Maße sind es aber 
auch die Flüsse, die als Kulturtrenner respektive Kulturförderer 
in Frage kommen. Ä 

Obwohl diese Einflüsse auf die Entwicklung des Menschen 
unleugbar von großer Wichtigkeit sind, wäre es dennoch, wie 
Georg Schmidt sagt: „ein ‚pseudogeographischer Fanatismus‘, 
wenn man im Leben und Treiben eines Volkes lediglich die 
Herrschaft der physischen Verhältnisse suchen wollte. Denn der 
Mensch ist der Natur gegenüber nicht ein willenloser Automat; 
sondern der Mensch ist der Natur gegenüber ein selbständiges 
Wesen mit völliger Bewegungsfreiheit: ihm kann die Natur wohl 
‚Möglichkeiten bieten, aber sie kann keinen zwingenden Einfluß 
auf ihn üben.“ 

Die geographische Bedingtheit des menschlichen Daseins 
tritt deutlich in der Art und Weise unserer Ernährung hervor 


er in den Gefilden des Nordens seine Existenz finden will. Er 


. Viehzüchter. Oft und vielfach fällt allerdings das Jagdwild nach 


' aufspeichern, da sie diesen nicht mit auf die Wanderung nehmen 


und richtet sich die Auswahl der Kost in hohem Grade nach dem 
Klima des Wohnorts. Völker, die in Ödgebieten, wie in Steppen 
und Sand- und Eiswüsten wohnen, sind gezwungen, sich die 
spärlich verteilten Existenzmittel zu erwandern, daraus folgt, daß 
sie bei ihrem rastlosen Nomadenleben keinen großen Kulturbesitz 


können. In den Trockenräumen bilden die Herden das einzige 
wertvolle Besitztum. Einen Teil ihrer Herden haben sich die 
Nomaden als Last- und. Reittiere gezähmt, um bei den Wande- 
rungen den spärlichen Kulturbesitz mitzuschleppen und auf dem 
Rücken ihrer zahmen Haustiere selbst auf der Reise gefördert zu 
werden. Zu dem Zwecke hat sich der Naturmensch nicht nur 
Kamel, Rind und Pferd gezähmt, sondern im hohen Norden sich 
das Renntier untertan gemacht; wo aber auch dieses versagt, hat 
er als Ersatz den Hund sich als Zugtier erworben, durch dessen 
Hilfe er seine Lasten auf der Wanderung fördern kann. Körper- 
liche Ausdauer und Rüstigkeit sind diesen Nomaden nach 
A. Kirchhoff in jahrtausendlangem Daseinskampf anerzogen 
worden. Der Kalmücke vermag auf Karawanenreisen wenigstens 
drei Tage lang zu hungern und zu dursten; findet er dann noch 
kein Trinkwasser, so rupft er die Haare aus der Mähne des 
Pferdes und kaut daran. Langes Fastenkönnen und erstaunliche 
Gefräßigkeit entspricht vollkommen dem auf Mangel an Speise oft 
folgenden Überfluß des Jägers, der entbehrungsvollen Wanderung 
und späten Abendzeit des Hirtennomaden, 
= Kirchhoff nennt es „tellurische Auslese“, daß die Landes- 
natur eine förmliche Musterung unter den Einzüglern hält, um 
nur den für sie Geeigneten das Bürgerrecht zu erteilen. 
‚Eine besonders strenge Auslese unter seinen Bewohnern ver- 


östlich von Greenwich und vom 60. Grad nördlicher Breite bis an 
das Eismeer. Die Jakuten sind nach Frobenius erst, als die 
große Mongolenbewegung im 13. Jahrhundert Asien durchbebte, 
in diese nordischen Gegenden gedrängt worden. Sie sind dem- 
nach vielleicht die jüngsten von allen diesen Völkern der Ab- 
schiebung nach Norden. Sie treiben noch heute Rindviehzucht, 
obliegen aber auch der Jagd und dem Fischfang und haben sich 
auch das Renntier als Zugtier nutzbar gemacht. Als weniger be- 
deutenden Erwerbszweig betreiben sie auch das Aufsuchen von 
fossilem Elfenbein (Stoßzähne des Mammuts). Die JakuteD; 
deren Wohnsitze nördlich von denen der Tungusen in den 
Flußgebieten der Chatanga, Lena und um die Oberläufe der 
Jana, Indigirka und Kolyma liegen, werden von Ger- 
lach zu den Turktatarenstämmen gerechnet, also 
mit den Kirgisen, Kasaken und Usbeken auf eine Lime 
gestellt, von Müller den halbkultivierten Stämmen angegliedert 
und in derselben Kategorie mit den Mongolen, TibetanerN 
und Turktataren geführt, Wilhelm Sievers betrachtet 
sie als echte Naturvölker ohne Halbkultur. Sie sind nach 
diesem Gelehrten mit 211 000 Seelen bei weitem der zahlreichste 
Stamm unter allen nordasiatischen mongolischen 
Naturvölkern. Als Jäger lieferten sie den größten Teil der 
Zobel- und Hermelinfelle, die früher auf den großen Pelzmark 

von Jakutsk gebracht wurden. Ihre früheren Wolınsitze Jagen 
in Centralasien., Aus diesen wurden sie,von den Mon- 
golen und Buräten verdrängt und nach- Norden getrieben 
und dadurch von der Hauptmasse der turktatarisch® i 
Stämme abgelöst. Außer Rinderzucht treiben sie auch not 

heutigestags Pferdezucht. Ihre Pferde suchen ihr Futter unter 


| 
| 
| 
I 
i 
i 
i 


w7 Ea EJF ni ed., R 1 


24 


eur tg RE o 


; 2 k PI a 5 Ber a = Dre ER en nr - ; i we o ` le 
r -E & En ' Tas pon Be Be KD S i x f A Ts -i “gr ; p i K . = K a’ 2 x ee E i u D 5 g a u 4 E ah Dy i ER Re i l : j ei Li 
oMi f 9; März. © ©. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nre 9. - 215 a 
$ d ' Me: 1 7° 7 e FE E ae Br = g Zu Fa NEE Š : ' = a 
hier erzählt: wurde, sollen Kühe — von. Pferden gar nicht JÅ E 
E 7 
ey. 
ZS 


dem Schnee hervor, verbleiben- fast beständig unter freiem Himmel. |’ wie uns | 
und müssen ebensowohl wie -das Rindvieh Fleisch und Milch | zu sprechen — selbst noch in Ustj-Jansk, also unter beinahe 


das de Y E 
liefern. Neben Pferdefleisch wird besonders. Kuhmilch, Fett und | 71° nördlicher Breite und am Gestade des Eismeeres,. von dem 
Kaufmann Ssännikow mit bedeütendem Erfolge gezüchtet wer- A in u 


des Menschen F. 
instige ii f: ; ; o , z ERS dee 
len ans acht E Rindfleisch genossen, sowie auch Fische und aus Kuhmilch- ge- Bäl oy b nder folge 
werten, m E- wonnener Käse. Nach A. Byhan bewahren ‚sie noch die Er- | den, wozu die gute dortige Weide. das meiste beitragen soll. Nach Ha 1 
Ha; innerung an ihre Urheimat in. der Gegend.von Krasnojarsk | Ansicht unseres ‚Wirtes würde die Viehzucht selbst an der Lena- un ale, 
hält E  . am oberen Jenissej, von-wo- überhaupt alle Türkvölker:| mündung eine lohnende sein, da auch .dort treffliches Futter ji GADE 
Aue if ausgegangen BEIN dürirém; >... 0: ee we nt za finden ist.» >,’ in: ae a . PE 
derselbe ir $- - Von hohem landwirtschaftlichen Interesse-ist die Viehhaltung | ., Es. geht ‘aus diesen Angaben ‘hervor, -welche' erstaunliche ` ~ PRI 
Studienobjekt 3 und Zucht in diesen hohen Breiten. In Ost sibiri en, Wo ‚an |. Anpassungsfähigkeit das Rind’ hat. Auf der anderen Seite’ lehren | 112 ee 
den dsm £ manchen Orten das Thermometer- auf 16 bis,17° C unter Null | uns aber auch die Erfolge mit der Rindyieh- und Pferdezucht in 1 BE 
siensa E> sinkt, bewobnt das Rind die, kältesten ‘Gegenden der Erde.. Seine diesen hohen Breiten, welche Lebensenergie dieses Volk haben PRE edy p 
ei | _ Nahrung ist hier vielfach eine außerordentlich karge. Die Jaküten | muß, das, aus südlichen Wolnsitzen nach Norden gedrängt, es | 
hin |, füttern ihre Rinder unter dem :62. Grad. nördlicher Breite nach | verstanden hat, seinen: Haustierschatz mit in die neuen Heim- PAMP! i; 
en von da ni - K arl 5a kow sky von ‚März bis. Mai. nur mit Birken- und gebiete "zu „nehmen. und dort zu erhalten, unbekümmert um die : BE Der H 
o m |=  Weidenreisern, während die Rinder .an der Küste mit gedörrten | Einflüsse des nordischen Klimas, Den Jakuten rühmt Mid- las 
| Fischen vorliebnehmen müssen, Bei den umherwandernden Völker- | d en dort Gefügigkeit und: Anpassungsfähigkeit an alle Lagen HE 
schaften des östlichen Sibiriens spielt das Rind eine Haupt- | nach. . Ihre Lebensenergie geht: auch daraüs’ hervor, däß sie sich Kun. 
rolle, seine Haltung leidet indes sehr durch die Unlust der Leute, -noch heutigestags 'nicht vermindern, ‚sondern sich als kraftvolles ERBE 
genügende Heuvorräte -für den Winter zu sammeln, doch sind |. Volk erweisen, das den Einflüssen der 'an sie .herantretenden ver- de 
überall vorzügliche Heuschläge- vorhanden, © 00.0, 1 weichlichenden Kultur widerstand. Von ihren früheren Lebens- ph 
Über die Pferde- und Rindviehzucht der Jakuten, entwirft | gewohnheiten ‘haben sie vieles ‘aufgeben und abändern müssen. ` ee 
‘Die ‘abschleifende und gleichformende Kraft. der geographischen { N L - 
pae pi 


| Sch! € Lagerung zwingt denin diešen:Gebieten lebenden Völkern, welcher 
des: „Wir. erfahren von’ unserem gesprächigen Wirte verschiedene | Herkunft sie ‘auch sind, nach Frobenius den Charakter der 
Details über seinen Viehstand. Derselbe besteht aus etwa 20 Pfer- | Gjeichförmigkeit und der Einförmigkeit auf. Das bezieht -sich 
den und zirka 10 Stück Rindvieh: Erstere sind -bereits von seinem ! nicht. nur auf den Kulturbesitz, sondern auch auf die Nahrung, 
Großvater hierher gebracht und die gegenwärtigen Individuen schon | Lebensgöwohnheiten und das Seelenleben- dieser Völker. Dem > ' 
hier geboren und aufgewachsen. Sie gehören einer zwar kleinen, | Forscher erwachsen dadurch -nicht selten ‚Schwierigkeiten, unter 
der durch die Anpassung bedingten gleichförmigen Hülle -die auf 


we aber stämmigen Rasse an, haben .ein dichtes Fell und ertragen 
die furchtbare Kälte ausgezeichnet. Tag. und Nacht, Gommer und | Herkunft‘ und Abstammung beruhenden ‘Merkmale: bei diesen 


Winter bleiben sie.im Freien und nur die Füllen werden etwas | Völkern zu erkennen und’ nachzuweisen. Die Jakuten können 
. zarter behandelt. Viel größere Mühe erfordert dagegen die Rind- | nach den vorstehenden Schilderungen den Anspruch’ erheben, die ` 
` viehzucht. Der Stall stößt unmittelbar an die Jurte und empfängt nördlichsten Viehzüchter der Erde zu sein. - .° =" pae 


y ® . 7e e l 3 s ® l > 3 , E f i i , ER j 
on ihr seine Wärme, hat auch, um: der Kälte keinen. Einlaß zu Kiteratur: i Georg Buschan Miku 
und Westasien von Dr. A. Byhan. Stuttgart 1909. — 2. Leo Frobe- 


Ferdinand Müller, Mitglied der Olenek-Expedition, 
ein anschauliches Bild... Seiner ‚Schilderung entnehme ich folgen- 


iara EEE Zee Ge En 
` 


: rae TS 
De ah ie 
Bela h irec, an, 
~ 


DTTA a 


Br 3 
Waren RI 
ET 
~ 


% o 
et DENE 
= > Aa Marl 


< CR AS 
£ 2. mas ee 
ESER 
i Br T A 
wa g 
ee E 
= . ER 
= ~ 
= 


ER . Ei 
` 3 = 
nor beemd Sr ARE 


= 
FENG 


we L 
pi a 
r a 

wir nn 


te Völkerkunde. Nord-, | Fil I a 


, 
x 


© gewähren, nur eine Tür nach der Jurte: zu, was in der Tat in | Mittel- 
„dieser eine dem Europäer. nicht gerade sehr zusagende Atmosphäre | nius, ‚Geographische Kulturkunde. IV. Teil: Asien. Leipzig 1904. — 3. A. 5 
 hervorbringt, namentlich wenn, noch einige Lieblingstiere dem De at und As er Dep DE erlin 1914.-— en 
. wärmenden Ofen und also auch dem erstaunten Reisenden näher | 4 Ferdinand Müller, Allgemeine Ethnographie. Wien 1879. — 5. D er -. in 
b R x N RT selbe, Unter Tungusen und Jakuten. Leipzig 1882. — 6. Robert Müller, ee, 
‚gebracht werden. Die aufgewandte Mühe wird übrigens reichlich | Die geographische Verbreitung der Wirtschaftstiere. Leipzig 1998. — 7. Fried- `, TUCE i: AOM 
| belohnt und die hiesigen Kühe werden als‘sehr milchreich gelobt. | rich Ratzel, Die Erde und das Leben. Ba: I.. Leipzig und Wien 1902, =- NEN e se 
Sie sind von Martin Borogön erst seit acht Jahren akklimati- | — 8: Karr Sakowsky, Die Rindviehzücht Rußlands am Ausgange des `- Be: 
siert, bild b : RB rasunohmen‘ ar XX. Jahrhunderts. Dorpat 1904. — 9. M. G. Schmidt, Natur und Mensch. iT PAEAN 
dea en aber keineswegs, wie wir anzunehmen geneigt waren, | Leipzig 1914. — 10. Wilhelm Sievers, Asien. Eine allgemeine Landes- | N; Bu 
ie äußersten Vorposten ihrer Rasse nach Norden‘ zu, sondern, | kunde. Leipzig und Wien 1893. z > a, AR HT 
| | % Re EAN BER si y 72% T 
Ärztliche Gutachten: aus dem Gebiete des Versicherungswesens (Staatliche und ‚Privat-Versicherung), ie 
ne © > Rediglert von Dr. Hermann Engel, Berlin W30. = . PN N E T Ei e 
a“ Aui der Il. medizinischen :Klinik und aus dem Medizinisch-klinischen | beobachtet. Wenn man S. sich selbst überläßt, sitzt- sie und schaut eu 
nstitut der Universität München’ (Geh. Rat Prof. Friedr.v.Müller). | in den Tag hinein, oder sie fängt an zu putzen oder irgendeine - a 
ee ER, en a F ‚| andere Arbeit zu beginnen, ohne lange dabei’ zu bleiben, | I 
Frühsenile Demenz als Unfalliolge. ig „Hunger und Durst äußert Patientin nie.: Wenn man ihr - | ~ 
Vono ©! ©- | nichts zu essen gibt, so verlangt sie auch. nichts. a en p! ne 
| A N © a Personen ihrer Umgebung erkennt sie und verwechselt sie 4 ar 
früherem ee ie en 3 2a a liiimechen nicht.. Über Zeit ist sie nicht orientiert, auch nicht über den Ort.. | ei 
me Re Sr een. 28 kann. sich nicht mehr allein anziehen und waschen und ist ; 
S RSMAS. 0 a sehr unmanierlich. ‚Am 6. April bekam S. einen Anfall. Nach = 
Frau M. S., 60 Jahre- alt, soll sebr gesund gewesen sein, Erzählungen fiel Patientin vormittags um 12 Uhr plötzlich bewußt- - Ba 
Potus: wenig. | los zu Boden, verdrehte die Augen und schlug mit den Armen um - - | ni 


dicht nervös, nicht leicht erregt oder ärgerlich. | o! 
| sich. Sie soll Schaum. vor dem Munde- gehabt haben und sich 


IN 
i ; 
.. Jetzige Erkrankung: i i | ientin. die- 
y m ap vage Erkrankung: Vor zirka vier Jahren fiel der Patientin, die 5 | EEE N 
‚ m einer Fabrik in L, arbeitete, eine eiserne Platte auf den Kopf, rg an an, a Sie ee a | : 
keine ‘Verletzung am Kopf, klagte über Schwindel, lokalisiert den. - i à ? 


| 
En NG eine Drehscheibe. ‘Patientin. war .nicht bewußtlos, 
sondern konnte aufstehen, und weil es Feierabendzeit war, wollte 


f 
j G 
pE > „nach Hause, konnte aber den Ausgang nicht finden. . Ob S. | Kopfschmerz nicht, Es trat inzwischen keine klare Zeit ein. . Lesen en 
j i: nächsten Tagen weiterarbeitete, ist nicht zu erfahren. Sie |. unmöglich. Sehen gut. Xitzt nachts im Bett und redet. í PETEAR ae 
nimi, immer über Kopfschmerzen und äußerte einmal: „Ich bin: Status: ’Keine sichtbare Narbe, keine Perkussions- und Druck- BR ae 
u is mer im Kopf zurecht.“ Beim Bettmachen verwechselte sie die | @Wwpfindlichkeit. Motilität frei.. Keine .gröbere Sensibilitätsstörung. Wit De, 
i ‚sen und Decken. S, hörte dann auf mit der Arbeit, weil sie | Aigen: Pupillen gleich, mittelweit, reagieren. ziemlich prompt auf - EAHA Eee 
~ ` Aieht mehr nach Hause f d Beim Es e Licht, gut auf Konvergenz. Sehkraft nicht wesentlich reduziert.. Finger- Heika SEA 
Schüsse] zum Nehmen hi Auen; SSL ei man. IDT EINE | zählen auf etwa vier Meter. Hintergrund obne Besonderheiten. Gehör: ` ann: Sa 
Sich zu nehme men hinstellte, hat sie auf. die Aufforderung hin, | nicht wesentlich reduziert. Zunge gerade vorgestreckt, ‚Sprache, Schlucken PRH ii: Bria TT 
und nach o n, auf dem ganzen Tisch nach der Schüssel gesucht | ohne Besonderheiten, Facialis gleichmäßig innerviert. Lungen ohne TEG ee 
' Zum Wass aa Löffel, obgleich alles .neben. ihrem ‘Teller stand. | pathologische Besonderheiten. Herz nach. rechts und. links etwas ver ii Aea nee 
i sich gehen o assen meldet 5, sich,. läßt auch nachts. nicht unter | breitert. Spitzenstoß: nicht hebend.: Riva-Rocci 180—75. "Töne laut, . Mais. Fo Be 
geführt weny, ut findet sie nicht zum Abort und, muß stets hin-’| rein. Aktion: ruhig, regelmäßig. Puls gut gefüllt‘ und gespannt, Ar- a et 
i 3 N ne ee un. a: re en ohne Besonderheiten. Ex- iE KT Ben 
| X. freut si : A e a ee . | tremitäten obne Besonderheiten. . Reflexe. lebhaft.. : Kei 2 y REIMEN: a 
' den, ee An nichts mehr und ist recht tiefsinnig gewor- | empfindlichkeit der. Nervenstämme oder :der Muskulatur. Gang re Ne MIETIT, ee 
oa rüche von. Lachen oder Weinen. wurden nicht | etwas schwerfällig, aber nicht unsicher. “Keine Ataxie, Patientin läßt EE a 
, i i i a t . 5 MER A 
. ` ; E a E E 
© » i YUE Voss | 
HH, OORE i 
a ie TE be Br E i a inhaniii 
BR, eg We i DE z 


A 
a 
Ri 
E7 
5 
BS: 
N 
f 
r 
\ 
ni 
i 
: 


3 "3 = & Dr ` ar 
ze i . ö 
ag De e SEBEEN -itia aa = `i 
mtr N e i a O o 
- 3 


mie nie 


un a pee 


à a E PESI 
B- o m a 
3 en 


nee m u 


i 
ne nn 


x i BR o R 
Es en Pe FR: - . j je e t h N y 
nn en ee ur en er c S: aeaa 


216 


‚ damit?... Weiß nicht — Ist es nicht Blech? — schön ist es. 


ihre Glieder lange Zeit unaufgefordert in der Stellung, die man ihnen 
gibt, frägt erst nach einiger Zeit. ob sie das so machen muß. Zum 
Anziehen des Hemdes braucht sie lange Zeit, findet erst nach langem 
Suchen und Probieren die Ärmel. Dann gelingt es ihr aber, in völlig 
normaler Weise die Schleife des Bandes Zu knüpfen. Als sie gleich 
darauf die Jacke anziehen soll, versucht sie, das Hemd, das sie schon 
an hat, sich wieder auszuziehen. Beim Fingerzählen zur Sebprüfung 
fängt sie an, die Finger ihrer Hand in ganz konfuser Weise, stets die 
gleichen wieder vornehmend, abzuzählen, zuerst der einen, dann der 
anderen Hand und gelangt dabei, unabhängig von den vorgezeigten 
Fingern, jedesmal zur Zahl 5. Eine Orange erkennt sie auf etwa fünf 
Meter, eine Citrone hält sie für- einen Apfel. 

.  Psyehisches Verhalten: Erregt, jammert immerfort: sie sei 
nichts mehr. Sie müsse in die Donau. Dann sei sie aufgelöst, wieder- 
holt das immerfort, macht dazu ziemlich gezwungene übertriebene Gesten. 
Weint dann, und wiederholt immer: sie sei keine Schwindlerin, sie 
wolle aufgelöst sein, das sei das beste. Erkennt ihre Umgebung nur 
manchmal. Wenn man ihr sagt, sie solle sich auf den Stuhl setzen, 
behauptet sie, nicht zu wissen, wo ein Stuhl sei, obwohl vier solche 
neben ihr stehen. Einen Lehnstuhl findet sie nicht heraus. Einen 
solchen neben einen anderen Stuhl vor sie hingestellt und aufgefordert, 
sich auf den „Lehnstuhl“ zu setzen, setzt sie sich auf den anderen, 
Wodurch sich der Lehnstuhl vom anderen unterscheide? .. . Es sind 
Löcher drin. (Strohgeflecht.) Eine große Leiter erkennt sie nicht... 
Weiß nicht, was. das ist. Ein Schaff Wasser... Das ist Wasser. 
Wozu?... Weiß nicht. Flasche... Glas. Das Fenster sieht so aus. 
Metallener Leuchter: Eine Schüssel — es glitzert. Was u man 
ünd- 
holzschachtel .. . Weiß nicht, (tastend) ein Schachterl. (Kann es nicht 
aufmachen.) Man öffnet es, auf die roten Köpfe hingewiesen: Das sind 
Perlen. Traut sich nicht anzuzünden. Versucht erst mit der verkehrten 
Seite der Zündhölzer, dann an der falschen Seite der Schachtel. Redet 
nur vor sich hin, als spräche sie mit jemand und „sag mir’s doch, was 
das ist —- Walburg, sag’s doch, daß ich’s dem Herrn Doktor sagen 
kann“ ... Angst, das Haus — „ihr Haus“ anzuzünden. Kann nicht 
die Kerze anzünden, traut sich dann nicht, dieselbe auszublasen, sonst 
gibt es kein Feuer mehr. Messer: ... eine Gabel. Löffel: ... das 
ist wohl ein Löffel. Mit wem sie rede? ... Mit mir... mit Ihnen. 
Örtlich stets desorientiert. 


Bei der Visite: Patientin weiß nicht, seit wann sie im Kranken- . 


hause ist. Bei der Aufforderung zum Schreiben wird sie sehr erregt. 
Sie könne nicht schreiben, sie sei keine Schwindlerin, das könne der 
Kurator K. bestätigen. Sie. habe einen Unfall gehabt vor langer Zeit, 
seitdem habe sie kein Gedächtnis mehr. 

Auf die Frage: Wer ihr gesagt hätte, daß sie eine Schwindlerin 
sei, antwortet sie: „Das kommt so heraus!“ Sie erklärt, daß sie gar 
nicht gesund werden will, sondern sich lieber in die Donau stürzen 
will, die in der Nähe sei. 

Auf die Aufforderung hin, Kreuze zu machen, macht Patientin 
kunterbunt einige Striche auf die Tafel. — Sie kennt den Arzt. 

Ob Patientin nach Hause will? ..... Will warten, bis sie heim 
darf, bis sie hinaus darf. Sie ist in L., dann wieder gibt sie zu, daß 
sie in München im Krankenhaus bei den Schwestern ist. 

Patientin wird hypnotisiert, es gelingt ziemlich leicht, es wird 
der Patientin suggeriert, danach lesen zu können. Nach dem Erwachen 
wird ibr folgendes vorgeschrieben: Maria S. — +, prompt; München — +; 
Lauingen — +; Walburga — +; Xaver — 0; Tisch — +; Bleistift — 0. 
Andere, weniger geläufige Worte’ kann sie nicht lesen. | 

Es werden ihr nun nacheinander alle Buchstaben aus diesem 
Wort vorgeschrieben, sie liest alle falsch, „e“ als „m“, „i“ als „l“; dann 
wird ihr. das Wort Tisch gezeigt, welches sie richtig liest. Das „i“ in 
dem Wort kann sie nicht lesen. Während. der Bemühungen, dies zu 
tun, fährt ihr auf einmal wie unwillkürlich das Wort Bleistift heraus, 
obwohl dasselbe nicht mehr in ihrem Gesichtskreis ist. Sie ist einen 
Moment selbst erstaunt, sieht sich um und weist dann auf den Bleistift 
in der Hand des Untersucherg und dann sagt sie: „Da ist ein Bleistift.“ 
Gleich darauf kann sie das Wort nicht sofort lesen, wie sie es dann 
erkennt, sagt sie erstaunt: „Da steht ja Bleistift.“ Postbote — +; 
Briefmarke — -+; Franz — +. Das Wort Maria wird am Schluß mit 
„u“ geschrieben; sie liest es als Maria und erkennt, darauf aufmerksam 


. gemacht, den Fehler nicht. 


Bei Schreibübungen entwickelt sie einen außerordentlichen Eifer, 
freut sich sehr, wenn sie etwas recht gemacht hat. „Jetzt sei der 
heilige Geist doch gekommen“, und fragt dann ‚ängstlich, es werde 
doch wirklich besser ‘werden. Dann erzählt sie mit großem Affekt von 
ihrer Jugend, wie ihr Vater immer betrunken war und sie mißhandelt habe. 

Man zeigt ihr die Umrißzeichnung eines Kopfes im Profil. Auf 
die Frage, was fehlt an dem Kopf, sagt sie: „Der Kopf, der ist schon 
recht, aber ich mein’, es fehlt noch etwas!“ Nachdem ihr die leere 
Augen- und Ohrengegend gezeigt wird, sagt sie: „Ja, wenn ich’s wüßt’, 
tät’ ich’s Ihnen schon sagen.“ Dann werden die Augen eingezeichnet. 

Stimmt es jetzt?* — „Ja, jetzt ist es besser.“ Dann äußert sie, „es 
sollte aber herumgedreht werden, ich bring’ es aber nicht herum“. 

Als ihr ein Bild mit einem Pferd gezeigt wird und einem Füllen, 
erkennt sie nur das Pferd, einen Bauern, einen Bua, einen Hund, aber 
das Füllen nicht. Sie dreht dann das Bild um und sucht auf der Rück- 
seite die Beine des Tieres. Einen Gartenzaun sieht sie für ein Haus 


1819 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9. 


. sondern sie hält es dafür. 


an, eine Rehkitz für eine Kuh; immer beim Ansehen von Bildern ist 
die Reaktion sehr verlangsamt. 
kennt höchstens die groben Umrisse der einfachsten Bilder: Pferd, 
Katze, Hund, Kinder. 

Angaben wirklich wahr wären oder ob man sie anlügt, wenn man ihr 
sagt, daß etwas richtig gewesen sei. Zählen (Reihen) geht prompt und 
fließend. Rückwärts zählen nur mit häufiger Nachhilfe, Kopfrechnen 
nur das Allereinfachste. 
sie den zweiten Teil. Beschreibung von Gegenständen gelingt in pri- 
mitiver Weise: Lokomotive hat so ein D 
für den Dampf. 
wieder völliges Versagen. 


Farben erkennt sie prompt. Sie er- 


Dabei ist sie immer unsicher und fragt, ob ihre 


Schon bei zweigliedrigen Aufgaben vergißt 


ing, was in die Höhe geht 
Lesen einfacher Worte auffallend rasch, bei anderen 


Patientin soll eine gerade Linie halbieren, bringt es, trotz großer 
Anstrengung, nicht fertig und zieht immer einen Strich, der das linke 


Drittel abgrenzt, kann aber immer angeben, welches das größere Stück 
ist. Wird ihr unbemerkt das Papier entzogen, zeichnet sie ruhig auf 
dem Bettuch weiter, bemerkt dann, daß das Papier fehlt, sucht das- 
selbe, ohne zu bemerken, daß das Papier in ihrem äußeren Gesichts- 


feld erreichbar gehalten wird. 


Völlige Desorientierung in der Zeit, über das Jahr, Jahreszeit usw. 
Sie läßt sich bei der Morgenvisite einreden, daß es Abend ist, und. daß 
sie am Morgen Ausgang gehabt hätte und mit ihrem Sohn in der Stadt 
spazieren gegangen sei. 

2x8=6 etwas langsam, 6x 3—=18 prompt, 9x 3=54. 9x3=18 
(Perseveration), 21 —5 = Subtrahieren geht überhaupt nicht. 

` Unterschied zwischen Pferd und Esel? „Der Esel ist kleiner, der 
Gaul ist größer und kann besser springen. Der Esel hat längere Ohren.“ 

Unterschied von Kuh und Pferd? „Kuh hat Klauen. Pferd hat 
Hufe. Kuh hat Hörner.“ 

Eine Zündholzschachtel wird prompt erkannt (optisch). 

Sie soll ein Licht anzünden, soll dann das Licht auf den Tisch 
hinstellen, der am Fenster steht und dann das Licht ausblasen. Sie 
wird ganz verwirrt, trägt die Kerze im Zimmer herum und stellt sie 
schließlich auf den Liegestuhl hin. Sie sieht den Tisch nicht, obgleich 
sie direkt daneben steht. 

Sie soll das Licht zurückbringen, da schickt sie sich an, eime 
Tasse, die am Fenster steht, zu nehmen. Während der ganzen Aktion 
fragt sie unausgesetzt: Was sie zu tun hätte und ob es recht ware, 
was sie tue. 

Schaf wird prompt erkannt. Das gleiche Bild sofort in Farben 
gezeigt, Kann sie sich nicht mehr erinnern, es überhaupt schon gesehen 
zu haben. Schwein hält sie für eine Kuh. Sofort darauf befragt, WO 
das betreffende Bild sei, findet sie es nicht mehr. Dann hält sie das- 
selbe Schwein für einen Elefanten. Patientin muß immer wieder auf die 
spezielle Aufgabe fixiert werden, weil sie sonst davon abgleitet. Pa- 
tientin wird durch solche Prüfungen außerordentlich verwirrt. Es ge- 
lingt ihr nicht, ein verkehrt herumgehaltenes Bilderbuch richtig ZU 
drehen. — Unterschied zwischen Lehnstuhl und Stubl? „Der Lehn- 
stuhl ist gebogen und der gewöhnliche Stuhl ist gerade.“ e 

Sie hält immer das Krankenhaus für ihr Haus und den Saal für 
ihr Zimmer, findet nie ihr Bett. Die Patientin sprieht viel für sich 
hin, und zwar dreht es sich immer um ihre Hausgenossen. Das Klosett 
findet sie auch nachts. 

Die Patientin soll Finger abzählen an der Hand des Unter- 
suchers, sie zählt richtig drei Finger an der Reihe ab, zählt dann weiter, 
indem sie am Ärmel und dann an den Rockknöpfen weiterzählt bis zu 
fünf. Wenn sie bei der Prüfung versagt, gerät sie in eine ärgerliehe 
Stimmung oder fängt zu beten an. N 

Von früheren Gedächtnisinhalten hat Patientin noch ziemlich 
viel präsent. Sagt Gebete auf, singt kleine Lieder, weiß ihre Familien: 
verhältnisse. Im ganzen auch hier ein starker Ausfall. Patientin sitzt 
meist völlig stumpf und ohne Initiative da und starrt vor sich hin. a 
wenn sie einige Zeit beansprucht wird, wird sie etwas erregt, Sprie 
dann viel, immer in einige stereotype Reden verfallend. Zuweilen 
spricht sie auch halblaut vor sich hin, meist dreht- es sich um ry 
Verwandten, um die kleinen Verhältnisse ihres früheren Alltages, 2- ai 
„Ist der Xaver schon da? .. Weißt Du, ob der Xaver schon da ist 
usw. Auch wenn sie bei einer Aufgabe versagt, wird sie erregt UN 
spricht dann vor sich hin: „Sag mir doch, was das ist, sag MITS Sep! 
daß ich’s dem Doktor sagen kann.“ Dann ruft sie den heiligen nn 
an usw. Gelingt ihr etwas, kann sie höchst heiter und ausgelassen) 
werden, klatscht in die Hände, lacht, klopft dem Arzt auf die Schulter” 
„Sehen Sie, daß es geht, ich bin keine Schwindlerin.“ Die Leistung‘, 
sind sehr ungleich von Stunde zu Stunde. Starke Ermüdbarkelt. 
Deutliche Perseveration. Patientin ist reinlich, läßt nie unter > 
Ißt ordentlich. Auch schwierigen Aufgaben zeigt 'sie sich oft gewachsen 
so kann sie, nachdem man ihr zwei volle Teller in die Hände ge8® 
hat, ganz gut, ohne zu verschütten, die Tür allein öffnen und in tin 
Zimmer gehen. Ihre Verwandten und das Personal erkennt die I ee 
sofort. Störungen der Sprache bestehen nicht. Von ‘Blumen erkeüN. 
sie Rosen und Gänseblümchen, alles andere nennt sie losen. eällt 
hat man nicht den Eindruck, daß ihr das. rechte Wort nicht 2 onen 
Unterscheidung von zwei verschie ver- 
Figuren gelingt nicht. Bleibt immer an einem Detail hängen an len 
gißt die Aufgabe, trotz beständigen Vorsagens. Vierstellige =# 


e 5 he 
werden schon beim Nachsprechen zum Teil vergessen. Wassermandst 
Reaktion negativ. 


9, März. 


| 


sich alsbald die organische Grundlage -des"Prozesses.. Es war 
keine Möglichkeit irgendeiner Suggestiv- ‘oder Hypnosetherapie 
vorhanden. Es handelt sich demnach, bei der Patientin um eine 
korsakoffoide Form der Gehirnarteriosklerose, bei. der man aus. 
der Vorgeschichte unbedingt annehmen muß, .daß das Trauma, 


R 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.9. .: 0 u 217 if a 
von Bilimi f- Gutachten. Das eingehende Studium der Frau S. in der | welches: den. Kopf betroffen hatte, die Krankheit sofort zur. Auf- a 
pranpt wef Klinik hat ergeben, daß sie zurzeit an:.einer der Korsakoff- | lösung brachte und:gleich zu seiner jetzt noch bestehenden vollen Den 
m Bilder: et K schen ‚Psychose ähnlichen Erkrankung leidet.  : ;.'. ." 4, Höhe führte. Ohne das Trauma wäre die Arteriosklerose höchst- Ne 
ud ae e Am auffälligsten ist die ganz enorme Merkfähigkeitsstörung, | wahrscheinlich erst um viele Jahre später” eingetreten und wäre X EEG 
tm‘ . ihre fast völlige Desorientiertheit in ‘bezug auf ‚Ort und Zeit. | nur langsam förtgeschritten.- Auf den arteriosklerotischen Teil der ME FRE 
; Mi iu a Ferner ist hervorzuheben eine gewaltige Einengung des gan- | Krankheit‘ weisen auch. die epileptoiden Anfälle hin. Es ist schon, PEERI 
aaben vo F- zen psychischen Gesichtsfeldes, eine: hochgradige Schwäche .der | wie oben angedeutet, hochgradiger Schwachsinn eingetreten, nament- ds 
glipt Aufnahmefähigkeit. Es besteht eine fast totale-Unmöglichkeit der | lich mit völligem Verlust der Fähigkeit, neues psychisches Ma- a 
die Höhe p £- Aufnahme von ganz geringfügig ‚komplizierten Zusammenhängen. | terial zu assimilieren oder psychische Dinge n eu zu reproduzieren. Be 
h Wiat -° Ferner ist sie sehr stark ermüdbar:. Es ‚besteht ein Verlust der | Der alte geistige Besitzstand ist verhältnismäßig leidlich gut erhalten. ide. 
| Fähigkeit zum Schreiben und. zum ‚Lesen (Agraphie und’ Alexie)..‘| Die ganze Psyche ist gleichsam festgeheftet und fixiert auf das: i RRR ERETGE 
simpel» Um das- Bild der Korsakoffschen. Psychose.. vollkommen zu |-'Geschehnis des Traumas.. rn | 1 Wr 
Selen ...... machen, ist die Tendenz zur Konfabulation zu’ erwähnen. Diese [~ Von einer. bewußten oder unbewußten Aggravation,.von einem | A N 
5 mis ..._ Tendenz ist jedoch eingeschränkt durch die große Armut und | Übertreiben , nach irgendeiner: Richtung ist keine. Rede. „Die Dia- / il FEE 
M tët:  Dürftigkeit ihres geistigen Besitzstandes. Diese Gedankenarmut | gnose lautet also: {rühsenile Demenz (Schwachsinn), der a Wa 
eren Ge}: -- sei noch- ganz besonders hervorgehoben, denn tatsächlich produ- | symptomatolögisch als, Korsakoffsche Krankheit: der unproduktiven 1 13%. 
~ ,— ziert sie eigentlich nur drei-oder vier Gedanken und stimmt das. | Form imponiert. >... st 0 nd) 1 m 
animi. gleiche Lied immer wieder von vom ar. © o =| Eine Besserung nach irgendeiner Richtung ist ausgeschlossen. ai Fa 
ist, ul | Bu Zunächst hatten wir den. leichten Eindruck, es könne sich | Dem Trauma ist, wie schon besprochen, ein verschlimmernder ri a 
in de wohl um eine eigenartige Form -der Hysterie handeln. Von dem | Einfluß zuzusprechen, da, wie- aus’ Blatt. 5 der Akten. hervorgeht, Al re 
Gedanken mußten wir aber.sehr bald abgehen, denn es enthüllte | Frau. S. vor ‘dem Unfall vollständig erwerbsfähig war. ee Kult i 
! Eine Rentenänderung kann nach .dem vorher Erörterten nicht . i To a 
. ! ae : i = HRGS a, 


Se, 
RE Te 


eintreten. 000000 TE ee, 
| Die Beobachtung. erfolgte auf der Abteilung des” so: früh 
- verstorbenen Dr. v. Stauffenberg,. dem ich leider. für seine 
verständnisvolle Unterstützung nicht mehr. danken kann, . ` 


u ee x 
5 e 
w a a 
A; ne tn ren 
u Pk - FE er 
a F- „ir G ben 


x 


B 5 
E 


N e iii 0. Referatentei 00000. 
Ie b Í |  Redigjerb von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin. — A | T A ` er: 
~ Gerade die Granatwunden sind stets infiziert, und bei ihnen 


Sammelreierat. `, e 
i | RR a - entwickeln. sich besonders, häufig Infektionen. Wie. ist das -aber 
Die Wundinfektion im Kriege., ...,) möglich, wenn der Granatsplitter so heiß: ist, daß er nach Sauer- ` 
f A '| bruch Verbrennungen II. und III. Grades hérvorrufen'kann? Wenn 


Von`Dr. Werner Regen, Berlin. | | > e | ‚auIV 

| Yon Dr ler Regen, (Fortsetzung aus Nr.8) | €r lebendes Gewebe abtötet, muß er steril'sein. Die Verbrennung 

Ein weiteres wichtiges Symptom für die Beurteilung des | Wird nie so ausgedehnt sein wie beim Steckschuß, der lange Zeit - 
| t | bis zu seiner Abkühlung in innigster Berührung mit dem Gewebe 


= | = 
Dr - ° , Wundverlaufs ist der Schmerz. Die Schmerzen: werden meist ; a ge | de gi 
ja  . — sichere Ruhigstellung der Wunden vorausgesetzt — durch eine | verbleibt, während die Splitter- sonst nur ‚Bruchteile von. Sekunden ` 
gdi >  Progredienz der Infektion bedingt. Ausnahmen bilden Nerven- | auf das Gewebe einwirken können. Darin scheint aber ein Wider- 
u" schüsse. Während des ersten Tages, besonders kurz nach dem | Spruch zu liegen, daß der Granatsplitter ‘einmal -so heiß ist, daß 
an ~ „Transport, überwiegt ‘noch der frische Wundschmerz. Doch können | er das getroffene Gewebe durch Verbrennung schwer schädigt, 
„æl <- die Schmerzen auch bei vorgeschrittener, schwerer Infektion fehlen | dann, aber nicht steril sein soll. . Demnach nimmt Jehn (6) an,. 
| -oder relativ gering sein; der Schmerz versagt besonders bei den daß der Granatsplitter selbst frei von Keimen ist, das heißt daß 
Wi — Thlegmonen mit geringer Exsudatbildung, bei denen die entzünd- | Alle Keime, die an ihm hafteten, durch die Hitze abgetötet wurden, . 
më.. che Spannung nicht-ausreicht, um den Schmerz auszulösen.” | und daß die Infektion der Wunde einmal primär durch mitgerissene ` 
ps- In vielen Fällen kann die lokale Erhöhung der Hauttempe- ‚bakterienhaltige Fremdkörper, ein. anderes Mal sekundär von außen 
| | i erfolgt (Fall des Verwundeten, Transport zur Verbandstelle, längere , 


PE ratur Über infektionsverdächtigen Gebieten wertvolle diagnostische 
5 Tr 5 Zeit unverbunden), Wieting (9) stellt sich in Gegensatz zu 


Wt © Dienste leisten. Sogar die Betrachtung der Wunde selbst läßt . 
ir ‚uns oft im Stich, iR eine bereits” entwickelte Infektion zu er- | Jehn und behauptet, daß die Geschosse nicht so hohe Hitzegrade 
Bo kennen. Die entzündliche Schwellung tritt äußerlich häufig lange | erreichen, daß sie die Gewebe verbrennen können. Da der Schmelz- 

| l . Zeit kaum zutage, und auch die Hyperämie fehlt oft. ‘Es ist oft "punkt. des 'Bleies „bei: etwa 330° liegt, darf als feststehend gelten, | 
i  Unmöglich, aus dem Befund an der äußeren Wunde auf den Zu- | daß die Geschosse diese Temperatur ‚nicht erreichen. Tote Ziele ` 
pl Stand in der Tiefe eines Schußkanals zu schließen. Noch am | (Baumstümpfe, Papier-, Kleiderfeizen.usw.) zeigen. keinerlei Brand- 

ei - „meisten unterstützen” in der Diagnose Qualität und Quantität des | Spuren. Das Geschoß infiziert sich auf. dem Wege zum Ziel, und 

r a der Wunde abfließenden Exsudats. Natürlich kann auch eine | °S genügt die ihm erteilte Temperatur auf keinen Fall, die mit- 
yi 2 Wunde in der Tiefe schwer infiziert sein. Sehr. ver- ‚getragenen Bakterien abzutöten. Die Infektion | geschieht primär, 
Tr achtig ist das Ablaufen trüben, lackfarbenen Blutes (hämo- | Während‘ die sekundäre Infektion in dieser ersten Zeit wenigstens 

p zucche Infektionen, Gasbaeillen!), oft verdünnt bis . zum Typus |, eine verhältnismäßig. untergeordnete Rolle spielt. Selbst: beim-, - 
4 des Fleischwassers, Bei beginnenden Infektionen . kann auch ‘der | Steckschuß genügt die lange Berührung zwischen erhitztem Granat- 
la "ndgeruch sehr früh von Wert sein. Die ersten Anfänge der splitter und beispielsweise ihm eng aufsitzenden Kleiderfetzen 

a odiniektion können also durch klinische Untersuchungen häufig | nicht, die. darin enthaltenen Keime abzutöten; im Gegenteil, gerade - 

| Qicht mit Sicherheit festgestellt werden.. Zee die Steckschüsse zeigen bezüglich der Infektion die ungünstigste 

Go Prognose. . Sogar weder bei Durchschüssen noch bei: Steckschüssen 


i „pedenfalls ist so gut wie jede Kriegswunde als infiziert zu 
tolok a Es überwiegen die Streptokokkeninfektionen ' über 
vor. Be Staphylokokken, und relativ häufig kommen Anaerobier 
Gren A diesen Wundinfektionen werden im allgemeinen die 
nicht üp es durch den Schuß unmittelbar geschädigten Gewebes 
q alten ; im Gegensatz hierzu stehen die Formen der 
in "yon Kr T bei denen sofort eine Ausbreitung des Prozesses 
stattfindet r pe ang selbst nicht direkt geschädigtem Gewebe 
äuft, ie le Gründe, warum die-Infektion so verschieden ` ver- 
| Art, Mero — wie schon einmal gesagt — nur zum Teil in. 

eschaffenn ‚und Virulenz der Bakterien, sondern auch an der 
wohnte Le = und Lokalisation der Wunde, Auch das unge- 
gemachten En des Soldaten im Kriege, die Wirkung. der mit- 
spielen n behrungen, die Verschmutzung der Haut mit Erde 
Ko nach Chiari (5) eine große Rolle. | | 


in den durchsichtigen Medien des Augapfels werden Eiweißkoagu- 
‚lationen um den Fremdkörper beobachtet, die man doch bei einer 
'„Verkochung“ erwarten sollte. Aus dem Fehlen jeglicher Verbren- 
‚nungs- beziehungsweise Verkochungserscheinungen am Gewebe 
und an den mitgerissenen, leicht brennbaren Fremdkörpern sowie - 
aus dem Vorhandensein der zweifellos primären Infektion fast :. 
jeden Granatsplittersteckschusses glaubt Wie ting (9) schließen zu 
dürfen, daß die Splitter trotz aller theoretischen Berechnung in: 
` Wirklichkeit nicht so heiß sind, daß .sie die Gewebe verkochen 
können, auf jeden Fall aber vermögen sie die mitgerissenen Keime . 
nicht abzutöten. . ee 2.2 Be 
In einem. sehr bedeutenden Prozentsatz der Fälle ist es 
nicht die Verwundung .an sich, sondern erst die Infektion, welche 
| zum -Verhängnis des Patienten wird. Es ist daher eine der wich- 


t 


. nn. m 


ee IT e RT 
> 1 B 
> 


1 
! 
od 


re u a et nl; 


218 | 


tigsten Aufgaben der Kriegschirurgie, den Ausbruch der Wund- 
infektion durch rechtzeitige, energische Maßnahmen zu bekämpfen 
und zu- verhüten. Von der streng konservativen aseptischen Be- 
handlung, zú der man bei Beginn des Krieges neigte, ist man 
längst abgekommen. Heute herrscht die vorbeugende ope- 
rative Wundbehandlung. Je früher diese einsetzt, desto 
günstiger ist der Erfolg. Jede Stunde ist kostbar! Doch ist mit 
den ersten sechs bis acht Stunden die Zeit für eine prophylak- 
tische Operation in keinem Falle verstrichen. Selbst am ersten 
und zweiten Tage nach der Verwundung kann man noch manch- 
mal von einer vorbeugenden Operation sprechen, und es empfiehlt 
sich, aüch zu so später Zeit ausgiebigen Gebrauch von ihr zu 
machen. Die Behandlung besteht in prophylaktischer radikaler 
Exeision der Wunden und des geschädigten Gewebes, wie sie 
schon Friedrich Ende der 90er Jahre empfahl. Und bald 
nach Beginn des Krieges trat Sauerbruch energisch für die 
primäre Ausschneidung der Granatwunden ein. Die vorbeugende 
Operation, rechtzeitig vorgenommen, leistet Ausgezeichnetes, und zwar 
gerade bei der Hauptmasse der Verwundungen, den Verletzungen 
der Weichteille und Knochen. Es handelt sich dabei um die 
gründliche Säuberung der Wunde von makroskopisch geschädigtem 
oder zerfetztem Gewebe, um dann gut durchblutetem Gewebe den 
Kampf mit.den zurückgelassenen Keimen zu überlassen. 

“ Um die Übersicht zu erleichtern, wird künstliche Blutleere 
empfohlen. Alte und frische Koagula sind zu entfernen. „Die 
Fremdkörper, das zermalmte Gewebe, die Zone der direkten trau- 
matischen Nekrose, der beste Nährboden und die Keimstätte der 
Infektion, fallen fort“ [Klapp (2). Doch zuweilen bedeutet die 
radikale Exstirpation einen sehr großen Eingriff; trotz aller Vor- 
sicht verliert der Verwundete öfter mehr oder weniger Blut. Also 
die aktive Therapie hat auch ihre Nachteile und ist daher nicht 
wahllos, sondern auf bestimmte Indikationen hin anzuwenden. 
Schöne (1) kommt sehr oft allein mit Spaltung und Drainage 
aus, wobei er zweckmäßig meist auch in beschränktem Umfange 
die Wunden exceidiert, 

- „Immerhin sind die nach der Excision zurückbleibenden 
Gewebe nicht intakt, sondern in ihrer Vitalität mehr oder weniger 
geschädigt. Nur das Gros der Infektion ist mit dem biologisch 
.minderwertigen Gewebe entfernt. Was an Keimen zurückge- 
blieben ist, bedroht den weiteren Wundverlauf noch genug, zumal 
wir es nicht mit reinen übersichtlichen Wunden zu tun haben“ 
[Klapp (2). Viele Wunden lassen sich außerdem nicht völlig 
exstirpieren, z. B. die langen Schußkanäle, weiterhin auch die 
Fälle, in denen wichtige Sehnen, Gefäße und Nerven zu schonen 
sind. Um auch diese Gefahren aus dem weiteren Wundverlauf 
auszuschalten und berabzumindern, fügt K la p p (2) der primären 
Ausschneidung der Wunden als zweiten Teil der verstärkten Pro- 
phylaxe die Tiefeninfiltration mit Morgenroth- 
schen Chininderivaten hinzu. Er benutzt Isoktylhydro- 
cuprein —Vuein, das für Strepto- und Staphylokokken wirksamste 
Desinfektionsmittel unter den Chininderivaten (Morgenroth). 
Die Besonderheiten dieser neuen Desinfektionsmittel liegt darin, 
daß sie auch in Eiweißlösungen wirksam sind. Die Vueinlösung 
spült von innen nach außen gleich einem umgekehrten Lymph- 
strome die Gewebe aus, sie desinfiziert oder hemmt wenigstens 
das Wachstum der Keime und schwächt ihre Virulenz. Außer- 
dem übt das Vuein eine hemmende Wirkung auf die Leukocytose 
“aus. Eine trotzdem einsetzende Eiterung beruht darauf, „daß wir 
auch nach der Ausschneidung häufig noch biologisch minder- 
wertige Gewebe zurücklassen, die zu biologischen Nekrosen und 
damit notwendig zur Eiterung führen, wie auch Fremdkörper. 
Diese führen trotz der Hemmung der Leukocyten zur Eiterung, 
zumal die in der Wunde auch nach der Ausschneidung befind- 
lichen Keime nur in ihrer. Entwicklung gehemmt werden“ 

[Klapp @)l. ran Br 
Die Granulationsbildung geht bei der Vucininfiltration 
langsamer vonstatten, auch ist die erste Verklebung nicht so fest 
wie bei der Prima intentio. In geeigneten Fällen kann die Naht 
erfolgen. Auch die Sekundärnaht empfiehlt Klapp (2) driägend 
bei gutem Wundverlauf, Werner näht ebenfalls, wenn auch 
ein gewisses Wagnis dabei ist, „da noch zurückgebliebene Keime 
eingeschlossen seien und mit den natürlichen Abwehrvorrichtungen 
des Körpers gerechnet werden müsse“. Hufschmid und 
Eekard wenden sogar noch die Naht an, wenn auch die Ver- 
wundung bereits über 24 Stunden zurückliegt. Die geschlossene 
Weichteilwunde wird mit überraschend vielen Bakterien fertig. 
Schöne (1) rät im allgemeinen von der primären Naht ab. In 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9. 


septisch zu wirken. 


IE INEO PRI EO 


N 


9. März. 


so früher Zeit können verhängnisvolle Irrtümer in der: Beur- 
teilung der Infektionsgefahr leicht unterlaufen, zumal wenn der 
Operateur den Fall nicht selbst in der Hand behalten kann oder 
ea Transporte usw. baldige ärztliche Kontrolle unmöglich 
machen, 


beste anaerobe Bedingungen. 


Ferner setzt die Naht besonders die Anaerobier unter 


Im weiteren Wundverlauf sind Antisepica angebracht. 


Wahlloses Auspinseln der Wunden mit Jodtinktur ist nicht gleich- 
gültig. Auch wahlloses Spülen frischer Wunden kann gefährlich 
werden; die Spülung trägt eventuell die Infektion in die Tiefe, 
die sich vorher vielleicht nur auf die oberflächlichen Schichten 
beschränkt hatte. Bei gleichmäßig infizierten Wunden ist sie sehr 
gut, um die Reinigung zu vervollständigen und gelegentlich anti- 
Schöne (1) spült frische Frakturen nicht; .. 
sie müßten denn durch und durch verunreinigt und schwer ver- 
eitert sein. 
nicht gelingt durch Antiseptieis, so ist doch schon ihre relative 
Schädigung wertvoll; ferner kann auch die Nebenwirkung einer 
Reizung der menschlichen Gewebe insofern ihr Gutes haben, als. 
sie die Reaktion steigert.“ 
allermeisten Fällen gar nicht die Keime abtöten, sondern nur ihnen 
„den Nährboden weniger schmackhaft machen oder Sekundärinfek- 
tionen verhindern beziehungsweise mildern oder die Verschleppung 
der Keime von einer auf die andere Wunde verhindern. 
nun die Kunst, die Reizwirkung der Antiseptica, die jeder Schä- 
digung oder Lähmung vorausgeht, nicht zu überschreiten. Das 
Einbringen stärkerer Antiseptica, z. B. reine Carbolsäure und Jod- 
tinktur, wirkt in anderer Weise, „indem sie den Schußkanal in 
seinen ersten Zellagen rasch verschorft durch Eiweißgerinnung im 
lebenden Zellprotoplasma, wodurch sie selbst gleichzeitig neutra- 
lisiert werden; die so entstandene Zone bildet dann für kurze Zeit 
einen für die Keime wenig schmackhaften Nährboden, während 


die nicht durch Tiefenwirkung geschädigten Zellen gereizt zu leb- 
hafter Reaktion einsetzte“. 


„Wenn auch die absolute Abtötung der Bakterien 


Wir wollen mit den Antisepticis in den 


Es ist 


Ein guter Verband ist nicht hoch genug zu bewerten. Ruhe, 


gute Schienung, Vermeidung jeder Schnürung und jeden Druckes 
tun schon alleim Wunder. x 
Schienenverbänden eine Stellung auswählen, welche sich auch für 
die spätere Funktion der Extremitäten bewährt, falls es zu Ver- 
steiftungen kommen sollte. Strenge Indikation, nicht nur für das 
Anlegen der Schiene, sondern ebenso wichtig ist ihre rechtzeitige 
Entfernung, um Gefahr und Eintritt unnötiger Versteifungen ZU 
vermeiden. Dies alles gilt in verstärktem Maße für Schußfrakturen 
und Gelenkverletzungen. Bei allen Verbänden ist eine gute Über- 
sicht erforderlich, um nicht progrediente Infektionen zu verpassen. 
Daher zuerst keinen Gipsverband mit kleinem Fenster! Keine un- 
nötige Bewegung! Am empfindlichsten gegen das Rühren beim 
Verbandwechsel ist das Kniegelenk. Wenn irgend angängig ist 


Von vornherein muß man bei den 


das Bein bei dem ersten Verbandwechsel nicht herauszuheben. 
Ein ausgiebiger Verbandwechsel bedeutet stets einen Eingriff, auf 
welchen der Verwundete oft mit einer Temperatursteigerung ant- 
wortet. Am besten ist es also, man verbindet so, daß man mit 
Lösung einiger weniger Bindentouren Klarheit gewinnt. Im übrigen 
ist es sehr wichtig, die Gaze nicht zu früh zu wechseln; man S0 


im allgemeinen warten, bis die Wunde ausgranuliert ist (fünf bis 
acht Tage). 

Wir kommen nunmehr zur Besprechung der verschiedenen 
Schußverletzungen. Vielleicht lassen sich noch vorher einige 
Worte über die Behandlung zweier spezieller Wundinfektionen 610- 
schieben : des Gasbrandes und des Tetanus. Für viele Fälle des 
Gasbrandes genügen breite Incisionen, andernfalls ist die Am- 
putation erforderlich. Bier und Thieß haben die Stauung 
empfohlen, und Wilms ist für Dauerstauung nach Sehrt. wie 
für alle Wundinfektionen gilt auch für den Gasbrand die früh- 
zeitige Freilegung und Eröffnung des Wundkanals als bestes Vor- 
beugungsmittel für die Infektion [Chiari (8). Die Chlorbehand- 
lung hat hier nichts Besonderes geleistet; auch sprechen Beob- 
achtungen gegen eine nur geringe Tiefenwirkung. Gewarnt sel 
vor Sauerstoffeinblasüngen. Zuweilen tritt nach Incisionen emè 
rapide, unaufhaltsame Verschlechterung des Zustandes ein. Ban 
cher Fall, der durch sofort ausgeführte Amputation hätte gerette 
werden können, geht verloren, wenn man sich zunächst mit In- 


cisionen begnügt. Bei foudroyanten Fällen hilft auch die Am- 
putation meist nicht mehr. 


Der Tetanus ist dank der allgemein durchgeführten pry 


phylaktischen Serumbehandlung immer mehr verschwunden. Ta 
im Krieg ist ganz so wie im Frieden auffallend, wie schwer 


| 
| 


n dr} 
imal wenn de # 


ken kann oda 


olle umid }-° 
gerobier un f ` 


ru 
P ef 
Ben 


<. Schöne (1) rät, 


:-  kanals liegen, : 


- gefahr eines 


“der Infek 


Und eventuell eine Gegenincision notw 


' micht beliebi 7 n - - . 
schä dlichen T ve den werden kann und daß es leicht einen 


„Sandafildocht« 


„` ’ 


E u. ag j A ioan FH 
Pi r wenn £ 
a 5 un ae ar Hr u, rS . = s 
e a ER: a 2 R 
et x aan Sy S NEE ' 
nr N u} . 
| 1 91 


2 | 
u 
ten 


un 


mt, Pad 
= 


Mä 


ee 
= we 
. 


2 


daß auch bei Tetanus latente Infektionen nach Monaten, ja sogar 
nach Jahren, wieder aufflackern können‘[Chiari.($)]. ‚Besondere 
praktische Bedeutung kommt dem Auftreten yon lokalem Tetanus 
zu, der vielleicht gerade infolge nicht ganz, hinreichender Pro- 
phylaxe zustande kommt. Die wenig :befriedigenden therapeuti- 
schen Erfahrungen bei ausge 

auch im Kriege bestätigt... -. SE | 
\ Kurze Schußkanäle bei Durchschüssen verfallen, 
wenn überhaupt, dann auch in ganzer Ausdehnung der Infektion... 


Man wird also entweder die. ganze. Strecke drainieren : oder‘ den 
ganzen S@hußkanal durchspalten.. Für viele kurze: öberflächliche 
Gewehr- wie Schrapnellschußkanäle empfiehlt S ch ön e (1), auch 
wenn sie scheinbar „glatt“ aussehen, im Zweifelsfalle die Durch- 
spaltung, natürlich nur dann, wenn dadurch keine‘ wesentlichen - 
Nebenverletzungen gesetzt werden. Im allgemeinen ‚genügt jedoch 
konservative Behandlung. u Pre 

Bei Gewehr- und Schrapnellschüssen . mit: größeren Wunden: 
ist die vorbeugende, aktive Wüundversorgung am ‘Platze. Bei 
langen Gewehr- und Schrapnelldurchschüssen genügt es oft, Ein- 
und Ausschuß nach Ausschneidung bis in. die als infiziert. er- 
kannte Tiefe zu spalten- und .zu drainieren. So gelingt es oft, die 
Infektion in der Tiefe zu vermeiden. Die Schrapnellschüsse be- 
dingen eine wesentlich -stärkere traumatische Schädigung der Ge- 
webe, verschmutzen auch die Wunde oft erheblich mehr. “Auch 
zerplatzen die Schrapnellkugeln häufiger als Gewehrgeschosse beim ' 
Anstoßen an Knochen.: und können dadurch ausgedehnte innere 
Zerreißungen verursachen,. die stark.‘ zur ` Infektion ‘neigen. 
‚den Schußkanal so weit zu spalten und zu 


drainieren, bis er offenbar sauber und die traumatische Schädi-. 
Durch einen solchen am Ein- und Ausschuß: 


.. gung geringer wird. d Auss 

u a e Eingriff kann die Infektion in der Tiefe verhindert - 

ach gründlicher Spaltung der Haut ‚und querer Ein- ee i 
et e sche a E E i e Gedacht sel 

r Thrombophlebitis, -Sie verläuft meist 


werden, 
der Fascie ist- es freilich dabei sehr oft notwendig, bis 


- kerbung 
e Muskulatur vorzudringen. Natürlich kann‘ gelegentlich- 


tief in di 
der Hauptherd: der I 
Was die primäre Infektion anbetrifft, so. ist : die. Infektiohs- 
T jeden Stecksehusses immerhin hoch genug ein- 
zuschätzen, um sicher- zu lokalisierende und leicht zu, erreichende 
Geschosse, besonders Splitter, zu entfernen; es müßte-denn sein, 
Ist der Sitz des Ge- 


daß bestimmte Gegenindikationen bestehen. | des 
ganze Schußkanal verfolgt und dann | 


‚Schosses unbekannt, wird der, | 
‚das Geschoß entfernt..-Wenn auch natürlich das ganze freigelegte 


drainiert werden muß, so lohnt es sich. doch durch die 


Gebiet 
Vermeidung einer späteren Eiterung, aus der Tiefe. „Aber auch 
das Austasten mit dem Finger in den Weichteilen ist‘ |. 


egs gänzlich zu verwerfen. ‘Der Finger fühlt vieles, was. 


» keinesw 

~, „das Auge nicht sieht“ [Schöne (1). Wird ‚das Geschoß nicht. 
. gefunden, so genügt e 

muteten Geschoßlagers zu gelangen und der Gesamtwunde die- 


S.im allgemeinen, in 'die Nähe des ver- 


Form eines breiten Trichters zu geben, um so einer von dem zu- 

fückgebliebenen Geschoß ausgehenden Infektion sofort Herr zu 

werden. Die geringsten Sorgen macht das Infanteriegeschoß. 

Beim Granatsplittersteckschuß ist die Tendenz 

tion, den ganzen Schußkanal zu. ergreifen, wesentlich 
Der Vorteil, der in der Entfernung eines 


' 


na ausgeprägt. ` | 
` anatsplitters liegt, ist bedeutend. Wird er nicht gefunden, so 


sehr ausgiebig freizulegen und zu drainieren | 
endig. Ein Röntgenapparat 


ISt: stets sehr erwünscht! | ; | 
Bei zahllosen winzigen Splitterwunden ist es praktisch das’ 


ist. der Schüßkanal 


- Beste, die gefährlichen, besonders die tiefer gehenden Wunden an- 
‚ greifen, 


ma Im übrigen muß der Grundsatz aufgestellt werden, 
„Cab die Granatwunden én Hauptobjekt der vorbeugenden, ope- | 
; denn für sie vor allem gilt die | 


ze rativen Wundbehandlung sind 


Diagnose: drohende Infektion!“ [Schöne-(l)]. Sn 
' Womit drainiert man nun am besten? Das Glasrohr 


hat gegenüber dem Gummirohr . den ‘Nachteil, daß seine Länge 


Kreck ruck auf Gefäße, Nerven usw. ausübt. Nach 
Ga e (7) ist zur Sekretableitung' das „Zigarettendrain“ oder 
Wund sehr gut. Der wasserdichte Stoff schützt die 
fließen, vor Austrocknung, aus der Tiefe” kann das Sekret ab- 
liebe » Und jeder schädliche Druck wird vermieden. Man 'sorge 
= # einmal zu viel als zu wenig für Sekretableitung. Auch hier 


9 — MEDIZINISCHE: KLINIK. — Nr. 


sprochenem Tetanus haben sich leider 


nfektion auch gerade in der Mitte des, Schuß- 


a : a De EURE IE 
y ' Hrát De) N a F? 
A a N ne en u . š AN a $ 
+ fi Di Bene ES = ray> Br x ý s Ta . "ai n Š i ‘ 
er Du ` Fl te, _ f m « . è k, - ag E ` z 
P uN si vu k 2 F 5 - Na x š CH M a 
Ta et ~ z -> & ” 5 w u bae Bu 
: a or y ` e> o‘ x ee, Pr 
. er = £ 5 > A : t « E a ER e yoa UES 
a T ’ 2% . un. 


h o. 
s jot “a F 
mot 4 t- en n 
ka N ` . Da 4 
. S 0 


9; 


. sei nochmals vor der Tamponade gewarnt, die'zur Ableitung dienen 


"einzelnen Falle die Prognose zu stellen ist.- Interessant ist. es 1 ge uns]. hainbet 
EIIBZE 1. soll, aber gerade das Gegenteil bewirkt. `- 


Die. Tamponade ist.: nur: bei. starker parenchymatöser und 


_riellen Blutung “ist die Unterbindung die :Regel, und vor allem 


dann, wenn sie .die Erhaltung des Gliedes nicht gefährdet. Die 


Gefäßnaht wird da: angewandt, wo. die Extremität‘ gefährdet er- 
scheint. Schöne (1) empfiehlt nicht, .darin allzu weit: zu gehen; 
‘vor. Ausbruch der. Infektion kann. man es öfter wagen. Die über- 
-wiegende Mehrzahl. der Nachblutungen bezieht Schlöß- 
mann auf primäre .Gefäßverletzung; er ist der Ansicht, daß Blu- 


tungen ‘infolge von eitriger Gefäßarrosion vorwiegend venösen Ur- | 


 spruńgs sind. - Die ‚Entscheidung, ob ‘primäre oder ‘sekundäre 


_ Gefäßverletzung vorliegt,.ist nicht immer ganz leicht. Öfter steht 


die ‚Arrosion, des 'Gefäßes' in einem deutlichen Zusammenhang mit 
‚äußeren Ursachen: Druck- durch ein. Drain. Die‘ Nachblutungen 


| infolge Gefäßschußyerletzung treten meist schon in.den ersten : 
į Wochen ' auf und künden sich häufig. schon durch mehrfache - 
leichte Blutungen an. Die ‚Arrosionen der Gefäßwand führen ja 


‚naturgemäß zuerst zu einem ‘Aneurysma verum; während‘ der 
.Gefäßschuß fast immer ein Aneurysma spurium erzeugt [C hiari (8)]. 
Jede Nachblutung. ist eine - große Gefahr- für. den Verwundeten, 
besonders für den septisch Kranken. ` Oft gehen die Verwundeten 


daran zugrunde; es-ist, „als ob das durch langwierige Eiterung 


'geschädigte Herz gegenüber einem geringen Sauerstoffdefizit völlig 
versagte“.. Fast immer treten nach Nachblutungen bedeutende 
.Temperatursteigerungen auf, Die Bekämpfung bestehe in -Unter- 
bindung oberhalb und unterhalb’ des perforierten Gefäßes. in ge- 
: sunder ‚Umgebung, wenn: auch ` nicht .verhehlt werden darf, -daß 
‚ das Auffinden ‚des Gefäßes in dem schwieligen, sulzigen Ge- 
webe. häufig recht schwierig ist: Unbedingt ist einer- weite- 
ren. Nachblutun | 

‚rechüigt: sein. 0.000.000 er 
o Gedai an. dieser Stelle einer häufig beobachteten Ge- 
fäßerkrankung,. de | 

unter unregelmäßigem, inter- oder remittierendem Fieber; die 


"Wunde selbst kann dabei. ganz gut aussehen, und der lokale Be- 
fund kann ‚völlig negativ sein.‘ Die Vena femoralis z, B. kann SE 


vollständig thrombosiert sein, ohne daß: eine Spur von Ödem am 
Ober- oder Unterschenkel vorhanden zu sein’ braucht, selbst dann 
nicht, wenn die Thrombose in kurzer Zeit entstand, Auch der 
‚palpatorische Befund an der Schenkelvene unter dem Leistenband 
ist nach Wieting (9) durchaus nicht immer eindeutig; Schüttel- 
{röste ‚fehlen. recht häufig. Die Diagnose ist oft.nur durch den 
Verlauf und. das Aussehen des Kranken zu’ stellen. ‘Die thrombo- 
phlebitischen Kranken erholen sich nicht, sondern verfallen lang- 
sam unter. zunehmender Anämie, die nicht selten- einen Stich ins 
Graue hät; zuweilen kommt es in der Wunde zu kleinen Blu- 
tungen durch Zerfall kleinster Gefäßthromben; größere. arterielle 
Blutungen schließen sich nicht selten an. Lungeninfarkte mit 
blutigem Sputum, oft ohne subjektive Beschwerden, unterbrechen 
den schleichenden Verlauf; anderweitige Metastasen sichern . die 
Vermutung. Hohe Continua ist prognostisch ungünstig. Besteht- 
der dringende Verdacht auf Venenthrombose, dann ist die Frei-- 
legung der Vena femoralis geboten und bei Bestätigung der Dia- 
gnose die Abbindung erforderlich. Bei sehr hoch reichender 
Thrombose’ begnügt sich Wieting (9) damit, die infizierte Vene 
in der Inguinalgegend soweit als möglich längs zu 'schlitzen und 
wie einen langen Absceß zu behandeln; andernfalls muß man die 


Vene transperitoneal unterbinden: Eine Spontanheilung. dürfte in , 


solchen Fällen kaum zu erwarten sein. Die also Infizierten gehen, 
oft nach ‚vielwöchigem Krankenlager, doch 'schließlich alle septisch 


zugrunde, wenn man nicht eingreift. Auch'die Vena poplitea ist 


ein Lieblingsausgangspunkt infizierter Thrombophlebitis sowohl 
nach Amputationen wie nach Resektionen; sie beginnt nicht immer 
im Hauptstamm, sondern oft von den kleinen Venen.der Wade 
oder. der Kniekehle aus. Sehr gefährdet sind die Kleinbecken- 
venen bei. dortigen. Verletzungen und die .Glutäalmuskelvenen 
mit der Neigung zum. Decubitis. Es ist ja eigentlich zu ver- 
wundern, daß die infektiöse Phlebitis, die diesen Thrombosen zu- 


grunde liegt, nicht viel ‚häufiger vorkommt, als es der Fall ist, 


wo doch die: Venenlumina, unterbunden oder nicht unterbunden, 
frei in der infizierten Wunde liegen. „Das. Venenendothel bildet 
da sicher einen mächtigen Schutz, nachdem die Muscularis der 
Venen sich wie bei. den Arterien zurückzog zu rasch schützendem 


: Verschluß.“ Von diesen Thrombophlebitiden, besonders im Glutäal- 
und Beckengebiet, sieht man` recht ‚häufig und frühzeitig die 


| unter Umständen. bei- venöser Blutung am: Platz. Bei jeder arte- 


é vorzubeugen; selbst die Amputation kann be- 


Bu: 


A 
ur in ne. A ne 
Eu . it ai 
TE 45 £ ~ 
"a See le a, i 
hk E Ha 
ei: x = - 


Aue g 
EEG Z e z > 
B Bateo s do, aA 
me a ET Vera 
A Ne B a u 
x use ER 
Aa wis? E a ` 
a ai e. Fr K 
Trier. > wochen 


` ` 
y rt 
Wa ge en 


u ah, 
”. - Dane 
SCHE zB 7% S Zee i 
nu a “or vi. = 
£ re BR 
7 TEST 
ent 
š r 
A nn 


P A NE Sia y 
u 
a 


. f Ny : 
= ET EN er aT PEN 
Be, & a ee 

rn Sr LEAST, DE ONE I 


ei 
Sin, 
- Ko 


—. n = 
>- ur Bar 


m. u un 
ee 


tin er 


re 
La - ps ~ PR er Fi 
re eh gi ko taa Sg 
Fa alake pa noo 
-a ale Z 
-y E eiam a EN. 
ur ai EN 


m, 


e ar 
Th eiiie eaim a 
ER 


aa aaa een 
ne DI ne a en 
ala. i RAR Er ` as 


PER 


Br MSS qoaa SE SIR 


> -> 


r 
ko erst ` 


en 
pn: 
A ERp z 


+ 
Dr 
A 


l atoi 


- : š R TE, R a Ša % 
Dir ran ne TE LE n AE a r e E il y 


F PEE RET EE ne ES PA - nashani NE 7 OBPELESRTOHERETE EDER i 


ere — 


EEE mo 
Te gene a 


n 
une — + ” 
2- - Bin, 


a ee 
NEE 


wara 


re nr na a n 


ai. um 


Sr 
2 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9. 


ô. März. 


embolischen Lungeninfarkte ausgehen, die sich oft ohne schwerere 
Erscheinungen unter. blutigem Auswurf kenntlich machen. 
Für die Behandlung der Schußfrakturen haben die- 


(selben Regeln, wie sie für die Weichteilverletzungen angegeben 


sind, erhöhte Geltung. Man vermeide es, durch irgendwelche 
Manipulationen die Infektion in die Tiefe zu tragen, denn oft ist 
die Frakturstelle noch nicht infiziert, wo die. Weichteilinfektion 
schon weit vorgeschritten ist. Die Drainage ist nicht zwischen die 
Fragmente zu legen. Vollkommene Fixation und alsbaldige Ex- 
tension gehören mit zu den besonders infektionswidrigen Maß- 
nahmen. In vielen Fällen muß man mit einer partiellen Se- 
questrierung der Bruchenden rechnen, Wenn irgend möglich, sind 
in unmittelbarer Nähe der Bruchstelle befindliche grobe Geschoß- 
teile sofort zu entfernen. Man hüte sich, etwa jede beliebige 
Fraktur nach ganz glattem Gewehrdurchschuß primär zu operieren. 

In der Minderheit der Fälle sind es nicht Inf&ktionsherde 
des Knochens, sondern Fremdkörper (Geschoßsplitter, Tuchfetzen), 
die zu progredienter, schwer zu beherrschender Eiterung führen 
[Chiari (8). Dabei kommen die fortkriechenden, röhrenförmigen 
Abscesse zustande, die unter hohen Fiebererscheinungen zu der 


echten Pyämie führen. Manchmal kommt es dabei zur Bildung . 
metastatischer Abscesse (Kreuzbein-, Schultergegend, seitliche 
Partien des Oberschenkels), Sie treten unter ganz geringen 
Schmerzen auf, und das Allgemeinbefinden ist oft lange Zeit, von 
hohem Fieber abgesehen, kaum gestört; es fehlen die hauptsäch- 
lichen Stigmata einer septischen Intoxikation. 

Auch „die unter wenig stürmischen Erscheinungen ver- 
laufenden, langsam dem Ende zuführenden chronischen infektiösen 
Prozesse entstehen fast immer auf dem Boden einer langwierigen 
Knocheneiterung, die dem Lokalbefund noch. oft relativ harmlos 
erscheint“, Daß die Infektion sich durch monatelange Fistel- 
bildung abschwächt, ist nicht immer der Fall; noch Jahr und Tag 
nach der Verletzung kann sie, durch irgendwelche Momente be- 
günstigt, in ihrer alten Schwere neu aufleben. Nach Chiari (9) 
spielen bei den chronischen Knocheneiterungen neben der fort- 
dauernden Intoxikation des Organismus mit den Gift- und Zerfall- 
stoffen der Bakterien auch der Säfteverlust, die Schädigung der 
blutbildenden Organe usw. eine bedeutende Rolle. Bei Obduktionen 
findet man selten Amyloidose, fast stets parenchymatöse. und 
fettige Degenerationen der inneren Organe. (Schluß folgt.) 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Stehe auch Therapeutische Notizen,) 


Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 7. 


Selter (Königsberg): Verbreitung und Ursachen der Rachitis. 
Verfasser stellt drei Grade der Rachitis auf. Etwa die Hälfte aller 
Kinder ist rachitisch. Die Ätiologie ist noch immer dunkel. Die größte 
Verbreitung finden wir zwar bei den nicht gestillten Kindern, aber 
auch bei den gestillten ist die Rachitis sehr erheblich vertreten, nur 
-die bis neun Monate gestillten Kinder zeigen deutlich günstigere Zahlen. 
Bei niedrigen Kinderzahlen ist die Rachitisverbreitung eine geringere, 
bei höheren eine größere. Je größer die Keimzahl der Luft der Wohn- * 
räume ist, um so schneller wird die Rachitis ausgebildet. 

Frey (Kiel): Behandlung ‘der Grippe und ihrer Komplikationen. 
Zur Bekämpfung der Vasomotorenschwäche bei schwerer Grippe kann 
Strychnin. nitrie. als centrales Reizmittel in Dosen von 3 bis 6 mg 
täglich empfohlen werden. Bei parapneumonischer eitriger oder sero- 
fibrinöser Pleuritis soll man erst nach nochmaliger Punktion, wenn das 
Exsudat dicker geworden ist, resezieren. Die Gravidität schwächt die 
Widerstandskraft gegen die Infektion, sodaß der künstliche Abort zu 
erwägen ist. 

König (Bonn): Eine auffällige Beobachtung bei der Grippe- 
epidemie. Die Nervösen oder psychisch Kranken erschienen bei gleicher 
Infektionsmöglichkeit weniger zu der Infektion disponiert als die.nervös 
und geistig Vollwertigen. Vielleicht erkranken aber auch die scheinbar 

gesund Gebliebenen, und die Mischinfektion verläuft nur leichter. 

y. Zeißl (Wien): Gibt es Salvarsanschädigung der Hör- und Seh- 
nerven oder nicht? Verfasser beantwortet die Frage mit einem ent- 
schiedenen Nein und teilt fünf instruktive Fälle von Ohrsyphilis mit. 
Bei 4000 Injektionsfällen sah er nie eine Nervenschädigung durch 
Salvarsan. Nur muß man genau aseptisch vorgehen und zur Lösung 
des Mittels Aq. dest. sterilis. nehmen. 

Friedberger (Greifswald): Hat das normale Pferdeserum 
einen Einfluß auf die experimentelle Infektion des Meerschweinchens mit 
Diphtheriebacillen? 


Verein. Reckzeh. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 6 und 7. 


Nr. 6. Feßler (München): Behandlung der Lymphangitis und 
Lymphadenitis mit septischer Allgemeininfektion. (Schluß.) Ausführlicher 
Fortbildungsvortrag. Hervorgehoben sei daraus unter anderem: Zur 
Behandlung des Erysipels empfehlen sich feuchtwarme ausgedehnte 
Packungen mit Ichthyolammonium-Salicylwasser, die 
gut mit Öltuch eingedeckt und täglich zweimal erneuert werden 
müssen. Gut wirkt auch einmalige rasche Einpinselung von kon- 
zentrierter alkoholischer CGarbolsäurelösung, doch 
muß man die eingepinselten Hautflächen sofort mit einem Spiritus- 
wattebausch wieder abreiben. Es folgen dann Umschläge mit 
Bleiwasser. Zudem empfiehlt es sich, weit oberhalb der Erysipelgrenze 
eine Stauungsbinde anzulegen. 

Bireh-Hirschfeld (Königsberg): Zur Entstehung und Be- 
handlung der Netzhautabhebung. Vortrag, gehalten in der Gesellschaft 
für wissenschaftliche Heilkunde in Königsberg am 16. Dezember 1918, 

Ernst Delbanco (Hamburg): Zum Silbersalvarsan und zur 
Biologie der Menschen- und Kaninchensyphilis. Das Blut von Syphi- 


Siehe Vereinsbericht, Greifswalder Medizinischer | 


litikern der primären Krankheitsperiode kann infektiös sein, selbst 
zu einer Zeit, wo noch keine deutliche lokale Lymphdrüsenschwellung 
und keine positive Wassermannsche Reaktion vorhanden ist. Die Sy- 
philis ist eben von vornherein eine klinische Septikämie (Bakteri- 
ämie oder Spirochätämie), es handelt sich dabei um eine frühzeitige 
Generalisierung des Giftes. Bei dem diagnostizierten Primäraffekt mit 
negativer Reaktion soll nun eine Behandlung genügen, die aber 
nach Ansicht des Verfassers die Patienten in große und unüberseh- 
bare Gefahren bring. Wassermann macht nämlich den Eintritt 
der positiven Reaktion abhängig von dem Eindringen der Spirochäten 
aus der Blutbahn in die Gewebe. Bei den großen therapeu- 
tischen Konsequenzen, die Wassermann zieht, je nachdem im 
Primärstadium die Reaktion positiv oder negativ ist, muß bedacht 
werden: der Ausfall der Probe ist noch zu sehr in die Hand des einzelnen 
Beobachters gelegt. Die Übergänge von negativ zu positiv sind noch 


zu sehr fließende, die Grenzen zwischen positiv und negativ sind keine . 


haarscharfen. Die Annahme, daß die Grenze von positiv und negativ 
im Primärstadium bei dem Zeitpunkt liegt, wo es zu einer reaktiven 
Tätigkeit der Körpergewebe auf die eingedrungenen Spirochäten kommt, 


nachdem diese auf dem Wege der Blut- und Lymphbahn in die Ge 


webe verschleppt sind, ist nur eine Hypothese. Die Aus“ 
bildung des Primäraffekts und des anatomischen Bubos stellt diesen 
Gewebskampf schon in gewaltigen Formen dar (in dieser 
Periode zeigt das Blut auch bei der negativen Reaktion schon 
positive Impfergebnisse). Wenn die Roseole in ihren Anfängen auf 
der Haut sichtbar wird, wenn die nächtlichen Kopfschmerzen herauf- 
ziehen (Roseola der Meningen!), so bedeutet das schon b eträcht- 
liche entzündliche Vorgänge an Haut und Meningen, deren 
Beginn schon zurückreichen kann in die Zeit des negativen Aus- 
falls. Sieht man doch oft im späten Primärstadium bei noch negativer 
Reaktion, ohne daß ein Exanthem sichtbar ist, nach der ersten Hg- 
oder Salvarsaninjektion ein ausgedehntes maculöses Exanthem auftreten 
(Provokation, Herxheimersche Reaktion von schon ins Gewebe 
metastasierten Spirochätendepots). Über die meningitischen Vorgäng® 
hat uns die Lumbalpunktion eine wertvolle Aufklärung gegeben. Die 
Wassermännschen therapeutischen Konsequenzen dürfen nur ge 
zogen werden, wenn gleichzeitig das Ergebnis der ‘Lumbalpunktat- 
prüfung vorliegt, und auch dann nur sehr bedingt. Sonst besteht ein 
große Gefahr für die Syphilitiker. (Die Gefahren einer ungenügend" 
Salvarsanbehandlung nach der Seite eines Heraufbeschwörens VOR 
Monorezidiven, Neurorezidiven, Frühterkarismus, einer Herz- W 
Aortenlues und der metasyphilitischen Erkrankungen.) Erst © 
Menschenalter kann die Brauchbarkeit des Wassermann schen 
Schemas erweisen. 

Hans Koeppe (Gießen): Über die Perkussion des Schädels bei 
Kindern und ihre diagnostische Verwertung. "Vortrag, gehalten IN der 
Medizinischen Gesellschaft in Gießen am 20. November 1918. 

M. Zondek (Berlin): Nephrektomie und Behandlung der of 
krankten anderen Niere. Die Exstirpation einer Niere kann auch vol 
genommen werden, wenn die andere erkrankt ist. Nur muß dere? 
funktionelle Leistungsfähigkeit einegenügendesein (durch Ureteren- 
katheterismus und funktionelle Prüfung festzustellen). Der Verlass 
berichtet über drei Fälle, bei denen nicht nur die eine Niere exstirpier 


’ 


. 
AE aF zA ar AP aC —  . g AN ā go uo A >’ 


| 
| 


| 


ke- Fe Eai Me -g si 27 Pr- ea 


e k ap 


í 


Ti 
N 


J! 
di, 


y 


} 
| 


‘ 
} 
+ 
Y 
’ 


j 
j 
) 


| ung 

- Herb : od 

rn Vorjahres entstandenen Erstinfektionen (durch . Chinin- 
Ylaxe latent gehalten). Eine Umwandlung des Tertiana- in den 


- [n gewissen Fällen von s 


: Pseudomembranen (Fıbrin | 
/ phtherieverdächtig. So, oft der Verfasser aber auch hier auf Diphtherie- 


N 


- beziehungen zwisch 
` akuten Angina 
: ‘sind prophylaktische Maßregeln: 

‚Taple bei den Komplikationen der 

‚ Schwinden dadurch meist prompt. 


- „Chronische Lungenerkrankungen bei: Kindern infolge Influenza; Gestützt 


pinaran und auf Grund. richti 
„den wir bei den. chronischen Lungenerkrankungen der Kinder in- 


` ne von Influenza auf den richtigen Weg geleitet und können da- 
‚ch viele Kinder von dem Verdacht auf Tuberkulose befreien. Die 


f l ee Rasselgeräusche, die an solche erinnern, die untstehen,. wenn 
oc, ber einen Rolladen mit einem Stock fährt, oder die dem Ma- 


 Sächlich in den mittleren Bronchien abspielt. Doch könnten‘ durch die 


- au | 
szuschalten versuchen. Jede einzelne hat ihre be 


> stellt į 
llt in der V ereinfachung der Wassermannschen Reaktiod den größten 


ro ; 
-P bten Extrakt scheint sie der Originalmethode e 


Malaria den 
p -ariaätiologie, Dje im Frühjahr (März bis Juni) auftretenden Er- 


- 1919.— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.9 
wurde, sondern auch die andere erkrankte, aber gut funktionierende | Tropicaparasiten ist. nicht anzunehmen, es handelt sich vielmehr hier- 
ung mit Ureterkatheter. in Angriff ge- | bei um eine sekundäre Infektion („Superinfektion“). =- =` 
o a ur >] .2,R Korbsch: Über.Skorbut im Felde. Mitteilung über eine 
. Skorbutepidemie, auf deren Ätiologie besonders eingegangen wird. 
©- `s Delorme (Halle a. S.): Schrapnellkugelsteckschuß -im Atlas. 
‚Operative Entfernung und Heilung. Merkwürdig .war bei dem tiefen 
Eindringen des Geschosses die geringe. Wirkung. auf das Rückenmark, 


operativ oder durch Behandl 
nommen werden mußte. en STE BER | 

Hans Köhler: Zur. Frage. der. Oberschenkelfrakturschiene. Es 
kommt nicht darauf an, wie steil der’ Oberschenkel durch die Schiene. 


gelegt wird, sondern darauf, daß er in. entsprechendem Extensions- 


s. 


zug und dadurch herbeigeführter richtiger Längsrichtungslagerung | ! | inge. V 
es kam nur zu einer Commotio spinalis.: BEWERTE Ben 
robestimmung des Blutzuckers. 


'. A. Kowarsky (Berlin); Zur Mikrobestin 
glicht eine genaue (bis 


keine Abweichung seiner Frakturstücke in’ seitlicher Richtung er- 
Die angegebene Methode ermö 


fahre, namentlich nicht dureh. Verbiegung nach 'hinten. Erforderlich 
ist also neben entsprechend geregelter Extension: Sicherung der Lage- | 
rung auf dem schräg ansteigenden Oberschenkelteil der Schiene. Diese |. bestimmung mit 0,85 cem- Blut. - u 
ansteigende Ebene muß zum: Körper des Verletzten festgestellt] u ale nn 
werden. Damit ist jede Seitenverschiebung unmöglich, der Verband | 
muß liegenbleiben, wie er: gelegt wurde. _ Die Schiene als Ganzes 
darf also nicht rollen. Die nach diesen Gesichtspunkten vom Verfasser | ` Mar | | | 
konstruierte Schiene wird genauer beschrieben, © | Befunde. bei der diesjährigen Influenzaepidemie. (Nach Beobachtungen 
P. Sick (Leipzig): Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit in | Mit Dr. Georg Herzog.) Der bei weitem größere Teil der Fälle 
Deutsch-Ostafrika. Es gelang, die enorm hohe Mortalität ganz be- | betraf jugendliche, besonders weibliche Personen. Der‘ Verfasser hat 
trächtlich herabzusetzen, ein selbst für unsere europäischen Ver- | POCh nie so viel Leichen. blühender, meist wohlgenährter weiblicher 
hältnisse beneidenswerter Erfolg, der nur durch persönliche Hilfe- | Personen gesehen wie auf der Höhe dieser Epidemie. Sehr gefährdet 
leistung und Belehrung der größtenteils noch nicht einmal zum Christen- | Waren die Schwangeren und die Wöchnerinnen. Es folgt eine 
tum übergetretenen. Familien erreicht wurde, und zwar durch den | Schilderung der Sektionsbefunde an den einzelnen Organen, in erster, 
Missionar Jakob Dannholz und seine Frau. a Linie an denen des Respirationstraktus: > -© Sa | 
Nr. 7. Gustav Killian‘(Berlin): Über Angina und Folgezustände. - 
tärkerer Angina Jacunaris: haften die kleinen 
häutchen). fester. Diese Fälle gelten als di- 


0,01%). Zucker- 


i Münchener medizinische. Wochenschrift 1 919, Nr. 5; 


Die jetzige Epidemie ist mit, der. früheren Influenza identisch. : Fast 
gänzlich fehlt aber die intestinale: und cerebrale Form. Ferner zeigen 
Sich jetzt ungemein schwere Erkrankungen der. Lungen mit der Tendenz 
bacillen hat untersuchen! lassen,- so oft fiel das Resultat negativ aus. u; S EA U ana | FIIR 
Die akute lacunäre Angina. ist’ eine Infektionskrankheit, ‘deren Erreger -| . „ G 2 org Herzog: eur Bakteriologie der Influenza. Nach einem 
meist Streptokokken sind. Die Häufigkeit der akuten Anginen nach | der Medizinischen Gesellschaft Leipzig gehaltenen Vortrage: ` > 
Nasenoperationen bildet eine wahre Crux der rhinologischen Kliniken. > H. Hohlweg (Duisburg): Zur Pa | 
Sie treten meist nicht unmittelbar nach der Nasenoperation auf, sondern: Grippe. - D eo e Sterblichkeit ‚gerade der kräftigsten Individuen an 
erst nach einigen Tagen, ohne daß der Patient das Bett verlassen hat, se en fluenza erklärt sich nach dem Verfasser daraus, daß ‚bei diesen 
oder am ersten Tage des Aufstehens oder Ausgehens. Die Lymphgefäß- dig Abwehrkräfte gegenüber den Mikroorganismen am besten entwickelt 
en Nasenschleimhaut und Tonsillen sind.sehr innige, sind und daß daher bei ihnen eine'überstürzte Bakteriolyse der Kokken, 
E ar e Jedi die reichlich ‚Endotoxine enthalten, stattfindet. Bei. weniger kräftigen 
| dureh: wiederhöltes Ausdrücken den Lacuneninhalt zu Individuen und älteren Leuten, aber auch bei Kindern ist der Verlauf 
‚beseitigen und eventuell Mandelschlitzungen zu Hilfe zu nehmen. Das | Mist‘ weniger stürmisch. ` Infolge der geringeren Abwehrfähigkeit des 
Sie bilden auch die wirksamste The- | Körpers, bleibt hier die Bakteriolyse und damit die Endotoxinbildung 
- akuten Angina ‚selbst. Solche ver- | !nmer nur in mäßigen’ Grenzen. Sind die bakteriolytischen Stoffe auf- 
| i | gebraucht, so kann.trotz der Anwesenheit’ von Bakterien im Blut keine 
| Endotoxinbildung stattfinden. Therapeutisch empfiehlt der Verfasser, 
schweren Grippekranken das. Serum ‘von Gripperekonvaleszenten,- dém 
mit großer Wahrscheinliehbkeit ein hoher Antitoxingehalt zukommt, zu 
injizieren, ihnen also zu einer Zeit, wo sie selbst noch nicht die ge- 
nügende Fähigkeit erlangt haben, die gebildeten Endotoxine abzubauen . 
oder unschädlich zu machen, mit dem Serum die nötigen Stoffe dazu ° 
künstlich zuzuführen. TRE ; 
E. Seifert (Würzburg): Zur Bewertung der Äthertherapie bei 
‚Peritonitis. Auf. Grund von Tierversuchen. kommt der Verfasser zu der 
Ansicht, daß der Äther auf die Peritonitis als örtliche Erkrankung nicht 


Nach dem Vorg 


Otto Bossert und Bruno Leicbtentritt (Breslau): 


auf die bakteriologischen Untersuchungen und die Auscultations- 
ger Bewertung der Leukocytenzahl 


Auscultation ergibt: eigentümliche, mittelblasige, dem Ohre nahe- 


Schwarten verhütend. Dagegen kann der Reiz der schroffen- Abkühlung 
einen kurzdauernden erregenden Einfluß auf den schlaffen Darm‘ und 
seine Gefäße ausüben. ‚Ferner kommt es zur Resorptionswirkung: Er- 
weiterung der Hautgefäße, besonders des Gesichts und damit auch der 
Hirngefäße und dadurch -zur besseren Blutverteilung ‘im Organismus 
mit ihrer wohltätigen Folge auf den Allgemeinzustand.. Diese resorptive 


annengowehrgeknaiter ähnlich‘ sind. Manchmal hört man über um- 
a aen Stellen ein fauchendes, dem bronchialen genähertes Atem- 
“Tausch. Es ist anzunehmen, daß sich der pathologische Prozeß. haupt- 
Fa mittelblasigen Geräusche die in den kleinsten Verzweigungen 
= Pronchien entstehenden ver deckt werden. | Bau 

un % y einicke (Ambrock i. W.): Zur Theorie und Methodik der 
Me ien Luesdiagnostik, Die drei neuen Methoden, die genauer be- 
schrie werden, stellen in mehrfacher Beziehung einen erheblichen Fort- 
reaktionen pa eT allen älteren, mit Globulinflotkung arbeitenden Lues- 
chemiz se ar, namentlich, weil, sie die Fehlerquelle der verschiedenen 
chen Fällbarkeit der Serumglobuline bewußt einzuschränken oder 
‚besonderen Vorzüge 


-$ 


dauern. Die Resultate am: Menschen waren denn auch: nicht anders 
als wie bei der bisher gewohnten Therapie (hier unter anderem wirksam 
als ‚tonisches Mittel für das: Gefäßsyst 
aber nicht subeutan)). EE N DR 
Paul Zander (Halle): Die Extension. als Hilfsmittel beim An- 
legen von Gipsverbänden. Das Prinzip ist, daß man an dem Glied 
nach dem Steinmann schen Verfahren eine Extension anbringt und 
diese nach Erbärten des Gipsverbandes entfernt. Das Verfahren wird 
genau beschrieben. Es empfiehlt: sich besonders: bei- der operativen 
Behandlung der Schußbrüche und Pseudarthrosen. Es spart Personal, 
Kraft und Zeit, macht.unabhängig von Hilfskräften und erspart -dem 
Patienten die Qual -und dem Arzt den Ärger eines schlechtsitzenden 


Gipsverbandes. | Pen ar SER 
"Johann Saphier (Wien): Ein Fall von Salvarsanallergie. 
Eine Patientin erhielt 0,45 g Neosalvarsan in die Hautvene an der 
‚Dorsalseite des linken Handgelenks eingespritzt. Infolge einer Be- 
wegung der Kranken entstand hier ein kleines, schmerzhaftes Infiltrat, 
das in drei Tagen zurückging. ‘14 Tage nach, dieser ‚Injektion wurden 


und ihre besonderen Mängel. | 
Melk Reich: Die Fällungsreaktionen zur Syphilisdiagnose nach 
“Ke und nach Sachs und Georgi. Die Sachs-Georgische Reaktion 


Mit einem gut er- . 
benbürtig zu sein, 


obol ; 
a sie In der Handhabung unvergleichlich einfacher ist. 
ans Wörner (Frankfurt a..M.): Dualismus oder Unität in der 


0 . 
c Ortschritt dar, der bisher erreicht worden ist. 


en an Malaria tertiana sind Rezidive der im Sommer oder 


"F.Bruck.. 


F. Marchand (Leipzig): Über die pathologisch-anatomischen 


'OttoBusse (Zürich): Zur pathologischen Anatomie der Grippe: . ` 


Zur Pathologie. und. Therapie der £ 


einwirken. kann, weder antiseptisch, noch Abscesse oder- sekundäre | 


Wirkung kann — wie die lokále abkühlende — ‘aber nur kurze Zeit. .- 


em das ungefährliche Adrenalin, - _ 


i , ESEE 
ri E EE 
er RB’. r 4 ; 
T en E) 
En F hr L "E N 
LRS ai I i 
ji ai iE 
- d fi 
TTR: 24 : 
15 j4 H AR SA 
BEE TR 
TA FE- vé pE a 
eTe A o’; 
i T’ Pi ' S 1 + 4 
A a EE 
Hp REER l 
fu: u TO qo iee r ek 
Er Ye ' EU RER ; 
A 59 Er PA ’ 
2 427 Kann a3 AF de, e 
1a Adi? te 1? 
E A Sn 
H RA NER 
PREE 2: 
- T ETA vi AUY 
, Zu EEE 1; 4,‘ ' 
JE: RE E Epe 
Go E 
a 
Bit are E PEN 
CFTE ST 
SE TE; ha 
AiG 1 AR 
ee EEE 
I - | e o tg: 
if N $} H e A 
IEPA, TEF 
EE i 
DETERE S 
f Ri mM. 7 PE 
ar r N f $ 
ET r er a. 
tie A a, H 
I f pj: 4, G 
Jaa S r. nl? 
eA UNS PEE a 1 
í VEA MNE ETENEE 
si SE Mi 4, P] 4 
Ft 
DI a. Er, èi, ne. 
5 y u de 
4; \ k 
RR AFI ee) 
U FE A ARAIA ER 7 
Pa PETET Tr 
FArHEEH N 5 EIE 4 
BEE Ir 
t $p 5] Ri | Be RS | 
En ne 
INN) Me 
AR DR 
Mr: % A 
Haa iS f CEA i 
IE o CLAR | E'N E, 
| ac l HE EN Re 
uia M { È. 3 ds 4‘ 
$ A LP a, o 
a Eu Foo er . 
y eri a 
f Pi ae 
f i TIRE 
t ra pu & 
pi PRF BEE E 
| EERE Br 
| I t)i 
dt i 1.. 
' 5 A, ado 
k- an 
k ne, 
DE er 
ia, 
% 
’ 


EEEE E 


u 
AAN, 
` 


“m. TA 


ee are 


= Tan, 

Wa nn 

a eA 
..r 


£ Yad SS ER > eu a E E IL, 
-Ng Ea EFE x > ei ee ee aluenae 
= p T e o Me -i EDR A 
€ BR SAPE I 3 


Te er, 


” OT eoe 
En eE a 
a paa N tena n oe 
an. See 
= a E 
1N E D m Vene b Ri £ 
DA i KOTA AS 
-a rN 


sogne 
ENTE er 


ee Er 


3 a 
en ae lag, x 

5 2 eee nn 

rer Haka, ir 


ner 


rn a a nur 


a 


De 


Tr e a r 


Den ai aa a e a a ana ar 


222 E 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.9. 


DM fñ a a 


weiter 0,60 g Neosalvarsan intravenös verabfolgt, und zwar an der 
Volarseite des rechten Handgelenks. Am Abend trat nun an der 
Stelle. des vor zwei Wochen erzeugten und längst vollständig zurück- 


gegangenen Infiltrats am linken Handgelenk eine Schwellung, Rötung | 


und Schmerzhaftigkeit auf, Erscheinungen, die unter Burowumschlägen 
in 24 Stunden sämtlich zurückgingen. Ä 

Leo v. Zumbusch: Neue gesetzgeberische Maßnahmen gegen 
die Geschlechtskrankheiten. Die letzten Wochen hatten eine sprunghafte, 
seuchenartige Ausbreitung der Geschlechtskrankheiten bewirkt. Alle 
Verbreitung der Geschlechtskrankheiten im Heere, in der Etappe, im 
Hinterlande während des ‚Krieges war nichts gegen das, was sich 
jetzt abspielt. Die aus diesen Gründen erlassenen Verordnungen im 
Reich, in Preußen und in Deutschösterreich werden ausführlich be- 
sprochen. | 
Theodor vonder Pfordten (München): Die Belehrungs- 
‚pflicht des Arztes nach $ 4 der Verordnung vom 11. Dezember 1918. Sie 
besteht geschlechtskranken Personen gegenüber, die ärztlich untersucht 
oder behandelt werden. Versäumt der Arzt diese Belehrung schuld- 
haft (das heißt vorsätzlich oder fahrlässig), SO kann er für den Schaden 


haftbar gemacht werden. F. Bruck. . 


Wiener _ klinische Wochenschrift 1919, Nr. 3 u. 4. 
Nr. 3. Moll (Wien): Zúr Pflege und Ernährung frühgeborener 


Kinder. An Stelle der Couveusen, die sich im Anstaltsbetrieb nicht be- | 


währt haben, empfiehlt: Verfasser. die Warmhaltung der Kinder mittels 
einer einfachen mit einem Leintuch bedeckten Reifenbahre, in der als 


. Heizkörper ein bis zwei Kohlenfaderglühlampen angebracht sind. Bei 


der Ernährung der Frühgeborenen gibt er zur Anreicherung mit Salzen 
und Eiweiß als Beinahrung zur Frauenmilch eine alkalisierte Joghurt- 
molke und eine alkalisierte Joghurtmilch, erstere besonders in den 
ersten Lebenstagen, wo nur eine geringe Nahrungszufuhr möglich ist 
und die relative Karenz leicht zu Wasserverlusten und Acidose führt. 
Es ist bei dieser Art der Ernährung niemals zu Ödemen oder alimentärem 
Fieber gekommen. Ä p 

Heidler, Gandusio und Philipowicz: Uber die ge- 
schlossene Behandlung der Schädelschüsse. a 

Sparmaan und Amrei ch: Zur Frage der primären Excision 
und Naht bei frischen Gehirnschußverletzungen, besonders mit primärer 
Eröffnung eines Seitenventrikels. 

vy. Eiselsberg: Zur Versorgung der frischen Schädelschuß- 
wunde durch die primäre Nabt., Bemerkungen zu den beiden vor- 
stehenden Arbeiten über das gleiche Thema. Eis elsberg steht auf 
dem Standpunkt, daß bei Versorgung der schweren Schädelschüsse 
durch frühzeitiges Debridement mit Wegschneiden der Haut ein kleines 
Streifehen in die im übrigen exakt vernähte Wunde einzulegen ist. 
Die Veröffentlichungen der Chirurgengruppen seiner Klinik haben diese 
Methode mit bestem Erfolg angewandt; bei gleichzeitiger Eröffnung des 
Seitenventrikels wurde eine Verpflanzung von Fascie mit vollkommener 
Naht erfolgreich ausgeführt. 

Groß: Über periodische Schlafzustände bei einem Gehirntumor- 
kranken. Es handelte; sich um zahlreiche relativ rasch aufeinander 
folgende, meist kurzdauernde schlafartige Anfälle bei einem Bijährigen 
an Schläfenlappengliom leidenden Manne. 

Novak und Toman: Über Untersuchungen des Magensaites 
bei Malariakranken. Die Gesamtzahl der Fälle mit Achylie betrug 
39%. Von 91 kachektischen Patienten zeigten 41 = 45 % einen voll- 
ständigen Salzsäuremangel, von 15 schwer kachektischen 9 = 60 %. 
Verfasser führen die Achylie nicht auf die Chininmedikation zurück, 
sondern fassen die -Magenatropbie, die in vielen Fällen mit einer 
Atrophie der Darmschleimhaut vergesellschaftet zu sein scheint, als 
eine Folge der Malaria selbst auf. 


O Nr.4. Meixner: Anatomische Erfahrungen aus dem Felde. 


Verfasser hat unmittelbar hinter der Tiroler Front über 200 Sektionen 
vorgenommen und genaue Untersuchungen über Verletzungen durch 
Kriegswaffen unter Bedachtnahme auf alle jene Einzelheiten, auf welche 
der gerichtliche Mediziner sein Augenmerk richtet, sowie über die 
Leichenerscheinungen, Eintritt der Totenstarre und der Blutgerinnung 
angestellt. Einzelheiten müssen im Original nachgelesen werden. 
Edelmann: Über gehäuites Auftreten von Osteomalacie und 
eines osteomalacieähnlichen Symptomenkomplexes. "Während die Osteo- 
malacie früher zu den seltenen Erkrankungen gehörte, kamen in den 
letzten acht Monaten 19 Fälle zur Aufnahme, hauptsächlich Frauen, 
besonders zwischen dem 50. und 65. Lebensjahr. Außer den typischen 
Fällen kamen häufig Fälle zur Beobachtung, wo der Symptomenkomplex 
nur angedeutet war: Schmerzen im Bereich der Rippen, die sich weicher 
anfühlen, in den Oberschenkeln oder im Kreuz. Die Patientinnen gaben 


ist besonders auf Herz und Circulation zu achten; Coffei 


' verringert wird. Daher wird der Vorschlag gemacht, 


9. März. 


C 


dazu häufig an, daß in kurzer Zeit Krümmungen der Wirbelsäule ent- 
standen seien. Der Habitus ist der eines Senium praecox. Thera- 
peutisch hat sich Adrenalin in kleinen Dosen bewährt. 


Mager: Über Grippe. Der toxische Charakter der Grippe wird 


besonders hervorgehoben. Verfasser kommt zur Einteilung in erstens 
die rein toxische, zweitens die toxisch-katarrhalische und drittens die 
toxisch-pneumonische Form. Die Pneumonie ist nicht als eine Kom- 
plikation, sondern als ein primäres Krankheitssymptom, die Organ- 
lokalisation des Erregers aufzufassen. 
Influenzabacillus intra vitam nachgewiesen werden, ferner häufig der 
pneumokokkenähnliche Diplostreptokokkus und Streptokokken. Thera- 
peutisch hat sich das Optochin sehr. bewährt. 


In 30,1 °o der Fälle konnte der 


Imhofer (Prag): Ein Fall von Osteoperiostitis nach Grippe. 


Kasuistischer Beitrag. Die Osteoperiostitis mit Absceßbildung an der 
Stirn oberhalb der rechten Augenbraue trat wenige Tage nach der 
Grippe auf und mußte chirurgisch behandelt werden. 


Raffelt: Über Aderlaß bei Influenzapneumonie. Bei der In- 


fluenza, besonders bei Jugendlichen und Vollblütigen, befinden sich die 
Lungen ih einem Zustand der hyperämischen Stauung mit capillären 
Schädigungen, welcher für eine Sekundärinfektion durch fast alle Ent- 
zündungserreger einen sehr günstigen Nährboden schafft; bei erfolgter 
Infektion ermöglicht dieser Zustand, und zwar besonders der Blut- 
austritt, die rasche Vereiterung und septische Entwicklung. Als wieh- 
tigste therapeutische Maßnahme muß daher die Blutentziehung gelten. 
Als kleinere zu entnehmende Durchschnittsmenge wird 250 ccm an- 
gegeben, die auch ruhig wiederholt werden kann. 


Hofbauer (Wien): Zur Pathogenese der bedrohlichen Br- 


scheinungen bei der Grippe. Die Erklärung der Dyspnöe als Folge der 
Erschwerung der äußeren Atmung besteht nicht für alle Fälle zu Recht. 
Es fanden sich Veränderungen des Atemtypus, die mit einer mecha- 
nischen Behinderung nichts zu tun hatten und als Folge einer inneren 


Erstickung anzusehen waren. Es scheint sich um eine toxische Wir- 


kung im Sinne einer Vasomotorenläbmung zu handeln, die zu einer 


mangelhaften Leistung von seiten der die innere Atmung beberr- 
schenden Blutversorgung und -erneuerung und SO zur Insuffizienz der 
inneren Atmung führt. Klinisch ist die Störung erkennbar an den 
Zeichen aktiver Exstirpation, dem „Flankenatmen” (exspiratorische 
Baucheinziehung) und der hörbaren stöhnenden Ausatmung. G. 


Korrespondenzblatt für Schweizer Ärzte 1918, Nr. 52, 
Wanner (Lausanne): Die Grippe im Isolierspital in Vevey 
vom Juli bis August 1918. Zur Beobachtung kamen 314 Fälle von 


' Grippe, davon waren 202 einfache Grippefälle mit Bronchitis, von 


denen einer zum Exitus kam, 108 Fälle mit Bronchipneumonie (davon 


27 Exitus), zwei Fälle von Lungeninfarkt, eine cerebrale Form, ein Pyo- 
pneumothorax nach Pneumonie, die sämtlich starben. Therapeutisch 
n und Strychnin 
haben sich nicht bewährt. Adrenalin 0,001 mehrmals täglich subeutan 
oder intravenös konnte vorübergehend den Kreislauf bessern, hatte 
aber keinen Einfluß auf den Lungenprozeß. Verfasser sah oft gu'® 
Erfolge von intravenösen Elektrargolinjektionen (10 ccm, eventuell an 
mehreren Tagen hintereinander) besonders bei sich lange hinziehenden 
Fällen mit schlechtem Allgemeinzustand und ausgedehnten Lungen- 
herden. Zur Anwendung kam ferner die besonders in Frankreich g®- 
übte Methode der Absceßbildung. durch Terpentininjektion, deren Wir- 
kung auf Vermehrung der Leukocyten beruhen soll. Betont wird noch 
die Bedeutung der Trennung aller leichten Fälle von den schweren 
wegen der großen Gefährdung der ersteren. ; 

Zangger (Zürich): Zur Hydrotherapie der Mala 
riker wurden hydrotherapeutisch mit Halbbädern von 28° C fünf Mi- 
nuten mit Friktionen, dreimal wöchentlich, behandelt. N 
war die Malaria sozusagen erloschen, schwere Anfälle kame 
vor, nur ein abortiver Anfall innerhalb eines Jahres. 


Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 6. 
Reich: Beitrag zur Fußgelenkplastik. Die Beweglichkeit 7 
Fußgelenk ist abhängig von der Hervorwölbung der Sprungbeinfo > 
über den Fußabschnitt. Es ist ein Nachteil der Operationen, daß 0e- 
Höhe der Erhebung verlorengeht und damit die Exkursion erheblich 
die natürlichen 
Gelenkkörperformen im Fußgelenk umzukehren und das Schienbeinend® 
mit einer konvexen, das Sprungbein mit eier ausgehöhlten Gele. 
fläche zu versehen, Zwischen diesen künstlichen Gelenkenden 7 
ein Fettlappen befestigt. Durch die Vertiefung der querei Sprung- 
beinrinne wird eine Dosierung der Gelenkbewegungen und eine 4e- 
lenksicherheit erreicht. 


re Ña aiae sn 


ria, 18 Mala > 


= 2. März. . -1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9: N 223 To 
Widia Ë EEE RER ee Be ee e a 
Porzelt: Zur Frage der Behandlung der Hydrocele. Es wird Neumann (Baden-Baden): Zur Entstehung der Wanderniere. ige! 

"Mitteilung eines Falles, in welchem neben der Abmagerung als ätio- un TATAEE 

logische Momente die starke Schrumpfung der erkrankten Lunge und o R. 


empfohlen, dem Radikalverfahren die Entleerung eines Teiles 
Nach der 


der Hydrocelenflüssigkeit vorauszuschicken. 
die häufigen Hustenstöße des Kranken in Betracht kommen. 


Marcuse (Berlin): Über die Behandlung des Asthma ‚bronchiale .. 


`. Punktion füllen sich die Scrotalgefäße stärker infolge der. Verminderung 
der Wandspannung und des Flüssigkeitsdrucks. . Allerdings ist die Ab- E 
lösung der Hüllen von der eigentlichen Scheidenhaut nach der Punktion | durch Inhalationen von Glycirenan mit dem transportablen. Spießchen | EI SEP ne 
ad weniger leicht, jedoch. bleibt infolge der Entleerung der | Vernebler. Das Glycirenan wird mit Sauerstoff zusammen in die Luft- a ug Mil 
nachträgliche Bluterguß aus. Bei Hydrocelen mit chronisch | röhre geleitet. Die Erfolge sind ausgezeichnet. . .Reckzeh. 5i n u 
verdickter Scheidenhaut tritt. infolge der Wandstarre durch die Vor- | ` Ey wer ae ae ee a TI A 
behandlung keine Gefäßentspannung ein. p. A] p" ö en BE wu eo PPN 
Kroh: Die Mobilisierung -der Kniegelenkkapseltaschen  — eine | Therapeutische Notizen. Sch $ n T 
ausgezeichnete Methode der ‚Kapselplastik bei größeren Kapseldefektem..] | |. u e ee nr = BER TR 
Ein guter Kapselverschluß. bei größeren Kapseldefekten wird erreicht = A. Böhme (Bochum) glaubt, daß die Grippepneumonien bei re ` 
durch Hinunterziehung des Synovialisblattes. Der obere Recessus | frühzeitiger Anwendung der Bukupius (täglich fünfmal 0,5 Eucu- re 
wird vom Knochen freipräpariert und kann weit hinuntergezogen und | pinum basitum in Oblaten, vier bis acht Tage lang) einen günstigeren Hii DRAEN 
mit den Resten der vorderen .Kapselwand vereinigt werden, ohne in |. Verlauf nähmen als sonst. (M. m. W. 1919; Nr. 6.) E Be RE 
seiner Ernährung gefährdet zu sein. An den Käpselverschluß wird Zur Behandlung der Grippepneumonie empfieblt F.Meyer I 
die Wiederherstellung des Kniestreckapparats nicht unmittelbar an-‘| (Berlin), die parenterale Verabfolgung; des Höchster Streptokokken- Bat Io TR 
geschlossen, sondern erst nach Abheilung der Kapselwunde. In.der | serums mit der oralen Darreichung des Eucupinum basicum zu ver- Er SARIRA 
gleichen Weise lassen .sich traumatische Verluste der inneren und | binden. Mit dieser Kombination konnte er einen Heilerfolg an zehn Kin) H TEEI n 
äußeren Kapselwand mit Hilfe der inneren und äußeren Kapseltasche | schweren septischen Kranken erzielen, die Streptokokkenempyeme und Be: En > 
ausgleichen. , E l l i; K. Bg. Gelenkaffektionen hatten. (D. m. W. 1919, Nr. 7.) ` i l : Poci aeg KA 
| -o a | 7 ‚ı Beim Asthma. bronchiale empfiehlt Grumme (Föhrde) an- 1 ee | 
a su N | gelegentlichst Jod. Während .des Anfalls. ist das Lumen der feinsten Mi BARE 
_ Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 6:_ , ._ ` | Bronchien verengt infolge von Krampf der Bronchialmuskeln, -Blut- | : 
Heynemann: Zur 'Strahlenbehandlung gynäkologischer Er- | überfüllung der Capillaren` (Schwellung der Schleimhaut) und An- I Zoe 
krankungen. Die Zusammenstellung der Dauerergebnisse der Radium- |, sammlung von Sekret. Dabei handelt es sich um Vaguser- f laei p T i 
bestrablungen bei Cervixcarcinomen aus den Jahren 1913 und 19i4 hat | regun g infolge von Sympathicuserschlaffung (hervor- I Jap JERAI 
nicht einen einzigen geheilten Fall. ergeben. Es scheint daher un: | gerufen durch Adrenalinmangel bei Hypoplasie der . I GE 
möglich, allein mit Radium in der üblichen Menge von 100 bis 200 mg | Nebennieren). Atropin, das den Vagustonus herabsetzt, mildert ne iie. 
inoperable Cervixeareinome zu heilen. Besonders bemerkenswert ist den. Anfall, Adrenalin: aber kupiert ihn. vollkommen, weil es die der f j Jen Wr 
die außerordentliche. Empfindlichkeit des Mastdarmes gegen die Be- | Vaguserregung,, zugrunde- liegende Sympathicuserschlaffung Ed Fin Ki: um 
strahlung. Es muß daher kombiniert bestrahlt werden; Radium von | beseitigt. Pituitrin wirkt in gleichem Sinne, insofern es die - Pi ua ih 
- der Scheide, Röntgenstrahlen von außen. Infolge der Vervollkommnung | Nebennieren zu vermehrter Sekretion anregt (Asthmolysin = A:dre- KA: Me en, 
< der Röntgenapparate ist bei gutartigen gynäkologischen Erkrankungen | nalin + Pituitrin). Die Hypoplasie der -Nebennieren läßt sich ale). Ve 
‚ In der Regel die Radiumbehandlung ausreichend, so bei ovariellen | nun ausgleichen durch die vicariierend einsetzende Tätigkeit der | ln! ZEE 
Blutungen und auch meistens bei Myomen. Bei der Bestrahlung von | Schilddrüse. Erhöhte Tätigkeit der Schilddrüse aktiviert Hz...) WE 
kleinen Blutungen und Myomen genügt im allgemeinen die mit Alu- | die Nebenniere. Die Schilddrüse wird aber durch Jod zu'ver- KL Et, KE Re 
~.. K. Bg. . | mehrter Sekretion angeregt (vergleiche Jodbasedow; erfolgreiche Jod- | HAR 
seit. Jahren regelmäßig an Re 


Ban, 
- 


|- behandlung des Gebirgskropfes). Ein 
.nahm im Laufe eines ‚Jahres 


Asthmaanfällen‘ leidender : Patient 


miniumfilter gegebene Strahlenmenge. 
660 Tabletten Jodtropon (zu 0,08 Jod) und blieb vom Beginn der Kur 


IT. E - y 
A R E ji 
LT T aean Veta O a 
* a- 5 Js 
ei 


Die Therapie der Gegenwart, Februar 1919. 

SOUEEN (Berlin): Die Therapie der lacunären Gaumenmandel- bis zu deren Ende ‘und dann noch volle drei Jahre von seinen i 
enizündungen und ihre ‚Folgezustände. Besonders ‚wegen der Be- | Anfällen verschont, da der Sympathicus während dieser Zeit wieder : 2 
‚chungen zwischen Nieren- und Gelenkerkrankungen und Affektionen einen normalen Tonus erhalten hatte. (D. m. W. 1919, Nr. 7) .. en 

| der Mandeln sind die Ausführungen des Verfassers von großer Wichtig- | > Beim Fleckfieber empfiehlt F. Meyer (Berlin) einen Versuch. Toa 
ne us schildern ‚genau die Tonsillektomie und ihre Nachbehandlung, | „+ Optochincampher (0,3 bis 0,5 täglich subcutan` unter den bekannten ` oT 
| ee ee wir einen dauernden Quell kontinuierlicher Vergiftungen Cautelen). (D. m. W: 1919, Nr. 6.) "EBruck SHREE 
0 ‚orpers beseitigen können. | | u Einen Beckenkühler als neues Hilfsmittel: zur. äntiphlogistischen EEE 
Tu PI Suggenheimer (Berlin): Entstehung und Beurteilung der | Therapie akuter; entzündlicher, fieberhafter Ge- Po 
a ale bei der Pneumothoraxbehandlung der Lungentuberkulose. nitalerkrankungen der Frau empfiehlt Linnert nach den Ile 
j - Mi kommt zu dem Schluß, daß wir im Auftreten eines pleuri- | Erfahrungen der.Frauenklinik in Halle. . Eisdurchmischtes- Wasser fließt pi $ 
wi fäh po “xsudats bei künstlichem.Pneumothorax nicht generell eine Ge- | zus einer hochgestellten, mehrere Liter fassenden Irrigatorflasche zu ae 
fi "cung des Heilerfolges.erblicken dürfen. Bei einer bestimmten, näher | dem Kühlapparat, der in die Scheide eingeführt wird. Er besteht aus 
fi geschilderten Reaktionsfähigkeit des Organismus können auch dann | einem Glasrohr, dessen Zu-. und Abfluß auf derselben Seite liegt.. Das oa 
a ER günstige Resultate erzielt werden: | | Rohr‘ wird, mit einem Trikotschlauch überzogen, eingeführt. Der PF 
f A arneth (Münster): Beobachtungen im Feldlazarett bei 100 Trikotschlauch ist über einem Gummirohr, das als Abfluß dient, ab- a. 
i schen Brustlungenschüssen. Verfasser teilt seine. auch für die Pro- | gebunden. Der Abfluß ist verstellbar (Firma Schoeps, Fabrik- wissen- an 
2 „gnose und ‚ Therapie wichtigen Beobachtungen mit bei Brustwand- | schaftlicher Apparate, Halle a.$.). Neben der Kältewirkung von innen nel o 
s, | A einseitigen und doppelseitigen Brustlungenschüssen, solchen | wird auch von den.Bauchdecken aus gekühlt, und zwar‘ mit Hilfe der ._ H DIOT | 
| T Res 1 folgender Pleuritis und Empyem, sowie bei Todesfällen. Die |, \Vinternitzschen Eiswickel. (Zbl. f. Gyn. 1919, Nr. 6.) K. Bg. T E a er 
\ en n der mehr konservativ-exspektativen Behandlung waren gaoz | Die aktive Immunisierung‘ mittels subcutaner Injektion | ~ 
| . „edenstellend, u steigender. Pollentoxinmengen ist die bei weitem erfolgreichste f E 
me rd mann ( Berlin): Die Behandlung der dur: ch Schußwunden Therapie des Heufiebers. Die Behandlung ist mehrere Jahre fortzusetzen. i 7 
dureh S n Fisteln. Aus dieser Schilderung der praktisch wichtigsten, | Zur Unterstützung dieser Therapie kann mit Erfolg die konsequent I ah, 
dag ne, ußwunden ‚bervorgerufenen Fisteln ergibt sich die Tatsache, | durchgeführte Chlorcalcium behandlung herangezogen. werden. ir 
Pachak größere Kingriffe zu ihrer Heilüng nötig sind, welche dem (D. m. W. 1919, Nr. 7.) I, en WERE TEEN em 
“ururgen überlassen werden müssen. | | Zur Therapie. der - genuinen Ozaena empfiehlt Franz Bruck ARE 
RN, mperer und Dünner (Berlin): Behandlung der Nieren- | (Berlin-Schöneberg) die von ihm angegebene permanente Mullstreifen- F we 
Ba en. Die Verfasser besprechen die üblichen Grundsätze der | tamponade der Nase. Diese Methode beraht auf einer kontinuierlichen pii ae 
runde der Albuminurie ‚und Urämie, die allgemeinen Behandlungs- | Reiz- und Drainagewirkung, hervorgerufen durch die fortdauernde | ir 
 zündun. e, die Behandlung der akuten und chronischen Nierenent- | Anwesenheit eines reizausübenden (sekretionsanregenden) und' sekret- Eo 
mgen und der Nephrosen. | aufsaugenden Mullstreifens im Naseninnern, der nach Bedarf regelmäßig px ae 
a el Ix Klemperer (Berlin): Über ‚specifische Tuberkulose- erneuert wird. Dadurch gelingt es, die Eintro ck nun g.des abnorm F - i i 
behandi, „@usammenfassende Übersicht.  Referiert . die Tuberkulin-  zähen; wasserarmen Ozaenaeiters zu Borken, und damit. den charakte- pd Ki He ti 5 
nach D ng mit den K ochschen Präparaten und die Partigentherapie ristischen, fürchterlichen Fötor dauernd zu verhüten. Die Methode u Hi pn: an 
eycke-\uch. | ermöglicht eben-eine Tag und Nacht ohne Unterbrechung ` Ba a e Bi! 
j noa f A ENTE 
NEEN: ci Dia 


a a se 


en 


g 7 g F 
2 Ver tun ne am M M 
p =, 5 > = —— E ra aaia 


RS = 


m main 


en re nee N a 
s ," RR 


je 
a Pe 


“.- ER 


Br pe = eu u: 7 
+ a r ngn 
; Pr DE A RE z 


zu. 


TER TOE ET uch SEGEN = EEE i 3 . 
re Tran Au ae an m ae ee a. ERS: 


` re 
ʻi Tana 


"224 


stattfindende Einwirkung auf die atrophische Schleimhaut, und zwar 
beider Nasenhälften zu gleicher Zeit. Sie muß daher vom 
Patienten selbst ausgeführt werden können, was nach genauester Unter- 
weisung durch den Arzt leicht möglich ist. Bei ununter brochener 
und richtiger Ausführung dieses Verfahrens kann es also so gut wie 
niemals, auch nicht vorübergehend, zur Krustenbildung und damit zum 
Auftreten des Fötors kommen. Dies wird erreicht, ohne daß jemals 
die Nase ausgespült zu werden braucht. Die permanente Mullstreifen- 
tamponade ist unter allen bisherigen Behandlungsarten der Ozaena die 
einzige, die eine wirklich ununterbro chene Anwendung zuläßt 
und damit eine während dieser Zeit andauernde Wirksamkeit ent- 
faltet. (Die Absonderung des in hohem Grade zur Eintroeknung 
neigenden Ozaenaeiters wird jedoch durch dieses Verfabren nicht ver- 
hütet, Auch ist eine Heilung der genuinen Ozaena in dem Sinne, daß 
diese Absonderung auf nicht zu kurze Zeit und in einer nicht zu kleinen 
Zahl von Fällen überhaupt aufhört, der Therapie bis jetzt wenigstens 
noch nicht gelungen. (D. m. W. 1919, Nr. 7.) | 

Seine Erfahrungen mit Radiumbehandlung teilt J o hannFabry 
(Dortmund) mit. Danach empfieblt sich diese Therapie bei Haut- 
carcinom, Lupus, Naevus flammeus, Naevus papilloso - pigmentoso- 
trichosus, spontanem Keloid, Dupuytrenscher Fingercontractur und 
Induratio penis plastica. (M. m. W. 1919, Nr. 5.) 

Als bestes, sicherstes und wegen seines sparsamen Verbrauchs 
auch billigstes Mittel gegen Schweißiuß empfiehlt Többen (Peine) 
nach Saalfeld die 2% Formaldehyd enthaltende Salben- 
komposition Vestosol. Die Salbe wird am besten morgens dünn in die 
Sohlenfläche des Fußes und zwischen die Zehen eingerieben, und zwar 
in den ersten acht Tagen der Behandlung täglich, später alle zwei bis 
drei Tage. Das Baden der Füße muß möglichst eingeschränkt werden 
(es genügt jede Woche ein Reinigungsbad). Die Fußbekleidung wird 
durch die Salbe nicht wesentlich beschmutzt. Das Vestosol vermag 
zwar die Hyperhidrosis nicht zu heilen, wohl aber die Schweißsekretion 
wesentlich zu beschränken und namentlich den höchst fatalen Geruch 
vollständig zu beseitigen. Die angenehm riechende Salbe kann auch 
bei Hyperhidrosis axillaris, mammae und bei Intertrigo mit gleich 
gutem Erfolge angewandt werden. (D. m. W. 1919, Nr. 6.) 

Die üblichen Ärzte- und Operationsmäntel aus, Leinen bieten, 
wie W. Camerer ausfübrt, keinen Schutz gegen Verlausung. 
Als läusesichere Schutzkleidung erscheint am geeignetsten ein Mantel 
aus glattem Gummistoff (oder wasserdichtem Stoff), möglichst 
glatt gearbeitet, an den Handgelenken und am Halse gut anliegend. 
Als Fußbekleidung sind glatte, weit nach oben reichende Itohrstiefel 
zweckmäßig. Anstatt der Mantelform könnte vielleicht noch besser 
eine glattsitzende und gutschließende Hemdhose aus demselben 
Stoff benutzt werden, deren Beinteile in der Art von Stiefelhosen ge- 


fertigt und in die Rohrstiefel eingesteckt werden. (M. m. W. 1919, 
Nr. 6.) F. Bruck. 


Bücherbesprechungen. 


F. Volhard, Die doppelseitigen hämatogenen Nieren- 
erkrankungen (Brightsche Krankheit). Mit 24 zum größten Teil 
farbigen Textabbildungen und 8 lithographischen Tafeln. 
Berlin 1918, Julius Springer. 

Das Handbuch ist zu einem Teil hervorgegangen aus dem früheren 

Werk des Verfassers, dem „Atlas der Brightschen Nierenkrankheiten“. 

Neu hinzugekommen ist ein umfangreicher allgemeiner Teil über Phy- 

siologie und Pathologie der Nierenfunktionen, über Wassersucht, über 

die Veränderungen im Herz- und Gefäßapparat und über Urämie. Dabei 
werden yewisse Fragestellungen und Gegenüberstellungen ausführlicher 
behandelt: Bei den Folgeerscheinungen der Nierenerkrankungen, so 
besonders bei der Wassersucht, bemüht sich der Verfasser, zur Klar- 
heit darüber zu kommen, ob die Störungen die Folge einer Funktions- 
störung der Niere sind oder die Folge einer Funktionsstörung des Gefäß- 
apparates außerhalb der Niere. Bei der Einteilung der Nierenerkrankungen 
und bei der Deutung und Ausarbeitung der Krankheitsbilder ist Wert 
gelegt auf die Verbindung zwischen den vom Kliniker festgestellten 
rankheitszeichen und dem Sektionsbefund des pathologischen Anatomen. 

Dabei hat Volhard offenbar eine gewisse l’reude daran, sich in den 

Aufbau der klinischen Systematik der Nierenkrankheiten zu vertiefen und 

die Fülle der Erscheinungen in getrennte Krankheitstypen umzuprägen. 

Mit vieler Sorgfalt und Scharfsinn werden die Erscheinungen gruppiert 

und die Aufstellung der Krankheitsbilder begründet: auf der einen 

Seite die primären Schädigungen des Gefäßapparates der Niere und 

als Folge der gestörten Blutversorgung degenerative Veränderungen 


an den Epithelien der Harnkanälchen. Die Ausgänge der akuten 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9. 


m  —  — — e ID 


576 Seiten. 


——- 


9, März. 


a a a ESERSE 
ne 


Glomerulonephritis mit nephrotischem Einschlag, nach dem Austritt 
aus dem heilbaren Frühstadium der akuten Ischämie. sind die große 
weiße Niere und die sekundäre Schrumpfniere. Von dieser diffusen 
Nephritis werden abgetrennt die reinen Nephrosen, bezeichnet dureh 
die Entartungsvorgänge an den Hauptstücken der Rindenkanälchen. 
Eine dritte Gruppe sind die herdförmigen Nephritiden, die durch den 
Blutgehalt des Harns als Glomeruloerkrankungen sich anzeigen, aber 
die Blutdrucksteigerung der diffusen Nephritis vermissen lassen. Ihr 
Typus ist die embolische Herdnephritis. 
i Die vierte große Gruppe der Nierenerkrankungen sind die Skle- 
rosen. Sie lassen nicht seiten klinisch ein früheres Stadium der Hoch- 
druckspannung ohne Eiweißausscheidung erkennen. Sie sind anatomisch 
begründet in sklerotischen Veränderungen des Gefäßapparates der Niere. 
Der Nutzen einer sorgfältigen klinischen Prüfung der Fälle, die 
Wichtigkeit der Messung des Blutdrucks, der Berücksichtigung des-Blut- 
gehalts des Harns, die Bestimmung der Konzentrationsfähigkeit der Niere 
für die Auffassung des Krankheitsbildes und für die Behandlung des Falles 
werden von dem Verfasser überzeugend und mit Wärme dargetan. 
Die anregenden und lehrreichen Ausführungen werden von jedem Arzte, 
der sich für die wissenschaftliche Förderung dieses wichtigen Kapitels 
der inneren Medizin interessiert, mit Vorteil gelesen werden, zumal die 
treffliche didaktische Darstellung und das Bestreben, abgerundete 


“ Krankheitsbilder aufzustellen, das Lesen des Buches ebenso nützlich 


wie angenehm macht. Vorzügliche bunte Tafeln und ausgezeichnete 


scharfe Textabbildungen erhöhen den belehrenden Wert des Buches. 
N. Bg. 


J. Schwalbe, Über das medizinische Frauenstudium in 
Deutschland. Leipzig 1918, Georg Thieme. 63 Seiten. \ 2,75. 
Auch mit dem obengenannten Buche tritt Schw albe zuf 
richtigen Zeit an die Öffentlichkeit. Man könnte der Ansicht sein, daB 
es durch die politischen Umwälzungen der letzten Wochen, die den 
Frauen mit einem Schlage die volle Gleichberechtigung mit dem Manne 
gebracht hat, gegenstandslos geworden ist. Ganz mit Unrecht! So- 
wohl für die Eltern, wie für die jungen Mädchen, die die Schule ver- 
lassen und einen Lebensberuf wählen wollen, aber auch für jeden. der 
Interesse für die Probleme der Neuzeit hat, wird das Buch sehr will- 
kommen sein, weil es in gründlicher und sachlicher Weise die Sehatten- 
und die Lichtseiten des medizinischen  l’rauenstudiums bespricht. Den 
Anlaß zu seinen Ausführungen fand Schwalbe in der bekannten 
Rede Bumms. Die Entwicklung des medizinischen Frauenstudiums 
wird statistisch dargestellt. Nach den Äußerungen namhafter Pädagogen 
hat die Frau den Gymnasialunterricht ohne jede Störung der Gesund- 
heit überstanden. Durch Rückfrage bei Medizinern konnte kein ein- 
heitliches Urteil gewonnen werden. Im allgemeinen wurde den Stu- 
dentinnen großer Fleiß, Pflichttreue. rasches Aufnahmevermögen und 
Hilfsbereitschaft nachgerühmt. Die Prüfungen haben sie wie die 
Studenten, je nach ihrer Veranlagung, gut oder weniger gut bestanden, 
aber selbst bei guten Kenntnissen leichter die Fassung und die Ruhe 
verloren als die Männer. Hinsichtlich der Frage des gemeinsamer 
Unterrichts von Studenten und Studentinnen werden nicht nur keine 
Bedenken geäußert, sondern auch mehrfach angegeben, dab der Ton 
der Studenten durch die Anwesenheit der Studentinnen günstig be- 
einflußt ist. Grundlegende Bedenken bestehen gegen das medizinische 
Frauenstudium nicht. Ihre geistige und körperliche Befähigung ist 
erwiesen. Die Tatsache, daß eine große Anzahl von Ärztinnen später 
eine Ehe eingeht, und dann unter Umständen die medizinischen Kennt- 
nisse nicht verwerten kann, erachtet Schwalbe mit Recht nicht als 
sinnlose Vergeudung von Arbeit, sondern als Glück für die Familie 
Schwalbe will keinen Anreiz zum Medizinstudium der Frau geben 
aber für diejenigen Frauen, welche das Gymnasium und die Abschluß- 
prüfung mit hinreichender körperlicher und geistiger Befähigurg unter 
strenger Auswahl erledigen, hält er das medizinische Studium für 
durchaus berechtigt. Es ist nach seiner Meinung ein nicht mehr aus- 

zuschaltender Teil der Frauenbewegung. 
O. Nordmann 


C. Kraemer, Das Tuberkulin in der militärischen Be 
gutachtung und Behandlung der Tuberkulos®. 
Nebst kurzer Technik. Stuttgart, Verlag von Ferdinand Enke. 1917 

‚Die Schrift Kraemers verfolgt den Zweck, vom Gesichtspunkte 
der militärischen Dienstfähigkeit und der Eirwerbsfähigkeit aus über die 
diagnostische und therapeutische Methodik der Lungentuberkulose zu 
unterrichten; dabei wird die Tuberkulintechnik in den Vordergrund 
geschoben. Die Mitteilungen des sehr erfahrenen Verfassers, insbeson- 
dere die genauen Angaben über die Methodik der 'Tuberkulinanwen- 


dung behalten auch für die Friedenszeit ihren vollen Wert. 
Gerhartbz 


(Berlin-Schöneberg)- 


ı dem Atii 


id dem 
dieser diea t- 


zeichnet du | - 
ndenkanäkhe 


die durch da te 
anzeigen, def. 
sah. 


ide 


um der Int F- 
nd anatod F 
tes der Niet F 


nn A a en ng 
r j 


|. Vereins- 


` 


. . \ 
‚ Berlin. _ ee 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom .12. Februar 1919. - 
Tagesordnung. Otto Scehlesinger: Physiologische: Unter- 
suchungen bei Kriegsamenorrhöe (Blutdruck, Blutzucker uud.Hämoglobin- 
gehalt). Amenorrhöen aphysiologischer Natur, wie man. sie bei Er- 
krankungen, z. B. beim Diabetes, bei Phthise und Basedow gelegentlich 
beobachtet, sind im Kriege häufiger geworden. Aber sie treten auch 
ohne Zusammenhang mit derartigen Krankheiten während des Krieges 
in Erscheinung. Man hat sie mit dem Namen Kriegsamenorrhöe .be- 
legt. Ihre Entstehungsursache ist nicht genügend geklärt. Drei.. 
Momente werden für ihre Entstehung angeschuldigt.. 1. Ernährungs-' 
schädigungen, körperliche Entkräftung und Ausübung sogenannter 
Männerarbeit. Unterernährung, für welche Gleichförmigkeit der Nahrung 
mit in Betracht kommt. Es wird auch auf eine Art Ergotismus hin- 
gewiesen, der sein Zustandekommen der starken Ausmahlung des 
Er soll auch eine Atrophie der Gebärmutter be- 


8. Psychische Alterationen, die als 


Mehles verdankt. 
Die sexuelle 


wirken. 2. Sexuelle Abstinenz. 
das wesentlichste Moment anzusprechen sein dürften. 
Abstinenz ist als ätiologischer Faktor schwer zu beweisen. Die Therà- 
pie der Kriegsamenorrhöen läßt vielfach im Stich. Von anatomischen 
Untersuchungen ist hierfür kaum: ein wesentlicher Fortschritt zu er- 
warten. Soweit Befunde bei Laparotomien und anderen Gelegenheiten 
erhoben sind, haben sie an den Eierstöcken wie an der Gebärmutter. 
nichts Einheitliches gezeigt. Sch. hat eigene Untersuchungen über den 
Kohlehydratstoffwechsel; den- Blutdruck und die Hämoglobinwerte bei 
Frauen mit Kriegsamenorrhöe angestellt. Er berichtet über das Er- 
gebnis der an 21 Frauen erhobenen Befunde. Die Blutzuckerwerte 
bestimmte er nach Bertrand, wobei er nach Rona und Michaelis 
enteiweißte. Die so erhaltenen Werte entsprachen sämtlich den Normal- 
werten. Der nach Riva-Rocci bestimmte Blutdruck war nicht er- 


_ höht. Der Hämoglobingehalt, nach Gowers-Sahli bestimmt, ent- 


sprach durchaus dem der Frauen gleicher sozialer Lagen. Die beobach- 


teten Blutdruckschwankungen waren größer beim Vorhandensein 


subjektiver Beschwerden der Frauen, .bei sexueller Abstinenz, bei 
Atrophien der. Gebärmutter bei. Nulliparen und bei Frauen, die auch 


früher -schon Unregelmäßigkeiten der Ovarienfunktionen erkennen 


ließen. Sch. ist der Ansicht, daß die Kriegsamenorrhöen ovarieller 
‚Natur sind. | 


Aussprache, Franz. Müller weist darauf hin, daß die Ameri- 
kaner Methoden angegeben haben, die es gestatten, mit 5 bis 10 ccm 
Blut exakte Blutzuekerbestimmungen zu machen. Dadurch sei die Möglich- 
keit zu Reihenuntersuchungen gegeben. Die Entnahme so geringer 


Mengen Blutes sei.eine Reihe von Tagen ohne Schädigung der Kranken 
| Fritz Fleischer. 


— 


möglich. 
| Breslau. A 
Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. (Medizinische Sektion.) 


2 Sitzung vom 10. Januar 1919. = 
Rosenfeld: Kriegskost und Gesundheit, Bericht für 1918. Die. 
Sterblichkeit der Frauen ist, soweit das Material für 1918 vorliegt, 
‚ Wieder gestiegen, ebenso wie 1917 gegen 1916. Im einzelnen ist trotz 
der magen- und darmreizenden Kost, die vermehrtes Auftreten von 
Hänorrhoidalbeschwerden, Einklemmung von Brüchen durch Schwinden 
des Fettpolsters usw. mit sich bringt, die Sterblichkeit an Magen- und 
Darmkrankheiten zurückgegangen. Die bisher beobachtete Senkung an 
Todesfällen an Nephritis ist fortgeschritten, war von vornherein auch, 
‚da die Kost sehr geeignet ist, zu erwarten. Die beim Diabetes er- 
wartete Verschlechterung der Lage ist wunderbarerweise nicht eingetreten 
(1911: 111 Todesfälle, 1918: 40 Todesfälle, das bestätigt den alten Satz, 
die Diabetiker so knapp wie möglich halten). Für den kleinen Abfall 
ker Sterblichkeit bei Krebskranken ist vielleicht das Ausscheiden vieler 
vn aahlgen durch das vermehrte Absterben alter Leute eine Er- 
Br: Die Todesfälle an Alkoholismus sind auf 0 zurückgegangen, 
die A m nach der Zahl der Aufnahmen der hiesigen Anstalten 
Bei de der Nerven- und Geisteskrankheiten sehr vermindert erscheint. 
raa ‚fektionskrankheiten findet sich auch überall eine Senkung. 
an 12 a abgesehen von einer leichten Diphtherieepidemie 1915/16 
versch 5 ae der etwa 1200 Fälle zum Opfer fielen, von Seuchen 
aut Puerperalfieber ist nicht häufiger aufgetreten, 
adnan e eiten sind nicht tödlicher als sonst, sodaß man nicht von 
der Todes Einfluß der Salbenverhältnisse reden kann. Die Zahl 
angesti alle an Erkrankungen der Atmungsorgane ist ungeheuerlich 
"sen (von 240 in Friedenszeiten bis 340 im letzten Jahre ohne 


1919 — MEDIZINISCHE RLINIK— I. 000 


Tr an 


und Auswärtige Berichte. 


‘im Mediastinum lokalisiert ‘bleibt. 


... m mam 


.—- 1a] mee O nn nn ma a a oaaae e ae 


N 


Influenza), die an Altersschwäche zeigt fortlaufenden Anstieg bis zur 
Verdoppelung, offenbar eine Folge des Mangels an Reserven, aber auch 
im Zusammenhang mit der.Kohlenknappheit, (winterliche Höhe). Die 
alten Leute sterben auch manchmal an Bronchitis und: Pneunionien. 
Es scheint sich. die Widerstandsfähigkeit der Atmungsorgane verringert 


zu haben,‘ was vielleicht auch bei dem Verlauf der Influenza mitspielte, 
In. 


| die anscheinend eine größere Sterblichkeit als 1890 aufwies. 
schwerster Weise wird durch die Kostknappheit die ‚Lungentuberkulose 
beeinflußt. In München ist der Anstieg der- Todesfälle geringer als in. 
Breslau, in Berlin viel größer als hier. Das entspricht der Lebens- 
mittelversorgung (München zirka 1750 Calorien, Breslau 1850, Berlin 
etwa -ebensoviel, aber daselbst weniger regelmäßige . Zufuhr und' 
weniger Kaufgelegenheit als in Breslau). Es Sind in Breslau im Kriege 
-1000 Personen mehr an Tuberkulose, 966 im Senium, 426 durch 
“ Atmungskrankheiten verstorben, jeder zweihundertste Breslauer ist der 
_ Hungerblockade zum Opfer gefallen. -Das würden für das Reich 
: 850 000 Menschen sein: (nach anderer Ansicht sind es 760000). Die 
Kriegskost muß bei der. ersten Möglichkeit einer normalen Vollkost 
mit 500 g Brot und 80 g Fett pro Tag weichen. 
Diskussion. Asch erhebt gegen das Rosenfeldsche 
Material den Einwand, daß es sich um eine Mortalitäts-, nicht. eine 
Morbilitätsstatistik handelt.- Vielleicht sind weniger Appendicitisfälle 
gestorben, weil mehr operiert worden sind. Zieht man den kolossalen 
Geburtenrückgang in Betracht, so muß das Gleichbleiben der Puerperal- 
fieberfälle als großer Anstieg gedeutet werden. Anscheinend hat auch 
das. Mammacareinom in letzter Zeit sehr zugenommen. | 
'  Bumke: Das Delirium tremens»hät:sich sehr verringert, damit 
natürlich auch die Zahl der Todesfälle;;;. Die geringere Zahl der Auf- 
nahmen in Irrenanstalten ‚bat: noch andere Gründe als das Abnehmen 
der Krankheiten überhaupt: Sperrung“ der Anstalten; Geldmangel, 
Verkehrsschwierigkeiten. - C wenn à ii 
‘© Küttner mahnt zur größten Vorsicht ‘in der Beurteilung der 
Blinddarmentzündung; es ist zu beachten, daß zehn Millionen Menschen im 
: Felde waren. Die chirurgische Tuberkulose ist sehr in die Höhe geschnellt, 
die Kranken starben aber erst nach Jahren. -Die Wundinfektions- 
krankheiten sind sehr in die Höhe gegangen, woran der Mängel an 
Seife schuld ist. Sehr vorsichtig muß man bezüglich des Careinoms 
sein. ‚Sehr viele Leute, die gar nicht untersucht waren, wurden als 


altersschwach bezeichnet. 
Henke. betont die 


pathologischen. Anatomen. ER 
Jacob: Heilung der Malaria ohne Chinin. Es:ist dem Redner 


früher gelungen, durch CO2-Bäder (bis zweimal. täglich eine halbe 
Stunde) Malariafälle für die Dauer, auch bei erneuten Aufenthalten in 
Malariagegenden zum Verschwinden zu bringen und ferner- durch 
Märsche auf sie einen abklingenden Einfluß auszuüben. _ | 

| De Emil Neißer. 


Schwierigkeiten. ‘vom Standpunkt des 


\ 
” 


= Frankfurt a. M. =., 
“Ärztlicher Verein. Sitzung vom 8. Februar 1919. 
Isaac: Zur Klinik des Lymphogranuloms. Vortragender be- 


‚spricht nach einem’Überblick über die verschiedenen Formen der aleuk- 


ämischen Drüsenschwellungen die Pathogenese und Symptomatologie 
Neben den relativ leicht zu erkennenden 


des Lympbogranuloms. N 

Fällen, in denen eine mehr oder weniger allgemeine Beteiligung- der 
peripheren Drüsen vorliegt, sind klinisch zunächst als besondere Typen 
jene Formen des Lymphogranuloms hervorzuheben, bei denen sich der 


` Prozeß vorwiegend in den Lymphdrüsen des Mediastinums abspielt. ` 
Vortragender demonstriert das Röntgenbild eines mediastinalen Lympho- 


granuloms; die Diagnose konnte durch Probeexeision aus den ver- 
größerten Halslymphdrüsen sichergestellt werden. An Hand einer Reihe 
anderer Fälle von Tumorbildung im Mediastinum wird die Schwierig- 
keit, der Differentialdiagnose zwischen Lymphosarkom und Lympho- 
granulom besprochen, die besonders groß ist, solange die Erkrankung 

Der Blutbefund bietet in beiden 
Fällen oft: wenig Charakteristisches. In einem Falle röntgenologisch 
festgestellter lokaler Tumorbildung im hinteren Mediastinum, die 
Stauungserscheinungen in den öberen Teilen des Thorax hervorgerufen 
hatte, ergab die Sektion das Vorhandensein -einer walnußgroßen Drüse 
an der bezeichneten Stelle. Diese’ erwies sich als tertiär-syphilitisch. 
Es handelte sich also um die seltene Form des sogenannten luetischen 
Lymphogranulonis. Große diagnostische Schwierigkeiten bereiten ferner 
jene Fälle, in denen die granulomatösen Wucherungen auf die abdomi- 


nalen Drüsen und die Milz beschränkt bleiben. Vortragender berichtet | 


I) 


ner 
= —— 
~- no 


aaa Ask N 


= 


vr 


_ A e 
a EA ec N 
nania T 


ai S EA 


- > al, 
N erm 


re 


Paare 


Ban 
4r 


Dr. 


Ta RE Denen 
ee 
er 


a We an 


er 
aréa Term 
tae 


De N 
> 


en 
ahat ein a a 


ERREEN 


zst 
sA 


iea aa. COSR 
RL 


P n 


^aa, 


mi. = 


Bee 
er le Pi 
ee Den, Be 

Pkt a Na 


warnen 


tiai 
Vi ——anmann 


a 


- 


„on F: ae r 

innen een, SEN 

= - z.. K + E ba 
exa à o TE nr i 29 


Be 


AR en 


m x 
BR 


Te 
i o -~ 


a 


made 


TA lm 


- 


Fo, 
Er he == āe- => 


: xr: 


nt: . 
Be A a m ie ig 


r Š W 
mt nl "7 


His O ; ; i 3 


226 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9. 


über die Krankengeschichte eines solchen Falles von „larvierter Gra- 
nulomatose“, in dem acht Monate hindurch reeurrierendes Fieber be- 
stand, positive Diazoreaktion und Leukopenie sowie häufige Durch- 
fälle vorhanden waren. Der Mechanismus des Zustandekommens der 
Leukopenie in solchen Fällen sowie die Bedeutung der Durchfälle im 


'Symptomenbilde werden noch ausführlich besprochen. 


Schlußwort. Die Ätiologie des Lympbogranuloms, beson- 
ders die Rolle, welche die Tuberkulose dabei spielt, ist noch nicht ge- 
klärt. Eine Zunahme der Häufigkeit in den letzten Jahren hat Vor- 
tragender nicht bemerkt. 


—_ nn nn 


Freiburg i. Br. 

Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 11. Februar 1919. 

Besprechung zum Vortrag von Gauß vom 17. Dezember 1918: 
Erfahrungen aus dem Felde über die Diagnose der chronischen Gonorrhöe 
des Weibes. i 

Rost: Rei ausreichender Provokation und genügend langer 
Beobachtung können oft noch Gonokokken in Fällen gefunden werden, 
die klinisch ganz unverdächtig sind. 

Lindig: Temperatursteigerungen bei Neugeborenen im Lichte 
serologischer Forschung. Das bei Neugeborenen in den ersten Lebens- 
tagen auftretende transitorische Fieber hängt mit einem Mangel an 
Colostrum in der Nahrung zusammen. Das Colostrum hat einen großen 
Fermentreichtum. Beim Fehlen dieser Fermente tritt eine mangelhafte 
Verarbeitung des mit der Nahrung aufgenommenen Caseins ein, das 
Casein tritt durch den Darm, gelangt in den Kreislauf und wird hier 
durch die im Blut nachweislich vorhandenen Caseasen abgebaut. So 
kommt es zum Fieber. Durch die beim Abbau entstehenden Spalt- 
produkte wird ein weiterer Abbau des Caseins gehemmt und die 
Temperatur wird wieder normal. Das ist aber nur bei Ernährung mit 
Ammenmilch der Fall. ‚Wird das Kind mit Kuhmilch ernährt, so kommt 
es nicht zu einer Hemmung des weiteren Abbaues der vom Darm aus 
aufgenommenen körperfremden Eiweißstoffe, und das Fieber. geht so 
lange weiter, bis Ammenmilch gereicht wird. 

Besprechung. Noeggerath: Warum entsteht durch das 
Zusammentreffen von Eiweiß und Caseasen im Blut Fieber? 

Lindig: Das klinisch zu beobachtende Zusammentreffen von 
mangelhaften Colostrum in der Nahrung und transitorischem Fieber 
läßt einen Zusammenhang ‚zwischen beiden naheliegend erscheinen. 

Hauptmann: Über die Spirochätenbeiunde bei multipler 
Sklerose. Im klinischen Verlauf der multiplen Sklerose spricht vieles 
für eine exogene Ursache. Das Ausfallen der Markscheiden bei pro- 
gressiver Paralyse, das durch Spirochäten hervorgerufen wird und das 
in gleicher Weise bei der multiplen Sklerose festzustellen ist, läßt es 
möglich erscheinen, daß auch bei letzterer Erkrankung Spirochäten 
ätiologisch eine Rolle spielen. Eine Nachprüfung der Angaben von 
Steiner und Kuhn, die in fünf Fällen von multipler Sklerose 
Spirochäten nachwiesen und diese durch Blut und Liquor cerebro- 
spinalis auf Versuchstiere übertragen konnten, ergab in sechs Fällen 
des Vortragenden ein negatives Resultat. Vielleicht hängt das damit 
zusammen, daß Steiner und Kuhn ganz frische Fälle respektive 
Erkrankungen unmittelbar nach einer akuten Exacerbation untersuchen 
konnten, während H. nur über ältere Fälle verfügte. 

‚Verschiedene Einwände, die von manchen Seiten gegen die Be- 
funde von Steiner und Kuhn erhoben wurden, sind nicht stich- 
haltig. Gewichtiger ist, daß die Spirochäten bisher nur im Central- 
nervensystem gefunden wurden und daß ein epidemisches und ende- 
misches Auftreten der multiplen Sklerose nicht vorkommt. Allerdings 
kennt man noch nicht den Infektionsmodus. Jedenfalls ist die Frage 
nach der Ätiologie noch nieht völlig geklärt. H. Koenigsfeld. 


Greifswald. 


Medizinischer Verein. Sitzung vom 24. Januar 1919. 


Begrüßungssitzung für die aus dem Felde zurückgekehrten Ärzte und 
Medizinstudierenden. 


Römer: Mehr konditionales Denken in der Medizin. Das un- 
geheure Geschehen dieses Weltkrieges darf nicht nur äußerlich in 
einer Kriegsliteratur in der medizinischen Wissenschaft zum Ausdruck 
kommen, soll vielmehr auch innerlich an dem Wesen der Forschung 
nicht spurlos vorübergehen. Bisher herrschte auch in der medizinischen 
Wissenschaft noch immer die kausale Naturbetrachtung. Vortragender 
zeigt in Erweiterung seiner Rektoratsrede über den Sehakt des Menschen 
in seinen Beziehungen zu den Grenzen der Naturerkenntnis, daß auch 
in der medizinischen Wissenschaft die kausale Naturbetrachtung endlich 
überwunden werden muß. Es gibt auch für die Medizin keinen e nzigen 


N - 


9, März, 


Zustand oder Vorgang, der nur von einem einzigen Faktor oder einer 
einzigen Ursache abhängig wäre. Die wahre Erkenntnis besteht in Er- 
mittlung sämtlicher Bedingungen für alles Sein und Geschehen. An 
der Hand der Leitsätze des erkenntnis-theoretischen Konditionismus, 
wie er durch Verworn vertreten ist, wird dargetan, daß wahre 
l’ortschritta in der Medizin nur an der Hand des konditionalen Denkens 
möglich sind. Die konditionale Naturbetrachtung ist außerdem der 
sicherste Damm gegen die Einseitigkeit des Spezialistentums und er- 
weitert den therapeutischen Horizont des Arztes. 

Löhlein: Das letzte Semester der deutschen Universität Dorpat. 
L., der während des abgelaufenen Wintersemesters 191S das Fach der 
Augenheilkunde an der von den deutschen Behörden wieder errichteten 
Universität Dorpat vertrat, schildert die Erlebnisse dieses Semesters, 
erzählt von dem wertvollen deutschen Menschenschlag, der in baltischen 
Landen durch Jahrhunderte zähe und treu sich behauptet hat, von 
dem regen geistigen Leben der alten deutschen Universitätsstadt und 
ihrem raschen, nun so grausam beendeten Wiederaufblühen im ver- 
gangenen Jahr. 

So kurz diese Blüte war, sie wird nicht umsonst gewesen sein, 
denn alle, die sie erlebten, werden überallhin im Reiche die Kunde 
tragen von dem allzuoft vergessenen Bruderstamm der deutschen 
Balten, der Treue verdient, weil er Treue hielt. v. Tappeiner. 


Hamburg. 


Ärztlicher Verein. Sitzung vom 10. Dezember 1918. 


Vorträge über Influenza. 


Fahr: Pathologisch-anatomischer Teil. Nach 
den auf Grund von 246 Sektionen gewonnenen Erfahrungen F.s handelt 
es sich bei der diesmaligen Epidemie in erster Linie um eine Erkrankung 
der Atmungsorgane (Influenzapneumonie). Sie ist charakterisiert durch 
eine besondere Neigung zu Hämorrhagien und eine auffällige, sehr 
rasch in Erscheinung tretende schwerste Entzündung der Luftwege, 
die vielfach zu nekrotisierenden Schleimhautprozessen führt. Fast 
immer ist die Lungenentzündung doppelseitig, nur 383 mal unter den 
246 Fällen war sie einseitig. Weiterhin ist die Influenzapneumonle 
durch eine ganz auffällige Neigung zu Mischinfektionen ausgezeichnet, 
die besonders häufig (117 mal) zu Empyem oder eitriger Einschmelzung 
des Lungengewebes, gelegentlich zu mykotischer Arteriitis führten. Diese 
Mischinfektionen mit verschiedenen Kokkenarten beherrschen durchaus 
den weiteren Verlauf der Erkrankung und sind hauptsächlich für das 
Auftreten zahlreicher Organkomplikationen entscheidend (Endo- und 
Perikarditis, Encephalitis, Nephritis usw.). 2 

Graetz: Bakteriologisch-serologischer Teil 
Über den Pfeifferschen Influenzabacillus als Erreger der Influenza 
sind die Meinungen geteilt. Eine Anzahl namhafter Forscher fand ihn 
in einem mehr oder weniger hohen Prozentsatz der Fälle, eine nicht 
minder große Anzahl ebenso bewährter Untersucher konnte ihn über- 
haupt nicht oder doch nur vereinzelt nachweisen. Vortragender schließt 
sich auf Grund seines verhältnismäßig großen Materials (Untersuchung. 
von 1222 Proben) der letztgenannten Gruppe an. Trotz der äußerst 
sorgfältig gemachten Untersuchungen konnte der Pfeiffer sche 
Bacillus nur viermal gefunden werden. Dagegen wurden häufig hämo- 
Iytische Streptokokken, Pneumokokken und vereinzelt Staphylokokken 
nachgewiesen. G. muß daher gestehen, daß dem Influenzabacillus e1N® 
ätiologische Bedeutung nicht zuzukommen scheint. Er betrachtet ihn 
als einen sekundären Erreger, für den der primäre Erreger den Boden 
bereitet. Als Primärerreger der pandemisch auftretenden Influenza 
von 1918 kommt entschieden ein filtrierbares Virus in Frage, über 
dessen Eigenschaften zurzeit allerdings nur Vermutungen be 


V ortragender läßt es dahingestellt, inwieweit die Bedeutung aes 
Pfeifferschen Influenzabacillus als ätiologischer Faktor für = 
S æ 


Epidemie von 1889/92 durch die Forschungsergebnisse von 191 
rührt wird. 

Aussprache. Deneke: Ein Hauptunterschied zwischen 
der Epidemie von 1889 und der jetzigen besteht darin, daß damals 
mehr ältere Leute und Schwache befallen wurden. Man müßte höchstens 
für jetzt eine damals erworbene Immunität annehmen. Das würde I 
ein filtrierbares Virus sprechen. Gerade bei diesen Infektionen besteht 
eine lange Immunität. Besonders häufig ist jetzt die Sterblichkeit dure 
Lungenkomplikationen. Im Krankenhaus St. Georg betrug die Ster? 
licħkeit 18% mit Überwiegen der weiblichen Patienten. Der Verlauf 
war sehr schnell. Manche Kranke erlagen schon am zweiten Tag. Die 
Hälfte der Todesfälle erfolgte am ersten oder zweiten Tag nach der 
Krankenhausaufnahme. Sehr erhebliche Opfer forderte die Epidemie 
unter dem Krankenhauspersonal. Es erkrankten auch die jüngeren 


stehen. _ 


pr 
ft 


ta 5 . aea 2 u", = i ii i E 
en u a Be - i f a 
z A ey . TORE 


9, März. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9. 


u 


N 


Venia legendi an der Wiener medizinischen Fakultät: erlangen —, hat 
man, um die Zahl der wirklichen Extraordinarii nicht zu vermehren, 
die Unterklasse der „mit: dem Titel eines a.o., Universitätsprofessors ` 
'bekleideten Privatdozenten“ geschaffen, die Maschen des Fakultätssiebes 
aber eingeengt, indem für die Titelverleihung Zweidrittelmajorität der 
anwesenden Kollegiumsmitglieder gefordert und damit eine Art ‚Lotterie 
geschaffen wurde, in welcher so mancher. warm Vorgeschlagene eine 
Zufallsniete gezogen hat. Auch die „Trostbeförderung“ wurde vor. 
Jahresfrist vom Kollegium bis auf. weiteres sistier. — Die Privat- 
dozenten, die. sich zu einer nach Fakultäten gegliederten Standeskörper- 
schaft vereinigt haben, verlangen eine gesetzliche Neuregelung ihrer 
Stellung, ihrer ‚Pflichten und Rechte; sie fordern Vertretung bei den 
Vorarbeiten zu diesem Gesetze, Vertretung im. akademischen Senat 
und das Recht, eine Anzahl von stimmberechtigten Delegierten in das 
_Professorenkollegium zu entsenden, die der Hälfte der diesem Kollegium 
angehörenden Extraordinarii, also einem Viertteil: der .Ordinarii, ent- F 
‘spricht. Den Kommissionen für die Habilitierung von Privatdozenten, ni MENS, 
PE Jiha S 


o | Ärzte und Ärztinnen. Ein Mittel, das den Grippeprozeß offensichtlich | nicht in Ordnung ist. Hierhergehören auch die freilich in Hamburg 
aktor oder ei | beeinflußt, gibt es nicht. Man kann nur ‘lindern. Ebensowenig be- | seltener beobachteten Exantheme. Wie in der Haut, so’ liegt auch in 
iS besteht in Fr sitzen wir ein Mittel, um die Lungenkomplikationen erfolgreich zu be- | der Lunge bei der Influenza eine Affektion der kleinsten Gefäße und 
Geschehen A handeln. Besser ist es bei den Pleuraerkrankungen, bestellt. Für sie | Capillaren vor. Das päthogenetische Fundament der Lungenprozesse 
Konditionen. | ist die Bülausche Drainage sehr zu empfehlen, namentlich dann, | ist eine Capillarvergiftung. ‘Die Pleuraergüsse sind am tiefsten Punkte 
an, dab na wenn eine Rippenresektion eine‘ zu große „Shockwirkung auslösen | zu punktieren, Da die Empyeme sehr schnell sedimentieren, findet man 
onalen Dales ' würde. | DR | Ze. | dann oft Eiter, während sonst nur seröses oder lehmfarbiges Exsudat 
außerden dr ı = Liehtwitz: Vor 30. Jahren gab es eine, Unzahl von leichten | zutage gefördert wird. a a DEE 
ntums und € Fällen, die man scherzhaft nahm. Diesmal stehen die. schweren Fälle ` Kümmell: hat 75 Empyemfälle operiert. Nach seinen Er- 
im Vordergrund, so schwere, daß sie sogar Lungenpest genannt wurden. | fahrungen verlangen die. Streptokokkenempyeme eine möglichst früh- 
versità hpl 7 Auch vor 30 Jahren wurden ‚viele Junge befallen. Vielleicht wurden | zeitige und breite Eröffnung der Pleurahöhle durch Rippenresektion. 
das Fach de | diesmal weniger alte Leute ergriffen, weil sie schon- in den letzten | Dadurch erreicht man die baldige Entfieberung des Patienten, Wieder- 
der errichte .zwei Jahren weggestorben sind. . Jedenfalls erkrankten jetzt nicht | ausdehnung der Lungen und Verhütung. von Empyemfisteln mit später 
ges Semesks allein die Kräftigsten. Die Krankheitserscheinungen lassen sich gliedern | notwendig werdenden plastischen Deckungen. Ist der pneumonische 
rin balie f ° in toxische (cerebrale, spinale, kardiovasculäre), in entzündlich-katar- | Prozeß noch nicht abgelaufen oder handelt es sich um elende Patienten 
geh a rhalische, von dem eigentlichen Erreger bedingte und in sekundär-.| ode? solche mit hochgradiger durch das Exsudat ‚bedingter Atemnot, 
fätsstadt w infektiöse. Das Punctum saliens ist die große. Schädigung des Kreis- | so kann man zunächst eine Entlastungspunktion machen.‘ Wichtig für 
hen se laufs, die Lähmung des capillaren beziehungsweise präcapillaren Gebietes. | die Heilung ist die ausgiebige Entleerung des Exsudats durch einen 
| Nirgends findet man eine so charakteristische Färbung des Gesichts | entsprechenden Saugapparat. Die Bülausche Drainage kann K. nicht 
eraan si l - (Cyanose). Auch die außerordentliche Neigung zu Blutungen (Nasen- | empfehlen. Eine gründliche Eiterentleerung. wird durch sie. nicht er- 
> die Kuk bluten, starke Menses, Aborte) zeigt an, daß an den Gefäßen etwas | reicht. Spätere Rippenresektionen sind oft noch erforderlich. : 
y dee | | 2 en ur i Reißig. 
einen | ne 
f | 2 Rundschau. 
Wiener Bericht. | u, Unser Kammergesetz ist ein. überaus lückenhaftes ‚Gebilde; durch seine 
| 15. Februar 1919. - | Klaffenden Löcher schlüpfen- sie mühelos, die Ärzte, die, in Angst zu 
, | Die Schwierigkeit des Daseinskampfes der Angehörigen der | ertrinken, nach dem Strohhalm greifen, den ihnen die Pauschalkassen 
„freien Berufe“ scheint für die Ärzte Deutsch-Österreichs besondere | entgegenhalten. Es ist hohe Zeit, daß man diese Unerfahrenen, Un- 
J M Verschärfungen erfabren zu sollen. Wien ist im Begriff, eine kleine besonnenen, die ihren Stand um' ein  Linsengericht verraten, davor 
s bii | Stadt zu werden. Waren der Ärzte hier schon vor dem Weltkriege’zu | Schützt, verratene Verräter zu werden, denn sie schädigen die All- 
Ara | viele, jetzt nach dem Kriege wird -der Überfluß an Ärzten auf etwa | gemeinheit, vor allem aber sich selbst. Es ist hohe Zeit; die Lücken 
ati tausend geschätzt, Was soll aus ihnen, was aus uns allen werden?. | eines Gesetzes zu verstopfen,. das wankende Gebäude zu stützen und 
in Und schon drängen andere- Tausende nach, überfluten die Hörsäle, | energisch dafür Sorge zu tragen, daß ein neues Gesetz den Ärzte- 
vo füllen die Spitäler, drängen sich zur Inskription, zu den Prüfungen. | Kammern die Möglichkeit‘ biete, der Fahnenflucht einzelner, vieler er- 
Bl Diesem Ansturm steht die völlige Aussichtslosigkeit des Berufs gegen- | folgreich -zu steuern. Die zukünftige Regierung der deutsch-öster- 
us über, die Verarmung des Mittelstandes, von. welchem die Ärzte bisher | Teiebischen Republik muß vor die Aufgabe gestellt werden, in dem- 
IR zumeist gelebt, die geographische ‚Verkleinerung des Reiches, und da- selben Augenblick, wo sie ‚die wirtschaftliche Versicherung gegen 
jj mit die Einengung der Betätigungsmöglichkeit auf dem flachen Lande. | Krankheit jedermann, obne Rücksicht auf Einkommen, gestattet, jenen 
it Aber auch im einstigen Großwien und den wenigen Mittelstädten wird | die Möglichkeit zu geben, sich vor Verelendung zu schützen, die durch 
| den Ärzten der wirtschaftliche Boden immer mehr abgebaut. Schon | diese Entschließung am härtesten getroffen werden, den Ärzten. Und 
ss i liegt der in diesen Tagen, zu wählenden Nationalversammlung der | dieser Schutz heißt Ausbau.des Kammergesetzes > 
u Republik der Antrag vor, die Krankenversicherung der Arbeiter auf | In jüngster Zeit hat eine lebhafte Bewegung unter. den Privat- 
Bd die Gesamtbevölkerung dadurch auszudehnen, daß die Einkommens- | dozenten der drei weltlichen Fakultäten der Wiener Universität 
| grenze — zuletzt 4800 K — aufgehoben werde und somit jedermann, | eingesetzt, eine Bewegung, welcher sich die Dozenten der anderen 
geil! ' arm und reich, Millionär, Bankdirektor, Großkaufmann, Rentner, hoch- | deutsch-österreichischen Hochschulen anzuschließen im Begriffe sind. 
"E . bezahlter Beamter, erfolgreicher. Künstler usw. sich ‚gegen Krankheit | Die Privatdozenten, deren überwiegende Mehrzahl der. medizinischen 
ib versichern und sich Krankengeld, freie Medikamente und — Arzt | Fakultät angehört, haben sich organisiert und dem:akademischen’ Senat 
| ‚ Sichern könne, Damit wäre die freie. Praxis so: gut wie aufgehoben | wie 'den-einzelnen Professorenkollegien eine befristete Denkschrift über- 
je ! und der erste bedeutungsvolle Schritt zur Verstaatlichung des ärzt- | reicht, deren wichtigste Punkte hier in tunlichster Kürze wiedergegeben 
a! ‚lichen Berufes geschehen. Und doch ließe sich dieser vernichtende | seien. Das Mißverhältnis zwischen der Zahl der Dozenten und jener 
d ‚Schlag abwenden, wenn die Ärzte sich einmütig zu seiner Abwehr ; der Professoren — die ‘„offizielle“ Wiener medizinische Fakultät, das’ 
Kl. ’Tüsteten. Möge sich auch die Plutokratie zusammentun, den wirt- | „Kollegium“, besteht derzeit aus 20 Ordinarien, neben ‚welchen aus der 
f . „Sehaftlichen Schaden der Erkrankung wirtschaftlich — durch Ver- | Zahl der Extraordinarii die zehn rangältesten mit beratender und be- ° 
j Sicherung eines noch so hohen „Krankengeldes” — zu bekämpfen, | schließender Stimme und zwei Dozentenvertreter ‘ohne Beschlußrecht 
TE muß ihr auch der Arzt, und zwar ein bestimmter Vertragsarzt zur | sitzen — hat zur‘ Folge, daß die Dozentur für viele Privatdozenten aus 
j Verfügung gestellt werden? poa einem Durchgangsstadium eine bleibende, sehr untergeordnete Stellung 
u s Der Kampf der Ärzteschaft gegen die Proletarisierung durch die | geworden ist. Nachdem .die Zulassung. zur Venia docendi eine Er- 
j Arbeiterkrankenkassen war stets lediglich gegen das Prinzip des | schwerung nicht mehr verträgt — ein trauriges Witzwort meinte, man 
könne in Österreich viel leiebter Ministerpräsident werden, als die 
| 


| Ä ‚Pauschalarztes gerichtet. ‚Dieser Kampf war für die Ärzte aussichtslos, 
weil ihre Phalanx damals — vor 30 Jahren — weder stark noch ge- 
l ‘schlossen genug‘ war. Seither ist er den inzwischen aufgetauchten 
- Bilfskassen des Mittelstandes gegenüber in dem angedeuteten Sinne 
-fast ausnahmslos erfolgreich gewesen. Die Phalanx hat zumeist stand- 
‚gehalten. Wird sie auch jetzt die Kraftprobe bestehen, jetzt, wo zahl- 
reiche ärztliche Existenzen nach Brot schreien, ihren Hunger stillen 
wollen und die Gefahr besteht, daß sie dieses so natürliche Verlangen 
ohne Rücksicht auf die Gesamtheit des Standes durchsetzen werden? 
‘Schon häufen sich angesichts der bevorstehenden Einbeziehung der 
Angehörigen der Mitglieder der Arbeiterkrankenkassen in die Kranken- 
versicherung die Gesuche um ärztliche Stellen, und zwar um Pauschal- 
stellen in den Kanzleien der-Kassenleitungen, ja es wird beharrlich 
behauptet, daß einzelne Kompetenten ihre ärztlichen .Dienste gratis 
anbieten in der Hoffnung, mit der Kassenstelle Privatpraxis zu er- 
 Eattern. Wohin steuern wir? Die Phalanx wankt'und nur die Auto- 
tät der Führer könnte den Schwankenden, den Überläufern Halt ge- 
bieten. Besitzen die Führer, besitzen die Ärztekammern diese Autorität? 


\ j - 
P 


228 


für die Erstattung von Besetzungsvorschlägen und für die Verleihung 
und Errichtung: außerordentlicher Professuren sind Privatdozenten der 
gleichen und verwandter Fächer mit beratender und beschließender 
Stimme zuzuziehen. Habilitationsgesuche sind binnen Jahresfrist, Ge- 
suche um Verleihung einer a.o. Professur binnen sechs Monaten zu er- 
ledigen. Im Falle der Ablehnung sind die Gründe dem Bewerber 
schriftlich bekannt zu geben. Jeder Privatdozent hat das Recht, nach 
einem Zeitraum von zehn Semestern lehramtlicher und wissenschaft- 
licher Tätigkeit an der Universität bei seiner Fakultät um die Ver- 
leihung einer a.o. Professur einzuschreiten. Kann er aus budgetären 
Gründen eine solche augenblicklich nicht erlangen, so ist ihm die 
Stellung oder auf Wunsch der Titel eines Extraordinarius zu verleihen. 
Die Privatdozenten sind berechtigt, sich um erledigte Lehrstellen ihres 
Faches zu bewerben. Mißbräuche bei der Besetzung von Lehrkanzeln 
sind abzustellen. Nichthabilitierte sind, wenn habilitierte Lehrkräfte 
des zur Besetzung kommenden Faches vorhanden sind, grundsätzlich 
nicht zu berufen. ‚Lehrkanzeln sollen nur auf Grund von motivierten 
Vorschlägen (in der Regel Tourvorschlägen) der zuständigen Fakultäten 
besetzt werden; Zurückweisungen des Vorschlages seitens der Unter- 
richtsverwaltung sind zu begründen; beharrt die Fakultät auf ihrem 
Vorschlag, so ist die Unterrichtsverwaltung an diesen gebunden. Nicht 
der Billigste, sondern der Tüchtigste ist zu ernennen. In wirtschaft- 
licher Beziehung verlangen die Privatdozenten vom Staate entsprechende 
Besoldung oder — falls eine solche aus budgetären Gründen derzeit 
unmöglich — anderweitige Vorsorge. Die Privatdozenten sind grund- 
sätzlich für die Unentgeltlichkeit des öffentlichen Unterrichts; insolange 
aber Kollegiengeld eingehoben wird, fordern sie dessen Fixierung ent- 
sprechend dem gegenwärtigen Geldwert. Privatdozenten, die sich im 
akademischen Lehramt erprobt haben, sind auf ihr Einschreiten Lehr- 
aufträge zu erteilen, und ist die wöchentliche Lehrstunde mit nicht 
weniger als 600 Kr. pro Semester zu remunerieren. Behufs Reform 
des medizinischen Unterrichts ist an jeder Fakultät eine 
ständige Kommission einzusetzen, deren Mitglieder in gleicher Zahl 
dem Kollegium und der Dozentenschaft zu entnehmen sind. Im Inter- 
esse der Individualisierung und Vertiefung des akademischen Lehr- 
betriebs halten die Privatdozenten die Vermehrung von Lehraufträgen 
und die Errichtung von Professuren für wichtige Spezialfächer für un- 
bedingt notwendig. Insbesondere sind für stark besuchte Pflichtkollegien, 
Praktica und Seminarien besoldete a.o. Professuren zur Abhaltung von 
Parallelvorlesungen und Übungen zu schaffen. Diese Forderungen be- 
deuten den Grundstein für die Schaffung einer Hochschul- 
autonomie, die einer freien Republik einzig würdig ist. AS 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 

Eine Verfügung des Ministers für Landwirtschaft führt aus: „ln 
neuerer Zeit sind mehrfach Massenerkrankungen unter der 
Zivilbevölkerung vorgekommen, die nach den angestellten Unter- 
suchungen auf den Genuß gesundheitsschädlichen Fleisches von Pferden 
zurückzuführen waren. In den bier zur Kenntnis gekommenen Fällen 
handelt es sich um Fleisch notgeschlachteter Pferde, 
die nicht sofort nach dem Abstechen ausgeschlachtet, sondern unaus- 
geweidet nach dem nächsten Schlachthofe gebracht und erst dort 
ausgeschlachtet waren. Erfordert die Beurteilung des Fleisches notge- 
schlachteter Tiere schon allgemein größte V orsieht und Gewissenhaftig- 
keit des Fleischbeschauers, so ist dies noch in höherem Maße in Fällen 
der vorbezeichneten Art, sowie überhaupt dann geboten, wenn die 
Schlachtung unter Verhältnissen erfolgt ist, die die ordnungsmäßige 
Ausschlachtung, namentlich die Verhütung von Beschmutzungen des 
Fleisches durch Darminhalt usw., erschweren. Es ist bekannt, daß 
Tiere während ihres Lebens ohne Schädigung im Darm Paratyphus- 
bacillen und andere Bakterien beherbergen können, die sich sofort 
nach dem Tode stark vermehren und alle Teile des Tierkörpers, 
insbesondere auch das Fleisch, durchdringen, wenn die Eingeweide der 
Tiere nicht unmittelbar nach der Tötung aus der Körperhöhle heraus- 


genommen werden.“ 

Die Prüfung der Versorgungsansprüche bereits ent- 
lassener Heeresangehör iger, zur Dienstentlassung kommender 
Lazarettkranker und vom Trruppenteil zu entlassender Mannschaften 
wird in den kommenden Monaten und Jahren eine sehr große 
Rolle spielen. Um die hierfür nötigen ärztlichen Unter- 
suchungen möglichst einheitlich zu gestalten und durch 
eründlichste ärztlich - wissenschaftliche Aufklärung dem Untersuchten 
das Vertrauen zur gerechten Prüfung seiner Versorgungsangelegenheit 
sind vom Sanitätsdepartement des Kriegsministeriums 
ausgegeben worden. Die Gründlichkeit der Unter- 
as oberste Gesetz, ihr muß sogar nötigenfalls die 
Beschleunigung untergeordnet werden. Wenn dadurch Verzögerungen 
unvermeidlich werden, so dürfen am wenigsten die gesundheitlich 
schwer geschädigten und daber auf die schnelle Erledigung ihrer 
Versorgungsansprüche am meisten angewiesenen Personen leiden. Den 
Bezirkskommandos soll eine ausreichende Zahl von Ärzten zugeteilt 
werden, die mit der militärärztlichen Gutachtertätigkeit vertraut und zur 
Ausführung der ihnen obliegenden Untersuchungen nach ihrem ärztlichen 


ĖS 


zu schaffen, 
Richtlinien 
suchungen ist d 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9. 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8. 


2. März. 


m — 


Wissen und Können befähigt sind. Soweit der Bedarf durch aktive 
Militärärzte nicht gedeckt werden kann, sind auch solche des Be- 


_urlaubtenstandes oder vertraglich zu verpflichtende Zivilärzte heran- 


zuziehen. Für Untersuchungen und Begutachtungen, die besondere 
Kenntnisse und Erfahrungen erfordern, werden den Bezirkskommandos 
geeignete Fachärzte in ausreichender Zahl zur Verfügung ge- 
stellt. Um deren Arbeitskraft am besten auszunutzen, sollen die für 
eine fachärztliche Untersuchung in Betracht kommenden Beschädigten 
zu bestimmten Tagen in die Orte des Bezirkskommandos oder sonstige 
geeignete Orte des Korpsbereichs, zu Gruppen zusammengefaßt, be- 
stellt werden. Sind Lazarettbeobachtungen nicht zu um- 
gehen, für die Einverständnis des Untersuchten notwendig ist, SO 
sind sie nach Möglichkeit abzukürzen und in den im Korpsbereich 
vorhandenen Beobachtungsabteilungen vorzunehmen. Die Aufnahme 
in eine solche wird zwischen der die Aufnahme wünschenden 
Dienststelle und dem betreffenden Chefarzt direkt vereinbart. Kom- 
missarische oder kommissarisch-fachärztliche Untersuchungen sollen 
ganz besonders ausgeführt werden bei unklaren und vieldeutigen Be- 
schwerden. Hier muß alles aufgeboten werden, um das Vertrauen der 
Antragsteller zu dem Ergebnis der Untersuchungen und Begutachtungen 
zu gewinnen. Geeignete Berufssachverständige sind in allen Fällen 
anzuhören, bei denen die Beurteilung der Erwerbsfähigkeit zweifelhaft 
sein kann oder in denen der Beschädigte es wünscht. Ebenso ist 
dem etwaigen Wunsch des zu Untersuchenden uach Zuziehung 
seines behandelnden Arztes nach Möglichkeit stattzugeben, 
die Kosten hierfür hat der Untersuchte zu tragen. Soweit aber der 
untersuchende Militärarzt oder die untersuchenden Kommissionen einen 
ausführlichen Krankheitsbericht von dem behandelnden Arzte zur 
Klärung der Sachlage für notwendig halten, können sie ihn auf 
Kosten des Pensionsfonds anfordern. 


In einem Vortrag in der „Deutschen Pharmazeutischen Gesell- 
schaft“ führte Dr. Herzog aus, daß die große Not, wie sie bei den 
Lebensmitteln besteht, bei den Arzneimitteln zwar erspart ge- 
blieben ist, daß sich aber eine Anzahl kleinerer Sc hwierigkeiten 
zu erheblichen Mißständen gesteigert hat. Besonders hat das abge- 
laufene Jahr eine immer drückendere Lage gebracht, sodaß die Liste 
der Mittel, die überhaupt nicht mehr zu beschaffen sind, bereits recht 
umfangreich geworden ist: Chromsäure, Bittermandelwasser, die Balsame, 
das Bismut und seine Präparate, das Cacaoöl, das Paraffinum liquidum, 
das Vaselin für Augensalben, Ipecacuanhae- und Senegawurzel. Außerst 
schwer ist die Beschaffung von Fluidextrakten und Tinkturen, bei denen 
die Knappheit und der hohe Preis des Spiritus hemmend wirken, 
ferner Äther und fette Öle. Infolge der Knappheit ist die amtliche Be- 
wirtschaftung notwendig geworden bei Cocain, Chinin, den Jodprapa- 
raten, dem Opium und seinen Erzeugnissen. Dazu kommt die Knapp: 
heit in den Hilfsmitteln zur Krankenpflege, so die Nährpräparate, Eis- 
beutel, Spritzen, Guttaperchapapier. Die synthetische Chemie hat ver- 
sucht, die Lücken auszufüllen und die Kriegswuchergesetzgebung hat 
regelnd durch Bestimmungen gegen Preistreibereien gewirkt. Störend 
werden besonders die Qualitätsverschlechterungen empfunden, die in 
letzter Zeit besonders bei Glycerin und Lebertran festgestellt worden 
sind. In der Aussprache wies Morgenroth auf den großen Mangel 
an Lebertran hin, der besonders die Kinderfürsorge und die Tuber- 
kulosebehandlung beeinträchtigten. Man sollte alles tun, um eine ver- 
mehrte Einfuhr an Lebertran zu ermöglichen. Rost bemerkt dazu, daß 
der Kriegsausschuß für Fette und Öle andauernd in dieser Richtung 
wirke, er wies ferner auf die schweren Vergiftungen hin, die in manchen 
Fällen bei intraglutäaler Einspritzung eines nicht vorschriftsmäßigen 
Paraffinum liquidum herbeigeführt worden sind und ersuchte Maßnahmen 
zur Verhütung zu treffen. Die Apotheker sollten. falls für solche Zwecke 
kein einwandfreies Präparat zur Verfügung steht, die Herstellung solcher 
Injektionen ablehnen. Es scheint, daß das sogenannte weiße Vaselinol, 
was den Apothekern zu Salbenzwecken geliefert wird, fälschlicherwelse 
zur Herstellung von Injektionen benutzt worden ist, für die es gänzlie 
ungeeignet ist. í 

Der Leipziger Verband hat einen Aufruf an diejenigen Hoch- 
schullehrer erlassen, die für die Medizinstudierenden vor dem Physikum 
in Betracht kommen. Es wird darin die Bitte ausgesprochen, die 
jungen Semester über die Aussichten im ärztlichen Berufe aufzuklären 
und sie zur Ergreifung eines anderen Berufes, z. B. der Zahnheilkunde 
zu beeinflussen. DE | 


Berlin. Der bekannte Laryngologe, Geh.-Rat Prof. Dr. Paul 
Heymann feiert am 7. März seinen 70. Geburtstag. 


. ‚Berlin. Dr. Eisenlohr zum Abteilungsvorsteher am Stä 
Medizinalamt gewählt. Su 
2 H am b urg. Der Senat hat zu Professoren ernannt die Ober- 
ärzte DDr. Trepel (Leiter des Instituts für Geburtshilfe), Hä nıscH, 
Luce, Matthaei, Rüder und die Physiei Versmann (Leiter 
der Krankenkostabteilung des Medizinalkollegiums) und Sann ema nn. 


Berlin: Geh. Med.-Rat Prof. 
Universitäts- Poliklinik, zul 

Dr. Hans Kleinscehml 

Breslau: Dr 


dtischen 


Hochschulnachrichten. 
Dr. Goldscheider, Direktor der 
0. Professor ernannt. — Priv.-Doz. 
(Kinderheilkunde) der Professorentitel verliehen. — 


Walter Klestadt für Ohren-, Nasen- und Kehlkopfheilkunde 
habilitiert. — Priv.-Doz. Dr. Erich Frank, Assistenzarzt der Medi- 
zinischen Klinik, der Professorentitel verliehen. — Halle: Prof. Dr. 


H. Winternitz (innere Medizin) zum o. Honorarprofessor ernannt. 
— Heidelberg: Dr. Alfred Wetzel für Psychiatrie habilitiert 


— Leipzig: Dr. Walther S x Prag ‘in Physiologie 
REDEN ulze als Pps BT x g 


a I i ä en. | : ` g a : ns | N i Bi á © | # Sk : | a si un 
Nr. 10 (744). Fa e 0 o 9. März 199... 0000009 -= XV. Jahrgang. s 
olehe des B f` PIRE SO i o WM gU . P 3 
ilimle be | | ZT O N E ah g ® pë 
die besonlr f | | | | | a 
ee u | B Ji 
erfügung nr 7 . i 7 Da, l > ; oi 
ala bb | a ; | | A D ~% i 
Beschädgia |, RER : g R er > nie ze a 
oder sasie +" P Ku | De an en an A Sa nee a a 3 
Wi Wochenschrift für praktische Ärzte i 
iinn | -` Wochenschrift für praktische Arzte — ai 
ern 5 redigiert von. | aM. a © > Verlag von ea, Br 
Be Km f Professor Dr. Kurt Brandenburg: . "Urban & Schwarzenberg og 
ngen ` | | Berlin Ze | ‚Berlin | ne 
usani | | | I 
tranen da J me " > fi h A 
paji | Inhalt: Originalarbeiten: P. Schröder, Epilepsie im Kriege. M. Porges und W. Preminger, Über Mineraltberapie bei Nephritis. PEI i i 
weite H. Oloff, Beiträge -zur Prüfung  angeborener Farbensinnstörungen. R. Deußing, Influenza bei Diphtherie und Scharlach. H. Ziegner, Hi; in 
Ebenso 8 Beiträge zur Lumbalanästhesie. F. Groed el, Röntgenbehandlung bei 'kardialen Schmerzen. — Referatenteil: W. Regen, Die Wundinfektion i ; = 
Ho im Kriege. (Schluß.) Strauß, Strahlentherapie. (Fortsetzung.) — Aus den neuesten Zeitschriften. — ‚Therapeutische Notizen. — Bücher- ta EE A 
zen | besprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Breslau. Greifswald. Königsberg i. Pr. — Rundschau: E. Wolff, Wer haftet dem ade 5 
onen 6 ~- 7 Arzt für sein Honörar bei der Behandlung von Familienmitgliedern ? — Tagesgeschichtliche Notizen. kož ja esi PIE 
nu Der Verlay behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Ortginalbeiträge vor. Rue S ü 
- - , 8 Yon : . ; an pi pii N. fi 
| eh. 
N. ‚ ; R ; l ae t ; 
Zu ' En: l en ; ' a = AR Rn F: 
ah | Aus ‘der Psychiatrischen Klinik zu Greifswald. sie vom Arzt gesehen werden, nicht entscheidend sind, und viel UR Pi ar. A 
gut | Epilepsie im f Kriege on ganz andere Momente, wie die Entwicklung des Leidens, die I er 
keit | | . tellungnahme der Erkrankten zu ihren Anfällen, vor allem aber IE al A 
Ta | der psychische Gesamthabitus und die sonstigen 'epileptischen PEA MR R E 
pi | 5 Von a s s ; z Do .. - ; pt EI BEA NEINA E 
ie mi: Prof. Dr. P. Schröd Krankheitszeichen, auch dann, wenn während der Beobachtungs- AR: 
i , rot- Dr. Fe Schröder. | | zeit große Anfälle nicht auftreten,. die sichere Entscheidung er- Hp ikr Ti DERE 
gi | Bei 97 im Laufe des Krieges im hiesigen Reservelazarett | möglichen. a N se IHR Ai I 
il | beobachteten und behandelten Epileptikern ließ. sich feststellen: 2. In 25 Fällen, die gleichfalls lange. vorher Epileptiker. DRS Heer 
ist}. 1. Bei mehr als der Hälfte (55) ist während des Kriegsdienstes | Waren, Ist während des Kriegsdienstes eine Verschlimmerung a... 
gi k eine Verschlimmerung der bereits vorhandenen epilep-' | 74 verzeichnen ‚gewesen ; dabei ist als Verschlimmerung in erster jr $ a 
m tischen ¥Krankbeitserscheinungen eingetreten. Alle hatten schon an angesehen worden eine Vermehrung beziehungsweise Häufung | En I 
y í lange vorher-an großen Krampfanfällen und an sonstigen Er- | der großen Krampfanfälle. tn BR er G 
rS scheinungen der- Epilepsie- gelitten, meist von Jugend auf. Fälle Bei einem 27jährigen Epileptiker, der seit seinem 21. Jahr DAS i 
je mit besonderen, schweren ` Schädigungen während des Dienstes \ ‚an ' schweren Anfällen, zuletzt nur selten ditt, traten. während ` des Ka a BR 
Ti (namentlich Kopfverletzungen, Verschüttungen usw.) sind nicht | &Chtmonatigen Garnisondienstes drei Anfälle auf;‘ im Felde erlitt Be... 
ie ‚darunter. Ein kleinerer Teil (16) von diesen 55 hatte keinen oder | er nach 14: Tagen eine .Verschüttung mit nachfolgender Bewußt- RE =: 
A so gut wie keinen Dienst getan, kam unmittelbar vom Bezirks- | losigkeit von etwa 15 Minuten; zeitlich unmittelbar schloß sich SEST ARRIBEN 
A kommando  behufs Feststellung der Dienstfähigkeit, beziehungs- daran Vermehrung der ‚Krampfanfälle (alle vier bis fünf Tage SE 1 RI 
w! ese war in den ersten Tagen wegen aufgetretener Krampfànfälle einer) und dann allmählich wieder Seltenerwerden.' Bi a a Gi 
si | Pr Lazarett gekommen. Einige hatten vor Auftreten des ersten | _ Bei neun Epileptikern hatte nach ihren Angaben. beziehungs- BER t 
"E -Anfalles im Dienst eine mehrmonatige Ausbildungszeit oder auch ! weise nach den Erhebungen vor der Einberufung zum Kriegs: BE... 
wi N kurze Zeit im Felde durchgemacht. Die überwiegende Mehr- | dienst eine längere Pause im Auftreten der. großen Anfälle be- ` Da =: 
W | H war monate- und jahrelang (bis zu 3!/, Jahren) im Felde | standen; alle hatten außer an Krämpfen auch an Schwindel- 1 i A 
4 Sewesen, Einzelne waren bereits zu Beginn des Krieges ein- | anfällen gelitten, die Mehrzahl ‚dazu an- Reizbarkeit, ‘Verstim- u T ARE 
p | Csen gewesen, wegen Epilepsie wieder entlassen, dann aber | mungen, . Bettnässen; bei vier wird erbliche Belastung mit la): SERA 
e Bu er von neuem eingezogen worden; das hatte sich in einigen | Epilepsie erwähnt; als Soldat gedient hatte vorher nurs einer. I ER : 
j | che zwei- und dreimal wiederholt. Naturgemäß handelte es | Sechs ‚waren beim Wiederauftreten der Anfälle im Dienst 20 bis NEE =. 
| "ganz vorwiegend um Epileptiker mit nicht sehr häufigen An- | 26 Jahre alt, drei 39 bis 43 Jahre. Die anfallsfreie Pause hatte ii A Es 
z Zi be Bei einem, der in seinem Wesen die typisch-epileptischen | 6 bis 14 Jahre betragen, nur einmal zwei Jahre.. Voraufgegangen: ii EZ | Br 
i = &e erkennen ließ und selber ein epileptisches Kind besaß, | waren dem Wiedererscheinen der Krampfanfälle fünf Tage Garnison- I IE 
; „ten überhaupt nur zweimal im Leben große.Krampfanfälle auf- | dienst (einmal), zwei bis ‚zwölf.Monate Garnisondienst beziehungs- I Pe 
weise einige Wochen Kriegsdienst im Felde. Besondere Schädi- pa Mech iR 


i H einmal mit 16 Jahren' und das zweitemal als Soldat 
' im Fel Jahren, Nachdem er ein Jahr in der Etappe und ein Jahr 
| Ko k A Dienst getan hatte; sonst litt er nur an periodischen 
Sen: p 2 merzen und gelegentlichen nächtlichen Unruhezuständen, 
"denen er nachher nichts wußte, -~ u 
Tai Fea der Krieg lehrt bei diesen Kranken,. daß die Wesens- 
prung der Epileptiker in mäßiger Ausbildung (ihre stille 
eit Pe ihre Bereitwilligkeit zur Unterordnung, ihre Höflich- 
zu beso : escheidenheit) sie an geeigneter Stelle vielfach gerade 
lichkeit nders brauchbaren Personen ‚macht, solange ihre Umständ- 
häufen ar Schwerfälligkeit nicht zu groß ist und solange nicht 
= i erstimmungen und Reizbarkeit Konflikte im Gefolge haben. 
"Zeit mt vielen Fällen sind die Erkrankten ungewöhnlich lange 
Ai azaretten behalten worden, namentlich wenn die Anfälle 
„p, œ auftraten; es geschah das anscheinend meist in der 


a, einen Anfall ärztlich zu beobachten und in ‘der Annahme, 
“ die Art dieses Anfalles die Diagnose sichern könne, 


wä er 
hrend tatsächlich häufig genug vereinzelte. Anfälle, selbst wenn 


Krampfanfälle nie gehabt, nur, Schwindelanfälle, 
- periodische Kopfschmerzen und Verstimmungen, Bettnässen, Zungen- 


bisse, Nachtwandeln oder Suicidversuche. 
21 bis 27 Jahre alt, die anderen vier 30 bis 41-Jahre. Bei ihnen 


gungen, wie Verschüttungen, Kopfverletzungen, Sturz oder der- 
gleichen, werden von keinem- erwähnt, 0.00 

| Sieben hatten vorher, und zwar von früh auf, an peri- 
odischen Kopfschmerzen, Verstimmungen, epileptischer Reizbarkeit. 
Bettnässen gelitten, hatten aber angeblich erst einmal in ihrem 


Leben einen Krampfanfall gehabt; bei zweien traten alsdann- nach 
l4tägiger Ausbildung in der Garnison, bei den fünf anderen nach 
‘mehrmonatigem Garnisondienst beziehungsweise . mehrwöchigem 
.oder mehrmonatigem Felddienst ohne 
‚schüttungen usw. epileptische Anfälle in 
Zahl auf. Ihr Alter betrug zwischen 19 und 37 Jahren. Der 
eine voraufgegangene Anfall war in das 2, bis 32, Jahr- gefallen. 


Kopfverletzungen, : Ver- 
größerer oder geringerer 


Acht schließlich hatten ihres Wissens früher überhaupt große 
Reizbarkeit, 


Vier von ihnen waren 


x 


280 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 10. 


9. März. 


e nen e aaa a ee re a en u a a one ee a 


stellten sich große Anfälle angeblich zum ersten Male während 
des Kriegsdienstes ein, bei zweien nach nur wenigen Wochen 
Garnison- oder Felddienst, bei den meisten nach drei- bis acht- 
monatiger Tätigkeit im Felde; einer war drei Jahre in russischer Ge- 
fangenschaft gewesen und bekam dann ein halbes Jahr später Krämpfe 
in einem deutschen Lazarett. Bei dem letzten (21 Jahre alt, mit 
13 Jahren schweres Kopftrauma, seitdem Schwindelanfälle, Ver- 
stimmungen, Gereiztheit) verschlimmerten sich zunächst im Felde 
während acht Monaten nur seine bisherigen Erscheinungen, und 
erst nach einer Verschüttung mit angeblich langer Bewußtlosig- 
keit traten während eines einjährigen Lazarettaufenthaltes ver- 
einzelt große Krampfanfälle auf. 


3, Erstmalig im Kriegsdienst aufgetreten ist an- 
geblich die Epilepsie bei 17. 

Die Hauptgruppe von diesen umfaßt acht Soldaten; sieben 
von ihnen standen im Alter von 21 bis 32 Jahren; ihre Epilepsie 
entwickelte sich allmählich nach einhalb- bis dreijährigem Dienst 
teils nur in der Garnison, teils in Garnison und Feld, ohne 
daß sie besonders schwere Schädigungen (Sturz, Verschüttung) er- 
litten hatten. Von früheren epileptischen Erscheinungen war bei 
ihnen nichts in Erfahrung zu bringen, nur daß einer bis zum 


sechsten Jahre an Bettnässen gelitten, einer einmal eine Ohnmacht 


gehabt hatte, und daß von einem dritten ein Kind an Bettnässen, 
eines an Abscenzen litt; diese drei fielen auch selber auf durch 
ihr für Epileptiker charakteristisches Wesen. Ihnen schließt sich 
als achter an ein 17jähriger, bei dem die erste „Ohnmacht“ mit 
Zungenbiß und Amnesie 14 Tage nach Einberufung in der Gar- 
nison beobachtet wurde und der dann wochenlang alle paar Tage 
einen epileptischen Krampfanfall bekam. nu 

Von zwei weiteren, die zum erstenmal im Felde nach kurzem 
Dienst schwere epileptische Erscheinungen bekamen, hatte der 
eine mit sechs Jahren eine schwere Kopfverletzung erlitten, der 
andere erst einige Monate zuvor bei der Arbeit als Schlosser ein 
schweres Kopftrauma mit Zerschmetterung des Oberkiefers davon- 
getragen; bei beiden trugen die Anfälle nicht den Charakter der 


Jacksonschen. 
Bei dreien wurde eine im Felde erlittene Hirnerschütterung 


"als Ursache füf die erstmalig im Dienst aufgetretene Epilepsie 


angegeben. Der eine (19jährig) hatte elf Monate Garnison- und 
Felddienst getan, hatte dann nach einer Verschüttung mit angeb- 
lich fünfstündiger Bewußtlosigkeit Erbrechen und Kopfschmerzen 
bekommen und erkrankte vier Monate später auf Heimatsurlaub 
an epileptischen' Anfällen, bald danach auch. an Petit mal, Ver- 
stimmungen und Bettnässen. Die beiden anderen (20 jährig) hatten 
jeder nach 12 beziehungsweise 15 Monaten Dienst nur ein ganz 
leichtes Trauma ohne Bewußtlosigkeit erlitten, das sie nicht an 
der sofortigen Fortsetzung des Dienstes behinderte: bereits am 
zweiten beziehungsweise dritten Tage danach trat der erste An- 
fall auf und in Abständen weitere. Der Vater des einen hatte 
früher an Krämpfen gelitten. 

Schließlich handelte es sich viermal um Spätepilepsien im 
Felde bei Männern von 38 bis 48 Jahren, die früher nichts Epi- 
Jeptisches dargeboten hatten und dann im Felde Krampfanfälle 
erlitten. Bei zweien von ihnen ergab die Untersuchung von Blut 
beziehungsweise Blut und Liquor positive Wassermannsche Re- 
aktion. Bei einem dritten waren Anhaltspunkte für eine sympto- 
matische Natur des Leidens nicht festzustellen. Der letzte war 
während der zwei Jahre seines Kriegsdienstes sehr viel in Laza- 


retten gewesen wegen Rheumatismus; er bot viele schwere byste- 


rische Symptome und litt dazu an häufigen Anfällen, die weit mehr 
epileptischen als hysterischen Gepräges waren. — 

Es ist also bei ‘denjenigen 80 von insgesamt 97 beob- 
achteten Heeresangehörigen, welche bereits vor der Einberufung 
zum Kriegsdienst epileptisch waren, 55 mal eine Verschlimmerung 
des Leidens nicht eingetreten, dagegen bei 25 eine Verschlech- 
terung (namentlich Zunahme der Zahl der großen Anfälle) zu ver- 
zeichnen gewesen. Zieht man in beiden Gruppen diejenigen ab, 
die gar keinen oder nur ganz kurzen und leichten Dienst getan 
hatten, so ergibt sich annähernd das gleiche Zahlenverhältnis, 
nämlich 39:20; das heißt, bei zwei Dritteln der Epileptiker sind 
die Erscheinungen des Leidens. nicht gröber geworden, trotz teil- 
weise recht langen Kriegsdienstes. 

Yon denen (25) mit nachgewiesener Zunahme der Anfälle 
hatte ein Drittel vor Einberufung längere Jahre angeblich keine 
großen Anfälle mehr gehabt, zwei Drittel hatten bis dahin nur 
die sonstigen Erscheinungen der Epilepsie, aber überhaupt noch 
keinen oder nur einen voll ausgebildeten epileptischen Anfall im 


Leben gehabt, und erst im Felde beziehungsweise während des 
Kriegsdienstes waren Krampfanfälle aufgetreten. Fünf davon 
kommen insofern kaum in Betracht, als sie nur ganz kurze Zeit 
in der Garnison ausgebildet worden waren und keine besonderen 
Schädigungen erlitten hatten, die als verschlimmernd für die Epi- 
lepsie angesprochen werden könnten. Aber auch bei den übrigen 
darf nicht ohne weiteres der Kriegsdienst an sich als das die Ver- 
schlimmerung verursachende Moment angesehen werden. Schwan- 
kungen in der Häufigkeit der Krampfanfälle sind bei Epileptikern 
etwas sehr Häufiges; auf Zeitabschnitte mit vielen Anfällen folgen 
oft solehe mit sehr wenigen oder gar keinen, und dann kommen 
wieder, ohne jede bekannte äußere Veranlassung, Zeiten mit dicht 
gedrängten Krämpfen. Besonders oft sieht man bei Epilepsien 
mit Beginn in der Kindheit ein Zessieren der Anfälle in der zweiten, 
Hälfte des zweiten Lebensjahrzehntes und Wiederauftreten vor 
oder nach dem zwanzigsten Jahre. Daß ist ein Moment, das auch 
für die Beurteilung des Neuauftretens von Krampfanfällen bei 
Kriegsteilnehmern in Rechnung zu ziehen ist. Ernstlicher in Be- 
tracht kommen für die Wiederauslösung durch die allgemeinen 
Schädigungen des Dienstes die drei Fälle in dem vorgerückten 
Alter von 39 bis 43 Jahren. Daß schwere Verschüttungen (zwei 
Fälle) geeignet sind, die epileptischen Erscheinungen vorüber- 
gehend oder auch dauernd zu verschlimmern, ist bekannt. 

Den S0 bereits vorher Epileptischen stehen 17 gegenüber, 
bei denen erstmalig während des Kriegsdienstes epileptische Er- 
scheinungen und insbesondere Krampfanfälle aufgetreten sind; 
auch drei von ihnen sind wenigstens verdächtig auf eine epl- 
leptoide Veranlagung. Ein weiterer hatte nur 14 Tage Garnison- 
dienst getan. Zwei hatten schwere Schädelverletzungen vorher 
im Zivil, einer eine grobe Hirnerschütterung im Kriege erlitten, 
kommen deshalb als traumatische Epilepsien in Betracht, nieht 
als Epilepsien durch die Allgemeinschädigungen des Kriegsdienstes. 
Bei zwei anderen mit nur ganz leichter Kopfverletzung ist die 
traumatische Entstehung fraglich, weil die ersten Anfälle bereits 
zwei beziehungsweise drei Tage darauf sich einstellten; beide 
standen im Alter von 20 Jahren, das heißt in dem Alter, m 
welchem auch ohne besondere Schädigung sich besonders häufig 
Epilepsie zum ersten Male bemerkbar macht; einer von ihnen war 
obenein erblich belastet mit Epilepsie. Von den vier Fällen von 
Spätepilepsie waren zwei durch Lues zu erklären, einer war Über- 
haupt nicht ganz sicher Epileptiker, sondern möglicherweise Hy- 
steriker. | 

Die Zusammenstellung zeigt also, daß durch den Kriegs- 
dienst an sich die Mehrzahl der Epilepsien nicht verschlimmert 
wird. Vorübergehende Vermehrung der Anfälle muß nicht ohne 
weiteres Folge des Kriegsdienstes sein. Daß der Kriegsdienst obne ~ 
besondere Schädigungen, wie namentlich grobe KopfverletzungeR, 
Epilepsie erzeugt, kann nicht angenommen werden. 


Aus der Nieren- und Herzheilstätte in Marienbad 
(Reservespital Nr. 2, Eger). 


Über Mineraltherapie bei Nephritis. 


Von 
Dr. M. Porges und Dr. W. Preminger. 


l Die Diskussion über die Kriegsnephritis, die eine Zeitlang 
im Vordergrunde des allgemeinen Interesses stand, scheint nun- 
mehr abgeschlossen; als Resultat derselben kann wohl die Ansich 
als allgemein gültig angenommen werden, daß die Kriegsnephritis 
keine Krankheit sui generis ist, sondern als eine Häufung vo 
akuten Glomerulo- und Herdnephritiden, beziehungsweise akuten - 
Nachschüben schon bestehender Nephritiden angesehen werden 
kann, die einer Summierung ungünstiger äußerer Faktoren ihre 
Entstehung verdankt. ” 

Die Tendenz, die eine Zeitlang durch die bekannten For- 
sehungsergebnisse von Vidal, Schlayer und Anderen aus- 
gelöst wurde, in der sekretorischen Funktion das richtigste Kriterium 
für die Beurteilung einer Nierenerkrankung oder einer therapeutischen 
Maßnahme zu erblicken, muß heute als überwunden betrachte 
werden. Allmählich mehren sich die Stimmen, die neben der 
Funktion auch den übrigen Symptomen, insbesondere der AUS- 
scheidung pathologischer Elemente im Harn und den Veränderunge2 
am Circulationsapparat ihre lang anerkannte Wertigkeit wieder 
zuerkennen wollen. 


rR RE OO oo 
qr A T Al > Å. pe 
È ze GDA Prees o HATA = wi 
um E57 Dr RE ne $ p u r i ; 
m ET AOR E s a Ba ne ee, ; 
.. A : kO T a o : E r En re A ad ss Er ge . 
NO = TE a E E Š . se Fe Rs # AME En akea A ; i en use Be Be “ A pa 
BEN nn" Be, RE ne: g IE r A Ai 5 ee 5 3 k t, + 2 o R ne á Be re! . = 
’ RI: - s Ş a: u” a Sa Te e ö . a i 4 + o g So ti . . P . i 2 3 
a a Eee Pe onen . , e Daa . _ vn . X Par ER zi f . s . š L 3 ; 
ä ee MAn x =.= Ey Eoy y is = 5 z š . > ga Be . 4 ` a s G R , FE A $ + u $ Kam ©: ` Ei 
E : BE y se N Fe g NE. L i ; ói Ee u s, pea C 2 Q. ae yo 
. 5 iy i . : - .: i , 
. i r z I t f g7 TE i » - ' 5 Å ` , H B y ee 3 
` É ee > Gs A i i er S Di Eog Sme oh x ’ 
. $ we >. 5 $ Dri 5 t PS -.. r’. Y al lan 
s 5 . $ á poi ' AR a: wi Su 
’ . . E EE t ur 
ee 


p Sar a en 
ra 


_ -1919 — MEDIZINISCHE KEINIK — Nr. 10. 7 >. N a 
(Wasserversuch, Reststickstoff und Kochsalzbestimmung im Blute 2 MEET 
nach der Ba.ngschen Methode) und genauer Harnanalyse ab- 
geschlossen; Urin- und. Blutuntersuchungen wurden stets zu 


Dadurch ist auch der therapeutischen Forschung eine breitere 


ise während da £- 
| Basis geschaffen und ein Anreiz gegeben, Medikamente, die sich 


ru. =- 
= ` = eye 
en N 
= Rn taa _- - ER 3 x 
: a W 
a a; 
ee E 
ee 
~ 
> 
~ ER . - 


p Fünf dam; 
ganz km li. in früheren Zeiten eines gewissen. Ansehens in der Therapie der 
keine besondem I; ` Nierenkrankheiten erfreuten, für die neuen Untersuchungsmethoden | gleicher Zeit, während eines Tages durchgeführt, tags vorher mußte 
pi t = hervorzubolen und ihre Wirkungsweise unter dem Gesichtswinkel. | der Patient im Bette bleiben und bekam eine konstante Kost, und 3 
der jüngsten Forschungsergebnisse zu studieren.. .  , ‚| zwar 98g Eiweiß, 650.g_Kohlehydrate, 66 g Fett. . Es wurden T ME: 
. Eines dieser Mittel, das schon oft ..bei' der Behandlung von | 83 Kranke’ mit Calcium lacticum behandelt, das -Resultat war 1 U Ba 
Nierenkranken als wirksames Therapeuticum empfohlen wurde, ist | folgendes: Ze ee ee a x I 
das Calcium, und die Tatsache, daß gerade bei den im Felde er- | 1i. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle ER: 
worbenen Nephritiden das hämorshagische Moment allenthalben | fiel die Untersuehung nach der Kalkperiode Ds 
- stark im Vordergrund stand, schien zu einem’ therapeutischen | bedeutend günstiger aus, als nach der Kalk- in 
Versuch in dieser Richtung aufzufordem. ^ — `? pause; diese Besserung bezog sich hauptsäch- ln 
Ende der 60er Jahre hatte eine Reihe von Autoren durch Tier- | lich'auf die pathologischen!Ausscheidungenim a 
versuche und am Krankenbette die Wirkung der Kalksalze zu erforschen | Harn (Eiweiß, Blutkörperchen,  . `> 2 Hupe. 
Be 2, Statistische Zusammenstellungen er- | i 
gaben,. daß das Optimum der Besserung mit TE: De 
Pa 


sich bestrebt (Dusart, Blache, Pautier und Andere). 


k oa Ae a ; A a an E n. en cn), daß Kalklacto- 
| :E _ phosphat die Zellbildung anrege und den allgemeinen Ernährungszustand ine osi a : er- 
pianale Ef l hebe; Caspari fand, daß -` phosphorsaurėr Kalk bei Nieren- und ee POE OSADELE VON ungefähr. 6 g zu er a 
stlieher in E } . Blasenblutungen mit gutem Erfolg angewendet werden konnte, und | - 2 er Da SER ne pis E E h Ei 
je allgemein Ringer stellte ebenfalls-am Tierversuch fest, daß Kalksalze die Herz- Er 3. D n F unk b10 n ben falls Bess o PUNE p LHE | 
void) => tätigkeit zu beeinflussen imstande seien, und zwar in.dem Sinne, daß auf. In einigen Fällen blieb sie konstant, eine Bir Da 
tungen m} ° ° schon kleine Gaben die Contractionen des Herzens breiter und länger Ver schlechterung, ‚wie sie Eismer und: Jacoby Bl. a: 
en vo} gestalteten. In neuerer Zeit findet O. Loevy, daß die Wirkung der | beider Kalktherapie auftreten sahen, konnten HU o 
d ia Digitalis in letzter Linie eigentlich eine Calciumwirkung sei. Die | wir nicht beobachten. 3 TE i 
kanat -` Digitalis mache das Herz für das Calcium der Gewebssäfte besonders ER er I, 5 US. EEUN 
7 gegen ~ > empfänglich und bei Gegenwart von Digitalis wirkten geringe Calcium- 2 Calcium, OL: ZAARA 
ipie t oOo N sn, m. es nel on nett A übernormale Dosen tun., Ka Anna ee | Ery | NN Se i 
treten 3 | ac ans Hors eyer wirken Kalksalze transsudations- | : y. BEN ll | Oy- nE Malen in | u: o: 
er eeg E und exsudationshemmend, und zwar wird die Permeabilität der Gefäße Me: ap a linder. | re RD TOMOE y | | | iaeia p f 
ve Cani | Sue in Net Auch > hae 5 und A an m E e en mm T | i el | | | in in Et | 
J f am lierversuche vom exsudationshemmenden Einflusse der Kalk- ı | Vor Behandlung | I oo f. scheid.: 750 “Variah.:* 10901 IN 2 RER 
es ‚ Salze überzeugen; nach. van den Velden wird durch ‚Kalksalze . ee i S i | = a Konen So, i lau Kin 
i4 mi - eine Abdichtung der Gefäßwandung erzielt. In: "E ' Calcium 4 g O1 Ausscheid.: 1500, Variab. :31020—5 I a: i 
achk 0 | Wright findet, daß der Kalk einen Einfluß auf die Koagulation | „| vor Behandlune | 8 Konzentration: 1080 aiik) I Be 
egdi ; des Blutes ausübe und Voorhoeve behauptet, daß große Gaben den | ” | Calelumd E 15 Ausscheid.: 500, Värlab.: 10137 BAER .. 2: 
Ira Da Kalkgehalt des Blutes erhöhen, findet aber keine Erklärung dafür, auf Pause > jẹ Ausscheid.: 1250, Variab.: 1015—4 Ka: 
A welche Weise die erhöhte. Blutgerinnbarkeit zustande komme. _ K2 Calcium 6 g 3o | Konzentration: 1027 4 eE T o 
jen: W i p Nach Kayser rufen Pituitrin-Injektionen bei. Tieren spastisch 3 | Vor Behandlung | 0,3 NSS Nein. 10, Farlab.: 1012225 NE >. i., 
wa ‚ vontractionen des Zwerchfells hervor, die jedoch viel seltener auftreten Calcium 2 g 0,18 Ash ae ii a. 
ys Di oder auch ganz ausbleiben, wenn das Versuchstier mit Kalksalzen vor- . | _ Calcium 4, 0,08 Konzentration: 108 ~ Re 
ae behandelt wurde, woraus Kayser den Schluß zieht, daß. der Kalk | 4 | Vor Behandlung | 0,2 Ausschejd.: 1700, Variab.: 1012--6 - 
if; ‚die Nervenerregbarkeit herabsetze. SE | IT ARE Konzentration: 1032 Se 
pilo ™ | Nach Loew ist die Verwertung von ‚Fett, Eiweiß und Kohle- “2a | are 190 taria 1009—3 S 
mut} hydraten ohne die Anwesenheit von mineralischen Nährsalzen unmöglich: er Ber Ka ae en un nn. Er 
PLA die normale Funktion der Zelle ist an die Anwesenheit von Kalk im | „„ , Fine zweite Untersuchungsreihe}\bezog sich. auf weitere .. 
ı „@ellkerne gebunden (Antitoxinbereitung, Eiweißkörperbildung). Bei kalk- - ‚97 Kranke, bei welchen die Caleium-lactieum-Behandlung mit S 
a! ana Nahrung muß das Blutserum, das unter normalen Verhältnissen | der kalkhaltigen Marienbader Rudolfsquelle kombiniert wurde. 
io | un soviel Kalk als Magnesia enthält, den Kalkbedarf des Organismus | Das obenerwähnte Optimum von 6g pro Dosis wurde meistenteils o 
uB on ; dieser Kalkverlust kann aber die Disposition zu verschiedenen | beibehalten und der \Patient erhielt außerdem ein Quantum 700 g Der 
ar 7 ıncueiten herbeiführen. Zur Hebung der Organfunktion und. der | Rudolfsquelle in Einzeldosen von zirka 150 g über den Tag verteilt. ` e 
gS alkretention im Körper empfiehlt L o ew das Calcium lacticum;. dieses in di l oi ABY P 
gogh ç Salz setzt sich im Darm mit dem phosphorsauren. und kohlensauren = warae aes in dieser Versuchsreihe der 14 tägige Turnus, gefolgt 2 
| atrium des Pankreassaftes zu feinverteiltem phosphorsauren und kohlen- | VOP eier gleich langen ‚Pause, beobachtet und drei- bis sechsmal - 
f sauren Kalk und milchsaurem Natrium um; durch Oxydation entsteht aus wiederholt; desgleichen wurden allgemeine Untersuchungen, ` 
‚dem milchsauren Natrium das Natriumcarbonat, das die Alkalescenz | Funktionsprüfung und. Harnanalyse genau durchgeführt, ~- Ai 
| - des Blutes erhält und zur Kalkretention im Organismus beiträgt. | b, Rudolfs qu èll e: Te aa a 
akii Eine ganze teihe von Autoren haben Kalksalze bei den ver- Tee WERESSSSGDEEESEEEEE e 
Ha L phen Affektionen mit gutem Erfolg angewendet; Bethmann l alant Al- | o Ery- ur | EE 
‚dei autkrankheiten, Curschmann und Kayser bei Asthma, | Nr; ‚Therapie bum. thro- | >  Funktionsprüfung 4 
u S mpert bei Nephritis, Emmerich und Berthold bei Arterio- | "/m . [ten a 2 | = 
: Sklerose, Leo und Schilling bei Dyspepsien. _ | N BE a ea 
i . 5 f a r han 9 , z9. : p Š 2 
* E ‚diesen und anderen Erfahrungen aus: der älteren und i Rudolfsquelle 450 gl Ru 500 | 2000 E dan ee 
er: n Literatur fußend und insbesondere auf Grund der oben N use ’ 2,5 100 | 5000 | Ausscheid.:-1080, Variab.: 1020-8 i 
a. erten Luew schen Anschauung, entschlossen wir uns zu einer | „| vr a ee a o 
w: ph EN utischen Versuchsreihe mit Caleium Jacticum, da die Rudolfsquelle 450g] 05 | 500. | 500 | Konsentridon 00 > a 
J- vyslo ogische Wirkungsweise dieses Salzes die beste Gewähr für Tause | 0,1 800. | 8000 = E TTN 
A Seine Unschädlichk Sit zi Viet hi oe l Rudolfsquelle 450 g| 04 300—400 1—200 | Ausscheid.; 1500,XVariab.: 1014-6 = 
' a : a leten sceNlen. . Bu ‚Pause 0,45 50 2—300 Konzentration: 1026 A 
o chal Die Medikation gestaltete sich folgendermaßen: bei mög- |- „ [Pudolfsquelle 40g] 0,03 | wenige | wenige |- er : : 
Pl kamen Binhaltung gleichbleibender äußerer Bedingungen (Kost, | ° [ugoikoueie iSe] 0 | 1900 ]0gmipe] Aussehgl; 1980, Varian 10175. i 
p i se, der p t wegung, Ausschaltung jeder anderen- Therapie) bekam R a en 4 12,0 3—400 1—200 Ausscheid.: 1500, Variab.; 1015—7 
f | Iactieum lent in den ersten zwei Wochen täglich "3 g Calcium SER squelle 50 g ae Wenige wenige Konzentration: 1028 
, Pause ein oh. Beendigung dieses Turnus trat eine 14 tägige. | = > Rudolfsquelle und Calcium. | 
f’ Schloß. Dieser I BI abermals eine 14 tägige Kalkperiode an- 4 | Vor Behandlung | 4 50—60 |3—3000 | Ausscheid.: 1380, Varlab.: 1018-5 : 
T mal wi F eser ľurnus wurde bei jedem Kranken vier- bis sechs- A N; en 2g a ern 2—4000 = ` Konzentration 1023 — 
| einigen a; wobei die Tagesdosis sukzessiv bis auf 9g, in | ` a a a e a 
ie 2 Taler 4 sogar bis auf 12 g gesteigert wurde; auch durch | 5 | Vor Behandlung | 18 |‘4-200 | 5000 .| Ausscheid.: 1150, Variab.: 1019-5 
TE Befind osen wurden in keinem Falle irgendwelche Störungen - f Rua. ar 18 cl oa 2 Konzentration: 107° ` : 
- ; abreichendo. K en hervorgerufen. ‚Die jeweilig. zu _ Ver- Rud. u. Calc. 6 g | 0,8 .| 30—40 |1—2000 OSSE ept 
i vier gleiche D gesdosis wurde in wäßriger Lösung, auf drei bis Rud. u Cale. 8 2 03 T: P Ausscheid:? 1800, Variab,: 1018—5 _ Ä 
| Koh osen verteilt, tagsüber eingenommen iv i 5 | y n | 
Die Kalkner; , i nen; l > | Vor Behandlung 0,0 | 100 10 000 | Ausscheid.: 1100, Variab.: 1015-5 
‚“isperiode, ebenso wie das kalkfreie Intervall- wurden | Rud. u: Calc. 2g | 1,08 | 50 | 1800 . Konzentration: 1025 
| Pause’ >` | 0,08 60 | 8000 | Ausscheid.: 1000, Varlab.: 1013-8 
; Rud. u. Cale. ig |Spuren; 40 1—200 Konzentration: iu23 P 


Immer Q x å - s 
mit einer allgemeinen Untersuchung, Funktionsprüfung, 


! 


` 


—. 


Die Ergebnisse dieser zweiten Versuchsreihe zeigten, daß mit 
der kombinierten Methode (Calcium lacticum und Rudolisquelle) 
bessere Resultate erzielt wurden als mit der bloßen Calcium- 
behandlung. Während in der ersten Gruppe 51,8°/, der. Kranken 
Albumenrückgang zeigten, erhöht sich dieses Verhältnis bei der 
‚zweiten Gruppe auf 66,7%. Die Besserung in bezug auf die roten 
Blutkörperchen und Cylinder spricht in erhöhtem Maße zugunsten 
der kombinierten Methode. Die Verhältniszahlen sind hier 26,3 %/o, 
gegen 14,5°/,. Auch hier ging mit der Verminderung der patho- 
logischen Ausscheidungen im Urin meist eine Besserung der Funk- 
tion einher. 

Die auffallende Überlegenheit dieser kombinierten Methode 
gegenüber der einfachen Kalktherapie ließ es erwünscht erscheinen, 
die Ursache dieser erhöhten Wirksamkeit zu erforschen. Da die 
Rudolfsquelle neben dem Calcium das Magnesium seiner Menge 
nach als zweitgrößten Faktor enthält, so war es naheliegend, dieses 
Element als das wirksame Prinzip anzusprechen. Versuche, die 
mit der Verabreichung von Magnesium allein gemacht wurden, 
ergaben jedoch, daß schon bei Verabreichung relativ kleiner Gaben 
(2 g per Dosis in Form von Magnesiumoxyd) eine deutliche Ve r- 
schlechterung eintrat, die sich insbesondere in einer Ver- 
mehrung der roten Blutkörperchen und der Cylinder im Harn do- 
kumentierte. 


Magnesia. 
p 
| Al- Cy- | Ery- | ee g 
Nr. Therapie | hum. | under | thro- . Funktionsprüfung 
| | 0/00 eyten 
ae, ss O O 
14 | Vor Behandlung 0,5 90 | 40—50 | Ausscheid.: 1550, Variab.: 1025—2 
| | | Konzentration: 1030 
Magnesia 2 g 15 i 40 | 2—8000 | Ausscheid.: 1500, Variab.: 1010 3 


| | 4 Konzentration: 1034 

0,5 | 3-400 | 50—60 | Ausscheid.: 1550. Variab.: 1018—3 
Konzentration: 1020 

i Ausscheid.: 1230, Variab.: 1008—5 

| Konzentration: 1025 

| 


2 


«Vor Behandlung 


Magnesia 2g | 05 30 ! 200 


3 : Vor Behandlung 10.8 . 500 !} Ausscheid.: 1180, Variab.: 1012—6 
| ' Konzentration: 1031 
Ausscheid.: 1680, Variab.: 1014—4 


Magnesia 2 95° 40. 2000 
j i | ua Konzentration: 1030 


Wurde jedoch Magnesium und Calcium kombiniert, so trat 
nicht nur keine Verschlimmerung, sondern eine Besserung ein, 
die derjenigen der reinen Calciumbehandlung überlegen war. 


Magnesia und Calcium. 


pirana eae e e a a ena a nn UI DL nn nn 
H D 


nn nn nn am 


Nr. ; Therapie ' bum. | nor ro- | ĉunktionsprüfung 
| ap afo | linder | eyten | 


| 2030 | 1—20D | Ausscheid.: 1550, Variab.: 1025—2 
Konzentration: 1028 

Ausscheid.: 1500, Variab.: 1010—3 
| | Konzentration: 1030 

02 10 Í 1000 | Ausscheid.: 1500, Variab.: 1016—2 
| Konzentration: 1019 


Magnesia 0,5 g wenige 
: Calcium 2 g 


Vor Behandling 


0,09 | 10 


| 
a 


| 
| 
1 | Vor Behandlung | 0,2 
| 
| 


' Magnesia 0,5 g 0,15 | wenige 1200 | Ausscheid.: 1550, Varlab,: 1009—3 
| Calcium 2g ; ! | Konzentration: 1026 
3 | Vor Behandlung ‘geringe, 10 1—20 | Ausscheid.: 890, Variab.: 1015—4 
ern | Spuren ; Konzentration: 1032 
| Magnesia? g geringe! 30-40 | 200 = 
Magnesia 2 g Spuren: 
ı Calcium 2g ; sehr : 10 1—200 | == 
: iger. Sp.! | 
| Magnesia 2 g ; ? i einige © 0 ;: Ausscheid.: 1350; Varlab.: 1022--4 
ı Calbium4g | | | i Konzentration: 1027 
-4 : Vor Behandlung 025 f 30 i 1000 | Ausscheid.: 700, Variab.: 1020—10 
i | Konzentration: 1026 
ı Mognesia2g ı 02 30 10000 : —- 
Magnesia 2 g i Ol 20--80 | 1000 : — 
Calcium 2 g : a 
, Magnesia 2 £ Spuren 10 40—50 | Ausscheid.: 2150, Vhriab.: 1012—5 
| Calcium 4 g Konzentration: 10:30 


Es scheint sich hier also um’ eine Kombinationswirkung, 
wie sie in neuerer Zeit bei vielen Arzneigruppen festgestellt wurde, 
zu handeln. 

Von den verschiedenen Formen der Nierenaffektionen scheint 
die subakute Glomerulonephritis am besten auf die Kalkbehand- 
lung zu reagieren. 

Zur Erklärung dieser zweifellos bestehenden günstigen Kalk- 
wirkung bei gewissen Formen von Nephritis können die von 
anderer Seite gemachten Beobachtungen und Erfahrungen gut 
herangezogen werden; nach Voorhoeve wird durch die interne 
Kalkverabreichung der Kalkgehalt des Blutes stark erhöht; da 
nun die Schädigung bei der Glumerulonephritis‘ besonders den 
Gefäßapparat trifft, so ist es gut denkbar, daß durch diese Kalk- 


282 ©, 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 10. 


nn a 
Te 


9. März. 


anreicherung capillaritische Prozesse, sowie Undichtigkeiten der 
Gefäße in günstigem Sinne beeinflußt werden (H. H. Meyer, 
Januschke, Chiari, van den Velden und Andere). 

Durch direkte Berührung und Bespülung des affizierten Ge- 
webes mit dem Medikament wird dessen Gefüge gefestigt und die 
Durchlässigkeit für Albumen und Erythrocyten gemindert; mög- 
licherweise kommt dabei auch dem Einfluß des Kalkes auf die 
Koagulation des Blutes eine Bedeutung zu (Starkenstein). 

Erwähnt sei noch, daß bei körperlich herabgekommenen Pa- 
tienten Gewichtszunahme (bei Ausschluß von Ödemen) und besseres 
Aussehen nach der Kalkperiode konstatiert werden konnte. Diese 
Beobachtung deckt sich mit dem Resultat der Arbeiten aus dem 
Deutschen Pharmakologischen Institut zu Prag (Wiechowski, 
Starkenstein, Sgalitzer), die im Tierexperiment den 
Nachweis erbrachten, daß durch Trinkkuren der Mineralstoff- 
wechsel geändert und damit ein erheblicher Einfluß auf den 
ganzen Organismus ausgeübt werden könne. 


Ödematiker und Patienten mit starker Niereninsuffizienz 
(hoher Reststickstoffgehalt) wurden unserer Behandlungsmethode 
nicht unterzogen; nur in zwei Fällen von Ödembereitschaft 
wurde Calcium lacticum versucht, ohne daß sich eine Beem- 
fiussung im Sinne einer Ausschwemmung gezeigt hätte. Das 
Chlörnatrium, welches bei Ödemen um die Gefäße abgelagert wird 
(Schlayer), besitzt eine mächtige Affinität zu Wasser und die 
gefäßabdichtende Wirkung des Kalkes genügt vielleicht nicht, um 
die Anziehungskraft zwischen Wasser und Salz zu paralysieren; 
möglicherweise ist auch die Durchlässigkeit der Gefäße für Wasser 
allein eine größere als für Albumen und Blut, wodurch vielleicht 
das Versagen der Kalkwirkung beim Ödem erklärt werden könnte. 
Der Ausschluß schwerer Niereninsuffizienzen aus unseren Ver- 
suchen erklärt es wohl auch, daß wir die von Eisner und 
Jacoby bei der Kalktherapie beobachtete Verschlechterung der 
Funktion nicht eintreten sahen. i 

Analog den Versuchen mit Calcium lacticum bestrebten wir uns 
auch, die Wirkung kalkarmer und kalkreicher Kost bei Nierenkranken 
zu studieren; diese Versuche waren- aber infolge des sich öfter em- 
stellenden Mangels an entsprechenden Nahrungsmitteln (Käse, Milch, 


Eigelb, Blatt- und Wurzelgemüse) nicht gut durchführbar und mußten - 


deshalb vorläufig abgebrochen werden. : 
| Eine ausführliche Besprechung und nähere Erörterung der Wir- 
kungsweise von Trinkkuren auf die Krankheiten der Niere soll in að 
derem Zusammenhange gebracht werden; hier sei nur erwähnt, daß 
gerade in neuerer Zeit eine Reihe von Autoren für diese Art der Be- 
handlung eintritt (Kakowski, Umber. Arneth, Adolf, 
Lenne). | 

Schon im Jahre 1868 hat Porges sen. in einer UM- 
fassenden Arbeit auf die günstige Wirkung der alkalisch-erdigen 
Marienbader Rudolfsquelle bei Erkrankungen der Niere und des 
uropoetischen Systems hingewiesen. Kalkhaltige Quellen bei Nieren- 
affektionen empfehlen weiter: Roese (Riedbornquelle), Michaelis 
(Wildungen), Schütz (Wolfsklaue). 


Nach den Beobachtungen von Pflanz, Zoert ken- 
dörfer, Porges, Schütz haben auch die alkalisch- 
muriatischen Wässer einen günstigen Einfluß auf gewisse Nieren- 
erkrankungen, und zwar hauptsächlich auf aie 'sklerosierenden 
Formen derselben. Diese Wirkung muß aber mehr als eine in- 
direkte angesehen werden, indem vom Darme aus dure 
Deplethorisierung eine Entlastung und insbesondere eine Herab- 
setzung des Blutdruckes herbeigeführt wird. lm Gegensatz hierzu 
scheinen die alkalisch-erdigen Wässer direkt auf die Niere zu 
wirken, und zwar so, daß die zugeführten mineralischen Elemente, 
insbesondere der Kalk die Gewebsresistenz erhöhen und die 
Permeabilität der Gefäße vermindern. 


Selbstverständlich dürfen Trinkkuren bei Nierenkranken se 
in solchem Ausmaße gestattet werden, daß durch die Quantità 
der Flüssigkeit keinerlei Schädigung des Herzens erfolge; geringe 
Flüssigkeitsmengen periodenweise verabreicht bringen dem Herzen 
keinen Nachteil und erleichtern der Niere sicherlich ihre Arbeit. 

Wir glauben durch diese kurze Übersicht den Beweis eF 
bracht zu haben, daß die Mineraltherapie für eine Gruppe OT 
Nierenerkrankungen (und zwar die subakuten und chronischen 
Glumeronephritiden, insolange sie nicht zu schwerer Nieren- 
insuffizienz geführt haben) ganz aussichtsreich erscheint und 
weitere Beobachtungen und Versuche in dieser Richtung durchali“ 
zu wünschen wären. Je größer die Anzahl der therapeußs® 
wirksamen Mittel bei einer so vielgestaltigen und zumeist N 
dauernden Krankheit, wie es die Nephritis ist, desto intensive 


-E am e aas Pr A oe G rro o 


SEM nn. 1919.— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. ib. ; 
een een TE | => 


In der‘ deutschen Kriegsmarine waren noch bis in den Beginn 
‚dieses ‚Jahrhunderts, hinein die Holm green schen -Wollproben als 
einzige obligatorische Prüfungsmethode etatsmäßig. In gleicher Weise 


wurde auch in.der Hanudelsmarine, bei der Eisenbahn, bei den Eisen- 
und wo sonst eine amtliche Farbensinn- 


bahntruppen der Armee | | 
kam, verfahren. Hier und: da gelangten auch 


werden wir individualisieren und.uns den verschiedenen Stadien ` 
der Krankheit in unserer Behandlung anpassen können.  ; ~ 
Literatur: Dusart et R. Blache (Paris), Recherches sur 


l'assimilation du Phosphate de chaux et son emploi therapeutique, (Bull. 
P Über die Resorption der 


gen. de Therap. 1867, 20. Juli, S. 67) — L. Perl, 
Kalksalze. (Virch. Arch. 1877, Bä. 74.) —.C. Casp ari, Zur therapeutischen | untersuchung in Frage. Bi 
Verwertung des phosphorsauren Kalkes. (W. m. W. 1879, 7,8. 76.) — Ringer, |. die damaligen ersten Auflagen der Stillingschen Tafeln. zur An- Hr Po 
Concerning the action of small quantities of calcium and sodium `and po- ‚wendung. Amtlich vorgeschrieben war aber nur die Prüfung nach. il 
um sats upon the vitality and function of contractile tissue and the‘ | Ho]mereen. ‘Sie befriedigte jedoch nicht, weil sich. ihre Unzuläng- BE Er 
eutieular cells of fishes. (Brit. med. and surg. Journ., April 1884) —Ho ppe- keit ` z d h = jet - Beiläufiv bemerkt: sei. bei dieser Bi, 
a Seyler, Über die Ausscheidung der Kalksalze im Urin mit besonderer | 01 mehr und mehr herauss ellte. Beiläufig bemerkt Bene el d i ia ENE 
Berücksichtigung ihrer Beziehungen zur Ruhe ‘und Bewegung. (Zschr. £ | Gelegenheit,. daß die Holmgreenschen Wollproben in der ‚Han I ARARA 
Physiol. Chem. 1890, 15, S. 161.) — Van den Velden, Zur Pharmako- | des Augenarztes, der sich eingehender mit der Theorie und Praxis der il Ge 
therapie mit anorganischen Kalksalzen. (Ther. Mh., Oktober 1912.) — H. H: Farbenwahrnehmung beschäftigt hat, immerhin ein recht brauchbares - =... 
Meyer, Über die Wirkung des Kalkes. (M. m. W. 1909, Nr. 44, S. 2277.) — Prüfungsmittel darstellen, insbesondere da, wo es sich um den Nachweis PRIE. i ee 
-‚ Chiari und Januschke, Heilung von Transsudat- und Exsudatbildung | der eigentlichen Farbenblindheit handelt. Für die allgemeine ärztliche Bi. 
durch Caleiumsalze. (Arch. f. exper. Path. u. Pharm. Bd.1, XV, S.120.)—L. Gley, Tätigkeit und von: diesem Gesichtspunkte aus soll auch die weitere AE E 
La teneur en calcium du musele cardiaque. Recherches faites sur le coeur B echa fo] s je nicht. namentlich wenn man sich í Pah eh Toe 
du lapin et sur celui du chien. (Journ. d. Phys. et de Pat. général 1909.) — | esprechung er ogen, ‚genugen XE a ledislich rei hanisch ` AA Er ; 
C. Kayser, Die Behandlung des Asthma bronchiale und verwandter Zu- | bei der Prüfung ohne besondere Vorkenntnisse lediglich rèin mechanise E: a 
stände mit Caleiunisalzen. (Ther. Mh., März 1911.) — Voorhoeve, Die | an die: amtlich vorgeschriebene Fragestellung hält. | Eo HHN 
theoretischen Grundlagen ' der Kalktherapie bei Blutungen. (B. kl. W. 1911, Den ersten Anstoß für die Unzulänglichkeit der H o 1m gr e-e n- E Bi 
Nr. 36.) — C. Kayser, Kinische und experimentelle Studien zur. Kalk-. | schen Proben gaben die bekannten- Untersuchungen. von Nagel und i A ae a 
therapie bei Asthma bronchiale. (Zsehr, f. exper. Path, u. Ther. 1913, XVI —. | Collin. Die letzteren stellten bei einer größeren Anzahl von Mann- EP Es a 
aee S wy E e Ts En e R ae) „_ |.schaften der Eisenbähnbrigade und Eisenbahnbeamten, die beim Eintritt A n 
heiten. (B.-kl. W. 1912, Nr. 49) — E. Gumpert Klinische Erfahrungen | "? ihren Dienst die vorgeschriebene Drüfung nach H ol Net glatt LOL. Se ne 
mit Kalzan. (Ärztl. Rdsch, 1916, Nr. 9.) — B. Leo, Über die entzündungs- | bestanden hatten, ausgesprochene Farbenuntüchtigkeit fest. In der i ERAR: en i 
widrige Wirkung löslicher neutraler Kalksalze. (D. m. W. 1910.) — Jacoby Marine vorgenommene Nachprüfungen führten zu ähnlichen Er gebnissen. il ir ERE 
-und Eisner, Über die Einwirkung von Kalksalzen auf die Niere. (B.kl..W. | Zu diesen Untersuchungen wurden von Nagel und Collin teils die BERRE: Sa 
1912, Nr, 29.) — Roese, M. m, W. 1917; Nr. 10. — W. Wiechowski, | von ersterem eben gerade herausgegebenen N a g elschen Farbentafeln, l A EEDE; BERART 
Frag. m. Wschr. 1914, Nr. 24. — E. Starkenstein, Arch. f. exper. Path. | teils der Spektralapparat benutzt. .. Holmgreenversager fanden sich il TREE 
- u. Pharm. Bd. 77. — O0. Sgalitzer, Zschr. f. Baln. 1914/15, 7. Jahrg. | | auffallend häufig insbesondere da, wo Farbensinnschwäche, die so- Kan Ag: 
- i , | genannte anomale Trichromasie, vorhanden war. ; ER N A EAE 
TEN l >. Die moderne ‘Wissenschaft teilt die angeborenen -Farbensinn- x e 2. E 
` å Beiträge | ee „Störungen bekanntlich in zwei verschiedene Formen ein, Farbenblind- Be N: 
“ | | è m | heit und Farbensinnschwäche. Die Färbensinnschwäche wurde zuerst PER EEE NRA 
zur Pr üfung angebor ener F arbensinnstör ungen. von dem englischen Physiker Lord Rayleigh im Jahre 1881 ge- une) EEE 
i hr "E | nauer studiert. In späterer Zeit‘ erwarben sich König und Nagel la) Wo 
an | an: ‚besondere Verdienste um die nähere wissenschaftliche Erforschung BI ET: = e 
u Prof. Dr. Hans Oloff, Kiel, dieses Leidens. Sie wiesen nach, daß die Farbensinnschwäche ent- | | 2 -Ai 
es Marine-Generaloberarzt. schieden häufiger als die eigentliche u mn (etwa I. 
Be. eh | | 1 45 bis 5% unter der männlichen Bevölkerung, während der Gesamt- RE = 7:3: 
alier? | Vor der Fülle von Kriegserkrankungen und -verletzungen prozentsatz 8% beträgt), an sehr charakteristischen Symptomen zu er- iu. g, E 
iF des Sehorgans ist in diesem Weltkriege ein Sondergebiet der | kennen ist, und daß die damit behafteten Leute sich ‚ebensowenig ‚wie | EBEN {Į a 
i: Ophthalmologie, die Prüfung angeborener Farbensinustörungen, | die Farbenblinden für bestimmte Berufe (Eisenbakn-, Marinedienst usw.) ie Mi, 
u en ne gerade In den ersten | it dem Ergebnis seiner Kontrolluntersuchungen bezüglich der f o 
„y. Jahren 'iegsbegi atten in - : rt 
jr‘ “der a nd sehr ea ori die | Holmgreenschen Proben. wandte sich Nagel im Jahre 1905 an Is 
wE O a vur War. Den Kernpun Be an aJa | die Öffentlichkeit. Unter anderem empfahl er' der obersten Marine- al. 
nk Frage: Sind die Nag elschen Tafeln tatsächlich noch weiter als behörde in einem längeren Bericht den Ersatz dieser Proben durch en - 
yut} zuverlässige I rüfungsmethode für die allgemeine Praxis und für | seine eigenen Tafeln. Er sagte darüber wörtlich: „Es erscheint mir Be}... 
| | den Frontbedarf in der Armee und Marine zu betrachten oder | als ein besonderer Vorzug meiner Tafeln,. daß sie die Stellung einer ME i 
gë bedürfen sie des Ersatzes beziehungsweise der Ergänzung durch | sicheren Diagnose in sehr kurzer Zeit, durchschnittlich in einer Minute, ai T 
f je! ‚ andere einfache, ohne besondere spezialistische Erfahrung anwend- | gestatten, und daß man damit dieselbe Diagnose und Differentialdiagnose a: ©: 
wei P Farbensinnproben? ‚Eine definitive, erschöpfende Antwort | wie Ps ‚dem PEETA nen Tale en Born u DEE i i EA 
vg `- hiérauf i \ un ; | : wurden von Íl e ot ; iner vernichtenden 
Ka ‚kommt m5 Runner dureh Hen SE u nuenen. a Kritik unterzogen; er bezeichnete sie als „unvollkommenen Notbehelf, 
pi > ains der Farbensinnprüfung R Kriege WEEER der Mehr \ | vergleichbar einem ‚Geheimmittel, das wohl günstige Wirkungen haben PR S R 
| stellungen für die verschiedenen\Spezialtruppen entschieden emè | Kann, die wir aber nicht durchschauen :und' eben deshalb auch nieht Du ERBE RA 
? i 
peti erhöhte Bedeutung zu. Bei der Armee brauchten im Frieden | beherrschen können“, Das Stillingsche Verfahren, sagte er dann Ir ia KERE 
m. wsprünglich nur die Eisenbahntruppen normales Farbenunter- | weiter, „ist ja allerdin s einfacher, aber auch das Resultat entsprechend a BR TER He 
al 1 pp . 9 d . 83 , e.> . " p i d Ink F, 
yi! . Scheidungsvermögen zu besitzen. Inzwischen sind neue, außer- | unklar oder direkt falsch, die so bestehende Einfachheit ist also ein Hi, W 
na ordentlich wichtige Sonderdienstzweige, wie z. B. der Luftfahrdienst, :| zweifelhafter Vorteil“. A ie ee A EA 
øt - die Artilleriebeobachter, Leuchtkugelposten und das sonstige Signal- 7 Auf diesen Bericht Nagel s wurden in der deutschen Kriegs- i, ER 
r personal, dazugekommen, die ebenfalls Farben- richtig erkennen | marine die Holmgreenschen Wöllproben durch die Nagelschen MA i. 
A ‘ müssen. In der Marine bedi 1 di valtive Ent- | Tafeln ersetzt. Die. hier und da benutzten Stillingschen Tafeln ° 1 EB: 
"  wieklun: d er Marine bedingt es vor allem die SEWA us b gerieten durch die Kritik Nagels vollkommen in Mißkredit. - Seitdem, Er Eor E LERE 
E ietie ©. Unterseebootswaffe, daß hierfür erheblich mehr farben- | Siso seit dem Jahre 1905, haben die Nagelschen Tafeln jahrelang VI AER: 
O an Pe Personal gebraucht wird, und unter den Anforderungen | als einzige obligatorische Prüfungsmethode das Feld behauptet. Die - lu 1 R: 
E D die Geeignetheit spielt die Farbentüchtigkeit mit die Hauptrolle. | Erwartungen, die man hiernach mit Recht in bezug auf ihre Zuverlässig- INSEL: mela 
keit hegen durfte, sind jedoch nur teilweise in Erfüllung gegangen. BE 


Es stellte sich mehr und mebr heraus, daß die Nagelschen Tafeln 

in einer großen Anzahl von Fällen, auffallend häufig besonders da, wo ERS) 

eine Farbensinnschwäche für Grün (grünanomale Trichromasie) vorlag, ` 1E REREN o. o, 
ffehbar' auch bald selbst eingesehen  . NR. ©. 


glatt versägten. Nagel scheint o 
zu haben, daß seine Tafeln als alleinige Prüfungsmethode doch nicht 


‚immer ganz zuverlässig Sind, und er empfahl jetzt für Zweifelsfälle 
eine :vorsichtige Kontrolle mit den vorher so scharf verurteilten 
Stillingschea Tafeln. Außerdem konstruierte er, gewissermaßen | A Di: 
als oberste Instanz, seinen kleinen Spektralapparat, das Anomaloskop. . TEDS STIE Tt Pre 
Aber wenn man die Arbeiten Nagels aus der ‚damaligen Zeit liest, POPS = PRE 
so gewinnt man unwillkürlich daraus den Eindruck, als ob solche ORTEN =- 

Zweifelsfälle nur außerordentlich selten vorkommen, und die N agel- De: 
schen Tafeln für gewöhnlich und für den Frontbedarf in der Hand I RR TAERE 
des praktischen Arztes als alleinige Prüfungsmethode vollkommen ge- | 

E 


nügen. In Wirklichkeit ist das durchaus nicht der Fall. 
Prof. Stargardt und ich untersuchten jahrelang teils ge- 
reichlich einlaufende Material der 


É lich ‚Im übrigen wurde in der- deutschen Kriegsmarine bekannt- 
bean jeher — schon lange bevor Unterseeboote existierten = 
j. tat Wert auf das Farbenunterscheidungsvermögen des ein- 
- geleg enden Seekadetten, Matrosen, Schiffsjungen oder Signalgasten 
er gi Der Beruf des Marinearztes bringt es daher -mit sich, 
N geboten“ überaus reichlich Gelegenheit zu Farbensinnuntersuchungen 
= ~ Tenfend ist; sie bilden einen integrierenden Bestandteil seiner 
etwa en dienstlichen Tätigkeit. Auf dieser Grundlage sind vor 
neue zwet Jahren von ‚dem Marine-Generaloberarzt Dr, Podesta 
ao, aus “nem von ihm erdachten sehr sinnreichen Prinzip be- 

zunehm, arbentafeln herausgegeben, die, um das gleich vorweg- 
Prüfun en, eine recht wertvolle Verbesserung unserer bisherigen. 
Meine ssmethoden bedeuten. Es dürfte daher von Interesse sein, 

genen Erfahrungen, die ich hiermit und mit anderen 


- tropen. ı : ; i J 
nutzten, N »esondere auch den jahrelang in der Marine allein be- 
berguta u schen Tafeln, an Bord und an Land und als meinsam, teils getrennt‘ das überaus 
‚sächter gesammelt habe, an dieser Stelle kurz zu besprechen. | Kriegsmarine daraufhin. Wir sind beide zu der. Überzeugung gelangt, PEI co o aE : 
; l 7 LS Apa bt ne r NEER , x ¥ 
| E P N Te; | 


i 
E vo ' 
rt s ve 2 8 a s 
Far ESET EE b en l ar 
Per Gr RT Bu t N vo. 
yA Eaj 2, s 
+ +: .. H . 
Dri 5 è oe 
u 


234 


daß die Nagelschen Tafeln keineswegs das gehalten haben, was man 
von ihnen auf Grund der Empfehlungen Nagels mit Recht erwarten 
durfte. Unser Ergebnis war jedenfalls derartig, daß für den Bereich 
der deutschen Kriegsmarine im Jahre 1912 das Anomaloskop und sehr 
bald auch die neueren Auflagen der Stillingschen Proben etatsmäßig 
eingeführt wurden. 

In der Marine und ebenso naturgemäß auch im Eisenbahn- 
betriebe verlangt in erster Linie die Notwendigkeit, Unglücksfälle zu 
verhüten, die durch falsches oder nicht rechtzeitiges Erkennen von 
farbigen Signalen entstehen können, gebieterisch absolute Farben- 
tüchtigkeit an den zuständigen verantwortlichen Stellen. Daß hier 
durch Farbenuntüchtigkeit Unglücksfälle, zum Teil schwerster Art, ent- 
stehen können, dafür liefert die Geschichte zahlreiche Beispiele. Be- 
sonders eingehend hat sich in neuerer Zeit Nettleship mit dieser 
Frage beschäftigt. Er bespricht in einer ausführlichen Publikation eine 
größere Anzahl solcher Unglücksfälle, die uns so recht praktisch be- 
weisen, wie viele Zusammenstöße und wie hohe Verluste an Menschen- 
leben durch die Farbenuntüchtigkeit des verantwortlichen Führers ent- 
stehen können. Nettleship betont mit Recht, daß der Bedeutung 
dieser Tatsache amtlicherseits oft noch viel zu wenig Rechnung ge- 
tragen wird. Wenn ein Unglücksfall passiert, wird meist an jede 
andere Möglichkeit als Ursache gedacht, und man unterläßt es fast 
stets, durch eine nachträgliche Untersuchung darüber Gewißheit zu 
erlangen, ob denn der verantwortliche Schiffs- beziehungsweise Loko- 
motivführer auch wirklich farbentüchtig gewesen ist. Allerdings wird 
eine solehe Nachforschung da unmöglich, wo der Führer bei dem Zu- 
sammenstoß selbst sein Leben eingebüßt hat. 

Außerdem gibt es, worauf Nagel und Nettleship be- 
sonders aufmerksam machen, eine Reihe von sicher verbürgten Fällen, 
die in Ähnlicher Weise mit einem Zusammenstoß geendet haben würden, 
wenn nicht im letzten Augenblick noch farbentüchtige Personen aus 
der Umgebung des Farbenuntüchtigen eingegriffen hätten. 

In Deutschland ist aus neuerer Zeit der bekannteste Unglücks- 
fall der Zusammenstoß der Dampfer „Primes“ und „Hansa“ auf der 
Unterelbe, wobei 107 Personen ertranken. Der verantwortliche Schiffs- 
führer soll hier nach den Feststellungen Nagels nur farbenschwach 
(anomaler Trichromat), also relativ leicht farbenuntüchtig gewesen sein, 
das heißt er besaß eine Form der Farbensinnstörung, die bei der 
Prüfung auf Geeignetheit für den Eisenbahn- beziehungsweise see- 
männischen Beruf sehr oft übersehen wird, wenn man sich nur auf das 
Ergebnis der Holmgreenschen Wollproben oder der Nagelschen 
Farbentafeln verläßt. 

Ebenso wichtig ist für rein militärische Zwecke — und den Be- 


weis hierfür- lieferte der Weltkrieg — im Gefecht an Land und, 


an Bord das richtige und schnelle Erkennen von farbigen Signalen. 
Ein gefahrloses, sachgemäßes Manövrieren unserer kleinen und größten 
Schlachtschiffe sowie der Torpedoboote und Unterseeboote wäre sonst 
undenkbar. 

Ein dritter, ebenso wichtiger Grund ist die Rücksicht auf das 
weitere Fortkommen des Prüflings selbst. Nehmen wir z. B. an, er 
ist, weil er die Nagelschen Tafeln bei der Einstellungsuntersuchung 
glatt bestanden hat, als brauchbar für den Marinedienst befunden 
worden. Nach jahrelanger Ausbildung hat er es zum Unteroffizier 
oder Deckoffizier gebracht, inzwischen geheiratet, eine Familie ge- 
gründet und für sich und seine Familie eine sichere Lebensstellung 
erreicht. Plötzlich stellt sich gelegentlich einer Nachprüfung, die im 
Interesse der Sicherheit des Betriebes wiederholt vorgeschrieben ist, 
und wobei neuerdings auch mit anderen Prüfungsmethoden untersucht 
werden muß, seine Farbenuntüchtigkeit heraus. Hier und da, und das 
’° habe ich namentlich bei den Offizieren und Deckoffizieren von Tor- 
pedobooten öfter erlebt, ist der Betreffende selbst so ehrlich, aus sich 
heraus ohne höheren Befehl eine Nachuntersuchung des Farbensinns 
zu verlangen, weil er sich beim Manövrieren der Boote, die ja meistens 
gemeinschaftlich und sehr nahe beieinander fahren, zu unsicher fühlt, 
um die Verantwortung über die vielen ihm anvertrauten Menschenleben 
zu übernehmen. Mit der nachträglichen Erkenntnis ihrer Farben- 
untüchtigkeit sind solche Leute sehr übel daran. In ihrem alten Beruf 
können sie nicht mehr verbleiben; sie müssen sich nach einer anderen 
Tätigkeit umsehen, und bei den Schwierigkeiten des heutigen Erwerbs- 
lebens ist das meist mit einer erheblichen materiellen Schädigung ver- 
knüpft. Über ähnliche Erfahrungen aus dem Bereiche der Staats- 
eisenbahn wurde früher öfter berichtet. Schuld ist überall lediglich 
die Tatsache, daß der Prüfling seinerzeit beim Eintritt in den Beruf 
lediglich mit Holmgreenschen oder Nagel schen Proben unter- 
sucht und daraufhin für geeignet erklärt Ávorden ist. Auch hier hat 
man inzwischen die Aufnahmebedingungen an der Hand der neuesten 
wissenschaftlichen Erfahrungen erheblich verschärft. 

In der Handelsmarine ist merkwürdigerweise heutigestags noch 
der Glaube an die Unfehlbarkeit der Nagelschen Tafeln weit ver- 
breitet. Die jungen Offiziersanwärter werden meist hiermit allein unter- 
sucht, oder es sind gar nur die Holmgreenschen Wollproben be- 
nutzt worden. Kommen dann die jungen Leute mehrere Jahre später 
— nach Abschluß ihrer Ausbildung und Absolvierung des Steuermanns- 
examens — zur Kriegsmarine, um der vorgeschriebenen Dienstpflicht 
zu genügen, so stellt sich hier erst nachträglich ihre Farbenuntüchtig- 
keit heraus, Damit ist denn auch ihre weitere Laufbahn in der Handels- 
marine besiegelt. Tausende von Mark waren vorher vergeblich für die 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 10. 


. des Anomaloskops erfordert besondere Erfahrung 


9. März. 


Ausbildung geopfert worden. ich habe da oft recht tragische Szenen 
erlebt: der Betreffende berief sich fränenden Auges mir gegenüber 
immer wieder darauf, daß er doch die Eintrittsuntersuchung mit den 
„farbigen Ringen“ (das heißt den Nagelschen Tafeln) richtig be- 
standen habe und daraufhin vom Arzt für farbentüchtig erklärt worden 
sei. — Kurz, die jahrelange Monopolstellung der Nagelschen Tafeln 
hat eine Menge von Existenzen in ihrem Fortkommen auf das schwerste 
geschädigt. 

Wie oben angedeutet, wogte der Streit der Meinungen über 
den Wert der Nagelschen Tafeln gerade in den letzten Jahren 
vor dem Kriege hin und her. Gegenüber den zahlreichen An- 
hängern Nagels wurden frühzeitig von anderer Seite, ins- 
besondere auch von Eisenbahnaugenärzten (Seydel, Aug- 
stein und Anderen) Urteile laut, die in bezug auf die Bewertung 
der Nagelschen Tafeln durchaus mit den Untersuchungsergeb- 
nissen von Stargardt und mir übereinstimmten. Unsere An- 
sicht wurde aus den Erfahrungen anderer Marinen, der öster- 
reichischen von Hornicker, der schwedischen von Boström, 
vollauf bestätigt. Inzwischen haben sich die Anschauungen so weit 
geklärt, daß die Monopolstellung der Nagelschen Tafeln nun- 
mehr von der überwiegenden Mehrzahl der Augenärzte aufgegeben 
worden ist. Als Forderung an eine einwandfreie und zuverlässige 
Prüfung des Farbensinnes gilt heutzutage der Grundsatz, daß man 
möglichst mit mehreren Proben, zum mindesten Nagel und 
Stilling untersucht und überall da, wo trotzdem noch Zweifel 
über die Farbentüchtigkeit des Prüflings bestehen, den Nagel- 
schen Spektralapparat, das Anomaloskop, zur Kontrolle mit heran- 
zieht. Steht nur eine einzige Probe zur Verfügung oder muß die 
Prüfung des einzelnen Prüflings, z. B. bei Massenuntersuchungen 
(Rekruteneinstellungen usw.), beschleunigt werden, so haben sieh 
die Stilling schen Tafeln als zuverlässiger als diejenigen von 
Nagel erwiesen. 

Über das Anomaloskop nur so viel, daß es seinen Ruf als oberste 
Instanz in allen zweifelhaften Fällen mit Recht verdient. Nur dar 
man sich bei seiner Benutzung nicht auf die beiden Haupteinstellungen 
zum Nachweis der Rot-Grünblindheit und auf die Rayleigh - Gleichung 
für die Untersuchung auf Fiarbensinnschwäche beschränken, sondern 
man muß weiter untersuchen, so wie es in den Gebrauchsanweisungen 
von Koellner für die Eisenbahnverwaltung beziehungsweise VOR 
Stargardt und mir für die Marine angegeben ist. Außerdem darf 
man nie vergessen, daß eine Untersuchung mit dem Anomaloskop allein 
nicht genügt; sie muß stets durch die gleichzeitige Prüfung mit min- 
destens zwei gewöhnlichen Proben, den sogenannten Pigmentproben 
(Stilling, Nagel), ergänzt werden. Die sachgemäße Benutzung 
und spezialistische 
Vorkenntnisse. Es erübrigt sich infolgedessen, an dieser Stelle näher 
darauf einzugehen, ebenso auf die Frage der von Koellner am 
Anomaloskop festgestellten „Grenzfälle“, die auch nur spezialistisches 
Interesse haben und von Franke (Hamburg) kürzlich im Archiv für 
Augenheilkunde ausführlicher besprochen sind. 

Als dritte Pigmentprobe wurde von Augstein und Napp 
im Jahre 1912 die alte, fast vergessene Florkontrastprobe von Cohn 
wieder zu Ehren gebracht. Sie verdient das entschieden mit Recht, 
schon wegen der großen Einfachheit ihrer Handhabung gerade für den 
Nichtspezialisten. Was Sicherheit des Untersuchungsergebnisses anbe- 
trifft, rangiert die Cohnsche Probe erst an dritter Stelle, also hinter 
den Stillingschen und Nagelschen Tafeln, und darin stimme let 
mit den Erfahrungen von Franke durchaus überein. 

Auch die Armee hält jetzt nicht mehr an der Monopolstellung 
der Nagelschen Tafeln fest. Das Kriegsministerium hat durch Ver- 
fügung vom November 1917 angeordnet, daß außerdem die Stilling- 
schen Tafeln und für jede Korps-Augenstation ein Anomaloskop etats- 
mäßig eingeführt werden. 
~ Durch die Liebenswürdigkeit des Geheimrat v. Heß hatto 
ich in der Münchener Universitäts-Augenklinik Gelegenheit, den 
Heringschen Apparat zur Untersuchung auf Farbensinn kenne. 
zu lernen. Ich benutze ihn seitdem regelmäßig und bin damit 
zufrieden, namentlich da, wo es sich um die Feststellung der 
eigentlichen Farbenblindheit im Sinne der Heringschen Ton 
und um erworbene Farbensinnstörungen handelt. Der Apparâ 
von Hering hat ebenso wie das Anomaloskop, die Stilling- 
schen, Cohnschen und die gleich noch zu besprechenden 
Podestaschen Tafeln den großen Vorteil, daß er auf eos 
Farbenbenennung verzichtet, eine Hauptforderung, die V. Kri < 
an die Güte einer Farbensinnprüfungsmethode stellt. Trotzdem 1S 
letzterer noch immer ein großer Anhänger der Nage ] schen 
Tafeln, obgleich hier zur gegenseitigen Verständigung zwischen 
Arzt und Prüfling die einzelnen Farben benannt werden müssen. 
Jeder, der sich eingehender mit Farbensinnuntersuchungen = 
schäftigt hat, weiß, wie leicht solche falschen Benennungen aue 
bei völlig intaktem Farbensinn vorkommen können, insbeson“ 


/ 


lere . 


Er 


9Min ->>> | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK 


hd 


N 


r.10. - 


bei so fein differenzierten Farben, wie den von Nagel für seine überzeugen konnte, ganz erheblich an. Zuverlässigkeit und’ Sicher- 
Tafeln gewählten. Außerdem spielt da- die Intelligenz des Prüf- |. heit gewonnen. Selbstverständlich haben die Stilling schen 
lings eine sehr große Rolle. Unser Mannschaftsmaterial in der |. Proben wie alle Pigmentproben natürlich- auch ihre Fehler. Es 
Armee und Marine z. B. neigt erfahrungsgemäß sehr dazu, Farben- | kommen auch glatte Stillingversager' vor, aber nach meinen 
benennungen normalerweise zu verwechseln. | Erfahrungen sehr viel seltener wie bei. den Nagelschen und 
Der einzige Vorteil, den die Nagelschen Tafeln vor jeder | Cohn sehen Proben: Der Schwerpunkt der ganzen Untersuchungs- 
anderen Pigmentprobe voraus haben, besteht darin, daß sie da, | frage liegt, -wie der fachmännische Ausdruck lautet, in der „Viel- 
wo sie überhaupt eine bestehende Farbenuntüchtigkeit erkennen | heit der Proben“, das heißt, daß man nach. Möglichkeit mehrere 
lassen und wo es sich um einigermaßen intelligente Prüflinge | Figmentproben ‚anwendet, jedenfalls nicht die N a5 el schen Tafeln 
handelt, dem erfahrenen Untersucher meist ein ziemlich sicheres | allein. Von dieser Erwägung aus hat Podesta seine Farben- 
Urteil gestatten, ob es sich um Farbenblindheit oder Farben- sinntafeln herausgegeben, die gewissermaßen eine Kombination 
schwäche handelt. Dieses Urteil ist aber nur ganz allgemeiner | der bis dahin am meisten benutzten Farbensinnproben. von Stil- 
Natur. Eine genaue Differenzierung, wie sie N agel in bezug auf ‚ling, Nagel und Cohn darstellen.. Die P odestaschen 
die nähere Art der Farbenstörung (Rot oder Grün) noch in seiner | Tafeln sind ebenfalls nach dem pseudo-isochromatischen P ee 
ersten Auflage als möglich bezeichnet hat, ist in den späteren ee E 2 1 T ra nn en ne i ask Fe: 
Ausgaben von ihm aufgegeben worden. | l a Se 3 Don aN 
Je brigon, Fpmenrsben AAt, won. ah jodo | Verena m ran, ala Wandstein, paben u slo 
Unterscheidungsmöglichkeit fort; das Prüfungsergebnis liefert hier roße Mannigfaltiekeit in nn re ass llungen en 
lediglich ein Urteil, ob der untersuchte Mann regelrechtes Farben- a 3 als Pitan, szeichen statt der Kreise (Nagel) oder Zahlen 
a mans nrermögen: besitzt oder nicht. Das genügt aber auch, | ($4]1ing‘) Iateinische Buchstaben Danatzen ae de aer Zahlen 
enn man berücksichtigt, daß. für den Eisenbahndienst und für | },7piger Tüpfel jedesmal zu zwei. oder mehreren Worten zusammen- 
die Spezialdienstzweige in ‘der Armee und Marine jeder farben- setzen Das ene Wort erscheint in den: Verwechslungsfarben des 
mtüchtige Prüfling, gleichgültig, welcher näheren Art, ungeeignet "Farbenuntüchtigen, wird also von diesem nicht erkannt. Dasan- 
nd trotzdem Wert auf eine genauere Differentialdiagnose | dere Wort ist mehr in dunklerer Tönung in der Farbe des Unter- 
gelegt, so ist ebenso wie für alle zweifelhaften F alle das Ano- | orundes gewählt; es tritt für.den Normalen gegenüber dem erst- 
erwähnten farbigen Wort als unwesentlich zurück, drängt sich 


' maloskop heranzuziehen. no Ai 
Für Massenuntersuchungen, wie sie in der Armee und vor dagegen unwillkürlich dem Farbenuntüchtigen auf, der von Jugend 
allem in der Kriegsmarine sehr häufig vorgenommen ‚werden | auf ganz besonders empfindlich für Helligkeitsunterschiede' ist und 
müssen, . eignen sich meiner Ansicht nach in erster Linie die | gie für seine Diagnose verwendet. Zugute kommt ihm dabei, daß 
Stillingschen Tafeln. Aber man darf: bei ihrer Benutzung viele: Farben im gewöhnlichen Leben, namentlich Rot 'und. Grün, 
bestimmte Regeln nicht außer acht, lassen; man muß z.B. immer | sehr häufig ungleiche Helligkeit besitzen. Die Tatsache, daß jemand 
‘ berücksichtigen, daß hier von den Prüfungszeichen, die ja nur aus | an` alltäglichen Dingen diese beiden Farben richtig. zu unter-. 
Ahlen bestehen, einzelne, wie 3 und S, 5 und-6, 7 und 1, oft | scheiden vermag — ein übrigens in Laienkreisen sehr beliebter 
physiologischerweise miteinander verwechselt werden. Aus solchen | Einwand, sobald ärztlicherseits Farbenuntüchtigkeit festgestellt 
Verwechslungen darf noch nicht auf Farbenuntüchtigkeit ge- | ist —, liefert also in Wirklichkeit keinen vollgültigen Beweis für - 
das Vorhandensein normalen. Farbenunterscheidungsvermögens. 


schlossen werden. Weitere Vorteile der S tillingschen Tafeln 
Der Mann kann eben lediglich an der Hand von Helligkeitsunter- 


segenüber den Nagelschen Tafeln bestehen darin, daß sie in 
“ Sehr einfacher Weise die Möglichkeit bieten, Simulationsversuche | schieden richtig erkannt haben, | 
zu entlarven, daß sie besondere Tafeln für die Diagnose der Blau- Diese neuartige Zusammen- und Gegenüberstellung von 
- Gelbblindheit besitzen und daß sie vom untersuchenden Arzt keine | Farben- und Helligkeitsgleichungen in ein und demselben Wort- 
besonderen Vorkenntnisse in der Theorie der Farbensinnstörungen bilde ist entschieden eine sehr glückliche Idee von Podesta. . 
Verlangen. Denn nicht jeder Arzt hat vorher Zeit, sich zu orien- | Außerdem 'steht der Farbenuntüchtige solchen Prüfungszeichen 
tieren, wie das z. B) beim Gebrauch der N agelschen Tafeln | nicht so hilflos gegenüber wie z. B. den Stillingschen Tafeln. 
notwendig ist, .® i | -| Er ist immerhin imstande, ein Wort zu lesen, wenn auch ein 
i In einigen älteren Auflagen der Stilling schen‘ Proben sind anderes als der Normale; er wird gewissermaßen auf den Leim . 
` < auf mehreren Tafeln die Prüfungszahlen etwas zu stark gelackt und gelockt. Dem Untersucher. selbst bietet sich die gerade bei Unter- 
et auch ar en DUDEN, besonders pea er schräg e suchungen auf Farbentüchtigkeit besonders erwünschte, aber bis- 
pierit ooy Pieser Fehler ist in den neueren Auflagen vermieden; | Per yermißte Möglichkeit, eine Art Gegenkontrolle auszuüben und 
A en 2 Por sur Lese i a dadurch eine größere Sicherheit u „der Buralun. un 
a E 7 | š ergebnisses zu gewinnen. Das ist, kurz gesagt, das Prinzip der 
Unter Berücksichtigung der“ vorstehenden Gesichtspunkte Po destaschen Tafeln. Die Verwendung von Bochkichen sa | 
n bedeutet meiner Ansicht nach ent- 


angewandt sind die Stillingschen Tafeln entschieden brauch- | - 
barer EET , cope - | Zahlen als Prüfungszeiche 
a ae erlässiger als die Nägelschen Tafeln, ein Urteil, schieden einen Fortschritt gegenüber den S tilling schen Tafeln, _ 

weil Buchstaben im allgemeinen leichter und sicherer erkannt 


Kt ach von kompetenter Seite bestätigt worden ist. Die 

„user der Nagelschen Tafeln behaupten oft, die Versager i i : | 5 
mit dies x e rg > upt- | werden als Zahlen eije Erfahrung die man z. B. auch an der 
sache en Früfungsm en ne Sch Dr gewöhnlichen Sehpröbentafel bei der Prüfung des centralen Sehver- 
SN TS aen mögens machen kann. À 


me . l . . $ Aag ' i 
ie „durch hineinkonstruiert, daß er sich nicht streng genug . Die Kombination von Buchstaben zu ganzen Worten kann nach 
n leicht verwirrend auf den weniger intelli- 


A.die von Nacela bene Gebrauch eisung halte. Nun 
die F; i 5. ngegebene: \rebrauc SARWAR TE r „< | meinen Wahrnehmunge | 
be ; ‚'bensinnpı üfung mit Pigmentproben gehört, wie oben bereits genten Prüfling wirken. Es empfiehlt sich daher, bei den Podesta- 
auch d sewissermaßen zum täglichen Brot jedes Marinearztes, | schen Tafeln nicht das ganze Wort auf einmal, sondern jeden Buch- 
ns es augenärztlich nicht besonders vorgebildeten. Die Dienst- | staben für sich einzeln lesen zu lassen. Ich selbst benutze die Po- 
ae für die Marine schreibt außerdem ausdrücklich vor, | d estaschen Tafeln seit über zwei Jahren als Kontrollprobe. Sie 
bel den Nagelschen Tafeln streng nach seiner (Gebraüchs- | haben mir bei den vielen Nagelversagern stets, bei den sehr seltenen 
Anweisung zu untersuchen ist. In meinen Fortbildungskursen in | Stillingversagern fast immer deutliche Zeichen von Farbentüchtigkeit 
der Ophthalmologie die ich seit Jahren für die Sanitätsoffiziere | ergeben, können daher, soweit sich bis jetzt urteilen läßt, als eine sehr 
. der Marine dienstlich beuhel “ieh stets besonderen | wesentliche Bereicherung unserer Pigmentproben bezeichnet werden.- 
Wert gerade auf di abzuhalten habe, lege ich stets beso Gelegentlich einer Besprechung auf dem letzten Ophthalmologenkongreß 
Persönlich ben diese Besprechung und ich habe mich oft genug | in Heidelberg (August 1918) äußerte sich K oellner ebenfalls sehr 
‚zeugen können, daß praktisch genau im Sinne der günstig über den Wert der Podestaschen Tafeln. .Zum Gebrauch 


or i » ® ®» e , 8 a 
schrift N agels untersucht wird. Trotzdem sind mir gerade | für den nicht spezialistisch vorgebildeten Arzt’ eignen sie sich außer- 
dem auch wegen ihrer verhältnismäßig geringen Anschaffungskosten 


Ze Kon lneärztlicher Seite immer wieder Zweifel über die | ‚Ih ‚ geringen 
hält al Eeit der Nagelschen Tafeln geäußert worden; man | und deswegen, weil ‘ihre Anwendungsweise eine sehr einfache ist. 

In nein die Stillingschen Tafeln für überlegen. Seit- . Jch bin damit am Ende meiner Ausführungen. Es lag nicht 
Stil iea deutschen Kriegsmarine bestimmungsgemäß nach-dem | in meiner Absicht, die Verdienste Nagels zu schmälern. Im 
stchun „8 schen Verfahren untersucht wird, ‚haben die ‘Unter- | übrigen hat er sich in seinem Anomaloskop ein ‚dauerndes Denk- 
Sönlich® ‚gebnisse aus der Front, wie ich mich oft genug per- | mal gesetzt. Andererseits verlangen es die von mir ausführlich 

êl den mir zur Oberbegutachtung zugewiesenen Fällen | erörterten Gründe, neben rein militärischen Interessen ‚und, neben 


LN 


” - . a Pa 
$ Pe a NER >, ‘Ya 
. i Du gm - .. fi Bo & ki 
T PE aaa E N een 
= 5 r - 
- = = re = a ` = 
PR = x - $ .-»- a 


ea AT e 
een ae mr P ae 
E T > 


Er 

x 
ee 

Pa a 


= Fe - 


. 
Fr 


> 
Na es 
~ aa 


Fine 
“r 3 
Pomer 


ii . no. 
u Br 
BT, 


z g b3 
m um nea pi “i 
LAR ia an 

: ee 


= 


mie 
Di een. 
_—. Er = 
~ w. 2 


— Th ee ` 
mr ya RRS — à ESAE ROEA JAE 
Ea > — AZ 
D A re m, Fo a DF LSF- 
Kara - TR ` (S p -x - wet 
A'a AN = as = -~ 
» nm ren z > - 
m N Urar ` 
ne 
æ 
E 


< 
. Pi 
er NT s 
Q ‚> ver m an 
= 
: SIERT 


aeh. 


Aiei 

mau a 
re 

-~ =~. 


"AR = 
=. 


on 


w A a 
mne n m A A 


est 


s IP 5. 
— 

DEE ES 
ER LS 


Ent 
en. 


Ns .2 
u NET 
ia a 


ponos 
ia T 
Sar SE ER ge Be A ae 
bt - FA ECT E S Be NS n A a zer = 
© a aE a E E SEHEN ..- - k 2 bi = 
$ s Lu e Fang ru 
en ins 


s 
a aa 
aa e a 
- -s <y 
-~ -2a „m > 
he ke Dee 


. ——n 
z = a 
nn. w -7 .— Mia 
Sam n A 
=. = v 
a`- 
n n i ai 
ge en 


en nn m A Ey wa aga a 
> y 2 pin u s- . . - . - 
du 257 a RE ne = PSRS EET F 3537 
IE me a a a ur: a a a EA Sn nA En = an aT N viai nan. d Š u 
m a ĝi d Ea a TA s ae y ne 
-Sa ? 5 Ge iR BA DEE see e P at re 
= Bee Zee mag GEBEN S aan ~ i “I. a Pe 
a > # BE LT ee LITE 
er ä B 
Pe S DEREN 
.. + pa 
YY Una, y a tar 
AN F 


æ - 


Bee 


rg ET tn = 
nian Y in. y an 
a Me ee A 
. 


Ana. 
te a nm » o 
me aT 


al, O T ALUT. 
P TI es 


a =” 
er, .- 
Pe 

Be FE wet, 


DESAN 


sen 
Ren 
Pa a 


Sy SE = 
Ergma sia 
ar 


22 
ui N TR 
Do N er a TE 


JT u - 
t u. Tarr 
o A X 
T NG? e 
Br a 
-. 


ee ni m 


D T ~ 


ENDE: DEE EEE EBEN 


mt. nern Moe 


i 
SEEPS — x Y 
1 


R 
N 
') 

l 


936 


mn m nn nn 


der Notwendigkeit, Unglücksfälle zu verhüten, vor allem die Rück- 
sicht auf die sozialen Verhältnisse des Prüflings, um hier nicht 


‘immer wieder schwere Enttäuschungen hervorzurufen, gebieterisch, 


daß die unter den praktischen Ärzten noch vielfach irrtümlich 
verbreiteten Ansichten über den besonderen Wert der Nagel- 
schen Tafeln einer endgültigen Revision unterzogen werden. 


,._—_——— [nn 


Aus der Infektionsabteilung des Allgemeinen Krankenhauses Barmbeck 
(Direktor: Prof, Dr. Rumpel). 


Influenza bei Diphtherie und Scharlach. 
Von 
Dr. R. Deußing. 


Während des Höhepunktes der Verbreitung der Influenza- 
epidemie in der Zivilbevökerung im September bis November 1918 
blieben auch die Krankenhausabteilungen von der Influenza nicht 
verschont, die an sich mit der Pflege von Influenzakranken nichts 
zu tun hatten. Es bot sich dabei Gelegenheit, das Verhalten der 
Influenza da, wo sie mit Diphtherie und Scharlach zusammentraf, 
zu beobachten und mancherlei Eigentümlichkeiten des Verlaufs bei 
der Kombination dieser Infektionen festzustellen. 

Wenn zunächst die Fälle berücksichtigt werden, in denen 
eine Influenza sekundär auf dem Boden einer abklingenden oder 


'abgelaufenen Diphtherie auftrat, ergab sich folgendes Verhalten. 


Bei etwa 60 Hausinfektionen mit Influenza auf der Diphtherie- 
abteilung fanden sich fast ausschließlich unkomplizierte Verlaufs- 
formen, insofern, als weder von seiten der Influenza schwere Kom- 
plikationen entstanden, nöch die abklingende oder abgelaufene 
Diphtherie ungünstig beeinflußt wurde. Bei dem im allgemeinen 
gutartigen Charakter der gerade herrschenden Diphtherieepidemie 
dürfte diesem Umstand eine erhebliche Bedeutung für den relativ 
wenig ungünstigen Einfluß der aufgepfropften Influenza zuzu- 


“schreiben sein, doch spielen vielleicht noch andere Momente dabei 


eine Rolle. Von Wichtigkeit ist jedenfalls, daß die überwiegende 
Mehrzahl der Kranken bei völliger Bettruhe im Rekonvaleszenz- 
stadium von der Influenza betroffen wurde, sodaß von vornherein 
schädigende Momente in Wegfall gerieten, die bei Kranken, die 
ihrer Beschäftigung nachgehen und nicht rechtzeitig Bettruhe auf- 
suchen, wirksam zu sein pflegen für die Entwicklung von Kom- 
plikationen. Dazu kommt ferner, daß es sich bei der Mehrzahl 
unserer Patienten um Kinder handelte, bei denen an sich die In- 
fluenza leichter zu verlaufen pflegt als bei Erwachsenen. Nur in 
etwa 10°/, der Fälle kam es zur Entwicklung einer klinisch nach- 
weisbaren Bronchitis, die nur in einem Falle von höherem pro- 
trahierten Fieber begleitet war. Eine Erwachsene "erkrankte an 
schwerer Bronchopneumonie mit Streptokokkenempyem, das nach 
wiederholter Punktionsbehandlung und zuletzt durch Thorakotomie 
zur Heilung kam. Im Gegensatz zu diesem günstigen Verlauf bei 
den Kranken traten bei zwei von neun Pflegerinnen der Abteilung 
Bronchopneumonien mittlerer Schwere auf. 

Bei gleichzeitiger Kombination von Influenza und 
Diphtherie wurden mehrfach schwere Störungen beobachtet, deren 
Umfang in hohem -Grade von der Lokalisation der Diphtherie ab- 
hängig war. Dasselbe galt für die Erkrankung an Diphtherie in 
direktem Anschluß an eine Influenza. 

Folgende Kombinationen kamen wiederholt auf der Diphtherie- 
abteilung zur Beobachtung: 1. Nasendiphtherie auf dem Boden 
einer abgelaufenen oder frischen Influenza, Verstopfung der Nase, 
Nasenblutungen, blutig-eitrige Sekretion während oder nach Ablauf 
der Grippe, Befund von starker katarrhalischer Entzündung (dann 
wohl öfter: nur Diphtheriebaeillenträgertum) und von Pseudo- 
membranen in den vorderen und hinteren Nasenabschnitten. 
9, Rachendiphtherie mittlerer Schwere, öfter kombiniert mit Nasen- 
und Kehlkopfdiphtherie. 3. Kehlkopf- und Trachealdiphtherie, die 
die schwersten Komplikationen der Grippe von seiten der Diphtherie 
in unserem Material bildeten. 

Wiederholt erwies sich eine als Laryngitis bei Grippe angesehene 
hartnäckige Laryngitis als diphtherischen Ursprungs, sowohl in früheren 
als in 'späteren Zeitpunkten der Influenza, also sowohl primäre Misch- 
infektion als sekundäre Ansiedlung von Diphtheriebaeillen. Besonders 
übersichtlich lag der Fall bei einer 42jährigen, wegen Lues und 
Gravidität im siebenten Monat auf der dermatologischen Abteilung be- 
handelten und mit Influenza und Bronchopneumonie dort infizierten 
Frau, bei der am achten Krankheitstage Heiserkeit, Stridor, Croup- 
husten und starke Stenosenerscheinungen auftraten, mit "pseudo- 
membranösen Belägen in der Regio subglottica. Rasche Zunahme der 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 10. 


| 9. März. 


PES = = - 


Stenosierung durch Ausbreitung der Tracheal- und I\ehlkopfdiphtherie, 
Tracheotomie, nach 6 Stunden gebessert, nach 24 Stunden Exitus 
letalis unter septischen Erscheinungen. Sektionsbefund: Influenza- 
bronchopneumonie, Kehlkopf- und Luftröhrendiphtherie, Sepsis. 

Ähnliche Fälle kamen öfter zur Aufnahme aus der Zivil- 
bevölkerung, und jedesmal erwies sich die Diphtherie der Luftröhre 
und des Kehlkopfs als eine schwere Komplikation der Grippe. Den 
begleitenden oder später hinzutretenden Bronehopneumonien ist 
ein großer Prozentsatz der Kranken erlegen. Aber auch ohne 
diese Komplikation erwies sich die Infektion (Grippekranker mit 
Larynx- und Trachealdiphtherie als ein ernstes Ereignis. In mehres 
ren Fällen fiel eine starke Herabsetzung der \Viderstandsfähigkeit 
des Organismus, besonders des Herzens, gegenüber der Diphtherie 
auf, wenn eine Influenza vorangegangen war oder noch bestand. Auf 
die Zahl der Erkrankungen an Kehlkopf- und Trachealdiphtherie 
hat anscheinend die Influenza überhaupt wesentlich eingewirkt. 
Während in den letzten Sommermonaten die Zahl schwerer Er- 
krankungen dieser Art im Krankenhause spärlich gewesen war, 
brachte die Influenzazeit eine ungewöhnliche Häufung dieser 
Diphtherieformen. Dabei häuften sich besonders die Fälle, bei 
denen die Annahme einer primären Erkrankung des Kehlkopfs 
oder der Trachea an Diphtherie nicht abzuweisen war, bei denen 
weder gleichzeitige Lokalisationen in der Nase und im Rachen fest- 
zustellen noch nachweisbar vorausgegangen waren. 

Von mehreren solcher Fälle, bei denen sich weder im Rachen 
noch in der Nase diphtherische Prozesse nachweisen ließen, bel 
denen auch wiederholte Abstriche vom Rachen nie Diphtherle- 
bacillen ergaben, mußten wir annehmen, daß das klinische Krank- 
heitsbild des primären Croups auf reine Influenzaaffektionen der 
Schleimhäute zurückzuführen war. Man kann sich vorstellen, daß 
die bei schweren Formen der Influenza an der Leiche beob- 
achteten Veränderungen der Schleimhäute, die während der 
jetzigen Epidemie zu häufigen Befunden geworden sind, imstande 
sind, bei kleineren Kindern Erscheinungen hervorzurufen, die 
völlig denen des diphtherischen Croups gleichen. Während beim 
Erwachsenen der schmerzhafte, klangarme, heisere Husten und die 
spontanen Schmerzen im Bereiche der Luftröhre auf diese Er- 
krankung hinweisen, können bei Kindern starke SchwellungS- 
zustände der Schleimhäute mit Verschorfung des Epithels und 
Nekrosenbildung Stenosenerscheinungen verursachen, die eventuell 
zur Tracheotomie Veranlassung geben können (wie es auch bei 
der Masernlaryngitis und -tracheitis vorkommen kann). 

Folgender Fall muß unseres Erachtens als reine Influenza- 
laryngotracheitis mit starken Stenoseerscheinungen angesehen werden. 

'P. H., 1'/2 Jahre, am Tage der Aufnahme erkrankt mit hohem 


Fieber, Kopfschmerzen, Atemnot, heiserem Husten. 


Befund. 1. Krankheitstag: Etwas fettes Kind. Kein Exanthem, 
diffuse Rötung des Rachens, besonders des weichen Gaumens. , ‚eicht 
vergrößerte Halsdrüsen. Heiserkeit, Crouphusten, Stridor. inspira- 
torische Einziehungen des Jugulums, Epigastriums und der Intercostal- 
räume. Geringe Bronchitis, erregte Herzaktion. Puls 120. Im übrigen: 
Organe ohne Besonderheiten. Temperatur 89,2%. 4000 A.-E. Diphtherle- 
serum. 

‚3. Krankheitstag: Temperatur bis 40,0 °. Stenoseerscheinunge 
unverändert. Rechts hinten unten etwas mehr Bronchitis. Leuk" 
cyten 5200. 

5. Krankheitstagg: Temperatur bis 39,0% Noch Crouphustei 
Stridor, Einriehungen Puls am 140. Geringe Bronchitis. Dauer 
Leukopenie (5600). | 


7. Krankheitstag: Noch Temperatur bis 89,2 °. Croupsymptom® 


unverändert. Nochmals Serum 3000 A.-E. f 

11. Krankheitstag: Temperatur abgefallen. Urticarielles Serum- 
exanthem. Heiserer Husten. Bei Erregung Stridor. Bronchitis noe 
gering vorhanden. 

18. Krankheitstag: Geheilt entlassen. j 

Die Berechtigung, diesen Fall als reine Influenzalaryngotracheitis 
anzusehen, leiten wir her aus dem dauernden Fehlen der Diphthen” 
bacillen in Nase und Rachen, der Unwirksamkeit des Diphtheriean?’ 
toxins, ‘der Leukopenie, der Anamnese (plötzlicher Beginn ACT’ t 
krankung, Influenzafälle in der Familie). Der protrahierte Verlau 
spricht ebenfalls gegen Diphtherie, bei der sich eine W endung ZUM 
Besseren meistens in kürzerer Zeit einstellt, er spricht auch gegen 
einen gewöhnlichen Pseudocroup, bei dem nächtliche Fxacerbationen 
und stärkere katarrhalische Erscheinungen zu erwarten wären. 

Neben diesen die Erscheinungen einer diphtherischen Er- 
krankung vortäuschenden Lokalisationen der Influenza spielen 
differentialdiagnostischer Beziehung gelegentlich eine Rolle die = 
den Rachenorganen, besonders am weichen Gaumen auftreten ie 
nekrotisierenden Schleimhautprozesse, die durch ihre weißlic 


Farbe den Eindruck diphtherischer Pseudomembranen erwecken 


-n - 
DE 


S ee 
Ft BE d ne E A O GO E C A PE 


ROSEN 


x u . i 
= w P E . E T E = 


er ER A T u 
r . 
-~ R É - ! | 
er 11A SD ; = [ 
PR eg i e id fa ` 7 3 r 
Te DE Gr pa uA pa = .. - ö . $ ' ey = i w 
N > = 224 (2 22087 Bee Eu = - Mg ee. tr vo. eh S ieg : N N ey Ss : 
> = S ý 1 e.e g ' . Meg WE in Me alas RT å s Poa Rye t, 
g » -. e n @ 7 -k = P G D i ` f ; 
Ca ; j y t. DA a pin E E < Ba a ES ' Me N ; a “ 4 
+ 5 R ` . m + - . F A . . f ^ 
h l r re i TPES mM - - a es á RER PESERTIFG E r i pA aiea h H TaS N 9: kg 27 
en PEUN ; , 5 er SE 5 Ga i sy , S er ` 3 k ; T t-f ay 
. i a : : u ry a f A . ` - . Lpy 
i J ‘ i E ' ; re . 2 ‘ A + x, 
‘ j A ur k ERR, E Na g i a De & ATA E i D U x 
t it Y er eo. $ nn t 2 ee KA x Rd N: 2 2 A Zu Ea zer KIY t 
Sog <. Zu ’. é i . N ER en - ` o a e | 
Pan eu u ` ? E x krg e u Ze 
s N 5: N è A i 
E E q ’ f 
’ ws. n „fg s 
` z oJ 5 
D 
. ay 
aA 
ty’ 


1 e y i; 
e o er‘ a s a K 
- i - 3 
i Me . Ra: 5 £ : 
` i er 
K = . . i a i ` ; d Kig g r HE 
” & y 7 g = . el’ erha a 0 y 
EAEE + ¥ A EE a Dr uam 
' | 5 un tee. r 
-. ko T a -. 
`» a. EE FEN im i 
N 
N 


t Tr, 


inie E~ können und bisweilen an Scharlachnekrosen lebhaft erinnerten. | erreger besonders empfänglich (macht Schon .die ganze Atmo- Er i 
- Wiederholt ließen sich bei schweren Influenzapneumönien derartige | sphäre eines Scharlachhauses scheint für ‘die Entwicklung sekun- Fa: : 
E ee a a e a oele es sich um sekun-‚| därer. Streptokokkeninfektiönen . die günstigsten: Vorbedingungen S R 
D e Ber Di th ieabt il Ionen. [zu enthalten, sodaß die schweren Folgen der Hausinfektionen in en 
Jıphtherleabteilung die Komplikationen | unserem kleinen Material in der Natur. der Scharlacherkrankung BE a 
mit Influenza besonders für .die Erkrankungen des Larynx und | begründet sind, Glücklicherweise ist die Empfänglichkeit der a 
der Trachea bedeutsam wurden, zeigten sich auf der Scharlach- | Scharlachkranken und Rekonvaleszenten für andere Infektions- a 
abteilung weit schwerwiegendere Folgen der Kombination mit | krankheiten wenig ausgeprägt. A ! dar 
Influenza. Auch hier hatte die Scharlachepidemie einen günstigen - Auf der Masernabteilung sahen wir keine zweifellos auf sekun- _ BB; 
Charakter innerhalb des letzten Jahres, sodaß Todesfälle, und | däre Influenzainfektion zu beziehenden Komplikationen, da ‘die Dia- > RAEE 
schwere Komplikationen zu .den -größten Seltenheiten gehörten. | gnose einer gleichzeitigen Influenza bei Masern in frischen Stadien 1r, Aa 
Während der Zeit der Mischinfektionen mit Influenza änderte sich | Kaum mit Sicherheit möglich ist. . - re ET TER 
dieses Verhältnis. B “> e ‘Ein Fall von Bronchopneumonie und Streptokokkenempyem in E i 
Bei den Patienten der Abteilung wurde unter sieben: Fällen von | een ee ee | TE i 
Hausinfektionen eine schwere Lungenentzündung. mit Empyem. und ` erlauf (mit Leukopenie) und dem pathologisch-anatomischen -Befund - RSA See 
edhen. A nran beohanbtör Bach ‚als Influenzapneumonie aufgefaßt werden. u - | i PT 
gang i a : 5 s ; ln) ZM 
A. K., 18 Jahre, leichter Scharlach, bisher ohne Komplikationen. | Der Vergleich ‚der auf „der, Diphtherie- und Scharlachabtei- I, Bi 
31. Krankheitstag: Influenza. . Temperatur bis 40,2 °. lung aufgetretenen Influenzafälle ergibt, ‚dab die Kombination des ie |; o 
34. Krankheitstag: Bronchitis links hinten unten. Temperatur 41°, |, Seharlachs mit Influenza, besonders im frischen Stadium des Schar- > pS; I 
38. Krankheitstag: Bronchopneumonie links hinten unten. lachs, eine sehr viel ernstere Bedeutung hat als die mit Diphtherie. u ce 
40. Krankheitstag: Exsudat von Weineremefarbe. Schwerer | Die Ursachen für die Gefahren, die aus dem Krankheitsbilde des PAn Paha 
a BI EIE N ar EEE, 'Scharlachs beim Hinzutreten einer Influenza, und umgekehrt, er- ; ii; ie : 
Teek ran Lei an Tonkin Ta eitrigen xsudat. ~ | wachsen, sind darin .zu sehen, daß der Scharlach an sich durch MRE © f7: 
FA E S nen © Bar BR Exsvdat klein . Mischinfektion mit septischen Krankheitserregern, besonders Strepto- EE i BE EA 
51. te Distenn re ; kokken, weniger Pneumokokken und Staphylokokken, häufig kom- ' HERR BR 
| öl. Krankheitstag: Plötzliche Herzschwäche. Exitus. letalis. liziert ist. Diese Tatsache eilt nicht “für die akuten Saden MORRER i eir. 
| Drei weitere Fälle wurden in frischeren Scharlachstadien mit | Ser Krankheit. sondern auch für die aanze Zeit der Rekonralen ` u T 
: Influenza infiziert: Ein fünfjähriges Kind kam von einer: anderen | D Kei ial a a  ı | IT E | 
© Krankenhausabteilung mit Influenza, zu der am’4. Krankheitstage Schar- | ZeNz. Das Keimmaterial. für sekundäre Infektionen beherbergt der IN.) A ge 
© ` lach hinzugetreten war. Exitus am elften Influenzatage an Broncho- | Peharlachkranke von. vornherein und auf. einer Scharlachabteilung. BUBEN 4. © 
!. _ _ pneumonie und Empyem. Ein dreijähriger Junge hatte zu Hause | muß man mit einer besonders ausgedehnten Verbreitung: und Be- . IN iE 
Scharlach gehabt und erkrankte am 11. Krankheitstage mit.Influenza. | reitschaft des erforderlichen Keimmaterials rechnen. Der Unter- Kl Rn 
Aufnahme am 14. Krankheitstage, mit Bronchopneumonie, Exitus am | schied ‚gegenüber der Diphtherie und Influenza: könnte deshalb ERE rii. 
19. Krankbeitstage an Influenzapneumonie und Empyem. Ein 18jähriges auffallen, weil auch bei der Diphtherie Mischinfektionen mit sep- _- Ki A BE 
N mit en eben, en a er tischen ’Krankheitserregern eine Rolle spielen. Solange sich diese KIA Ei 
| rum cem intravenös £ Auf- nhtnfaoltiar A: : RER: RI Le) Mr 
mil ` nahme. Am 8. Krankheitstage In tsngapnennonie, sm 10. Krankheit. nn Er auf Er on en kommt E T SE 
¿} . fage Exitus letalis an Pneumonie und Empyem. a lre Bedeutung nich wesentlich. in Betracht. Bei den Lokalisa- Ihe =: 
o ai Bei allen Fällen bestätigte der Sektionsbefund die Annahme, daß tionen der Diphtherie auf den tieferen Luftwegen, Kehlkopf, Trachea RE 
ie die Komplikation mit Pneumonie und Streptokokkenempyem das Er- | ünd Bronchien fehlten aber tatsächlich die gefährlichen Kompli- a. 
we | gebnis einer sekundären Infektion mit Influenza war, insofern, als die | kationen bei gleichzeitiger Influenza nicht, In der Tatsache, daß JiR EERE A 
he:  - Beschaffenheit der Bronchopneumonie die größte Übereinstimmung mit | -es beim Scharlach gerade die schwersten Streptokökkeninfektionen i il; 
goii un Infuenzapneumonien zeigte. Auch die rapide Entwicklung der | der Lunge und Pleura sind, die die Gefährlichkeit der gleichzei- | Rn 
at; Komplikation war für Influenza charakterisiert). tigen Influenza bedingen, liegt ein Hinweis auf die Bedeutung des Fr kn E 
t © Wir sahen also bei zehn Influenzafällen. auf der Scharlach- | jeweiligen Keimangebotes für die Entstehung der sekundären In- ’ nee; 
pi abteilung viermal die schwersten Komplikationen mit. Broncho- | fektionen. Wie wir auf Grund unserer bisherigen und vielfältiger RK ap. ir BR 
me pneumonie und Empyem entstehen, wovon zwei Fälle frische | an anderen Orten erhobener Befunde annehmen müssen, ist dem ie 
j Scharlacherkrankungen betrafen, zwei Fälle erst an späteren Krank- | Pfeifferschen Influenzabacillus wahrscheinlich nur die Rolle eines o 
|-  heitstagen durch Influenza kompliziert wurden. Es liegt die An- | sekundären Erregers, der mit anderen sekundären Keimen, Strepto- Bi.‘ 
we nahme nahe, daß hier kein zufälliges Zusammentreffen der schweren: | kokken Pneumokokken Staphylokokken usw. auf einer Stufe ehe Ä I SEN T De 
A | omplikationen mit dem Scharlach vorliegt, sondern daß die | bei der diesjährigen Influenza zuzuerkennen [Deußin D], Wenn hei. Penn 
se atur der Scharlacherkrankung die Voraussetzung bildet für die man an anderen Stellen den 'Influenzabacillus häufiger gefunden | E AR: SP z 
A | pagang zum komplizierten Verlauf der gleichzeitigen Influenza. | hat, so könnten diese Befunde damit zusammenhängen, daß das IN: 
p? bei isposition für das Auftreten der schweren Sekundärinfektionen | Krankenmaterial aus einer anderen Quelle mit anderen Mischinfek- Hal, Si 
t el gleichzeitiger Influenza mit Streptokokken bei Scharlach be- | tionskeimen infiziert worden ist, Die Möglichkeit gruppenweiser PRUTI E HARAR 
Ti ie darauf, daß der Scharlach an sich in größerem Maße von | Infektionen aus einer bestimmten Quelle mit ein und demseihen ci) ee 
bi | St undären Infektionen mit Streptokokken begleitet wird, daß die und dann überwiegenden Keimmaterial wird durch - die Erfah- IRIE ' n 
f reptokokken fast als regelmäßige Begleitbakterien beim Scharlach | rungen auf der Scharlachabteilung, wo es sich in allen vier-töd- E 
ei. angetroffen werden. Wird die Schwere einer Scharlachepidemie | lichen Fällen um gleichsinnige Infektionen handelt, und zwar in- MET GER 
2 = u on durch den Einfluß der Mischinfektion mit Strepto- folge gleichartigen Keimangebotes, verständlich. R | Di Wit Bi n7 
P die She zu einem gewissen Grade bestimmt, ebenso wie „auch l Für den günstigen Verlauf der auf. der Diphtherieabteilung . u ER $ g: s 
| ? ere der Influenza und: der Umfang der Komplikationen entstandenen Hausinfektionen könnt kein M ; BES D 
von der Rolle der Misch: i " um! | en | Ha 0 Onnte noch ein Moment in Betracht nla D o 
si só ist ‚der Misehinfektionskeime in hohem Maße abhängt, | kommen, das kurz erwähnt werden soll. Von Benjamin und iv BIER] FE 
N ‚0 Ist es begreiflich, daß die Kombination dieser beiden Infektionen | wit neo ist f ‚ächenda Rindi I | Iran. 11 A 
; MM Organismus für den bedenklichen Einfluß der Mischinfekti itzinger?) ist auf abschwächende Einflüsse einer voraus- i T 
i =, SURSENEN END er MISCMnIeKUonS- | gegangenen Infektion 'artfremden Serums auf einen. darauf folgen- | (Mr; wet 
E Sehara ch Abschluß der Arbeit wurden zwei weitere Fälle von a on. en. o das Krankheitsbild ‚der . „Scarla- j Be: 
> Verhältnis 1 Influenza auf der Scharlachabteilung behandelt, die das | ma Miugala aul der Grundlage dieser prophylaktischen Serum- Il MEERE: >, 
gun er Influenza zu Diphtherie und Scharlach noch mehr zu- behandlung aufgestellt worden, Der -Gedanke liegt nahe, daß bei MEES A Ve 
>. Quelle Ay verschieben. Beide Fälle stammten aus gleicher ra e E een erworbenen Influenzafällen eine ar Nr a 
nd, w a ädchen aus einer Hamburger Anstalt). ‚abschwächende‘ Wirkung der vorausgegangenen Serumbehandlung I: 
: Bronchitis ne dauer, 3 i een an a a Coe Una Mi in Betracht kommen könnte RENAE IA ppr 
‚9. r . - ; : l - atsächlich war | i Í PPAP AIET i R 
| ronchon St: Continua zwischen 89 und 40°. 10, Krankheitstag: | auf der Abteilung -infiziert nit nn a IE EEE 1: 
- Nnks-hinten ma links ‚hinten unten.‘ 11. Krankheitstag: 'Empyen Empyem erkrankte, eine 18jährige Patientin. di ne un rien 17 E 
2 SWR n. 18. Krankheitstag: Exitus letalis. ; beh delt d 2 Ohr Er l ? 10 DIG mit Serum. é} NAET RER o, 
Scharlach und 1 „21 Jahre. 5. Krankheitstag: Mit mittelschwerem ANGO. WOrden: War. ne diesem wohl zufälligen Zusammen- SEP 2 a MG 
ontinna zwisci eichter Bronchitis ‘aufgenommen. 8.- Krankheitstag: treffen größere Bedeutung . beizumessen, könnte man doch der ERE .;. 
10. Krankhei Pr 39 und 40°, Rechts hinten unten Pleuritis sieca. | Frage der prophylaktischeri Beeinflussung der Influenza mit Injek- UN o. 
Exitus letalis Be \echts hinten unten Empyem. 11:, Krankheitstag: Ä | en | | en. RGE E IN e = 
‚Eimpyem. I der Sektion fanden sich typische Influenzapneumonien 1) Deußing, M. Kl. 1918, Nr. 89.. 000, t Bi Br E 
? Benjamin und Witzinger, Zschr. f, Kindhlk. 1911. Apei S 
bhs 100.127. a Pe 
Ta a 


E f 
| 


DEREN 2 
ran gi 
7 2 we wu = N 
ki "ene 3 Sr rn Be 
u a EIER, rt. s AEA 


. # 


ne TEASE? 


Pri $ 5 2 a * a get 
i er oi A * % 
a P Ten - : RE z 
TOOP - CEP E a LEE TY TAN pos san Fer 
- PA 


Sch Te. IEA 


ET 


288 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 10. 


9. März. 


tionen artfremden Serums einmal nähertreten. Uns scheinen die 
Gesichtspunkte, die wir eingangs zur Begründung des günstigen 
Verlaufs. der Influenza bei Hausinfektionen auf der Diphtheriabtei- 
lung angeführt haben, maßgebend zu sein, sie entsprechen auch 
den Erfahrungen auf anderen Krankenhausabteilungen und den 
in der Literatur zum Ausdrucke gebrachten Beobachtungem 

Zusammenfassung: 1. Auf der Diphtherieabteilung 
verlief unter 60 Hausinfektionen mit Influenza nur ein Fall mit 
schweren Komplikationen (Bronchopneumonien und Empyen). 

2. Bei gleichzeitiger Kombination von Influenza und Di- 
phtherie kamen besonders bei den Kehlkopf- und Luftröhren- 
diphtherien schwere Komplikationen häufig zustande. 

3. Auch reine Larynx- und Trachealaffektionen der Influenza 
können bei Kindern diphtherieähnliche Krankheitsbilder mit aus- 
gesprochenen Crouperscheinungen verursachen. 

4. Auf der Scharlachabteilung verliefen unter zehn Fällen 
mit Influenza vier Fälle tödlich durch Komplikationen infolge von 
Bronehopneumonie und Empyem. Die Häufigkeit der schweren 


‘ Komplikationen bei Scharlach beruht auf der an sich großen Nei- 


gung des Scharlachs zu Sekundärinfektionen mit Streptokokken. 


Beiträge zur Lumbalanästhesie. 
Von 
San.-Rat Dr. Hermann Ziegner, 
leitendem Arzt des Städtischen Krankenhauses Küstrin. 


Viele Chirurgen, welche unter dem Eindruck der von 
König und Hohmeijer 1909 auf dem Chirurgenkongreß vor- 


' getragenen Sammelforschung über Lumbalanästhesie standen, 


haben sich nur zögernd entschlossen, die Lumbalanästhesie bei 
Heeresangehörigen im Kriege in Anwendung zu bringen. Die 
Zahl der in dieser Statistik angegebenen Todesfälle von 1: 200, 
die schweren vorübergehenden und bleibenden Schädigungen 
mußten abschreckend wirken. Freilich wurde schon damals durch 
Müller, Strauß, Dönitz und Andere mit Nachdruck auf 
die Schwächen und Fehlerquellen dieser Statistik hingewiesen. 
Es konnten große Serien ohne jede ernstere Schädigung gegen die 
obige Sammelstatistik geltend gemacht. werden. Auch mir blieben 
unter 408 Lumbalanästhesien, welche, ich in dem Kriegslazarett 
zu Sedan in der Zeit vom 1. Januar bis 18. Oktober 1918 aus- 
führte, unglückliche Ausgänge vollkommen erspart. 

Damit will ich durchaus nicht die Anschauung vertreten, daß 
die Lumbalanästhesie völlig gefahrlos ist. Es ist selbständlich nicht 
gleichgültig, einem von Natur aus so außerordentlich geschützten Or- 
gane, wie es das Rückenmark ist, ein Anaestheticum einzuverleiben. 
Wissen wir doch, um kurz zwei Beispiele anzuführen, daß selbst Jod 
in großen Dosen innerlich gegeben, nur unter pathologischen Verhält- 
nissen in kleinen Mengen in den Liquor übergeht, daß ferner die inner- 
liche Anwendung sehr großer Methylenblaudosen bei geschwächten und 
erschöpften Septikern nicht imstande ist, die Farbe des Liquors zu 
ändern. Auch haben gerade die Kriegsverletzungen uns immer wieder 
in gehäulter Form gezeigt, daß die geringste Beimengung von Blut 
oder zertrümmerten Hirn- oder Rückenmarkspartikelchen einen mäch- 
tigen biologischen Reizfaktor darstellt, welcher unter anderem meist 
zur vermehrten Liquorproduktion, zunächst wohl als Abwehrreaktion, 
führt. Dasselbe ist von der Kälte usw. bekannt. Alle diese Schädi- 
gungen müssen natürlich bei der Anwendung der Lumbalanästhesie 
strengstens vermieden werden. Desgleichen ist die Infektionsgefahr erhöht. 

Alle diese Gefahren lassen sich, wie auch meine Statistik lehrt, 
auf ein Mindestmaß herabdrücken und umgehen. Diese biologische 
Gefahrengruppe, wenn ich sie so nennen darf, ist .binreichend be- 
kannt, aber mit einer anderen Gruppe, welche mit der physio- 
logischen Wirkung der Lumbalanästhesie im Zusammenhang steht, 


' haben sich meines Wissens bisher die Autoren wenig oder gar 


nicht beschäftigt. Auf diesen Punkt, die Lähmung der Vaso- 
motorencentren und ihre Einwirkung auf den Gesamtorganismus, 
will ich daher am Schlusse des näheren eingehen. 


Zunächst zur Statistik selbst. Unter meiner Beobachtungsreihe 
herrschte das 20. bis 30. Lebensjahr vor. Der älteste Patient war 46, 
der jüngste 18 Jahre. Auch ich hatte in den ersten drei Kriegsjahren 
aus den oben angegebenen Gründen nur selten von der Rückenmarks- 
anästhesie bei Heeresangehörigen Gebrauch gemacht. Die äußeren Ver- 
hältnisse des Jahres 1918 brachten einen Umschwung. Wir standen 
bald im Zeichen des Großkrampfes, bald unter dem Andrange eines 
großen friedenschirurgischen Materials. Die Anforderungen an das 
Personal wurden dadurch ruckweise erheblich gesteigert und das ver- 
anlaßte mich, bei dem großen Unterextremitätenmaterial reichlicher von 
der Lumbalanästhesie Gebrauch zu machen. Im ganzen hatte ich in 
diesen 9 Monaten 4882 Durchgänge. 


Bei dieser ungeheuren aufreibenden Tätigkeit hat uns die 
Lumbalanästhesie mit ihrer prompten Wirkung und bequemen 
Handhabung gute Dienste geleistet. Die Versorgung der Schuß- 
brüche, der Amputationen und der Resektionen war naturgemäß 
die Domäne ihrer Anwendung. Die Anlegung der Brückengips- 
verbände und der Streckverbände wurde durch die Lumbal- 
anästhesie wesentlich erleichtert. Konnte doch der Patient unsere 
Tätigkeit teilweise unterstützen, indem er bei der Lagerung mit 
den Armen selbst etwas nachzuhelfen vermochte. Unsere Pa- 
tienten, welche entweder direkt aus dem Schützengraben kamen 
oder andererseits bereits ein längeres Krankenlager im Feldlazarett 
hinter sich hatten, waren zu 90°/, mit Bronchitis behaftet. Wir 
waren schon deshalb froh, wenn wir die Narkose vermeiden 
konnten. Ferner fiel das nach der Narkose in den dicht belegten 
Sälen für den Patienten und die Nachbarschaft gleich unange- 
nehme Erbrechen weg, und die richtige Lagerung des Ober- 
schenkelschußbruches konnte im Schwebestreckverband unter der 
schmerzstillenden Wirkung der Lumbalanästhesie ruhig und sach- 
lich durchgeführt werden. 

Die Lumbalanästhesie kam im einzelnen zur Anwendung: bei 
Wundrevisionen, Splitterentfernungen und Vueinierung 74 mal, Ampu- 
tationen des Oberschenkels und Unterschenkels 20 mal, Exartikulation 
im Kniegelenk 12 mal, bei Drainagen, Aufklappung und Resektion des 
Kniegelenks 22 mal, bei Sprunggelenkresektionen 8 mal. bei Absetzung 
des Fußes nach Chopart und Lißfrank 8 mal. Operationen nach Piro- 
goff 4 mal, Operationen nach Wladimiroff-Mikulicz 3 mal, Versorgung 
von Oberschenkelschußbrüchen, Sequestrotomien, Anlegung von Brücken- 
Gips- und Streckverbänden 36mal, Hüftgelenkdrainagen und Resek- 
tionen 7 mal, Aneurysmaoperationen und Gefäßversorgungen 16 mal, 
Nervenrevisionen 6 mal, Operationen bei Mastdarmverletzungen, Mast- 
darmfisteln und Prolapsen 12 mal, Bruchoperationen 159 mal, Kastra- 
tionen 9mal, Varicen 7mal, Gelenkmäusen 3 mal, Harnröhrenfistel 
1 mal, blutiger Stellung einer Sprunggelenkluxation 1 mal. 

Benutzt wurde stets Tropacocain mit etwas Adrenalinzusatz 
in den von der Heeresverwaltung gelieferten Phiolen. Die Prä- 
parate stammten von verschiedenen Armeekorps:. Sie waren ID 
ihrer Wirkung durchaus gleichmäßig und zuverlässig. Anfangs 


‚hielt ich an der von Dönitz empfohlenen Einzeldosis von 0,05 


fest. Bald erhöhte ich infolge ungenügender Dauer der Wirkung 
dieselbe auf das Doppelte, ging aber dann wieder auf 0,075 zU- 
rück, welche ich dann weiterhin dauernd benutzte. Mit dieser 
Dosis habe .ich über 350 Anästhesien ausgeführt. Wir erzielten 
damit in jeder Beziehung befriedigende vollkommene Lähmungen 
an den jeweils erwünschten Segmenten. Ich habe stets vor dem 
Gebrauch das im Reagenzglase gelöste Präparat im Instrumenten- 
kocher aufkochen lassen und dann auf ungefähre Körpertempe- 
ratur erwärmt verabfolgt. In der Regel wurde zwischen drittem 
und viertem, mitunter auch zwischen zweitem und drittem Dor- 
fortsatz der Lendenwirbelsäule eingestochen. Die Verteilung des 
Anaestheticums habe ich peinlich nach den Vorschriften von Bier! 
und Dönitz vorgenommen. Bei Operationen am Damm wurden 
nicht mehr als 2 cem, am Bein nicht mehr als 6 und an der 
Hüfte nicht mehr als 8 cem Liquor angesaugt. Bei Operationen 
am Bein wurde sofort nach der Injektion das Becken etwas, bel 
Operationen an der Hüfte dagegen stark hoch gelagert, so lange, 
bis die nach zwei bis drei Minuten erlöschenden Hautreflexe UNS 
die Orientierung über die Ausdehnung des Anaestheticums ermöß- 
lichten. Dann wurde wieder horizontal gelagert. Die motorisoh® 
Lähmung pflegte regelmäßig nach weiteren drei bis vier Minuten, 
mitunter auch etwas langsamer bis zur völligen Lähmung der be- 
troffenen Segmentabschnitte einzutreten. Höher als bis zur Leisten- 
gegend bin ich mit der Anästhesierung absichtlich nicht gegangen. 
Ich habe die Armreflexe wiederholt nach der Lumbalanästhesie 
prüfen lassen. Niemals konnte eine Störung oder Beeinflussung 
nachgewiesen werden. Die Wirkung des Anaestheticums blieb völlig 
auf die gewünschten Segmentabschnitte beschränkt. Erbrechen 
und Kollapszustände habe ich fünfmal beobachtet. Es fiel mir 
auf, daß diese schweren Zufälle nur bei sehr blutarmen Patienten 
mit Oberschenkelschußbrüchen eintraten. Die Darreichung vo 
Kognak und Tieflagerung des Kopfes halfen uns über die anfangs 
recht bedrohlichen Erscheinungen glatt hinweg. 

Unwillkürlichen Abgang von Stuhl babe ich dreimal auf ge 
Operationstische beobachtet, jedoch nur bei septischen Patienten, We en 
bereits an Durchfällen litten. Kopfschmerzen am ersten Tage WUP ar 
zehnmal geklagt, Kopfschmerzen von längerer Dauer dreimal. are j 
befand sich ein Patient mit ausgesprochenem Meningismus. Es besten 
zwölf Tage lang starker Kopfschmerz, Brechneigung, Nackenstery 
Somnolenz, Druckpuls und Taumeln bei geschlossenen Augen. den 
kann mir diese Symptome, welche später restlos wieder vorschwäl? _ 


der lageni; i 
hte.. Uneeh. ' 
zengraben BEE: 
ar im Feld 
s behaftet IE 
kose Tem S 
p dicht hy > 
gleich ne 


rung de y 


band uii; | u 


EEE 


NEN 


Be FE u S 


u ee Een $ i oii 8 
= 4 Jor $ K 3 2 ga - pie i 

; e . B 

1 DTE a ` Ze ` Kee o PE . 

GO Eana A iy BAER on 2 

ne i 
Ld y + 
+8: März: = 
“e f We SER 
. X 


-© 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 10; ' 
stehung dieser Schmerzen wohl nur als viscerosensiblen Reflex 
erklären. — Wenn nämlich ein inneres Organ erkrankt ist, werden 
die normalerweise in den centripetalen Nerven ablaufenden Er- 


nur durch eine Meningitis serosa erklären, die sich auf die Ventrikel 
ausgedehnt hatte. Zu einer Abducensparese führte dieser akute.Hydro- 


sitat, werden doch durch Herz- und Gefäßerkrankungen ;sehr 


4 November 1918. 


cephalus nicht, obwohl gerade nicht selten dieses Symptom bei Hydro- . 


cephalen, meist ohne weitere Bedeutung, vorkommt. 


Versager hatte ich, obwohl die Einverleibung des Anaestheti- 
glatt stattgefunden: hatte, im ganzen 


cums in den Liquorraum 
achtmal. 


werden. In einem Falle willigte .der Patient in die 


an Oberschenkelschußbrüchen ` litten, 


' 


phium oder andere -Betäubungsmittel benötigt, 


Wie schon oben angedeutet, beobachteten wir regelmäßig 
eine ausgesprochene Blässe des Gesichts, sobald die anästhesie- 
Wir legten uns die Frage vor: Kommt 
diese ganz auffallende Anämie des Gesichts lediglich von der Ein- 
'Präparates oder hat sie. vielleicht andere 
ja im allgemeinen akute Blässe des Ge- 
Novoeaindosen nur selten, niemals jedoch 
wie sie die Rückenmarksanästhesie benötigt. . 
Ich glaube daher, diese Blässe in einen ursächlichen Zusammen- 
hang mit der Vasomotorenlähmung der anästhesierten Rücken- 
Es trat nämlich bei. den 
Männern lückenlos Priapismus auf in gleicher Weise, wie wir es 

Diese priapische 
‚Schwellung‘. war für jede vollkommene Rückenmarksanästhesie, wie 


rende Wirkung einsetzte, 


verleibung des toxischen 
Ursachen? Wir sehen 
` sichts selbst bei großen 
bei so kleinen Mengen, 


marksabschnitte bringen zu_ müssen. 
bei der Querläsion des Rückenmarks sehen. 


wir sie haben- wollen und haben müssen, ungemein charakteristisch 


In gleicher Weise erweiterten sich auch die Gefäße an den Unter- 
an den sichtbaren Venen festgestellt wer- 
Prüfungen mit Hautthermometern und ‚anderweitige 
"Umfangsmessungen konnten wir aus äußeren Gründen leider nicht 
> gesetzte Vorgang dung 
-` erscheint mir beachtenswert, da dadurch größere Mengen Blutes in 

. das Becken und 


- extremitäten, wie dies 
` den konnte, 


vornehmen. Dieser von der Lumbalanästhesie 


die Unterextremitäten . absorbiert werden können. 
Aus meinen Versuchen über die Narkose bei künstlich verkleinertem 
Kreislauf weiß ich, daß auf diese Weise dem allgemeinen 'Kreis- 
lauf nicht unbeträchtliche Blutmengen entzogen werden können, 
‚sodaß die Anämie der oberen Körperhälfte sehr wohl die Folge 


dieser Vasomotorenlähmung sein kann. Daß die Blässe des Ge-. 


siehts nicht durch die Einverleibung des Cocainpräparats allein 
erklärt werden kann, beweist ferner das Fehlen jeder weiteren 
Cocainvergiftungssymptome, Der regelmäßig im Anfang kontrol- 
lierte Puls ließ niemals eine Beschleunigung erkennen. Von den 
für Cocainvergiftungen charakteristischen Halluzinationen war nun 
vollends niemals die Rede. Bei unseren Soldaten mit ihrem adap- 
tionsfähig en Gefäßsystem erwuchs aus dieser Vasomotorenläh- 
mang im allgemeinen keine Gefahr, wohl: aber bei den fünf stark 
ausgebluteten Patienten, Hier kam es, wie schon erwähnt, zu be- 
drohlichen Kollapszuständen. Ich kann nicht umhin, dieselben in 
einen ursächlichen Zusammenhang mit der. Vasomotorenlähmung 
zu bringen. Ob der Zufall dabei eine Rolle gespielt hat, will ich 


Mit Sicherheit nicht: entscheiden und offenlassen, aber. immerhin 


alte ich mich verpflichtet, die Aufmerksamkeit. auf obige Beob- 
achtungen zu lenken. Es gilt, die Lumbalanästhesie, welche uns 


ürch ihre souveräne und prompte Wirkung viele Vorteile bietet, 
Weiterhin zu durchforschen und auszubauen, | u 


1 


Aus der Röntgenabteilung des Hospitals zum Heiligen Geist in 


Frankfurt a. M. (Vorstand: Dr. Franz Groede)), 
Röntgenbehandlung bei kardialen Schmerzen'). 


f Von | l 
. Dr. Franz Groedel, Frankfurt a. M.-Bad Nauheim. 


Obschon das Herz keine eigentliche Schmerzempfindung be- 


4 


eflige Brust Wir können uns die Ent- 
aa Schmerzen verursacht. ir können uns die En 
a EEE : > i 


) Vortrag, gehalten im Ärztlichen Verein in Frankfurt a. M. 


Es mußte infolgedessen siebenmal noch zur Narkose gegriffen 
Verschiebung der 


Operation, und drei Tage später gelang die Anästhesierung ganz prompt. 
Unvollkommene Anästhesien hatten -wir in sechs Fällen, bei 
denen es nicht gelang, die gewünschte Menge von Liquor anzusaugen. . 
Erwähnen will ich noch, daß wir bei fünf Patienten, welche 
im ‚Laufe der Behandlung 
die Lumbalanästhesie dreimal und bei anderen Patienten zweimal 
in mehrwöchigen Zwischenräumen immer wieder mit gleichem Er- 
folge und ohne jede Störung ausgeführt haben. Da wir es mit |.! | . Wanna! 
aufgeregten Kranken nicht = tun Hatten, haben wir niemals Mor- in verschiedenen Körperregionen auf, besonders 


maßen falsch lokalisiert. 


beziehungsweise vasomotoria‘ bekannten Schmerzen -zu nennen, 
unter denen besonders in den letzten Jahren viele Menschen. zu 
leiden haben. Diese funktionelle Angina, vielfach auch Pseudo- 
angina genannt, entsteht unserer derzeitigen Auffassung nach 
durch spastische Zustände der Coronargefäße — auslösende Mo- 
mente dürften besonders Ermüdungstoxine, Nicotin, Ernährungs- 
‚störungen (Kardiodystrophien), ‚spastische Magendarmzustände usw. 
sein — und ist von der organischen Angina pectoris (auch vera 
genannt) oft nur schwer: zu unterscheiden. Im. einzelnen Falle ist 
die Lokalisation der Schmerzen, ihre Ausbreitung und Ausstrahlung, 
` | Ihre Auslösung und ihre Begleiterscheinuugen (z. B. Hyperästhesien) 
so verschiedenartig und wechselreich, daß der stenokardische 
Schmerz als solcher für die Diagnosestellung nur 'mit Vorsicht zu 
verwerten ist. _ N, rn a 
Ganz besonders schwierig wird aber meist die sichere Entschei- 
über Diagnose, Prognose und Therapie, weil offenbar viele 
Fälle eine Kombination von Angina pectoris vera und vasomotoria 
darstellen. ‘Die verschiedenartigsten Mittel können infolgedessen 
auch für kürzere oder längere Zeit günstig wirken. Weiterhin 
wird die Zahl der unter Umständen wirksamen Mittel vergrößert 
durch die Vielseitigkeit der die ‚Schmerzen indirekt auslösenden 
Momente. Und wenn auch nicht selten ex juvantibus die :Diffe- 
'rentialdiagnose ermöglicht wird, so ist doch andererseits aus den 
aufgeführten Gründen auch in dieser Beziehung große Reserve 
notwendig. SE | | 
Aus dem Gesagten ergibt sich ohne weiteres die Schwierig- 
keit, die Wirksamkeit eines neuen Mittels auf den- anginösen 
Schmerz oder gar. auf den diesen auslösenden Krankheitsprozeß 
zu beurteilen. Das neueste — soweit ich sehe noch nicht nach-- 
geprüfte — Mittel ist die Röntgenbehandlung bei-Angina, pectoris, 
Ludwig Adolf Beeck und Rahel Hirsch?) haben ~- 
„Über Röntgentiefenstrahlentherapie in "der Behandlung von Herz- 
und: Gefäßkrankheiten“ berichtet. Sie haben Patienten, die an 
Angina pectoris litten, mit Röntgenstrahlen behandelt, aber „aus- 
schließlich nur solche mit organisch objektiv nachweisbarer Ge- 
.fäß- beziehungsweise Herzmuskelerkrankung“, | | 
Die Schilderung der zehn behandelten Fälle läßt leider exakte 


klinische Daten über den Befund vor und nach der: Behandlung ver- 
rkennen, sind, hat es 


missen. Soweit die Diagnosen überhaupt zu e 
sich gehandelt: einmal um eine Aorteninsuffizienz mit Aortenerweiterung, 
dreimal um Aortenerweiterung und alte Lues, einmal um 'Aorten- 
aneurysma und alte Lues, viermal um Aortensklerose und Aorten- 
erweiterung, einmal um Myokarditis und Aortenerweiterung: Zwei- 
"mal wurde gleichzeitig mit der Röntgenbehandlung eine antisyphi- 
litische Kur durchgeführt. Die Wirkung von Nitroglycerin, -Theobromin- 
präparaten. usw. bei den behandelten Fällen scheint, nicht geprüft- 
worden zu sein. Dagegen ist in einem Falle erwähnt, daß Digitalis- 


präparate, Jodkali und Nauheim, in einem anderen ‘Falle, daß die be- 


| kannten „Herzbäder“. keine Besserung brachten. In drei. Fällen trat 


die Heilung schon nach drei Bestrahlungen ein, in den übrigen im 
Verlaufe oder am Ende der Bestrahlungskur. - In der Mehrzahl der 
Fälle soll der Aortenschatten schmäler geworden sen. > 

' . Über die Behandlungsmethodik wird nur folgendes gesagt: „Die 
Röhrenhärte betrug 26 mm (cm?) parallele Funkenstärke (Funken- 


s 


1) M. Kl. 1915, Nr. 88. 


regungen) derart verstärkt, daß die entsprechende Partie des 
Centralnervensystems in einen ‘Zustand .erhöhter Erregbarkeit ver-' 
setzt wird. Diese erhöhte Erregbarkeit überträgt sich auf benach- 
barte Centren, auf die Endigungen sensibler, von der Körper- 
oberfläche kommender Nerven, Infolgedessen: tritt ein Schmerz 
.an der Stelle der Haut auf, deren sensible Fasern an der gleichen 
Stelle des Centralnervensystems endigen, wie_ die centripetalen 
Nerven des erkrankten Organs. Der Schmerz wird also gewisser- 


Bekannt sind die Schmerzen hinter dem Sternum bei Peri- 
karditis und die Schmerzen bei Myokarderkrankungen, die meist 
‚In die Gegend der Herzspitze projiziert werden. Bei Angina pec-. 
toris; als Folge von Coronarsklerose,. treten gleichzeitig Schmerzen 
im linken Arm, 
im Unterkiefer usw.- Bei Aortenerkrankungen klagen die Patienten 
ebenfalls über allgemeine anginapectorisartige Schmerzen, die oft 
durch Veränderungen an der Ursprungsstelle der Coronargefäße 
verursacht sein können. Häufig werden auch in sehr typischer 
Weise die Schmerzen zwischen den Schulterblättern empfunden. 
Endlich: sind noch die unter dem Namen Angina pectoris nervosa 


Poa 
i 
r 
x 5 
b M 
PaA ; 
TEER Bi 
4 TE 
10H Be k 
7 are 
Sr l le, 
5 TEN, 
de. er 
Eg EA b x PER eG 
E + Eea I N 
y oeg Al 
t [ yo, N o, 
Re 
1’ $ PAAR ch i 
RR lege 
1 A X note 
Ir es 
Ri TEBA yt 
E Re 
- t 
nen 
ERA N, 
$ | t! se iL E 
i N t at 
TEU Era Wi = 
u tler 
y A Piy 
E E YIea 
J | H 5 ei 
rm Ka ER 
Fr $ p: 5i 
uw 
7 T IFEA 
LA hl vet 
"Er. 
f y T 
ann ME 
’ t ki 
} f BF R 
Dal zty Ken i. 
HEC We 
l | ha 4 
f W. 2} EL E it 
f Eyi 
an BR 
j } j i i 4 g ge 3“ 
E } t ‘. 
{ T] ESA > e N 
wo T 
IE RER a DE 
H da BAHN 
f te 
$ MER (h: 
$ 1 
t | SEE bie 
| | ı SI 
U AES 
f J E BER: ” 
HAES F 
PU c tn 
| ‘A Fr 4g 
' RR 
£ B vr y 
IN 05 In A 
| | au Er 
pe A a 
Í f fi Fu ` } 
Í Pasy 
| p po Ey 
àl '. ABN z nn 
f 4 2 Wurde 
Re ` 
j Tun 
{ ; K zur 
` MEDERI EN 
$ E ER 
E rn 
| HE 
| N: FOL EN 
3 1°; *, 
R. fi: Er 
fi By 
t. 
ach 


è 
x 


Aa 


RE 
` 


NN 


N Eee lg Yon ee 
= A Lr Te YA 
ee rn ve PA ~ : 


AESA M > 
Ba Te a N a Ena T 


- 


P} 


y J 
L 
` . 
rn. 
te % 
s 
AE E 
at. 
aae Er 
vo 
Ca a 
um a 
’ bo 
> ` 
‘ = 
Ru x B 
‘ - 
You 
FE -a 
- et 
.. o . 
er 
z eto 
\ ei 
vw, i 
a Cs, 
G f . 
` | 
. FEN, 
R f 
\ 
; i x 
x 
la 
‘ 
1 
+ 
LE 


nn a en 


Te re >r 
me zo 


e. 
A "ara. Kos 


Cpe ie Ei ein 


e 
Da, mas A N Pe En 
x > 


EHER Ya u 
CE Fe > 
pn k 


240 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 10. 


9, März. 


länge?), die Belastung war 11/2 mm (MA.?), Fokushautdistanz 22 mm (cm?), 
Filterung mit 8 mm Aluminium. 

Behandlungsweise: Zwölf Sitzungen. Nach jeder Sitzung eine 
achttägige Pause, nur zwischen der sechsten und siebenten Sitzung 
eine Pause von i4 Tagen. Bei jeder Sitzung wurden 5 X pro Feld 


- verabreicht (Angabe, ob dies Tiefendosis ist, fehlt), und zwar wurde 


pro Sitzung nur ein Feld — entweder von der Brust oder vom Rücken 
aus — bestrahlt. - 

-~ Weder die klinische Schilderung, noch die von Beeck 
und Hirsch gewählte technische Anordnung der Strahlen- 
behandlung konnte mir eine Nachprüfung erfolgversprechend er- 
scheinen lassen, um so weniger, als eine Erklärung der Strahlen- 
wirkung bei Angina pectoris von den beiden Autoren weder ge- 
geben, noch zu geben versucht wird. Wenn ich die Methode seit 
nunmehr drei Jahren doch in Anwendung brachte, so geschah es 
auf Wunsch einzelner Ärzte, die mir Patienten zur Röntgen- 
behandlung überwiesen, oder auf Wunsch einzelner Patienten, die 
von dem neuen Verfahren gehört hatten. 


Um technisch einwandfreie Vorbedingungen für die Erzielung 
eines therapeutischen Effektes zu schaffen, änderte ich die Methodik 
folgendermaßen. Entweder: Apex — Tiefentherapie — Instrumentarium, 
‚Duraröhre mit Erdung oder Siederöhre, 2'/2 bis 3 Milliampere, 9 bis 10 
Bauer, 8 mm Aluminiumfiter, 22 cm Fokushautdistanz, breiter Tubus, 
Einfeldbestrahlung, Centrierung auf obere Hälfte des Sternums, 
Sitzung zehn Minuten lang, Resultat 50 bis 100 X unter 10 mm Alu- 
minium, acht Sitzungen, möglichst an aufeinanderfolgenden Tagen. 

Oder: Symmetrieapparat, selbsthärtende Siederöhre, 0,5 mm Zink- 
filter, Einfeldbestrahlung wie oben, eine Sitzung von 35 Minuten, even- 
tuell Wiederholung nach drei Wochen. 

Ich habe bisher 20 Fälle in ‚der geschilderten Weise behandelt. 
Zunächst ist über fünf Luetiker zu berichten, 'die teils nur subjektive, 
teils auch objektive Symptome von Aortitis luetica aufwiesen, dreimal 
mit deutlicher Aortenverbreiterung. Zweimal wurde eine geringe 
Besserung angegeben, dreimal blieb der Zustand ganz unbeeinflußt. 

Ich bringe nur ein Beispiel aus dieser Gruppe: L., 42 Jahre 
alt. Schon seit drei Jahren in meiner Behandlung wegen Angstgefühls, 
schmerzhaften Drucks auf der Brust, tauben Gefühls im linken Arm, 
ohnmachtsartiger Zustände und Schwindel. Mit 80 Jahren hat er 
Lues gehabt, viele Kuren durchgemacht, zuletzt auch Salvarsankur, 
obgleich die Wassermannreaktion negativ ausgefallen war. 

` Die Basistöne sind leise, der erste Aortenton ist unrein, der 
zweite akzentuiert und klingend; der systolische Blutdruck beträgt 
120 mm Hg, der Herztransversaldurchmesser 18 cm bei 25 cm basaler 
Lungenbreite. Die Herzgröße ist also etwas übernormal. Die Aorten- 
breite mißt 6 cm bei 7,5 cm Ascendenzhöhe. Diuretin, sonstige Theo- 
brominpräparate mit Chinin, Jod, Arsen, Höhensonnenbehandlung und 
vieles andere bewirkten keine dauernde Besserung. 

Acht Röntgenbestrahlungen, nach der oben beschriebenen Methodik 
ausgeführt, brachten eine geringe subjektive Besserung. Der objektive 


Befund blieb durchaus unverändert. Drei Monate später kam Patient ' 


wieder mit den gleichen Klagen wie früher zu mir. 
Bestrablungsserie war erfolglos. 

‚Weitere fünf Fälle, bei denen Lues mit größter Wahrscheinlich- 
keit auszuschließen war, litten an ausgesprochener Angina pectoris. 
Drei von ihnen zeigten die Symptome hochgradiger Sklerose, zwei 
solche chronischer Myokarditis mit Sklerose. Sie fühlten keine Besse- 
rung nach der Röntgenbehandlung. 

Ich will einen dieser Fälle kurz schildern: 


Frau M., 65 Jahre alt, leidet.seit 15 Jahren dauernd an Angina 
pectoris, seit zehn Jahren außerdem an zeitweise auftretenden schweren 
Anfällen. Bei solchen hilft nur Morphium. In der anfallsfreien Zeit 
bat Patientin nur selten Medikamente verordnet bekommen. Die Herz- 
töne sind sehr leise, der zweite Aortenton ist etwas akzentuiert. Die 
transversale Herzgröße beträgt 13,7 cm bei 24 cm basaler Lungenbreite, 
ist also leicht übernormal. Die Herzform ist liegend. Auch die Aorta 
ist leicht verbreitert, sie mißt 6,2 cm in der Breite bei 7,5 cm 
Ascendenzhöhe. : Der Blutdruck beträgt systolisch 200, diastolisch 
100 mm Hg. Nach der ersten Bestrahlung hatte Patientin eine gute 
Nacht wie schon lange nicht mehr. Am darauffolgenden Tage war 
der Zustand jedoch wieder gleich Schlecht wie früher. Nach der 
vierten Bestrablung angeblich Verschlechterung. ` 

Die restlichen zehn Fälle zeigten keine objektiv nachweisbare 
organische Veränderungen. Sie litten an Angina pectoris vasomotoria. 
Fünf Fälle blieben unbeeinflußt, vier Fälle wurden gebessert, nur 
einer geheilt. l 

Bei letzterem handelte es sich um eine 63 jährige Frau A., die 
nie schwerer krank gewesen war. Klimakterium vor zehn Jabren ohne 
Beschwerden überstanden. Etwa seit dieser Zeit Schmerzen auf der 
Brust, die hauptsächlich beim Gehen, besonders nach dem Essen und 
bei kalter Luft, aber auch noch stärker anfallweise auftreten. Eines 
chronischen Bronchialkatarrhs wegen hat sie lange Zeit Jod genommen. 
Die Herztöne sind etwas leise, der zweite Herzton ist mäßig akzentuiert. 
Die Herzgröße beträgt 11,7 cm bei 22 cm basaler Lungenbreite. Die 


Aortenmaße sind 5,1 : 6,6 cm, der Blutdruck schwankt svstoli 
zwischen 115 und 120 mm Hg. ' ystolisch 


Eine zweite 


Die ersten zwei Bestrahlungen hatten keinen Einfluß auf die 


Beschwerden, nach der dritten trat Besserung ein, nach der letzten, 


achten, vollkommene Beseitigung der anginösen Schmerzen. Die Brust- 
schmerzen sind bis heute — zwei Jahre nach Beendigung der Be- 
handlung — nicht wieder aufgetreten, dagegen haben sich jetzt Bein- 
krämpfe nach Art des intermittierenden Hinkens eingestellt. 

Besserung brachte die Behandlung besonders einem 54 jährigen 
Patienten, der seit etwa zehn Jahren wegen schwerer Neurasthenie in. 
meiner Behandlung steht. Im Vordergrund seiner Klagen stehen 
typische vasomotorische Beschwerden, besonders anginöse Schmerzen. 
Der objektive Befund ist stets negativ. Im dritten und vierten linken 
Intercostalraum, nahe dem Sternum, besteht hochgradige Druck- 
empfindlichkeit. Hier wird auch der anginöse Schmerz am lebhaftesten . 
empfunden. Diuretin mit Chinin bringen neben suggestiver Behand- 
lung von Zeit zu Zeit Linderung der quälenden Beschwerden. 

Die Röntgenbehandlung wirkt auffallend günstig auf den Inter- 
costalschmerz, der für einige Monate sistiert, dann aber wieder auftritt 
und den Patienten stets wieder zur Röntgenbehandlung führt. Der 


dumpfe, leise Herzschmerz bleibt dagegen dauernd unvermindert 
bestehen. | 


Bevor man die Röntgentherapie zur Behandlung irgendeines’ 
Leidens in Anwendung bring, muß man sich klarzumachen 
suchen, ob oder wie die Strahlen auf die. Krankheitsursache ein- 
wirken können. Denn wenn auch jede Zelle des menschlichen 
Körpers durch Röntgenstrahlen beeinflußbar ist, so ist doch die 


specifische Röntgenstrahlenempfindlichkeit der Gewebe eine sehr 
verschiedene. | 


Die Gefäßintima besitzt zwar im normalen Zustande noch nabezu 
die gleiche Empfindlichkeit wie die Haut. Das sklerosierte Gefäß dürfte 
dagegen kaum stärker beeinflußbar sein wie Bindegewebe, das nächst 
Knochen, Knorpel und Muskel bekanntlich sehr wenig reaktionsfähig 
ist. Aber nur, wenn es möglich wäre, den atheromatösen Prozeß der 
Gefäßwand zurückzubilden, wäre eine Heilung der auf Sklerose be- 
ruhenden Angina pectoris durch Röntgenstrahlen denkbar — was sich 
am Verschwinden der Verstärkung oder des klingenden Charakters des 
zweiten Aortentons zu erkennen geben müßte oder, wenn gleichzeitig 
eine arteriosklerotische Aortenstenose besteht, am Verschwinden des 
systolischen Geräusches. Auch der normale Muskel besitzt nur sehr 
geringe Röntgensensibilität, und es liegt kein Grund vor, anzunehmen, 
daß der degenerierte und der schwielige, zellärmere Herzmuskel röntgen- 
empfindlicher wäre; im Gegenteil. Also auch der auf Herzmuskel- 
erkrankung beruhende stenokardische Schmerz kann — wie die theo- 
retische Überlegung ohne weiteres zeigt — durch Röntgenbestrahlung 
nicht leicht. beseitigt werden, und es ist nicht wahrscheinlich, daß wir 
bei der Autopsie bestrahlter Myokarditiden nachweisen können, 
rückbildende Vorgänge stattgefunden haben. 

Wenn aber auch die beiden wichtigsten ursächlichen Momente 
der Angina pectoris — die Gefäß- und die Myokardveränderung — 
durch die Röntgenstrahlen nicht direkt beseitigt werden können, SO 
wäre doch denkbar, daß durch die Bestrablung toxisch wirkende Zer- 
fallsprodukte_ in den Blutstrom gelangen und in irgendeiner Form 
günstig auf die erkrankten Circulationsorgane oder den gestörten Blut- 
kreislauf, besonders im Coronarsystem wirken, vielleicht durch Vaso- 
dilatation analog den Theobromin- und Salpeterpräparaten oder durch 
Bindung anderer, vasoconstrietorisch tätiger Stoffwechselprodukte oder 
toxischer Substanzen. Oder — wenn wir die Angina pectoris als Er- 
nährungsstörung (Kardiodystrophie), als Ausdruck des „Traubenzucker- 


| hungers“ (Büdingen) betrachten — ließe sich daran denken, daß die 


Röntgenbestrahlung die Glykogenbildung respektive die Blutzucker- 
zufuhr zum Herzen steigert. In beiden Fällen wäre dann allerdings 
eine Vielfelderbestrahlung des Körpers noch wirksamer wie die Aorten- 
bestrahlung — und diesem Gedanken könnte man einmal nähertreteN. 
Und endlich könnte man daran denken, daß die Röntgenstrahlen auf 
das Nervengewebe abstumpfend einwirken und. so die eingangs 8* 
schilderte Funktion des viscerosensiblen Reflexes dämpfen. ‚Dann 
‚wäre wenigstens eine subjektive Besserung der Angina pectoris er- 
klärlich. 

‚ Jedenfalls ist, wie wir sahen, theoretisch die Beeinflußbar- 
keit der Grundlage einer Angina pectoris vera durch Röntgen- 
bestrahlung wenig wahrscheinlich. Und ebensowenig sprechen 
meine exakt durchgeführten praktischen Versuche dafür. Da- 
gegen ist bei Angina pectoris vasomotoria eine günstige W nn 
leicht verständlich, denn hier kann jedes suggestiv wirkende Mitte 
Erfolg ‚bringen. Als solches aber wären die Röntgenstrahlen zu 
wenig indifferent und im allgemeinen zu kostspielig. 

Andererseits ist aber die Möglichkeit einer indirekten Beem- 
flußbarkeit der Angina pectoris durch die Röntgenbestrahlung DI? 
ohne weiteres abzulehnen, wie ja auch einige der von Mit be- 
handelten Fälle zeigen. Zunächst ist es sehr wohl denkbar, T 
die komplizierenden neuralgischen Schmerzen unter der Wirkung 
der Röntgenstrahlen verschwinden, wofür wir ja einen Beweis C 
bracht haben. Jedem Praktiker fällt die Tatsache auf, wie P 
ausgesprochene Intercostalneuralgien (seltener Schulter-, Ar 


` 


im Nerv, die Veranlassung zu Neuralgien, so käme ‘'—“Zenau wie bei 


-` Körpers in Betracht, wodurch die schädlichen Subs 


 Röntgenstrahlen die Intercostalnerven zu beeinflussen vermögen, 


"Tektion, und zwar nimmt Sch 
gelegentlich bewußt dann in Kauf, wenn er hofft, durch konser- mit absoluter Sicherheit, 


vatives Verfahren eine bessere Funktion. der Hand zu erreichen. 
Auch ist er im allgemeinen dafür, einen doch unbrauchbaren 
Finger zu opfern, 
Hand zu bekommen. S ch 


. 


behandlung gebrochener Finger. 


` detzungen bilden 
| beugende Operation. 
hierfür sehr geeignet. 
‚ausgiebig und schonend zugleich freigelegt werden, ‚daß man’ 
Segen schwere Infektionen weitgehend gesichert ist. : Selbstver- 
 Sündlich gibt es auch 
| de Vermeidung von Senkungen ist es, den Oberarm horizontal zu 
B el kann man den gelähmten Nervus radialis frei- 
Enderle 
` Nerven, wenn er bei einer Revision der Wunde zu Gesicht kommt, 


Zu 


gerung keine Gewähr 
der, Funktion 
i elni 3 . n 5 .. 3e 

: p ung die Nervenenden wieder zusammengelagert und günstigere 


dingungen für 


ings‘ ist es . : 
was ja a p notwendig, mit den Splittern gründlichst. aufzuräumen, 
-44 auch für die Funktion ohne nachteilige Folgen bleibt. 


lich : 
Aaron ah ob die Hautdeckung der Metatarsusköpfchen ge- 


"SM. 


a 2 
ng R 


den Nebenverletzun gen. 


J $ 1% A $ 


. ©1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Ñr. 10.  _ 


u en - 
À : A . es . f 


"70. März ` 


Den 


neuralgien und andere) ein Symptomenbild überlagern, das wir bald 
als Angina pectoris vera, bald als vasomotoria deuten müssen, 
Interessant ist die Erklärung dieser Neuralgien!) als Reflex- oder 
Schutzphänomene, die auf dem für die Entstehung des viscero- 
sensiblen Reflexes geschilderten - Wege‘ ausgelöst werden. Und. 
praktisch wichtig ist die Erkenntnis dieser Kombination für die 
Therapie; denn nur beide Komponenten berücksichtigende Verord- 


nungen sind. erfolgversprechend, | | 

Daß nun die Röntgenstrahlen bei neuralgischen Schmerzen 
oft günstige Wirkung ausüben, ist uns schon seit: längerer Zeit 
bekannt. Und wenn auch die Erfolge auf diesem Gebiete recht 
wechselnde sind, so sind sie- heute doch nichtmehr 'abzustreiten, 


Wilms hat auch erst kürzlich wieder „Über Heilung der Tri- 
geminusneuralgie durch Röntgenbestrahlung“?) berichtet, = 

Die günstige Wirkung der Röntgentherapie in solchen Fällen 
erklärt Wilms etwa folgendermaßen: Entsteht die Trigeminusneuralgie 
im Anschluß ‚an Entzündungen, ist sie also durch Toxine oder Sioff- 
wechselstörungen entzündlicher Art bedingt, so werden die Röntgen- 
strahlen im Nerv oder auch im Ganglion „eine Auflösung der Schäd- 
lichkeiten“ bedingen. „Vielleicht ist es eine Art tryptischer Vorgang, 
der die Toxinreste oder. sonstigen Derivate beseitigt.“ Handelt es sich 
aber, wie beim Rheumatiker. oder Diabetiker, um Stoffwechselschäden 
endogener Natur, sind also Ablagerungen von. Stoffwechselprodukten 
im oder am Nerv oder Gerinnungsvorgänge oder Stauungserscheinungen - 


auf die Angina pectoris nicht von der Hand zu weisen. , - 

Die Erfahrung ‘hat uns nämlich schon lange gelehrt, daß 
man durch verschiedenartige Einwirkungen auf die peripheren 
sensitiven Zonen bei den verschiedenen Arten von Angina pec- 
toris schmerzlindernd wirken kann, zum Teil.durch Beeinflussung 
der sensitiven Nerven der betreffenden Region, zum Teil aber auch 


selbst. - Von derartigen Mitteln sind am bekanntesten die thermi- 
schen- (warme und kalte Umschläge), Vibration, Massage, haut- 
reizende Mittel usw. Sie. bewähren sich immer wieder, . 

Nicht viel anders’ ist auch die Wirkung der Diathermie. Man 
hat zwar große Hoffnungen auf sie. gesetzt und angenommen, 
‚mittels der'erwiesenermaßen durch das Diathermieverfahren in der 
Tiefe erzeugten Wärme direkt auf das Herz einwirken zu können. 
Unsere Erfahrung spricht nicht dafür. Auch die Diathermie 


tisch wirkenden Anginamitteln ‘zu gehören.. Und in vieler Bezie- 
hung scheint mir die Röntgentherapie in ihrer Wirkung .auf die 
Angina pectoris der Diathermie vergleichbar zu sein — ob ihr 
und den sonstigen peripher angreifenden Mitteln überlegerf oder, 
was ich vermute, nachstehend, ist auf Grund. der geringen seit- 
herigen Erfahrungen noch nicht zu entscheiden, u 

‚Es wird wohl auch die Röntgenbehandlung der Angina pec- 
toris — wie schon so manche ‘mit großem Enthusiasmus emp- 
fohlene Röntgeniherapie — bald wieder in Vergessenheit geraten. 
Zuvor wäre jedoch eine umfangreichere Nachprüfung’ wünschens- 
wert, einerseits, um sich nicht leichtfertig eines vielleicht doch 
wertvollen Heilmittels zu begeben, andererseits, um ein für alle- 
mal eine mißbräuchliche Be- und Ausnutzung der Röntgentherapie 
zu verhindern. : i te oa a 


der Heilung des Rheumatikers durch Radium und Radiumemanation — 
als Hauptursache des günstigen Bestrahlungseffektes „die Anregung 


des Stoffwechsels durch: Erhöhung der fermentativen Leistung des: 
tanzen gelöst und 


\ A 


ausgeschieden werden“. 
Wenn aber, wie theoretisch und praktisch erwiesen ist, die 


Per Reieratentell.. | er 
. Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolfi, Berlin. x l | 
Zu - | sichert. ist. Nur mit der Exartieulation der ‚großen Zehe ist 
[| Schöne (1) zurückhaltend; vor allem aber sucht er das Köpfchen 
:des\ersten Metatarsus zu erhalten, Wenn die Haut nicht reicht, 
kann man später plastisch decken. Wenn irgend .‚angängig, ist 
die Basis der Metatarsi zu, schonen, um die eventuell schwer- 
wiegenden Folgen einer Eröffnung der in Verbindung mit der Fuß- 
wurzel stehenden Gelenke zu vermeiden. Die Hauptaufgabe der... 
Vermeidung der Infektion gelingt im Bereiche des Mittelfußes fast 
‚um so größere Schwierigkeiten machen ` 
die Verletzungen der Fußwurzel. : ee, 
Die Schußbrüche des Unterschenkels sind einer bedeutenden 
Infektionsgefahr ausgesetzt. Die Wadenphlegmonen sind mit Recht 
berüchtigt und gefürchtet. Ist die Fibula allein gebrochen, liegt 
der Fall weit günstiger. Ich selbst habe bei den Schußbrüchen . 
des Unterschenkels mit der vorbeugenden, aktiven Wundversorgung, 
Lagerung: auf. Braunscher Schiene und Extension mittels Rehscher 
Klammer die besten Erfahrungen gemacht. , - Ha 
~ Bei den Oberschenkelschüssen, die ziemlich häufig recht 
schwer infiziert sind, ist es „der ungeheure "Weichteilmantel, sind ` 
es die großen Dimensionen der Weichteil- und Knochenwunden 
welche die vollständige Beherrschung der Wundverhältnisse sehr 
erschweren*. . so d i pag a 
Ein ganz ähnliches Bild wie die infizierten Knochenschüsse 
der unteren Extremität bieten: die des knöchernen Beckens. Recht- 
zeitiges, weitgehllendes chirurgisches Eingreifen kann diesen bösen 
Verwundungen (septische Ostitis der Spongiosa) die Gefahr . für 
das Leben imit,einem Schlage nehmen. Es kommt darauf an 
einen Granatsplitter aus dem Knochen zu entfernen oder auch 
den Knochen gründlich auszumeißeln, eventuell mit Carbol oder 
' Ehenoleampher zu behandeln sowie natürlich für die Absaugung 
des Wundsekrets zu sorgen. Bei manchen Verletzungen des knö- 
chernen Beckens trägt die Hauptschuld an der Schwere.der In- 
fektion die Nachbarschaft des Darmes, 


$ Sammelreferate. 
Die Wundinfektion- im: Kriege. 
Von Dr. Werner. Regen, Berlin. 


l (Schltß aus Nr. 9,) 
ganz selten zu. einer ernsten In- 


Handschüsse führen nur 
öne (1) das Risiko der Infektion 


um dafür schnell eine sonst funktionstüchtige 
öne (1) empfiehlt sehr die Extensions- 
Die Schußbrüche der Vorderarmknochen ohne. Gelenkver- 
eines der dankbarsten Objekte für die vor- 
Auch die Schußbrüche des Oberarms sind . 

Der Humerus kann von allen Seiten so 


hier zuweilen Mißerfolge. Wesentlich für 


aus einer Einklemmung befreien beziehungsweise nähen. 
n hat den Vorschlag gemacht, den frisch durchtrennten 


Wenn auch in diesen Fällen wegen der zu erwartenden 
‚geboten ist, daß eine Wiederherstellung 


eintritt, so werden doch durch die ‚frische Ver- 


nähen, 


! eine spätere Operation geboten [Redwitz {(b)]. 
ei den Verletzungen der Clavicula besteht die Gefahr in 
Gerade hier am Eingang zum Mediastinum 


Zeigt. sich was der frühe Eingriff i i 
n a ingriff in der Verhinderung der In- Br 2 nen, 2 
Sektion leistet, Ebenso verhält es sich mit der Scapula. Aller- | Zu den gefürchtetsten Folgezuständen nach Schußverletzungen 
| muß auch die Osteomyelitis der Wirbelkörper gezählt werden, die 


bei intakter Dura zur tödlichen Meningitis führen kan chir- 
urgischem Eingreifen .nicht zugänglich ist. is m 

Schon lange bestehende Knochenhöhlen, wie sie nach 3 
verletzungen vorkommen, behandelt Bier nicht mit Drainase 2 
Tamponade, sondern er verschließt: die Wunde mit wasserdichtem 


Stoff und läßt den Eiter als einen guten Nährboden in der Wunde 


Bei den Fußschüssen hängt der funktionelle Erfolg wesent- 


ı 
) Pulley, New York med. 
m. W. 1918, Nr, 1, 


j, 8. November 1913. 


\ 
1 


-so ist — wenigstens theoretisch — auch eine indirekte Wirkung 


|. durch reflektorische Einwirkung auf den Ort der Schmerzentstehung : 


scheint zu den peripher angreifenden, in ‘erster Linie symptoma- ' 


Í (zu 
" ' í 


— u. De y a 
ET ER ae TEST 


> mi 

$ t ia a 
Aa E 
EEEE 


A De an A 
Aine CEE no. 
Men > æ 


Me Eere < 


e =, P 
= T _. 
-ep 


Cea ns 


Tp o TIAR 


x 
2A 
“h as 


HE EEE a 

a rE 
BEN 

a 


SE 


ka 


- 5 LS 


í ENE 


nt Ea yT RE 


pr we) 


un ir 


nr 
-e 


SE E 
3 Br 


= ea 
p 


~ 


-~ 


- en 


> 


EN in 
ee, . 
f 


x x fas 
x : - EEE ce 
De i ; ERS er 
; Br a h 
; z ee r. A Ang L. 
m AR AAT g Ti ni 
u... : N ER ee... a 7 
LER: Sa : z y (8), =. 
-> eh ae an > m Š 
; TRES RER: \ l > 
. Pr LN Lee EIER h 
x s j 3 A u... “sr 
ba ia, un an f T 
SN We ie anni a Se a wur 5 
x 


STERT E 


e E e 


Caa RA T 


aE o 


zurück. Bier sucht dabei die subcutane. Regeneration möglichst 
nachzuahmen, besonders auch die Luft, die als Fremdkörper auf 
die Wunde wirkt, abzuhalten. Zu jeder Regeneration gehört die 
unbedingte Ruhe. Damit hat Bier die besten Erfolge erzielt 
[Krecke (7). 

Auf Gelenkschüsse näher einzugehen, kann ich mir 
sparen, da ich sie erst kürzlich eingehender besprochen habe 
(M. Kl. 28. Juli 1918; Sammelreferat). Nur einige Einzelheiten 
möchte ich an dieser Stelle hinzufügen. Auch Wieting (9) ist 
für primäre Naht bei Gelenkschüssen, sofern sie frühzeitig 
(bis 48 Stunden) in Behandlung kommen und die Kriegslage es 
gestattet (kein Abtransport usw.). Die Ergebnisse mit diesem 
aktiven Verfahren selbst bei umfangreicheren Knochenzertrümme- 
rungen, bei denen eine primäre Resektion oder Amputation noch 
nicht angezeigt erscheint, sind gegenüber den früher auch von 
Wieting (9) beobachteten mehr konservativen oder im wesent- 
lichen nur symptomatisch aktiven Vorgehen ganz erheblich besser 
geworden. Wieting (9) stellt die grundsätzliche prophylak- 
tische Frühversorgung der Gelenkverletzungen mit nachfolgender 
Naht in den Vordergrund. 

e Bei erheblichen Zerschmetterungen des Handgelenks bewährt 
sich die Resektion ausgezeichnet und verhindert die Infektion fast 
mit Sicherheit. Unbedingt notwendig ist der Verband in Dorsal- 
flexion und frühzeitige Bemühung um die Wiederherstellung der 
Fingerbewegungen. 

Auch die funktionellen Resultate nach Ellbogengelenk- 
resektion versprechen bei zweckmäßiger Nachbehandlung Gutes. 
Bei der Zertrümmerung des Humeruskopfes hat sich die Resektion 
ebenfalls sehr bewährt, ebenso auch bei weiter Aufreiĝung und 
schwerer Verschmutzung des Gelenks. 

Wenn die Infektion des Sprunggelenks fast sicher ist, scheue 
man sich nicht, den schwerverletzten Talus wegzunehmen. Die 
Fußgelenkresektion, zumal die Talusexstirpation erlauben eine 
erfreuliche funktionelle Prognose. Die Behandlung des Hüftgelenk- 
schusses ist eine der schwersten Aufgaben. Das Schicksal des 
infizierten Hüftgelenks ist sehr traurig. Am besten hilft die recht- 
zeitige Resektion. 

Bei den Kriegsverletzungen des Schädels und Gehirns 
ist die Gefahr eine besonders große, weil die Hirnsubstanz sehr 
langsam reagiert und dadurch jede Demarkierung des erkrankten 
vom gesunden Gewebe fast unmöglich gemacht wird. Wenn man 
daher nicht möglichst früh operiert, ist der Hirnbrei schon infi- 
ziert, ist die Infektion, die Encephalitis bereits im Gange. Die 
Encephalitis „stellt die der Gehirnsubstanz eigene Erscheinungs- 
form eines progredienten, entzündlichen Prozesses mit Neigung zu 
starker Ödembildung und zu nekrotischem Zerfall dar, bildet das 
Analogon der Phlegmone zu anderen Geweben“. Die Symptome 
der Entzündung treten zwar gegenüber den Zeichen des degene- 
rativen Verfalles mehr zurück, was wohl hauptsächlich an der 
Eigenart der Gehirnsubstanz als Gewebe liegt. Daß es sich nicht nur 
um degengrative Vorgänge handelt, beweist schon die hohe Tem- 
peratur, die hier fast nie fehlt. Auch dadurch steht sie in 
scharfem Gegensatz zum umschriebenen Hirnabsceß, der bekannt- 
lich lange Zeit afebril oder unter subfebrilen Temperaturen ver- 
laufen kann. Die Encephalitis schreitet in den meisten Fällen un- 
aufhaltsam vorwärts, frißt sich förmlich bis zum Ventrikel durch, 
erweicht und durchbricht seine Wandung und führt so zur termi- 
nalen Meningitis [Chiari (8). Die Therapie ist der Encepha- 
litis gegenüber machtlos. 

Günstiger liegen die Bedingungen für die geläß- und binde- 
gewebsreiche Pia mater, welche schnell auf die Reize des Trau- 
mas und der Infektion antwortet [Schöne (1)]. So erklätt es 
sich zum Teil, daß die Gefahr der Meningitis weit geringer als 
die der Encephalitis ist. Öfter treten meningitische Symptome 
ohne klassische Meningitis und andererseits diese ohne charak- 
teristische Symptome auf. So hat Schöne (1) in einigen Fällen 
eine ganz unerwartete Heilung erlebt, wo er nach dem schweren 
Symptomenkomplex unbedingt den letalen Ausgang erwarten zu 
müssen glaubte. 

Die Bildung von Hirnabscessen erfolgt wohl fast immer um 
in das Gehirn eingedrungene Fremdkörper. Daher ist unbedingt 
die frühzeitige Entfernung des Geschosses, falls sie nicht, wie 
leider sehr häufig, zu verletzend sein würde, zu fordern. Daß 
Fremdkörper im Gehirn dauernd aseptisch einheilen, erscheint 
immer mehr fraglich. Auf eigentümliche periodische Fieber- 
schwankungen bei Hirnsteckschüssen sei hier hingewiesen. 

Die Drainage der Gehirnwunden hat im allgemeinen große 


Nachteile. Durch den Druck der Gaze oder des Drains auf die 
Hirnsubstanz entsteht eine starke Quellung, die weiterhin oft zu 
einem sehr bedeutenden Hirnprolaps führen kann, an dem es 
leicht zu einer Infektion kommt. 
nicht ohne Drainage aus, 
tampon ist nach Krecke (7) die Quellung und Neigung zum 
Prolaps viel größer als bei Anwendung eines Gummirohrs; ferner 
werden bei der Entfernung der Gaze Teile des Gehirns mitge- 
rissen. 
Naht beziehungsweise die Fascienplastik innerhalb der ersten 
Stunden nach der Verletzung empfohlen. 
nisse, die die chirurgische Behandlung der Gehirnverletzungen 
letzten Endes zeitigt, beruhen zum großen Teil eben auf dem 
Versagen des Gehirns in der Abwehr der sekundären Infektion 


können wir aber durch die primäre Naht ausschalten, wie sie 
Bárány zuerst empfohlen hat. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 10. | 9. März 


et D a a 
z 
JTE NE 
g -J mE ~e z 


« 
“2 


Bei Hirnabscessen kommt man 
Bei der Anwendung von einem Gaze- 


Daraufhin ist von Bárány und Anderen die primäre 


Die traurigen Ergeb- 


und in dem Versagen unserer Therapie. Die sekundäre Infektion 
Die Bedenken, über einer nicht 
sicher sterilen Tiefe die Haut zu schließen nnd die Infektions- 
keime einzuschließen, bleiben bestehen, müssen aber zurücktreten 
hinter die Furcht vor Gefahren der sekundären Infektion. 
Wieting (9) ist jedoch nur für primäre Naht, wenn die Ver- 
sorgung auf das gründlichste erfolgen kann und möglichst früh- 
zeitig erfolgt; in jedem anderen Fall ist er nur für Reinigung 
und Offenlassen der Gehirnwunden. Wenn also auch einerseits 
Zurückhaltung und Vorsicht am Platz ist, so ist es doch anderer- 
seits ein großer Fortschritt, weil der primäre Wundverschluß den 
besten Schutz vor dem Auftreten eines Prolapses und der drohen- 
den sekundären Infektion und Erweichung gewähren kann. 

Bei den äußeren Wunden der Brustschüsse wird man 
meistens vorbeugend operativ vorgehen müssen; doch hüte man 
sich, einen geschlossenen Pneumothorax in einen offenen zu ver- 
wandeln. Beim offenen Pneumothorax werden die Weichteile an- 
gefrischt, die Rippensplitter entfernt und die Naht ausgeführt. 
Falls diese nicht zureicht, sind plastische Verschlüsse angezeigt. 
Diese Verwandlung des offenen Pneumothorax in einen ge- 
schlossenen beseitigt nicht nur die Gefahren des akuten Pneumo- 
thorax, sondern stellt auch das wesentliche Mittel dar, um der 
Gefahr der verhängnisvollen Sekundärinfektion der Pleurahöhle zu 
begegnen. Bei größeren Defekten wird die Lunge ringsherum In 
die Wunde eingenäht, um die Verdrängung des Mediastinums nach 
der gesunden Seite aufzuheben, und so die drohenden Folgen des 
offenen Pneumothorax bekämpft. Auch die Naht der verletzten 
Lunge wurde mit Erfolg angewandt. Mit Hilfe von Überdruck- 
apparaten, die auch Schöne (1) sehr empfiehlt, kann man die 
Lungenverletzungen noch exakter behandeln. Auf diese Weise 8% 
lingt es auch, transdiaphragmale Verletzungen durchzubringen, 
welche sonst eine absolut schlechte Prognose gaben. — Bei Pleura- 
empyemen nehme man nicht zu lange Drains, da sie die Entfal- 
tung der Lunge und die Verkleinerung der Höhle verhindern wut 
den. Die traumatischen Empyeme sind weit bösartiger als die 
postpneumonischen, zumal wenn sie von Streptokokken hervorse 
rufen werden ; sie neigen sehr viel mehr zur Ausbreitung und re- 
sorbieren sich weit schlechter, schon weil meistens die zerfallen- 
den Blutkoagula als fetzige Bestandteile lange Zeit bis zu ibr s 
Aufsaugung bedürfen. Dann lautet auch ihre Prognose meistens 
erheblich ungünstiger, zumal auch späterhin bei der Aushellung 
die Schwartenbildung früher und stärker sich einstellt, sodab 


innere Verwachsungen, Verzerrungen und Lungenbeengungen a 
erhebliche Rolle spielen. 


Die Verletzungen der bakterienhaltigen Organe bedürfen ent- 
sprechend der Kürze ihrer Inkubationszeiten der allerfrühesten 
Versorgung. Daher gilt auch für die Bauchschüsse die alte 
Regel, sobald wie möglich zu laparotomieren, wenn die Verletzung 
eines Hohlorgans oder eine stärkere Blutung angenommen Sur 
Bei erheblicher Verschmutzung der Bauchhöhle rät auch Schöne (t) 
zu ausgiebiger Spülung mit physiologischer Kochsalzlösung: o 
Bauchoperationen weiß man, daß das Peritoneum mit einer ge- 
wissen Zahl von infektiösen Keimen fertig wird und daß die SR 
fahr einer Peritonitis viel weniger zu fürchten ist, als die eines 
subeutanen Abscesses. Bei der umschriebenen und allgeme” 
Peritonitis betont die weitaus überwiegende Mehrzahl der AG 
urgen die Notwendigkeit einer Drainage der Bauchhöhle. K recke u 
würde es auch für keinen Fehler halten, bei allgemeiner, Ab, 
sprochener Peritonitis die Bauchhöhle völlig zu schließen, abg 
sehen von einem Drain im Unterhautzellgewebe. 
darauf hingewiesen, daß eine völlige Trockenlegung der 
höhle in solchen Fällen ganz unmöglich ist. Im Gegenteil 


Digitized by Google 


e f. 
`, 
BTR. aag A A = I t 
mms EO p o. 5 i ER ` 
Pr Tue ar h Be - - 
Zn a UT <a \ . f Er Pa { ’ a £l i 
^ 1 . 7 1 . , ‚ 4 r l 
o i ~ "i A = Se 7 x r f | ! ‚ 
u, eh, ie N i 
’ PR: s w am wo. Fe s 
Eoy > R A a g = 5 ® 
2 7 : sr 
i | | 243 
- hi p s 


SO gi Mirm. © ° © 1919 — MEDIZINISÖHE KLINIK — Nr. 10.. 


- 
* 


samtergebnis als ein trostloses’ bezeichnen muß, wobei. allerdings 
zu bemerken ist, daß von vornherein bei dem zur :Behandlung 
kommenden Krankenmaterial keine. Hoffnung auf Heilung be- 


sich um das Drain herum alsbald Adhäsionen, die die Bauchhöhle. 
Wahrscheinlich werden diese 


; Drains für 
nee! völlig gegen das Drain abschließen. orden die | 
| Verklebungen nach sechs bis zwölf Stunden schon so vollständige 0 ni 
| stand.-. Aber es hieße den Tatsachen Gewalt antun, wollte man ii 
verkennen, daß hier die Strahlentherapie wenig mehr als palliative u 


L 
D A sein, daß aus der freien Bauchhöhle nichts mehr abläuft. T 

Die Behandlung der Verletzungen der Urogenital- 
organe ist eine der wenigen, welche im Krieg im allgemeinen 
konservativ geblieben ist. Für Nierenverletzungen ist nur dann 
die Indikation zum Eingriffe gegeben, wenn die Zeichen fort- 
schreitender Anämie, der Urininfiltration oder der -allzu starken 
Verdrängung der intraperitoneal gelegenen Organe durch den peri- 
renalen Bluterguß vorliegen, oder starke Blutung und Abfließen 
von Urin nach außen von vornherein zum Eingriffe zwingt [Red- 
witz (ö). Nach Küttner läßt sich in solchen Fällen eventuell 
die Nephrektomie durch. Umschnürung des verletzten Pols der 
Niere mit einem vorsichtig angezogenen Seidenfaden umgehen. 
Dadurch kann die Blutung zum Stehen kommen und die Niere 
wenigstens teilweise erhalten bleiben; ja sogar der abgeschnürte . 
Pol ist nicht unbedingt verloren.  Intraperitoneale Blasenver- 
letzungen bieten nur durch chirurgische Eingriffe einige Aussicht 
auf guten Erfolg; bei den extraperitonealen gelten rein konserva- 
tive Grundsätze ; die wichtigste Maßnahme bleibt die einwandfreie 
Ableitung des Urins; der Verweilkatheter tritt hier in seine Rechte. 
Die Frage extra- oder intraperitonealer Blasenverletzung ist nicht 
immer mit Sicherheit zu beantworten, sodaß bei manchen Ver- 
letzungen eine Probeeröffnung der Blase nötig wird. Für die Ver-' 
letzungen der Harnröhre gelten die Indikationen des Friedens. Bei 
Urininfiltration Ineision, Katheterismus der Blase, eventuell Ver- 
weilkatheter, Boutonniere oder Punktion der Base, —— ` > 


Literatur: 1. Schöne. (D. Zschr. f. Chir. Januar 1918, Bd, 143, H. 1—2.) 

— 2. Klapp. (M. m. W. Mai 1918, Nr. 19.) — 3, Linnartz. (D. Zschr. f. Chir. 
Nov. 1917, Bd. 142, H. 8—4.) — 4. Wederhake. (Ebenda Febr. 1918, Bd. 143, 

: H.3—6.) — 5. v. Redwitz. (Zschr. f. ärztl. Fortbild: März 1918, Nr. 6.) — 
6. Jehn. (D. Zschr. f. Chir. Sept. 1917, Bd. 141, H. 8—4.) — 7. Krecke: (M. m. W. 
pt. 1917, Bd, 141, H, 8—4.) 


Erfolge zu verzeichnen hat. 
 .Behauta (4) hat 235 Fälle von Gebärmutterkrebs mit Ra- 
dium behandelt. Von diesen waren 206 inoperabel, 9 Fälle konnten 
als Grenzfälle bezeichnet werden, ‘20. waren, sicher ` operabel, 

. konnten aber teils wegen Weigerung der Patienten, teils aus äuße- 
ren Gründen (Kontraindikationen von seiten des Herzens und der 
Lunge) nicht operiert werden. ‚Von: der Gesamtzahl: dieser Fälle 

sind 55 aus der bereits begonnenen Behandlung ausgeblieben, bei 

45 wurde die Behandlung abgebrochen, da sie von den Kranken 

Schlecht vertragen wurde, 64 starben noch vor Abschluß der. Be- 

handlung, 23 Fälle sind noch nicht abgeschlossen und bei 45 kann 

man von primärer Heilung sprechen, insofern, als sie in 6 Fällen drei 

Jahre nach Abschluß ‚der Behandlung, in 11 Fällen zwei Jahre 

nach der Behandlung und beim Rest ein Jahr nach der Behandlung 

gesund erschienen. Besonders wichtig erschienen nun Schautu 
die Schicksale der operablen 20 Fälle, die mit Radium behandelt 
| wurden. 5 von ihnen blieben weg, eine Patientin vertrug die Be- 
handlung nicht (Metastasen), 5 sind als gesund anzusehen, und 
zwar 4 ein Jahr, einer drei Jahre nach abgeschlossener Behand- 
lung. 7 starben infolge von Peritonitis, Sepsis, Kachexie, Pneumo- 
nie und Blutung. Schauta nennt dies ein wahrhaft kümmer- 
liches Resultat und bemängelt in erster Linie die verhältnismäßig 
große Zahl von Toten. Er zieht hieraus den Schluß, daß auch 
bei der Radiumbehandlung operabler Fälle Todesfälle vorkommen. 

. Hier. ist ihm beizustimmen, denn die vielfach: geübte phrasenhalte 

Rechnung von 0% Mortalität bei Strahleibehandlung ist eine un- 

begründete. Indessen darf Schauta diese. hohe. Mortalität 

nicht mit der 'von ihm sonst beobachteten Operationsmortalität 
von-4,1% vergleichen. Es handelt sich bei den bestrahlten-Fällen 


< 
N ET FR 


-> 


en Kommt m 


wan at 


rn 
= 


iin Innen 


Dei 


- 
`~ 


<- 
— 


en 
-a i 


wh 


e Doa 
u an 


es EAE COT sh li, 
re 


mr 


a En SANS, 
—— 5 


u 
. 


Mai 1918, Nr. 10.) — 8. Chiari. (D. Zschr. f, Chir, Se 
— 9. Wieting. (Ebenda Sept. 1918, Bd. 146, H. 5—6.) 
mP TE s: | um Menschen, deren Allgemeinzustand so schlecht war, daß man \ 
Pe Strahlentherapie. | sie schon nicht mehr der Operation auszusetzen wagte und die Be 
Bi Von Sibani Dr. Sean. Berlin. möglicherweise auch ohne- jeden Eingriff und ohne ‚jede Behand- en 
Te a Br ee lung gestorben wären, wie es doch beim Oareinom immer wieder E 
i o R | | (Fortsetzung, vgl. Nr. 2 und 6. einmal vorkommt, daß der Patient am Vorabend der Operation. Ar 
me Ä III. Zu © ` f verstirbt. Also hieraus allein Schlüsse zu ziehen und. am Ende ir 
ji! 0. jeh habe in der letzten Nummer den Standpunkt der prinzi- | gar zu folgern, daß die Bestrahlung gefahrbringender sei als die, ne 
de = pielen Anhänger der Strahlentherapie des Genitalcarcinoms näher '| Operation, wäre zu weitgehend. Aber}auch, was das Bestrah- a 
ausgeführt. Ich möchte heute auf die entgegengesetzte Aul- ‚Jungsresultat selbst betrifft, so ist Schautas herbe Kritik nicht Tan 
ri fassung eingchen. -Franz (1) hält es für ausgeschlossen, daß | gerechtfertigt. Schauta hat mit der Operation 21% Erfolge, Ben 
ms ‚bei operablen Fällen die Radiumbehandlung je die Operation er- | bei den von ihm. vorgetragenen Zahlen sehen wir bei den be- Ä Ei, 
is Teicht, da die Dauerresultate, wie sie die chirurgische Behand- strahlten Fällem 25% gesund Gewordene, also ein Ergebnis, das ne 
m lung erzielt, durch Bestrahlung‘nicht gewährleistet werden können. | sich durchaus mit dem chirurgischen Resultat messen kann, wen a 
pj `ranz hat 45 operable, 33 inoperable und 24 Rezidivfälle be- | man überhaupt, gestützt auf ein so kleines Zahlenmaterial, Be- i 
ái -= Sirablt. Von den 45 bestrahlten operablen Carcinomen waren 30 | trachtungen aufstellen will. Überhaupt finde ich das ‚Gesamt. : 
pil  - gut operabel, 15 lagen an der Grenze der Operabilität. Von diesen ergebnis der von Sch auta bestrahlten Fälle gar nicht so un- 
æ 5 Fällen konnte bei 14 eine gute Strahlenwirkung beobachtet: | günstig. Er hat bei 45 Fällen Heilung erzielt. Ziehen wir davon = 
jt} = werden; in 23 ist das Careinom während der Behandlung oder | die 5 Fälle ab, in denen das Carcinom. noch operabal war, so sind - a 
gi kurz dahinter weiter gegangen. Besonders beobachtete Franz | von 215 Carcinomen, von denen 206 ınoperabel und 9 Grenzfälle. . ER 
Mi merkwürdige Fälle der Metastasierung. Von den 33 inoperablen | waren, 40 geheilt. Ich möchte dieses Ergebnis als ein durchaus a 
joo Fällen sind 21 nicht günstig beeinflußt worden. Franz ist ein | für die Strahlentherapie günstiges bezeichnen und mir ‚gegenüber ae 
goo- Anhänger der kombinierten Radium- und Röntgenbehandlung. | Schautas ablehnendem Urteil nur die eine -bescheidene An- =. 
9 „Für unbedingt chirurgische ‚Behandlung der operablen Fälle | frage erlauben: was wäre denn aus diesen 40 geheilten Krebs- Se 
5: titt Küstner (2) ein. Er beruft sich zur Stütze seines Stand- | kranken geworden ohne Anwendung der Strahlentherapie? on 
| Punktes auf die absolute Unzuverlässigkeit der klinischen Unter- „Werner (5) hebt die gute palliative Wirkung der Strahlen ee 
nr suchung, indem viele Krebsfälle zunächst als kleine careinomatöse | beim Carcinom hervor und lobt den günstigen Einfluß auf Blu- 2 
Ulcera Imponieren, sich aber tatsächlich doch schon als in. die | tung und Ausfluß, desgleichen die- durch Bestrahlung veranlaßte 2i 
Hefo reichend erweisen. Wie-weit eben ein Carcinom reicht, ist | Schmerzverminderung und die Hebung des Allgemeinbefindens. Bu 
2 erst bei der Operation feststellbar, alle klinischen Untersuchungs- | Hingegen betont er, daß die Wirkung des Radiums nur eine auf A 
mittel versagen hier. | u . ` ` | die Oberfläche gerichtete sei und daß sie in. der Tiefe un- a 
: Heimann (3) vertritt gleichfalls den Standpunkt, operable | zuverlässig ist. Die erzielten Heilungen sind keine dauernden. 
| Krebse zu operieren, inoperable zu bestrahlen. Er berichtet. über | Daher sind die operablen Carcinome nach-Werne.r zu operieren, 
803 bestrahlte Tälle, und zwar waren es 279 Cervixcarcinome | der Strahlentherapie "bleiben die inoperablen Fälle vorbehalten. 2 
arunter zwei an sich noch operable, die aber wegen hohen Alters | Ich lasse es dahingestellt, ob die Ausführungen Wern ers in n 
, bzw. Diabetes nicht operiert werden konnten), 17 inoperable Re- | dieser Form beweiskräftig sind. Sein Beobachtungsmaterial be- De 
zidive nach Totalexstirpation und: 7 inoperable Vulvakrebse. Der | steht in 7 operablen und 66 inoperablen Krebsen des Collum und. . 
Erfolg dieser Behandlung ist ein sehr bescheidener. 7 Fällv | der Vagina, 51 Rezidiven, 4 Oorpuscareinomen und 7 Vulva- a 
weisen augenblicklich cin Careinom nicht mehr auf, 12 sind | tumoren. Um aber das letzte Wort darüber zu sprechen, um die wen 
gebessert, das heißt von ihren quälenden Symptomen, Blutungen | Frage zu entscheiden, ob man den operablen Fall bestrahlen ‚oder i 
und Ausfluß, befreit, 4 sind nicht gebessert und 6 Kranke. be- | operieren soll, dazu ist das, von Wer ner beobachtete Material 
finden sich in schlechter Verfassung. 146 sind tot, 104 ver- | zu einseitig. Es fehlen, um wirkliche Vergleiche zu ziehen, die voi 
größeren, Serien operabler Carcinomfälle, die bestrahlt wurden ae 


Schollen (erfahrunossemäß si : schollenen W 
$ ahrungsgemäß sind die sogenannten vers6nolen | = RN = ‚ne ` Ä f 
‚Alle immer schlecht verlaufene), sodaß man eigentlich das Ge- | und gegenüber den operierien Fällen ungünstig verliefen. Wer- 


2 rn . a 
Fe Lem toren SE L eS 
a 


> ET ge ee ana ine 
as 3 > = 
Sn er u EEE De er he 


ma - 


u 


E 


5 
T 
SE — 2er 20": 


Pe 


’ 


wir 


Te, PSN 2 TETN $ Eee B 
T ER a A Pi 


- 


er uur et ren a A 


DZ ee SE 


Ba Tue 


mai cn 


-~ 


BEE FEA 


e 
perp e La 0 2102 
r Pe 


"wiegenden Frage herangegangen. Die absoluten Bestrahlungs- 


- fehlen. Eine Rezidivfreibeit, die durch zehnjährige Beobachtung 


ners Ausführungen enthalten zweifellos sehr viel Richtiges, doch 
ist für die gezogene Schlußfolgerung ein Beobachtungsmaterial 
von 7 operablen Careinomen nicht ausreichend. 

Wie man aus diesen Gegenüberstellungen der Ausführungen 
der Anhänger und Gegner der Bestrahlung des operablen Carci- 
noms ersehen kann, liegen auf beiden Seiten Fehler. Die Ope- 
rationsanhänger haben ihre Erfahrungen oft nur an Hand eines 
sehr kleinen und einseitigen Bestrahlungsmaterials gesammelt und 
sind — und das gilt ganz besonders von den Wiener Gynäkologen 
— mit viel zu wenig Objektivität an die Prüfung dieser schwer- 


anhänger sind nun ihrerseits wieder in ihrer Beweisführung da- 
durch im Nachteil, daß ihnen die langen Beobachtungszeiten 


festgestellt ist und die sich auf 87,5% der beobachteten Fälle 
orstreckt, wie sie Thaler (6) beim chirurgisch behandelten 
Collumeareinom statistisch nachzuweisen imstande war, kann die 
Strahlentherapie zurzeit nicht anführen. Auf ihr lastet Immer 
noch das Odium des Scheinerfolges, des frühzeitigen Rezidivs. 
Auch ist es gar nieht in Abrede zu stellen, daß die Heilerfolge der 
Strahlentherapie ziffernmäßig denen der chirurgischen Therapie 
nicht überlegen sind. Beide Behandlungsformen halten sich zur- 
zeit die Wage. Es ist begreiflich, daß viele Gynäkologen von 
ihrem bewährten Heilplan so lange nicht abweichen, bis sie nicht 
durch entsprechende Statistiken eines Besseren belehrt werden. 
Andererseits — und dies ist geradezu die Gefahr bei der ganzen 
Erörterung der Krebstherapie ist es zu verstehen, daß sich in 
Laienkreisen immer mehr der Wunsch nach einem operationslosen 
Heilverfahren ausbildet, da die doch nicht zu leugnende hohe 
Mortalität bei den Krebsoperationen begreiflicherweise gefürchtet 
und ferner in geradezu gewissenloser Weise im Publikum die An- 
sieht gezüchtet wird, daß die Strahlentherapie ein völlig gefahr- 
loses Verfahren darstelle. Daß dem nicht so ist, braucht nicht 
besonders betont zu werden, wenn es auch ganz überflüssig er- 
scheint, daß man einzelne Vorkommnisse hier einseitig aufbauscht 
und unnütz öffentlich erörtert. Indessen ist und bleibt die prin- 
zipielle Aufgabe der chirurgischen Therapie des beginnenden Car- 
einoms ein schwerer Entschluß für den Arzt, und ich persönlich 
leugne nicht, daß ich mich zu diesem Entschluß noch nicht durch- 
zuringen vermochte. Aber aus demselben. Grunde spreche ich den 
Gegnern der Strahlentherapie beim‘ beginnenden Krebsfalle so lange 
jedes Recht ab, in dieser Frage entscheidend mitzureden, solange 
sie es verabsäumen, selbst erst eine große Anzahl operabler 
Krebse zu bestrahlen. Wer dies nicht mit seinem Gewissen ver- 
einen kann — ich selbst zähle zu diesen -—, der soll sich in 
dieser Frage auch nicht äußern. Wer nur bei tuberkulösen, herz- 
kranken oder diabetischen Careinompatienten, deren Schicksal 
sowieso schon bestimmt ist, sporadische Erfahrungen sammelt, 
kann diese nicht in Parallele setzen zu den Ausführungen. von 
Bumm, Döderlein, Menge, Opitz, Seitz, sowie dem 
verstorbenen Krönig, und Anderen, die das eben noch dia- 
enostizierbare Carcinom der Strahlentherapie unterziehen. Das 
letzte Wort über die Zweckmäßigkeit dieses Heilplans kann daher 
auch nicht von den Gegnern, sondern nur von den Anhängern 
selbst gesprochen werden. Man wird in abschbarer Zeit es ja aus 
ihren Mitteilungen entnehmen ‚können, ob ihre Heilresultate denen 
der Operationsanhänger ziffernmäßig überlegen sind. Daß dies 
bis jetzt noch nicht der Fall ist, berechtigt zwar zur Skepsis, nicht. 
aber zu einem ablehnenden Urteil. 

Über den Wert der Strahlentherapie beim inoperablen Car- 


9. März, 


cinom besteht heute eine Meinungsverschiedenheit nicht mehr. 
Sie bildet ganz besonders beim weiblichen Genitalkrebs eigentlich 
die einzig mögliche Behandlungsform. Daß es immer und immer 
wieder gelingt, einen absolut verlorenen Fall dem Schicksal zu 
entreißen, ist ja an sich erfreulich, steht jedoch gar nicht im Ver- - 
hältnis zu unendlich vielem Guten, was auch 1m hoffnungslosen 
und nicht mehr zu rettenden Falle mit der Strahlentherapie erreicht 
wird. Daß es dabei zur Notwendigkeit wird, ganz insbesondere 
der Kachexie entgegenzutreten, vor allem auch der durch Bestrah- 
lung geförderten Resorptionskachexie, und daß uns chemothera- 
peutische Mittel in dieser Hinsicht wesentlich zu unterstützen Ver 
mögen, wurde bereits betont. Nicht bewährt haben sich die intra- 
venösen Injektionen von Thorium X [Falta (7)]. Neben dem 
Careinom der Genitalorgane hat sich die Strahlentherapie beson- 
ders auch beim Brustdrüsenkrebs eine besondere Stellung er- 


= worben. Es war schon in früheren Jahren C hristophMüller 


[Immenstadt] (8), der schon 1911 und 1912 operationslählge 
Mammacareinome einer aus Röntgenbestrahlung und Diathermie 
kombinierten Behandlung unterwarf und sehr gute Ergebnisse mit 
dieser Therapie erzielte. Es war begreiflich, daß man sich später 
immer mehr der Strahlenbehandlung dieser Careinomform ZU 
wandte. Die Bestrahlung des Mammacareinoms hatte in den 
Händen einzelner solchen Erfolg, daß Loose geradezu von einem 
Siege der Röntgenstrahlen über das Careinom sprach. Auch. 
Sielmann (9\ glaubte die prinzipielle Bestrahlung des Mamma- 
carcinoms befürworten zu können. Friedrich (10) und Krö- 
nig (10) bevorzugen grundsätzlich die Behandlung mit strahlen- 
der Energie gegenüber der chirurgischen. Über eine größere An- 
zahl bestrahlter Mammacareinome berichtet Tugendreich (11). 
Er hat 98 Fälle behandelt. (70 postoperative Rezidive und Meta- 
stasen, 19 inoperable und 9 noch operable Carcinome). von 
diesen hatte er entschiedene Besserung bei 14 postoperativen Re- 


| zidiven und Metastasen, bei 3 inoperablen und bei 2 operablen 


Careinomen. 30 dieser Mammacareinome wurden nicht gentger 
bestrahlt, 49 (also 50 %) nicht gebessert. Unleugbar ist das kein 
sehr ermutigendes Ergebnis. Man sehe zunächst ganz ab von den 
postoperativen Rezidiven, von denen wenigstens noch em Į nt 
günstig beeinflußt wurde, man lasse ebenso die inoperableu Fälle 


‚außer Betracht und verweile lediglich bei den noch operablen 


Careinomen. Unleugbar ist hier das Bestrahlungsergebnis en 
ausgesprochen schlechtes. Während wir bei der chirurgischen 
Therapie noch mit einem Dauerresultat von 25% [Linde Fe 
berg (12)] bis 40% [Steinthal (13)] rechnen, liegt hier der 
mit der Strahlentherapie erzielte Erfolg unter dieser Ziffer. Den 
Tugendreichschen Mitteilungen ist in dieser Beziehung Cmm 
besonderer Wert deshalb zuzusprechen, weil sie aus dem Berne 
Universitätsinstitut für Krebsforsehung stammen. Auf Grun 


| dieser Erfahrungen möchte ich im operablen Falle von Mamma- 


carcinom die Strahlentherapie nicht in Vorschlag bringen uno = 
finde mich hier in Übereinstimmung mit Hänis ch jHam 
burg] (14) und Paul Krause [Berlin] (15). 


Literatur: 1. Franz, Arch. f. Gynäk. 1918, Bd. 109, H. 1, Ai. 
2. Küstner, Med. Sekt. d. Schles. Ges. f. vaterl. Kult. zu Breslau. 18. Jan, 5 
— 3. Heimann (Breslau), ebenda. — 4. Schauta, Zbl. f. Gyn. 1917, Nr. > A 
5. Werner, Arch. f. Gynäk. 1917, H.1. — 6. Thaler, Zbl. f. Gyn. 1917, NT. $ 
— 7. Falta, Die Behandlung innerer Krankheiten mit radioaktiven Substanz” 
Berlin 1918. — 8. Müller, Strahlenther. 1913, Bd. 2, H. 1. — 9. Sielmann, 
Ärztl. Verein München, 21. Juni 1916. — 10. Friedrich und Krönig, M. H u 
1916, Nr. 41. — 11. Tugendreich, Zschr. f. Krebsforsch. 1917, Bd. 16, RE 
12. Lindenberg, D. Zschr. f. Chir., Bd. 78. — 13. Steinthal, Bruns Bel si i 
klin. Chir. 1912, Bd. 78. — 14. Hänisch, Verh. d. D. Röntgenges. 1% 
10. Kongreß. — 15. Paul Krause, ebenda. (Schluß folgt.) 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Siche auch Therapeutische Notizen.) 


Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 8. 


Blühdorn (Göttingen): Über alimentäre Anämie im Säuglings- 
und frühen Kindesalter. Siehe Vereinsbericht Medizinische Gesellschaft 
in Göttingen vom 12. Dezember 1918. | 

Kohn (Berlin): Bemerkungen zur Behandlung der Influenza- 
pneumonie. Verfasser widerspricht auf Grund eigener Erfahrungen 
der v. Freyschen Ansicht (B. kl. W. Nr. 7), daß sich bei Grippe 
niemals Veränderungen am Herzen fanden, daß es sich vielmehr um 
vasomotorische Störungen handle und nicht Herz-, sondern Vasomotoren- 
Ba USE en ‘r wandte Chinin subeutan mit gutem Erfolge an 

ezüglich der Schwangerschaftsunt i u ea 
haltung angezeigt. ä erbrechung ist allergrößte Zurück- 


t 


Moog (Frankfurt a. M.): Über Trichocephalus dispar bei Kriegs- 


teilnehmern. Trichocephalus dispar findet sich etwa bei der Hälfte 
aller Kriegsteilnehmer und wird im Felde erworben. Er ruft mannig- 
fache Störungen an den Verdauungsorganen hervor, vor allem ernstlich® 
Darmblutungen. Okkulte Blutungen fanden sich nur in 1,8 o% der Fälle. 
Die Therapie ist machtlos. i 

S 


Ridder (Berlin): Znr Kasuistik der Fremdkörper der Jat 
beziehungsweise des Ductus Stenonianus. Mitteilung eines Falles, i 
welchem ein Granatsplitter durch die Mundhöhle in die linke Paro > 
beziehungsweise deren Ausführungsgang gelangte und zur zeitweise 
Behinderung des Speichelabflusses führte. Als Behandlung kommt ? 
die baldige Entfernung in Betracht. 


Margulies (Dalldorf): Sinnlose Wortassoziationen eines ae 
gesunden. Die Genese der sinnlosen Reaktionen wird zu erklären 


NE 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr 10. 000.00 248. 


«4. +e 
A RR 
nE E - 


al a t ae wa 
=. RE 
ne lm no. 
- a 2 
u a ® S gr Pai 
Ei er DAR va 
” X - ` 
m R er PR; x ri E 
eu 4 5 . 4 


-ribh > 
ie RE a ea 


-> 
yow 


$ Bi ee u ie he 
F P a æ EEN 
z SHN A a SR SAT . 
Br Pe, j . A -= > 
| m “ 9 Mä / er i 
u} Iw BE x 
A: . Marz.. 


= sucht. Sie sind als sprachmotorische Reaktionen ausgelöst durch den | von Oylindern, weißen und selten auch roten, Blutkörperchen anzeigen, 
akustischen Reiz des Reizwortes. Eindeutigkeit der Determination und | sah der Verfasser ziemlich häufig im Verlauf einer Quecksilber- 
Salvarsankur auftreten.-. Dann muß natürlich die Behandlung A 


Tr te i 3 
ui = 
Er 


NSS 

ie. a a e ie 

3 - p." a 

J FR BEA 
we a 
eram- 


Ba a 


1 : 
nn 


Per. 
ia a 
> - F ~x E a Ic er 
gs = ur hj in a 
ne R “r ` an A 
- Z T O r RT sa 
ee ee Ei NN RE en. 
FRERET E s cu e E E Se « d 
en m Z Pay ea Te 1 BEN s ae K 
Pag. aan WER 2 -5 sra u AS, 5 
K — EEA -a « 2 s -e .. 2 
f - ey 


jtalkrebs eigeii E | 
„immer und ms F Reichtum an Assoziationen sind auch. in der großen Stetigkeit der 
tlem Schiks f . Reaktionszeiten zum Ausdruck gekommen. | l unterbrochen werden. (Um eine Nepbritis sypbilitica handelt RRN 
| Sternberg (Wien): Ein Endotheliom der Dura über einer | es sich dabei nicht, da hier Albumen reichlich im Harn vorhanden | 
im hoffnua y . inneren Exostose des Schädeldachs. Der mitgeteilte Fall ist ein Beweis, | ist) Deshalb muß der Urin jedes Syphilitikers im Beginn der I E i 
entherape und. - daß chronische lteizzustände auch als auslösende Momente für die Ent- | Behandlung. und während dieser — wöchentlich ein- bis zweimal — Han | 2 i o 
ganz inba stebung vonłžEndotheliomen in Betracht kommen. Die Operation ist | auch mikroskopisch untersucht‘ werden. ` u i is S T 
Jer durch Bas oft leicht. Der Kranke war hier 19 Jahre ik 0 5 P. Hesse (Berlin): Die Anzeige der offenen Lungentuberkulose. T AE 
Beckers (München): Klinische Beobachtungen über die Ursache | Um auf dem Formular für Sonderbewilligung von Nahrungsmitteln die >) ne 
der Kurzsichtigkeit. In jedem Falle von Myopie fand sieh ein (meist | Diagnose „offene Lungentuberkulose“ unzweideutig klar Hd FH 
yen sich di it geringer) Grad von dioptrischem "Astigmatismus. In seiner genauen | herauszuholen, schlägt der Verfasser vor, der Rubrik : „spezielle Dia- 1 E 
T). jehe Korrektur haben wir ein Mittel, die Zunahme der Myopie aufzuhalten. gnose“ beizufügen: „Falls Lungenkrankheit: a) Ist Auswurf vorhanden? 1 F AH = 
| Selef FAA 0.0... Reekzeh. f b) Falls-ja, sind in ihm Tuberkelbacillen nachgewiesen? ce) Falls nach- ` Ka pE 
ore DR TET ER RE Pe .| gewiesen, von welcher 'Seite (Institut)?“ Man hat dadurch die be- i DRETS 
stopki T SR meari sehe Mornese EIER nen `| queme- Möglichkeit, ‘die Offen-Lungentuberkulösen nach Namen, Woh- MERE: $ iE. 
i > Adolf Schmidt (Bonn): Ein neues Verfahren zur Röntgen- | nung, Alter und Beruf mit Sicherheit festzustellen, und so. die Schluß- DE A 
untersuchung der Bauchorgane. Es handelt sich um die Goetzsche | desinfektion beim Verzuge jedes Offen-Tuberkulösen aus séiner Wohnung ing: 
o Erge . röntgenographische Methode, die Verfasser etwas abgeändert hat. Sie | herbeizuführen und damit. weitere Ansteckungen zu verhüten. Es I. = G 
man ih gi - wird angelegentlichst empfohlen. ` Schließt man an dieses Verfahren | dürften natürlich nur ‘solche Atteste berücksichtigt werden, GE 3 
reinen *f | direkt die Jako bäussche Laparoskopie an, so läßt sich die spezielle | die obige Zusatzfragen einwandfrei beantworten. Denn au ~ 11 0 i.. 
s hatte nt; “ Diagnose noch weiter klären. | cz or andere Weise läßt‘ sich. eine Anzeigepflicht nicht einführen, da die De E 
dezu vn} =~ E Rautenberg (Berlin-Lichterfelde): _Pneumoperitoncale | Ärzte nicht verpflichtet sind, den Auswurf ihrer Kranken bakterio- 1.2) BR 
sprac, Röntgendiagnostik. Berichtet wird über fünfjährige Eıfahrungen' mit | logisch untersuchen zu lassen. Auch haben die Kranken oft ein ARE: 
ng des ist dem zur Röntgendiagnostik der Bauchhöhlenerkrankungen angewandten | Interesse, den ansteckenden Charakter ihres Leidens zu verheimlichen, ara 
Ali, = künstlichen Pneumoperitoneum. Dieses vom Verfasser eingeführte Ver- | was sie nicht‘ tun würden, wenn ihnen durch seine Aufdeckung die BR 
g = ~ Re EAT EN und ne rs ee on Sonderbewilligung eines Nahrungsmittels winkte. F. Bruck. ati 
pe gronn» entarium — auszuführen. Es bereichert bei richtiger Auswa er u | i 5 E id 3 
dreich Fälle die klinische Diagnostik in überraschender Weise,. aber nur in der RT Mi | eur 2 z DUB E: 7; 
jve und Hand eines ae Klinikers. Das übliche „Röntgenlaboratorium“ Münchener medizinische. Wochenschr ijt 1 91 9, Nr 607. (iM ee Y ' 
none) | wird sich an diese Untersuchungen kaum heranwagen können. Am | _, Nr.6. D. Gerhardt (Würzburg): Über Ausgangsweisen der MERI i y 
penti y besten ist es, wenn in diesen Fällen der Kliniker sein eigener Rönt- | Kriegsnephritis. Beim Austritt aus der Lazarettbehandlung geben ziemlich dashi EDE E 
j 20i genologe ist. | | Se viele Patienten noch leichtere subjektive Beschwerden an, auffallend AE iT 
ht C. Oehme (Göttingen): 'Familiäre akromegalieähnliche Erkran- | häufig Schmerzen in ‘der Nierengegend. Von 100 Fällen sicherer ae n t- 
r iti] kung, besonders des Skeletts. Bei vier Geschwistern trat in der | Kriegsnephritis war bei 58 objektiv kein krankhafter Befund nachzu- N IRRE. 1 
zab w Pubertät ein übermäßiges Dickenwachstum ‘der Extremitätenknochen, weisen; bei 42 bestanden noch irgendwelche Reste der Krankheit, teils Be u, 
hf} am stärksten der Unterarme und Unterschenkel auf. Auch das Vo- | am Harn, teils in. der Funktion der Nieren, teils an den Kreislauf- a 
erable f ` lumen der Weichteile war vermehrt, wenn auch viel weniger. Organen, doch konnten sie als g. v. H. oder a. v, H. entlassen werden. ER 
ch We. i Béla v. Mezö (Budapest): Ersatz der unteren Hälfte des Ureters | 28 hatten beim Austritt als einzige Störung eine Restalbuminurie. Mit Lin 
ee y durch Blasenmobilisation und Blasenplastik. Die ausführlich beschrie- | den Symptomen von chronischer Nephritis wurden zehn Fälle ent- Br 
a .. bene Operation wurde bei. einer Ureterstriktur vorgenommen, die nach | lassen. Bei einer weiteren Gruppe von sieben Fällen dagegen hatte sich | a 
pint totaler Uterusexstirpation entstanden war.  — ` ~ j zu einer Zeit, wo die wesentlichen akuten. Symptome der Nephritis REAN: 
ggl hë De H. Schall (Königsfeld im Bad. Schwarzwald): Die quantitative bereits abgeklungen waren und auch die Nierenfunktion .wieder ganz I 
ale) Bestimmung der Acidose. Sie kann mit den einfachsten Hilfsmitteln in | in Ordnung war, also im Rekonvaleszenzstadium, nach- 
a kürzester Zeit ausgeführt werden, ist aber prinzipiell nicht neu, sondern | trägli ch .— auf dem Boden der akuten Kriegsnephritis — eine 
r i fi . geht auf Veröffentlichungen anderer Autoren zurück. Das Verfahren | echt nephritische Störung ‚neu ausge bild et. ‚Bemerkenswert ist VAL FIRE IR, 
a m i wichtig für die Prognose und diätetische Therapie des Diabetes — | der Gegensatz zwischen ‚diesen Fällen und jenen, die den Übergang in IRRE 
N Mo tat sich aber bis jetzt nicht in der Praxis eingebürgert und hat auch | Chronische Nephritis zeigen. Dort meist frühzeitige Einbuße des Kon- M Ao TEA 
el "i ` M den gebräuchlichen Lehrbüchern keinen Eingang gefunden. zentrationsvermögens, Verdünnung anfangs noch leidlich, später ge- | i iiri AENA 
Ed i Bakof en (Berlin): Kriegserscheinungen in Gynäkologie und wöhnlich Fixierung des specifischen Gewichts bei 1010 bis 1012, deut- A I I 
a al Hingewiesen wird zunächst auf die Kriegsamenorrhöe. liche ‚Blutdrucksteigerung, oft Ödem oder wenigstens Gedunsensein des. Be 
hg! Ea H der Ansicht Fischers zugestimmt, der das Vorhandensein von Gesichts; hier gut erhaltene Konzentration, aber starke Beeinträch- Ma 
17 Ä ner korn im Mehl dafür verantwortlich macht. Besonders das | tigung der Verdünnung, keine Einwirkung auf Herz und Arterien, keine Bi 
TAAS ge jetzt zu stark ausgenutzt, enthält sicherlich mehr Mutterkorn | Neigung zu specifisch nephritischem Ödem. z Bu 
Al | Dar g Der Verfasser glaubt aber nicht, daß durch diese chronische ~ Felix Boenheim (Rostock): Zur Kenntnis seltenerer Formen o dR AREN: ©, 
yali ur eichung allmählich eine Atrophie des Uterus entstünde, sondern | ‘der Dystrophia musculorum progressiva. Mitteilung zweier Fälle. W. R 
in j mehr, daß eine dauernde Contraction der Uterusgefäße, und ~ F. Schiff: Zur Agglutinabilität. des Weil-Felixschen Bacillus. 1 | EEAS 
s = ene Behinderung des Blutaustritts zustande komme. Fehlende oder schlechte Agglutinabilität des Bacillus X19 kann auf zu I: - 
Bi. ne Art der Amenorrhöe ist nicht rein ovarieller Natur, da sie keine | geringem Gehalt des Nährbodens an Zucker beruhen. Mit steigendem MEA a 
W eschwerden macht, während bei ovarieller Amenorrböe doch in vielen | Zuckergehalt nehmen die Geschwindigkeit der Reaktion, die Stärke der TARIA nr 
Fällen Molimina auftreten. Natürlich kann durch Gewöhnung an das | Ausflockung und die Titerhöhe zu. | ne | I kt 
2 „tterkorn die Wirkung verschwinden und die Contraction der Gefäße | Sonntag (Leipzig): Über. genuine diffuse Phlebektasie am HE 
Po. der a Auch könnte es sogar schließlich zu einer Erschlaff ung | Bein. An den Extremitäten kommen neben traumatischen (das | Laer al: 
øl i ee a dingen und damit zur Menorrhagie kommen. Die | heißt . Aneurysmen) bisweilen genuine ; Gefäßerweiterungen von TE BRIAN Le 
fi Pe etzter Zeit beobachtete Abnahme .der Amenorrhöen könnte Geschwulstform von Von der letzten ‚Gruppe wird ein Fall von | 
ji aai a sanitare sein, daß diese Kriegserscheinung dem Publikum | venöser Gefäßerweiterung ausführlich mitgeteilt. - = A ; ig BE 
A i > an geworden ist, und die Patientinnen deshalb nicht mehr Georg Herzog (Leipzig): Ein neuer Fall von Malleus acutus. EBD c 
: KB kommen. Hingewiesen wird weiter auf den Genital- | Demonstration in der Leipziger Medizinischen Gesellschaft. MRE F 
pi Prun ps (fast nur große Prolapse wurden beobachtet) und auf den L. Hermanns (München): Auftreten von heterosexualen Merk- E A E A 
! liss us vulvae (fast ausschließlich infolge: von dünn- | malen bei einem 38 jährigen Manne. l Die erworbene Umbildung ein- AE GGI A i TRE 
il ' enian z em Fluor, und daher’auch meist-bei älteren Frauen, die an | zelner sekundärer Sexuszeichen. betrifft hauptsächlich die Brust- ABS AER | 
y] nieht ea Be leiden, der immer dünnflüssig ist; dünnflüssigen Fluor drüsen, die beiderseits drüsenreich und ausgesprochen weiblich SH 
a! geřade du Pai bei Chlorotischen viel mehr als zähflüssigen, und entwickelt sind und kugelige Form haben, und ist offenbar ausgelöst E 
| dep Chin rc die jetzigen Ernährungsverhältnisse wird die Entstehung | durch eine Atrophie des Hodens, deren Ursache dunkel bleibt. ‚Man ER: 
as rose begünstigt oder eine solche verschlimmert). könnte annehmen, daß in der geschlechtlich differenzierten Keimdrüse ` P A 
Kiweiß anns Tröscher (Lörrach in Baden): Nierenschädigung ohne .| bereits normaliter Reste heterosexueller innersekretorischer Gewebs- 1A R | | 
N ‚Web, Leichte Nierenschädigungen, die sich nur durch Ausscheidung | elemente vorhanden seien, die unter gewissen "Bedingungen das Über- iR A Be. 
| | ERER E 
an ‚ale: 
KANN’, Ze 


ET NETTE! 


ie nenn 


nn rn ne Prismen - ARL - 


rn Andi 


ar, he 


p 5 n - Baen = 
En DE N 22 Far BE Eu AA 2 
war mem SE 20 on naar mem —meimakrer Bert, Te: 


246 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 10. , 


9, März. 


gewicht erlangen können. In dem mitgeteilten Falle ist aber der Ver- 
fasser eher geneigt, für die heterosexuelle Umbildung das Fortfallen 
einer auf die „interstitielle Drüse“ wirkenden Hemmung verantwortlich 
zu machen. | 

Siegfried Romich: Contracturprothese. Mit der beschrie- 
benen Prothese gelingt es, erstens ganz kurze Unterschenkelstümpfe, die 
in stärkster Contracturstellung nur einen ganz geringen Bewegungs- 
umfang aufwiesen, sofort zur Bewegung der Prothese zu verwenden und 
zweitens in ganz kurzer Zeit die Contractur zu beheben. 

0. Hagen: Ein Beitrag zur latenten Malaria. Nach scheinbar 
ausgeheilter Malaria halten sich im Organismus doch noch Plasmodien 
auf, die nach körperlicher Anstrengung, nach Krankheiten wieder ins 
Blut gelangen und Rückfälle erzeugen. Auch eine Tetanusinjektion 
kann so eine Malaria auslösen. 

Maurice Favarger (München): Ein modifizierter Murphy- 
knopf. Der Verfasser hat auf beiden Knopfhälften durch Klemmringe 
eine Verschlußmembran angebracht. Dadurch wird der Darminhalt am 
Herausfließen gehindert. 

Blencke: Die Wahl des Orts der Amputation unter Berücksich- 
tigung des späteren Gliedersatzes. Der Verfasser warnt davor, die 
kurzen, gut beweglichen Unterarmstummel durch eine Reamputation 
oberhalb der Oberarmknorren zu entfernen. Er verweist dann auf 
einen in den Singener Werkstätten konstruierten Apparat, der nichts zu 
wünschen übrigläßt und selbst bei kürzesten Unterarmstummeln brauch- 
bar ist, ohne daß er etwa noch eine operative Kanalbildung oder sonst 
eine Vorbereitung des Stumpfes erfordert. Eine gut angepaßte Leder- 
kapsel faßt den Stummel, der nun gebeugt einen festen laustschluß 
der künstlichen Hand bewirkt, während die Beugung des Unterarm- 
teils der Prothese durch einen Schulterzug ausgelöst wird. 


Nr.7. O. Bruns (Göttingen): Über das Verhalten der Kreislauf- 
organe im Zustand körperlicher Erschöpfung. Der Zustand der Erschöpfung 
wird eingeleitet durch spontane Schwankungen des Herzmuskel- 
tonus, also Schwankungen in der Weite der Herzhöbhle bei 
völligem Gleichbleiben der Schlagzahl und der Druck- 
werte, unter denen, beziehungsweise gegen die das Herz arbeitet. 
Diese Tonusschwankungen gehen einher mit einer Abnahme 
der Contractionsenergie, die sich durch den Rückgang in der Größe 
der einzelnen Schlagvolumina dokumentiert. Gleichzeitig kommt es 
auch häufig zu einer Ungleichmäßigkeit der einzelnen Contractionen 
und zu Unregelmäßigkeit der Schlagfolge. Mit fortschreitender Er- 
schöpfung tritt dann die Erschlaffung der Herzwände mehr 
und mehr zutage. , 

O. Wuth (Berlin-Dahlem): Die Konstitution des Ödemiysins. 
Eine gewisse Ähnlichkeit der Konstitution des Ödemiysins mit der des 
Staphylolysins ist anscheinend nicht von der Hand zu weisen. 

R. Abl (Wien): Über die Anwendung des Adrenalins bei Ma- 
laria. Der Verfasser empfiehlt nach dem Vorgange verschiedener 
Autoren die provokatorische Adrenalininjektion bei 
latenter Malaria zu diagnostischen Zwecken. Er schlägt 
daher nach Abschluß jeder Malariakur die nochmalige Blutuntersuchung 
nach Adrenalininjektion vor. Zur Nachkur wird die Adrenalin- 
chinin kombination empfohlen. 

C. Steinthal (Stuttgart): Der Verlauf von Bauchverletzungen 
in den Feldlazaretien. In seltenen Fällen kann auch bei Darmver- 
letzungen die konservative Behandlung mit Erfolg durchgeführt werden, 
sie ist aber unsicher. Die Therapie der Wahl ist die operative Be- 
handlung der Bauchschüsse. 

Balkhausen: Einiges über Conturschüsse. Berichtet wird 
iiber einen Fall von Bauchcontur- oder Bauchdeckenringelschuß. Hier- 
hei fällt die Ablenkung durch den Knochen ganz fort. Vielmehr sind 
es nurMuskelplatten, die das Projektil ablenken müssen. Genau 
wie bei jedem entzündlichen Prozeß in der Bauchhöhle die Ab- 
wehrspannung auftritt, kann das matte Geschoß die Bauchwand- 
muskulatur sich reflektorisch spannen lassen, womit die Möglichkeit 
einer Ablenkung begünstigt wird. 

J. F. S. Esser: Eine Sehnenplastik unter sehr unsauberen Ver- 
hältnissen. Sie wurde zebn Tage nach der Handverletzung vorge- 
nommen und führte zu einem sehr befriedigenden Resultat. Auf diese 
Weise kann man in vielen Fällen eine Hand retten, die, wenn man 
erst wie üblich die Verheilung abwartet, fast sicher, wenn 
nicht ganz, doch größtenteils durch .die eintretende Vernarbung 
und Sehrumpfung der Kapsel an der Ausübung des früheren 

Berufes verhindert wird, um so mehr, als die kleinen Handmuskeln 
stark leiden. Ä N | 

S.Rosenbaum (Breslau): Über die Infektiosität der Grippe- 
pneumonien. Der Verfasser konnte bei genauer Beobachtung seiner 


Lazarettkranken feststellen, daß sich in einzelnen Zimmern die Pneu- 
monien und Todesfälle durch Pneumonien häuften. An der er- 
höhten Infektionsempfindlichkeit Grippekranker gegenüber 
Pneumonierregern und an einer häufigen Lazarett- und Haus- 
infektion dieser Art ist nicht zu zweifeln. 

A.Plehn: Zur Parasitologie, Klinik und Therapie der Malariar. 
(Schluß.) Berichtet wird über die Beobachtungen hauptsächlich an 
Mannschaften, die sich ihre Infektion im Hochsommer 1917 in Maze- 
donien zugezogen hatten. Ihre Malaria verhielt sich aber anders als 
die der bisher vom Verfasser untersuchten und behandelten Kranken. 
Vielleicht war die Vorbehandlung, nämlich das fast kontinuier- 
liche Nehmen größerer Chininmengen, die Hauptursache davon, inso- 
fern es zu einer Gewöhnung des Parasiten, wie des Menschen ge- 
führt haben könnte, Therapeutisch empfiehlt sich die Kombination 
von Chinin und Salvarsan, und zwar gibt man am besten beides gleich- 
zeitig vor oder im Fieberanstieg oder auf der Fieberhöhe. Der Kranke 
erhält 0,6 Neosalvarsan intravenös und 1,2 Chinin. bimuriat. intra- 
muskulär. Die letzte Gabe wiederholt man an den folgenden beiden 
Tagen und richtet die sich daran anschließende Chininrezidivprophy- 
laxe so ein, daß die beiden in etwa zehntägigen Zwischenräumen nach 
folgenden Salvarsangaben mit dem Chinin zusammenfallen. | 

Fritz Lenz: P. W. Siegels Urlaubskiader und die Lösung des 
Geschlechtsproblems. Die Angabe Siegels, daß aus Zeugungen in 
den ersten neun Tagen nach Beginn der Menstruation etwa 90% 
Knaben hervorgingen und daß ferner aus Zeugungen in den Tagen 
unmittelbar vor der Menstruation, wo also die Empfängnishäufigkeit 
am geringsten ist, fast ausschließlich Knaben geboren würden, dürfte 
nach Ansicht des Verfassers nicht richtig sein. F. Bruck. 


Wiener medizinische Wochenschrift 1919, Nr, 3 bis 5. 


Nr.3. Karplus: Organische, nichttraumatische Nervenkrank- 
heiten bei Kriegsteilnehmern. Es werden die einzelnen Krankheiten 
besonders mit Bezug auf den Zusammenhang mit dem Kriegsdienst 
besprochen. Bezüglich der Polyneuritis wird eine Erschöpfungspoly- 
neuritis und damit eine Kriegspolyneuritis abgelehnt. Bei der mul- 
tiplen Sklerose läßt sich bei Entstehung oder Verschlechterung ein 
Zusammenhang mit den Schädlichkeiten des Krieges nicht in Abrede 
stellen. Sie scheint bei den erschöpften Kriegsteilnehmern wesentlich 
maligner zu verlaufen. Bei der Tabes ist eine Verkürzung des Inter- 
valls zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit bei den Front- 
dienenden nicht eingetreten; der Krieg scheint auch nicht dazu geführt 
zu haben, daß ein wesentlich größerer Teil der Luetischen Tabes be- 
kommen hat. 

Nr.4. Doerr: Die Bekämpfung der Malaria. Es wird der 
große Wert der streng durchgeführten Chininprophylaxe hervorgehoben 
unter Berücksichtigung der Eigenart der verschiedenen üblichen Me- 
thoden. Noch nicht zur Befriedigung gelöst ist die Frage des mecha- 
nischen Schutzes gegen die Mückenstiche sowie die der Assanierung. 
Auf die Gefahr, die durch die chronischen Malariker den Gesunden 


droht, wird besonders hingewiesen. | 


> Nrö. Schüller. Über nervöse und psychische Störungen im 
Kindesalter. Nach Besprechung der hauptsächlich im schulpflichtigen Alter 
auftretenden psychischen und nervösen Erkrankungen (motorische Läb- 
mungen, motorische Rteizerscheinungen, Chorea, Spasmophilie, Tetanie, 
Epilepsie, Schwachsinn, Neurasthenie, Hysterie, Tieneurosen) kommt 
Verfasser zu der Forderung der Einrichtung besonderer Schulen für 
nervöse Kinder, etwa in Form von Landerziehungsheimen. Eine Cen- 
tralstelle für die spitalsmäßige Beobachtung und Behandlung nerven- 
kranker Kinder ist zu errichten, ebenfalls eine Auskunitsstelle für die 
Überweisung der kranken Kinder in Privatpflege, Ferienkolonien be- 
ziehungsweise Spezialanstalten. i G. Z. 


Korrespondenzblatt für Schweizer Ärzte 1919, Nr. 1 und 2. 


a T e 


Nr.i. Sahli (Bern): Über die Influenza. Wesen und Ätiologie. 
Begriif ‚des komplexen Virus. Verfasser versucht die widersprechenden 
Ergebnisse der zahlreichen zur Erklärung der Ätiologie der Influenza 
angestellten Untersuchungen auf bakteriologischem Gebiet in einen 
logischen und biologischen Zusammenhang zu bringen und glaubt 
mittels der Theorie vom komplexen Virus die Frage zu lösen. Dieser 
neue Begriff wird neben den bisher gebräuchlichen der Sekundär- und 
der Mischinfektion eingeführt, das Krankheitsgift ist ein zusammen- 
gesetztes; bei der Infektion ist eine Reihe von Bakterien beteiligt, 
die obligat zusammengehören und gemeinsam infizieren und gewisser- 
maßen eine Symbiose, eine höhere Einheit bilden. Es können sich dann 
je nach den Mengen und Virulenzverhältnissen und nach den specifi- 


u DEN TI aA 

u Te ; s 

3 = Le En i 7 

ap ET a T ‘ gi Ri ~ 

mer ý . en e KR , 

s "ne x \ . o - = tr y= .. Be 

' u Mr - tà ; ? Fe . 

# ld fd = 

[i = * + 


ei = 


9, März. 
[| 


schen Empfänglichkeiten der Individuen bald mehr die einen, bald mehr 
die anderen Species entwickeln. Durch eine quantitativ verschiedene 


T 9 Min ; . 


mern die Pur po 

en. And |", s SE EFA : 

nker ggnie © Zusammensetzung der obligaten Bakterienkombination lassen sich zwang- | 

ett- und He los die Verschiedenheiten in den bakteriologischen und klinischen Be- | 
i funden erklären. Der Influenzabacillus ist im komplexen Virus als 


Primus inter pares aufzufassen, das heißt der Haupterreger der Krank- 
heit in dem Sinne, daß durch seine Mitwirkung bei der Züchtung des 
komplexen Virus die anderen Bakterien ihre für die Pandemie charak- 

-_ teristische speeifische Virulenz und ihren kontagiösen Charakter erhalten 
haben. Auch wenn der Influenzabacillus ‚gelegentlich fehlt, so hat er 
bei der Infektion doch gewissermaßen potentiell mitgewirkt, indem durch 

ihn in den früheren Bakteriengenerationen bei. den Individuen, von 
denen die Epidemie ausging, z. B. die Pneumokokken und Strepto- 
kokken zu specifisch virulenten hochkontagiösen Formen : verändert 
sind. Das Vorkommen von „komplexen“ Krankheitsgiften ‚ist schon 
lange vom Tetanusbacillus bekannt. Damit ein Tier durch eine Te- 
„į . tanusreinkultur nicht bloß vergiftet, sondern auch infiziert wird, ist es 
uf: nötig, entweder gewisse chemische Substanzen auf die Infektionsstelle 
einwirken zu lassen oder -zugleich mit den Tetanusbacillen eitererre- 


der Mai f 
uptsächlih  }. 
917 in Mae p- 


gende Bakterien in die Wunde 


 fektion entsteht. pi ; | 
Nr. 2. Siegrist (Aarau): Ein Beitrag zur Kasuistik der Duo- 
denaldivertikel. Zur Stellung der schwierigen Diagnose eines Duodenal- 
‘divertikels sollen folgende röntgenologische Symptome als Anhaltspunkte. 
dienen: Ein fleckenförmiger Schatten mit ganz oder teilweise abgerun- 
deter Contur in der Nähe oder im Gebiet des Duodenums, der nach 
` „der Passage der Röntgenmahlzeit durch den übrigen Dünndarm stehen- 
‚bleibt. An der Stelle des Schattens besteht keine Druckempfindlich- 
keit; die Passage des Duodenalinhaltes geschieht ohne Anzeichen für 
- eine Striktur. O 2 2 
Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 7. 
Krob: Der einfachste. Weg zur übersichtlichen Einstellung des 
„ schußverletzten Ellbogen- und Fußgelenks. Die Gelenkkapsel, wird mit 
dem mit ihr verbundenen Periost abgelöst und hochgeklappt, dadurch 
ist das Gelenk freigelegt. Am Ende wird der Kapsel-Periostlappen 
wieder umgeklappt, und: an den Knochen angenäht. Der wiederher- 
gestellte Kapselsack verträgt kräftige Belastung. Am Ellbogengelenk 
 -Jäßt sich die vordere Kapseltasche vom lateralen und vom medialen 
Schnitt aus eröffnen und die hintere Kapseltasche von einem Schnitt, 
der über das Oleeranon hinwegläuft. Am Fußgelenk kann die vordere 
und die hintere Kapseltasche ‘von je. einem lateralen und medialen 
Schnitt eröffnet werden. l | 
'., Sievers: Vorschläge zur Ligatur großer Arterien. Zur Ver- 
hütung schwerer Nachblutungen werden Vorschläge für die Unter- 
bindung der großen ‚Arterien-gemacht: 1. wird die zweite Ligatur, 
die oberhalb der Endligatur angelegt wird, in Form einer elastischen 
Sehnürung angelegt. 2. wird vorgeschlagen, die Ligatur von innen 
zu polstern mit Hilfe eines in das Lumen der Arterie geschobenen 


Muskelstückes, über das die Ligatur lose angezogen wird. 3. wird 
nervenstammes das Arterienrohr wenig hervor- 


nach Resektion des Begleit 
sezogen und abgebunden, dann wird aufwärts die Gefäßscheide eröffnet 
und etwa 3 cm oberhalb mit einer Umgehungsnadel ein Cafgutfaden 
um das Gefäßbündel herumgeführt. Nach Bestreichung der Gefäß- 
Scheide mit Jodtinktur wird der Gefäßspalt vernäht. Dieses dritte 
Verfahren wird als typisches Unterbindungsverfahren großer Arterien, 
Vor allem bei Amputationen, empfohlen. . 
5 Nosk Szu binski und Schmidt: Zur Mitteilung von Hercher und, 

j i über Lage- und Tiefenbestimmung von Fremdkörpern. (Nr. 32 
n . 1918.) Es wird zur Projektion. auf die Haut und zur Auf- 
a peicherung der projizierten Punkte ein Zeicheninstrument empfohlen: 
\ Fi mit Handgriff versehene ‚Vorblende trägt hinten einen kleinen. 

„uehtschirm, vorn ein vorgebautes Fadenkreuz mit Ring, im Innern eine 
chtung, die durch. Druck centräl vorgeschleudert werden 


\ 


Chfeibyorri 
= Vor der Röhre befindet sich ein Fadenkreuz, beide sind centra] 
gestellt. Der Zeichenappärat wird bei Max, Kohl (Chemnitz) her- | 
| Ä K. Bg. 


gestellt, 


~- 


. _Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 7. 

-koloo Halb an: Nachruf auf: den am 10. Januar verstorbenen Gynä- 
sen Friedrich Schauta, | u 
ER au: Über Strahlenbehandlung des Gebärmutterkrebses. Die 
die Ceryi SIS wird in einem Goldfilter von 1 mm Dicke unmittelbar in 
des rin et Auf eine eingreifende chirurgische Vorbereitung 
liegen zcarcinoms (wird verzichtet, Das Radium bleibt 48 Stunden 
ach Beendigung dieses ersten Teiles werden an zwei aufein- 


© 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr; 10. 


zu bringen, sodaß. eine „komplexe“ In- | 
| binnen zwölf Stunden etwa gegeben, pro Minute 50 bis 200 Tropfen. 


ER 
` .. 
4 . 
f 


0. ZÖIBER-ZIEXENHIS. 


ROTTERDAM. — a47 


anderfolgenden Tagen mittels zinkgefilterter Röntgenstrahlung drei 
bis vier Felder abgelegt. Die vereinigte Anwendung von Radium und 
‚Röntgenstrahlung wird dreimal wiederholt in Abschnitten von drei bis 
vier Wochen. -Die seit, etwa einem Jahr durchgeführte Behandlung . 
hat bisher günstige Heilerfolge gehabt. Das Hauptfeld für die Strahlen- 
behandlung des Gebärmutterkrebses soll nicht der inoperable Fall sein, 
sondern der gut operable Krebs. . u RK. Bg 
~- Zeitschrift für ärztliche Fortbildung‘ 1919, Nr. 2. 

~ Eduard Melchior (Breslau): Wann soll der erste Verband- 


wechsel nach der Incision von Phlegmonen erfolgen? Zur Vermeidung 
der Störung der natürlichen Heilungsvorgänge empfiehlt Melchior 


auf das wärmste, den ersten Verband länger als gemeinhin üblich, bis _ 


zu etwa sechs Tagen liegenzulassen. „Entfieberung unter dem. ersten 
Verband“ ist sein Ziel, das er bei geeigneter Auswahl der Fälle auch 
meist in zufriedenstellender Weise zu erreichen vermochte. l 

~. — M. Friedemann (Langendreer): Über intravenöse Dauertropi- 
infusionen bei erschöpfenden Dürchfällen. Erneute Befürwortung der im 
Februar 1913 vom Verfasser mitgeteilten Methode. Mit bekannter In- 
fusionstechnik wurden in den angeführten Fällen oft bis zu 5I physio- 
logischer Na0l-Lösung beziehungsweise 4% % ige Traubenzuckerlösung 


Gute Erfolge auch bei recht schweren Kollapsen. Gegenüber der ge- 


'wöhnlichen intravenösen Infusion besteht der Vorteil langdauernder 
Wirkung und besonders Vermeidung von Überdosierung der einverleibten - 
hland. In 


 Flüssigkeitsmenge. | 
L. Aschoff: Der medizinische Unterricht in Deutsc 
seinem im September 1918 auf der Waffenbrüderlichen Vereinigung in 
Budapest gehaltenen Vortrag gibt Aschoff kritische Vorschläge: zur 
Verbesserung unseres medizinischen Studiums. Neben einer in der 
Hauptsache der Schule zu überlassenden Ergänzung der naturwissen- 


| schaftlichen Ausbildung wünscht er als Wichtigstes systematisches 


zwangsweises Famulieren unter Zuhilfenahme der akademischen, Ferien. 
Neue Prüfungsbestimmungen sollen für rechtzeitige Ausmerzüung der. 


für die Medizin gänzlich unbrauchbaren Elemente sorgen. , 
| ‚Hans Meyer (Berlin-Oberschöneweide). 


Therapeutische Notizen. 


` 


Zur Technik der intralumbalen Therapie empfiehlt Heine | 


(Berlin-Wilmersdorf),, um das Medikament möglichst langsam 
-in den Duralsack einzuführen, es durch Heberwirkung einfließen 
zu lassen. Er benutzt dazu das Quinckesche Instrumentarium. (D. 


m. W. 1919, Nr. 8.) Bu 
Zur Behandlung. der Typhusbacillenträger empfiehlt J, Dubs . 


(Winterthur) angelegentlichst die Cholecystektomie, das heißt die chir- 
urgische Beseitigung des Hauptherdes der Dauerausscheidung von 
(M.m. W. 1919, Nr. 7.) | el 


Typhusbacillen. | | 
Fleckfieber behandelt Georg Hahn (Berlin) mit Pyramidon 


(fünfmal täglich eine Tablette zu 0,2). Er hat den Eindruck, daß diese 


Medikation in ganz auffallender Weise den Krankheitsverlauf günstig 


beeinflusse. Einige der mit Pyramidon behandelten Fälle, die in Ge- 


nesung übergingen, waren außerordentlich schwer. Die heftigen Fieber- 


erscheinungen (Benommenheit, Halluzinationen usw.) scheinen stark. 
as Mittel 


herabgesetzt ‚zu werden, ohne daß der Kreislauf durch d 


irgendwie beeinflußt wird. (M. m. W. 1919, Nr. 7.) 
In der Beurteilung eines bestimmten therapeutischen Erfolges 


beim Erysipel sollte man reoht. vorsichtig. sein. Das Weiterwandern des 
Erysipels ist durch kein bisher bekanntes Mittel zu verhüten. Es 
schien Wilhelm’ Nonnenbruch (Würzburg) nicht, daß die ein- 
fache Behandlung mit Überschlägen von essigsaurer Tonerde hier den 
anderen Behandlungsmethoden nachstehe. (M. m. W. 1919, Nr. 7.) 
Die Behandlung infizierter Flächenwunden durch uns peci- 
fische lmmunisierung empfehlen Eduard Zalewski und 
Ernst Friedrich Müller. -Sie bedienen sich dazu des Aolanis, . 
eines aus Vollmilch gewonnenen Präparats, dessen Wirkungsweise 
etwa folgendermaßen aufzufassen ist: Es wirkt, wie andere parenteral 
einverleibte Eiweißkörper, knochenmarksanregend, vermeidet: 


aber durch seine Goxinfreie Herstellung jede Nebenerscheinung, 


wie Temperaturerhöhung, Kopfschmerzen, . allgemeines Krankheitsgefühl. 
Die Intensität. der Erhöhung der Knochenmarksfunktion wird -an der 
Vermehrung der weißen Blutzellen bemerkbar, ihre im- 
munisierende Wirkung kommt überall da zum Ausdruck, wo körper- 
fremde Substanzen im Organismus vorhanden sind. Die. Abwehr- 
wirkung kann. also gleichsam willkürlich der Wundinfektion ‚zugeführt 
werden. Aber auch ‚an, anderen Stellen im Organismus vorhandene 


N 


a 23 tn 
sr ENT ae 2 ee . 
` Spa e Pres $ $ 
Mur er n E } E EEE $ 
-æ. T 3 M € . T 
g FOR ee ae TAN ER 
u 2 I A e 
' Skrea “ e ea 


S Ne 
Wi iS 


“nn on 


ENTE nen 
man F $ b 
nn. 


— 


TA 


nn aan 


i KA 
Du He ‚ 
Eu 
Dee 
Dsg 
OE 
ko, 
Å. 
a . 
Tap 
' \ 
Bar 
a 
ee 
Ber 
EI 
uf 
i 
PEN 
Ra 
7 
Fi - 
udt 
opa 
piha 
ee) 
aa! fi 
u e 
EPEN 
"fi 
em 
tr te. 
i Ü 
er 
Para A 
nr 
RA 
A 
w 
‚a 
torra 
4 
' 


A are ö Ft t š 
D H 7 K | A 
i „ri y am Bey nr 
f : f ` ji 5 
wenige: 
ER E nr Sen mi ' i 
ee IS BE IE, p 
5 Fe ern i W Ag kyi 7 j 
PEE E u Rg y .. A x 


i 
. I ie: A e E is 
at eh 3 - 
LEEG PRESS a ja 
’e i se r RE t n A ES a: “ 
TAA : etta atay KREI 3 y > 
A Pa C i N FE , ` T j 
3 VE E | RS 
- ETE Wir sahate, ori. 
$ Eia CERT MAR 
r > en + 4: 
A mn % BE a GAng 
~ ti N Eo 
r N . R 


+ 


Te N a N Zr TI a I? 


> me en se nee 


F 


„~ - 


ba - ii 
E 2 l A x a 
ET ee ee £ a ee E ee E: 
poan kA A 
-e 


=. 


ante aE 
z 
< 
Teyi 


ER 


g8 | 7.4919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 10. 


Bakterien können” durch diese Abwehrreaktion angegriffen werden. 
Nach Ausübung”des”Knochenmarksreizes wird das Aolan so rasch aus- 
geschieden, "daß; die neugebildeten Abwehrstoffe fast ohne jede Ver- 
minderung frei im Organismus erhalten bleiben und zur Entgiftung und 
Neutralisierung der im Körper vorhandenen Infektionsstoffe therapeutisch 
ausgenutzt werden können. (M. m. W. 1919, Nr. 7.) 

Zur Heilung” des angeborenen Kfumpfußes gehört nach Oscar 
Vulpius (Heidelberg) in erster Linie das kunstgerechte Modellieren 
des Fußes. Erst wenn alle Möglichkeiten’ dieses Vorgehens ausge- 


‚ schöpft sind, darf eine Operation, wie sie der Verfasser beschreibt, den 


Dann aber ist der 


„unlöslichen Rückstand“ der Deformität beseitigen. 
F. Bruck, 


Erfolg vollkommen. (D. m. W. 1919, Nr. 8.) 


Bücherbesprechungen. 


Fritz Munk, Pathologie und Klinik der Nephrosen, Ne- 
phritiden und Schrumpfnieren. Einführung in die mo- 
derne - klinische Nierenpathiologie. Berlin und Wien 1918, Urban & 
Schwarzenberg. Mit 27 Textfiguren und 4 farbigen Tafeln. M 18,.—. 

Munk, ein Schüler von Fr. Kraus, schrieb dies Buch getreu 
dem Geiste der Krausschen Klinik. Kritische Sichtung der Erfah- 
rungen am Krankenbett unter gewissenhaiter Berücksichtigung der 

Ergebnisse der pathologischen Physiologie zeichnet die Darstellung aus. 

Klarheit der Einteilung wetteifert mit Klarheit des Stils. Die Kapitel 


‚über Therapie sind vortrefflich. Das Buch hält -nicht nur, was der 


Titel verspricht, es übertrifft unsere Erwartungen. | 

Es kann als'ein zuverlässiger Führer auf dem Gebiete der Nieren- 
krankheiten angelegentlichst empfohlen werden. 

Die Ausstattung ist eine vorzügliche; der Verlagshandlung ge- 
bührt dafür besondere Anerkennung in dieser auch für den Buchdruck 
so schwierigen Zeit. C. Hirsch (Göttingen). 


F. Lust, Diagnostik und Therapie der Kinderkrank- 
heiten. Berlio-Wien 1918, Urban & Schwarzenberg. 487 Seiten. 
M 14,50. 

Das Besondere an dem Buch von Lust ist sein Versuch, für 
die einzelnen Altersstufen des Kindes eine AÄrzneiverordnungs- 
lehre zu schaffen. Allerdings ist dieser Versuch nicht der erste, 
aber vielleicht der am exaktesten durchgeführte. Man wird nicht in 
bezug auf jeden Punkt mit Lust übereinstimmen müssen, um trotzdem 
sagen zu können, daß hier ein für den Praktiker brauchbarer Fort- 
schritt vorliegt. Im übrigen hat Lust im allgemeinen Teil fast nur 
therapeutische Methoden aufgenommen, die als bewährte gelten können, 
oder solche, die sich ihm selbst auf Grund an der Heidelberger Klinik 


` gewonnener Erfahrungen bewährt haben. Ob es ein glücklicher Ge- 


danke gewesen ist, mit diesen therapeutischen Ausführungen die dia- 
gnostischen zu verquicken, lasse ich dahingestellt. Wer nicht Kinder- 
krankheiten kennt und diagnostizieren kann, wird im allgemeinen aus 
den Aufzeichnungen des Buches für die Diagnose nicht sonderlich viel 
gewinnen. Wer diagnostizieren kann, benötigt diese Aufzeichnungen 
nicht. Das soll kein Vorwurf für den Inhalt des Buches sein, es soll 
nur dem Gesichtspunkt Ausdruck geben, den ich bezüglich der Ab- 
fassung solcher kompendienartigen Bücher einnehme. Ich pflege ein 
Buch der Therapie im Kindesalter danach zu beurteilen, ob der Prak- 
tiker die Ernährungsstörungen des künstlich ernährten Säuglings nach 
sicheren Richtlinien behandeln lernt. In dieser Beziehung hat mich 
das Buch enttäuscht. Trotz einiger guter Ansätze die vorhanden sind, 
wirkt störend, daß wiederum ätiologische und klinische Gesichtspunkte 
bei der Einteilung durcheinander geworfen sind. Aus dem vielen, 
was über Ernährungsstörungen bisher geschrieben wurde, das heraus- 
zuschälen, was dem Praktiker die Materie verständlich macht und ihm 
klare Richtlinien für sein Handeln gibt, bleibt nach wie vor der Zukunft 
vorbehalten. Langstein. 


Hugo Bach, Anleitung und Indikationen für Bestrah- 
lungen mit der Quarziampe „Künstliche Höhen- 
sonne“. Mit 18 Abbildungen im Text. Würzburg und Leipzig 
1918, Curt Kabitzsch.“ i28 Seiten. Geb. M 8,50. 

Auf dieses ausgezeichnete Buch habe ich bereits an dieser Stelle 

1918 (Nr. 34) anläßlich eines Übersichtsreferats hingewiesen und viele 

Einzelheiten konstruktiver und physikalischer Art schon ebendaselbst 

erwähnt. 


| früher erwähnt. 


Das Buch ist nun in der vierten Auflage erschienen (die 
erste wurde im August 1915 der Öffentlichkeit übergeben) und hat, 


. 9, März, 


mn nn m.  .. — e nn 


—: B — nn on _———_-—- 


wie die rasche Aufeinanderfolge der Auflagen allein schon beweist, 
einem starken Bedürfnis abgeholfen. Im Gegensatz zu Wagners 


- 1917 erschienener „Künstlicher Höllensonne“ zeichnet es sich durch Kürze 


und Vermeidung von Übertreibungen aus. Daß die Bezeichnung . 
„Künstliche Höhensonne“ eine sehr anfechtbare ist, habe ich schon 
indessen ist nun einmal die Quecksilberquarzlampen- 
therapie unter diesem Ausdruck zu einer solchen Bedeutung gelangt, daß 
es heute zwecklos ist, eine der Allgemeinheit so geläufig gewordene Be- 
zeichnung noch ändern zu wollen. Um diese ganze Behandlungsart 
hat sich Bach ein bleibendes Verdienst erworben. 
Otto Strauß (Berlin). 


Jeß, Augenärztliche Kriegserfahrungen. Sammlung 
zwangloser Abhandlungen aus dem Gebiete der Augenheilkunde. 
Herausgegeben von Vossius (Gießen). Halle 1918, Verlag von 
Marhold. 

Der Verfasser schildert zunächst die augenärztliche Tätigkeit im Feld- 
lazarett, wobei er besonders auf die Wichtigkeit der stereoskopischen Rönt- 
genaufnahme für die Splitterdiagnose hinweist. Er sieht die Aufgabe der 
vorderen augenärztlichen Station darin, alles, was irgendwie Aussicht 
auf Rettung von Sehvermögen bietet, zu erhalten und nicht wahllos 
wegen Besorgnis vor drohender sympathischer Ophthalmie zu enu- 
cleieren. Er bespricht dann eingehend die sogenannten Bleispritzerver- 
letzungen, die Splitterverletzungen, die Kontusionen, die Veränderungen 
des Augeninnern bei Schädelverletzungen und der durch Kampfgase 
hervorgerufenen Augenveränderungen. Zum Schluß geht er auf die 
Korrektion von Refraktionsfehlern und auf die sogenannte Nachtblind- 
heit ein. Adam (Berlio). 


Berliner Gesellschaft für Rassenhygiene, Über den gesetzlichen 
Austausch von Gesundheitszeugnissen vor der 
Eheschließung und rassenhygienische Ehever- 
bote. München 1917, J. F. Lehmann. 87 Seiten. M 2.—. 

Unsere bevölkerungspolitischen Maßnahmen wollen fast alle 
darauf hinaus, die Anzahl der Geburten zu heben; darüber wird über- 
sehen oder mindestens vernachlässigt, sagt die Berliner Gesellschaft 
für Rassenhygiene (Geschäftsstelle: Berlin -Schlachtensee, Albrecht- 
straße 19 — 25), „die notwendige qualitative Ertüchtigung unseres Volks- 
körpers“. Keine Bevorzugung der Quantität auf Kosten der Qualität 
der Nachkommenschaft! das heißt Behinderung oder gar Ver- 
hinderung der Fortpflanzung Minderwertiger. Das sei zu verwirklichen 
durch ein Eheverbot für Minderwertige. Eine solche Ehe verbietet 
der Staat auf Grund ärztlichen (etwa besonders dafür geeigneten und 
geprüften Arztes) Zeugnisses. Die Vorschläge für ein solches Gesetz 
betreffend lihekonsens und Eheverbot enthalten verschiedene Krank- 
heitsgruppen, welche die Ehefähigkeit verneinen würden. Alle ent- 
halten natürlich die Gruppe: ansteckende Geschlechtskrankheiten. Aber 
jeder Arzt weiß, daß dle Feststellung, ob z. B. ein Mann oeschlechts- 
krank ist oder nicht, eine sehr schwierige Aufgabe ist. Auf keinen 

Fall ist sie zu lösen nach einer einmaligen Untersuchung. „Der 

Wassermann“ ist heute negativ, aber in 14 Tagen ist er positiv; l8 

selbst ein dauernd negativer Wassermann ist keine Gewähr für Ge- 

sundheit. Und Mädchen? Soll jede Braut geschlechtlich untersucht 
werden? Undurchführbar! Natürlich ist der Gedanke (körperlich und 
geistig gesundheitlich) Minderwertige von der ehelichen Fortpflanzung 
auszuschließen, ein guter; aber der vorgeschlagene Weg ist ungangba; 
einfach, weil er einen derartigen Eingriff in die persönliche Freiheit 
darstellt, dag er schon um dessentwillen ohne weiteres abzulehnen ist 

Auch andere Gründe sprechen gegen eine solche Lösung des Qualitäts- 

problems der Bevölkerungspolitik. Andererseits ist, wie gesagt, der 

Gedanke des Ausleseprinzips für den Menschen Zu edel, 

als daß man ihn einfach beiseiteschiebt. Gesetzliche Eheverbote auf 

Grund rassehygienischer!) Erwägungen bestehen übrigens in den Ver- 

einigten S’aaten, in Schweden ?) und (etwas Ähnliches) in Dänemark. 

Das Ergebnis dieser Gesetze, den Stand der ganzen Frage, die Lite- 

ratur) in dem Büchlein nachzulesen, ist interessant, orientierend und 

belehrend. w Fuhrmann. 


1) In zwölf Staaten der Vereinigten Staaten besteht sogar gr 
setzliich Unfruchtbarmachung minderwertiger Männer und Frauen. 
Siehe dagegen unseren Entwurf gegen Unfruchtbarmachung. Ols 
hausen, M. Kl. 1918, H. 82 und 84. 

2?) Siehe Olshausen, M. Kl. 1918, H. 48. y. 3 

3) Siehe auch das Sammelreferat von Liebe, M. KI 1919, B. 2 


lein schon bereit 
atz zu Wagon 
es sich durch Kim 
3 die Berei F 


st, habe ich shu 


Tätigkeitinfä! 


3skopischel | 


t die Aigh Ee 
rendwie us 


t.. 


r 


17 
~ 


i 


ad nitri 


balme nef > 


y Bleispabene t 


p Verdot =. 
preh Katt 


ht alék, 


nte Nadi” 
am (ib j 


MR 
setzliehtr 
av 


x 


T: Ehen 


pe Wy 
inda® 


- werden in Mikrophotogrammen demonstriert: weiche ‚Prominenzen in- 


. .frümmerfelder), 


| Schädigung des Gelenkes abgeben, wird durch die Erfolge der operativen 


‚Noch bevor 


~ volle Gewalt umschriebene Bezirke der ha 


„nach der Fossa intercondyloidea oder der Patellarbinterfläche — oder 


 ‚Gelenkbezirke besprochen: die 


‘ ‚Hyperämie und Zottenbildung der Synovialis, consecutive Arthritis 


_ Es wird betont, daß in der Entstehung der freien Gelenkkörper. eine 
zweckmäßige E 


beseitigt mit einem Schlage die oft jahrelang bestehenden Erscheinungen, ; 
Pie an charakteristischen Fällen gezeigt wird. Die Entfernung freier 


Eemacht durch eine 


“1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — N 10.0. 0 


4 


Vereins- und Auswärtige Berichte. sap a 
o es | | es sich um ein frisch 


| Erkrankung. 


j 


- Berlin. 2 Si. 

Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 19. Februar 1919. 

Vor der Tagesordnung berichtete Schütze über einen Fall 
von Steckschuß im Herzen. Es handelte sich um“einen Landsturmmann 
von 45 Jahren, der am 8. Januar 1919-von einer Kugel getroffen 
wurde, die durch das Fenster eindrang, ohne daß man erkennen konnte, , 
woher das Geschoß kam. Der Mann brach zusammen, hatte, kalten 
Schweiß. Er wurde pulslos ins Krankenhaus eingeliefert. Nach zwei | 
bis drei Tagen besserte er sich und. er ständ nach 15 Tagen auf. Er 
warf Blut nicht aus, hatte aber: blüthaltigen Harn. für einige Tage, 
Jetzt ist der Harn frei von: Eiweiß. und ‚Zucker. Der 'Einschuß sitzt 
rechts in Höhe der neunten Rippe. Das Röntgenbild zeigt ein Geschoß 
in der Wand der rechten Herzkammer in seinem "mittleren Teil. | 

Tagesordnung. Axhausen: Die umschriebenen -Knorpelläsionen 
des Kniegelenks. Der posttraumatische Reizzustand des Kniegelenks, der 
sich besonders in rezidivierenden.Ergüssen äußert, der zu Schlottrigkeit 
des Knies führt und schließlich in der Arthritis deformans endigt, ist 
in vielen Fällen durch umschriebene Knorpel-Knochenläsionen bedingt. 
Das Zustandekommen der Läsionen wird eingehend besprochen. Die 
Mechanik ist das Zusammenprallen der Patella mit den Femurcondylen 
bei Gewaltwirkungen, die das Knie, besonders in Beugestellung, von 


vorn treffen. Bei fehlender. Kongruenz der Knochenflächen trifft die 
rt und ungeschützt aneinander- _ 


liegenden Knorpelplatten.- Daher können Trennungen des Knorpels 
von der Unterlage, Knorpelfissuren, Knorpeleinbrüche und schließlich 
Fissuren und impressionsartige Knocheneinbrüche entstehen. , Sie 
müssen sich auf begrenzte Bezirke der überknorpelten Femurconäylen . 


. 


extrakt und Kochsalzlösung). | / 
W.-R., M.-R. und S.-G.-R. unterworfen .wurden, reagierten '1144 Fälle 


‚Fleckfieber und anderen fieberhaften Erkrankungen. 157 Sera waren. 
gemeinsam positiv, different 199. Bei der S,-G.-R. konnte eine Un- 
specificität beim Uleus molle nachgewiesen werden. Von 42 Fällen 
mit Ulcera mollia reagierten zehn nach S.-G. positiv, mit dem. Ab- 
heilen der Erkrankung von selbst negativ. Die M.-R. ist zwar durch. die 
 Zweizeitigkeit der Methodik etwas komplizierter als die. S.-G.-R. In 
der Zweizeitigkeit sieht aber der Vortragende eine wichtige Kontrolle. 
' Es werden dadurch die Sera ausgeschieden, die an sich nicht flocken 
und daher der M.-R. nicht unterworfen werden können. Solche Sera 
imponieren bei der S.-G.-R. wahrscheinlich als negativ. So reagierten 
drei Fälle mit Roseola nach W.-R. und M.-R. positiv, nach S.-G.-R. 
negativ. Nachteile der M.-R. bestehen darin, daß 2% aller Sera, be- 
sonders ikterische und hämolytische, und ferner Spinalflüssigkeiten 
nicht locken. nl | 
| Die W.-R, M.-R. und- S.-G.-R. werden sich in vielen, klinisch 
fraglichen Fällen und bei zweifelhaftem Ausfall der ‚einen : Reaktion 
gegenseitig stützen und ergänzen. ` Gebrauchsfertige Extrakte liefert 
die Firma E. Leitz, Berlin. : (Selbstberich) ——— i Ee 
` _ Aussprache. L. Michaelis: Das Bestreben, die Komplement- 
bindung durch eine Fällungsreaktion zu ersetzen, ist alt. Er selbst 
'hat vor etwa zehn Jahren sich in diesem Sinne bemüht. Jetzt hat er 
die M.-R.. nachgeprüft, ist aber nicht.recht damit zustande gekommen. 
Die. Nachprüfung der Reaktion von S.-G. brachte ihm folgende. Er- 
gebnisse. Von 54 Fällen, bei denen Wassermann stark positiv war, 
waren nach S.-G. 49 stark positiv, 5 schwach positiv. : .Von 16 
näch W. schwach positiven waren 7 schwach positiv, 9 negativ. Von. 
137 nach W. negativen waren nach: 8.-G. 126 negativ, 3 schwach posi- 
tiv. Zwei Fälle von Ulcus molle waren stark positiv nach S:-G. Auch ` 
‚sonst ist bei Ulcus molle S.-G. oft stark_positiv. ‚Das hierbei ‚verwen- 
dete Extrakt war aber nicht ganz specifisch., Zusammenfassend glaubt 
er sich dahin aussprechen zu können, daß die Reaktion von S.-G. ein. 
wesentlicher Fortschritt ist, daß aber die Art des Extraktes erst er- 
forscht. werden muß.‘ en a 

i Guggenheimer hat bei inneren Erkrankungen den Ausfall 
von W. und S.-G. verglichen. Beiden untersuchten 200-Fällen wurde 
in 88,8% Übereinstimmung festgestellt. 21 Sera differierten. Die Re- 
aktion S.-G. ist als Kontrolle gut zu gebrauchen. n 
Blumenthal: Es kommt auf den Extrakt an. Von zwei ihm 
von Sachs zur Verfügung gestellten Extrakten war der eine gut, 
der andere ‚reagierte völlig unspecifisch. Ein. von B. selbst herge- 
stellter Extrakt gibt Resultate, die mit W. übereinstimmen. Die Re- 
aktion von S.-G. ist zur Kontrolle brauchbar. 

v. Wassermann: Das Bestreben der Vereinfachung der Kom: 
plementbindung ist begreiflich. : Die dahin gehenden Bemühungen sind 
nicht neu. - Neu ist die Untersuchung mit Agglutinoskop in Dunkel- ` 
feldbeleuchtung.. Ein Fortschritt ist darin nicht zu erblicken. ' Man = 
muß in der Beurteilung mit dem Instrument vorsichtig. sein. Jede 
_Präcipitation hängt mit den Dispersionsfähigkeiten ‘der Eiweißkörper 

zusammen, sodaß der Eiweißßgehalt der Sera einen großen Anteil nimmt, 
Die Ausfällbarkeit des Serumeiweißes ist ungemein labil. Man muß 
schon mit der Entnahme des Serums sehr vorsichtig sein. Bei be- 
stimmten Cautelen, wie sie im Krankenhaus möglich sind, wird man 
sehr gute Resultate erzielen können, aber in. der allgemeinen Praxis 
fehlen- diese Sicherheiten. Meinicke empfiehlt daher schon die - 
Verwendung ganz frischer Sera, die frei von jedem Eiweiß anderer 
Art sein müssen. Nun ‘sind. in der Lumbalflüssigkeit die fraglichen _ 
Substanzen viel reiner vorhanden als im Blutserum. Eine Methode, 
die also besser sein soll als die Wassermannsche Reaktion, muß in der 
Lumbalflüssigkeit bessere Ergebnisse zeitigen, als diese. Im Blutserum 
beweist sie nichts. Meinicke geht aber im „Lumbalpunktat über- 
haupt nicht. Die Reaktion kann also nichts- Specifisches leisten. Die 
Präeipitationsmethode kann im Blut eventuell höhere Zahlen geben- 
als im Lumbalpunktat; sie ist nicht als unbedingt richtig anzuerkennen. 


beiden Teilen zugleich — lokalisieren. Solche Befunde sind bei frischen. 
Verletzungen erhoben worden. Die Frage, ob solche Knorpel-Knochen- 
schädigungen allein die Ursache jener schweren Gelenkzustände abgeben 
können, ist unbedingt zu bejahen. Das Maßgebende ist die Nekrotisierung 
des geschädigten Gelenkbezirks. An’ zahlreichen Mikrophotogrammen 
‚werden die Umwandlungen im Bereich experimentell geschädigter 
Substitutions- und Dissectionsprozesse, 
. der Auffaserungsvorgang. Den örtlichen Erscheinungen gehen Allgemein- 
(erscheinungen parallel, die den Befunden am Menschen entsprechen 


‘Das Zustandekommen dieser Allgemeinerscheinungen wird 
erörtert; sie finden ihre Erklärung in den gesteigerten Lebensvorgängen 
-Im „Knorpelbildungscentrum“, dem Knorpelknochengrenzbezirk, die 
auf das kollaterale System ausstrahlen. Genau die gleichen örtlichen 

efunde aus menschlichem . Operationsmaterial traumatischer Gonitis. 


deformans). 


i 


folge Faserknorpelbildung, umschriebene Auffaserungen mit und ohne 
‚alte Knorpelrisse, alte Impressionen, grobe Veränderungen mit Höckern, 
halb gelockerten Knorpelteilen und granulierenden Dellen (alte Knorpel- 
zapfenartige, Knochen einschließende Auswüchse, 
schließlich die noch am Ort haftenden. dissecierten „Vorstadien“ der. 
freien Solitärkörper. Alle diese Bilder bis zu. den freien Solitärkörpern 
mit narbiger Delle am Ursprungsort bilden eine kontinuierliche Reihe. 


inrichtung, ein Heilungsvorgang zu erblicken ist, der 
das Gelenk von dem geschädigten und Schaden wirkenden Bezirk 
befreit, Der letzte Beweis, das die umschriebenen Knorpel-Knochen- 
läsionen die alleinige Ursache jener sich steigernden\ Allgemein- 


ehandlung erbracht. Die Entfernung des geschädigten Gelenkbezirks 


telenkkörper ist keine ideale Therapie; diese besteht vielmehr in der 
Perativen Beseitigung der umschriebenen Knorpel-Knochenläsionen, 
miat Dissection und Lösung vor sich gegangen ist; sie hat auch 
„ Fälle anzugreifen, in denen die örtlichen Vorgänge milderen 
Charakter haben und nicht zur Bildung freier Körper führen. Die 
Diagnostik des Krankheitsbildes wird an der Hand von Röntgenbildern 
Ace und die Röntgenbefunde gegen ähnliche bei der genuinen 
rthritis deformans abgegrenzt. (Selbstbericht.) P 
n ‚Aussprache. Benda hat bei einem jugendlichen Kranken, der 
t irgendeiner intercurrenten Krankheit gestorben war, aufmerksam 
Bemerkung auf dem Sektionszettel, daß eine frische 
rletzung des Kniegelenks vorliege dieses eröffnet und dabei einen 
schen wäßrigen Erguß gefunden. In der Fossa intracondyloidea war. 


in fan No Ser 
ein. feiner Spalt im Knorpel ohne Dislokation. Wahrscheinlich handelte 


949° 


es Stadium der. von Axhaus'en beschriebenen 


| Fritz Lesser: Fortschritte in der Serodiagnostik der Syphilis. 
Die beiden neuen Ausflockungsreaktionen von Meinicke und 
‚Bächs-Georgi stellen eine wesentliche "Bereicherung . der Sero- 
diagnostik dar. Die. Vorteile gegenüber der W.-R. liegen in der: be- 
deutend vereinfachten Technik (Fortfall aller Versuchstiere) und in der 
„Konstanz der beiden zur- Anwendung kommenden Ingredientien (Organ- 
Von 1500 Seren, die. gleichzeitig der 


gemeinsam negativ. Darunter waren zahlreiche Fälle von Tuberkulose, ` 


zw... 


Re 
Bora 
i 


PES 
’ 
na 
` 
te, 
xy i 
® è a 
TEE, , 
En haa 
de oh, 
SE F Ban‘ 
a ad af $ 
., the 
Art 
à eam w 
=, IE E 
S u 
ei 
z BAKE 3 
Dere i 
d 
tl PR, 
SEN 
ri: "e EDA ‘ 
ia Mia 
sk w 
rt 
v et Hin 
+ WP a 4 
re: oh, d 
Ra REZ 
į SAH 
& I ER ee! 
î “ Nr ae 
è E PE. WE} E 
3 "7, P: 
hi nr a Li s: 
; edk 
u De a BE 
A Lopi 
p4 y a rT 
rt I 
a 
DE, wi 
38 ns 
770) Saal? Fre 
SEN TAS l i ; 
De 2 un.» u 
w TOP De ER 
Ko ROER. I E 
A RANE Ken, 
IERE 4 A 2 en 
' maf r pa we 
Er hr o r SN 
m ara TE, ti a Ir 
EE a 
à A3 T. a Jj re 
u o 
rt T A 
TETE A: EN Er 
Ar ki Tig? i,- rf, Piy d 
Rare: 3.3, 2 
ala ar ER NEER IE q 
MEUG A 3 4 
1772 ig = SERER TE 
AA ee ie~ G 
Fur: N F Rar sl er 
J As Zr Ag 
| ran Get CAF t 
1 
ir, Be Be 
rt RRS EU Ke pai Des 
Baer 4:9. ° 5 
PI s Ater Na) B 
| EE - v, ' 
"BR E T 
TANE ET aia 
? N GF. 
12 SATS P. pti’ 
bi & a: et i 
O SAE 
Fi Lutz Ad ia A s. TIER 
var BE: SE 
UN EZ EEE ı iey fart t- 
it Eno Gig t 
5i TH as 
NE}: 4 er. J, PA N 
i - ee D) 
I: rn) T er 
Rz i- f - 
D faa i: ut; Ä 
ar Bu RER: 
MI PE a B 
E I ı H aa: + t 
ER Te p. : 
Fer jinas TA ATS Bis 
IC T pe wL pE 
POF IHAER? he re 30 + 
iO ma TEE l Sr a 
EFINI A A 
3 
Aiae i 0:4: 
RE: 8 ` 
gi Te ij Ei EAT i, ` ? 
Pa RE 
mr Fre 3.8. 
N e 
s Er EE 
bi IT 
"TV: Te U GEE 
O: e o t 
mr i BIE CER P 
S ta TT SOE ar 
£ P Ec ’ 
| Beer. it 5 
sY DB RA PEA He BAAG 
n pa Im, - FAR 
j F } f e = 
Fr E I ı RT, 
ii FI TR 2 
rail 1" "u t 
e a N. v HA 
K I 1 VA 
f e FR A TE 
i i en 
Bet 
43 ST Br ae 
f War i 
pE T PE A: 
Ti pi Fia “ 
er T 
Ti a i 
FH eo 
Ee? er A u s, 
; 4t a‘ 
i Par i 
N, 
PA Sr 
nay Ealt: = 
j i TORETE 
T Pep. 
DIS r Iri o 
ng eo T 
EREE ooe 
W E KEDE 
} Ivan een 
f a 
N E ER 
Sepia 
; =; 
EET) i SEN g 
i 54 AE 
Ir (GE 
ii) KPEE 
Fo a E 
uir IRI! -l poe 
i ~ j re 
; EP ...% 
1224 OR i E 
fct + . 
N, un 
; j4 YA ee. ON 
SEEI: TR 
"i u u E 
\ 19 A $ a 
ß 2 er 
! f ar t-or 1 
1: + | Du T 
MITTEN f ee R 
len pj 
i ner, br ı e 
Dt  .. 
N 
A ia s: Fe \ 
29710 Kr ER i 
Kurs u pi ng K 
— Ja) i 2 ee, r 
inne," 
# ON RN ne 
r TEER o 
AS A.: Me 
TER PTR i: ı: 
aut BR... 
En :::: 
iC? Prit Be + 
RL LT ERE 
IN erg MAT aot. 
FINAS e N 
Na: a pi pd 
sA Tix ji | ` pi 
Pur 35 
TERN Í le 
del TE 
d vy i 1 r? 
Be 
an 
ETS 
P 
L - 
w N 


ee een win eat. 


Sa 


= u De Bee S = = a 

ann an SEE en Re j ; . i 

er ee ne ae i 
= te - — - = = 


a an a TONE T A 


250 k = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 10. 


Zen on. 


Folglich ist man auf die Komplementbindungsmethoden angewiesen. 
In Berlin ist diese Methode heut schwer lege artis auszuführen. Das 
liegt an den Meerschweinchen und den Hammelblutkörperchen. Da sie 
aber, wie englische Erhebungen bewiesen haben, unbedingt zuverlässig 
ist, so müssen diese Übelstände im Interesse der Volksgesundheit be- 
seitigt werden. Fritz Fleischer. 


eae Breslau. 
Schtesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. (Medizinische Sektion ) 
Sitzung vom 24, Januar 1919. 
= Dreyer: Krankendemonstration „Seltene Knieversteifung“. Als 
Grund konnte erst durch Operation ein Angiom des Vastus 


' lateralis, ein recht seltener, besonders im jugendlichen Alter vor- 


kommender Tumor aufgedeckt werden. 

Doflein (Professor der Zoologie): Die Malaria in Mazedonien 
und ihr Zusammenhang mit den Stechmückenarten des Landes. In 
Mazedonien kommt Anopheles bifurcatus, die sich auch bei uns findet, 
so gut wie gar nicht vor, hier und da an der bulgarischen Grenze; 


Anopheles pseudopietus ist zwar in Rumänien sehr häufig, fehlt aber 


auf dem südlichen Balkan; am wichtigsten sind in Mazedonien die Ano- 
phelesart mit den fünf Flecken auf den Flügeln und eine zweite viel 
weniger große mit vier schwarzen Flecken auf dem äußeren Rand der 
Flügel. Die kleinen Anophelesarten machen einen ganz anderen Ent- 
wicklungsgang durch, finden sich nicht bloß in Tümpeln, sondern be- 
sonders massenhaft in den mazedonischen Schluchtbächen. Während 
Anopheles bifurcatus in Larvenform überwintern kann, kann man aus 
den geschlossenen Räumen der Häuser massenhaft Weibchen der an- 
deren Arten herausholen, die im Frühjahr sofort anfangen zu stechen. 
Es ergab sich, daß je mehr Menschen an einem Orte zusammengedrängt 
sind, die Möglichkeit der Übertragung auch vermehrt ist. Wir müssen 
in Deutschland, wo die Malariamücke weit verbreitet ist, wo es früher 
aber infolge Fehlens infizierter Menschen keine Malaria gab, auf ein 
Anwachsen der Malaria gefaßt sein, da Leute nach Hause gekommen 
sind und aus der Gefangenschaft noch kommen werden, bei denen es 
nicht gelungen ist, die Malariaparäsiten aus dem Körper zu vertreiben. 
Vorstöße hat ja im Kriege auch die tropische Malaria durch die Teil- 


. nahme von Menschen auf den verschiedensten Kriegsschauplätzen ge- 


macht, so ist sie z. B. in Rumänien, wo sie früher sehr selten war, jetzt 
durch Einschleppung von osmanischen Kriegern endemisch geworden. 

Bessau: Bakteriologische Befunde bei Fleckfieber (mit Demon- 
strationen).. Bei der Pneumonie der Fleckfieberkranken fand sich in 
elf Obduktionsfällen — negativ waren nur drei komplizierte Fälle — 
regelmäßig ein winziges, gramnegatives, unbewegliches Stäbchen, das 
an den Influenzabacillus sehr erinnert, auch in der Kultur obligat 
hämophil ist. Diese Fleckfieberpneumoniebacillen wurden 
auch im Sputum und dreimal in der Milz der Fleckfieberkranken 
gefunden. Bei den Pneumonieherden fehlt Bronchitis und Peribron- 
chitis, es scheinen bei der Entstehung Gefäßprozesse eine Rolle zu 
spielen. Die Bacillen, gegen deren Identität mit den Influenzabacillen 
alles spricht und die wohl mit den 1915 von Petruschky im Ge- 
fangenenlager Tuchel gefundenen (allerdings nicht obligat hämophilen) 


‚identisch sind, sind nicht die Erreger des Fleckfiebers, das lediglich durch 


die Kleiderlaus übertragen wird. Wären sie die Erreger, dann müßte die 
Tröpfcheninfektion eine Rolle spielen. Für die Ätiologie des Fleckfiebers 
bedeutsamer sind die Befunde, die im Blute der Fleck- 
fieberkranken gemacht wurden. Es wird durch Natriumcitrat 
ungerinnbar gemacht, die Blutkörperchen werden zum Absetzen ge- 
bracht, das durch Blutkörperchen getrübte Plasma, das sich darüber 
bildet, wird gesondert zentrifugiert, der Bodensatz ausgestrichen. 
Nach langer Färbung finden sich in einem Teil der Fälle (nach dem 
Gedächtnis in zirka 15% auffallend zahlreich, in 20 bis 30% zahlreich — 
die genauen Protokolle sind bei dem Rückzuge verlorengegangen) 
Gebilde, die mitunter die Form von Diplokokken, mitunter von win- 
zigen Stäbchen mit bipolarer Färbung haben; im hängenden Tropfen 
sind sie stets unbeweglich. Ein Zusammenhang mit dem Tage und 
der Schwere der Erkrankung war nicht zu konstatieren, in der zweiten 
Hälfte des Verlaufs ein etwas häufigeres Auftreten, ein auffallend 
starkes kurz vor oder nach dem Tode. Bei zunächst ergebnislosen 
Kulturversuchen, bei denen übrigens der Bacillus Proteus nie gefunden 
wurde, wurde endlich auf inaktiviertem Menschenserum, dem Koch- 
salz-, Traubenzuckerlösung und Glycerin zugesetzt sind, ein sehr dürf- 
tiges Wachstum erzielt. Eine Identität der bipolaren Stäbchen mit den 
Befunden in der Laus, den Rickettsien, ist möglich, es bestehen jedoch 
infolge von Größen- und Färbungsunterschieden große Bedenken. Die 
Stäbehen werden nicht bei der Laus und die Rickettsien nicht bein 
Menschen gefunden. PETE EE Emil Neißer. 


m a e. 


Greifswald. 


Medizinischer Verein. Sitzung vom 7. Februar 1919. 
Frank demonstriert einen Patienten, bei dem seit etwa zwei 
Jahren verschiedene infiltrative Entzündungsherde der behaarten Kopf- 
haut aufgetreten sind. Die mikroskopische Untersuchung des aus 
diesen Herden stammenden Sekrets ergab, daß es sich um eine In- 
fektion mit Sproßpilzen handelt. Er bespricht im Anschluß an den 
Fall die Symptomatologie und Prognose der Blastomycosis. 
Er stellt ferner einen Soldaten vor, der an Malaria tropica leidet 
und im Laufe der Erkrankung das Bild einer schweren, ruhrähnlichen 
Darmaffektion bot. Die mit Provokationsmethoden kombinierte par- 
enterale Chininneosalvarsantherapie wurde mit gutem Erfolge bei ihm 
angewendet. | 
Peter: Die drei Befrachtungsweisen der Embryologie. Es 
wurden nacheinander die phylogenetische, kausale und finale Betrach- 
tungsweise der Embryologie besprochen und an Beispielen klarge- 
macht. Besonders hervorgehoben wurde das gegenseitige Verhältnis 
dieser Anschauungen. on 
Groß: Über Ochronose. Im Anschluß an frühere Untersuchungen 
und Beobachtungen berichtet Vortragender über Versuche, Üchronose 
dadurch künstlich hervorzurufen, daß er Hunden jahrelang täglich 
Carbolsäure injiziert. Auch ein Kalb wurde auf ähnliche Weise 
längere Zeit behandelt. In keinem Falle gelang es, auf diese Weise 
Ochronose oder ochronoseähnliche Veränderungen an den Knorpeln 
hervorzurufen. Während es Allard und Vortragendem gelungen 
war, künstliche Ochronose zu erzeugen, indem sie Knorpelstücke in 
Homogentisinsäure legten, und so den Zusammenhang zwischen 
Ochronose und Alkaptonurie zu beweisen, gelingt es nicht, durch Ein- 
legen von Knorpel in Carbolsäurelösungen "eine Schwarzfärbung der 
Knorpel zu erzielen. Wenn auch nach den neueren Veröffentlichungen 
nicht geleugnet werden kann, daß auch durch chronische Carbol- 
intoxikationen ein ochronoseähnliches Bild zustande kommen kann, SO 


dürfte es. sich hierbei wohl kaum um echte Ochronose handeln. Die/ » 


schweren Gelenkveränderungen, die bei der echten Üchronose fast 
regelmäßig vorkommen, die von Allard und dem Vortragenden zu- 
erst beschrieben und mit dem Namen Arthritis alkaptonurica belegt 
wurden, fehlen bei der exogenen, durch Carbolsäure bewirkten OchropoS®. 
Der von anderen Autoren gewählte Name Arthritis ochronotica ist 
daher irreführend, der von Allard und Groß gewählte Name bei- 
zubehalten. Daß die Gelenkveränderungen nur bei der echten, endo- 
genen Ochronose vorkommen, ist nach Ansicht des Vortragenden viel- 
leicht darauf zurückzuführen, daß die Gewebe des Alkaptonurikers eine 
abnorm geringe Widerstandsfähigkeit haben. _ 

v. Möllendorf: Funktionelle Entwicklung der Urniere vol 
Rana fusca. Die Bedeutung embryonaler Organe bei Säugetieren UN 
beim Menschen ist besonders aus dem Grunde oft unklar, weil diese 
Organe einer direkten funktionellen Prüfung nicht zugänglich sind. 
Versuche an frei lebenden Larven können als Ersatz dienen, went 
gleichzeitig die Zellstruktur vergleichsweise herangezogen wird. Zur 
funktionellen Prüfung der Nierenorgane von Froschlarven kann die 
„vitale Färbung“ auf sauren Farbstoffen dienen, deren Ergebnisse an 
den Nieren erwachsener Frösche und Säugetiere erläutert wird. Kaul- 
quappen, die in Lösungen saurer Farbstoffe leben, verarbeiten den 
durch den Darm aufgenommenen Farbstoff (z. B. Trypanblau, Neuvital- 
rot) in ihren Harnorganen in einer Weise, die den Nieren erwachsener 
Formen vollständig entspricht. Auch hier sind die entstehenden 
Granulafärbungen das Ergebnis einer Speicherung der F arbstoffe. Die 
plastische Rekonstruktion einer Vorniere läßt erkennen, daß der Farb- 
stoff in den „səkretorischen“ Abschnitten der drei Kanälcben und iM 
dem „sekretorischen“ Abschnitt des Ausführungsganges ebenso kon- 
tinuierlich in allen aneinandergrenzenden Zellen gespeichert wird, wie 
das der Vortragende seinerzeit für die Nierenkanälchen der Maus 
zeigen konnte. Die Vorniere ist über lange Zeit das einzige funktio- 
nierende Harnorgan der Kaulquappe; doch beteiligt sich an der Farb- 
stoffverarbeitung sehr früh jedes entstehende Urnierenkanälchen. Die 
graphierte Rekonstruktion mehrerer Urnierenkanälchen läßt erkennen, 
daß hier die Farbstoffspeicherung sofort einsetzt, sobald nur einige 
wenige funktionsfähige Zellen im „sekretoren“ (2.) Abschnitt aus- 
gebildet sind. Sehr deutlich läßt sich der Funktionsbeginn auch AD 
Präparaten erkennen, in denen die Plastosomen gefärbt sind. U 
wichtigste Ergebnis der Versuche ist darin zu sehen, daß die Ka 
nälchen schon zu einer Zeit in Funktion treten, wo ihr Wachstum 
noch längst nicht abgeschlossen ist. Weitere vergleichende Versuche 
haben zu erweisen, ob aus diesen Tatsachen Rückschlüsse auf die 
Funktion der Säugetierurnieren zu ziehen sind. Zum Schluß wird die 
angewandte Methodik für experimentell - toxikologische Versuche 
empfohlen. = v. Tappeiner 


Februar 1919. Königsberg i. Pr. 


ei dem seit enmi? ET © y en Bi | 
le der behaarlulif: Verein für wissenschaftliche Heilkunde, Sitzung vom 13. Januar 1919. 
Intersuchung is 5% Stenger: Die endonasale Behandlung von Augenerkrankungen. 
B es sich wmit- Eine große Zahl von Fällen von Neuritis retrobulbaris. ist auf eine Er- 
im Anschlf abf  krankung der Nasennebenhöhlen zurückzuführen. ..Der.Vortragende hält 
stomyeosis, f die bisherige allgemeine Anschauung für irrig, nach der ein Zusammen- 
“Malaria topak.. hang zwischen beiden Krankheitserscheinungen abgelehnt wurde, wenn 
weren, rabrällte? keine Anzeichen einer bestehenden Erkrankung in der. Nase vorlagen. 


, Als eigentliche Ursache für den Einfluß einer Nasenerkrankung auf 
den Nervus opticus kommt nach St. die gestörte Funktion, „die 
mangelnde Ventilation der Nase“, in Betracht. Sie kann bedingt sein. 
durch den anatomischen Aufbau .beziehungsweise Veränderungen im 


e T. 
nA TITA A AN ?- 5 E i » 
pe PETER. Di ’ a ETE RN Fr ai 
fir In ‚hr a, er Bo = Burke ne x $ 
B ® s T `a . \ 


ea EEE 


1919 —:MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.10. 0.000. BB 


| In acht Fällen war. die Erkrankung eine beiderseitige. — Nach 'einer 


zwei- bis dreimonatig bestehenden Augenerkrankung ist' eine endonasale 
Behandlung aussichtslos. re. ar en 
| . Selter: Verbreitung und Ursachen der Rachitis. In -Leipzig 
und Königsberg sind im’ Sommer 1914 und 1918 Erhebungen angestellt 


zu erlangen. In Leipzig . waren von 468 Impfkindern : der Stadt 
281 = 49,8-% rachitisch, von 53 auf. dem Lande 18 = 33,9 %; in 
Königsberg waren von 1877 Impfkindern 723 = 52,5 % rachitisch. 
Die Art der Ernährung scheint keine. große Rolle zu spielen. Die bis 
neun Monate gestillten Kinder weisen die günstigsten Zahlen auf (46 %). 
während diese bei den bis zwölf und über zwölf Monate gestillten Kindern 
wieder ungünstiger ‘werden. Größeren Einfluß ‘scheint die Geburten- 
nummer zu haben: von den einzigen Kindern waren 33,8 % rachitisch, vom 


_ worden, um , Aufschluß über Verbreitung und Ursachen. der Rachitis > 


> und finale Bett Bereiche des mittleren Nasenganges: durch 1. Verlegung des mittleren | fünften Kind aufwärts über 55%, beim zehnten Kind und mehr.sogar 88,8%. 
a Beispielen Nasenganges durch Septumdeviation bei‘ zurückverlagerter mittlerer | Ein Einfluß. der Wohnung war nicht zu erkennen, wird aber doch be- 
venseitigt Valiz Muschel, 2. eine große, blasige mittlere Muschel, die den mittleren | stehen.‘ Verantwortlich werden dabei Bakterien aller möglichen Art 
= Nasengang völlig verlegt, 3. stark ausgebildete Bulla ethmoidalis mit | gemacht werden müssen, die mit der Atemluft in die Lungen, von hier in 
here Unters Anlagerung an die mittlere Muschel. — Der Vortragende hat im ganzen -| den Kreislauf gelangen und im Epiphysenmark abgelagert werden. F ür 
'ersoche, (dr 18 Fälle mit Erfolg operiert, sodaß in ‚18 Fällen die stark herabgesetzte ‚diese Theorie müssen allerdings noch -die experimentellen Grundlagen 
a jahre ži Sehfähigkeit völlig wiedererlangt beziehungsweise sehr gebessert wurde. | geschaffen werden. | Pa Sch 
uf äh E As = i Fer S | E 
TTI | a E 
an den 2 | = 
agenden ©} | . Rundschau. 
> Koop | E oa z | | | 
Mh Wer haftet dem Arzt für sein Honorar bei der Behandlung ae H a A m nn EEN ee 
& een, ` ich der Mann verpflichtet wird. Die Hinzuziehung eines Arztes bei 
er en Familienmitgliedern? .| eigener oder der Haushaltsmitglieder Erkrankung falit nach -einer zwar 
Veröfes E 5 Von ` $ ‚nicht unbestrittenen, aber von der Mehrzahl der juristischen Schrift- 
hr Rechtsanwalt Dr. Ernst Wolif, Berlin. steller vertretenen Auffassung in die Grenzen des häuslichen Wirkungs- 
kommt te ie , : ° areas ne. | Kreises der Frau, verpflichtet also den Mann. Dies gilt für die eigene 
1058 pib | Wenn ein Arzt zur Behandlung von Familienmitgliedern hinzu- | mrkrankung wie für die Erkrankung der Kinder und des Dienstperso- 
j Od, gezogen wird, so wird in den seltensten Fällen die Frage, wer als | „als. Denn die Sorge für das körperliche Wohlbefinden der Familien- 
Yoragsl@,  Gegenkontrahent des Arztes anzusehen ist, wer ihm also für sein mitglieder gehört zur Domäne der Frau. Auch bei Erkrankung des 
‚fon Be Honorar haftet, ausdrücklich geregelt. Dagegen entstehen nachträglich | Mannes selbst wird man dies annehmen müssen, zumal ja der Mann 
ikea" oft Schwierigkeiten; besonders erhebt sich häufig. Streit darüber, ob gerade infolge seiner Erkrankung häufig verhindert sein wird, selbst 
oi > bei einem Ehepaar der Mann oder die Frau die Liquidation zu bezahlen | Gen Arzt herbeizurufen. Natürlich kommt es dabei auf Lage des 
ie N Fi 0 rechtliche Beurteilung dieser F rage ist je nach der Lage | Finzelfalls an: Eine- Arbeiterfrau, die eine chirurgische Autorität in 
ap ecble i es Einzelfalls. verschieden. - | , l der Privatsprechstunde aufsucht, statt in die Poliklinik zu gehen, 
iagh i i 1i. Der Haushaltungsvorstand, also der Mann, hat den Arzt als | handelt dabei nicht mehr in den Grenzen der-Schlüsselgewalt. Not- 
piano Er Hausarzt unter V ereinbarung eines Pauschalhonorars angenommen. | wendig ist ferner, daß die Ehegatten in häuslicher Gemeinschaft leben. 
7 N . Es entspricht der Verkehrsauffassung, -daß unter dieses Pauschal- | Nicht nur die Scheidung, die selbstverständlich jede Verpflichtung des 
af Um ; i honorar nicht nur die Behandlung des Mannes selbst,. sondern auch | Mannes ausschließt, sondern schon das rein tatsächliche Getrenntleben 
auge. die seiner Haushaltsmitglieder, also der Frau, der Kinder, wohl auch | ‚hat zur Folge, daß ein häuslicher Wirkungskreis; innerhalb dessen die ` 
m ha der Dienstboten fällt, selbst wenn. dies- nicht besonders vereinbart ist. | Frau den Mann vertreten könnte, nicht 'mehr besteht. Zu beachten 
gig a In diesem Falle kann also die in der Überschrift aufgeworfene Frage | bleibt ferner, daß die Schlüsselgewalt der Frau für die Hinzuziehung 
dien®: y ‚nicht entstehen, weil die ärztlichen Dienstleistungen gegenüber den | des Arztes nur unter dem Gesichtspunkt besteht, daß eine bereits ein- 
a einzelnen Familienmitgliedern nicht besonders honoriert, sondern durch | getretene Erkrankung eines Mitglieds der Haushaltung die Zuziehung 
ren W (l das zweifellos von dem Haushaltungsvorstand .als dem Auftraggeber | des Arztes erfordert: Dagegen würde der Abschluß eines Hausarzt- 
ppi © m zahlende Pauschalhonorar mit abgegolten. werden. sollen. | vertrages im Regelfalle nicht zur Zuständigkeit der Frau gehören; die 
jr X. 2% Der Haushaltungsvorstand bespricht mit dem Arzt, daß er ärztliche Versorgung der Familie über den Einzelfall hinaus zu sichern 
nig” u in Krankheitsfällen seiner Familie hinzuziehen will, wobei für die ‘| bleibt dem Manne vorbehalten. | Bu 
ht, a Hi ärztliche Dienstleistung nach den bestehenden Vorschriften 4. Die vorstehenden Grundsätze gelten nicht für die Inanspruch- 
ur Fiss werden soll. Die Frau erbittet den Besuch des Arztes zu | nahme ärztlichen Rates durch- andere Familiehmitglieder oder durch 
u rer eigenen oder ihrer Kinder Behandlung. Das Dienstmädchen die Dienstboten. Es gibt keine Bestimmung, wonach Kinder oder Dienst- 


al ; N } : . 
iy kommt in die Sprechstunde. des Arztes, um seinen Rat zu erbitten. | boten das Recht hätten, in Vertretung des Haushaltungsvorstandes 


je gi Der Arzt kann sich wegen des ihm hierfür zustehenden Hono- Verpflichtungen einzugehen, soweit nicht etwa: seine Einwilligung vor- 
ed p . >. zweifellos an den Haushaltungsvorstand‘ halten. Der Vertrag | Jiegt. Diese Einwilligung kann auch formlos erklärt werden. Sie liegt 
vi -pechen Arzt und Haushaltungsvorstand verpflichtet den letzteren zur beispielsweise darin, daß der Haushaltungsvorstand die Besuche des 
| 4 y: a oneri aller Dienstleistungen, die der Arzt im Rahmen des Ver- | Arztes in der Wohnung erfährt und keinen Widerspruch erhebt. Wenn 
B. Famil vorgenommen hat. Wenn der Arzt ein einzelnes erkranktes | dagegen eines der Kinder oder ein Dienstbote: zu dem Arzt in die 
A; er d enmitglied behandelt, ` so. erfüllt er damit die Verpflichtung, die | Sprechstunde kommt, so wird er gut tun, sich. — etwa telephonisch — 
A Bo; Ei Haushaltungsvorstand. gegenüber ‚eingegangen ist und für die der Zustimmung des Haushaltsvorstandes zu versichern, da ihm dieser 
u a honorieren hat. Die einzelnen Familienmitglieder (die | sonst nicht haftet. Anders liegt es nur, wenn der Kranke dringend 
se rates 1 Inder, der Dienstbote) stellen nicht den Auftraggeber des | ärztlichen Beistand braucht, der ohne Gefahr nicht aufgeschoben werden - 
AU üben = sondern nur das Objekt, an dem er seine ärztliche Kunst rani nren ee u an ar nicht zu versagen, 
oo | gebietet dem Arzte schon die Standespflicht. In der Erfüllung dieser 
i y i E Eine verheiratete Frau. zieht- ohne daß vorher ihr Mann mit | Standespflicht erfüllt der Arzt gleichzeitig eine Rechtspflicht desjenigen, 
ph Haush a gesprochen hätte, den Arzt zu ihrer oder eines erkrankten | der nach den Vorschriften des Bürgerlichen Rechts dem . Kranken für 
Mann: tsmitglieds Behandlung heran. Haftet die Frau oder haftet der | seinen ‚Unterhalt aufzukommen hat. Dies ‚ist bei Dienstboten und bei 
Pi. die Meh Die Frage ist in der juristischen Literatur nicht unbestritten, minderjährigen Kindern, immer, bei volljährigen Kindern ‘unter be-: 
JË R p. tzahl der Schriftsteller nimmt das Folgende an: Nach $ 1357. stimmten, hier im einzelnen nicht zu verfolgenden Voraussetzungen, 
ne. sieh, steht der Frau die sogenannte Schlüsselgewalt zu, kraft deren | der. Haushaltungsvorstand; gegen ibn als den sogenannten Geschäfts- 
-a fechtigt ist, innerhalb ihres häuslichen Wirkungskreises die Ge- | herra erwirbt deshalb der Arzt nach. $ 683 BGB. den Anspruch auf 


Schäfte . 
àlte des Mannes für ihn zu besorgen, also in seinem Namen zu | Bezahlung seines. Honorars. 


L 
pi 

e 

-a 


-i — 
ar 
cn u. | 
en 

M> 

= 


nr ALSE - 
7 S er > RR: 


a Sa 

Dex u m 

ren 

Dr oa 

N Sc en 
= tsa zZ 
ul 

Kr 

m 


p bd 
tE., F 
M DENH 


f uaaa gi apeg lL 
| Fe! Ba aid ai f 


f 


N . i 4 erii 
e Po 1 D .. 
dr)’ N p: na An p 
. ig vr... ae Fa 
NE 0 b . 


ETAN ~ 
Nat u 


4 N av 
5 à S 


F a a . =- 
Er Fre 
Tea a zei 


m 
r 
w 
Aa, 


= 


J Ln 
Be ee Re aa 
Ze Ba mE = -x ý = ten ne 
na itat,. IT rin INT 


mn. TO 
oe > 


. 1: : 
k e a 
Ju A U 
4 4 ei, 
fr bi 
20 So 
>. 
P i 
ké 
PT 
` ni Ha ; 
DER 
th 

tr 

ee, 

sr i 

. 1a, 

SW, 
» + Š 
EN 
E be 

~O ye . 
* r 4 
A ere? A 
WERE 
vr 
u. t. 
aS 2» 
a 
Ma 
TET 
E 1 
[BER 
ie 
A ` 
} 1 è 4 
$ RE NL 
en r ° 2 
e 
- w 
T Ee 
i E 
. iA 
RCS 
ao oon 

5 rl 
Ei ME A o 
P 

; ei s 
ary G 
ťah 1 
STA 
Dr ae rt. 
een 
: t 
"po . 
EOS F 
ta. 

u F 
alres ei 
rt y 

ip: 
G D + 

e e 
er 3 
re: 
ER 5 5 
Fr i 

Ada or! 
RL t 1 
N Rt Zur Fr 
A onm Eu 
ee ;’ 

oo Be 
sad a S 
E Paa a 
¿i z4 1 
a eben 
tr \ 
A ur‘ 
ae Te 
$: 4 
N ar 3 
` i 
P 
M S Ee 
a i 
2 Be 
y vr 
ee PR br, 
Pe ` 
i + > 
FELIN i 
Ep, ' 
pre 
1 ade £ 
' 
HE SF 
PES i 
y:i 
RA A 

‚ + 

ra upe i 
Fr a R 

R% 

; * 

AREP : 
k » a i 
L? i 
+ r [i & 
eRe., 
GRIE AREEN 
KUN ʻ t: aci 
ETO t 
i E EPA 
sa i i 
KA i 
à Be 
ng! 
ARME 
q1 $ x 
de, ge 
Atd abh 
EE E E ‘ 
I, t 
' 
è ig 
ee wo 
LAN. S E 
i A Eat e 
a e 
E ran 2 
B EENE PR 2 
w ny sa't 
Areg . 
rI t 
“M 4. 
et TEN, 
D Nr qg’ + 
In cp 
a E 
Yun Ve 
est n 
rt 
Es EEE. ur 
> 
Fe | 
? 
r 


Fa a E 


t i piza 
on 


| &. 
F 

E ar 
i \ 4 
DA 


ERBE; 


N 


TE TEN ta 


AE 


wa k SEE x. x 


s F 


5. Nach dem oben zu 3 Ausgeführten hat ein Arzt, der von der 
Frau hinzugezogen wird, in der Regel einen Anspruch gegen den Mann, 
und zwar nur gegen den Mann. Es kommt häufig vor, besonders in 
Großstädten, daß der Versuch der Beitreibung des Honorars gegen den 
Mann erfolglos bleibt. Es stellt sich heraus, daß der Mann bereits den 
Offenbarungseid geleistet hat, obwohl das Ehepaar auf großem Fuße 
lebt, eine elegante Wohnung inne hat und so fort. Die Mittel zur 
Bestreitung des ehelichen Hausstandes kommen von der Frau, die sich 
aber nicht veranlaßt sieht, die Gläubiger des Mannes zu befriedigen. 
Es fragt sich, ob in solchem Falle der Arzt gegen die Frau vorgehen 
kann. Der Billiekeit würde dies zweifellos entsprechen, denn nach den 
ärztlichen Standesanschauungen ist es nicht zulässig, daß der Arzt vor 
Beginn seiner Behandlung einen Kostenvorschuß fordert, was beispiels- 
weise der Rechtsanwalt nach gesetzlicher Vorschrift tun darf und in 
zahlreichen Fällen tut. Der Arzt konnte auch gar keinen Anlaß zum 
Mißtrauen haben, da der elegante Lebenszuschnitt den Gedanken 
nicht aufkommen ließ, der Mann könnte vermögenslos sein. Das 
Bedürfnis, den Arzt zu schützen, liegt in gleicher Weise vor, 
wenn der Mann selbst den Arzt gerufen hat. um seine Frau, die 
der allein vermögende Teil ist, zu behandeln. Auch hier hat der 
Arzt zunächst nur einen Anspruch gegen den Mann als seinen 
Auftraggeber. - 

Die Entscheidung ist verschieden, je nachdem die Frau die 
Vermögenslosigkeit ihres Mannes kennt oder nicht. 


a) Kennt die Frau die Vermögenslosigkeit ihres Mannes, und 
geht gleichwohl kraft der sogenannten Schlüsselgewalt als Vertreterin 
ihres Mannes Verpflichtungen ein, oder läßt sie sich auch nur, ohne 
bei der Hinzuziehung des Arztes mitzuwirken, seine Behandlung gefallen, 


so fügt sie dadurch dem Arzt in einer gegen die guten Sitten ver- 


stoßenden Weise vorsätzlich Schaden zu, denn sie weiß, daß der Arzt 
infolge Vermögenslosigkeit des Mannes um sein Honorar kommt und 
es läge in ihrer Macht, dies zu verhindern, da der Arzt, recht- 
zeitig in Kenntnis gesetzt, die Übernahme der Behandlung davon 
abhängig machen würde, daß die Prau ihm für das Honorar 
haftet. Darin liegt eine unerlaubte Handlung im Sinne des § 826 
BGB., die.den Täter — hier die Frau — dem Beschädigten — hier 
dem Arzt — gegenüber schadenersatzpflichtig macht. Der Arzt kann 
in solchem Falle die Frau mit Erfolg auf Zahlung seiner Gebühren 
verklagen. 

b) Kennt die Frau, was praktisch selten vorkommen dürfte, die 

Vermögenslosigkeit des Mannes nicht, so kann von einer unerlaubten 
Handlung nicht die Rede sein, wohl aber kann der Arzt auf folgende 
Weise seine Gebühren beitreiben. Der vermögenslose Mann hat gegen 
die Frau nach $ 1360 Abs. 2 BGB. einen Anspruch auf Unterhalt. Dazu 
gehört auch der Anspruch auf ärztliche Behandlung im Krankheitsfalle. 
Sache der Frau wäre es deshalb, bei Erkrankungen des Mannes auf 
eigene Kosten einen Arzt hinzuzuziehen. Eine kostenlose Behandlung 
des Mannes würde die Frau bereichern. insofern sie die Gebühren des 
nách dem Gesetz auf ihre Kosten hinzuzuziehenden Arztes sparen 
würde. Ungerechtfertigte Bereicherung beseitigt das Gesetz, indem es 
den Bereicherten verpflichtet, dem Geschädigten die Bereicherung heraus- 
zugeben ($ 812 BGB.). Die Frau muß also die ärztlichen Gebühren 
dem Arzte bezahlen. 
Beide Fälle, der zu a und der zu b, setzen voraus, daß der 
Mann bereits im Augenblick der Inanspruchnahme des Arztes ver- 
mögenslos war. Tritt seine Vermögenslosigkeit erst später ein, SO hat 
der Arzt keinen Anspruch gegen die Frau, wie ja auch im allgemeinen 
ein Gläubiger nicht davor geschützt ist, daß sein Schuldner nach Be- 
gründung der Schuld sein Vermögen verliert und dadurch unfähig wird, 
die Schuld zu bezahlen. 

6. Soweit nach den vorstehenden Ausführungen der Arzt wegen 
Behandlung von Familienmiteliedern einen Anspruch gegen den Haus- 
haltungsvorstand hat. besteht gegenüber dem Zahlungspflichtigen eine 
Auskunftspflicht für den Arzt und insoweit eine Befreiung von dem 
ärztlichen Berufsgeheimnis. Wer verpflichtet ist, eine ärztliche Liquidation 
zu bezahlen, ist berechtigt, eine Begründung der Rechnung zu ver- 
langen, das heißt also das notwendige tatsächliche Material zu erfahren. 
Natürlich hätten die Familienmitglieder, die der Arzt behandelt hat. 
dem Arzt vor Beginn der Behandlung verbieten können, das Berufs- 
eeheimnis ‚dem zahlungspflichtigen Haushaltungsvorstand zu offen- 
baren. Dann aber konnten sie dem Arzte unmöglich zumuten, sich 
wegen seiner Liquidation an den Haushaltungsvorstand zu halten, da 
die Aufstellung einer Liquidation ohne Specification der Dienstleistungen 
im einzelnen nicht möglich ist. In einer solchen Handlungsweise des 
Patienten läge im Rechtssinne die Erklärung, daß er dem Arzt für die 
Gebühren selbst haften will. Der Arzt dürfte dann zwar dem Haus- 
haltungsvorstand keine Angaben über die Behandlung des Haushalts- 
mitglieds geben, wäre aber andererseits berechtigt, sich an den Patienten 
selbst wegen seiner Gebühren zu halten. 


a 


nn  — —— 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8, 


ZN TEL): 


nen es Lu nn 


FE 
———— 

ae 
= a 
en re 


m re — 


F 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


E 
(Nachdruck der redaktionell rezeiäbneken Mitteilungen nur  ăě 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) Ù : 


Frankfurt a. M. Der Ärzteverband .für freie Arztwahl hat 
beschlossen, allen seinen Mitgliedern, die dem Verband schon vor dem 
Kriege angehörten und, mindestens zwei Jahre lang ununterbrochen 
durch Heeresdienst in der Ausübung ihrer kassenärztlichen Tätigkeit 
verhindert, erst im Laufe des Jahres 1918 oder später ihre Kassenpraxis 
wieder aufgenommen haben, in der Wiedererlangung ihres Einkommens 
aus kassenärztlicher Tätigkeit in der Weise zu unterstützen, daß ihnen 
für das Jahr 1919 unter gewissen Bedingungen ibr Durchschnitts- 
einkommen vom ersten Halbjahr 1914 garantiert wird, und zwar den 
Verheirateten voll, den Ledigen zu drei Vierteln. Zur Kostendeckung 
werden die Mehreinnahmen derjenigen Kollegen herangezogen, die 
während des ganzen Krieges oder wenigstens seit dem 1. Januar 1917 
ununterbrochen ihre Kassenpraxis ausüben konnten. 


Eine Verordnung über Sonntagsruhe in den Apotheken, 
welche am 1. April 1919 in Kraft tritt, bestimmt folgendes: „Die 
höhere Verwaltungsbehörde ist befugt, für eine (Gemeinde oder für 
benachbarte Gemeinden mit mehreren Apotheken an Sonn- und Fest- 
tagen oder während bestimmter Stunden dieser Tage abwechselnd. 
einen Teil der Apotheken zu schließen. Die Schließung kann bis acht 
Uhr morgens des nächsten Tages ausgedehnt werden. An den ge 
schlossenen Apotheken ist an sichtbarer Stelle ein Aushang anzubringen. 
welcher die zurzeit offenen Apotheken bekanntgibt. Wird von dem 
Rechte der Schließung kein Gebrauch gemacht, oder bleibt die Apotheke 
an Sonn- und Festtagen länger als sechs Stunden geöffnet, so müssen 
den pharmazeutischen Dienstangestellten für jeden Sonn- und Festtag, 
an dem sie beschäftigt werden, ein Wochentag oder zwei Nachmittage 
freigegeben werden.“ 


4 


Der für die Kriegszeit ergangene Erlaß über die längere Ver- 
tretung der Apothekenvorstände durch nichtapprobierte Gehilfen ist 
aufgehoben worden. we 

Der Ausbau des Fürsorgestellennetzes in den Provinzen und 
Bundesstaaten erfordert an vielen Stellen, zumal für die ländlichen 
Bezirke, Ärzte, die in sozialer Tätigkeit erfahrer sind und sich der 
Fürsorge für Lungenkranke besonders annehmen. Zur Vermittlung 
geeigneter Stellen und geeigneter Ärzte steht die 
jeschäftsstelle des Deutschen Centralkomitees zur Bekämpfung der 
Tuberkulose, Berlin W 9, Linkstraße 29, zur Verfügung. 


Breslau. Durch eine verhängnisvolle Verwechslung in einer 
Apotheke (nicht der Hospitalapotheke), die sonst eine bei Krätze 
bewährte Schwefelsalbe prompt geliefert hatte, sind bei den Patienten 
der Krätzepoliklinik des Allerheiligenhospitals eine größere Anzahl 
Chromatvergiftungen entstanden, von denen zwölf tödlich 
verliefen. Es hat sich wahrscheinlich um monochromsaul®® 
Kalium gehandelt. Alsbaldige Schließung der Poliklinik und syste- 


Kurse für notapprobierte Ärzte. Die am 1. Februar 
begonnenen dreimonatigen Kurse sind im ganzen von nur etwa 
250 Herren belegt worden. Um festzustellen, ob ein Bedürfnis dafür 
vorliegt, diese Kurse zu einer anderen Zeit zu wiederholen, bittet das 
Centralkomitee (Anschrift: Berlin NW 6, Luisenplatz 2—4) die währen 
des Krieges approbierten Ärzte, die sich für diese Kurse interessieren, 
folgende Fragen zu beantworten: 1. Welcher Zeitpunkt scheint für UF 
neuen Kurse geeignet? 2. Wieviel Zeit glauben Sie auf diese Kurse 
verwenden zu können? 3. Welche Disziplinen wünschen Sie in erstel 
Linie berücksichtigt? 4. Würden Sie bereit sein, ein, wenn aut 
geringes Honorar dafür zu zahlen, oder halten Sie die Unentgeltlichkeit 
etwa in Verbindung mit Vergünstigungen hinsichtlich Verpflegung UN 
Wohnung für ein unbedingtes Erfordernis? 5. Welche Orte würden 
Sie vorschlagen ? Be Bere | 

BD: eib urg i. Br. Eine Versammlung der Assistenten der Uni- 
versitätsinstitute beschloß einstimmig die Gründung eines Freiburger 
akademischen Assistentenbundes, der sich dem Deutschen Akademischen 
Assistentenbund als Ortsgruppe anschließen soll. 


i Berlin. Prof. Dr. Mühsam, bisher dirigierender Arzt des 
Krankenhauses Moabit, zum dirigierenden Arzt der äußeren Abteilung 
des Rudolf-Virchow-Krankenhauses gewählt. — Prof. De Ruyten 
dirigierender Arzt des Krankenhauses „Paul-Gerhardt-Stift‘, gestorber. 
— Zum Nachfolger des verstorbenen Geheimrat Ewald ist rof. des 
C. Schlayer (München) zum Direktor der inneren Abteilung 
Augusta-Hospitals gewählt. -An a h 
_ Der Psychiater Geheimrat Erlenmayer begeht in Bendorf a. Ri- 
den 70. Geburtstag. TH 
chirur- 


= Hochschulnachrichten. Bonn: Assistent der E 
gischen Klinik Dr. Nußbaum für Chirurgie habilitiert. — RE 
burg i. Br.: Die badische vorläufige Volksregierung hat dem e 
ordentlichen Professor Geh. Hofrat Dr. Max Scho ttelius für 
Titel eines Geheimen Rats II. Klasse und dem Privatdozenten i 
Chirurgie Dr. Hosemann den Titel eines außerordentlichen 
fessors verliehen. Í | = 


— o ~- n= — — _ Eaa Een 2.1, 
Infolge des Generalstreiks erscheint diese Numme späte 


Digitized by Google 


ei) © 


r freie-Antallk,. < 


K, 
k- 
i 


band shm wà: 
lang ununkerina 


närztlichen Ti 
ter ihre Kasep: 
g Ihres Einius 


> 


erstüzen, diey 


-ibr Dudut 


wird, ud muki 
Zur Rostenieie} 


herang. 
dem 1. Jw il 2 


len Au i 
t folgendes $) - 


jemeinde %5, 


~ 


n Som wE. 
Tage wy 


den. Ab hi, 
shang au, 
Wird mE 
Jeibt dit yei 


10 p -o ; \ ji 
„Č ` Mabe zugenommen. Dies gilt auch für das Kindesalter, wie unter: 


SA N 


EE 


Aa 
pame 
_— 
_— 


-hervorgehoben wurde, und zwar namentlich von der Oxyuriasis, 


- licht, sich mit der Abtreibung der im Kindesalter hauptsächlich 
: Vorkommenden D 


‚einze ” . - w- -e 2 
| Verhaltun eingegangen werden soll, mögen ‚einige allgemeinere, 
inti, SsMaßregeln vorausgeschickt werden. Als solche ver- 


Werden à | / 
| darf, bevor nicht einwandfrei das Vorhandensein von: 


-` kränkheiten und Krieg“ auf der außerordentlichen Versammlung 


im „schmarotzer hierbei berücksichtigt werden, und zwar dürften- 
‚ wesentlichen drei Arten in Betracht kommen: ar 


- 


Bi ` "tische Erfahrungen gründet, hat während des Krieges die Häufig- 


Den Rednern die Ansicht des Vortragenden bestätigt, während. 


"Man über die Ursache des gehäuften Auftretens der: Würmer im 
/ Während | daß durch diese Maßregel ein besonderer Einfluß auf den Band- 


‚mem reichen Material von -Kindern aller ‘Altersstufen bewährt 


a 
` deren Auss ' ; E 

Schein eh ‚Vorkommen, Diagnosestellung und klinische Er- 
. m, sen als bekannt vorausgesetzt werden müssen. 


gi 
E 


eN 
we RT > vo a ` 
Mor eu 2: Pora x ve SL f Bar 
al: En a y re: ; 
ZZ +r- Se Pe ~, -T = ae Br Br 1 h ` r 
De C e ee 4 s : i l Ta N x trs 
gre: i er ER f i ok AR: ^! 5 "a x . J Ca 
Sga a Be ee PER ' ` ; i A 
; 5 ' i í . t 
= | 
` 


ER 
u a 


BET, 


ir 


y A . a % x 
tajd = e 4 z BR = Fe i 
e Be aA x: nr A £ . “ wen 
45 ; | a 
- 7 a r' 
a : ; AE 


I) 


| Wochenschrift für praktische Ärzte -= 
| SCH i a T | nn u K aT ai g Eg TE E y en i u i = E - ee: ee i Pr 

w redigiert- von: es | poetare T tiit Verlag’ von» oe: 

Professor Dr. Kurt Brandenburg.. = MN... Urban & Schwarzenberg . ' 

‚Berlin en e zz a Berlin . a S A 


Inhalt: Originalarbeiten: H. Brüning, Über ‚Wurmkuren: bei Kindern, zugleich ein weiterer Beitrag zur Frage der Verwendung des 

. amerikanischen Wurmsamenöles (Ol. Chenopodii anthelminth.).. O. Vulpius, Knochen- und Gelenktuberkulosen. E. Fröschels, Beeinflussung 

der Neurose durch die Seele.des Kranken. A. Rodella, Ist der alte Begriff der „Crusta phlogistiea“ für die klinische Pathologie ganz ohne 

Bedeutung geworden? K. Meyer, Zur Serodisgnostik der Syphilis mittels der 'Sachs-Georgischen :Flockungsmethode. J. J. Stutzin, Zur 

Behandlung akuter Darmlähmungen. : G. Neugebauer, Spastische Obstipation und Volvulus. — Referatenteil: Reckz.eh., Über einige 
wichtigere versicherungsmedizinische Arbeiten des Jahres 1917. — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bü 

| besprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Kiel: ‚München. Wien. — Tagesgeschichtliche Notizen. = `. 

Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung. der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Ortgtnalbetträge vor. » 


-> 1 
y 


` í s 
* | 


> 


A. 


Aus. der Universitäts-Kinderklinik zu Rostock: = 
Über Wurmkuren bei Kindern, | 


- zugleich ein weiterer Beitrag zur Frage der Verwendung des 
amerikanischen Wurmsamenöles (Ol. Chenopodii anthelminth.). 


. reicht, lediglich, weil sie über Beschwerden klagen (Leibschmerzen, 
schlechtes Aussehen und dergleichen), die bei dem: Mangel .ob-. 
.jektiven Befundes vielleicht auf die Anwesenheit, von Eingeweide- 
'würmern zu beziehen sind. Erst vor kurzem erschien‘ in meiner 
Privatsprechstunde ein blasser, .achtjähriger Junge, bei welchem 
‘vom Hausarzt auf Grund der eben angedeuteten Symptome nicht 
‚weniger als ‘dreimal eine Wurmkur.mit- einem nicht näher fest- 
zustellenden Wurmmittel durchgeführt worden war, ohne. daß 
Würmer .abgetrieben wurden und vor allem, ohne daß: das- Be-.. 
finden des Knaben sich auch nur im geringsten gebessert hätte.. 
„Ferner sei für die Behandlung wurmkranker Kinder. noch 
folgendes hervorgehoben. ae ee Be 
.... Zur ‚Durchführung jeder Bandwurmkur ist es zweckmäßig, 
schon am Tage vorher ein leichtes ‘Abführmittel (Brustpulver, 
Kinderpulver;, Calitig‘ oder ähnliches) den Kindern zu geben, um. 
eine stärkere Ansammlung von Darminhalt zu vermeiden. ‘Auch. 
pflegen wir aus demselben Grunde schon an -diesem Tage. den 
Kindern weniger Nahrung und älteren Pätienten am Abend. vor 
‘der Kur den vielfach empfohlenen Heringssalat oder marinierten 
Hering zu verabreichen, ohne jedoch der Überzeugung zu sein, 


Prof. Dr; Hermann Brünlig, Direkton < 

Nach allgemeiner Ansicht, die sich auf umfangreiche prak-, 

-keit des Vorkommens von ' Darmparasiten in ungewöhnlichem 
Anderen von Sch] oßmann in seinem Vortrage über „Kinder- 
der Gesellschaft für Kinderheilkunde in Leipzig im September 1917. 


von der Schloßmann erklärte, „sie habe sich unheimlich ġe- 
ehrt“, In der anschließenden ‘Diskussion wurde von verschiede- 


Kindesalter nicht ganz einheitlicher Meinung. war. rend j. í i 
; chloßm ann und Rietschel geneigt waren, der Kriegs- | wurm. ausgeübt wird. ul a 
ernährung im Verein mit der Verminderung der Sauberkeit die . Für die Kuren zur Abtreibung von Bandwürmern' und Asca- 
Mehrung der Wurmkrankheiten zuzuschreiben, wollte Peiper | riden lassen. wir. die Kinder. grundsätzlich zu Bett liegen, um so 
2 ediglich auf den Seifenmangel und das hierdurch bedingte Fehlen | auf alle Fälle deu Verlauf besser verfolgen zu können. .- Dies ist 
Hr Reinlichkeitsmaßnahmen die Häufigkeit der. Oxyuren zurück-. | von Wichtigkeit, damit nicht bei empfindlichen Patienten nach 
nen. Jedenfalls ergibt sich aber für den praktischen Arzt die |. Einnehmen der durchweg schlechtschmeckenden Wurmmittel Übel- 
‚keit und Erbrechen auftritt und der Erfolg der Wurmkur' illu- 
'sorisch gemacht wird; auch ist es auf diese Weise leichter mög- 
‚lich, etwaige sonstige Krankheitssymptome zu beürteilen, die viel- - 
F leicht mit der Kur in ursächlichen Zusammenhang gebracht wer- 
den müssen, wie 'z. B. Leibschmerzen und 'anderes.. Bei der Ab- 
treibung von Oxyuren halten wir Bettruhe nicht unbedingt für 
geboten, obwohl auch mit diesen Parasiten behaftete. Kinder zur - 
` besseren Verhütung der immer wieder 'zu fürchtenden Reinfektion ’ 
Sn Kratzen und Unsauberkeit zweckmäßig: im Bett behalten ` 
werden. | Rn E SE VBOrR, | 
„Während der Kur geben wir den Kindern nur kleinere Men- 
‚gen leicht verdaulicher Nahrung in flüssiger und breiiger Form 
und richten jede Kur derart ein, daß sie am Vormittage nach . : 
einem kleinen Frühstück, bestehend aus einer Tasse .Milch:und 
‘einer Semmel, begonnen und, wenn: eben möglich, bis zum Spät- 
‘nachmittage zu Ende geführt wird. Free 5 A 
„Es empfiehlt sich dringend, die einzelnen Zeitpunkte ‚genau 
“anzugeben, damit man jeden Augenblick weiß, in 'welchem: Sta- 
dium der Kur sich die Kinder befinden. So reichen wir das.sbön .: 
erwähnte Frühstück stets um 7.Uhr früh ‘und beginnen mit’der. 


`~ 


diesem armparasiten genau bekannt zu machen, und aus 
done p rande bin ich gern der Aufforderung der Redaktion 
der B eitschrift nachgekommen, im folgenden. die Grundzüge 
r Behandlung von wurmkranken Kindern, wie sie sich mir an 


at, niederzuschreiben. Es sollen jedoch nur die wichtigsten 


1. die Bandwürmer. (Taenien), 
2. die Springwürmer (Oxyuren), ‘ > 
3. die Spulwürmer (Ascaridn, ° : -. 


evor auf die Durchführung der Wurmkuren bei Kindern im. 


ent in- >. . nn 
„erster Linie Beherzigung, daß keine Wurmkur gemacht‘, 


arms | i icht 
Aschmarotzern festgestellt worden ist. Nach dieser Richtung- 


hin 
.. wir f i , . a è ®. . z + x č i "Tr e, ' E . E 
nach meinen Erfahrungen immer noch recht häufig ge- | eigentlichen Wurmkur um 8 Uhr. Die Verabreichung des:Wurm- - 
r z s ö g or ’ ý x i .' N r D i 5 A a es EEE ; A A By “... = ee 
fahi , py f ; ; i 2 a ee ee A - 
m . i `s 5 i z i , i tus \ 
Eaz \ $ 5 
l. g / 
a p ie i ' 


` > ı i w ' k . E es ‘ = ie sh à ; si f A . i . ` i A g . S = i f l 
- Te - M Anr ERBETEN f - ; ; 2 
. ..16..März 1949; °.:=::. 2:0 ©. XV. Jahrgang. 


cher- 


I fehlt, indem man den. Kindern Santonin und dergleichen verab-.. 


en. 
ea N Wy 
Eu Se ` 
> ee a 
ER eiie - 0. x ES 
$ a Ey, x aa . ee 
N ri P-k = Per were) 8 0 
-7o p O ut Sate, a d 
A a - ir GT un 
ee En, SiS x RAAN « 
a ky a Sa ee 
» a “MR Bar; 


we 
= i 
a rn > 
5 4 
A Ze at 
le 
ee R, - 
28 a T DE | 
. SE aA 
. D at> z ai us 
BE nr 
Tr: Er 
ne ten. 
a ae 
ie de e 


2 ~ 


(S Md - 5 
un are 
Aam a ae aT 


. 
no. 
zn 
m ee 


zu. Lo 28 


B BER 
i pzas b of‘ 
ad n - Bar. & 
rn. N aa wer ji 3 
E RAA BEE i BE RER DEA BE 
; eo a 
ieat E tege 07 
ie m a Ar sE 
En ER =: met - = 
= e Te 
ee a ae Fe Fe 
-.- Be AN _ a AA S 
L io oa a DL = > i 
= $ = OE dia ES m 


ET 
=x de 
TE ee 
N 
u Dadaha are 
Se © 


a 
BER 
Zr 


me ap En ET L en 


È 
i 
z 
A 
E k 


earn 


‘also mit halb- bis einstündiger Pause, und zwei Stunden nach 


“ dient immer noch das frische Extractum Filieis maris aeth. in erster 


warmer Milch oder Milchkaffee hinterhertrinken. In den meisten 
Fällen wird das Farnkrautextrakt in dieser Form, wenn auch mit 


“selten treten aber bald nachher Übelkeit, Aufstoßen und Er- 


neben einem kleinen Abendbrot fünf gelbe Kapseln mit Ol. Ricini 
. zur Säuberung des Darmes geschluckt werden, denen am nächsten 
. Morgen die acht schwarzen Kapseln bald hintereinander folgen. 


Milch oder dergleichen nachgetrunken wird. Darauf folgen dann 
. Kapseln gelegentlich auf unüberwindlichen Widerstand. Wenn dies 
der Fall ist, gibt man das Farnkrautextrakt in Form des Tritols, 


i. Sachs., in den Handel gebrachten Bandwurmmittels, welches eine 


: geben werden muß. Eine`solche Beobachtung betrifft den nach- 


. Helfenberger Bandwurmmittel. in Kapseln prompte Abtrei- 


- wurm, von welchem Stücke abgehen; keine subjektiven Beschwerden. 


N | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nri tt 16. März. 


Farnkrauts gewonnene Filmaron der Firma C. F. Böhringer, 
Mannheim-Waldhof. Wir verabreichten dieses Präparat, welches 
aus braunen Krystallen besteht, bei einer Anzahl von bandwurm- 
kranken Kindern, und zwar in Form des Filmaronöls, einer Lösung 
von Filmaron in Ol. Rieini im Verhältnis von 1 :9. Das Mittel, 
dessen Geruch und Geschmack weniger unangenehm ist, als der- 
jenige des Extract. Filic. maris, wurde anstandslos genommen und 
unangenehme Nebenwirkungen bei gutem Erfolge nicht beob- . 
achtet, eine Tatsache, die unter Anderen von Mendelsohn 
bestätigt werden konnte. . 
Von den sonst gebräuchlichen Bandwurmmitteln, wie Ka- 
mala, Flor. Kosso, Cortex Granati und anderen haben wir schon 
seit längerer Zeit keinen Gebrauch mehr gemacht, dagegen hat sich 
uns in einer ganzen Reihe von Fällen noch das Cucumarin der 
Firma H. A. Jungelausen in Hamburg bewährt, ein Medikament, 
welches den eingedickten Saft von 300 g Kürbiskernen darstellt, 
fleischsaftartig schmeckt und in Suppe, Milch oder Kakao aui- 
gelöst werden kann, und darum im Gegensatz zu den bisher 
erwähnten Bandwurmmitteln meist anstandslos genommen und gut 
vertragen wird, sodaß es ganz besonders auch für jüngere Kinder 
empfohlen zu werden verdient. Seine Darreichung erfolgt wie 
diejenige des Tritols, wie oben erwähnt, in zwei bis drei Portionen, 
wobei, je nach dem Alter der Kinder, die Hälfte oder der ganze 
Inhalt des Originalfläschehens gegeben werden muß. 
| Ist schon die Abtreibung eines Bandwurms bei Kindern eine 
unsichere Sache, so gilt dies in weit höherem Maße von der 
Behandlung der so außerordentlich häufig gewordenen und meist 
sehr quälenden Oxyuriasis. Diegegen diese Darmschmarotzer 
anzuwendenden Kuren sind gleich unangenehm für die kleinen 
Patienten wie für diejenigen, die sie durchführen müssen. Da die 
Springwürmer im oberen Teile des Dickdařms, im Coecum, leben 
und nur zeitweise die Weibchen zur Eiablage in die untersten 
Partien des Mastdarms und aus diesem heraus nach außen 
kriechen, so muß jede Oxyurenkur von diesem Gesichtspunkt aus 
in die Wege geleitet werden. Es handelt sich einerseits darum, 
die in den ‚oberen Dickdarmabschnitten vegetierenden Würmer 
einzuschläfern oder abzutöten und sie dann abzutreiben und ander- 
seits die in der Nähe des Afters befindlichen Exemplare dure 
geeignete Maßnahmen hinauszubefördern; es muß also die orate 
Therapie durch die anale ergänzt werden. Außerdem ist es, UM 
die durch Kratzen in der Nähe des Afters unvermeidliche Schmier- 
und Reinfektion zu vermeiden, unbedingt erforderlich, die Kinder 
peinlichst sauber zu halten, einer Forderung, welcher man durch 
Tragen einer Hemdhose oder Badehose, namentlich während der 
Nacht, durch regelmäßige Waschungen der Genital-Aftergegen 
und des Gesäßes nach jeder Stuhlentleerung, durch Kurz- 
Sauberhalten der Fingernägel und striktes Verbot, an Finger 
und Nägeln zu kauen, sowie endlich durch häufigen Wechsel der 
Leib- und Bettwäsche zu genügen vermag. Außerdem muß im 
Auge behalten werden, daß Oxyurenfälle innerhalb der Häuslich- 
keit selten isoliert bleiben, sondern daß so gut wie ausnahmsioS, 
wenn ein Kind wegen Springwürmer zum Arzt gebracht WII" 
sämtliche Geschwister und auch die Eltern an demselben Leiden 
laborieren, ja, daß sogar bereits damit zu rechnen ist, dab au 
das Dienstpersonal (Kinderfräulein, Köchin usw.) ebenfalls 0xy- 
uren beherbergt. Wir haben uns, obwohl die Eltern vjolat 
keinerlei Beschwerden äußerten und auf Befragen das Vorhanden- 
sein von Oxyuren mit Bestimmtheit in Abrede stellten, durch m! 
Sprer ende Untersuchung, über welche in der Dissertation mel 
Sch ers Th. Schmidt Genaueres nachgelesen werden mög®, 
in vielen ‘Fällen doch davon überzeugt, daß außer den Kindern 
auch Eltern und sonstige Hausgenossen an Oxyuriasis litten. n 
gerade während der Kriegszeit ist. mir auch in der besseren UN 
besten Privatpraxis nicht selten, wenn ich der Mutter des 5 ndes 
die Schwierigkeit und Unsicherheit der Oxyuriasisbehandlung el 
lückenhafter Therapie klarzumachen versuchte, zugestanden 
worden, daß die Geschwister des Kindes und sie selbst VOR F , 
selben Leiden ergriffen seien. Dazu kommt noch eins. B® Mäc- 
chen finden sich vielfach die Springwürmer auch in der Scheide, 
rufen dort durch den von ihnen "verursachten Juckreiz Eotzin. 
dungserscheinungen hervor und bieten so wiederum reichlie 
"Gelegenheit bei ungenügender Sauberkeit und dem unverme} 
lichen Kratzen der Kinder, daß Eier an die Finger und IN. 
Wäsche und so in den Mund gelangen, auch wenn die Abtreibung 
der Darmschmarotzer aus dem Intestinaltraktus erfolgreich pw 
geführt werden sollte. Die hier etwas ausführlicher dargelegt% 
Verhältnisse lassen es begreiflich erscheinen, daß die je 
schon an und für sich eine häufige Erkrankung des Kindesalte j 


mittels, von welchem zwei bis drei Dosen gegeben zu werden 
pflegen, erfolgt dann regelmäßig um 8, 81%, und 9 Uhr, das heißt 


Einnehmen der letzten Dosis folgt dann das übliche Abführmittel, 
auf dessen Darreichung nur verzichtet werden sollte, wenn bis 
dahin bereits genügende Stuhlentleerung erfolgt ist. Bei zögernder 
Defäkation muß das Abführmittel nach Bedarf wiederholt werden. 
Für die Abtreibung der Taenien — fast stets handelt es 
sich um Taenia saginata und nur selten um Taenia solium — ver- 


Linie angewandt zu werden. Wir verordneten dieses Mittel an 
unserer Klinik zusammen mit Pulp. Tamarindor. oder Mel depurat., 
und zwar je nach dem Alter und der Konstitution des Kindes 
etwa 3—5 g auf 25—30 g von einem der zuletzt genannten Sub- 
stanzen und lassen diese diekliche Masse morgens innerhalb einer. 
halben Stunde in zwei Portionen einnehmen und einige Schluck 


einigem Widerwillen, von den Kindern genommen. Nicht so ganz 


brechen ein, sodaß ein Teil oder auch das ganze Mittel wieder aus- 
gestoßen wird und die Kur erneuert werden muß, eine Maßnahme, 
die sich meist erst nach einigen Wochen wieder durchführen läßt, 
Um den unangenehmen Geschmack: der eben erwähnten Medi- 
kation zu vermeiden, gibt man älteren Kindern deshalb das Ex- 
tract. Filieis zweckmäßiger in Form von 15 Kapseln, und zwar in. 
Form des Helfenberger‘ Bandwurmmittels, welches in Schach- 
teln in den Handel kommt, in welchen acht schwarze Kap- 
seln mit insgesamt 2,65 g Extract. Filieis +-5,3 g Ricinusöl und 
7 gelbe Kapseln mit je 1,8 g Ol. Rieini enthalten sind, deren 
Einnehmen derart zu erfolgen hat, daß am Abend vor der. Kur 


Das Einnehmen derselben geschieht, indem etwas Zuckerwasser, 


noch die beiden übriggebliebenen gelben Kapseln. Erfahrungs- 
gemäß stößt aber auch bei älteren Kindern das Schlucken der 


eines ebenfalls von der Chemischen Fabrik E. Dietrich, Helfenberg 


‚diekliche, bräunliche, sirupartige Masse darstellt und für Kinder 
in der schwächeren Dosierung als Tritol Nr. II, enthaltend 4 g 
Extr. Filic. mar., 8 g Ol. Rieini und 6 g Malzeztrakt zur Ver- 
wendung kommt, während das für Erwachsene bestimmte Mittel, 
wie aus der folgenden ‚kurzen Krankengeschichte zu entnehmen 
-ist, ‚die doppelte Menge der Ingredienzen enthält. Das Helfen- 
berger Bandwurmmittel hat uns in einer ganzen Reihe von 
Fällen in Form der Kapseln gute Dienste getan. Gelegentlich 
macht man jedoch bei allzu vorsichtiger Dosierung bei älteren 
Kindern die Erfahrung, daß die 2,65 g Extr. Filicis nicht hin- 
reichen zur Abtreibung der Taenie, und daß eine höhere Dosis ge- 


stehenden Fall, in welchem nach Erfolglosigkeit der ersten Band- 
wurmkur durch das für acht- bis zwöltjährige Kinder bestimmte 


bung der Taenia saginata erfolgt, als dem 13 jährigen Kinde die 
für Erwachsene bestimmte Menge Tritol verabreicht wurde. 


Nachdem im Stühle Glieder von Taenia saginata festgestellt, wurde 
-am 13. und 14. August 1918 die Bandwurmkur mit dem für Kinder 


berg, welches aus 8 g Extract. Fili 
“Malti besteht. Auch diese Dosis wurde anstandslos genommen und 
etwas warmer Kaffee hinterhergetrunken. Zwei Stunden nach. Be- 
endigung der Kur erfolgte eine Entleerung, in welcher der Kopf ge- 
funden wurde; es handelte sich um Taenia saginata. 


| Ein anderes Taenienmittel, welches sich in der Praxis be- 
währt hat, ist das ebenfalls aus den wirksamen Beständteilen des 


jra et 


der de Er" 
SR 
Fidanë, 


wh 


So i6: März: 


“— wurde, hierbei nur eine untergeordnete Rolle nm u 


 „Naphthalin bei einer großen Reihe von Kindern mit Oxyuriasis 
. gegeben und sind zu der Überzeugung: gelangt, daß mit diesem |: mäßig nach dieser Prozedur die Aftergegend mit-einer Salbe ein- 

. Mittel bei Befolgung der oben angegebenen allgemeinen : Vor- i 

-schriften Erfolge erzielt werden können. Wir verabreichten das 


mit :nachfolgendem Laxans. 
.. ohne Schwierigkeit von den Kindern genommen; in einigen Fällen 
: beobachteten wir ‘allerdings auch, daß, nachdem einige Dosen ge- 
-< Schluckt worden waren, das Einnehmen der weiteren verweigert 
. wurde, sodaß die Kur mit einem anderen Mittel zu. Ende geführt 


~.. Werden mußte. 


hartnäckigen Fällen von Oxyuriasis die für die Abtreibung von 
 Taenien gebräuchlichen Medikamente zu benutzen, haben wir bis- 
‚. her keine systematischen Versuche angestellt, dagegen konnten wir 
wiederholt konstatieren, daß bei bandwurmkranken Kindern durch 
| Verabreichung von Extr. Filicis groß& Mengen Oxyuren mit heraus- 
befördert wurden, sodaß es sich wohl empfehlen dürfte, von 
aer Art der ‚Therapie der Oxyuriasis häufiger Gebrauch zu. 

achen. | En 


„Sich erwiesen die von der Firma 'Goedicke & Co., Leipzig, in den - 
` Handel gebrachten Gelonida Aluminii subacetici comp. c. Alum. . 
'‚ sulf. Nr. I à 05, T 

‚Schächtelehen in den Apotheken zu haben sind. Wir haben die 
3 Oxyurenkur mit diesem Mittel stets folgendermaßen durchgeführt. 
: E bei gewissenhafter Innehaltung der erteilten Verordnung alle 
‘Sache, mit dem Präparat zufrieden zu sein, eine Erfahrüng, die 
‚“ Water Anderen auch von:Jödicke und Schmidt. trotz etwas, 
.. anderer Art der Anwendung auf Grund ihrer Beobachtungen be-. 

wird, REOR a oF 


R Tabletten des Mittels täglich 8 bis 14 Tage lang hinterein- 
aap a ZU verabreichen, haben wir durchweg die Kur im drei Ab- 
„»SChnitten zu 

” ar An den drei Kurtagen erhielten die Kinder von 8—9 Uhr. 
Te ags drei Tabletten, die entweder von älteren Kindern ganz:| dann i ‚der Ta 
ge rührt xt oder pulverisiert und in Kartoffelbrei oder Apfelmus. | mal einen: bis zwei Tage lang, wie oben ausgeführt worden ist, 

Zr Bacher oder ‘auch bei jüngeren Patienten ‘aufgelöst in- etwas. 

-Stund unwasser oder Himbeersaft verabreicht wurden. Das zwei 

„ n Später zu gebende Abführmittel — in der: Regel Brust- 


Kahn sinderpulver, in selteneren Fällen auch. Oalifig, Laxan- h ; | 
An und ähnliches —_wurde so bemessen, daß spätestens am..|:noch in-Benommenheit, Erblindung, Krämpfen’und Kollapszustän- 


E BER T OAN E Se i 
. C i: ar ~= G + x a 
2 ; z N Sale z $ 
N r i $ Dt $ oa ; + y 4 . s : 
; hi 4 
f \ 


a 


22. 4949 — MEDIZINISOHE: KLINIK; — Nr dt. 
gerade während der Kriegszeit zu -einer direkten Volksplage ge- 
worden ist und werden mußte. Bei dem eügen Zusammenwohnen 
infolge des Mangels an Feuerungsmaterial; bei der vollständigen 
Stockung von Neubauten und der Überfüllung der vorhandenen 
Räume, bei der mangelhaften Versorgung der Bevölkerung mit | 
Seife und der aufs allernotwendigste zu: beschränkenden Verwen- 
dung von Warmwasser und Bädern und. nicht zuletzt bei dem 
außerordentlichen knappen Vorrat an Leib-.und Bettwäsche für 
weite Kreise der Bevölkerung ist es kein Wunder, wenn jetzt kaum 


Spätnachmittage -ein oder mehrere breiige Stühle erfolgen mußten. 
Dies. geschah; um nicht die. nunmehr- erforderliche Darmspülung 
In die Nachtzeit fallen zu lassen. Ohne gleichzeitige Verabreichung 

von Darmeinläufen bleibt nämlich die Oxyurenkur unvollständig, 
- und 'es’gelingt nicht, die in den unteren Darmabschnitten-lebenden 

Oxyuren mit herauszubefördern. Als, Spülflüssigkeit benutzen wir 
entweder kaltes: Wasser, in welchem. die. Springwürmer. bald: ér- 

starren, oder lauwarmes. Wasser mit Zusatz. von einer (Tablette).Ge- 

al Jonida  Aluminii -subacetici, wie sie für die orale Therapie yer- 
ein Kind in ärztliche Behandlung kommt, bei welchem nicht bei ge- | .abreicht wird. Auch haben wir-von Essig (einen bis drei.Eßlöffel) 
nauer Nachforschung. das Vorhandensein von Oxyuren festgestellt | und essigsaurer. Tonerde (einen Eßlöffel) als: Zusatz. zur Spül- 
werden kann. Ich für meine Person bin jedenfalls. geneigt, den hier | flüssigkeit vielfach Gebrauch gemacht und endlich in zahlreichen 
Fällen. Abkochungen von Knoblauchzwiebeln benutzt. ` Letzteres 


angedeuteten Momenten‘ die. Hauptursache "für die heute unver- N ) 
kennbare weiteste Verbreitung der Oxyuriasis zuzuschreiben und | Mittel wird in zweckmäßiger Aufmachung. in den Handel gebracht 


stehe auf dem Standpunkte,.daß die. Verschlechterung und Ein- | als Garlicoll-(Extr. fluid: Ophioscorod. comp.), und zwar vón dem 
tönigkeit der Ernährung, ‚die von anderen als auslösender Faktor | Chemisch-pharmazeutischen Laboratorium F. ‚Christians, Güstrow 
in den Vordergrund geschoben wird, wie bereits eingangs betont | i. M., Markt 24, stellt eine braune, nach Knoblauch riechende 

en Flüssigkeit:dar und soll nach ‘der beigefügten Gebrauchsanweisung 
tee- bis eßlöffelweise auf 11 Spülflüssigkeit zugesetzt werden. Seit 
-wir das Wurmsamenöl, auf welches. weiter unten. bei. der. Be- 
‚sprechung der Spulwurmkrankheit noch zurückzukommen sein 
‚wird, kennen, haben wir auch dieses Mittel häufig zu‘ Darm- 
‚spülungen beiOxyuriasis verwandt, einVerfahren, welches unter An- 
‚deren von Stursberg empfohlen worden ist. Wir setzten dann 
von der.von der Adler-Apotheke in Hilden in den Handel ge- 
‚brachten Wurmsamenölemulsion ,Wermolin“ einen Kinderlöffel 
-auf 11 Wasser zu, ließen gut verrühren und diese Flüssigkeit, wie 
guch die schon erwähnten, mit Hilfe eines mit Darmrohr armierten 
Irrigators in Rückenlage des Kindes. in den Darm einfließen, wo- 


Welche Mittel stehen uns-nun zur Abtreibüng der lästigen 
Öxyuren zur Verfügung und von welchen ist ein \Erfolg‘der-Kur. 
zu erwarten? DE a N 

Auch hier soll das Santonin nicht unerwähnt bleibeü, welches 
in. Tablettenform, wie ‚später. bei der Ascaridiasistherapie. noch 
‚zu erwähnen sein wird, allein. oder"auch als Pulver mit Kalomel 
zugleich angewandt werden kann. Die für ein sechs- bis acht- 
jähriges Kind geeignete Verordnungsweise würde etwa die fol- 
gende sein: | cr A Fa er 


Rp. Santonini. ; l , | o3 
alomel aa 0,02—0,08, | E ` On -AO ala s a 
Sach. lict. 0,5. | | | 3 bei wir ferner darauf bedacht waren, daß. dieser Einlauf vom 
A = ` | Kinde- einige Zeit zurückbehalten wurde, um die Oxyuren mit 


f. p. D. tal. Dos. Nr. IV. u uo 
S. Zwei Tage lang vormittags um 8 und 9 Uhr je ein. 
"Pulver z.. g. und zwei Stunden später ein Abfuhr- 
mittel. | bo a o ; e 
In ähnlicher Weise haben wir das von. Ungar empfohlene 


Sicherheit zu entfernen. . Die ‚hier geschilderten Irrigationen wur- 
. den an den jeweiligen drei Kurtagen regelmäßig einmal ausgeführt 
und hinterher, sowie nach jeder Stuhlentleerung, für sorgfältigste 
.Säuberung durch Waschung . mit Seifenwasser, essigsaurer Ton- 
‚erde oder dergleichen Sorge getragen. Endlich wurde noch regel- 


geschmiert, um etwa herauskriechende Würmer — dieselben ge- 
| : langen sonst ‚nicht‘ selten bis in die Kreuzbeingegend - und. die 
Naphthalin zu 0,1—0,3 als Pulver dreimal täglich drei Tage lang | Schenkelbeugen- — abzufangen und abzutöten. -Als Salben zu 
Im -allgemeinen wurde das Mittel | "diesem Zwecke ‘benutzten wir: weniger das gelegentlich reizende 
Ungt. einer. als Ungt. hydrarg. praec. alb., 2—5 %ig, ferner auch 
eine Ol. Chenopodii anthelminth. enthaltende Salbe. „Wermolin- 
. salbe“, sowie einfache Ungt. acid. -boric. oder Ungt. acid. salieyl. 
Bei peinlichster Befolgung aller hier angedeuteten Vorschriften 
und exaktester Sauberhaltung, über welche schon weiter oben das 
- Erforderliche gesagt worden ist, gelingt es dann, die Oxyurenkur 
erfolgreich durchzuführen und die kleinen Patienten von einem 
Leiden zu befreien, welches nicht. so ganz selten ernste Gesund- 
heitsstörungen im Gefolge hat. 007 
Ungleich einfacher als Bandwurm- -und. Oxyurenkuren sind 
Kuren gegen Spulwürmer erfolgreich durchzuführen, ja, wir 


Über die von verschiedenen Autoren gerühmte Methode, in 


eigneten Mittel kaum eine Ascaridiasis der ‘Behandlung irgend- 
‚welche Schwierigkeiten bereite. Von Medikamenten, welche 
‚gegen Spulwürmer.empfohlen werden, seien hier nur zwei genannt. 
und ausführlicher berücksichtigt. Es handelt sich um den längst 
bekannten und als wirksam erkannten Zittwersamen (Flo- 
abletten,. welche zu je 20 Stück in- Original- | res Cinae) beziehungsweise das aus. ihm gewonnene Santo- 
nin und um das erst seit Anfang dieses Jahrhunderts nach ` Emp- 
fehlungen von mir. in Deutschland in Aufnahme gekommene 
amerikanische Wurmsamenöl (Oleum Cheno- 
podilänthelminthiciel), ein ätherisches Öl’von gelblicher . 
Farbe und eigenartigem, strengem Gerüch und Geschmack; wel- 
ches, in Amerika :offizinell; von der Chemischen Fabrik Schimmel 
& Co. in ‚Miltitz b. Leipzig hergestellt und in den Handel ge: 
bracht wird. >` ER m a 
_. Seit: wir auf Grund ausgedehnter pharmakologischėr: und 
j 2 ‚klinischer Versuche das amerikanische Wurmsamenöl als Anti- 
je drei Tagen durchgeführt mit 10—14 tägigen Inter- |- ascaridiacum kennen und schätzen gelernt haben,. benutzen wir 
das ‚Santonin .nur noch in seltenen Fällen und verabreichen es 
dann in der üblichen Form der Tabletten’zu 0,025 zwei“ bis drei- 


Ebenfalls als brauchbares ‚Mittel gegen Madenwürmer. haben 


Während die beiden zuletzt genannten Autoren vorschlagen, ; 


und. zwär nicht.ohne zwei Stunden nachher ein Abführmittel in 
wirksamer Dosierung hinterherzugeben, um die eventuelle Gift- 
wirkung des Mittels, die sich in leichten Fällen in Gelbsehen,:Gelb- 
harnen und Abgeschlagenheit, in schweren -Fällen dagegen auch 


f 4 


! 


soea 
. Pop a Er 
3 . : R 
ee Ua i E 
di yo oa . P 
i ` 
1 955 
i 


Tasma can 


` Samen 
TRGA 


nTa 


können ruhig sagen, daß bei zweckmäßiger Darreichung der ge- | 


i t 
[3 
128 
4 
z 
e 
d: 
{i 
in 
re 
ht 
in 
Fe a 
stj + 
vr, 
ah. 
"I 
» 


rn ae: Leir Ta 

TAR ES A S 

KETALI NT. 
RR 


1 
; g 
Pr 3 
Shi bo; 
Foko Y 
HRR 
TE ja 
i ER 
| KEGI ta 
> ZITEAN = 
u -i PEENI 
$ 7 ml: te 
J Pi Bay: u ER 
» $ j ade Me 
T f- Ma PR iN 
Kte S AAEE 
fat ALM : “ N Re 
73 ARA RSI dah, ui: 
MERRIE ol 
Pepini TORTE 
EPE j ong o 
OER S LAS Du 1o 
KiS aa E A ne 
-by 13 P r e] E i tp 
i en. HN Eora 
t E yS . ar 
Fi SAE, 
EN H DRT 
’ FN, ; TAR ep tot, 
W i - 
A F NE: 2 
TIAR: NSG u E P 
K i Bai N KRN 2 
A API M o RE eerk 
GA I DIGAN al 
1 din} Tara N ee 
t, j A] 2 ef eo, 
N WE 
so IARA T TARAN E 
if Kan P P Ea 
72 #10 E Frn 
1er un WE 
A WER; J WELEHE Aue 
1 Free A EYE . 
E $ TERN S ar 5 
JOE n RE 
re MR OO Ba 
T K 
BEER, ©; ehe: 
$ ar N nk bad % 
j TN | En are 
37 IHR Be ty. A 
zur ee i 
a y e f: 
E AEST 
WOT i D t 
z T DERRE $ 
J The me * 2 
77 Ta k forega 
ta EDEBE > a TR 
re y Kae 
MS TRG pe 
jr ISH EAN) A NR 
BY. eig 
AAN Be 
u -t i 2 j 
a Ku 
A EN NOE T 
Re ME i 
LIE i3., Pe ; 
Lu I yın ‚Er e` 
en: E: 
04 5 121) ra 200 BeDeEr Be 
% a In + If eg 
E s 
Y . d e | r Ei X 
el : “er 
Bi (g 
j Eiun MA 
PUT RA pos 
EMARE A 
CHERS o !;.- 
, Er an er oa 
TT EEEE TAE 
UE.: $' i i 
nan a { 
a Sl 
Í í ' SRD S) i g 
a EON 
i DE.: : 
PUU EER 
wti E 3 M , $i 
re} i "f 7 p 
f HED Katk - 
12 oh nn 
EERIBERN. >: 25 
rl se i f 
Fi hit ana 
o en, 
Fs et. į 
VA f A ge 
ti in! I ERBE v3 
! 4j ‘ id T 
Į I f rt PaE 
i i a EEE ETES, 
s r NE. 
ee Per Er 
ro er 
f4 x d: Bee 45 
ERE, RA 
i ie, 
a ENSET 
i ) en 
ae Kt He ; 
1 Larap 
TRE AREE EN 
aa re ne 
£ ne 
Im [eres 
44 SR a G 
Pi mi : RT f 
1 In ` t E 
- wur "ee 
im a e 
d4 ri E`? 3 t PRES 
Ar TIN, ı De nn 
er u T a 
Br T- DYLE 
FE BA FH gI 
Tiry i Klo. € 
d ' OEA 
' i 4 f i $ en l h 
I au a: ER 
f E i iz 
ER ES. . 
lien mn Ha F \ 
EORR 
Be N: Hinn t 
d u v E d Fa, r 
Ban er Ah te , 
Keen: : 
h RTS 2: SNN 
r ] Re t yat 
1 nr TR r 
pedia iE 
TETA i t Mu. > 
WARTETE, poo R 
REAST GITE E 
Å #3 el RA 
i " 4 A r 
Ae dr ee 
4 pontar | 
r eiee A 
ra 
u 
te 
+ 


en ie Te ee Vie ei 


Ti 


. = = E H Burn BB è 
er nt Ea ee rt nie a el ni rien erschien ha 


bone 
A Er ut 


- . Be Mn: 
LoLo irn we et 


” Wurmsamenöl und hinterher 1 Kinderlöffel Brustpulver. 


den äußert, zu verhindern. Gerade die Tatsache, ‚daß die Ver- 
abreichung ‘von Santonin nicht immer ungefährlich ist, veranlabto 
mich während der ersten Jahre meiner hiesigen klinischen Tätig- 
keit, der Verwendung des Wurmsamenöls näherzutreten, zumal 
in der Literatur von unangenehmen Nebenwirkungen dieses Prä- 
parats kaum irgend etwas zu finden war. Über mit dem Ol. Che- 
nopodii gesammelte günstige Erfahrungen wurde dann außer von 
mir von meinen Schülern ThelenundLechler berichtet, denen 
sich andere Autoren, unter denen hier nur Ruland, Schmitz, 
Gockel, Stursberg, Schüffner ‚und Vervoort ge 
nannt werden mögen, anschlossen. Alle die hier genannten For- 
scher bestätigen die prompte Wirksamkeit des amerikanischen 


Wurmsamenöls als Antiascaridiacum, und einige wollen es auch 


mit Erfolg zur Abtreibung der Springwürmer verwandt haben. Es 
kann natürlich im Rahmen der vorliegenden Auseinandersetzungen 
nicht auf die von den Autoren gemachten Erfahrungen im einzel- 
nen eingegangen werden, sondern es muß genügen, darauf hin- 
zuweisen, daß von keinem derselben über irgendwelche ernsteren 
Störungen berichtet wird, welche dem Wurmsamenöl zur Last ge- 
legt werden könnten. Auch wir vermögen trotz ausgedehnter 
Verordnung: des Mittels, dessen prompte Wirkung nur ein einziger 
kurzer Krankengeschichtenauszug erläutern soll, nichts Ungün- 
stiges über das in Rede stehende Präparat auszusagen. Abge- 
sehen von vorübergehender Übelkeit, gelegentlichem. Erbrechen 
und Leibschmerzen im Verlaufe der Kur, Beschwerden, die sehr 
wohl auch dem hinterher zu verabreichenden Laxans zugeschrie- 


ben werden können, haben wir keinerlei Unannehmlichkeiten: bei 


der Darreichung des Ol. Chenopodi beobachtet und jedenfalls nie- 
mals Veranlassung gehabt, die Kur zu unterbrechen oder gar von 
der Benutzung des Mittels abzusehen. | 


Fr. S., 8 Jahre alt, wird am 31. August 1918 in die Kinderklinik 
aufgenommen, weil er Spulwürmer haben soll, von denen er vor 
kurzem drei Stück erbrach. Im geformten Stuble fanden sich ver- 
einzelte diekschalige Ascarideneier. Der Knabe erhielt 2x 8 Tropfen 
Darauf er- 
folgten drei Entleerungen ohne Würmer und am nächsten Morgen ein 
breiiger Stubl, in welchem drei Spulwürmer, ein großes Weibchen und 
zwei kleinere Männchen, nachgewiesen werden konnten. Während 
der Kur keinerlei subjektive Beschwerden. Am Tage nachher keine 
Spulwurmeier mehr im Stuhle vorhanden. 


Wir verabreichten das Wurmsamenöl schon seit langer Zeit 
in Tropfenform, und zwar so viele Tropfen, als das Kind Jahre 
zählt, und gaben es, wie oben betont, stets am Vormittag und 


~ hinterher ein Laxans, in dem Bestreben, wenn eben möglich, die 


Kur am selben Tage zu beendigen. Die Verabreichung eines 
tüchtig wirkenden Abführmittels ist bei der Benutzung des Wurm- 
samenöls zur Vermeidung von unangenehmen Nebenwirkungen 
unbedingt erforderlich und von mir persönlich immer wieder be- 
tont worden. Im Bedarfsfalle muß das Laxans wiederholt ge- 
geben werden. Die Kinder nahmen das kratzig schmeckende Öl, 
durchgeschüttelt in einem Schluck warmer Milch und tranken 
noch etwas Milch hinterher. Bei dieser Darreichungsform haben 
wir kaum in einem einzigen Falle ernstere Schwierigkeiten erlebt. 
Neben der Verwendung des Originalwurmsamenöls in Tropfen- 
form hat sich uns in zahlreichen Fällen seine Darreichung als 
Emulsion (1,5 % mit Ol. Rieini, Geschmackscorrigentien und 
Saccharin), wie sie als das bereits erwähnte „W ermolin“ in den 
Handel kommt, durchaus bewährt. Dieses Präparat der Adler- 
Apotheke in Hilden hat neuerdings einen Konkurrenten bekom- 
men in Form der „Wurmsamenemulsion“ der Firma Kaufels und 
Apotheker Andernach in Düsseldorf-Grafenberg (Emuls. Ol; Cheno- 
podii et Ol. Tanaceti aa 0,75°/,), welches kinderlöffelweise mit 
nachfolgendem Abführmittel gegeben werden soll und als ein 
„rasch und sicher wirkendes, harmloses Mittel“ empfohlen wird. 
Über dieses Präparat fehlen mir eigene. Erfahrungen. Dagegen 
haben wir in letzter Zeit eine andere Wurmemulsion des Apotheker 
H. Herrmannschen Chemisch-pharmazeutischen Laboratoriums in 
Wittenburg bei einigen spulwurmkranken Kindern angewandt, deren 


Zusammensetzung eine ähnliche ist, als die vorhin erwähnte, wäh- 


rend ihr Gehalt an Ol. Chenopodii 3% beträgt, und das Mittel 
darum nur teelöffelweise an Kinder verabreicht werden darf. End- 
lich verdient noch angeführt zu werden, daß das Ol. Chenopodii 
anthelm. auch in Kapseln erhältlich ist, von denen die Gelodurat- 
kapseln der Firma Pohl in Schönbaum-Danzig empfohlen werden 


können, welche je sechs Tropfen Wurmsamenöl und Menthol ent- 
halten und von älteren Kindern,’ da sie nur klein sin j 
standslos geschluckt werden. | De d, TORAN: 


Wie schon hervorgehob 


i919.— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 


' Schmerzen in den Waden. 


on: wurde; haben wir trotz- zahl-: 


reicher mit OL Chenopodii und aus diesem ätherischen Öle her- 
gestellter Präparate niemals unangenehme 
ernsterer Art beobachtet. à i 
Um so auffälliger muß es uns demnach erscheinen, daß von 
verschiedenen Ärzten bei der Verwendung des Wurmsamenöls 
über schwere Störungen berichtet worden Ist. Br 
achtungen, welche durch Vermittlung des verstorbenen hiesigen 
Pharmakologen Kobert zu meiner Kenntnis gelangt sind, mögen 
im folgenden mitgeteilt werden, und zwar namentlich deshalb, 
weil zufällig während der Abfassung dieses Aufsatzes wiederum 
ein auswärtiger Kollege an mich schrieb, nachdem er bei zwei 


Nebenwirkungen 


Vier dieser Beob- 


Kindern mit dem in Rede stehenden Präparat so ernste Ver- 


giftungserscheinungen sah, daß eins der Kinder daran zugrunde 
gegangen zu sein scheint. 


Schon am Schluß meiner ersten ausführlichen Publikation 
über das Ol. Chenopodii änthelminthiei erwähnte ich einen eim- 
zigen, von Millspauh in der amerikanischen Literatur mit 


geteilten Fall von tödlicher Vergiftung, der sich folgendermaßen 
abspielte: | 


Fall 1: Ein 30 jähriger Mann hatte 30 Tropfen Terpentin und 
1% Unze Wurmsamenöl getrunken. Er bekam darauf Unwohlsein, 
Schwindelgefühl und Unvermögen, geordnete Bewegungen Auszu- 
führen, sodaß der Patient den Eindruck eines Betrunkenen machte. 
Dann folgten Konvulsionen, und. rechtsseitige Lähmungen, unwillkür- 


‘licher Urinabgang, Gelbsucht und am fünften Tage exitus letalis im 
| 


Zustande völligen Komas. 


Fall2: Ferner ist mir von einem Fall ohne Einzelheiten berichtet 
worden, in welchem eine Dame nach Verabreichung von 2—3 mal 
10 Tropfen Wurmsamenöl „sehr schwer erkrankte“, und über zwei 
weitere Fälle, von denen der eine ein vierjähriges Kind, der andere 
einen Kollegen betraf, ist mir folgendes bekannt geworden: 


Fall 3: Einem 4 jährigen, sonst kräftigen Kinde wurde vom u 
gegen Ascariden Wurmsamenöl verordnet, und zwar sechs Glenn : 
kapseln der Firma G. Pohl, Schönbaum-Danzig, mit Je acht Trop i 
Ol. Chenopodii. Irrtümlicherweise wurden vom Apotheker Kapse 
mit 16 Tropfen verabreicht. Gleich nach dem Einnehmen der an 
Kapsel erbrach das Kind, klagte über Kopfschmerzen und ziehen 
Trotz dieser Erscheinungen erhielt das 
Kind noch eine zweite Kapsel, da angenommen wurde, daß die 8 
schilderten Symptome nicht bedenklich seien. Kurze Zelt er | 
war das Kind benommen und erbrach das als Laxans en 
gegebene Rieinusöl. Keine Diarrhöen, Pupillen intakt. Am näch 2 
Tage hatte sich unter tetanischen Zuckungen halbseitige Parese Fr i 

ebildet, die auch die Gesichtsmuskulatur betraf. Dabei s ir 
trabismus, Puls 120—150, mittelkräftig. Lumbalpunktion: eT ge 
Druck, im Punktat vereinzelte Lymphocyten. Die vom Hausarz go 
stellte Diagnose cerebrale Kinderlähmung wurde von einem 
siliarius bestätigt. Nach zwei Tagen Exitus. Keine Obduktion. 


F a114: Ein Arzt, dem das Wurmsamenöl unbekannt war, Rn er 
Geloduratkapgel mit Ol. Chenopodii gtt. 16 c. Menthol. Er sc y A 
dann selbst folgendes: „Danach wurde mir hundselend. Kolossale a 
nommenheit wechselte mit Schüttelfrost derartig, daß ich hätte : 
den heißen Ofen kriechen mögen. Am zweiten Tage war mir WO s 
bis abends, als ich einige Glas Bier trank. Bei Tisch packte er > 
ein Schüttelfrost, daß ich gleich nach Hause gehen mußte. Noch a = 
dachte ich immer noch nicht an das Ol. Chenopodii. Am nächs E 
Tage sollte mich das Tierexperiment belehren. Ich gab eme Kaps 
meinem kerngesunden, kräftigen, wurmfreien Terrier. Derselbe X 
brach nach 35 Minuten. Dieses Erbrechen wiederholte sich ee 
oft, daß sich das Tier in Schmerzen wand. Dazu beobachtete 1 
eine leichte Lähmung der Hinterhand. Sein mittägliches Futter 7 a 
er nur auf Zureden, um es nach fünf Minuten zu erbrechen. P 
muß er rasende Kopfschmerzen gehabt haben, denn der Hund DO hie 
sich mit dem Schädel direkt in die Erde. Neben großer er 
herrschte große Unruhe vor, ähnlich wie es mir ergangen waT. Lei $ 
hört das Tier nichts mehr und auch sein Geruchsinn ist stark Dre 
gesetzt, Ich selbst habe auch Ohrenschmerzen verspürt und fibi 
Zuekungen im Gebiete des rechten Facialisastes gehabt.“ 


Die Ursachen dieser Vergiftungsfälle werden wir kaum Sa 
nauer feststellen können. Auffällig erscheint, daß es sich o n- 
beschriebenen Symptomen um schwere Reizungszustände des Pon 
tralnervensystems gehandelt hat, die bei dem 30 jährigen i 
und bei dem: vierjährigen Kinde zu einer unter dem Bilde der PO 
encephalitis verlaufenden halbseitigen Lähmung geführt haben UT 
tödlich endeten, während bei dem anderen Erwachsenen die en 
toxikation, ebenfalls nach paretischen Erscheinungen im rech 
Nervus facialis, sich zurückbildete. Leider ist in beiden t 


| verlaufenen Fällen die Obduktion nicht gemacht worden, den 


gerade hierdurch wäre wohl: die Möglichkeit gegeben gewesen), 


| die Todesursache mit Sicherheit zu ergründen und festzustellen, 2 


= reichung des Medikaments in kürzeren Pausen und in entsprechen-. 


aran ngo 


p Pabili 


eh dwk 


Literatu ti. 
gendenk: 


Tepe JE 


f Unm; 
ge 28} 


onen DŠ; 


2, U 


uebi 
7 b., 
fon bt 


u H8! 


de eat 


O OT a = Zn n EA 


-. ARE ee 
3 ee 


ee 
f 


0. ernste "l a 


‚ 
. 
ii ` E 


_ 


~ _ tensionsverband wurde als ungenügendes Mittel der Fixation er- 


die Entlastung des Gelenks gewährleistet. Dadurch wurde die 


ne 2 $ 
“u: vr. 
i : ta 


— 


-~ Hüftgelenks wies eine erschreckend: hohe Mortalität auf sowohl in 


- Sollte verhütet werden, selbst die der Verbandanlegung vorauszu- ` 


‚daß die Gelenktuberkulose zumeist nur den örtlichen: Ausdruck 


Jà unvermeidlich ist, sollte meines Erachtens wegfallen. 


Mea und in Nr, 8 der Wochenschrift. po : l | 


. » 
x - 
D 


v 


und welcher Anteil dem Ol. 
den muß. = | ee 
Ohne deshalb näher auf die 'mitgeteilten schweren Intoxi-: 
kationserscheinungen einzugehen, “sei hier nur die. Gelegenheit 
benutzt, um zu vorsichtiger Anwendung dieses sonst so vorzüg- 
lichen Wurmmittels zu ermahnen. Durchführung der Kur mög- 
Jiehst an einem Tage unter nur zwei- (bis drei-) mäliger ‚Dar- 


Chenopodii ‚dabei zugeschrieben wer- 


braucht, die Ruhigstellung des‘ Gelenks gestört wird, . 


der Dosis, rechtzeitige ein- bis 'mehrmalige, jedenfalls. wirksame 
Zugabe eines Abführmittels dürften genügen, um .die geschilderten 
unliebsamen Vorkommnisse unmöglich zu machen. .Sollte ‘dies 
wider Erwarten nicht gelingen, so kann nur noch an ‘eine Idio-- 
synkrasie gegenüber dem in Rede stehenden Mittel gedacht wer- 
den, gegen welche wir dann, ziemlich machtlos‘ sind, wenn es 
‚nicht gelingt, durch- geeignete Maßnahmen (Magendarmspülung, 
Exeitantien, Kochsalzinfusion: und ähnliches) die Gefahr. zu be- 
seitigen. Ä en | TE, Ze. 


Knochen- und Gelenktuberkulosen. : bemittelter Volksschichten zu begrüßen ist. 
Von : z = / í g 
Prof. Dr. Oscar Vulpius, Heidelberg. . 

Die Therapie der Gelenk- und Knochentuberkulose hat ähn- 
liche heftige Schwankungen durchgemacht, wie ich sie in früheren 
Kapiteln?) zu schildern Veranlassung hatte. Auf eine Zeit, die 
durch äußerst aktive Resektionschirurgie gekennzeichnet war, folgte 
die unausbleibliche Reaktion - der streng konservativen Behänd- 
lung. Und dadurch. fiel die Tuberkulose der Gelenke beziehungs- 
weise der sie bildenden Epiphysen in 'das Gebiet der Orthopädie, 
oder, richtiger gesagt, sie wurde ein Grenzgebiet, das eine scharf 


| höhen, 'so.bietet sich uns eine Kompensation in der Möglichkeit, 


Bogenlicht mit seinem sohnennahen Reichtum an Ultraviolett ver- 
einigt mit Wärmestrahlen, durch das chemisch ungeheuer. inten- 
sive. Licht der Quarzlampe, der künstlichen Höhensonne, sind wir 
‚nieht nur von Witterungseinflüssen einigermaßen unabhängig. ge- 
worden, sondern wir vermögen auch ‚die zugeführten Strahlen- 
mengen zu dosieren. Noch sind wir nicht in die letzten Geheim- 
nisse der physiologischen Lichtwirkungen eingedrungen, aber die 
Empirie ist der wissenschaftlichen Ergründung sieghaft voraus- 
geeilt: Wir wissen sicher, daß die örtlichen wie die allgemeinen 
Wirkungen des Lichts die Heilung der Knochen-Gelenktuberku- 
lose überraschend regelmäßig und günstig beeinflussen. 
Auch die Röntgenstrahlen haben sich als örtlich: wirksam 
erwiesen, ihrer ausgedehnten Verwendung stehen noch Schwierig- 
keiten und Gefährdung besonders bei benötigter Tiefenbestrahlung 
im Wege, sie sind keineswegs unüberwindlich. Ein: endgültiges 
Urteil über ihre Leistungsfähigkeit wie über ihre Indikations- 
‚grenzen ist heute noch nicht zu fällen... Das gleiche gilt wohl 
‚für die specifische Therapie, die in verschiedenen Formen : und 
. mit sehr wechselndem Schicksal erprobt, worden ist, aa 
Das Hetol, von Landerer einst begeistert émpfohlen,. hat 
mir in wiederholten Versuchsserien keine deutlichen Erfolge ge- 


getrennte Arbeitsteilung nicht zuließ. - | Ä 0 
a Das Aufgeben rein chirurgisch-operativer Behandlung voll- 
zog sich natürlich da am leichtesten und. schnellsten, wo die Re- 
Sultate so unerfreulich ausfielen wie am Hüftgelenk, das ich als 
- Beispiel in den Vordergrund rücken möchte, Die Resektion des 


unmittelbarem Anschluß aŭ die Operation wie im -weiteren Ver- 
lauf, und das funktionelle ‚Endergebnis war bei geheilten. Fällen 
. durchaus unbefriedigend. ER ar 
. ‚Die extrem konservative Behandlung lehnte jeden operativen 
‚Eingriff ab, sie erblickte zunächst ihre wichtigste Aufgabe in der 
exakten Fixation und Entlastung des kranken Gelenks. Der Ex- 


` Kannt und durch -den Gipsverband ersetzt. Jegliche Bewegung 


 schiekende Stellungskorrektur, welche die entzündliche Contractur | zeitigt. - I at 
‚beseitigen und eine für die spätere Funktion vorteilhafte Stellung | 
- herbeiführen sollte, wurde verworfen. . ` | 

- < Man wollte die Ausheilung des Prozesses in pathologischer 
Stellung eintreten lassen und letztere nachträglich durch opera- 
tive Inangriffnahme der inzwischen entstandenen Ankylose.. auf- 
heben, ein Verfahren, dem: ich nicht zustimmen konnte. Nach, 
einem vorsichtigen Redressement in Narkose: habe ich, falls keine. 
` Fistel vorhanden war, keine der gefürchteten örtlichen oder all- 
gemeinen Folgen je eintreten sehen. Durch eine Fensterung des 
‚Gipsverbandes wurde dauernde Überwachung des Gelenks, lokale 
Behandlung, wie Fistelversorgung, Punktion von Abscessen,. In-: 
Be hu Jodoform, Calotscher Flüssigkeit oder dergleichen, er- 
Noglicht, | | Sr | 
Revolutionär beinahe wirkte es, als man die Auffassung, 


manches Unheil verschuldete, ist neuerdings in verschiedenen 
Arten wieder zu Ehren gekommen. ~ Das Friedmann sche 
Heilmittel, dessen erste Einführung infolge unkontrollierter Aus- 
gabe unter ebenso heftigem wie berechtigtem Protest mißlang, 
scheint jetzt in reinerer Form einen zweiten, hoffentlich ungefähr- 
'licheren ‚und erfolgreicheren Einzug zu beginnen... ` | 
Meine Versuche mit v. Linden schen Kupferpräparaten 
sind. durch den Krieg jäh unterbrochen worden, nachdem sie be- 
reits Gutes ‘versprochen hatten. Hier wird meine Friedensarbeit 
alsbald wieder einsetzen. DE | 
~>, Viele Wege führen nach Rom, es' wäre verfehlt, nur einen. 
zu betreten. Die einseitige Überschätzung der Heliotherapie_hat 
mancherorts: zu einer Gleichgültigkeit gegenüber orthopädischer 
| wie chirurgischer Behandlung Veranlassung gegeben, welche für 
‘einer Allgemeinerkrankung darstelle, in die. therapeutische Tat den Patienten die Aussicht auf eine sichere und zugleich auf eine 
ınseizte. Allgemeinbehandlung wurde die Losung im solchem | möglichst schnelle Heilung beeinträchtigte. ‚Ich erblicke auch auf 
aß und mit solchem Enthusiasmus, daß manche die örtliche Be- | diesem ‚Gebiet ‚der Therapie das Optimum ‚in einer durch ruhige 
handlung geradezu ver nachlässigten. Dem Hauptziel, der Kräftigung | Sachlichkeit und praktische Erfahrung geleiteten Kombination der 
des Organismus, mußte die Anwendungsart von Heilmitteln am | verschiedenen Methoden. Insbesöndere bin ich weit entfernt, 
Krankheitsherd angepaßt werden. Der Gipsverband durfte den | operative Eingriffe prinzipiell zu verwerfen, vorausgesetzt, daß die 
atienten nicht an Bett und Krankenzimmer fesseln, er wurde | Indikation richtig erkannt ist. Nur. einige Beispiele: Enthüllt das 
zum Gehverband umgestaltet, welcher neben der Fixation auch Röntgenbild einen extraartikulären Knochenherd, der, wachsend 
| und zerstörend das benachbarte Gelenk ja schwer bedroht, so 
ambulante Behandlung in jedem Sinne möglich. Von ihr bin:ich | wäre es meines. Erachtens ein Unrecht; wenn man nicht recht- 
längst wieder abgekommen jede Erschütterung, die beim Gehen | zeitig mit dem Herd die Gefahr der örtlichen und vielleicht-auch _ 
| der allgemeinen Infektion beseitigte. Oder wenn starke Eiterung, 
Auch bin ich dem Beispiel derer nicht gefolgt, welche-den | anhaltendes Fieber an den Kräften zehrt, weshalb -dann nicht die 


festen Verband überhaupt verwerfen und von vornherein durch | Möglichkeit einer Resektion benutzen, um rasch einen Umschwung 


des Zustandes ‚herbeizuführen?‘ Mit welcher Begründung der Sonne 
Ä eines Sequesters nach Monaten ‘über- 


am der Schriftleitung: Nr langsame Ausstoßung _ 


; einen abnehmbaren Verband oder Hülsenapparat ersetzen. wollen, 
| damit physikalische Heilmethoden sofort durchgeführt werden 
‚können. Die Gefahr liegt zu nahe, :daß die Abnehmbarkeit miß- 


‚Unter. den physikalischen Heilverfahren hat besonders die 
Lichttherapie. der chirurgischen Tuberkulose in jüngster Zeit Auf- 
sehen erregt. Schon vor 25 Jahren hatte .P o ncet. die Sonnen- 
kur mit ‚Erfolg versucht, aber erst Bernhard im Engadin und 
Rollier im Wallis ist es gelungen, das Interesse weiter Kreise 
auf die Heilkraft der ‘Sonne 'bei speeifischen Knochengelenkleiden 
zu lenken. Schien zunächst nür die Höhensonne, nur das Höhen- 
klima. heilsamen Einfluß auszuüben, so stellte sich. mit der Zeit 
'glücklicherweise/heraus, daß auch an der See, im Mittelgebirge, 
ja überall sich solche Kuren erfolgreich machen lassen, wo reich- 
liche Besonnung in reiner, staub- und nebelfreier Luft möglich 
ist.. Eigene. Beobachtungen in dem von mir ins Leben gerufenen 
Sanatorium für chirurgische Tuberkulose im Solbad Rappenau 
haben diese Erfahrung bestätigt, die namentlich im Interesse un- 


~ ` Ist die Anzahl der Sonnentäge und -stunden im’ Tiefland 
zugestandenermaßen namentlich im Winter geringer als auf Berges- 


künstliche Lichtquellen heranzuziehen. Durch das elektrische 


- Das Tuberkulin, dessen unrichtige Anwendung seinerzeit pa 


16. März, -e o e o 1919. —MEDIZINISCHB KLINIK — Neil D0 o | 


~ 


“ 
7 
I 


nn” 


` Dia pa ~oa sgr 
u a N $ Pig 
ren ee Mer im de A EN 
Š OT pia a sta). l TE e a L 
TE 


.. 


= e ` 


K ` Sa a er == ja we au es A 
ii S = r PA u e F 
is = an vn En IE 2 \ 
a nn a ne net U FR nr De m Er E E ya. ae 


258 | el 5 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 11. 
Te uU ee 


lassen, wenn wir in ebensoviel Minuten operativ das gleiche ge- 
fahrlos erreichen können! In diesen Fällen wie In vielen anderen 
ist nach der Operation und durch sie der Weg, der zur örtlichen 
wie allgemeinen Heilung führt, verkürzt und gesichert. 

. Am überzeugendsten zeigt vielleicht die Entwicklung der 
Therapie der tuberkulösen Spon dylitis, welche Bedeutung 
der Mitverwendung chirurgischer Eingriffe zukommt. 

Zur Fixation der Wirbelsäule, zur Entlastung der kranken 
Wirbel hat die Orthopädie das Gipsbett in die Therapie em- 
geführt, welches, den Körperformen genau angepaßt, die Vorzüge 
des Modellapparates besitzt, ohne die Hautpflege zu verhindern, 
welches den Patienten transportfähig und damit der Freiluft- 
Sonnenkur zugänglich macht. Letztere wichtige Vorteile entgehen 
uns mindestens teilweise, wenn wir, auf exakte Fixation noch 
größeres Gewicht legend, den Rumpf — und bei hohem oder 
tiefem Sitz der Entzündung auch noch die angrenzenden Körper- 
abschnitte — in einen circulären Korsettverband einschließen. 
Andererseits hat man nach Calots Vorgang versucht, diesen 
großen Gipsverband für die Korrektur der Deformität, des Gibbus, 
auszunutzen. Man wagte zunächst die gewaltsame Streckung der 
Wirbelsäule, begnügte sich später, vorsichtiger geworden, mit lang- 
sam gesteigertem Druck auf die Kyphose, welche in einem Verband- 
fenster freigelegt wurde. Übrigens erlaubt auch zweckmäßige 
Lagerung im Gipsbett eine gewisse Beeinflussung der Gibbus- 
bildung oder wenigstens seine Verdeckung durch kompensatorische 
Verkrümmung benachbarter Abschnitte der Wirbelsäule — para- 
gibbäre Korrektur. 

Der Erfüllung aller an die Spondylitistherapie zu stellenden 
Forderungen entspricht am promptesten entschieden eine Operation, 
die ich von Albee übernommen und seitdem bei der großen 
Mehrzahl meiner Kranken in allen Lebensaltern ausgeführt habe. 
Statt der Ruhigstellung durch äußere Mittel eine innere Fixation, 
eine Art umschriebener Arthrodese, welche die erkrankten Wirbel 
untereinander und mit einigen gesunden Nachbarwirbeln zu einem 
einheitlichen starren Gebilde verschmilzt — das war schon vorher 
der Zweck verschiedener operativer Versuche gewesen. Ihnen 
überlegen erweist sich die Einpflanzung eines starken Tibiaspans 
in die längs gespaltene Dornfortsatzreihe. 

Der Erfolg‘ zeigt sich selir schnell. und zunächst subjektiv 
durch die schmerzstillende Wirkung. Aber weiterhin bieibt auch 
die objektive Besserung nicht aus, die nach meiner bald ein- 
hundert Operationen umfassenden Statistik die Prognose des 
schweren Leidens recht erfreulich zu gestalten vermag. Selbst 
Abscesse habe ich im Anschluß an die Operation gelegentlich 
sich zurückbilden sehen. In den meisten Fällen empfiehlt es sich 
indessen meines Erachtens nicht, auf deren Spontanheilung zu 
warten, ich halte es nicht für rätlich, eine größere Eiteransammlung 
sich selbst und der Resorption zu überlassen, wenn sie dem 
chirurgischen Eingriffe leicht zugänglich ist. Sehr oft genügt ja 
die wiederholte Punktion und Injektion. Ist der Inhalt des Abscesses 
sehr dick, flockig, mit Knochengrieß vermengt, so kann er nur 
durch Einschnitt entleert werden. Man hat eine solche Spaltung 
gescheut und widerraten wegen der Gefahr der Fistelbildung, 
welch letztere in der Tat eine bedenkliche Verschlechterung der 
Prognose bedeutet.. Dank sorgfältiger Ausführung der kleinen 
Operation, dank exakten Etagennahtverschlusses läßt sie sich ebenso 
sicher vermeiden wie bei einer wiederholten Punktion, wenn diese 
nur mit besonders dicker Nadel gelingt. 

Auch die zweite gefürchtete Komplikation der Spondylitis, 
die Lähmung, die früher wesentlich mit den mechanischen Mitteln 
der Fixation und Extension behandelt wurde, hat sich in ge- 
steigertem Maß als chirurgischer Therapie. zugänglich erwiesen. 
Die druckentlastend wirkende Laminektomie kann heute nicht mehr 
als so gefährliche Operation bezeichnet werden, daß sie nur in 
hofinungslosen Fällen erlaubt wäre. Dem Vorwurf, daß sie die 
Stabilität der Wirbelsäule schädigt, bin ich mit Erfolg dadurch 
begegnet, daß ich die in die Bogenreihe geschlagene Bresche 
sofort mit einem der Tibia entnommenen Span verschloß, der 
seine periostbekleidete Fläche dem Wirbelkanal zuwendet Eine 
solche Plastik kann allerdings nur dann in Frage kommen. wenn 
der tuberkulöse Herd nicht eröffnet wird. Von einer direkten In 
angrifinahme des letzteren habe ich nicht viel Gutes gesehen l 

_ So hat sich die Einfügung chirurgischer Therapie in den 
nn pon 3 een E wesentlicher Faktor erwiesen, auf den 
ich nicht mehr verzichten mö j 
Kur, die ich für die ee aa a de 


w, £ berkulose im 
skizziert habe, drängt dazu, der Durchführung besonders mr 


16. März. 


a 


Zwecke eingerichtete Heilanstalten dienstbar zu m achen. Wie 
Gutes hier zu erreichen ist, hat mir die erfreuliche Tätigkeit In 
meinem Sanatorium bewiesen. Und erst recht nach dem Krieg 
wird der durch ihn aus verschiedenen Ursachen vermehrten Zahl 
soleher Kranker auf diese Weise Hilfe und Heilung zu bringen 
möglich sein. 


Zn oo [——_—— 


Beeinflussung der Neurose durch die Seele 
des Kranken. 
Von 
Priv.-Doz. Dr. Emil Fröschels, Wien. 


Wenn man ein Krankheitsbild psychogen. nennt, 50 meint 


man damit allgemein, daß entweder der Wunsch, krank zu sem, 
oder die Vorstellung, daß man infolge eines Traumas oder anderer 
schädlicher Einflüsse nicht gesund sein könne, die Krankbeits- 
erscheinungen verursache. 
welcher | 
psychogenen Entstehungsart der Kriegsneurosen energisch vertrat, 
wobei er sich insbesondere gegen Oppenheim, den Hauptver- 
fechter der mechanischen und Sensugenese, wandte. Eine Gruppe 
von Forschern nimmt einen vermittelnden Standpunkt ein und 
gibt die Möglichkeit zu, daß eine Neurose durch diese, eine andere 
durch jene Ursache bedingt sein könne, so V. Wagner-Jaureße 
Im Anschluß an einen von ihm gehaltenen Vortra 1) h 
einen Gedanken ausgeführt, welcher mich schon seit langer Zeit 
bei meinen Beobachtungen an Stotterern leitete und den ich bier 
wiedergeben will. 


ist Nonne derjenige, 
von. der 


Bekanntlich 
in zahlreichen Abhandlungen die Ansicht 


habe ich 


Eine wichtige Stütze für die Psychogenität” hat die Heil- 


wirkung von Behandlungsarten abgegeben, welche rein psychisch 
zu wirken scheinen, wie Hypnose und Elektrizität. 
Erfolgen, welche auf solchen Wegen erzielt worden sind, obne 
weiteres geschlossen werde, z 
Heilung bedeuten, davor habe ich in einer Abhandlung über 
traumatische Sprachstörungen ?) gewarnt: „Ich gebe zu bedenken, 
daß es sehr wohl möglich ist, daß ein erhöhter Willensimpuls 
im organisch geschädigten Bezirke des Centralnervensystems em 
funktionell gutes Resultat ergebe und daß die Suggestionstherapl® 
zu einem solchen stärkeren Impuls führen könne.” 
denken dürfen nicht von der Hand gewiesen werden, wenn man 


Daß aber aus 


daß diese Erfolge eine wirkliche 


Derartige Be- 


nicht Gefahr laufen will, den Tatsachen Gewalt anzutun. Un 


‚gerade in der Neurosenfrage ist größte Vorsicht angezeigt, da 
uns hier die Kontrolle, welche wir in der Medizin sonst vielfach 
besitzen, die pathologische Anatomie, ganz im Stiche läßt. 


Meine heutige Abhandlung ist ebenfalls geeignet, vor einem 
Schluß von der Wirkung einer Suggestivbehandlung auf die Be- 
dingtheit der Neurose zu warnen, sie dürfte aber vielleicht auch, 


indem sie neues Beobachtungsmaterial liefert, die Neurosenfrage® 
überhaupt fördern. . | 


Zahlreiche traumatische Stotterer, welche ich im Krieg sah, i 


kamen bald ins Hinterland und boten dann annähernd das B í 
der Sprachstörung, welches nach den Notizen in den \ ormerk- 
blättern der Frontspitäler unmittelbar nach dem Trauma auftrat. 
Dieses Bild besteht, wie ich in einer Abhandlung „Zur Klinik des 
Stotterns“ 3) ausführte, aus drei Hauptteilen: den Laut- und Silben- 
wiederholungen, dem Pressen in den Sprachwerkzeugen und Mit- 
bewegungen im Gesicht und anderen Körpermuskeln, insbesondere 
den Atemmuskeln, der Muskeln des Halses, der Arme und der Beine. 
Die Symptome sind meist von großer Heftigkeit. Läßt man derartige 
Fälle zum Zwecke der Beobachtung eine Zeitlang unbehandelt, 50 
macht sich eine immer weiter fortschreitende Differenzierung, ıD 
den Symptomen der einzelnen bemerkbar. Während der eimi 
lange die gleiche Heftigkeit der Krankheitserscheinungen erkennen 
läßt, wobei diese selbst immer die gleichen bleiben, es SC! denn, 
daß einmal die Mitbewegungen z. B. in der Hand, ein anderm 
im Beine mehr zum Vorschein kommen, treten bei einem anderen 
andere Symptome auf und die Heftigkeit der initialen nimmt sicht- 
lich ab, ohne daß jedoch dieSprachhemmung S® 


nicht fließender reden, er braucht noch genau solange, UM Er 


— ll 


+) Gesellschaft für innere Medizi ‘ derheilkunde in Wien 
am 14. Oktober 1918. r edizin und Kinderhel 


2) W. m. W. 1916, Nr. 17. 
3 M. m. W. 1916, Nr. 12. 


geringer werden würde. Das heißt, er kann noch immer 


rN SPRITZE IE ee z = 4 a i . a E x i l BR. a air \ | . wir a ` 3 : Se us s ro 
Kl} 16.März. ~ F ~. ~ “1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 11. EZ 259 k oo 
mache, T Satz hervorzubringen, es ist also nicht eine Besserung des Übels, | erwidern, daß ein Abnehmen der Schüttelbewegung in diesem | Fin 
ye Tätiekat i dessen Kern ja eine Erschwerung des 'Sprechens ist, die Ursache ] Sinne zu deuten wäre, doch muß das nicht zutreffen, denn hier GRES 
ch dem it! . . der veränderten Symptome. ‚Was das neue Krankheitsbild vor | kann eine wirkliche Besserung. vorliegen. Wenn aber 'ein Stotterer ee 
mehren | dem älteren auszeichnet, ist die geringere Auffälligkeit. Besonders’ | ‚eine _ Mitbewegung ‚aufgibt, um, eine zweite, weniger auffällige p s as 
g m bia ein Symptom findet man hier immer wieder und-das sind die so- | anzunehmen, ‚so liegen die Verhältnisse klarer. Ob also eine auf na Mid. 
| T genannten Embolophrasien, die Laute und Worte, welche gebraucht | den Amalgamierungsprózeß gerichtete Beobachtung - auch an ji o 
| | werden, ohne dem Sinn der Rede zu entsprechen, die also.deut- | anderen Neurosen einwandfreie Feststellungen ergeben: könne — und Ei: En 
"lich in das Gebiet der Mitbewegungen gehören, deren Zweck eine | es muß’ sich: ja nicht gerade um ein ‚Kaschieren „ handeln, ' es | H KHS . 
see E..:  autosuggestive Erleichterung im Sprechen zu sein scheint). Ein | könnte ja ‚manch andere Veränderung zur Schau treten, welche _ "We 
u Beispiel dafür ist der Infanterist W. G., welcher sagt: „Und' ï ja | sich als..charakterologisch begründet erweisen würde —, kann erst : in 
am und 28. und August.“ ER .|.die Zukunft lehren. Immerhin ‚dürfte es sich: der Mühe verlohnen, im no 
p Die gleichen symptomatologischen Unterschiede fand ich | in diesem Sinne zu. forschen, da ‚die Ergebnisse an Stotterern t a 
| < zwischen Soldaten, welche längere Zeit nach dem Trauma zur | nicht bedeutungslos sind. Schon jetzt glaube ich, ihren. Wert jfi po 
2 ” Untersuchung kamen. Auch hier zeigte ein Teil die initialen | nach verschiedenen Richtungen erweisen zu können. Wenn immer AMEE i 
t oaf “Erscheinungen rein und in unvermindeter Stärke, ein anderer das, mehr Symptome, welche dem Anfangsbilde nicht entsprechen, ‚' ee 
akmaf | ich möchte sagen, abgeschliffenere Bild. Lernt man die Persön-, | wohl aber dessen Symptome verdrängt und vor allem ersetzt _ TE 
geuk: - lichkeiten genauer kennen, so scheint die erste Gruppe unin- | haben, einwandfrei psychogen entstanden sind, wie anders als AE g i: 
Kati __ telligentere und hemmungslosere, die zweite intelligentere und durch psychische Mittel ‚könnte der Weg zum ursprünglichen HE i i, 
da.  gesittetere beziehungsweise bescheidenere zu umfassen. So ist neurotischen Kern noch. möglich sein? Und hat man so eme iTi. AE 
t vo i| -^ mir z B. niemals ein. Offizier untergekommen, welcher einige | weitgehende Besserung erzielt, so darf man daraus allein auf die UBER Kl 
sch ei. Monate nach dem Trauma noch das ganze wilde Anfangsstadium | Bedingtheit der Neurose nicht schließen, denn’ es ist sehr wohl To RERNE 
Hu’ © gezeigt hätte. eh ee a | -~ | möglich, daß man nur den sekundär entstandenen psychogenem I SALE 
wigi Ich sagte schon, daß die frischen Symptome durch andere | Mantel zerstört- hat, was wie eine Besserung der Neurose aus- MRE: E 
tst ersetzt werden können, welche weniger auffallend sind. Und | Sehen kann. Es ist auch weiter. möglich, daß in dem Durch- u. REAR 
na| darauf scheint es anzukommen. Der traumatische Stotterer, der | dringungsprozeß der Kern schließlich aufgesaugt wurde und I. BETE Ma 
Jan © anfangs ganz von dem erschütternden Ereignis, auf welches seine | uur mehr die sekundären Erscheinungen, die „charakterologischen Ei: I 
ben Sprachstörung folgte, und von ihr selbst erfüllt ist, beginnt, wenn | vorhanden sind, weil’sie, .sei es durch Gewohnheit, sei es durch I Be 
1 sein Wesen der Auffälligkeit, besonders der Auffälligkeit durch | Audere' Ursachen, verankert wurden. Man sieht, wie derartige N. BENEA 
nitk; , einen Defekt abhold ist, die Störung zu kaschieren. „Erwägungen, welche sich auf der Auffindung der sekundären Sym- Re: 35 
i Ganz Gleichartiges zeigen nun auch viele sogenannte Ent- | POme gründen, zur größten Vorsicht in der ätiologischen Wertung I, ME 
de Bi wicklungsstotterer, das sind solche, bei denen das Übel aus der | YO? Beh ne zn a | B a 
is frühen Kindheit stammt.’ Ich habe drei Hauptstadien festgestellt 2). | _. Ein weiterer Gesichtspunkt, der' das Forschen nach solchen ol Ge 
iws) -Das erste ist die reine Wiederholung von Lauten oder Silben | Erscheinungen empfiehlt, ist die Feststellung von Simu- - N o 
d E, und betrifft Kinder von vier bis sieben Jahren. Das zweite zeichnet | lation. Paßt das ganze Gebabew des Neurotikers nicht zu N $., 
al. sich durch alle möglichen übertriebenen Bewegungen im Sprech- | Seinen anderen Charakter- und Intelligenzmerkmalen, so kann ol SREE 
y| -apparat aus und fällt in das sechste bis zehnte Lebensjahr. Im dritten | Simulation vermutet werden. In der Tat habe ich auf‘ diese Ir > 
d8; endlich, welches jenseits dieser Altersgrenze auftritt, sind diese | Weise Stotterer entlarvt. i Bien KIEL Te 
sie | i ru im a nBen, ohne r en 2 a Ze a era | f a 
6; . Memmung abgenommen hätte. Patienten von zwölf Jahren un A a as an le Ge Syke | P AR 
ni ; darüber, welche noch sehr auffallende Mitbewegungen und wilde Aus ee re 2 as Basel 1.0... =., 
ek: Mundbewegungen zeigen, sind selten‘ und sind, soweit meine |- = Nous ran in) IE I or 
ei en en, meist Bauernkinder oder unintelligente und | Ist- der alte Begriff der „Crusta phlogistica“ für IR: =: 
#% „Aus all dem scheint zu folgen, daß die Seele des Kranken | die klinische Pathologie ganz. ohne Bedeutung VAE: 
ph | „der Neurose nicht untätig gegenübersteht. Wie die Neurose das | | geworden? e p5 Ia, LDE i BROER 
-Übrige Seelische Gehaben- beeinflußt, wurde oft gewürdigt, wie | Be a IE he Dr 
jë. aber die Seele auf die Neurose wirkt, wurde eigentlich nur | an -Von | (oi E 
$i erläutert, wenn mar im Falle gròßer Hartnäckigkeit der Symptome E ‘ "Dr. A. Rodella. E 
g!  Vermufete oder nachweisen ‚konnte, daß der Patient aus diesen | un PER i 
pt] oder jenen Gründen nicht gesund werden wollte. Aus den ange- | ... , Bis vor zirka vier bis fünf Dezennien widmeten die Lehr- x 
L führten Beobachtungen an Stotterern ersehen wir aber nun, daß | bücher der allgemeinen Pathologie und der klinischen Unter- _ ? 
J! SS zu einem wechselseitigen Durchdringen‘, | Suchungsmethoden dem Kapitel über die Speckhaut des Blutes - | 
j Zu einer Amalgamierung zwischen. der er- | (Crusta pleuritica sive phlogistica) besondere ‚Aufmerksamkeit. Auf 
rg krankten Prak on mad: Teilen der- übrigen einmal hörte man nichts mehr davon, und wie mit einem Schlage 
Psyöhischen Persönlichkeit kommt. Diese Amal-. verschwand aus der medizinischen Literatur jede. Erwähnung dieses - 
p. Samierung bedingt einerseits das veränderte Gehaben der neu- | früher so interessanten und wichtigen Gebietes. | u 7 
4, Mtisch Erkrankten, andererseits eine Veränderung der neurotischen i a brauche a die eu a enpächer = 
i | . | er allgemeinen und speziellen Pathologie anzuführen, wie A s cho Kar 
ab von. einer Besserung der Neurose gesprochen Kautmanı, Ziegler und Ande. Selbst wenn wir Werke kon- u 


sultieren, welche sich speziell nur mit Hämatologie befassen, wie z. B. 
die von Grawitz, Naegeli und Anderen, finden wir entweder gar 


nachdrücklichst Wert legen. 
keine Angaben oder nur kurze und abschätzende Bemerkungen über 
eine Erfahrung, welche für mehr als ein Jahrhundert Gemeingut aller 


Ich bin mir wohl bewußt, daß gerade das Stottern im Ver- 
Ärzte gewesen war. So liest man z. B. im Grawitz nur soviel: 


gleich mit anderen Neurosen Beobachtungen, wie die hier vorge-. 
„Sonstige bei der makroskopischen Verfolgung der Gerinnung sichtbare 
die Abscheidung 


»ymptome, ohne d 


j 
; 
p  _ Werden könnte. Gerade auf diese letzte Feststellung möchte ich 
| J 

Ä 

| 


En 


brachten, leichter ermöglicht, weil schon die Grundfunktion, die 
Erscheinungen, auf welche man früher Wert legte, 


| Ka r feindifferenzierten, voneinander getrennten ` Be- 
> “een besteht, während etwa der Gang eines Menschen eine Bee Arber ne 
um a; ; N SS } | von Serum, Bildung einer ‚Crusta phlogistica‘ aus Fibrin und weißen s~ 
heit er: „inzelbewegungen zu einer nur schwer analysierbaren Blutkörperchen und anderes sind nicht von klinischer Bedeutung ge- 
ee i verschmolzen darbietet. Deshalb ist es. ja schon nor- | worden.“ | Be | en Ee 
5 Fl en leichter, einen Menschen im Telephon an seiner Sprache || . Dieser Umschlag in der Schätzung eines früher so wichtigen. En 
nur die a “ange zú erkennen, „wenn etwa in einem 3 een klinischen Phänomens und sein allmähliches vollständigesInvergessen- 14 MER ch 
sich nun die 8 enden Beine sichtbar wären. Daraus En heitgeraten braucht einen nicht zu wundern, wenn man daran denkt, IE A 
einer Schüttein. Ee OV es überhaupt gelingen könnte, z. B. an | daß der so viele Jahrhunderte hindurch als Hauptmittel der ärzt- In . 
ergeben din telneurose Veränderungen ‚festzustellen, welehe klar | nen Kunst geltende Aderlaß auf einmal als unnütze oder -ge- f 
u ein Bestreben zum Kaschieren vorliegt. Man könnte fährliche Prozedur von den meisten Ärzten aus der Therapie ver. | F 
G ; a MR i ; ; sL. .. ir w h; l t, 
tamasa E TBS ele s Zur Ditorentisldiaghose zwischen frischem | pann warae, sami feg antin ioh mugh das Boobachtungstmatorial | | 
. veraltet 3 ` i boe ) . 4: x e pa ee Ai 
= °) Lehrbuch der Snrachhellkunde. Wien und Leipzig 1913. | Blutentnahme zu therapeutischem Zwecke fehlte auch jeder Anlaß, N: 
E ; i | i 


l 
4 
N 
u“ i 


ae 


Eai 


a 


i6. März. 


T ES 
© BE a = 


an ei er Nr 


PR ER, ara a 


nr ma ah 


gr nee 


ra -~ n Å 
En 


Se Be SA le Fe = 
2 a N = g 3 ' es Fe F i$ = ne r 
nanea a E AN EEE TE ELLE NEA ni EE E E E S A see ER SIG ES Eat ESS i i A N zin Sa pa A S , ® 
a: nme — ven DE ee rn BE es u: 7 = z 
. urn: ar irn VE Treue ut ec mern ne N Eu. ale ara Me RE ER ae 


Be TEL 


den Patienten einer für gefährlich gehaltenen Prozedur zu unter- 
ziehen, nur um sich ein diagnostisches Hilfsmittel zu verschaffen. 
Und das um so mehr, weil die mikroskopische Technik der Blutunter- 
suchung bald so viele wichtige Befunde in kurzer Zeit zutage förderte, 
daß die größten Erwartungen und Hoffnungen berechtigt und die 


makroskopische Blutuntersuchung überflüssig erscheinen mußte. 


Zum Teil decken sich die makroskopischen und mikroskopischen 


Rlutuntersuchungen gegenseitig, und die Befunde können sich er- 
gänzen, ohne jedoch sich ersetzen zu können. Und zwar sagt 
uns die makroskopische Blutuntersuchung etwas mehr, als von 
einigen Autoren in der letzten Zeit angenommen wurde und im- 
plicite aus den Lehrbüchern der allgemeinen Pathologie zu ent- 
nehmen ist. Denn makroskopische Blutreaktion und Fibrinogen- 
respektive Fibringehalt des Blutes werden manchmal zusammen- 
geworfen: mehr glaubt man von der Betrachtung des Blutgerinnsels 
nicht wahrnehmen zu können, obwohl sicher ist, dab ‚dieselbe 
auch über Leukoeytenzahl und Erytrocytenverhältnisse uns orien- 
tieren kann. 


So erwähnen die modernen Lehrbücher der allgemeinen Pathologie 
Hyperinose beziehungsweise Hypinose und geben an, daß die Hyperinose 
oder Fibrinvermehrung im Plasma manche Erkrankungen mit fibrinöser 
Exsudation, ganz besonders die croupöse Pneumonie und akute Eiterungs- 
prozesse, charakterisiert. Es wird ferner angegeben, daß Blutgerinnsel, 
die sich außerhalb des Körpers bilden, dunkelrot, von glatter Ober- 
fläche, elastisch glänzend sind. Mikroskopisch bestehen sie ‚aus allen 
Bestandteilen des Blutes, in arnahernd gleichmäßiger Verteilung durch 
ein Fibrinnetz zusammengehalten. Man sollte also annehmen — da 
keine weitere Erklärung gegeben wird —, daß in den obenerwähnten 
pathologischen Fällen, wo eine Hyperinose auftritt, dieselbe durch gleich- 
mäßige Verteilung der vermehrten Fibrinmasse erfolgt. Ä 
A. Schmidt wies darauf hin, daß gewisse Blutarten, nament- 
lich langsam gerinnende anomale Gerinnselbildung, Brüchigkeit und 
schlechte Retraction mit fehlender ‘Serumbildung zeigen. 

Aber bereits Hewson, vor zirka iYa Jahrhundert, hatte die 
Blutgerinnung in vitro studiert und die Ansicht vertreten, daß jedes 
Blut, welches eine Kruste zeigt, langsamer gerinne. Er trat somit der 
zu seiner Zeit herrschenden Meinung, daß die Neigung des Blutes, zu 
gerinnen, in Entzündungen vermehrt werde, entgegen. 

Es folgten dann die Arbeiten Andrals, allein und mit seinem 
Mitarbeiter Gavarret, welche unter anderem zu der bekannten Ein- 
teilung der fieberhaften Prozesse in Pyrexien und Phlegmasien führten. 
Andral, gestützt auf eine Erfahrung. von ungefähr 100 Aderlässen 
fand außerdem eine Speckhaut auch auf dem Blute der Urämischen 
sich bilden. Die von diesem Autor und Gavarret unternommene 
große Zahl von Wägungen des geschlagenen und gewaschenen Faser- 
stoffs wurde später von Pfeiffer mit modernen Methoden, und 
zwar hauptsächlich mit der Bestimmung des Stickstoffes wiederholt. Über- 
einstimmend wurde eine deutliche Zunahme des Fibrinstickstoffes bei 
solchen Kranken gefunden, für welche eine Hyperinose nachgewiesen 
wurde, wie z. B. bei der Pneumonie und dem akuten multiartikulären 
Rheumatismus, dem Erysipel und parallelen Affektionen. 

Andererseits ist festgestellt worden, daß diese Krankheiten mit 


ibio — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 11. 


sind, daß es also Sepsisfälle gibt, 
Ausdruck kommt und andere, die von einer Hypinose gekenn- 
zeichnet sind; die ersten dürften die Fälle leichterer Natur sein, 
die anderen die schweren und von ausgesprochenem 
Charakter. Dieses Verhalten entspricht vollkommen 
mikroskopischen Befunde, welcher zeigt, daß die schwersten Sepsis- 
fälle mit Leukopenie, die leichten mit Leukocytose einhergehen. 
Es ist in der Tat bereits von den früheren Autoren und besonders 
von Pfeiffer auf den konstanten Parallelismus zwischen Leuko- 
cytose und Hyperinose 
Grad der Bakteriämie keine Schlüsse auf die Schwere der Krank- 
heit zu ziehen, da es bekanntlich sowohl schwere als leichte Fälle 
mit wenigen Bakterien im Blute gibt, sodaß eher anzunehmen ist, 
daß die Bakterienwirkung auf die Beschaffenheit des Blutes nun 
eine indirekte und nicht eine direkte, oder besser gesagt,“ eine: 
katalytische sei. 


OES SETAE | 


Eigenschaften beziehen, welche bei der Gelatine gegenüber Erythrocyten 
extravasculär nachweisbar ist. i 


Daß bei den Krankheiten, bei denen das Blut eine Speckhaut 


zeigt, ähnliche Vorgänge wie nach Gelatineinjektionen sich abspielen 
könnten, daß es sich also auch hier um eine \ermehrung der aggluti- 
nierenden Eigenschaften der roten Blutkörperchen handeln dürfte, 
welche dann rascher zu Boden sinken, 
manche Krankheiten sogar als nachgewiesen zu betrachten. 


ist nicht unwahrscheinlich, für 


Da bei der Bildung der Speckhaut zwei Hauptursachen zu- 


sammenwirken — die raschere Senkung der Erythrocyten und die 
Vermehrung des Fibringehaltes — und neben diesen noch andere 
Nebenursachen eine mehr oder weniger wichtige Rolle spielen, so kann 
man nicht verlangen, daß die Bedeutung dieses Phänomens eine 
ganz eindeutige sei. 
der Blutzellen und der Gewebszellen sollen verschieden sein. 
Wenn alle zur Thrombinbildung nötigen Körper 
handen sind, so bildet sich nach Bordet und Gengou Thrombin, 
doch erst in größeren Mengen bei Anwesenheit benetzbarer Fremd- 
körper. Das zuerst gebildete Fibrinferment soll 
Autokatalysators die Bildung neuer Fermentmengen auslösen. 
Inwiefern die im Blutkreislauf kreisenden Bakterien eine solche 
Rolle von Fremdkörpern übernehmen, und wieweit dieselben auf 
diese Weise die Gerinnselbildung in vitro nachträglich beein- 
flussen können, ist nicht sicher zu sagen. 


Die gerinnungsbeschleunigenden Substanzen . 


im Plasma vor- 


nach Art eines 


Ebensogut wie in manchen Lehrbüchern die Sepsis unter 


den mit Hyperinose einhergehenden Krankheiten eingereiht wurde, 
in anderen dagegen unter denen mit Hypinose, 
bezug auf die Bildung der Crusta phlogistica, des Koagulums, der 
Zusammensetzung der verschiedenen Blutbestandteile usw. 
Schwankungen und Verschiedenheiten beobachtet worden. 


so sind auch in 
große 


Man kann wohl annehmen, daß beide Einteilungen richtig 
in denen eine Hyperinose zum 


toxischen 
auch dem 


ingewiesen worden. Dagegen erlaubt der 


Was die Crusta phlogistica betrifft, so bildet sie sich nur in 


denjenigen Fällen von Sepsis, die mit einer Leukocytose einher- 


einer Vermehrung der Leukocyten einher ehen. Die V hr int überhaupt 

He gehen. Es kam also zu dem g! . ermehrung der Leukocytenzahl scheint überhaup 

a Aus ein weiteres Charakteristieum hinzu. | eine der Hauptbedingungen für das Zustanekommen der Speck- 
er bereits Simon, welcher in die medizinische Terminologie | baut zu. 


die Bezeichnungen Hyperinose und Hypinose einführt in sei 
vortrefflichen Werke weitere Merkmale fest. Simon er als Ben 
schen Charakter eines hyperinotischen Blutes folgendes an: „Das Blut 
enthält mehr Fibrin als im gesunden Zustande; in demselben Verhältnis 
vo sa Fibringehalt steigt, fällt sein Gehalt an Blutkörperchen. Das 
F 3 es Blutes ist vermehrt.“ Als physikalischen Charakter eines 
solchen Blutes finden wir angegeben: „Das Blut gerinnt langsamer als 
2 normalem Zustande. Der Blutkuchen ist gewöhnlich nicht klein 
a T sehr fest, leistet ansehnlichen Widerstand und zerfließt selbst 
Be ee Zeit nicht, ist fast immer mit einer sogenannten echten 
poc aut bedeckt, die durch ein vor der eingetretenen Koagulation 
z olgtes Sinken der roten Blutkörperchen entsteht, indem das Fibrin 
p a ong Aas auch in Aa shie ag um gerinnt; diese Speckhaut 
p zi nd innig mit dem Blutkuchen i i 
‘oft ee m Oberfläche uneben.“ ua 
ie man sieht, besteht ein ziemlich großer Unterschi i 
dieser Art der Blutgerinnung, welche dio ro e Pe 
charakterisieren soll, und der obenerwähnten Gerinnselbildun ach 
A. Schmidt, obwohl beide Gerinnungsarten sich durch eine Kru t i 
bildung auszeichnen. H ayem fand die von A.Schmidt beschri bene 
Blutanomalie bei Anämie, Purpura, sekundären Anämien, ab hanoi 
Run bei Anämie mit Kachexie. BAR UDE 
n allen Fällen, wo sich eine Speckl i i 
langsamung der Gerinnselbildung und ee er Fe nn 
n 


Blutkörperchen stattfinden. Man hat ] j i i 
diese beiden Momente zustande konnen diskutiert, wie und warum 


Interessant sind die Versuche v 
. . . on 
welche nach Gelatineinjektionen beim Mensah, 
Senkung der roten Blutkörperchen sehen, 


t und von Sackur, 
F en eine abnorm rasche 
ie sie auf agglutinierende 


Bereits Hewson trat der Behauptung entgegen, nach welcher 


jede Krankheit, bei der die Kruste auf dem Blutkuchen sich zeigt, ZU 


den entzündlichen zu rechnen sei, und wies unter anderem auf gas 
Vorkommen dieser Erscheinung selbst unter physiologischen verhält- 
nissen, wie z. B. auf dem Blute schwangerer Weiber hin. Einige Zeit 
später fand Andral eine Speckhaut auch auf dem Blute der Ur- 
ämischen sich bilden. Obwohl man schon vor mehr als einem Jabr- 
hundert wußte, daß die Bezeichnung „phlogistica“ nicht vollkommed 
berechtigt war, so wurde dieselbe jedoch beibehalten in Anbetracht der 


' Tatsache, daß es sich doch in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle 


um entzündliche Prozesse handelt. 


‚Die Häufigkeit, mit der ich, dank der Wassermannschen 
Reaktion und der Blutentnahme zur Herstellung der Agglutination, 
in die Lage kam, größere Blutquantitäten makroskopisch beobachten 
zu können, veranlaßte mich, die`Frage der Bildung einer uS 
phlogistica zu verfolgen. Die neulich erschienene Mitteilung von 
Levy!) über die Farbenveränderung, welche die Bouillonblut- 
kulturen von septikämischen Patienten nach kurzem Verweilen 
im Brutschrank erkennen lassen, veranlaßten mich, diesen kurzen 
Bericht als Ergänzung zu der von Levy: genannten „ makro- 
an Blutreaktion“ zu schreiben. ah 

s Ist aber vor allem klar, daß ebensowenig, wie die V 
Levy beschriebene Reaktion eine genaue und vollständige bak- 
teriologische Untersuchung ersetzen kann, die histologische Unter- 
suchung der Blutelemente und ihre Zählung unter dem Mikroskop 


‘) Bull. de la Soc. med. des Hôpitaux, 16. November 1917, Nr. 81. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 11. 


ber Ertiga ~ weggelassen werden darf. Sowohl die Probe von Levy wie die | gerichtet wurden, klärte sich. das Krankheitsbild des Patienten auf. Es 
ie Sy f <. makroskopische Betrachtung des Blutgerinnsels dürfen -nur. als | händelte sich. in der Tat um eine ‚chronische Nephritis, welche dann 
sich abge. schnell orientierende Proben aufgefaßt- werden. Sie ‘sollen ‘uns | zur Urämie führte. > 00 05 l 
mgd mehr als Kontrolle dienen. Fällt z. B: die Probe von Levy | -y ee a des: F nn war beim Patienten in einer Strepto- 
| positiv, die Dakterilogische Untersuchung dagegen negativ | Kokkeninlektin, in einer Art Sepsis lenta. zu suchen, wie ich bereit 
nel, > aus, so wird man versuchen, ob nicht mit. geeigneterer ‚Technik | Untersuchungen 'diagnostiziert hatte. und wie nächträglich durch den 
ie, `> sich aus dem Blute Mikroorganismen züchten lassen. x Obduktionsbefund bestätigt- wurde. Die obenerwähnten makroskopi- 
ptürsacht |" Zeigt sich z. B. dicht unter der Crusta phlogistica eine un- | schen, Gerinnselveränderungen ließen 'sich also nicht 'nur‘ durch die 
sten und ebene Schicht, welche von Häufchen von weißen Blutkörperchen | Urämie, welche schwer für sich allein zu einer Speckhaut hätte führen 
m noch ala gebildet wird — eine Erscheinung, die von.Piorry als Crusta | Sollen, sondern auch durch die. Sepsis erklären. -> © - | 
pielen oie F ~ granulosa bezeichnet wurde —, so müssen wir erwarten, daß die |- Diese beiden ätiologischen Momente hatten Blutveränderungen 
ümit: ` mikroskopische Blutuntersuchung das Vorhandensein einer Leuko- | Yerursacht, die in folgendem Blutstatus ger eunzelchnet Sind: .> Mean 
i ae en enter ei doch erüßer nnd zahle Kai le ETE AA 18.000. " Zahl’ der roten Blutkörperchen 2500 000. 
chieda 21 skopischen Blutuntersuchung noch größer und zahlreicher als bei Unter den lan Blutkörperchen befanden sieh 700% Polynucleäre, 
) Pam, der mikroskopischen. ee . ee -7,5 Lymphocyten, 6,5 Mononucleäre, 6,5 Übergf. Eosinophile keine, Mast-. 
on Thai Schließlich ist das Gefäß, in welchem das Blut aufgefangen | zellen keine. en ý Be 
baret Fr wird, von Einfluß auf die Senkung der Blutkörperchen. In einem | Der Patient starb im urämischen Koma, und die klinische Dià- 
ich, Aa. hohen, schmalen Gefäß senken sich die Blutkörperchen früher als | gnose wurde von der Autopsie bestätigt. Die pathologisch-anatomische 
a A `. „in einem flachen, und häufig zeigt das Blut in einem solchen Ge- .| Diagnose lautete in der Tat sowohl auf eine'chronische Nephritis als 
dwf =. fäß eine Speckhaut, die sich in einem anderen Gefäß nicht zeigen | auch auf das Vorhandensein einer Sepsis mit Streptokokkenherden auf 
jisa k} würde. Sehr schöne und dicke Speckhäute sah ich hauptsächlich De | er Die Ze ae a on un E HORUMELER 
gih Ei » auf Blut, welches in konischen Gefäßen aufgefangen wurde, wie | " „svoltbestimmungen des D’utes ergaben sehr hohe Werte. 
| ‚z. B. in Erlenmeyerschen Kolben,. ‘welche fast vollständig mit | . ` „Pas eigenartige, agarähnliche Aussehen des Blutgerinnsels 
ss ‘ dem Blut ausgefüllt sind. 24 . | war hier also hauptsächlich der Anämie zuzuschreiben, welche 
zeit | Es ist aber nicht meine Absicht, Näheres über Aussehen, Bildungs- einerseits ee der chronischen Nep hritis, andererseits von der Sepsis 
ind mist £ weise, Zusammensetzung usw. der Crusta phlogistica zu ‚berichten. lenta. bedingt War Es fehlten -aber dem Koagulum die Charak- 
N Die jüngeren Kollegen, die über diese Frage nicht orientiert | teristica -der Crusta phlogistica vera; überhaupt das ganze Blut- 
sm, m sind, können im Lehrbuch von Hartmann oder in demjenigen des ‚gerinnsel sah So aus, wie eine blasse Speckhaut, die nur auf 
= 7 unlängst verstorbenen Zürcher Pathologen ‘Prof. Frey usw. usw. | kleinen Trümmern eines rotbräunlichen Koagulums saß. Die Ur- 
mn `> usführliches darüber erfahren.  . en Ä sache dieser eigentümlichen Erscheinung glauben wir ferner auch 
ns Ich möchte hier mir nur. erlauben darauf aufmerksam zu | in dem bei unserem Patienten etwas: zu niedrigen Fieber. suchen ` 
gel machen, daß die Speckhaut auf dem Biute von Urämischen und zu müssen, da erfahrungsgemäß die Crusta pblogistica am deut- 
nee! , „yon Schwangeren .anders aussieht als diejenige, die bei. akuten | lichsten bei sehr hohen Temperaturen zutage tritt. . Man muß also 
me:  _ -fieberhaften Prozessen auftritt. Sie ist nicht so. gelb und glänzend, | annehmen, daß die von der lange Zeit ‚vorhandenen Nephritis im 
ad El. sie hat mehr ein weißlich-gelbliches, mattes Aussehen, man möchte | Blute hervorgerufenen Veränderungen. einerseits ‘und die niedrige 
ni ‚ fast sagen, wie das von gesottenem Bindegewebe. Die echte | Temperaturkurve "andererseits das Auftreten einer echten Speck- 
joe Crusta phlogistica bei Infektionskrankheiten mit hohem Fieber, haut verhindert haben. -Daß ‚diese ‚schon bei einfachen Urämien 
Mi wie z, B. bei Pneumonien usw., könnte ihrem Aussehen nach .mit | und in der Schwangerschaft regelmäßig auftritt, ist schon behauptet 
lei dem. subeutanen Fettgewebe, die Speckhaut‘ ‘bei Urämischen, | worden. Me | "TOO Ar 
a - Anämischen usw, dagegen. mit geräuchertem oder gesalzenem ~ Teh fand, daß zwischen der Crusta phlogistica einer schweren 
r” EE Speck verglichen werden. Wenn aber bei diesen letzteren Krank- | Pneumonie und derjenigen, die bei nicht fieberhaften Prozessen 
heiten ein akuter fieberhafter Infektionsprozeß sich entwickelt, so | sich bildet, immer deutliche makroskopische Unterschiede (Farbe, 
- ändert sich das Aussehen der Crusta phlogistica und nimmt‘ Merk- | Glanz, Konsistenz usw.) vorhanden sind. Zwischen den fieber- 


` male an, die aus der Summe der zwei obengenannten resultieren. 


haften Prozessen, die mit einer Leukocytose, und solchen, die mit 


BP; ` ° . . e ® a . ' 
gie Ich möchte nur ein paar Beispiele anführen, welche zeigen, | einer Leukopenie einhergehen, wie z. B. zwischen einer Strepto- 
es daß auch ohne Hilfe des:Mikroskops sehr brauchbare diagnostische 'kokkensepsis und einem Typhus, | zwischen einer Pneumonie und 
wi, Kriterien gewonnen und Irrtümer berichtigt werden können, die | einer Anaerobensepsis, - sind ebenfalls deutliche Unterschiede vor- 
ii ee unvorsichtigen bakteriologischen Untersuchung ent- | handen, nn in bezug auf die Dicke und Glätte der’ ge- ' 
io. Slanden sein könnten. . | ne ~ | nannten. Crusta. fe en 
#i Ich bekam -unlängst eine Blutprobe zur Herstellung der Die oben beschriebene Erscheinung, die ich zwar. nicht 
I ‚Agglutinationsreaktion, welche genau so aussah wie. ein trübes | der echten Crusta phlogistica zuteilen möchte, ist\ziemlich ‚selten. 
ji | Agarröhrchen in hoher Schicht, „' 0° n Ich habe sie nur bei mit Bakteriämien verbundenen Urämien, und 
A E Die ganze Säule des Inhaltes ‘hatte eben das Aussehen wie von zwar Im ganzen ın drei Fällen, gefunden. Es ist also nicht zu- 
H: gar, welcher nicht klarifiziert wurde; nur am Boden des Reagenz- | lässig, aus einer so. kleinen Zahl Schlüsse zu ‚ziehen: da alle die 
Ai plases sah man einen dunklen rötlichen Bodensatz. Ich glaubte zuerst | drei Fälle ad exitum gekommen sind, so könnte man höchstens 
fi K, aor Tat, es handle sich um eine Agarblutkultur. und fragte, den | von. einer gewissen prognostischen Bedeutung dieses Phänomens 
p seine Vo mir die Probe zur Verfügung gestellt hatte, ob nicht | sprechen. Eine ähnliche Gerinnselbildung beobachtet man auch 
s. chen nicht „ung vorliege. Der Kollege antwortete, daß das Röhr- | Yei schweren Anämien und bei anderen Blutkrankheiten: hier ist 
K . nichts anderes als frisch aus der Cubitalvene entnommenes Blut die” Konsist I. man! a 
A „enthielt, daß es sich bei seinem Patienten sehr wahrscheinlich um einen aber die. Konsistenz des Koagulums viel Sellnger, geringer SOBar 
P, Typhus handle und daß er glaube, er hätte bei demselben einen zu der y E Fällen, während sie bei den genannten Urämien ` 
er : 


yphusgruppe gehör 

åtte aek pp A gehörende 

geschickt, N 
chen ansah, hat 
war aber fast j 


| „selben lag e 
utkörperchen gebildet war. Von einer Crusta phlogistica vera war 


also hier nicht die Rede, 


ine dünne .schmutzig-rötliche Schicht, die von roten 


wohl aber von einem durch einen ähnlichen 


n Mikroorganismus züchten können. : Deshalb 
eines Blut zur Herstellung der Agglutinationsreaktion 
ach zirka 14 bis 16 Stunden, als ich nochmals das Röhr- 
te sich ziemlich viel Serum ausgeschieden. Das Koagulum 
n toto von etwas aschengrauer Farbe, und nur am Boden 


Der Zweck vorliegender. Mitteilung: ist nicht “allein, ` als 
Laudator temporis acti, ein gutes, in Vergessenheit geratenes Merk- 
. mal der klinischen Untersuchung wieder ins Leben zu rufen, sondern 
vielmehr dasselbe mit anderen modernen Untersuchungsmethoden 
zusammen einzureihen, zum Fortschritt der hämatologischen 


Technik. Um schneller zum Ziel zu kommen — (longum iter per: 
praeceptal) —, will ich mich einiger Beispiele bedienen. Es ist 


Ma bedingten und gleichaussehenden Koagulum, welches nicht i | ä | 
von dera er rascheren Senkung der roten Blutkörperchen; sondern auch | z. B. jedermann bekannt, daß in manchen Fällen von Sepsis die 
"nicht nur erst spärlichen Zahl derselben, ferner von einer Vermehrung | Gruber-Widalsche Reaktion für Typhus, Paratyphus A und B po- 
Wie: aus P es Taserstoffes, sondern auch der weißen Blutkörperchen | sitiv ausfällt, Es genüge hier nur an die bekannten Fälle von. 
ursacht w RANZ eigentümlichen Farbe leicht zu ersehen war, ver- | Stäubli, Türk, eigene: usw. aufmerksam zu machen. Manch 
ionen p on dieser Umstand und die vollständig negative | Autoren haben angenommen, daß es sich. in solchen Fällen. um 


= Sgluinationsreaktion sowohl auf Typhus als auf Paratyphus machten 


einen‘ vor Jahren latent verlaufenen Typhus handeln. dürfte; mit 


âs Vorhandensein oi R | er 
3 einer typhösen Erkrankung, sehr unwahrscheinlich. | x € er phus h ' 
Welche ni bald darauf, dank der ` Vervollständigung der Anamnese, | Recht oder nicht, bleibe dahingestellt. Es ist aber klar, daß der- 
daß die An ptores Nierenleiden\bei dem Patienten bekannt machte, so- | Jenige, welcher seine klinische Diagnose nur auf den Ausfall der 
0, ulmerksamkeit und die Untersuchungen mehr auf diese Organe | Agglutinationsreaktion baut, sehr unangenehme Überraschungen 


Pa ee 
he 
$ ne x 
er. 
ʻA 
Uga- 
i pi G 
Cw e O a 


D af Ets > 
ii FN END I NN UELI N 
re we Te Be Deal. MI DIRT SH ae 
P c - AASEN > „u... 


ee 
ALTE zr 


TRDE 


x e = 
Na. TE 


Se ` é 
Aie ELL n T aye 
Dray 


r ~, x 
Tann. A 
a F aai v 


> 


æ -- 
o r 
PN 


. .-. 


nr Ya N T = 
i EEE RS ER E aT Bez 
are 2 RT EL EIN 
e u e De 


.. ae ‚. 
IIRA w e a R 
.. BAR: 3 
e a i d K 


wi Daum 


ARA INA a ai 


XPE ze 2 
m an, 
- an = ; Be „ 

S 


a E kri 


A itag 


— n . PER 
-o.- ak gi 


- a ens en AA 


3 TS r - B 
een me on ee 
Ta tun TAT ni 
= * . a i -rx - 


er ser 
-aas ern o 


Aa 
2) E AE a E 


Bat. 
an 


--- ~. 
.. 


en 


) 


262 


\ 


erfahren muß. Wer aber seine Diagnosenstellung nur als eine 
Synthese und Kritik von verschiedenen Symptomen und Analysen 
auffaßt, dem werden viel leichter solche Irrtümer erspart, da er 
von anderen Merkmalen auf den richtigen Weg geführt wird 
(z. B. Hyperleukoeytose im Fall Stäubli usw). Wenn die 
L,aboratoriumsuntersuchungen nieht von demjenigen durch- 
oeführt werden, der den Fall auch klinisch verfolgt, so wird von 
ihm die Relativität unserer Kenntnisse und unserer Technik noch 
unangenehmer empfunden, und alle Kontrolluntersuchungen, die 
seinen Bericht und seine Diagnose stützen können, müssen ihm 
sehr vorteilhaft erscheinen. Die ihm zugeschickte, steril ent- 
tommene Blutprobe ermöglicht ihm außer der Anstellung der 
Agglutinationsreaktion auch die makroskopische Betrachtung des 
Koagulums und nachher die Anlegung von Kulturen auf Typhus- 
bacillen. Für diesen letzteren Zweck eignet sich, sehr gut die von 


Tribon deau!) empfohlene Methode, welche übrigens — mutatis ` 


mutandis — mir bei der Isolierung anderer Keime bei Bakteri- 
ämien auch sehr gute Dienste geleistet hat. 

 Tribondeau läßt das Blutgerinnsel zwei Stunden lang im 
Brutschrank, dann entnimmt er das Serum zur Herstellung der Agglu- 
tination, und mittels eines unten kolbenförmig ausgebreiteten, sterilen 
Glasstabes zerreibt er das Gerinnsel, welches nachher in ein den Milch- 
zucker-Pepton-Galle-Nährboden enthaltendes Gefäß hineingegossen wird. 
Dieser Nährboden besteht aus bis zum Sieden erwärmter Ochsengalle, 
_ die durch Chardinsches Papier warm filtriert und mit je 1 auf 100 
Pepton und Lactose vermischt wird. Der mit dem Blutgerinnsel ge- 
impfte Nährboden bleibt dann 24 bis 48 Stunden im Brutschrank und 
nachher werden mit demselben die bekannten zur Typhusdiagnose ge- 
eigneten Nährböden ausgesät. 

Ohne auf die Vorteile dieser Züchtungsmethode hier ein- 
gehen zu wollen — was nicht zu unserem Thema gehören würde —, 
möchte, ich nur darauf aufmerksam machen, daß auf diese 
Weise durch eine einmalige Blutentnahme mehrere diagnostische 
Kriterien gewonnen werden, die sonst nur durch getrennte Unter- 
suchungen erreicht würden, was eine Vereinfachung der Technik 
und Zeitersparnis sowohl für den Kliniker als für den Bakterio- 
logen bedeutet. | 

Das Bedenken, daß die früher bei den bakteriologischen 
Untersuchungen mancherorts so gefürchtete bactericide Wirkung 
des Blutes bei der Tribondeauschen Methode in Frage 
kommen könnte, ist gar nicht berechtigt — wie ich mich wieder- 
holt überzeugen konnte — und ist übrigens in unserem Falle 
auch theoretisch gar nicht begründet. 

Bei anderen Infektionskrankheiten leistet die makroskopische 
Betrachtung des Blutgerinnsels ebenfalls sehr brauchbare Dienste. 
Im allgemeinen deckt sich das Auftreten einer dicken Crusta 
phlogistica mit dem Vorhandensein einer phlogistischen Leuko- 
eytose. 

= Die Influenza wird unter diejenigen Krankheiten eingereiht, 
welche mit einer normalen Leukocytenzahl oder sonst mit einer 
Leukopenie einhergehen. Die jetzige Influenzaepidemie hat dieses 
Merkmal gezeigt — wie unter anderem auch aus dem Bericht 
von Prof. Staehelin hervorgeht —, währenddem die Epidemie 
von 1898, nach Angabe der Literatur, hohe Leukocytenwerte ge- 
zeigt hat. 

Unter den allerersten schweren Fällen der jetzigen Grippe in 
Basel kam einer vor, der in kurzer Zeit unter dem Bilde einer sehr 
schweren Pneumonie tödlich endete. Es handelte sich um ein junges, 
kräftiges Mädchen (Sopbie Sch.), bei der zirka sieben Stunden vor dem 
Exitus eine Venaeseetio gemacht wurde. Man stellte mir dann das in 
zwei Erlenmeyerkolben steril aufgefangene zirka 400 ccm messende 
Blut gütigst zur Verfügung. Es bildete sich in den Kolben eine dicke, 
typische Crusta phlogistica, wie sie bei der Pneumonia crouposa und 
noch mehr bei Pleuritis fibrinosa vorzukommen pflegt. Aus dem Blute 


konnte ich leicht Pneumokokken und Staphylokokken züchten, ‚es gelang 
mir aber weder mikroskopisch noch kulturell Influenzabacillen oder 


überhaupt andere Stäbchen nachzuweisen. 
Die pathologisch-anatomische Diagnose der am gleichen Tage 
des Eintrittes in der Medizinischen Klinik verstorbenen Patientin 
lautete: Multiple, septische Lungeninfarkte mit septischer lobulärer 
Pneumonie und Lungenödem. Pleuritis serofbrinosa links. Akuter 
Milztumor geringen Grades. Verfettung der Leber. Influenza. 
Die Crusta phlogistica verdiente also in diesem Falle die 
Bezeichnung von „pleuritica®, und dieses Symptom hätte gute 
Dienste bei der Erörterung und Stellung der klinischen Diagnose 
leisten können, falls die Patientin nicht so rasch gestorben wäre, 
sodaß bei einer etwas raschen Untersuchung die Diagnose lobäre 
Pneumonie gestellt wurde. 


5) Comp. z. de la Soc. de Ridlogie 1917, Nr. 16. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 11. . 


—_— — — — ——„ „ —,— — — ———-{Z—{Z————— Z— mm >>», JR »—_<+,R 


Aber.daß es sich hier nicht um eine - 


16. März. 


einfache Influenza handelte, durfte man bereits aus der Crusta 
pleuritica und aus der Leukocytose annehmen, weil die Influenza 
nicht zu diesen Erscheinungen bei der jetzigen Epidemie führte. 
Bei den unkomplizierten Influenzafällen war sogar die Gerinnungs-- 
fähigkeit des Blutes eher geringer als vergrößert, und nur in 
Fällen, wo eine deutliche Pleuritis exsudativa (im obigen Falle 
waren zirka 300 ccm in der linken Pleura enthalten) oder ein aus- 
gedehnter pneumonischer Herd vorhanden war, konnte man eine 
so ausgesprochene Crusta pleuritica seu phlogistica wahrnehmen. 
Dieselbe deutete also immer auf Komplikationen, welche zum Teil 
im engen Zusammenhange mit dem gewöhnlichen Verlaufe der 
Krankheit standen, zum Teil aber auch ganz unabhängig von der- 
selben sein konnten. u 

Es wäre interessant, hauptsächlich in den Influenzafällen, 
die mit hohem Fieber und mit schweren Erscheinungen verlaufen, 
zu erfahren, wie das Fibrinogen des Blutes auch an anderen 
Orten als hier in Basel sich verhält. Aber hauptsächlich möchte 
ich darauf hinweisen, daß eine einzige Blutentnahme in einem 
sterilen Gefäße sämtliche Untersuchungen gestattet, und zwar die 
makroskopische, die bakteriologische, die Agglutinationsreaktion, ~ 
die Wassermannsche Reaktion, sodaß der praktische Arzt keine 
weitere Mühe braucht, als das Blut steril zu entnehmen und in 
einem sterilen gut zugeschmolzenen Gefäße an ein Laboratorium - 
zu senden, nachdem er selber von dem Aussehen des Blut- * 
koagulums genau Kenntnis. genommen hat. Eine, Bestimmung 
der Gerinnungsfähigkeit des Blutes mit der Hohlperlencapillar- 
methode nach Werner Schultz scheint mir überflüssig. 


Literatur: Andral, zitiert nach Pfeiffer. — Blum, Neuere 
Arbeiten über Blutgerinnung. (Zbl. f. Path, 1904, Bd. 15, Ref.) — Brat, 
Über die Einwirkung von Eiweißkörpern auf die Blutgerinnung. (B. kl. W. 
1902, Nr. 49.) — Frey, Handbuch der Histologie und Histochemie_ des 
Menschen. (Leipzig 1874, W. Engelmann, 4: Aufl.) — Gavarret, zitiert 
nach Pfeiffer. — Grawitz, Klinische Pathologie des Blutes. (Leipzig 
1911, G. Thieme, 4. Aufl) — F. Hartmann, Handbuch der allgemeinen 
Pathologie. (Erlangen 1864, F. Enke) — Morawitz und Noll. zitiert 
nach Blum. — Pfeiffer, Zschr. f. klin. M. 1905. — Sahli, Uber das 
Wesen der Hämophilie. (Zschr. f. klin. M., Bd. 57.) — S ackur, Mitt. Grenz- 
geb. 1901, Bd.8.— Schittenhe lm und Lutter, Untersuchungen über das 
menschliche Fibrinferment. (Zschr. f. exper. Path. u. Ther. 1905 und 1906, 
Rd. 2) — Alex. Schmidt, zitiert nach Blum. 


Nachtrag. Während der Drucklegung dieser Mitteilung 
ist folgender interessante Fall vorgekommen : - 

O. S..aus Lausen (Baselland) wurde vor einigen Monaten 
von Augenspezialist wegen Neuritis optica als luesverdächtig an- 
gesehen. Wassermannreaktion negativ. Das Blut sah aber s0 
aus wie bei dem ersten von mir in dieser Mitteilung erwähnten 
Falle. Die mikroskopische Blutuntersuchung ergab nur das 
Vorhandensein einer leichten Anämie. Die wiederholte Urinunter- 
suchung hatte kein Eiweiß nachgewiesen. Vor kurzer Zeit mußte 
jedoch Patient wegen schwerer Nierenkrankheit, in ein Basler 
Sanatorium aufgenommen werden. . 


Aus der Bakteriologischen Abteilung des Rudolf-Virchow-Kranken- 
hauses in Berlin. l 


Zur Serodiagnostik der Syphilis mittels der 
Sachs-Georgischen Flockungsmethode. 
Von 


Dr. Kurt Meyer. 


Obgleich seit dem Erscheinen der Arbeit von SaC hs und 
Georgi?) bereits geraume Zeit verstrichen ist, sind Erfahrungen 
anderer Autoren über die darin mitgeteilte Reaktion nur IN “ 
hältnismäßig geringer Zahl veröffentlicht worden. Dies ver = 
mich, die Ergebnisse meiner Versuche, die schon vor längere! el 
abgeschlossen wurden, deren Publikation aber aus äußeren Gründen 
unterblieb, kurz mitzuteilen. N 

Für mich lag die Nachprüfung der Sachs-QGeor g i schen 
Methode um so näher, alsich mich schon vor einer Reihe von Jahre 
mit der speeifischen Lipoidpräcipitation beschäftigt habe?) I 
dabei zu Ergebnissen gelangt bin, die sich vielleicht auch für 7 
weitere Ausgestaltung der Methode von Sachs und Georg 
verwerten zu lassen. | P 

Die hier mitzuteilenden Zahlen betreffen Untersuchung® 
3) H. Sachs und W. Georgi, M. Kl. 1918, Nr. 33. $. os 
2) Kurt Meyer, Zschr. f. Immun. Forsch. 1915, Bd. 19, 5. 


en NT P : he ER 

nr: een A el ; E i L nf Aa si 3 S 2 er aN \ , Be uf En Re Re .. I 

Jeaan ; o. a = E a. . : 5 = t : > f ps TE - A ee . y # , , a a ' ` 2 AR $ a A E e >i Ş = . Sex F ; 
IA p>. Du a 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 11.) 263 
beschleunigung durch Zentrifugieren, die ‘Gemische nach 


tinations nische n 
drei- bis vierstündigem Aufenthalt im Brutschrank zentrifugiert. 


aus dem September und‘ Oktober vorigen Jahres. ‘Es handelt- sich 


z i Dart 
de | De Mr 
jl die Infuem {> um 600 Fälle, wie sie die tägliche Untersuchungspraxis brachte, | | Se 
idenie fitt | die gleichzeitig nach Wassermann und nach Sachs-Georgi | Man erhält: dann sehr häufig, auch wenn zuvor eine Flockung e 
lie Gert + untersucht wurden, he ee E z noch nicht zu erkennen ist, ein charakteristisches Sediment, wie BEER 
miwit -~ Bezüglich der Versuchsanordnung hielt ich mich ganz an | es von Gaehbtgens für die Agglutination beschrieben worden ist. pHa N. 
obigen RÈ t ` die Angaben von Sachs und Georgi. m... n der | `. Ze Se 20 Ware = Bi: 
oder ein at Ablesung des Ergebnisses von der Anwendung. des Agglutino- | BEER zaie A ai ES EERE 
nte ma d skops Abstand nachdem ich mich überzeugt hatte, daß diese nicht | Aus der chirurgischen und. urologisch-chirurgischen Abteilung des ei Yih 
wahmena mehr positive Resultate lieferte als die einfachere Lupen- | Reservelazaretts III, Darmstadt (leitender. Chirurg: D. Stutzin).- u 
Iche mat _ betrachtung. | a a A Tau ae Be aE PEN Ai RD 
Verla de E = Nach. einigen Vorversuchen kam durchweg ein alkoholischer Zur Behandlung akuter Darmlähmungen. O: ;: 
gig von de Rinderherzextrakt, dem 1°/,, Cholesterin. zugesetzt war, zur Ver- | es Wap a | a pipa 
- | wendung, Er wurde mit Kochsalzlösung. auf das Fünffache ver- ‘J. J. Stutzin. | Ki Mar 
fonala f - dünnt. Um die Reaktion genügend empfindlich zu gestalten, er- u au i | VRE Re 
a vella į ar wies es sich als notwendig, die Kochsalzlösung. dem Extrakt sehr | Akute Darmlähmungen entstehen entweder sekundär als I u Mr 
‘a atat . . fraktioniert zuzusetzen. Ed | N a : Folge mechanischer beziehungsweise entzündlicher Veränderungen I N BR 
hlich mit Von den 600 Seren ‘reagierten nach Wassermann. und.| innerhalb der Bauchhöhle oder spontan als primäre Erscheinung. a o,o 
e i ie Sachs-Georgi übereinstimmend positiv 148, übereinstimmend ne- | Die erste Gruppe bilden einerseits alle Faktoren, welche‘ eine AOT TERENS 
nd makt ZN 5 d e E a Ge zweitelhatt a e i war das Er- | Verlegung des-Darmlumens hervorzurufen imstande. sind — innere P or 
oli o E EE a eE O Soron, und zwar reagierten: ___ |. und, äußere’ .Hernien, . Adhäsionen, abnorme ` Gefäßbildungen, REET =; T 
Art I! . Nach Wassermann positiv | positiv | negativ | negativ |zweifeihat | Tumoren, Fremdkörper —-, andererseits: entzündliche Vorgänge, IN: TE E 
en mil Nach Sachs-Georgi- | negativ |zweifelhaft| positiv. | zweifelhaft] negativ die durch Ä Fortleitung der Entzündungserscheinungen auf den . ku: l An 
aber >” | | ER : Darm, insbesondere durch stärkere Ödematisierung der. Darm- 2) A 
ish | vo | o f TE | u wand, die peristaltische ‚Welle aufheben. Ist es aber einmal zu Hi l REONE 
Jestin; j Im ganzen. kann: man aus den Zahlen eine etwas geringere | einer Unterbrechung der Peristaltik gekommen, so sorgt die An- j N E ETES 
Empfindlichkeit der Sachs-Georgischen im Vergleich zur | sammlung flüssiger, fester und lufthaltiger Massen für die Auf- -` Hin, TR) re 
: Wassermannschen Reaktion ableiten. Nur in einem Falle | treibung und Spannung der Darmwand, damit aber — durch ITC our PE REREN 
. war die Flockungsréaktion bei negativer Komplementbindung positiv. | ungleichmäßige Ausdehnung verschiedener Darmabschnitte — ist ETEA. pi ee 
. “Anhaltspunkte für Lues lagen in diesem Falle nicht vor, doch | die Möglichkeit zu Abknickungen und Verlagerungen, -also Io T AE 
konnte sie auch nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden.. . | zu .consecutiven mechanischen Hindernissen, ' gegeben. Die (6 a a: me 
K Zu den Fällen, wo trotz: positiver Wassermann scher | stagnierende Fäkalmasse wirkt aber weiterhin nicht nur ent- Ink IUE. 4 be 
Reaktion die Sachs-Georgische Reaktion negativ ausfiel, ist | zündungserregend auf die Darmwand, sondern ruft bald durch . HB... o 
‚zu bemerken, daß: bis auf ein Serum auch die Komplementbindung | Abspaltung giftiger Gase Intoxikationserscheinungen hervor, -die A REE = 
nur eine 1+-Reaktion ergab. o wiederum, auch durch Ausschaltung des-Willensakteg, peristaltik- KEET n ' Mn 
Lo: | Ferner ist hervorzuheben, daß die meisten differenten Er- | hemmend wirken müssen. Ausschlaggebend wird 'zum ‚Schluß er | Gr 
Mo gebnisse im Beginn der Untersuchungsreibe zur Beobachtung kamen | die Lähmung der peristaltischen Centren. So greifen mechanische _ IE PE Wet DEA i 
er und sich hier wieder an bestimmten Versuchstagen häuften. Als | und entzündliche Ursachen. ineinander in dem Sinne, daß bald MR... 
I im Laufe der Versuche die Empfindlichkeit der Extrakte gesteigert | das eine zur Ursache des anderen wird und umgekehrt: ein I... EEN 
Bi! | wurde, nahm auch die Zahl der differenten Resultate ab.  Circulus vitiosus. RR: ee : Ks e AA 
P Pe Das Ergebnis ‚unserer Versuche muß im Hinblick auf’die | _ Die häufigsten entzündlichen Ursachen der akuten Darm- ' A EE 
jo praktische Verwertung der Sachs-Georgischen Reaktion. als | lähmungen sind perforierte Abscesse innerhalb der Bauchorgane, E o 
Wë, -~ ~ sehr befriedigend bezeichnet werden. Hat die Extraktverdünnung | berrührend von Appendix, Gallenblase, Leber, von geschwürigen 11 OFER 
H die optimale Beschaffenheit, so dürfte die Specifität der | Prozessen der Darmwand (Tuberkulose, Typhus), Niere, Ureteren, 
i Reaktion für Lues der der Wassermannschen | Harnblase, Prostata, außerdem selbstvèrständlich von jedem in 
Empfindlichkeit | der, Bauchböhle oder in deren Nachbarschaft liegenden Organ 
l oder Gewebskomplex, wenn er eitrig in die Peritonealhöhle durch- 


rf  , Reaktion gleichkommen, ihre 
Daß auch die — zumal geschädigte — Darmwand selbst 


A nur unwesentlich zurückstehen. | Ä 
P i Allerdings besteht noch die Schwierigkeit, daß die optimale | bricht. | | 
je | | Beschaffenheit der Extraktverdünnung nicht ganz leicht. getroffen | Keime pathogener Art durchlassen- kann, um so eine sogenannte 
~ wird, da sie von der Art der Verdünnung, die nieht mit Sicherheit | „Dürchwanderungsperitonitis‘* und sekundär Darmlähmung zu 
~ Stets gleichgestaltet werden kann, abhängig ist.‘ Es wäre wünschens- | verursachen, sei nebenher erwähnt. s BR); 
| wert, für ihreEmpfindlichkeit einen zuverlässigen Anhaltspunkt | _ ' In einer demnächst in der Deutschen Zeitschrift für 
#, Z% gewinnen. Vielleicht läßt sich die Ausflockbarkeit der Ver- | klinische - Chirurgie erscheinenden Arbeit, betitelt „Experi- 
dünnung durch bestimmte Salzkonzentrationen in diesem Sinne | mentelle und klinische Beiträge zur. Spül- und Drainagebe- 
- verwerten. i ae Be . |. handlung entzündlicher Erkrankungen ‘der Bauchhöhle“, habe 
ich die Richtlinien angegeben, die sich mir- auf Grund zahlreicher 
und klinischer Erfahrungen als -nützlich erwiesen 


Inwieweit sich ‘die Empfindlichkeit der Reaktion ohne Ein- 


| 

; < bule ihrer Speeifitäf steigern läßt, bedarf weiterer Untersuchung. | Versuche und kli A h 

| haben; sie können ungefähr wie folgt zusammengefaßt werden: 
| Ä | | 


'1. Bei allen eitrigen Peritonitiden wird die veranlassende Ur- 
sache (die perforierte Appendix, die Gallenblase usw.) möglichst 
gründlich entfernt, soweit dies möglich ist, ohne Zerreißung STÖ- 

Berer Adhäsionsmassen und damit Entperitonisierung und sekun- 
däre Infizierung breiterer Flächen des Darmäußeren. Daran schließt 
sich eine ausgedehnte Spülung mit 45gradiger NaCs-Lösung, bis 
die Flüssigkeit klar abläuft, Das kleine Becken wird so gespült, 
daß ‚ein gebogenes Glasrohr über das Promontorium 
hinunter bis auf den. Grund geführt und. so 
mittels kleiner Hin- und Herbewegungen gespült wird, und zwar 
unter einem Druck von’etwa 1'/, m Höhe. Bei diffusen Bauchfell- 
vereiterungen wird durch entsprechende Gegenineision auch auf . 
der anderen Seite in ähnlicher Weise ein Glasrohr eingeführt und 
so gegengespült. .  - | 2 Se 
| 2. Die Drainage in loco,und des kleinen Beckens erfolgt 
durch lange Gummischläuche. Der Schlauch‘ wird eben- 

: Segnen, daß man, entsprechend der Gaehtgensschen?) Agglu- | falls über das Promontorium der Excavatio pelvis entlang bis auf 

; a: > | den Grund des kleinen Beckens geführt, Der Schlau ch 

muß etwa 50cm über den Wundrand hinaus- 


1} a : 
3) wèadelbaum; M. m. W. 1918, Nr. 43, S. 1180. a 2 i zu 
raehtgenms, Arb. Kais. Ges. A. 1907, Bd. 25, 8.218. hängen, um eine Heberdräinage zu ermöglichen. Bei. der 
. - -o 5 : i ARo S i f 


E Inaktivierung der Sera in verdünntem Zustande, wie sie 
A delbaum 1) empfohlen hat, bewirkt nach meinen Erfab- 
j ne nur gelegentlich: einen stärkeren Ausfall der Reaktion. . 
T zent: ung des Cholesterinzusatzes und Variation der Extraktkon- 
(a Diration führte nicht zu befriedigenden Ergebnissen. Dagegen 


| | P: Erhöhung ‚ des Kochsalzgehalts von Vorteil zu sein. Viel- 
at bewährt sich auch der Ersatz des Kochsalzes durch Salze 


ZWel- oder dreiwertiger Kationen. | 
= ae Abstufung der. Serummenge läßt sich die Reaktion 
E at ativ ausgestalten. Im allgemeinen geht auch hierbei das 
. „sebnis dem der Wassermann schen Reaktion parallel. Stark 


Positive Sera können noch in einer Menge von 0,005 bis 0,01 cem 


k Sue hervorrufen, 
bingy = Nachteil der Flockungs- gegenüber der Komplement- 
\ bindin ntel der Flockungs- gegenüber der Komplement 
ge nNgsreaktion liegt vielleicht noch darin, daß- das Ergebnis im 
lit Ra erst am nächsten Tage abgelesen werden kann. Ihm. 
©”, wenigstens in der Mehrzahl der Fälle, dadurch be- 


` 


` 
` 


-— 


a 
m nn - 


x- 
= 


ur nen ea ung 
en a nn AL 


ROT nn ne 


a N NT ig 


x Emmen ae a oa = ee un ~ == g 3 
ve x -7 EN a T E nor es SS 4 DE OG E. : ö 
4 i z See ”. ä A a ie u Eee re men e- BEN ERER $ - 

e M & . R z ER i i ee um SS DH ENEBLENBEN, BR Be 

= z NE Ee Es 6 = --; 
5 E RA a E _ z Eent kr i a fa hy, p z S x . F: o $ == Ca 

- z y 2 ; 3 a . ` p a u , 
a nee ec z Due E ae a ee EE en F a 2 ee z BR, 

a SE -a = a f = E 


senres r er i E 


4 > O mes 


setr 


284 = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 11. 


Drainage des subhepatischen Raumes ist es zweckmäßig, das Robr 
durch eine entsprechende kleine Gegenincision Jumbalwärts 
durchzuführen. Eine Drainierung des kleinen Beckens trans- oder 
pararectal, also nach unten und abwärts, wie ihn insbesondere 
Wilms empfiehlt, erscheint trotz des Einleuchtenden, das es auf 
den ersten Blick hat, nicht vorteilhaft, ‘weil auf diese Weise bei 
der Krümmung des Beckens der tiefste Punkt desselben unter- 
halb des Schlauches zu liegen kommt. Ä Ä 

3. Treten innerhalb 24 Stunden keine Anzeichen einer be- 


_ ginnenden Peristaltik ein, so wird bald enterostomiert. Bei der 


Anlegung der möglichst tiefliegenden Dünndarmfistel muß darauf 
geachtet werden, daß einerseits die Stomie groß genug ist, um 
nicht zu schnell zu verkleben, andererseits nicht so beschaffen 
ist, daß sie dauernd offen bleibt. Das erreicht man in der Regel 
dadurch, daß man bei der Umsäumung der Darmserosa diese aus- 
sebreitet anlegt, ohne das Darmlumen zu verengern, und ferner, 
indem man die zu umsäumende Serosafläche in ein entsprechendes 
Verhältnis zur Circumferenz des Darmes bringt, sodaß eine Strik- 
turierung des Lumens vermieden wird. Tritt in weiteren 24 bis 
36 Stunden keine Entlastung ein — was in der Regel geschieht, 
wenn die Fistel im vornherein wenig ableitet oder bald versagt —, 
dann wird eine zweite Öffnung bald hinzugefügt. Mehrfache 
Punktion des Darmes kann intra operationem bei zutage liegender 
Serosa wohl angebracht sein, zumal wenn der stark geblähte, vor- 
fallende Darm die Absuchung desselben fast unmöglich macht; 
sie wird schräg zur Darmwand mit. feiner Kanüle vorgenommen. 
Trifft man dabei ein größeres Gefäß oder entleert sich durch die 
Stichöffnung flüssiger Darminhalt, dann wird die kleine Öffnung 
durch ein bis zwei Lembertnähte schnell geschlossen. Eine Punk- 
tion durch die Bauchdecken würde ich unter allen Umständen zu 
vermeiden suchen. Für die Punktion größerer flüssiger Massen 
wird eventuell ein entsprechender Apparat benutzt. 

Das sind im groben die Hauptrichtlinien. Die sonst üb- 
lichen Maßnahmen, insbesondere die Zufuhr von Wärme durch 
die Bauchdecken, werden nicht unterlassen. 

Anders geartet sind die Verhältnisse bei akuten Darm- 
lähmungen ohne mechanische oder entzündliche Ursache, bei dem 
paralytischen Ileus sui generis. Schon diagnostisch begegnet man 


erheblichen Schwierigkeiten. Denn im vornherein das Vorliegen . 


einer angreifbaren Ursache auszuschließen, wird in den meisten 
Fällen aus dem klinischen Bilde nicht möglich sein. 

Das Bild des „essentiellen“ Deus, wenn man ihn so be- 
zeichnen will, ist ein außerordentlich wechselvolles. Zuweilen tritt 
es mit großer Schwere auf, „foudroyant“: Windverhaltung, stark 
gespannte, sehr druckempfindliche Bauchdecken, heftiges bis 
galliges Erbrechen, ängstlicher, „eingezogener“ Gesichtsausdruck 
(der Facies hippokratica täuschend ähnlich). In anderen Fällen 
sind: die Erscheinungen leichterer Art: Mittelgradiger Meteorismus, 
keine Druckempfindlichkeit, kein Erbrechen, nur etwas Aufstoßen, 
Beide Arten bieten an sich keine sicheren Unterscheidungsmerk- 
male gegenüber wirklichen Peritonealerkrankungen, Insbesondere 
muß man sich hüten, aus der leichteren Form ohne weiteres auf 
die Abwesenheit anatomischer: Ursachen zu schließen. Echte, 
schwere Peritonitiden können genau so auftreten, und gerade im 
vorgeschrittenen Stadium mangelt ‚es nicht selten an schweren 
Symptomen. Peritonitiskranke sterben häufig in aller Euphorie, 
sie sterben nahezu mitten im Sprechen. Anderer- 
seits können scheinbar geringe Ursachen, eine katarrhalische 
Appendicitis z. B., die lebhaftesten Erscheinungen auslösen. Der 
Peritonealreflex steht eben nicht selten im umgekehrten Verhältnis 
zur auslösenden Ursache. 

Einen Fingerzeig gibt oft das Verhalten des Pulses, der beim 
essentiellen Ileus häufig wenig verändert ist. Ebenso wichtig ist 
das Vorhandensein neuropathischer Anzeichen. Es handelt sich 
ja vielfach um nervös belastete Individuen. Auch hier darf die 
Prüfung nervöser Symptome nicht unterlassen werden. Indes 
selbst positive nervöse Befunde können nur mit größter Vorsicht 
verwandt werden. Sie schließen ja an sich eine peritoneale Er- 
krankung nicht aus. RE nr 

So wird einerseits die Differentialdiagnose zwischen echtem 


und essentiellem Ileus recht oft bin- und herschwanken, anderer- 


seits kann ein längeres. Bestehen des letzteren ebenfalls zu 
großen Gefahren führen. Ist aber die Diagnose unsicher, so wird 
man in dubio den sicheren Weg der Operation wählen. Über- 
wiegt aber der Eindruck, daß es sich um neuro- beziehungsweise 
psychogene Verhältnisse handelt — und hier wie überall steht 
vielfach das klinische Gefühl über der mechanischen 


Summe der objektiven Einzelzeichen —, darf man wohl den 
Versuch einer symptomatischen Therapie machen. 
kommen zunächst hohe Einläufe, 
psychische Beeinflussung in Betracht. 
Morphin und Atropin rate ich ab; ihre peristaltikhkemmende 
Wirkung kann nicht nur das Bild verschleiern — insbesondere 
durch gleichzeitige Ausschaltung des Schmerzgefühls —, sondern 
auch den Erfolg der später als notwendig sich herausstellenden 
Operation in Frage stellen. Die Darmtätigkeit kommt dann auch 
nach Beseitigung’ des Hindernisses beziehungsweise der entzünd- 
lichen Ursachen nicht mehr in Gang, und der Kranke geht an 
fortschreitender Intoxikation zugrunde, 
immer bei Ileusverdächtigen Atropin- und Morphininjektionen gar 
nicht selten ausgeführt. 


Als solche 
Zufuhr von Wärme und 
Von der Anwendung von 


Trotzdem werden noch 


Sieht man nach Einleiten der symptomatischen Maßnahmen 


innerhalb zwölf Stunden etwa keinen Erfolg, zeigen sich bis zu 
diesem Zeitpunkt keine Anzeichen einer wiederkehrenden Peristaltik, 


dann muß eingegriffen werden. 

Nach Eröffnung der Bauchhöhle, die, wenn keine andere In- 
dikation vorliegt, supraumbilikal ausgeführt wird, quellen zunächst 
zahlreiche geblähte Dünndarmschlingen vor; sie sind häufig stärker 
injiziert als gewöhnlich; ebenso fällt oft eine stärkere Vermehrung 
der dem Aussehen nach entzündlich nicht veränderten Bauch- 
höhlenflüssigkeit auf. Beim Absuchen des Darmtraktus macht 
man häufig die Beobachtung, daß der Meteorismus kein allgemeiner 
ist, daß er vielmehr abschnittsweise auftritt. Unmittelbar als Fort- 
setzung eines stark geblähten Darmstückes sieht man häufig em 
auffallend kollabiertes, ohne daß an Stelle des unmittelbaren Über- 
ganges irgendein Hindernis nachzuweisen ist, eine Erscheinung, 
die sich oft im Verlaufe des Darmtraktus mehrmals wiederholt. 
Streicht man sanft ein aufgetriebenes Darmstück in ein kontrahiertes 
aus, dann gerät vielfach auch das erstere in Bewegung. Dieser 
Zustand ist ein wichtiger Fingerzeig, daß es sich wahrscheinlich 
um eine essentielle Darmlähmung handelt. Selbstverständlich muß 


-trotzdem systematisch nach einer organischen Ursache gesucht 


werden. Besonders muß die Gegend des Wurmfortsatzes, der 
Gallenblase, des Pylorus und Duodenums (mesenterialer Duodenal- 
verschluß!) genau inspiziert beziehungsweise palpiert werden, 
ebenso die einzelnen Taschen und Darmübergänge, dann die 1: 
Nieren und Ureteren. Der starke Meteorismus hindert oft em & 
gründliches Absuchen. (Das Vorwälzen und Liegenlassen größerer 
Darmabschnitte auf einmal ist möglichst zu vermeiden.) In solchen 
Fällen ist die multiple Punktion mit einer feinen Kanüle — N 
möglichst bei jeder Punktion eine andere — durchaus anzuraten. i 
Auffallend ist ferner in den Fällen akuter Darmlähmung obne 
sichtbare Ursache die oft an einzelnen Partien vorhandene sehr 
lebhafte Peristaltik. Das obenerwähnte milde Ausstreichen der 
Darmschlingen ist durchaus anzuraten. Es scheint als ein : 
direkter Massage peristaltikerregend zu wirken. Zu gleichem 
Zweck ist, auch wenn das Resultat des Absuchens ein negatives | 
ist, eine intensive Abspülung der Darmserosa mit heißer 
(45 gradiger) NaCl-Lösung anzuschließen. Auch die Zurücklassung 
eines größeren Quantums dieser Flüssigkeit (bis 500 cem etwa) 
scheint von Nutzen zu sein. Die Bauchhöhle wird völlig geschlossen. 
' Treten innerhalb 24 Stunden nach der Operation keine An- 

zeichen des Wiederauflebens der Peristaltik ein, dann muß auch 
hier so verfahren werden wie bei einem „echten“ Ileus (siehe oben 
sub 3). Alle die internen Peristaltica können, wenn kein Er- 
brechen besteht, versucht werden, ihre Wirkung aber ist in diesem 
Zeitpunkte sehr zweifelhaft, Ich habe von Physostigmin UN 
Hermonal keine Resultate gesehen. 

Ich möchte hier zwei Krankengeschichten auszugsweise anfügen, 
weil sie die geschilderten Verhältnisse in gewissem Sinne illustrieren. 

1. Camille L., 27 Jahre, aufgenommen am 10. November 1918, 
erkrankte vor drei Tagen an heftigen Abdominalschmerzen. "= Bla‘ 
keine Flatus, häufiges Aufstoßen, Abdomen meteoristisch leicht druck“ 
empfindlich. Puls und Temperatur normal. Keire auffallenden nervösen 
Erscheinungen. 

Operation am gleichen Tage in Chloroformäthernarkose; pare 
rectalschnitt rechts, Appendix leicht adhärend an die Bauchwanl. 
Appendix exstirpiert, zeigt keine Spuren einer akuten Entzündung, 
Absuchung des überall spiegelnden Darmes ergibt kein Hindernis noc 


sonst eine ursächliche Erklärung für die lleuserscheinungen. konde 

hier Meteorismus nur abschnittsweise. — Spülung, Schluß der Nun 

in drei Schichten. Keine 
\6 


12. November. Abdomen weich, aber leicht meteoristisch. 
Flatus, Puls normal. Wärme, Physostigmin. \shrechen 
13. November. Abdomen stärker aufgetrieben, galliges prhrechet, 


\ 


Ber 


ee 
ya nn 


16. März 


-, 
’ _ 


lie E: 
a wil h keine Flatus. — Anlegung einer Dünndarmfistel. 
en, Als: sol ' 


nm Wärme m 14. November. Fistel verklebt, | 


Anwendung m £ 
jstaltikhennat | Erbrechen. Erneute Enterostomie. - i | er 

— insbes Von jetzt ab ist der Verlauf stetig in melius vergens. Stuhlgang 
ibls —, sain $- tritt spontan auf. Am 26. November setzt eine. heftige Grippe mit 
herausstellude $- Bronchitis ein, die gut überstanden wird. Beide ‚Fisteln schließen sich 
mmt dann sd $- von selbst. T ee nn 
se der enin $ Nachtrag: Es handelte sich hier um eing essentielle Darmlähmung. 
anke ota E (Die alten appendikalen Verwachsungen erklären bei unveränderter 
ranke gt Appendix die akuten lleuserscheinungen nicht.) Erst nach der zweiten. 
y werden mi Enterostomie hörte die Darmlähmung auf. Der abschnittsweise lokalisierte 


dagegen keine Anhaltspunkte für eine bestehe 
nicht im späteren Verhalten des Patienten. ‘ 


"und heftigen Schmerzen im Leib. 


` 


weise aufgetrieben (wird milde ausgestrichen), 
Auffallendes. 
Spülun 
lähmung gehen rasch zurück. Es tritt.n 
‚ vesicae auf, der durch starre Kathete 


ne 


primam. — Im weiteren V 


~- genommen werden, 

Die Morphinverabreic 
Maximaldose, 
. eine Vorsichtsmaßre 
kleiner Eingriff ist, 


É Abteilung ein 


- - Frieden. 


P ‘ 


- verminderter Widerstand 
bwehrreaktior 


. Folgerungen daran knüpfen. . 7 


Aus dem Kreiskrankenhaus zu Striegau'in Schlesien 
(leitender Arzt: Dr. Gustav Neugebauer). 


Spastische Obstipation und Volvulus. 
ei Von | 
Dr. Gustav Neugebauer. 
Folgender Fall erscheint mir der Besprechung wert: 


hat, Fr 
| tellentzündung“ 
mehrere 
yii mittel h 
Č H ~ aeri | ; nich 
A | gan können. Klagen über krampfartige Schmerzen in beiden Beinen 
ul zwei Ta 
mal uncharakteristisc 
"A pil: rakteristisches Erbrechen. i 
l p Die Kranke wies folgenden Befund auf: Blasse, elend en 
r au. Kein Fieber, Zunge etwas trocken ‘und belegt. Lungen regel- 
2 1% Herz nicht verbreitert, Töne leise, nicht ganz En nn 
j| Melmäßig. Puls klein und beschleunigt. Der Leib .war hochgra Pd 
pi  Worgewölbt, schon leise Berührungen desselben waren sehr ee 
N wurde zunächst, daß der Pagus der Blase etwas oberha 
\aDe f di füllte 
S stand und Druck auf die ge Eu. ausstahlten‘ 


 Mvorrief, die h À i B 
a uo esonders nach dem kleinen Decken 
e linke Unterbauchgegend bis zur Flexura lienalis hinauf war eben 


D 


' 


~ 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, il. 


Es entleeren sich 
| ter 

Meteorismus. Stumpfe Wiedereröffnung der Fistel, secerniert wieder. 
15. November. Fistel funktioniert wieder nicht. Aufstoßen- und 


ößere Mengen dünnflüssigen Kotes. — .: 0. ei 
d z | . funktioniert nicht mehr. Erneu 


Meteorismus und der fast stets normale Puls waren aucb hier vorhanden,, 
nde 'Neuropathie, auch 


2. Friedrich W., 31 Jahre, aufgenommen den 18. November 1918, 
erkrankte vor zwei Tagen mit Aufstoßen, Erbrechen, Windverhaltung 

Nach Angabe des einliefernden 
Truppenarztes besteht dieser bedrohliche Zustand ‘schon den dritten 
Tag unverändert fort. Heute wurde ihm 0,03 Morphin injiziert (D). ` 

Befund: Patient: stark benommen (offenbar Morphinwirkung'!), 
Abdomen nicht druckempfindlich; leicht aufgetrieben, Erbrechen. Tem- 
peratur und Puls normäl. Operation in Chloroformäthernarkose: Mediane 


Laparotomie zwischen Schwertfortsatz und Nabel. Dünndarm abschnitts- 
sonst nirgends etwas 


Schnitt um 2-bis 8 em nach unten rechts verlängert, 
Appendix sicht- und fühlbar nicht verändert, wird entfernt. Heiße. 


g, Schluß der Wunde. — Verlauf: Erscheinungen der Darm- 
och ein Spasmus des Sphincter 


r. behoben wird. — Heilung per 

erlauf stellen sich häufige Klagen verschiedener | 

Art ein, wie bei Individuen von neurasthenisch-hypochondrischem Typus. 
Nachtrag: Auch hier’muß eine essentielle Darmlähmung an- 
Nervöse Symptome waren deutlich ausgeprägt. — 
hung vor der Operation, und zwar in Form der 
ist nicht zu billigen. — Die’ Appendektomie war nur 
gel, die bei der einmal gemachten Laparotomie ein 


Als beratender: Chirurg im Felde und .später auf der mir 
unterstellten größeren chirurgischen und chirurgisch-urologischen 
| es Reservelazaretts sowie in fachärztlicher Beratung 
an anderen Stellen habe ich den Eindruck gewonnen, daß die 
Fälle essentieller Darmlähmung im Kriege häufiger waren als im 
Das ließe sich unschwer ‚erklären aus der großen Be- 
` &nflußbarkeit neuro-labiler Individuen durch die Gefahren und 


Schädigungen des Krieges, wie ja überhaupt Neuropathen mit 
sfähigkeit in bewußter oder unbewußter 


ı die mannigfaltigsten Krankheitserscheiningen zei- 
tigen. Indes will ich die Richtigkeit- dieser Beobachtung einst- 
; „Wellen dahingestellt sein lassen und keine weiteren Schluß- 


‘fund bei der Operation erg 


t 
| au X. wurde am 15. Dezember 1918 mit der Diagnose „Bauch- 
lich. ins Krankenhaus eingeliefert. Die Befragung der ziem- 
f# j deh schwachen Kranken und ihrer Angehörigen ergab, daß sie schon 
Ba Wochen bettlägerig sei, starke Leibschmerzen habe, und schon: 
' age Zeit nur sehr schwer und selten Stuhlgang zu erreichen sei. Abführ- 
| ätten meist keinen Erfolg. Die-Kranke’sei in den letzten Wochen 
Sr heruntergekommen und habe schließlich das Bett nicht mehr ver- 


gen seien Stuhlgang und Winde nicht mehr abgegangen. 


Harnblase Schmerzen - 


-falls ‘empfindlich. Nach ‘Entleerung von etwa 21 “klaren: Harns 
. durch den Katheter: war der Leib. normal, die Schmerzhaftigkeit in der ' 
Mitte war geschwunden, die in der linken Leibseite blieb. Die Spannung 
der Bauchdecken hätte erheblich. nachgelassen, und in der linken Leib- 
seite waren mehrere: harte, knollenförmige Resistenzen zu fühlen. . Bei. 
der . Untersuchung überhaupt, besonders. bei der Untersuchung per- 
vaginam, die keine weiteren Aufklärungen und regelrechten Genital- 
befund ergab, traten starke krämpfartige Schmerzen in beiden Waden 

und in der Oberschenkelmuskulatur auf, . welche die Untersuchung er- 
'schwerten. Rectal war der Sphincter. ziemlich schwer zu überwinden, 
die Schleimhaut war. überall glatt und gut verschieblich. . Mit. dem 
.| Finger konnten zwei kastaniengroße hellgelbe harte rundliche, isoliert 
.[ voneinander liegende Kotknollen heruntergeholt werden. Ein Einlauf 
ih Knieellbogenlage, die wegen der Muskelspasmen’ in den Beinen 
.| nur schwer eingenommen werden konnte, ‘wurde gar nicht aufgenommen 
und floß aus der Ampulle ungefärbt sofort wieder ab. >` -` 
‚Die Sehnenreflexe waren deutlich gesteigert, die Pupillen sprachen 
an. Am Kreuz lag eine reichlich handtellergroße, schmutzig verfärbte 
tiefe Decubitusstelle. | gi ea en 
Mit Rücksicht auf die krampfhaften Zustände in der Waden- und 
Oberschenkelmuskulatur beider Gliedmaßen und die Hypertonie des 
Sphincter recti — die Urinverhältung wurde ebenfalls als durch einen 
: Krampf des Sphincter vesicae bedingt gedeutet — wurde der Befund am 
Abdomen als auf einer spastischen Obstipation beruhend angenommen und 
bei geringer Opiumgabe und Wärmeanwendung zunächst zwölf-Stunden 
abgewartet. Als daraufhin immer noch kein Stuhl und Abgang von 
‘Winden erfolgte, mußte. an eine Abklemmung des Därmes, die in die 
Gegend der Flexura sigmoidea verlegt wurde, gedacht werden, und es 
‘wurde sofort; zur Operation geschritten, die mit Rücksicht auf den stark 
geschwächten Zustand der Kranken möglichst kurzdauernd sein: sollte. : 
Durch einen rechtsseitigen, ‘parallel zum 'Poupartschen Bande 
gelegten Schrägschnitt wurde in Äthernarkose die Bauchhöhle eröffnet. 
Man faßte sofort das Colon descendens. Dieses. und der angrenzende 
Teil des Querkolons, das nicht tiefer als normal herunterhing, war mit 
20 harten rundlichen Kotballen gefüllt, und zwar von Nuß- bis Klein- 
'apfelgröße. Die einzelnen Kotballen, von denen die größeren ziemlich 
schwer: waren, lagen isoliert und waren von der Darmwand. fest um- 
klammert. Die zwischen den Kotballen liegenden Abschnitte des Colon 
descendens waren aufs äußerste kontrahiert"und gaben dem Ganzen 
‚ eine perlschnurartige.Form. . Nach dem kleinen Becken zu wurde der 
Abstand zwischen den einzelnen Kotballen größer. Es ergab sich also . 
der gleiche Befund, wie ihn Groedel bereits röntgenologisch erhoben 


und geschildert hat (1). m: \ en | 
| Beim Verfolgen des Colon descendens nach dem kleinen Becken 
zu fand sich dann ein Volvulus der Flexura sigmoidea im Sinne des. 


Uhrzeigers um etwa 800°. .Im Schlingenende der Flexur saß ein 
mittelgroßer, ziemlich schwerer, runder. harter : Kotstein. Die Flexur 
selbst mit ihrem Mesenterium war nicht länger als normal. Entzünd- 
liche Erscheinungen konnten makroskopisch am Darm nicht festgestellt 
werden (2.  _ a, a: WE 
= Der Volvulus wurde aufgedreht, eine nennenswerte Schädigung 
des Darmes war nicht eingetreten. Über dem größten Kotballen des 
Colon descendens wurde der Darm eröffnet, und aus dieser Öffnung 
des vorgelagerten Darmteils konnten langsam und etwas mühsam die 
übrigen Kotsteine entfernt werden.‘ Darmnaht quer und Naht der 
Bauchdecken in Etagen. Von einer Resektion oder einer Fixation der 
Flexur wurde Abstand genommen. Das Zustandekommen des Volvulus 
wurde auf den 'schweren, herabziehenden Kotstein zurückgeführt, und 
mit der Ursache hoffte man. auch die Wirkung beseitigt zu haben. Die- 
Länge der Flexur überschritt nicht die Regel; und dann wollte man 
der schwachen Patientin eine längere Narkose nicht zumuten. ` 
. Um die Spasmen des Darmes und. zu gleicher Zeit .auch.den 
postoperativen \Wundschmerz und den Hustenreiz etwas zu mildern, - 
wurde Opium gegeben, immer mit dem ‚Erfolge, daß sofort Stuhlgaug 
erzielt wurde, der allerdings immer 'nöch eine kugelige Form hatte, 
wenn auch seine Konsistenz nicht mehr so hart war, wie es der Be- 
ab. ' Vor der Operation subeutan verab- 
folgtes Atropin hatte einen merkbaren Irfolg nicht gezeitigt. - > 
- Eine Bauchdeckeneiterung verlief fieberlos. Am siebenten Tage 
erlag die Kranke unter plötzlichem Fieberanstieg einer Grippepneumonie, 
nachdem sie sich vorher bereits leidlich gut erholt hatte. a | 
Aus dem ganzen Verlauf der Erkrankung und dem Ope- 


rationsbefunde dürfte zunächst eindeutig hervorgehen, daß das 


Primäre — im Rahmen der übrigen nervösen Erscheinungen: 
Wadenkrämpfe, Sphincterenspasmen usw. — die spastische Obsti- 
pation war. Dafür sprechen ohne weiteres die schon ' lange 
dauernden Stuhlbeschwerden und die Leibschmerzen an typischen 
Stellen, welche die Kranke stark herunterkommen ließen und bett- . 
lägerig machten (3, 4,`5) — sogar Auftreten von Decubitus —, 
aber schließlich doch zuweilen auftretender Stuhlgang, über dessen 
Form die Kranke leider keine Auskunft geben konnte. Wahr- 
scheinlich. ist er ebenfalls knollenförmig und rundlich gewesen, : 


so wie es der Operationsbefünd ergab. Ich selbst habe bei den 
von mir beobachteten Fällen von spastischer Obstipation immer 


` . 


è ON 


Ira 

> 
FR 
Te 

KJ 

da, 

oa 
+ 

i 
a 
A S 
* a 
aot . 
x us 
Hi 
o 


4 
1 
i 
pá 
r 
b 
Par) 
' 
eat, 
. 
in tr 
rt 
s 
+ 
Mr! 
A N 
ri 
Pt. 
m 
: ii 
Ii fi 
AH G 
ud * 
t 
ie 
- ki 
ar ‘ 
Bon 
ra bi 
ehe 
hea 
E 
Lat 
’ 
vn 
5 
-ĵi 
. 
~ 


Å 


bi - 
ANGST DE S 
te I 
b a e E v 
S an ee 
Be EL sa 


RE TEL 


` 


an. 
A 
1 Se 


Bye 
et _ 
ž Da T 


r 


ee a O 
a 
a i - = 
S wre $ ee 


EN A 
“-.. er ai 
- a á 


Bet 
a 


CEERI 5 Š 
“= Erh, Sie) ten k 
BEE 


g ~ Fa 
We ee nn 


- i 
-3'e 
ir 


ori e oar I 


mu 
a 


Se SEE Sie. 
Bee wa T IRG, i 
s “o 


T Rn 
e aaa da 3 ZU Eu 
Oota a 


we 


EN 


a TEON 


benan 


> 
am T T 


= ET EEE 
> I e TET SR zap l- a Jr mu, = 
P- y TA ce Ae ee EEE ER A Pe Te $ = k 
à A r a A a AR 2 3 Sn am & ur? = -eP an’ EI ME 
e A ie er a ee ‘ EPN ge ET, -e r a BE Ne en a BT 
-= ie ee ` OA A ya A EA E a u D er Ta N u 
X $ Sun en, nie Sn Baer ~ 
Saa 


» t 
as; 
= 


Er 
=. IE 


I: 

a 
= TAT 
lage 2 Sr 


ES 


we 
Be a LE ee an 
See, et NE 


ir 
ee ae ee 
wacen ae nuı nd e'i 
= SR De a Se 


Ei ERST U E 
mre a A L8, 
t - BE " 


.. 


nie 
SAK 


‘y 
ar ns 
Ar 3 
E Ber 
Wi: 

b ‘ 
HES 

er 

Be 


TE aus r. r PER 7 D Bu 
x er = > s er er z . 
rr o- u N & ar , z r 
byk i 5 G = BN -. Re 3 © 
y i , . 
& 2 M 2i g s 5 u = Zu REN 
x F .— r x Š i m... S 2 
zur rn ne en ne a a o Shan wo 
= KON A 
DOES L 2 en EEE a 
x Pr 2 > Ban pp} ge~ 
n 2 m 3 g: E A ae e a 
z TI ne à = En 


a. 
RN a ee BEER we re Su 
ein ei ee De Zt IND 


à e E S 
ge a a 


266 - 


nur diese Stuhlform beobachtet und halte nur diese für die 
. spastische Obstipation für typisch. Der von einer Anzahl Autoren 
geschilderte bandförmige oder Bleistiftstuhl ist meines Erachtens 
nicht charakteristisch. Der harte, knollige Stuhl bei spastischer 
Obstipation ist selbst durch den Sphincter nicht ohne weiteres 
band- oder bleistiftartig formbar. Beim Nachlassen der Spasmen 
wird er gewöhnlich mit der vom spastischen Darm — wie oben 


geschildert — hervorgerufenen Form gut und fast unverändert durch 


den erschlafften Sphincter entleert (6), Dagegen habe ich die 
bleistiftartige Stuhlform des öfteren bei Affektionen des Sphincters 
selbst oder seiner. nächsten Umgebung beobachtet, wenn durch 
Andrängen des Stuhles gegen und durch den Sphincter ein Krampf 
des letzteren eintritt, z. B\ bei Analfissuren, Mastdarmfisteln, 
Hämorrhoiden usw. Der Stuhl ist in diesen Fällen auch meistens 
weicher und besser formbar, wie der harte ausgetrocknete Kot der 
spastisch Obstipierten, und wird nur aus Furcht vor dem am oder 
in der Nähe des Sphincters beim Defäkationsakt auftretenden 
meist sehr lebhaften Schmerz absichtlich zurückgehalten. 

Die Obstipation im allgemeinen ist schon mehrfach in 
der Literatur als Ursache von Volvulus erwähnt (7, 8), Jedoch er- 
scheint mir in keinem in der mir zur Verfügung stehenden 
Literatur veröffentlichen Falle das Bild so einwandfrei, wie hier 
bei diesem Falle von spastischer Obstipation. Die Flexur war von 

. normaler Länge und Beweglichkeit. Jedoch der relativ schwere 
rundliche Kotstein in der Mitte der Schlinge, der dieselbe nach 
dem kleinen Becken zu zog, war der gegebene Ausgangspunkt 
und die Ursache der Drehung, die dadurch noch erleichtert wurde, 
daß infolge der Darmspasmen der zu- und abführende Schenkel 
dünn fast wie ein kleiner Finger waren. Daß der Volvulus erst 
von kurzer Dauer war, geht daraus heyvor, daß eine Schädigung 
des Darmes noch nicht eingetreten war. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 11. 


16. März. | 


Russische Ärzte haben schon des öfteren beobachtet und 
berichtet, daß das Vorkommen des Volvulus in Rußland häufiger 
sei als in Deutschland, und führen das in der Mehrzahl darauf 
zurück, daß die dortige Bevölkerung eine mehr vegetarische, aber 
dafür volumengrößere Nahrung zu sich nimmt. Spasoku= 
kozky (9) kommt auf Grund seiner Beobachtungen zu dem 
Schlusse, daß langdauernde Hungerperioden, wie sie unter den 
sozialen Verhältnissen Rußlands häufiger vorkommen, in Verbin- 
dung mit der voluminösen vegetarischen Kost das Zustandekommen 
des Volvulus besonders begünstigen. Die Leere einzelner Darm- 
schlingen und stärkere Füllung und Ausdehnung der anderen 
scheint die Drehung herbeizuführen. Solche Verhältnisse sind 
ohne weiteres bei der spastischen Obstipation ebenfalls gegeben. 

Im übrigen hat Deutschland doch wohl auch jetzt eine ganz 
erhebliche Hungerperiode . dürchzumachen gehabt und lebt noch 
mitten darin. Es wäre nicht uninteressant zu erfahren, ob in 
Deutschland während des jetzigen Krieges, wo dje Ernährungs- 
verhältnisse zum großen Teile mit den von Spasokukozky 
geschilderten russischen vergleichbar sind, eine Zunahme von 
Volvulusfällen stattgefunden hat. Ebenso wäre es nicht unlohnend 
festzustellen, ob durch den Krieg, der doch das Nervensystem 
größerer Massen stark alteriert hat, ein gehäufteres Auftreten von 
spastischer Obstipation eingetreten ist. 


Literatur: 1. Groedel, Die Klassifizierung der funktionellen 
chronischen Obstipation vom röntgenologischen und therapeutischen Stand- 
punkt aus. (Hier auch weitere Literaturangaben.) M. Ki. 1914. 1009. — 
2. Strauß, D. m. W., 39. Jahrg. (82). — 3. Westfalen, Arch. f. Ver- 
dauungskr. Bd. 7. — 4. Kisch, 28. Versammlung der Balneologischen Ge- 
sellschaft 1908. — 5. Singer, Die spastische Obstipation. (W. kl. W. 1903. 
14.) — 6. Pflanz, Prag. m. W. — 7. Waterhuse, Bericht der D. m. W. 
1909, 1076. — 8. Lampe, Nordostdeutsche Ges. f. Gyn. 23. Januar 1999. 
— 9. Spasokukozky, Volvulus intestinorum als Krankheit der hungern- 
den Menschen. (Arch. f. klin. Chir., Bd. 91.) | 


Referatenteil. 
Redigierb von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin. i 


Sammelreierat. 


Über einige wichtigere versicherungsmedizinische Arbeiten 
des Jahres 1917. 


Von Dr. Reckzeh, Charlottenburg. 


Mit Beendigung des großen Krieges treten eine Reihe ver- 
sicherungsmedizinischer Fragen wieder mehr in den Vordergrund 
des Interesses, da infolge der Heimkehr zahlloser Arbeiter und 
Angestellter die ärztliche Tätigkeit in der Kranken-, Unfail-, In- 
validen- und Angestelltenversicherung eine erhebliche Zunahme 
erfährt. Im folgenden möge daher eine Reihe von Arbeiten Be- 
sprechung finden, welche uns zwar größtenteils Kriegserfahrungen 
mitteilen, welche aber geeignet sind, auch die Versicherungs- 
medizin zu fördern. Naturgemäß handelt es sich — wie bei den 
meisten Veröffentlichungen der letzten vier Jahre — meist um 
das Gebiet der Unfallversicherungsmedizin, da ja selbstverständ- 
lich unsere 'erste ‚Sorge den zahlreichen Kriegsverletzten zu 
gelten hat. Ä 

Über die Grenzen des Erreichbaren im ärztlichen Teile der 
Invalidenfürsorge äußert sich Spitzy. Es wird zweifellos nie- 
mals gelingen, Menschen nach Verlust einer oberen Gliedmaße, sei 
es, daß sie diese durch Amputation oder ihre Gebrauchsfähigkeit 
durch eine Lähmung verloren haben, für viele Berufe wieder voll- 
wertig zu machen, weder ohne, noch mit Prothese, auch wenn 
diese noch vollkommener ist als die jetzigen. Es wäre unrecht, 
Invalide mit größerem Ausfall in Berufe hineinzuschieben, in 
welchen sie nur teilweise erwerbsfähig werden und niemals damit 
ihren Lebensunterhalt erwerben können, und sie damit der An- 
lernung in einem anderen Berufe zu entziehen, in wolchem sie viel- 
leicht vollkommen erwerbsfähig werden können; ebenso falsch 
wäre es auch, die Ausbildung der noch vorhandenen Arbeitskraft, 
die in dem richtigen Zusammenwirken der Stumpfmuskulatur und 
Prothese noch erreicht werden kann, brachliegen zu lassen, denn 
auch die nur teilweise Ausübung bestimmter Berufe spart doch 
an jenen Arbeitskräften, die bei Fehlen dieser Teilkräfte heran- 
gezogen werden müßten. | 

Fürth bespricht Starkstromunfälle im Felde. Im Kriege 
kommen Unfälle durch Starkstrom in der Armee häufiger vor als 
im Frieden. Einige hier beobachtete Fälle werden mitgeteilt und 
auf die sich dabei ergebenden wichtigeren Punkte hingewiesen. 
Es wird dargelegt, daß durch genaue Beobachtung und Unter- 


————— 


$ 


suchung bei elektrischen Unfällen im Felde manche der noch 
strittigen Fragen geklärt werden können, und wie sich auf Grund 
der bisherigen Erfahrungen bei Unfällen und Tierversuchen die 
erste Hilfeleistung und Behandlung zweckdienlicher gestalten läßt. 

Specht beschreibt einen Fall von Granatsplitter im linken 
Ventrikel nach Verletzung der Vena femoralis. Der Granatsplitter 
im linken Ventrikel konnte nach Art der Verletzungen nur aus der 
tiefen Weichteilwunde am Oberschenkel stammen, zumal bier eine 
große Vene quer durchschlagen war. Es mußte also neben dem 
Durehschuß noch ein Steckschuß vorgelegen haben. Der Splitter 
ist demnach von der Vena femoralis, wahrscheinlich bei oder un- 
mittelbar nach der Verletzung angesaugt worden, durch die Vena 
cava inferior in den rechten Vorhof, von dort durch das offene 
Foramen ovale in den linken Vorhof und schließlich in die linke 
Kammer gekommen. | 

Weber bringt Beobachtungen am traumatischen Anen- 
rysma arteriovenosum. Es zeigt. sich, daß während der Kom- 
pression des Aneurysmas der Medianabstand des Herzens nach 
rechts um 1 cm kleiner wurde. Der linke Herzrand blieb unvet- 
ändert. Wegen der direkten Verbindung eines größeren Arterien- 
astes mit einer großen Vene kann der mittlere Blutdruck nur - 
durch eine erhebliche Mehrarbeit auf angemessener Höhe gehalten 
werden und, da die breite Verbindung von Arterie und Vene © 
dauernder Zustand ist, muß es zur Hypertrophie der die Kom- 
pensation besorgenden Muskelelemente kommen. Wird nun das 
Aneurysma komprimiert, so hört der Druckverlust plötzlich auf 
und es muß zu einer Drucksteigerung kommen, weil die kompen- 
sierende Tätigkeit der hypertrophischen Muskulatur vom Herz 
gefäßsystem weitergeht. Diese Blutdrucksteigerung ruft durch 
Reizung des Nervus depressor Pulsverlangsamung hervor. 

Hedinger äußert sich über die Bedeutung des indirekten 
Traumas für die Entstehung der Aneurysmen der basalen Hirn- 
arterien. Die mitgeteilten Beobachtungen beweisen, dab unter 
gewisson Bedingungen, auch wenn kein direktes, lokal auf y 
veränderte Gefäß wirkendes Gewicht vorliegt, eine völlig normale 
Hirnarterie infolge mechanischer Einflüsse rupturieren und gokul 
där aneurysmatisch umgewandelt werden kann. Ob man dam | 
im einzelnen Falle geradezu von einer traumatischen Prien 
im Sinne eines Unfalls sprechen kann, muß jeweils, die pene 
sichtigung des gcsamten klinischen und pathologisch-anaton 
schen Bildes ergeben. 

Rochs liefert einen Beitrag zur Kenntnis der 
tischen Zwerechfellhernien nach Gewehrschußverletzungen. 


trauma- 
Im 


Be 


ren beobachtet wi 
n Rußland häng 
er Mehrzahl dav 
vegetarische, ak 
mt, Spasokı; 
chungen zu dat 
wie sie unter de 
mmen, in Verb 
s Zustandekomme 
e einzelner D 
ung der apd 
Verhältnisse sti 
benfalls gegeben 
h jetzt eine gut 
t und lebt mé 
erfahren, ob 3. 

dje Ernährung: 
asokukosi; 

3 Zunahme W, 
nieht unlohnen 

15 Nervenspstin 

g Auftreten m 


der funktiondio 
peutischen Stat 
i 1914, iM, a 
ne Ana 
nAn an 


93, Januar E; 
veit der hooge: 


1 

he der 1 
h auf GW, 
suchen Ë 
stalten r 
rin 
ap 
pur ab 


N 


dwè 


E] 


Na 


ie i 


+ 


f 
f 


ni der Du 


| -den Ko 


an) 


Anschluß an eine linksseitige Zwerchfell 


später in der großen Mehrzahl der Fälle zu‘ einem Eingeweide- 
prolaps in die. Brusthöhle, wobei das Netz fast regelmäßig zuerst 
vorfällt, ein „Leitband‘“ für die angehefteten Organe ist. Auch 


wenn im frischen Zustande der Prolaps ausbleibt, schließt sich 
die Zwerchfellwundöffnung in der Regel nicht. Die Einklemmung: 


der prolabierten Teile erfolgt erst nach Monaten und Jahren, wahr- 
scheinlich weil anfangs der Zwerchfellwundrand noch nachgiebig, 


in späterer Zeit aber ein derbes, narbig .schrumpfendes Gebilde 
ist, das als Schnürring wirkt. . Als besonders, gefährlich sind hin- 


‚sichtlich ihrer Größe die mittelgroßen Defekte (Orth) anzusehen. 
- Die Prädispositionsstelle für Zwerchfellhernien ist die linke 
Zwerchfellkuppe, besonders die Grenzen von sehnigem und mus- 


kulösem Teil. | K l TE | 
aandelt die Unfall- und Militärneurosen. Die 


F Strasser beh | | 
im Krieg, im Militärdienste vorgekommenen Neurosenformen (aus- 


‚geschlossen diejenigen, bei denen nachweisbare körperliche, vor- 
nehmlich Gehirmtraumen als bleibende Gründursache vorliegen) 


sind nur insofern als Folgen des Krieges und.der Militärpflicht 


zu betrachten, als die Umweltsverhältnisse der Imaginationstätig- 
keit den formierenden Stoff für die Symptome bieten. Abgesehen, 
davon aber. ist jeder Fall. individuell konstelliert und nur von 
‚ser Auffassung aus verfolgt und durchdacht verständlich. Die 
therapeutische Schwierigkeit liegt in den erschwerten Lebens- 
bedingungen und den sich widerstreitenden Fiktionen altruisti- 
scher und egoistischer Tendenzen, in den Konflikten, die zwischen 
Staatspflicht und Individualität erwachsen. Der Arzt muß allen 
diesen Erwägungen Rechnung tragen und befähigt sein, Kompro- 
mis3e. praktischer Geltung zwischen den außergewöhnlich hohen 
und von den Staatsgewalten getragenen Ansprüchen an die Persön- 
‚lichkeit und den Bedürfnissen des nicht anpassungsfähigen Einzel- 
nen zu handhaben. ., > . 

Röper äußert sich zur Frognose der Hirnschüsse. 50% 
der- Hirnschüsse sterben in den Feldlazaretten, von denen, die in 
‚die Heimatlazarette kommen, sterben 20%; von den Überlebenden 
Sind drei Siebentel „Hirnkrüppel“, drei Siebentel behalten ‘dauernd ` 

Folgen, sind, aber | 
5 bleibt frei von nachweisbaren Folgeerscheinungen. 
. Nauwarck liefert einen Beitrag zur Kenntnis 
nischen traumatischen Hirnabscesses. Zwischen dem Trauma und 


dem Tode liegt ein Zeitraum von 38 Jahren. Praktisch zeigt sich, 
daß der Träger eines Himabscesses von dieser Seite her seines 
‚Lebens nie sicher ist, daß andererseits der chronische Hirnabsceß 
nicht notwendig ‘der Übel schlimmstes zu sein braucht, vielmehr 

angen beschwerdefreien Leben vertragen kann. Der 


des chro-, 


sich mit einem | 
akt tritt plötzlich ein. -Pneumokokken infizierten 


tödliche Schluß 
ege auch den wohl an sich besonders disponierten - 


auf dem Blutw 
Hirnabsceß und regten gewissermaßen symbiotisch die vorhande- 


nen Staphylokokken zu mächtiger Vermehrung, den Hirnabsceß 
Gamit zu seinem-akut tödlichen. Wachstum an. . Der Absceßbalg 
pflegt ım ausgebildeten Zustand aus Bindegewebe zu bestehen. 
Heidenhain bespricht Kopfverletzungen durch stumpfe 
Gewalteinwirkung. _ Bei einer stärkeren Gewalteinwirkung auf. 
pË ist eine mehr oder weniger hochgradige Quetschung des 
‚ der Pia. und'Dura mater mit oder ohne Splitterung der 


ehirns 
Tabula vitrea nicht selten; ‚eine Verletzung der .Weichteile des. 


„opfes ist oft mit aller Sicherheit festgestellt; trotzdem treten in 
en Geweben innerhalb der Schädeldecke oft Entzündungen 
(Pachymenineitis, Meningitig-serosa. usw.) ein (coup' oder contre- 


; De pebthal teilt Erfahrungen über Kopfschußverletzte 
“us einer Beratungsstelle. für Kriegsbeschädigte mit. Jeder Kopf- 
verletzte bedarf nach der. Entlassung einer längeren Kontrolle 
«Wch eine Fürsorgestelle. Epileptiker und schwere Hysteriker 
wegen ihrer Unbrauchbarkeit im Berufsleben. vorerst mög- 
east in besonderen, noch’ zu 'errichtenden Abteilungen unterzu-. 
a Die Prognose betreffend Arbeitsfähigkeit ist bei Kopf- 
r ‚Onetzten eine ziemlich schlechte, 37% mußten ihren Beruf auf- 
geben, der größere Teil wurde zwar im alten Berufe wieder unter- 
Eehtacht, war jedoch in ‘der Erwerbsfähigkeit mehr oder weniger 
X 5 beeinträchtigt. Jeder Arbeitgeber ist bei Einstellung eines 
| En verletzten von dessen Schädigung zu unterrichten, eine ge- 
wendig, ksichtnahme ist insbesondere bei Kopfverletzten. not- 
En Voß bringt- nervenärztliche Erfahrungen an 100 
ad elverletzten. Bei den geringen Erfolgen der arzneilichen 
nd physikalischen Behandlurfg der Störungen nach Schädelver- - 


schußverletzung kommt- 
es, wenn Lage und Größe der Wunde dies gestatten, sofort oder 


- Ausfälle der Sensibilität m 


nicht sozial verloren, und nur ein Siebentel 


Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, 


ee 


16. Mäi- ©- 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — N.il.. 0° 55 
| letzungen sind wir zu aktiyem-chirurgischen Vorgehen berechtigt. 


‚Nicht nur ausgesprochene traumatische Epilepsie sollte den chir- 
urgischen Eingriff nahelegen. Bestehen bei einem Schädelver- 
letzten heftige subjektive Störungen oder lassen sich Zeichen einer 
heginnenden ‚Epilepsie nachweisen, so ist der Eingriff geboten. 
Sind auch die Aussichten der Heilung einer traumatischen Epi- 
lepsie gering, so lassen sich ‘doch die Anfälle in einer gewissen 
und die subjektiven Störungen in einer großen Zahl von- Fällen 
' sehr günstig beeinflussen. SE EN ARTEN 
Hahn besprieht die Frage der Dienstbeschädigung bei Para- 
lyse. Die Kriegserfahrung spricht gegen die Annahme von Dienst- 
-beschädigung: bei Paralyse, sie hat aber auch allgemeinere Be- 
deutung: Warum nur ein kleiner Prozentsatz der Lues. zu: Para- 
lyse führt, wird man nach dem Kriege so wenig wissen wie vor- 
her, man wird weiterhin an Lues nervosa oder an Rassenschädi- 
gung durch. Kultureinflüsse und dergleichen denken dürfen, aber 
man wird endlich aufhören müssen, körperlichen und geistigen 
Anstrengungen und Schädigungen, welche den Kranken selber 
getroffen haben, eine Bedeutung zuzumessen. ' | 


967 


Wetzell liefert einen Beitrag zur Brown-Séquard- 


schen Lähmung des Halsmarkes infolge von Artillerieverletzungen. 
Beschreibung eines. sicheren Falles von Brown-Séquard- 
‘scher Lähmung des oberen Halsmarkes. Die Halbseitenläsion 
wird angezeigt durch die gleichzeitige Hemiplegie, durch die auf 
der Ausschaltung des linken Sympathicus beruhende Verenge- 
rung der linken Pupille ynd Lidspalte und durch die gekreuzten 
it gleichzeitiger - Hyperalgesie und 
_ Thermohyperästhesie. a u 
Beitzke bespricht Rückenmarkserschütterung durch 
Schußverletzung. Bericht über einen‘ anatomisch untersuchten 
einschlägigen Fall.. Es fand sich Verdichtung und Pigmentierung 
des epiduralen Gewebes und eine\erhebliche ‚Schädigung der Mark- 
substanz an der Stelle der Gewalteinwirkung. ° = 
v. Hansemann berichtet über eitrige Meningitis nach 


Kopfverletzungen. Diejenigen Stellen, deren Ruptur zu einer Ver- 


bindung des Schädelinnern mit der Außenwelt führen. kann, sind 
zunächst eine. Stelle-an der Innenfläche des Stirnbeins, die die 


Rückwand der Stirnhöhle bildet oder wenigstens einen Teil. der- 


finden sich auf den Orbitadächern.. Eine dritte Stelle findet sich 
an der Decke der Keilbeinhöble. Diese ist in ihrer Ausdehnung 


ebenfalls außerordentlich variabel. Eine vierte Stelle ist am Os - 


petrosum über dem Labyrinth. Die Entstehung. eitriger Menin- 
gitis nach Schädelschüssen kann auf folgende Umstände zurück- 


geführt werden: 1. durch Eröffnung eines Ventrikels, 2. direkt 


von der Wunde aus, 3. durch fortgeleiteten Sprung auf die Basis 
‚mit ‚Eröffnung der Lamina cribrosa, 4. durch Eindrücken der 
Lamina cribrosa infolge der Sprengwirküng, 5. durch Eindrücken 
der hinteren Wand der Stirnhöhle durch Sprengwirkung. - 

Oppenheim gibt eine interessante Übersicht über den. 
Stand der Lehre von den Kriegs- und Unfallneurosen. Mit der 
Aufstellung und Abgrenzung der „traumatischen Hysterie“: ist 
nicht alles erfaßt, was als funktionelle Neryenkrankheit : durch 
Erschütterungen des Nervensystems hervorgerufen werden kann. 
Die durch den Schreck erzeugten funktionellen Nervenstörungen 
sind meist flüchtiger Natur, sie können durch Wünsche, Begehrun- 
gen und durch Auflehnung gegen die Heilung. standfest gemacht, 
werden, aber ihre Beständigkeit gibt umgekehrt nicht das Recht, 
'sie auf eine derartige Grundlage zurückzuführen. . Ein Fortschritt 
ist der Nachweis, daß die offenkundigen Symptome der trauma- 
tischen: Neurosen in der Regel durch Suggestion und Zwangs- 
behandlung in kürzester Zeit zum Schwinden gebracht werden: 


können. Wenn dieser Erfolg auch'nur in der Minderzahl der Fälle 


einer Heilung gleichkommt, ist er doch erstrebenswert, da er die 
Grundbedingung für die Arbeitsfähigkeit schafft.” Ein weiterer 
Fortschritt beruht in der Feststellung, daß die Arbeits- und Er- 
werbsfähigkeit der an traumatischen Neurosen leidenden Personen 
nicht in dem Maße herabgesetzt ist, wie früher angenommen. Un- 


fallrente und Kriegsdienstbeschädigung ist deshalb nicht zu be- 


willigen: a) bei leichter Unfallneurose, b) bei reiner Rentenkampf- 
neurose, c) in den Fällen, in denen mit an Sicherheit grenzender 
daß unter dem Zwange der 


Arbeit. Heilung erfolgen wird. 

` Schepelmann behandelt die Frage des „Trauma und 
chronische Infektionskrankheiten“. Sieht man schon wenige Tage 
nach dem Trauma, etwa vier bis fünf Tage, eine Lokaltuberkulbse . 
auftreten, so kann es sich selbstverständlich nur um die Ver- 
schlimmerung . einer -bereits floriden Tuberkulose handeln - 


r 


1 


selben. Eine zweite solche dünne Stelle, oder vielmehr mehrere, 


N 


- “rn. 
N NOE 
> ro 


—r 
u 
— 
Na 


KEIL 
vó Mr re 
> 
nn 


x Z5 
Tre 
we. 
> 
2 
> 


DE ur 
Keine 
ta nn 


ey 


other 
an De 
en 


n>2 mie ys 


2 

> A - 

Rt 
R 


uam a 


nt 
neda ga 
Er 
IT. 


= 
rn: > Wr 
- 


Ge 


Mi m 
wien 


eines 
- ys u 
nr ar. - 
tiaa z 
~ 


mi, 


ona E 
Se N N 
Li 


tn. 


t 
` 


` 
PAE CO 
Ts sen ee t 


2.2 
N 


PE A r Zn ,® 
a T. 

æ e Tie 

FB o sn m a 


uns]: 


lu ann 


„ 
— 
” 


~ 4- 
zu 


=... 
ungen: 


ze ba 
EEE j a É z 
a a ea a A 


nme 


da 
Kr EEE 


> [—_ 


u a a a Ta: 
A E 


_ 


Fi 
. 4 
t 
Be $ 
nn! 
E 
D 
UER] 
$ 
br 
ME 
ı ‚A 
Ir 
» * 
h 
y 
a 
ı VG 
~ 
4 


` EEE = 
N en Pa” 
“m 


.. 
-— = 


DE ER, 


mn agu’, 2. - 


m. 


ter. 


r 
men e L NEE 
an $ u ai 5 ca 

t RE n = wur 


fa 


Tpit geur ic 


. x - 
Bes 


>. We 
PR 
-Pa = 


en. 


ist 


er r 
lee 


- N 


L DN 


268 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 11. 


(Thiem); denn die Entwicklung des Tuberkels beginnt erst drei 
bis vier Tage nach der Infektion, und befindet sich nicht vor dem 
12. bis 14. Tage auf der Höhe der Entwicklung. ‘Bei Wirbel- 


. verletzungen werden sogar Monate bis Jahre vergehen,. che es 


zur Ausbildung des Buckels oder der Senkungsabscesse kommt. 
Es werden auch bei langem Intervall stets gewisse Brücken- 
symptome bestehen, die eine im wesentlichen fortlaufende Sym- 
ptomenkette zwischen Trauma und späterem Leiden bilden, wie 
Schmerzen, Wirbelsäulenversteifung, Abmagerung, Fieber usw. 
Das Intervall zwischen Trauma und Sichtbarwerden des Gummas 
ist verhältnismäßig kurz, im höchsten Falle vier bis sechs Wochen. 
l In der Unfallversicherungsmedizin spielt die Frage zuweilen 
eine Rolle, ob ein plötzlicher Todesfall Folge eines Betriebsunfalls 
ist oder innere Ursachen hat. 


l Steiger behandelt „plötzliche Todesfälle (sogenannter 
Minutenherztod) bei Insuffizienz des Adrenalsystems“, speziell bei 
Nehennierenerkrankungen (Morbus Addisonii). Bei anatomisch 
nachweisbaren Veränderungen des gesamten chromaffinen 
Systems, speziell der Nebennieren, kommen plötzliche und unerwar- 


tete Todesfälle vor. Das beweisen die vier Beobachtungen. Das 


Adrenalsystem kann dabei allein oder. in Kombination mit den 
übrigen endokrinen Drüsen erkrankt sein. Klinisch können die 
Symptome der Nebennierenaffektionen in Form des Morbus Addi- 
sonii vollständig ‚oder teilweise vorhanden sein. Der plötzliche 
Tod tritt bei diesen Affektionen namentlich nach körperlichen An- 
strengungen aus scheinbarem Wohlbeffnden heraus ein. Die 
Adrenalinverarmung wird so groß, daß durch plötzlichen Blut- 
Arueksturz im Herzgefäßsystem der Kollaps eintritt. Diese plötz- 
lichen und unerwarteten Todesfälle bei Insuffizienz des chrom- 
affinen Gewebes, speziell bei Verkäsung in den Fällen von kli- 
nisch reinen oder okkulten Addisonerkrankungen sind nicht allzu 
selten. 

. ' Zum Schluß seien noch zwei interessante eerichtlich-medizi- 
nische Arbeiten erwähnt. 


Straßmann bespricht die Frage der Kohlenoxydver- 


- giftung und Verbrechen. Die Kohlenoxydvergiftung tritt meist 


durch einen unglücklichen Zufall ein, daneben wird sie auch 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


16. März. 


immer häufiger zu Selbstmorden benutzt, sodaß man bei un- 


sicherem Sektionsbefund immer an diese Todesursache denken 
muß. Die Hauptfrage beim erweiterten Selbstmord ist die nach 
der Zurechnungsfähigkeit des Täters. In Frage kommen vorüber- 
gehende melancholische Depressionen auf der Grundlage einer 
psychopathischen oder degenerativen Beschaffenheit, die Ab- 


grenzung gegenüber reiner Verzweiflung ist manchmal nicht 


| leicht. 


Endlich berichtet Spinner über das Vorwiegen der 
Frauen beim Giftselbstmorde. Das Gesamttotal aller Giftselbst- 
morde aus der Schweiz in zehn Jahren betrug 474 Fälle, wovon 
266 — 56,1% — auf die Männer und 208 — 43.9% — auf 
die Frauen entfallen. Der zeitweise noch auftretende Frauenübher- 
schuß bleibt auf das Endresultat ohne Einfluß. 


Literatur: Spitzy (Wien). Über die Grenzen des Erreichbaren im ärzt- 
lichen Teil der Invalidenfürsorge. (M. m. W. Nr. 15.) — Fürth, Starkstrom-. 
unfälle im Felde. (Ebenda Nr. 28.) — Specht, Granatsplitter im linken Ven- 
trikel nach Verletzung der Vena femoralis. (Ebenda Nr 27.) — Weber (Bad 
Nauheim), Beobachtungen am traumatischen Aneurysma arteriovenosum. 
(Ebenda 1917, Nr.13.) — Hedinger (Basel), Die Bedeutung des indirekten 
Traumas für die Entstehung der Aneurysmen der basalen Hirnarterien. 
(Schw. Korr. Bl. Nr. 42.) — Rochs, Zur Kenntnis der traumatischen Zwereh- 
fellhernien nach Gewehrschußverletzungen. (B. kl. W. Nr. 4.) — Strasser 
(Zürich), Über Unfall- und Militärneurosen. (Schw. Korr. Bl. Nr. 9.) — Röper 
(Hamburg), Zur Prognose der Hirnschüsse. (M. m. W. Nr. 4) — Nauwarck 
(Chemnitz), Zur Kenntnis des chronischen. traumatischen Hirnabscesses. 
(Ebenda Nr. 4.) — Heidenhain, Über Kopfverletzungen durch stumpfe Gewalt- 
einwirkung. (Ebenda Nr. 18.) — Depebthal (Köln). Erfahrungen über Kopf- 
schußverletzte aus einer Beratungsstelle für Kriegsbeschädigte. (Ebenda 
Nr. 19.) — Voß (Krefeld), Nervenärztliche Erfahrungen an 100 Schädelver- 
letzten. (Ebenda Nr.27.) — Hahn (Frankfurt a. M.). Dienstbeschädigung bel 
Paralyse. (Ebenda Nr. 35.) -- Wetzell, Brown-Söquardsche Lähmung des 
Halsmarkes infolge von Artillerieverletzungen. (Ebenda Nr. 22.) — Beitzke 
(Düsseldorf), Rückenmarkserschütterung durch Schußverletzung. (B. kl. W. 
1917. Nr. 3.) — v. Hansemann (Berlin), Eitrige Meningitis nach Kopfver- 
letzungen. (Ebenda 1917, Nr. 31.) — Oppenheim, Stand der Lehre von den 
Kriegs- und Unfallneurosen. (Ebenda 1917, Nr. 49.) — Schepelmann (Bochum), 
Trauma und chronische Infektionskrankheiten. (M. Kl. 1917, NT. 18.) — 
Steiger (Zürich). Plötzliche Todesfälle (sogenannter Minutenherztod) bei In- 
suffizienz des Adrenalsystems. speziell bei Nebennierenerkrankungen Mor- 
bus Addisonii). (Schw. Korr. Bl. 1917, Nr. 14.) — Strabmann (Berlin), Kohlen- 
oxydvergiftung und Verbrechen. (B. kl. W. Nr. 1.) — Spinner (Zürich). Uber 
N ne der Frauen beim Giftselbstmorde. (Schw. Korr. Bl. 191, 

r. 27. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 9. 


_Dertiner KLOGE IIND 9055 0 FT 

Hirschfeld (Berlin): Regulation der Biutzusammensetzung. 
Ein reflektorischer, im Atmungscentrum der Medulla oblongata sich | 
abspielender Vorgang reguliert den Gasgehalt des Blutes. Sinkt der 
Wassergehalt, welcher nur geringe Schwankungen aufweist, so wird 
aus den Geweben Wasser angezogen. Die Wasserausscheidung hängt 
von der Höhe des Blutdruckes ab. Für das Mengenverhältnis der 
Salze spielt die Niere die wesentlichste Rolle, ebenso für die Zucker- 
ausscheidung. Die Zahl der Erythrocyten hängt vom Partialdruck des 
Sauerstoffes in der Atmosphäre, Blutverlusten, innersekretorischen 
Vorgängen, der Milz, der Nahrung ünd anderem ab. Ernährung und 
Muskeltätigkeit beeinflussen auch die Verhältnisse der weißen Zellen. 

Hirschberg (Berlin): Krankenernährung in Berlin. Die Zu- 
teilung von Krankenkostmitteln muß auch von persönlichen Informationen 
abhängig gemacht werden. Den Fürsorgestellen sind die zur unmittel- 
baren Verteilung geeigneten Kost- und Nahrungsmittel am besten in 
präparierter Form für die bedürftige Klientel zu liefern. Bei Erleichterung 
der Nahrungsmittelversorgung ist auf die Kranken besonders Bedacht 
zu nehmen. 

' Rautenberg (Lichterfelde); Pneumoperitoneale Röntgen- 
diagnostik der Nieren. Siehe Vereinsbericht Berliner Medizinische 
Gesellschaft vom 5. Februar 1919. i 
E Havlicek (Prag): Beginnendes Aneurysma arteriovenosum 
zwischen Bifurkation der Arteria carotis dextra und Vena facialis 
commuris. Im beschriebenen Fall handelte es sich um eine Schuß- 
verletzung mit bemerkenswertėm Verlauf des Schußkanals. Es empfiehlt 
sich, in solchen ‚Fällen einen Muskellappen in den Aneurysmasack zu 
schlagen und dort durch Naht und Ligatur zu befestigen. 

Reckzenh. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 9. 
Max Berliner (Berlin): Über Tuberkuloseimmunitätsreaktionen 


bei Grippe. Während gewöhnlich bereits fünfjährige Kinder als Zeichen 


der tuberkulösen Infektion zu 80% und die Erwachsenen zu 85% eine 
positive Pirquetsche Reaktion haben, reagieren die erwachsenen 


Grippekranken nur zu 19%» positiv. Bekanntlich bedarf der 
Organismus bei der Pirquetschen Reaktion einer besonderen Reaktions- 
fähigkeit, die im Augenblick der Einverleibung des Tuberkulins M 
der Haut provoziert wird. Diese Reaktionsfähigkeit gegen Tuberkulose 
pflegt jedem Organismus innezuwohnen, der einmal eine tuberkulöse 
Infektion durchgemacht hat; sie pflegt ihm aber mitun ter ver- 
loren zugehen (in der Schwangerschaft, ıbei Masern, \iliartuberkulose, 
bei Kachexie). Auch während der Grippe dürfte sie h er a bgeset zt 
sein. Wo sie aber in dieser Zeit nicht vorhanden wat, wurde si? 
später wiedererlangt. 


Ernst Hannemann (Greifswald): Anatomische Befunde bei 
Grippe. Vortrag, gehalten im Greifswalder Medizinischen Verein am 
10. Januar 1919. : 

L. Borchardt (Königsberg): Entstehung und Verhütung der 
Rückfälle bei Malaria tertiana. Erforderlich sind genügend große Tages 
dosen (über 11/2 g), dabei Dauer nicht unter acht Wochen, nieht i 
lange Pausen. Am Ende jeder Malariakur: genaue klinische und 2 
untersuchung auf Zeichen latenter Malaria. Eventuell ist dure 
Provokation s verfahren festzustellen, ob die Malaria ausgeheilt ist. 

Otto Kestner (Hamburg - Eppendorf): Die Unterernāhrung 
unserer Großstadtbevölkerung. Sie zeigt sich, und zwar in hochgradig 
Weise, darin, daß bei den in Frage kommenden Patienten durehsehnl l 
lich ein so starker Eiweißhunger vorhanden ist, daß der Körpe 
bei einer an Eiweiß und Nährwert gleich unzureichenden Naben 
trotzdem noch Stickstoff ansetzt. ‘Das kommt sonst nur p 
Rekonvaleszenten und nach langdauerndem Hungern FOL. Be 
wird dabei, daß der Körper ohne weiteres imstande sei, Kiwel 
großen Mengen anzusetzen, wenn es ihm nur geboten wird. dass 

Ernst Wodak (Prag): Zur Frage der auro-pulpebralen Re age 
Es handelt sich um einen Lidschlagreflex, der durch Manipulationen 
äußeren Gehörgang oder Trommelfell ausgelöst wird. ach 

F. Hamburger (Graz): Zur Tuberkulindiagnostik. Auch er j 
Ausheilung der Tuberkulose bleibt die Tuberkulinempfindlichkeis 7 i 
lebens bestehen. (Bei Tuberkulinmassenuntersuchungen fand Sie eine 
tuberkuloseunverdächtigen Mannschaften in 98% der! alle 


a -a IF” TE vu * 
r remen a R A BeA h 
Kaere T N a : ` 4 £ -is 
MENT or SN w a A T 
’ b pam z 


Bin. 16. März. >- `- 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. il .  .: E; Ve SE 204 DE 
ab man biu po itive A ne pa al een gibt | rapie wegen Übergangs der Affektion in Eiterung durch eine chirurgische IEE 
asursache derta ii B j esultate als. die Lutanprobe. Be ` — j ergänzt und ersetzt werden.n eu ae 1 E T 

ans Kronbergi vos): ä i 2 2 > Fe a ee N A a f IEE. 
| o rger (Davos): Zur Hämatologie und Bak . 0. Olsen (Hamburg): Zur Bakteriologie der Influenza. Der Ver- y l ge 
fasser hält den Pfeiffer schen Bacillus für den Influenzaerreger. N en 
1 a 

» hr 


- =.. 2 
nn 


teriologie der Grippe. Der Verfasser schließt sich der Auffassung derer 


an, die ein filtrierbares Virus 'granulärer Art für die Ätiologie der A Grabeh (Kiel): Zur Frage, w eaan der Grippeinfektion 


"gerade, die kräftigsten Individuen sterben. Die gesunden, kräftigen In-, BR tr: 
A 


Grundlage ef tı Ti 
fenheit, die E ERE as y : a grand An A g | | 
manchmal 1} ernik (Wilmersdorf): Neue Arzneimittel, Spezialitäten und |. è. ur . = nr 
- > Geheimmittel. Erwähnung dreier Geheimmittel. Der Verfasser Kommt dividuen sterben nicht infolge der Güte und Stärke ihrer Ab- BI. 
Vorwienu Ef angesichts der Finanznöte des Reiches auf einen von verschiedenen ee kräfte (dadurch soll Auflösung der Bakterien und Freiwerden | SS 
ih Seiten schon gemachten Vorsghlag zurück, nämlich alle pharmazeutischen | -7 ee auf einmal, plötzlich erfolgen), ‘sondern weil sie T. E 
4 File, wk = Spezialitäten einer Besteuerung zu unterwerfen, wie z. B. in Eng- m on. deren zu wenig haben. ‚Wegen des M ang els an Ä pi o E 
4299-27 land. Wenn auch davon eine nennenswerte Verringerung der Produktion F Cun a offen ist es daher den feindlichen Bakterien möglich, T RARA 
nde Faunikh - anfechtbarer Präparate nicht zu.erwarten ist, dürfte doch der finanzielle ne schlecht verteidigten Organismus zu überwältigen und mit ihren I ioi 
2 Ertrag daraus nicht zu unterschätzen sein. © E Bruck. E 2u, vergiften. Specifische Abwehrkräfte- bilden sich nämlich [17 OR 
a E Ser a Be in größerer Menge im Körper nur, ' wenn Bakterien in ihn hinein- if TEE i 
eichbaren I i x on ; = T RD K E. N gelangen, nicht aber, wenn sie; wie beim gesunden Menschen, N sE 5 1 n 
IURERENDE MEARAR ische Wochenschrift 1919,'Nr, 8 u.9. ausschließlich auf Haut und Schleimhaut vorübergehend sch ma- Kae: Kr: 
Nr.8. Albrecht Bethe und F. Franke (Frankfurt a. M.): | Fotzen, um dann infolge des schlechten Nährbodens und des tadel- ne poui 
Beiträge zum Problem der willkürlich beweglichen Armprothesen. IV. Die | losen Funktionierens der natürlichen Schutzkräfte, wie Flimmerepithel, in: i l $ 
Kraftkurven der indirekten natürlichen Energiequellen. Da man bei der | Leukocytose, abzusterben. Bei geschwächten Individuen ` F au EN. = 
l indirekten Muskelausnutzung sparsam verfahren muß, ist es dagegen dringen die Krankheitserreger ständig in größerer Zahl E ii. i 
PA für jeden Konstrukteur willkürlich beweglicher Prothesen’ no twendig, | in den Körper .ein und veranlassen ihn darum dauernd zur-Bildung ine NEE : 
ehem. ie Größe der Kraft auf dem ganzen, ausnutzbaren Wege zu keinen, | von Sehutzstoffenm : NEE 3 | Mi BZR 
n Hines? > Nur dann kann er erfolgreich seine Prothese aufbauen. -R Paulus (Erlangen): Erfahrungen über die operative Behand- IGHI: 217: a 
stmgkiat. E. Starkenstein (Prag): Proteinkörpertherapie und Entzün- | lung der Ruhr durch Appendikostomie beziehungsweise Cöcostomie. Bei N 7; . 
n i A o dungshemmung. (Experimentelle -und. klinische Untersuchungen.) "Die | akuten Fällen mittelschweren. und schweren Charakters, die in den i R h 
r Seet oe Unspecifität der Proteinkörpertherapie gilt im gleichen Sinne ersten Tagen durch Darmspülungen und sonstige medikamentöse Be- ~ E SRA N u 
ee - für eine Reihe chemisch definierter Stoffe, denen unberechtigter- | handlung nicht gebessert werden, ist ohne Zögern die Appendikostomie ` N i Piah An 
| -= weise chemotherapeutische Wirkungen im Sinne einer Therapia steri- vorzunehmen. Bei chronischen Fällen, die in schlechtem Zustande in ik HI! ae EES 
1, Bi -> lisans zugeschrieben wurden, Die Wirkung der Proteinkörper und der- die Bebandlung kommen, sollte mit der: Appendikostomie nicht ge- ih a: T 
ma Wi > ‚ähnlich wirkenden Stoffe. erstreckt sich nicht auf bestimmte Organe, | Wartet werden. Die Frage, ob Appendikostomie oder Cöcostomie, HGU LARREAN 
Le; ~ Sondern führt durch eine omnicellulär.e Wirkung, durch èine Wir- | hängt von dem Zustande oder dem Vorhandensein der Appendix ab. - Ho Er : 
a : : kung auf das Protoplasma aller Zellen, zu einer Umstimmung des Fehlt diese oder ist sie verengt, verödet oder schwer verändert, sodaß To a 
u. = gesamten Organismus. ; | [| eine‘ Probespülung nicht gelingt, so ist die Cöcostomie zu machen. | 0 4. 
Krüger (Weimar): Die Methoden des operativen Gelenkver- | Die Appendikostomie ist der leichtere und schnellere Eingriff, wobei a 
el ‚ Schlusses bei penetrierenden Verletzungen. Mit sofortigem vollständigen | auch das Herausfließen des Kotes. aus der Fistel vermieden wird.  - LET EHE a $ 
a! : en einer verletzten, noch nicht infizierten Gelenkhöhle werden | Andererseits kann man mit der Cöcostomie, wenn man sie als Anus HN al n B, 
S i weitaus besten Heilerfolge erzielt. Bei 50 Verschlußoperationen praeternaturalis benutzt, zugleich eine: Rubhigstellung oder totale’ Aus- et ih: as 
a hatte der Verfasser nur fünf Mißerfolge zu verzeichnen. schaltung des Dickdarms erzielen.. Sie ist. daher *das letzte Hilfsmittel BER gt T ar 
0. Löwy (Wien): Über Monocytenvermehrung bei Malaria. Die | a schwereren Fällen, wo die Appendikostomie nicht zum Ziele führt. .. 
I. Vermehrung der Monoeyten bei Malaria ist ziemlich konstant und daher | ` A. Weinert (Magdeburg):. Wund- und Narbendiphtherie. Die, a 
| ‚geeignet, den Verdacht auf Malaria zu bekräftigen. | l Wunddiphtherie ist zurzeit “eine ernste Infektion nicht REREN 
wi 0... Spieß (Würzburg): Raumbezeichnung von Röntgenaufnahmen. | tellef, sondern auch von Operatiònswunden, die unter Anwendung aller 
eiw; Auf jeder Platte werden in der einen, kopfwärts: gelegenen Ecke | .aseptischen -Cautelen gesetzt worden waren. Als Überträger kommt 
| ‚| unter anderem das Bad in Betracht (auch die gonorrhoische Vulvo- 


vaginitis der kleinen Mädchen kann durch Bäder -übertragen werden). 


e (rechts, links) sowie die der Platte auf- 
Auch Narben können von Diphtherie befallen werden,. da sie äußerst 


pi’. die Körperseit 


pe 
COAN l legende Körpe rgegend (vorn, hinten, innen `außen) bezeichnet, 
piet ‘© Außerdem nennt ein in der Mitte der einen Plattenlängsseite ange- 
kr j ~ brachter Buchstabe die-daselbst befindliche G e gend (innen, außen, | empfindlich - gegen Diphtheriebacillen sind. Therapeutisch kommt in 
ji vorn, hinten). u | schweren Fällen Diphtherieserum in Betracht. Aber vom Standpunkte 
gest Ries: Drei Fälle extragenitaler Iuetischer Infektion beim Heere. | der Anaphy laxie aus soll Tan nicht bei einer wenig ausgebreiteten 

durch Kuß an der Lippe infiziert, ein dritter am ` Wunddiphtherie oder gar bei einem klinisch nicht sicheren „Wund- 

| a po | bacillenträger“ sofort injizieren, da man vor die Aufgabe gestellt werden . 


nie" © Zwei Fälle wurden 
‚After, wahrscheinlich auf homosexuellem Wege, sn | 
my u Brüning: Ein Fall von Darmverschluß nach Ruhr. Das Darın- 
T lumen war verschlossen durch eine Schleimhautwucherung. 
l Schirmer (Bad Salzschlirf): .Über Geruchsstörungen nach Ka- 

Der Verfasser hatte vor vielen Jahren den 


könnte, in vier Wochen oder früher oder später. eine schwere Rachen- 

diphtherie bei demselben Manne. behandeln zu müssen, und das Rinder- © 

serum nicht immer zur ‚Verfügung steht. ` CR TE 
Ad. Nieter: Zur Wanddiphtherie in Magdeburg. Bakterio- 


logische Untersuchungen. . In den Wundausstrichen waren .echte Di- 


+ 


ee 
TIA 7 farrhen der Nasenhöhle. 
Vie Geruch vollständig verloren. Nach 12 bis 15 Monaten fing er an, un- ` ISO 
ji : @genehme Sachen richtig zu riechen, aber erst allmählich, im Laufe : phtheriebacilien vorhanden, | u, „Si 
JE. von Jahren, stellte sich der -Geruch wieder allgemein ein, und zwar | Otto-Mayer und Maximilian Knorr: Ein Differential: 
6 Zunächst oft so, daß „verkehrt“ gerochen wurde.‘ Auch roch der Ver- nährboden sowohl für die Typhus-Coli- wie auch für die Dysenterie- 
a > fesser mit der linken Nasenhälfte"ganz anders als mit der rechten. Seit | Pacillengruppe.. Der angegebene ‘Nährboden ist Lackmusmolke über- 
m längerer Zeit ist der Geruch aber wieder scharf und richtig. ‚legen und macht die Differentialdiagnose von der. Molke und der Nu- 
ie i Schall (Königsfeld): Zur Bichungsirage der Hämoglobinometer. trose unabhängig. en | viele, DR 
ge Anstatt dem Autenriethschen Hämoglobinometer eine feststehende ' Daniel Schuster (Worms): Exartikulation im -Carpometa- 
4 Zahlentabelle beizugeben, ist es richtiger, wenn jeder Arzt sein In- - carpalgelenk und Ersatz der Hand durch eine neue Prothese. Die be- 
ø Strument selbst eicht. Denn man findet- in verschiedenen Gegenden schriebene Kunsthand kann infolge der einfachen Konstruktion. und 
#¥ `- Verschiedene Durehschnittswerte, da der Hämoglobinwert in erster | der guten Gebrauchsfähigkeit des Handstumpfes die Funktionen der ` 
s ‚ Linie von der Höh enlage äbhängig ist. (er ist im Gebirge höher | exartikulierten Hand in weitgehendem Maße ersetzen. F, Bruck. < 
5, T der Ebene), Auch andere Gründe sprechen für eine solche el Zr a | Gr ne Ta 
icaung, | T oy o 2: Neurologisches Zentralblatt 1919, Heft 1 bis 3, S- g 
TR Nr.9. Schmieden (Hallè a. S.): Über.die chirurgischen Erschei- | Nonne: Isolierte reflektorische Pupillenstarre bei einem ge- 
| ngsformen der Grippe. Die Krankheit tritt uns in ihren chirurgi- | sunden Erwachsenen als Ausdruck einer Lues congenita. 24 jähriger 
Leutnant, Vater an Paralyse gestorben, selbst stets gesund, abgesehen 


von einem leichten Erschöpfungszutand nach vierjährigem Aufenthalt 
im Felde, weist als einziges somatisches Symptom reflektorische Pupillen- 
starre auf. Die Wassermannsche Reaktion war negativ. 


i nn Komplikationen im wesentlichen als eine Grippepyämie ent- 
‚sen. Alle Übergänge hierzu, sowie auch das vollendete schwere Bild 


Be a; yämie konnte der Verfasser in-zahlreichen, nicht selten töd- 
endenden Fällen finden und nicht selten. mußte die interne The- 


“ 


A 
E S 
ni 


Pam 


m. 


= = = Er ze En ee ` BE ee m ee 
Bs P A < - 2 - nen ze en Eur wg 5 = 
opi e w -rm eo a - s7 -. Sa = Era Karen -e e a 77 
- á na t. - ade Re > nn 
£ ie, = -= = a = 3 -À 
- T € = C e 
[i a 5 F -, aA r - 
et < £ EEE ı = A M None P a 2 .n 
a 0 ana A ne Ten a aa a ar Ze eg N = X = = 1% er t a E a 
de r ao" = I en 1 m 


a = CS cr ar ie adada o 


mine 


der Diagnose und der Ausschluß solcher Fälle, in denen schwer- 


‚Kribbeln und Zucken, der galvanische Strom bei Verstärkung Hitze- 


= Nachlassen des Hitzegefühls; galvanischer und faradischer Strom gleich- 


- das Schaffen infolge der wie Peitschenschläge wirkenden zeitweilig ein- 


an. 


270 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.11. 16. März. 


S 


i Rohardt: Ein Fall von motorischer Amusie. Nach einem 
Kopfschuß rechts im Bereich des Stirn- und Scheitelbeines trat bei 
einem musikalisch gut begabten rechtshändigen Manne bei gutem Musik- 
verständnis Unfähigkeit auf, richtig 2u singen und richtig zu pfeifen. 
In der ersten Zeit der Verletzung bestand außer dem Stottern (welches 
in der Jugend vorhanden war) nur Apraxie der Mundbewegungen. 
Als sich nach zirka 12 Jahr die Amusie besserte, ließ sie sich durch 
Vereisung der Narbenfläche am Kopfe vorübergehend verstärken. Der 
Fall bestätigt die Annahme, daß das motorische Musikcentrum im Fuß 
der rechten zweiten Frontalwindung liegt. 


van Sehelven: Transversale Rückenmarksläsion. Durch 
Schußverletzung der Wirbelsäule in Höhe des zehnten Brustwirbels 
entstand neben schnell schwindender Incontinenz von Stuhl und 
Urin, in Höhe des ersten Lumbalsegments linksseitige Anästhesie, 
von L, abwärts mit Störung der Tiefensensibilität (Lage und Vibration), 
ferner Ataxie, spastische Parese und pathologische Reflexe an den 
unteren Extremitäten. Das Syndrom Päraparese mit Aufhebung der 
'Tiefensensibilität ist typisch für die transversale hintere Läsion des 
Rückenmarkes (Hinterstränge, hintere Teile der Seitenstränge). ' 


Bychowski: Über eine künstliche Umschaltung des Babinski- 
schen Zehenphänomens. Bei zirka einem Drittel der Fälle mit positivem 
Babinski verschwindet dieses Phänomen oder wird negativ, wenn man 
die Prüfung in Bauchlage am im Knie rechtwinklig gebeugten Bein 
vornimmt. Eine befriedigende Erklärung dieser Erscheinung kann 
Bychowski vorläufig nicht geben. 


Mendel: Kriegsbeobachtungen. a) Mitteilung eines Falles von 
Homosexualität und Transvestitismus mit starken psychopathischen 
Störungen. Aus letzterem Grunde ist der Mann militäruntauglich ; 
ferner ‘Mitteilung zweier ähnlicher Fälle. b) Mitteilung eines Falles, 


bei dem im Alkoholrausch homosexuelle Neigungen auftraten. 


Kleist: Psychische und nervöse Störungen bei Influenza. Im 
Verlaufe der zweiten Influenzaepidemie wurden zwei Neuritiden (Facialis 
und Medianus) und elf Psychosen (Dämmerzustände, Delirien, erregte 
Verwirrtheit, psychomotorischer Erregungszustand, Stupor, Angstneurose, 
Depression mit Zwangsvorstellungen) beobachtet. Die Psychosen be- 
trafen ausschließlich Frauen, überwiegend im vierten Lebensjahrzehnt, 
nur in vier Fällen lag erbliche Belastung vor. 


Horn: Weitere Ergebnisse zur Abfindung von Uniallneurosen. | 
Unfallneurosen geben im Falle der Abfindung im allgemeinen eine 
durchaus günstige Prognose. Wichtig ist vor allem die Klarstellung 


Therapeutische Monatshefte 1918, Heft 9 bis 12. 


Fühner: Opium, Pantopon, Laudanon-Narkophin. Der Wider- 
streit der Meinungen über die unterschiedliche Wirkung von Morphium 
und Opium beziehungsweise dem aus jetzterem hergestellten Pantopon 
ist jetzt im wesentlichen dahin entschieden, daß Pantopon weniger 
lähmend auf das Atemcentrum wirkt als die entsprechende Menge 
Morphium. Pantopon ist ebenso wie seine deutschen Konkurrenz- 
fabrikate Laudopan, Glykopon, Nealpon, Totopon, Holopon, Domopon 
gut brauchbar, leidet aber an der wechselnden Zusammensetzung des 
Ausgangsmaterials Opium, dessen Gehalt an den einzelnen Alkaloiden 
beträchtlichen Schwankungen unterworfen ist, so beim Morphin zwischen 
3 und 23%, beim Narkotin zwischen 1 und 15°/» beim Papaverin 
zwischen 0,5 und 1%, beim Kodein zwischen 0,2 und 0,8°/o, beim. 
Thebain zwischen 0,1 und 0,5°/,, beim Narcein zwischen 0,1 und 0,2% 
Eine künstliche Mischung dieser sechs hauptsächlichen Opiumalkaloide, 
das von Faust hergestellte Laudanon ist bei klinischer Prüfung dem 
Pantopon ebenbürtig, durch seine konstante Zusammensetzung ihm in 
der Praxis überlegen. Noch praktischer ist die Mischung von nur zwei 
Opiumalkaloiden, nämlich von Morphium und Narkotin zu gleichen 
Teilen. In diesem, Narkophin genannten Präparat erklärt der Narkotin- 
zusatz die narkotische und centralanalgetische Morphiumwirkung (ob- 
wohl Narkotin allein selbst in Dosen von 10 bis 20 mg die Sensibilität 
nicht herabsetzt, sondern steigert); dagegen wirkt Narkotin antago- 
nistisch erregend auf das Atemcentrum. Die Tatsache, daß die Alkaloide . 
im Narkophin nicht als Chlorhydrate, sondern als Mekonate enthalten 
sind, bedingt eine langsamere Resorption, das heißt eine langsamer 
eintretende und länger vorhaltende Wirkung. Der genierende Opium- 
effekt auf die Magendarmperistaltik ist beim Narkophin außerordent- 
lich gering. 

Rothschild: Die Beurteilung der Arbeits- und Erwerbsiähig- 
keit Tuberkulöser. Alte abgekapselte tuberkulöse Herde der Lunge 
beschränken weder die Arbeitsfähigkeit noch die Erwerbsfähigkeit. 
Alle akuten Formen der Tuberkulose schließen die Arbeitsfähigkeit 
völlig aus. Bei chronischen Tuberkulösen richtet sich der Grad der 
Arbeitsfähigkeit nach der Intensität der aktiven Erscheinungen. Bei 
Komplikationen (Emphysem, Bronchitis, Thoraxstarre) richtet sich der 
Grad der Arbeitsfähigkeit mehr nach diesen als nach der Tuberkulose. 
Bei inaktiv gewordenen größeren Lungenprozessen ist die Beschränkung 
der Atmungsfläche, die Schädigung des Kreislaufs und die Beein- 
trächtigung des Nervensystems in Rechnung zu setzen. Auch der 
psychische Faktor ist nicht unwesentlich. 


Honigmann: Psychisches und Psychotherapie bei organischen 
Erkrankungen. Alle therapeutischen Maßnahmen sind unter dem Ye- 
sichtspunkte ihrer Beziehung zur Psyche zu beurteilen, und zwäf S0- 
wohl die direkte psychische Beeinflussung durch adäquate Reize, &5 
auch die mittelbare suggestive durch Vorstellungen. Der Verfasser 0 
hebt daher die Forderungen eines systematischen klinischen Unterrichts 
in der medizinischen Psychologie, Pathopsychologie und Payo 
therapie, sowie die Angliederung einer psychotherapeutischen Poliklinik. 

Voigt: Vorläufige Mitteilungen über Versuche, die Desinfektions- 
wirkung des kolloidalen Silbers und seine Eignung zur T yphusbehandlung 
betreffend. Kolloidales Jodsilber wird nach intravenöser Injektion 
größtenteils in Milz und Knochenmark abgelagert. In 62°/, trat ein 
ausgesprochene Leukocytose ein um 30 bis 174 J, des Anfangswertes 
welche innerhalb von 24 Stunden wieder verschwand. 

Löwe: Die pharmakologische Seite des Ernährun 
Zum Referat nicht geeignet. 

Loewi: Zur Frage der Verwertbarkeit der Glucose bei paee 
Bei einem geringen — zwischen 0,2 und 0,3°/, betragenden ~ P 
hydratgehalt des Muskels wird dieser bei Tätigkeit auch bel norm 
Fröschen nicht oder nur unwesentlich angegriffen. Die Ve 
hemmung am Adrenalintier ist also nicht als eine specifisch-dia i 
Störung aufzufassen, sondern durch einen zufälligen Kohlehydra 
-bestand erklärt. 

Salomon: v. Noorden an der Arbeit. nd 

Embden: Über den chemischen Kreislauf der Kohlehydrate pa 
seine krankhaften Störungen. Nicht jedes in den Stoffwechsel : 
bezogene Nahrungsmittel wird sofort bis zum Ende abgebaut ie 
Muskeltätigkeit kommt nicht durch völlige Verbrennung Vo? ne 


wiegende Komplikationen bestehen (am Nervensystem oder an den 
unteren. Organen), ferner die möglichst frühzeitige Vornahme der Ab- 
findung, damit sich die psychogenen Störungen nicht durch den Ent- 
schädigungskampf verankern können. 


Unger: Elektrische Reizungen am freigelegten menschlichen 
Nerven. Am freigelegten Nerven erzeugt der faradische Strom ein 


gefühl, bei Abschwächung Kältegefühl, letzteres nur mittelbar durch 


zeitig angewandt erzeugen Druckgefübl. — Injektionen von Flüssig- 
keiten (Kochsalz oder Novocain) in den freigelegten Nerven erzeugen 
am Medianus, Peroneus, Ulnaris und Tibialis Hitzegefühl. Die Injektion 
von 1 cem 1% iger Novocainlösung in den freigelegten Facialis be- 
wirkt totale, fast eine Stunde anhaltende Lähmung ohne irgendwelche 
sensiblen Erscheinungen. 

- Morgenthaler: Gibt es eine psychopathische Höherwertigkeit? 
Es gibt zweifellos Fälle von Höherwertigkeit bei Psychopathen, ins- 
besondere solche mit Minderwertigkeitsgefühl, weil dasselbe ebenso wie 
körperliche Defekte die Tendenz zur Kompensation und Überkompen- 
sation hervorruft. Die pathologische Überwertigkeit unterscheidet sich 
von der primären Höherwertigkeit übernormaler Gesunder dadurch, daß 


gsproblems. 


setzenden starken Lust- oder Unlustgefühle ungleichmäßig ist. 


2 


| Weichbrodt und Gebb: Die Börielsche Hirnpunktion. Die 
B&rielsche Hirnpunktion wird von den Verfassern in der Weise aus- 
geführt, daß der Troikar im Hyoseinschlaf bogenförmig unter dem 
oberen Orbitalrand in die Tiefe bis zur Fissura supraorbitalis und dann 
schläfenwärts in das Stirn- respektive Schläfenhirn eingestoßen wird, 


Leichte Blutungen in die Augenbindehaut und in das obere Augenlid | hydraten zustande, sondern durch eine mit Einergiebildung a 

sind häufig. Von 30 Fällen wurde achtmal die Punktion wegen starker | gehende Spaltung, als deren Endprodukt Milchsäure anzusehen he 

Blutung aus dem Sinus cavernosus abgebrochen, zwölfmal konnte nur | Die hierdurch gebildete Energiemenge reicht für die mechani 

Liquor und keine Hirnsubstanz erhalten werden. Trotz ihrer Einfachheit | Leistung des Muskels aus. Die Milchsäure wird zum N pidi- 
re 


wieder in der Leber in Zucker zurückverwandelt. Nur schwe 


ist die B&rielsche Methode der alten Neißer-Pollackschen 
gungen der Leber (z. B. Phosphorvergiftung) berauben diese d 


Hirnpunktion unterlegen. Pringsheim (Breslau). or Fäbig 


‚  „Spezialistischer Maßnahmen bestimmen. 


TE Ne 


. 1919 MEDIZINISCHE KLINIK — Nri | 
i Therapeutische Notizen. 


271. 


a a l 
keit Zucker zu bilden, weshalb in solchen Fällen ein abnorm hoher 
Gehalt des Blutes an Milehsäure und ein Absinken des Blutzucker- 
spiegels eintritt. d i Pringsheim. (Breslau). . 


| 


= Kaufmann (Jena) berichtet über neue, therapeutisch wichtige 
A | | l ~- | Aluminiumverbindungen. Das Neotannyl hat sich als unschädliches 
ER RUNDEN ARE BE M E | Mittel ‚bei. zahlreichen akuten Durchfällen und. chronischen Darm- 
Zeitschrift für ärztliche Fortbildung: 1919; Nr. 3 u. 4. ` erkrankungen bewährt und kann auch bei infektiösen: Darmaffektionen. 
Nr.3, Hans Hirschfeld (Berlin): Methodik und Wert der | E\"sÜg wirken. (B. kl: W. 1919, Nr. 9) > > Reckzeh. 
systematischen Leukocytenuntersuchung. Nach kurzer Darstellung der Zur Behandlung, des Hallux valgus- empfiehlt. H. v. Salis:eine 
Blutentnabme- und zählmethoden sowie des normalen weißen Blutbildes 
führt Hirschfeld die diagnostisch bedeutsamsten Abweichungen bei 
den einzelnen Infektions-  und--anderen allgemeinen Krankheiten mit 
Ausnahme der eigentlichen Blutkrankheiten auf. ` Zu 
Kirchner (Berlin): Ärztliche-Aufgaben während und nach der 
Demobilmachung. Der am 17. Dezember 1918 auf dem letzten Kriegs- 
‚ärztlichen Abend zu Berlin gehaltene Vortrag’gibt einen Überblick über 
- die im Kriege eingetretene, auf die.Hungerblockade zurückzuführende | 
„2> Allgemeine Schädigung der Volksgesundheit (in Preußen starben unter 
t- ‚anderem 1917 an Tuberkulose über 86 000 gegen 56 000 im Jahre 1913); 
' die wichtigste Rolle der Ärzte zur Bekämpfung von jetzt der Allgemein- 
heit drohenden Kriegsseuchen und namentlich von Geschlechtskrank- 
- heiten wird erörtert, i 
K. Bornstein (Berlin-Schöneberg):: Der Arzt als aktiver 
‘Politiker der Volkswohliahrt.=Mit beredten Worten ruft Bornstein 
zur sozialen Betätigung der Ärzte auf im Sinne einer Aufklärung über 
die der Volksernährung jetzt drohenden Gefahren und die mittelbaren 
wie unmittelbaren Schädlichkeiten des Alkohols: Gleich vielen anderen 
kommt er zu dem Schluß: Nur ein mit starker Initiative. ausgestattetes, 
"mit reichen Mittel versehenes, von einem weitblickenden, selbständigen 


‘and kenntnisreichen Mann geleitetes Ministerium kann den kranken - 
= | Kaufmann weist für die Praxis der Magenkrankheiten auf die 


Volkskörper zur Gesundung bringen. | | 

Nr.4. Hans Oloff (Kieh: Das Auge bei syphilogenen (Gehirn- | Schwierigkeit der Ulcusdiagnose, die Bedeutung der okkulten Blutungen, 
. erkrankungen und bei der multiplen Sklerose. Die ausführliche Arbeit | die Kriegsmodifikation der Ulcusdiät hin, ferner auf die Wichtigkeit : 

vereinigt die ganze Fülle der hier auftretenden pathologischen Symptome ‚der, Rectoskopie bei Darmblutungen. (Ther. Mh. 1918, H. 9.) a 
.. Am äußeren und inneren Auge, deren Kenntuis für den Internisten wie ` Lampe hat-die bei strengen Diabetesdi ätkure n üblichen 
; > den Neurologen gleichermaßen unentbehrlich ist. | Kohlehydrateinschiebtage in letzter Zeit vielfach mit Erfolg durch 

Früchtetage ersetzt. Die Früchte schmecken den Diabetikern’ vorzüg- 

lich und wirken infolge ihrer Eiweißarmut stark entlastend. Am besten. 


Willy Hofmann. (Berlin): Die Behandlung und die Differen- 
Haldiagnose der H halt . Als souveränes Mittel wird für den 2 weil 

k ee Kati eignen sich Bananen, 'aber auch Erdbeeren, Pfirsiche und ‚Aprikosen 
‘sind brauchbar, wenn sie auch nicht dasselbe Sättigungsgefühl wie 


‘Praktiker bei Schwierigkeit des Katheterismus die capilläre Blasen- 
-Bananen erzeugen. (Ther. Mh. 1918, Nr. 9.) 


punktion zur vorübergehenden Behebung qualvoller Harnverhaltung 
empfohlen. Stets läßt sich so die erforderliche Zeit bis zum Einsetzen - i ! _ 
| ` Verschiedene natürliche Vorgänge, wie körperliche Anstrengungen, 
 abnorm heiße Temperatur, sowie nach diesen nachgebildete, künstliche 
Methoden: warme Milzumschläge, wechselwarme Unterleibsduschen, _ 
ultraviolette Bestrahlungen, Injektionen von Tuberkulin, Typhusvaceine . 
Se kleinsten Chinindosen können bei latenter Malaria Anfall hervor- 
rufen. Derselbe besteht entweder in einem abortiven Anfall mit ge- 
ringem Fieber, fehlendem Schüttelfrost ‘und fehlender Parasitämie, 
eventuell in Parasitämie obne irgendwelche klinische Erscheinungen. 
'In diesen Fällen muß angenommen werden, daß der Organismus über 
hinreichende Abwehrkräfte verfügt; eine Behandlung ist daher nicht er- 
forderlich. In anderen Fällen ruft der provokatorische Eingriff. einen 
typischen sich eventuell wiederholenden Malariaanfall hervor. . In- 
solchen Fällen muß angenommen werden, daß eine Rezidivbereitschaft 
des Organismus bestand. Es ist daher, wie Sax el ausführt, energische 
Behandlung erforderlich. (Ther. Mh. 1918, H. 9.) we 
Salomon hat bei einigen schweren Fällen von .‚Zuckerkrank- 
heit die Leber therapeutisch mit Röntgenstrahlen bestrahlt, 
- Die. Erfolge waren überwiegend schlecht, nur in einigen Fällen trat 
vorübergehende, zum Teil auffallende Besserung ein. (Ther, Mh, 1918, 


H. 9.) i p | 
| Müller-Deham hat bei einem Typhuskranken: die inter- 
essante Beobachtung gemacht, daß durch das intereurrente Auftreten 
einer epidemischen Meningitis beide Erkrankungen schnell und kritisch _ 
abheilten. Er faßt den Vorgang als eine spontane. gegenseitige hefero- 
vateine Therapie auf. (Ther. Mh. 1918, H.9) ee E 
Dappersaalfeld berichtet über seine 25jährige Sanatoriunis- 
erfahrung über Durstkuren. Der Kreis. der von ihm auf diese Weise 
erfolgreich behandelten Fälle umfaßt vor allem: Fettleibigkeit, Kreis- 
laufstörungen, Schrumpfniere, akute Nierenentzündung und Bleichsucht. 
-(Ther. Mh. 1918, H. 9.) | | x 
' Elias hat bei schwerem Cholerakbma' mit gutem Erfolge die 
von Czerny undKeller für Säuglingsernährungsstörungen praktisch 
erprobte Sodatherapie angewandt. Es wurden °/ 1 4%iger Sodalösung 
intravenös infundiert, eventuell nach 24 Stunden nochmals, In 25% der 
Fälle wirkte die Behandlung lebensrettend. (Ther. Mh, 1918, H, 9) 


T ~ i 


„Ballensohle“ zur Korrektur der Stellung der Großzehe: Wichtig 
ist ferner vor allem gutes/ Schuhwerk. -Es soll. die Sohle so geschnitten 
werden, daß die Großzehe normal in der ‚Verlängerung des. inneren 
| Fußrandes liegt, in einer Linie, die von der Mitte der Ferse durch die 
Mitte des ersten 'Metatarsusköpfehens ‘gezogen wird. Hohe Absätze 
lassen den Fuß im Schuh nach voro gleiten. Daher ein breiter, nur - 
3 cm hoher Absatz! (M. m. W. 1919, Nr. 8) A 1 
| . Zur Behandlung der spitzen Kondylome empfiehlt Friedrich 
Winter (München) die Röntgenstrahlen. In einem Falle bestanden 
große Konglomerattumoren. des äußeren Genitale (die Patientin konnte 
weder gehen noch stehen), die während der Schwangerschaft über Faust- 
größe gewachsen waren und sich im Gegensatz zur Regel im Wochen- 
bett nicht zurückgebildet hatten. Da sie von der. ganzen Oberfläche 
der großen und kleinen Labien, von der Gegend der-Klitoris und' den 
beiden Inguinalfalten ihren Ausgang genommen hatten,. wäre ihre .Ent- 
fernung nur mit vollständiger Abtragung der Vulva und nicht einmal 
dann in radikaler Weise möglich‘ gewesen. Der Erfolg der Strahlen- 
behandlung war eklatant: Zwei bis drei Monate nach beginnender -Be- 
handlung war das Genitale vollkommen frei von spitzen Kondylomen. 
Aüch einige Monate später ergab die Untersuchung dasselbe Resultat. 
Bei geeigneter Einstellung der Röntgenröhre wird das Ovariuni nicht 
in Mitleidenschaft ‘gezogen. (M. m. W, 1919, Nr.8) PF. Bruck. 


<; W. Münch (Frankfurt a. M.): Über prophylaktische Wundver- 
‚sorgung mittels chlorhaltigen Antisepticis unter besonderer Berücksichti- 
güng des Gasbrandes. : Im Gegensatz zur Dakinschen Lösung, die . 
infolge der vorgenommenen N eutralisierung des freien  Alkalis- und 
Chlors eines erheblichen Teiles ihrer antiseptischen Wirkung beraubt 
sei, empfiehlt Münch die Anwendung nicht neutralisierten Chlorkalks 
in Form eines Wundpulvers „Vulnussan“.. Es enthält neben Chlorkalk ` 
noch Bolus alba, Tierkohle und Magnesiumsulfat und soll dadurch eine 
hohe adsorptive Wirkung entfalten, ' Gerade’ die ‚letztere wird als 
Pen für die Unterdrückung der gasbranderregenden Keime an- 
. gesehen, 3 | 
> „Zuntz (Berlin): Die Ernährungsverhältnisse Deutschlands nach 
‚dem Kriege. An einer übersichtlichen Skala, die von Schoenicke n 
herrührt, werden die riesengroßen Verluste an Nahrungsmitteln bei 
der Veredelung des Bodenertrages durch den-Tierkörper zum Zwecke 
der menschlichen Ernährung demonstriert. Bei einer entsprechenden 
insehränkung der früheren Fleischproduktion sei. es möglich, auf die 
` bisherige Finfuhr von ausländischen Nahrungsmitteln (8,6 ‘Billionen 
Calorien) zu verzichten. .` a Bu | 
~. „Abel (Jena): Aufgaben und Wege der gesundheitlichen Fürsorge 
für die Jugend. Nach 1913 waren an der Mortalität in Preußen die 
tersklassen- { bis 20, Jahre (also ohne. die Säuglinge!) mit 
24% beteiligt. Hier weitere Besserung 'anzubahnen gibt Abel be- 
achtenswerte Vorschläge, die in ihrer Gesamtheit eine - systematische 
utliche Überwachung der Gefährdeten herbeiführen sollen. ‚Geregelte 
Rleinkinderfürsorge, Schularzteinrichtung für alle Schulen und Fort- 
bildungsschulen sollen in ihrer segensreichen Wirkung durch Krankheits-: 
„sicherung für die Familien verstärkt werden. Für konsequente 
Durchführung dieser und anderer Maßnahmen haben Kreis- oder Stadt- 
Üürsorgeämter zu sorgen und ein Zusammenwirken aller Mittel und 


räfte zu gewährleisten. Hans Meyer (Berlin-Oberschöneweide). 


N 


13 


5 
r A 
» 
tF 
. 
4 
2 
. 
A g: 
f ; 
P e 
i 
Oa 
A$ 1 
JAS 
$ 
Li Od, 
14 
u 
m P 
d Ä 
MEN 
[2 3 
MAR 
| 


Sa 


en 
f ——— 
ern IE 
m. 


a m Zen nee 
age Ben 


ar $ E ee Fr eK az =— -. = x 
x A Se UA ge i a -i Be ae - - 
nn EG Se d ary ragen Bar a x ` `a 5 B k Te s 2 
~ ne ee er % a Se een A on s . T bee z an 
=a : ee Be Bee: SE a Fe E A re 
x Sey B = RE Y ER en . Pa N Ss 
7 - = -a a ee ex- 1 Bar ` 2 $ Pa Base g p . 
- E E ni Sy rae po Be 
E ” CEE ._ 
re ra 


RS 
>r 2 .. . 
2: d 


-7 ~ wu _ a J 
ER = 
© en; 


ie pi 
ern 
E In Tee 


en io 
`~ - . 


a a 
ER N 


w- ‘ aTe 7 
a a a 
te e’ 


Mm! z 
eS E a RN a . $ a 
i . à TR ee a von . SEE See - 2 Kr . 
A PERE E E e E a S s in E ETAN tee a apn ee en, . n i 
ent BER Je Soro e Te e ee B ` Sera a a S Bee ee" 5 $ ST lan, u” 
Fr = Fe Pa T7 -imt a -, KRR ERA Si Ver rn ei 
TREE ee = ta ET So .- Jate e ln s 
SeT a R ` Fa? ER WS ` a en 
era: 
Nat 


1 
RUDI DL. 


Te u 


ae - nn. ET S EA . 
ee ee = en. ve as 
= ~ > a N EN = v.. 
w .. BR: A 


_ 


en a a i 
Sz Yen a 
Teiler turn 


ar 


i z sw en. vier: -E 
a er zen Eee Wende aa IT 
a ER A H 28 ee en ee 
ee m EN EEA BI 
“> een Er 


nz 


Toa w Pa vaea 


wear no 


\ 
R < 
i 
+ L 
{ 
f 
-= t 
Ki 
H 
l 
| 


3 
e y 
t 
4 
' 


e ` u > p - - Pd =. a 
PORES EN A e 
Van Kr eh P ann nn PS E EE SE i 


Ue yE . ~ ne a 
A Zr, T . 


Se a 
——und;rf 


a 


Ta- meei 
er} 


m 7 


' Nährmittel sowie mit frischen und konservierten Gemüsen, eingekochten 


973 


Eppinger und Kloß berichten über die Behandlung der 
Polycythämie mit Phenylhydrazin. Es wurden wiederholte Injektionen 
von 5 bis 10 cem 1%iger Lösung intramuskulär verabfolgt, welche 
neben einer Verminderung der Erythrocytenzahl und des Hämoglobin- 
gehalts eine Besserung des Allgemeinbefindens bewirkten. — Dauererfolge 
darf man sich von dieser symptomatischen Therapie nicht versprechen. 
Über die Wirkung von innerlich verabfolgtem Phenylhydrazin liegen 
noch keine Erfahrungen vor. (Ther. Mh. 1918, Nr. 9.) sa 

Auch in.der Kriegszeit konnte Heinsheimer ìm Wald- 
parksanatorium in Baden-Baden Diätkuren durchführen. Bei Entfettungs- 
kuren verordnet er möglichst viel Gemüse, Salat und Früchte. Mast- 
kuren führt er nur bei wirklichen Erkrankungen in Kombination mit 
Ruhekuren durch. Magendarmschonungskuren sind bei Ausschaltung 
des Kriegsbrotes mit geringen Mengen Vollmilch und mehlhaltiger 


Früchten, Honig usw. gut durchzuführen. Viele nervöse Dyspeptiker 
sind gerade durch den Wegfall der Schonungsdiät gesund geworden. 
Diätkuren für Nierenkranke, Hypertoniker, Gichtiker und Obstipierte 
erübrigen sich,da die Mehrschäden der üppigen Friedenskost wegfallen. Aus 
demselben Grunde werden auch viele leichte Diabetiker im Kriege zucker- 
frei. In den übrigen Fällen ist eine Diätbehandlung im Sanatorium 
besonders angezeigt, da die schweren Diabetiker unter der Ungunst 
der Kriegskost trotz der vom Kriegsernährungsanıt zugelassenen Zu- 
lagen besonders leiden. (Ther. Mh. 1918, Nr. 9.) 
Langstein hat von der diätefischen Behandlung der Ekzeme 
und Strophulus sowohl bei Säuglingen wie bei älteren Kindern keinen ein 
deutigen Erfolg gesehen, jedenfalls bessern sich nur bei stark überernährten 
Säuglingen nässende Ekzeme, wenn sie nach der Czernyschen Vor- 
schrift (Vermeidung jeder Nässung mit Fetten und Kohlehydraten, 
möglichste Einschränkung der Milch, Vermeidung der Eier, Bevor- 
zugung der Vegetabilien) behandelt werden. (Ther. Mh. 1918, Nr. 9.) 

Schwarz hat bei einer Patientin sechs Wochen nach einer 
Füllung des Magendarmtraktus mit Kontrastbrei, röntgenologisch im 
Coecum einen Bariumsulfatstein nachgewiesen, der sich klinisch als ein 
glatter beweglicher Teocöcaltumor darbot. Solche Fälle sind nach 
Schlesinger als isolierte divertikuläre Coecumstase aufzufassen. 
(Ther. Mh. 1918, Nr. 9.) | 

Angeregt durch verschiedene kasuistische Mitteilungen, in denen 
bei septischen` Erkrankungen durch Injektionen von aspecifischen Impf- 
stoffen Heilerfolge erzielt wurden, injizierte K alberlah in einem 
desolaten Falle von Streptokokkensepsis 75 Millionen Typhuskeime 
intravenös. Zunächst starker Schüttelfrost, aber kein Kollaps, da der 
_ Patient reichlich Campher und Coffein erhalten hatte. Am nächsten 
Tage Temperaturabfall und Übergang in dauernde Heilung. Auch die 


. Behandlung von anderen Infektionskrankheiten aus Bakterienimpistofien 


hatte Erfolg. (Ther. Mh. 1918, H. 9.) 

In den beiden Fällen von perniziöser Anämie, bei denen 
Siegel im Israelitischen Krankenhaus in Frankfurt a.M. die Milz- 
exstirpation ausführen ließ, trat zwar kein voller Erfolg ein, aber eine 
so wesentliche Besserung — der eine Kranke wurde sogar kriegsver- 
wendungsfähig —, daß der Eingriff äls berechtigt angesehen werden 
muß. Die medikamentöse Therapie hatte in beiden Fällen nur vor- 
übergehende Besserung gebracht. (Ther. Mh. 1918, H. 10.) 

Die im Beginn des Krieges herrschende Ansicht, daß bei Augen- 
verletzungen im Felde nur die Enucleation des Bulbus in Betracht 
kommt, ist nach den Erfahrungen von Emanuel konservati- 
veren Anschauungen gewichen. Die Tatsache, daß sympathische 
Ophthalmie frühestens 14 Tage nach der Verletzung auftritt, macht es 
möglich, sämtliche Augenverletzungen ins Kriegslazarett zur Operation 
zu überführen. Verletzungen der Lider usw. heilen bei primärer Naht, 
weil die Infektionsgefabr bei Gesichtswunden, insbesondere die Gas- 
phlegmone sehr selten ist, aus diesem Grunde ist die Exeision des 
Schußkanals überflüssig. Durchschüsse der Orbita werden streng kon- 
servativ behandelt, Steckschüsse werden nach Röntgenlokalisation ent- 
fernt, eventuell nach temporärer Resektion der äußeren Orbitalwand. 
Bei schweren perforierenden Bulbusverletzungen geht die Sehkraft 
meist verloren, man wird versuchen, das erblindete Auge zu erhalten 
oder, wenn dies nicht angängig ist, durch die Exenteration oder Her- 
stellung eines guten Conjunctivalsackes einen guten Sitz des Kunst. 
auges zu ermöglichen. Bei leichteren Verletzungen wird die Bulbus- 
wunde genäht, eventuell nach vorheriger Entfernung von Fremd- 

körpern und zur Verminderung der Infektionsgefahr mit der Conjunc- 
tivalschleimhaut gedeckt. Nach vollendeter Heilung zieht sich dieselbe 
von der Hornhaut zurück oder- läßt sich leicht ablösen. Zur Vermin- 
derung der Gefahr einer sympathischen Ophthalmie wird bei jeder per- 
forierenden Bulbusverletzung eine Quecksilberschmierkur eingeleitet. 
(Ther. Mh. 1918, H. 10.) 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 11. 


o a a aaa 


schen Trommelfellruptur führt bei geringen Defekten (Ohrfeigenruptur) 
zu guten Heilungen. Dies gilt nicht von größeren Rupturen (Explo- 
sionsrupturen), bei denen ein gewisser Reizzustand im Mittelohr und 
am Trommelfell die Proliferation des Trommelfellepithels beschleunigt. 
So erreichten Lehmann und Vulpius gute Resultate durch An- 
frischen der Rupturränder, durch Tamponade mit steriler Gaze oder 
solcher, die mit Kochsalzlösung oder 5%igem Protargol getränkt war. 
Imho-fer verwendet ebenfalls mit gutem Erfolge Scharlachrotgalbe 
und außerdem Injektionen von Pilocarpin (jeden dritten bis vierten 
Tag 0,006 g), welches durch Anregung der Drüsensekretion und Blat- 
affiuktion zum Kopfe einen geringen Reizzustand im Ohr erzeugt. (Ther. 
Mh. 1918, H. 11.) 


Bettruhe und nüchterner Magen (mehrere Stunden vor und 
nach der Salvarsaninjektion) sind die zweckmäßigste Vorbereitung. 
Dabei hält die Salvarsanausscheidung auch länger an (späte 
Salvarsanreaktion im Urin). Je länger das Salvarsan aber im Körper 
verweilt, um so wirksamer ist es. 
varsannatrium, 
kuren, oft mit Kalomel. 
Vene verfehlt und, ohne daß dies bemerkt wird, 
spritzt, wodurch es zur Quaddelbildung kommt, 
man sofort die Einspritzung, lasse aber-die Nadel an der Injek- 
tionsstelle und nehme einige kräftige Aspirationen mit der 
Spritze in der Nähe der Quaddel vor. 
ganze kleine Salvarsanmenge hierdurch wieder zu erreichen, 
doch dadurch eine vermehrte Durchtränkung der beschädigten Haut- 
partien und größere Verdünnung des eingedrungenen Stoffes und da 
mit verringerte Infiltratbildung bewirkt. 
Nr. 9.) 


empfiehlt Ernst Pachner (Alland, N.-Ö.) von neuem. 
ermöglicht eine direkte Belichtung des erkrankten Kehlkopfs. Der 
Kranke sitzt mit dem Rücken gegen die Sonne vor einem auf einen 
hölzernen Stativ verstellbar angebrachten Planspiegel, 
Sonnenstrahlen auffängt. 
vollkommen belichtet ist, so legt er au diese den 
spiegel so, daß er im Planspiegel das Bild seines LarynxinnerM a 
blickt. Um das Beschlagen des Kehlkopfspiegels zu verhüten, benutz 
man einen Lasinstift. 
möglichst wenig Aufwand von 
durchführen, 
Hierbei muß sich aber der Kranke so legen, daß er et 
sich hat und daß die Sonnenstrahlen bei geöffnetem Mund dir® 
auf die Rachenwand fallen. 
anderen Hand vorgehaltenen Taschenspiegel von Zeit zu 
tige Einstellung des Kehlkopfspiegels und die ric 
(M. m. W. 1919, Nr. 9.) 


Verbandbehandlung bei 
däre Verkürzung hin, die hauptsächlich zurück 
Nachgiebigkeit der Bruchstelle bei der Bel 


16. März. 


Die früher übliche, absolut exspektative Therapie der traumali- 


Pringsheim (Breslau). 
Über Salvarsantherapie berichten En gwer und Josephsohn. 


Ausschließlich benutzt wurde Sal- 
und zwar stets kombiniert mit Hg-Voll- 
Wird bei der- Salvarsaninjektion die 
unter die Haut ge 
so unterbreche 


Gelingt es auch nicht, die 
so wird 


AL m. W. 1919, 


Die Sonnenlichtbehandlung bei Kehlkopftuberkulose nach 50rg0 
Die Methode 


der die 


Sieht er im Planspiegel, daß seine Uvula 
Kehlkopf- 


Man kann auch in liegender Stellung und mit 
Muskelkraft die Sonnenbehandlung 


Kehlkopfspiegel allein. 
die Sonne YOT 


und zwar mit dem 
an einem MI ‚ger 
Zeit die rieb 
htige Belichtung. 


Dabei kontrolliert er 


r 
Ferd. Bähr (Hannover) weist auf die nach Abschluß de 


Oberschenkelbrüchen auftretende tik 
geführt ist AU 


„stung und al 
kere Biegungs” 
aher Oberschenkel- 
der sekundäre 
len V erletzten 


die im Sinne einer Verkrümmung wirkende stär 
beanspruchung des Oberschenkels. Man soll d 
brüche nicht allzufrüh durch Belastung der Gefahr 
Verkürzung aussetzen. Ein Mittel dagegen dürfte sein, ( 
noch einige Zeit nach dem engeren Heilverfahren mit chtung 
schen Schiene oder mit irgendeiner ähnlichen Extensionsvorfl 
gehen zu lassen. (D. m. W. 1919, Nr 9.) 

| Die Behandlung chirurgischer Infektionen mit autogener der den 
empfieilt Canon. Man stelle in jedem einschlägigen Falle, = 
Eindruck macht, daß er schwer verlaufen wird, sofort bei r i 
Behandlung Reinkulturen des Erregers aus einem lokalen He 
(eventuell aus dem Blute). (D. m. W. 1919, Nr. 9.) l 

Bei akuter diffuser Glomerulonephritis steht das Bil n tzeitige 

laufschwäche nicht selten im Vordergrund und erfordert hin intra 
Herzbehandlung (ausgiebiger Aderlaß, Digitalis oder Strophant Zeichen 
venös, Stimulantien subeutan). Schon bei den gerine SE ch stelle 
von Kreisilaufschwäche verordne man =” 


d einer Kreis- 


Digitalis. 
man durch eine Regelung der Flüssigkeitszufuhr 
forderungen an den Kreislauf (häufig sind gerade hr zu einer 
stark ödematösen Patienten, bei denen es deswegen maS pih gefähr- 
intramuskulären Wasserretention kommen kann, HP Sigg n- 
detsten). Daneben kann man bisweilen auch Inach H ans“ : 

heimer (Berlin]] von der diuretischen De jative Herz 
Digitalisdosen erfolgreich Gebrauch machen, went eine relian?) 


PEN NL a We ai we Ba SP EN u E - k na a ! z 
Ma 46, März 00.1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 11. . 
an e = insuffizienz vorliegt, wobei 'das geschwächte Herz. die ‘zur. Entleerung: |: wiederzugeben, im persönliehen und ‚sozialen Interesse. Darum ist 
: In ern | BAR. raa notwendige Mehrleistung nicht aufbringt. E E Wissen und EA dire Pa ae zu eai 
ith aE (D. m. W. 1919, Nr. 9.) . a ae er ee :| behren neben ärztlicher Tätigkeit allein; wissenschaftliches und soziales 
ee Jede Torticollis spastica: ist nach Hans Debrunner (Berlin) | Können müssen miteinander Hand in Hand gehen: ` 
er per a zuerst konservativ zu behandeln (Redressionen, Massage, psy- Es ist kein. Lehrbuch 'im eigentlichen Sinne der physischen Be- 
: wi Aal chische Beeinflussung, Feststellung des Kopfes dureh Stützen). Wo | handlung des Beschädigten, aber ein Lehrbuch ‚der ‚psychischen Be- 
3 : Kr der Erfolg ausbleibt, tritt “das operative Verfahren in seine. Rechte. | handlung; die chirurgische Orthopädie verlangt neben sich eine Orthopädie 
targo per , Der eigentliche Accessoriuskrampf, wo nur Kopfnicker und | des Willens zum Erfolg. Das Buch ist. lesenswert für ältere Ärzte, aber 
ge Schar al eventuell Trapezius in Mitleidenschaft gezogen sind, wird durch Re- | besonders beherzigenswert. ist sein Inhalt, für die jüngeren Ärzte,. für 
dritten DS ik sektion des Nerven behändelt. Führt diese nicht zum Ziel,. oder | Studierende, für Schwestern und alles: Pflegepersonal, denen vor allem ` 
sekretion U handelt es sich um Späsmen in. weiteren Muskelpartien, vor allem im | das Kapitel „Mitleid und. Verwöhnung“ nicht genug zur Lektüre an- 
Ohr ereng Nacken, so kommt die Myotomie in Betracht. Mit der Nach-’| geraten werden kann. ©. ` 'A. Dreist (Hannover)... 
hein (esf behandlung steht oder fällt das Verfahren. (D..m. W. 1919, Nr. 9) |... re EFt 
un | a, E | - F.Bruck. M. nn und A. Kowarsky, Praktikum der klinischen, 
ii re De ER chemischen, mikroskopischen. und bakteriolo- 
igste Vorem Bücherb , 000000001 gischen Un tersüWchungsmethoden. Fünfte umgearbeitete 
ine aT cner bespr echungen: eu ~|- und vermehrte: Auflage. Mit. 86 Textabbildungen und 24 farbigen 
su] > Mkr Lehrbuch der Püyenfateie. Bean, Vene |: Te, Bea en an a Bu 
4 Hell J. Springer. | i = | | =; | a m re no; 
a A Bei der Wahl eines psychiatrischen Lehrbuchs sind Studierende ae tet non WIR Or i nouer Anlage een ooi 
riet Und Ärzte oft in Verlegenheit. Eš-gibt gute Kompendien und es gibt | ppo? daß es sich in den Kreisen der Interessenten einer starken 
2 i gk. © (da Aschaffenburgs , Handbuch ‘den wenigsten zugänglich: ist) den ne n E  vorliegònde Auflage ist, um den neu. T 
H jer hi einzigen Kräpelin. Dazwischen’ war die Suche nach einem erschöpfenden, |. eigen see ee Rechnung zu tragen; durchge aroe LER 
ra Pr lesbaren und anregenden Lehrbuch nicht sehr erfolgversprechend. Fre en worden, insbesonider : das Kap itel UbER Malaria uhd über 
in h iii Bleuler füllt diese Lücke aus, und er füllt sie so hervorragend aus, | ie Diagnose des, Fleckfiebers. Die Textabbildungen wirken sehr gut, 
i m „ai daß es eine ehrliche Freude ist, dieses musterhafte Dokument psychiatri- die Tafeln sind ausgezeichnet. „Referentin ist der Ansicht, daß es sich 
aiit scher, psychologischer und menschlicher. Betrachtungsweise erneut an- ` sInpıoalen wurde, oon Abschnitt, in dem die allgemeinen bakteriologischen 
a yi- ` zuzeigen. Ein Buch, das gerade der Fachmann mit Nutzen lesen wird, ‚Methoden behandelt werden, nicht am Ende, sondern am Anfang ‘des 
7 ș : Weil es durch seine hervorragende Stilisierung den wissenschaftlichen ‚Buches zu bringen, ‚um damit eine. Einleitung zu. den speziellen bak- ' 
Mar; Wert beträchtlich erhöht. Auch dem. praktischen Arzt bleibt-es keine | "ologischen Untersuchungsmethoden zu geben. ie Na 
Bam: Antwort schuldig und weiß ihn Schritt für Schritt, ohne-den Schein | - ° > 00 St Lichtenstein (Berlin), 
"pW der Übergelehrsamkeit, zu interessieren: Der allgemeine Teil (etwa |: M. zur Verth, Rettungsgeräte auf See unter besonderer 
rabt t 160 Seiten) ist bei aller didaktischen Präzision eine so gründliche und B eru cksi ch tigung -des Seekriegs. Berlin 1917, ‚Richard 
er pai Einführung, daß er:dem Arzt und Studenten isoliert dargeboten Schötz. 95 Seiten. a Zr S | 7 
i Mi | Ji en sollte. Gegenüber der ersten Auflage ist die zweite um zwei zur Verth s Schrift ist entstanden aus der, Fragestellung : 
N gl - _ Bogen vergrößert; die Ergänzungen betreffen die Kapitel über Pseudo- | „Wessen bedürfen wir ‚zur Rettung vom Tode. im: Wasser und welche 
ent l neurasthenie, Homosexualität und Bedeutung der Psychosen bei Fragen Forderungen muß der Erbauer yon Rettungsgeräten erfüllen?“ -Sie 
pT; der Dienstbeschädigung. Charakteristischerweise brauchte Bleuler | gibt eine gute Übersicht und Zusammenf assung der 
En Bi: Kapitel der traumatischen Neurosen nichts zu ändern. Erwähnt | wichtigsten See-Rettungsgeräte und behandelt die jetzt ar 
A gh - sel zum Schluß, daß die Ausstattung des Buches und sein Papier dies- | im Kriege besonders zeitgemäße Frage :der Rettung vom Tode: im - 
er y l mal wieder einheitlich gut sind. Kurt Singer. | Wasser mit der ganzen kritischen Erfahrung, die dem auf dem Gebiete 
gel l ; Bernhard Nocht und Martin Mayer, Die Malaria. Mit 25 Textab- des Marinesanitätswegens seit Jahren: bekannten Verfasser zur Ver- ` 
je So" bildungen und 3 lithographierten Tafeln. Berlin 1918, Jul. Springer, fügung steht, In acht Abschnitten 'bespricht zur-Verth die`Be-. 
ii, 124 Seiten. MiL—. = $ 2 ; griffsbestimmung aller zur Rettung auf See be- 
imt Pi Aus ihrer reichen, schòn lange vor dem Krieg gesammelten Er- |. en eren Vorrichtungen, a Verlus te durch Tod im 
me. fahrung geben die Verfasser neben einer vorbildlich kurzgefaßten und Wasser in derKaiserlichenMarine, den Todim Wasser 
e . gleich erschöpfenden Darstellung der Klinik und modernen Therapie - (Shock, Ertrinken, Erstarren, Verhungern), Schwimmstoffe,- 
i „auch eine erwünschte Orientierung über alle parasitologischen Fragen i 1m2 ei Ss Massenrettungsgeräte, Behelfsschwimm- 
yd f . der Malaria. — Eine ganze Reihe recht wertvoller Monographien ist | k0Tper, Nachtrettungsgeräte, Rettungsboote, Ret- 
f Wi in der letzten Zeit, angeregt durch die Bedeutung der Malaria im ung a e ud derglei chen. D nn Schluß bildet neben 
ti | Kriege, entstanden. Im allgemeinen geht das Gesamturteil dahin, daß einer Übersicht des benutzten Schrifttums und einem Inhältsverzeichnis 
ir 4 . mit einer Entwicklung‘ größerer endemischer Herde im deutschen | sehr zweckmäßiges allgemeines Merkblatt-für das Ver- 
u ‚ Heimatgebiet bei leidlich ausreichender Vorsorge erfreulicherweise | Halten und das Benutzen von Rettungsgeräten bei‘ 
je nicht zu rechnen ist, Hans Meyer (Berlin-Oberschöneweide) Ertrinkungsgefahr. 29 Abbildungen veranschaulichen die be- /. 
Øo; B. Blind, G NA 42 ER ns ~., | Sprochenen Vorrichtungen und ihre ‘Verwendung. — Das kleine Buch 
ne kürso rundzüge der ärztlichen Kriegsbeschädigten- | geht nicht nur den Marinesanitätsoffizier und den schiffs- und hafen- ; 
w Benno k ge. Mit 20 Abbildungen auf 10 Tafpln. 77 Seiten. Leipzig 1916, | ärztlich tätigen Mediziner an, sondern ist auch für Schiffahrtsgesell- 
oi” Was ES Verlag. 5 he | schaften und See-, ;Hafen-, Strom-, Bade- usw.. Polizeibehörden von . 
, ~ verleihe „Wohl in jetziger Zeit dem Buche einen besonderen Wert | Wert. * ” v 7, Kritzler (zurzeit Sewastopol): 
"i anf di n dürfte, ist der sich durch alle Abschnitte ziehende Hinweis | ` ~ Zr | 
| Hl hie soziale Tätigkeit des Arztes in der Fürsorge für den Be- |.Rhese, Die Kriegsverletzungen und Kriegserkran- 
gs" -liese i die neben der besonderen. Behandlung . beim Eintritt in kungen vonOhr, Nase und Hals. Mit 94 Abbildungen. im 
p! as ne muß. So, wie für die Behandlung der Satz gilt „der Text. Wiesbaden 1918, J.. F. Bergmann. 285 Seiten. M 18,—. 
IR; gelten RE d entscheidet das Schicksal .des Beschädigten“, so ' Das Buch ‚wendet sich an jeden Arzt, der sich mit den Kriegs- 
Mo che 7 e Im sozialen Interesse die Worte „der erste Arzt ent- | verletzungen des Ohres vertraut machen will. Die Mitbearbeitung der 
f erwöh as Schicksal des Beschädigten“.: Kein falsches Mitleid, keine -. Kriegsverletzungen und. Erkrankungen von Hals und Nase -ergab sich 
he "ung; nur zielbewußtes Streben nach der. Wiederherstellung | aus den Beziehungen, die zwischen den ‚Organen bestehen... Auf 
EA -fähj ee größtmöglichsten Hebung der Arbeits- und Erwerbs- | Kasuistik ist möglichst im Interesse . knapper Darstellung verzichtet, 
Te S e Seren frühzeitiges Wecken der Willenskraft. | . j Die durch Kopftraumen bedingten Schädigungen des Ohres, die, Folge- 
po. sorge, Er er mehreren lehrreichen Ausführungen über ärztliche Für- .| zustände der Kopfverletzungen, Beziehungen. des inneren .Ohres zur 
fo. Besch a glieder, ihre behelfsmäßige Herstellung, und. Beschäftigung |: traumatischen Neurose werden eingehend dargestellt. Das Werk. bietet 
” im:Vorg 8 en finden wir immer wieder das soziale Wirken. des Arztes | eine Zusammenfassung alles dessen, was der Krieg. bezüglich Ohr, Nase, 
un er Ungleich höher als Geldentschädigung, die oft genug | Hals mit sich brachte. Abschließende Urteile über manche: im Kriege 
l | echt und -neurasthenie im Gefolge hat, ist das Bestreben | hervorgetretene Ergebnisse werden sich erst nach Sichtung des ganzen 
i Ma zen, den Beschädigten möglichst seinem früheren Berufe | im Kriege beobachteten Materials geben lassen.. Haenlein. 


_ 


+ 


©. -= s + 
š .— 


ER 57 
- 
<A 


x 

"~ 

wA at 
a 

Re, 


3 
—- 
n: 


Se 

Wu 
a 
Sen 


Rs 

TI 
re n 

wlan 


men 
Due, . 
n d . . 
Pur i q 
DATNE 


as; 
bern 
n a iens 
a en 
N Ay 
~ 
I< 
we 
ma 
- 


em 


TEEN 


Pia > 
en 


x sn. eh 
SEE I 

Bene; 

in 


„im pr 
-~ 


-4 


ASE 
DN a, a 


”.,. x3 
LE ENGER ar e A 
ETA SE TE i n. 
` ne 0 
DIS ee Dy a ya 
e ee 


re rd 
Su SET T ae TTS 
a Ta 
a aea aa T 


Eo e mL 
Pans w 


een 


Jrk 


2 $i 
LE E 


Be N er 
UNEA $ aa i 
RT, Be NG ‘n A 


= 
a 


W bai 
% 
PONA EEE RFD 


a 
un 
Sat 
u 
” 


"das R BAR * 
Dee aan 
x in a - 


u ea, 


Pe sr 

ERE TG a EaI TER 
© e Sen A e 

ee y 


~a, 

. we. 
k ooo me .. 

En 

<- 


s 
x. 


Km TI in a! 
7 2 - 


hr iin 


so - 
fee 
wc, 


m 
Ta 
“m -k 


et 
mA ee 

. > 
or 


Se are 
> Ze Zr SEE Zr 
Se 3 
ea 
"un 


EG: 


Mr 
I 
ti 
t 
| 
1 


nme ut gene 


Er i x 
a SE EN a a 


ae a - DER 
-ea end mt re rare rn 


große Erleichterung gebracht. Für eine Reihe von Fällen ist die ein- 


274 


Verein für Innere Medizin. Sitzung vom 24. Februar 1919. 
-: ; Kraus: Fall von partiellem Herzblock. Ein 43jähriger Gärtner, 
der Alkohol und: Nicotin nur in mäßigen Mengen zu sich nahm und 
keine (eschlechtskrankheit gehabt hat, bei dem auch Wassermann 
negativ ist, wurde im Jahre 1915 als Pionier eingezogen. Er machte 
zwei schwerere Infektionskrankheiten durch, rezidivierende Ruhr und 
Malaria. Beim sechsten Malariaanfall am 25. Juli 1918 hat er zum 
erstenmal Herzbeschwerden: Schwäche, Angstgefühl und Stiche in der 
Herzgegend. Zwei Tage später merkte er selbst, daß er nur 80 bis 
82 Pulsschläge in der Minute hatte. Wegen des Herzleidens war er 
vielfach in Behandlung und wurde dienstunfähig vom Militär entlassen. 
Seit dem 5. Dezember 1918 steht der Kranke in der Beobachtung von 
Kraus. Das Krankheitsbild hat sich wenig geändert. Er hat eine 
Pulsverlangsamung von 32 bis 40 Pulsen, dabei kann Gruppenbildung 
sich im Radialpuls zeigen, zu anderen Zeiten ist die Schlagfolge regel- 


mäßig. Ursprünglich bestand bei ihm ein kleines Herz, das jetzt dila- 
tiert ist. Die Herztöne sind.rein, der Blutdruck beträgt maximal 110, 
minimal 50 mm Hg. Urin und Blut sind ohne Besonderheiten, der 
Kranke ist etwas anämisch. Man sieht an ihm einen monokroten 
‘Venenpuls, der mit dem Arterienpuls alterniert. Von Medikamenten 
‘hat er in der Klinik nur Baldrianpräparate bekommen. Das Pulsbild 
:und das Elektrokardiogramm zeigen einen wechselnden Befund. Nach 
- den Kurven handelt es sich um einen partiellen Herzblock, der regres- 
‘siv ist. Die Pulsverlangsamung erklärt sich aus dem partiellen Vor- 
“hofsblock. und der Leitungshemmung zwischen Vorhof und Kammer. 
-Die Erkrankung hat einen verhältnismäßig gutartigen Charakter. Ur- 
sächlich kommt die Malaria in Frage, vielleicht auch die Ruhr. Ein 
Malariaherz ist so gut wie unbekannt. Wesentlich an dem Fall ist, 
daß solche partielle Blockierung nicht immer etwas Böses zu sein braucht. 
| Joseph: Neueres zur Röntgendiagnose der Nierensteine. Die 
Nierensteindiagnose ist häufig nicht an klinischen Symptomen za 
‚stellen. Der Schmerz und seine Ausstrahlung in die Leisten- und 
. Genitalgegend ist nicht beweisend. Auch die okkulten Blutungen und 
die Hämaturie beweisen nichts. Daher hat die Röntgendiagnose eine’ 


fache Röntgenaufnahme aber nieht ausreichend. Es gibt Steine, die 
“durchlässig für Röntgenstrahlen sind. Die von Joseph angewendete 
Kollargolfüllung des Nierenbeckens macht solche Steine sichtbar. An 
einer Reihe von Bildern’ werden die mit diesem Verfahren zu erzielen- 
den Ergebnisse gezeigt. Man kann auf die angegebene Weise den Sitz 
des Steines erkennen und. auch die Operationsmethoden im voraus 
ungefähr bestimmen, sodaß man auch das Risiko vorher angeben kann. 
. Verwechslung mit Steinen in anderen Organen können ausgeschaltet 
werden, weil die Lage des Steines zum Nierenbecken zu bestimmen ist. 
. Aussprache. Zondek: Schon vor der Operation muß man 
erkennen, ob Nephrotomie oder Pyelotomie vorzunehmen ist. Dazu ist 
es erforderlich, den Sitz. des Steines festzustellen. Das Nierenbecken 
liegt etwas unterhalb der Mitte der Längsachse der Niere. Das Ver- 
hältnis ist 4:5. Auch kleine Steine können eventuell infolge 
- anatomischer Verhältnisse Nephrotomie erforderlich machen. Aber 
= ebenso kann aus denselben Gründen ein großer Stein durch Pyelo- 
tomie entfernbar sein. Fortsätze an Steinen deuten auf das Nieren- 
= becken. Saterstoffeinblasungen ins Nierenbecken zur Sicherung der 
Diagnose sind für die Röntgenaufnahmen zu empfehlen. Liegt ein 
Stein neben der Wirbelsäule, so kann man auf eine Hufeisenniere 
schließen. Das muß aber nieht immer zutreffen. 
| Freudenberg: Bei bakterienfreiem Harn kommen kohlen- 
_ saure Kalksteine nicht vor. Bei der Phosphaturie gibt es, wenn keine 
Bakterien zugegen sind, keine derartigen’ Steine. 
Bucki: Ebenso wie Geschosse, so kann man auch Steine 
- vor dem Schirm am besten lokalisieren, ohne daß man komplizierende 
. Methoden anwendet. Die von ihm angegebene Blende im Verein mit 
einem gleichfalls von ihm angegebenen doppelseitigen Verstärkungs- 


. gchirm gibt bei einer Expositionszeit, die weniger als die Hälfte der : 


. ‚bisherigen beträgt, ausgezeichnete Ergebnisse. 
| Rothschild: Auch mit Kollargol kann man Aussparungen 


“kriegen. Unfälle mit Kollargol sind ihm nicht begegnet. Für die- 


Lokalisierung braucht man nicht immer Kollargolfüllungen. Man 


. kommt meist mit einem imprägnierten Ureterkatheter aus. 


Immelmann fragt, ob ein von Joseph gezeigter Bild- 


befund, auf dem ein ringförmiger Stein zu sehen war, durch Operation 


‚bestätigt wurde (Joseph: ja). Die Steine sind selten. Sie bestehen . 


aus einem Kern von Harnsäure und einem Kalkmantel. 
| Fritz Fleischer. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 11. 


Vereins- und Auswärtige Berichte. 


aufnahmen und solchen seines gefallenen Oberarztes Meyer-Betz 
über die Röntgendiagnostik der Bauchorgane durch Gasfüllung des 
Bauches. Während die Masse der Darmschlingen gewöhnlich keine 
klare Differenzierung der Abdominalorgane gestattet, findet man ge- 
legentlich bei teilweiser Gasfüllung des Darmrohres auf der Röntgen- 
platte Teile des Leberrandes, die Zwerchfellkuppen, die Milz usw. gut 
differenziert. Auf Grund dieser Beobachtung wurde eine künst- 
liche Aufblähung des Darmrohres mittels eines Gebläses 
vom Rectum aus — oft unterstützt durch Aufblähung des Magens oder 
Eingabe einer Kontrastmahlzeit — vorgenommen, um SO die Röntgen- 
diagnostik der Bauchorgane zu ermöglichen. Nach dieser Methode 
aufgenommene Röntgenplatten verschiedener Patienten werden projiziert, 
Sie zeigten Zwerchfellstand, Leberrand, Milz, subphrenischen AbsceB 
‘usw. mit überraschender Deutlichkeit. | 
schiedenen Körperstellungen und verschieden starker Luftfüllung - des 
Darmrohres gelingt es bisweilen auch den unteren Rand der Gallen- 
blase sichtbar zu machen. Von etwa vorhandenen Gallensteinen, bei 
deren Aufnahme weiche Röhren und enge Blenden zu benutzen sind, 
geben Cholestearinsteine nur überaus schwache Bilder, während Steine, 
die Calcium enthalten, deutlich mit der charakteristischen Schichtung 
auf.der Platte erkennbar sind. Eine zweite Methode, durch Gas- 
füllung des Adomens die Organe bei der Röntgenaufnahme zu diffe- 
renzieren, besteht darin, daß man mittels einer vorn abgeschrägten 
Hohlnadel in die Bauchdecken einsticht und ungefähr 2 l Sauer- 
stoff. in die Peritonealhöhle einläßt. Ea 
letzung der Darmteile, die nur bei vorhandenem Ascites ziemlich 
sicher zu vermeiden ist, in allen Fällen zu verhindern, hat Götze® 
(Halle) eine Nadel vorgeschlagen, aus der gleich nach Durchsteebung 
der Bauchdecken und des Peritoneums ein stumpf endendes Rohr mit 
glattem Rand vorschnellt. Röntgenaufnahmen, die nach dieser zweiten 
Methode ausgeführt waren, zeigen die besonderen Vorzüge dieser Methode, 
die besser als bei Darmaufbläbung Verwachsungen, Nierenstein® und 
Nierentumoren sichtbar macht. In der Aussprache weist ADS chütz 
auf die Gefahren hin, die das Einstechen der Nadel in die Bauchböble 
trotz aller Vorsichtsmaßregeln haben kann, und schlägt deshalb vol, 
die nötige Öffnung durch einen kleinen Einschnitt herzustellen. Def 
sehr erwünschten Gallensteindiagnose steht Ans chütz ‚auch n 
dieser Mitteilung skeptisch gegenüber. Zoeppritz berichtet ue 
sehr gute Aufnahmen von Rautenberg (Berlin), die nach Darm 
aufblähung sichere Diagnosen 
Tumoren der Bauchhöhle und ähnliches ermöglichten. ki 
Seyler warnt vor zu starker Aufblähung der Därme und = i 
berichtet über die bei einer Abdominalaufnahme ohne künst m 
Darmaufblähung deutlich gelungene Abbildung eines Solitärsteines 
der Gallenblase, der sich bei späterer Untersuchung durch Scha 
(Kiel) als reiner Cholestearinstein erwies. 


atrophischer Myotonie. 
Störungen verschiedener Art, mit Haarausfall, 2 herie 
Schilddrüsenschrumpfung, vasomotorischen Störungen in der ne 
Muskelschwund und Katarakt. Besonders die Beschwerden der le 
Erscheinung bestimmen den Kranken, den Arzt aufzusuchen. S dieser 
auch diese drei Kranken aus der Augenklinik. Die Seltenhel 
Krankheit ergibt sich daraus, daß nur diese drei Fälle innerh 


| eine melancholische, indolente Allgemeinstimmung bemerkbäf- 


16. März. 


Kiel. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 20. Februar 1919. 
Schittenhelm berichtet an der Hand von eigenen Röntgen- 


Durch die Aufnahme in ver 


Um eine Ver- 


Nierentumofel, 


7 Lebercirrhose 
von 5 Hoppe 


[7] D 
Schlecht zeigt drei hier selten ‚zu. beobachtende Fälle vo 
Die Erkrankung 


von 
Die schleichend 


tonie 
verlaufende Krankheit zeitigt nach Jahren eine ausgesprochene Myo 
der gesamten quergestreiften Muskulatur, die im Gegensatz 2 


u der: 6 
kannteren Thomsenschen Krankheit, der Myotonia congenita, mi 


fallendem Muskelschwund verbunden ist, der sich zuerst A nacht. 
durch das Schlaffwerden der Züge als Maskengesicht bemerkbar 
Sowohl die aktive wie die mechanische „myotonische Reaktion 

ist nachweisbar. Die Muskeln zeigen eine „Intensionsrigl afb elt, 
heißt, es entsteht auf willkürliche Impulse eine schmerzios®, iten Be 
die erst nach längerer Intension, beziehungsweise nach wiedersọ ki 
wegungen aufgehoben wird. Die mechanische myotonischn BR 
zeigt sich bei dieser Krankheit besonders deutlich an der ung ei 
bei leichtem Schlag mit dem Perkussionshammer sekunden 

tiefe Delle stehenbleibt. Die für die Thomsensche Kran a 
teristische elektrische myotonische Reaktion ist nur teilweise $ en 
Ebenso zeigen sich im Gegensatz zu dieser Krankheit Sn. acht sich 
Patellar-, Achillessehnen- und Facialisreflexes. Psychisch ™ 


ee. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr it. 


der dortigen Gegend häufiger auftretenden atrophischen Myotonien .nach- 


weisen konnte, daß es sich-um eine in eigenartiger Weise vererbbare 


Er -konnte Stammbäume "derartiger Kranken bis 


Erkrankung handelt. 
in die sechste Generation verfolgen und’ fand hierbei, 


‘dann zeigten jüngere. Glieder- präsenile, . weitere : Glieder juvenile 
Katarakte, bis sich bei den Endgliedern der Reihe zu. frühen Katarakten 
die schweren muskulären Störungen. hinzugesellten. 
diese Katarakte als tetanische beschrieben, weil’ sich bei den Kranken 
das Chvosteksche Zeichen nachweisen läßt. Ditferentialdiagnostisch 
ist wichtig, daß die optischen Leitungsbahnen an der ‚Atrophie . nicht 
beteiligt sind und auch sonstige! Tabessymptome sicher fehlen. Die 
Ätiologie der Krankheit ist nicht geklärt. . Hö b er schlägt zur weiteren 


ischen, 
= E. Erforschung die Aufnahme der Aktionsströme VOT. | 
i - . Bürger stellt einen 80 jährigen Diabetiker mit auffallender |: 
and. det A Gelbfärbung der Nasolabialfalte, der Stirn: und der Handflächen (Xanthosis 
Jensi E diabetica) vor. Auch die übrige Haut zeigt, wenn auch weniger intensiv, 
bente 5 eine gelbliche Verfärbung. Die Skleren sind vollkommen weiß. Der- 
vimi artige Hautfärbungen sind 1904 zuerst von v. Noorden beschrieben. 
jen SE. ~ `B. hat in den letzten Kriegsjahren bei 80° Diabetikern 15 mal diese 
jai ` Gelbfärbung feststellen können und nimmt als Ursache die Aufnahme 
dm n von Xanthophyll aus der reichlichen. Gemüsenahrung (Grünkohl, Spinat 
ua “und andere grüne Gemüse) in das Blut an. In Ätherauszügen aus dem 
Hy Blutserum derartiger Diabetiker ließ sich ‘eine lebhafte Gelbfärbung |- 
mil: -~ nachweisen, die auf diesen Farbstoff hinweist. Die im Diabetikerserum 
mI "vermehrten Lipoide sind für die Löslichkeit derartiger Farbstoffe überaus 
pitit - — günstig. Es scheint sich hier um einen ähnlichen Vorgang zu handeln, wie 
je: „Wir ihn bei den Kühen beobachteten,. wenn sie nach'dem ersten Weide- 
ds W .gang im Frühjahr ;gelbgrünlich -gefärbtes Milchfett (Grasbutter) liefern. | 
jant: Die von Umber angenommene prognostische Bedeutung dieser Gelb- 
u '‚färbung, die auf eine Verschlimimerung der Erkrankung hinweisen: 
In. ‚sollte, dürfte nach. dieser Erklärung nicht zu Recht bestehen. Eine 
ayt -- Behandlung dieses Symptoms durch Wechsel des grünen mit farblosem 
pŠ. emüse ist nur dann erwünscht, wenn der Patient durch die Gelb- 
je et .  färbung beunruhigt wird. | `g cha ckwi tz. 
ny - Ben, © 
r n 
Ar ß - 0 München.. 
wi. ie Arztlicher Verein., Sitzung vom 12. Februar 1919. 
o; `  "“Zumbusch: Über 'Beratungsstellen für Geschlechtskranke. 
pk Die von allen Seiten anerkannte R E Geschlechtskrankheiten 
di “während des Krieges beschränkte sich anfangs mehr auf die Etappe 
y, ` Wmd die Heimat, von Sommer 1917 aber ergriff die Zunahme stetig, 
we: Regelmäßig und unaufhaltsam das Feldheer. All das war aber nur ein 
sell ~ Vörspiel gegen die Zustände, die die Revolution und die überstürzte 
? Demobilmachung brachten. Man kann direkt von: einer Geschlechts- 
Hi  Rrankheitenepidemie sprechen. Die Frequenz der Poliklinik, die früher 
e fünf bis sechs Tage eine frische’ Gonorrhöe sah, stieg auf fünf bis 


g. all 
P 
f e x zehn frische Fälle täglich, ebenso die Lues. "Das gleiche berichten die ` 
. Spezial- und praktischen Ärzte. Wenn diese Zustände fortdauern, ist 
-die rumänische Durehseuchung ein Kinderspiel zu der uns drohenden. 
‚Endlich merkten dies auch die Behörden und taten schön’ Schritte da- 
‚gegen mit Verordnungen, deren Inhalt meist nicht: durchführbar -ist. 
‚80-erschien z. B. acht Wochen, nachdem die Leute aus dem Heere ein- 
. fach weggelaufen waren, eine Verördnung, daß alle Leute, die sich selbst 
, entlassen hätten, wieder einzufangen_und auf Geschlechtskrankheiten zu. 
| . niörsuchen sind. Jetzt besteht eine Reichsverfügung, daß diese Krank- 
i. we den Beratungsstellen zu melden sind. Vernünftigerweise, hat 
ii: bayerische Regierung diese undurchführbare Verordnung nicht. 
‚ ‚Nbernommen. Besser als diese behördlichen Maßnahmen sind die Pla- 
fe, die die G.B.G. hat drucken lassen und die in allen Aborten auf- 
-gehängt werden sollen; auch der Vortragende bat ein Plakat drucken 
E das von allen bayerischen Ministern unterschrieben an alle 
Er säulen geklebt wird. Außerdem werden mit staatlicher Unter- . 
ung. Kurse der Geschlechtskrankheiten für Ärzte in München und 
etwa 80 anderen bayerischen Städten gehalten,. die hauptsächlich der 
| sihdiagnose der Lues dienen. Ein vielversprechender Punkt in der 
5 deren atung der Geschlechtskrankheiten sind die Beratungsstellen, 
g "tatin rganisation der Vortragende näher erklärte. Sie werden der Be- 
"zei gsstelle gemeldet, immer wieder eventuell unter Mithilfe der Po- 
i aufgefordert und dem Arzte zugeführt,. bis ihre Ausheilung. ge- 


rährleistet ist, 


logisch-anatomisch läßt sich in den Muskeln Kernvermehrung und | 
'Kernverlagerung nach der Mitte mit -Säulenbildung, verwaschene. 
Zeichnung der Querstreifung, also das bei allen Muskelatrophien auf- 
tretende Bild, nachweisen. In der Au ssprach e weist Heine auf 

die Feststellungen von Fleischer (Tübingen) hin, der an den’ in’ |. 


daß das älteste 
Glied der Reihe einen senilen Katarakt ohne weitere Störungen zeigte, 


Früher waren, 


` täten muß eine reichliche Anfrischung bis weit ins gesunde Gewebe 
‘nach Entfernung der Deckel vorgenommen werden; es muß eine -þlu- 


kürzung um mehrere Zentimeter ein. Da die Ossifikation großenteils 


wie von einem Mantel umgeben, eingelagert werden müssen, Restlose 


Bei der einknochigen Extremität hat man mit der Knochennaht stets 
und Mark enthalten und muß in ein Lager eingelassen werden, das 


mit Periost verbunden werden. 


Reihe seiner wirklich großartigen Operationserfolge auf diesem Gebiete. 


Die Raupe relehprangsanstalten haben ` die ‚Kosten E 


Behan: 


Kar Versicherten für Buknniörsichunigen: usw. ihemommen. 

delt aber werden die Kranken auf dèn Beratungsstellen nicht. 
‚. Rosenberger: Geschlechtskrankheiten: und Tanzverbot. Vor- 

 tragender weist auf. die gegenwärtige Tanzwut in Deutschland. hin. 

‚Näch ‚seinen Zeitungsbeobachtungen waren z. B. hier in München am 

21. Januar 28 Tanzunterhaltungen angekündigt, davon 24 am gleichen - f 

-Tage, 8 trugen die’ ‚Bezeichnung. „decent“. Eine Zeitung konnte hier A 

die 2000. Tanzunterhaltung in ‘diesem Jahre ankündigen. ‘Natürlich NEN 

‚kommen zu den annoncierten nöch die verschiedenen ‘Familienabende, 

Musikuffterhältungen, 'Privatkränzchen usw. dazu. Die engste \Ver- 

einigung so-'vieler Menschen in meist’ unhygienischen Lokalen leistet . 

‘der Verbreitung der parasitären Erkrankungen Vorschub. Dazu kommt 


‘der Mangel’an Desinfizientien und'Seife; die’ -Maskenverleißgeschäfte P SSES 


‚können ihre- Kleider weder reinigen noch entlausen: Scabies,’ Tricho- 
 phytie‘ usw. werden. so verbreitet. Zur Terpsychore gehört auch’ die 
Venus und so. nehmen auch die Geschlechtskrankheiten "zu. "Selbst 


"Flecktyphus und ‚Recurrens droht so nach Ansicht des. 'Vortragenden A 


unserem Vaterlande, da ‘unsere Soldaten ‘an den verschiedensten Me 
‚Fronten mit solchen Krankheiten in, Berührung ' gekommen ` sind. Es A 
-wird auch an -die Auslanddeutschen- erinnert, die manche’ ferne, Er- | RI 

'krankung einschleppen konnten, wie ein vier Jahre lang nicht erkannter FREE, 
Fall- von Lepra, aus Brasilien 'eingeschleppt, - beweist. . Zusammen- ES ee 
fassend meint der Vortragende, daß gegenwärtig in Dentschländ‘ eine ei: 
gesundheitliche Unsicherheit herrschte, wie seit 100 Jahren nicht mehr. ER ROH 
Dies veranlaßt ihn, einen Antrag einzubringen, den der Ärztliche Ver- BIr Se 
ein an die Regierung. leiten soll, nach welchem mit Rücksicht auf obige PAEAS 
Ausführungen ` Massenansammlungen, in erster Linie die Tanzereien s AE f 


(und die Demonstrationen? D. Ref.) zu verbieten sind. . 
Hohmann: Pseudarthrosen und durch Knochendefekte’ bedingte Ä FARINE Y 


| Schlottergelenke mit Demonstrationen. ; ; Vortragender hat in zwei Jahren Re 
- BER 


~ 
Meat 


U: 
w.. 
=e. 


= => -z b Fy z 
ee 
~.J = 


A 
ri 


Soa mE 
a ni er 


ee 


g Ani 


‘weit über 100 Pseudarthrosen eingerichtet, das heißt operiert. Nach Re y 
seineh Erfahrungen führten’ in erster Linie diejenigen Verletzungen zù EIER RER MR 
'Pseudarthrosen, die in den ersten Tagen weitgehendst entsplittert SE aa 
worden sind‘ denn damit: wurden wichtige Bausteine für die spätere 


. Knochenbildung, ‘Periost, entfernt. 
Nachbehandki stellt‘ der öftere Verbandwechsel und die dadurch a A 
RN: 


De FR $ 
rk 


bedingte 'mangelhafte Fixierung dar, wobei das so. wichtige Prinzip IE ne 


. der Entspannung meist. nicht genügend beachtet wird. Man unter- 
‚scheidet die echten Pseudarthrosen. ohne Knochendefekte und- solche 
mit großen Defekten und weiterhin Pseudarthrosen ‘der einknochigen 

und doppelknochigen Extremitäten. _Bei einem Teil, derselben . zeigen . | 
‘die Kuochenenden eine eigentümliche Verdickung, eine Sklerosierung ee 
des. Knochengewebes, . die wie ein, fester Deckel die Markenden der À | 
Knochen abschließt, bei‘einem anderen Teil fehlt dieser Deckel, es ist - 


eine große Erweichung der Knochenenden vorhanden; die letzteren DEIAN n 
i MENRE. N 


sind für die Heilung die günstigeren. Die Therapie für alle’ Pseud- 
arthrosen muß eine operative sein. ` Bei den einknochigen Extremi- le, 


tende Markhöhle geschaffen werden, Freilich tritt dabei oft eine Ver- | 


vom Periost ausgeht, ist die Schonung desselben von großer Wichtig- 
keit. Bildung eines Periostschlauches, in den spätér die Knochenenden, 


Entfernung aller Narben. Die Gestaltung ‘der Knoehennaht kann quer, 
‚schräg, ‚treppenförmig sein, jeder Fall muß : darin. besonders beurteilt 
werden; die Verbindung der Knochen wird durch Silberdrähte. herge- . 
stellt, wobei es darauf ankommt, sie weit von den. Bruchenden ent- 
fernt durchzuführen. Bei der einfachen Knochennaht soll ‚einzeitig 
bei größeren Eiterherden Zweizeitig operiert ‚werden: Die Nachbe- 
"handlung. erfordert vor ällem exakteste Fixation der Knochennaht unter F 
Einschluß der. benachbarten Gelenke; Heildauer vier bis sechs Wochen. ` 


Erfolg, während bei der doppelknochigen die Knochennaht infolge des 
gesunden Knochens oft schwierig ist; in diesen Fällen ‚Einpflanzung'' 
eines Knochenspans in den Defekt, -wenn auch die ‚ Transplantation. 
nicht so sicher. ist. Der zu verpflanzende Knochenteil muß Periost 


bis ins Mark hinein angefrischt ist; es muß. Mark mit Mark, -Periost 
Vortragender bespricht noch kurz‘ die 


operative Behandlung . der Schlottergelenke mittels Pseudarthrosen- 
schaffung und demonstriert hierauf in Bild und in vivo eine große 


l). 


BP. Lißmanın. 


ERBETEN 


Eine: weitere Schädigung. durch die SER: 


RE 
“en 1-8 
i Dr, 

- a 
a 


„a... eV, 


An gie 
ii 


"r 
.. 


mt oe Br 


276 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 11. 


.  . Wien. 
Gesellschaft der Arzte. Sitzung vom %4. Januar 1919. 


Wilhelm Falta bespricht einen Fall von Sepsis bei einem 
Patienten, bei dem der Ausgang der Sepsis unklar war. Als einzige 
Quelle kann nur die Alveolarpyorrhöe angenommen werden, da nach 
‚Entfernung der erkrankten Wurzeln das Fieber, welches jeder Therapie 
.trotzte, nach viermonatiger Dauer aufhörte. Patient erholte sich rasch. 
Ein derartiger Fall ist bisher nicht bekannt. Wie schwer die Quelle 
einer Sepsis oft zu erkennen ist, illustriert der Fall einer Kranken- 
‚schwester, die unter hohem Fieber mit morgendlichen Remissionen 
unter Kollaps zur Beobachtung kam. Nur an einem Tage hatte sie 
rostbraunes Sputum. Der Lungenbefund war auch röntgenologisch 
‚vollkommen negativ. Das septische Fieber hielt an, wiederholte Pleura- 
punktion ergab nur einmal wenig seröses getrübtes Exsudat. Wiederholte 
Punktionen auf subphrenischen Absceß waren ergebnislos. Endlich fand 
man den subphrenischen Absceß, der entleert wurde. Offenbar war 
eine centrale Pneumonie in der Nähe der Pleurakuppe abgelaufen, von 
‚wo die Infektion ausging, die erst spät zu einem nachweisbaren Ab- 
sceß sich entwickelte. 
| Derselbe stellt einen Fall von Basedow vor, dessen Verlauf 
nichts Auffallendes bietet, bis auf ein Symptom. Die Frau erwachte 
einmal nachts und bemerkte Doppeltsehen. Am nächsten Morgen be- 
stand einseitiger Exophthalmus und Lidödem. Der Exophthalmus ist 
noch jetzt vorhanden. Die Erklärungsversuche für den einseitigen 
"Exophthalmus, der nicht gar so selten ist, sind nicht stichhaltig. — Er 
zeigt ferner ein zehnjähriges Mädghen mit Thyreoaplasie. Gleich nach 
der Geburt bemerkten die Eltern, ‘aß das Kind sich nicht rasch ent- 
 wickelte. Es trat hochgradige Obstipation auf, es entwickelte sich ein 
Nabelbruch, der Mund war immer offen, die Haare wuchsen nicht, der 

Körper war mit Lanugo bedeckt, nach einem Jahr konnte das Kind 
noch nicht sitzen. Mit zwei Jahren wurde die richtige Diagnose ge- 
stellt und unter Thyreoidinbehandlung entwickelte sich das Kind ziem- 
lich gut. Vor einem Jahr konnten die Eltern das Thyreoidin nicht 
mehr beschaffen, seither beträchtliche Verschlechterung. Das Kind 
war Ende des neunten Lebensjahres 110 cm lang, seither wuchs es 
nicht mehr, es entwickelte sich hochgradige Obstipation, es trat eine 
geistige Rückentwicklung ein, das Kind war, als es in das Spital kam, 
'stumpfsinnig, stieß nur unartikulierte Laute aus. Am Körper deut- 
‚liche Lanugo, die Haut trocken, myxödematöse Schwellungen im Ge- 
sicht, die Körperhaare trocken, die Stirn niedrig, die Nasenwurzel ein- 
gesunken, die Lippen wulstig, die Zähne schlecht entwickelt. Die Ge- 
samtlänge betrug 114 cm, davon entfielen auf den Unterkörper 58 cm. 
Implantation von Basedow -Schilddrüse in die Tibia hatte keinen 
Erfolg. Thyreoidinbehandlung brachte wesentliche Besserung, das Kind 
ist in zwei Monaten um 3 cm gewachsen, die Lanugohaare sind ge- 
schwunden, die Haut ist feucht, die Obstipation besteht nicht mehr, 
auch geistig hat sich das Kind entwickelt. 
Derselbe stellt ferner einen Mann mit Erythrämie vor. 1911 
erkrankte Patient an Diarrhöen mit heftigen Schmerzen. Man fand da- 
mals 10 Millionen rote Blutkörperchen. und Milzvergrößerung. Später 
wurde Patient mit Aderlässen und Röntgenbestrahlung behandelt, die 
Milz wurde kleiner, 6 Millionen Erythrocyten. Mai 1915 große Schmerzen 
in der Milzgegend, die Milz reichte bis zum Nabel. Er wurde mit 
-Toluidin behandelt, die roten Blutkörperchen gingen von 8 auf 
5 Millionen zurück. Nach einigen Monaten neuerlich Schmerzen. Auf 
Benzolbehandlung reduzierten sich die Erythrocyten von 8,3 auf 5,5 
Millionen. Anfang 1918 wieder Diarrhöen, die Benzolbehandlung 
konnte wegen Albuminurie nicht fortgesetzt werden. Mai 1918 Be- 
handlung mit Phenylhydrazin. Die Erythrocyten gingen von 10 auf 
5 Millionen zurück, es trat Ikterus auf. 
enormes Wachstum der Milz, die bis zur Symphyse reichte. Bei der 
Aufnahme auf die Abteilung des Redners ragte die Milz als ein großer 
Tumor zirka 10 cm über das Niveau des übrigen Abdomens hervor 
und reichte bis zur Symphyse. Auch die Leber war vergrößert. Pa- 
tient wurde mit Radium bestrahlt. Milz, Leber und Rippen wurden 
in Felder eingeteilt und jedes Feld sechs bis zehn Stunden mit 30 mg 
Radium bestrahlt. Die Milz ging zurück, der untere Pol der Milz steht 
jetzt in Nabelhöhle, ebenso wurde die Leber kleiner, der Umfang des 
Abdomens wurde um 7 cm kleiner. Die Zahl der roten Blutkörperchen 
ging von 7,5 auf 4 Millionen zurück. Das Ällgemeinbefinden des Pa- 
tienten ist dabei nicht gestört. 

Anschließend demonstriert F. drei Fälle von Gelenkaffektionen, 
zwei rheumatische und eine gonorrhoische Arthritis, die nach energi- 
‘scher Radiumtrinkkur mit Radium bestrahlt wurden. Nach wenigen 
Bestrahlungen schwanden die Schmerzen und die früher immobilisierten 
Gelenke wurden beweglich. 

A,v. Eiselsberg stellt einen Mann vor, den er vor 29 Jahren 
in der Gesellschaft der Ärzte demonstriert hat. Der Mann lag mit 
einem großen, harten Infiltrat der linken Bauchgegend auf der Klinik 
Nothnagel und wurde, als das Infiltrat an einer Stelle erweichte, 
auf die Klinik Billroth transferiert. Bei Eröffnen des Abscesses 
fand man Aktinomykose. Auf Billroths Veranlassung versuchte 


` 


—— -Å l 


Später wieder Durchfälle und 


Gedruckt bei J ulfus Sittenfeld, Berlin Ws. 2 P 


man die Behandlung mit K o ch schem Tuberkulin. Anfangs reagierte 
Patient mit hohem Fieber, später hatte er keine Reaktion. Nach 15 In- 


jektionen war das Infiltrat vollkommen geschwunden, es entwickelte 


sich sogar eine Bauchhernie. Später wurde Tuberkulin nicht mehr 
versucht, man hat im Jodkali ein sicher wirkendes Mittel gefunden. 
Am 24. Dezember 1918 kam der Mann mit einer incarcerierten Hernie 
auf die Klinik. Bei der Operation fand man im Netz Knötchen und 
einen kleinen Absceß. Die Untersuchung. ergab nur Bacterium coli. 
Die Aktinomykose ist also tatsächlich geheilt. 

R. Maresch demonstriert im Anschluß an die Diskussion in 
der vorigen Sitzung über die chirurgische Therapie des Ulcus ventri- 
culi zwei Präparate von Frauen, die mit der Diagnose blutendes Magen- 
geschwür aufgenommen wurden und unter zunehmender Anämie an 
unstillbarer Blutung starben. Die Sektion ergab in beiden Fällen ein 
Konvulut von ausgedehnten Venen der Magenwand mit Perforation 
eines Varix in die Magenhöhle. Die Konvolute standen mit der Vena 
lienalis, eines auch mit der Nebennierenvene in Kommunikation. Hin- 
dernisse in der Pfortader oder Erkrankungen der Leber, welche diese 
Ektasien erklären könnten, bestanden nicht. Es muß daher eine kon- 
stitutionelle Disposition zu dieser Varixbildung angenommen werden, wie 
ja auch nicht alle Kellner und Wäscherinnen Varices bekommen. Die 
Venen sind sehr dünnwandig und rissen bei der Präparation leicht 
ein. Es ist möglich, daß auch die Chirurgen gelegentlich solche Fälle 
operativ angehen werden; eine Exstirpation ist unmöglich, die Blut- 
stillung bei den dünnen, zerreißlichen Venenwänden sehr arpo 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 

Bei der Auflösung der Sanitätsdepots und Lazarette der Heeres- 
verwaltung wird ein erheblicher Teil von Sanitätseinrich- 
tungen und Sanitätsmaterial frei werden, der zweckmäßig 
unmittelbar in den Besitz von Behörden oder Wohlfahrtsorganisationen 
übergehen könnte, um damit Krankenhäuser, Heimstätten, Arbeiter- 
wohnungen usw. auszustatten. Das Reichs-Verwertunssamt würde 
es sehr begrüßen, wenn das Ministerium bereit wäre, bei der Über- 
führung dieser Güter mitzuwirken dadurch, daß von den dem Ministerium 
unterstellten Organen Vorschläge für zweckmäßige Verwertung in diesem 
Sinne direkt an das Reichs-Verwertungsamt erfolgen. Das Reichs- 
Verwertungsamt ist bereit, den von dort bevollmächtigten Vertretern 
die Besichtigung der Depots und Läger von Sanitätsmaterial zu 8% 


statten zwecks Feststellung, was von dem Material zur Übergabe durch 
die betreffende -Behörde geeignet ist. 


Nach einer Mitteilung der „Pharmazeutischen Zeitung“ bringt gie 
Zeitung „Nazione“ in Florenz eine Gegenüberstellung von Arzneimitte 
im Jahre 1914 und 1918. Es kostete demnach im Jahre 


1914 1918 
Aspirin . 8,00 Lire 75,00 Lire 
Borsäure 090s 4,00 „ 
Salieylsäure 4,50 40,00 „ 
Benzonaphthol a o 250,00 „ 
Chininsulfat 54,00 „ 1000,00 „ 
Mwea ee G, 21,00 » 


Die deutsche Regierung hat die feindlichen Mächte in einer Noro, 


rasche Verschiffung nach Deutschland zu ermöglichen. 


Frankfurt a. M. Der Tiedemannpreis für Di 
siologie, der von der Senckenbergischen Gesellschaft al än 
Jahre verteilt wird, wurde dem aus Straßburg vertriebenen Physiotog® 
Prof. Dr. Rich. Ewald für seine neue Hörtheorie verliehen. 


Lund. Der bekannte Professor der physiologischen Chemie 
Ivar Chr. Bang ist, 49 Jahre alt, gestorben. 


Bonn. Der Anatom Prof. Dr. Schiefferdecker; Leiter 
des Anthropologischen Instituts, feierte den 70. Geburtstag. i 


Der Chefarzt der inneren Abteilung des Stadtkrankenhau"®° ne 
Posen, Dr. Siegfried Schönborn, zum leitenden AN Ri 
inneren Abteilung des Stadtkrankenhauses in Remscheid ge 


| ee . r 
Berlin. Ministerialdirektor Prof. Dr. Martin Kire hne 


ar itt von 
von der Medizinalabteilune des Ministeriums des Innern tritt Y 
seinem Amte zurück. 


zi ihen 
Diejenigen Herren Kollegen, die auf den Besitz lückenloser Be. 
der Wochenschrift „Medizinische Klinik“ Wert legen, seien ne Jahr- 
merksam gemacht, daß der Verlag eine Anzahl Exemplare G ) 
gänge 1914 bis 1918 zum Nachbezug aufgehoben hat. 


i r. 

Hochschulnachrichten. Berlin: Priv.-Doz N 
Thorner (Augenheilkunde) hat den Professortitel erhalten. 
Bracht, Assistenzarzt der Frauenklinik der Charite, für G TB); 
habilitiert. — Breslau: Priv.-Doz. Dr. Kehrer (Erein 1° piatti- 
unter Verleihung des Titels „Professor“, zum Oberarzt der a ald: 
schen und Nervenklinik der Universität ernannt. — GT eD pels- 
Zum Rektor der Universität ist Geh. Med.- Rat Prof. orden: = 
Leusden, Direktor der Chirurgischen Klinik, „gewählt urtshilfe, 
Hamburg: Dem leitenden Oberarzt/des Instituts so Ge 
Dr Emil H J. Fres pidavat A OOR 


ersucht, die Zufuhr von 20 Tonnen Lebertran zu gestatten und ibre 


EDEN 
BEE te 


ze! Eee 5 ar T ayse Zr K i ES ’ eh à - ea - 
K 5 y > R ie x . v * ARE .- FR: š E i = 
_ u nt ea LE PT . ` . . & ‚ vote nS TP ee re jo . 2 
nn SAU SIE DEE ER ; . g we % i , Big TA aS w a BS 
S í « s $ 2 Š ` a O Po -. . = Hr ; ` gr x r . a > E pi 
€ ae Beten 2 , s ğ d = R ? $ = 8 ver z A >y = er) ’ E 7- ris EES Eh y i De a S u 7 
= SI i i iy 4, 2 £ é 2 Per; = Zu . x a u ii ži $ 
a 2 7 . vr E g ` ’ B .. . = 7 
k a Kein * ` F Si ae iE te Dr 7 . 
as aN 5“ a r 2 a x 
. Eu Be Ji 7 


Tu 7. 
r 


KV Jahrgang. 


ärz 


Anlage rag © 
Ktion, Madlib. . 
1, we 


ME u an ei 


Bu 4. a, 


wies 
Eye 


waare aT T Wr 


Wochenschrift für praktische Ärzte 


Verlag von 


©. 2 


Pa 


e ... 
araa 
3 en en rn 
ur.) 5 : a8 
U SEE N ca re i S 
Sa u ee BE a En a er re ae 5 - nen h x 
=", ly ` f, EA ee Ta. E AR ` x nz 
w DEE MEET, Pee Fa en z =; HE E T DE u C 2; . 
ren. = ee ER Bann E EP, aS 
uara an el Ele qeu e ve ER u e ION 
A RE r neea A ES P i E ey ` 
wer z ` ganS rk e AN. A 
= 0: . g iiir 5 
wre ‘ 
de En 5, i 


 Tedigiert von _ T a S ta h u Ä | 
i Professor Dr. Kurt Brandenburg | a Urban. & Schwarzenberg 
| Berlin p er. „Berlin ' | Se 
! - AS 
Inhalt: Originalarbeiten: O. Groß, Zur Entstehung. des Magengeschwürs. Umfrage über Verlaufseigentümlichkeiten organischer Nerven- IT Pia 
Mi krankheiten bei Kriegsteilnehmern. Antworten von: A. Hoche, H. Oppenheim, Gaupp, P. Schröder, R. Henneberg. — EU HR 
an werde i W. Weiland, Über einige Fragen, der Malariabehandlung. (Mit 1 Kurve), E..Saalfeld, Aus der Syphilispraxis.. A. Glingar, Gonorrhoea Band 
as N F urethrae haemorrhagica. Steiger, Eiweißmenge und -quotient im Ascites. H: Finsterer, Der Wert der Lokalanästhesie bei den großen Erle] 
5 ak | Bauchoperationen. H. Bell, Der Kacepe-Balsam, ein gutes Einreibemittel gegen: rheumatische Schmerzen. — Referatenteil: S. Peltesohn, ie 
Han l Bericht über einige chirurgisch-orthopädische Arbeiten, die, Behandlung von Nervenverletzungen betreffend. — Aus den neuesten Zeitschriften. — = 
2 ik Therapeutische Notfzen. — Bücherbesprechungen.‘ — mn. ee rer Berlin. Breslau. Frankfurt a. M. "Königsberg i. Pr. Prag. — E 
al | = SE agesgesc chtliche Notizen. . i iR z | 72 Be 2 
. [E Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervieifältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Origtnalbsiträge vor, S N H 
} > | ' | A ý E i ' l ga l N had f l Pe 
len 
ei: | 7 ' ae 
ai, l ` . l ; | De 
we Aus der Medizinischen Klinik der Universität Greifswald. So- ist es auch mit den anderen Schädigungen, die ein ER ie 
due | ee = i Magengeschwür. hervorrufen sollen. Prüft man die Angaben näher SEE I 
sein Zur Entstehung des Magengeschwürs. ` nach, so ist es in vielen Fällen zweifelhaft, daß das Trauma wirk- phot o 
mi vn > o od lich als Ursache in Betracht kommt, oder daß es sich überhaupt En 
are Prof. Dr. Osi Groß. Ober de: Klinil um ein echtes Geschwür handelt. eu ge 
id TOi E URAT KON, Üborarzt ger BANIK = Es lag nahe, die menschlichen. Verhältnisse im Tierexperi- a 
ei: Die Anschauung, daß auf Grund einer Verletzung ein | ment zu prüfen. : ne, a on Atem 
Wm.  - Magengeschwür entstehen kann, ist weit. verbreitet, und man be- Derartige Versuche sind meines Wissens zuerst von Ritter (1) Da 
gb -> kommt von Uleuskranken häufig zu hören, daß sich ihr Leiden a, nn we in re en Hammer- ne 
B- a oder weniger gefüllten: Mag 3 ee 
N te an ein Trauma oder an eine „körperliche Überanstrengung ange- setzt, wodurch onen anera Verla Gen harroisen, Fl "5; 
H chlossen habe, Aber für gewöhnlich halten diese Angaben einer | Dabei kam es auch zu Hämorrhasien in di 2. ee 
f i F s | Re | re ed rhagien in die .Magenschleimhaut, aber en, 
Hë. genauen Nachprüfung nicht stand. Wie bei anderen Krankheiten | niemals zu einem Magengeschwür. Auch Vanni (2) bekam bei Ka- a 
! hat auch hier die Unfallgesetzgebung ‚eine Ätiologie ‚geschaffen. ninchen durch Gewalteinwirkung auf die Magengegend Verletzungen ee 
Ps Es kommt das menschliche Bestreben hinzu, das. wir ja ‚bei allen und Blutungen der Schleimhaut; auch soll es dabei zu Geschwürs- MERDA =: 
a | ‚Krankheiten feststellen können, für das jeweilige Leiden eine in bildung gekommen sein. Im Gegensatz dazu hat A. Groß (8) „trotz jun ARE 2 A: 
Z": ‚die Augen springende Ursache zu finden, sei es „Erkältung“, sei | zahlreicher Versuchsvariationen niemals Geschwüre durch stumpfe auf > Ve 
es Unfall. In fast allen Fällen von sogenanntem traumatischen Ulcus | Ñe Magengegend applizierte Gewalten herzustellen vermocht“. RD d we 
! ventriculi handelt. es sich um Menschen, die entweder überhaupt | 7 Aber alle diese Versuche beweisen meines Erachtens gar Une i A 
‚Keinen Unfall im gesetzlichen Sinne erlitten haben, oder aber um | nichts, weder für, noch gegen die Entstehung des Magen- EIER i. 
f solche, bei denen man aus. anamnestischen Angaben oder anderen | geschwürs auf traumatischer Grundlage, denn das echte Ulcus | =; 
} Gründen mit Sicherheit annehmen kann, daß das Leiden schon vor- | ventriculi chronicum s. pepticum — denn nur dieses kann uns ET E 
| er bestanden hat. ‚Solange wir aber über die Ätiologie des echten | hier interessieren — ist eine nur beim Menschen vorkommende ar ne 
+ Magengeschwürs so wenig Sicheres wissen, können wir es nicht | Erkrankung untl. eine Hämorrhagie in der Magenschleimhaut oder | ECI E U 
# Yon der Hand weisen, daß auch ein Unfall unter Umständen zu | eine Verletzung derselben wird auch beim Menschen nur in den a 
Feiner Geschwürsbildung im Magen Veranlassung geben kann. Und | seltensten Fällen zu :Magengeschwüren führen. Wie oft wird bei a: 
m der Tat ist in der medizinischen Literatur eine nicht uner- | jedem Menschen durch Knochenstückchen usw. die Magenschleim- 1: 
haut lädiert werden; eine Beobachtung, daß auf Grund einer der- f 


pi.. hebliche Menge von Beobachtungen von „traumatischen Magen- i werde ine Beoba | 

! | geschwüren “ niedergelegt. Es ist zweifellos, daß eine von außen ! artigen Schädigung, die‘ natürlich stets auch mit einer kleinen - 
Y, Fr die Magengegend einwirkende stumpfe Gewalt eine Verletzung | Blutung verbunden ist, ein chronisches Geschwür geworden ist, 

Ä en Magens ‚und.seiner verschiedenen Wandschichten hervorrufen | liegt in, der ganzen medizinischen Literatur nicht vor. Dazu 
j na So sind eine-ganze Reihe von Fällen bekannt geworden, | kommt, daß Hund und Kaninchen, überhaupt Tiere, zu derartigen 
en, nach Gewalteinwirkung- auf die Magengegend Bluter- Versuchen ungeeignet sind, denn das echte Magengeschwür ist 
-E caen eingetreten ist, Aber nur.in den wenigsten Fällen dürfte | eine für den Menschen specifische Erkrankung. Zwar sieht man 
i è sich dabei um ein echtes „Ulcus corrosivum“ gehandelt haben. | gerade beim Kaninchen, ohne daß cine besondere Veranlassung 
= re Verletzungen der Magenschleimhaut sind möglich: 1. durch | erkennbar ist, ziemlich oft Veränderungen der Schleimhaut, die 
f. Aber O, 2. durch chemische, 3, durch thermische Insulte. | eine gewisse äußere Ähnlichkeit mit dem Ulcus rotundum haben. 
o Mer er Insult allein genügt noch nicht, um ein Ulcus pepticum | Aber nur diese oberflächliche Ähnlichkeit ist ‚gemeinsam, sonst 
u Biel Wie oft wird jeder Magen derartigen Schädigungen haben beide Veränderungen nichts miteinander zu tun, weder im 
basko k ohne daß der Betreffende ein chronisches Geschwür | mikroskopischen Aufbau, da beim Kaninchen immer nur die 
$ VE Š . Ich erinnere nur ‘an die leicht eintretenden: Schleim- Schleimhaut betroffen ist, noch im Verlauf und den Fölgezuständen. 
<e erletzungen bei der 'Magenausheberung. Wie oft wirken | Beim Kaninchen führt die, Geschwürsbildung“ niemals zur Blutung 
oder narbigen Veränderung ‘und stets ist nur die Oberfläche der 


von | . 

Fee Traumen auf die Magengegend ein und wie selten narbi 

, t man danach Geschwüre, Thermischen Schädigungen | Schleimhaut betroffen. RR u | 
Den schon genannten Versuchsresultaten entsprechen auch 


‚Ist : 
verbreid Magen ausgesetzt. Und die in Lehrbüchern weit- D i 
agengeschu n abe, daß gerade Köchinnen besonders oft an | die Versuche Quinckes.(4), Sie wurden am Magenfistelhund 
Neißer Speise uren leiden, da sie die Magenschleimbaut beim Kosten | ausgeführt, sodaß die Wirkung der angewandten Schädigungen 
n der ae Schädigten, ist vielleicht eine der Irrlehren, wie sie | durch die Fistel direkt beobachtet werden konnte, :Die* vorge- 
Ste Sich von Le oft vorkommen, Einmal ausgesprochen, pflanzen | nommenen Verletzungen waren ‚dabei recht erheblicher Natur. 

hrbuch zu Lehrbuch fort, | Die Magenschleimhaut wurde mit’ Pinzetten gekniffen; Umschnü- 


on8 


mr 0 —- 


rungen, Exeisionen, Hitze- und chemische Einwirkungen verur- 
sächten wohl Substanzverluste, die aber schon nach kurzer Zeit 
zur Ausheilung kamen und natürlich kein Ulcus rotundum dar- 
stellten. Wichtig ist vielleicht die dabei von Quincke gemachte 
Beobachtung, daß die Heilung ganz wesentlich verzögert wurde, 
wenn er das Tier vorher durch größere Blutentziehung anämisierte. 

Es können also durch alle möglichen Insulte Schleimbaut- 
veränderungen hervorgerufen werden, die zur Bildung von „Ge- 
schwüren“ Veranlassung geben, aber niemals kommt es im Tier- 
versuch zu einem echten chronischen Magengeschwür, wie es für 
den Menschen typisch ist. Daß auf experimentellem Wege die 
aufgeworfenen Fragen nicht oder nur schwer zu beantworten sind, 
liegt nach Groß zum Teil hauptsächlich in der großen Schwierig- 
keit einer richtigen Gewaltabmessung; die Hauptschwierigkeit liegt 
aber, wie ich schon ausgeführt habe, daran, daß wir keine ge- 
eigneten Versuchstiere kennen. Ferner kann, wie wir weiter unten 
sehen werden, ein Trauma nur die Vorbedingung für die Ent- 
stehung eines Geschwüres bilden. Es müssen noch andere 
Momente hinzukommen, wenn ein echtes Magengeschwür ent- 
stehen soll. 

Nun liegt in der Literatur eine größere Reihe von Beob- 
achtungen vor, in denen sich beim Menschen an eine auf die 
Magengegend einwirkende stumpfe Gewalt ein Magengeschwür 
angeschlossen hat. Nach Stern (5) müssen wir hier unter- 
scheiden zwischen „rasch zur Heilung kommenden“ und „chronisch 
verlaufenden Fällen“. Denn wie die Betrachtungen der kasuistischen 
Mitteilungen ersterer Art zeigen, handelt es sich in der Mehrzahl 
der Fälle um „Magenverletzungen, die allerdings klinisch zu- 


` nächst als Magengeschwüre imponieren, dann aber rasch heilen“ 


(A. Groß); also wie im Tierversuch nicht um echte Magen- 
geschwüre. Beiden meisten dieser Beobachtungen trat die Blutung 
unmittelbar an das Trauma auf [Derouet (6), zwei Fälle, 
Duplay (7), oder aber die Blutung fehlte vollkommen, wie in 
den Leubeschen Fällen (8); nur die, subjektiven Beschwerden 
sprachen für Ulcus. Die Untersuchung auf okkulte Blutungen 
oder mit Röntgenstrahlen, die die Diagnose sichergestellt hätten, 
gab es damals (1886) noch nicht. Eine ausführliche Zusammenstellung 


der Literatur über diese Fälle findet sich bei Stern. Wir dürfen 


nicht vergessen, daß ein Magengeschwür einige Zeit, mindestens 
doch mehrere Tage zu seiner Ausbildung gebraucht. In Vannis 
Fall trat die Blutung 20 Tage nach dem Unfall auf. Kommt es 
sofort nach der Einwirkung des Traumas zu einer Blutung, so 
handelt es sich um eine Magenverletzung, aber nicht um ein 
Geschwür. Dafür spricht auch die zweifellos erhebliche Heilungs- 
tendenz dieser Art von Veränderungen. Soweit ich aus der 
. Literatur -ersehen kann, sind die meisten Patienten nach relativ 
kurzer Zeit geheilt aus der Behandlung entlassen worden, eine 
Neigung zu Rezidiven, wie sie gerade für das echte Magen- 
geschwür charakteristisch ist, ist nicht zurückgeblieben. Mitunter 
scheint durch das Trauma ein latentes Geschwür zur Blutung 
gekommen zu sein. Stern hält diese Annahme z.B. für einen 
der von Duplay veröffentlichten Fälle für nicht unwahr- 
‚scheinlich, | | | 
Von größerem Interesse für uns sind die Fälle von trauma- 
tischem Magengeschwür mit chronischem Verlauf. Auch 
hierüber liegen in der Literatur mehrere Beobachtungen vor, doch 
scheinen diese echten Magengeschwüre nach Trauma zu den 
größten Seltenheiten zu gehören. Gerade bei den älteren Be- 
obachtungen ist es nicht immer auszuschließen, daß ein latentes 
Geschwür durch das Trauma exacerbiert ist, doch fehlt bei 
anderen jeder Anhaltspunkt hierfür. Charakteristisch für diese 
Fälle ist die lang dauernde Schmerzhaftigkeit, die schlechte Heilungs- 
tendenz, die Neigung zu Blutungen. Hierher gehören die Beob- 


achtungen von Thiem (9), Groß, Stern, Krönlein (10), 


während es bei denen Ebsteins (11) nicht ausgeschlossen ist, 
daß latente Ulcera vorgelegen haben. Daß es sich bei diesen 
Beobachtungen um echte Magengeschwüre gehandelt hat, darf 
"wohl kaum "bezweifelt werden; aber auch bei diesen Fällen stehen 
wir nach Sterns Ansicht „vor der schwer zu entscheidenden 
Frage, ob es sich um sekundäre Ulcerationen (nach intramuskulärer 
Blutung, ` beziehungsweise Nekrotisierung der Ränder einer zer- 


fetzten Schleimhaut) oder Ulcus rotundum handelt“, Dahingegen 
glaube ich, daß, wenn wir das typische klinische Krankheitsbild - 


eines Magengeschwürs vor uns haben, das bei einem vorher völlig 
Gesunden im Anschluß an ein Trauma aufgetreten ist, sich auch 
die Existenz eines echten traumatischen Ulcus rotundum nicht in 
Abrade stellen läßt. Immerhin gehören solche Fälle zu den aller- 


1816 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19. 


33. März. 


. größten Seltenheiten, und so scheint es gerechtfertigt, auf die 


Krankengeschichte eines Falles näher einzugehen, bei dem die 
traumatische Ätiologie außer Frage steht und aktenmäßig fest- 
gelegt ist, bei dem ferner durch den Röntgenbefund das typische 
Bild eines chronischen Magengeschwürs sichergestellt ist. 


A. R., 47 Jahre, Oberschweizer, Vater war Alkoholiker, an un- 
bekannter Todesursache gestorben. Mutter an Wassersucht gestorben. 
Patient ist früher stets gesund gewesen. Seine letzte Stellung hatte 
er seit dem Jahre 1895 bis Anfang dieses Jahres (1918), also 23 Jahre 
inne, ohne daß er während dieser Zeit bis zu seinem Unfall nach- 
weislich einmal krank gewesen wäre. Vor allem hatte er niemals 
Magenbeschwerden gehabt. Er war stets vollkommen arbeitsfähig. 


Am 16. März 1917 erlitt er einen Unfall, indem er beim Ausdüngen des 


Stalles von einem Gehilfen mit dem Schieberstiel einen Stoß in die 
Magengegend erhielt. Zunächst hatte er dem Unfall keine Bedeutung 
beigelegt, obwohl seit dem Unfall Schmerzen in der Magengegend be- 
standen, die dann Ende März heftiger wurden und besonders nach dem ' 
Essen auftraten. Hauptsächlich traten die Schmerzen nach dem Genuß 
von Brot und Kartoffeln auf. Zeitweise hat er erbrochen, doch war 
kein Blut im Erbrochenen. Bei einer Magenausheberung am 2. Juni 1917 
bei einem Spezialisten in Berlin trat eine erhebliche \lagenblutung auf, 
wie in einer bei den Akten befindlichen Mitteilung des Arztes be-- 
stätigt wird. Die Beschwerden wurden stärker, sodaß er sich am 
11, Juni 1918 zum erstenmal in die Klinik aufnehmen ließ, die er aber 
am 19. Juni schon wieder verließ. Die Untersuchung des Magens ergab 
damals folgenden Befund: Im nüchternen Magen zirka 50 ccm stark 
salzsauren Inhalts, keine Speisereste. Nach Probefrühstück freie HCI 28, 
Gesamtacidität 68. Benzidinprobe im Stuhl nach fleischfreier Kost 
negativ. Röntgenbild: vermehrte Peristaltik des Magens, ausge- 
sprochenes Nischensymptom an der kleinen Kurvatur. Patient wurde . 
dann, gebessert, auf eigenen \Vunsch entlassen. Die Beschwerden 
stellten sich jedoch bald wieder ein, sodaß er, da die Schmerzen bei 
der Arbeit stärker wurden, seinen Beruf aufgeben mußte. In letzter 
Zeit sind sie stärker geworden. Er klagt über saures Aufstoßen, mit- 
unter Erbrechen. Die Beschwerden sind nach dem Essen und bel 
der Arbeit heftiger. Am 8. Oktober 1918 trat Bluterbrechen auf, das 
sich am folgenden Tage wiederholte. Auch der Stuhl sah nachher 
tiefschwarz aus. Jetzt wird er zur Begutachtung von der Berufs- 
genossenschaft der Klinik überwiesen, ‚ 

Befund: Mittelgroßer Mann in schlechtem Ernährungszustand mit 
Zeichen der Abmagerung. Die Untersuchung des Nervensystems und 
der Brustorgane ergibt normalen Befund. NE 

Das Äbdomen ist nicht aufgetrieben, in ihm ist freie Flüssigkeit 
nicht nachweisbar. Unterhalb des Schwertfortsatzes, etwas links Von 
der Mittellinie, befindet sich eine umschriebene Druckschmerzhaftigkeit, 
im übrigen ist die Magengegend diffus druckschmerzhaft. 

Der Magen enthält im nüchternen Zustande keine Speisereste, 
sondern nur einige Kubikzentimeter einer gelblichen, schleimigen 
Flüssigkeit, die keine freie HCl enthält. Die mikroskopische Unter- 
suchung dieser Flüssigkeit ergibt das Fehlen abnormer Bestandteile. 


Nach Probefrühstück enthält der Mageninhalt freie HCl 27, 
Gesamtacidität 50. 


Gute Amylorrhexis, 
probe im Stuhl negativ. 

Röntgenuntersuchung: An derselben Stelle wie im Juni 1918 
sehr deutlicher Nischenschatten auf allen Aufnahmen. Der Schatten 


liegt an derselben Stelle, wie der durch einen kleinen Bleiring mar“ 
kierte Druckpunkt. 


‘lm weiteren Verlauf der klinischen Beobachtung gingen die 
Beschwerden etwas zurück, verschwanden jedoch nicht vollständig. Ent- 
lassung am 20. Dezember in gebessertem Zustande. f 

Wir haben es also hier mit einem Falle zu tun, in dem em 
vorher nachweislich vollkommen gesunder Mensch einen Stoß mit 
einem Stiel in die Magengegend erhielt. Zunächst keine wesent- 
liche Beschwerden, aber allmählich bildeten sich die Symptome 
eines Magengeschwürs heraus, das ihn zwang, seinen Beruf auf- 
zugeben. Daß es sich tatsächlich um ein Magengeschwuür han- 
delte, geht aus dem typischen Röntgenbefund und der Blutung 
hervor. Es ist zweifelsfrei festgelegt, daß Patient früher keinerlei 
Erscheinungen von seiten seines Magens hatte und es ist MI 
Sicherheit anzunehmen, daß hier ein Fall von echtem Ulcus ven- 
trieuli traumaticum vorliegt. i 

Steht es aber auch außer Zweifel, daß durch ein Trauma, 
wenn auch sicherlich weit seltener, als dies meistens angenommen 
wird, ein echtes Magengeschwür hervorgerufen werden kann, a 
interessiert uns die Frage besonders, welche Zustände überhaup 
zum Zustandekommen eines Ulcus ventriculi erforderlich a 
Zweifellos sind dazu mehrere Faktoren notwendig, die sich p 
binieren müssen, nämlich eine verminderte Widerstandskraft CT 
Schleimhaut, für die man, wie wir sehen werden, verschieden 
Ursachen beschuldigt hat, dazu die specifischen Eigensch 20 
des Magensaftes. Wie gesagt, ist eine Verletzung der ler. 
schleimhaut noch kein Geschwür. Aber die Verletzung setzt 


keine abnorme Bestandteile. Benzidin- 


at Aie 2 er E: . . A 5 
AE g a oa A i a! $ > a i pT D £ 
Ds x ee ö 5 Ge ` =» $ ' » a> N Be K . x 

z ý u ... + a & th s P 5 F 5 š = ut ky E e 5 oa 
2 Eure, R a m 5 n t % ; j . v tg i . š 
A eo . von N g t 
ý x 


SU a Ve we: y i 


er ge 
= Fi = Da S 
$ paea 


Blei 28. März. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 12. > eier 
„iagh: Änderungen in der Ernährung, auf Grund deren sich dann die | globingehalt des Blutes normal geworden ist, während chronische An- Fr 
ig ern Weiterentwicklung zum Geschwür vollziehen kann. So hat man: | ämien nieht zu Magengeschwüren disponieren. ER gi 
bei den è ia wohl mit Recht schon frühzeitig Ernährungs- und Circulations- . „ Zu alledem kommen dann die specifischen Eigenschaften des Magen- gt 
mal Be}... störungen verantwortlich gemacht, `- . nn... | saftes, der eben nicht imstande ist, gesund ernährte Schleimbaut anzu- bi 
das It F. ee DAR SE EN AS. `- | greifen. Hat diese aber. durch eine der genannten Ursachen ihre “ 
Bee ‚Rokitansky (12) war wohl der erste, der die Aufmerksamkeit | Widerstandskraft verloren, dann ‚fehlt "der Selbstschutz und es bildet j. 
"apaa B auf Hämorrhagien lenkte, auf Grund deren dann Erosionen, und da- | sich das Ulcus peptieum.' Daß es sich dabei um ein. „Ulcus trypticum“ 
len durch die Grundlage für Magengeschwüre, der Schleimhaut, entstehen | handelt, das heißt, daß das Geschwür. durch die Einwirkung zurück- 
rn m können. Tropbische Störungen durch Veränderungen. der Gefäßwände geflossenen Pankreassaftes erzeugt wird, wie Stuber (18) angenommen | 
n Kirn ; kommen nach Virchows (18) Ansicht ätiologisch in Betracht, und | hat, ist sehr, unwahrscheinlich. Daß Hyperaeidität‘ die Bildung eines 
also we zwar können die Gefäßveränderungen verschiedener Natur sein, sie | Magengeschwürs begünstigt, ist wobl sicher,.aber sie ist zum Zustande- ` | 
been cn er nn At a an ae 2 Den (Embolien, abe) kommen nicht unbedingt erforderlich. ` 7 = Aa F 
€ f = oder es handelt sich um Pfortaderstauung. Damit stimmen. die Beob- Ich kann hier auf die vorliegende ungeheure Literatur i ARE 
arbeit, ; N | oe | 5 , : . deb- kann hier auf die vorliegende ungeheure Literatur im i 
A achtungen v. Eiselsbergs (14) überein, der nach Operationen im. einzelnen nicht eingehen und habe sie nur insoweit erwähnt, als p 


Bauch siebenmal erhebliche .Magendarmblutungen und Hämatemesis. 


Siate - beobachtet hat. Als Ursache wurden Erosionen gefunden, zweimal | dies für das Verständnis der ‘uns interessierenden Fragen not- 


wendig ist. So verschieden die Ansichten über’ die Ursachen des 


EE NS Hi 
en eb N 
TE EN it Ss 
ER EBERFERE: r 
wenn ai RE 
u i S iy 
ae E 
i 


se en Duodenalulcera, die für unsere. Betrachtung dieselbe Bedeutung wie en a RIOHE I, 
nt Magengeschwüre haben. Und zwar nimmt v. Eiselsberg an, daß | Magengeschwürs auch sind, darüber sind sich fast alle: Autoren’ 
Aert - Netzabbindungen und Quetschungen die :Ursache ‚sind. Durch rück- | einig, daß eine Ernährungsstörung der Schleimhaut Vorbedingung En 
aan läufige Embolien in Verbindung mit bakterieller Einwirkung soll es zu | für .die Entstehung des Magengeschwürs ist;; und es kann wohl TER 
ik N ‚genannten en nagen nn I die Infektion | kaum geleugnet werden, daß auch eine von. außen auf den Magen: ip 
2, 30 dabei eine so wichtige Rolle spielt,. ist nach anderen Untersuchungen |*'aimwir n Gawai aina dari i pe MET TMmäh.: DERN 
ii ; zweifelhaft, aber die Annahme' einer ' Infektion bei Entstehung des en Be en za = en LEER 
Atak} .. 7 thronischen Magengeschwürs ist weit verbreitet (Rößle [15]. So | 8. div daß das ' e RE x Ş SC BICI emna nd, 
Si | a die P pindina in der Ätiologie des Magengeschwürs eine- be- er . Se an a EE P ‚ne 2 
uet.  deutende Rolle spielen. | po f ` ` | MHE obengenannten rungen und Experimente iehren, kann = 
a Fu .„ Klebs (16) dachte. weniger an organische als an funktionelle en en on a, Pauchorgane (Netz) Versndennn ii 
il. ~ Veränderungen der Gefäße als Ursache der supponierten Circulations- | Setzen, die weiterhin zur Bildung eines Magengeschwürs führen 2 
oi [8 . störung. Er nahm an, daß es infolge spastischer Contraction der | Können. ` EEE Be A a, S e W 
A Magenarterien, also auf Grund vasomotorischer Störungen zu einer An- | . _ Literatur: 1. Ritter, Über den Einfluß von Traumen: auf die- A 
Ye . ämisierung der Magenschleimhaut komme. Auch hier hat die experi- | Entstehung des Magengeschwürs. (Zsehr. f.: klin. M. Bd. 12, S, 592.) — Bi 
gms). montelle Forschung, eingesetzt und durch künstliche Läsionen an ver: | 2 Vanni Sal 'ulcera -dello Stomaco d'origin traumatico. (io Sperimentale, ay 
A| E ag D, iocenen teien des Nervensystems Veränderungen am Magen und Grenzgeb. Bd. 10. S. 718.) —4. Quincke, Über .die Entstehung des Magen- a 
e denum hervorgerufen, die ‘gewisse Ähnlichkeiten mit dem Magen- nm k Skera Ji Se Ka: 
In iR } BOCEDI E ER € i : use 8 geschwürs. (D.m. W. 1882, S. 79.) — 5. Stern, Über die traumatische Ent- - Ar 
w8, . geschwür des. Menschen. hatten. In neuerer Zeit hat sich Berg- | stehung innerer Krankheiten. AR, 2, Aufl., S..259.) — 6. Derouet, Etudes hA: 
BT mann (17) für die spasmogene Entstehung des Magengeschwürs elin- | sur l’uleere simple de l’estomac de causes traumatices, (Thèse de Paris 1879.) H 
MN . gesetzt, ss l | wen | e an p eT A nu RA: ay A 8. on be, Te ven- r 
Biy © p ; O on SER ER riculi traumaticum. „ £ klin? M. 1886, S. 256.) — 9. Thiem, Ein durch rs 
ni a Q Daß Blutver änderungen für die Entstehung des Ulcus ventriculi Unfall herbeigeführtes Magengeschwür. (Mschr. f. Unfallhik 1899, Nr. 5.) — $ u 
jé EEG eine wichtige Rolle spielen, ist bekannt; kommen doch gerade bei | 10. Krönlein, Traumatische Magengeschwüre. (Zbl: f. d. Grenzgeb. 1899, - Mt; 
ig Chlorotischen Magengeschwüre besonders häufig vor. ‘Ob aber die |, S, 508.) — 11. Ebstein, Trauma und Magenerkrankungen.. (D. Arch. f- SE 
iib! a ‚Chlorose dabei dieselbe Rolle spielt wie Circulationsstörungen, das | klin. M. Bd. 54). — 12. Rokitansky, zit. nach Quincke a. a. O. — oo 
si . heißt ob es infolge des verminderten Hämoglobingebaltes des Blutes | 18. Virchow, zit, nach Quincke a:a. 0. — 14. Ei selsberg (Zbl. f. d _ e 
a zu einer Unterernährung der Magenschleimhaut “kommt, oder ob die. |. Gfeuzgeb. 1899, S. 508 und D. m. W. 1899, Vereinsber. S. 108.) — 15. Rö Ble, o 
s)  --. Disposition zu Magengeschwür und Bleichsucht nur die Folge einer | a | u a. KEN on a nwet Me 
De und derselben Erkrankung sind, mag dahingestellt sein. Jedenfalls a a TE S T R N EEE E E, aat 
id haben die Magengesöhwüre Chlorotischer auch dann -keine große Ten u A Wa) 18 a om a lcis. nos Pa 
pe | i X -8 - | pepticum. (M. m. W. ) — 18. Stuber, Experimentelles Ulcus ventri- nr 
| . „denz zur Heilung,- wenn die Chlorose zurückgegangen. und der Hämo- | cuü. (Zschr. f. exper. Path. u. Ther., Bd. 16.) . a  A 
"u Be ee | 
Bi aut” ne 2% irage 
s we. Verlaufseigentümlichkeiten organischer Nervenkrankheiten bei Kriegsteilnehmern. 
po i 22: Einführung: Es ist naheliegend und verständlich, daß | sich auf Grund der gesammelten Erfahrungen an den einzelnen . 
gl ryen Kranker, der mit den Einwirkungen des Krieges ‚in irgend- | Kranken bereits ein allgemeinerer Zusammenhang und ein all- . 
f einer Weise in Berührung gekommen ist und unter ihnen gelitten | gemeingültiges Gesetz. ableiten lassen. Für die Aufstellung 
| einer aus. der Erfahrung abgeleiteten allgemeingültigen wissen- 


| i hat, im allgemeinen dazu- neigt, die Entstehung oder die Ver- 
j ' ‚Schlimmerung seines Leidens mit diesen Einwirkungen des Krieges ` 
f. < Wrsächlich in Beziehungen zu setzen. Unter den chronisch ver- 
| laufenden Krankheiten ist es kein Gebiet, auf dem der Arzt so 
A -häufig den Angaben über derartige Schädigungen begegnet, wie 
< ` „auf dem Gebiete der organischen Nervenkrankheiten. Es liegt das 
| ‚au dem über lange Zeitfristen sich erstreekenden Verlauf dieser . 

' Arankheitsformen und. an der wechselnden Art und Stärke der 

|  Krankheitszeichen, wodurch Arzt und Patient verführt werden, 
2 Veränderungen und Verschlimmerungen mit Ereignissen, die zeit- 
rs lich zufällig zusammenfallen, in einem ursächlichen Zusammenhang 


schaftlichen Aussage ist naturgemäß ein großer. Erfabrungsschatz 
die unumgängliche Voraussetzung. Die Erfahrung. des 'einzelnen 
gilt immer nur unter dem Vorbehalt, daß das Abgeleitete nur den: 
Wert von subjektiven Eindrücken hat und durch den Beobachter. 
| und das Beobachtungsmaterial. möglicherweise einseitig bestimmt 
wird. Es lieferte die Beobachtung des einzelnen während der. 
, Kriegszeit daher wohl in der Mehrzahl noch nichts, was als zablen- 
. mäßig und tatsächlich faßbares Gesetz aufgestellt werden darf.. 
| Unter diesen Umständen erscheint es zweckmäßig, durch - 
eine Umfrage- eine. größere Zahl von Erfahrungen 'zusammenzu- 
stellen, die von. einzelnen Beobachtern an ihrem Krankenmaterial 


 Zu.bringen, En | | Ä 
Jou ver Zusammenhang zwischen dem Verlauf organischer | über den Einfluß der Einwirkungen des Krieges auf.den Verlauf 
‚Nervenkrankheiten und den schädlichen Einwirkungen-des Krieges | organischer Nervenkrankheiten gemacht worden sind. E 


Hierbei steht zunächst die Frage zur Beantwortung, ob über- 
haupt Verlaufseigentümlichkeiten organischer Nervenkránkheiten 
bei Kriegsteilnehmern vorkommen. Danach wäre im einzelnen zu- 
fragen nach den Verschlimmerungen in dem Krankheitsverlauf der 
häufigsten organischen Nervenkrankheiten bei Kriegsteilnehmern. 
Bei dieser Umfrage ist nicht gedacht worden an die Folgen von 
Verwundungen und Verletzungen, sondern nur.an die Nerven- 
krankheiten, die aus -Friedenszeiten für die Altersklasse, die hier 
in- Frage kommt, geläufig sind. — Als solche häufigeren Erkran- 
kungen sind die multiple Sklerose, des weiteren die pro- 
gressive Muskelatrophie und verschiedene Formen von 


Ist von großer praktischer. Bedeutung dadurch, daß er sich eng. 
‚berührt mit der Beurteilung von Dienstbeschädigungsansprüchen. 
ra Seiten des Kriegsministeriums sind bereits mehrfach Merk- . 
Fe und Anweisungen herausgegeben worden, welche Hinweise 
a Begutachtung der Dienstbeschädigungen bei organisch 
"elvenkranken an die Hand geben sollen. Für die Entscheidung 
auf Dienstbeschädigung muß natürlich immer die genaue Beob- 
sehlung des einzelnen Falles und die eingehende Untersuchung 

EN „Wer die Folgen der Kriegsschädlichkeit auf die geklagten Be- 
 Sehwerden und Krankheitszeichen die Entscheidung liefern. Aber. 

„oer dieser Entscheidung des einzelnen Falles steht die Frage, ob 


, 


/ 


x i 


E S E 
- . 
- mn ; an 
Br na 


en ame em I ET a D a re nat mn ar 


Bein a er mh S a a a ra Fiai ur a 


an Pain 


280. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12. 


eo- 


Neuritis etwa zu bezeichnen. Danach ist an die große Gruppe 
der organischen Nervenkrankheiten zu denken, welche im Gefolge 
von syphilitischen Infektionen auftreten, und es entsteht die Frage, 
ob Verlaufseigentümlichkeiten, die nur auf die Wirkungen des 
Krieges zu beziehen sind, bei Tabes, bei cerebrospinaler 
Lues und Paralyse vorkommen. 

Es ist bei der Aussprache über diesen Gegenstand die Frage 
nicht zu umgehen, ob wohl die Erfahrungen des Krieges eine Be- 
stätigung erbracht haben für die Edingersche Aufbrauchstheorie 
und für die Auffassung von dem Anteil einer übermäßigen funk- 
tionellen Belastung an der Entstehung von Krankheiten. und an 
der Formung ihrer Ausdrucksbilder. 

Innerhalb des Rahmens einer Umfrage ist es ausgeschlossen, 
eine erschöpfende Behandlung dieser Frage zu bringen. Die Bitte 
der Schriftleitung ging deshalb nur dahin, einige klinische Anmer- 
kungen und eine kurze Wiedergabe der Erfahrungen und Ein- 
drücke zu geben. Es ist durch das Entgegenkommen der Be- 
fragten gelungen, eine größere Anzahl wertvoller Eindrucksbilder 
und Äußerungen zusammenzustellen. Diese Aussagen sprechen 
durch sich selbst und werden dem Leser ein anschauliches Bild 


x% 


Prof. Dr. A. Hoche, 
Direktor der Psychiatrischen Klinik, Freiburg i. B.: 

Ich beantworte gern Ihre Umfrage, wenngleich ich nicht 
mehr zu bieten habe, als subjektive Eindrücke. 

Es liegt in der Natur der Frage, daß niemand wohl 
mehr geben kann. | 

Namentlich ein Umstand ist es, der die Verwertung dieser 
Kriegsbeobachtungen so schwierig macht, daß die vielfachen 
militärärztlichen Untersuchungen und die reiche Ausstattung der 
Untersuchungsstationen mit Spezialärzten ein im Vergleich- zum 
Frieden sehr viel engeres Filter bedeutet haben. 

Wenn wir z. B. während des Krieges mehr Fälle von be- 
ginnender Muskeldystrophie gesehen haben als früher, so sehe 
ich die Ursache hiervon hauptsächlich in der frühzeitigen 
Erfassung durch dieses engere Filter. 

Was die einzelnen organischen cerebrospinalen Erkrankungen 


- anbetrifft, so habe ich für die progressive Paralyse nicht 


den Eindruck, daß die kriegerischen Erlebnisse beschleunigend 
auf den ‚Verlauf gewirkt haben. Für Tabes wird man die 
Möglichkeit einer Verschlimmerung der motorischen Symptome 
von seiten der Beine zugeben müssen. 

Am auffallendsten ist mir — und zwar in einem Maße, 
das einen groben Irrtum jedenfalls ausschließt — ein sehr übler 
Einfluß der Kriegsstrapazen auf beginnende multiple 
Sklerose gewesen, eine Beobachtung, die ich übrigens schon 
im Frieden in solchen Fällen gemacht habe, die im Beginn der 
Krankheit ihre militärische Dienstzeit zu erledigen hatten. 

Alles in allem wird man sagen müssen, daß der Einfluß 
kriegerischer Einwirkungen auf den einzelnen in bezug auf Er- 
zeugung und Beschleunigung von Krankheiten des centralen 
Nervensystems sehr viel geringer ist, als die Laienmeinung 
und auch ärztliche Vorstellungen zu fordern schienen. 

Das Schicksalsmäßige in Entwicklung und Verlauf 


organischer Nervenkrankheiten ist mir besonders deutlich zum 
Bewußtsein gekommen. 


Prof. Dr. H. Oppenheim, Berlin: 


Die Erfahrungen, die ich in dieser Hinsicht gesammelt habe, 
sind nicht umfassend genug, ich will aber gern das wenige Ihnen 
zur Verwertung überlassen. , Br 

. Bei Tabes war das Verhalten kein gleichmäßiges, mehr- 
fach blieb das Leiden trotz der Einwirkungen von Kriegsschäd- 
lichkeiten subjektiv und objektiv unbeeinflußt. In einem kleineren 
Teile‘ erfuhr die Ataxie eine erhebliche Steigerung oder kam 
überhaupt erst zur Entwicklung. Ich verfüge über einige Fälle, 
in denen die progressive Paralyse überhaupt erst im Krieg und 
im Gefolge von Überanstrengung, Verschüttung usw. manifest 
wurde, über einige andere, in denen das vorher nur körperlich, 
z. B. durch Pupillenstarre angedeutete Leiden unter den genannten 
Verhältnissen zur vollen Entwicklung kam mit den Zeichen des 
seelischen Verfalls. | 

Für die mutiple Sklerose kann ich es als Regel 
hinstellen, daß sie im Krieg und durch diesen sehr ungünstig 
beeinflußt wurde, besonders in der Weise, daß die Remission, in 
welcher sich das Leiden befand, eine jähe Unterbrechung erfuhr, 


* 


| 


geben über die Anschauung maßgebender Beobachter in der Frage 


der Verlaufseigentümlichkeiten organischer Nervenkrankheiten bei 
Kriegsteilnehmern. 

Die Zusammenstellung versetzt den Arzt in die Möglichkeit, 
seine eigenen Erfahrungen an dem Maßstab dieser Äußerungen zu 
messen. Sie wird ihn in die Lage versetzen, aus den Eindrücken, 
die er selbst aus seinem Beobachtungskreise gewonnen hat, all- 
gemeiner gültige Schlußfolgerungen abzuleiten. Nach den im be- 
schränkteren Kreise gewonnenen Eindrücken hat es vielfach den An- 
schein, als ob nicht nur von seiten der Kranken, sondern auch von 
seiten mancher Ärzte die Einwirkungen des Krieges auf die Erregung 
und die Formung der Krankheitsbilder bei organisch Nervenkranken 
höher bewertet werden, als es in dieser Umfrage zum Ausdruck 
kommt. 

Denn als der allgemeine Eindruck dieser Umfrage dürfte sich 
die Mahnung ergeben, in der Einschätzung des Einflusses der 
Kriegsschädigungen auf den Ausbruch einer organischen Nerven- 
krankheit und auf den Verlauf und die Formung des Krankheits- 
bildes einen zurückhaltenden und vorsichtig abwägenden Stand- 


punkt einzunehmen. Kurt Brandenburg. 
k 


durch den Eintritt von spastischer Paraparese oder Opticus- 


erkrankung oder dergleichen. — Ich habe auch eine nicht so kleine 
Zahl von Fällen kennen gelernt, in denen es den Anschein hatte, 
als ob die Krankheit erst durch den Krieg hervorgerufen worden 
sei. Ich habe nur einen Kranken mit Sklerose kennen gelernt, 


einen höheren Offizier, bei dem die Sklerose trotz Krieg auf 
ihrem erträglichen Stand blieb. 


e 


Prof. Dr. Gaupp, l 
Vorstand der Klinik für Gemüts- und Nervenkranke, Tübingen: 


1. Die Frage, ob bei Kriegsteilnehmern Verlaufseigentümlich- 
keiten organischer Nervenerkrankungen vorkommen, ist schwer 
ganz bestimmt zu beantworten. Am ehesten ist sie für Neuritiden 
zu bejahen. Über progressive Muskelatrophie habe 
ich keine Erfahrungen zu sammeln vermocht. Die multi ple 
Sklerose ist häufig im Felde zuerst deutlich geworden, auch 
habe ich den Eindruck gewonnen, daß bei ihr namentlich die 
spastische Paraplegie der Beine bei Feldzugsteilnehmern rascher 
einen höheren Grad erreichte als zu Friedenszeiten. 

2, Bezüglich der Tabes sind meine Erfahrungen negativ. 
Die Fälle sahen aus wie sonst, akute Ataxie sah ich sehr selten. 
Auch die Paralyse scheint mir nichts Besonderes zu bieten. 


Die einfach demente Form überwog. Besonders rascher yər- - 


lauf war nicht festzustellen. Die Gesamtzahlen sind überhaupt 
nicht groß, obwohl durch die Klinik viele Tausende von Nerven- 
und Geisteskranken gingen. ; l 
DieEdingerschen Anschauungen fanden keine 
Stütze durch meine Kriegserfahrungen. Eine Ausnahme machen 


vielleicht die verschiedenen Formen der Neuritis. Akute Neuritiden, 


zum Teil sehr schwerer Art, sahen wir viel häufiger als in Friedens- 
zeiten, aber nicht in der Kombination mit Neurastbenie (Mann, 
Nonne), sondern offenbar als Infektionskrankheiten unbekannter 
Genese. Die Prognose war gut, die Heilungsdauer erstreckte sieh aber 
über viele Monate. Das häufige Auftreten der Neuritils an den 
Beinen (bis zur völligen Lähmung) ohne alkoholische Grundlage 
könnte an das Mitwirken großer Strapazen (Märsche usw.) bei g 
Lokalisation der Störung denken lassen. Doch sind die Befunde 


ae eindeutig. Zahlenmäßige Belege kann ich heute noch nicht 
geben. 


Prof. Dr. P. Schröder, ; 
Direktor der Psychiatrischen und Nervenklinik, Greifswald: 


Ihre Rundfrage kann ich ganz kurz nach meinen persön- 
lichen Erfahrungen und Eindrücken beantworten. Ich habe Ver 
laufseigentümlichkeiten der Nerven- und Geisteskrankheiten ker 
Kriegsteilnehmern nicht beobachtet, Verschlimmerungen be 
multipler Sklerose, propressiver Muskelatro- 
phie usw. allein durch die allgemeinen Kriegsschädigung® 
sind mir nicht zu Gesicht gekommen; ebensowenig habe je 
irgendwelche Verlaufseigentümlichkeiten bei Tabes und Para 
lyse gesehen. | R 

Für die Edingersche Aufbrauchstheorl® i 
Erklärung für die Lokalisation von Krankheitsprozessen N a 
stimmten Nervengebieten habe ich nie viel übriggehabt; die Baoa i 
erfahrungen haben mich darin nicht anderer Meinung gemat» 


Š oo md ha n al 


28. März. 


EEEE TAT TRTE ET ze 
Le TT ze BE de a : 
en ; 7 n . -` e org ei 
he rt H A - > Fe T i ha + “ 4 + 

ET a 5 p oey = N in j $ 5 ` l 

EVE ZZ 3 ae Tag R ur u 2, 2 Es N i ; Kan, 5 5 
. na . re a frt ver, & rt : t a N EY = - i a x z PR: a 3 
A Ku ' A Re ta! i RR A F ‘ K ti ET > E A at i s - 2 Se Soi s i ` e: 
E í N N TE a B . un E DAN pgs NG = : d 
l i l " h 2 iR 2 pyt Siren Eg ko 


y Ta 


Baf 28. März. © | -1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19... EN 


Pina” e 
Heu 


1 nügende Prophylaxe durchgeführt ‚worden. Für die ärztliche 


in dehg (` Prof. Dr. R. Henneberg, Berlin: Ba | | 
nkheiten I Auf Grund eines großen Beobachtungsmateriales, das mir |. Tätigkeit in bezug auf die Verhinderung der Weiterverbreitung i 
u: als Fachbeirat und als Arzt eines großen Nervenlazarettes zur | der Malaria und die Behandlung von Kranken mit Malariainfek- F 
Mägit ) Verfügung stand, komme ich zu folgenden Ergebnissen. } fion stehen drei Hauptfragen zur Diskussion: | PR, 
berg |: Die Kriegsstrapazen als solche (körperliche Überanstrengung | ` 1, Besteht eine Gefahr. der größeren Ausdehnung der Fi! 
Eindride, F = und. Affektstrapazen) bedingen keine organischen Erkrankungen | Malaria in Deutschland? ' Diese' Frage ist, durchaus 'zu be- NE 
en hat dd F des Nervensystems. ed 0.20. [ jahen; denn die "für die Übertragung der ‚Seuche einzig í 
daine po Beobachtungen, die dafür sprechen, daß im Sinne der | in Betracht kommende Anophelesmücke scheint im. Lande 
dad}.  Edingerschen Aufbraüchstheorie durch übermäßige funktionelle | viel häufiger und an mehr. Orten verbreitet zu sein, als 
nad] > ° Belastung organische Nervenkrankheiten verursacht werden, habe | man bisher annahmt, . Die nach - Deutschland. zurückee- 
je Emm E ich nicht gemacht. : Se un _ kehrten Malariakranken sind sehr ‚zahlreich hinzu kom- 
venah $ Die Deutung, die Nonne den von ibm als „Polyneuritis | men Plasmodienträger und latent Malariakranke, die in ihrer Ge- 
y Aut } © neurasthenica* bezeichneten Fällen gegeben hat,- kann ich nicht | Samtheit eine sehr  ausgiebige Quelle von Neuinfektionen unter 
= als richtig anerkennen. en N | Vermittlung der Mücke, in wenigen Fällen vielleicht auch durch 
dürte si | Vorher wenig beachtete beziehungsweise latente Erschei- | direkte Übertragung von Mensch zu Mensch sein können. Daher 
hse de | nungen eines organischen Neryenleidens traten bei der militärischen | ist eine 'gründlichste Bekämpfung: der Mücken von, allergrößter 
alas), - Inanspruchnahme oft in Erscheinung. Nach meinen Beobachtungen | Bedeutung; eine bis ins einzelne gehende Organisation, durch die 
(rankit F- kam dies besonders vor bei Heredodegenerationen, verschiedenen | Nicht nur die „verdächtigen Gegenden erfaßt und abgesucht 
en Su Formen der progressiven Muskelatrophie, Thomsenscher‘ Krank- | werden, sondern die sich auf alle Gebiete des Landes erstreckt, - 
burg p” heit usw. Zweifelsfreie, wesentliche und dauernde Verschlimme- | ist dringend vonnöten. Es war im Bereiche des VD. Armeekorps a 
= rungen dieser Zustände habe ich nicht beobachtet, im’ Wesen des | Yon seiten des Sanitätsamts eine systematische „Absuchung“ der : 
„FF Leidens beruhende, oder scheinbare und episodäre Verschlechte- | ganzen Provinz eingerichtet; ihre Resultate sind durch die Zeit- Tu 
otep rungen lagen oft vor : a verhältnisse nicht groß gewesen. Aber es scheint mir notwendig,- E 
olis = Häufig waren die aut Infektion und Intoxikation. (einschließ- die Maßregeln zür Mückenvernichtung” nicht zu vergessen, wenn h 
mrt lich Erkältung und Durchnässung) beruhenden ‚organischen Erkran- | die „Malariamonate“ kommen, und beim Versagen der ‚sentralen - i 
y von . kungen des Nervensystems, insbesondere die Polyneuritis und  Verwaltungsbehörden örtlich oder in kleineren Bezirken den a 
at Poliomyelitis (auch. Kombinationen beider Prozesse), Genuine | Kampf gegen die Mücken aufzunehmen. Es überschreitet den En 
m Myositis sah ich nur zweimal, einmal nach, Wundeiterung. un a Be über : an P > Rn u 
r ; : : N Ä i schläge in. dieser Hinsicht zu reden; nur sei nochmals hervor- J 
Die Sclerosis multiplex ist meines Erachtens eine durch gehoben: Ohne Anopheles gibt es keine Malariaverbreitung, daher 5 


muß die Mückengefahr in erster Linie bekämpft werden. 

| 2. Welche.Behandlung ist für die -malariakranken: Soldaten 
jetzt noch erforderlich? Eingangs sagte ich, daß die Soldaten in 
‚malariaverseuchten Gegend ausreichende ‘Prophylaxe und im Er- 


einen Mikroorganismus bedingte disseminierte Encephalomyelitis, 
= > . _ die bei besonders disponierten Persönlichkeiten auftritt (polyskle- 
ug | _ Totischer Habitus!). Ich sah Selerosis multiplex nach verschiedenen 
an | Infektionskrankheiten (Ruhr, Diphtherie). . Andere Fälle waren’ 


fi . zweifellos schon als krank eingestellt, Verschlechterungen, die in T y axe , 
i auffällieer Weise über das ausgehen wasan ach sonst bei | Krankungsfalle genügende Behandlung gehabt hätten; aber die 
W; © dem Leiden sieht, habe ich nicht ‚beobachtet, Zweifellos kann | Malariakranken sind damit nicht geheilt, und die Prophylaxe 
til; -  Überanstrengung eine 'episodäre Verschlimmerung zur Folge haben. | hindert era daß in sehr. vielen Fällen nach der Rückkehr in die 
a: Die Frage der syphilogenen Erkrankungen (Tabes, Paralyse, Heimat Halariaanfälle auftreten als Ausdruck einer Infektion, deren 
YE Lues cerebrospinalis) wird wahrscheinlich auf Grund der Statistik | Anfallweises Auftreten in der Malariagegend durch die prophylak- - 
si! dabin beantwortet werden, daß Kriegsschädlichkeiten ziemlich | tischen Chiningaben hingehalten wurde. Hinzu kommt, daß man 
|  Delanglos in ätiologischer Beziehung sind. Wenn ein paralytischer | damit wird rechnen müssen, daß neue. Epidemien auftreten, WEM 
ril ‚Defekt unter militärisehen Verhältnissen sich stärker geltend macht | Plasmodienträger, Malariakranke mit Anfällen oder latenter- In- . 
| . als vorher im Zivilleben, so kann dies nicht als Auslösung oder | fektion. in mückenverseuchten Gegenden sich aufhalten. Wie 
| ‚Verschlimmerung bezeichnet‘ werden. Akute Verschlimmerungen | Sehr ünd wie rasch diese: eventuellen Massenerkrankungen sich 
si, In Form von Erregungszuständen kamen nicht selten vor, Es ist | Ausbreiten können, ist noch gar nicht abzusehen. Hier ist Mücken- 
al Zuzugeben, daß solche durch die militärischen Situationen ausge- | Pekämpfung besonders wichtig; dann die Prophylaxe ‚bei unserer - 
4 löst wurden. Für den Gesamtverlauf sind sie nur von episodärer | Bevölkerung durchzuführen, wenn man die ‚Schwierigkeiten der- 
Bedeutung. | | u: Zu en a ETE een ee me = nr 
= Daß Überanatsar r a inungen einer | &elnde Disziplin der Massen andererseits bedenkt.- Wie sehr aber 
| "Ten Ta A aoha) ie Krueinungen, oler | Ende ropyne si acer hat MI en an 
sî”  Schlimmern können, ist zweifellos, Andererseits sah ich initiale | ?eigt, wo anfänglich in ganz kurzer Zeit ganze Verbände vorüber- 
]  Tabiker, die die Kriegsstrapazen sehr gut vertragen haben. | gehend durch die Malaria kampfunfähig wurden und der Prozent- 
verfehlt Kriegstabes und, Kriegsparalyse zü reden halte ich für | Sat der Kranken in Beziehung auf die Gesamtzahl recht hoch 
1 ‚‚ertehlt “und irreführend. Daß das- Leiden in vielen Fällen | "ar (1607). RE a 
‘währ os ; re | ‘Wie diese einzelnen Komponenten an Kranken und even- 
| io. des Feldzuges begann, ist bei der langen Dauer des tuellen Malariaüberträgern sich verhalten, ergibt sich aus meinem 


Beobachtungsmaterial von mehreren hundert Fällen in einer Ma- 


der Häufigkeit der in Rede stehenden Erkrankungen | 
'lariastation in der Heimat folgendermaßen: 


1. 45 % der Kranken waren in Mazedonien erkrankt, 

2. 13,1% waren -im Westen erkrankt, nachdem sie ver- 
| schieden lange im Osten in malariaverseuchten ` 
F Gegenden Dienst getan hatten; zum Teil waren sie 

schon monatelang im Westen, ehe .die ersten An- 
fälle auftraten, © a. 
3. 6,7% .waren nie im Osten gewesen; sie erkrankten — alle 
im Jahre 1918 — an den verschiedensten Stellen 
der Westfront, | 

4. 63,4% waren schon ein: bis .drei Jahre krank und inter- 

r mittierend bebandelt. | 0O $ 

Wenn diese Zahlen auch nur bedingten Wert haben wegen 
. der relativen Geringfügigkeit der Gesamtziffern, so geht doch aus 
ihnen hervor, daß die Summe: der Nachbehandlungsbedürftigen 
recht groß sein wird und andererseits zeigen ‚sie die. deutlich in 
die Erscheinung tretende Zahl von Infektionen in sicher nicht 
‘malariaverseuchten Gegenden. K E ee 

`` Man wird nicht ‚fehlgehen, wenn. man die unter .2. ange- 
führten Kranken als Plasmodienträger anspricht, bei denen die 


Krieges und 
„ur naturgemäß. Die Verhältnisse liegen hier wie.bei den Geistes- 
Krankheiten im engeren Sinne, z. B. bei der Dementia praecox. 
m Pil Polyneuritis nach Kriegsalkoholismus sah ich nur in einzelnen 
“allen. Das gleiche gilt yon Apoplexien bei Arteriosklerotikern. |. 
Ä m A a (Fortsetzung folgt) 


n Über einige Fragen der Malariabehandlung N, 


| von 
| Priv.-Doz. Dr. W. Weiland, | 
fachärztlichem Beirat für innere Krankheiten im Bereiche _ 
z des VII. Armeekorps. _ 

Mala Der ‚Krieg und mit ihm die Gefahr der Masseninfektion mit 
vor ın malariaverseuchten, anophelesreichen Gegenden ist 
wenn er; die erkrankten Soldaten sind ausreichend ‚behandelt, 

 :ordn en es selbst .nicht dadurch verhinderten, daß sie die ver- 

u wi „nininmengen nicht‘ einnahmen. Soweit es unter: den 
sen Verhältnissen des Krieges möglich war, ist eine ge- 


) Nach einem Vortrag. 


u 
u Far 


ee a n aR 


-~ 


rarm 


Sn ee 


m 


en 


BETT 
m 


1t ASEL Pikalt da 


389 


Verhältnisse so liegen, wie Schittenhelm und Schlecht) 
angeben: die Leute haben im Osten oder Südosten in malaria- 
durchseuchter Gegend gelebt und standen unter Chininschutz; 
dieser reichte zwar aus, sie vor dem Ausbruch einer typischen 


Malaria zu behüten, verhinderte aber nicht, daß die Leute Plas- 
modienträger wurden. 


Unter den Kranken unter 4. sind eine ganze Anzahl, die 
eine latente Malaria hatten; sie waren im Osten erkrankt, 
specifisch behandelt, anfällfrei geworden,‘ auch die Blutunter- 
suchungen wurden negativ und die Kranken kamen wieder ins 
Feld, dieses Mal nach dem Westen. Bier traten dann bei be- 
sonderen Gelegenheiten, bei Kampfhandlungen oder in der Stel- 
lung erneute Rückfälle auf, Im Winter in der Garnison waren 
sie anfallfrei, im Frühjahr bekamen sie ihre Rezidive, im Lazarett 
waren oft wieder lange anfall- und plasmodienfreie Zeiten, sodaß 
Provokationen (siehe unten) nötig wurden. 

Vielfach waren aber die Zwischenräume zwischen Perioden 
gehäufter Anfälle viel kürzer, vor allem wenn die Leute nach der 
Entlassung aus den Lazaretten zu schnell wieder zu schwerem 
Dienst herangezogen wurden, in Hitze oder Regen längere 
Märsche mit Gepäck machen mußten oder längere Eisenbahn- 
transporte überstanden. Alle diese Belastungen wirkten, wenn 
sie zu früh dem erkrankt Gewesenen zugemutet wurden, prompt 
als Provokationen neuer Anfälle. | 

Doch kann man nicht behaupten, daß bei diesen Erkrankten 
die klinischen Erscheinungen schwerer, die Anfälle häufiger 
und schwieriger zu bekämpfen gewesen wären oder gefahr- 
‚drohende Komplikationen aufgewiesen hätten. Überhaupt war 
das Symptomenbild aller Malariakranken, die ich sah, nicht 
schwer; die Kranken hatten ihre Blutveränderungen — Plasmo- 
dien, erkrankte Erythrocyten, herabgesetzten Hämoglobingehalt, 
Veränderungen der Leukoeytenformel —, aber im übrigen waren 
‚sie organisch gesund und innerhalb der Grenzen, die dureh die 
bei größerer Anstrengung auftretenden neuen Anfälle gezogen 
waren, leistungsfähig. Komplikationen sah ich nie, Neuralgien 
nur zweimal und ebenso oft Chininnebenwirkungen, trotzdem die 
einzelnen Chinin in erheblichen Mengen und lange bekamen und 
auch nahmen, wie ich durch genaue Kontrolle und Urinunter- 
suchungen stets überwachte. Die Ruhr und der Paratyphus, die 
häufig bei den Erstlingsfiebern das Bild verwischen, waren selten 
vorhanden — je ein Fall — und nur noch in ihren Folgeerschei- 
nungen: die Leute waren Bacillenausscheider geworden. 

Ebenso verschwindend wenig sah. ich größere oder chro- 
nische Milztumoren; bei häufigen Anfällen trat die weiche, eben 
palpable Infektionsmilz auf, verschwand aber bald wieder., Sehr 
oft klagten die Kranken über Schmerzen und Stechen in ddr Milz- 


. gegend, besonders nach Anstrengungen; ich machte die Beobach- 


tung, daß es ein fast ebenso konstantes Symptom war, wie die 
‚subjektiven Rückenschmerzen der Nierenkranken aus dem Felde. 
Wenn man auch hier wie dort eine Kapselspannung durch das 
leicht intumeseierte Organ als Grund der subjektiven Störungen 
annehmen kann, so kann ich den Verdacht nicht ganz unter- 
drücken, daß eine gewisse Voreingenommenheit der Leute sie die 
Schmerzen derart überwerten ließ, oder jedenfalls, daß ein Be- 
streben vorhanden war, den ihnen bekannt gewordenen Ort, wo 
das erkrankte oder symptomatisch affizierte Organ seinen Sitz im 
Körper hatte, als schmerzhaft zu bezeichnen, um die noch be- 
stehende Erkrankung zu erweisen. l 
| Trötz der anscheinend leichten Verlaufsform und dem äußer- 
lich typischen Bilde der Malaria, die meist im Tertianatyphus ver- 
läuft — nur 4,2 % meiner Fälle waren Tropica, die häufig auch 
noch Tertianaparasiten gleichzeitig aufwiesen —, halte ich, in Be- 
antwortung der Frage zu Beginn dieses Abschnitts, es für er- 
forderlich, daß zur Behandlung der Seuche nur geschulte 
Ärzte an Sammelorten auch im Lande selbst tätig sind. Für 
die Berechtigung dieser Anschauung sprechen. die guten Erfah- 
rungen, die mit den Erfolgen an Malariastationen auch im In- 
lande während der Kriegszeit gemacht wurden, andererseits die 
Schwierigkeiten der Diagnose für den praktisch tätigen Arzt und 
die bestehende Unkenntnis über die rationelle Therapie. Nur zu 
‚leicht führt intermittierendes Fieber mit Frost zu der Diagnose 
Malaria, wie die folgenden Fälle zeigen: | 

L Eine Studentin, verheiratet, 7. Schwangerschaftsmonat, er- 
krankte mit ‘wiederholten Schüttelfrösten und Fieber; war nie in Ma- 
lariagegenden, nie mit infektiösem Material in Berührung gekommen; 
Organbefund negativ; es wird Malaria diagnosticiert, sofort unregel- 


a) M. med. Woch. 1918. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12. 


23. März, 


nn nn, 


mäßige Chininbehandlung. Als die Fröste nicht aufhörten, Konsul- 
tation eines zweiten Arztes; Urinuntersuchung: Colipyelitis. 

II. 48 jähriger Kaufmann, früher nie krank, ziemlicher Potator, 
erkrankt plötzlich mit Schüttelfrost und mehrstündigem Fieber in 
mehrtägigen intervallen. Der Hausarzt stellt eine Leberaffektion 
fest; behcudelt mit warmen Umschlägen. Die Fröste verschwinden 
nicht; ein kinzugezogenor zweiter Arzt diagnostiziert aus dem Fieber- 
verlauf ohne Blutuntersuchung eine Malaria. Es beginnt eine 
Chininbehandlung; die Fieherattacken verschwinden: der Kranke wird 
auf Reisen geschickt zur Erholung. In den ersten Reisetagen er- 
neute Schüttelfröste; Rückkehr nach Hause; erneute Chininbehand- 
lung. Jetzt Auftreten von Urinbeschwerden (der Kranke litt an 
einer Phimose). Starke Schmerzen im Unterleib. Schließlich kann 
er nicht mehr Urin lassen. Vergeblicher Katheterismus; Blut aus der 
Harnröhre. Warme Umschläge auf den Leib, Morphium. Zwei Tage 
kein Urin, nu: tröpfelnd, starke Schmerzen, Leib gespannt, Haut wird 
am Unterbauch und den Schenkeln rot, gespannt, Scrotum ebenfalls. 
Jetzt Konsultation eines dritten Arztes: Ausgesprochene Urininfil- 
tration bei Prostataabsceß. Incision des Abscesses: Entleerung 
enormer Nengen Eiter und Urin. Exitus! 

Zugegeben, daß diese beiden Fälle Ausnahmen sind, so er- 
hellt aus ihnen um so mehr die Notwendigkeit der Einrichtung 
von Stellen zur Überwachung der Malaria, als sie in einer großen 
Stadt und bei Ärzten vorgekommen sind, die zwar vielbeschäftigt 
waren, aber die Einrichtung bakteriologischer Untersuchungs- 
stelen an der Hand hatten und bewährte ältere Herren 
waren, die ihre „Privatpraxis“ gut versorgten. Wenn erst die 
Fürsorgestellen für Malariakranke bekannt werden, so werden 
sie ebenso nutzbringend sein wie diejenigen für Lungenkranke 
oder die Beratungsstellen für Geschlechtskranke; daß sie aueh 
von den Kranken aufgesucht werden, dafür bürgt der Umstand, 
daß die jetzt in Deutschland befindlichen Malariakranken dureh 
die Bank Kriegsbeschädigte sind und sicher bei jedem Anfalle 
sich an die Stellen wenden werden, wo sie Behandlung bekom- 
men können. Von welcher Behörde aus allerdings diese Organi- 


sation geschaffen werden soll, ist eine Frage, die man zurzeit 
noch offen lassen muß. 


l Die Erstlingsfieber im Felde gehörten selbst verständlich 
ins Lazarett zur Stellung der Diagnose und zur Durchführung 
der ersten systematischen Chininbehandlung; wie oft in Deutsch- 
land auch jetzt noch Neuinfektionen auftreten werden, entzieht 
sich vorläufig noch unserer Kenntnis; treten sie auf, so gehören 
auch sie in stationäre Behandlung. Sekundäre, schwere Anämie, 
komplizierende Erkrankungen mit Beeinträchtigung des Allge- 
meinzustandes, vollends das Schwarzwasserfieber, gehören eben- 
falls zur stationären Therapie. Alle anderen Kranken können 
durch ambulatorische Überwachung der Blutveränderungen und 
dementsprechende Chininverordnung, die zweckmäßig in der 
Form eines „Chininkalenders“ dem Kranken in die Hand gegeben 
wird, genügend vor Verschlimmerung geschützt, und wenn sie 
vernünftig sind und die Chinindosen einnehmen, auch der Heilung 
zugeführt werden. Die letztere Gewißheit, daß die Kranken das 
Chinin wirklich nehmen, sowie die, daß das Chinin nicht dureh 
verschlechterte Resorptionsbedingungen (Durchfälle, unlösliche ü 
Tabletten) unausgenützt den Darmkanal verläßt, müssen unter 
allen Umständen vorhanden sein; die Sorge, daß Chininneben- 
erscheinungen auftreten, braucht nur gering zu sein. ? 

Über die Wirksamkeit der verschiedenen „Chinincuren 
und der neuerdings in Aufnahme gekommenen -Salvarsanbehand“ 
lung sind die Ansichten noch recht schwankend; wenn auch die 
Gefahren der Chininschädigung durch intermittierende Behand- 
lung sozusagen verschwunden sind, so ist die stets beobachtete 
Tatsache, daß trotz der besten Chininbehandlung immer wieder 
Anfälle auftreten, Veranlassung gewesen, sowohl nach der Ur- 
sache dieser Erscheinung zu suchen — hier tritt die Chininfesti- 
gung der Plasmodien in ihr. Recht —, als auch durch Modifika- 
tionen der ursprünglichen Methoden und durch Einführung neuer 
Mittel die Wirksamkeit der Therapio zu steigern. i 

Unter Einhaltung der Vorsichtsmaßregeln, die als allgemein 
gültig, immer wieder als Grundbedingung für die Chininwirksaf 
keit angeschen werden (siehe oben), bin ich in 65,6 % | Den 
Fälle mit der von Nocht ursprünglich angegebenen Schein? 
tisierung derChinandarreichung zunächst ausgekommen, allerdind” 
mit der Einschränkung, daß ich in einer Anzahl Erkrankunn 
‘die Kur nach dem achtwöchigen Schema wiederholen pu eD 
in einer weiteren die Dosen erhöhen mußte und in einer UF hr- 
Reihe schließlich zu einem Schema greifen mußte, das nach Sen 
wöchiger Chininpause eine zweimal achttägige Chininverordnung 
nach untenstehendem Schema angiht. l 


link: 23. März. ee ehe, : 1919: — MEDIZINISCHE KLINIK = Nr. i2. ` a 333 = 
hörten, Kask 7 Ä Es ergibt sich also nach der Häufigkeit der ‘Anwendung je: | hervorgeht, auch bei meinem Krankenmaterial nur zeitweise und 
olipyelitte T nach eh Aa E I RS . vorübergehend. anfallfreie Perioden eintraten, .von Heilung möchte EN 
iain f pach 14 Tagen Ohininpauses o o? a eimo aweke Xur- ich in keinem’ Falle sprechen, so Elaube ich: doch, die Resultate, 
gem Fidei y> I. Sechs Tage fünfmal 0,3; drei Tage Pause; sechs "Tage fünfmal m die D auer der Symptomlosigkeit, das heißt der fehlenden . 
Tabea f- 0,8, drei Tage Pause, dann sechs-Wochen: vier Tage viermal 0,3, drei Anfälle, anbetrifft, dadurch in etwas gebessert zu haben, daß ich Mn 
3 verschrülh Tage Pause. Kr 97T die Leute nach Abschluß der Kur. noch längere Zeit beobachtete. i A 
us den Bin | II. Längere Pausen. nach längerem, erfolglosem ` Chinin- | - Diese Beobachtung erstreckte sich stets noch auf wenig- ERRA 
beginn 0 gebrauche, dann drei Tage viermal 0,3, drei Tage fünfmal 0,3, drei |-stens vier Wochen, während welcher Zeit die Leute die Arbeit e, 
r Krale sil | Tage sechsmal 0,3, sieben ‚Tage Pause; darauf. Wiederholung der. | aufnahmen ‘und regelmäßig ärztlich kontrolliert wurden. Ich SEM 
ka Ohinindarreichung in, der gleichen Weise . wie vor der Pause, © -| halte diese Kontrolle und. Gewöhnung an Be 
vanke ita Ich will dabei hervorheben, daß ich mich nicht in allen | Körperanstrengung für ein durchaus not- Pa: 
hließlich kam |" Fällen strengstens an ‚diese starren Vorschriften gehalten habe, wendiges Postulat, bevor man die Leute DE 
Bitaud I. sondern die Chinindosen in einzelnen Fällen. etwas ‚erhöht, nie | zum ‚Dienst oder. jetzt zur Arbeit entläßt.. Bei allen ne, 
p Im it jedoch über 1,8 g herausgegangen bin, bei verstärkten Chihinkuren | Malariafällen . mit noch: so gründlicher. Behandlung‘: wird Hi 
nt, Haut vi aber nie über drei Tage Pause eingeschaltet habe. In einer klei--| man mit wiederkehrenden Fieberattacken rechnen müssen; es .ist Ein. 
tum ebenik neren Anzahl von Fällen war es nötig, wegen der in den chinin- | bekannt, daß Anstrengung, Märsche, besonders Eisenbahnfahrten, ` or 
ene Urini freien Perioden zwischen zwei „Chininschemata“ andere thera- | sehr leicht, zu erneuten Anfällen führen und nicht zu selten - er- Hi 
s; Entlang I. peutische Maßnahmen einzuschalten, weil mehrere Anfälle infolge | lebte man es, daß als dienstfähig aus dem Lazarett, entlassene 
| zufällig auslösender (provozierender) Ursachen hintereinander ein- | Kranke auf der Reise zum Truppeniteil oder in. Heimatsurlaub 
sind, 9 setzten und den Zustand des Kranken so ungünstig machten, da- | erneute. Anfälle bekamen und. einer erneuten Behandlung: zuge- 
Eine) etwas getan werden mußte. Sehr gute Resultate habe ich dabei | führt.werden mußten. Oder der erste Arbeitsversuch führte prompt = 
einer gil | von intramuskulärer, oder noch prompter von einmaligen intra- zu einem Fiebėranfalle. Diesem unangenehmen und unzweck- ' 
jbesehäl © venösen Urethanchinininjektiönen gesehen; im allgemeinen wird | mäßigen Vorkommnis entgeht man mit größerer Sicherheit, wenn eda 
ersuchun } man ja diese Applikationsart den schwersten, eventuell komatösen |. man nach Abschluß einer typischen Chininkur die Leute noch ‘ ai : 
go Hmp Formen vorbehalten, doch halte ich den Arzt für berechtigt, sie in | längere Wochen unter Gewöhnung an körperliche Arbeit und EN 
mare!  . der oben angegebenen Weise anzuwenden, zumal ich Schaden ^ Anstrengungen unter ärztlicher Aufsicht behält. ` En a 
om und Nebenwirkungen nie sali, wohl dagegen prompte entfiebernde |. : 8. Als letzten Bunkt meiner heutigen Ausführungen möchte ich a, 
jgenkat \ Wirkung. | = 2 E mit einigen Worten auf. die. Diagnose, besonders. der latenten Ma- Birgot y 
EEJ ` Ganz ohne Wirkung zeigte sich mir das Methylenblau; ich | 'laria, zu sprechen kommen.. . Wie schon während des Krieges unter paar 
, Und | habe es in Fällen gebraucht, die nach schematischer Chinin- | dem Krankenmaterial eines jeden Malarialazaretts eine größere. EIT 
ken i } darreichung mit erneuten Anfällen erkrankten, um über die Zeit, | Anzahl von Leuten war, die behaupteten, im -Dienst Anfälle ge- Bin! 
p A 5 in der Chininpausen erforderlich waren, hinwegzukommen, aber | habt zu haben, oder solcher, die nach eben überstandener Chinin- Br; 
g DB : nie einen auch nur entfiebernden Erfolg gesehen; in den zwei | kur. über erneute ‚Attacken klagten, ohne daß -primär die Unter- a 
se O | Fällen von Trigeminusneuralgie, die ich zur Behandlung hatte, | suchung Anhaltspunkte für eine Malaria ergab, so werden nach- 1 
p DIA} erwies es sich ebenfalls als unwirksam. 2 7 ‚| träglieh eine Reihe. von. Leuten ‘auftauchén, die, um Renten- RRi 
D E Veranlaßt durch eine Mitteilung ven Coglievinat) | ansprüche stellen zu können, behaupten, eine Malaria akquiriert B 
sie: machte ich bei wällen, die-in Chininbehandlung' oder nach abge- | zu haben, und ferner wird es unter den`früher an Malaria erkrankt B 
pif schlossenen schematischen Chininkuren rezidivierten, Gebrauch | gewesenen -eine Reihe geben, die die zuständigen ärztlichen N. 
pð; © von Neohexal in 4 % iger ‚wäßriger Lösung intravenös in | Stellen aufsuchen mit Angaben über erneute oder gehäufte An- nih EAM Hi a: 
gt Mengen. von 10,0 cem, wobei ich mich bezüglich der Dosierung | fälle, die dasselbe negative > Untersuchungsresultat aufweisen de ee 
gait » - | ee an die von | wie an en nn Die Een und Aneprich 4 il a; 
a  . 3 ’ Soglievinage- | dieser Leute als berechtigt anzuerkennen, wird man erst aù | see 
hr | A ARTISTIT] gebenen Vorschrif- Grund des Ausfalls der Blutuntersuchungs- und Provokations- Heulen aaa 2 S 
Y E „Me SINSılll II i ten hielt; die Jah- | methoden imstande sein; andererseits aber sind diese Methoden ge- ERINE: j 
y | = Ts AETH | | reszeit der Anwen- | eignet, negative, eindeutige Resultate zu liefern. | | | 
AR 34 MAK 3 q ij dung waren die | Auf Grund meiner Tätigkeit als Gutachter über die Fragen, 
MR 5; ALH] INT is ag EE -~ Monate September | wie sie im vorigen Abschnitt aufgeworfen sind, komme ich zu 
J 4 AN | N 7 Y ATANA RANON A] bis November. In | dem Schlusse, däß die Blutuntersuchung vielfäch allein die Dia- > 
H] Kl M] Å NI | MMM M etwa 40 Injektionen | gnose wahrscheinlich machen Kann. Selbst weni wenig zahl- 
(let | Br ER fand ich es durch- | reiche Parasiten dem suchenden — vielleicht nicht absolut 'sorg- 
yö! aus wirkungslos, während die nach Beendigung der Neohexaldar- | fältiẸẹ 'suchenden — Auge entgehen, so ist Hämoglobinbestim- 
in reichung einsetzende Chininbehandlung prompt entfieberte, wie die | mung, Feststellung pathologisch veränderter Erythrocyten und 
JW; ‚vorstehende Kurve zeigt. | Auszählung der Leukocytenformel leicht und fast obne Fehler- 
Di — . Ganz wesentlich besser waren die Erfolge mit Neosalvarsan, | quellen. Von allen diesen lege ich auf die letztere den größten 
Be das ebenfalls intravenös je viermal in Abständen von acht Tagen | Wert: eine auffällige Mononucleose hat mir in 31 Beobach- 
| und Mengen von 0,45 g injiziert wurde; diese Mengen waren | tungs- und Gutachtenfällen stets durch weitere klinische Behand- 
Tue Mir durchaus ausreichend, nachdem ich anfänglich viermal 0,6 œ | dung gesicherte Diagnosen der Tertianaform ermöglicht; die Tro- 
g: gebraucht hatte; größere Dosen — wie es z. B. empfohlen würde, | pica ist so Selten, daß sie kaum ins Gewicht fällt; ist sie vor- 
b einmal 0,9  — habe ich nie angewandt. Ausgewählt zu. dieser | handen, so ist sie oft mit Tertiana gleichzeitig anwesend oder 
j Behandlung habe ich solche Fälle, die aus anderen Lazaretten | man erkennt sie mit Hilfe der Provokationsmethoden. Eine ganze 
w wt Chinin vorbehandelt zu mir kamen und häufige Anfälle hatten, | Reihe von diesen sind angegeben worden. (Bekannt ist, daß 
T oder solche, die trotz beaufsichtigter Chininmedikation häufiger re- Eisenbahnfahrten bei Malariakranken, die während der Behand- `. 
2 aldivierten. Von 45 Fällen dieser Art bekamen sechs bald nach Ab- | lung in ‚Urlaub fuhren, fast stets, besonders in den zu Anfällen 
j schluß der Neosalvarsanbehandlung wieder erneute Anfälle; diese | ‘prädisponierten Jahreszeiten, zu Anfällen führten.). Von- den 
Fi würden darauf meist der unter II. angegebenen Chininbehand- | sonstigen Methoden habe ich Höhensonnebestrahlung: und Adre- 
F wg unterzogen und blieben dann frei; die übrigen 39 blieben, | nalininjektion!) als praktisch und in. den Resultaten zuverlässig 
| Solange sie in Beobachtung waren, ohne Anfälle; sie wurden ent- | gefunden. Wir haben die Milz der Höhensonnebestrahlung in -der 
üblichen Art in steigenden "Zeiten ausgesetzt, in anderen Fällen ` 
Adrenalin 1,0 der käuflichen. Lösung ein oder mehrere Male 


m H obne daß Plasmodien wieder auftraten.. Hier möchte ich- 
SchlieBend bemerken, daß ich nach den ersten Beobachtungen, 


E 

A fliche 

1 & welchen auch nach Neosalvarsan rasch neue Anfälle ein- | subeutan injiziert Während bei den Höhensonnefällen bei zu- 
} 


nehmender Intensität und Dauer der Bestrahlung immer ein An- ' 

fall auftrat, wenn überhaupt Malaria vorhanden. war, habe ich in 

| zwei Fällen gesehen, daß nach mehrmaligen Adrenalininjektionen 
kein Anfall auftrat, auch keine Parasiten im Blute, während die 

nach sechs Tagen später vorgenommene erste Höhensonnebestrah- ` 

lung einen. sofortigen Anfall bewirkte, Ist demnach das Adrenalin- 


Ba Fai jede N eosalvarsanbehandlung mit gleichzeitiger inter- 
oh er Chininkur kombiniert habe. $ Fermer muß. hervor- 
A Kerle den, daß unter den nur mit Chinin behandelten Kran- 
die in ge waren — die Zahl kann ich nicht mehr feststellen —, 
anderen Lazaretten schon. mit Neosalvarsan behandelt waren. 


Wenn also, wie auch aus den oben angeführten Tatsachen 
Ba En Y Sehittenhelm und Schlecht (l. e). 


3) Ther. d. Gegenw. 1918, °° | 


2 
. N 


284 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12. 


23. März. 


verfahren auch nicht absolut eindeutig in seinen Resultaten, so ' 
ist es doch so bequem anzuwenden und in der überwiegenden 
Mehrzahl der Fälle so gut zum Ziele führend, daß ich es zurzeit 
als die Methode der Wahl bezeichnen möchte; ist man bei nega- 
tivem Ausfalle der Adrenalinprobe auch durch die Blutunter- 
suchung nicht seiner Sache sicher, so muß man eine Höhensonne- 
bestrahlung anschließen, die dann sicheren Aufschluß geben wird. 


Zusammenfassung: 

1. Zur erfolgreichen Malariabekämpfung ist in Deutsch- 
land Mückenvernichtung notwendig. | 

2. Durch Parasitenträger und Kranke mit latenter Malaria 
ist die Wahrscheinlichkeit gegeben, daß in den nächsten Jahren 
in Deutschland noch zahlreiche Neuerkrankungen an Malaria 
auftreten werden. 

. 3. Die erste Chininkur, sowie Behandlung komplizierender 
Erkrankungen muß stationär erfolgen; nach der Entlassung 
müssen die Kranken überwacht und mit nicht zu schwerer Arbeit 
beschäftigt werden. 

4. In der Mehrzahl der Fälle genügt zur Behandlung der 
Rezidive eine Nochtsche Kur; führt sie nicht zum Ziele, sollen 
verstärkte intermittierende Kuren versucht werden. Bei besonde- 
ren, schwer zu beeinflussenden Erkrankungen mit häufigen An- 
fällen trotz überwachter Chinindarreichung ist Neosalvarsan wir- 
kungsvoll. Methylenblau und Neohexal sind wirkungslos. 

5. Malariastationen oder -ambulatorien sind zur Diagnose 
und Therapie weiterhin dringend erforderlich. 

6. Als Provokationsmethoden sind besonders Adrenalin- 
injektionen und Höhensonnebestrahlung zweckmäßig. 


sequenzen so überaus schädlichen Ansicht kann nicht eindringlich 
und oft genug Front gemacht werden. (Über die Gründe einer 
negativen Wassermannschen Reaktion bei deutlich bestehender 
Syphilis siehe unten) Beim Primäraffekt ist der klinische Be- 
fund — und ist dieser nicht absolut deutlich ausgeprägt — der 
ven maßgebender Seite erhobene Spirochätenbefund ausschlag- 
gebend. Von diesem Standpunkt aus ist die Berechtigung von 
Beratungsstellen für Geschlechtskranke von seiten der Landesver- 
sicherungsanstalten durchaus im zustimmenden Sinne zu begrüßen. 
Noch segensreicher wäre ihr Wirkungskreis, wenn sich der dia- 
gnostischen auch die therapeutische Tätigkeit anschlösse. Denn so 
einfach wie in früheren Jahren ist jetzt die Luesbehandlung 
nicht mehr. Früher war für diese ein gewisses Schema ge- 
geben — entweder chronisch intermittierende Behandlung nach 
Fournier-Neißer oder symptomatische Behandlung. Zwischen 
diesen beiden Methoden konnte der Arzt je nach seiner wissen- 
schaftlichen Überzeugung wählen. Heute, wo der Spirochäten- 
befund und die Wassermannreaktion eine so bedeutende Rolle 
spielen, ist die Syphilisbehandlung durchaus nicht mehr so ein- 
fach und bedarf, wenn einem Kranken wirklich geholfen werden 
soll, einer reichen Erfahrung, nicht nur auf diesem Behandlungs- 
gebiet, sondern auch — es klingt fast banal es zu sagen — einer 
Beherrschung aller Sondergebiete der Medizin, da es kaum ein 
Organ gibt, das von der Lues verschont bleibt. Da aber die Be- 
herrschung aller Sondergebiete eine Utopie ist, so scheut der ge- 
wissenhafte Syphilidologe nicht, im gegebenen Falle einen Patienten 
von einem, beziehungsweise mehreren Ärzten verschiedener Fächer 
untersuchen zu lassen. Wenn der Arzt, die Grenze seines 
Könnens sich vor Augen haltend, nach diesem Grundsatz ver- 
fährt, so wird das Bestreben, möglichst viel Syphiliskranke der 
Heilung entgegenzuführen und außerdem soziale ‘Schäden zu ver- 
hüten, besser erreicht, als wenn diese Sorgfalt außer acht ge- 
lassen wird. Diese Mahnung, sich der Grenzen seines Könnens 
bewußt zu sein, entspringt nicht theoretischen Grübeleien. Sie ist 


Aus der Syphilispraxis. 
Von 


San.-Rat Dr. Edmund?Saalfeld, Berlin. 


Die großen Fortschritte, welche die Syphilislehre in den 
letzten Jahren zu verzeichnen hat, sind nicht in dem Maße Al- 
gemeingut der Ärzte geworden, wie es im Interesse der Kranken 
wünschenswert wäre. Bei Konsultationen und Besprechungen mit 
Kollegen stößt der Dermatologe häufig noch auf Anschauungen, 
‘die mit den gegenwärtig von der modernen Wissenschaft ange- 
nommenen in Widerspruch stehen, deren Befolgung die Kranken 
zu schädigen imstande ist. Im folgenden sollen einige Erfahrungen, 
die ich in dieser Hinsicht machen konnte, mitgeteilt werden. 

Es würde mancher Schaden verhütet, mancher Fall von 
Syphilis einer schnellen und tatsächlichen Heilung zugeführt 
werden, wenn jeder Arzt es sich zum Grundsatz machte, jede 
scheinbar noch so unbedeutende Veränderung am Genitale, jede 
kleinste. Erosion oder Geschwürsbildung als suspekt auf einen 
Primäraffekt anzusehen. Bei einer jeden derartigen Veränderung 
soll — wenn es sich nicht deutlich um eine andersartige Erkran- 


kung handelt — mit der Möglichkeit eines Primäraffekts geredhnet‘ 


werden. Ergibt die Untersuchung nach Giemsa oder Burri 
auch ein negatives Resultat, so muß die Untersuchung im Dunkel- 


feld herangezogen werden, da hierbei nicht selten noch ein posi- 


tiver Spirochätenbefund erzielt wird. Ist aber die Spirochäten- 
untersuchung mit Schwierigkeiten verknüpft — z. B. weil das 
Geschwür bereits antiseptisch behandelt war — oder aber wegen 
geschlossener Sklerose oder unter lokaler Behandlung verheilten 
Geschwürs unmöglich, so empfiehlt sich, wenn die Lokalität es 
nur einigermaßen gestattet, die Excision des vermuteten Primär- 
affekts. Am schnellsten, und ohne Assistenz zu benötigen, ge- 
schieht dies — auch wieder, wenn die Stelle geeignet ist — 
durch die galvanokaustische Schlinge unter Lokalanästhesie. Das 
exeidierte Stück wird dann mikroskopisch untersucht. ` Ist der 
Primäraffekt schon längere Zeit lokal behandelt, so kann seine 
typische Struktur schon so verändert sein, daß man zu einem 
sicheren Urteil nicht gelangt. Hier empfiehlt sich die Schnitt- 
färbung auf Spirochäten vorzunehmen, wobei bis weilen noch 
auf einen positiven Befund zu rechnen ist. Wie wichtig der 
letztere ist, erhellt aus der Tatsache, daß bei einer im ersten An- 
fang des Primäraftekts eingeleiteten Allgemeinbehandlung — bei 
noch negativer Wassermannscher Reaktion — die Möglichkeit 
einer Abortivheilung der Lues besteht. Und hier bat der Der- 
matologe nicht selten dem praktischen Arzt gegenüber Schwierig- 
keiten. Noch immer wird von manchen Ärzten angenommen, daß 
eine negative Wassermannsche Reaktion das Nichtbestehen einer 
Lues bedeutet. Gegen diese durchaus falsche, wegen ihrer Kon- 


. eine Salvarsanbehandlung überflüssig sei. 


vielmehr — es muß leider gesagt werden — in Erfahrungen der 
Praxis begründet. £ 
Durchführung der Behandlung ausschließlich bis zum Schwinden 


der Symptome, wird jetzt nur noch von sehr wenigen Dermato- 
logen befürwortet. 


Eine rein symptomatische Therapie, das heißt 


Diese Art der Behandlung steht, von be- 
stimmten Ausnahmen abgesehen, mit dem gegenwärtigen Stande 
der Wissenschaft in direktem Widerspruch. Und doch begegnen 


wir einer schlecht oder unvollständig durchgeführten Syphilis- 


behandlung bedauerlicherweise trotz aller Fortbildungsvorträge 


noch häufig genug. In dieser Beziehung habe ich die schlechtesten 


Erfahrungen nicht bei den praktischen Ärzten, sondern bei Spezial- 
ärzten der verschiedensten Fächer gemacht. Ist das erkrankte 
Organ von den sichtbaren Erscheinungen der Lues befreit, 5° 
wird nicht selten der Irrtum begangen, anzunehmen, jetzt Se 
eine weitere Behandlung überflüssig. Daß Syphilissymptome fast 
Stets unter einer Hg-Kur zurückgehen, ist ja eine allgemem be- 
kannte Tatsache, sie gestattet doch aber nicht den Schluß, daß 
Nach den Erfahrungen, 
die wir im Laufe von neun Jahren gesammelt haben, muß un. 
Standpunkt eingenommen und festgehalten werden, daß in jedem 
Syphilisfalle, wenn nicht besondere Gegenanzeichen vorliegen, 
eine kombinierte Quecksilber-Salvarsankur durchgeführt werden 
muß. So selbstverständlich diese Forderung erscheint und tat- 
sächlich ist, so zeigen doch die Erfahrungen aus der Praxis, da 
danach leider nicht immer gehandelt wird. Und daran ist DI 

allein die Indolenz der Patienten schuld. Die Technik der Salvar- 
saninjektionen ist durchaus nicht einfach, wie bisweilen- ange- 
nommen wird. Fast ausschließlich stehen die maßgebenden 
Dermatologen auf dem Standpunkte der intravenösen Salvarsan- 
injektionen und wiederum die meisten wenden wegen der Ban: 
fachheit der Applikation Neosalvarsan (eventuell auch Salvarsan 
natrium) an. Wer viel derartige Injektionen ausgeführt, weiß, der 
sich manchmal hierbei Schwierigkeiten einstellen, daß hun in 
Kleinigkeiten zu berücksichtigen sind. Wer täglich solche A 
jektionen zu machen hat, benutzt jetzt wohl ausschließlich a 
Lösung des Mittels kleine Mengen Wassers, die er mit un 
Rekordspritze injiziert. In jedem Falle muß mit einer kleinen Dosis 
begonnen werden, um die Toleranz des Patienten dem Mittel gege 
über zu erproben. Wird es gut vertragen, so kann gestioen 
werden, bis der Patient eine genügend große Menge ‚len a 
erhalten hat. Aber — wie ich es gesehen habe — einem Patien 7 
alle vier Wochen 0,15 oder 0,3 Neosalvarsan in 200 cem gelöst, ht 
ganzen drei- bis viermal intravenös zu infundieren, entspr? 


LAAT N HA 2a l 
nt We: 
m, e t z i 
aru NT EEE e ae ON, es P 
- é KAN Eu Mn JAAS 
- + I Pi 


AITE ee TIER aaa 3 i ee 
a * i a x. BEN .. A G pi iai ’ y sog x T 
` Moe i . ne Da : o z g En .. Br er Be ha ak Pa 1 = A 
> A A u . 3 $ * u a Fir OR . e = Ra S Be: A u ah i ae Ka: . y . $ 
l D i : N Do Te UATR r E ' $ nn ee SR we 
l i s 4 j Ë ” u g > £ A ; z a w 
i ` £ use ` a ! a 


me 
u E 
' 
En aa 

r; bg 

z f ; > y% 

’ 
2 l 285 


_' $ 


” e f 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12. 


S 


durchaus nicht dem gegenwärtigen Standpunkt der Wissenschaft, | eitrigen Sekret Blut beigemengt ist; -es ist der Ausdruck hyperakuter 
ganz abgesehen davon, daß-das Verfahren umständlich ist und | Entzündung der Harnröhrenschleimhaut im vorderen Anteile. 

=- — Doch Kann sich auch eine aus der vorderen Harnröhre 

stammende Blutung in Form 'einer terminalen Hämaturie äußern, 

die sonst als Zeichen einer Blutung der hinteren Harnröhre an- 


die Möglichkeit und bei nicht sehr großer Übung die Wahrscheinlich- 
gesehen wird. Das sieht man am besten bei: leicht blutenden 


keit von Infiltraten gegeben ist, deren Schmerzhaftigkeit bekannt ist. 
Wurde mit allem Nachdruck die Ausführung der Spirochäten- 


vet UP. 
en >. untersuchung in jedem in Frage kommenden. Falle als notwendige | 
rechta uf . - Forderung aufgestellt, so ist eine solche dringende Aufforderung | Papillomen der vorderen Harnröhre, wo manchmal am .Schlusse 
der Lands £- zur Gonokokkenuntersuchung nicht nötig, da sich dieselbe in | der Miction einige Tropfen Blut. aus der Harnröhrenöffnung aus- 
ernkemie - weitesten Ärztekreisen bereits eingebürgert hat. Aber auch die | treten, Dies. erklärt sich auf folgende Weise: Im Ruhezustand 
iwtk Gonokokkenuntersuchung. darf im Falle von Sekretion der Harn- | blutet das Papillom gar nicbt oder so wenig, daß das Blut nicht 
oso, Dans röhre nicht vernachlässigt werden, da ‚durch die Untersuchung | am Orifieium zutage tritt, bei der Miction jedoch. wird. die Blutung - 
esbehandie E nicht nur die Diagnose Gonorrhöe gesichert wird, es sich vielmehr | verstärkt und das Blut beim Zusammenlegen der Schleimhaut am 
Scham eh bisweilen im gegebenen Fall nicht um eine Gonorrhöe, sondern Schlusse der Miction 'nach vorn geschoben. Ähnliches kann ‚auch 
and w y um andere Affektionen, in erster Reihe um einen Primäraffekt der |; bei der Urethritis peracuta anterior vorkommen. . | 
ung, mE Urethra handeln kann. Be In der Regel jedoch stammt das Blut in der letzten Urin- 
sine Hat die Spirochätenentdeckung eine völlige Umänderung der portion bei der Gonorrhöe aus der hinteren Harnröhre und gehört 
Giel Syphilistherapie bewirkt, so hat die zweite bedeutende Entdeckung | zum Symptomenkomplex der Urethritis, acuta posterior. Die Er- 
tende BE auf diesem Gebiete, die. Wassermannreaktion, nicht minder an- | klärung für ihre Entstehung gibt Finger in folgender Weise: 
pel 9È regend und reformatorisch auf die Syphilislehre eingewirkt. Die | „Durch die tonische Contraction der Muskulatur der Pars posterior 
olfen ve Wassermannreaktion kann aber nur dann Nutzen stiften, wenn sie | befindet sich die Schleimhaut derselben in relativ: anämischen Zu- 
Behand in jedem einzelnen Falle vom-Arzt richtig bewertet wird. ‘Und: | stande. Läßt.nun bei der Harnentleerung diese Contraction nach, 
j- in dieser Hinsicht -begegnet man noch häufig genug irrigen An- | so wird das Blut in die entzündete Schleimhaut in erhöhtem Maße 
s ymi schauungen. Es kann nicht oft genug betont werden, daß bei | einströmen und durch den Druck. der am Schlusse der Miction 
herdet . einem frischen Primäraffekt die Wassermannreaktion negativ ist | folgenden krampfhaften Contraction der Sphincteren wird die ge- 
Wine i und negativ sein muß. Ein positiver Ausfall der Wassermann- | schwellte, stark hyperämische Schleimhaut natürlich leicht zur 
RN’ reaktion ist erst dann zu erwarten, wenn eine genügende Anzahl | Blutung gebracht werden.“ BEN ua 
aai © von Spirochäten in den Organismus eingedrungen sind, wozu ein Ich habe nun während: des Krieges, besonders während des 
ug). Zeitraum von ungefähr sechs Wochen nach. der Infektion erforder- | letzten Jahres, Hämaturien bei Gonorrhöe beobachtet, welche von 
ah? ; lieh ist, Solange dies nicht der Fall ist, haben sich noch nicht | diesem Typus abweichen. Ohne hämorrhagischen Ausfluß, also- 
naeh genügend Reagine gebildet, um die Reaktion positiv ausfallen | ohne daß eine auffallende Blutung der vorderen Harnröhre. besteht, 
a, u lassen. Für das Einsetzen der Behandlung beim Primäraffekt | sind beide Urinportionen, bei der Dreigläserprobe alle drei Portionen 
eT ist also nicht der positive serologische, sondern der Spirochäten- | trüb blutig, wobei die letzte Urinportion den stärksten Blutgehalt 
spl „befund maßgebend. Ähnlich wie beim Primäraffekt liegen die | haben kann; es ist also nicht bloß, der Harn, welcher mit.den 
a Verhältnisse bei Fällen von alter Syphilis. Wir finden bei viele | letzten Contractionen ausgepreßt wird, blutig, sondern der Blasen- 
m Jahre nach der ‚Infektion aufgetretenen tertiären Erscheinungen | harn selbst ist bluthaltig, es blutet somit auch.in den Intervallen 
Pe der Haut, wie z. B. gummöser Syphilis oder bei Ulcera cruris eine | zwischen den Mictionen. In einer Reihe von Fällen war die 
re negative Wassermannreaktion, trotzdem das klinische Aussehen | Blutung so abundant, wie sie bei stark blutenden Tumoren der 
To dem Geübten die Diagnose Syphilis unzweifelhaft erscheinen. läßt. Blase, bei. blutender Prostatahypertrophie vorkommt — es tritt der 
Mf) Die Erklärung für den negativen Ausfall der Wassermannreaktion | Eiter hinter dem Blute zurück und wird von demselben verdeckt. 
A entspricht der beim Primäraffekt, In gummösen Hauterkrankungen Dabei wird das Blut bei längerem Verweilen in der Blase. dunkel, 
Ne befinden sich tatsächlich nur sehr spärliche-Spirochäten. Dem- | der Urin sieht daher manchmal so aus, wie man ihn in früheren 
sn entsprechend sind auch — diese Hypothese hat am meistens für | Zeiten als charakteristisch für Nierenblutungen angesehen hat, 
u, sich — bei diesen alten Fällen in. den übrigen Körpergeweben. zu Die subjektiven Beschwerden sind die einer hochgradigen 
„ge! wenig Spirochäten vorhanden, als daß deren Endotoxine imstande | Urethritis posterior und Cystitis. Die Cystoskopie ergab, daß die 
wo waren, die Wassermannreaktion positiv gestalten zu können. ` Um | Blutung nicht aus der Blase und nicht aus den Nieren stammt, 
I bei Erkrankungen ‘mit negativer Wassermannreaktion, in denen | sondern aus der hinteren Harnröhre und vom Sphincterrand, der 
N! aber der Verdacht einer Lues besteht, allen Anforderungen zu | stark Ödematös, oft, mit bullösem Charakter; sonst ist die Blase 
a m echen, machen wir gegebenenfalls eine provokatorische | diffus akut. entzündet, aber nicht hämorrhagisch. _Die Urethroscopia . 
bt pavarsaninjektion und. erzielen nicht selten bei einer zweiten | posterior, mit Erfolg nur unter Irrigation ausführbar, ergab in zwei 
a ntersuchung ein positives Resultat. Man kann sich diesen Vor- | Fällen, in denen sie vorgenommen wurde, .die Erscheinungen hyper- 
U T Je ungezwungen so erklären, daß durch die Salvarsaninjektion | akuter Entzündung mit Hämorrhagien, Ödem- des Sphincter- . 
ge waige irgendwo verankerte Spirochäten mobilisiert werden und | randes,; kein Papillom, keinen Polypen, Die Prostata ist in den 
(T Be ihr em Freiwerden ein positives Resultat der Wassermann- | Fällen palpatorisch nicht auffallend affiziert. Hiermit scheint das_. 
Bw. a tion bedingen. Es-muß also immer wieder darauf hingewiesen | klinische Bild dieser Urethritis gonorrhoea hae- 
f erden, daß der negative Ausfall der Wassermannreaktion keines- | morrhagica nicht vollständig. Die Steigerung der Erschei- 
in wegs eine Syphilis ausschließt. _ | h ar ' nungen gegenüber der terminalen Hämaturie betrifft nämlich nicht 
b eveni Soll aber das Resultat der Wassermannreaktion wirklich zu- | bloß die Intensität der Blutung, sondern auch ibre Dauer. 
2 i ana sein, so muß. sie von einem zuverlässigen Untersucher - Während wir sehen,. daß die terminale Hämaturie gewöhn- 
j Stelle ührt werden. Des weiteren ‘möchte ich ‘aber auch an dieser | Jich nur einige Tage oder etwas länger als eine Woche, dauert, 
e Ford schon mehrfach früher, immer wieder von neuem die | beobachten wir, daß bei der Urethritis posterior haemorrhagica 
reaktion © uistellen, daB, um die Sicherheit der Wassermann- | eine mehrwöchige Dauer, auch bis zu zwei Monaten und dar- 
j P a damit ihren Wert auf-eine möglichst hohe. Stufe zu | über, nicht so selten ist, wenn konservativ vorgegangen wurde, 
» e zur Ausführung der Wassermannreaktior notwendigen | sodaß immer und immer wieder der Gedanke auftauchte, es be- 
stehe neben der Gonorrhöe, die selbstverständlich bakteriologisch ` 


agentien, soweit es praktisch möglich. ist, einer staatlichen 
Kontrolle unterstellt werden, A e PE 
Aus dem Reservespital Nr. 2 in Wien, 
(Kommandant: Oberstabsarzt Dr. Weiß berg). 


Gonorrhoea urethrae haemorrhagica. 


festgestellt wurde, noch ein anderer Prozeß, ‚sei es Tuberkulose, 
sei es Stein oder Tumor. Wir bekamen auch manchmal die Fälle 
mit diesem Verdacht auf die Abteilung. Es wurde übrigens auch. 
daraufhin untersucht und in.keinem der Fälle etwas anderes als 
Gonorrhöe festgestellt. Außerdem sahen: wir ja häufig das Krank- 
heitsbild unter unseren. Augen sich ausbilden und wieder voll- 


ständig ausheilen. - | | 
ich auf die Differentialdiagnose zu sprechen. 


Von $ 
Bo Damit komme i 
Dr. A. Glingar , Regimentsarzt d. Res, | Das Krankheitsbild ist ohne. weiteres klar, wenn es\sich während 
| Abteilungschefarzt. er | der Gonorrhöe unter eigenen Augen entwickelt. Gewöhnlich be- 
dnichts | ginnen die Erscheinungen mit einer terminalen Hämaturie und 
eltener treten 


s0 se ingen bei der männlichen Harnröhrengonorrhöe sin | 
das ist nn Esch bekanntesten ist der sogenannte russische Tripper, 
orm, bei welcher dem mit der Harnröhre austretenden 


bilden sich rasch zu oben. geschilderter Stärke. aus, s 
sie gleich -plötzlich in voller Intensität auf, | 


- 


Din a er nr er en Deu ur 


nd nenne 2 ste en ren 


.- >o -r ame 


286 


Schwieriger ist die Entscheidung dann, wenn der Fall im 
Höhestadium zur Beobachtung kommt. Es handelt sich dann nicht. 
bloß darum, die Gonorrhöe nachzuweisen, was aus dem Ausfluß 
oder dem Sediment leicht ist, sondern auch die anderen Möglich- 

keiten, die ich oben erwähnte, auszuschließen; die Anamnese läßt 
vielfach im Stich, Von Bedeutung ist das Fehlen von Tuberkel- 
‚bacillen im Harnsediment bei reichlich positivem Gonokokkenbefund. 
Die Cystoskopie gibt dann weiteren Aufschluß, schließlich erweist 
der Erfolg der später angegebenen Therapie ziemlich bald die 
relative Harmlosigkeit der Blutung. Um weitere Zweifel auszu- 
schließen, wurde in fast allen Fällen auch die Röntgenuntersuchung 
vorgenommen und nie ein kalkdichtes Konkrement nachgewiesen. 


Mikroskopische und chemische Harnuntersuchung ließ Nephritis 
ausschließen. 


Der Verlauf gestaltet sich, wenn man konservativ vor- 
geht, in der Regel so, daß die Blutungen unter styptischen Mitteln 
þei Bettruhe sich etwas bessern, dann ohne besonderen Anlaß 

wieder stärker auftreten. Mit wechselnder Stärke kann der Zustand, 
wie schon erwähnt, bis zu zwei Monaten und darüber fortbestehen. 
= Die bei terminaler Hämaturie so wirksame Behandlung mit 
Tropfeninstillationen von !/«—1°/,igen Lapislösungen in die hin- 
tere Harnröhre hatten gar keinen oder nur vorübergehenden Erfolg. 
Ich ging nun zur Anwendung des Verweilkatheters über, der, ein 
bis drei Tage liegengelassen, die Blutung zum Stehen bringt oder 
auf ein sehr geringes Maß herabdrückt. Die bestehende Urethritis 
auch mit starker Sekretion bildet kein Hindernis für den Verweil- 
katheter, er wird, wenn über. die ersten Stunden mit Morphin 
hinübergeholfen wird, gut vertragen und manchmal angenehm 
empfunden, da der quälende Harnzwang wegfällt. Ist die Blutung 
auf diese Weise gestillt oder herabgesetzt, dann erweisen sich die 
Lapiseinspritzungen äußerst wirksam. Es werden 2—5 ccm einer 
!u—120/,igen Lösung jeden oder jeden zweiten Tag in die leere 
Blase und hintere Harnröhre eingespritzt. Es klärt sich der Urin 
rasch, und der weitere Verlauf ist gewöhnlich ein günstiger, soweit 
es sich um Blase und hintere Harnröhre handelt. Manchmal 
kommt es vor, daß auch die sonstige Gonorrhöe rasch vollständig 
erlischt. Im anderen Falle wird nach Ablauf der stürmischen Er- 
scheinungen die Gonorrhöe nach den üblichen Methoden weiter- 
behandelt. Komplikationen wie Epididymitis oder Prostatitis sah 
ich durch den Verweilkatheter nicht auftreten —- in einzelnen Fällen 
war es nötig, zwei Katheterperioden mit einem katheterfreien Inter- 
vall anzuwenden. | | 
= Ich möchte noch erwähnen, daß Milch-, NaCl- und Vaccine- 
injektionen in keinem Falle einen Erfolg hatten. In einem Falle 
trat nach mehrwöchigem Bestande der hämorrhagischen Ure- 
thritis — den Verweilkatheter verwendete ich damals noch nicht 
— auf intravenöse Injektior von Neosalvarsan Dosis I sofortiger 
Umschlag der Erscheinungen und Heilung binnen 14 Tagen ein, 
sodaß gleich andere Patienten mit denselben Erscheinungen eben- 
falls um Neosalvarsan baten; leider blieb der Erfolg nur auf den 
einen Fall beschränkt. Eine Erklärung kann ich nicht geben. 
Lues lag weder klinisch noch serologisch in den Fällen vor. Die. 
Methode der Wahl ist Verweilkatheter mit nachfolgenden Lapis- 
einspritzungen. | 
| Was schließlich die Ätiologie anlangt, so wurden alle in Be- 
tracht kommenden Faktoren ins Auge gefaßt. Essentielle Hämo- 
philie lag in keinem der Fälle vor. Arteficielle Manipulationen 
durch innere oder äußere Mittel waren ausgeschaltet. Auffallend 
ist, daß solche Fälle meines Wissens im Frieden nie beobachtet 
wurden, Es bleibt eigentlich nur die sich immer häufiger als 
Agens verschiedener Erscheinungen entpuppende Änderung der 
Ernährung beziehungsweise Unterernährung übrig, die zu einer 
stärkeren Permeabilität oder Fragilität der Gefäße führt. Vielleicht 
ist ein Analogon in der hämorrhagischen Form der Grippe zu 


finden, die ja so oft mit heftigem Nasenbluten und hämorrhagischer 
Pneumonie einhergeht. _ 


nn nn nn 


Aus der Chirurgischen Abteilung des Elisabeth-Krankenhauses Essen 
B | (Chefarzt: Dr. Croce). 
Eiweißmenge und -quotient im Ascites. 
| Von | 
Dr. Steiger, Sekundärarzt. 


In seiner Ausführung über den Eiweißgehalt des Bauch- 
wassers hat Hoffmann in Dorpat die Frage aufgeworfen, wie- 
weit man aus der Probepunktion Feststellungen auf Diagnose und 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12. 


Soldat 


23. März. 


m—— mn a 


Prognose einer Krankheit machen könne. Die Antwort war für 
beide fast negativ: die gleichen Zahlen und ihre selben Schwan- 
kungen wiederholten sich bei Wassersucht auf der verschiedensten 
Grundlage!). Biologisch viel interessanter ist ein anderer Weg: 
statt der Gesamtmenge bestimmt man nur die beiden Eiweiß- 
hauptbestandteile. So findet man ein Überwiegen des Albumins 
über das Globulin und umgekehrt. Jetzt lautet die Frage nicht 
mehr, wie groß ist die Menge des Gesamteiweißes, sondern wie 
viele Teile Globulin kommen auf ein Albumin; wie groß ist der 
Eiweißquotient: das Verhältnis vom Serumalbumin zum Globulin, 
und weiter: darf die gefundene Zahl bei der Beurteilung des 


Krankheitszustandes in Rechnung gesetzt werden, und dies mit 
oder ohne klinisches Krankheitsbild? 


Für den Harn haben frühere Forscher weitgehende Unter- 
suchungen angestellt und die Resultate in Leitsätzen zusammengefaßt. 
die für jeden Nierenkranken und dessen Geschick gelten sollen. Da- 
nach ändert sich der Eiweißquotient in den verschiedenen Stufen 
der Nierenentzündung: in der Besserung soll er an-, bei Ver 
schlechterung dagegen absteigen. Sinkt er unter 1, so wird die Heil- 
aussicht eine schlechte, während sein Wachsen als gutes Zeichen an- 


gesehen wird. Dabei ist das Verhalten des Quotienten dem „Esbach 
gegenüber vielfach ganz entgegengesetzt. 


Für die Untersuchung des krankhaften Bauchwassers haben 
wir uns des farbentechnischen Verfahrens von Autenrieth 
bedient ?). Dessen Prinzip besteht in der Scheidung von. Globulin 
und Albumin durch Ausfällen von ersterem mit gesättigter Am- 


moniumsulfatlösung und in der Berechnung der colorimetrischen 
Einzelwerte mit Hilfe der Biuretprobe. | 


Wegen des reichlichen Eiweißgehaltes verdünnt man die Bauch- 
flüssigkeit auf die zehofache Menge i %iger NaCl-Lösung, mischt 
gründlich mit Ammoniumsulfat und läßt einen Tag stehen. (1,5 Ase. 
= 15 Lösungen + 15 Ammoniumsulfat.) 

Serumalbumin: Die überstehende Flüssigkeit wird durch ein 
doppeltes Filter gegossen, eine abgemessene Menge (20 = 1 Ast) 
mit wenigen Körnchen Ammoniumsulfat versetzt und lange im Wasser- 
bade gekocht. 80 Tropfen. 25%iger Essigsäure bringen dann das 
Albumin zur flockigen Ausscheidung. Filtrieren bis zur völligen Klar- 
heit. Biuretprobe. 

Globulin: Nachschütten des gesamten Restes durch das Doppel- 
filter bis zur wasserhellen Klärung. Entfernung des im Filter auf- 
gesaugten Albumins durch vielfaches Nachgießen von halbgesättigter 
Ammoniumsulfatlösung bis zur negativen Eiweißprobe des Filtrats. 
Auflösen des Globulinniederschlags mit 6 % iger NaCl-Lösung: am besten 
so, daß 10 ccm öfter durch- und dann immer wieder 5 ccm nach- 
gegossen werden bis zur Gesamtmenge von 40 ccm. Kochen IM 
Wasserbade und fünf Tropfen 8% iger Essigsäure fällen das Globulin I 
großen Flocken aus. Filtrieren, Waschen mit kochendem Wasser, 
Biuretprobe. i 

Während sich Albumin in 3%iger NaOH leicht löst, bildet 
Globulin eine äußerst zähe, glasige, gallertige Masse. Man schütte 
immer wieder die ersten 10 cem NaOH durch, bis von der Masse fast 
nichts mehr zu sehen ist und beschleunige die Lösung durch Umrühren 
mit dem Glasstab. Dann erst gieße man jeweils 5 ccm Lauge nach 
bis zur Gesamtmenge von 40 bis 80 ccm. Auf je 10 cem Eiweiß: 
laugenlösung kommen jetzt vier Tropfen 20 % iger Kupfersulfatlösung. 
Mischen, stehenlassen, Ablesen der Skala. Für das Albumin genügt 
meist Auflösung in 10 bis 20 ccm NaOH. 


‚ Läßt man die Frage nach der Zuverlässigkeit des Eiweib- 
quotienten für die Prognose der Nierenkranken auch vorläufig 
offen, so ist doch physiologisch die Tatsache recht auffallend, d 
sich im Harn das einemal 10, 20, ja 30 Teile Globulin auf nur 
einen Albuminteil finden, während im anderen Albumin un 
Globulin sich das Gleichgewicht halten, oder letzteres 508a". ar 


das Vielfache überwiegt. Den Spielraum im Aseites zeigen 
folgende Fälle: 


— 


. BEN: Glo- | Gesamt- | ont Ausgang f 
Name |Atter Krankheit | bumin bulin | eiweig | Quotient e 
i n i | : R 1 
1. Schmidt | 54 | Perlt. Ca. 16,4 | 20,8 | 37,2 om |t n. 6 WON 
2. Brink. 46 | Genit. Ca. ` 1f | 14 28 1 sawa Tg. 
3. Müller Tbk. Polyseros. 10 | 10 2 Lo 15 Woch. 
4. Grebe 2 |Porit. Tuberkul. 84 | 21 p 394 0,80 T n 4 Woch. 
ö. Vorh | 2| „ 3 16 215 875 0,14, T 7 Mon. 
6. Misch. ° 8 | ? i 1 | 22 43 0,9 N Nesserb 
T Melden; | 2 x a 4 | 151.89 Lo NY ‘Schule 
. Vigano 3 i ig 36 sn ojtsfähl 
0. Höling | 16 | 7 a oona] N citstählk 


z gar n i RR s ‚gestellt. 
Sämtliche Fälle sind durch Operationen oder Sektionen sieherge: 


Fälle von Autenrieth: 
: Chron. Nier. ! 135 | 10,8 24,8 | 
i 


Soldat j | 
| | Lebereirthose | 547! 132° 9,49 


1,86. |] 
1.31 j 


1) Arch. f. Anat. u. Phys. und Arch. f. klin. M. 1879, 5. 


2) Autenrieth, Über colorimetrische Bestimmungs™ 
M. m. W., 1917,.Nr. 8. 


78. 
thoden. 


=> °. 01919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12.. 


| werden soll, sọ müssen wir vor allem die Frage über die 


Die Zusammenstellung der Eiweißmengen ergibt. für chir- . 
urgische Fälle durchschnittlich einen weit höheren Eiweißgehalt | Schädlichkeiten der Allgemeinnarkose kurz 
Im übrigen steigen die Zahlen auf und ab und.| streifen. . _ u u RT a + | 
J Da sowohl. Chi oroform als auch Äther große An- 


forderungen an-den Organismus, besonders an Herz und Lunge 
"stellen, so wurden zur Vermeidung. von Todesfällen während der 
‚Operätiion Kontraindikationen gegen die. Allgemein- 
narkose und damit aucli gegen die Operation aufgestellt, deren 
Einhaltung auch heute 'noch:von den Anhängern der. Allgemein- 
narkose ‚verlangt wird. Aber auch bei normalem Herz- und 


als für innere. 
sind ohne Zusammenhang mit dem’ Ausgang. - Selbst bei Tuber- 
kulose, also innerhalb derselben Krankheitsform,. ist der Unter- - 
schied zu gering, um eine Gesetzmäßigkeit. formen zu können. 
Die Tatsache allein, daß eine Bauchflüssigkeit. einen bestimmten 


r 


Eiweißgehalt hat, sagt demnach weiter gar nichts. Ä 
Wie verhält sich hingegen der Eiweißquotient? Zunächst 

geht er dem Eiweißgehalt keineswegs parallel, sondern. in der | 
Größe vielfach entgegengesetzt. So große Schwankungen wie im | Lungenbefund .erwachsen bei einer großen Bäuchoperation dem 
‚Patienten aus der Allgemeinnarkose unzweifelhafte Schäden, die 

sein 'Leben. unmittelbar nach der Operation bedrohen können, die 
bisher unter dem Ausdruck Operationsshock zusammen- 
gefaßt. wurden, -die aber, wie .ich auf Grund meiner Erfahrungen 
wiederholt ausführen konnte, nichts anderes darstellen als eine 
.protrahierte Narkosewirkung, welcher Auffassung 
auch Hackenbruch und Reinhard unbedingt beistimmen. 


Harn, zwischen 33 und 40, kommen. nicht vor. Die Breite beträgt 
bis jetzt nur 1,7, ist also gegenüber dem Urin auffallend klein. 
Die Kranken mit dem Eiweißquotienten unter 1,6 sind bis- 
her mehr oder weniger rasch gestorben, die mit dem Quotienten 
darüber leben noch und gelten “als klinisch geheilt. Höfing mit 
der Höchstzahl ist arbeitsfähig, : Vigano besucht die Schule. Bei 
beiden ist fast ein Jahr seit der Untersuchung verflossen. Am 
besten charakterisiert den Unterschied zwischen Quotienten und | Diese schädigende. Komponente kommt ganz besonders in jenen 
Menge der Vergleich zweier Fälle: Höfing und Schmidt haben | Fällen zur Geltung, wo bereits eine Darmlähmung und Peritonitis 
annähernd den gleichen Gesamtgehalt, der Eiweißquotient zählt | besteht, in welchen Fällen der Ausgang 'zum großen Teil von der 
dagegen in einem Falle 2,4, im anderen nur 0,79. Letzterer ist | Menge des Narkoticums, das heißt d&s Chloroforms abhängig ist. 
nach sechs Wochen gestorben, der erste ist arbeitsfähig. Recht |. Da das Chloroform’ den Blutdruck ganz besonders 
interessant waren die Fälle Misch. und Grebe: infolge der be- | herabsetzt, so ist die Verwendung desselben bei allen Fällen 
sonders günstigen sozialen Umstände ging es Misch. während vier | von Peritonitis und Darmverschluß wegen der. 
Monate nach der Operation recht gut. Vollständige Genesung | bereits bestehenden Blutdrucksenkung unbedingt zu vermeiden, 
schien sicher zu. erwarten, nur der auffallend niedrige Eiweiß- |' da sonst im Augenblick der Eventration nach dem Aufhören des 
quotient war der einzige warnende Fingerzeig. Der Heilfortschritt. | intraabdominalen.Druckes eine lebensgefährliche Blutdrucksenkung 
machte denn auch plötzlich halt, nach sieben Monafen erfolgte | als gemeinsamer Effekt. resultiert. Auf Grund meiner Erfahrungen 
der Tod. Ähnlich bei Grebe, dessen Bauchfelltuberkulose bei der | kann ich meine feste Überzeugung dahin aussprechen, daß die 
Operation relativ 'gutartig aussah. Schon nach wenigen Wochen | bisher..in vielen Fällen so schlechte Prognose der Ope- 
trat aber rasch fortschreitende Verschlechterung ein, die ebenfalls | ration wegen. akuten Darmverschlusses.und Peritonitis wesentlich 
| -| besser werden könnte, wenn die Allgemeinnarkose mit Bil- 


zum Tode führte, ` | | | R 
Der Eiweißquotient ist also in jedem Falle verschieden. Es | rothmischung zum sogenannten „Annarkotisieren“ ganz ver- 
~ bedeutet aber gewiß mehr als Zufall, daß im kranken Bauchwasser | mieden, aber auch die tiefe Äthernarkose ebenfalls wegen der 
das einemal zwei und drei Teile Globulin auf.ein Teil Albumin | Blutdrucksenkung ausgeschaltet und -durch die Lokalanästhesie 
~ kommen, während sich anderwärts beide Eiweißarten gleich zu | mit Unterstützung eines ganz oberflächlichen Ätherraüsches, der 
gleich stellen, oder das Albumin gar negativ wird. Man darf in | direkt excidierend wirkt, ersetzt würde. Es ist sicher kein Zu- 
diesem Verhalten wohl die Folge einer tiefgreifenden Veränderung | fall, daß ich seit. drei Jahren im Garnisonspital 
Nr. 2 keinen einzigen Fall von Darmverschluß 
und diffuser Peritonitis.nach Appendixperfo- 
ration trotz langer Dauer zwischen Perforation 
und Operation trotz schlechtem Allgemein- 
befinden verloren. habe. | | | 
© Dem Chloroform kommt -weiter eine ganz besondere 
Bedeutung für das Entstehen von schweren. postopera- 
FÜ 4 ni | i tiven Herz-, Nieren- und vor allem anderen. Leberschä- 
Aus dem Garnisonspital Nr. 2 in Wien gungen zu, die auch. bei. sonst glattem Verlauf schließlich zum | 
(Kommandant: Ob.-St.-A. Dr. Scheid D). j| Tode führen können. Ich stimme in dieser Hinsicht vollständig 
| | :| den’ Ansichten von Stierlin und Sprengel bei, welche auf 
n | Grund eigener schlechter Erfahrungen auf diese Nachteile des 


Der Wert der Lokalanästhesie bei den großen | T Sehl Ih | 
B h ti Chloroforms hingewiesen und die Verwendung von Chloroform be- 
aucnoperatonen. Zu: sonders, bei akuten ‘Erkrankungen des Bauches als Kunstfehler 

i bezeichnet haben. SON a Br 
Die tiefe Äthernarkose hat als Hauptnachteil die 
schwere Reizung der Lunge, durch welche es auch bei 
vorher ganz normalen Lungen zur Pneumonie kommen kann, 
deren Verlauf durch gleichzeitige Schädigung . der Herzkraft un- 
günstig beeinflußt werden kann. Aus diesem Grunde ist es eigent- 
lich ganz logisch, daß die Gefahr einer Narkose mit Billroth- 
mischung, bei welcher sich die Schädlichkeiten des Chloroforms 
auf das Herz und des Äthers auf die Lunge summieren, noch viel 
größer sein muß. Zur Erreichung einer wirklich tiefen. Narkose 
braucht man. sehr große Mengen von Äther; mit der 
Menge und dem.Konzentrationsgrad aber wächst auch die Schäd-. 
lichkeit desselben. Es ist‘ daher "fast selbstverständlich, diese 
Äthermengen nach Möglichkeit herabzusetzen bis zur vollkommenen 
‚Unschädlichkeit derselben, was wir durch die Verwendung- der 


Lokalanästhesie erreichen können: = | E 
die Lokalanästhesie 


des Eiweißmischungsverhältnisses im Blute sehen. Ist der Eiweiß- 
quotient niedrig,_ so kann man von vornherein sagen, daß der 
Betreffende schwer krank ist und braucht das klinische Krank- 
 heitsbild gar nicht zu kennen. Die Größe “des Eiweißquotienten 
ist für den Heilverlauf von Bedeutung, derart, daß eine Wechsel- 
er zwischen Eiweißquotienten und Schwere der Erkrankung 
‚ besteht, | | T 


/ 


« Von 
St.-A. Dozent Dr. Hans Finsterer, 
Chefarzt der Chirurgischen Abteilung. 

In den letzten Jahren. hat sich. die Erkenntnis der Bedeutung 
der Lokalanästhesie langsam durchgerungen. Für kleinere Ope- 
rationen hat sich die Lokalanästhesie bereits vollkommene An- 
erschafit, bei den großen Operationen, bei welchen 

uch die "Technik. der Lokalanästhesie größere An- 
forderungen stellt, hat sie noch immer nicht jene Beachtung ge- 
funden, die sie eigentlich verdient, Das gilt ganz besonders für 


Ben, lang dauefnden Bauchoperationen, bei denen gerade der 


die gro 
Verlauf von der Art der Anästhesie, ob Allgemeinnarkose (speziell 


Chloroform) oder nicht, abhängig ist. Ich habe diese. Ansicht be- 
vor fünf Jahren in meiner Probevorlesung zum Ausdruck 


erkennung v 
allerdings a 


reits 
„ gebracht und kann sie heute auf Grund meiner bisherigen, Er- 
i ahrungen vollkommen aufrechterhalten. Bee Bei den Bauchoperationen hat 
Bis in die neueste Zeit wurde die Lokalanästhesie bei den | hinsichtlich ihrer Technik. eine allmähliche Verbesserung erfahren. 
| Das. ursprüngliche Verfahren der Schleichschen Infiltra- 


tionsanästhesie an der Schnittstelle, das z.B. Bakes an- 

„ron nur wenige Autoren (Bakes, wendete, habe ich wegen seiner Nachteile (kurze Wirkungsdauer,- 
8 h inhard) für dieselbe eintreten. Wenn wir die Frage ent- | keine Wirkung in der Umgebung) vollständig verlassen und ‘durch 
c eiden Sollen, warum die für den Operateur so bequeme All- | die Leitungsanästhesie der Bauchdecken ‚. durch: 
gemeinnarkose durch die weniger bequeme Lokalanästhesie ersetzt fächerförmige Infiltration einer. halbprozentigen Novocainlösung am 


stoßen Bauchoperationen auch von Braun, dem Begründer der 


Modernen Lokalanästhesie, von Härtel und Anderen abgelehnt, 
Hackenbruch, 


è 
- 


’ s 
i z 
' 


S a a a 
Ae e aP * en 
in us. en 


De en 
Pe a a EN, 
- -Ay -. u. 


er 


mnan 
a dpn 
> Smilie 
Sean 
een - 


N re 
` TER - Q 
~ T 


nm 
nn, 


FR Tut 
er 


a 
m 


nt < 
SFN AT: 
M 

ie. 


ae = ear i 
Selen _ 
rg as Di. os 


4- 
yN 


N 

DEF Be ee 

Elm ange 

Eu Tg SER A en 
Ne tg. "N > 
re aA En 


ee en en j 


Ta 


t 
‘ 
r 
le 
PR 
T 
I 


Zu 
4,W O 
eng 


® » Se zem E z4 
End: De MA A 
TO 


ne 
reed 5 
- x Er 


nn 


. 


= a “ 

wr Eee A 
ee RT, 
Par O a E 


en: 


en yuahı 
` 


Dumas hun. 


SE A FE 


v 
tis ET 


Een asian yrley wirst SE 
= £ TE mT >x: àr ` \ ga iS y y A x En 5 Me 
ar re en rm nn a nie Tan se uhr ae ine eher a me RE a ne nee m a nn 


rn nn re m m ne mern. rüe Fr 


‚ohne Spannung machen. 


- anästhesie und der hohen Sakralanästhesie, die besonders von den 


288 


E 


1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12. 


28. März. 


lateralen Rectusrande ersetzt, wodurch auch das Perito- 
neum lateral von der Schnittfläche unempfindlich wird. 

Durch genaue Beobachtung am Menschen hat sich gezeigt, 
daß das Peritoneum der vorderen Bauchwand am 
empfindlichsten ist, das Peritoneum der hinteren Bauch- 
wand und auch das Mesenterium weniger empfindlich ist, daß die 
Manipulationen am Magendarm, selbst wenn kein Zug ausgeübt 
wird, vollkommen schmerzlos sind. Wir brauchen also bei einer 
Laparotomie für die Eröffnung desPeritoneums 
und für dieBauchnaht die tiefste Narkose, wäh- 
rend bei der Operation am Magen und Darm die Narkose voll- 
ständig aussetzen kann, eine Tatsache, die ja längst bekannt ist. 
Durch eine richtige Leitungsanästhesie am lateralen 
Rectusrande können wir sowohl den Bauch schmerzlos 
eröffnenalsauchdieBauchnahtschmerzlosund 
Wir ersparen also selbst 
dann, wenn wir für die Orientierung im Bauche etwas Äther ver- 
wenden, das meiste an Narkotieum. Es ist ganz selbst- 
verständlich, daß wir auch die zu dem betreffenden Organe 
führenden Nerven durch Injektion von Novocain an 
die Wurzel des Mesenteriums, also beim Magen in 
das kleine Netz, beim Darm in das Mesenterium selbst, 
zu unterbrechen haben. Auf diese Weise gelingt es, die meisten 
Operationen schmerzloes auch ohne Allgemeinnarkose durch- 
zuführen, vorausgesetzt eine genaue Einhaltung der Regeln der 
Lokalanästhesie, 

Das Peritoneum der hinteren Bauchwand kann man dadurch 
unempfindlich machen, daß man durch Injektion von Novocain in 
die Nähe der Spinalganglien die zum Splanchinus führenden Ner-. 
ven unterbricht. Da diese Methode der paravertebralen 
Leitungsanästhesie komplizierter ist, daher leichter Ver- 
sager gibt, die dabei verwendete Novocainmenge größer ist, SO 
wende ich sie in der Regel nur dann an, wenn Äther auch in 
geringster Menge wegen schwerster Bronchitis kontra- 
indiziert ist. Auf die Leitungsanästhesie in Form der Lumbal- 


Gynäkologen bevorzugt werden, soll hier nicht näher eingegangen 
werden. 

Auf Grund meiner bisherigen Erfahrungen bin ich in meiner 
schon früher ausgesprochenen Ansicht bestärkt worden, daß wir 
durch die Lokalanästhesie.nicht bloß imstande sind, anch sonst 
verlorene Fälle, bei welchen die Allgemeinnarkose kon- 
traindiziert ist, noch zu retten, sondern daß wir 
auch unsere Resultate in den übrigen Fällen durch die Lokal- 
anästhesie bedeutend verbessern können. Von dieser Über- 
zeugung, der übrigens auch Adam, Hackenbruch, Rein- 
hard mehr weniger beipflichten, kann mich auch der Umstand 
nicht abbringen, daß Pfanner an dem Material der Klinik von 
Haberer neuerdings den Nachweis zu erbringen sucht, daß die 
Lokalanästhesie durchaus nicht jene Bedeutung für den Verlauf 
der Laparotomie habe, welchen ich ihr auf Grund meiner Erfah- 
rungen beimesse +). | 

Der postoperative Verlauf ist nach der Lokal- 
anästhesie auch bei den großen und noch so lange dauernden 
Operationen ein auffallend guter, der sogenannte Opera- 
tionsshock fehlt fast vollständig. Pfanner führt nun als Gegen- 
beweis die Tatsache an, daß manche Patienten am Abend nach 
einer einfachen Appendektomie in Lokalanästhesie erbrechen 
und sehr übel aussehen. Dabei wird allerdings nicht gesagt, ob 
die Leute vor der Operation oder eventuell auch später Morphin 
subeutan erhielten, auf welches allein bekanntlich viele Leute auch 
ohne Operation mit großer Üblichkeit und Erbrechen reagieren. 
Wenn diese Üblichkeiten vergangen sind, so sehen diese Patienten 
am nächsten Morgen auch nach den größten Operationen oft so 
frisch auf, als ob sie überhaupt nicht operiert worden wären. Wer 
viel solche Fälle gesehen hat und zum Vergleich die Erfahrungen 
aus den früheren Zeiten der tiefen Billrothnarkose heranzieht, 
der wird mir ohne weiteres diesen Satz bestätigen können. 

Das Auftreten von Magendarmatonien mit ihren 
Folgezuständen, dem Erbrechen, ‚der Peritonitis wird 
durch die Ausschaltung des Chloroforms und der 
tiefen Äthernarkose fast ganz verhindert, vorausgesetzt, 
daß nicht in einem kalten Saal operiert wird. Ich kann daher 


1) Die Redaktion der W. kl. W. hat meine sachlichen Erwiderungen 

` auf die Augriffe Pfanners zur Veröffentlichung nicht angenommen, 

sodaß ich nicht in der Lage bin, die genaue Widerlegung der einzelnen 
Punkte dem gleichen Leserkreis zu bringen. = l 


auf Grund meiner Erfahrungen der Ansicht Pfanners nicht 
beistimmen, daß die Dauer der Operation maßgebend 
sei für das Auftreten der Atonie. Von jenen gefährlichen 
Atonien, die trotz aller Therapie schließlich ad exitum geführt 
haben, sind jene vorübergehenden Verhaltungen von Stuhl und 
Winden zu trennen, die in erster Linie durch einen Sphincter- 
krampf bedingt sind, die durch das einfache Einführen eines 
Darmrohrs behoben werden können. Wenn eine Frau, die seit 
Jahren an Obstipation. leidet, deswegen immer Abführmittel 
nimmt, nach der Operation durch zwei bis drei Tage eine ge- 
wisse Darmträgheit zeigt, so wird man sich darüber nicht wun- 
dern und auch über das Schicksal nicht im geringsten aufzuregen 
brauchen. 

Die von mir vor fünf Jahren aufgestellte Behauptung, daß 
durch die Ausschaltung der Allgemeinnarkose 
auch die tödliche Peritonitis vermieden werden 
kann, da für das Entstehen derselben die geringen Infektionen 
durch Eröffnen des Magens und Darms nicht genügen, wenn 
man nicht die natürlichen Schutzkräfte des 
Peritoneums durch die Vergiftung der Allge- 
meinnarkose vorübergehend vernichtet, kann 
ich auch heute noch auf Grund meiner Erfahrungen im Garnison- 
spital Nr. 2 vollständig aufrechterhalten. Trotz äußerst un- 
günstiger Verhältnisse, trotzdem in der letzten Zeit 
Zz. B. die meisten Hernien eiterten und auch bei den großen Lapa- 
rotomien Bauchdeckenabscesse nicht so selten waren, 
habe ich doch in den letzten drei Jahren unter 
70 Magenresektionen wegen Carcinoms bezie- 
hungsweise Ulcus und unter 25 Diekdarmresek- 
tionen keinen einzigen Todesfall an Perito- 
nitiserlebt. 

Es ist übrigens ganz auffallend, daß v. Haberer be 
74 Magenresektionen wegen Ulcus in Lokal- 
anästhesie keinen Todesfall an Peritonitis 
hatte, obwohl da gerade schwächliche Leute darunter waren, wäh- 
rend bei den 72 Resektionen in Narkose fünf töd- 
liche Peritonitiden beobachtet wurden. Es wäre inter- 
essant zu erfahren, ob diese Fälle wirklich in reiner Äther- 
narkose operiert wurden oder ob nicht auch hier zum „AR- 
narkotisieren“ und zum Schließen der Bauchhöhle vorüber- 
gehend Mischungsnarkose (Chloroform) verwendet wurde. Ni cht 
die Schnelligkeit der Operation entscheidet 
das Schicksal, sondern die Exaktheit derselben, 
vorausgesetzt, daß man die Widerstandskraft 
des Organismus nicht durch die Allgemein: 
‘narkose schädigt. Von diesem Erfahrungssatze ausgehend, 

habe ich auch stets bei allen meinen Magenoperationen nur die 
drei- bis vierschichtige Naht mit Knopfnähten angewendet mit 
sehr enger Distanz von 3 bis 4 mm und nur die Schleimhautnaht 
wegen der Blutstillung fortlaufend gemacht. Es ist selbstver- 
ständlich, daß diese sehr genaue Naht viel mehr Zeit erfordert, 
als wenn man fortlaufend und nur in zwei Reihen näht, aber 
diese Naht muß unter allen Umständen halten, 
eine Nahtinsuffizienz ist unmöglich. 

Die postoperativen Lungenkomplikationen 
können zwar auch nach der Lokalanästhesie vorkommen, weil 
bereits vor der Operation eine chronische Bronchitis 
bestanden hat oder wenn infolge äußerer Verhältnisse der Patient 
nach der Operation über lange kalte Gänge gebracht werden oder 
direkt in einem kalten Operationssaal operiert werden muß, WO j 
sich wie jeder andere Mensch einer akuten Erkältung aus- 
setzt. Es ist aber ganz selbstverständlich, daß der Ver lau 
dieser Lungenkomplikationen nach Lokalan- 
ästhesieoperationen viel günstiger ist als nac 
der Narkose und tödliche Pneumonien bei Lokalanästhesie 
fast nie zur Beobachtung kommen. Am schönsten hat das 
Reinhard durch die Gegenüberstellung von je 150 Fällen mit 
gleichem Leiden, gleicher Operation, die einerseits in Lokal- 
anästhesie, andererseits in Narkose operiert wurden, bewiesen. 
Während von den 150 narkotisierten Fällen 19 an 
Pneumonie starben, im ganzen 12,6°/, M ortalitäb, 
war bei der Lokalanästhesie die Mortalität 

Pfanner ist nun anderer Ansicht. Nach ihm ist die 
Lokalanästhesie ganz machtlos gegenüber den post- 
operativen Retentionspneumonien. Das ist natürlich absolut nica’ 
einzusehen, Gewiß ist bei bestehender chronischer Bronchitis 488 
Aushusten nach der Operation absolut notwendig ZUT- 


DE re ET Ar FE 
ne er Re er, ne 
\ ‘ ee 4 ta 


ee en ET A N = EM ee > a. . E 5 ; 
Bl © 28. März bu Tia 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12. U 289° En o 
‚nners nel Verhütung der Pneumonie, es hängt also von der sorgfältigen | Daß bei den Resektionen in Lokaälanästhesie Todes- N 
maßgebend E- Nachbehandlung alles ab. Es ist aber wirklich nicht einzusehen, | fälle an Herzschwäche überhaupt fehlen, während bei Be 
n gelährlihe F warum es ganz gleichgültig sein sollte, ob man die chronisch | den in Narkose Operierten drei Todes fälle an Herz- Ba; 8! 
viton gef È entzündete Bronchialschleimhaut durch eine länger| schwäche zu verzeichnen sind, ist um so.mehr, zu betonen, 7 VORREI 
von Stuhl ud F dauernde und tiefe Äthernarkose reizt ‘oder ob: inan in |,als doch bei diesen drei Fällen die Herztätigkeit vor der 11 E A 
Sphincter $- Lokalanästhesie operiert und dabei eventuell für Augenblicke: | Operation eine ganz gute gewesen sein muß, da die Fälle 1 DR 
nführen es E ganz oberflächliche Äthernarkose verwendet. Ist es doch | sonst wegen der bestehenden Kontraindikation. gegen. die. Al- i l ARE 
Yau, de E ein allgemein anerkannter Grundsatz, daß die Schädlich- | gemeindarkose abgelehnt worden. wären. Ich habe die ‚persönliche 1 AAR 
- Abführmitd E keiten des Narkoticums mit der Menge, mit dem | Ansicht, daß. diese drei Todesfälle. sich hätten l De 
age eie œ f.. Konzentrationsgrad, zunehmen.‘ Wenn Pfanner verm ei den lassen, wenn man sie nic h't nàr ko tiş iert, BRE are 
ridt f- ` wieder den ganz falschen Lehrsatz von Gottstein | hätte. Ob in diesen drei Fällen zur Narkose Äther allein oder N: 
p aea È und Henle, daß durch die Lokalanästhesie die Lungenkompli- | auch Billrothmischung verwendet wurde, darüber gibt Pfanner ! en 
| .- kationen nicht vermieden werden können, wie ein Dogma zitiert, | leider keinen Aufschluß, > ae E E a R | Ei 
aptur, gi obwohl ich auf die Unrichtigkeit dieses ‚Satzes wiederholt hinge- Meine eigenen Erfahrungen haben mich immer mehr von der pan Pea 
pnarkoe f_ _ Wiesen habe, und wenn Pf anner es ‚nicht der Mühe wert findet, kolos sal en L eist ungsfähigkeit der , Lok ala n- Ban: Bl. 
ai yerda $- :- wenigstens zu prüfen, ob meine Behauptung auch wirklich richtig | ästhesie bei den großen Bauchoperationen über- PiE ar 
ist, so ist das nur ‘damit zu erklären, daß dieser Satz, obwohl | zeugt. Ich verfüge unter meinem ‚Material über mehrere ‚Fälle, i BARRENA 
unrichtig, eine Stütze für die Behauptung der Unschädlichkeit der | wo bei alten ganz herabgekommenen Leuten ausgedehnte Magen- BR: 2, 
Allgemeinnarkose abgeben soll, . > a | resektionen in Lokalanästhesie mit bestem Erfolg gemacht werden i MERTREE 
Der Wert der Lokalanästhesie äußert sich vor allem in den * konnten, Fälle, die von namhaften Professoren der Chirurgie den | FRA E RTE 
besseren Erfolgen bei den großen Laparo- | Angehörigen gegenüber als vollkommen inoperabel be- I Rn 
tomien. Diese meine Überzeugung findet eine Bestätigung in | zeichnet worden waren, bei welchen jegliche Operation für einen PO BEM 
den Mitteilungen Reinhards, der über je 150 Fälle berichtet, | Wahnsinn erklärt wurde. Wenn'man den vollkommen glatten ET RRA 
die zum Vergleich bei vollständig gleichen Leiden, gleicher Ope- | Verlauf in solchen wirklich verzweifelten Ei RERS 
ration und gleichem Allgemeinbefinden in Narkose und Lokal- | Fällen mit offenen Augen sieht, dann muß man ein über- - EE 3: 
> anästhesie operiert wurden. Während die Gesamtmortalität | zeugter Anhänger. der Lokalanästhesie sein und bleiben, IE 
bei den 150 in Narkose Operierten 24,2°/, beträgt, war | und muß auch das Bestreben haben, für die Verbreitung ` I -4 
sie bei den 150 in Lokalanästhesie Operierten nur 6,7°/ | diesersegensreichen Errungenschaft der neuesten OBEN Fk kif 
Ganz besonders auffallend ist der Unterschied bei den Operationen | Zeit zu sorgen.. > 00000 | E pea u -A ER 
wegen Cholelithiasis. Hier kommen auf 39 Gallensteinope- | Pfanner hat nach meiner Ansicht ganz grundlos die Be- fii ER 
< rationen in Narkose zwölf Todesfälle, während bei 40 Operationen |. hauptung ausgesprochen, meine prinzipielle Verwendung `` (e et. 
in Lokalanästhesie nur zwei Todesfälle sich ereigneten. Pfanner | der Lokalanästhesie beruhe. auf einem „von Modereklame etwas | if it g 
ist allerdings auch hier anderer Ansicht, indem er auf Grund des. |: angekränkeltem Enthusiasmus“. Wenn man von dem Wert. RAN -4i 
Materials v. Haberers zu dem Schlusse kommt, daß kein | einer Sache überzeugt ist, danach handelt BE er 
wesentlicher Unterschied zwischen der All- | und in wissenschaftlichen Gesellschaften und MR $: c- 
gemeinnarkose und der Lokalanästhesie be- | wissenschaftlichen Blättern seineAnsicht ver- , BEI 
tritt, bis. sie anerkannt wird, so ist da doch no 
von einer Modereklame nicht zu sprechen. Sicher Eu 


stehe, da die Mortalität nur 0,9%, geringer sei. Tatsächlich 
inAllgemeinnarkose 11°, während sie bei der Lokal- | wäre es im Interesse der guten Sache, wenn auch in den Tages- 
anästhesie- unter 89 Operationen nur 3,4°,, ausmacht. Da- | blättern der Wert der Methode allgemein bekannt würde, da- 
mit Pfanner gleiche Resultate erhält, bringt er bei der Narkose | mit die ganz unbegründete Furcht vor den Gefahren der Operation 
| endlich verringert werde. Es wäre sicher Aufgabe von volks- 
tümlichen Vorträgen und populären .Artikeln in der Pech 
-| Tagespresse, die bisher noch immer viel verbreitete Ansicht, zu , Ka 
bekämpfen, daß man alte Leute nicht mehr operieren könne, da ua: 
‘dieselben eine Narkose nicht aushalten,. eine Operation ohne’ Nar- ji B 


. kose aber unmöglich sei.‘ | a g 7 u 
ren der Allgemeinnarkose überzeugt ‘ist, 


7 . Wer von den Gefah | 
hat auch das Recht, jederzeit -dem Patienten gegenüber auf- P 


dau 
edeutung der Narkose. und Lokalanästhesie für den Verlauf der 1 | | 
klärend zu wirken, ihn zu unterrichten, daß eben wegen der Nach- 
‚teile die Operation in Allgemeinnarkose zu gefährlich sei. ` Bei er 
meinen .Spitalspatienten habe ich bisher eigentlich nie einen ernst- . F 


j den, 


M 
oo Tatsache, daß ei | 
en beiden Tabellen einander gegenüberge- 
Appendektomie vorkommen), daß die Lokalanästhesie zur | 


! 
di Stellt wird, 


| 
athesie die we 
I seki Trotzdem sind die Resultate bei den Re- 
an “als. et In Lokalanästhesie dreimal besser l ; | | | 
A Operateurs abhängig sein mag), dann ist es wohl selbstverständ- | 
N Tode a jo lich, daß der Patient von Anfang an die Narkose verlangen wird. N; 
ii, während bei den 72 in Allgemeinnarkose. ausgeführten | Ich habe bisher dem Patienten aus voller Überzeugung erklärt, | 
| le lonen neun Todesfälle “sich ereigneten, obwohl gerade diese | daß ich selbst mich nie’ anders operieren lassen würde als in 
| viel günstiger gelegen” sein mußten. Pfanner erwähnt | Lokalanästhesie, daß ich auch bei den nächsten. Verwandten: nie- 
mals eine lange dauernde tiefe Allgemeinnarkose gestatten. würde. 
Ich sehe absolut nicht ein, warum.es einen 


| nur, daß die 
n In-reiner Lok 
i l andelte, bei 
Boah kun > eine Al 
an q où darüber gibt Pfanner keinen Aufschluß, obwohl | ken in seinem Interesse die größte Gefahr 
einer Operation abzuwenden bestrebt bin und 
Paati 


- 


[4 


Buwi mu no nu 2a wor 


$ n . Fe A = -.. - Rx = 
net re a a aa a a a a a EE ren eh Br Br ` - = 


Ei 


PRENER 


290 = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12. 28. März. 


kann, die Operation ablehne, wobei es ihm ja freisteht, zu einem 
Chirurgen zu gehen, der über die Gefahren der Narkose anders 
denkt. Bei den Spitalspatienten würde ich in solchen Fällen in 
einer ganz oberflächlichen Äthernarkose,:in der man 
niemals einen Bauch eröffnen kann, die Lokalanästhesie ausführen, 
da man bei diesem Vorgehen ganz bedeutend an Narkoticum er- 
sparen kann. Bisher war ich allerdings nie gezwungen, von diesem 
Vorgang ‚Gebrauch zu machen. 

In jenen Fällen, wo die 'Allgemeinnarkose wegen 
schwerer Herz- und Lungenerkrankungen usw. kontraindiziert 
ist, wäre der Operateur nach Verweigerung der Operation in Lokal- 
anästhesie gezwungen, den Patienten unoperiert zugrunde 
gehen zu lassen. Gewiß kann man dem Chirurgen keinen Vor- 
wurf machen, wenn er die Operation unter diesen Umständen ab- 
lehnt. Es erhebt sich aber in allen diesen Fällen die Frage, ob 
wirklich der Kranke sich bewußt war, daß mit der Verweige- 
rung der Lokalanästhesie auch die einzige Rettungsmöglichkeit, 
die Operation, nicht mehr in Frage kommen kann. Ich selbst habe 
unter den vielen Patienten, bei denen die Allgemeinnarkose 
absolut kontraindiziert war, bei welchen von anderer 
Seite auch bereits die Operation abgelehnt worden 
war, nicht ein einziges Mal erlebt, daß die Ope- 
ration in Lokalanästhesie verweigert wurde. 
Freilich muß der Patient wissen, daß einzig und allein 
durch die Operation eine Rettung zu erhoffen ist. 
Wenn man den Patienten in dem Glauben läßt, daß nach Ab- 
lehnung der Lokalanästhesie durch den Patienten und damit der 
Operation durch den Chirurgen das Leiden auch durch interne 
Maßnahmen geheilt werden könne, so ist es ja ganz selbstver- 
ständlich, daß man dann keine Einwilligung bekommen wird. Wird 
aber der Patient voll und ganz über den Ernst der Situation auf- 
geklärt, so halte ich es fast für ausgeschlossen, 
daß ein Patient rein aus Furcht vor der Lokal- 
anästhesie die Einwilligung zu derselben und 
damit zur Operation verweigert, wenn erweiß, 
daß die Operation in Lokalanästhesie möglich ist, daß er ohne 
Operation absolut verloren ist. Es wäre sicher 
inhuman, den Kranken über den Ernst der Lage vollständig 
aufzuklären, wenn keine Rettung mehr möglich wäre. Man 
ist aber ebensowenig berechtigt, .bei noch 
möglicher Rettung den Patienten durch die 
Täuschung über seinen Zustand dem Tode zu 
überantworten. Ich verfüge über zahlreiche Fälle, wo die 
Einwilligung zur Operation erst nach genauer Aufklärung zu er- 
halten war, der Patient sowohl wie die Umgebung mir dafür dankbar 
waren, daß ich im richtigen Augenblicke mit der ganzen Energie 
die Operationseinwilligung in Lokalanästhesie durchgesetzt habe. 

Von den meisten Ärzten wird die Ansicht vertreten, daß 
bei Kindern die Lokalanästhesie überhaupt un- 
möglich sei, eine Ansicht, die durchaus nicht richtig ist. 
Sicher eignen sich nicht alle Kinder für die Lokalanästhesie. Aber 
jene Kinder, die ohne Furcht in den Operationssaal gebracht 
werden können, deren Aufmerksamkeit leicht abzulenken ist, 
können ohne weiteres in Lokalanästhesie operiert werden, wobei 
natürlich geringere Mengen von Novocain und dieses nur in 
1/4%/oiger Lösung zu verwenden ist. Ich habe unter meinen zahl- 
reichen Fällen von derartigen Lokalanästhesien Kinder von 4 bis 
14 Jahren, bei denen z. B. eine Umbilikalhernie bei einem vier- 
jährigen Mädchen, eine Coecumresektion wegen Cöcalfistel bei 
einem neunjährigen Knaben, zahlreiche Appendektomien voll- 
kommen schmerzlos und rubig ausgeführt werden konnten, wenn 
auch bei der Injektion bei den ersten Nadelstichen etwas Schmerzen 
geäußert wurden. | | 

Mein Standpunkt der prinzipiellen Ver- 
wendung der Lokalanästhesie ist die Folge 
eines einfachen logischen Denkens und baut sich 
auf folgenden allgemein gültigen Tatsachen auf: 

1. Die Sehädlichkeit der Allgemeinnarkose 
steigt mit der Menge des Narkoticums und mit 
dem Konzentrationsgrad seiner Dämpfe. 

2, Bei jeder Bauchoperation ist der schmerz- 
hafteste Akt das Eröffnen des Peritoneums der 
vorderen Bauchwand sowie die Naht desselben, während 
die Operation am Magendarm selbst nicht schmerzhaft ist. Daher 
braucht man die tiefste Narkose für die Eröffnun 


des Bauches und die Bauchnaht, eine Tatsache, die längst 
bekannt ist. | 


3. Durch eine richtige Leitungsanästhesie am 
lateralen Rande des M. rectus (aber nicht durch die Infiltration 
in der Schnittfläche allein) können wir in jedem Fall 
den Bauch vollkommen schmerzlos eröffnen, 
Bauchspateln schmerzlos einsetzen und selbst 
nach zwei bis drei Stunden schmerzlos und ohne 
Spannung die Bauchnaht wieder ausführen. 


Wir können also durch die Lokalanästhesie selbst dann, 
wenn wir für die Orientierung im Bauche vorübergehend Äther 
brauchen, an Menge des Narkoticums und vor allem 
an der Konzentration desselben das meiste er- 
sparen. Da Menge und Konzentrationsgrad die Schädlichkeit 
der Allgemeinnarkose bestimmen, so können wir damit un- 
bedingt die Gefahren der Allgemeinnarkose 


ganz bedeutend verringern beziehungsweise ganz 
ausschalten. 


Da ich also auf eine so einfache Weise den 
größten Teil der Gefahr einer Operation aus- 
schalten kann, so halte ich mich auch für verpflichtet, 
das in jedem Falle durchzuführen, das heißt jede Laparoto- 
mie in Lokalanästhesie auszuführen und wenn 


nötig, erst für die weitere Operation vorübergehend ganz wenig 
Ather zu verwenden. 


Nicht von Modereklame angekränkelter 
Enthusiasmus, wie Pfanner behaupte, sondern 
eine auf logisches Denken aufgebaute Schluß- 
ftolgerung war bisher für mich bestimmend 
und wird es auch weiterhin sein, die Lokal- 
anästhesie bei jeder Laparotomie zur AN- 
wendung zu bringen. Es ist meine feste Überzeugung, 
daß man nach zehn Jahren überhaupt nur in Lokalanästhesie 
beziehungsweise Leitungsanästhesie, mit eventuell etwas Äther 
unterstützt, operieren wird (falls nicht eine neuere noch bessere 
Methode gefunden wird) und daß auch Pfanner, wenn er 


über eigene Erfahrungen verfügen wird, meinen heutigen Stand- 
punkt teilen wird. 


Literatur: 1. Adam, D. Zschr. f. Chir. 1915, Bd. 133, S. 1. — 
2. Bakes, Arch. f. klin. Chir. 1904, Bd. 74, S. 907 und 1906, Bd. 80, S. 99. — 
3. Finsterer, Beitr. z. klin. Chir, 1912, Bd. 81; W. kL W. 1913. Nr. 39 
und 1918, Nr. 31: M. Kl. 1917, Nr. 6 — 4. Hackenbruch. Zschr. i 
ürztl. Fortbild. 1912, Nr. 20, 21. — 5. Haertel, Neue D. Chirurgie 24, 
Stuttgart 1916. — 6 Pfanner, W. kl. W. 1918, Nr. 3 und 31. — 


1, einhard P: Zschr. f. Chir. 1917, Ba. 139, S. 110. — 8. Spren i 
erh. D. Ges. f. ir. 1913. — 9. Stierlin. Gre i d. Med. u. CMT. 
1911. Bd. 28. S. 408. ierlin. Grenzgebiete d. ù | 


een 


Der Kacepe-Balsam, 
ein gutes Einreibemittel gegen rheumatische Schmerzen. 


Von 


Dr. H. Bell, Berlin. 


Die percutane Änwendungsweise erscheint bei rheumatischen 
Leiden besonders naheliegend, da sie es ermöglicht, die schmerzende 
Stelle unter gleichzeitiger Anwendung einer Massage unmittelbar ZU 
beeinflussen. | 

An ein solches Einreibemittel müssen drei Grundforderungen 8° 
stellt werden: 1. Vermeidung von unangenehmem Geruch. 2. Reizlosig- 
keit. 3. Gute Resorption. 

An der Beseitigung der Schwierigkeiten, welchen die Erfüllung 
dieser drei Eigenschaften begegnete, hat die chemische Industrie in 
den letzten Jahren mit Erfolg gearbeitet. Dies ist in den jetzigen Zeit- 
läuften mit besonderer Freude zu begrüßen, da unser Arzneimittelschatz 
bei dem fast völligen Fehlen von Spiritus und Ölen an den antirheumà- 
tischen Einreibemitteln, die sonst gang und gäbe waren, verarmt ist. 

. Unter dem Einfluß dieses Mangels habe ich in dem letzten Jahre 
in weitgehendem Maße von einem neueren antirheumatischen Einreibe- 
mittel Gebrauch gemacht, dem Kacepe-Balsam der Firma Kontor 
chemischer Präparate Ernst Alexander. Auf Grund vielseitiger und a 
gedehnter Anwendungen bin ich zu dem Urteil gekommen, daß es sie 
bei diesem Präparat in handlicher Tubenform um eine beachtenswer® 
Bereicherung unseres Arzneischatzes mit einem Salieylliniment hinde 

Der Kacepe-Balsam enthält als wirksames Prinzip den Ro 
salicylsäurementholester in Verbindung mit Acetsalieyläthylester in de 
Salbengrundlage des Lanolins, bietet also den wirksamen Heilstoff in 
einer guten Vereinigung mit dem kühlenden Menthol. 


\ 


mn FETT \ w ad = = a `N BE 
a orrn ena A Dee ne Ee Ra ua A a a S a E a un = E y $i 
23. März. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12. `> u 291 u. 
thesen |. Der hellgelbe Balsam ist fast völlig geruchlos, verreibt sich leicht | epidemie zurückbleibenden. hartnäckigen . Schmerzen in der Rücken- } BER 
ie mitia f ° in die Haut reizt diese — auch bei längerer Anwendung — in keiner | beziehungsweise Lendengegend. - TREE I l a. 
dem alt Weise — und erfüllt die Grundforderungen, welche an ein gutes Ein- In günstiger Weise äußerte sich die Wirkung des Mittels bei ei SER Du i; 
eröffnen, f reibemittel gestellt werden müssen. Neben diesen ‚Eigenschaften be- | Anwendung in Fällen von Muskelrheumatismen, besonders bei Lum- Eh ESEU 
wi Wf ©; sitzt der Kacepe-Balsam ` vermöge seines Mentholgehalts die weitere, | bago. Bei einer schmerzbaften und hartnäckigen Erkrankung an solchem Ha | AR S 
und oh daß er auf die Haut eine kühlende und lindernde Wirkung ausübt. | im vergangenen Jabre in Verbindung. mit rechtsseitigen ischiatischen Kr | 
el Diese mit dem Auftreten des Mittels unmittelbar eintretende kühlende, | Schmerzen habe ich am eigenen Leibe bei Einreibung mit Kacepe- E o 
anästhesierende Wirkung verleiht ihm mit Recht die Bezeichnung Bal- Balsam wesentliche Milderung der Schmerzattacken _erfahren, . was ich- | I ue bi 
sam. Von allen Patienten wurde mir diese angenehm empfundene küb- | hier dankbar feststelle. ©- 0 20 ER, Elf di. 
lende, schmerzlindernde Wirkung lobend hervorgehoben, die ich’ auch - Bei den lokalen Behandlungsmaßnahmen von rheumatischen Ge- MERE: -i 
bei wiederholter Anwendung. bei mir selbst feststellen- konnte. ~ | lenkerkrankungen mit. leichten Massagen und Watteeinpackungen ist R E g 
Diese Eigenschaft, welche bei einem Liniment gewiß hoch ein- | ebenfalls. der Kacepe-Balsam ein wertvolles Einreibemittel. ` Dies gilt E: FIG 
geschätzt werden muß, mag. auch — um mit einer bestimmten Gruppe, | sowohl für Fälle von akutem' Gelenkrheumatismus, älteren chronischen ` it Ä 
von zum Teil leichteren, beschränkteren Fällen, wo der Kacepe-Balsam. | Erkraukungsformen desselben sowie auch für gichtische Affektionen. Ka ni 
vor allem auch als Palliativum ängezeigt ist, zu beginnen — seine er- | Bei all diesen Krankheitsbildern wird man neben der Wärme, in welcher : E] ee 
folgreiche Anwendung sichern bei Migräne-, Nerven- und Muskel- |. Weise man diese nun auch. anwenden mag, ein anlirheumatisches Ein- ABAE DOTENA 
| schmerzen der verschiedensten Art, .bei Schmerzen nach Knochen- | reibungsmittel nicht entraten können. Ein: solches wird hier stets dann E ae 
7  brüchen, Verstauchungen, bei Fußerkrankungen entzündlicher Art be- | am besten den zu stellenden Anforderungen gerecht werden, wenn es j Ba UN RNE 
~  ziehungsweise auch nach Überanstrengungen. Ich habe in einer gauzen | neben der in den ‚genannten Krankheitsfällen nicht hoch genug. einzu- | N p 
Reihe von Krankheits- beziehungsweise'Entzündungserscheinungen dieser | schätzenden Schmerzlinderung die Gewähr einer guten percutanen Auf- . | Bann: 
Art von dem Mittel recht gute Wirkungen gesehen. ~ <. | nahme des specifisch wirkenden Salicyls bietet. In beiderlei. Hinsicht Ka Ei: 
In ausgezeichneter Weise bewährte sich der Balsam insbesondere | habe ich auch 'bei solchen Krankheitsformen unter Anwendung des IRRE; F 
auch in dem genannten Sinne bei den im Gefolge der letzten Grippe- | Kacepe-Balsams Gutes gesehen. De Ad: RAR: 
= 2 . ee ; | . | IRB f 
ea N - Reieratenteil. = A Zu f N: DEI L 
ae Sry A E ‚ Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin Te go À pet u, Hk an 
Sammelreiferate. 2... j der sogenannten inneren Varicen aus dem Nerven heraus, wobei i Pal 
| | MW ee FE RE: | also dieser zunächst aufgebündelt werden müßte, bedürfte natür- Kae: y 
Bericht über -einige chirurgisch-orthopädische Arbeiten, lich. zunächst sehr exakter Diagnosenstellung: : ` | i. DAA 
die Behandlung von Nervenverletzungen betreffend. Auf dem Gebiete der Behandlung der Neuralgien, insbe- Is B 
Me a en sondere .der durch Schußverletzung bedingten, sind in letzter. BER e BREA 
= Von Dr. Siegfried Peltesohn, Berlin. . | Zeit neue interessante Versuche gemacht worden. Sie gehen aus ans a 
Bereits in den letzten Jahren vor. dem Kriege wurden An- | Von _Trendelen burg (2), welcher bereits früher eine vor- ` bl An EEE 
 sätze gemacht, der Chirurgie der Nervenlähmungen dadurch eine | übergehende, aber die sichere Gewähr für. vollständige Regene- a" 
‚ festere Basis zu.geben, daß man sie auf gesichertere anatomische | !ation bietende Nervenausschaltung zu erzeugen sich zur Auf- iz. TARTERA 
~, Grundlagen zu stellen suchte. Es sei in dieser Hinsicht nur an | gabe gemacht hatte.- Hierzu bediente er sich ‘der örtlich be- 1 u 1 E 
. die gründlichen Untersuchungen -Stoffels erinnert, welcher die | grenzten Gefrierung des N erven. Hatte er ursprünglich nur am RT: e 
` Anatomie des Nervenquerschnitts einem genauen Studium unter- Nervus phrenicus experimentiert, so’ machte er, nachdem die Mög- IEIS i TA 
. 70g.. Stoffel ging bekanntlich so weit, daß er bei Verpflan- | lichkeit der Bekämpfung von, Schmerzzuständen usw. des mensch-. an. Tee 
‚zungen von einem Nerven auf den. anderen bestimmte minder- | lichen peripherischen Nervensystems nähergerückt war, später ETRO: 
-Wichtige motorische Stränge eines gesunden Nerven herauspräpa- | Versuche am Nervus ischiadicus des Kaninchens und Hundes.. POGI o Aea 
‚ Nerte und zur Neurotisation eines gelähmten benutzte. Von dem Es ergab sich hierbei unter anderem, daß -der -Nerv nach der PA PASE iA 
gleichen Gedanken -ausgehend erklärte er auch, daß er eine | @efrierung weder unmittelbar noch später gröbere Veränderungen ae a 
 »lsehias“ nicht kenne, sondern lediglich Neuralgien eines oder. meh- | kennen ließ, höchstens eine geringe „Bindegewebsauflagerung DER 
terer sensibler Stränge des Nervus ischiadicus, deren Durehschnei- |, Auf dem Nerven. In allen Fällen war ‚Sensibilitätsaufhebung‘ nen: 
. ‚dung er denn auch folgerichtig: vorschlug und, wie er berichtete, | festzustellen. ‚Auch bei sehr starker Gefrierung, wie sie für den . iz Busen 
. „Mt gutem Erfolge vornahm. Daß anatomische. Untersuchungen Menschen nicht in Frage kommt, fiel nach vier bis sechs Monaten Ba ing an 
in das noch recht dunkle Gebiet.der Neuralgien weiteres Licht | der Kneifversuch wieder positiv aus. Der Eingriff selbst war I: 
tragen können und werden, ergibt sich: von neuem aus einer Mit- anscheinend schmerzlos. Beim Tiere traten gelegentlich trophische Kara TA 
teilung Reinh-ardts (1),.die sich mit den Beziehungen zwischen, | Störungen auf; solche dürften beim Menschen auf jeden Fall zu, kan) 
\schiadischen Schmerzen und varicösen Gefäßdegenerationen am | vermeiden sein. Daß Anwendung von 96 %igem Alkohol einen ER 
Ischiadieus befaßt... -Exakte .. anatomische Untersuchungen | gleichen Effekt haben könne wie die Gefrierung, wird mehr bei- E 
| zeigten dem Verfasser, daß Varieen am.Ischiadieus vorkommen, | läufig erwähnt. DE un | iR u 1,08 
` , md zwar in folgenden Formen: I. Phlebektasien und Varicn | Diese Tierversuche häben Perthes (3) veranlaßt, die oft- Fi KEN 
` lm Innern des Nerven. IL. Äußere, das heißt an der Oberfläche | so quälenden Neuritiden nach. Schußverletzungen, welche 'mit- Kari 
r des Nerven gelegene Varicen. Hier wieder gibt es solche im | unter nach Durchschneidung des neuralgischen Nerven trotz allen (DE El 
Verlaufe des ganzen Nerven, ferner große schlauch- und sack- | ihren schlimmen. Folgen (auch motorische Lähmung!) als dem AE RER 
förmige Varicen am oberen Abschnitte des Nerven, endlich solche | ultimum refugium schreien, mit Gefrierung des ‚Nerven zu be-, EEATT H ARR 
‚am unteren Ende des Nerven und anıdem Nervus tibialis und | handeln. Perthes bediente sich dazu des von Trendelen-. I EEE e 
peroneus in der Kniekehle. IIL. Gibt es Kombination innerer und | burg angegebenen ` doppelläufigen Vereisungsröhrchens. mit IR ©; =; 
ußerer Varicen. Reinhardt hat die Ischiadieusvaricen häufiger | hakenförmiger Biegung, in welche der zu .vereisende ‘Nerv EEE 
bei Frauen’als bei Männern gefunden, eine Tatsache, die zu dem | nach seiner Freipräparierung ‘zu liegen kommt. Durch das: KEINER SER Di REES 
dufigeren Vorkommen von Ischias bei Männern in Widerspruch | Röhrchen‘ werden Chloräthyldämpfe hindurchgeschickt, wäh- le id T: VE 
steht. Die klinischen Erscheinungen, die solche Varicen her- | rend die Wundumgebung durch Kompressen geschützt wird.’ EAE = ' 
vorrufen können, sind besonders das Gefühl der. Schwere, Taub- ; Ein Nerv ‘wie der Medianus muß mindestens -zwei Minuten. as 220 i ARSAN 
‚heit, dumpfe Schmerzen in der Tiefe, manchmal starke Zunahme | durchgefroren erhalten und’ diese Vereisung zweimal wiederholt’ paaa EAA 
derselben nach langem ‘Stehen, vermehrte Sensibilität im Verlaufe |; werden. Distal von der Vereisungsstelle trat keine Reaktion Erg. 
es Nerven. Sie sind vornehmlich durch eine Kompression der | auf den faradischen Strom mehr. auf. ‚In fünf von den ‚acht so. a an 
die. | an | behandelten Neuritiden wurde der Schmerz durch diese Operation’ ER 


ervenbündel durch die innerhalb der Nervenscheide "gelegenen 
prall; gefüllten Venen und ‚die einengende Wirkung des” sklero- 
mr INterfaseiculären' Gewebes bedingt. Praktisch ergibt sich 
züglich der Therapie, daß.die Exstirpation der äußerlich den 
„ven komprimierenden Varicen ‘wohl in. Frage‘ kommen 
aùn; am leichtesten wird sie in der Kniekehle und am distalen 


völlig (einmal nahezu völlig) und für die Dauer beseitigt, und. 
zwar vom Moment des Aufwachens aus der Narkose. : Die schwer: 
kranken ‘Leute blüten. förmlich auf und wurden wieder zu Men-" 
schen. . Was die Regeneration des vereisten Nerven (betrifft, so. 
| 'sei hier nur erwähnt, daß die motorische Regeneration nach etwa. 
a sechs Monaten. wiederzukehren beginnt und. daß trotz Rückkehr 


prschenkelende durchzuführen” sein. Die operative Entfernung 


\ 


` 
sx | 


ulm ee aar Se re a nn u a en en ae 


er Ta a arts <a vu 


i 


292 | ` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12. 


der Sensibilität die Schmerzen fortbleiben. Was die wenigen . 
Mißerfolge betrifft, so beruhen sie darauf, daß die Unterbrechung 
nicht hoch genug erfolgt war, beziehungsweise auf einer unge- 
nügenden, nicht bis zum Kerne des Nerven reichenden Vereisung. 
Diese Tatsache erhellte aus den später resezierten Neuromen 
durch deren mikroskopische Untersuchung. Diese Fehler kann 
nur die Erfahrung zu vermeiden lehren. Perthes hat die Ver- 
eisung nur bei schweren Schmerzzuständen, welche die Dienst- 
und Arbeitsfähigkeit der Verletzten aufhob, angewendet. Die 
Methode kommt in erster Linie in Betracht, wo die Neurolyse er- 
folglos geblieben ist. Primär würde sie dann berechtigt sein, 
‚wenn bei der Freilegung der schmerzbefallene Nerv und seine 
Umgebung makroskopisch nur sehr geringe Veränderungen zeigt, 
die von vornherein die Gefrierungsmethode als aussichtsreich er- 
scheinen lassen. 


Zusammenhänge von Neuralgien und Veränderungen der 
dem Nerven benachbarten und ihn begleitenden Gefäße sind bei 
Operationen nach Nervenschußverletzungen bereits mehrfach fest- 
gestellt worden. ‚So erwähnte Wollenberg (4) in einem 
jüngst gehaltenen Vortrag über grob-anatomische Befunde bei 
Nervenoperationen, daß er Neuralgien heftigster Art in Fällen 
gesehen hat, wo die Autopsia in vivo Verwachsung des lädierten 
Nerven mit begleitenden Gefäßen aufdeckte. Daß durch ein Ge- 
fäßaneurysma ein Nerv bis zur vollständigen Lähmung kompri- 
miert werden kann, wurde ebenfalls betont. Wollenberg 
fand übrigens bei seinen Operationen immer wieder gewisse 
Typen der Nervenschußläsionen und er unterscheidet solche, bei 
denen die Kontinuität des Nerven erhalten ist, von solchen, bei 


denen der Nerv sei es partiell, sei es total durchtrennt ist. Als 


Beispiele von Lähmungen der ersten Kategorie führt er die Fälle 
sogenannter Fernlähmung, dann die perineuralen Verwachsungen, 
Knochenbildungen in der Nervenscheide und die perineuralen 
Verdickungen an, die spindelförmige Auftreibung des Nerven 
bedingen. Letztere einfach durch Resektion mit folgender Naht 
zu exstirpieren, hält er für verkehrt, da sich an der Stelle der 
Nervennaht doch wieder die Nervenspindel bildet. Bei den par- 
tiellen Kontinuitätstrennungen ist die noch stehengebliebene 
Nervenbrücke unbedingt zu erhalten, selbst wenn diese sich bei 
der Naht der durchtrennten Teile in Schlingenform legt. Bei 
totaler Durchreißung stellt man oft die große Affinität des Nerven 
mit dem Muskelgewebe fest, sieht sogar gelegentlich, daß der 


centrale Nervenstumpf sich End zu End mit einer ebenfalls durch- 
schossenen Sehne verbindet. 


Ist nach notwendigen größeren Resektionen narbig 
degenerierter Nerven wie so oft eine beträchtliche Diastase der 
Nervenstümpfe entstanden, so entsteht die Frage, wie diese an- 
einanderzubringen sind, eine Frage, die, wie man sich erinnert, 
bereits zu zahlreichen Vorschlägen geführt hat. Wohl einer der 
ersten diesbezüglichen Vorschläge war die von Edinger emp- 
foblene Einschaltung von mit Agar gefüllten Kalbsarterien, durch 
welche das proximale Nervenende in distaler Richtung zum ent- 
fernten Stumpf auswachsen sollte, ein Verfahren, das nach an- 
fänglich begeisterter Aufnahme ein völliges Fiasko erlebt hat und 
in zahlreichen Arbeiten, die sich auf Untersuchung der wieder 
herausoperierten Schaltstücke stützten, verurteilt worden ist. 
Wieweit die Zwischenschaltung von Nervenstücken Erfolge hat, 
steht noch nicht fest. Daß sich aber einige Autoren von diesem 
Verfahren viel versprechen, geht daraus hervor, daß Auerbach 
(5) im Ärzteverein in Frankfurt a. M. zur Sammlung von periphe- 
rischen Nerven zwecks Überbrückung von Nervendiastasen nach 
Schußverletzungen aufgefordert hat. Er wünscht, daß die Nerven 
aus amputierten Gliedern sonst gesunder Patienten frisch heraus- 


präpariert und in dreiprozentiger Borsäurelösung aufgehoben wer-. 


den. Die Notwendigkeit derartiger Zwischenschaltungen er- 
kennen wiederum andere Autoren absolut nicht an, indem sie 
darauf hinweisen, daß in kaum einem Falle die direkte Naht nicht 
möglich ist. Dieser Meinung sind zum Beispiel Bäron und 
Scheiber (6). Die direkte Naht ist aber nur möglich, wenn 
die Nerven gedehnt werden. Bärons Verfahren ist nun etwa 
folgendes: In einer ersten Operation werden die nicht ange- 
frischten, möglichst einander genäherten Nervenenden bei 
extremer Annäherungsstellung der überbrückten Gelenke durch 
mehrere starke Seidenfäden starr verkoppelt, diese. Operations- 
stelle wird mit steriler Vaseline bestrichen und dann die Wunde 
geschlossen. Nach drei Wochen werden die Gelenke freigegeben, 
nach weiteren drei Wochen wird begonnen, die etwa entstandene 
Contractur medikomechanisch zu behandeln. Ist die Contractur 


23. März. 


der Gelenke beseitigt, dann wird in einer zweiten Operations- 
sitzung die Anfrischung und Naht des Nerven vorgenommen. 
Es soll bei diesem Vorgehen nicht einfach eine elastische Deh- 
nung des Nerven zustande kommen, sondern eine substantielle 
Verlängerung. Um die Dehnungsmöglichkeit der peripherischen 
Nerven festzustellen, haben die Verfasser in mehreren Fällen 
feinste Silberplättchen an die Nervenenden angenäht und mit- 
versenkt. Eine Röntgenaufnahme zeigte die Lage der Plättchen 
an. Bei der späteren Mobilisierung der contracten Gelenke er- 
gaben Kontrollaufnahmen, daß die Silberplättchen ihre ursprüng- 
liche Entfernung voneinander nicht geändert hatten, die Naht also 
völlig gehalten hatte. Die Dehnung des Nerven war also nicht im 
Bereiche der Naht erfolgt, sondern durch „substantielle Verlänge- 
rung“ des Nerven selbst geschehen. 


Derartige Untersuchungen lassen die Nervennaht ohne Ein- 
schaltung von Zwischenstücken als durchaus gerechtfertigt er- 
scheinen, und man darf auf die Regeneration hoffen, sodaß die 
Vornahme zweiter Operationen sich erübrigt, bevor nicht durch 
jahrelanges Abwarten der Mißerfolg der Nervenoperation erwiesen 
ist. Daß in dieser Hinsicht gesündigt worden ist, geht unter ande- 
rem aus einer kurzen Mitteilung Wohlwills (7) hervor, der die 
Nervennahtstelle cines vor dreiviertel Jahren genähten 
Nervus ulnaris mikroskopisch untersucht hat. Zeigte die Stelle 
auch reichlich interpoliertes neues Narbengewebe, so enthielten 
dennoch die Bündel des distalen Abschnitts bereits nicht ganz 
spärliche, sogar markhaltige Nervenfasern; an einer Stelle war 
Überwuchern neugebildeter Nervenfasern vom centralen zum 
peripherischen Stumpfe nachweisbar. Wohlwill meint. daher, 
daß in diesem Falle bei Zuwarten auch ohne eine neuerliche Ope- 
ration ein gutes Resultat erzielt worden wäre und daß man im 


allgemeinen mit Sekundäroperationen sehr zurückhaltend 
sein solle. 


Zu der völlig gleichen Anschauung gelangt auch Spiel- 
meyer (8), der sich auf ein großes Material stützt. Er sagt, 
daß man innerhalb der ersten drei Jahre nicht zu einer Nach- 
operation schreiten soll, außer dort, wo aus chirurgischen Gründen 
(höchstwahrscheinliche Dehiscenz der Nahtstelle oder Bildung 
von Callusmassen) der Eingriff berechtigt erscheint. Aber auch 
bezüglich der primären Nervennaht steht Spielmeyer auf 


: einem mehr konservativen Standpunkt, indem er auf Grund von 


100 vor mindestens einem halben Jahr operierten Fällen reiner 
Nervennaht fordert, daß man keine Nervennaht, noch weniger 
aber eine Resektion des makroskopisch seiner Kontinuität nicht 
beraubten Nerven unnütz macht, wie es vorgekommen ist. Vor 
‚derartigen Eingriffen brauchte man nicht so angelegentlich zu 
warnen, wenn die Nervennaht eine wirklich aussichtsreiche Ope- 
ration wäre. Das ist sie aber nicht. Denn bei seinen 100 Nerven- 
nähten hatten nur 23% vollen Erfolg, 36% Besserung und 41% 
stellten Mißerfolge dar. Was den Zeitpunkt der Nervennaht be- 
trifft, so soll man nicht vor vier Monaten, aber auch nicht später 
als nach sechs Monaten zur Nervennaht schreiten; im übrigen 
geben die in den ersten Wochen gemachten Nähte keine besseren 
Resultate als die im zweiten Vierteljahre gemachten. Richtig ist 
aber, daß sich die Chancen mit allzulangem Zuwarten verschlech- 
tern. Nachdem Spielmeyer dann noch kurz zu der Frage 
Stellung genommen hat, welche Momente die erfolgreiche Regen 
ration verhindern können, spricht er- sich bezüglich der Über- 
brückung großer Nervendefekte - für die Interpolierung VO? 
Leichennerven nach Bethe und Bielschowski aus. 

Ob kleinere Statistiken und Vorführung von Einzelfällen 


denselben Wert haben, wie so ausgedehnte Statistiken wie die 
eben erwähnte, lasse ich dahingestellt. Auch so objektive Unter- 
sucher wie Seyberth (9) sehen vielleicht doch durch emè 
etwas schönfärberische Brille, wenn sie sagen, daß die Nerven 
lösung und Nervennaht eine in den weitaus meisten Fällen erfolg- 
versprechende Therapie darstellt. Von den Nervenanastomos® r: 
bildungen hat Seyberth nicht viel Gutes gesehen, gu 
sogar, daß er den Leuten durch diese Operation hier und da mehr 
geschadet als genützt hat; er rät daher von dieser Operations- 
methode ab. Der Erfolg der Nervenoperationen hängt nae 
Spielmeyer im wesentlichen von der sorgfältigen Techn 
und der richtigen Verwertun 


der im Einzelfalle vorliegenden 
topographisch-anatomischen Verhältnisse ab, worin man 


Verfasser unbedingt recht geben muß. Naht 
Da es als feststehend angesehen werden kann, daß die an 5 

des Nervus radialis die besten Resultate von allen Nervonnähet 

gibt, so sind die günstigen Ergebnisse, die Spitzy (10) 


RT EIERN d 


iphersda f 
qen Fila f 
t wd at f- 


r Plätehn 
relenke a- 


wp 1 


Naht al 


o nicht E: 


Teig = 


28 
Nerven kann Schmerzempfindung. im distalen Teil ausgelöst 


` ~fasern besser zu erkennen. 


< 


© 00O O L 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12. 


28. März. BE, 


ersteren erzielt hat, natürlich nicht zu verallgemeinern. Immer- 
hin ist es bemerkenswert, daß von 129 durch ihn operierten 
Radialislähmungen nach ‚Ausscheiden . von 42 Fällen, deren 
Schicksal unbekannt geblieben ist, nur bei 30 keine Besserung. 


eintrat, dagegen Heilung beziehungsweise deren Einleitung bei den 


übrigen, und zwar — und: das ist bezüglich der Frage des Zeit- 


punkts einer nochmaligen Operation wichtig — neunmal innerhalb 
drei, sechszehnmal innerhalb ‚sechs, fünfzehnmal innerhalb neun, 


siebenmal innerhalb zwölf Monaten und zehnmal erst nach zwölf 


Monaten. Spitzy gelangt daher unter anderem zu folgenden. 
Schlüssen: 1. Bei Schädigungen des Nervus radialis mit noch vor- 
handener sensibler und motorischer Reizleitung ist zuzuwarten und 


sorgfältige faradische Behandlung mit Einzelreizung einzuleiten. 


2. Die krankhafte Stellung der Hand ist durch entsprechende 
Apparate sofort zu beseitigen. 3. Bei vollständiger Unter- 
brechung ist die an sich gefahrlose Probefreilegung vorzunehmen. 
4. Zeigt sich hierbei keine vollständige Unterbrechung, günstige 
Lage der Nervenenden, Verbindung derselben durch ein weiches 
Neurom, so ist nach Entfernüng der etwa drückenden Gewebs- 
massen oder Umscheidung der Verletzungsstelle die Spontan- 
regeneration abzuwarten. | 

im einzelnen gestaltet, darauf sei heute nicht eingegangen. Hat 
‚die Nervenoperation endgültig versagt, so tritt die -Sehnenver- 
pfllanzung in ihre R 


sollen. = 
Auf diesem Standpunkte steht auch Hohmann (11), 


der die Indikation zur ‚Sehnenverpflanzung bei Schußlähmung. 
peripberischer Nerven allgemein erst dann erblickt, wenn zwei 
Jahre nach erfolgter glatt geheilter Nervennaht noch keine 
Funktion eingetreten ist, wenn nach der Nervennaht erhebliche 
Eiterung auftrat, sodaß mit der Lösung der Nähte und dem 
Wiederauseinanderweichen der Nervenenden zu rechnen ist und 


nach Jahr und Tag keine Funktion auftrat, sodaß die Nerven- | 


naht als mißglückt zu betrachten ist, ferner, wenn die direkte 


.  Nervennaht unmöglich war wegen zu großen Defekts oder wenn 


- sie von vornherein wegen zu großer Gewebsstörung aussichtslos 
erschien, dann wenn nach längerer Eiterung und Sequesterbildung 
am Knochen mehr als anderthalb Jahre seit der Verwundung zu- 


rückliegt, sodaß der Zeitpunkt für eine Nervennaht als zu spät 


erscheint, endlich wenn die Nervenverletzung nicht im. Nerven- 
stamme, sondern an einer Stelle des Nerven liegt, wo der Nery sich 
bereits in scine Äste- auflöst, wie beim Femoralis unterhalb des 
Poupartschen Bandes, besonders wenn feine Äste des Nerven zer- 
stört sind, die nicht genäht werden können, wie auch am Ramüs 
profundus des Nervus radialis. 

Die durch die Freilegung bei Nervenoperationen sich bietende 
Gelegenheit benutzte Unger (12) mehrfach. zur direkten elek- 
trischen Untersuchung der Nerven. Er war deshalb dazu im- 
stande, weil er den größten Teil dieser Operationen, 

‚auch manche Plexusoperationen in Lokalanästhesie vornimmt 
und den freigelegten Nerven erst dann anästhesiert, vn | 
ist. : 


die elektrische Untersuchung, , vorgenommen worden 
und bipolaren 


So prüfte Unger. die Wirkung des wni- 
faradischen und galvanischen Stroms. Es ergab sich, daß . 
erstere Stromart Kribbeln und Picken, galvanischer Strom 


Wärmegefühl in den peripherischen Teilen erzeugt, das sich bei 
Steigerung des Stroms bis zum Gefühl brennender Hitze erhöht, 
während die danach einsetzende Abschwächung des Stroms 
Kältegefühl bewirkt. Galvanischer und faradischer Strom gleich- 

etig angewandt, ruft Druckgefühl hervor und setzt den Gelenk- 

sinn in Tätigkeit. , Auch nach totaler Durchtrennung eines 
werden. Mit dieser direkten Untersuchung ist man bei etwaiger 
“xStirpation von .Neuromen in der Lage, deren Grenze, be- 
ziehungsweise die .Reizleitungsfähigkeit der vorhandenen Nerven- 
Interessant ist auch, daß in einem 
Falle bei Reizung eines gelähmten Peroneus durch stark faradi- 
schen Strom galvanisch profuse Schweißabsonderung auf dem 
Fußrücken erzeugt werden konnte. E FR 

~ Eine andere Art der Prüfung der Leitungsfähigkeit eines 

narbig veränderten ‚Nervenstücks sei hier noch kurz erwähnt. 


` arme nn, 


Wie sich bei Spitzy die Therapie | 


echte, wenn nicht Apparate getragen werden 


Moszkowitz (13) stellte bei Nervenoperationen fest, daß es 
gelingt, von dem angefrischten -centralen Stumpf eines durch- 
‚‚schossenen Nerven aus eine sekundäre Zuckung eines mit ihm 
‘ vernähten ‚normalen Muskels auszulösen. Den Muskel als eine 
Art: Meßinstrument für die Leitfähigkeit des Nerven benuützend, 
‚rät Moszkowitz daber, stets zuerst. den narbigen Teil des 
Nerven mit einem benachbarten Muskel zu vernähen, nun den Er- 
folg dieses Nervmuskelpräparats zu. prüfen und .bei negativem 
‚Ausfalle des Versuchs allmählich Stücke des Nerven zu 
.resezieren, bis eine gut leitungsfähige Partie erreicht. ist. Hier- 
‘durch wird verhindert, daß unnötig viel Nervengewebe ge- 
‚ opfert wird. 5 BZ | | 
~ ‘In. das Gebiet der- 'Folgezustände von Nervenschußver- 
letzungen führt uns auch eine Mitteilung von Coenen (14), die 
hier noch kurz referiert sei. Coenen'will mit seinen Zeilen die 
. Aufmerksamkeit und Kritik auf das Vorkommen der Fäseciitis 
palmaris -und der Dupuytrenschen Contractur bei Ulnaris- 
verletzungen richten: und 'zu einer Sammelforschung an- 
regen, die sich in größeren Lazaretten und Genesungs- 
 kompanien voraussichtlich gut durchführen ließe; denn. cs 
wäre bedauerlich, wenn dieses Kriegsmaterial unbenutzt bliebe. 
Auf der Suche nach der Ursache der klinisch scharf gezeichneten 
. Dupuytrenschen Contractur, die bei reich und arm, bei jung 
und alt gefunden wird, gibt es kaum noch ein: ätiologisches Mo- 
ment, das nicht angeschuldigt worden ‚wäre; das’ Register lautet: 
Trauma, Alter, konstitionelle Ursachen, als Gicht, Rheumatismus, 
Diabetes, Diabetes insipidus und Saturnismus, ferner Heredität, 
Tuberkulose, Wundinfektion, Arteriosklerose,’ Lues, Alköhol. In 
neuerer Zeit ist die Ätiologie mehr und mehr auf das neurologische 
Gebiet. hinübergerückt und hier: hat Reichel bei zwei vorher 
gesunden Kriegsverwundeten nach Schußverletzungen des Ell- 
nerven die Dupuytrensche Contractur sich entwickeln sehen mit 
knotenförmigen Verdickungen der Palmarfascie, Einziehung der 
Haut und typischer Fingerverkrümmung. In diese Kategorie ge- 
hört folgende. Beobachtung Coenens: Bei einem im Jahre 1914 
‚am rechten Unterarme durch Infanteriegeschoß verwundeten 
Leutnant war es zu einer teilweisen Durchschießung des Nervus .: 
ulnaris gekommen. Die Lähmung war nach Nervennaht mit Ein- 
scheidung der Nahtstelle in ein. Hautvenenstück nur wenig zu- 
rückgegangen. Allmählich hatte sich eine strangartige Verhärtung 
in der Hohlhand gebildet. Bei der Untersuchung fand sich diese 
Verhärtung der Palmarfascie.im Verlaufe des vierten und fünften 
Fingers; doch war es noch nicht zu einer Contracturstellung ge- 
kommen mangels Schrumpfung der an der Grundphalanx' inserie- 
renden Fascienzipfel. Ob der Prozeß auf sie fortschreiten -und 
‚damit die Einkrallung' der Finger herbeigeführt werden wird, ist 
natürlich nicht zu.sagen. Auch darüber, ob der Nervus ulnaris mit 
der Fasciitis palmaris etwas zu tun hat, können Einzelfälle, wie 
der vorliegende, keine Entscheidung bringen, so interessant. sie 
auch sind; das könnte eben nur‘die Sammelforschung, die sich 
auf alle Verletzungen der Armnerven zu erstrecken hätte. 


- Literatur: 1. Reinhardt; Über Varicen des. Nervus ischiadicus und 
ihre Beziehungen zu Ischias und phlebogenen: Schmerzen. (M. m. W..1918, 
Nr. 26, S. 699.) — 2, Wilhelm Trendelenburg, Die Methode der vorübergehenden 

(Ebenda Nr. 49, 


Nervenausschaltung \durch Gefrieren für chirurgische Zwecke, 
S. 1867.) — 3. Perthes, Über die Behandlung der Schmerzzustände bei Schuß- 
neuritis mittels der Vereisungsmethode von. W. Trendelenburg. (Ebenda.) 


— 4. Wollenberg, Grobanatomische Befunde bei Nervenoperationen. (Berl. 
Orth. Ges. 20. Jan. 1919, B. kl. W. 1919) — 5. Auerbach, Kürze. Mit- 
teilung über Sammlung, von peripheren Nerven zur Überbrückung von 
Nervendefekten nach Schußverletzungen. (Ärztl. Ver. Frankf. a. M., M. m. W. 
1918, Nr. 3, S. 84.) — 6: Bäron und Schreiber, Über die direkte Nerven- 
vereinigung bei großen Nervendefekten. (Ebenda Nr. 17, S. en — 7. Wohlwill, 


Nervennaht. (Arztl. Ver. Hamburg, D. m. W. 1918, Nr. 80, S. 889.) —. 8..Spiel- 
(M. m. W. 1918, Nr. 88, S. 1039) — 


meyer, Erfolge der Nervennaht. 
9, Seyberth, Über Nervenoperationen und ihre Enderfolge (B. kl. W: 1918, 
Nr. 42, S. 996.) — 10. Spitzy, Behandlung der trotz Nervennaht verbliebenen 
Radialislähmungen. Ergebnisse der Operationen. (Hauptvers. d. Prütfst. f. 
künstl. Glieder .Berlin, Arch. f. Orthop. XVI, 2. H., S. 320.) — 11. Hohmann, 
Die Indikation zur Sehnenverpflanzung und ibre Anwendung bei Schuß- 
lähmung peripherer Nerven. (M. m. W: 1918, Nr.48, S. 1349.) — 12. Unger, 
Beobachtungen am freigelegten peripheren Nerven während der Operation. 
(Berl. Ges. f. Psych., B. kl. W, 1918, Nr. 47, S. 1134.) — 18. Moszkowitz, Funktions- 
prüfung der Nervenstümpfe. (M. m. W. 1918, Nr. 43, S. 1178.) — 14. Coenen, 
Zur.Frage der Dupuytrenschen POE reor ITAR nach Verletzung des Ell- - 
nerven. (B. kl. W. 1918, Nr, 18, S. 419.) l 2 | 


rn 


NT an 
ze nut se = en 
al) a Fender, n ER 
4 ` ” ` FR Kaiia i 

=- ., aa MED $ 
ee Mee R a 
EN EEE T a. 


EA 
wwr 
ad 


993 


ip nn and 
N ET 
Is 
MT 


Re. er 
Sker h 
am 
2» 


en a, 
un 


' 
& 
pri 
f 
$ 
7 
Au 
T 
GBR 
1 
r 


E ER A =r 
BEER . aa N Dh zw "Tune oma... Ren = 
Tr In . ie = aTe a En .- N ee 2 ar Sams) . 
m Yo 2 - k ar sæ 
i . Ft ar - 2 ä "Leer ER .- -a3 e EN N RA 2 = ne 2 ie A ia 
Ero x . VS BE . en wen toem t L EEE en nn ae are. nr Er 3 er 
; Fe tee RE ap CET a £ u Be E aa er ee LE . =. -I š 
N g Be ent in. TE ee Bean k T Po DE NSS P EN > 
* a ee Ad x: 4 = .. use PEDRE 2 WERE ie ga va 3 a” E E a en Ei . FIEBER tm Zr 
2 5 5 EZ EEE x g 2 u ranyen - Nr -7 O POTERE SS E aa 2 i 
2 Er NT re E ik = re Sr RETTET IE # e EIA TR ea 2, een . -_ ER 
` 2 ee ne k -a p PE 5 =. ln è BEER: SPS g .ox 2. ee auena TR 2 Tin 
= 7 s 5 sei Y es 2 X R Pr Ri a Be - ER - À R $ won R 
f n Bo P $ g h j h f a egt . 
3 = a . 2 ie Eg 
À = - = ` p isi os pr Es A ESUS i 


le 


4 f - 
. aee = š 


Ey 


hji 
ui In X 
T E E a A T 
-an an - A: M J ET. 
Su nr ` D y 
Er Be ae “ ~ n 
[s . u ; 


apai 
\ 


Pe 
Er 


Bicze en DET Aa 


mm 


oi 
- EN EEE 74 a T el 
ER D Kia. .- = ` 
= S u DI ega Drine: TI 
vom. er 
u, A $ . 
a ne i ` 


in St TI RE  o 


Ar mar ne naeh 


rm den do cee- 


Fa Fe er Dane a a 


Van nn; 


- Ed - 


ern urn VL a LUNE E S en 


tungen. 


294 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Stehe auch Therapeutische Notfzen.) 


Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 10. 


Kümmell (Hamburg): Erfolgreiche rechtsseitige Nephrektomie 
bei insuffizienter linker Niere. Bei einer Kranken mit schwerer rechts- 
seitiger Nierentuberkulose und linksseitiger schwerer, mit Coliinfektion 
verbundener Nephritis gelang es, die Niereninsuffizienz durch Dekapsula- 
tion zu'beseitigen und nach Wiederherstellung normaler Arbeitsleistung 
der linken Niere die rechte, tuberkulös zerstörte Niere durch Heraus- 
nahme unschädlich zu machen. 

Korack (Hamburg): Pathologie der Influenza’ 1918/19 im Ver- 
gleich mit der Epidemie 1889/90. Während in der Pandemie 1889/90 
die rein toxische Form das Krankheitsbild beherrschte mit einer 
großen Morbidität und einer relativ kleinen Mortalität, überwog 1918/19 
der toxisch-entzündliche Typ mit großer Morbidität und relativ und 
absolut großer Mortalität. Ein weiterer Unterschied besteht in der 
‚vielleicht durch bakterielle Gefäßschädigung bedingten Neigung zu Blu- 
Die Prognose der Influenzapneumonien wird häufig durch 
entzündliche Prozesse der Pleura verschlechtert. 

Walterhöfer (Berlin): Akute infektiöse Meningitis. Verfasser 
bespricht die differentialdiagnostischen Untersuchungsmethoden der 
Cerebrospinalflüssigkeit in der akuten infektiösen Meningitis. Die Cyto- 
-diagnostik, Bakteriologie und Gesamteiweißbestimmung genügen für 
Diagnose, Prognose und Therapie. Die neuen Liquorreaktionen he- 
dürfen’ noch der Nachprüfung. 

Lesser (Berlin): Serodiagnostik der Syphilis (Meinickes und 
Sachs-Georgis Ausilockungsreaktionen). Siehe Vereinsbericht der Ber- 
liner Medizinischen Gesellschaft vom 19. Februar 1919. Reckzeh. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 10. 


- August Bier (Berlin): Beobachtungen über Regeneration beim 
‚Menschen. Regeneration der Gelenke. (Schluß.) Der Verfasser berichtet 
über das Wesentlichste, was über die Regeneration der Gelenke be- 
kannt ist, und fügt zu den alten Beobachtungen einige neue. Er weist 
bei dieser Gelegenheit darauf hin, wie schlecht die Stauungshyper- 
ämie auch von namhaften Ärzten gehandhabt wird, namentlich an 
gonorrhoischen Gelenken. Dieses Mittel beseitigt in der 
übergroßen Mehrzahl der Fälle in weniger als einer Stunde die Schmerz- 
haftigkeit und stellt die Beweglichkeit wieder her. (Das vorher 
so schmerzhafte Gelenk, das man nicht anrühren durfte und das voll- 
kommen unbeweglich war, wurde dadurch schmerzlos und ließ sich in 
‚mäßigen Grenzen ohne Schmerzen bewegen.) Das Gelenk 
heilt“dann in der Folgezeit mit geringen Ausnahmen mit guter Beweg- 
lichkeit aus, auch dann, wenn es schon erheblich versteift war. 

Unter dem Einfluß .der Stauungshyperämie dürften weitgehende Re- 
generationen der schon teilweise zerstörten gonorrhoischen 
Gelenke eintreten. Die schmerzstillende Wirkung der Stauungshyper- 
ämie ermöglicht also die Bewegungen, verhütet und beseitigt dadurch 
die Versteifung und verhindert weitere Zerstörungen. Denn die vom 
Knorpel entblößten, entzündlich erweichten „Knochenenden werden 
durch die aus der Schmerzhaftigkeit entstehenden Muskelkrämpfe 
noch mehr zerstört („Druckatrophie* der Knochen). Auch vollkommene 
Regenerationen bei tuberkulösen Gelenken, selbst wenn 
diese aufs gröbste zerstört, schon lange erkrankt waren und durch 
Fisteln mit derj Außenwelt in Verbindung standen, lassen sich schon 
durch Stauungshyperämie allein erreichen. Auch die günstige 
Wirkung der Sonnenbestrahlung der tuberkulösen Ge- 
lenke beruht zum großen Teil auf Hyperämie. Die hiernach 
eintretende Schmerzstillung erlaubt gleichfalls eine frühzeitige passive 
und aktive Bewegung der Gelenke. Die hervorragend schmerz- 
stilende Wirkung des Streekverbandes besteht nicht nur 
in der mechanischen Druckentlastung, sondern auch in der Hyper, 
ämisierung. (Der Streckverband wirkt auf das Gelenk wie der 
Schröpfkopf auf die äußeren Bedeckungen.) Rontraindiziert bei tuber- 
kulösen Gelenken ist der Gipsverband. Blutergüsse in die Ge- 
lenke stellen geradezu ein Gift für diese dar. Der Verfasser kennt für 
den reinen Bluterguß ins Kniegele nk nur eine einzige Behandlung- 
die möglichst frühzeitige Pu nktion, die das giftige Blut ent- 
fernt. Der Kranke muß die ersten Tage nach der Punktion Bettruhe 
beobachten. aber das punktierte Gelenk wird nicht ruhiggestellt, sondern 
vorsichtig bewegt. Außerdem wird das Gelenk mit aktiver 
Hyperämie durch heiße Luft und allenfalls mit ganz leichter 
Massage behandelt. 
Ad. Czerny (Berlin): Die Ernährungsiherapie der Osteopsathy- 
rosis. Vortrag, gehalten in der Sitzung des Vereins für Tonere Medizin 
und Kinderheilkunde am 10. Kebruar 1919. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12. 


stoff für den Organismus. 
Eiweißzerfalls nach vollkommener Entfernung beider Nieren durch Be- 
stimmung des abiureten Stickstoffes im Blut und in den Geweben fest- 
zustellen, und dabei einen vermehrten Eiweißzerfall nach- 
weisen können, Die Retention führt also zu einem vermehrten 
Eiweißzerfall; 
stoffanhäufungen im Körper nach Nephrektomie. 
stoffhaltigen Schlackenprodukten des 
diuretische Wirkung zu. Die Anhäufung von abiuretem Stickstoff 
im Organismus bewirkt einen dauernden Wasserstrom aus den Geweben 
ins Blut und schafft damit eine \Vorbedingung zur Diurese. 
diuretische Wirkung haben die stickstoffhaltigen Retentions- 
produkte bei Niereninsuffizienz gemeinsam mit dem Harnstoff, 
der aus diesem Grunde bei Nephrosen und Glomerulonephritiden mit 
nephrotischem Einschlag und hartnäckigen Ödemen therapeutisch ge- 
geben wird. 
Eiweißzerfall wie die Retentionsprodukte nach der Nephrektomie. Die 

Kombination der den Eiweißzerfall steigernden und der diuretischen 

Wirkung kommt drittens noch den Schilddrüsenpräparaten 

zu, die bei nephrotischen Ödemen ein wertvolles Mittel zu deren Be- E 
seitigung darstellen. | 


E. Becher (Gießen): Folgen der Retention von abiuretem Stick- 
Der Verfasser hat versucht, die Höhe des 


beides sind die Ursachen der starken Iteststick- 
Den stick- 


Eiweißes kommt nun eine 


Diese 


Auch steigert der Harnstoff in ähnlicher Weise den 


Dem. Giorgacopulo (Bonn): Seltene Formen schwerster 


Halsentzündung mit tödlichem Ausgang. Beschrieben wird ein primäres | 
Erysipel des Larynx, eine Angina gangraenosa und eine foudroyante 
Dipbtherie, die bis in die kleinsten Bronchien zu verfolgen war. l | 


A. Dührßen (Berlino): Zur Salvarsanfrage. Da nach Lewin 


die Maximaldosis des Salvarsans nur 0,03 betragen darf, gewöhnlich 
aber eine 15 mal so große Dosis (0,45) injiziert wird, so besteht für 
den Arzt in foro eine Gefahr, falls das Salvarsan zum Tode und zu 
Ertaubungen und Lähmungen führt. 
Maximaldosis festgesetzt werden. 
gegen v. Wassermann, der zwar mit Bestimmtheit versprochen 
hat, daß eine Frühbehandlung mit Salvarsan -- 
treten des Primäraffekts — die Syphilis in ungefähr allen Fällen | 
dauernd heile, später aber erklärte, daß wir kein Mittel be- Ä 
säßen, festzustellen, ob ein Fall von Syphilis wirklich ge- 
heilt sei, und der ferner behauptet hat. „ein mit einem Primäraffekt 
behafteter Patient sei noch nicht syphilitisch krank“. 
des Verfassers haben die Ärzte, die Salvarsan anwenden wollen. die 
Pflicht, jeden Patienten vor der Behandlung mit der Möglichkeit übler 
Zufälle nach der Salvarsaneinspritzung bekannt zu machen. 


| 
ë . \ 
Es muß also schleunigst eine \ 
Der Verfasser wendet sich | 

| 

| 


kurz nach Auf- 


Nach Ansicht | 


| - F. Bruck. 
Wiener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 6 bis 9. 


Nr.6. Salzmann (Graz): Die Lochbildung im gelben Fleck 
der Netzhaut als Kriegsverletzung. Der früher äußerst seltene ophthal- 
moskopische Befund konnte in acht Fällen von Schußverletzungen der 
Augenhöhle oder ihrer näheren Umgebung erhoben werden. Das Loch 
in der Macula entsteht nicht durch eine primäre Zerreißung der Netz- 
haut, sondern entwickelt sich allmählich aus einer anfänglich nicht cha- 
rakteristischen Schädigung der Netzhaut. Die Schädigung ist keiner 
Behandlung zugängig und keiner Heilung fähig. 


Nr.8. Glas: Über. Kehlkopferkrankung bei Influenza. Neben 
verschiedenen Formen von Kehlkopferkrankungen während der Grippe 
epidemie, die in mehr minder starken Katarrhen mit oder ohne Nekrosè 
der Epitbelien, in subglottischen Schwellungen, in diphtheroiden Be- 
legen und symmetrisch gelegenen plaquesähnlichen Aüflagerungen auf 
den Stimmbändern bestanden, kamen in fünf Fällen Perichondritiden 
der Kehlkopfknorpel zur Beobachtung, viermal war der Gießbecken- Ä 
knorpel beteiligt, einmal der Ringknorpel allein, einmal der Schild- 
knorpel. 


Franz (Wien): Über den Einfluß der Grippe auf die weiblichen 
Geschlechtsorgane. Von 123 an Grippe erkrankten Frauen war bel 4 
ein Einfluß auf die Geschlechtsorgane nachweisbar. Derselbe äußerte 
sich bei 30 Frauen in verstärkten Genitalblutungen, die unter gen 
Bilde der Menorrhagien verliefen. Frauen, die viele Monate Ente 
rhoisch waren, bekamen während der Grippe häufig Blutungen) x 
meist stärker als die früheren Menstruationen waren. Bei einigen 
nigen trat infolge der Erkrankung die Menstruation um einig® ag 
verfrüht oder verspätet ein oder. blieb ganz aus. 


—__ v MM Un nn nn e 


Neben 
Nobl: Zur Kenntnis solarer Lichtschädigungen der Haut. ot 
dem gewöhnlichen solaren Erythem und dem in seiner ehteresse 


nicht richtig erkannten Ekzema solare sind von besonderem 


abiurelen Shit 


die Höhe is F weizen- und Kleekrankheit Beispiele dar. .Bei der von Riehl bë- 
eren durch de f schriebenen Melanose scheinen äußere Einflüsse für die gesteigerte 
Gewebe Ist $- .Liehtempfindlichkeit der Haut in Frage zu kommen. Die Hydroa esti- 
erfall mt p- vale seu vacciniforme ist ein Beispiel für eine pathologisch’ erhöhte 
ermebrta E- Affinität der Haut gegenüber den, chemischen Strahlen des Sonnen- 
Reststiel spektrums, die in endogenen ätiologischen Momenten ihre Voraussetzung 
x Da hat. Als Zeichen der endogenen Störung wird die Porphynurie. ange- 
tom Rh. sprochen. Bei einer familiär auftretenden Hydroaerkrankung wurde 
tem Siiil f- ein anderer reduzierender Körper im Urio dargestellt, dem die ge- 
den Gerta steigerte Lichtempfindlichkeit zugeschrieben wird.. ` a 
unse. D f. Nr.9. Eckl: Über einzelne seltene klinische Fälle atrioventri- 


“kulärer Automatie und experimentelle Erzeugung derselben. beim Menschen 


‚tentios f ` 
a . durch subcutane Atropininjektionen. Klinisch lassen sich die Fälle von. j 
a ..>  atrioventrikulären Contractionen in zwei Gruppen einteilen, 1. die-| Klara Kohn: Untersuchungen über di 
pent r ag jenigen, bei denen- infolge hochgradig herabgesetzter Sinusfrequenz ‘die |. bei chronischer Unterernährung auf Grund von Beobachtungen über die 
Ag Automatie des Tawaraknotens. über . die ‘des Sinusknotens überwiegt | Brnährungsverhältnisse in Wien während des letzten Kriegsiahres. Die 
I und 2. solche, in denen aus irgendeinem Grunde die 'Erregbarkeit des | Ernährung in Wien stellt zurzeit ein klassisches Beispiel für chronische 
are Tawaraknotens beträchtlich erhöht ist, ‚sodaß sie der Sinusfrequenz | und.eiweißarme Unternährung dar. Mit allen Mitteln muß eine Besse- 
ic A gleichkommt oder sie übertrifft. Der atrioventriküläre Rhythmus ließ | rung nicht nur der Calorien-, sondern auch der Eiweißzufuhr angestrebt 
u der sich bei 22 von 60 gesunden Leuten durch subcutane Injektion von | werden. Diejenigen haben unrecht, die meinen, daß „es auf das biß- - 
| 0,75 mg Atropin für die Dauer von zwei bis zehn Minuten auslösen; | chen Fleisch mehr oder weniger nicht mehr ankomme“, wenn man 
n ; er trat fünf bis dreißig Minuten nach der Injektion auf, | ohnedies. auf keinen Fall gegenwärtig für eine ausreichende Ernährung 
in pi | Nocht: Über.die Therapie der Malaria. Die Chinintherapie hat | der breiten Volksmasse sorgen könne Ä 
oudn | mit folgenden Tatsachen zu rechnen: Es gelingt fast nie, eine Malaria- | . Bondi und Volk: Über Vereinfachung der Lipa sebestinmung 
mil. „| Infektion durch eine einmalige Chininkur-so zu beeinflussen, daß keine.| im Duodenalinhalt. Von dem mit der Duodenalsonde gewonnenen 
eh lm (> Rückfälle mehr: auftreten, auch nicht mit den größten Dosen. Am | Duodenalinhalt wird 1 ccm mit 1 ecm Olivenöl .in einem Erlenmeyer- 
somo i i  empfindlichsten sind die jüngsten ungeschlechtlichen Parasitenfọrmen, | Kolben von 150 bis 200 cem zirka eine Minute lang geschüttelt und 
st | am widerstandsfähigsten die Gameten, die durch Chinin kaum beein- | dann im Thermostaten oder bei Zimmertemperatur ein'bis:seċhs Stunden 
le wit, fußt werden. Bei längerem ununterbrochenen Chiningebrauch zeigt digeriert. Nach Abschluß der Digestion werden 6 cem Alkohol und 
/ sich eine Abstumpfung der Malariawirkung des Chinins. Um dies zu einige Tropfen Phenolphthaleinlösung zugesetzt; dann wird mit 1/, Lauge ~ 
. titriert. NER we. .. R | 
Kritik der Salvarsantodesfälle. Ein Teil der: ` 


vermeiden, muß die Nachbehandlung in Pausen durchgeführt werden, 
und zwar im ganzen nicht länger als sechs bis acht Wochen, denn 
Rezidive bleiben auch dann nicht aus, sind aber leichter bei den 
Kranken zu beeinflussen, bei denen sie in der chininfreien Zeit aus- 
‚brechen. Salvarsan kann versucht werden; in frischen Fällen empfiehlt 
'sich Kombination. mit Chinin. Von Provokationskuren möchte Ver- 
‚fasser abraten, da es zweifelhaft ist, ob man auf diese Weise die Rück- 
l 2. 


‚‚fallsperiode abkürzen kann. 


Wiener klinische Wochenschrift 1919, Nr. 5 bis 8. 
Nr.5 Meller: Über sympathische Ophthalmie. Die eigentliche 
„Krankheitsursache, die zu den pathologisch-anatomischea Veränderungen 
bei Sympathischer Ophthalmie in beiden Augen führt, ist eine endo- 
gene; bei den gewöhnlichen Fällen von Verletzungen bereiten diese ' 
‚Dur den Boden vor und rufen eine solche. Umstimmung der Uvea her- 
var, daß die Krankheitsursache, die vielleicht schon lange vorhanden ` 
„war, oder erst nach Jahren. auf anderem Wege in den Körper gelangt, 
Pen Gelegenheit findet, die typischen Veränderungen hervorzubringen. 
Welcher Art die endogene Noxe ist, läßt sich noch nicht mit Sicher- 
heit sagen; ein Zusammenhang mit Tuberkulose ist möglich. _ 
i Mayer: Zur Behandlung der eitrigen Perichondritis der Kehl- 
ae Knorpel. Es geht nicht an, für alle Fälle von eitriger Perichon- 
Iris die Laryngofissur nach ‚vorgeschickter Tracheotomie als Uni- 
mpfehlen; ein Teil der Fälle heilt auf konserva- 


verfahren zu e 
tiv š = 
on Behandlung, ein anderer kann durch Incision von außen ohne 


ung des Larynx behandelt‘ werden, bei anderen Fällen ist die 
a a und nur bei einem kleinen Teil die Thyreotomie indi- 
kale Y agegen ist bei Kombination mit Larynxphlegmone das radi- 
en Ea e angezeigt, da es weniger gefährlich ist, als wenn man 
SPnservativ verfährt, | 
| RER: Olzknecht: Das Überschen von Röntgenbefunden des Öso- 
fahren und seine Vermeidung. Nach spezieller Schilderung eines Ver- 
Ä I Erhebung von Befünden vom Ösophagus am Röntgensebirm 
volsin, asser die Forderung auf, in jedem internistischen Fall einen 
führlich gen Tontgenologischen Status zu erheben und gibt ein. aus- 
etes Schema für Aufzeichnung des internen Röntgenbefundes an. 
Interstoisser: Beitrag zur Kasuistik der Harnröhrensteine. 


der divertikulösen Ausstülpung der Pars pendula der Urethra 
phosphorsaurem Kalk 


Aus 
wur 2 

na Operativ nacheinander vier Steine von 
le i Das Gewicht des größten betrug 27 g. 
Bacillus jan Zum Gebrauche. des Alkohol-Fleckfieber-Diagnosticums mit 
yp% exanthematici- Weil-Felix und zur Erklärung der Reaktion. 


\ 


sind. Für die exogen bedingte Neigung zu photodynamischen Er- 
krankungen bieten die Pellagra und in der Tierpathologie die Buch- 


i 


295 


aai l ` ` . . a i PE n a i a ee a . 2 5 F 
28. März. 1919 —"MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12. 
u. BE A u E as sop | z5 ME 
die Lichtschädigungen, die auf eine bestehende Sensibilisierung des | Das im ‘Serotherapeutischen Institut in Wien hergestellte Diagnosticum 
Organismus, sei es exogener oder endogener.Natur, zurückzuführen.| ist für Normalagglutination. 1:25 bis 1:50 weniger empfivdlich als der 
| lebende Stamm, dagegen erhöht der Alkohol die Empfindlichkeit für 


die Stämme speecifisch agglutinierende Fleckfieberagglutinine. ` Ver- 
t fasser halter es. für erwiesen, daß die X-Stämme die Erreger des Fleck- 
‚fiebers sind. Es ist keine Tatsache bekannt, ‚die im Widerspruch zu 
dieser. Annahme stehen würde, | | 


` 


In der systematisch durchgeführten konzentrierten ‘Ernährung bei Kin- 
dern besitzen wir in vielen Fällen einen therapeutischen. Faktor, der 
.| geeignet erscheint, nebst vielen anderen Erkrankungen, z.:B. Pleuritis, 
flussen. Die Durchführung einer derartigen Kur muß durchaus syste- 
matisch sein und insbesondere auch auf den Wassergehalt der festen 
Nahrungsmittel, unter genauer Beachtung 'des durch Oxydation ent- 


stehenden Wassers, Rücksicht nehmen. | Aai 
e Stickstoffausscheidung 


Skutezky: Zur 
'Salvarsanintoxikationen hängt möglicherweise mit der Injektion des 


-oxydierten Präparats zusammen. ' Die Oxydation entsteht durch `Luft- 
zutritt und kennzeichnet sich durch einen Stich der Färbe ins Rötliche. 
Es sollte vor jeder Injektion aufs genaueste die Farbe betrachtet 
werden und geprüft ‘werden, ob die Phiole auch, nur den kleinsten 


Sprung aufweist. Ä j 
= Guth: Beobachtung ‘bei 1300 Fällen epidemischer Grippe.. Ein 
Einfluß der Ernährungsverhältnisse auf die Ausbreitung der Epidemie 


zeigte sich im allgemeinen nicht. Therapeutisch hat sich hervorragend 
das von Schütze und Franke empfohlene Digitalis-Salicyl-Anti- 


pyringemenge bewährt. 

Nr. 7. Jonas (Wien): Über die Druckpunkte des Ulcus ventri- 
culi und duodeni und ihre Objektivierung ‚durch die erhöhte Contractilität 
.der Muskulafur; Latenz und Akuität des Geschwürs. Die Druckpunkte 
des Ulcus ventrieuli und duodeni entstammen einer Perigastritis, be- 
ziehungsweise Periduodenitis leichtesten Grades; den. höheren Graden 
peritonealer Reizung entspricht eine erhöhte Contractilität der Muskeln, 
die sich .in der auf Stoß erfolgenden Contraction des Rectus (Stoß- 
reaktion) und in der vermehrten Rectusspannung kundgibt. Diese kann 
‘als Objektivierung einer druckschmerzhaften .Zone im Sinne eines -da- 


selbst in der Tiefe ablaufenden peritonealen Reizungsprozesses gelten. 


‘Die Stoßreaktion ist nur dann im Sinne einer Objektivierung des 
Druckpunktes zu verwerten, wenn 'sie hier am deutlichsten ist und 
auf der Gegenseite völlkommen oder fast. vollkommen fehlt. Die sub- 
jektive und objektive Druckempfindlichkeit einer Stelle des radiologischen 
Magenfüllungsbildes stellt ein schwerwiegendes Verdachtsmoment für 
ein daselbst sitzendes Ulcus dar. Die vermehrte Rectusspannung und 
die Stoßreaktion sprechen als Zeichen akuter Perigastritis für die Akuität 


des zugrunde liegenden Ulcus. nz 
Glaeßner: Über Ergofismus nach Genuß 'von secalehaltigenr 


Mehl. Nach Secalevergiftung traten in einem Falle ‚charakteristische 
Symptome der Tetanie auf, typische Krämpfe, Trousseauscher 
Phänomenkomplex, während das Chvosteksche Phänomen fehlte. 
Die Erscheinungen lassen sich als durch Secale hervorgerufene funk- 


tionelle Störung der Epithelkörperchen auffassen. _ 
Peller: Offizielle Abortusstatistik und klinische Kontrollergebnisse. 


In Wien endeten’in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts rund 17%, 
in den letzten Friedensjahren rund 23% aller Schwangerschaften mit 
Abortus. In den Jahresberichten der Stadt Wien ist nur zirka ein Viertel 
aller Aborte ausgewiesen. Die Zahl der in den öffentlichen Spitälern be- 


. 


Nr.6. ‚Nobel: Über den "Wasserstoffwechsel im Kindesalter. 
.I.;Über rationelle Anwendung. der konzentrierten Nahrung bei Kindern. ı 


auch Krankheitszustände wie. Enuresis nocturna günstig zu beein- 


17 
GER I 


en 


. — 
An men à 
> Pa M tA: - gi * 

- -ag - 


BT 


- 
.- na 


ar t nt y- $ 
SD aa er Re -Sa 
Eee RUN Sr De aoe b 
=- E E ; n 
A oa PA EA ER zitte 
5 Q 58 Fa Fe 


wein 
Oa a 


ESTER 
ve har Fr - 
IE DE rn. y 
Daae A R 


-wrn -. 


ww“ 
ae a en 
TN- SE S T 


ent o $ Co ve o, 


Jar 


en $i 
Immer 


— 
— 


EG TEEN 2. 
Te TAT Dr ws 


aTa a 


-1 


3 7 -. 
Ar E A el 
Dr, rm nn A 
2 Ex EB 


wer je. Da 


u In See am IT am et a 


sa tert fie rt 


“em m Der 


mn nn o 


Naar”. 


ph - -- . [ n = 7 ” 
. i F ooo e, Du: Bi n = 
A I a ee ee ar nee 
nn Fa EEE = ne An 


engine a — 


Am 


296 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12%. 


93. März. 


ee nı>>>+=»> => nn r 


handelten Fehlgeburten ist ‚größer als die Gesamtsumme der in den 
Stadtberichten enthaltenen Aborte. 

Franz (Wien): Zur operativen Behandlung der Harninconfinenz 
beim Weibe. Bericht über zwei Fälle, bei denen die Harnincontinenz, 
die auf einer anatomischen Läsion des Blasenschließmuskels berubte, 
durch eine Muskelplastik aus dem Levator ani geheilt wurde. Die 
Wirksamkeit der Plastik besteht darin, daß die hinter den Blasenhals 
genähten Levatorbündel denselben heben und zu einem queren Spalt 
verengern. Die Plastik vermag eine neuerliche Überdebnung oder 
Zerreißung der Sphincterfaser zu verhüten und durch die Zwischen- 
schaltung von Muskelgewebe eine abermalige Zugwirkung neugebildeter 
Narben zu verbindern. 


Havlicek (Prag): Vorläufige Mitteilung über eine einfache Vor- 


_ richtung zur Vereinigung von Blutgefäßen, Harnleitern usw. Verfasser 


‚hät Gefäßmuffen aus Magnesium konstruiert, die eine schnelle und zu- 
verlässige Vereinigung der Gefäßenden gestatten. Die Anlegung ist 
einfach, die sich berührenden Innenseiten der Gefäße sind hinreichend 
groß; es kommt zu keiner Verengerung der Kommunikationsstelle. 


Nr.8. F. Hamburger: Die praktische Bedeutung der negativen 
Tuberkulinreaktion. Die größte praktische Bedeutung der Tuberkulin- 
reaktion liegt in ihrem negativen Ausfall. Die positive Reaktion be- 
weist nur, daß das betreffende Individuum tuberkulös infiziert ist, läßt 
aber keine Schlüsse auf die tuberkulöse Natur irgendeiner vorliegenden 
Krankheit zu. Der negative Ausfall hingegen läßt die Tuberkulose- 
diagnose ausschließen, unter der Voraussetzung, daß man die Tuberkulin- 
untersuchung völlig durchführt. Die Cutanreaktion ist eine sehr un- 
empfindliche und läßt keine sicheren Schlüsse zu. Sie muß ergänzt 
werden ‚durch die einfache subcutane Reaktion. Fällt diese Reaktion, 

die auch Stichreaktion genannt wird, negativ aus, so ist mit absoluter 

Sicherheit eine Tuberkulose auszuschließen. Man macht zuerst die 
Cutanreaktion; bei negativem Ausfall wird !/ıoo mg Tuberkulin sub- 
cutan injiziert; tritt nach 48 Stunden keine Reaktion ein, dann injiziert 
man i mg Tuberkulin; bleibt der Ausfall negativ, dann liegt keine 
Tuberkulose vor. , ; 

Kollert (Wien): Uber die Entstehungsbedingungen der Feld- 
nephritis, Die eigenartigen Symptome, die die Feldnephritis von den 
anderen Glomerulonephritiden abheben, sind durch extrarenale Momente 
bedingt, die mit der im Krieg veränderten Lebensweise zusammen- 
hängen. Im Frieden erkrankte der Nephritiker meist im Anschluß an 
einen schweren Infekt, im Kriege infolge wiederholter leichter Schädi- 
gungen, wobei die für die Entwicklung des Leidens so wichtigen ersten 
Tage meist unter ungünstigen äußeren Bedingungen verbracht wurden. 
Diese Auffassung wird den Tatsachen gerecht, daß mit der längeren 
Dauer des Krieges die Zahl der Kriegsnephritiden relativ immer mehr 
zunahm, daß der Prozentsatz der Erkrankungen im Frontbereich be- 
deutend höher war als in der Etappe, daß die Infanterieregimenter 
ganz besonders betroffen waren. 

v. Hayek: Studie zur Influenzaepidemie und ihrer Beziehung 
zum Verlauf der Tuberkulose. Das Verbältnie der Influenza zur Lungen- 
tuberkulose läßt sich etwa folgendermaßen charakterisieren: Leichtere 
eirrhotische Lungenprozesse pflegen sich durch eine Influenzaerkrankung, 
die ohne allzu schwere pulmonale Komplikation abläuft, nicht zu ver- 
schlechtern. Proliferierende tuberkulöse Prozesse in der Lunge und 
Fälle vorgeschrittener stationärer Lungentuberkulose werden durch eine 
Influenzamischinfektion um so schwerer gefährdet, je schwerer die pul- 
monalen Komplikationen in Erscheinung treten. Dies wird durch die 
immunbiologischen Erwägungen verständlich gemacht, daß chronisch 
indurierende Prozesse ein Gewebe mit hoher Durchseuchungsresistenz 
nicht nur gegen Tuberkulose, sondern wahrscheinlich auch gegen andere 


Krankheitserreger darstellen, während bei proliferierenden Prozessen 


die Abwehrfunktionen von der Tuberkulose überwunden sind. 
Glaeßner: Beobachtungen bei der Grippepneumonie. Bei 500 
Grippefällen wurden 120 Pneumonien beobachtet, die in zwei Formen, 
. als foudroyante hämorrhagische Bronchopneumonie und als mitigiertere 
Form, auftraten. Der Verlauf war bei Malarikern und Ruhrkranken be- 
sonders schwer. Auffallend war die Immunität der Typhuskranken und 
‘.rekonvaleszenten gegen die Grippe. Therapeutisch haben sich bei 
schwersten Pneumonien Senfbäder und Packungen bewährt, 

Hainiß: Über .scharlachartige Exantheme bei Grippe und über 
Grippecroup. Die Unterscheidung von Scharlach- und Grippeexanthem 
bedarf häufig der Zuhilfenahme der Blutdruckbestimmung und der 
Schultz-Charltonschen Scharlachserumreaktion. In der ersten Zeit der 
Grippe ist der Blutdruck bei Kindern bedeutend erhöht, was bei Schar- 
lach nicht der Fall ist. Sechs Fälle lehrten, daß es einen Grippecroup 
gibt, der zur Verwechslung mit Diphtheriecroup Veranlassung geben 
kann. G Z 


Korrespondenzblatt für Schweizer Ärzte 1919, Nr. 3 bis 6. 

Nr. 3. Wegelin (Bern): Pathologisch-anatomische Erfahrungen 
bei der Grippeepidemie von 1918. Abgesehen von den Lungenverände- 
rungen ergibt sich für viele Fälle das Bild einer schweren Sepsis. 
Gelegentlich scheint die Intoxikation für den schlimmen Ausgang allein 
verantwortlich zu sein, denn der Lungenbefund ist unter Umständen s0 
gering, daß er als Todesursache durchaus nicht genügt. Bei der massen- 
haften Ansiedlung der Kokken muß man nicht nur an ihre Giftwirkung 
denken, sondern es ist auch möglich, daß sie auf Blut und Gewebe 
durch Sauerstoffentziebung schädigend wirken. Die Frage der Disposition 


als mitbestimmender Faktor für den Verlauf der Grippe ist noch nicht 


hinreichend geklärt. Unterernährung scheint keine Rolle zu spielen. 
Auch den Status thymolymphaticus macht Verfasser nach seinen Br- 
fahrungen für den tödlichen Verlauf nicht verantwortlich, ebensowenig 
die Tuberkulose. Eine größere Rolle scheinen Affektionen der Herz- 
klappen zu spielen. Es scheint, daß die durch chronische Klappen- 
veränderungen hervorgerufenen Circulationsstörungen verhängnisvoll 
wirken. Am wichtigsten erscheint die bei Massenerkrankungen rasch 
eintretende Steigerung der Virulenz der sekundären Infektionserreger, 


| vor allem der Streptokokken. 


Askanazy und Nakata: Die Stadien der Sublimatniere beim 
Menschen. Das erste wird als rotes Initialstadium bezeichnet und er- 
streckt sich auf die ersten 24 Stunden nach Einverleibung des Giftes; 
es folgt das Stadium der grauweißen Sublimatniere. das gewöhnlich 
angetroffen wird, wenn der Selbstmörder stirbt. Bei Überlebenden setzt 
etwa nach einer Woche das Stadium der roten Sublimatniere im engeren 
Sinne ein, das durch Regeneration und Verkalkung charakterisiert ist. 


Nr. 4. Iselin (Basel): Tuberkulöse Brustwandabscesse und Fisteln. 
177 Fälle von tuberkulösen Brustwandabscessen, von denen 85 bestrahlt 
wurden, lehrten, daß diese Abscesse an der Brustwand zumeist eine 
Folge der Resorption von pleuritischen Exsudaten oder einer Senkung 
einer käsig-eitrigen umschriebenen Pleuritis oder Perikarditis oder einer 
Senkung von eingeschmolzenen tuberkulösen Drüsen sind, und nicht, 
wie früher fast immer angenommen wurde, die Folge einer primären 
Rippentuberkulose. Letztere Diagnose ist nur zu stellen, wenn ein 
ausgesprochener primärer Rippenherd nachgewiesen ist, der sich im 
Röntgenbild kundgibt als Spina ventosa der Rippe, als Höhle mit 
Sequester oder als ausgedehnte infiltrierende Tuberkulose. In den 
anderen Fällen ist die Rippentuberkulose fast immer sekundär. Thera- 
peutisch ergibt sich, daß hier an Stelle der operativen Therapie, der 
Rippenresektion, sehr häufig die konservative Behandlung treten kaon. 
Sie besteht in aseptischer Punktion und Entleerung, Einspritzung VOR 
Jodoform, eventuell Campherphenol, Röntgenbestrahlung verbunden mit 


allgemeiner Besonnung, in Arsen- oder Jodverabreichung, eventuell 
auch Schmierseifenkur. 


Nr. 5. Merian (Zürich): Haar- und Nagelveränderungen nach 
Grippe. Die Nagelveränderungen äußerten sich in einer Querfurchen- 
bildung, die zumeist an allen Fingernägeln, bisweilen nur an beiden 
Daumennägeln auftrat. Der Haarverlust pflegt ganz plötzlich 80 
bis 100 Tage nach der Grippe einzusetzen und große Ausdehnung ad- 
zunehmen, AÄußerlich wird die Einreibung empfohlen mit folgender 
Salbe: Sulf. praeeip. 2,0, Vanilin 0,01, Acid. boric. 0,1, Gelatina Haus- 
mann 20,0 zweimal wöchentlich. An zwei anderen Tagen zerstäubt 
man mittels eines Gebläses: Spiritus vini ab 100,0, Resorcin 1,0, Ol. 
Rizini 10,0. 
Nr. 6. 


Gehörorgan. Chenopodiumöl wirkt bei unvorsichtigem Gebrauch toxisch. 
Bei der Intoxikation ist der Hörnerv gefährdet, während die übrigen 
Hirnnerven, speziell der Sebnerv, verschont bleiben. Die Hörstöfußß 
ist auf beiden Seiten ungefähr gleichen Grades und ist als eine Er- 
krankung des inneren Ohrs charakterisiert. In schweren Fällen bleibt 
auch nach anfänglicher geringer Besserung das Gehör für immer hoch- 
gradig vermindert. Es sollte nicht mehr als die für eine Wurmkur 
erforderliche Menge, nämlich 6,0 œ für den Erwachsenen und 8,0 8 
für das Kind; verschrieben und verhütet werden, daß die ganze Meng? 
auf einmal genommen wird. 

Dubs: Über Appendicitis acuta im höheren Lebensalter. Das 
Material umfaßt 25 Fälle. Es sind zwei klinische lrscheinungsformel 
zu unterscheiden: die diffuse, nach unbestimmten Prodromen sich oo 
schnell entwickelnde Perforationsperitonitis mit schlechtem en 
und die viel häufigere abgesackte, pseudo - neoplastische lokai. X 
schränkt bleibende Form. Der Lokalbefund ist zumeist charakteristiS. > 
die allgemeinen Symptome treten auffällig zurück; in zirka 60 % der 
Fälle bestehen so gut wie vollständig normale Puls- und T emperatur 
verhältnisse; das Befinden ist wenig gestört; Erbrechen besteht selen: 
Die Therapie ist eine operative, G. 2. 


Oppikofer (Basel): Chenopodiumölvergiftung und 


a a 
.. Es hat die Eigenschaft, eite 


T 


- neurasthenischer A 


Mh. 1918, H. 12.) 


"zu reinigen und die neue Granulati 
‘sich bildenden Fleischwärzchen ‚seh 


‚ leicht erfolgen kann. -Die durch Try} 


bezeichnet werden. 

‘ Kenntnis der Dosis 
| (#-Inidazolyläthylamin 
` "Vterus wird die H 


Die Dosis betrug 1 ccm intramuskulär. (W. kl. W. 1919, Nr. 5.) ` 


‚ind Strahlungska 


N einer großen Zahl von Fällen die Schmerzen prompt nach. Als 


5 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12. 


Therapeutische Notizen. =. nn | da verordnet, wo man die Menolysinwirkung verstärken. will. (D. m. 
Se ir NE es W, 1919,.Nr.10) 0.000 E 

Über die Behandlung von Blut- und Infektionskrankheiten mit = E Eucupin-Terpentininjektionen empfiehlt Wil helm K aro (Berlin) 

Proteinkörpern berichtet Döllken (Leipzig). Er erzielte ‚stets eine ı bei urologischen Krankheiten. Der Verlauf der Go nor rhöe wird 

sehr prompte und zuverlässige styptische Wirkung von der intramus- | dadurch wesentlich abgekürzt, das Auftreten von. Komplika- 


kulären Milchinjektion. Der Erfolg -war ausgezeichnet‘ bei Purpura, 
rasch bei Weilscher Krankheit,. deutlich und sicher in frischen Fällen 
‘von Dysenterie. Ebenso wichtig als- die styptische Wirkung ist der 
Einfluß der Proteinkörper auf bestimmte, von der Infektionskrankheit 
befallene Organe. (B. kl. W. 1919, Nr.10) nn ee 
der Behandlung schwerer 


Hosenberg (Aidenbach) versuchte bei 
Grippefälle mit gutem Erfolg Streptokokkenserum (Merck und Höchst) 


subeutan und intravenös. - Die Behandlung soll‘ möglichst zeitig be- 
gonnen werden. (B. kl. W. 1919, Nr. 10.) - -© Reckzeh. 


plikationen (Epididymitis, Cowperitis usw.) kommt es-in kürzester Zeit 
Harnwege, wie hochgradiger Cystitis der Prostatiker (inoperable Fälle 


Cystitis) sowie auch bei Enuresis nocturna älterer Kinder (Knaben von 
.12 bis 16 Jahren) empfiehlt sich diese Behandlung. (D. m. W. 1919, 
Nr. 10.) re De POA =- F. Bruck. 
Ka: zoom . a. mrg In o paro Ea i A A E 
oleu ner hat mit gutem Erfolge bei spanischer Grippe Thio- | g. 995, yeohle Spalte, Zeile 7 von unten. „auro-palpebralen Refere“ 
ne i ne an 1018: i ) DIE La NE ang) Ver- | Zeile 32 von unten „die“ Haut; S: 272, rechte Spalte, Zeile 4 von 
In einem Falle von Dysenterie führte, wie Zlocisti aus dem | ten „intravaskulären“, „Zeile 26 von unten „zurückzuführen“, Zeile 30 
Roten-Kreuz-Lazarett Konstantinopel berichtet, eine sich in den üb- von unten „Kehlkopfbildes”. | | 
lichen Grenzen haltende. Bolustherapie (an vier 'aufeinanderfolgenden | 2 N en 
Tagen je 200 g) zu einer lange anhaltenden, äußerst schmerzhaften | | .. Bücherbesprechungen. - 
Obstipation, die erst nach ‚17 Tagen sich durch die rectale Entleerung |- Be ER | SUR IHRER ERS 
eines 600 g schweren cylindrischen 6 cm -dicken Bolussteines hob, | Karl Eskuchen, Die Lumbalpunktion. Mit 21 Abbildungen und 
(Ther. Mh. 1918, H. 12.) > Pringsheim (Breslau). | 2 farbigen Tafeln. Berlin - Wien 1919, Urban & Schwarzenberg. 
Arnoldi (Berlin) berichtet über die therapeutische Verwendung | 188 Seiten: Brosch. M 8,—, geb. M 10,—. BE. 
von Atropin. Er wandte das Mittel mit Erfolg bei Lungenkrankheiten |  . Wenn etwas dazu beitragen kann,. daß die Lumbalpunktion mit 
an mit spastischen Erscheinungen an ‘der Bronchialmuskulatur, bei | Iıren großen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten zum 
Nierenaffektionen (spastische Zustände in den’ Glomerulis), Magen-, | Femeingut der Ärzte wird, so ist es ein Werk wie das vorliegende. — 
Darm- und Gallenblasenerkrankungen. (B. kl. W. 1919, Nr- 10.) | Nach einer. ausführlichen Besprechung aller technischen: Einzelheiten 
| > Reckzeh. 


( 


recht respektable Menge dessen zusammen, was zahllose, `bisher an 
vielen Stellen der Literatur verstreut niedergelegte Untersuchungen und 


Hinsichtlich seiner hypnotischen Wirkung steht, wie Tiling 
Beobachtungen über Zusammensetzung und Reaktionen des Liquors ge- 


an dem großen Material der Psychiatrischen Universitätsklinik Jena 
nachweist, Nirvano! etwa zwischen Veronal und Medinal; bei leichter 
grypnie genügen 0,25 bis 0,3 g, bei Psychosen 0,5 
bis 1,0 g; bei schweren Erregungszuständen kann bis zweimal täglich 
1,0 g gegeben ‘werden, allerdings tritt bei Dosen über 1,5 g ein koma- 
‚töser Zustand ein. Unangenehme Nebenwirkungen sind selten. (Ther. 
Ä ' Pringsheim (Breslau). 
Trypaflavin gebraucht M ü n z e 1 (Fechenheim) in der chirurgischen 


Praxis. Hier kann es jedes bisher gebräuchliche Antisepticum ersetzen.. 
rnde, mit schmierigen nekrotischen Gewebs- 


n; Höhlen und Fisteln schnell und sicher 
onsbildung stark anzuregen. Die 
en sehr frisch aus und sind von 

fester Beschaffenheit, sodaß die Überhäutung von den Wüundrändern 
yaflavinlösung oder durch den gold- 
gelben Eiter entstandenen gelben Wäscheflecken verlieren sich erst 
nach mehrmaligem "Waschen. (D. m. W, 1919, Nr. 10) F. Bruck. ` 
Mit Tenosin hat Hohenbichler in der Geburtshilfe. gute 

gen gemacht.- Es kann als ein vollwertiger Ersatz des Secale 
Ein Vorteil des Präparats liegt in der genauen 
und der Wirkungsweise seiner Komponenten 
und p-Oxyphenyläthylamin). Beim schwangeren 
äufigkeit und Stärke der Wehen im positiven ‚Sinne 
Die dritte Geburtsperiode scheint sich unter der Wirkung . 
s rascher und mit geringerem Blutverlust abzuwickeln. 


Lumbalpunktion sind gesonderte Kapitel gewidmet. Eigene langjährige 
Erfahrungen wurden hier vom Verfasser - zugrunde gelegt und haben 
zu einer wirklich kritischen Würdigung aller vorhandenen,. zum 
Teil noch umstrittenen’ Fragen ‘geführt. So spiegelt das Werk den 
heutigen Stand der Lehre von der Lumbal l | 

klar und getreu wider. Hans Meyer (Berlin-Oberschöneweide). 
Max Berg, Allgemeine Grundlagen der Krankenpflege. 


Berlin 1918, Aug. Hirschwald. 248 Seiten. M 9,60. : 
Es ist ein gutes Buch, das hier weiteren Kreisen übergeben wird ; 


1 


-fetzen bedeckte Wundfläche 


haben. Er wendet: sich nicht nur an Berufs- und Laienpfleger und 
-pflegerinnen, sondern auch an Ärzte und Studierende. Ich: möchte das 
| Buch den Verwaltungsbehörden der Krankenhäuser gleichfalls ans Herz 
legen; denn es enthält einen Abschnitt (IX), der sich mit der beruf- 
Srfahrun lichen und sozialen Entwicklung der‘ weiblichen ‚Krankenpflege be- 

schäftigt. Berg hat über diese Themata mehrfach gearbeitet, Die 
erleuchtet hell die ungemein wichtigen Fragen in ihrer großen Be- 
deutung und wird zweifellos lebhaftestem Interesse begegnen müssen. 
Das Buch ist mit viel Liebe und Sorgfalt verfaßt, seine Ausdrucksweise 
ist anregend, die Sprache flüssig. Es atmet den Geist, der in den 


letzten Textworten ausgesprochen wird: wer anderen hilft, verhilft sich 


beeinflußt. 
Fritz Fleis cher. 


des Tenosin 
‚selbst zum Glück.. - 7 


Kaufmann, Krieg, Geschlechtskrankheiten und Arbeiter- 


ber ein neues Eierstockpräparat, Eisen - Ovoglandol, berichtet 
versicherung.. 62 Seiten. Berlin 1916, Franz Vahlen. M 2,—. 


L abhardt. Die Tabletten zu 0,5 g enthalten an Ovarialsubstanz so 
viel, als 1 g der frischen Drüse entspricht. Der Gehalt an Eisen 
beträgt 4 mg; es ist darin als ein Eisensalz eines Acidalbumins ent- 
halten. Die Anwendung ist oral, subcutan ‘und intravenös, letzteres 
“u wirksamsten. Die. Indikation zur therapeutischen: Verwendung ist 
namentlich unter zwei Umständen- gegeben, beim sicheren Ausfall der 
Ovarialfunktion, wie er sich im Klimakterium und bei der Operations- 
stration präsentiert und bei der Amenorrhöe, falls sie 
Hypofunktion der Ovarien einhergeht. Das Präparat gab in 


besser wie vieles andere, was heute gesprochen und geschrieben wird, 
dazu berufen ist, veraltete, falsche Anschauungen zu vernichten. Jeder, 
' dem heute die Wohlfahrt unseres Volkes am Herzen liegt, kann seinen 
Inhalt nur begrüßen, und wird das, was er daraus lernt, verwerten 
können. Das schamhafte Augenschließen vor dem notwendigen Kampfe 
gegen die Geschlechtskrankheiten muß endlich einmal aufhören und 
besonders in der jetzigen Zeit, wo es darauf ankommt, einen kräftigen 


mit einer 

ns Fällen gute Erfolge; die Medikation ist naturgemäß eine lang- 

‚„auernde. (Schweiz. Korr.. Bl. 1919, Nr. 7.) G. Z. und gesunden Nachwuchs heranzuziehen. - | 
'Allen, welchen Standes und Geschlechtes sie sind, müßte dieses 


Buch zugänglich gemacht werden, denn es bedeutet einen wertvollen 
Beitrag zur Erziehung des Menschen, der die Welt so sehen soll, wie sie ist. 
| Manchem wird beim Lesen wohl auch eine andere Ansicht über 
“den so geschmähten Militarismus aufdämmern, ‘wenn er sieht, wie 
gerade durch die Leistungen der Militärsanitätsbehörde die ersten Er- 
folge erzielt sind im Kampfe gegen die Geschlechtskrankheiten, die ` 
zusammen mit Tuberkulose und Alkoholismus die drei schwersten Seuchen 
die am Marke des Volkes zebren. A. Dreist (Hannover). 


Pas Yohimbin (Spiegel); für gynäkologische Verordnung als 
„Menolysin® in den Handel gebracht, empfiehlt E. Gleinert 
(Ratibor) zur Behandlung der dysmenorrhoischen Beschwerden. Es ist 
aber Dicht specifisch für bestimmte Formen der Dysmenorrhöe. Gibt 
wan beim Eintritt der Menstruation oder der Beschwerden und wäh- 
rend der Dauer dieser täglich zwei- bis dreimal eine Tablette, so lassen 


Henoly Sin. composit. kommt eine Kombination mit 0,08 Co- 
ĉluum phosphor, in Tablettenform in den Handel. Sie wird | darstellen, 


z a a . Ze a p 
4 Baer « , - N 5 j 
. 4 - . d u 5 . . vi ae . 2 b 4 A 

Tar F ` Ri si ., e - A u 
s Be v- š $ 3. <€ 2 Br y A a 
i 5 p ` = . Pe: be ar, ` 5 i Bi er y 

À f x o F N Aare t E a: D ? 2 - ae . Z 3 
- $ \ (i i ER i 5 E Dp 
2 3 ı . ; + e E 
5 x ` 
` A ; 

” u 297 

` . 


tionen scheint verhütet zu werden: Bei-bestehenden Kom- 
zur Rückbildung. Auch bei niiehtgonorrhoischen Erkrankungen der 


von 'Prostatahypertrophie mit chronischer inkompletter Retention und 


für die Punktion selbst stellt-Eskuchen kritisch 'die ‚schon jetzt 


lehrt haben. Der specifischen Diagnostik bei sämtlichen in Betracht ' 
kommenden Krankheiten und der therapeutischen Verwendung der‘ , 


punktion und der Liquorforschung \ 


sein Inhalt‘ bietet ‚Lehrstoff für alle, die mit Krankenpflege zu tun 


hier erfolgte Zusammenfassung und Erweiterung seiner Ausführungen 


Viele Worte würden den Wert dieses Buches hexabsetzen, das 


MEE 


TL 


RT 


dr n 
> as AA A 
EN Tea Fike! 


vun 


põ 


é 


Dee. 
u 
5 


T 
- ti» 
a Fe 


[a 
—m— nn 
Vi 


ir - 
w 


AER y 


AT a 
ikanni 
Een 


Span 


a 
= 


ER Er 


5 
` 
Pezaten 


nn mu * 
ug 


ei" 
a u 


>> 


- 


ua 


w] 
Goana 
duca a 


Wa 


Mim 


wt 
a ee 


Á 


In 


"r Ly 
Sege 
i Eg 


Tiraera 


- 


mn dem 
no Sa w, 
~ 


TTR 
ER F 
um. nn =. a 


In 
einen 


I a 
Hsc A 
HR Teama e DE EA ER 


sr > 


RL N: 


298 | | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12. 


’Kausch hat mit der von ihm angewendeten Fadenmethode einen 


- Vereins- und Auswärtige Berichte. 


F Sitzung vom 7. Februar 1919. 
Berlin. Colden: Krankenvorstellung: Keratitis neuroparalytica, her- 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 26. Februar 1919. . vorgerufen durch direkte Verletzung des ersten Trigeminusastes, wobei die 
Vor der Tagesordnung. Kausch stellte eine Kranke mit Tränensekretion ungestört erhalten ist. 

Speicheldrüsenfistel vor. Es handelte sich um eine 29 jährige Dame, Über Chromatvergiftung. 

die mit vier Jahren auf die linke Gesichtshälfte gefallen war. Danach Urban: „Hautveränderungen“. Nachdem sich seit Jahren im 
war diese Gesichtshälfte im Wachstum zurückgeblieben. ‚Im Jahre 1917 hiesigen Allerheiligenhospital die Krätzebehandlung mit Schwefelsalbe 
wurden zum Ausgleich der Gesichtsdifferenz Paraffininjektionen gemacht. | „hne Nebenwirkun gen vollzogen hatte, traten nach Anwendung einer 
Das Paraffin eiterte heraus, es bildeten sich vier Speicheldrüsenfisteln. | am 9. Januar aus einer hiesigen Apotheke bezogenen Salbe Krank- 
heitserscheinungen auf, die eine Vergiftung annehmen lassen mußten. 
Die Untersuchung ergab, daß die Salbe ‘durch eine verbängnisvolle 
Verwechslung eine große Menge monochromsaures Kali enthielt. Die 
Hauterscheinungen bestanden in pockenähnlichen Efflorescenzen und 


wesentlichen Erfolg erzielt, der zur völligen Heilung der Kranken 
führen dürfte. l 

Heimann stellt einen Kranken vor, der nach Granatsplitter- 
verletzung eine Speicheldrüsenfistel davongetragen hatte. Auch er 
‘wendet die Fadenmethode an. 


Tagesordnung. Fortsetzung der Aussprache über den 
Vortrag Lessers: Fortschritte in der Serodiagnostik der Syphilis. 

Piorkowski: Durch dieKomplementablenkungsmethode werden, 
wie man jetzt weiß, nicht die Antikörper nachgewiesen, sondern es. 
handelt sich um Globulinveränderungen. Auch der physikalische Zustand 
des Serums ist in Betracht zu ziehen, namentlich ist die Alkalescenz 
von Bedeutung. Bei der Ausführung der Wassermannschen 
Reaktion müssen alle Vorsichtsmaßregeln beobachtet werden. -Die 
Kriegsverhältnisse machen bei Ausführung dieser Reaktion Schwierig- 
keiten. Hierzu ist auch das Festhalten der Temperatur im Thermostaten 
zu rechnen. Eine ganz kleine Spiritusflamme ermöglicht eine gleich- 
mäßige Wärme. Meinickes und Sachs-Georgis Reaktionen 
sind geeignet, die Wassermannsche Reaktion zu ergänzen. 

Schütz: Die Rotzkrankheit der Pferde wird ebenfalls mit 
serologischen Methoden nachgewiesen. Mit Koch zusammen hat er 

1901 zunächst an Agglutinationsmethoden gearbeitet. Diese haben aber 
versagt. Später hat er im eigenen Institut die Komplementablenkung 
versucht. Das Verfahren bedarf gegenüber der bei der Syphilis an- 
gewendeten Methode einer besonderen Änderung. Es gibt eine ganze 
Reihe von Pferden, die auch normal die Komplementablenkung zeigen. 
Besonders das Serum von Esein und Maultieren zeigt das. Bei diesen 
Spielarten ist daher der Nachweis von Rotz sehr schwierig. Bei Pferden 
gelingt es, mit genügender Sicherheit Rotz nachzuweisen. In Berlin, 
Bromberg und Münster sind hierfür besondere Stellen eingerichtet 
worden, an welche alle Tierärzte das Blutserum hinschicken mußten 
Die dort wirkenden Kräfte sind erprobt. Es wird mit ausgezeichneten 
Mitteln gearbeitet. Die Zahl der Fehlergebnisse beträgt nur 0,6 %. 
Demzufolge war, als der Krieg begann, unter unseren Pferden und 
besonders unter den Armeepferden kein Rotz vorhanden. Kaum war 
das Heer in Rußland, Belgien und Frankreich, so trat Rotz in er- 
schreckender Weise auf. Man darf behaupten, daß, wenn man die 
Methode zur Tilgung der Rotzkrankheit nicht gekannt ‚hätte, die Erfolge 
unserer Heere kaum möglich gewesen wären, Es ist uns gelungen, die 
Rotzkrankheit in Belgien, Polen und in den besetzten Teilen Frankreichs 
auszutilgen. 

Saalfeld begrüßt das Versprechen v. Wassermanns, 
gute Reagentien zu beschaffen. Er empfiehlt, eine Centralstelle für die 
Ausführung der Wassermannschen Reaktion zu schaffen, wovon er 
eine Besserung der Ergebnisse erhofft, 

Kurt Maier hat in der bakteriologischen Abteilung des 
Virchow-Krankenhauses die Methode von Sachs-Georgi unter- 
sucht. Sie ist etwas weniger empfindlich, als die Komplementablenkung. 
Für die Praxis hält er sie für recht brauchbar. Ihre Nachteile sieht 
er einmal darin, daß das Ergebnis erst nach 24 Stunden zu erhalten 
ist, sodann in der großen Abhängigkeit von der Art der Verdünnung 
der Extrakte. Keinesfalls ist Sachs- Georgi imstande, die Wasser- ` 
mannsche Reaktion zu ersetzen. 

Lesser: Schlußwort. Fritz Fleischer. 


nm. 


Eiweiß und Fieber konstatiert werden. 

Forschbach: „Klinisches“. Eine ganze Anzahl der Fälle 
ist nur leicht oder gar nicht erkrankt, andere sind nach schwerer 
Erkrankung wieder genesen. Im Vordergrund der letzteren steht die 
Harnvergiftung, ausgeprägt durch Harnstauung mit wenig Eiweiß und 
geringfügigem mikroskopischen Befund. Die Atmung ist tief, der Puls 
schlecht, der Blutdruck meist normal, die Milz vielfach geschwollen, 
es kommt zu fibrillären Zuckungen. Ein Teil der Kranken ist während 
der Oligurie gestorben, bei einem anderen ging diese allmählich in 
große Mengen über, aber auch da kamen Patienten noch zu Tode. Es 
ergaben sich dann immer noch hohe Reststickstoffzahlen, die Niere 
scheidet Wasser nicht schnell aus, und es besteht ungenügende Kon- 
zentrationsfähigkeit (wohl durch Betroffensein der Tubuliepithelien)- 
Urobilinurie und Glykosurie fanden sich nie, Durchfälle am Beginn, 
zweimal Bluterbrechen, einmal traten vasomotorische Störungen im 
Gesicht auf. Das Blutbild zeigte eine Vermehrung der Leukocyten 
(polymorphkernige, neutrophile), Jugendformen, alle Vorstufen der 
Leukocyten, ein kernhaltiges rotes Blutkörperchen auf 150 Leukocyten 
— offenbar Reizung des Knochenmarks. 

Colden: „Augenbefunde“. Unter 8i augenärztlich untersuchten 
Patienten waren 283 leichte, 8 schwere Fälle mit 20 beziehungsweise 
4 normalen Befunden. Die Augenbefunde waren nicht sehr ausgeprägt 
und sehr flüchtig, abgesehen von einmaliger Netzhautblutung sah man 
einmal Gefäßverengerungen der Netzhaut, zweimal Blässe der Papillen. 

Hanser: „Pathologisch-anatomische Befunde“. Die variola- 
artigen Hautveränderungen, bei denen die subepitheliale Exsudation be- 
merkenswert ist, sind nicht die Todesursache. Pathologisch-anatomisch 
ist auch eine hochgradige entzündliche Affektion des Darmes bemerkens- 
wert, aber in erster Linie der Befund der Niere, deren Kapsel mit der 
Oberfläche fest verklebt ist und die schon makroskopisch Hämorrhagien 
zəigt. Die Oligurie ist bedingt durch mechanischen Verschluß der 
Harnkanälchen, die Polyurie ist ein Versuch ihn zu überwinden. Es 
tritt eine Regeneration der Epithelien wohl ein, die Funktionstüchtig- 
keit bezüglich der Konzentration liegt aber lange danieder. 

Diskussion. Pohl: Tierversuche ergaben, daß nach zwei bis 
drei Wochen eine Regeneration möglich ist. Therapeutisch kommt wie 


bei Kantharidinvergiftung eine Überschüttung mit kohlensaurem Natron 


k Frankfurt a. M. 
Arztlicher Verein; Sitzung vom 17. Februar 1919. 
Hanauer: Die ärztlich-hygienische Ausgestaltung des Frankfurter 
Wohlfahrtsamtes. Wie anderswo, so beruhte auch in Frankfurt bis zum 
Erlaß des Gesetzes über den Unterstützungswohnsitz die Armenpfleg® 
rein auf privater und kirchlicher Wohltätigkeit "und auf Stiftungen, dI® 
auch heute noch zur Ergänzung der öffentlichen Armenpflege ein inte- 
grierendes Glied sind. Seit 1870 gehört auch die Krankenfürsorge ZU 
den Aufgaben der Stadt, doch wurde den Armen schon im Mittelalter 
ärztliche Behandlung und Arzneien und Verpflegung im Armenhaus g& 
währt. Seit den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts sorgte daS 
Heiliggeisthospital für die ärztliche Behandlung der Armen, bis Im 
Jahre 1880 Armenärzte als städtische Beamte angestellt wurden. Die 
Armenarztstellen beim Heiliggeisthospital waren als Einführung in die 
Praxis sehr gesucht, trotzdem sie nicht bezahlt wurden. Da sie è T 
nur für die Behandlung von Frankfurtern bestimmt waren, SO mußte 
schon vor 1880 die Stadt bei ihrem andauernden Wachstum für die 


Breslau. 
Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. (Medizinische Sektion. 
Sitzung vom 81. Januar 1919. 
Thomalla: Wissenschaftliche Kinematographie. An der Hand 
von Demonstrationen aus den verschiedenen Gebieten wird der hohe 
Wert für Unterrichtszwecke und weite Verbreitung von Kenntnissen 


auseinandergesetzt und ein großzügiges Programm (Erfassung des 
Materials durch Arehivgründung) entwickelt. i 


Polizeisektion geschah. Das Armenamt wurde 1883 errichtet und be 
aufgaben in das Wohlfahrtsamt umgewandelt wurde. Hieran an 


$ 


in Nekrosen, bereits nach 24 Stunden konnten auf der Hautabteilung 


Behandlung der übrigen Armen sorgen, was durch eine besondere 


stand bis zum vorigen Jahre, wo es zur Übernahme weiterer Fürsorge 


14 CR te | 
-pru E P ae ıyIy8d hi ` a BE Dr $ R 
——— Tr 7 TS Ea bat oa AND Te rg ERS i E SA ; 5 
ENT, oe AR z ag .. a SE š Q. er, 
enmana VON) TT TTET OT BE a EES ER eat : PER EN a ee re Ra 
a aai: g e Ear p ’ i Pa A . Say i i r A A À 3 A 2 a g i 
Ee ORE ES pe i N a sb x I: E TEA a A a T RNE N Be: en si Un. ir RE A 1,85 nl het iå wa Ca i 
$ - N , z DE er er mi a ne ABER: Du { N: : : ' x . au E Be aien BN `, Sa ; G : 

| o N O E Te Fe e aa e a a a E ee 
Pa aan A Be B zn Pa Pa nee f u 1 
í i . 7 ` = % A y . ` X 
N , í An š ; Me S 
i , ; ; si 


A5 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 1 


schließend gibt H. eine Übersicht über die Aufgaben und die Einrichtung | Geschlechtsbestimmung schon’ mit der Befruchtung vollzogen zu sein 
das Wohlfahrtsamtes (siehe Nr..22 des Jahrgangs 1918 dieser. Wochen- |. scheint, lassen die frühesten Entwicklungsstädien derzeit noch- keine 
schrift, Aufsatz von Dr. Hainebach). H. teilt zugleich mit, ‘daß ‘| Geschlechtsverschiedenheit erkennen. Das gilt insbesondere für das 
die Einführung der freien Arztwahl auch für die Armen vom Magistrat | erste Stadium, die flächenhafte Keimdrüse.(Keimplatte), die aus 
bereits beschlossen sei. | 5  Hainebach,' | einem indifferenten' Epithel mit eingelagerten, sicherlich- sehon deter- 
| '| minierten Geschlechtszellen aufgebaut wird. Aber auch noch im fol- 
genden Stadium (der Sexualstränge), in welchem durch das 
Auftreten tiefer mit: der Keimplätte zusammenhängender Epithelstränge, 
‚die gleichfälls Geschlechtszellen enthalten, eine gewisse Zweiteilung. in 
- Rinden-:und Markzone angebahnt wird, zeigen männliche ‚und weibliche 
Keimdrüse einen übereinstimmenden, wenn auch schön unterscheidbaren 
Organbau: Keim-(Rinden-)platte, Sexual-(Mark-)stränge, Rete und Uro- 
genitalverbindung.. Dann trennen sich die weiteren Wege (Stadium der 
Disparität). In der männlichen Keimdrüse_ wird die Rindenplatte 
-zu einem unscheinbaren Endothelbelag rückgebildet und alle wesent- 
lichen ‘Anteile (Samenkanälchen) gehen aus der Marksubstanz, hervor. 
In der weiblichen Keimdrüse ist es umgekehrt gerade die Rinden- 
substanz, welche. die hochwichtigen Follikelbildungen erzeugt, während 
‚die Marksubstanz bis auf bedeutungslose Reste schwindet. Die männliche 
Gonade ist distalwärts orientiert, die weibliche zur Oberfläche. ` Die- 
wesentlichen Bildungen beider Keimdrüsen sind streng genommen nicht . 
-ganz homolog; der: Follikelschicht des Ovars entspricht das Hoden- 
endothel, den Samenkanälehen die mehr minder rückgebildeten Mark- 
stränge des Ovars.'' Dieser umständliche Entwicklungsgang ist offenbar 
‘dadurch veranlaßt, daß die Keimdrüsen, besonders deutlich die ‚weib- 
‚liche, in bisexueller Form angelegt werden und erst allmählich 
. durch einseitige Förderung der dem Geschlechtsvorzeichen entsprechen- 
‘den Organkomponente und Hemmung der gegensätzlichen ihre end- 
gültige Ausgestaltung erfähren. Da die individuelle Ontogenese vom 
Anbeginn geschlechtsbestimmt und eindeutig ist, kann der regelmäßige 
bisexuelle Bauplan nur auf hermaphroditische Vergangenheit, auf phy-. 


en. armL 


Ei 
En Bias, Soe è 
Br - D - ~ . 
4 b = 
er ENTER ET . 
A ed ~ yer - ee A bi - = 
we“ = > > à -o Tee 
Wi a en We - .. E 2 Qs, p 
i$ - > ee = 
Ta a u ee Ge = = an .. 
7 Bee ee e ERNAS as 238 Par 
mi re, A an = e- x T ae 2o- 5 u 
een y Nur x == 
r 2 A . ĝi 
- ® - a- 
P 4 we . 


Königsberg i. Pr. \ p5 3 
Verein für wissenschaftliche Heilkunde. Sitzung vom 27. Januar 1919. 
Kastan: Das Krankheitsbild der Pseudosklerose. Es handelt 

sich um eine familiäre Nervenerkrankung, die mit Hyperplasie der Milz, 
Gewebsumbau der Leber, Hyperämie der Nieren, Hautblutungen, Verfärbung 

der Conjunctiven, Pigmentierung. der Descemetschen Membran und Ver- 
änderungen im Corpus striatum, Thal. opt., Linsenkern und Nucl. dentat. 
einhergeht. Es tritt dabei Lävulos-, Galaktos-, Urobilin- und Bilirubin- 
urie auf. Im Blut ist bisweilen positiv W.-R., im Liquor cerebrospinalis 
positiv Nonne beobachtet ‚worden. Sensibilitätsstörungen sind zufällig 

_ und unwesentlich. ‘Motilitätsstörungen treten dagegen sowohl in der 
Ruhe, als auch bei passiven und aktiven Bewegungen auf. In der 
Ruhe besteht mimische Starre, Speichelfluß, oft starke Contractur 
‘In den Kniegelenken; bei passiven Bewegungen . beobachtet .man 
Westphals Phänomen, bei. aktiven Bewegungen Ataxie, . Schütteln 
Tremor, Dysarthrie,. Dysphagie, Dysphasie. Bei Jängerer Dauer der 
Krankheit kommt es zu Intelligenzdefekt, Nahrungsverweigerung, Kräfte- 

= verfall, Schädigung des ‚Knochenmarks. Als primäre Ursache der Krank- 
heit wird von einigen Autoren eine Lebererkrankung, von anderen eine 

. Gehirnerkrankung, von noch anderen eine embryonale, hereditäre Er- 


krankung angenommen, le BL ef 
ar Kirschner: Uber Herzschüsse und herznahe Schüsse. Bei den 
Herzschüssen hat man zu unterscheiden zwischen die Herzwand pene- 


ee 
ur 
.. 


‚ 
t 


aE bu 
N Te E DEF 
T aa a e 
Mea a y. -— PER 
rn To 


= en ea - 
Tet Zee 
Be M hate 
ERI e a ICAR, en 
- at ER 
ae N ER 


Van 


` 


AS e AT 
Tæ 


nv 
Se 
. 


' 
$, 
Toas 
PE 
S 
R 
Te, 
= A? 
: K 
1 
1 


a 
oiei ‚trierenden und nichtpenetrierenden. Erstere sind im Ventrikel häufiger 
oot, we als im Vorhof. Die Gefahren der Herzschüsse bestehen in Verblutung, siologische Ahnenz wittrigkeit zurückgeführt: werden. Aber nur 
E .reflektorischem Herzstillstand, Eiterung und, in lebenslänglichen, be- | die bisexuelle Organ form wird vererbt, während die Geschlechtszellen 
A ; _ „stimmten Beschwerden (Herzklopfen, Stiche, Asthma cardial.),. sowie | von allem ‘Anfang an geschlechtsbestimmt und eindeutig sind, 
a! . plötzlichem Exitus. Bei der Heilung der Herzmuskelperforationswunden | männlich oder .weiblich, gleichgültig, ob sie in Rinde oder Mark seß- 
„©  „.kommtes zu Myodegeneratio, perikarditischen Verwachsungen, Abscessen, | haft werden. Wenn auch die Markstränge des embryonalen Ovars den 
we, © bindegewebig-schwartiger Heilung ohne genügende Haltbarkeit. Die | Hodenkanälchen homolog sind, die in ihnen angesiedelten Geschlechts- 
ee © Gefahren werden noch vergrößert durch Steckgeschosse im Herzmuskel, | zellen sind immer nur Eizellen und veranlassen die Entstehung der 
ui ~ da durch diese eine dauernde Schädigung bei den Bewegungen des | sonderbaren transitorischen Markfollike. Es handelt sich demnach 
J -Herzmuskels erfolgt: Daher ist in (diesen Fällen eine Entfernung des | nicht um eine funktionelle, sondern nur um formale, gestaltende, 
7 = Geschosses notwendig. Der Vortragende hat in vier Fällen einen der- | organoide Bisexualität, die unter dem Einfluß der ontogenetischen 
A artigen Eingriff mit bestem Erfolge. ausgeführt (Demonstration von | Unisexualität bald dem eindeutigen Geschlechtstypus. weicht. ‘Sehr 
a .  Röntgenbildern). In einem fünften Falle saß das Geschoß dicht unter | deutlich bleibt aber regelmäßig die zwittrige Ahnenform im Ovar des 
~ der Pleura in nächster Nähe der großen Herzgefäße. In diesem Falle | Maulwurfs erhalten, welches neben einer corticalen Follikelschicht eine 
ai - mußte von einer Entfernung des Geschosses Abstand genommen werden. | ausgedehnte, hodenähnliche Markschicht — ein Testoid — mit 
W- >.<  Benthin: Herzkrankheiten und Schwangerschaft. Bei einer | Marksträngen, Zwischenzellen und Rete dauernd bewahrt. Ein im 
"i > Herzfehlerfrequenz von 1 bis 2% beträgt die Mortalität in der Schwanger- | wesentlichen gleichartiges Bild zeigen die pathologischen Zwitterdrüsen 
id schaft 2 bis 4%. Als Ursachen für- das Zustandekommen  dekompen- | — Ovotestes—, die man gelegentlich bei Mensch und Säugetieren | 
iF satorischer Erscheinungen kommen in Frage Klappenfehler (Mitralfehler, | findet. Demzufolge sind auch diese, in Übereinstimmung mit den .Tat- 
B. besonders Mitralstenosen), akute und chronisch entzündliche. Prozesse | sachen der Entwicklungsgeschichte und vergleichenden Histologie, 
aie im Herzmuskel, schnelle Folge von Geburten, frische und rezidivierende | wahrscheinlich als eindeutige, in der Regel weibliche; aber' minder- 
i Endokarditis, Störungen. im Reizleitungssystem. Die hierdurch be- | wertige Keimdrüsen: aufzufasşen, in- denen es infolge abnormer- 
a dingten Gefahren werden noch bedeutend gesteigert durch Kombination | Insuffizienz der ontogenetischen unisexuellen Ge- 
} .  mitextrakardialen Erkrankungen (Gefäßhypoplasie, Fettleibigkeit, Kypbo- | staltungskraft zur Persistenz und Fortbildung der heterosexuellen 
< 8koliöse, Lungen- und Nierenerkrankungen). Hinsichtlich der Therapie | atavistischen Bildungen gekommen ist. Auch in diesen Fällen handelt ` 
| ergibt sich, daß beim Fehlen einer komplizierenden Erkrankung bei | es sich. um Zwitterform, nicht um Zwitterfunktion, da die 
heterosexuelle Komponente: äls rein atavistisches Organrudiment das 


ontogenetische Geschlechtsvorzeichen weder abzuändern noch selb- 
ständig eigene, ihrer Bauart entsprechende Geschlechtszellen. hervor- 
zubringen vermag. Damit fällt der grundsätzliche Unterschied zwischen 
‘'Hermaphroditismus verus und spurius. — Die Ursache der hermaphro- 
ditischen Mißbildungen kennen wir nicht. Offenbar ist die sonst scharf. 
betonte ontogenetische Unisexualität in diesen Fällen — aus unbekannten 
konstitutionellen oder konditionellen Ursachen- — unzureichend und 
unfähig, die -autosexuellen Eigenschaften -zur vollen Entfaltung zu 
bringen. und die heterosexuellen Anlagen genügend niederzuhalten. — 
Vorhandensein extrakardial' gelegener chronischer Leiden, große Fertilität | Steinach führt -den Hermaphroditismus auf eine. Mischung ge-. 
besteht oder bereits früher durch das Leiden bedingte Lebensgefahr | schlechtsverschiedener Zwischenzellen zurück und .auch andere 
aufgetreten ist, Nur in ‚dekompensierten, schwersten Fällen und bei | Autoren sprechen bereits von einem Hermaphroditismus interstitialis. 
‚Vorhandensein anderer komplizierender chronischer Erkrankungen muß -|. Diese Annahme entbehrt der zureichenden Begründung; wie die ver- 
‚von einer Heirat abgeraten werden. | ‚Sch. Ri breitete Lehre von der Glandula interstitialis (Pubertätsdrüse) im all- 
| X . _ | gemeinen. Es ist unbewiesen, daß der Geschlechtscharakter ausschließ- 
lich von den Zwischenzellen bestimmt werde, und wahrscheinlicher, 
‚| daß diese in ihrer Gesamtheit ein.specifisches, trophisches -Hilfsorgan 
| für die Keimdrüsen und die arterhaltenden Organe überhaupt darstellen. 


Herzklappenfehlern eine abwartende Haltung. beziehungsweise ein Ver- 
‘such mit innerlichen Medikamenten  anzuraten ist. Aktives Vorgehen. 
‚Ist notwendig und berechtigt bei--Dekompensation mit momentaner 
‚Lebensgefahr, bei frischen Klappenerkrankungen, bei rezidivierender 
‚Endokarditis, bei Komplikation von Herzfehlern mit chronischer Nephritis 
, nd Lungentuberkulose (nach den hierfür maßgebenden Richtlinien). — 
Eine prophylaktische Unterbrechung ist nur dann erlaubt, wenn eine 
dauernde Beobachtung-und notwendige Schonung aus äußeren Gründen 
Wmmöglich ist. Die Frage der Sterilisation ist nur dann zu bejahen, 
wenn die Erkrankung trotz aller Therapie sich nicht bessert oder das 


un 


Prag 0.0 
BEN:  - Sitzung vom 25. Oktober 1918. | 
ik A. Kohn: Bauplan der- Keimdrüsen: Der Bauplan der Keim- 
sen ist nur aus ihrer Entwicklung zü verstehen. Wiewohl die | | | 


y 


— (1. 


o n- 


300 E 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 12. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten -Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 

Im. Interesse. des für die ordnungsmäßige und erfolgreich 
Seucheńbekämpfung durchaus notwendigen Zusammenarbeitens zwischen 
militärischen und Zivilmedizinalbehörden weist das Sanitätsdepartement 
des Kriegsministeriums in einem Erlaß darauf hin, daß nach dem 
Reichsgesetz, betreffend die Bekämpfung der gemeingefähr- 
lichen Krankheiten, die Militär- und Marinebehörden im Heere 
nur für die Ausführung der Schutzmaßregeln zuständig sind, während 
zur Ermittlung der Krankheiten auch die Kreismedizinalbeamten hin- 
zuzuziehen sind. Zur Ermittlung gemeingefährlicher Krankheiten muß 
daher den Kreisärzten das: Betreten der Militärdienstgebäude gestattet 
werden. Bei übertragbaren Krankheiten im Heere liegt 
dagegen nach dem entsprechenden preußischen Gesetz sowohl die Er- 
mittlung wie die Ausführung der Schutzmaßregeln lediglich in der 


Hand der Militär- und Marinebehörden. 


Leipzig. Am 12. Februar ist eine Vereinigung der 
hiesigen Assistenzärzte gegründet worden. Einstimmig 
wurde der Anschluß dieser Vereinigung an den Leipziger Verband 
beschlossen und der Beitritt aller Mitglieder zu diesem empfohlen. 
Schließlich wurden folgende Mindestforderungen aufgestellt: 

1. Anfangsgehalt von mindestens M 1800 bei völlig freier Station 


I. Klasse einschließlich Getränke. Bei Wegfall der freien Station be- 


ziehungsweise Verpflegung beziehungsweise Wohnung Barvergütung 
en mindestens M 1800 beziehungsweise M 1200 beziehungsweise 
0. | 
Für die Zeit der Teuerung Zulage in angemessener Höhe. 
Steigerung des Bargehalts alle zwei Jabre um mindestens M 600 
bis zur fünfmaligen Steigerung als Höchstgrenze. | 
Die an anderen Krankenhäusern und Instituten verbrachte Dienst- 
zeit einschließlich Kriegszeit soll angerechnet werden. 
2. Urlaub von mindestens vier Wochen im Jahr. 
8. Ausreichende Unfall- und Haftpflichtversicherung durch die 
anstellende Behörde. | 
4. Auf die Verheiratung älterer Assistenzärzte soll Bedacht ge- 
nommen werden. Verheiratung darf keinesfalls Hindernis für die An- 
steHung sein. In geeigneten Anstalten sind Dauerstellen für Verheiratete 
vorzusehen. Verheiratete haben Anspruch auf besondere Zulagen. 
ö. Nichtdeutsche sind von Assistenzarztstellen auszuschließen, es 
i Pi auf Ausschreiben der Stellen sich keine deutschen Bewerber 


6. Nichtapprobierte Mediziner sind in Assistenzarztstellen nicht 
zu verwenden. | 

7. In der Übergangszeit sind Kriegsteilnehmer, besonders Kriegs- 
‚beschädigte bei Besetzung der Assistenzarztstellen nach Möglichkeit zu 
berücksichtigen, die Hälfte der Assistenzarztstellen in, der Regel durch 
Kriegsteilnehmer zu besetzen und hinreichend bezahlte Stellen zur 
Fortbildung von Kriegsteilnehmern zu schaffen. 

8. Eine standeswürdige Rechtsstellung der Assistenzärzte, und 
zwar nach gleichmäßigen Grundsätzen, ist zu erstreben. 

An der Hand dieser Mindestforderungen sollen die einzelnen 
Sondergruppen (städtische und Universitätsassistenten) mit entsprechen- 
den Gesuchen an ihre vorgesetzte Behörde herantreten, die Universitäts- 
assistenten — unbeschadet ihrer Zugehörigkeit zur Assistenzarzt- 
‚vereinigung — im Verband aller Universitäts assistenten. 

Vom Vorstand wurde) ergänzend die Teuerungszulage auf zur- 
zeit mindestens M 900 und die Mehrbezahlung an Krankenhäusern, 
welche nicht zugleich Universitätskliniken sind, auf mindestens M 300 
berechnet. 

Mögen die Assistenzärzte in allen deutschen Städten sich zu 
ähnlichen Vereinigungen mit Anschluß an den Leipziger Verband ver- 
einigen, wie solches z. B. in Berlin, München, Frankfurt bereits ge- 
‚schehen ist. Ein allgemeiner Assistenzarztverband im Anschluß 
an den Leipziger Verband ist geplant. 


Der diesjährige Balneologen-Kongreß fällt der Verkehrs- 
schwierigkeiten wegen aus. Die Deutsche Balneologische Gesellschaft 
hofft aber, in gewohnter Weise im nächsten Jahre ihre Tagung in 
Berlin wieder stattfinden lassen zu können. 

Die Preisaufgabe der Dr.-Heinrich-Brock-Stiftung der 
Balneologischen Gesellschaft in Berlin lautet: „Aus- 
waschung des Organismus durch Mineralwasserkuren“. Der Preis be- 
trägt 800 Mark. Die Arbeiten sind bis zum 81. Dezember 1919 an 
Herrn Geh.-Rat Prof. Dr. Brieger, Berlin N 24, Ziegelstraße 18/19, 
einzusenden,. _ > 


Zur Bekämpfung der durch das plötzliche Kriegsende und die 
überstürzt erfolgte Demobilmachung. bei den Kriegskranken- 
pflegerinnen eingetretenen Not hat das „Deutsch-öster- 
reichische Staatsamt für Volksgesundheit“ besondere 
Vorkehrungen getroffen. Die berufsmäßigen Krankenpflegerinnen und 
solehe Hilfskrankenpflegerinnen, die gewillt und geeignet sind, sich 
dem Krankenpflegeberuf dauernd zu widmen, sollen in diesem weiter- 
verwendet und hierfür entweder Zivilkrankenanstalten oder Militär- 
sanitätsanstalten zugewiesen werden. Für geeignete Hilfskranken- 
pflegerinnen werden unentgeltliche neunmonatige Ausbildungskurse 
eingerichtet, wobei die Teilnehmerinnen auch freie Station und nötigen- 
en — - 


28. März. 


falls ein Taschengeld erhalten. Unter gleich günstigen Bedingungen 


können die Pflegerinnen auch in einem einjährigen Lehrgang zu Für- 
sorgeschwestern herangebildet werden. Solche Krankenpflegerinnen, 
die für den Beruf nicht in jeder Hinsicht geeignet sind, sind durch 
Berufsberatung und Stellenvermittlung anderen Berufen zuzuführen. 
Die Wiederherstellung von durch den Kriegsdienst krank und berufs- 
unfähig gewordenen Pflegerinnen geschieht auf Staatskosten. Zur 
Sicherung der wirtschaftlichen Existenz in der Übergangszeit erhalten 
die im Militärdienst tätig gewesenen Krankenpflegerinnen eine Ent- 
schädigung im Betrage der einmonatigen oder zweimonatigen Bezüge. 
Auch bei der Rückkehr aus der Armee im Felde verlorengegangene 
Habe wird bis zum Höchstausmaße von 1 Paar Schuhen, 1 Kostüm, 


i Dienstkleid, 2 Garnituren Leibwäsche, 3 Paar Strümpfem und 
2 Schürzen ersetzt. 


Hamburg. Die Befürworter der Gründung einer Universität 


hatten anfangs einen Erfolg zu verzeichnen. Der Hochschulausschuß hatte 


beschlossen, der Bürgerschaft die Annahme des Antrages Dr. Mittel- 
stein, betreffend sofortige Gründung einer Universität. zu empfehlen. 
Man wollte möglichst noch in der bald abtretenden Bürgerschaft die 
Gründung durchsetzen. Aber in der entscheidenden Abstimmung wurde 
die Übernahme des Notgesetzes und somit das ganze Universitätsgesetz 
mit Stimmengleichheit abgelehnt. Hauptgrund für die Gegner des 
Universitätsgedankens ist die Besorgnis, daß Hamburg durch einen 
Universitätsbetrieb in seiner ureigenen Aufgabe kaufmännischer Be- 
tätigung beeinträchtigt werden könnte. Doch ist zu hoffen, das die 
Hamburger Universität kommen wird, weil in der neu gewählten ver- 
fassungsgebenden Versammlung eine Mehrheit dafür vorhanden ist. 


Berlin. Einrichtung einer Gesundheitskom- 
mission. Die Deputation für das städtische Gesundheitswesen ist 
nach Aufhebung der bisherigen Sanitätskommission zugleich die Ge- 
sundheitskommission für Berlin im Sinne des Gesetzes vom 16. Sep- 
tember 1899. Sie wird um ein Magistratsmitglied und zwei Stadt- 
verordnete vermehrt. Ein von der zuständigen Staatsbehörde bestellter 
Vertreter der Kreisärzte des Stadtbezirks Berlin nimmt an den Ver- 
handlungen der Deputation über alle zu den Aufgaben der Gesund- 
heitskommission gehörenden Angelegenheiten teil. Er kann jederzeit 
die Zusammenberufung der Deputation behufs Beratung solcher An- 
gelegenheiten verlangen. Außerdem ist zu den Verhandlungen der 
vorbezeichneten Angelegenheiten ein von dem Garnisonkommando ab- 
zuordnender Militärarzt mit beratender Stimme zuzuziehen. Hinsicht- 
lich der Zuziehung sonstiger Sachverständiger bleibt es bei der Be- 
stimmung der Geschäftsanweisung für die Gesundheitskommission vom 
13. März 1901. Die Gesundheitskommission tritt am 1. April 1919 m 
Tätigkeit. Sen 

Berlin. Infolge der Unruhen und. dadurch bedingten Ab- 
sperrungen ist auch die Krankenernährung auf das empfindlichste g9- 
stört worden. Die Unregelmäßigkeit in der Postzustellung verbinderte 
in zahlreichen Fällen, daß die Anträge auf Zuweisungen von Kranken- 
nahrungsmitteln rechtzeitig in der Centralstelle für Krankenernährung 


_ eingingen. Die Arbeiten des ärztlichen und Bureaupersonals sind teil- 


weise unmöglich ‚gemacht worden. Soweit es möglich war, ist der 
Betrieb der Centralstelle für Krankenernährung aufrechterhalten worden, 
damit wenigstens die dringendsten Anträge erledigt werden. 


Berlin. Der Bakteriologe Prof. Hans Aronson ist ge 
storben. Außer durch seine wertvollen theoretischen Arbeiten und im 
besonderen durch seine Studien zur Färbetechnik hat er sich verdient 
gemacht durch seine Bestrebungen, ein hochwertiges Streptokokkenserun 
darzustellen. Seine Bemühungen um die Schaffung der theoretischen 
und praktischen Grundlagen für die Gewinnung eines Streptokokken- 
serums haben den leider zu früh verschiedenen originellen Forscher 
auch weiteren Kreisen der Praktiker bekannt gemacht. 3 


Berlin. Geh.-Rat Prof. Zuntz, der Leiter des Physiologisehen 


Instituts der Landwirtschaftlichen Hochschule, legt am 1. April sei 
Amt nieder. 


Berlin. Zum Nachfol aber on seinem Amt zurücktretenden 
Ministerialdirektor Prof. Dr. Kir chner ist der Charlottenburgel 
Stadtrat und Leiter des Städtischen Gesundheitswesens, Geh. San. 
Prof. Dr. Ad. Gottstein, ernannt worden. 


Bonn. Prof. Kocks (Geburtshilfe), 72 Jahre alt, gestorben. 


München. Prof. Weber, Oberarzt an der Universitäts- 


Frauenklinik, wurde als Nachfolger von Prof. Stumpf zum Direktor er 
Hebammenschule ernannt. Pon 


Von dem längere Zeit vergriffen gewesenen bekannten e L 
mannschen Lehrbuch der gerichtlichen Medizin, Teie 
ständig umgearbeitet von Prof. A. Haberda (Wien), ist soeben 


zehnte Auflage, Teil], mit 127 Abbildungen, bei Urban & Schwar- 
zenberg, Berlin-Wien, erschienen. 


Hochschulnachrichten, Greifswald: Prof. Hans 


p 
Meyer (Kiel) ist als Direktor der Dermatologischen Klinik berufen 
worden. Ä 


ET 
Berichtigung. Hamburg. Der in Nr. 9, S. 228, dB 
genannte Leiter des Instituts für Geburtshilfe heißt nicht Dr. TT ° PN 


sondern Dr. Fressel. _——— 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8. 


- 


ANZ 


2 Er A E L, A ee ae ET E TE Sa en nen Al . "pG s k Ra ee L 
.. D re > ne š Re r fe i EE E 
AR nn wu a Se ee a : ie 
. $ p . A re ej eo ip ni 


E Te y TE Bet a A TA nr EYE, BAR aT en TY n 
ae a sia om a a e N Da a EN 
a eS e E E EERR # “ w a 7 wir ` 
snw en 573i UA, nt x v N ee er ur $ Y an © nn et Pr RT a Ee 2 Be ke = 
ETAS ae i Bip g ; x Be Ae e A $ J z ; . ' i : ee ` ne: i J ae n a 
r Hr è í F : grun p 5 è eriy \ ei r 2 8 a: "aTe 
f ; ERA E ; ae 3 
; p r 
; ow o > t 
= 


. aS a T 
3 = art. j 
ENT N | ` 
= So G E ent 2 


” 


Te a 


\ 


Zn: : f N E S E PR a ER 

gr. a , 3 gia r, Zn x a, Da er ; EN a aa A > A x . EA Be 
ER DR Ei a En 3 .. = í ie & E $ à c - = .. k v ha’ = 5 Be ai nt ti 
ee. E u I ee ASE er ae a x Ne En in oe sn Ü 
= ' soo ee : A ‘ i Kr \ , S E > f = u 2 ia bay L i xy J r o r l z 
TE: To XV, Jahrgang. 

f s u ` E R ._ ` 4 , ` a 

0.80. März- 1918. ^ o AV., Janlsaus. 
N 5% ya s $ A A $ ne i eu 

en SZ aa a ers Ta O ne 


a BE RB a u m = 
v P ee E Tea u $ K ; SE . i 
u K i e, ee we re j ý ii = i 
Yount en SE Ge £ Ns k . Ea s X: y ë ` ' 

> i i ... ; - EF k pnk j , 5 Br = 

` O aA (7 7 4 s To B ~ 

u.‘ Br) Re z R H 4 ` G N à : z f ` A 
er $ Pi e 
RA Z N l Pi ~. Je a . . 
S - 2 R 5 tos ER SA Ra ” 7 ~ > i -D P? ai 
b Éi . `~ . bi š 


Bedian F. 

opdegei 

1, sind dwd $ | | 

r wnd bt £ e ae o en yara a E a S E 

Ti . - Wochenschrift für praktische Ärzte 
rat Wochenschrift für praktische Arzto -= — 
n h , < redigiert von =- > re O p „Verlag von m E | 
u Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg ' || = = Urban & Schwarzenberg 

s Daie = l M Berlin a" faa E par Se LO ; 2 Berlin g 

a +» „iaBalt: Originalarbeiten : W. Keppler und Fr. Erkes, Diagnostische Irrfümer bei Mesenterialdrüsentuberkulose unter besonderer 
mité © “Berücksichtigung der Appendicitis. W. Stepp; .Über einige seltene Befunde bei Diabetes mellitus... E: Feiler, Zahnärztliche Prophylaxe. 
wf A. Hartwich, Das 'Stulpfturnen der Armamputierten mit besonderer Berücksichtigung der Rahmenübungen bei muskelplastischen Operationen. 
sh 0 W. Karo, Diagnose und ‘Therapie der Gonorrhöe. — Referatenfeil:_ W. Regen, Allgemeines und Spezielles aus dem Gebiete der chirurgischen - 
"al Tuberkulosen. — Aus den neuesten Zeitschriften. —. Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen.. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. 
ice Hf - Braunschweig. Hamburg. Leipzig. Rostock. — Rundschau: Die indische Rund- oder Rangoonbohne. Sitzung der Ärztekammer für die Provinz 
g 8 ne | 5 Brandenburg"und den Stadtkreis Berlin. — Tagesgeschichtliche, ‚Notizen. = ee e e 


Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der: Eur dieser: Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor. 3 


‚ verfahren gefordert. In der Diskussion ‚wurde ‘auch von Bier, 

Körten, Küttner, d.e-Quervain 'und Anderen auf die Ver- 
| wechslungsmöglichkeit jener Drüsenformen mit der Appendieitis.hin- 
‘gewiesen. In’ jüngster Zeit endlich hat Iselin über acht Fälle von 
Mesenterialdrüsentuberkulöse berichtet, von denen sechs .als Appen- 


zi Aus der Chirurgischen Universitätsklinik in Berlin 
p AR (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Bier). . 


pa! > Diagnostische Irrtümer bei Mesenterialdrüsentuber- 


de it . ` l ; Ta e e o , © sje ; ‚ N ; 

wi  kulose unter besonderer Berücksichtigung der | dicitis zur Operation kamen. ` are | en 

- A 5 e | App en di citis. De e | ‚Unsere eigenen Beobachtungen sind toigonde:: | u. $ 
aa | ne \ D Fall 1. A. G., Stabsarzt, früher angeblich‘. steis gesund, ef- 

PE ' -Von | krankte Patient, in der Nacht vom 22, März 1916 plötzlich mit Er- 


' brechen und Schmerzen in der lleocöcalgegend. Die Schmerzen werden 


wi: e Až \ > À EN ' 2 En | l 
i = Bea Prof. e ji g I j f Í A é © ; x 
1 eo Dr Wilhelm Kep p ler und Dr. Fritz Erkes * als besonders heftig geschildert, auch soll Schüttelfrost aufgetreten 


nöt -` Daß unter dem Symptomenbild-der Appendicitis. sich alle | Sen. Befund: Kräftig gebauter, in den Bauchdecken ziemlich fett- 
| möglichen anderen Enenkunren verbergen Können, ist eine be-. en an en en Eur nicht. auf- 
' - kamte Tatsache. Wir verweisen in dieser Beziehung auf die ver- | oei nd no: roöhene Drucken ÄncHenkae m nur ein der 
‚4. sehiedener Erkrankungen der weiblichen Genitalorgane, die extra- uns. Tomas een en) OPRIRE 
Pa Sn en 8 e gane, ( | Muskelspannung.. Temperatur 38,7, Puls 110.. BER 
Tia Uterine Gravidität, die Perforation von Magen- und Darmgeschwüren, | In Äthernarkose Eröffnung des rechten Unterbauches mit Wechssl- 
j | den Typhus abdominalis, die Nierensteinkolik und die croupöse | schnitt (Stabsarzt K eppler). Der Schnitt führt direkt auf das mit einem 
Ai Pneumonie. Angesichts der. praktischen Bedeutung dieser Frage | aüßerordentlich kurzen Mesenterium versehene Coecum; sehr "dickes, 
VE sind denn auch die einzelnen Beobachter mit ihren Erfahrungen | fettreiches Netz sowie auch sonstige außergewöhnlich starke: intra- 
H we hervorgetreten und haben den Versuch gemacht, durch epikritische | Peritoneale Fettansammlungen. Im Mesenterium: des untersten lleums 
a|- Alpe ihrer Flle Unterscheidungsmerkmale für die Diferential. | Inc eioh, in, etwa, bofteigröß, stalnharte, verkalkte Drie, di 
S. a enose zu gewinnen (de Quervain, Harzbecker und | stark verändert angenommene Appendix wird trotz sachgemäßen Ab- 


suchens zunächst nicht gefunden. Erst nach Erweiterung des Schnittes : 
und weiterem Vorziehen des Coecums fällt der Blick plötzlich auf einen . 
nicht mehr als stricknadeldicken Strang, der sich -bei genäuer Betrach- 
‘tung als Appendix, herausstellt. Derselbe war wegen seiner Einbettung‘ 
in ein außergewöhnlich fetthaltiges Mesenteriolum- zunächst- übersehen 
beziehungsweise als Fettanhang: gedeutet worden. Die im) übrigen 
‚völlig gesunde Appendix wird in gewohnter Weise abgetragen und ` 
übernäht. Etagennaht der Bauchdecken. 11. April ohne Beschwerden ~ 
entlassen. ee De ea Be 
.. Fall2.. G, B., Soldat einer Arbeiterkompanie, 16. August 1917. . 
Vor zwölf Stunden plötzlich mit Erbrechen und Boch b 
erkrankt. Die Schmerzen werden in der Nabelgegend lokalisiert. : Seit. 
zwei Tagen Verstopfung. Angeblich. hat Patient‘ schon früher einige- 
mal ähnliche „Bauchkrämpfe“: durchgemacht, ‚die aber weniger: heftig ` 
gewesen sind. Befund: Mittelgroßer, magerer Mann; Temperatur 38,9, ` 
Puls 120. Das rechte Bein wird im Hüftgelenk leicht gebeugt gehalten, | 
In der Ileocöcalgegend in etwa handtellergroßer‘ Ausdehnung um 
den Mce.-Burneyschen Punkt herum ausgesprochener Drucksehmerz und 
Muskelspannung. Auch die Nabelgegend ist druckempfindlich, doch ist: : 
der’ Leib hier wie sonst überall eindrückbar. In der Annahme einer ` 
akuten Appendicitis sofortige Operation .(Reg.-Arzt Dr. Erkes).. In 
Äthernarkose Wechselschnitt und‘ Eröffnung des Peritoneums. Die- 

. Appendix präsentiert sich sofort; sie liegt dem Coecum lateral an, durch . 
alte Adhäsionen mit ihr verbunden. Zeichen einer frischen Entzün- 
“dung sind -aber nicht erkennbar; Appendektomie. Da der Operations- 
befund nicht befriedigt, wurden zwecks weiterer Untersuchung der 
Bauchhöhle, speziell des Douglas, die Dünndärmemedialwärts abge- 
‚drängt. Dabei sieht man neben der Arteria ileocolica eine ‚nicht ganz - 
walnußgroße Mesenterialdrüse. Diese fühlt sich im großen, und ganzen 
hart an; nur an einer Stelle hat man den Eindruck der Erweichung, 


En Andere, Mit den soeben angeführten Krankheiten wird jeder 
He Braktische Chirurg bei "Feststellung einer Appendicitis rechnen; 
g. ` Qab aber auch jene Form von Tuberkulose der Mesenterialdrüsen, . 
n v Im Bereiche der Arteria ileocolica gelegen, frühzeitig zur. 
y| Verkäsung und Verkalkung neigt, gar-nicht so selten das Sym- 
po. . Pfomenbild der Appendicitis. vortäuschen kann, . scheint weniger 
Jun Hi zu sein. In den gelesensten ‘'Lehrbüchern ist nichts 
o darüber zu finden, und selbst das großangelegte, die Appendiceitis 
: =:  &schöpfend behandelnde Werk von Sprengel läßt jeden Hin- 
' `> Weis darauf vermissen. - -. . u a | 


O Ma Die Ausbeute aus der Literatur ist nicht sebr reichlich, Gérard 
u arehant hat zwei Fälle mitgeteilt; -beidemal waren mehrere 
Ä Eunpendieitische“ Anfälle vorangegangen. Die Operation ergab tuber- 
Auslört Mesenterialdrüsen, nach deren “Ausschälung . beziehungsweise 
Ber elung Heilung erfolgte. Bei einer. Kranken von Demoulin- 

; E ai waren dreimal ‚heftige Schmerzanfälle in der rechten 
Druck Naca mit Obstipation voraufgegangen. Das Abdomen zeigte 
Nach empändlichkeit in. der Gegend des Mec.- Burneyschen Punktes. 
Heilu ntfernung eines Drüsenpaketes im ileocöcalen Winkel erfolgte 
wohl S, Auf Grund ihrer Beobachtungen haben die genannten Autoren 
leocö Sat darauf hingewiesen, daß tuberkulöse Symptome in der 
ar calgegend klinisch das Bild der Appendicitis hervorrufen können. 
“eine Di hat in der Vereinigung nordwestdeutscher Chirurgen 
rich rin en über diese Frage angeregt und über zwei Fälle be- 
beiden- f le unter der Diagnose „Append.eitis“ operiert wurden. Bei 
ton reß anden sich verkäste Mesenterialdrüsen. Auf dem Chirurgen- 
ne hat dann Franke. das Thema der Mesenterialdrüsen 
ahror itten und auf Grund seiner an t6 Fällen gewonnenen Er- 
‚gen die „Totalexstirpation“ der erkrankten Drüsen .als Ideal- 


\ 


ee RS, a 2 A a 

. r a & t Da LAN UE y 
g -a -.- $ ae (E 
. oe F “ 

re LH S Sc 

aea \ je Prd Sue 
Er ye o i ` 

mn X ta 


“o 
1 * 


= XA AR S mn 
Mea i UT ARI a AT RR - 
y ians D - mn: nz ` ur Bu - 
Sa veir ~ i Ks N, 
S 


EE a er 
- 


— a. 
ie ES 
~ evp, 
u 


E = 7 SPP Er En 


“ nur S TE e 
en I I Ei 
Ei br JOM ic ia = AD 


WETTE 
a Be -2% 


s 


DI m, 


te 
ae ae E E E 
noo- o-o 
2 


— LEs 
TEE; 
Piw 7 


NN 
Fi ein 
PaA, 


Ch, 

ak 
-e Y 

> 


< 
n 
vom 
Er ee 


— 
RE" 
en 


« 
- u 
. NT 
We ar i 
e en aer 
reer: TE r 


ee nN 
ice Zum we 


ae u 
e $ 
a A e i 


m — 


Der zugehörige Mesenterialanteil zeigt lebhafte Gefäßinjektion. Die 
Drüse wird teils stumpf, teils scharf entfernt und der Defekt im Mesen- 
terium durch Naht verschlossen. Peritonealnaht. Schichtweise Naht 
der Bauchdeeken. 29 September 1917. Beschwerdefrei. Abschub ins 
Hinterland. An der aufgeschnittenen Drüse eine etwa die Hälfte ein- 
nehmende Verkalkung. Dicht unter der Oberfläche mehrere erbsengroße 
käsige Herde. 

Im dritten Fall handelte es sich um ein haselnußgroßes, histologisch 
sichergestelltes Dermoid, das gleichfalls im ileocöcalen Winkel seinen 
Sitz hatte. Dieser Fall gehört somit zwar streng genommen nicht 
hierher; da er aber gleichfalls unter der Diagnose Appendicitis zur 
Operation kam, sei er kurz wiedergegeben. 


Fall 3. v. D., 386 Jahre alt; 20. Februar 1917. Vor zehn Jahren 
traten zum erstenmal starke stechende Schmerzen in der rechten 
Unterbauchgegend auf, die nach zwei bis drei Tagen unter Diät und 
Umschlägen wieder zurückgingen. Seither haben sich diese schmerz- 
haften Anfälle wiederholt und sind in letzter Zeit besonders häufig 
geworden. Ab und zu sind auch Verdauungsstörungen mit kolikartigen 
Schmerzen in die Ersebeinung getreten. Der Stuhlgang ist unregel- 
mäßig, zumeist angehalten, in letzter Zeit oft diarrhoisch. Die 
Schmerzen werden beiderseits unterhalb des Nabels lokalisiert. Befund: 
Der Bauch in der Blinddarmgegend druckempfindlich, sonst überall 
weich und eindrückbar. In der lleocöcalgerend deutliches Gurren. 
Röntgenuntersuchung: ohne Besonderheiten. Temperatur 37.4, Puls 90. 

In der Annahme einer chronisch exacerbierenden Appendicitis: 
94. Februar 1917 Operation (Geh.-Rat Bier) in Äthernarkose. 
Wechselschnitt. Der Wurmfortsatz liegt vor, an demselben ist nichts 
Krankhaftes zu erkennen. Es wird nunmehr Blinddarm und benach- 
barter Dünndarm vorgezogen. Im Mesenterium des untersten Dünndarms 
findet sich eine über haselnußgroße Geschwulst. die sich hart anfühlt. 
Die Geschwulst ist sehr stark verwachsen und läßt sich nur unter 
starker Blutung herausschneiden. Die Blutung wird teils durch Unter- 
bindung, teils durch Naht gestill. Da der zu dem verletzten Mesen- 
terialabschnitt gehörige Darm seine natürliche Farbe behält, ist seine 


Resektion nicht nötig. Etagennaht der Bauchdecken. Glatte Heilung. 


7. März 1917: Entlassen ohne Beschwerden. 
Dermoid. 


Von den folgenden drei Fällen wurde auf Grund des kli- 


Histologischer Befund: 


nischen und des Röntgenbefundes bei zweien ein Uleus duodeni, 


bei einem eine Pylorusstenose angenommen; die Operation ergab 
bei allen drei Fällen Mesenterialdrüsentuberkulose. 


Fall4. A. P., Arzt. Seit fünf Jahren Magenbeschwerden. Hunger- 
schmerz, regelmäßig zwei Stunden nach dem Essen, bei längerer Karenz 
sehr heftig. Saures Aufstoßen, Sodbrennen. Nach den Mahlzeiten 
Völle- und Druckgefühl in der Magengegend. Neurasthenische Be- 
schwerden: Ständige Müdigkeit, besonders am Morgen, Kopfdruck, Pho- 
bien — Lebensunlust. Der Kranke sfellte selbst die Diagnose: Ulcus 
duodeni. 

Befund 9. März 1914: Druckempfindlichkeit am Processus xiphoi- 
deus. Hochgradige Hyperacidität. 

Röntgenuntersuchung: Verstärkte Peristaltik. 
nach vier Stunden. 

Operation 14. März 1914 (Geh. Rat Bier): Laparotomie. Die 
Besichtigung des Magens von außen und innen (Gastrotomie) ergibt 
kein Ulcus. Vorziehen der Appendix; dieselbe läßt keine krankhaften 
Veränderungen erkennen. Appendektomie. Im Mesenterium des unteren 
Ileums zwei walnußgroße verkalkte Drüsen, die herausgeschält werden. 
4, April: Entlassung ohne Beschwerden. 


Paradoxer Rest 


Fall 5. G. E., 49jähriger Landwirt. 17. Januar 1919. Angeb- 
lich früber stets gesund. Seit August 1918 bestehen Magenbeschwer- 
den; Schmerzen um den Nabel herum, sowohl spontan als nach dem 
Essen; Appetitlosigkeit, ab und zu Aufstoßen und Speichelfluß. Stuhl- 
gang oft dünnflüssig. 
| Befund: Magerer Mann; um den Nabel herum Druckempfindlich- 
keit, sonst am Abdomen nichts Pathologisches. Untersuchung der Aus- 
heberung nach Probefrühstück: Reaktion alkalisch, freie HCl: 0, Milch- 
säure: 0, Gesamtaeidität: 5. Im Stuhl Blut nachweisbar. 

Röntgenuntersuchung'): Hypertonischer und hyperperistaltischer 
Masen. Bulbus dauernd gefüllt, Dauerschatten im absteigenden Duo- 
denum. 

Paradoxer Rest nach vier Stunden. 

In der Annahme eines Ulcus duodeni (oder pylori) Operation 
94. Januar 1919 (Geh. Rat Bier): Laparotomie. Am Duodenum ver- 
einzelte Verwachsungen, doch läßt sich auch bei genauester Unter- 
suchung kein Ulcus auffinden. Beim Vorzieben der Appendix, die sich 
übrigens normal erweist, stößt man im Mesenterium im Unterbauch 
auf zahlreiche Ketten von geschwollenen Lymphdrüsen in allen Größen 
im Stadium der Erweichung. Etagennaht der Bauchdecken. Nach 
Heilung der Wunden per prımam zur Sonnenbehandlung entlassen. 


Fall 6. L., 38jährige Frau. 6. Februar 1918. Früher angeblich 
gewesen. Seit zitka einem Jahr Magenbeschwerden. Druck- und Völle- 
gefühl nach dem Essen; zeitweise Aufstoßen und Erbrechen; in der 


—, m 


1) Nach der von Chaoul beschriebenen Methode ausgeführt. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15. 


letzten Zeit Zunahme der Beschwerden. Schmerzen in der Nabelgegend. 
Starke Abmaßerung. 

Befund: In der Nabelgegend tastet man einen zirka faustgroßen, 
sehr beweglichen Tumor. 

Röntgenuntersuchung: Mangelhafte Pylorusfunktion, großwellige 
Peristaltik. Rest nach vier Stunden. Röntgenbild zeigt in der Pylorus- 
gegend eine Aussparung, die als Pylorustumor gedeutet wurde. Inder 
Annahme einer Pylorusstenose, hervorgerufen durch eine Geschwulst 
des Pylorus, Operation (Prof. Keppler) 11. Februar 1918. Laparoto- 
mie in der Mittellinie. Der Pylorus selbst ist frei. Zwischen den beiden 
Blättern des Mesocolons eine zirka faustgroße Geschwulst, die mit dem 
Netz verwachsen ist. Nach Spaltung des Netzes und des Mesocolon- 
blattes wird der Tumor incidiert; es entleeren sich käsige Massen. 
Dieselben werden mit dem scharfen Löffel excochleiert; hierauf wird 
das gespaltene Mesocolonblatt und Netz wieder vernäht. 

Nach ungestörtem Wundverlauf geheilt entlassen. 

Wie es in den besprochenen Fällen zur Tuberkulose der 
Mesenterialdrüsen gekommen ist, läßt sich nicht mit Sicherheit 
entscheiden. Bei der Mehrzahl der Fälle waren weder Erschei- 
nungen einer. tuberkulösen Darmerkrankung noch sonstige auf 
eine tuberkulöse Erkrarkung im Körper hinweisende Symptome 
voraufgegangen. Damit liegt die Vermutung nahe, daß es sich 
hier um eine primäre Mesenterialdrüsentuberkulose gehandelt hat. 
Wir wissen ja durch Sektionsbefunde und experimentelle Unter- 
suchungen (Dobroklonsky, Sidney und Andere), daß die 
Tuberkelbacillen auch eine gesunde Darmschleimhaut durchwandern 
können. Auf dem Lymphweg dringen sie in die regionären Lymph- 
drüsen ein, wo sie haftenbleiben und zur Entwicklung einer 
Drüsentuberkulose führen. Freilich ist der Einwand nicht von 
der Hand zu weisen, daß unbedeutende, klinisch nicht in Er- 
scheinung tretende Läsionen der Darmschleimhaut ausgeheilt und 
nicht mehr nachweisbar sein können. Auch muß die Möglichkeit 
einer hämatogenen Entstehung von irgendeinem tuberkulösen 
Herd im Körper aus zugegeben werden; wenn auch bei keinem 
unserer Fälle klinische Erscheinungen auf einen solchen hindeuteten, 

Bei den als Appendieitis imponierenden Fällen ist das 
Symptomenbild: der plötzliche Beginn mit Erbrechen und Fieber, 
die heftigen Schmerzen mit Muskelspannung im rechten Unter- 
bauch sowie die Verstopfung für die Appendicitis, so ungemein 
bezeichnend, daß an dieser Diagnose ante operationem kein 
Zweifel aufkommen kann. Daraus erklärt es sich auch, daß eines 
unserer leistungsfähigsten diagnostischen Hilfsmittel, das Röntgen- 
bild, nur in einem der Fälle (Fall Corner) in Anwendung 8% 
bracht wurde. Während nun bei der Appendieitis der ursächliche 
Zusammenhang zwischen den krankhaften Veränderungen im Wurm 
und den klinischen Erscheinungen derselben geklärt ist, liegen die 
Verhältnisse bei der Tuberkulose der Mesenterialdrüsen wesentlich 
komplizierter. Bei denjenigen Fällen, bei denen dicht unter dem 
Peritoneum gelegene oder gar schon perforierte verkäste Herde 
vorliegen, werden wir nicht fehlgehen, das geschilderte Symptomen: 
bild durch eine peritoneale Reizung zu erklären, die ja auch 1m 
Einzelfall durch Exsudat und lebhafte Gefäßinjektion bei der 
Operation sich deutlich zeigte. Bei den Fällen mit Verkalkung 
oder auch bei denen mit vereinzelten käsigen Herden im Innern 
der Drüse spielen vielleicht entzündliche Schübe eine Rolle; dab 
eine Mischinfektion vom Darm aus mit im Spiel ist, wäre möglich, 
erwiesen ist es nicht. Thiemann konnte bei sorgfältiger Unter 
suchung des bei der Operation gewonnenen Eiters außer Tuberkel- 
bacillen keinerlei Bakterien nachweisen. 

= Auch bei der Deutung der ein Ulcus duodeni vortäuschenden 
Fälle bewegen wir uns auf dem schwankenden Boden der, Hypo 
these, Unseres Erachtens bleibt hier nichts anderes übrig, AS 
anzunehmen, daß von den tuberkulösen Mesenterialdrüsen em 
noch unbekannter Reflex ausgeht, der als auslösende Ursache für 
die krankhafte Funktion des Magens anzusehen ist. Dagegen Jäßt 
sich der als Pylorusstenose diagnostizierte Fall von Mesenterial- 
drüsentuberkulose wohl ohne weiteres durch Druck des in unmittel- 
barer Nachbarschaft des Pylorus gelegenen Drüsentumors erklären 

In den besprochenen Fällen gelangten folgende Eingriffe zur 
Ausführung: 1. Exstirpation oder Ausschälung der Drüsen allein 
oder in Verbindung mit Entfernung der Appendix, 2. Excochleation 
der Drüsen mit Naht, 3. Übernähen der perforierten DIUSS) 
4, Excision des drüsenhaltigen Mesenteriums und Resektion des 
zugehörigen Darmteils. 

Die Exstirpation oder Ausschälung eignet sich am besten 
für die harten oder verkalkten Drüsen. Ihre Kombination En 
Appendektomie hat weiter keine Bedeutung. Letztere WU 
eigentlich nur als prophylaktische Operation vorgenommen 1m he 
begreiflichen Annahme, der Wurmtortsatz könne doch die Ursa? 


on; 

- i 

re u Nase 
e 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.18. = 


È: i A . š 
; FR A A ` Se ` 
E S rè = 7 a R BEE er % 

ur n 5 3 = . C EOE Eu 1” Br s P , 
y “ ` gT - 5 £ - = Eh en 8 $ 
s #4 \ I: EL © e. 4 ` ’ pa -0 B R 
ER vo. , ne 3 

. e i i ` 

x . À i Ea 
; een 


~ 


Sundheit, i 
- _ Schlußsätze: 
drüsen können die verschiedenartigstenintra- 
abdominellen Erkrankungen vortäuschen; so 
ımponieren die im Ileocöcalwinkel gelegenen 


1. Tuberkulöse Mesenterial- 


 Verkästen und verkalkten Drüsen gar nicht so 


selten als Appendicitis, die im Mesenterium 


‘des Dünndarms und im Mesocolon transversum 


rankungen des 


gelegenen gelegentlich als Erk 


Magens oder:Duodenums BE, 
t Operationsbefund hat 


2. Bei negativem 
her auf-tuberkulöse Drüsen im Mesen- 


man da 
Das Idealverfahren ist die 


terium zu achten. 


Exstirpation der Drüsen ohne Darmschädigung 


und ohne Darmresektion. - BE 
3.. Die therapeutische Röntgenbestrahlung 


erscheint wegen der Gefahr der Einschmelzung 
und Perforation nicht angezeigt. a 
~ „4 Die Dauerresultate sind nach den bis- 
herigen Erfahrungen günstig. Ä u 


Aus der Medizinischen Universitätsklinik zu Gießen (Prof. Voit). 


er Über einige seltene Befunde bei Diabetes mellitus. 


Von A 
Prof. Dr. Wilhelm Stepp, Oberarzt der Klinik. 


s, Blutzucker und Glykosurie bei Diabetes 
mit Se hrumpfniere. Wenn zu einem bestehenden Diabetes 
| a Sich eine Nephritis gesellt, pflegt in der Regel der Harn- 
en: abzusinken bei gleichzeitigem Ansteigen .des Zuckerspiegels 
= ut. Man hat früher derartige Vorkommnisse als seltene Be- 

Bier sen betrachtet, später fanden Liefmann und Stern 
6 er v. Noordenschen Klinik, daß hier anscheinend eine 

= esetzmäßigkeit vorliegt. Je schwerer die Nierenerkrankung ist, 
an 80 dichter wird das Nierenfilter für Zucker und um so höher 

Mer Blutzuckerspiegel 4, | | 

a i l 

- °) Bezüglich der Literatur sei auf das v. Noorden sche Werk: 


Die Zuckerkrankheit (Berlin, Hirschwald) verwiesen. 


-gekehrt beeinflussen. 


'}\ 180 cem. 
nach Fällung mit Phosphor-Wolframsäure) ergibt den außergewöhnlich: 
hohen Wert von 0,947 %. Bei der Bestimmung des sogenannten Gesamt- . 


acetons nach'Schmitz-Embden findet sich ein Wert von 0.015 %. 
In Harn ist der Gehalt an Gesamtaceton wesentlich geringer, 
er betrug am Tage vorher nur 0,005801) Im Blutserum wurde 
gleichzeitig der Rest-N nach Fällung mit Uranyläcetat festgestellt, 
er ist stark gesteigert: 115 mg in 100 Blut. Die qualitative In- 
dicanprobe nach Haas fällt deutlich positiv aus. A = 
o Die Blutuntersuchung zeigt uns alsò, daß nicht 
nur: der Reststicktoff,; sondern auch Zucker 
und die Acetonkörper in beträchtlichem Maße 
zurückgehalten werden. Die alleinige quantitative 


Untersuchung des .Urins auf Acetonkörper hätte uns hier über 


die bestehende. beträchtliche Acidosis keinen Aufschluß geben 
können, wenn man nicht: durch den starken Acetongeruch der 


Ausatmungsluft aufmerksam geworden wäre. Das Koma, in dem 


der Patient schließlich zugrunde ging, wies im. ganzen wohl . 


mehr die Erscheinungen des. Coma diabeticum als die des Coma 


uraemicum auf. ‚So fehlten. hier das für die Urämie. charakte- 
'ristische Erbrechen, der ammoniakalische Foetor ex ore und: die 


Durchfälle. Die Sektion wurde leider verweigert. E 
I.. Spontanes Verschwinden schwerer dia- 

betischer Acidosis und Glykosurie bei Kom- 

plikation mit. Tuberkulose. Über die. Einwirkung 


fieberhafter Erkrankungen: auf die diabetische -Glykosurie, worauf 


man schon seit mehreren Jahren geächtet hat, lauten die Urteile 
verschieden. ‚Während die einen eine Verminderung des Harn- 
zuckers dabei beobachtet haben wollten, fanden .die anderen, daß 
fieberhafte. Infektionen im Gegenteil die Zuckerausscheidung um-. 

v. Noorden denkt bei diesen gegen- 
sätzlichen Erfahrungen 'an . die Möglichkeit) . daß . verschiedene. 
Infektionen -in verschiedener Weise auf die Glykosurie einwirken. 
Nach Naunyn?) soll bei rasch fortschreitender. Tuberkulose, 


‘besonders wenn Kachexie auftritt, die Zuckerausscheidung sich 


vermindern, ja unter Umständen vollkommen aufhören. Wenig 
1) Das würde bei 2000 cem Harn 0,116 g Gesamtaceton be- 


deuten, das heißt einen sehr geringen Wert. . | 
* B, Naunyn, Der Diabetes mellitus, (Wien 1906.) . 


der Erkrankung sein. Die Exeochleation (Franke) ist indiziert | _ Ich habe kürzlich einen’ derartigen Fall gesehen, der. mir 
bei. verkästen Drüsen; dagegen dürfte die bloße Übernähung der | der. Mitteilung ‘wert erscheint. . ee - Ra 
perforierten Drüse, wie sie Isel 1n ın einem Falle ausführte, nur | .  54jähriger Herr, bei. dem vor sieben Jahren zufällig Zucker im Pagh, 
unter ganz besonderen Verhältnissen, speziell -bei' unmittelbarer | Harn: gefunden wurde. Der -Prozentgehalt. soll zwischen 2 und 4 N 
Nachbarschaft größerer Gefäße angezeigt sein. Die Resektion‘ des | bei mäßiger Einschränkung der: Kohlehydratzufuhr geschwankt, haben. E en 
drüsenhaltigen Mesenteriums-und des dazugehörigen Darmabschnitts | Vierzehn Tage vor- der Aufoahme “in die Klinik zeigte sich bei dem ek a 
wird naturgemäß nötig, wenn bei ungewöhnlicher. Größe : der Patienten, wie er meinte nach übermäßig starkem Laufen, an der linken nr, 
Drüsenpakete oder ausgiebigen Verwachsungen mit der Entfernung großen Zehe- eine blaue Verfärbung, ‚aus der sich in wenigen Tagen - j; e 
der Drüsen die Ernährung des Darmes in Frage gestellt wird. irren Ki Alle E ann ne Te en i ERE 
Wir hatten zu diesem Eingriff keinen Anlaß. Unter den Fällen |-gewiesen wurde. In den letzten Tagen bestand völlige Harnverhaltung, saf dd n 
Iselins wurde einmal mit Erfolg die Resektion ausgeführt. Der | sodaß der Patient: zweimal am Tage katheterisiert werden “mußte. AE RERNIRISE 
Röntgenbestrahlung möchten wir nur- bedingt das Wort reden. | Die Untersuchung ergab einen blassen, leidlich gut genährten 1) BE 
Sie ist unseres Erachtens. höchstens für die Fälle zu reservieren, | Patienten. Am Nervensystem, außer, lebhaften Patellarreflexen.. nichts E o 
deren operative Erledigung nur durch einen Eingriff möglich ist, | Krankhaftes. Ah den Lungen kein besonderer Befund. Herz: Spitzen- RE wur en 
der bei dem geschwächten Allgemeinizustand des Kranken ein | Stoß im fünften Intercostalraum hebend, ‚verstärkt. Herzdämpfung nicht IE 
FE. größeres Risiko bedeuten würde. -Ein zweischneidiges Schwert a an t. Zweiter Aortenton leicht akzentuiert. Puls gespannt, Blut- EAE., oi » 
wird die Bestrahlung aber stets bleiben, wissen wir doch, daß | um. nach hira-Rocei 150.mm Hg. Arterien deutlich rigide. A b- I 
unter dem Einfluß der Röntgenstrahlen die Einschmelzung der | Nabel und Syr e ea nn ne a; 
tuberkulösen Drüsen verstärkt und damit die Gefahr der perfo-:| Zehe ein derb infiltriertes tiefgreifendes Dieus. Rectal: Prostata a Er 
rativen Peritonitis heraufbeschworen wird. Der Vorschlag Iselins, | ohne Veränderungen. . Katheterismus gelingt obne Schwierig- It 
sich vor Einleitung der Röntgenbehandlung durch Probelaparotomie | keiten. Es finden sich etwa 500 bis 600 ccm in’ der Blase. ’Es besteht i 1 ERE 
von dem Charakter der tuberkulösen Mesenterialdrüsen zu über- | völlige Unfäbigkeit den Harn spontan zu entleeren. Anfangs zweimal Ha ie 
zeugen, die hyperplastischen Formen zu bestrahlen, die verkästen | täglich Katbeterismus; dann wird für ein bis: zwei Tage ein Dauer- BIER aeg 
7. dagegen wegen der Perforationsgefahr zu entfernen, kann unseres a eingelegt. Durchschnittliche tägliche Urinmenge zwischen 2000 en, 
>= Erachtens keine praktische Bedeutung -beansprüchen. Über die re t 2 ie oel en u von etwa 1,5 bis 2% (polarimetrisch). EIRE: 1-5.. 
 _ Fernresultate ist aus der Literatur wenig zu entnehmen.: Iselin R fa a re “= ee un egay „Der [Un 3 
bemerkt nur bei ei Fall, daß die Kran E sh enthält ferner reichlich Eiweiß (flockiger Ausfall), im Sediment mäßig 1: o 
| 4 ei einem Fall, daß die Kranke zehn Jahre nach der | zahlreiche Leukocyten, keine Erythrocyten, keine Cylinder, Temperatur ar Ra? A 
` ` Operation ganz beschwerdefrei war. In einem FallvonG.Marchant | erhöht, um 88°. Zustand in ‘den ersten Tagen unverändert. Im Urin JOTE > SERER 
: “ wurde bei der Nachuntersuchung nach einem Jahr gänzliche Be- | zwischen 40 und 70 g Zucker, ‘keine. .Acetessigsäure.. Das. Ulcus an. a. = e. 
= Schwerdefreiheit ‚festgestellt. Vier Fälle Th iemanns waren | an der linken großen Zehe breitet sich weiter nach der Tiefe aus. A Au: nE, Ä 
',- bei der Nachuntersuchung nach .13, 10, 2!/, und 1 Jahr voll- | Vom Chirurgen wird auf die nochmalige Anfrage ‚wegen eines. REN. ee 
: -kommen-gesund. Von unseren. eigenen Fällen konnten wir drei. eier an ee Antwort erteilt. Nach einigen a a 
nachuntersuchen beziehungsweise Frkundigungen über: den Ge- | Mena nalen eu mo ganze u. grose rehe blaurot verfärbt und o SEN 
` sundheitszustand einholen. Fall 4 43, Fall 1 3 und Fall3 Aae fjae Re zehnten Tage nach der Aufnahme fällt eine 0 
. Fre | DE AE AUM | gewisse Schwerbesinnlichkeit an dem Patienten auf; Er liegt meist im nn.) MPE 
. Post operationem. Das Resultat ist günstig: die Kranken waren | Halbschlummer, aus: dem erweckt er geordnete Auskunft gibt. Aus- EE re 
von Ihren Schmerzen dauernd befreit und erfreuten sich, abge-'| gesprochenes Sehnenhüpfen, Zucken der Muskeln, Atmung vertieft und ` Ei u nn 
sehen von zeitweiser Obstipation in einem Fall, -der besten Ge- beschleunigt. Nach zwei weiteren Tagen ausgesprochene große Kuß- gi 
| i | maulsche Atmung. Starker Acetongeruch aus dem Munde. Im. Harn ENEO Se 
eben deutliche Acetonreaktion, Acetessigsäure negativ. Aderlaß von ee 
Die Untersuchung des Blutzuckers (im. Gesamtblut De 


304. | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 13. 


80. März. 
nn nn eg‘ 


bekannt ist es, daß auch eine bestehende schwere Acidosis unter 
dem Einfluß einer komplizierenden Lungentuberkulose ohne be- 
sondere -diätetische Maßnahmen verschwinden kann. Zu diesen 


Fragen liefert folgender in der Klinik kürzlich beobachteter Fall 
einen wertvollen Beitrag: | 


41 Jahre alter Reserveoffizier, früher stets gesund. Im Oktober 
1914 wurde im Feld zum erstenmal Zucker im Urin festgestellt. Bei 
strenger Diät in wenigen Tagen Zucker aus dem Harn verschwunden. 
Anfangs konnte Patient diät leben, später, als er dazu keine Möglich- 
keit hatte, trat wieder starke Glykosurie auf. In den Jahren 1915 und 
1916 war er wiederholt in Sanatorien, machte auch eine mehrwöchige 
Kur in Neuenahr durch, jedoch ohne rechten Erfolg. Entzuckerung 
gelang nur mit großer Mühe, die Toleranz war im Laufe der Zeit 
wesentlich schlechter geworden. Aufnahme in die Klinik Anfang 
Januar 1918. In den letzten Wochen vorher heftiger Magendarm- 
katarrh, seitdem sehr elend. Der Patient machte bei der Aufnahme 
einen sehr entkräfteten Eindruck, es bestand beträchtliche Abmagerung. 
Aussehen sehr blaß. Die tägliche Zuckerausscheidung schwankte 
zwischen 200 und 300 g in etwa 51 Urin. Aceton und Acetessigsäure 
deutlich positiv. Bei der quantitativen Bestimmung des Gesamt- 
acetons nach Schmitz und Embden fanden sich Mengen 
zwischen 7 und 9 g in 24 Stunden. Versuche mit Haferkuren hatten 
kaum Erfolg. Das Gesamtaceton sank vorübergehend um einige Gramm, 
um in den nächsten Tagen sehr rasch wieder die alte Höhe zu er- 
Reichen. Sehr ungünstig war die Rückwirkung der Haferkur auf das 
Allgemeinbefinden des Patienten. Er fühlte sich danach stets außer- 
ordentlich elend und schwach, konnte den Hafer nur mit Mühe nehmen 


und lehnte schließlich jede weitere Haferkur energisch ab. Auch ein 


Versuch mit dem von Haas?) bei diabetischer Acidosis empfohlenen 
Hexosephosphorsäureester(Candiolin Bayer“) hatte 
nicht den geringsten Erfolg. Die Verwendung von Natrium bicarbonicum 
stieß bei dem Patienten auf große Schwierigkeiten. Jedesmal, wenn man 
versuchte, ihm größere Dosen davon beizubringen, traten bochgradige 
Ödeme auf, die beim Weglassen des Salzes in 24 Stunden wieder ver- 
schwunden waren. Die Odeme waren so stark, betrafen auch das Ge- 
sicht (Wangen, Augenlider), daß Patient sich schließlich weigerte, die 
Verordnung zu nehmen. Auf Entziehung der Kohlehydrate trat eine 


so erhebliche Steigerung der Acetonkörper auf, daß man auch auf 


diese Maßnahme sofort wieder verzichten mußte. Schließlich ließen 
wir dem Patienten versuchsweise mehr freie Hand in der Wahl der 
Kost. Dabei stellte sich zu unserer Überraschung heraus, daß der 
Zuckergehalt auch nach Aufnahme größerer Kohlehydratmengen (in 
Form von Brot und Kartoffeln) nicht weiter anstieg und auch die 
Acidosis nicht zunahm. Das subjektive Befinden war dabei ein wesent- 
lich besseres. Dieser Zustand hielt eine Reihe von Wochen an, dann 
entwickelte sich eine rasch fortschreitende Tuberkulose, und unter zu- 
nehmender Entkräftung trat der Tod ein. 

Das Merkwürdige an diesem in seinem ganzen Verlauf 
schon besonderen Falle war nun, daß mit dem Einsetzen des 
Fiebers die Ausscheidung der Acetonkörper immer mehr abnahm 
und daß in den letzten 14 Tagen die Acetonreaktion im Urin 
negativ wurde. Die Zuckerausscheidung sank besonders in den 
letzten Tagen beträchtlich ab, sodaß in den letzten zwei Tagen 
vor dem Tode der Urin nur einen Nachtrommer zeigte. Eiweiß 
war nur in minimalen Spuren vorhanden. Bei der Sektion fanden 


' sieh in den Oberlappen beider Lungen ausgedehnte Verkäsungen, 


im linken Unterlappen bestand eine ausgedehnte käsige Pneumonie. 
‚In Leber, Milz und Nieren massenhaft Knötchen. Pankreas schmal, 
derb, nicht von Fett durchwachsen; an den übrigen Organen 
nichts Besonderes. à 

Da bei dem Patienten aus besonderen Gründen in vivo das 
Blut nicht untersucht werden konnte, haben wir im Leichen- 
blut den Blutzucker und das Gesamtaceton bestimmt, obwohl 
wir uns darüber klar waren, daß hier keine ganz einwandfreien 
Ergebnisse zu erhalten sein würden. Wir wissen, daß der Zucker- 
gehalt einer Blutprobe bei längerem Stehen sich allmählich ver- 
mindert. ‘Andererseits haben die Untersuchungen einer Reihe von 
Leichenblutproben ?) ergeben, daß man selbst 60 Stunden nach 
dem Tode in dem bei der Sektion gewonnenen Herzblut noch durch- 
aus normale, eventuell auch erhöhte Blutzuckerwerte finden kann. 


A Stunden nach dem 
Diagnose 


Blutzuckergehalt in 
KO 


ode 
a p A SEES 
Influenzapneumonie . . . à | 69 0,099 
Beiderseits Pleuraempyem, l 
Bronchopneumonie bowo 2i 0,108 
Bronchopneumonie | 62 0,108 
Bronchopneumonie 56 0,295 


1) Arch. f. klin. M. 1917, Bd. 80, S. 808. 
2) Noch nicht veröffentlichte Untersuchungen. 


/ 


Es scheint also, daß die im Leichenblut gefundenen Werte 
zum mindesten: eine gewisse Orientierung gestatten. Bei unserem 
Patienten fand sich nun ein Blutzuckergehalt (Gesamtblut 
nach Phosphor-Wolframsäurefällung) von 0,116 %. Das Blut wurde 
15 Stunden nach dem Tode aus dem Herzen der Leiche ent- 
nommen und sofort verarbeitet. Wenn man nun auch annehmen 
mag, daß ein Teil des in vivo vorhandenen Blutzuckers post mortem 
zerstört worden ist, so kann dies nach unseren Erfahrungen am 
Leichenblut keinesfalls sehr viel sein und wir dürfen mit Sicher- 
heit annehmen, daß in den letzten Lebenstagen bei unserem 
Patienten keine wesentliche Hyperglykämie mehr stattgefunden 
hatte. Weiter sprach zugunsten dieser Annahme die Tatsache, 
daß in den letzten Tagen vor dem Tode die Glykosurie fast voll- 
kommen verschwunden war, wobei noch zu betonen wäre, daß 
diese Erscheinung nicht etwa auf ein Versagen der Niere zurück- 
zuführen war; denn im Urin wurde nur eine hauchartige Eiweiß- 
trübung festgestellt. 

Wir haben also bei diesem Fall die höchst merkwürdige 
Erscheinung zu verzeichnen, daß bei einem schweren, durch die 
Therapie anscheinend vollkommen unbeeinflußbaren Diabetesfalle 
mit ausgesprochener Acidosis im zeitlichen Zusammengehen mit 
einer rasch fortschreitenden Lungentuberkulose die diabetische 
Störung — Hypergiykämie, Glykosurie und 
Acidosis — fast vollkommen verschwindet. | 


If. Xanthosis diabetica ohne Hypercho- 
lesterinämie. Im Jahre 1904 berichtete v. Noorden auf 
dem Internationalen Dermatologen-Kongreß über einen merkwür- 
digen Befund bei jugendlichen Diabetikern: eine eigenartige Gelb- 
färbung gewisser Partien der Epidermis, insbesondere der Naso- 
labialfalten, der Palma manus und der Planta pedis. Er bezeichnete 
diese Veränderung als Xanthosis diabetica. Eigentüm- 
licherweise war diese offenbar gar nicht so seltene Störung den 
Klinikern bisher nie aufgefallen, denn sie findet sich in keinem 
einzigen der bekannten älteren Werke über Diabetes verzeichnet. 
Inzwischen wurden auch von anderer Seite hierüber Mitteilungen 
gemacht. 

. Vor zwei Jahren berichtete Umber?) über seine in den 
letzten Jahren in dieser Frage gesammelten Erfahrungen. Unter 
41 schweren Diabetikern, die in den letzten drei Jahren auf seiner - 
Abteilung behandelt wurden, fanden sich nicht weniger als 15 mit 
Xanthosis. Überall da, wo das Blut näher untersucht wurde, 
ergab sich eine Lipoidämie, insbesondere war das Cholesterin 
deutlich vermehrt. Umber ist der Meinung, daß in jedem Fall 
von Xanthosis auch Lipämie vorliege. 

Vor kurzem hat dann Minkowski in einer Sitzung der 
Medizinischen Sektion der Vaterländischen Gesellschaft für schle- 
sische Kultur in Breslau einen jugendlichen Diabetiker mit einem 
Blutzucker von anfangs 0,35, später 0,205% vorgestellt, bei dem 
sich ganz plötzlich eine ausgesprochene Gelbfärbung des ganzen 
Körpers, am deutlichsten des Gesichts und der Hände entwickelt 
hatte. Das Serum enthielt etwas über 1% Ätherextrakt, eme 
eigentliche Lipoidämie bestand jedoch nicht. Minkowski 
sprach sich daher bezüglich des Zusammenhangs zwischen Xan- 
thosis und Lipoidvermehrung des Blutes recht zurückhaltend aus. 

Wir haben zurzeit zwei Diabetiker mit ausgesprochener Xat- 
thosis in der Klinik, bei denen die Gelbfärbung absolut charak- 


teristisch ist und die Blutuntersuchung einen vollkommen nor- 
malen Cholesterinwert ergeben hat. 


1. 34jähriger Soldat. Im August 1918 wurde im Feld Diabetes 
festgestellt. Im Oktober Aufnahme in die Klinik. Damals noch er 
Veränderungen an der Haut. Im Urin 6,5% Saech., Aceton und Ace 
essigsäure stark positiv. Da der Zustand des Patienten nicht unbe- 
denklich erschien, wurde sofort eine Haferkur verordnet. Die Acidosis 
läßt hierauf rasch nach, verschwindet jedoch nicht ganz. Der Patient er 
hält in der Folge reichlich Gemüsetage, dazwischen wird von Zeit zu 48° 
eine Haferkur eingeschaltet. Von Mitte November ab ist Acotessib” 
säure und Aceton aus dem Harn vollkommen verschwunden. Bel ne 
100 g Brot und 100 g Kartoffeln werden zwischen 10 und 208 Ale ch 
ausgeschieden (in etwa 8000 cem Harn). Da entwickelt sich plötzlich 
im Verlaufe weniger Tage eine intensive Gelbfärbung der Handte 
und Fußsohlen. Die übrige Haut zeigt vielleicht eine leichte Echt 
Tönung, von einer ausgesprochenen Verfärbung ist jedoch hier vr 
die Rede. Die Skleren und die Schleimhäute des Rachens sind gi! on 
falls an der Verfärbung nicht beteiligt, der Urin ist hell und fret = 
Gallenfarbstoff (auch die höchst scharfe Reaktion nach Hammers h 
ergibt ein negatives Resultat). Die Gelbfärbung der Hand Wa: sen 
charakteristischen Färbung, wie wir sie während des Krieges bel 


1) B. kl. W. 1917, Nr. 22, S. 54i. 


t E POTERS. ER~ wina. à 


ea E 
$ . 


am a TEAT D Re 
ac Bee Kr PER: ei aTa aye% Ba re 


oo 


- 


Kd 


kommen klar und zeigt die von Um ber beschriebene merkwürdige 


Orangefärbung. l pa 
Das Cholesterin, nach Funk und Autenrieth 


bestimmt, ergibt einen 'Wert von 0,127% (Serum). Dieser an der 


unteren Grenze der Norm liegende Wert (normal -zwischen 0,18 
und zwischen 0,17%) stellt an sich einen ungewöhnlichen Befund 


dar. Ich hatte früher ‘bei einer Reihe von Diabetikern nebenein- 


ander den Blutzucker und das Cholesterin untersucht!) und dabei 


gefunden, daß in fast allen Fällen. mit beträchtlicher Hyperglyk- 
ämie auch das Cholesterin deutlich vermehrt war. Bei den Fällen, : 


wo der Blutzucker über 0,3% lag, war die Hypercholesterinämie 
fast durchweg eine bedeutende. Übrigens ergab eine drei Wochen 
nach der ersten Untersuchung neusvorgenommene. Analyse des 
Blutes fast genau den. gleichen Cholesterinwert, näm- 


lich 0,122% (Serum 
0,205% (Gesamtblut). 
2. 18jähriger junger. Mensch. Im August 19 
plötzlich Polydipsie, Polyurie, Polyphagie ein. Der Arz 
im Harn und überweist den Patienten der Klinik. | 
Befund: Stark abgemagerter junger Mensch. Haut sehr trocken, 
ohne Verfärbung. Bei gemischter Diät Ausscheidung von 850 bis 400 g 


t findet‘ Zucker 


Zucker in 5 bis 7 1 Harn. -Aceton schwach positiv, Acetessigsäure 


negativ. Blutzucker 0,428% (Gesamtblut nach Bertrand). 
Cholesterin 0,12%2% im Serum (nach Funk und Autenrieth). 
Mit der Einschränkung der Kohlehydrate sinkt die tägliche Harnzucker- 
menge rasch ab auf etwa 30 g, Hand in Hand damit geht das Auf- 
treten von Acetessigsäure im Harn. Die Bestimmung der Gesamt- 
acetonkörper nach Schmitz-Em-bden ergibt Mengen zwischen 0,6 
und 0,8 g in 24 Stunden. Bei einer zweiten Untersuchung des Blutes 
— sieben Tage nach der Aufnahme‘— findet sich ein Blutzucker 
von 0,295 % (Gesamtblut) und ein Cholesterinwert von 0,148 % 
(Serum). In diesen Tagen fällt plötzlich bei dem Patienten G elb- 
werden der Innenfläche der Hände und der Fuß- 


Sohlen auf. Die Xanthosis entwickelte sich hier ebenso wie bei 


‚ "Cholesterinestern. An 


hier nicht so stark -> 
‘.kennbar. Sie war streng beschränkt auf Handflächen und Fußsoblen.; | 


‚ungeheuren Wert von 154 m 


dem anderen Patienten unter unseren Augen. Die Gelbfärbung war 
ausgesprochen ‚wie dort, aber immerhin unver- 


Skleren keine ' Spur Gelbfärbung. Urin. ausgesprochen hell, 


An den 
Es wurde dann nach dem Auftreten der 


-= -Stubl normal gefärbt. 
ut wiederum untersucht. Auch diesmal lag das . 


'Xanthosis das- B] 


-Cholesterin im Serum in der Nähe des unteren . Grenzwertes; es 


fand sich 0,122% (Serum), während der Blutzu cker wieder in 
ie Höhe gegangen war auf 0,422 % [Gesamtblut2)]. Die Bestimmung 


“des Gesamtacetons nach 
g in 100 Blut. _ S 


| Wir sehen hier bei: zwei an der Grenze von mittelschwer 
‚Zu schwer stehenden Diabetesfällen ohne ‘eine erkennbare Ver-, 
‚anlassung die von v. Noorden zuerst beschriebene Störung. 
auftreten. Im Gegensatz zu den. Erfahrungen von 
Umber fehlt hier die Hypercholesterinämie, 
was, wie oben bereits betont wurde, bei den im Blut 


‚meiner Patienten festgestellten, recht bedeu- 
tend erhöhten Zuekerwerten ansich auffallend 


Ist. Ganz besonders gilt das für den zweiten Fall mit den 
:ganz ungewöhnlich großen Aceton- und Acetessigsäuremengen im 
Blut. Aber auch im Hinblick auf die Genese der multiplen 
Xanthome oder Xanthelasmen — wie sie auch genannt 
‚werden — ist dieser Befund höchst merkwürdig. Wir wissen, daß 
‚die als Xanthome bezeichneten Infiltrate der Haut außer beim 
„Diabetes am häufigsten sich bei anderen Zuständen finden, die 
mit Erhöhung des Cholesteringehalts im Blut einherzugehen pflegen, 
bei Lebererkranku 
dm der Schwangerschaft 3. Wie Pinkus und Pick zeigten, be- 
‘stehen die gelb gefärbten Infiltrate beziehungsweise Tumoren aus | 
de ‚ An einen genetischen Zusammenhang zwischen 
An Auftreten dieser Veränderung und dem Bestehen der Cho- 
n spe ermehrung im Blute möchte man hierbei eigentlich nicht 
i eieln. Auf der anderen Seite muß man der Tatsache Rech- 
01.8 tragen, daß es Fälle von Xanthoma tuberosum ohne Hyper- 
Cholesterinämie gibt. | | 
Es ist wohl kein Zweifel, daß die Xanthosis diabetica viel 
) Stepp, M. m. W; 1917, Nr.29, 8.781 bis 785. en 
TE. 2 Nach Abschluß der Arbeit (Januar 1919) ging die Xanthosis 
i x zurück, und zwar bei beiden Patienten. u Rz 
1911 Bi el. die umfassende Arbeit von. Chvostek, Zschr. f, klin. M. 
u BA, 73, S. 479, 


z 


`~ 


1. so Mim O o > O O 1919 = MEDIZINISCHE KLINIK — 


in den Munitionsfabriken mit Pikrinsäure arbeitenden Personen so häufig 
zu sehen bekamen, zum Verwechseln ähnlich. Die Faeces sind normal 
gefärbt. Die Untersuchung. des Blutes‘ in diesen Tagen ergibt einen. 
Blutzucker von 0,864% (nach Bertrand). Das Serum ist voll- 


) bei etwas niedrigerem Blutzucker von 


18 stellte sich ganz - 


Schmitz-Embden ergab den 


ngen, bei manchen Nierenkrankheiten, ferner | 


Und. auch die allgemein anerkannte Vornahme der Extraktion aller 


ri ee TUR, RER Ks er 
v a A . Na en X % 


Nr. 18. 


man bisher annahm. Die leichten Grade 


häufiger vorkommt, - als 

der Störung wurden, sicher. einfach übersehen. Es wäre wohl 
wünschenswert, ihrem Vorkommen in ‚Zukunft eine größere Be- 
achtung zu schenken. und ihr Verhältnis zur Lipoidämie ein- 


' gehender zu studieren. 


Aus der Konservierenden Abteilung des Zahnärztlichen Universitäts- 

Instituts Frankfurt a. M. (Leiter: Prof. Dr. Feilen. ~ 

-~ Zahnärztliche Prophylaxe. 

ee ee Voo ® > = 

0.7000 Prof. Dr. Erich Feiler.. | 
` Die Prophylaxe gilt von ‘jeher als der‘ vornehmste und 

wichtigste Teil der ärztlichen Tätigkeit. Ihr haben wir z. B. die 
außerordentlichen Erfolge bei der Bekämpfung - der "Tuberkulose 
‚und aller anderen Infektionskrankheiten, und ebenso die glänzenden 
Erfolge.der aseptischen Operationstechnik zu danken, deren offen- 
barstes Zeichen sich neuerdings in den Heilungen unserer Kriegs- 
.verwundeten darbietet. | 2 ee DE 
f Auch auf zahnärztlichem Gebiete ‘hat die Prophylaxe gute 
Leistungen aufzuweisen; jedoch läßt sich nicht leugnen, daß sie 
hier noch nicht so-allgemeine Geltung hat und so ‚allgemeine An- 


wendung findet wie auf den übrigen Gebieten der Medizin. Der. - 


Grund hierfür scheint mir einerseits in der Unsicherheit zu liegen, 
die die. Krankheitsbilder der Zähne in ihrer allgemeinen Beur- 
‚teilung noch darbieten, andererseits in der’ großen Spezialisierung 
.der zahnärztlichen Wissenschaft und Tätigkeit, die häufig den 
wesentlichsten Nutzen findet und ihr Hauptaugenmerk richtet auf 
technische Systeme und die Technik ‘der Operation, und dabei 
zeitweise die Betrachtung 'des Gebisses als. Ganzes und als Teil 
des Gesamtorganismus aus den Augen verliert. Und auch hier 
gab wieder der Krieg Richtlinien; er weist: auf den Wert des 
Gebisses für den 'Gesamtorganismus besonders eindringlich hin und 
die Tätigkeit an Feldzahnstationen und ‘solchen der Heimat hat 
wichtige Einblicke‘ geschaffen. Besonders: tritt dies zutage: bei 


.der Wiederherstellung der wegen Mangels an Zähnen nicht vor- 
handenen oder verlorengegangenen Felddienstfähigkeit, bei Stö- - 


rungen des Allgemeinbefindens, die durch Zahnschmerzen hervor- 
gerufen werden und bei der- Heilung von 'Kieferschußbrüchen, die 
beim Vorhandensein von Zähnen zur Schienung wesentlich schneller 
gelingt als ohne diese. Neue Richtlinien ließen sich hierbei‘ auf- 
stellen, z. B. die, daß das. Vorhandensein von drei. bis vier Kau- 
paaren für die Zerkleinerung der Nahrung gerade noch ausreicht, 
daß dagegen eine weitere Verminderung durch Einsetzen von 
Ersatzzähnen behoben, werden muß.’ Andererseits wissen wir seit 
langem, daß der Verlust einzelner Zähne notwendigerweise durch 
Verschiebung im Gebißsystem den Verlust neuer nach sich zieht, 
und daß er langsam zum Verlust ganzer 7Zahnreihen führt. 
"Warnekros hat gezeigt, welche tiefgreifende Veränderungen 


der Verlust ‘einzelner Zähne im ganzen Zahnsystem hervorruft, 


und es besteht schon länge die Forderung, daß man jeden ein- 
zelnen Zahn, der verlorengeh 


Schäden zu vermeiden. | 
Der Verlust der Zähne erfolgt, abgesehen von. den. seltenen 


Fällen, die durch Trauma hervorgerufen sind, durch die Caries 
einerseits, andererseits durch die Alveolarpyorrhöe. Die Caries ent- 


steht erstens zweifellos infolge Cariesdisposition, zweitens infolge . 
'Fortleitung von einer cariösen Höhle aus auf die Naehbarhöhle, ` 
Die wichtigste Prophylaxe besteht daher in der Entfernung : aller 


cariösen Herde und der Herstellung normaler, gesunder 'Kau- 


flächen. Insofern kann man die gesamte konservierende Tätigkeit 


auch als eine prophylaktische-auffassen, besonders wenn siè nach 
den Vorschriften Blacks in .einer ausgiebigen Entfernung der 
von den Caries bevorzugten Stellen der Fissuren und Approximal- 
flächen Vorkehrung trifft gegen das Auftreten neuer sogenannter 


"sekundärer Caries, Für dieses Verfahren hat sich in Deutschland 


besonders Wilhelm Sachs energisch eingesetzt und seit dem 
Erscheinen der deutschen: Übersetzung des Bla c'k:schen. Lehr- 
buches kann man die Forderung der sogenannten „Extension for 
prevention“ als allgemein anerkannt betrachten. Ebenso gilt -es 
als feststehend, daß jede cariöse Höhle sofort bei ihrem Auftreten 


"gefüllt werden soll, um einerseits eine Sicherheit der Erhaltung . 
des Zahnes zu gewährleisten, andererseits prophylaktisch gegen - 


die Entstehung ‚neuer Caries an den Nachbarzähnen zu wirken, 


` 
» 


t, sofort ersetzen soll, um weitere 
$ er, | 


-x 


~ 
TR 


~ 
un 
Fe 
Kr 
> 


ur æ% 
irre. 
nd Daa 

hj 
Ea 


ETa 
-o 


Lry 


nen, 

Bent We ige Prem, 

z > 
vare 


vw—. 


x 
— ei 
x $ 


T 
a, 


RI een 
DR 
BT VE 

ao 


ae 


er 
RIP Hr: 
“TO OAA HH 


Ki a Ey 


ta 


ms 


k e 
Pr t A 


von wt enimi 


kaina 


mX Sumea 4 


nn 
7 oo... 
Ps Sn 


. z 


: noO T Aral 
De li 5 


2 |. 
ae re 


end - 
I ek 
eu 


En ING ar Be 


nen 
Ne - ` 


wie 
Ir. 


sr 
-. eow A ii A 
pi Mea s 


EEE EE OE E GE Zn 
u E a 
ra aN Tao 

Er 


TaS. 


EEES 


var DI 25 208 
ee 


onen = 
rt En EEE EEE ay apa 


k a g 
Pre: 


| 
| 

1 
5 
l 

í 

| 

1 

| 


806 Es | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. 


nicht mehr erhaltungsfähigen Wurzeln ist als wichtiges Prophy- 
lakticum in der Bekämpfung der Zahncaries anzusehen. Aber 
alle konservierenden Maßnahmen bedingen einen ungeheuren Auf- 
wand an Zeit, Mühe und Arbeitskraft, für den die vorhandenen 
zahnärztlichen Kräfte auch nicht im entferntesten genügen. Großen 
Nutzen bieten hier die schulzahnärztlichen Bestrebungen, die in 
Deutschland auf den weiten Blick und die Tatkraft Jessens 
zurückzuführen sind und zweifellos einen außerordentlich segens- 
reichen Einfluß auf die allgemeine Gesundheit ausüben. Leider 
ist esimmer noch nicht möglich, derart konservierend vorzugehen, 
wie es allgemein als notwendig anerkannt wird; so berechnet 
Kantorowiez, daß in den meisten Schulzahnkliniken das 
Verhältnis der Extraktionen zu den Füllungen, der sogenannte 
Extraktionsindex, größer ist als 1, das heißt, es kommt auf jede 
Füllung mehr als eine Zahnextraktion. Hier weiter intensiv und 
extensiv zu wirken ist eine prophylaktische Aufgabe, der sich die 


besten zahnärztlichen Kräfte in immer weiterem Maße zuwenden. 


Aber, wie gesagt, für die konservierende Behandlung aller 


cariösen Höhlen reichen die vorhandenen zahnärztlichen Kräfte 


bei weitem nicht aus und andererseits stellt die konservierende 
Behandlung ungeheure Anforderungen an die Zeit der zu Be- 
handelnden, Anforderungen, die häufig dazu zwingen, aus „sozialer 
Indikation“ auf die Behandlung zu verzichten und statt der Er- 
haltung die Extraktion vorzunehmen. 

Wichtiger erscheinen daher vom prophylaktischen Stand- 
punkt Maßnahmen, die geeignet sind, die Cariesfrequenz im ganzen 
herabzusetzen. ; 

Im Vordergrund der hierfür in Betracht kommenden Me- 
thoden steht zweifellos, sowohl in bezug auf ihre praktischen Er- 
folge als in ‚bezug auf ihre wissenschaftliche Erforschung und Klä- 
rung die sogenannte systematische Extraktion der ersten bleiben- 
den Mahlzähne, deren Bedeutung und Wert, wie mir scheint, viel- 
fach unterschätzt wird, deren Ausführung allzuhäufig zum Schaden 
des Patienten unterbleibt. 

Wer Gelegenheit hatte, die diesbezügliche Sammlung Partschs 
zu sehen, wer die aus seinem Institut hervorgegangenen Arbeiten 
Kunerts und Riesenfelds ohne Voreingenommenheit durch- 
gearbeitet hat oder wer in jahrelanger poliklinischer und privater 
Tätigkeit die glänzenden Stützen dieser Methode in bezug auf die 
Herabsetzung der Cariesfregquenz dauernd von neuem auf sich 
wirken sah, der muß sich unbedingt Kunert anschließen, der 
„die Extraktion des ersten Molaren als die souveränste prophy- 
laktische Maßnahme im Kampf gegen die Caries bezeichnet, über 
die wir heute (19031!) verfügen“. 

Der Streit über die Berechtigung dieser Maßnahme ist bei- 
nahe so alt wie die moderne wissenschaftliche Zahnheilkunde über- 
haupt. Schon im Jahre 1855 hat Maclean (zitiert nach Riesen- 
feld) den Nutzen der Extraktion der permanenten ersten Molaren 
folgendermaßen beschrieben: 


1. Vorbeugung und Verbesserung der einfachen Formen von 
Unregelmäßigkeiten. 

2. Erzielung eines gesunden Zustandes in den übrigen Zähnen, 
wahrscheinlich Vorbeugung der Caries. 
| 3. Vorbeugung der peinlichen Symptome, die häufig den 
Durehbruch der Weisheitszähne begleiten. | 

Von dieser Arbeit bis zur Monographie Sternfelds (1899), 
die wohl als erste in Deutschland einen zusammenfassenden Über- 
blick über die ganze Frage bietet, und von dort bis in die neueste 
Zeit geht der Streit der Meinungen hin und her. Den begeisterten 
Anhängern der. Methode haben sich ebenso eingefleischte Feinde 
entgegengestellt, die schärfsten Worte sind auf beiden Seiten ge- 
fallen, die ausgedehntesten Statistiken über die Cariesirequenz 
sind angefertigt und, als Eideshelfer herangezogen worden und 
neuerdings haben sich besonders auch die Orthodontisten ausführ- 
lich in den Streit gemischt, 

Die Methode selbst aber ist bestehen geblieben und hat ihre 
segensreiche Wirkung als wichtigstes und stärkstes Prophylakti- 
cum gegen die Zahncaries in weitem Maße ausgeübt. Freilich 
ihre Indikationen sind, hauptsächlich durch das Verdienst der oben 
angeführten Arbeiten aus der Partschschen Schule, erheblich 
sicherer und feststehender als zu Mac] eans Zeiten. Es wird 
heutzutage nicht mehr wahl- und ziellos drauflos extrahiert, es 
wird von niemandem mehr verlangt, daB jeder Sechsjahrmolar 
extrahiert werden muß ohne Rücksicht auf seine Beschaffenheit, 
ohne Rücksicht auf die Beziehung zu seinem Antagonisten und 
zum gesamten Zahnsystem, 


30. März. 


Wohl aber bestebt der Satz zu Recht, daß die systematische 
gleichzeitige Extraktion der Sechsjahrmolaren einer oder beider 
Seiten indiziert ist bei Cariesdisposition und Engstand des gesamten 
Zahnsystems, besonders wenn diese Zähne selbst schon dureh 
Caries angegriffen sind. Hierbei ist besonderer Wert auf die Vor- 
nahme der Extraktion im geeigneten Zeitpunkt zu legen; sie hat 
zu erfolgen, wenn die zweiten Molaren eben durchgebrochen sind 
und in ihrer gegenseitigen Artikulation einen festen Stützpunkt 
im: Kiefer gefunden haben. Man darf sich und seine Patienten 
die Mühe nicht verdrießen lassen, die der Zange verfallenen Zähne 
bis zu dieser Zeit durch konservierende Maßnahmen zu erhalten, 
wenn man sich nicht um die besten Früchte der Methode bringen 
will. Denn eine vorzeitige oder vereinzelte Extraktion bedingt 
ein Einrücken des zweiten Mahlzahns vor seinem Durchbruchsort 
und in falscher Artikulation und hierdurch kommt das ganze 
System, das auf Ausnutzung der normalen Artikulation beruht, 
ins Wanken, der Raum, der für die Ausdehnung der gesamten 
Zahnreihe zur Verfügung gestellt werden soll, geht zum großen 
Teil verloren und diese Ausdehnung selbst wird durch die Schwierig- 
keiten, die sich einer neuen guten Artikulationseinstellung in den 
Weg stellen, gestört oder häufig völlig verhindert. 

Hält man sich aber an die durch Erfahrung und Erfolg fest- 
gelegte Indikation: Extraktion beider ersten Mahlzähne beider oder 
auch nur einer Seite bei Engstand und Neigung zu Approximal- 
caries bald nach Durchbruch der zweiten, so wird man stets den 
guten Erfolg sehen. Er besteht in Entlastung des gesamten Ge- 
bisses, guter Artikulation, Abnahme der Cariesneigung, und Er- 
leichterung des Durchbruchs der Weisheitszähne, wozu häufig noch 
der rechtzeitige Ausgleich drohender Stellungsanomalien kommt, 

Neue Vorschriften im "Sinne der Cariesprophylaxe gibt 
Kantorowiez durch Verallgemeinerung des alten Satzes: 
„Jede cariöse Höhle ist zu entfernen“ besonders für die Zeit des 
Zahndurcehbruchs. Seine These lautet: „Jede cariöse Milchzahn- 
approximalhöhle ist unschädlich zu machen, sobald ein benach- 
barter bleibender Zahn in ihr Niveau tritt.“ Unter Unschädlioh- 
machen versteht er Behandeln durch Füllen, Abschleifen oder 
Extraktion. Für die Füllung wird häufig die vorhandene Arbeits- 
kraft nicht ausreichen. 

Die Forderung des Abs@hleifens ist eine Wiederaufnahme 
des alten Arthurschen Verfahrens, durch Abschleifen der 
Approximalflächen einen Reinigungszwischenraum zwischen den 
einzelnen Zähnen zu schaffen. Dieses hat sich für die bleibenden 
Zähne nicht bewährt, da die Schädigung durch Schwächung der 
Schmelzbekleidung der Zähne durch den Verlust des Kontakt- 
punktes und der Artikulation, abgesehen von den häufig auf- 
tretenden Schmerzen, sich als größer erwiesen hat, als der Nutzen 
der ermöglichten Reinigung. Für die Milchzähne in der Zeit des 
Zahnwechsels fallen diese Einwände fort, da sie sowieso aus- 
einanderrücken, sodaß mir hierfür der Vorschlag Kantorowit2 
brauchbar zu sein scheint, | 

Dagegen scheint mir der Weg, durch vorzeitige Milchzahn- 
extraktion Cariesprophylaxe für das Dauergebiß der bleibenden 
Zähne treiben zu sollen, nicht gangbar. Die Hauptaufgabe der 
Milchzähne in der Zeit des Zahnwechsels besteht darin, als Platzhalter 
für die bleibenden Zähne zu dienen. Durch ihre vorzeitige Extraktion — 
und es handelte sich um beträchtliche Zeiten, da der erste von 
mit sechs Jahren durchbricht, während die Prämolaren doch ers 
mit neun Jahren wechseln — würde diese wichtige Aufgabe 
unerfüllt bleiben und dadurch häufig ein erheblicher Engstand, 
der gerade durch die Maßnahme vermieden werden soll, penahanan 
werden. Abgesehen davon, daß die nach der Extraktion : 
stehende Knochennarbe, wie Partsch gezeigt hat, vielfach en 
Durchbruch des Ersatzzahnes an seiner normalen Stelle innerh 
des Zahnbogens erschwert. ht 

Dies sind die für die Prophylaxe der Zahncaries in Ba ne 
kommenden Maßnahmen an den Zähnen selbst, Eine ebenso nr 
Rolle spielt die Beobachtung und Hygiene der die ZARE. r = 
en Körperteile, der Mundhöhle und insbesondere des #4 

eisches. x 

= _ Bei gesundem Zahnfleisch wird die mechanische Reinigung, 
die der Kulturmensch täglich mehrmals mit Bürste und TE ia 
einem indifferenten Mundwasser oder sonstigen Mundpflegem! Sa 
vorzunehmen pflegt, genügen, sodaß die Hauptaufgabe A iir 
suchen wäre, für die Verbreitung dieser Tätigkeit des licher 
menschen in möglichst breiten Schichten zu sorgen. Wesen! Dos- 
Nutzen einer Desinfektion der Mundhöhle ist von den Zur nden 
infektion zur Verfügung stehenden Mitteln, wie die übereinstimm6 


we 
rl ° 


TREE 
ee ve ` Bor. 
Be u í N E ; 
Riy pn a a. . En er En 
. DE ne es, ; iE 
T. 


NI 


4 


11919 — MEDIZINISOHR KLINIK — N.1. _ 


n 


aber das Zahn- 


Untersuchungen lehren, nicht zu erzielen. Sobald | 
ärztlicher Seite sind berei 


a oder bl £ 2 fleisch sich verändert, sobald -es 'seine Straffheit und natürliche |: 
t des gawa | hellrote Farbe verliert, ist eine vermehrte Pflege notwendig und | worden. =. a en ee 
sehn dmi | hier hat die zahnärztliche. Prophylaxe einzusetzen, Denn wir | ° Kleinsorgens.empäehlt, durch. Zuführung von Knochen- 
jt aut dee wissen, daß sich unter einem veränderten Zahnfleisch Beläge | mehlpräparaten, die sich bei der Tierzucht gut bewährt haben, 
legen; seli bilden, die für das gehäufte Auftreten von Caries als Ursache an- | Störungen des .Kalksalzstoffwechsels, insonderheit Rachitis, medi- 
gebrochen dl zuschuldigen sind. Und überdies ist diese Veränderung des Zahn- | kamentös zu behandeln. Ein Einfluß auf die Rachitis. erscheint 
en Silben | fleisches ein Zeichen für den Beginn der Disposition für Alveolar- .mir besonders wertvoll, da mit dieser Krankheit eine besondere 
eine Pal | pyorrhöe. | nn. 7 [Art der Milchzahncaries, die sogenannte eireuläre Caries in Ver- 
alenen A f Unter Alveolarpyorrhöe verstehen wir einen Symptomen- | bindung gebracht wird. ; ` 0 %00 07 ne 
m eb komplex, der in seinem Beginn gekennzeichnet ist durch die Um- | . Röse kommt an der Hand ausgedehntester Untersuchungen 
hode bi E. wandlung des normalerweise. blaßroten, fest an dem Zalinhals | von Musterungspflichtigen zu der Überzeugung, 'daß die Benutzung 
ction ki | anliegenden Zahnfleischrandes in ein leicht abgehobenes, dunkel- | wenig kalkreichen Wassers, wie es die städtischen Wasserleitungen 
uretbrut S rotblau verfärbtes, schwammiges, bei der geringsten Berührung | zur Verhinderung von Kesselstein: in den Dampfmaschinen durch- 
| das gut > . leicht blutendes Gewebe, das auf Druck ein Tröpfchen gelben | gängig führen, an der zunehmenden Cariesdisposition' schuld 
ai br Eiters entleert und der in seinem Verlauf zu einer Lockerung und | sei und fordert die Benutzung kalkreichen Wassers für den mensch- 
Ir gu = * zum Verlust einzelner Zähne oder der gesamten Zahnreihe führt. | lichen Gebrauch zum Essen und Kochen. gr 
zun pi BE Bei der ungeheuren Verbreitung. dieser Erkrankung, und dem | Und am weitgehendsten sind die Vorschläge Kun erts. 
psige Schaden, der durch sie angerichtet wird, erscheint auch bei ibr | Er sieht den Grund für die zunehmende Zahncaries in der Ver- 
log ne die Vornahme prophylaktischer Maßnahmen besonders notwendig | feinerung unserer Nahrungsmittel, .wobei er sich im wesentlichen 
| e: und wertvoll. — Ba A . j] auf die v. Bungeschen Untersuchungen für die Säuglingsernäh- 
Biok g- Als. Erreger wird jetzt nach den zahlreich vorliegenden | rung stützt, und in der Vernichtung der in den natürlichen Nab- 
been j Untersuchungen (Blessing, Zilz, Kolle und Andere) all- | rungsmitteln, insonderheit dem Brotgetreide befindlichen Nähr- 
App f gemein eine Spirochätenart ‚angenommen, prädisponierend wirkt | salze durch Ausscheidung der Kleie, in ‚der der größte Teil der 
n seh} ~ das Vorhandensein von auch nur geringen Mengen besonders der. | Nährsalze sich befindet. ‘Hierzu kommt der Nachweis besonderer, 
sank .. unter dem Zahnfleischrande liegenden Zahnsteinablagerungen. lebenswichtiger Substanzen, der sogenannten Vitamine durch 
Au Da ein Einfluß auf die Erreger durch desinfizierende Maß- | Funk und Andere, deren Fehlen schwere Krankheiten hervor- 
nahmen, wie wir schon oben gesehen haben, nicht zu erzielen ist, |. ruft, besonders in den harten Umbhüllungen der Getreidekörner. 
- "| Er fordert eine bessere Ausnntzung der natürlichen Mineralsalze 


des Getreidekorns durch Verbacken eines guten Vollkornbrötes, 


groben Grieß, grobe Graupen, Vollreis, wenig‘ Zucker. 


= ist ein um so größerer Wert auf die Bekämpfung der prädisponie- ` 
Der Krieg und die durch. ihn beschränkte Nahrungsmittel- 


renden Ursachen zu legen. . Und hierbei haben wir, wie die Er- 

fabrung lehrt, vollen Erfolg. Sie besteht in der restlosen Ent- 

fernung jeder Spur: von Zahnstein, besonders des. unter dem 

+- - . ‚Zahnfleischrande. liegenden, und in der Herstellung :hygienischer | zufuhr der Mittelmächte ermöglicht. es, die Probe auf die Ku- 

A Verhältnisse in der Mundhöhle. wi.‘ Su ‚nertschen Forderungen zu machen. “Unsere jetzige Kost‘ ent- 

a Der Satz, daß die Entfernung des Zahnsteins | spricht besonders in der Zusammensetzung- des Brotes 'völlig den 

| in einem Munde mehr. wert. ist als das. Legen | Kunertschen Grundsätzen. Auch nach dem Kriege werden wir 

noch lange Zeit an die Ernährungsvorschriften gebunden sein. Wir 

wollen hoffen, daß die Bestätigung der Kunertschen Ansicht 
einen recht bemerkenswerten Nutzen des Krieges darstellt. ` 


mehrerer Füllungen, muß ebenso Allgemeingut aller Zahn- 
Allerdings 'kommt bei Kunert die biologische Auffassung 


ärzte werden, wie es notwendig ist, immer weiteren Kreisen die 

. . . Erkenntnis klarzumachen: Blutendes Zahnfleisch ist krank und 
‚ muß behandelt werden. i | ur u 

Allen diesen prophylaktischen Maßnahmen ist gemeinsam | nicht uneingeschränkt zur Geltung; er verquickt. sie mit der me- 

das Bestreben, die Cáries lokal .zu bekämpfen, ‘sie innerhalb der | ehanischen, daß durch die. härtere Nahrung auch .eine bessere — 

Zahnreihe zu verhüten und zu vermindern und dadurch einen nutz- ae — mechanische Selbstreinigung des Gebisses 

stattfinde 


bringenden Einfluß auf das Zahnsystem und den Gesamtorganismus nde ‚er 
auszuüben. Sie entstammen demselben Gedankenkreis, der ‚sich | der Kiefer (das heißt D 
für die Ätiologie der Zahncaries auf die lange Zeit allein herr- | sprechen läßt. | | D E ES N 
Schende „materialistische“ Theorie Millers beschränkte, ~ Er beruft sich hierbei auf die interessanten Mitteilungen 
= _,_ _ Die lassen ebenso wie. die chemisch-parasitäre . Theorie | Blunschlis. Dieser fand bei Affen in der Gefangenschaft und. 
= Millers die Frage nach der Cariesdisposition völlig außer acht und’ | bei halbzivilisierten Indianerstämmen stark ausgebreitete Caries 
_ Solange diese noch nicht genügend geklärt ist, werden wir uns | Er erklärt dies, beeinflußt durch Walkhoffs Erdsalzarbeit, durch 
-mt den vorhandenen prophylaktischen Maßnahmen begnügen | die Änderung der Lebensweise, das heißt den Übergang zu ge- 
Müssen und bestrebt sein, uns ihre segensreichen Erfolge in mög- | kochter Kost, die eine geringe Inanspruchnabme des Gebisses in 
lichst großem Umfange zunutze zu machen. 7 mechanischer Hinsicht bedingte. — Auch diese Mitteilungen aber 

` Eine wirkliche zahnärztliche Prophylaxe, aber wird erst ein- | können meiner Meinung nach genau so zwanglos, besonders im 
können, wenn durch weitere experimentelle Erforschung. | Hinblick auf die Kunertsche Brottheorie, auf biologische Weise 


Setzen 

des Kalksalzstoffwechsels des Körpers auch. unsere Erkenntnis | erklärt ` werden. Auch hier kann die verminderte Zufuhr von 
. von der Cariesdisposition bereichert und geklärt wird, wenn uns | Kalksalzen beziehungsweise die Zufuhr nieht anbaufähiger Kalk- 
; mit einer Beeinflussung des Kalksalzstoffwechsels des Körpers | salze bei Annahme eines allgemeinen Stöffwechsels der Zähne als 

durch medikamentöse oder wenigstens - bewußte Zuführung‘ von | Cäriesursache betrachtet werden. PER TEN Sen 
aufnahmefähigen Kalksalzen auch ein Einfluß auf die Zusammen- Untersuchungen über die Frage der Vermehrung oder Ver- 
setzung. der Zahnsubstanzen ermöglicht wird. Und hierin, in der | minderung der Cariesfrequenz durch unsere Kriegsernährung 
Inschränkung der Cariesdisposition, in einer Vorbeugung und | liegen meines Wissens bisher nicht vor; nur einzelne ganz kleine 

Statistiken sprechen bisher für eine minimale Verringerung. 

In der letzten Zeit scheint es mir, als ob sich in einzelnen 
Fällen eine außerordentlich vermehrte und intensivere Caries- 
| | | frequenz zeige, und zwar vergesellschaftet mit einem Weichwerden 
L Wenn wir die markantesten herausgreifen wollen, so fanden | des früher vn end oian Toresas 
oew und Emmerich durch Zufuhr von Chlorcalcium bei | Es würde sich um denselben Prozeß handeln, wie.er von Wi e B mer 
C cen eine Zunahme des Fortpflanzungsvermögens, bei Kühen | im Anschluß an allgemeine Unterernährung und die mit ihr ver- 
sie l Vermehrung der Milchproduktion. Beim Menschen, fanden gesellschaftete Schädigung des Allgemeinbefindens beobachtet worden 
zun h | stärkerer Kalkzufuhr bereits im ersten Monat eine Gewichts- | ist. Aber selbst wenn sich diese Beobachtungen sicherstellen und 
a nahme von Í bis-3 kg und eine Erhöhung der allgemeinen | vermehren lassen, so wäre damit kein sicherer Beweis gegen 
eistungsfähigkeit, Sie empfehlen daher die Einführung eines | die Kunertsche Brottheorie erbracht, denn man kann sagen: 
' trotz der Ausnutzung der. Kalksalze und Vitamine aus dem — 


Besprechung der den Verlust der Zähne herbeiführenden Ursachen 
Scheint mir die wahre „Zukunft der Zahnheilkunde“, von der wir jetzt 
‚ In Fachzeitschriften übergenug hören, zu‘liegen. Ansätze dazu 
sind reichlich vorhanden.. - 


- Brotes mit künstlichem Kalkzusatz, . - | Ä | 
Gravidität. durch Spülen |.wenigen zur Verfügung stehenden —. Brotgetreide kommt es bei 
dispo- 


der allgemeinen Unterernährung zu ‘einer. vermehrten Caries 
sition. Dagegen würde es unseren Einwand gegen die Theorie 


„„okannt sind die Versuche, in der 
IInkenlassen von Kalkwasser dem ‚mütterlichen Organismus 


Kalksalze zuzuführen und hierdurch der während dieser Zeit ver- 


‚. À ` - s x f 
Hi 4 se . ee e i . z 
i Me $ X EN 


mehrten ‚Cariesdisposition entgegenzuwirken. “Und auch ‚von zahn- 
ts wesentliche Vorschläge gemacht 


STE 
=. ee 
DE „0 ©, > 0 
.- 4 EN 


» 


, wobei er jedoch auch die mechanische Beschäftigung 
urchblutung,. Stoffwechselbeförderung) mit- 


n Eger en 


er 
er. 
de. N 


a8: 
-p Si 


RL, 
neu, tr 
x Là 
FE 
— dam 

= 


1a 


Ta 


OTANTA 
es 7 
S x RT 
> 
x 


iz 


air ` 
EN 

N 
ne.‘ Las 
y INT A 


ie 
ne ~ 

` rain 
"eo -.. 
w. - 


eu eaa 
RE 
X 


ENA a S 


P aa 
07 
EJ ge. nt $ 
et ee BR ai age 
> A 
N REN 


m 


Sen 


u 
a 


Same 


bas 
nat: 


SER S a 
Tap m, 
met aL 
> . 2 


` 


me a 
zes und Tine <. 
E Se © 


ee 
an 
ae 


war Hrs 
EEE 


Lenea Sot j i 
an = 
a, ri e = S 
E NS oa 
k z .. = 


L Ben EO r a 1,772 
N a a Nn 
re DE TA NOD 
Zn wäre 


E07) 
a Mara E A Dp 


we. 


re £ : EN 
DI A T Marz 
N ee e 


`~ 


- g 
u daran, 
wen 


are 
A a TEC aan EEE SEEN FU 


$ x ee R 
-Pr IRTP pie ti’, 
PE E 


d 


er, 


wu he 
EA EEE a aig 


— 


e.a te -. 


Du ` - $ 
n n Toi 
is ; I rte: 
Ve met 
i ; 
t 


g a 
g ENT AR < 
t O, un L aen an ie ata e 


EE 


A 


eu ann 


+ 
ra 


re 


ET a u oe et 


308 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 13. 


30. März. 


Blumschlis stützen, denn die Härte des Kriegsbrots erfordert 
trotz des vielen Gemüses eine erheblich stärkere Kaufunktion als 
die Vorkriegsnahrung. | | 

Wir sehen, hier ist noch alles im Fluß; wie bei der Frage 
des Mineralsalzstoffwechsels überhaupt stehen sich Theorien ohne 
sichere Beweise gegenüber und es ist leider noch nicht angängig, 
sichere Vorschriften für eine praktische Ausübung zahnärztlicher 
allgemeiner Prophylaxe aufzustellen. 


Aus dem Orthopädischen Spital in Wien 
(Prof. Dr. Hans Spitzy). 


Das Stumpfturnen der Armamputierten 
mit besonderer Berücksichtigung der Rahmenübungen 
bei muskelplastischen Operationen. 


Von 
Dr. Alexander Hartwich, Assistenten. 


Schon bei der Versorgung unserer ersten Armamputierten, 
also Anfang 1915, erkannten wir die Notwendigkeit, die Gelenke 
des Armstumpfes ausgiebig zu bewegen und die sie beherrschen- 
den Muskeln zu schulen. Dies wurde sowohl bei Vorderarm- wie 
bei Oberarmamputierten durchgeführt; denn daß es für jene Fa- 
tienten, die Arbeitsarme irgendeines Systems erhalten, von wesent- 
lichster Bedeutung ist, ihre Prothesen kräftig zu beherrschen, liegt 
auf der Hand, aber auch kosmetische Prothesen können nur dann 
voll verwertet werden, wenn der tragende Stumpf entsprechend 
beweglich ist. Schon damals waren wir genötigt, über das ein- 
tache Stumpfturnen: hinauszugehen und eine Contraeturbehand- 
Jung anzuschließen, besonders hei Oberarmstümpfen, wo die 
muskelmechanisch ungünstigen. Verhältnisse des Deltoideus ge- 
radezu eine Contracturdisposition schaffen. Darüber wurde be- 
reits damals berichtet (Spitzy-Hartwich, Orthopädische Be- 
handlung Kriegsverwundeter, 1915, Hartwich, M. Kl. 1916). 
Von besonderer Wichtigkeit wurden diese Stumpfübungen, als wir 
daran gingen, die Unterarmamputierten mit einem Dreharme zu 
beteilen, also mit einer Prothese, die die gewöhnlich stark ge- 
schädigte Rotation des Unterarmstumpfs in Faustschluß und Öff- 
nung der Prothesenhand umsetzt. | 


Als nun in unserem Spital mit den, muskelplastischen Ope- 
rationen bei Armamputierten begonnen Wurde, standen wir vor 
einer neuen Aufgabe, nämlich der, die Muskeln des Stumpfes 
selbst entsprechend zu kräftigen. Der Weg war uns hier gegeben, 
und zwar durch die bei uns sehr gebräuchliche Anwendung der 
Intentionsübungen nach Spitzy. Diese waren uns vielfach, be- 
sonders bei lang liegenden Gipsverbänden, ein ausgezeichnetes 
Mittel, Atrophien entgegenzuwirken. Im wesentlichen bestehen 
sie darin, daß der Patient angewiesen wird, sehr häufig (bis zu 
20 mal im Tage) die betreffenden Muskelgruppen, z. B. bei Gips- 
hosen den Quadriceps, zu kontrahieren und sich durch Auge und 
Hand von der Contraction zu überzeugen. 

Die Vorbereitung zu den muskelplastischen Operationen 
fordert ungleich mehr Arbeit, Mühe und Zeit, als die Nachbehand- 
lung; leicht verständlich, wenn man bedenkt, daß wir nach der 
Operation nicht nur Ansatzmöglichkeiten besitzen, um einen ma- 
nuellen oder maschinellen Gegenzug wirken zu lassen, sondern uns 
nunmehr auch exakt von der Leistungsfähigkeit der Muskeln über- 
zeugen können. In Sauerbruchs Buch: „Die willkürlich be- 
wegbare künstliche Hand“ wird zwar auch auf die Notwendigkeit 
der Vorübungen hingewiesen, ohne daß aber exakte Anleitungen 
für dieselben gegeben werden. Die Nachbehandlung und die Kon- 
trolle der erzielten Leistungen ist dort eingehend geschildert. 

Seit mehr als anderthalb Jahren führen wir die mediko- 
mechanische und turnerische Behandlung unserer Armamputierten 
schematisch durch; unser großes Material und die auf diese 
Weise erzielten Resultate berechtigen zu einer Darstellung der 
verwendeten Methode. 

Wir können zwei große Behandlungsgruppen aufstellen, und 
zwar die Behandlung der Gelenke des Stumpfes und der sie be- 
herrschenden Muskeln und die Behandlung und Schulung der für 
die muskelplastische Operation in Betracht kommenden Muskeln 
selbst. Der Gelenksbehandlung' wird jeder Armamputierte unter- 
zogen, gleichgültig, ob er muskelplastisch operiert wird oder nicht, 
ob er Arbeitsarm oder nur kosmetische Prothese erhält. Die uns 
hier zu Gebote stehenden Methoden kommen in sinngemäßer Ab- 


—— 
an nn nn nn ` 


m nn m nn 
änderung natürlich auch bei Stumpfcontracturen zur Verwendung. 
Es sind dies Massage, Pendelübungen, Turnen (Freiübungen) und 
Turnen mit angeklebtem Gewicht. Die Massage besteht aus Kräfti- 
gungsmassage der die Gelenke beherrschenden Muskeln (Streichen 
und Kneten), sowie aus Gelenksmassage: sie unterscheidet sich m 
nichts von der bei Schulter: oder Ellbogencontracturen angewen- 
deten Massage. Als Richtschnur für die Behandlung der Stumpf- 
gelenke dient uns die Feststellung des Funktionsausfalls, wobei 
es sich, von verschwindenden Ausnahmen abgesehen, um Ein- 
bußen der Rotation des Unterarms oder der Elevation des Ober- 
arms handelt. Die Beuge- und Streckfähigkeit im Ellbhogengelenk 
ist fast immer erhalten und höchstens dort beeinträchtigt, wo 
7. B. starre ÖOperationsnarben diesen Teil des Stumpfes ge- 
schädigt haben. Für die Pendelübungen benutzen wir typische 
Zanderapparate, nur mit dem Unterschiede, daß wir cigene An- 
sätze konstruiert haben, um die Stümpfe besser zu fassen. Manch- 
mal ist dies, besonders bei kurzen Oberarmstümpfen. nicht leicht, 
doch läßt sich eine genügende Bewegungsmöglichkeit erzielen. 


wenn man nur sorgfältig darauf achtet, daß die Schulter hei den 


Bewegungen tadellos fixiert ist, sodaß die Bewerungen nicht im- 
Brust-Schulter-, sondern im Schulter-Oberarmgelenk stattlinden 
müssen. Bei dem Unterarme brauchen wir einen Ansatz, um den 
Stumpf für die Drehbewegungen fassen zu können. Er entspricht 
genau dem, der bei unserem Dreharme verwendet wird. Es wird 
also am Pendelapparat für Rotationsübungen des Unterarms der 
Handgriff durch ein Ansatzstück ersetzt, das aus zwei Weich- 
cisenspangen besteht, die an ihren, dem Apparat abgewendeten 
Enden zwei quergestellte, schwach gebogene, mäßig wepolsterte 
Blechplättchen tragen. An einem derselben ist ein iinopf, am 
anderen ein Riemen befestigt. Die Eisenstreifen werden nun auf- 
gebogen, der Stumpf zwischen die Plättehen geschoben, dam 
werden diese mühelos dem Stumpf angepaßt. Der Riemen wird 
herumgeschlungen und am Knopf befestigt. Auf diese Weise It 
eine innige Verbindung zwischen Apparat und Stumpf hergestellt, 
was bei dem relativ geringen Bewegungsausmaß, das hier in Be- 
tracht kommt, von wesentlicher Bedeutung ist. Die Fixation gè- 
schieht in der Weise, daß der im Elibogengelenk rechtwinklig 
abgebogene Arm mittels Riemens auf einer rechtwinkligen, ge- 
wölbten Blechschiene festgehalten wird. IE 
Der wichtigste Teil der ganzen Behandlungsgruppen ist un- 
bedingt das Turnen. Leider steht dem großen Vorteil — Billigkeit 
und Einfachheit dieser Methode — der Nachteil gegenüber, dafi 
wir bier am meisten auf die Mitarbeit der Patienten angewirsen 
sind, woran es in der Regel bedauerlich mangelt. Jedoch hat 
hier der Turnlehrer hervorragend Gelegenheit, durch energischt 
Aneiferung und sorgfältige Beaufsichtigung der Übenden sem 
Fähigkeiten zu erweisen. n 
In Anbetracht unseres großen Patientenmaterials sind W" 
genötigt, die Leute riegenweise turnen zu lassen. Daß bessere Re- 


sultate sich erzielen ließen, wenn man die Patienten einzeln Vol 


nehmen und bei den Übungen strenger individualisieren wur 
ist wohl möglich. Beim Turnen kommt es nun nicht nur darau 
an, die Funktion selbst zu bessern, sondern auch durch Gelenk- 
turnen, im weitesten Sinne des Wortes, ausgiebige Geler:ks- 
bewegungen überhaupt herbeizuführen. Natürlich ist dabe! I 
darauf zu achten, nicht in das andere Extrem zu verfallen W 
z. B. an Stelle der geschwächten Muskeln die Antagonı® a 
zu kräftigen. 

Als letzte Gruppe haben wir das Turnen mit angeklebten 
Gewicht angeführt. Es ist dies ein einfacher Kunstgriff, der Si g 
uns schon seit vier Jahren bewährt und der darin besteht, das 
man mit Mastisol ein Stück Trikotschlauch um den Stumpf <i 
und an dessen freies Ende möglichst hart am Stumpf ein GEW, 
knotet. Damit machen die Patienten dieselben Übungen Wie Rn. 
gewöhnlichen Turnen, und wenn man z. B. mit A kg En. 
ginnt und das Gewicht allmählich steigert, kann man hie 
weitgehende Kräftigung des Stumpfes erreichen und auf zıeM 
hohe Gewichte (3—4 kg) kommen. | sebon 

Unsere Patienten werden nun täglich dieser kombin l 
Behandlung unterzogen, werden mindestens einmal mas a 
müssen 10—15 Minuten pendeln und eine halbe Stunde Go 
Die Dauer der Behandlung schwankt. Dort, wo es sich ne 
geprägte Contraeturen handelt, braucht man viel G adak; en. 
und Zeit, um zu einem entsprechenden Resultat zu BT ni 
manchmal bis zu mehreren Monaten. In diesen Fällen WI" 


.. u.‘ . . y 7 R mit 
öfters auch genötigt sein, zu einer Dauerbehandluns, ec „der 
einem sinngemäß abgeänderten Schedeapparat, zu gre“ \t nut 


e .. >e e R 3 “ur z n 
den Stumpf in überkorrigierier Stellung einzugipsen (kom! 


* 


j š Ta a 

vr s < s 1 Ei Ä s 

ie BSR -e'r 2 z, TA 
- er = Pe) Pe A 

E ATA vo’ 

- 80; März. - 

are . o. 

‘ E a: - n 


$a 
K Eroan 
pi 


j Wii ar ji 


r Verwende £. 
jübungen) e! £- 
oht aus hrti $ 
ela (Sek: E 
heidet a3 f 


in Betracht). 


Stumpf im Hemd- bzw. Rockärmel tragen, also. nicht an der: 
Thorax angelegt, unter der- Kleidung,‘ da diese Haltung” die so 


ren angene $. . 
y der Sui unangenehme Adductionscontractur ġeradezu züchtet. Hier wäre 
osfalh, nl auch auf den sehr beachterswerten Vorschlag Bauers?) hir 
en, ui È zuweisen, der die Oberarmstümpfe gleich nach der Absetzung der 
ondeleh -— Extremität mittels eines Trianigelverbandes, in Abductions- und 
horn h.  ı Elevationsstellung fixiert, was sich ja jederzeit ohne Mühe und 
richten Kosten durchführen läßt und sicher berufen erscheint, unange- 
tus ~ nehme Spätfolgen zu, verhüten. rn a 
wir ke - Bevor wir uns nun zur Besprechung der Vorbehandlung für 
datë _  . die muskelplastische Operation wenden, möchten wir kurz die Go- 
sendet sichtspunkte erwähnen, nach denen wir uns bei der Auswahl. der. 
Fälle für diese Operation richten. Von der genauen Einteilung 


nieht ki: -" > 


ait eri Sauerbruchs nach Kraftzonen, entsprechend den erhalten- 


gebliebenen Muskelansätzen, machen wir keinen Gebrauch. ` Wir 


rue: 
u ec. . ziehen in Betracht: das Alter des Patienten und seine soziale 
Nr Stellung (Beruf), und zwar in der Meinung, daß z. B. bei.alten 
t wii ie Leuten, die einerseits keine besondere körperliche Arbeit leisten 
nl müssen und können, “andererseits aus sozialen Gründen. nicht 
kmh darauf angewiesen sind, den Defekt besonders zu verdecken, keii 
ath zwingender Grund vorliegt, sie der immerhin mühevollen und 
a Mef langwierigen Stumpfbehandlung und der ziemlich unangenehmen 
ee | Operation (Wanderplastik) zu unterziehen. Im Zusammenhange‘ 
epit damit berücksichtigen wir auch .den: Allgemeinzustand des Patien- 
le} ten. Von Wichtigkeit ist ferner die Zeit, die zwischen der Am- 
‚mer = * putation und dem Beginne der jetzigen : Operationsvorb.reiturg 
oT o liegt, sowie der damit zusammenhängende ‚Grad der Stumpf- 
me muskelatrophie. Schon Sauerbruch hat darauf hingewiesen, 
Mi daß in Fällen, die erst lange Zeit nach der Absetzung der Extre- 
TE mität der plastischen Operation unterzogen wurden, der Erfolg 
guk" - ` deshalb nur schwer erreichbar war. oder sogar ausblieb, weil 
ae \ bei dıvsen Leuten das Muskelgefühl inzwischen gänzlich ver- 
mi .. lorengegangen.war und sich auch nicht durch Unterweisung. und 
oo ' Übung wiedererlangen ließ. Ein weiteres wichtiges Moment ist die 
Beseunffenheit des Stumpfes. Es ist hierbei weniger von Belang, 


ob die Amputationsnarbe mit dem Knochen verlötet ist und ob in 
diese Narbenmasse auch die Muskelenden mehr oder minder weii- 
geliend einbezegen ‚sind. Wesentlicher ist es, ob der Stumpı 
selbst, wie dies häufig vorkommt, multiple Ineisionsnarben auf- 
| / ‘deren ‚Bereich die Muskeln nicht nur mit Haut und 
“ Knochen verwachsen, sondern meist auch hochgradig zerstört 
‚sind in diesen Fällen wird sich auch durch vorhergehende 
Plastische Operation (Hautdeckung, Loslösung der verwachsenen. 
Muskeln usw.) kaum eine entsprechende Vorbedingung schaffen 
lassen, ım die eigentliche kinematop’astische Operätion ‚mit Aus- 
sicht auf Erfolg ausführen zu können. Schließlich kann. durch 
fernerliegende Narben im Bereiche des Thorax die Verschieblich- 
heit der Haut stark geschädigt sein, sodaß wir von der Bildung 
mcs Wanderlappens abzusehen gezwungen sind. Endlich Können 
-bei kurzen Oberarmstümpfen so schwere Adductionscontraeturen 
im Schultergelenke vorliegen, daß eine entsprechende Ausnutzung 
des sogar mit Erfolg plastisch operierten Stumpfes fraglich er- 
scheint. À 7 
< Die Vorbereitung für die muskelplastische Operation besteht 
nun in folgendem: Erstens in der Behandlung der Gelenke des 
Stumpfes. Diese wurde schon besprochen. ` Zweitens: Behandlung 
‚der Haut des Stumpfes. In vielen Fällen, hauptsächlich auf Grund 
! der nach der Operation entständenen Narbenverhältnisse, ist näm- 
i lich die Haut des Stumpfes auf der Unterlage wenig verschieblich, 
und da ist es schr vorteilhaft, um später bei der Bildung des 
Hautschlauches nicht auf Schwierigkeiten zu stoßen, die Haut vor- 
zubereiten. Dies geschieht ganz einfach durch Massage, die gleich- 

‚ag den Vorteil hat, daß die so behandelte Haut gut ernährt 

` und durehblutet ist und die Gefahr der Lappengangrän verringert 

Wird. Drittens: In Kräftigung und Schulung der für die Operation 

In Betracht kommenden Muskeln. Bei Unterarmstümpfen sind 

dies die Gruppe der Unterarmbeuger und Supinatoren. Am Ober- 
ceps und Triceps, am Thorax Pectoralis major, Latissimus - 


= "weist, in 


4 


-arme B 
dorsi. Der Deltoideus hat dabei eine Sonderstellung. Er muß 
Immer auch gekräftigt werden. Die eigentliche Schulung, auf die 


"ir später zu sprechen kommen, erscheint bier überflüssig, da er 
Wenigstens derzeit — für die muskelplastische Operation nicht 
Tr 3 ? 2 


SW kl. W. 1917. 


“11919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 18. 


n bei vereinzelten Adductionscontraċturen von Oberarmstümpfen 
J Im allgemeinen genügen .drei bis vier Wochen, um 
2 den Patienten prothesenrei! zu machen. Wesentlich ist, es, di - 

Leute mit. Oberarmstümpfen. streng dazu- anzuhalten, daß sie, den 


` 


= 


in. Betracht kommt, wohl aber von ‚größter Bedeutung für das 
` Dirigieren der Prothese ist. Bei manchen Stümpfen ist es ferner 
sehr wichtig, den Brachialis zu kräftigen und zu schulen. Es sind 
‘das jene, wo ein ganz kurzer: Unterarmstumpf erhalten ist, denn 
in diesen Fällen wird man den Biceps und Triceps als Kraftquellen 
benutzen, gleichzeitig aber kann der Patient die Prothese, die 
dann natürlich den Unterarmstumpf besonders fest umklammern 
muß, mit dem Brachialis im Ellbogengelenk abbiegen, sodaß sich 
die Wirkung der beiden Kraftquellen nur auf Faustschluß und 
Faustöffnung zu beziehen braucht. : a ea TS 

. Wir haben schon: vorhin gesagt, daß die Behandlung der Mus- 
keln in Kräftigung und Schulung zerfällt. Bei.letzterer Gruppe 
kommt nur aktives, bei ersterer aktives und passives Vorgehen 
in Betracht. ‚Das aktive Vorgehen besteht im Ausführenlassen 
von Intentionsübungen. Man ist hierbei gänzlich auf den guten 


Willen und: die Intelligenz dés Patienten angewiesen. Es ist not 


wendig; dies hervorzuheben und daran schon bei der Auswahl der 


Am schwierigsten ist der Beginn der Übungen. Wenn die Pa- 
tienten erst einmal das Muskelgefühl wiedererlangt haben, geht 
die Sache schon viel rascher von statten. Am einfachsten ist`es, 
die Patienten die Übungen beidseitig ausführen zu lassen. _Will 
man z. B. ‘die 'Beuger des Unterarmstumpfes schulen, sò 
befiehlt man dem Patienten, beide Hände langsam und kräftig zur 
Faust zu ballen. Es empfiehlt sich, die Leute die erhaltengeblie- 


wegungsassoziation ausbleiben kann, wenn .der Patient durch das 
‚Hinsehauen auf den Stumpf einen Defekt des Körperteils dort 
sieht, wo er sonst den Erfolg der intendierten Bewegung wahr- 
zunehmen gewohnt war. Später kann man dann vorteilhaft die 
Leute den Erfolg des Willensaktes, also die Muskelcontraction, am 
Stumpf mittels ihrer eigenen aufgelegten : Hand selbst kontrol- 
lieren lassen. In gleicher Weise überzeugt sich der Lehrer von 
Zeit zu Zeit von den Fortschritten der Muskelkraft. Hierzu be- 
darf es ziemlicher Übung. Der Meßapparat, den Kotzenberg!) 


Willensimpuls muß eine Muskelcontraction ent- 
sprechen — die Intentionsübungen auszuführen vermag, muß er 
es auch lernen, die Muskeln frakuioniert zu  krontrabieren, das 
heißt er muß versuchen, die Muskeln halb und dann ganz anzu- 
spannen, sie halb und dann ganz erschlaffen zu‘lassen. Dadurch 
‚wird das Muskelgefühl wesentlich erhöht und ‘eine wichtige Vor- 


bedingung für die spätere volle Ausnutzung der Prothese geschaffen. 


Passiv, also ohne eigenes Zutun des Patienten, wird die Kräftigung. 
der Muskulatur durch Knetmassage und Faradisieren erreicht. 
Doch sind zweifellos diese Methoden den aktiven Übungen weit 


‚unterlegen. | | 
| Manchmal kommt man nun mit dieser Behandlung nicht 


recht weiter, und zwar in jenen Fällen, wo der Muskel so weit 


mit der Amputationsnarbe verlötet ist, daß diese Hemmung das 


Zustandekommen von Contractionen ‚verhindert. Ferner dort, wo 
schmerzhafte Neurome vorliegen und der Patient durch die 
Schmerzen vom energischen Kontrahieren abgehalten wird. 
Schließlich kommt es auch vor, daß zarte Narben im Verlauf der 
Übungen wieder aufbrechen, oder daß infolge der Bewegung 
kleinere, im ‘Stumpf noch befindliche Fremdkörper, Metall- und 
Knochensplitter, Ligaturen usw. lokale Entzündungen und Fistel- 
bildungen verursachen. Dann muß in diese vorbereitende Be- 
handlung die kleine jeweils in Betracht kommende Operation ein- 
geschaltet und.sofort nach Wundheilung die Behandlung fort- 


gesetzt werden. Wir halten dies für besser, als die andere, schein- ` 


bar naheliegende Möglichkeit, .auf Grund dieser Vorkommnisse 
die Behandlung ganz einzustellen und den Grund. des Stumpf- 
schadens in einem Akte mit der muskelplastischen: Operation zu 
beseitigen. Denn die Plastik vorzunehmen, bevor der Patient sein 


Muskelgefühl wiedererlangt hat, und bevor er imstande ist, sicher 


zu intendieren, also jedem‘ Willensimpuls eine Contraction ent- 
sprechen zu lassen, erachten wir für verfehlt, nicht nur weil die 
Schwierigkeiten für den Operateur sich steigern, wenn er nicht 
einen entsprechend ausgebildeten Muskelbauch vorfindet, sondern 
auch, weil wir in diesen Fällen kaum erwarten dürfen, daß das 
Muskelgefühl, das der Patient. vor der Operation nicht wieder er- 
langen konnte, sich nach dem Eingriff einstellen werde, wo sich 

D M. m: W. 1917. . 


` 


für die muskelplastische Operation in Betracht kommenden Fälle 
zu denken, da sonst Zeit und Mühe des öfteren vergeudet werden. ` 


bene Hand anschauen zu lassen, da das Zustandekommen der Be- 


‚angibt, ist bei uns nicht im Gebrauch, dürfte aber, bei genauer . 
‚Anlegung gut verwendbar sein. Damit ist aber noch nicht alles 
getan. Sobald der Patient genügend kräftig und sicher — jedem . 


d 


+ 


t, 
f 


un 
. 


a < = 
in 

2 nn nn urban 

a BA er Pr 7: 

rg a ns ne 


ng sn nn 
> III TEN 


ne 
n t u 0 n 
N 


ee 


a 


PRTESEITTTT: 
- vv. 
i 


mn 
=. 


= TEE Tr 
he ei II zen Te 2 en en 
me: me. el u Damen 
a Eee E A > - k aaaea 
` a wa m 
> 


TANA 


Sen ze 
= a D a et 
ne Duncker dr er WEN 


Se, 


Y 


be EA ur en 5 — > 
DE Giad ae a 


-ean 
-~ A 


4 


u i 


nn eo 


KT De 4 x. àt 
- sy we - 
DE ae 


A a 
mAT ERST H 
Bee ee ee, 


ASEA R 


N u -a 


Ain 
E u fe -—._ =. > 5 ` a f = = 
2D P a E EE 
2: Te 6 = a ck 
a © u. - 


zn >: 

7 RE 
ie a i a y: 

MARAT 

R R, 

F RA y Eu 

Ea ee" Fi ! 

Inu ER, Wa 
ven u A 
nn: 
Ben... g i 
rt- un, erg j 4 
SERR Ra Ban 
KL, Ry EER Yi bım 
Ay pE, E 
Hi DE. f OEL I 
et a BRE 
I ERA 

N Me 
E N, v RR 
f og LT D Ei n, 
A ea -Kan ihih pe 
TEN, Der una d i l 
a: 2.4... 

7 2 ~ j It ki 
Pin ef hr 
NE: Ve 
ACABA eh A; r- 
ee A {| e. 
DERS | sa KNEA 
I E 
PS : ec N 
P ey 7. TH 
f; 1% T GB 
NEN Serie , 
pei f: and kai 
p? 4m RN Dn 

P A 
ya gr Er auf: 
N un R h a : N 
Er “EITE i n. 1 Bas í 
Eoi f ORROA ed 
HH iR ee i 
VEY AN oa 
E EE 
S Ey Dr A a 
ORTE u ESOP EET Zu 
Ẹ F yora ta 

l nl E a 

: r a 
+ + 


C E 
ee 


>~ 
men 


~ 


x Ei 
= ae- 


se “ al 


Te 


Ta ASA 


= ~ wu 


a 


kim! 


tn Teer 
ST m Se SR Se 
= 


uam an. 


Pa E 
ER nn Su EN Zu zz 


re ER en 
x Bam 


t 
| 


310 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. 


1 


doch die muskelmechanischen Verhältnisse neuerdings von der 
Norm entfernt haben. P 

| Diese ganze Vorbehandlung dauert zirka vier bis fünf 
Wochen. Ist innerhalb dieser Zeit kein merkbarer Erfolg erzielt 
worden, so ist es besser, von dem ganzen Verfahren abzusehen und 
sich mit der Verabreichung einer einfachen Prothese zu begnügen, 
denn erfahrungsgemäß halten die Energie und das Interesse des 
Patienten, auf die wir ja, wie schon betont, ganz besonders an- 
gewiesen sind, nicht allzulange an und die nach dieser Zeit regel- 
mäßig einsetzende Ungeduld der Leute wirkt keineswegs fördernd 
auf, den Gang der Behandlung. 

Die Nachbehandlung, also die Vorbereitung für das Tragen 
der Prothese, bietet unstreitig geringere Schwierigkeiten. Wir 
haben ja hier den früher so unangenehm vermißten Ansatzpunkt 
durch die Kunst des Operateurs erhalten und sind imstande, noch 
energischer auf den Muskel einzuwirken als früher und uns exakt. 
von den Fortschritten des Patienten zu überzeugen. 

Wir machen hier von den verschiedenen medikomechani- 
schen Methoden, z. B. Massage, Faradisation, gar keinen Gebrauch 
mehr, sondern beschränken uns einzig darauf, durch aktive Übun. 
gen die Kräftigung und Schulung der Muskeln zu fördern. Bisher 
mußten wir uns mit einfachen Intentions- und Innervationsübun- 
gen begnügen. Nunmehr vermögen wir diese Übungen gegen 
einen manuellen oder maschinellen Widerstand ausführen zu 
lassen, was einen ganz wesentlichen Fortschritt bedeutet. Es gc- 
schieht dies in der Weise, daß durch den Kraftkanal, den der Ope- 
rateur möglichst breit anzulegen bestrebt war, ein’ dicker Elfen- 
bein- oder Galalithstift geführt wird, von dessen Ende Schnüre 
ausgehen. Wenn wir nun diese Schnüre mit einem Apparat oder 
mit der Hand des Arztes oder Turnlehrers in Verbindung bringen, 
so können wir den Muskel gegen objektiv oder subjektiv dosier- 
bare Widerstände arbeiten lassen. , Die Dicke des Stiftes ist vor 
allem deshalb von Bedeutung, weil nur sie es uns erlaubt, den 
Übungen größere Kraft entgegenzusetzen oder diese mit größeren 
Gewichten ausführen zu lassen. Ein dünner Stift würde in solchen 
Fällen einschneiden und nicht nur den Patienten infolge des 
Schmerzes von den Übungen abhalten, sondern auch die Wand des 
Kanals schädigen. 


In jenem Teil der medikomechanischen Benandlung, der 


zwischen Operation und Tragen der Prothese liegt, haben wir zwei 


Ziele: Erstens wollen wir eine schnell und richtig gehende Inner- 
vation erreichen, das heißt, es muß jedem Willensimpuls eino 
gleichwertige Muskelaktion entsprechen; es darf also keine 
Muskelcontraetion ausbleiben und es muß eine der anderen 
gleichen. Zweitens streben wir die möglichste Kräftigung des ope- 
rierten Muskels an. 

Wir möchten nun darauf hinweisen, daß es uns eigentlich 
weniger darauf ankommt, besonders kräftige, als sichere und 
schnelle Muskelaktionen zu erreichen. Die Hauptsache ist, daß der 
Patient seine Prothese richtig ausnutzt. Dann kommt es bei der 
ständigen Übung unbedingt in jedem Fall auch zu genügender 
Kräftigung der bewegenden Muskeln. Deshalb haben wir auch 
bisher davon abgesehen, unsere Patienten mit großen Gewichten 
arbeiten zu lassen, wie dies z. B. Sauerbruch tut. 

Jene Widerstandsübungen, bei denen der Gegenhalt manuell 
erfolgt, können entweder so durchgeführt werden, daß der Pa- 
tient selbst oder der Lehrer den Gegenzug besorgt. Für die 
erstere Methode eignen sich natürlich nur intelligente und willens- 
kräftige Patienten, die auch schon einigermaßen geübt sind. Sie 
kommt daher hauptsächlich für den Schluß der Behandlung in 
Betracht, ist aber dann als Unterstützung der beaufsichtigten 
Turnübungen sehr wertvoll. Von größerer Bedeutung ist es un- 
streitig, wenn der Lehrer selbst mit dem Patienten diese Übungen 
vornimmt. Wichtig ist es, zur Vermeidung von Täuschungen, das 
nächst höhere Gelenk, also bei Unterarmstümpfen das Ellbogen- 
gelenk, bei Oberarmstümpfen das Schultergelenk, einwandfrei zu 
fixieren. Die Feststellung der Schulter läßt sich am elegantesten 
in der Weise erreichen, daß man einen Bindenzug von der Schulter 
des Armstumpfs unter der Leistenbeuge der Gegenseite durch 
und wieder zur Schulter zurück laufen läßt und einen zweiten 
Zug knapp unter beiden Achselhöhlen um den Thorax führt. Bei 
größerem Patientenmaterial erreicht man dasselbe Ziel dadurch, 
daß man den Patienten sitzend üben läßt und an den Sessel an 
einem verstellbaren Eisenstab eine die Schulter übergreifende 
Eisenpelotte mit Filzpolsterung befestigt. Am Ellbogengelenk 
ist die Feststellung sehr einfach. Man fordert den Patienten auf, 
den rechtwinklig gebeugten Arm an den Thorax anzulegen und 


<- 


30. März. 


läßt ihn in dieser Stellung die Muskeln kontrahieren. Allerdings 
ist es nicht leicht, in dieser Haltung die Unterarmstrecker anzu- 
spannen. Man wird da manchmal genötigt sein, den Oberarm ma- 
nuell zu fixieren. Besonders wichtig sind diese Fixationsmaß- 
nahmen dann, wenn man Übungen mit maschinellem Widerstande 
vornehmen läßt. Hier kommen in Betracht Pendelapparate, wo- 
bei sorgfältig darauf zu achten ist, daß das Pendel wirklich für 
aktive Übung eingestellt ist, und einfache Rollenzüge. Jedoch 
möchten wir betonen, daß für die Erzielung von gleichmäßigen 
und sicheren Muskelcontractionen die Übungen mit manuellen 
Widerständen von ungleich größerem Werte sind. Das Arbeiten 
mit den Rollenzügen usw. ist seinerseits wieder von Bedeutung 
für die Kräftigung der operierten Muskeln. 

In Kürze möchten wir noch auf die bei uns übliche Messungs- 
methode eingehen. Die Kontrolluntersuchungen sind sehr einfach 
und exakt, soweit es sich darum handelt, Kraft oder Hubhöhe 
festzustellen. Um letztere zu messen, genügt es, nach sorgfältiger 
Fixierung des proximalen Gelenks mittels Übertragung durch eine 
Rolle ein Gewicht längs einer Skala in die Höhe ziehen zu lassen. 
Zur Prüfung der Kraft des Muskels verwendet man einen an- 
steigenden Gewichtssatz. Um das Zunehmen der Sicherheit und 
Gleichmäßigkeit der Muskelcontractionen zu prüfen, bedienen wir 
uns einer Methode, um deren Ausarbeitung sich der bei uns tätige 
Gymnasialturniehrer Weber sehr verdient gemacht hat. Sie 
ist zwar sehr einfach, ist jedoch vorderhand für objektiv ein- 
wandfreie Messungen noch nicht zu verwenden, dürfte aber in 
nächster Zeit entsprechend ausgestaltet werden. Sie besteht darin, 
daß man nach exakter Fixierung des proximalen Gelenks unter. 
und parallel mit dem Stumpf ein Papier anordnet. Die vom 
Übungsstift ausgehenden Schnüre werden zu einer Schlinge ge- ` 
knotet und durch diese ein Bleistift gesteckt, der nun vertikal 
zum Papier steht. Der Untersucher ergreift nun diesen Stift und 
verschiebt ihn langsam unter gleichmäßigem Zuge seitlich, wäh- 
rend der Patient taktmäßig kontrahiert. Es ergeben sich dann 
Kurven, die besonders zu Vergleichszwecken sich uns ungemein 
bewährt haben. Man sieht auf denselben, wie die gleichmäßige 
Exaktheit der einzelnen Contractionen, ebenso wie die Hubhöhe 
ständig zunehmen. 

Die einfachen Übungsgruppen, die im vorstehenden be- 
sprochen wurden, lassen sich in jedem, noch so einfach eingerich- 
teten medikomechanischen Ambulatorium ausführen. Sie fordern 
zwar vom Arzt und Lehrer ein ziemliches Maß von Energie und 
Geduld, doch lohnen die erzielten Resultate reichlich die darauf 
verwendete Arbeit. Es wird in dieser Weise die Möglichkeit ge- 
boten, dem Operateur für den plastischen Eingriff wichtige Finger- 
zeige geben zu können und die Zeit zwischen Wundheilung und 
Erhalt der Prothese sinnvoll auszunutzen. So gesellt sich denn 


‚der medikomechanisch tätige Arzt und sein treuer Helfer, der 


Turnlehrer, zum Operateur und Ingenieur, zur Erreichung des für 
unsere Armamputierten so segensreichen Ziels, der willkürlich 
beweglichen Hand. 


Diagnose und Therapie der Gonorrhöe. 
(Ein Fortbildungsvortrag.) 


Von e 
Dr. Wilhelm Karo, Berlin. 


M. H.! Das durch den Krieg bedingte unheimliche AD- 
wachsen der Geschlechtskrankheiten hat das Interesse an der er- 
folgreichen Bekämpfung derselben in weitesten Kreisen, nicht nur 
der Ärzteschaft erweckt. Im Vergleich zur Lues, deren überaus 
ernste Bedeutung überall anerkannt wird, gilt die Gonorrhöe aue 
heute noch selbst manchen Ärzten als eine harmlose Erkrankung. 
Sehr zu Unrecht. Einmal kann. selbst eine scheinbar leicht ver- 
laufende Gonorrhöe zu tödlichen Metastasen (Endokarditis) führen, 
dann aber erinnere ich an die oft schweren Folgezustände A 
Strikturen, sowie namentlich an die in sozialer Hinsicht sO Ben 
Azospermie respektive Nekrospermie als Folgen von Epididymi 


‚respektive Prostatitis. Jeder an Gonorrhöe erkrankte Patient mu 


also von Anfang an über den Ernst seiner Krankheit aufgeklär 
und darüber belehrt werden, daß er sich nur durch- a 
Befolgung aller ärztlichen Anordnungen von den verderblich 5 
Folgen seines Leidens für seine spätere Gesundheit und Leben 
freudigkeit bewahren kann. :htige 
Um mich auf das für Sie als allgemeine Praktiker Wie rn 
zu beschränken, will ich über die Verbreitung der Gonorrhöe, Y 


vr 


= mn 36, 


E Fe 
e nung e re 
Dr ae Frege FR) h PE $ 
X, \zi: I-a r a SR x $ 7 
ne ee A EEE S g$ = Bee up RA EY- 
Ee Pia ate X ER: Š i f . ug v RGS 
a 4 r B n % y X -.- x... f t 4 y N 
' { a š pang ` 


a a 


2. Aliy die pathologische Anatomie der -gonorrhoischen Urethritis, über | zündlicher Phimose, daß Urethrorrhagien èx libidine, Prostatorrhöe | UNE 
Strecker u die klinischen Symptome und dew Verlauf nicht sprechen; hin- |‘ und Spermatorrhöe ‚schon von gedankenlosen Ärzten als Gonorrhöe | EA 
Oberam f gegen muß ich etwas ausführlicher: über. die Diagnose mich aus- |: angesprochen und-zum Schaden des Kranken als solche behandelt Pory 
Firatonm | lassen, denn erfahrungsgemäß werden hier noch: viele Fehler be-.| wurden: — Mit Nachdruck müssen wir also auf Grund dieser Aus- 1 GEN 
, Widest | gangen. Zur Diagnose der Gonorrhöe muß unbedingt der Nach- | führungen fordern, daß die Diagnose Gonorrhöe durch: mikroskopi- 
apparate m 6: weis des Gonokokkus erbracht werden. Diese Forderung ist so | sche Untersuchung sichergestellt wird. ee E By > À o 
| wirkid i p- leicht zu erfüllen, daß sie selbst von dem beschäftigtesten Praktiker | Haben wir also die Gonorrhöe als eine specifische Infektions- WE Si i 
i verlangt werden mub. > ME Se DEE, krankheit kennengelernt, ‚deren Erreger uns in- seiner Biologie ei TEER 
Techn E. - Entnimmt man mittels ausgeglühter- Platinöse ein. wenig |. und Virulenz bekannt ist, .so wäre es naheliegend, eine’ specifische N i 
kmh - Sekret, streicht es dünn, .auf einen Objektträger aus, zieht vor--| Therapie zu erstreben, ähnlich wie wir sie bei der.Lues in’ der 17 E 
Das Alta 6.  sichtig einige Male zum Trocknen und Fixieren durch eine Flamme | Therapia sterilisans magna im Sinne:Ehrlichs so erfolgreich mit ARE 
Doud B und färbt ‘etwa eine halbe Minute mit konzentriertem wäßrigen | Salvarsan und Quecksilber durchzuführen in der Lage sind. IR s Mara N s f 
S = Methylenblau, so ist unser Präparat schon fertig. Man spült nun |, Leider sind die diesbezüglichen Versuche bei der Gonorrhöe a e = u 
1 Mu A noch mit Wasser ab, trocknet mit Fließpapier, zieht nochmals durch | 'bisher negativ ausgefallen. Wohl sind specifische Vaccinen wie ne : 
sebr ahi E die Flamme und untersucht ‘ohne Deckglas mit Ölimmersion. In |'Arthigon, Gönargin oder wie die polyvalente Gonokokkenvaccine 1212: A i, 
er Hiii : solchem Präparat ist-das Protoplasma der Zellen hellblau gefärbt, | oder auch Autovaceine wiederholt versucht worden, doch. alle diese lý EA 
af ._ die Gonokokken tiefblau, sie sind durch ihre chärakteristische | Mittel versagen ‚bei der. unkomplizierten Urethralgonorrhöe des nat: un 
dvds. Lagerung und Gestalt auch für den ‘weniger Geübten. nicht. zu. Mannes; ebensöwenig vermag die intravenöse Kollargolinjektion,. R, 
abk- > -O verkennen. Besonders wichtig für die Diagnose der frischen | die von. gynäkologischer Seite neuerdings ‚empfohlen wurde, die ih, "Ba I. 
(m — Gonorrhöe ist die intracelluläre Lagerung; im späteren Stadium | Gonorrhöe. des Mannes wesentlich zu beeinflussen oder gar zu: : a is i: 
hehe ~ der Gonorrhöe liegen die Gonokokken meist extracellulär, das | heilen. > ` | | ee a a Hal Ip AE 
danne Sekret enthält dann, im Gegensatz- zur frischen Gonorrhöe, mehr . Unser Postulat, durch ein. Specificum aut intravenösem oder 11 EN 
wit- Epithelzellen und weniger Leukocyten. na | | intramuskulärem Wege die im. Körper: angesiedelten Gonokokken. | r I 
hl $ en Nachdrücklichst muß hervorgehoben werden, daß weder das | zu. töten und somit die Gonorrhöe radikal zu ‘heilen, ist daher EA EEA PEN i 
jekir & Aussehen des Harnröhreneiters : noch die Angaben des Kranken, | vorläufig noch. unerfüllbar, Ebensowenig vermögen wir durch ' MEE: oi, | 
ELUN noch die- Beschaffenheit des Harns üns über die Specifität des | interne Verabfolgung von Mitteln aus der Gruppe der Balsamica, he a pofo 3 
thit : Harnröhrenkatarrhs Gewißheit geben. Es gibt nämlich außer der | Diuretica oder der sogenannten inneren Antisepfica ‚eine Heilung je T A 1: Be 
ID}. Gonorrhöe zahlreiche andere Ursachen für entzündliche Er- | der Gonorrhöe zu erzielen. ` . Mann Er "1, ER 
Dem. krankungen der Harnwege. Mechanische, chemische und bakterielle | _. Bekanntlich hat man von .alters her einen derartigen Weg U AS ANETE 
RR. Reize der verschiedensten Art können eine Gonorrhöe vortäuschen. | empfohlen und eine stattliche Anzahl von Mitteln aus diesen drei ran A REME ? 
ve! t Was zunächst die: mechanischen Reize. betrifft, so kann die | Gruppen wie Oleum Santali, Kopaivabalsam, Urotröpin, Campher- l i ERR 
gie Einführung von Bougies und Kathetern zu eitriger Urethritis führen, | säure, Salicylpräparate usw. angewandt. Zweifelsohne: läßt sich N 3. FR 
h% . :die auf den ersten Blick eine Gonorrhöe vortäuscht; ebenso kann | durch Darreichung derartiger Mittel per os eine gewisse Sterili- N REAME 
ne] ‘durch den Abgang von Harngrieß oder kleinen scharfen Konkre- | sierung der Harnwege und eine 'Reizmilderung erreichen. Die nz :. 
a ‚.menten, selbst durch -Phosphaturie ein analoges Krankheitsbild | interne Therapie ist daher ‘ein wichtiges, bei. Eintritt gewisser al T 
wp ‚hervorgerufen werden. `> eh nr ns Komplikationen sogar unentbehrliches Adjuvans: : :-> ET 1. oe 
w Zu Von chemischen Reizen der Urethralschleimhaut kommen -Ich babe Ihnen, meine Herren, bereits die drei Gruppen von a ae; et 
= praktisch vor allem prophylaktische Einträufelungen oder Injek- | Medikamenten, die uns hier zu Gebote stehen, genannt. Es sind ae aY DIES 
ja } „tionen starker Silbersalzlösungen in Betracht.. Besonders nach | die. Balsamica, die inneren ‚Autfseptica und. die Diuretica. Jede a 
- „Protargolinstillationen zu Verhütung der Infektion wird nicht selten | dieser drei Gruppen hat ganz bestimmte Eigenschaften, die: den a Eu 
LA .  eitriger Ausfluß beobachtet, der. den Kranken in Schrecken jagt | anderen beiden Gruppen fehlen. Die specifischen Eigenschaften Fe 
JA .- und doch nichts "anderes bedeutet als eine durch Korrosion der | eines Balsamicums würden wir also bei Ordination des Diureticums HAEE 
iu -Schleimhaut bewirkte Reizung, deren Beseitigung mitunter recht | oder Antisepticums entbehren müssen und umgekehrt. . - 
Schwierig ist, Ä s | Ä Ä ; E ‘Man hat nun, um diese Lücke zu schließen, seit einigen Jahren 
“| “Unter den bakteriellen nichtgonorrhoischen Entzündungen | auf Grund der Versuche von Ehrlich und Bürgi über Kom- 
srp . der Harnröhre ist bei weitem am häufigsten die durch Bacterium | bination von Arzneimitteln ein Kombinationspräparat geschaffen, 
W > coli bedingte. _Das Bacterium coli ist wie der Gonokokkus durch | in dem die Wirkungen von Balsamicum, Diureticum und Antisepticum 
ë ~o Methylenblau leicht darzustellen; es `sind charakteristische Stäb- | potenziert zur Geltung kommen, die Buccosperinkapseln. Das Mittel 
fr ‚chen, die oft intracellulär gelagert sind. Finden Sie derartige | enthält als Grundlage edelsten, reinsten Kopaivabalsam, in dem nach 
al | Stäbchen im ` Urethralsekret, ist der Harn in beiden Portionen | einem besonderen Verfahren die wirksamen Stoffe der Folia bucco 
| longa, eines hervorragenden Diureticums, gelöst sind; die somit 


erreichte Kombination von Balsamicum und Diureticum wird dann 


Stark eitrig, dann muß der Fall unbedingt spezialistisch . unter- 
aus der Gruppe der Antisepticis mit Hexamethylentetramin, Sali- 


"sucht werden, denn derartige Fälle sind fast stets renalen Ursprungs. 
Die Urethritis ist lediglich eine Ausscheidungsurethritis. So 
Operierte ich vor drei Jahren einen 41 jährigen Herrn, der wegen 
eines angeblichen Trippers bereits seit sechs Monaten von. den 

~ „verschiedensten Ärzten. erfolglos behandelt worden war. Es be- 
stand eitrige Urethritis, im Eiter massenhaft Colibaecillen,. Harn in 

. beiden Portionen eitrig, ‘stark getrübt; die Chromocystoskopie 
- ergab als Quelle der Eiterung die linke Niere. Bei der ‚Operation 


 eylaten, Benzoe- und Camphersäure gesättigt. Re 

Ich. habe dieses Mittel in jahrelanger Praxis als sebr- wert- 
volles inneres Adjuvans der lokalen Therapie schätzen gelernt und 
möchte es in der Gonorrhöetherapie um’so weniger missen, als es 
die wertvolle Nebenwirkung besitzt, daß es, ohne außerordentlich 
abführend. zu wirken, einen stuhlregulierenden Einfluß zeigt und 
selbst von den empfindlichsten Patienten vortrefflich vertragen 


| fand ich eine Pyonephrose, in ‘der Reinkulturen von Bacterium | | 
li nachweisbar waren. Bereits wenige Tage nach der Operation | wird.: Freilich ist auch. dieses Mittel kein Specificum gegen 
j Werschwand ohne jede lokale Behandlung die Urethritis, die über | Gonorrhöe. Wir werden es.stets nur als Unterstützung "unserer 
2 ein halbes Jahr lang vergeblich als Gonorrhöe behandelt wor- | anderen therapeutischen Maßnahmen anwenden. 5 
| | nz 2. Seit kurzem bietet sich uns nun noch eine dritte Möglichkeit, 


auf indirektem Wege die erkrankte Urethralschleimhaut (Gönorrhöe) 
therapeutisch zu beeinflussen. . Es ist das Verdienst Kling-: 
müllers, darauf hingewiesen zu haben, daß man durch intra- 
glutäale Injektionen von Terpentin bei’ der Gonorrhöe den eitrigen 
Ausfluß aus der Harnröhre auf ein Minimum reduzieren, in einigen 
Fällen ihn sogar vollkommen unterdrücken kann. Das Terpentin 
wirkt nicht unmittelbar auf die Gonokokken, doch wird deren 
.Einfluß auf die Urethralschleimhaut unwirksam. Bei der Nach- 
prüfung der Klingmüllerschen Methode konnte’ich im. all- 
gemeinen Klingmüllers Angaben bestätigen, dòch gelang ‘es 
mir in keinem einzigen Falle, durch Terpentin dieGonorrhöe zu heilen. 
Wesentlich aussichtsreicher erscheint es mir nach eigenen Ver- 
suchen, ‘durch Kombination “von Chininpräparaten mit Terpentin, 


en war. ne 
2 ‚Sie ersehen also aus diesem Fall, dem ich'äbnliche anreihen 
könnte, wie absolut notwendig eine exakte bakteriologische Diagnose 
‚des Urethralsekrets ist. ~ EB ie: ER 
en als Erreger der Urethritis 


a ` Außer -Bacterium &oli komm | 
noch - Iplokokken, Pneumokokken, Influenza- und Typhusbacillen 


2 tage. , Zweifelsohne spielt auch die Spirochaete pallida bei 
er Urethritis eine Rolle. Ich habe in den letzten Jahren mehrere 
"ıWandfreie Fälle von syphilitischer Urethritis gesehen, in. denen 
b Nachweis der Spirochäten durch die Giemsafärbung 
Dis, Hiermit ist aber die Reihe von Ausflüssen, die zur falschen 

“agnose Gonorrhöe führen können, noch nicht erschöpft. _ 
Ich erinnere daran, daß selbst harmlose Balanitiden bei ent- 


~ 


312 ` 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 13. 


30. März. 


ng nern nn nr rer r HT 


speziell mit Eueupin, die Gonorrhöe zu beeinflussen. Ich habe 
mit derartigen Terpentin-Eucupineinspritzungen ganz auffallend 
rasche Resultate insofern erzielt, als der eitrige Ausfluß sehr bald 
nachließ, ebenso die Beschwerden des Kranken bei der Miection. 


Durch ausgedehnte Kontrollversuche konnte ich feststellen, daß 


die kombinierten Terpentin-Eucupineinspritzungen, namentlich in 
Verbindung mit interner Verabfolgung von Buccosperin, den Ver- 
‚lauf der Gonorrhöe wesentlich abkürzen und das Auftreten von 
Komplikationen verhüten. — Immerhin gelingt es auch auf diese 
Weise nicht, die Gonorrhöe radikal zu heilen. 

Führen also die bisher skizzierten Wege nicht zu einer 
Heilung der Gonorrhöe, so bleibt uns als letzte Möglichkeit die 
lokale Behandlung der Harnröhre übrig. 

Ganz allgemein müssen wir von der lökalen Therapie ver- 
langen, daß sie kausal und symptomatisch wirke, daß sie also die 
Gonokokken töte und die Entzündung der Schleimhaut bekämpfe. 
Vergegenwärtigen wir uns den anatomischen Bau der Harnröhren- 
schleimhaut, so werden wir die Schwierigkeit der Aufgabe er- 
messen, denn die Gonokokken bleiben ja nicht an der Oberfläche, 
sondern wandern sehr schnell in die Tiefe, wo sie sich der Ein- 
wirkuug der in die Harnröhre eingespritzten Medikamente ent- 
ziehen. Denn wenn auch nicht bestritten werden kann, daß die 
modernen Silbersalze eine gewisse Tiefenwirkung haben, so können 
wir doch unmöglich erwarten, daß bei der kurzen Einwirkung, die 
das Medikament bei der allgemein gebräuchlichen Methode wäß- 
riger Lösung mittels der Tripperspritze bis in die tiefsten Krypten 
und Lacunen dringt, in denen bekanntlich die Gonokokken ihre 
Brutstätten haben. Man hat daher versucht, die Spritzenbehand- 
lung durch Urethralstäbchen oder durch schleimige Vehikel zu 
ersetzen, um\dadurch möglichst dauernd auf die erkrankte Schleim- 
haut einwirken zu können. Indessen haben sich auch diese Ver- 
suche, wenn sie auch im einzelnen nicht erfolglos waren, nicht 
einbürgern können. Hierzu gehört auch das von *mir angegebene 
Tubogonalverfahren, mit dem ich eine Zeitlang ganz vorzügliche 
Resultate erzielte. Leider scheiterte diese Methode an der Mangel- 
haftigkeit der Tuben, deren Wand durch den Inhalt angefressen 
wurde. — Ob es mir gelingen wird, das Verfahren durch Ver- 
besserung der Tuben praktisch verwertbar zu machen, bleibt ab- 
zuwarten, Zurzeit ist jedenfalls fhfolge des Krieges und der da- 
mit verbundenen Schwierigkeit der Rohstoffbeschaffung an eine 
Wiederaufnahme meiner Versuche nicht zu denken. Wir müssen 
uns also vorläufig mit der Tripperspritze begnügen. Die Form 
der Spritze ist von prinzipieller Wichtigkeit. Sie soll einen koni- 
schen Hartgummiansatz haben, etwa 10 ccm fassen und einen 
leicht beweglichen, gut schließenden Stempel besitzen. 

Die Wahl und Konzentration der für die Injektion in Be- 
tracht kommenden Medikamente richtet sich nach dem Stadium 
der Krankheit. Kommt der Patient mit einer ganz frischen In- 
fektion, so werden wir durch eine Abortivkur eine Kopierung der 
Krankheit versuchen dürfen. Hierzu sind die verschiedensten 


Methoden empfohlen worden. Ich persönlich verwende neuerdings 


fast ausschließlich 3°/,iges Albargin, und zwar nach folgender 
Methode. Nachdem der Kranke durch Miction die Harnröhre ge- 
reinigt und die Glans penis gründlich mit Sublimat abgewaschen 
ist, anästhesiere ich durch langsame Injektion einer 2°/,igen 
Novocainlösung die Harnröhre, dann spüle ich mittels der Janet- 
schen Blasenspritze, auf die ein konischer Ansatz gesetzt wird, 
vorsichtig die Fossa navicularis aus, um noch etwa haftende Eiter- 
partikelchen zu entfernen, und injiziere nun, unter langsamem 
Druck, den Inhalt der 125 cem fassenden Spritze durch die Harn- 
röhre in die Blase. Durch die vorherige Anästhesierung wird der 
Widerstand des Sphincters fast stets ausgeschaltet; jede Gewalt 
muß bei der Injektion vermieden werden; bei vorsichtiger In- 
jektion ist das Spiel des Sphineters genau zu kontrollieren; kon- 
trahiert er sich, so wird die Injektion unterbrochen und der 
Kranke aufgefordert, zu urinieren. Auf diese Weise öffnet sich 
meist der Sphincter wieder und die Injektion kann fortgesetzt 
nee oder aus anderen Gründen auf Schwierigkeiten, so ist es 
besser, sie abzubrechen, als durch Anwendung von Gewalt Schädi- 
gungen, wie Einrisse der Urethralschleimhaut, zu setzen, denn 
jede derartige Verletzung kann zu sehr unerwünschten Kompli- 
kationen, wie periurethralen Abszessen, Epididymitis usw., führen. 
Bei sehr empfindlichen Kranken empfiehlt es sich, zunächst immer 
nur wenige Kubikcentimeter der Flüssigkeit zu injizieren und 
durch Freilassen des Orificiums wieder abfließen zu lassen, bis 
man dann durch eine größere Injektionsmenge den Sphincter 


Stößt die Behandlung durch Überempfindlichkeit des 


überwindet; gelingt dies am ersten Behandlungstage nicht, kann 
man vielleicht am folgenden die Prozedur mit besserem Erfolge 
fortführen. Auf keinen Fall darf, wie bereits ausgeführt, Gewalt 
angewendet werden. Geht man in dieser vorsichtigen Weise zu 
Werke, dann darf die Abortivkur als ungefährlich gelten. Seitdem 
ich in dieser behutsamen Weise vorgehe, habe ich nie irgend- 
welche Nachteile für den Kranken entstehen sehen. 

Unter täglicher mikroskopischer Kontrolle setze ich diese 
Behandlung sechs Tage täglich einmal fort. Der Kranke nimmt 
innerlich Buccosperin, bekommt jeden dritten Tag intraglutäal 
Eucupin-Terpentin und macht selbst Einspritzungen mit 1 °/,igem 
Thallin sulfuricum dreimal täglich. 

Gelingt die Abortivkur, so verschwinden die Gonokokken 
bereits am vierten Tage, gleichzeitig wird das Harnröhrensekret 
von Tag zu Tag dünner. Am siebenten Tage wird jegliche Be- 
handlung ausgesetzt, Ist die Gonorrhöe kopiert, so bleibt das 
Urethralsekret wäßrig, es enthält nur wenig Leukocyten, keine 
Mikroorganismen, der Harn wird klar. Durch tägliche mikro- 
skopische Kontrolle wird nun festgestellt, ob die Gonorrhöe end- 
gültig geheilt ist. In dieser Weise habe ich in den letzten Jahren 


eine stattliche Reihe von Heilungen innerhalb einer Woche er- 


zielt. Namentlich seit Einführung der Eucupin-Terpentininjektionen 
ist die Zahl der positiven Erfolge gestiegen. Eine genaue Statistik 
zu geben bin ich nicht in der Lage. 

Gelingt die Abortivkur innerhalb einer Woche nicht, dann 
müssen wir zu einer vorsichtigen antiseptischen Behandlung mit 
schwachen Lösungen übergehen, denn man kann unmöglich längere 
Zeit hindurch die Urethralschleimhaut mit konzentrierten Silber- 
salzlösungen behandeln. 

Sie alle wissen, daß im Laufe der letzten Jahre eine Un- 
menge organischer Silberpräparate zur Behandlung von Gonorrhoe 
empfohlen worden sind. Die Tatsache, daß immer wieder neue 
Mittel auf den Markt kommen, ist der beste Beweis dafür, daß 
keines‘ der bisher bekannten Präparate sich als ein für alle Fälle 
wirksames Allheilmittel bewährt hat. Im Laufe der Jahre habe 


ich mich mit fortschreitender Erfahrung immer mehr davon über- . 


zeugt, daß es bei der Behandlung der Gonorrhöe nicht nur auf 
das Medikament, vielmehr auf die Art der Anwendung und 
Konzentrierung ankommt. Gerade in der wechselnden Konzentrle- 
rung, die sich ganz nach dem individuellen Fall zu richten hat, 
zeigt sich die Kunst des erfahrenen Praktikers, Im allgemeinen 
bin ich zu möglichst schwachen Lösungen übergegangen, da ich 
mit ihnen bei geeigneter Technik weit bessere Resultate erzielt 
habe als mit gemeiniglich empfohlenen konzentrierteren Lösungen. 
Von den modernen Silbersalzen beschränke ich mich 1M 
allgemeinen af die Anwendung von Albargin und Choleval dn 
etwa 1/,- bis 1/,°/,iger Lösung; daneben benutze ich hauptsächlich 
das seit altersher bekannte Argentum nitricum in ganz schwacher 
Lösung (1:6000). Ich wende es in der Regel umschiehtig mit 
Kalium permanganicum (1:4000) an. Gerade die Abwechslung 
von Argentum nitricum und Kalium permanganicum, für die auch 
Casper eintritt, bewährt sich ganz ausgezeichnet. Bel an 
stark eitriger Sekretion verwende ich sehr gern das Thallinum sul . 
(1 bis 1,5°/,). Fast stets gelingt es, mit diesem Mittel in wenigen 
Tagen die eitrige Sekretion zu verdünnen und auf ein Minimum 
zu reduzieren. Bei der Ordination dieses Mittels ist daran ZU 
denken, daß die Lösungen stets frisch sein müssen, daher varaio 
ich nie mehr als 100 g. Mit dieser Lösung lasse ich $ 
Kranken, besonders wenn sie am Tage durch ihren Beruf an de 
Ausführung der Einspritzungen gehindert sind, sogenannte pro 
gierte Einspritzungen machen, das heißt der Kranke macht nn 
früh und abends je drei Injektionen à drei Minuten hintereinan pn 
auf diese Weise erreichen wir eine recht intensive und 40C 
schonende Behandlung der Harnröhre. ` hat 
Wirkt das Thallin nicht innerhalb weniger Tage, dan? Sh 
eine weitere Anwendung desselben keinen Zweck, vielmehr MT 1, 
wir, falls noch Gonokokken vorhanden, wiederum ein a eise 
oder im späteren Stadium, falls die Gonokokken bereits Fr am 
entschwunden sind, Resorein (1/,°/,) oder Adstringentien (AN 
sulfuricum usw.) anwenden. x norrhö® 
Die lokale Behandlung der unkomplizierten frischen Gon Eile 
kann man einem vernünftigen Patienten unter ärztlicher Bonn 
überlassen. Es genügt, den Kranken wöchentlich e:n- bis ZW 


: . 1, nakopischeß 
.zu kontrollieren und je nach dem Ergebnis der mikroskopiSe 


3 2 2 Aace 2zoll- 
Untersuchung mit dem Medikament respektive mit ae, A in- 
tration zu wechseln. Gleichzeitig empfehle ich Eucupin- N iitreten 
injektionen, durch die meiner Überzeugung nach das; 


i$ 


© 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK —. Nr.18. 


T 


von Komplikationen verhütet werden. kann.: Ich warne'Sie vor 
der von manchen Ärzten beliebten Polypragmasie. .: Ich halte es 
für nicht nur überflüssig, sondern für direkt schädlich, wenn man 
Kranke, wie das leider häufig .-geschieht, bei unkomplizierter 
frischer Gonorrhöe täglich mit Janetschen Spülungen oder ähnlichen 
Manipulationen behandelt, denn durch derartige Maßnahmen werden 
Komplikationen geradezu gezüchtet. Überdieg machen wir bei 


längerer Fortsetzung einer- derartigen Behandlung den Kranken 


zum Hypochonder und sexualen Neurastheniker. Im Laufe der 


Jahre habe ich für diese- Behauptung zahllose, zum Teil recht 


traurige Beweise gesehen. Eine tägliche Behandlung des Kranken 
bei unkomplizierter frischer oder subakuter unkomplizierter Gonor- 
rhöe ist nur ganz ausnahmsweise berechtigt.. Das Taktgefühl und 


die Ethik des Arztes sprechen hier eine mindestens so große Rolle 


r gilt:das Wort: „in der Beschränkung | Harnröhrenstriktur 
| | | "ist sehr leicht. Man fühlt deutlich. die Unebenheiten, . auch. 


als sein positives Wissen; hie 


zeigt sich der Meister“. _ Re S 
Sie erlassen mir eine Aufzählung aller für die Gonorrhöe- 


behandlung empfohlenen Mittel. Jeder von Ihnen hat zweifellos 


1 


x 


durch: Massage exprimiert.-— Bei den meisten Kranken erscheint 
:das,Sekret am Meatus, bei einzelnen fließt es in die Blase und 
‘es wird dann bei der Miction. milchig trüber Harn entleert. Bei 
Erkrankung der Prostata respektive Samenblase finden wir im 
Sekret zahlreiche Leukocyten, oft auch: Gonokokken, doch ist das 
„Fehlen der Gonokokken Nicht‘ .beweisend, weil sie erfahrungs- 
gemäß besonders in subakuten Fällen nur schwer nachweisbar 
sind. — In solchen Fällen müssen wir das Kulturverfahren. zur 
Diagnose heranziehen. - ar, 

-Die Untersuchung des Kranken erstreckt sich nun auf das 
Innere der Harnröhre, .die mit der .Knopfsonde ‚abgetastet wird. 
Wir fahnden nach sogenannten Infiltraten. Derartige Infiltrate sind 
ein Ausdruck dafür, daß der Krankheitsprozeß sich in die Tiefe 

der Mucosa , bereits erstreckt; hierdurch wird die' Bildung, von 
en ‚vorbereitet. Die Diagnose derartiger Infiltrate 


A 


empfindet der Kranke bei der Berührung der erkrankten Stellen 


mit der Knopfsonde ein deutliches Stechen. Eu 
: Wenn wir in dieser Weise systematisch untersuchen, werden 


sein Lieblingsmedikament, überdies kommt es ja, wie bereits aus- 
geführt, weniger auf das Mittel als auf dessen richtige Anwendung | wir stets wohl die Ursache’ für das Weiterbestehen der Gonorrhöe 
Wir werden also nun nicht von chronischer Gonorrhöe- 


an. Verläuft die Gonorrhöe ohne Komplikationen — und das 
können wir bei vorsichtiger Technik bei gewissenhaften Patienten 
fast stets erreichen —, so werden die Gonokokken auch nach Aus- 
setzen der Behandlung und nach Provokation, über die noch später 


geredet werden soll, nach etwa fünf bis sechs Wochen endgültig | liegenden Komplikation, 
b Ganz. besondere di 


verschwinden und die Gonorrhöe darf als geheilt gelten. l 
Bleiben die Gonokokken, dennoch im Urethralsekret, bleibt 

der Harn eitrig, lassen die Beschwerden des Kranken nicht nach, 

so spricht man nach der landläufigen Schablone von einer chro- 


nischen Gonorrhöe. — Gegen diesen. Ausdruck ‘möchte ich mit 


aller Schärfe Protest einlegen, denn er verleitet den Praktiker oft 


zu ganz falschen Schlüssen und ist schuld daran,. daß so viele 


Ärzte die Gonorrhöe gedankenlos weiterbehandeln. Statt von 


+ ehronischer Gonorrhöe zu sprechen, müssen wir vielmehr bei der- 
 arüigen Kranken 


durch eine 'gehaue - Untersuchung feststellen, 


| finden. 
sprechen, sondern von 'Prostatitis, Gonorrhöe der  paraurethralen 


‘Gänge, Cowperitis usw., je nach dem Ausfall der Untersuchung. 
Die weitere Behandlung. des Kranken richtet sich nach der vor- 


| agnostische Aufmerksamkeit erfordern die- 
jenigen Fälle, bei denen trotz geeigneter urethraler Behandlung 
dauernd, beide Harnportionen diffus getrübt und eitrig bleiben, 
Solche Fälle werden gewöhnlich als chronische gonorrhoische 
Cystitis kritiklos Monate und Monate mit Blasenspülungen be- 
handelt. Auf Grund mieiner Erfahrungen muß ich ganz energisch 
betonen, daß es eine primäre chronische Cystitis . überhaupt 


nicht gibt. | ur i | | 
-Wenn Sie also in derartigen Fällen von chronischer Pyurie 
durch sachgemäße Untersuchungen resp. Behandlung von ‘Prostata 


und Pars posterior eine Urethritis posterior resp. Prostatitis ausschließen 


Massage und Didaysche. Spülungen mit Argentum nitricum be- 


- warum die Gonokokken bisher nicht endgültig verschwunden sind; 
bei systematischer, sorgfältiger Untersuchung werden wir dann,| können resp. diese etwa vorhanden gewesene Komplikation durch 


Größe. Eine derar 


fast stets die Wurzel des Leidens finden. Der Gang einer zweck- 
mäßigen Untersuchung ist etwa folgender: Nach der bakterio- 
logischen Sekretuntersuchung wird. der Harn des Kranken in zwei 
oder drei verschiedenen Portionen aufgefangen; ist auch die letzte 


Portion trübe oder enthält sie zahlreiche Fäden, so wissen wir, 


daß auch die Pars posterior gonorrhoisch erkrankt ist; die Ure- 
i thritis posterior kann sich im Verlaufe der Gonorrhöe sehleichend 
entwickeln. Es gibt nämlich eine ġanze Anzahl von Kranken, 
bei denen infolge mangelhafter Sphinctercontraetion die in die 
Anterior eingespritzte Flüssigkeit auch: in die Pars posterior dringt, 
selbst wenn nur wenige Kubikzentimeter unter schwachem Druck 
eingespritzt werden. Es ist klar, daß hier auch leicht eine Keim- 
verschleppung. in- die hintere Harnröhre stattfinden kann. — Die 
Untersuchung des Kranken erstreckt sich nun auf die Labien der 
Harnröhre, die nach paraurethralen Gängen abgesucht werden. 


. 


seitigt haben und dennoch eine Besserung der Pyurie:nicht ein- 


tritt, dann muß der Fall unbedingt durch einen ‚Spezialisten chro- 
 mocystoskopisch untersucht werden. Fast stets wird man in der- 
artigen Fällen. eine Nierentuberkulose finden, die vor der Gonorrhöe 
bereits latent bestanden hatte. — Auf die Diagnose der Nieren- 
tuberkülose komme- ich ja in einem der nächsten Vorträge aus- 
führlich zurück. Heute genüge die Feststellung, daß ich im Laufe 


der Jahre eine ganze ‚Reihe derartiger Fälle von latenter Nieren-" 


| tuberkulose bei Gonorrhoikern gefunden habe und darum -lege 


ich besonderen Nachdruck auf die These, daß es keine primäre 
chronische Cystitis gibt. Auch der Diagnose gonorrhöische Pyelitis 
stehe ich skeptisch gegenüber. -Wenn auch von einwandfreier 
Seite das Vorkommen einer solchen bestätigt worden ist, möchte 


‚ich auf Grund meiner Erfahrungen zur größten Reserve mahnen; 


wohl zweifle ich nicht an das Vorkommen von Gonokokken im 


Derartige blindsackartige Einstülpungen sind sehr häufig Brut- as \ 
slätten der Gonokokken; sie sind sehr leicht auffindbar. Durch | Nierenbecken, doch fragt es sich, ob.in solchem Falle nicht eine 


Druck entleert sich aus ihnen ein Sekrettropfen, in dem Gono- 
kokken nachzuweisen ‘sind. Am besten werden derartige Gänge 
durch Elektrolyse zerstört. = u 
‚ Weiter wird nun die Harnröhre. nach Follikeln abgetastet. 
Bei einer Entzündung derselben (Follieulitis) fühlt man an der 
unteren Wand der Harnröhre harte Knötchen von wechselnder 
tige Follieulitis kann ohne subjektive Symptome 
Kommt. es. durch Verstopfung der Ausführungsgänge 
zur Sekretstauung, so.bilden sich Abscesse oder Cysten, die mit- 
unter zu ernsten Komplikationen führen können. Ihre Behandlung 
Ist chirurgisch, Weiter tasten wir die Cowperschen Drüsen 
(Glandulae bulbo urethrales) ab. Die Cowperitis ist keine allzu 
seltene Komplikation; sie verursacht oft nur ganz geringe Sym- 
. Ptome (Schmerzen bei der Miction, Unbehagen in der Dammgegend). 
nn der Palpation fühlt man in der Nähe der Medianlinie des 
‚meums Knoten von 'Erbsen- bis Bohnengröße; auch hier kann 
‚@& zur Absceßbildung kommen, döch meist tritt bei geeigneter 
SyMptomatischer Behandlung Resorption ein. Ganz ausgezeichnet 
ton sich hier die. Eueupin - Terpentineinspritzungen, unter 
ren Einfluß es niemals zur Äbsceßbildung kommt. _ D 
i ge Untersuchung des Kranken erstreckt sich nun weiter 
a ‚'rostata und Samenblasen. -Beide werden. durch Palpation 
om Rectum aus abeetastet‘ und zur Feststellung der Diagnose 


verlaufen. 


Sekundärinfektion auf dem Boden einer bereits bestehenden Nieren- 
-tuberkulose vorliegt, wie man ja auch bei 
‘eine sekundäre Colibacillose findet. 


Jedenfalls würde ich zu Nierenbeckenspülungen, die man - 


bei gonorrhoischer Pyelitis empfohlen hat, erst dann. die Ein- 
willigung geben, wenn vorher: durch das Tierexperiment und die 
Tuberkulindiagnostik Tuberkulose mit Sicherheit auszuschließen ist. 
- Bevor ich nun die Frage, wann eine-Gonorrhöe geheilt ist, be- 
antworte, lassen. Sie mich noch ‚kurz wenigstens einige für die 
Praxis wichtige Komplikationen der Gonorrhöe streifen. - 
Zunächst .einige Worte über die Urethritis posterior! Setzt 


‚dieselbe stürmisch mit Fieber, imperiösem Harnzwang, terminaler 


' Hämaturie ein, dann muß jegliche lokale Therapie zunächst unter- 
bleiben. Der Kranke bekommt ein Narkoticum, am besten Heroin 


mit Pyramidon in Form von Suppositorien, reichlich Tee, wie Folia | 


‚Betulae oder Folia Bucco, ferner Buccosperinkapseln und warme 
Sitzbäder. — Ist der Kranke nicht zu sehr in seinem Allgemein- 
befinden beeinträchtigt, so beginne ich sofort mit intraglutäalen 
Eucupin-Terpentininjektionen, unter .deren Einfluß das akute 
Stadium rasch: vorübergeht. Die lokale Behandlung der. Urethritis 
posterior, die ja fast stets mit einer Prostatitis einhergeht, ge- 
schieht am besten ‚mittels Didayscher Spülungen mit Argentum 
nitricum 1—2 000; Man führt einen geknöpften Katheter in die 


t 


_Nierentuberkulose oft - 


Mr, re 
B 
Mt e 
EA Di i 
Zar ‘ $ 
a ee ’ Ibn ec 
"285 HIER Be E 
: 
sti la., 
AMD SERI i i 
R: eto, 
4 Eee 
i ar Yr i KA 
; N En, 
D Ti > s 
BR, U reS 
e A ; ya 
E a E 
Be : p i E 
Une: E ZU 
Fe z 2 b = R vi 
Kira weht 
FR Es ar en“ 
117 Teuer Br 
T: For AR Fa 
Fr: Be 
} P: i d 2, f r 
Zn r a lag 
vol E 4 D a 
Sag EA al: F, 
ERA Er T 
1% Gar v popa 
17 R 
oh zn po 
EHK TEA. 
nt 
ei 
E ` ihr , 5 i 
Be): PR N EEE 
Ta ER Be. 
IE KEN Niet) 
inf Pu; EEES RE 
3! we. c. © 
17} š B ee 2 
A; eh re 
E A SEFA Y n Aa 
BE: a 
PEE T igap o 
IPA cae An 
BRE. ie. © 
1122) | TER BEE 
Aare a, 
i i B e’, pira 
BERIE i 
a: DR a a 
FR ERETI? Se 
TER g SER Ta 
27 - Aaa ha idyo’ 
ERG oza pa 
N: UT T 
PTEE nA 
112 A 
kur k a 
678,1 TER e> 
ir Fir and 3A: Pa 
I ALS y: EEE E ' 
Wi EAP a EE 
P A; H Belt ei 
pios m duerf Pin 
ri u Z a 1 ” RN 
hG “nia u Re k $ E R 
T O 2 
EHRE . DARESI z Sn 
[I 2 [a7 F, od aF 
TP arae e 
EEE C BrE zn Er 
. X - n y a 
I G N A 
Er DOAS A SE 
TEPS ar Me 
HAK TH IE A EE EE 
PUREE p, > Be 
| m REN ER 
joe E a E R 4 
Ie pfr f I P 
TAE A: ' 
Tn ROSE et 
r, 1ga pra il 3 s + 
IE, T TTR 17: et ` ne! 
' ROY 1 . 
fE PETAR AC EE ES E 
2340. 
PEAH RE U PIS rE E 
4 Aa: t 4 z ' 
a: 
HET) Re 
uf raw pi, ORTA za: 
TRORA U.. r i en. 
Fran re (LH Bi a 
Mehr rt a res tzt a 
R R-i; ii 
2 AEA 
Kerl 1 Der ar ‚é Ti + 
W. 4 In ehe‘ En 
A tar piti HERE E a 
1 2 | io A 
è An tn ae : 
RR a 
FA NATI EN ya 
Va RR $ i 
la a Ä 
ri Fe. = 
$ a PE ~ i l 
EU E RE u u 
Ike > heist: io 
y 3 S E A : i 
TEPERT: ANER 0 
Ha TTT Re Bu SE ' 
‘i ECL Tl A ree S 
EEEIEE NAN a A ee 
H i A Wr, wd a i 
Li RATAA | in a 
ah Heet: akoa 
PEE Hapat HERR) i 
TEE T j 
PPRT EA EE Dee? 4 . 
ir $ m; E yiu oy 
147 EENH Fr RO LE 
N 4 R ee : 
ie CELOT EAS 2 a 
> Hi fi TẸ; wi i 
ar rl) AA 
POREN > 
nig ans Ei der, 
E ahy He re 
NET u ; iy ti Se 
| pi et ai 
i We ‚ef Dada 
n IE Bi. on 
f ? pano .. 
at EERS ; 
ME pge teui 4 : 
ehr," Bs a 
DK PTR | ve . 
rd 
die ars 5 En 
ara a EES . N 
Li En T N 
7 ta > 
IER H LES iyd 
T i a z pE 
KE nn Yan 
ip oh, 
f wet 
i i BR e toa 
1] t . 
er Re N PR 
pa E, 
' (CREPES 
a hoa ata 
TUB, 1 a NER 
J Ay IN, 
lee”... 
D e r 
] | PL b~ 
n a er 
. r BEET I 
F 1 RR 
i } Dr 
c4 MER 
I A e SEE er Zen Ze 
zki A DE A ar 
f .. Se, 
ran wi 
aa N ae 
2? ca ri 
gel: EU PER 
| ‚ u Staa 
a ir ' RET Re 
z j E ` socne ee 
Eg S 
SENG E. T u BR 
1230 Et; poko- 
Art“ Ib i 4 - 
near “j wy: = 
| Pi nen? En 
RES RES u yd i 
N i ' ji ae r 
ra Riep te $à 
N , | a 4: 5 
7% 3 ra I 
An | N aa ] 
DH . 
Be 153; n? 0 EA 
i- ö er 
Er ı N Uri 
ak = er 
ae: :! -; 
i FR > 2 aena 
3 BEE A... 
a A E 
2 Den fi . ek: í 
\ In K ` \ 
Í r P ei 
rl a Eee 
Ra RT Amine} t Elan. 
a Wir, l R 
I u 
rt ft a p DE ah 
rl 7 Se % 
‘io ö et 
ea 17%. . ©. 
| 4 OF A FREE 
ar Í E $i Ev Beh 
í er 9 
Pe 
A -f 
K 2 
re 
Wr 
u 
TR E g Eee; 
| ES 
14 re a a 
T we ; 
F Ba AES 
J v r, A Y , -` 
f ee 
$ | h $ 
2 a we : 
: y F , -. 
r 2 EAA D 
i ci i 
} t a ro 
° 3 £ + 
a nn zk, a 
Lie HA VE: 
í G t EEs! -? 
r Hr ö 
SA bl 2 
i > u: el a ' R 
i TT Aa 
EENT i GRI S . . 
Fran Bine. Se 
j $ k ai e e 
i ie , i 
al DE Sn eya ` 
Bun! I nli x n B 
Í Fr T RG 
BEWE hard 2 
PE TrA: BE s '’ Eier 
(43 i$ J » W Lis npe e 
i $ E a HLF ' 
} T.. 1.2 s ar 
Fr A ? 
re | e | 
Al Wi eu 
Re, K, 


314 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. 


= 


30. März. 


Pars prostatica ein und injiziert langsam mittels der Blasenspritze 
die Spülflüssigkeit. - Auf diese Weise wird die ganze Pars posterior 
und der Blasenhals mit dem Medikament berieselt. Die Spülungen 
werden wöchentlich zwei- bis dreimal vorgenommen. Vorher wird 
die Prostata sachgemäß massiert. In genau derselben Weise wird 
auch die Cystitis colli behandelt, deren Symptombild dem der 
Urethritis posterior entspricht. Die Prostatitis ist, wie bereits 
ausgeführt, eine überaus häufige Komplikation der Gonorrhöe. In 
ihren leichtesten Graden verläuft sie symptomlos und wird daher 
leicht übersehen. Man unterscheidet eine akute und chronische 
Prostatitis, bei der akuten wiederum eine folliculäre, deren Sym- 
ptombild ganz dem der Urethritis posterior ähneln kann, und eine 
parenchymatöse, die meist eine sehr schwere Komplikation mit 
stärkster Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens darstellt. Aus 
ihr entwickelt sich gelegentlich ein Prostataabsceß, der wiederum 
zu schweren Komplikationen, wie periprostatischer Phlegmone und 
allgemeiner Pyämie, führen kann. Bei akuter Schwellung der 
Prostata verbietet sich natürlich die mechanische Behandlung 
durch Massage; hier kommen. neben der allgemeinen Medikation 
von lokalen Mitteln lediglich Applikation von Kälte, etwa in Form 
der Arzbergerschen Birne, ferner Ichthyolsuppositorien eventuell 
in Verbindung mit Narkotieis in Frage. 

Ich will auf all diese Dinge nicht näher eingehen, vielmehr 
begnüge ich mich mit einem kurzen Hinweis, denn bei der Schwere 
der hier in Frage kommenden Krankheitserscheinungen, nament- 
lich bei der Entscheidung, ob ein Prostataabsceß vorliegt, ob, wann 
und wie operiert werden soll, werden: Sie unbedingt den Rat eines 
erfahrenen Spezialisten einholen müssen. 


Ist die Prostatitis subakut, dann werden Sie durch sach- 
gemäße Massage in Verbindung mit Didayschen Spülungen die 
Krankheit zu beeinflussen versuchen. Die Prostatamassage ist 
zwar leicht ausführbar, dennoch erfordert sie Übung. Unter allen 
Umständen muß sie mit dem Finger ausgeführt werden, denn 
dessen Tastgefühl kann durch kein Instrument, deren ja eine 
ganze Menge angegeben sind, ersetzt werden. Die Massage darf 
höchstens dreimal wöchentlich ausgeführt werden. Größte Vorsicht 
ist. namentlich beim Beginn derselben geboten, da zweifellos, 
namentlich wenn noch Gonokokken in der Prostata wuchern, eine 
Verschleppung der Keime mit consecufiver Epididymitis vor- 
kommen kann. — Auch die Frage, wie lange man mit der mechani- 
schen Behandlung fortfahren soll, ist nicht leicht zu beantworten, 

Setzt man die Behandlung nach Erlöschen der Infektiosität 
des Prozesses zu lange fort, so besteht die große Gefahr der Züch- 
tung von sexualen Neurasthenikern. 


Als verhängnisvolle Folge der Prostatitis bleibt oft Nekro- 
spermie zurück. Ebenso verhängnisvoll können die Folgen sein, 
die eine Epididymitis, eine der häufigsten Komplikationen der 
Gonorrhöe, ‚hinterläßt. — Ihre Diagnose ist im akuten Stadium 
nicht zu verkennen. Kommt der Kranke hingegen im chronischen 
Stadium zur Behandlung, so ist oft die Differentialdiagnose zwischen 
gonorrhöischer und tuberkulöser Epididymitis nicht leicht. — 


Auf die Schilderung des klinischen Verlaufes und die Sympto- 
matologie derEpididymitis, die oft mit hochgradigster Schwellung des 
ganzen Samenstranges einhergeht, gehe ich nicht ein. Ich beschränke 
mich- vielmehr auf ganz kurze therapeutische Winke. Im akuten 
Stadium ist selbstverständlich strengste Bettruhe mit Hochlagerung 
des Hodens und feuchten Kompressen notwendig. Innerlich be- 
kommt der Kranke Salicylpräparate. Bei hochgradiger Spannung 
ist mitunter eine Punktion nicht zu umgehen. Besteht kein Fieber, 
so ist sofort mit den Eucupin-Terpentininjektionen zu beginnen, 
unter deren Einfluß die Schwellung rasch zurückgeht. — Im sub- 


akuten Stadium ist ein gutsitzendes Suspensorium das erste Er- 


fordernis. Zur Rückbildung der Schwellung empfehle ich Wärme- 
applikation in irgendeiner Form eventuell in Verbindung mit 
Camphersalbe oder Jodvasogen. Zur schnelleren Resorption ist 
mitunter der innere Gebrauch von Jodpräparaten sehr emp- 
fehlenswert. 

‚Die letzten Reste der Epididymitis sind oft schwer zu be- 
geitigen, mitunter bleiben dauernd Knoten zurück, die bei .doppel- 
geitiger Epididymitis fast stets zu Azoospermie führen, Leider be- 
sitzen wir kein Mittel, dieselbe zu beseitigen. 

Nur wenige Worte noch über die Behandlung der Harn- 
röhreninfiltrate. Hier bewähren sich Instillationen von 2 bis5°/,igemRe- 
sorein mittels der Guyonschen Spritze. Derartige Resoreinein- 
träufelungen respektive Spülungen sind auch ein hervorragendes 
Mittel, bereits ausgebildete Harnröhrenstrikturen günstig zu beein- 


flussen. Im übrigen ist die Strikturbehandlung rein mechanisch, 
in schwierigen Fällen wird die interne Urethrotomie nicht zu um- 
gehen sein. Die äußere Urethrotomie habe ich in keinem einzigen 
Falle angewandt, da ich stets mit der internen Urethrotomie, die, 
einen absolut harmlosen Eingriff darstellt, ausgekommen bin. 

Die übrigen Komplikationen der Gonorrhöe sowie die mannig- 
fachen Metastasen will ich außer acht lassen. Ich wende mich 
vielmehr zu der für Sie als Praktiker wichtigen Frage, wie lange 
muß die Gonorrhöe behandelt werden? — Nun, die Antwort lautet 
einfach, so lange als Gonokokken noch nachweisbar sind. Wenn 
die Gonokokken trotz Aussetzens der Behandlung und Provokation, 
von der gleich die Rede sein wird, verschwunden bleiben und die 
Urethralsekretion nur noch schleimigen Charakter zeigt, ist eine 
weitere Behandlung überflüssig. 

Als Provokationsmethoden zur Feststellung der Heilung der 
Gonorrhöe wenden wir eine Reihe mechanischer und chemischer 
Reize an. Zunächst den Alkohol, den der Kranke während seiner 
Krankheit unbedingt vermeiden mußte, Dann aber reizen wir die 
Harnröhrenschleimhaut durch Einführung von Metallsonde und 
vor allen Dingen durch Einspritzung einer 5°/,igen Lösung von 
Wasserstofisuperoxyd.. Durch Wasserstoffsuperoxyd werden die 
Ausführungsgänge der Littröschen Drüsen freigemacht und die 
etwa in der Tiefe schlummernden Gonokokken herausgeschwemmit. 
Mit dieser Methode gelingt es in ganz hervorragender Weise auch 
tiefsitzende Gonokokkennester festzustellen und erfolgreich zu be- 
kämpfen, denn eine derartige Lösung von Wasserstoffsuperoxyd 
ist ein ausgezeichnetes Antisepticum. 

Weiterhin provozieren wir durch gründliche Massage von 
Prostata und Samenblase. Enthält deren Sekret noch Gonokokken, 
dann tritt unverweigerlich eine Reinfektion der Harnröhre wieder 
auf. Auch die intravenöse Einspritzung von Arthigon wird von 
vielen Seiten als Provokationsmethode empfohlen. Handelt es sich 
um den Ehekonsens, so ist das Urethral- und Prostatasekret durch 
das Kulturverfahren auf Keimfreiheit zu untersuchen. 

Wenn wir also in dieser Weise den Nachweis erbracht haben, 
daß der Kranke nicht mehr infektiös ist, so werden wir uns seinen 
etwa noch vorhandenen Beschwerden und Krankheitserscheinungen 
gegenüber (Fäden im Harn, schleimiger Ausfluß am Morgen) möglichst 
abwartend und konservativ verhalten. Jede Polypragmasie ist 
strengstens zu vermeiden, denn durch ein Übermaß von lokalen 
Eingriffen bessern wir die nicht mehr infektiöse Urethritis nicht, 
viel eher verschlimmern wir dadurch das Allgemeinbefinden des 
Kranken. Sind doch eine der bedauerlichsten Folgeerscheinungen- 
überstandener Gonorrhöen die zutage tretenden Symptome auf 
nervösem Gebiete, die in den neurasthenischen Zuständen vol 
verschiedener Intensität hervortreten und den Kranken spe- 
ziell auf sexuellem Gebiet stark beeinflussen. Nicht selten 
tritt nach langdauernden Gonorrhöen eine. psychische Impotenz 
auf; glücklicherweise können wir in den meisten Fällen eine 
günstige Prognose stellen, indem mit dem Fortfall gewisser 
Hemmungserscheinungen und der Aufbesserung des Allgemein 
befindens auch eine Wiederkehr der Potenz zu erreichen sein wird. 
Die Persönlichkeit des Arztes spielt hierbei eine ausschlaggebende 
Rolle. Liebevolles Eingehen auf die Klagen des Kranken, Ver- 
ständnis für psychische Stimmungen und Gemütsbewegungen 
werden hier den rechten Weg finden, um mittels einer Suggestion 
im weitesten Sinne des Wortes in Verbindung mit specifischer 
Therapie Hilfe zu bringen. Kein Nihilismus, aber auch keine 
Polypragmasie, sondern bestimmte Verordnungen eines Stoft- 
wechsels und Nerventonicums, wie wir es z. B. in der Organ- 
therapie zur Verfügung haben, erscheint in derartigen Fällen rat- 
sam. Die Organtherapie hat sich mir in allen diesen Fällen gan? 
ausgezeichnet bewährt. Ich möchte daher nicht versäumen, ‚Ihre 
Aufmerksamkeit auf diese uralte, leider viel zu wenig geschätzte 
Methode zu lenken. nle 

Als ganz hervorragendes derartiges Organpräparat empiet® 


ich Ihnen das Testikulin, das in Form von intraglutären £in- 


spritzungen einen specifischen tonisierenden Einfluß auf die > 
genitalorgane ausübt und das Allgemeinbefinden der Kranke 
ausgezeichnet beeinflußt. ] 

Zum Schluß möchte ich zusammenfassend Sie darauf = 
weisen, daß der gewissenhafte Arzt bei der Behandlung ar 
Gonorrhöe ein überaus dankbares Feld seiner Wirkungsmöglieh i "i 
findet, nur muß er es verstehen, zwischen der Scylla der eh 
pragmasie und der Charybdis des Nihilismus den richtigen tik = 
einzuschlagen. Gediegenes Wissen und Takt werden dem Praktik 
der beste Führer sein. 


in- 


un 


E LERLE O 


= 
Az 


wa 


a 


— TR Eu ge 


TET e —— —. 
i - ’ 
= ` 


ks a aeS x B 
ER $ H poh I» a 3 P ae C Y an 
= Ar Bst, ME Se ai 3 un ; 

Š A = FoR e. 4. A Nat 

Be 


2 í ee R ` - 
D e j } eua . x = 
n A A oog . + 
5 i 1 ar : . ‚ wog PATIS FOR 
© ı ” ~ i . ý > . Ha: ur - as ME i , 
B ý . Ru a R Be N 
j Se + d Ely . \ 


a OMe 1); 1919 MEDIZINISCHB-RLINIE NER O OA 


= t 


< Referatentell. - 
. Bedigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin. yi Ds TEE SEE 
kulösen Kindern, Überhaupt bei Kindern: mit lymphatischer Kon- 
‚stitution außerordentlich ‘häufig auftritt, dem skrofulösen Ekzem, 
‚dessen schnelle Heilung durch: die ultravioletten Strahlen oft ganz 
erstaunlich ist. Selbstverständlich aber. dürfen alle für notwendig 
erkannten chirurgischen Eingriffe durch die Bestrahlungsbehand- 
lung nicht verdrängt werden. . a ee | 
| Nicht unerwähnt soll bleiben, daß die Quarzlampe auch aus- 
gedehnte Fälle von Lupus vulgaris bei genügend langer Behand- : 
lung und. bei. großer Geduld zur Heilung bringt. Beim . Lupus: ' 
‚ hypertrophieus . hingegen, wo größere Tiefenwirkung erforderlich 
ist, ist daher die Röntgenbestrahlung. am Platz; ‚erst‘ wenn da- 
durch eine’ Abflachung der Knochen herbeigeführt ist, ‘erst dann . 
kommt die Quarzbehandlung zu ihrem Recht, ` ee ="; 
. Alle Behandlungsmaßnahmen der Tuberkulose, welcher Art 
sie auch sein mögen, haben nur das eine Endziel, die Immunität 
zu verbessern und dadurch die tuberkulöse Erkrankung zur Heilung 
zu bringen. „Jede Tuberkulose kann nur mit den: Immunkräften 
geheilt werden,, oder anders ausgedrückt: alle Heilbestrebungen 
der Tuberkulose zielen — bewußt oder unbewußt — : auf eine 
Verbesserung -der Immunkräfte.“ Tiefer in das Wesen: der Immu- 
nität einzudringen, war jedoch erst möglich, nachdem es Much. 


.  Sammelreferat. 


A 


Allgemeines und Spezielles g BE 
aus dem Gebiete der chirurgischen Tuberkulosen. 
Von Dr. Werner Regen, Berlin. `: = 


Die Erfolge, die wir auf. dem Gebiete der chirurgischen 
Tuberkulosen dem Messer ‚des Chirurgen verdanken, sind nicht 
ermutigend. Es ist daher voll und ganz berechtigt, daß man be- 
strebt ist, wo es irgend möglich ist, konservative Methoden anzü- 
wenden. Die Heliotherapie, wie sie besonders Bern- 
hard und Rollier in die Therapie eingeführt haben, ist schon 
lange zu einem bedeutenden Faktor der konservativen Chirurgie 
geworden. Ja, die Anfänge der: Sonnenbehandlung reichen sogar | 
bis ins graue Altertum zurück. Bernhard (5) ist nunmehr 
übrigens auch zur allgemeinen. Besonnung übergegangen, wobei 
er allerdings mit der isolierten Bestrahlung des Krankheitsherdes 
beginnt, um dann allmählich und schrittweise den ganzen Körper 
zu bestrahlen. Es ist bekannt, daß die Sonnenlichtbehandlung 
namentlich bei der Tuberkulose sehr günstige, ja oft „verblüffende* 

Erfolge aufzuweisen .hat. Neuerdings werden dieselben Ziele wie | : 
im Hochgebirge auch in der Tiefebene verfolgt, jedoch mit weit | Wd Deycke gelungen war, den Kochschen Bacillus in seine 
geringerem Erfolge, schon weil hier weit weniger Sonnentage sind | Partialantigene zu zerlegen. ee 
und die ultravioletten Strahlen von dem Dunstkreis der Erde ab- Durch abgestufte Intracutanimpfungen mit den Deycke- 
sorbiert werden. Man behilft sich an den Tagen, wo die Sonne | Muchschen P artialantigenen des Tuberkelbacillus ergibt ‚sich 
ihre heilbringenden. Strahlen nicht spendet, mit der künstlichen | nach Menne. (6) der jeweilige, Immunitätszustand. Man sieht, 
Hökensonne. ° g va welcher der drei Partialantikörper | = 'Tuberkelbaeillen Eiweiß- 
Si Die lokale Wirkung der künstlichen Höhensonne | gemisch, Taberkelbacillen-Fettsäuregemisch, Tuberkelbacillen-Neu- 
ist so verschiedenartig und in zahlreichen Fällen so minimal, daß tralfeitgemisch == überhaupt fehlt, welcher mangelhaft. ist USW, 
Budde (2) diese Seite der Bestrahlungstherapie nicht so hoch |., Die Behandlung beginnt mit einer gesonderten Einverleibung 
- einschätzt, wie dies von anderer Seite geschieht. Ihre Wirksam- | der drei Partialantigene; mit der Mischung aller drei Partialantı- 
, keit unterliegt so starken individuellen Schwankungen, daß die | gene zu behandeln, ist erst dann indiziert, wenn „eine gleich- . 
“ „Frognose. in jedem Falle eine. vollkommen ungewisse ist. Sich | mäßige Durchschnittsreaktivität auf sämtliche drei Partialantigene 
 » vollkommen refraktär verhaltenden Fällen stehen andere gegen- | geschaffen worden ist“. Im allgemeinen fehlen bei der, chirurgi- 
über, die schnell- und auffallend günstig reagieren. Gerade bei | schen Tuberkulose gerade die Eiweißantikörper, sodaß in erster 
' der chirurgischen < Tuberkulose ist die lokale Einwirkung .der | Linie therapeutisch auf eine Vermehrung der letzteren. Bedacht 
... Quarzlampe vielfach nur eine sehr geringe; nur bei ganz ober- | zu nehmen ist. Die Antikörper muß der Körper selbst bilden; 
flächlich sitzenden Erkrankungen hat Budde (2) einen Erfolg | nur wenn der kranke Organismus das zu - leisten vermag, 'nur 
gesehen. Auf Grund eingehender Beobachtungen ‚ging er dann | dann bedeuten die Deycke-Muchschen Pärtialantigene 'einen aus- 
mehr und mehr dazu über, die rein lokalen Bestrahlungen nur | schlaggebenden Faktor in der specifischen Behandlung der chir- 
auf letztere Fälle. zu beschränken, also’ Krankheitsprozesse, die urgischen Tuberkulosen [Menne'($). ` en a ne 
keinen erheblicheren Einfluß auf den Gesamtorganismus ausübten; ‚ _ Die qualitative und quantitative Immunitätsanalyse und ihre 
alle übrigen Patienten hingegen unterzieht Budde @) einer | Wiederholungen in bestimmten Zeitabschnitten ergeben einen Maß- 
Allgemeinbestrahlung des gesamten Körpers. Und hier muß man | stab, a ne aA end nn en | 
| ge > Ri ER -s insti einer Erhöhung | | ? i CHG 
en DR Ai nasivhe Höhensonne imstande ist, günstige Mittel in gleicher Dosis weitergegeben, verstärkt oder abgeschwächt 


‘ Wirkungen auf die gesamte Körperkonstitution auszuüben. Der | : ee ae 
‚Appetit und Schlaf Dessert sich, der Stoffwechsel wird angeregt. | werden soll oder gar als unbrauchbar sich erweist, 


Diese Erfahrung kommt unserem Bestreben, nicht nur den en- | Menne (6) berichtet. von Müllers Erfahrungen, nach 
zelnen Krankheitsherd, sondern den gesamten Organismus: zu be- denen dieser bei. der Behandlung mit natürlichen Sonnenlicht 
handeln, entgegen. Erst wenn die Gesamtkonstitution sich bessert, durchweg eine stetige Zunahme ‚sämtlicher‘ Partialantikörper fand 

treten lokale Heilungserscheinungen auf, sodaß nach Budde (2) | und. es damit Hand in.Hand gehend zu einer klinischen Besse- 
. bei der überwiegenden Mehrzahl der-Fälle der schwereren chir- | rung beziehungsweise Heilung kam. Müller schließt daraus, 

‚ gischen Tuberkulosen ‘nur von einer mittelbaren Wirkung der | daß die Strahlen nicht als solche wirken, sondern durch Hebung 
‚künstlichen Höhensonne gesprochen werden kann. Dies bestätigte | der Immunität „auf dem Wege des Umsatzes der Strahlenenergie 


‚sich auch bei allen .tieferliegenden Krankheitsherden der Knochen- | in Immunitätsenergie“, / > . ER 
und Gelenktuberkulose, in den bei der- rein lokalen Anwendungs- | - Dieselbe Wirkung betrachtete Müller auch ‘bei der An- 
form keine oder nur geringe Einwirkung zu verzeichnen war, | wendung der Röntgenstrahlen. und der Quarzlampe. Auch allge- 
während die allgemeine konstitutionelle Wirkung der Quarzlampe | mein hygienisch-diätetische Kuren können in vielen Tuberkulose- 

- Vielfach eine recht günstige war. Eine Anzahl von Patienten von |: fällen erhöhte Reaktivität ‘ergeben und die Empfindlichkeit auf 

Buddes (2) Fällen verhielt sich völlig refraktär, das heißt, so- Partialantigene steigern; sogar schon bei einer gewöhnlichen Ruhe- 

wohl lokale wie allgemeine Wirkungen der ultravioletten Strahlen |. kur ist, die Immunkörperbildung immunitätsanalytisch durch’ Par- 

blieben aus. Für das Ausbleiben jedweder Wirkung spricht schon , | 


das Fehlen jeder Pigmentbildung, worauf schon Rollier hinge- 


tialantigene nachgewiesen. - 
wiesen hat, der schnelles Auftreten der Pigmentierung als pro- 


. Es ist daher möglich, das bestwirkende therapeutische Mittel 
zu finden, „die Wirksamkeit dieses Mittels in. Zahlenwerten zu 
gnostisch günstiges Zeichen ansieht, während ihr' Ausbleiben keine - 
gute Vorbedeutung hat. | | | 


messen und dauernd in jedem Stadium der Erkrankung zu. kon-. 
. trollieren. ‘Durch wiederholte ee) 2 Immunkräfte aüf dem 
| Bei den Drü krs hat Budde (2) die meisten | Wege der Intracutanreaktion auf artialantigene erhalten wir da- . 
‘und unmittelbarsten günstiges Pinwi kungen fe: künstlichen | her einen Maßstab für die therapeutische Ausbeutungsfähigkeit 
Höhensonne gesehen; doch gibt es auch hier Fälle, die sich völlig | des Körpers, .z. B. Lichtenergie in Immunitätsenergie umzusetzen“. 
refraktär verhalten, und sonderbarerweise gerade die wenig viru- 
guten, sehr chronisch verlaufenden Fälle. Doch auch in diesen. 


a 


Wir sind auch nach Menn e' (6) in der Lage, mit Partial- 
ällen stellt er di i ls wesentlichen Faktor 
r die Allgemeinbehandlung. als wir mit Partialantigenen den Einfluß. dieser letzteren Mittel auf 


antigenen Therapie zu treiben, entweder rein specifische oder zur . 
eh Unterstützung der sonstigen üblichen Heilmittel. Ferner vermögen 
pn den lokalen Eingriff. Die besten: Erfolge jedoch sieht man £ 
| bei, einer ganz oberflächlich liegenden Feirankang, die bei tuber- | den Immunitätszustand zu prüfen. | | | 


+ 


- 


Be ee - 
raa O ae e DiRe e: CH ~ o 
- 3 g a Sn A .. FE; ; ` 
Sis g7 TE e en er - N Be, 

z BA wi E a ie 
; ee. AE Ea 2: ES 
$ Ben ee e 


uch, ee ina E 
SE pE w at 
eh ii aonr MEN 
er 
~ 


ua 
~ e 


> 


H w 
a 
r SE k 
2 a Er ri y 
` xi e -h 
o a ne en Dey 2.4 PS Zur FAY Ra . - 
aio i : ER a Be E 
Van nen. ar i, : 
2 Eee ee 
a E aoe yo wur gr! 


Zi a ” = y r t, 
ONE Be AES 


en 
. 


m 0... 


-ee ATL 


rm... 
De e A 


ay 


~ Se ead 
Z Y ae m 


Arii bd P e = 
SER La NT N Dem“ 
an "So i r E A EE ` iw 
E E N Se rl er j A 
a N BEE ARE u nt L Į 
sen rer ern Coabeni Ti S es 
Bea sy. EEE udn Ne HE an, 
were SEN N TE DET 
= a “ En Rei 
ur. nn 
buw 


ne: 


ren I HIER ET 
Re an : RE SeT 
in A esi -i m g un BR 

«u nat rn TER ARSL IT Ku ar 

Z- & Fe ae PES aai BR 

5 > x = 


X A EL T A a 2.“ z 
r eia Ap Es ur.en en. 
Sue tn ne ne 
P ` - 
r+ nie 


Ya‘ A A BE ve Par 
EEE iR PE Fe rS 
mm el nz KA 
a a e g 
-eeg 


~- ame 


T P S 


aie 


a T ee TT 
ML il male en a 
z BETT ER le BES 
Kr TR, - “epep 
a e 


gen RES siid 
< Ten 
AES E Eee 


K Ku E 2 


Mn. 


Mn sn nt Da Re 
er, En OE NL AR men 


z eu ` 
M E a 


u - 
P me a Zr he - 


wA =>. PR 


I a i ER 
oc u 
= ren 


-a 5 ale SR EIN BR 
= 3 ER Š: 


-in 


Bar: 
Bd S la 


" 
RE S e 
m we zen -— 
nn Er 


ya Ja fta 
i ur nen LIE ‚tr 
nme nn) 
a ent er N 
Se ta’ ee 


BE aoa 


x —_ = = 


z rg - `t 
NR Ki 


WARAN. 


DR 


\ 
naar‘ 
E: 
ITA: 
N 
5 
La 


Se 
7 


on as ae a ee anne ern Be 
son u Zn > r Ek Det 
-*— nane 


piz 


i Es ~ gea. EJAS 5 T A 
Ra EAF OA ET = -= Eg: 
u 4 un Eis Auer Fe, er $ - È, 
S n in 
le ee A u FEN a 
2 . 2 : — Zn E i RP 
- 5 p ; m-a Hi f k 
= EN EN u A 
= T a tA Be N 
` 


Viren K3 


316 - © 4919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr 18. 


Voraussetzung für das Zustandekommen einer Intracutan- 
reaktion durch Partialantigene ist natürlich das Vorhandensein 
von tuberkulösem \irus im Körper; denn nur dadurch kommt es 
zur Produktion von Immunkörpern. Der positive Ausfall der Intra- 
cutanreaktion beweist durch das Vorhandensein von Immunkörpern 
das Vorhandensein von tuberkulösem Gift in dem betreffenden 
Körper. Bei Kachektischen bleibt eventuell der Ausfall negativ, 
da diese oft nicht mehr mit Immunkörperbildung zu reagieren 
imstande sind. 

Die Antikörper können zu- oder abnehmen; je nachdem 
spricht man von positiver und negativer dynamischer Immunität. 
„Ist positive dynamische Immunität gegen alle Partialantigene 
vorhanden, so ist die Prognose gut und Aussicht auf Ausheilung 
des tuberkulösen Prozesses vorhanden. Wir haben also in den 
Deycke-Muchschen Partialäntigenen auch ein immunbiologi- 
sches Prognosticum.“ 

Die Reaktion der Intracutaninjektion ist am vierten bis 
siebenten Tage ablesbar. Die therapeutischen Injektionen werden 
intramuskulär gemacht und bei Beobachtung etwaiger lokaler 
Reaktionen an den Einstichstellen, von Allgemeinbefinden und 
Temperatur allmählich steigernd so lange fortgesetzt, bis die optimale 
Dosis, die Grenzdosis, erreicht ist. Menne (6) sieht als Zeichen 
dafür langsamen Anstieg der Temperatur, leichte Herderscheinungen, 
Hautreaktionen wie Quaddel- und Infiltratbildungen an der 
Injektionsstele an. Nach Ablauf der üblichen vierwöchigen 
Pause wird auf Grund einer erneut angestellten Intracutanreaktion 
die Injektionskur wieder aufgenommen. Gegen Ende. der ersten 
oder im Verlauf der folgenden Injektionsperiode wird oft in den 
mit Exsudat einhergehenden Fällen eine vermehrfe Schwellung 
und dementsprechend gesteigerte Schmerzhaftigkeit beobachtet; 
es ist zu empfehlen, das eitrige Exsudat irgendwie zu entleeren. 

Wenn die Partialantigenkur wirkt, kommt es zu einer auf- 
fallenden Besserung der gesamten Erkrankung. Vergleiche der 
alle vier Wochen angestellten Immunitätsanalysen ergeben all- 
mähliche Steigerung- der Immunkörperbildung. Tuberkulöse, die 
an und für sich schon schwach reagieren, müssen nach Menne (6) 
ganz besonders specifisch energisch behandelt werden. Neben der 
Partialantigenkur hat sofort die Strahlentherapie Platz zu greifen, 
um so durch die Kombination der specifischen Partialantigenkur 
mit der Strahlentherapie „eine maximale therapeutische Ausbeute* 
zu erreichen. Gleichzeitig soll man auch alle anderen Maßnahmen 
nach Möglichkeit in Kraft treten lassen; denn für jede aktive 
Immunisierungsmethode ist und bleibt es die Hauptsache, daß 
der Körper in der Lage ist, Immunkörper zu bilden und ihre 
Bildung zu steigern. Wird trotzdem innerhalb weniger Monate 
eine gewisse Besserung des Immunitätsbildes und des klinischen 
Befundes nicht erzielt, operiert Menne (6) so radikal wie mög- 
lich und nimmt nach dem operativen Eingriff baldigst „jegliche 
auf Immunitätsverbesserung hinzielende Therapie“ wieder auf. 

Zeigt die Immunitätsanalyse das Fehlen der Partialantikörper 
dann darf keine specifische Therapie mit -Partialantigenen ein- 
geleitet werden, da sonst die negative dynamische Immunität in 
verhängnisvoller Weise gefördert wird. — Von radikalen operativen 
Maßnahmen macht M e n n e (6) Gebrauch, um den wenig reaktions- 
an ae Beseitigung des tuberkulösen Herdes und 

ischiniektion, zum i 

Taberkulosen handelt ; al es sich wohl durchweg um offene 
erleichtern und zum Schutz gegen neue Infektionen. F 
operiert er (6), wenn es sich um stark sklerosierte Drüsen er 
sichtlich isolierte Knochenherde handelt, da\dadurch dem Körper 
der Kampf gegen die tuberkulöse Infektion oder eventuell Re- 
on erleichtert und die konservative Behandlungsdauer ab- 
En m ohne daß dauernde Nachteile wie Verstümmelungen 
| „Auf die Albuminkörperbildung scheint Sonnenlich 
gut einzuwirken, wodurch Fenlestens zum Teil die a 
folge der Heliotherapie ‚gerade bei chirurgischer Tuberkulose sich 
erklären dürften, bei der die Eiweißkörper besonders häufig fehlen 
oder wenigstens fast immer nur sehr schwach vorhanden sind.“ 

Kann die Antikörperbildung dauernd vermehrt und erhöht 
und damit positive dynamische Immunität erzeugt werden, so ist 
die Ausheilung des tuberkulösen Prozesses gewährleistet. Ver- 
sagt bei Anwendung aller antituberkulösen therapeutischen Maß 
nahmen das specifische Heilverfahren, so bleibt für diesen elü k- 
licherweise nicht hohen Prozentsatz der Fälle chirurgischer Tüber- 
kulosen als letzte Therapie nur der meist verstümmelnde operative 
Eingriff, da es jetzt zunächst nur gilt, das Leben zu retten.“ — 


stoff gegen Tuberkulose nicht mehr verlangen, 
schützende Kraft bei noch tuberkelbacillenfreien, | 
Individuen besitzt, um dieselben vor einer virulenten Infektion zu 
bewahren, und daß er bei frischen Fällen tuberkulöser Erkrankung 
eine wirksame Heilkraft entfaltet“. 
imstande, nach Einbringung eines Antigens Immunkörper zu bilden; 
ja es besteht sogar die Möglichkeit, daß die geringe Abwehrkraft, 
die dieselben der natürlichen Infektion noch aufbringen, durch 
die Ablenkung auf das künstliche Antigen eine Schwächung er- 
fährt. Andererseits ist es nicht angebracht, ein künstliches Antigen 
einzuführen, solange der natürliche Schutzmechanismus ausreicht, 
da sonst die Gefahr der Anaphylaxie besteht. , 
Organismus zum erstenmal im Kampf gegen den Tuberkelbacillus 
versagt“, wenn sich ein tuberkulöser Herd in irgendeinem Organ 
manifestiert, erst dann ist nach Goepel (4) der Zeitpunkt für 
das Friedmann sche Antigen gekommen, dann aber auch SO 
bald wie möglich. Und es zeigt sich alsbald eine bedeutende 
Steigerung der Immunkräfte. 
wirklich frischen Krankheitsfällen beweist, daß die avirulenten un 
atoxischen Friedmannschen Bacillen Antikörper hervorrufen, 
welche den durch den menschlichen Tuberkelbaeillus hervor- 
gerufenen natürlichen Schutzkörpern nahe verwandt sind und ID 
gleichem Sinne wirken. Auszuschließen von der Behandlung sind 
kachektische, vorgeschrittene Tuberkulöse und solche mit all- 
gemeiner Tuberkulose (Meningitis) oder multiplen schweren tuber- 
kulösen Herden. 


die Bildung von Immunkörpern zu. 


30. März. 


Ein anderes Mittel zur aktiven Immunisierung ist uns in 


dem Friedmannschen Tuberkulosemittel in die Hand gegeben, 
über das sich zwar in der Literatur die verschiedensten Urteile 
finden. Nach Vogel (8) ist das Friedmann sche Mittel „eine 
wirksame Waffe gegen die Tuberkulose und verdient unter allen 
Umständen ernstere weitere Prüfung“. 
es für ein streng specifisches Heilmittel für die Tuberkulose des 
Menschen, das bei richtiger Anwendung unschädlich ist. 
falls hat das Friedmannsche Prinzip, „die Verwendung emer 
lebenden, i 
wachsenden, dem menschlichen Tuberkelbacillus äußerlich sehr 
ähnlichen und doch für Mensch und Warmblüter unschädlichen 
Kultur“, von vornherein etwas sehr Besteckendes. 


Auch Goepel (4) hält 
Jeden- 


dem Kaltblüter entstammenden und doch bei 37° 


Nach Goepel (4) kann man von eirem speeifischen Impf- 
„als daß er eine 
ganz jungen 


Sehwertuberkulöse sind nicht 


„Erst wenn der 


Dieser Einfluß der Impfung ID 


„Durch die Einverleibung einer Emulsion der Friedmaüun- 


schen 1906 gefundenen Schildkrötentuberkelbaeillen in lebendem 
Zustand in den erkrankten menschlichen Organismus wird in der 
Regel eine lokale Affektion erzeugt, welche eine Tendenz zur 
fortschreitenden Rückbildung besitzt 
Pockenpustel der Blatternimpfung vergleichbar ist.“ 


und gewissermaßen der 


subeutanen Injektion tritt regelmäßig ein erbsen- bis walnußgroßes 


Infiltrat auf, das in den folgenden Wochen und Monaten allmählich 
unter Verkleinerung des Infiltrats zur völligen Resorption gelangt. 
Bei diesem Verlauf sind die günstigsten Bedingungen für eine 
heilende Beeinflussung der tuberkulösen Erkrankung gegeben. 
Neigt das Infiltrat, wie es in einer größeren Zahl von Fällen vor- 


kommt, zur eitrigen Einschmelzung und droht folglich ein Durch- 
bruch des Abscesses, so bahnt sich damit eine Eliminierung des 
Impfherdes an. Dadurch verschlechtert sich das Allgemeinbefinden, 
ja sogar bis dahin latente neue Herde können in Erscheinung 
treten. Jedoch kann diese Gefahr verhütet oder wenigstens ab- 
geschwächt werden, wenn bei beginnender Entzündung des Infiltrats 
„eine geringfügige intravenöse Injektion der gleichen Bacillen. 10 
schwächerer Emulsion stattfindet“. Die Entzündung schwindet, 
und der Heilungsprozeß nimmt wieder einen, wenn auch be- 
schränkten Fortgang. Sobald das Infiltrat, besonders nach vor- 
heriger Rückbildung, wieder anzuschwellen beginnt, nur als Zeichen, 
daß die Resorption „aus dem künstlich gesetzten Depot“ vermindert 
ist, gehen die Heilvorgänge wieder zurück. Setzt die Resorption 
wieder ein und tritt das Infiltrat zurück, so bessern sich aue 
wieder die Krankheitserscheinungen. So kann der Zustand, WI® 
Goepel (4) sagt, oft wochen-, ja monatelang hin- und her- 
schwanken. „Immer ist eine Koinzidenz des Verhaltens des Impf- 
infiltrats mit dem Zustand des Patienten nachweisbar.” 

„Die Infiltrationen führen ferner nie zu einer Erkrankung 
der zugehörigen Lymphdrüsengruppen, außer einer gelegentlichen, 
vorübergehenden Anschwellung derselben. Hieraus wie aus ger 
last regelmäßigen Rückbildung der Infiltrate nach der intravenösel 
Injektion der gleichen Bacillen geht mit Sicherheit hervor, 


es sich bei den beschriebenen Bildungen nicht um echte tuber- 
kulöse Herde handeln kann.“ 


Bei der rein - 


IE a Se == 1 
sA l i 


Ma A 


> mn a 3-55 


-= mann empfiehlt die Simultaninjektion auf Grund der Empirie 


flussen 


“nach vielen Monaten, ja selbst nach Jahren möglich., Derselben 


. veröffentlicht hat, um den großen Vorteil der Nachprüfung zu ge- 


s ` 


Zum Teil wieder gutgemacht werden.“ 


‚nach vielen Monaten-lebend nachweisbar, können also ständig zur 


Ja selbst gelegentliche Verschlimmerungen trotz der Impfung 


‚Impfung mit kleinen subeutanen Dosen in Frage. 


wendigkeit, sich gegen zwei Infektionen gleichzeitig zu wehren, 


=> > — 1949 — "MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 18. 


Wahrscheinlich steht ‚das Auftreten .der anaphylaktischen 
Überempfindlichkeit mit der Produktion von Antikörpern in enger 
Beziehung. Eine Infiltratbildung‘ an der Impfstelle ist deshalb an 
sich zu begrüßen als ein Ausdruck für die noch’ vorhandenen Ab- 
wehrkräfte des Individuums. „Je mehr Antikörper im Organismus 
produziert werden, um so. größer seine Neigung ' zur eifrigen 
Eliminierung des Impfdepots.“ © Die Einschmelzung ist nach. 
Goepel (4) als eine durch. die Überempfindlichkeit verursachte 
ungünstige Komplikation anzusehen. | 

Die von Friedmann. gegen diese Komplikation ein- 
geführte schwache intravenöse ‚Nachinjektion beseitigt in der Tat 
den anaphylaktischen Zustand, und zwar dadurch, daß die vorüber- 
gehende Überschwemmung des Blutes mit den virulenten Bacillen 
vorübergehend die Schutzkörperbildung aufhebt. 

| Die intravenöse Injektion darf nur'auf strenge Indikation 
hin vorgenommen werden; denn sie: hebt die Heilwirkung des - 
subcutanen Impfherdes auf und kann den Organismus bei Aus- 
führung unter ungenügender Indikation: für sehr lange, Zeit in einen 

‚Zustand verminderter Widerstandsfähigkeit setzen. Aus dem 
gleichen Grunde soll die intravenöse Nachinjektion möglichst 
niedrig dosiert werden, ‚Eine zweite intravenöse Injektion darf 
auf keinen Fall vorgenommen werden. Wegen der. Gefahr der 

Eliminierung des Impfherdes ist die intravenöse Einspritzung 
möglichst einzuschränken; denp:‘sie vermindert nur, aber beseitigt‘ 

nicht die Gefahr. Sie ist besonders erforderlich bei frischen 

Fällen und kräftigen jungen Individuen, bei denen die Schutz- 

körperbildung beziehungsweise die Neigung zur Anaphylaxie in 

der Regel sehr lebhaft ist. | | i 

Nach Friedmann wird durch die Simultaninjektion die 

Häufigkeit der Absceßbildung in: der Tat wesentlich vermindert, 

wenn auch die subcutane Anwendung die souveräne ist. „Fried- 


besonders für ganz frische, geschlossene, nicht abscedierende Ge- 
lenktuberkulose, für geschlossene Spondylitis, für jedwede Form der 
männlichen Genitaltuberkulose mit und ohne Fistelbildung, für 
offene und geschlossene Brustdrüsentuberkulose und für den 
Foncetschen tuberkulösen Gelenkrheumatismus.“ `- 

Die Impfdosis muß dem Kräftezustand des Patienten an- 


'.. gepaßt werden, weil durch die Impfung die Kräfte des einzelnen 


sehr angespannt werden. Goepel (4) gibt einzelüe Dosen an 
und erwähnt technische Einzelheiten und Feinheiten bei der Aus- 
führung der Injektion. Man muß ‘unbedingt in der Vene sein, | 


s weil sonst an der Stelle ein zweites anaphylaktisches Infiltrat mit 
- Neigung zum Durchbruch sich. einstellt, 


„In letzterem Fall kann 


durch eine sofortige nachträgliche Injektion einiger Tropfen der 
ganz Schwachen Emulsion in die Blutbahn der Fehler bisweilen 


Die eingespritzten Baeillen sind am Ort der Injektion noch 


Antikörperbildung anregen. Selbst Jahre nach der Impfung kann. 
nach Goepel (4) gelegentlich eines Wiederaufflackerns des tuber- 
kulösen Krankheitsherdes die Impfstelle, die längst erloschen 
schien, wieder schmerzhaft werden. | 

Schwankungen im Heilvorgang, vorübergehender Stillstand, 


brauchen nicht das Endresultat entscheidend ungünstig zu beein- 
ussen, da der Heilungsprozeß jederzeit wieder einsetzen kann. 
Ein abschließendes Urteil über die Wirkung der Impfung ist erst 


Ansicht ist auch Vo gel (8), der seine Arbeit erst nach vier Jahren 
meßen, Seine Erfolge sind von dauerndem Bestand. Die Be- 
bandlung hat in keinem Fall geschadet; die ‚Reaktion ist aller- 
dings teilweise recht erheblich gewesen. In einem -seiner Fälle 
hat die Nachuntersuchung die vollkommene Heilung der Tuber- 
kulose ergeben und die Relaparotomie sogar .den anatomischen 
Beweis dafür erbracht. = | | 

~ Erst wenn nach Monaten oder Jahren sich zeigt, daß keine 
weitere Bildung von Immunkörpern stattfindet, auch die Injektions- 
Stelle keinerlei Reaktion zeigt, kommt. eine Wiederholung der 


| Intereurrente Krankheiten schädigen die Wirkung der 
Mpfung. Die Abwehrkräfte des Körpers werden durch die Not- 


geschwächt. Aus dem gleichen Grunde dürfen die nach Fr ied - 
mann behandelten Patienten weder einer anderen Impfbehand- 


Mastdarmfisteln sind 


estens ein Jahr nach der 


` 


lung‘ noch einer 'Tuberkulinkur mind 
Impfüng unterzogen werden. Bann 0 

| Auch soll. jeder operative Eingriff am Erkrankungsherd, 
‚selbst eine einfache Absceßspaltung oder Ausschabung: vermieden 
werden. „Vielmehr. sind die Abscesse dem spontanen Durch- 
bruch zu überlassen; handelt es sich doch hierbei um Eliminie- 
rungsvorgänge, die der. Heilung durchaus förderlich sein können.“ 
| Die Impfung wirkt. nicht nur durch Beseitigung der toxi- 
: schen Begleiterscheinungen der Erkrankung, ‘sondern auch durch 
Heilvorgänge an dem tuberkulösen Krankheitsherd selbst. Bei 
wirklich frischen tuberkulösen Erkrankungen; . besonders der_Ge- 
lenke, ist: die Wirkung der Impfung oft eine eklatante., ‘Gerade 
die fast regelmäßige ünd schnelle Beeinflussung dieser Affektionen, 
ehe es zu weitgehender Zerstörung gekommen,- ist ein deutlicher 
‚Beweis für die specifische: Wirkung der Friedmann schen 
Impfung. Langsamer und unvollkommener sind die Resultate bei 
fortgeschrittenen, veralteten und besonders narbig-torpiden Krank- 
‚heitsformen. Ein_großes Hindernis für die Heilung besteht hierbei 
darin, daß „die Tuberkulose bekanntlich ausgedehnte Nekrosen 
setzt, welche nicht. vascularisiert und damit der Einwirkung des: 
als Häuptträger der Immunkräfte dienenden Blutes entzogen sind“. 
‚Daher empfiehlt .Goepel (4), vor der Impfung möglichst viel der 
tuberkulösen. Gewebsnekrosen operativ zu entfernen. Die sodann 
entstehenden beziehungsweise zurückbleibenden’tuberkulösen Fisteln 
und Ulcerationen gelangen -- immer vorausgesetzt, daß eine: rest- 
lose Aufnahme des Impfdepots ohne entzündliche Einschmelzung 
am. Impfherd stattfindet — durch die Impfung in der Regel zur 
Ausheilung. Die Impfung folgt der Operation am besten in vier 
‚bis sechs Wochen. Doch hat Goepelľ (4) auch eine Reihe 


'älterer Fälle durch die Impfung allein zur Heilung oder zu wesent- - 


licher Besserung gelangen seben. In sehr schweren Fällen von 
Tuberkulose wie überhaupt bei allen kachektischen Zuständen ver- 
mag der Organismus keine Schützkörper mehr zu bilden. Es er-. 
weist sich daher die Impfung als wirkungslos, was Friedmann 
schon 1912 hervorgehoben hat. z a» = 
Noch vollkommener als die Drüsentuberkulose werden die 
tuberkulösen Nebenhoden- und Hodenerkrankungen beeinflußt. Die 
günstige Wirkung der Impfung gerade auf diese Organe dürfte 
auf die günstige Blutversorgung dieser Organe zurückzuführen 
sein, da im Gegensatz hierzu schlecht vascularisierte Erkraukungs- 
herde, wie z. B. Sehnenscheidentuberkulose,. die. trockene ‚Form : 
des Lupus, sich der Impfung gegenüber relativ "refraktär, ver- 
halten. Nach der Operation zurückbleibende Nierenfisteln -sowie 
die restierende Blasentuberkulose werden durch das Friedmann: 
sche Mittel ebenso unverkennbar günstig beeinflußt‘ wie did Tuber- 


kulose: der Brustdrüse und des Peritoneums. 


Ganz frische Knochen- und Gelenktuberkulosen. heilen aus, 


Er in älteren ‚Fällen kommt es zu weitgehender Besserung., Auch 
hier ist der Erfolg vollkommen, wenn der Impfung operative Ein- 
griffe vorangehen. „Doch ist an Gelenken. bekanntlich - äußerste 
Vorsicht bei partiellen operativen Eingriffen geboten, damit: nicht. 
durch die Operation eine Infektion des Gelenkes stattfindet oder 
sich an die Ausschabung von bestehenden Fisteln infolge der vor-. 
| handenen Mischinfektion phlegmonöse Prozesse anschließen.“ Da 
die Impfung zu. einer eitrigen Einschmelzung der tuberkulösen 
Herde anregen kann, erscheint Goepel (4) das Verfahren vor- 
läufig bei geschlossenen Gelenktuberkulosen, außer in ganz frischen 
Fällen, nicht. angezeigt, | 
offener, fistelierender -Knochen- und Gelenktuberkulose gut be- 
währt. 
Impfung zu Recht. Gelenke sind nicht durch Gips zu fixieren, 
sondern. schonenden Bewegungsübungen zu unterwerfen. £ 


Im Gegensatz hierzu..hat es sich ı bei 


Orthopädische Maßnahmen bestehen. auch nach der 


Auch Haut- und Weichteiltuberkulosen und. tuberkulöse 
durch das Fri edmannsche Mittel günstig 


beeinflußt. 


. Einen anderen Weg der Behandlung der chirurgischen 


Tuberkulosen zeigt uns Wederhake (3). Nach ibm -muß die 
` erste Aufgabe sein, die Mischinfektion zu bekämpfen; denn gerade 
die Sekundärinfektion ist es, die der Verbreitung des Tuberkel- 
bacillus immer wieder die Wege ebnet. Die üblichen antisep- 
tischen Mittel versagen hierbei vollständig, sogar das Jodoform, 
das so günstig auf das tuberkulöse Gewebe selbst und auf die 


.Bacillen wirkt. | 


Wederhake (3) stellt daraufhin folgende - Grundbedin- 


gungen auf: die in den geschlossenen .tuberkulösen Abscessen 
lebenden Tuberkelbacillen und .Eitererreger müssen abgetötet' 
werden, und „der Verbreitung der. Eitererreger durch. Lymph- 


gen 

ER ng 
x -3 é 1 
— žc 

TAR D 

MEA he. Kr 


m nn, 
un: 


— | 
- 


_ Zn 
ban yii 
—_. Z 
4 


m ` - A 

k a ei Lrt 

Dann, 
` a re R: ee A ERSE A 


RN ni Br ANa 
2 KESTY 3% 


en 


a 
z 
as i pers 
enimn a t da> 


£ 5 ` 
Da ee E E 
Aapa em. RER 


ceja 


E 
SHE 


$ 


men e ETE 


O n a Tmol 


30. März. 


18 1919 — MEDIZINISCHB KLINIK — A i o o ooo 


und Blutbahn muß entgegengetreten werden, damit sie sich nicht 


an einer anderen Stelle festsetzen können und einen neuen Locus 
minoris resistentiae für die Ansiedlung‘ der sich im Körper auf- 
haltenden Tuberkelbacillen, die durch das Tuberkelbaeillen tötende 


Mittel nicht erreicht werden, schaffen können“. Zu diesem Zwecke 


punktiert er den Absgeß und spritzt 10%oiges J odoformglycerin 
ein, das drei Tage in der Höhle bleibt. Dann wird wiederum 


punktiert, etwas Jodoformglycerin injiziert und 1 bis 5 cem einer 


wäßrigen Lösung von Acidum tannicum eingefüllt. Dadurch er- 
starrt der größte Teil des Eiters zu einer Masse, die aus zu- 
sammengeballten Eiterkörperchen, Fibrin, Bakterien und Jodoform 
besteht. Zwei Stunden nach der Tannininjektion wird der Absceß 
durch eine kleine Stichineision eröffnet, und die kleine Stichwunde 
wird dick mit Jodoformpulver bedeckt, sodaß keine Lücke von 
Jodoform frei ist. Auf das Jodoform wird ein in 5°/,iger wäß- 
riger Tanninlösung getränkter, triefendnasser Mulltupfer gelegt. 
So behandelt Wederhake (8) alle geschlossenen tuber- 
kulösen Abscesse, einerlei ob sie ihren Ursprung in den Knochen, 
Drüsen oder Weichteilen haben. 
schlossenen Höhlen; das Tannin tötet sämtliche Eitererreger ab. 


„Es findet also eine vollständige Sterilisation der Eiterhöhle und ` 
ihrer Gänge statt.“ Niemals werden auch bei Abscessen der 


Knochen Sequester entfernt; kleine Sequester stoßen sich ge- 
legentlich mit aus; größere heilen fast immer reaktionslos ein, 
wenn nur die Sterilisation des Abscesses gelungen ist. 

Das Tannin ist also kein Specificum gegen die Tuberkulose, 


sondern es wirkt nur durch Sterilisation der Absceßhöhle, durch 
Schaffung des Jodoformfibrinblockes, durch Schrumpfung der 


schlaffen tuberkulösen Granulationen und Fernhalten der Sekun- 


därinfektion; es wirkt jedoch nicht bei einer Sekundärinfektion auf 


die in der Umgebung eines geschlossenen tuberkulösen Herdes 


enthaltenen Eitererreger. In den Terpenen des Terpentinöles und 
Camphers haben wir dagegen ein ausgezeichnetes Mittel gegen 
Staphylo- und Streptokokken. Die Zahl der zu gebenden Ter- 


pentineinspritzungen schwankt zwischen 5 und 70. Das Terpen- 
tinöl kann nach Wederhake (3) fast als Diagnosticum ver- 


wendet werden, um festzustellen, ob eine Mischinfektion vorliegt 


oder nicht. Tritt keine Reizerscheinung auf — weder Fieber noch 
örtliche Reaktion —, so besteht auch keine Mischinfektion. 

| Ganz ähnlich behandelt auch Wederhake (3) die schon 
mit Fisteln einhergehenden chirurgischen Tuberkulosen. Auch 
hier spritzt er langsam und ohne Druck 5°/,ige wäßrige Tannin- 
lösung in die Fisteln, streut auf ihre Öffnung dick Jodoformpulver 


und legt einen „Tannintupfer* darüber. Dadurch werden die auf 
der Haut der Umgebung auftretenden, durch das Jodoformpulver 


mit dem Fisteleiter bedingten Ekzeme bekämpft; denn gerade 
diese begünstigen die Sekundärinfektion. Die Fisteln im Anschluß 
von Operationen sind besonders schwer zu bekämpfen. 

‚ Eine andere Behandlungsmethode wendet Wederhake (8) 
bei ganz offenen Tuberkulosen an, wie z. B. Lupus, Tuberkulose 
des Stumpfes nach Amputationen: reichliche Bepinselung mit 
50/,iger wäßriger Tanninlösung und dann Betupfen mit konzen- 
trierter wäßriger Calium-hypermanganicum-Lösung. Dadurch bildet 
sich Pyrogallol in statu nascendi, das die tuberkulösen Gewebe 
zerstört. Um die ‚stark eitererregende Wirkung des entstehenden 
Pyrogallos zu bekämpfen, wird ein Überschuß der Tanninlösung 
aufgetragen. 

Die Zimtsäure, die schon lange in Form des zimtsauren Na- 
trons (Hetol Landerer) zur Behandlung der Lungentuberkulose 
wie der Campher selbst gebraucht wird, ist selten allein imstande, 
eine chirurgische Tuberkulose zur Heilun 
liche Behandlung ist notwendig. 


‚.. Bei reaktionsfähigem Körper ist die chirurgische Tuberkulose 
sicher zu heilen; die rein operative Behandlung kommt dabei nur 
in Frage, wenn es sich um eine Indicatio vitalis handelt. Keine 
tuberkulöse Fistel, kein Knochenherd, keine Gelenktuberkulose 
sollte operativ angegangen werden, solange der Körper noch reak- 
tionsfähig ist. 
Die tuberkulösen Drüsenerkrankungen, besonders des Halses 
sind durch Röntgenbestrahlung zu heilen. Die Exstirpation ist even- 
tuell ein großer Einfluß; auch bei radikalstem Vorgehen kommen 
Rezidive vor, abgesehen von dem oft kosmetisch häßlichen Resultat. 
Sind die Drüsen bereits vereitert, so geschieht die Behandlung 
2. en nn Richtlinien; sind sie nur verkäst und ge- 
l ommen sie am besten unter in ä in- 
spritzung von Oleum Terebinth. zur Eom 


r ) Heilung. Bei Fortfall ei 
heftigeren Reaktion kann die Injektion jede Woche zweimal bis 


. 


91 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. 


Das Jodoform wirkt nur in ge- 


g zu bringen, auch ört- 


zur Heilung wiederholt werden. Auch die Spinae ventosae sowohl 
der Hand wie des Fußes heilen, solange sie geschlossen sind, allein 
unter Einspritzung von Terpentinöl. Bestehen bereits Fisteln, 
kommt obige Behandlung zur Geltung. Pa 

Selbstverständlich macht Weder h ake (3) gleichzeitig von 
den sonstigen, üblichen Heilarten Gebrauch (Sonnen-, Lichtbehand- 
lung, Mastkuren usw.). | P; 

Zum Schluß möchte ich noch auf die Spondylitis tubercu- 
losa und die isolierte Tuberkulose der Dura mater spinalis eim- 

ehen. 

ġ Die größte Zahl der Fälle der Spondylitis tuberculosa kommt 
dem ersten Dezennium zu. Das Kindesalter und die Pubertät 
sind für die-Entstehung der Spondylitis disponiert. Die Prädilec- 
tionsstellen bildet der Übergang der Brust- in die Lendenwirbel- 
säule und die Lendenwirbelsäule. Ein bestimmter Schmerzpunkt 
wird meist nicht angegeben, die Druckempfindlichkeit übertrifft 
weit den Bezirk eines einzelnen Wirbels. Es 

Außer der Kyphose, die am häufigsten die mittlere Brust- 
wirbelsäule betrifft, ist die Absceßbildung eme weitere wichtige 
Komplikation der Spondylitis. ln 45°/, von Kleinmanns (1) 
Fällen bestanden Abscesse, von denen die größte Zahl Psoas- 
abscesse waren. i 

Leider sind solche Fälle, wo die Ursache der Erkrankung 
unbekannt ist, in der Mehrzahl vorhanden. Im übrigen spielt 
die erbliche Belastung und die erworbene Tuberkulose eime þe- 
deutende Rolle. Auch die Rachitis und Chlorose weisen eine 56 
wisse Prädisposition auf. Ferner entsteht die Spondylitis tuber- 
culosa oft im Anschluß an akute Infektionskrankheiten oder an 
andere primäre Tuberkulose. Eine bedeutendere Rolle spielt auch 
das Trauma, Volkmann wies als erster gerade auf die Be- 
deutung der leichten Traumen für die Entstehung tuberkulöser 
Knochenaffektionen hin. Nach Krause schaffen gerade die leich- 
testen Verletzungen „vielleicht dadurch, daß kleine Blutergusse IN 
das Markgewebe der Knochen oder Ausscheidungen in die Gelenk- 
kapsel erfolgten, einen‘ geeigneten Boden für die Entwicklung der 
Tuberkelbacillen in den durch das Trauma gleichzeitig geschwächten 
Geweben“. Jedenfalls ist der Verdacht auf eine beginnende Spon- 
dylitis sehr nahe, wenn der Kranke nach einem Trauma nach 
Verlauf von einigen Wochen immer noch Schmerzen und Funk- 
tionsstörungen hat, Kleinmann (1) führt das Trauma als Ur- 
sache nur an, wenn es bedeutend gewesen ist und die Patienten 
den Zusammenhang zwischen Trauma und aufgetretener Affek- 
tion deutlich angeben können. Das Trauma selbst zeigt keine 
Prädilectionsstelle. 

Die Absceßbildung bei der Spondylitis wird nach Klein- 
mann (1) in erster Linie durch die erworbene Tuberkulose be- 
günstigt; die zweite Stelle nimmt das noch unbekannte ätiologische 
Moment ein, und zuletzt kommt das Trauma. Die Disposition zur 
Entstehung von Abscessen ist am größten im dritten, etwas 5% 
ringer im zweiten Dezennium. 

Als Folge der Spondylitis resultiert bei manchen Patienten 
nur die schmerzlose Kyphose; in anderen Fällen hat sie sich 
völlig zurückgebildet. Andere Kranke wiederum spüren zeitweise 
Schmerzen in der Wirbelsäule, besonders bei Überanstrenguns, 
haben Abscesse und müssen von Zeit zu Zeit ein Korsett tragen. 

Die Lokalisation in der Halswirbelsäule ist prognostisch 
günstiger als in irgendeinem anderen Abschnitt der Wirbelsäule. 
„Die in einigen Fällen rasch, in anderen langsam heilende tuber- 
kulöse Spondylitis würde auf die Lebensdauer keinen merkbaren 
Einfluß haben; dagegen wird die Lebensdauer in denjenigen Fällen 
eng bemessen, wo der Verlauf von Anfang an bösartig ist; solche 
Patienten zeigen eine mittlere Lebensdauer von 4,3 Jahren.“ 

Wo die Spondylitis tuberculosa in ihrem Verlauf zur Besse- 
rung neigt, brauchen Rezidive, Verschlimmerungen und tödlicher 
Ausgang in der Mehrzahl der Fälle nicht befürchtet zu werden. 
Zeigt sich jedoch der Verlauf von- Anfang an bösartig, So WY 
das Leiden unerträglich, und die Patienten erliegen schnell der 
Krankheit oder ihren Komplikationen. ! 

Die Prognose der Krankheit wird von der Anwesenheit der 
Abscesse sehr ungünstig beeinflußt; ferner ist die Fistelbildung 
eine sehr ernste Komplikation, die die Prognose absolut infaust ge 
staltet und bei Kleinmanns (1) Material stets zum Tode führte. 

‚ Als wichtigste Behandlungsmethoden kommen in Betracht: 
1. Gipskorsett,' 2. Punktion mit Jodoformölinjektion und 3. me 
sion mit der Glissonschen Schlinge. Die besten Resulta 
geben 1 und 3. Wederhake (3) sah die besten Erfolge 23° 
der Behandlung im Streckverband unter regelmäßiger Einspritzung 


N = 
sr 


ung z Te rp e 
5 2 
"oa a ee 
Be EA a ` 
e x Wars 5 r eA “ta m P 
Wi e yoe Dran E +3 
A . - 4 
D er ~e 4s VA ~ 
in F = 
a ” ar; e’ ar . 
a Eta - ae 
7 = D 


von Terpentinöl in die Gesäßmuskulatur. .Die Ineision ist kontra- 


folgen. 
Diagnosen zu stellen, und betont den Wert sachgemäßer Leichenunter- 


\ . Betracht, sondern auch innere Druckverhältnisse, physikalische und 


` Anschauungen. Narbenkeloid entsteht durch Reize innerhalb der Wunde 


‚Zellbildung als beim benignen Fibrom. 


` von Gemüsen (Kartoffeln) gehoben werden. Ein genügend basischer 
sich Milch 
` abreicht werden. 


auf den Eiweißbedarf. 


‚Scheidend beeinflußt. 


{TT â e wo 


Trockengemüse sind durchaus vollwertig ung auch für die Kinder- 
, mährung zu verwerten, 


meint, daß Goethe an Tuberkulose oder Lues gelitten haben kann, 
Reckzeh.. 


TE en S $ ’ 
U 


Ba ale 

N au er N N a . 3 : 
In a. en WER ne, Kao ee 

: a G N r , s 


119 = - MEDIZINISCHB Ð KINIE - =: N. Br 


aan (7). Fall konnte en durch genaue Inspektion und 
mikroskopische Untersuchung ein. anderer-primärer Herd ausge- 


Von Baumann ‘(7) ist zuerst die primäre .oder isolierte schlossen werden, was auch die. Sektion endgültig bestätigte. 


Duratuberkulose beobachtet. Die. sekundäre Tuberkulose der | ' Die Differentialdiagnose wird zwischen 'tuberkulöser Spon- 
Dura mater spinalis entsteht meist .im Anschluß an eine Wirbel- | dylitis und Tumor schwanken. Bei Baumann (7) deutete die 
tuberkulose und- stellt sich „als eine chronische tuberkulöse Ent- Fluktuation auf Tuberkulose hin, obwohl kurz. vorher ‘wegen der 
zündung der, Duraaußenfläche“ dar. Nur selten reichen. die | in wenigen Tagen. eingetretenen "Lähmung ein maligner Tumor, 
Granulationen bis auf ihre Innenseite hindurch. In einem der- | wahrscheinlich Sarkom, diagnostiziert wurde. Das Auftreten eines 


artigen Fall kann sich eine sogenannte Pachymeningitis. tubereu- | Senkungsabscesses - oder das Entstehen einer Fistel sichert die 


losa haemorrhagica oder. eine miliare -Tuberkulose im Durasack | Diagnose sofort. .. 
entwickeln. Andererseits entsteht die sekundäre Form — doch 

weit seltener — im Anschluß an eine Tuberkulose der Pia, die 

ihrerseits wieder hämatogen oder öfter im Anschluß . an eine tuber- | 
kulöse Meningitis cerebralis entstanden ist. 

Die klinischen Symptome der primären, isolierten Danie 
kulose werden erst deutlich, wenn das Rückenmark selbst oder. 
die entstehenden Wurzeln in Mitleidenschaft gezogen sind. Die 
Krankheit kann direkt von den Rückenmarkshäuten. auf das Mark 
(Meningomyelitis) fortschreiten. „Im Gegensatz hierzu stehen die- 
Störungen, die infolge Kompression des Rückenmarks. durch den 
zwischen Mark und knöcherner Spange sich ausbildenden, taber- u a 
kulösen „Granulationstumor“ ausgelöst werden. : 1-2). — ernhar 

Zschr. £ ept. d. 146, H. 3—4.) — $ 
Die Diagnose der primären Tuberkulose der Dura mater’ I Nov. re er s, 25 oe un o Monno O. A 
Bd. 148, H. 3—6.) — 8, Vogel. (M. m. W. 1918, Nr. 48.)- 


wird vor der Operation wohl nie gestellt werden können. Auch in 


Pen 


indiziert, sie weist eine Mortalität von 100% ‚auf, 


"hinweisenden: Rückenmarkserscheinungen Syphilis ausgeschlossen, 
in Lokalanästhesie eine sofortige explorative Laminektomie not- 
| wendig. Aber nur bei‘ frühzeitiger Operation ist Aussicht, auf 
Erfolg respektive. Heilung, weil später sich das Rückenmark nicht 
mehr erholt. „Es soll operiert werden, sobald. die topische.-Dia- 
gnose eines raumbeengenden Prozesses gestellt. ist“, auch -wenn 
man über die Art» des raumbeengenden Prozesses nicht sicher ist. 


_ Literatur: 1. Kleinmann. (D. Zschr. f. Chir, Okt. 1917, Bd. 141, 
| x 5—6.) — 2. Budde. (M. m. W. 1918, Nr. hart — 3. Wederhake. (D. Zschr. 
Chir., u 1039, Bd. 143, H.. 3-6.) 4. (oepel. (Ebenda, Febr. 1918, 

(Ref. Narath. N. D. Chir. 1917, Bd. 28, 


+ 


1 


Aus den neuesten Zeitschriften. > 
(Siehe auch Therapeitlioke Notizen. ) | Ze 
Münchener medizinische Wochenschrift 1 91 9, Nr. 10. 


A: Stoffel: Über. das Anwendungsgebiet: und die Leistungs- 
fähigkeit der Nervenoperationen und Sehnenüberpflanzungen -nach Kriegs- 
verletzungen der Nerven. Man soll alle völligen Lähmungen, die von 
selbst nicht verschwinden, grundsätzlich operieren. Der Nervennaht ~ 
und Neurolyse gebührt unbedingt ‘das Vorrecht vor der Sehnenüber- 
Pflanzung. Die Nervenoperation greift dort an, wo der Schaden sitzt, 
indem sie den leicht erreichbaren und völlig ausgeheilten. Nerven frei- 
legt. Operiert man am Nerven nicht,. so kann es später sekundär 
zu.schweren Contracturen kommen. Als Nachoperation einer mißlungenen . 
Neurolyse kommt im allgemeinen ‘die Nervennaht in Betracht, Hat die 
Nervennaht versagt, so ist häufig die Sehnenüberpflanzung am Platze. 
S E. Magnus-Alsleben (Würzburg): Beiträge zur Pathologie 

der akuten Nierenentzändungen. Nach einem Vortrag in der Physikalisch- 
medizinischen- Gesellschaft in Würzburg am 27. Juni 1918. ` 
Oskar Meyer (Stettin): Zwei bemerkenswerte Sektionsbefunde 
bei plötzlichen Todesfällen, zugleich ein Beitrag zur Frage des Status 
-thymico-Iymphaticus. In dem einen Falle trat der plötzliche Tod 
“durch Erstickung infolge von Glottisödem nach .Typhusschutzimpfung, 
in dem anderen während elektrotherapeutischer Behandlung nach Kauf- 
mann ein. Die Sektion ergab in beiden Fällen einen Status thymico- 
lymphaticus mit echter  Thymusbyperplasie (starke . Hyperplasie der 
Marksubstanz) und außerdem im zweiten Falle eine Hypoplasie des 
Nebennierenmarks (dieser Fall endete übrigens durch Herzinsuffienz, 
was den Wert der Adrenalinproduktion des Nebennierenmarks für die 
Herztätigkeit beleuchten dürfte). Klinisch bestand beide Male eine 
konstitutionelle Minderwertigkeit (im ersten Fall Neigung zur Ödem- 
bildung ohne besondere Ursache, im zweiten schwere Hysterie). 


X 
Beier klinische Wochenschrift: 1919, Nr. 11. 


Orth (Berlin): Über die ursächliche Begutachtung: von Unfall- 
Verfasser . warnt davor, in den. Gutachten negative ärztliche | 


suchungen, wenn man ihre Resultate weder über- noch. unterschätzt. 
Zeugenaussagen müssen . mit Vorsicht verwertet werden, ebenso die 
Angaben über die subjektiven Beschwerden. Zu unterscheiden ist 
zwischen unmittelbarem. und mittelbarem Zusammenhang von Unfall 
und Krankheit. Nicht nur von außen wirkende Ursachen kommen in 


` chemische Kräfte. Sehr wichtig. ist die Frage der Disposition. Unfall 
und Folgeerscheinungen müssen. in ‚räumlichen und zeitlichen Be- 
‚.iehungen zueinander stehen (Brückenerscheinungen). 

Menes (Tübingen): Zur Genes® des Narbenkeloids mit neuen 


während deren ‘Heilung, z. B. durch Bakterien oder durch äußere 
Reize (am Kopf). Tuberkulose, Skrofulose und Lues. können durch 
erzögerung der Wundheilung dazu die Disposition abgeben. Rezidive 
- entstehen durch seine strangartigen Fortsetzungen in. das. gesunde 
Nachbargewebe, durch seine Struktur, durch die anfänglich zahlreichere 


; Alexander (Berlin): Varicen in der Ätiologie der Ischias. Die 
klinischen Erfahrungen sprechen in allen Punkten dagegen, daß Varicen 
echte Ischias machen können. Phlebogene Schmerzen (Edinger) 
Sind der Ischias symptomatologisch streng gegenüberzustellen. Ver-!. 
fasser tut dies in einem differentialdiagnostischen Schema. p 

= Berg (Dresden): Über den Einfluß des Mineralstoffwechsels auf 
den Eiweißstoffwechsel. Die menschliche Nahrung soll einen genügenden 


huß von unorganischen Basen enthalten.. Das Abbrühen von 
Der Basenbestand kann durch Brühwasser 


Geburt bei Status thymico-lymphaticus. Sectio caesarea post mortem' mit- 
lebendem Kinde. Ein akut entzündliches Larynxödem hatte bei dem vor- 
handenen Status thymico-lymphaticus. genügt, den so plötzlichen Exitus 

herbeizuführen., _ 

| Schott (Nauheim): Influenza und Herzerkrankungen. Unge- 

wöhnlich viel Todesfälle werden durch Endokarditis auf der 
Basis von Influenza verursacht. In einem Falle traten im An- 

schluß an eine fieberhafte Influenza : stenokardische Anfälle auf mit 

starker Pulsverlangsamung und Arhythmie. Im peripheren Gefäßsystem 

ließen sich nirgends arteriosklerotische Prozesse nachweisen, und auch 

die Nieren zeigten keinerlei Abnormitäten, sodaß eine reine Coronar- 
sklerose (Angina pectoris vera) angenommen werden mußte. Die 
Influenza zieht auch ganz besonders die Herznerven in Mitleidenschaft, 

wodurch motorische und sensible Herzueurosen. entstehen (verhältnis- 
mäßig häufig Bradykardie). Außer dem‘ Gelenkrheumatismus gibt 
es keine Infektionskrankheit, die so viel Herzerkrankungen .hinterläßt 
wie die Manonga: Die Influenza kann natürlich auch suerg Lungen, 


Woa‘ 


berse 
Gemüsen ist zu verwerfen. 


Eo färbt Lackmuslösung kräftig blau. Bei Stoffwechselleiden ist 
ochsalzhaltige Nahrung zu meiden. Für reichliche Eiweißzufuhr eignet 
am besten. Bei Milchmangel soll ein Kalkpräparat ver- 


Müller (Berlin): Die Bedeutung des Säuregehalts der Nahrung 
Es steht noch nicht fest, ob der Unterschied 


Im ..Basen- und Säurereichtum der Nahrung den Eiweißumsatz ent- 


© Winckel] (München); Bedckengemise, Einwandfrei hergestellte 


Schelenz (Kasse): Nochmals Goethes Krankheit. Verfasser 


aber nicht gelitten zu haben braucht. E 


BER) 
on, en i \ 
wem” TUT $ A ` rd . a f t À e te r ye Atiy en 
ve rn G a NS ae nn \ u > e. . i \ - 
ve Kd E . ` - ! . A “ 
à À i -" -i 7 - ; E on 
Ey oa Fa 2 a ot’ ; e i een a 
Dun: - x w ` : oo. H Ye 
i = BETTER x a . ` x N : 
i Se ; EN D . 
x - $ ` n i i ! X 


Jedenfalls ist- bei zheh mendan: auf Querschnittslähmung 


Bruno Rhomberg (Klagenfurt): Plötzlicher Tod während der ` 


"A kied a a e. D 
J PESEE te en oy 
a. NIE ae 
> le Bash e EEE 1 i 
eT sph pjp 
Va o HURAI e 
. 1) 4 MEER OR FE 
er RR IN 
e ere en 
4 AL tn, $i x 
fein ghe i 
Fi tal ELSE ne 
N E A 
ve Al Sar e pd Fi “3 
$ Ea EAO ULO $ ar 
Bu RR Da EEEa 
f vma, ‘ $ NN > 
Er ee 
$ 5b HE ipt E 
IRE SSe, 
Ca A Fg 
1111 BE Aa 
l Be 
Br um... rai P) 
+4 ae ye EG 
BH az , a 
ee. 
PERR e a 
f ' PSE Erg s. 
12), PANE 
= € CL. s 
l; zit Erg d : 
1. R 
11, a: el. 
ala wa ad 5 
ie $ TE BR 2 
ie URCA Ban | 
jE PR ns. ihr 
MBEE: o ern 
IET BER 
K ft A r 
Kr ' a T 
E RANSE OLES 
EIA t, et, er f 
ORIRE on i. 
In Re 
| JE + A WE EE) 
f Wa i) ada 4 Eora 1 
ATT: A 
ME “ 37 EN E LE 
FAR BAEENT x 
ERO Doea h at 
In AES 
E n re Br 
Tn RA a 
MGE REEE Den fen 
Mai 2 ale) ur re 
ie WET re 
IE } À Ete PER. 
Kris A tn 
I a, N 
Me j is a 
TR ode: > 
1 ET 2: en 
| IEA qia, > 
ig: EE ERE RET D 
a l y pi Ji 
T ESI REE 
E 
+ ppi win: 
Mil ar t, an 
E „AB Ga En, 
1212) re 
ARE EN u wI 7 
165 ETEA ! ME en a 
Fe in fly Ta ER 
A Ee SRA E 
ESS a 1i: mu 
ip EI le 
IB: u Dr RR 
TENES EEE N‘ 
IEA Egi RA EEEE 
; 1% Ei ' ', 
Fer O Rand 
| ENT: TEVERE 
1 EEE ER 
1 Ei na PE 
EE pit E D, 
WEN A e ET 
As N 
Iran tg Rd o 
IEE SEE Nr. N 
TEN l4 j EA A ö 
In DR ar E 
Ib BE Bam. 
f p D -. I", 
Ep PAd 
f f hp ' t 
EIE: 


-990 1919 — MEDIZINISCHE KLINI 


ge nn NE Gene ie 
a ann nun men a nn En Dream T 


nn 


Pleura, Nervenapparat usw. befallen und dann das Herz sekundär er- o 


greifen. Da es kein Mittel gibt, das den Organismus vor dem Ergriffen- 
werden des Herzens durch die Influenza zu schützen vermag, SO bleibt 
nur übrig, daß‘ man die Ansteckungsgefahr der Influenza dadurch zu 
verringern sucht, daß man größere Menschenansammlungen vermeidet 
und sich nicht direkt anhusten oder anhauchen läßt. Therapeutisch 
empfiehlt sich gegen die Herzmuskelschwäche: die Hitzeapplikation auf 
die Herzgegend (ein- bis zweistündlich acht bis zehn’ Minuten lang; 
dadurch auch öfter Besserung der Bradykardie), Ol. camphorat. forte 
subeutan in ein- bis zweistündigen Pausen, mitunter auch innerlich 
Coffeinum natrobenzoicum. Zur Hebung der gesunkenen Nerven- 
stimmung ist der Alkohol (öfter kleine Mengen alten Sherrys) nicht zu 
entbehren. Zu warnen ist vor zu frühem Aufstehen. 

F. Klose: Bakteriologisch-serologische Grundlagen zur Be- 
kämpfung und Behandlung der Gasödemerkrankungen mittels eines poly- 
valenten”Gasödemserums. Mit diesem Serum gelingt es, nicht bloß die 
Mortalität, sondern auch die Morbidität der Gasödemerkrankung herab- 
zumindern. Vor allem blieben in den Amputationsstümpfen bei der 
Serumbehandlung. die so sehr gefürchteten Stumpfrezidive aus. Außer- 
dem konnte infolge der Serumbehandlung bei den anaerob infizierten 
Wunden ohne jegliche Eiterabsonderung wieder reichlich Pus bonum 
et laudabile beobachtet werden. Aber vor einem übertriebenen Opti- 


-mismus muß gewarnt werden. Tachgemäße chirurgische Maßnahmen 


sind ferner nicht zu entbehren. 

B. Pfeiffer (Nietleben): Zur Symptomatologie der cerebralen 
Störungen bei Verschluß der Arteria carotis interna. Nach einer Kran- 
kenvorstellung im Verein der Ärzte zu Halle a. S. 

G. Praetorius (Hannover): Zur Technik der medianen Pro- 
statektomie. Die mediane Prostatektomie (die totale Ausschälung der 
hypertrophischen Prostata von einer Boutonniere aus) ist der absolut 
leichteste Radikaleingriff bei Prostatahypertrophie. Ihre großen Vor- 


züge können nur dann voll ausgenutzt werden, wenn man sich ent- 
schließt, von der Möglichkeit des zweizeitigen Operierens, respektive 


von der präliminaren Dauerdrainage per urethram in viei größerem 
Umfange Gebrauch zu machen als wie bisher. 

Edm. Höpfner: Schnittführung zur Erzielung eines idealen 
Erfolges bei Phimose. Da den Verfasser keine der üblichen Phimosen- 
operationen kosmetisch befriedigte, ist er allmählich zu einer Schnitt- 
führung gekommen, mit der er in zahlreichen Fällen ideale Resultate 
erzielte. Die Technik des Verfahrens wird kurz beschrieben. 

R. von den Velden: Die intrakardiale Injektion. Der Ver- 
fasser hat dazu in den letzten Jahren nur Nebennierenpräparate oder 
Strophantbin verwandt (die Injektionsmenge überstieg nie 1 ccm). In 
einem knappen Drittel seiner Fälle war der Erfolg der Injektion ein 
verblüffender: Der Kreislauf kam wieder in Gang. Aber er konnte 
niemals über acht Stunden aufrechterhalten werden, es trat in sämt- 


lichen Fällen der Tod ein. Trotzdem rät der Verfasser, diese Methode 


weiter zu versuchen, und zwar bei Narkose- und Operations- 

kollapsen, die er bisher noch nicht damit behandelt hat, aber nur, wenn 

man auf keine andere Weise an das Herz herankommen kann, und 

wenn man der Ansicht sein darf, daß dieses noch funktionstüchtig ist. 
| F. Bruck. 


Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 9. 


Ledderhose: Bildung der Daumenspitze aus einem Mittel- 
fingerstumpf. Bei einem Abriß des Endgliedes des Daumens und des 
End- und Mittelgliedes des Mittelfingers an der rechten Hand wurde 
der Mittelingerstumpf geopfert und zur Bildung der Daumenspitze 
verwendet. Es wurde am Mittelfingerstumpf die Grundphalanx aus- 
gelöst und in den Weichteileylinder die Daumenspitze hineingesteckt 
und vernäht. Nach drei Wochen Durchtrennung der am Daumen an- 
geheilten Weichteile des Mittelfingers. Die neue Weichteilspitze ist 
frei verschieblich und hat gutes Gefühl. > 

Arnsperger: Zur Resektion der Papilla Vateri. Bei der Ope- 
ration einer 50jährigen Frau wegen Careinoms der Gallenwege wurde 
eine an der Papille sitzende haselnußgroße, stenosierende Geschwulst- 
bildung dadurch zugänglich gemacht, daß die Papille mittels des Gallen- 
steinlöffels herausgestülpt wurde, sodaß die Geschwulst umschnitten 
und der Schnitt exakt vernäht werden konnte. Diese transcholedochale 
Ausstülpungsmethode empfiehlt sich durch ihre Einfachheit. | 

Rosenberger: Leberruptur, Laparotomie, Netztamponade; Hei- 
lung. Bei einer starken Blutung aus einer sternförmigen Zerreißung 
des rechten Leberlappens infolge Überfahrens konnte sofort Blutstillung 
erreicht werden durch Einlegen des Netzzipfels in alle Teile der Leber- 
wunde. Die Anwendung der Netztamponade ermöglichte rasche Be- 
endigung der Operation. 


K — Nr. 18. 30. März. 


Hönck: Über Unterschiede des Pulses an beiden Speichenadern 
bei verschiedenen operativen Eingriffen. Es ist aufgefallen, daß bei 
operativen Eingriffen der Puls auf derjenigen Seite, auf der operiert 
wurde, zeitweilig verschwand. Zur Erklärung der sonderbaren Er- 


| scheinung des Kleinerwerdens des Pulses wird ein (Grefäßreflex ange- 


nommen. 

Sievers: Eine weitere Verbesserung des selbsttätigen Wund- 
hakens. Die Verbesserung besteht darin, daß zwischen dem beweg- 
lichen Drahtbügel, der die Gewichtsbelastung trägt, und dem Körper, 
der die Zinken trägt, ein Kreissektor angebracht ist, in dessen Zahn- 
reihe zwei Zähne des Bügels eingreifen, sodaß die gewünschte Stärke _ 
der Einkniekung zwischen Bügel und Körper leicht hergestellt werden 
kann. K. Bg. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 9. 

Esch: Über den Einfluß der Influenza auf die Funktionen der 
weiblichen Genitalorgane in und außerhalb der Gestationsperiode und 
über Influenza beim Neugeborenen (mit Berücksichtigung des diaplacentaren 
Infektionsweges). Die Influenza verändert das Eintreten der Menstrua- 
tion in den Fällen, wo sie mit dem jeweiligen Ovulationstermin ZU-. 
sammenfällt, wenn die Zeit von 14 bis 16 Tagen nach dem Beginn der 
Menstruation als Ovulationstermin angenommen wird. Die Influenza 
wirkt in diesem Falle antepnnierend. In einem Falle wurde die ante- 
ponierende Menstruation ersetzt durch heftiges Nasenbluten. Schwan- 
gere klagten beim ersten Temperaturanstieg über unangenehme Kinds- 
bewegungen. In fast einem ‘Viertel der Fälle kam es zu einer Unter- 
brechung der Schwangerschaft zu einer Zeit, in der die Lungenerschei- 
nungen im Vordergrund standen. Besonders günstig für die Auslösung 
von Wehen sind die Hustenstöße. Das Schicksal der Kinder, bei denen 
die Schwangerschaft unterbrochen wurde, gestaltete sich ebenso un- 
günstig wie das der Mütter. Als Vorteil erwies es sich, zur Erhaltung 
des Kindeslebens während der Geburt die Temperatur der Mutter zu 
drücken durch Verabreichung von Aspirin (0,5) mit Phenacetin (0,25) 
und Codein. phosphor. (0,01). 

Für die Differentialdiagnose zwischen Influenza und einer puer- 
peralen Infektion war wichtig die niedere Pulsfrequenz bei Influenza. 

Viele von den Kindern, deren Mütter kurz vor und nach def 
Geburt an Influenza erkrankt waren, boten bezeichnende Krankheits- 
erscheinungen dar: Schläfrigkeit, Gewichtsabnahme, Schnupfen, übel- 
riechende Stühle, sodaß eine Influenzaübertragung auf die Neugebo- 
renen angenommen wurde. Merkwürdig war die Beobachtung bei einem 
acht Stunden nach der Geburt gestorbenen Kinde, bei dem eine fibri- 
nöse Pleuritis und beiderseits bronchopneumonische Herde gefunden. 
wurden. Es wurde angenommen, daß eine diaplacentale Infektion des 
Kindes mit Influenza vorgelegen hat. Die Influenzaübertragung ist at 
dem Blutwege erfolgt während des dreitägigen Kreißens der Mutter, 
in deren Verlauf das Zottenepithel durchgängig geworden ist für den 
Erreger der Influenza. Aus der Beobachtung wurde gefolgert, daß das 
Infiuenzavirus nichtbakterieller Art ist, denn bei sicheren bakteriellen 
Erkrankungen, wie bei Typhus und Paratyphus, sterben die Kinder añ 
einer Typhus- beziehungsweise Paratyphussepsis, aber sie weisen keine 
Organveränderungen auf, die diesen Erkrankungen im postfötalen Leben 
entsprechen. K. Bg. 


Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie 


Bd. 31, H. 3. 


Gaisböck (Innsbruck): Mikuliczscher Symptomenkomplex mit 
Erythema multiforme und Eosinophilie im Felddienst entstanden. Be- 
schreibung eines Falles von symmetrischer, umschriebener chronischer 
Geschwulstbildung im Bereiche der Speicheldrüsen. Außerdem be 
standen Drüsengeschwülste am Hals und in den Ellbogenbeugen ws 
mäßige Vergrößerung aller Lymphdrüsen. Dabei waren im Blute 11 bis 
45% eosinophile Leukocyten zu verschiedenen Zeiten vorhanden, neben 
starker sonstiger Vermehrung der Lymphocyten bei einer allgemeinen 
Leukocytose von 10 bis 18000 Leukocyten. : Diese Symptome hatten 
sich an eine rezidivierende Dermatitis angeschlossen. | 

R. Hauser (Breslau): Gangrän eines Beines nach Trauma vor 
29 Jahren. Beschreibung eines Falles, in dem vor 29 Jahren darch 
Platzen eines Gewebres eine Verwundung am Oberschenkel aufgetreten 
war. In der Gegend der Wunde hatte sich eine V erhärtung gebil eh, 
die 27 Jahre keine Erscheinungen machte, dann aber ab und zu 
Schmerzen verursachte. Zwei Jahre später traten plötzlich Zeichen 
von akuter Gangrän des Beines auf, und die Amputation zeigte einen 
T cm langen Eisensplitter, der in festes knochenhartes Bindegewebe 
eingebacken war, dessen Spitze aber die Arteria poplitea durehbohrt® 


w 
e 
Br 


4 
tt, WR 
i 


W, 


= noch kürzere Zeit herabsetzen können. 


~ die wandständigen Leukoeyten wieder in die Blutbahn gebracht und 


- über 


. „Berlin, bei welchem H 


duodenums kommen, doch ist. die Verengerung des Duodenums durch 


90Min © © -1919 — MEDIZINISCHE 


und zur obturierenden Thrombose des Gefäßes geführt hatte. Der Fall 
beweist, daß Fremdkörper sich auch noch .nach. vielen Jahren ver- 
schieben können, und zu schweren Schädigungen Veranlassung geben 
können, was besonders’ mit Rücksicht auf die Kriegsverletzungen von 
großer Wichtigkeit ist. - De e | 

O. David (Halle): Röntgenologische Untersuchungen über Form 
und Verhalten des Dünndarmes bei. direkter Füllung mit Kontrastmitteln, 
David untersuchte das Duodeum und den Dünndarm mittels Röntgen- 
strahlen, nachdem er durch die. Duodenalsonde wäßrige Wismutlösung 


direkt ins Duodenum respektive den Dünndarm eingespritzt hatte, Die. 


normale Form des Duodenums ist die U-Form, außerdem kommt Syphon- 
form und Keulenform vor. In zwei’ bis drei Minuten entleert sich das 
Duodenum. Der obere Duodenalschenkel liegt meistens in Höhe des 
dritten Lendenwirbels beim’ stehenden Menschen. Die’ Peristaltik des 


Duodenums hat einen charakteristischen Ablauf und es läßt sich eine 


Brady- und Tachyperistaltik unterscheiden, rückläufige Peristaltik ist 


häufig. Der Übergang in den Dünndarm ist kurz hinter -dem Knie 


zwischen Pars descendens und inferior duodeni anzunehmen und -die 
erste Jejunumschlinge liegt meist im linken Hypochöndrium. Die 
anderen Schlingen ordnen ‚sich bei den einzelnen Individuen . nach 


einem gewissen Typus und haben meist eine konstante Lage. Die 


Motilität des Dünndarms ist unabhängig von der des Magens und läßt 
sich leicht durch :Medikamente beeinflussen, die die Entleerungszeit 
des Dünndarms von ‚normal. 4 bis 64, Stunden auf 45 Minuten und 
E. Becher (Gießen): Untersuchungen über das Zustandekommen 


' der Leukocytose nach Muskelanstrengungen. Die Leukocyten sind im 
'normalen Blute nicht ganz gleichmäßig verteilt, im Capillarblut sind 


sie meist zahlreicher als im Venenblut. Nach Muskelanstrengungen 
konnte in der Mehrzahl der Fälle eine Leukocytenvermehrung sowohl 
im Venen- wie im Capillarblut festgestellt werden, in der geringeren 
Zahl der Fälle fehlte die Vermehrung oder trat sogar Verminderung 
auf. Nach Abkühlung der Haut konnte eine Leukocytenvermehrung 
in den Capillaren nicht gefunden werden. Die Leukocytose nach . 


© Muskelanstrengungen “verschwindet schnell wieder, der. Hämoglobin- 


' gehalt des Blutes ändert sich nicht. Bei der Leukocytose. sind alle 


: »Leukoeytenformen . beteiligt, sie stammt deshalb wahrscheinlich aus 


‚Depots, -die im’ Blute ‘innerer Organe vorhanden sind (Milz, Leber). 
Durch die erhöhte Blutgeschwindigkeit bei Muskelanstrengungen werden 


..Lympbocyten aus dem Lymphstrom schneller ins Blut geworfen. Der- 


„ Selbe Effekt ist bei Massage der Extremitäten, tiefer Atmung und passiver 
Bewegungen der Gliedmaßen zu erzielen. Milchsäure 
`. sicher Leukocytose hervor. 


injektion rief nicht 


G. E. Konjetzny (Kiel): Die sogenannte Linitis. plastica des 
Magens. Unter Linitis plastica (Brinton) versteht man eine chronisch 
hypertrophische Girrhose des Magens oder den Schrumpfmagen. Der 
Schrumpfungsprozeß kann den ganzen Magen oder einen Teil desselben, 


meist die Pars pylorica befallen und ‚geht mit starker Wandverdiekung 


‚einher, die Submucosa . ist oft um das 10- bis 20 fache verdickt. Der 
Magen bekommt Feldflaschenform oder wird lederbeutelartig. In den 
meisten Fällen wird das Bild durch den fibrösen Magenkrebs hervor- 
gerufen, die Zellnester können aber dabei zum großen Teil zugrunde 
gehen, sodaß die Heilung des Krebses eingetreten zu sein scheint: -Ein 
einfach entzündlicher, - totaler Schrümpfmagen . ist. bisher nicht mit 
Sicherheit bekannt, dagegen gibt es einfach entzündliche Pylorushyper- 
trophien, die allerdings sehr selten sind. Als Ursache kommt chronische 
Stauung in Betracht, wie bei der Zuckergußleber. | 

C. Hart (Berlin-Schöneberg): Erhebungen und Betrachtungen 
über das Geschwür des Zwölffingerdarms. Auf Grund eines vier- 
Jährigen Sektionsmaterials des Auguste -Viktoria - Krankenhauses . in 
art genau,auf Veränderungen am Duodenum 
„und Magen achtete, kommt er zu dem Ergebnis, daß das. peptische 
‚ Geschwür des Zwölffingerdarms ebensohäufig ist, wie das peptische 
Geschwür des un | 

W 4% aller Fälle. Bei Männern sind die Ulcera nicht häufiger als bei 
Frauen, sie kommen in jedem Lebensalter vor, die Häufigkeit geht der 
des Magengeschwürs parallel, wir treffen deshalb die meisten Duodenal- 
geschwüre in höheren Lebensaltern. Die Duodenalgeschwüre neigen 
Dicht zur Bildung callöser Formen wie Magenulcera, sondern die 
‘Heilung unter Narbenbildung ist ‚günstig, die Prognose daher nicht 
mlecitet als beim Magenulcus. Bei der Vernarbung entstehen oft 
„„aschen und Nischen, ja es.kann auch zur Bildung eines Sanduhr- 


Narbenbildung selten erheblich., Die überwiegende Mehrzahl der Ge- 
li ke ‚sitzt an der Hinterwand, dicht hinter dem Pylorus, sie können 
cht zu Blutungen führen, ‘doch-sind tödliche Blutungen nicht häufiger 


i 


Magens, und zwar fand er Veränderungen am Duodenum 
| länger besteht, gegangen werden sollte, ist es ratsam, erst durch An- 


| Jegung eines Pneumothora 


ET Gen 


r $ 
Ag? x ri w h 
N . er m = F + pugot 
. par -e 7 | n EER ar . ` 
B t f ' ` ' Bm 
.. E . ' p A 
ri O 


we...” . 
' N zs s 
' ; 

7 . 


KLINIK — Nr. 13. 000,0 
‚als beim Magengeschwür. An der Vorderwand. sind. die Geschwüre 
seltener, führen aber dann in der Mehrzahl der Fälle zu Perforation 
in die Bauchhöhle.. Im ganzen ist die Prognose des Duodenalgeschwürs 
nieht. schlechter als die des 'Magengeschwürs. : Beide Affektionen 
| kommen, öfter zusammen vor, und nicht selten sind die Geschwüre 
multipel. Entwicklung eines Careinoms auf dem Boden eines Duodenal- 
‚geschwürs ist äußerst selten, dagegen führt das Duodenalgeschwür oft 


~ 


zu Pylorospasmus. l ei SHAS a 
a .C. Hart (Berlin): Betrachtungen über das Entstehen des peptischen 
Magen- und Zwölffingerdarmgeschwürs. In 14% waren Geschwüre und 


Narben im Magen und Duodenum mit Erkrankungen von Herzklappen 
kombiniert, in 50% lag eine Arteriosklerose stärkeren Grades zugleich 
vor, es spielen daher bei der Entstehung der Geschwüre ‚Störungen 
in der Bluteirculation und Gefäßversorgung eine wichtig Rolle. Da- 
gegen. stehen Lungenerkrankungen in keinerlei engen Beziehungen ‘zum 
peptischen Geschwür. Erkrankungen der Gallenwege waren in 23% 
mit Geschwüren oder Narbenbildung im Magen und Duodenum .ver- 
gesellschäftet, ` sonstige Abdominalerkrankungen, (Appendicitis, Adnex- 
| erkrankungen, 'Hernien, peritoneale Adhäsionen) fanden sich in 27% 
der Fälle hauptsächlich aber erst in den ‚späteren Lebensaltern. In 
17% der Fälle lag zugleich eine Gehirnerkrankung vor und es schienen 
enge Beziehungen zwischen der Gehirnaffektion. und frischer Geschwürs- 
bildung zu bestehen, die Anschauung über die Bedeutung reflektorischer 
Nervenreize auf die Entstehung des Magen- und Duodenalgeschwürs, 
wie sie vor allem von Rößle und Bergmann vertreten wird, . wird 
sehr durch diese Befunde gestützt. Mán hat’ sich die. Wirkung ‘des 
‘Nervensystems so vorzustellen, daß ein Spasmus der kleinen Magen- 


lokaler Gefäßcontraetion kommt, es zu ischämischen Nekrosen der Schleim- 
.haut, diese Nekrosen werden angedaut und so kommt es zu Erosionen 
und Geschwürsbildung. Daneben spielen-noch konstitutionelle Momente 
eine Rolle, besonders in der Jugend, und andere begünstigende Momente, 
besonders z.B. ist; die Blutstauung schädigend, weil sie einen schnellen 
Ausgleich der Blutströmung und des Blutdrucks verhindert. ° ~ 
ee = P = G-Dorner. 


Therapeutische Notizen. & | 
nden Erfolg der Strahlenbehahdiung bei 


- Über einen ganz. bedeute 


| einem Falle von Polycythämie berichtet G. Mönch (Tübingen). Be- 


' kanntlich ist die Röntgentherapie .oft das einzige Mittel, wenn auch 
nicht Heilungen, so doch bedeutende Remissionen und .Besserungen 
bei der Leukämie zu erzielen. Durch die Röntgenbehandlung; bei 

der meist die Milz, aber auch die Knochen (Sternum, langen Röhren- 
knochen usw.) bestrahlt werden,: geht die pathologische Leuko- 
cytose oft ganz enorm zurück. Die bei der Leukämie pathologisch 
veränderte Milz, eine der Bildungsstätten. der weißen Blutzellen, ist 
den Röntgenstrahlen gegenüber sehr viel empfindlicher als 


und zwar auch die pathologisch veränderten, Blutkörperchen auf 
die Röntgenstrablen. Immerhin sind die pathologischen .Be- 
standteile des Bluts respektive die anormalen Bildungsstätten der 
roten Blutkörperchen den Strahlen gegenüber weniger wider- 
standsfähig als die normalen.‘ So gingen in dem ‘vorliegenden 
Falle die pathologisch veränderten Erythrocyten durch die 
Bestrahlung enorm zurück. Da die Milz für die Bildung der’ roten 


Blutkörperchen wenig in Betracht kommt, wurden hauptsächlich die 


langen Röhrenknochen bestrahlt.. Die Strahlenbehandlung hat 


| "viel voraus vor den lästigen Aderlässen, die auf einmal den Patienten 
um eine größere Menge seines Blutes berauben. (M.m. W. 


1919, Nr. i0.) 
F. Bruck. 


-= H. Bergmann (Elberfeld) schlägt vor, den Lungenabsceß mittels 
Anlegung eines Pneumothorax zur Ausheilung zu bringen.. In vier 
Fällen von kleinem Lungenabsceß im Anschluß an Lungenentzündung 
konnte er durch diesen einfachen Eingriff eine Heilung erzielen. Bevor 
daher an die Operation eines kleineren Lungenabscesses, der schon 


x die Heilung zu versuchen. (Mitt. Grenz- 
geb., Bd. 81, H. 8). . 5 D G. Dorner. 


i: . ` - Bücherbesprechungen, —— 
Wilhelm' Schmidt, Forensisch-psychiatrische Erfahrungen | 
im Kriege. Berlin 1918, Verlag.S. Kärger. Preis M 9,80. 
Es ist hier der erste Versuch gemacht, ein Srößeres forensisch- 


psychiatrisches Material, nach den Bedingungen des Krieges orientiert. 
zu betrachten: Solche Versuche’sind nicht nur begrüßenswert, soidern 


321° 


und Darmgefäße auf nervösem Wege zustande kommt. Infolge längerer 


‘ die normale Milz. Weniger stark als die weißen reagieren die roten, . 


em 
a. 
Be 


a eo E = s 
= Tr nk vs IE i 
Er x 5 a, E ` - n 
x EEE oe 
.ws, n è th ri Mea e k 


ma 
DEE 


Di 3 

E33 
nel, 
en 


RRR LDL x 
E ERS Era 


- æ EN 


= 
ai 2... J 
“ne, D Eor 
ee wa un OR 
ee ne Te he ee A 
Ernte Eu a 


í ee 

wein I 

Fe . : 
DO TI TY E Pont. 


> nn kn 
> nr ia 
čr O a berre e 
RER a re a wEmEN. 
= a 2 > E KAEN ST, 
“.. a Daun UA 
DE re a en 
~ eg a 
Be ` 5 ER Z 
Eae iraan ie 


a To, 
AET 
Eee a 
BZ 
er 


Dr 
AT is N, 


aea ea ee 
* Pa E A ie aT 


i 
- 
~ n agi 5 . 
onen S 


` 
Tg 


Dn Ne e Br AL SCHIENE RN 


R be Dr ‘s A y 
TT O 


Saal: via Zr, 


ee 
N un ge 


LTE Ars 


er = 
Pa -nai 


~ 


=- R f 2 OE a er, 
2 a u er ee aiaa 
A Se ... 3 a u ne we u: Er 
ee er Tr EN EEE u. : 
reich Sr write see ž ww" A ee = mm: TA 


-n i Za 


_ 


An 


E EE Eee Zee RER, 
ri u men star 


un Ze ein: 


822o = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. 


sind eine Forderung der Zeit, die zensurlos der vorangegangenen über- 
legen ist. Das Psychiatrische ist ja während des Krieges in den 
Hintergrund getreten gegenüber dem Neurologischen; und selbst die 
„Grenzfälle* schwammen nur wie Fetttropfen auf der Wassersuppe der 
Neurotiker. Das Materialistvon Schmidt gewissenhaft, gründlich und 
mit scharfem kritischen Verstande verarbeitet, sodaß bei der Gleich- 
mäßigkeit der klinisch-gutachtlichen Arbeit kein Kapitel besonders 
hervorgehoben werden soll. Zu beanstanden ist das lückenhafte 
Literaturverzeichnis, es hätte besser fehlen sollen; zu beanstanden 
die etwas unverständliche Überschrift „Hysterische und hysterische 
Charaktere“ (S. 96). Kurt Singer. 


F. Külbs, Leitfaden der Mediziniseh-klinisehen Pro- 


pädeutik. Mit 86 Textabbildungen. Berlin 1919, Jul. Springer. 


161 Seiten. M5,—. | 
Der vorliegende Leitfaden unterscheidet sich von den älteren, 
ähnlichen Büchern dadurch, daß als Grundlage der Darstellung nicht 
die anatomische Basis, sondern die Röntgenmethode gewählt ist. Die 
mikroskopischen und chemischen Methoden sind etwas kürzer behandelt, 
das Kapitel über Inspektion und Palpation breiter dargestellt. Das 
Buch ist dureh zahlreiche überwiegend schematische Darstellungen sehr 

gut für den propädeutischen Unterricht geeignet. ; ` 

Pringsheim (Breslau). 


Wilbrand und Sänger, Die Verletzungen der Sehbahnen 
des Gehirns mit besonderer.Berücksichtigung der 
Kriegsverletzungen. Wiesbaden 1918, Verlag von Bergmann. 
190 Seiten. 

Die Ausfallserscheinungen der Funktionen des Gehirns bei Schuß- 
verletzungen des Schädels beanspruchen zurzeit sowohl in praktischer 
wie in theoretischer Hinsicht ein ganz besonderes Interesse. Die 
Ärzte, besonders die im Militärdienst beschäftigten werden es den Ver- 
fassern Dank wissen, daß sie in ihrer bekannten gründlichen und um- 
fassenden Art, unter eingehendster Berücksichtigung der Literatur, 
alles zusammengetragen haben, was der Krieg Neues und Wichtiges auf 
diesem Gebiete gebracht hat. Besonders interessant sind die Schlüsse, 
die die Autoren hinsichtlich der Lokalisation des Sehcentrums ziehen. 

Adam (Berlin). 


H. F. S. Esser, Die Rotation der Wange. Mit 4 Abbildungen 
und 321 Abbildungen auf 25 Tafeln. Leipzig 1918, F. C. W. Vogel. 
Verfasser gibt eine zusammenfassende Darstellung seiner großen 
Erfahrungen in der plastischen Chirurgie. Im allgemeinen Teil werden 
die Indikationen zu plastischen Operationen, die allgemeine Technik 
und besonders die vom Verfasser ausgearbeitete Rotation der Wange 
besprochen. Im speziellen Teil wird zunächst der Ersatz von Defekten 
in einem Gesichtsteil, der Nase, der Oberlippe, der Wange, der 
Unterlippe, der Augenlider und der Schläfe beschrieben. — Zum Schluß 
folgt eine ausführliche Schilderung des Ersatzes komplizierter 
Defekte, Operationen, die erfahrungsgemäß große Ansprüche an die 
Kunst des Chirurgen und die Geduld des Kranken stellen. In einer 
großen Anzahl beigegebener guter Abbildungen wird die Technik und 
der operative Erfolg der Operationen erläutert. — 
Im Gegensatz zu vielen kasuistischen Mitteilungen über plastische 
Chirurgie verschweigt der Verfasser erfreulicherweise auch seine Miß- 
erfolge nicht. O. Nordmann (Berlin - Schöneberg). 


2. Armeekommando, Chirurgie im Felde. Mit 20 Abbildungen im 


Text. 338 Seiten, Wien und Leipzig 1918, Wilhelm Braumüller. Kr.6,—. 

Ein sehr gutes Büchlein in Taschenformat und guter Ausführung. 
Es behandelt die gesamte Kriegschirurgie. Ein kleiner „Sc hmieden- 
Borchard“! 

Das Buch ist nicht von einem Autor geschrieben, sondern viele 
Chirurgen der II. k. u. k. Armee haben auf Grund ihrer praktischen 
Erfahrungen das Buch zusammengestellt. Trotzdem verliert es durch- 
aus nicht an Einheitlichkeit. ; 

Im allgemeinen Teil behandelt das Buch unter anderem die 
Wundinfektion, die aktive operative Wundversorgung, den Tetanus 
sowie die Gasbacilleninfektion; letztere sogar recht ausführlich. Die 
Dakinsche Lösung, die Desinfektion mit Phenolcampber und die 
Gelenkdrainage nach Payr bleiben nicht unerwähnt. Der Desinfektion 
mit Morgenrothschen Chininderivaten („Vucin“) ist leider noch 
nicht Erwähnung getan. 

Ebenso vortrefflich ist der spezielle Teil. Jedes einzelne Kapitel 
wird in klarer Weise besprochen. Die klinischen Symptome werden deut- 
lich hervorgehoben und die Therapie eingehend erörtert und begründet, 

Schade, daß das Büchlein erst so spät erschienen ist; sonst 
hätte es sicherlich noch weit mehr Liebhaber gefunden! 

Werner Regen (Berlin). 


30. März. 


Lehrbuch der chirurgischen Krankenpflege. Dritte Auflage. - Neubear- 
beitet von Prof. Dr. P. Janssen. Mit 306 Abbildungen. Leipzig 
1919, F. C. W. Vogel. 

Das Buch soll keine Einführung in den Pflegerinnenberuf dat- 
stellen, sondern es ist für die chirurgische Krankenschwester bestimmt, 
welche sich nacb der abgelegten Staatsprüfung eine Spezialausbildung 
aneignen will. Zunächst wird die Lehre von den Wunden besprochen, 
ferner die Lebre von der Infektion, Desinfektion und Wundbehandlung, 
dann die Aufgaben der Operationsschwester und schließlich der Dienst 
der Stationssehwester. In einem kurzen Anhang sind die wichtigsten 
Lehrsätze für die Gemeindeschwester und für die Privatpflegerin 
zusammengefaßt. Die Darstellung ist außerordentlich klar und präzise 
und baut sich auf den Grundsätzen der modernen Chirurgie auf. Die 
Abbildungen sind durchweg ausgezeichnet. 

Ich vermisse in dem Titel des Buches eines Hinweis darauf, 
daß das Lehrbuch im wesentlichen eine Übersetzung des bekannten 
holländischen Werkes von Laan ist, welches allerdings von Janssen 
teilweise umgearbeitet ist. O. Nordmann (Berlin-Schöneberg). 


Walther, Leitfaden zur Pflege der Wöchnerinnen und 
Neugeborenen, zum Gebrauche für Wochenpflege®- 
und Hebammenschülerinnen. Sechste Auflage. Wiesbaden 
1918, Bergmann. 226 Seiten mit 43 Textfiguren. 

Walthers vorzüglicher Leitfaden, der an fast allen größeren 
Kliniken schon seit langer Zeit für den Unterricht der Wochenpflege- 
schülerinnen eingeführt ist, erscheint nun schon in sechster Auflage. 
Der Text hat nur ganz wenige Ergänzungen und Verbesserungen erfahren. 
Sehr zu begrüßen ist die Verbesserung des illustrativen Teils dureh 
die Aufnahme von einigen neuen Abbildungen. Besonders nennen 
möchte ich die Abbildungen 6 und 7, welche die Lage der Beckenorgane 
darstellen, ferner die neue Abbildung 27, welche die Ausbreitung in- 
fektiöser Prozesse in der Brustdrüse zeigt. 


Der Umfang des Buches ist im ganzen fast der gleiche geblieben 
| R. Katz (Berlin). 


Kißkalt, Brunnenhygiene. Mit24 Abbildungen. Leipzig, S. Hirzel. 
33 Seiten. M 1,20. | 

Eine durch ihre anschaulichen Abbildungen besonders aus- 
gezeichnete Abhandlung, die sich wohl in erster Linie für Verwaltungs- 
beamte und Laien, weniger für Ärzte, höchstens für Medizinstudierende 
eignet. Die verschiedenartigen, das Brunnenwasser verunreinigenden 
Zuflüsse, sei es, daß sie ober- oder unterirdisch zufließen, finden ein- 
gehende Besprechung. | 

Es wird nicht nur auf das Fehlerhafte in der Brunnenanlage 
hingewiesen, sondern auch, wenn auch nur kurz, der zweckmäßigen 
Verbesserungen gedacht. W. Hoffmann (Berlin). | 


G. Schrakamp, Eine physiologische Erklärung der Ent- 
zündungserscheinungen, zugleich Grundlagen 
einer Physiologie des Bindegewebes. 76 Seiten. 
Schönberg (Mecklenburg) 1919, Lehmann & Bernhard. M 3,50. 

Bis in unsere Tage hinein haben die besten Köpfe sich um eine 

Erklärung der Entzündungserscheinungen bemüht, ohne daß es ZU 

völliger Übereinstimmung gekommen wäre. In der Pathologie gilt 

Problem der Entzündung als eines der wichtigsten und reizvollsteß, 

aber auch der schwierigsten. Schrakamp will es gelöst haben mit der 

Definition, die Entzündung sei eine physiologische aktive Funktion des 

Bindegewebes, die ausgelöst werde durch die Contraction der Binde- 

gewebszellen. In ihrem Kern ist diese Lehre eine mechanische. aß 

das Bindegewebe eine Funktion habe mit bestimmten physiologischen 

Aufgaben, ist nicht zu bezweifeln, aber daß die Entzündung zu ihr 

gehöre und alle unsere bisherigen Anschauungen über die Gefäß- 

alteration, die Emigration, den Chemotropismus usw. falsch seien, © 
die Entzündung überhaupt nicht ins Gebiet der Pathologie gehöre, 
davon wird Schrakamp kaum jemanden überzeugen, SO konsequent 
er auch seinen Gedanken durchführt. C. Hart (Berlin-Schöneberg). 


Rudolf Tetzner, Neurologie und Psychiatrie. Mit 4 Text- 
figuren. 168 Seiten. Leipzig 1918, Verlag der Buchhandlung des 
Verbandes der Ärzte Deutschlands. M 5,—. : 

Eine Sammlung charakteristischer klinischer Fälle mit gut einge“ 
flochtenen diagnostischen Randbemerkungen. Auch die Einleitung; 
eine Synopsis untersuchungstechnischer Fragen, ist praktisch und ei 
prägsam für den Arzt. Leider steht in diesen 160 Seiten wieder e1- 
mal alles, was es an neurologischen und psychiatrischen Erkrankunge® 
gibt; die Belehrung kann aus technischen Gründen daher bei aller 

Sorgfalt nur immer eine oberflächliche sein. Ich glaube nicht, daß nn 

Problem des neurologischen Kompendiums auf diese Weise gelöst WII. 

Ich werde versuchen, es auf andere Art zu lösen. Kurt Singe". 


das - 


er 
š . 
L 


m PN u A nr 
ee Wa ala Find; 5 
As 2. won ne EA . 
% $ eu EE E E E 3 E : 
> 4 -o 7 - 
wc = BO- Mår i 
2 er i E 
= (J A s . % # - ‚ 
” ” © g ~ ` {2 un + 
. = PERL P 
' 7 = 


> oc “rs À # ` : 5 
£ : er x A 
y: Yau TE a vo Fr ` B i 
. rer r Be re A n en 
EN S EE SE" Wa a KERSE E zus 
w 3 A PA t N 5 z Fi 
. > a - x . [3 A $l 


Bein 000000 00 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 12. März 191. 
Vor der Tagesordnung zeigte -Tittel einen Soldaten. mit einem 


Aneurysma arterio-venosum der Axzillaris, das -nach einem Schuß, der 


durch das rechte Schulterblatt hindurchgegahgen war, entstand. Der 
Allmählich . begann eine Anschwellung .des 


Wundverlauf war glatt, gann 
rechten Armes, erhebliche Schwäche und Taubheitsgefühl iñ ihm. ` ` 


MEDIZINISCHE KLINIK -Nr 18 © , 


N a x 
O BEE 
A t 


peame 


| bespricht zunächst die-symptomatischen Polyglobulien und, die Theorien 
‚ihres -Zustandekommens. Dann: geht er auf das Krankheitsbild der 


| Polyeythaemia vera, die Vaquezsche Krankheit, ‘des näheren ein und 


teilt vier eigene Beobachtungen mit.. 1. 46 jähriger. Kaufmann, Vater 
' soll ‘ähnlich rote 'Gesichtsfarbe gehabt haben. "Vom 10. Lebensjahr ab 
. häufig Nasenbluten, vom 20: ab oft „Milzstechen“. Bis zum 40; eifriger 
'Hochtourist. Im 42. Lebensjahr fiel bei einer militärischen. Unter- 


süchung. zum ersten Male eine stärkere Milzschwellung auf, trotzdem. 


militärische Übung. . 1914 drei Monate als Infanteriehauptmann im 


8 
S PEE `. me RR Š 
ne nn ul m 
. 20-0 pan tpassi: z PR 2 g 2 
Et Sn ee Es Sg =, 3 "x rn 
ve a en Ben ara = EN, = - = 2 Er E BR 
fi - - en. By z x 5 Re 
5 x Sn - EI ne tn Bone 
er $ ai RG aaa Saa ME - = 
9 BE - ý * mek ai ai — - . Fa . Be `~ 4 
= ae ar = > Pow = a oe N 
a \ = k : . A E a SE a 
za, Mk = “ Y . - x z =: ee 
> zabr a8, r & - ' 
è x E M ol .. “ng 


erKränkung. 
-` Bingel: 


Vörtragendem gibt es Übergänge vom lokalisierten Lymphosarkom 


(z. É. des Mediastinums) über-die Lymphosarkomatosis und Aleukämie 
zur Iymphoiden Leukämie. Die Lymphosarkomatosis ist eine System-. 


Über Polyglobulie und Polycythämie. Vortragender 


der Polycythämie. 
skopisch normal. 


Kempf. 


Da T Tagesordnung. Kärl.Hirschmann: Die Technik des 
antethorakalen Speiseröhrenersatzes. Der Entschluß zu einer totalen | Felde. Jetzt vollauf arbeitsfähig, nur gelegentlich „Milzsteghen“ bei 
Ba u Ösophagoplastik muß gefaßt werden bei jenen 'hochgradigen, durch | Anstrengungen. — Tiefrotblaue Farbe des Gesichts und der .Schleim- Ei: 
"TR. Verätzung entstandenen Verengerungen der’ Speiseröhre, die allen Ver- | häute... Milz sehr groß und derb. ' Blutdruck: 120. Sonst normaler ER 
NPRN i suchen der Sondenbehandlung trotzen. Der Gefahr der Inanition. be- | Organbefund.. Blut: Hb 140%, -Rote:,8. Millionen, Weiße: 10000, mia 
a gegnet zwar die Magenfistel; aber: Magenfistelpatienten führen, weil |. darunter 87% Neutrophile, 0,4% Normoblasten. 2. 47 jährige Landwirts- ki ns 
Ei; einer Hauptquelle des Lebensgenusses . beraubt, ein höchst trauriges | frau. Mit 16 bis 18 Jahren sehr bleichsüchtig. Vier gesunde Kinder, Ban: 
re Dasein. Die Schlauchbildung findet statt zwischen cerviealem Ösophagus | das letzte im Alter von 29 Jahren, von da ab Unregelmäßigkeiten in . Au] Sn 
P Ko und Magen. ‘Nach der Häufigkeit der Anwendung ist heute die Methode | der Periode, die im 85. Jahre völlig ‚sistierte. Seitdem ‚viel Kopf: SRH 
PATTI Sa der Wabl eine zwischen Halsösophägus und Magen angelegte Haut- |’ schmerzen, Ausfall des Kopfhaares und Auftreten von Haaren am 2 p 
E schlauchbildung, wobei einer :ausgeschaltèten Dünndarmschlinge die | Körper ünd im Gesicht. Anschwellung der Schilddrüse und rotblaue pag 
Mei Rolle eines Schaltstückes zwischen: Hautschlauch und Magen zufällt. | Verfärbung des Gesichts. Im 89. Lebensjahr wird Myom festgestellt. an | 
= An der Hand von Zeichnungen, die während der Operation angefertigt ‘| Durchaus männlicher Habitus, starke Behaarung am Körper, Sehnurr- Fer a 
mike worden sind, wird die operative Herstellung des neuen Speiseweges | und Backenbartbildung, 'rotblaue - Färbung des Gesichts,. der Schleim- FE S 
iet  - demonstriert. Sie beansprucht mehrere Sitzungen. Es wird die Technik | pnäute und des Augenhintergrundes. Vergrößerung der Schilddrüse. RE 
wit -< > im einzelnen beschrieben. -Die Dünndarmschlinge zwischen Hautschlauch | Blutdruck : 180. , Urin: 20-g Zucker bei gewöhnlicher Kost. Milz: nicht CAS TE 
‚int und Magen ist als Schaltstück. nötig, weil eine fistellose Verbindung .| vergrößert. Kindskopfgroßes Myom, hühnereigroßer Ovarialtumor. Blut: RE 
ar -zwischen Hautrohr und Magen nicht sicher gelingt. Die Darmschlinge | Hb 130%, Rote 8,9 Millionen, Weiße 8500 (66% Neutrophile, 23% Lympbo- Dapo 
.. =~ muĝ kurz sein. Ihre Länge wird durch die Sicherung ihrer Ernährung | cyten, 8% Eosinophile, 2% Monocyten, %% Normoblasten). Total- EM \ 
t-> bestimmt. Prinzipiell muß eine Magenfistel angelegt werden. Bei der | exstirpation der Beckenorgane. Blut zwei Monate nách der Operation: PERIERE 
ie] -> - Bildung der cervicalen Ösophagotomie soll die Speiseröhre quer durch- |. Hb. 80%, Rote 5,5 Millionen, Weiße'7280. An dem männlichen Habitus Raig T 
a trennt werden. Die totale Ösophagoplastik stellt ein fertiges systematisch hatte’sich in dieser Zeit nichts geändert. Also Polyeythämie, die nach Fa r 
pii n durchgeführtes Operationsverfahren dar, dessen Gelingen bei relativer |. Exstirpation der erkrankten Genitalien sich fast zur. Norm zurüekbildete. .' OR $ 
Bad, . _ Gefahrlosigkeit und. bei Berücksichtigung und Beseitigung aller Kom- | 8, 87jähriger Vizefeldwebel. 1907 wegen Milzschwellung militärisch a 
Bl. plikationsquellen, -auf die H. genauer eingeht, hoch zu bewerten ist. | untauglich befunden. 1915 bis 1917 als Feldwebel einer Genesenden- a; 
a ae Aussprache, Axhaüsen: Die von Hirschmann a- | kompanie gutes Befinden. 1917 fiel Blaufärbung. des Gesichtes auf, s Ki ar 
’ <> gewendete Technik. entspricht der.von mir schon vor drei Jahren de- |. Conjunctivitis, vorübergehende Schwellung des rechten Großzehengelenks U 
= monstrierten. Als springender. Punkt ist anzusehen, daß man mit | und zweier Fingergelenke, Gicht? Urin: 1°/,, Eiweiß. Juli 1917 unter MASE p 
‚wenig Darm auskommt.: Je mehr Hautschlauch, um so besser ist auch | starken ‚Schmerzen stärkere Milzanschwellung, kam ‘ins Krankenhaus no 
die rasche Abfuhr der Speisen in den Magen. Die Hautstreifen zur | nach. Wiesbaden. Milz sehr groß, sehr druckempfindlich, starkes Caput : nn a 
-~ Bildung des Hautschlauchs sollen nicht zu breit gewählt werden, Die | Medusae. Blut: 205% Hb, 18 Millionen Rote, 12000 Weiße, darunter je A 
. quere Durchtrendung des Ösophagus ist notwendig.” . ::.. | 79% Neutrophile, keine Normoblasten, keine Malariaplasmodien. August | is a 
Hirsch äußert Bedenken gegen die mit Epidermis bekleidete | 1917 blutiger Durchfall, plötzlicher heftiger Schmerz in den Beinen BR: 
‚Innenfläche am Hautschlauch wegen der ständig erfolgenden Benetzung | und Lähmung derselben, Stuhl- und. Urinverbaltung. Ende August 1917 A: f a 
. mit Speichel. AT DN PE a 2.000... | in Behandlung des Vortragenden. Typische rotblaue Gesichtsfarbė, E 
ki J. Israel weist auf die Erfahrungen hin, die an dem Epithel |.tiefroter Augenhintergrund mit stark gefüllten Gefäßen, keine Blutungen. Biden 
. der Haut gemacht ‘werden, das zur Mundhöhle bei gewissen Operationen |' Herz und Gefäße ohne Befinden. Blutdruck: 100. Keine gichtischen 
‚gewendet wird." Hier bekommt die Haut völlig den Ckarakter der | Ablagerungen. Leber. nicht geschwollen, dagegen sehr große und derbe Ft: 
-  ‚Sehleimhaut. CE Fritz Fleischer. | Milz. Motorische und sensible Lähmung der Beine, Retentio urinae, | Ye: 
k ee ST "uünwillkürlicher Abgang von blutigem Kot. Blut: 180 Hb, 9,3-Millionen BT. 
CC TUE BEN T |; Rote, 84000 ‘Weiße, darunter 96%. Neutrophile, 9,7%, Normoblasten. TREDE 
ER ‚ . Braunschweig. u Nach vier Tagen Exitus. . Anatomische Diagnose: Cyanose des ganzen heit; 
Arztlicher Kreisverein. Sitzung vom 25. Januar 1919. ' Körpers, Milzschwellung, anämische Infarkte der Milz, Thrombose der I ee 
= WH. Schultze: Demonstrationen. 1. Akute Pankreatitis und | Vena mesenterica, hämorrhagische Erweichung des Rückenmarks in ‚der Ri Y 
Pankreasnekrose mit ausgedehnten Fettgewebsnekrosen von 52 jähriger. | unteren Hälfte, Dickdarmdysenterie. . Knochenmark nicht untersucht. tt 
Frau mit starkem Pannieulus adiposus. Klinisch: Vor zwei Jahren | 4. 57jähriger Philologe. Großvater litt sehr an Gicht; im 41. Jahr pwa 
a Gallensteinanfälle, jetzt seit acht Tagen Koliken, Fettstuhl, Glykosurie | erster Gichtanfall, der sich anfangs selten; später häufiger wiederholte. Fr 
ji und Erbrechen. Vortragender weist auf die von Wilms und anderen | Seit 1912 gichtische Ablagerungen. Seit 1911 im Anschluß. an Kür e 
| 3 Chir urgen betonte Abnahme der Pankreasnekrose während des Krieges | in Nauheim ziemlich schnell einsetzende Blaufärbung des Gesichts. Seit a 
‚hin. Die bei Fettleibigen bestehende stärkere Disposition zur Pankreas- | Ende 1918 schmerzhafte Schwellung der Füße, Gangrän. ` Befund: Tief- E 
| en RER erklärt er durch eine stärkere Sekretion der Drüse und dadurch’ | rotblaue‘ Gesichtsfarbe, Schleimhäute purpurrot, ebenso Augenhinter- BE: 
| on orgerufene leichte Neigung zur Sekretverhaltung mit -ihren deletären |. grund. Herz dilatiert,. Gefäße derb, Blutdruck: 150. Tophi, urische ` | Ag 
| olgen für das Organ. Auch die‘ Tierexperimente gelingen nicht im . Ablagerungen. in Gelenken und Sehnenscheiden, Gangrän mehrerer \ Ve 
4 Rubezustande der Drüse. 2. Sackförmiges Aneurysma ‘des Anfangsteils | Zehen rechts, Urin 1% Eiweiß, Leukocyten, Erythrocyten, hyaline und E 
| net Aorta von 42jährigem Manne mit Durchbruch in einen Ast des | granulierte Cylinder. Blut: 180% Hb, 9 Millionen ‘Rote, 12000 Weiße, a 
| Fe Bronchus. Tödliche Hämoptoe im Verlauf von acht Tagen. | darunter 93°/o Neutrophil.  . ` En | ee as 
; „päilitische Ätiologie trotz gesunder Frau und fünf gesunden Kindern | Im Anschluß an den Vortrag. demonstriert W.H, Schul tze , `+ 
E Nach Befund und Anamnese sicher. 3. Allgemeine Lymphosarkomatosis | die Organe des zuletzt erwähnten Falles von Polycythaemia rubra. Dunkel- 
von S9 jährigem Manne mit besonderer Beteiligung des Magendarm- | flüssiges, dickes Blut mit anscheinend verringerter Sauerstoffbindung, me 
Erna Der Magen war gleichmäßig enorm vergrößert, alle Falten | ausgesprochenes rotes Knochenmark in allen, auch den langen Röhren- . 
i aumendick, Gewicht 1850 g. Beteiligt waren ‘aber auch alle übrigen. | knochen, Milztumor 600 g schwer, leichte Herzhypertrophie und schwere > 
yMphatischen Organe inklusive Milz (400 g) und Knochenmark. Nach | gichtische. Veränderungen. Auffallend war die enorm weite und dünn- i 
] | dünnwandige Pulmonalis. Es bestand sicher. echte Plethora vera neben ch 
_ Die Drüsen der inneren Sekretion waren -mäkro- P 
l - i 7 Va 


Ef es, En 


arte aa ie ha ui 


een 


Pi 


= 


E > R 


N 
er: f 
= 

MN 
4 
H 
we: 
mE 
| 


> 


VE 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18, 30. März, 
Hamburg. sich fast ausschließlich um hämorrhagische Zustände. In rund 50% der 


Ärztlicher Verein. Sitzung vom 7. Januar 1919. 


Besprechung der Vorträge über Influenza. 
Schaedel berichtet über die Erfahrungen, die er im Barm- 


. becker Krankenhause an fast 70 Fällen von Influenzaempyem gemacht 


hat. Endgültige Heilung warde nur nach breiter Eröffnung des Thorax 
und Entleerung der dicken Fibrinklumpen erreicht. Die von Deneke 
empfohlene Bülausche Heberdrainage führt für sich allein nicht zum 
Ziele. Die offene Thorakotomie ist jedoch wegen der schweren Shock- 
wirkung des Pneumothorax möglichst lange hinauszuschieben. Im 
Gegensatz zu Kümmell warat Sch. vor breiter Eröffnung der Brust- 
höhle vor Ablauf der vierten Woche. 

Allard unterscheidet zwei Stadien: 1. das Stadium der pri- 
mären Infektion, der reinen Grippe und das Stadium der sekundären 
Infektion, der Komplikation. Mit dem Ablauf von Stadium I ist in 
vielen Fällen die Krankheit erledigt. Andernfalls schließt sich nach 
ein bis drei Tagen mit normaler oder fast normaler Temperatur die 
Komplikation an. Wenn Stadium I sofort mit Bettruhe und Schwitzen 
behandelt wird, so läßt sich sehr oft die Komplikation vermeiden. 
Bei den Pneumonien hat er mit günstigem Erfolge Menthol-Eukalyptol 
angewandt. 

Simmonds machte seit Juli 330 Influenzasektionen, 
davon allein im Oktober 171. Auffallend war, daß im Laufe der Epi- 
demie die anatomischen Bilder manche Verschiedenheiten zeigten. 
Pseudomembranöse Bronchitis, perivasculäre Eiterungen und Ikterus 
waren später häufiger als im Beginn. Die anatomische Diagnose der 
Influenza ist oft schwierig. Eine regelmäßig wiederkehrende typische 


Influenzapneumonie gibt es nicht. Wesentlich charakteristischer ist der | 


Befund an der Trachea. Eine Tracheitis fehlt in frischen Fällen niemals. 
Häufig finden sich zarte Pseudomembranen und Nektosen der Mucosa. 


In seltenen Fällen bestand eine schwere Gastritis. Das lleum zeichnete 


sich bisweilen durch Rötung und Hämorrhagien der Mucosa einzelner 
Schlingen aus. Coecum und Appendix waren stets frei. : Das ist in- 


.sofern wichtig, als ein Zusammenhang zwischen Appendicitis und In- 


fluenza behauptet wurde. Der Influenzabacillus wurde in 75% der 
Fälle gefunden. Am leichtesten in frischen Fällen. Die jetzige Epi- 
demie hat also Pfeiffers Lehre nicht erschüttert, sondern im Gegen- 
teil neu gestützt. | Ä 

Olsen ergänzt die bakteriologischen Ausführungen des Vor- 
redners. Er fand die Influenzabacillen am besten in frischen, nicht 
komplizierten Fällen, manchmal fast in Reinkultur. Sie werden leicht 
von Begleitbakterien überwuchert und zeigen eine große Abhängigkeit 
vom Nährboden. Manchmal wachsen die Bacillen nicht auf einem Nähr- 
boden, der wahrscheinlich eine .den. Bacillen schädliche Veränderung 
aufweist. Die angeblichen nicht filtrierbaren Grippeerreger wurden 
von QO. nicht nur bei Grippekranken, sondern auch im Blute Gesunder 
gefunden. Wahrscheinlich handelt es sich nicht um Lebewesen. 

Weygandt: In der Irrenanstalt Friedrichsberg wurde Mitte 
Oktober eine Influenzastation zur Entlastung der Krankenhäuser ein- 
gerichtet. Unter den psychisch Kranken der Anstalt spielte die In- 
fluenza nur eine geringe Rolle, häufiger trat sie unter dem Pflege- 
personal auf, also bei den Personen, die sich weniger schonen können. 
Mehrfach zeigten sich psychische Störungen bei den geistesgesund auf- 
genommenen Grippekranken, entweder toxisch-febril bedingt oder durch 
die Infektion ausgelöst auf Grund einer vorhandenen Veranlagung. 
Während der von 1729 bis 1737 herrschenden Influenzaepidemie sollen 
in Italien und England viele psychische Störungen beobachtet worden 
sein. Auch die Haustiere sollen damals ergriffen gewesen sein. Der 
Hamburger Zoologe Prof. Vosseler glaubt, daß neuerdings den 
Tierverlusten durch Lungenentzündung im Zoologischen Garten In- 
fluenza zugrunde liege. Medizingeschichtlich spielt die Influenza eine 
große Rolle. Schon für 1173 nimmt A. Hirsch eine Epidemie an. 
Die Grundzüge der zahlreichen Epidemien sind immer gleich, im ein- 
zelnen aber. wechselt der Charakter sehr. Während der Epidemie in 
der Schweiz beobachtete W. -Influenza bei einem großen kräftigen 
Mädchen auf 2500 m Höhe. Auch die Insassen des ebenso hoch ge- 
legenen Säntishauses waren sämtlich erkrankt. Die Influenza kommt 
also auch auf den Bergen vor, wo die Lüftung doch gut ist. 

Fraenkel hat bis November 320, im Oktober allein 230 In- 
fluenzasektionen ausgeführt. Die Endokarditis hat mit Grippe nichts 
zu tun. Sie hat ältere Grundlagen. Fr. kann bestätigen, daß die In- 
fluenzapneumonie nichts Specifisches hat. Auch die nekrotisierende 
Tracheitis und Bronchitis ist nicht specifisch. Auffällig häufig wurden 
Rectushämatome gefunden. Besondere Aufmerksamkeit widmete Fr. 
den Nasennebenhöblen. Es wurden 60 Nebenhöhlen untersucht. Dar- 
unter waren nur 16 ohne Befund, 75% also erkrankt. Es handelte 


- 


Fälle wurde in den Nebenhöhlen der Influenzabacillus gefunden, rein 
nur in 5%. Dem Influenzabacillus kommt in der jetzigen Epidemie 
eine außerordentlich große Bedeutung zu. Schottmüller: Der 
Pfeiffersche Influenzabacillus wurde auch bei anderen Krankheiten, 
z. B. Maseropneumonien, gefunden. Das gibt zu denken. Auch in 
frischen Fällen wurde er selten gefunden. Bei rasch, in Stunden oder 
zwei Tagen, tödlich verlaufenden Erkrankungen fand man im Blut keinen 
Erreger, auch nicht den Pfeifferschen Bacillus. Er steht dem Pfeiffer- 
schen Bacillus als Ursache der Influenza skeptisch gegenüber. Der 
Stempel wird der Influenza durch die Streptokokken aufgedrückt. Das 
ist auch beim Scharlach der Fall. Therapeutisch ist die Kräftigung 
des Herzens, besonders durch Strophanthin, von Wichtigkeit. | 
| Mahlo fand beim Leichenmaterial die Influenzabacillen, an- 
fangs nur im Sekret der unteren, später auch in dem der oberen Luft- 
wege mühelos. Bei der zweiten Welle (im September und Oktober) 
fand man beim Lebenden in einzelnen Fällen Reinkulturen von In- 
fluenzabacillen.. Beim Sektionsmaterial gelang es leicht, die Bacillen 
aus allen Abschnitten der Luftwege ‘und aus dem Nasennebenhöhlen- 
sekret zu isolieren. Im Felde gelang es M., in etwa 80% der unter- 
suchten Leichen Influenzabacillen nachzuweisen. 

Saenger: Bei der Epidemie von 1889 waren Lumbalneuralgien 
und Encephalitis haemorrhagica häufig, diesmal- nicht. Die Nerven- 
symptome haben sich also geändert. In der jetzigen Epidemie wurden 
außerordentlich heftige Stirnkopfschmerzen beobachtet. wahrscheinlich 
durch komplizierende Meningitis serosa bedingt. Reißig. 


Leipzig. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 14. Januar 1919. 

‚  Nießlv. Mayendorf: Das Symptom der Paraphasie und 
seine anatomische Begründung. Vortrag an der Hand von Projektions- 
bildern. | 

Pfeifer: Demonstration der neurologischen - Untersuchungs- 
methoden bei Hirnverletzten. Der Vortragende gibt einen anschaulichen 
Überblick über die psychologische Seite dieser Untersuchungsmethoden, 
die besonders von Poppelreuther begründet und von ihm weiter 
ausgebaut ist. Demonstration der dabei in Frage kommenden Apparate. 


Sitzung vom 28. Januar 1919. 


Demonstrationen: 1. Kleinschmidt zeigt‘ zwei Fälle von 
Ellbogenmobilisation nach Payr mit günstigem Ausgang. = 

Sonntag: Anwendung der Heusnerschen Spiralfeder- 
schiene zur Beinspreizung bei Adductorencontractur als Nachbehandlung 
nach Tenotomie. 

Hörhammer stellte .einen Fall eines resezierten Ösophagus- 
carcinoms vor. 

Heller: 1. Demonstration einer eigenartigen Miß- 
bildung deslinken Armes. Dieser ist sehr verkürzt und ver- 
jüngt. Es ist nur ein einziger Knochen vorhanden, dessen proximales 
Ende ein verkleinerter Oberarmkopf bildet, während das untere Ende 
der Gelenkfläche. einem Mittelhandknochen gleicht. An den Armteil 
setzt sich ein dreigliedriger, gut ausgebildeter Finger. 

2. Demonstration einer eigenartigen Selbstver- 
stümmlung an Finger- und Zehennägeln bei einem 
Jungen hysterischen Mädchen. 

3. Besprechung der Wirkungsgrenzen des Riesen- 
magneten bei der Extraktion von Granatsplittern aus dem Gehirn 
durch Abbildungen. 


Rostock. | | 
Ärztlicher Demonstrationsabend. Sitzung vom 4. Januar 1919. 


Walter demonstriert drei Fälle von Rückenmarkserkrankunge®: 
i. Luetische Querschnittsmyelitis drei Jahre nach Infektion. Der Kranke 
hatte sehr energische antiluetische Kuren durchgemacht, im ganze® 
60 Kalomel- und Salvarsanspritzen. Klinischer Verlauf typisch. Ligue” 
befund extreme Eiweißvermehrung (85 Str. Nißl), Phase I stark positiv, 
fehlende Lymphocytose !!/s; Wassermann im Blut und Liquor bei 
0,1 positiv. 

2. Ein Fall von spastischer Spinalparalyse (multiple Sklerose?)- 


Fehlender Nystagmus, kein Intensienstremor, Bauchdeckenreflex® vor- 


handen, Sprache intakt, Augenbefund normal, ganz geringe Hy palgesie 
an der linken Hand, Spasmen und Parese an beiden Beinen, e i 
stärker als rechts, im linken Arm ebenfalls beginnende Schwäche. 


u LE Bl LE Ba EP . 
on 1 ur ph ne 2, 
Er BE ze $ Te . Zee ee 
E, D a a Net 
; . i = Wi ss 
, S = = . > 4 i ; eg Er 
` r ee au 2 a a aS a l j a 
7 Fi x > SR Sa E Zi j ee ee a 
5 > -= .. SEAT Hi ee j : En E EE OES S 
Eog M a Pa S Er S er ` yeyr io 
E 5 . * i `~ . t LS ~ ® t 
, ` y ~ t $- 
3 > EM 325 Be Eu VIE LEN 
S , ; FRE: ü ee Vi E n 


-O 1919°— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. 


i 30.März. 0 ae, 0.0. _ DOU  — — — — a m 
= eg - | = | j u 
acht- bis neunjäbrigen Kindes. Dabei enorme Rechenleistung, Addition 


er 5 SEE TER Ri en 
an TA l], Wassermann im Blut und. Liquor negativ. Be- £ ee EE 
hnde Al a e ad Subtraktion. in vierstelligen Zahlen, Multiplikation von zwei- und en, 
el = 3. Ungewöhnlicher 'Fall.von Syringomyelie. Spasmen in den | dreistelligen Zahlen in wenigen Sekunden, Es scheint ein akustischer, Ey: 
Auen | Beinen, heisere, stolpernde Sprache, häufiges Verschlucken, starke .| kein visueller Rechentyp vorzuliegen. ‚Vorzügliches Namen- us netan I EE 
ren Kratka 2 Sehwäche der Gesamtmuskulatur auch a Panom ee u rn die'Genealogie ‚sämtlicher Fürstenhäuser Europas bis . R | 
di i ist. Ausgesprochene Atrophie. des Trapecius und des Rhom- | ins einzelnste. - 0. NN b a nE jdoni 
ee x a des Gacie modiis und der "Daumenbahnmuskulatur beider- | . 2. Ein Fall von syphilitischer Pseudoparalyse. Bei einem Rei HR 
an im Blut ken seits. Dystropbische "Störungen in allen ‚vier Extremitäten, Nägeln und | rigen Mann; ‚der vor 19 Jahren einen ..apoplektischen Insult ei = e Er 
at dem Pf Haut. :Herabsetzung der Schmerzempfindung am gesamten Körper. "Gegend der roten Kerne mit folgender fast totaler .Ocutomotorius ‚une BEE IR ” 
gegenüber, De . Temperatur- und Berührungsempfindung nur verhältnismäßig wenig an | Abducuoslähmung, sowie Hemiathelon überstanden ‚hatte, entwickelte He 
ofpedrückt Du | den Extremitäten herabgesetzt, Gelenkempfindung fast frei. Libido seit | sich sert sechs Wochen. eine schwere Psychose mit Desorientiertheit, | Fa" 
die Keiti einem. Jahr sistiert. Liquorbefund normal. Die endogene Kombination | Nachdefekt, Urteilsschwäche und Euphorie, sowie leichte Größenvor- ee 
gt von Syringomyelie mit Heredodegeneration wird abgelehnt. : >. stellungen. Das. verhältnismäßig- gute Erhaltensein der Persönlichkeit 1 re 
nzabaeilen a | .. Ewald;1. Bin Fall von Imbecillität mit außerordentlicher Rechen- und die auffallend gute Produktivität, endlich der bei geringen Serum- ORA 3 Ware, 
erobamla } `  begabung. Es handelt sich um einen 27jährigen Mann, derim Anschluß | und Liquormengen fast negative. Wassermann "sprechen gegen eine | a 
. miw) | . an einen: ehcephalitischen Prozeß in frühester Jugend in der Ent- echte Paralyse. Sichere Entscheidung dürfte ein eventueller Heil- E nt, 
wemi | - wicklung zurückgeblieben ist, Psychisch steht er auf. der Stufe eines | erfolg bringen. T ee Fr = NE Ei | 
h die Bala po n ET ee ee PE Eee e GE 
Kir DE SE a a | 0.007 Randchau > = 0°, hi Ele 
gfh dè wte C a e 2 E E a EE E le EE E a A. 1 
- -` Die indische Rund- oder Rangoonbohne. | | wurde auf.die auffällige Erscheinung hingewiesen, daß der von der Ber- H DEE 
hass ee R Bu ns -. .. | liner Ärzteschaft gesammelte Unterstützungsfonds von fast 11/4. Million Bi a 
Dee |... etungsnachrichten zufolge sollen die 50000 t Bohnen der Mark von den: kriegsgeschädigten Ärzten bis, jetzt noch verhältnismäßig P: 
demo mia f > on a eenaune m Deutschland a ai „R angoon- | wenig in Anspruch genommen worden ‘sei, — Der Bericht der Vertrags- - fo! nir p. a 
ai | zZ ne ee ha En le Eny Kr mit H K ae "3 k av men kommission gab Kenntnis von dem Konflikt zwischen ihr -und dem ' ji ne. 
Reilig | n ir | pre nn 2 er oe u | 2 3 . Be RN = = Centralverband der Kassenäržte. „Bekanntlich war dem Centralverband A ie | 
| zeichnet, Nach. E; Ro sts- Artikel Blausãure lanzen“) h ben die seitens der Kammer das Zugeständnis gemacht worden, daß.die von H a 
an N P KEL s aureplli A BaleD- Q den zu ihm gehörigen Organisationen abgeschlossenen Kassenarztverträge H A z- 
| Ger ondDohne, die, unserer Gartenbohne nahe verwandt, weiß, | unter gewissen Bedingungen nicht mehr der. Genehmigung, 11111. 2 Re 
| | a A ae wo A BE eri arg Br . nn sondern nur noch der Begutachtung unterliegen sollten. Da: der Cen- Fi WE 
m o, Versilia a en .y7%08td bereits schwere, ja akut töd © | tralverband. diese Bedingungen nicht voll erfüllt hatte, hat die Ver- RE 25 
puil jo- er Sr z en a een Nach Guig- | tragskommission es abgelehnt, die:.ihr eingeschickten ‚Verträge zu be- KENE E 
pti 08 %. Den niedrigeren a an an. ONH on He | on A gutachten. Die Kammer billigte das Verhalten der Vertragskommissioù, A are 
/ „| bohnen auf.-Dürch’Kulturversuche kann der CNH-Gehält bis auf 0.01 % sodaß nunmehr das alte Genehmigungsrecht wiederhergestellt ist, fa S 
ndo herabgesefzt werden, In solchen weißen Rangoonbohnen hat .neuer- ' Über. die Forderungen der Ärzteschaft bei Einführung der Fainilien- . ta > 
gehad dings Rot hea 3) im . Maximum 0.08 o a e nach SS iesen versicherung in den Krankenkassen berichtete der Unterzeichnete.. Diese BEE Eo 
u | Bedenkt man. daß 1 mo ae D IST WIESEN._ | für die Zukunft des ärztlichen Standes ungemein wichtige Frage ist ziemlich | De 
r gg „edenkt man, g wasserfr. Blausäure pro kg Körpergewicht als |. lötzlich akut den durch ein \ s | ee 
In; tödlich gilt, so. sind solche Bohnen-nur dann zum menschlichen Genuß | P.°*?lch akut geworden durch eine von Vertretern der Groß-Berliner Ge- U N, 
Apt | zuzulassen,. wenn sie ‚sich -darch die Behandlun g in der Küche im meinden, der Ärzteschaft und.der Krankenkassen an das Reichsarbeitsamt ir. 
| ,- wesentlichen .entgiften lassen. Nach Rotheas Untersuchungen ist | gerichtete Eingabe, durch beschleunigte Maßnahmen eventuell dürch eine EIKE: 
K dies, durchaùs möglich, wenn: die Rangoonbohne 24 Stunden -lang mit Notverordnung die Einführung der F amilienversicherung bei den Kranken- . . 
fil W viel Wasser aufgeweicht, sodann nach dem Waschen mit frischem Wasser | Fesseu herbeizuführen. Der Referent bezeichnete die Gewährung .der a 
E & 2 ee ET a oe / Krankenpflege als Regelleistung an versicherungsfreie Familie: nitglieder - 
b zum Kochen angesetzt, drei Stunden lang unter Ergänzung des ver- pr eE TE | an r 
let . dàmpften Wassers gekocht und’ ohne das Kochwasser genossen werden. der Versicherten als en Interesse des ‚Wiederaufbaues ‚der zer- 
w j7 Der Gehalt von 80 mg in 100 g Bohnen (=. Ration der Soldaten) läge | Storten Volksgesundheit erforderliche Maßnahme; er verlangte aber, 
Sich so auf 8 bis 6 mg CNH heräbdrücken. Gleichwohl empfiehlt | “"gesichts des Umstandes, daß nach Einführung der Familienversicherung - 
p Rothea, die-Bohnen nicht für die Ernährung ‚Kranker und Kinder in arel Viertel -der deutschen Bevölkerung dem freien ärztlichen. 
. Unter zehn Jahren zu verwenden; für das Militär waren sie in Frank- weitbowerb re Werdon, E0 wohl im Interesse der Hilfe- . 
yib! Teich schon bisher nicht zugelassen, ` : a Ä En e in dem der-Arzteschaft eine gesetzliche Regelung der 
d| anilan am meh dio- Gesundheitshehörden wohl durch ühemische | Later den ‚rereinharten Bodingunmen die mailen dazu bereiten Ärzten 
ton Jen Blausäuregehalt der Rangoonbohnen feststellen -und die | der Versicherten und deren Familien freistehen müsse. Bei dem big. 


herigen Zustande, daß einzig und allein die Kassenvorstände darüber E 
zu bestimmen haben, wie viele und welche Ärzte sie zur. Behandlung | 
zulassen wollen, dürfe es_in Zukunft nicht ‘bleiben, wenn durch . 
die Einbeziehung der: Familienangehörigen in. die Fürsorge durch 


a 
Bi erforderlichen Belehrungen- an die Bevölkerung herausgeben werden, 
mw) 50 hat. doch der’ Arzt an erster Stelle das Recht, zu erfahren, welche 
" Gefahren der Bevölkerung durch ‘Genuß -eines an sich gesundheits- 
schädlichen Nahrungsmittels drohen und wie dieses praktisch entgiftet 


prer wer: u : RE . p 3 CL 
TOE Be „u: Haxumaldosen! für-Blausäure (im Bittermandelwasser) die Krankenkassen einé. so. ungeheure Einengung des. ärztlichen 
RE EB sung dmg. ao Ea R. Arbeitsmarktes eintrete, daß sich den zur Betäticun f ihm’ nich! 
he e | , sie n zur betätigung auf ihm nicht. 
je mE a, ee ; = . Zugelassenen überhaupt keine Existenzmöglichkeit mehr biete. Es sei 
Br ‚Sitzung der Ärztekammer für die Provinz ‚Brandenburg die Pflicht des Gesetzgebers, dafür zu sorgen, -daß entsprechend. dem 
i W Te een a a Zu Wortlaut und dem Geiste des.$,1 des -Sozialisierungsgesetzes auch die 
u BE ie und den Stadtkreis Berlin. | et ärztliche en Fa den Schutz des. Reiches. gestellt: werde. 
` ` Am- 24. dieses. E E PE EE EN A en se und jedem Arzte die 1 öglichkeit gegeben werde, „durch eine seinen 
it ahre hrs Arten aeaa aa a Mn ea manteb | Fähigkeiten enlprechönde Arbeit sl Leben zu unlrhltit Wale 
Sitzung. zusammen. Mit al E e | rfüoung | bin verlangte. ‘der Referent, daß im Interesse einer: gedeihlichen Ent- 
P "5 A en. Mit Rücksicht auf die Knappheit des zur Verfügung - = A 2 a a acer L EN 
| ‘stehenden Raumes kann. aus der reichhaltigen Tagesordnung nur das - wicklung .der.. Famılienversicherung die bisher noch immer zu große 
j Wichtigste hervor shoben werden. Im je schluß an ‘den vedruckt | Zersplitterung im Kassenwesen beseitigt und eine Zusammenlegung ` 
ø vorliegenden Bericht des V 2 er über seine Tätiokeit E a kleiner und leistungsunfähiger Krankenkassen zu großen 'Gebilden in x 
ý H. -Peyser im Aufira | Ai T 2 S 2 krém = chädieten Ärzte | die Wege geleitet werde. Er hielt des‘ weiteren gesetzgeberische Maß- ` 
j Klage geführt. über die nieht. ausrelchsuden Maßnahmen die der Vor- er au ern die a r - die Möglichkeit 
stand ; T y E SL eröffnet werde,. höhere Beiträge -zu erheben, als das: auf Grund: der 
nd im Interesse der aus dem F elde zurückgekehrten Arzte getroffen jetzigen Bestimmungen der Reıichsversicherungsordnung der Fall 
| sei und verlangte schließlich die Wiederaufhebung- der Verordnung des 


l 
l 
| 
| i ‚hat, unter ‚denen ‘ein Notstand. herrsche. ` Im Verlaufe der Diskussion 
EEE « A . - È \ u = B £ 
Rates der Volksbeauftragten, durch welche die Einkommensgrenze | 


Me, p l A Be aD di ges. Melie 1009, Bo: m o 3 für den Verbleib Versicheruùgsberechtigter in den ' Krankenkassen 
pa) PUtilisation des haricots de Birmanie dans l’alimentation | beseitigt worden ist. Eih-soziales Bedürfnis für diese Verordnung liege 
umane, Ann. des-falsifie, 1918, -Nr. 121/122. ~ 2 ll $o A ne E e a 


E AE ne 
N 
Pr 


326 


\ i 
N Die oben genannten Forderungen sollen Geltung haben für 
den Fall der gesetzlichen Regelung der Familienversicherung für das 
Reich. Falls von dem Berliner Krankenkassenverband eine Einführung 
der Familienversicherung auf dem Wege satzungsgemäßer Mehrleistung 


beabsichtigt werden sollte, forderte der Referent 1. die Zulassung aller. 


bisherigen Kassenärzte zur Bebandlusg der Familienangehörigen der 
Versicherten in allen Krankenkassen, 2. die Zulassung aller übrigen 
Ärzte nach Ablauf einer zwischen Ärzten und Krankenkassen zu ver- 
einbarenden möglichst kurzfristig zu bemessenden Karenzzeit, 8. daß 
dem ärztlichen Entgelt für die Behandlung der versicherungsfreien 
Familienmitglieder deren Kopfzahl zugrunde gelegt werde. 

Diesen in Form von Leitsätzen aufgestellten Forderungen schloß 


sich die Kammer an. Sternberg. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 

Wie wir hören, ist der Rücktritt des Ministerial- 
direktors Martin Kirchner von seinem Amte erfolgt infolge 
des Betreibens der Salvarsangegner. Die ablehnende Haltung, welche 
Kirchner gegenüber den Bemühungen der Gegner der Salvarsan- 
behandlung eingenommen hat, ist die unmittelbare Veranlassung für 
die jähe Beendigung der Beamtenlaufbahn und das Scheiden des hoch- 
verdienten Mannes aus seiner erfolgreichen Tätigkeit geworden. Man 
hat es anscheinend verstanden, den Berliner Zentralrat der Arbeiter- 
und Soldatenräte in dieser Sache mobil zu machen und mit dessen 
Hilfe-einen Druck auf den Minister auszuüben. Sollte diese Darstellung 
zutreffen, so würde dieser „Instanzenweg“ auf die unverantwortliche 
Mitarbeit fachmännisch nicht genügend oder fachmännisch einseitig 
unterrichfeter Persönlichkeiten hinweisen, 


Berlin. In den letzten Wochen sind Erkrankungen an 
Fleekfieber in vermehrter Zahl festgestellt worden. Die Zahl der 
Krankheitsfälle ist an sich nicht groß, aber gegenüber der Tatsache, 
daß das Fleckfieber eine früher in Berlin unbekannte Krankheit war, 
ist diese Feststellung beachtenswert und gibt zu Bedenken Anlaß. Die 
Zunahme der Fleckfiebererkrankungen bedeutet zweifellos eine ernste 
Gefährdung der. Bevölkerung, Die Ursache für diese bedauerliche Er- 
seheinung ist nicht schwer. zu erfassen. Durch die Revolution und die 
Unruhen der letzten Monate ist die öffentliche Ordnung und die ge- 
sundheitspolizeilicbe Überwachung, die die Voraussetzung der Volks- 


' hygiene bildet, gestört worden. Es ist bisher noch nicht gelungen, 


die Störung zu beseitigen, und doch hätte gerade das ungezügelte 
Zurückweichen der Truppen aus Rußland eine recht scharfe Hand- 
habung des Überwachungsdienstes erfordert. An Mahnungen über die 
Gefahren, die von seiten der Heimkehrer der heimischen Bevölkerung 
droht, hat es nicht gefehlt. Es ist nicht zu leugnen, daß gerade in den 
letzten Monaten, wahrscheinlich infolge des. wirtschaftlichen Verfalles, 


den die Unruhen der letzten Monate für Berlin und andere betroffene 


Städte gebracht hahen, die Verwahrlosung in der Bevölkerung zu- - 


genommen hat. Es wird von verschiedenen Seiten berichtet, daß Ver- 
Jausung und Verschmutzung bei. Kranken gerade in den letzten Wochen 
häufiger beobachtet worden sind. Kleiderläuse, Kopfläuse, Filzläuse 
mit ihren Spuren, den bekannten blauen Hautflecken, Hautekzeme und 
Dermatitiden infolge von Schmutz und Ungeziefer sind bei Kindern 
und Erwachsenen häufiger geworden, als wir es nicht nur in Friedens-, 
sondern auch in den letzten Kriegsjahren gewöhnt gewesen waren. Da 
nimmt es nicht wunder, daß die Läusekrankheit im eigentlichen Sinne, 
das Fleckfieber, unter der Bevölkerung Boden gewonnen hat. 

= Den Ärzten erwächst die Aufgabe, bei der Feststellung 
fieberhafter Erkrankungen ohne ausgesprochene Örtliche 
Organveränderungen vorsichtig und mißtrauisch in der Diagnosen- 
stellung zu sein. Es ist das Gebot der Stunde für die Ärzte, in 
unklaren fieberbaften Fällen mit der Möglichkeit 
einer Fleckfiebererkrankung zu rechnen und die Über- 
führung der verdächtigen Kranken in ein Krankenhaus nach Möglich- 
keit zu erwirken, zum wenigsten aber dafür zu sorgen, daß eine 
Blutprobe zur Anstellung der Weil-Felixschen Reaktion dem Unter- 
suchungsamt zugestellt wird. 

Die noch nicht erloschene Influenzaepidemie verleitet vielfach 
den Arzt zu einer harmloseren Auffassung eines unklaren fieberhaften 
Falles. Aber man vergesse nicht, daß ein verlauster Fleckfieberkranker 
für seine Umgebung und nicht zum wenigsten auch für den ihn be- 
handelnden Arzt eine schwere Gefahr bedeutet. 

Bei den nach Deutschland zurückkehrenden Zivilgefangenen und 
Rückwanderern hat es sich herausgestellt, daß die Grenzsanierungs- 
anstalten versagt haben. Die Zivilgefangenen sollen daher einem 
Sanierungslager bei Königsberg zugeführt werden, wo sie entlaust und 
ae untersucht und der Schutzimpfung gegen Pocken unterzogen 
werden. _— | 

Wie das Reichsministerium des Innern mitteilt, hat der Verband 
der Binnenschiffer beim Reichsgesundheitsamt darüber Klage geführt 
daß die Wohnräume der auf den Binnenwasserstraßen verkehrenden 
Dampfer und Kähne stark mit Ungeziefer, insbesondere 


Gedruckt bei Julius Sittentehl, Berlin W8. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. 


‚Berlin NW6, Charite. 


+. m | 


30. März. 


mit Wanzen und Läusen, behaftet seien, weswegen eine behördlich 
Desinfektion dieser Fahrzeuge notwendig wäre. 

Ergibt sich die Richtigkeit der Behauptung, So ist in Anbetracht 
der gegenwärtigen Fleckfiebergefahr schleunige Abhilfe geboten. Sie 
wird sich einerseits durch Belehrungen und Mahnungen, die an die 
Bewohner der in Frage kommenden Räume zu richten sind, andererseits 
durch behördliche Fürsorgemaßnahmen in dem Sinne erreichen lassen, 
daß an den größeren Anlegeplätzen Desinfektoren sich an Bord der 
Fahrzeuge begeben, Unterkunftsräume und Mannschaften besichtigen 
und erforderlichenfalls mittels geeigneter Verfahren die Vertilgung der 
Läuse und Wanzen vornehmen. Hierfür käme in erster Linie die 
Einleitung schwefliger Säure in die zu entlausenden Räume unter Ver- 
wendung von Bomben mit flüssiger schwefliger Sänre sowie das 
Scheuern mit Kresolseifenlösung in Betracht, für die Entlausung von 
Betten, Kleidern und Wäsche die Behandlung im Dampfdesinfektions- 
apparat. Das Ausschwefeln der Räume darf nur nach Entfernung des 
gesamten Personals geschehen, und dürfen die Räume nur nach voll- 
kommener Lufterneuerung wieder betreten werden. 


Nach gesicherten Beobachtungen nimmt die Morphinsuc ht 
zu und beginnt sich der Cocainismus breitzumachen. Verschiedene 
Regierungen der deutschen Freistaaten haben auf Grund eines Rund- 
schreiben des Reichsministeriums des Innern die Ärzte hierauf aufmerk- 
sam gemacht, darauf hingewiesen, daß die Apotheker verpflichtet sind, 
auf das gewissenhafteste die Bestimmungen über die Abgabe stark 
wirkender Arzneimittel einzuhalten und Morphin oder Cocain enthaltende 
Zubereitungen (auch Spezialitäten wie Trivalin, Eumecon usw.) 
nur auf jedesmaliges ärztliches Rezept abzugeben, und den Ärztekammer 
und ärztlichen Standesvereinen nahegele,t, die Ärzte zur pflichtmäßigen 
Mitarbeit zur Bekämpfung dieser Giftseuchen und zur Verhütung der 
Entstehung neuer Fälle heranzuziehen (Sachsen, Württemberg, Hessen, 
Mecklenburg-Schwerin). 

Inv.Tappeiners Lehrbuch der Arzneimittellehre. 12. Aufl, 
1918, finden sich folgende bemerkens- und beherzigenswerte Ratschläge 
des Praktikers: „Die rasch eintretende Morphingewöhnung und die 
Morphinsucht machen es dem Arzt zur strengen Pflicht, 
Morphin nur in dringenden Fällen anzuwenden, nieht zu 
lange fortzusetzen und namentlich die subeutane Appli- 
kation niemals dem Kranken oder seiner Wartung 
zu überlassen.“ Gerade auf die Eindämmung des Mißstandes, der 
Krankenschwester oder den Angehörigen die Morpbiuspritze einzuhän- 
An ia die Erlasse der Freistaxten ein besonderes Augenmerk 
gerichtet. Zur non 


Die von der Reichsregierung eingesetzte Sozialisierungskommission 
hat einen umfangreichen Gesetzentwurf zur Kommunalisierung VOR wirt 
schaftlichen Betrieben aufgestellt. Die Kommission hat für dieApotheken 
nicht den Weg der Verstaatlichung, sondern den Weg der Versta dt- 
lichung vorgeschlagen. Sie gibt den Gemeinden das Recht, von 
dieser Kommunalisierung Gebrauch zu machen. Die verstadtlichten 
Apotheken werden durch beamtete Verwalter geleitet. Der 
Apothekerstand würde damit aus dem Kreise der freien selbständigen 
ag ausscheiden und in der kommunalen Beamtenschaft 
aufgehen. EOS 


Für die Angehörigen von taubstummen, ertaubten, schwerhörigen 
oder sprachgestörten Kindern im vorschulpflichtigen Alter hält mi 
Genehmigung der Schuldeputation der Direktor der Taubstummenschule 
und Inspizient der Berliner Schulen für Schwerhörige, Herr Schoreh, 
in seinem Amtszimmer, Markusstraße 49, jeden Freitag von 11 bis 1 Uhr 
eine pädagogische Sprechstunde ab. | 


Die Sanitätsoffiziere Berlins und Umgebung haben den Beschluß 
gefaßt, den Zusammenschluß sämtlicher Sanitäts- 
offiz iere Deutschlands in einem „Bund deutscher Sanitäts- 
offiziere“ (aktiver und ehemaliger aktiver) des Landheeres, der Marima 
und der Schutztruppen zur Wahrung ibrer standesberuflichen UB 
wirtschaftlichen Interessen herbeizuführen. 


Der Bund wird den Anschluß suchen an die Verbände, deren 


Standes- und berufliche Interessen denen der Sanitätsoffiziere gleich- 


gerichtet sind. 


Vorläufiger Geschäftsfübrer ist Stabsarzt Dr. Aum ann, 


u Freiburg i. B. Zur Begründung einer Bäumle r-Jubi- 
läumssti ft ung hat sich ein Assai gebildet. Es gilt die 
Ehrung Christian Bäumlers, der am 13. Mai 1916 das 80. Lebens- 
jahr vollendet hatte, durch eine „Bäumler-Spende“. 


A Hochschulnachrichten. Berlin: Prof. Dr. Arndt, 
bisher Direktor der Hautklinik an der ehemaligen Universität StraßbugB; 
ist als Nachfolger des verstorbenen Geheimrats Lesser berufen worden. 
— Breslau: Priv.Doz. Dr. med. Joseph Severin, zuletzt Ober 
arzt der Medizinischen Universitätsklinik, ist zum Primärarzt an der 
Inneren Abteilung des hiesigen St. Geo nhauses gewählt worden. 
— Heidelberg: Die Privatdozenten Dr. Gruhle (Psychiatrieh 
Dr. Beck (Laryngologie) und Dr. Lust (Kinderheilkunde) haben de 
Professortitel erhalten. 


a 
Se u — 


—  [——- ee -5a 


ne net ne reine di ee n a . E 
BT e E a eu, | | F 
ce bi © Nr. 14 (7). o’ -6 April 1919: 
it in Annt | %9 | ee were Dokus 


fe geboten, Se f 

gen dead . 
ind, anderemeh f 
arreichen len, f. 
ch an bodde F 
ten besichten $ -> 


® " 


Me: 3 VA] IS e 


Wochenschrift für praktische Ärzte _ 
| a | T | E Vase son | I ee. 
-i un. Urban & Schwarzenberg | | 


redigiert von © 
Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Bran 


denburg | 
Berlin >` ' , 


Inhalt: Originalarbeiten: O. Vulpius, Die Skoliose. E. Rie cke.. Schwere Erscheinungen nach Silbersalvarsan. in einem Falle florider 
Syphilis (mit 1 Kurve). Umfrage über Verlaufseigentümlichkeiten organischer Nervenkrankheiten bei Kriegsteilnehmern. Antworten von W..His, 
H.Curschmann, Westphal, Specht, O. Müller, E. Meyer, Sommer, P. Schuster. — E. Klauber, Der Magnet in seiner 
‚Verwendung zur Erkennung und Entfernung intraokularer Eisensplitter. P. Konitzer, Die Bedeutung der Ausflockungsmethoden: nach 
Meinicke -und Sachs-Georgi für -die Serodiagnostik der. Syphilis. — Fortschritte der praktischen Arzneibehandlung im Kriege: C. Bachem, 
Sedativa. — Reieratenteil: Strauß, Strahlentherapie (Schluß). — Aus den neuesten Zeitschriften: — Therapeutische Notizen. — Bücher- 
besprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Frankfurt a. M. Kiel. München. — Rundschau: Lorenz, Zur Reform. des Medizin- 
s nS ~. > ` studiums. Paraffinum liquidum. — Tagesgeschichtliche ‚Notizen. ES aa 

Á Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Ortginalbeiträge vor. 


t 1» 


Die . olio en). : | standen gegen den Vorwurf daß sie die zunehmende Skoliosierung 
: > Se ) í unserer Jugend verschulde: Umfangreiche Untersuchungen haben 

Von de cn Far 
Prof. Dr. Oskar Vulpius, Heidelberg. 


Mehr als ein halbes Jahrhundert liegt die Zeit zurück, da 
die Skoliosenbehandlung den Kern der Orthopädie, und mehr. noch 
als dies, unbestritten darstellte. Dann kamen die großen Neue- 

rungen auf verschiedenen Gebieten unseres Faches, welche Arbeits- 
' kraft und -zeit voll in Anspruch nahmen, die Bemühungen aber 
 _ auch mit prompten Erfolgen 'belohnten. Vor. allem war es der 
ungewohnt schnelle Verlauf der neuen orthopädischen Kuren, das 
bald greif- und sichtbare Resultat, wodurch das Vertrauen zur 
-modernen Orthopädie -in immer weiteren Kreisen wuchs. Und so 
‚Ist es durchaus begreiflich, daß solche Gebrechen zunächst einmal 

<: an Interesse einbüßten, bei denen nicht der rasche Eingriff des 
‘orthopädischen Chirurgen, sondern die geduldige Ausdauer des 
Orthopäden im alten Sinne den Ausschlag gibt. Speziell die 


‚mitgebracht wurden, erwachsen offenbar auf der Grundlage der 
‚ Rachitis. Besonders lehrreich ist in dieser Hinsicht die Mitteilung 
eines Arztes in Neu-Seeland gewesen: „Schwere Rücken- 
verkrümmungen sind dort ebenso unbekannt wie die - Schul- 
hygiene, und’ äußerst selten ist die Rachitis.“ Í 
Immerhin darf nicht übersehen, werden, daß die Sitzarbeit, 
~ schädigend auf die Wirbelsäule einwirken kann. Schule wie Familie 
müssen mit dieser Möglichkeit rechnen: Die Schule, indem sie- 
'außer der allgemeinen Hygiene in Einrichtung und Betrieb des 
Unterrichts Sonderklassen für Rückenschwache schafft, in welchen 
die Gestaltung des Unterrichts durch die Rücksicht auf die körper- 
liche Veranlagung ausschlaggebend beeinflußt wird —, die Familie, 
indem sie über der Pflege aller möglichen Künste die Ausbildung 
des schönsten Kunstwerks, . des gesunden Körpers, nicht vergißt. 
| - Mit’ der Schulzeit ist die Gefahr der Skoliosierung: keineswegs 
».Skoliosenbehandlung hatte darunter zu leiden, deren Mühseligkeit | vorüber. Wir sehen vielmehr gerade: jetzt erschreckend rasch sich 
. man mit orthopädischer Therapie überhaupt zu identifizieren und | verschlimmernde Skoliosen. Häufiger, aber‘ durchaus nicht aus- 
schließlich beim weiblichen Geschlechte, machen sich so die sehädi- 


‚deren Erfolge man als so unerfreulich einzuschätzen gewohnt war, hen sich | 
‚daß der Orthopädie im ganzen der. Fluch der Langweiligkeit und. | genden Einflüsse ungewohnter schwerer körperlicher Arbeit geltend, 


Und wo die Ausschaltung derselben aus sozialen Gründen unmög- 
lich ist, steht der Arzt.in der Tat oft verzweifelnd. einem Unglücke 
gegenüber, das er erkennen, beklagen, aber nicht abwenden kann, 


, Unfruchtbarkeit zugleich hemmend anhaftete.. So ‚verschwanden 
Wenn Hausarzt. ung Schularzt,; von. gleichem Verständnisse beseelt, 


‘ ‚Mit ihren Leitern die einst berühmten orthopädischen Anstalten, 
‚welche sich in der Skoliosenbehandlung ihre wesentliche oder aus- 
 Schließliche Aufgabe- gesteckt hatten, eine nach der anderen, In- | 

dessen, das Problem der Skoliosenheilung ist, da es. sich ja um ! ihre Pflicht tun, so haben sie zwar nicht die unerreichbare Gewiß- 
‚eine Volkskrankheit handelt, so ungemein wichtig, daß es nicht | heit, alle Fährlichkeiten beseitigt zu. haben, aber’doch die innere 
auf die Dauer im Hintergrunde versinken kann. An seiner Lösung | Genugtuung, auf die Erziehung eines jungen, leistungsfähigen Ge- 
Sind nicht nur die ärztlichen oder gar nùr die spezialistisch-ortho- | schlechts nach Kräften segensreich Hingewirkt zu haben, eine Ver- 
‚.Pädischen Kreise interessiert, sondern die Gesamtheit., So sehen | pflichtung, die in unseren Tagen geräde nicht ernst genug‘ :zu 
p+ , . wir, daß im letztvergangenen Jahrzehnt namentlich neue An- = | | | | 
fegungen auftauchten, welche auch die Öffentlichkeit beschäftigten | 


7 und hinsichtlich der Therapie wie der Prophylaxe Förderung brachten. 


í Der praktis | 
zu stellen, er muß. die Ratschläge, die zu diesem Zweck in oft 


_ wiederholten Darstellungen gegeben wurden, kennen und befolgen. 


mit dem ebenso billigen wie bedenklichen Troste des. „Sich- 
‘verwachsens“ der Spontanheilung. Selbst die Verschärfung der 
prophylaktischen Maßnahmen, eine doppelt genaue Kontrolle 
genügen. jetzt nichtmehr, die Therapie muß vielmehr. frühzeitig 


die Prophylaxe und die Frühdiagnose. des Leidens, für 
se me der Hausarzt in erster .Linie die: Verantwortung trägt. 
Ä Hoppelte Vorsicht ist für ihn vom ersten Lebensjahre seines Schutz- 
l p ohlenen an geboten, wenn hereditäre Belastung oder eine- Er- 
| ‚ „Tankung des Kindes. vorliegt, welche Knochen ‘und Muskulatur 
‚schwächt. Sie darf nicht nachlassen, sobald die Schulperiode be- 
ren Es muß anerkannt werden, daß die Schule vielerorts in 
etzter Zeit bestrebt war, der körperlichen Entwicklung ihrer 
penge vermehrte Fürsorge zuzuwenden und sich dabei ärzt- 
ders Ratens und Helfens zu. versichern. Im Schularzt ist dann 
SST Schule geradezu ein sachverständiger Entlastungszeuge er- 
a nn g l ' i 


i 
l- 
i .  Skolio 


‘8 | 
Hause, das letzte dem Bandagisten zu überlassen, bedeutet eben- 
sowenig eine ärztliche Leistung: wie die oben angeführte Trost- 
spende.. Die richtige Ausübung der nicht ganz leichten. Rücken- 
massage erfordert Kenntnisse und Übung, welche selbst unsere 
| | | | w jungen Ärzte sich leider nicht, durchweg aneignen. Und das 
„Anm. der Schriftleitung : Siehe die Beiträge in Nr. 5, 8 und 11 | gleiche gilt für die Gymnastik. Es' kommt hinzu, daß es den 

| n 3 Angehörigen oft auch an Geduld und Konsequenz, namentlich 


dieser Wochenschrift, 


4 


ergeben, daß gerade die schweren Skoliosen bereits in: die Schule 


nehmen ist. `. u i 
che Arzt muß imstande sein, die Frühdiagnose ’ 


a Nicht zu bestreiten ist die große Schwierigkeit, vorgeschrittene 
sen erfolgreich zu behandeln. Um so wichtiger sind darum | Und er darf unter keinen Umständen die. beginnende 
: Skoliose leicht nehmen, sich und die, Angehörigen. berubigen _ 


. einsetzen. „Rückenmassage, Turnübungen, Korsett“ —, diese. her-. 
ebrachte Trias zu verordnen und die beiden ersten Dinge dem ` 


= a ATA 
i r 
iie i 
r t 
Da 
$ yr 
T an 
A 
Egoi! 
” Aa 
PAA o 
ay -i NAi 
P} FRE + bos r 
La š Pen: 
Baur ee 
a De 
Pr S 
gr 4 “ 
N a 
3 x ER Fr) 
u : poot 
{ ! E 
Ai ers 
A x [5 vr la“ 
- Ba 
$ i. ER 
TE d Ea 
H RR] n 
Ep TOEPAS DEFER 
4 Bee! i 
FER oo y 
$ RO A s 
TS i et 
A LT 
Si $ cgr goi 
E N i e iL ‚ 
i 4) eu 1: 
11.119 BE De 
BE p w. EEA En 
Eg 
Ma: E 
Ls iso g ae: en 
rin, t as TS 
o p k 
2 
PEREISA eg 
PRS, OEDS A AEA , 
PALEN -t TEDEN IE BG 
TET EB ih! 
C Sc 
sA E. al > K 
ps g u N an Zr) 
4 D ig oo y By 
TF Fer ee Br ner 
T E Eet a 
A Ñ. a, ò ve. 
BERENE i t 
[A i Pi ERICH LE ; 
f Í vi. 4 o, 
Fa ia er iA 
ETAR atab PEKSA 
un a >: 
FH 2. POR D Eog 
LER Br EA U SCREEN 
Bra De AAA O 
j% ER b Eat TA 
pii un fl ga 
f 2.48 “Ten ; 
ni. DE er u LA 
en vie „und E R 
lj N = ‘i ai ni $ q po 
E T i S ea ee 
DEIA ta en Er 
En ee 
A} ae f 
Fe Ar aE 
[2 hr P} 5 
! e 
TE o x 
$ ar: Pa FORE GEN f. ` 
Ea PN Bi}: , 
Daran Eur „LIE Auer Pure 
-IE N Ge ROn SIE ; ; 
Im} x BR vo u 
FAIR, BR ARE RU 
PETE Aza o: 
MERRE I A :. 
E Iwan 
i TAE iG) er ENT 
y a ab alg ii ER 
PEES. b ptt Do sot 
4 TETTRE :.' in: Bu 
sH f SLG Ain ed na 
Js et gi: ot 
1:1 if R JEENE EE qr 
ar TE: Stan en 
EE To 
un fi Ai [> , 
An ie un 
EE KAATU Te 
ne * TER, 
1107 it Fa 
ER nE i! 
s my H pea De 
N p EI J ‘ 
Mri A EL WE 
FH t HAS SET p 
ee! N u 
a LIAA. À PR 
P 7} ze T “i NER ’ 
ATASA gen > ! 
E Mare Vi; var ! X 
Br IE Er i 
$ S JAA i i RSS ros 
EJT f > pR ? : 
b I k HA Pot Be » 
TER | l 
Er RER 
$ 92), i, Bag aaa 
pTi FR a $. gà 
„FAT aly: De E 
P A n - i 
fini iE RAN i "ko 
I Bo a u Bia 
ETIR, ee 
Fip, t oyy 
S Bair miesa Y 
EE, > TA ut 
j 2, Da, >| 1} 
i TRES AO Op s 
PN: as vip Dn Z 
Hidi E EC u i 
Rn Tees : 
AET T: ERES, ' 
a BET Han Mir J; % 
Vy f r A E 
n# ar i e Bu} 
BAU PEER AN Ba Ba, 
Ir al. , 5 
WI hin Bi: + m 
EA o ee pe 
ON Rir! BE 
| i & ig E pa 
por et TE 
FRS pr E 
mat 4 in 3. 
l Hia, o 
ER ya, 
1% AL end ' 
i ui {ixte få 
} E a S eE i 
5 f Bar, nu a ar 
ner. an a 
“, LER: 2 Pa 
rn Dar EEE EE E 
i I U 
i Ina: I av u, 
I Pe BEE) 
. Tun Ze = E 
i Iesetefir STRE tin 
f MERLET R 
i Í a FEN -i r. 
(ERTA j 
TORNE i : 
| I r4 Be A « 
| d A -. w 
i SE ie 
Í # AE 
i wann 
f ITERE - 
} A E 4 i 
ii 2 SE 
y | | E ; Ea 
Í E 
4 NES SEN RE en 
Í E- L, es 5 
1) Tue Ban ee 
ji VARRER s 
l I Vu u S 0 
ch af." ka 
P A z 
Be a Ey 
EN j t 
‘Pa’, 
en 
jr =. 4 
Ei © u 
[Ri 2 ` 
ar, 2. 
BER ' 4 
re ai 
‘ - A 
Fi a~ E 
ip r fa 
Fur is 
ahy 1 
ne NEE, 
vor è 
ne t 
ee 
en 
Du ` 
. i ei 
‚t- 
ae 
a pe 
u 
\ ` 
i ee Le 
Pd r 
Aj er 3 
P PR i 
se at 
walten. 
en i 
ren” B 
a FE o 
ur tate 
‘ = Py Li 
wer j=: 
P E 
Eai 7er 
e Eo - 
er DAAA 
ei Br ’ 
* Pe 4° 
On vi 
a 3 
et a 
ER he 
ah en t 
E 
Et Ti 
ERANA E. r- 
eika ? 
ee 
1, i 
Ie n, ia Cey 
ale AEE 
EP A 
BP Dat j i 
EiT .” 
ur 
PR, ee: BE? N 
2 p5 t 
dA ee t 2 
TON 
Hl: . TE 
; > t va 
FR $ a 
i i7 fi’ 
4 h 1Y Matas 
j we ; 
ed = 
| yo. u 
No, r. 
E Paio, at 
HON -y ‚ 
vun 
A . + Fu 
m i -A 
fu E ; KR 
pin : 
ie i 
Be a‘ pre ‘ 
* . ru Wa 
e A 
u 1 . 4 E 
2075 ` 
d:> 
a, sf 
Eu, 
oea e x 
po ; 
r 
BAE g va 
ua 4 4 
ea ag -+ 
Par Os I i 
e E E rd 
{r ‘. TI | 
’ - ER A 
BE ans Er 
a 4 
ga 2 
SE ei 
b ii Br 
L 
’ 
r 


an u de) 4 


- 


i Ben = gee o 
Dani en ne | 


ne LER Eee a KK ZEN In. c 43 u 
~ Dl a aE E REN ER u - 
3 * k ARAT RA FR 7 7 
x Dr nie a irn Zn V E ee Ted E ee Farin a 


898 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14. 


aber an Autorität fehlt: Die etwa vorgeschriebenen Manipulationen 
und Übungen werden unregelmäßig, lässig, fehlerhaft ausgeführt 
und sind darum wertlos oder schädlich zu einer Zeit, die. gerade 
die wichtigste ist für die gründliche Ausrottung des Übels. 

Es ist also notwendig, jetzt schon dem Facharzt den Patienten 
und damit die Verantwortung zu übergeben. 

Man hat in jüngster Zeit sehr energisch Front gemacht gegen 
Versuche, welche die-Schule unternahm, um die Skoliosen „in 
eigener Regie“ zu behandeln. Der Protest ist durchaus berechtigt, 
insoweit beabsichtigt war, Turnlehrer mit dieser Aufgabe zu be- 
trauen, für welche sie zwar Interesse, aber keine Spezialkenntnisse 
besaßen, und als ihrem Vorgesetzten, dem Schularzt die Ober- 
aufsicht zu übertragen. Es ist selbstverständlich, daß hierfür nur 
der Facharzt der Berufene ist. Wo aber dieser berufen wird, da 
scheint mir diese Lösung der Behandlung Rückenschwacher und 
initialer Skoliosen im Rahmen der Schule durchaus annehmbar 
und eine begrüßenswerte Vervollständigung des Strebens nach 
Sonderklassen zu sein. Nur auf diesem Wege können die Wohl- 
taten frühzeitiger, energisch und lange fortgesetzter Behandlung 
dem großen Kreis Unbemittelter zugänglich gemacht werden. Leiter 
solcher Volksschulturnkurse ist also der Orthopäde, dem es seiner- 
seits obliegt, das geeignete Hiltspersonal auszuwählen, auszubilden 
und zu überwachen. Viele der männlichen wie weiblichen „wilden“ 
Masseure und Heilgymnasten können und wollen gewiß lieber auf 
diese Weise eine ıhnen zukommende Betätigung finden, statt auf 
eigene Faust und ohne Kontrolle arbeitend eine unerträgliche und 
zu bekämptende Zwitterstellung zwischen Kurpfuscher und Arzt 


_ einzunehmen. 


Ganz anders liegt die Sache, wenn es sich um eine ernst- 
liche, in Entwicklung begriffene Skoliose handelt, welche bereits eine 
mehr oder weniger fixierte Deformität darstellt. Hier kann 
nur die Anstaltsbehandlung einen Erfolg herbeiführen, zu dessen 
Erzielung und Festhaltung die Familie ihrerseits unterstützend bei- 
tragen kann und muß. Wird die Einwilligung zur Anstaltsbehand- 
lung seitens des Arztes gefordert, so muß der Orthopäde zunächst 
die Frage beantworten, ob in der Anstalt Erfolge erreichbar sind, 
welche das in mehr als einer Hinsicht nieht unbedeutende Opfer 
rechtfertigen. 

Der Zweifel an der Leistungsfähigkeit der Skoliosentherapie 
ist nie verstummt, er findet gelegentlich Nahrung sogar durch 
Äußerungen von spezialistischer Seite. Solchem Pessimismus mit 
aller Bestimmtheit entgegenzutreten ist Pflicht, wenn man wie ich 
die Überzeugung in der Praxis gewonnen hat, daß entmutigende 
Resultate ihrer wahren Grund in Mängeln der Behandlung haben. 
Wer nur nebenbei Skoliosen behandelt, weil das nun einmal zur 
Orthopädie gehört, oder wer glaubt, gleichzeitig mit den dring- 
lichen Aufgaben der allgemeinen Chirurgie die Skoliosentherapie 
durchführen zu können, der befindet sich in einem Irrtum, welcher 
Enttäuschung auf allen Seiten nach sich ziehen muß. 

Solche Enttäuschung habe auch ich erlebt, solange ich 
mich im Beginn meiner orthopädischen Praxis auf anıbulante 
Skoliosenbehandlung beschränken mußte. “Erfreuliche Erfolge auch 
bei ernsten Fällen stellten sich erst ein, als die stationäre, in der 
Klinik durchgeführte Behandlung das Einhalten eines vollkommenen 
‚Kurplans gestattete, welcher den ganzen Tag, ja auch. die Nacht- 
stunden umfaßt. So paradox es klingt, es hat sich immer wieder 
bewahrheitet, daß die am Orte wohnenden Kinder trotz der gün- 
stigen Möglichkeit länger dauernder Benutzung der orthopädischen 
Anstalt geringere Aussicht auf Erfolg haben als auswärtige, die 
klinische Patienten werden. Die mancherlei Abhaltungen, welche 
den „Stadtkindern“ in der Familie, in der Gesellschaft entstehen, 
der Schulbesuch, zu dessen Unterbrechung sich Einheimische viel 
schwerer entschließen — all dies zieht Unterbrechung und Be- 
einträchtigung der Kur nach sich. l 

Die Aufgaben, welche der Anstaltsbehandlung 
der Skoliose erwachsen, beziehen sich einmal auf die ört- 
lichen Symptome der Deformität, ferner aber und nicht erst in 
zweiter Linie auf die allgemeinen Ursachen, welche dem Leiden 
zugrunde liegen. Eine Kräftigung des ganzen Organismus, 
Hebung des Ernährungszustandes, Stärkung der Knochen und 
Muskeln des Körpers werden sich örtlich bemerkbar machen, in- 
dem die richtige Vereinigung dieser Momente mit Schonung und 
Verhütung von Überanstrengung den skoliosierenden Prozeß zum 
Stillstande bringt. | 

Die Verkrümmung selber muß mittels Redressements ganz 
ebenso bekämpft werden wie jede andere fixierte Deformität. Auf 
die technischen Einzelheiten einer solchen Kur soll hier nicht ein- 


6. April. 


gegangen werden. Nur einige Methoden dieses Redressements, 
welche in letzter Zeit in den Vordergrund getreten sind, verlangen 
eine mehr prinzipielle als praktische Erörterung. 

Ich beginne mit der Kriechtherapie, die seinerzeit von 
Klapp erdacht und entwickelt, dann insbesondere von Laien auf- 
gegriffen und reklamehaft ausgebeutet worden ist. 

Klapp ging bekanntlich von der allerdings nicht ausnahms- 
los richtigen Beobachtung aus, daß Vierfüßer von Skoliose ver- 
schont bleiben. Er bezog diese Immunität auf die fortwährenden 
Umkrümmungen der Wirbelsäule, welche während „der Fortbewe- 
gung zustande kommen. So kam er zur prophylaktischen und 
therapeutischen Verwertung des Vierfüßerganges für die kindliche 
Wirbelsäule. Das anfänglich vorteilhaft einfache, weiterhin aber 
durch Modifikationen komplizierte Verfahren hat alsbald eine recht 
herbe Kritik von orthopädischer Seite erfahren. Mein eigenes Ur- 
teil, auf mehrjähriger konsequenter Erprobung beruhend, geht da- 
hin, daß diese entschieden originelle Art des Selbstredressements 
zur Kräftigung des freibeweglichen Rückens gewiß beitragen 
kann, daß aber seine mobilisierende Einwirkung auf fixierte Sko- 
liosen zu gering ist, um andere uns geläufige Verfahren ersetzen 
oder gar verdrängen zu können. Wegen der erstgenannten Wir- 
kung habe ich das Kriechen regelmäßig angewendet und werde - 
es beibehalten. 

Eine Mobilisierung der fixierten Wirbelsäule durch aktives ` 
Redressement halte ich überhaupt für unmöglich, wir müssen uns 
also auf die manuell oder maschinell zu entwickelnde Einwirkung 
äußerer korrigierender Kräfte verlassen. f 
i Alle Skoliosenapparate, welche zu diesem Zwecke konstruiert 
wurden, sollen die verkrümmte Wirbelsäule mehr oder weniger 
energisch geraderichten, indem sie entweder an den Fußpunkten 
des Krümmungsbogens einen Zug oder auf seine Scheitelhöhe 
einen Druck ausüben oder indem sie beide Momente gleichzeitig 
geltend machen, wohl auch unter Hinzufügung einer detorquieren- 
den Kraft, 

Es lag nahe, an die Stelle dieser langsam, milde und immer 
wiederholt eingesetzten Kräfte ein gewaltsames Vorgehen treten 
zu lassen — die glänzenden Erfolge des foreierten beziehungs- 
weise des modellierenden Redressements anderer Deformitäten for- 
derten zu solchen Versuchen geradezu heraus. Hatte doch spe- 
ziell Calots überkühnes Anfassen der entzündlich deformierten 
Wirbelsäule die Scheu vor ihrer Brüskierung schwinden lassen. 

Kein Zweifel, daß es nach geeigneter mobilisierender Vor- 
behandlung gelingt, die skoliotische Wirbelsäule gewaltsam ZU 
strecken und wohl auch teilweise zu detorquieren, einerlei ob WI 
hierzu die vertikale Suspension oder die Horizontallagerung 1 
Kyphose nach Abbott verwenden. Allein nachdem dies er- 
reicht ist, stehen wir erst vor größeren Schwierigkeiten und Be- 
denken. Technisch schwierig ist die Festhaltung der erzielten 
Korrektur in einem Gipsverbande, der monatelang wirksam fixieren 
soll, ohne Decubitus zu erzeugen. Und noch schwieriger wird die 
Technik durch das Verlangen gestaltet, innerhalb des mehrfae 
gefensterten Verbandes einen dauernden, langsam gesteigerten 
Korrektionsdruck auf einzelne Gegenden der hinteren und vorderen 
Thoraxfläche auszuüben, andere Partien vom Drucke zu entlasten 
behufs freier Entfaltung. Bedenken aber entstehen, ob die unvèr 
meidlich scheinende Beeinträchtigung innerer Organe währen 
der langen Fixationsperiode gleichgültig hingenommen erden 
darf, zumal da es sich bei den für ein gewaltsames Redressemen 
in Betracht kommenden Fällen häufig um schwächliche, schlecht 
genährte, wenig widerstandsfähige Patienten handelt. Eine sorg- 
fältige Auswahl ist gewiß dringend geboten, und zwar nicht nur 
von dem obenerwähnten Gesichtspunkt aus. Es muß vor Begian 
der Kur erwogen werden, ob Zeit, guter Wille und Geld in 86° 
nügenden Mengen zur Verfügung stehen, um den durchaus er- 
reichbaren Augenblickserfolg in einen dauernden Besitz für den 
Kranken : umzuwandeln. Nachdem der Gipsverband eine ganz 
Reihe von Monaten gelegen hat, tritt an seine Stelle eine lang- 
wierige und peinlich sorgfältige Nachbehandlung. Zu einer solchen 
gehört eine ausgiebige Liegekur, regelmäßige Massage, eine strehe 
individualisierende Gymnastik und schließlich ein besonders 65 
gearbeitetes Stützkorsett. Wo die Möglichkeit einer solchen Nach- 
behandlung auch nur in Frage gestellt erscheint, ist das Redresse- 
ment durchaus kontraindiziert, da es allein angewendet unzw® e 
haft allgemeine und örtliche Schädigung, nachträgliche V ersehlimmm i 
rung der Skoliose zur Folge haben müßte. Wo aber andere puo 
sichten als die auf Besserung der Verkrümmung nicht zu nehme” 
sind, da erblicke ich in dem Gipsverband allerdings eine wesen 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14. 329 


A p k p 


 Redresenak p liche Bereicherung unserer Kampfmittel gegen schwerere Skoliosen | salvarsan außer den angioneurötischen Störungen nur zwei bis drei _ 
1 sind, verlange | jugendlicher, im übrigen gesunder Patienten. Ich werde nach | Ikterusfälle vorgekommen seien. Dieser Autor!) ist der Meinung, 
| | daß man durch die Verwendung verhältnismäßig kleiner, aber eben 


dem Kriege zu dem Verfahren. unbedingt zurückkehren. | 
ausreichender Dosen‘ „sich "außerhalb der Gefahren- wie der 


seinerzeit m Ich habe eben als -einen wichtigen Bestandteil der Nach- 
e von Laimas | behandlung das orthopädische Stützkorsett angeführt und damit | Schädigungszone bewegt“. Man ar u, EL 
die viel umstrittene Frage nach Wert und Berechtigung desselben | Über unsere Gesamterfahrungen mit Silbersalvarsan soll 
nicht ansians berührt. Lange Zeit hindurch trat meiner in. wiederholten Ver- | andernorts berichtet werden; den Anlaß ‘dieser Mitteilung bildet 
n Skoline ve öffentlichungen begründeten Empfehlung ein heftiger, ja leiden- | die folgende Beobachtung. E S 
> fortwährenia schaftlicher Widerspruch entgegen. Er ist allmählich völlig ver- Krankengeschichte. N. N., 41 Jahre, männlich. Ana- 
„der Portem F stummt: Heute verwenden wohl weitaus die meisten Orthopäden | mnese: Außer Kinderkrankheiten sind keine belangvollen Krank- 
laktischen w | den Stützapparat, der für die gleichgültig wie mobilisierte skolio- | heiten bisher vorgekommen. Patient infizierte sich Mitte September; 
ir die kindi tische Wirbelsäule einfach unentbehrlich ist, Die Wirksamkeit | bemerkte die ersten, Erscheinungen am Glied am 23. Oktober ; es sollen 
weiterhin de $ desselben wird verbürgt, weil das bekannte Prinzio des Modelj. | Qamals keine Spirochäten gefunden sein. Unter Höllensteinätzung sei 
ald eine mh ~ ; er mit besonderer Schärfe ` Geltun p bracht Wird. Heilung erfolgt. Seit 20. November entwickelte sich ein Ausschlag, 
jald | ‚ apparats hier mit besonderer Schär e zur Geltung gebracht wird. Drüsenschwellung seit. Mitte Oktober. Keinerlei Behandlung daraufhin 
in eigens È Daß wir hier wie bei jedem. Träger eines orthopädischen Apparats, | bis jetzt. = up u, Wa | re 
hend, gléb ~- ja noch in gesteigertem - Maße“ darauf bedacht sein müssen, die | Befund am 26. November. ` Etwas blasser Mann in mäßigem 
edesem? > schädlichen Nebenwirkungen des Stützkorsetts zu .paralysieren, | Ernährungszustand. An den inneren Organen, besonders seitens der 
vib ar “ bedarf kaum der Erwähnung. D 3 Aa nn u Ba SE NA ur A un, i ne. | 
i un ; on i | ai: im Gesicht besteht ein mäßig reichliches Exanthem. das sich zusammen- 
ee ee Eo ns a nn nn... setzt aus kleinfingernagelgroßen, rundlichen, blaßroten Flecken und an 
nannten DR kemas dan erg R K E ane ] d hi Zahl überwiegenden, etwa linsengroßen oder. wenig. größeren kupfer- 
1 1S, dan ‚In einer orthopädischen Anstalt und hier | roten flachen Knötchen, welche teils glatt an der Orerfläche, teils leicht 
$ udn nur mit erheblichem ‚Zeitaufwand erledigt werden kann. Die Stö- schuppend sind; auf Druck hinterbleibt eiu bräunlichgelbes Infiltrat: 
Ä ~ rung, welche der längere Aufenthalt in einer solchen hinsichtlich | Es besteht allgemeine indolente Drüsenschwellung, namentlich stark in 
Ju d? der geistigen Ausbildung mit sich bringen würde, muß ausgeglichen | den Leistenbeugen. ‚Am Genitale ist in der Bändchengegend eine 
müssen 1’ werden. Während initiale Formen, wie wir gesehen haben, am | daumennagelgroße, bräunlichrote, ziemlich scharf abgesetzte, kaum noch 
Li `> besten Sonderschulklassen besuchen und gleichzeitig am orthopä- nee Stelle bemerkbar. Sichtbare Schleimhäute ohne 
dischen Schulturnen teilnehmen, müssen umgekehrt schwerere 27. November. Blutentnahme zu Wassermann. Resultat: +-+. 


Diagnose: Syphilis florid.: Maculo-papulöses 
Syphilid, Rest des Initialaffektes, Scleradenitis 
multiplex. l N 


smiði Fälle in einer Spezialklinik Aufnahme finden, 
def;  _ welche gleichzeitig die Möglichkeit geistiger 
| Förderung bietet. Die orthopädische Anstalt früherer 


Puppua ;- | u | . ne 
sr - Zeiten muß in modernisierter Gestalt wieder auferstehen, sie , 27. November, 1 Uhr mittags: Intravenöse Injektion von 0,2 Silber- 
gide. _ muß imstande sein, für skoliotische Mädchen höherer Stände | salvarsan, gelöst in 20g sterilem Aq. destill. Drei Stunden p. i.?) 
og | die übliche „Pensionatszeit“ nach Möglichkeit zu ersetzen. Der lebhatter Schüttelfrost, Mattigkeit. Abends 58.5 °. Die Nacht verlief 
~. p >, Ohnehin vielseitige ' Betrieb dcer- orthopädischen Heilaustalt wird ee 28. November morgens kein Fieber Di Allgemeinbefinden 
wie! . durch diese Forderung, mit deren Verwirklichung ich schon vor M k D But N u ne n Kör Be ir deut- 
hen #8 | dem Kriege begonnen habe und die mir weiterhin am Herzen liegen ee Flecken. a. ko a AR a M O Dre ee re 
; -pikak En MENY z | l ückgebildet. 3 Uhr nachmittags: zweite intra- 
gaiei wird, weiter kompliziert. Das. darf uns nicht abschrecken, auf | yenöse Injektion von 0.2 Silbersalvarsan, gelöst in 20 g. sterilem 
täten E _ dem als richtig erkannten Wege weiterzuschreiten, wenn wir den | Ag. destill. Keinerlei Nebenerscheinungen p. i. 7. Dezember 2 Uhr 
in! rauhen Ackerboden der Skoliosentherapie fruchtbarer machen nachmittags: dritte intravenöse. Injektion von 0,2 g Silbersalvarsan, 
Ma ‚wollen. Der Erfolg wird die Mühe lohnen! . | gelöst wie bei der ersten und zweiten. | = 

| ~ Leichte .Benommenheit und Kopfdruck p. i. Abends 372°. 
i i 14. Dezember Exanthem meist nur noch aus bräunlichen und einigen 


 braunroten Flecken bestehend. : 2 Uhr nachmittags: vierte intravenöse . 
Injektion von 0,2 g Silbersalvarsan, gelöst in 20 cem sterilisierten 
destillierten Wassers. 20. Dezember: Nach der vierten Einspritzung 
hat mehrere Tage lang Eingenommenheit des Kopfes und das Gefühl 
allgemeiner Abgeschlagenheit bestanden. Kein Fieber und kein Schüttel- 
frost. Exanthem völlig rückgebildet, nur noch braune Pigmentflecke. 
| 2 Uhr nachmittags: fünfte intravenöse Injektion von 0,15 g Silber- 
' | salvarsan, gelöst wie immer. Keinerlei Nebenerscheinungen p. i. 
28. Dezember Allgemeinbefinden gut. 2 Uhr nachmittags: sechste intra- 
|; venöse Injektion von 0,15 g Silbersalvarsan, gelöst wie immer. En: 
7. Januar. Keine‘ Erscheinungen von Syphilis mehr. Wasser- -` 
mannsche Reaktion negativ. 2 Uhr nachmittags siebente intravenöse 
Injektion von 0,2 g Silbersalvarsan, gelöst wie immer. Es besteht ein 


Aus der Dermatologischen Universitäts-Poliklinik in ‚Göttingen. 


Schwere Erscheinungen nach Silbersalvarsan 
in einem Falle florider Syphilis. 
Fan, Von e 
Prof. Dr. Erhard Riecke. i 


l Angesichts der hoffnungsreichen und ausgedehnten Anwendung 
des neuen von Kolle angegebenen Arsenobenzols, in welches ein 
Sübersalz, und zwar das Silberfluorid eingeführt ist, des Silber- 


EETAS 


er) | | | 
er Salvarsannatriums — -schlechthin als Silber salvar san be- | Jeichtes diffuses Erythem im-Gesicht seit einigen Tagen, lokalisiert an 
ne , zeichnet, dürfte die nachfolgende Mitteilung einiges Interesse | Stirn, Wangen, Nase. Auf Druck verschwindet die Rötung, die Ober- 
je! erwecken. Das Präparat ist nach ¿Kolle „ein durch das | fläche völlig glatt; keinerlei Infiltration oder Oberflächenexsudation vor- 
m Silber, das chemisch als Katalysator des Arsenobenzolmoleküls | handen. Ben ee de ran ar he 
A und biologisch als Verstärkun gsmittel der specifischen Wirkung | 16. Januar. Patient ist beitlägerig und macht einen kranken 
j des Arsens auf Spirochäten aufzufassen ist vervollkommnetes. Eindruck. Er klagt jedoch: über keinerlei Beschwerden außer über 

. ‚Altsalvarsan“ D en en des: Mittels besteht in relativ ge- Hautjucken und -brennen. . Sensorium vollkommen üngestört. Die 
riigem Arseno en MN a 5--Silbarsalvar. Haut des Gesichtes ist diffus stark geschwollen, gerötet, stark nässend 

É ; sem Arsengehalt der Dosis curativa — in 02 ersaivar- | und stellenweise mit bräunlichen Krustenmassen bedeckt, auch auf den 
ø, \ „U ist der Arsengehalt nicht größer als in 0,175 Altsalvarsan —, | Hals greift der Prozeß über. Ebenso zeigen die Handrücken akut ent- 
2 N einem äußerst günstigen chemotherapeutischen. Index, dem- | zündliche Rötung, Bläschenbildung und bier und da.Krustenauflagerung. . 
yi entsprechend in einer stark gesteigerten. spirilloziden Wirksamkeit, | Es wird strenge Bettruhe verordnet und oft zu wechselnde Umschläge mit 

J! We dem Silber mit beigemessen werden muß, in neutraler INS, an u ent on Se P 

| eaktion. lei SR = r. | san) und in | .: m 23. Januar wird der Kranke in einem äußerst schweren Krank- 

i mäßiger ee (gegen ren . heitszustande angetroffen. Keine psychische noch ‚Bewußiseinsstörung. 

; noch immer i 5 UgKEI. W -parat anhaftet | Fieber 40°. Keinerlei Zeichen einer inneren Organstörung. ', Die Ge- 

im unerwünschten Maße dem Präparat anhaftet. sichtshaut ist kaum noch ‚irgendwo sichtbar, sondern überall dick be- 

| legt mit. mächtigen braunen bis schwärzlichen Krustenmassen und ` 


- -~w 


bi Die Autoren, die über ihre Erfahrungen mit Silbersalvarsan 
ner berichteten (Galewsky, Müller, Selley, Gennerich, 
abry, Weichbrodt, Kreibich, Delbanco, Hahn und Andere) 
m sen nur Gutes von dem Präparat zu berichten in bezug auf Wir- 
o o ng und Ausbleiben von Nebenerscheinungen. Naeh Kolle sind von 
| Sn mgfügig en Nebenwirkungen nur Blutandrang zum Kopf, kurze 
| ee vorkommende Exantheme,: Spirochätenfieber beobachtet; 
ehe < persönlichen Mitteilung von Herrn Geh.-Rat Kolle ent- 
° ich, daß unter- annähernd 30000: Injektionen mit -Silber-. 


N 


Schüppenkrusten, dazwischen stellenweise nässende und eiterbedeckte 
Stellen. Die Augen können infolge Lidödems nicht geöffget werden; 
starke Conjunctivitis, eitrige Sekretion aus den Conjunctivalsäcken. 
Corneae intakt. Namentlich an den Wangen, den Ohren und.in der 


13) W. Kolle, Experimentelle Studien zu "Ehrlichs Salvarsan- 
therapie, Spirochätenkrankheiten und über neue Salvarsanpräparate. 
D. m. W. 1918, Nr.43 u. 44. (Sonderdr.) 

9.p. i, = post injectionem. 


nn a 


b 


Pr 


a a 
nn Fe, a a 
a “, anje 


E. 


x Wii 


Das 


er 


ty ae 
Pu -we Pa Sa 
DAS ERe en 


a Ns 


s$ 


- u -rna E ET 
T 
SS Bere 


x 


z Si 


nn 
= 


INDIE 
SE roh 


ru nn 
SE ur 
Losi 
- Anm 


> Re 
ka 

LS "e > 
a En Ze 


_ 


Va zatı 
er 


1 . '-_ Ba ar. k 2 Im, > e 4 en, SEE 
PE SEE Se me: . 2. Ca "2% ea 
A iS TE TEE 
See an = + = ` nr rn eg Er Bes = a 
š erh - .. ii 
W Ergi yi ak 


ae 
„Ns rn = 


Te 


ST an ru X 
ET ch N -. “AR 
hS 


Kan 


wre en 


P3 zoe 5 > en i si Ai Fa 
BENENNEN U aa 


en 5 aA SL 
re Te ee 


DA 


EEE Pen 


wur, 


> e AT 


330 


‚1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14. 


6. April. 


Unterkiefergegend ist eine mächtige Krustenauflagerung vorhanden, 
unter der zersetztes Sekret in reichlicher Menge stagniert und einen 
üblen Foetor verursacht. Die Rötung und Schwellung bat nunmehr 
die gesamte Körperdecke ergriffen, sodaß keine Hautstelle vom Scheitel 
bis zur Sohle normales Aussehen mehr zeigt. An den Handgelenken, 
den Ellbogengelenken, den Schultergelenken, den Kniegelenken und 


 Fußgelenken mächtige schwärzliche vielfach verrucöse Schuppenkrusten- 


und Krustenauflagerungen; die Haut reißt an diesen Stellen leicht ein 
und es kommt zur Bildung schmerzhafter Rhagaden. Es wird schleu- 
nigste Aufnahme in die Klinik angeordnet, 2 

24. Januar. - Häufige Frostschauer, schwere Prostration. Be- 
schleunigte Atmung und Herztätigkeit. Temperatur 39,5°. Hautbefund 
unverändert. Therapie: Heiße Abseifungen. Verbände mit 3 %iger 
Salicylsalbe. Reizlose Diät. Da der Kranke in den letzten Tagen 
Flüssigkeitszufuhr auf ein Minimum beschränkt hatte, wird reichliche 
Aufnahme von Tee, verdünntem Wein, Milch angeordnet. 

25. Januar. Allgemeinbefinden ein wenig gebessert. Temperatur 
38,1%. Urin dunkel, aber eiweiß- und zuckerfrei. Die Stimme ist stark 
belegt, oft aphonisch. Die Haut universell gerötet und geschwollen, 
noch reichlich mit lamellösen Schuppen bedeckt, die zu erweichen be- 
ginnen; an den vorderen und hinteren Achselfalten, an den Ellbogen- 
und Hand-, Knie- und Fußgelenken mächtige, vielfach papillär zer- 
klüftete, schwarzbraune Auflagerungen. An manchen Stellen, z. B. am 
Halse und am Genitale, näßt die Haut. Die Krustenmassen im behaarten 
Teile des Gesichts, an den Ohren und am Kinn sind abends infolge 
der erweichenden Salbenverbände so weit gelockert, daß sie auf heiße 
Seifenwaschung größtenteils sich ablösen; infolgedessen gibt es keine 
Sekretstauung und keinen Foetor daselbst mehr. Es zeigt sich abends 
eine zunehmende psychische Aufgeregtheit, die sich nachts besonders 
noch steigert. Scopolamininjektion ohne Erfolg. 

26. Januar. Zunehmende Exaltation, gelegentlich Dislokation, 


` hochgradige Polylalie. Stimme etwas kräftiger, aber noch stark belegt. 


Zur psychischen gesellt sich motorische Unruhe. Der Kranke springt 
aus dem Bett und will zum Fenster hinausspringen, kann nur mit Mühe 
gehalten werden. Lautes, aufgeregtes ‚Wesen des sonst durchaus 
bedächtigen, ruhigen Patienten. Pupillen sehr eng, reagieren auf 
Lichteinfall. Temperätur steigt auf 39,5°. Puls kräftig, 90 pro Minute. 
Abmagerung. Die Haut im ganzen noch immer stark gerötet und ge- 
schwollen; namentlich an den Fingern stellen sich wiederholt tiefe, 
schmerzhafte Rhagaden ein; sonst lösen sich in reichlichem Maße die 
dunklen Krustenmassen los; im Gesicht namentlich werden die Auflage- 
rungen wesentlich geringer und lockerer, keine Sekretstauung, kein Foetor 
mehr. An der Haut der Wangen diffuse Rötung und Nässen. Starkes 
Tränenträufeln infolge leichten Ectropiums der unteren Lider bei stark 
hyperämischer chemotischer Conjunctiva; Verlust der unteren Cilien. 
Noch immer stark belegte Stimme. Eine Larynxspiegelung ergibt 
diffuse Rötung mäßigen Grades beider Stimmbänder. Puls kräftig, 
zirka 90 pro Minute. Salbenverbände, Borwasserumschläge auf die 
Augen, abends Norphium. 

27. Januar. Im wesentlichen derselbe Zustand. 

28. Januar. Das Allgemeinbefinden etwas 
Stimme kräftiger, aber noch belegt. Noch immer aufgeregtes Wesen 
und Redesucht. Die Hautschwellung ist im Gesicht und auch sonst 
am Körper etwas geringer; am ganzen Körper ausgedehnte blätterteig- 
artige Schuppung; nur an den Gelenksfalten, vorderen und hinteren 
Achselfalten und Handgelenksbeugen namentlich, noch immer Bildung 
tiefer Rhagaden und verrucc-papillomatöser bräunlicher Hornwuche- 
rungen. Appetit gut, Stuhl regelmäßig. Urin bräunlich, eiweißfrei. 
Seit heute Husten, es wird gelblichweißes geballtes Sputum ausgeworfen. 
Herzreaktion etwas beschleunigt und Puls labil, weich. Bericht des 
konsultierten Internisten (Geh.-Rat Damsch): „Beschleunigte 
Atmung, Zunge stark belegt, Mundhöhle trocken. Stimme heiser, rauh. 
Rachenschleimhaut stark gerötet. Schall über den Lungen überall laut, 
Atemgeräusch verschärft. Über dem linken Unterlappen mittelgroß- 
blasige feuchte Rasselgeräusche. — Herz nicht verbreitert, Aktion be- 
schleunigt, Töne rein.“ Decoct. Carrageen. Morphin. 

29. Januar. Allgemeinbefinden leidlich. Patient ist wesent- 
lich ruhiger. Pupillen eng, reagieren prompt auf Lichteinfall. Patellar- 
reflexe gesteigert, namentlich rechts. Sensibilität weist keine gröberen 
Störungen auf. Über den unteren hinteren Lungenabschnitten leichte 
Dämpfung, feuchte Rasselgeräusche. Herzaktion kräftiger. Urin eiweiß- 
frei. Kehlkopfschleimhaut gerötet, zum Teil mit grauem Sekret be- 
deckt. Die Stimme im ganzen kräftiger, doch wechselnd, bald mehr 
oder weniger belegt. Gelegentlich deliriert der Kranke, in Anwesen- 
heit des Arztes ist er stets klar. Die Gesichtshaut stark abgeschwollen, 


gebessert; die 


: braunrot mit noch immer bestehender Neigung zu lebhafter Schuppen- 


bildung. Starker Tränenfluß, Eetropium beider unteren Augenlider, 
die Cilien sind fast gänzlich verlorengegangen, die oberen restierenden 
Cilien verbacken und verklebt. Starke Schwellung und Rötung der 
Conjunctiven, Corneae intakt. Die Augen, die anfangs völlig ver- 
schwollen waren, können jetzt spontan geöffnet werden. Am Halse 
durch Epithelabstoßung nässende hochrote und schmerzempfindliche 
Stellen. In den Axillae und in den Inguinalbeugen ist die Haut mace- 
riert, aufgeschwollen, mit schmerartigen Massen belegt. Die Haut am 
Stamm und an den Extremitäten schält sich in großen Lamellen ab, ist 
noch diffus rot, aber weicher und dünner. Die Beweglichkeit in den Ge- 
lenken ausgiebiger. Carrageen, Wein, Salieylsalbe 8% ig, abends Morphium. 


‚lich, eiweißfrei. Herzaktion gut. Stimme wechselnd. 


30. Januar. Die Nächte werden jetzt ruhig verbracht, Schlaf aus- 
reichend. Patient schläft jetzt auch am Tage viel und ist gelegentlich 
disloziert. In Anwesenheit des Arztes ist er über seine Lage und sein 
Kranksein völlig im Bilde. Appetit gut. Etwas Durchfall. Urin bräun- 
Atmung ruhiger 
als sonst, Geräusche über den Lungen geringer. Haut beginnt jetzt an 
den unteren Extremitäten blasser zu werden; sie schält sich am Rücken 
und in den Seitenteilen des Stammes, stellenweise auch an den Extre- 
mitäten in über tellergroßen Lamellen ab. Schwellung der Haut fast 
ganz zurückgegangen, auch die Finger können besser bewegt werden, 
die daselbst vorhandenen Rhagaden haben sich unter Salbenverbänden 
geschlossen. Gesichtshaut braunrot, gering schuppend, an den Mund- 
winkeln einige Risse; am Hals hat das Nässen fast ganz aufgehört. 

i. Februar. Stimme wieder stark belegt, vielfach Aphonie. All- 
gemeinzustand weniger gut. Zunehmende Abmagerung. Zunge trocken, 
belegt; es besteht noch immer etwas Durchfall, nicht sehr ergiebig. In 
der Kreuzbeingegend hat sich ein handtellergroßer flacher Decubitus 
da, wo der Ring des Luftkissens an der Haut anliegt, gebildet. . Noch 
immer Ectropium der unteren Augenlider mit völligem Verlust der 
Cilien. Starke Rötung und Schwellung der Conjunctiven, geringere 
Tränensekretion. Gesichtshaut diffus braunrot, mit mäßiger Neigung 
zur Schuppenkrustenbildung. Stamm- und Extremitätenhaut weniger 
stark rot, vielfach dünner, weich und geschmeidig; namentlich an Händen 
und Füßen tritt der Rückgang der Hautinfiltration durch leichtere er- 
giebigere Bewegungsmöglichkeit und erhöhte Fältelung deutlich zu- 
tage. Am Stamm lösen sich noch immer tellergroße und größere Haut- 
lamellen in großen Fetzen los. 

3. Februar. An vielen Stellen ist die Haut blaß, weich und ge- 
schmeidig geworden; nur im Gesicht und am behaarten Kopf, am Ge- 
nitale und an den Gelenksbeugen lebhaftere Rötung und dunkelbraun- 
rote Verfärbung, Schuppen- und Krustenbildung auch hier und da 
Nässen. Der Decubitus in der Sakralregion in Reinigung; zwei neue 
kleinere flache Decubitalgeschwüre haben sich über den Tubera ossis 
ischii gebildet, ebenso ein solcher am linken Schulterblatt. — Starke 
Heiserkeit. Pupillen andauernd sehr eng. Keine Bewußtseinstrübungen 
mehr. Nächte ohne Morphium gut. Fußklonus und Patellarreflex etwas 
gesteigert. Cremasterreflex nicht auslösbar. Durchfall besteht noch 
zweimal täglich trotz Diät, Opium und Tanocol. Therapie: Salieylsalbe 
3%oig. Bolus. | 

4. Februar. Haut schält sich stellenweise noch in großen La- 
mellen, andererseits ist sie schon blaß, weich, glatt und geschmeidig 
geworden. Decubitus fast gereinigt, verkleinert, flach. Fieber, abends 
40°. Stimme aphonisch. Noch immer flüssiger Stuhl zweimal täglich. 
Hochgradige Abmagerung. Es besteht Euphorie. Befund des Inter- 
nisten: „Nach mehreren Tagen leidlichen Befindens und. ohne Rassel- 
geräusche üter den Lungen — plötzliche Temperatursteigerung, 
Schmerzen in der linken Seite — Dämpfung im Bereich des unteren . 
Drittels des Unterlappens beiderseits, über denselben bronchiales Atem- 
geräusch; auch im rechten Unterlappen feuchte Rasselgeräusche. 
Therapie: Prießnitz, Digalen, Bolus. 

5. Februar. Befund des Internisten: „Dämpfungsbezirk weiter 
aufwärts reichend mit bronchialem Atemgeräusch und klingenden Rassel- 
geräuschen. Herztätigkeit schwankend; Puls weich.“ - 

6. Februar. „Dämpfung nach der linken Seite weiter ausgedehnt 
bis an die Herzgrenze heranreichend mit reichlichen klingenden Rassel- 
geräuschen. Links hinten in den unteren Partien Dämpfung etwas auf- 
gehellt, Atemgeräusch abgeschwächt. (Bildung eines kleinen Ergusses.) 
Rechts unten hinten reichlicher Rasselgeräusche. — Starke Atemnot. 
Völlige Aphonie, starke Trockenheit im Rachen. Reichlicherer AUS- 
wurf leicht blutigtingierter Schleimmassen. Noch immer Durchfall, 
große Schwäche. Abends Puls 120. Therapie: Digalen, Prießnitz. 

7. Februar. „Lunge freier, dagegen links vorn unten sowie in 
der Lingula am Herzrande reichliche klingende Rasselgeräusche UD 
deutliches Reiben an der Pleura, vielleicht auch am Perikard. Digalen, 
Prießnitz.“ Durchfall geringer. r 

8. Februar kein Durehfall mehr. Großer Schwächezustand. Vor- 
mittags klares Bewußtsein. Puls klein, irregulär. Die Haut zeigt nur 
noch an vereinzelten Stellen Schuppenkrustenauflagerungen, viele Stellen 
sind fast normal, an den unteren lixtremitäten schwache diffuse Rötung 
mit geringer weißlicher Schuppenbildung. Gesichtshaut dunkelbraun- 
rot, aber weich, nur stellenweise leicht schuppig. Atemnot. Puls rn 
Befund über den Lungen unverändert, nur rechts hinten unten an 
licherer Katarrh und weniger lauter Schall. Abends: Trachealrassè Ps 
kleiner frequenter Puls. Gesicht mit Schweiß bedeckt. Sensorium 
frei, geringer Erregungszustand. Digalen und Coffein zweistündiiei 
subeutan. Gegen 12 Uhr nachts hatte sich der Puls gehoben, der 
regungszustand steigerte sich; Patient verlangt nach Morphium. 

- 9. Februar. 121/ Uhr nachts Exitus letalis. 


Sektionsbefund a 
am ii. Februar, 10 Uhr morgens, Pathologisches Institut Göttingen 
(Obduzent: Herr Limper). 
Klinische Diagnose: Lungenentzündung. = 
: Pathologisch anatomische "Diagnose; Conf io ierte l0 2 x e 
läre Pneumonie im linken Oberlappen, lauası 
Pneumonie im rechten Oberlappen. Pleuritis Selm 
fibrinosa dextra und sinistra, Oedemapulmonu” 


L1. . Miam mns 


- in 


- lichen Di 


‚Noch erkennbar. 


| 
i x 
| : 
t 

F 


das dunkelbläulichrote 


raum 


. .elne etwa einpfenn 


T> e e ga 


. Schleimhaut des Darmes blag. 


Nephritis haemorrhagica. Varixknoten im Ösopha- 
gus: Sehnenflecke auf Epikard 
linken Ventrikels. Struma colloides diffusa. 


Leiche eines 1,70 m großen, bochgradig abgemagerten Mannes. 


Die Haut an Rumpf, Kopf und Extremitäten zeigt Rötung und schmutzig- 


ge und lamellöse Schuppung, die ähnlich wie - 


gelbbräunliche, borkenarti 
eine Ichthyosis aussieht. = Kae: er 
Brust: Zwerchfellstand: rechts‘ vierte Rippe, links vierter hin- 
terer linker Rippenbogen. — Bei Eröffnung der Brusthöhle befinden 
sich in der linken Pleurahöhle über 1000 cem einer trüben gelben 
flockigen Flüssigkeit. Im der rechten Pleurahöhle ebensolche Flüssig- 
keit, nur weniger als links..— Im Herzbeutel vermehrte. wäßrige klare 
Flüssigkeit. Herz von entsprechender Größe, fühlt sich rechts schlaff, 
links fest an. Epi- und Perikard spiegelnd glatt. Auf dem Epikard. 
des rechten Ventrikels, auf der: Vorderseite und auf der Rückseite des. 
linken Ventrikels je ein kinderhandtellergroßer grauweißlicher Sehnen- 
fleck. Trieuspidalis für drei ‚Finger durchgängig, Klappengewebe zart. 
Muskulatur rechts 4 mm dick, von braunroter Farbe, dicht an der Spitze 
etwas von Fett durchwachsen. Pulmonalis über den Klappen 7,8 cm 
weit. Mitralis für Zwei Finger durchgängig; Klappe zeigt am Schlie- 
Bungsrand grauweißliche unregelmäßige Verdickung. Muskulatur links 
bis 1,3 cm dick, auf Schnitt durch die Hinterwand des Ventrikels von 
braunroter Farbe~ Aorta über den Klappen 6,5 cm weit, Klappen zart. 
In der Intima aortae kleine graugelbliche Fleckchen in sehr geringer 
Zahl. Intima auffallend zart. Foramen ovale geschlossen. Intima der 
Kranzarterien durch zahlreiche graugelbliche und grauweißliche Ein- 
lagerungen verdickt. ee Ay | E Se 
Linke Lunge: Pleura. mit grauweißlichen abziehbaren Massen . 
bedeckt. Oberlappen voluminös, fühlt sich fest an. Unterlappen klein, 
zusammengedrängt. 'Oberlappen vollkommen luftleer. Schnittfläche ge- 
körnt und teils von graurötlicher, teils graugelblicher Farbe. Feine 
lobuläre Zeichnung ist noch erkennbar. Aus den graugelblichen Be- 
zirken entleert sich auf Druck trübe gelbliche zähe Flüssigkeit. Die 
graurötlichen Partien sind trocken. Unterlappen auf Schnitt grauröt- 
lich, von vermindertem Luftgehalt. Rechte Lunge: Oberlappen 
zeigt in geringer Ausdehnung grauweißlichen abkratzbaren Belag. Man 
fühlt im Oberlappen eine kleinnußgroße resistentere Partie, die sich 
auf dem Schnitt als ein ziemlich scharf gegen die Umgebung abge- 
grenzter graurötlicher Herd mit körniger Schnittfläche erweist, aus dem 
sich trübe, gelbliche zähe Flüssigkeit in geringer Menge ausdrücken läßt. 
Die übrigen Teile der rechten -Lunge sind sehr feucht; vom Schnitt 
fließt reichlich klare wäßrige schaumige Flüssigkeit. Drüsen an der 


` 


- Bifurkationsstelle schwarz und graurot gefärbt, desgleichen. die Bron- 


chialdrüsen. — Adenoides Gewebe am Zungengrunde sehr stark 
entwickelt. Tonsillen mandelgroß. Ausschnitt graurötlich, stark 


geklüftet. Pharynxschleimhaut blaurötlich. Ösophagusschleim- 


haut glatt, im unteren Teil derselben ein längsgestellter, klein- 
erbsengroßer Värixknoten.: Schleimhaut des Kehlkopfs, der Tra- 
chea und Bronchien leicht 'geröte. Brustaorta: Umfang 


5,1 cm; in der Intima zahlreiche graugelbliche Fleckehen. ß 

‚ Schilddrüse: Jeder Lappen gut kastaniengroß; auf Schnitt 
glasig mit feinen Kolloidpfröpfen. u | : >, 
Bauch: Bei Eröffnung des Abdomens liegen die blassen gelb- 
inndarmschlingen vor. Serosa glatt. Im Abdomen etwa 100 ccm 
larer wäßeriger Flüssigkeit. Milz etwas vergrößert, mäßig weich; 
Kapsel blaurötlich. Schnitt glatt. Pulpa blaßrötlich, Zeichnung er- 
kennbar, Follikel grauweißlich, desgleichen die Trabekel. Duodenum:. 
Schleimhaut leicht gelblich verfärbt. Magen enthält. etwas. schleimigen, ' 
grauweißlichen Inbalt, Schleimhaut blaß- und glatt. Pankr cas von 

, auf Schnitt Läppchenzeichnung deutlich; Farbe ‘grau- 


. guter Konsistenz 
er klein; Oberfläche glatt, auf Schnitt von blaßrötlich- . 


rötlich. Leb 
gelber Farbe; acinöse Zeichnung sehr zierlich und mäßig deutlich. In 


der Gallenblase hellgelbgrünliche Galle. Schleimhaut zeigt zier- 
liche Netzzeichnung. Beide Nebennieren ziemlich glatt. Rinde 
auf Schnitt gelblich, Mark - blaßbräunlichrot.. Beide Nieren kapseln 


Sub abziehbar, Oberflächen glatt, - graurot. f ] 
; An der Oberfläche eine Anzahl rundlicher bis 
eckiger kleinstecknadelkopfgroßer ‚roter Flecken. Auf Schnitt ‚sicht. 
man in der graurötlichen ‚Rinde  kleinstecknadelkopfgroße dunkel- 


gelbliche Pünktchen. Nierenzeichnung deutlich. Rinde gut gegen 
Mark abgesetzt, Nierenbecken und 
eteren schleimhaut glatt und blaß. Harnblaäsenschleimhaut 
anig Iniziert. Rectum: Schleimhaut grünbläulich. Prostata 
„. Walnußgroß. Auf Schnitt graugelblich. Samenbläschen ehtbalten 
p'asigen bräunlichen Inhalt in braunwandigen Kammern. Bauchaorta: 
Olima zeigt etwa fingerbreit oberhalb des Abgangs der Nierengefäße 
igstückgroße, grauweiße plaqueartige Verdiekung. 
Umfang der Bauchaorta oberhalb der Nierengefäße 
den etwa taubeneigroß. Auf Schnitt bräunlich- 
en Leistenbeuge einige kirschkern- bis kleinkirsch- 
grauweißlich mit rötlichen Flecken. 


k 7 sonst zart. 

N cm. Beide Ho 
gelblich. In der lin] 
große Lymphdrüsen, auf Schnitt 


und ei: ehirn: Im Sinus longitudinalis superior etwas flüssiges Blut 
stark Die Subarachnoidalräume an ‘der Hirnoberfläche. ziemlich 
Was Setüllt mit wäßriger klarer Flüssigkeit.\ In den Hirnventrikeln 
vermehrte wäßrige Flüssigkeit. Groß- und: Kleinhirnhemi- 


Apr 0. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14. 
. sphären. blutreich und ‘von güter Konsistenz. 
tes: rechten und 


Rechts 'fötale Lappung | 


Pen . ~ go AR 


— ’ 


kar PLAT 


por 5 - 
ý Lu 


Centrale Ganglien, Pons, 

Medulla oblongata von guter Zeichnung. Re a % 
| Gewichte:. Herz 280 g; Milz 160 g; Leber 1420 g; Neben- 
-nieren je.7 g; rechte‘ Niere 135 g; linke ‘Niere 140 g; Hoden je 18 g. 
 Mikroskopische Untersuchung der Niere: In 
Kapselräumen der Malpig.hischen Körperchen maschig-wabige 


~ 


in den’ Tubuli ćontorti, Glomeruli: Zellen zeigen gute Kernfärbung, 
Capillaren, gut gefüllt.. An den Endothelien der Bau man n schen 
Kapsel keine Reizerscheinungen. Die Epithelien der gewundenen und 
geraden  Kanälchen in geringem Maße geschwollen, zum Teil ohne 
scharfe Abgrenzung nach dem Lumen. Ihre Kerne durchweg gut er- 
halten. In den Tubuli recti stellenweise reichlich rote Blutkörperchen. — 


‘Die Untersuchun 
negatives Resultat. - \ = 
Das der Leiche entnommene Blut sowie Lumbalpunktat 
hatte so starke Eigenhemmung, daß die Wassermannsche Reaktion 


| damit nicht ausgeführt werden: konnte. 


~ Zusammenfassung: Ein 4ijähriger Mann leidet an 
einer etwa zehn Wochen alten: unbehandelten Syphilis; an floriden 
Symptomen besteht ein maculo-papulöses “Exanthem, allgemeine 
Drüseuschwellung, ein fast rückgebildeter Tnitialaffekt am Penis. 
Wassermann: positiv. Im übrigen gesunde Organe; die bestehende 


| Anämie dürfte als luetisches Symptom zu gelten haben, Es er- 


folgt Behandlung ausschließlich mit Silber- 
salvarsan, Die beiden ersten Infusionen, zu je 0,2 g, im 
‚fünftägigen' Intervall. Alsdann in -sieben- bis zelntägigen Pausen 
weitere fünf Infusionen, davon . drei zu 0,2 g, zwei zu 0,15 g 
Substanz. Also im ganzen. werden innerhalb von 42 Tagen 1,3 g 
Silbersalvarsan intravenös verabreicht. Es treten nach der ersten 
Injektion Fieber, Schüttelfrost, Mattigkeit bis zum Abend anhaltend 


ein. Nach’der dritten Injektion leichte. Benommenheit und Kopt-. 


druck; dieselben Erscheinungen länger anhaltend nach der vierten 
Einspritzung. In dieser Zeit sind alle manifesten luetischen: Er- 
' scheinungen rückgebildet. Nach der sechsten Injektion besteht, 
etwa, vier bis fünf Tage danach sich entwickelnd, ein geringfügiges 
'Gesichtserythem. Nach der siebenten Injektion, welche neun Tage 
nach der sechsten erfolgte, nehmen die Hauterscheinungen zu, so- 
daß etwa acht Tage später der Kranke mit einer überaus intensiven 
nässenden perakuten Dermatitis im Gesicht, an Hals und Händen 
angetroffen wird. ‘Wiederum ‚acht Tage später, also etwa 16 Tage 
nach der letzten Injektion, hat sich. der Zustand arg verschlimmert. 
Fieber 40°. Im.Gesicht eine diffuse nässende, krustöse und eitrige 
Dermatitis, besonders starkes Lidödem, starke Conjunctivitis. 
Außer dem Gesicht ist nun aber die gesamte Körperdecke.ergriffen, 
eine universelle Dermatitis ist entstanden mit 
Nässen, Rhagaden und Krustenbildung: Schwere Prostration. 
. Während namentlich an den Gelenken und Hautduplikaturen ebenso 
wie im Gesicht die Bildung mächtiger schwarzbrauner verrueöser 
Schuppen und papillärer Krustenmassen vorwaltet, am Halse und 
Genitale und einigen anderen zarteren Hautstellen Rötung und 
diffuses Nässen in den Vordergrund treten, ist -am übrigen Inte- 
gument sehr bald eine großlamellöse blätterteigartige Abschuppung 
wahrzunehmen. Zu den Hautveränderungen gesellen sich Schleim- 


IB 

l 

l 

| 
} 
LE 


BEER 
FREE SE KERPEN E DEE EEE h 
Ze EEE I TI TI A TT 
EI INT GE A G OEE 7 ITCTEIC HL TAT 
Lt TI IT TTS IT TITELN 171071: 
ERST 4 E O ERHEBEN BED FED S BEGEHEN O S BS S S ERREGT S O DER ME y ZA DA ED A OD a ADG S 
EOC A RE. Y E N 77T AE E N Ze nun 
EA DENEN RA CNN N A A O D F A E OY ST ORS ONA DEY O U DE D NET DN A EDE MEERE 
CURNA ONEN A UE DAR OHG D E RA "A: S E ED PN P ARENY KRETA: EA T D REG 
SRNE ARES A EN A AR U S AG E G OEN G AN GES BREMER A Y O D W j ASER mg 
thee A HH HH HH IH 
HUREN T HER Wan N HRSERHEN 3 >>, "SAN E AA VORGE ADN | 1 DEREN A NE F ON A E D ERGEBEN DER BEER E 
I HH S SD SO SN 
Hf OmDA STA S E A A E A A TE) A A DENE? Ei N A BEE A A O S O S EBESSENE! 
py og SEEN EAS R S A ORE OS G. > u: S JA BGE ‚GG TEN A DTSCH NED DOEA EN A R R | 
Pi BEE E E A AE II} HH 
m "A SE DE OSE ESEN 
n n - —— 


hauterscheinungen, namentlich der Conjunetiven, ~ Eine Rauhig- 
keit der Stimme, die sehr frühzeitig eintrat, führte alsbald zu mehr 


weniger vollständiger Aphonie. Diffus geiötete Stimmbänder bilden ~ 
den laryngoskopischen Befund. Urin dunkel, aber eiweiß- und 


zuckerfrei. Wenige Tage später tritt psychische und motorisch 


Unruhe ‘ein, hochgradige Polylalie, mit gelegentlicher beinahe. 


manjäkalischer Steigerung. Das Fieber unregelmäßig. Pupillen 
sehr eng, reagierend auf Lichteinfall. Abmagerung. Etwa fünf 
Tage nach der schweren Prostration läßt das Fieber etwas nach, 
die. Stimme kräftigt sich etwas, das aufgeregte Wesen .legt sich 


1) Herr Prof. Heubner (Göttingen) ließ freundlicherweise in 


‚seinem Institut von Herrn Cand. med. H. H ü s g e n die Analyse ausführen, 


x 
’ `~ 


—_ 


7 : 
a Dan i i ` 
B a . 
ii . y . pe = ` ” ’ ` 
So ER -a A £ á E 
Sy be le ‘ t wE Te a 7 
2 : Hr > 
a . xa ; 
y ' Bee . 
3 P x - . a; ' 


den 
‚schwach mit Eosin gefärbte Massen ohne zellige. Elemente; desgleichen 


g der Leber auf. Arsen?) ergab ein völlig 


\ 
N nt en 
ELITE Den un ` . vor 
N Ri \ 
$. EI A 2 


PPE par 
ia 


Bin‘ 
2 


NE ae, 
~ 
paan 


ul 


Fer: 
no nn 2 u 


~ 
aA Arie, 

-a` ke^.. 
v, ept m 


rei u 


SR Urn > rn 


ve i a t SEERA 
DT g 


J ad. 
ES BE ER 


= 7% 


= 
Eae - ps sÀ g = 
al Zur Zu, ®, 
BE. a O ae E 
IEA aak 2 Be 


PINS 
at de 


ler 
no 
Di 


: RE 
ase E S 
Ka er NE 
Ei 

k 


Neal 

a ` 

win aS 
Ea 


DENN: as 
u. 


A 
= > 
are E O O š 
= youtu 


un, 


pai 
ve am ee 
. 
= 


= 
e- orem 
æn 


Te. 
` 


2 s t 
ee 
nr 


z . on 2 j A j > 5 
a ne ae en rn korean ee e en En ` m, RER EEE E E R EIER RER a Aa aA Ee EE le BEE RR 
nn — 4 a Mn EN R E G, = m eg a ee en TI 


-emr e 


i 


332 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14. 


allmählich. Die Hautschwellung und Hautrötung im Gesicht sind 
geringer geworden, die Krusten- und Schuppenauflagerungen 
vrößtenteils entfernt. Auch sonst an der Körperhaut geringere 
entzündliche Erscheinungen und beginnende Abschuppung in 
oroßen Lamellen, die alsbald in übertellergroßen mächtigen Fetzen 
abfallen oder leicht abgezogen werden können; nur an den Gelenk- 
falten noch tiefe, leicht blutende, schmerzhafte Rhagaden und 
verruco-papillomatöse Schuppen- und Krustenauflagerungen. Es 
stellt sich etwas Kurzatmigkeit, Husten_und Auswurf ein; es 
werden verschärftes Atmen und mittelgroßblasige feuchte Rassel- 
geräusche über dem linken Unterlappen der Lunge festgestellt. 
Allmählicher Fieberanstieg, rasch zunehmende Abmage- 
rung. 
Während der ganzen Beobachtungszeit keine Sensibilitäts- 
störungen, keine Lähmungs- noch Krampferscheinungen; Patellar- 
‘reflexe und Fußklonus zeitweise gesteigert; kein Cremasterreflex, 
Pupillen andauernd auffallend eng. Es tritt über beiden unteren 
Lungenabschnitten leichte Dämpfung auf, feuchte Rasselgeräusche 
mehren sich; Herzaktion kräftig. Es besteht starker Tränenfluß 
bei leichtem Eetropium der beiden unteren Augenlider, noch 
immer lebhafte diffuse Rötung und Schwellung der Conjunctiven. 
Die Stimme wechselnd, bald kräftiger, bald ganz aphonisch. Die 
Mundhöhle ist trocken, der Rachen gerötet. Gelegentlich phan- 
tasiert der Kranke, ist jedoch meistens klar und zeigt keine Exal- 
tation mehr, Das Lidödem ist so weit abgeschwollen, daß die 
Augen spontan geöffnet werden können. Am Halse, in den Axillar- 
eruben und Genito-Cruralfalten ist die Haut diffus rot, aufge- 
schwollen, maceriert und mit nußgroßen schmerartigen Massen 
belegt. Die Haut am Stamm und an den Extremitäten im all- 


~ gemeinen noch diffus rot, doch weich und dünn und in großen 


Lamellen exfoliierend. Die Gesichtshaut braunrot, trocken, hier und 
da mit papillären dunkelbraunen Schuppenkrusten bedeckt. In 
den darauffolgenden’ Tagen nehmen sämtliche entzündliche Er- 
scheinungen der Haut an Intensität ab, um schließlich an den 
Extremitäten bis auf geringe--Rötung und Schuppung zurück- 
zugehen und am Stamm einer glatten, weichen und blassen Haut- 
beschaffenheit Platz zu machen. Auch die Gesichtshaut wird 
‚dunkelbräunliehrot, verliert jeden Schwellungszustand, zeigt nur 
hier und da noch geringfügige Schuppenkrustenbildung. Trotz 
der offensichtlichen Rückbildung der Haut- 
erscheinungen zunehmende Abmagerung. Decu- 
bitusentwicklung. Die Lungenerscheinungen zeigen sich nach 
vorübergehender Besserung wieder im Zunehmen begriffen, die 
Dämpfung steigt, bronchiales Atmen und klingende Rasselgeräusche 
treten auf; Puls wird weich. Zunehmende Atemnot. Auswurf 
leicht blutig-tingierten Sputums. Durchfall, große Schwäche, 
Aphonie. Keine Bewußtseinstrübung. Unter Zunahme der Lungen- 
erscheinungen tritt der Tod ein. 

Die Sektion ergibt in der linken Pleurahöhle über 
1000 cem einer trüben gelben flockigen Flüssigkeit, in der rechten 
Pleurahöhle wesentlich geringeres Maß derselben Flüssigkeit; die 
linke Pleura ist mit fibrinösen Massen bedeckt, wesentlich geringer 
die rechte Pleura — also Pleuritis serofibrinosa dextra und sinistra. 
Ferner typische lobuläre pneumonische Herde in beiden Ober- 
lappen. Die unteren Teile der rechten Lunge sind ödematös. Die 
Coronararterien wiesen deutliche sklerotische Veränderungen auf. 
Epikardiale Sehnenflecke; auch die Intima der Brustaorta zeigt 
graugelbe Fleckchen eingelagert. In der Struma koloide Ent- 
artung. Die Bauchorgane frei von belangvolleren Erscheinungen 
bis auf die Nieren, deren verhältnismäßig geringe makroskopische 
Veränderungen aber bei mikroskopischer Untersuchung die Diagnose 
Nephritis haemorrhagica rechtfertigen. Freilich sind auch die histo- 
logischen Befunde nicht besonders hochgradig. 

Lumbalflüssigkeit und Blutserum, der Leiche entnommen, er- 
gaben leider kein brauchbares Material für die Seroreaktion infolge 
zu starker Eigenhemmung. Es sei hier aber daran erinnert, daß 
nach der sechsten Silbersalvarsaninjektion das Blutserum nach 
Wassermann negativ reagierte. 

Greifbare luetische Erscheinungen wurden bei der Sektion 
nicht mehr gefunden. In der Leber war kein Arsen 
mehr nachweislich vorhanden. 

Durch den unheilvollen Ausgang ist de Bewertung des 
Heilresultats des Silbersalvarsans im vorliegenden 
Falle von untergeordneter Bedeutung. Immerhin sei hervorgehoben, 
daß der Beginn einer Rückbildung des Exanthems schon nach der 
ersten Dosis von 0,2 des Mittels einsetzte, wenn auch ein völliger 
Schwund der entzündlichen Erscheinungen der Haut erst nach der 


Nebenerscheinungen. 
Reihenfolge der Einspritzungen kein entsprechendes Verhalten er- 
kennen. 
spritzung machen sich Nebenwirkungen bemerkbar, während sie 
bei der zweiten, fünften und sechsten Injektion ausbleiben. Die 
beiden letzterwähnten Injektionen wurden zwar mit geringerer 
Substanzmenge (0,15) ausgeführt, aber die zweite Einspritzung 
verlief auch bei 0,2 g Substanzverwertung glatt. 
floriden Stadium der Erkrankung nach der ersten Injektion Schüttel- 
frost und Mattigkeit nebst Fieber auftraten, ist aus dem Zerfall 
der abgetöteten Spirochäten und dem Freiwerden von Endotoxinen 
nach herrschender Auffassung erklärlich. Warum aber nach der 
dritten Infusion geringe Temperaturerhöhung und Kopfbenommenheit 
eintraten, ist ebenso unersichtlich, als im erhöhten Maße die All- 
gemeinerscheinungen nach der vierten Spritze nicht mehr auf 
nekrobiotische Vorgänge des Virus zurückgeführt werden können. 


Menschen mindestens nicht ausgeschlossen. 


' wesentlichen Besserung der letzteren ohne entsprechende 


-` 


6. April. 


vierten Einspritzung, nach im ganzen 0,5 Substanz, festzustellen 
war. Nach der sechsten Infusion fiel die \Vassermannsche Sero- 
reaktion negativ aus. 


Wichtiger sind schon die bei den Infusionen zutage tretenden 
Dieselben lassen hinsichtlich der 


Nach der ersten, dritten, vierten und siebenten Ein- 


Daß bei dem 


Naheliegend ist der Vorwurf einer nicht e inwand- 


freien Technik. Es wird stets täglich frisch (im Katzschen 
Apparat selbst hergestelltes) destilliertes Wasser verwendet; pein- 
lichste Asepsis der Gefäße und Instrumente ist gewährleistet. Die 
Substanz wird kurz vor der Injektion jedes einzelnen Patienten 
gelöst in 20 cem Wasser und nach gründlicher völliger Lösung 
mit ausgekochter Glasspritze ganz langsam innerhalb zwei bis drei 
Minuten in die Armvene unter allen notwendigen Cautelen in- 
fundiert. 
Einspritzungen zu gleicher Zeit hergestellt, niemals entstand ein 
Verzug in der Verabreichung nach erfolgter Lösung. Diese letztere 
wurde stets genau kontrolliert, ungelöste Partikel hätten ja auch 
kaum die enge Kanüle passiert; schließlich hätten sich Störungen 
durch einverleibte Substanzteile alsbald nach der Injektion geltend 
machen müssen, wenn nicht überhaupt eine. sofortige Lösung solch 
kleiner Partikelchen im Blute erfolgen sollte. 
Fehler scheint mir daher für die Nebenwirkungen nicht recht an- 
nehmbar. 
bezug auf ihre Häufigkeit gewiß nicht zu überschätzenden toxl- 


Niemals wurde eine Lösung für zwei oder mehrere 


Ein technischer 
Es scheint eben doch die Annahme einer gewissen, IN 


Silbersalvarsans für den 
Die Höhe der Dosis 
scheint nach den Angaben der maßgebenden Forscher und nach. 
der bisher vorliegenden Literatur nicht zu hoch gegriffen, zumal 


schen Wirkung des 


in Anbetracht der immer länger gewählten Zeitzwischenräume 


zwischen den einzelnen Einspritzungen. 

= Neben der. Haut zeigten auch die Schleimhäu te Be- 
teiligung am Krankheitsvorgang. In erster Linie die Conjunctiven. 
Diese waren chemotisch, diffus geschwollen, eine starke anfangs 
eitrige, später seröse Exsudation machte sich bemerkbar; Hand M - 
Hand damit ging ein Ectropium der unteren Augenlider, anfänglich 
überaus starkes Ödem sämtlicher Augenlider.. Die unteren Cilien 
fielen aus, die oberen wurden spärlicher und verklebten büschel- 
förmig miteinander. — Die Rachenschleimhaut war gerötet, trockener 
Schleim ‘und zäher Speichel lagerten vielfach in der Mundhöhle; 
gelegentlich wurde über Trockenheit im Halse geklagt. — Die 
Stimmbänder waren diffus rot, auch die Larynxschleimhaut. Schlieb- 
lich fand sich noch bei der Sektion die „Schleimhaut des Kehl- 


'kopfs, der Trachea und der Bronchien leicht gerötet, die Pharyn*- 


schleimhaut blaurötlich“. | 
‚ Stellen die Schleimhauterscheinungen keine besonders hoch- 
gradigen pathologischen Veränderungen dar, so verlor auch das 
Exanthem mit der Zeit und vielleicht unter der sorgsam durch- 
geführten Salbenbehandlung seine Akuität; ja die entzündlichen 
Symptome klangen so weit ab, daß weder von einer universellen 
Erkrankung der Haut noch von einer nennenswerten Dermatitis 
schließlich mehr die Rede sein konnte. Es verlor also das Exanthet 


an sich seinen bösartigen Charakter und ging so weit zurück, d 


dadurch keine Lebensgefahr mehr bedingt sein konnte. Trotzdem 
aber schritten der Kräfteverfail und die Abmagerung rapide Vor- 
wärts, ohne daß daran die intercurrenten Lungenerscheinungen 
schuld sein konnten. Denn es kam ja zu einer vorübergehen si 
flussung jener Zustände. Auch in diesem Verhältnis des S16 
rückbildenden Exanthems zur zunehmenden Verschlechteruns des 
Allgemeinzustandes liegt der Ausdruck der Toxizität des gesamten 
Symptomenkomplexes. Ob nun dabei von der Haut her Resorption 
giftiger Stoffe ins Innere erfolgte oder ob die Hautveränderungeð 


= 1 


a E 


Semer Fälle von einem 34 


Laer 


‚ulagerungen, sondern insbesondere die allmählich immer deut- 
liehere dunkelbraunrote Verfärbung der Gesichtshaut sind neben 
den Schleimhautsymptomen Erscheinungen, wie sie bei Arsen- 
Wirkung beobachtet werden.. -Auch Erfahrungen, die man bei den 
bisherigen Salvarsan präparaten nach dieser. Richtung gemacht hat, 


Sprechen in diesem Sinne. Brauer') z. B. berichtet unter Nr. 5 
jährigen Manne, welcher nach 1,6 g 


à varsan ein ursprünglich erythemato-urticarielles Exanthem be- 
eini das nach wenigen Tagen zu einer mit schwerster Prostration 
inergehenden universellen serofibrinösen Dermatitis sich aus- 


in ER 


- 1) A. Brauer, Zur Kenntnis der Salvarsandermatosen. Derm. 


` „Zsehr. 1912, Bd. 19, H. 9, 8,800. 


- 
.. 


überempfindlichen Individualität im Sinne idiosynkra- 


sischer Veranlagung. Daß dieselbe nicht in einem besonders aus-- 


gesprochenen Maße vorgelegen hat, beweist ja die teilweise völlig 


symptomlos einhergehende teilweise mit. verhältnismäßig geringen 
Nebenerscheinungen verbundene siebenmalige Einverleibung von 
im ganzen 1,3 Substanz Silbersalvarsan. Aufspeicherung, zu 


schnelle Verabreichung, starke Reaktion, syphilitisch veränderter . 
lebenswichtiger Organe waren, wie wir sahen, ebenfalls unwahr- 


1) H. Müller, Silbersalvarsannatrium-Behandlung der Syphilis 


D. m. W. 1918, Nr. 51, S. 1415, 


x g 
3 5 E . 


mu a a a ne ea am BETEN: 
-0 gas 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14. u TPAR 333: e 1A Es: Mae 
Y e e pren pia | er en We FRE en, Be AE ae N H a F 
nur als toxische Quote einer allgemeinen Protoplasmaschädigung | bildete. -Unter zunehmendem Temperaturanstieg erfolgte der Exitus. | f a pn 
anzusehen sind, bleibe dahingestellt. > 2 >00 | ‚Müller!) erlebte‘ übrigens nach : 0,4 Silbersalvarsan, ein scarla- 1. BEANS 
Besondere Aufmerksamkeit erheischen die cerebralen | tiniförmes Exanthem mit 89° Fieber. ©. > 2 HE: E 
Symptome, welche nach Entwicklung des universellen Exan- ‘Auch das’ Auftreten der -cerebralen Symptome während der MUE - 
thems auftraten. Psychische und motorische Unruhe, delirante. | Dermatitis universalis legt die Annahme einer: einheitlichen Schäd- HE t a 
Zustände standen im Vordergrund. Leichte Erhöhung der Reflex- | lichkeit als Ursache nahe; und daß solche Erscheinungen psychischer Bl 
erıregbarkeit war stellenweise vorhanden, auffallende Pupillen- |- und: motorischer Erregungen durch Sälvarsanpräparate oft’ hervor- ih, re), 
verengerung; keine Krämpfe, keine Lähmungen, keine Sensibilitäts- | gerufen werden, ist ja eine unbestreitbare-Tatsache. ` ° ` ah SRH TH 
stöorungen. Der vorliegende Symptomenkomplex erinnert lebhaft | Die im Sinne der Jarisch-Herxheimerschen Re- AE e 
an jene Zustände, die als Hirnschwellungssymptome vorkommen | aktion gedeuteten Hirnschwellungszustände Ri: 
sollen oder als Erscheinungen leichter. akuter Encephalitis ange- | sollen durch den schnellen Zerfall der 'Spirochäten züstande ‚SET, re 
sprochen werden. ser | "0000 | kommen, jedenfalls durch biologische Vorgänge derselben bedingt 1 e A L 
Zur Beurteilung der geschilderten Krankheitserscheinungen | sein oder ein durch Syphilistoxin a priori ‚sensibilisiertes. Gewebe Ue AE 
ist die Betrachtung der Wirkung des Medikamentes von der des, | erweist sich als salvarsanüberempfindlich (P in k u s). Andererseits Ha BETH a 
organischen Leidens nicht zu trennen. > ii ~. '_ | werden einschlägige Erscheinungen - der Toxizität des Mittels zu- Lars Fels i 
Neben der Bewertung des wirksamen Stoffes gebührt mithin | gerechnet oder auch auf technische Fehler zurückgeführt. — In 4 RAT Ti? 
nicht mindere Beachtung der Geländebeschaffenheit, | unserem Falle traten die ersten Reizerscheinungen seitens des f re oe 
Es kann heutzutage als unberechtigt erachtet werden, Salvarsan, | Centralnervensystems 18 . Tage. nach der siebenten und letzten Kin a 5 
in welcher Zusammensetzung. und Form es auch sei, einem durch | Silbersalvarsaninfusion auf, zu einer Zeit, da’ die klinischen: a 
anderweite Krankheiten schwer geschädigten, in seiner Widerstands- | Symptome der Syphilis längst völlig geschwunden ‚waren und auch A FE FOR 
fähigkeit stark geschwächten Organismus einzuverleiben. Unser | die 'Seroreaktion bereits negativ geworden war. .Nun könnte man ROR oar 
Kranker befand sieh sichtlich in guter Form. Er war ein in der | zwar einwenden, daß in der nervösen Substanz das Salvarsan H ar a 
Vollkraft seiner Jahre überaus tätiger Geistesarbeiter, der Keinerlei | wesentlich erschwerte Angriffsmöglichkeit bekanntlich findet und u. Re 
konsumierende-Krankheiten überstanden hatte, noch zurzeit Spuren | daß so erst eine spätere Verankerung des Medikamentes mit .der ah an e 
-irgendwelcher Organstörung aufwies. Auch die Autopsie erwies | Anhäufung wirksamer Substanz zu greifbaren’ Folgen führte, das | PERMIE p e o 
...ja im allgemeinen die Richtigkeit dieser Annahme, abgesehen von | heißt eine Gewebsreaktion im Gehirn herbeiführte, Nachdem aber E We 
der Sklerose der Coronararterien. Es war daher von vornherein | bereits bei den ‘ersten Injektionen lebhafte Kopfschmerzen, Ein- 1121 E E 
anzunehmen, daß die Verabreichung des Silbersalvarsans in er- | genommenheit des Kopfes usw. zu verzeichnen waren, liegt es Ei nn 
.laubter Dosierung anstandslos vertragen würde. Die Reaktion der‘ | nahe, falls man überhaupt eine Hirnschwellung: solchen Erschei- BEN ee 
. Krankheitserscheinungen auf die Heilsubstanz trat in wünschens- | nungen zugrunde legen will, sie damals anzunehmen; damit wäre a © 
. . Werter Weise und sicher zutage; von. idiosynkrasischen Symptomen | diese Auffassung für die so spät einsetzenden :cerebralen Symptome 1. 
‘konnte keine Rede sein, | | . | -.. [als Hirnschwellungserscheinungen aber hinfällig. Daß eine 'aus-. I. i a o 
ar Da setzt zwischen sechster. und.. siebenter Injektion ein | gesprochene ` Encephalitis haemorrhagica nicht in. Se a . 
‚Erythem der Gesichtshaut ein.. Wie bekannt und auch | Betracht kommt, hat schließlich die Autopsie ergeben. Immerhin ii o - 
von uns überaus häufig beobachtet ist, tritt während oder sehr | scheint es auch bezüglich der cerebralen Symptome in unserem ii ia i: 
. bald auch nach langsamster Infusion von Silbersalvarsan eine | Falle naheliegend, an eine toxische Wirkung des Medikamentes zu i + Een 
kongestive ziemlich lebhafte Rötung der Gesichtshaut auf, die von | denken. ee, n e A | | ARS lS iE 
-vorübergehender Dauer bis zu zehn -Minuten etwa anhalten kann. Freilich steht der Annahme einer mangelhaften Ausscheidung | Hide: RAE 
Diese yon Kolle schon erwähnten vasomotorischen Störungen |: und damit einer Retention größerer Silbersalvarsanmengen in den Ge- Ta! en : 
- konnten auch in unserem Falle; vielleicht etwas verspätet auf- | weben einerseits der Mangel gröberer Gewebsveränderungen an den ERBEN ee u 
tretend und länger dauernd, angenommen werden und konnten | Organen entgegen, nur verhältnismäßig : geringe Nierenepithel- PRATET TORDO 
bei dem sonst durchaus ungestörten Allgemeinbefinden und, der | schädigung ist zu verzeichnen, welche klinisch nicht. einmal in PIRA ji ! 
\Geringfügigkeit der Erscheinungen keinen Gegengrund für die | einem nachweisbaren Eiweißgehalt im Urin ihren Ausdruck Land. LE SN AAR 
‘ ‚Fortführung der Behandlung damals abgeben. So erfolgte die | Andererseits war in der-Leber keinerlei Spur von Arsen mehr auf- EN er 
.siebente Injektion. Dieselbe machte keine nennenswerten: All- | findbar.. Es ist also eine glatte Verarbeitung und ‘Ausscheidung. ` jA Ei hi an 
gemeinstörungen, doch führte sie zu einer beträchtlichen Zunahme | des einverleibten Silbersalvarsans durchaus annehmbar, womit zu- 1 I AREA 
des Erythems, das sich alsbald zu einer Dermatitis acuta | gleich der Gedanke an eine Überdosierung aufgegeben werden kann. 132. 
auswuchs. Neun Tage nach der. Injektion besteht eine- perakute | Es bleibt somit schließlich nichts übrig, als im vorliegenden A EREN E: 
nassende Hautentzündurg im Gesicht und an den Händen, nach | Falle an eine ohne gröbere Strukturveränderungen der- Gewebe OER E <- 
‚weiteren sieben Tagen’ hat sich ein schwerer Kränkheitszustand | einhergehende Parenchymschädigung durch das Silbersalvarsan zu ee Wi: 
mit einer hochgradigen universellen Dermatitis ent- | denken. Dafür spricht ja auch der deletäre Ausgang, die hoèh- FEAR Bi}: 
wickelt; es kommt zu dem Bilde. einer universellen -exfoli- | gradige Abmagerung trotz deutlicher Rückbildung der klinischen 2 
lerenden Erythrodermie, welche dem Bazinschen und | Hautveränderungen und der cerebralen Reizsymptome. | 7 7 
... 2eSnlerschen Typus der Herpetides 'exfoliatrices malignes oder | Die Annahme, -daß einer nebenherlaufenden Organ- ER =}. 
g ‘_Erythrodermies exfoliantes pernicieuses wesensverwandt’ erscheint. | erkrankung eine Überempfindlichkeit gegen Silbersalvarsan in er T i RE 
" Die Bejahung der Frage, ob das ganze vorliegende Krankheitsbild | unserem Fälle zużuschreiben sei, ist nach dem Sektionsbefund’ min- I 
-der Haut mit der Verabreichung des Silbersalvarsans in Beziehung | destens höchst unwahrscheinlich. Auch für die Annahme eines zu- Pe = ©. 
steht, geht wohl daraus klar hervor, daß nach der erneuten Injek- | fälligen Zusammentreffens einer anderen schweren toxischen oder a a u Fra 
„ tion das Erythem zu der .Dermatitis sich auswuchs. Aber auch | infektiösen Noxe mit der Injektion, auf. die Herr Geh.-Rat Kolle EE e a 
. die Hautveränderungen, die sich allmählich entwickelten und ver- | mich hinweist, liegt weder ein klinischer noch pathologisch- PAR Moal 
änderten, ließen zwanglos an ein durch das arsenbaltige Medi- | anatomischer-Grund vor. Es verdient vielleicht hier eigens darauf - gi piee 
kament verursachtes ‚Exanthem denken. Die ausgesprochene | aufmerksam gemacht zu werden, daß ‚von jeder, auch lokaler f hie, 
: Neigung zur Bildung keratotischer Massen, die verruco-papilloma- | Quecksilberbehandlung abgesehen wurde, -sodaß eine Ye 
Osen Schuppenkrustenbildungen, die dunkle Farbe nicht nur der | Schädigung der Gewebe durch Überlastung mit zwei Metallen u 
; nicht in Frage kommt. _ on ee r t Mn 
Bleibt schließlich noch die Vorstellung einer silbersalvarsan- ` L- e 


a Ze Bu 
——t ı 


nm. ms 


a ani 
u m 


A 


— 


a erua 


ee) 
1 


‘der persönliche Eindruck reicht, möchte ich annehmen, daß die 


' denen die, Truppen ausgesetzt waren. 


884 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14. | 


Fr j -> 
De > 


6. April. 


scheinlich. Es- wäre somit nur noch anzunehmen, daß durch die ! des Heeres spielten, ist das Material des einzelnen begreiflicher- 


häufigere Finverleibung des Mittels allmählich. eine Über- 
empfindlichkeit des Organismus erworben wurde, die schließlich 
durch eine früher anstandslos vertragene Dosis von Silbersalvarsan 
schwere Stofiwechselstörungen herbeiführte, denen der Organismus 
erlag. Daß wir uns aber damit durchaus im Bereich des Hypo- 
thetischen befinden, liegt klar zutage. 5 

An und für sich erfolgte der tödliche Ausgang durch die 
pneumonischen Lungenveränderungen, einen Symptomenkomplex, 
welcher mit einer Salvarsan-Intoxikation nichts zu tun hat. Ja, man 
kann weiter sagen, daß die bedrohlichen Nebenerscheinungen der 
Sıalvarsantherapie: die universelle Erythrodermie und die Gehirn- 
symptome im wesentlichen abgelaufen waren, als sich der Aus- 
gang zum Schlimmen wendete, daß also an direkten Intoxikations- 
wirkungen der Organismus nicht zugrunde ging. 

Da andererseits der Patient im vollkräftigen Mannesalter 
stand und keine schweren sonstigen Organstörungen vorlagen, 
wäre zu erwarten gewesen, daß die von vornherein sorgsam be- 
achtete Lungenaffektion intercurrent glücklich überstanden wäre, 
wenn nicht eine- speeifische Schädigung die körperliche 
Widerstandskraft herabgesetzt gehabt hätte. Die Syphilis 
als solche ist kaum für diese Zustandsänderung in Rechnung zu stellen 
mangels nennenswerter klinischer und pathologischer einschlägiger 
Befunde und angesichts der sichtlichen Rückbildung der luetischen 
Manifestationen auf die Behandlung hin; die auffällige Erscheinung, 
daß trotz Fehlens luetischer Symptome, trotz Rückgangs der 
Intoxikationsmerkmale, trotz: zeitweiliger Remission der pleuritisch- 
pneumonischen Herde bei zunehmender Abmagerung ein sichtlicher 
Kräfteverfall Platz griff, weist immer wieder darauf hin, daß eine 
allgemeine Schädigung toxischer Natur bestand, die den 
deletären Ausgang, vielleicht auch ohne die intereurrente Lungen- 
erkrankung, herbeigeführt. haben würde. 


Umfrage , 
über 


Verlaufseigentümlichkeiten organischer Nerven- 
krankheiten bei Kriegsteilnehmern. 


(Fortsetzung aus Nr. 12.) 


Geh. Med.-Rat Prof. Dr. W. His, Berlin, 
I. medizinische Klinik der Charite: 


1. Statistische Aufstellungen liegen noch nicht vor. Soweit 
Verhältnisse des Krieges weder auf die Entstehung noch auf den 
Verlauf organischer Nervenkrankheiten eingewirkt haben. 

2. Die Häufigkeit dieser Krankheiten darf nicht nach den 
Nervenstationen der Etappe oder Heimat beurteilt werden; bei den 
A'ruppen und in den Durchgangsstationen, den Feld- und Kriegs- 
lazaretten waren sie sehr selten und ihr Auftreten stand nicht in 
Beziehung zur Größe der körperlichen oder seelischen Strapazen, 


3. Der Verlauf der Nervenkrankheiten, der infektiösen Neuri- 

{iden, der multiplen Sklerose und ebenso der Tabes und Paralyse 
wich in keiner Weise vom Gewohnten ab. 
4. Aufbrauchserscheinungen im Sinne Edingers sind 
nicht hervorgetreten. Man hätte etwa bei Bleisteckschüssen der 
Infanteristen Peroneuslähmungen erwarten können. Mir ist kein 
Fall der Art vorgekommen. Ein Mann mit congenitalem Muskel- 
defekt des Schultergürtels wurde durch Zufall entdeckt, nachdem 
er zwei Jahre Infanteriedienst getan; eine Verschlimmerung war 
nicht aufgetreten. 

5. Sehr auffällig war, daß trotz der enormen Häufigkeit der 
Verletzungen durch stumpfe Gewalt der vielbesprochene traumatische 
Diabetes so völlig ausblieb; von einigen 40 Diabetikern, die ich 
1916 in Neuenahr sah, konnte bei keinem der Krieg als Ursache 
angenommen werden. 


Prof. Dr. H. Curschmann, 
Direktor der Medizinischen Universitäts-Poliklinik, Rostock: 
Wenn ich mich über Verlaufseigentümlichkeiten organischer 
Nervenkrankheiten bei Kriegsteilnehmern aussprechen soll, so muß 
ich, wie wohl jeder Fachgenosse, zuerst betonen, daß ich nicht 
mehr wie Eindrücke geben kann. Da die organischen Nerven- 
krankheiten eine überraschend geringe Rolle in der Morbidität 


weise zu geriog, um zu einigermaßen bindenden Schlüssen zu be- 
rechtigen. Auch leidet die militärische Anamnestik in dem- 
selben Maße wie die der Unfallpatienten an der Schwierigkeit, 
daß der Patient im Interesse der „Dienstbeschädigung” alle dem 
Kriege vorausgegangenen Symptome ableugnet und den Krank- 
heitsbeginn geflissentlich auf irgendeine im Kriege erlittene Schädi- 
gung zurückführt. , | f | 

Bezüglich der multiplen Sklerose kann ich sagen, daß ich sie 
als fachärztlicher neurologischer Beirat zahlreicher Lazarette (zuletzt 
derjenigen von Schleswig und Holstein) bei Kriessteilnehmern im 
ganzen nicht oft gesehen habe, jedenfalls durchaus nicht häufiger, 
als einem ähnlich gearteten und großem Patientenmaterial von 
friedlicher Beschäftigung entsprechen würde In einigen Fällen 
äußerte sich das Leiden, insbesondere die spastische Ataxie, bereits 
während der Ausbildungszeit und führte zur raschen Inaktivierung 
des Patienten. Bei einigen wenigen Patienten nahm unter dem 
Einfluß der Strapazen und Kälte die Gehstörung rasch zu; bei 
einem 36 jährigen Landsturmmann sah ich dabei sogar einen 
klassischen Intentionstremor der Beine beim Abwärtsgehen. Andere 
Fälle wiederum zeigen, daß die multiple Sklerose während der 
Kriegsstrapazen zwar exacerbiert, aber nach Abklineen des „Anfalls“ 
weiteren Kriegsdienst sogar an der Front wieder zuläßt, z. B. 
vermochte ein 30 jähriger Architekt, dessen multiple Sklerose 
(retrobulbäre Neuritis optica, flüchtige Hemi- und \onoparesen, 
flüchtige Diplopie usw.) acht Jahre vor dem Feldzug begann. nicht. 
nur die Ausbildung als Kriegsfreiwilliger, sondern auch einige 
Monate Frontdienst mitzumachen; dann exacerbierte das Leiden 
in Gestalt einer akuten Paraparese, die aber nach einigen Wochen 
verschwand. Daraufhin tat Patient weiter Frontdienst. wurde. 
Offizier und machte -— mit doppelseitigem Babinski, Farben- 
skotomen, Nystagmus usw. usw.! — als Infanterist den russischen 
Vormarsch und Festungssturm 1915 mit. Außer ihm habe ich 
noch einen anderen jungen Offizier — allerdings bei einer Kolonne 
-- gesehen, der trotz leichter, manifester. multipler Sklerose den 
ganzen Feldzug durchhalten konnte. 

Also braucht der „Aufbrauch” im. Edingerschen 
Sinne durch den Kriegsdienst bei der multiplen Sklerose nicht be- 
sonders verschlimmernd zu wirken, wie ja überhaupt exogene 
Momente auf den eigensinnigen Krankheitsablauf des Leidens einen 
verschwindend geringen Einfluß haben. 

Ganz ähnliches gilt von der Tabes. Ich entsinne mich 
nicht eines einzigen unter den ziemlich spärlichen Tabikern, die 
ich im Lazarett gesehen habe, bei dem eine besonders schwere 
Ataxie als Folge von Marsch- oder Kälteeinwirkungen bestanden 
hätte. Es waren durchweg Leute mit mäßiger oder gar fehlender 
Ataxie, Sehnenreflexverlust und den üblichen anderen Tabes- 
symptomen, also durchaus „friedliche“ Bilder. Auch bei der 
Tabes sah ich bisweilen auffallende Resistenz gegen Kriegs- 
strapazen; z. B. konnte ein älterer Hauptmann, dessen Tabes 
bereits im Jahre 1900 diagnostizierbar war und zu leichter 
Ataxie geführt hatte, noch zwei bis drei Jahre den Dienst eines 
Kolonnenführers im Kriege gut verrichten, ohne daß eine besondere 
Progredienz des Leidens zu beobachten gewesen wäre. Bei einem 
Infanteriehauptmann, der Pupillenstarre und Sehnenreflexverlust 
zeigte, war es 1917 noch nicht zur Ataxie gekommen; er war 
k. v. geblieben. ; 

Auch die Hirnlues rezidivierte in einigen Fällen, die ich 
vor dem Kriege und später während desselben sah, anscheinend 
nicht infolge der Kriegsstrapazen; in einem Fall allerdings -- 
Armierungsarbeiter — kam es rasch nach schwerer ungewohnter 
Arbeit zu einem letalen Rückfall. 

Über progressive Paralyse habe ich bei der Art meines 
Krankenmaterials keine Erfahrungen sammeln können. 

Fälle von progressiver Muskelatrophie, Dystrophie, Syrmgo- 
myelie und selteneren Spinalerkrankungen habe ich bei Heeres- 
angehörigen nicht zu Gesicht bekommen. ' 

Im ganzen scheint mir jedenfalls die enorme funktionelle 
Mehrbelastung des Nervensystems, insbesondere auch der motori- 
schen Leistung, kein entsprechend gehäuftes Entstehen und keine 
entsprechende Steigerung der typischen chronischen Rückenmarks- 
erkrankungen herbeigeführt zu haben. Ihr Ablauf ist durch den 
maximalen Aufbrauch im Kriege nur relativ wenig verändert worden. 

Die scheinbare Ermüdungskrankheit xær eğoyy”, die 
Myasthenia pseudoparalytica (die Erb einmal bei einem Buren- 
krieger nach ungeheuren Reitstrapazen sah), ist bei Peldsoldaten 
meines Wissens überhaupt nicht beobachtet worden. 


u paralytica, 


nee es ar an ae Y = l ; , . 
Ce April O 1 MEDIZINISCHE KLINIK ` TE 2 e a agi 
sonst, en für das  Zutreffen der Äufbrauchstheorie 
Ich hebe dabei hervor, 


Ob die zweifellos. sehr häufigen ‚Neuritiden "mit dem Auf- 
brauch und der Erschöpfung etwas: zu tun. haben (vgl. die Beob- 
achtungen von Nonne und Mann über ‚Überanstrengungs- 
neuritis der Beine bei Neurasthenikern im Felde), möchte ich 
etwas bezweifeln. Die ätiologische Hauptrolle spielen ‘meines 
Erachtens hier die mamni faltigen und enorm häufigen Infekte; 
daß die Überanstrengung zu einer gewissen Lokalisierung des 
Prozesses, vielleicht auch zum beschleunigten Manifestwerden bei- 
sei natürlich nicht bestritten. a 


Geh. Med. -Rat Prof.. Dr. Westphal, e 


Direktor der Universitätsklinik für psychische und Nervenkrankheiten; 
| Bonn a. Rb.:  —- : 5 

| Unser Material an- organischen N an war. infolge | 

besonderer äußerer Verhältnisse. nicht-sehr groß, sodaß wir aus- - 

gedehntere Erfahrungen. nicht. sammeln konnten. Immerhin können 

wir eines sagen, nämlich daß sich . zugunsten der Aufbrauchs- 


theorie keine neuen Tatsachen ergeben haben. ` 
Eine Verschlimmerung von schon bestehenden Nervenleiden, 
wie’ Tabes, multipler Sklerose, haben wir einigemals angenommen. 
~ Im übrigen sind . wir in ‘der An erkennung ursächlicher 
` Zusammenhänge zwischen organischen: Nervenleiden ‘und Unfällen 
oder Strapazen zurückhaltender geworden als früher.. Dies gilt 
. namentlich bezüglich der Paralyse, bei der wir nur noch schweren, 
mit sicher nachgewiesener Gehirnerschütterung einhergehenden 
Kopfverletzungen eine auslösende Bedeutung beigemessen haben. 
Von besonderen Verlaufseigentümlichkeiten konnten wir bei 


Kriegsteilnehmern nicht sprechen. 
Prof. Dr. Specht, Psychiatrische Klinik, R 


ES. In meiner Lazarett: und Kliniktätigkeit-habe ich wohl zahl- 
lose Psychosen und Neurosen gesehen, untersucht und begutachtet, 
von organischen pa erkrankungen jedoch nur die Dementia. 


Edingers haben sich nicht ergeben. 
daß ich oben nicht ‘eine schnellere Auslösung - ‘der Tabes usw. 


durch die Kriegsteilnahme, sondern’ nur eine Versehlimmerung der 
-schon bestehenden ‚Erkrankung im Auge hätte, und daß auch diese 


Annahme von Kriegsdienstbeschädigung eine vielfach mehr gefühls- 
. Was die änderen organischen Nervenkrankheiten 


mäßige war. 

angeht, so sind mir dabei Besonderheiten nicht aufgefallen. 
Bemerkenswert war die Häufigkeit von Neuritiden allgemeiner und 
umgrenzter Art nach ‚Infektionskrankheiten, wobei vielleicht die 
‚allgemeine . Schwäche des Organismus und ‚somit die’ Fripgs 
teilnabme eine Rolle spielt.. | u ER 

| | Geh. Med.-Rat Prof. Dr. RE 

"Direktor der Klinik für psychische und nervöse Krankheiten, Gießen: 
| Nach unseren Eindrücken ist der Verlauf progrediläf 
organischer Nervenkrankheiten in manchen Fällen durch Kriegs- 
strapazen beschleunigt worden. Dies gilt von der multiplen 


tragen kann, 


die mehrfach einen, ungewöhnlich raschen Verlauf zeigte. 

weit letzterer mit den vorhergegangenen Kriegsstrapazen im Zu- 
‚sammenhang stand, ist schwer zu sagen; wahrscheinlich hat auch 
die Cu a der Nahrungsmittel dazu ‘beigetragen. = l 


E Prof. Dr. P. Schuster, Berlin: 

i _ Erhebliche Verlaufseigentümlichkeiten ‚der or- 
ganischen Nervenkrankheiten bei Kriegsteilnehmern habe ich nicht 
beobachtet. Der scheinbar plötzliche Beginn mancher Fälle. von 
Paralyse oder auch von Tabes ist eine Erscheinung, welche man 
auch im Frieden nicht gar zu selten beobachtet. In der Regel 
handelt es sich hierbei nur darum, daß-dem Kranken selbst oder 
seiner Umgebung das Bestehen der Krankheit plötzlich (meist in- 
folge eines äußeren Ereignisses) zum Bewußtsein kommt, _ 

Versechlimmerungen organischer N ervenkrankheiten, 
besonders der multiplen Sklerose, habe ich wiederholt gesehen. 
So erinnere ich mich eines Falles von 'multipler Sklerose; welcher 
nach einer Verschüttung in einem Granattrichter die ersten erheb- 
lichen Symptome zeigte, eines anderen, bei welchem nach’ drei- 
vierteljährigem , Felddienst als erstes Symptom eine zeitweilige 
Lähmung eines Beines auftrat und eines dritten, bei welchem 
nach einem großen Schreck die ersten Symptome nachgewiesen 


werden konnten. 
Bei der Tabes sah ich- wiederholt die ersten Symptome im 


h; Bezüglich dieses Leidens habe ich den Pinäruok nicht be-. 
„kommen, daß der-Krieg ihm eine besondere Verlaufseigentümlichkeit ' 
‚aufgeprägt habe. Es liegt ja freilich auf‘ der Hand, daß die Teil- 
nahme am Feldzug für, jemanden, der ohnehin schicksalsmäßig 
auf die Paralyse zusteuerte, nicht gerade als propbylaktisches 
'„stahlbad“ dienen konnte und insofern mußte. man für den mani- 
festen Ausbruch der Krankheit vielfach den .Kriegsstrapazen die 
Rolle eines verschlimmernden.oder einen verfrühten Krankheitsbeginn 

veranlassenden . Gelegenheitsmoments gutachtlich zuerteilen. Das | Anschluß an schwere Anstrengungen (monatelange Schanzarbeit, 
ist aber auch alles. Mit dem besonderen Sinn der Edinger-'| mehrjähriger Dienst an der ‚Front usw.) ‚auftreten; einige Male 
schen Aufbrauchstheorie hat übrigens auch eine solche Auffassung | wurde auch eine bis dahin nur geringe Ataxie nach der neH 

Für die Paralyse ist diese Theorie nicht haltbar. tärischen Einziehung ‚plötzlich- stärker. . 

Ähnliches wäre auch über die progressive Paralyse- zu 
sagen. Hier erinnere ich mich eines Falles, bei welchem nach 
einer Verschüttung . ein plötzlicher Sprachverlust und im Anschluß 
daran akut die ‚geistige Störung zür Entwicklung gelangte. - 

2 Abgesehen. von dem. Gesagten sind mir besondere Verlaufs- 
eigentümlichkeiten, welche. etwa auf die Wirkung des Krieges zu 
beziehen wären, bei keiner der in Frage. kommenden. organischen 


nichts zu tun. 
Prof. Dr. Otfried Müller, Direktor der Medizinischen Klinik, Tübingen: 
.. Meine Erfahrungen über- die Verlaufseigentümlichkeiten orga-, 
nischer Nervenkrankheiten bei Kriegsteilnehmern mochte ich folgen- 
dermaßen zusammenfassen: 

stets eine - 


Trotzdem .wir in Württemberg gewohnt sind, 


größere Anzahl von primären Strangdegenerationen und’ anderen 
genuinen Nervenleiden zu sehen, hatte ich nicht den Eindruck, Nervenkrankheiten aufgefallen. Ä 
| Eine Stütze für die: Edingersche” Auffassung 


daß während des Krieges eine Vermehrung derselben zu beobachten T 

gewesen wäre. | | von der „Bedeutung einer übermäßigen ‚funktionellen Belastung 
u Dagegen ist mir aufgefallen, daß, ‚wie alle anderen späf- bilden meine Erfahrungen nicht. Im’ Gegenteil setzt& mich manche 

luetischen Erkrankungen, so auch die Tabes entschieden häufiger | meiner Beobachtungen in Erstaunen, wieviel ein schon. organisch . 
geworden ist und vielfach frühzeitiger und .schwerer auftritt. | erkranktes Nervensystem an Anstrengungen und . Aufregungen 
Man gewinnt hier entschieden den. Eindruck, daß die Strapazen | ertragen konnte, ohne zusammenzubrechen ' oder ` nur eine wesent- 
des Krieges eine Verschlimmerung bereits bestehender Zustände, | liche Verschlimmerung der: bisher vorhanden ‚gewesenen Krank- 
ja möglicher weise sogar eine Auslösung tabischer Erscheinungen : beitserscheinungen zu zeigen. So beobachtete ich ausgesprochene | 
bei vorher latenter Lues mit sich gebracht haben. . J| Fälle von Tabes, welche mehrere Jahre im Felde waren, dort 
` Aufregungen, Anstrengungen, Unfälle (Sturz vom Pferde) erlitten, 


Prot, Dr. E. Meyer, Direktor der Psychiatrischen und Ner venklinik, |. ohne nachher eine Verschlimmerung darzubieten. Ich sah einen 
Königsberg: i. Pr. : schon seit mehreren Jahren an Syringomyelie leidenden Pionier, 
welcher ohne wesentliche Beschwerden seit einem halben Jahr 


"organischen | 
. Dienst tat. Zwei Fälle von Rückenmarksgeschwulst hatten gleich- 


Eigentliche Verlaufseigentümlichkeiten ‚von 
Vervenerkr: ankungen bei 'Kriegsteilnehmern sind von mir trotz. 
Materials nieht beobachtet worden. Andererseits hatte | falls monatelang Dienst getan, ohne daß dies anscheinend beson- 
| ders ungünstig auf ihren Zustand eingewirkt hätte. 


reichlichen 
ich wiederholt den Eindruck, daß multiple Sklerosen, 


ebenso wie Tabe s, eine Verschlimmerung durch ‘den Dienst er- 


fahren hatten, ohne daß das für alle Fälle . galt. 
Was die Paralyse angeht, so habe ich, wie ich auch 


En in 7 eröffentlichungen hervorgehoben, mich nicht en 
en, daß dieselbe b teilnehmern, soweit nicht andere | - 
ne | einen recht deutlichen en zu den sämtlichen ‚funktionellen 


Schädigungen, etwa Kopfverletzungen und dergleichen, hinzu- 
ommen, früher auftritt paer einen schnelleren 'Verlauf nimmt als Nervenleiden. | 


Wenn ich meine subjektiven ‘Eindrücke über den Einfluß 
des Kriegsdienstes auf die organischen Nervenkrankheiten somit 
zusammenfasse, so muß ich erklären, daß dieser Einfluß viel 
weniger erheblich ist, als man & priori hätte vermuten können. 

Die organischen Nervenkrankheiten setzen sich hierdurch in. 


‚Sklerose und besonders von der progressiven Paralyse, 
Wie-' 


~ 


2 oe! u PRE ia‘... 
£ . 
Dr 
ik LJ 


j 
Å‘ 
rin > 
T 


KES 
.. 
a eu eir [ne 
Ver 5 
a a er = k aT a 
= u % . 
REN RER EDEELEDL LEN OR 
Te . Sn, : 
. ar viaas, > 
rs c a ar R 


š 
inner 
Fe 
ST 
> 


i 
~ 
mae 
a < a~ze me . 
Men 27 ol ee 


rn, 


ET. 


ES 
er 


ae 
TCR 


A ur 


~ ar i 
TRETIE 

Bann, biar 

-AN 


u 


eg m an p 5 er EN 
en 


o er 

TEN pe 28 

TA Lore ` 

TITLE t 
Beny 


\ 
l 
i 
N 
’ 


Ag 
E 
= 
A, 
Di 
te 
Er 
nn 
12 
Er RR 
1 


- 


ID: 


Fan O 


Pr GE PER 


- 


rn are x 


a due 7% 


Be 


Im Rok a! ka 


ma T 


NINA: 


PR” 
Yan. 


` ne, ar 
` 


"1 Sem sa... 
= ta 
TE NES 3 


en. 
"a 
-~Ţ 


u 


zur, 


Een 
ee rs, 


wn 


en A 
E SR SA 
Fern ur 


ya 

Ds ER OS OE 

een a ion 
TR 


ve : 


- 


Aa. 


-pa 

I re 
nn EI 
Š .. - u soe we 


ie. 


= 
3 


p ae En 
F E E M aa um. 


Zn an 
td ‘na 


` 


f 
gå 
Wg 
f 
Y 
i 


Aera e eeen 


EEE EN 


ee Lanan a 


Be A 


= a. 


a En EEE 


Kama o, 


Ca 
B 
ep, 
o 
I. 
4 


ES 


Pa ER 


ne Ta: 


I Te S 


[ 5 Š Er SR * É i 

ara ne, sS Ke a , — _ ee ET r EN E 

a he ne ne he en En DE a ne aE TIEF 
een A = a m ei- : 2 Re} 
$ A “3 = i t 
3 ' - p Caie y 


2 a  ; 


4919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14. 


6. April. 


36 > ____ 1910 — WEBIZINIBORE KUME „AR ———————— 


Aus der Universitäts- Augenklinik in Innsbruck 
(Vorstand: Prof. Dr. J. Melle r). 


Der Magnet in seiner Verwendung 
zur Erkennung und Entfernung intraokularer 
Eisensplitter. 
Von ig 
Stabsarzt Dr. Erwin Klauber, klinischem Assistenten. 


Seit bald einem halben Jahrhundert (Hirschberg 1875) be- 
sitzen wir im Elektromagneten ein unentbehrliches Hilfsmittel bei 
der Behandlung von`Augenverletzungen, bei denen ein eiserner 
Fremdkörper in das Augeninnere eingedrungen ist. Dieses Hilfs- 
mittel ist um so willkommener, als gerade ein eiserner. Splitter 
ein sehr gefährlicher Gast im Augapfel ist, da er meist, früher 
oder später, zum Untergange des betroffenen Sehorganes führt. 
Das Eisen wird in dieser Beziehung an Gefährlichkeit nur noch 
vom Kupfer und seinen Legierungen übertroffen, während manche 
andere Fremdkörper, wie z.B. Steinsplitter, eher ohne schädliche 
Reaktion vertragen werden können. Sofern nach Eindringen eines 
Eisensplitters nicht entweder unmittelbare mechanische Verletzungs- 
folgen, wie starke Zerreißungen und Blutungen oder fortschreitende 
Infektion, zur Erblindung und zum Verlust des Auges führen, kann 
späterhin noch der eiserne Fremdkörper durch Erzeugung von 
Narbensträngen mit nachfolgender Netzhautabhebung verhängnis- 
voll werden. Entgeht das Auge auch dieser Gefahr, so kommt 
es fast immer nach Wochen oder Monaten, seltener auch erst 
nach Jahren, zu der eigentümlichen Erscheinung, die als Siderosis 
oder Verrostung des Auges bezeichnet wird und die schließlich 
zur Erblindung führt. Die Siderose besteht darin, daß sich die 
vom Eisensplitter im Auge unter dem Einflusse der Gewebsflüssig- 
keit gebildeten Eisensalze in unlöslicher Form in: verschiedenen 
Geweben des Auges anreichern. Diese Verrostung wird besonders 
an der Regenbogenhaut, dann auch an der Linse als gelbbraune 
Verfärbung sichtbar. Im histologischen Präparat läßt. sich die 
Eisenimprägnierung, die mit Ausnahme der meist freibleibenden 
Aderhaut fast alle Teile des Auges befallen, sehr schön durch 
die Berlinerblau-Reaktion bei Behandlung mit Ferrocyankali und 
Salzsäure nachweisen. Diese Eisenimprägnierung bedeutet aber 
eine Vergiftung des Auges, die durch Degenerätion der Netzhaut, 
Trübung der Linse und andere Veränderungen schließlich das 
Sehen vernichtet. 

Aus dem Gesagten geht hervor, wie wichtig es ist, das 
Vorhandensein eines Eisensplitters im Auge rechtzeitig zu er- 
kennen und ihn möglichst bald zu entfernen. Die Feststellung, 
daß ein Fremdkörper überhaupt in das Augeninnere eindrang, ist 
in manchen Fällen nach den bekannten diagnostischen Anhalts- 
punkten nicht schwer: Sichtbare Perforationsöffnung oder Narbe 
nach einer solchen, Sichtbarkeit des Fremdkörpers oder eines um- 
‚schriebenen Exsudat- und Granulationsherdes bei. direkter- Besich- 
tigung oder im Augenspiegelbilde, Aufschlagstelle im Augenhinter- 
grunde, Durchschlagsöffnung in der Regenbogenhaut, getrübter 
Wundkanal in der Linse und ähnliches lassen oft die Diagnose 
intraokularer Fremdkörper mit Sicherheit oder Wahrscheinlichkeit 
stellen. Aber es gibt auch einen ansehnlichen Bruchteil der Ver- 
letzten, wo die genannten Symptome fehlen können und dennoch 
ein Fremdkörper, fallweise auch ein eiserner Fremdkörper, im 
Auge steckt.. So gibt es Verletzungen, wo die kleine Perforations- 
Öffnung so schnell verklebt, daß sie auch der aufmerksamen Be- 
sichtigung entgeht. Oft wird durch geschwollene Bindehaut die 
Perforationsöffnung verdeckt. Ferner kann das Eindringen des 
Fremdkörpers durch die hinteren, der Besichtigung nicht zugäng- 
lichen Lederhautteile erfolgen. In solchen Fällen kann fälschlich 
leicht die Diagnose Prellung des Auges gestellt werden oder bei 
geringen Veränderungen im Augeninnern und guter Funktion gar 
nur eine leichte oberflächliche Verletzung angenommen werden 
obwohl ein Splitter, gegebenenfalls ein Eisensplitter, im Auge 
steckt. Die Unterlassung oder Verspätung der noch zu besprechen- 
den weiteren diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen in- 
folge Verkennens des Umstandes, daß ein Fremdkörper im Auge 
es würde aber eine schwere Schädigung des Verletzten be- 

euten. | 

Als weitere diagnostische Hilfsmittel stehen uns zur Ver- 

fügung: Die Röntgenaufnahme und speziell für eiserne Fremd- 


körper das Sideroskop, das durch Ausschlag der Magnetn i 
% , ; ad 
Annäherung an das Auge den Eisengehalt anzeigt. Bei en l 


sonst recht verläßlichen Instrument ist zu beachten, daß auch 
eiserne Splitter, die in der Umgebung des Auges etwa in der 
Bindehaut oder Lidhaut eingesprengt sind, ebenfalls Ausschläge 
erzeugen, die zu Irrtümern führen können. Gerade bel der Häufig- 
keit mehrfacher Fremdkörpereinsprengungen infolge von Kriegs- 
verletzung ist diese Störung nicht zu unterschätzen. Da ist es 
wichtig und willkommen, daß der Elektromagnet in Form des 
Riesenmagneten nicht nur zur Entfernung des eisernen Fremd- 
körpers, sondern auch zu seiner Erkennung brauchbar ist. Um 
eine Schädigung des Auges durch Zerrungen und Zerreißungen 
“innerer Augenhäute infolge der bedeutenden Zugwirkung des 
Riesenmagneten auf den etwa vorhandenen eisernen Fremdkörper 
zu vermeiden, ist, bei der diagnostischen wie auch bei der thera- 
peutischen Anwendung entsprechend vorsichtiges Vorgehen nötig. 
Es wird zuerst eine durch Rheostaten abgeschwächte Stromstärke 
angewendet und das Auge -des Patienten durch Vorrücken des 
Kopfes aus der Enfernung mehrerer Zentimeter allmählich dem 
Magnetpol bis zur Berührung der cocainisierten Hornhaut ange- 
nähert. Dabei wird manchmal ein Eisensplitter, der direkt oder 
ophthalmoskopisch sichtbar ist, durch Veränderung seiner Lage 
als solcher kenntlich. Auch das Auftreten einer umschriebenen 
Vorwölbung der Iris vor dem Magneten oder eine frisch auf- 
tretende Blutansammlung am Boden der Vorderkammer sind gut 
verwertbare objektive Zeichen. Das Erscheinen des Splitters 1n 
der Vorderkammer bei Annäherung des Auges an den Magneten 
ist natürlich besonders beweisend. In der Mehrzahl der Fälle ist 
aber der Splitter infolge seiner Lage oder infolge T rübung der 
Medien nicht sichtbar und es bleiben auch die übrigen objektiven 
Magnetsymptome anfangs aus. In solchen Fällen bildet fast immer 
noch die Schmerzreaktion bei Annäherung des Auges an den 
Riesenmagneten ein gut verwertbares Zeichen. Der im Augen- 
innern befindliche Eisensplitter übt unter der Einwirkung des an- 
genäherten Magneten einen Zug oder Druck auf die empfindlichen 
inneren Augenhäute aus, der vom Patienten als plötzlich auf- 
tretender Schmerz gemeldet wird. Wenn man auch bei dieser 
Magnetreaktion auf die subjektiven Angaben des Patienten ange- 
wiesen ist, so läßt sich durch entsprechende Belehrung, durch 
Wiederholung des Versuches, fallweises Annähern auch an den 
bei geöffnetem Strome unwirksamen Magneten die V erläßlichkeit 
der Schmerzäußerungen prüfen und schließlich ein verwendbares 
Resultat erzielen. Wir konnten an einem größeren Material von 
verletzten Soldaten die Brauchbarkeit des Verfahrens erproben, 
als ein der Kriegsverhältnisse wegen schwer behebbarer Defekt 
des Sideroskops uns zur vorwiegenden Benutzung des Riesen- 
magneten als diagnostisches Instrument führte. Auf diese Weise 
konnten auch winzige Eisensplitter, die nur Bruchteile eines Milli- 
gramms (0,1 mg, 0,2 mg) wogen und die nach den bisherigen Er- 
fahrungen sich durch Röntgenogramm und Sideroskopie nicht 
mehr sicher feststellen lassen, im Auge nachgewiesen werden. 
‚Es muß allerdings zugegeben werden, daß in vereinzelten F ällen 
der Magnetversuch versagen kann, wo das Sideroskop noch einen 
positiven Befund aufweist. Doch kommen, wie ich später noch 
erwähnen werde, diese Ausnahmefälle für unser therapeutisches 
Vorgehen ohneäies praktisch wenig in Betracht. 


Zur Entfernung eiserner Fremdkörper aus dem Aug® wird, 
der Elektromagnet in zwei Hauptformen angewendet: einmal als 
‚Riesenmagnet, dessen Bauart eine möglichst weite magnetische 
Fernwirkung anstrebt, damit von außen her auch die im hintersten 
Augenteile sitzenden Splitter vorgezogen werden können. Der 
Riesenmagnet ist entweder auf einem Sockel angebracht, wobei 
der Kopf des sitzenden Patienten angenähert wird, oder bel 
neueren Konstruktionen beweglich aufgehängt, was auch ein Ope- 
rieren am liegenden Patienten ermöglicht. Die zweite gebräuch- 
liche Form ist der kleinere Handmagnet (Hirschberg), der 
der Hand des Operateurs gehalten wird und dessen verschieden 
geformte, vorher ausgekochte Polansätze man entweder durch die 
ursprüngliche Verletzungswunde oder durch eine eigens angelegte 
Schnittöffnung in das Augeninnere eingeführt und in möglichst 
nahe Berührung. mit dem Splitter zu bringen sucht; dieser WI! 
dann, am Magnetpol haftend, herausgezogen. Im allgemeinen 1 
es vorteilhafter und schonender für das Auge, wenn man dure 
extraokulare Anwendung des Riesenmagneten den Splitter IN die 
Vorderkammer bringt, was sich bei vorsichtiger, sachgemäber 
Manipulation gewöhnlich ohne störende Verletzung der Linse oder: 
anderer Augenteile bewerkstelligen läßt. Aus der Vorderkammer 
wird dann der Fremdkörper entweder durch die etwa vorhandene 
Hornhautperforation, falls sie hierzu geeignet ist, sonst durch einen 


ipi ag a net a < r ne ` 
-r yoz. t aa hai ’ ten - .. 
E n pr 1 e 0 1 ` N w. t = l ` 
ce a ia RE SÀ g a ODSAD a LS 
RESTE z : ne 7 ` ` ` x BET : j Y wa i 18; S . 
rin. Dr A s =} Er 2 vr er Ju Ex ` š i 

ğ À areca naaa 2 k er a Di a >: ee INT on, =. ® t n 1 er \ - d t Di 1 -y 

5 5 kf t Fe: J na Siy w a ù ` Eee en ur “ Beten t E $ k 3 ir 
. b Er 23 . k ie i ad j: i % Š Bi . . got - - - t 
EE SAT a pA > s $ 3 i R E S : ' T pk i er i ‘ vr RZ $ u ne K ' 3 p’ 

1 di i . PeF ® . F A i i Al W: m . Er 2 Poar i ` ti ~. IT - Y Si " i - > 5 $ 
y’. ne E N A N o a, E u . > Sa, E oa . a u N Wi gi , Pr et f rA A 1 i . i . $ - a u R not a E š fj el, - { 
5 ` 5 3 £ ' 3 
u ® Be OET RT ee 3 © (re ig ? N er PR h T i ; 5 - $ . =a - . z br + Mi Re: Ye Sale ' p 
Br n Eh a e. so WG v. o A os . Ag , i > Eg : x S dg 5 - É er: P E N Wr re Be 2 . $ a a a |, E È 
p- = i > ‘ ee s: 1 = s 5 \ % i ž & a i i ' t = “ g a v ee he wir 4 

EB. PR MR g's . a n , ` G F . l i - Nr 7 ` ; u an. ua : - m T eo : R ii Sai PE 
ma FR + x .. r ® \ .. R F g H . i Ar x r k 

. x Š u k , E AES SEVEER . ; . E IR ER 2 y \ . , R 2 ` f: A 3 
— . . 1. © . è . . Pe å f f N 

k i 5 a 5 i \ 5 e - BR: 7 1 

y a ii 4 5 i ; PoF 
r e : ! re 

R fr 

‘ 


F 5t 6, Aprilo o > TS RER 
nt, wozu man sich je 


die Vorderkammer 83 mal, ‚wonach dann 6mal der Splitter ‘dureh die 


. 
vw Ps a 
ap: ”..- a eee ' ARN is = w z 
a A a re Ki 
i LEANTA ca ie. ua OA RS RD Fe Se 
irn me Era? a 3 = “are 
Burn 7 x H - AS = nen m 


eigens angelegten Schnitt-am Limbus entfer né am) 3 n h dann 6 ma or CUE 
nach Form, Größe, Lage und Fixation des Splitters: einer kleinen | Hornhautwundė selbst ebenfalls mit dem Riesenmagneten hervorgeleitet, % 
: ; -Häk es. iellöffel im. Be- | 27 mal durch eine mit der Lanze am Limbus -angelegte Punktionsöffnung . 
Pinzette, eines stumpfen-Häkchens, des. Daviellöffels oder im: Be der Lanze am Li | an» 
on ien ande aus der Vorderkammer mit Haken, Löffel, Pinzette. oder Handmagneten EC SE 
er darfsfalle des Handmagneten bedient, dessen Ansatz in diesem | ° arg | Se er 1. NE 
er a 0 ge ne . entfernt wurde; b) durch Anlegen des Riesehmagneten an..die Skleral BR HR 
ws Falle natürlich nur in ‚die Vorderkammer eingeführt wird. Ge- | nerforationswunde $mal;. c) durch Eingehen mit dem- Handmagneten N 
5-7  wöhnlich gelingt es, mit dieser extraokularen oder kombinierten | in ‘die sklerale Wunde 2mal; d) vergeblich waren die Extraktions- a, 
Magnetanwendung den Splitter zu entfernen, wobei allerdings in | versuche in vier Fällen, unterlassen wurde die Extraktion - bei: einem BRNO 
manchen Fällen erst geduldige Wiederholungen des ‘Magnet- | moribunden Schädelverleiztien. 0.0 nen | IS TRIER 
versuches zum Ziele führen, “Bei: geeigneter skleraler Perforations- | _. Die manchmal beobachtete Unmöglichkeit, einen im Auge Es | 
öffnung „empfiehlt es sich manchmal, den ‚Riesenmagneten mit | nachgewiesenen Eisensplitter mit irgendeinem Mägnetverfahren a 
seinem ausgekochten spitzen ‚Polansatz an oder ein wenig in die | herauszubekommen, hat ihre Ursache entweder in allzu ‘fester EBEN, 
Skleralwunde zu legen, wobei bisweilen der Splitter auf dem | Einkeilung des Fremdkörpers in die Augenhäute, : häufiger aber a 
~ gleichen Wege herauskommt, auf dem er’ins Auge eindrang. Als, | Jiegt die Schuld an einer festen Fixation des Splitters durch Fibrin, apeli 
= eingreifender für das Auge muß das intraokulare Verfahren mittels | Exsudat, später auch .durch Bindegewebe. Die. anfänglich ge- IPEE 
--- Einführens des Handmagnetenansatzes durch eine sklerale Öffnung | bildeten zarteren Verklebungen. werden durch die Zugkraft des RER 
in den Glaskörperraum bezeichnet werden. Auch setzt. es eine | Magneten überwunden. Wir. konnten oft beobachten, “wie der vom un 
genaue Lokalisation des. Splitters voraus. Wir wandten daher | Riesenmagneten in die Vorderkammer gezogene Eisensplitter. an- El 
.. dieses Verfahren nur in jener Minderheit von Fällen an, wo die | fangs,.an: einem elastischen Fibrinfaden hängt, der ihn bei Aus- Er BEINE 
extraokulare Methode mit dem Riesenmagneten nicht zum Ziele | schaltung des Magneten wieder zurückzieht und der manchmal FEA 
Unmagnetische Fremdkörper ‘oder magnetische Splitter, | erst auf mehrfaches Anziehen nachgibt. Solche störenden 'Be- Be 
festigungen entwickeln sich um so mehr, je älter -die. Verletzung ist, er: 
| indegewebige Schwarten für .die I . = 


führte. 
bei denen der Magnet versagte, durch operatives Eingehen in den 


Glaskörperraum mit anderen Instrumenten als dem Magneten hervor- sie können schließlich als, feste 


‚ Magnetwirkung unüberwindlich werden. 


~  zuholen, bedeutet für. das Auge wegen der’ später so häufig p e 
<- folgenden Netzhautabhebung immer -eine schwere ci, Des- `| So beobachteten - wir . eine Verletzung mit großem Eisensplitter RR 
„ > wegen sagte ich oben, daß .die wenigen Fälle von intraokularem | im Auge (Gewicht 0,15 g), die 18 Tage nach Eindringen des Fremd- ih. 
>. Eisensplitter, die auf die diagnostische und zugleich therapeutische | Körpers zur Aufnahme und vor den Magneten kam; dieser konnte trotz a 
Magnetanwendung nicht reagieren, praktisch weniger in Betracht | wiederholter Anwendung. der verschiedenen Methoden dèn Splitter nicht | RE 
kommen. | Ä a zieh Später mußte bei fortschreitender- Verschlechterung der T o 
L : ah a ; fi | unktion die Enucleation vorgenommen werden und es -zeigte sich en:i A UREA 
leicht um 5 E Enen en ii Po a on Ver nach Aufschneiden des Auges, daß das im Glaskörperfaume liegende N Era es 
* Sir. IEG9S AYUDO ;8CHonender, Je weniger Zeit ‚Bel Bette | Fisen an den Augenhäuten bereits durch so feste Bindegewebsstränge 2 E 
. -~ Jetzung verstrichen ist. Denn der Splitter wird. in seinem. DELLE befestigt, war, daß es auch aus dem eröffneten Auge vom unmittelbar Ba BIC Er 
‚bald durch Blutgerinnsel und Exsudat, später auch durch Narben- | angelegten Riesenmagneten nicht hervorgezogen werden konnte, sondern ` en 
stränge fixiert, was natürlich die Entfernung mit dem Magneten, | herausgeschnitten werden mußte. A E ES pi ? 
. Im Durchschnitt betrug bei unseren Fällen- der Zeitraum Ida Co 
a RL $ 


-> aber auch nach jeder anderen Methode erschwert, fallweise gar 


Auch. aus diesem Grunde muß die Magnet- zwischen Verletzung und Einlieferung in die Klinik, welcher un- 


gesäumt die Magnetanwendung ‚folgte, sieben Tage. Die ‚Zahl 


aE a data Taten; Nm 
Á 


| unmöglich macht. | 
- ‚operation verletzter Augen als. dringliche Operation bezeichnet 
‚ werden, zu deren möglichst, schleuniger Durchführung alle Vor- | ger Versager ist in Augenabteilungen,. die ihre Verwundeten noch‘ a. 
sorgen getrolien werden sollen. u aam aa |. Später erhielten, prozentual größer.. Für ‘die möglichst baldige MBETEN ii Jii y 
Im Frieden bekommt màn Augenverletżungen mit Eindringén | Durchführung der Operation: ‚spricht auch der Umstand, daß -es Il E 
Fälle gibt, wo die schnelle Entfernung des Splitters auch auf den IN Men ar 
oe 


Verlauf einer bei der Verletzung‘ erfolgten Infektion des Augen- Bun 


von Eisensplittern meist bei gewerblichen Unfällen’ der Schmiede, 
innern günstig wirkt. “Wir beobachteten mehrfach, wie eine. u 
ala k BEN o i 

EPT APES a i 


Schlosser, Steinhauer usw. zu sehen. Im Kriege ist' natürlich die 


Verletzung durch verschiedene Geschoßarten vorherrschend. Inter: 
essant und auch diagnostisch wichtig ist es, daß wir an unserem | deutliche durch Hypopyon, Injektion, Schmerzhaftigkeit: usw. kennt- | 
„von der Südtiroler Front stammenden Material besonders häufig | liche Endophthalmitis nach der Entfernung ‘des eisernen Fremd- PR En 
| ch erletzung durch Handgranatenexplosionen 'intraokulare Eisen- . körpers schnell abklang. Da a a, = Ta 
m De ae N nn ee | Selbstverständlich ist es, daß:infolge Größe der mechanischen 
ai £ ochgebirgsstellungskriege unter geringerer Ver Zerstö anche dardi ai E ene ns 
Wendung von Handgranaten erfolgten, war bei reichlichem Zugang | 40rStOrungen und auch ‚durch virulente selbst nach Entfernung he 
p`; ` Perforierender Verletzungen nur fünfmal Gelegenheit zur Magnet- | des Fremdkörpers fortschreitende Endophthalmitis auch eine An- et 
' ` extrakti , EEE . . ys h] | zahl der mit Erfolg magnetoperierten Augen blind wird und bei nS 
den men Gegeben. Während dieser Zeit bestand die. Mehrzahl | angelnder Aussicht auf Herstellung ‘brauchbaren Sehvermö a 
der intraokularen Fremdkörper aus’Steinsplittern, die auf dem_| Mang ER = Be thische O eh al ar Ti 61 ee ie 
felsigen Kampfgebiete bei jedem Geschoßaufschlage, besonders | Wegen Gefahr der sympathischen Ophthalmie schließlich enueleier a 
aber bei Artilleriereschoßexnlosio Maukond Is Steinwolke | werden muß. Wir machten ja in manchen Fällen, wo schon der Di 
geschoßexplosion, zu Tausenden als Steinwolke wen : a 
‚ümherstoben. Diese Steinsplitter wurden, falls die Verletzung | Aufnahmebefund wenig Aussicht auf Erhaltung . des Auges bot, cs 
Dicht EA | Ä A oe 1 Raltian. Iote | die Magnetextraktion deshalb, weil damit nichts geschadet, viel- u 
lb zu ausgedehnt war und keine virulente Infektion erfolgte, À rn | 2 SCDadel, VIE. a 
=, Teist gut vertra Ä ERBE atoa F . leicht aber doch noch genutzt 'werden konnte. Natürlich darf in nn 
4 gen, sodaß gefährliche operative Extraktionen aus a | : | 3 R FR as, 
. `= dem hint 3 ey | Ähn- | solchen Fällen im gegebenen Zeitpunkte nicht mit der Enyeleation ee 
ger eren Augenabschnitte unterlassen werden konnten. Ähn- Seit werd as ie Ause nieht mu eelabrden | ee 
_ ich waren die Verhältnisse bei uns noch. während der ersten | 8°?08erl werden, um das a a ee E T 
an Vierteljahre des Jahres 1917, sodaß die Berichte der Augen- | Bei den 43 Augen, die Eisensplitter im- Innern aufwiesen, a 
. Nellanstalten anderer Kampfgebiete, die in der Mehrheit ihrer | war das Endergebnis beim Abschube folgendes:, 25 mal näch durch- er 
= Intraokularen Splitter, Gelegenheit. zur Magnetoperation fanden, | geführter Magnetoperation „brauchbare oder durch weitere Behand-. ne 
nsari ‚Verwunderung erregten. Erst im letzten Jahresviertel, mit | lung besserungsfähige Funktion, 8 mal Erblindung, die in allen a 
Fe Einsetzen größerer Nahkämpfe, die- sich teilweise schon in | Fällen schon vor der Magnetoperation bestand (darunter ein er- e OE 
| eisenfreiem Gebiete abspielten, änderte sich dieses Verhältnis im | gebnisloser - Magnetextraktionsversuch), 10 erblindete Augen ee 
Be eines häufigeren Vorkommens von Eisensplitterverletzungen, | mußten wegen Endophthalmitis schließlich enucleiert werden (dar- N 
2 ab im Jahre 1917 die Zahl der auf den Magneten positiv | unter war 3mal. die . Magnetoperation ergebnislos geblieben). _ re 
“glerenden durch Kriegsgeschosse. verletzten Augen 43 betrug.“ Wenn man auch annimmt, daß von den mit besserungsfähiger en 
a Die verletzende Waffe war in der Mehrzahl dieser 43 Fälle, | Funktion (guter Lichtempfindung und Projektion) abgeschobenen - en 
Be nn i bei 22 Augen, die Handgranate, bei 14 Augen ein Artillerie- | Verletzten doch noch‘ einige später das Sehvermögen oder das ip a 
von M? , bei 3 Augen die Minenwerfergranate, bei 3 Augen Explosion | Auge infolge Verschlimmerung verlieren ‚mochten, so bleibt doch I 
ee poi; bei 1 Auge Munitionsexplosion. j das Endergebnis, nämlich Erhaltung. funktionsfähiger Augen, in. en 
RT: ie Eintrittsstelle des Eisensplitters war 13 mal die Hornhaut, etwa der Hälfte der Fälle nocht recht günstig. Denn bei den im a 
z lornhaut a aa ab s 4 mal. betraf ‚die Perforation _ Kriege beobachteten perforierenden Augenverletzungen, wo eine i e i 
~ gg ma Der Splitter saß 1 mal in der. Vorderkammer, 4 mal in der Linse, | Magnetoperation nicht in Betracht kommt, ist das Ergebnis nach ni 
„88 wal hinter dem Irisdiaphragma Gm hinteren Augenteile. 2 l UUDELOL und ‚den Erfah TUnSeN. anderer größerer Augenstationen : : n [z 
a) Vorzieh Entfernung des Splitters. erfolgte nach folgendem Verfahren: wesentlich ungünstiger, sodaß, auch statistisch der Wert .der Br 
’ Aehen durch extraokulare. Anwendung des Riesenmagneten in Magnetoperation zum Ausdrucke kommt, | Se 


` 


x 
N 


338 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK -- Nr. 14. | 6. April. 


Der kleinste von uns durch Magnetoperation ans dem Augen- 
innern mit dem Riesenmagneten entfernte Splitter wog 0,1 mg, der 
größte 81 mg. Einmal wurde aus beiden Augen eines Verletzten je 
ein lisensplitter geholt (0,2 mg und 75 mg), einmal fanden sich gleich- 
zeitig mehrere Eisensplitter in einem Auge. Bei einem Soldaten war 
schon im Jahre 1915 nach Granatverletzung anderwärts ein Eisensplitter 


aus der Linse mit Magnetoperation entfernt worden, 1917 wurde bei 


uns ein wenige Tage vorher bei Handgranatenverletzung eingedrungener 


Eisensplitter aus der gleichen Linse gezogen; diese hatte nur eine . 


umschriebene Trübung davongetragen. Manchmal, wo die Eisen- 
splitter sichtbar waren, erschienen sie infolge Lichtreflexion weiß, 
wie die bei uns als Fremdkörper im Auge oft gesehenen Kalkstein- 
splitter. Erst der Magnetversuch ließ die wahre Zusammensetzung er- 
kennen. 


Zusammenfassung: Bei den im Kriege vorkommenden Ver- 
letzungen des Auges besonders bei Handgranatenverletzungen wird 
oft das: Eindringen eines Eisensplitters in das Augeninnere beob- 
achtet, manchmal auch in Fällen, wo die Besichtigung des Auges 
eine perforierende Verletzung oder Anwesenheit eines Fremdkörpers 
im Innern nicht vermuten ließe. Für die Erhaltung eines brauch- 
baren Auges ist der möglichst schnelle Nachweis und die baldige 
Entfernung des Eisensplitters nötig. Die Extraktion erfolgt am 
besten mit Anwendung des Riesenmagneten, der sich auch für 
den Nachweis der intraokularen Eisensplitter als brauchbar erwies, 
òs sollen daber alle schwereren Augenverletzungen, bei denen das 
Vorhandensein eines eisernen Fremdkörpers im Auge möglich. ist, 
ohne Verzug in Spezialaugenspitäler gelangen, die über entsprechend 
geschulte Augenärzte und über die nötigen Behelfe verfügen. Da 
aber bei der Magnetoperation wohl eine Verzögerung um Tage 
oder Wochen, nicht aber ein Aufschub von einigen Stunden eine 
schädliche Einwirkung hat, so genügt möglichst schneller Abtrans- 
port schwererer Augenverletzter in ein entsprechend ausgestattetes 
Augenspital des Etappenraumes, falls nicht Feldspitäler mit voll- 
wertigen Augenmagneten ‘und in deren Anwendung erfahrenen 
Augenärzten zur Verfügung stehen. Größere Festungen, aus denen 
unter Umständen der Abtransport Verwundeter unmöglich werden 
kann, sollen auch mit Augenmagneten versehen Sein. 


Aus dem Hygiene-Institut der Universität Greifswald 
(Direktor: Prof. Dr. E. Friedberger). 


Die Bedeutung der Ausflockungsmethoden nach 
-Meinicke und Sachs-Georgi 
für die Serodiagnostik der Syphilis. 
| u Von | 
Cand. med. P. Konitzer, 
| stellvertretendem Assistenten am Institut. 

Die Wassermannsche. Reaktion ist in ihrem Wesen noch 
nicht geklärt. Die ursprüngliche Idee der Antigen-Antikörper- 
reaktion ist aufgegeben, aber die anfangs stark und auch jetzt 
noch von einzelnen Autoren bestrittene praktische Bedeutung der 


Komplementbindung für die Serodiagnostik der Syphilis wird 
heute wohl von der bei weitem größten Mehrzahl der Serologen 


‘und Praktiker anerkannt, nachdem es im Laufe der Zeit gelungen 


ist, durch zahlreiche Verfeinerungen an der ursprünglichen 
Methodik die Reaktion nahezu specifisch zu gestalten, anderer- 
seits innerhalb ihrer Reaktionsbreite die Reaktionsfähigkeit der 
Sera möglichst zu erhöhen. | 


Erinnert sei hier nur an die Verwendung von verschiedenen 
Extrakten gleichzeitig, dann an die Komplementaustitrierung nach Kaup!), 
die Verwendung höherer Serumdosen nach Citron®), Boas’), 
Alexander®), Kromayer und Trinchese?), die Ausschaltung 
der Normalamboceptoren nach Jacobäus°), Mintz?) und Anderen, 
die Benutzung geringer Serummengen bei stark verdünntem Antigen 
nach Ito®), Inaktivierung des Serums in Verdünnung nach Mandel- 


1) Kaup, Arch. f. Hyg. 1918. 

2) Citron, B. kl. W. 1908, Nr. 9, S. 469. 

3) Boas, B. kl. W. 1909, Nr. 9, S. 400. Die Wassermannsche 
Reaktion mit besonderer Berücksichtigung ihrer klinischen Verwert- 
barkeit. Berlin 1911. 

4 Alexander, M. KJ. 1912, Nr. 19, S. 788. 

5) KromayerundTrinchese, M. KL 1912, Nr. 41, S. 1670. 

_Jacobäus, Zschr. f. Immun. Forsch., Bd. 8, H. 4. 

7), Mintz, Zschr. f. Immun. Forscb., Bd. 9, H. 1, S. 29. 

8) Ito, Jap. Zeitschr. f. Dermato-Urol. 1910, S. 241. 


baum!), Anwendung geringer Serummengen und stark verdünnten ° 
Hühnerherzextraktes als Antigen nach A oki?) usw. 

Von diesen Verfeinerungen an der ursprüng- 
lichen Methode sind die Modifikationen respektive Ersatz- 
methoden der W.-R. zu trennen. Von ihnen hat sich in der 
Praxis kaum eine halten können. Zum Teil beanspruchen die 
Arbeiten der hier zu erwähnenden Autoren nur theoretisches 
Interesse, zum größten Teil aber gehen sie darauf hinaus, die ja 
recht umständliche W.-R. wesentlich zu vereinfachen und zu- 
verlässiger zu gestalten oder gar Ersatzmethoden zu schaffen, 


‚die dem Praktiker durch einfache Prozeduren die Möglichkeit 


geben, die Reaktion selbst auszuführen. 


Betreffs der Einteilung dieser Methoden sei auf die vorzügliche 
Darstellung Sonntags („Die Wassermannsche Reaktion in ihrer 
serologischen Technik und klinischen Bedeutung.“ Berlin 1917) hin- 
gewiesen. Man kann sie in zwei Gruppen einteilen. von denen die 
eine das Prinzip der Komplementbindung beibehält, während die andere, 
um sich von den Schwankungen innerhalb des hämolytischen Systems un- 
abhängig zu machen, und die Technik wesentlich einfacher zu ge- 
stalten, mit einem anderen Indikator arbeitet (Konglutination, Schädi- 


gung des zur Blutgerinnung nötigen Vorferments durch Luesserum und 
sichtbare Fällung). 


Zur ersten Gruppe gehören nun vor allem die Reaktionen, in 
denen irgendeine der in der Originalmethode als störend absichtlich 
ausgeschalteten oder nicht berücksichtigten Komponenten des Patienten- 
bluts beibehalten sind. Es sind das: Eigenamboceptor |Bauer°)], 
Komplement [Stern®)], Normalamboceptoren und Komplement [Hecht?)], 
Erythrocyten [Noguchi 9), Erythocyten und Komplement |Tscherno- 
gubow7)], die genannten Faktoren mit gewissen chemischen Zusätzen 
[Brieger und Rentz’), Manoiloff®) sowie Portmann”). 


‚ferner sind hier zu erwähnen die sogenannten Mikroreaktionen 
[Müller und Weidanz!), Engel), Halle und Pribram®)], 
bei denen meist ohne prinzipielle Änderung der Methodik nur die 
Quantitäten der einzelnen für die W.-R. nötigen Komponenten herab- 
gesetzt sind. Endlich die v. Dungernsche!%) Modifikation, bei 
der die verschiedenen Reagentien vorher fertig eingestellt (Komplement 


wird fertig geliefert) und die Blutkörperchen aus dem zu untersuchenden 
Blut genommen werden. 


. Etwas wesentlich anderes nun, stellen die zur zweiten Gruppe 
gehörenden Reaktionen dar, in denen ‘an Stelle der Hämolyse ein prin- 
zipiell anderer Indikator tritt. Zu nennen sind hier zunächst die Ver- 
suche von Jacobäus®), Streng und Karvonen®%), die Kon- ` 
glutination in die Serodiagnostik der Syphilis einzuführen. Sie haben 
bisher zu keinen besseren Resultaten geführt. Das gilt auch von der 
Methode nach Hirschfeld und Klinger!) welche die Eigen- 
schaft des Luesserums, auf das zur Blutgerinnung nötige Vorferment 


Zytozym (der Extrakte) schwächend zu wirken, an einem Blutgerinnungs- 
system prüften. u 


l In neue Bahnen wurde die Serodiagnostik der Syphilis und 
die Forschung nach der Ursache der Komplementbindung bei der 
W.-R. gelenkt, als es gelang, ein besonderes Verhalten der 
Globuline des Luesserums im Gegensatz zu denen des Normal- 
serums gegenüber gewissen Chemikalien nachzuweisen. 

‚Klausner's) glaubte mit Aqua destillata, B ru ck *) mit Sal- 
petersäure Luessera von normalen Seris durch Ausfällung differ&hzieren 
zu können. Die Bestrebungen, auf diesem Wege für die Praxis brauchbare 
Irsatzmethoden für die W.-R. zu schaffen, gingen zum Teil von der 
Vorstellung aus, daß der Wassermannschen Reaktion ein zunächst un- 


sichtbarer Ausflockungsvorgan at sichtbar zu 
machen sei 2°). 8 gang zugrunde liegt, der 


- 


.) Mandelbaum, M. m. W. 1918, Nr. 48, S. 1180. 
-) Aoki, Zschr. f. Immun. Forsch., Bd. 16, S. 141. 
3) Bauer, B. kl. W. 1909, Nr. 14, 5. 607. 
) Stern, Zschr. f. Immun. Forsch., Bd. 1, H. 8, S. 422. 
) Hecht, B. kl. W. 1909, Nr. 10, S. 888. - 
i Be M. 2 W. Ion, Nr. 10, S. 494. 2 A 
rnogubow, B. kl. W. ‚47, 8.2100, © 
W. 1909, Nr. 15, S. 668. E 
z Brieger und Rentz, D. m. W. 1910, Nr. 2, S. 78. 
) Manoiloff, Zbl. f. Bakt., Bd. 57, Nr. 5, S. 468. 
Portmann, B. kl. W. 1918, Nr. 4, S. 191. 
) Müller und Weidanz, B. kl. W. 1908, Nr. 50, 5. 2240. 
12) Engel, B. kl. W. 1910, Nr. 39. 

) Halle und Pribram, W.kl.W., 1916, Nr. 32. 
1) v, Dungern, M. m. W. 1910, Nr. 21, S. 1124. Aaa 
15) Jacobäus, Zschr. f. Immun. Forsch., Bd. 4, Nr. 1/2, “ > 
18) Streng und Karvonen, Arch. f. Derm., Bd. 108, S. 4 
") Hirschfeld und Klinger, D. m. W. 1914, Nr. 32. 
=, Klausner, D. m. W. 1909, S. 828. 

n) Bruck, M. Kl. 1912, Nr. 82, S. 1818. 
‚) Nach Bruck und Stern ist die Komplementbindung® 
reaktion bei Syphilis durch zwei Komponenten bedingt, eine speeifische 


nn x 


r verdünnt 


sprüng- f- 
five bat t- 
ich in de K 
ruchen de 
1eoretische 
aus, de ji 
mel”. 
ı schafen, l 
[ôplichiei 
ro 
P 3 
1917 ie F 
denen & 


Jie ander, 
stens d 


6. dpl F- u 


vw. 
Ze 


pr Fa % 


|. Indikator. 


Hierfür wurden nun außer den genannten-einfachen chemischen 
Fällungsmitteln vor allem die wirksamen Stoffe der Antigene der W.-R. 
(Extraktlipoide), ferner chemisch reine Lipoide, oleinsaures Natron und. 
Lecithin verwandt [Porges und Meierd), Müller und Land- 
steiner?, Elias-Neubauer, Porges und Salomon’), 
Hermann und Perutz®), Sachs und Altmann), Bruck 

‚und Hidaka°), Hecht?) usw... Alle die bisher erwähnten Modi- ` 
fikationen und Ersatzmethoden haben aber .keinen Eingang in die 


Praxis gefunden. | a: | 
Das Wesen der Wassermannschen Reaktion erblicken heute 


eine Reihe von Autoren auf ‚Grund experimenteller Grundlagen 

und theoretischer Deutungen: darin, daß die. unter der Einwirkung 
der Lues besonders stark labil gewordenen Serumglobuline sich. 
mit den_Extraktlipoiden zu einem festen Komplex verbinden, an 
den das Komplement gefesselt. wird. ‘Diese. theoretische Vor- . 
stellung ist nun um so bedeutungsvoller, als vor etwa 11/2 Jahren- 
Meinicke°), fußend auf den Versuchen Klausners, auf das 
verschiedenartige Verhalten von Normalserum, Luesserum ‘sowie 

Extrakt gegenüber Aqua dest. und. Kochsalzlösungen : bestimmter: 


= Konzentration aufmerksam machte. . Er baute darauf in genialer - 


. Weise die Methodik einer neuen Fällungsreaktion der Syphilis in 
i 2 


drei Modifikationen auf: ' > | 
1. Zwei einzeitige Methoden: die im  salzarmen Medium 


N („Wassermethode“, -bei der nur ‘die ‚negativen Sera ausgeflockt 


. - werden) und die im Medium mit Kochsalz - Überschuß („dritte 


Modifikation“, bei der nur die positiven Sera gefällt werden). - 
2. Die zweizeitige Kochsalzmethode („M.-R.*). z 
Meinicke selbst empfiehlt auf Grund seiner Unter- 
suchungen die letztere. Bei dieser werden mit in Aqua dest. 


~ Verdünntem Luesleberextrakt alle Sera (normale und Luessera) 


gleichmäßig gefällt. | em | 
, je nach der Beschaffenheit des 


:  Kochsalzzusatz von jedesmal 

` Extraktes, zu bestimmender . Konzentration löst die Flocken der 
negativen Sera wieder auf, während die ‘der positiven bestehen 
. bleiben respektive. noch intensiver werden. Im Prinzip liegt der 
M.-R. nach der Ansicht von Meinicke. derselbe Vorgang zu- 
:` grunde wie der W.-R. Nur handelt es sich um einen. anderen 

| Nach den Beobachtungen Lessers°’) an über 12000 Fällen, 
-den Nachprüfungen Herzfelds und Klingers), denen von 

p sch !!), sowie meinen eigenen-auf Veranlassung 


Vagedes und Kor 
und unter Leitung von Herrn Prof. Friedb erger angestellten 
‚Versuchen hat sich die Reaktion als specifisch (natürlich auch wie‘ die 


WR. mit gewissen Eihschränkungen), und praktisch leicht ausführbar, 
aufs glänzendste bewährt, entgegen v.. Kaufmann!2), der auch einen 

‘ Zusammenhang mit der \W.-R. bestreitet. Eine „Launenhaftigkeit“ 
der M.-R. (v. Vagedes und Korpsch) in dem Sinne, daß an 
einem Tage die Übereinstimmungen zwischen W.-R. und M:-R. 
wesentlich größer sind, -als an anderen, haben wir nicht beobachtet. 
Unsere Nachprüfungen erstrecken sich auf vorläufig. etwa 400 Fälle. 
Meinicke arbeitete zunächst mit dem Luesleberextrakt; 


er dehnte dann seine Versuche auch auf die anderen bei der. 


-W-R. gebräuchlichen Extrakte aus und fand, daß auch die nor- 
malen Organextrakte mit gewissen Zusätzen (z. B; Natrium glyko- 
‚helicum) den Luesleberextrakten bei seiner Reaktion gleichwertig 
sind. Allein von ..den cholesterinierten Rinderherzextrakten nach - 
Sachs gibt er an, daß sie von vornhein nur die.Luessera aus- 
fällen. Diese Eigenschaft der Sachsextrakte benutzten Sachs 
uii eorgit)14) zu einer neuen Ausflockungsreaktion. Ihr Zweck 


| un sinn unspecifische, auf physikalisch-chemischen Gesetzen beruhende; 
- kollo; ‚nspecifische Komponente soll in einem, wenn auch unsichtbaren 
| oiden Fällungsvorgang bestehen. | en 
=  Porges und Meier, M. m. W. 1908, Nr. 7. 

S. öid ) Müller und Landsteiner, W. kl. W. 1907, Nr. 17, 
1908, T E En uba uer, Po rg es und Salomon, "W.kl.W. 
.) Hermann und Perutz, an Be 
°) Sachs und Altmaun, B. kl. W. 1908, Nr. 10, S. 494. 


g: 4, ni eR und Hidaka, Zschr. £ Immun. Hören; Bd. 8, 


‚Hecht, a a O $ ' Be 
sehr. / ` einicke, B. kl- W. 1917, Nr. 25; ebenda 1918 
ma aiin: Forsch. 1918, Bd. 27; S. 518. i 
w) peSSer, Derm. Zschr. 1918, Bd. 20, H. 3, S. 198. 
erzfeld und Klinger, 


Et y 1 
Ä S. 1498" & Vagedes und Korpsch, 


í 12 r " 2 
1 u Kaufma nn, M. Kl. 1918, Nr. 83; S. 809. 
Br, G„ehs und Georgi, M. Kl. 1918, Nr. 33, S. 805. 
SERIEN, Zschr. f. Immun. Forsch, Bd. 27, H. 6, S. 518. 


. 


‚Nr. 4, 8.88; . 


D. m. W. 1918, Nr. 51, 


— 


p 


|. kohols versetzt. 


 verhältnisse keinen Einfluß haben, a 


i ’ s 


339 


M.-R. auszuschalten 


‘war im wesentlichen der, 
und damit auch die. Methodik einfacher zu 

gestalten: ae 

‚.. Die Ausführung der Reaktion sei hier kurz wiedergegeben: 
‚1 ccm zehüfach verdünnten Patientenserums — wie bei der W.-R. in- 
aktiviert — wird. mit 0,5 cem sechsfach mit physiologischer Kochsalz- 
lösung verdünnten Extrakts versetzt, und nach. zweistündigem Aufent- 
halt im Brutschrank bei 37° Temperatur und zirka 18- bis 20stündigem 
Stehen ‚bei Zimmertemperatur unter Vergleich mit den Serum- und 
 Extraktkontrollen im Agglutinoskop betrachtet. Je .nach der Stärke 

‚ der Ausflockung werden die Resultate mit +++, +, -+, = und 
— bezeichnet.. - WR SIE ur 

l Serumkontrolle: Serum in dergleichen Menge und in.der gleichen 
Verdünnung wie oben werden mit 0,5 cem sechsfach verdünnten Al- 


.  _ Extraktkontrolle: 1 cem physiologischer Kochsalzlösung + 0,5 cem ` 
der obengenannten Extraktrerdünnung.: u. m | 
Besondere Beachtung verlangt die Extraktbeschaffenheit und die 


Art seiner Verdünnung, wie diese ähnlich‘ übrigens auch Meinicke 


für seine Reaktion. fordert und wie sie heute, wohl allgemein bei der 


Wassermannschen Reaktion angewandt wird. RE 
Gleichzeitig mit dem Hauptversuch werden ein. positives und ein 


negatives Vergleichsserum angesetzt. ° u 
5 Von Wichtigkeit für diese Reaktion ist es, daß auch Lumbal- 
flüssigkeiten. nach ihr untersucht werden können, im Gegensatz 
zur Meinickeschen Reaktion. Die Autoren empfehlen dabei die 


0.0.1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — N. 0.000000 
den: Nachteil: der Zweizeitigkeit, bei der 


than), 


Verwendung von absteigenden Mengen. 

| Nachprüfungsergebnisse liegen bis jetzt; nur von Na 
Nathan und Weichbrodt?) und Mandelbaum?°) vor. Zu- 
sammenfassend berichten sie über diese neue Fällungsreaktion Gün- 
stiges. Nathan erzielte in 93% Übereinstimmung zwischen Aus- 
‚flockung und W.-R., Mandelbaum in 91% der Fälle, allerdings mit 
seiner etwas modifizierten Reaktion, Nathan und Weichbrodt 
bei Serumuntersuchungen in 93,57%, bei Liquoruntersuchungen in, 
83,33%. Nach den letztgenannten Autoren ist, wie auch schon Sachs 
und Georgi hervorgehoben haben, durch einen entsprechenden: Aus- 
bau der Reaktion für die Liquoruntersuchung (Inaktivieren des Liquors, 
stärkere Cholesterinierung der. Extrakte usw.) eine Verfeinerung der 
Methode zu erwarten. Die Modifikation nach Mandelbaum be- 
steht darin, daß er nicht das Vollserum zum Inaktivieren verwendet, 
sondern das in. entsprechender Weise mit ‚physiologischer- Kochsalz- 
lösung verdünnte Serum. Nach seinen Angaben ist sie der Original- 
methode überlegen. E E Tr 

Ich selbst habe die Sachs-Georgische Fällungs- 

methode unter Leitung von Herrn Prof. Friedbergeran etwa 
800 Fällen (einschließlich Lumbalflüssigkeiten) nachgeprüft, davon 
718 im Vergleich mit der :W.-R., die in der folgenden Tabelle 
zusammengestellt sind®). E i LOR o 


Zabl der Fälle 


E WER. A "Ausflockung 
E W.-E. | S.-E. | 8.-K. | absolut | in °/% 
ir AB ee f CA | 149. J 2 í 
= == — — I 4838; ‚61,4 un 
ee oder Er l 48° 25. $ überein- 
Hespe KUNE A wach +). | | Be, snmendl 
i | | 
5 = 4 = — |. 38 18 yo 
6J) O. < h E = 1 BR.) 25 | = 105% 
7 er =. | + oder 0180 42 nicht 
| _ schwach +f T i überein- ` 
8 —. — ++ — u a Hi r% 
l u S En $ 18 95 stimmend. 
| — qF NE e 


u 


10 | "Eigenhemmung 


| Die ‘Untersuchungen erfolgten | 
mit zwei Extrakten, dem Original-Wassermannextrakt und dem chole- 


sterinierten Rinderherzextrakt nach Sachs, angestellt wurde. In der 


Tabelle bedeuten W.-E. = Original-Wassermannextrakt, . S.-E. = Sachs- | 


extrakt, S:-K. = Serumkontrolle.. Die Untersuchungen der Tumbal- 


flüssigkeiten sind in der Tabelle mit aufgeführt, weil sie auf die Zahlen- 
ußerdem an absoluter Zahl sehr 


gering. sind. | | s 
Wie aus der Tabelle hervorgeht, reagierten 86°/, der Fälle 


übereinstimmend mit der W,-R.. Hierunter ist die Gruppe 4 mit 


) Nathan, M. Kl. 1918;. Nr. 41. i 
=) Nathan und Weichbrodt, M.m. W. 1 
3 Mandelbaum, a. a. O. | 
4) Bei der Ausführung der Versuche war mir die Laborantin. 
Fräulein Spremberg .behilflich. 


918, Nr. 46, S. 1980. 


gleichzeitig mit ‘der W.-R., die . 


( 


ee 

we TE z m 
Ea CE W = ig kr ee a ae n = 
re S yo. 


I 
Tr MA 
em en 


ne 
oe CEARA D m 
T 
<<$ s 


$ ir 
Fans L ze 
j - ie 


=, 

-un a 

ui nn ui 
\ 


DEREN 
Kl ee i e e aA 
wage 3 Te Se E 
ag’, Br = nr = 
‘> i 5 x a 
Ee Gsi À 
TE 


Ea 
en 


SYT ee a 


eIn 
un 


7 
a 


Tsui 


in 
- 


ut 
a 


yms 


OS REN N BR . 


pe 
Ze 
a 


ENTE 
E '. 


Bi 


~ 
-am~ ie 
Ten nn. 


vy ee p ern a Š 


un 
yon a 
bat 


5 & a TA 
ne a re PERS 
~ 


~. 


MAs: 


ar ae nn 
` - 
=” 
re 
V 


rom 
e.. 


en In in 
A EEA ae en Er 
Lea get eg 
Pa 


ba 
000. 


‘ 
e 27 7 
A - ne 


i 


` 


340 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14. 


6. April. 


einbegriffen, da wir bei diesen Versuchen auch die W.-R. als 
positiv rechneten, wenn sie deutlich positiv auch nur mit einem 
Extrakt war. Wir haben uns bei der Bezeichnung des Fällungs- 
grades auf + + und + beschränkt. Aus Gruppe 5 und 6 geht her- 
vor, daß 4,3°/, nach der neuen Methode negativ war bei positiver W.-R, 
Hierbei, wie auch in Gruppe 7, spielt nach unseren Erfahrungen 
die individuell. verschiedene, bei den einen gegen die Norm 
leichtere, bei den anderen schwerere Flockbarkeit der Sera bei 
gleicher Extrakteinstellung für alle eine große Rolle, wie das auch 
schon Meinicke bei seinen Versuchen beobachtet hat. Denn 
für die 4,2°/, schwach positiver Ausflockung bei negativer 'W.-R. 
(Gruppe 7) war Lues anamnestisch unwahrscheinlich, und auch 
die klinischen Symptome sprachen im wesentlichen nicht dafür. 

Unter ihnen ist allerdings auch eine Anzahl, bei denen die 
Ausflockung sehr schwach war und gerade noch am Rande des 
Wahrnehmbaren gestanden hat, und.zum Teil sind. auch Grippe- 
fälle dabei, über die weiter. unten noch berichtet wird. Eine 
sichere Abgrenzung der Befunde nach der negativen Seite hin 
war hier also nicht gut möglich, zumal mehrere Kontrollunter- 
sucher zu verschiedenen Resultaten kamen. Zu den divergenten 
Fällen muß noch erwähnt werden, daß es uns möglich war, über 
jeden der Fälle von den behandelnden Ärzten nachher 
genaue Auskunft zu erhalten, die dann entsprechend von uns 
verwertet wurden. Stark positiv mit S.-G.-R. bei negativer W.-R, 
waren 2°/,, bei drei Fällen, darunter ein Liquor von Influenza- 
meningitis, lag Grippe vor, bei allen übrigen klinisch manifeste 
Lues. Hier leistete also die $.-G.-R. mehr als die 
W.-R. im Gegensatz zu den Fällen der Gruppe 5 und 6, wo bei 
einer größeren Prozentzahl die W.-R. der S.-G.-R. überlegen 
war. Die hierhergehörenden Sera stammen in der weitaus 
größeren Mehrzahl von klinisch sicher Luetischen. 

. Ganz besonders interessant sind zwei Fälle von sogenannter 
paradoxer Reaktion, bei denen das erstemal die W.-R. negativ, die 
S.-G.-R. und M.-R. aber positiv und bei nochmaliger Anstellung der 
W.-R. anch diese dann positiv waren. Hierbei gab uns also die positive 
Ausflockung nach Sachs und Georgi sowie nach Meinicke bei 
negativer W.-R. einen Anlaß zu nochmaliger Untersuchung. 

Ein Nachteil der Sachs-Georgischen Reaktion scheint 
es zu sein, daß ein gewisser Prozentsatz von Seris Eigenflockung 
(Floekung auch der Serumkontrolle) gibt, bei uns 2,5°/,. Ein Teil 
der Sera hat längere Zeit im Eisschrank gelagert, jedoch nicht 
über. 14 Tage. Sie waren nicht besonders trübe oder hämolytisch. 
Ein geringer Grad von Trübung beeinflußt ja nach Sachs und 
Georgi die Reaktion nicht. Vielleicht könnte hier eine äußerst 
leichte Flockbarkeit der Sera zur Erklärung herangezogen werden 
und käme daher als primäre Ursache in Frage. 

Es war von Interesse zu untersuchen, ob und wieweit die 
Resultate mit- denselben Seris, aber an verschiedenen Stellen und zu 
verschiedenen Zeiten untersucht, auseinandergehen, wie das ja auch 
tatsächlich bei der W.-R. beobachtet worden ist, ein Umstand, den 
sich bekanntlich die Gegner der W.-R. zunutze zu machen suchten. 
Zu diesem Zwecke stellte uns Herr Prof. Sachs eine Reihe der von 
ihm untersuchten Sera zur Verfügung. | 

Geprüft wurden sie mit den Extrakten Nr. 21 und 22a vom 
Institut für experimentelle Therapie zu Frankfurt a. M. 

Nur ein Serum reagierte bei wiederholter Prüfung, auch bei 
gleichzeitiger Verwendung mehrerer Extrakte, immer deutlich positiv, 
für das uns Herr Prof. Sachs ein negatives Resultat angegeben hatte. 
Auch von diesen Seris zeigte eine gewisse Zahl Eigenflockung. Aller- 
dings waren diese ziemlich trübe und hatten wahrscheinlich auch länger 
als 14 Tage gelagert oder, was noch möglich wäre, sie haben ‚unter 
dem Transport gelitten. Nathan und Weichbrodt haben beim 
Liquor, der nichtinaktiviert länger stehengeblieben war, die gleiche 
Erscheinung beobachtet. 

Nun zur Frage der Speeifität der Reaktion: Sachs und 
Georgi nehmen für das Zustandekommen der W.-R. und ihrer 
Ausflockungsreaktion eine einheitliche primäre Ursache an, auf 
Grund der Übereinstimmungen und des Parellelismus bei Ver- 
wendung nichtspecifischer Extrakte. Über die einzelnen wirksamen 
Komponenten und ihr Zusammenwirken äußern sie vorläufig nur 
Vermutungen. m: 

Wir haben die Reaktion außer in ihrem Verhalten zu Lues und 
den metaluetischen Erkrankungen natürlich auch bei anderen Infektions- 
und sonstigen schweren Krankheiten geprüft, und zwar bei Tuber- 
kulose, Fleckfieber, Typhus abdominalis, Meningitis (Liquor und Serum), 
Grippe, Malaria, Carcinom, Pneumokokkenpneumonie, Ruhr, chronischer 
Gonorrhöe, Poliomyelitis, Paratyphus, Lepra (ein Fall), Echinokokkus- 
erkrankungen (zwei Fälle). 


‚Reaktionen folgendes ergeben: 


Bei Grippe haben wir, wie das auchschon von Kaufmann beider 
M.-R. beobachtet worden ist, positive Resultate gehabt. In einer Anzahl 
von Fällen konnte allerdings eine W.-R. nicht gleichzeitig angestellt werden. 
Von 26 Grippefällen reagierten auf der Höhe der Erkrankung vier 
positiv, sechs zweifelhaft oder höchstens ganz schwach positiv, 16 ne- 
gativ. Soweit wir das noch nachprüfen konnten, war die Ausflockung 
auch in kurzer Zeit (höchstens einige Wochen) verschwunden. Über- 
haupt war sie selten so ‚stark, wie bei einem positiven Luesfall. 

Man kann somit nach unseren Unter- 
suchungen unter Bestätigung der Angaben 
von Sachs und Georgi sagen, daß die Reaktion 
für Lues charakteristisch ist. 

Interessant ist nun ein Vergleich zwischen W.-R., M.-R. 
und 8.-G.-R. Unsere Untersuchungen erstrecken sich hierbei auf 
etwa 400 Fälle. Dabei hat sich für die Beurteilung der letztgenannten 
Bei der M.-R. sind unspecifische 
Flockungen nicht beobachtet worden, das heißt keine bei negativer 
W.-R. und bei klinisch-anamnestisch negativem Befunde. Ein ge- 
ringer Prozentsatz der Fälle dagegen ist für M.-R. nicht brauch- 
bar, weil er keine Flockung gibt. Inwieweit eine Änderung der 


- Konzentrationsverhältnisse oder gewisse chemische Zusätze!) hier 


eine Besserung schaffen könnte, entzieht sich zunächst noch 
unserer Beurteilung.. Jedenfalls dürfte die von Meinicke an- 
gegebene Trübung und der Gehalt an gelöstem Blutfarbstoff nieht 
die primäre Ursache für die schwere oder gar unmögliche Flock- 
barkeit der Sera sein, da nach unseren Erfahrungen manche 
trüben und roten Sera nicht flockten, während andere, weit trübere 
Sera und solche mit weit stärkerem Hämoglobingehalt wieder sehr 
gut flockten. Ein wesentlicher Mangel der M.-R. ist es, daß 
Lumbalflüssigkeiten wegen ihres geringen Eiweißgehaltes nicht 
untersucht werden können. 
Die Zweizeitigkeit, die als Nachteil der M.-R. angeführt 
wird, spielt kaum eine Rolle. Dafür fällt wieder die Serum- 
kontrolle weg und die Beurteilung, die die Wiederauflösung eines 
Niederschlags als Indikator nimmt, ist eine klarere. Schon an 
sich bilden die negativen Sera in der Regel nach Meinicke . 
gröbere Flocken als die positiven und überhaupt ist das Ver- 
schwinden der groben Flocken nach Kochsalzzusatz besser 
zu beurteilen als eine Ausflockung. Hauptsächlich trifft dies zu 
bei den schwachpositiven und zweifelhaften Seris. Für den Prak- 
tiker — und für den käme eine Ersatzmethode doch hauptsäch- 
lich in Frage — ist das in gewissem Sinne ein Vorteil. 
Unspeeifische Füllungen kommen bei der M.-R. nach unseren 
bisherigen Erfahrungen nicht vor. ' 
Die Sachs-Georgische Reaktion wiederum hat den Vorteil, 
daß Liquora untersucht werden können, wenn auch die Methodik 
für diese noch nicht so exakt arbeitet wie für die Sera, ferner, 
daß sie technisch auch insofern einfacher ist, daß nicht für jeden 
Extrakt eine NäCl-Lösung eingestellt zu werden braucht. 


Zusammenfassung: 1. Keine der beiden AusflockungsS- 
reaktionen (M.-R., S.-G.-R.) allein kann die W.-R. ersetzen. 

2. Die M.-R. und S.-G.-R. haben sich wegen ihrer leichten 
Handhabung und der Zuverlässigkeit — die S.-G.-R. allerdings 
mit geringen Einschränkungen — aufs beste bewährt. Es be- 
stehen bei unseren Versuchen 86% Übereinstimmung zwischen 
W.-R. und S.-G.-R. und etwa 88%, Übereinstimmung zwischen \ ~R. 
und M.-R. | 

3. Die M.-R. und $.-G.-R. sind für Lues charakteristisch 
und ergänzen sich gut. Es kann deshalb eine dauernde gleich- 
zeitige Verwendung der M.-R. und 8.-G.-R. neben der W.-R. nur 
gewünscht werden oder ihre Anstellung wenigstens in den I ällen 
gefordert werden, in denen die W.-R. zweifelhaft ist oder mit 
dem klinischen Befunde nicht übereinstimmt. ; 

4. Die Einfachheit der Technik bei der M.-R. und 8.-6--R. 
ermöglichen auch ihre Ausführung ohne Zuziehung eines besonders 
ausgestatteten serologischen Laboratoriums durch den praktischen‘ 
Arzt selbst. Doch ist bei Divergenz mit der klinischen Diagnose 
und in Fällen, in denen die beiden Fällungsreaktionen aus tech- 
nischen Gründen versagen, das Material einer Untersuchungsstelle 
zur Ausführung der W.-R. einzusenden. 


1) Zusatz von’ 1:500 N-Salzsäure zu den Extraktverdünnung”. 
scheint nach den bisherigen Ergebnissen die schlechte Flockbar a 
mancher Sera bei der M.-R. zu verstärken, und auch die Flockung b® 
der 5.-G.-R. etwas zu vergröbern. | 


——— 


` 
+ 


ee | BE 7 Mi ` 
k a 1 moat “~ al “ ` EAK ` ~ F ws oe a Sea a 
sarearen T i AA ! ' > í ` re a a F Aidi 
PERAE E O t E s EN ie T gna o te A Eig n? ` an! l 
S aasahan Tate ANg a a =o aa ‘ : „' ‘ K .. Du 225 Dur a 
` E i = . 4 x ` 
2 $ e u š p rn, Die r x 3 5 s, ET Te ~ i r ” b ait ’ N a 
re use n i \ rd i ar l iir Be 
ye i $ i 2 ia \ Fe ı E i Ps EN i 
= % ` i w A ~t : Ad pr © ` ER wire 
P k A 1 i Pa ? E ED- f 
; : ; R ER TEEN 
» i SIN ` n r ` aS ? B CAS 4 
er = ` } Beer R i} 226 pa 
` si f Kg i 4 : ' 1 5 k ! e r t ATE GER Pre 
; o t oà a . A $ 3 I -, pet, 
. : i d en / Bs A ż i pos .. i er u © 2 ae 
| ee EE TE N a | Ä | > ; AT; 
`. ; - 3 PAES. ; i , PER AE” 
1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. 14 - H en a 841 Pan 
3 I i $ p ' y 3 R r ` i ee a! e5 N e rr aee 
Pak ; j De 
Satan 3 = ma e z : ; ra 
S e . G i 4 IE S ` A I E 
a FRE 
2 , $, ir 
EREE 


‚ 


=i » 
Ayo 
ki = . 
RED SN S 
tae a E t 
Wedak i 
— ~ peN 
m 
=. 
Es 


Te ..* Fortschritte der praktischen Arzneibehandlung im Kriege. 


de E Ee f | Von Prot.. Dr. C. Bachem, Bonn a Rb > HE aes POETE OE ann ARE 
yeep ' . Sedativa. vente... | e _ Die von Flechsig. eingeführte Opium-Brombehandlung HA 
positin, Muh FE a e Ba . „7 | der. Epilepsie, deren Wert ‚vielfach angezweifelt wurde, wird von NEE 
die Aosa f. Unter den Sedativa wurden die Brom verbindungen und | Kellner auf Grund selbstbeobachteter (86) Fälle für gut be- IE 
mia WF die Baldrianpräparate weiter durchforscht,. teilweise auch |-funden. Die dreimal tägliche Zufuhr großer Opiumdosen (Extractum li 
bwsh $ davon neue Derivate hergestellt. Als neues pflanzliches Sedativum | Opii 0,05 bis 0,3 dreimal’ täglich) pflegt keine. bedenklichen Zu- EI u 
a bei wurde Foligan eingeführt, Bee ! < | stände zu schaffen. Nach 50-tägiger Behandlung mit Opium: und iR 
Angalap l .  Bromide | Bädern beginne man mit der, Brombehandlung: Man’ steige von e 
Reaktub >. Ent MR E GENE: A, ee . 2, | aut 7g Erlenmeyersches Gemisch pro die. Ein plötz- EEE 
„Die Beziehungen zwischen Brom- und Chlorionen | j;shes Aufhören mit der Bromdarreichung, ist zu vermeiden,, da a a 
WA HE. im Körper wurden von neuem verschiedentlich Gegenstand ein- | yijsdann Rückfälle unausbleiblich sind: Die Dauer der Bromdär- ee) 
h bitid- goron y o T ee As en reichung. soll sich über einen möglichst langen Zeitraum erstrecken, ` EU BER 
eate wären. daB Ahr Kochsalzetoffweolisel den gleichen. Ba. ee  - EN 
nr ak u | ne | | n Jahren ' ein analoges flüssiges Pr t, T S R 
ik, ipf: + > dingungen unterstellt ist wie. beim normalen Menschen. Für den | S,sedanwürze, bewährt. Diese ist eine Aunkalbsänne "nach RO RER 
iitim  Epileptiker kann das Chlorion nicht allgemein als anfallauslösende | Tejschsaft riechende und schmeckende Flüssigkeit, die 20% Brom- a 
dem ef. Noxe betrachtet werden, dagegen wirken brüske en salze und 10 % Kochsalz enthält; - Man gibt in Suppen oder äbn- ' EI HEN 
size) | © or Salzzufuhr stark fördernd auf den Eintritt der Anfälle. Auch | Tehe Speisen I bis 2 Teelöffel ("/,.bis 1 Meßbecher)., Im Handel sind Ne. 
id) _ beim Epileptiker sind die Gesetzmäßigkeiten ‚in den Wechsel- Originalfläschehen verschiedener Größe. (Temmlerwerke Detmold.) u. 
nietea|  . beziehungen zwischen Chlorid und Bromid (gegenseitiges Verdrängen | ~- "Die. Mitte zwischen ei Beruhirı "und Schlafmittel Ele! 
is © der Ionen) die gleichen wie beim Gesunden. Bleiben Brom- und | .. _ "ie Mitte zwischen einem Beruhigungs- und Schlafmitte a 
ide .. Kochsalzgaben gleich, so- vollzieht sich die ‚Speicherung ‘von | Ummteinds 0.000. TS a 
„me „ „Bromid in der Weise, daß Ein- und Ausfuhr nach etwa 16 Tagen N... Galmonal. - I SERIE NE ee 
attit. ` Sich fast im Gleichgewicht befinden. Das bei nur ein- oder zwei-  Calmonal ist. Caleiumbromidurethan von, der Formel CaBrz. De 
ieh... Maliger Darreichung zugeführte Bromsalz (Bromnatrium) wird | 4CONH20C:Hs+2H20. :Es bildet ein weißes, in: Wasser 
jagd} . dagegen vom menschlichen Körper hartnäckig zurückgehalten und | und Alkohol leicht lösliches Pulver von salzigkühlendem Geschmack. gi 
je), < nur langsam durch die Nieren wieder ausgeschieden, wobei aller- | ‘Der Urethangehalt beträgt 60%, der Bromgehalt 27% und: der ce 
‚dings keine Gesetzmäßigkeit besteht. Insbesondere scheint: die | Caleiumgehalt etwa 7%. © 000700 AR BON: = iu 
Fr: Ge erkrankte Niere ein Hindernis für die Ausscheidung zu sein: Soj Die Wirksamkeit soll auf der kombinierten gesteigerten in & 
„ef ` Schieden zwei kochsalzarm ernährte Nephritiker, die je-8 g | Wirkung der drei Komponenten beruhen, äuch soll die Bindung. Be |; ; Ko 
mE Bromnatrium erhielten, in zehn Tagen noch nicht die Hälfte wie.| des Broms an Calcium etwaige- Nebenwirkungen ‚unterdrücken ne © 
tf - . -ein Gesunder aus. Während, wie oben erwähnt, bei nieren- | oder abschwächen.. Das Mittel wird in leichten und mittelschweren | > TR 
nie . gesunden Personen schon nach zwei Wochen ein Bromgleichgewicht | Fällen von Schlaflosigkeit gegeben, sowie bei: Depressionszu- May 
se} -< hergestellt werden, kann, ist dies bei nierenkranken.noch nicht | ständen, ‚Angstneurosen eventuell an Stelle von Opium.. Bei Epi- f My A 
mg nach sieben Wochen der Fal.. ` > © o = | deptikern leichteren Grades wirken nicht zu kleine Gaben auf'die ` Bl 
ist . ` Pie Kochsalzwirkung auf die Bromausscheidung soll nur | Zahl der Anfälle und die psychische, Reizbarkeit günstig. ein. . S Hagel 
gj eme indirekte. sein: . Kochsalz `màcht: mehr Durst, daher | Weiterhin wurde es auch bei-Enuresis nocturna versucht. = -> . EEES 
g Plüssigkeitsaufnahme, infolgedessen stärkere Diurese; hiermit geht. ~ Dosierung: Als Sedativum . mehrmals täglich _ eine Ba: 
„wieder verstärkte Bromausscheidung einher, während die Brom- | Tablette (= 1 g), als Schlafmittel abends . zwei Tabletten in’ nie 
m  :onzentration im Harn prozentualiter gleichbleibt. -Zu den (lipoid- | Wasser gelöst, bei Epilepsie können vier -bis acht Tabletten täglich E. 
~ Telchen) Blutkörperchen scheinen Bromide geringe Affinität zu haben: genommen werden (auch rectal als Klysma). ° . > DEE: e 
Ti wenigstens wurde im Serum eines mit Bromnatrium behandelten `. Originalröhrchen mit 20 Tabletten zulg. . < | 2 . 
jr u Nephritikers reichlich Brom nachgewiesen, während die :Blut- Fabrik: Gehe & Co. A.-G., Dresden. RE T AENEAS 
wo SED yen selbst bromfrei waren. ee E a Verschiedene E ae Rue 
Venn man neben dem Bromnatrium äquivalente Mengen | .. . Baldrianpräparate 


haben während‘ der letzten fünf Jahre Eingang in. die Therapie: 
gefunden, so das Valamin, das: Nervagenin und mehrere andere. _ 
Valamin, Valeriansäureester. des Amylenhydrats. Eine 
in Wasser unlösliche, nach- Baldrian riechende Flüssigkeit, die als 
. Baldrianersatz bei. Herzneurosen, allgemeiner Neurasthenie usw. 
dient: und. in Gelatinekapseln (Perlen) mehrmals täglich ein bis 
‘zwei Perlen zu 0,25 gegeben wird. Als Nebenwirkung wurde 
mitunter Aufstoßen beobachtet.‘ (Originalpackung mit 25 Perlen.) 
Fabrikant: ‘Dr. Neumann & Co., Adlershof - Berlin. _ no 
Nervagenin ist eine- Kombination von diäthylbarbitur- 
saurem Natrium mit Extractum Valerianae. Eine klare, braune: 
schwach sauer reagierenide Flüssigkeit von angenehmem Geschmack 
Man reicht als Antispasmodieum und Sedativum mehrmals täglich _ 
einen Tee- bis EBlöffel. Pharmakon G. m. b. H., Frankfurt a. M. 


P a. Kochsalz verabreicht ‘und so eine merkliche Chlorverdrän- 
„| - gung im Körper verhütet, können die Krampfanfälle bei Epi- 
Sf >  leptikern vollständig unterdrückt werden; die Heilwirkung ist 
demnach beim Menschen auf die Wirkung der Bromionen zų be- 
y ziehen und nicht auf Chlorverdrängung. . Auch :bewährte sich, 
f > analog den Tierversuchen, die gleichzeitige Verabreichung äqui- 
t valenter Kochsalzmeñgen- neben dem Bromnatrium, das heißt 
| | 0,5g auf 1 g Bromnatrium, um die Nervenlähmung beim Bromis- 
SEO en zu verhüten. (Chronische Bromnairiümfütterung bedingt bei 
, < Wren Ataxie und aufsteigende Lähmung [v.-Wyß)).: wo 
=. _ Am besten scheint die Darreichung von 8 g Bromnatrium 
i En Tag bei kochsalzarmer Kost; die gewünschte Heilwirkung. 
“ommt alsdann, wenn überhaupt, binnen wenigen Tagen. Sollten 
a i dabei Erscheinungen von Bromismug (Nervenlähmungen) ein- 
i stellen, so können diese unerwünschten Erscheinungen durch Aus- 
= a des Bromsalzes und durch Kochsalzzufuhr (per os, subeutan 
Paz Ein als Klysma) in wenigen Tagen rückgängig gemacht werden. 
= brauchbares Zeichen zur Prüfung des beginnenden Bromismus 
FR die nach der Rom bergschen Methode festgestellte Ataxie. 


~ ` Die genannte tägliche Dosis (8 g, viermal täglich 2 g) ist 
frankreich, schlaflosen Kindern Orangenblätteraufguß als Beruhi- 


| Als Foligan wird ein pflanzliches Sedativum bezeichnet, .das 
“nach einem besonderen Verfahren unter Befreiung von Ballast- 
en stoffen aus Orangenblättern hergestellt: wird. V eranlassung zu - 
ia ` Magenschonung in 2°/,iger Lösung oder als Salzzusatz der Darstellung gab die Beobachtung, daß in Italien und Süd- 
en en Speisen (Suppen) zu verordnen. Die. beliebte Kombination en Kunde 
r] Bromkalium, Bromnatrium und Bromammoniüm (mach | gungsmittel eingeflößt wird. Aus den Blättern wurden einige 
al Meyer) scheint sich nicht leistungsfähiger zu erweisen | wirksame‘ Stoffe (Hesperidin, Stachydrin, Cholin, Alloxüriribasen 
= ’@quimolekulare Mengen Bromnatrium. Bromealeium ‚und ein ätherisches Öl) isoliert. Orangenblätter dienten bereits. 
seh nach den Erfahrungen Januschkes-bei der Krampf-. | früher als Bittermittel und bildeten einen- Bestandteil der Species : 
® nat das gleiche leisten wie äquimolekulare Mengen Brom- .| nervinae und anderer. Tees. i a A: 
nn 2 Um bei der Brommedikation nach Möglichkeit Versager aus- Um den stark bitteren Geschmack des Extraktes zurück- 
"üschließen, empfiehlt es sich, bei Wirkungslosigkeit der Bromsalze | treten zu lassen, werden den Tabletten Milchzucker und andere 


€ i : ; 2 | ar . de 
me Kombination mit Adalin oder Chloralhydrat vorzunehmen, | Geschmackscorrigentien. zugefügt. | Beer: 


U - 
= 


DIV EEE N 


wen 


STATE 
RER il 


Baa m. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14. 


—————n 


l Foligan scheint sich in kleinen Gaben als Sedativum, in 
größeren als leichtes Schlafmittel bewährt zu haben. In Frage 


‘ kommen Neurastheniker, Hysteriker, Tuberkulöse und Herzkranke. 


Da das Extrakt, wie erwähnt, als Stomachicum (Bittermittel) wirkt, 
wurde auch das Allgemeinbefinden gehoben, besonders der Ap- 
petit gebessert. Nebenwirkungen, besonders .posthypnotische Er- 
scheinungen, wurden nicht wahrgenommen, dagegen versagt das 
Mittel in 5 bis 10% der Fälle, zumal bei .hochgradiger Schlaf- 


N 


% 


6. April. 


meidung der Angewöhnung oder Verminderung der Wirkung 
empfiehlt es sich, einige (4 bis 5) Tage nach Gebrauch auszu- 
setzen. Über Tag genommen, schläfert l’oligan nicht ein. 
Dosierung: Als Sedativum mehrmals täglich eine Ta- 
blette (= 0,3 wirksamer Bestandteil), als Schlafmittel abends zwei 
bis drei Tabletten in heißem Zuckerwasser. Der Schlaf tritt 
eine viertel bis eine halbe Stunde nach dem Gebrauch ein. 
Originalpackung: Röhrchen mit 20 Tabletten. 


losigkeit infolge von Dyspnöe, Arteriosklerose usw. Zur Ver- Fabrikant: Dr. G. Henning, Berlin W ò. 
3 Referatenteil. 
l Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin l 
Sammelreferate. ` | daß die entzündlichen Erscheinungen seitens des Bindegewebes 
aa , eine solche der Zelldegeneration sind, nicht aber die Degeneration 
Strahlentherapie. der Carcinomzellen sekundär durch eine primäre Bindegewebs- 
Von Stabsarzt Dr. Strauß, Berlin. wucherung bedingt ist.“ 

| , Daß dem Darm eine besondere Radiosensibilität zukommt, 

\ IV, (Schluß: vgl. Nr. 2,6 u. 10.) 


Über die therapeutisch so ungünstig liegenden Careinome 
der Nasenhöhle liegt eine Mitteilung von Hofer (1) vor. Die 
Fälle wurden in erster Linie chirurgisch, sodann strahlenthera- 
peutisch. behandelt. Bestrahlt wurde mit 22 bis 30 mg Radium 
5- bis 7 mal 24 Stunden. Es handelt sich um 36 Carcinome, von 
denen 24 Plattenepitheliome, 7 Cylinderzellenkrebse, 2 Zotten- 
krebse, 1 medulläres Carecinom und 2 histologisch nicht näher be- 
schrieben sind. Die Art der Tumoren soll nach Ansicht Hofers 
mit Ausnahme der Zottenkrebse und Cylindrome nicht von be- 
sonderem Einfluß auf den Erfolg sein. Die Hoferschen Hei- 
lungsergebnisse sind, wenn man die sonst so schlechte Prognose 
dieser Art von Carcinomen berücksichtigt, verhältnismäßig befrie- 
digend, und es scheint, daß dieser Erfolg auf Rechnung der Dauer- 
bestrahlung zu setzen .ist. Daß die harte Strahlung des Radiums 


“und Mesothoriums eine elektive Wirkung auf das Careinomgewebe 
ausübt, ist eine vielfach vertretene Ansicht. 


Ich habe schon 
mehrfach an dieser Stelle meiner dieser Auffassung entgegen- 
gesetzten. Ansicht Ausdruck gegeben. Auch Bumm bestreitet 
eine Strahlenwirkung, die nur die Carcinomzelle beeinflußt, das 
übrige Gewebe aber unversehrt läßt. Ebenso wendet sich 
Händly (2) gegen die Auffassung einer Elektivwirkung der 
Strahlen. Krönig und Friedrich definieren nun den Be- 
griff der Elektivität der Strahlenwirkung dahin, daß eine solche 
dann anzunehmen ist, wenn bei gleicher applizierter Dosis in dem 
einen Organ schon eine deutliche Funktionsveränderung hervor- 
gerufen wird, während das andere Organ noch keine Abweichung 
von der physiologischen Funktion zeigt. Damit treten jedoch die 
‚beiden Freiburger Autoren in der Begriffisbestimmung der Elek- 
tivität einen ausgesprochenen Rückzug an. Was sie hier als Elek- 
tivität bezeichnen, ist weiter nichts als Radiosensibilität. Die 
Kenntnis dieser Eigenschaft ist aber schon eine sehr lange vor- 
handene, während die Auffassung einer Elektivwirkung auf die 
Krebszelle tatsächlich zu einer grundsätzlichen Annahme wurde, 
auf der sich die ganze Strahlentherapie des Carcinoms aufbaute, 
einer Annahme aber, die sich nicht im Hauptpunkt als richtig 
erwies. Man kann ganz unmöglich davon sprechen, daß dem Car- 
cinom eine besondere Radiosensibilität zukomme. Verglichen mit 
anderem pathologischen Gewebe kommt das Careinom hinsicht- 


‚lich seiner Radiosensibilität erst an zwölfter Stelle, desgleichen 


ist es nicht entfernt so strahlenempfindlich als eine Reihe nor- 
maler Gewebe Man kann daher nur sagen, daß das Carcinom 
ein höheres Maß von Strahlenempfindlichkeit besitzt und daß man 
diese Eigenschaft für eine Therapie mit Vorteil zu verwenden ver- 
mag. Den Begriff der Elektivität sollte man jetzt endlich fallen 
lassen, denn er ist gegenstandslos und irreführend. Ebensowenig 
vermag ich der neuerdings wieder vertretenen Auffassung einer 
Krebsvernichtung durch Bindegewebsneubildung  beizupflichten. 
Diese Idee, daß durch das rasch wachsende Bindegewebe die 
Krebsnester in immer kleinere Gruppen von Zellen geteilt und 
zersprengt werden und schließlich dem Druckschwund verfallen, 
liegt schon längere Zeit zurück und stammt von Exner (8). 
Ich ersehe aus den neuesten Ausführungen von Opitz sowie 
von Schlesinger (4) eine Wiederaufnahme dieser Exner- 
schen Ansicht, möchte aber bier durchaus der Wettererschen (5) 
Auffassung beitreten, der hierüber sagt: „Wir dürfen nicht daran 


zweifeln, daß es sich bei der Röntgenwirkung auf das Carcinom | 


um eine primäre Schädigung der specifischen Zellen handelt und 


eintreten. 


ist eine heute öfter vertretene Ansicht. Es ist ja nun etwas oft 
zu Beoachtendes, daß nach Verabreichung großer Massen von 
Röntgenstrahlen schwerere Darmerscheinungen (Koliken, Tenesmen) 
Diese Erscheinungen sind viel und oft beschrieben 
worden. Ich verweise hier auf die früher schon an dieser Stelle 


erwähnten Ausführungen von Döderlein, Habs, Heimann, ` 


Krecke, Gebele und A. Schmidt (München) sowie auf die 


Beobachtungen des Röntgenkaters, den H. E. S chm id t (6) als èine 


direkte Schädigung des Magendarmtraktus bezeichnet. Allge- 
meine Aufmerksamkeit jedoch erregte es, als einige Veröffent- 


lichungen. erschienen, aus denen man den Schluß zog, dab der | 


Darm bei Bestrahlungen ganz besonders gefährdet sei. So be- 
richtete Franz (7) über einen Fall von inoperablem Collum- 
carcinom, der in drei Bestrahlungszeiten 2800 \ erhielt. Die 
Strahlen gelangten durch acht Einfallspforten (vier vordere und 
vier hintere) in die Tiefe. Sie wurden durch Messing und Alu- 
minium gefiltert.‘ Verwandt wurde die Coolidgeröhre und der 
Gammaapparat der Veifawerke. Die Patientin hatte nach der 
ersten Bestrahlungsserie die üblichen Allgemeinerscheinungen mit 
Durchfällen, desgleichen eine leichte Hautverbrennung. Nach fünf 
Wochen erhielt sie die zweite Bestrahlungsserie, die wiederum von 
Durchfällen begleitet war. Diese Durchfälle waren sehr schwer 
zu bekämpfen. Vier Monate nach Beginn der Behandlung waf 
das Collumeareinom verschwunden, nur noch im linken Para- 
metrium war eine Infiltration da. Die Patientin erhielt jetzt eine 
dritte Serie von Röntgenstrahlen. Im Anschluß hieran traten gaDZ 


profuse Durchfälle auf, und die Patientin ist kurze Zeit danach 


gestorben. Die Sektion ergab eine schwere Enteritis, die sowohl 
den Dickdarm wie den Dünndarm betraf. Die DünndarmschlingeR, 


die im Bereich der Bestrahlung gelegen haben, waren besonders 


stark von der schweren Veränderung betroffen. Orth (5) be 
zeichnet die Erkrankung als eine pseudomembranöse, bei der, wie 
das beim Darm die Regel zu sein pflegt, außer der [ixsudatigß 
gerinnender Massen eine ausgedehnte Nekrotisierung der Schleim- 
haut zustande gekommen war. Es konnte ein Zweifel nicht daran 
bestehen, daß der Tod infolge der Bestrahlung eingetreten war. 
Über eine äbnliche, gleichfalls überaus ungünstige Strahlenwirkung 
auf den Darm berichtet v. Franque (9). Er verabreichte einer 
Patientin, die an unregelmäßigen Blutungen litt, 520 X in viel 
Monaten. Diese, Menge wurde in drei Serien appliziert, bel der 
vierten Serie wurde Müllersiederohr, ‘bei der zweiten und dritten 
die Coolidgeröhre verwandt. Gefiltert wurde mit 1 mm Messmg 


und einer Lage Rehleder. Nach der dritten Serie trat eine schwer 


Hautverbrennung auf und es kam zu qualvollen Koliken mit pro 
fusen wäßrigen Diarrhöen. Über Darmnekrose im Anschluß 1 
Careinombestrahlung berichtet auch Händiy. -- Zu diesen beob- 
achteten Darmschädigungen nimmt nun E, Opitz (10), 
nigs Nachfolger auf dem Freiburger Lehrstuhl, Stellung. 5 
betont zunächst, daß ihm nicht ein einziger Fall zu Gesicht 86° 
kommen ist, der ähnliche Darmschädigungen aufweist wie die 2 
schriebenen, wobei er sich auf das außerordentlich große Beo t 
achtungsmaterial seines’ Vorgängers beruft. Sehr stark kritislet 
Opitz sodann. die Dosierung in den vorstehend beschrieben?” 
Fällen. Opitz geht aus von der mittels des lontoquantime et 
von Krönig und Friedrich festgelegten Erythemdosis. a 
entspricht ungefähr 50 bis 60 X im Durchschnitt. Ist nn 
Dosis auf eine Hautstelle appliziert worden, so vermeidet man ı . 
vor einem halben Jahr die Stelle wieder zu bestrahlen. Opl 


= 


u = 220: < Te ae ` Be ee Va ne ee” u A ER 6.5 oe 
. - , .r ’ G. N Fa iR SE 
Er N R 7 S- E E ` OEE i of E A 
; Ta e ES y : ~ ' , ; en, ei a R , 4 -o i i eaha 
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. i4- > 0 48 in ns 
3 = z = = a z k 7 o T: 
bemängelt nun die Kürze der zwischen den einzelnen Bëstrahlungs-~| bis-zur äußersten wahrnehmbaren Grenze der für die Haut noch nE 1 il \ 
serien gelegenen Zeit bei dem Franzschen Falle und findet die | erträglichen Strahlendosis. Bekanntlich erblickt Warnecros in ige Wan 
. ` verabreichte Strahlenmenge zu hoch. Franz hat — wie bereits |-dem Auftreten einer Hautrötung noch kein besonderes Unheil, und AN Ar SA 
` erwähnt — 2800 X bei acht Einfallspforten. -Dies macht auf | es ist ihm in dem einen auch beizupflichten, daß es ja wenig zu ‘HME fa Sr. 
die Einfallspforte 350 X, also mindestens das Fünffache der | bedeüten hat, wenn’ die Haut auch einmal eine Reaktion aufweist. MRS BEE 
-obenerwähnten Hauterythemdosis von Krönig und Friedrich. .| Trotzdem aber ist es entschieden besser, wenn man die Dosierung H IE 
Entschieden über das Ziel schießt indessen Opitz hinaus, wenn. | so wählt, daß jede Hautreizung vermieden wird. Bei dem Über- EN Re AE 
. er sagt, daß die kritische Betrachtung des Falles Franz auch- |. kreuzen .der Strahlenkegel kommt es an den Schnittpunkten so- ul DON ass 
| nicht den Schatten eines Beweises!für die Behauptung .erbracht: | wieso leicht zu unbeabsichtigten Überdosierungen. Liegen diese nun BURE a 
“habe, daß der Fall der Röntgenbestrahlung „zum Opfer gefallen | gar im Hautbereich (was ja gewiß nicht vorkommen ‘soll, aber Ma ne o 
. wäre. Hier vermag ich Opitz nicht zu folgen. . Wohl ist zuzu- |“ doch sich eben ereignet), dann sind schwere Verbrennungen die _ Bi; BEER 
geben, daß eine Radiosensibilität des- Darmes im allgemeinen‘| Folge. Aus diesem Grunde möchte’ ich der vorsichtigen -und doch. E11 TR 
. nicht besteht, ferner klingt es geradezu paradox, daß der Darm | ausreichenden Dosierung Albers-Schönbergs vor: allen ER Ha: 
- - empfindlicher gegen Bestrahlung sein- sollte als. die Haut, indessen |. anderen. den Vorzug geben.. Albers-Schönberg benutzt I, Ke n 
kann nach dem Sektionsergebnis ein Zweifel nicht bestehen, daß | eine Filterung > von 3 mm Aluminium, verwendet eine Rohrhärte ra: Ai a 
- . der Tod infolge der Bestrahlung eingetreten ist, Der Umstand, | von 10 bis 12 We. und verabreicht etwa 65 X bei einem Fokus- Fi a: ; 
' daß gerade die Darmschlingen, welche. im Bestrahlungsbereich | hautabstand von 30 cm. Diese. Dose ' liegt gerade unter der EI A R a 
‘gelegen haben, von der Nekrotisierung am meisten betroffen waren, | Erythemgrenze, und es ist interessant zu sehen, daß sich die ver- a ah aK, 
‚muß uns zur Annahme zwingen, daß der Tod infolge Bestrahlung |. abreichten Mengen, die Albers-Schönberg anhanden des Ba er r 
== eingetreten ist. Man sollte hier offen zugeben, daß man im Falle | Fürstenau'schen Intensimeters gemessen und für die Haut er- MER. i: 
Franz vor. einem bis jetzt ungeklärten Vorfalle steht. Denn | probt hat, annähernd mit den mit dem lIontoquantimeter er- dt: BSR 
auch die O pitz sche Kritik der Dosierung und der zu .kurz be- | mittelten .Strahlenquantitäten decken. , Albers-Schönberg í 1 AR i 
.. messenen Zeitintervalle vermag ich nicht anzuerkennen, da eine | bestrahlt im Durchschnitt zwei Jahre und, äppliziert die genannte I Ron RE i 
‚ „ Hautschädigung ja gar nicht vorgelegen hat. Inwieweit bei diesen | Dosis anfänglich vierwöchig, später sechswöchig (nach einem halben S ORERE 
„mf Ţ7 mitgeteilten Darmsehädigungen Stoffwechselvorgänge eine Rolle | Jahre). Blutbild und Gewicht werdeñ genau kontrolliert. ‘Beim a ji Eu | 
ul spielen, sei unerörtert. Lindemann (11) bringt sie mit dem | Uterus bestrahlt Albers-Schönberg einstellig, beim Mamma- (A > ee Be 
pët  „Mineralstoffwechsel in Verbindung. Er macht darauf aufmerksam, | krebs erhalten die supraclavicularen und. infraclavicularen Drüsen Me an 
k daß die mit der Nahrung aufgenommenen Salze des Eisens in der | sowie die Operationsnarbe je eine solche Dosis. a ld Fe mh 
i). Duodenalgegend zur Aufnahme gelangen und- im Dickdarm wieder g Neben der postoperativen Bestrahlung -wäre auch noch die une are - 
ma ausgeschieden werden.. Es kommt’ also im Dickdarm zu. einer | präoperative, zu erwähnen. So tritt Heymann (13) dafür ein, jah t ud ns 
“i -~ Anreicherung von Métallionen und es besteht die Möglichkeit, daß | den operablen Fall vor Einleitung der chirurgischen Behandlung N. RER ER 
pl © diese Metallionen zur Erzeugung von Sekundärstrahlung. die Ver- | zu bestrahlen: Es ist dabei selbstverständliche Voraussetzung, It: AEO 
ji  Anlassung gibt. Und diese Sekundärstrahlung kann nun ihrerseits | daß. nicht durch Vornahme der Bestrahlung‘ wertvolle Zeit ver- an Me u 
g die Ursache der schweren Darmschädigungen bilden. Linde- j|. loren wird, was sich ja bei der heutigen Technik vermeiden läßt. ih. a 
H manns Ausführungen sind mehr ein interessantes wissenschaft- | Ferner wäre zu erwägen, ob, nicht durch die Vornahme der Be- 2 
4. - liches Raßonnement als ein exakter Nachweis. Indessen wird. | strahlung die ‘Ausführung der Operation technisch schwieriger | I ne 
» . „Man ihm zustimmen, wenn er vorschlägt, ‚den Magendarmkanal | wird, was ja von, chirurgischer Seite ‘betont wird, allerdings nicht nr. 
i _ _ yor großen Bestrahlungen möglichst vom Inhalt freizumachen, die | unwidersprochen blieb [Heymann (Breslan) 14), Heyman A inte 
Su Bestrahlung selbst tunlichst, auf den Vormittag zu verlegen und (Stockholm) (15). Der Vorteil der präoperativen Bestrahlung läge ia: ae ar 
f; nach vorangeschiektem Klysma vorzunehmen. - [| in der Vermeidung der Jauchung und Sekretion, wodurch sich die ı GE 
ij „Was nun die aktuellste Frage der ganzen Strahlentherapie, ‚Operation weniger gefährlich gestaltet. Die präoperative Bestrahlung fai H 
7 den“ Wert der prophylaktischen Bestrahlung nach Careinom- | scheint besonders für das Genitalcareinom in Betracht zu kommen. Es WUE jii 
i `- Operationen, betrifft, so beginnt sich hier eine Übereinstimmung | Wäre ja denkbar, daß. die Streptokokken, welche die-Patientin, wie Be A 
`  M der Auffassung herauszubilden. Über die Notwendigkeit der | Küstner sagt, mit auf den Operationstisch bringt und die bei s ae 
‚Nachbestrahlung besteht heute eigentlich ‘keine geteilte Meinung , der Operation ihre Wunden und ihr Peritoneum infizieren, durch Ka ie 
| mehr, und man darf wohl sagen, daß eine Unterlassung der Nach- | die Bestrahlung vermindert: werden. Daß jedoch die Mischinfektion - ` Bi , 
| bestrahlung als Vorwurf anzusehen- ist. Das Gesamtergebnis der | auch für die Radiotherapie einen Grund des Mißerfolgs bilden D i RAES 
Krebstherapie wird durch die postoperative Nachbestrahlung ganz | Kann, erwähnt Wichmann (16). ne Ba Bi i 
außerordentlich günstig beeinflußt. Leider fehlt uns bis jetzt eine | _ Zusammenfassend läßt sich heute über den Stand -der MAAR: ir 
übersichtliche, wirklich brauchbare Carcinomstatistik, sodaß man | Strahlentherapie des Careinoms sagen, daß entgegen den Er- t daii Er 
den wirklichen Wert dieses Verfahrens noch nicht ganz einwand- | Wartungen dje Zahl ihrer Anhänger und die Befürworter einer Bi Se 
frei ziffernmäßie anzugeben vermag. Man ist noch Yu.schr auf operationslosen Behandlung des Genitalcarcinoms zugenommen hat. s F MESE 
einzelne Mitteilungen angewiesen, So gibt Gauß an, daß er bei Indessen dürfte der Standpunkt Albers-Schönbergs (17), "7 TEN 
.. 930o. der nachbestrahlten Fällen eine Rezidivfreiheit von drei | das operable Carcinom zu ‚operieren und nachzubestrahlen, das EA UE E BAR 
' Jahren beobachtet habe,. während sonst.60°/o der operierten Collum- inoperable aber der Strahlentherapie prinzipiell zuzuführen, heute I) RER 
ae a ‚schön im ersten Jahre rezidivierten. Warnecros | vn > er sein.‘ 5 | en a. 
„n “le Zahl der Rezidiv 2 ‚während die bestrahlten | _.,. Literatur: 1. Hofer, Arch. f. klin. Chir. 1918, Bd. 110, H. 8 und 4, T. 2, — ` SRAT TRE 
ee u e. veziäivier a Hei m er fand bei nicht- 1004, Nr 7. 4, Schlesinger echt "physik "lat. Ther 1019 Ba 2 S PL ’ o 
| mat Carcinomoperierten in derselben Zeit 70,9% Rezidive; . und 9. — 5, Wetterer; Handbuch d. Röntgentherapie. Leipzig 1914. — Ja: i Re | 
s r von den bestrahlten Fällen nur 36,3°%/, rezidivierten | 6.'H. E..Schmidt, Fortschr d. Röntgenst. 1918, Bd. 25, H. 4. — 7. Franz, HER De 
(ich rechne hierbei die verschollenen Fälle der Heiman n schen Verh. Berl. Med. Ges. 6. 6. 1917. —.8. Orth, ebenda. — 9. v.. Franqué, 'ZbL f. ETF EAN, ee 
Mitteilung den recidivi are en lo also An Gyn. 1918, H. 1. — 10. Opitz, M. Kl. 1918, Nr. 38 und 39. — 11. Lindemann, ` a te Ne 
gaben, daß recidivierten zu). Wir ersehen also aus diesen’ A M.’m. W- 1918, Nr. 38. — 12. Warnecros, Mschr. f. Geburtsh. 1916, H. 44: Bi: ;.3©) | Ve 
Operations: A wir ım Mindestfall mit einer Verbesserung ‚des M. m. W. 1917, Nr. 27 und 28; Strahlentker. 1917, Bd. 8, H.1. — 13. Heymann, ee. ; 
i NSergebnisses von etwa 80°/, zu rechnen berechtigt sind. Verh. d. Deutschen Röntgengesellschaft 10. Kongreß, 1914. —-14. Derselbe, a T RRAS 
„Nicht einfach ist die Technik der prophylaktischen Nach- o Ba. n H. 2. — 15-Heyman (Stockholm), Arch. t Gynäk. UAC r DEE SAR 
bestrabluno Wir wissen. dág- di R idi oftmals nicht in der T Peir u 16. ar Kr d. Deutschen Röntgengesellschatt, ST Pi 
Narbe, sondern ; le. Neziaive We I en Ben N ers-Sch nber , ‚Naturhistorisch med, Verein ur... Me 
barsena nn aucinien auftreten, ferner in der Nach | idane (Während des Drucks dieser Arbeit: erschienen Ale Unzer Tre PERE E o 
- Stelle der iaca Teis 1ochens und e den D ES an a E Ausführungen Albers-Schönbergs in der Zschr. f: PRAI Fortbild. j! ad REN er 
Strahlenwirk A mmunis. Um nun die Parametrien unter stärkste | 1919, Nr.2) - | | i a | in ; 
seits die P ung zu bringen, hat z.B. Warnecros(l2) einer- | - . an | k | si 
ganzen U „s rahlungsfelder so gewählt, daß sie gürtelförmig den Vorsteliende Arbeit war bereits im Druck: fertiggestellt, .als Rn 
ein beson erleib der Frau umschließen, andererseits sucht er durch | noch -einige Arbeiten erschienen, auf die ich in Kürze eingehen . "3 2008 
- aus Blei ers konstruiertes Vaginalspeculum, das im oberen Teil | will. Flatau (Zbl. f: Gyn. 1919, Nr. 7) tritt sehr. entschieden hi 
lichen Te unteren aber aus „strahlendurchlässigem gewöhn- |. für die Bestrahlung‘ des operablen 'Careinoms ein und hat beim y A ; 
gänglich. Ist, das parametrane Gewebe der Bestrahlung Zu- Collumkrebs 46% vorläufige Heilung erzielt. Er verwendet Radium- - ar a 
empfohlen P Auch wird die Kombination mit Radium Bromid und Röntgenstrahlen. Heynemann (Zbl. f. Gyn. 1919, PENR A A 
ee Warnecros filtert mit 0,5 mm Kupfer und geht.| Nr. 6) betont. die Unmöglichkeit, inoperable Carcinome mit der a ORE 
= | | | | | | = i | i l a i TER Ar ; in en 
; ) 
Secs. >. le ‘ ‚ 


344 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14. 


gewöhnlichen. Menge von 100 bis 200 mg Radium zu heilen. 
Operable Cervixkrebse und Korpuscareinom operiert Heyne- 
mann und bestrahlt dann im Anschluß an die Operation.. 
Schäfer (Arch. f. Gynäk. 1919, Bd. 110, H. 2) veröffentlicht 
eine Statistik der mit Radium bestrahlten Fälle. Er erbringt darin 


die Unterlagen für die Ausführungen Bumms, auf welche ich 


6. April. 


| schon an dieser- Stelle (M. Kl. 1919, Nr. 6, S. 149, Anmerkung 
bei der Korrektur) zu sprechen kam. Das soeben im Verlag von. 


Urban & Schwarzenberg erschienene Buch Ludwig Adlers 
„Die Radiumbehandlung maligner Tumoren in der Gynäkologie“ 


(IV. Sonderband zur „Strahlentherapie*) werde ich noch be- 


sonders besprechen. 


‚ Aus den neuesten Zeitschriften. 


Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 12. 


Axhausen (Berlin): Die umschriebenen Knorpelknochenläsionen 
des Kniegelenks. Siehe Vereinsbericht Berliner Medizinische Gesell- 
schaft vom 19. Februar 1919. 

Kausch (Schöneberg): Zur Behandlung der Parotisfistel. Siehe 
Vereinsbericht Berliner Medizinische Gesellschaft vom 26. Februar 1919. 

Jötten (Berlin): Vergleichende Untersuchungen über das kultu- 
relle und serologische Verhalten gewöhnlicher und Pleckfieber-X-Proteus- 
stämme mit besonderer Berücksichtigung ihrer Abspaltungsvarietäten. 
Die morphologischen Verhältnisse dürften für die beschriebenen Unter- 
schiede in der Art der Ausflockung nicht bedeutungslos sein. Die Er- 

"gebnisse sind für die Beziehungen der einzelnen Stämme von Interesse 
und liefern eine Erklärung des auffallenden Verhaltens der gewöhn- 
lichen und der Fleckfieberproteusstämme. 

Gerson (Bielefeld): Uber Lähmungen bei Diphtheriebacillen- 
trägern. Die Krankheitsbilder lehnen sich denen bei akuter toxischer 


Vergiftung an, die Veränderungen der elektrischen Erregbarkeit sind 


die gleichen wie dort. Heilung erfolgt nach Beseitigung der Bacillen. 
Alles dies spricht dafür, daß die Bacillen die Krankheitsursache sind. 

Zadek (Berlin): Nil nocere! Zur Grippebehandlung. Verfasser 
empfiehlt vor allem das Fortlassen der Opiumpräparate und die Durch- 
führung einer aufrechtsitzenden Haltung des Kranken bis zum Ver- 
lassen des Bettes. k | | 

Marx (Berlin): Ärztliche Gedanken zur Revolution. 


Reckzeh. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 11. 


M. Kirchner (Berlin): Zur Salvarsanirage. Polemik gegen 
Dübrßen. Der Verfasser berichtet über das Ergebnis einer Be- 
ratung (im Ministerium des Innern am i. Februar d. J.), die den Heil- 
wert und die Gefahren des Salvarsans zum Gegenstand hatte. Danach 
kam man überein, daß das Salvarsan, zumal in den Anfangsstadien 
der Syphilis, von großer Wirksamkeit wäre, daß seine nicht abzu- 
leugnenden schädlichen Nebenwirkungen bei geeigneter Technik und 
Indikationsstellung fast völlig vermeidbar wären und daß die Zeit zur 
Festsetzung einer Maximaldosis noch nicht gekommen wäre. Die An- 
sicht-Lewins, alle Nebenwirkungen des Salvarsans müßten als Arsen- 
wirkung aufgefaßt werden, die zurzeit zur Verwendung kommenden 
Dosen wären viel zu groß, sie dürften nicht größer sein als die des 
Arsens (0,08 g), wurde von Heffter bekämpft, der ausführte, daß 
durch die Bindung des Arsens im Salvarsan. die Arsenwirkung min- 
destens siebenmal abgeschwächt worden wäre. 

Otto Kestner (Hamburg-Eppendorf): Der Sättigungswert der 
Nahrung. Es kommt nicht nur auf den Calorien- und Eiweißgehalt, 
sondern auch auf den „Sättigungswert“ einer Nahrung an. 
Darunter versteht der Verfasser die Zeit, in der die Nahrung die Ver- 
dauungsorgane in Anspruch nimmt. Wenn diese leer sind und nicht 
secernieren, entsteht das Hungergefühl. Füllung des Magens 
allein gibt kein Sättigungsgefühl, es gehört dazu auch die Salzsäure- 
sekretion. Von dieser ist aber die Entleerung des Magens durchaus 
abhängig, je mehr Magensaft nämlich ein Nahrungsmittel fließen 
läßt, desto länger bleibt es auch im Magen. Eine Nahrung, die 
wegen ihrer stark safttreibenden Wirkung lange im Magen verweilt, 
füllt nach ihrer Entleerung aus dem Magen auch den Dünndarm noch 
lange an. Besteht doch bis zur Mitte des Dünndarms hin saure Re- 
aktion infolge von Magensäure. Eine Mahlzeit aber, die den Magen 
schnell durchläuft, verweilt auch nicht lange im Dünndarm. Tleisch 
läßt nun mehr Magensaft strömen und muß damit länger „vorhalten“ 
als jede andere Nahrung, weil die Extraktivstoffe des Fleisches einen 
Sekretionsreiz für den Magen darstellen. Ferner muß eine Nahrung 
die aus Festem, Kaubarem besteht, länger im Magen verweilen, als 
eine Flüssigkeit oder ein Brei, weil sich der -Pylorus vor festen 
Brocken schließt. Der Verfasser hat im besonderen durch Tierver- 
suche festgestellt: Bei Fleisch, Bouillon und Milch geht die Menge der 
Sekrete proportional in die Höhe, wenn die Menge der Nahrung steigt. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Bei Brot, Kartoffeln und Butter fehlt diese Proportionalität. Ob man 
von ihnen viel oder wenig ißt, das macht nur einen sehr geringen 
Unterschied. Der calorische Wert des Fleisches, wenigstens des 
mageren Fleisches, ist niedrig. Das Fleischeiweiß ist für den Körper 
nicht wertvoller als das Eiweiß der Kartoffeln oder des Brotes. Der 


‘Wert des Fleisches liegt vielmehr in seinem hohen Sättigungswerl. 


Fleisch hält von allen Nahrungsmitteln am längsten vor und ermög- 
licht dadurch, lange Pausen zwischen die Mahlzeiten 
einzuschalten. Die Verweildauer im Magen und Darm wird außer- 
ordentlich verlängert, wenn man dem Fleische Kartoffeln zufügt oder 
Zucker hinterher gibt, während die Kartoffeln und besonders der 
Zucker ohne Fleisch den Magen schnell passieren. Die Mahlzeit, die 
am längsten „vorhält“, den höchsten Sättigungswert besitzt, wäre: 
erst Bouillon, dann Fleisch mit Kartoffeln oder Brot, dann etwas 
Süßes. Die stärkearmen Gemüse aber (Spinat, Kohl. Spargel, Salat) 
füllen den Magen stärker und veranlassen ihn dadurch, sich schneller 
zu entleeren. Je fetter die Milch ist, desto größer ist ihr Sättigungswert. 
Harte Eier haben einen höheren Sättigungswert als weiche, diese wieder 
einen höheren als rohe. Aal und andere fette Fische haben einen hohen 
Sättigungswert, diemageren, wie Schellfisch, einen niedrigen, weil die Ex- 
traktivstoffe des Säugetierfleisches fehlen (ein Fischgericht hält nicht 
vor!). Der Caloriengehalt des Brotes ist 5 mal höher, der Eiweißgehalt 
3Y/,mal höher als der der Kartoffel. Aber der Sättigungswert der Kar- 
toffel ist größer. Der Sättigungswert des Brotes ist an sich gering 
(offenbar fließt auf Brot nur Appetitsaft); durch Fettaufstrich wird 
die Verweildauer im Darme sehr erheblich verlängert und damit auch 
die Ausnutzung bedeutend verbessert. Rösten des Brotes vermindert 
den Sättigungswert, weil sich geröstetes Brot schneller auflöst. Darauf 
beruht seine „Leichtverdaulichkeit“. Der Pylorus schließt sich vor 
festen Körpern, öffnet sich aber vor Flüssigkeiten und Breien. Ferner 
dehnt die Flüssigkeitsmenge den Magen und beschleunigt so seine Be- 
wegung. Eines der wirksamsten Mittel, mit einer gegebenen Nahrungs- 
menge auszukommen, ist ihre Verteilung auf mehrere kleinere 
Mahlzeiten, denn: 1. entleert sich der Magen um so schneller, 
je voller er ist, 2. besteht bei der psychischen Magensaftsekretioß 
keine 'Proportionalität zwischen der Menge des Genossenen und der 
Menge des Magensafts. Der Sättigungswert des Brotes ist also größer, 
wenn man zweimal je 50 g ißt, als 100 g auf einmal. Bei der Nahrung 
ist somit der Sättigungswert ebenso genau zu bestimmen wie Eiweib- 
gehalt und Verbrennungswärme. 

Heinrich Citron: Über die ärztliche Versorgung nieren 

kranker Soldaten auf der Nierenstation eines Reservelazaretts. In dem 
ausführlichen Bericht wird unter anderem betont, daß man von d# 
Milch als Panacee des Nierenkranken ziemlich zurückgekommen Se. 
Jedenfalls stehen ihren Vorzügen, ihrer Kochsalzarmut und Reizlosig- 
keit, starkem Wasserbelastung und ihr Stickstoffgehalt als Nachteile 
gegenüber. 
Wieting: Weitere Erfahrungen auf dem Gebiete der Brustver- 
letzungen. Die bakteriologische Differenzierung der einzelnen Hämo- 
thorazinfektionen ist für das therapeutische Handeln von großer Be- 
deutung. Ausführlich besprochen wird die operative Therapie. 

Bettmann (Heidelberg): "Über arteficielle Hautveränderung®9 
bei Soldaten. (Schluß) Den Hautartefakten der Soldaten gegenüber 
sind wir oft in der mißlichen Lage, daß wir bei genügender Aui- 
merksamkeit und Erfahrung zwar zu einem begründeten Ver- 
dacht oder der sicheren Überzeugung kommen können, es liege eine 
Selbstbeschädigung vor, daß jedoch der einwandfreie Beweis selten 
geliefert werden kann. Häufig aber haben die Selbstbeschädigungel 
nur deshalb den gewünschten Erfolg, weil der behandelnde Arzt ihnen 
nicht die nötige Beachtung schenkt. bei 

Nagy (Innsbruck): Zur Heilwirkung der Strahlenbehandlung 9° 
Epilepsie. Die Hoffnung, daß wir einem drohenden epileptischeß Ania 
durch Röntgenstrahlenapplikation vorbeugen können, hält der Verfasser 
vom physikalischen Standpunkt aus für begründet. 

Wilhelm Schmalz (Charlottenburg): Uber die Einschleppt”g 
von Geschlechtskrankheiten und Malaria durch unsere aus Rußland heim 


aß Apelkr 


`- talien und 


Y 


kehrenden Gefangenen. Wir müssen ‘damit rechnen, daß viel tausend 
Fälle chronischer Gonorrhöe :und latenter Lues eingeschleppt werden. 
Man muß daher dafür sorgen, daß die Gefangenen vor der. Entlassung | 
einer besonders gründlichen militärärztlichen Untersuchung unterworfen 
werden. Auch die Malariakeimträger Sind ausfindig zu machen, um 


dann die Keime selbst abtöten zu können. . 
Fischer (Heidelberg): _Verbesserter . mechanotherapenfischer 


Universalapparat. Eine Abbildung dient zur Erläuterung. 

Friedrich Arensmeier. (Hoym [Anhalt]): Zur Pflege Rück- 
eratverletzter und Gelähmter. Der Verfasser empfiehlt eine außerhalb 
des Bettes angebrachte Hängem atte, die mit einem Ausschnitt > 
zur Stuhlentleerung versehen ist.’ Auch Einläufe,. können auf diese . 
Weise gemacht werden, ohne daß es‘ nötig ist, den Kranken zu be- 


wegen. Auf diesem Lager kann der Patient. stundenlang liegen, und 
m P. Bruck. > 


- 


zwar immer sauber. 


Münchener medizinische Wöthenschrift 191 9, Nr.11. 


Gabriele Lindem a nn (Mainz):', Über - Blutüberpflanzung in 
der Geburtshilfe und Gynäkologie. Die intra v en ö se Blutüberpflanzung 


nach Wederhake ist geradezu lebensrettend; sie scheint ferner: 


bei schweren chronischen Anämien außerordentlich gut zu wirken und 
ist auch bei puerperaler Sepsis zu versuchen. Die intramuskuläre 


“  Blutinjektion bekämpft beim Versagen der. intravenösen Infusion die 


akute und chronische Blutarmut nach Blutverlusten.. Die rectale. 
Applikation körpereignen Blutes ist bei mittelschweren Blutungen 
von Wert für eine schnellere und dauernde Erholung‘ von Blutverlusten 


aller Art. 
H. Coenen’ (Breslau): Soll man bei Schwarzwassertieber lében- 


des Blut überleiten? In dem mitgeteilten Falle machte trotz der vi- 


` talen Bluttransfusion der Blutzerfall Fortschritte wegen des progredienten 
- Blutzerfalls durch- das Gift des Schwarzwasserfiebers. 


Herhold (Hannover): Die Bluttransfusion im Kriege. 


„gefahr, sondern läßt diese Kranken auch etwa eintretende Sepsis oder 


. nötigwerdende Operationen besser überstehen. 
Wilhelm.Wolf (Leipzig): Zur Technik der Biuteinflößung 


. (Bluttransfusion und Blutinfusion). In vier Fällen von intraabdominellen 


‘ Blutungen wurden größere Mengen Blut (800 bis 500 ccm) aus der 
Sechs Fälle. 


= Bauchhöhle in die Ellbogenvene wiederinfu. ndiert. 


wurden mit Bluttransfusion behandelt (Spender und Empfänger i 
Das vom. Spender : 


 ausfließende Blut wird mit einer 10-cem-Rekordspritze in die Vene des 


liegen auf zwei Operationstischen nebeneinander. 


Empfängers eingespritzt. Um den Spender vor Krankheitsübertragung 
darch den Empfänger zu schützen, hat der Verfasser die direkte 


Blutübertragung durch Gefäßnaht niemals angewandt). 


Wolfgang Weichardt (Erlangen) und Erich Schrader 


1919.’ MEDIZINIS CHE KLINIK — Nr. 


Sie be- ni 


` seitigt bei schwer Ausgebluteten nicht allein die augenblickliche Lebens- 


"und Unterschenkelamputation: Ihr Pinan. ist das: Einkeilen einer 
Knochenplatte aus. dem. Knochenschaft quer ‘über: die ‚Schnittfläche in 
seitlich gebildete Knochenleisten. . 

Paul Prym (Bonn): Spätmeningitis nach Trauma, Es handelte 
sich um einen Prolaps der Gehirnsubstanz mit weicher und harter 
Gehirnhaut in die: Keilbeinhöhle, hinein.: Da der Patient ‘fünf 
Jahre vorher einen Selbstmordversuch durch Schuß in den Mund ge- 
macht‘ hatte, ‚ist‘der Sektionsbefünd so zu erklären: . Die Kugel war 


| damals durch die Keilbeinhöhle in die Schädelbasis eingedrungen. Durch 


das Loch im.Keilbeindach: waren Dura und Gehirnsubstänz hineingezogen 


‚worden. . Wahrscheinlich ist die Infektion. (Meningitis) so. viele Jahre 


‚nach dem Trauma von der Keilb.einhöhle aus erfolgt. 


A. Weber (Gelsenkirchen): Ein Fall von ‚Meningitis. nach Schädel: 
basisfraktur, hervorgerufen durch Streptococcus mucosus. Die Infektion 


war von der Nase oder vom Rachen aus durch eine Fraktur im Siebbein | 


oder Keilbein erfolgt, und zwar durch direktes Einwandern des Strepto- 
coccus mucosüs aus dem Nasenrachen in die Hirnhäute. | 


Vogel: 


zu.0,8 g. in zweistündigem Abstand.- Zwei Stunden 'nach der zweiten 
Dosis stellten sich die ersten Symptome ein und allmählich kam es zu 
folgendem Krankheitsbild: Sensorium benommen, exzessive Temperatur- 
steigerung, tiefe Cyanose und dunkle, brönzefarbene Pigmentierung 


des ganzen Körpers, ‚allgemeine Dermatitis (Gesicht bis zur-Unkennt- 


lichkeit geschwollen), starke‘ eitrige Entzündung des Präputiums und 
der Schleimhaut der Eichel. Der zur-Zeit- des Anfalls fast völlig regel- 


rechte Blutbefund, das Fehlen von schwarzem Urin, von Ikterus und 


von Malariaparasiten zeigt, daß nicht Schwarzwaässerfieber, sondern ein 
reines Chininfieber vorlag. Auch .Chininvergiftung ist äus- 
zuschließen, da die hierfür charakteristischen Symptome‘ (Hautblutungen, 


Seh- und Gehörstörungen) fehlten oder zu, schwach .ausgeprägt waren. 


F. Bruck. 


| Zeitschrift für ärztliche Fortbildung‘ 1919, Nr. 5. 

‚ı Blaschko (Berlin): Kurze Anleitung ` zut Frühdiagnose und 
'Frühbehandlung der Geschlechtskrankheiten. „Die Anleitung soll nicht 
‚etwa ein Ersatz für einen der vom Reichsausschuß für das ärztliche 
‚Fortbildungswesen eingerichtefen Kurse sein, vielmehr für den Prak- 
tiker, der einen dieser Kurse besucht hat, ein. ee für 
das, was er dort gesehen und geübt hat.“ 

Schultzen (Berlin):' Die ärztlichen Aufgaben bei der Abwen- . 
dung der gesundheitlichen Gefahren der Demobilisierung. Da der für 
das Sanitätswesen ausgearbeitete Demobilmachungsplan - infolge des 
Kriegsverlaufes nicht hat zur Ausführung gelangen können, laufen 
Kriegsteilnehmer, und Bevölkerung Gefahr, mannigfacher: gesundheit- 
licher ‚Schädigungen. Tatkräftige Maßnahmen (unter anderen Riesen- 
entlausungsanstalten) dämmen die Seuchengefahr bereits erheblich ein. 
Der Namhaftmachung geschlechtskrank gewesener Heeresangehöriger 


(Bialla in Ostpreußen): Über’ unspecifische Leistungssteigerungen (Proto-. | 
plasmaaktivierung). Es kommt zu einer Steigerung der verschieden- | an die Landesversicherungsanstalten ist. im Interesse wirksamer Be- 


sten Organfunktionen bei parenteraler Einverleibung von Pröteinkörper- | 


Präparaten. 
Ludwig NEN border 


und Kindbettfeber auf Grund bakteriologischer und. hämatologischer, 
Untersuchungen. Es -unterscheidet sich das Blutbild der unkom- 
Plizierten Grippe sehr wesentlich von dem des Kindbettfiebers, 
sodaß wir dadurch von diesem die Influenza im Wochenbett abgrenzen 
Önnen. Kommt es aber zu eitriger Infektion der Atemwege und 
des gesamten Körpers, also zur Grippesepsis, dann verwischt sich 


das Blutbild. Dann wir 

ob essich um Grippe oder Puerperalfieber handelt. 
K. Bley (Bremen): Die „Spanische Krankheit“ in der Frauen- 
Zwischen den Gestationsvorgängen an den weiblichen Geni- 
daß der Influenzaerkrankung bestehen Zusammenhänge derart, 
i Sowohl die Grippe im. Verlauf und Charakter durch den Zustand 
erinneren Genitalien beeinflußt wird, als auch Schwangerschaft, Geburt 
und Wochenbett durch dieGrippe in ihrem normalen Ablauf gestört werden. 
A. Böttner (Königsberg): Über-die Diagnose der Aneurysmen 


klinik, 


der ‚Aorta abdominalis mit besonderer Berücksichtigung der direkten 


önfgendiagnostik. Nach einer Demonstration im Verein für wissen- 


"schaftliche Heilkunde zu Königsberg am 2. Dezember 1918. 


V. Reusch (Stuttgart): Die Bedeutung der richtigen Einstellung 


ee) Unterbrechers für den Tiefentherapiebetrieb. Bei der Verstellung 
ebels um nur einen Teilstrich der Skala kann die Intensität der 


erhaltenen Strahlung um das Vierfache schwanken, bei genau dem- 


p romverbrauch um 4 Ampere, 
B. Müller (Berlin): İber Knochenstampideckung bei Ober- 


und Gabriels Kalliwoda | 
München): Über die differentialdiagnostische Abgrenzung von. Grippe 


d aber der klinische Befund entscheiden lassen, | 


kämpfung seitens der Heeressanitätsbehörde zugestimmt worden; der 


Schwerpunkt der Kriegsbeschädigtenfürsorge soll künftig bei den Be- 


zirkskommandos liegen, die Untersuchungskommissionen und Fachärzte 
in erforderlichem Umfange heranziehen sollen. 


| 
lung der Tuberkulose: ' Die Centraltuberkuloseanstalt. Ausreichende 


Fürsorge für all der Behandlung beziehungsweise Pflege. bedürftigen 
Formen und Stadien der Tuberkulose läßt sich am zweckentsprechendsten 
in großen Spezialkrankenhäusern durchführen. In ihnen ist eine innere, 
eine äußere, eine pathologisch-anatomische und Laboratoriumsstation 
vorzusehen, die in ihren Unterabteilungen auf-alle in Betracht kommen- 
den Heilverfahren eingerichtet sind. Neben wirklich großzügiger Cen- 
tralisation liegt .die soziale Bedeutung -dieser Institute auch in der 
Möglichkeit, alle tuberkulösen Individuen aus Familie und Verkehr zu 
entfernen und geeigneter. Behandlung zuzuführen, währenu die Heil- 
stätten meist doch nur auf Leichtkranke zugeschnitten sind, 
Jàcobsohn: Die klinisch-diagnostische Bedeutung der haupt- 
sächlichsten in der Neurologie angewandten Reflexe. Aurzgefale Sammel- , 


übersicht. 


‚temberg. Durch Gesetz vom 10. Juli 1912 ist in Württemberg der 
. Amtsarzt gleichzeitig. zum Schularzt bestimmt. Damit ist -jede Ge- 


meinde gezwungen, ihre Kinder der Aufsicht des staatlichen Schularztes . 


zu unterstellen. Seit 1917 wird außerdem vom Ministerium des Innern . 
die Ausbildung von Fürsorgerinnen veranlaßt. So ist eine organisch 
aufgebaute Jugendfürsorge bis zum militärpflichtigen Alter in der Ent- 


wicklung; die sich im Kriege bereits voll. bewährt hat. 
Hans Meyer (Berlin-Oberschöneweide), 


Er ‚Ein Fall von Chinin-Idiosynkrasie. ` Ein Soldat bekam 
zwecks Prüfung _ seiner Chinintoleranz zweimal 'zwei Tabletten Chinin 


Köhler (Köln): Über die Organisation, der Kruskerhauohskant 


Gastpar (Stuttgart): Schularztiragen und ihre ‚Lösung in Wärt- 


É - = 
sadean a A Ze 57 
i b~ ‘> we = 
Bi etz C i 
i Pr bet 
BE es \ 
5 p 
È d s ooe Tr 
> x, à 
` b a ia C 
DET Be ee 
z . ` R 
ne BEL 
x Ss ar D f 
DE ee n?’ 
` ag SR T 
{ m AX en u: 
To no DIES - apa 
AUT H 
N en r 
Sue, GL» er 
~ ` N 
m Sn 
~ 


une 


Per E - 
aus te a o OR 
ni ET Ne Bes 
Sn Te IR LT NT 
te en 
rapim E DElTS ea 


Sa 


-v-am -a 
> æ 


-a 


io 


| 


ier 


z=: n 
am a A 


en IL 


Fin Ame am 
et KT =; Aen 


PR 


am 


æ o 
2- ea w 


N E a 
Om ne aime a Ae 
ROE ee, 


El EN PIE 


ie ee ~ o 
x ge; t 


De ee IV SEP ns “on Se 
m n RL, taga RAEN zs . 


= a: 


ear g 


346 | “4919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14. 
E BEE DE EEE a Pe 


Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Laryngo-Rhinologie 1918, 
| | Heft 11 u. 12. | 
` R. Steiner: Die Tonsillektomie und ihre Bedeutung für die 

Behandlung von Allgemeinerkrankungen. Indikation zur Tonsillektomie 

ist gegeben, wenn Zusammenhang zwischen chronisch - pathologischen 


‘Veränderungen der Tonsillen und ernster Allgemeinerkrankung besteht 


oder die Mandeln selbst im Sinne der :hronischen Tonsillitis und häufig 
rezidivierenden schweren Anginen und peritonsillären, phlegmonösen 
Abscessen erkrankt sind; ferner gelten die Indikationen bei Tonsilli- 
tiden, wenn sich Beziehungen zu Rheumatismus, Nephritis, Adenitis 
der Halsdrüsen feststellen lassen und sich andere allgemeine wie ört- 
liche Maßnahmen als unwirksam erwiesen habep. 

A. Onodi: Ergebnisse der Abteilung für Hör-, Sprach-, Stimm- 
störungen und Tracheotomierte vom Kriegsschauplatze, mit einem rhino- 
laryngologischen Anhang. Eine Kugel traf die rechte Gesichtshälfte, 
ging durch die Mundhöhle, die andere Kugel drang am hinteren Ende 
der Clavicula durch das Schulterblatt. Die linke Stirn, 3 cm oberhalb 
des Margo supraorbitalis, traf ein Schrapnellsplitter. Folgen: einseitige 
Chorioretinitis, einseitige partielle Oculomotoriusparalyse, Anästhesie 
der Nasenhöhle, Anosmie, Geruchshalluzination, Ageusie, einseitige 
Taubheit. — Fall von Ictus laryngis: starke Hustenanfälle, Schwindel- 
gefühl, Bewußtlosigkeit, die bald verschwand. Nachweisbar waren 
katarrhalische Veränderungen der oberen Luftwege. Durch Behand- 
lung des Kehlkopfes Besserung. — Gesichtsschuß, machte Eiterung der 


vorderen Siebbeinzellen, Mandibularbruch, peripharyngealen Absceß, 


Gehirnabsceß, Meningitis. Exitus. | 
K. Theimer: Meine Erfahrungen über die graphische Dar- 
stellung der Schwankungen bei Gleichgewichtsstörungen in besonderer 
Beziehung auf die Vestibularerkrankungen. Verfasser ‚konstruierte einen 
Apparat, um die Gleichgewichtsschwankungen und die Schwankungen 
bei Gleichgewichtsstörungen graphisch darzustellen, und fand, daß kein 
Mensch weder mit offenen noch geschlossenen Augen beim Romberg 
absolut stillsteht. Die Schwankung findet beim normalen Menschen 
in einer nur von geringen Seitenschwankungen unterbrochenen sagit- 
talen Richtung statt. Die Geschwindigkeit der Schwankungen ist im 
Anfang eine minimale, gegen Ende der Untersuchungszeit (bis eine 
Minute) etwas stärker, die durchlaufene Strecke beträgt durchschnitt- 
lich maximal per Sekunde !/» em oder eine minimale Kleinigkeit dar- 
über oder darunter. Bei Labyrintherkrankten fand Verfasser ganz an- 
dere ‚Bilder. Die Schwankungen sind meist rein frontal oder schräg 
frontal, die Bewegungen finden nicht mehr kurz, sondern in großen 
Linien, die sich plötzlich wenden, statt, um mit einer jähen Bewegung 
zum Fall zu führen. Ist die Labyrintherkrankung abgelaufen, die Ope- 
ration ausgeheilt, so nähern sich die Verhältnisse wiederum den normalen. 
G. Wotzilka: Ein Beitrag zur Klinik der congenitalen Bildungs- 
anomalien des Gehörgangs. Fälle von congenitaler Mißbildung des 
äußeren Ohres werden bei Taubstummen höchst selten angetroffen. 
Die Ursache, daß die Fälle, wo das Innenohr an der Mißbildung des 
äußeren Obres beteiligt ist, verhältnismäßig seltener sind als die, wo 
die Mißbildung auf das äußere und Mittelobr beschränkt ist, liegt in 
der Genese: Mechanische Entwicklungshemmungen und innere Ur- 
sachen — intrauterine Entzündungen, Störungen der Vascularisation 
und innersekretorischer Natur. Gleichzeitige congenitale Anomalie aller 
drei Ohrsphären findet sich nicht so selten, wie man annimmt, wenn 
man eben nicht nur die Fälle berücksichtigt, bei denen die Schädigung 
des Innenohres zur vollen Taubheit geführt hat, sondern auch die Fälle 
von mehr oder minder geringer Schädigung des Innenohres. 
Be Haenlein. 


Therapeutische Notizen. 


- Über das Digitalispräparat Verodigen (Gitalin) berichten 
W. Straub (Freiburg) und L. Kre:hl (Heidelberg). Das Mittel wird 


von der Firma C. F. Böhringer & Söhne hergestellt, und zwar in Tabletten 
von 0,8 und 0,4 mg. (0,8 mg dieses Verodigens sollen etwa der 
Wirkungsstärke von 0,1 g eines mittelstarken Digitalispulvers ent- 
sprechen) Kreh? empfiehlt das Verodigen an Stelle galenischer 
Digitalispräparate (Infus, Pulver) nach fünfjährigen eingehenden Er- 
fahrungen am Krankenbett. Alles, was man mit der Digitalis erreichen 
kann, wird hier schnell, sicher und in angenehmer Form gewonnen. 
Die Verwendung ist außerordentlich ökonomisch. Der Verdauungskanal 
scheint ganz besonders wenig zu leiden. Die Resorption im Darm ist 
ausgezeichnet, die innerliche und die intravenöse Darreichung werden 
einander, auch nach der Schnelligkeit des Wirkungseintritts, recht 
nahegebracht. Man gebe je nach der Schwere des Zustandes am ersten 
Tage dreimal oder zweimal 0,8 mg, am zweiten Tage die gleiche Gabe 
meist aber nur noch zweimal 0,8 mg. (D. m. W. 1919, Nr. 11.) 


6. April. 


Eine verbesserte Methode der Sorgoschen Behandlung der 
Kehlkopituberkulose mit Sonnenlicht oder künstlichem Licht 
(Quarzlampe) gibt Eduard Schulz (Kurland) an. Er setzt 
den Kranken nicht mit dem Rücken, sondern mit dem Gesicht gegen 
die Sonne. Dabei werden die Sonnenstrahlen nur einmal reflektiert 
und wirken dadurch stärker. (D. m. W. 1919, Nr. 11.) 

Zur Behandlung der genuinen Ozaena empfichlt R. Gassul (Berlin) 
Eucupin, und zwar Unguentum Euceupinibihydrochloriei 
compositum oder „Gasozän“. Mit einem in diese Salbe einge- 
tauchten Wattetampon wird die ganze vorher borkenfrei gemachte 
Nasenhöhle ausgefüllt (mittels des G o tts tein schen Stäbchens). Der 
Tampon bleibt etwa 30 Minuten in jeder Nasenhälfte. 20 bis 30 Tampo- 


naden reichen zur ersten Kur aus. (D. m. W. 1919, Nr. 11) 


| F. Bruck, 
= Hodel hat bei 102 Fällen von Grippepneumonie ('olloid- 
metalle und in einigen Fällen die Methode des Fixationsabscesses 
angewandt. Es wurden täglich 5ebis 10 cem des isotonisch gemachten 
Elektrargols in die Cubitalvene injiziert nnd die Injektion nach Bedarf 


ein- bis mehrmal an den folgenden Tagen wiederholt Unangenebme _ 


Zwischenfälle traten nie auf. Eine gute Wirkung wurde in 12 Fällen 
beobachtet. Bei schweren Fällen, die auf Elektrargol schlecht reagierten, 
wurde i bis 2 cem ozonisiertes Terpentinöl subeutan injiziert. Die 
Wirkung war schwer zu beurteilen, schien aber günstig zu sein. 
(Schweiz. Korr. Bl. 1919. Nr. 10.) G. Z. 


Bücherbesprechungen. 


Der Stand der Tuberkulosebekämpfung im Frühjahr 1918. Geschäfts- 
bericht für die XXII. Generalversammlung des Centralkomitees am 


15. Juni. 1918 zu Berlin von Oberstabsarzt Dr. Helm. Berlin. 


Deutsches Centralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose. 1918. 
Der diesjährige Frühjahrsbericht des Centralkomitces bringt in 
altgewohnter Gründlichkeit und Zuverlässigkeit Mitteilungen über die 
Tuberkulosebekämpfung in den einzelnen Landesteilen, Abdruck aller 
einschlägigen Verfügungen, Dienstanweisungen, Satzungen und Merk- 
blätter. zerhartz. 


Rafael Becker, Die Nervosität bei den Juden. 81 Seiten. 


` Zürich 1919, Orell Füßli. M 2,—. 


Die kleine Schrift briogt viel alte Statistik und wenig Neues. 
Im Anschluß an Adler glaubt Becker das Gefühl der Minder- 
wertigkeit für die Entstehung der Neurosen bei den Juden verant- 
wortlich machen zu sollen. Auch dieser Gedanke ist nicht bis zu Fade 
gedacht. Bei alledem stört die Unfertigkeit des sprachlichen Aus- 
drucks, der auf Seite 20 in einem Satz mit 14 eingekapselten Neben- 
sätzen sein — Optimum erreicht. | Kurt Singer’ 


Fritz Mann, Die Pflege der Wöchnerin und des Sãug- 
r a s. Paderborn 1917, Junfermannsche Buchhandlung. 163 Seiten. 
M 3,—. 

l Manns Unterrichtsbuch für Wochenpflegerinnen erscheint bereits 

in der dritten Auflage. Dieselbe enthält einige Änderungen, da es 

galt, das inzwischen erschienene neue Hebanımenlehrbuch nnd das 

Krankenpflegelehrbuch zu berücksichtigen. R. Katz (Berlin). 


Rudolf Fischl, Über akuteAnginen im Kindesalter. Leipzig 
1919. Repertorienverlag. 28 Seiten. M 1,45. 

‚Pine von großer Erfahrung getragene, sehr gut lesbare kurze 
Schrift über eine der häufigsten kindlichen Erkrankungen. Die vom 
Autor gegebene Einteilung der Anginen scheint mir den bisher vor- 
liegenden überlegen. Langstein. 


E. Gatscher, Über die diagnostische Bedeutung der 

een a und des Druckschmerze3 PA 

Varzenfortsatzes. Wien und Leipzig 1917, W. Braumülier 

32 Seiten. ze 

Verfasser behandelt eingehender die DifferentialdiagnoSe. um 

dem Praktiker Anhalt zu geben, den Druckschmerz der Warzenfortsatz- 

gegend richtig zu werten, da dieser sich bei mehreren Krankheits- 
bildern findet. | Haenlein. 


W. Pfitzner, Situsübung&n an der Leiche. 42 Seiten. Leip- 
zig und Wien, Franz Deuticke. M 1,20. 

. Der kurze Leitfaden enthält für jeden Abschnitt ein Schema und 
eine ausführlichere Beschreibung und ermöglicht so dem Studierenden, 
sich in Stichworten nicht nur die Reihenfolge der Darstellung zu 
merken, sondern auch die wesentlichen Einzelheiten aufmerksam zu 


beachten. ‚ Für besondere Notizen ist das Büchlein durchschossen. & 
es schon in der dritten Auflage erscheint, so hat es sich offenbar ier 
auch 


Repetitionen und Demonstrationen gut bewährt und sei 
empfohlen, C. Hart (Berlin - Schöneberg). 


m er Tut et >, A u 
Ea ER aai o, gejag G 
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14. 347 DE. 
| i | Bee ae RR 
e A e 40 eo ; $ | ge 
Vereins. und Auswärtige Berichte. Bin, 
and) an. Ft Berlin. ` ‘steht B. dabei eine zunächst anatomisch nicht faßbare Einwirkung von Ve 3 
em Gesicht gaf. Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 19. März 1919. toxisch wirkenden Substanzen bei -einer hauptsächlich durch Erkältung i PO 
einmal rk Vor der Tagesordnung .demonstrierte Zondek zwei Kranke, | $®$chaffenen Disposition. B.s Erfahrungen gründen sich auf der Beob- BE 
uggi yon-denen der eine im Anschluß an eine Herniotomie einen Ileus | tung zahlreicher derartiger Fälle, die er 1916 in. einem Festungs- EEE a 
‚Gassılßa bekommen hatte, der durch Blinddarmeiterung bedingt war. ‘Bei dem Jazarett in Straß burg.und in letzter Zeit in der Privatpraxis in gleichem BR Me 
ydr vehlerk zweiten Kranken handelte es sich um’ Nierensteine bei Hufeisenniere. ` Maße an Männern und Frauen gesehen hat. . N Br I li 
ee Holländer zeigte die chirurgisch entfernte, elephantiastisch ` Er führt drei Typen der Erkrankungen an, neben. denen "noch EERE, 
kenfrei gf vergrößerte Klitoris einer Kranken. u gi i Übergänge bestehen können: 1. Die Polakiurie, der gehäufte  Harn- pipa 
i Stäbebens I} Martin stellte einen Knaben mit.ausgedehnter Ostitis fibrosa | Qrang, ohne wesentliche Polyurie` bei klarem,. eiweißfreiem Urin. Im le 
20 bis V liE. ©“ vor. Eine Blutuntersuchung des Knaben ist, wie auf eine Anfrage Sediment finden sich aber stets vereinzelte Erythrocyten, Leukocyten P, 
pN E v Hansemanns angegeben wurde, nicht erfolgt. . | und außergewöhnlich viel Cylindroide. N, s ME, 
P Brot f Tagesordnung. ‘Das Reizleitungssystem des Herzens. a) Ana- ` 2. Bei dem zweiten Typ treten Beschwerden von 'seiten der UNSER 
mie Collüf - tomischer Teil, Berichterstatter Ceelen. Das Problem der Bedin- | Ureteren und Nieren mehr hervor, er. betrifft häufig Frauen und. Dee 
alas) gungen der Herztätigkeit und des Herzrhythmus ist noch nicht geklärt. | Mädchen, die. dann über Schmerzen in einer oder beiden Nieren- han: 
ihg Es wurden im wesentlichen zwei‘ Theorien aufgestellt; die myogene | gegenden oder in einer oder beiden Bauchseiten klagen. Der Harn- is: Ei 
p en und die neurogene. Für die neurogene.schien zu sprechen, daß im | dtang ist vermehrt, tritt aber an Bedeutung zurück. Der Urin ist a. 
| Una © Körper im allgemeinen Reizleitungen an-die Nerven gebunden. sind, | Klar, enthält aber im Sediment ebenfalls mehr oder weniger Erythro- ih, ah HO 
de I i o- Es sind auch die automatischen Centren ‚in den Ganglien zu ‚berück- | @ten, Leukocyten und zahlreiche Schleimey linder. es Be e 
lecht reage  sichtigen. Aber das embryonale Herz pulsiert schon zu einer Zeit 3. Bei. dem dritten Typus besteht starkes Brennen beim Urin- E, 
miit o yo Ganglien noch nicht nachzuweisen sind. Engelmann betonte | 39sen, etwas gehäufter Harndrang, manchmal Schmerzen in einer oder TE 
sig 8%. uch, daß die Übertragung der Reize von Vorhof auf Ventrikel wegen | Peiden Nierengegenden. Urin ist trübe, ‘rötlich, enthält zahlreiche One 
MẸ ihrer Langsamkeit nicht durch nervöse Reize erfolgen könne. Die- | Erythrocyten, Albumin bis über !/,, manchmal hyaline Cylinder. B. Br 
myogene Theorie erfuhr eine scheinbare Stütze durch .die Entdeckung. hát Aue nel ganz Bouwer Fälle: von Ey elonephritis dieser Art ge: Weri 3 
~ des Hisschen Bündels. Tawara verdanken wir sehr genaue An- | Sehen: mit qualvofisten Blasentenesmen und dickem, blutig-eitrigem BEO 
(ih gaben über den Verlauf dieses Systems und die Feststellung, daß hier | Urin. Die erkrankte Niere wurde beidemal operativ freigelegt, zeigte ME ARR 
fi s - œin specifisches System’ vorliegt. Es. folgte eine genaue Beschreibung | 20f ihrer Oberfläche außer- Verwachsungen mit der Umgebung keine ER 
zug ‚des topographischen Verlaufs des Aschhoff- Tawaraschen | Besonderheiten, dagegen Erweiterung ‚des ‚Nierenbeckens und Ver- | EHER 
im Th - ‚Knotens. Die falschen Sehnenfäden sind häufig nichts anderes als | dickung des Harnleiters ohne Erweiterung.. In allen diesen Fällen er- - 
uit il. Teile des Reizleitungssystems. Anatomisch scheinbar ganz unabhängig | gaben die bakteriologischen Untersuchungen ‚negative Resultate. ` Zur ' EREET 
2 ei von diesem Reizleitungssystem findet sich im Herzen eine zweite | Erklärung der Ätiologie, dieser Erkrankungen zieht B. die Polakiurie ee 
a r t ` Muskelgruppe, die morphologisch und funktionell dem Tawaraschen | beran als einfachste und häufigste Form dieser ‚Erkrankungen. Er ver- AE t, 
in | ‚ Knoten entspricht, der Keith-Flacksehe Knoten. Auch dessen | gleicht die Polakiurie, die bisher stets. als’ funktionelle Erkrankung E E: 
. fopographische Lage wird genau beschrieben. Histologisch sind die | angesehen wurde, mit der Polakiurie bei Nierentuberkulose, die nach Fu le 
- Reizleitungssysteme gut von dem Myokard zu trennen. Beide Knoten | Fatfernung des. Krankheitsherdes noch eine Zeitlang. fortzubestehen a 
enthalten Glykogen, das indessen im Vorhofsknoten weniger reichlich | Pflegt, ferner mit der Polakiurie bei oder nach Typhus, Ruhr und L 
ist als im Kammerknoten. Das ganze System ist als neuro - muskulär | anderen Infektionskrankheiten, wo der gehäufte Harndrang bei klarem de Bu 
zu bezeichnen. Beide Knoten sind von einem auffallend großen Gefäß | Urin ohne Bakterienbefund bestehen kann, ferner mit den latenten ne) 
durchzogen. Die Hauptaufgabe der Systeme besteht in der Aufrecht- | Blasenreizungen der Anilinarbeiter, ferner führt er zahlreiche endo- a 
erhaltung der Koordination der Herzbewegung. Das Reizleitungssystem | Skopische Befunde an, die er am Blasenhals und in der hinteren Harn- Me 
ist etwas Selbständiges. Es geht seine eigenen Wege.. Das tritt röhre festgestellt hat, und kommt zu dem. Schluß, daß es:sich bei Rene 
besonders bei Veränderungen der Herzgröße hervor. An der Hyper-. | diesen Erkrankungen um eine latente Reizwirkung handelt, unter der- BEE 
irophie beteiligt sich das System nicht. ` Die braune Atrophie verschont die Harnwege stehen, und die unter dem Einfluß einer Erkältung oder ws 
@& nicht ganz, aber es’wird weit weniger getroffen als die Herzfasern. | einer anderen Schädlichkeit an irgendeinem oder mehreren Harnorganen Ih 
Andere Erkrankungen wie gewisse subendokardiale Blutungen betreffen | manifest wird. Die Reizwirkung wird erzeugt durch im Urin’ auf- 
wiederum das Leitungssystem, ohne das übrige Herz zu treffen. Andere | tretende toxisch wirkende Stoffe, die offenbar entstanden sind durch. Br 
` Bikrankungen wie z. B. die bei Coronararterienveränderungen auf- | das Fehlen gewisser „akzessorischer“ Nährstoffe in der Kriegskost. - Kr, 
tretenden Schwielenbildungen” bedingen gleichfalls Veränderungen an | Die Erkrankung betrifft dle Schleimhäute der Harnwege, kann aber. a 
den Reizleitungssystemen! ‘Am linken Ventrikel können ausgedebnte. bereits frühzeitig, bevor noch Symptome darauf hindeuten, ‚sekundäre an 
Veränderungen vorhanden sein, ohne daß das Reizleitungssystem | Interstitielle Entzündung in der. Niere hervorrufen. und in schweren Be 
befallen ist, weil die Versorgung des Systems von der reehten Coronar- | Fällen von genuiner rheumatischer Pyelönephritis auch zu chronischer RE p 
Arterie aus erfolgt. . Diffuse Blutun gen können mechanisch durch Zer- | Nephritis mit Funktionsstörungen führen. Die Therapie ist eine anti- Ze 
reißung das Reizleitungssystem gefährden. Parenchymerkrankungen | Theumatische und, wenn sie früh genug einsetzt, eine recht dankbare. a 
P können das System betreffen, aber auch differente Erkrankungen herbei- ‚Daneben ist nach Möglichkeit eine Umstimmung der Diät anzustreben. f 12 oh 
führen, Beim schlaffen Herzen kann es zu Verfettungen kommen, die — Hainebach. er 
ee den raschen Herztod bedingen. Bei der fettigen Degeneration | Kiel, ` | E & Bi o 
68 Herzens ist oft eine isse | ftigkeit der Mitbeteiligung, na a un ca o | 
des Systems zu verzeichnen. Bei der Adiposiine cordis kann das Fett zeuansche nreellsohiaf Sitzung vom 6. März 1919, | ie 
| die Fasern des Systems so durchwachsen. daß die Erscheinungen des Runge berichtet an der Hand von. Krankenvorstellungen über m 
m Herzblocks entstehen. Bei Diphtherieherzen ist ein fast konstanter | eine eigenartige epidemisch auftretende Krankheit des Centralnerven- a 
#| _ Befund Verfettung des Systems, aber auch mehr oder weniger umfang- | Systems, die in hiesiger Gegend in letzter Zeit von verschiedener Seite u 
| Teiche interstitielle .Herde. Bei Lues kann man gummöse Herde im beobachtet werden konn be. ‚In der Mehrzahl der Fälle setzte die n r 
j ereich des Bündels finden. "Erkrankungen ‘des Klappenapparats stellen Krankheit schleichend mit heftigen Kopfschmerzen und ausgesprochenen. a 
di ‘ame Gefahr für das System dar. Metastatische Geschwulstbildungen psychischen Störungen ein. Die Kranken konfabulieren, berichten über en 
"gehören zu den Seltenheiten. ` Schließlich werden die Verhältnisse bei | lebhafte Gesichtshalluzinationen, zeigen Beschäftigungsdelirien und ver- a 
o ‚ Mißbildungen und der Einfluß der Vorhofüberdehnung auf den Sihus- kennen weitgehend die Umgebung. Gleichzeitig auftretende Läh- er 
Et mungen der Augenmuskeln führen zu Strabismus divergens, zu Zurück- en 
| I 


ee bleiben der Bulbi bei willkürlichen Augenbewegungen in den ver- 

Zr schiedenen Richtungen und zu schläffer Ptosis. Die Lichtreaktion der 
ä Frankfurt a. M. Pupillen ist gewöhnlich unausgiebig, die Konvergenzreaktion schlecht. 
Arztlicher Verein. Sitzung vom 8. März 1919. | Teile der Gesichtsmuskulatur, des Schultergürtels und der oberen Ex- 
"R A. Bloch: Rheumatische Erkrankungen der Harnorgane. Nach | tremität zeigen ebenfalls gelegentlich Lähmungserscheinungen. Zu 
: gibt es rheumatische Erkrankungen der Harnorgane, die sich in | diesen Lähmungen gesellt sich in vielen Fällen als besonders charak- 
verschieden starken Graden an den verschiedenen Harnorganen äußern | teristisch eine auffallende Schlafsucht, die tage- und wochenlang an- 
pmen, angefangen bei dem leicht gehäuften Härndrang bis zur,| hält. Auf Anruf lassen sich die Kranken aus diesem Schlaf leicht _ IN. € 
| wecken. Der Gang der Kranken ist taumelnd wie. bei Schlaftrunkenen, - MEIR = p ae 


+ 2 f d $ z 
WARF jean a a 
ee 


Fritz Fleischer. 


d 


Enoten geschildert, 


va a ba 
eegee ne 


ET TEE en ander 
` 
aia 
a er > wg 
aE b 


\ 


Sch Ad å ` en e 
Weren hämorrhagischen Pyelonephritis. Unter „rheumatisch“ ver- 
| u i a e, 


5 A 


un Sasse rR u Tre Zn Ems, - ie 
nme Dat RN ES Be aaa rt ie te 
rt EN a r, 3 


TI, 


INFA 


a 


e a U RGT a 


maria. 


Hon 


348 | | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 14. 


`~ 


außerdem zeigen sich oft athetoseartige Verdrehungen der Unterarme 
und der Hände bis zu schweren choreatischen Krämpfen. In einem 
Falle, der zum Exitus kam, trat zu einem Trismus, der jede Nahrungs- 
aufnahme unmöglich machte, eine vollkommene Schlucklähmung. In 
einem anderen Falle wurde Harnverhaltung als Folge einer Detrusor- 
läbmung beobachtet. Bei den meisten Kranken zeigte sich Fieber. 
Die Reflexe ließen sich bei den vorgestellten Fällen normal auslösen, 
in anderen Fällen zeigten sich aber Abweichungen vom Normalen. 
Selten zeigen sich bei den Kranken alle angeführten Symptome in aus- 
gebildeter Form und gleichzeitig. Durch die verschiedensten Kombi- 
nationen der grädweise nach Qualität und Intensität abgestuften Sym- 
ptome entstehen Krankheitsbilder von großer Mannigfaltigkeit. In 
allen Fällen war der Blutbefund nach Wassermann negativ. Im Liquor 
fand sich neben gelegentlicher schwacher Drucksteigerung öfter eine 
ausgesprochene Lymphocytose. Eine bis zu einem halben Jahre zu- 
rückliegende abgelaufene Grippeerkrankung war von 14 Fällen in 
3 Fällen sicher nachzuweisen, in den anderen Fällen nicht auszu- 
schließen. Die rein symptomatische Behandlung ließ die Krankheits- 
erscheinungen bis auf zwei Todesfälle nach Wochen allmählich ab- 
klingen. Ob es sich hier um eine eigenartige epidemisch auftretende 
Infektionskrankheit mit einem unbekannten Erreger, oder um eine toxi- 
sche Nachkrankheit der Grippe handelt, war bisher nicht sicher zu 
entscheiden. Die Erkrankung zeigt große Ähnlichkeit mit einer 1917 
von Economo (Wien) beobachteten epidemischen Krankheit einer, 
1890 in Oberitalien und einer 1712 in Tübingen festgestellten Schlaf- 
suchtepidemie. Auch die damaligen Erkrankungen traten in Gegenden 
auf, in denen gleichzeitig beziehungsweise kurz vorher die Grippe 


herrschte. Die Art der Symptome läßt auf Prozesse in der Rinde, in. 


den großen Stammganglien, im Höhlengrau und in den Rückenmarks- 
centren schließen. 

In der Aussprache berichtet F. Stern über die vorläufigen 
Befunde einer Obduktion bei dieser Krankheit. Es fanden sich im 
Hirnstamm und den großen Stammganglien perivasculäre Infiltrate mit 
Lymphocyten, Plasmazellen, Polyblasten und zahlreiche kleine Blu- 
tungen, die auf toxische Gefäßschädigungen hinweisen. In der Groß- 
hirnrinde finden sieh diese Prozesse in geringerer Ausdehnung. Die 
Ganglienzellen zeigen nach modifizierter Nißlfärbung weitgehende De- 
generationen, die in ihrer Stärke auffallend zu der relativ geringfügigen 
entzündlichen Veränderung der Hirnrinde erscheinen. An Bakterien 
ließen sich namentlich im Thalamus optiei Diplostreptokokken nach- 
weisen. Die Befunde entsprechen nicht völlig den von Economo 
beschriebenen, sind ibnen aber ähnlich. Siemerling weist auf die 
für die Praxis wichtige Tatsache hin, daß die Diagnose dieser Krankheit 
besonders deshalb große Schwierigkeit bietet, weil sie sich unter den 
verschiedensten Masken verbirgt und eine progressive Paralyse, eine 
Meningitis, eine Chorea auf rheumatischer Grundlage, selbst eine Hy- 
sterie vortäuschen kann. Schittenhelm und Reinhart be- 
richten über eine Anzahl ähnlicher Erkrankungsfälle, die in der Medi- 
zinischen Klinik beobachtet wurden. Besonderes Interesse bietet ein 
Fall, bei dem der Kranke plötzlich auf der Straße umgesunken war 
und zunächst einen Zustand darbot, der auf Apoplexie oder Vergiftung 
hindeutete. Die weitere Entwicklung schuf dann ein Krankheitsbild 
mit den oben zusammengestellten Symptomen. Der Auffassung von 
Economo, daß die Schlafsucht in Thalamusblutungen ihre Erklärung 
finde, wird zugestimmt. Hoppe-Seyler berichtet über ähnliche 
Erkrankungen, die in der Städtischen Krankenanstalt ' Behandlung 
fanden. Ein Fall bot deshalb besonderes Interesse, weil es längere 
Zeit schwierig war, zu entscheiden, ob bestimmte Krankheitssymptome 
funktionell oder organisch bedingt seien. In der Mehrzahl der Fälle 
war auch bei den dort behandelten Kranken eine mehrere Monate zurück- 
liegende Grippe nachweisbar. Die Ursachen der schweren Störungen 
sieht Hoppe-Seyler. in toxischen Störungen der Gefäßwand mit 
Kreislaufstörungen. 

Wagner berichtet an der Hand von Zeichnungen und Präpa- 
raten über einige seltenere helminthologische Befunde. Bei einem 
Patienten konnte die in hiesiger Gegend überaus seltene Tae- 
nia solium festgestellt werden. Auffallenderweise fehlte in diesem 
Falle am Kopfe der typische Hakenkranz, der vielleicht infolge 
der Bandwurmkur oder durch Entwicklungshemmungen verlorenging. 
Als Ursache konnte der reichliche Genuß von rohem, finnenhaltigem 
Fleisch in Finnland festgestellt werden. Bei der Marine konnten in 
mehreren Fällen der ebenfalls in hiesiger Gegend nur selten beob- 
achtete Botriocephalus latus nachgewiesen werden. Bezeich- 
nenderweise handelte es sich in allen Fällen um Angehörige der ost- 
preußischen Fischereibevölkerung, bei der ein Genuß von rohem Fisch- 
fleisch teils als schmackhafte Nahrung in Gestalt von Salat, teils als 
Volksheilmittel gegen Magenkrankheiten sehr beliebt ist, Neuere For- 


_ 


6, April. 


schungen durch Janitzki und Rosen über den Wirtswechsel bei 
diesem Schmarotzer haben ergeben, daß die mit dem Kot entleerten 
Eier des Botriocephalus sich, sobald sie ins Wasser gelangen, in Onko- 
spbären verwandeln, die von Cyelopsarten gefressen werden. Im Cy- 
clops frißt sich die Larve durch die Magenwand und entwickelt sieh 
in der Leibeshöhle zu einem sogenannten Procercoid. Die Cyelops 
werden dann von Süßwasserfischen gefressen, in denen sich die Pleo- 
cercoiden (Finnen) entwickeln. Nach Genuß des rohen finnenhaltigen 
Fischfleisches entwickelt sich beim Menschen der Bandwurm. Es 
findet also entgegen früheren Annahmen ein doppelter Wirts- 
wechsel statt. Bei allen Botriocephaluskranken zeigten sich die be- 
kannten schweren Anämien mit 80 bis 50% Hb und Zurückgehen 
der Blutkörperchenzahl auf bis zu 1!/2 Millionen. Nach der sehr leicht 
erfolgenden . Abtreibung durch Extractum Filicis in üblicher Menge 
tritt eine schnelle Wiederherstellung ein. Der sehr seltene Fall von 
Schistosomum japonicum, das dem bekannten Schistosomum 
haematomium überaus nahesteht, kam hier bei einem aus Ostasien 
zurückkehrenden Matrosen zur Beobachtung. Die Infektion war beim 
Baden erfolg. Die im Wasser lebende bewimperte Larve eines 
Schmarotzers ist imstande, die unversehrte Haut des Menschen zu 
durchdringen und verursacht hierbei heftig juckende Exantheme. Auf 
dem Blutwege gelangt dann die Larve in die Leber und in den Darm, 
um sich bier zum Wurm zu entwickeln. Als Folgezustand stellen sich 
chronische Diarrhöen ein oder der Lebereirrhose ähnliche Erkrankungen. 

In der Aussprache berichtet Schittenhelm über zahl- 
reiche Erkrankungen an Botriocephalus, die in der Königsberger Klinik 
behandelt wurden. In der dortigen Gegend, besonders am Kurischen 
Haff, ist das Essen von rohem Fischfleisch allgemein üblich. Auffallen- 
derweise erkranken nur bestimmte Personen, andere trotz sicherer 
Infektion nicht. Die bei dieser Krankheit auftretenden schweren 
Anämien lassen sich künstlich bei Hunden durch Einspritzen von Coli- 
bakterien in die Blutbahn erzeugen. Nach Sydenham soll eine bei 
Pferden beobachtete ähnliche Anämie durch die Larve der Pferde- 
fliege (Gastrophilus) verursacht werden. Stellt man aus diesen Larven 
oder aus Colibakterien Extrakte her und spritzt diese in die Blutbahn ein, 
so lassen sich ebenfalls typische Bilder der perniziösen Anämie erzeugen. 
Auch hierbei zeigen sich Individuen, die obne Anämie reagieren. Viel- 


leicht tragen diese Forschungen dazu bei, die Frage der perniziösen 


Anämie zu klären. Die bisherigen Forschungen lassen vielleicht den 
Schluß zu, daß es sich vornehmlich um eine individuelle Disposition 
des Erythroblastensystems handelt. - 

zur Verth berichtet an der Hand von zahlreichen Röntgen- 
aufnahmen über Stauchungsbrüche im Seekriege an den Füßen. Dureh 
Explosionen in Schiffsräumen werden die Decken mit großer Wucht 
und Schnelligkeit so gehoben, daß die Füße der darüber stehenden 
Menschen plötzlich von unten her mit großer Kraft komprimiert werden 
und ähnliche Kompressionsbrüche bis zu völliger Zertrümmerung des 
Fußgelenks zur Folge haben, wie beim Fall aus der Höhe auf die 
Füße. Rißbrüche am Tuber caleanei kommen nicht vor. Es wird vor 
geschlagen, die vorkommenden indirekten Brüche des Felsenbeinkörpefs 
in leichte Brüche ohne Zerstörung des Fußgerüstes und in schwere 
Brüche mit Zerstörung des ‚Fußgerüstes einzuteilen. In der ersten 
Gruppe kann man dann mit Kaufmann und Anderen eine Unter- 
teilung in Schiefbrüche, Querbrüche, Längsbrüche, Kombination des 
Längs- und Querbruches und unregelmäßige Brüche vornehmen, während 
man die zweite Gruppe zweckmäßig in Plantarflexionsbrüche, Dorsal- 
flexionsbrüche und Verdrängungsbrüche einteilt. 

Oloff berichtet nach einer allgemeinen Übersicht über Vor- 
kommen und Bedeutung der Augentubeikulose als Beitrag zUF 
Tuberkulose der Sehnerven über zwei Fälle von typischem 
einseitigen Verschluß der Centralgefäße im Sebnervenstamm, einer 
Embolie der Centralarterie und einer Thrombose der Centralven®. Es 
handelte sich um zwei gesund aussehende, jugendliche Seeleute, die 
plötzlich im Dienst einseitig erblindeten, ohne daß eine der bekannten 


‚Ursachen festzustellen war. Monatelang aufgenommene Organbefunde, 


die von intern-spezialistischer Seite wiederholt nachkontrolliert wurden, 
verliefen negativ. Eine probatorische, subcutane Einspritzung von 
Alttuberkulin deckte durch die positive Reaktion in beiden Fällen die 
tuberkulöse Ätiologie auf. Nach der zweiten beziehungsweise nach der 
dritten Einspritzung gingen außerdem die Krankheitserscheinungeh, 
trotz der im allgemeinen trüben Prognose bei derartigen Erkrankung» 
schnell so weit zurück, daß beide Kranke mit einer mäßigen Atroph 

der Sehnervenpapille und fast regelrechtem Sehvermögen als dienst- 
fähig entlassen werden konnten. Die früheren pathologisch-anatomischen | 
Untersuchungsbefunde von v. Michel, Fleischer, Gilbert {a 
primärer Sebnerventuberkulose haben das Vorhandensein kleiner N 
Tuberkelknötehen im perivasculären Bindegewebe mit Beteiligung 4® 


irtswechsel hi | ` 
Kot etera f 
agen, in Qib $ - 
tden, ohf 
tie 


nn IR ie ee F 


m 


'geschalteten Dünndarmschlinge (Methode Balduin) erset 


...:die, dem heutigen Zuge folgend,. eine Neuordnung in Vorbildung und 
.“ Beruf unseres ärztlichen Standes erstreben. 
‘ kurzem seine Ansichten in einer Monographie niedergelegt. "Stigler 
hat sich 1918 in Nr.39* und Lenz 1919 in Nr. 6 der M. m. W. ge- 
äußert, Aber auch wenn man weiter zurückgeht, findet man:eine An- 
. -zahl Stimmen, die sich dahin ausgesprochen haben, daß unsere heutige. 
medizinische Vorbildung als ungenügend und rückständig anzusehen ist. 
Daß diese Tatsache besteht, wird, allgemein anerkannt werden müssen, 
wenn man von der Forderung ausgeht, daß derjenige, dem: der Staat 
die ärztliche Approbation ausstellt, in diesem Augenblicke als ein Arzt.zu 
betrachten ist, der die allgemeinen Fundamente der ärztlichen Wissen- 
schaft beherrscht und der befähigt ist, praktische Übungen. und Erfah- 
rungen in der ärztlichen Behandlung seiner Mitmenschen ‘anzuwenden, 


nomisch ist, besonders aus dem Grund, weil der zweite Fall möglich ist. 


I Jahr Medizinalpraktikant, !/, Jahr. Militärdienst. Letzteren können 
wir einstweilen au 
‚Seitherigen Form 
lieh gut, möglichst viel Zeit zur Verfügung zu haben, aber auch mit 
en 5 Jahren des seitherigen Studiums kann das Ziel erreicht werden. 


T e -e nn mn 


ee und "/, Jahr Studium verschwindet. Statt der Semester werden . 

!imester eingeführt. Daß dies gebt, ist durch die jetzigen Zwischen- 
EL. erwiesen. 
in ‚bis Ostern: 1. Trimester. 8 Wochen Ferien. j 
SER- e Trimester. 2 Monate Ferien. 15. September bis Weih- 

„u: 5. Trimester. Damit würde jedes‘ Trimester mindestens eu: | 3 Ba O E E 
8 Monate betragen müssen. Störend wirkt d schen Disziplinen, 2. zur Assistenzarzttätigkeit an allen ärztlichen Anstalten, 
IM, die nach Möglichkeit auszugleichen wäre. | 


geschieden, Theorie wird in der Art der üblichen Vorlesungen erledigt. 


‚Alle -praktischen Übungen 
a “son. Papo ab a 
; aniulida: und Kliniken etwa in’ der Form, wie es’ seither. unsere 
er ist = en, das heißt er erscheint nicht nur zu einer Stunde, sondern 
"Assisten a, den ganzen Tag dort tätig zu sein. Auf je einen 
oien T dürfen nicht mehr wie zehn : Studenten zur Ausbildung 
' etwas’ be si wird den Zudrang: zu, den, großen . Universitätsstätten 
Die mi, tänken, der der medizinischen Ausbildung -entgegensteht. 
= „‚AiBleilung eines Tages wäre: '9.bis 12 Uh 


` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — N 00 — — — _ W 


© Hörrmann demonstriert eine Patientin, bei der er ebenfalls 
durch ein Dünndarmstück einen vollkommenen Ersatz für 
die fehlende Vagina geschaffen hat. a 
Weber berichtet‘ über zwei, Fälle von Schwangerschaft nach 
Interpositio uteri vesico - vaginalis. - Der eine Fall war ein Versager 
nach doppelter- Unterbindung beider Tuben. Die Schwangerschaft 
. mußte wegen heftiger Beschwerden besonders von seiten der.Blase im 
dritten Monat unterbrochen werden. Im zweiten Falle war die Inter- 
. position bei schon bestehender Schwangerschaft gemacht. worden. 
Patientin kam erst am Ende der Schwangerschaft in die Klinik und 
wurde hier mit vollem Erfolg für Mutter und Kind durch abdominellen 
Be Nürnberg.er (München). - 


Gefäßscheide erwiesen und können die oben’ beschriebenen Krankheits- > 
symptome erklären. Es sollte deshalb in jedem Fall: von Verschluß 
der Centralgefäße mit ungeklärter Ursache die Tuberkulinprobe vor- . 
genommen werden, auch dann, wenn der Organbefund keinerlei Anhalts- 


punkte für Tuberkulose bietet. Schackwitz. 


A) ý 


= Münchens, `. > | 
Gynäkologische Gesellschaft. Sitzung vom 13. Februar 1919. 
Liebl berichtet über zwei Fälle, in denen er mit vollkommen 
befriedigendem Erfolg die fehlende Vagina durch Herabziehen einer aus- | 
zt :hat. | Kaiserschnitt entbunden. = 
Rundschau. ae, 
und Übungen unter dem ausbildenden Assistenten. 12 bis 1 Uhr große | 
Vorlesung des Institutsleiters. 1: bis 2. Uhr theoretische Vorlesung. . 
(auch außerhalb der Klinik). 0 BB 
Die Gesamtstudieneinteilung wird dem Studenten vom ersten 
Tage ab genau vorgeschrieben. Es verschwinden aus dem Lehrplan: 


Botanik, Physik und Zoologie. Diese drei müssen wir von der Schule 
verlangen. Wenn dieselben dort nicht gewährleistet werden, so ist das 
Schulabgangszeugnis als praktisch untäuglich für das Medizinstudium - 
' zu betrachten, und die Zulassung erst durch eine Prüfung zu gestatten. 
Auch in der Chemie müssen von der Schule gründliche Vorkenntnisse 
verlangt werden. Die Chemie’ ist. für den Arzt aber von solcher Be- 
‘ deutung, daß die Vorkenntnisse durch Studium vertieft werden müssen, . 
Auf Einzelheiten will ich nicht eingehen. Die Sache ist so wichtig, 
daß nur aus der Zusammenarbeit vieler und gestützt auf die kommenden 
Erfahrungen ein detaillierter fester Studienplan aufgestellt werden kann. 
Darum muß demselben die Möglichkeit einer jeweiligen statutarischen 
Änderung vorbehalten bleiben; jedoch muß er für. alle ‚deutschen 
Universitäten immer derselbe sein. >... nn 
Ich denke mir die Studieneinteilung wie folgt: _ 


’ 
` 


v 


Zur Reform des Medizinstudiums. 
j Von ai 
Dr. Lorenz, Hamburg. 7 m. u 
Es sind in der letzten Zeit eine-Anzahl Stimmen laut geworden, 


y r 


Schwalbe hat vor’ 


- 


., _ Es ist zwecklos, den Gründen nachzugehen, warum man seither 

die Erreichung dieser Forderung nicht angestrebt.hat. Hier soll nur- Eas 9 bis-1 Uhr 1 bis 2 Uhr 

in knappester Form gezeigt werden, ob dies überhaupt möglich: ist. 1. Trimester: Anatomie und Histologie -Embryologie 

‚Ich wage nur dann mit-einem „Ja“ darauf zu antworten, wennmitdem | 2, „" Anatomie und Histologie. Anthropologie 
-seither Üblichen ganz und gar, gebrochen wird. Darum müssen meine | 3. „ Physiologie 0.0.0. Biologie — >; = 
Forderungen bedeutend weiter als alle bisher geäußerten gehen. I & „ Chemie und Pharmakologie . Toxikologie ` 

~~ „Zwei Komponenten muß man bei dieser Frage unterscheiden: |. 5. ” Pathologie “0 ., Vererbung‘ 
Material und System. Im Gegensatz zu Lenz bin ich der Ansicht, | &  » . ONRI E EE Protozoen und Würmer 
daß das Durchschnittsmaterial unserer Medizinstudierenden ein vorzüg- | 2 a m ee Hr: a kank Soziale Hygiene. 

liches ist. Ihm allein ist es zu verdanken, daß wir in Deutschland K ns oer kalos i 

l jr , N ! ‚heiten und Serologie ei 

Wissenschaft und Praxis hochhalten konnten. Daraus kann der Rück- | 9... S Innere Medizin 20 Krebs : 

schluß gezogen werden, daß das Material meine Forderung ermöglicht. | 10. 2 Innere Medizin = ; . Balneotherapie und, . 

DaS System aber so zw gestalten, daß es dies ebenfalls tut, kann nur | | IE Sr = Körperpflege. 
auf- zwei Arten bewirkt werden. Entweder wird die Zeit bis zur. 11. `, Pädiatrie | '. Rassenhygiene 
Approbationserteilung bedeutend verlängert, oder das Universitäts- | 12- » Psychiatrie 5 - Gerichtliche Medizin _ 
tudium muß grundlegende Veränderungen erfahren. Im ersten Falle | 1 »- as a E | a und Tropen- 
müßte die V erlängerung so groß werden, daß der Zeitverlust unöko- 5 (drei Tage) | THA i | ankheiten 4 
14. ` „` -Chirurgie o =- Röntgen 
a, | 


T Frauen: Tag und Nacht | 
| Jeder Wissenschaftszweig wird -sofort mit einem Examen abge- 
‚schlossen, das für alle Mediziner öffentlich stattfindet. Wird ein Examen 
nicht bestanden, so ist das letzte Trimester zu wiederholen. Der Tag 
‚von 2 Uhr ab bleibt für wissenschaftliche Arbeit und körperliche Er- 
tüchtigung.. Der Doktortitel wird auf Grund von drei kleineren, selbst- 
ständigen wissenschaftlichen Arbeiten, die. im Verlauf des Studiums zu 
verfassen sind, verliehen. Diese Arbeiten werden gesammelt von den 
Instituten, an denen sie gemacht‘ sind, herausgegeben.. Alle Doktor- 
kosten fallen., Das Doktordiplom wird im Anschluß än .einen ganz 
kurzen wissenschaftlichen Vortrag verliehen. Eu Zn 

"Es berechtigt: 1. zur wissenschaftlichen Laufbahn in’allen medizini- 


‚ Seither standen .61/ Jahre zur Verfügung: 5 Jahre Studium, 
sschalteh. Auch das praktische Jahr muß in der 
als total verfehlt abgelehnt werden. Es wäre natür- 


Die Einteilung in Y2 Vorklinik und %, Klinik, sowie in 1/2 Jahr 


Die Einteilung eines ‚Jahres ist dann: Anfang 
Ostern bis: 


N LE. och Approbation, das heißt die freie. und :selbständige ärztliche. 
Behandlung kann auf.Antrag jederzeit erteilt werden, wenn der Betreffende 
nachweisen kann: 1. für die Allgemeinpraxis eine Assistentenzeit von 
1!/, Jahr Innere und !/, Jahr Frauen, 2. für die spezialistische Tätigkeit 
eine Assistentenzeit von zwei bis drei Jahren. E ai 


-~-n der Einteilung des Tages werden Praxis und Theorie | 


und. Erfahrungen werden vom- Studenten 
geübt, Darum arbeifet der Student in den 


I 


~: Paraffinum liquidum. ` 
-Die ‘in Nr.°5 dieser Wochenschrift (S. 182) besprochenen, durch | 
die Rohstoffnot eingetretenen Mißstände auf. dem Gebiete der. 
Versorgung der Apotheken mit Paraffinum liquidum zu In- 
jektionszwecken haben dazu geführt, daß das Reichsgesundheits- 


a: 


` 
= - —— | ve Ato ham -> + 


~ 


r praktische Tätigkeit 


meae un nn 


s 


‘ + 

f ` 
d 
P) 
| 
I 

í 

ta 

$ E 

IR 


in 
-~ 
+ 


— 


ER 


> 


~ SE 
Rz 
ran 


> 
7 5 
een 


D 


5 
a 
ENTE EL AN 
Me b- ES 


DE 


- F&S 
mu -> 

Dr, 

BR 

x hi toaa 

erg! 

art 

< 


di 
ua aan. =... 
mo ir 

a ae 


wi: En. 
NER une gen 


a a TS 
r nee 
EIN 

a ER ER 


aea 


DEE N en = 

< fa ` .. 

BERGER eea Yen, ehr ER T 
sae 


a A E 


ar 
ten 
. 


t.. P 
S ner E. 
u MW ALERT a fi 
e nahe 
` x = 
Eo .. .# 


leur os 


Lew 
Bde 


ee 
: Tremor 
und! a = Tam g . 
en ei 7 
Re T œ žá- - 
a Fe EN 
re 5 


Sak A hi Ea 

re ar Be n ai s 
S N 5 kz 
i u a 


a DONE Dez 


è N 
qha yaa 
A le 


FT A 
Teer i 


23 p 
ST vn = EN, 3 no. 
2. N a E A FR - 
re a a De TEE A A 
EIER => 
ee 
EEr g 
=- mea 
- o2- s ram. 
->n r: 


i 
EIER a TE Eee 
NR Te SL ERS 
TE Oo T 2 

RS es aa ande 7 


ne 


j $ E T r Ai 
en T, a 


-- 


< be ET A 
À a - Y Er u ` we - Lane 
a E A E, x EN. aan 
ee Er RR 

~ ne RR a F Peo ER 


ren 


Zei Er eg er in 
mn NA AN Aa $ Pa 
er) IT un 
mi ei è Sn ern 
Eu da ne. oe . Ei 
SR 


a N > EA ` phe io p m ~ s 
Ad ea Sa u O -AI ` x ni r 
ne aaa rer Rar were ee Se an a 
u Sa ee ea u a u 5 x A -N : -= 
ONR , ere e e r re PT ID 5 - 
ee iS et, TI SET, £ f u ` ~ Mem peer u... TE = 
=< k u < ` er G - > . or. a e r = x - 
x = e i ira, B - iré - > — > 
Pa, gi z R irre t Ken andern 


ur 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 


amt die ihm von der Handelsgesellschaft Deutscher Apotheker (Hageda) 
überlassenen Proben von Paraffinum liquidum des Handels!) im Tier- 
versuch geprüft hat. Auf Grund der eindeutigen Versuchsergebnisse 
hat das Reichsgesundheitsamt erwirkt, daß die Mineralölversorgungs- 
‚gesellschaft von jetzt ab nur streng probehaltige Ware nach dem Arznei- 
buch an die Hageda zur Weiterverteilung an die Apotheker liefern 
wird, die nach dem Tierversuch unbedenklich Verwendung finden darf. 
Nach einer Mitteilung der pharmazeutischen Fachpresse an die Apotheker?) 
ist weißes Vaselinöl so völlig verschieden vom Paraffinum liquidum, 
daß es unter keinen Umständen an Stelle des letzteren abgegeben werden 
darf. Etwaige in den Apotheken noch vorhandene Bestände des früher 
gelieferten leicht gefärbten und den Anforderungen des Arzneibuchs 
nicht völlig entsprechenden Paraffinum liquidum darf der Apotheker 
nicht zu Injektionszwecken, höchstens zu innerlichen Arzneien abgeben, 
sonstige, noch weniger probehaltige Präparate sind zu keinem dieser 
Zwecke zu verwenden. Die einwandfreien Präparate sollen von jetzt 
ab den Apotheken von der Hageda als „Paraffinum liquidum 
D.A.B. V für Injektionszwecke"“ geliefert werden. 

Die Ärzte im Reich werden also nach wie vor gut tun, bei der 
Verordnung von aus Paraffinum liquidum bereiteten Quecksilber- 
emulsionen zu Einspritzungen in die Muskulatur die Worte „D.A.B. V“ 


oder „officinale“ beizusetzen. R. 
Tagesgeschichtliche Notizen. 
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 
Wien. Anzeigepflicht bei Tuberkulose Vom 


Staatsamt für Volksgesundheit wurde verordnet: Der Anzeigepflicht 
unterliegt jeder Fall von Erkrankung oder Tod an ansteckender (offener) 
Lungen- und Kehlkopftuberkulose: 1. in Krankenanstalten und 
sonstigen Fürsorgeanstalten sowohl bei der Aufnahme als auch bei 
der Entlassung des Kranken; 2. in Wohngemeinschaften, die öffent- 
lichen Zwecken dienen (Asyle, Arbeitshäuser, Gefangenenhäuser, Straf- 
anstalten, Kasernen und dergleichen), und solchen Wohngemeinschaften. 
die ausschließlich oder vorwiegend familienfremde Personen für längere 
Zeit umfassen (Internate, Konvikte, geistliche Wohngemeinschaften, 
Logierhäuser, Pensionen und dergleichen); 3. bei Einzelpersonen, wenn 
eine Weiterverbreitung der Krankheit zu befürchten ist. Unter an- 
steckender (offener) Tuberkulose im Sinn dieser Vollzugsanweisung 
"sind jene Fälle von Lungen- oder Kehlkopftuberkulose zu verstehen, 
bei denen Tuberkelbacillen nachgewiesen oder die Kranken schon 
durch ihre klinischen Erscheinungen (vorgeschrittenes Stadium) als 
Bacillenausscheider erkennbar sind. Zur Erstattung der Anzeige sind 
verpflichtet: 1. der Leiter einer Kranken- oder sonstigen Fürsorge- 
anstalt beziehungsweise der durch besondere Vorschriften hierzu ver- 
pflichtete Vorstand einer Abteilung dieser Anstalt; 2. der zugezogene 
Arzt ebenso wie der Vorstand der öffentlichen Wohngemeinschaften. 
Diese Anzeige kann von den beiden genannten Personen gemeinsam 
erstattet werden; 3. der zugezogene Arzt hinsichtlich der Einzelfälle; 
4. die berufsmäßige Krankenpflegeperson, die mit der Pflege von 
Kranken in den öffentlichen Wohngemeinschaften betraut ist; 5. der 
Totenbeschauer. Die behandelnden Ärzte beziehungsweise die zur 
Anzeige verpflichteten Personen können auch nicht anzeigepflichtige 
Fälle von Tuberkulose unter Angabe der empfehlenswerten Maßnahmen 
zur Anzeige bringen. Besonders soll dies geschehen, wenn die 
Kranken mit Kindern im Kleinkinderalter in Wohngemeinschaften leben. 


Berlin. EinGroß-Berliner Verband für das Rettungs- 
wesen ist gegründet worden, der Berlin und die meisten größten 
Nachbargemeinden umfaßt. Sein Ziel ist, das bisher in den einzelnen 
Gemeinden zersplitterte Rettungs- ans l 
einheitlichen. Seine nächsten Aufgaben sind die Einrichtung, die Unter- 
haltung und der Betrieb von Rettungsstellen zu dem Zwecke, 
bei Unfällen und plötzlichen Erkrankungen die erste ärztliche Hilfe zu 
gewähren. Bei der Einrichtung dieser Rettungsstellen werden die 
Weichbildgrenzen der einzelnen Stadtgemeinden nicht berücksichtigt. 
Eine weitere Aufgabe des Groß-Berliner Verbandes ist die Einführung 
eines einheitlichen Krankentransportwesens für das 
Verbandsgebiet. Daran schließt sich die Einrichtung und der Betrieb 
einer Centralmeldestelle. Diese Centralmeldestelle hat dem 
Rettungswesen zu dienen und dem Bettennachweis in den 
Krankenhäusern des Verbandsgebietes sowie der Zuweisung von 
Krankenwagen. Dieser Groß-Berliner Verband enthält damit auch die 
Anlagen zu einer einheitlichen Ausgestaltung des Groß-Berliner Kranken- 
hauswesens. Der weitere Ausbau Ist aber abhängig von der Vereinbarung 
über Bestimmungen, an denen bisher von seiten der Gemeinden fest- 
gehalten worden ist. In erster Reihe ist die Bestimmung zu beseitigen, 
nach welcher außer in Fällen dringender Lebensgefahr in den Kranken- 
häusern der einzelnen Stadtgemeinden nur Gemeindeangehörige auf- 
genommen werden dürfen. Der Centralmeldestelle für den Betten- 
nachweis in den Krankenhäusern des Verbandsgebietes sind ferner nicht 
nur die kommunalen Anstalten, sondern auch die Privat- und Vereins- 
krankenhäuser, die in dem Verbandsgebiete liegen, anzugliedern. Einer 
besonders verständnisvollen Regelung bedarf eine Schwierigkeit, die 


1) Apoth. Ztg. 1919, Nr. 15, S. 64. 
2) Zum Beispiel Apoth. Ztg. 1919, Nr. 21, S. 92. 


und Krankentransportwesen zu Ver-. 


— nu 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W8. = 


14. 6. April. 


nn nn 


—— 


= 


seit Jahren in Groß-Berlin sich störend bemerkbar gemacht hat, das ist 
die rasche, reibungslose und zweckmäßige Unterbringung von solchen 
Kranken, sowohl einheimischen als zugereisten, die von ansteckenden 
akuten Krankheiten befallen sind. Die rasche Unterbringung solcher 


. Kranken mit akuten Infektionen ist eine Aufgabe, die nur dadurch zu 


lösen ist, daß in vielen Teilen Berlins geeignete Unterkunftsräume 
geschaffen werden. Neben anderen Rücksichten ist es auch besonders 
der große Fremdenverkehr in den Gasthäusern und Pensionen Groß- 
Berlins, der solche Einrichtungen als notwendig erscheinen läßt. 


Berlin. Die Berliner Medizinische Gesellschaft ist 
veranlaßt worden, Stellung zu nehmen zu der Achterklärung, 


‚welche die PariserAkademie der Medizin über die deutschen 


Ärzte verhängt hat für den Fall, daß die deutschen Ärzte nicht ihre 
Mißbilligung ausdrücken würden über die von der deutschen Regie- 
rung während des Krieges nach französischer Ansicht verübten und 
nach französischer Auffassung ungerechtfertigten Härten gegenüber der 
Bevölkerung im besetzten Gebiete. Nach längerer Aussprache wurde 
die Beschlußfassung vertagt mit der Begründung, daß ein 
offizieller Bericht der Pariser Akademie-Sitzung nicht vorliegt und daß 
die Berliner Medizinische Gesellschaft nicht über genügend beglaubigte 
Feststellungen zur Urteilsbildung verfügt. Eine Komission von 
fünf Mitgliedern wurde beauftragt, die notwendigen Unterlagen 
herbeizuschaffen. — Es möge in diesem Zusammenhange nicht un- 
erwähnt bleiben, daß, soweit wir unterrichtet sind, bisher unter den 
Ärztegesellschaften in den feindlichen Ländern noch keine Stimme sich 
erhoben hat, um die feindlichen Regierungen anzuklagen wegen der 
Hungerblockade mit deren schweren gesundheitlichen Schädigungen, 
nicht zu gedenken der vielen nach deutschem Empfinden unnötigen 
Grausamkeiten gegenüber den deutschen Zivilgefangenen im Ausland 
und in den Kolonien und gegenüber den reichsdeutschen Bin- 
wohnern Elsaß-Lothringens sowie wegen der Zurückhaltung der 
deutschen Kriegsgefangenen in Frankreich. Aber es ist bekanntlich 
schwer, unter Menschen zu einer Verständigung zu gelangen, SO lange. 
als die strenge sachliche Urteilsbildung gestört wird durch die Ein- 
flüsse einer stark gefühlsbetonten Stimmungslage. Im allgemeinen aber 
dürfen wir für den Deutschen das Vorrecht oder, wenn man will, den 
Nachteil in Anspruch nehmen, daß sein ruhigeres Temperament ihn ge 
neigter macht, den Stimmungen des Gegners mehr Verständnis entgegen- 
zubringen, als es die leidenschaftlichere Gemütsart der Franzosen 
gestattet. | 

Aus allen diesen Erwägungen heraus und in dem Gefühle 
unseres guten Gewissens wäre es nach unserem Erachten das emzg 
richtige gewesen, wenn die Berliner Medizinische Gesell- 
schaft ein Eingehen auf die französische Acht- 
erklärung ganz und gar abgelehnt hätte und diese 
ganze Frage besser mit Stillschweigen übergangen hätte. Denn wir 
werden wohl nicht fehlgehen in der Annahme, daß auch in Frankreich 
in Bälde die jetzt noch durch die Kriegserlebnisse überreizte Stimmung 
einer mehr nüchternen und sachlichen Urteilsbildung Platz machen wird. 


= Das Sanatorium Solbad Rappenau für Knochen-, Gelenk- und 
Drüsenleiden (chirurgische Tuberkulose), das während der Kriegsjahre 
als Reservelazarett diente, wird von Mitte April ab seiner früheren 
Bestimmung unter ärztlicher Leitung von Prof. Dr. Vulpius, 
Heidelberg, wieder zugeführt werden. 
= Hamburg. Die sozialisierte neue Bürgerschaft hat das vor- 
läufige Gesetz über die Gründung einer Universität angenommen. 


Berlin. Der Direkior der Augenklinik der ehemaligen deutschen 
Universität Straßburg, Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Hertel, ist zum 
o. Honorarprofessor ernannt. 


>. Erlangen. Auf Verlangen der Mehrheit der Studentenschaft 
ist die Universität geschlossen worden. 


Hochschulnachrichten. Berlin: Priv.-Doz De 
Lotsch, Chirurg, hat den Professortitel erhalten. — Freiburg i. B.: 
Der Direktor der Universitäts-Ohrenklinik, Prof. Dr. Em il Blot h, 
tritt wegen vorgerückten Alters am 1. Mai 1919 vom Lehramt zurück. 
— Die Vertretung der Ohrenheilkunde und die Direktion der Universitäts- 
Ohrenklinik wurde dem Direktor der Universitäts-Hals- und Nasenklinf, 
Prof. Dr. Otto Kahler, übertragen. — Zu ordentlichen Professoren 
wurden ernannt die etatsmäßigen außerordentlichen Professoren: 
Otto Kahler, Direktor der Hals-, Nasen- und Ohrenklinik; y 
Fra nz Knoop, Direktor des Physiologisch -chemischen Instituts: 
Dr. Kar I Noeggerath, Direktor der Kinderklinik; Dr. Georg 
Rost, Direktor der Hautklinik. — Heidelberg: Dr V- + 
witz, bisher Privatdozent in Würzburg, für Chirurgie habile og 

Königsberg: Zum Nachfolger des Professor Sobo 
wurde der Professor der ehemaligen deutschen Universität Straßburg 
Dr. Keibel, zum Direktor des Anatomischen Instituts 
Leipzig: Prof. Dr. Karl Sudhoff (Geschichie der 
Prof. Dr. M. Siegfried (physiologische Chemie), Prof. Dr. al 
(Dermatologie), Prof. Dr. Thiemich (Kinderheilkunde) sind ZU der 
Professoren ernannt. — Basel: Dr. Oppikofer, Oberarzt 


Lary ngologischen Universitätsklinik, wurde zum a. 0. Professor ernannt: 
= Berichtigung. In Nr. 19, Jahrgang 1918, in der Arbeit ot 
Fritz Meyer über Bluttransfusion, rE Zeile 17 von oben, £ 


v. Re 


zu Schreiben Coenen statt Koenen. 


—Digitizea-py A 


it" 4 W F K | 
Abb Nr.15 (709. 0. XV. Jahrgang. be al. 
=f ee T EETRI 
Se E ; 1 Be 
. EO Wr Dave 
3 E ey E a. 
asf | | a, 
ingung sie f 1 en 
` | T re 
wip | ME FA E | Hi RE 
E T Ai d QF A | MEE 
ES Kira E Su . a Ein | AAA 
| , s E | o à TE e i er TE 2 AS RRE 
j j s ' N ` i i p i Be: ! t5 En ; BERUS a l aie 7 
se - | o Be ® A i T ] Ä Kir : RES i 
„Wochenschrift für praktische Arzte = 1 
a | | l a | O JAENA T EEA 
; He | redigiert von | Br Verlag von `` | PARE Ern 
x | ; | | TERRE Aoi 
. Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg i | Urban & Schwarzenberg I 1351 | nid et 
- i ! í f x i ; Ben : AOA AE 
"A Berlin è | nd E S Bein o | | I. Do 
, - = DR | i 1.0 SO oo 
u TIEFER ER: x 7 TEEN, a a e 
Inhalt: Originalarbeiten: F. Pinkus, Über die Behandlung der Syphilis mit Salvarsan. G. Schöne, Zur Technik und Klinik der direkten A; RE ZEE 
Bluttransfusion (mit 9 Abbildungen). S. Isaac, Über larvierte Lymphogranulomatose (Typus spleno-mesaraicus) (mit 1 Kurve). L. Oester- AR 
reicher, Ein Fall. von subretinalem Cysticercus. . A. Knapp, Ein Careinomnest in Frankreich. E. Pensky, Nirvanol bei Epilepsie. — Aula poni S 
Referatenteil: Adam, Aus dem Gebiete der. Augenheilkunde — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücher- À T REA 
besprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte:- Berlin. Braunschweig. Hamburg. Kiel. — Rundschau: I. Sternberg, Berliner kassen- PE e ANB T 
ärztliche Fragen. .Gefahr der Arsenvergiftung nach der Benutzùng von Fliegentellern. — Tagesgeschichtliche Notizen. Ä PA NE 
; | | | a .: RERE ye iei 
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung. der tn dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Ortginalbeiträge vor, | eni ' op OES 
- - 2 ; ; : EPRS yh ho, 
111.7) OR ERE 
è P K , z e f . : 5 - ; . u à W] EHAE -ERPI z f 
Über die Behandlung ` der Syphilis mit Salvarsan. | erfolge hin, die von Alt, von Schreiber, von Wechsel- T) ARE E 
= ' ra | - mann demonstriert worden waren, von allen Seiten gemacht. ia En 
<- Von i Man sah, daß die Versprechungen. nicht übertrieben waren, daß i Bee 
= Prof. Dr. Felix Pinkus. wirklich, wie versprochen wär, die syphilitischen Erscheinungen ja: Posen 
MR | nach einer einzigen Einspritzung in den allermeisten Fällen ver- REMAR 31 i. 
=~ 2. Einleitung.. a a į schwanden. : Nun mußte zuerst, festgestellt werden, ob auf diese Poro PRO 
Das Ende des 15. Jahrhunderts hat die Syphilis in die zivi- | Heilwirkung auch mit Sicherheit gerechnet werden konnte. Nach Pi i AO 
einer gewissen Zeit der Beobachtung konnte die höhere Wirkung FERAE f hin. 
Man hatte also ein ea 15 Ei 
N 


lisierten Länder Europas gebracht. Nur wenige Jahre währte es,- 

— da hatten die Ärzte es gelernt, die Erscheinungen der neuen Krank- h des Salvarsans, als festgestellt gelten. 
‘ heit mittels des Quecksilbers einzuschränken. Vierhundert- Jahre | neues antisyphilitisches Mittel, das Hg war nicht“ mehr das 
. ‚lang war dies das einzige starkwirkende Mitte. Am Anfang | einzige, das als allgemein wirksames großes Antisyphiliticum. 
l . des 20. Jahrhunderts schien es auch noch das, einzige zu sein, | angesehen werden mußte. Nun kam der strittige Punkt, 
IR. welches gerade auf diese Infektionskrankheit wirkt, während es | der Vergleich in der Stärke der Wirkung, ob Salvarsan oder 
keine ähnliche Krankheit, deren es eine ganze Masse gibt, heilt. | ob das-Quecksilber das stärker wirkende Mittel sei. Man hatte 
| | gesehen, daß gerade in einer. Reihe von Fällen, in welchen das 


u 
Lek 
X 
a 


Dre Puak 
Aa a g Tue 
E TITTEN ET, 
i Feuer ESEL Te -7 
aLa Aa e A 
i = 
r 
`~ 
Ka 


as 
tex 


Safer 5 
A 
7 


a a a A S i 
ER DE a a 


je Ei! 
pl! 
um -Man nannte es das Specifiecum gegen die Syphilis, | ; 
j Ë denn es war offensichtlich, daß es mit unfehlbarer Sicherheit ge- | Quecksilber entweder mit großer Vorsicht angewandt werden mußte, 
w4  - rade deren Erscheinungen zum Schwinden brachte, Ähnliche und | oder in denen es nur in den höchsten und nicht immer anwend- 
a oft auch von den Erfahrensten nicht mit Sicherheit von syphi- | baren Dosen wirkte, Salvarsan ausgezeichnete Erfolge hatte. Dies 
w  äitischen unterscheidbare Erosionen der Tuberkulose und Lepra, | .war besonders. in ulcerösen Frühsyphilisfällen und bei schweren ` 
3 ! `- Ja sogar die Parallelkrankheit der Syphilis, die tropische Framboesie, | gummösen Erkrankungen der Fall. Für diese wurde das neue . 
jr "blieben unbeeinflußt und ergaben die Diagnose erst ex juvantibus, | Mittel allseitig als. indiziert angenommen. Sollte man nun das 
pl das heißt durch die Erfolglosigkeit ‘der bei Syphilis sicher | Salvarsan nur für diese vom Quecksilber .schwer beeinflußbaren 
a ` „helfenden Therapie“. Trotz mancher wichtigen technischen Fort- | Fälle wählen, das Quecksilber aber für diejenigen Fälle beibehalten, 
ih schritte war der Stand unserer Kenntnis von derSyphilispathologie und | in welchen es nach alter. Erfahrung -gute Heilwirkung bewährt 
Syphilistherapie im Anfang unseres Jahrhunderts nicht viel weiter | hatte, oder auch hier das Salvarsan vorziehen? Gerade in diesen 
gediehen als 400 Jahre vorher. Da stürmten neue Forschungs- | gewöhnlichen Syphilisfällen mußte die Vergleichswirkung festgestellt 
| werden, was erheblich schwerer war und längerer Beobachtungs- . 


ergebnisse heran und häuften sich in rascher Folge, der sichere | 
zeit bedurfte. Die Kriterien waren hier Schnelligkeit der Wirkung, 


| Beweis der Tierimpfungsmöglichkeit (Metschnikoff und | iter] 

gi ~ Roux 1902), die Entdeckung des Syphiliserregers (Sehaudinn | rezidivfreie Zeit und Wirkung auf die Wassermannsche Reaktion. 
und Hoffmann 1905 ‚ die Wassermannsche Reaktion (1907) | Wieder verging eine Zeit, für die geistig regsamen Neuerer kürzer; 
7 Wd das Salvarsan (Ehrlich 1909). Klarheit zerriß die Schleier, | die alten erfahrenen und schon oft im Leben enttäuschten Prak- 
; . die über den Geheimnissen der Krankheit gelegen hatten, und furcht- | tiker brauchten längere Zeit dazu; da. waren auch diese Fragen‘ 
barer Schrecken verbreitete sich plötzlich über ihre wohl geahnten, | entschieden; das Salvarsan war in jeder Beziehung das stärkste 
i aber doch in ihrer Größe unbewiesen gewesenen Zerstörungen, deren | Mittel. Aber nun trat; schon eine Komplikation dadurch hervor, 
~ > ~- AW einen geringen Teil die klinische Beobachtung und. die patho- | daß es sich gezeigt hatte, daß man: gar nicht Salvarsan hier und 
logische Anatomie in " mühevoller Arbeit langsam kennen gelehrt | Hg da zu sagen brauchte, daß die beiden Mittel gar keine feind- 
2 hatte, Zugleich aber tauchte‘ die Hoffnung auf erfolgreiche Be- | lichen Brüder‘ waren, sondern im Körper des Kranken sich glänzend 
 kämpfung auf. Die Hoffnung brachte das neue Mittel Salvarsan, | vertrugen und ohne weiteres nebeneinander angewandt werden 
dessen Anwendungsform schon Vertrauen aüf seine Stärke ein- | konnten. Diese Epoche der Salvarsanbehandlung, in der wir uns 
Hößte, Eine einzige Einspritzung des Mittels brachte floride Er- | auch heute noch befinden, ist für denjenigen, ‘der die geschicht- 
Seheinungen zum Schwinden, ja sie schien stärker zu wirken als | liche Entwicklung des Salvarsanaufstiegs mit Aufmerksamkeit ver- 
eme ganze Quecksilberkur der gewöhnlichen Art. Damit war nun’ | folgt, die allerinteressanteste. Die hohe Begeisterung der An- 
„„wellellos ein plötzlicher praktischer Fortschritt geschaffen, wie man | fangszeit, als die Patienten sich weit mehr. dem neuen Mittel 
in der ganzen Zeit der Kenntnis von der Syphilis ihn noch: nicht | zudrängten als die Ärzte, ist für die Beurteilung lange nicht 
‚gehabt hatte. Zwar war das Hg oft angefeindet, oft durch andere | so wichtig. Dieses überschwengliche Stadium ist bei- jedem ` 
Su el zeitweise verdrängt worden, die aber nur für Ausnahmefälle | großen neuen Heilmittel beobachtet worden. Es mußte ihm 
u a behielten (Holztränke, Guajac, Jod). In. den ganzen |'ein Stadium des Rückschlages folgen, wenn erst nicht bloß die 
ir Jahren galt das Hg äls- alleiniges Specificum. Das Queck- | glänzenden Erfolge, sondern auch die Versager herauskamen. Jene 
= galt so sehr als das einzig speeifisch wirksame Mittel, . daß Aneinandervorbeischiebung des Salvarsans am Hg ist die wichtigste 
4 N selten der erfahrensten, von dieser Idee wie von einer Tatsache | Zeit der Salvarsanbeurteilung, Der erfahrene Therapeut hörte mit 
ge Zeugten Syphilidologen dem neuen. Mittel nur vorsichtig ent-.| Beruhigung und Freude, daß er von seiner zu hoher Kunst ent- ` 

‚s'gengekommen wurde. Versuche wurden auf die großen Heil- | wickelten Hg-Therapie ‚nicht abzugeben brauche und. zu ihrer _ 


\ 


_ 


ER 


wre in TE 


3 i a . 
~; ER a P == A ien ee E E SE S EET NE gae a haak B R PANES ag u a en ee ed Ba Sn ae 
a Eee ee ee 7 ea FE ee ae a ger: RR, en Bee en, ART ee 8 pin . - ei 
eb ae -, 1enm ze a e É wu an 5 -- A E AE PENOS EEE o x 

d 1 


IE 
ne P Tut FOR 


352 e 


Verstärkung das Salvarsan hinzunehmen könne. Nun ist es inter- 
essant zu sehen, wie in dem Typus der Kur die anfangs starke 
Hg-Behandlung mit etwas Salvarsanzugabe sich dauernd nach der 
Richtung entwickelte, daß das Hg an- Stärke abnimmt, während 
die angewandte. Gesamtmenge des Salvarsans wächst. Allmählich 
sieht man ‚das Hg als Abschwächungsmittel der Kur benutzt 
werden, ohne daß man sich völlig auf dieses Mittel allein verläßt, 
und das Salvarsan als integrierenden Bestandteil in die Kur ein- 
treten, bis dann einer nach dem anderen das Hg mehr aus der 
Kur herausläßt. Es gibt heute, wo noch nicht zehn Jahre nach der 
Einführung des Salvarsans in die Therapie vergangen sind, alle 
Übergänge in der Praxis, vom reinen Mereurialisten bis zum reinen 
Salvarsanfreunde. Während die ersteren abnehmen, wächst die 
Zahl der letzteren. Es würden der reinen Salvarsan-Anwender 
noch weit mehr sein, wenn das Salvarsan nicht einige störende, 
ja sogar akut lebensgefährliche Eigenschaften besäße, die zum 
Teil in ihm selbst liegen, zum Teil in äußeren Umständen. Die 
störenden Eigenschaften des Salvarsans sind seine nicht ganz be- 
herrschten Nebenwirkungen, die äußeren Umstände sind sein Preis, 
der Preis seiner Anwendung in der Praxis, die Form seiner An- 
wendung, die Technik und die Folgen ihrer mangelhaften Be- 
herrschung. 

Ich glaube behaupten zu dürfen, daß, falls die äußeren Um- 
stände fortfielen, das Salvarsan billig, die Technik von allen Ärzten 
gut beherrscht würde, oder noch besser eine nicht schmerzende 
intramuskuläre Injektionsform erfunden würde, jede Syphilis mit 
Salvarsan, ja fast nur mit Salvarsan behandelt werden würde. 
Weshalb? | 

Die Wirkung ist stärker, es wird. von den Kranken mit 
wenigen Ausnahmen besser ertragen, die Anwendungsform ist 
weniger belästigend und die Kranken unterziehen sich der Salvar- 
sankur lieber als der Quecksilberbehandlung. Zur Quecksilber- 
behandlung muß heutzutage der Arzt mit allen Tönen der Milde 
und Strenge zureden; die Patienten beschweren sich über Störungen, 
die früher gar nicht genannt worden waren, klagen über Schmerzen 
und Depression — und loben das Salvarsan, das keine Schmerzen 
hinterläßt und eine Euphorie erzeugt. Das Hg hat ja unan- 
genehme Nebenwirkungen, denen der Kranke sich früher eben 
unterziehen mußte, da es nichts anderes gab. Jede Anwendungs- 
form des Hg wirkt störend. Seine Anwendung geschieht in 
dreierlei Form. Die erste ist die Anwendung alsinner- 
liche Gabe: diese ist für den Kranken die bequemste und be- 
liebteste. Den Arzt befriedigt sie, mit Ausnahme der Säuglings- 
syphilis, nicht, denn sie ist nicht imstande, stärkere Syphilis- 
formen zum Schwinden zu bringen. Nur in den Ländern mit 
veralteter Therapie ist diese Kur mit Pillen aus reinem -Queck- 
silber, mit Prote- und Deuterojoduret, mit Liqueur van Swieten 
und wie die Mittel früherer Jahrhunderte, die bei uns schon fast 
vergessen sind, heißen, und mit den neueren mit allwöchentlichen 
Annoncen angekündigten Kapseln und Tabletten der chemischen 
Fabriken noch in ausgedehnterem Maße im Schwunge. Die zweite 
Form ist die der äußeren Einreibung mit Quecksilber, die Inunctions-, 
Einreibungs-, Schmierkur, die in Badeorten und Kranken- 
häusern Gutes wirkt, nicht aber in der abgeschwächten „leichten 
Kur“ der ambulanten Praxis oder gar mit den farblosen Kalomelsalben, 
welche einige Fabriken vertreiben. Ordentlich durchgeführt ist sie 
für den Kranken eine schwere Pein mit ihrem Schmutz, den Ge- 
fahren der Enteritis und‘Stomatitis und den für ihre Wirkung notwen- 
digen Freiheitsbeschränkungen und wird entweder in unbefriedigen- 
der Form durchgeführt oder abgelehnt zugunsten der saubereren 
dritten Form, der Einspritzungen, die in der zweiten Hälfte 
des 19. Jahrhunderts sie zu verdrängen begann. Die Quecksilber- 
einspritzungen aber erzeugen Schmerzen, können in wirklich starker 
Art nur von kräftigen Männern ertragen werden, versagen oft bei 
Frauen, denen die stärkste Anwendung, graues Öl und ölige Sus- 
pension ungelöster Salze, wegen der Infiltrate ‚und Schmerzen 
meistens nicht zugemutet werden kann, nicht einmal in Gestalt 
des sehr beliebten, aber recht unwirksamen Hg-Salicylicum. Alle 
Quecksilberanwendungen sind so schwer in wirksamer Menge und 
oft genug wiederholt durchzuführen, daß nur ein ganz verschwin- 
dender Prozentsatz der Kranken sich ausreichend behandeln läßt, 
wenn wir als ausreichende Behandlung mehrjährige Kuren, Frei- 
haltung von Rückfällen und Negativhalten der Wassermannschen 
Reaktion ansprechen. In den größten Statistiken ist es immer 
nur ein ganz geringer Bruchteil der Kranken, der sich diesem 
Zwang unterworfen hat. Schwere Mühen hat der Arzt, immer von 
neuern die von ihm als notwendig erkannte Wiederholung der Kur 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15. 


e a _ —  —_—|— —_{,|?|,{|{,Z_——_—(—— — ———_—————————— 


< wäre es wieder wie zuvor. 


13. April. 


und ihre ausreichende Stärke im Einzelfalle durchzusetzen. Die 
Patienten wollen es nicht, sie tun es nicht, wenn sie leichtsinnig 
sind und in ihrem symptomfreien Zustand keinen Grund zur Wieder- 
holung der Kur erkennen können. Sie unterwerfen sich zähne- 
knirschend dem Zwang der schmerzhaften vierten, fünften, sechsten 
Einspritzungskur, wenn ihnen ihre eigene‘ Gewissenhaftigkeit oder 
wenn Rückfälle oder positive Wassermannreaktion ihnen die Not- 
wendigkeit der Behandlung klar vor Augen führen. Viele tun es 
auch dann nicht, vernachlässigen ihre Krankheit, ziehen sich 
trauernd zurück und schleppen ihr Geheimnis herum, überzeugt, 
daß ihnen nicht geholfen werden kann. Die neue Kur würde 
doch nur eine zeitweise Symptomenfreiheit erzeugen, dann 
Das sind die Syphilitiker, von denen 
es hieß, daß sie mit der Hoffnung auf das neue Mittel „aus ihren 
Löchern hervorkröchen“; um der neuen Kur sich anzuvertrauen, 
Das neue Mittel, von dem sie mit einem einzigen, wenn auch sehr 
schmerzhaften Eingriff ihre Herstellung erhofften. Viele von ihnen 
sind in ihrer Hoffnung nicht getäuscht worden. Wie es früher 
gelang, einen lange mit schwächeren Mitteln behandelten Syphili- 
tischen, der jahrelang seine Munderscheinungen, seine Genital- 
papeln nicht auf die Dauer loswerden konnte, durch eine zwar 
schmerzhafte, aber doch endgültig wirksame graue Öl- oder Ka- 
lomel- oder Hg-Thymolacetkur von seinen Ausbrüchen zu befreien, 


so brachte die noch stärkere intramuskuläre Salvarsaninjektion in 


vielen Fällen jahrelange Symptomlosigkeit. 

Diejenigen Kranken, welche mit Quecksilber und Salvarsan 
zu gleicher Zeit behandelt werden, ersehnen die Salvarsanspritze 
und fürchten die Quecksilberspritze, der sie sich in jeder Weise 
zu entziehen versuchen. War die Salvarsananwendung im Anfang 
schmerzhaft, ja unvergleichlich schmerzhafter und von nachhal- 
tigeren Beschwerden gefolgt als die stärksten Quecksilberein- 
spritzungen, so hat sie diesen Nachteil ganz verloren, seit das 
Mittel intravenös angewendet wird. Mit guter Technik ausgeführt, 
wird die Applikation überhaupt nicht gemerkt; sie hinterläßt keine 
Folgen, befreit von der lästigen Mundpflege und von einem großen 
Teil der für die Hg-Kur notwendigen Diätbeschränkungen. Das 
Allgemeinbefinden hebt sich in einer so starken Weise, daß eine 
Krankenhausabteilung von Syphilispatienten heutzutage einen ganz 
anderen Anblick gewährt als zur reinen Quecksilberzeit. Damals 
blasse Gesichter, eventuell schwere Mundentzündungen, die stete 
Sorge vor Durchfällen gefährlicher Art, vor Quecksilberexanthemen, 
die gefährlich und lang andauernd ausfallen konnten, die Furcht 
vor der Nephritis. 


| Alles das ist fortgefallen, die Patienten blühen auf, die Darm- 
und Nierenstörungen fehlen vollkommen, und auch die großen Ge- 
fahren unvorsichtiger Salvarsanbehandlung sind immer seltener 
geworden. Nur eine einzige Gefahr liegt in der Salvarsanbehand- 
lung, die wir bei der Quecksilbertherapie nicht zu berücksichtigen 
brauchen; diese ist aber so groß, daß, wer einmal einen solchen 
Unglücksfall erlebt hat, im Zweifel war, ob das Mittel noch weiter 
von ihm angewandt werden dürfe: die akute Hirnreizerscheinung, 
die einer Anzahl von Kranken das Leben gekostet hat. Alle anderen 
Nebenerscheinungen der Salvarsanbehandlung treten gegen diese 
furchtbaren Zufälle ganz zurück. Diese schwere Komplikation, die 
wir im folgenden noch ganz ausführlich besprechen müssen, 18 
akut tödlich und fast unabwendbar, wenn ihre Anzeichen sich be- 
merkbar zu machen beginnen. Wir werden auf sie bei der Be- 
trachtung der Salvarsanschädigungen zurückkommen und dabel 
sehen, daß das Quecksilber auch nicht so ganz frei von dieser 
Nebenwirkung ist, wenn sie auch hierbei in einer anderen Phase 


der Syphilis und seltener auftritt. Sie zwingt uns zu vorsichtigster 


Individualisierung mit dem Salvarsan, und diese besteht in kleiner 
Dosierung für den Anfang, langsamem Aufstieg zu höheren Dosen 
im Verlauf der Behandlung. Auch ich bin der- Ansicht, daß die 
Einführung einer Maximaldosis, wie sie von vielen Seiten, Ya 
allem von seiten der sogenannten Salvarsangegner gefordert wird, 
hier sehr nutzbringend wirken würde, und sehe keinen Grund, 
bei einem so. stark wirkenden Mittel zu zögern, die Grenze des 
für gewöhnlich Erlaubten festzulegen. Schon in der allerersten 
Zeit der Salvarsantherapie war 0,8 (Dosierung llI) die gebräuch- 


geschrieben sein, das heißt als Dosis, über die der Arzt nur nge 
Lage des Falls und nach eigenem wohlüberlegten Befinden hin- 
übergehen sollte. Die Maximaldosis niedriger anzunehmen, ° 
gar sie nach dem Arsengehalt zu berechnen, wie das Acid. arser 
cosum sie enthält, liegt kein Grund vor, denn das Salvarsan, 18 
weit ungiftiger als die arsenige Säure und wird außerdem nI® 


lichste Grenzdosis, und diese sollte auch als M aximaldosis VO- 


| BA. r 


setzen, De Foo 


Jeihtime $- 


zur Wieder- 


siie F 
p, sed F. - 
igkeit ait F- 


Re 
e e m 
.. 


Ami. 0... 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — N 


v 


y deit E 


iele tus F 
ih d | 


Ge 
= 


gertwasrees 


. oder weniger komplizierte Hilfsapparate werden gelobt und zum 


„ Erfahrung besitzt, nimmt neuerdings gern die Arteria brachialis. 


technisch einfach gelten. 
‘um eine Verbin 


‚In einen Ast der Spendervene: eingeleiteten, je nach Belieben zu 


Wie lo ]a are . . e ° 
le Digalen, Suprarenin usw., leicht zu bewerkstelligen. ist. 


werden, Der hochgeschätzte Berliner Dermatologe wird seine Er-- 


a | 
‚ aach den Anzeigen der Krankheitsstufen, nach methodologischen 


nosichtspunkten, nach den Erfol 
nn. Schildern und damit den ge 


Pe Zu Pe 
. 


1b, a u: a 
täglich, sondern mit Zwischenpausen von: zwei bis sieben Tagen | . Kurze 
oder noch seltener angewandt. > Han 0. [lagen des Verfahrens. ` Er 
Aus allem bisher: Gesagten ergibt sich. für meinen eigenen | Es ist wichtig, folgendes genau zu beachten: + 

Standpunkt ein allmählicher; aber zu fester Überzeugung’ gewordener 
Übergang von der Quecksilbertherapie zur Behandlung der Syphilis 
Bei aller Dankbarkeit für die großen Erfolge, 


Vena basilica, der sie ihre Hauptblutmenge zukommen läßt.. Die 


. des Vorderarms in 


Abb. 6). ae ns 
Bei einem Spender mit solchem, den üblichen Befund dar- 


stellenden Venenverlauf ist die durch die Vena mediana cubiti 
und Vena basilica dargestellte Gefäßbahn als Spendervene zu 
empfehlen, nicht etwa die schwächere Vena cephalica. Das Blut 
pfiegt beim aktiven Pumpen aus den tiefen “Vorderarmvenen in 
erheblich stärkerer Menge: in Vena mediana cubiti und Vena 
basilica einzuströmen als in die dünnere, auch entsprechend ihrer 
Länge und ihrem ganzen Verlaufe mehr Widerstand. bietende 
Vena cephalica. E N og | 
Aber die Anordnung der Venen in der Ellbeuge ist be- 
kanntlich mannigfaltiger Art., Die ulnarwärts zur. Vena basilica 
. verlaufende Vena mediana cubiti kanh verdoppelt sein, zu einem 
dürftigen. Gefäß herabsinken oder auch ganz fehlen. -Ist sie 
‘ungenügend entwickelt, so ist dafür manchmal die Vena cephalica 
stärker ausgebildet. Wesentlich ist, daß in solchen .nicht seltenen 
Tällen keine, oder nur eine unzureichende Verbindung der. Vena 
hasilica mit der Hauptblutquelle, nämlich den tiefen Venen des 
Vorderarms, besteht . (siehe Abb. 8). Die Vena basilica kann 
unter diesen Umständen ein dürftiges Gefäß sein. Jedenfalls 
würde das aktive Pumpen der Muskulatur das Blut nicht direkt 
in die Vena basilica: hineintreiben, und damit: wäre eine der 
wichtigsten Vorbedingungen für ein Gelingen der Transfusion 
unter Benutzung der Vena basilica hinfällig. Bei der geschilderten 
Anordnung der Venen fließt das Blut vielmehr aus den tiefen 
Vorderarmvenen, zum Teil der Bahn der Arterie folgend, unter 
dem Läcertus fibrosus hinweg,. direkt in. die tiefen Venae 
‚hrachiales, zum Teil tritt es vermehrt in die Bahn -der Vena 
 cephalica über. Die Vena cephalica pflegt aber selbst in solchen 
Fällen das Kaliber einer guten Vena mediana und Vena basilica 
nicht zu erreichen, sie mag äußerlich noch so sehr in die Augen 
failen, So fand ich bei einem Spender mit selten schön ent- 


im Salvarsan einen außerordentlichen Fortschritt zu. einem stärker: 
wirkenden und leichter in .ausreichender Dosis anwendbaren Mittel. 
Dabei aber hege ich eine große Furcht vor den Gefahren dieses 
Mittels und gehe deshalb nunmehr daran, die Salvarsanbehandlung 
in der Form ausführlich zu schildern, in welcher ich sie für harm- 
los ansehe. Es ist notwendig, zuerst auf diejenigen Fälle einzu- 
gehen, in denen-das Salvarsan rein, ohne: Quecksilber, angewendet 
werden sollte, um dann auf. die zu kommen, in welchen von.der 
kombinierten Kur, Hg,und Salvarsan, vielleicht mehr zu erwarten 
ist als von Salvarsan allein. Die reine Salvarsanbehandlung be- 
grenzt die Syphilis vorn und hinten, sie ist notwendig im aller- 
ersten Stadium der Syphilis und ist wirksamer in dem späten 
Folgestadium der Krankheit, bei nervösen Späterkrankungen und 
bei der Syphilis des Herzens und der Gefäße. Die sekundäre 
Frühsyphilis und die ganze latente Periode nach diesen ersten 
zwei bis drei Jahren unterliegen der kombinierten Behandlung. 
Hier hat das Hg vermutlich Dienste zu leisten, welche das Sal- 
varsan nicht leisten kann, das Salvarsan, andererseits wirkt sicher 
auf Erscheinungen, die durch das Hg nicht ausreichend beeinflußt 
werden. Um alle Teile des Syphilisvirus und der Reaktion des. 
Körpers zu treffen, soll, wie gleich hinzugefügt werden muß,. zu 
gleicher Zeit auch Jod in nicht zu kleinen Dosen (0,3 bis 30 g- 


täglich) gegeben werden!). 


Zur Technik und Klinik der direkten Bluttransfusion. 
u 23 o ‚Von. an 
Prof. Dr. Georg Schöne, Greifswald, 
Stabsarzt d: R. o 
(Mit 9 Abbildungen.) 
‚Es wird noch hin und wieder über die technische Unzuverläs- 
sigkeit der arteriovenösen Bluttransfusion geklagt. Die gewöhnlich 
benutzte Arteria radialis ist ein recht kleines Gefäß. Auch ge- 


schickten Operateuren begegnet das Mißgeschick, daß das Blut 
nicht nach Wunsch überfließen will. Allerhand Kanülen und mehr 


schnittliche Lumen der Vena basilica berechneten Transfusions- 
'kanüle in die Vena cephalica erschwert. Diese Vena cephalica 
Tewährte sich ‘dann doch als Blutspenderin. In einem anderen 
Fall äber, in dem ich. einmal, eine Vena cephalica gewöhnlichen 
. Kalibers‘ benutzte, wollte das Blut nur schwach fließen. em 
‚Ich habe bisher Spender mit kräftig ausgeprägtem normalen 
_Venenverlaufe (Fortsetzung einer starken Vena mediana cubiti 
‚in die Vena basilica) bevorzugt. und bei ihnen die Transfusions- 
kanüle in die Vena basilica eingebunden, sei. es da, v;o sie viel- 
leicht eher noch den Namen einer. Vena mediana cubiti verdient, 
sei es, wie meist, etwas höher am Oberarm. hinauf. Die Vena 
cephalica habe ich nur äusnahmsweise genommen, wein sie auf 
` Kosten der Vena basilica ganz ungewöhnlich entwickelt: war. 
Trifft man auf Menschen, bei denen beide Venen, Vena basilica 
und Vena cephalica, schlecht: ausgebildet sind, oder auf In- 
_ dividuen mit, unklarem Venenverlaufe, so wird es praktisch. sein, 
einfach eine tiefe Vena brachialis als Spendervene zu benutzen. 
Ich bin in diese Lage noch nicht ‘gekommen, weil ich fast immer 
mehrere Leute zur Auswahl hatte, die gern ihr Blut. hergeben. 
wollten und unter denen ich stets den einen oder anderen mit 
‚passenden oberflächlichen Armvenen fand. Es ist unbedingt 
notwendig, die Venen’ so auszuwählen, daß man seiner ‘Sache ` 
absolut sicher ist; falls die oberflächlichen Venen diese Sicher- 
heit nicht gewähren, rate ich,.sich lieber einmal zu viel als-ein- 
mal zu wenig. an eine tiefe Vena brachialis zu halten. Sonst 
wird man Enttäuschungen erleben. Wollte man` ganz auf die 
etwaige Benutzung einer tiefen, Vena brachialis verzichten.: so 
müßte man in einzelnen Fällen’ von der Anwendung dieser 
Methode überhaupt absehen. Aber ich halte die Isolierung und 
Unterbindung einer tiefen Vena brachialis für harmlos und erlaubt. 
Wie einfach auch dieser Eingriff sein kann; habe ich erfahren. 
als ich mehrfach eine tiefe Vena brachialis beim Empfänger be. 
‚nutzte. Circulationsstörungen nach der Unterbindung sind nicht 
|. zu erwarten, da die tiefen Venae brachiales wohl stets in einer 
‚Mehrzahl, mindestens’ zu zweien, ausgebildet sind. n 
| Wesentlich ist es, sich 'möglichst vor der Operation auch 
darüber klar zu werden, welche Vene des Spenderarms sich am 


Teil wieder verworfen. Hotz, der auf diesem Gebiete große 


ch dazu, zumal im Felde, noch nicht habe 


Ich gestehe, daß ich mi 


entschließen Können. ' | 
Die im folgenden beschriebene Methode der Bluttransfusion. 


als recht zuverlässig, verhältnismäßig wenig verletzend und 
Es handelt sich dabei im wesentlichen 
dung einer Vene des gestauten Spenderarmes mit 
ne des Empfängers (unter Zwischenschaltung’ einer 
askanüle) und um. die Verhinderung der Gerinnung 
den System, sowie eine. etwaige Beschleunigung 
durch einen kurz vor der Transfusionskäanüle 


kann 


einer Armve 
einfachen Gl 
in dem überleiten 
des Überfließens 


öffnenden oder bis, zum leichten Tropfen einzuengenden Kochsalz- 
strom (siehe Abb. 6). Stauungsdruck, aktives Pumpen des 
“penders durch kräftiges Schließen und Öffnen der Faust, schließ- 
lieh auch der leicht zu regulierende Kochsalzstrom. vereinigen 
Sich, um das Blut hinüberzutreiben. Man kann den Verbrauch 
an Kochsalzlösung stark einschränken, z. B. auf 250 und 500 ccm 
während ausgiebiger Blutübertragungen. Sehr leicht aber kann 
Nat aet reichlich Kochsalzlösung zugeben. Der Kochsalzlösung 
iede HN zuzusetzen, hat sich; soweit es sich um das tech- 
are AN einor nicht allzulänge dauernden Transfusion 
Zus alis überflüssig erwiesen. Es leuchtet dabei ein, daß der 
._.z von Natrium citricum oder von anderen Medikamenten, 


Fo] ) Anm. der Redaktion: Dieser Aufsatz eröffnet eine’ 
olge von Aufsätzen, die nach und nach an dieser Stelle erscheinen 


f : i | 
ahrungen über die Behandlung der Syphilis mit Salvarsan, gegliedert 


gen in der-Behandlung usw. übersicht- 
genwärtigen Stand der Lehre von der 


Behandlung der Syphilis darlegen, 


æ 


Die Vena mediana cubiti wendet sich meist ulnarwärts zur 


Vena cephalica, ein zarteres Gefäß, steht gewöhnlich mit der Vena 


mit Salvarsan. | ' 
welche das Quecksilber in früheren Jahren gebracht hat, sehe ich |. mediana cubiti an der Stelle in Verbindung, wo die tiefen Venen 
die ‚Vena. mediana cubiti einmünden. (siehe 


ErörterungderanatomischenGrund- 


‚wickelter Vena cephalica die Einführung der auf das durch- 


A 


TE 

en NS PEI 

an‘ sen . ` D a - am. 3 
Q pi P Sene is 
ET Dr BEE A ea 2 


mm 


ARE aeaa 
Een 
-s sii a er % 
a 2 = -Pem 
ar en 
r wur‘ L 
T ‘ Re 
-a ha A N 


ax PER: Sg» 
LI AN ei 
a e ie 


w 
s 


ame, 6 
LEN = se 
z EDER HE ET S MEIN 
Be ee ET I ER RR en aa 
—— ir = T E - caa 
-- E Wi . et TS =. 
Be ee ne Liei 
b ee a u cii Q z 
BER, 


BE T 
HiS satin an Bea IL 
ee Fan ar ae nn 
5 en Va 
iye 
` 


; 
TR 


rm. Th, 
Er wen 
en 

AL Nm 


pi 
= 
$ hi 
en 
Treg ER 
ua ann 
-..,... 
ee 
= 


` 


~ 


Pe A 

P ag Si 

mwe tA, 
-a 


-=u_. 


1 
E 
1 
r> 
3 
| 

5 


ee a D E 
> 


Dee ar 


—. 
BZ A Bi BE Nr Ir var St Dre 


N | Š 
/ re “ a nn ——-.. a = . 
4 & 
umea omo =i or a rm TREO oaa o a fa eD DER an 
BL. 
u 


354 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15. 


| ir die Einführung der Kochsalzkanüle eignet. Allerdings 
en manchmal an Plan nach Anlegung des ersten Haut- 
schnittes etwas ändern müssen. Erreicht werden soll eine gründ- 
liche Durchspülung der die Venen des Spenders und Empfängers 
verbindenden Transfusionskanüle, zwecks Verhinderung der Ge- 
rinnung. Je reiner, blutfreier die Kochsalzlösung durch die nn 
fusionskanüle läuft, desto vollkommener wird sie diese Aufgabe 
erfüllen. Es ist deshalb wünschenswert, die Kochsalzkanüle in 
der Nähe der Transfusionskanüle in einen Seitenast der Spender- 
vene einzuführen, natürlich ohne dadurch die Hauptstrombahn 
des Bluts einzuengen. 


Für den gewöhnlichen Fall der Benutzung der Vena 
mediana cubiti-basilica als Spendervene findet sich oft ein ge- 
eignetes Gefäß unter den ulnaren Wurzeln der Vena basilica 
beziehungsweise noch der Vena mediana cubiti in der Gegend 
des Übergangs vom Unterarm zum Oberarm (siehe Abb. 6). Es 
ist Wert darauf zu legen, daß die Vene nicht zu schwach ge- 
wählt wird, damit sich die ziemlich grobe Kochsalzkanüle gut 
einführen läßt. Wird ein passendes Gefäß unter den der Kanüle 
benachbarten Hauptwurzeln der Spendervene bei der Betrachtung 
des gestauten Armes vor der Operation vermißt, so wird man 
nach der Freilegung der Vena mediana cubiti-basilica noch ein- 
mal genau in der Wunde Umschau halten und meist, sel es 
unter ihren ulnaren, sei es unter ihren radialen Zweigen, unter 
den oberflächlicheren oder tieferen Ästen die gesuchte Vene 


- entdecken. 


Eine Kochsalzinfusion an der bezeichneten Stelle hat den 
Vorzug, daß die Kochsalzlösung die Transfusionskanüle, falls 
man mit dem aktiven Pumpen und mit der passiven Stauung aus- 
setzt, zeitweise ohne Blutbeimischung erreichen kann. Nur im 
Notfalle rate ich, die Kochsalzkanüle etwa an der in Abb. 7 
bezeichneten Stelle in eine 'Hautvene des Vorderarms, z. B. 
die Vena mediana antibrachii, einzuführen. Ich habe zwar auch 
auf diese Weise mehrfach sehr gute Resultate erzielt, aber es 
selingt dann doch nicht immer, die Transfusionskanüle mit wasser- 
heller Kochsalzlösung durchzuspülen, weil diese Kochsalzlösung 
auf dem Wege zur Transfusionskanüle über die Stelle hinweg- 
strömen muß, an welcher die tiefen Vorderarmvenen Blut in die 
Vena mediana cubiti abgeben. - Es leuchtet ein, daß damit die 
Ausspülung der Kanüle leicht einmal weniger vollkommen wird 
und die Gerinnungsgefahr wachsen muß. In solchen Fällen ist 
es zweckmäßig, besonders streng darauf zu achten, daß sich die 
Transfusionskanüle nicht allzuweit von der Kochsalzkanüle ent- 
fernt. Man wird also gut tun, möglichst schon die Vena mediana 
cubiti als Spendervene zu stielen und die Transfusionskanüle, sei 
es, noch in sie selbst, sei es in den Anfangsteil der Vena 
basilica einzubinden. Bei solchen Vorsichtsmaßregeln kommen 
die besprochenen Nachteile .dieser Anordnung weniger zur 
Geltung. 

‚In jedem Falle muß es bei der Transfusion aus der Vena 
mediana cubiti-basilica vermieden werden, durch das Einlegen 
der Kochsalzkanüle die Strombahn der Vena mediana eubiti 


zwischen der Einmündungsstelle der tiefen Vorderarmvenen in 


die Vena mediana cubiti und der Transfusionskanüle zu verlegen, 
oder auch nur im geringsten zu behindern, denn damit würde 
die Hauptblutquelle verstopft werden und die Transfusion müßte 
mißlingen. 

Sinngemäß findet das Gesagte seine Anwendung für den 
selteneren ‚Fall, daß man eine auf Kosten der Vena basilica 
ungewöhnlich stark entwickelte Vena cephalica als Spendervene 
benutzt (siehe Abb. 8) oder etwa eine tiefe Vena brachialis 
wählt (siehe Abb. 9). 
l Beim Aussuchen der Spender, die sich mir, wie erwähnt, 
im Feld unter den Kameraden der' Verwundeten meist in der 
Mehrzahl anboten, habe ich mich nur auf: sehr kräftige, blut- 
reiche Menschen eingelassen. Ich rate dringend, diesen Gesichts- 
punkt nicht zu vernachlässigen. Wie groß die Unterschiede 
zwischen den einzelnen Individuen in dieser Beziehung sind, ist 
mir erst klar geworden, seit ich mich genauer mit der Blut- 
transfusion beschäftige. Für unsere Methode, zumal solange wir 
möglichst von einer Benutzung der tiefen Vena brachialis als 
Spendervene abschen, ist es außerdem wesentlich, einen Spender 
mit dicken, im Zustande leichter Stauung sich strotzend füllenden 
und zweckmäßig angeordneten Armvenen auszuwählen. Aus 
solchen Venen fließt das Blut tatsächlich in Strömen 
Es gibt aber auch Menschen, deren oberflächliche Arm- 
venen verhältnismäßig wenig hergeben. Auf andere Dinge, 


13. April. 


ee entell 


m o aa Le En e 


die ganz allgemein vor jeder Transfusion bei der Aus- 


i j W Ver- 
wahl eines Blutspenders mitsprechen (Blutsverw andtschaft, 
hältnis der Blutarten von Spender und Empfänger, Lues usw.) 


gehe ich nicht ein, weil es sich hier nur um die Technik einer 


bestimmten Transfusionsmethode handelt. 


Schließlich muß auch die Frage, ob der rechte oder linke 
Arm des Spenders gewählt werden soll, erwogen werden. Ceteris 
paribus bevorzuge ich den linken Arm, um den rechten nicht zu 
behindern. Maßgebend ist aber in erster Linie die Beschaffen- 
heit der Venen. Einige weitere bei der Wahl des Armes zu 


berücksichtigende Gesichtspunkte sollen bei der Schilderung der 


Lagerung zur Transfusion besprochen werden. 


Was den Empfänger anbetrifft, so warne ich davor, in die 
Vena cephalica zu transfundieren, so verlockend sie auch er- 


scheinen mag. Sie ist wenig geeignet. Einmal ist sie, wie gesagt, 


meist recht zart. Jedenfalls aber sind die Vorbedingungen für ein 
glattes Abfließen des Blutes im Falle der Vena cephalica wesent- 
lich ungünstiger als bei Benutzung einer gut auseebildeten Vena 
basilica oder einer kräftigen tiefen Vena brachialis. Die lange 
Vena cephalica schlingt sich im großen Bogen über Oberarm 
und vordere Schultergegend, um erst im Bereiche der Mohren- 
heimschen Grube in das breite Strombett der Vena subelavia 
einzutauchen. Dagegen erweitert sich die über die Vena basilica 
führende Blutbahn, so verschieden die Verhältnisse im einzelnen 


sich gestalten, wesentlich früher, spätestens noch im Bereiche 


der Achselhöhle, in sehr beträchtlichem Maße. Die von dem eim- 
dringenden transfundierten Blut in der Empfängervene zu durch- 
messende enge Strecke ist also verhältnismäßig kurz, wenn man 
den Blutstrom in die Vena basilica oder eine tiefere, Innere 
Armvene einleitet, sehr viel länger, wenn man sich auf die Vena 
cephalica versteift. Dementsprechend sind die Widerstände In 
der Vena cephalica größer als in der Vena basilica oder Vena 
brachialis. Seit ich die Vorteile, die in einer baldigen Erwelte- 
rung der empfangenden Vene zu einem breiten Strombette liegen, 
praktisch erprobt habe, gehe ich bei dem Empfänger gern bis 
in die mittleren und oberen Abschnitte des Oberarms hinauf und 
nehme, falls etwa hier die Vena basilica bereits in die Tiefe 
verschwunden oder überhaupt ungenügend entwickelt ist, ruhig 
eine kräftige, tiefe Armvene. Der ein wenig eingreifendere 
Operationsakt ist beim Empfänger ohne weiteres berechtigt. 


Venen der unteren Gliedmaßen habe ich bisher nicht be- 
nutzt. Sie kämen auf der Seite des Empfängers in Betracht, falls 
sich einmal beide Arme infolge von Verletzungen als unbrauchbar 
erweisen sollten. Gegebenenfalls würde ich, um unnötige Wider- 
stände zu vermeiden, die Vena saphena am Oberschenkel wählen, 
welche sich ja bald in die kräftige Vena femoralis ergiebt. Die 


Thrombosen- und Emboliegefahr nach der Transfusion würde 


' ich für diesen Fall höher einschätzen als für den der Benutzung 


von Armvenen und schon deshalb nur im Notfalle vom Arm 
abgehen. 


Darstellung der Technik im einzelnen. 


Ich schildere das Verfahren genauer für den Fall der Trans- 
fusion aus der Vena mediana cubiti-basilica des Spenders in die 
Vena basilica, beziehungsweise eine Vena brachialis des Emp- 
fängers. 

Instrumentarium. Ich habe mir reichlich Instru- 
mente zurechtgelegt, und zwar am besten auf zwei kleinen 
Tischen, für Spender und Empfänger getrennt. Auf jeder Seite 
je ein Skalpell, zwei scharfe Haken, je eine Haken- und zwel 
anatomische Pinzetten, einige Gefäßpinzetten oder Schieber zum 
Fassen blutender Gefäße, eine Unterbindungsnadel (Deschamp)), 
eine mit Gummischlauch geschützte Höpfner- oder zart fodernde 
Darmklemme, feine Seide beziehungsweise Catgut zum Unter- 

| binden, einen Nadelhalter, drei 
Darmnadeln mit Darmseide zur 
Armierung des Venenlumens, 
Abb. 1. einen kräftigen Seidenfaden Zn 
Gläserne Transfustonskanüle, Einbinden der Kanüle, eventu® 


änge 4 bis 6 cm. ini und 
Durchmesser des Lumens etwa 4 mm. auch emige Hautnadeln 
Seide zur Hautnaht. 


„Dazu kommen 1. eine Staubinde, 2. Lokalanästhesie (zwei 
Kanülen), 3. die beiden Glaskanülen. 


a) Die Transfusionskanüle (siehe Abb. 1): ein- 
fache gerade Glaskanüle: Länge bis 6 em, Enden leicht auf- 


gewulstet, um das Abgleiten der übergebundenen Vene zu vet 


bindern, Lumen etwa 4 mm 


nun ann ng 


der Au 
cbai, Ver 
Lues usw) 
chnik eine 


oder lnk F 
n Ceteris 
n nicht m 
eschaftn. 
Amg n 
erüng de 


or, in di 

auch er 
je gesagt 
n für eb 
, wesent f 
enr Ven 
je langt 
Obere 


Bi F 


_ bereit gelegt. 
sein, es durch geschmolzenes festes Paraffin zu ersetzen, ähnlich 


`  Kochsalzkanüle vor der Operation eingebunden wird. / 


(riehe Abb. 3 und 4). 


pl O 1 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 156: 000000 


Beide hier wiedergegebene Lägerungen haben sich bewährt: 

= 1. Lagerung mit ungleichseitigen parallel und schräg empor- 
gereckten Armen (linker Arm des Spenders, rechter Arm des, 
Empfängers, siehe Abb. 3). Diese‘Lagerung hat den Vorteil, dab 


-b) Die Kanüle,zur Kochsalzinfusion (siehe Ab- 
bildung 2): Die zu diesem Zwecke meist gelieferten Kanülen haben 
an der Spitze ein etwas enges Lumen. Bewährt hat sich mir für 
die Zuführung eines starken Kochsalzstroms eine Kanüle mit einer. 
Ausflußöffnung. von 1% bis 2 mm Durchmesser.. . et A 
| Es ist unbedingt erforderlich, daß beide Kanülen aus: Glas 
sind und daß sic keine rauhen Stellen aufweisen. Hat man eine 
Lötfllamme zur Verfügung, so kann man die Kanülen auch selbst 


herstellen, wie ich es getan habe 3). Mir ; 


f Abb. 2. 
Gläserne Kanüle zurintravenösen Kochsalzinfusion. 
Durchmesser des Lumens an der Spitze etwa 1’/, bis 2 mm. 


3. Etwas steriles Paraffinum liquidum in einem Schälchen. 
Die Kanülen werden in Wasser ohne Zusatz gekocht, mit Alkohol‘ 
“und Äther durchgespült, getrocknet und in Paraffinum liquidum 
Das Paraffinum ‘liquidum wird offenbar bald 
vom Blutstrom hinweggespült. Möglicherweise wird es praktischer 


läßt sich bei einiger Aufmerksamkeit leicht vermeiden. Eine 

Tendenz zur Abknickung der Venen ist kaum vorhanden (siehe 
unten). Diese Lagerung ist sehr empfehlenswert. = 

© B. Lagerung mit Kreuzung der gleichseitigen : Arme: (siehe, 

.| Abb. 4). Hier linker Arm des Empfängers über linkem Arme des 

"Spenders (ein leichter Druck des Empfängerarms auf den Ober- 


' vermehren, wird also nicht stören; umgekehrt. aber würde ein 
Druck auf den Oberarm des Empfängers den Abfluß des ein- 
strömenden Blutes behindern). Diese Lagerung hat den Nachteil, 


Empfängervene leichter. einmal an der Fascie ab (siehe unten). 
Ä Es empfiehlt sich, vor der Operation die Lagerung mit zwei 
Gesunden auszuproben. ‘Man denke daran, die Arme weich zu 
betten, sie vor Druck zu schützen und eine Überstreckung zu ver- 
‚meiden. ` Die Arme (Hände) werden gehalten. Man sei auf der 
Hut vor unvorhergesehenen ‚Bewegungen des etwa benommenen 
Iimpfängers. Zu | E Zn | | 
I. Akt: Freilegung der Venen. 1. Spender: Lokal- 
anästhesie. Etwa 7 bis 8 ¿m langer Schnitt (siehe Abb. 5) über dem 
unteren Abschnitte des Sulcus bieipitalis internus auf die.oft gut 
sichtbare Vena basilica.. Im einzelnen wird die Schnittführung 
verschieden zu gestalten sein. Je nach Verlauf und Beschaffenheit 
“der Venen wird man die Vena mediana cubiti zum Teil mit- 
 freilegen oder etwas höher am Oberarm hinaufgehen. Gilt es, 
den Übergang von Vena mediana cubiti in Vena basilica mit- 
zuübersehen, so wird. man unter Umständen den Schnitt an seinem 
distalen Ende in einem radialwärts geöffneten Bogen in die Ell- 
beuge ausläufen lassen; häufig bewährt sich ein einfacher gerader 
- Schnitt im unteren Bereiche des Oberarms, oder aber ein ulnar- 
wärts offener Bogen am distalen ‚Schnittende legt eine für die 
Kochsalzinfusion geeignete Vene frei. Im ganzen ist es. zweck- 


„wie man z. B. Plasmaröhrchen paraffiniert. Ich. habe im 
Velde kein festes Paraffin zur Verfügung gehabt. Vielleicht 
bewährt sich auch die von amerikanischer Seita angegebene 
Natriumeitratsalbe. Festes Paraffin wie Salbe. werden nur den 
Nachteil.haben, daß die Durchsichtigkeit 'des Glasrohres etwas 


‚leidet. Ä 
4. Steriler Irrigator mit langem Gummischlauch, in den die 
5. Ich stelle mir für alle Fälle drei Liter steriler physio- 
logischer Kochsalzlösung zurecht. 


N 


Altar 
> T 
>n 


N 
ne 


et : 
NA $ IN ; 
N A Ny g T 
r 7) A 
wi’, PA 
B N 
7 ATERT 
FA be: 
AZ aan? 
z3 A SANY 
E 5 LESE 3% 
= ERY 
any, 
VEN 


Nm 


Abb. 4. 
Lagerung mit gekreuzten gleichseitigen-Armeii. 
Rechts: Spender (linker Arm). Links: Empfänger (linker Arm). 


mäßig, sich beim Spender an die untere’Hälfte des’ Oberarms zu 
halten, jedenfalls aber: das obere Drittel zu' vermeiden, ganz 
abgesehen von den üblichen anatomischen Verhältnissen auch 
deshalb, um sich nicht allzuweit von der Stelle zu entfernen, wo 
die Pumpkraft der Vorderarmmuskulatur das Blut in die Vena 
mediana cubiti treibt. Man sei nicht kleinlich in der Bemessung: 
der Länge dieses Schnittes. | EE 5 
Genaue Orientierung in der Wunde und Festlegung einer 
Vene für die Kochsalzinfusion. Meist genügt zu ihrer Freilegung 
der erste Schnitt. In manchen Fällen aber erfordert die Kochsalz- 
infusion in die bestgreeignete Vene einen besonderen kleinen Haut- ` 
schnitt, den man nicht scheue! Isolierung eines etwa 5 bis 6 cm 
langen Stückes der Vene. Kleinere gelegentlich vorkommende 
größere ‚Seitenäste werden doppelt unterbunden und durchtrennt. 
Es ist notwendig, der Vene proximal ein Stück weit unter die 
4 Fascie zu folgen. Die Zweige des Nervus cutaneus antebrachii 
- ulnaris, welche zum Teil der Vene anliegen, sind. leicht zu’ schonen.’ 
Centrale Unterbindung der Vena basilica. Ausstreichen des-Blutes ` 


] Abb. 3. Gr 
-agerung mit schräg und parallel emporgereckten. 


Links: Spender Anker Aa “er iis p Empfänger (rechter Arm). 
Spende agerung und Wahl der Arme. Man kann bei 
a und Empfänger gleichseitige oder ungleichseitige "Arme 
wegen. ES _ Nicht selten wird einer der Arme des Empfängers- 
wird einer Verletzung von vornherein ausscheiden. - Des öfteren. 
ildune et Arme des Spenders mit Rücksicht auf die Aus- 
ich u ] ch ‚Venen den, Vorzug verdienen. Am liebsten benutze 
rechter dan Beer Arme (am besten linker Arm des Spenders, 
Lagerung, Empfängers), und zwar mit Rücksicht auf die Art der 
bie Lagerung erhellt. ohne weiteres aus den Abbildungen: 


zu ak ia E, Leitz, Berlin, Luisenstr. -45, liefert iie kanoa 


das Blut mit Gefälle überströmt. Die Gefahr der Überstreckung . 


‘| arm des Spenders -kann höchstens die Stauung in diesem etwas. 


daß das Blut etwas bergauf überströmen muß. Auch. knickt die | 


Ne zer = 
N: t % OE a AE 


pr a 
tl 2 
CR, RT 
-~N ” . 
GR Y | 
EN 
np 
f] Ei 
Ca 
. d 
u 
Ve BP re 
I~ w 
EOV Er 
T fee. Dur 
m Ei 
E Be 2, 
ee A 
Er 
a $ 
ne, 
Tanit p 
Ka ER 
EAT dr 
reig: sY 
RAIDER E 
Tan EÑ 
2 
j ES ANI 
I6 tr zt Pat ir A ' 
j i a 
p! W 4 
á D S i © 
i E a HEA i 
P] IPEE, E 
f ü Jt J i 
RAET E 
W et, t A ti 
Peu TR ’ 
f = £ ran Exi 
t t re 
Ä i RK: SR ER 
"ld ee 
u; s M Kus DENERI 
= AA PREIS Ra ne 
s p n Pe 
E OE Mo ori Eag vo. 
t SER ve SEF i AS} Ve 
% a [74 . ey 
A FE ap aa t 
A) On 
PERR i oe 
d a ir ee ; 
a VE "BOAGHSER ae ” 
Fer... 
BEE e Me 
H ; . Ku 
$ Akeef ut i L 
P Lu A Moat, t 
37 b ch, A 
a: ernıs 
nz Vieh TEIE ENERE 
A Wi \ 
Pi E ipe tae f 
TE m a A a 
= wn 8] in prat 
7 LA 
a nE er 
E i. H 1? LEA u 
Fj ‘47 re 
Ri ', i ui 3 
f bedk $ DRV De r Sa 1 
a kun). ) 
au RCEF # t 
Hp ra‘ Y PA: 
gr. Pr C EA EEN i 
m mi DPA Bet A 
En 
WE . EOE) EEE 
HB ld 
$ Aad Be Eee Ken 
al: A.i Bel Se 
BER un t ! 
f frz} A! 2: i 
(inaa Angi 
Eg A; 194 vo. 
t ayan TALASI DARE 
AN: as 
AALT uy 
A “et j- 
E $i iri 
f Ta ebeg u 
wirt wea a 
Bi un 
| he WIR ie 
E Kinn FRA! var 
fr MER TER ni ‘$ 
f ROR, e pe. 
EEEE a A 
n Ji ieh,” 
f {4} 1r i+: Nuhr: N 
5 t z p m 
eE iz : PER j p 
A T RH 
S ra nn: ar: 
j ta KETTE 
. l podo 
A RS PERHE J . 
MT FTSE : 
P: BN, R 33 A> 4 ur 
ward POr Ca 
D REIER SAAR De Sn u 
a BET PERS E 
BT yo ee 7 
WERA es a X 
poA Y KER RORE 
Ina ’ . 
er i PER IKA -“ 
Ey 
Ent Lie ER: 
u al 
pi errang A iA 
nut ne I Ki 
RN re E RIET 
TEG 9- } e 1 
il vb 
W Bl mrg is rt, N $ 
ie DINIE or 
SE u ur 
fi il Im er 
"Fi I EFU)" [ET ooto’ 
i Dat Nei AE 
pay 
IRRE R rt. BAR 
n \ GR h R R 
n Ih a) f nE, ar 
Ale up EC RR 
sat Hi MEE N 
T KI En Pe 
A EEN N 
i HE Da ea 
LUIS CUS Ze 
na “ir 
EELNES p 
FIRA ’ 
147 t m 
La 
y rn 
í 


ne EN Be ep er A 
wa a Pe 


raea re a a 


EEE 


Een. 


3 
à 
3 
| 


se ra = i in É 
= "our Me Ei ae ca Ey "g 
POS E E nn EN PERE RE, ALEE 


m me: 


EEEE NE 


PREE 


Fee. 


a PAE. y x 
x% . ER = PIE Erki ae" ee 
U. OP WR Ein: ai ee Are wi ee Fe Tre ee 


EEE 


EI Bi 


El Ze 


Pe, 
=- 


-TT 
ene 


22 N . Br 
Kaas mus sin en 


et en U” ice dr à 
G ES ENEE - { 
= 3 d pe“ 


e a a 


BE BEE u 


„I 


356 


Le —L—L— | nn 


ärts 
Ee aR Darmklemme, um die Gerinnung stagnierenden 
Blutes zu vermeiden. Dann Abklemmen der Vene peripher. Durch- 
schneidung central an der Ligatur mit scharfem Messer. . Auf- 
ropfen von etwas P 
en mit drei Seidenfäden (Darmnadeln, Darmseide). Festes 
Tinbinden der in die mit Hilfe der Fäden gespreizten Vene leicht 
einzuführenden Kanüle (siehe Abb. 6). Vorher wird das Paraffin 
aus der Kanüle ausgeschüttelt. Bedeckung der freigelegten Venen 


mit heißen Kochsalzkompressen. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15. 13. April. 


seitliche. Einführung der Kanüle, Fixierung durch einmal ge- 
ar Faden und die Hand des Assistenten. Man läßt 
die Kochsalzlösung langsam einlaufen. 

IT. Akt: Transfusion. Abnehmen der ‚Höpfnerschen 
beziehungsweise Darmklemmen zuerst auf der Seite des Emp- 
fängers, dann auf der des Spenders. Sofort fließt Kochsalzlösung 
über, vielleicht auch schon etwas Blut. Es ist sorgfältig darauf 
zu achten, daß die Venen sich nicht abknicken, besonders die 
Empfängervene an der Stelle, wo sie unter der Fascie ver- 
schwindet. Zumal bei gekreuzter Lagerung der Arme neigt sie 
dazu. Es genügt dann, die Kanüle entsprechend zu verschieben 
und zu stützen. Jetzt wird. die von vornherein hoch um den 
Oberarm des Spenders gelegte, aber ganz lose gelasscne Staubinde 
(beziehungsweise ‘Schlauch) leicht angezogen. Geschieht dies zu 


mit den gummigeschützten Branchen einer Höpfner- 


araffinum liquidum auf das Lumen. Armierung 


t 
‘ 


re e 


a EEE E 


roa cnnan 
. 
- 


>.. 
» per 
s 
PN ET 
u 
- 
~- 
Sum. 


Fe 
- 
<> 


_ 
= 
z 
. 
um a... 
—— ydo 
ne 
Zz3Cc2 
-z> 
r 


"a >. 
sn "a 
in. 


Pannar? 


4i 
. \ N ni 

ur k] 
5 Nas N h 
A Hy |} i 
tt N‘ A A 4 
j: O i 
+ iN I 
I 1I A i 
D ! N 4 à 

% 
i AN T s 

t 
TE K 5 


mn um 


y b} i 5 x d + 
; i Y \ N Ri: a 
u € “ 
ir t a N 
e h a 
ht n . ` e N x 
jS t \ 
è A CAN 
ò a 
2 2 Abb. ih 
Abb. 5. Abb. 1. Abb. 8. 


e i 7 ‘ i a 

- Abb, 7. Linker Arm eines Spenders. Transfusion aus der Vena baai 
mit Einleitung des Kochsalzstromes in eine Vorderarmvene möglichs iti, Der auf 
von der Einmündungsstelle der tiefen Venen in die Vena mediana Cube ier Vena 
der Abb.6 für die Einführung der Kochsalzkanüle benutzte Seitenas de 
basilica ist in diesem Falle so dürftig. daß er nicht benutzt werden kann, 


Abb. 8. Linker Arm eines Spenders. Transfusion aus der V Pon ED les 

Die Vena cephalica steht in breiter Verbindung mit den tiefen Venen des ‚or 

und ist ungewöhnlich stark ausgebildet. Der Vena basilica fehlt diest 
sie ist dürftig und ungeeignet zur Transfusion. 


| EA na 

Abb. 9. Linker Arm eines Spenders. Transfusion aus einer ue ve: 

brachialis. Die Kanüle für die Kochsalzinfusion Hegt in einem der m 
reichen Seitenäste. 


Abb.5. Scehnittführung für den Fall der Transfusion von Vena 

basilica zu Vena basilica. Rechts: Linker Arm des Spenders. Schnitt 

zur Freilegung des Anfangsteils der Vena basilica und eines für die Einführung 

der Kochsalzkanüle geeigneten Seitenastes. Links: Rechter Arm des Empfängers. 

Schnitt zur Freilegung der Vena basilica. Gezeichnet mit Benutzung einer 
Abbildung von Corning. 


Abb.6. Schematische Een IE der Transfusion von Vena 
basilicazuVenabasilicamitbegleitenderintravenöser Koch- 
salzinfusion. Lagerung von Spender und Empfänger mit schräg parallel empor- 
gereckten Armen. Rechts: Spender (linker Arm). Links: Empfänger (rechter Arm). 
Die beiden Venac basilicae sind mobilisiert, central beziehungsweise peripher unter- 
bunden und durchtrennt und unter Einschaltung einer Glaskanüle miteinander ver- 
bunden. Kochsalzinfusion in einen Seitenast der Vena basilica des gestauten 
Spenderarmes, möglichst in der Nähe der Kanüle. Gezeichnet mit Benutzung einer f « das 

Abbildung von Corning. | ı sind, bevor “t” 


früh, das heißt bevor die Klemmen abgenommei “Koci 
h die Koech- 


. Blut also Abfluß erhalten hat, so staut das Blut dure 


2. Empfänger. Lokalanästhesi llgemei reagier : 

ger. alanästhesie. Im allgemeinen reagieren | | en l £ UL N Garnnun- 
F . .. . “ q è . 5 ; ]lzk S ... ei z nte es at : 
aber die Empfänger wenigstens im Falle der schweren Anämie alzkanüle bis in den Irrigator zurück. Dabei kön . Bluts in 


gen geben. Gelegentliches ganz leichtes Zurücktreten des DIE 
die Kochsalzkanüle ist unbedenklich. Zudrücken. des Irrigator 
schlauchs genügt, um die Rückstauung sofort zum Stillstande a 
bringen. Ein kräftiger Kochsalzstrom, erzeugt durch HE on 
Irrigators, treibt das Blut bei freier Bahn schnell zurück. >C ale 
die Stauung pflegt ein lebhaftes Zuströmen von Blut zur Kanu 
zu bewirken. Jetzt wirdderSpenderaufgelo peT 
die Faust fortwährend mit Kraft zu shlite 
undzuöffnen. Heben und Senken des Irrigators, mehr po 
minder vollständiges Abklemmen des Irrigatorschlauchs mit ef 
Hand regulieren den Kochsalzstrom. - 
Auf diese Weise gelingt es leicht, die Mischut 
und Kochsalzlösung nach Wunsch zu regeln. Entweder m 


auf den Eingriff so wenig, daß die Anästhesie überflüssig ist. 
Die Freilegung der Vene in nicht infiltriertem Gebiet ist be- 
quemer. Derselbe Hautschnitt wie beim Spender (siehe Abb. 5). 
Freilegung und Isolierung der Vena basilica genau wie das erste- 
mal. Jetzt aber periphere Unterbindung und Durchschneidune. 
Ausstreichen des Blutes eentralwärts und centrale Abklemmung 
mit - einer Höpfnerschen beziehungsweise Darmklemme. Im 
übrigen alles wie oben. Dann werden die Arme einander ge- 
nähert. Die Kanüle wird zur Vertreibung der Luft durch einen 
kräftigen Spitzenstoß mit physiologischer Kochsalzlösung gefüllt. 
Das freie Kanülenende wird in die wieder mit drei Seidenfäden 
armierte, gespreizte Einpfängervene eingebunden (siehe Abb. 6). 
Notwendig ist es, die Spreizfäden der Spendervene mit denen der 


jo von Blut 
or man läßt 


f .. à s . t ty i s e . òk . 1e 

Empfängervene zu verknüpfen, um so einen zuverlässigen Wider- dauernd ziemlich reichlich Kochsalzlösung einlaufen, dam hireh 
halt gegen etwaiges Herausrutschen der Kanüle aus den Venen- | Wan je nachdem heller oder dunkler gefärbte Flüssigne Koch- 
enden zu schaffen. Die Klemmen bleiben einstweilen liegen. Be- die Kanüle wirbeln, oder aber man unterbricht besser den chtes 


salzstrom zeitweise bis zum Tropfen und läßt fast ungomisehts 
Blut durch den Druck der Stauung und aktives Pumpen hinüber: 
treiben. Lange habe ich das Blut meist nicht fast ganz ungemist 
fließen lassen, um Gerinnungen im Bereiche der Kanülen 20 
zubeugen. Es empfichlt sich, von Zeit zu Zeit mit dem Pumper 
und der Stauung aussetzen zu lassen und einen starken kurze 
Stoß reiner’ Kochsalzlösung hindurchzuschicken, um reine 

zu erhalten. | 


deekung der freigelegten Venen mit heißen Kochsalzkompressen. 


Il. Akt: Spender. Kochsalzinfusion in einen Ast der 
Vena basiliea (siehe Abb. 6). Es ist, wie erwähnt, manchmal erfor- 
derlich, hierfür einen besonderen Schnitt anzulegen. Im übrigen sei: 
was die Wahl der Vene betrifft, noch einmal auf die anatomischen 
Vorbemerkungen verwiesen. Isolierung eines kurzen Stückes 
ner ausreichend kräftigen Vene. Periphere Unterbindung 


| 
| 
| 


ne Santo f 
hieht die 2) 


ji k 
sea a S 7 
er BERN 
> Ei aE 
. i 


‚ des 
] 
darf, wenn man seiner Asepsis sicher ist und wenn’ eine absolut 


ee 


-wenigstens 14 Tage gesichert ist. Ist der Empfänger septisch, so 


Empfänger ist Wert auf einen guten Verhand zu legen. 


‚ner Transfusion, bei der 


ser] u; 
serinnung in 


Bei guter Beleuchtung sieht man auch das ungemischte Blut. 
‚Kanüle entfernt eingeleitet worden, sodaß die Durchspülung der 


deutlich durch die Kanüle wirbeln. Bei mangelhaftem Licht aber 
ist es nicht immer leicht, zu entscheiden, ob eine ungemischte 
Blutsäule strömt; sowie man Kochsalzlösung zugibt, schwinden 
alle Zweifel: man erkennt das Fließen ohne. weiteres am Farben- 


wechsel vom tiefsten Rot bis zum .Hellrosa, sowie an der Wirbel- ' 
bildung. Übrigens fühlt. man oft das Rauschen. Der Strom auch . 


des ungemischten -Blutes ist bei kräftigem Pumpen’ überraschend 


stark. i 


1000 cem Kochsalzlösung aus, bei einiger Übung mit immer gerin- 
geren Mengen. Der Verbrauch richtet sich keineswegs nur nach 
der Zeit (10 bis 380 Minuten). Abgesehen von besonderen Gegen- 
empfiehlt ‘es ' sich, ruhig -etwas liberal | 
Kochsalzlösung umzugehen. Der Kochsälzlösung habe ich 
gelegentlich Digalen, einmal auch Adrenalin - zugesetzt. 
Während der ganzen Dauer der Transfusion läßt man immer 
wieder heiße Kochsalzlösung über die überleitenden Venen rieseln, 
um jede Austrocknung zu vermeiden. . Vielleicht wäre es auch 


anzeigen 


zweckmäbig, die Venen in heiße Natrium-citricum-Kompressen . 


einzuhüllen. Es wird nicht immer notwendig oder richtig sein, 
so viel Blut als möglich übergehen zu lassen. 
es wünschen müssen. Ein Apparat zur Messung des Blutdrucks 


beim Spender stand mir nicht zur Verfügung. Länger wie 
30 Minuten habe ich bisher nicht transfundiert. Entweder der 
Spender wurde dann blaß, schwitzte und klagte über leichtes Un- 
hebagen, oder ich hatte sonst den Eindruck, daß mehr als genug 
übergefiossen war. Einmal habe ich einen Ohnmachtsanfall beim 
Spender erlebt, der aber obne Schaden vorüberging. Es gilt 
also, gut aufzupassen und nicht: allzu schnell zu transfundieren. 


= IV. Akt: Trennung von Spender und Emp- 
länger und. Wundyersorgung. Die Transfusion wird 


Au der Weise abgebrochen, daß nach Lösung der Staubinde zuerst 
‚ die Vena basilica des S 


i penders äbgeklemmt wird, dann die des 
Empfängers. Zwei Scherenschläge ‘schneiden die beiden mobili- 
sierten freien. Venenenden ab. Damit sind Spender und Emp- 


länger getrennt. ‘Die Kochsalzinfusion beim Spender kann man 


nach etwas weitergehen lassen, falls man meint, daß ihm das 


gut tun wird. Zr 
Versorgung der Wunden: Spender. Unterbindung 


tes peripheren Stumpfes der Vena basilica. Ich weise nachdrück- 
ich darauf hin, daß die Naht der Hautwunden nur gewagt werden 


uvcrlässige sachverständige Nachbehandlung des Spenders für 


soll man auch beim Spender nicht nähen. Es handelt sich 
Immerhin um Venenwunden.. Auch lege’ich den Arm stets’ in 
eine Winkelschiene und halte den Spender die ersten Tage im 
Bette. Unsere Spender erholten sich schnell. 

, Empfänger. Auch hier kann man nach der Unterbindung 
des centralen Stumpfes. der Vena basilica gelegentlich nähen. 
Ich rate aber beim Empfänger um so mehr zur Vorsicht, weil 
die längere Dauer der Heilung per secundam intentionem hier 
nur selten von wesentlicher Bedeutung sein wird. Anch heim 


de BEd 
, * } ' g 

-~ deh habe die Transfusion nach der in diesem Aufsatze ge- 
childerten Methode 14 mal ausgeführt, und zwar habe ich 12 mal 
die Vena hasilica, 2 mal die Vena cephalica als Spendervene be- 
nutzt. Die Transfusionen aus der Vena. basilica glückten sämt- > 
lich, Insofern, als es gelang, eine sehr reichliche Menge Blutes über- 
Dasselbe war bei einer Transfusion aus einer 
halica in eine Vena brachialis der Tall. Bei 

ich versuchsweise eine Vena 
cephalica gewöhnlichen zarten Kalibers. als Spendervene 
wählte und sie mit einer ebenfalls schwachen - Vena 
cephalica des Empfängers verband, flo das Blut von vorn- 
rem nur langsam und es kam nach 10 Minuten zur. 
| der Kanüle, in .die der in eine weit von der 
Iransfusionskanüle entfernte. Vena mediana antibrachii ein- 
geleitete Kochsalzstrom seinen -Weg nicht recht finden wollte. 
Daher meine Warnung, die vorstehenden ‚Ausführungen über die 
Auswahl der Venen cenau zu’ beachten!- Ich möchte die Sache 
überhaupt nicht allzu glatt und einfach hinstellen. Ich war noch 
ein, zweitesmal, als ich. die Transfusion, weil.sehr reichlich Blut 
übergeflossen war, nach 15 Minuten abbrach, nicht sicher, ob es 


ae zu Jassen. 
träftieen Vena cep 


Bei den meisten Transfusionen kommt man mit 250 cem bis 


mit der 


Oft aber wird man. 


Kurze Bemerkungen zur klinischen Bew 


iiber die klinische Bewertung der Transfusion hinzufügen. 
'einen erklären sie- für ganz ungefährlich, die anderen schätzen: ` 
die Gefahr der Transfusion Körperfremden Bluts hoch ein. Über 
den möglichen Nutzen einer Transfusion denken 
unserer besten Chirurgen sehr kritisch. 


8 April © 0 0> o 01919 — MEDIZINISCHE KLINIK —— Nr. t5. NER NE 
nicht doch zu einer teilweisen Gerinnung in der Kanüle gekommen 


‘war. Auch in. diesem Falle war der Kochsalzstrom, zu weit von der 


Kanüle unvollkommen blieb. — Einmal, als ich eine nicht ganz 
tadellose Kanüle mit einigen Unebenheiten. benutzte,. setzten sich 
an diesen Stellen innerhalb einer halben Stunde ebenfalls kleine Ge- 
rinnsel an. Im großen und ganzen aber verliefen die Transfusionen 
sehr zur Zufriedenheit, meist war nach etwa einer Viertelstunde 
‚genügend Blut übergeflossen, sodaß die Transfusion abgebrochen 


- Ich habe oben scho | 
vielleicht besser sein wird, das Paraffinum liquidum durch festes 
Paraffin oder: durch eine Natriumeitratsalbe zu ersetzen. Man 
könnte natürlich auch-der Kochsalzlösung Natrium eitricum zu- 
setzen oder von Zeit zu Zeit. durch ein T-Rohr Natrium-eitrieum-- 


Lösung anstatt Kochsalzlösung durchlaufen lassen. Bisher habe 


ich aber die Verwendung von Natrium citrieum absichtlich ver-. 


mieden. . Die Methode ist: also noch zweifellos verbesserungsfähig. 
nur bin ich im Felde nicht in der Lage, die entsprechenden Ver- 
‚suche zu machen, und da die Transfusion in der bisherigen Form 
mir gute Resultate gegeben hat, so hielt ich es an der 
Zeit, eine entsprechende .Mitteilung zu machen. Sollte es doch 
einmal -zur Thrombose in der Kanüle kommen, so ist ces 
‚einfach, nach vorheriger Abklemmung durch zwei Scherenschläge 
die Kanüle mitsamt der Einbindestellen der Empfänger- und 
Spendervene herauszuschneiden und.in die mit neuen Spreizfäden 
armierten Venenlumina’eine frische Kanüle einzuführen. 
Nachteile ‘der Methode kann man darin erblicken, daß 
sie nicht reines, sondern mit Kochsalzlösung gemischtes, nicht 
arterielles, sondern venöses Blut transfundiert, daß die Menge des 
überfließenden Blutes nicht genau angegeben werden kann und daß 


das Instrumentarium durch zwei Glaskanülen kompliziert wird. 


Die Zugabe von Kochsalzlösung wird für gewöhnlich harm- 
los, gelegentlich erwünscht sein, aber doch hier und da einmal Be- 


‘ denken begegnen (Lungenödem!). Venöses Blut schien mir bisher 


dem arteriellen ungefähr gleichartig zu sein.. Es mag auch hier 
Ausnahmen geben. Das Fehlen eines genauen Maßes bleibt be- 
dauerlich.. In der Praxis bietet aber bei einiger Erfahrung die 
Beobachtung der Kanülendurchströmung eine gute Unterlage für 


ein abschätzendes Urteil. . N 
Als einen Übelstand kann man auch den Zwang betrachten, 


‚sich den Spender vor der Operation sehr genau anzusehen und 
gründlich zu überlegen, welche Venen gewählt werden sollen. 


Denn an der richtigen Auswahl. der Venen hängt alles. Zieht 
man auch cine tiefe Vena brachialis mit in den Kreis der zur 


Wahl stehenden Venen; so wird sich: voraussichtlich ein jedes 


soweit es sonst kräftig genug ist, zum Spender 


Individuum, 
eignen. i . | 
Die Hauptvorzäge der Methode sehe ich darin, 


daß ein kräftiger Strom chemisch unveränderten Blutes übergeht, 
daß man das Fließen des Blutes mit dem Auge gut überwachen 
kann und dab hei geschickter Ausführung ein Versagen nicht zu 


befürchten ist: | u ne | 
Es war mir nicht möglich, die Literatur genauer zu berück- 


sichtigen und festzustellen, ob ein ähnliches Verfahren bereits 


beschrieben ist. - Es ist mir nachträglich nur bekannt geworden, 


daß die Amerikaner Dorrance und Ginsburg sowie 
‚Soresi Methoden für die Transfusion von Vene zu Vene an- 
gegeben häben, die aber nicht mit einer Infusion kombiniert sein 
‚sollen. Neuerdings haben F. Meyer und einige andere mit einer 
mit T-Kanüle versehenen Spritze unter Beimischun 
citrieum von Vene zu Vene {ransfundiert. 


ge von Natrium 


X 
52 


se A i , 
g ' 


\ X . 
ertung. 


der Transfusion. 


Ich möchte den rein technischen Erörterungen wenige Worte 
Die 


gerade manche 


Der.Ansicht von Coenen, daß die Transfusion ganz un- 


ecfährlich sei, kann ich mich nicht anschließen. "Ich habe unter 


7 Transfusionen ?) einmal’ beunruhigende ‘Erscheinungen gesehen. 


1) Anm.: Es handelte sich bei allen diesen Transfusioñen um blut- 
fremde Individuen; bintsverwandte standen mir nicht zur Verfügung. 


werden konnte. J Zn E 
n darauf aufmerksam gemacht, daß es 


Ka: Ale on 
EB ae REIT 
x NER ech re : er 
u, WE 
a Re = 5 .. ze u 
«rt g tar Fr 
a A A i TA 
X . .e. DER: EEE > 
; me a mar ee nn SL 
ie a Taa MES X t PE- 


E. É 
h -E 
A u. 
TE 
"l x i f 
« Hi G$ it pr 
"FIR: Sue, 
a IE MER ni 
KE Ra raaa! 3 
F MW Irre . 
é 4 N , ard i, en n 
Be: DET EST A 
1) RESTE 
a E, i ER 
r Ken , gr NE n 
47 + Wi : r? tr 
at Deary le or 
D 18: p ; Ii a, 
DB :: , a 
Hi E i nPE” 1 
Í y oe I. . 
ls . EET ORN nia 
E A. r os CE 
3 u n rdi do 
u Re ee 
| Fiii E C ERSEN ; 
f | TE 
t Io Ki S 
r, j Ce U daoa 
u a Mi (S hy e 
A i f: Se e 
LA: nn AE 
7 ! LINEI ze | sr 
TU ERE 
(Sy PN r BEE et 
Ali. AN CH Peer 
BE Fin Dan RR. 
ti fihi En 23 Sa a t, 
BR: s 
vr IE EN GE 
FIR pir T 
DELE AT Ba t: 
A pa I "a RR t.i a 
Bee: Ba S 
$ iSi > > x. in 
BE RR Zen 
ß T Du UPA y P IE 
ALAT T Sa 
Bg (VERN ” en B iii 
ER HRN: RB Få 
I Bi TEH + i: cj 
A, AA RARER 
ı mise y vn. a ' 
CERN TRAET E 
BEN; 
d fi MEENE ' E EG 
a RFI E D pa ot, T% 
EPEE E E 
A {87 A MECIE de En 
u pa T 5 h. EAEk 
| BET paai Ar Pe er 
a KRISE A 
Eier fg AL? 
PE ETRS eL hae 
AGIT i an 
UT, iS = 
ER URN i EIN : E 
E ARE 
Ara, ref. 
OYE LS ri: ‘> s 
E AAA 
Í ENT SEE r 
BEER Ten 
i Ina Hl E PES ER 
N Tan PER een BEE En We 
ts IT "DC ETO RAN 
I HA Nr EAERI. t 
AE AR i 
Í (i 1 PERON] IE 
SRE TOR t 
CETE a a 
PETRE. -7 4} u 
Tl R RE 
i DOS Si as 
Ee i R. 
i CEREN EN) MEE a 
BEER) PERE a: 
SNG] ARE 
1 HHA Mer 
$ ig; BE IRA FE Ta 
| NIKEN ' Asch 
ki Bent e u” Rz N: . 
FIRME Br une ETE 
ea I ELSE et. 
TA AR RT : ER 
Kat n T w, 
Bar S 
Bra a l N Be 
er hi 
C LEX S-P 
{ Yu 7? „t pia a ’ 
f FUREN -TEE 2 
i Ai f oe t 
H fafo { 
RS Ge Fe 
Ba. 

- r ! 
ng. 
poian’ 
D P 

ta l 


y 
DR 

RI e 
t 


-. 
pS 


a -4 
PR 


er een 


N 


=~ RS a ar en i EE ee reot n su 
Br ; E Pree vas E PS u 
& j qaer S 5 a ee ee le Fan I d FUS u 3 .. 
2a " an ee ee N E ee wesen an Be TE er Bes Bun se ET BE SE SEE i < “a 
a Eu RITTER BEN E  hraae, ee a Een a a = ; A 2 
erg Eee se ET 5 i fks è a ae o Š x E s LRS Ji . z 
h = 5 A ~ „nr = = - Ba: - E $ z neg a => >= = +e 
L ne r A u a ae DIE eg BT P zs i se EN BERN BEE ERBE BE EEE SE N E REES TER EATE "ange “ RE r PEN . 
Asas m er har di = r s za y 


J 


mt 


u td = 
ee er 


ee ee 
n a Cias 


358 u 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. 18. April 
m BADE ER m 


ie wir zum Teil auf die körperfremden Eigenschaften des: trans- 
fundierten Bluts bezogen haben. Es handelte sich um einen 
Bauchschuß, der während der Transfusion verfiel und in der 
folgenden Nacht starb. Allerdings war bei der Autopsie eine 
vielleicht durch die Transfusion angeregte erhebliche Nachblutung 
in die Bauchhöhle nicht mit Sicherheit auszuschließen. Grobe 
Thrombosen fanden sich nicht. Die mikroskopische Untersuchung 
der Organe mußte unterbleiben. J edenfalls sprechen die sonstigen 
praktischen wie die allgemein-pathologischen und serologischen 
Erfahrungen dafür, daß Schädigungen vorkommen können. Ich 
rechne stets mit einer solchen Möglichkeit. Im Frieden würde 
ich, wenn irgend möglich, die Einstellung der einzelnen Blutarten 
von Spender und Empfänger aufeinander vor der Transfusion 
untersuchen, ohne mich deshalb völlig gesichert zu fühlen. Im 
Felde war dies unmöglich, und ich glaube, es wird auch oftmals 
im Frieden gerade dann unmöglich bleiben, wenn eine Trans- 
fusion lebensrettend wirken könnte. Denn es kommt alles darauf 
an, die Anämie so kurze Zeit wie möglich bestehen zu lassen. 
Ich habe den entschiedenen Eindruck, daß die Transfusion direkt 
lebensrettend wirken kann, und zwar in ganz anderem Maße als 
die Kochsalzinfusion, wenn sie sehr bald nach dem Ein- 
treten des DBlutverlustes vorgenommen wird, daß aber 
später häufig das Herz bereits so geschädigt ist, daß die 
Erholung nur eine vorübergehende bleibt oder überhaupt nicht 
eintritt. Die Erfolge können, wenn genügende Mengen Blutes ge- 
geben werden und wenn dies alsbald geschieht, auch in scheinbar 
verzweifelten Fällen überzeugende sein. Natürlich kann man nicht 
verlangen, daß jeder noch so große Blutverlust durch eine Trans- 
fusion wettgemacht werden müsse, schon weil die transfundier- 


baren Mengen doch immerhin beschränkte sind, wenigstens so- 


lange man sich an einen einzigen Blutspender hält. 

Es ist oft sehr schwer oder unmöglich, sich ein Urteil darüber 
zu bilden, ob ein Patient ohne Transfusion zugrunde gegangen 
sein würde. Auch’der Erfahrenste erlebt in dieser Beziehung Über- 
raschungen nach beiden Seiten. Wer tranfundiert hat, wird den 
glücklichen Ausgang gern mit seiner Transfusion in Verbindung 
hringen; aber auch die schärfste Kritik muß zugeben, daß es ge- 
lingen kann, mit einer Transfusion Menschen zu retten, die sonst 


verloren sind. Deshalb darf man in den entsprechenden Fällen - 


das Wagnis, das in jeder Transfusion liegt, verantworten. 

` Was meine persönlichen Erfahrungen anbetrifft, so habe ich. 
unter 15 Transfusionen wegen schweren Blutverlustes mindestens 
viermal einen befriedigenden Erfolg der Bluttransfusion vermißt. 


‘In den anderen Fällen wurde der Blutverlust zunächst überwunden. 


Die Indikationen waren recht strenge. Außerdem habe ich einmal 
wegen chronischer Anämie (chronischer Kniegelenksepsis) trans- 
fundiert; auch in diesem Falle war der Ausgang: ein guter. Weiter- 
hin einmal wegen Hüftgelenksepsis; das Krankheitsbild wurde eher 
nach der ungünstigen Seite hin beeinflußt. Haberland hält die 
Transfusion mit für das beste Mittel gegen Sepsis. Theoretisch 
kann ich mir die Wirkung als eine günstige, aber auch als eine 
recht schädliche vorstellen. Definitiv gesund geworden sind, soweit 
ich unterrichtet bin, von den 17 Transfundierten 10. Von den 
Gestorbenen sind 3 bis 4 im wesentlichen ihrer Anämie erlegen. 
Die anderen Verstorbenen sind an Infektionen zugrunde gegangen, 
meist in der Behandlung von anderen Ärzten, zum Teil erst nach 
Monaten. Bei einigen von diesen hat vielleicht eine Anämie noch 
weiter ın verderblichem Sinne nachgewirkt. 

Für den Fall des akuten Blutverlustes rate ich dringend, die 
Transfusion — wenn überhaupt — dann so früh wie irgend 
möglich vorzunehmen, mit der Einschränkung, daß die definitive 
Wundversorgung, wenn irgend angängig, vorher zu erledigen ist. 
Es ist sehr heikel, den wegen schweren Blutverlustes Trans- 
fundierten alsbald zu operieren. 

Daß das körperfremde Blut sich nach der Transfusion in 
allen seinen Teilen ebenso verhalte wie körpereigenes, glaube ich 
ebensowenig wie Coenen.’ Andere Gewebe pflegen nach einer 
homöoplastischen Transplantation ihre volle Lebenskraft nur über 
einige Tage zu bewahren. Bringt man z. B. einen Hautlappen 
einer Maus A auf eine nicht blutsverwandte Maus B und beläßt ihn 
dort, so geht er zugrunde. Transplantiert man ihn nach drei 
Tagen wieder auf die Maus A, von der er stammte, zurück, so heilt 
er glatt an. Läßt man ihn fünf Tage auf Tier B, so heilen nach 


-e — ——. 


Spender 
welehe Si nn Be Peer mit dem Empfänger Se 
waren. Auc 'ern- ® P 
iragēn. uch Dayern- un estfalenblut haben sich übrigens gut ver- 


! 


der Reimplantation auf Tier A nur noch kleinere Teilstücke an. 
Ausnahmen kommen nur im Falle engster Blutsverwandtschaft vor 


' und auch dann sind definitive Anheilungen recht selten. Es spricht 


vieles dafür, daß die Verhältnisse für die Haut des Menschen 


| ähnlich liegen. Selbst wenn wir von besonderen Eigentümlich- 


keiten des Blutes gegenüber anderen Geweben absehen wollten, 
die nach der Ansicht von Morawitz die Möglichkeit einer 
längeren Erhaltung des Blutes nahelegen (rote Blutkörperchen: 
Mangel des Stoffwechsels und der Teilbarkeit; weile: Mangel der 
Teilbarkeit), so dürfen wir also in Übereinstimmung mit Coenen 
immerhin doch mit der Wahrscheinlichkeit rechnen, daß das trans- 
fundierte Blut sich, abgesehen von Einzelfällen besonderer Un- 
stimmigkeiten zwischen Spender und Empfänger, über einige Tage 
hält und vor allem an der Atmungsfunktion teilnimmt. Das 
klinische Verhalten der Transfundierten stimmt gut mit einer 
solchen Annahme. In Fällen schweren Blutverlustes pflegt es 
aber zunächst darauf anzukommen, den Patienten über die ersten 
Tage hinwegzubringen; allmählich macht sich dann die Regene- 
ration eigenen Blutes geltend. Inwieweit die Transfusion auch 
geeignet ist, die blutbildenden Organe des Empfängers anzuregen, 
vermag ich vorläufig nicht zu übersehen. en: 

Erwähnen möchte ich bier, daß ich eine Hämoglobinurie, wie 
sie gelegentlich nach Bluttransfusionen vorkommt, bisher nicht 
erlebt habe. 

An der. Bluttransfusion ist also zweifellos etwas Gutes, aber 
ihre Indikationen sollen ‘mit Vorsicht und kritisch gestelit werden. 
Wer indikationslos darauflos transfundiert, schadet einer guten 
Sache. 

Den Wert der direkten Bluttransfusion gegenüber dem der 
indirekten Blutübertragung (Natriumeitratblut — defibriniertes 
Blut, abzuwägen, muß ich mir vorläufig versagen. 

Für die Anfertigung der Zeichnungen bin ich Herm 
Korpsstabsveterinär Hancke, Herrn Universitätszeichenlehrer 
Häger und meiner Schwester, Fräulein Johanna Schöne; 
zu Dank verpflichtet. 


— 1.2. Senn 


Aus der Medizinischen Universitäts-Poliklinik in Frankfurt a. M. 
(Direktor: Prof. I. Strasburger). 


Über larvierte Lymphogranulomatose') 
(Typus spleno-mesaraicus). 
Von | 
Priv.-Doz. Dr. S. Isaac. 


Unter den Erscheinungsformen der Lymphogranulomatose 
(Hodgkinsche Krankheit) sind diejenigen Fälle von besonderem 
Interesse, welche nicht mit manifesten Drüsenschwellungen ver- 
laufen. Es sind dies vor allem jene Erkrankungen, welche vor- 
zugsweise die retroperitonealen und mesenterialen Lymphdrüsen 
betreffen, und bei denen andere Drüsengruppen ganz oder nahezu 
unbeteiligt sind. Bestimmte hämoleukocytäre Syndrome (Anämie 
mit Leukopenie), Fieber von meist recurrierendem Typus, emè 
gewisse Kachexie, oft vorhandene Diazoreaktion sind meist die 
einzigen Kennzeichen der Erkrankung. K. Ziegler (1) hat ın 
seiner Monographie über die Hodgkinsche Krankheit derartige 
Typen der Granulomatose als larvierte oder typhoide Formen be- 
zeichnet. Außer in den erwähnten Drüsengruppen etablieren SI6 
die granulomatösen Wucherungen auch in Leber und Milz, soda 
letztere schon klinisch meist mäßig vergrößert ist, gelegentlic 
aber auch einen derartigen Umfang erreicht, daß der Milztumor 
das führende. Symptom ist und Veranlassung gegeben hat, solche 
Formen als splenomegalische noch besonders hervorzuheben. Die 
Vergrößerung der Milz im Verein mit den oben erwähnten an- 
deren Phänomenen der Krankheit macht es begreiflich, dab sie 
häufig mit anderen, ähnliche Symptomenkomplexe darbietenden 


‚ Erkrankungen verwechselt wird. Am häufigsten wird sie zunächst 


für Typhus gehalten, aber sie wurde auch mit Miliartuberkulos® 
und chronischer Sepsis, oder bei durch Druck der Drüsen auf dle 
Leberpforte.- hervorgerufenem Ikterus mit infektiöser Cholangit8, 
oder schließlich bei vorderem peritonealen Erguß mit chronischer 
tuberkulöser Peritonitis beziehungsweise Lebercirrhose verwechselt. 
Ziegler berichtet in seinem erwähnten Buche über mehrere 
eigene und die bis dahin in der Literatur beschriebenen Fälle der 


1) Nach einem im Ärztlichen Verei Frankfurt am 3. Februar 
1919 gehaltenen Vortrag. SARA E ET 


r 
„nn e 
BL EEE TEEN DAR TIER 
A n aE TEN Er Pk Dan 
s Be SO NN 


0 2 I EPEA 
359 aai “0% 


| DEE: 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15. e E 
l Fa z 3 ne ttio 
Klinische Diagnose: Granulom der retroperitonealen in EIER 


Here  eigenartigen Erkrankung. In den letzten Jahren sind von | WE 
he] Schwenkenbecher und Fischer (2), Rosenfeld (8), | und mesenterialen Lymphdrüsen.. N Jan et 
ten. Esgpnik | 0. Meyer (4), Steiniger (5), Peiser (6), v. Jaksch (7), ‚.. Sektionsbefund (Priv.-Doz. Dr. Goldschmid): Malignes in- 1. | PRES 
des Nesla l ` Rosenthal (8), Frank (9) und Wein berg (10) und Anderen fektiöses Gran.ulom:. Hochgradige Vergrößerung der retroperito- F et ae 
mendi weitere charakteristische Beobachtungen mitgeteilt worden. pealen, portalen und epigastrischen Lymphdrüsen.: Mäßige Vergröße- RER 
sehen walts f Im folgenden will ich über einen Fall berichten, der eben- | Tue ‚der linksseitigen cervicalen Lymphdrüsen.  Porphyrmilz. T EE RI 
lichkeit ehr n |. Leichter Grad von Granulominfiltration der Leber, besonders der peri- SREE: -47i 
falls als Typ der Erkrankung gelten kann und dadurch noch be- | nheren Abschnitt Teil in F ı Knötchen. ` ee | || | ara 
tk merkenswert ist, daß es möglich war, den betreffenden Patient a ee T 
e Huri \ ; nöglic LT, trefi | Patienten | Subacute wenig ausgedehnte Dysenterie ‚des ‚Rectums in. Form 1 EH 
Ders; von Beginn der allerersten Erscheinungen bis zu seinem Tode | flacher Ulcera im S Romanum und ziemlich gleichmäßiger Abweidung - fii apa T 
TAA f ununterbrochen zu beobachten. \ ‚| der Schleimhaut; im Rectum leichter Grad von Wandverdickung. Trübe 11 A 
el Es handelt sich um einen 82jährigen Soldaten, der früher nie uweL ung a et ‚Anämie. Akutes Emphysem der Lungen. Ji Be 
a krank war und seit Beginn des Krieges dauernd im Felde stand, An- | Subacute eltrige Bronchitis. Vereinzelte bronchopneumonische Herd- 11 ERRE E 
fangs April 1918 erkrankte er bei der Truppe mit Fieber und zahl. |; chen im Unterlappen. 0 ae E SEAN pR a 
reichen schleimig-eitrigen Durchfällen. Ä | | | ‚Mikroskopisch fand sich ein typhöses Granulationsgewebe mit TO ATEN 
12. April 1918. Aufnahme ins Kriegslazarett. Mittlerer 'Ernäh- | 72blreichen Riesenzellen. . Bin: Impfversuch wurde nicht gemacht. I HETER 
rungszustand. Blasses Aussehen. Brustorgane: ohne Besonderheiten. In dem geschilderten Falle handelt es. sich also -um ein PIERI P 
Abdomen nicht aufgetrieben, nirgends druckschmerzhaft. Milz nicht | Granulom der abdominalen Lymphdrüsen bei fast völligem, Freisein IE wa 
vergrößert. Stuhl enthält -Eiter und Schleim, . | der übrigen Drüsen. Außerdem waren Milz und. Leber ‚von den eg. 
Fieber in, das Bis Bade Mai anhält und im ganzen einen remikte. | Brnuomatäsen Wucherungen in mäßigem Grade betroffen, wenn 1 E N 
an Oaa ; Tak: 8 AARD TOMI letzteres sich auch klinisch nicht manifestierte. .In einem änderen 13. H: i 
cter zeigt (siehe Kurve). In dieser Zeit sehr häufig Falle. den ich!) frü lizierte.‘ war die Verrrößftune d I r 
Beimengung von Schleim und Eiter zu den meist breiigen Faeces, | 744°, den IC ) früher kurz publizierte, war die OTBTOSSLUUB QX 1 REL 
Beim Stuhlgang selbst keine Schmerzen. Stuhluntersuchungen ergeben | Milz das prominente Symptom, daneben waren äber auch; wie die FO here 
stets ein negatives bakteriologisches Resultat. En Sektion ergab, die übrigen Drüsen des Bauches wesentlich mit- 1 ee 
Ende Mai Verlegung in ein Heimatlazarett. beteiligt. Es handelt sich also um ein einheitliches Krankheits- EMRE I S 
| Be ea bild, welches durch den.auch vn > [O EFG. 
April Mal cuak 2 Juli | guet September Oktober ‚noreuber | Rosenth a l (2) gebrauchten Namen ; E SRE TA 
Be LEE EE - IE Tut; _ Lymphogranulomatosis spleno-mesa- ATES, 
Had a PAPA A BB BND RD O A hea Tl L AE ER, raica gut charakterisiert wird, Die AA E o ORE 
3 DE en tt splenomegale Form stellt "demnach MNE S ARE 
ILL TH] RUN BE HHHH nur eine besondere Verlaufsart der Pi ii R O 
| T SEN "Erkrankung dar, die allerdings der 1: 
‚ In den Monaten Juni. und Juli wechselten kurze fieberfreie | Diagnose weit geringere Schwierigkeiten bereitet,. als die’Fälle, in Lied LA o 
Perioden mit solchen leichten Fiebers. Stuhlgang dickbreiig, enthält | denen, wie in dem unserigen, eine naghweisbare Milzvergrößerung Tel 
gelegentlich etwas Blut und Schleim. ta nicht vorhanden ist. . | a p | al en = 
a each Daher sa nalen a teen | TOO zeigen auch letztere. eine Reihe von Symptomen, ao 
Bar und BED FAR RISAST Iche als äußerst prägnant angesehen werden müssen. =< ` `’ | BRIE E oe i 
‚ zurückgeht, um kurze Zeit danach wieder zuzunehmen. wen pr 8 8 = ne Mash nl.) ee 
Ä Im August zeigt das Fieber eine größere Intensität. Die Drüsen | , Zunächst das Verhalten .der Körpertemperatur. Die Krank- 1, EEE 
nal . der linken Halsseite sind wieder stark geschwollen und .schmerzhaft, | heit setzte in unserem Falle akut mit Fieber ein, das zunächst Ban... 
~ zeigen Ende des Monats sogar Fluktuation; sie werden laut Kranken- | ein remittierendes war, in der Folge einen leicht recurrierenden | go ee 
i „geschichte für tuberkulös gehalten. Charakter zeigte und in den letzten vier. Wochen des Lebens den Ritt ee 
| ER: ums September Rückgang des Fiebers (vom 1. bis 12. Sep- | voll ausgebildeten Typus der Recurrens darbot, insofern längere, e o DO 
äurückgebil de fieberfrei); auch die Drüsenschwellung hat sich ganz gäuzlich fieberfreie Perioden mit solchen hohen Fiebers ab- an or 
| 5 Mitte September setzt wieder eine fieberhafte Periode ein. An wechselten, ‚Gerade dieser Fiebertypus ist für ‚die vorliegende EENI i oo 
beiden Halsseiten sind ganz kleine Drüsen fühlbar. Er wird in eine Form der (Granulomatose besonders charakteristisch; m kommt ae iian 
Beobachtungsabteilung für Lungenkranke verlegt, von dort aber, da natürlich auch bei der generalisierten. Erkrankung vor.. Bekannt- , MAER: i ie 
sich keine Anhalt e fü i . der Di lich hat Ebstein, der 1887 in Deutschland wieder die- Auf- EDTA E i ABS 
m ‚eine Anbaltspunkte für Tuberkulose ergaben, unter der Diagnose aa : A E . i o | BEN A 
= - fezidivierender Typhus in die Infektionsabteilung des Reservelazaretts V | merksamkeit auf derartige Fälle lenkte, diese damals in Unkennt- rin. | re 
y Pr (Städtisches Krankenhaus) zu Frankfurt verlegt, FI Ä nis ihrer später erst durch Paltauf und Sternberg fixierten ni). E 
1 u 5 BE baa Aufnahme am 29. September 1918. Mann in mittlerem Er- | Stellung im nosologischen System als chronisches Rückfallfieber a, y MARR 
jal T Sa Haut und Schleimhäute blaß. Ganz leichte Ver- | bezeichnet, Ähnliche Fieberkurven finden sich nun allerdings AENA GES; ::  't,: 
Dar a a aa aa enhen oine weent | aueh bei anderen Krankheiten, z B.. bei der Endocarditis lenta o 
f liche Veränderungen Abdomen obne Besonderheiten Milz nicht ver- | pei der Carcinose der Bauchorgane; doch dürfte die Unter- u 
ie größert. Das vorher hohe Fieber ist wieder im Abklinsen begriffen, | Scheidung dieser keine Schwierigkeiten machen. In ganz seltenen. 202 1 T 
| Diazoreaktion sch Free g Siehe | Fällen kann ein mehrfach rezidivierender Typhus ähnliche Tem- a RE 
é Tabelle schwach positiv. Pirquet negativ. Blutbefund siehe n K | | p MADONE » EIA G CARERE 
ji! en a. | . | peraturbilder erzeugen. Hat: doch gerade während des Krieges EEE: 
Mi. Armeen An ai Oktober fieberfrei. Am 17. Oktober unter staffel- | der Typhus, wie auch 'Krehl hervorhebt, eigenartige protrahierte PEO  : 
1 zuerst remitti ae Be Temperatur erneutes aussen Eon leben, Aas Verlaufsformen gezeigt. Wenn ‚daher die lavierte Granulomatose En MOSNI 
j solche bis zum Poga oe ille ich in eine Continua übergeht und als | besonders in fieberhaftem Stadium häufig zunächst für Typhus EL: 
g! -` 29. Oktober. Diazo ob T | : abdominalis gehalten wird, so dürfte doch gerade hier die. bak- EA: e 
A ; . probe schwach positiv. j ° alt: es aa. T | 
J „28. November, In den letzten Wochen zahlreiche uncharakte- | teriologische Untersuchung bald auf den richtigen. Weg führen. PARRE >, . 
‚ Nistische Durchfäll Sufis mit las Hahei [fehr- | Wodurch der geschilderte eigenartige Fiebertypus hervorgerufen - SET VER 
N fach Erbrechen. Le? häufig mit leichten Schleimbeimengungen. Mehr- SuSE geschl & ge r pus gerute a. MARR: 
i nie e aa en, Leib etwas aufgetrieben, nirgends schmerzhaft. Milz | wird, ist noch nicht ‚bekannt, Bemerkenswert ist, daß in den. er t. 
| SE De vergrößert. as i l Fällen, in welchen die sicht- und fühlbaren Lymphdrüsen be- ASN | ein 
] immer frei. m 8 ae des dauernden hohen Fiebers Sensorium | teiligt sind, gleichzeitig mit dem’ Anstieg des Fiebers eine stärkere FE... 
| Erbrechen, Leib auf es Tagen quälender Singultus, parole un Schwellung: derselben beobachtet wird. In der ersten Fieber- ' HPR: = 
fi Supraclaviculargrube ae Sn ehr Diipa DEN. F un nn periode vergrößerten sich auch in unserem Falle die sonst nur AUT.. PARRE 
' èche bakteriologische Latefenehunzen ea Alites und Be Stuhles | wenig geschwollenen : linksseitigen Supraelaviculardrüsen, ‘einmal PET T AO 
: Se 5 = | so stark, daß der Eindruck der Fluktuation hervorgerufen wurde, A. oii 
I. tiert ee die zu verschiedenen Zeiten erhobenen Blutbefunde orien- | Wahrscheinlich stehen, worauf schon Senator hingewiesen hat, PiE RAEI 
| | abelle. Ä o die einzelnen Fieberattacken zur Entwicklung neuer Drüsenherde o ar 
í | Mega > in ak | | | ne en a. 
| Hb, | Erythro- | Leuko- | Polyn. |Lympho-| Mono- |Eosino-| Mast- Weiterhin ist gerade für die spleno-mesenteriale Form ein EPICTIA RERERISGS 
Kiei ten | Septen. | esum | eyten | ne | zelen | bestimmter Blutbefund sehr ‚charakteristisch. Nach zahlreichen 2 7 MRPAD 
9.09, | | - - | Beobachtungen gehen die generalisierten Formen -mit einer, ‘oft AEE: 
E als | — | 270 Dh RN S r E — j| sehr beträchtlichen, gelegentlich mit Eosinophilie ‘verbundenen, : ORE = o 
2 10: 1018 = 32 2000 Ne eg | > | -p | 5 | 2 | neutrophilen ‘Leukocytose unter Verminderung -der- Lymphocyten IRAE S Re Eu p A 
OE E SE RE Ee 1) B, kl. W. 1912, Nr. 42. D ARRE 
EE er ra aar LA r 
| See a 5 
yo 
| i i a € 7 > EEO 
; | I en 
j j 


EUER, + A 
ER ; - ae ee ai 3 nii u r Ds fa ý FIR E e 
i = Zen Su Si = ee se 2 a dee Lunar re Sr a Be A ee 1 PEG * . š 
; " A 9 a "i = Be e R er o Serie nern anne T ere Se E RA tn Far En i ee u j Aa 
NE EN e apa Dre ET e a SE E m EA T EEE a P ee I. Teen arme 7 er ? Be 3 . k 
PARETI Sa at um H, { Pe SRAN ach H EN i z E ý i j 
ae rt = 5 BIER he ur OP PET A a a AA ETN E EP EERE x : e £ 5 5 
An m S TG hen N pa r, 4 a ; p P ea an naras ` -e > pogi x % \ 
nd r r P - z - 


a ten 
en e pe 


AE P ne o. Nat ern ae È a e p y ee 3, ea aa 
> > 


mima aa s RL S: 


.. so ist, soweit das Blut 


‘ Fällen höchste Grade erreichen kann. 


{1819 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15. 


Letzteres ist begreiflich wegen der weitgehenden Zer- 
die hohen Leukocytenwerte er- 


einher. 
störung Iymphatischen Gewebes; 


_ klären sich leicht aus der Tatsache, daß es sich um eine ent- 


zündliche Infektionskrankheit handelt, die natürlich ganz allgemein 
zur Vermehrung der Leukocyten führen kann, Ganz anders ist 
der Blutbefund bei der in Frage stehenden Form der Granulomatose. 
In unserem Falle bestand sowohl in den letzten fieberfreien als 
auch fieberhaften Perioden eine sehr deutliche Leukopenie. Eine 
solche habe ich auch in dem erwähnten früheren Falle beobachtet. 
Ziegler hat schon betont, dab gerade die abdominalen Formen 
des Granuloms ein derartiges Verhalten der weißen Blutkörperchen 
zeigen. Auch Nägeli schließt sich dieser Ansicht an. Sieht 
man die in der Literatur verzeichneten Fälle daraufhin durch, 
untersucht wurde, fast stets eine Ver- 
minderung der Leukocyten angegeben, und in einer Reihe der in 
den letzten Jahren veröffentlichten Fälle findet sich dieses Ver- 
halten bestätigt. Die Leukocytenzahl erreichte oft \Verte von 
900 bis 1000 pro Kubikmillimeter. 

Es kann sich daher bei der Leukopenie nicht um einen 
Zufallsbefund, sondern nur um ein gesetzmäßiges Verhalten handeln. 
Es ist daher auch unwahrscheinlich, daß ein Erschöpfungszustand 
des Knochenmarks oder der Einfluß die Leukocytenzahl herab- 
setzender Mittel (Arsen) hierfür verantwortlich zu machen ist. Es 
kommt vielmehr etwas anderes in Frage. Schon vor einigen 
Jahren habe ich!) bei einer Besprechung einer. anderen Er- 
krankung der Milz, dem Morbus Banti, darauf hingewiesen, daß 
in der auch hier vorhandenen Leukopenie bestimmte pathologische 
Beziehungen zwischen erkrankter Milz und Knochenmark zum 
Ausdruck kämen, derart, daß von ersterer Einflüsse auf das 
Knochenmark im Sinne einer Hemmung seiner Tätigkeit ausgeübt 
würden, und schon damals betont, daß auch bei der abdominalen 
Granulomatose etwas Ähnliches in Frage käme. Vor kurzem hat 
sich E. Frank dieser Ansicht angeschlossen und in einer sehr 
interessanten Studie weitere Aufklärungen gebracht. Er zeigte, 
daß bei einer Reihe ganz heterogener, aber mit Leukopenie einher- 
gehender Krankheitsbilder, Kala-Azar, Typhus, abdominaler Lympho- 
granulomatose, Morbus Banti und anderen Splenomegalien für die 
Verminderung der Leukocytenzahl im Blute eine einheitliche Ur- 
sache anzunehmen sei, eben eine von der Milz ausgehende Wir- 
kung aufs Knochenmark. Diese soll hervorgerufen werden durch 
eine die specifischen Gewebsveränderungen begleitende Hyperplasie 
der Pulpazellen der Milz. Letztere produzieren nach Frank, ab- 
gesehen von ihrer phagocytotischen Tätigkeit, noch besondere 
innersekretorische Stoffe (Leukosplenine), welche vor allem die 
leukopoetische Tätigkeit des Marks hemmend beeinflussen be- 
ziehungsweise aufs höchste schädigen können. In den meisten 
Fällen äußert sich das eben in der Leukopenie, in schweren 
Fällen in fast völligem Schwund der Leukocyten (Aleukia splenica). 
Öfter kommt dazu noch eine hochgradige Anämie, die in einzelnen 

> Dies ist —- wenigstens für 
die Granulomatose — jedoch die Ausnahme. Meist ist, wie auch 
in unserem Falle, die Anämie eine mäßiggradige, was durch eine 
geringere Affinität der hypothetischen Splenine zum erythro- 
blastischen Teile des Markes bedingt sein mag. 

= Wenn nun auch in unserem und in anderen Fällen trotz 
nicht sehr beträchtlicher Milzvergrößerung eine deutliche Leuko- 
penie besteht, so ist dies, wie auch Frank hervorhebt, leicht da- 
durch AN erklären, daß neben der Milz in den abdominalen Lymph- 
drüsen noch eine große Zahl splenoider Bildungen vorhanden ist, 
er natürlich den gleichen Veränderungen wie die Milz unter- 
jegen. 

Sind nun auch in einer Reihe von Fällen allgemeiner Gra- 
nulomatose auch der peripheren Drüsen trotz weitgehender Betei- 
ligung von Milz und abdominalen Lymphdrüsen sehr hohe Leuko- 
cytenwerte vorhanden, so erklärt sich das wohl durch die Über- 
legung, daß die von den peripheren Lymphdrüsen ausgehenden 
leukotaktischen Reize stark genug sind, um die hemmenden Ein- 
flüsse zu überwinden. In Fällen, wo das Knochenmark nicht nur 
funktionell gehemmt, sondern schon anatomisch geschädigt ist 
kommen wohl auch hier keine Leukoeytosen mehr zustande. Mögen 
auch diese Darlegungen noch manches Hypothetische haben, so 
darf man doch sagen, daß die Leukopenie als ein integrierender 
Bestandteil des Krankheitsbildes der abdominalen Granulomatose 
anzusehen ist. 


Neben dem Fieber und dem Blutbefunde scheint das Ver- 


<< 


1) 1. c. 


abdominalen Granulomatose können gelegentlich 
Rolle spielen. In dem von uns geschilderten Falle erkrankte der 
Patient plötzlich mit schleimig-eitrigen Durchfällen; (€ 
sich später hin und wieder ein und traten besonders in der letzten 
Periode heftiger auf, ohne jedoch jetzt ein charakteristisches Aus- 
sehen zu haben. A ; 
mesenterialen Form, sondern sie kommen nach Ziegler in etwa 
350/, aller Fälle von Granulomatose vor. í 
diese meist im Beginn der Erkrankung auftretenden Durchfälle, 
wie Ziegler meint, häufig ihre Entstehung ähnlichen exsuda- 
tiven Reizzuständen verdanken, wie sie sich auf der Haut in Ge- 
stalt verschiedener Exantheme abspielen. m Falle 
den allerdings bei der Sektion im untersten Darmabschnitte ältere 
dysenterische Prozesse mit Geschwürsbildung festgestellt, die als 
Ursache sowohl der anfänglichen eitrigen Durchfälle wie auch der 
später wieder aufgetretenen Darmstörungen aufgefaßt werden mussen. 
Es hat sich hier wohl nieht um echte Ruhr gehandelt, 


13. April. 


halten der Diazoreaktion kein ganz konstantes zu sein; immerhin 
ist ihr Vorhandensein von einem gewissen differentialdiagnostischen 
Werte. 


in dem im allgemeinen relativ symptomenarmen Verlauf der 
Durchfälle eine 


diese stellten 
Diarrhöen finden sich nicht nur bei der spleno- 


Es ist denkbar, daß 


In: unserem Falle wur- 


sondern 


um sekundäre Veränderungen der Darmschleimhaut, wie sie ‚auch 
früher z. B. von Ziegler und Schur vereinzelt beschrieben 
worden sind. 
im Darme als Ursache enteritischer Erscheinun 
jedoch sind bisher nur 
Darmes beschrieben worden [Eberstadt (11), Weinberg]. 
Im Gegensatz, 
adenosen ist gerade für die Granulomatose charakteristisch, daß der 
Waldeyersche Schlundring und die Iymphatischen Apparate des 
Darmes von dieser fast nie befallen werden. 


Schließlich wäre auch an granulomatöse Prozesse 


gen zu denken; 


ganz spärliche Fälle von Granulom des 


zu den leukämischen und aleukämischen Lymph- 


Möglicherweise gibt die Vereinigung von schwereren Darm- 


erscheinungen mit abdominaler Granulomatose, wie sie in unsereM 
Falle bestand, einen Hinweis auf 
heitserregers, die hier wohl in den Darm zu verlegen 1st. 
die Unterschiede im Befallensein der einzelnen l 
machen es wahrscheinlich, daß die Noxe auf verschiedenen Wegen 
in den Körper gelangen muß. Über die Natur der letzteren, 1NS- 
besondere inwieweit die Tuberkulose bei | 
Krankheit mitspielt, ist, wie auch aus den vorjährigen Referaten 
von Kraus und Lubarsch hervorgeht, ein 


die Eintrittspforte des Krank- 
Schon 


Drüsengruppel 


der Entstehung der 


abschließendes 
Urteil noch nicht möglich. 


Literatur: 1.K. Ziegler, Die Hodgkinsche Krankheit. (Jena 


1911.) — 2. Schwenkenbecher und Fischer, M. m. W. 1910, S. 220. ~ 
3. Rosenfeld, 
Bd. 8. — 5. Steiniger, Inaug.-Diss. 
1918, Nr. 42. — 4T. v. a 
thal, B. kl. W. 1913, Nr. 51.— 9. Frank, ibidem 1916, Nr. 21. — 10. W ein 
berg, Zschr. f. klin. M. 1918. Bd. 85. — 11.Eb erstadt. Frankf. Zscht- ! 


B. kl. W | 
— 6. Peiser, M B 


(Jena 1911. riS Rosen- 


Jaksch, Arch. f. klin. M., 


Path. 1914. 


- -œ - 


. Aus der Deutschen Universitäts-Augenklinik in Prag 
(Vorstand: Prof. Dr. Anton Elschnig). 


Ein Fall von subretinalem Cysticercus. 


Von 
Dr. Lucie Oesterreicher, Abteilungsassistentin. 


l Durch die Kriegsereignisse hat die Zahl der Fälle von CJ- 
sticereus des Menschen wieder bedeutend zugenommen, nachdem 
derselbe im Frieden zufolge der Einrichtung der obligatorischen 
Fleischbeschau in den achtziger Jahren des vorigen J ahrhunderts 
und zufolge der Hygiene der Schlachthäuser in den Kulturländern 
sehr selten geworden war. In den Jahrzehnten vorher kam nat 
den Erfahrungen v. Graefes und Hirscehbergs etwa ST 
Fall auf je 1000 Augenkranke in Berlin, während Hirseh- 
berg in den Jahren 1886 bis 1889 unter 30 000 Augenkranken 
nur einen einzigen Fall, in den folgenden sechs Jahren Un . 
50 000 nur zwei, Sattler in Leipzig unter 90 000 Augenkranke 
auch nur zwei Fälle beobachten konnte. In der Innsbrucker 
Augenklinik wurde nach der Angabe v. Herr enschwand® 
1916 in den letzten 16 Jahren unter einem Krankenmaterial 2 
80 000 kein einziger Fall beobachte. Auch in Uh thofl 
Krankenmaterial, vielen tausenden Patienten, kam seither kein 
Fall von Cysticercus vor, während er vorher unter etwa 1000 Auge 
kranken je einen Fall von intraocularem Cysticercus gesehen ha 4 
Durch den Krieg hat sich die Statistik ganz bedeutend geändert. 


.— 4. 0. Meyer, Frankf. Zschr. 1. Path. pir: 


| 


retinae zur Aufnahme kam. Der Extraktionsversuch gelang nicht, einige 


am linken Augapfel, die in den letzten. 14 Tagen stärker gewachsen 


= Tumor von 16 mm im horizontalen, 14 mm im vertikalen Durchmesser, 


‚glatter Oberfläche; die Bindehaut darüber verschieblich, stellenweise 
stärker vascularisiert. Es wurde die Diagnose „eystischer Tumor“ ge- - 


könne, ausgesprochen, . welche durch die Untersuchung des in Lokal- 


:tivale Oysticerken 
all ungewöhnlich ist durch seine besondere Größe 


und durch das völlige Fehlen der Entzündungserscheinungen trotz län- | 
gerem Verweilen des Blasenwurms, war der zweitgenannte Fall. in 


Seinem Ausse 
sub 


‚Subeonjunctivalen Abscessen an diese Ätiologie zu denken ist. 
Lystice 


im vierten V 
ereits somnolentem Zustande in die Klinik eingebracht 


i Ysticercusblase erwies. nr ekg 
ticercus hat Prof. Elschnig nur 


P ; 
en J lse hnig die Wahrscheinlichkeitsdiagnose gestellt hatte, 
Später r nicht operiert wurde; das Auge wurde zwei ‘Monate 
Wöhrknücleiert. Die anatomische Untersuchung ergab den ge- 


` Cereus in bi 
1n webi 
— degewebi 


finnen, 


1919: — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 15. 861 


in-der Aderhaut, zum Teil das Bild der „sýmpathisierenden“ Ent- 


egscysticerken sind 
| zündung. , Alle Augen mit Oysticercus gehen bekanntlich in dieser 


Die bisher veröffentlichten Fälle von Kri 


folgende: | 
Š Carsten (2), subretinaler Cysticercus, : April 1916 am rechten 
Auge erkrankt, Entfernung der Blase aus dem mittlerweile erblindeten 
Auge mit Erhaltung des Bulbus. Der Kranke hatte eine Tänie. 
v. Herrenschwand (8): zwei ‚Soldaten der Universitäts- 
Augenklinik Innsbruck mit subretinalem Cysticercus. In beiden Fällen 
konnte der Cysticercus mit Erhaltung des Bulbus extrahiert werden, 
Sehschärfe = Fingerzählen Y m, beziehungsweise exzentrisches Finger- 
zählen. In beiden Fällen fanden sich Tänienglieder im Stuhle, konnte 
eine Taenia saginata abgetrieben werden. 1917 beschrieb Carsten (4) 
einen zweiten Fall von subretinalem Cysticercus; extrahiert, Sebschärfe 
lis. Kein Bandwurm, auch keine Cysticerken in den Muskeln und 
unter der Haut, welchen Befund Pichler?) öfter erheben konnte. 
Schieck (5) demonstrierte 1917 in Halle a. S. Abbildungen von 
drei Fällen: von intraokularem Cysticercus, in denen. die Blasen ent- 


fernt wurden. oo | 
Uhthoff (6) berichtet über drei Fälle von intraokularem Cy- 
sticeercus. In zwei Fällen wurde der Cysticercus mit Erfolg und mit 
Erhaltung des Bulbus ohne Sehvermögen extrahiert, beim dritten Falle 
wurde die Operation nicht ausgeführt. Ein Bandwurm ließ sich bei 
keinem der drei Patienten nachweisen. ~ | | 
Stock (7) berichtet aus der Universitäts-Augenklinik in Jena 


über einen Fall von Cysticercus subretinalis, der erst mit totaler Ablatio 


Endlich als Krie 
Fall subretinaler Lokalisa 


tion, der seit 1890 an der Klinik in Prag 
P. G., Kk. u. k; Oberst, 51 Jahre alt. 
. der Diagnose Sarkom der Chorioidea der Klinik zugesendet. | 
` Anamnese: Drei Wochen vor Spitalsaufnahme spinnwebenartige 
Trübungen vor dem rechten Auge, vier bis fünf Tage vorher stärkere 
Abnahme des Sehvermögens. Sehschärfe rechts 6/18, links %. _ 
Status praesens: Gut genährtes Individuum, somatisch sonst.nor- 
mal. Angeblich selbst nie an Bandwurm ‘gelitten. Stuhluntersuchung 
und interner Befund (Prof. Přibram an der Klinik v. Jaksch) 
negativ.  . | | | i | 
' ‚Rechtes Auge: Äußerlich normal; zarte Glaskörpertrübungen. 
Papille normal, aber Arterien. und Venen stark erweitert. Nach außen 
oben von der Papille 21/2 PaD. von derselben entfernt, findet sich eine 
bis etwa. 15 Dioptrien hohe, ziemlich streng umschriebene, blasenför- 
mige, ovale Abhebung der Netzhaut, im längeren Durchmesser (in 
Stellung annähernd 45° internationales Schema) etwa 4 PaD., in darauf 
‚senkrechten (in der Richtung. genau 135° internationales Schema zur 
Papille gelagert) etwa 8 Dioptrien. Die Ablösung ist peripherwärts’ 
vollkommen scharf, aber nicht. überhängend begrenzt, papillenwärts 
leicht überhängend begrenzt und schließt sich in dieser Richtung un- 
J]. genau nach unten eine flache Ablösung der Netzhaut an, .. welche aber 
weder die Papille, noch die Foveagegend erreicht. Die Netzhaut über 
der stärksten Abhebung. zeigt eine graurote Farbe mit feinen glitzern- 
den Fleckchen. Die Gefäße darüber vollkommen scharf. Ungefähr in 
der Mitte der Abhebung sieht man einen weiß durchschimmernden, 
länglichen, annähernd in der Richtung der kleinen Achse der ellip- 
tischen Abhebung gestellten Körper, der im Laufe der Beobachtungen 
um sein papilläres Ende langsame Bewegungen ausführt. An der Blase 
‚selbst sind in ziemlich gleichmäßigen Abständen Bewegungen sichtbar, 
welche die Konfiguration der Blase ändern. Diese erinnern lebhaft an 
die Veränderungen, die man bei schwimmenden Quallen beobachtet. 
Knapp unter der Fovea, die stharfrandig in der graulichen Netz- 
haut markiert ist, sitzen drei kleine, nierenförmige hellrote Fleckchen. 
Am 11. Juli wurde der Cysticercus extrahiert (Prof. Elschnig). 
- Operation: Äthernarkose und Cocain lokal. Typischer Krönlein 
mit der Kreissäge, nach Emporschlagen der Tränendrüse wird der*Reetus 
externus 10 mm hinter seiner Insertion provisorisch durchtrennt, durch 
: die Bindehaut und die Sehne des Rectus externus eine Zügelnaht durch- 
geführt, mittels der der Bulbus stark nach vorn und innen unten ge- 
zogen wird. Dicht an den hinteren Anteil der freiliegenden Sehne des 
Obliquus superior wird 5 mm vom Optieus entfernt in der Richtung des 
äußeren schrägen Meridians (155°) die Sklera in einer Längenausdeh- 
nuog von 8 mm ineidiert und sofort entleerte sich, bevor noch die 
Chorioidea incidiert wurde, eine leicht fadenziehende, wasserklare Flüssig- 
keit (flüssiger Glaskörper?). Die Skleralwunde wurde ‚durch‘ Häkchen 
auseinandergezogen und stellte sich darin die Chorioidea bläsen- 


förmig ein. | | ! N a ESA 
| „Incision derselben parallel der Skleralwunde fördert. sofort den 
Cysticercus heraus. Skleralwunde wird nicht genäht. Normale Ver- 


sorgung des Bulbus und der Krönleinwunde. 
18. Juli erster Verbandwechsel. Auge vollständig reizlos, Finger 
werden gezählt. Unter ganz normalem Verlauf. bessert sich die Seh-. 


schärfe wesentlich. TO 
nt entlassen. Sehschärfe 8/s mit + 2 Diop- 


9. August wurde Patie 
Noch Gesichtsfelddefekt innen unten .bis 20° (vor der-Operation 


trien. 
bis 11°). Die Netzhaut liegt allenthalben an. Im Bereich des früheren 
Cysticercus ein großer weißer Herd mit Streifenblutungen im unteren 
Rand. Nach unten: davon in der bis zur Papille heran leicht getrübten 
Netzhaut oberhalb des horizontalen Meridians eine kleine Chorioidal- 
ruptur mit umgebender Blutung. Fovea in der zartgrauen Netzhaut 
deutlich markiert. Am oberen Papillenrand größere streifenförmige 
Blutung. Im Glaskörper flottierende Trübungen. = 
Die Operation auch des weit hinten sitzenden subretinalen . 
Cysticercus ist heute durch die Verbindung mit der Krönleinope- 
ration außerordentlich vereinfacht und bietet dadurch auch eine 


Monate später Enucleation des schrumpfenden Bulbus, in dem der Cy- 


sticereus anatomisch festgestellt wurde. Ä 
1918 wurde von Szymanowski (8) ein Fall von intraoku- 
larem Cysticereus publiziert, der, 'nachdem er schon zu einer sekun- 


dären Ablatio retinae geführt hatte, mit Erhaltung des Bulbus ex- 


trabiert wurde. R | 
An unserer Klinik selbst wurden in den letzten elf Jahren an 
unserem großen Material. von annähernd 100000 Kranken nur zwei 
Fälle von subconjunctivalem Cysticercus beobachtet und ein Fall im 
vierten Ventrikel. “Einer. davon wurde von Steinhard (9) publiziert. 
23jährige Patientin, seit etwa 212 Monaten eine kleine Geschwulst 


war. Hat nie an Bandwurm gelitten. 
Im äußeren unteren Quadranten des linken Bulbus cystischer 


der das Unterlid verdrängte, von gleichmäßig derber Konsistenz und 


stellt und die Vermutung, daß es sich um einen Cysticercus handeln 


anästhesie exstirpierten Tumors bestätigt wurde. : 
n einem zweiten an der Klinik beobachteten Falle findet sich 


I 

im äußeren oberen Quadranten des linken Auges ein intensiv entzünd- 

licher fluktuierender Tumor, in diesem Falle mit den für subconjunc- 
charakteristischen entzündlichen Erscheinungen. 


Während der erste F 


hen vollständig charakteristisch. Es.scheint.ja, daß der 
conjunctivale COysticercus frühzeitig stärkere Entzündungserschei- 
Aungen verursacht und vereitert, sodaß bei allen nichttraumatischen 
In der umfangreichen Statistik Ballabans (11), die 824 Fälle 
von Cysticercus umfaßt, finden. sich 55 Fälle von subeonjunctivalem 
i rcus. Subchorioideal und in der Hornhaut (Appier 1858) wurde 
er Cysticercus bisher nur ein einziges Mal gefunden. | 
Cysticercus 


Der von R. Salus (12) publizierte Fall von 
entrikel betraf einen 25 jährigen Bergmann, der am 


3. Juni 1908 in b 
wurde. Mit Rücksicht auf die klinischen Symptome, kombinierte Augen- 


Bi ellähmungen mit Retractionsbewegungen der Bulbi bei versuchten 
eines o gungen, hochgradige Stauungspapille, wurde die Diagnose 
2 umors in der Gegend des Aquaeductus Sylvii, vielleicht Cysti- 
„us gestellt, Neun Tage nach der Einlieferung starb der Patient 
epanation am Stirnbein. Der Sektionsbefund ergab eine 


Dach Palliativtr 
che lange, 3 mm im Durchmesser haltende, von einer zarten durch- 
einenden Wand bekleidete Blase, im Aquaeductus Sylvii, die sich 


01 der mikroskopischen Untersuchung (Prof. Magulies) als eine ; s HA 
2 genaue Lokalisation und vollkommene Aseptik der. Operation. 


Bezüglich ersterer möchte ich nur anführen, daß sowohl Gesichts- 
feld als auch ophthalmoskopischer Befund in aufmerksamster 
‘Weise zu beachten sind. - Die Art der Lokalisation ist am besten 
aus den Ausführungen Czermäks?) ersichtlich und wurde auch 
in unserem Falle die vollständig zutreffende Lokalisation nach den 
dort angegebenen .Gesichtspunkten vorgenommen. , 
Literatur: 1. Marquez und Pithaluga, Sobre un eisticere 


del eristalino kumano. (Arch. de Oft. bisp.-americ. 1915, S. 349.) — 2, Car -. 
sten, Ein Fall von Oysticereus subretinalis. (Zschr. f. Aughlk. 1916, Bd. 86, 


dei po intraokularem Cys 
„c1 tälle gesehen,. einen Fall von -lebendem Cysticercus im Glas- 


ben an der Klinik Fuchs in Wien, einen zweiten Fall von 
einalem Cysticereus an der Klinik Schnabel, in dem 


W [4 
Öhnlichen Befund: totale Netzhautablösung, Einhüllung des Cysti- 
ge Membranen und schwerste Iridocyclitis 


l- und Haut- 1) © z ermaks Augenoperationslehre, Il, Auflage. Siehe Bd. 2. 
Kig - | Herausgegeben von Elschnig. ` SEs. Dr 


1 ° E < 
W chler, Klinische Beobachtungen über Muske 
KL W, 1911, Nr.11) .- 


Weise zugrunde.. _ | =, 
gsfall nachstehende Beobachtung, der. erste 


beobachtet wurde. l 
Wurde.von auswärts mit 


wesentlich erhöhte Sicherheit. Maßgebend. ist ausschließlich die 


eaea y Ne 
..- 


x 
- 


. ‘ 
> Brent - r 
* BT Mig A a ra > 5 
RL a ee aA N 
+ I en à he Le Aad Sen h 
BE rin EIER BE EEE 
; BaS E E 4 


wre 
ne 
nt Ro 


= DR TARRAA 

: i 

>= nun man, 
en 


Tree 
ae a ee 
E STAATS NOE SE 


i 
e 
i 
' 
+ 
‘ . 
FB 
t 
f 
[2 
E tga 
v 
Ol 
A: TESA 
Wir 
3 
Ea 
Aia 
t 
hss 
A 
t: 
tn 
H 
4 Bi 
ne 
TS pE 
1 
4 
fe 
$. 
Pa", 
Ur 
á ’ 
‘ 


L] 
! 
5 
t 
NE 
de; 
$ y 


bs 
i 
\ fi 


F 
5 
; 
’ 
in 
{t 
A 
r 
; 
t 


k 
E 
T: 
a 
E 
i 
3 
% 
2 


a 
ie 


ER ER 


rn, A 
Ca o S in 


P a Ra a: 
a EEE: 
aA ETa 


Ba ae nF re re Br ee Gi 
EREET an a nr se nT = en 
sfr % 


I 


Ds 2 aiat SE en Da wei T aE 


BT ET TE R a e a TA 


Te er e. 


u , 
- aatia e k A, 


369 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. 


13. April. 


S. 203.) — 8. v. Herrenschwand, Zwei Fälle von subretinalenı Cysticereus. 
(W. kl. W. 1916, Nr. 42.) — 4. Carsten, Ein weiterer Fall von Cysticercus 
subretinalis. (Zschr. f. Aughlk. 1917, Bd.38, S. 296.) — Schick, Cysti- 
cercus intraocularis. (M. m. W. 1917, Nr. 84, S. 1113.) — 6. Uhthoft, Bei- 
träge zur ap o ATSU des Ophthalmologen bei Kriegsteilnehmern. (Klin. 
Mbl. f. Anp 1917, April-Juniheft). — 7. Stock, Ein Cysticereus im Glas- 
körper. (Ebenda, 1918, Bd. 10, S. 791.) — 8. Szymanowski, Einwirkun 

des Krieges auf die Augenerkrankungen in der Heimat. (D. m. W. 1918, 
Nr. 33, S. 913.) — 9. Steinhard, Ein Fall von Cysticereus subconjunctivalis. 


: (M. Kl. 1909, Nr. 4) — 10. Talko, Oysticereus des Auges in Polen. (Postemp 
okulisryezny 1910, Nr. 3, 4, 5.) — 11. Ballaban, Beitrag zur Kenntnis der 


Erkrankungen des Glaskörpers. (D. m. W. 1900, Nr.43, S. 2018 und Nr. 44, 


S. 21708) — 12. R. Salus, Über erworbene Retractionsbewegungen des 
Auges. (Arch. f. Aughlk., Bd. 68, S. 61.) 


Ein Carcinomnest in Frankreich‘), 


Von 
Dr. Albert Knapp, 


fr. Direktor und Privatdozenten. 


Während meiner Tätigkeit als Kommandanturarzt in 
Solesmes zwischen Le Cateau und Denain bei Valenciennes 
wurden auffallend viele Gesuche um Bewilligung von Milch für 
angeblich Careinomkranke von der französischen Bevölkerung an 
mich - gerichtet. Da meine Kontrölluntersuchungen ı angeblicher 
Diabetiker und Nephritiker ergeben hatten, daß von den in Zeug- 
nissen französischer Ärzte und Apotheker als zuckerkrank be- 
zeichneten Personen nicht eine einzige Zucker, von den angeblich 
Nierenkranken nur die Minderzahl Eiweiß im Urin aufwies, dachte 
ich zunächst an eine Mystifikation, bis mir von Dr. Bombart 
in Solesmes versichert wurde, daß dort der Krebs zu den 
häufigsten Krankheiten gehöre. Mit Hilfe französi- 
scher Behörden, Standesämter, Ärzte und Geistlichen stellte ich 
zuerst für Solesmes, dann mit Unterstützung des A.O.K.2 in 
einem größeren Bezirk der 2. Armee Untersuchungen an, die 
ein überraschend interessantes Ergebnis hatten. Leider sind fast 
alle meine Vorarbeiten, Tabellen, Ortspläne und Akten, die ich in 


‚wochenlanger mühsamer Arbeit gesammelt und mit der dankens- 


werten Unterstützung der Ärzte Dr. Bombart in Solesmes, Dr. 
Tison in Neuvilly, Dr. Brulant in Saulzoir und Anderer an- 
gelegt hatte, auf dem Rückzug verlorengegangen. Doch kann ich 
wenigstens einen Teil der interessantesten Resultate mitteilen. 

Solesmes liegt an der Selle, die ungefähr von Süden nach 
Norden fließt, aus dem Hügelland südlich von Le Cateau entspringt 
und bei Denain sich in die Schelde ergießt. Sie bildete mit dem 
sie begrenzenden Höhenzuge im Sommer 1918 die sogenannte 
Hermannstellung. Von Ost und West wird die Stadt von dem 
Bach Béart durchzogen. Im 18. Jahrhundert war von diesem 
Wasserlauf ein Kanal abgezweigt worden, um die am Haupt- 
platz gelegene Mühle des Erzbischofs von Cambrai zu treiben, 
der in Solesmes seinen Sommersitz hatte und am Ende des 
18. Jahrhunderts die Mühle der Familie des gegenwärtigen Be- 
sitzers käuflich überließ. Während das alte Bett des Béart 
in einem tiefen Einschnitt durch den nördlichen Teil der Stadt 
häufig unter Straßen und Häusern fließt, hält sich dieses neue 
Bett mit seinem lebhaften und reichlichen Wasserlauf südlicher 
auf der Erhebung, die den alten Teil der Stadt trägt. Dort fließt 
der neue Bach, gleichfalls häufig unter Ställen, 
Häusern und Straßen versohwindend, über den 
Platz, auf dem Kirche, Mairie, Mühle, Kommandantur und früher 
der Friedhof angelegt worden waren, und eilt, nachdem er seine 
Wasser auf das Mühlrad gestürzt, mit starkem Gefälle unter der 
Straße, die Platz und Bahnhof verbindet, der Selle zu. 200 m 
von der Mühle vereinigt sich der Kanal mit dem alten Bett des 
Béart, um nach weiteren 20 bis 30 m die Selle zu erreichen. 

Das alte Bett des Béart dient seit langer Zeit als Ab- 
wasser. aber auch in den Kanal, der häufig durch Gärten fließt, 
werden trotz fortwährender Verbote der Behörden und wiederholter 
Prozesse des Mühlenbesitzers alle möglichen Abfälle geworfen. 
Der von den beiden Wasserarmen umschlossene 
Teil von Solesmes, der alte Kern der Stadt, 
bildet eine Ellipse, der Grundwasserstrom geht 
von dem höher gelegenen Kanal nach dem tiefer gelegenen alten 
Bett, von Süd nach Nord. 

’ In der Stadt ließen sich aus etwa mehr als zehn Jahren 
91l sichere Carcinomfälle feststellen, mit vier Ausnahmen 

1) Nach einem am 10, Februar im Düsseldorfer Ärzteverein ge- 

haltenen Vortrag. 


s 


alle den wohlsituierten bürgerlichen Kreisen an- 
gehörend und die im wesentlichen in den Außenquartieren unter- 
gebrachte Arbeiterbevölkerung trotz ihrer ärmlichen Wohnungs- 
verhältnisse fast ganz verschonend.. Von den 91 Krebs- 
kranken wohnten etwa 70in dem von den beiden 
Wasserläufen umrahmten elliptischen Kern der 
Stadt oder an den äußeren Ufern der beiden 
Beartarme oder an der Selle, sodaß am Haupt- 
platz und in der Straße, die vom Hauptplatz 
nach der Selle sich senkt, fast jedes Haus einen 
oder mehrere Krebskranke beherbergt hatte. 

- Wie der Mühlenkanal des Béart sich mehr unter der rechten 
Häuserreihe hält, so sind auch auf der rechten Seite der 
Straße mehr Carcinome zu finden, als auf der linken. 
Wiederholt sind Mann und Frau, Vater und 
Tochter, Bruder und Schwester, Tante und 
Nichte, in einem Fall Mann, Frau und die nicht 
auseinem Carcinomhaus stammende Schwieger- 
tochter einem Krebs erlegen, öfter sind zwei Personen, 
die nicht untereinander verwandt waren und 
von denen die eine aus carcinomreinen Ver- 
hältnissen stammte, im gleichen Haus den- 
selben Krebs erlegen. | 

In einem Haus ist die ganze Familie, Vater, Mutter 
und zwei Töchter, der Krankheit zum Opfer gefallen, und 
gerade dieses schien keine Beziehungen zu den Wasserläufen zu 
haben, lag es doch acht Minuten vom Centrum der Stadt bei dem 
auf der gegenüberliegenden Höhe errichteten Bahnhof jenseits der 
Selle. Meine Erkundigungen ergaben aber, daß diese Krebs- 
familie vor dem Kriege eine Mühle an der Selle jahrelang be- 
wohnt hatte. Als ich weiter Fall für Fall nachging, stellte sich 
heraus, daß, abgesehen von sechs Fällen, sämtliche 
Personen, die nachträglich an Krebs starben, 
vorher jahrelang in dem verhängnisvollen 
Gebiet gewohnt hatten, sodaß von den 91 Fäl- 
len 85 eine nachweisbare Beziehung zu den 
beschriebenen Wasserläufen hatten. 

Das Wasser in Solesmes galt schon lange als stark ver- 
unreinigt; unmittelbar vor dem Kriegsausbruch hatte die Gemeinde 
begonnen, eine Wasserleitung mit großen Kosten anzulegen. Das 
Wasser der Selle, des Béart und der Stadtbrunnen enthält mit 
Ausnahme von drei bis vier sehr tief gegrabenen Brunnen einen 
überaus hohen Kalkgehalt und weist viel organische 
Bestandteile, häufig Salpeter und salpetrige Säure und 
immereinenabnorm hohen Gehalt an Chloriden 
auf, auch wenn dasselbe, wie in der Mehrzahl der Brunnen, wohl- 
schmeckend ist. Ich habe nirgends einen so guten Kaffee wie In 
Solesmes getrunken und schreibe das der Eigenart des Wassers 
zu. Bei einer Reihe von Brunnen, auf welche die Hausbesitzer 
besonders stolz waren, konnte ich nachweisen, daß die in den 
Kellern gelegenen Schächte unmittelbar auf oder 
unter dem Niveau des B&artbettes lagen und 
kaum filtriertes Wasser des Béart führten, sodaß das- Brunnen- 
wasser fast genau die chemische Zusammensetzung hatte, wie das 
Wasser des Böart. Derselbe ist in ein nicht sehr hohes Kreide- 
lager eingebettet, unter dem eine wasserundurchlässig® 
Lehmschicht ausgebreitet ist, Auf diese Weite ist die 
Möglichkeit vorhanden, daß Filtrationsprodukte aus den Wasser- 
läufen verhältnismäßig weit im Grundwasserstrom verschleppt 
werden können, wenn die Schichten nur etwas geneigt sind. 

Auffallend ist das häufige, nach den Mitteilungen des Dr. 
Bombart so gut wie regelmäßige Vorkommen VOR 
Ascariden auch bei der wohlsituierten Bevölkerung VON 
Solesmes, und erstaunlich die Riesenzahl von Ratten 
an und zwischen den Wasserläufen., 


ich meine Untersuchungen über das ganze Tal. 


der Selle ausdehnte, das an beiden Seiten durch Höhenzüge 
begrenzt ist und bei Briastre und Solesmes nach den scharf: 
sinnigen und wohlbegründeten Forschungen von Dr. Bombar 
als Schlachtfeld für den Entscheidungskampf zwischen Cäsar UN 
den Nerviern, dem kriegserprobtesten Stamm der Gallier, angesehen 
wird, fand ich, daß in den Quelldörfern und dem Oberlauf der Se 5 
der Krebs nicht häufig angetroffen wird. Erst in Le Catea" 
fängt die prozentuale Häufigkeit der Krebs 
todesfälle an, weit über den Durchschnitt Z 
steigen. Hier sind in den letzten 10 bis 12 Jahren 5 bis oi 
in dem dicht an das Fabrikgebiet von Le Cateau anschließen o 


u‘ 


ne ‚mehr als der s 
ondeitek] - 12 Jahren, | | - ; | 
s anf der ie Diese enormen Zahlen kontrastieren um so schroffer mit der | gender Arbeiterbevölkerung z. B. konnte ich nur. 1 bis 2% Krebs- 
Vater mi überraschenden Langlebigkeit der Bevölkerung und | todesfälle nachweisen. Aber gerade diese wenigen Fälle sind: be- 
Tante u deren sonst glänzendem Gesundheitszustand. ‘Ich habe noch nie | sonders interessant. Vier: davon ‚wohnten in dem ärmlichsten 
nd die nid eine Gegend kennen gelernt, in der so viele rüstige Greise. zu | Viertel, der sogenannten Maladrerie, dem. alten Aus- 
> Sohwiept treffen wären. Wiederholt haben 90 jährige weite Strecken ohne | sätzigenquartier, einer engen Gasse mit kümmerlichen Häusern. 
i Persom Mühe zurückgelegt, um sich ihre Milchscheine zu holen. Auch | Alle vier.hatten Lippenkrebs; zwei Schwäger 
varenu über die Lebensdauer der Bevölkerung habe ich umfangreiche | bewohnten dasselbe Haus, ein Freund der beiden be- 
einen Te statistische Erhebungen angestellt, die mir verlorengegangen sind. | nutzte denselben Brunnen und häufig auch dieselbe 
Haus da Es scheint, daß man in dieser Gegend entweder an Careinom | Pfeife, der viertewar der Schwiegervater des einen 
stirbt, oder ein sehr hohes Alter erreicht. Nur zwei Orte | der beiden Schwäger; sein etwas tiefer gelegener Brunnen 
tor, Molt machen eine Ausnahme, St. Python, der unterhalb'| wies dieselbe chemische Zusammensetzung des Wassers auf, wie 
| fan 8 Solesmes an der Selle gelegene Vorort, für den ich: keine aus- | der andere, sodaß auf dieselbe Wasserader. geschlossen 
ai reichenden und lückenlosen Erhebungen über das Krebsvorkommen | werden muß. Drei andere ‚Krebsfälle bewohnten Häuser, die 
Si bi] erreichen konnte, und Haussy, in dem nur 8°/, Krebstodes- | früher ‚nach dem, Ortsplan an einem inzwischen ausgetrockneten 
tal fälle festgestellt werden konnten im Verlauf von mehr als 16 Jahren. | oder verschütteten Teich gelegen hatten und noch jetzt einen 
pr Int Beide zeichnen sich, durch eine arme Arbeiterbevölkerung aus, | hohen Grundwasserstand haben. | 
hr unter der die Tuberkulose besonders viele Opfer fordert. . Während das Tal der Selle in deren Mittellauf so auffällig 
} «al So erreichte -eine verhältnismäßig große in jüngeren Jahren an | von Krebs heimgesucht ist, sind die nur durch einen oder zwei 
br, pilit Tuberkulose sterbende Zahl -das Carcinomalter nicht.. Während in | Höhenzüge getrennten, östlich ünd westlich gelegenen, nur 2!/, bis 
7 E Solesmes der Krebs besonders unter den begüterten alten Familien | 6 km entfernten, gleichfalls der Schelde zuströmenden Parallel- 
igrl ` wütet, sind in Haussy und Saulzoir die ärmsten | flüßchen nicht über den Durchschnitt von Krebsfällen besetzt. 
D un Quartiere besonders stark heimgesucht. In | Von den Orten im Tal des Erelain ist schon die Rede gewesen, 
eh beiden Orten finden sich Arbeitergassen mit baufälligen ärmlichen | von den Ortschaften, welche an den östlich .der Selle fließenden 
4 Häusern, in denen Haus für Haus Krebsfälle aufweist. | Flüßchen les Harpies, Rive de St. Georges und Ecaillon gelegen 
Fr ‚Wiederholt ließ sich nachweisen, daß die Krebskranken in benach- | sind, gilt dasselbe. Die Bevölkerung ist ebenso lang- 
J an barten Häusern auf denselben Brunnen angewiesen |lebig, aber die Zahl der Krebskranken ist in 
it p. Waren, mehrfach erkrankte ein aus einer carcinomfreien Gegend | all den Orten sehr gering. Zr: = 
ner . und Familie stammender zugezogener Mieter an derselben Krebs- . Die Häufigkeit des -Carcinoms in einigen 
z M -krankheit wie der Hausbesitzer. | l Familien und die Feststellung, daß in Solesmes gerade die 
meyl = ‚ Montay, der tiefe Teil von '.Neuvilly, | alten bürgerlichen Kreise besonders betroffen sind, könnte den 
El Briastre, ein Teil von Haussy, ganz Montr&court | Gedanken erwecken, daß die in einzelnen Teilen Nordfrankreichs 
one undSaulzoirliegen im sumpfigen Überschwem-| und speziell auch in-Solesmes besonders häufigen Verwandten- 
A ei mungsgebiet der Selle; die Häuser sind feucht, die | heiraten und die seit Jahrzehnten immer wieder zwischen 
pm gil Höfe voll Pfützen, die Keller im Winter und Frühjahr voll Wasser, | einigen wenigen Familien geschlossenen ehelichen Verbindungen 
W. so fast ausnahmslos in Montrécourt. Von fast allen Orten wurde | von Bedeutung ‚für die Ausbreitung. des Krebses sein. könnten. 
A über die Rattenpla ge geklagt. a. Was mir in’dem besetzten Frankreich überall aufgefallen ist, das 
s f ‚. In Montay auf dem besonders heimgesuchten Kirchplatz | ist der germanische Charakter‘ der Bevölkerung, der Ortschaften 
alt sind in dem verhältnismäßig neuen und gutgebauten Pfarrhaus | und des Straßenbildes, die Seltenheit des Reisens und des Wan- 
a g ein von auswärts z ugezogener Pfarrer wnd | derns auch in den sogenannten gebildeten Kreisen, der über- 
pol ` seine Mutter und die aus einer @arcinom- | raschende und oft komische Mangel geographischer Kenntnisse 
ib) el Familie -und Ortschaft stammende | nicht bloß für das Ausland, sondern auch für das eigene Vater- 
| | acer des gegenwärtigen Geistlichen an | land und häufig genug selbst für die nächste Umgebung. Es: ist 
Mr rebs erkrankt, T E kein Zweifel, daß die Reinheit der Rasse, aber auch die In- 
m: .,  Üigenartig sind die Verhältnisse in Neuvilly. Dort | zueh.t‘ dabei begünstigt wird. Eine ausschlaggebende Rolle 
Ist der gutgelüftete, auf der Höhe an der Straße Le Cateau—So- | können aber gerade für die Häufigkeit des Krebses diese Momente 
nicht spielen. Denn ich habe auch in anderen Teilen von Nord- 
frankreich, z. B. in dem typhusverseuchten Gebiet von Avesnes- 


lesmes — Valenciennes ‚gelegene Teil noch etwas häufiger von 


kr: 1 e e e ; e 
niebs erlegen, die Witwe des. einen der drei 
ihr 


| loge y 


u oca i Aa een a - = zu 2 EN i - 
RITETE ; Fu “a Ken, 5 À i ee Aa a TE Aa pE E g i 3 FIR SOS * př er z 

a RE a S r SS 2: za FJA = Fr zA j i z ` ge E EE ä er: a Te 3 Beh ; ita Ben Eg x 

Sr f N , ; B 2 + 5 TE 2 u x iR: ; =. = : sy ee ` 

i ; (a sio E S , | 

1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15. ee, 

- i . * è > ur Tun > y à d SE 


A 


13. April. 
Montay 10,2°/, in Neuvilly 18°/, in dem oberhalb Solesmes 
gelegenen Briastre 21°/, in dem 4,4 km unterhalb Solesmes 
sich anschließenden Haussy 8°), in Montr&court 17,1%, 
in Saulzoir 11,8%, sämtlicher Todesfälle einem 
Krebs zur Last zu..legen. Die unterhalb Saulzoir an 
der Selle gelegenen Orte Haspres, Noyelles usw. weisen nicht mehr 
Krebsfälle auf, als -den 'durchschnittlichen Verhältniszahlen ent- 
spricht, Man vergegenwärtige sich, daß in dem Ort Briastre 

21%, das heißt der. fünfte Teil. sämtlicher 

Todesfälle. durch Carcinome bedingt ist, in 


dem Dörfchen Moöntre&ecourt wenigstens etwas 
echste, in einem Zeitraum von 


ist, Viesly liegt auf. der Höhe, welche die Wasserscheide zwischen 
der Selle und dem westlich parallel laufenden. Erelain bildet. 
Leider mußte ich mich damit begnügen, mir von mehreren Ärzten 
‘die Häufigkeit des Krebsvorkommens bestätigen zu lassen, ohne 
daß es mir möglich gewesen wäre, eine lückenlose ‚Statistik über 
die Todesfälle zu erhalten. In den gleichfalls hoch, aber jenseits 


en Cauchies sind 5 bis 6% .sämtlicher Verstorbener einem 


- Kilometer entfernten, im Tal des Ereclain selbst gelegenen Orte 


Quievy, 
weisen. 
In dem 3100 Einwoh 


sur-Helpe, die gleichen Wahrnehmungen; über Verwandtenheiraten 
gemacht, ohne Krebsfällen zu begegnen, und in den. krebsfreien, 
teilweise nur 3 bis 4 km von Solesmes entfernten Ortschaften 
Vertain, Romeries, Vendegies usw. sind in den Bauernfamilien die 
‚ Verwandtenheiraten nicht viel seltener als in Solesmes selbst. ` 
-© Die Ratteuplage in dem Krebsgebiet hat mich 
zu zahlreichen Rattensektionen und: Experimenten an Ratten ver- - 
anlaßt, ohne jeden Erfolg für die Lösung unserer Frage. | | 
Die auffälligen lokalgeographischen Verhältnisse in Solesmes 
legten die Erwägung nahe, daß Beziehungen zwischen 
den Wasserläufen und dem Krebsvorkommen 
beständen. Die Verunreinigung des Wassers mit "organischen 
Bestandteilen, die bei vielen hundert Brunnenuntersuchungen 
nachgewiesen wurde, traf zwar besonders häufig und regelmäßig 
bei einzelnen Krebsquartieren und Krebshäusern zu, wurde -aber 
oft: genug auch bei Brunnen und Häusern festgestellt, die nie - 
Krebskranke beherbergt hatten. Und außerhalb des Gebietes der 


t 


cht, als das dumpfe feuchte Quartier auf dem tief- 


gelegenen alten Sumpfbett der Selle. In einem kleinen 
>us sind nicht weniger als drei Brüder an 
ma reig gestorben, sämtlich Alkoholiker 
de laurer, ein vierter Bruder hat in einan- 
res Haus geheiratet und ist dort einem Magen- 


Krebs heimgesu 


Sohieh hat nach ihrer zweiten Heirat | 
und Sal auch durch einen Magenkrebs ge- 
in de A Die Brunnen auch der best eingerichteten Krebshäuser 
asser ER elegenen Quartier von Neuvilly liefern verfufenes 
zeichne, aS Im allgemeinen“ nur abgekocht ‘verwendet wird. Sie 
ohl 0 sich durch große Tiefe aus und reichen bis. auf die 
oe der Selle, = i 
Me end die im Tal der Selle gelegenen Ortschaften ana- 
nz ältnisse aufweisen, sind die Lagebedingungen 
legen. dere bei dem. hoch über Briastre ġe- 
en Viesly, das seit langer Zeit als Krebsnest verschrien. 


des Erelain gelegenen Ortschaften St. Hilaire und Villers 
Krebs erlegen. Das ist um so auffallender, als.die nur ‚wenige 
St. Vaast, St. Aubert nur wenige Krebstodesfälle auf- 


ner zählenden Quievy mit vorwie- 


n METROO A 


Neam 
Pr deg A 
a 353 


> 
ee 
LT 


-> 


nn EHE un 
Ser 
ulm 


en ren 
> a D Em — 
nt r 
x Su 
See: 


e 
My ae: 
a urn 
EL > al men az ed m 


ey 


en 


~ T Deria 
In ee 


igt 
A nn 
$! -7 
i S 
TE a) 
E70] Ban 
ae: BETEN 
Ken 55 8 ” Ey 
T Bi 
TRIE: a) 
EL "a eg 
E FRR pi 
F TE ee a 
ERRE: er 
Aa ar z et pte 
1.) D Er 
EAE Sh AREA 
IR EA 
| ; 2, $ , (3 
P STEA 
at, Ro si 
EN “ii ‚ 
IE; Br; za 
EN! wi. o 
a i i 
Ä a . Aue, rad 
Kin En ar 
PE. T aera 
EE r 
b iena Re Ir 
Ir EN 
5 riak 
an ie 
+ 


paea 
a ee 
ðt 


. * 
Sonn ir vel 
Virre e ang ar 


Pe 
i „ 


AUS 
e- _ 


r3 


TOTA TA aee iii 


veme oog er 
` . Kx 


Be re Ei 
k ADE AE at re ee 1 


rl. 


To eg Tr E 
a. 


weem die ARa 


" u) es Sen Eu a Sn EEEE 
"i $ . 5 m> R A ze x ` ` = Der Se Sl AR 
En 28 Be en ni a a . oe 7 ~ 
anahe amin RE pa e z 
x Ki 5 .. 


364 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15. 


Selle traf ich gleichfalls Ortschaften mit miserablen Wasserver- 
hältnissen, in denen der Krebs eine seltene Krankheit war. 

Die starke Beimengung von Chloriden in 
vielen Brunnen der Krebshäuser und Krebsquartiere war 


‘zwar teilweise auf Verunreinigung mit organischen Bestandteilen _ 


zurückzuführen, mußte aber andererseits durch die geologischen 
Verhältnisse begründet sein. Ich fand in Häusern an dem steilen 
Abhang der Valeneienner Straße mit tadellos angelegten Brunnen, 
bei denen eine Verunreinigung des Wassers von außen sicher 
auszuschließen war, auch einen auffallenden Zusatz von Chloriden 
und dasselbe konnte ich in der ganzen Gegend bis in eine Ent- 
feınung von 30 km in krebsreinen Orten feststellen auch bei ein- 
wandfreien Brunnen. Ich kam (daher auf den Gedanken, daß 
die Chloride wenigstens teilweise anorgani- 


schen Ursprungs seien und von Beimengungen von Koch- 


salz und anderen chlorsauren Salzen zu der Kreide herrühren 
könnten, Diese Vermutung ist mir von Armeegeologen bestätigt 
und durch die Feststellung eines früheren Kochsalzlagers in 
erößerer Entfernung begründet worden. Die Kochsalzbei- 
mengung als solche kann sowenig wiederüber- 
eroße Kalkgehalt des Wassers auf die Krebs- 
entwicklung von Einfluß sein, schon deshalb wicht, 
weil die Arbeiter in Salzbergwerken durchaus nicht häufiger als 
andere an Careinom erkranken. 

Die Beobachtungen aus dem Pfarrhaus in: Montay und eine 
Reihe anderer ähnlicher Fälle, in denen ein in ein Krebshaus 
„ugezogener, aus krebsreiner Gegend und Familie stammender 
Fremder gleichfalls an Krebs erkrankte, lassen die Annahme 
äußerer Einflüsse auf die Entstehung des Krebses nicht von der 
Hand weisen. Die in Gemeinschaft mit einem Fachgeologen be- 
sonnenen systematischen Untersuchungen der Bodenverhältnisse 
und geologischen Schichtung mußten mit dem Fortschritt der 
Frübjahrsoffensive abgebrochen und konnten nicht wieder aufge- 
nommen werden. Ich hatte besonders die Frage aufgeworfen, ob 
reologisehe Gemeinsamkeiten zwischen den im Tal 
der Selle gelegenen und den unter ganz anderen Verhältnissen 
auf der Höhe erbauten Krebsorten beständen, die auffallenderweise 
den in den benachbarten Paralleltälern und anderer . auf den 
Höhen gelegenen Nachbarorten abgingen. Ich bin überzeugt, daß 
eine Klärung der Wasser- und Bodenfrage uns 
der Lösung des Rätsels nähergebracht hätte, 
warum in einer sonst so überaus gesunden 
Gegend und. einer solanglebigen Bevölkerung, 
in der trotz des notorisch verunreinigten 
Wassers Typhus und andere Darminfektionen 
seit vielen Jahren so gut wie vollständig 
fehlten, das Carcinom eine so erschreckende 
Verbreitung gefunden hat. 

Auf die Aufstellung von Hypothesen verzichte ich; in dem 
großen Werk von Wolff über ‘die Krebskrankheit wird man 
alles finden, was aus Literatur und Statistik Analoges beigebracht 
werden kann. Selbstverständlich denke ich nicht daran, daß die 
Boden- und Wasserverhältnisse die Erkrankung an Krebs ver- 
ursachen, ich balte es aber für wahrscheinlich, daß sie die 
Entstehung des Careinons begünstigen. 


Aus den Kückenmühler Anstalten in Stettin 
(Chefarzt: Dr. Schnitzer). 


Nirvanol bei Epilepsie. 
Von 


Oberarzt Dr. E. Pensky. 


“Die Zahl der im Kampfe gegen die Epilepsie empfohlenen 
Arzneimittel ist seit Jahren in stetem Wachstum begriffen, aber 
nur wenige Mittel waren berufen, sich erfolgreich zu behaupten. 
Ich will mich damit begnügen, an dieser Stelle auf die zahl- 
reichen, in den letzten Jahren erschienenen Arbeiten über die 
moderne Behandlung der Epilepsie hinzuweisen. Tatsache ist, daß 
bisher das Brom und seine zahlreichen Derivate, und seit den 
Versuchen Hauptmanns (1912, Kinos und Geymayers 
auch das Luminal alle anderen gegen die Epilepsie auf den Markt 
gebrachten Arzneimittel bedeutungslos gemacht haben. Wenn 
auch diese Behandliungsmethode sich größtenteils nur auf die 
Unterdrückung der am meisten in die Augen fallenden Krank- 
heitssymptome, der epileptischen Paroxysmen erstreckt und somit 


neun Epileptiker auf diese Weise behandelt. i 
mußte wegen großen subjektiven Unbehagens, Klagen über Müdig- 


13. April. 


nur als eine symptomatische angesehen werden kann, so muß 
doch bei dem gegenwärtigen Stande der Epilepsiebehandlung jedes 
Mittel, das die Krankheitserscheinungen ohne sonstigen Schaden 
für den Kranken zu mildern imstande ist, mit Freuden begrüßt 
werden, zumal in der Literatur eine Anzahl völliger Heilungen der . 
Epilepsie nach vorausgegangener symptomatischer Behandlung be- 
kannt ist, 


Nun hatte ich bei Versuchen mit dem seit einiger Zeit in 


den Handel gebrachten Nirvanol — ebenso wie andere Autoren — 
die Erfahrung gemacht, daß dieses Hypnoticum nicht nur eine 
außerordentlich sedative Wirkung ausübt, sondern auch in großen 
Dosen und längere Zeit verabreicht, keine schädlichen Wirkungen 
im Gefolge aufwies. 
des Nirvanols (Phenyläthyl-Hydantoin) mit dem Luminal(Phenyläthyl- 
Barbitursäure) ließen mir den Versuch gerechtfertigt erscheinen, 
das Mittel auch bei der genuinen Epilepsie in solchen Fällen an- 
zuwenden, wo die Bromtherapie nicht den erwünschten Erfolg 


Dieser Umstand sowie die Verwandtschaft 


zeigen konnte, oder wo infolge von Bromintoxikation ein \Vechsel 


der medikamentösen Behandlung erwünscht war. 


Ausgewählt für die Nirvanolbehandlung wurden vorwiegend 
solche Fälle, bei denen trotz langer Bromtherapie zahlreiche An- 


fälle in Erscheinung traten; verabreicht wurde das Nirvanol in 


Dosen von zwei- bis dreimal täglich 0,15 g. Es wurden im ganzen 
In einem Falle 


keit und Schwindelgefühl, die Therapie nach einigen Tagen aus- 
gesetzt werden, die übrigen Fälle erhielten meist seit dem 1. Sep- 
tember 1918 das Nirvanol verabreicht und stehen jetzt größten- 
teils fünf Monate in Behandlung. Ein kurzer Auszug aus den 
Krankenblättern erhellt am besten die Wirkung des Mittels. Gleich- 
zeitig habe ich zur besseren Übersicht eine tabellarische Dar- 
stellung von sieben der behandelten Fälle beigefügt. Zum Ver- 
gleich der Nirvanolwirkung mit der Bromwirkung sind auch An- 
fälle und Ordinationen für die der Nirvanolbehandlung vorher- 
gehende entsprechend lange Zeitspanne in die Tabelle aufge- 
nommen, es standen aber sämtliche Fälle schon viel länger unter 
Brombehandlung. 


Bei Fall í handelt es sich um eine weibliche Kranke., Anna F., 


geboren am 9. Oktober 1876, keine. erbliche Belastung nachweisbar. ° 


Die ersten Krämpfe traten bei ihr in früher Kindheit auf, in Anstalts- 
behandlung befand sie sich seit dem 5. Juni 1894. Sie ist eine un" 
friedene, reizbare, hypochondrische Persönlichkeit mit häufigen Anfällen. 

Bei Brombehandiung (dreimal täglich 1 g) hatte sie in fünf 
Monaten 57 epileptische Anfälle, bei Nirvanolverabreichung in gleich- 
falls fünf Monaten nur vier Anfälle. x 

Sie hat das Nirvanol, das in Dosen von dreimal täglich 0,19 £ 
verabreicht wurde, ganz ohne Beschwerden vertragen. Das psychische 
Bild hat sich nicht verändert. 


Der zweite Fall betraf gleichfalls eine weibliche Kranke, Anna B., 
geboren am 3. März 1884. Sie ist unehelich geboren, erbliche Belastung 
ist nicht nachweisbar, die ersten Krämpfe bekam sie im Alter von 
drei Jahren. o, 

Sie trägt ein ruhiges, freundliches, aber etwas schwachsinnige 
Wesen zur Schau, befindet sich seit 1905 in Anstaltsbehandlung UN 
steht seitdem unter Brom- und Luminalbehandlung (täglich 2 g Brom, 
1 g Luminal). Die Kranke hat stets zahlreiche Anfälle, die mitunter 
gehäuft auftreten. Bei Brombehandlung hatte sie in fünf Monaten 
80 Anfälle, bei Behandlung mit Nirvano] in derselben Zeitspanne 
10 Anfälle. Sie erhielt. zunächst kurze Zeit zweimal täglich er 
und i g Brom, dann dreimal täglich 0,15 g Nirvanol. Im Beginn In, 
Behandlung hatte sie einen achttägigen Stuporzustand, den sie g!a 
überwand. Seitdem war sie stets gleichmäßig. 


‚ Fall 3. Anna K., geboren am 8. Oktober 1886, uneheliches Kind, 
keine nachweisbare erbliche Belastung, erkrankte mit 16 Jahren & 
Epilepsie. Sie kam am 8. Februar 1912 in Anstaltsbebandlung UN 
erbielt Brom. Sie war stets reizbar, explosiv, laut und unrubig i 
hochgradiger Erregtheit. In vier Monaten hatte sie bei Brombehandlung 
23, bei Nirvanolbehandlung fünf epileptische Anfälle. 

In psychischer Hinsicht war sie bedeutend ruhiger. is 
Fall 4. Helene F., geboren am 14. Januar 1894, keine NT 
Belastung, erste Krämpfe mit 16 Jahren, war eine sehr reizbarst en. 
plosive, laute und unruhige Kranke mit zahlreichen, schweren Ania Be- 
In vier Monaten hatte sie bei Bromverabreichung 23 Anfälle, bel den 
handlung mit Nirvanol (dreimal täglich 0,15 g) fünf Anfälle. Außer = 
wirkte das Nirvanol bei ihr beruhigend, ohne Somnolenz ZU erzeug! Hi 
Patientin erlag am 5. November 1918 einer schweren Influenzapneun to- 
Die Obduktion ergab außer der Pneumonie eine chronische sicht 
meningitis, irgendwelche Veränderungen an den Organen waren 
nachweisbar: 
Marta B., 


Der fünfte Fall betraf gleichfalls eine weibliche Kranke, kranken 
geboren am 20. März 1889. Sie stammt von einer geistes 


—— te. zum an 


wur: 
i! 


AR 


Zaa 


-w E ni 
-y 
è 


3 ` f | 


Bezeichnung | Far | raus | raz | raa | ras | Fata | ru: 
zii Oar e ega go AAW l ara. E ara Axy .. astei ar | ERW.: 
Ordination 1 : aN | 015 g |Brom+ig| 0,15 g 1 o ‚18 ji N 01g h ei „10 1 Y Brom 315 8 Ji g Brom 0.15 & 
. S a Nirvanol | Luminal | Nirvanol | 2 5 Nirvanol f" ® | Nirvanolf ® Nirvanolf > | Nirvanol] > Nirvanol 
vn - [LAS a sj At a a aa D e aa e a e pade a a6 8018 f. 018 | 10.18 
Zeitangabe > ; “> FE EFT TER ET SDEFTE a a aa FE ERSTE TREE RR RETTET a aS aa 
Dr bis |31. 8. 18 | 31. 1. 19 | 31. 8. 18 | 31. 1. 19 | 31. 8. 18 |81. 12. 18| 31. 8. 18 | 5. 11. 38 | 31. 8. 18 | 31. 1. 19 | 31. 8. 18 | 31. 1. 19 ft Wochen/+ Wochen 
| | | | s l 
; | | ; x 52 r x 
Zahl der Anfälle 57 4 30 10 at D 10 | 3 27 | 10 davon 15 12 12 0 
ns | Ä | im Status 
unzu- un- schwach- | 8 Tage | reizbar, ruhiger | dauernd | ruhiger. | stumpf stumpf | heftige | leichte nichts — wegen 
frieden, |verändert|_sinnig | stuporös | explosiv, | _ erregt ı' f 5. ii - | Anfälle | Anfälle Be- Be- 
hypo- laut, ' ' an In- ohne ; mit |sonderes /nommen- 
cbon- unruhig | | Tluenza- | Aura | Aura nn 
drisch ' pneu- f ' und Er- 
Psychisches Verhalten |  monie EEP i i | regtheit 
i | | i : ' J mußte. 
- piin | 5: | Nirvanol 
| | aus- 
| ' -gesetzt 


i 


- Mutter, zwei Geschwister sind schwachsinnig. Die ersten Krämpfe 
traten mit 21/2 Jahren auf. Am 28. Januar 1900 kam sie in Anstalts- 
Sie hatte stets 
zahlreiche, gelegentlich gehäufte Anfälle. Nach 14tägiger Verabreichung . 
von zweimal 0,15 g Nirvanol bekam. sie einen Status epilepticus, bei 
-. dem im ganzen zehn Anfälle auftraten. Sonst wurde das Nirvanol gut 
vertragen. In fünf Monaten Brombehandlung hatte sie 27 Anfälle, in 
der gleichen Zeitspanne mit Nirvanol behandelt hatte sie 32 Anfälle. 
Hier ist scheinbar ein‘ Erfolg gegenüber dem Brom nicht zu ver- 
‚zeichnen, berücksichtigt man aber, daß zehn Anfälle davon an einem 
' Tage im Status aufgetreten sind, so verschiebt sich auch hier das Bild 
nicht zuungunsten des Nirvanols., Das psychische Befinden war stets 


- behandlung und wurde seitdem mit Brom behandelt. 


das gleiche. 


Bei Fall 6 handelt es sich um einen männlichen Kranken, 
Johannes B., geboren am 22. März 1898. Sein Vater war Trinker, die 
Krämpfe hat er seit frühester Kindheit. In. Anstaltsbehandlung kam 
und erhielt seitdem Brom. In vier Monaten Brom- 
behandlung hatte er. 15 Anfälle, in vier Monaten Nirvanolbehandlung 
2 Anfälle. Ein bemerkenswerter Unterschied war während der Nirvanol- ` 
behandlung insofern eingetreten, als Patient vorher heftige Anfälle ohne 
jede Aura hatte und plötzlich zu Boden schlug, während er seit der 
Verabreichung von Nirvanol den Anfall: herannahen fühlte und sich | Dos 
setzen konnte, auch traten seit der Nirvanolbehandlung die Anfälle 


er am 3. Oktober 
“| 


viel leichter, oft nur als Schwindel auf. 
„Fall 7. Paul P., geboren am 24. August 1904. Großmutter soll 
an Krämpfen gelitten haben, litt seit frühester Kindheit an Krämpfen. 
r kam am 2). November 1915 in Anstaltsbehandlung und wurde seit- 
dem mit ‚Brom behandelt. Seit dem 1. Oktober 1918 bekam er täglich 
he Später dreimal täglich 0,15g Nirvanol. In vier Wochen Nirvanol- 
„ehandlung hatte er keinen . Anfall, wahrend er bei Bromverabreichung 
urchschnittlich im Monat zwölf Anfälle hatte. Dennoch mußte im 
digen Falle die Behandlung mit Nirvanol abgebrochen werden, weil 
4S:psychische Bild sich nachteilig veränderte. Patient wurde unruhig, 
Re alles auf, zerriß die Wäsche, aß Papier und Lumpen und was 
En erreichen konnte, und lachte unmotiviert. Später wurde er be- 
' yaunen und machte den Eindruck, als ob er ständig mit Anfällen 
änpite, die nicht zum Ausbruch kamen, | 


al 8 endlich, Reinhold B., geboren am 27. November 1883, wies 
„ „Ivanolbehandlung keine Veränderungen gegenüber der Therapie 


mit Brom auf. Er ist auf der Tabelle nicht besonders aufgeführt. 1918, Nr. 38.) 
Referatenteil. 
i Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolif, Berlin. 


Sammelreiterat. 


Aus dem Gebiete der Augenheilkunde. 
f (Neueste Literatur.) 


Von Prof, Dr. Adam, Berlin. - 


und Ri: t (1) betont den prinzipiellen Gegensatz zwischen Senium 
Ihnlic Moder Krankheit, denn die Erfahrung zeigt, daß die äußere 
alle et seniler und exogener Veränderungen oft dazu verleitet, 
solch E usätzliche Verschiedenheit zu übersehen. Vor einer 
Bent erwechslung sollte auch schon die Tatsache schützen, 

e Veränderungen vererbbar sind. Es wird eine wichtige 


Auto; 
| Ir abe speziell der Biologie sein, auf experimentellem Wege der 


der senilen Erscheinungen näherzutreten und ihre 


TSchung 
In erster Linie werden 


Gesetze. d 


nu 


I ee u 


genaue St er Vererbbarkeit zu prüfen. \ $ 
© ~ Nammbäume, die von. verschiedenen Beobachtern` durch | das frühere Ergrauen der Haare beobachtet wird, so tritt: in 


| i 
l | l ` werden 


Ein Blick auf die oben angeführten Fälle (vergleiche die 
Tabelle) lehrt, daß fast überall gegenüber dem Brom ein deut- 
licher Erfolg zu verzeichnen ist. Von einer schädigenden Wirkung 
des Mittels kann nicht gesprochen werden, selbst wenn es in zwei 
Fällen nicht gut vertragen ‚wurde, von einer kumulierenden Wir- 
kung war nichts zu merken. Die Wirkung des Nirvanols bei 
Epilepsie kommt somit im wesentlichen der des Luminals gleich, 
es setzt die Zahl der Anfälle herab, vermindert dieselben, und 
wirkt psychisch in einer Anzahl der Fälle beruhigend. Erschei- 
nungen (wie bei Fall 7), wo infolge Unterdrückung der epilep- 
tischen Paroxysmen Äquivalente in Form von. psychischen Stö- 
rungen auftraten, werden auch bei der Therapie mit Brom und 
Luminal beobachtet, ebenso treten gelegentlich auch bei der Brom- - 
behandlung gehäufte Anfälle und Stupor auf. Das Nirvanol wird 
—. wie auch. andere Medikamente — nicht von allen Kranken 
gleich gut vertragen, eine individualisierende Behandlung ist da- 
her durchaus geboten. Ebensowenig eignet sich das Nirvanol zu- 
nächst für die Epilepsiebehandlung in der ärztlichen Praxis, doch 
kann es hier bei erregten Epileptikern als’ Hypnoticum in größeren 
en (0,3 bis 0,5) empfohlen werden. ne 

Mit den bisher angestellten Versuchen sind die Beob- 

achtungen über das Nirvanol bei Epilepsie natürlich noch nicht 
abgeschlossen, die Zeitspanne von fünf Monaten ist dafür noch zu 
kurz und die Zahl der Fälle zu gering. Erfolge sind zweifellos 
vorhanden, auch wenn sie, wie überhaupt die Arzneimittel gegen 
die Epilepsie, nur symptomatischer Art sein können, solange der 
Schleier, der diese Krankheit umhüllt, noch nicht gelichtet ist. 
Ä Vielleicht ist die neuerdings wieder erwachende Erforschung 
der Konstitutionen imstande, mehr Licht in dieses Dunkel zu 
bringen und das Übel bei der Wurzel zu fassen. | 

Literatur: Hauptmann, Luminal bei Epilepsie. (M. m. W. 
1912, Nr. 85.) — Frankenhauser, Über die Wirkung des Luminals auf 
epileptische Anfälle. - (Zschr. f. d, ges. Neurol, 1909.) — Kino, Th. d. Geg. 
1912, H. 9. — Geymayer, Klin.ther. Wschr. 1912, Nr.51. — Jädike, 
Über moderne Behandlung der genuinen Epilepsie. (Zschr. f. d.’ges. Neurol. 
Bd. 18, H.122) — Pensky, Ein Fall von Nirvanolvergiftung. (M. Kl, 


verschiedene Generationen methodisch festgestellt werden, beim 
Menschen die Vererbungsgesetze seniler Erscheinungen im gc- 
wissen Grade aufklären können. . Auch die Linse bietet eine ge- 
wisse Mannigfaltigkeit der senilen Veränderungen, indem bald 
mehr die Veränderungen des Kernes, bald die der Rinde oder des 
Epithels hervortreten. Gerade der Altersstar ist vielleicht. eine 
Veränderung, die durch angestellte statistische Untersuchungen 
besonders leicht geklärt werden kann, da fast alle älteren Personen 
von ihr befallen werden. Bei 400 Personen oberhalb des 60. Le- 
bensjahres fand Vogt in über 90% mehr oder weniger starke 
Linsentrübungen. Es ist daher verwunderlich, daß man sich trotz 
des zweifellosen Einflusses des Seniums bemüht hat, zum Teil 
sehr komplizierte Hypothesen über die Entstehung des Altersstars 
aufzustellen. Vogt wendet sich dabei besonders gegen Heß 
der in einer Reihe von Arbeiten den Altersstar als die Folge ge- 
wisser, im Körper entstehender Gifte auffaßt. Wie. in. einer Familie 


t 


2AN Te nen br 


Cris 


a 


ann 
ee 


Mr an 


“ 
u Er l en a a ER ` 
ze x u Se AY er” y s t ' Bu ug v 
= = -rà N m a > le Pc Een z m _ ma rn - 
= s an mr ... - u I, En en ne TUE Fee Pr ne u er: ——r - u = 
Bea Fa cn “re x a ee nn nt LOHNT aee ia ~Pa m 
e) a! u rk I Day: zu ee ne k nan >» er 
T rE rer Ta A Te 7 z 7: > Piel ALAE 5 > Snad 2 T - 
paii ent er in Fa se G 3 - a I AT ed - = a. SE en `z g 
z x < a -S 32% AORAR K En Krug re - a 
> Sey > - Ta + wer, ve - ze 
? n sy F e ` an; Taste u er. 
& er = mr A y TN > en > 
= { A : = d = acas 
z ra - 5 un er 
> £ =. er De TG 
nn I 5 Ense 4 
= u x ae > P 
- Era - 
- Nm 5 


PEGE 


~ 


Ben 


- Ar 
= r 
ihr 
ad 
~ 


> _ 
SE m m 
< ge E E 
a ze 


wyi 
B> Zune 
Br nr a „wars 
gie =~- aki soru 
ET 2 m 
Er eS ANE 


` 5 
ER 


ano 
rn m — 
ee acn 
= - 2 = 
a rs - ne 


722 
Jos 
= 


ara 


À 
Pa Te er 
„> $ 
Eae a 
ia ae 
Fedi 


REN 
EONIA 


ONTE 


® oa Ds EB SER 
EERE EHRE 


EUEN 


nt gen 
mel, Ir 
en) 


T 


haet kasr 
wu 
er 


Bi 


nn nen 


~ paeo 7. x aN 


-~ t PaK 
ET . 
DE Kor eap- a 4 
Nenn = 
Fi N nn 
e a Der 
Fe, @ u 
Brad er Fe Taw- 
EEE TO AEE EER Teea 
í ” > 1.8 
Loraas oa ae, S 
Tra toenn IE 
ER EN ar 


ee O 


Lon, TI 


er Pag 
pu E Tas 5 ee i a = en 
a a. EGN, en z.. mt 3 Alle er qe a E, = FR ie 
u‘ ee at ee z xa = EN “ x Wu. 
> E a on zZ RE er ag: z ze 3 f 2 
or re a. Te £ pe ae Ea T TS . ee 
ae OT TF “> EL See EASTA e TA ge E A 2- - = 
.- Uri \ a ... 2 Be BR = ee OL TE TE erh P x 
= < = e š p 2 -d a i 
7 < | a er ee 
+ . ..- = 


nesae 


Cea o B 


=i a 


i at 


04 
| 


erwähnen: 


ausm nn. Tue 


won Tee n na 


366 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15. 


manchen Familien auch der Altersstar frühzeitiger auf. Ana- 
mnestische Angaben in dieser Hinsicht haben nur relativ geringen 
Wert, zuverlässigere Anhaltspunkte hat dagegen das Studium 
präseniler Formen des Altersstars geliefert. Bei 600 jugendlichen 
Erwachsenen normaler Sehschärfe fand Vogt in 20% eine 
kranzförmig angeordnete Rindenstarform, die bei 800 Kinderaugen 
nicht gefunden wurde. Weitere Untersuchungen zeigten, daß diese 
Katarakt im hohen Grade vererbbar. ist; wo sie bei einem der 
Eltern sich findet, kann sie mit großer Wahrscheinlichkeit auch 
bei den Kindern erwartet werden. Ebenso findet man sie bei 
Geschwistern regelmäßig. Ein von Vogt aufgestellter- Stamm- 
baum beweist ebenfalls die außerordentliche Vererbbarkeit eines 
Coronarkatarakts.. Auch für andere Formen der Linsentrübung 
hat Vogt ähnliche Beobachtungen gemacht und hält es für 
wahrscheinlich, daß auch die spät auftretenden senilen Formen in 


ähnlicher Weise Folgen der Vererbung sind. 


Bei vier Fällen von Fleckfieber (2) beobachtete Zlocisti 
das Auftreten von vorübergehendem Exophthalmos, nur ein Fall 
fiel in die Fieberzeit, nämlich auf- den siebenten Tag, in den 
drei übrigen Fällen trat er sehr viel später auf, in die Zeit der 
Entfieberung. Alle Fälle waren ohne Dan der Lider und der 
Bindehaut, und ohne Beeinflussung der Sehschärfe mit normalem 
Augenhintergrund und normalem Gesichtsfeld. Gleichzeitig mit 
dem Auftreten des Exophthalmog und des Rezidivs traten Ver- 
änderungen in der Temperatur auf, doch ließ sich kein Bild 
über die Beziehung zwischen Temperatur und Exophthalmos 
gewinnen. Zlocisti nimmt ein flüchtig auftretendes Ödem als 


‚ Ursache an, um so mehr, als einer der Krankheitsfälle ohne 


irgend entzündliche Prozesse eine Schwellung des linken Unter- 
schenkels aufwies. 

In einem wegen Netzhautablösung enucleierten Auge fand 
Stock (3) eine merkwürdige Geschwulst, die sich als Myelom, 
das heißt Wucherung des normalen Knochenmarks, anatomisch 
charakterisieren ließ. An der dem Tumor benachbarten Stelle der 


Aderhaut lag unter der Lamina vitrea eine Knochenschale, in der | 


Markräume nicht vorhanden waren. Nach Analogie mit ähnlichen, 
zwar nicht am Auge beobachteten Fällen muß man wohl an- 
nehmen, ‚daß in dem degenerierten Auge eine Knochenplatte mit 
Markhöhle und Knochenmark entstanden war und dieses Knochen- 
mark durch Wucherung zur Entstehung der Geschwulst geführt 
hatte. Sonstige Geschwülste wurden bei dem Patienten nicht 
beobachtet, | 
Ganz (4) gibt eine Zusammenstellung von Augen- 
erkrankungen, die auf chronisch septische Zustände der Mundhöhle 
zurückgeführt werden und berichtet im Anschluß daran über zwei 
Fälle von metastatischen Uveal- und Netzhauterkrankungen, die 
auf eitrige Tonsillenentzündung zurückgeführt werden mußten. 
In dem einen Fall bestand eine schwere Retinitis, die schon 
ı/, Jahr lang mit Kochsalzinfusionen, Schwitz- und Queck- 
silberkuren ergebnislos behandelt wurde. Ob allgemeine Ur- 
sachen vorlagen, ließ sich trotz eingehender Untersuchung nicht 
feststellen, dagegen fiel es auf, daß die Tonsillen starke und 
reichliche Eiterpfropfen aufwiesen. Drei Wochen nach Entfernung 
der Tonsillen. trat eine sehr erhebliche Besserung der Sehschärfe 
ein. Rezidive wurden nicht beobachtet. In einem zweiten Falle 
handelte es sich um eine schwere lridocyclitis, ebenfalls ohne 


allgemeine Ursachen, auch hier trat nach Entfernung der Tonsillen 


ohne jede örtliche Therapie eine prompte Heilung ein. 
Leukämische Tumoren in der Orbita und an den Lidern 

sind wiederholt beschrieben worden, dagegen ist das Auftreten 

derartiger Geschwülste am Augapfel selbst eine große Seltenheit. 


Löwenstein (5) beschreibt zwei derartige Fälle, wo an beiden : 


Augen symmetrische, sulzige, flache, der Sklera unverschieblich 
aufsitzende Geschwülste von blaß fleischroter Farbe etwas mehr 
als ein Viertel des an die Hornhaut anschließenden Bezirkes außenoben 
einnehmend beobachtet wurden. Ein Jahr nach der Entfernung 
zeigte sich ein deutliches Rezidiv. Die Gesamtzahl der weißen 
Blutkörperchen war normal, dagegen die Zahl der Lymphocyten 
relativ stark vermehrt. Fünf Jahre nach der ersten. Beobachtung 
machte sich eine sehr starke Milzvergrößerung bemerkbar und 
nunmehr auch eine absolute Vermehrung der weißen Blut- 
körperchen und weitere relative Vermehrung der Lymphocyten. 
Röntgenbestrahlung änderte wenig. — In dem zweiten Fall war 
die Geschwulst lediglich auf die Sklera eines Auges beschränkt, 
die Zahl der weißen Blutkörperchen war normal, die Lympho- 
cyten eber vermindert als vermehrt. Auf Röntgenbestrahlung 
ging die Geschwulst gut zurück; doch ist der Fall noch nicht 


13. April. 


genügend lange beobachtet, um über den weiteren Verlauf etwas 
zu sagen. 

Bei vier Kindern, die sämtlich an lIritis, wahrscheinlich 
syphilitischen Ursprungs litten, beobachtete Fuchs (6) das Auf- 
treten von gürtelförmigen Trübungen der Hornhaut, in drei Fällen 
davon doppelseitig, und zwar handelte es sich bis auf einen Fall 
um sehfähige Augen, | 

Fuchs (7) hat die Stärke des Sphincter pupillae mit der 


Pupillengröße verglichen und dabei im allgemeinen festgestellt, . 


daß die Augen mit enger Pupille einen stärkeren Sphineter be- 
sitzen als die mit weiter. Die Fälle mit Pupillenweite über 4 mm 
haben im Durchschnitt einen Sphineterquerschnitt von 0,024 qmm, 
die Fälle mit einer Pupillenweite unter 4 mm einen Querschnitt 
von 0,0363 qmm, also um die Hälfte mehr. Diese Regel hat 
aber auch seine Ausnahmen. So beobachtete Fuchs zwei Prä- 
parate, welche beide dieselbe Pupillenweite von 3,4 besaßen und 
von welchen das eine einen Sphincterquerschnitt von 0,024, das 
andere einen Querschnitt von 0,0432 qmm, also fast doppelt so 
groß, aufwies. Die Stärke des Sphineters äußerte sich nicht bloß 
durch die Größe seines Querschnittes, sondern auch durch die 
Dichtigkeit der Anordnung der Muskelfasern innerhalb diöses 
Querschnittes, Je schwächer der Sphincter, desto kleiner und 
weiter auseinanderliegend sind die einzelnen, ihn zusammen- 
setzenden Muskelbündel. — Besonders stark fand Fuchs den 
Sphincter bei Hydrophthalmus, und zwar in acht Fällen. Während 
die Vergrößerung der äußeren Augenhäute bei dieser Erkrankung 
durch Dehnung geschieht, auch die Iris breiter wird, so wird die 
Pupille doch nicht weiter. Der Sphincter muß also der Ver- 
größerung der Pupille entgegenarbeiten und wird durch diese 
Arbeitshypertrophie wohl stärker. Eine Inaktivitätsatrophie scheint 
nicht vorzukommen, wenigstens hatte eine Frau, die 25 Jahre 
lang wegen Schichtstar ihre Pupillen ständig durch Atropin weit 
gehalten hatte, nach Aussetzen dieses Mittels eine Pupille von 
mittlerer Weite bei lebhafter Reaktion. 

Wie bekannt, hatten schon mehrere Forscher Gelegenheit, bei der 
anatomischen Untersuchung glaukomatöser Augen (8) Pigment- 
veränderungen festzustellen. So fand Lewinsohn das Pigment- 
epithel am hinteren Iriswinkel in der Nähe der Ciliarfortsätze zum 
Teil abgehoben, zum Teil verdoppelt. Es fanden sich eystenartige 
Räume, zwischen denen zahlreiche gewucherte und frei gewordene 
Pigmentepithelzellen gelagert waren; ferner fanden sich in der 
Gegend des Kammerwinkels in den Fontana schen Räumen, IM 
Schlemmschen Kanal teilweise deren Volumen vollkommen 
ausfüllend derartige Pigmentzellen. Mittels der Gullstrand- 
schen Nernstspaltlampe, die eine 86- beziehungsweise 108 fache 
lineare Vergrößerung gestattet, fand Köppen diese anatomisch 
erhobenen Befunde am lebenden Auge wieder, und zwar zum 
Teil an Augen, die objektiv wie subjektiv völlig gesund waret, 
die aber mit Rücksicht auf die obigen Erfahrungen als Präglaukome 
bezeichnet werden mußten. Es gelang Köppen, in acht Fällen 
den Übergang eines solchen Präglaukoms in ein auch klinisch 
nachweisbares Glaukom zu beobachten und damit den Beweis zU 
erbringen, daß die beobachteten Pigmentveränderungen für den 
primären grünen Star charakteristisch und nicht sekundärer Natur 
sind, eine Entdeckung von großer Tragweite für die weitere Auf- 
fassung der Lehre vom primären Glaukom. 

Da der Schlemmsche Kanal einer der Abilußwege des 
Stoffwechsels des Auges ist, so vermag die Vorderkammer be 
auftretenden Druckschwankungen im Auge diese Differenz norm 1 
weise auszugleichen, während sie bei Verstopfung des Kanals mi 
Pigmentzellen diese Aufgabe nicht mehr zu erfüllen vermag. 
Figentlich müßte man annehmen, daß die Vorderkammer dure 
eine derartige Störung vertieft. werden müßte. Das ist aber beim 
Glaukom nicht der Fall, sondern im Gegenteil, die Vorderkammel 
wird flacher als normal. Die größere Raumbeanspruchung VOR 
seiten des hinteren Bulbusabschnittes läßt sich wohl darauf rn 
rückführen, daß im hinteren Bulbusabschnitt der große GERT 
reichtum von dominierender Bedeutung ist. Setzt hier eine Hypa 
ämie ein, so muß es zu einer Druckerhöhung kommen, die & $ 
nicht mehr ausgeglichen werden kann, wenn die Vorderkamm 
als druckausgleichendes Mittel nicht mehr in Betracht ot 
Die Frage, woher der Zerfall des Pigmentepithels stammt, te 
Köp pen offen, denkt aber an eine sympathische tropbis si 
Störung, um so mehr, als man bei Läsion und Alteration des SY 
pathicus Depigmentierung der Iris beobachtet hat. f on 

Um den Fliegerbeobachtern das Aufsuchen von Flugzeug 
am Himmel zu. erleichtern, empfiehlt Löwenstein ( 


, 
-=> ` Ye È s - ` 
as -E FE a ‘ . a , 
RAS a E r = s = 5 ği . 
a E i R F 4 z ` G PA fi Ta * R ee 
A v. . ba 
a id oo n 


_ oo g l - Ta : . u ) | - _ k j g . è o! ET : = i E l i f 2 . | =à i | as a eu SEN en 
__ ©1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.16. — > COO 00000000 0 0 80T o t 

- e s r Pil i nn Ba 
a: £ ' ` ' : j pie A ER 


f= 18. April. > 


Betrachten des Himmels sich einstellt, fällt beim Gebrauch. der 


i 


niaaa aN 


sonders konstruierte Brillen. . Das Flugzeug ist leicht zu sehen, | | Er 
wenn es als Hintergrund. hochstehende weiße Wolken hat, dichte | beschriebenen Brille fast vollständig fort. - | | | EA 
dunkle Wolken stehen tief und verhüllen das Flugzeug vollständig. Literatur : 1. Vogt, Der Altersstar, seine Heredität und seine Stellung a 
Wiehtig ief, os aber, Pingzongo bel blauem Himmel kennttioh aa | aeg), sap make u Sum ac, Kiel Bd, dt D)o N: 
machen. Um nun den Helligkeitsunterschied zwischen Flugzeug | Mpi f Aughlk., Juli 1918.) — 3. Stock, Ein Myelom im Augeninnern, (Ebenda, Bi RETEN 
und Hintergrund zu vergrößern, sucht Löwenstein durch | Juli 1918.) — 4. Anna Ganz, 'Tonsilläre Infektionen als ätiologischer Faktor i M e er 
einen. Lichtfilter von der Komplementärfarbe des Himmelsäthers | metastatischer Augenentzündungen. (Ebenda; Juli 1918) — 5. Löwenstein, _ 1 Sn £ 
l | ö mphome.. (Ebenda, Novem- f i PEIRE k 
1); ARE EE 
To hi 5 


Leukämische und aleukämische epibulbäre L 4 
: Hornhauttrübungen.. (Ebenda, Fi 


diesen möglichst auszulöschen. Die Firma Zeiß hat entsprechende | ber 1918.) — 6. Fuchs, Uber gürtèlförmige 
| Über die Stärke des Sphincter pupillae, (Ebenda, 


Gläser konstruiert, die als Vorsteckgläser für alle Arten von Fern- | Juli 1918.) — 7. Fuchs, 
| n, Über den derzeitigen Stand der Glaukomforschung 


robren verwendet werden können. -Neben der ausgesprochenen | Jali 1918.) — 8. Köppe i 
? | an der Gullstrandschen Nernstspätlampe, sowie den weiteren Ausbau der Glau- I. Maga 
komfrühdiagnose vermittels dieser Untersuchungsmethode. (Zschr. f. Aughlk., 1, 
ber Fliegerbrillen. (Klin. ‘Mbl, f. Aughik, Ir SR a 


Steigerung der Sichtbarkeit von Flugzeugen. wird noch eine er- 
staunliche Vermehrung des Tiefeneffekts erzielt; auch das Flimmern, 


5 l i Bd. 40, H. 3.) — 9. Löwenstein, Ü 
das bei unbewaffnetem Auge innerhalb ganz -kurzer Zeit beim FE As | 


‚ November 1918.) 


Posen und für die drei nördlichsten Kreise Schleswigs. 
somit für den deutschen Rumpf 61,4 Millionen Einwohner. Durch den 
Anschluß ‘von Deutsch-Österreich kämen im günstigsten Falle etwa- 
9 Millionen Einwohner hinzu. Wenn aber Böhmen, die drei Bezirke von’ 
rein pneumonischen Formen von Grippe. Bei der Mehrzahl der Fälle Österreichisch-Schlesien und die deutschen Tiroler Bezirke südlich des 
fehlen venöse Stauung und sichere Veränderungen am Herzen. Die | Brenners nicht dazugeschlagen werden, dann wäre die Einwohnerzahl > 
Cireulationsschwäche kann also nicht die Folge primärer Herzinsuffizienz Deutsch Seberreiähs nur u 6,6 Millionen. Demnach hätte dann Neu- | 
sein, es wird sich vorwiegend um Gefäßlähmung handeln. u ouscaland, u onen | LU ner er | 
Seiffert (Berlin): Über zwei Fremdkörper in der Speiseröhre G eorg Güth (Berlin): Neuordnung der Sittenpolizei. Die beiden 
| neuzeitlichen Wesenszwecke der Sittenpolizei : sind: Gesundheitliche 


ei Wohndichte spielt für die Ausbreitung der Diphtherie in den Familien 
nicht die entscheidende Rolle. Die Sterblichkeit der ohne Serum 
en- ist über fünfmal so hoch als die der mit Serum 


Aus den neuesten: Zeitschriften. I. CHEN 
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) = | | i ae 4 i 
Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 13. | > K Eskuchen (München-Schwabing): Die aktive Immunisierung | Eos Et, 
Bessau (Breslau): Bakteriologische Befunde bei Fleckfieber. | 8°gen Heufieber. Die vom Verfasser hergestellte Pollenvaceine wird I: 
Siehe Vereinsbericht, Medizinische Sektion der Schlesischen Gesell- | YO? der Firma Wilh. Nätterer (München) abgegeben. > N... 
schaft für vaterländische Kultur vom 24. Januar 1919. | : o E Meinicke (Ambrock bei Hagen i. W.): Die Fällungsreaktionen 1 AR 
Klose: Der Rauschbrand und verwandte Erkrankungen der zur Syphilisdiagnose nach Meinicke und nach Sachs. und Georgi. ' Po- ; Here: Sa > 
Tiere. Des Verfassers und Anderer Beobachtungen, daß unter den lemik gegen. Reich. az ie | ZN en en, IF, DIR nea 
Erregern des Gasödems ein dem Ghon-Sachsschen Bacillus iden- | . Koslowsk y (Berlin-Lichtenberg): Die Ursache der ‚ Kriegs- MS EEE 
tischer und damit dem sogenannten Rauschbrandbacillus sehr nahe- amenorrböe. Der Verfasser ist gl eichfalls der Ansicht, „daß an Teil Fu DEE E 
stehender Mikroorganismus, der beim Rind typische Rauschbrandsym- der Kriegsamenorrhöe auf chroni sche : Mutterkornvergiftung zurück- 9 IR ae. 
ptome auslöst und durch tierisches Rauschbrandserum beeinflußt wird, zuführen Ss ‚denn > ‚bestehen gleichzeitig Sy mprome hagr Schwindel- 10 7 ae 
eine Rolle spielt, finden durch die Arbeiten von Fraenkel und. gefühl, ‚Mattigkeit, Kribbeln und Zusammenziehungen in den Fingern. aa he = 
Zeißler eine Bestätigung. | = Das Sistieren: der Menses kann aber auch andere Ursachen haben, wo- un) 088 ji en 
König (Münster i. W.): Über die Verdaulichkeit unserer Nah- für der Umstan d spricht, ‚daß manche Frauen jedesmal nach Anwesen- f; 3 
Tungsmittel. Solange keine sichereren Grundlagen für die Beurteilung | Pet ihrer Männer (oder während der Anwesenheit dieser) menstruierten. A. en 
des Nährwerts der einzelnen Nahrungsmittel vorliegen als jetzt, ist = Frinzing (Ulm): Wie groß wird die Binwohnerzahl von Neu- Ki i : 
man berechtigt, die alte, einfache Berechnungsweise der Ausnutzungs- | Deutschland sein? Die Einwohnerzahl Deutschlands war bei Kriegs- I eg 
werte beizubehalten; sie liefert allerdings nur Annäherungs-, Wahr- | beginn 68 Millionen. Bis'1. Januar 1919 schätzt der Verfasser die Zahl n 
scheinlichkeitswerte. - , j der Geborenen auf 4,8 Millionen. ' Gefallen sind 1,8, in der Heimat aeg. 
~ Seligmann (Berlin): Bericht über die Tätigkeit der Fürsorge- | gestorben 5,5 Millionen.‘ Von Ausländern ist während des Krieges RE. 
schwestern des Medizinalamts der Stadt Berlin im Jahre 1918. Die | @bgewandert Y Million. Ferner. sind wahrscheinlich in Abzug zu De 
bringen 3,6 Millionen, und zwar für Elsaß-Lothringen, für die Provinz ee 
_ Es verbleiben Toa 


behandelten Krank 


behandelten. u 
Frey (Kiel): Über die Ursachen der. Circilationsschwäche bei 


Er spontaner Perforation der Trachea und Aorta. In den beiden mit- ra nd: Ssinie: Rotana der Prostiiniert td 

- ‚gelellten Fällen entstand eine durch Fremdkörper hervorgerufene, | Überwachung und soz E E Oem.gemeld- 
ae CUTE per : schaftlichen Erfolge der Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. Die 

ebestimmungen 


zuchtpolizeilichen Druckmaßnahmen mit ihren Ausnahm 


r langsam fortschreitende, nekrotisierende Entzündung. 
gegenüber den Prostituierten sollten beseitigt werden. F. Bruck. 


welche im ersten Falle zur Perforation der Trachea, 
ung wäre in 


i lokalisierte, nu 
Im Mediastinum, 
Im zweiten der Aorta führte. Durch sachgemäße Entfern 
beiden Fällen das Leben zu erhalten gewesen. | | 
Liepmann (Berlin): Zur Indikationsstellung für die manuelle 
Placentarlösung bei Placenta praevia. Ohne: Blutung ist keine Placenta 


manuell zu entfernen, da man nie wissen kann, ob es sich'um eine 
Itene Placenta 


Placenta adhaesiva mit guter Prognose oder um die se Ä 
‚stereta handelt, er > Reekzeh. 


E Riecke (Göttingen): Kriegsdermatologie. Nach einem Vor- 

trage in der Medizinischen Gesellschaft zu Göttingen am 15. Januar 1919. 
on. Eugen Fraenkel (Hamburg-Eppendorf): Die blutschädigende 
Wirkung des Fraenkelschen Gasbacillus. Sie zeigt sich in einer ikte- 
Tischen oder mißfarben braun-cyanotischen. Färbung der 
aut, begleitet von der Ausscheidung eines roten, braunroten oder 


sehokoladenbraunen Urins. | 
. Citron (Berlin-Daklem): Über den Nachweis von Tuberkel- 


j bacillen im Urin, Das vom Verfasser angegebene Verfahren besteht 
ri der Harn nach vorheriger Erwärmung auf 40° auf ein 
semondfilter gegossen und bis auf wenige Kubikzentimeter abgesaugt 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 12. 

- — W. Spielmeyer (München): Eine Kfleinhirnveränderung bei 
Typhus abdominalis. In fünf Fällen von Typhus abdominalis konnte. 
im: Kleinhirn immer der gleiche Befund erhoben werden, nämlich ein 
„gliöses Strauchwerk“ in der Molekularzone' des- Kleinhirns. | 
u 0. B. Meyer (Würzburg): Über die Wirkungen von Frauen- und < 
Kuhmilch auf glatte Muskulatur. Nach einem in der Physikalisch- 
medizinischen Gesellschaft in Würzburg am 81. Oktober 1918 gehaltenen 
Vortrage. x : eg ER Br 

Franz M. Groedel (Frankfurt a. M.-Bad Nauheim): Kardiale 
 Stauung oder Lungensyphilis? Ein Beitrag zur Röntgendiagnostik der 
Lungensyphilis. Vorgetragen. in der Sitzung des Ärztlichen Vereins 


. Frankfurt a.M. am 7. Oktober 1918. Ä Ä 
Clemens Hörhammer (Leipzig): Zur ‚Ascaridenerkrankung 


der Galleuwege. Nach einem Vortrage in der Leipziger Medizinischen 


Gesellschaft. am 14. Mai 1918. | 

u Selberg:- Zur Ätiologie der Appendicitis. Die im Kriege | 

veränderte Kost. löst ee ln Anfall aus. 

wird, Der Ri i spur latinspatel vom Filter zu- | Denn die vermehrte vegetabilische Nahrung macht verstärkte Peristaltik 
Ae nk SR R vom Ffir K0 | Dann a E ac vB, 
..LCreiseh er (Rosbach. a. d. Sieg): Grippe und Lungentuber- zustände im Darm. ‚Ferner matok A zurzalk era sualtat dos 

 kulose, Bei Tuberkulösen verläuft die’ Grippe im allgemeinen günstig. | Fleisches und die Häufigkeit des verdorbenen Fleisches ‚und der Wurm- 


Zu ne 


TE PN Et 


een ae eg 


z.ent, 


368 | 1919 _ MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15. 


infektion Entzündungsprozesse durch chronische Reizung der 
Darmschleimhaut. So war fast bei allen schweren Appendieitis- 
anfällen ein diarrhöischer Zustand vorhergegangen. 

| Bachauer (Augsburg): Über Diphtheriebekämpfung in den 
Volksschulen Augsburgs. Hingewiesen wird ausführlich auf die hohe 
Bedeutung der bakteriologischen Diphtberiebekämpfungsmaß- 
nahmen. Namentlich auf die Bacillenträger muß gefahndet werden. 
Erst durch den Ausschluß dieser aus der Schule hörten die Epidemien 
sofort auf. Zu fordern sind ferner: ausgedehnte Anwendung der Serum- 
schutzimpfung in der Umgebung des Erkrankten und die möglichste 
Verbreitung der Serumfrühbehandlung. 

Bochalli: Grippe und Tuberkulose. Von den Tuberkulösen 
erkrankte eine verhältnismäßig geringe Zahl an Grippe. Meist wurde 
die Tuberkulose durch die Grippe in keiner Weise beeinflußt. Auch 
der Verlauf der Grippe war ein verhältnismäßig günstiger. Die Be- 
hauptung, daß Lungenkranke durch Grippe besonders gefährdet seien, 
trifft nach den Beobachtungen des Verfassers nicht zu. 

Walther Kaupe (Bonn): Hautverfärbungen bei Säuglingen 
und Kleinkindern infolge der Nahrung. Bei einer Reihe der Kinder trat 
nach dem Genuß von Mohrr üben (Karotten, Möhrchen) eine Gelb- 
tärbung der Gesichtsbaut (Wange, Nasenflügel, Stirn) auf durch den 
den Mohrrüben eigenen Farbstoff. Die Conjunctiva blieb immer frei. 
Auch war im Urin nichts Besonderes festzustellen. F. Bruck. 


Wiener klinische Wochenschrift 1919, Nr. 9 bis 11. 


Nr. 9. Marburg: Einige Probleme der Epileptikerfürsorge. 
Begründung der Notwendigkeit der Einrichtung von besonderen 
Epileptikeranstalten etwa nach deutschem Vorbilde. Zur Verhütung 
der Epilepsie wird der Kampf gegen den Alkohol empfohlen und das 
strenge Verbot der.Ehe in allen Fällen von konstitutionell bedingter 
epileptischer „R eaktionsfähigkeit“ ; bei konditionell bedingten Epileptikern 
muß von Fall zu Fall die Frage der Eheschließung beurteilt werden. 

Joannovies: Zur Behandlung der Diphtherie mit gewöhn- 
lichem Pferdeserum. Verfasser stellt sich in schroffen Gegensatz zu 
den Bingelschen Untersuchungsergebnissen und wünscht dringend, 


daß nach wie vor an der antitoxischen Serumtherapie festgehalten 


wird. Er meint, daß Bingels Untersuchungen über die Behandlung 
der Diphtherie mit gewöhnlichem Pferdeserum zu verwerfen sind, weil 
sie den Kranken eine Heilmethode entziehen, welche durch Jahrzehnte 


. sich bewährt hat, ohne dafür eine bessere zu setzen. Die Trage- 


stellung ist keiner rein klinischen Beantwortung zugänglich, sondern 
erheischt auch eine tierexperimentelle Beantwortung, die bereits seit 
langem gegeben ist. Das Resultat Binge ls aus der relativ geringen 
Zahl von Untersuchungen ohne Sichtung von verschiedenen Gesichts- 
punkten aus wird als vollkommen wertlos bezeichnet. 

Eisenberg: Über Säureagglutination von Bakterien und über 
chemische Agglutination im allgemeinen. Die praktische Verwendbar- 
keit der Säureagglutination wurde an 584 verschiedenen Stämmen ge- 
prüft. Es ergab sich, daß die Variabilität der Säureflockbarkeit eine 
zu große ist, als daß man dies Merkmal als Artmerkmal, diese Methode 
als zuverlässiges Differentialdiagnosticum anzuerkennen berechtigt wäre. 


= Versuche über die sogenannte chemische Agglutination mit Uranyl- 


acetat, Chromalaun, Sublimat, Formalin ergaben, daß bei diesen 
Flockungsmitteln die Bakterienarten der Typhus-Coli-Ruhrgruppe un- 
gefähr dieselbe Anordnung ihrer Flockbarkeit wie bei der Säure- 
agglutination aufwiesen, doch muß ebenso wie dort mit Rücksicht auf 
die Variabilität dieser Reaktionen die differentialdiagnostische Ver- 


‚wertbarkeit abgelebnt werden. 


Reach: Zwei Fälle von Vergiftung mit einem Sprengstoff (Cheddit). 
Der Genuß des irrtümlich mit Maismehl verwechselten Pulvers, das 
zwei Methämoglobinbildner als Komponenten enthält, führte nach drei 
Tagen zum Tode. n | 

Deszimirovics: Über einen interessanten Fall von Nicotin- 
vergiitung. Zwecks Selbstbeschädigung gegessener Zigarettentabak — 
mindestens 25 g — bewirkte eine etwa innerhalb 20 Stunden zum 
Tode führende Vergiftung. 

Nr. 10. Schlesinger (Wien): Zur Kenntnis der gehäuiten 
osteomalacieähnlichen Zustände in Wien. Die Stellung der endemisch 
auftretenden Affektion unter den Krankheiten läßt sich noch nicht 
sicher festlegen; es scheint sich um eine neue Krankheit- oder um einen 
neuen Typus der Osteomalacie -zu handeln. Als. Ursache ist die 
chronische Unterernährung mit nachfolgender Schädigung des endo- 
krinen Systems und langdauerndes, unzureichendes Kalk-Phosphor- 
angebot mit der Nahrung anzusprechen. Fast ausschließlich werden 
von der „Hungermalacie der Knochen“ ältere Menschen betroffen, bei 


denen schon physiologisch eine ständige Bereitschaft zur Kalkberaubung 


18. April. 


des Skeletts vorliegt. Die Therapie besteht in möglichst ausgiebiger 
Ernährung und Verabfolgung von Phosphor, Adrenalin und Kalk. 


Ranzi (Wien): Über die totale Ösophagoplastik. In vier Fällen 


wurde die antetborakale Ösophagoplastik unternommen. Sie konnte 
einmal völlig zu Ende geführt werden. Zur Anwendung kam die 
Wullsteinsche Methode der Ösophagusbildung aus dem Jejunum. 
da die Rouxsche Methode der Dünndarmmagenplastik, die als Normal- 
methode anzusehen ist, wegen Pylorusstenose und \erwachsungen des 
ganzen Magens nicht ausgeführt werden konnte. Der Hautschlauch 
wurde nach dem v. Hackerschen Prinzip gebildet. Ein anderer Fall 
wurde fast zu Ende geführt; beim Austritt aus der Klinik bestand noch 


eine Fistel, durch welche beim Trinken etwas Flüssigkeit herausfloß, 


v.ährend feste Speisen den neuen Ösophagus passierten. 


Müller (Wien): Erfolgreiche Hornhautplastik bei adhärentem 
Hornhautfeukoma. Es gelang in einem Fall von totalem Leukoma 
adhaerens, eine Hornhautplastik aus dem anderen erblindeten Auge durch- 
zuführen und mit guter Funktion zur Einheilung zu bringen. 

Deus: Beitrag zur Operation des Ganglion Gasseri. In fünf 
Fällen von Trigeminusneuralgie wurde die Exstirpation des Ganglion 
Gasseri nach der Krauseschen Methode der Haut-Periost-Knoehen- 
lappenbildung vorgenommen, nachdem die peripheren Methoden versagt 
hatten, beziehungweise wenn das gesamte Trigeminusgebiet befallen war. 
Zweimal kam es zum Auftreten von Hornhautgeschwüren, die zum Ver- 
lust des Auges führten. Vier Fälle wurden dauernd geheilt, in einem 
Fall traten zwei Monate nach der Operation wieder Schmerzen auf. 

Spiegel (Wien): Myelitis nach Grippe. Es handelte sich um 
eine rapide ascendierende Myelitis der grauen und weißen Substanz. 
bei der die Sektion über das gauze Rückenmark verstreute Herde auf 
wies, teils mit vorwiegend entzündlicher Infiltration, teils mit Malacien- 

Hamburger(Graz): Über die Ausscheidung artiremden Antitoxins. 
Entgegnung auf eine Arbeit von Hemplund Reymann in Nr. 8. 
1917 der Wochenschrift. l 


Nr. 11. Bauer (Wien): Aufgaben und Methoden der Konstitutlions- 
forschung. Zu den Aufgaben der Konstitutionsforschung gehört das 
Aufspüren und der Nachweis der konstitutionellen Disposition zu einer 
bestimmten Erkrankungsform. Ferner ist zu untersuchen, ob eine in 
einzelnen Fällen sicher erwiesene, disponierende, konstitutionelle Organ- 
minderwertigkeit in allen Fällen der betreffenden Erkrankungsart eine 
Rolle spielt. In letzter Linie muß die Konstitutionslehre Mittel und 
Wege suchen, um die Art der Organminderwertigkeit, wenn möglich 
anatomisch oder funktionell näher zu determinieren und auch dort fest- 
zustellen, wo sie nicht schon durch eine Erkrankung manifest iste 

Kreuzfuchs: Über Spondylosdesmie, ein von der Spondylitis 
deformans abzugrenzendes Krankheitsbild. Zwei Fälle von Wirbelver- 
klammerung nach Trauma mit Bildung knöcherner Spangen je an einer 
Seite zwischen zwei benachbarten Wirbeln. 

Pollak: Zur Differentialdiagnose der infektiösen Darmbakterien 
mittels des „polytropen‘“ Nährbodens „PN“ Die Benutzung des von 
Lange angegebenen Nährbodens empfiehlt sich für die Differential- 
diagnose der Typhus-Coli-Ruhrgruppe durch deutliche charakteristische 
und rasch eintretende Reaktionen, leichte und billige Herstellungswelß®. 
unmittelbare und dauernde Gebrauchsbereitschaft. einfache Anwendung‘ 
weise und geringen Materialverbrauch. 6.2. 


Korrespondenzblatt für Schweizer Ärzte 1919, Nr. 7 bis TE 

Nr.7. Sahli (Bern): Über die Influenza I. Es wird im è 
zelnen die Prophylaxe behandelt. Die medikamentöse Prophylaxe sow 
die Verwendung von Grippeschutzmasken wird abgelehnt, letztere" auf 
Grund experimenteller Untersuchungen an den existierenden Modellen. 
Die Frage des Schutzes gegen die Erkrankung durch die Influenza 
vaccination liegt noch im Versuchsstadium. Sichere positive Erfolge 
liegen noch nirgends vor. Zu beachten ist, daß zu große Dosiefuo 
der Vaccine provokatorisch wirken kann. | 


Nr.8. Eichhorst (Zürich): Über das Iniluenzaherz. Neben 
der Vasomotorenlähmung, deren Bedeutung im Verlauf der Influen22 
nicht irgendwie in Zweifel gezogen werden soll. darf nicht unberück“ 
sichtigt bleiben, daß die Influenza auch das Herz weniger mechanist 
als funktionell schädigen kann. Die Störungen sind freilich mehr UN 
angenehm als lebensgefährlich. Die Veränderungen betreffen Zahl un 
Rhythmus der Herzzusammenziehungen sowie die sensiblen Nerven g 
Herzens. Es läßt sich unterscheiden ein tachykardisches, CN bra N 
kardisches, ein extrasystolisches und ein kardioneuralgisches gpi 
herz. Das bradykardische Influenzaherz kommt bei weitem an hä A 
sten, das extrasystolische seltener vor; die beiden anderen gem 
wurden nur je dreimal beobachtet. Die Mehrzahl der Kranken 


mit 


r aus den Ja 


ıstik, die ak; 


| 


ug 
oimn"; 
wn O 


u den- Schußkanal für das Extrahieren der Instrumente, der andere wird 


Ä ` gelenk. Es kamen sechs Fälle der sogenannten Hoffaschen Krankheit 


 Plieae alares und im Ligamentum mucosum gelegenen subpatellaren 


J N 


der Überpflanzung von Knochenstücken kräftige Längs- und Querschnitte 
ausgeführt, wenn feste Knochen von der oberen Tibiametaphyse ent- 


sterbenden Knochens. rechtzeitig durch neugebildetes Knochengewebe 


Infziertem Gebiet zu schaffen. 


Rey 27 T nre Be a, a ae er Mi 2 ; N 
ž y paa et, $ 7 - F E {4 j . EN Ga a x i 
a - r 2 u  / ee u | i x 

; . E 


nÁ O T a’ š X 3 wir: í ; 
= 3 x T er . i ee N el Sn mare e A x% 2 er 2 E a 3. a t ' ia k ; 
N = é 2 er IHR, . R 7 H ji „”. i oo r Y k 3 3 
; i , Ey f l Po ‘ É © a y g T i ‚ f r 
à . s x A mi ~ . 


Bu 1919. — MEDIZINISCHE KLINIK: _ Ni 369 


Influenzaherzen waren Männer; vielleicht spielen Alkohol und Tabak - Zentralblatt für ynäkolo; ie 1919, Nr. 10 u. 11. 
eine begünstigende Rolle. Der Behandlung leistet das Influenzaherz oft -Nr. 10 Winter: Die. psychogene ’ Ätiologie der Hyperemesis 
großen Widerstand; sie ist die auch sonst bei funktionellen Herzerkran- gravidarum. Das Erbrechen der Schwangeren wird aufgefaßt bald als 


kungen übliche. 


Nr.9. Frey-Bolly (Aarau): Beitrag zur Kenntnis der Abder-- druck für eine nervöse Affektion. In diesen Fällen ist wieder zu unter- 
haldenschen proteolytischen Fermente im Blutserum. . Klinisch- experi- ‚scheiden zwischen einer vom Uterus. ausgehenden Reflexneurose, har 
mentelle Untersuchungen mit dem Mikrokjeldahl nach Abderhalden und | zwischen dem Erbrechen als hysterischem Symptom. Winter ver Bes 
der Kottmannschen Reaktion. Die Untersuchungen mit der Mikrostick- | die Ansicht, daß auch bei sonst ganz gesunden Frauen die Hyper- 
stoffbestimmung zeigten, daß das wirksame Ferment im ' Blutserum emesis psych ogenen Urspru nges sein kann und walır- 
schwangerer Frauen thermostabil ist. Die Methode kann als sero- | Scheinlich auch häufig ist. In solchen Fällen entsteht sie unter dem 
logische Untersuchungsmethode für oder gegen Schwangerschaft auch seelischen Druck einer, unerwünschten Schwangerschaft. Es werden 
heute noch nicht empfohlen werden, weil die Erscheinung der Ab- | verschiedene Fälle mitgeteilt, die zeigen, daß die Hyperemesis ihren 

_ Ursprung in der Depression über die Schwangerschaft hat. Daraus er- 


sorption nicht umgangen werden kann. Die Resultate der Kottmann- | Ursprung ir N ‚aa | 
schen Reaktion mit dem Eisenplacentar-Soreym, einer Metallverbindung | gibt sich. die Regel, in solchen Fällen durch eingehende Unterhaltung 


mit Organeiweiß, bei der das durch fermentativen Abbau freigewordene | einen Anhalt dafür zu gewinnen, ob ein psychogenes Moment vorliegt 


Metall nachgewiesen 'wird, konnten. bestätigt werden, doch muß die | Die erfolgreichste Behandlung ist die Transferierung der 
praktische Verwendbarkeit der Reaktion abgelehnt werden, da sie | Kranken aus ihrem Haus in die Klinik, dadurch allein wurde in 80% 
gerade bei den in Frage kommenden Fällen von Schwangerschaft inner- | der Fälle Heilung erzielt. Durch vertrauliche Aussprache ist das 


halb der ersten drei Monate fast ausschließlich zu Fehlresultaten führte. | psychogene Moment‘ herauszufinden und auszuschalten. Der Absicht 
Ä | f | der Frauen, sich wegen einer Hyperemesis von ihrer Schwangerschaft - 
Nr.10. Frey-Bolly: Weitere Untersuchungen mit der Kott- i 


f| befreien zu lassen, ist entgegenzutreten, wobei es notwendig ist, daß 
mannschen Schwangerschaftsreaktion. Die Resultate waren bessere àls 


one ie G ee i der eine Frauenarzt nicht ausführt, was der andere ablehnt. 
jich ee NUMSRUNE, m SDIUIDN een Nr. 11. Graefe: Über Prolapsgefühl ohne Prolaps als Kriegs- 


TER P: | s erscheinuhg. Während der letzten Jahre. wurden bei älteren Frauen 
Dubs: Über die traumatische Fetigewebswucherung im Knie- jenseits der Menopause Vorfallbeschwerden geklagt, obne daß ein Vor- 
fall nachzuweisen war. Außerdem wurde geklagt über lästige Empfin- 
_ dungen an den Genitalien. In’ allen Fällen handelte es sich um Frauen, 
bei denen in den letzten Jahren ein sehr erheblicher Fettschwund ein- 
getreten war und die Labien welk und schlaff waren. Gegen diese 
Neurose und die gesteigerte Empfindlichkeit gegenüber den unan- 
genehmen Empfindungen sind. Scheidenspülungen mit ‚verschiedenen 
Mitteln erfolglos. Linderung ‚brachte eine Cocain- oder. Anästhesin- 
salbe. Notwendig ist Besserung der Ernährung und Beseitigung der 
‚psychischen: Iosulte. = = | 
Graebke: Foudroyant verlaufende .Carcinomimplantationen nach 
Exstirpation eines bei der Operation geplatzten cystischen Ovarialtumors. 
Bericht über eine allgemeine Careinose des Bauchfelles und Metastasen- 
bildung in entfernteren Organen im Anschluß an die Exstirpation eines 
bei der Entwicklung geplatzten eystischen Ovarialtumors. Die. Frau 
erlag innerhalb von zwei Monaten der Carcinose. Es ergibt sich aus der 
Beobachtung, daß jeder Ovarientumor histologisch genau untersucht 
werden muß, weil auch anscheinend gutartige Tumoren sich als bösartig 
erweisen können, ferner ist es geboten, die intraabdominale Punktion 


zur Beobachtung. Es besteht eine entzündliche Hyperplasie des in den 


bettkörpers unter Durchwachsung desselben und teilweiser Substitution 
durch derbes Bindegewebe. Die Ätiologie ist immer ein Trauma. Ob- 
jektive Symptome sind’ eine wechselnd stark ausgebildete Quadriceps- 
alrophie, eine pseudofluktuierende Schwellung unterhalb und zu beiden 
Seiten der Patella, :Druckempfindlichkeit, feines Knirschen bei Auflegen 
der Hand; subjektiv treten Einklemmungserscheinungen auf. Thera- 
‚peufisch genügt zumeist eine konservative Behandlung, doch kommt 


als erfolgssicher nur die Exstirpation der gewucherten Zotten in Frage: 
G. Z. 


Zentralblatt für Chirurgie: 1919, Nr. 10 u. 11. 

Nr.10. Axhausen (Berlin): Die Periosteinschnitte bei der freien 
Knochentransplantation. Die Periostwucherungsvorgänge nach der Über- 

. Pflanzung spielen sich in erster Linie an den freien Schnitträndern des 
. Periostes ab. Nur von der tiefsten Periostschicht hängt die knochen: 
bildende Fähigkeit ab. Im übrigen Bereich des Knochenstückes wird 
diese Zellschicht durch die derbe Außenschicht von dem Mutterboden 
getrennt; nur an den Schnitträndern treten die Zellen der tiefen Schicht 
a unmittelbare Berührung mit dem Mutterboden. Es ist daher not- 
wendig, zahlreiche Schnittränder zu schaffen und deswegen müssen bei 


durch einen genügend großen Bauchschnitt zu exstirpieren.. K. Be. 


`- Therapeutische Notizen. 

Über diätetische und medikamentöse Behandlung 
kardialer Hydropsien mit besonderer Berücksichtigung der Karellkur 
und ihrer Modifikationen berichtet H. Salomon (Koblenz- 
Wien). Er empfiehlt statt viermal je 200 cem Milch fünfmal 200 Kar- 
toffeln (ohne Salzzusatz bereitet) oder fünfmal 200 g Banane, in 
der Absicht, auch das in der 800 g Milch enthaltene Kochsalz zu er- 
sparen und vielleicht auch durch den hohen Kalisalzgehalt beider Nab- 
rungsmittel die Ausfuhr der Chloride zu fördern.. Dazu wird 11 Flüssig- 
keit (Wasser oder Fruchtsaft) gereicht. Diese Kur kombiniert man 
erfolgreich mit Digitalis. (D. m. W. 1919, Nr. 12.) 2 

Zur Behandlung sekundärer Anämien empfiehlt Ernst Fried- 
rich Müller (Hamburg), die Knochenmarkstätigkeit durch 
parenteral einverleibte Eiweißkörper zu ..erhöhen. ` Er benutzt dazü 
„Aolan“, eine keim- und toxinfreie Milcheiweißlösung (in. Ampullen zu 
10 ccm von P. Beiersdorf & Co. in den Handel gebracht). Es werden 
davon 10.cem intraglutäal injiziert. Es handelt sich dabei nicht wie beim 
Eisen um eine Zuführung von Rohstoffen zur Neubildung der Erythro- . 
cyten, sondern um eine Reizung des blutbildenden Organs zu yer- 
mehrter Tätigkeit (Steigerung der Zahl der roten Blutkörperchen und _ 
Erhöhung des Hämoglobiüs). Diese Vermehrung der Blutneubildung 
bedarf in erhöhtem Maße der Zufuhr der dazu notwendigen Stoffe, die 
durch die Nahrung hinreichend einverleibt werden. (D. m. W. 1919, 
Nr. 12.) A ME - F. Bruck. 
= Über die Saccharosebehandlung der Lungentuberkulose nach Lo 
Monaco berichtet Bodmer Montana.. Es zeigte sich keine 
typische oder regelmäßige Wirkung auf die fieberhafte Temperatur, 
ebenso kein deutlicher Einfluß auf das Allgemeinbefinden. Die Saccharose 
kann kein Tuberkuloseheilmittel sein, hat aber eine recht schätzbare 


‘In das Periost geführt werden. Diese Periostschnitte werden jedesmal 
sommen werden. Dadurch wird erreicht, daß der Abbau des ab- 


ersetzt wird. 

Eduard M elehior: Zur Technik des Verschlusses eines 
Anus praeternaturalis. Es wird vorgezogen, nach Kirchmayrs Auf- 
frischung den Darm zu nähen, danach die Bauchwand weitgehendst 
anzulrischen bis überall normales Gewebe vorliegt, Deckung der Darm- 
naht durch Übernähung- mit gesundem Gewebe. Saar 


- Neil, Pelix Danziger (Berlin): Brwiderung zu den Be- 
Merkungen des Herrn W. Kausch über meinen Vorschlag zur Plombierung 
von Schädeldefekten. Es wird behauptet, daß das Knochengewebe und 
das Zahnbeingewebe histologisch als ähnlich aufzufassen sind, sodaß 
e Vorgeschlagene Plombierung auch auf den Knochen übertragen 
werden könnte | Be | | 

Ben: H. v, Haberer: Antwort auf den Originalartikel Finsterers 
Unna 2 des Zentralblattes für Chirurgie 1918. Finsterer hat zu 
‚recht behauptet, daß der von Haberer mitentfernte'Magenteil 
arein ganz schmaler Streifen ist: ir 

on Nußbaum (Bonn): Zur Technik der Entfernung von Steck- 
nn noRsei Bei Steckgeschossen mit langem, offenem Wundkanal, der 
schräg in die Tiefe läuft, werden zwei Wege benutzt, der eine durch 


0 


für: den Finger gebahnt, der die Zange zum Fremdkörper hinweist. 


Dadurch wird es- vermieden, einen weiteren Dporatonstigui i in 
Ä DE. 


E 
x A; $ 
e.“ 4 
-n `’ 
pani 
A Da a 


È ERRA ; 
a E $ 
ee = 
e E A na 17 


der Ausdruck einer Schwangerschaftstoxikose und bald als der Aus- , 


von Ovarialeystomen zu unterlassen und die Tumoren unverkleinert — 


MERLE SE 
ati ni DES Sand 
Hate 8. p 
: AN, a 
iga id 
ee 
Ha DS h 
Br i 
nE Za on 
, 77 e, 
‘ AOR E T ie: 
fs ER FED AE von 
[i $, A 
D ET BEA Aue 
S 
BT E 
PURE y 
RR i 

Aj oG ut 
$ Ky r + ur 
f um U. r 
f I: i, [AR 00 = 
f E I 
Í Ai; R ran 
r 4 pt + f 4 
$. 2 fi. 

i ` YE’ SES 
TUTE. Ee 
f T y B IRN 

j eo. t: 

H + Rn sucht, (a 
I er 
2 Ei un ft 
IE: BA 
gi P.: VARESE 
Fi Ei IKP R, 
P; Aiii 
T Zae 
PR, eo. 

| rn ; APET } 
A Rt u Een 

NT. ER 

mern : er es, EEE a 
TTE: P le 
Fi ki " Be 
Aut et 

i i or. | 
Hpi MOREE 
A ADENT 
PERTE +- BER eu 
Ai LE ET s 
1 R Po 
F iG r BAN ES J 
i RA ATSE 
ar ee E 
A 7 ts Eu 
Ice E poar 
TEA Figs Ba 
ETE r i 
IE: R 
E aT t ib er Sii 
ir ur air i 
ı RE sed $ 
Al 1% ma ; 
ln. ay: More] 
ap $ S i t 
£ AT. Ne, 

F raen OPTY t 
` È E] ur. 1 
ERTE n D RENI 
ale se, ee 
aan ‘ F 
PERIE 2: nd 
E veir . K 
D ul Mh, 
art, E 
E ae Ae a’ 
ee, EEE 
AR ni, 
Jr? ie 
Era BER 
ANAKE ERER 
[ SAHNE BE 
Hj E Ej n y 
arg H I 

+ 5 + 
Hi u K 

EAE T (0 

F 
Ti 
z 
N 
Ju! 
Inn) 


Ben ren, FRE 
PDS babaa aie n 1077 
3 - nn. Aas 


re 7 


_ 


ei - 
“men... SERR 


ie PN "i 


EP 


ed ee a T 
En 


or 


m 
tA = na te a: 
VA a a her a Pie 


Hr 


se o 0m Er - = sæ- ` sm o y T Ba sg nt 
Kor un Te ee E La = 
us Pe l = ei In 


> PER 
re er 


a Ti eie e 


mE E a 
ps 
« 


. Vogeler. DerCatgutfaden wird auf eine Spule aufgewickelt, die aus zwei 


370 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15. 


13. April. 


symptomatische Wirkung, nämlich eine exsudations- und entzündungs- 
hemmende. Intramuskuläre Rohrzuckerinjektionen von hohen Dosen 
und stark hypertonischer Lösung konnten nicht selten bei offener 
Lungentuberkulose eine starke Sputumverminderung und damit Husten- 
linderung bewirken, und zwar. oft in einem Maße, wie kein anderes 
Mittel, Schweiz. Korr. Bl. 1919, Nr. 8.) G. Z. 

- Einen neuen Fingerstreck-, Beuge- und Pendelapparat empfiehlt 
Salis in Base. Der Apparat wird von Niedermoser in 
Schaffhausen geliefert. Er besteht aus einer gepolsterten Hand- 
rückenplatte, welche fest an der Hand angeschnallt werden kann. 
Auf dieser Platte ist ein Ausleger angebracht, der nach oben in 
einen Haken ausläuft, nach unten in eine Finger-Glied- 
sehiene. Dadurch wird es ermöglicht, daß sämtliche Finger, auch 
der Daumen, mit Streckung, mit Beugung und mit Pendelung behandelt 
werden können. (Zbl. f. Chir. 1919, Nr. 10.) 


Eine Catgutkapsel als neuen Apparat zur Catgutersparung empfiehlt 


ineinander verschiebbaren Stücken.besteht. Die Spule wird auf eine Kapsel 
aufgeschoben, die einen Gewindestab enthält und an deren Boden sich 
ein Schleifhindernis. befindet, das gegen die Spule drückt. Eine Gefäß- 
unterbindung mittels dieser Kapsel wird in’ der Weise durchgeführt, 
daß die rechte Hand die Kapsel hält und die linke den 
Faden um den P6an herumführt. (Zbl. f. Chir. 1919, Nr. 11) Bg. 
Die Anwendung von Brom, speziell von Sedobrol, 
empfiehlt Koechlin zur Bekämpfung der Depressionszustände bei 
der Behandlung des chronischen Alkoholismus. Das Sedobrol ermög- 
licht es dem praktischen Arzt, einsichtige Dipsomane ambulant einer 
langdauernden Bromkur zu unterwerfen. Man beginnt mit kleinen 
Dosen von 1 bis 2 Tabletten, um beim Eintritt..der Verstimmungen 
bis 4 bis 6 Tabletten täglich zu geben. Die Chlordarreichung soll 
dabei möglichst eingeschränkt werden. Auch zur Bekämpfung der 
Abstinenzerscheinungen bei Morphinismus können Brompräparate mit 
Erfolg verwendet werden. (Schweiz. Korr. Bl. 1919, Nr. 9.) G. Z. 
Pürckhauer (Dresden) behandelt geschwürige Prozesse 
der Haut mit Kohlensäurewundpulver (aus Natrium bicarbonicum, 
Weinsäure und Zucker bestehend). Dieses auf Wunden gebracht (deren 
Umgebung wird vorher mit Zinkpaste abgedeckt) entwickelt Kohlen- 
säure in statu nascendi. Die aufschäumende Kohlensäure 
reinigt mechanisch das Geschwür und wirkt stark antiseptisch und 
antiphlogistisch. Durch den Zucker wird zugleich die Granulations- 
bildung angeregt. Zur Furunkelbehandlung empfiehlt der 
Verfasser Ichthyol. Man bringt mittels eines Holzstäbchens ein 
wenig reines Ichthyol (am besten durch längeres Abstehen etwas ein- 
gedickt) auf den Furunkel und die nächste Umgebung und legt eine 
ganz dünne Watteschicht darüber. Diese klebt fest auf der Haut an. 
Wird die Watte nach 24 Stunden mit einem kurzen Ruck abgezogen, 
so wird dabei mitunter schon der‘nekrotische Pfropf mit herausgehoben. 
Nur bei großen Furunkeln mit Tiefeninfiltration wird über die Ichthyol- 


. watte ein feuchter Verband gelegt. Um eine Weiterverbreitung der 


Furunkel zu verhindern, wird die Haut außerdem mit einer 20°/vigen 
Formalinlösung eingepinselt, der 5°%/o Glycerin zugesetzt werden, um 
so ein besseres Haften der gerbenden Flüssigkeit auf.der Haut zu er- 
zielen. (M. m. W. 1919, Nr. 12.) 

Zur Behandlung der Pilzilechten der Haut empfiehlt Kurt Kall 
(Nürnberg) die beiden specifisch wirkenden Vaceine Trichophytin und 
Trichon, und zwar bei tiefer Trichophytie. Hier bewährt sich ferner 
ganz besonders eine Kombination der Vaceinebehandlung mit der 
Röntgenepilierung. Auch bei ausgebreiteten, rezidivierenden, 
oberflächlichen Trichophytien (fast ausschließlich in der Bart- 
gegend, selten am behaarten Kopf — Schläfegegend —) ist die Epilation 
mittels Röntgenstrahlen das wirksamste Mittel. (M. m. W. 1919, 
Nr. 12.) | F. Bruck. 


der Abhandlung „Über neue therapeutisch wertvolle Aluminiumverbin- 
dungen“ (B. kl. W. Nr. 9) mit," daß der Name „Neotannyl* um- 
gewandelt wurde in die geschützte Bezeichnung „Altannol“. Das Prä- 
parat steht in keinerlei Beziehung zu dem von der Firma Gehe & Co. 
hergestellten Darmadstringens „Tannyl“. 


Blicherbesprechungen. 


H. v. Tappeiner, Lehrbuch der Arzneimittellehre und 
Arzneiverordnungslehre. Zwölite Auflage. Leipzig 1918, 
F, C. W. Vogel. 489 Seiten. M 16,—. 


Das in Ärztekreisen wohlbekannte Lehrbuch ist in 
seiner 9. Auflage hier (1912, S. 1004) zuletzt besprochen worden. Auch 
in der erweiterten und verbesserten Gestalt ist es geblieben, was es 


— 


In Ergänzung unseres Referates in Nr. 11 teilt uns der Verfasser 


sein will, eine praktische, auf wissenschaftliche Unter- 
suchungen gestützteArzneimittellehre, der Zusammen- 
stellungen über die wichtigsten neueren Arzneimittel mit Anwendungs- 
gebiet und kritischer Bewertung, ein therapeutisches Register und eine 
Übersicht über die wichtigeren Vergiftungen beigegeben sind; auch die 
Beschreibung der Arzneiverordnungen und die beigefügten Rezepte 
haben sich bewährt. Überall trifft der Leser auf willkommene Schilde- 
rungen von Vergiftungsmöglichkeiten, z.B. Amblyopien und 
Amaurose nach Atoxyl, Farnextrakt, Methylalkohol und Optochin; ferner 
Thyrojodin; Terpentinöl; #-Naphthol; Wismutsubnitrat als Kontrastmittel 
bei Röntgendurchleuchtung; die nicht abgebrühte oder nicht getrocknete 
Lorchel (Helvella esculenta); den gefährlichsten aller Giftpilze, den 
Knolienblätterschwamm (Amanita phalloides); das Salvarsan (0,2 bis 
0,3 bis 0,5 g) Auch zu den Fragen der Lebensmittelkonservierung 


mit chemischen Stoffen, die gleichzeitig Heilzwecken dienen, ist Stellung 
genommen. 


Der in die Lehrbücher von Meyer-Gottlieb und Landois- 


Rosemann übernommenen Nomenklatur des vegetativen 
Nervensystems (Langley) hat sich Verfasser angeschlossen: 
Das sympathische System versorgt die Drüsen und glatt- 
muskeligen Organe; seine Endigungen werden durch Adrenalin 
erregt. Auch pharmakologisch scharf davon getrennt ist das para- 
sympathische (autonome) System (teils aus dem Mittelhirn 
und Bulbus entspringend: Oculomotorius, Chorda und Vagus, teils 
aus dem Sakralmark kommend: N. pelvicus), dessen Endigungen durch die 
Alkaloide der Pilocarpin-Physostigmingruppe erregt 
und durch die der Atropingruppe physiologisch-antago- 
nistisch beeinflußt werden. 
System, das durch eingeschaltete Nervenganglien gekennzeichnet ist, 
und von dem die meisten Organe, Herz, Darm, Bronchialsystem, Fasern 
beider Gattungen beziehen, also doppelt innerviert ‚werden (Gleich- 
gewicht durch Peitsche und Zügel), wirkt lähmend Nicotin — 
Auch in dieser Auflage hat sich Tap peiners Buch neben den 


Auf das ganze vegetative 


Werken von Schmiedeberg, Meyer-Gottlieb und Poulsson 
ein eigenartiges Gepräge bewahrt. E. Rost (Berlin). 


D. Kulenkampff, Kurzes Repetitorium der Chirurgie. 
I. Teil: Allgemeine Chirurgie. Mit9 Abbildungen im Text. 181 Seiten. 
M4—. II. Teil: Operationslehre. Mit 16 Abbildungen im Text. 
195 Seiten. Leipzig 1918, J. A. Barth. M 5,—. 

Zum viertenmal ist das Büchlein erschienen. Wenn auch seine 
äußere Form unverändert blieb, so hat es doch inhaltlich mancherlei 
Zusätze und Änderungen erfahren. In kurzer, präziser Form gibt Ver- 
fasser ein klares Bild über die gesamte allgemeine Chirurgie. Jedes 
einzelne Kapitel ist — trotz seiner äußeren Kürze — sehr inhaltreieh 
und übersichtlich. Die Darstellung folgt, wie Kulenkampff sagt, 
im allgemeinen dem Lehrbuch der Chirurgie von Lexer. i 

Es behandelt alle „Gebiete, mit denen der praktische Arzt têg- 
lich in Berührung kommt und die der Studierende gründlich be- 
herrschen muß“. | Ä 

| Auch der zweite Teil liegt in dritter, völlig neu bearbeiteter 

Auflage vor. Er umfaßt die allgemeine und spezielle Operationslehre 

Die Darstellung folgt den Angaben der Operationslehren von Bier- 

Braun - Kümmel, Kocher, Bergmann -Rochs und 

Sehmieden. Mehrere kleine schematische Zeichnungen erläutern 

den Text. 

‚Sämtliche Operationen, nieht nur die typischen, sind in aller 
Kürze exakt beschrieben. Verfasser ist bestrebt, das Prinzip einer 
Operation verständlich zu machen, auf alle Feinheiten, besonders der 
großen Chirurgie, kann er nicht eingehen. Es ist ein gutes Nach- 
schlagewerk, aus dem man sich schnell den Gang einer Operation 
vergegenwärtigen kann. Werner Regen (Berlin). 


J. Jörger, Psychiatrische Familiengeschichten. 116 Seiten. 
Berlin 1919, Jul. Springer. M 6,40. T 
Die Geschichte der Familien Zero und Markus werden hier mit 
tabellarischer Gewissenhaftigkeit und fast romanhafter Kurzweil, inter- 
essiert und launig wiedergegeben. Da sich in diesen degenerierten 
Edelhäusern Trunksucht, Vagabundieren, Verbrecher- und u 
streichertum, Schwachsinn und moralische Verkommenheit auf Schrit 
und Tritt nachweisen lassen, so sind diese Familien? und Erbliehkeits- 
belege für den Psychiater von besonderem Reiz. Von der einen Familie 
sind 147, von der anderen Sippe 286 Mitglieder in ihren Schicksale‘, 
Neigungen und Trieben beleuchtet. Eine prachtvolle F orscherarbeil 
die den Verfasser 80 Jahre hindurch beschäftigt hat. Wer für pos 
probleme und Erblichkeitsstatistik Sinn hat, der beschäftige sich m 
dieser Studie, die zugleich ein gründliches Archiv von Dégénérós UN 
eine lebendige, anregende, fast zu bequeme Lektüre ist. Singe" 


` 


| Sprachstörungen. Die Krankheitserscheinungen gingen vorüber. Wegen 


a 5 r É wi 
a 


t 


Bp 871 
bia | A a y | Zr u n i i 
Elch ie Vereins- und Auswärtige. Berichte. °. . a 
Eyes, Bein 00.00. | ‚Die gelbe Leberatrophie sieht im lebenden Körper anders aus 
Register and i Verein für Innere Medizin. Sitzung vom 24. März 1919. J .als in der Leiche. Das Wesen’ der akuten gelben Leberatrophie ist 
= Sa tn: Tagara Brar | eine wilde Autòlyse und so ist das, was man in der Leiche sieht, ein 
aeeai Rö Bres a ó E ” a. en i 5 | autolytischer Verdauungsprozeß, der mit dem Prozeß in vivo nichts 
dee Sa nos HITS. Die Be i Knochensyphilis tritt in | mehr gemein hat. Die Regenerationsprozesse erheben sich tumorartig 
Anthus - en y P LUIE ra ilitiea. 'Makro- | Über die Leberoberfläche. Die Vitalität dieser.-regeherativen ‚Prozesse 
‚Andypad, © Erscheinung als Osteochondritis und als Periostitis syphilitica. ` Makro- bestimmt Prognose und. Verlauf der Erkrankung. Hier isť die Heilun 
ic]. skopisch sind die Veränderungen nicht zu sehen, während das Röntgen- möglich a: weil die Reg aora a die Leber wieder 
er i "e a a an der Orbita (Lebermetastase). Bei funktionstüchtig gemacht haben. Die Mehrzahl der in. der. Literatur 
ji m einem Mann von 34 Jahren, war vor sieben Jahren wegen en Be k De EA 
avaa WIF "der Aderhaut ein Auge herausgenommen worden. Dem Manne war | o or En a ne SE 
abe] os der Zwischenzeit gut gegangen, er war auch Soldat, September | Ser Yorker vergrößerten Leber, Misehwellng, Leucin und Thyrosin 
nen, ii. 1918 bekam er Schmerzen im Leib und Druckgefühl namentlich nach legende. bel denen Leuein. und Tieren fehlen. Die Heilun “ist bei 
-j dem Essen. OR tober fand sich eine Geschwulst in semem zb, dle der an sich seltenen Krankheit umerhin selten Die Ursache des ` 
and band "als Wandernier 9 angesprochen n urde. Später n abm se L eibumfang  Leberzerfalls ist die Steigerung der autolytischen Fermedtwirkung Zu 
regenti m, dabei MAL Ar remain Schwäche auf, und: vor nen Tagen starb . dieser kommt es primär durch infektiöse oder toxische Erkrankung der‘ 
Be) ‚et. Im Leib fand sich api ihm eine der Leber angehörende : ehr große Gallenwege. Hierauf ist bisher wenig geachtet worden; In den bei 
sa MP] Geschwulst. Das Gewicht der Lebor b Su 7a, lung a. anderen. der Laparotomie der Kranken ‘gewonnenen Probestückehen fand sich 
y Adreng,- Organe ki makroskopisch fast frei bis auf die u en Lymph- in einem Schnitt ein Gallengang, an dessen Basis sich ausges rochene 
itish drüsen. Bemerkenswert ist, daß ‚die Mutter des Kranken ebenfalls an Zeichen der Entzündung fan doa Für die ursprünglich S langitische" 
den DB} - Melanosarkom der Aderhaut operiert wurde und neun Jahre all Natur der Erkrankung spricht auch der Beginn, der dem des katarrha- 
d f a a MATRA > er, gestorben ne Pe a lischen Ikterus entspricht. Die eigentümlichen Koliken die hier be- 
', GaS varkom vom Auge in die. Leber genommen at, ist nic dar. ar 3 l a ae ER TEIIET EEE 
m ; E AE i 5 it | standen, waren ebenfalls auf die Cholangitis zurückzuführen. Bei einer 
p? a $ * R Zei sich eine ganze Reihe der gg Organe m zu ‚gleicher Zeit behandelten Kranken, die unter dem Bilde der Cholan- ` 
hanif | Po in Pankreas, ‚Lunge und Herz sieht man ne Caplllaren gitis erkrankt war und die zugrunde -ging fand sich eine akute gelbe 
m angesuilt pit Re uschen Zellen, In der Lunge fand I priom ein Leberatrophie und ein Cholesterinstein. Hier war also die Atrophie 
a | Be a ee war nicht vorhanden, ebenso keine Stauung unmittelbar im Anschluß an eine Cholangitis calculosa entstanden | 
ln aa BI: 200 RR. Be Unter den Ursachen spielt die Lues eine bedeutende R Ile. E 
Ai ei Fritz M unk: ‚Heberdensche Knoten. Bei a Schneider müssen aber regionäre Einflüsse hierbei alten weil U in Him. 
ieot) von 60 Jahren, der mibg miki mma nicht raucht, erfolgte mit 41 Jahren burg unter vier Kranken dreimal, hier in Berlin "unter fünf Leber- 
puai, eln Schlaganfall, bei dem die rechte Seite gelähmt wurde. Es bestanden atrophien nur einmal Syphilis feststellen konnte. Der Ikterus war hier . 


das initiale Symptom. > Auch das spricht für toxische Prozesse in den 


dp; D 
s} eines Magendarmlei j | i i i ER i | 
NEN Ami dr Haken Hand oteo Aalan Ob ar anni | Galenwogen. Die Annahme, daß bol rien Galengängen der Inc 
him?) der rechten Hand eine Bedeutung für das Auftreten der Knoten an | A@durch zustande kommt, daß die Leberzellen in der falschen Richtung 
ASI der linken Hand en a muß dahingestellt bleiben. Das | secernieren, ist nicht recht verständlich. Es. läßt. sich feststellen, daß in 
zii | Röntgenbild der Handkaschön bei dieser Veränderung zeigt Befun de allen Fällen von Ikterus sich zierliche, feine Thromben in den Gallen- 
` |. diẹ von denen bei der Gicht abweichen. aa ’ | capillaren finden. Daher kommt es zum Verschluß, zur Stauung und 
dÉ Parssor dünner Umber: ' Zur Klinik der. akuten gelben | Zum Reißen ‘der Capillaren, wodurch die Galle in Blut und Lymphe 
A Leberatrophie. Am 7. Dezember 1918 wurde in das Krankenhaus out ve Deruni 3120. Jode Form, yon Iktorus au Com Verschluh der 
Tun Westend ein Mädchen -von 18 Jahren eingelicfert das sieben Tage Kemneren Gallencapillaren, Auch auf rein mechanischem Wege kann 
fe Pi "vorher morgens beim Erwachen einen sehr intensiven Ikterus gezeigt. Ikterus durch yorup argon onge Spasmen ea hon: Icterus a omongne. 
W, hatte. Dieser hatte inzwischen noch zugenommen. Vom zweiten Tage G n a oinen Lal 80 len, wobei a „Sohlen, unmittelbar Bee 
pll% der Erkrankung an bestanden leichte Schmerzen, die von der Leber | “nem heftigen Schreck. ei a hochgradigen Irterus bekam, si a 
ji Aus ausstrahlten, aber niemals anfallsweisen Charakter hatten. Drei ee ke near A ka ia 1s0eine ‚dureh den Spasmus bedingte 
Ai: bis yi ; z | ahratıo | Ibrombenbildung anzunehmen. | AA i 
2 baunin, Fieber bestand ae, Die Leber sand era I Nahe |, Eae Therapie Del der aeutissime verlaufenden Form gibt es 
-| Die Milz war eben fühlbar Der Beib war weich and nicht druck- | Dicht. Bei den subakuten Formen sind Durchspülungen, Beschränkung Í 
ji empfindlich. Pulszahl 60 An Urn die hei Ikterus bekannten Bestand. | Y?r Eiweiß und Fett bei reichlich Kohlehydraten angezeigt. Bei'Lues 
er! feile, der Stuhl nicht acholisch. Vom elften Krankheitstage an Melas- | 15 Salvarsan anzuwenden. ` ` a DEF 
I ikterus, : Erbrechen, das allmäblich unstillbar wurde. Im Erbrochenen Aussprache. Westenhöffer: Das, was Umber in we 
sf war Blut. Das Blut selbst war eingedickt, es bestand . Polyglobulie gesehen ` hat, ‘war nicht- die akute gelbe Leberatrophie, sondern die 
Š, hoher Hämoglobi Be : über | heilende Krankheit, die auch die Konsistenzvermehrung bedingt. Ätio- 
l ean a E obinwert, Vermehrung der festen Bestandteile gegenüber Te er x l a 
! „em Serum. -Wassermann negativ. Vom 21. Tage an wurde die | logisch‘ spielt die Lues keine seltene Rolle. Der Ausdruck Angio- 
L Leber- rasch kleiner zuneh = “ Anathie Be menheit. Desorien- | Cholose ist nicht ganz unbedenklich. Hier kann man unter ihm eine 
Ý; tiertheit, , Temperatur wa Kr = A Kane 39 Leucin und | Erkrankung der feineren intracellulären Gallengänge verstehen, also 
a, Thyrosin worauf jed rn Wine See festzu- | den Ausdruck billigen. Zu | | 
W, stellen, - no ontersucht: wurde, war nie featzu- | Magnus-Levy: Wenn man in der Ikterusfrage' eine Ver- 
Ø, Verhalt, die Aminosäuren zeigten ein durchaus regelrechte | ö Magnus-Levy: IT ee 
nalen. Plötzlich wendete sich der Zustand wieder zum Besseren. einheitlichung vornimmt, so bleibt zu erörtern, ob die akute gelbe 
t „ 34 Tage konnte die Kranke wieder aufstehen. Sechs Tage | Leberatrophie nur eine Steigerung der katarrhalischen Formen dar- 
z! Später traten außerordentlich  heftire Anfälle vom l Charakter der | stellt und was dazu führt, daß diese Erkrankungsform entsteht. | 
Cholelithiagis auf, die sich airian der Ikterus nahm zu. Leber: - Plehn: Wie ist das Zustandekommen der acholischen Stühle in 
f; Ra Z wurden größer, es mußte ein ' Konkrement im Choledochus dem Krankheitsfalle ‚Umbers zu erklären? Vor Salvarsan ist in 
fi ei momen werden, Die Laparotomie ergab, daß die Gallenwege | solchen Fällen ‘zu WArneN: | an Er a 
Sa en, de Gallenblase war leicht injiziert. Der rechte Leberlappen . Zeller: Eine junge, gesunde Frau, die mehrere Anfälle von 
= linke Lager Tot als es der Regel entspricht, ähnlich verhielt sich der, | Gelbsucht gehabt hatte, erkrankte von neuem neun Wochen vor. Ein- 
A verin, DPen. Im ganzen war die Leber verkleinert, auf ihrer Kon- | tritt in seine Behandlung. Es bestand Meteorismus, Ascites, Acholie. 
| Es wurden entzündliche Prozesse im: Bereiche des Choledochus aŭ- 


f 
' 
i 
N 
í 
}. 


j 


i e ù Te 
“er Literatur nicht zu finden 


verita ; r 
maren aarden sich große, blaurote Geschwülste.” Auch an der Pforte 
gnose testel große rote entzündliche Knoten. Es wurde die Dia-, 
Regressior j t: Akute gelbe Leberatrophie im Stadium der enormen 
l po Die histologische Untersuchung. herausgenommener Knoten- 
die Diagnose. Ein Analogon dieses Befundes ist in 
gewesen. Die Kranke ist inzwischen 
liet fast en. Ihre Stoffwechselverhältnisse sind normal, Sie ássimi- 
8 restlos 100 g Lävulose, | Te u 
ke 


genommen. Nach Punktion des Ascites zunächst Erholung, dann 
rascher Verfall. Auf Drängen der Angehörigen Laparotomie. Außer- ;- . 
ordentlich starke Verwachsungen .des Darmes und Netzes im Bereiche 
des Duodenums, Choledochus und unterer Leberfläche. Die Leber zeigte 
tiefe Furchen zwischen tumorartigen Bildungen von ceystischem Cha- 
“rakter. Pankreas. sehr hart. Die Kranke starb, Obduktionsergebnis: `. 


völli 
Akute gelbe Leberatrophie. Entzündliche Erscheinungen im Pankreas. 


a E ARIY 


; E a 
CSa 4a 


18. April. ~ 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15. > OOo g1 


-t =.. a 

> e . 
= ALU 
rae - xr. 


A E kaz 
2 2 

Á a -x - 
DES fe 

i F; 


nn 


.. mn ig, 
ALTRE 
ae Sr 


ar. 


ne 
n- 


HIA Y. 


= Hke gow 
ei ae z 


rt“ 
ar 


Pe Ze 
> Ee PEE 
be seir. 3 
gun 

ea 
Le Ti 


DEN 
SIERT 


Se gan ee x & z 
7, x er “tr En un... RAT Ta r aien _ . 
Er ANNE a a. si TER ~ a aeaa a PEA . 
le m aE a. ~ e e EEES = =$ = 
ra naea Se ER End . i 
Seren 


ne. 


I 


FT 

= P 
EI 

u FRGER, 


E Ta ee 
—- 3a, Aea See PAA `à e.o 3 “ 
mu meee neun Fans; 20: 


. ER 2 
nm Nie 


Son EC TI 
ut 


m N Te er er 


` chronische Lungenentzündung) verursacht. Bei chronischer Lungen- 


Aes Zi. Du N: 


r r e a 
i -~ ap a e EEE a 2 ä Fü ~ a j % = = © = erz m 
Fr - = - - = ne. o - i » - - . y Snas ag. PODE AS eper De ap 3 
= s xX 5 . a Ma m E z a i ss > >’ Sl ; = muua - ` -aa mn e U UPE A 
> = x - < .- ta pa t = Š ac u - Mate = A A EEE 2 $ \ a nols = = 3 j g Eis ET > ME _ 
ar S . . re - LEBE ee ee er -z ern Su ME at = * ME 
- PER LT i E E Pe Er DTA “nu Pawl EN EEE gota Aao Ays A U CE, 0 Fi BER a a eE Er Te Sue 2 VE) 25 u 2 
; i : a E $ En f . Dre 7 - . on ; pa ! ns E 
s g ee re wa D i E 2 È AE g "y 2 = en R BR g Tr & © B 
ER: a i Bn a ea ee P ne er E u P . x = =... n j ne net er ee o une werner San a l k Bar 
y i = - nn Fug . u: PS = = SE BR U a an BE n Be Fe ars 
4 . H A _ en ae iR Ba f . . E To i 5 R i Ban ne 
5 5 B u N . - ir BE ME SE ren = u Me zani SE ZN * a Es 
a NEN An ee = Seu A TE Se ee FR er a 38 won à sy Ai i y EEE A 3 A ONEA es ~ ET ER Ta ER EN ee ie 
u f z.o e = 5 x 7 =: = s o NE a E a EEE. PER Flle : 2 re Be ae 7 
; - Bi x 5 -— E D i Ta R urn ae, m, mean > ee L. er CA Sie Ton a. en Rei ` 
= ` ; . g 3 Fa K = r = = 4 EL ET Tr nn mn Bene LEBT en > = 2 =.” = ar = == Be ie ee en Fine : RN = 
2 an a ae ee in ER = v g 5 EB r PE AR s-s e De nr et tz De a S 
ie ~ a iia - > 
Par mn. > oat Merron n atin = 5 =“ tr {ke We IS: PS are ee ET A ET Te y = = Aa 
- . E a 
i IE a ay e oE use 
$ “ EPE CE gi 
' we wire ee e 
et As er 
br a Er a DE 
= . ae  ETE A 
t 


372 © > 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK —. Nr. 18. 18. Apri. | 


Die früheren Anfälle von Ikterus dürften von entzündlichen Prozessen 
in den Gallenwegen herrühren, | 
| Huber: Ob hier wirklich restlose Heilung vorliegt, ist fraglich. 
In einem Falle seiner Beobachtung erfolgte der Exitus nach dem- 
zweiten akuten Anfall. In’einem zweiten Falle entstand das Bild der 
Lebereirrhose nach dem akuten Anfall. 

'Alkan beobachtete eine Kranke mit sehr großem Ascites, 
Ödem bis zu den Schultern. Dauer drei Monate. Als die cerebralen 
Symptome auf der Höhe waren, Lumbalpunktion ohne Ergebnis. Plötz- 
‘ liche Remission, die nicht vorhielt. Rückfall, Exitus. Bei der Ob- 
duktion regressive, tumorartige Prozesse, l 
| Citron: Salvarsan ruft keine gelbe Leberatrophie hervor! 
In sieben eigenen Fällen war Lues die Ätiologie, nicht das Salvarsan. 

Kuttner: In Berlin spielt die Lues dieselbe ätiologische Rolle 
wie in Hamburg. Bei Funktionsstörungen der Leber ist vor Salvarsan- 
* anwendung zu warnen, E | 
| Ceelen: Zwischen der akuten und, subakuten gelben Leber- . 
atrophie muß unterschieden werden. Bei der akuten beginnt _ der 
Prozeß im Centrum der Leberzellen. Die Veränderungen an den 
eigentlichen Gallengängen stellen sich erst später ein. Die Nekrose der 
Leberzellen ist das Primäre. Die Lues ist ätiologisch an erste Stelle 
zu setzen. - Während der. Kriegszeit hat er eine größere Reihe von 
Fällen aus den Munitionswerkstätten in Brandenburg gesehen, die 
innerhalb weniger Tage zugrunde gingen. Hier muß es sich um In- 
toxikationen handeln. 

Franz Müller: Di- und Trinitrotoluol rufen die akute gelbe 
Leberatrophie hervor. Hat während des Krieges eine Reihe von Fällen 
gesehen, von denen sechs gesundeten. Bei einem kam es zu drei 
' Rezidiven. Nachher genas. er. Unter sämtlichen mit Salvarsan be- 
handelten Syphilitikern gibt es höchstens vier Fälle, von denen man 
eine Schädigung durch das Salvarsan annehmen kann, Die von ihm 
beobachteten Kranken mit akuter Leberatrophie waren Syphilitiker. 

Fritz Fleischer. 


fernung verhinderte. Kleinere Tumoren saßen im unteren Dorsalmark, | 1 
am Lendenmark und an beiden Trigemini an der Hirnbasis, überall 
extramedullär. Histologisch handelt es sich um Endotheliome. Erste 
klinische Symptome, Schmerzen im linken Arm, ein Jahr vor dem $ 
Tode, später völlige Armlähmung. . : we 
8. Loewenthal: Die Späffolgen und die Nachbehandlung bei 
Schädelschüssen. Die subjektiven Beschwerden der Kopfverletzten sind 
überraschend einförmig. Ein Teil gehört zu dem „vasomotorischen 
Symptomenkomplex* (Friedmann), ein anderer umfaßt die seeli- 
schen Störungen, die man als „traumatische Hirnschwäche” zusammen- 
faßt. Die vasomotorischen Störungen sind auch objektiv festzustellen 
und für die Rentenfestsetzung besonders wichtig. Vor allem sind. sie 
experimentell hervorzurufen, insbesondere durch den Bückversuch und 
die Alkoholprobe. Durch Ergotin wird die vasomotorische Erregbar- by 
keit herabgesetzt. Vortragender empfiehlt daher intermittierende Ergo- In, 
tindarreichung, wodurch in einem Drittel der Fälle deutliche Besserung 
erzielt wird. Sie streben auch spontan der Heilung zu, ebenso wie die 
„traumatische Hirnschwäche“. Freilich dauert die Heilung ein bis vier - | 
Jahre. Sie kann durch Fernhaltung von Schädigungen, besonders vor- 
zeitigen Anstrengungen, sowie durch längere Strychninbehandlung 
unterstützt werden. Auf die Hirnnarbe sind, wenn auch nicht immer, 
die Kopfschmerzen und die epileptischen Anfälle zurückzuführen. 
Erstere sind zuweilen so quälend, daß die Ablösung der Narbe dureh 
Encephalolyse notwendig ist. In vielen- Fällen genügt aber zur Ere. 
weichung der Narbe die Röntgenbestrahlung. Die Spätepilepsie nach 
Hirnverletzungen ist wohl meist auf Verwachsung mit der Narbe m 
beziehen, daher durch Brom wenig beeinflußbar; darum ist hier die 
Operation angezeigt, falls die Röntgenbestrahlung versagt. Allerdings 
hören die Anfälle häufig auch spontan nach einiger Zeit auf. Die 
nachfolgende Knochenplastik ist fast stets überflüssig und setzt neue 
Gefahren. Die schlimmste Spätfolge stellt der Hirnabsceß dar. Der 
chirurgische Pessimismus, der ihn als unabwendbare Gefahr betrachtet, 
ist vielleicht doch nicht berechtigt, wenn es gelingt, die Bedingungen 
des Zustandekommens näher zu erforschen. Vortragender sehuldigt 


Braunschweig. 


a i n r CEP A] 
1 pf- H A a : | er FE h aa A al m E a: ke. W- A 


vor allem die zu frühe Verklebung der äußeren Fisteln an und ar 
_ f ° . n , a . re g | \ í à 
Ärztlicher Kreisverein. Sitzung vom 8. Februar 1919., aut Urne allen Mitteln entgngenzuwirken. En 
F, Franke: Demonstrationen: 1. Fremdkörper in der Lunge 
(Bronchien): zwei Knochenstücke, ein inkrustierter, in zwei Teile zer- Hamburg. 


fallener Gegenstand (Knochen?), ein Backenzahn, sämtlich nach längerem 
Verweilen in der Lunge (bis zu sechs Jahren) ausgehustet, haben im 
_ wesentlichen: nur leichte Erscheinungen (außer in, einem Falle: schwere 


Ärztlicher Verein. Sitzung vom 21. Januar 1919. 


Besprechung der Vorträge über Influenza. 


Zeißler erlaubt sich kein Urteil darüber, ob der Influenza . 
bacillus als Erreger anzusehen ist oder nicht. Jedenfalls handelt es 
sich um keinen harmlosen Saprophyten. | 

Appel lenkt die Aufmerksamkeit auf eine Nachkrankheit: den 
Haarausfall. Dieser hat etwas Charakterisches, nämlich die Massen- 
haftigkeit. Dagegen muß natürlich etwas geschehen. Der Haaraus- 
fall steht im Verhältnis zur Höhe des Fiebers. Je höher das Fiebti 
war, desto stärker ist der Haarausfall und um so früher tritt er ON 
Die Heilungsaussichten sind nicht schlecht, wenn man den Patienten 
klarmacht, daß es Zeit erfordert. Man verordne Medikamente, die eine 
stärkere Durchblutung der Kopfhaut veranlassen: hautreizende Mittel, | 
Massage, Bestrahlungen, auch innere Arzneien (Arsenik, Füttern: 
mit Leimsubstanz). E 

Lorey: Alte Leute waren. gegen die Influenza nicht gefeit, a 
krahkten im Gegenteil auch schwer. Bei der Influenzaempyemdiagn? i 
sind die klassischen Zeichen nicht sehr ausgeprägt. Man hört Rasse 
neben Bronchialatmen. Die Empyeme können abgesackt sem. n 
schwersten sind die lobär abgesackten zu diagnostizieren. In ese 
Fällen leistet das Röntgenverfahren wertvolle Dienste. ETA 

Paschen berichtet über die Erkrankungen im Heiligen-Ge® 
‚Spital. Es beherbergt über 200 Insassen im Alter von 70 bis 90 Jahre 
Die Leute wohnen zusammengedrängt und haben einen gemeinsal 
EB- und Beschäftigungssaal. Trotzdem kamen nur drei Erkrankung. 
mit einem Todesfall vor. Es ist also dort keine große InfektioS! 
vorhanden gewesen. ci 

Römer: Es hat uns alles im Stiche gelassen, WAS als r 
fisch gepriesen warde. Ein nihilistischer Standpunkt ist aber ar 
angebracht. Wenn ein Patient bald stirbt, so stirbt er am B a 
Gefäßkollaps. R. warnt vor dem Schwitzen, namentlich bei ln i 
und Herzschwachen, besonders bei den an Tachykardien Leiden a 
Prießnitzumschläge sind theoretisch auch nicht richtig. Man gebe he a 
Umschläge. Sie wirken tonisierend, exeitierend und unterdrücken her 
Hustenreiz. Richtig ist das Teetrinken. Es handelt sich dabei sit 


. N. a 
um eine Durchspülung. R. empfiehlt von Arzneien Antipyri und = 
midon mit Kodein. 


entzündung an Fremdkörper denken! Röntgenuntersuchung! 2. Vier 
Fremdkörper (zwei Gebisse, eine Nähmaschinenspule, ein Geldstück) 
durch Ausmelken nach Trachelotomia lateralis. (seitlichem Halsschnitt) 
aus der Speiseröhre entfernt. Empfehlung dieses vom Vortragenden 
schon früher!) veröffentlichten Verfahrens gegenüber;der gefährlicheren - 
ösophagoskopischen Entfernung oder der Ösophagotomie. 8. 13 cm 
langes Stück eines Seidenkatheters, zur Hälfte in der Blase geblieben, . 
durch Ausmelken vom Damm her entfernt. 4. Operativ durch Ektomie 
entfernter Gallenstein von bisher unbekannter Größe (12:7,5 em, Quer- 
umfang 22,5 cm, Gewicht 280 g). Nach längerem Liegen Gewicht nur: 
noch 67 g. Der Stein erweist sich nach Durchsägung als leeres Ei mit 
dicker Schale. Kurze Besprechung der Entstehung der Gallensteine. 
5. Röntgenogramm eines allmählich ohne allzu große Beschwerden ent- 
standenen perikarditischen Exsudats von bisher unbekannter Größe. 
Heilung durch zweimalige Punktion von 5 ] und 3 I. 6. Durch Ope- 
ration am 18. Januar 1916 gewonnene, intradurale, aber extramedulläre, 
bei ihrer Größe von 18 cm Länge, 4 cm Breite größte bisher erfolg- 
reich entfernte Rückenmarksgeschwulst, ein plexiformes Endotheliom, 
Rezidiv einer gleichen, vier Monate vorher entfernten kleineren Ge- 
schwulst. Zweites Rezidiv Mai 1916 durch Röntgenbestrahlung ent- 
fernt. Tod 10. Januar 1917 durch Hirntumor. Empfehlung der Röntgen- 
behandlung der Geschwülste des Rückenmarks, da dies gegen Röntgen- 
strahlen wenig empfindlich ist. ; l 

W. H. Schultze kann den „größten operierten. Gallenstein“ 
nicht als solchen ansehen; es handelt sich um die ganze Gallenblase 
‚mit stark verkalkter und inkrustierter Wand, das demonstrierte Lumen ` 
ist die Lichtung der Gallenblase. l 

W. H. Schultze demonstriert ferner das Rückenmark eines 
18jährigen Mädchens mite multiplen Tumoren der Rückenmarkshäute, 
von denen der größte seinen Sitz im unteren Halsmark hat und auf 
die Rückenmarkssubstanz übergegrifien hat, was bei der nach genauer 
topischer Diagnose vorgenommenen operativen F'reilegung seine Ent- 


a ne eg N Ir - BE 


1) Zbl. f. Chir.-1906 und 1913. 


ME 18&Apeil. 200201919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.15. 

en im unteren Dan Embden weist 1. auf das-frübe Auftreten im Felde und 2. das | im Unterhautzellgewebe als zarte Marmorierung‘ durehschimmern lassen 
an der Hin il _ Fehlen jeglicher Komplikation im Beginn der Epidemie hin. Nur | (Murchinsonsche Flecken). Außerdem. sieht man in bunter Verteilung 

ı um Entolie $ zweimal sah er Schwellungen am Oberschenkel (in der Muskulatur). | zahlreiche Roseolen, die zum Teil wegdrückbar sind, zum Teil umgeben 

Am, dieng Später kam eine große Sterblichkeit. Æ. beobachtete “einen Wechsel | von blaßblauen Höfen und nicht mehr wegdrückbar eine petechiale Um- 
Zu im Bilde der Influenza. Innerhalb der gleichen Kameradschäften ver- | wändlung durchgemacht baben. Die Zunge der Kranken ist wie bei 

nd die Nahhh? lief die Grippe gleichartig = Kameradschaftsgrippe. ‚Ausgeprägt war | Typpus abdominalis belegt, mit freien Rändern und Spitze. Die Milz ist 

n der Kopras die Leukopenie. Daß die -Grippe aus dem Westen kam, ist sicher. Es | palpabel und stark vergrößert. Die Leukocyten zeigen ‚hier wie in. der. u 

m dem wię. ist offenbar, daß der Streptokokkus etwas ist, was hinzukommt.- Im | überwiegenden Mehrzahl der Fälle eine Vermehrung, während der ver- 

nderer umbi & Anfang gab es — wie schon. erwähnt — nur reine, unkomplizierte | storbene Vater eine. Leukopenie wie beim’ Unterleibstyphus aufwies. 
firnschwäc et" Fälle. E. glaubt, daß die Influenza mit ein Grund für das Unglück | Der Blutdruck -zeigt die für Fleckfieber besonders : charakteristische 

mch objektiv kis- im Westen war. / u Sr : -| Senkung, die Patientin hat einen Blutdruck von 85- mm Hg. Der Puls 
htig. Vor alas. ` Böttiger sah nichts Schlechtes vom Nirvanol. Man darf stär- | der Patientin war im Anfang der Erkrankung bei einer Temperatur von - 
ch-den Bidwi ' kere Schlafmittel nur nicht an zwei Abenden hintereinander geben. Man | 40° 100, gleichzeitig bestanden heftige Kopfschmerzen. Sonst zeigte . 
Eine Influenzapolyneuritis ist oft nicht von einer | die Patientin keine Besonderheiten. Die sonst häufige Benommenheit . 

| ‚verschiedenen Grades, Apathie und Delirien fehlen hier völlig. Für die 


vasomotoriehe Ing 


er intermiti $, 


Fälle deutliches - 
ilung zu, dene» 
die Heilung alf < 


re omyl Ver . 
wenn auch nö 3 
Anfälle ano 


#) Ketzer ist, 


"Jahre später. 


` (z. B. bei Keuchhusten). 


; In höchstens 50 % der Fälle. 
Dicht. Er zeigt sich jedenfalls immer, wenn man ihn sucht. Suchet, . 


so werdet ihr finden!-Der Keim ist immer da. „Wie ist aber die Ver- 
3$ „breitung zu erklären? Die Influenza geht immer längs des großen Ver- 
Sp kehrs. Erst später geht sie auf die Dörfer. Sie steht‘ zwischen Masern 
38} - und Scharlach. Es muß sich um einen Erreger von einer Flüchtigkeit 
A. handeln, wie wir sie bei den jetzigen Erregern nicht kennen. 


_ Influenzepneumonie. 


-w tro 


‘ acht eine specifische Gefäßerkrankung, die sich vornehmlich in den 


es 


-wa 
PAR Tr. O 

rt ARE, re arg re | > 
zn æ: EES Mar a Be 
1 7, Far ak a * ’ 
ir “S A j i 


—y 


wechsle vielmehr. 
Poliomyelitis anterior zu unterscheiden. 
Schlußwort. Rumpel: Der Hauptstreitpunkt betrifft den 


 Influenzabaeillus. Dazu ist folgendes zu bemerken: 1. Bei der ersten 


Epidemie (1889/90) ist ‘er nicht gefunden worden, sondern erst drei 
2. Nach Bekanntwerden wurde er von den verschieden- 
sten Stellen gefunden in Fällen,.in denen keine Influenza in Frage kam 
8. Bei. der jetzigen Epidemie fand man ihn 
Hervorragende Forscher fanden ihn gar 


Fahr besprieht noch einmal die charakteristischen Zeichen der 


Graetz: Im Laufe der Diskussion erwies es sich, daß er ein. 
Er will aber aus epidemiologischen Gründen ein Ketzer 


bleiben. Gerade im Anfang, bei den reinen Fällen, fand sich kein 'In- 


A- fluenzabacillus. Keinesfalls genügt das häufige Vorkommen des Ba- 
g! ; -eillus, um ihn als Erreger anzuerkennen. 


Reißig. 


[4 
~a 


Kiel. | 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 20. März 1919. 
Schittenhelm .spricht mit Vorstellung einer Kranken und 


und Demonstration zahlreicher mikroskopischer Präparate über Fleck- 
ieber. Die Diagnose dieser gefährlichen Infektionskrankheit gewinnt 


jetzt für jeden Arzt deshalb: besonderes praktisches ‘Interesse, weil 


durch die eingetretene Disziplinlosigkeit in unseren Truppen immer 
wieder infizierte beziehungsweise verlauste Soldaten von der Ostfront, 
tz aller Vorschriften “und Entlausungsanstalten, in ihrer Heimat als 
Infektionsquelle eintreffen. Hier müßte dann wenigstens jeder Krank- 
heifsfall sofort erkannt werden und durch sofortige tadellose Entlau- 
‚ng und Überführung auf die Isolierstation eines Krankenhauses, sorg- 


Riligste Desinfektion der Wohnräume, Entlausung’und Quarantäne der An- 


gehörigen eine Weiterverbreitung der Krankheit verhindert werden. Bei 
dem vorgestellten Fall handelt es sich um ein 18 jähriges Mädchen am sie- 
benten Krankeitstage, das durch ihren aus Rußland heimgekehrten Bruder 


gleichzeitig mit dem inzwischen schon verstorbenen Vater infiziert wurde. 


Da. das Fleckfieber ausschließlich durch Läuse verbreitet werden kann, 
ist die Vorstellung eines sicher entlausten Kranken auch auf der Krank- 
heitshöhe vollkommen ungefährlich. Über die Art des Erregers und 
den. Übertragungsakt ist man besonders durch die Untersuchungen von. 
Nocha-Lima so weit unterrichtet, daß als Erreger ein kokkenähn- 
'iches Körperchen, Rickettsia-Prowazeki nach den Entdeckern genannt, 
m Blute des Kranken während des Exanthems kreisend, gilt, das mit 
= Blute beim Saugakt der stechenden Laus in deren Magendarm- 
al gelangt und dort nach Weiterentwieklung und Vermehfung nach 

Ul-Tagen infektiös beim Stich für Gesunde wird. Dieser Erreger ver- 


Roseolen und besonders zahlreich im Gehirn in. mikroskopsich kleinen 
Herden findet. Die Gefäßwände der. kleinsten Arterienverzweigungen 
gen sektorenartige Nekrosen und wandständige Thromben. Außer- 
dem finden. sich perivasculäre Infiltrate, die den Gefäßen abschnitts- 
weise gleichsam aufsitzen, ohne sie ganz zu umgeben. Nach einer zirka 
Mfägigen Inkubationszeit tritt nach raschem Fieberanstieg, verbunden 
mit heftigen Kopfschmerzen, in drei bis fünf Tagen .ein in einem Zuge 
entstehendes Exanthem auf, das sich bei der vorgestellten Kranken in 
überaus typischer Form über den ‚ganzen Körper einschließlich der 
Handteller und der Fußsohlen ausgebreitet hat. Überall finden sich 
erößere confluierende, bläulich schimmernde Flecken, die Gefäßherde 


Differentialdiagnose gegen Unterleibstyphus sind Verhalten von: Puls 


und Temperatur nicht zu. verwerten, wenn auch eine relative. Pulsver- 
langsamung bei Fleckfieber überaus selten zu sein scheint. Entschei-. 
dend ist vor allen Dingen das: Exanthem nach Art, Lokalisation und 


Zeit des Auftretens,, weiter die Blutdrucksenkung und die Weil-Felixsche 


Reaktion bei einem Titer von 1:200. Fleckfieberkranke und -genesende 
agglutinieren den dieser Reaktion zugrunde liegenden Proteusstamm X 19, 
der aus Blut und Urin fiebernder Fleckfieberkranker gezüchtet wurde, 
in Verdünnungen von 1:200 bis 1:3000. Typhuskranke geben nega- 
tive Reaktion. Die beschriebene Gefäßerkrankung läßt sich als weiteres. 
‚typisches Diagnosticum durch die histologische Untersuchung der Ro-_ 
seolen verwerten. Eine specifische Therapie des Fleckfiebers gibt es 
leider nicht. Rekonvaleszentenserum, Salvarsan, Optochinin haben sich 
nicht bewährt. Auch das’ in letzter Zeit bevorzugte kolloidale Silber. 
hatte keine sicheren Erfolge. ‚Es bleibt also nur eine rein symptoma- 


tische Behandlung besonders der schweren cerebralen Erscheinungen 
durch geeignete Bäder und eine Unterstützung der Herzkraft durch 


Digitalis und Campher. Eine Bekämpfung der das Leben gefährdenden 
Blutdrucksenkung durch Adrenalin und Strychnin hat keinen Erfolg 
und läßt sich bei der Eigenart. der Gefäßschädigungen auch nicht er- 
warten. Das Hauptaugenmerk bei dieser Krankheit ist deshalb auf die- 
schnelle Diagnose und eine unbedingt zuverlässige Entlausung des zu 


isolierenden Kranken und des Pflegepersonals zu richten. Die .Pro-. 


| gnose ist für unsere Bevölkerung überaus ungünstig. Während idie- 


polnischen Juden, bei denen die Krankheit endemisch ist, eine Sterb- 


lichkeit von nur 1°/ aufweisen und das Fleckfieber ohne schwere Er- 


scheinungen, gelegentlich auch ohne Exanthem, ohne Störungen. des 


'Kreislaufes und des Nervensystems durchmachen,: wurden bei unseren 


Soldaten bis zu 40°/, Mortalität beobachtet. Die auffallenden Unter- 
schiede in der Zahl der Erkrankungen im Sommer und im Winter 
lassen sich aus der Lebensweise: der russisch-polnischen’ Bevölkerung 
erklären, die im Winter in ungelüfteten Räumen zusammengepfarcht 


und dick eingekleidet ohne Rleiderwechsel, eine Brutstätte für Läuse - 


und die günstigste Infektionsmöglichkeit bietet, während sich im Sommer 
das ganze Leben im Freien 
gefahr gering ist. 


Weiland berichtet. die Ergebnisse seiner Forschungen über ° 
‚Diabetes bei chirurgischen Erkrankungen. Das für Ärzte bei der Be- 
gutachtung von Rentenansprüchen besonders in der Jetztzeit überaus 


wichtige Gebiet zerfällt in zwei Kapitel, die sich von der Entdeckung 
des Zuckerstichs durch Claude Bernard und der Arbeit über 


septische Entzündungen und gangränöse Zerstörungen bei: Diabetes . 


von Maréchal de Calyi 'aus den fünfziger Jahren des vorigen 
Jahrhunderts ableiten. Denn einmal handelt.es sich darum, ob ein 
Diabetes durch ein Trauma auslösbar ist und: zweitens um die prak- 


tisch wichtige Frage, welche Maßoahmen wir bei einem Diabetes zu 


treffen. haben, der durch chirurgische Erkrankungen kompliziert ist, 
Wenn man den Diabetes als eine Zuckerregulationsstörung bei über- 
empfindlichem chromaffinen System mit lokaler Pankreaserkrankung 
ansieht, so müßte man für. einen traumatischen Diabetes verlangen, 


‚daß ein Nachweis erbracht wird für eine direkte oder indirekte Ver- 
letzung des Pankreas beziehungsweise eines anderen diabetogenen Organs, 


oder der Nachweis intensiver summierter Reize auf ein minderwertiges 
Pankreas, in ‚dem gleichsam ein latenter Diabetes auf das auslösende 
Moment wartet. In beiden Fällen müßte außerdem festgestellt sein, 
daß tor dem Trauma . sicher kein Diabetes bestanden hat und daß 
zwischen dem Trauma und dem Ausbruch des Diabetes ein genügender 


zeitlicher Zusammenhang besteht. Bisher dürfte kein Diabetes nach 
einem Trauma beobachtet worden sein, der den aufgeführten Bedin- . 


gungen entsprochen hätte, und von der Mehrzahl der Forscher wird 
deshalb ein traumatisch entstandener Diabetes auch grundsätzlich: ab- 
gelehnt. Bei der praktischen Beurteilung wird man aber gezwungen 


abspielt und deshalb auch die Infektions- _ 


~ 


`a 
iR, nt 
werd 


TE rn 
Tan or 


u 
i - 
pE aE BAREEN 


wan 
Da 'ıs 


= Pa 
nn ng 
De 

m 


nenn den wem,‘ z 
e nn we ice 


RI 
e E E Sa a a a o e K T 
BI IT en en en 
non = ie iR =a 

i TE ~me i Fa 


an. 
Lam 


x 


1% 


ii aee 


2pmep a . i 
IDy ie : 
>” Er. x - mE GE, ern ei 
en ER nn un ee ENa ER RER PRO a NE 
ee u er ee  eree ch MN-. fa TANS. 
- gr: ey wa = = ee 2 = =a” PEE E - ” we. au. 
FR u d p - ome — BA a eraon] >- -0 on man me Daai 
Be - ie. BR mer Ser zu ee 


-~ 


h 
3 wi; 

-paene tS 

i `- ur. ei 
Finn RU 
DE een $ 

eo. A 2 5 s 
P ER. 


ee nr T 


Des” IT, es 
Ne En 


.- 


N 
a 


en -~ Fe. ~ 
a a i 
n— er 


a Sr a 
5 ea .. 
z or EZ 
2 E A aaie Fete 
tn Von E a a 


=> - 


Eee u e 


Be - Fr Ee = HER ei = 
m =e me. _ was ER B eur 
ij = g us mul i Er . Be 
on, = ~ - .-.- 
i E S ~ Da ie a ar y A 


s te g a a’ 


eraan O 5 
Toen oq 2 e eww, n s 
nas 


n~ NG 
ma SAYA 
s $ . 


-+ A 
DE Aana S 


| 


374 o © 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15. 


sein, die Grenzen für Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit eines nach 
Trauma entstandenen Diabetes weiterzustecken, besonders wird man 
sich wohl in allen Fällen mit dem Nachweis zufrieden geben müssen, 
daß vor dem Trauma keine Symptome eines Diabetes beobachtet worden 
sind. Bei den zahlreich beobachteten Kriegsdiabetikern waren vorher- 
gehende Verletzungen irgendwelcher Art nicht von maßgebendem Ein- 
fluß, dagegen wirkten die allgemeinen Kriegsstrapazen, die besonderen 
Ernährungsverhältnisse und namentlich wiederholte psychische Traumen 
nicht nur auslösend auf verkappte Zukunftsdiabetiker, sondern auch 
sicher verschlimmernd auf leichte Formen des Diabetes. Ist nach diesen 
Ausführungen ein traumatischer Diabetes prinzipiell abzulehnen, so ist 
eine vorübergehende Glykosurie, die aber niemals in einen echten Dia- 
.betes übergeht, wenn nicht schon eine Anlage für diese Erkrankung 
vorhanden ist, nach Traumen in vielen Fällen sicher erwiesen. Genaue 
Untersuehungen an 83 Fällen verschiedenster Traumen, die dem sehr 
großen Material der chirurgischen Klinik in mehreren Jahren als Stich- 
proben entnommen wurden, zeigten in 40 Fällen aller Altersklassen und 
verschiedenster Traumen jeder Intensität normalen Urin und normale 
Zückertoleranzgrenze, in 3 Fällen ließ sich ein Diabetes nachweisen, 
der schon vor dem Trauma bestanden hatte, ohne daß dies den Kranken 
bewußt war, in 5 Fällen ließ sich bei verhältnismäßig leichten Ver- 
letzungen ohne Commotio cerebri eine alimentäre Glykosurie erzeugen 
und in 85 Fällen von vorwiegend Commotionstraumen zeigte sich eine 
spontane Glykosurie mit Hyperglykämie ohne diabetische Symptome, 
‚ohne Polydypsie oder Polyurie. Diese Glykosurie trat sofort oder nach 
einigen Tagen auf und dauerte bis höchstens zehn Tage. Der Urin 
zeigte durchschnittlich 0,1 bis 0,5% Zucker (ausnahmsweise in einem 
Falle 2,6%), bei einer Tagesmenge von 8,0 bis 50,0 g. Aceton konnte 
in keinem Falle nachgewiesen werden. Die Schwere des Traumas geht 
mit der Glykosurie nicht parallel, ebenso zeigt sich keine Parallelität 
zwischen der Menge des Blutzuckers, der in diesen Fällen durchschnitt- 
lich 0,875 %, betrug und der Menge des Harnzuckers. Als Ursache des 
Auftretens von Zucker in allen diesen Fällen dürfte eine cerebrale ner- 
vöse Reizung der Zuckerstichgegend durch traumatische Fettembolien 
oder eine Leitungsstörung nervöser Bahnen durch Erschütterung an- 
zunehmen sein. Praktisch wichtig ist es zu wissen, daß es sich stets 
um eine transitorische, nicht entschädigungsberechtigte Störung han- 
delt, die keinen Anlaß bietet, einen später auftretenden Diabetes auf, 
ein Trauma zurückzuführen. Es dürfte sich bei Traumen empfehlen 
in jedem Falle die einfach auszuführenden Proben auf spontane und 
alimentäre Glykosurie auszuführen. — Die von 48000 Zugängen fest- 
gestellten 828 Diabetiker mit komplizierenden chirurgischen Erkran- 
kungen, mögen sie nun zufällige sein wie Cholelithiasis, Appendicitis 
oder infektiöse wie Erysipel, Abscesse, Phlegmonen, Furunkel, Katarakt 
Otitis media und vor allem Gangrän, wiesen die auffallend hohe Sterb- 
lichkeit von 46% auf, gegenüber einer Sterblichkeit von 24% bei intern 
behandelten Diabetikern ohne chirurgische Erkrankungen. Es handelte 
sich aber nun bei diesen 328 Fällen fast durchweg um nicht beziehungs- 
weise ganz unzureichend behandelte Fälle. Bei behandelten Diabetikern 
tritt keine erhebliche Steigerung der Mortalität durch notwendige chir- 
urgische Bebandlung ein, weshalb eine rationelle Behandlung des Dia- 
betes den besten Schutz gegen Komplikationen bietet. Eine besondere 


Erwähnung verdienen vier Fälle, die, unter Verkennung des vorhan- 


/ 
/ 


Berliner kassenärztliche Fragen. 
| Von 
San.-Rat Dr. Ignatz Sternberg. 

Das wenig befriedigende Ergebnis der während fast des ganzen 
vorigen Jahres gepflogenen Verhandlungen über den Abschluß neuer 
Grundsätze für kassenärztliche Verträge hat in der Berliner Ärzte- 
schaft, wie das nicht anders zu erwarten war, lebhafte Mißstimmung 
hervorgerufen, die sich nicht so sehr gegen die unzulänglichen 
Honorare, wie gegen die mit dem Inkrafttreten der neuen Ab- 
machungen bemerkbar gewordene Schwächung derärztlichen 
Organisation richtet. Wie ich schon seinerzeit berichtet habe, 
ist es den Kassen gelungen, die bisher durch die Vertragskommission 
der Ärztekammer hergestellten festen Beziehungen zwischen der gesetz- 
lichen Standesvertretung und den wirtschaftlichen Verbänden der 
Kassenärzte dadurch zu lockern, daß sie die bisherige Genehmi- 
gung der kassenärztlichen Verträge durch die Vertragskommission 
nieht mehr anerkennen wollten, sondern nur noch eine Begut- 
achtung zuließen. 

Die Ärztekammer hatte seinerzeit, um den in der Organisation 


Rundschau. | 


18. April 


denen diabetischen Komas, als abdominelles Koma, Ileus, Peritonitis 
zur sofortigen Operation eingeliefert wurden, die in derartigen Fällen 
wohl stets tödlich verläuft. Auf Grund aller Feststellungen ist zu fordern, 
daß nur lebensrettende Operationen nach strenger Indikationsstellung 
sofort ausgeführt werden dürfen. Alle anderen unabwendbaren Opera- 
tionen sollten erst nach einer vollkommenen Entzuckerung des Patienten 
vorgenommen werden. Alle Gefälligkeitsoperationen sind unbedingt 


abzulehnen. Carcinome sollten bei Diabetikern stets mit Radium- oder ı 


Röntgenstrahlen behandelt werden. Bei der Narkose ist Chloroform 
zu vermeiden. In allen Fällen handelt es sich also nicht um besondere 
diabetisch-chirurgische Erkrankungen, sondern um Krankheitszustände, 


deren Schwere bedingt ist entweder durch die allgemeine Schwäche 


und mangelhafte Widerstandsfähigkeit aller Organe bei Diabetikern oder 
durch häufig gleichzeitig vorhandene Erkrankungen, unter denen nament- 
lich die Arteriosklerose mit weitgehenden Schädigungen des kardio- 


vasculären Apparates eine Hauptrolle spielt. Eine Gesetzmäßigkeit | 
zwischen der Schwere der Erkrankung und der Höhe des Blutzucker 
gehalts ist nicht vorhanden. Die Behandlung des Diabetes hat durch 


eine geeignete Diät zu erfolgen und ist vor einer Operation im ge- 
gebenen Fall in brüsker Form bis zur Entzuckerung durchzuführen. 
Neben Nahrungsbeschränkung kommen in bekannter Weise Gemüsetag® 


und Haferperioden in Frage, die bei auftretender Acidose durch Hinzu- | 


gabe großer Alkalidosen zu unterstützen sind. Im Koma sind Alkohol 
und Kohlehydrate zu geben. Die Gefahren bei chirurgischen Eingriffen 
sind, abgesehen von den nicht erkannten unbehandelten Fällen, einer- 
seits auf gleichzeitig vorhandene Krankheiten, besonders Arteriosklerose 
und Kreislaufschwäche zurückzuführen, andererseits auf die Komabereit- 
schaft des Diabetikers, die bei der Narkose gefährlich werden kann. 
Haut- und Wundinfektionen sind bei rationeller aseptischer Behand- 
lung vermeidbar. Entgegen früheren Annahmen bietet die Hyper- 
glykämie für chirurgische Eingriffe an und für sich keine besonderen 
Gefahren. Zusammenfassend gilt das Wort Frerichs: „Der Dia- 
betiker gleicht dem müden Wanderer, welcher im dichten Nebel auf 
schmalem Pfad neben einem reißenden Strom einherschreitet, in steter 
Gefahr hinabzustürzen, wenn er ängstlich seine Schritte beschleunigt 
oder ein geringer Unfall, ein Stein des Anstoßes ihm in den Weg 
tritt.“ Deshalb bleibt es unsere wichtigste Aufgabe, den Diabetes recht- 
zeitig zu erkennen, rechtzeitig und ausgiebig zu behandeln und dauernd 
sorgfältig zu beaufsichtigen. r 

In der Aussprache weist Anschütz auf die überaus hohe 
Mortalität von 60% bei operiertem diabetischen Gangrän hin und 
glaubt, daß hierbei die Schädigung des kardiovasculären Systems dureh 
vom Gangrän resorbierte Toxine die Hauptrolle spielt. Hopp®’ 
Seyler weist auf das zu beobachtende gute Befinden der Diabetiker 
bei unserer Kriegskost. bin, das uns dazu bestimmen sollte, mit den 
sonst üblichen hohen Eiweiß- und Fettgaben zurückhaltender zu seim 
und außerdem stets für eine rege Darmtätigkeit zu sorgen. Scehitten- 
helm berichtet über erfolgreiche Entzuckerungskuren mit anderen 
Kohlehydraten und Getreidearten als Hafer, ist aber der Ansicht, daß 
die gelegentlich empfohlene Kartoffelkur nur zu Scheinerfolgen, UN 
auch dies nur in sehr leichten Fällen, führt. Schade weist auf das 
sehr auffallende und noch nicht geklärte Fehlen jeder Schmerzempfl- 
dung in der Nähe des Gangräns hin. Schackwitz 


drohenden Bruch zu vermeiden, unter gewissen Bedingungen ihre Zu- 
stimmung zu dieser Minderung des Einflusses der V ertragskommissio} 
gegeben; zu diesen Bedingungen gehörte auch die, daß der a 
verband drei seiner Mitglieder in die Vertragskommission pasen 
Man versprach sich aus der Mitarbeit dieser Herren einen Ausgleic 
der nun einmal weniger aus sachlichen, als aus persönlichen aruni 
zwischen beiden Instanzen bestehenden Unstimmigkeiten. Leider ha 
sich der Ausschuß des Centralverbandes . hierzu nicht entschließen 
können, sodaß die Vertragskommission. ihrerseits, entsprechend Ep 
Beschluß der Ärztekammer, gezwungen war, die Begutacktung der I ; 
seitens des Centralverbandes zugegangenen kassenärztlichen nn 
abzulehnen. In ihrer letzten Sitzung hat die Ärztekammer dieses le 
gehen der Vertragskommission gutgeheißen, sodaß also in Zukunft ei 
kassenärztlichen Verträge wieder der Genehmigung durch die er 
kommission unterliegen. Auf die Dauer wird dieser Zustand des Kamp : 
zwischen Centralverband und Ärztekammer nicht bestehen web 
können, es wird unter allen Umständen zu einem Ausgleich konm 
müssen, denn jetzt weniger wie je kann es sich die Berliner : = 
schaft leisten, ihre Organisation durch innere Zwistigkeiten zu schwät gr 
Zu welchen betrübenden Erscheinungen diese schon jetzt geführt ha 


SEEBRBEBREEZSSEEE® 


zwar ra AR 


I = 


BEEES 


u 


ma, 3 
iè in de : 
{ 

ı Krankheit 

‚bei D 

gungen dei; 


, al P. 
me Gesehmiit  ; 


r 
t 
d t 


öhe des I 


ch m l 


geder B i 
Taik 


jetet di 3 
keine mi 


ehs: W’ g | 


beweisen die Vorkommnisse in Wilmersdorf, wo € 
sich nicht gescheut haben, mit der- dortigen 'Landkrankenkasse,. die: 
bisher freie Arztwahl hatte, einen nur für sie gültigen Vertrag abzu- 
schließen und der Vertragskommission zur „Kenntnisnahme“ zuzu- 


‚schicken. a ln aan 

Es ‚sind Anzeichen dafür vorhanden, daß,. nachdem sich, der 
Centralverband eine andere Verfassung. gegeben ‚hat; durch die der 
Einfluß der Delegiertenversammlung gegen früher gestiegen ist und. 


besonders, nachdem ‘in der Leitung ejn Wechsel eingetreten ist, es | 


gelingen wird, die bestehenden Gegensätze zwischen ihm und der 
Ärztekammer auszugleichen und der Vertragskommission wieder zu 


‘ dem Einflusse zu -verhelfen, den sie im Interesse der Ärzteschaft un- 


N” 


bedingt braucht und. den ihr. eine .lediglich .begutachtende Tätigkeit 
nicht verschaffen kann. Alle in Betracht kommenden Faktoren: sollten 


sich doch darüber klar sein, daß die Groß - Berliner ärztliche Organi- | 


sation den Belastungsproben, denen sie in der nächsten Zeit ausgesetzt 
sein wird, nur bei völliger Einigkeit gewachsen sein wird. Deshalb- 


sind alle Bestrebungen -freudig zu begrüßen, die dieser Einigkeit Vor-’ 


schub zu leisten geeignet sind. Als solche ‚sind anzusehen die Ver- 


sicherung der Kassenärzte 
bundes. er | L 
Die Versicherung der Kassenärzte hat, seitdem ich 
zuerst hier über ibre Ziele berichtete, einen großen Schritt vorwärts 
gemacht. In den. neuen Grundsätzen, die einen integrierenden Bestand- 


teil der kassenärztlichen Einzelverträge bilden, ist mit. Zustimmung: | 


der Kassen eine Bestimmung enthalten, wonach jeder - Kassenarzt 
verpflichtet ist, während der Dauer des Vertrages Mitglied des 
Vereins für die Versicherung der Kassenärzte Groß - Berlins zu sein. 
Ferner ist jeder Kassenarzt vertraglich verpflichtet, sich ‚für Ver- 
sicherungszwecke einen noch zu bestimmenden Teil seines kassenärzt- 
lichen Einkommens: abziehen zu lassen. Dadurch ist die Möglichkeit 
einer Kollektivversicherung aller Kassenärzte geschaffen, mit allen Vor- 
teilen einer solchen. — billige Prämien, Wegfall oder Milderung der 
ärztlichen Aufnahmeuntersuchungen und ähnliches. Der Versicherungs- 
träger ist die Versicherungskasse für die Ärzte Deutschlands, mit der 
augenblicklich noch Verhandlungen über- die Art der Versicherungen, , 
die Höhe der Prämien, ‘deren Verwendung. gepflogen werden. Das 
Bindeglied zwischen dem einzelnen Versicherten und der Versicherüngs- 
kasse ist der neugegründete Verein zur Förderung der Versicherung 
Groß-Berliner Ärzte, dem alle Versicherten angehören und der -die Auf- 


gabe hat, die Interessen der Versicherten der Versicherungskasse gegen- 


über‘ zu vertreten. 


Außer den Kassenärzten. können andere ärztliche 
Interessengemeinschaften, wie Schulärzte. Armen-, Rettungsärzte, aber 


2i auch ärztliche Einzelindividuen unter den gleichen Bedingungen Ver- 
‚Sicherungen abschließen. Mau kann sich nur schwer eine. Vorstellung 


„davon machen, welche ungewöhnlichen Schwierigkeiten zu überwinden 
‚Waren, um das bisher vorbildlose Unternehmen zustande zu bringen, 
‚ mit dessen Vollendung sein Schöpfer, Geh. San.-Rat Dr. S. Alexander, 


E en 


.. Schaft erworben, ein neues hinzugefügt hat. 


die. Groß-Berliner Ärzte- 


den vielen Verdiensten,’ die er sich schon um 


‘Noch nicht ganz so weit: wie die Versicherung‘ der Kassenärzte 


‚Ist die Gründung desÄrztebundes von Groß-Berlin gediehen. 
Einer der wesentlichsten Gründe für das etwas langsame Tempo in 


‚Seiner Entwicklung -ist die durch ‘die politischen Unruhen hervor- 


gerufene- Störung. der Verkehrsverhältnisse gewesen und *es ist be- 


‚gründete Hoffnung. vorhanden, daß dieses Tempo nunmehr etwas be- 
‚Schleunigt werden wird. Verschwiegen darf allerdings nicht werden, 


x 


~ 


À. 


- 


vo» 


ı Ist, daß es gelingen wird, dem Einhieitsgedänken zum Siege über den 


` 


Schaft begonnen werden. 


>o% 


azuführen, erkennen lassen, sodaß begründete Hoffnung. vorhanden 


daß trotz der auf allen Seiten vorhandenen Geneigtheit, an die Stelle 
der bisherigen durch den Ärzteausschuß von Groß-Berlin dargestellten 
Repräsentation der Groß-Berliner Ärzteschaft etwas Neues zu setzen, 


noch keine völlige Einmütigkeit über die Form dieser neuen Reprä- 


Es sind da -noch. gewisse partikularistische 


sentation vorhanden ist. 
en, die dem .Grundgedanken des Ganzen, 


Bestrebungen zu überwind 


‚eine Vertretung der Groß-Berliner Ärzteschaft auf breitester demo- 


kratischer Grundlage zu schaffen, noch unsympathisch gegenüberstehen 
und es lieber sehen würden, wenn ‘den bestehenden standesärztlichen 
in dem neuen ‚Bunde gewisse Vorrechte eingeräumt 


Organisationen 
Würden. Andererseits liegen bereits zahlreiche Erklärungen solcher 


Vereine vor, die ihre Bereitwilligkeit, ihre Mitglieder dem neuen Bunde 


, 


sartikularismus zu verhelfen. Demnächst soll der fertiggestellte 
Satzungsentwurf veröffentlicht und mif der Werbung für die Mitglied-. 

d Der. Aufbau des Bundes ist folgendermaßen 
a das Fundament sollen örtliche Untergruppen — nach Post- 
1 ‚Olizeibezirken abgegrenzt — bilden, deren Mitgliederzahl zwischen 
Ä „bis 300 betragen soll und denen die innerhalb der Grenzen der 


und die Gründung des Groß-Berliner Ärzte-. -f 


u me~ Be) i Pe AE E k nes 
7 18, Spril. Soan. 4 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15.. EEE 375 
eine Handvoll Kollegen | Gruppen. wohnenden Mitglieder angehören. müssen.- Dieser Unter- 


gruppen dürfte. es ungefähr 20 über Groß-Berlin verteilt geben. Sie 
erhalten alle gleichmäßige Satzungen und Geschäftsordnungen, wählen 
sich ihre Leitung und außerdem je einen. Vertreter. in den Ausschuß. 
‘Dieser setzt sich außer den Vertretern der Untergruppen noch aus 
einer ebenso großen Anzahl . von. Vertretern zusammen, die aus allge- 
meinen. Wahlen aller Vereinsmitglieder hervorgehen. Aus der Wahl 
-der Ausschußmitglieder geht dann die oberste Spitze des Bundes, der 
neungliedrige, geschäftsführende ‘Vorstand ..bervor, der in ‚Gemeinschaft 
mit dem Ausschuß alle Angelegenheiten der Berliner Ärzteschaft von 
allgemeinem Interesse berät und beschließt. Zu den Aufgaben des 
"Bundes sollen satzungsgemäß gehören: 1..die Wahrnehmung der ärztlichen 
Standesinteressen in wirtschaftlicher, sozialer und ethischer Beziehung, 
2. eine gerechte Beteiligung aller Ärzte an der ärztlichen Versorgung 
.der Bevölkerung, 8. die Förderung ‘der Anteilnahme’ und ‚Mitwirkung 
der Ärzte an allen Fragen der Volksgesundheit, 4. die Pflege der 
Kollegialität. “ | en a, 
‘Des neuen Bundes harren große Aufgaben: die politische Um- 
wälzung mit ihren Auswirkungen. auf die kommunalen Verhältnisse 
wird sich gerade. in Groß-Berlin auch für die. Ärzteschaft sehr stark 
‘bemerkbar machen. Die mit. der Eingemeindung der Vororte im 
< Zusammenhang stehende Vereinheitlichung der kommunalärztlichen Ein- 
richtungen — Schulärzte, Armenärzte, Öffentliches Rettungswesen — 
wird nur dann nicht über die Köpfe der Ärzteschaft hinweg vor- 
genommen werden können, wenn diese ihren auf die Neugestaltung 
dieser Dinge. bezüglicheun Wünschen den genügenden Nachdruck zu 
geben imstande sein wird; das wird sie aber nur dann können, wenn 
sie der"Öffentlichkeit gegenüber ebenso geschlossen auftritt, wie ent- 
‚schlossen, -alle zulässigen. Mittel. anzuwenden, um. zu verhindern, daß 
man in Gesetzgebung und Verwaltung über sie als nichtbeachtlichen 
Faktor hinweggeht. Voraussichtlich wird sich schon in der allernächsten 
Zeit zeigen, ob die Groß-Berliner Ärzteschaft imstande ist, sich. die 
ihren Wünschen und Forderungen nötige Beachtung zu verschaffen: 
bekanntlich steht die- Einführung der Familienversicherung bei den 
Krankenkassen vor der Tür; Ärztekammer, Centralverband der Kassen- 
‚ärzte, Vertragskommission haben dazu Stellung genommen und eine 
. Anzahl von Forderungen formuliert; Vertreter der genannten Körper- 
schaften werden demnächst im Rathaus unter dem Vorsitz des Herrn 
 Oberbürgermeisters von Berlin in Gemeinschaft mit ‘Vertretern der 
- Groß-Berliner Gemeinden und solcher der Krankenkassen in Ver- 
handlungen über die Bedingungen eintreten, unter denen die Familien- 
versicherung‘ ,bei den Groß-Berliner Krankenkassen eingeführt werden 
soll. Der Hauptdifferenzpunkt zwischen Ärzten und Kassen dürfte 
‚wohl die Frage der Art der kassenärztlichen Versorgung der Familien- 
angehörigen sein — zeigen sich.die Kassen der von der Ärzteschaft 
aufgestellten Forderung’ nach Zulassung sämtlicher zur Behandlung: 
bereiten Ärzte — mit gewissen Einschränkungen — ebenso: abgeneigt, 
wie bisher, dano, das kann man wohl heute schon mit ziemlicher 
Sicherheit voraussagen, werden sie die für die Familienversicherung 
nötige Anzahl von Ärzten in Groß-Berlin nicht finden. Mit der Ein- 


= 


führung der obligatorischen Krankenhilfe für Familienangehörige wächst 


‚sich die bisherige Arbeiterversicherung zur Volksversicherung aus, da- 
mit hört aber auch die Frage der ärztlichen Versorgung dieser Massen 
‚auf, eine Frage der Kassenärzte zu sein, sie wird zur Schicksalsfrage 
der deutschen Ärzteschaft. — pi ann 

Es- ist erfreulich, festzustellen, daß auch in der Groß-Berliner 
Ärzteschaft, der man früher häufig‘ nieht mit Unrecht den Vorwurf 
einer gewissen Gleichgültigkeit gegenüber Standesfragen allgemeiner 
und örtlicher Art machen mußte, ein.lebhafteres Interesse für diese 


sich bemerkbar zu machen beginnt. Man nimmt nicht mehr alles so 


stillschweigend hin, was irgendwo oben beschlossen worden ist, man 
kritisiert, man opponiert ‘und: versucht, der eigenen Meinung zum Siege 
zu verhelfen» Besonders starker Opposition begegnet der Versuch des 
-Herrn Kollegen Gustav Ritter, dem „Kassenlöwentum“ durch eine 
Staffelung der Honorare Abbruch zu tun. Ritter schlägt 


vor, die ersten.300 Monatsgutscheine voll, die folgenden 200 zur Hälfte . 


und die darüber hinaus eingereichten nur mit einem Viertel des Wertes 
zu bezahlen. Ein dahingehender Antrag .ist in -der größten kassen- 
ärztlichen Vereinigung Groß-Berlins bereits angenommen. worden, soll 
jedoch einer erneuten Durchberatung unterworfen werden, da 100 Mit- 
glieder des Vereins, die mit dieser Regelung nicht einverstanden sind, 


einen dahingehenden Antrag gestellt haben. Ritter errechnet aus 


der gestaffelten Bezahlung, die übrigens außerhalb Berlins bereits seit 
langer Zeit. gebräuchlich ist, eine Wertsteigerung des Gutscheins um. 
‚22,7%/,, eine immmerhin beachtenswerte Höhe. Ob es auf diesem. Wege 
gelingen wird, das „Kassenlöwentum“ zu beseitigen, will:mir zweifel- 
haft erscheinen, da dieser Begriff in Groß-Berlin kein einheitlicher ist. 


— MERET 
n Taka a - 3 m 
Dad. ee Br het 
En. \ u 2 V 
x 
IE I 
fr 82 
aai NAA 
-a 
1. 


Bu 
EE 
— e a t 


` 
= 


ee, 
> RL 


= 
en: 
EI 
p: 
zer 
Ba 


Be al u 


=, ES 


DET, en 
en 
a r 
+ wye X 
- 


WT 


ka 


ir 


STE Ta Pwy 
S 
*a` ee, 3 


E e a on. 


ya Nn 
Ei URR 5 


u Tp h is R 
PER ae i 
ze 2 e r 


A e 
= 


e, 

ma uae 

rair 
nn an 


< 


. 
wit 
Sa amn, 


Ban. 


Jan 
u 
TECON 
en 
Be 
TERA 


Br 


x 
F-Dur 
TEE. 
N ERS RER: 
[ri 20 
` 
kid 


OGTT EAN 
s e A 


PAN 
eaaa ASS 
= ne 
=; 


we bw 
P, 
„an 
ES De YA 
rg 
> 
Ze 


- 
= 


= ne 

Eid a ne 

mut. 
= 20 


urn 
2 


DER 
= Re 
Ir a vie 


t ps D er 
Re 
Diiia er 
x 


~ 
te. 


-~ nar - e ha, 2 -m Noye 
Doa taakan T VNE aa 
à 


k 
u. 
- 


a 
SERIE 
er e 


one 


te b 7 
r Eat ma 4 SEM 62 


Fanton 


Prig 


ET ET a 


` 


EL 
Bw men, 


> Cr 
ER, rin 
ur ei m. A Pr A S= 
eO i E N 
Fie iran GR -oT Br 
er wur # - By a 
ne 
lass 


LE ERREA 
sT J er 
be i 


jes ‚ 
BD j 


AR 
> mn 


_ Verkäufer strafbar. 
EEE 


976 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 15. 


’ 


‘Man kann ein Kassenlöwe sein, indem man innerhalb einer kassen- 
ärztlichen Gruppe die größten Einnahmen hat, man kann es aber auch 
sein, indem man in 10 bis 20 kassenärztlichen Gruppen Mitglied ist 
— und solche Fälle gibt es nicht wenige in Groß-Berlin —, in jeder 
unterhalb der Grenze bleibt, jenseits der das Kassenlöwentum beginnt, 
und doch zusammen aus allen Gruppen bedeutend mehr Einnahmen 
hat, wie andere aus einer Gruppe. Diese zweite Kategorie von Kassen- 
löwen wird von der Ritterschen Staffelung aber nicht erfaßt und 
darin scheint mir eine Schwäche seines Reformvorschlages zu liegen. 
Er schlägt aber noch eine weitere Reform der Honorierung 
vor: danach sollen die Gutscheine nur zum Entgelt der gewöhnlichen 
Leistungen in der Sprechstunde dienen; die Besuche und alle größeren 
Sonderleistungen will er aus einem von dem Gesamthonorar abgetrennten 
Betrage honorieren. Dieser Betrag soll — das Gesamthonorar pro Kopf 
des Versicherten beträgt jetzt 8 M — 1 M hoch sein, wovon 60 Pf. 
für gewisse fachärztliche Leistungen, die in der Gebührenordnung 
mit dem Mindestsatze von 5 M und darüber bewertet werden, 
Verwendung finden sollen, während von den restlichen 40 Pf. 
Tagesbesuche, Nachtbesuche, Nachtberatungen, Aborte und geburts- 
hilfliche Leistungen entgolten werden sollen. Auch wer, wie ich, grund- 
sätzlich auf dem Standpunkt steht, daß gewisse fachärztliche Leistungen 
mit einem Monatsgutschein ganz ungenügend entgolten sind, wird eine 
Reihe von Bedenken gegen den von Ritter vorgeschlagenen Weg 
zur Abstellung dieses Übelstandes nicht unterdrücken können. Da 


' kein Mensch weiß, wie hoch die Zahl der zu entgeltenden fachärztlichen 


Leistungen, noch viel weniger, wie groß die Zahl der Besuche sein 
wird, erscheint der dafür in Aussicht genommene Betrag von 60 Pf. 
bezüglich 40 .Pf. ziemlich willkürlich gewählt worden zu sein. 
Ritter selbst schätzt den Entgelt für einen Tagbesuch sehr vor- 
sichtig auf 1M; auch das will mir noch reichlich hoch erscheinen, 
ich fürchte, der Besuch wird erheblich geringer entlohnt werden. Ob 
für den Arzt, der für einen Krankenbesuch mit Hin- und Rückweg 
manchmal eine halbe Stunde Zeit gebraucht hat, das Bewußtsein, sein 
Einkommen dadurch um 75 bis 80 Pf. vermehrt zu ‚haben, sehr 


= erbebend sein wird? Hinzukommt, daß auch auf seiten der Fachärzte 


nur ein geringer Bruchteil von der neuen Einrichtung Vorteil haben 
wird: wohl ausschließlich die Chirurgen, Frauen-, Hals-, Nasen-, Ohren- 
ärzte. Den Nervenärzten stellt Ritter für ihre zeitraubende Mühe- 
waltung bei Untersuchung und Behandlung die Bezahlung dureb einen 
doppelten Gutschein in Aussicht, schon melden auch die Uro- und 
Dermatologen ihre Ansprüche an, kurzum — man wird gut tun, bevor 
man den Ritterschen Vorschlägen für die Gesamtheit der kassen- 
ärztlichen Vereinigungen Geltung. verschafft, erst einmal abzuwarten, 
welche ‘Ergebnisse der mit ihnen zunächst für das Jahr 1919 beim 
Verein Berliner Kassenärzte angestellte Versuch zeitigen wird. 

Wie man sieht, ist die Berliner Ärzteschaft augenblicklich mit 
einer Reihe von Problemen beschäftigt, deren Lösung von ausschlag- 
gebendem Einfluß auf die zukünftige Entwicklung der ärztlichen Ver- 
hältnisse in Groß-Berlin sein wird. Mag auch bier und da über Einzel- 
heiten noch keine völlige Übereinstimmung erzielt sein, so unterliegt 
es doch keinem Zweifel, daß bei allen in Betracht kommenden Faktoren 
der entschiedene Wille vorhanden ist, aus der ganzen Bewegung etwas 
für die Gesamtheit Ersprießliches hervorgehen zu lassen. 


Gefahr der Arsenvergiftung nach der Benutzung von 
Fliegentellern. 


Durch die Giftvorschriften ist in Deutschland als Fliegenvertil- 
gungsmittel das durch seinen Arsengehalt wirkende Fliegenpap ier 
in viereckigen, mit Quassia getränkten Blättern bestimmter Größe mit 
vorgeschriebenem Arsengehalt (10 mg arsenige Säure), festgelegtem 
Aufdruck usw. zugelassen. Unverantwortlicherweise haben Fabrikanten 
Fliegenteller ‚von der Form und Beschaffenheit des Bierunter- 


satzes ohne jeden Hinweis auf den Arsengehalt und ohne jede Sicher- 


heitsmaßnahme in den Handel gebracht. i 
Nach Untersuchungen des Reichsges undheitsamtes 

sind die Fliegenteller „Mucki“, „Lo cki“, „Nimrod“ stark 
arsenhaltig (90 mg arsenige Säure); durch Verwendung dieser 
leicht abstäubenden Teller als Spielzeug können sie gesun dheits- 
ä ich werden. 
Br u Bekanntmachungen in Preußen (26. März 1919) und in 
sind diese Fliegenteller überflüssig. Der Handel 
mit ihnen wird zwar nicbt verboten; diese arsenhaltigen Fliegenteller 
dürfen aber nur unter Einhaltung solcher einschränkenden Bedingungen 
abgegeben werden, daß sie im legalen Handel verschwinden müssen; 


insonderheit dürfen 
zeilichen Erlaubnisse 


anderen Freistaaten 


sie nur in Geschäften mit Giftkonzession auf poli- 
hein hin abgegeben werden; sonst macht sich der 


18. April. | 


Vom ärztlichen Standpunkt kann der Ausschluß eines durch- 


aus unnötigen, überdies stark arsenhaltigen und leicht 
zu Spielzwecken verwendbaren Fliegenvertilgungsmittels, 
das in bewohnten Zimmern, Küchen usw. Anwendung finden solle, 
nur gebilligt werden. Wer arsenhaltige Fliegenvertilgungsmittel an- 
wenden will, ist auf den Bezug des behördlich zugelassenen arsen- 
.haltigen Fliegenpapiers zu verweisen. R. 


Tagesgeschichtliche Notizen. - 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 


Der Vorstand der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung 


des Kurpfuschertums versendet eine Erklärung, in der er 
gegen einen Beschluß des Geschäftsausschusses des Ärztevereinsbundes 
vom 16. Februar dieses Jahres protestiert. Der erwähnte Beschluß 
geht dahin, den vom Münchener Ärztetag 1914 zur Bekämpfung der 
Kurpfuscherei ausgeworfenen Beitrag von i M pro Mitglied so zu 
verwenden, daß von dem Grundstock von 100 000 M 20000 M 
abgozweigt und zur Fortbildung junger Ärzte bestimmt, von dem Rest- 

g 
pfuscherei verteilt werden. Diesen Vereinigungen wird die Verpflichtung 
auferlegt, ihren Jahresbericht an den Geschäftsausschuß zu senden 
und nichts zu unternehmen, was nach Ansicht des Geschäftsausschusses 
gegen die Interessen der deutschen Ärzteschaft verstößt. 


nur die Zinsen an Vereinigungen zur Bekämpfung der Kur- 


Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung des Kurpfuschertums 


hält im Gegensatz zu diesem Beschluß gerade die sofortige Bereit- 
stellung bedeutender Mittel für allein erfolgversprechend und betont 
die Notwendigkeit, ‚unabhängig vom Geschäftsausschuß ihre gemein- 
nützige Wirksamkeit auszuüben, die niemals in irgendeiner Weise 


gegen die Ärzte gerichtet sein könne. Aus diesem Grunde lehnt die 


Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung des Kurpfuschertums es über- 
haupt ab, Gelder vom Ärztevereinsbund anzunehmen. 5 


Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der 
Geschlechtskrankheiten beabsichtigt im Verein mit den 


Landesversicherungsanstalten und den Krankenkassen eine zweckdien- 
liche Aufklärung der Bevölkerung über Gefahren und Verhütung der 


Geschlechtskrankheiten durchzuführen ; dazu sollen vor allem allgemein- 


verständliche Vorträge dienen, dìe nach Möglichkeit von ortsansässigen 


Ärzten gehalten werden. Alle Kollegen und Kolleginnen, die an dieser _ 
Aufgabe mitarbeiten wollen, werden gebeten, umgehend ihre Adresse 
an die unterzeichnete Geschäftsstelle einzusenden. Mustervorträge, 
Lichtbilderreihen und sonstiges Anschauungsmaterlal wird zur Verf 
gung gestellt; außer der Erstattung der Auslagen kann eine ange- 
ne gütung gewährt worden Die Geschäftsstelle der Deut 

Susena zur ekämpfun htskrankheiten, 
Berlin W 66, Wilhelmstraße 45. pfung der Geschlechts 


Die beiden großen Ärzteorganisationen „Leipziger Verband“ 
und „Ärztevereinsbund“ haben gegen die Verordnungen des Rates der 
Volksbeauftragten vom 22. November 1918 über die Ausdehnung 
der Versicherungspflicht und Versicherungsberechtigung in der 
Krankenversicherung, sowie vom 23. Dezember 1918 über die Sicherung 
der ärztlichen Versorgung bei den Krankenkassen bei der Nationalvef- 
sammlung Widerspruch erhoben und um Außerkraftsetzung gebeten. . 


Berlin. Eine Centralstelle für medizinische Kine- 
matographie ist im Kaiserin- Friedrich -Hause für das ärztliche 
Fortbildungswesen gegründet worden. Der Zweck ist die Herstellung 
und der Vertrieb medizinischer Filme für den ärztlichen Unterricht 
und für die wissenschaftliche Forschung. 


Hamburg. Der Oberarzt an der Staatskrankenanstalt Friedrichs- 
berg, Dr. Hasche-Klünder, wurde zum Physikus und zum 
Prosektor des Hafenkrankenhauses, Dr. Bohne zum Amtsphysikus 
für die Landherrenschaft Bergedorf ernannt. Dr. Lorey wurde 
Oberarzt für das Röntgenfach am Allgemeinen Krankenhause Eppendorf. 


‚. „Königsberg i. Pr. Die Assistenten der Kliniken und medi- 
zinischen Institute an der Universität haben sich zwecks Wahrung ihrer 
Interessen zu einer Vereinigung zusammengeschlossen. Vorsitzender is 
Priv.-Doz. Dr. Klewitz, Medizinische Klinik. 


‚, Breslau, Priv.-Doz. Dr. Severin, Oberarzt der Medi- 
zinischen Klinik, zum Primararzt der inneren Abteilung am St.-Georgs- 
Krankenhaus gewählt. TEAN 


._ Frankfurta. M. San.-Rat Dr. Arnold Eiermann, Mit- 
glied der Ärztekammer und langjähriger Vorsitzender des Ärzteverbandes 
für freie Arztwahl, ist im Alter von 51 Jahren gestorben. Sein, -j 
a che en Verlust für die Frankfurter Ärzte und Tr 

eutsche Arzteschaft. — Der Leit hologischen KUN, 
Prof. Sioli, tritt in Ruhestand. ANETTE, 


| Hochschulnachrichten. Gießen: Prof. Dr. med. et phil. 

H. Griesbach, bisher in Basel, und Prof. Dr. W. Schürmann, 

biber in Halle, haben die Venia legendi für das Fach der Hygien® 
n. 


Gedruckt bel Julius Sittenfeld, Berlin W8, 


aP @ Se | 


-Bil 


eines. dureh- í 
gen ud liti } 
eügungsih f- 
g finden l $. +- 
gungi) æ F 


Iassenen ana I 


R 


| ; redigiert yon. = == t. <o 2> L -Verlag von. 
ng Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg TEE Urban & Schwarzenberg . 
Kiel i ur Berlin — ; DES De ee Be | 
inde a = = ' = = — - = 
er : Inhalt: Originalarbeiten: Pels-Leusden, Über Irrtümer bei der Diagnose und Behandlung der Appendicitis. E.W eiser, Über paradoxe 
hote Besdi . Digitaliswirkung. _L. Sch. wartz,. Die Verwendbarkeit der dermographischen Untersuchungsmethode für pharmakologische` Zwecke an Hand 
käme}. von Coffeinuntersuchungen (mit 2 Abbildungen und. 1 Kurve), W. Pfanner, .Erwiderung und ‚Schlußwort zu dem Artikel Finsterers. in 
itgled on. __.Nr.12. A. Fischer, Über die Einflüsse des Kalkpräparates „Kalzan“ auf die histologischen Gewebs- und Blutveränderungen. Klotz, Zum 
N al Aufsatz von Brüning: Über Wurmkuren bei Kindern, in Nr. 11 dieser Wochenschrift. — Aus der Praxis für -die Praxis: Teuscher, Hand- Fr 
ron den Bet liche Eiweißproben fürs Feld und für :die Sprechstunde. — Referatenteil: F. Bruck,, Neuere klinische und. experimentelle Arbeiten aus dem 
mg dief Gebiete der ‘inneren Medizin. — Aus den. neuesten ‚Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen, — Vereins-. und Auswärtige 
Verpfiehtu . Berichte: Berlin. Jena. Prag. Wien. — Rundschau: W. Hellpach, Die Neugestaltung, des medizinischen Unterrichts. Angeblicher Arznei- 
ga | r ih Gr E nAn pa ei -  -mittelmangel. Dr. H. E. Schmidt f. — Tagesgeschichtliche Notizen. eai i A | 
tsaussehus® . Der. Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelängenden Originalbeiträge vor. 
ige Bet | Aus der Chirurgischen Universitätsklinik- und Poliklinik zu ist, :vorfinden, kann diesen leicht entfernen, die Bauchhöhle sorg- 
mi Di Er à ` Greifswald. 0.0... T fältig schließen und der Kranke ist in wenigen Tagen genesen. 
in Th er ar BER N Aa a a a ng Zeigt sich aber bei.der Untersuchung eine .umsSchriebene gedämpfte 
mal. Über Irrtümer bei der Diagnose und. Behandlung sa an ee T $ E dèut- 
i ? Be T E T et iche Resistenz in der Tiefe neben stärkerer. Muskelspannung, ist 
Hr ader . Appendicitis. | aber- der übrige. Bauch frei, so schließen wir Ren chen 
ee 0 a a umschriebenen, aber über: die Grenzen der Wurmserosa hinaus- 
ut  Klinisceher Vortrag gehenden Prozeß, eine umschriebene Bauchfellentzündung, welche 
nt on a bevon = en» ‚| eitiiges Exsudat: abgekapselt enthalten kann, aber noch nicht 
ag Geh. Med.-Rat: Prof; Dr. Pels-Leusden.. ne a rene een an a an bis 
"IE RES eh SE RE er ünf Tagen zurück, so ist wahrscheinlich kein Eiter da, bleibt, 
jet | . Erkrankt ein meist jugendliches Individuum mit. mehr oder | er bestehen oder vergrößert er sich, so enoda ron wir auf 
Üs „weniger. heftigen-Schmerzen zunächst in der. Nabelgegend, welche | Bildung eines Abscesses, welcher je nach dem Befunde (1. In- 
g AdS sich dann.auf die rechte :Unterbauchseite konzentrieren, kommt | filtrat oberhalb der Mitte des Leistenbandes mit starker Bauch- 
mn + Übelkeit, ‚vielleicht ‘auch. Erbrechen. hinzu, findet sich ein ört- | deckenspannung, 2. Infiltrat auf der Darmbeinschaufel mit Schmer- 
a - - ‚dieher.-Druckschmerz.. an..der.. Außenseite des ‚rechten Musculus | zen-im Bein,.3. Infiltrat mehr nach der Mitte zu. mit örtlicher 
e i .. Zeetus..abdominis in der Spina-Nabellinie (Me Burney) oder | Muskelspannung darüber, aber freier Bauchhöhle nach der ganzen 
Wh Spind-Spinalinie (Sonn enb urg), eine Hyperästhesie einer hier |. Peripherie, 4. Infiltrat im kleinen Becken mit Schmerzhaftigkeit 
H angehobenen Hautfalte, eine. leichte Muskelspannung oberhalb des | und Vorwölbung vom Rectum aus und vielleicht schon schlei-. 
i -` Beistenbandes und: Fieber (Temperatursteigerung in Achselhöhle | migen Abgängen, 5. Infiltrat mehr nach der Lendengegend hin, 
If ‚und Mastdarm -gemessen und. entsprechende Pulsfrequenz), so sind | und endlich 6. unter dem Rippenbogen in der Gegend der Gallen- 
"i WIE. gewöhnt, eine Appendicitis festzustellen. : Bekommt man.den | blase) 1. nach der Bauchwand vorn anliegend, 2. auf der Fascia 
H g! ‚Kranken früh zu Gesicht, in -den . ersten Stunden nach Beginn | iliaca nach ‚außen unten, 3. in der Bauchhöhle zwischen Darm- 
m | „des: Anfalls,. so: sind-.wir, geneigt, von. einem Frühstadium zu | schlingen, 4..im kleinen Becken, besonders im Douglasschen Raum, 
gt! ` "Sprechen,.vielleicht wird. auch auf. Rechnung. des -nicht ganz voll- | 5. nach hinten außen oben in der Nierengegend bei nach hinten 
j.t . Ständigen Symptomenkomplexes der — es sei schon hier. gesagt — | und oben geschlagenem Wurm und endlich 6. unter der Leber 
z  wglückliche . Ausdruck- „Blinddarmreizung“ gebraucht, oder bei | bei.sehr langem, nach vorn oben geschlagenem Wurm oder Coe- 
ier} heftigen, schon mit schweren: Allgemeinersċheinungen verknüpften | cum mobile: seinen Sitz hat. ‚Bei dem :Coecum mobile kann dann 
TA | „Anfällen — Schüttelfrost- usw. — eine Blinddarmentzündung fest- | auch der Absceß an den verschiedensten Stellen des Bauches, also: 
i ‚gestellt, letzteres, um den Kranken und seine Umgebung gleich | auch nach links, sich lokalisieren. Je nach dem Befunde muß 
| me „auf die Schwere des vorliegenden Falles und die Notwendigkeit | dann der Absceß in Angriff genommen werden, und es'wird der 
~ „Mes operativen Eingriffs vorzubereiten. Im allgemeinen hat der | Wurm, wenn er gut zugänglich ist, zu gleicher Zeit entfernt. - 
ši -Praktiker damit zunächst seiner Pflicht genügt, und es steht |. In solchen Fällen wird die sofortige. Wiederherstellung der Bauch- 
ø ihm nun frei, je nachdem, welchen Standpunkt er. vertritt, den | decken, der hermetische Verschluß meist nicht möglich sein, und ` 
s all einstweilen konservativ ‚weiterzubehandeln, bis besondere Um- | es muß drainiert, und. im Falle eines .später.auftretenden Narben- ` 
"i ‚Slände zu einem operativen Eingriffe zwingen oder ihn gleich dem | bruchs eine Bruchoperation gemacht werden. Bei starker Emp- 
; „s@lfurgen zur Behandlung zuzuführen, wie es von dessen Stand- | findlichkeit- des ganzen Bauches, auch bei vorsichtiger Unter- 
#| . - -Bkt aus und auch nach 'seinen Erfahrungen im wohlverstande- | suchung in. der-Lendengegend und vom Rectum aus; nehmen wir 
r Nen, Interesse des Kranken wünschenswert wäre. Dem Chirurgen | mit Recht eine Beteiligung des ganzen Bauchfells an. Dieses kann 
j : gt dann die Entscheidung ob: Soll gleich operiert werden oder | dann mehr eine seröse Entzündung sein, was wir'aus dem sonst 


den: Wurm oder seine nächste Umgebung. beschränkt: ist, ; daş 


¿7R der Tiefe, so haben wir es mit’ dem sogenannten: Frühstadium 


je, En Re 
gk e i 


aoo o O OE d ah AE Ag Et - Nur ie $ 
year 1 ATI Ba d De Sa ne Eegi De er wen a a E A i P N RA R 
y we PETTY Ha . N k ; r B - , re 0. EES rs ae P e ` 
mara ETAN L T Bee Da als < "i 3 ý 
e oe ai do, ER . ` “ 
y Se 3 , NE > - a 
% . = R: - ~ m 
r Sn 


0 


5 © m. 


e 
ig -*. 
yae B 
a “ ~ 
‘ 

IR 
pa $ 


Eur 
a Dar 
DEE GE 5 2 ae Sr) 
ee O Fe = - 
Bee wege 2 = 
. = A 
P. e 
1 =: 
KR i 


-< ` 20. April 1919. ` 


F.” 


, 
> 
0 


` Wochenschrift für praktische Ärzte 


guten Allgemeinbefinden (Pulsfreguenz entsprechend der Tempe- 
ratursteigerung, Kongruenz zwischen Achselhöhlen- und After- 
temperatur, Aufhören des Erbrechens, feuchter Zunge) schließen ` 
oder'um eine septisch eitrige, wobei starke Muskelspannung, Kälte 
der gipfelnden Körperteile, Blässe und leichte Cyanose des’ Ge- 
‚sichts, eingefallene Augen, trockene Zunge, hohe Mastdarm-, nied- 
rige Achselhöhlentemperatur, stark beschleunigter Puls, allge- 
meine Unruhe vorhanden sind. Im ersten Falle können. wir ab- 
warten, im letzteren müssen wir uns schlüssig werden, ob der 
‘Kranke überhaupt noch einen Eingriff, Eröffnung des Bauches 
an verschiedenen: Stellen, zunächst rechts, dann links-:und in 


‚uß man abwarten? Findet er, daß die Entzündung, noch auf 
: heitt, ist się- nur bis zur Serosa. vorgedrungen, denn vorher 
p eten in den allermeisten Fällen, subjektive Erscheinungen über- 
up nicht auf, ist der ganze Bauch bis auf die Blinddarm- 
«gegend unempfindlich, auch bei Betastung von der Lendengegend 
‚Und vom Mastdärm aus, besteht Keine deutliche Resistenz (Tumor) 


-m tun, es ist währscheinlich keine Perforation vorhanden. Beim 


“ngriffe wird man vielleicht etwas getrübtes Exsudat in der Nähe 


‚des entzündeten Wurmes, welches. nicht riecht und bakterienfrei . 


+ 


. .; 
| EBENE u wi Pua E 


. XV. Jahrgang. 


2 RENGEN NT: 
N TE 
we Ga nn 2 i 
nR KOLASA 9 re 
SEIEN 
E 3 


Ra 


en S n 
Toeta a O 527 
EAEN. Ber Ve ra 
N IN ne an ta 
- 
Br 
-wm 
~ 


AAE aw 
ras laa 


.. 
ana m 


ea 

i a 
ee ee en 
Re -a s.. 

z 


ne 
en 
ee 
eT RL Ti 
rets an - 
meg 


.. sm 


s 
Be Da E , os 
Er E Nora rn nn. Aare Bd aa 
=: 3 ER, gr aa FET a S 


St +. ... _' 
user 

a a Ed 
ne 


mean. 
% + 
rry xı 
> w. T m nn 
- 
EN a 
~ z= 


TR E 
ee wo! 
matt In 


nn 
Sra ne 
en; ‚ter 


an 
a ee 


Fe a: 

DS SEN 

Re 
=“ we “N ee 
LT 


er) 
B 
Mau I TT 
= 
x 


I ner ne 
Ta wi 2278 


rin 


ee, 
wer) 


mn. az 
ji: Eoo 
t 
ea aa EE 


ji 
mi: 
nA 
Aa 
Si. 
a 13 
ja j t 
IA 
6 
4: 
5 
7 
+ 


RS 


el. 


E 
'd 
oi 
| 

| 


378 


der Mitte, Wegnahme des Wurmes, Ausspülen der Bauchhöhle 
verträgt oder ob er nicht vielleicht durch symptomatisches Ver- 
fahren, Exeitantien, Kochsalzeinlauf usw. ohne den Shock des 
Eingriffs über das Schlimmste hinweggebracht werden kann, was 
zuweilen in solchen Fällen, selbst wenn jeder Eingriff zu gewagt 
erschien, noch gelingt. Sind wir so in den meisten Fällen bei 
akuter Appendicitis in der Lage, eine sichere Diagnose und In- 
dikation zu stellen, so ist man, wenn man den Kranken im 
Zwischenstadium nach Akklingen des Anfalls erst zu Gesicht be- 
kommt, auf eine genaue Anamnese und den Arztbericht ange- 


wiesen, um. etwas über die Ratsamkeit einer Operation aussagen 
zu können. 


Alles das klingt sehr einfach, ist es auch in den meisten 
Fällen für den Erfahrenen. Es bleiben aber genug Fälle über, in 
welchen man Irrtümern ausgesetzt ist, und auf einige von diesen 
möchte ich Sie heute hinweisen. 


Da sind zunächst diejenigen zu erwähnen, welche von dem 
ünglückseligen Ausdruck „Blinddarmreizung‘“‘ herrühren. Man 
kann wohl aus der Stärke der Erscheinungen und der mehr oder 
weniger großen Vollzähligkeit mit einiger Wahrscheinlichkeit auf 
einen leichteren oder schwereren Prozeß schließen, aber um eine 
Entzündung handelt es sich dann immer, und. wie der Prozeß 
sich weiter entwickeln wird, ob er rückgängig wird oder fort- 
schreitet und mit welcher Schnelligkeit, das entzieht sich unserem 
Urteil. Immer noch verbinden der Kranke und die Angehörigen 
den Begriff Blinddarmentzündung mit dem der allgemein rettungs- 
los zum Tode führenden Bauchfellentzündung. Hier ein solcher 
Fall, kurz berichtet: 


Erst vor wenigen Tagen kam ein Mann zu mir mit allgemeiner 


Bauchfellentzündung, den man mit der Diagnose „Blinddarm- 


reizung“ fünf Tage lang über die Schwere seiner Erkrankung hin- 
weggetäuscht hatte und der nunmehr zugrunde gehen mußte. 
Hätte der Arzt sich gleich zur Blinddarmentzündung entschlossen, 
so würden die Leute nicht in Sicherheit gewiegt worden sein, der 
Kranke hätte sich, wie er selbst sagt, sofort in die Klinik be- 
geben. Und derartige Fälle kommen überall in großer Zahl vor. 
Darunı fort mit dieser unangebrachten, verderblichen Schonung 
des Gemüts von Kranken und Verwandten! Ist der Wurm ge- 
reizt, so ist er auch entzündet, und wenn wir es mit einem Früh- 
stadium zu tun haben, so muß er so bald wie möglich entfernt 
werden. Damit kommen wir zum zweiten Irrtum! 


Ä Früher wurde es so aufgefaßt und auch noch jetzt ist 
man vielfach in Ärztekreisen der Ansicht, daß das Frühstadium 
nach der Zeit des Beginns des Anfalls zu berechnen sei. Man 
nahm und nimmt noch an, daß innerhalb der ersten 24 bis 48 Stun- 
den der Prozeß noch auf den Wurm und seine allernächste Um- 
gebung beschränkt, eine Perforation also nicht da sei. Das kann 
zutreffen, braucht es aber nicht. Erst vor wenigen Tagen ope- 
rierte ich einen kleinen fünfjährigen Jungen, welcher nachweislich 
bis vormittags 11 Uhr gesund gewesen war, dann aber akut mit 
allen Zeichen einer Blinddarmentzündung erkrankte und am Abend 
gegen 8 Uhr als Fall leichter Blinddarmentzündung, aber zur 


raschen Operation vom Arzt geschickt wurde. Uns machte der 


Junge gleich einen recht schwerkranken Eindruck und es fand 
sich ein schon perforierter Wurm mit jauchiger, aber umschriebe- 
ner Bauchfellentzündung. Der Wurm wurde entfernt; die Bauch- 
höhle konnte aber nicht ganz geschlossen werden und die Rekon- 
valeszenz nahm daher längere Zeit in Anspruch. Aus der Schwere 
der Anfangserscheinungen kann man also wohl einen Rückschluß 
auf die Schwere des lokalen Prozesses machen, nicht aber um- 
gekehrt, bei geringfügigen Anfangserscheinungen schwere Ver- 
änderungen ausschließen. Ein Frühstadium ‚war in dem eben er- 
wähnten Fall also schon neun Stunden nach Beginn nicht mehr 
vorhanden. Zudem kann sich das Krankheitsbild fast von Minute 
zu Minute verändern. Hat man daher Gelegenheit, zu einer frühen 
Zeit die Diagnose zu stellen, so ist die Operation je früher, desto 
mehr angezeigt, da wir nicht wissen können, was die nächste 
Stunde bringen wird. 


Ein weiterer — nach meiner Ansicht und der der meisten 
meiner Fachgenossen — Fehler ist es, in: diesem sogenannten 
Frühstadium Opium in irgendwelcher Form zu verabfolgen. Ich 
will dabei nicht von den gewissenlosen Ärzten sprechen, welche 
wahl- und ziellos, manchmal ohne Untersuchung, bei geklagten 
Bauchschmerzen Opium verordnen. Leuten, an welchen die Ent- 
wicklung der inneren Medizin und auch der Ohirurgie,so spurlos 


. vorübergegangen, ist nicht zu helfen; zu bedauern sind aber die 


, ` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16. 


.entzündlich gereizte Bauchfell empfänglicher für Infektion sei wie 


- 


_ 


20. April. 


armen Kranken, welche sich ihnen anvertrauen. Opium mit seiner 
schmerzstillenden Wirkung beruhigt die Patienten und wiegt sie 
in Sicherheit. Mit seiner Wirkung auf die Darmmuskulatur aber 
verschleiert es das Krankheitsbild. Man ist danach ganz außer- 
stande, zu beurteilen, ob ein bestehender Meteorismus und Fehlen 
von Peristaltik Ausdruck einer auf Peritonitis beruhenden Darm- 
parese bzw. Paralyse oder lediglich Opiumwirkung ist. Der 
Schmerz ist ein ausgezeichneter Warner, und man soll, wie 
Sprengel sagt, wenn es im Hause brennt, den Strick zur 
Alarmglocke nicht abschneiden. Um es gleich abzutun. Ich ge- 
brauche Opium in keinem Stadium der Appendicitis, auch nicht 
post operationem, wenn ich ein nach der Bauchhöhle nicht ab- 
gekapseltes Exsudat gefunden habe. Es ist ein Irrtum, anzu- 
nehmen, daß dieses Exsudat durch die Peristaltik in der ganzen 
Bauchhöhle herumgeschmiert werde, die lokale also zu einer all- 
gemeinen Peritonitis werden müsse. Eine Darmschlinge liegt nicht _ 
manchmal nach unten rechts, dann oben links, sie entfernt sich, 
wenn sie nicht mechanisch durch Bewegung und ähnliches dazu ge- 
zwungen wird, von ihrem Standorte durch Peristaltik nur wenig. 
Dagegen ist die Peristaltik in jedem Stadium der Peritonitis, ob all- 
gemeine oder lokale, etwas Nützliches, mit Freuden zu Begrüßen- 
des! Zudem ist es auch ein Irrtum, wenn man annimmt, daß das. 


das normale. Genau das Gegenteil ist nach den Untersuchungen von 
Noetzelder Fall. Man erwidere nicht, daß die Peristaltik bei 
drohender Perforation diese befördere, denn, wenn diese droht, 
so muß man eben so rasch wie möglich operieren. Damit sorgt 
inan in bester Weise dafür, daß das entzündliche, noch bakterien- 
freie Exsudat wicht eitrig, bakterienhaltig wird. Meist wird übri- 
gens in solchen Fällen, in welchen angeblich nach den Erscheinun- 
gen die Perforation droht, diese schon erfolgt sein, und rasches 
Handeln ist vielfach das einzige Mittel, um den Kranken rasch aus 
der Gefahr zu bringen oder gar ihm das Leben zu retten. Hat 
man operiert und den Stumpf des Wurmes versorgt, sò ist Opium 
erst recht zu widerraten. Im Gegenteil suchen wir jetzt bei allen 
Laparotomierten die Peristaltik in milder Weise anzuregen, am 
schonendsten und für den Kranken am angenehmsten durch Heil- 
lufthyperämisierung des ganzen Bauches unter sorgfältiger Beob- 
achtung des Pulses. Es ist unzweifelhaft, daß das Schicksal 
der Laparotomierten aus den verschiedensten Indikationen ein 
sehr viel günstigeres geworden ist, seitdem die Chirurgie & 

diesen Grundsatz, die Peristaltik anzuregen, zu eigen gemacht hat. 
Gefährlich ist es auf der anderen Seite auch, dem Appendicitis- 
kranken Abführmittel zu geben, ohne jeden Augenblick in der 
Lage zu sein, die Wirkung beurteilen und im Notfall eingreifen 
zu können. Für die Ambulanz. eignet sich diese Therapie M 
allgemeinen ganz und gar nicht. Es mag gut gehen, es mag auch 
meist gut gehen, aber in vielen Fällen schadet man dem Kranken 
damit, und die Operation ist doch, wie Sie später sehen werden, 
hinterher anzuraten. Überhaupt ist die Appendieitisbehandlung 
mit inneren Mitteln gegenüber den chirurgischen im Nachteil. 


Wenn die letztere auch nicht allen Kranken das Leben zu retten 


vermag, so doch gewiß sehr viel zahlreicher denn jene. 


Jugend hat keine Tugend und Alter schützt vor Torheit 
nicht. Wenn auch die Appendicitis in den ersten beiden Lebens- 
jahren-und weiter in den letzten Lebensjahrzehnten seltener wie 
in dem zweiten bis vierten, so kommt sie doch vor und nicht 
zu selten. Kinder in den ersten Jahren werden sorgsamer, Vot 
krassen Diätfehlern, welche bei. der Entstehung der Appendicitis 
sicher eine große Rolle spielen, behütet und Alternde haben € 
gewöhnlich gelernt, sich selbst zu hüten. Aus dem Alter auf die 
Unwahrscheinlichkeit des Vorhandenseins einer Appendicitis zu 
schließen, ist für den Kranken ein gefährliches Unternehmen. Auc 
verlasse man sich nicht darauf, daß ein glücklich überstandene 
Appendicitisanfall zu einem Zugrundegehen des Wurmes 89° 
habe und damit eine regelrechte Spontan heilung — davon ı 
später noch zu sprechen — erreicht sei. Mir sind genug Fälle _ 
bekannt, in welchen Kranke mit der Angabe kamen, um er 
Blinddarmentzündung könne es sich bei ihnen nicht handeln, we 
sie eine sehr schwere solche vor langen Jahren — einmal la; Br 
über 40 Jahre zurück — überstanden hätten und der Arzt ihnen 
damals schon gesagt habe, der Wurm sei nun zugrunde gogange 
In dem eben erwähnten Falle fand er sich vor der Wirbelsäu * 
liegend, weit nach links verlagert und hatte durch Perforatio! 
einen Jaucheabsceß zwischen den Darmschlingen mit davor BT 


a freier Bauchhöhle, also an der ungünstigsten Stelle, 8t- 
zeugt. | par 


+ 


DE Bo in a ae SEE Fa Br w 
PEER N ER A a E 


.. 
w be = re 
Ya $ x 
Bu + 


aichte vorgeschrittenen Prozessen 'mit diffuser Beteiligung des 
tiber de x kann es ganz unmöglich sein, eine bestimmte Aussage 
lungen . Ausgangspunkt der Erkrankung zu machen. Verwechs- 
lleus. si = perforierten Magengeschwüren, Pankreasaffektionen, 

Ind also sehr wohl möglich, Aber wenn sehon, Auch bei 


- 


fertigt nicht von der Hand zu weisen. Ä 
Daß wir bei abgekapselten-Eiterherden diese eröffnen und den 


kranken Wurm tunlichst gleich mitentfernen, ohne mit aller-Ge-- 
walt ‚danach zu suchen, daß wir bei ‘allgemeiner Peritonitis 


.. 


; ur Zen en zn u RM z n = BR SR - . ee ae = ; 
ay er 2 were’ a & Era a; = + eN reg Be ee ee 
a ERTEILT a e e a a a e ‚Zul JER e JIEN Epa een 
ee ns =, a ee le ee a Be EN ne 
E20 Apr - 1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16. 0.000.879 | ea 
- Opium mitat ` Im‘ allgemeinen wird-.angenommen, daß nach einer zwei -| diesen Erkrankungen ist der Eingriff notwendig. Die Unmög- | 
aten und wis: Jahre langen anfallsfreien Zeit-ein Rezidiv hicht zu. erwarten sei. | lichkeit, eine sichere Ausgangsdiagnose zu stellen, ist-also prak- a 
mouki - Eine bittere Enttäuschung, die schon. viele Menschenleben ge- | tisch ziemlich belanglos, und wenn, man eine Fehldiagnose auf p 
nach gausak”, -kostet hat. TO a E SE E A en "| Appendicitis gestellt: hat- und: es ist eine der obigen Affektionen, i 
rismus und dk: Doch kehren wir zurück zu dem Anfangsstadium der Appen-:| so schadet, man damit dem Kranken nicht. Nicht die Schönheit Ai 
beruhenden Ihn dieitis und den dabei üblichen Irrtümern und Verwechslungen. der Diagnose befriedigt den Arzt am. meisten, sondern das Be- 1 
kg h he, Nicht immer sind die Erscheinungen in ihrer Vollzahl vor- | wußtsein, dem Kranken helfen zu können und ihm geholfen zu . s 
d man sh č . handen, und aus dem Fehlen der einen oder der anderen werden | haben. E ET i ae pa i En, 
‚ den Slim. oft zu weitgehende Schlüsse gezogen. Die Temperatur wird nicht | Hüten soll man sich auch vor Verwechslungen mit kleinen | nd 
abatu, My . immer gemessen, sondern. geschätzt durch. Auflegen der Hand auf | Cruralhernien, Tumoren der Ileocöcalgegend (echten und chro- Ar T PARS 
licitis, mdt >. freiliegende Körperteile; vergleichende Messungen in Achselhöhle | nisch entzündlichen Tuberkuloseņ, Aktinomykóse, Netztumoren Eu Dear 
chhöhle nick 3 und Mastdarm werden recht selten ausgeführt, so wichtig.sie be- | nach Operationen), auch daran denken, daß im Coecum eine :. I AAE 
in Irrtum, I sonders bei schweren Fällen diagnostisch und prognostisch sind. | Krankheit lokalisiert sein kann, welche. durch Appendektomie _ u T = 
kider. Durch einen guten Puls bei Männern mit sonstigen schweren | nicht beseitigt wird, die Colitis'muco-membranacea, kenntlich an Han Ko > 
also nal = Krankheitserscheinungen lasse man sich nicht täuschen. Mit | anfallsweise auftretenden Schmerzen in der lleocöcalgegend, am En I a 
hlinge lgi, , einem Schlage wird er schlechter und dann ist: meist nicht mehr | Colon ascendens hinaufziehend, an einer. gewissen Rigidität der u SEEN 
seat; Zu helfen. Auch auf die Untersuchung per anum, so unangenehm | Darmwandung (kissenartiges -Gefühl), Druckschmerzhaftigkeit des u RE 
midd. _ sie zu der Zeit der Gummihandschuhnot, besonders in der Außen- | Kolon und: Schleimabgängen. et an eier 
alikımım Praxis sein mag, sollte man nie verzichten. Hat man Zeit dazu, | Daß Hysterische es in vielen Fällen fertiggebracht haben, u 11} 
ritanti di so kann auch die Feststellung der Leukocytenzahl nichts schaden. dem Arzt einen Appendicitisanfall vorzutäuschen oder wegen an- PAUMS: Hii 
op it Eine Hyperleukocytose läßt einen Typhus abdominalis mit einem | geblich chronischer Appendicitis ihn veranlaßten, sfe zu ope- e i RARE 
nimmt Wë: groen Maße von Wahrscheinlichkeit ausschließen. Immer ist eIN® | rieren, muß auch erwähnt werden. . > | | a 1 L 
ofkimdd - genaue Anamnese und eine gründliche Untersuchung des Körpers | Wäs nun die Behandlung der Appendicitis anbetrifft, so ist Sed Von 
u notwendig. | ee in 0, | e8 für einen Chirurgen ja eigentlich selbstverständlich, daß er U E: E 
y Perl Die meisten Irrtümer bezüglich der Diagnose entstehen durch | der operativen den Vorzug gibt, aber natürlich- nicht- nur, weil er SNESE Be 
md; die verschiedene Lage des Wurmes.. In den Eingangsworten ist | einmal Operateur ist, sondern von der praktisch und wissenschaft- Eo | Ve 
l pisi - bei vorgeschrittener Appendicitis mit, Abscessen darauf schon auf- | lich wohlbegründeten Überlegung ausgehend, daß die operative Ale M k et 
peh Wiii merksam gemacht worden. Bei den ganz frischen, eben erst ent- | Behandlung einzig und alleiü mit Bestimmtheit eine Heilung 04. re 
(it)  Standenen muß man sich daran “erinnern, daß nicht allein die | bringen kann. Wenn Sprengel — einer der erfahrensten Kol- ` Kuba u Eh 
mine. Länge, sondern auch die Lage des Wurmes verschieden ist. Ver- | jegen in der Appendicitistrage — noch vor 13: Jahren sagte: „Es Hin) FR 
' TEA wechslungen mit Nierensteinkoliken werden im allgemeinen leicht | gibt zwei Formen der akuten Appendicitis, eine leichte, in etwa HI Ber 
kandit zu vermeiden sein. Schwieriger ist es schon bei Frauen mit | 24 Stunden in jedem Symptom abklingende, und eine schwere, Be; 
nta `< Enteroptose mit dem Ausschließen von Gallenblasenaffektionen, | nach dieser. Zeit fortbestehende oder gar sich verschlimmernde. el (ne 
‚su besonders der akuten Choleeystitis. ‚Aber auch diese Klippe ist | Bei der ersten ist in 24 Stunden die Sache abgetan, man wird AE e : 
jott EL bei genauer Anamnese und Untersuchung meist zu umschiffen. | sie demnach nicht operieren. Bei allen über 24 Stunden anhalten- En) Rn 
ma‘ Am schwierigsten sind in manchen Fällen Verwechslungen mit | den oder gar sich verschlimmernden Erkrankungen soll man die tt. EESE 
‚dm  Adnexerkrankungen zu vermeiden.‘ An und. für sich liegen Wurm | Operation im Frühstadium mit allem Ernst und Nachdruck emp- NN oh u 
alte F: und Adnexe schon sehr dicht beieinander und können durch Lage- | fehlen“, so ist dieser Standpunkt jetzt schon überholt. _Das Früh- in | Be ich 
ns anomalien und Verwachsungen noch dichter zusammenkommen. | stadium, früher auf 48 Stunden, dann auf 24 Stunden nach :den i Te 
pain Hier kommt es auf eine peinlich genaue Anamnese bezüglich Men- | ersten Erscheinungen begrenzt, ist häufig. schon innerhalb der 1 EEE 
it struation, Geburten, Aborten, gynäkologischen Eingriffen usw. an. | ersten 24 Stunden überschritten. ‚Wir operieren sofort, nachdem pi ku: u 
ray) ‚Daß Schwangerschaft eine Operation ausschließe, ist eine schwere | wir die Diagnose „Appendicitis“ überhaupt „gestellt haben. Ein oa Fi 
fe Verkennung der Verhältnisse. Im Gegenteil, je früher eine mañ- | Feldhilfsarzt, welcher nachts um 3 Uhr an ‘Appendicitis er- Ei... 
jai} feste Appendicitis in der Gravidität operiert wird, desto besser | krankte, war vormittags 8 Uhr seinen Wurm schon ‚los und er- Io 
Ji für die Schwangere und Schwangerschaft. Eine Wurmperforation | schien am vierten Tage wieder im Operationssaal, um zu helfen. ee 
pag! ‚bei Schwangerschaft ist eines der ernstesten Ereignisse: bei der | Was will gegen solche, sich zu Hunderten von Malen wiederholen- a 
I Appendicitis- EEN A | = | | den Erfolge es besagen, daß man auch mit inneren: Mitteln den Bee 
3 . Tritt der Wurm im Verlauf einer Entzündung in Beziehungen | Kranken über den. Anfall hinwegbringen kann? .Wenn von in- Da 
a. zur Blase, so kann der verschiedene Füllungszustand dieses Or- | terner Seite gesagt wird, die Tatsache, daß von 100 intern- be- EEE 
we gans Anlaß zu diagnostischen Bedenken geben. Es ist eine recht |. handelten Appendieitisfällen nur etwa 10 starben, beweise, daß ea 
WW.  bäufige Klage der Patienten, daß sie die Blase nicht völlig ent- | in 90% eine Operation überflüssig sei, so ist dem. entgegenzu- Kai 
##, > leeren dürfen, ohne Schmerzen zu. bekommen, welche aber nicht | halten, daß man unmöglich die 10 Fälle, welche von ‘den 100 > i 
` — æf den Blasenausgang, wie bei Blasenerkrankungen, sondern | starben und die'90, welche über den. Anfall hinwegkommen, von Se 
1 ~ mehr nach oben rechts lokalisiert werden. Besonders bei Kin- | vornherein weiß. Dann handelt es sich oft bei solchen ‘Statistiken eh 
Wo dern findet man dann. die Blase manchmal außerordentlich stark | um: Appendicitisanfälle, welche womöglich zum Teil,dieselben Pa- ERS A 
gf gefüllt und die Kleinen sind nicht zu bewegen, sie spontan zu | tienten gehabt haben, und dieser eine Pätient ist unter Umständen ` ; E 
J8. pakearen, weil dabei durch Herabtreten der Blase ins kleine | 10 mal von seiner Appendicitis geheilt worden. Ja, ist denn das a 
af A ein Zug am Wurm bzw. der mit ihm verwachsenen Nach- | eine Heilung? Der Kranke verlangt mehr. Er will nicht immer 
f arschaft ausgeübt wird und. Schmerzen entstehen. Eine solche | in Angst und Sorgen schweben vor einem’neuen Anfall, und wenn Ber $i 
"E gefüllte Blase ist schon oft mit einem Absceß verwechselt worden. | es ihm richtig dargestellt wird, so wird er. sich der kleinen und un- 
f 'ntersuchungen des';Urins. und Katheterismus sichert .vor der- | gefährlichen Operation im frühesten Stadium ‘und im anfallsfreien Se, 
ý: artigen Irrtümern. | ea er -o Zwischenraum gern unterziehen. Die Gefahr ist dann gleich Null, Pet 
# = Daß bei Influenza und Grippe die Gegend des Wurmes häufig | und das Gewissen, des Arztes braucht. durch dieses Minimum- an 
5 schmerzhaft ist, läßt sich leicht daraus erklären, daß es sich ja | Gefahr nicht beschwert zu werden. Lieber sollte er sich beschwert 
Te nn eine Allgemeinerkrankung mit mehr oder weniger starker Be- | fühlen von dem Bewußtsein, daß-ein Appendicitisanfall immer’einen a f 
gi m pug des ganzen lymphatischen Systems handelt. Daß. der | ungünstigen Verlauf nehmen kann, daß es selten. bei einem An- o a, 
P, 4 ymphatischen Knoten besonders bei jugendlichen Individuen fall bleibt. und der Kranke sich also in einer dauernden Gefahr be- AS Hi 
j ale Wurm dabei auch sehr häufig beteiligt ist, kann nicht | findet. - Denkt der Arzt das richtig durch, so wird er bei akuter aa r 
ar ernehmen. Verwechslungen: sind möglich und entschuld- | und chronischer Appendicitis zur Operation frühzeitig raten. ee 
hi Betef Operationen am Wurm bei Influenza können wegen dessen | Andernfalls ist der vielfach, besonders von: sozialistischer Seite ee 
ji rg iligung am Krankheitsprozeß nicht als absolut überflüssig be- | der Ärzteschaft gemachte Vorwurf, sie täten nicht alle: die ee 
zeichnet 2 | a E en F = eS, um die DE 
f, werden. Kranken von ihren Leiden wirklich zu befreien, seien vielmehr be. ee, 
‚strebt, ihn in der Behandlung zu behalten, als ganz ungerecht- we 


t 
Rt 
KA 
i 
| 
oo 
oa 
Y $ 
= 
G 
+ 
L 
r 
1o 
UE E ; 
x 
; 
| 
` 
ze 
l 
4 
Eo 


Sinn 


380 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16. 


— 


individuell verfahren und sorgfältig überlegen, ob der Kranke. 
. überhaupt noch einen Eingriff aushalten kann, daß wir nach über- 


standenem Anfall, sei es, daß er konservativ oder nur mit Absceß- 
spaltung behandelt war, dringend zur Appendektömie, étwa vier 


Wochen nach Verschwinden der letzten Residuen raten; ist wohl 


schon angedeutet worden. N 
Zum Schlusse möchte ich noch eine kurze Krankengeschichte 
anschließen und daran eine Ermahnung knüpfen. 


Ein junger Fähnrich wird von seinem Truppenarzt wegen 
Appendicitis mit Absceß operiert. Weder der Wurm noch der 


Absceß werden gefunden, aber eine außerordentlich dicke, ge- 
schwulstartige Masse, welche das Coecum und Nachbarschaft in 
eine derbe, mit der Beckenwandung verwachsene Geschwulst ver- 
wandelt hat. Mit der Diagnose „maligner, wahrscheinlich 
inoperabler Tumor“ wird der Bauch geschlossen und der Kranke 
seinem Vater in die Forst zurückgeschickt mit der Bitte, den 
armen Jungen durch Gewährung aller Wünsche den kleinen, auf 
wenige Monate bemessenen Rest seines Lebens recht leicht zu 
machen. Dies geschah. Die gute Pflege und das Waldleben hatte 
eine frappante, aber unerwartete Wirkung. Der Kranke erholte 
sich mächtig, und statt zu verfallen, wurde er in einigen Monaten 
immer größer und stärker, fing allerdings auch bei dem guten 
Leben an, etwas zu verwildern. Nun stiegen dem Vater Zweifel 
in der Richtigkeit der Diagnose auf und bat mich um Hilfe. Ich 
hatte es natürlich viel leichter wie der erstbehandelnde Arzt und 


` konnte nunmehr aus dem fast vollkommenen Fehlen eines Tumors 


und dem glänzenden Allgemeinbefinden unter Berücksichtigung 


‘ der Entstehungsgeschichte der Erkrankung, welche typisch für 


eine Appendicitis war, den sicheren Schluß machen, daß es sich 


um einen der ja verhältnismäßig seltenen Fälle von Appendicitis je 


mit Bildung dicker, derber, entzündlicher, die Organe unter- 
einander verbackender Massen gehandelt haben müsse, wie sie 
auch bei anderen akuten Entzündungen, so z. B. bei der Holz- 
phlegmone beobachtet wird. Diese Massen wurden mehr und mehr 


resorbiert, sodaß die Appendektomie sogar recht leicht war und 


der Patient davon bald genas. Der Irrtum ist verzeihlich und 
kommt nieht allzu selten vor. Erst in den letzten Wochen habe 
ich bei einem Major genau den gleichen Hergang beobachten 
können. Aber diese Fälle beweisen, daß man sich bei der Appen- 
dieitis vor dem Prophezeien hüten soll. Das Prophezeien ist 
immer eine mißliche Sache, und bei der Appendicitis, bei der man 
nie wissen kann, was die nähere oder fernere Zukunft bringen 
wird, ganz besonders mißlich. l 


Aus der I. deutschen medizinischen Klinik in Prag 
(Vorstand: Prof. R. Schmidt). 


Über paradoxe Digitaliswirkung. 


Von 
Dr. Egon Weiser, Assistenten der Klinik. 


Mit Recht gilt seit jeher die Pulsverlangsamung als eines 
der wichtigsten Anzeichen einer erfolgreichen Digitalismedikation 
in allen jenen, Fällen, in welchen eine akute oder chronische In- 
suffizienz des Herzens mit einer Frequenzsteigerung einhergeht; 
und da dies in der weitaus überwiegenden Mehrzahl von Herz- 
störungen tatsächlich der Fall ist, so gilt die Pulsverlangsamung 
geradezu als klassischer Indikator für die Wirksamkeit der Digi- 
talis. Dies bezieht sich sowohl auf die Fälle mit normaler Reiz- 
bildung als auch auf die große Gruppe des Vorhofflimmerns mit 
Arhythmia perpetua. Ja, englische Forscher, wie Mackenz ie 
und Lewis, gehen so weit, wenigstens für das Bereich klinischer 
Erkenntnismöglichkeit eine Muskelwirkung der Digitalis anzu- 
zweifeln und erklären geradezu die erfolgreiche Wirkung der Digi- 
talis beim Vorhofflimmern durch. direkte hemmende Wirkung der 
Droge auf die Überleitung im Hisschen Bündel mit ihrer conse- 
cutiven Pulsverlangsamung und den besseren Erholungsbedin- 
gungen für den nun langsamer schlagenden Herzmüskel, Wenn 
dieser letztere Faktor vielfach als maßgebend für die Wirkung 
zu bezeichnen ist, sogar umgekehrt das Ausbleiben einer Ver- 
langsamung als ungünstiges Zeichen aufzufassen ist, so kann den- 
noch nicht genug die Tatsache hervorgehoben werden, daß sowohl 


bei vorhandener als auch fehlender Pulsbeschleunigung, sei es: 


nun bei normalem Reizablauf, sei es bei Arhythmia perpetua, oft 


genug die überraschendsten Erfolge einer Digitaliskur. ohne Fre-. 


quenzänderung, meßbar an einer rasch erzielten und ausgiebigen 


- 20; April. 


Diurese sowie am Rückgange sonstiger Insuffizienzerscheinungen, 
festgestellt werden können. Edens (1) befaßt sich ausführlich 
in seinem Buche über die Digitalisbehandlung mit dieser Tat- 
sache, erklärt diese Gruppe von Fällen für die intravenöse Form 
der Digitalisdarreichung besonders geeignet und gibt zur-Erläute- 
rung eine Reihe von Beispielen. 

. Akut oder chronisch einsetzende Herzinsuffizienz ohne Puls- 
beschleunigung, häufig sogar. mit Verlangsamung des Pulses findet 
sich, abgesehen von ‘der Myokarditis, während oder nach akuten 
Infektionskrankheiten, relativ am häufigsten bei arteriosklerotischen 
Herzen; auch hier bringt. die Digitalis noch häufig genug aus- 
reichende Hilfe, ohne daß -es zu einer wesentlichen Frequenz- 
änderung käme.‘ | | | 

Hingegen ist bekanntlich eine Art von Herzstörungen da- 


durch ausgezeichnet, daß nicht zu selten unter Digitalis eine Puls- 


beschleunigung erfolgen kann; gemeint ist die Gruppe des kom- 
pletten Herzblocks mit consecutiver kammerautomatischer Brady- 
systolie, deren Frequenz durch direkte fördernde Einwirkung der 
Digitalis auf die reizbildenden Centren 'eine wohltätige Steigerung 
erfahren känn. Ist die experimentelle Grundlage hierfür dureh 
die Untersuchungen von Cushny, Tabora und besonders 
Rothberger und Winterberg gegeben, so liegt anderer- 
seits eine Reihe von klinischen Beobachtungen vor, welche die 
Wirkung der Digitalis auf die Kammerautomatie er- 
ärten. Su 
Hier soll ebenfalls von einer frequenzsteigernden Wirkung 
der Digitalis gesprochen werden, die sich aber nicht auf die letzt- 
genannte Form der Herzstörung bezieht, sondern auf Fälle von 
mehr oder weniger hochgradiger Bradykardie, bedingt durch lang- 
same Reizbildung im Sinusknoten selbst, die mit ausgesprochener 
Herzinsuffizienz unter Dyspnöe und Stauungserscheinungen ein: 
hergehen. Unter Digitalis zeigten die mitzuteilenden Fälle in 
wenigen Tagen eine ausgesprochene Pulsbeschleunigung. Wenn 
auch die Bradykardie und die-Muskelschwäche als Zeichen einer 
Herzinsuffizienz sowie die nachfolgende Beschleunigung ünter 
Digitalis für diese Fälle eine biologische Verwandtschaft sehr wahr- 
scheinlich gestalten, so findet sich dennoch der erwähnte Sym- 
ptomenkomplex bei ätiologisch ganz verschiedenartig erscheinenden 
Erkrankungsformen. Die folgenden Beispiele mögen dies erweisen. 
1 A. R, ein 88jähriger Tagelöhner, erkrankte plötzlich am 
20. Juni 1914 mit Schwellung beider Beine, die in den folgenden Tagen 
noch zunahm. Außerdem bestanden nur noch ein gewisses Schwäche- 
gefühl und geringe Atemnot bei stärkerer körperlicher Bewegung. 
Einige Tage nach dem Auftreten der Schwellung stellten sich fast all- 
nächtlich stundenlang anhaltende Anfälle von Atemnot ein, die mit 
einem heftigen, unter das Brustbein verlegten Druckgefühl verbunden 
waren. Der Erkrankte legte sich zu Bett, wobei die Schwellungen 
zwar zum Teil zurückgingen, die nächtlichen Anfälle von Atemnot aber 
kaum eine Linderung erfuhren. Infolgedessen begab er sich am 2. JU 


in die Behandlung unserer Klinik. 


Aus der Anamnese sei hervorgehoben, daß Patient zweimal 
Lungenentzündung gehabt, im März 1914 eine Halsentzündung über 
standen hat; eine äußere Ursache für die jetzige Erkrankung kann i 
nicht angeben; er ist ein schwacher Biertrinker, raucht 20 bis 30 At 
garetten täglich. Ä 

Befund nach der Aufnahme: Kräftig gebauter, gutgenährter Mann. 
Leichte Atemnot, keine Cyanose, mäßiges Ödem an den Unterschenkel”. 
Der Puls ist gut gefüllt, auffallend langsam, zwischen 50 und 52 Schlägen 
in der Minute, seine Spannung ist erhöht: Riva-Rocci 190 mm Hg. Die 
peripheren Gefäße sind mäßig verdickt. - Die Lungenbasis ist beider- 
seits leicht gedämpft, schlecht verschieblich, daselbst abgeschwächtes 
Atmen; sonst leichte bronchitische Geräusche. Das Herz ist allseitig 
erweitert; es überragt den rechten Sternalrand um 11/2 bis 2cm, seine 
Dämpfung ist nach links oben außen um einen Querfinger vorgeschoben, 
der Spitzenstoß überschreitet im fünften Intercostalraum ein wenig 2 
Brustwarzenlinie, ist ziemlich undeutlich und wenig resistent. Der 2 
Ton an der Spitze ist dumpf, die zweiten Töne über der Herzbasis 
sind verstärkt, besonders der zweite Pulmonalton. Die Leber ist ee 
Querfinger unter dem Rippenbogen deutlich zu tasten, ziemlich druc 
schmerzhaft; dementsprechend ist die Ehrlichsche Aldehydreaktion I 


‚ Harn positiv. Als Ausdruck einer Nierenstauung fanden sich nur aM 


Tage der Aufnahme Spuren von Eiweiß im Harn; im weiteren Verlaufe 
blieb der Harn stets eiweißfrei. ' j 
Die elektrographische Analyse der Herztätigkeit ergab’ eme 
normale, aber wesentlich verlangsamte Reizbildung im Sinusknoten, 
sowie eine Verlängerung der :Überleitüngszeit auf 0,28 bis d 
Sekunden, worauf gelegentlich ein Reiz nicht übergeleitet wure 
und es so zu einem Kammersystòlenausfall kam. Es waren & 
die Minute ungefähr sechs bis acht Pulsausfälle zu rechnen. 
gewohnter Weise war hier das Bild einer verlangsamten Reizbildung 


u mrg Tel. 
N E t - Ru . ' - ~ 5 i ş 
Siy ` g ’ Ba De: « : . = 
N A x ` 3 . ! pr A RA Sa 3 
x $ : 5 De i ; ~‘ 
3 2 ` 


~ t 


R, tA s ea a t PR SF oR r. j a Aa . RAN. re i MIAE rog La; a Ten " ee, NE Zn ii ri s" a 
B Fe A m S w a 5 ..on 0.8 leo .n en i : . i . we 5 en ee ag ser 
TC u; \ , $ NER ® age 4 TEE. & e Ys g - ’ mn FE i d . 2 ‘ Sr ee . si È Ip 
nn u. IP $ Fe h 2 via x . ` : PAn T ee 6 e ON TE Aa J iion . Bd, RR: el 
ren fur) ia 5 è p 3 ' . a la e, r ` . - h o e . = . f » u De X Fe e R 
r Ze = EL Beer Se 2 gi i 3 A x arig , pa BER 3 N Io © un = Dar # - á "i $ ` - . k H f] -= 
$ í f 2 ` . yo ee, M . Rn = N a are ae er A Br RR . 2: 0 D 4 
PI i4 PR ERT ay K k = TEEN kr ie a ar Ey 5 ER 5 B o Pa N EEE 7 a 
i & : R SE A wg : A : . . A . g s 2 ur RR . k 7 ev Yo ' 
- e 7 . ` a . + p ` 4 N Ele e = nal 
. ee Ze Pe RE - ` Kuna = b ` 
r v a we NS . . j 5 EN Ne A jaro as 
: b yd Ye E . D 3 R. er 
r š . : \ 5 $ ETN IHR ; 
s $ . € i ee us i a i 
A : É er . N x ' 
Ri ` E Ni ® ` f ET i 
; ir 5 e 
r & è 


= pr} $ a 
Par: 


90. April.. 


——— m nn 2 P i 
s . ` - et Ki 


2041919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 16. 


verbunden mit verzögerter, Überleitung zu sehen. Ein Atropin- | kann höchstens auf den täglichen, Genuß von 20 bis 30 Zigaretten ji 
versuch fiel nur sehr schwach positiv aus. Es handelte sich also | hingewiesen werden; es fehlen aber anamnestisch alle Angaben, EIS 
hier um eine ziemlich akut einsetzende Herzinsuffizienz mit Herz- | welche auf chronischen. Nicotinismus. hindeuten würden, wie ARI 
erweiterung, mäßigen Stauungserscheinungen, Pulsverlangsamung | Flimmerskotom, Takakamblyopie, Anfälle von Pulsbeschleunigung, CRA M ; 
und Überleitungsstörungen. Auffallend war hier nur die Ver- | Oppressionszustände bis zu stärkeren anginösen Symptomen. Die x ai ’ a 
bindung einer Herzerweiterung mit einer Pulsverlangsamung, -wie | auch, während des -Aufenthaltes auf der Klinik zur Beobachtung - Kan 9. 
wir sie bei jüngeren Individuen eigentlich nur während. oder im | gelangenden nächtlichen : Anfälle erschienen als kardiale asthma- Han ER 
Anschluß an akute Infektionskrankheiten sehen. | tische Zustände, sekundär auf die primäre Herzinsuffizienz auf- Hu FEAR 
gepfropft. Das rasche Auftreten und.Vorübergehen der Affektion A r: 
PU A hi ilan | 
A E 


bot auch einen wesentlichen Unterschied: gegenüber den scheinbar 
ähnlichen Erkrankungsformen, wie sie’ etwa bei Coronarsklerose 
vorkommen. Für letztere Störung bei unseren Kranken fehlten 
jedwede sichere Anhaltspunkte. Wir dachten daher, den Fall 
dennoch am ehesten als flüchtige „rheumatische* Affektion ‚ohne 
Gelenkerscheinungen äuffassen zu können, wobei besonders zu 


Trotz mangelnder ätiologischer Aufklärung des Falles, über 
die noch zu sprechen sein wird, schienen genügend Anhaltspunkte 
vorhanden, trotz Bradykardie und Überleitungsstörung an eine 
reparable, durch Digitalis zu beeinflussende Herzinsuffizienz zu 
denken. Dementsprechend gaben wir nach zweitägiger erfolgloser 
Bettruhe dieses Mittel in der’Form des halbgrammigen Infuses 


ER 
rn 


arte 
mt, 


nn Sogn 8 I 


u 
72 z 
F -a - 
u Geis s T 
Ee Cage Ee T 
i AR Be > 
ren 
Fr wi ° 
p "y > 


m, PS z 
ae A 
Lt Dr, 2.20 1055 REIT 


durch fünf Tage. Der Erfolg‘ war nun überraschend genug. | | | 
Die daniederliegende Diurese :ging von 250 cem am ersten. Tage | betonen ist; daß der, rasche, und einwandfreie Erfolg der Digi- ‚RE n 
der Kur auf 2300 cem am zweiten Tage hinauf, betrug am dritten. taliskur jede wirkliche „degenerative Herzmuskelalteration auszu- E HRD 
‚Tage 3600 cem und erreichte am vierten Tage 4450 cem. Von | schließen schien. o S o | | i 1 TARRAT 
‚ da ab waren die Harnmengen normal. ‘Das am Tage der Aufnahme Es fragt sich nun, wie die Pulsbeschleunigung unter Digi- RAT: der es 
In Spuren nachweisbare Eiweiß war bereits zu ‚Beginn der Kur | talis zu erklären sei. ‘Bekanntlich überwiegt — normale Reiz- a VE n a 
‚ nicht mehr nachweisbar gewesen. Parallel der gesteigerten Diurese | bildung im Sinusknoten vorausgesetzt — bei dem meist tachy- u) RRO 
schwanden die Stauungserscheinungen. ‘Am auffallendsten waren | kardischen insuffizienten. Herzen der hemmende -durch Digitalis i CEH P 
die Veränderungen der Herzrhythmik. Der Puls betrug zu Beginn | gesteigerte Vaguseinfluß über die etwa: fördernde Wirkung dieser 1.  . 
der Kur 52 Schläge in der Minute und war infolge der Reiz- | Droge auf die Reizbildung selbst. Wir wissen, daß nach den OE HABER 
leitungsstörung unregelmäßig; unter Digitalis trat nun eine be- Vérsuchen von Rothbe rger und Winter berg (3) bei einer ieis H en 
trächtliche Pulsbeschleunigung auf. Pulsfrequenz unter gleichen | gewissen Dosierung des Strophanthins im Säugetierherzen erst dann el VE 
Verhältnissen am ersten Tage 52, am zweiten Tage 54, am dritten | eine Pulsbeschleunigung zu verzeichnen ist, . wenn sowohl. infolge FE Hi e 
Tage 60 Schläge in der Minute, dabei noch vereinzelter Pulsausfall. | Vagus- als auch Acceleransausschaltung die Schlagfrequenz únter | 
Dagegen am vierten Tage bereits 68 und am fünften Tage 72 | das Normalmaß herabgesunken war. Es macht sich also im Tier- < Tector Ve 
Schläge in der Minute; gleichzeitig war der Puls regelmäßig | versuch die fördernde Wirkung des Strophanthins erst am langsam Kein.) Ps 
‚geworden. schlagenden,. dem Nerveneinfluß 'entzogenen Sinusknoten :bemerk- aeni ie 1}: a, 
Die elektrographische Untersuchung ergab jetzt eine fast | bar. Sehen wir von dem kaum verwertbaren Ergebnis des nur EEn ET DEORA 
normale Überleitungszeit, die auch weiterhin hestehen blieb. .| schwach: positiven Atropinversuches ab, so folgt dennoch aus: einer 5a iot: a 


Außerdem hatten sich die Druckverhältnisse im großen Kreislauf | genaueren Beobachtung unseres Falles, daß eine 'hochgradige Er- 
wesentlich verbessert; betrug der Blutdruck am zweiten Tag der- | schöpfung der Reizbildung im Sinusknoten bestanden haben muß. 
Kur/noch 190 mm Hg nach Riva-Rocci, so sank er am vierten | [Es erscheint übrigens nicht‘ unlogisch, im Falle unserer brady- 
Tage bereits auf 155 mm, betrug am Tage nach dem Aussetzen | kardischen Herzinsuffizienz an ein Fehlen einer pathologisch ge- 
des Mittels nur mehr 130 bis 134 mm Hg. Hiermit war die an- | steigerten Acceleransfunktion zu denken, wenn wirGerhardts(4) 
fängliche Blutdrucksteigerung als asphyktische Reizung des Vaso- |.Ausführungen über diese Frage bei der Arhythmia perpetua in 

A Betracht ziehen.] Werden nun .die Ergebnisse:des vorerwähnten 
Tierversuches, soweit Strophanthin im Tierversuch mit der Digitalis- 


motorencentrums entlarvt. ; ir 
Wenn trotz ausgesprochener Bradykardie und Hypertension 
wirkung am Menschen vergleichbar ist, auf-unseren Fall angewandt, 
so liegt dem nichts im Wege, die beobachtete erstaunliche Zunahme 


der vorliegende Fall wegen der kardialen Stauungsform, des raschen 
Rückganges der Ödeme unter Digitalis, der nur flüchtigen und i 

minimalen Eiweißausscheidung, sowie wegen des ständig negativen | der Reizbildung der direkten- Einwirkung der Digitalis auf den 
Sedimentbefundes keineswegs als akute Nierenentzündung auf- | erschöpften Sinusknoten zuzuschreiben: Wird überdies die direkte 
gefaßt werden konnte, so mußte dennoch an eine chronische | Muskelwirkung der Digitalis in Betracht gezogen, so muß nicht 
Nierenerkrankung mit sekundärer Herzinsuffizienz gedacht werden; | nur eine bessere Durchblutung des großen peripheren Kreislaufes 
aber auch dagegen sprach der rasche Abfall der Hypertension bis | allein, ‚sondern‘ eine bessere Durchströmung auch des Coronar- 
auf das normale Maß, der vollkommene Mangel jeder nachweisbaren | kreislaufes eingetreten sein. Bessere Ernährungsverhältnisse des 
Herzhypertrophie, der normale Augenbefund, das Fehlen urämischer | Sinusknotens müssen auch seine Funktionstüchtigkeit steigern. 
Symptome, wie Kopfschmerz und Erbrechen, sowie der Harnbefund | Daß tatsächlich. auch dieses zweite Moment ‚seine Rolle spielte, 
selbst. Bradykardie und Überleitungsstörung mußten vielmehr als | erkennen wir durch die Besserung der Überleitungsbedingungen 
ein Primärer zusammengehöriger Komplex aufgefaßt werden; die | im Hisschen Bündel, die trotz der bekannten hemmenden Wirkung 
| der Digitalis auf ‘diese Funktion nur auf überwiegende bessere 
Durchblutung als ausreichende Erklärung bezogen werden kann. 


alutdrucksteigerung resultierte als Folge asphyktischer Reizung 
es Vasomotoreneentrums nach Herzinsuffizienz, möglicherweise | Durch ic 
Vielleicht wirkt auch -hier der im Atropinversuch sich nur wenig 


2 
A | 
n ' Besieigert überdies durch die Bradykardie selbst, wie nicht selten | nn 
4 . Xompletter Herzblock mitlangsamer Kammerschlagfolge eine kompen- | bemerkbar machende Vaguseinfluß mit. > P aa 
iy saori reaktive - Blutdrucksteigerung nach sich zieht. Infolge . Daß tatsächlich eine günstige Digitaliswirkung vorlag, geht 
#7 eg: Spzienunpon on een und a ‘aus der gesteigerten Diurese, die bereits am vierten 
je! „© ..08 Konnte der nur schwach positive_Atropinversuch nic Tage zur Ödemfreiheit und Rückgang der Leberstauung führte, 
ø bei Sicherheit für die Annahme verwendet: werden, daß der dem Abfallen der Hypertonie auf das ‚Normalmaß, sowie aus der 
e: P keine centrale Vaguserregung infolge Hypertension zu- | Verkleinerung der Herzfigur hervor. Erwähnt sei nur noch, daß 
jt runde lag. | ; T PONN jetzt, also nach Beendigung der Digitaliskur, bei normaler Puls- 
1 sat Atnmenfasscnd kann gesagt Men Sn nn frequenz der Atropinvetsuch ein besseres Ergebnis hatte. : J 
y e alenz Im Gegensatz zum gewohnten Bilde eine Herabsetzung or X ine 42 iährioa Frau die mit hänel | 
# der. er 2. H. K., eine 42jährige Frau, die mit häuslichen Arbeiten be- 
y! Der uonotropen und dromotropen F unktion vergesellschaftet war. schäftigt ist. Sie machte als junges Mädchen einen akuten Gelenk- 
N Jahr all bietet gewisse Ähnlichkeiten mit den von Heß (2) IM | rheumatismus durch. Seit mehreren’ Jahren hat sie über Herz- 
s- a e 1918 beschriebenen Fällen, die aber hypotonisch und ohne | beschwerden, wie rasche Ermüdbarkeit und Kurzatmigkeit, zu klagen. 
j’ ie hier beschriebene Reaktion auf Digitalis verliefen. . | Nach ihrer Angabe scheint es sich jetzt um .die erste ausgesprochene 
| War so die klinische Pathologie des Falles ziemlich klar, so Herzinsuffizienz .zu handeln. Es steigerten sich. nämlich in den.letzten 
stellten sic] re a0 | Bahtli inder- | Wochen Atemnot und Ermüdbarkeit, die Beine begannen anzuschwell 
A . ich der Auffindung ihrer Ursachen beträchtliche Hinder nn De EAT ya Ber auzuschweilen, 
5 nisse-entoegen. Wie perei a] keine akute Infektions- bis sich vor wenigen Tagen ziemlich plötzlich hochgradigere Schwellungen 
| Ä krankheit vorhergean Jereits en war Sn fel an eine: und. Zusammenbruch der Körperkräfte eingestellt haben sollen. ` 
akute Monta S Sangen, B0QAb ES VOFELS nt -Y | Befund nach der. Aufnahme in die Klinik anfangs April 1917. 
j Obere Myokarditis zu denken. Ebenso waren keine besonderen _ Kräftige, gutgenährte Person. Vertiefte, wenig beschleunigte Atmung. 
1 astu Srengungen vorausgegangen, die zu einer akuten Über- - ‚deutliche Cyanose der sichtbaren Schleimhäute und der Wangen. Aus- 
| des pE des Herzens hätten führen können. Auch die Lebensweise | gebreitetes Ödem der Beine und der Bauchhaut, sowie der Kreuzbein- 
i “68 Erkrankten selbst bot wenig: ätiologische Anhaltspunkte: Es | gegend. Die. Leber überragt den Rippenbogen, ist druckschmerzhaft, 


/ 


| vos, 


En Ey arat 


Eh ee ee A u 
= en et 

S TE = ~ 

5 ir 4 


Be ee a = 
RT er ER ee Ben RT ET 
z N 


nm on. var. 
wer 


x 


a 


en A as 


ag r 


Thra ern paaa ean 


an ag E 


ler meet ren. rn te en DL TERAN nn 


mn nn nn u, 
\ 


ER 


382 


Die Lungenränder sind schwer beweglich, die Lungenbasis beiderseits 
deutlich gedämpft. Daselbst das Atemgeräusch abgeschwächt. Über 
den oberen Teilen der Lungen sind trockene, basal mehr feuchte Rassel- 
geräusche zu hören. Das Herz ist nach ‚beiden Seiten beträchtlich er- 


weitert; die Herzdämpfung überragt den rechten Sternalrand um gut 


zwei Querfinger, der Spitzenstoß liegt im fünften Intercostalraum außerhalb 


‘ der Medioclavieularlinie; er ist verstärkt und verbreitert. An der Spitze 


ist ein systolisches, sowie ein langgezogenes diastolisches und ein kurzes 
scharfes präsystolisches Geräusch zu hören. Der zweite Pulmonalton ist 
verstärkt, Am Halse ist die Pulsation der Jugularvenen deutlich zu 
sehen Der Puls ist regelmäßig, mäßig gefüllt, seine Frequenz liegt 
ständig etwas unter 60 Schlägen in der Minute (58, 59, 60, 58 usw.). 
Die Pulsspannung ist nicht erhöht. Elektrographische und phlebo- 
grapbische Aufnahmen ergaben normale Verhältnisse von Reizbildung 
und Reizleitung. Typischer Stauungsharn, Urobilinogen deutlich nach- 
weisbar, Eiweiß in mäßiger Menge, ebenso wie die im Sediment vor- 
gefundenen hyalinen Cylinder unter der Digitaliskur verschwindend. 
Diagnose: Insuffizienz der Mitralklappen mit Stenosierung des linken 
venösen Ostiums. Akute Herzinsuffizienz mit universellem Hydrops. 
Zum Unterschiede von dem zuerst beschriebenem Falle war 
hier die akute Herzmuskelschwäche nur mit einer Schwächung 
leichteren Grades der Reizbildung im Sinusknoten verbunden. 

Es wurde in der üblichen Weise eine Digitaliskur eingeleitet. 
Erst am fünften Tage stellte sich eine deutlichere Wirkung der 
Medikation ein. Betrug. die tägliche Harnmenge bis dahin nur 
einige 100 cem und war der Harn selbst hochgestellt, so: hob sich 
von da ab die daniederliegende Diurese beträchtlich; es wurden 
täglich zwei bis drei Liter eines nun helleren Harnes ausgeschieden, 
sodaß mit dem Absetzen des Mittels am zehnten Tage der Kur, 
was wegen Erbrechens notwendig wurde, die Entwässerung des 
Körpers ziemlich weit gediehen war. Absolute Ödemfreiheit war 
erst in einer zweiten Digitaliskur zu erreichen. Betrug die Puls- 
frequenz zu Beginn der Kur 58 bis 60 Schläge in der Minute, so hob 
sie sich während derselben allmählich, erreichte gegen Ende der- 
selben 70 Schläge in der Minute und überschritt diese Zahl um 
ein wenig (72 bis 74 Schläge) nach Beendigung der Kur. Weiter- 
hin blieb es bei dieser. Frequenz. 


Die ausgedehnten Stauungserscheinungen mußten in diesem 


Falle ausschließlich der Herzmuskelschwäche selbst zugeschrieben 
werden, während die Herzrhythmik selbst an der Störung keine 
Schuld tragen konnte. Die Schlagfrequenz war nur wenig unter 
das Normalmaß herabgesunken; die erzielte maximale Frequenz- 


steigerung betrug gerade 16 Schläge (von 58 auf 74). Wenn wir 


die Ergebnisse der früher erwähnten experimentellen‘ Unter- 
suchungen von Rothberger und Winterberg in Betracht 
ziehen, so muß gesagt werden, daß es sich in diesem zweiten 
Falle wohl weniger um eine ausgesprochene Wirkung der Digitalis 
im fördernden Sinne auf die Reizbildung im Sinusknoten gehandelt 
haben konnte, da die Frequenz nur wenig unter die Normalzahl 
herabgesunken war, Es wird vielmehr mit der Hebung der Herz- 
tätigkeit eine allgemeine Verbesserung der Bluteirculation einge- 
treten sein, welche im Coronarkreislaufe auch dem specifischen 
Gewebe. des Sinusknotens zugute kommen mußte, woraus eine, 
wenn auch nur mäßige, so doch deutliche und einwandfreie Puls- 
beschleunigung resultierte. Gerade dieser Fall erscheint uns be- 
merkenswert, da wir die Verbindung Herzinsuffizienz und Brady- 
kardie am wenigsten bei einer Klappenaffektion am linken venösen 
Ostium‘ erwartet hätten; ist doch diese Form einer Herzstörung, 


"nämlich Herzschwäche und Bradykardie, am ehesten dem arterio- 


sklerotischen Herzen, der akuten Myokarditis, auch den von 
Wenckehach (15) beschriebenen Fällen, überdies außer anderen 
etwa noch zu nennenden Formen den von Herz (14) angegebenen 
Fällen eigentümlich. — Jedenfalls ist bei normaler und verlang- 
samter Reizbildung, wie aus den zwei bisher herangezogenen 
Krankengeschichten und der noch mitzuteilenden dritten hervor- 
geht, eine etwaige weitere Pulsverlangsamung an sich kein aus- 
schließlicher Indikator für die Wirksamkeit einer ‚Digitaliskur 
bei oraler Zuführung des Mittels; seben wir doch vielmehr zu- 
weilen sogar Pulsbeschleunigung auftreten. Es kann daher das 
Syndrom Herzinsuffizienz und Bradykardie nicht, wie es Edens 
vorschlägt, als vorwiegende Indikation für eine intravenöse Therapie 
angesehen werden, wenn wir unsere Fälle in Betracht ziehen. 

8. Der mitzuteilende Fall erscheint deshalb in seiner Entwick- 
lung besonders bemerkenswert, da hier vor der Erkrankung eine ge- 
naue interne Untersuchung vorlag. M. S., ein 36jähriger Elektro- 
techniker, war uns nämlich zu Ende des Jahres 1016 zur Feststellung 
seiner Felddiensttauglichkeit überwiesen worden. Es war ein normaler 
Herz-, Lungen- und Nierenbefund festgestellt worden. Insbesondere 
verhielt sich die Pulsfrequenz durchaus normal. Auch der Blutdruck 
und der Harnbefund hatte sich als normal erwiesen. Nach vollendeter 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16. 


Konstatierung rückte Genannter wieder zu seiner Truppe ein, machte 
dort die übliche Ausbildung mit, wurde uns aber bereits am 3. ‚Januar 
1917 wegen plötzlich aufgetretener Schwellungen zugewiesen. _ 


Befund bei -der Aufnahme: Körperhaut mattweiß verfärbt, starkes 
Ödem der Gesichtshaut, besonders der Lider, beträchtliche Schwellungen 
an den Beinen, der Bauchhaut und in der Kreuzgegend; deutliche Ana- 
sarka an Unterarmen und Handrücken. Die Schwellungen sollen plötz- 
lich vor zwei Tagen nach einer Übung im Freien bei feuchter Witte- 
rung aufgetreten sein. Auffallend war bierbei trotz universellen Ödems 
das starke Befallensein der unteren Körperhälfte. Spärliche Harnaus- 
scheidung; der Harn trüb, etwas hämorrhagisch, Urobilinogen in Spuren 
vorhanden. Speeifisches Gewicht zwischen 1012 und 1015. Reichliche 
Eiweißausscheidung; betrug die Eiweißmenge zu Beginn 6 bis 8 %s, 
so sank sie nach der noch zu besprechenden Digitaliskur auf & bis 
5°%,, nach Esbach. Im Sediment fanden sich ziemlich reichlich hya- 
line, spärlicher granulierte Cylinder, sowie rote Blutkörperchen. Die 
Lungenbasis war beiderseits gedämpft, schlecht verschieblich, über ihr 


war Knisterrasseln neben abgeschwächtem Atemgeräusch zu hören. 


Das Herz zeigte sich wenig verändert: die Dämpfungsgrenze über- 
schritt nach rechts um einen Querfinger den rechten Sternalrand, der 
Spitzenstoß reichte bis über die Mamillarlinie, war nicht auffallend 
verändert. Zweiter Aortenton verstärkt und klingend. Der Puls ist 
voll, regelmäßig, stark gespannt, auffallend langsam. Seine Frequenz 
schwankt zwischen 34 und 36 Schlägen in der Minute. Beim Avf- 
setzen im Bette wird der Puls etwas rascher. Der Blutdruck ist auf 
180 mm Hg Riva-Rocci erhöht. Das Elektrokardiogramm zeigte wohl 
verlangsamte, aber normale Reizbildung und Reizleitung. Unter Atropin 
trat eine leichte Erhöhung der Frequenz auf 46 Schläge 25 Minuten 
nach der Injektion ein. Klinisch wurde eine akute Glomerulonephritis, 
der eine akute Herzschädigung zugesellt war, angenommen. 

Infolge dieser Annahme wurde bei reizloser Trockenkost 
und einer Flüssigkeitszufuhr von 1,2 1 Milch täglich zur Be- 
kämpfung der koordinierten Herzschwäche, wie es z. B. Vol- 
hard (5) und R. Schmidt (6) angegeben haben, Digitalis (in 
Form eines halbgrammigen Infuses) gegeben. Es zeigte sich nun 
ein deutlicher und rasch eintretender Erfolg. Die Harnmenge 
'stieg beträchtlich an; betrug sie vorher knapp /, 1 als Tages- 
ausscheidung, so erreichte sie bereits am zweiten Tage der Kur 
fast 2 1, stieg am fünften Tage auf etwas über 3 1. Während- 
dessen war, wie bereits erwähnt, der Eiweißgehalt gesunken, doch 
schien die Blutbeimengung zum Harne kaum herabgemindert zu 
sein. Die Ödeme waren stark zurückgegangen, doch blieb immer- 
hin ein beträchtlicher Rest von ihnen zurück. Das hier vor allem 
interessierende Moment war das Verhalten der Pulsfrequenz: aB- 
fänglich 36 Schläge in der Minute betragend, erreichte sie aM 
sechsten Tage der Kur 78 Schläge in der Minute in allmählicher 
Steigerung von Tag zu Tag; weiterhin hielt sie sich konstant auf 
dieser Höhe. Der Blutdruck betrug zu Beginn der Kur 180 mm, 
sank dann von Tag zu Tag etwas herab und betrug am achteu 
Tage, dem letzten Tage der Kur, noch 160 mm Hg. Erst viel 
später, nach Besserung der Nierenerkrankung, sank der Blutdruck 
auf 140 bis 150 mm herab. Die Digitalis war wegen starken 
Brechreizes- abgesetzt worden. Weiterhin wurde, da noch ei 
Rest von Ödem bestand, im Harn immer noch eine Blutbeimenguns 
nachweislich war, die Diurese wieder etwas knapp geworden wai, 


und außerdem ziemlich quälende Kopfschmerzen auftraten, DE 


mehr reizlose Trockenkost gereicht. 


Der sichere Nachweis der Ausbildung einer Herzhypertropbie 
war nicht zu erbringen. Bekanntlich kann es bereits nach wenigen 
Tagen einer akuten Nephritis zu beträchtlicher Drucksteigerung 
kommen; diesbezüglich sei auf Riegel(7)und Fr. v. Müllert 
verwiesen. Immerhin wäre eine Spannung von 150 mm, wie Sie 
in unserem Falle bestand, für eine Krankheitsdauer vol zwei 
Tagen auffallend hoch. Ebenso bedurfte die ‚außerordentliche 
Pulsverlangsamung gleich zu Beginn der Erkrankung einer genauen 
Analyse. Im Gegensatz zu Riegel hatten wir an ae 
Material kaum je in der angegebenen Höhe der Hypertension el 
normaler Reizbildung eine derartige exzessive Bradykardie ae 
Allerdings ließ sich bei der Unsicherheit der Analyse erzielter ie 
einflussungen das Ergebnis des einigemal wiederholten schwat 
positiven Atropinversuches kaum in bestimmter Weise dahin deu a 
daß eine via centrale Vagusreizung entstandene Bradykardie ur 
Atropin wohl einer stärkeren Beschleunigung, als es hier der i a 
war, hätte weichen müssen. Dennoch mußte die Bradykardie nn 
Erschöpfung in der Reizbildung zugeschrieben werden. [Es sel Be- 
noch nebenbei erwähnt, daß auch im Falle einer stärkeren se 
schleunigung nach Atropinisierung noch nicht von einem gesteiget de 
Vagustonus hätte gesprochen werden können: der an sich torp! 
Dissimilationsvorgängen und somit der Reizproduktion weng 5 i 
neigte Reizbildner müßte an sich leichter hemmenden Einwirkung 


> 


ie Pe Zu vo. š 

a T Et ; 
we rn a a a ; ' f En = - 
LATE. R az! Ei s+ i Es - = +’ . a jait x : $ A i - wo m . E ; 
1 s ' FE er 2. $ rs C dnf . E w3 meri Dp Ben rt we eoni et . & a: Fu 
“ ' . SE ` 5 PR Ri; g s = - 
' o 5 . nob Ao E 


DENSE 5. S 
r . NS 
D an Be RT, ' i } 


- 
, 
x 
- 
> 
= 
iita a Zu 
aAa apa 
E es: 
Se 


ERCAN 
s Orayen 
UTA E e A, 
S, — m e 
Pra 
Kg 
$, 
Mai, 
niea 


888: 


hi) deutlich nachweisbare- Hypertrophie ausbildete (verbreiterter, 


a- 20. April. © 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16. a en O EE N E Dose 
Trappe ein, nah eines auch normalen Vagustonus unterliegen; vergleiche hierüber | mehr oder weniger ausgesprochene Sinusbradykardie. ` Auch hier E 
bereits an £m die Ausführungen von R. Schmidt‘(9)] Da überdies während | führt Digitalis 'oft zu einer Entwässerung des Körpers, während Be, 
um, 5 der Digitaliskur wohl eine Steigerung der Pulsfrequenz auf das | die Bradykardie selbst zuüzunehmen droht. Spontane Erholung K an N 
veil veiii © Doppelte stattfand, hingegen der-Blutdruck nur von 180 mm auf | der. Reizbildung stellt sich. zuweilen. infolge einfacher‘ Bettruhe FIRE 
htlichescnln)- 160 mm Hg herabging, so lag hierin ein weiterer Anhaltspunkt, | ein; besonders Mackenzie (12) hat sich eingehend mit der aheg 
pend; jin die Pulsverlangsamung als das primäre Moment anzusehen. Die | Schilderung derartiger Zustände befaßt. Wir. selbst. sahen in TANE 
hen a Höhe des Blutdruckes selbst setzte sich hiernach aus der nephri- | einem Falle von allgemeiner Arteriosklerose mit mäßiger Er- sch. 
uniendo = tischen Komponente und der reaktiven asphyktischen ‘durch die | weiterung des linken Herzens, stärkeren Ödemen an den Beinen, ED 

= Bradykardie selbst gesteigerten Reizung des Vasomotorencentrums | und einer starken Sinusbrädykardie, die täglich mehrmals unter Re A 
zusammen, wie sie etwa bei der langsamen Kammerautomatie | weiterer Verlangsamung zu Schwindelanfällen führte, gegen Atropin IRRE 
infolge Herzblockes gefunden wird. Die nach der Digitaliskur | ünd Adrenalin sich refraktär verhielt, gegen. Vagusdruck. aber sehr Bi ven 
restierende Blutdrucksteigerung kann — allerdings nur mit ent- | empfindlich war, innerhalb von fünf Tagen die Pulsfrequenz spontan - lad. 

flf sprechender Reserve — als die nephritische Komponente angesehen | von 45 Schlägen auf 68 Schläge hinaufgehen. In keinem der- RT 

\ - werden. Neben der Schädigung. in der Reizbildung mußte auch | artigen Falle aber sahen wir eine fördernde Wirkung der Reiz- in 
eine direkte Beeinträchtigung der Herzmuskelkraft bestanden haben; | bildung im Sinusknoten, eher kam es zu mitunter bedrohlichen ` A 
diese Annahme wurde durch die überraschend schnell und aus- | Anfälln. > een ee SU Zn ee Bi: ir: = 

...  giebig sich einstellende Entwässerung des Körpers unter Digitalis Zusammenfassend -liegt das Gemeinsame der beschriebenen VER 

ir bestätigt; sind doch gerade die erst kurz entstandenen nephri- | Fälle in einer akut einsetzenden Herzmuskelschwäche, die mit Se 
“tischen Ödeme gegen medikamentöse Beeinflussung besonders | einer Verlangsamung der Reizbildung im Sinusknoten verbunden ER RE 

. refraktär, - während kardiale Stauungen sofort in Bewegung zu | war; unter Digitalis kam es in allen drei Fällen zu einer Be- le 

- setzen sind, was ja für unseren- Fall zutraf. Weiterhin sprach für | schleunigung .des Sinusrhythmus. Die Frequenzzunahme. erklärt PIPA a 

. eine kardiale Beteiligung an der Ödembildung die Form der Ödeme | sich zum Teil durch -direkte Einwirkung der Digitalis auf den idee 
us. selbst, die an der unteren Körperhälfte auffallend stark ausgebildet | verlangsamten ünd .torpiden Reizbildner im Sinusknoten, teils ng 

$.. waren und eher unter Digitalis eine Abnahme zeigten als etwa | durch mittelbare Einwirkung auf denselben infolge besserer Durch- | 

gg; das Gesichtsödem. Ferner mußte die allerdings nur mäßige Herz- | blutung des Coronargebietes.‘ Das. beschriebene Syndrom fand NE E 

erweiterung nicht nur auf vermehrte diastolische Füllung infolge | sich einmal bei einer entzündlichen (rheumatischen?) Affektion Ken ja, E 

-der langsamen Herztätigkeit, sondern auch auf direkte Herz- | des Herzens, einmal bei einem insuffizienten -Mitralherzen, einmal E i BE 

. . erweiterung bezogen werden. Wieweit der kardiale Faktor der | bei einer-akuten Herzschädigung zu Beginn einer frischen Nephritis DB 

‘.Ödembildung in einer Rückstauung im Venensystem infolge Herz- | (der Fall von Schittenhelm und Schlecht muß als Er- FE a 
iE © muskelschwäche oder in einer einfachen Verlangsamung der | nährungsstörung angesehen werden). In zwei von unseren Fällen TARA f a 
8 pa => Strömung infolge der Bradykardie bestand, läßt sich. natürlich | bestand Hypertension, in einem war der Blutdruck normal.. Die a. p 
“i, et! nicht feststellen. Spielt aber das letztere Moment die Hauptrolle, | Hypertension erwies sich als sekundäres Moment und war keines- TARF E 
a ' 80 muß die rasche und ausgiebige Frequenzzunahme unter. Digitalis | wegs die auslösende Ursache für die Pulsverlangsamung. Ta ee 
y een ~ Sowie die Entwässerung des Körpers selbst mehr der direkten Ein- | Was den Zustand. des Herzmuskels selbst in unseren drei li. a = 
h u wirkung der Digitalis auf den -Reizbildner als auf ihre Einwirkung | Fällen anbelangt, 'so fand sich im zweiten Falle eine ausgesprochene REAS y 
w ‚auf die Herzmuskulatur bezogen werden. Die Frequenzsteigerung | Hypertrophie der Herzkammern. In unserem dritten Falle war' EIER 
in von 34 Schlägen am ersten Tage der Kur: auf 74 am sechsten | erst im späteren Verlauf der Erkrankung eine Hypertrophie. nach- eva 
we Tage spricht sehr für erstere Annahme. Es wäre noch nach- | weisbar; nun läßt sich frühestens erst in der zweiten Woche- ee 
On . zutragen, daß sich im weiteren Verlauf, der Erkrankung: eine | einer akuten Nephritis eine Herzhypertrophie nachweisen; siehe ME i 
hierüber Riegels (7) und Friedländers (13) Ausführungen. ; ji. 


‚Da wir bereits in der ersten Woche Digitalis gaben, kann: hier 


MT > 

paei ; hebender, resistenter Spitzenstoß). = i 

i Es war naheliegend, das massenhafte Auftreten der be- | die Entwicklung einer Hypertrophie der Digitalismedikation 

eiw í kannten bradykardischen essentiellen Ödeme — der. Hunger- | höchstens parallel gegangen sein;’ kaum aber dürfte zu Beginn 

| “ Ödeme — zu Versuchen heranzuziehen, in welchen sich auch hier | der Kur eine Muskelvolumzunahme bestanden haben: Wir sehen. 
'also hier Digitalis in einem Falle wirksam, in welchem der Herz- 


ii een Is | | en 
usb eine ähnliche paradoxe Digitaliswirkung hätte einstellen können. rs l 
muskel reaktiven Veränderungen wie Hypertrophie zugänglich 


s, ` 
wt Aber teils waren in unseren Fällen Ödeme und Bradykardie gegen- | 
si. über Digitalis refraktär, teils kam es unmittelbar nach Einnahme | war; vielleicht liegt darin ein Hinweis auf die Angriffsmöglichkeit 
j nu. | der Bettruhe zu &iner ausgiebigen Entwässerung, während die | überhaupt. (Bekanntlich beschränkt Ede n's eine günstige Digitalis- 
N; Bradykardie hartnäckig” bestehen blieb. Nur in wenigen Fällen | wirkung auf solche Fälle, in denen neben Insuffizienz, bereits eine 
r il, kam es unter Ruhe und besseren Ernährungsverhältnissen zu einer | Hypertrophie vorhanden ist.) -In unserem ersten Falle bestand 
vn ‘ Spontanen Erholung des Sinusknotens, so in einem, Falle innerhalb | zur Zeit des Spitalaufenthaltes keine klinisch nachweisbare Hyper- 

RI. von fünf Tagen von 54. auf 72 Schläge. : Unsere Versuche mit | trophie. Erwies sich auch hier die Digitalis als wirksam, so 
müßte man an die. vielfach geäußerte Vermutung denken, daß 


na 
= E Dieitalis fielen hier also vollkommen negativ aus. Auch sonst ena | 
a and sich in der Literatur kein Hinweis auf eine derartige Wirkung |. gewisse Arten von Entzündungsvorgängen Herzmuskelhypertrophie 

| IS auf eine einzige Angabe. Schittenhelm und Schlecht (10) | bedingen könnten; es würden dann auch hier Entwicklung einer 
10 berichten nämlich in ihrer Arbeit über hypotonische Bradykardie: | Hypertrophie und Digitaliswirkung miteinander parallel gehen. | 
a  „oeieinem Kranken mit sehr stark ausgeprägter Bradykardie saben Die in diesen Zeilen beschriebene paradoxe Digitaliswirkung 
se; Wi unter Digitalis den Puls konstant und ‚allmählich von 32 auf | ist anscheinend ein seltenes Phänomen. Jedenfalls ist es ein 


P i i . ia ae = z k : ; j ° acei - Tre. è l 
ih : bis 70 Schläge ansteigen. Sonst zeigte sich die Pulsfrequenz | Hinweis darauf, daß nicht in allen Fällen von bradykardischer 
uf: ref, ıschiedensten Beeinflussungsversuchen gegenüber durchaus | Herzinsuffizienz eine oral durchzuführende Digitaliskur zu per- 
WW DE Wir ständen also hier der vereinzelten fördernden | horreszieren ist, daß sogar vielmehr bei geeigneter Auswahl der 

Es in ung der Digitalis auf ein irgendwie in seiner Ernährung ge- | Fälle sich eine günstige Einwirkung auf die Reizbildung im Sinus- 
9, Nädigtes Herz gegenüber, X |  knoten erwarten läßt. ‚Übrigens kann in allen derartigen Fällen 
Who o Von negativen Resultaten bezüglich der- Reizbildung be- | eine mit der Digitalismedikation kombinierte Atropindarreichung 
en ‚üchtet Frey (ii) in seinen Fällen von Erschöpfungszuständen | als Schutzmaßregel angewandt werden, Der dritte Fall bewies, 
p, Br Herzschwäche und starker Pulsverlangsamung, daß zwar Digi--| daß derartigen Herzstörungen keine. präexistente konstitutionelle 
w, eintala gut vertragen wurde, eine bessere Herztätigkeit sich: | Bradykardie zugrunde zu liegen braucht. i 
W besa ©, die Ödeme zurückgingen, die Pulsverlangsamung aber Literaturangaben. i. Edens, Die Digitalisbehandlung. 1916. — 
TA bestehen blieb, Auch Edens (1), der sich besonders mit der :|. 2 Heß, W. Ki. W. 1918 (Februar), — 3. Rothberger und Winterberg, 
Mi han nösen Therapie bei bradykardischer Herzinsuffizienz be- E elhard' I, Mohr-Stachelins Handbuch. — 6. R. Schmidt, M. KEIT, | 
nn booba a m oal nichts dem hier Beschriebenen RESSA | H. 8. z 1. Riegel, B. kl. w Tia 2. Er oe Ref, york. p. path, 
dh sej v zu haben, wenigstens fehlt jeder Hinweis darauf in | Ges, IX. Tagung zu Meran 1900. — 9. R. Schmidt, Zschr. I klin. M. 1918, 
em Digitalisbuche. Auch Heß (2) sah in einem seiner Fälle | Bà Bê -= 0. Sehitteghelm und Schlecht, BD Kl W. 1018, I 48. = 

kray üsgesprochene Wirkung der Digitalis auf Diurese und Herz- a a 1 Fri dländer, Arch 1. Phy i I gie 1881. = 

n ohne d xung der Ligita krankheiten (Anhang). — 13. Friedländer, Arch. f. Physiologie’ 1881. — 
p; 2 ab es zu einer Veränderung der Frequenz gekommen 19 | 


äre, All : i4. M. Herz, Herzkrankheiten. — 15, Wenckebach, M. m. W. 1916. 
zeigt ae aaide Arteriosklerose unter Mitbeteiligung des Herzens | | | | 
| & Im Stadium der :Dekompensation neben. Ödembildung 


ee e E 


-r -=> An 2yr A. 
tan TIY, a 


un o 
A Y 


REAN EN in 


ae > 


ee SER 


Ei. = 
er ee re 


peera SETS GENE oa, 


ee 2 


n AR rae Er FR 
ed a $ r : a T n 
elunen e oa, sn tn ns a En en ee ar en NN i- 


Pr Hure 


= e eii 


EZ en 
Pes 
y 


Taea- 


Aoin NT 
Wr: a Le 


700 æ für das Ereuthometer I und einem solchen von 50 und 


win en 
nn nn ei nn te ie iin 


`» 


Die Verwendbarkeit der dermographischen Unter- 
suchungsmethode für pharmakologische Zwecke 
an Hand von Coffeinuntersuchungen. | 


Von 


Dr. L. Schwartz, Basel. 


Ä Als ich zu meiner 1917 erschienenen Arbeit (1) die ver- 
schiedenen auf die Hautgefäße wirkenden Faktoren mit Hilfe der 
dermographischen Methode studierte, fiel mir unter anderem der 
eklatante Effekt chemischer Substanzen auf, insbesondere des 
Coffeins, dessen Wirkungsweise ich damals in einer Kurve dar- 
zustellen versuchte. Seither habe ich nun auf der hiesigen chirur- 
gischen Klinik Gelegenheit gehabt, weitere Untersuchungen an- 


zustellen, welche die früheren in vollem Maße bestätigten, ferner 


erlaubt haben in einige Details einzudringen, sowie zu neuen 
Fragen Anstoß gegeben haben und dann hauptsächlich auch die 
Technik verfeinern und durch bessere Kenntnis der Fehlerquellen 
dazu führen sollten, alle möglichen Cbemikalien in ihrer Wirkung 
auf die Hautgefäße von einer sicheren Basis aus zu studieren. 
Leider mußte ich äußerer Umstände halber meine Versuche vor- 
zeitig abbrechen, sodaß es mir nicht 'mehr möglich wurde. bis in alle 
Einzelheiten der Coffeinwirkung einzudringen: ich möchte deshalb diese 
Mitteilung in letzterer Beziehung als eine vorläufige aulgefaßt wissen. 
während die Untersuchungstechnik mir nunmehr gehörig ausgebaut 


‚erscheint. 


Allgemeines zur Untersuchungstechnik. 
Die von mir konstruierten, hier abgebildeten Apparate, die Ereu- 
thometer, die dazu dienen sollen, bei stets gleichbleibender Reiz- 
dosis einen gut sichtbaren dermographischen Strich zu erzielen, 
bestehen im wesentlichen aus drei Teilen: einer Hülse, einer darin 
eingeschlossenen Triebfeder, die, um das Erlakhmen zu verhindern, 
besonders präpariert worden ist, und einem Stempel aus Aluminium, 
an dem der ausgeführte Druck leicht abzulesen ist. | 

Die Einteilung entspricht einem Druck von 100. 250, 500 und 


100 œ für das Ereuthometer ll. Beim 
ersteren Instrument verwende ich stets 
500 beim letzteren 50 g Druck. Wichtig 
ist das periphere Ende des Stempels, das 
die Haufreizung hervorrufen soll. Zur 
Erzielung der Dermographia peripherica 
dient ein 1 cm Durchmesser haltender 
horizontal gestellter Knopf, der die senk- 
rechte Haltung des Instrumentes bei der 
Ausführung des Reizes wesentlich cr- 
leichtert. Die Dermographia dolorosa 
wird durch ein spitzes Enndstück, eine 
um 60° umgebogene Nadel hervorgerufen. 
Das horizontale Rädchen unterhalb des 
Stempelendes hat wiederum den Zweck, 
durch Augenkontrolle eine korrekte ver- 
tikale Haltung des Ereuthometers zu 
ermöglichen !). 

Die Geschwindigkeit der Strei- 
chung kann mit diesen Instrumenten 
nicht reguliert werden, was vielleicht 
ein Nachteil ist; man kann sich jedoch 
leicht daran gewöhnen, einen Strich 
von 5cm Länge in 1 bis 11/2 Sekunden 
zu ziehen, welche Dauer bei sorgfäl- 
tiger Ausführung durchaus nötig ist. 
Kleine Abweichungen von dieser Ge- 
schwindigkeit sind nach meinen Unter- 
suchungen nicht von Belang. 

Zur Messung der Intensität der 
roten Reaktionen habe ich eine kleine 
Farbenskala, das Ereuthoskop, zusammengestellt. Es besteht 
aus Filtrierpapierstückchen, die in verschiedenprozentigen Farb- 
lösungen getränkt sind; ein mit Wachs getränktes darüber fixiertes 
Filtrierpapier soll der Skala den matten Farbenton der Haut 
verleihen. 

Zur Herstellung der Farblösungen dienen: Eosin „bläulich“, 
Grübler, vier Teile, Aurantin Grübler, ein Teil auf 100, 200, 400, 800, 
1600 Teile Wasser. Zur Herstellung des Wachspapieres nimmt man 
Filtrierpapier Geßler und Kreuzig Nr. 8 und taucht es in erwärmte, 
mit Ocker gesättigte Cera alba. Das trockene Papier wird mit Hilfe 


t 
’ 
1 

ne 
pA 
w 
= 
Frame 
i 

- 


Hi 


Er 


een 


Ereuthometer I 
für die Dermographla peripheriea 


Ereuthometer 11 | 
für die Dermographia dolorosa 


1) Zu haben bei Herrn G. Laubscher, Basel, Petersgraben 18. 


354 on 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16. 


20. April. | 


.—— -— — oea aa nn — a uau _L-___.1 


einer kleinen Glasplatte auf die Skala fixiert. Die Farben sind etwas 
lichtempfindlich. deshalb tut man gut. einen Deckel darüber anzu- 
bringen. Der erste Grad entspricht dem schwächsten. der fünfte dem 
intensivsten Farbenton. Die Zeitabstände werden mit einem gewöhn- 
lichen Chronographen gemessen. 

Alle diese Hilfsmittel gebrauche ich nun seit mehr als zwei 
Jahren fast ununterbrochen und für die verschiedenartigsten Ex- 
perimente, ohne bis jetzt irgendwie Anlaß gehabt zu haben, etwas 
Wesentliches daran zu ändern. 

Ich gehe nun zur Besprechung der Technik der Serien- 


' untersuchungen über, die sich für pharmakologische Experimente 


besonders eignen und deshalb hier ausführlich behandelt seien. 
Soll die Wirkung eines chemischen Stoftes, z. B. in einer 
halben Stunde, und zwar alle drei Minuten festgestellt werden, so 
muß ein unter denselben Verhältnissen gleich reagierendes Feld 
zur Verfügung stehen, das über ein Dutzend Reizstriche bequem 
aufnehmen kann. Am besten eignet sich hierzu die Brusthaut, 
beiderseits des Sternums bis zu den Mamillarlinien; oben werden 
diese Flächen durch die Claviculae begrenzt und unten durch die 
fünfte Rippe; außerhalb dieses Gebietes besonders gegen den 
Rippenbogen hin nimmt die Lebhaftigkeit der Erscheinungen ge- 
wöhnlich rasch ab. Da hierin individuelle Unterschiede bestehen, 
so ist es bei jeder neuen Untersuchungsperson nötig, vorerst -zu 
explorieren, wie groß die demographisch gleichwertige Region ist. 
Die Reizstriche werden naturgemäß horizontal, das heißt 
parallel zu den Rippen gezogen, am besten über den Intercostal- 
räumen; gewöhnlich haben zwischen Sternalrand und Mamillar- 
linie zwei Striche Platz, sodaß bei Verwendung der obersten vier 
Intercostalräume auf der rechten und linken Brustseite je acht 
Reizstriche appliziert werden können. Bei Untersuchungen inner- 
halb einer halben Stunde kann somit die dermographische Reaktion 
in der Regel 16 mal geprüft werden; soll die Beobachtung jedoch 
länger dauern, so sind die Intervalle der Reizapplizierungen ZU 
verlängern, immerhin darf man nach völligem Abblassen der 
Reaktionen auch auf den alten Stellen wieder reizen, die sich 
relativ bald wieder wie die ungereizten verhalten. Umgekehrt 
können die dermographischen Erscheinungen auch alle Minuten 
hervorgerufen werden, wodurch sich die Länge der ganzen Beob- 
achtungszeit natürlich wesentlich verkürzt. Noch kleinere Inter- 
valle werden kaum in Betracht kommen, da die Beobachtung des 
Verlaufes der Reaktionen sowie die Aufnotierung der Werte immer 
hin eine gewisse Zeit beanspruchen. l 
Außer der Brust mögen sich noch andere Körperregionel 
für die Durchfübrung von Serienuntersuchungen eignen; ich habe 
an der Innenseite des Oberschenkels eine Dermographia-dolorosa- 
rubra-Serie erhalten, die aber denjenigen auf der Brust an Länge 
und Deutlichkeit entschieden nachsteht. Ferner kommt für die 
Dermograpbia dolorosa rubra vielleicht auch die Bauchhaut m 
Betracht. Untersuchungen auf dem Rücken, der eine große Haut- 
tläche -bietet und häufig fast ebenso intensive rote Reaktionen auf- 
weist wie auf der Brust !), sind deswegen weniger empfehlenswert, 
weil dann die etwaigen psychischen Äußerungen der Unter- 
suchungsperson nicht beobachtet werden können. Ich werde 
später hierauf zurückkommen. Schließlich stehen Unterschenkel 
und Fußrücken zum Studium der Veränderungen der weißen Re 
aktionen (Dermographia peripheriea alba und Dermographla dolo- 
rosa alba) zur Verfügung, doch erlauben hier die topographischen 
Verhältnisse keine längeren Serienbeobachtungen. " 
Außer der Bevorzugung der Brusthaut gehören ZU den 
ferneren optimalen Bedingungen, die für die Ausführung -Von 
längeren Reihenuntersuchungen zu fordern sind, eine möglich 
wenig pigmentierte, unbehaarte Haut, die einem mäßigen Fett- 
polster aufliegt. Weibliche Individuen mit stark entwickelten 
Mammae können nicht verwendet werden. Am besten eignen Sic 
nach meinen neulich publizierten Untersuchungen (2) junge Männ? 
zwischen 16 bis 25 Jahren, bei denen ich im Durchschnitt Jeb- 
haftere und auch deutlichere Reaktionen gefunden habe als M 
früheren oder späteren Lebensaltern. . 
~ Im folgenden ist nun noch der Einfluß verschiedener al 
wirkungen zu besprechen, denen zur Vermeidung von Feble 
quellen die größte Aufmerksamkeit zu schenken ist. bez 
Vor allem ist dafür zu sorgen, daß therm ische e 
flüsse den Gefäßtonus während der Untersuchungszeit nicht H 
verändern vermögen. Die Untersuchungsperson soll deshalb ii 
der Untersuchung nicht ‘allzu außergewöhnlichen und sohro ni, 
Temperaturen ausgesetzt gewesen sein (kalte Duschen, 


t) Vergleiche meine schon angegebene Publikation S. 825. 


en Ze N Ze no Ei 5 x 3 A 4i 
an = 7 "P x 2 . . 4 Re vn 5 BR $ . ' ‚ 2 A N 
7 — —ndN, “ 4 x me" a g | q y x i a ee Sa. r B oo. 
> p 2 “ . G fi A i on ` 3 x ä Gi š Sd E 
` $ Pa i P 3 2 paag - ` Ae pA f. 


SN N 
E Be Eg 
> ` 


SE E Po l PaE- poo 4 aa i PO Ka E er i i á ar a 3 
bäder usw.) Mindestens fünf Minuten lang vor der Exploration | >. '‘'Coffeinversuche, Wie schon erwähnt, stammen diese 


e Raben iia. RONS : PAA S | LeIny 
eckel dire muB sie sich mit weit geöffnetem oder ausgezogenem Hemd an | Untersuchungen teilweise aus dem Jahrè 1916: der größere Teil 
ten, der ihg! dem Wärmegrad des Untersuchungszimmers gewöhnen, der nach | wurde allerdings in der. letzten Zeit ‚ausgeführt, wobei es mir 

meiner Erfahrung durchaus nicht weniger als 20° C betragen und | hauptsächlich darauf ankam, alle die oben. angeführten Bedin- 


mit einen gè! © 
' * auch nicht so hoch sein darf, daß er. unangenehm empfunden | gungen in korrekter Weise zu erfüllen. 


seit mehr. wird. Selbstverständlich muß die Zimmerwärme eine konstante Um jegliche psychische Einwirkung (Schmerz, Unlust) bei 
iedenartiodk $: bleiben. — | ot. | | einer subeutanen Injektion auszuschließen, wurde das Coffeino- 
Weiterhin sollen alle psychischen Erregungen | Natrium benzoicum stets per os gereicht, und zwar zuletzt durch- 


weg ‘in nur 25 cem Wasser von 18° C. Es sollte durch diese 


JE zu haben de À 
| Maßnahme eine die Coffeinwirkung störende Veränderung der 


möglichst ferngehalten werden, um Unregelmäßigkeiten bei der 


dnik de fir  Dermographia-dolorosa-Beobachtung zu vermeiden. Die Versuchs- 

ische Eai - personen, die sich bei den Vorversuchen zur. Bestimmung der | Blutverteilung im Sinne einer Hyperämie der Bauchorgane zu- 
ehandetsa] Gleichwertigkeit der Reizstellen an die harmlosen Dermographia- | ungunsten der Haut’ möglichst vermieden werden!).. Tatsächlich 
a, z B Dét. dolorosa-Striche sicherlich gewöhnt haben, müssen angewiesen | zeigte das Trinken eines */ del lauen Brunnenwassers in .drei 
etelt wad werden, sich während der ganzen Exploration ruhig zu verhalten; | Fällen keine Wirkung auf eine alle Minuten vorgenommene 
rengienlahl - in einem geräuschlosen Lokale, in dem sich sonst nur der Unter- | Dermographia-peripherica-rubra-Serie; nur bei einem vierten Fall . 
eh > suchende befindet, ist dies meistens gut zu erreichen. konnte ich zwei Minuten nach .der Einnahme eine um 1”/, Se- 
e Brust! -~ Schließlich ist noch zu betonen, daß vor den Untersuchungen | kunden längere Latenzzeit registrieren, worauf jedoch sofort wieder 
wda jegliche namhaftere körperliche Anstrengung zu ver- | die gewöhnlichen Werte zu beobachten waren. Auch die Dermo- 
uadit meiden ist und daß sich der Explorand während des Versuchs auch | graphia dolorosa rubra verändert sich bei diesen kleinen Portionen 
des gm? körperlich ruhig verhält, Am besten setzt er sich in einen be- | nur.in unbedeutender Weise, bei größeren Wassermengen und bei 
it quemen Stuhl oder liegt auf einem Bett; diese Körperstellungen | weniger indifferenter Temperatur ist aber ‘entschieden mit einer 

| Ai sollen natürlich bis zum Ende beibehalten werden. — Um die | etwas nachhaltigeren und intensiveren Wirkung zu rechnen. — 

| Zu den unvermeidbaren Zwischenfällen gehören auch etwaige 


Wirkung des Einnehmens von Speisen und Getränken zu 
| verhüten, mögen die Untersuchungen nicht eher als zwei Stunden 
f. nach einer reichlicheren Mahlzeit vorgenommen werden. 
1 Dr Die Begründung für die Aufstellung dieser Regeln ergibt 
sich aus den Untersuchungsresultaten meiner beiden früheren 

_ ‚dermographischen -Arbeiten +); es erübrigt sich deshalb, noch näber 
`. \darauf einzugehen. Ich möchte hier nur noch kurz vom Verhalten 
des Experimentators sprechen, das bei dieser Methode in 


Hustenstöße; bei vier Versuchen konnte ich konstatieren, daß diese 
die Dermographia-dolorosa-rubra-Latenzzeit. nur innerhalb einer 
Minute um eine halbe bis eine Sekunde verkürzen können. 
Der Gang der eigentlichen ‚Untersuchungen war bei den 
. Serienexperimenten der folgende: waren die obenerwähnten Vor- 
bedingungen erfüllt und hatte sich das zu untersuchende Indi- 
viduum im 20° C warmen, gut beleuchteten Zimmer bei. weit- 
geöffnetem Hemd fünf Minuten lang gleich in sitzender Position 


bi “nieht unerheblichem Maße in die Wagschale fällt. ” 
im -~ Es ist klar, daß ein durchaus ruhiges Untersuchungszimmer | aufgehalten, so wurden zunächst drei Kontrollstriche ausgeführt. 
ie) _ SNe gespannte Aufmerksamkeit für die dermographischen Er- | Das Mittel derselben diente als Ausgangspunkt für .die wei- 
il  Scheinungen sehr begünstigt und daß ferner ein klarer, kritischer | teren Beobachtungen. Darauf wurde die. Coffeinlösung einge- 
” FH 3 Geist vor Autosuggestionen schützt, die hier meiner Ansicht nach nommen, was stets ohne besondere psychische Bewegung ge- 
i (nf. besonders zu befürchten sind. Hin und wieder. kommt man in | schah. Sofort darauf wurde wieder dermographiert und dann 
ee Versuehung Werte aufzunotieren, wie man sie gerade haben | weiter alle zwei bis drei Minuten je nach der Größe des zur Ver- 
zul! ero Ich glaube jedoch speziell auch für meine unten zu be- | fügung stehenden gleichwertigen - Untersuchungsfeldes. . Da die 
Tier: Be enden Versuche diesem Vitium meistens entgangen zu sein, Werte nach 20 Minuten bis zu‘ einer halben Stunde den Aus- 
Wr alen doch meine übereinstimmenden, teils unter verschiedenen gangspunkt wieder erreichten (was jeweilen ‚durch mehrmalige 
Nu _ E e ausgeführten. Versuche auf zwei weit auseinander- | Reizstriche konstatiert wurde), so wurden die Reihen nach dieser 
egonda Zeitpunkte, auf die Jahre 1916 und 1918. Ferner wiesen | Zeit abgebrochen. Es wurde hierbei stets peinlich darauf geachtet, 
gë > me Versuche bei zu niedrigen Zimmertemperaturen und bei | daß sich die Untersuchungsperson in psychischer und körperlicher 
i an en anormalen. Verhältnissen gleich darauf hin, daß etwas | Beziehung ruhig verhalte, was auch in der Regel bei nicht zu 
id? fehl e ar dnung sei. Zur Selbstkontrolle scheint es mir sehr emp- | lebhaften Temperamenten mühelos erreicht wurde. Die erhaltenen 
tab: ] sr möglichst viel Einzel- und Serienuntersuchungen an | Werte wurden graphisch in. Form einer Kurve aufgezeichnet, wie 
mm  Sieichwertigen Stellen und unter gleichbleibenden Verhältnissen | eine solche auf der beigegebenen Abbildung für die Latenzzeiten 
3 Sr EEE 
mie achtungsiehlern von einer halben DIS em e |. Die zu den Experimenten herangezogenen Individuen konnten 
a Wer we I schon in meiner ersten dermographischen nn alle als gesund betrachtet werden. Es handelte sich meistens um 
al“ zuneh 4 ER ch möchte jedoch hierzu betonen, daß bei mir mit | Patienten der hiesigen chirurgischen Station, die nach überstan- 
14 x mender Übung Abweichungen von einer Sekunde selten | dener Operation (Hernien, kleinere Geschwülste. usw.) bereits täg- 
- geworden sind, während solche von einer halben Sekunde häufig | lich aufstanden und der Entlassung nahe waren. Ausgespröchene 


subjektive oder objektive nervöse Symptome konnten bei keinem 


14 
e , Vorkommen und entschieden nicht zu umgehen sind. — Die Fest- 
festgestellt werden, auch nicht bei dem später zu- besprechenden 


setzung des Intensitätsgrades ist einem bei schnell aufeinander- 


pi: ; | 
jë k M a zelan erau Dingen bisweilen dadurch leichter ge- | Fall Bü, | | | 
ne, dab die roten Reizstriche längere Zeit ohne große Ver- | i SE E a E 
| änderung persistieren. So erhält man im Laufe der Untersuchung den ig ae | N : i i 


eine ganze Muste i - 
| rkarte von roten Reaktionen, deren Grad auch | acht werden kann. 


pi A 
gí. ohne Ereuthoskop verglichen werden kann. Um sicher zu sein, pon 
n mol schon abgeblaßte Reizröten zu vergleichen, habe ich jedoch .. Das Verhalten. der Dermograpbia peripherica 
fi; Bir meine Farbenskala zu Hilfe genommen und die Werte nach | Dubra wurde ‚bei Einnahme von 0,5 und 1,0 g Coffeino-Natrium 
j>. mer halben, nach einer Minute und auch später kontrolliert, um benzoicum in sieben Serien geprüft. Wie aus der Kurve ersicht- 
en die größte Intensität nicht entgehen zu lassen, die ich bei lich ist (dicke Linie), zeigt sich nach 1,0 Coffein, eine wesentliche 
if. ‚allen Versuchen ausschließlich aufzunotieren bestrebt gewesen bin: Verlängerung der Latenzzeiten, die drei Minuten nach der Ein- 
U Breit zuverlässigsten gelingt ohne Zweifel die Bestimmung der | Dahme des Coffeins eintritt und elf. Minuten lang anhält. Die 
m ner bei der Dermographia dolorosa rubra. Die‘ Anbringung maximale Verzögerung der Reaktion gegenüber den Werten vor 
gez ‚alimetereinteilung auf dem. Deckel des Ereuthoskops er- dem Einnehmen des Coffeins und denjenigen am Schlusse des 
bo 02 in zweckmäßiger. Weise das Mitführen eines besonderen | Versuchs beträgt 5,5 Sekunden. Ähnliche Kurven erhielt ich bei 
Ä den sechs: anderen Fällen, wenn auch’ die Coffeinwirkung nicht 


y Maßstabes. | 

| Eungen po obachtung der eben beschriebenen optimalen Bedin- 
N einiger UL el V ermeidung der störenden Einwirkungen und bei 
Ve ung des Experimenators erweist sich die dermographische 


immer so schön zutage trat. In vier Fällen zeigt sich bei 
ersten Reizung nach der Einnahme des Medikamenten aa 
eine Verkürzung der Latenzzeit um eine halbe bis eine Sekunde: ` 
' dann aber sinken die Kurven mehr- oder weniger rasch zu Werten. 
? 


Zeth RR . mar 

i mverlissia 2 ne ge Serienuntersuchungen als hinreichend die durch terhalb der Anf 

; | assig, was ich im foleende a ae ie durchweg unterha er Anfangs- z1 j 

versuchen int beweisen ne nan Hand von moinen: Caem | Ru, 00 i | ngs und Endzahlen liegen. Nach 
1) Vergleiche die dermographischen Untersuchungen nach einer‘ 


> BEE ie | 
| j reichlichen Mahlzeit meiner ersten Arbeit, S, 895, 


N 


DET 20. Apnil. ~ 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.16. oo o 0 385 


E 
S E 
D 


ne 5 #2 ~ 
ee 
= EEE 


En} 


a EG 
ne) < 
Las 


u ALR eL 
am rn en. 
wg 
nn as —. 


oem 
eg 
T OEROL s = 
—— 


aG A, 
A 
nn 
m. 01 
en 


En 
> 


u 
u. 
Sr 


ea 


Zr 
Fe 


EEr 


en 
nn 


ee a a 


Tann 


RE NATT PR) 


i. va 
INI 
u 

ern Ba 

De are winite-- 
- 
A Ba 
- 
— 


ER 
u ee 
>r 


CAs 
"e Cu 


rn un er a 
—u ` 
A 


ASP Polens 
Ki De un 
> se, 


x” u - - ee 
aa "I mn 
s a SRE er 


EIER 


` 
eh, 23 
re TS R N 
2 4 $ i * t i $ & 
Ba: Orp A Kon en 


u ALT 
+ 
In 
nr 
us - 


y . - ... =. hr - 
- > a n a re a á 9 x. = r ET 
emo . PERA Sa 5 rer. 2 ci 
Kr er 5 v. akore ea g : , IE EEE IR wa 
= age Br . =  —.. . 2) BE Fee i = 
Bu Eein ar a 7 nn I ve ; Pa a Ds ’ 
= BEN i ) Doaa E E u - 


tam. 


a 
x 
ee AE S 
m, E NT 


nn 
En 


N u a 
Pinan r EERE 


A ag N 
er DIENT NEN 
ER ers 

w 


megea S NE o o‘ o o‘ To ws 
BUSH Bere KEL 


ESS 
= 
a i 
= 
4 


Tea A . 5 k Se 
em m na u 2 x 
> Ben 


m. 2 
- = rae 
-a e 


ee en 


Sarnen win et en 2ı 


Br ae ee ae re ine 


386 Saa 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16. 


- 20. April. 


kunden, fünf Minuten darauf wieder eine Verkürzung um eine 
Sekunde, dann wieder eine Verlängerung um zwei Sekunden nach 
22 Minuten. — Der 15jährige Bursche, von dem die abgebildete 
Kurve stammt, zeigte wieder die stärksten Reaktionen. Y 

Das Verhalten der Intensität der Reaktionen entsprach nun 
hier viel besser den Latenzzeitbefunden; bei drei Fällen ver- 
größerte sie sich in ziemlicher Übereinstimmung mit der Latenz- 
zeitabnahme um 1 bis 2% und verringerte sich wieder bei deren 
Verlängerung; bei einem vierten Falle jedoch zeigte sie keine 
nennenswerte Veränderung. — Noch deutlicher manifestiert sich 
der Parallelismus zwischen Latenzzeit und Reaktionsbreite. Stets 
nimmt diese bei Verkürzung jener zu (um 1!/» bis 2 cm) und er- 
scheint auch am größten, wenn die Latenzzeitkurve sich den 
kleinsten Werten genähert hat. Beim Fall Bü. verringert sie sich 
zur Zeit der Latenzzeitverlängerung um !/,cm gegenüber den An- 
fangswerten, um nachher dann wieder über dieselben zu steigen. , 

Aus dem eben Gesagten geht somit hervor, daß sich die 
Coffeinwirkung auf dem ganzen Reaktionskomplex der Dermo- 
graphia dolorosa rubra erstreckt; das Medikament vermag ihn eine 
Zeitlang wesentlich lebhafter zu gestalten und wenn die Intensität 
sich bei einem Fall wie bei der Dermographia peripherica etwas 
refraktär verhält, so mag das wohl wieder an einer mangelhaften 
Beobachtung gelegen sein. 

Zum Ergebnis aller Serienuntersuchungen läßt sich folgen- 
des sagen: Nach Coffeino-Natrium benzoicum erfährt die Latenz- 


0,5 Coffein erfolgt die Senkung der Kurven nach durchschnittlich 
zwei Minuten; nach 1,0 g läßt sie zirka fünf Minuten auf sich 
warten. Die Dauer der Depression erstreckt sich im Durchschnitt 
bis zur 15. Minute; sie kann aber auch bis zur 20. Minute beob- 
achtet worden. Besonders bemerkenswert ist, daß sie innerhalb 
Taoeszet- dieser Zeit konstant 
agera | anhält; auch bei 

AU]. weniger intensiven 

Reaktionen bleiben 
die Werte stets unter- 
halb der Anfang- und 
Endlatenzzeit, was mir 
für die Zuverlässigkeit 


i 

LORCA TOSK der Beobachtungen 
T a a 
erscheint. Im allge- 

I III J/AWV II || | | meinen ist die Wir- 
| | kung von einem gan- 

zen Gramm Coffeino- 
Natrium benzoicum 
intensiverals diejenige 
von 0,5 g; die Latenz- 
zeitverlängerung be- 
trägt während ihrer 
ganzen Dauer im 


=== Dermogr. peripheric. rubra. 
— Dermogr. dolorosa rubra 
nach 1,0 Coffeino -"Natr. benz. 


Klinik befand; alle anderen Patienten hatten dagegen das acht- 


weitere eventuell mit geringerem Druck ausgeführte Dermo- 


ersteren Fall im Durchschnitt 1,5 Sekunden, im letzteren 0,9 Se- 
kunden; bei einer Versuchsperson zeigte sich jedoch ein um- 
gekehrtes Verhalten. 

Wie gesagt, ist die abgebildete Kurve die eleganteste, die 
ich erhalten konnte; es handelte sich hier um einen 15 jährigen 
Bäckerlehrling, der wegen Plattfüßen sich auf der chirurgischen 


zehnte Lebensjahr überschritten. Die am wenigsten ausgespro- 
chene Latenzzeitverlängerung (nach 0,5 Coffeino-Natrium benzoi- 
cum) zeigte ein 26jähriger Mann Bü. mit sehr intensiver und lang 
anhaltender Dermographia peripherica rubra, deren Breite sich 
vorübergehend von 1 cm bis auf 4 cm vergrößerte. Erwähnt sei 
hier noch eine Versuchsreihe mit 0,3 g Coffeinum citricum, bei 
der sich jedoch im Gegensatz zu den eben erwähnten Versuchen 
keine so deutliche. Coffeinwirkung zeigte. 

Was nun die Intensität der Dermographia peripherica rubra 
betrifft, so konnte ich hier keinen Parallelismus zwischen deren 
Abnahme mit der Verlängerung der Latenzzeiten konstatieren, 
wie ich dies von andersartigen Beobachtungen gewöhnt bin. Bei 
zwei Fällen verminderte sie sich allerdings eine kurze Zeit lang 
unter der Einwirkung des Coffeins um 1°, sonst aber zeigte sie 
dies Verhalten nicht; bei einem Patienten nahm sie sogar etwas 
zu. An diesem Verhalten mögen teils Beobachtungsfehler schuld 
sein — es wurde den Latenzzeiten stets die größere Aufmerk- 
samkeit zugewandt —, teils wird hier aber eine reflektorische 
Wirkung des Reizstriches in Betracht kommen. Es läßt sich 
denken, daß bei dem 500-g-Druck des Ereuthometer I auch Ge- 
fäßreflexe wie mit dem Dermographia-dolorosa-Iustrument zustande 
kommen, das, wie wir unten sehen werden, auf die Coffeinwirkung 
hin stärkere Hyperämien erzeugt, als gewöhnlich. - Diese reflek- 
torische dilatierende Wirkung würde in diesem Falle die abge- 
schwächte periphere Reaktion überdecken. Ich denke, daß hierin 


graphia-peripheriea-Untersuchungen Klarheit verschaffen werden. 

Die Dermographia-dolorosa-rubra- Kurven 
zeigen im allgemeinen ein gegensätzliches Verhalten zu denjenigen 
der Dermographia peripherica rubra (siehe Kurve: dünne Linie). 
Auch hier habe ich in drei Fällen gut übereinstimmende Resul- 
tate erhalten. Gleich nach der Einnahme des Coffeins findet sich 
ebenfalls ein leichter Anstieg um eine halbe bis eine Sekunde, 
doch beginnt die volle Wirkung erst nach fünf bis neun Minuten 
sich geltend zu machen und dauert 8—11—12 Minuten. Wäh- 
renddem beträgt die Latenzzeitverkürzung im Durchschnitt 1,1 Se- 
kunde und auch bier ist sehr beachtenswert, daß sie im Durch- 
schnitt elf Minuten lang ohne Unterbruch anhält. Erst am Ende 
der Versuche tritt bisweilen eine leichte, kurzdauernde Verlänge- 
rung derselben ein, der dann wiederum eine Verkürzung folgen 
kann, Einen solchen Wechsel schon innerhalb der ersten 20 Mi- 


. nuten bietet ein vierter Fall dar; es ist der schon erwähnte Pa- 
tient Bü., der bereits bei den Dermographia-peripherica-Unter- 


suchungen Abnormitäten aufgewiesen hatte, Bei ihm zeigte die 
Latenzzeit nach zehn Minuten eine Verlängerung um drei Se- 


zeit der Dermographia peripherica rubra in allen Fällen eme Ver- 
längerung, diejenige der Dermographia dolorosa rubra eine Ver- 
kürzung, wobei allerdings ein abnorm verlaufender Fall zu be- 


zeichnen ist, der aber auch sonst vasomotorische Anomalien auf- 


weist. Diese Veränderungen erstrecken sich in konstanter Weise 
über eine gewisse Zeitperiode hin, die bei der Dermographia perl- 


pherica.im allgemeinen etwas früher anfängt und schneller auf- 
hört als bei der Dermographia dolorosa. Es machen sich hierbei 
besonders in bezug auf die Dauer und Intensität der Coffein- 
wirkung gewisse geringe Unterschiede geltend, die teils von der 
gereichten Dosis abhängen, teils aber wohl auf individuelle Unter- 
schiede in der Ansprechbarkeit der Vasomotoren zurückgeführt 
werden dürften. Während die Intensitätsbeobachtungen der Der- 
mographia peripherica teils vielleicht aus besonderen Gründen zum 
Verhalten der Latenzzeit nicht in allen Fällen passen, und aut 
bei der Dermographia dolorosa etwas besser damit übereinstimmen 
dürfen, stehen die Breitewerte der Dermographia dolorosa m 
deren Latenzzeit in auffallendem Parallelismus. Es S chein 
mir daher, daß bei der ansehnlichen Anzah 
von übereinstimmenden Tatsachen der Bewels 
für die Brauchbarkeit der Methode erbrachtist. 
Ein weiterer Beleg für das gegensätzliche Verhalten der 
Reaktionsweise der Dermographia peripherica rubra und der Der- 
mographia dolorosa rubra ergibt sich aus einem Versuche mi 
0,5 Coffeino-Natrium benzoicum mit mehrfacher nur nach 26 ii 
Minuten vorgenommener dermographischer Prüfung. Die Werte 
betrugen: | 
Vor dem Versuch. 
Derimogr. per. rubr. Lz. 5 Sek. Int. IV im Durchschnitt 
Dermogr. dol. rubr. „ 7 „ 


2 3) 
Zehn Minuten nach Coffein. | 

Dermogr. per. rubr. Lz. 9 Sek. Int. II im Durchschnitt 

Dermogr. dol. rubr. „ 55 „ «IV » s 
Ferner nahmen bei einer Dermographia-doloroso-\ ersuob® 
reihe am Oberschenkel Intensität und Breite der roten Reaktion 1” 
der üblichen Zeit um 1!/,° respektive !/, cm zu. Bei einer a 
matischen Paraplegie der unteren Extremitäten erwies sich ent 
an der Außenfläche des Oberschenkels hervorgerufen® pam 
graphia dolorosa alba nach Coffeino-Natrium benzoicum als rini 
geringerer Intensität und von kürzerer Dauer; sie trat auch TU 

Sekunden später auf als vor der- Coffeineinnahme. n 
Außer diesen Untersuchungen, die alle mit den oben it 
gegebenen Resultaten übereinstimmen, sind der V oliständig t i 
halber noch zwei Kurven zu erwähnen, die beide das üb a 
Verhalten nicht zeigten. In beiden Fällen war die Tempera in 
des Untersuchungsraumes zu niedrig (17,5 und 18° ©), sod ar: 
Dermographia peripherica rubra die Anfangswerte nicht mehr © C 

reichen konnte. Die Nachuntersuchung bei einem Falle bei 
erbrachte sofort den Untersuchungstehler. on DSy* 
Von sonstigen mehr momentanen Einwirkungen ee 
chische kaum in Betracht; vor allem bestand kein Anlaß 08%", 


K 
A 


ze 

Pe 
ve 

> 


[i 


” 


26..April < > 


E R E x i tr 
aet T dytat f 
eean a aiai ia Pa a 
nz u, ; . A T 
- (S \ Drs . 
= a . 
r 4 es “ 


1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. 16. 


Zu 
E i 


` ` a M a 
; , : , . A Du e i A 
er 7 = De - 
38 ` í 
Buit D 4 . 
i * 
= 


- . A ` 
a M SEA A 
Een > 
—T nn >a ~ T ~ 
EEE > Pe 
.. 


aking mir und auch die etwas bittere Coffeinlösung wurde der unveränderten | die Technik eine besondere Sorgfalt zu legen: Bevorzugung der GEN 
wei Sekunden“ Mimik nach ohne besondere gemütliche Erregung geschluckt, Eber Brusthaut und genaue Abgrenzung des dermographisch gleich- Fl; 
em die am wäre es möglich, daß eine etwas reichlichere Flüssigkeitsaufnahme | .wertigen Gebiets, ‚richtige Auswahl der Versuchspersonen, des l ee, 
kfionen, . einen Einfluß auf die Kurven ausgeübt hätte. Bei dem Fall, | Untersuchungsraumes, Fernhaltung von auf die Vasomotoren IE: E 4 
nen enkon $ dessen Kurve abgebildet ist, wurde das Coffein in 50 cem Wasser störend einwirkenden Einflüssen . vor ` und während der Experi- 1 sai z 
drei Binet gereicht, was immerbin den steilen Abfall. der Dermographia peri- . mente.. Da bei der Methode subjektive Schätzungen eine Rolle pa! FE HNGA 
gm > pherica rubra und die Verzögerung. des Anstieges der Dermo- | spielen, muß stets mit gewissen Beobachtungsfehlern gerechnet - hi PRT 
” rirderiidet.. grapkia dolorosa rubra hervorrufen konnte, Ob schließlich von | werden, die jedoch bei einiger Übung sich sehr reduzieren. I TE 
zeige éE : seiten des Experimentators gröbere Beobachtungsfehler begangen . Die Serienuntersuchungen nach Einnahme von -Coffeino- I PRR 
-paniei ~ worden sind, mögen zukünftige Untersuchungen von anderer Seite | Natrium benzoicum ergeben. bei Gesunden innerhalb einer halben Ei RN. 
ons $E- feststellen. Ich gestehe zu, daß die Zahl der untersuchten Indi- |-Stunde eine Abschwächung. der Dermographia-peripherica-rubra- I Due 
” viduen zu klein ist, um: weitgehende Schlüsse aus den Kurven | Latenzzeit und lebhaftere Dermographia-dolorosa-rubra-Reaktionen, ' Mi Pii 
ziehen zu können, speziell was die Details der.Coffeinwirkung be- | Abgesehen von individuellen Unterschieden und gewissen, noch MEE nE 
trifft, die ja auch von Individuum zu Individuum gewissen Schwan- | weiter zu studierenden Details stimmen die einzelnen Resultate MME E, i 
-: kungen unterworfen zu sein scheint. Ich glaube aber | auffallend überein, was für die Zuverlässigkeit der Methode eine a I KE a 
doch behaupten zu dürfen, daß aus meinen | gute Gewähr bietet. a: | | r PA a 
Untersuchungen mit Siche rheit h ervorgeht, Diese. darf wohl für alle Vasomotorenmittel ‚um so eher ; EA SS BEN | 
daß die Einnahme von Coffeino-Natrium bens | empfohlen ‘werden, als andere Untersuchungsarten der mensch- ar AO ee 
zoicum die Dermographia-periphericca-rubra- | lichen Hautgefäße umständlicher ‘und bis jetzt wenig. angewandt Bi aan Er 
Reaktionen innerhalb einer halben Stunde ab- | worden sind. | me ee 2, ASNI 
schwächt, die Dermographia dolorosa rubra|, -> Literatur: i: L. Schwartz, Dermographismus als Unter- Soll N d 
dagegen lebhafter gestaltet. Br suchungsmethode. (Korr. BL f, Schweizer Arzte 1917, Bd. 47.) — 2. Derselbe, FRE Tate he 
| einer Deutung dieser Erscheinungen mögen | Nerieinien (P Ba E Nahe N ER.) E E Gottlieb m 
y Beim Versuche einer Deutung dieser Erscheinungen mogen in: Die experimentelle Pharmakologie, Lehrbuch von Meyer und G ots, n talk o : 
l olgende Überlegungen in Betracht kommen. Bekannt ist die | lieb. (Berlin und Wien 1914, S. 261 u. 817.) — 4. O. Müller, Beiträge zur ng. u,‘ 
Wirkung des Coffeins auf gewisse innere Organe: vom peripheren Be in y logie des Menschen. (Sml. klin. Vortr. Neue Folge 1910, DRHE Ept IE 
Angriffspunkt aus erweitert es deren Gefäße, während das Xanthin- | Nr. 19 bis ie z eo: en Pr Te Ba) dora E iai 
ie vom vasomotorischen Centrum aus die ‚entgegengesetzte Beiträge zur Toxikdlogie des. Coffeins, (Inaug.-Dissert,, Bonn 1875) — Haben spa] £ "A 
irkung hervorruft: die dem vasomotorischen Einfluß am stärk- | 7. Marvaud, Leblond, zit. in R. Wagner, Einfluß des Coffeins auf s, Ve 
sten unterliegenden.Darmgefäße werden verengt. Letzteren gegen- | Herz und Gefäßapparat. (Inaug.-Dissert,, Berlin 1885.) Daselbst die gesamte NEE A F i : > 
über werden sich die Hautgefäße in umgekehrter Weise verhalten, | tere Cofeinliteratur. | E URN i 
.. wie ja jede stärkere Änderung der Blutverteilung in Gestalt eines Meinem verehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. Bing, bin ich für u). E u 
‚ Antagonismus zwischen den äußeren und inneren Stromgebieten | Seine freundliche Unterstützung zu großem Danke verpflichtet, sowie D IT ee 
Vor sich ‚geht [vergleiche z. B. Gottlieb (3) und O. Müller (4)]. |. @uch Herrn Prof. Dr. Hotz für seine Erlaubnis, an seiner Klinik MERR 
EA Es li -> ; Patienten untersuchen zu dürfen. bT aag ae o 
jt e, egt nun nahe zu denken, daß die Dermographia - dolorosa- es ah i n 
Be eo ae eo central dilatatorischen Einfluß ‘stehen, daß i = ge ] A u a Ss 
ma") also eine Tendenz zu einer: lebhafteren Dermographia dolorosa | ; EE E 4 EDPIS 
mi, -~ Tubra sich zeigt, während für die Deraog a Lie periph eine on nor Chirurgischen Klinik mi Innsbruck l din A 
ol le periphere Einwirkung in Betracht kommt. Hierzu. E (Vorstand: Prof, v, Haberen). ABAI pi A 
puw „berechtigen die Erfahrungen über die Beeinflußbarkeit der Dermo- sda Sii è sai io FORENE: 
el, Be graphien. Ich habe une anderem konstatieren können, daß Erwider ung und Schlußwor t zu dem Artikel Ei: B w 
je” einerseits die sehr wahrscheinlich reflektorisch via Rückenmark Finsterers- in Nr. 12. = HERES 
‚dal zustande kommende Dermographia dolorosa allein von psychischen ! Yo u 1311 = 
jg seht Einwirkungen und bei Schädigungen der inneren Kapsel verändert | ` | | RE NE Kan; ; 
aa, wird und daß sich andererseits nur die Dermographia peripherica Dr. W. Pfanner, Assistenten. der Klinik. a 
u monalb gewisser Grenzen von äußeren Temperaturverände- Der Artikel Finsterers „Der Wert der Lokalanästhesi killen 
rath" rungen modifizieren. läßt. Es lägen hier somit umgekehrte Ver- | bei den eroßen Bauchoverati a” nlaßt mi Ea RR E pera 
ra: hältnisse vor, wie z. B. bei der Niere. Daß ein lebhafter Reak: | y; & en a aa ne SOWON una HB: 
: ' tionsk ; . PE] | © l nE va | lich als auch durch die Art und Weise, wie sich Finsterer AVB Aue 
md“ onskomplex eine Tendenz zur Dilatation kundgibt und "ein it mei Publikati n ; A : FERE A 
Gf i en Reaktionskomplex diejenige zur Constrietion, scheint von wW man e a4 a a Higa 
‚9% vornherein klar zu sein, D inarsäite ea ea u Ba 
É = Von anderen Ver i i ren i urn | i EE URN: PA DRAE PIE EA 
i ‚Beziehung stehen, seien hier noch die Körportemperafurniessungen Finsterer stellt neuerlich die Behauptung auf, daß das Huhn 
| nach Coffein erwähnt. Gottlieb (L. e.) gibt an, daß dieselbe eine mehr oder PERISSI schwere Zustandsbild nach eingreifenden Ope- Ki 
ai | Ea a erini erfährt; dasselbe bebaupten Binz (5) und Peretti (6) rationen, der Operationsshock, wie es Finster er mit R ein h ea A ki 
F deri Ar ENESA an Hunden, während Marvaud und Leblond (7), nennt, ausschließlich nur protrahierte Narkosewirkung sei, während il 
| Unki À eiten mir leider nicht zur Verfügung standen, auf Grund von der Eingriff als solcher belanglos wäre. Eine solche Auffassung PB 
chungen an Menschen offenbar anderer Meinung sind. widerspricht jeglichem ‚physiologischen Denken und könnte durch AIR AN Dan 
Wi |> Lite Plethy smographische Untersuchungen wurden, soviel ich aus der | hundertfältige Beispiele aus der chirurgischen Praxis widerlegt HN. 
| Capillard aapna, bei Gesunden keine angestellt, dasselbe gilt für | werden. Darin,, glaube ich, ist sich die große. Mehrzahl der Zi 
IP. über De ngen und Capillarbeobachtungen er . eiß nk Chirurgen einig. Tatsächlich sieht man denn auch den „Ope- Ku 
an mit bis jetzi en = uschlichen Hautgefäße nach Coffein ist So- rationsshock* in mehr oder. weniger ausgesprochenem Grade durch- 
W> Auch die Wirk oh d = Medikamente auf die Vasomotoren | 245 nicht so selten nach in L.A.!) ausgeführten Operationen, ins- 
a. der Haut ist beim Menschen bis jetzt Boch: went studiert worden. besondere nach Laparotomien. Auch dadurch, daß Finsterer 
Ich glaube deshalb 8 d hische | die diesbezüglichen objektiven Beobachtungen, . wie sie in meiner 
| y - Methode Sollen = es 2, a E z een den Vor. ob ee ander an miee rer in Zweifel zieht, 
zug der F; | : ) € u äßt sich daran nichts ändern. -Auch Fälle, die weder vor noch 
| |. neben ee n Ne ini len a, A En a nach der Operation Mo. erhalten haben, leiden nicht so selten, 
er a i en a angewan en S SE z. B. nach einfacher blander Appendektomie, einige Stunden nach 
9 keit des Experiment und grobe Anspruche an H so hoffe ich. dem Eingriff an ‚heftigem Erbrechen und zeigen manchmal ein recht 
perimentators stellen, so haben doch, so holte ich, | Kollabiertes Aussehen. Diese durch einwandfreie Beobachtungen 


T 


re 1-73 
vu Fe ER Ur) 


se ESD. 


k 


-Mhine obige 
Be Vorsichtsmaßregeln als zuverlässig betrachtet werden 


‚sich 


n Ausführungen gezeigt, daß sie bei Berücksichtigung 


auch mit daß es sich wohl lohnen wird, weitere Untersuchungen 
anznc. anderen Arzneimitteln an gesunden und kranken Menschen 
Dzustellen. | MB 

f Schluß sätze. Bei den für pharmakologische Zwecke 
“nenden dermographischen Serienuntersuchungen ist auf 


festgestellte Tatsache läßt sich trotz Finsterers gegenteiliger 
Behauptungen nicht aus der Welt schaffen. Finsterer korrigiert 
sich zwar etwas später selbst, indem.er sagt, daß der postoperative 


Verlauf nach L.A., der sogenannte Operationsshock, fast vollständig 


1) L.A. = Lokalanästhesie, gemeint ist darunter auch im folgen- 


den L.A. in Form der Bauchdeckenanästhesie, 


s 


mya 


X i 
So e a oa } 
. -9 - 
er J I 
- Diu 37 
- 


dc er 
| 
~ 
» 
A 
Dnne pe 
it =- - -r 
t 2,8% 
= or 
nnlen Lin 


task 
a 1 a 


Dee L AIS 
ne a a ee aa Oa E EE = 


Perre TTE 


_ mu 
FE TEE REN: 
ARE Peti- dat nd RF Terre 


EO Die FR: En SEIFERT Pen Bär 


Au ne a ei A ee pma 


ran a sa 
er Be Ea 


. 883. 


s 


fehle, während er eingangs des Artikels den Operationsshock aus- 
schlìeßlich als protrahierte Narkosewirkung erklärt hat. 


= Nach Finsterer leistet die L.A., besonders bei der Ope- 
ration des lleus und der Peritonitis ganz besonders gute Dienste. 
Daß die Anwendung des Chloroforms bei solchen Fällen gefährlich 
ist, wird jedermann gern zugeben. Bei Anwendung des Äthers 
aber werden die Gefahren ganz bedeutend herabgemindert. Wenn 
sich die Allgemeinnarkose ganz vermeiden und dafür die L.A. in 
Anwendung bringen läßt, kann das natürlich als großer Gewinn 
bezeichnet werden. Die Vermeidung der Allgemeinnarkose ist 
aber im allgemeinen beim Darmverschluß nach unseren Erfahrungen 
nur dann möglich, wenn sich, wie ich auch im der genannten 
Arbeit ausgeführt habe, die Art und der Sitz des Hindernisses 
vor der Operation mit einiger Sicherheit feststellen und so ein 
Eventrieren vermeiden läßt. Wenn dies aber nicht möglich ist, 
sondern bei der Laparotomie unter Eventrierung der Darmschlingen 
das Hindernis erst aufgesucht werden muß, wird der Wert der 
L.A. ein sehr problematischer. Denn daß eine Eventrierung der 
geblähten Därme und eine Reposition. derselben nach Behebung 
des Hindernisses in L.A. oder im die L.A. unterstützenden, nur 
oberflächlichen Ätherrausch ausführbar ist, den Beweis zu 
erbringen, dürfte selbst Finsterer etwas schwer fallen. Dazu 
ist eine gewisse Tiefe der Narkose und nicht ein oberflächlicher 
‚Ätherrausch erforderlich, wenn die Operationsphasen olıne Schädi- 
gung des Patienten durch operative Shockwirkung sich abspielen 
sollen. Ungenügende Anästhesie wirkt bei dem an sich schon 
schweren Zustand der Patienten weit schädlicher als eine 
entsprechend tiefe, schonende Äthernarkose. Was die Operationen 
wegen Peritonitis betrifft, ist insoweit Finsterer recht zu geben, 
daß eine Allgemeinnarkose nach Tunlichkeit zu vermeiden ist. 
Nur liegen auch da die Verhältnisse zumeist derart, daß man mit L.A. 
allein den entsprechenden Eingriff schon wegen der erhöhten 
Empfindlichkeit des Peritoneums nicht durchführen kann, sondern 
vielmehr gezwungen ist, zur Unterstützung der unzureichenden 
L.A. nieht nur einen oberflächlichen und kurz dauernden 
Ätherrausch, sondern eine entsprechend tiefe Dauernarkose zu 
unterhalten. Von Fall zu Fall kommt man gewiß auch nach 
unseren Erfahrungen mit L.A. allein aus. Daß die Äthernarkose, 
wie wir sie immer in Anwendung bringen, nicht jener grimme 
Feind auch solcher Patienten ist, wie Finsterer dies so über- 
zeugungsvoll immer darzustellen sucht, geht, um nur ein eklatantes 
Beispiel aus der großen Reihe ähnlicher Erfahrungen herauszu- 
greifen, schon daraus hervor, daß zwei Fälle von perforiertem Magen- 
geschwür mit diffuser Peritonitis, die kürzlich von v. Haberer 
in reiner Äthernarkose mit Resektion beziehungsweise mit Aus- 
schaltung des Ulcus behandelt worden sind, trotz Allgemeinnarkose 
und des sehr schweren Allgemeinzustandes einen ganz hervor- 
ragend guten postoperativen Verlauf nahmen!). Die ausgezeichneten 
Erfolge, die wir bei Peritonitis infolge perforativer Appendicitis seit 
Jahren zu verzeichnen haben, sprechen ebenfalls dafür, daß die 
Äthernarkose auch bei der operativen Behandlung der Peritonitis 
nicht jene Schädlichkeiten zur Folge haben muß, wie dies Finsterer 
zugunsten der L.A. immer wieder hervorhebt. Weiter möchte 
ich doch auch anführen, daß ich während meiner dreijährigen, 
ununterbrochenen Dienstleistung im Felde als Leiter einer Chirurgen- 
gruppe der Klinik v. Haberer meist unter denkbar ungünstigsten 
Verhältnissen eine große Zahl von Peritonitiden (z. B. nach 
Bauchschuß, Appendix-, Ulcus- und Darmperforation) und Darmver- 
schlüssen (äußere und innere Einklemmung, Tumoren, Volvuli) zu 
operieren hatte und auch schwerste, durch Hunger, Strapazen und 
lange Dauer des Leidens ganz heruntergekommene derartige Fälle 
trotz Anwendung von Äthernarkose in großer Zahl, nicht so selten 
ganz wider Erwarten, durchgebracht haben. Gewiß hätten wir bei 
so manchem ganz trostlos erscheinenden Falle die Narkose durch 
die L.A. gerne umgangen. Doch scheiterte dies daran, daß uns 
von der betreffenden Armeeleitung in wenig fürsorglicher Weise 
Novocaintabletten nur höchst selten zur Verfügung gestellt wurden. 
Zu unserer Freude genasen aber auch nicht wenige sölcher Fälle 
trotz Äthernarkose ohne irgendwelche post- 
operative Komplikationen, Übrigens sei bemerkt, 
daß es uns stets und überall, selbst in der elendesten russischen 
Hütte gelang, die erforderliche Asepsis aufrechtzuerhalten. Um 
so mehr bin ich verwundert, daß Fin ste rer das ‚gleiche trotz 
Arbeitens in einem wohl eingerichteten Friedensspital in Wien 


1) Warum bei diesen Fällen diese Art der Behandlung zur Aus- 
führung kam, wird an anderer Stelle begründet werden. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16. 


20. April. 


nicht zu erreichen imstande ist. Wenn Vereiterungen von Hernien 


und Bauchdeekenabcesse, wie Finsterer selbst konstatiert, 


an der Tagesordnung sind, erschiene es wohl im Interesse der 
Patienten gelegen, ein Operieren an soleh verseuchter Stätte über- 
haupt aufzugeben. 


Wenn Finsterer unter so fraglichen aseptischen Ver- 
hältnissen bei 70 Magenresektionen bei Carcinom beziehungsweise 
Uleus und unter 25 Dickdarmoperationen keinen Todesfall an 
Peritonitis erlebt hat, kann ich darin nicht den Beweis erblicken, 
daß die L.A. die Peritonitis verhindere, sondern bin der Ansicht, 
daß dies eben nur die alte Erfahrungstatsache bestätigt, daß das 
Peritoneum viel verträgt, und mit Infektionen fertig zu werden 


vermag, die in anderen Geweben, besonders Fett und Fascien 
Eiterungen hervorrufen. 


Das Ausbleiben der Peritonitis trotz 
wahrscheinlicher Infektion des Peritoneums von außen ausschließ- 
lich nur auf die Anwendung der L.A. zurückführen zu wollen, ist 
ein durch nichts bewiesener, rein subjektiver Standpunkt Finsterers, 
den zu teilen sich wohl die allermeisten Chirurgen sträuben 
werden. Ebensowenig werden die wenigsten mit Finsterer 
übereinstimmen, wenn er, den Wert der L.A. auch in dieser Hin- 
sicht hervorhebend, sagt, daß die tödliche Peritonitis vermieden 
werden kann, „wenn man nicht die natürlichen Schutzkräfte des 
Peritoneums durch die Vergiftung der Allgemeinnarkose vorüber- 
gehend vernichtet“. Wäre dies wirklich richtig, wären m. E. 
Peritonitiden nach in Allgemeinnarkose ausgeführten Laparotomien 
mit Eröffnung des Magendarmtraktes weit häufiger, als dies tat- 
sächlich der Fall ist. Außerdem sind die klinischen und experi- 
mentellen Erfahrungen bezüglich der Beeinflussung der bakterien- 
feindlichen Eigenschaften des Organismus durch die Allgemein- 
narkose so spärlich und lückenhaft, daß Finsterer eine objektive 
Beweisführung seiner Behauptung schwerlich gelingen würde, 


Finsterer glaubt, den Umstand, daß v. Haberer bei 
‘4 in L.A. ausgeführten Magenresektionen wegen Ulcus keinen 
Fall an Peritonitis verlor, während von 72 in Äthernarkose auf 
gleiche Weise Operierten fünf Fälle an Peritonitis zugrunde 
gingen, seinen vorhin erwähnten Ansichten dienstbar machen ZU 
können. Dazu sei bemerkt, daß die Peritonitis bei den fünf 
Fällen, die, nebenbei gesagt, durchgehends in reiner Äthernarkose 
operiert worden waren, durch von der Betäubungsart ganz un 
gar unabhängige Komplikationen zustande kam, die unbedingt ZU 
tödlicher Peritonitis führen mußten 1). So wird auch Finstere! 
eine Peritonitis, die nach totaler Magenresektion infolge Dehiszenz 
der Nahtverbindung zwischen Jejunum und Ösophagus entsteht, 
oder eine Peritonitis, die infolge Gallenausfluß aus dem bei der Ein- 
stülpungsnaht des Duodenalbürzels verletzten Choledochus zuf 
Entwicklung gelangt, doch nicht auf die bei der Operation 8 
wählte Betäubungsart zurückführen wollen. Bei den restlichen 
drei Fällen, die ich der Kürze halber nicht weiter anführen wil, 
war die Peritonitis durch ähnliche Ereignisse verschuldet und 
kann deshalb nicht der Äthernarkose zur Last gelegt werden. 
Es war deshalb ganz selbstverständlich, daß ich diese fünf Pert- 
tonitisfälle in meiner Arbeit in der W. kl. W., die doch nur den 
Zweck verfolgte, das Verhältnis der postoperativen, mit der Be- 
täubungsart in ursächlichem Zusammenhang stehenden Kompli- 
kationen bei in Narkose und in L.A. Laparotomierten festzustellen, 
als nicht in Betracht kommend ausscheiden mußte. Die Fälle 
wären ja gestorben, gleichgültig, ob sie in Narkose oder in LA. 
operiert worden waren. Wenn Finsterer sagt, daß ich diese 
fünf Peritonitisfälle vollständig unberechtigt in Abzug gebracht 
und damit nur den Zweck hätte verfolgen wollen, für „die 
L.A. und Allgemeinnarkose bezüglich der Mortalität gleiche 
Resultate zu erhalten, muß ich eine derartige ganz unbegründete 
Zumutung unbedingt zurückweisen. Niemand außer Fin sterer 
wird beim unbefangenen Lesen meiner Arbeit einen solchen Pio- 
druck empfangen. Ebenso unrichtig ist die Angabe Finste rers, 
die durch nichts in meiner Arbeit gestützt wird, daß die L.A. 
Statistik nur lälle umfasse, bei denen eine Allgemeinnarkos® 
kontraindiziert gewesen wäre, während die kräftigen Patienten 


auch weiter in Allgemeinnarkose operiert worden wären. nn 
im Gegenteil führte ich in meiner Arbeit Seite S6D aus, Poig 
die auf die L.A. Bezug nehmende Statistik alle seit Januar 


Se a . .. Cad rn 17 í i n 
bis Juni 1918 in örtlicher Betäubung ausgeführten abdominele 
Eingriffe einbezogen seien, und zwar mit dem ausdrücklicher e 
merk, daß eine besondere Auswahl mit Ausnahme jener FAT 


') Übrigens wurden von diesen Fällen nur 


zwei vol 
v. Haberer, die übrigen drei von v. Saar operiert. Ä 


fer She - 


septische I 
peziehutans 


To 
aveis er 


in der det 


a 


ren 
Vrne 


“oer 
Ir ’ 
tooa 


r 


ne = M TT . ts = 
> on 3 Pr an, = 
à ` i 


~ VOY. 


ze PEST OP AEE BEE 

5 Br BEL En H a x se 
p 22 7) 25 EA 77° a u, : o 

A P e ARDE Der Ha + ` Dan 

ebt Y à n p A Şi pe 


bei denen eine  Allgemeinnarkose kontraindiziertt war, nicht 
getroffen worden sei. Und tatsächlich umfaßt die Statistik in der 
weitaus überwiegenden Mehrzahl durchaus Fälle, bei denen eine 


Allgemeinnarkose keineswegs kontraindiziert gewesen wäre, während 
die Zahl der mit mehr oder weniger ausgesprochener Kontraindi- 


kation behafteten eine verschwindend kleine war. Weiter wider- 
spricht es den Tatsachen, wenn. Finsterer behauptet, ich 
hätte mitgeteilt, daß in den Jahren 1913 und 1914, auf welchen 


Zeitraum sich die Narkosestatistik erstreckt, die Fälle mit bestehen- 


den Kontraindikationen gegen Allgemeinnarkose nicht mehr operiert 
worden seien. Mit keinem Wort geht ein derartiger Sachverhalt 
aus meiner Publikation, hervor, vielmehr konstruiert ibn Finsterer, 
bewußter- oder unbewußterweise irrend, und kommt auf: diese 
Weise natürlich zu Schlüssen, aus denen. er die Berechtigung 
schöpft, unsere Erfahrungen seinen Ansichten noch dienstbar zu 
machen. Auf Grund- des unrichtig dargestellten Sachverhaltes 
behauptet er nämlich, daß die Resultate bei den Magenresektionen 
in L.A. dreimal bessere wären, obwohl die diesbezügliche Statistik 
nur ungünstige Fälle umfasse, während die Narkosestatistik nur 
Fälle enthalte, bei denen keinerlei Kontraindikationen für die 
Allgemeinnarkose vorgelegen hätten, und zieht daraus den unbe- 
rechtigten Schluß,- daß- ich völlig ungleiches Material verglichen 
hätte. Allen diesen unrichtigen Behauptungen gegenüber, die 
nur durch bagatellmäßige Behandlung der Literatur von seiten 


. Finsterers erklärlich erscheinen, da meine Arbeit keinerlei 


Anhaltspunkte hierfür geboten hat,. sei weiter festgestellt, dab 
wohl kaum ein Chirurg oder eine chirurgische Anstalt in den 
Indikationen zur Operation, wenn das Leben der Patienten in 
Gefahr ist, weiter gehen kann, wie v. Haberer und seine 
Klinik. Auch bevor wir ganz unabhängig von Finsterer zur 

häufigeren Anwendung der L.A. in der Abdominalchirurgie über- 


“ gingen, kannten wir nur eine Kontraindikation gegen ein operatives 


Vorgehen, die dann gegeben war, wenn nach menschlicher Berech- 
nung überhaupt keine Aussicht mehr bestand, mit der Operation 
noch etwas nützen zu können. Kontraindikationen anderer Natur 
konnten uns niemals .abhalten, die allein nur Erfolg versprechende 
Hilfe, die Operation, zu versagen. Bei so weitgehender Indikations- 
stellung ist doch .selbstverständlich, daß sich auch unter den 
in der Narkosestatistik meiner Arbeit angeführten Ulcuspatienten, 
die mit Magenresektion behandelt wurden, eine ganz erhebliche 
Zahl von Fällen findet, bei denen Kontraindikationen gegen All- 
gemeinnarkose im weiteren Sinne des Wortes (hohes Alter, hoch- 
gradig reduzierter. Ernährungszustand, Herz- und Lungenkompli- 
kationen, schwere Blutung) vorgelegen haben. Zudem lagen gerade 


-~ bei einigen Fällen. dieser Kategorie ganz besonders schwere Ulcera. 
befindet. sich also vollkommen im Irrtum, 


x wenn er glaubt, daß-in Narkose nur besonders günstige, in L.A. 


Finsterer 


aber nur ungünstige Fälle operiert worden wären. Wenn wir in 


‚der Narkosestatistik- unter 72 Resektionsfällen trotzdem nur vier 


tödliche Ausgänge an Komplikationen, für deren Zustandekommen 
die Betäubungsart mitangeschuldigt werden könnte, zu verzeichnen 
aben, ist dies eben ein Beweis dafür, daß der Erfolg oder Mib-. 


| :erfolg einer Operation bei den wenigsten Fällen einzig und allein. 


nur von der Art der Schmerzstillung ‘abhängt und dies um so 
weniger, wenn reine Äthernarkose zur Anwendung kommt. Die 
gewiß geringe Mortalität spricht aber auch dafür, daß man mit 
der Einschätzung von Kontraindikationen von seiten der Lunge und 


-< des Herzens bezüglich der Gefahr der Allgemeinnarkose, wofern 


eine solche in zweckdienlicher und vorsichtiger. Weise ausgeführt 
wird, nicht allzu tragisch rechnen darf.” Der Begriff Kontraindi- 
kation ist ein außerordentlich relativer und deren Einschätzung 
ganz individuell, je nach den Erfahrungen, die der einzelne 
im Laufe der Zeit sich erworben hat. Bezüglich des Erfolges 
oder Mißerfolges einer Opertion spielt schnelle und geübte Technik, 
mit der sich Exaktheit wohl vereinen läßt — diese macht ja den 
guten Operateur aus —, sicherlich eine ganz bedeutende Rolle. 
urch schnelle Ausführung einer Operation kann viel an Narkoti- 
ve erspart und können die übrigen Schädlichkeiten, die -ein 
anges Operieren in.der Bauchhöhle mit sich bringt, am besten 


vermieden werden. | 
a "in Sterer ist überzeugt, daß die drei in Äthernarkose 
Net Fälle von Magenresektion wegen Uleus, die nachträglich 

ge Erlahmens der Herzkraft ad‘exitum kamen, bei Ausschaltung 


+ der Narkose durch die L.A. gerettet -worden wären. Die Möglich- 


| gie die Vermeidung des Exitus zugegeben, möchte ich dies aber 
Sahe nicht mit so absoluter Sicherheit wie Finsterer behaupten. 
| n wir doch erst kürzlich eine Frau, bei der wegen eines 


` Kur) A 
nr z 
wo on 


+ 
” è 


<20. Aprl. œ 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16. 


S - Sr 


en 


‚Pyloruscareinoms von v. Haberer eine Magenresektion, und zwar 
‚in reiner L.A. vorgenommen worden war, an Herzschwäche und 
sekundärer Bronchopneumönie infolge der erlahmenden Herzkraft 
acht Tage nach der Operation zugrunde gehen, ohne daß die 
‚Patientin vorher. einen sonderlich schlechten Eindruck gemacht 
hätte. Das Operationsfeld erwies. sich bei der Obduktion in idealem 


Zustand. er E K v 

Sosehr wir auch den Wert und die Leistungsfähigkeit der 
L.A: von Fall zu Fall einzuschätzen wissen, feit dieselbe nach 
unseren Erfahrungen auch nicht gegen nachträgliches Versagen 
des Herzmuskels. 3 | | on I 

Im Gegensatz zu Finsterer, der behauptet, daß post- 
operative Lungenkomplikationen nach L.A. nur dann zur Ent- 
‘wicklung gelangen, wenn bereits vor der Operation eine chro- 
nische Bronchitis bestanden habe, oder wenn die Patienten Er- 
kältungen- ‚ausgesetzt werden, sowie,. daß nach L.A.. entstandene 
Lungenkomplikationen viel günstiger verlaufen, sprechen unsere 
Erfahrungen däfür, daß ‘auch. bei vorher vollständig gesunden 
‚Lungen und Ausschaltung jeglicher Erkältungsmöglichkeit während 


und nach der Operätion sogar tödliche Pneümonien im postopera- 


tiven Verlaufe entstehen können, wie dies auch in meiner vor- 
erwähnten Arbeit zum Ausdruck kommt.. Finsterer nimmt An- 
stoß daran, daß ich in meiner Arbeit die Publikationen Gottsteins 
und Henles, aus denen bekanntlich hervorgeht, daß an der 
v. Mikuliezschen Klinik auch nach Anwendung von Schleich- 
scher L.A, beziehungsweise L.A. in Kombination mit Ätherrausch 
bei Laparotomien nachträgliche Lungenkomplikationen beobachtet 
wurden, zitiert habe. Es war mir- wohlbekannt, daß hauptsächlich 
‚Fälle in dieser Art von Schmerzbetäubung an genannter Klinik 
operiert worden sind, die eine Allgemeinnarkose als bedenklich 
erscheinen ließen. Ich verwendete deshalb die Angaben Gott- 
steins.und Henles in keiner Weise zur Abschätzung des 
Wertes der L.A. der Allgemeinnarkose gegenüber, sondern be- 
schränkte mich lediglich darauf, die beiden Arbeiten ohne jeden 
Kommentar anzuführen. Wenn nun Finsterer sagt,. daß ich 
den ganz falschen Lehrsatz von Gottstein und Henle 
„wie ein Dogma“ zitiert und damit den Zweck verfolgt hätte, für 
die Behauptung der' Unschädlichkeit der. Allgemeinnarkose eine 
Stütze zu finden, so muß ich eine derartige, wissensehaftlichem 
Arbeiten zuwiderlaufende Entstellung unter Hinweis auf den wirk- 
' lichen Wortlaut der betreffenden Stellen auf: das bestimmteste zu- 
rückweisen. . nz | | | 
- Wenn wir auch die L.A. bezüglich.. der Vermeidung post- 
operativer Lungenkomplikationen voll’ zu würdigen wissen, - sind 
wir doch nicht so blind, erwarten zu wollen, Lungenkomplikationen 
durch dieselbe vollständig vermeiden zu können, und ich muß die 
- diesbezüglichen Ausführungen in meiner Eingangs zitierten Arbeit 
trotz Finsterers Einwendungen vollständig aufrechterhalten 
und dies um so mehr, als uns nachträgliche Erfahrungen weitere 
Bestätigungen der vertretenen Ansicht lieferten. et, 
Bezüglich des Ausbleibens von Magendarmatonien höheren 


Grades nach in L.A. vorgenommenen Laparotomien können wir 


auch nicht den Optimismus Finsterers teilen, wenn er schreibt, 
daß die Magendarmatonien durch die L.A. fast ganz verhindert: 
werden, wofern nicht in ‘einem kalten Saal operiert werde. Wir 
erlebten nicht so selten, wie ich in meiner Arbeit festgestellt habe, 
‚schwerste Magenatonien nach L.A, obwohl in einem wohl er- 
wärmten Saal operiert worden war, sodaß wir in dem Auftreten 
schwerer .Magenatonien trotz Vermeidung jeglichen Narkoticuns 
geradezu einen . Beweis erblicken können, daß die Theorie von 
v. Herff, daß nämlich die postoperativen .Magenlähmungen. aus- 
‚schließlich durch Chloroformwirkung zustande kommen, unrichtig 
ist. Die Ursachen dieser Komplikationen sind zu mannigfacher 
‘Natur, als daß man sie auf- eine Ursache zurückführen . könnte. 

- Finsterer würde es, wie er selbst gesteht, im Interesse 
der guten Sache halten, „wenn auch in den Tagesblättern der Wert 
der Methode,“ nämlich der L.A., „allgemein bekannt würde, damit 
die ganz unbegründete Furcht vor den Gefahren der. Operationen 
endlich verringert werde“. Wenn Finsterer den Drang ver- 
spürt, sogar auf solchem Wege den Wert der L.A) weiten Kreisen 
zu verkünden, erbringt er meines Erachtens doch selbst den Be- 
weis für einen von Modereklame etwas angekränkelten Enthusiasmus. 


Auch glaube ich, daß Finsterer doch ab und zu mit seiner 


Lehre, „daß die Gefahr der Operation durch Allgemeinnarkose 
ganz wesentlich vergrößert werde, daß die Gefahr der Operationen 
selbst dagegen verschwindend klein sei, daß durch die Verwendung 
der L.A. die Narkose und damit die Gefahren vollständig ver- 


889. 


’ ee ENT. x 

we eS Dar Eg 

i v 
. x = 
n p TN P er É 
en ar = pi ee aA 
- {I = re 
ane- =e == 
u. ar Ba dir = 
nu Ds m FÜ Se ER = 
= BR e 


Ase 
3 


TT 
; Damy BS a el E NE 
. Fr z 
- te S 


a 
T ir N 


ER» SER 
UL 
sis, Fe à 
eben a 
ae a Ais 
ERAND, TA 


D a 
Xa 


Er AN 
Er 


una. 


Pe 
a5 


= 
Pain en on 

en 

t i . e -. 
KA re TreaT 
ya no SE 
EN ne : EP s 2er Fr es "m 
moce T 
GR 


mw: 


w 
Dan. Ed r 
tn 
mn 
> 


Bet A 
r — un be 
a A erirgs 
a ne FREE 
ee AARRE a 
Aa: nn 
z ee 
N SE en Sa 
AT, Trwa epr -am 
rn PA JAER 
2 SR: FRE -F 
- b 


Tae 
ne 
I - 
u Te: « 
me imo nn 
3 p g -e 
ae h-m a EE 
$ a 
=ou 
ZI. a 
re t 
— pn 
en 
nn Are m 
n Ps 
ERBE Un 


— 
ei 


I 
q te 


en 
= 


e, 
Fa paa 


Bee 


IN es nn 


u 
Bunt es 
Cerrar 
D aizan A 


etl TE 


TY 
> BL a i r z7 
3 SE -> 


aan Zi T 
re In - 


2 
= 
ee 
er hin e 
- 


wre 
zu i er 3 
D i n aa 
? 


rue 


vu en e 


ee 
EN Pr 


x 
EN. 20 


‘ 


390 


mieden werden können“), in schwerste Kollision mit seiner Klientel 


und wohl auch mit seinem Gewissen geraten dürfte. Wie will 
Finsterer, um nur ein Beispiel anzuführen, einen tödlichen Aus- 
gang infolge Infektion oder Embolie, Ereignisse, die sich ja auch 
nach L.A, einstellen können, den Angehörigen gegenüber recht- 
fertigen, wenn diese vor Ausführung der Operation dahin unter- 
richtet worden sind, daß bei Operationen in L.A. die Gefahren 
vollständig vermieden werden können. \ 

Am Schlusse seines Artikels hält es Finsterer aus mir 
ganz unerklärlichen Gründen für zweckmäßig, mir Mangel an 
eigener Erfahrung vorzuwerfen. Auf diesen unbegründeten Vor- 
wurf zu erwidern oder gar den Gegenbeweis erbringen zu wollen, 
verbietet mir meine Bescheidenheit. Nach Klarstellung der Tat- 
sachen betrachte ich die Diskussion: für meinen Teil als erledigt. 


< e o e p a u, 


Über die Einflüsse des Kalkpräparates „Kalzan“ 
auf die histologischen Gewebs- und 
Blutveränderungen. 

| Von 
Dr. A. Fischer, Dresden. 


~ Um den Einfluß der Kalkdarreichung auf die regenerative 
Gewebswucherung, die sich bei Frakturen im Bereiche des Knochen- 
systems abspielt, eingehender zu beobachten, wurden Versuche 
an Meerschweinchen, bei denen eine Fraktur des vorderen Unter- 
schenkels erzeugt worden war, unternommen. .Hierbei schaltete 
ioh Fehlerquellen, die unter Umständen zu Trugschlüssen hätten 
Anlaß geben können, dadurch aus, daß ich zu den eigentlichen 
Versuchstieren Kontrolltiere setzte, die unter den gleichen äußeren 
Bedingungen gehalten und ebenfalls der Untersuchung unterworfen 
wurden. Als Kalkpräparat habe ich das von der Firma Johann 
A. Wülfing in den Handel gebrachte Kalzan, ein Doppelsalz 
von milchsaurem Kalk und milchsaurem Natron, verwendet, welches 
nach neueren Untersuchungen wohl die beste und wirksamste Kalk- 
verbindung darstellt. Die Versuchstiere erhielten täglich zweimal 
eine Tablette pulverisiertes Kalzan in Milch aufgeschwemmt über 
das Futter geschüttet, während den Konfrolltieren nur gewöhn- 
liches „kalkarmes“ Futter verabreicht wurde. 

Außer an den beschriebenen Versuchstieren wurden noch an 
zwei weiteren Tieren Beobachtungen angestellt; diese beiden Tiere 
sind- jedoch nicht beweiskräftig, weil sie bald nach Erzeugung der 
Fraktur unter den Erscheinungen einer akuten Herzlähmung eingingen. 

Die übrigen Tiere erkrankten nach der Fraktur für einige 
Zeit, wobei die Nahrungsaufnahme erheblich herabgesetzt war, und 
die Tiere mit gesträubten Haaren in den Behältern saßen, die ge- 
brochenen Gliedmaßen wurden sehr geschont. Aber bereits nach 
10 bis 14 Tagen trat in dem Verhalten der Tiere ein erheblicher 
Unterschied ein: die mit Kalzan gefütterten Tiere verhielten sich 
gegenüber der Umgebung nicht mehr so reaktionslos, die Haare 
glätteten sich wieder, die Freßlust nahm zu, und das zunächst 
erheblich herabgesunkene Körpergewicht stieg langsam, aber ständig 
in die Höhe. Nach Verlauf von weiteren zwei bis drei Wochen 
wurde die Gangart wieder annähernd normal. Nach zwölf Wochen 
äußerten die Tiere bei Druck auf die Bruchstellen keine Schmerzen 
mehr, eine Verschiebung der Bruchenden war nicht mehr zu er- 
zielen. Bei den Kontrolltieren dagegen hatte die Fraktur die Er- 
scheinung einer schweren, lange anhaltenden Erkrankung. aus- 
gelöst: die Tiere verhielten sich vier bis sechs Wochen völlig 
apathisch, verweigerten fast jedes Futter, wobei die Tiere äußerst 
abmagerten, nach etwa sechs bis acht Wochen wurden die Glied- 
maßen unter großer Schonung zum Gehen benutzt, noch nach 


‚zwölf Wochen war eine Verschiebung der Bruchenden durch Druck 


zu erzielen. . | 
Von beiden Versuchsreihen wurde nach der ersten Woche 
je ein Tier getötet und nach Fixierung in Formalin durch vor- 


' sichtige Präparation die Bruchstellen freigelegt. Die makroskopische 


Untersuchung ergab bei beiden Tieren denselben Befund. Als 
jedoch die beiden Präparate entkalkt und geschnitten waren, zeigte 
sich mikroskopisch, daß bei dem mit Kalzan gefütterten Tiere die 
regenerativen Gewebswucherungen viel stärker in Erscheinung ge- 
treten waren: von dem zerrissenen und abgehobehen Periost aus 
hatte sich ein reichliches, üppig wucherndes Keimgewebe ent- 
wickelt, man sah viel mehr osteoide und chondroide Bälkchen mit 


_ 


1) W. kl. W. 1918, Nr. 31, S. 862. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16. 


20. April. 


dazwischen liegendem Markgewebe. In der Umgebung waren die 
Gewebe hämorrhagisch infiltriert. Bei dem Kontrolltiere dagegen 
hatte die Regeneration lange nicht diesen Grad erreichen können, 
vor allem fiel auf, daß die Proliferation der fixen Bindegewebs- 
zellen des Periostes eine viel spärlichere war. 

Am Ende der dritten Woche wurde wieder je ein Tier ge- 
tötet und der anatomischen Untersuchung unterworfen; der in 
Entwicklung begriffene periostale Callus erstreckte sich bei dem 
Tiere mit Kalzanfütterung weit über die Bruchstellen und war 
viel stärker als bei dem anderen Tier, bei dem nur eine geringe 
bindegewebige Vereinigung zu sehen war; bei dem Versuchstier 


‚dagegen fing die Gewebswucherung bereits an zu einer starken 


bindegewebigen Vereinigung der Bruchenden zu führen, man 
konnte deutlich feststellen, daß die Umwandlung des Bindegewebes 


-in Knochen viel weiter fortgeschritten war als bei dem Kontrolltier. 


Am Ende der fünften Woche wurden wieder zwei Tiere ge- 
tötet; bei dem mit Kalzan gefütterten Tiere, bei dem die Bruch- 
enden durch festen Callus, der größtenteils bereits verknöchert 
war, innig miteinander verbunden waren, ließen dieselben nur 
noch eine ganz geringe Beweglichkeit erkennen; bei dem Kontroll- 
tier dagegen war die Verknöcherung viel spärlicher, aus diesem 
Grunde war es leicht möglich, die Bruchenden aneinander zu 
verschieben. Da die Kalksalze nur im Knochensystem in fester 
Form vorkommen und sich leicht durch die Hämatoxylinfärbung 
nachweisen lassen, war es ein leichtes, den Unterschied in bezug 
auf den Grad der Verkalkung bei den verschiedenen Tieren nach- 
zuweisen: wie schon von vornherein anzunehmen war, ergab sich, 
daß die mikroskopischen Schnitte, welche von Tieren mit Kalzan- 
fütterung stammten, eine viel größere Affinität zum Hämatoxylin 
aufwiesen und infolgedessen ein viel dunkleres Aussehen hatten 
als die anderen, auch waren die Knochenkerne viel größer und 
in reichlicherer Zahl vorhanden als bei den Kontrolitieren; wenn 
man beide Schnittserien miteinander verglich, so hatte man den 
Eindruck, als befinden sich sämtliche von Kontrolltieren stammende 
Schnitte in einem atrophischen Zustande. 

... Bei dem in der zwölften Woche getöteten Kontrolltier hatte 
sich eine Pseudarthrose gebildet: beide Bruchenden waren durch 
ein derbes Bindegewebe miteinander verbunden, in dem nur eine 
sehr geringe Verknöcherung zu erkennen war; bei dem Versuchs- 
tier dagegen bestand eine spindelförmige Auftreibung an der 
Bruchstelle, beide Enden waren durch Verknöcherung fest mit- 
einander vereinigt; mikroskopisch sah man fertiges Knochen- 
gewebe, ein Zeichen, daß der provisorische Callus sich größten- 
teils resorbiert und dem definitiven Callus den Platz geräumt hatte. 

Bei der Untersuchung zweier Kontrolltiere, welche nach vier 
Monaten getötet wurden, ergab sich eine knöcherne Vereinigung 
der Bruchstellen, die jedoch nicht ganz so entwickelt war wie bei 
dem in der zwölften Woche getöteten Versuchstier,. bei diesen 
beiden Kontrolltieren war jedoch eine Schwäche des übrigen 
Knochensystems unverkennbar; bei der mikroskopischen Unter- 
suchung ergab sich eine Verminderung des Kalkgehalts des 
ganzen Skeletts, sodaß man wohl annehmen kann, die feste Kon- 
solidation der Bruchstellen sei in diesen beiden Fällen lediglich 
durch eine Kalkwanderung auf Kosten des gesamten Knochen- 
systems zustande gekommen. 

Die Untersuchung von Organschnitten und Schnitten des 
Gefäßapparats ergab, daß der zweifellos hohe Kalkgehalt der 
Körperflüssigkeiten während der zwölfwöchigen Kalzanfütterung 
nirgends pathologische Kalkablagerungen hervorzurufen vermochte, 
die im Sinne einer künstlich erzeugten Arteriosklerose oder der- 
gleichen hätten gedeutet werden können; auch sonst ließ sich 
nichts nachweisen, was auf einen krankhaften Zustand hätte hin- 
weisen können, im Gegenteil, die Blutzellen sowie die Zellen der 
parenchymatösen Organe ließen eine gewisse Hypertrophie er- 
kennen, während die Zellkerne 'succulenter aussahen als bei den 
Kontrolltieren. 

Durch diese Befunde ist wohl zweifellos bewiesen, daß der 
menschliche und tierische Organismus einer vermehrten Kalk- 
zufuhr gegenüber keine passive Stellung einnimmt, indem er den 
per os gegebenen Kalk — wie es bei anderen Stoffen der Fa 
ist — einfach durch die Nieren oder mit den Faeces wieder ro 
scheidet, sondern es handelt sich bei der Kalkmedikation zweife- 
los um eine wirkliche Resorption, welche naturgemäß um 80 
stärker sein muß, je dringender der Organismus bei Krankheiten, 
Knochenbrüchen oder dergleichen kalkfähiger Substanzen bedarl. 
Wie nun der Organismus beispielsweise seine Fettdepots movi- 
lisiert, um in Zeiten der Not den Stoffwechsel nicht ins Stocken 


w, 


prepa > AEE oa 
gg. AN IT - en EEE 
ý à . ` u u: 


- derung statt, indem: der Körper zu Zeiten vermehrten Kalkbedarfs 
E- einen Ausgleich zu- schaffen versucht, und zwar auf Kosten des 
fa im Knochensystem enthaltenen Kalkdepots; ; nur. so lassen sich 
Erklärungen geben für gewisse Erkrankungen, bei denen die 
knöcherne Stützsubstanz in Mitleidenschaft gezogen wird. 


Versuchstieren nach der anfänglichen Gewichtsabnahme eine deut- 
liche Steigerung zu erkennen, ‘während bei den Kontrolltieren die 


Gewichtstabelle.' 
Lfd. | Be- |Ende der |Ende der Ende der [Ende der Ende der [Ende der | Ende der 
Nr. | ginn | 1. Woche | 8. Woche |'5. Woche | 7. Woche | 9. Woche |12; Woche 4 Monate 
| $ 
1 K.*)| 320 240 g ur 
Aa Diff. 80 | . | 
a`. |420 „| 310 i ; pi 
| Diff. —110 
3 K. | 390 „| 320 g 360 g 
| Diff. — 70/Diff, — 30 
41350 „]|_ 280 g 260 g | E 
Diff. — 70 Diff. — 90 
5 K. |430 „| 340 g og 2 g a 
E | Dit E olDif, £ alpit, Pa 
6,380 „| 300 g 230 g ` 0 g 290 g 08. 
Dir — 80 Dit Fi DA E Dit, F Diff. — 90 Di — 70 
TEK: | 390 „ 310 8 0g | 308 470g | 510g 
| Diff. — 80 Dit, — 40 Din — 0 PA 2 30|Diff. + 80 Din -+120} . 
8 | 610 „, 510 E 0g 0g 450 £ 470 g 0g 
; | Diff. —100 Diff, —120 pitt, Pa Diff. —160 Ditt. 140 Dir. —100 Di Ea 
9 140,| 390g 360 g 330 g 360 g 430 g 
| Diff. — 80| Diff. 10 Diet. S20 Dit 440 Di -solpi -u0 Ditt. — =. 
Tabelle des e 
1K. | 90 80 | 
Diff. — 10 
2 |ø 82 | 
| Diff. — 13 io 
3K. | 8 80 85 j o., 
3 Ditt —8 Ditt. 3 5 
l | . 
i Diff. —9 Dur, ~u | | 
D K. 9 0 | ! 
Dit, — 10fDitt, F Diff. — 2 ! f 
6 95 81- 79 84 8& j 
LA ] IDitr. — 10/Diff. — 14|Diff. — 16 Dit a Ditt. — 11 Diff — 10 
We 90 82 85 89 93 100 100 
} 2 Du. —8 Ditt. —5 [Ditt —1 (Diff. + 3 |DIEt, + 10/DiN. + 10 
IDirs, — 18 Dit. — 21|Diff. — 21 Ditt. — 17|Diff. — 11lDiff. — 11| Diff. — 8 
9 95 | 85 80 2. 85 
ıDiff. — 10|Diff. — 15/Diff. — 15 Diff. — 17IDift. — 12/Diff. — 18!Diff. — 10 


| 
*) Die mit K. bezeichneten Nummern sind Tiere, die Kalzan bekamen. 


-> 


Der Hämoglobingehalt des Blutes wurde insofern beeinflußt, 
als zunächst bei beiden Reihen ein gleichmäßiges Sinken beob- 
achtet werden konnte. Während jedoch die Versuchstiere diesen | 
Hämoglobinsturz in kurzem ausgleichen und sogar weit überholen 
konnten, erreichte der Hämoglobingehalt bei den Kontrolltieren in 


keinem Falle seine Anfangswerte. 
Auf Grund meiner Beobachtungen. und an der Hand vor- 


stehender Tabellen läßt sich zusammenfassend sagen:. 
l. Erhöhte Kalzandarreichungen sind selbst bei längerer 


_ Dauer nicht imstande, den Organismus schädlich zu beeinflussen. 


Handich Eiweißproben fürs -Feld und für die- Sprechstunde. 


Von | 
Dr. Teuscher,. Münster i. W. 


| C l. Boedeckersche Probe: Zusatz von I Tablette 0,1 
itronensäure und 1 Tablette 0,015 Ferrocyankali’ zu 1 Reagenzglas Urin. 


Gute Fällungsreaktion. 
Il. 20 %, ige Natriumsulfosalieylicum - Lösung tropfenweise dem 


im Reagenzglas zugefügt. Sehr scharfe Fällungsreaktion. 
Il. Teuschersehe Probe: Zusatz von 1 Tablette 0,4 Acid. 


sulfosaliey]. zu 2 cem Urin im Reagenzglas oder tropfenweise Zufügen 
| einer mit der Tablette Be etellten 20 AREN ae Sehr scharfe 


ällungsreaktion. 


Vorteile dieser Probe gegen Nr. I: 


i. Es ist nur ein Reagens nötig. 
: Die Substanz ist leicht rein zu bekommen (Firma Merck, Darmstadt). 
Die ist leicht wasserlöslich. | 
“irotzdem ist sie wenig hygroskopisch und hält sich m a 
Schluß jahrelang. 
‚ Sie ist ein sehr empfindliches Reagens, 


Harn 


1919 — MEDİZINISOHE KLINIK — Nr. 16. ` 


geraten zu lassen, ebenso findet gegebenenfalls eine Kalkwan- 


. Was schließlich. das Gewicht betrifft, so war bei sämtlichen | 


Anfangsgewichte in keinem Falle wieder erreicht werden konnten. 


2. Der Organismus verhält sich « einer erhöhten Zufuhr von 


Kalzan gegenüber nicht reaktionslos, ‚sondern speichert den Kalk 
in den Körperflüssigkeiten, Organzellen und vor allem im Knochen- 
system auf, um ihn in Zeiten einer: Kalkunterbilanz wieder ab- 
geben zu können. Es handelt sich. demnach um eine wirkliche 


Resorption und Retention. 


3. Die regenerativen Gewebswucherungen, ae sich von 


dem zerrissenen Periost aus entwickeln, zeigen, daß ‘die Lebens- 
tätigkeit der Zellen bedeutend angeregt: wird. Daß hierbei die 
‚Funktion der Zellkerne besonders in Betracht kommt, ‘dürfte”aus 
dem succulenten Aussehen der Kerne der 'parenchymatösen. Organe 
sowie den größeren und zahlreicheren Knochenkernen hervor- 


. 4. Erhöhte Kalangabön. tragen wesentlich dazu bei, die 
 Heilungsvorgänge bei Kuochenbrüchen zu beschleunigen und die 
Bruchenden durch reichliche Callusbildung fest miteinander zu 
verbinden, "wodurch der Möglichkeit einer Pseudarthrosebildung 
- beträchtlich vorgebeugt wird. Die Vorteile einer beschleunigten 
Heilung liegen aber nicht nur in der Vermeidung von Ankylosen 
und Atrophien der betroffenen Gelenke, Knochen und Muskeln, 
sondern es werden dadurch auch Decubitusbildung und hypo- 


statische Pneumonien vermieden. ~ 


5, ‘Der Schmerz an der Bruchstelle, meist herrührend. von 


‚mangelhafter Konsolidation, _ verliert sich früher ‚bei Kalzan- 


 darreichung. 
6. Der Hämoglobingehalt des Blutes erfährt eine beträcht- 


‚gehen. 


liche Steigerung bei mit Kalzan.angereicherter Nahrung. 


7, Das Allgemeinbefinden wird durch Kalzan wesentlich. ge- 
hoben, und Körpergewicht: nehmen zu. ` 


I 


Zum ‚Aufsatz von Brüning: Über Würmkaren bei "Kindern 
in Nr. 11 dieser Wochenschrift. Ä 


- Von 
Dr. Klotz, Lübeck. 


- Veranlaßt durch Brünings warmes ‚Eintreten. für das. Oleum 


| Chenopodi als Mittel gegen- Ascariden, habe ich dasselbe mit gutem 


Erfolge mehrfach verordnet.‘ Wenn ich aber doch wieder zum alt- 


bewährten Santonin zurückgekehrt bin, so sind dafür mehrere Gründe 


maßgebend. 1. Santonin wird von sensiblen Kindern leichter genommen 
‚und behalten als das Oleum Chenopodiü. 2. Der Erfolg ist bei beiden 


Mitteln-der gleich gute. 3. Oleum Chenopodii ist teurer. 4. Vergiffungs- 


erscheinungen sind bei Santonin in der bekannten Dosierung ` aus- ` 
zuschließen beziehungsweise minimal. Ich selbst habe beim Cheno- 
podiumöl keine Vergiftungserscheinungen gesehen. Ein Kollege im 
besetzten Gebiete warnte mich jedoch eindringlich vor seiner An- 
wendung. Er erzählte mir, daß er in der Spitalpraxis bei einem Schul- 
kind nach Gebrauch von Oleum Chenopodii eine fast völlige Ertaubung 
_ erlebt habe. | 


= 
Be 


Aus der Praxis für die Praxis. 


6.. Es kann in handlicher Form als ‚abgeteilte Pulver oder Tabletten 


mitgeführt werden. 
Zur Herstellung der Tabletten ist kein Zusatz indifferenter Mittel 


nötig, die eine Trübung hervorrufen könnten. 

. Die Substanz ist in warmem wie kaltem Wasser klar löslich.‘ 

. Auch durch die Salze des Brunnenwassers entsteht keine Störung, 
. Eine Filtration der wäßrigen Lösung ist nieht nötig. 
Die Substanz kann auch im Notfalle unmittelbar dem Urin zugesetzt 


“ werden, 
' Durch Erwärmen des Harns nach Zusatz des Reagens ist leicht eine 


Trennung der Albumosen und Albumine möglich. - 
.. Täuschungen durch Arzneimittel, abgesehen z. B. von den dura die 
Harzsäuren des Balsamum Copaivae verursachten, sindnicht beobachtet. 


‚Der Preis ist bei Bezug im großen mäßig. 

| Vorteile dieser Probe gegen Nr. Ir: 
Sulfosalieylsäure ist leichter wasserlöslich, auch ohne Erhitzen, als. 
ihr saures Natriumsalz. 


PR 


dem Salz, leicht‘in Tablettenform pressen. 
8. Die Tabletten halten Sich. bei zabaclliD mehrere Jahre, 


Sie läßt.sich auch ohne Zusatz von Bindemitteln, im Gegensatz zu 


— 


nen 
—. B- 
Trig en 
TaS 
Sea Zn nn 


< yerr 
Pe 


Erna: 


= —— 
ee T 
-a> erg 


mi 


zA 


N 
> 


me, TI FTT 
Pet a SE Sa | 
> Ben) use 


—. 


x 


Er 
; ! i 


a 
wir 
i 
f: 
; | 
rd 
el 
tg: 
api 
i 
a 
a 


in a 


- 


Bean LINE 


ee EN 
SRTR aT IE 


- y vo 

ee nn een 5 

CJAN u Mea PTO E T in ln Ns 
Fe Ben ; ; a 


man 


te — 
DI x 


Deus 


en a 
Saar: 


R RUDE 
v 


. 


nut m 
wu. 
u. 


= - 


aaa WA a cm 


z , Fa OTA 


-5e 


M g 


menu. T 
Ger: 


> > 


G i 


soin a a e i E ae a a a e a ar E A A NET Pag BER aai aY 


Ene S rre ei a. 


De Gas a 


erden Die Bee ee ee - 
es. a e ba ~ er hen en ar a- 


392 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16. 20. April. 
Referatenteil. 
Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin. 
Sammelreferate. Circulationsapparat. | 
Über polygraphische Herzstudien, und zwar 


Neuere klinische und experimentelle Arbeiten aus dem Gebiete 
der inneren Medizin. 


Von F. Bruck, Berlin-Schöneberg.‘ 


Infektionskrankheiten. = 


Untersuchungen über die Gruber-Widalsche Reak- 
tion bei gesunden und kranken Typhusschutz- 
geimpften haben Klemperer und Rosenthal (1) an- 
gestellt. Sie fanden dabei, daß fünf bis sieben Monate nach der 
Typhussehutzimpfung die Gruber-Widalsche Reaktion bei etwa 
30 bis 40% aller Geimpften wieder negativ geworden sei. Auch 
die positiven Reaktionen bewegten sich nach dieser Zeit inner- 
halb niedriger Werte. Während in den ersten vier Monaten nach 
der Schutzimpfung die Reaktion keine diagnostische Bedeutung 
hat, kann schon fünf bis sieben Monate danach ein positiver Aus- 
fall bei’ einer Titerstärke von über 1:400 mit überwiegender Wahr- 
scheinlichkeit (90°/,) zur Diagnose Typhus verwertet werden. 
Hohe Agglutinationswerte von 1:800 und darüber sind sieben 
bis acht Monate nach der Impfung in der Regel beweisend für 
das Vorhandensein einer typhösen Infektion. Das rasche An- 
steigen der Reaktion auf Werte über das Dreifache des Ausgangs- 
wertes innerhalb von drei Wochen beweist bei Fiebernden, die seit 
mehr als sechs Wochen gegen Typhus nicht geimpft sind, das 
Vorhandensein einer typhösen Infektion. Die Minderung des dia- 
gnostischen Wertes der Reaktion bei Schutzgeimpften ist eine 
voraussichtlich in wenigen Jahren vorübergehende. 

Die Leukocytose in ihrer Beziehung zur Klinik des 
Fleckfiebers, Fünftagefijebers, der Arthigon- 
vaceinierung usw. erörtert Arnoldi (2) Eine der all- 
gemeinsten Begleiterscheinungen jeder Infektionskrankheit sind 
Änderungen in der Menge und Zusammensetzung der 
weißen Blutzellen, die in Form von Reaktionen auf den 
Reiz des Infektes ablaufen. Diese Reaktionen werden oft in weit 
feinerer Weise ausgelöst als die Temperaturschwankungen. 
Die Änderung der Leukocytenmenge im Blute kommt auch durch 
Ausschwemmungen aus Sammelstellen beziehungsweise Aufsaugen 
in bestimmte Organe zustande. Leukocytose und Temperatur- 
schwankungen geben selbständige Wege. Jedoch bestehen zwischen 
ihnen Beziehungen. Hohe Leukocytose mit steilem Abfall ist meist 
mit niederer oder fallender Temperatur verbunden. Es ist nicht 
erlaubt, bei Krankheiten mit periodischem Anfall aus dem Ausbleiben 
der 'Temperatursteigerungen auf Heilung zu schließen. Der Krank- 
heitsprozeß kanr unter Umständen trotzdem weiter fortbestehen. 
Hohe Leukocyteuwerte geben "eine günstige Bedingung für die 
Überwindung einer Infektion ab. Nur die absoluten Leukocyten- 
werte bieten ein richtiges Bild dar, niemals jedoch die Prozent- 
zahlen allein. 

Zur Klinik der Lyssa und der Im pfly ssa äußert sich 
Forschbach (8). Berichtet wird über sechs Fälle von typischer 
rasender Wut sowie über atypisch verlaufende, größtenteils para- 
lytische Fälle, die vor allem wegen der Frage, ob sie durch Virus 
fixe der Kaninchen oder durch Straßenvirus verursacht sind, ob 
also eine Impflyssa oder eine atypische Form echter Straßenvirus- 
infektion vorliegt, großes Interesse bieten. Auffallend bleibt dabei, 
daß die Zahl der Paralysenfälle nach der Wutschutzimpfung in 
Deutschland in der Ära der Impfung mit Marken kurzfristiger 
Trocknung in Zunahme begriffen ist. Auf Grund dieser Erfahrungen 
glaubt der Verfasser, daß man die Schädigungen des Menschen 
durch Marke kurzfristiger Trocknung als bewiesen ansehen und daß 
man, ohne die segensreiche antirabische Impfung zu diskreditieren, 
eine Revision der Impfbedingungen, speziell der Dosierungsirage 
bei Schutzimpfung, fordern müsse. 

Untersuchungen über Ruhr hat Hamburger (4) an- 
gestellt. Das ausschlaggebende Moment iu der bakteriologischen 
Ruhrdiagnostik ist die unmittel bare Frisch untersuchung 
des Stuhls. Nur kühl bewahrte und transportierte „Kältestühle“ 
geben gleich gute Ergebnisse wie. diese. Ruhr wird in unseren 
Breiten, von Amöbenruhr abgesehen, im wesentlichen nur von 
Ruhr bakterien hervorgerufen. Ruhrähnliche oder paratyphus- 
ähnliche Bakterien gehören vornehmlich der sekundären Flora 
des gealterten Ruhrstubls an. 


zunächst über den normalen Venenpuls,. berichtet 
Schrumpf (5). Er bedient sich zur Aufnahme des Venen- und 
Carotispulses eines mit dem Siemensschen Elektrokardiographen 
verbundenen Spiegelsphygmographen mit Lufttransmission nach 
Frankschem Prinzip. Da der Venenpuls in seinen Details, in 
der Ausgiebigkeit seiner Wellen und Täler und ihrem Verhältnis 
zueinander wechselt, je nach der Stelle des Halses, wo er registriert 
wird, so ist die größte Vorsicht in der Verwertung seiner Form 
zur Diagnose von Störungen der Herzfunktion geboten. Die am 
Halse aufgenommenen Phlebogramme sind bekanntlich nicht als 
Ausdruck der Änderungen des Druckes in der Vene aufzufassen, 
sondern als Ausdruck von Veränderungen der Füllung der Vene. 
Es ist also das Phlebogramm keine Druck kurve, sondern eine 
V olu m kurve. | 

Zur Radiologie des Herzens äußert sich Kien- 
böck (6). Bei der Durchleuchtung des Brustkorbes erscheint das 
Herz homogen, dabei sind Lage der Herzfurchen und Zu- 
sammensetzung des Organs aus vier Teilen nicht direkt erkennbar; 
doch ist es, wie der Verfasser angibt, auf indirektem \Vege möglich, 
sich im Herzbild anatomisch weiter zu orientieren und so im 
Homogenbild ein anatomisches Innenbild zu konstruieren. Be- 
sprochen werden dann das normale Vorder- und das normale Hinter- 
bild des Herzens und die Lokalisation von Fremdkörpern (Geschossen). 
Die mit anatomischer Innenzeichnung versehenen Herzbilder sind 
auch für die Lehre von den Klappenfehlern anwendbar, sie 


| erleichtern das Verständnis der verschiedenen abnormen Herz- 


formen, speziell mit isolierter Vergrößerung eines 
Herzviertels, sei es eines Vorhofs oder eines Ventrikels. 
Dabei ist bekanntlich sowohl die Dämpfungsfigur des Herzens an 
der vorderen Brustwand, als auch die Größe und Form der radio- 
logischen Herzfigur charakteristisch verändert. Endlich wird darauf 
hingewiesen, daß der Einfluß der abnormen Drehstellungen 
des Herzens auf die Dämpfungsfiguren an der vorderen, 
Brustwand und auf die entsprechende radiologische Herzfigur 
bei postero-anteriorer Durchleuchtung des Brustkorbes noch viel 
zu wenig beachtet worden sei; daß man aber bei seiner Unkenntnis 
geneigt sei, Veränderungen der Herzform und -größe anzunehmen, 
wo sie in Wirklichkeit; gar nicht vorhanden sind, vielmehr nur Vor- 
getäuscht werden. 


Blutkrankbeiten. 


Über die aleukämische Myelose berichten Diel 
und Levy (7). Sie beschreiben ausführlich einen Tall, der m 
idealer Weise der Schriddeschen Definition der aleukämischen 
Myelose entspricht. Dabei bestand vielleicht ein kausaler Zu- 
sammenhang zwischen der \Verarmung des Knochenmarks an 
cellulären Elementen und dem Fehlen der Ausschwemmung grober 
Mengen- weißer Blutkörperchen ins strömende Blut. Durch den 
Nachweis einer 'aleukämischen Myelose wird auch ein vollkommener 
Parallelismus zwischen Lymphadenose und Myelose bewiesen. 

Einen Beitrag zur Frage der akuten und chronischen 
hämolytischen Anämie mit Ikterus liefert Grote © 
Er teilt die Krankengeschichten zwejer Fälle mit und bespricht 
dann die Krankheitserscheinungen im einzelnen. Hingewiesen Wir 
auf den Mechanismus des Blutzerfalls, also auf das Zustande- 
kommen des Hauptsymtoms. Der Ikterus der hämolytischen : 
Anämie ist hepatogen, wenn .sich auch gröber® 
Stauungszustände an der Leber funktionell und anatomisch 
nicht nachweisen lassen. (Dagegen könnte es sich um Verstopfungen 
der feinsten Gallencapillaren mit „Gallenthromben“ handeln, die 
geeignet sind, die Wände der Capillaren zu zerreißen und Gallen- 
farbstoff ins Blut direkt hinübertreten zu lassen — obne em gro 
mechanisches Abflußhindernis) Auch die ausgesprochene, SIę 
anfallsweise vermehrende Urobilinurie weist notwendig auf die 
Beteiligung der Leber in irgendeiner Form hin. Die eigentliche 
Ursache der Erkrankung ist unbekannt. 


Nierenleiden. 


Das Verhalten von Herz- und Gefäßsystem bei der 
akuten diffusen Glomerulonepbritis bel Kriegs- 
teilnebmern erörtert Guggenheimer (9). Bei der akutes 


Kriegsnephritis waren nicht selten deutliche Erscheinungen YOP. 


20 April. 


- - Ausführlich 


- höheren Grad 
„` identisch mit 


böhte Speichelsekretion oder auch Hyperhidrosis auslösen. 


der š Vagotonie Bi 


u .“ 
ee & ‚ 4 
dr - TOF ER. A ; g 
ei Ea e. i ES zE `.. i i 
ae y i N ae 


> ~ 


>o 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK - Nr.16. 00 


to rO ; a E 
C . . $ . y k 
. . var un. if: 3 Eis T 


` 2 (i ; 


——— 


Herzinsuffizienz vorhanden. Bei geschwächter. Herzkraft 


und dem fast durchweg im:Frühstadium der akuten Glomerulo- 
nephritis erhöhten Blutdruck. kann es zu Hochdruck- 
stauungen kommen. Das Versagen der Herzkraft stellt die Haupt- 
gefahr dar, die den Kranken im akuten Stadium seiner Nephritis 
bedroht Die schon als: Frühsymptom fast regelmäßig vorhandene 
Dyspnöe mag auch mit urämischen Erscheinungen zusammen- 
hängen. In ihren höheren Graden (Asthma cardiale) ist sie jedoch 
der Ausdruck einer akuten Herzinsuffizienz (paroxysmale Hoch- 
spannungsdyspnöe),. Bei nicht ganz funktionstüchtigem Herz- 
muskel wird die durch die Blutdrucksteigerung erzeugte Er- 
schwerung des Kreislaufs. in erster Linie das. Auf- 


Herzinsuffizienz veranlassen. Die Blutdruckerhöhung 


treten von 


-: war sehr oft recht beträchtlich (über 160 mm Hg). 


Klinische Beobachtungen über Nierenentzündung 
bei Kriegsteilnehmern .hat Schultz (10) angestellt. 
Wegen des gehäuften Auftretens der Nierenentzündung im 
Felde spricht der Verfasser von einer „Kriegsnierenentzündung*“. 
Er hat den größten Teil seiner Fälle frisch: zur Beobachtung be- 
kommen, und zwar im Feldlazarett, einige Tage nach dem 
Krankheitsbeginn. Hier sah er auch jene Fälle mit schnellem 


Abklingen der akuten Erscheinungen in_den( ersten Tagen der 


Erkrankung, die für die Auffassung der Kriegsnephritis wichtig 
sind und die den Heimatlazaretten, vielleicht sogar schon den. 
Kriegslazaretten,, eben infolge ihrer raschen Besserung entgehen. 
a besprochen werden die Anamnese, Ätiologie und 
Klinik. DL Ä u 

Über Chloridebestimmungen im Harn Nieren- 
kranker nach Volhard-Arnold berichtet Alder (11), 
indem er einen, Vergleich zwischen der Enteiweißungs- 
und der Veraschungsmethode anstellt. Bei gewissen Formen 
der Brightschen Nierenkrankheit, besonders’ bei denen, die mit 
hochgradigen Ödemen einhergehen, kann eine Retention der 
Chloride eintreten, während bei anderen ein annähernd nor- 


males Verhalten in der Kochsalzausscheidung zu 


konstatieren ist. Was nun die Methoden der Chloridebestimmung 
im Harn betrifft, -so wurden - bei Nierenkranken nach dem Vol- 


‚Rard-Arnoldschen Verfahren im veraschten Harn stets 
höhere Kochsalzwerte gefunden als im enteiweißten, vor- 
Es 


ausgesetzt, daß meßbáre Eiweißmengen vorhanden waren. 
empfiehlt sich daher, bei Kochsalzbestimmungen in eiweiß- 
haltigen Harnen, die genau sein müssen, den Harn zu ver- 
aSchen und aus der Harnasche die Chloride nach Vol- 
hard-Arnold zu. bestimmen. I 


Varia. 
Tonusprobleme und „Vagotonie“ erörtert Schmidt(l2). 
rad von Reizbarkeit braucht nicht immer mit einem 
e von Tonus einherzugehen. (Auch Atonie ist nicht 
geringer Reizbarkeit) Wenn Pilocarpin viel- 
fach als ausschließlicher Vaguserreger hingestellt wird, so | 
darf nicht übersehen werden, daß es so.gut wie nie gelingt, durch 
Pilocarpininjektion von 0,01 g eine Pulsverlangsamung herbei- 
zuführen, vielmehr kommt es zur Pulsbeschleunigung, während 
umgekehrt das als Vaguslähmer angesehene Atropin. 
gar nicht selten zunächst im Sinne einer Pulsverlangsamung wirkt. 
uf der anderen Seite kann Adrenalin er ai 
ine 
Einspritzung von Atropin. sulf; 0,001 ist übrigens auch keines- 


wegs einer Durchschneidung der Vagi gleichzusetzen. Der Ver- 
tasser bekämpft Eppinger und Heß gegenüber den Begriff 
da es sich dabei um keine klinische Realität 
ine Bradykardie, die sich nach Atropinein- 


Ein höherer ( 


handele. 
Spritzung verringert, braucht, selbst.. wenn die Pulsfrequenz- 
trächtliche ist, durchaus nicht Folge eines 


zunahme eine ganz be 
Abnorm hohen Vagustonus gewesen zu sein. Es ist auch denk- 
er daß normal stark tonisierende Einflüsse in der Vagus- 
ahn im Bereiche des  Erfolgsorgans auf einen Zustand a b- 
o großer Ansprechbarkeit trafen. Die Vorstellung, 
as ob alles, was sich durch ‘Atropin ausschalten oder durch Pilo- 
a verstärken läßt, auf erhöhtem Vagustonus beruhe, ist falsch. 
an die Gleichung: Erhöhte‘ Adrenalinempfihdlichkeit = Hyper-. 
b z ım, Sympathischen Abschnitt des vegetativen Nervensystems 
er eht nicht zu Recht.” Die Begriffe der Vago- und Sympathiko- 
die T als Krankheitsbezeichnungen sind unzweckmäßig, weil sie 
Tor ‚oNusprobleme viel zu sehr einengen. Die Eigenschaft des 
»0Dlsiertseins“ zeigt sich auch bei Abwesenheit‘ eines 


Nervensystems und könnte auch auf extraneuralem Wege, 
' so besonders durch humorale Einflüsse (Hormone! Stoffwechsel- 
produkte!) zustande kommen. Auch das B inne n nervensystem der 
einzelnen Organe übt ganz besonders ;tonisierende Einflüsse 
- aus, (Autonomie im Sinne einer selbständigen Organverfassung.) 
‘Daher bestehen meist nur in einem Organ Zustände mit er- 
höhten Tonisierungsvorgängen (nur Pylorusspasmen oder nur 
Sphincterkrämpfe oder nur Asthmäanfälle. Die „Vagotonie“ 
läßt ein gleichmäßiges, 'centralistisches Geschehen annehmen, wo 
in.Wirklichkeit. weitgehendste Spezialisierungs- und De- 
centralisierungstendenzen vorliegen. Für das Asthma bronchiale sieht 


der Verfasser keinen zwingenden-Grund zur Annahme eineserhöhten _ 


Vagustonus. Die Annahme einer besonderen Eigenart der Bronchial- 
muskulatur oder des bronchialen Vasomotorensystems scheint 
zur Erklärung der Anfälle durchaus genügend und die prompte 
Wirkung der verschiedenen Räuchermittel spricht auch sehr im Sinne 
.eines mehr peripheren Organgeschehens. , Die Wirkung von 
Adrenalin und Atropin könnte sehr gut auch eine direkt 
organotrope sein und braucht durchaus nicht den Umweg. über 
ı Tonusminderung im Vagus oder, Tonussteigerung im Sympathicus 
zu machen. Die Annahme einer dauernd bestehenden Erhöhung 
tonischer Impulse in der Vagusbahn würde es schwer. ver- 
‚ständlich erscheinen lassen, warun -sich viele Kranke mit Asthma 
bronchiale außerhalb der Anfälle so verhalten wie Normale. Hin- 
gewiesen wird ferner auf die Annahme physiologischer Tonus- 
 schwankungen während des Schlafes (physiologische Wehen des 
gebärenden Uterus, Kolikanfälle zur Nachtzeit; Nachtschweiße, 
nächtliche Pollutionen, nächtliche Anfälle von Asthma und Angina 
pectoris). Die Änderung der Tonisierungsverhältnisse während der 
Nachtzeit dürfte wohl zurückzuführen sein auf die funktionelle 
Ausschaltung jener Centren, die dem körperlichen und 
geistigen Verhalten des Wachenden sein Gepräge verleihen. : Eine 
wichtige Rolle im Quellgebiet tonisierender Einflüsse dürfte den 
mächtigen Affekten des Hungers, des Durstes, der sexuellen Appe- 
tenz und sexuellen Befriedigung zukommen, Auch allen inner- 
sekretorischen Vorgängen (Menopause, männliches Klimakterium, 
Menstruation) kommt im Quellgebiet tonisierender: Vorgänge eine 
besondere Bedeutung zu. ' Die myotrope Übertonisierung des prä- 
capillaren arteriellen Gebietes kann allein Blutdrucksteige- 
rungen hervorrufen. Auch für das Zustandekommen der re- 
nalen arteriellen Drucksteigerung lassen sich ab- 
norme tonisierende Einflüsse, die auch direkt von der Blutbahn 
aus das präcapillare System treffen könnten, zur Erklärung heran- 
ziehen. Nichts wäre verfehlter, als dort, wo eine dauernde Bra- 
dykardie besteht, ohne weiteres abnorm starke 'Tonisierungs- 
impulse in der Vagusbahn anzunehmen. Ganz abgesehen davon, 
daß auch ein zu geringer Acceleranstonus oder ein gestörtes Gleich- 
gewicht zwischen parasympathischer und sympathischer Inner- 
vation vorliegen kann, ist ganz besonders hier die weitgehende 
Organ autonomie ins Kalkül zu stellen. Das Atropin wirkt 
nicht‘ rein vagotrop, sondern findet .auch in der Herzmusku- 
latur Angriffspunkte. Als wohl sicher durch erhöhte tonisierende 
Impulse in der Vagusbahn hervorgerufen wird eigentlich nur die 
Bradykardie bei erhöhtem intracraniellen Druck. Die Bradykardie 
bei Myokarditis hat mit erhöhtem Vagustonus wohl nichts zu tun 


(desgleichen die konstitutionelle Bradykardie, wie sie im neuropa- 


thischen Milieu recht häufig ist, ferner die cholämische Bradykardie 
und die Rekonvaleszentenbradykardie). Eine dauernde Tachy- 


_pnöe,, wie sie bei hohem Vagustonus zu erwarten wäre, hat der 
Io 7 


Verfasser unter sehr zahlreichen Fällen von konstitutioneller Brady- 


kardie nie gesehen. 
| Seine gasanalytischen Untersuchungen bei künst- 
lichem Pneumothorax setzt Tachau (18) fort. Er be- 
spricht die Reizwirkung eines nicht körperad äquaten 
Gases’ auf die Pleura. 
behandlung befindlichen Fall mit einer auf leichteste Reize reagie- 
renden Pleura gezeigt, daß ein Gas, das nicht schädigend ‘auf die 
Körperzellen einwirkt, durch seine von der Gasspannung in dem 


Gewebe abweichende. chemische Zusammensetzung bei Ein- 


führung in die Pleurahöhle einen Reiz ausüben kann, der bei-An- 
wendung einer entsprechend zusammengesetzten, körperadä- 
quaten Gasmischung nicht eintritt. Da die Einführung von 
Luft oder Stickstoff auch bei weniger- empfindlicher Pleura wahr- 
scheinlich einen Reiz bedeutet, dürfte es sich empfehlen, für die 


Pneumothoraxtherapie möglichst nur körperadäquate ‚Gasgeniische. 


zu verwenden, vorausgesetzt, daß sich dadurch die unangenehmen 
Folgeerscheinungen der Nachfüllungen vermeiden lassen. 


Es hat sich an einem in Pneumothorax- 


~ 


Per: 
r 


Eae 

Daam -a E 

J a N Sr a -a e „ddl 
+ -a 

E Ge 

er EE y: Kaane 


È 
= BE, 


a 
„um IT ee urn 
—— ren a 


eu 


a.. 


-Sex 


Ad map. 
AS 


nt 


- an = ~ x 
= re en = 
5 BEN N en 
ka; Te 
z ~ ger 
- 


« 


“= iR me 
$ ei ri ee x 
EIER RER N “tr Kann ne" wei 
>> TEE 23 x Een ee i 
Er Sea TI wann 
~ ee ee ee 
EEN = 


m 


Ze 
ct 


ann 
RT 


en ae, 


mm, I; EN Ei Fe: Se 
. 3e FÀ en .. m 
. i < = 3 >»... 
+ 3 Pes y Stene aea & a 
5 S "a a an - 


aP 5 


rm nt e 


TEW Air 


f jy ir Ta 
u l Í] gi ‘ * 
Fi al 


< 
TEA 


II RE N 
a. r = u EI 


- 


nase, 


“ ra 
- ie m — x 
at 
~ e 
Ir x 


wii 


en 
rt 
CR 


` 


no nn 
ie 


u 


i 
i 
; 
Fr A 
y: 
L 
t 
-4 A 
Gi 


u 


- > 
Eo > - = u - -. 


Tore oe. 
an aa ne ne 


ee, Aldie De a 
ER A 


_ 
en a Fr a e Pea m- o 


e E 


See 
un nr ati 


394 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16. 


‚ Ihre Untersuchungen zum Harnsäurestoffwechsel 
beim Menschen veröffentlichen Gudzent, Maase und 


Zondek (14). Die fortlaufende Bestimmung der Blutharnsäure 
ist im Verein mit der fortlaufenden Bestimmung der U rin harn- 


säure geeignet, in.den Ablauf des Purinstoffwechsels tieferen Ein- 
blick zu gewähren. Bei Verfütterung von Nucleinsäure findet man 
bei Gesunden und Leukämiekranken zwischen der Blut- und 
Urinharnsäure einen weitgehenden Parallelismus. Die Blutharn- 
säurewerte steigen und fallen gleichsinnig mit der Urinharnsäure. 
Bei der Gicht tritt in den mitgeteilten Kurven die Störung 
des Purinstoffwechsels klar zutage. Bei der Beeinflussung 
des Purinstoffwechsels mit Extrakten von Drüsen und Or- 
ganen kommt es zu einer erheblichen Vermehrung der 
Harnsäure, die ihren Weg, wie es der Anstieg der Blut harn- 
säure zeigt, über die Blutbahn nimmt. Bei dem endo- 
genen Ursprung der Harnsäure bleibt die Frage offen, ob es 
sich hier lediglich um eine Ausschwemmung von Purinen aus den 
Organen oder um andere Ursachen handelt. In dem gleichen 
Sinne wie die Drüsen- und Organextrakte wirken Colchicum, 
AtophanundradioaktiveSubstanzen; Blut- und Urin- 
harnsäure werden vermehrt. Während die Stopfmittel den 
Purinstoffwechsel unverändert lassen, bewirken die Abführmittel 
eine Blut- und Urinharnsäurevermehrung. Calcium (wahr- 


| H. Zondek, 
(E 


. Teer 


20. April. 


r 


scheinlich auch das Jod) drückt bei Vermehrung der U rin- 
harnsäure den Blutharnsäurespiegel herab und greift offenbar an 
der Niere an. 


Literatur: 1. P. Klemperer und F. Rosenthal, Untersuchungen über die 
Gruber-Widalsche Reaktion bei gesunden und kranken Typhusschutzgeimpften. 


(Zschr. f. klin. M., Bd. 86, H. 1 u. 2.5.1.) — 2. W. Arnoldi, Die Leukocytose- 


in ihrer Beziehung zur Klinik des Fleckfiebers, Fünitagefiebers, der Arthigon- 
vaceinlerung usw. (Ebenda, Bd.86, H. 3 u. 4, S. 191.) — 3. J. Forschbach 
Zur Klinik der Lyssa und der Impflyssa. (Ebenda. Bd. 86, H.3 u. 4, S. 149) 
— 4. R. Hamburger, Untersuchungen über Ruhr. (Ebenda, Bd. 86, H. 3 u 4, 
S. 202.) — 5. P. Schrumpf, Polygraphische Herzstudien. Erste Mitteilung: 
Der normale Venenpuls. (Ebenda, Bd. 86, H. 3 u. 4, S. 165.) — 6. Robert 


Kienböck, Zur Radiologie des Herzens. (Ebenda, Bd. 86, H. 1 u. 2, S. 64) — l 


7. Ph. Diel und M. Levy, Beitrag zum Studium der aleukämischen Myelose. 
(Ebenda, Bd. 86, H. 1 u. 2, S. 139.) — 8. L. R. Grote, Beitrag zur Frage der 
akuten und chronischen hämolytischen Anämie mit Ikterus. (Ebenda, Bd, 86, 
H. 3 u. 4, S. 266.) — 9. Hans Guggenheimer, Das Verhalten von Herz- und 
Gefäßsystem bei der akuten diffusen Glomerulonephritis der Kriegsteilnehmer. 
(Ebenda, Bd. 86, H. 3 u. 4, S. 225.) — 10. Erich Schultz, Klinische Beobaeh- 
tungen über Nierenentzündung bei Kriegsteilnehmern. (Ebenda, Bd. 86, H. 1 
u, 2, S. 111.) — 11. A. E. Alder, Über Chloridebestimmungen im Harn Nieren- 
kranker nach Volhard-Arnold. Vergleich zwischen der Enteiweißungs- 
und der Veraschungsmethode. (Ebenda, Bd. 86, H. 1 u. 2, S. 80.) — 12. R. Schmidt, 
Tonusprobleme und „Vagotonie*“. (Ebenda, Bd. 86, H. 1 u. 2, S. 89.) — 
13. Hermann Tachau, Gasanalytische Untersuchungen bei künstlichem Pneumo- 
thorax. IV. Mitteilung: Reizwirkung eines nicht körperadäquaten Gases auf 
die Pleura. (Ebenda, Bd. 86, H. 3 u. 4, S. 258.) — 14. F. Gudzent, C. Maase, 
ntersuchungen zum Harnsäurestoffwechsel beim Menschen. 
benda, Bd. 86, H. 1 u. 2, S. 35.) 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 14. 


Siemens (München): Erbliche und nichterbliche Disposition. 
Das Wort Konstitution ist so vieldeutig, daß es für wissenschaftlich 
biologische Diskussionen nicht gebraucht werden sollte. Man unter- 
scheidet den Idiotypus, das Erbbild, vom Paratypus, dem Nebenbild. 
Unter dem Idiotypus versteht man die Summe aller erblichen Anlagen, 


-als paratypisch bezeichnet man alle diejenigen Merkmale am Individuum, 


die nicht durch den Idiotypus, sondern durch Außenfaktoren bedingt 
sind. Wir kommen so zur Unterscheidung von idiotypischer und para- 


| typischer Disposition, welche streng auseinanderzuhalten sind. 


Dragoewa (Berlin): Polymyositis acuta und Trichinose. Eine 
eintägige, rasch verschwindende Eosinophilie darf nicht als entscheidend 
gegen Polymyositis angesehen werden. Für die Diagnose Trichinose 
entscheidend ist nur eine längere Zeit anhaltende Eosinophilie. 

Müller und Groß (Wien): Spiricillide Wirkung von Neosal- 
varsan bei Sklerosen. In der größten Mehrzahl von Sklerosen mit 
schon positiver Serumreaktion sind nach einer Dosis von 0,3 Neosal- 
varsan bei der Dunkelfelduntersuchung innerhalb 15 Stunden keine 
Spirochäten mehr nachweisbar, während sie bei negativer Wassermann- 
reaktion nach 16 bis 20 Stunden nur vermindert und lädiert sind. 

Koenig (Bonn): Eukodalismus. Die mitgeteilten Fälle (Rück- 
fall unmittelbar nach der Entlassung) zeigen, daß wir das Eukodal 
genau so bewerten müssen wie das Morphium. Die Prognose ist bei 
beiden Mitteln gleich. | 

Thomalla: Wissenschaftliche Kinematographie. Siehe Vereins- 
bericht, Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur vom 31. Ja 
nuar 1919. Reckzeh. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 13. 

R. E.May (Hamburg): Deutschlands Einfuhrbedarf an Nahrungs- 
mitteln. Die ganze Energielosigkeit und Arbeitsunlust unseres Volkes 
liegt daran, daß ihm ein gutes Drittel an seiner Friedensnahrung fehlt 
— allerdings gerade in den hochwertigen Nährstoffen Fett und Eiweiß. 
Da aber die Gesamtvolksnahrung sehr verschieden auf Stadt und Land 
verteilt ist, so ist das Verhältnis für die Städte ganz anders. Ihr Nah- 
rungsumfang müßte fast verdoppelt, insbesondere müßte ihre Eiweiß- 
ration verdoppelt, ihre Fettration verfünffacht werden, um den Friedens- 
stand zu erreichen. | 

Hermann Werner Siemens (München): Über die Be- 
griffe Konstitution und Disposition. Bei der K onstitution fragt man: 
was für eine? (z. B. eine schwache, eine asthenische). Sie ist ein 
Syndrom (allgemeine Muskelhypotonie, Enteroptose, Neurasthenie, 
Thorax paralyticus); auch die schwache Konstitution des Herzens ist 
ein Symptomenkomplex (Labilität. der Herztätigkeit, Verstärkung des 
Herzstoßes bei gleichzeitig niedriger Pulsspannung). Bei der Dis- 
position = Krankheitsbereitschaft) fragt man nicht nach den Sym- 
ptomen dieser Disposition, sondern: Disposition zu was, zu welcher 


‚geschrittene Paralytiker subeutan überimpft. In beiden Fällen Ka 


Krankheit? Bei ihr stellt die erhöhte Neigung zu einer ganz bestimmten 
Krankheit das Wesen des Begriffes dar. Die Diathese (exsudative 
Diathese, Basedow-Diathese) ist nicht gleichbedeutend mit dem Begriff 
der Disposition, sondern mit dem der Konstitution. Mit der Feststel- 
lung einer Diathese sagen wir nichts darüber aus, was für Nova zu èr- 
warten sind, sondern wir bezeichnen damit etwas, was da ist. 

W. Seeliger (München): Über das Vorkommen von Typhus- 
und Paratyphusbacillen im Blute von Fünftagefieberkranken. Derartige 
Fälle mit positivem Bacillenbefund müssen typhösen Infektionen gleich- 
gesetzt werden und erfordern: hygienische Maßnahmen. ; 

Koelseh (München): Erstrebtes und Erreichtes in der Arbeiter- 
schutzgesetzgebung. Zweifellos ist schon viel geschehen, aber es be- 
stehen noch zahlreiche Schädlichkeiten weiter, zu deren Bekämpfung 
Vorschläge gemacht werden. 

B. Möllers und Georg Wolff (Berlin): Experimentelle 
Pleckfieberuntersuchungen. Der Bacillus Proteus X 19 dürfte nicht als 
Erreger des Fleckfiebers anzusprechen sein. Die mit Fleckfiebervifus 
infizierten Meerschweinchen geben keine positive Weil-Felix-Reaktion, 
wohl aber die mit X-i9-Bacillen infizierten Tiere. 

B. Möllers: Die keimfreie Aufbewahrung von Blutimpfstoffen. 
Sie geschieht mit Hilfe von Formalin oder von wasserlöslichen Kom- 
plexen Quecksilberverbindungen, die Eiweiß nicht fällen und Metalle 
nicht amalgamieren. 

Erich Hesse: Rückfallfieber in unseren Heimatlazareiien. Die 
mitgeteilten Fälle waren als Fleckfiebergenesene aus der Ukraine dem 
Lazarett zur Nachbehandlung überwiesen worden. 

Reinhard Ohm (Berlin): Ein Fall von Mitralinsuflizienz mit 
guter, im Venenpuls erkennbarer Funktion der rechten Kammer. 7% 
fehlten klinisch alle Erscheinungen von Schwäche der rechten Kammer. 
m P PORER wies einen auffallend tiefen diastolischen 

all auf. 

A. Bittorf (Breslau): Eosinophilie des Blutes bei Muskeirheu- 
matismus. Sie ist der Ausdruck einer Muskel(stoffwechsel)schädiguns- 
Es dürfte sich also dabei nicht um eine sensible Neuralgie, sondern UN 
eine entzündlich (bakteriell-) toxische Muskelveränderung handeln. 

R. Weichbrodt (Frankfurt a. M.): Weitere therapeutisch 
Versuche bei Paralyse. Von einem Malariakranken wurde zwei Stun- 
den nach dem Fieberanfall je 1/2 cem Blut auf zwei noch nicht Ye 
nach sieben Tagen zum ersten Fieberanfall und anscheinend auch 70 
. Besserung des Zustandes. Der Verfasser will seine Versuche fort- 
setzen, 

Beintker (Hamburg): Über Nahrungsmittelzuweisungef an 
Tuberkulöse. Es ist nicht zu rechtfertigen, daß die für Tuberk öse 
in Betracht kommenden Nahrungsmittel nur den bacillenbustenden 
Kranken gewährt werden, nicht aber den Fällen von beginnender Tuber- 


kulose, das heißt den Kranken mit den besten Heilungsaussichten- 
F. Bruck. 


ng detrit - 
eift ofen } 


. leicht transportabel sind und völlig zusammengeklappt und mit zwei 


. . berg, Luisenstraße 1. 


untersten Grenze der Empyemhöhle eingestochen und mit einer Saug- 


Mit einer Flasche, die mit Kochsalzlösung oder Vucin (f: 5000) gefüllt 


‚Die Versuche, Arzneimittel an den Herd heranzuführen, wurde aus- 


‚festgestellt mit Blutabgang und Leibschmerzen. Darauf folgten fünf 


vom ir . Pe aan a 
er PT} a Au N any Kr Paa x . ER 4 4 F Bu Aan b 
iind E 7,“ =” — AE Te - 7 K Fa prt a re oo ETER NER, ae z . Be i . 
3 a Pan ee f l = ann Ba Er f 1 et AAN: re Ea yo 
u ' 5 ge . Pe a 4 _ E ’ r N al $ n E 
n ar BA: TE $ g . ` 


t 


>- — 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 16; © 


. wegen heftiger Blasenschmerzen und starker eitriger Blasenentzündung 
der Steinschnitt. gemacht werden, bei dem eine Anzahl mit Urinsalzen 
.durchsetzter. Schädelknochen ‚entfernt wurden. Die Knochen ent- 
‘Sprachen einem Foetus von drei.Monaten. PECHI - 

-B Ottow: Ist das Erysipel in der [Schwangerschaft von der 
Mutter auf das Kind übertragbar? Bei einem kurz.nach Überstehen 
eines Erysipels der Mutter geborenen Kinde zeigte sich eine über den 
ganzen Körper verbreitete Rötung der Haut und Schuppung in großen 
Lamellen ohne Temperaturerhöhung. Die Auffassung, als ob hier eine 
intrauterine Übertragung. des Erysipels von der Mutter auf das- Kind 


Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 12 u. 13. 
Nr. 12. Fritz König: Über die Schnittführung bei Gallenwege- 
operationen. Die seit 1910 von König geübte Schnittführung besteht 
darin, daß der rechte Musculus rectus in Nabelhöhe quer durchschnitten 
wird und daß in der Mittellinie ein Längsschnitt von etwa 6 cm nach 
aufwärts hinzugefügt wird. Der Schnitt erlaubt die Schonung der die - 
Muskel versorgenden Nerven und gestattet trotz der kleinen Aus- 
dehnung den Zugang nicht nur zur Gallenblase und’ den Gallenwegen, 
sondern auch zu den benachbarten Organen. = = 
J. Dubs: „Circulus“ nach . hinterer .Gastroenterostomie. In 
zwei Fällen wurde trotz richtig ausgeführter und gut. gelungener 
hinterer Gastroenterostomie das Bild eines hochsitzenden Dünndarm- | 
verschlusses beobachtet. Es stellte sich heraus, daß der abführende 
Schenkel unterhalb der richtig funktionierenden. Gastroenterostomie- 
Öffnung zusammengedrückt war. Auf diesem Schenkel lastete der dila- 
tierte, ptotische Magensack. Die motorische Insuffizienz und die starke 
. Flüssigkeitsstauung im Magen wurde zurückgeführt auf die üble Wir- 
kung der Narkose. In diesen Fällen konnte, trotzdem eine Nach- 
operation mit vorderer Gastroenterostomie vorgenommen wurde, der 
tödliche Ausgang nicht verhindert werden. Aus der Erfahrung ergibt 
sich die Lehre, bei gleichzeitigem Bestehen einer Dilatation, Ptose und 
Atonie des Magens infolge von Pylorusstenose die. Anlegung einer 
hinteren Gastroenterostomie zu vermeiden. k - 
| Heinrich Landgraf: Ein Vorschlag zur Autotransfusion. 
. Es wird vorgeschlagen, bei allen Operationen mit größerem Blutverlust. 
. ein mit Natrium citr. beschicktes Gefäß bereit zu halten, in das. das mit 
Tupfern aufgesaugte Blut ausgedrückt wird, um später intravenös wieder : 
eingeführt zu werden. | | | | 
0. Vulpius: Zusammenlegbare Lagerungsschienen für. Bein 
und Arm. Für die Behandlung von Brüchen der oberen und der 
unteren Extremität werden zwei Lagerungsschienen empfohlen, ‚welche 


nungen herrühren von toxischen Einflüss 
toxinen. ; ; E T 
o Nr: 18, Max Madl ener: Über die Operation von, Schenkel- und 
Leistenhernien vom Laparotomieschnitt aus.- Die Operation vom Lapa- 


en, etwa von Streptokokken- 


“kann hier eine anatomisch ‚klare Operation mit sicherem: Dauererfolg 
ausführen. Von der Bauchdedkenwunde aus. wurde das Peritoneum 
von der vorderen Bauchwand abgelöst und der Bruchsack' aus dem 
 Schenkelsack herausgezogen, unterbunden und entfernt. Der Schenkel- 
kanal wurde durch zwei Säcke geschlossen, welche durch den oberen 
Teil des Schambeines und den unteren Teil:der von der transversalis 
bedeckten Bauchwand gelegt wurden. Dagegen ist es nicht möglich, 
bei den Leistenbrüchen .die nötige topographische Übersicht 
von der Bauchhöhle aus zu erhalten. Dem Patienten ist mehr gedient 
dadurch, daß nach vollzogener Hauptoperation die Leistenhernie von 
‚außen auf einem der üblichen Wege beseitigt wird. w 

W. Gener: Schwangerschaftsniere und Kriegsnephritis. Bei 
der Schwangerschaftsniere wird das schädigende Moment gesucht in 
den stärkeren Dehnungs-, . Spannungs- und Druckverhältnissen in der 
Bauchhöhle der Tettleibigen Erstgebärenden. Das Gift der Eklampsie 
ist in einer fettbildenden Ernährung und einem gleichzeitigen’ Mangel 
Griffen wieder auseinandergeschoben werden können. Die Schienen | 32 körperlicher Bewegung zu suchen. . K. Bg. 
sind zu beziehen durch Orthopädiemechaniker Franz Bingler, Heidel- | Ze) E Se 


` Zeitschrift für. ärztliche Fortbildung 1919, Nr.6. `>, 

: Stintzing: Über Paratyphusinfektion. — Epidemiologie und 
Klinik des Paratyphus. Die Schutzimpfung, getrennt für Para A und B, 
oder gemeinsam. gegen Typhus und Paratyphus, ‚ist im französischen 
' Heere” und bei, der japanischen Marine: bereits durchgeführt worden. 
Authentische Nachrichten über die Erfolge liegen. vorläufig nicht vor. 
Erfahrungen in Deutschland 'sind noch spärlich. . ' 
| Stier (Berlin): Zur Frage‘ der militärischen Rentenversorgung 
der Psychopathen und Neurotiker. Seit Erzielung einer grundsätzlichen 
Einigung über die funktionelle Grundlage der in.Frage kommenden 
Krankheitszustände ist es gelungen, in den hierzu errichteten Nerven- 
lazaretten die Fälle mit wenigen Ausnahmen symptomfrei und erwerbs- 
fähig zu machen und „so ihnen zu einer Befreiung von ihren Störungen 
und ihrer Rente (soweit diese ihnen schon zugesprochen war) zu ver- 
helfen“. Ganz unabhängig. von. unseren Erfahrungen sind übrigens 
auch die französischen Neurologen und Psychiater zu der gleichen 
Auffassung und damit den gleichen "therapeutischen . Erfolgen 
gekommen. Mehrere zweckentsprechende Verfügungen unserer 
obersten militärischen Sanitätsbehörde haben wesentlich zur Klärung - 
der Dienstbeschädigungsfrage beigetragen. „In den ganz seltenen Fällen, 
in denen auch heute noch eine völlige Beseitigung der aküten neuro- 
tischen Störungen nicht gelingen sollte, dürfte eine Rente von 20% das 
äußerste sein, was jemals bewilligt werden dürfte“ . Im Gegensatz 
hierzu ist bei den Hirnverletzten von hohen Renten und Verstümmelungs- 
zulagen weitgehender Gebrauch zu machen. Für die zahlreichen, später 
sich 'erhebenden Fragen ist eine Fortbildung der jetzigen Organisation 
der Rentennachprüfung in Erwägung zu ziehen. Einheitlichkeit der 
| "Berufungsinstanz bei den Generalkommandos durch Einsetzung. ständiger 
Facharztkommissionen. ist vornehmlich anzustreben, um der sonst 
zu fürchtenden unermeßlichen Zahl querulatorischer Beschwerden vor- 
‚zubeugen. . | pa i E De e S 
> — Joseph (Düsseldorf-Rath): Moderne Betrachtungen über den 
Wert des Aderlasses. Für ektogene Vergiftungen durch Gase, für 
‘Autointoxikationen (Urämie, Eklampsie), für Hitzschlag, Ertrinken, 
Apoplexien, unter Umständen auch Embolien, Pneumonien wird der 
Wert des Aderlasses dargetan und versucht, seine jeweilige Wirkungs- 
weise theoretisch zu begründen. | a | 
. „Unschuldige Herzgeräusche“. In einem -Brief an den Heraus- 
geber des Lancet wendet sich Allbu'tt (Cambridge) gegen die Über- 
schätzung der experimentellen Herzdiagnostik durch J. Mackenzie 
zuungunsten der rein klinischen Beobachtung. Gerade in den Anfangs- 


„ Friedrich Neugebauer: Zu Dr. Otto Loewes Aufsatz 
„Über Umscheidung von ‘Nerven mit -freitransplantierten Hautcylindern“. 
Sicherer als die Umscheidung- mit einem Hauteylinder ist die Um- 
‘scheidung mit Fett. e | TR 

Nr. 13. Wolfgang v. Reyher:” Saug-Spülbehandlung akuter 
Pleuraempyeme ohne Rippenresektion. Ein breiter Trokart wird an der 


‚Vorrichtung verbunden. Außerdem wird ein oder zwei Intercostalräume 
höher eine zweite Kanüle in die Höhle eingeführt. Diese Kanüle ist 


ist, verbunden. Nach zwölfstündiger, ununterbrochener Spülung wird 
weiterhin alle zwei Stunden auf einige Zeit gespült. Es gelingt, akute 
Pleuraempyeme in 10 bis 14 Tagen ohne Rippenresektion der Heilung 
zuzuführen. à ie 

. Hermann Küttner: Zur Makkasschen Operation der Blasen- 
ektopie. Bei einem wenige Tage nach der Operation an’ Perforations- 
peritonitis gestorbenen Kinde ergab sich als Todesursache, daß der zur 
Bildung der Urethra verwendete Wurmfortsatz sich aus den Bauch- 
decken in die freie Bauchhöhle zurückgezogen hatte. Man muß also 
. den Wurmfortsatz sicherer befestigen. Zu diesem Zwecke empfiehlt es 
sich, das Coecum rings um die Basis der Appendix herum an das 
Peritoneum parietale anzunähen. | nk 
~ Hans Schaedel: Über eine verbesserte Prothese bei Pirogoff- 
stumpf. Empfohlen wird eine Prothese nach dem Prinzip des Stelzfußes, 
die als Gelenk das v. Bae yersche Gelenk benutzt. Dieses besteht 
aus einem geschmiedeten Stahlscharnier, die Enden sind aufgebogen 
mu in das Holz eingelassen. (Zu beziehen durch E. Brauner, 
Liegnitz, Sophienstr. 40.) | u 


J. J. Stutzin: Zur Therapia sterilisans localis percapillaris. 


schließlich durch intraarterielle Injektion ohne Stauung en 
ttel. 


K. Be. 


Bisher fehlte die Hauptbedingung, nämlich das wirksame Mi 


Nr. 12. F, R. Stork: Zur Kasuistik der Extrauteringravidität. 


Im Jahre 1901 wurden die Erscheinungen einer. Extrauteringravidität 


à chwangerschaften mit ungestörtem Verlauf. ' Erst im Jahre 1917 Blasen- 
“merzen und Abgang von kleinen Knochen mit dem Urin. 1918 mußte 


suy pa . n x% s - 
- š i - r TAR “ $ 
. „ je z bi y x Cag 
r % LJ 
x ON asi 
. x f z 


vorliegt, wird abgelehnt. Es. wird. angenommen, ` daß die Hauterschei- 


rotomieschnitt aus ist angezeigt bei-Schenkelbrüc hen. Man 


z= 


un. u 


z eaae ne A 
en ee -= 
r> F TA aN 


| 


Fra) 


ua ee -_ EA E EE 


En Tem 
TUE mn z 


396 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16. 


stadien der Herzkrankheiten versagen die sogenannten Kraftproben 
diagnostisch vollkommen. 

Boruttau (Berlin): Die Verstaatlichung des ärztlichen Standes 
in historisch-kritischer Beleuchtung., Historische Studie über das Auf- 
treten staatlich angestellter Ärzte seit ältester Zeit, noch lange vor 
Hippokrates. In Nassau sind bis zur Einverleibung im Jahre 1866 die 
Ärzte als vom Staate angestellte Beamte tätig gewesen. Manche jetzt 
gerade von sozialistischen Ärzten gemachten Vorschläge zur idealen 
Durchführung der im Erfurter Programm vorgesehenen unentgeltlichen 
ärztlichen Behandlung für jeden Staatsbürger sind von vornherein schon 
wegen der ungeheuren hierzu erforderlichen Geldmittel unausführbar. 

. Hans Meyer (Berlin). 


. Therapeutische Notizen. 


Angina und Gingivitis Plaut-Vincenti behandelt Teuscher 
(Münster i. W.) erfolgreich lokal mit Salvarsan (Pinselung mit dem 
Rückstand einer Salvarsanlösung 0,6:300). (D. m. W. 1919, Nr. 13.) 

Levinger (München) empfiehlt die von ihm angegebene und 
in 80 Fällen von Peritonsillitis erprobte extrakapsuläre, radikale 
Resektion des oberen Mandelpols als völlig ungefährlichen Eingriff. Sie 
sichert die rascheste Heilung der akuten Peritonsillitis auch im frühesten 
Stadium, selbst vor Beginn der Eiterbildung, sowie der subakuten 
Peritonsillitis. Sie beseitigt ferner die Möglichkeit von Rezidiven bei 
habituellem Peritonsillarabsceß. Die totale Tonsillektomie ist durch 
die obere Tonsillektomie, die den gefährlichen unteren Teil der 
Mandel nicht‘ berührt, zu ersetzen. Denn im oberen Drittel 
der Tonsillenkapsel verlaufen nur äußerst feine Gefäße, manchmal nur 
Präcapillargefäße. (M. m. W. 1919, Nr. 12.) 

Die Entfernung des eingewachsenen Mayerschen Ringes gelingt 
nach Emil Engel (Charlottenburg) in wenigen Minuten in der 
Sprechstunde mit Hilfe einer feinen Drahtsäge, mit der der 
Ring in gleichmäßigen, ununterbrochenen Zügen in schräger 
Richtung durchsägt wird. Bei Unterbrechung der Sägearbeit bricht 
leicht die Säge, bei gerader Richtung ist die Harnröhre gefährdet. 
(D. m. W. 1919, Nr. 18.) | 

Das Silbersalvarsannatrium hat, nach v. Notthafft (München). 
schon mit kleineren Dosen dieselbe Wirkung wie Altsalvarsan mit 
größeren. Der angioneurotische Symptomenkomplex läßt sich bei ent- 
sprechender Verdünnung der Lösungen auf 50 bis 120 cem fast voll- 
ständig vermeiden. Die gleichzeitige. Anwendung von Silber- 
salvarsan und Quecksilber ist nicht ratsam. Die intensivere Wirkung 
des Präparats ist auf den Silbergehalt zurückzuführen. Denn kolloidales 
Silber bewirkt für sich allein Rückgang der Syphiliserscheinungen. 
Vielleicht ist wegen des Silbergehalts auch eine längere Dauerwirkung 
zu erwarten. (D. m. W. 1919, Nr. 13.) 

Seine Erfahrungen mit Silbersalvarsannatrium teilt R. Lenzmann 
(Duisburg) mit. Er empfiehlt es, da es gut vertragen wird und in 
wirksamen Dosen eine weit geringere Toxizität besitzt als die übrigen 
Salvarsanpräparate. Die Technik der Injektionen ist aber nicht so ein- 
fach wie beim Neosalvarsan. (Ð. m. W. 1919, Nr. 18) F. Bruck. 


Bücherbesprechungen. 


Hermann Rieder und Josef Rosenthal, Dipl.-Ing. Lehrbuch der 
Röntgenkunde unter Mitwirkung von Fachmännern heraus- 
gegeben. 2. Band. Mit 344 Abbildungen im Text und 5 Tafeln. 
Leipzig 1918, Verlag von Johann Ambrosius Barth. 

Der zweite Band dieses vorzüglichen Werkes schließt sich in 
bezug auf gediegenen Inhalt, Anschaulichkeit und verständliche Dar- 
stellung würdig dem ersten an. Von den Bearbeitungen der einzelnen 
Spezialkapitel seien besonders hervorgehoben: Die Röntgenunter- 
suchung in der Rhino-Laryngologie von Prof. Dr. Hanns Neumayer, 
der nicht nur die Untersuchungstechnik ausführlich schildert, sondern 
auch ein vollständiges übersichtliches Bild von jenen Affektionen ent- 
wirft, zu deren Erkennung die Röntgenuntersuchung vieles beiträgt. 
Ferner das ausgezeichnete Kapitel Prof. Dr. A. Hasselwanders 
über die Röntgenstrahlen in der Anatomie, welches vermutlich in die 
Wirrnis der Röntgennomenklatur und anatomischen Deklaration Ord- 
nung bringen wird. Sehr praktisch und dem Anfänger willkommen 
wird auch die Röntgentechnik Rosenth als sein, in welcher der als 
Techniker und Physiker in Fachkreisen sehr geschätzte Autor eine auch 
dem Nichtphysiker wohl verständliche Darstellung der modernen Hoch- 
spannungsapparate, Röntgenröhren (wobei die sogenannten gasfreien 
schon eingehend berücksichtigt sind) und der Hilfsgeräte bietet. Im 
Kapitel „Röntgenuntersuchungen des Ohres“ mißt B. Heine diesem 


20. April. 


Verfahren nur einen zuweilen unterstützenden Wert bei Erkran- 
kungen des Processus mastoideus bei. S. Salzer bespricht im 
Absatze „Die Röntgenstrahlen in der Augenheilkunde” vorwiegend 
die Fremdkörperlokalisation, wobei er ein gemeinsam mit Bär er- 
dachtes Verfahren mitteilt, das Referenten wegen seiner Fehler- 
quellen und Ungenauigkeit nicht sehr empfehlenswert erscheint. Sehr 
übersichtlich sind die Abschnitte über die Röntgenuntersuchungen in der 


Neurologie und Gynäkologie von W. Fürnrohr und C. Reiffer- 


scheid. Die Röntgenstrahlen in der Kinderheilkunde hat Th. Goett 
bearbeitet. In diesem Absatz wäre nach Ansicht des Referenten ein 


Hinweis auf die Übereinstimmung der Ergebnisse der direkten Thorax- 


perkussion durch den Finger mit jenen des Rüntgenverfahrens am 
Platze. Auch bezüglich der radiologischen Symptome der Knochen- 
syphilis ist die Darstellung des Autors nicht ganz vollständig. 
R. Grashey entwickelt in dem Aufsatze über Fremdkörperlokalisation 
seine bereits von anderen Stellen her bekannten Anschauungen über 


. diesen Gegenstand. Die Ausstattung des Bandes ist den Kriegsver- 


ee Sn. Zr ZT TEE EREEEEEEREEEERERSEREREEBEERSEEEREEEEEEEEREEEERUBEREEEREEREEREEEEE 
a en nn nn 


hältnissen entsprechend nicht glänzend, jedoch ausreichend. 
Freund. 


Ludwig Adler, Die Radiumbehandlung maligner Tumoren 
in der Gynäkologie. Mit 11 Textfiguren und 7 farbigen Tafelo. 
258 Seiten. Berlin und Wien 1919, Urban & Schwarzenberg. M 20,—. 

Dieses als vierter Sonderband der „Strahlentherapie“ erschienene 

Buch enthält eine streng wissenschaftliche Darstellung der Radium- 

therapie des Carcinoms. Die Veröffentlichung stützt sich auf das von 

mir an dieser Stelle bereits schon früher besprochene umfangreiche 

Beobachtungsmaterial der Schau ta schen Klinik, und es war bei der 

bekannten Stellungnahme dieses Gynäkologen zur Strahlentherapie 

vorherzusehen, daß Adler für eine oßerationslose Behandlung ope- 
rabler Careinome nicht eintreten werde. Das ganze Buch ist kritisch 
gehalten, es ist keine einseitige Empfehlung der Radiumtherapie und 
es enthält viele Anschauungen und Auffassungen, welche neue Gesichts- 
punkte in die Beurteilung der Wirkungsweise des Radiums hineintragen. 

Man wird hierbei nicht in allem Adler beipflichten (auf eine nicht 

zustimmende Beurteilung, welche die von Adler vertretene Auffassung 

eines Zusammenhangs der Radiosensibilität des Carcinoms und seiner 
histologischen Beschaffenheit gefunden hat. habe ich bereits früher 
schon hingewiesen), aber auf jeden Fall ist das vorliegende Buch eine 
freudig zu begrüßende, schätzenswerte literarische Erscheinung, mit 
dessen Ergebnissen ich mich an dieser Stelle noch mehrfach beschäftigen 
werde. Heute nötigt mich der Raummangel zur Kürze. 

Otto Strauß (Berlin). 


J. H. Bechhold, Handlexikon der Naturwissenschaften 
und Medizin. Frankfurt a. M., H. Bechhold. 946 Seiten. M 29,20. 
Der vorliegende umfangreiche Band des in zweiter Auflage er- 
schienenen Handlexikons reicht bis zum-Buchstaben K. Was das voll 
ständige Werk bieten wird, kann man aus der Angabe des Herausgebers 
ersehen: es soll etwa 80000 Stichworte enthalten gegenüber 30 000 der 
ersten Auflage! ` Etwas Derartiges konnte nur dadurch erreicht werden, 
daß sich 20 Mitarbeiter um den Herausgeber scharten. So ist ein Lexikon 
zustande gekommen, das die gesamte Natur- und Heilwissenschaft 
umfaßt und über die in diesen Fächern vorkommenden gebräuchlichen 
Ausdrücke sowohl dem gebildeten Laien als auch dem Gelehrten, auber- 
halb seiner Fachwissenschaft, auf knappstem Raume Auskunft erteilt. 
Einer großen Reihe von Erklärungen, namentlich aus dem Gebiete der 
Botanik und Zoologie, sind kleine schematische Abbildungen — im 
ganzen über 8000 — beigefügt. Die von uns vorgenommenen zahl- 
reichen Stichproben haben uns von dem hohen Werte des Nachschlag®” 
buches überzeugt. Möge das Erscheinen des Schlußbandes nicht lange 
auf sich warten lassen ! F. Bruck. 


Josei Reder, Das Fleckfieber. Leipzig und Wien 1918, Franz 
Deuticke. 117 Seiten. M 8,—. T 

Die kleine Studie wird vielen Ärzten gerade jetzt sebr will- 
kommen sein, wo sie infolge der überstürzten Demobilmachung auc 
hier in Deutschland Flecktyphus sehen und vor die nicht immer ganz 
leichte Diagnose gestellt werden können. Unter ausführlicher Beru 
sichtigung der Literatur schildert der Verfasser in sehr anschauliche? 
Weise das Krankheitsbild an der Hand von 1180 im Flüchtlingsiager 
Gmünd selbst beobachteten Fällen. Typus und Variationen der Raut- 
veränderungen und des Fieberverlaufes finden eine besonders sorgfältige 
Darstellung, die durch 26 beigegebene Kurven illustriert wird. Die 
Bedeutung der Prowatzekschen Körperchen für die Ätiologie und der 
Weil-Felixschen Reaktion für die Diagnose wird gebührend hervor 
gehoben, für die persönliche Prophylaxe, wie für die Seuchenbekämpfung 


werden wertvolle, durch Erfahrung bewährte Winke gegeben. 
Walter Wolff: 


Medizinische Gesellschaft.. Sitzung vom 26. März 1919. 


Verhandlungsgegenstand:. Das Reizleifungssystem des Herzens. 


| Ceelen demonstriert eine Reihe von Lichtbildern, die eine 
Ergänzung seiner Ausführungen geben, welche, er: in der letzt 
zu dem anatomischen Teil ‘des Themas erstattet hatte. 


Kraus (Klinischer Berichterstatter): Die Praktiker stehen 


ziemlich gleichgültig den Fragen. der Reizleitung,; Erregungsleitung und 
Koordination des Herzens gegenüber. Am meisten Interesse. nehmen 
sie noch daran: wie greifen die .Nerven in diese Verhältnisse ein, 


Kein Eindruck macht, daß: eine weitgehende Selbständigkeit. besteht 
und daß auf dem Gebiet der Erregungsleitung topische und funktionelle 


Diagnostik möglich ist. Insbesondere Störungen der Reizerzeugung 
und Erregungsleitung sind zu erkennen und eine "Beurteilung der 
Contractilität und Anspruchsfähigkeit :des Herzens ist. möglich. Es 


sollte wenigstens Eindruck machen, daß Störungen der Reizleitung und 
Koordination für sich Herzschwäche und Tod bedingen können, daß 


eine Beurteilung nicht möglich ist, wenn man auf diese Dinge nicht 


_ einzugehen vermag :und daß therapeutische Maßnahmen möglich sind. 


Abschreckend wirkt auf den Praktiker die uniständliche, polygraphische 
Analyse. Aber man kann auch mit den einfachen,.bewährten Methoden 


vieles beurteilen. Die Inspektion und Palpation des Venenpulses, die _ 


Auscultation des Herzens ist-ertragreich. Kraus geht dann auf die 


‚Ergebnisse der physiologischen Forschung ein, die er in Form von. 


Leitsätzen vorträgt. ` Die für die Praxis sich ergebenden Untersuchungs- 
und Beurteilungswege werden in einem folgenden 'Vorttage dargestellt 
werden. 2 Fritz Fleischer. 
Ken Jena. ie eS yA 
Medizinische Gesellschaft.: Sitzung. vom 19, Februar 1919. 
| Grober: Zur Klinik der Lepra. G. hat während des Krieges 
in verschiedenen Ländern eine ziemlich große ‘Anzahl von Leprafällen: 
‘gesehen und bespricht an der Hand yon Moulagen und Zeichnungen 


~- zunächst die beiden Hauptformen, Tuberosa und Anaesthetica, mit den 


‘sehr. häufigen Mischfällen, ferner die Differentialdiagnöse. Aus der 
` Klinik werden folgende ‘drei Gesichtspunkte hervorgehoben: Es ist ein 
weit verbreiteter Irrtum, daß die Lepra eine Haut- oder Nerven- 
krankheit sei. Sie ist vielmehr eine Allgemeinerkrankung. 
des ganzen Körpers und fast aller Organe, wie G. näher ausführt. 
Leprome und Bacillen finden sich überall im Körper. Der Bacillen- 
nächweis gelingt in den Infiltrationen der Haut verhältnismäßig leicht 
aus Quetschpräparaten excidierter Gewebsstücke. Die Übertragung ist 


‚ur bei sehr schmutzigen Verhältnissen häufig. Verdächtig. sind die 


Wanzen als Überträger (Paldr.ock). Ä Euren 
G. hat dann: den klinischen Erscheinungen am Nervensystem 


seine Aufmerksamkeit zugewendet und namentlich Sensibilitätsunter- 


‚suchungen gemacht: dissociierte Empfindungslähmungen werden demon- 


striert. Auffällig sind der Wechsel der Lähmungsgrade und das Ver- 
‚sehontbleiben des: Lage-, Muskel- und Gelenkgefühls. Von den moto- 
- Tischen Erscheinungen werden Interosseischwund und Klauenband in 
Photographien demonstriert. Auch die Atrophien und ‚die Entartungs- 
reaktion wechseln gradweise. Das Fehlen der Ataxie ist durch die 


A: sehr seltene Beteiligung des Rückenmärks zu erklären. 


Als Todeskrankheiten und -ursachen -kamien zur 
Beobachtung: Erschöpfungszustände, Pyämie und Sepsis, Lungenerkran- 


kungen mit schweren leprösen Zerstörungen der.Lungen, etwa wie bei 


der Phthise, chronische, unstillbare‘ Diarrhöen (Darmleprose), endlich 


Speeifische Nierenerkrankungen mit Amyloid. 


iskussion: Stock berichtet von einem Fall von Lepra, : 


den er zu beobachten ‘Gelegenheit gehabt hat. Die ‘Diagnose wurde 
erst an-dem anatomischen Präparat des herausgenommenen Auges fest- 
gestellt. Klinisch handelte es sich um eine Skleritis, anatomisch konnte 
‚festgestellt werden, daß sowohl in der Sklera, als Iris und im Corpus 
ciliare unendliche Massen von Leprabacillen waren. Besonders hübsch 


„Sad in den Präparaten mit Bacillen vollgestopfte Phagocyten ‘zu sehen, 


| u Keime in die klare Hornhaut 'hineintransportieren. — St. weist 
Sarani hin, daß man in verdächtigen Fällen das Nasensekret färben 
sol. Bei Lepra sind im Nasensekret immer massenhafte Bacillen zu 


daß der 


-= ussischen Östseeprovinzen bei der innigen Berührung mit der 'Be- 


vülkerung sich mit Lepra infiziert haben mag und daß die Erscheinungen 


... der. Krankheit infolge ihres äußerst chronischen Verlaufes ‚sich erst 


Dach Jahren ‚bemerkbar machen ‘werden, Unsere Ärzte müssen also. 


j 


’ 


en Sitzung 


are a O En ET ae T NA 
re REITER . sy i £ Ri Es 5 2 Kar E j Ba pit R , >. t á BR 
1 SR zz TARN N ne a Be en I a a E a a ey u. 
a = Eugen an. ” P y Men: we d ae š aN 2- TaY y E , E i : 5 ; an Br en a k 3 7 $ 
` . ENE ASN ee A Ke a : iea En . . IN "g 3 Ri - F = z EN Do : sa A $ BES <i DS ; K : ; N i Ary 
e co B 5 - R = ze 5 u ; F . za pri l $ i , N a r. . 5 i . E : an $ : 
90,..April... e: | -- 1919 — MEDIZ K Kies io u: z ; 
ch SRR pr: zá - . „a; £ = 4 . . ma g - y I INIS CHE LINI à — Nr; -16.: t n 397 
j va’: ` it - 
2 f . i ý ö i : Pi 3 ö $ . F 5 
ze o n , 5 n ; o , ; i 
3 Pe Pr , 3 N e * N # f- A Er a 
& - go e n P 5 _ A T ` . x . . ` 
. Vereins- und Auswärtige Berichte | et 
= , R . er ® d . i TE 


künftig bei unbestimmten, lepraähnlichen Erkrankungssymptomen ernst- 
lich an 'Lepra denken. . Die Gefahr eines: weiteren Umsichgreifens der 
Lepra ist jedoch sehr gering. Wir hatten außerhalb des Leprahördes 
in Ostpreußen auch sonst stets eine Reihe ‘von Leprösen im Lande ge- 
habt, z. B: besonders ia Hamburg, und hier und da gelegentlich Fälle 
entdeckt, die lange Zeit unbekannt. blieben: und. sich: frei bewegten; 
weitere Infektionen haben. sich nie daran . angeschlossen. Auch unter 
den hygienisch. so viel’ ungünstigeren Verhältnis:en des: Orients. ist 
‚eine Übertragung der Krankheit über die engste Familiengemeinschaft 
hinaus so selten, daß die Krankheit selbst von erfahrenen Beobachtern 
bis in die letztEifJfahrzehnte viel eher als erblich, denn als übertragbar 
angesehen -wurde. Außer den Absonderungen von Hautgeschwüren 
‚st dem Nasenschleim als Vehikel’ der Leprabacillen Aufmerksamkeit 


r 


zuzuwenden. =`., 


Infektion bei Lepra’ ausschließlich von der Haut aus erfolge. Die vom 
, Vortragenden geschilderte Beteiligung. innerer Organe (Lungen, Darm, 
Harnapparat) an' der Erkrankung und. der häufige Befund massenhafter 
Leprabäeillen im Nasenschleim dürfte doch für das gelegentliche: Be- 
treten anderer Eingangspforten, insbesondere der Schleimhäute sprechen, 

- Grober bemerkt in seinem, Schlußwort: -Die Gelbbraunfärbung 
der Haut, die Stock-erwähnt hat, hat auch G. wiederholt Veran- 
lassung zu Verwechslungen geboten (mit Vitiligo, Sklerodermie :und 
Aleppobeule). Wichtig ist die Feststellung der überall sich verbreiten- 
den Bacillen, namentlich im ‚Nasenschleim, wenn — wie sehr’ oft — 
die Nasenschleimhaut ergriffen ist. — Bedenken wegen des Ausbrechens 
einer Lepraexplosion glaubt G. mit Ab.el. unterdrücken zu können, 
dagegen werden wohl ‘einzelne Fälle von den Ost- ‘und Südosttruppen 


eingeschleppt werden. — Als Eingangspforte der Lepra kommt die 


Haut deshalb besonders in Betracht, weil die ersten Erscheinungen 
sich an den - meist unbedeckten Hautteilen finden. . 'G. ‚gibt aber 
Stintzing zu, daß auch die Schleimhäute. des-Mundes und der Nase 
in. Betracht kommen. , = APTO a A : 
Kohler: Röntgenbestrahlung chirurgischer Krankheiten. Mit 


Lichtbildern und Krankenvorführung. K: faßt die Wirkung dèr Röntgen- 


strahlen auf tuberkulöse Gewebe als Reizwirkung. auf den Abwehr- 
apparat des Krankheitsherdes auf. Er begründet, damit die Notwendig- 


keit, bei Knochentuberkulose ‚kleinere Strahlehmeñgen .zu geben: Nach 


kurzer Besprechung der Drüsentuberkulose und Vorführung einiger ge- 
heilter Fälle folgt die Vorstellung einer größeren Zahl von' Gelenk- 
tuberkulosen aller Formen. Der Hydrops -serosus . ist in . sämtlichen 
Fällen mit guter, fast völliger Gelenkbeweglichkeit ausgeheilt. Der 
Grad -der Beweglichkeit hängt oft von einer Veränderung in der 
Kapsel ab, die in einzelnen Fällen narbige Schrumpfung -zu ‘erleiden 


scheint. Beim -Hydrops fibrinosus können größere Fibrinmengen: die . 


ganze Gelenkhöhle derart ausfüllen, daß sie ein bedeutendes Bewegungs- 
hindernis darstellen. (Lichtbilder, auf denen der Kapselausguß. sehr 


deutlich zu sehen ist.) | 

Beim’ Fungus bemerkt man im | 
daß das schwammige Gewebe schrumpft und härter wird, ein Zeichen 
von Bindegewebsbildung. Bei Anwendung feststellender Verbände bei 


dieser und der folgenden Erkrankungsform ist die Gefahr der binde- _ 


gewebigen. Versteifung sehr groß. Daher wird empfohlen, die Gelenke 
zu entlasten und Verbände anzulegen, die geringe Bewegungsmöglich- 
keit gestatten. Da die Organisation des Fibrins von. den einzelnen 
Gelenkteilen aus fortschreitet, ist es möglich, eine Verwachsung der 
Gelenkteile untereinander -zu verhüten. Bei ausgeheilten Fällen sind 


die Bewegungsh 
gewebige. ` Be $ 

Die eitriggranulierende Form, . selbst mit größeren kalten Ab- 
scessen und zahlreichen Fisteln verursacht zwar eine längere Dauer der 
Behandlung, hät aber auch noch gute Aussichten auf Heilung. Im 


allgemeinen ist bei dieser Form die Gelenkkapsel weitgehender zer- 
urch narbige Schrumpfung aus- > 


stört und 'bildet in der Ausheilung d 


gedehntere Bewegungshindernisse. | | ee 
‚Der Knochen .verhält sich. bei der Tuberkulosebestrahlung ver: 


schieden. Periostale Wucherungen, wie sie typisch.sind bei Erkrankungen . 
am Ellbogen und än kleinen Röhrenknochen, bilden sich -meistens voll- 
ständig zurück. Die Ausbeilung- erkrankter Knochen tritt auf dem 


a: anz ebenso wie auf Tuberkelbacillen.) | Be Lo ` 
bel bein = t, daß es durchaus-im Bereich der Möglichkeit liegt, | Wege der Osteosklerose ein. Sequester werden oft resorbiert, weniger 
eine oder der andere unserer Krieger. im Orient oder in den’) häufig ausgestoßen (Lichtbilder). Abscesse werden durch Punktion ent- 


leert, an unzugänglichen Stellen tritt aber auch Resorption ihres Inhalts 
niit narbiger Schrumpfung der Wandung ein, Bei der Röntgenbestrahlung 
erhält man meist im Anfang der Behandlung einen Zerfall der schon 


schwer erkrankten Gewebsteile. Das Weitergreifen der Erkrankung auf 


Stintzing fragt, worauf. sich die Annahme stütze, daß die. 


Verlauf der Behandlung: deutlich, 


indernisse meistens knöcherne, weniger oft binde- 


IE ST Dean 7 
vano Da 
I au 
-n Ya 7 5 
Sue D m a 
DR AP u Bee 
7 


I 
-p 
nf 


ers 


RZ A 


nn, 
væ 
xy 


ID 
kd Pu E 

-A 207 "ve 
= 


eier E ` y 
RENEE 
= wor: > PER R t Da 


te 
ven 


vn 
"e 
mus 
ern 
s 
-t 


LOIN m Me = 
Sep i br en, = È 
RR 


“wie. E kR 


xe 
data 


eE 
Gaa 
ee 


OE ganran 
> 


e 
N 


a A er 


- u 
nt æ 


Tan 


BE SPEER e iE. 
~ 


A aE ; 
ar, 
BI 


nn 
De Taen gT amn T 
— 


amne 
ar - 


weit en 


ta 
É 
ji 
EA 
v2: 
qi- 
i 


| 


ER 
„oe 


PR 
ie 


ne a a ay ma 3 bg 
— ZN = 
TR ET äh RE ee Be en se = 
z n g 
£ = 
- J . 
k pi aS a = r 
4 aTe š N N 
= Laen o t En 


ET E 


oee 
2 


ARE nn. le D a aE > 
TE aA e a rn, ner 


v ~ 


ER 


oo g$ 


` 
N 
r N 


t 


gesundes Gewebe scheint sicher verhütet werden zu können. (Vor- 
führung eines Falles von Tuberkulose der Patella mit Durchbruch ins 
Kniegelenk und zahlreichen Abscessen in der Oberschenkelmuskulatur. 
Ausheilung mit guter Gelenkbeweglichkeit ohne im Röntgenbild erkennbare 
Schädigung des Gelenks selbst!) Epiphysen werden bei dieser Art der 
Bestrahlung nicht geschädigt. Wo Wachstumsstörungen auftreten, sind 
sie durch die Tuberkulose verursacht. ‘Vermehrtes Längenwachstum 
solcher Knochen ist dabei häufiger zu sehen als vermindertes. Von 
den bis jetzt abgeschlossenen Fällen von Gelenktuberkulosen sind 73%, 
beweglich, 23°/, mit Versteifung oder starker Bewegungsbeschränkung 
ausgeheilt, 8,8% konnten nicht gebessert werden oder sind gestorben. 

‚Diskussion. Ibrahim beglückwünscht den Vortragenden zu 
den ausgezeichneten Erfolgen. Bei dem drei Wochen alten Kind, dessen 
eitrige Gonitis zur raschen Heilung kam, dürfte eine Tuberkulose nicht 
vorgelegen haben. . | | 

Thiemann bemerkt zu den Ausführungen des Herrn Kohler, 
daß die Erfolge der Röntgenbestrahlung auch mit den jetzt noch all- 
gemein üblichen kleinen Apparaten besonders bei der Behandlung der 
Tuberkulose recht günstige sind. — Unter den tuberkulösen Drüsen 
machen am meisten Schwierigkeiten die trockenen Verkäsungen. Th. 
hat Versuche angestellt, die Verflüssigung derartiger Drüsen zwecks 
Resorbierbarkeit oder Funktionsfähigkeit zu erzielen. Dies gelingt z. B: 
durch Injektion von Schwermetallen (kolloidalem Gold usw., Silber, 
Salvarsan oder von Jodtinktur), wobei man noch auf die entstehende 
Sekundärstrahlung rechnen kann. Am schnellsten aber erfolgt die Ver- 
flüssigung durch Injektion von ein und mehreren Kubikzentimetern. Phenol- 
campher in die harte Drüse. — In bezug auf die Röntgenbehandlung von 
tuberkulösen Gelenken ist auch er der Ansicht, daß die Erfolge sehr gute 
sind, wobei Stauung, Carbol- oder Phenoleampherinjektionen die Strahlen 
wirksam unterstützen. Bei solchen Gelenken, noch mehr aber bei Knochen- 
tuberkulose hängt der Erfolg sehr von dem Alter der Patienten ab; die 
Jugendlichen bieten viel günstigere Resultate, entsprechend der Neigung 
der Tuberkulose, bei Kindern auch spontan viel leichter auszuheilen. 

Kohler sagt in seinem Schlußwort zur Diskussionsbemerkung 
Ibrahims, daß die Diagnose „Tuberkulose“ bei dem drei- 


wöchigen Kinde sich hauptsächlich auf die Beschaffenheit des aus der 


Fistel fließenden Eiters stützte. Derselbe enthielt Käsebröckel. Tuberkel- 
bacillen sind darin nicht nachgewiesen worden. — Thiemann wird 
erwidert, daß auch für die Tuberkulosebehandlung die neuen großen 
Spezialröntgenmaschinen für Tiefentherapie (Intensivreform) einen Fort- 
schritt bedeuten. Er macht sich hauptsächlich bei den großen Gelenken 
bemerkbar. Die Erweichung von Tuberkeldrüsen wurde, wo dies er- 
wünscht war, durch Verabreichung größerer Strahlenmengen erzielt. 
Auf die Stauungsbehandlung der Gelenke wurde verzichtet, weil schon 
König ihr vorwirft, daß sie ausgedehnten Knochenzerfall be- 
wirken kann. | | 


| Prag. 

Verein deutscher Ärzte. Sitzung vom 80. Oktober 1918. 

G., A. Wagner: Zur Behandlung der Grippepneumonie. in der 
Prager Gebäranstalt starben von den mit Pneumonie komplizierten 
Grippefällen die meisten; bei den besonders rasch verlaufenden Fällen 
handelt es sich nicht um einen Tod an foudroyant verlaufender Sepsis, 
sondern um einen reinen Lungentod. Die Lungen sind fast luftleer 
wie bei der Hepatisation, sind aber nicht starr, sondern weich; das 
vorwiegend seröse Exsudat, in dem sich meist reichlich Streptokokken 
finden, füllt die Alveolen an, sodaß die Kranken schließlich ersticken 
oder eigentlich richtiger ertrinken. Zur Hintanhaltung dieser allzu 
reichlichen und stürmischen Ausscheidung wurde eine geradezu ver- 


blüffende Wirkung erzielt durch intramuskuläre Injektion von Adrena- 


lin, je i ccm in drei- bis vierstündigen Intervallen. In acht sehr 
schweren Fällen, deren Prognose zum Teil schon sehr schlecht zu 
stellen war, wurde eine weitere Anschoppung verhindert. In zwei 
Fällen, die ad exitum gekommen sind, ist das Mittel zu spät angewendet 
worden. Durch das Adrenalin wird die Durchlässigkeit der Capillar- 
wände herabgesetzt; dieser Verringerung der Durchlässigkeit der Gefäß- 
wände ist es zuzuschreiben, daß durch Adrenalin die allzu stürmische 
Anschoppung der Lungen aufgehalten werden konnte. Gerade die 
Fälle, in welchen es rein mechanisch durch Überflatung der Lungen 
mit dem serösen Exsudat zum Tode kommt, können vielleicht durch 
Adrenalinbehandlung gerettet werden. Selbstverständlich kommt das 
Adrenalin nicht in Betracht als Heilmittel gegen die Grippe als solche, 
gegen die echte Influenzapneumonie, sondern ausschließlich für jene 
Fälle, in welchen durch zu rasche stürmische seröse Exsudation es 
durch die Überflutung der Lungen mit Exsudat so rasch zum Tod kommt. 

A. Biedl: Die therapeutische Anwendung des Adrenalins bei 
akuten Infektionskrankheiten beruht auf der physiologischen, vasocon- 


398 | | | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16. 


20. April. 


- 


strietorischen Wirkung dieser Substanz. Der tonisierende Einfluß der 
Substanz auf die Muskulatur der Gefäße und des Herzens ist es, welcher 
das Adrenalin nach dem Ausspruch von K ot h e zum besten Analepticum 
macht. In allen jenen Fällen, wo die Herzschwäche, besonders die In- 
suffizienz des linken Ventrikels, die primäre Erscheinung bildet, in 
allen jenen Fällen also, welche durch ein allgemeines kardiales Lungen- 
ödem gekennzeichnet sind, erscheint die Anwendung des Adrenalins 
direkt kontraindiziert. Denn die Erfahrung des Experiments lehrt, daß 
bei relativ schwachem Herzen das Adrenalin selbst ein akutes all- 
gemeines Lungenödem erzeugt. Durch die rapide Drucksteigerung, 
durch den plötzlich einzetzenden stark gesteigerten Widerstand wird 
eine Überbelastung für den Herzmuskel hervorgerufen, welche auch unter 


Heranziehung der gesteigerten Anfangsspannung, wie sie durch die . 


vermehrte Füllung des Herzens zustande kommt, nicht überwunden 
werden kann. Die drucksteigernde Wirkung des Adrenalins tritt im 
Experiment nur bei der intravenösen Injektion in Erscheinung. Die 


' subcutane oder intramuskuläre Applikation des Adrepalins beim Menschen 


beispielsweise bei der Pneumonie hatte zur Voraussetzung, daß auch 
bei dieser Anwendungsweise eine Drucksteigerung eintritt. Diese An- 
nahme wurde durch einige Beobachtungen (Falta und Rudingern) 
gestützt. Ich selbst kann nach eigens darauf gerichteten Untersuchungen 
nur sagen, daß bei Menschen mit nicht herabgesetztem Blutdruck eine 
irgendwie nennenswerte Blutdrucksteigerung nach der subcutanen 
Applikation von 1 mg Adrenalin nicht nachzuweisen ist. In manchen 
Fällen sieht man allerdings Drucksteigerung, aber auch andere toxische 
Erscheinungen, wie Herzklopfen, allgemeines Zittern, Kopfschmerzen, 
Schwindel, Brechreiz, starke Schweißsekretion usw. Nach all dem bin 
ich der Meinung, daß bei der subeutanen oder intramuskulären Adrenalin- 
injektion die analeptische Wirkung dieser Substanz kaum in Rechnung 
zu stellen ist. Fragen wir uns nun, ob eine solche Anwendungsweise 
des Adrenalins noch andere Effekte hervorrufen kann, so Könnte eine 
elektive Vasoconstriction in den Lungengefäßen angenommen werden. 
Nun ist aber die Wirkung des Adrenalins auf die Lungengefäße auch 
experimentell nicht eindeutig bestimmt, was ja angesichts der Tatsache, 
daß die vasomotorische Innervation der Lungengefäße noch strittig ist, 
keineswegs wundernehmen kann. Es liegen‘ Angaben vor, daß im 
Tierexperiment das Adrenalin auf die Gefäße des Lungenkreislaufes 
ohne Wirkung ist, neben anderen, in welchen von einer ConstrictioD, 
und wieder anderen, in welchen von einer Dilatation der Lungengefäße 
berichtet wird. Im ganzen wird man sagen können, daß die vaso- 
constringierende Wirkung des Adrenalins im kleinen Kreislauf zwar 
prinzipiell zugegeben werden muß, daß aber namentlich bei Minimal 
dosen infolge der Drucksteigerung im großen Kreislauf eine passive 
Dilatation der Gefäße eintreten kann. Keineswegs kann aber at 
genommen werden, daß die günstige Wirkung des Adrenalins bei Ent- 
zündungsprozessen in der Lunge durch eine direkt die entzündliche 
Vasodilatation bekämpfende elektive constrietorische Wirkung zustande 
kommt. Wenn nun das Adrenalin entzündungswidrig wirkt, SO könnte 
ein zweiter Symptomenkomplex, nämlich die entzündliche Ex- 
sudation, beeinflußt werden. In dieser Richtung liegen einig® 
experimentelle Angaben und praktische Erprobungen vor. Eine ex 
perimentelle Begründung der exsudationshemmenden Wirkung des 
Adrenalins ergibt sich aus folgenden Angaben. Gradinescu 20 

zuerst, daß die Exstirpation beider Nebennieren eine vermehrte Durch- 
lässigkeit der Capillaren bedingt, sodaß er nunmehr eine beträchtliche 
Zunahme der Zahl der roten Blutkörperchen und eine Zunahme des 
Trockenrückstandes des Blutes, eine, wenn auch geringe Zunahm® des 
Wassergehaltes der Muskulatur feststellen konnte, Nach seiner Aur- 
fassung ist eine der Aufgaben der Nebennieren, als Regulator des 
Stoffaustausches zwischen Blut und Gewebe zu wirken in dem Sinne, 
daß ihr Sekret auf die Endothelzellen der Capillaren einwirkt. Seine 
Befunde wurden von Donath im Laboratorium H. H. Meyers be- 
stätigt und dahin ergänzt, daß der gegensinnige Eingriff, nämlich emê 
Überladung des Körpers mit Adrenalin, ‘die Blutkonzentration im WM 
gekehrten Sinn verändert und eine Verdünnung des Blutes erzeugt. 
Gradinescu selbst hat in Durchströmungsvetsuchen den ee 
erbracht, daß bei Zusatz von Adrenalin zur Durchströmungsflüssigk® 
die bei solchen Versuchen stets zu mehr oder minder hochgradign” 
Ödemen führende Transsudation wesentlich eingeschränkt wird, WIR 
können also schließen, daß das Sekret der Nebennieren, das Adrenalin, 
bei der Erhaltung der normalen Durchlässigkeit der Gefäßendothellen 
eine wichtige Rolle spielt, sodaß das Fehlen dieser Substan? E 
vermehrte Durchlässigkeit und umgekehrt die Vermehrung dieser i 

stanz eine Einschränkung der Durchlässigkeit der Gefäßwände zur a r 
hat. Die entzündungshemmende Wirkung des Adrenalins beruht . = 
nach auf der Wirkung dieser Substanz nicht auf die Gefäßmuskulaiuf 
sondern auf die Gefäßendothelien. Ist diese Erkenntnis einmA 


i 


I Re ee Sen l $ d i $ 
-o 2. April. po l | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16. Be i ` 899 > Be re 
ı1 He BURRE 
gewonnen, so werden. wir zunächst zu dem-Schluß gedrängt, daß bei | bis. auf diesen Winter, wo sie in Wien gehäuft. aufzutreten - "scheint, T Be 
der therapeutischen Anwendung des Adrenalins bei akuten Exsudations- ‘Der vorgeführte Patient, der dureh .den infantilen Typus auffällt, hat ji Bi Fr 
prozessen, z.B. in der Lunge, nicht die vasoconstrietorische Haupt- | einige Symptome, die an Osteomälacie erinnern, wie sie jetzt so I 
wirkung, sondern die Endothelzellnebenwirkung: benutzt | häufig vorkommt, Schmerzen bei Druck auf das Becken, den -watschelnden ni Ge 
wird. Daraus folgt, (daß. wir das Adrenalin ‚nicht in Form von intra- | Gang, daneben aber auch Erscheinungen eines: allgemeinen Knochen- - I D 
 venösen Injektionen, sondern in der Form anwönden,. in welcher die | Jeidens, wie sie bei Rachitis vorkommen. - Die Knöchel sind sehr dick, Be | Ban 
_ Gefäßmuskelwirkung völlig in ‘den Hintergrund tritt und die Neben- | in der Anamnese findet man,.daß.er mit sechs Jahren ‚schwere Rachitis A Be 
wirkung zum Erscheinen kommen kann, :das ist die intramuskuläre | gehabt hat; im. vorigen Winter erkrankte er' mit Schmerzen im Skelett, 1. BURR 
Applikation. Bei der. intramuskulären Injektion ‘werden minimale | besonders aber in den Gelenken, 1917 Schmerzen im Knie- und. Sprung- | REA 
Adrenalinmengen resorbiert, sie können ihre speeifische Wirkung, ihre | gelenk, seit einigen Wochen, Schmerzen 'in den Hüftgelenken. Diese Ti A 
`- Wirkung auf die Capillarendothelien allein entfalten. Man könnte, da | Gelenke sind stark. druckempfindlich, was. nicht zum.Bild der O's fe o - I peet m 
die drucksteigernde Wirkung ausgeschaltet ist, intramuskulär wieder- | malacie gehört. Wir finden hier zwei Symptomenkomplexe, und die | EE ai 
holt injizieren, um einen anhaltenden Effekt zu erlangen. Der wieder- | Frage'ist, ob sie nicht- doch einer Krankheit angehören. W. demonstriert p 
holten Anwendung des ‘Adrenalins steht aber der Umstand entgegen, | Bilder und Röntgenogramme. von Rachitis tarda. Die Röntgen- "RE 1 
daß diese Substanz in größeren Dosen giftig ist und daß sie nachträg- | aufnahmen zeigen schön die charakteristischen Veränderungen an den I 
liche Schädigungen der Gefäßwände in Form der bekannten Adrenalin- Epiphysen.. Von’ Einzelsymptomen hat er bei Rachitis tarda Dit porii | 
arteriosklerose erzeugt. Meines Erachtens lassen sich nun glücklicher- | folgende gefunden ; Blasenstörungen, Trommelschlägelfinger, Chloasma, nn | g 
Anämie, sekundäre und primäre Muskeldystrophie, Infantilismus, aber auch iis IR H aT ii 
Sa i 


prämature Entwicklung, Tetanie, Albuminurie, alimentäre Glykosurie, 
Phosphaturie, bisweilen Leber- und Milzschwellung. Der demonstrierte 


- weise die Gefahren der: Adrenalintherapie, zunächst was die Toxicität 
Infantilismus, Chloasma und Tetanie.. Man hat- eine Er- 


anbelangt, vermeiden dürch die ‘Verwendung einer Substanz, welche 
dieselben Wirkungen im verkleinerten Maßstab hat wie das Adrenalin, 


eu. _ 


De 


a 
P 
~ 


Ming >> 
Tueee Be 
ee 

ERA m u 


rei mn 
“ei 


Fer ARE 1508.20. 
2 ie En 
TA aS 


dabei vor allem um das Vielfache ‘weniger giftig ist, sodaß sie ohne | Fall no 
Bedenken’in größstan-Dosen und: wiederholt angewendet werden kann. | krankung der endokrinen- Drüsen angenommen, damit ist aber das ld 
Begünstigt wird mein Vorschlag noch dadurch, daß die hier in Betracht | Rätsel nicht gelöst, zumal bisher eine jede der endokrinen Drüsen an- g E]: i 
. kommenden Wirkungen des Adrenalins, nämlich die Exsudationshemmung, | geschuldigt worden ist. Die Therapie ist wie bei der. gewöhnlichen Fl. 1A 
speziell mit dieser Substanz nachgewiesen worden sind, ich meine näm- | Rachitis; handelt. es sich ja um Rachitis, die nur im späteren Alter, AVRR A fe. 
lich das d-Suprarenin. Es ist das die rechtsdrebende Substanz, | mit 15 bis 16 Jahren aufgetreten ist. In diesem Alter’sind die Epiphysen i {Ei ll ai | 
welche bei der Aufspaltung des synthetisch dargestellten, racemischen | sonst, schon verknöchert, hier sind sie noch nicht verknöchert. Das sa ie En 
Adrenalins in seine beiden Bestandteile, das I-Suprarenin und r-Suprarenin, | beweist, daß die Erkrankung der Knochen, schon früher vorhanden war, 1 Ve 
erhalten wird. Das d-Suprarenin bietet in physiologischer Wirkung in | daß es sich jetzt nur um ein Rezidiv handelt. Phosphor- -Lebertran | E EES a 
_ jeder Richtung eine stark verkleinerte Kopie des linksdrehenden Supra- hat sich sehr bewährt. -Er hat aber den Eindruck, daß der therapeutische TENAN: NEAR a 
renins dar, während der racemische Körper eine Mittelstellung ein- | Erfolg erst dann voll eintritt, wenn man die, Funktion der Muskulatur Hin REII 
wieder herstellt. Erst wenn man die Kranken, die. nicht mehr gehen ` jij 1 n 
EN. o O 


können, durch Redressement und Schienen gehfähig macht, “stellt sich Kan, 


der Erfolg. des Phosphors ein. 
Wir joanden: uns in einer‘ Phase. der 


. nimmt, Es ist von Fröhlich nachgewiesen worden, daß die Ent- 
zündungshemmung. bei der Senfölconjunctivitis durch .d-Suprarenin, 
ebenso bewirkt wird wie durch wiederholte subeutane Injektionen von 


Adrenalin. Es hat Donath gezeigt, daß eine Erhöhung des Adrenalin- K. Hochsinger: 
gehalts des Blutes, welche zu einer Verdünnung des Blutes führen soll, | schwersten Rachitisfrequenz in Wien. Die Spätrachitis tritt nicht in a 
höherem Alter auf; immer kann man finden, daß im ersten bis zweiten OOE e 

Da die Frührachitis I 1. 


' viel besser durch das wesentlich weniger giftige d-Suprarenin herbei- 
' geführt werden kann -als durch das l-Adrenalin, weil es eben infolge, 
der geringen Giftigkeit des d-Suprarenins möglich ist, den Organismus 
mit diesen Stoffen zu :überladen. Ich möchte also vorschlagen, an 


| Lebensjalir eine schwere Rachitis vorhanden war. 
immer ausheilt, muß man annehmen, daß es dieselben Schädlichkeiten a 
sind, welche die Früh- und Spätrachitis hervorrufen und: während der ANE NA 
Stelle der intramuskulären Injektion von Adrenalin: die intramuskuläre Pubertät die Krankheit wieder aufwecken. ‘Der Phosphor | bewährt sich bei Bu 
9, Injektion von größeren Dosen ‘bis 5 mg d-Suprarenin, das dann sogar | Rachitis besonders in Kombination mit Lebertran, weil der Lebertran 
zwei- oder vierstündig wiederholt injiziert werden kann, in Anwendung | reich an Ölsäuren ist und im Darm daher leicht emulgiert und resorbiert 
zu ziehen. — In Kürze resümierend hebe ich hervor, daß die Wirkung | wird. In Ermangelung von Lebertran verordnet er jetzt Sonnenblumen- 
kernöl, welches ebenfalls. viel Ölsäuren enthält. 
7. Pick hält es für möglich, daß die Rachitis tarda mit den 
Osteopathien, wie wir sie jetzt. so-häufig sehen, in Beziehung steht. Er 
hält die mangelhafte Kalkzufuhr in der Nahrung für ätiologisch wichtig 


J 

j; >+ des Adrenalins bei akuten Infektionskrankheiten, speziell bei der Grippe, 
p nicht auf dem tonisierenden Einfluß dieser Substanz beruht, sondern 
dem exsudationshemmenden zu verdanken: ist, sodaß die 


ø 

y Anwendung sich nur auf Fälle mit entzündlicher Exsudation 

b ‚und keineswegs auf Fälle mit Stauungsödem er- | und schlägt vor, da Milch und Käse, welche sonst unseren Kalkbedarf 
u strecken darf; das entzündliche Ödem bietet die Indikation, das all- | größtenteils deckten, mangeln, prophylaktisch Kalk zuzuführen.. Auch 
USS gemeine kardiale Ödem die Kontraindikation für die Anwendung (des er glaubt, daß eine Schädigung der, endokrinen Drüsen ‚vorliegt, da 
i Adrenalins, insbesondere in Form von intravenösen Injektionen. Weiter | diese bekanntlich auf Ernährungsschädliehkeiten sehr leicht reagieren. 
f ist.die specifische Wirkung besser durch intramuskuläre als durch intra- | Darauf verweist auch. das Vorkommen der Tetanie. . 

di venöse Injektionen zu erreichen.. Um die Giftigkeit des Adrenalins zu W. Latzko weist darauf hin, daß in Japan, dem Land der 
í | kee wäre die Anwendung des gleich wirspnden, aber ungiftigen habituellen Ernährungsschädlichkeiten, vpr 10 Jahren eine Epidemie 
I Su Prarenins zu empfehlen. Ä _ | beschrieben worden ist, welche weibliche Personen vom 2. bis 70. Lebens- 
f PR jahr befallen hat und dieselben "Symptome aufwies, wie die jetzt in Wien 
Fa: er u Wien beobachtete Osteomalacie.: Diese. ist Folge. schwerster Nähr- . 
a o : schäden, während puerperale O$tgomalacje nichts mit der Ernährung zu 
( J Gesellschaft dar Ärzte. Sitzung vom 28. Peinas 1919. tun hat, sondern nur .in schlechten,..feuchten Wohnungen vorkommt. 
` F. Wenckebach demonstriert einen 19 jährigen Patienten | Er hält nicht Kalkmangel, sondern Màñgel an Phosphorsäure ätiologisch 

für bedeutsam. Die Beteiligung der endokrinen Drüsen erscheint- ihm- 


K. 
nit, Rachitis tarda. In Holland hat W, diese Krankheit sehr häufig 
gesehen ; seit er von dort fort ist, hat er sie hicht mehr beobachtet | nicht zweifelhaft, 


z e a a N Ge Rundschau. 
| darf ich mir heute diese Bemühung sparen. Denn auch. auf dieser 


"Die. Neugestaltung des medizinischen Unterrichts. \ 
ant Linie, wie auf den meisten anderen unseres ‚öffentlichen. Lebens, 
haben wir Deutschen die Stunde verpaßt, wo eine erziehungs- 


k u Von i 
Prof. Dr. med. ot :phil. Willy : Hellpach; Karlsruhe. politische Tat aus. eigener Initiative und in großem spontanen 
it. ; FE — Wurfe vollbracht werden konnte. Wir fanden nicht den Ent- 
I n opr — j schluß, die völlig entgleiste „Reform“ — ein wahrer lucus a non 
lucendo — von. 1901 mutig wieder umzustoßen und an -die Stelle 


a Wer sich anschickt, über die Umgestaltung des medizini- 
SR Unterrichts zu sprechen, von dem. möchte vielleicht er- | ihres jämmerlich verpfuschten Flickwerks eine großdurchdachte 
et werden, daß er zu allererst die. Notwendigkeit einer sol- | Gestaltung zu setzen. Wir haben, unter voller Einsicht aller über- 

haupt Einsichtsfähigen ir in die Unhaltbarkeit der damals zusam- : 


chen Umgestaltung dartue. : Leider (so muß man schon sagen) 


- 


la r LE 
- a 7? W., ba ad wb a 


BE EN 


Zi a DE wen nn en te 


LE 

`y 

. 

a Zi 
b i 

i 
r 2 
’ i 
[e 
La 
' 

i. 

n 
ri 
3 
RICH 
nz 
rn. 
Ki 
r i 
pea 
E 4 

1} 
w$ 
3 
EA 

i 
tiy 

t 
eA 
+ 

hi 
ki 

3 
ti 
Ber 

Fi 
O 
ky 
Eue 
1% 

e 
Ka 

nd! 
Ea 

x 
al 
tr! 
HE 

+ 
Eel 
d 
1] 
LAT 

EGN 

s 
att 

Be 

ts 

í 

. 


400 l 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16. 


mengestückelten Unterrichtsordnung, dennoch mit dieser „Ord- 


nung“ weitergewurstelt — genau wie mit so vielen als unhaltbar 


erkannten oder empfundenen Einrichtungen in Staat und Gesell- 
schaft — bis Krieg und Revolution uns über den Hals gekommen 
sind, die uns vor die unerbittliche Notwendigkeit stellen, auch 
hier das Veraltete abzubauen und eine neue Zeit anzufangen. So 
muß unterm Drängen der äußerlichen Zwangslage geschehen, was 
ein Werk freier Einsicht und Entschlußkraft hätte sein können 
und sollen. 

Der Krieg hat Tausende von Ärzten geschaffen, die ihre 
Erziehung zum vollwertigen Arzt erst jetzt nachholen müssen: 
verspätet und überhastet nachholen müssen. Aber dieses Pro- 
blem, ein standespolitisches von größter Tragweite, ist zeitlich 
begrenzt, stellt einen Ausnahmezustand dar, der durch Ausnahme- 
maßregeln in einigen Jahren überwunden sein wird. Nicht an 
ihm soll sich die Neugestaltung des medizinischen Studiums orien- 
tieren — um Gottes willen nicht! —, es wäre unverzeihlich, 
wollten wir heute wieder Ordnungen schaffen, die, auf Exzeptio- 
nelles zugeschnitten, bei der Wiederkehr normaler Alltags- 
zustände versagen müßten. Jedoch der Krieg hat gleich in den 
ersten Monaten gezeigt, daß der Mediziner, der an der Schwelle 
der Approbation steht, zwar eine Fülle von Kenntnissen besitzt, 
aber an einer erschreckenden Armut des Könnens leidet; daß er 
primitive Elemente ärztlichen Handelns und Unterlassens 
dem Krankenpflegepersonal, Schwestern, Wärtern, Sanitätsunter- 
offizieren und -söldaten, Roten - Kreuz - Trägern usw. ablernen 
mußte; daß er in mancher Lage, in der die Augen auf ihn ge- 
richtet waren, in beschämender Hilflosigkeit dastand und auf 
den Rat, das Zugreifen, die Dirigierkunst subalterner Kräfte 
angewiesen war, Die Revolution sodann, indem sie Normen zer- 
schlug, die wir für unverletzbar hielten, zwischen das Heute und 
Gestern einen unüberbrückbaren Abgrund der Wertungen legte, 
nötigt uns, alles nachzuprüfen, was sie selber — zufällig — noch 
unversehrt gelassen hat. Sie richtet das Erziehungsproblem in 
seiner ganzen Größe vor uns auf; von der Geistesgestaltung der 
Deutschen hängt es ab, ob diesem furchtbaren nationalen Zusam- 
menbruch eine neue Aufrichtung folgen kann; und die Erziehung 


‚der führenden Schichten stellt in dem Knäuel der national- 


pädagogischen Fragen die ernsteste und dringlichste dar. Es gibt 
kein Fortwursteln mehr mit alten Gewöhnungen, und wenn auch 
manches so bleiben wird, wie es war, so wird es dies doch nur 
bleiben können, nachdem es durch rücksichtsloseste kritische Prü- 
fung hindurchgegangen ist. Vor allem die Jugend, welche allein 
die Zukunft bedeutet, wird uns diese Prüfung nicht ersparen. 
Sie lebt in der Erkenntnis, daß eine neue Welt aufgebaut wer- 
den muß, nicht ein schadhaft gewordenes Überkommenes not- 
dürftig wieder zurechtgeflickt. Das Gedächtnis der gereiften Ge- 
neration von heute wird in der Zukunft desto würdiger fortleben, 
je entschlössener ihre Angehörigen sich zur Jugend schlagen, je 
kräftiger sie — mit Nietzsche zu reden — stoßen helfen, 
was doch fällt. Es ist das Kennzeichen wahrhaft „großer“ Zeiten 
(die für die Mitlebenden nur selten „schön“ im vulgären Sinne 
zu sein pflegen), daß sie alle Dinge bis auf den Grund und ganz 
von vorne durchzudenken nötigen. Auch für die Wege der 
Heranbildung des deutschen Arztes entbindet uns nichts von 


‚dieser Arbeit. Hier soll ein Beitrag zu ihr geleistet werden. 


I. 


Es macht den Inhalt des Ärzteberufs aus, Krankheiten zu 
heilen, mindestens eerträglicher zu gestalten. Eine Zeitlang hat es 
hitzigen Streit gegeben, ob man nicht für „Krankheiten“ setzen 
müsse „kranke Menschen“; die Naturheilkundigen und manche 
ärztlichen Eingänger (wie ein Schweninger) legten Nach- 
druck auf diese Unterscheidung ihrer Kunst, von jener der „offi- 
ziellen“ Medizin. Jedoch dieser Streit geht wirklich nur um 
Worte. 
eines Lebewesens. Es heißt einen wichtigen Grundgedanken tot- 
hetzen, wenn man darauf herumreitet, daß das biologische Den- 
ken sich keine Störung in einem Organismus vorstellen könne, 
die nicht im ganzen Organismus ihre Wirkungen geltend mache. 
Die Biologie vermag heute durchaus keine zureichende Antwort 
auf die Frage zu erteilen, ob es in den Organismen streng örtliche 
Vorgänge gibt oder nicht. Praktisch gibt es welche; das heißt 
solche, deren Wirkung auf entferntere Teile des Organismus so 
unbedeutend ausfällt, daß sie praktisch nichts bedeutet. Auch 
solche Störungsvorgänge gibt es; sie stellen die reinen Lokal- 
erkrankungen dar. Freilich, die örtliche Begrenztheit: jeder Stö- 


Krankheiten sind Störungszustände in den Funktionen. 


20. April. 


rung in einem Lebewesen ist immer im labilen Gleichgewicht, 
und jeden Augenblick kann aus der lokalen eine allgemeine Stö- 
rung werden, Es ist schon gut, daß der Arzt immer an den ganzen 
Menschen denkt, den jede Krankheit ergreifen kann, mag sie 
noch so örtlich beginnen. Aber seine Blickrichtung bleibe streng 
auf die Krankheit eingestellt, die er bei aufmerksamem Verhalten 
eben als örtliche oder allgemeine zu erkennen und zu behandeln 
hat. Zwischen dem „kranken Menschen“ und der „Krankheit“ 
einen grundsätzlichen Unterschied!) konstruieren und die Heil- 
kunst danach in zwei Lager, Krankenbehandler und Krankheiten- 
behandler, teilen zu wollen, ist ähnliche Pseudologik, wie: die- 
jenige, die aus der Haarspalterei zwischen Ursachen und Be- 
dingungen neuerdings eine ganze „Weltanschauung“ des „Kon- 
ditionalismus‘“ abgeleitet hat. Es offenbart sich da immer nur wie- 
der die mangelhafte begriffliche Schulung des medizinischen Den- 
kens, das sich, wo es sich einmal in Dialektik verstrickt, dann 
gern in unbrauchbaren Begriffsüberspitzungen erschöpft. Prak- 
tisch kann man genau soviel Unheil anrichten, wenn man. blof 
den kranken Menschen und wenn man bloß die Krankheit 
sieht. Die Chronique scandaleuse der operations- und arzneilosen 
Heilweise legt nur zu reichlich Zeugnis davon ab: es kann eben 
einer auch zugrunde gehen, dessen bösartige Geschwulst örtlich 
entfernt werden müßte und der statt dessen gebadet, massiert, 
vegetarisch genährt, in andere Luft geschickt oder gar suggeriert, 
kurzum als kranker Gesamtmensch behandelt, statt von seiner 
einzelnen Krankheit befreit wird. Es ist ein schlechter Arzt, der 
lediglich am Furunkel herumstochert, während der Patient schon 
von den Fieberfrösten der Pyämie geschüttelt wird; es ist kein 
besserer, der es zur Pyämie kommen läßt, weil er nicht rechtzeitig 
den furunkulösen Herd unschädlich gemacht hat. 
Eine andere Einwendung, die man gegen unsere Definition 
des Arztes erheben möchte, wird die „prophylaktische“ sein.. Der 
Arzt solle, so hört man heute besonders gern sagen, noch mehr 
Krankheiten verhüten, als welche heilen; die Heilkunde müsse 
immer mehr Hygiene, Gesundheitspflege werden. Gewiß gehört 
zum Arzt auch, daß er gegebenenfalls an der Verhütung "von 
Krankheit mitwirke. Aber ob der Schwerpunkt des Arzttums 
hierauf verlegt werden kann, erscheint uns doch fraglich. Denn 
die Verhütung der Erkrankung des Einzelmenschen durch hygle- 
nische Beratung wird der Arzt fast immer nur dort erfolgreich 
zu betätigen Gelegenheit finden, wo er durch erfolgreiche Behand- 
Jung, durch Heilen von Krankheit sich das Vertrauen dieses 
Einzelmenschen (oder seiner fürsorglichen Umgebung, Z. B.. der 
Eltern eines Kindes) erworben hat. Der alte Hausarzt war 
in seiner Art viel mehr Hygieniker, hatte viel mehr Gelegen- 
heit es zu sein, als der Arzt von heute, obwohl die Hygiene da- 
mals noch recht in den Kinderschuhen steckte. Krankheitsver- 
hütüng großen Stils, öffentliche Gesundheitspflege, aber kannder 
Arzt nur im Bunde mit anderen öffentlichen Gewalten treiben, IM 
dabei wird oft viel weniger seine Qualität als Arzt maßgeben 
sein und viel mehr ein spezialistisches Wissen um hygienische 
Dinge, das sich nur teilweise mit dem allgemeinen ärzt ichen 
Wissen und Können deckt: ein großer Hygieniker braucht 
durchaus kein vortrefflicher Arzt zu sein. Der Arzt als Krank- 
heitenheiler bleibt übrigens ganz von selber im Dienste der, Hy- 
giene. Die rechtzeitige Erkennung und gründliche Behandlung 


| der einzelnen Erkrankung bildet einen. ganz wesentlichen Be- 


standteil auch der öffentlichen Gesundheitspflege — man denke 
nur an die Tuberkulose und neuestens an die Syphilis, von der 
man immer deutlicher einsieht, daß ihre Ausrottung als Seueh® 
am sichersten bewirkt wird durch ihre.rasche und sichere Hei- 
lung im einzelnen Infektionsfalle. Wir meinen, die Mitwelt täte 
sehr wohl daran, wenn sie nicht die Ärzte in lauter Sozialbyg1e 
niker, vollgepfropft mit juristischem, soziologischem, national 
ökonomischem, statistischem und, was weiß ich, noch für Wissen, 
umzuschaffen sich übereiferte. Es möchte darüber am Ende der 
eigentliche Arzt als Heilkundiger verlorengehen, und die Nach- 
welt würde ihn vielleicht wiederherzustellen haben, um auch die 
ganze Gesundheitspflege zu retten, die mit dem Eckpfeiler der 
Krankheitsheilung steht und fällt. 

Krankheiten heilen wird gern eine „Kunst“ genannt; auch 


— 


1) Über die Wellen, die dieser Streit um ein Mißverständnis, auch 


in mein engeres Fachgebiet, die Ps logi eworfen hat, WO 
es unendliche Debatten über den Unten on ei Schen Krankheiten 
und krankhaften Reaktionen der seelischen Persönlichkeit gab, Ye 
gleiche meine Bemerkungen in der Mschr. f. Psych. 1918, Belt -, S: 116 ff. 
meiner Arbeit „Die Kategorien der seelischen Abnormisierung“. ` 


a 
Gleiche È 


algi 
r an den gma. 


kann, ng è) 
g bleibe areg; 
men Ya 


g“ des ‚la; 


MIET a T 


nische! J 
stick; A! 


öpft, Pri 
enn DA yl 
-Kratki 
d amade! 
s but‘ 
wilt w 
Jet, u) 


Kr 


nr AL 


— e 


an 


a 


NN Se er N 


uw an 
TR 


ar TE, Dres) 


` 


' wir dürfen uns. doch! darüber nicht täuschen, daß die Heil- | 


E vielleicht, denn wir wollen hier. nicht ins Wespennest des neo- 


festzustellen, ohne den Kranken selber zu sehen — dieses „Sero- 
„diagnostische“ 


kein beweisendes Wort hierüber zu verlieren. Bakteriologie und 


< auch durch das 


und Erwägen — heute schon eine so rein 


die Pioniere auch am unermüdlichsten der vollkommenen Ratio- 


‚noch ziemlich weit hinter dem Rationalismus der Diagnostik her; 


Zumal dort, wo, wie im Bereich aller psy ch o pathologischen 


‘ihrer vollen Berechtigung!) nichts ändert, überall der Rationalisie- 


Die 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.-16. 


20. April. 


— 


`‘. Sphären der Heilkunde. auf Kosten der künstlerischen stetig zu 
erweitern. un a E E T Š 

‚ Es ist notwendig, diese Entwicklung klar im Auge zu haben: 
diese Fortschrittskurve der Medizin, die sich der schmurgeraden 
Bahn ausschließlicher Wissenschaftlichkeit wie einer Asymptote 
— aber eben doch nur wie einer Asymptote — nähert: unwider- 
stehlich, ohne sie doch im Endlichen jemals. zu erreichen. Man 
erkennt daran, wieviel vom ursprünglichen „Künstlertum des 
Arztes geschwunden ist und noch im Schwinden begriffen bleibt 
zugunsten exakten‘ Wissens und Könnens (der. „Technik“ im 
eigentlichen. Sinne); aber auch, daß, noch genug den intuitiven 
Gaben überlassen ist. Es kann heute leichter einer Arzt „lernen 
und mit unbeirrtem: Fleiß ausgleichen, was ihm am „geborenen“ 
Arzt fehlt, und mit.dem bloßen „Geborensein“ zum Arzt bleibt 
‚heute jeder ein Pfuscher; aber wir sind auch noch lange nicht so 


ind die Schweninger und verwandte Leute im betonten 
ne zur isserschaftlichen Heilkunde, die nach ihnen ein 
oder ee nr p ie 

Ä eritten!). Den Begriff der „Kunst“ kann man begir 

a er a Jede merkt, daß es sich nicht um 
eine „reine“ Kunst handelt, wie Musik und Dichtung, Bildnerei, 
Malerei, Baukunst und Mimik es sind. ‘Erstens fehlt hierzu ‚der 
Heilkunst das schöpferische Ziel.  Nieht die Gestaltung eines 
Neuen aus schaffender Phantäsie heraus, sondern die Wieder- 
herstellung eines: Alten, der verlorengegangenen Gesundheit, ist 
ihre Absicht. Es fehlt ihr zweitens der illusionäre Charakter 
des Zieles; ihr Objekt ist so real wie allenfalls das des gewöhn- 
lichen Hausbaues, den man -auch kaum noch .der Baukunst im 
künstlerischen Sinne zuzählt. Endlich trennt sie von den echten 
Künsten ihre Rationalität, wenigstens ihr Streben. danach. Ziel 
und Mittel im künstlerischen Wirken sind irrational; die hand- | weit, daß wir die geborenen Eigenschaften ganz entbehren 
werkerlichen oder technischen Elemente, in denen Rationalität | könnten, ohne sie gewißlich recht oft schmerzlich zu vermissen, 
steckt, dürfen im fertigen Kunstwerk nicht mehr in Erscheinung | und mancher vielleicht entscheidende Heilerfolg wird nur mit 
treten, sie dürfen aber auch im Kunstschaffen nicht vorherrschend | ihnen zu leisten bleiben. n 


a a e Gem Eon (Die Kaiia | Dabel dust nie obershen’ werden, dab aii der „Aline 
der technischen Rationalisierung der konstruktiven Elemente | }eit“ an sich überhaupt- noch nichts gewonnen und er iyen 
dieser Kunstart.) Das Gesundmachen eines Menschen wird nun | Fehlen keineswegs alles, was sie zu bescheren pflegt, ver “ok ist. 
wahrscheinlich auch niemals eine rationale Rechnung ohne irratio- Auch, g en a: H = Fr at 
. $ 1 3 T nn l TE N 9 
nalen Rest werden; das hängt damit zusammen, daß vielleicht vom, sagen wir ruhig: größen Kurpfuscher so charakteristisch. 
Auch reine Kunsttalente, ja das Genie selber, haben immer eines 
gewissen Maßes von Erziehung bedurft, oder, wo sie fehlte, in 
' manchmal sehr mühseliger Selbsterziehung ihrer Gottbegnadung 
Ersatz ‚suchen müssen. Was fast noch wichtiger ist:. ein go 
wisses Maß von „Intuition“, von „Blick“, von „Takt“, von „ärzt- 
lichem Gefühl“ kann überhaupt änerzogen werden, ohne ur- 
sprünglich da zu sein —, richtiger gesagt: es kann aus den all- 
gemeinen intuitiven Keimen entwickelt und auf die ärztliche 
Besonderheit hingeleitet werden, und solche Keime liegen in 
‘jedem Menschen. Dies unterstreicht die eigentlich-erziehe- 
rischen Notwendigkeiten des Medizinstudiums, Sie dürfen 
nicht über lauter Unterrich t, über der unvermeidlichen Fülle 
der didaktischen Leistungen vernachlässigt werden. Noch 
‚ist der Arzt nicht reiner Heiltechniker, sondern. ein gut Stück. 
Heilkünstler; alles angeborene Künstlertum nützt ihm zwar nichts 
mehr ohne die Beherrschung der Technik, die wiederum auf der 
ee Meer Prinzipien basiert, also 
Serolori nii A a o alias ie | nichts ohne viel Gelerntes und Geübtes;. aber ob. angeborenes 
Se er re Silken rationalen, an de | Konatirtum oder nicht ib Lernen and berichte an 
man denke. an Diphtherie, Tuberkulose (deren Rationalisierung | @les getan, daneben steht ebenbürtig die Aufgabe, die ärztliche. 
Röntgenverfahren mächtig gefördert worden ist), | Persönlichkeit zu erziehen. Diese Aufgabe ist irrational, wie Ihr 
Syphilis. Im Syphilisbereich ist das Prachtstück dieser Leistung | Ziel, während Lernen und Üben rational sind. D arum ist sie der 
die Paralysendiagnose: vor anderthalb Jahrzehnten noch ein oft | SChwierigere Teil der Vorbereitung zum Arzt, und als der schwie- 
jahrelanges menschenkennerisches Tasten und Raten, Mutmaßen | gere Teil läuft sie Gefahr, von der immer umfänglicheren, -aber . 
chemische“ Angelegen- pädagogisch einfacher zu bewältigenden Masse des Lern- und 
heit weniger Tage, daß die Paralyse uns psychologisch fast zu | Übungsstoffs erdrückt'zu werden. _ (Fortsetzung folgt.) 
interessieren aufgehört hat! Und im Syphilisbereiche streben ja | | 


Geg 
Schwindel 


 vitalistischen Streiters stechen — das Lebendige überhaupt einen 
irrationalen Rest enthält. Wie dem auch sei, bei den Menschen 
sorgt die starke (physische) Individualisierung dafür, daß für alle 
absehbare Zeit die rationale Erforschung‘ des menschlichen Orga- 
nismus nicht ohne Rest aufgehen wird. Es bleibt immer noch 
eine Menge der: „Intuition“ überlassen, und die eben ist es, was - 
den Arzt mit dem Künstler in seiner Leistung verbindet. Aber 


kunde gewaltig vom Intuitivenn zum Rationalen.  hinstrebt, 
Wassermanns Ideal, das er (ich muß schon sagen: leider! 
.denn die große Menge mißversteht derlei schauderhaft) sogar 
einmal in der „Woche“ geistvoll erläutert hat: eine Krankheit 


Ideal wird noch lange auf seine Verwirklichung, 
warten dürfen; aber es ist schon richtig, daß die Bahn der Medizin 
in dieser Ausrichtung verläuft. Für die Diagnostik braucht man | 


Angeblicher: Arzneimittelmangel. 


Zu ‚Besorgnissen wegen Fehlens wichtiger Arzneimittel, wie der 
Jodalkalien, verschiedener Antipyretica (z. B. Pyramidon) und Secale, liegt 
kein Anlaß vor. Nach wie vor besteht ein wirklicher Mangel nur hin- 
sichtlich der Öle (Ricinusöl, Sesamöl, Lebertran), des Glycerins und 
einiger ausländischer Drogen; aber auch da steht eine . Besserung 


Dalisierung der therapeutischen Indikation und Methodik zu, 
durch welche diese Krankheit „mathematiquement“ geheilt wer- 
den soll. Sonst hinkt bekanntlich fast überall die Behandlung 
die Wahl des therapeutischen Augenblicks, die. Energie des Ein- 
griffs, die Entscheidung für Konservatismus oder Radikalis- 
Dinge wie „Schonung“ und „Übung“, von allen Imponde- 


Mus 
| rabilien der, bewußten oder unbewußten Psychotherapie ganz zu | (Lebertran) bereits in Aussicht. Mit den Jodalkalien muß haushälterisch 
| ı auf | umgegangen werden; sie fehlen aber nicht, es kann höchstens einmal 


schweigen — diese Faktoren sind auch heute noch wesentlich auf 
persönlichen „Blick“, Takt, auf Erfahrung und Gereiftheit an- 
gewiesen, und ein Teil von ihnen wird es immer bleiben, weil ein 
est von „Persönlichkeit“ nimmer aus dem Kranksein, vor allem 
auch aus dem Bedrohtsein durchs Kranksein, auszuscheiden ist, 


durch Transport- usw. Schwierigkeiten vorübergehend J odkalium usw. 
nicht in Apotheken verfügbar gewesen sein. ‘Noch weniger besorgt 
braucht der Arzt um Antipyretica zu. sein.- Pyramidon ist zur Genüge 
vorbanden und kann in ausreichenden Mengen hergestellt werden. 
Verfügt aber wirklich einmal eine Apotheke nicht über das eine oder‘ 
andere Antipyreticum, so hat der Arzt die Möglichkeit, ein anderes 
Präparat aus dem reichen Arsenal, das die hochentwickelte deutsche 
chemische‘ Großindustrie gefüllt hat, zu wählen, z. B. eines der 
‚zahlreichen Pbenetidide (Lactophenin), das Antipyrin, Salipyrin, sowie 
deren Ersatzpräparate unter der wissenschaftlichen Bezeichnung. Mutter- 
korn- steht bis zur nächsten Ernte zur Verfügung. Gleichwohl ist es 
Pflicht des Arztes, in keinem Fall das unbedingt notwendige Arznei- 
mittel in größerer Menge zu verordnen, als es geboten ist. RAS 


ger, Der Arzt (Bd. VII der Sammlung | . 


~age, das Kranksein an den innersten Kern der Persönlichkeit, 
an das pSychophysische Ich, greift. Was an der Tendenz (und 


„ng, der exakten Methodik, der rein wissenschaftlich fundierten 
diagnostischen und therapeutischen Technik soviel Betätigungs- 
raum wie nur möglich hinzuzuerobern — die wissenschaftlichen 
) So z.B. Schwenin 
Gesellschaft“). 


401° 


wur 


=- 


BEN 


-e 
wn, 


4 > - 
2. u u o. 
~ = zen, Pe 
TTS 
- REN TEN re 
= ran. an 
Er aT 
er wer. 
na 


PS i rf 
wa 
tue n. ru, a 
T © Eene : 
Em z DTN Paz. ix 2 
et 2 ER E 2 PERR EEG BP Ta 
À = AEIR = -r f Er j r 
z á F j w u rg 


Gr, 


EN GE) 


Te SEN 
en SEIN ER: 


EL FE TELIEE Se 
Baum: AD EI 


iau on sT 
ELS DEON 


.. PER ran er vu a PEI T i 
TELF N in ES ai % San 

a> -TADA TR trey ATA > 
Er 0. - zn m = j 2 


Ltg an 
- 


- +æ- 


... 


un. 
ui 
1 


ES Se 
BE wr at nei Dana a 


.._n 


meme ymer a 
x a 


Reue T 
E aat "e-. > ` 


-æ 


[= zen 
Res 


ra RER, 


Se) SED En 
. Ta . e a E 


P 


AN E 


en 


u te W E 
á e . 


rn a Te 


E An 3 Sa nen Dr on a hen en en ne a 


402 _ 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 16. - 20. April. 


Dr. H. E. Schmidt t. 


Am i6. März 1919 verschied unerwartet im besten Mannesalter | 


H. E. Schmidt, der Verfasser des ausgezeichneten Kompendiums 
der Röntgentherapie und zahlreicher Abhandlungen aus dem Gebiete 
der Strahlenforschung. H. E. Sehmidt ist eigentlich nie so ganz 
pach Gebühr gewürdigt worden, obwohl sich seine sämtlichen Ver- 
öffentlichungen durch kritische Schärfe, absolute Zuverlässigkeit und 
seltene Beobachtungsgabe auszeichnen. Sein erwähntes kleines Kom- 
pendium zählt zu den besten Erscheinungen der gesamten Röntgen- 
literatur. H. E. Sehmidt ist aus der Lesserschen Klinik bervor- 
gegangen, er verweilte daher mit besonderer Liebe und Neigung bei 
der Strahlentherapie der Hautkrankheiten. Indessen hat ihn seine um- 
fassende Bildung vor Einseitjgkeit bewahrt. Mit Entschiedenheit hat 
H. E. Schmidt gegen die wahllose Verwendung der Strahlentherapie 
und gegen die übermäßig großen Dosen Stellung genommen. Er hat 
sich in der kritischen Beurteilung der Bedeutung der Tiefentherapie 
stets frei gehalten von allen Übertreibungen und ist bis an das Ende 
seines Lebens immer derselbe ruhige, stille Beobachter geblieben, der 
alle Fehler rechtzeitig sah und so außerordentlich viel Ersprießliches 
geleistet hat. Seine Sachkenntnis und Überzeugungstreue wird ihm im 
engeren Fachkreise ein ehrenvolles Andenken sichern. 

Otto Strauß (Berlin). 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 


Die folgende Erklärung wurde von den Herren Profi: 
Brandt (Christiania), Bergmark (Upsala), Johansson und 
Gadelius (Stockholm), Tendeloo (Leiden) am 10. April Prof. 
Abderhalden in Halle überreicht zur Weitergabe an Wilson: 
Auf Bitten der medizinischen Fakultäten von Deutschland und Deutsch- 
Österreich und der Oberbürgermeister der größten Städte dieser Länder 
haben die medizinischen Fakultäten in Holland, Schweden und Norwegen 
die unterzeichneten Professoren als ihre Repräsentanten nach Deutsch- 


. land gesandt, um sich persönlich vom Ernährungszustand des deutschen 


Volkes zu überzeugen. Wir erklären: 

. Die Bevölkerung der Großstädte befindet sich in einem Zustand 
von unzweideutiger Unterernährung und infolgedessen auch im Zustand 
größter Hoffnungslosigkeit, Mißmut und Erregung. Überall findet man 
Personen mit einem Gewichtsverlust von etwa 20% und überall trifft 
man auf Mütter, die vergeblich die notwendigen Nahrungsmittel für 
ihre Kinder aufzutreiben versuchen. Die Volksschulkinder sind in der 
körperlichen Entwicklung auffallend stark zurückgeblieben. Die Markt- 
hallen stehen leer, gelbe Rüben und einige zum Skelett abgemagerte 
Ziegen sind alles, was sie aufzuweisen haben. Was man der ärmeren 
Bevölkerung in Massenspeisungen geben kann, spottet jeder Beschreibung. 
Nichts als dünne Gemüsesuppen mit Ersatzstoffen werden verabreicht. 
Kein Fetttropfen schwimmt darauf! Die Szenen, die sich täglich an 
diesen Stellen abspielen, lassen erkennen, daß eine Hungerrevolte in 
jedem Augenblick ausbrechen kann, besonders da die Beamten, die bis 
jetzt die Organisation der Ernährung durchgeführt haben, . infolge 
der wachsenden Schwierigkeiten der Nahrungsbeschaffung, der zu- 
nehmenden Depression und von Hunger am Zusammenbruch sind. 
Das allgemeine Chaos ist dann unvermeidlich. | 

Die Tuberkulose steigt namentlich auch bei Kindern in er- 
schreckender Weise an. Sie hat allgemein einen bösartigen Verlauf 
angenommen. Auch die Rachitis wird immer allgemeiner und viel 
schwerer. Eine Bekämpfung dieser Erkrankungen ist unmöglich. Für 
die Tuberkulose fehlt die Milch und für die Rachitis der Lebertran. 
Der völlige Mangel an Seife bringt die Chirurgen in eine verzweifelte 
Lage. Die Tätigkeit der Ärzte wird von Tag zu Tag mehr beschränkt. 
Die Medizin sinkt auf einen Zustand zurück, wie er vor vielen Jahr- 
zehnten war. Der Ärzte und Behörden, denen die Kranken anvertraut 
sind, bemächtigt sich Verzweiflung. Die gesamte Bevölkerung wird 
von Tag zu Tag erregter und die Stimmung verzweifelter, was sich in 
den immer häufigeren Ausbrüchen von Unruhen zu erkennen gibt. Ein 
Aushalten in dieser Lage ist ganz unmöglich. f 

Die nach dem Brüsseler Abkommen bewilligten Nahrungsmittel 
sind vollständig unzureichend. Sie genügen höchstens zur Aufrecht- 
erhaltung des jetzigen mangelhaften Ernährungszustandes, nicht aber 
zum Wiederaufbau der verlorenen Körpersubstanz. Schon im Jahre 1918 
konnte man mit einem Defizit von 20 Billionen Calorien durch den 
Rückgang der Landwirtschaft rechnen. Für 1919 ist ein noch größerer 
Ausfall zu erwarten. Das vorhandene Defizit läßt sich nicht durch die 
Einfuhr von Nahrungsmitteln ausfüllen, man muß Deutschland die Mög- 


lichkeit geben, die frühere eigene Produktion von Milch und Fleisch 


durch Zufuhr von Viehfutter wieder zu erlangen. Wie oben entwickelt 
worden ist, ist aber rascheste Hilfe notwendig. Die bisherige Einfuhr 
von Nahrungsmitteln ist eine viel zu langsame. Das einzige Mittel, 
das deutsche Volk zu retten und die Ausbreitung der gefährlichen 
Stimmung über ganz Europa zu verhindern, ist die sofortige ausreichende 
Nahrungszufuhr. Diese rasche Hilfe ist nicht nur ein Gebot der Mensch- 
lichkeit, sie liegt vielmehr im Interesse der Selbsterhaltung aller Länder 
Europas. | 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin We. a 


. Wien. Ein Erlaß des Staatsamtes für Volksgesundheit 
führt die eingeschränkte Anzeigepflicht bei Tuber- 
kulose ein. Leitend für die Fassung des Gesetzes ist die Auf- 
fassung, daß die Tuberkulose nur in bestimmten Formen und nur unter 
gewissen Lebens- und insbesondere Wohnverhältnissen der Erkrankten 
für die Umgebung gefährdend anzusehen und deshalb anzeigepflichtig 


zu machen ist. Die beschränkte Anzeigepflicht kann nur dann wirksam 


werden, wenn alle Einrichtungen geschaffen sind, um die Kranken in 
ihren Wohnungen zu betreuen und für ihre Absonderung und Behand- 
lung zu sorgen. Dieses Ziel wird erreicht durch die Tuberkulos-für- 
sorgestellen und die Einrichtung von Anstalten zur Unterbringung 
heilbarer und unheilbarer tuberkulöser Erwachsener und tuberkulose- 
gefährdeter Kinder. Die Anzeige von Einzelpersonen wird dem freien 
Ermessen der behandelnden Ärzte anheimgestellt. Die Möglichkeit 
der weiteren Verbreitung der Krankheit ist hauptsächlich auf die 
Lebens- und Wohnverhältnisse des Erkrankten, sowie mit Berück- 
sichtigung darauf, ob er einer Belehrung zugänglich ist, zu beurteilen. 


Die Kommission für Bevölkerungspolitik in der Preußischen 
Landesversammlung hat beschlossen, die Staatsregierung darauf hin- 
zuweisen, daß sie die Schaffung von Professuren für Kinder- 
heilkunde an sämtlichen preußischen Universitäten für eine 
dringende Aufgabe erachtet. 


Berlin. Die Berliner Medizinische Gesellschaft nahm nach 
einem Bericht des Prof. Adam und des Kammergerichtsrats Leon- 
hard die folgende Entschließung an: „Im Interesse des Wiederauf- 
baues und der Erhaltung der Volkskraft erscheint eine Erweiterung 
und Vereinheitlichung auf dem Gebiete der gesundheitlichen Gesetzes- 
maßnahmen und der Medizinalverwaltung dringend erforderlich. Als 
Mindestforderung verlangt die Medizinische Gesellschaft: 1. Die Ein- 
richtung eines Gesundheitsministeriums in Preußen mit einem Arzt an 
der Spitze und 2. die Einrichtung einer besonderen Medizinalabteilung 
im Reichsamt des Innern, gleichfalls unter ärztlicher Leitung, und die 
Einstellung von besonderen Reichsaufsichtsbeamten.“ 


Der Preußischen Landesversammlung ist der Haushaltsplan für 
das Rechnungsjahr 1919 vorgelegt worden. Im Etat des Ministeriums 
des Inneren erscheint die Schaffung von 26 neuen Stellen für voll- 
besoldete Kreisärzte. Die Zahl der vollbesoldeten Kreisärzte beträgt 
nunmehr 141, die der nichtvollbesoldeten 378, darunter 18 Gerichts- 
ärzte. Der Haushalt des Medizinalwesens zeigt folgende einmalige und 
außerordentliche Ausgaben: 

Unterhaltung einer Forschungsstätte der Landesanstalt für Wasser- 
hygiene in Berlin-Dahlem für die Zwecke der MainwasseruntersuchungeR 
in Wiesbaden M 17000, Bekämpfung der Granulose M 1000, Bekämpfung 
des Typhus im Rheinbezirk Trier M 51 000, Beihilfen zur Veranstaltung 
von Forschungen über Ursache und Verbreitung der Krebskrankheit 
M 10.000, Beihilfen zur Veranstaltung von hauptberuflichen Sachver- 
ständigen behufs Durchführung des Weingesetzes vom 7. April 1909 
M 80000, Abhaltung von Fortbildungslehrgängen für Medizinalbeamte 
M 20000. — Im Haushalt des Ministeriums für Wissenschaft, Kunst 
und Volksbildung erscheinen als einmalige und außerordentliche Aus- 
gaben für die Universitäten Berlin und Breslau für die Zwecke def 
Syphilisforschung bei den Kliniken für Haut- und Geschlechtskrankheiten 
ie M 5000 und dem Institut für experimentelle Therapie in Frankfurt a. M. 
M 25000 zur Erforschung der Krebskrankheit auf experimentell-ther& 
peutischem Wege. Po re. Bg. 


, Das Sanitätsdepartement des preußischen Kriegsministeriums 
gibt bekannt, daß der Verkauf von ärztlichen usw. Gê- 
räten und Verbrauchsgegenständen an Ärzte, Zahn- 
ärzte, Zahntechniker und Militärapotheker, Kleindrogenhandlung®n, 
Apotheken, Krankenhäuser usw. unmittelbar durch die Sanitätsdienst- 
stellen mit dem 30. April 1919 aufhört. Nach diesem Zeitpunkte können 
nur noch Anträge von Ärzten, Zahnärzten, Zahntechnikern und Militär. 
apothekern Berücksichtigung finden, die erst nach dem 1. April 1919 
aus der Gefangenschaft oder aus den bisher besetzten Gebieten nach 
der Heimat zurückkehren. 


Berlin. Prof. Dr. Eduard Martin, Privatdozent für 


Gynäkologie, zum Direktor der Provinzialhebammenlehranstalt in 
Elberfeld ernannt, 


b Breslau. Prof. Lenz (Augenheilkunde) vom Magistrat zum 
eratenden Augenarzt der Städtischen Krankenanstalten gewählt. 


m m 


Hochschulnachrienten, krankfurta.M.: Geh. Rat 

a Dr. Rehn, der Leiter der chirurgischen Klinik, feierte den 
0. Geburtstag. Er gedenkt mit Schluß des Sommersemesters von 
seinem Lehramt zurückzutreten. — Greifswald: Prof. Nipp® 
(Erlangen) zum Direktor des gerichtlichen medizinischen Institutes 
a — Hamburg: Zum Rektor der neuen Universität wurde 
er Nationalökonom Prof. Dr. Rathgen, zum Dekan der medi- 
en Fakultät Prof. Dr. Kümmell gewählt. — Heidelberg: 
2 © „bisherigen a. o. Professoren Bettmann, Moro, Kümmell, 
Otimann und Baeyer zu Ordinarien ernannt. — München: 


Dr. Lenz für Hygiene, Prof : früheren 
deut . .sgiene, trof. Mulzer, bisher an der irube 
ee Naar Straßburg, für Dermatologie habilitiert. — Zum 


sychiatrischen Klinik ist Prof. Sterz (Breslau) 
ernannt worden. — Zürich: Als Nachfolger des verstorbenen Prof, 


uge wurde der ord. Pr 7 ; an8- 
tomischen Institutes u W. Felix zum Direktor des à 


zesundheil a Ag SEa wen | ah ER i E, 
an | PERE. xV Jal are Be 
S ie M > z ; SI u. x weh ir. 
und nor miy u ahr 8 ang .. ur a ka U 
ozeigeplidý £ ee 
iin TARERE 
ie Kranke i | RA AS 
und Beint ne | DAN u A 
oberkuloscin: f Ze R a m | ui; Eh 
ee | W SEE Zune Dr er | | I N 
da I E k £ ochenschrift für DEE mE A ee E SER, I nee 
s Moit F | | [AL S a E OG SE poe a A BR : ar 
BT Hip praktisch ee P 
A S redigiert voi poa zu UND P MEOE mpe 1. R ORE 
mit Berid: Sr Geh. San.-Rat P De on i . i g AA ! o = Q l Sa fii 3 t a . Ye 
u beureln |. . : a PABn 79}. Dr. Kurt Brandenb = 2 BE ner: a a | OR: en. 
hatsa aea A n a a + Mi 
daralt | BIER | | Urban & Sc | ee 1. RR 
r Rinder ER alt: Originalarbeiten : F : l | Ei ; A ga i 7 chwarzenberg. 5 ar N i aie DTE ean 
afire im N G. Holzkne Pinkus, Über die Beha | „Bern | | | n EEE 
i riege. Schwe zknecht und F, P ie Behandlung. der -Syphi a | S | en Dan A 
okkus aus der K rmann, Die A ~ Pordes, Organi r Syphilis mit Salvar | I EEE 
‚nahm md verfahren. — R atarrhalis-Gruppe menorrhöe — ein F ih visatorisches zur Rönt varsan. K. Nieol, Zur f RRR -y o 
ats beit Notizen. — Bü eferatenteil, W ppe als Erreger eine "rübsymptom\ der Fraue gentherapie. F, W. Ba‘ ur Nomenklatur und Einteilun 1} Ro BE 
Tr ARE Seen Monte it Kur) SA Daci Upar d eek | 
ar | en N, Rellpach, Di ereins- und Auswärti R sebiete der- Sozialhygi Kurve. Lex or H. Prell, Über elversorgung SC I 
a Geit Í erlag behält sich das eig 3 Neugestaltung de ge erichte: Frankf ygiene. — Aus de ? leue Erfahrungen er emen Diplo- Be nn 
Dt / schließH Ä s medizinische urt a. M. Grei s den neuesten Zei ngen mit dem S 3 A RER e 
ri, d | eliche Recht der Vorvieifältigun chen Unterrichts. (F nn - Königsbörg i iia — Therap pumak I. | ar 
j. Dei | gung und Verbreitung d er zung). — Tagesgeschich ər. Rostock. — R sche Me i i 
m Ata Üb REN : | a er in dieser Zeitschrift zu» esgeschichtliche Notizen. undschau: Ar iy Be 
po a er Syphilis mit Salvarsan. | schlechtl RT I Aee 
F eS san. hl Se | 11 11 E g ir e 
Von „ | sehlechtskrank | 1113. 2) EA 
in) E Prof. Dr. Feli | | ~... | ein Uleus en Menschen infizi £ | | I IA ee. 
T y IR. : ; - molle -ü i jert wor . PRO: | Een I Wa ae 
m 2, Die Zeit; ehe die S Ne und durch re rt worden ist- Ein Mensch, det" I 
il "Die De die Syphilise k wie das schon früh ‚Gewebsläsion ebenso auch syphilitisch sein: = ` I! Ve a i 
Cor na syphilitische Initi rkennbar wi - | die große Mögli sichtbare Ule sogut das Syphilisvi RE. A E. 
nach I V & M u & hili 
En W E al erone kommt erst wird: | Hautriß TA vor, daß de nn Gorei. ee IFA en 
å Wochen ist an der in zum Vorschei erst drei Wochen | Spirochät zierte erst näcl r mit einem Ule . Es liegt I) an 
| "geschützte Coi er Infektionsstelle ni ein, vor Ablauf dies« en pirochäten erhält; d nach drei Wochen ei us molle in seinem Me 
ias -in sich I impurus biret di nichts zu sehen. J er drei | Syphilis sich einste as heißt, daß da eine Induration durch PRR: p 
aus sieht ni ie Spirochäten kö gt die Gefahr einer S un Salvarsan proph stellen. In ‚diesen Fällen die ersten Zeich ; pani ehe: 
u X: ochäten an der ni ein Kampf: zwisch sein, doch man | Proph H ng nicht gebilligt Se en. Andere haben r geraten, 1112, 1 De 
u - ingedrungen r Infektionsstelle en: Körpersäften a ylaxe angeführt . Zwei Gründe könn n -diesen Ge- E i e: 
das genen Spirochäten stattfinden ‘od ften und. die Salva ihrt werden. Der eine Gr Önnen ge | 12.1 i 
a ist, sich zu teilen ihrerseits zu gewöh it brauchen, um sich i ee heitsbild verwischt = dem Ablauf der dri er, daß durch IRRE, ARa 
jas i | E ersten drei W en: nennenswert ver nen, ehe es ihnen mö an er: Sklerose (vom 21 werde. Zudem sei tten Woche das hen H a i 
r ] ee ochen noch nicht ermehrt können sie si nögllich syphilitische Infektio , Tage an), wenn mai nach der Entstehu El 
od t drei W cht haben. - en sie sich in d ankam. a} ektion erfol , wenn man erst wi ASTENUNE | 
gi dieser Über poher nach threriimpla] Der Körper reagi en | sicherter abortiver Ausi olgt sei, immer rst wisse, daß ei AM a i 
tische anti itung des A > es möglich sei = | vor. der Ge Et (der, daß /orDanden. .. Be 112.311) | Ve 
tb? die vi antisyphilitisch usbruchs der Syphili ‚sein müßte heißt die websreaktion die ? . man nicht wis A ERANDA TEE 
em Auftr r.schwacl ıdlung post coitum- TOPAy andlung beei uden Spirochäten, übe rande. Infekti a a 5 
ig ‚gem Auftreten einer 'I ch und ku Elan .anzuwend dlung beeinflußt w rochäten, überh ktion, -das MERE 
genügt einer Initialskler rz sein könnte en, | latente Syphilis, d erden, wie wire aupt durch‘: 1, -AaS IAEA: 
j Jei gt, um den Syohili sklerose ei A e. Wenn nacl te SyYpuus das heiß 4 zir ja auch ni nn „die Be- er 
leicht eine vi Syphilis ne gewisse Sal ı | syphilitisch i eißt das Stadium, i nicht wiss ; 
|o < jC" eine viel geri ausbruch zu verhü . Salvarsanmenge | Syphili en Menschen durch kei adium, in wel en, ob die MR 
j | hier nicht in B geringere Behandlun, rhüten, genügt hier e n yph lis nachweisbar is ch keine äußeren-Un elchem bei einen 4 ie; 
Si ee nO. el- l Sa ar i äußeren Unter 1E Der EINEM Tea Se 
A aktischen He petardi nie ist die er A ee ort N nn ehe vi. a Therapie ee ek 
wadium aufget; llung im erst ner derartigen prophy- Nenn es: überh en pie beeinflußt, das. ` AET een 
1 versucht getaucht. Dage ; en: dreiwöchigen Ink op 1y- syphilitischen I er. aupt richtig ist d el EIER E Ba I a 
A litische worden. So hat Se ist es mit Salvarsan ubations- ; handlun Infektion vor ihrer , den gewöhnlichen G he io ERREA 
4 beh: n Prostituierten a ritz Lesser di an schon früh | Gründ g zu unterbrechen, d r vollen Entwicklu ang der au a 
j nandelt und gef alle Monate mit je ei e noch nicht syphi- ünde nicht in Betrach 1, dann dürfen. die bei ng durch Be- ANS IE PERROS 
uierten jı gefunden, daß vi it je einer Salvarss sagen: je: früher acht "gezogen werdeı e beiden. gen = Elan 
Ä bei. d ı dreiviertel Jah aß von den so behandelter sanspritze | syphilitisch er desto besser. Bei erden. Dann ka lannten IT EE 
| a en unbehande ahren sich nur drei í erten 150 Prosti- | Syphi senen Behandlung vi . Beim blinden Arbei nn man nur Kelle Le UA re 
' 3nahm andelten n ı nyr drei infiziert A yphilis handlung vor de , rbeiten,. d . El N: 
‚| slos er: ach d fizierten, währer vorhande ot m Bewi . , der anti- Be: 0; 
zi erfolet rei. Monaten Ba rend | die Verhü n ist, kan ‚m bewiesensein, a n A 
ge, an dem di gt war., Das Prostitui n die Syphilisinfekti e Verhütung de , kann nur das ärztlich n; daß überhaug Nut ; 
, „werden k m die Wirksan f rostituiertenmateri 1 7 ex Lon haupt wä $ eS Manifestwerd : che Gefühl wirk - upt f URAA ; J ä 
j tann, wei nkeit der ial ist das ein- äre als Ideal rerdens einer s 1 f irken, abe Be) EA 
anderen Kra. well deren Infekti genannten Maßnah in- | Vorbedingun „jaeal zu. bezeichne olchen Krankhei ti r I. i B 
| Ausblei (ranken ist ılektion so sicher b me erkannt | gerin g nötig: nämlich di en. Hierzu ist eine it über- Ba {a 
üsbleiben der es eine Sch bevorsteht. . Bei jed ge Behandlung ch die, daß in diesen eine. wichti KRONE BR. = >: - 
| wieso kei der Syphilisinfekti utzmaßregel, von der n jedem | abzutöten. Fri ng schon genügt n diesem frühen S uge URME i S 
5 ie teine Infekti ektion nicht wissen jer man bei | facl . Fritz Lesse gt, um die weni a Stadium - hand ul aan 
y totz Anwend on ‚erfolgt wäre sen kann, ob nicht chen ganz unverdächti r behauptet, daß i igen Spirochäte ea 2: 
| Tage ung mehrerer Salvarsa Nur ein Fall ist bek so- | mit drei `intravenö ächtigen Erosionen laß in Fällen, wo in ei Hee MANARE 1., 
Varea der Primäraft alvarsandosen docl kannt, wo | Laufe arenose Noosa arani sich Spirochäter en NN e 
angen na äraffekt zur Entwi ı nach den typisch von acht Ta Neosalvarsaninjektio äten fanden I TOE: OE 
; ersten In] ach einem vicklung kam (Mulze hen | als zweijähri gen nie sich etwa nen von do e hl. or | E yi 
. ubati j n solchen Seh t R ulzert Das |- s Janrıger Beobach AR etwas von 8 map s. IV im KU Ji 1,7 sa 
| des Coj ı Grund zur vird in der Praxis oft erapie im | Spiroch ugt davon, daß vo gezeigt: habe. Ich bi mehr IH 0) 7 REE 
| oitus M Ablehnung vor oft gestellt, und Spirochaete pall. gefund r dem Hervorschi ch bin nicht | JA 
| at, Ehefr (Mann, der mit b g vor, falls wirklich , und es | in diesem v ‚gefunden werden kö schießen der Skl | ee Pr 
| de £ Ar ekannt Tr: h nach der Art | orsklerotisch Öönne. Aber i erose EHRE 
| eine solel au, die mit ihrem ei ‚syphilitischer Puella um die. Entwieklune en Stadium ber ich glaub ah, 
PA pe i verkehrt : icklung der Spirochä ganz wenig glaube, daß FURL. 
gefährdet 1e Infektionsmöeli syphilitischen Ehema bei so manch er Spirochät g Salvarsan’ x EPA MAR s.: 
ee Ä | glichkeit b emann ZU tun hatte) | infizi ncher Fall beh e zu verhüte n genügt OORA NEE., | 
werden aber muß ei esteht. Als atte) | infiziert war Fall behandelt werden, der g en. Es wird hier STERN FRE 
tden, welc] ‚eine noch a ganz besonders ' , weil nicht ns en, der gar ni S wird hier- A T 
1e an weichem Schanker a on angesehen | ee nn lan eigen E a : 
15t, jer ist eine s r tötung d Anian 6, aß die ALEN eIn ringen IE Pin EUH BR... 
| wägung der C _ der Spiroehäten genü se geringe Salvarsan- A: 
u ee ee genügt, würde ich (Ba 
. nehen Fäll . überflü ich bei A Zah sie er 
| en die Syphilis zu ssig zu behandeln, : b- IE a 
RD LEN RIER. Kae Ag I 
| entschieden zu | ge 
BR. 


ebslä l 
| asıon 
ewe vorhande j r 
em ge- 
re 1 2 os ræ] ur > En s. = ; ; 
; ; i E ' Di 


Fena 
$ nn 
e Tee — 


RS IRBRR > 


er - 2 * po oone e 
rc k © 7, g ” Te u Fr De 
EINE A bae an se 
R . Z o 
2 i u ' q 


me 


r 
ee 
ee 


ir Re N et 
ee Fr et Dear = 


— 


ern 


u, 


Li Ita = men Ari A a i 
dear mt preemie, Zur SEES 


404 


27. April. 


m En EGT EEEE S E E E EE ge EAA > ER ng EEE Er eR S ann EEE 


ihrer Vornahme raten. Ich glaube, man kann die Ansicht ver- 
treten, daß in einem Falle, wo nach einem unreinen Coitus die 
Furcht vor syphilitischer Infektion besteht, eine Erosion oder gar 
ein weicher Schanker auftritt, zur Verhütung des Syphilisaus- 
bruches eine oder mehrere Salvarsaneinspritzungen gemacht werden 
‚sollten. Die Wirkung ist so stark, daß, falls Spirochäten wirklich 
eingedrungen sind, ihre völlige Abtötung erfolgt, die Syphilis nicht 
bloß kupiert, sondern geradezu verhütet wird. 

Ich führe hier an, welche Erfahrung ich bei der Ausführung 
dieser Salvarsanbehandlung vor der Syphiliserkennungsmöglichkeit 
gemacht habe. In den Fällen, wo Männer angaben, mit einer 
verdächtigen Person geschlechtlich verkehrt zu haben, oder wo 
Ehemänner mit frischer Syphilis: (meist Sklerosen) angaben, nach 
dem Bemerken ihrer Krankheit (deren Art ihnen noch unbekannt 
war) noch den Coitus mit ihrer Frau ausgeübt. zu haben, habe 
ich diese gesunden Leute mit tüchtigen Dosen Salvarsan (20—30 
Dosierungen Neosalvarsan) behandelt. Syphilis ist in keinem Falle 
aufgetreten, wohingegen in Fällen, wo ich nicht so vorgehen 
konnte, mehrfach die Infektion der Gattin eintrat. Im Falle des 
Ulcus molle habe ich „nicht die so ganz befriedigende sichere 
Empfindung gehabt, eine volle Verhütung erzielt zu haben, wenn 
auch Erscheinungen nicht aufträten und der Wassermann negativ 
blieb. Jedenfalls müssen diese Fälle lange und genau klinisch 
und serologisch beobachtet werden. 


Zur Nomenklatur und Einteilung der Lungenphthise. 


Pathologisch-anatomische und klinische Betrachtungen. 


Von 
Stabsarzt Dr. Kurt Nicol. 


Im Laufe des Krieges ist in verschiedenen Arbeiten von 


Aschoff, Ribbert, Bacmeister, A.Fränkel, Gold- 
scheider, Krauß, Gerhartz und Anderen sowohl die 
pathologische Anatomie, als auch die klinische Einteilung der 
Lungenphthise neuerdings besprochen worden, um endlich zu dem 
langersehnten Ziele einer Verständigung zwischen Pathologen und 
Kliniker und einer- brauchbaren Einteilung der einzelnen Formen zu 
gelangen. Ich habe bereits im Jahre 1914 in einer größeren Arbeit (1), 
die auf den Ergebnissen großer Untersuchungsreihen aufbaute, ver- 
sucht, die pathologische Anatomie der Lungenphthise in klarere Bahnen 
zu bringen, eine für Pathologen und Kliniker gemeinsame Nomen- 
klatur zu. geben und für den Kliniker brauchbare Unterlagen für seine 
Beurteilung und die klinische Einteilung der Fälle zu schaffen. 
Hatten sich doch sowohl bei dem Anatomen wie bei dem Kliniker 
die verschiedensten Bezeichnungen der einzelnen Phthiseformen 
eingebürgert, die teilweise auf nicht ganz riohtigen Vorstellungen 
beruhten, durch die Vielheit der Namen für ein und dieselben 
Prozesse nur Verwirrung anrichteten und so die allgemeine Ver- 
ständigung erschwerten, Die Grundbedingung mußte also sein, 
daß die einzelnen Begriffe eindeutig und klar gewählt wurden, 
damit Kliniker und Anatom das gleiche darunter verstehen. In 
der erwähnten Arbeit und bereits vorher auf der Tagung der 
Lungenheilanstaltsärzte in Freiburg i. B. 1913 (2) habe ich eine 
mit Aschoff gemeinsam ausgearbeitete Nomenklatur und einen 
Einteilungsversuch zur Diskussion gestellt, der auf dem Fränkel- 
Albrechtschen Einteilungsprinzip aufbaute und dasselbe zur 
richtigeren pathologisch-anatomischen Bezeichnung der Formen 
führen sollte. Inzwischen haben Kliniker wie Goldscheider (9), 
‚Krauß (8), dela Camp, Bacmeister (12), Fränkel 6), 
Büttner-Wobst (4), Gerhartz (6) zu der Frage im all- 
gemeinen und auch zu meinen Vorschlägen Stellung genommen, 
ferner hat neuerdings Ribbert (11) vom Standpunkte des Patho- 
logen aus seine Ansichten über die anatomischen Prozesse aus- 
gesprochen. Ich halte es daher für angezeigt, noch einmal zu- 
sammenfassend die pathologisch-anatomischen Fragen zu erörtern, 
und unter Verwertung der von klinischer Seite gebrachten An- 
regungen unter geringer zweckentsprechender Abänderung meiner 
damals niedergelegten Einteilung diese allgemein wichtige Frage 
erneut zur Diskussion zu stellen. 


I. Pathologisch-anatomische Betrachtungen. 


Im Vordergrund meiner damaligen Untersuchungsergebnisse 
die ich im Laufe der letzten Jahre immer wieder bestätigen 
konnte, stand die Einführung des Begriffes der acinös- 
nodösen Lungenphthise, als Bezeichnung für die chro- 


nisch verlaufende in herdförmigen, knotigen Gebilden sich dar- 
stellende Form (knotige Form Albrechts), die bisher mit den 
mannigfaltigsten unrichtigen Ausdrücken, speziell Bronchitis und 
Peribronchitis tuberculosa belegt wurde. Ich konnte nachweisen, 
daß für diese Form der Lungenphthise der Lungenacinus 
(Rindfleisch, Laguesse) — Acinus-Bronchiolus 
respiratorius mit seinen zugehörigen Alveolar- 
gängen — das ausschlaggebende Strukturelement ist und die 
Einheit der ganzen Prozesse bestimmt. Die tuberkulösen Herdchen, 
aus denen sich das knotige Gebilde zusammensetzt, stellen Aus- 
güsse des Lungenacinus mit einem vorwiegend 
proliferierenden Gewebe dar, welches sich käsig um- 
wandeln kann. Die acinösen Herdcehen bilden gleichsam die 
Mosaiksteine, aus denen sich das bunte Bild des acinonodösen 
Herdes aufbaut. Die Knoten entstehen durch unregelmäßige 
Aneinanderlagerung acinöser Herde, die nur durch die territoriale 
Einheit eines Lobulus im Zusammenhang bestimmt sind. 


Während Aschoff (7) neuerdings diesen Begriff der acino- 
nodösen Lungenphthise als Hauptform der chronisch verlaufenden 
Lungenphthise bestätigt hat und für seine Aufnahme in die Nomen- 
klatur eingetreten ist, hat in allerletzter Zeit Ribbert (11) in einer 
ablehnenden Form dazu Stellung genommen. „Es gibt keine acinöse 
Tuberkulose“ ist seine Ansicht. Nach ihm entstehen -die Herdchen 
„durch Prozesse in den Bronchioli respiratorii und in deren Umgebung 
mit Einschluß der nächstangrenzenden Teile des zugehörigen acinösen 
Gebiets und zugleich und hauptsächlich mit Übergreifen auf das den 
Bronchiolus umgebende, aber nicht zu ihm gehörige Gewebe“. Ribbert 
begründet seine Auffassung mit einer Darstellung des normalen 
Lungenaeinus, die meinen Untersuchungen und besonders der Dar- 
stellung und dem Modell von Laguesse stark widerspricht. Nach 
Ribberts Acinusauffassung strahlen die von dem Bronchiolus 
respiratorius abgehenden Alveolargänge  radiär, also fächerartig aus, 
liegen dichtaneinander und bilden ein geschlossenes Ganzes. Nach dem 
Modell von Laguesse [siehe Abbildung meiner Arbeit (1)] und auch 
nach einem mir von Prof. Keibel freundlichst zur Ansicht und zum 
Studium zur Verfügung gestellten Originalmetallausguß eines Lungen“, 
acinus ist diese Auffassung Ribberts falsch. Die normalen 
Alveolargänge sind nicht fächerartig angeordnet, 
sondern bilden unregelmäßig verlaufende, teil- 
weise unregelmäßig gekrümmte Röhren, die sich 
unter rechtem und spitzem Winkel teilen, wie auch 
Stöhr angibt. Die Alveolargänge liegen dabei nicht dicht 
aneinander, sondern sie weichen auseinander. So 
entstehen genügend große Zwischenräume, in die sich, je nach der 
Größe derselben, Randabschnitte von anderen Alveolargängen des- 
selben oder eines anderen Acinus, ganze Alveolargänge, ja mehrere 
Gänge eines Nachbaracinus einschieben können, ja müssen, um em 
geschlossenes, lückenloses Gewebe zu bilden. Besonders sind zwischen 
den Abgängen der Bronchioli respiratorii vom Bronchiolus grobe 
Lücken, die nur so ausgefüllt werden können. Diese Auffassung wir 
auch durch Ribberts Angabe nicht widerlegt, daß da, wo Lungen 
gewebe an die Pleura anstößt, respektive wo Acini gegen die inter- 
lobulären Septen gerichtet sind, jeder Acinus ein Ganzes bilden müßte, 
weil ihm von dort keine anderen Acini entgegenkämen, deren Gänge 
sich zwischen die seinigen einschieben könnten. Hier geschieht eben 
die Ausfüllung der Lücken dadurch, daß sich ein Alveolargang oder 
Teile eines solchen in einer dazu senkrechten oder schrägen Richtung 
dazwischenschieben, was bei der erwähnten unregelmäßigen Gestaltung 


TE) E m unregelmäßigen Verlauf der Alveolargänge jederzeit mog- 
ich ist. 


Bei dieser Auffassung der Gestaltung des Lungenacinus, wie sie 
Laguesse gibt und die ich bestätigen kann, decken sich die tuber- 
kulösen Herdformen vollkommen mit der Gestalt des Acinus. Die 
unregelmäßig verlaufenden käsigen Züge, die wir in den histologischen 
Bildern finden, sind die in der Schnittebene getroffenen Alveolargäng® 
respektive Bronchioli respiratorii oder ihre Teile. Ribbert $ 
selbst, daß die „käsigen Züge sich rechtwinklig teilen und Seitenäste 
haben“, also können sie sehr wohl Alveolargängen entsprechen, denn 
diese und ihre Äste zeigen eine derartige Anordnung. Ich kann also 
der Ansicht Ribberts, daß die axial verlaufenden, verkästen Züge 
den Bronchioli respiratiorii beziehungsweise einem letzten Bronchus 
entsprechen, nicht beitreten. Ein verkäster Bronchiolus respiratorius odef 
Teile desselben können ja einmal im Schnitte liegen. Aber die Bilder 
eines tuberkulösen Knotens (Tafel IVa meiner Arbeit) sind nicht im 
Ribb ertschen Sinne zu deuten, dann würden in einem Gesichtsfel ! 
also In einem eng begrenzten Raum, viel zu zahlreiche Bronchioli 
respiratorii vorhanden sein, was nach der makroskopischen Anordnung 
derselben innerhalb des Lobulus nicht der Fall sein kann. Es müssen 
der Anordnung nach die käsigen Partien in der Hauptmasse Ausgüsse 
von Alveolargängen darstellen. Die Beziehung des tuberkulösen Herdes 
lich Sama inus zeigt ja Tafel IVb meiner früheren Arbeit sehr deut: 
A er Ribbert ferner das käsig ausgefüllte Lumen in pine 
ie a als Durchschnitt eines Bronchiolus resp. hält, so hat er dami 

‚ €S soll auch gar nicht einen Alveolargang darstellen. Die Ab- 


m." re 3 SA % 
ne TS Een MEN en ee Tr er ESTA SaN 
a a oe ’ Ds ö 5 - REN ee + yN “>” 
æn.. i . F BE SE R ae 
* i - ? . . .4 ý Fai = ae 
o - - š ? Prid . A $ Ba : Re g: BE . g a . ` R 
we vs - š E aor a a Sg ai $ r š E k g ne Ee Sa N $ ` g Ati a g oo 3 
3 ER TEN : e” R í Er P TS r Me T PR . Be S” ; > a 7 ns 5 p , $ en ; > 
' a $ r Bu gA C zu Br fi ' j B š E PoE ai ; - ee 
ET p f i s z ns ; . ar ur ; : HAYS 7 poik r Se T O ' 
x N j i - ‘ h ’ ` aE E ON - Ze .. ETR K e'a 
. : á R 5 ` . Teh H oo. g » e £ a . E fi nn 
5 ` : y i i E i \ © ; x x 3er ü i ¥ .. Pa BE Ne Ne | H 
; 5 X i : Eo ` A IN. AR 
X $ mP tr t h FE 
i „i En l + Rt i ET z 2 
X 2 . . ee, -a r A O 7 pt 
i i ’ = ee Far opu 2 px 
- . . f E Deren 24 93 end. [rer 
$ = ` . $ 2.008 ` . H IL DER do? OOS 
is er ir ` á a. re, Be ehe. 5. Bean 
p . ; y Tr A ; 
. $ a 7 s, Teint ja 
P 3 
` 


D AAR 


| <o 20O T I919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 17. 


win 


eine 


_ 


Prozesses habe. ich schon erwähnt, Das proliferierende Gra- | ner. 
wickeln oder, gleich von vornherein ‘als cirrhotische Phthise in 


ME 27:Apel. > | 
den sh N bildung ist bezeichnet als „intraacinöser Prozeß“. Zum Acinus gehört | Form .die exsudative Komponente zu ‚sehr in den Vordergrund stellen. a ci hi: 
isher mi da eben der Bronchiolus resp. dazu, . diese Auffassung meinerseits scheint | Nach diesen stellt die Exsudation den primären Prozeß dar, „das Ex- an, 
u Ribbert übersehen zu haben. Dasselbe gilt für alle von Ribbert | sudat wird durch rasch oder langsam sich entwickelndes Granulations- EER, 2 
roh} | anders gedeuteten Abbildungen. Damit ist aber nicht gesagt, daß der | gewebe verdrängt oder es bleibt bei dem Exsudat, das rasch in Ver- E 
p madig | | Prozeß nun auf den Bronchiolus resp. beschränkt ist. Er schreitet viel- | käsung übergeht und um das sich herum Granulationsgewebe entwickelt“. j Yan 
renaclin?- mehr, wie ich in meiner früheren Arbeit ausführlich geschildert, von | Demgegenüber muß ich nochmals betonen, daß bei der acinös-nodösen ° et. 
onchiels dort aus einerseits auf die Bronchien, ‚andererseits auf die Alveolär- | produktiven Form die intracanaliculäre Entwicklung ATS ME 
Alveolır f gänge fort, schließlich auch auf das den Acinus’umgebende Alveolar- | destuberkulösen GranulationsgewebesalsdasPri- PAESE 
En: gewebe übergreifend. Aber den Grundstock der ganzen Herde bildet | märeim Vo rdergrund steht und erst sekundär verkäst. Eu ir 
an Herita | immer wieder der Acinus, ‚dessen Form sie auch stets widerspiegeln. | Die ex su dativen Vorgänge sind ledig! ich Begleit- Alpen, 
Ganz ähnliche Verhältnisse- finden sich übrigens bei den kleinsten Herd- | erscheinungen. Orth, Aschoff und Andere haben schon BERGS 
stelen dur bildungen der Influenzapneumonien. Auf Grund meiner Unter- | immer größtes Gewicht darauf gelegt, daß diese.Vorgänge scharf zu TEE HEN 
rwiegen suchungsbefunde muß ich also den Begriff des aci- | trennen sind von den fibrinös-exsudativen entzündlichen Prozessen, die EN! 
h live nösen Herdes aufrechterhalten und ihn als den | ebenfalls sekundär verkäsen, Diese scharfe Trennung: wird auch durch a A 
i Grundstein für die acinös-nodöse Lungenphthise | Übergangsbilder nicht ausgewischt. | Br BET | fe = 
“< darstellen. E OEN D 0002,20... Im Zusammenhang mit dieser acinös-nodösen, , vorwiegend ai 
ni Der Prozeß beginnt so gut" wie stets in dem Bronchiolus | produktiven, zur Induration neigenden Lungenphthise steht die schon at 
respiratorius, umfaßt diesen und greift danh auf die dazugehörigen | immer so benannte ‘cirrhotische Phthise, über deren in 
Alveolargänge über und füllt diese aus.. Damit ist der acinöse.Herd | anatomische Grundlage ebenfalls noch verschiedene. Meinungen at 
fertig. Es kann der Prozeß auch gleichzeitig auf den sublobulären | herrschen. Sie wird vielfach als chronische Lymphgefäßtuberkulose, BE el ; 
4 Bronchiolus übergreifen, vereinzelt auch auf diesen schneller als auf | respektive peribronchitische Tuberkulose dargestellt: Die reine N A GR 
‚die Alveolargänge und so wird dieser mit in den Herd einbezogen. | Form- der Lymphgefäßtuberkulose kommt vor und Ela E; ge 
xy... Hält man an dem Beginn der Prozesse im Bronchiolus respiratorius | müssen wir sie ebenfalls zu den tuberkulös-produktiven Formen iM ni 
fest, der ein Teil des Acinus ist, so kann man auch für diese | rechnen, sie ist aber: sehr selten. Sie ähnelt makroskopisch. Ur i 
.. Herde die Bezeichnung acinös beibehalten. Diese acinösen Herdchen | manchmal der eirrhotischen Phthise, ist häufig auch. eine Begleit- Ta 
.. lagern sich unregelmäßig aneinander und bilden so jenen Knoten, | erscheinung derselben. Ihr Anteil an dem Bild der eirrhotischen ee 
` der sich auf-dem Lungenschnitt makroskopisch aus unregelmäßig | Phthise ist nur: durch das Mikroskop festzustellen. [Siehe ‚meine pe. 
gestalteten Knötchen, kolbigen, kleeblattartigen Gebilden zusammen- | frühere Arbeit (1)] In der Hauptsache entsteht die cir- I Beh 
setzt. Die auch im histologischen Bilde so mannigfach gestalteten | „notische Phthise durch eine ausgedehnte Con- Sr 
- . _ Herdehen entstehen durch die in den erkrankten unregelmäßig | fluenz und diffuse Ausbreitung der acinös- Bi 
if  .. gelagerten Alveolargängen‘ und ihren zugehörigen Bronchioli re- | nodösen Phthise, wobei.von vornherein die 4; 
spiratorii verschieden liegende Schnittebene. |  IIndurationsprozesse überwiegen. Sie verläuft sehr aa 
Den vorwiegend produktiven Charakter des | langsam und geht mit ausgedehnten Schrumpfungsprozessen ein- DORI aF. .. 
Siè kann sich also aus einer acinös-nodösen Phthise ent- Be! |; ee 
‚ aulationsgewebe, welches den Acinus ausfüllt, kann sekundär ver- | a. 
käsen, und zwar beginnt die Verkäsung im Centrum, also ent- | Erscheinung treten. Die Iymphangitischen Herdbildungen können hi ‘h e 
sprechend dem axialen Gebiet des Bronchiolus respiratorius und | als Nebenprozeß sich beteiligen, diese , specifischen interstitiellen re... 
der Alveolargänge. Diese Prozesse stehen im Vordergrund. Es | Prozesse treten aber zurück. Die eirrhotische Phthise ist also. at 
‚bleibt nun nicht allein bei diesem intraacinös sich abspielenden nicht, wie Ribbert annimmt, eine reine interstitielle Form, ji hi 
` produktiven verkäsenden Prozeß, sondern es treten entzündliche | sondern eine. ebenfalls vorwiegend intracanaliculär mit  pro- jit A in er E 
 exsudative Vorgänge hinzu. Dieser entzündliche Prozeß spielt sich | quktiven Prozessen verlaufende Form, der die bindegewebige E on 
dm Interstitium ab, greift aber. auch auf die freien intermittierten Schrumpfung ihr Gepräge gibt. Auch bei der eirrhotischen Phthise i ae 
und auf die benachbarten Alveolarteile über. Es handelt sich | können Höhlenbildungen auftreten, sie entstehen einmal durch \ Re 
confluierende Einschmelzungsvorgänge, können aber ‚auch infolge eR r 
Hier _ EN a 


. hierbei entweder um einen gewöhnlichen reaktiven Entzündungs- 


.prozeß, bedingt durch die Toxinwirkung, oder auch um einen 
tanscendierenden, das heißt aus dem Lumen des Acinus durch } handelt es sich meist um größere Höhlenbildungen, um Kavernen. 


die Wand hindurch auf die Nachbarschaft übergreifenden speci- | Wir.sprechen hier. dann von einer chronisch-kavernösen 
edlen Be Ribberts „breite un un nn Phthise, o a | 
axlalen Käse“). Durch diese sekundäre Beteiligung der Nachbar- De Ya. zu, S MA BE 5 
acınl wird der acinöse Grundprozeß, der das Bild von Anfang an. Phthi ei ee Se TR SONETA F 
beherrscht, nicht in seiner Bedeutung herabgesetzt -und ist damit tuberkulöse re res E a ae ind i eng SITAE | 
das Prinzip der acinösen Phthise, wie Ribbert meint, nicht. ee a N ve On ar „UN SE y WE MAROM BRE i 
durohbtochen.. Sol da doch der Ausdruck acinös nur besagen deshalb auch als tuberkulös-produktive und wegen ihrer 1 a Ent 
daß die Haunt AR., een erdächens einem Ans Indurationsneigung fibröse Formen bezeichnen können. Der Ana u A 
Re eh OT COR ONS El A CINUS | Ausdruck `„tuberkulös“ muß, wie schon Aschoff immer betont 
entspricht. Ich wiederhole dabei Acinus = Bronchiolus re- tomisceh für diese produktiven Prozesse. r iert bleiben 
spiratorius + Alveolargänge: "Der Bronchiölus respira- | 827P: f | hl p daß die í ee ee 
torius bildet seiner Lage nach die Hauptachse und ist es ausgeschlossen, dab man die jetzt zu besprechenden 
des Herdehenz; | | käsig-exsudativen Formen als „tuberkulös* bezeichnet. a 
Die Bedeutung der : interstitiellen Prozesse, die Bedeutung Die käsig-exsudativen Formen bilden nun die 
des Kollapses der intermittierten Alveolarteile. für die Indurations- | zweite Gruppe der Phthiseformen, die wir der tuberkulös-produktiven 
Vorgänge (anscheinend centrale Narbenbildung in den Knoten) | Gruppe entgegenstellen wollen. Damit: haben wir schon ein Ein- 
habe ich seinerzeit ausführlich erörtert und verweise darauf. teilungsprinzip für den pathologischen Anatomen aufgestellt in 
-~ Diese Indurationsvorgänge treten bei den acinös- | Gestalt von Gruppen, die sich voneinander- trennen lassen, je 
Í nodösen Herdbildungen‘ schon sehr früh, ja man kann für viele | nachdem der eine oder der andere Grundprozeß in den Vorder- 
\ älle sagen, von vornherein ein, sie gehören in gewissem Grade |- grund des anatomischen Bildes tritt. Orth hat schon vor langer 
zu ihrem Bilde hinzu. Die käsigen Umwandlungen des intra- | Zeit sich dahin geäußert: „A potiori fit denominatio. Nach diesem. 
' canaliculären tuberkulösen Granulationsgewebes führen bei dieser | Grundsatz wird man eine tuberkulöse Phthise mit Prävalenz der 
Ä P hthiseform zeitweise zu Erweichungen und so können natürlich | Tuberkelneubildungen von der entzündlichen Phthise ‚mit ènt- 
jederzeit Höhlenbildungen entstehen, die im allgemeinen aber keine zündlichen Veränderungen unterscheiden können,“ Dieses alte 
raderen Ausdehnungen annehmen. Wir haben dann das Bild dualistische Trennungsprinzip hat nun auch Aschoff (7). wieder 
chronisch ulcerösen Phthis è, die mit ihren Folge- | zum Grundstock seiner Einteilung gemacht: und es wird die 
| Grundlage aller anatomischen Einteilungen bleiben müssen. Ich 


 @scheinungen die Prognose verschlechtert. a: | 1 
vor Die acinös-nodöse -Phthise ist also eine | habe bei meinem ersten Einteilungsversüch ebenfalls auf, dieser 
a wiegend produktive, meist von vornherein | Grundlage aufgebaut, allerdings erst in den Unterabteilungen. Ich 

r Induration neigende (fibröse), daher mehr | glaube jetzt mit Aschoff diese Trenäungslinie für die Haupt- 

) gruppen heranziehen zu müssen, zumal dadurch auch für die auf 


chronisch, mehr "oder weniger langsam ver- ie 
der Grundlage der anatomischen Einteilung: aufzustellende klinische 
chbare Gruppen 


Laufende Form der Lungenphthise. N A 2 
möchte den vorwiegend produktiven Charakter dieser Form | Einteilung, wie wir später sehen werden, brau 
aufgestellt werden können, Ribbert nennt diese Einteilung . 


der Schrumpfungsprozesse bronchiektatischer Natúr sein. 


4 
b.ro 


. Ich 
n 
Nochmals besonders betonen, weil Ribbert und Beitzke hei dieser 


x 


E a e a 


nicht konsequent, weil die acinös-nodöse Phthise keine rein pro- 
duktive Form sei, die Exsudation spiele bei ihr eine bald größere, 
bald kleinere Rolle. Auch könne die cirrhotische Phthise nicht in 
diese produktive Gfuppe miteingereiht und der käsig-exsudativen 
Gruppe gegenübergestellt werden. Diese Ansicht Ri b b erts 
wird durch die Orth- und Ascho f f sche Auffassung über die 
Art der Grundprozesse, durch unser Prinzip, nach dem 
vorherrschenden Prozeß den Charakter der 
Form zu bestimmen, und schließlich durch die meiner- 
seits erneut dargelegten Ansichten über die Pathogenese der 
aeinös-nodösen und der cirrhotischen Phthise widerlegt. R 1 bber ts 
Dreiteilung der Prozesse in eirrhotisch-vernarbende, ın granulierend- 
exsudative und in exsudative Formen ist daher nicht ganz glücklich. 
Die von uns aufgestellte zweite Hauptgruppe bilden also 
die käsig-exsudativen Formen (pneumonische 
Phthise), bei denen wir die lobulär-käsige (broncho- 
pneumonische) und dielobär-käsige (lobär-pneu- 
monische Form) unterscheiden müssen. Charakterisiert ist 
diese Gruppe durch die schnelle Verkäsung des ent- 
zündlichen Exsudates, wobei die Erk rankung des 
Lobulus bei den bronchopneumonischen Formen als grund- 
legend zu betonen ist. Was die auch hier, aber nur selten 
und in geringem Grade, vorwiegend kapsulär auftretenden In- 
durationsvorgänge betrifft, verweise ich auf meine früheren Aus- 
führungen (1). Die käsig-bronchopneumonischen Herde stellen 
auch knotige Herde dar und könnte man sie auch nodös nennen. 
Aber die Knoten sind nicht so scharf abgegrenzt wie bei der 
acinös-nodösen Form, und soll die Bezeichnung „nodös“ daher der 
präzisen Ausdrucksweise wegen für diese reserviert sein. Bei der 
lobär-käsigen Form erkrankt, wie der Name besagt, ein ganzer 
Lappen oder ein großer Teil desselben auf einmal oder nahezu 
auf einmal. Die lobär-käsige Phthise kann auch durch aus- 


gedehnte Confluenz lobulär-käsiger Herde aus einer lobulär-käsigen . 


Phthise entstehen. 3 
Bei den käsig-exsudativen Formen haben wir im Gegensatz 
zur vorigen Hauptgruppe eine ausgesprochene Neigung zu 
ulcerativen Vorgängen, die größere Ausdehnung an- 
nehmen können. Man spricht dann von derakuten ulcerösen 
Phthise. In der Bezeichnung „akut“ drückt sich der Charakter 
der Gruppe aus. Diese Formen verlaufen schnell, 
schreiten schnell vorwärts und haben infolge- 
dessen auch eine ungünstigere Prognose als die 
tuberkulös-produktiven Formen, Bei den käsigen Pneumonien 
kommt es mehr zur Sequestrierung als zur Ulceration, und spricht 
man dann von einer akuten sequestrierenden Phthise. 
Mit den beiden Bildern der „tuberkulös-produktiven 
(fibrösen) Phthise“ und der „pneumonischen Phthise“ 
haben wir die Hauptgruppen der Lungenphthise mit ihren ent- 
sprechenden Unterabteilungen (siehe Tabelle) in bezug auf die formale 


Nomenklatur und Einteilung der Lungenphthise 


in bezug auf 
allg. Lokalisation 


u Tr nn nr On 


. in bezug auf 
formale Pathogenese 


| 


| 
A. Tuberkulös-produktive Phthise (produtdiv-libröse Phthise) 
(vörwiegend indurierende Form mit langsamer 
Progredienz) 3 
[abgek.: Produktive Phthise] 


1. [interstitielle Phthise] 

(rein selten, klinisch ohne Bedeutung) 
eirecumseript 
herdförmig- 
disseminiert 
[eonfluierend 

diffus] 


herdförmig- 
2, aecinös-nodöse Phthise 
3. cirrhotische Phthise 


B. Käsig-exsudative Phthise (pneumonische Phthise) 
(vorwiegend uleerierende Form mit rascher 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Neal 
N MM 


Pathogenese bereits ıhı 
steht nun noch die „Miliartuberkulos e“, die wir der \ 


ständigkeit halber in die Einteilung mitaufnehmen 
Gruppe | t Yo 
wiegend interstitiell verlaufende Prozeß im Vordergrund = häma- 
togene Miliartuberkulose. Daneben gibt es auch miliare 
käsige Pneumonien, 
als miliare acinöse 
rakter der „miliaren“ Herdchen 


vom pathologisch-anatomischen und klinischen Standpunkt 


, in bezug auf 
Sekundärveränderungen 


«@) ohne Kavernen 
ß) mit Kavernen 


ehron. uleeröse Phthise 
chron. kavernöse Phthise | 


e) ohne Kavernen 
H mit Kavernen 


m 


festgelegt. Außerhalb dieses großen: h 


Voll- 
und als dritte 


angliedern wollen, Bei ihr steht der produktive, hier vor- 


die man nach A scho ffs Vorschlag richtiger 
käsige Phthise (den acinösen Cha- 
kann ich auf Grund meiner Unter- 


suchungen bestätigen) bezeichnen sollte. Dieselben sind aber 


selten, von rein anatomischem Interesse und klinisch ohne Be- 
deutung. Bei der Miliartuberkulose können sich beide Prozeßarten 
mischen, nur das Mikroskop kann die Anteile derselben festlegen. 
Zur vollständigen Charakterisierung der Lungenprozesse ge- 
hört auch ein Urteil über die allgemeine Lokalisation. | 
Hier müssen wir folgende Arten unterscheiden: Einmal können 
die Prozesse herdförmig eircumsceript, das heißt als 
ganz umschriebene Herde (im Bild der Anfangstadien) auftreten, 
dann herdförmig disseminiert, das heißt als Aussaat 
von zahlreichen Herden über ein mehr oder weniger ausgedehntes 
Lungengebiet. Diese beiden Lokalisationsformen müssen Wir Sowo 
bei der acinös-nodösen wie auch bei der lobulär-käsıgen Phthise 
unterscheiden. Die dritte Lokalisationsart ist die conf] uierend 
diffuse, sie ist der cirrhotischen und lobär-käsıgen Phthise 
eigen, die aus der acinös-nodösen respektive lobulär-käsigen Phthise 
durch ausgedehnte Confluenz der zuerst disseminierten Herde ent- 
stehen können, aber auch von vornherein in diffuser Ausbreitung 
auftreten, indem ein großer Lungenabschnitt, ja ein ganzer Lappen 
auf einmal oder nahezu auf einmal erkrankt. Diese Lokalisations- 
arten sehen wir in der Tabelle in einem besonderen Abschnitt 
den einzelnen Phthiseformen gleichgestellt. Mit der Aufstellung 
der drei Abschnitte I bis II, wie es in der Tabelle geschehen, 
haben wir vom anatomischen Standpunkte aus eine Nomenklatur 
und Einteilung der Lungenphthise gegeben, die präzise 10 ihrer 
Ausdrucksweise den Charakter der einzelnen Formen wiedergibt 
und der Übersichtlichkeit nicht entbehrt. > 
Eine Einreihung der bekanntlich überaus bunten Bilder der 
Lungenphthise, wie sie sich dem Pathologen darbieten, wird mog- 
lich sein, wenn wir uns daran halten, daß in einem be- 
stimmten Lungenabsehnitt meist eine der For- 
men die vorherrschende ist. Bei einer in größerer AUS- 
dehnung erkrankten Lunge können natürlich beide Hauptformen 
nebeneinander bestehen, erst recht bei doppelseitiger Erkrankung- 
Es muß dann die Diagnose für die einzelnen Ab- 
schnitte getrennt ausgesprochen werden, un 
ein richtiges Gesamtbild zu geben. Dies wird immer 
möglich sein. Wenn wir daran denken, daß das gesamte Dune 
bild, welches der Pathologe zu sehen bekommt, das Endresulta 
von zahlreichen nebeneinander und nacheinander verlaufenden 


—, 


in bezug auf: hnung der Pro- 
in bezug auf Ausde 
NA Sa Kavernenlokalisation 


Au in bezug auf 
Bacillenbefund | Reaktionszustand 


in bezug auf | 


| 

| | Okkulte 
Phthise 
Manifeste 
Phthise 


a) latent 


b) zur Latenz 
neigend 


| c) stationär 
@«) geschlossen! 
28) offen 


I. apical 


d) progredient | 
1. ventral ai me dial 


Progredienz) | IT. kranial A jateral 
abgek.: Exsudati ise on 
heraförnie [abg sudative Phthise] | o, dorsal 
circumscript 1. bronchopneumonische Phthise se Phthi III. kaudal 
herdförmig- (lobulär-käsige Phthise) a anue LIEBTE SSZEHENISE 
disseminiert | 
[confluierend 2. Jobärp SG se i | 
diffus] (lobä KR ne = Sale ee thise akute sequestrierende Ph thise 
; EEE EEE Ber. — 
A | II III | IV ia V | VI i 
x [disseminiert] | 2 C. Miliartuberkulose Te a E Aa een en NE 
Ey a S a ae — = ee Br a 


Digtizes oy Google 


- mittag — unübersichtlich und zeitraubend: | 


(Felder, 
‚wie Serienzahl und Serienpause in eine an mathematische Formeln 


"kurz die -, Formel“ 


„Tage bestrahlt bekommt: 6 


.  Röntgenologie, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr i7. 0 sr. O MT 
kommt, bezeichnen wir in Zahlen und meinen | damit H (Holz- 


mehr oder weniger ausgeprägten Ausheilungsvorgängen, so erklärt 


sich das bunte Bild der. Phthisikerlunge — keine Lunge sieht der 


anderen ganz gleich — und so ist es auch möglich, daß auch 
innerhalb eines einzelnen kleineren Lungenabschnittes die Formen 
sich einmal kombinieren können, wenn auch hier dann, wie schon 
erwähnt, die eine derselben meist vorherrscht. Die in den ein- 
zelnen Lungenabschnitten vorherrschende Form wird das klinische 
Bild bestimmen. In seltenen Fällen wird man sonst von Kom- 
binationsformen sprechen müssen. _ = i 

Es erübrigt noch, kurz auf die Bedeutung der meist sekundär 
entstehenden käsigen Bronchiolitis und Bronchitis 
hinzuweisen. Sie bildet, ebenso wie die Kaverne, wenn der In- 
halt erweicht, die Hauptaspirationsquelle für endogene. Reinfektion 
— die Ausbreitung der Prozesse auf bronchialem Wege — und 
stellt so das Bindeglied zwischen den beiden 
Hauptformen dar, indem zu einer bisher vorwiegend mit 
produktiven Prozessen verlaufenen Phthise infolge Aspiration’ er- 
weichten stark virulenten Materials in andere Lungenabschnitte 
dort käsig-exsudative Prozesse: sich hinzugesellen. : [Näheres hier- 


über siehe frühere Arbeit (1). _ | | TE 

Unter Berücksichtigung der bisher .niedergelegten Auf- 
fassungen ist es ermöglicht, die in der Tabelle aufgestellte anato- 
mische Nomenklatur und Einteilung: zur. Unterlage auch für eine 
brauchbare klinische Einteilung zu verwerten, da, wie wir sehen 
werden, bei der Aufstellung derselben von vornherein das Be- 
streben geherrscht hat, zugleich auch klinische Gesichtspunkte zu. 


verbinden. À 


Aus dem Central-Röntgenlaboratorium des Allgemeinen Kranken- 
hauses in Wien (Vorstand: Prof. G. Holzknecht). | 


Organisatorisches zur Röntgentherapie. 
‚ EL. BEER 
Prof. Dr. G. Holzknecht und Dr. Fr. Pordes. 


~ Pie ärztliche Leitung einer vielbeschäftigten therapeutischen 
Röntgenstation war bisher, abgesehen etwa von den gynäko- 
logischen Laboratorien, deshalb sehr schwierig und’ umständlich, 
weil die äußerst verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten und die 


_ beständige Revision und Veränderung derselben im Laufe der Be-. 
handlung ausführliche und umfangreiche Maßnahmen erforderten, 


Dadurch wurde die Administration ‘bei reichem Material — wir 
2. B. haben bis zu 40 und mehr Bestrahlungen an einem Vor- 
In Anbetracht der im Massenbetrieb doppelt nötigen Öko- 


-nomie der Kräfte legten wir uns die Frage vor, was von dem 


vielen hergebrachten, individuellen ärztlichen Eingreifen nötig, 
was überflüssig ist, was alles schon zu Beginn der Behandlung 
festgesetzt werden kann, wenn man. soweit als- möglich voraus- 


denkt, und wie das Festgesetzte, 
5 © ` der Behandlungsplan!) 

kurz und übersichtlich formuliert werden könnte. | 
So gelangten wir dahin, die einzelnen Bestimmungselemente 
Tiefenpause, Oberflächenpause, Dosis: und Filterung, so- 


erinnernde kurze, mit einem Blick vom '‘Ausführenden zu über- 
‚sehende, dabei erschöpfende Form zu bringen, und nennen dies. 
oder den „Plan“ des Falles. 

Wir bezeichnen die Felder als „große“, wenn sie nicht 


ringsum mit strahlendem Material abgedeckt werden, z. B. bei 


Bestrahlung eines Gliedes. von den vier Seiten her, als „kleine“, 
wenn dies der Fall ist, Ausdruck in der Formel Fund f. _ 


.. Die zeitliche Pause zwischen der Aufeinanderfolge der 
Einzelbestrahlungen der verschiedenen Felder, also die Bestim- 
mung, ob die Gesamtdosis, die in den oder durch die verschie- 
‚denen Eintrittspforten wirksam werden soll, auf einmal oder zeit- 
lich distanziert gegeben wird, die Tiefenpause, bezeichnen wir 


mit dem Buchstaben p. Wir schreiben also, wenn wir wollen, | 


ringsum .abgedeckte Felder an einem 
f p,. Die Dosis, die jedes Feld, be- 


) I. Kapitel des Abschnittes „Therapie“, des II. Bandes der 
„Eine Revision ihrer Methoden“. Herausgegeben von 


o lzknecht, Urban & Schwarzenberg, Berlin, Wien; im Druck. 


daß der Patient z. B. sechs 


üben der Erkrankung ist, vermischt mit den mannig achen ] - 1 
Schuhen a | rän. . . knecht-Einheiten), gemessen an der Sabouraud-Noiret-Tablette mit 


der Holzknechtschen Skala. Die Filterung wird als Nenner 
eines Bruches geschrieben, dessen Zähler die Anzahl der H ist, 
und zwar schreiben wir in-den Nenner ebenfalls nur eine Zahl 
und wissen, daß sie die Dicke der Aluminiumplatten in Milli- 
. metern bedeutet, welche wir als Filter benutzen.. Z. B. 7 H durch 


| A) nn. er: 
3 mm Aluminium schreiben. wir = . Wir schreiben also, wenn | 


wir wollen,.daß z. B. zwei unabgedeckte Felder an r Tage. 
je7 H durch 3 mm Al-Filter bekommen sollen: 2 F po (>) Die 
Dosis samt dem Filter als Bruch in der Klammer. In die Klammer 
‘kommt noch die Bestimmung des Serienintervalls — die Zeit, 


nach welcher jedes Feld wieder bestrahlt werden soll (Pause für 
die Erholung der Haut). Wir schreiben dafür P und setzen die 


Zahl der Tage als Index dazu. P,, heißt nach 14 Tagen die vor- - 


geschriebene Serie wiederholen. Statt dessen in anderen Fällen. 
die Wochen z.B. 3w oder 6w. Wie oft dies zu geschehen hat 
— die Serienzahl —, schreiben wir rechts’ neben den Klammer- 


` . - 7 
ausdruck. Die als Beispiel herangezogene letzte Formel 2 F Po (>) 
‚ wird also zwecks Angabe der -Serienintervalle' und der. Serienzahl 


ergänzt zu: -2 F pọ (5 Pı] 3, das heißt: Zwei unabgedeckte 
Felder — an einem Tage bekommen je 7 H, durch 3 mm Al ge- 
filtert. Nach 14 Tagen noch einmal, nach '14 Tagen zum dritten 
Male, nach weiteren 14 Tagen. (letzte Pause) kommt der Patient 
automatisch zur Revision vor. dem leitenden Arzt, der das Wei- 
‚tere, z. B. einen neuen Plan, beschließt. we SE 
Die zu .bestrahlenden Felder werden einfach und möglichst 
kurz benannt, darunter geschrieben. Die geübten typischen Ein- 
stellungen ermöglichen prägnante Kürze. .- we 
Wenn. wir z, B. eine: Struma parenchymatosa bei- Morbus. 


Basedowii bestrahlen wollen und folgenden Plan ins Auge fassen: ` 


Zwei überkreuzt. zu bestrahlende Felder, jedoch. wegen etwaiger 


stürmischer hyperthyreoider Allgemeinreaktion nicht an einem und 


‚denselben Tag verabreicht, sondern in Wochenintervall das zweite, 
bezüglich der Dosis pro Feld 6H durch 2 mm Al. gefiltert, in drei 
Wochen’ die Serie noch einmal. Wenn wir ferner wünschen, 
nach weiteren 14 Tagen die Patientin zwecks Beurteilung, ob die 
Behandlung anspricht (Probeserie), wieder zu sehen, so schreiben. wir: 


Probeplän: (Dr. N.) 2f Ps (È pa) 9- 


Hals rechts vorn 
Hals links vorn 


(Regionen) 


(Datum) |- (Dosis) | (Decursus regionis) 


. Wollen wir bei akutem oder subakutem Basedow ‘oder emp- ' 


findlichen Dermatosen noch vorsichtiger vorgehen, so teilen wir 
die Dosis, die oben z. B. das Feld in einer Sitzung bekommen ° 
hat, in zwei Portionen und schreiben unter Verwendung des kleinen 
N mæ für das Intervall zwischen den beiden Portionen: 
f2: Pe (578) Paj 2. — Daß diese Art des Planentwurfes in 
unerreichter Kürze und Übersichtlichkeit viel Arbeitsersparnis er- 


| möglicht, zeigt ein vergleichender Blick auf den Umfang der obigen 
Formel und der vorausgeschickten „ausführlichen“ Abfassung ihres 


Oder irgendeine fremde Bestrahlungsvorschrift, ver- 


Inhalts, 
n, jedoch in die Gestalt unserer „Formel“ 


glichen mit der gleiche 
gebrachten. = | | we 
„50 schreibt Bruegel für die Bestrahlung bei Hyperacidität 
und Ulcus ventrieuli vor: Ä cc 
Auf zwei Felder des Rückens und des Abdomen je 4 bis 5 H 
durch 3 mm Al und 1'2 mm Härtgummi in 80 cm Focus. Hautdistanz, 
zusammen -also 16 bis 20 H. Nach Ablauf von je 14 Tagen erfolgt 
Wiederholung in der gleichen: pk Wir schreiben statt dessen 
| 41p, (7 Pi) _ u 
Oberbauch rechts 
Oberbauch links Rn 
Rücken unten rechts 
Rücken unten links 


7 . 


1).Die Messung findet natürlich an | dem bereits filtrierten Lichte 
statt, die Tablette kommt daher unter das Filter zu liegen. Sie liegt 
bei Anwendung der neueren Skalen auf: der Haut. De 


` 


An Re Sa). 
ur en RS 
mT SY ci 


Ta SI, uF 


| H. 


ao 


a enp, 
È - 
= nn DF zer 


r~ 
mo 


N 


da. 3 
noaea ON 


UEa £ 
Trient Zan a 


II A 


et 


a ER 
vum s= 
I - 


N 


~e 


IN oA 
wi 


en 


Foin nn 


Br 


= 


T e 
ERNA e N 


ae a e 


m 
N ru 
u fee ey 
el Ei 


m I 


art nn 
DEZENT 


g „ 
wenn, 
x 


pE: 


Br 


eo 


TALU D 


en A wen. x 
ba tan su z new, Hl 


au na 


Au 


nun. K .- 
tan 
Se De ET 


we 
wir, 


ee ia 
` 


` nn y~ { + 


_ 


sige 


an. O ual 


ar - nenne 
A). Te en 


BD TEree 


ur 
EX 
t 


r are 
' 


2 u 


1 aa -or a Zu Zee Lens Dan OBERE WERE. ee a 


par 


er a a E, 


z 
STE E en 


rennen ay o demne 


er) ‚7 nn 0,07 EE si 


Tan ar en an ander 


D d n se a N ni 2 > meer pr” 27 T T T, 


` 


' 


408 


und haben damit sogar mehr gesagt, denn die Angabe von Bruegel 
vergißt, ob zur Vermeidung der Allgemeinreaktion, des „Röntgenkaters“, 
zwischen den einzelnen Sitzungen Pausen eingeschaltet werden, oder 
ob alle an einem Tag verabreicht werden, wir haben das letztere an- 
gegeben und haben Übersichtlichkeit und Vollständigkeit hinzugefügt. 


‚ Einige Indikationen verlangen, daß- nach einer Reihe von 
Serien größere Pausen eingeschaltet werden. Man bedient 
sich dafür am einfachsten des großen griechischen I wie in der 
nächsten Formel. Überall, wo wenig dringliche und dabei resistente 
Gewebe durch kosmetisch wichtige Hautpartien (Gesicht, Hals bei 
Frauen) behandelt werden müssen, wie bei Fällen mit tuberkulösen 
Lymphomen, kommt diese Modifikation des Planes in Betracht. 


(L( F Pr Pa) J m8M)8 
M = Monate. 


Oft hat man Anlaß, die Gesamtdauer der vorgeschriebenen 
Behandlung zu nennen oder ins Kalkül zu ziehen. Man berechnet 
sie in der folgenden Weise, wobei man beachtet, daß z. B. drei 
Serien mit Monatsintervallen nicht drei Monate, sondern nur zwei 
Monate erfordern und daß die Felderzahl dabei irrelevant ist, 
weil das Serienintervall nach dem Datum der Bestrahlung des 
ersten Feldes gerechnet wird. Man multipliziert von rückwärts 
beginnend jede Wiederholungszahl minus 1 mit jeder linksstehenden 
Pausenzahl und addiert die Produkte. | ' 


Für die Zwecke der Massenpraxis geschaffen, hat sich die 
Röntgenbehandlungsformel in jedem auch in kleineren 
Betrieben bewährt, und zwar wegen ihrer Übersichtlichkeit. 
Ein Blick ergibt uns und der technischen Assistenz alle Einzel- 
heiten. Man mag in einem und demselben Fall die Behandlungs- 
vorschrift beliebig oft gewechselt haben, die immer wieder 
in das Protokoll eingefügte neue Formel erlaubt alle Phasen der 
Behandlung zu überblicken. 


Die Formel ist auch in der Literatur von Wert, wie 
das obige Beispiel zeigt, nicht nur aus dem eben genannten 


Grunde, sondern auch weil sie automatisch Vollständigkeit bewirkt. ` 


Wie nötig eine derartige jede Unvollständigkeit ausschließende 
Formel ist, ergibt sich bei Durchsicht der gegenwärtigen Literatur. 
Umfangreiche Arbeiten über neue Indikationen und bei Überprüfung 
alter gemachter Erfahrungen unterrichten ganz genau über die 
Erfolge, Über die Anwendungsweise ist entweder nur wenig oder 
sehr viel, aber mit Auslassung des einen oder anderen Faktors be- 
richtet, sodaß eine Benutzung der Erfahrungen, zu der die Arbeiten 
meist direkt auffordern, unmöglich ist. Da nur selten angenommen 
werden kann, daß die technischen Angaben absichtlich unvoll- 
ständig sind, so bleibt nur übrig zu glauben, daß der Schreiber 
das Weggelassene für selbstverständlich gehalten hat, weil er 
selbst den betreffenden. Faktor immer in gleicher Weise angewendet 
und in Anwendung gesehen hat. Statt vieler Beispiele begnügen 
wir uns mit dem folgenden in einer sonst sorgfältigen Arbeit über 


` Röntgenbehandlung der Osteomyelitis enthaltenen technischen An- 


gaben: 

Die Zahl der Röntgenserien schwankte zwischen 1 und 9, 
die Gesamtdosis bei den einzelnen Fällen zwischen 8 und 
380 H, bei einer harten Strahlung von 11 bis 12 Wehnelt unter 
3 bis 4mm Aluminium, zu deren Eintrittspforte je nach der Aus- 
dehnung des lokalen Prozesses mehrere Felder gewählt wurden. 


Wie man sieht, ist es unmöglich, die angewandte Technik 
daraus zu entnehmen und als Merkmal ergibt sich auch die Un- 
möglichkeit, mit diesen Angaben unsere Formel zu füllen. 


Unter den zweckwidrigen Angaben sind, abgesehen ‚ vom 
Weglassen wichtiger Faktoren, auch die gemeinsame Angabe einiger 
Faktoren als Summe oder als Produkt wie oben zu perhoreszieren. 
In dieser Richtung ist besonders die Angabe der Gesamtlichtmenge 
oder Gesamtbelichtungszeit, ermittelt aus allen Serien des Falles, 
wertlos. Sie orientiert höchstens den zuweisenden Arzt über das 
Gesamtmaß des eventuell nötigen Arbeitsaufwandes. 

Folgende Proben von Behandlungsplänen, wie sie in unsere 
Krankengeschichten eingetragen werden, mögen das Gesagte erläutern: 


Lymphomata colli. 
7 ; 
Plan: (2F poi -y Pan) 8—5 


Hals links vorn (mit Sternum). ` 
Hals rechts (genau). 
Wage! Thoraxröntgenbefund! , 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 17. 


Struma basedowica 


6 
2F Ps (5 P,.) 2 
Hals rechts vorn (mit Substernalraum). 
Hals links genau. 
Wage! Thoraxröntgenbefund! 


Myeloische Leukämie. 


Br pi (EPa) 1 
Mit Blutbefund vorstellen. Milz von außen, Milz von vorn, Milz 


von hinten. 


Hyperhydrosis manuum, pedum, axillae. 
6 
xF Po— 1 (— Pew) 8 
Nierentuberkulose. 


8 
Harnbefund P.,. 


Acht Längsfelderstreifen circulär um die untere Thoraxapertur, 
Foci bei den vier medialen Feldern medianexzentrisch. 


Hyperaeidität, Pylorusspasmus, Ulcus ventriculi. 


7 
41 poi (y Pa) 4 
Paramediane Vertikalstreifen: 
vorn rechts, 


„ links, 
hinten rechts, 
links. 


Foci lateral exzentrisch eingestellt. Tea 
Magenkonturen (Kontrastbrei) bei Durchleuchtung in Rückenlage 
einzeichnen. 


Wie wir gesehen haben, handhabt sich die Formel so leicht 
wie ein gutes Schema, und daher verträgt sie jeden Ausbau und 
jede Umgestaltung und gestattet das zarteste Individualisieren. 
Diese scheinbare Kontradiktion kennzeichnet ihren Wert. 


Arbeitsteilung zwischen Arzt und 
Schwester. 


Die Organisation des Betriebes: Die Arbeitsteilung zwischen 
leitendem Arzt und gutgeschulter (!) technischer Assistenz (Schwester) 
ist folgende: | 


Der von der zuweisenden Krankenstation angemeldete Patient 
wird für eine bestimmte Stunde bestellt, gewogen, sein Gewicht nebst 
den nötigen Personalangaben — insoweit diese auf der Zuweisung UD- 
vollständig waren — in den als Titelblatt seiner Krankengeschichte 
dienenden Zuweisungszettel eingetragen, dieser mit einem Umschlag 
versehen, auf den der Name des Patienten geschrieben wird. 


Die Aufnahme — Erhebung der nötigen Anamnese und des 


"Status praesens — erfolgt durch den Arzt, der nach dem Er- 


gebnis seiner — niemals zu unterlassenden — genauen Nach- 
untersuchung des zugewiesenen Kranken die Indikation stellt, 
den Behandlungsplan entwirft und als Formel in die Kranken- 
geschichte einträgt. Er bemerkt dazu, was er an sonstigen 
Maßnahmen nötig findet, z. B. Harnbefund, Mediastinumdurob- 
leuchtung, Gewicht Pa, Kreuzbeinaufnahmen ap und seitlich, 
Blutbefund P,m usw. 


Zünftigen Therapeuten wohl bekannt, muß es doch immer wieder 
gesagt werden, daß der erste Blick auf die zu bestrahlende Kar 
stelle der Haut des Gebietes gilt! Spuren früherer (fremder) Bestra A 
lungen, Pigmentierung nach Kataplasmen, Erythema solare, Jodbepins®- 
lungen oder dergleichen verdienen eingehende Beachtung und Ben 
tragung ins Protokoll. Jede hautreizende Medikation (Jodpinselungen 
abstellen! „Vorsensibilisierte“ Haut am liebsten gar nicht, sonst gABZ 
besonders vorsichtig (höhere Filtration, kleinere Dosis) bestrahlen! 


der Fall der ausführenden Assistenz überantwortet. Für die 
Formel ist der Arzt verantwortlich, für die Applikation die 
Schwester. Sie stellt den Kranken vor: 1. 
welche unerklärliche Erscheinungen oder wenn Hautveränderungel 
auftreten, 2. nach Ablauf der Formel. Sie trägt die Notizen über 


benen Intervallen und ersucht die befreundeten Stationen uper 
Benutzung vorgeschriebener und in ein Sammelbuch eingetragen® 


Nach Entwurf des Behandlungsplanes der „Formel“ wird 
wenn ihm irgend- - 


die Einzelapplikation ein, wägt den Patienten in den vorgeschrle 


Gras a a tn Ze 


- w 
- >» 
** Ta 
on arri 
ei N 
Fa E 
Ir SE E 
> 


r a aae 


97: Apri. 


Beseitigung vòn Zweifeln und. zur Vermeidung des allmählichen 
Verschwindens von Exaktheit und Genauigkeit sollen die Ein- 
stellungen respektive ihre ausführliche und übersichtliche Be- 


schreibung (Normalisierung) sich. 


befinden. BEE | 
Bei der durch andere Aufgaben bedingten mehrfachen 
anspruchnahme der KRöntgenärzte ist es undurchführbar, jedes 
einzelne Feld und jede Dosis selbst zu sehen. Die Ausführenden 


sind daher so zu wählen und dahin zu unterrichten, daß sie die 


Grenzen ihrer Kompetenz gewissenhaft respektieren, vor allem, | 
_ Ende Dezember 1918-vorläufig. abgeschlossen, 


daß sie von jedem auch nur irgendwie suspekten Zwischenereignisse 


sofort dem Arzt Mitteilung machen, beziehungsweise den Patienten 


vorstellen. Als solche Zwischenereignisse sind zu bezeichnen: 
Jede Hautrötung „auch wenn die Patienten sie mit Sicherheit“ 


auf andere Ursachen zurückführen 'oder: nichts von ihr spüren. 


Auftreten neuer Schmerzen oder. Beschwerden, akute Ver- 


schlimmerung der alten Beschwerden. Heftige Allgemeinreaktion 


(Röntgenkater). ` Endlich auch überraschende Besserungen, und 
sonst jedes vorkommende, dem Ausführenden nicht vollkommen 


geläufige Ereignis. | BE 
Wenn nicht auf solche Art, so kommt der Patient nach Ab- 


lauf der Formel, das heißt wenn seit der letzten Bestrahlung die 


Zeit einer Serienpause (P) verflossen ist, neuerdings gewogen, - 


wieder vor den Arzt, der das weitere beschließt. Das kann sein: 


_ Fortsetzung des alten Planes durch eine Anzahl Serien oder Pause 


oder Revision in zu bestimmender Zeit, geheilt entlassen oder 
brieflicher Kontakt mit‘ der zuweisenden Station,. Konsilium, 
Remission zwecks „Verordnung einer anderweitigen Therapie“. 
Gegenstände dieser Revision sind also: Erster Blick — Haut! 


Dann Gewicht! Durchlesen des letzten Status, Erheben der ob- 


jektiven und subjektiven Veränderungen, Verfügungen. 
Zusamm-enfassung: Die zweckmäßige Arbeitsteilung 


zwischen Arzt und Laienassistenz, die Normalisierung der Laien- 


‚arbeit und die vollständige und bündige Formulierung weitaus- 
blickender Behandlungspläne reduziert die administrative Arbeit 
> des therapeutischen Röntgenarztes weitgehend und. erübrigt ihm 
‚ Zeit für die individuellen ärztlichen Aufgaben seines Faches. . . 


l 


Aus dem Hygienischen Institut der Universität Bonn 
(Direktor: Geh. Med.-Rat Prof: R. O. Neumann), 


Über die Lebensmittelversorgung im Kriege’). 
| | Von m Er 
Dr. F. W. Bach, Assistenten am Hygienische 


Die Ernährung im Kriege hat bekanntlich durch die soge- 
Nannte Rationierung der Lebensmittel ihr besonderes Gepräge er- 
‚halten. Der freie Handel der Friedenszeit mußte, wie auf so 
‚vielen anderen Gebieten, so auch auf dem des Ernährungswesens 
u ein behördlich regulierten Wirtschaft weichen. 

aer die gesamte Kriegsernährungswirtschaft als den ersten groß- 
zügig angelegten Versuch ansehen, das Problem einer allgemeinen 
| olksernährung zu lösen. Allerdings als einen Versuch mit un- 
 Zureichenden Mitteln. Denn jetzt, am Ende dieses Krieges, sind 
r rhi E eine lange Zeit zu überblicken, und wir fangen- 
erkönnen chlusse eines großen Experiments,, die-Ergebnisse au 
vielen a Kriegsernährungswirtschaft, ist während des Krieges 

x ngrilfen ausgesetzt gewesen. Der schlimmste Vorwurf, 
m Ta ihr nicht ersparen kann, ist der, daß es. ibr nicht ge- 
n ùn = ist, alle Erzeugnisse richtig zu erfassen. ‘Andererseits aber 
bleibe an Sich trotz aller Schwächen jener Organisation - bewußt 
„eben, daß es die Beschränkungen der Kriegszeit waren, letzten 


n Institut. 


- ndes die feindliche Hungerblockade, die im Laufe der Zeit zu | 


i ein o - N: . EZ 5 

Wenn o "zulänglichwerden der Rationen führen mußten, selbst 

dem Vo Er „gemessenen Nahrungsmittelmengen in idealster Weise 

en enen ents hä - Se Ha 
ar prochen Auen: ee 

se $) Nach U (7) T g 40 Ki é. a - ® | 

Zeit Untersuchungen. über die Rationierung in Bonn-in-der 
| eit vom 1. Juli 1916 bis 81, Dezember 1918. z Dr 


4 


N wi A . i 
en a 


“.. * -~ B 
IT. Te 


ae Poi n m NET 
n AE AD n - 
nt De ip ce FERN i _“ 
aa Bel ee, S A 
mn > 5 Be h A 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK —. Nr.17. 


Texte um die nötigen Befunde. Die Applikation, die Durchführung 
der Einzelbestrahlungen besorgt die Schwester. auf Grund, des: 
Unterrichts, der in der Hauptsache im Zusehen und Selbstmachen . 
unter Aufsicht der früher ausgebildeten Schwestern besteht: Zur- 


in den Händen der Schwestern 


l zustellen. 
In- 


-nisse meiner 


Wir können da- 


.rechnungen usw. muß ich auf meine, dieser Verö 
-lichen zugrunde liegende, ausführliche, durch T 
Darstellungen. erläuterte Arbeit. verweisen: 


5 js ESEE p 

Eo oat = Are n . 

. , i Mar 
Be l 7 


409 


4 Im} 


i l Die Folgen der Ernährung im Kriege; die eine erschreckende 
Wirkung in der Zunahme der allgemeinen Sterblichkeit und der 


 Tuberkuloseerkrankungs- und -todeszahlen innerhalb der Zivil- 


bevölkerung erhalten, werden uns verständlich, wenn wir wissen, 
‚welchen Wert die Ernährung im Kriege besaß und wie sie sich 
zur Ernährung im Frieden. verhalten hat. Da das Bild der Er- 
nährung im Kriege durch die Rationierung beherrscht wurde, so 
ist es daher vor allem wichtig, den Wert der Rationierung fest- 
. feh habe daher, um ein. Bild von den Leistungen der Ra- 
tionierung zu erhalten, die Lebensmittelversorgung der Stadt Bonn 
längere Zeit verfolgt und ihren Wert zu berechnen versucht. ‘Mit 
diesen Untersuchungen. begann ich. am 1. Juli 1916 — zu diesem 
Zeitpunkte wurde in Bonn die Lebensmittelabgabe durch das Karten- 
system in vollem Umfange eingeführt — und habe sie mit dem 


`. . Als Unterlagen für die Zusammenstellungen der Rationen dienten 
die im General-Anzeiger für Bonn veröffentlichten .Amtlichen Nach- 


.riehten des Städtischen Lebensmittelamtes und, soweit diese nicht aus- 


reichten, sorgfältigste, persönliche Notizen nach Angaben sachver- 
ständiger Personen. Die .verausgabten Nahrungsmittelmengen sind 
wochenweise zusammengestellt: und berechnet, je 26 Wochen eines 
halben Jahres habe ich der Übersichtlichkeit halber vereinigt uad bier- 


für Durchschnittszahlen, berechnet. ‘Die Halbjahre sind bezeichnet als: 


1. Juli : 4916 bis. 81. Dezember 1916 - 


‚1. Januar 1917 „ 80. Juni. 1917 


Halbjahr A vom 
| B. . 
29. Dezember 1917 


» O 5 1.Juli 1917, 
>» ` D „80. De. 1917 „ 29 Juni 198, 
à » E „80 Juni 1918 „ 28. Dezember 1918 


Da die Lebensmittelversorgung versċhiedene Kategorien von 


Versorgungsberechtigten unterscheidet, den Einfach-Versorgten und 


jene Personen, wie- Schwer-, Schwerstarbeiter usw., die Zulagen 
zur Ration der Einfach-Versorgten erhalten, so habe ich, da die 


| Rationen des Einfach-Versorgten. die untere feste Grenze des Ver- 


teilten bilden, die Berechnungen nur für.die Käte- 
gorie des Einfach-Veersorgt’en durchgeführt.. Denn die 


Rationen des Einfach-Versorgten sind als Grundlage der Ernährungs- 


verhältnisse im Kriege von besonderer Wichtigkeit.  —— 

Um den. physiologischen Wert der Rationierung festzustellen, 
habe ich für sämtliche Wochen von den verausgabten Nahrungs- 
mitteln Nährstoff- und Caloriengehalt berechnet. Die angegebenen 


Zahlen sind Bruttowerte‘). | 


' Diese statistischen Ermittlungen haben somit einen doppelten 
Wert.‘ Einmal ermöglichen -sie einen Vergleich mit dem 


vor dem Kriege berechneten Konsum an Nahrungs- 


mitteln,. zum anderen den Vergleich mit den von. physiologisch- 
hygienischer Seite gestellten Forderungen an eine zweck- 
mäßige Ernährung. Auf diese Weise dürfte ein Urteil- 
über die Leistungen der staatlichen Organisation. und . die physio- 
logische Wertigkeit des. Gebotenen zu erhalten sein. Die Ergeb- 
| Untersuchungen sollen im folgenden kurz zusammen- 
gestellt sein. nn A 
4. Die rationierten 
nach dem Gewicht. po | ee | | 
Die Rationierung lieferte in. Bonn auf Lebensmittel- und 
Warenkarten folgende Mengen (g) für die einfach-versorgte Person: 


Lebensmittel, berechnet 


Halbjahre 
A | u En D | E 


on 3 Tabellel. 000000. 


u g g E N |: S og 

„Fleisch. ©... ..] 3388, | ss | sso |. a00 |: o2 
Wurst è. aeoaea 4508. 2070 1340 720 685 
Speck af 4&2  - 1400 200 100 — 

Sa. d. Fleischwaren | 8271 8658 | _ 6080. 4730 . 8210 
durchschn. i. d. Woche 819,06 332,97 . 231,98 181,92 ‚198,47 
Fischwaren. .-......| 43% | > 186 | - I |: = 2084 
Bier , . e e e e .| 1 Stück |11 Stück |: 8 Stück | 7 Stück | 8 Stück 

e fe a o er 


1) Wegen aller Einzelheiten der. Zusammenstellungen und Be- 
ffentlichung im wesent- 

abellen und graphische 
Untersuchungen :über: die 


v 


Sm a: x Ly pes 2. 
SUN. Tl i 
ee le ~I 


LZS 


ge’ Toros 


D Mo arm- 
x = eg 
i 

en 


wur Ai w 


z ea 
lu 


arm erw 
SE 
FE e 


eine un ah 
ar aa re ee 
La ee 


Fr EA no, 
= PAROC re A se Piat bo, en 
eur AT VRR RA ET u TU 
Bent nee ee es nat Ea ari e 
ME en. PT A or er 
So e OD ee j > Asa . 


FESI 2: 


yo 
-> RET 


on. 
See 


en 
Ta DENAR 


bira o 
u 


> + . > 
4 es oa TT RT 
- LEN Be a 7 RR - 2.27 Eu 
ae Nr BI TEEN ET in > À - a 
bigs Sn s a 7 Se in TI ae m =; BE nr 2 Pa rad 
_ Anz eh og eäre vw. II NE N} à 
` u en Be re A a er a. & 3 2 een weht BE a T T aN ira GA ao 
RE Pre => saie te ! PET TS RR SE: Ku un”. PR OST 
ne EWG ee a E RR we 
RT NS va 
Bo ; 
= ` D T 
Š IE Por 


iy- = Seces es 
3 SEM 


EA stern L 
E tn u R ) 
ES e Pi GEN 


k e -~ 

u. Hi. N Er s 

1 Ah E S > 
.* F 
ER or, 
er u ar ihr 
Fre attamen T G oa hao 
` a s o = Be, a = 


~ 


RL, 


are 
Er Da Mer? 
Un FUY er 
ANEAN 
E TE ir 
R en 


REN 


re 


Si 
Ea wta 


wax 


u 
al 


ze. 


» 
- 


aba, nn 
Pa Be 


3 x S 
a nE r - 
Are Ta a dem a jamad. 
rerea ee 


> = ig 
rep -3 . EI. m 
Ta aA x -Ti rn ` 
2 Me MT var or ante er Dr Fr + f 
Tor rees Or enin u TRT DH a e EAT 
_ ` Tu a ~ p ~a en rn i. - < 
-=e m - = ren ae s F eS ` TE pam - = m - un =‘ 2 
ei rana S s 2e -r —— = en si Or hen en yi 
ee Da Det - >= - $ x ` ren - . SAn a = -— ne rn pa 3 2 b 22 : X . 
"a d. . - -5 m N mer er. .- > TE, em Sia an 372 2 TS _ — ZIs a` 
E een ne) —— 5 ET ine en ray —_ a en a = _— Mal ri te > Din at 5 ~ > = - e o .. ur i x 
` — a a .— aa SIT ne ee m > en EEE: er Te a u z Paan a < 372 
i =o - nd . x vin mass à, Į m —— agma en rn a m re ex, vn nr - a A 
> an ae SE ie n goan an x nn —n Den, - a ELN E32 en ne . en en Tr = vn, 
ry — 2 u. s = a eur z er a | I N g ZO nn nr. nr Wen > 
zo> ` viras m > EFE oe sen Se ng A Fe a get. _ Er ee D5\ h Fe k u 
nt Ip > = Z -— 2 Ba ee Fe m a a rn n un u a z En a ee Me aa > une nn -x .>y a 
. = ng ug z mt d = nn, Š ki n - e - Ge Sae Ten P 
42 ug - a nn . “ ETR AE EPPP mn = prenes > 
Q = A Paz mAej x = Rx ER $ - 
AE urn Far Ende ee Se ne Bear -a =+, Fa a mn 
en met Laars | 
5 b ac, Sa 
g ~ 
Fe 3 Fe 


4 
a 
1 

r | 
Mi 
f 


ze 


a 


‘ Kleinkinderü in Betracht kommen. 


Tabelle i. (Fortsetzurg.) 


Halbjahre 

A | B | c D | E 

g g g g g 

Butter . . 2:22... 860 630 680 7 950 

Schmalz, Fett 305 30 . 150 100 80 

Margarine. . . .. . 585 785 505 710 300 

BEE = 105 120 70 —. 

| 

Sa, d. Fettwaren 1700 1500 1455 1640 1330 
durehschn. i. d. Woche 65,64 57,69 65,96 63,10 51,16 

Brot. .... i | 50 880 | 46 500 | 47 500 | 47 750 | 49 625 
durehsehn. À. d. Woche| 1957 | 178846 | 1826,92 | 1836,54 | 1908,65 

Mahlprodukte . . . | 925 | 8050 | 5500 | 6mo | 550 
durchschn. i. d. Woche | 37020 | 309,0 | 211,53 | 28654 | 218,46 

Reis, Sago . .... | — | 1% | 250 — | — 

Leguminosen . . . | 750 | 750 | 100 | — | 350 

Zucker u, Runsthonig . | 4500 4150 | 4900—7400 | 5300 | 7650 
durchsehn. i. d. Woche | 173,08 | 160  |188,5—2846| 203,85 | 294,28 

Marmelade .. ... | 750 | 2376 | 3500—6000 | 5875 | 2625 

Kartoffeln. . . . . | 95 500 | 52 500 | 85 250 | 111500 | 98500 
durchsehn. i. d. Woche |’ 3673,08 | 2019,28 | 3278,45 | 4288,46 | 3738,48 


. Abgesehen zunächst von der Höhe der Belieferung, zeigt 
die Versorgung in der ganzen Zeit eine gewisse Gleichmäßig- 
keit nur für Brot, die ganze Gruppe Fette und Eier, steigende 


unterworfen. 

Die gleichbleibende Versorgung mit Brot und Fetten: ist im 
Interesse der allgemeinen Ernährungsfürsorge günstig gewesen, 
daß dagegen die Lieferung von Kartoffeln — nächst dem Brote 
das allgemein-wichtigste Volksnahrungsmittel — schwankte, war 
bekanntlich eine recht bedenkliche Erscheinung der Ernährung in 
der Kriegszeit. Noch mehr erinnert aber die sinkende Fleisch- 
versorgung an die Notlage. Speck ist schließlich ganz verschwunden, 
die. Wurstbelieferung ist fast auf ein Siebentel, Fleisch selbst 
auf die Hälfte einer früheren Periode herabgegangen. Auch die 


können 
sonders Fische und Fischwaren hätten das fehlende Fleisch er- 
setzen können, die eigentliche Rationierung hat sie aber ganz ver- 
nachlässigt, sodaß auf Karten in 114 Wochen nur 1t/, Hering und 
ein Rollmops pro Person abgegeben wurden. Ebenso war die Be- 
lieferung mit Käse gänzlich ungenügend. Ein sehr wichtiger 
Punkt in der Versorgung des Einfach-Versorgten ist das Fehlen 
der Milch. Auch Jugendliche im Alter von 7 bis 14 Jahren 
waren für dieses wichtige Nahrungsmittel nur vorzugsberechtigt, 
das heißt sie konnten erst nach Versorgung von Kranken, Müttern, 
Da aber die Milchversorgung 
mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, so war bereits 
für diese Personen die Milchbelieferung gänzlich unbedeutend, für 
Erwachsene daher gleich Null. 

‘In dem Verschwinden der Animalien aus der Rationierung 
und damit auch aus der gesamten Ernährung gibt sich eine 
charakteristische Erscheinung der gesamten „Kriegsernährung“ 
kund, zumal auch die animalischen Fette der Menge nach recht 
niedrig geliefert worden sind. "Der relative Reichtum an Vege- 
tabilien hat eine völlige Umstellung der Ernährung zur Folge 
gehabt. Am deutlichsten werden wir dies aus den folgenden 
Zablen erkennen. 


Lebensmittelrationierung im Kriege und ihre physiologisch-hygienische 
Bedeutung (erschienen als Veröffentlichung des Deutschen Wirtschafts- 
Museums, Verlag Georg D. W. Callwey, München). u 

Die Berechnungen stützen sich zumeist auf die von J. König, 
Chemie der menschlichen Nabrungs- uud Genußmittel, Bd. 2 angegebenen 
Analysen. Für die Calorienbereehnung sind die R u b ner schen Fak- 
toren für Eiweiß, Fett und Kohlehydrate benutzt. — Für die Nähr- 
stoffberechnung sind Abzüge für Abfälle für Fleisch (20%), Kar- 
toffeln (25%), Rüben (16%), Fisch (87%) berücksichtigt. 


10 | - 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 17. 
He mem  — — — — — — — —————— 


27. April. 


2. Der Nährwert der rationderten Lebens- 
mittel. 


Der durchschnittliche Nährwert der Rationen in den einzelnen 
Halbjahren pro Kopf und Tag war folgender: 


Tabelle II. 
| 
Halbjahre - Maxi- | Mini- 
. A | B | C | D | E | mum | mum 
I | 

Eiweiß 42,59 | 39,62 | 36,67 89,85 | 3441 | 4259 | 34.41 
Fett .. ..| 9,2 19,44 12,85 13.06 | 1049 | 20.42 | 1049 
Kohlehydrate. | 298,25 | 267,61 29025 | 326 SET 302 | AVB 
Calorien. . . | 1587,43 | 1440,63 | 1460,00 | 1619812 1463.19 | 1619,81 | 1440,48 


Nach diesen Zahlen sinkt die Fettkopfquote am stärksten, 
sie ist im letzten Halbjahr um fast 50°/, geringer als im ersten, 
die Eiweißquote hat sich um zirka 20°’, verringert, die Menge 
der Kohlehydrate ist am Anfang und Ende der Untersuchungszeit 
gleich hoch geblieben, sie zeigt sogar nach anfänglicher Abnahme 
ein gewisses Steigen der Werte. Hierauf ist auch zurückzuführen, 
daß der Caloriengehalt der rationierten Nahrung verhältnismäßig 
gleichgeblieben ist. Tritt auch in diesen Zahlen der relative 
Reichtum an Kohlebydraten gegenüber Eiweiß und Fett zutage, 
der sich auf das Verschwinden der Animalien, der wichtigsten 
natürlichen Eiweiß- und Fettträger zurückführen läßt, so wird dies 
am deutlichsten in den Berechnungen des Verhältnisses von ani- 
malischem zu vegetabilischem Eiweiß. 


Tabelle Il. 


Das Gesamteiweiß enthielt 


Halbjahr animalisches vegetabilisches 
Eiweiß Eiweiß 

°/o Jo 
A 21,1 18,9 
B 192 80,8 
C 14,3 85,7 
D 10,9 89,1 
E 10,4 89,6 


Ob der hohe Gehalt an Kohlehydraten und damit an Vege- 
tabilien im Interesse einer allgemeinen Volksernährung zweck- 
mäßig zu nennen ist, dürfte zweifelhaft sein. Wenn auch Kohle- 
hydrate das Fett in physiologischer Beziehung vertreten können, 
so wird doch der hohe Gehalt an Vegetabilien auf die Ausnutzung. 
derselben wie der sonst noch zugeführten Nahrungsmittel nieht 
günstig wirken, besonders wenn, wie in der Kriegszeit, der Haupt- 
kohlehydratträger, das Brot, einen hohen Kleiegehalt aufweist. 
Die stets voluminöse vegetabilische Kost wird auch in diätetischer 
Hinsicht Bedenken erwecken, zumal die Ernährungsweisen dieselben 
wie im Frieden geblieben sind und Vorschläge, wie sie Zuntz’) 
gemacht hat, alle drei Stunden eine Mahlzeit aufnehmen zu lassen, 
um dadurch jene Übelstände zu vermeiden, am konservativen Sinn 
der Bevölkerung in solchen Angelegenheiten und an der Praxis 
des täglichen Lebens - scheitern werden. Die Eiweißarmut der 
Nahrung gewinnt besondere Bedeutung für die Ernährung der 
heranwachsenden Jugend, da das Eiweiß in der Jugendzeit einen 
besonderen Zweck als Baustoffmaterial zu spielen hat. Eine n 
schränkung dieser Möglichkeit muß unbedingt weittragend® 
Folgen haben. 


Nun bedeutet ja die Rationierung noch nicht eine fest- 


stehende Ernährungsform, etwa die Kriegsernährung. Diese 30- 


genannte „Kriegsernährung“ ist ein recht dehnbarer Begriff. D!e 
Rationierung kann eine Kriegsernährung darstellen, diese rn 
aber auch noch nicht einmal deren Werte erreichen, anderersel S 
wird sie im ‘allgemeinen wohl höher zu bewerten sein, da 8u¢ 
der freie Handel noch Nahrungsmittel, wenn auch nur 1M0 ê- 
schränktem Umfange zu erwerben erlaubte. „Dank“ dem blühenden 
Schleichhandel endlich wird sich für manche Personen die „Kriegs- 
ernährung“ nicht wesentlich von der des Friedens unterscheiden. 
Die Höhe der tatsächlichen Ernährung wird einerseits von deM 
mehr oder weniger entwickelten sozialen Sinne, andererseits von 
den pekuniären Verhältnissen der betreffenden Personen abhängen. 
Denn auch die wenigen, noch im Handel auf legalem Wege A 
hältlichen Nahrungsmittel weisen Preise auf, die für einen große 


_ Teil der Bevölkerung zu hoch sind, selbst wenn es sich um öffent- 


lich bewirtschaftete Gebiete wie z. B. Fische und F ischwarel 
handelt. Dasselbe gilt für die Obst- und Gemüseversorgung; yon 


1) Zuntz, D. m. W. 1917, Nr. 45. 


97. April. : 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 17. ssil 
sie auch durch Höchstpreise in bestimmten Grenzen gehalten 
werden sollte. Mit diesen beiden Gebieten sind die Möglich- 
keiten, die rationierte Nahrung zu ergänzen, im großen und ganzen 
über dem physiologisch notwendigen Maße liegt. 
Zahlen: der ‚Rationierung, würden vom physiologisch-hygienischen 


erschöpft, sie werden demnach nicht sehr hoch einzuschätzen sein. 

Einen Anhalt für die Beurteilung gewähren die ausgedehnten Ver- | 

suche R. O. Neumanns!) in Bonn, in denen die Höhe der | Standpunkte nicht schwerwiegend sein, wenn jener Gewohnheits- 
| bedarf auf das physiologische Maß zurückgeführt wäre. Aber es 


„Kriegsernährung“, das heißt der nur durch die dem freien Handel 
entstammenden Lebensmittel ergänzten 'Rationen bestimmt worden | wird schon aus. den obigen Verhältniszahlen wahrscheinlich, daß 
ist. Es handelte sich um die Zeit von November 1916 bis Mai | die Rationierung nicht. den physiologischen Bedarf decken kann. 
1917. Die Ergänzung betrug im Durchschnitt des Tages nur | Bestätigt wird diese Annahme, wenn wir die aus den rationierten 
5,6 g Eiweiß, 0,55 g Fett, 8,5 g Kohlehydrate = 63,5 Calorien | Nahrungsmitteln berechneten Nährstoff- und. Calorienwerte den 
(brutto), sodaß sich jene „Kriegsernährung“ auf täglich 45 g Ei- | Größen. gegenüberstellen, die für eine zweckmäßige Ernährung 
. weiß, 18,85 g Fett, 286,8 g Kohlehydrate = 1545 Calorien (brutto) | angegeben werden. | Ter. me Zen 
_ belief. — Der Wert der durch den Schleichhandel ergänzten ratio- | > , ; | UL i 
nierten Nahrung aber läßt sich gar nicht fassen. Bezeichnend ist, a vre F des . u a T a en, A. ; 
=` > daß in einer Bürgerratssitzung hier in Bonn im November 1918- ui > zo] e Ar oo ad ay a Zu 
erklärt wurde, daß 50°/, „der Lebensmittelversorgung durch den „DaUyE 9 08 are IE RES , u 
Schleichhandel erfolge! i a : u 2 nn en nur die ie m Fee 
ee ja Bu | versorgten Person betreffen, so ist es notwendig, die. Arbeits- 
versch Tang, Sich aut ungesealichem Wege Lebensmittel zu | Lstungen der Personenangehörigen dieser Kategorie in “PHYS. 
Rationierung berechneten Zahlen. vergleichen mit dem aus der | [@ischer Beziehung festzulegen. ` Von vornherein scheiden. alle 
Friedenszeit in den. letzten Jahren, vor dem Kriege ermittelten | £ era a PEE en E wie Schwer-, Schwerst- 
Konsum an Nahrungsmitteln und mit den von physiologisch- | |; % er agen erhalten. 2 ge aah somit Kinder, Jugend- 
. hygienischer Seite aufgestellten Forderungen an eine zweckmäßige i fs alte Personen und von den Erwachsenen diejenigen. zum 
Ernährung. E ) | | infach-Versorgten, die im ‚sozialen Sinne nicht als Arbeiter 
| | | gelten. Die Arbeitsleistungen dieser Personen, die in die be- 
3. Vergleich der von der Rationierung ge- kannten Rubnerschen Arbeitskategorien I und. II. gehören, 
lieferten Nahrungsmittelmengen mit dem Frie- werden einem Bedarf für leichte und mittlere Arbeit. entsprechen. 
‘denskonsum. 3 | | Je nach dem Körpergewicht werden die Bedarfsgrößen weiterhin 
. Einem Vergleich der Rationierung mit dem Friedenskonsum | "zunehmen sein. Während nun früher ein mittleres Körper-, 
‚habe ich die von Eltzbacher und Mitarbeitern) an- | 8ewicht von 70 kg für den männlichen Erwachsenen im Durch- 
‚gegebenen Zahlen. für 1912/18 zugrunde gelegt. Diese habe | Schritt angenommen wurde, können wir nach den allseitigen 
 . ich für die folgenden Zwecke auf Tagesgrößen pro Kopf der | Erfahrúngen über Körpergewichtsabnahme in der Kriegszeit. viel- 
Bevölkerung (66,8 Millionen) umgerechnet und ihnen auch Tages- | icht nur noch mit 60 kg, wahrscheinlich nur mit Gewichten 
"werte der Rationierung gegenübergestellt®). Die Werte der Ratio- | Zwischen 50 und 60 kg im allgemeinen rechnen., Wenn wir 
nlerung stehen zu diesen Zahlen in folgendem Verhältnis: - daher diesen Zahlen besondere Beachtung zubilligen, kommen wir 
k T S Fa | Ea der Rationierung bereits wohlwollend entgegen. Bu T 
a a Tabelle IV, | i a Reihe bekannter Literaturangaben (V.oit, Rubner, 
2 "Lieferung der Rationierung (Jahresdurchschnitt) - r e e Anann, ege König. Gigon 


Er dene» und Andere) habe ich,um vorsichtig Mittelwe | ößer 
Katie l A i g Mittelwerte zu erhalten, Bedarfsgıößen 
Ka era nl Bun e berechnet. Der Bedarf (brutto) würde danach zu veranschlagen sein: 


logischen Sinne, in gewisser Weise können wir wohl den tat- 
sächlichen Verbrauch als einen Bedarf ansehen, der allerdings 
unbeschadet der Gesundheit erniedrigt ‘werden. könnte, wenn er 

Die niedrigen 


konsum 
Se pro Tag 
pro Ta Ä 
| „nach =; en as | haibjäihrlicher bei leichter Arbeit 
| ba Er | und B CundD Phi für eine Person von: | Se | " = 
| i ww br : N e Fr 70 kg zu.97 g Eiweiß, 59 g Fett, 382 g’Kohlehydraten, 2535 Calorien 
aD Bw a | 10 Z T alien Pe Er = 11,8 E» 1758 „o 86g , 6g © y 1940 , 
h Dr) u u ; = — == 4 — 4,7 ; ` i an .. 
MR... 120 Stück 22Stück_ gg |15Stück_ j95 - | 8Sfück_ igg | bei mittlerer Arbeit Se 
Schmalz Ä ne | kan, Z Si au a rn BA für eine Person von; -> aA SE 
utter . 188 209 = 9’ 36 = 218. 522 == 281 70 kg zu 110 (118) g Eiweiß, 60 (56) g Fett, 482 (500)'g Kohleh., 3000 Calorien 
Bis. | de | O= 88 | 18=148 | 60kg „104 g „ 8 g» 400 g p 27T oT 
e == ; — = — z= i ; f ; z ” 
Zucker achte. Hika 29 | „602 = 142 0,27 = 8 192 = 66 bükg „ 90 E » #8 „ 380 8 m. 2897 „ 
Karola > > nee AA 2 U 4022 m= 82 , ‚Setzen wir nun diese Bedarfszahlen in. Vergleich mit den 
yranzliche Feite = 8 i- Hoba = ae: für die Rationierung berechneten Größen, so wird der Wert der 
Milmprodukte es "4254 | 224". = 525 | ar = 471 | 205° — 481 rationierten Nahrung deutlicher erkennbar. Um aber die bei 
T por e, — =0 — =0 dieser Methode sich ergebenden mannigfachen Berechnungen 
klarer zusammenzufassen, ‚möge es erlaubt. sein; diese. Berech- 


nungen nur für die nach Tabelle II angegebenen Maximal- und 
Minimalzablen durchzuführen. Dadurch sind die Grenzen fest- . 
gelegt, innerhalb deren sich die Versorgung bewegte. Die Ra- 


Anhalt, um zu sehen, wo die Schwächen der rationierten Ver- tionierung deckte..also den täglichen Bedarf im ‚Durchschnitt. der 


sorene } | I , ` 

im oe Wir erkennen auch hier, daß die Vegetabilien fünf Halbjahre (in Pro zent): _ | k 

wenn wir a Ei den Animalien am besten abschneiden. Selbst a ———— m 
ns die Konsumzahlen niedriger denken, bleiben immer | l an ~ bei mittlerer Arbeit 

70 kg | 60 kg i kg | TO kg | 60 kg | 50 kg 


noch ; Fe 
71 große Differenzen bei einzelnen Posten zwischen tatsächlicher 


den kon auch die Eltz b acher schen Zahlen wahrscheinlich 
späteren rede hoch angeben, ‚was übrigens aus Eltzbachers 
s0 haben. „Zstoff- und 'Calorienberechnungen herauszulesen ist, 
$ en" wir doch an ‘den oben angeführten Vergleichen einen 


Beliefer ¥ 
jeser Dita se rem Verbrauch. Die Höhe und der Umfang — mame - 
Friedensk muß von. weittragender Bedeutung-sein. Der uni 1 438 bi | s pia | 87 bis r S 
0 À ’ 2. Eiweiß #9 bis | 473-bis | 55 bis 36,1 : 
~ onsu bedeutet nun noch nicht . Bedarf im physio- A E a aig 2 Gj a" 
on: DSR- 0,-N GE a | | 1 [2 22 ra los 
. U. eu . . ; ; 3 Te m 
84.57, Hi P eN; Vrtlįschr. f. gericht]. M, 3. Folge, BEN, 346 bis | 486 bis | 36,7 bis vi ae E O 
e B Eltzbacher und Mit ° i P : = f 17,8 -25 29: ` 175 bis ` AA 12 bis = 
Mmährung und d = ‚Mitarbeiter, Die deutsche Volks-. Bau (is t. 23,8 
Marc.) Siehe ae Fonde Aushungerungsplan. = | Zn er ee a BER ch 
argarine ist j vorher erwähnte eingehende Veröffentlichung. — |- | 854 bis: | doo bis I-1ıRo hie. | 677 bis N ee, 
im Verhältnis 1:5 auf tierische und pflanzliche Fette LIES or Br - ae aea, | ais 86,8 bis 
f l Š (68 5) Aid. -W4 


verrechnet 2 
gezählt, In iR ans abzüglich 20 % für Wasser, dem Zucker zu- 
en -für Mahlprodukte ist der wahrscheinliche Ge- _ Calorien 63,9 bis 72 bis | 8,5 bi ) 
p7 e -56,8 | e aa u | nn bis: | 03 bis 
l i ? 


halt di 
alt des Broteg an Mehl einbegriffen. _ - 
| | u 


ran . 
SE Re -e4 
Ba 3 ENT ITe nn. NV 
Zu u == Se ER EB S Be 
ee E A aa aa RE a 
E E ee 2 ee b ER h Z RER > Fa, r 
. manı® ee a a n = mem; Fe Serum en nun 
RR Us X EE aT = ae en | u a urn. © Er Be SE = E 
3 PPE EN AEA Tr ymp ~ k -- 5 i 
z E E 2 PR er e sx . : ~ 
s s op TEN ai Bat, o = ` ee R 2 a E E: T = i 
Gai eo... A : et. Ta ee i 
- .. N 3 are, Aa . DRR -$. = Bm a = -= a - .. 8. A 
. as as ir 5 - ur un a >, R oo. . ni 
3 f : or on ee n 5 r Fe e rg 5 paag Een 
ee an, TE N m EL ha Zg Er a ne SU en, 2. í 


INC 


Binnen a ns 


>.. 


z 
p li Bd 5 
ara 


u 
LI» yore 


vu 


rk Pa Ba Se o ai En Eg k 
s -w En Aar . ae a 
OPEN N TEENEE . d Si tar =. 
Fe WE TE EA ve s4 -8 - 
ei, 


’ -. 
un 
a, 


Sakir ann 


EEE een! hi “urn. on, => 
_ pn o pie N MEA Saa Pai 3 
-3 . Da RE = Ò- e ma 
PTOA PEA 2 a daoi 


o E a 
Be m wa > 


tu y 

nn 
u 
on 


er 
eine 


re ri! 


BE 


ada s O 

" "a 

Š 

at 

pa 

Ai 

Hi 7 

O -A 

a} \ 

tar 7: 

[> o j 
) tr 
BE 
A e 
SEO 

en 
Ya 
A 
had. 
É x, 
“ t 
URS 
dta 
a 
ur " 
var 
= . ” 
r s. 
wi 
nen 
uch, 
ges 
ert 

ECI NINES: 
ETER 

fin 

Lig (9 OTA 

t, Y 
i i 
CEE RN E 
eo 
. Ei 
and 
Bw. 
or, 
’ P ia 

art 

Bl. 
5. 4 

P Ya) 
Tia? 

Aa ; 

A are ee 
n kaa 
A R 

` war 
ara 

i e'a 
RRIPI ETI } 

SPERA E 
Pear e 

Ra A ES 

B wi 
f Py 

prepr 

-PEH 
eilt. 
va; 
m 
I. 
er 
[ERA ER 

rl hf 

a 

Aal 

nn.‘ 

es a 
Nenn 
ge 
5 i 

ya 

et sr 

(RZ Rain) 
e pat 
. “i 
ale 

ar 
z rt 

TERN: 
ve 
i x 

1. 

X DREH 
| pai 

r 4 
wi 
rsa 
ae 
sit 
‚ir 
"aiy 

\ - 
Men 
E t 
ß 

>y 

1: Far RS 
«Bd 
. a 
r LK 

| t 

Marie,“ 

i [Kae 
x ir: 
4 rà . 
EN S SA 
ee 1? 
ae pe 
th ja 
p 
| ht 

tape 
= BAF A ee 
pua 
qaf, j Aa 

i E pA 
CGE j'e En 
| iur DET 
$ , t 
*i 4 iw 
TA > 

N TE 

f . d 

’ PR EUR 
ß ee 

f OLEE Fi 

TA: EEA 

T do oer, 

È iat: 

' ja 

Pi g 2 

Us i 

apo 

AR NT 

4 0 

ld S h, .» 

si Y 

Ir. 

ESE hea 
E. Au 
ER 

Ik EM. r 
« und, 

R ‘ 
"Kat, 

IR, 

Sekt 
m. 
n | 
Tro 
Ti (bios 
x 1 

De + 
R turt 

Ri 

1 OS: 
HO 

# -t 

1 i % 

iD 

} 

| zu Kane 
7, w 

i ri 

Di u 

f en, 

pi LEL- 
Ne 

TA ifr 

la 

' i 

N’ 
i 
t 
à 
. 
$ 


Dar 
> 
ze 


REN 

- ee 
RUFT 

a ge e y 


= 
a 
I 
Ir AS 
[EBSi 
Rt 

i 


sli 


u 22 


` 
e 


412 a 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 17. 


Der Calorienbedarf des Erwachsenen ist somit für 
ein Körpergewicht zwischen 50 und 60 kg, wenn wir hierauf be- 
sonderes Gewicht legen, ungefähr zu dreiVierteln bei leichter Arbeit, 
zu ungefähr drei Fünfteln bei mittlerer Arbeit gedeckt gewesen, für 


- ein Körpergewicht zwischen 60 und 70 kg bei leichter Arbeit zu 


etwas mehr als drei Fünfteln, bei mittlerer Arbeit zu etwas mehr 


als der Hälfte, 


Unter den Nährstoffen schneiden die Kohlehydrate 
am besten ab, wie nach den früheren Erörterungen zu er- 
wärten ist, | 
| Der Eiweißbedarf ist nur bei einem minderen Körper- 
gewicht und nur bei leichter Arbeit zu ungefähr der Hälfte ge- 
deckt. Wenn auch zugegeben werden muß, daß der Eiweißbedarf 
unter gewissen Bedingungen niedriger angenommen werden kann 
als in der Höhe der alten Voitschen Zahl, so ist doch der Fehl- 
betrag sehr bedeutend. Zudem sind die angeführten Zahlen 
Bruttowerte. Da nun die reichliche vegetabilische Nahrung eine 
schlechte Ausnutzung aller Stoffe zur Folge haben wird, so wird 
dem Körper in der rationierten Nahrung recht wenig zugeführt. 
Der legitime Handel kann das Defizit nicht decken, da ihm ge- 
rade die wichtigsten Eiweißträger fehlen, 


Die außerordentliche Armut der rationierten Nahrung an 
Fett — es erreicht nur einmal, und zwar bei geringem Körper- 
gewicht (50 kg) und leichter Arbeit den Wert von etwas über 
50°/, des Bedarfs — ist auch nicht außer acht zu lassen. Wenn 
auch neuerdings auffällig häufig darauf hingewiesen wird, daß 
Kohlehydrate Fett ersetzen können und auch zur Fettbildung ver- 
wendet werden, so kann das vom rein physiologischen Standpunkt 
nicht bezweifelt werden, da wir die Tatsache vom Tiere in erster 
Linie kennen. In neueren Versuchen ist von R.O.Neumann') 
auch für den Menschen bewiesen worden, daß er längere Zeit mit 
fast fettfreier Nahrung auskommen kann. Vom hygienischen 
Standpunkte, der auch die praktischen Seiten des Lebens berück- 
sichtigen muß, besitzt aber das Fett hohe Bedeutung. Der frühere 
Fettkonsum ist nicht bloß Luxus gewesen, wie manchem jetzt 
glauben gemacht werden könnte. Er ist in der Höhe der Voit- 
schen Zahl gar nicht einmal besonders groß zu nennen, Tiger- 
stedt will ihn nur als untere Grenze gelten lassen. Läßt sich 
auch theoretisch das Fett aus der Ernährung streichen, so ist das 
Fett doch indirekt für die Ernährung von Bedeutung. Ganz ab- 
gesehen davon, daß es ein sehr rationeller Nährstoff als Energie- 
spender ist, so ist es oft geradezu unmöglich, ohne Fett Speisen 
herzustellen, zum mindesten sind die Möglichkeiten ganz außer- 
ordentlich gering. Fettlos oder fettarm zubereitete Speisen sind 
außerdem von sehr geringem Geschmarkswerte und erregen da- 
dureh‘ Widerwillen gegen die Nahrungsaufnahme, Momente, die 
nicht obne Einfluß auf die Gesamternährung sein werden. Schließ- 
lich ist doch auch der Mensch kein Schwein, ‚das, von Natur 
anspruchslos, in seinem zwangsmäßigen Leben mit einem 
Übermaß von Kohlehydraten gefüttert, die Fähigkeit besitzt, fett 


- zu werden. 


Der große Fehlbetrag, der sich zwischen. Bedarf und Ge- 
botenem auftut, läßt daher den Drang, sich anderweit mit Nahrungs- 
mitteln zu versehen, berechtigt erscheinen, da, wie erwähnt, der 
sogenannte freie Handel einen Ausgleich nicht herbeiführen kann, 
ohne daß es zu Gesundheitsstörungen kommen würde. Man wird 
daher jenes Bestreben, solange es sich in angemessenen Grenzen 
hält, verständlich und entschuldbar finden, zumal die Erkenntnis 
ganz allgemein ist, daß die Organisation des Ernährungswesens 
in der Durchführung ihrer Bestimmungen bis jetzt keine feste 
Hand zeigte. Daß diese Organisation aber die Ansammlung von 
Vorräten solcher Personen, denen. der Geldbeutel alles erlaubte, 
und die Hinterziehungen und Unterschlagungen jener ganzen Kreise 
in den Städten und vor allem auf dem Lande, die auf die Not 
der Volksgenossen spekulierten, nicht zu steuern vermochte, trübt 


- leider das Licht aller tatsächlichen Leistungen dieser Organisation, 


Jene gewissenlosen Kreise aber mögen sich bewußt werden, daß 


sie den Feind in seiner erbärmlichen Hungerblockade wirkungs- 
voll unterstützt haben und daß sie ein erkleckliches mit dazu 


beigetragen haben, daß die Zustände im deutschen Vaterlande so 


trostlos geworden sind. 


— 


2) a. a. O. 


ne nm 


_— 


27. April, 


Die Amenorrhöe — ein Frühsymptom der 
Frauentuberkulose. 


Von 
Oberarzt Dr. Schwermann, ordin. Arzt, 
Reservelazarett Alpirsbach. 


Unter den. vielen Symptomen, die für die früh- und recht- 
zeitige Erkennung der Lungentuberkulose von Bedeutung sind, 
verdient in der Symptomatologie der Frauentuberkulose ein Krank- 
heitszeichen hervorgehoben zu werden, was noch immer, vor allem 
bei den praktischen Ärzten, viel zu wenig oder gar nicht beachtet 
wird, weil es an sich absolut nicht auf eine Erkrankung der 
Respirationsorgane deutet und die Betreffenden meist veranlaßt, 
einen Gynäkologen aufzusuchen, teils aus Furcht vor einem Unter- 
leibsleiden, teils in der Annahme, gravid zu sein — die Amenor- 
rhöe, die sich nicht nur bei fortgeschrittenen Tuberkulosefällen, 
sondern gerade sehr oft bei beginnenden Prozessen findet und oft 
das einzige Symptom ist, das den Erfahrenen an eine Lungen- 
tuberkulose denken läßt. 


Diese Fälle geben bei der gynäkologischen Untersuchung 
ein völlig negatives Resultat. Beschränkt sich der betreffende Arzt 
nur auf die Untersuchung der Genitalorgane, so kann durch das 
therapeutische Bestreben die eigentliche Erkrankung mit Wieder- 
eintreten der Menses verschlimmert werden, da damit eine Schutz- 
maßnahme, die sich der Organismus im Kampfe gegen die Tuber- 
kulose selbst geschaffen hat, illusorisch gemacht wird. | 


Nach den gemachten Erfahrungen erblicken wir Tuberkulose- 
ärzte gerade in der Amenorrhöe eine Art Selbsthilfe des Organis- 
mus, indem der Körper mit Aufhören der Menses eine Funktion 
ausschaltet, durch die die Abwehrmittel gegen die Krankheit regel- 
mäßig periodisch immer wieder geschwächt werden. Dieses 
periodisch wiederkehrende und durch die Menstruation bedingte 
Sinken des phagocytären Index, wie es durch die Untersuchungen 
von Morland und Urwick festgestellt wurde, bedingt aber 
eine sich ständig wiederholende Neigung zur Verschlechterung der 
Erkrankung. Würde also das Symptom „die Amenorrhöe bei be- 
ginnender Tuberkulose“ durch irgendwelche therapeutischen Maß- 
nahmen beseitigt, so würde nicht nur die bestehende Grundkrank- 
heit, die Tuberkulose, durch diese „Therapie“ ungünstig beein- 
flußt, sondern es würde auch der Selbstschutz des Organismus IM 
Kampie gegen die Tuberkulose umgeworfen. 


Diese kurzen Andeutungen über die pathologisch- physio- 
logischen Verhältnisse der Menstruation in der Pathologie der 
Frauentuberkulose ohne näheres Eingehen darauf, wodurch diese 
Amenorrhöe zustande kommt — Lipoidämie (Lindemann) —, 
zeigen uns aber umgekehrt, daß gerade das Symptom des plötz- 
lichen Sistierens der Menses unsere Aufmerksamkeit nicht DU 
auf die Organe lenken darf, auf die es direkt hinweist; wir müssen 
daher bei Frauen, die zu uns kommen mit der Angabe, daß ihre _ 
Periode plötzlich nicht mehr eingetreten sei, selbstverständlich nach 
genauer gynäkologischer Untersuchung auch die Respirationsorgane 
genau untersuchen. Gerade der praktische Arzt, der eben au 
dem Gebiete der frühzeitigen Erkennung der Lungentuberkulose 
soviel leisten kann und für den diese Zeilen besonders geschrieben 
sind, muß daher bei dem Symptom „Amenorrhöe“ unter Ausschaltung 
anderer, ein Zessieren der Menses bedingenden Krankheiten stets 
auf eine beginnende Tuberkulose fahnden,. darf sich nicht bei 
fehlendem gynäkologischen Befund mit der Diagnose „Anämie oder 
Chlorose“ begnügen, denn „Chlorose ist sehr oft Tuberkulose . 
Natürlich wird der praktische Arzt und vor allem der Landarz 
Mühe haben, seinen Kranken beizubringen, daß gerade bei ihrer 
Erkrankung das Aufhören der Periode ein nicht unwesentliche8 


| Moment ist, das die Heilungsaussicht unterstützt und die Erkran- 


kung um eine nicht zu unterschätzende Komplikation ärmer macht. 
Er darf sich nicht durch die Vorhaltungen abschrecken jasan, 
daß, wenn die Periode nicht wieder eintritt, „das schlechte Blu 
sich in den Körper zurückschlage“ oder „sich aufs Herz lege 
Sorgfältige und eingehende Aufklärung kann auch hier wie über 
in der Pathologie der Tuberkulose viel wirken und kann vor 
allem auch die Patientinnen davor bewahren, sich an einen sr 
pfuscher zu wenden, der dann mit heißen Scheidenspülungen, Fub- 
bädern, Tee usw. die Frau von ihrem „Leiden“ befreit, um 41 
eigentliche Krankheit zu verschlimmern. 


‚ Bei jedem Fall von Amenorrhöe, bei dem sich ätiologisoh 
keine sonstige Ursache nachweisen läßt, ist es daher unbeding 


RN A Na m iR Y a 
or Bene meet aA 


ee re ee ern 3, Da EE E E i an 5 = Ai: 1 E 
AR: ta f 7 A i 5 re e age SE m: N ; z Be en 
. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 17. en E E EE 
= = == ER TREE = = ; — = > Se an 
md Pflicht, genau auf beginnende. Tuberkulose zu untersuchen, "da | 18. Oktober. Temperatur steigt:an: spinal-meningitische Symptome U 
mie die Amenorrhöe bei Frauen sehr oft das einzige 'Symptom einer |- verstärkt. Kreuzschmerzen nicht mehr so heftig. Kein Kopfschmerz; el a 
l bestehenden Lungenerkrankung ist. | ' | Sensorium vollkommen frei. Kein Herpes. (Verdacht auf Strepto- be- Sau. 
a ziehungsweise Staphylokokkeninfektion der Meningen infolge Punktion. HATOR i 
A EEE aa ti 15. Oktober.. Temperatur dauernd . zwischen 89 und -40° bei I SEE 
Aus der Beobachtungsstation für innere Krankheiten im Reserve- | relativer Bradykardie. Sensorium merkwürdig. frei im ‘Verhältnis zu e 
lazarett I, Stuttgart (Vorstand: Oberstabsarzt Prof. Dr. Schlayer) | den: Allgemeinerscheinungen. Nackensteife ausgeprägt. Patellar- und ahany - 
und aus der bakteriologischeu Abteilung der hygienisch-chemischen | Achillesrefleze aufgehoben. Hauttiyperästhesie am Abdomen. Abends AORAR 
XII. A.-K. in Stutteart (Vorstand: Stabsarzt leichter Schüttelfrost, kurzes Erbrechen, kein. Milztumor. Abends PIERRE 
Untersuchungsstelle XII. A.-K. in Stuttgart (Vorstand:, ’ADSAIZO | zweite Lumbalpunktion: Liquor stark eitrig, Druck. nicht erhöht. - TERN 
Dr. Binder). .. | Bakteriologisch: massenhaft gramnegative extracelluläre Diplokokken. HN 
ò . | | N er . 17. Oktober. Die nach Punktion abgefallene Temperatur steigt . Bot 
Über einen Diplokokkus aus der Katarrhalis-Gruppe |: wieder an. Starkes Nasenbluten, ausgesprochener Schütteltrost, petotna ea ain 
i efi nO „te l | iroriti | am’ rechten OberSchenkel. .Areflexie, Anästhesie. Kein Milztumor. ee 
Ä als Erreg L.Biner Sp Ing cerebralen Meningitis. Zeitweise spontaner Harnabgang. Psychisch weniger. lebhaft als sonst, akri 3 
i ©- Von ` ze ~ a| gegen Abend etwas benommen. ` es, Su a i porii J 
Feldhilfsarzt J. Mayer a | Í ERTS 2 
| © wmd, © | z Ee A 
Priv.-Doz. Dr. H. Prell, zurzeit Feldunterarzt. A ; AA E, 
I. Klinischer Teil. (Von J. Mayer.) | =E PE 
v. Lingelsheim hat ums Jahr 1906 eine Anzahl j ag 
gramnegativer meningokokkenähnlicher Diplokokken aus der Rachen- Be: ne n> ; MELSE o 
schleimhaut differenziert, die längere Zeit für harmlose Rachen- ` 18. Oktober: Sensorium stark getrübt, erhebliche motorische Un-' N I RERTEI 
saprophyten galten. O ruhe. Nasenbluten hält an. Läßt Urin unter sich. | u Ga 
Zum erstenmal hat dann Kämmerer 1913/14 autoptisch ‚Abends dritte Lumbalpunktion, trotz Scopolamin wegen starker ei rl ne 
den Nachweis allgemeiner : Pathogenität dieser Kokkenarten er- | motorischer Unruhe au a ausführbar. Liquor weniger getrübt, 11 
bracht. Von Stephan wurde kurze Zeit hernach ein Krankheits- P en T r TA Die MAE: J E: 
. Samd geschildert, das unter dem Bilde RRS akuten fieberhaften kokken. Auf. Verabreichung von sechsmal 0,15 Optochinum basicum bei A me ee 
Erkrankung mit ausgesprochenen meningitischen Erscheinungen Milchdiät keine Reaktion. Pa. J a an PRI n 
verlief, wobei ebenfalls gramnegative Diplokokken als Krankheits- 19. Oktober. Sensorium vollständig getrübt, phäntasiert, immer fa PEY o 
erreger im Liquor cerebrospinalis festgestellt wurden. Von dieser | noch sehr unruhig. Mittags leichter Schüttelfrost. Kein sicherer Milz- Bet: 
Zeit ab wurde hin und wieder diese Gruppe der gramnegativen | tumor.. Auf dreimal 0,5 Urotropin keine Reaktion, trotzdem weitere Ver- A ii S 
DERRIEN 


Diplokokken als Erreger teils influenzaähnlicher Allgemeininfektion | abreichung. | Sn a “i 
Befund wenig verändert. Weniger unruhig. Ein- 


Erioa 
BER 
ZI Eu ET IR N, 
MER e a SE SEITE 
ne 
= 
> ER 
v A 
wien 
` aa 


E ee Ea a 


un. Da die angestellte Wassermann-Reaktion im Blute negativ ausfiel, 
wurde zur Sicherung der Diagnose die Lumbalpunktion vorgenommen. 
das 11. Oktober. Lumbalpunktion ist unter Lokalanästhesie und Jod- 
esinfektion der Haut ohne jede Schwierigkeit in. einer Minute beendigt. 
‚Quordruck nicht erhöht, Flüssigkeit klar; es werden zirka 10 cem ab- 
| ge assen. Im Liquor: Wassermann bei 0,8 +-+-F-F, bei 0,2 +, bei 0,1 + 
| Yphocytose 45 nach Fuchs-Rosenthal. Nopne-Apelt: schwach +. 
nr teriologisch: steril. Durch diesen serologischen und cytologischen 
| Tale efund wurde demnach .die klinische Diagnose einer beginnenden 
‚“abes bestätigt. Am Tage der Punktion keinerlei. Beschwerden. 
hefti 12. Oktober, Morgens zwischen 2 und 4 Uhr stellen sich sehr 
Teme. Rückenschmerzen ein, die entlang den Oberschenkeln ausstrahlen, 
in peratur (s. Kurve) morgens leicht erhöht. Klinisch: Reflexe - wie 
den. Ob Kernig +, Nackensteife kaum vorbanden. Hyperästhesie an 
‚. „erschenkeln und besonders der Lendengegend. (Verdacht auf 


- lokale Meningitische Reizerscheinung nach Punktion.) - . 4 


des Diplococcus catarrhalis, aufgetreten nach Lumbalpunktion, 

Die Meningitis zeigte in den ersten vier. bis fünf Tagen 
einen ausgesprochenen spinalen Charakter, bei dem es am Tage 
nach der zweiten. Punktion sein-Bewenden zu haben schien (siehe 
Kurve). Am anderen Tage jedoch setzten die Krankheitserschei- 
nungen mit erneuter Heftigkeit wieder ein unter ausgesprochen 
cerebralen und allgemein septischen Symptomen (Schüttelfrost, 
Nasenbluten, Hautblutung). Nach weiteren zehn Tagen ging der 
Fall in langsam hinziehende Abheilung über, jedoch unter Hinter- 
lassung sehr schwerer Nacherscheinungen, die lebhaft an die- 
jenigen nach Meningokokkenmeningitis erinnern. 

< Von klinischer Seite wäre noch die Frage zu erörtern, auf 
welchem Wege die Diplokokken zu. den Meningen gelangten. 


gefunden mit Metastasen in Meningen, Haut und Nieren, teils als 22. Oktober. I 
Mischinfektion mit Meningokokken, bei epidemischer Meningitis. -| setzende Urinverhaltung. | o Fir 
| Einen Beitrag zum Kapitel der Pathogenität dieser gram- „Ab 28. Oktober. Täglich sechsmal 0,5 Urotropin. REES I ER 
negativen Diplokokken aus der Gruppe des Micrococcus catarrhalis 24. Oktober. Temperatur sinkt. Sensorium etwas freier. Kernig. | 
dürfte folgender etwas atypische, trotzdem aber wohl nicht weniger | und Nackensteife geht wenig zurück. Urinverhaltung hält an. 3 Ar i Y 
‚Interessante Fall liefern, : | u I ee Leichte Ptosis linke L ee ee ie p “ 
, . Oktober. Leichte Ptosis links. Leichter eitriver Ausfluß aus . SERAN ee 
cp Krankengeschichte: Sergt. M., 89 J. alt, verheiratet, | ger Harnröhre. Im Eiterabstrich' keine Diplokokken nachweicbar | AUE B: o ia a 
kinderlos. Aktiv gedient, o. B. Früher nie ernstlich krank. Im Feld y : ; taha . EIN Toe Wise 
ud, O. ; 26. Oktober. Temperatur wieder angestiegen. Deutliche Ptosis NE. 
| Mer September 1914 bis Mai 1918. Mai 1918. erkrankt an Beschwerden links mit Internusparese. Abends vierte Lumbalpunktion. Liquor klar EV br Si 
gan Praci Wasserlassen, seitdem wegen cystitischer -postgonorrhoischer wenig hämorrhagisch, Druck erniedrigt. Bakteriologisch: Liquor steril. ERMA = 
V Erscheinungen in Behandlung. | Agglutination mit Eigenstamm positiv | u: 
Ti o Auf die Beobachtungsstation eingewiesen wegen Herzbeschwerden. A OD Leuk i ich A 1540 | > zu ai. 
Bo: Nachträgliche Angabe: gleichzeitig wie er mit 20 Jahren wegen Diff > oo Pol K en W L en Oh. Thira 2.0 A >. 
T ‚ Gonorrhöe von einem Kurpfuscher behandelt worden sei, habe er auch | Ieorenziers: +o ynuc eare 76 %, Lymphocyten 17%, Übergangs- ni iE o 
j~ ein kleines Geschwür auf der Eichel gehabt, das er aber nicht weiter |, formen 6%, Eosinophile und Mastzellen je 1%. ` ee 1. E 
j beachtet habe. en . 28. Oktober. Temperatur normal, Tachykardie anhaltend, ohne . ln. Il, 
s 1908 seien verschieden weite Pupillen festgestellt worden, Seit | Kardiale Symptome (Vasomotorenwirkung). `- nA 1.1. o o 
g 1914 häufiger Harn drang, kein Harnträufeln. Seit 1915 nachts etwas Agglutination des Blutes stark positiv gegen Eigenstamm. EN gerne 
ji unsicher beim Gehen, deshalb einige Male krank gemeldet. Nach jeder | `, .Blutplatten am Bett angelegt, bleiben steril. Im Rachenabstrich CEA  - ; 
pi Typhusschutzimpfung einige Tage hohes Fieber, bis 41°. < `> | Keine gramnegativen Diplokokken.  - Ä | i a | ae 
y a Befund vom 8. Oktober 1918: Leichte Conjunctivitis. Innere 2. November.. Temperatur dauernd normal. Reflexe wie beim I 
; Organe intakt. Reflexe: Schleimhaut-Öberflächenreflexe o. B., Patellar- | Aufnabmebefund. Sensibilität intakt. Noch leichte Ptose links ohne - le | 
s reflexe lebhaft. ma | Internusparese. Psychisch: wieder normal orientiert, schläft viel, etwas 2.) E 
, Rechter Achillesreflex eben auslösbar, linker.feblt, Kein Babinski, | apathisch. Immer noch Urinverhaltung mit Katheterismus. Ä a hi a 
kein Oppenheim, kein Remak. Romberg negativ. Keine ataktische „nm. Anschluß daran entwickelte sich eine ziemlich. schwere u I C 
| Störung. Oberflächen- und Tiefensensibilität intakt, ebenso calorische. | Pyelitis, bakteriologisch mehrfach als Colipyelitis festgestellt. Auch Aa 
., Pupillen: sehr eng, gleichweit, beide etwas verzogen; auf Licht | jetzt noch, Januar 1919, besteht ‚Incontinenz für Stuhl und Urin. 
keine Reaktion, auf Konvergenz gering. Augenbintergrund ohne Besonderheit, ebenso Augenmuskeln. Dagegen 
Augenhintererund : normal. ' schloß sich an die Entfieberung ein noch jetzt andauernder, katatonie- 
E Psychisch und intellektuell : o. B. ähnlicher Zustand an, der sich anscheinend erst in den letzten Wochen 
! d Es mußte also nach vorliegendem klinischen Befund sowie nach | zu. bessern anfängt. BR | BT a u: 
' _ der Anamnese eine in Entwicklung begriffene Tabes angenommen werden. Im vorliegenden Falle handelte es sich also. um eine eitrige 
| Meningitis, hervorgerufen durch ein Bakterium aus der Gruppe, 


1 


Terav _ 


er, - 
ee  . E a 
= ene m < ur. a _ _ ~ -a 
A E h a = .. Be, n 
~ 3 E - Sa - 
rew ie 
east 
a -e « a 


- 4 * 
Y >. - -<t s -æ s 
y T PEP ` En in Im et ee 
P ~ X -s a a uen r 
- = ran ` 
: ea aa 


>: "iia 


u ea 


Eee a ri Er nn ee I en 


n en, ee s n” 
aate, Ta a Te. ar ae AT 


ia 


` 414 {919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 17. 


27. April. 


Es kommen zwei Möglichkeiten in Betracht: 1. Der Blut- | genauere Angaben über. die hierbei gefundenen Kokken, die nur 


beziehungsweise Lymphweg. | 

Man könnte annehmen, daß infolge Drucksenkung im Rücken- 
markskanal eventuell ursprünglich im Nasenrachenraum wuchernde, 
der bakteriologischen Untersuchung nicht zugängliche Diplokokken 
(siehe auch Conjunctivitis), sei es auf dem Blutwege, sei es direkt 
auf dem Lymphwege in den Liquor eingeschleppt worden wären 
und hier am Locus minoris resistentiae einen geeigneten Nähr- 
boden gefunden hätten. 

Diese Annahme des Infektionsverlaufs ist jedoch wenig wahr- 
scheinlich, weniger mit Rücksicht auf den fehlenden Bakterien- 


" nachweis im Blute (letzterer fehlte auch, als ausgesprochen sep- 


tische Symptome vorlagen), als vor allem mit Rucksicht auf den 
eindeutigen spinalen Beginn der Meningitis. Es ist viel- 
mehr mit größerer Wahrscheinlichkeit eine Infektion der Spinal- 
meningen bei der Lumbalpunktion anzunehmen. Auf welche 
Weise dies im besonderen geschehen ist, läßt sich nachträglich 
nicht mehr mit Sicherheit feststellen. Die Instrumente waren in 
der üblichen Weise sterilisiert, lagen allerdings bis zum Gebrauch 
noch zirka eine Stunde mit feuchter steriler Kompresse bedeckt, 
auf einer Glasschale neben dem Untersuchungszimmer. 

Die Punktion selbst verlief unter den vorgeschriebenen 
Kautelen. Während der Punktion wurde. nur das zur Hand- 
reichung Erforderliche gesprochen. Weder Arzt noch Schwester 
hatten katarrhalische Erscheinungen, noch ließen sich in ihrem 
Rachenabstrich gramnegative Diplokokken finden. Da also ein 
Verstoß bei der Sterilisation (wie auch das Fehlen einer Staphylo- 
beziehungsweise Streptokokkerinfektion dartun dürfte) nicht an- 
zunehmen ist, und die Punktion lege artis vorgenommen wurde, 
ist eine aerogene Diplokokkeninfektion der Punktionsnadel, sei es 
nach der Sterilisation, sei es während der Punktion, als wahr- 
scheinlich zu bezeichnen. 

Besonders bemerkenswert ist die’hohe Pathogenität dieser 
Diplokokken. Die Erkrankung unterschied sich, nach dem klini- 
schen Bilde bemessen, weder in ihrem Verlaufe noch in den Nach- 
wirkungen von einer schweren Meningokokkenmeningitis. 

Bezüglich der Therapie hat die Lumbalpunktion ent- 
schieden entlastend gewirkt (siehe Kurve); Optochinum basicum blieb 
ohne jede Einwirkung, Hingegen sahen wir von dem von 
Stephan gegen einen Teil dieser Krankheitserreger als Speci- 
ficum angegebenen Urotropin (Abspaltung von Formaldehyd und 
Übergang desselben in den Liquor) einen unzweifelhaften Einfluß 
auf die schwere Diplokokkenmeningitis und möchten den schließ- 
lichen Ausgang des eine Zeitlang fast hoffnungslos erscheinenden 
Krankheitsbildes zu einem guten Teil dieser Therapie zuschreiben. 

Zusammenfassend wäre also zu sagen: Bei einem Tabiker 
trat im Anschluß an eine Lumbalpunktion eine schwere eitrige 
Meningitis auf, verursacht durch einen dem Mikrococcus catarrhalis 
sehr nahestehenden Diplokokkus. Anfangs war der Prozeß auf die 
spinalen Rückenmarkshäute lokalisiert, ging dann auf die cerebralen 
über, mit gleichzeitig einsetzenden septischen Erscheinungen, ohne 
daß sich der Erreger im Blute nachweisen ließ. 

Als wahrscheinlicher Weg der Infektion ist die Verschlep- 
pung der Kokken in den Liquor durch die Punktionsnadel anzu- 
sehen, wobei die Übertragung der Keime auf die Nadel auf akro- 
genem Wege anzunehmen ist. Die Virulenz dieses Diplo- 
kokkus ist in unserem Falle den Meningokokken gleichzusetzen. 

Therapeutisch war die tägliche Verabreichung von 
sechsmal 0,5 g Urotropin von unzweifelhaftem Einfluß auf die Er- 
haltung des Lebens. 


* * 
* 


II. Bakteriologischer Teil. (Von Heinrich Prell) 


Mit Rücksicht darauf, daß der vorliegende Fall von cerebro- 
spinaler Meningitis insofern eine Sonderstellung einnimmt, als bei 
ihm ein sonst nicht als Erreger derartiger Krankheiten bekanntes 
Bakterium isoliert werden konnte, erschien eine etwas eingehendere 
bakteriologische Bearbeitung wünschenswert, Erst nachträglich 
fand ich bei der Durchsicht der Literatur, daß der Fall nicht, wie 
es anfänglich schien, völlig isoliert dasteht, sondern daß vor ganz 
kurzer Zeit bereits ein ähnliches Vorkommnis bei einem halb- 
jährigen Kinde von Mayrhofer-Lateiner aus Wien mit- 
seteilt worden ist. Leider fehlen in der betreffenden Arbeit!) 

1) Mayrhofer-Lateiner, M, Ein Fall von Meningitis 
purulenta, verursacht durch Mikrococcus catarrhalis. W. kl. W. 1918, 
Jg. 81, Nr. 41, S. 1107. 


kurzweg als Mikrococcus catarrhalis bezeichnet werden, 
sodaß es nicht möglich ist, mit Sicherheit die Identität der Er- 
reger beim Wiener und bei unserem Falle zu erkennen. 


Die frischen Ausstriche von der Lumbalflüssigkeit 


boten ein sehr charakteristisches mikroskopisches Bild. Bei der 
ersten Lumbalpunktion nach Beginn der meningitischen Erschei- 
nungen (15. Oktober), welche ein ziemlich stark getrübtes, eitriges 
Punktat ergeben hatte, fanden sich reichlich gramnegative Kokken 
in lockeren Gruppen von etwa 10 bis 20 Stück extracellulär und 
ohne nähere Beziehungen zu den weißen Blutzellen. Die Kokken 
dieser Gruppen lagen nur ausnahmsweise einzeln, meist waren sie 
paarweise zu Diploformen vereinigt. Im übrigen kamen sie nicht 
miteinander in Berührung. Ihr Durchmesser betrug 0,9 bis 1,1 4, 
einzeln liegende Individuen waren stets kugelrund, und auch in 
den Paaren zeigten sie nicht stets eine Abflachung der Individuen 
gegeneinander. Äußerlich wichen sie also nicht unerheblich in 
Gestalt und Lagerung vom Mikrococcusintracellularis 
(meningitidis) ab, was von Anfang an auf die Besonderheit 
des Falles hinwies. im zweiten Punktat (18. Oktober) war das 
Bild nicht wesentlich geändert, nur hatte die Zahl der Kokken 
ganz erheblich zugenommen, sodaß das Sediment im Ausstrich 
massenhaft Kokkengruppen mit spärlichen Eiterzellen dazwischen 
aufwies. Die einzelnen Kokken machten, obwohl sie in der Größe 
von denen der ersten Probe nicht abwichen, einen degenerierten 
Eindruck und ließen sich etwas schlechter färben. Bei der dritten 
Punktion (26. Oktober) wurde ein klares, nur wenig blutiges 
Punktat zutage gefördert, in dessen Bodensatz zunächst keinerlei 
Kokken mikroskopisch festzustellen waren; erst späterhin zeigte 
sich bei der Zucht, daß doch noch einige versprengte Individuen 
darin enthalten waren. 

Die Zucht der Kokken wurde zunächst auf Aseites-Agar 
und auf gewöbnlichem Nähragar versucht; auf beiden gelang sie ohne 
weiteres unmittelbar aus dem Punktat. Außerdem wuchsen die Kokken 
gut in Nährbouillon und ebenfalls in der als Basis für die Barsiekow- 
nährböden dienenden Nutroselösung. Das Wachstum fand nicht nur bei 
37° im Brutschrank statt, sondern auch, wenn schon erheblich lang- 


samer, bei Zimmertemperatur statt; bei etwa 17° waren nach ein-- 


tägigem Stehen mit bloßem Auge die feinen Kolonien bereits deutlich 

zu erkennen. , 
Das mikroskopische Bild der gezüchteten Kokken wich 

etwas ab von dem Befunde im frischen Ausstrich. In Form und Lagerung 


waren Unterschiede gegenüber den im Punktat vorhandenen Kokken’ 


nicht zu erkennen, nur war die Zahl der einzeln liegenden Individuen 
anscheinend größer. Außerdem waren die einzelnen Individuen etwas 
kleiner als die im frischen Ausstriche gefundenen und hatten nur einen 
Durchmesser von etwa 0,8 bis 0,9 u, ob dieser Größenunterschied auf 
das Vorhandensein einer bei der langen Färbung der frischen Aus- 
striche mitgefärbten Kapsel hinweist, mag dahingestellt bleiben, doch 
lassen die folgenden Beobachtungen es nicht ausgeschlossen erscheinen. 
Die Zeit, bis sämtliche Kokken bei der Grammethode im absoluten 
Alkohol entfärbt waren, betrug eine Minute, doch waren schon nach 


einer halben Minute nur noch ganz vereinzelte Individuen: zu finden, 


welche den Farbstoff noch teilweise zurückgehalten hatten. Sehr be- 
merkenswert war die Neigung der Kokken zur Fadenbildung. W ährend 
das dritte Punktat weder im frischen Ausstriche, noch sogar IN der 
Bouillonkultur das Vorhandensein von Kokken ergeben hatten, fanden 
sich bei nochmaliger Untersuchung des Punktatrestes, in welchem sich 
nach mehrtägiger Bebrütung ein Sediment gebildet hatte, neben gram- 
negativen Kokken auch gramnegative Stäbchen und Bakterienfäden, 
sowie nur bei länger währender Gegenfärbung mit verdünntem Carbol- 
fuchsin sichtbar werdende feine schlauchartige Gebilde, durch welche 
Kokkenstäbchen und Fadenstücke zusammengehalten wurden. Die Ver- 
mutung, daß es sich hierbei um abweichende Wachstumsformen des 
Mikrokokkus handle, ließ sich auf doppeltem Wege bestätigen. Zu- 
nächst ergab die Weiterzucht des so mannigfach gemischt erscheinenden 
Punktatsediments auf Agar eine Reinkultur von Kokken, welche vie” 
fach in Diploform lagen und sich in keiner Weise von denen aus don 
anderen Punktaten erzüchteten unterschieden. Sodann aber gelang © 
nicht nur bei dieser Reinkultur, sondern auch bei denen der ersten 
beiden Punktate die gleiche Fadenbildung festzustellen, wenn man gen 
Bodensatz aus älteren Bouillonkulturen untersuchte. In älteren Apar 
kulturen fiel mir das Auftreten größerer Kokkenformen auf, wele h 
wieder denen im frischen Ausstriche gefundenen entsprachen; danai 
wären die kleiner erscheinenden Kulturformen vielleicht als p 
andere Lebensbedingungen hervorgerufene Pleonten zu deuten. HA 
wähnt sei, daß die lebenden Kokken, im hängenden Tropfen betrach 
keinerlei Eigenbewegung, wohl aber naturgemäß erhebliche Molekular 
bewegung aufwiesen. Ping 

Das makroskopische Bild der Kokkenkulturen bot ein 6. 
Besonderheiten. In der Bouillonkultur kam es, abgesehen von ©mM er 
schwachen allgemeinen Trübung, schon im Laufe des ersten Tages h 5 
Bildung eigenartiger flockenförmiger Anhäufungen an der Oberläch, 


PaT 


Er Pr 


FERNE 20.7.1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. 17. 


N 

okken, dem | welche sich mit der Zeit von selbst und besonders bei Erschütterungen | Unter diesen Umständen scheint es mir nicht berechtigt, 
eichnel wer, ablösten und zu Boden sanken. Der so entstehende Bodensatz gewänn | den bei, dem vorliegenden Falle von Meningitis isolierten, dem 
dentität der: R- nach kurzer Zeit eine zähschleimige Konsistenz und setzte dem erneuten 1 Mikrococeus cata rrhalis außerordentlich nahestehenden 
nnen | Zerschütteln Eh nen nn entgegen, a ng dieses Diplokokkus einfach mit. dem Mikrococeus catarrhalis 

each j ich . n its erwähnten Veränder i Í Sr 5 nn 
midi | Verbaltons ergibt sich aus don bereits erwähnten Veränderungen I | zusammenzuwerfen. Er sei won demselben daher unter der Be- 
Bid, kiif © in flach scheibenförmigen, . nach 24 Stunden etwa 1 mm 'großen, | Zeichnung Mikrococcus hyalinus Pr. zunächst nur als 
ischen Biss $ anfangs gleichmäßig runden, später randlich leicht gekerbten, glatten leicht unterscheidbare Rasse, abgelöst. | a 
rübtes, eines } und glänzenden, saftigen, niemals schleimigen Kolonien. Im auffallenden Literatur: Silbergleit und Augerer, D. m. W.1916, Nr.1 
ogative Kokta |; Lichte besaßen die Kolonien einen leicht gelblichen Schimmer, im | — P, Schmidt, ebenda 1916, Nr 5. — Hochhaus, ebenda 1915. — 
| durchfallenden waren sie klar durchscheinend und leicht bräunlich | Kämmerer, M. m. W. 1914, Nr. ii. — Landmann, ebenda 1915. — 
Stephan, ebenda 1916, Nr. 19. — Derselbe, nt an > = 
‚ Lehrb. f. Infek- 


gefärbt. Im Agarstich wiesen die Kokken ein rauh fadenförmiges 
Wachstum auf. Die Gelatineplatte verflüssigten sie nicht, und wuchsen 
in weißlich-trüben, zarten. Kolonien. Der Gelatinestich war faden- 
förmig, später schwach gekörnt; das Wachstum erschien an der Ober- 
fläche stärker zu sein als in der Tiefe. Das Wachstum auf Ascitesagar 
bot keine sichtlichen Unterschiede gegenüber dem auf gewöhnlichem 
. -~ Agar. Auf Löfflerschem Traubenzuckerbouillon - Rinderblutserum 
wuchsen die Mikrokokken üppig in reinweißen, saftigen Kolonien, 
Die Weiterzucht auf Agar gelang in beliebiger Wiederholung; die ein- 
zelnen Kulturen waren, zum mindesten nach zweimonatigem Stehen 
bei Zimmertemperatur, noch voll wachstumsfähig und ließen sich ohne 


weiteres verimpfen. en, ai 
Die physiologisch-chemischen Fähigkeiten der 
Kokken gegenüber verschiedenen Zuckern wurden nur in beschränktem 
Maße geprüft. Die Oberflächenkultur auf Lackmusagar ergab ausnahmslos 
~ Bräunung bei Zusatz von Dextrose, Lävulose, Maltose, Saccharose, 
Lactose und Mannit. Die Kultur in Barsiekow-Lösungen ergab bei 
denselben Zuckern, abgesehen von einer Trübung des Substrats, keine 
= Veränderung des Nährbodens. Lackmusmolke nahm einen satt korn- 
.{ - blumenblauen Farbton an. Auf der frischen Blutplatte zeigten die 
| Kokken normales Wachstum, der Nährboden wies selbst unter den 
abgekratzten Kolonien keine Veränderung auf. 
- Das Agglutinationsvermögen der Kokken wurde durch Titration 
mit dem Blutserum und mit der Lumbaiflüssigkeit des Patienten, sowie 
mit Meningokokkenserum und mit einem beliebigen anderen Serum 


untersucht. Dabei ergaben sich die folgenden. Werte: 


| 1:50 [1:1 [1:20 [1:20 [1:00 fs eoo |1: 3200 4s osoo fr: 12m: 200m 


Se re a en SS ns 

Bluts EEA E J: ETON A 

| 8. Oktober) Frritrtr +++ Trierer ++ + 

Blut 1 EEN (A adta L 
(12 Novembir) HEHEHHE +++] ++ | + 


. Bluts Hr. 1.23 
. (L. Dezember) uiia 1% rt 


E Lumbalpunktat , ++- Erf Sp 


v. Lingelsheimi, ebenda 1917, Nr.18: — Jochmann 
tionskr. — Fischer, Zschr. f. Immun. Forsch, 1916. . 


t « 


Cai 


= Neue Erfahrungen mit dem Spumanverfahren. 
= Von- Sa e a D e 
| Dr. Lex, Hannover. 

. Die typischen Eigenschaften des Spumanprozesses sind zwar 
‚heute, wo das Verfahren in die Gynäkologie allgemeine Aufnahme 
gefunden hat, einem "großen Teil. der Praktiker bekannt, In 
kürzester Form läßt sich darüber sagen, daß der Arzt in der täg- 
lichen Gynäkologie bei Anwendung des Spumanverfahrens mit 
manuellen und instrumentellen Eingriffen sich auf ein Minimum 
. beschränken kann. Es wird dies erreicht durch die Eigenart des 
Spumanprozesses, der die wirksamen Substanzen durch den Innen- 
druck von Kohlensäure gewissermaßen selbsttätig über die ganze 
erkrankte Partie verbreitet, wobei auch entfernter liegende und 
schwer zu: erreichende Stellen mit den Heilfaktoren in Kontakt 
kommen. Wichtig erscheint mir, und darauf ist in den bisherigen 
Arbeiten meines'Erachtens nicht genügend hingewiesen worden, 
daß auch der Kohlensäureentwicklung beim Spumanprozeß eine 
große Bedeutung zukommt.. Kohlensäure in statu nascendi wirkt, 
‚sofern sie anhaltend entwickelt wird, bekanntlich dekongestionierend. 
Nun ist.dem Spumanverfahren eine besonders langsame und lang- 
dauernde Gasentwicklung eigentümlich,. während das grobblasige, 
stürmische Aufschäumen mancher anderer Präparate doch für eine 
dekongestionierende Wirkung bedeutungslos- bleiben dürfte. Auf 
diese langsame, feinblasige Gasentwicklung führe ich nicht in 
‚letzter Linie die guten Erfolge des Spuman zurück. ~ 
© Die übrigen Charakteristica des Spumanverfahrens, die 

wesentliche Vereinfachung der. Therapie bei gleichzeitiger Erzielung 
einwandfreier Heilresultate, wie sie schon von Birnbaum, 
Trebing, Caesar, Enge und Anderen in der Literätur her- 
‚ vorgehoben wurden, erschienen mir verlockend genug, um: die 

Resultate der genannten Autoren an- eigenem Material durch- 

‚zuprüfen, | | m | 
| In rund 60 Fällen (einfache Gebärmutterkatarrhe und: Para-: 
metritiden, die sämtlich vorher ohne Dauererfolg behandelt worden 
waren) habe ich Spuman angewandt und dabei ausgezeichnete 
Resultate gesehen. Jedenfalls habe: ich von 37 unkomplizierten 
Gebärmutterkatarrhen 34 in vierzehn Tagen restlos abheilen sehen, 
während die übrigen 3 sich erheblich besserten. Von .den 

12 Fällen von Parametritis heilten 8 innerhalb drei. Wochen völlig 
aus, 2 bedurften fünf Wochen, 2 weitere blieben refraktär. | 

Ä Besonders verdient hervorgehoben zu werden, daß in beinahe 
allen Fällen, in denen die Einlagen von 'seiten der Patientinnen 
pünktlich vorgenommen wurden, schon in den ersten Tagen der 


(26. Oktober) 


Kontrollserum..| — | —_ Br 


Im Körper des Patienten wurden die Kokken nur im Lumbal- 
punktat nachgewiesen. Die Züchtung aus dem Blute wurde zweimal 
erfolglos versucht (18. Oktober und 28. Oktober). Ebenso wurde nach 
denen vergeblich im Nasenabstrich (18. Oktober), im Rachenabstrich 
18. Oktober und 28. Oktober), im Urin (23. Oktober und 22. November) 


und im Harnröhrenausfluß (26. Oktober) gesucht. E 
bei ‚Über die Tierpathogenität wurde nur festgestellt, daß 
Fb einem Kaninchen eine intraperitoneale Einverleibung von einer 
se Agarkultur der Kokken in ‚„physiologischer Kochsalzlösung keinerlei 
„kungen hervorbrachte. Versuche mit anderen Tieren konnten aus 


äußeren Gründen ‚nicht angestellt werden. _ 
Das negative Verhalten gegenüber der Gramfärbung, das. 


Wachstum auf Nähragar und der Mangel einer Gärfähigkeit für 
Ka Senannten Zuckerarten sprach dafür, daß die vorliegende 
Kokkenart dem gewöhnlichen Katarrh- Diplokokkus, Mikro- 
A CCUS catarrhalis, verwandtschaftlich sehr nahe stände. 
Pe diesem Grunde wurden die gleichen Untersuchungen, wie mit 
s m Meningitiskokkus auch mit einem gewöhnlichen . Mikro- 
Coccus Catarrhalis angestellt, welcher bei) einer Grippe- 


Behandlung eine wesentliche Besserung der su 
‚ jektiven Beschwerden erzielt worden war. | 
Im wesentlichen bestätigen meine Ergebnisse die Resultate 
ve der obenerwähnten Autoren in vollem Umfange. Auf einzelnen 
Infektion (am 24. Juni 1918) nahezu in Reinkultur angetroffen | Teilgebieten, etwa bei den: leichten von mir behandelten Adnex- 
und isoliert worden war.. Dabei ergaben sich einige Unterschiede | erkrankungen, dürfte sich mein Material wohl noch ein wenig 
zwischen den beiden Kokkenformen. . Auf der Agarplatte wuchsen‘ | günstiger verhalten haben, wie etwa das entsprechende von 
e Sputumkokken in deutlich trüberen, trockneren und festeren, | Birnbaum, Für den Praktiker bleibt zudem wesentlich der 
aS größeren Kolonien. In der Bouillonkultur erzeugten sie | minimale Müheaufwand, ‚den die Erreichung dieser. erfreulichen 
nur eine gleichmäßige Trübung,; ohne jemals die charakteristische | Resultate voraussetzt. Die Verdrängung zeitraubender‘ Manipula- 
umenbildung aufzuweisen; dementsprechend fanden sich im | tionen (Spülungen, Tamponade usw.) durch die einfache Methode 
0skopischen Bi ine Fä i der serologischen | | 
j ldg amti keine Fäden. Bei de a verfahren heute als die ideale ambulante Methode in der täglichen 


Austifrierung wurden sie in keiner Weise von dem Krankenserum A l € 
Bt. | | | . Gynäkologie anzusprechen. | 


eeinflu 


45 


bjektiven und ob- ` 


der Stäbeheneinlegung — das alles berechtigt wohl, das Spuman- 


DL T 


re ID n 
RN g Fs . 
rm ~ a o a 
TEE TEE TEE 
w % SPa : 
= er . u y 
Ze E O 
. Er ER Bla PERN 


eh 
en 


es 


un 
nn N 
nn 


Fr 
S 
Y 


ke rec 
=” 


rS 
ran 


Ir 3 
Kl EEE o » m wa T e EF -.. ri + 
mie Le A 
eaa 


ne Be 
De a ANE D an ak „7 a a 
. Be 


„ww. 


Der 


- u 


2 


rn 
ET 
wt aS E 
EN A 
een 
as 


matar 


aTa -1 t oa pei, 
A A e TT a a 


warn: B 
S 


ya ad 


ey: 
a RE, 


=. 
Ke 
Da ae n ne" 
a oo -.. 
ee Oa u 
x nek 
AE ad 


B 
Ar} 

A 

i 

a 

4 

i 
ir, 
a » 
; 
FT 
pt, 
y 
is 

j K 
y 


4 
7 
+ 
i i 
Lama! + 
4 pi Fa u 
n hyt 
r f ste 
i i PHE E 
PERE g e 
f f Ep E ia 
Tata's ee 
} PES R T 
ku (M. -s NEAR 
v ` 
t KP 
’ ji jt 
i Ü Mi d 
1 


N; 
ee & 


Die nes 


La ME: Kar en IE 
TEE ren Ua AE ee en ~ Aa 


ER 


ENT 


€ > 
a e t 
f ` : SE 
e a 
` Pe 
i t j \ ee 
i, Eee 
E 
. .$ 
nn 
t ý 
y 1 
1 nE 
-, f 
gen; 
il 
A 
a i 
4 
F ; t 
r. 
1 
L 
à i 
a 
IR E 


416 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 17. 


27. April. 


Referatenteil. 
Redigierb von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin. 


Sammelreierat. 


Neues aus dem Gebiete der Sozialhygiene. 
Von Prof. Dr. W. Hoffmann, Oberstabsarzt, Berlin. 


Es ist begreiflich, daß bei der äußeren Umgestaltung der 
politischen Verhältnisse auch die Gesichtspunkte, nach denen das 


. körperliche und geistige Wohl des Volkes, die Sozialhygiene, ihre 


specifischen Forderungen stellt, einer Neubewertung unterworfen 
werden. Von allen ernsthaften Hygienikern- kann diese Frage nur 
in dem Sinne aufgefaßt werden, daß in noch erweitertem Maße und 
mit noch größerem Nachdruck als bisher immer wieder alle Wünsche 
und Forderungen den neuen Männern vorgetragen werden müssen, 
die im allgemeinen Volksinteresse durchzusetzen an den maß- 
gebenden früheren Stellen nicht immer geglückt war. Trotz allem 
wird es, um weitere Erfolge zu erzielen, der gleichen, ja verstärkter 
Bemühungen bedürfen. Bis jetzt hat die Neuordnung der Dinge 
die wohl von der gesamten Ärzteschaft geforderte Errichtung eines 
Ministeriums für Volkswohlfahrt unter Leitung eines 
Arztes noch nicht gebracht. Deutschland wie Preußen sind in dieser 
Beziehung noch nicht soweit wie z. B. Österreich; leider ist man 
dort aber von dem ursprünglichen Plan kürzlich wieder abgegangen; 
selbst die junge ukrainische Volksrepublik in Kiew hatte 1918 die 
weitgehende, das Volkswohl besonders günstig beeinflussende Be- 
deutung eines solchen ärztlich geleiteten Ministeriums wohl erkannt. 
Immerhin kann man das neugeschaffene Ministerium für Volks- 
wohlfahrt in Preußen unter Stegerwalds Leitung mit Freuden 
begrüßen und man wird von ihm sicher manchen Fortschritt auf 
sozialhygienischem Gebiet erwarten dürfen. Der Aufbau der Volks- 
kraft verlangt emsige, wohldurchdachte Arbeit, die nur von einem 
frei und ohne wesentliche Hemmungen nach außen und innen ar- 
beitenden Ministerium geleistet werden kann. Von der Zusammen- 
setzung dieses Amtes und seiner Arbeitsgliederung wird allerdings 
viel abhängen. Erfolgreiche Arbeit wird nur dann geleistet werden 
können, wenn Männer berufen werden, die auf wissenschaftlicher 
Grundlage und nach reicher praktischer Erfahrung die Probleme 
der Volksgesundheit erfaßt haben. Über „Die nächsten 
Aufgaben der öffentlichen Gesundheitspflege“ 
äußert sich zunächst Abel (i). Nach einem politischen Rück- 
und Ausblick, der sich in dem Sinne zusammenfassen läßt, daß 
die Bestrebungen der Öffentlichen Gesundheitspflege, die sich so 
wesentlich auf die Verbesserung der Gesüundheitszustände gerade 
in der großen Volksmasse richten, mit der allgemeinen Absicht 
der Sozialdemokratie auf Hebung der unteren Volksschichten zu- 
sammentreffen, greift Abel aus den vielfältigen Aufgaben der 
öffentlichen Gesundheitspflege die drei zurzeit wichtigsten heraus. 
An erster Stelle steht die Bekämpfung der durch die Demobil- 
machung drohenden Seuchengefahr, die Wiederherstellung einer 
ausreichenden Volksernährung und die Abhilfe der Wohnungsnot. 


Die drohende Gefahr einer Einschleppung von Typhus 
und Ruhr durch die zurückflutenden Truppen war sicher nicht 
groß. Die Zahl der Typhuserkrankungen war sowohl im Osten 
und Südosten wie im Westen schon in den letzten Jahren dank 
der Typhus-Schutzimpfungen und der allgemeinen Durchführung 
besonderer hygienischer Forderungen so gering, daß der Typhus 
als unmittelbares Bedrohnis der Volksgesundheit kaum in Betracht 
gezogen zu werden braucht. Die Ruhr hat als eigentliche 
Kriegsseuche eine bedeutende Rolle gespielt, aber die Kriegs- 
erfahrung lehrte auch, daß sie hauptsächlich in den Sommer- 
monaten unter den dann herrschenden klimatischen Einflüssen und 
der einer erfolgreichen Bekämpfung kaum Aussicht bietenden 
Fliegenplage manchmal in beängstigender Form auftrat, im Herbst, 
Winter und Frühjahr dagegen verliert sie an Bedeutung. Soweit 
die gesundheitlichen Verhältnisse in Deutschland eine Beurteilung 
zurzeit zulassen, kann von einer nennenswerten allgemeinen 
Ausbreitung von Typhus und Ruhr nicht die Rede sein, von 
einzelnen Typhusepidemien, wie z.B. in Pforzheim, abgesehen; aber 
solche gelegentliche Seuchenausbrüche kamen auch in den Vor- 
kriegszeiten zur Beobachtung. Hiermit ist auch dargetan, daß die 
Gefahr der Typhus- oder Ruhrbacillenträger im allgemeinen früher 
doch wohl etwas überschätzt worden ist. Das gleiche ist bei der 
Cholera der Fall, deren Ansteckungsgefahr nach den Er- 
fahrungen des Referenten, wenigstens was die Verhältnisse in der 


Ukraine anbetrifft, auch nicht so besorgniserregend aufgetreten ist, 
wie man es erwarten mußte. Ob es sich, wie Abel annimmt, 
mit der Malaria ebenso verhält, muß man abwarten. Neben der 
Ruhr und den Geschlechtskrankheiten ist die Malaria im 
Osten, Südosten des Kriegsschauplatzes und in der Türkei eine 
eigentliche Kriegsseuche gewesen, die hier und da einen hohen 
Prozentsatz von Erkrankungen, bis zu 90 °/, der Kopfstärke, auf- 
wies. Besonders aber hat man die Tatsache feststellen können, 
daß die Malaria in einem höheren Grade rezidiviert, als man 
früher annehmen konnte, ferner war man auf eine nicht unbe- 
trächtliche Zahl von „latenten“ Infektionen aufmerksam geworden, 
die erst durch eine besondere Gelegenheitsursache zum Krank- 
heitsausbruch führen. Es ist nicht anzunehmen, daß es in unserer 
Heimat zu einer größeren Malariaausbreitung kommen wird; immer- 
hin wird man mit Malariaerkrankungen und Neuinfektionen rechnen 
müssen, da die Anophelesmücken an verschiedenen Orten Deutsch- 
lands heimisch, Plasmodienträger vorhanden und auch Transporte 
aus dem Osten (Rumänien, Nikolajew am Schwarzen Meer usw.) 
noch zu erwarten sind. In der Arbeit „Über den Erfolg 
systematisch durchgeführter Malariaprovo- 
kationen“ (2), die von verschiedenen Seiten bestätigt worden 
ist, hat Referent auf die Bedeutung solcher Maßregeln auch bei 
der Demobilmachung hingewiesen, um die Gesundheit unseres 
Volkes nicht zu gefährden. 


Abel legt in seiner Abhandlung der Ausbreitungsmöglichkeit 
des Fleckfiebers größere Bedeutung bei und mit Recht. In 
Berlin kommen täglich Fleckfiebererkrankungen vor und noch mebr 
in fast täglich zunehmender Zahl in den Städten und Dörfern an 
unserer Ostgrenze. Die Gefahr besteht bei dem Verkehr mit dem 
Osten weiter. Bisher ist es gelungen, durch Entlausungen, recht- 
zeitige ärztliche Diagnosenstellung und Isolierung größere 
Schädigungen derVolksgesundheit zu verhüten. Besonderen Erfolg 
verspricht auch die Namhaftmachung solcher Ärzte, die eigene 
Erfahrungen hinsichtlich Fleckfiebererkennung und -bekämpfung 
besitzen. l Allerdings hat die Reinlichkeit weiterer Volksschichten 
gegen früher durch Seifenmangel usw. nachgelassen, sodaß die 
Gefahr einer gelegentlichen Verlausung auch in der Heimat nicht 
von der Hand zu weisen ist. Die gesundheitlichen Lebens- 
bedingungen unseres Volkes sind aber doch immerhin noch 9, 
daß auch diese Gefahr sich bannen lassen wird. Besonderes Augen- 
merk müßte man allerdings in solchen Gebäuden, wo zahlreiche 
Menschen unter ungünstigen Lebensbedingungen zusammenkommen, 
wie in Gefängnissen, Asylen usw., auf jede fieberhafte Erkrankung 
haben, da dort Läuseübertragungen besonders leicht möglich sind. 
Auch die Einquartierung von Truppen in Bürgerquartieren, Schulen 
usw. ist auch in dieser Beziehung kritisch zu betrachten. 

Am meisten in sozialhygienischem Interesse zu fürchten ist 
eine weitere Vermehrung der Geschlechtskrankheiten. 
Hierüber ist in den verschiedenen Zeitschriften und Abhandlungen 
in letzter Zeit ausreichend geschrieben worden; ich kann mich kurz 
fassen und nur die Hauptgesichtspunkte bei der Bekämpfung dieser 
wohl am meisten gefürchteten Volksseuche hervorheben. 

~ _ Die Befürchtung ist mit Recht deshalb so begründet, weil 
die Geschlechtskrankheiten schon während des Krieges einen ree 
hohen Zugang aufwiesen. Es wird erst später, wenn von amtlicher 
Stelle ‚statistische Angaben veröffentlicht werden, möglich sem, 
sich ein zutreffendes Urteil über den Anteil am Gesamtkrankeh- 
zugang zu bilden, den die Geschiechtskrankheiten im Vergleich 
zu anderen, besonders zu anderen ansteckenden Krankheiten gehabt 
haben. Bei der bekannten Neigung der venerischen Krankheiten 
zu Rückfällen wird man ohne weiteres damit zu rechnen haben, 
daß in der kommenden Zeit, abgesehen von Neuerkrankungen — 
sollen doch auch manche Dirnenkrankenhäuser befreit worden sein —; 
auch viele Rezidive auftreten. Bei geregelter Demobilmachung 
war geplant gewesen, alle im Kriege behandelten Geschlechts- 
kranken einer genauen Prüfung zu unterwerfen, ob sie dauern 
geheilt seien, und durch ein Merkblatt alle Heeresangehörigen AU 
die Gefahren der Übertragung der Krankbeit auf die Familie UN 
die damit verbundene Gefährdung der allgemeinen Volksgesundheit 
hinzuweisen. Nicht gesunde Heeresangehörige sollten vor ihrer 
Entlassung einer gründlichen Nachbehandlung unterworfen werden. 

Neben dieser von den heimkehrenden Truppen drohenden 


Gefahr ist auch nicht gering die Zahl der in der Heimat währen 


ER u Ia a Bi 5 A Ea as a í i8: RE 

-, g 7 ' s E a a 

-1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr: 17. . E 0.007417 Se 

des Krieges erfolgten Geschlechtskrankheiten -zu . veranschlagen. | der inneren Feind e,das heißt der die Volksgesund- Me, 
Von der neuen Regierung sind Verordnungen ergangen, die geeignet | heit bedrohenden Einflüsse nicht minder wichtig | MEERES 
sind, die dem Volkswohl drohende Gefahr abzuwenden. Erfreulich .| ist als die Rüstung gegen äußere Widersacher, E. ala a 
ist, daß man von bisher- üblichen Auffassungen und Rücksicht- | und muß bei aller Knappheit der Mittel ganz RE 
nahmen. Abstand genommen hat. É ~- -| andere Aufwendungen für diesen Zweck machen MEE 
© Die wichtigsten Ziffern der Reichsverordnung vom 11. De- | als früher.“ p aso 8 De e Sp | BRER 
zember 1918 sind folgende: „Personen, die geschlechtskrank sind | >- R, Pfeiffer (3),. der wohlbekannte Verwaltungsphysikus > TER 
und bei denen die Gefahr besteht, daß sie ihre Krankheit weiter- | in Hamburg, bespricht in "seiner Abhandlung „Einige Ge- Kap Be 
verbreiten, können zwangsweise einem Heilverfahren unter- | danken-zur Volksgesundheitspflege“ Maßnahmen, i UN BERN 
worfen, insbesondere in ein Krankenhaus überführt werden, wenn | die geeignet wären, die gesundheitlichen Schädigungen- zu heben, A RS 
dies zur wirksamen Verhütung der Ausbreitung der Krankheit | welche die Jahre der. rationierten Ernährungsweise 'dem deutschen et 
erforderlich erscheint, ,... Die Aufbringung der entstehenden | Volke gebracht haben. So 'segensreich die Ära der Bakterio- Hu KPRI 

Kosten regelt sich nach Landesrecht.“ — „Wer den Beischlaf aus- | logen und .Protozoenforscher .auch gewesen wäre, so hat nach a 
übt, obwohl er weiß oder den Umständen nach annehmen muß, | Pfeiffers Ansicht der innere und äußere Zusammenhang, das un N 
daß er an einer mit: Ansteckungsgefahr verbundenen Geschlechts- | gemeinsame Ineinanderarbeiten der Institute, Reichsämter, Central- u N 
krankheit leidet, wird mit Gefängnis bis.zu drei Jahren bestraft, | komitees usw. im Interesse ‘der Volksgesundheitspflege doch ge- P ET 
sofern nicht nach dem allgemeinen Strafgesetz eine- härtere Strafe | fehlt.. Die vergangene Zeit. wird überhaupt einer doch wohl nicht a Lee 
eintritt.“ — „Wer eine Person, die an einer mit Ansteckungsgefahr | ganz begründeten Kritik unterworfen.. Von dem freien Gedanken ie .. 
verbundenen Geschlechtskrankheit leidet, ärztlich untersucht oder | und Wort erhofft er viel für die Zukunft der Volksgesundheits- Baer APAE Pi 
behandelt, soll sie über Art und Ansteckungsfähigkeit der Krank- | pflege. „Die Bahn ist frei für neue und gute Gedanken, die nicht en 
heit sowie über Strafbarkeit der in $ 3 bezeichneten Handlung | erst eine gewisse Abstempelung oder Paßfreiheit sich verschaffen NE! a 
Von größter Vielfach aber wird man ihm zustimmen müssen: „Wir h ae T 

E PO 


müssen.“ mi 
müssen ferner dafür sorgen, daß nicht die Männer vom grünen 


a RE, rw 
en Te AES e u 
PERE 
$ ad ee 
i 
1 


il -` belehren.“ Soweit die gesetzlichen Bestimmungen. | 
| praktischer und sozialhygienischer Bedeutung ist die Meldung aller 
..  geschlechtskranken Heeresangehörigen an die Landesversicherungs- | Tisch, nach eingeholter Information vom Praktiker an centraler Stelle l 
- anstalten (Verordnung des Demobilmachungsamtes) sowie die Er- | die Arbeitshypothesen aufstellen dürfen, sondern daß die in Er- . a : 
richtung von Beratungsstellen und unentgeltlichen Behandlungs- | fahrung reif gewordenen Männer aus der Summe’ ihres Wissens sey ARA 
— stellen für Geschlechtskranke. Zweifellos kann auf diesem Wege | an der richtigen Stelle mitraten und mittaten. müssen.“ Besonders 1. E oi 
= viel Unheil verhütet werden; nicht erlahmen darf aber daneben | erhofft er einen baldigen Ausgleich der Spannungen zwischen 11 a 
-„ die Sorgfalt, mit der man der offenen wie geheimen Prostitution | Ärzten und Krankenkassen. Die Krankenkost muß verbessert. 1) a 
= begegnen muß. Auch auf diesem Gebiet wird die Neuzeit neue | werden, besonders aber müssen die. Ärzte- selbst in der Diätetik MAET. 
Wege wandeln müssen, die polizeiliche Kontrolle genügt nicht, die | besser ausgebildet werden. Auch ‘die Hydrotherapie bedarf einer -' N. n 
. Verhütungsmaßregeln, die. auf beiden Seiten Verständnis finden: | weiteren Einführung in den Krankenhäusern, wo: jeder einzelne PG i 5 
- müssen, sind weiter auszubilden. ` | Kranke mehr individuell als bisher behandelt werden müßte. . Fun) Da r 
Von mindestens ebenso großer Wichtigkeit ist der Kampf Auch GraßLl(4) fordert in seinem Aufsatz „Die neue Zeit ` I SE i 
. gegen die Weiterverbreitung der Tuberkulose, Die Erfolge, | in ihrer Auswirkung auf die völkische Gesundheit“ 1 
‘einen ununterbrochenen Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen, - ATEN e Me: ni 
11 AE DAE 
ali a 


die auf diesem Gebiet von größter sozialhygienischer Bedeutung 
‘ein jahrzehntelanges Mühen gezeitigt hatte, sind in. wenigen | politischen undsittlichen Leben der Nation. Weniger Ressortpatriotis- 
-~ Jahren zunichte gemacht; wir müssen von neuem anfangen. Zwar | mus der einzelnen Gesundbheitsbeamten und. mehr praktische Betäti- 
ist zu hoffen, daß bei vermehrter und verbesserter Volksernährung | gung für das Volkswohl! In diesem Sinne wünscht Graßl auch die‘ 
‚auch die Tuberkulose-Mortalitätsziffer bald wieder sinken wird; bei | Auswahl der Personen. Allerdings werden auch die Schwierigkeiten, 
_ der Morbiditätsziffer hege ich nicht die gleichen Erwartungen, da | besonders auf finanziellem Gebiete, nicht verkannt; bei dem wirt- 
‘das Wohnungselend, das Zusammendrängen vieler Menschen in | schaftlichen. Niedergang wird manche hygienische Forderung ‘der. 
einen, engen Wohnungen, den Kampf gegen die Weiterverbreitung alten Zeit in der neuen. unerfüllt bleiben. Die allgemeine Rein- 
| lichkeit am Körper, in der Wäsche, Kleidung und Wohnung wird 
er Zeuge 1 in den nächsten Jahrzehnten zurückgehen, die Arbeiter für niedere 
und eine sich hieran anschließende Meldepflicht, die sich aber | Arbeiten werden fehlen. Damit im Zusammenhang steht die Zu- 
nicht nur auf Todesfälle, sondern auch auf dieErkrankungen an offener : nahme der Krankheiten, die allgemeine Volksarmut bedingt neben 
‘ Tuberkulose erstrecken muß. Daß die öffentliche Fürsorge dieser | anderen dabei mitwirkenden Faktoren einen Rückgang in der Zahl 
'Volksseuche gegenüber mit aller Macht ihre Tätigkeit entfalten | der Ehen und ein weiteres ‚Fallen der Geburtenzahl. Deshalb. ist. 
eine intensive Familienpflege von seiten des Staates, auch. bei der 
' Besteuerung, ein Gebot, ebenso dringend wie ein Verbot der. zu 
erwartenden Auswanderung. Der Untergang der Luxusgewerbe, 
eine Verkümmerung. der Kunstpflege, wird sich aus „gesundheits- 
pfleglichen Gründen“ kaum umgehen lassen. Der Verfasser be- 
fürchtet hiernach: auf allen Gebieten des Öffentlichen Gesundheits- 
wesens einen erheblichen Rückgang. Referent ist anderer Ansicht; 
wenn man die uns drohenden Gefahren kennt, müssen sich. auch 
Mittel und Wege finden lassen, sie von dem Volkswohl abzu- 


kl 
. der Tuberkulose wesentlich erschwert. Hier wird der Kampf ein- 
setzen müssen, unterstützt allerdings durch frühzeitige Diagnose 


wird, kann nicht bezweifelt werden. | 
‚Ausführlich behandelt Abel die Frage der Ernährung. 


“Mit Recht gedenkt er der Warnungen aller derer, in erster Linie 
Rubners, die schon frühzeitig während des Krieges auf die 


Gefahren der stark : herabgesetzten Ernährung, auf den Mangel 
an Eiweiß und Fett und die geringe Calorienzahl warnend hin- 
gewiesen haben; betrug doch bei rationierter Ernährung ohne die 
Möglichkeit irgendwelcher Zulagen die Calorienzahl 1200°bis 1400. 

>. Rubner hat schon früher betont, daß- man zwar auch 
mit geringeren täglichen Eiweißmengen, als man mit 120g als offi- 


wenden. . a | er: Br 
Rubner (5) zeigt uns bereits die Wege in seinem in einer 


ziell angab, auskommen und den Körper im Gleichgewicht er- 
halten könne, daß es aber ratsam sei, einen gewissen Eiweiß-, | Festsitzung der Akademie der Wissenschaften gehaltenen, Vortrage: 
luxus zu treiben, um für unvorherzusehende Schwächungen des | „Der Aufbau der deutschen Volkskraft und die 
Körpers (Erkrankungen, stärkere Anstrengungen usw.) gerüstet zu | Wissenschaften.“ Nach eingehender Schilderung der 
ar Während des Krieges aber haben wir vielfach bestätigt ge- | Schäden, die dem Volkswohl besonders durch die Blockade und ` 
paden, daß bei dem Eiweißmininum in der Heimat, das für | den Kriegsausgang zugefügt sind, entwickelt er auf breiter Grund- 
angere Zeit bei gleichzeitigem Fettmangel dem Körper zur Ver- | lage die Richtlinien, die wieder zum nationalen Aufbau des Volkes 
ung stand, die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit in | führen müssen. en | Bi | 
T vom wie qualitativem Sinne ebenso gelitten hat wie die Auch Abel (6) widmet sich dieser Aufgabe in seiner Ab- 
| ers andsfähigkeit gegen Krankheiten. | | handlung „Aufgaben und Wege der gesundheit- 
ee Eine quantitative Aufbesserung der Nahrung steht zu er- | lichen Fürsorge fürdie Jugend“, in dem die sozial- 
ri en, ob sie auch qualitativ den Erwartungen entspricht, steht hygienischen ‚Maßnahmen geschildert werden, die es ermöglichen, 
Angen Unsere Nahrungsmitteluntersuchungsämter müssen die | durch einen gesunden Nachwuchs im qualitativen und: quantita- 
zeit offen halten, um Schädigungen der Volksgesundheit recht- | tiven ‘Sinne unser Volk wieder leistungs- und arbeitsfähig zu 
& Zu verhüten, | machen, Fan, | | l 
So steht die soziale Hygiene zurzeit. im Vordergrund 
aller Bestrebungen, die sich dem Volkswohl in 'der kommenden 


$ 
i 
j 
f 
j 


T beistimmen muß man der Forderung Abels: Der 
| muß erkennen lernen, daß die Bekämpfung 


Bun 3 
2 


RE ee einen TT 


ige ne N m era Annie 


Uwar en iniae ee rura neuer a a act Sana 


en en an 


a el nn an m 
s = San: ar .- 
i'n ` 
iy = Pi T a a =a = r Er E 
- - a er r P a yA 
— 5 - - EAS NR E Er oaie ee ee re sana OT ANa aop 
-= = ea A DW ee We mE Bi en. TR" in x 
2 $ , 2 means ge EE T TT =: ze ee A 4 ji PATAS = > 
Le LES nun FREE = ERDE, ES RE j = F - i i 
ne T = RE == P a y e A ren a n Jaak i 
= ar. nd mE i 
- Š — T- ; ni En 


418 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 17. 


Zeit zuwenden. Die anderen Gebiete der Hygiene werden diesem 
hohen Ziele sich für die nächsten Jahre unterordnen müssen, zu- 
mal für neue, rein wissenschaftliche Forschungen die genügenden 
Mittel in dem bisherigen Umfange nicht mehr zur Verfügung 
stehen werden. 


Für alle, die diesem für die Zukunft bedeutungsvollen Ge- 
biete sozialärztlicher Betätigung Interesse entgegenbringen, wird 
das kürzlich von Gottstein und Tugendreich (7) heraus- 


27. April. 


gegebene, vorzügliche Werk „Sozialärztliches Praktikum“ 
von größtem Wert sein. 

Literatur: 1. Öffentl. Gesundheitspflege mit bes. Berücksichtigung der 
kommun. und sozialen Hygiene 1919, H. 1. — 2. D. m. W. 1918. — 3. Öffentl. 
el a E mit bes. Berücksichtigung der kommun. und sozialen 
Hygiene 1919, H. 2, — 4. Ebenda 1919, H. 3. — 5. Wissenschaftliche Fest- 
rede, gehalten in der öffentlichen Sitzung der Preuß. Akademie der Wissen- 
schaften am 23. Januar 1919. — 6. Öffentl. Gesundheitspflege mit bes. Be- 
rücksichtigung der kommun. und sozialen Hygiene 1918, H.S. — 7. Verlag 
J. Springer, 1918. 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr.-15. 

Schürer (Frankfurt a. M.): Pyramidonwirkung bei fieberhaften 
Infektionskrankheiten (nach Beobachtungen beim Fleckfieber). Es zeigte 
sich eine von der antipyretischen Wirkung unabhängige günstige Be- 
einflussung des psychischen Verhaltens. Von 25 mit Pyramidon be- 
handelten Fleckfieberkranken starb nur einer, während die Mortalität 
der gleichen Epidemie etwas über 20% betrug. 

Wörner (Frankfurt a. M.): Besonderer Verlauf der Malaria. Das 
Malariakoma, zeitig erkannt und behandelt, verläuft meist günstig. Von 
Psychosen kommen Fieberdelirien und Erschöpfungspsychosen vor. In 
einem Falle wurde eine Polyneuritis mit pseudotabischen Erscheinungen 
und gastrischen Krisen beobachtet. 

Löwy (Prag): Febris recurrens. Siehe Vereinsbericht, Verein 
deutscher Ärzte in Prag vom 31. Januar 1919. 

Hammerschlag: Manuelle Placentarlösung. Verwachsungen 
der Placenta mit der Uteruswand sind äußerst selten. Niemand sollte 
eine manuelle Placentarlösung vornehmen, ohne vorher einen Expressions- 
versuch in Narkose gemacht zu haben. 

Haedicke: Künstliche Atmung. Bei der künstlichen Atmung 


ist die Beschleunigung der Atemzüge ihrer Vertiefung sowie eine Ver- 


tiefung der Ausatmung im allgemeinen einer Vertiefung der Einatmung 
vorzuziehen sowohl hinsichtlich der Lüftung des Blutes als auch bezüg- 
lich des Blutkreislaufs und der Unterstützung der Herztätigkeit. Die 
Howardatmung birgt einen entwicklungsfähigen Kern. 

Zieler (Würzburg): Schwere Arsenmelanose und Hyperkeratose 
nach Neosalvarsaneinspritzungen. Schwere Quecksilberausschläge ent- 
wickeln sich .oft nach wochenlanger kombinierter Behandlung infolge 
kumulativer beziehungsweise erworbener Hg Empfindlichkeit. Solche 
Fälle sind dem Salvarsan zu Unrecht zur Last gelegt worden. 

Brandenstein (Schöneberg): Hirschsprungsche Krankheit 
unter dem Bilde des Ileus. Die Krankheit zeigte sich bei dem 39jährigen, 
vorher stets gesunden Patienten im Anschluß an einen akuten Darm- 
katarıh. Nach Beseitigung des Ileus durch Stuhlentleerung mittels 
Darmineision ist der Kranke beschwerdefrei. Das Mesenterium commune, 
die Verlötung von Colon ascendens und descendens, die fehlende Ver- 
wachsung des Kolons mit der hinteren Bauchwand sprechen für con- 
genitale Anlage. Ä 

Ragnar Berg: Bedeutung des Säuregehalts der Nahrung für 
den Eiweißbedarf, und: Trockengemüse. Erwiderungen. Reckzeh. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 14. 


A. Loewy: Ergebnisse der Kriegserfahrungen für die Physio- 
logie der Ernährung und für die Diätetik. Wenn in den ersten Kriegs- 
jahren betont wurde, daß es erforderlich sei, auch auf dem Gebiete 
der Ernährungslehre umzulernen, so hat es sich im Laufe der weiteren 
Entwicklung gezeigt, daß dieses Urteil vorschnell gefällt und auch 
durch politische Erwägungen und Rücksiechtnahmen beeinflußt worden 
ist. Die Grundlagen der wissenschaftlichen Ernährungslehre sind 
nicht .erschüttert, ja nicht einmal verändert worden. So sind die An- 
schauungen, zu denen die Ernährungsphysiologen in Friedenszeiten, 
betreffend die Menge an Brennwerten zur Bestreitung des täglichen 
Umsatzes, gekommen waren, zutreffend. Nur verschiedene neuere Tat- 
sachen haben wir im Kriege kennen gelernt, durch die die Ernährungs- 
lehre weiter ausgebaut worden ist. 

A. Bethe (Frankfurt a. M.): Die Haltbarkeit von Nervennähten 
und -narben und die Spannungsverhältnisse gedehnter Nerven. Eine 
Janganhaltende Verlängerung der Nerven durch Dehnung ist nur zu 
erzielen, wenn die dehnende Kraft Stunden oder Tage eingewirkt hat. 

G. Joachimoglu (Berlin): Zur Frage der Maximaldosen. Wenn 
für das Salvarsan eine Maximaldosis festgesetzt werden sollte, so hätte 
der Arzt gar keinen Vorteil davon. Er wird vielmehr die Dosis inji- 
zieren, die sich nach den vorliegenden Erfahrungen als therapeutisch 
wirksam erwiesen hat. Sollte nach Verabreichung der üblichen Dosis 


eine Schädigung der Patienten eintreten, so wird der Arzt sein Vor- 
gehen damit begründen, daß in Tausenden von Fällen diese Dosis ohne 
jeden Schaden vertragen worden ist. 

Walther Drügg (Köln): Unterernährung und chirurgische 
Tuberkulose. Die absolute Zunahme der Erkrankungen an chirurgischer 
Tuberkulose für alle Altersklassen durch die Hungerblockade hat sich 
nachweisen lassen. 

Arnold Galambos (Budapest): Perkussorisches Symptom 
zur Differenzierung des einfachen und des mit Pneumothorax kombi- 
nierten intrathorakalen Flüssigkeitsergusses.. Bei Sero- oder Pyo- 
pneumothorax liegt die obere Grenze der Dämpfung in vorge- 
beugter Körperhaltung bei starker Perkussion am Rücken höher 
als bei leiser. Bei einfachen Flüssigkeitsergüssen (Exsudate, Hydro- 
thorax) wird das Gegenteil gefunden. 

Pöppelmann: Zur Ätiologie der Grippe. Der Verfasser fand 
in allen gut gefärbten Präparaten die von Kronberger beschrie 
benen, winzigen, granulaartigen Körperchen, meist in sehr großen Mengen. 

R. Otto (Berlin): Zur Fleckfieberbehandlung. Polemik gegen 
F. Meyer. 


F. Meyer: Zur Fleckfleberbehandlung. Entgegnung. 
F. Bruck. 


Wiener klinische Wochenschrift 1919, Nr. 12 u. 13. 


Nr. 12. Elias: Über paravertebrale Dämpfungen. Bin Beitrag 
zur Diagnose der Aortenerweiterungen. An Kranken mit diffusen Aorten- 
erweiterungen läßt sich bei sorgfältiger mittelstarker vergleichender 
Finger-Fingerperkussion rechts hinten, knapp neben dem ersten bis 
dritten Brustwirbel eine relative Dämpfung nachweisen. Die Ätiologie 
der Aortenveränderung ist dabei weniger von Wichtigkeit, als die Vor- 
wölbung der Aorta ascendens gegen die rechte Körperseite zu. Für 
die Entstehung der Dämpfung ist es dann gleichgültig, ob dieses Vor- 
treten der Aorta ascendens nach rechts durch Erweiterung des Aorten- 
rohrs oder durch Dehnung und Querstellung der Aortenschlinge ZU 
stande kommt. An der gedämpften Stelle perkutiert man nicht die 
Aorta; die Dämpfung beruht auf einer relativen Luftarmut der Lunge 
an der perkutierten Stelle, in dem die quergestellte Aortenschlinge 


die Gebilde des Mediastinums oben rechts etwas nach rückwärts drängt _ 


und damit die Lungen luftärmer macht. Differentialdiagnostisch müssen 
Infiltrationen der Lunge, Ergüsse der Pleura, Aortenaneurysmen, Struma 
retrosternalis, Tumoren verschiedenster Herkunft und die schwielige 
Mediastinitis berücksichtigt werden. 

Kapelusch und Sprecher: Über kleine Herzen bei Aorten- 
sklerose. Die Verfasser teilen zehn Fälle von klinisch und röntgeno- 
logisch nachweisbarer Aortensklerose mit, bei denen das Herz nieht 
hypertrophiert war. Die Erklärung scheint in der noch bestehenden 
Suffizienz des peripheren Kreislaufapparates ‚zu liegen, bei dem m X 
Hasenbroek eine pulsatorische Kraft als vorhanden angenommen wird. 

Pfibram: Zur Frage der Gasbrandmetastasen. Die subcutan® 
Kochsalzinfusion soll bei allen halbwegs auf Anaerobieninfektion p 
dächtigen Fällen unbedingt vermieden werden, da, wie ein Fall zeigte, 
sich die im Blut kreisenden Keime metastatisch in dem durch die In- 
jektion geschädigten Gewebe ansiedeln können. 

Detre: Über die Anwendung der Tusche in der Harnmikro- 
skopie. Ein Tröpfchen des Zentrifugats des neutralisierten Harns wir 
auf dem Objektträger mit einem Tröpfchen flüssiger Tusche vermengt 
und nach Art der Blutausstriche ausgestrichen. Das gut gelungen® 
Präparat ist dunkelbraun und kann nach Eintrocknung ohne Dock- 
gläschen mikroskopiert werden. Die Mehrzahl der Cylinder finden sich 
am Rande und in der Endzone des Ausstrichs,. 

Blatt: Schutzfenster bei Massenbehandlung von Trachom. An- 
wendung eines einfachen Fensters in einem Holzrahmen hat sich sehr 
bewährt. 

Fischer: Beiträge zur medizinischen Kulturgeschichte IV. 
Gottfried Eisenmann. | 


BERN nie ne FE n o 
-, 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.17. 00. 007419 EN 5 FAR 
Nr. 18. Redlich: Was hat uns die Gehirnpathologie für die Nr. 18.. Festschrift für R. Stierlin. ` T IES e 
Gehirnphysiologie gelehrt? Vortrag, gehalten in der Jahresversammlung | - Schweizer (Zürich): Über das manifeste und latente chronische ni PAROA | 
der Gesellschaft der Ärzte. Zum kurzen Referat nicht geeignet. Pleuraempyem. Empyeme verschiedener Provenienz, operierte und un- RE 
Schlesinger: Zur Klinik der Hungerosteomalacie und ihrer | behandelte können in ein chronisches Stadium übergehen. Vom akutest SE ms r 
Beziehungen zur Tetanie. Die Untersuchung von über 80 Kranken mit | verlaufenden Empyem bis zu Jahrzehnte langer Latenz kommen alle I FAA 
osteomalacieähnlichen Zuständen ‚brachte: verschiedene bisher wenig | Zwischenstufen vor. Aber auch bei den günstigsten Fällen: ist die i PETE E 
‚oder gar nicht beachtete Tatsachen zutage. Während bei der gewöhn- | Katastrophe nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben. : d pii P ; 
lichen Osteomalacie in.der‘Regel das Schädelskelett unbeteiligt bleibt, |  .Thellung: Mortalität und Resultate der Nephrektomie. Für We Mr i 
fanden sich bei der Hungerosteomalacie die. Kopfknochen nicht selten | die einseitige Nierentuberkulose ist die frühzeitige Nephrektomie die - I DOCH 
erkrankt. Auffallenderweise litt etwa die Hälfte der Kranken gleich- | einzige erfolgreiche Behandlung; je früher operiert wird, um so besser N re 
zeitig an einer Struma. Vielleicht ist das Zusammentreffen nicht ganz | heilt die Blase aus und wird -die Erkrankung der zweiten. Niere ver- ` if AURE 
zufällig, sondern weist auf' die Beziehungen zwischen Thyreoidea und | bindert. Bei Befallensein der zweiten Niere ist die Operation kontra- ER RE, 
Koochensystem hin. Zweimal wurden neben der Osteomalacie eine | indiziert; sie kann nur ganz ausnahmsweise bei quälenden oder 2 ar 
ausgesprochene Tetanie beobachtet; -die Untersuchung auf latente Te- | gefährlichen Symptomen als. Palliativoperation berechtigt: sein. | Ä Be 
tanie ergab bei den meisten Kranken eine deutliche mechanische Über- Dubs: Beiträge zur Chirurgie der Prostata-Hypertrophie. Von Hl. ei 0 
erregbarkeit einzelner oder mehrerer peripherischer Nerven. Dies |.78,mit Prostata - Hypertrophie behafteten Patienten wurde bei 55 die _ ll: bpi e 
‚häufige. Symptom gibt vielleicht, einen Hinweis auf die gemeinsamen | Suprapubische transvesicale Prostatektomie vorgenommen, damit i ERPI ir ” 
Beziehungen der Tetanie und Osteomalacie zu den Glandulae para- | wurden 73,3% aller zur Aufnabme gekommenen Prostatiker der Radi- 1: MS en 
thyreoidea. DE | * -| Kaloperation unterzogen. Die Mortalität betrug 82,1°/,, das heißt ri Kat HER . 
Denk (Wien): Zur chirurgischen Therapie des chronischen Ulcus | 18 Fälle kamen zum Exitus.’ Die Resultate waren sehr befriedigende, ad; RE ne 
ventriculi und duodeni; -Bei Abwägung der Vor- und Nachteile der | Sowohl was die Funktion, als auch was die Dauer.der Heilung anlangt. EPEN 
” Gastroenterostomie gegenüber der Resektion des Ulcus’ entscheidet sich | Wettstein (St, Gallen): Ileus durch Murphyknopf. Mehrere A PERSE 
Verfasser zugunsten der letzteren Methode. Durch Verbesserung der | Fälle zeigten, daß das Nichtabgehen. des. Murphyknopfes nicht unter Biene: iu z 
Technik gelingt es; die Mortalität dieser Operation ebenso niedrig zu allen Umständen ganz harmlos ist und eventuell zu erneutem operativen rah jip 
halten, wie die der Gastroenterostomie. In deù letzten zwei Jahren | Eingriff führen kann. Die Anwendung der Methode scheint dort 2 Pr BR 
‘ kamen bei 73 Ulcusresektionen nur zwei Tadesfälle vor. Vermieden | Weiterhin berechtigt, wo der Zustand des Kranken so elend ist, daß MEIE A i 
werden damit die Gefahren, die die Nichtbeseitigung ‚des Ulcus. mit | Pei der Operation, jede Minute Zeitgewinn wertvoll ist. G..Z. MRE: i 
sich bringt; eine Reihe.von Gastroenterostomierten zeigten in der Folge Bene ee BE: | i pda PEPES, . | 
‚Bildung eines Ulcus pepticum an der Anastomose, Ausbleiben der Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 14. I 1 fj 
Fe . Heilung des ursprünglichen Uleus oder carcinomatöse Degeneration H. F. Brunzel: Ein Beitrag zur spontanen „Charakteränderung‘ RER 
MT desselben. j 2 | Wunden. Bericht über- einen Fall von faustgroßem Karbunkel ui: 
re í EN von Wunden | e faustgroße rbunkel am 11 a ao 
i Schilder: Bin neues Kleinbirnsymptom. In vier Fällen von Rücken, aus dem sich nach Spaltung mit Kreuzschnitt ein tuber- Bela Be Ber 
k- = ‚eerebellarer Erkrankung beziehungsweise Schußverletzung wurde eine | kulöses Geschwür entwickelte. Gleichzeitig entwickelte sich ein Je) 1 ee 
ath $ vorzeitige Bewegungsbremsung (Bradyteleokinese) beobachtet. Beim | tuberkulöser Brustfellerguß und schließlich eine Lungentuber- le F 
Auftrag, mit der Hand auf die Nase zu zeigen, bleibt der Finger etwa kulose. Auch in diesem Fall ist die sekundäre tuberkulöse Infektion un N Tora 
‚10 cm vor dem Ziele stehen, als ob er an eine Glaswand stieße. der Wunde nur. als das Zeichen einer allgemeinen schweren Tuber- En. 
=> Rozsa: Periodisch exacerbierende Oculomotoriuslähmung. Bei | kuloseerkrankung verständlich. aae SE (l Mie oae 
einem 20 jährigen -Soldaten war diese Exacerbation mit Migräneanfällen L. v. Stubenrauch: Das Auftreten milzähnlicher Tumoren ll SR en 
verbunden. Die auch in der Zwischenzeit bestehende Parese nahm bei | in der Bauchhöhle des Menschen nach Splenektomie. Prof. v. S tu b en- E e rT 
den Anfällen allmählich zu, bis hochgradige Ptose auftrat und das | rauch richtet an die Ärzte die Bitte, bei denjenigen Menschen, bei He 11 10 De 
Die Anfälle | denen früher die Milz exstirpiert worden ist, darauf zu achten; ob im HE EE 
PA fe 


Auge etwas nach ‘außen und unten eingestellt blieb. 


wiederholten sich während zweier Monate in einem Intervall von 8 bis 
G-Z. 


-14 Tagen und klangen jedesmal in 48 Stunden völlig ab. 


 Korrespondenzblatt für Schweizer Ärzte 1919, Nr. 11 bis 13. 


E -gekennzeichnet durch tiefes Koma, halbseitige klonische Krämpfe, halb- 
seitige Facialisparese, Aufschreien, .mittelweite Pupillen mit träger 


= Nr:11. Tramer (Zürich): Untersuchungen aus dem Gebiete der 
Epilepsie. Epileptische Anfälle mit oder ohne ihnen zuzurechnender 
‚sekundärer Demenz können sich mit jeder Art psychischen beziehungs- 
weise psychopathologischen Dauerzustandes kombinieren.  Klinisch 
schärfer umschriebene Kombinationsformen sind epileptische Anfälle‘ 
Í, mit normaler psychischer Breite, 2. mit Psychopathie, 3. mit Neurose, 
4. mit Psychose, insbesondere Dementia praecox, 5. mit primärem 
Schwachsinn. — Auf Grund anatomischer Befunde lassen sich folgende 
anatomisch und auch klinisch gut charakterisierte Epilepsieformen 


_ herausheben: Spastische Epilepsie, Myoklonie-Epilepsie, Paramyoklonie- 


Epilepsie. Die Prognose ist bei allen drei Formen schlecht. 
Nr. 12. Nigst (Bern): Zur Entstehung von Narbenhernien nach 


Appendektomien. An 117 drainierten Appendektomien, wovon 14 Her- 
[men resultierten, wurden die Erfahrungen gemacht, daß man durch f | Be 
Vervollkommnung der Laparotomietechnik der Disposition zur post- |' Wirkung auf die Krebsneubildung: nicht erwartet werden’ darf. un: 
i | | Josef Novak: Zur Kenntnis der Gynäkomastie und zur inner- Fors 
TA TTR 
h I 


operativen Hernienbildung wirksam entgegenarbeiten kann. Der zweck- 
 mäßigste Hautschnitt scheint der nach Mac .Bürney zu sein. Vor 
dem Parallelismus der Schnitte, der notwendig ist, wenn der Schnitt 
u nahe dem Ligament. Pouparti liegt, ist zu warnen. Die Bauch- 
decken sollen mit resorbierbarem Nahtmaterial etagenweise bis auf das 
fainrohr geschlossen werden. wi 
Ryhiner (Zürich): Über Chenopodiumölvergiftung. Dieselbe ist 


p aktion, horizontalem Nystagmus, endlich Erlöschen der Reflexe und 
od an Atemlähmung. Die Dosierung für das Kindesalter sind zwei 


Bauchfell zerstreut erbsen- bis haselnußgroße milzähnliche Tumoren im 
‚Peritoneum des Darmes und des ‘Netzes zu finden sind. Es wird ge- 
beten, diese Tumoren in Scheiben zerschnitten und in Formol konser- 
‘viert an das Histologische Institut der Universität München, Petten- 
koferstraße, einzusenden. er ns 

‘Alfred Horwitz: Zun Behandlung der Kanäle nach der 
Sauerbruchschen Stumpfoperation. Zur Besichtigung des Kanals in dem 
Muskelwulst, der bestimmt ist, den Stift aufzunehmen, hat der Verfasser 
eine ohrentrichterähnliche Hülse konstruiert und: zum Durchziehen von 


Gase durch diesen Kanal eine Öhrsonde. K. Be. _ 


~ Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. i4. 

W. Weibel: Darm- und Blasenschädigangen nach postoperativer 
prophylaktischer Radiumbestrahlung. Es hat sich herausgestellt, daß 
die Scheide nach der erweiterten abdominalen. Radikaloperation infolge! 


von Ernährungsstörungen und Atrophie gänzlich ungeeignet ist für die 


Nachbehandlung mit Radiumstrahlen. Infolge der Empfindlichkeit des. 
"Gewebes muß mit so schwachen Dosen gearbeitet werden, daß eine 


sekretorischen Therapie der Brustdrüse. Es werden fünf Fälle berichtet 


von Vorhandensein weiblicher Brüste bei männlichen 
Individuen. Nach der Geburt antwortet bei beiden Geschlechtern 


die Brustdrüse in der gleichen Weise auf den Ausfall der inneren 


Sekretion der Placenta mit Anschwellung und Absonderung. Beim 


weiblichen Geschlecht entwickelt sich die ‚Brustdrüse unter dem Ein- 
fluß der weiblichen Keimdrüse weiter. Eierstock und Placenta fördern 
die Ausbildung, hemmen aber die, Sekretion der Brustdrüse. Der Aus- 
fall der Placentahormons nach der Geburt löst die Milchsekretion aus, 
welche durch den Reiz des Saugaktes unterhalten wird. — Die Hoden 
hemmen die Entwicklung der Brustdrüse; in den Fällen, wo diese Hem- 


f, !, 
t 4 
| l 
Pij [20 
H r 
Au 
IN; 
„i , 
tii t, 
i 
} 
. 


= 


y 


rn I 


mung versagt, kommt es nicht immer zur Ausbildung eines Drüsen- 
geweb.es, sondern manchmal bloß zu einer Vermehrung des Fett- 


“Dosen von je so viel Tropfen, als das-Kind Jahre zählt, mit einer Stunde 
gewebes, jedoch gehören das. Drüsengewebe und das Fettgewebe 


O1 schenraum. Zwei Stunden danach eine reichliche Menge Laxans. 
».Chenop. ist ein ausgezeichnetes Anthelminthicum sowohl gegen 


Ascariden wie Oxyuren. 


i k a s 
re a ee A AET Er E we = > 


E a E E E a m a 
Te Ten nm en = f 4 


2 r e 


oiea Ea e e tn T an En 


ee a a a i aa 


De wende E wi 


er Fe: 2 
ER 3 za 


420 


der Brust zusammen und werden von dem gleichen Wachstumsreiz 


angeregt. 


l Josef Bondi: Der Einfluß des Geschlechtsverkehrs auf den 
Eierstock. Es wurden bei einer Anzahl weiblicher Kaninchen die Uterus- 
hörner oder die Tuben unterbunden und durchschnitten. Die eine 
Hälfte der Tiere wurde mit männlichen Tieren zusammengebracht, die 
andere Hälfte blieb getrennt. Nach zehn Monaten wurden die Tiere 
getötet und die Geschlechtsorgane untersucht. Dabei ergab sich, daß 
bei den Geschlechtstieren die Eierstöcke sehr viel länger und dicker 
waren, als bei den jungfräulichen. Die Vergrößerung beruht auf der 
enormen Ausbildung der drüsenartigen Zellen der sogenannten inter- 
stitiellen Drüsen. Die jungfräulichen Tiere zeigen eine große Anzahl 
unveränderter Primordialeier, während bei den Geschlechtstieren offen- 
bar infolge des Geschlechtsverkehrs die Eier sich rascher entwickelten 
und rascher zugrunde gingen. Es ist bei diesen Versuchen zu be- 
denken, daß durch die Verhinderung der Schwangerschaft bei fortge- 
setztem Geschlechtsverkehr bei den Tieren sich abnorme Verhältnisse 
in den Eierstöcken entwickelt haben könnten. Die Versuche scheinen 
darauf hinzudeuten, daß durch den Geschlechtsverkehr die 
innere Absonderung der Eierstöcke angeregt wird. 


Bg. 
Therapeutische Notizen. 


Die intraabdominale (intraperitoneale) Anwendung von Vucin bei 
Bauchschüssen empfiehlt H. Prahl (Lübeck). Ist der Dickdarm ver- 
letzt, so ist eine prophylaktische Einwirkung auf das infizierte Peri- 
toneum angezeigt. Man mache vor Schluß der Bauchwunde eine Ein- 
gießung von drei Viertellitern Vucinlösung 1,0:15000,0. (D. m. W. 
1919, Nr. 14.) | 

Nirvanol empfiehlt Michalke (Eberswalde) als Schlaf- und Be- 
ruhigungsmittel in der Psychiatrie. Man reiche in leichten Fällen 
von nervöser Agrypnie 0,8, in schweren Fällen von Erregung 0,5 bis 
1,0 pro dosi, 0,6—1,0—1,5 pro die. Dabei kann man das Medikament 
wegen seiner relativen Geschmacklosigkeit bei mißtrauischen oder sich 
sträubenden Patienten unbemerkt in Suppe, Milch usw. verabreichen. 
Gibt man das Mittel länger als sechs Tage hintereinander, so macht 
sich eine stärkere Somnolenz mit taumelndem Gang und Gefühl der 
Betrunkenheit bemerkbar. In seltenen Fällen tritt eine erythematöse 


‚Rötung der Gesichtshaut auf. (D. m. W.1919, Nr. 14) F. Bruck. 


Franz (Wien) hat die wehenerregende Wirkung der 
Barium- und Kaliumsalze zu therapeutischen Zwecken in der Frauen- 
heilkunde, bei Metrorrhagien, Abortus arteficialis imminens und in- 
completus, Atonie und schlechter Involution angewandt. Die verab- 
reichte Dosis der injizierten Bariumchloridlösung schwankte zwischen 
0,02 und 0,08 g und erreichte während eines Tages die Höhe von 0,14, 
während dreier Tage von 0,24 g. 
Bariumchloridlösung getränkte Jodoformgazestreifen verwandt. 
Erfolg war nicht immer gleichwertig. Bei der Behandlung des Abortus 
besteht ein Hindernis in der kurzen Dauer der angeregten Contractionen. 
Zu bemerken ist die große Schmerzhaftigkeit der durch die Therapie 


. angeregten Wehen des nicht schwangeren Uterus, die durch Morphium 


zu beheben sind. (W. kl. W. 1919, Nr. 11.) 

Scherber (Wien) macht Mitteiling über die Anwendung des 
Quecksilberpräparates Novasurol, das eine Doppelverbindung 
von Oxymereuri-Chlorphenylessigsaurem Natrium mit Diäthylmalonyl- 
barnstoff darstellt und einen Hg-Gehalt von 33,9% hat. Das Präparat 
ist in Form einer 10 %igen Lösung in sterilen Ampullen zu je 2,2 ccm 
im Handel. Mit dem Mittel lassen sich rasche Wirkungen erzielen; 
namentlich ist es in der Kombination mit Salvarsan sehr gut ver- 


wendbar. Es empfiehlt sich durch geringe lokale Schmerzhaftigkeit 


und das seltene Auftreten unangenehmer Nebenerscheinungen von 
seiten des Darms. (W. kl. W. 1919, Nr: 11.) | G. 2. 
Bei Blasenschwäche und Harnträufeln empfiehlt Kirchberg 
(Delmenhorst) Hexal „Riedel“. Er verordnet viermal täglich 0.5 als 
Tablette und gleichzeitig warme Umschläge. Der Urindrang wird sehr 
bald geringer. Ungefähr 20, darunter auch hartnäckige Fälle, wurden 
geheilt. (D. m. W. 1919, Nr. 14.) F. Bruck, 


Bücherbesprechungen. 


Hermann Gocht, Handbuch der Röntgenlehre. Mit 320 in 
den Text gedruckten Abbildungen. Fünfte, umgearbeitete und ver- 
mehrte Auflage. Stuttgart 1918, Ferd. Enke. 

Das Gochtsche Handbuch hat sich seit seinem Bestehen stets 


viele Freunde erworben, was ja auch die rasche Aufeinanderfolge der 
Seit wir uns zum letzten Male an dieser 


einzelnen Auflagen beweist. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 17. 


zahlreiche Neuheiten erweitert worden. 
Neuauflage seines Buches sämtlich erörtert und mit der seinen ganzen 


In anderen Fällen wurden mit 
Der ’ 


27. April. 
Stelle mit diesem Buche beschäftigten, ist die Röntgenwissenschaft um 
Diese hat Gocht in der 


Stil auszeichnenden Kürze und Faßlichkeit dargestellt. So wird der 


Praktiker über die aktuell gewordenen Fremdkörperlokalisation, über 


die modernen Dosierungsverfahren, über die gasfreien Röhren usw. 
ausgezeichnet unterrichtet, Diagnostik und Therapie kommen gleich- 
mäßig zu ihrem Recht, sodaß das Buch seinen Zweck als Handbuch 
vortrefflich erfüllt. Otto Strauß (Berlin). 


0. Rumpel, Die Gasphlegmone und ihre Behandlung. 
Mit 4 Tafeln. 98 Seiten. Leipzig 1917, J. A. Barth. M 3,—. 
Verfasser gibt in seiner Monographie ein sehr klares Bild über 
die anaerobe Infektion. 
Nach seiner Erfahrung treten in praxi die klimatischen Ver- 


hältnisse erheblich zurück gegen die Beeinflussung durch erhöhte Kampf- 
tätigkeit. Ätiologisch macht er drei Gruppen von Mikroorganismen 
verantwortlich : 1. Gruppe des Rauschbrandbaeillus, 2. des Fraenkel- 


schen Gasbrandbaeillus, 3. des Bacillus putrificus (maligner Ödembaeillas). 


Klinisch jedoch ist eine scharfe Abgrenzung undurchführbar. Das Vor- 
herrschen der Granatsplittersteckschüsse ist besonders deutlich zu er- 
kennen. 


Als Ausgangspunkt kommt die Muskulatur in Frage. Durch die 
Fäulniserscheinungen entstehen die Umsatzprodukte der Erreger, ins- 
besondere das Gas, und als Reaktion der lebenden Zellen das Ödem. 


Im Anschluß hieran beschreibt Verfasser den krankhaften Muskelbefund 


und den typisch fauligen Geruch der Wundabsonderung. Zweifellos wirkt 
die örtliche Unterbrechung der Bluteireulation begünstigend auf das 
Fortschreiten der Infektion. 

Der eigentliche Beginn der Gasphlegmone ist nicht an eine be- 
stimmte Zeit gebunden und wegen der Plötzlichkeit des Entstebens 
außerordentlich schwer festzustellen. Als kürzeste Inkubationszeit hat 
Rumpel fünf bis sechs Stunden, als längste 23 Tage feststellen können, 
was aber in der Schwere der Erkrankung keinen Unterschied macht. 

Sehr anschaulich beschreibt er auch das klinische Bild und 
kommt dadurch zu dem Schluß, daß vom praktischen Standpunkt aus 
eigentlich nur eine Einteilung in schwere und leichte Fälle durch- 
führbar ist. 

In der Diagnose legt Verfasser meines Erachtens zu großen Wert 
auf das Röntgenbild. Ist das Gas dadurch mit Sicherheit nachzuweisen, 
ist es schon längst klinisch erkennbar. Besonders aufmerksam macht 
er noch auf die durch das Ödem bedingte gespannte, blasse ‚Haut, 
die braune Verfärbung findet man hingegen ebensohäufig bel den 
eitrigen Phlegmonen und über dem Bluterguß, der sich zu zersetzen 
beginnt. Noch das ständigste Erkennungszeichen der Gasphlegmon® 
ist ihr specifischer Geruch. Sonderbarerweise erwähnt Verfasser nicht 
die typische Gesichtsfarbe des Kranken, aus der allein man schon oft 
die Diagnose auf Gasbrand stellen kann. ; 

Dann folgt ein. Kapitel über die chirurgische Prophylaxe, die 
wichtigste Grundlage der Bekämpfung der Gasphlegmone. Im Anschl F 
hieran bespricht Rumpel eingehend die operative Therapie und T% 
bei gleichzeitiger Fraktur sofort zu hoher Amputation im Gesunden. Vas 
Allgemeinbefinden gibt oft für den einzuschlagenden Weg den Ausschlag. 

Außer der Wichtigkeit der Nachbehandlung weist Verfasser a 
auf die Vorzüge und Nachteile der rhytbmischen Stauung nach Thie 
hin. Empfehlenswert sind auch ihrer günstigen, rein örtlichen Beeln- 
flussung wegen heiße Kataplasmen. Doch bei vorgeschrittenen, schweren 
Formen sind beide letzteren Behandlungsarten erfolglos. i 

Was die Prognose betrifft, ergibt sich eine ziemlich konstante 
Mortalität von 40 bis 50%, die auch bei allen angewandten Behandlungs- 
methoden sich ziemlich gleich bleibt. ! 

Nach seinen Beobachtungen nimmt Rumpel eine Schutzwirkung 
des polyvalenten Gasödemserums als erwiesen an. Doch sind wieder 
holte Injektionen notwendig. 

Die Metastasenbildung erwähnt Verfasser nur mit 
die Differentialdiagnose leider gar nicht. 

| Zum Schluß fügt er noch in Kürze 160 Krankengeschichten an. 
Jedenfalls eine recht lesenswerte Abhandlung ! 
Werner Regen (Berlin). 


N. v. Jagie, Die diagnostische Verwertung des Ganre 
eytenbildes bei Infektionskrankheiten. Wien 19% 
Moritz Perles. 28 Seiten. ai 

Gegenüber dem Skeptizismus vieler Ärzte, daß bei regelmäßige 

Heranziehung des Leukocytenbildes doch „nichts herauskomme , ve 

mag Verfasser den Wert der Untersuchung für Diagnosen- UN 

gnosenstellung in eingehender und übersichtlicher Weise darzutun. 


Hans Meyer (Berlin-Oberschöneweide) 


einem Wort, 


Nekrosen ganzer Muskelabschnitte, auch bei Vucin 1:10000 -fehlten 
die Nekrosen der Muskelfasern und Muskelbündel keineswegs. _Dazu 
gesellten sich fibrinöse und hämorrhagische Exsudationen und’erheb- 
liche Ödeme, sowie eine überraschend starke Rundzelleninfiltration und ` 
eine diffuse Bindegewebsreaktion. Das Sublimat wirkte stärker als das 
Vuein, übrigens ‚auch etwas anders insofern, als der hämorrhagische 
Charakter der Nekrose stärker in den Vordergrund zu treten ptlegte. 
Auch beim Menschen. setzten Vucinlösungen 1:500 und 1:1000 im 


PER 
Canana? ee 


an, 


ng NE Sn a i H a - } 
1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 17. SEIEN. 
er Vereins- und Auswärtige Berichte, u RA 
k - Frankfurt a. M ; lich nachweisbare. Vergrößerung, Ascites geringen Grades. ` Herz: poite p 
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 17..März 1919. Grenzen nicht erweitert. Töne rein.. Unterhalb der linken Mamilla im H We a 
au . Alwens: Zur Therapie der Grippepneumonie. Bericht über | Vierten Intereostalraum sieht man eine umschriebene, dem Herzspitzen- Mic à | 
en Adi w Erfahrungen, welche bei der Behandlung von 188 ‚Grippepneumonien stoß ‚entsprechende Einziehung der Brustwand, ‘die, synchron. dem in. 
komnen pi | gemacht wurden. Die Morgenrothschen Chinaalkaloide ‚Carotispuls ist. Eine Kurve der Einziehung an der Herzspitze und des Y le 
ch als Hua >... Optochin und Eucupin scheinen vermöge ‚ihrer Eigenschaft, Pneumo- |. Carotispulses zeigt die systolische. Einziehung einwandfrei. Dieses RE HT 
rat nd Streptokokken abzutöten oder in. ihrer Entwickl ung zu hemmen, | Symptom der systolischen Einziehung der-Herzspitze ist für Pericarditis . SERIE 
Behand geeignet, mit Aussicht auf Erfolg angewendet zu werden. Es empfiehlt | @haesiva ausschlaggebend. Unveränderlichkeit. der ‚Einziehung bei En I a 
Era sich die Anwendung des Optochin. bas. fünfmal 0.2.in 24 Stunden in | Stellungsänderung des Körpers ist ebenfalls vorhanden, dagegen fehlt ‚EHRT 
klare Bi gleichen Abständen über Tag und Nacht verteilt, dabei ausschließliche | der Pulsus paradoxus, und der diastolische Venenkollaps, was in diesem SE A 
a; Milchdiät, zirka zwei Liter pro Tag, alle zwei Stunden 150 bis 200 g, | Falle datür spricht, ‚daß es zu einer weiteren Ausbreitung der Ent- en 
Yale I eventuell mit Zusatz von. etwas Kakao oder Tee. Vorbedingung für nn “Ang Mediastinum und zu Narbenbildung dort“ nicht ge- Bere 
prea die Optochinverordnung sind gesunde Nieren (abgesehen von. febriler en nA i T RRE SEET RR DETE A He a 
Miroi. Albuminurie) und das Fehlen von Augenstörungen. Besteht Idiosyn- | .. è mia A i ört Ei Gruppe der Poly ser ositis. . Besonders nat, 
jes Frauakl krasie gegen das Mittel, so pflegt sich dieselbe sehr bald nach den ie Ha ad n als Pseudolebereirrhose bezeichnete Erkrankung ln; 
üi% - ersten Dosen in Gestalt vom Ohrensausen und Augenflimmern bemerk- m fallenden Stauungserscheinuogen, Ascites, Ödemen manche Ähn-. ah a > 
hba, Dill bar zu machen. Treten _ derartige Störungen auf, so ist das Mittel k p En a fisa Therapie ‚kommt: die er | Brauner i PAT 
deotlid nt sofort abzusetzen. _ Unter Beachtung dieser Cautelen wurden. nie | gelührte Kardtolyse in Betracht. —— —— —— > > T | I ee 
= _ Schädigungen von seiten der Augen beobachtet. Beim Ausbleiben von | _ Georg Schöne: Uber die Einwirkung einiger Antiseptica auf Pi per En 
pik ; - Nebenwirkungen wird Optochin bis zur Entfieberung weitergegeben. | die Gewebe. Untersucht wurden Sublimat, Carbol, Borsäure und an- Be En: 
a Stellt sie sich nach drei bis vier Tagen nicht ein, so wird das Mittel abge- | dere Mittel, vor allem das Chinin, das Hydrochinin und dessen. homo- Peng 
1 wel. setzt. Ob das Eueupin. bas. in Dosen von zweimal 0,5 pro Tag besonders | loge Reihe: Athyl-Propyl, Butyl usw. bis Dodecyl-Hydrocuprein. Dar- le 
ar „at beim Vorherrschen der Streptokokken dem. Optochin überlegen ist, | Unter vor. allem die drei bekannten, von Morgenroth besonders I PD 
Br läßt sich auf Grund der bis jetzt behandelten Anzahl von Grippe- | empfohlenen Mittel: Optochin (Äthyl), Eueupin (Isoamyl) und Vuein Era 
jy ‚ji - Pneumonien noch nicht sagen. Es wird in dieser Richtung weiterer (Isoetyl- Hydrocuprein). Von den ‚Cbininderivaten wurden. salzsaure BT gt 
' . -` Untersuchungen und Beobachtungen bedürfen. ` en Salze benutzt.“ Als Lösungsmittel diente stets 0,8%ige’Kochsalzlösung, le zn 
D Da Eucupin im Vergleich zu Optochin vollkommen unschädlich als Versuchstier meist das Kaninchen. | DU a = ns. on 
zu sein scheint, so wird seine Anwendung sich wohl leichter allgemein ‚Die Methodik war eine vielfältige. ee EE 
: ‘Eingang verschaffen. Ob die kombinierte Serum- Optochin- beziehungs- iaa nn nn mn Er a nn ae a: E 
| a Eueupinbehandlung Besseres zu leisten Buanne ne Ba .1:20.000 geprüft wurde, bis zu einer Konzentration von 1:10000 sehr . AA 
co De der , eh , i deutliche Gewebsveränderungen setzte. Bei den stärkeren Konzentra- . (HR 
| Bei unkomplizierten Grippeerkrankungen ist. die antipyretische. | tionen (bis etwa1: 1000, gelegentlich auch bis 1 : 5000) entstanden massive A j na 
y 


E = | 
w | -`` Wirkung des Optochins deutlicher und nachhaltiger als‘ die der anderen 


pe ‚gebräuchlichen Antipyretica, vor allem des Chinins, - | ! 
| pos Kollargol, Serum, Neosalvarsan stehen in der Wirksamkeit hinter 


l den specifisch chemotherapeutisch wirkenden Chininderivaten zurück. 
we Keines der Mittel ist imstande, den pneumonischen Prozeß unmittelbar 
pa zu beeinflussen oder das Auftreten neuer pneumonischer Herde und 


er aa: -r nl T 
= ET EN ne Br 
Le ne ER 
$ .. a a ar Be en 


z y) . -, Pleuritischer Exsudate zu verhindern. Hainebach. 

f Bt i a Dr. u Muskel- und im Fettgewebe Nekrosen -und ‚lösten eine gewaltige leukö- 
PP? ee | Greifswald. cytäre Infiltration aus. Bei den Konzentrationen 1: 2500 und i :5000 

si ooog e - war ‘diese Veränderung wesentlich geringer, aber deutlich. Das Kanin- 


_ chengewebe, besonders der Kaninchenmuskel, sind zarter als die mensch- 


lichen Gewebe, S EN 
2.. Intravenöse Durchspülung hinterer Extremitäten des Kaninchens 


Medizinischer Verein. Sitzung vom 7. März 1919.. 
Herzog: Demonstration: Fall 1. Es handelt sich um einen 
8}  -47jährigen Patienten, der seit Anfang 1918 eine Geschwulst- 
bildung in der Lebergegend bei sich bemerkte. Bei der 


nach Art der Venenanästhesie. | 


jør letzigen Untersuchung findet ‚sich eine enorme Vergrößerung der Leber, . Dauer dieser Versuche bis. zur Lösung der Abschnürung eine’ 
j. die Lungen-Lebergrenze -befindet sich an dem fünften Intercostalraum, | halbe Stunde. 0,8% ige Kochsalzdurchspülung setzte leichtere Gewebs- 
po | die untere Lebergrenze erstreckt sich. von der Spina iliaca anterior su- schädigungen im Muskel, die wohl wesentlich mechanischer Natur 
je’, - -perior bis zum Ansatz der neunten Rippe am Rippenbogen links. Oberfläche | waren (Muskelzerreißung. und kleinere Blutungen). Vucin 1:10000 er- 
wl- der Leber stark höckerig, die Konsistenz ist hart. Die Knoten sind | zeugte erhebliche Nekrosen und einzelne Thrombosen. Nach der Durch- 
A verschiedener Größe, kleinkindskopf- bis walnußgroß. Der frisch ge- | Strömung mit Vuein 1:5000 waren die Schäden schon recht stark. 
fi lassen Urin zeigt eine bäunliche Farbe, die nach Stehen in der Luft | Vuein 1:1000 setzte einmal eine Totalnekrose des ganzen Beines.. Da- 
„# ineine tiefbr S In E de eine Melanurie | bei ist zu bedenken, daß die Vucinlösungen in physiologischen Koch- - 
aun-schwarze Farbe umschlägt. Es wurde salzlösungen: nicbt ganz klar sind, sodaß möglicherweise. auch feinste 


Embolien. mitspielen, zumal Vucin im alkalischen Medium ausfällt, — ` 
‚Jedenfalls mahnen diese Tierversuche zu ‚äußerster Vorsicht! 
3. Um ein exaktetes Maß für die nekrotisierende Wirkung der - 


dei. vermutet; in der Tat ergaben die daraufhin angesetzten Proben die 


’ 


= Bestätigung. Charakteristisch sind zwei Proben: 1. Oxydationsprobe 
A mit Bisenchlorid, 2. die von Thormälen 1887 angegebene Probe 


jr mit Nitroprussidnatrium und Zusatz von Eisessig entsprechend der | Antiseptica zu gewinnen, wurden Hautläppchen vom Ohr des Kanin- 
| e g.a l schen Acetonprobe, | U | chens ohne Knorpel abgelöst, über verschiedene Zeiten (z. B. 2, 6, 10 
ji . a Es handelt sich also bei dem Patienten um einen Fall von Stunden) im Brutschrank in die entsprechenden antiseptischen Lösungen 

‚Nelanotischer Geschwulst bildung mit Melanurie. gelegt und dann nach Abspülen mit physiologischer Kochsalzlösung 


bei Brutschranktemperatur dem Tier, von dem sie stammten, wieder ` 

aufgeheilt. Be ni Zr... 
.... . Die Kontrollen, das heißt Läppchen, welche während der gleichen - | 

Zeiten ‚(2, 6, 10 Stunden) im Brutschrank in 0,8%iger Kochsalzlösung 


fr 2 Ausgangspunkt dafür kommt eine Erkrankung des linken Auges in 
A | etracht, die schon mehrere Jahre besteht, 1916 aber sich verschlimmerte, 
und die nach Untersuchung der Augenklinik sehr verdächtig auf ein | 

) 


' Anfrabulbäres Neoplasma ist © — ” | T 
pi Fall 2, 48 jähriger. Patient. In -der Familie kamen mehrere | gehalten wurden, heilten ausnahmslos glatt wieder ein. Diese Ver- . 
j, tuberkulöse Lungenerkrankungen vor. Er selbst war immer gesund. | suche wurden in großem Maßstab ‚durchgeführt und ergaben gleich-. 
N; . Seine jetzige Erkrankung begann im Herbst 1918 mit Brust- und Leib- | mäßige Resultate. Nach zweistündiger Einwirkung erwiesen sich z. B.. 
a! ‚Schmerz . mit | Läppchen, welche zwei'Stunden in Vucin 1:100, 1:500 und 1:1000 
i „zen. Oktober 1918 erkrankte er dann auf einem Transport mit on ix es 

| ‚Atemnot Ö : ME ' gelegen hatten, als vollständig zerstört. Vucin 1:5000 setzte noch 

| „100, Odem der Beine, Brustschmerzen. Im Kriegslazarett trat hr achworo Kehädisunren: etwas veringer Sr a ES 
#  @llmählich Rück ang der Ödı in, ein in den ‘ersten Tagen be- re a en geringer waren sie bei 1:10 000, 
"steh ., „gang der Ödeme ein, ein in den | stets deutlich blieb eine Läsion durch Vucin 1:20000, während”Vuein 
! f Be Fieber verschwand wieder. _ _ y 1:40000 einige Male merkbare Gewebsveränderungen hervorbrachte, 
a: 1 En etziger Befund: Rechts adhäsive Pleuritis mit Schwartenbildung. | andere Male nicht. Vuein 1:80000 erschien ünschädlich (mikro- 

g %8, besonders vorn neben der Herzdämpfung, frische trockene Pleuritis. | skopisch wurden diese Serien nicht untersucht). Alle Tiere wurden : 


wochenlang beobachtet. Es machte keinen großen Unterschied, ob die 


\ 


Leber stark vergrößert, leicht druckempfindlich. Milz-zeigt ‚keine deut- 


\ 


NE N Een - 
e ` 


k 
| 
i 


a er Dre na 


deutlich giftiger als Vucin, doch war Sublimat 1:80000 bei zwei- 
stündiger Einwirkung ebenfalls unwirksam. Sehr viel schwächer wirkten 
Chinin bydrockloricum und Hydrochinin. Die genaue Untersuchung 
der homologen Reihe des Hydrochinins einschließlich Optochin, Eucupin 
bis zum Dodecylhydrocuprein ergab die höchste Giftwirkung beim Vucin. 
Die Kurve der Gewebsgiftigkeit schien also ungefähr der von Mor- 
genrotb festgestellten Kurve der Giftigkeit des Vueins für Strepto- 
kokken parallel zu gehen, dagegen verlief sie vollständig anders als 
die Kurve für die Wirkung dieser Substanzen auf Pneumokokken. 
Festgestellt wurde ferner mit der Läppchenmethode, daß in 
serumhaltigen Medien_die Gewebsgiftigkeit des Vucins wesentlich herab- 
gesetzt wird. 

Löhlein weist darauf hin, daß nach den Ausführungen des 
Herrn Schöne das völlige Versagen des Vueins bei eitrigen Binde- 
hautentzündungen ihm verständlich sei. Er hatte das Mittel bei durch 
Staphylokokken, Pneumokokken und Streptokokken hervorgerufenen 
Bindehautentzündungen im Felde reichlich angewandt, schließlich mit 
1%iger Lösung viermal täglich den Bindehautsack durchspült und nie- 
mals eine die Heilung beschleunigende Wirkung des Mittels gesehen. 
Augenscheinlich kommt die bacterieide Wirkung des Vuecins in dem 
eiweißreichen conjunctivitischen Sekret nicht zur Geltung. 

Trotz der zellschädigenden Wirkung oder vielleicht wegen dieser 
Wirkung bewährten sich die gallensauren Salze als gonokokkentötendes 
Mittel. Durch die Auflösung der Leukocyten und Epithelien wurden 
die in ihnen enthaltenen Gonokokken erst frei und damit der bactericiden 
Wirkung ausgesetzt. Praktisch ist diese Erfahrung in dem Merckschen 
Choleval verwirklicht worden, | 

Pels-Leusden macht darauf aufmerksam, daß, vielleicht 
durch die interessanten, neue Wege wandelnden Versuche Morgen- 
roths über Tiefenantisepsis veranlaßt, eine große Verwirrung der 
Geister bezüglich der Anti- und Asepsis entstanden ist. Manche, be- 
sonders diejenigen, welche durch die Verhältnisse des Krieges erst zu 
Chirurgen gemacht worden sind, hielten die Asepsis offenbar für gänz- 
lich abgetan und fühlten sich zu einer wilden Antisepsis berechtigt 
mit den verschiedensten Mitteln, von denen eine keimtötende Wirkung 
erwartet wurde. Die schweren Gewebsschädigungen, die sie dabei an- 
richteten, wurden einfach außer Betracht gelassen. — Auf diese wilden 
Antiseptiker hat Vortragender während des Feldzuges die Aufmerksam- 
keit zu lenken versucht, leider ohne erkennbaren Erfolg. 


Sitzung vom 21. März 1919. 

Stephan: Congenitale Nierendystopie. Der Obduktionsbefund 
einer Patientin mit congenitaler Nierendystopie, die der Vortragende 
vor neun Jahren klinisch zu beobachten Gelegenheit hatte, gibt ihm 
Veranlassung, auf die praktische Bedeutung der Anomalie einzugehen, 
die er bereits früher in einer klinisch-embryologischen Studie bearbeitet 
hat (Zschr. f. gyn. Urol. 1912, Bd. 3, Nr. 6). An der Hand von Aqua- 
rellen des Sektionspräparates und anderer ähnlicher Fälle gibt der Vor- 
tragende einen Überblick über die Merkmale der Nierendystopie, be- 
spricht die überaus wechselvollen klinischen Symptome der Mißbildung 
und würdigt. im einzelnen die Möglichkeiten, die Affektion durch ver- 
feinerte diagnostische Methoden intra vitam zu erkennen und einer 
erfolgreichen Therapie zuzuführen. Bezüglich der Behandlung unter- 
scheidet er vom Standpunkt der Gynäkologen aus diejenigen Fälle, die 


' außerhalb der Gestationsperiode und während der Gravidität von 


leichteren klinischen Symptomen bis zu schweren, lebensbedroblichen 
Erscheinungen führen können und geführt haben, und zieht aus vier 
eigenen Beobachtungsfällen und den Berichten der Literatur das Fazit, 
daß bei an sich gesunden und gut funktionierenden Beckennieren re- 
spektive bei lumbaler Dystopie ein konservatives Vorgehen der Nieren- 
exstirpation unter allen Umständen vorzuziehen sei. Er hält es für 
gegeben, eine rechtzeitige Dislokation des Beschwerden herbeiführenden 
und raumbeengenden Organs per laparotomiam nach oben hin zu be- 
wirken, wofern die anatomischen Verhältnisse der Gefäßversorgung 
und des allerdings meist kurzen und gestreckt verlaufenden Ureters es 
irgend gestatten; ferner meint er, daß selbst intra partum eine funktions- 
tüchtige Beckenniere nicht durch Exstirpation entfernt werden dürfe, 
wenn man durch eine beckenerweiternde Operation oder den Kaiser- 
schnitt eine Nephrektomie umgehen kann. | 

Endlich legt der Vortragende seine Anschauungen über die fötale 
Entstehung der congenitalen Nierendystopie dar: er lehnt die früher 
angenommenen Ursachen des ausbleibenden Nierencensus — mangelnde 
Wachstumsenergie des primären Ureters, geringere Vitalität der Zell- 
schichten des Ulrnierenganges und anderes mehr — ab und kann sich 


auch auf Grund neuerer Ergebnisse der primären Blutversorgung der 
Nierenanlage, die durch entsprechende bildliche Darstellung erläutert 
wird, nicht der Auffassung anschließen, daß die Niere durch ihre fötalen 


422 oo 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 17. 27. April. 
Läppchen gewässert wurden oder nicht. — Sublimat erwies sich als | Capillargefäße am Ort ihrer Anlage zurückgehalten werde. Eigene 


klinische und anatomische Beobachtung führt den Vortragenden viel- 
mehr zu dem Schluß, daß frühzeitige fötale Skoliosen durch Raum- 
beengung auf einer Seite neben der Lumbosakralregion der Wirbel- 
säule die Niere an ihrem normalen Ascensus verhindern. Derartige 
Skoliosen, die im fötalen und postembryonalen Leben sicher beobachtet 
sind, entstehen nach Ansicht des Vortragenden durch frühembryonale 
Amnionenge in kraniokaudaler Richtung, wodurch seitliche Ausbiegungen 
der fötalen Wirbelsäule bedingt werden. 

Ehrenberg berichtet über einen Fall von essentieller Thrombo- 
penie (Frank), der durch Milzexstirpation als klinisch geheilt be- 
trachtet werden kann. Erscheint ausführlich in der Mschr. f. Geburtsb. 

| v. Tappeiner. 


Königsberg i. Pr. 

Verein für wissenschaftliche Heilkunde. Sitzung vom 10. Februar 1919. 

Carl: Über Tetanus und seine Behandlung. Die gewöhnliche 
Inkubationszeit bei Tetanus beträgt im allgemeinen 6 bis 14 Tage. Es 
sind aber auch „Frühfälle“ beobachtet worden, so z. B. bei tiefen Ver- 
wundungen im Kriege und bei sogenannten „Laboratoriumsfällen“*, bei 
denen die Inkubationszeit verkürzt ist. Umgekehrt kann die Krankheit 
auch noch an einem späteren Termin ausbrechen. Die Dauer der Inm 
kubationszeit ist wichtig für die Prognosestellung, das heißt je kürzer 
sie ist, desto schwerer wird’ der Krankheitsverlauf sein. Der Vor- 
tragende geht dann auf das bekannte Symptomenbild des Tetanus 
(lokale und allgemeine Symptome) ein. Er teilt die Krankheit nach 
ihrem Verlauf in zwei Formen: eine harmlosere Form mit Heilung In 
vier bis sechs Wochen oder mit einem chronischen Verlauf mit kleinen 
lokalen Attacken und tonischem Contractionszustand, und zweitens 
eine Form, durch die ein Exitus letalis herbeigeführt wird. Die Aus- 
breitung der Krankheit ist besonders in Nordfrankreich und Flandern 
sehr stark. Therapeutisch werden in Anwendung gebracht prophy- 
laktische Tetanus-Antitoxininjektionen, die im Laufe mehrerer Tage 
wiederholt werden; daneben ist bei der Wundversorgung auf Ent 
fernung aller Gewebstrümmer zu achten. Es werden Jodtioktur, Peru- 
balsam angewendet und gelegentlich Excision oder Absetzung eines 
Gliedes in Erwägung zu ziehen sein. Als Gegenmittel bel ausge- 
sprochenem Tetanus gelten Tetanus-Antitoxininjektionen in gesteigerter 
Dosierung, die subcutan, intravenös, intraarteriell, endoneural, intra- 
lumbal und intracraniell in die Ventrikel und subdural nach vorauf 
gegaugener Trepanation ausgeführt werden.. Außerdem ist die Am- 
wendung narkotischer Mittel erforderlich (Morphium, Luminalnatrium)- 

Theodor Cohn: Zur klinischen Chirurgie der Bietgaen 
mungsbildungen. C. gibt einen Bericht über vier Fälle. Es handelt 
sich 1. um eine Niereneiterung des rechten oberen Nierenteils bei 
Harnleiterverdoppelung. Der Fall wurde als Tripper eingeliefert. Das 
Harnsediment war reichlich, hatte bräunlichbläuliche Färbung und be- 
stand aus vieleckigen, platten Deckzellen. Der Harn aus dem linken 
und rechten oberen Harnleiter hatte krankhaften Befund. 2, Bei dem 
zweiten Falle handelte es sich um eine angeborene Tieflage der gr 
tuberkulösen Niere. Durch Nephrektomie wurde Heilung erzielt. 3. Un 
Fall von Tuberkulose der stark überentwickelten linken und der 4,5 er 
langen rechten Zwergniere. Die Klärung der Sachlage konnte m 
durch Freilegung der linken Niere und Funktionsprüfung der rec a 
(durch Indigoblauprobe nach Abklemmung des linken Harnleiters) 2 
langt werden. 4. Ein Fall von angeborener Hydronephrose der rec a 
bei Mangel der linken Niere bei 20 cm langem Harnleiter. Der er 
tragende geht sodann auf die chirurgisch wichtigen anatomischen a 
hältnisse der berichteten Hemmungsbildungen ein und schildert i 
Entwicklungsgang der bleibenden Niere. Demonstration emmer a 
herausgenommenen Niere einer 5öjährigen Frau mit Papillen- lösen 
Nierenbeckentuberkulose, sowie gefärbter Schnitte der tuberku | 
Zwergniere und des Gewebes an Stelle der fehlenden Niere. Sch. 


, Rostock. 
Ärztlicher Demonstrationsabend. Sitzung am 19. Januar ie 
Weinberg spricht über Pathogenese und T herapie der eine 
krankheiten nach neueren Anschauungen. Es wird in kurzen 2" hen 
Übersicht über die Nephrosen, Nephritiden und Nepbrosklerose" geg 
auf Grund der neueren Untersuchungen von Volh ard und legt. 
Besonderer Wert wurde auf Pathogenese, Diagnose und Therapie in: 
In der Diskussion macht Curschmann auf eine weiter itong 
fache Funktionsprüfung der Nieren aufmerksam: die ns Í 
des Tempos und Rhythmus der Diurese auf die einfachen Tago eche 
zeiten hin; nach Schlayer und Hedinger gibt es ganz typ 


Sklerose der Nierenarterien seien und nicht primär „allgemein arterio- 


 wenn:sie nicht, wie bisweilen bei Aortitis und Aneurysmen, mit Läsionen 
des Nervus depressor einhergeht (C. Hirsch); wahrscheinlich können 


' -gut operablen Magencareinoms operiert. wurde. 


erfreut sich guten Appetits. 
. Gastroenterostomie antecolica anterior mit Anheftung. der Darmschenkel 


N 


hat sich ohne bekannte-Veranlassung innerhalb zweier Jahre allmählich. 


“Mediastinotomia ‚posterior operiert ‚wurden: drei prävertebrale tuber- 
: kulöse Abscesse, ein Kind mit akuter Osteomyelitis (Proc. spinos. trans- 
‚versus und Bogen), einer nach Schußverletzung des Thorax > und ein 


mit M. Basedow, 
: zebn Bestrahlungen 


. bis vier Monaten. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK NA 
pathologische Ausscheidungskurven bei Nephritikern, die sich von- denen Pekee von Myxödeni aus Ba or beobachtet une aber die 
| Raschheit des Übergangs macht doch die Röntgenbehandlung als 


der Norm scharf unterscheiden. 

A Die Urämie bei Scharlachnephritis als ein reines Na ol- Sekretion: Urheberin des Myxödems sehr. wahrscheinlich, wie . ‚das bereits in einigen 
rockt mit entsprechender Liquordrucksteigerung aufzufassen, geht | Fällen der Literatur angenommen wurde; Darum. Vorsicht, bei dieser 
nicht an. Dem widersprechen ‘die jahrzehntelang :beobachteten guten | Therapie der Strumen. und-des M. Basedow!. Bear 
Erfahrungen mäßiger Aderlässe mit- holatiy erheblichen ‚Kochsalz- - 


Myom. uteri), ‘bei 50 jähriger . Frau, ` vor. sechs Jahren operiert. 
 Typischer mittelschwerer Fall, Gewichtszunahme bis 1917 bis- auf 


164 Pfund; Begünstigung des hypothyreoiden Ödens durch die Kriegs- 
Früher monate- 


t, 


infusionen. 
- > -Bezüglich der Therapie betont C. in Übereinstimmung mit, 
Scehlayer und Anderen, daß die foreierten Durstkuren (F. V o1h a r d) 


bei akuter diffuser Glomerulonephritis' Gefahren bergen, vor allem die | ernährung, besonders die Kartoffel-Kohlrübenmonate. 
C. befürwortet ebenfalls die Kombination lange Ovaradenbehandlung ohne Wirkung auf Ödem und subjektive 


der Auslösung der Urämie. - 

der Karellkur mit ‘Digitalis und vorsichtigen, jeden zweiten Tag | Beschwerden.. Auf Thyreoidin sofortige. Besserung subjektiv und ob- 
jektiv; Abnahme bis auf 112 Pfund! C..sieht' in diesem neuen Fall 

eine. Bestätigung’ der von ihm veröffentlichten Beobachtungen über die 


hemmende Wirkung der operativen (und der physiologischen) Klimas, 
auf die Schilddrüsentätigkeit (Zschr.. f.: d. ges. Neurol. 1918, Bd. 41 
‘H. 1/8) und in diesem klimakterischen Hypothyreoidismus: die wahr- 
scheinliche Ursache des so häufigen klimakterischen ‘Ödems im Sinne 


sklerotisch“ und macht darauf aufmerksam, daß diese Deutung bereits 
1905 von E. Romb erg gegeben worden si; Romberg und | der Eppingerschen Untersuchungen über die Rolle der BOB atE> 
“Schlayer haben bei „primären“ Hypertensionen anatomische Nieren- | für die Ausscheidung der Chloride und des Wassers. .: -~ 
j 8. Chronischer M. Raynaud mit Sklerodaktylie und den Zeichen 
des Hypothyreoidismus: Fehlen der palpablen Schilddrüse, schmerzloser 
Zahnausfall, Impotenz, Haarausfall des -Rumpfes, Anhidrosis, Kälte- 
empfihdlichkeit, zunehmender Schwachsinn; außerdem Epilepsie. Auf 
Thyreoidin sofort Besserung der väsomotorischen und tröphischen Ver- 
änderungen der Finger, der epileptischen ‚Anfälle, der Kälteempfindlich- 
' keit usw. Besprechung des symptomatischen M. Raynaud, bei dem Schild- 
, drüseninsuffizienz — sehr selten übrigens — eine. gewisse Rolle spielt, 
jedoch anscheinend nur bei den chronischen, mitigierten Formen, nicht 
bei denen mit rascher Gangrän ünd Mutilationen. © ` 
: : 4. ` Erythromelalgie bei 58 jährigem Mann; nach Erkältung ent- 
standen. Alle Beschwerden, Rötung, Schwellung, Schmerz ‚und. Klopfen 


in beiden Unterschenkeln beim Stehen oder 'Hängenlassen der Beine, 
Keine Arteriösklerose;. keine. organische Nerven- 


gereichten Diuretindosen (Rombe rg, Se h la y er) bei nephritischen 


Hydropsien. 
Bezüglich der Frage der „primären Hypertoni. (des Blutdrucks) 
teilt er den Standpunkt Volhards, daß dieselben Folgen: primärer 


veränderungen nie vermißt, 
Die allgemeine: Arteriosklerose - an sich führt noch nicht zu er- 


heblicheren Hypertensionen (durchschnittlich nicht über 160 mm R.-R.), 


‚auch hohe Grade von cerebraler Sklerose ‚Gurch centrale ung 


zur Hypertension führen. _ 
Ferner beteiligen sich an der Aussprache d die Herren S c m röder, 


‚Schulz und-Weinberg. 


' Sitzung am 30. Janani 1919.. 
Müller spricht über Heilung nach en von Magencarcinom | 


„und über Mediastinalabscesse. 
stark zunehmend. 
erkrankung. Symptomatische und Thyreoidintberapie ohne besonderen 


1. Vorstellung eines Patienten, der im Juni 1911, also vor 


Th Jahren, in der Chirurgischen Klinik wegen eines stenosierenden, 
Er ist rezidivfrei und 


Er war operiert nach. Billroth 11. Die 


Erfolg. C. bespricht einen zweiten Fall von Erythromelalgie, bei 
dem die Zeichen des Hypotbyreoidismus bestanden und: der 
durch Thyreoidin geheilt wurde. Auch -bei der „symptomatischen 
Erythromelalgie“ (Cassirer) hat die -Sehilddrüseninsuffizienz eine 
. gewisse ätiologische Bedeutung (Lan dgraf), für die „primäre“ Form 
wahrscheinlich nicht. Immerhin empfehlt C. in allen Fällen den Ver- 
such der Thyreoidinbehandlung. 

Diskussion: die Herren Müller, Walter, Martius und 


Unger, der einen bierbergehörigen Fall’ demonstriert. ' 
Lehmann: Zur Pathogenese der Erkrankungen der ableitenden 


Harnwege. Demonstration von nach eigenen-Pyelogrammen hergestellten 
Skizzen im Anschluß an das von Voelker aufgestellte Schema der 
Entstehung der Hydronephrose und Pyonephiose. Das Voelker- 
sche Schema baut sich auf ein diagnostisches Verfahren “auf, das-nichts 
anderes ist, als ein getreues Abbild Jeweiligen pätologisch- ana- 


tomischen Zustandes. 
Sitzung am 18. Februar 1919, 


8! Uhr im Pathologischen Institut. 

Pol: Welche: Nierenveränderungen: können wir heute sehen und 
mit Erfolg zu deuten versuchen? An zahlreichen Lichtbildern. bespricht 
der Vortragende an der Niere die Wirkung von 1. Gefäßveränderünger, 
insbesondere Arteriosklerose, 2. Entzündungsvorgängen, 8. Entartungen. 
Gerade bei den mannigfachen Verbindungsmöglichkeiten der- ver- 
schiedenen Störungen neben- und nacheinander tritt der Vortragende 
für die Bemühungen ein, die verschiedenen. ‚Vorgänge beziehungsweise 
' Zustände klinisch und anatomisch möglichst scharf zu erfassen. ` 

Diskussion : die Herren 2 2 Pol, Schwalbe; 


nach Kappeler funktioniert gut (R. B.). 
Kurzer BEN auf er Sratistik der Magencareinomoperations- 


resultate, 
Derselbe Patient wird öl lonia da er ein ausgesprochenes 


Beispiel ist für totale Versteifung sämtlicher Wirbelgelenke — ankylo- 
sierende Wirbelgelenkentzündung, Typus Bechterew_—. . Das. Leiden 


‚entwickelt. Keine Arthritis deformans, keine Spängenbildung zwischen 
den Wirbeln. - Thorax ganz start, ausgesprochenes Abdöminalzwerch- 


fellatmen, Fehlen von nervösen Störungen. 
2. Demonstration: von Röntgenbildern und Skizzen von sechs 


Patienten mit Mediastinalabscessen, von denen fünf mit Erfolg durch 


periösophagealer akuter Absceß. 
© Curschmann bespricht 1. den Fall.eines 30 jährigen Mädchens 


der während einer Röntgentherapie (im ganzen 
von durchschnittlich 100. Fürsten a u einheiten, 
mm Aluminiumsilber, 20 cm Focushautabstand) in Myxödem überging. 
Die Struma schwand völlig, desgleichen Exophthalmus, Tachbykardie, 
Schweiße, Tumor und Übererregbarkeit. Dafür traten alle typischen 
Zeichen des | Myxödems auf; Gewichtszunahme von 24 Pfund in drei 


nn 


Rundschau. | 
| schenswert, vielleicht unerläßlich ist, wenn. einer auch nur ein 


Der Kausalnexus ist nicht unbedingt sicher, da one 


Die = inischen Unterri 
Neugestaltung des medizinischen Unterrichts. brauchbarer Durchschnittsarzt werden. will. 
- Von | | ‘Auch dieser Frage sucht man heute eine ‘rationale Lösun: 
l Es gibt „Berufsberatung“; eine ganze Strömung in der Psycho- 


logie ist damit beschäftigt, diese Beratung auf die Unterlage 


(Fortsetzung aus Nr. H, 
exakter Forschungsergebnisse zu stellen. -Der Mensch wird in 
hundert und mehr psychische und psychophysische Einzeleigen- 


„geborenen“ Eigen- schaften zerlegt 1), und ‚womöglich. ‚experimentalpsychologisch 


Prof, Dr. med. et phil, Willy Hellpach, Karlsruhe. 


z - IJI. 
ragen wir zuvörderst einmal nach den 


Schaften des Arztes — wobei wir ja nicht den geborenen großen | ——————— 
-$ Siehe O. Lippmann, Psycholögische: Berufsberatung (Ziele, 


Tb ins Auge fassen wollen, sondern lediglich das, was an ur- 
Grundlagen und Methoden). Berlin 1917. Adamentlich S. 6:bis 11) 


Sprü 
Prünglichen Beschaffenheiten, ap erlanen oder seelischen, wün- 


2, Myxödem nach operativer Klimax (Totalexstirpation wegen | 


Beinen dee. 
N 
ES 


5 
ee ern 


im i 
PESA S 
ESEI 
X “ 
PL Be 
Br 
nd 
Ser. ine A 
S : 
Kaip. a 
uha MR n 
R ny i 
C a 
HEUT! Er 
ET? 
HE, vu H 
j 8? u 
N BE 
TE, „far dd‘. 
TE: pie 
E TREE 
j u ; 
ar, 
SE f $, v 
$ + i 
145 
H 


e 


en 
- Eai zac 
u Sen 
piir rup 
a 


= 
r an 


f 
| 
H 


sap — 
entry 


r ’ 3 
EE E T O E. b 
TAA Tm N A n, .. 


ee 
-mes 


an 


se = -n 
ME Nagma a 
ln 
et 
"a ynei 
den 
> REEET,T „PR 
i . ee 
N vw 


a ehe an A 
at -sa 
ORTA Aor 
an 


=. 


‘ 
bih Saase 


en 
nen 
BEE. 
ae 
Er mia zz y 
~ T aa SE s 
z z 


das n 


e wu 
- 


2 nn 
Trees 


= = 
E 
fg En 
ee 
Da a GIIA 2 He a 
Fa, Ta Y 
ee le 


Pe) g E je 
En we Er a u, 
nn Ic art 

een, - 


a a 


OUE TEE 
teen 


awr- 
TAL IT 


nn 
See 
LY.—a- 
AR en 
De ALTEN EE a 
SE a 


nee ar N 
R Pa Paea 


— 

er 
rn 
et 


> eng > 


= 34 ES 
sat de un 
a IR en 
a, rN a EE) 
2 
ka 


= z 
x ge 
ee Re 


zer TASET e 
p name; 
er 
Area, O 
Ba 2) 


ca 


_ 


Tut. ZT 
war 


ee 


ET 
N er 3 
= >- -0 m a 
S 


taman 


KR 


FA 
"A 
= 
$ 
Í 
f 


A 1i E ! 


~ 
N I 
a yx ed se 
yo. r ; : 
a a N re = 7 
1 Ea ae et Ee NAT i 
à x Da ep ia ae LEE 
men when. l NES 
= Kadi EN a 
Hi ` ey 


a ~ 
ye A T 
~ æ n 
am 
` 
4 
- 


=s >. 
- =s < 
aa a T  —— gen: E P am. 
3) Te Sm 
u Dun mn N Sn BER 
yr io at 
- Pi Ene En z 
Em 
> 


| 


a. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 17. 


wird ermittelt, welche und wieviel von jeder das Individuum 


N. N. besitzt oder vermissen läßt; eine weitere Tafel, das Berufs- 
psychogramm, läßt dann ablesen, ob N. N. die Eigenschaften 
besitzt (oder vermissen läßt), die für einen bestimmten Beruf un- 
erläßlich, ratsam, nützlich oder bloß schätzenswert sind (oder wie 
man sonst die Abstufung vornehmen will). Wer die Eigenschaft 
Nr. 11 („wenigstens die Hauptfarben zu erkennen und zu unter- 
scheiden“) nicht besitzt, kann (bekanntlich schon seit Holm- 
grens grundlegender Entdeckung und Folgerung) nicht Loko- 
motivführer, Schiffsführer und dergleichen werden; Schwerhörig- 
keit schließt den Beruf der Telephonistin aus, eine bestimmte 
Schwerfälligkeit der manuellen Reaktionen auf Gehörtes wird ihn 
erschweren. Es ist wahr, je einseitiger eine Berufsausübung von 
einer Eigenschaft abhängt, mit der sie steht und fällt, desto 
einfacher liegt die Sache. Sie liegt also einfach bei den primi- 
tiveren, wesentlich an Sinnesqualitäten oder psychophysische 
Elementarbeziehungen gebundenen Berufen. Sie verwickelt sich 
nach „oben“ hin immer mehr; je „höher“ ein Beruf steht, desto 
mannigfaltiger wird die Fülle der Anforderungen, die an ihn 
herantreten, desto mehr verlegen sich die seelischen Berufsanfor- 
derungen in ie Bezirke der höheren geistigen Funktionen. Deren 


. exakte Durchforschung steckt noch ganz in den Kinderschuhen; 


es wird mehr um sie gestritten als bisher bei ihr herausgekom- 
men ist, Betrachtet man das Psychogramm, das Fräulein Ul- 
rich vom Arztberuf entworfen hat 1), so muß man schon sagen: 
es gründet sich ziemlich ganz auf jene alte „Menschenkenntnis“, auf 
jene Vulgärpsychologie, von der die moderne Seelenforschung so 
gern etwas hochmütig abzurücken liebt. Es repräsentiert diese 
Menschenkenntnis nicht einmal sehr imponierend. Ich kann mir 
nicht helfen, manche Partien der Materialsammlung von Fräulein 
Dr. Ulrich erinnern an die schlechtesten Exemplare des ame- 
rikanischen „Umfrage“-Unwesens. Wenn die Auskunft eines 
Nervenarztes registriert wird, wonach als „unbedingt ausschlie- 
Bend“ (!) für diesen Spezialberuf bezeichnet ist: „Neigung zu 
langer Nachwirkung unangenehmer Erlebnisse“ (Erläuterung des 
Antworters hierzu: Der Arzt muß imstande sein, unlustvolle Ge- 
fühle rasch abzuschütteln, denn er hat so viele trübe und auf- 
regende Eindrücke zu verarbeiten, daß eine lange Nachwirkung 
derselben ihn. selber seelisch aufs stärkste gefährden würde); 
wenn ein Hautarzt als „unbedingt erforderlich“ anführt „die 
Fähigkeit, sich viel und vielerlei Verschiedenes auf einmal zu 
merken, z. B. die komplizierten dermatologischen Verordnun- 
gen“, und als „unbedingt ausschließend‘“ die „Neigung zu zähem 
Festhalten an Anschauungen, Gewohnheiten, Neigungen — Kon- 
servatismus“‘ —, so sind das nicht bloß Trivialitäten, für die 
man wahrlich keine Psychogramme und überhaupt nicht die Pose 
wissenschaftlicher Psychologie braucht, sondern auch noch höchst 
anfechtbare Trivialitäten, deren Gegenteil (z. B. daß der Arzt 
ein mitfühlsamer, tiefempfindender, teilnahmevoller Mensch sein 
müsse, oder daß er eine gewisse Festigkeit gegenüber dem thera- 


peutischen Modewechsel besitzen müsse) genau so gut behauptet 


und einleuchtend gemacht werden kann. Wir halten es schon 
für einen boshaften Witz, den sich ein Augenarzt mit der Um- 
frage macht, der als „unbedingten Gegengrund“ (gegen den Be- 
ruf als Augenarzt) aufführt: „leichte Erregbarkeit der Affekte — 
leidenschaftliche Natur‘, und erläuternd hinzufügt: .‚in der Dunkel- 
kammer schönen Patientinnen: gegenüber den Kopf nicht ver- 
lieren“. Man kann sich eines gewissen Gefühls der Schaden- 
freude nicht erwehren, daß die Umfrage solchen Persiflierungen 
verfällt. Denn wahrlich, auf diesem Wege hat die ernsthafte 
Berufsberatung gar nichts zu .erwarten als die Kompromittierung 
ihrer Ziele, und es ist mit keiner wissenschaftlichen Überlieferung 
vereinbar, daß solches Zeug, noch dazu im Namen der „exakten“ 
Wissenschaft, überhaupt veröffentlicht wird. Wesentlich wert- 
voller ist, was Dr. Lipmann, unter dessen Ägide leider diese 
Umfragen bearbeitet sind, selber?) an Unterscheidungen ent- 
wickelt. Aber der auf Menschen, der auf Dinge gerichtete und 
der rein gedankliche Typus — als Beispiele könnte man etwa der 
Reihe nach Billroth, Ehrlich und Freud nennen — be- 
deuten (abgesehen von ihrer häufigen praktischen Mischung) 


` selber schon Spezialveranlagungen, deren Erkennung für die Ent- 


1) Di hologische Analyse der höheren Berufe (nebst psycho- 
MEE ec Schema für die medizinische Wissenschaft und den ärztlichen 
Beruf). Zschr. f. angew. Psychol. 1918, Bd, 18, und gesondert bei 


th. : i : 
JA Sn einem Aufsatz der Wochenschrift „Die Naturwissenschaften“ 


1919, Heft 3, „Psychographie des Mediziners“. 


rn 27, April. 


i 


scheidung der Tauglichkeit zum praktischen Durchschnittsarzt 
wenig nützt. i 

Sardemann fordert in seiner vom Leipziger Verband 
seit Jahren weithin verbreiteten Flugschrift „Wer soll und wer 
darf Arzt werden?“ als erforderliche Charaktereigenschaften „in 
erster Linie große und wahre Herzensgüte“, „reinen Sinn und 
Takt“, ‚viel Geduld und Selbstverleugnung, aber auch Heiterkeit 
und Frohmut‘“‘, weiter Verschwiegenheit, Willenskraft, Stetigkeit, 
Zielbewußtsein, und sodann: vollkommene Gesundheit des Kör- 
pers, besonders auch der Nerven, scharfe Beobachtungsgabe, mit 
gesunden Sinnen verbunden, vornehmlich feinem Hautsinn, gutem 
Gesicht, scharfem Gehör und mindestens normalem Geruchsver- 
mögen, schnelle Auffassung und praktische Verarbeitungsgabe, 
rasche Entschlußfähigkeit, Kaltblütigkeit und selbst Muskelkraft 
bei manueller Geschicklichkeit . . . Man schöpft Atem nach 
dieser einen Seite der wohldurchdachten und in jeder Auflage 
neu durchfeilten Arbeit: wahrhaftig, wer soll und darf da noch 
Arzt werden?! Legten wir diesen Maßstab streng an, 80 
wäre der ärztliche Beruf bald von seiner Überfüllung befreit; em 
Ziel, dem ja auch die Broschüre Sardemanns zu dienen sich 
vorsetzt. ` ! 

Es ist gewiß gut, vortrefflich, wenn einer alle diese Eigen- 
schaften schon mitbringt. Er wird es dann sehr leicht haben, ein 
ausgezeichneter Arzt zu werden. Jedoch, noch achtunggebieten- 
der ist es, wenn jemand sich zu diesen Charakterqualitäten und 
Fähigkeiten erzieht. Manche freilich müssen wenigstens im Kern 
angeboren sein; aber sie lassen sich dann wesentlich vervoll- 
kommnen. Und darin liegt gerade ein unermeßlicher Wert der 
Berufserziehung: in der Schulung von Gaben und Charakter. 
in der Abstoßung und Überwindung hinderlicher, in der Ent- 
faltung und Aneignung förderlicher Qualitäten. Sehr zu Recht 


‚hat man uns das Vorbild des Demosthenes gezeigt, der, mit Brust- 


schwäche und Zungenfehler behaftet, durch eiserne Selbstzucht 
zum größten hellenischen Redner wurde; sehr zu Recht uns 
den pädagogischen Spruch der Griechen eingeprägt: ‘O un dages 
dvdewnos ov naıdevereı. Darin liegt meines Erachtens der 
Kardinalirrtum und die Gefahr unserer Berufsberatungsbewegung, 
daß sie die Tatsache der Übungsfähigkeit, positiv und negativ, über- 
sieht und damit nicht bloß intellektuellen Fehlurteilen, falschen 
Berufsprognosen, sondern auch moralischer Wertezerstörung Vor- 
schub leistet. Ihr würde, wären die Griechen des 4. Jahrhunderts 
n. Chr. schon mit Psychogrammen beglückt worden, die Kon- 
stitution des Demosthenes als „unbedingt ausschließend“ für die 
rhetorische Laufbahn erschienen sein. Welch ein V erlust nicht 
bloß an einem Talent, sondern ebensosehr an der Willensleistung 
des alle Hemmungen der Anlage überwindenden Mannes! 

Mit rund 18, spätestens 20 Jahren, oft schon mit 16 oder 17 
fällt heute die Berufsentscheidung für den Anwärter studierter 
Laufbahnen. Von dem, was um diese Zeit in Psyche und Psycho- 
physis ist, kann noch manches spontan einschrumpfen, ebenso 
vieles mag noch aufkeimen und aufblühen, was vorläufig Ver 
borgen bleibt, und hunderterlei läßt sich üben, schulen, ZU yal 
geahnten Graden steigern, wofern es nur in die rechten Bno 
hände fällt. Man erlebt es doch, welche unerwarteten Wen un 
gen noch dem 25jährigen ein bestimmter Lehrer fürs Ber 
schicksal zu erteilen vermag. Es sind heute wirklich nur UF 
geprägte Defekte, die einen Beruf „unbedingt ausschließen - 
Alles andere ist höchstens erwünscht oder erschwerend, ee 
verkümmern oder entwickelt oder überwunden werden, und nit 
bloß die Ulrichschen Psychogramme, auch Sardem sun 
Maßstäbe würden, streng angewandt, über die unbrauchbar®” 
Mediziner hinaus so manchen vom Arztberufe fernhalten, der A 
in Wahrheit zu ausgezeichneten, mindestens zu durchaus be 
digenden Leistungen darin gebracht hat. En 

Erwünscht oder erschwerend mag man etwa len A 
nennen. Der Arzt braucht gute Sinne, zweifellos, sonst stö i 
bald auf Schwierigkeiten: ein normales Vermögen, Färbungen A 
unterscheiden — aber keineswegs mehr als dies —, em pons dor 
Gehör, ein gutes Tastvermögen.” Das letztere, fehlt. es, Ka 
Palpation, dem Touchieren und dergleichen, namentlich also = 
so wichtigen Zweige der Frauenpraxis, recht hinderlich N ze 5 
mir sind Studenten bekannt, dig nie sicher mit den FingersP nie 
untersuchen [ernten und darum sich zu bestimmten DE lie 
rungen entschließen mußten. Eine geschickte Hand ist nə i sie 
im Leben immer ein Vorteil, für den Arzt. besonders, ick. 
läßt sich in hohem Grade schulen; unverbesserliche en 7 
lichkeit bringt viele peinliche Situationen, wird auch dem Bf 


—— 


5 = | in Se P m pa ni IE AAR ERR ol 
| 0.4919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 47. © > a o 000 Mb Be i 
: uw nr FE et i nn 
rechnen leicht unbequem, schließt von allerlei Spezialberufen aus, aber | :.-- Daß Reinlichkeitssinn, Takt, angeborene Menschenkenntnis te 
ed läßt sich in anderen durch andere hohe ärztliche Qualitäten. schon | und was. weiß: ich sonst noch dem Arzt seine Börufsarbeit, dem Mr 
wettmachen. Unter den Psychiatern gibt es z. B. eine ganze An- | jungen Mediziner. seine Berufsvorbildung erleichtern .— wer I 
zahl solcher, denen, bei hoher Entwickeltheit der seelischen Ein- | tuöchte das leugnen!. Aber auch sie sind in weitem Umfang cr- le. 
fühlsamkeit, alle manuellen Tugenden versagt geblieben sind. Die | ziehbar und man kann kein Minimum festlegen, unterhalb dessen ht; N 
Verschwiegenheit ist, in der Tat für den Arzt sehr wichtig -- | ihr. geringer Grad „unbedingt ausschließend“ für das Ergreifen 1 ri 
Le secret médical es absolu ou il n’est.pas! sagt ein Franzose, } des Arztberufs wäre. Mit Recht schreibt Prof. Bickel in seinem th! 
‘und er dürfte recht haben — aber. man kann nicht bloß trap- | kleinen Ratgeber „Wie studiert man Medizin?“ (2. Aufl. S. 15/16): T RNN 
pistische Naturelle Ärzte werden lassen; diese ‚Fähigkeit muß in | „Aus denen, die sich idem medizinischen Studium zuwenden, weil et 
der Hauptsache das. Ergebnis berufssittlicher Erziehung und | sie auf der. Universität studieren wollen, aber keine aus- N a 
© © 8elbsterziehung sein. Die Herzensgüte kann dem Arztberufe zu- | gesprochene Neigung zu einem bestimmten Fache haben, werden 1 SAE 
` gute kommen und im Wege stehen, je nachdem; es gibt recht-ge- | nicht selten gute Ärzte. ... ‚Auch setzt. der ärztliche. Beruf oft P ER 
mütskühle Ärzte, die dennoch hervorragende, Heiler kranker Men- | gerade’solche Fähigkeiten voraus, die.zu offenbaren ein vornehm- RE 
liches literarisches Studium, wie es auf der Schule getrieben wird, Kae HER DB 
Wenn man dies alles’ bedenkt, so MEE - i 


ANZ. 

IT ren 
2m IE 
er 

a 
hS 


schen sind. Die „Nervengesundheit“ ist sicher. nicht zu verachten, 
keine Gelegenheit bietet. . . 


En R. 


aber man weiß, daß einzelne psychopathische Züge dem Arzt die | | 
Einfühlung in fremdes Leiden erleichtern und ihn dadurch für be- | meine ich, darf: es nicht wundernehmen,. daß gerade durch. das 
“stimmte, namentlich seelische Krankheitszustände zum besonders | medizinische Studium manche schlumm.ermde Neigung, manch km, : 
=F >> gesuchten Helfer machen können; auch hier also versagt die sche- | verborgenes Talent geweckt. wird... .“ Das ‚ Verhältnis ZT BEE 
IC, matische Verallgemeinerung.. Keinesfalls darf ein Arzt „bequem“ | einer Persönlichkeit ‘zu ihrem Beruf: ist eben doch. ;‚irrational“; Be otan , 
gi. sein; er muß dem Rufe zum Kranken aus jeder Situation heraus, | Seine Irrationalität ist um so ausgeprägter, je höher Persönlich- MEE 
rim" auch der behaglichsten oder abgespanntesten, folgen — tut er | keit und Berüf stehen, und sie erreicht ihre stärksten Werte dort, I) 
ch © das nicht, so verletzt er einen der obersten Imperative ärztlicher | wo die Persönlichkeit noch unfertig ist, sich noch im vollen Zuge Korg RESTE i 
dwip `. Ethik; jedoch auch dies läßt sich — natürlich nicht immer — er- | der Entfaltung befindet; diè individuelle Dynamik spottet jeder Ri LURTAR 
inf}  - ziehen, ich habe selber Mediziner gekannt, die anfangs heillose | mechanischen Auflösung, und selbst ihre Elemente bleiben un- ©. 
u Kollegschwänzer waren, Langschläfer und Hedoniker, und in der | berechenbar, sofern es sich nicht um grobe Defekte sinnlicher Be- A VE OTA 
aae- -klinischen Zeit diese Mängel überwanden, um. durchaus pflicht- | schaffenheit handelt. l Welche Lebenskurve der werdende Mensch u 1 en 
mul! bewußte Ärzte zu werden. Aber richtig bleibt das: wer sich ein | im ganzen und im einzelnen, auch im rein. „Intellektuellen“ be- neh vie eal 
jh EI. bequemes, regelmäßiges Dasein wünscht, der soll dem Arzt- | schreiben wird, das hängt — auch im Intellektuellen! — weit- ee Ze 
eek. _ berufe fernbleiben; er wird ihn ewig verfluchen oder — vernach- ! gehend ab von den sittlichen Kräften, die in ihm schlummern es, | 
| Oh =, - lässigen. Ebensowenig darf ein’ Arzt .„zimperlich“ im. weitesten | und in ihm geweckt oder nicht geweckt, aber auch von solchen, ey ©: 
dur Sinne sein. Er muß hart sein können, denn er hat oft Schmerz | die an ihn herangebracht werden. Das schließt eine „exakte‘ | LINE ned n 
roky, - . zuzufügen oder Gehorsam zu. erzwingen; trostlose Anblicke, | Berufsberatung der höheren- Berufe, eine, die: auf Laboratoriums- a: 
i.. _ widerwärtige, ekelhafte, Schmutz, Unrat, Gestank (oft höllischer, | prüfungen beruht, für alle Zeit, nicht bloß für heute und morgen, Hall ee 
. der an die Grenze des menschlich Ertragbaren reichen kann) darf | Aus; es macht auch die intuitive, rein. „menschliche“ ‚oder „fach- El ts 
‚Ihn nicht beirren in der Pflicht, dazubleiben, zuzufassen. Wer das | Männische“ Beratung zu. einem Hasardspiel, in dem Treffer und aiT PANE 
‚Dicht überwinden kann, dem wird der ärztliche Beruf eine immer- | Nieten unberechenbar . wechseln; aber 'es läßt erkennen, von GE 114 TOES 
. Währende Qual sein; die ärmsten unter den Kranken wird er . welcher beruflichen Bedeutung es. ist, was für Lehrern der U iE 
inter abweisendem, gereiztem, mürrischem Wesen, unter hastiger, | werdende Arzt in die Hände gerät und daß die medizinische Aus- ds 
. Hüchtiger Fürsorge in Untersuchung und Behandlung leiden |, bildung nicht ‚bloß „Unterricht“, sondern wahrhaft : „Erziehung o 
= lassen. ‘Diese Eigenschaft ist nicht so leicht anzueignen, wo sie | Sein muß. .Wir werden sehen, daß gerade die reine Unterrichts- 
daß der Mediziner sich be en das erziehliche Ziel weitgehend mitbestimmt zu wer- Si 
len hat. | on 


von Haus aus fehlt; man kann es erleben, h 


Ihren Besitz oder Erwerb in den anatomischen Semestern, auc 


‚noch mit einer gewissen heroischen Krampf- | 


. in- den klinischen 
haftigkeit vortäuscht, um später, im Alltage des Berufs, doch 
zu lassen. Ich erinnere mich eines jungen Berufsgefährten, der 
. den Präpariersaal und die ersten Sektionen mit zusammengebisse- 
‚nen Zähnen bestand, auch bei den ersten chirurgischen Erleb- 
mussen — Amputation einer Gangrän, fötide Abscesse — noch 
standhielt; aber die Düfte und Humoralien! der Frauenklinik gaben. 
ihm den Rest. Er sah ein, daß er das schlechterdings nicht 
konnte und sattelte zur theoretischen Naturwissenschaft um. Und 
„dich gibt es allerdings einen niedrigen Grad von Selbstver- 
tauen, Kaltblütiekeit, Entschlußkraft oder wie man es. nennen 
"Will, der dem Arzt seinen Beruf schier unmöglich macht, auch 
jede Spezialität erschwert oder verleidet — der dem Praktiker 
vor jeder Incision, vor jeder Wendung oder Zange, selbst vor 
einem differenten Rezept, dem Dermatologen vor einer Bestrah- 
lung, dem Nervenarzt vor einer Hypnose, vor der Entwaffnung 
“mes drohenden Tobsüchtigen unüberwindliche zaudernde Scheu 
‚ @inlagt,“ von den eigentlich chirurgischen Zweigen der Heilkunde 
. -Şar Nicht erst zu reden. ‘Aber auch hierüber kann, sofern solche 
Veranlagung nicht :zwangsläufige Intensitäten erreicht, eine harte 
„Lehre“ Herr werden; 'noch kürzlich erzählte mir ein ausgezeich- 
neter Otologe, welche schweren inneren Überwindungen ihn seine 
sten Höhlenpunktionen und Aufmeißelungen gekostet hätten, 
un Be er manchmal fast verzweifelt habe an der Möglichkeit, diesen, 
n eruf fortzusetzen und in Jahren der Schulung und Selbstzucht 
| 


sich dann doch vollendete Sicherheit im Entschluß anerzogen. 


habe, Harte Arbeit! gewiß, aber wie besonders groß ist für sie 
a moralische Lohn! Welche menschlichen, sittlichen Vor- 
a unge hat ein solcher Arzt vor dem geborenen Routinier, der 
alles. „spielend“ bewältigt!: Es wird nicht immer nachzuweisen 


ran, aber es ist wahrscheinlich, daß solche Selbsterziehung der 
amten Persönlichkeit, gerade auch der gesamten ärzt- 
en Persönlichkeit zugute kommt und ihren Vollbringer auf 
berdurchschnittliches Berufsniveau zu heben vermag. . 


schwer unter ihrem Mangel zu leiden und die Patienten leiden. 


Je umfänglicher die Stoffm 


Universität die Versuchung, alle wesentliche Erziehungs- 


arbeit der Schule zuzuschieben. Der hitzige Streit um die beste \ 
 Vorbildung ‚hat eine seiner Wurzeln, in dieser Absicht. Der An- 
spruch, daß die Schule einfach schon einen Teil des Wissens be- 


stimmter Berufsstudien beizubringen habe, ist freilich. grundsätz- 
lich nur von. den Altphilologen erhoben worden, einer im Guten 


wie im Fragwürdigen eigenartigen Menschenklasse, der es durch 


bestimmte, teilweise mißverstandene. geistesgeschichtliche Ent- 
wicklungen erleichtert wurde, ihren Berufsinhalt mit dem. „Gei- 
stigen“, ja sogar „Menschlichen“ zu verwechseln, (solche Ver-. 
wechslungen fallen in die Rubrik ‘der „Humaniora“, der allzu- 


menschlichen“ Dinge, nur sind die anderen nicht verpflichtet, sie 
‚mitzumachen); außer von den Altphilologen auch allenfalls noch 


von den Theologen, die begreiflicherweise dazu neigen, für An- 


‚nahmen, die ihnen naheliegen, auch bei anderen die gläubige . 
Beide for- 


Unterwerfung als selbstverständlich vorauszusetzen. 
dern, mit einem bestimmten (freilich reichlichen) Maß altsprach- 


licher Vorkenntnisse rechnen zu dürfen, widrigenfalls eine ganz. 


unmögliche Masse von Arbeit erst im Studium. selber zu tun sei 


Man vergleiche damit die Bescheidenheit der Juristen und Medi- 
ziner, von deren Studieninhalt der Schüler bis vor kürzem über- 


haupt kein Jota erfuhr, und auch die heutigen kursorischen Be- 


_ lehrungen über Bau und Verrichtungen des menschlichen Körpers 
‚und über staatsbürgerliche Dinge sind ja so bescheidenen Um- 
. fangs, daß sie der Universität auch nicht 'eine Viertelstunde Be- 


lebrungsarbeit ersparen. Diese Fakultäten haben sich immer da- 


mit begnügt, von ihren Anwärtern. nichts als die beste Schu- 


lu mg. dés Geistes zu.fordern. Sie haben sich lange, wenigstens 


ihre überwiegenden Mehrheiten, auf den Standpunkt gestellt, . 


daß diese Schulung noch immer am zuverlässigsten in den Hän- 
den des humanistischen Gymnasiums geborgen sei, und ihr Mangel 
durch den Besitz größerer naturwissenschaftlicher. oder staats- 


A assen geworden sind, welche ein 
studierter ‚Berufsmensch „wissen“ muß, .desto näher liegt für die 
g 


A-ja . = 
ers 


Mi > r 
< yug 
% ne 


>: 


= RA 
a) 


Ta e erh TEN 
rn Ba a en 
en LS . 
® * sg 


i 
+ 
: 
r + 
L 
! 
« 


it Pr 
[mine 


’ 


426 de i919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 17. 


wissenschaftlicher N "Wissensbestände nicht aufgewogen 
werde, selbst wenn dieser Besitz groß genug ist, um der Universität 
wirklich einige Unterrichtsarbeit zu ersparen. Ich glaube, die großen 
Mehrheiten der medizinischen und juristischen Fakultäten denken 
auch heute noch so. Ähnlich denkt ein Teil der Lehrer der 


.. technischen Hochschulen; ein anderer Teil nähert sich — grund- 


sätzlich gemeint — an diesen Anstalten allerdings dem Anspruche 
der Theologen und Altphilologen, daß die Schule der Hochschule 
Unterrichtspflichten abzunehmen habe, und erachtet darm die 
Öberrealschule mit ihrer umfassenden mathematischen und natur- 
wissenschaftlichen Durchbildung für die zweekmäßigste Vorberei- 
tung: des Ingenieurs. . (Fortsetzung. folgt.) 


ET BE a 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck -der redaktionel gezeichneten Mitteilungen nur 
: mit genauer Quellenangabe | gestattet.) 


= Wien. Das deutschösterreichische Staatsamt für Volks- 
gesundheit bestimmt in einem Erlaß die Maßnahmen zur Er- 


fassung und Versorgung der malariakranken Militär- 


personen und Hilfskräfte, Es wird eine Centralkatasterstelle 


‚eingerichtet, in der jeder einzelne Malariakranke auf einem eigenen 


Katasterblatt eingetragen wird. Die Grundlage für (diese Sammlung 
ist die durch die Ministerialverordnung vorgeschriebene Meldepflicht 
für Malaria. ‚Außerdem’ sind die Gemeindeärzte, Malariaspitäler und 
Untersuchungsstellen noch zu besonderen Meldungen verpflichtet. Alle 
Personen, die während des Krieges an Malaria erkrankt waren, werden 
aufgefordert, sich beim zuständigen Bezirksarzt zu melden. Weiterhin 
werden Ausbildungskurse für Malariaärzte eingerichtet. Für den Fall 
des Auftretens ‚neuer Malariaherde sind bei jeder Landesregierung 
Malariaassanierungskolonnen bereit zu halten, in deren Personal auch 
Zoologen aufzunehmen sind, welche eine Anophelenkarte anzulegen 
haben. — Mit einem stärkeren Zugang von Malariakranken 
wird zu Beginn der wärmeren Jahreszeit zu April und 
Mai zu rechnen sein. | 


m m 


Wien. Laut Mitteilung des von der Gesellschaft der Ärzte 
eingesetzten Seuchenausschusses ist in den letzten Wochen ein 
gehäuftes: Auftreten einer eigenartigen, der Osteomalacie ähn- 


lichen Knochenerkrankung zu beobachten. Ihre Symptome sind: Starke | 


Schmerzen der Rippengegend mit ausgesprochener Druckempfindlich- 
keit besonders der unteren Rippen, bisweilen Schmerzen im Becken, 
namentlich .der Symphysengegend, Schmerzen der unteren Extremitäten, 
eine eigentümlishe Gangstörung („watscheinder“ Gang), in schweren 
Fällen hochgradige Einschränkung der Beweglichkeit, Knochenver- 
krümmungen. — Betroffen wurden .bisher nur die stark unterernährten 
‚Bevölkerungsschichten, Frauen des mittleren und höheren Lebensalters 
weitaus häufiger als Männer. Sichere therapeutische Erfahrungen 
stehen noch nicht zur Verfügung; ein vorsichtiger Versuch mit einer 


. Phosphortherapie wäre zu empfehlen. Das Fehlen des Lebertrans muß 


bei diesem Anlaß lebhaft beklagt werden. 


Der Ausschuß für Bevölkerungspolitik hat folgenden Antrag 
angenommen: Die verfassunggebende preußische Landesversammlung 
wolle beschließen, die Staatsregierung zu ersuchen, i, an allen Uni- 
versitäten und den Akademien für praktische Medizin sofort den 


Unterricht in sozialer Hygiene einzurichten und so bald als 


möglich besondere Lehrstühle und Lehrmöglichkeiten (Institute und 
Seminare) für dieses Fach zu beschaffen; 2. für die gründliche Aus- 


bildung aller künftigen beamteten Ärzte und für die Notausbildung 


der jetzt bereits angestellten beamfeten Ärzte (Regierungsmedizinalräte, 


Kreisärzte usw.) in sozialer Hygiene zu sorgen; 3. bei der Reichs- 
regierung vorstellig zu werden, daß in der ärztlichen Prüfung der 


sozialen Hygiene ein ihrer Bedeutung entsprechender Platz eingeräumt 


werde und daß die Lehrer der sozialen Hygiene gemeinsam oder ab- 


wechselnd mit den Lehrern des anderen Teiles der Hygiene prüfen.” 


| Die deutschen - Universitätslehrer für Haut- und Geschlechts- 
krankheiten legen in einer Denkschrift die Verbesserungen dar, 
deren die Stellung der Dermatologie in den deut- 
schen Universitäten in ihrer Bedeutung für die Volksgesund- 
heit bedarf. Durch die neuerdings für das Staatsexamen eingeführte 
Prüfung fn Haut- und Geschlechtskrankheiten ist die bessere Aus- 
bildung der Studierenden und die Fortbildung der Ärzte in diesem 
Fach noch keineswegs gesichert. Hierfür ist die Schaffung von gut 
ausgestatteten Hautkliniken und Polikliniken an allen deutschen Uni- 
versitäten dringend notwendig. Solche Kliniken besitzen unter zwanzig 
deutschen Universitäten vorläufig nur zwölf. Auch diese entsprechen 
zum Teil nicht mehr den Anforderungen unserer Zeit. Für alle deut- 


schen Universitäten werden ferner Ordinariate gefordert, während bisher 


nur drei planmäßige Ordinariate bestehen und an zwei anderen Uni- 
versitäten der Vertreter der Dermatologie persönlich Ordinarius ist, 
Die Ausbildung der Studierenden bedarf endlich statt des jetzt vor- 
gesehenen einen Semesters mindestens deren zwei. 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W8, 


eines 
' ermäßigung in Restaurationen und im Theater und anderes mehr. 


Abbildungen illustriert. 


27. April. 


Auch in diesem Jahre gelangen im ärztlichen Erholungsheim 
in Marienbad „Ärzteheim“ für die Monate Mai bis September 
65 Plätze — je 18 im Monat — an Ärzte der österreichisch-ungarischen 
Monarchie und des Deutschen Reiches zur Vergebung; damit ist ver- 
bunden: Aufoahme im Ärzteheim bis zu eincın Monat gegen Entrichtung 
geringen Erhaltungsbeitrages, freie Näderbenutzung, Preis- 


Bewerber (nur Ärzte) um die Plätze wollen ihre Gesuche mit 
Angabe des Monates, in welchem sie den Platz benutzen wollen, an 
den Vorstand richten. | 

Mitglieder des Vereines (mindestens 5 Kronen Vereinsbeitrag) 
haben nach § 8 der Statuten den Vorrang bei der Vergebung der Plätze. 
Frauen von Ärzten finden nur in Begleitung und zur Pflege ihrer Ehe- 
gatten Aufnahme. | 

Insbesondere sollen jene Ärzte Berücksichtigung finden, die an 
den Folgen ihrer Tätigkeit im Kriege leiden und deswegen Moorbäder 
oder Kohlensäurebäder und dergleichen gebrauchen sollen. 


„Klinische Beiträge zur Ohrenheilkunde“ nennt 
sich die soeben im Verlage von Urban&Schwarzenberg, Berlin 


‚und Wien, erschienene Festschrift für den Wiener Ohrenkliniker Prof. 
‚Dr. Victor Urbantschitsch, die Kollegen, Schüler und Freunde 


anläßlich seines 70. Geburtstages herausgegeben. line Radierung des 
Jubilars, von Prof. Schmutzer, schmückt das Werk, das sich sowohl 
an wissenschaftlickem Wert, als auch nach seinem Umfange und seiner 
Ausstattung — es umfaßt 760 Seiten mit 11 Doppeltafeln und 86 teils 
farbigen Figuren — merklich aus der Reihe der sonst üblichen Fest- 
schriften heraushebt. Gelehrte aus Österreich-Ungarn. Deutschland, 
Bulgarien, Dänemark, Schweden uad der Schweiz haben sich hier vet- 
einigt, um dem verehrten Lehrer und Meister ein bleibendes Denkmal 
zu setzen. In den 35 Beiträgen wird sehr ausgiebig von den Kriegs- 
erfahrungen Gebrauch gemacht, direkte und indirekte Kriegsverletzungen 
des Gehörorgans werden eingehend besprochen und durch zahlreiche 


Düsseldorf. Die Düsseldorfer Akademie für praktische 
Medizin hat die Berechtigung erhalten, klinischen Unterricht an 
Studierende der Medizin nach bestandener ärztlicher Vorprüfung_ zu 
erteilen. Praktikantenscheine werden ausgestellt. Die in Düsseldorf 


verbrachten Semester werden auf die Studienzeit angerechnet. Der 


klinische Unterricht beginnt am 7. Mai. Einschreibungen können vom 
5. Mai ab unter Vorlegung der Exmatrikeln im Sekretariat der Akademie 
für praktische Medizin (städtische Krankenanstalten, Moorenstr. 5) er- 
folgen. Auskünfte werden von dort aus verteilt. 


... Breslau. Dr. Alfred Welz, bisher Assistent an der Me- 
dizinischen UIniversitätsklinik, ist zum leitenden Arzt der Inneren Ab- 
teilung am Krankenhause der Barmherzigen Brüder gewählt worden. - 


Hochsehulnachrichten, Berlin: Prof. Dr. Oskar 
Hertwig, Direktor des anatomisch-biologischen Instituts, vollendete 
das 70. Lebensjahr, — Dr. Runge zum dirigierenden Arzt am Wöch- 
nerinnenheim am Urban gewählt. — Jena: Der ehemalige Direktor 
der Frauenklinik, Geheimrat Prof. Bernhard Sigmund Schultz®; 
ist im 93. Lebensjahr gestorben. Er war Sohn des berühmten Biologen 
in Freiburg und Bruder - des bekannten Anatomen in Bonn. 1827 gè: 
boren, 1856 für Frauenkrankheiten . habilitiert und im Jahre 1858 als 
Nachfolger Eduard Martins Direktor der Universitäts - Frauen- 
klinik. Hier hat er bis 1901 gewirkt: Allgemein bekannt ist die vOR 
ihm veröffentlichte Methode der Wiederbelebung scheintotgeborener 
Kinder mittels Schwingungen. Seine Hauptverdienste liegen auf dem 
Gebiete der Geburtshilfe ‘und der Hebammenausbildung. Er erfreute 
sich einer ganz ungewöhnlichen, geistigen Frische bis in seine letzten 
Lebenstage. Zeugnis von seinem regen wissenschaftlichen Interesse 
gibt eine Arbeit, die soeben in dem letzten Zbl: f. Gyn. (1919 H. 15) 
erschienen ist: „Zur Kenntnis von der Einspritzung in die Vene an 
Nabelschnur bei Blutung infolge “adhärenter Placenta“. Er hat sein 
arbeitsfrohes Dasein bis zu einer Zahl von Lebensjahren geführt, die 
in dieser geistigen Frische zu erreichen nur wenigen Sterblichen ie 
gönnt ist. Mit ihm scheidet ein Stück Geschichte deutscher W Ar 
schaft, die er in liebenswürdiger und ehrwürdiger Weise verkörpert ha 5 
— Hamburg: Zum Mitglied des Professorenrates ist Prof. Buge”. 
Fraenkel, stellvertretender Direktor des Eppendorfer Kranken 
hauses, gewählt worden. 


| |— 


Zum Ausschneiden! . 
Der Aufsatz von Stabsarzt Dr. Kurt Nicol „Zur Nom tho: 
klatur und Einteilung der Lungenphthise“, y er 
logisch - anatomische und klinische Betrachtungen, schließt Deen 
Nummer mit einer Tabelle ab. Diese Tabelle stellt übersichtlich, See 
Einteilung und Benennung der Formen und Stadien der Lungenph N. 
zusammen. Vom praktisch - ärztlichen Standpunkt ist eine Verein Jar- 
lichung der Bezeichnungen von großer Bedeutung. Das hier dung 
gestellte Schema empfiehlt sich durch seine anatomische Be lag- 
und seine Klinische Brauchbarkeit. Die Tabelle ist auf der Umse nde 
seite 11 abgedruckt worden. Der Leser ist dadurch imstande 
ohne den wissenschaftlichen Text zu zerstören, die Tabelle M E er- 
schneiden, unì sie auf seinem Schreibtisch jederzeit zur Einsicht V€ 


fügbar zu halten. —— 


Fat 
nn De E 


pee a a XV. Jahrgang: © i> 
holungshi t F s h lie 
Ni be Br g% 
Hhisch-angae ' F 
s; damit it. | Ä q Ty 
OS | | Re BENNY Me Allen An 2 "= 
enutzung, t m À GE = GE Ze N u NN Te | E 
| dar ak Man R | | en Se m. De yet Ten PAR u. 
k > yr. I | 2 8 4e, A t DEE et eben 
ns Wochenschrift für praktisch Arzte © > = g 
rèdigiert voo | | > ar Verlag vn | u we | ch : y: i 
Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg T n" Se Urban & Schwarzenberg = l | i: j | Er 
| Berlin _ Sg o n E E E E 1 E S 
Inhalt: Originalarbeiten: Gerber, Influenza und Nebenhöhlen. K. Nicol, Zur Nomenklatur und Einteilung der Lungenphthise (Schluß). ih: 
E.Schwarzmann, Ascendierende jejunale Intussusception nach Gastroenterostomie (mit 1 Abbildung). ‚K leinschmidt, Die Bebandlung ie 
der Rubr in den städtischen Krankenanstalten in Elberfeld im Sommer 1918. A. Rodella, Bakteriologischer und hämatologischer Befund in ENEE 
einem tödlichen Sepsisfalle. W. Müller- Waldeck, Zur Prophylaxe der Grippe. G.Elkeles, Über den Wert der Agglutinationsreaktionen ut 
bei der Diagnosestellung der Typhus-, Paratyphus- und Fleckfiebererkrankungen. — Referatenteil: Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische _ N E E, 
Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Braunschweig. Leipzig. Königsberg i. Pr. München. Prag. Wien. — Rundschau: i oT eo Pr 
W. Hellpach, Die Neugestaltung des medizinischen Unterrichts (Fortsetzung). Methylalkoholvergiftungen. —: Tagesgeschichtliche‘ Notizen. N 
T R t: 
A 


+ 


> £ 
r," Seoras 
Ne m 


ervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor, 


Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vi i 
- pi Kei P! 
i TOTTA e R S 1 t r a i r i 
f 2 ` i ' i ESR: 
5 ~ H t qa JRI r x . 
x f; U, M fi t 
Í f ji : i 


Influenza und Nebenhöhlen. und Schädelinhalts führen können — — so muß der Arzt mit DIN il 
| TA ihren Symptomen vertraut sein. . P l Ni 1) Do 
ki ae ° / Wie äußert sich nun eine Erkrankung der Nebenhöhlen der MIA E i 
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Gerber. | a im Verlauf. einer Influenza?‘ Mit Rücksicht auf gewisse, . in | ie ke en 
> Ob nun der Pfeiffersche Bacillus der- eigentliche Er- | Weten ärztlichen Kreisen noch verbreitete Anschauungen über die 3: 
reger der Grippe ist oder nicht — die Eingang aplodi ihres Er- | Symptome der Nebenhöhlenentzündungen überhaupt scheint es am il: 5% 
tegers bilden jedenfalls die oberen Luftwege; die Krankheit gehört | "Ur wichtig, zunächst zu betonen, worin sich diese Erkrankungen 1) 
‚somit in die große Gruppe der Inhalationskrankheiten. So sind- nicht, oder doch nur verhältnismäßig selten äußern: in äußerlich. . I. Res 
die oberen Luftwege denn fast immer die primär erkrankten Organe wahrnehmbaren Veränderungen der die Höhlen umschließenden pal e 
und bleiben in einer großen Zahl von Fällen die einzi g er- Knochenwände und Weichteile. Sehr häufig sind mir Patienten | Fe 
krankten; in der Mehrzahl zum mindesten beherrschen sie das mit Auftreibung der Oberkiefergegend oder Infiltration der Wangen- _ Hl I er 
Krankheitsbild. Schnupfen mit Kopfschmerz, mit Stirnkopfschmerz weichteile und der Diagnose „Kieferhöhleneiterung“ von Kollegen Kr I A a i 
- insbesondere, Gliederreißen und Fieber — damit b eginnt und be- zugeschickt worden. Meist kann man hier von vornherein sagen, ` S E IN ERE 
schließt die erste Kategorie die Symptome. In der zweiten gesellt | $28, es sich nicht um Erkrankungen der. Kieferhöhle, frire 1 RE ATEB 
sich bald eine Laryngo-Tracheitis- hin zu, nicht selten, besonders in sondern um solche des Oberkiefers selbst, um periostitische KENNT. e ae Dana 
| den letzten Epidemien beobachtet: von besondere m, bald hämor- oder sonstige von den.Zähnen veranlaßte: Prozesse, besonders:auch AS A en 
gi ‚Thägischem, bald fibrinösem, diphtheroidem Charakter. Bisweilen- 3e ‚die viel zu wenig gekannten Kiefercysten handelt, TKM I Rn 
p Zn kommt es auch schon hier zu tiefer greifenden ‚Prozessen, wie Peri- reilich kommen Wandveränderungen bei Erkrankungen der Neben- EDAN [ a 
"i | chondritis der Kehlkopfknorpel mit und. ohne Abscedierung.: Und höhlen, vor und markieren sich. dann. auf dem Gesichtsschädel: am (1 117 =i, 
‚nl MM der dritten führt dann die Infektion, bald rasch, bald langsamer | Seltensten bei der Kieferhöhleneiterung, die, wie alle anderen Neben- o 1 | EE y: 
MAE centralwärts fortschreitend, zur Erkrankung der tieferen. Luftwe ge höhleneiterungen auch, am ehesten und liebsten noch die dünnsteWand ETE LEEDI, | E ARSON 
Re. wd anderer Centralorgane. Während nun aber jene erst ge- | YOTWÖlbt oder durchbricht, das ist die nasale, die sich somit auch der Dana; 
S  Sehilderten Primärerscheinungen in den oberen Luftwegen die | #UBeren Inspektion entzieht; häufiger schon bei denen der Sieb- I Ea 
a Influenza mit vielen anderen Infektionskrankheiten teilt, kommt die | Pein- und Keilbeinhöhle, die sich dann meist durch.Verschiebungen Et: 
di komplikatorische Beteiligung gewisser: Organe in solcher Häufigkeit des Orbitalinhalts dokumentieren. Weitaus, am häufigsten an der ARERR +: 
t wie bei der Grippe -keiner anderen der Infektionskrankheiten zu. | Purnhöhle, deren Wandveränderungen dann auch zunächst durch | ISLA 
fi nämlich der Nebe nhöhlen der Nase. Eine erhebliche, | die. dünnste untere Wand hindurch ` den Orbitalinhalt bedrängen, ua IE. CRR 
siel auffallende Steigerung namentlich der Stirn- und Kieferhöhlen. | Aber auch durch Vorwölbung und Durchbruch der vorderen ATRE 
-  entzündu r | e A Wand bemerkbar werden können. Aber wie gesagt: diese, auch . N, -> 
17 ngen und Eiterungen folgt jeder Influenzaepidemie auf | . , i E ee I FE 
pe, -dem Fuße; diese Tatsache wird jeder Facharzt bestätigen, und wer dem Auge des Nichtfachmanns sich aufdrängenden V eränderungen IE 5: 
f die Ätiologie der Nebenhöhlenerkrankun : 1 ee sind — im Verhältnis zu der ungeheueren Zahl der sich äußerlich Fiant HE ie! 
pi! an a on ba | absolút nicht markierenden Nebenhöhlenkatarrhe und Ei 1 
s zustellen sucht, wird: finden, daß die Influenza sie geradezu be- | 29500: nich marklerenden Nebenhöhlenkatarrhe und Eiterungen — . PRA NU G 
4 ? äußerst gering, ähnlich wie nur ein kleiner Teil der Erkrankungen PEHE HE | pRa 


Hi herrscht. Unter .210 Fällen von Stirnhöhlenentzündungen mit 


t . Komplikationen (Periostitis, Caries, Dilatatio, orbitalen und cer e- des Warzenfortsatzes sich durch Schwellung der Weichteile, durch PREI 


Auftreibung des Knochens kundgibt. Fallen diese für die Diagnose : 
' bequemen Symptome also für das Gros der N ebenhöhlenerkrankungen 


fi 
g bralen Erkrankungen) fand ich als Ursache notiert): 
fi ! pohnupfen een nennen. DL al fort — welche anderen bleiben dann übrig, an die sich der Prak- Ela 
‚| o Aleana anair 0 E E E E EA i » tiker halten kann? Zwei Kategorien haben wir hier wie überall PETE A 
| | eren Infektionskrankheiten inklusive ‚Traumen. 58 „ zu unterscheiden: 1. die Allgemeinsymptome, 9, die Lokalsymptome, IH iR 
s abek io Grippe überwiegt also in der "Ätiologie, vom „Schnupfen“  Entsteht eine akute Nebenhöhlenentzündung noch auf der ea | 
l s eu, mit zirka 80 % alle übrigen Erkrankungen zusammen- | Höhe einer Influenzaerkrankung, so wird es meist schwer sein, ` Dun TIARE 
j, sein mmen, und der Prozentsatz wird in Wirklichkeit noch größer | auseinanderzuhalten, was von Allgemeinsymptomen auf. Rechnung _ Bl Vi 
ea da gewiß der angegebene „Schnupfen“ oft ein Influenza- | der Grippe, was auf Rechnung der Nebenhöhlenentzündung zu - Ha =. 
ah Schnupfen gewesen sein wird. Da nun die Nebenhöhlenentzündungen | setzen ist. Die akuten Antritiden 1) setzen. wohl meistens mit. PAUN > 
1 Licht nur oft die ganze ‚Erkrankung beherrschen, sie vielmehr häufig Temperatursteigerung ein, die aber. bald vorüberzugehen pflegt; Paana HER 
| sehr lange überdauern und chronisch werden können — da ihre | hohes Fieber begleiten meist nur die 'schweren foudroyanten- | RAR 
N „Ceinungen nicht nur die Patienten oft sehr quälen, sondern | ————- | WR FR ERE 
I A und noch lange nach der Influenza zu weiteren schweren, | = 1) Meist a Ta a u gesagt, i ren n EHRT Due 
ödli akn. eT anih Orbital- i; ü aupt nicht zu halten, a uch letzteres nicht lei. ee 
= lan ann likationen HING geiten: des Voren; ne ee | ae en die Bucht heißt und das Wort für die venösen Blut- F RER 


leiter und andere. anatomische Begriffe vergeben ist. Die Höhle heißt 


) Gerber, Die Komplikationen der Stirnhöblenentzündungen 


Berlin 1909, Karger), S, 397. „Antrum“. i 


„ š 7 1 y l F l TE / 


a 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. 


Komplikationen, die aber, wenn schleichend, auch ganz fieberlos 
verlaufen können. Im allgemeinen werden wir mit einer Beein- 
flussung der Fieberkurve Influenzakranker durch eine Neben- 
höhlenerkrankung nicht zu rechnen haben und jedenfalls Schlüsse 
aus ihr nicht ziehen können. Ä 

Noch weniger Handhaben für die Diagnose bieten uns die 
übrigen Allgemeinsymptome, wie sie bei Nebenhöhlenerkrankungen 
beobachtet und beschrieben worden sind: Kongestionszustände 
des Kopfes, erhöhte Pulsfrequenz, außergewöhnliche Irresistenz 
gegen Tabak und Alkohol, Herzpalpitationen und psychische 
Depressionszustände, Unlust und Unvermögen zu geistiger Tätig- 
keit und ähnliches. Alle diese vagen Symptome mögen wohl bei 
chronischen Eiterungen der Nebenhöhlen hier und da zu verwerten 
sein. Bei einer Grippeerkrankung wollen sie nichts besagen. 

Das wichtigste allgemeine Kardinalsymptom, das seinem 
Charakter nach freilich zum Teil auch schon zu den Lokalsym- 
ptomen gerechnet werden kann, ist der Kopfschmerz. Er 
fehlt — wenigstens im Beginn der Nebenhöhlenerkrankungen 
selten, begleitet oft, teils kontinuierlich, teils attackenweise den 
ganzen Verlauf der Erkrankung und fehlt völlig bisweilen nur bei 
chronischen Erkrankungen. Sehr verschieden ist die Art des 
Kopfschmerzes. Aber auch hinsichtlich dieses wichtigen Neben- 
höhlensymptoms muß zuvörderst einem weitverbreiteten Irrtum 
entgegengetreten werden: Viele Kollegen glauben immer noch 
nur aus einem Stirnkopfschmerz auf eine Stirnhöhlenerkrankung — 
aus Schmerzen im zweiten Trigeminusgebiet auf eine Erkrankung 
der Kieferhöhle, aus Hinterhauptschmerz auf eine Affektion der 
hinteren Nebenhöhlen schließen zu dürfen. Das ist falsch. Bei 


-allen Nebenhöhlererkrankungen kann der Kopfschmerz ein 


diffuser — oder ein lokalisierter sein. Der erstere 
unterscheidet sich in nichts von einem Kopfschmerz aus irgend- 
einer anderen beliebigen Ursache, sei es Anämie, Nephritis, 
Arteriosklerose und anderem. Der lokalisierte zeigt sich meist als 
Stirnkopfschmerz, der bei allen Nebenhöhlenerkrankungen 
— wie gesagt: nicht nur bei solchen der Stirnhöhlen, der 
häufigste zu sein pflegt. Gerade auch bei der so häufigen Er- 
krankung der Kieferhöhle ist Stirnkopfschmerz die gewöhnliche 
Begleiterscheinung. Diese Tatsache ist sowohl durch Irradiation 
wie durch die Anastomosen zwischen benachbarten Nerven zwang- 
los zu erklären. Seltener, meist bei den Affektionen der Keil- 
beinhöhle und der hinteren Siebbeinzellen ‚wird über Kopf- 
schmerzen in der Gegend des Scheitels oder des Hinterhauptes 
geklagt. 

Diese Formen des Kopfschmerzes nun, sei es, daß sie als 
„den ganzen Kopf gleichmäßig einnehmende“, oder als Stirnkopf- 
schmerzen bezeichnet werden, sind durchaus inkonstant und 
atypisch. Sie können tagelang gleichmäßig heftig und anhaltend 
sein, um dann plötzlich oder allmählich zu verschwinden. Oder 
sie treten anfallsweise und rezidivierend auf, was wahrscheinlich 
in erster Reihe auf Stauung oder Abfluß des Sekrets aus den 


‚affizierten Nebenhöhlen zurückzuführen ist, worauf wir später 


noch eingehen müssen. | 

Neben diesen diffusen Kopfschmerzen bestehen sehr häufig 
neuralgische Schmerzen oder doch solche von neur- 
algiformem Charakter im Gebiete besonders des ersten, 


‚demnächst dem des zweiten Trigeminus und die Gefahr, diese 


Äußerungen der Nebenhöhlenerkrankungen für 
eigentliche Neuralgien zu halten, ist für den 
nicht rhinologisch geschulten Praktiker eine 
besonders große. Trigeminusneuralgien auf der Basis 
einer Influenza werden gewiß vorkommen, die Erfahrung der 
letzten Dezennien aber hat gelehrt, daß ‚hinter den meisten der- 
selben, besonders hinter den Supraorbitalneuralgien Nebenhöhlen- 
affektionen stecken, und je mehr die Erkenntnis dieser Gemeingut 
der praktischen Ärzte werden wird, um so kleiner wird die Kate- 
gorie der „Kopfneuralgien“ nach Influenza werden. Diese neur- 
algiformen Schmerzen nun treten meist attackenweise auf, lassen 
die Morgenstunden gewöhnlich frei, steigen in der Mittagszeit an, 
um gegen Abend meist wieder abzuflauen. Reichliche Nahrungs- 
aufnahme, der Genuß von Alkohol und Tabak, geistige und 
körperliche Anstrengungen vermehren diese neuralgiformen 
Schmerzen. Da diese nun nach Verabreichung der bekannten 
Antipyretica, wie Aspirin, Phenacetin, Trigemin und anderer zeit- 
weise sehr nachlassen oder ganz zu verschwinden pflegen, so 
werden die Ärzte in der Annahme, daß es sich lediglich um 


Nervenschmerzen handle, noch bestärkt und die richtige kausale. 


Behandlung wird in bisweilen gefahrdrohender Weise verschleppt, 


ähnlich wie das früher so häufig bei den von Eiterungen des 
Mittelohrs und des Warzenfortsatzes veranlaßten Schmerzen durch 
lang anhaltende Verordnung von Antipyreticis geschehen ist, 

Zu diesen beiden Arten von Schmerzen gesellt sich dann 
noch der eigentliche „Höhlenwandschmerz“, der 
besonders bei Eiterretention sehr heftig und anhaltend sein kann. 
Er ist das markanteste aller bisher genannten Symptome und 
entsteht meist durch den direkten Druck des Eiters auf die 
betreffende Wand. Am leichtesten erkennbar ist er bei der Stirn- 


- höhleneiterung, und zwar an der unteren dünusten Höhlenwand, 


die den inneren Orbitalwinkel bildet. Ein Druck auf diese Stelle, 
aber auch auf die vordere Stirnhöblenwand wird oft als äußerst 
schmerzhaft empfunden, zumal dann, wenn bereits eine osteo- 
periostitische Reizung vorhanden ist oder sich anbahnt. Nun 
befindet sich aber etwas lateral von dieser für Stirnhöhlen- 
eiterungen typischen Schmerzstelle die Incisura supraorbitalis, die 
wiederum bei eigentlichen Supraorbitalneuralgien äußerst druck- 
empfindlich ist. Dieses auseinanderzuhalten ist meist schwer, 
oft unmöglich, zumal Reizungen der Supraorbitalis bei bestehen- 
den Stirnhöhlenaffektionen sehr gewöhnlich sind. Will man also 


die Druckempfindlichkeit dieser Gegend prüfen, so muß man zum 


mindesten den inneren Orbitalwinkel und die Stelle der Ineisur 
auseinanderhalten oder den Patienten fragen, welche der beiden 
Stellen bei gleichem Druck die schmerzhaftere ist. Eher ist noch 
die Klopfempfindlichkeit zu verwerten. Man ersieht schon hier- 
aus, daß auch das Symptom des Wanddruckschmerzes ein 
trügerisches sein kann und nur mit großer Vorsicht zu ver- 
werten ist. 

Die für die palpatorische Prüfung allein erreichbare faciale 
Wand der Kieferhöhle ist stark, steht nicht unter Eiterdruck und 
ist daher sehr viel seltener schmerzhaft. Spontane dumpfe 
Schmerzen sind aber auch hier nicht selten, ebenso Schmerzen 
im Bereich der Prämolaren und Molaren der betreffenden Kieferhöble. 

Auftreten und Verschwinden des Höhlenwandschmerzes, des 
spontanen wie des durch Druck ausgelösten stehen, wie gesagt, 
meist, aber nicht immer mit Stauung oder Abfluß des Eiters in 
Verbindung. Wo er trotz freien Abflusses fort- 
besteht, muß man immer mit der Möglichkeit 
einer Komplikation rechnen. Damit kommen wir zu 
den eigentlichen nasalen — zu den wichtigsten Nebenhöhlen- 
symptomen, seien sie nun durch Influenza oder jede andere be- 
liebige Erkrankung hervorgerufen. Die Naseneiterung Te- 
spektive die Absonderung eines schleimig-eitrigen, seltener eines 
rein schleimigen Sekrets ist das Kardinalsymptom der Antritiden. 
Die Patienten selbst sprechen in solchen Fällen fast immer nur 
von einem „Schnupfen“ — eine Bezeichnung, unter der ja über- 
haupt fast alle, nicht gerade mit Schmerzen einhergehenden Er- 
krankungen der Nase rubriziert zu werden pflegen. Schließlich 
ist es aber allein eine solche Naseneiterung, die dem nicht rhino- 
logisch geschulten Arzte die Diagnose einer Nebenhöhleneiterung 
überhaupt nahebringen kann. Besonders dann, wenn sie èin- 
seitig ist. Trittim Verlauf einer Influenza eine 
solche einseitige Naseneiterung mit Kopf- 
schmerzen derselben Seite zusammen auf, 80 
kann der Arzt mit ziemlicher Sicherheit an- 
nehmen, daß eine Nebenhöhle der betreffenden 
Seite erkranktist. Welche der vier Nebenhöhlen, ob eme 
allein, mehrere („Polyantritis“) oder alle („Panantritis“), kann RUF 
weitere genaueste Untersuchung unter Zuhilfenahme aller spezial- 
ärztlichen Techniken ergeben. 

Qualität und Quantität des Eiters sind sehr verschieden. 
Von der ersteren ist schon gesprochen. Oft ist der Verbrauch von 
Taschentüchern ein enormer. Dicke, gelbe Eiterbatzen werden 
ausgeschnoben, die Taschentücher sind wie „gestärkt“. In anderen 
Fällen wird wenig oder gar nicht geschneuzt. Die Patienten 
klagen mehr über „Verstopfung“ der Nase als über Schnupfen. 
Diese Patienten muß man aber genau daraufhin examinieren, © 
sie nicht viel Eiter nach hinten in den Rachen ziehen und dur 
Ausspucken und Aushusten entleeren. Gerade bei bettlägerigen | 
Kranken findet das infolge der Rückenlage vielfach statt. 7 
oft ist der Eiter äußerst übelriechend, ohne daß die Patienten 088 
immer selbst empfinden. Prüft man das Geruchsempfin i 
solcher Kranken, so zeigt sich oft, daß es überhaupt stark DEn a 
gesetzt oder ganz aufgehoben ist, was sowohl durch den pi 5 
geschehen kann, der die Riechspalte umspült, wie noch häufig 
durch die Schwellungen der mittleren Muschel, die den Geru6 a 
partikeln den Zugang zu den geruchpercipierenden Elementen vo 


* S Ta 


c k 2 -i 
er j: B -t 
; : re, A 
 - > t, 
Bra 2 A. 
an - 1} 
ne, p 


er e D = N a , 
Mai o i o 1919- — MEDIZINISCHE KLINIK. — Nr. 18. 429 
Schädel liegen — : für lebenswichtigste. Organe verhängnisvoll 


lezen, Somit ist auch de Anosmie mi 
Nebenhöhlenaffektionen aufzuführen... u | 

‘ Umgekehrt werden viele Patienten selbst am meisten durch 
üblen Geruch und üblen Geschmack gestört, und diese Kakosmie 


ist durch den in die Nasenhöhle abfließenden fötiden Eiter ohne 


weiteres erklärt. Wir haben ‘eben schon erwähnt, daß der ‘Eiter 
nicht nur und nicht immer ausgeschnoben wird, sondern vielfach 
in den Nasenrachenraum, Rachen und. weiter abwärts fließt, ‚und 
hierdurch entstehen danü. die so vielfach die Nebenhöhleneite- 
rungen begleitenden sekundären Erkrankungen der 
mittleren Luftwege: Pharyngitis, Laryngitis, Tracheitis hyper- 
secretoria sowie sicca, ja Bronchitiden und asthmatische Anfälle. 
Wird die Eiterquelle nicht beizeiten erkannt und abgegraben, so 
werden diese Sekundärerkrankungen chronisch und mit den ver- 
schiedensten symptomatischen Mitteln vergeblich behandelt. Nicht 
nur als vereinzelte Ausnahmen habe ich Fälle in. Behandlung be- 


kommen, die wiederholte Kuren in Ems, Salzbrunn oder Reichen- 
hall durchgemacht hatten, und bei denen sich alle Erscheinungen 
zwanglos auf eine schwere Influenzaantritis zurückführen ließen. 


Aus dem bisher Gesagten geht klar hervor, daß alle diese 
allgemeinen und lokalen äußeren Symptome mit Ausnahme der 
einseitigen Naseneiterung auch nicht einmal die Wahrscheinlich- 


. . keitsdiagnose einer Nebenhöhleneiterung gestatten. Diese wirklich 
zu konstatieren bedarf ‘es: rhinologischer Schulung, die leider erst 
eine kleine Zahl der praktischen Ärzte besitzt: 


Das klassische 
rhinologische Symptom  einer- Antritis ist der Eiterstreifen 


im mittleren Nasengang, das heißt dort, wo lateralwärts 


. Nase eintritt. 
'‚Biebbeinzellen erscheint der Eiter zunächst über und medial von 


der mittleren Muschel. 


hältnisse in praxi nicht immer so. einfach. 


von der mittleren Muschel das Sekret aus den zumeist betroffenen 


Höhlen: Kiefer-, Stirnhöhle und vorderen Siebbeinzellen in die 
Bei Eiterungen der Keilbeinhöhle und: der hinteren 


Auf die genaueren anatomischen Verhält- 


nisse einzugehen, liegt hier kein Anlaß-vor. Nun liegen die Ver- 

Oft ist die ganze 
Nasenhöble, bisweilen sind beide Seiten von Eiter mehr oder 
inder überschwemmt. Dann muß die Nase erst durch Schneuzen, 
Austupfen und anderes von dem angesammelten Sekret befreit 


und dann beobachtet werden, wo der Eiter erneut in die Nasen- 


-< böhle eintritt. 
kleine Weile mit nach der gesunden Seite und nach vorn ge- 


Dazu läßt man zweckmäßig den Patienten eine 


neigtem Kopfe sitzen, beziehungsweise ihn erst nach der einen, 
dann nach der anderen Seite neigen. Tritt in einer von 
Nase sehr bald 


‚Sekret zuvor ganz gereinigten 


wieder Eiter in der Gegend der Nebenhöhlen- 


‘in 


 zutreten pflegt. 


der Neben höhlen 


mündungen auf, so kann man mit Bestimmtheit 


-© eine Nebenhöhleneiterung annehmen. ‘Sehr häufig 


trifft das geübte Auge auch auf bestimmte Veränderungen der 
Schleimhaut, die durch den Reiz des Eiters hervorgerufen zu 
werden pflegen: so vor allem eine Injektion, Infiltration, nicht 
selten ödematöse Schwellung des vorderen Endes der mittleren 
Muschel wie auch- der gegenüberliegenden Septumschleimhaut, 
des die so häufig Nasenhöhleneiterungen begleitende und 
verbergende Polypenbildung erst bei chronischem Verlauf ein- 
Alle diese Symptome äber, inklusive des 
eroberen Nasenpartie lokalisierten Eiters. 
und doch kann eine Eiterung 
bestehen. Wir dürfen ‚uns diese 
nicht ‚etwa als immer volle, überlaufende Gefäße vorstellen. Die 
Sekretion kann zeitweise sehr nachlassen oder ganz fehlen und 


in d 
können fehlen 


' natürlich gerade auch zur Zeit der Untersuchung. Führt dabei 


angedeutete Kopfneigung nicht zum Ziele, so können 
des Sondermannschen Saugverfahrens bedienen, 


die ` eben 
nöglicht, einen ‘negativen Druck in den Nasenhöhlen zu 


wro uns’ 
welches ery 


erzeugen und so das Sekret aus den Nebenhöhlen herauszuziehen.. 


„ES gibt nun aber eine bestimmte Kategorie von Eiterungen 


der Höhlen, bei denen auch dieses Hilfsverfahren uns nicht den 


Beweis der vorliegenden Erkrankung bringen kann. Es sind dieses 
ê geschlossenen E 
Nennen sollte, im Gegensatz zu den offenen Blennorrhöen. 
a den eigentlichen Empyemen tritt der Eiter nicht zutage, 
uch nicht für den Rhinoskopiker, weil die Ostien der Ausführungs- 


sange der betreffenden Höhle in irgendeiner Weise durch Ver- 


klebung oder Verlegung abgeschlossen sind. Es ist- ohne weiteres 
Eifer daß diese. Kategorie die gefährlichste ist, da sich hier der 
wid „on natürlichen Abfluß gehindert — andere Wege suchen 
N Und diese können, wie die Nebenhöhlen nun ‘einmal im 


t den Symptomen der’ 


die bei der Kieferhöhle durch den papierdünnen Knoch 


iterungen, die allein man „Empyeme“ 


ET WE TE a PR TT, 


werden. Auf diese Weise, wenn auch nicht nur auf.diese Weise, 
entstehen die schweren Komplikationen von seiten des 
Auges wie des Hirns, wie sie besonders nach.der Influenza 
beobachtet worden sind. Wir.kommen darauf noch kurz zurück. 

- Aber auch wenn wir Eiter in der Näse konstatiert und 
andere. Prozesse wie Syphilis (Sequester), Fremdkörper, Nasensteine 
ausgeschlossen haben, so wissen wir immer noch nicht, welche. 
Nebenhöhlen erkrankt sind; bestenfalls ob die vorderen = Eiter 
im ‚mittleren Nasengang, oder die hinteren = Eiter in der Riech- 
spalte. Welche diagnostischen Hilfsmittel stehen, uns jetzt noch 
zur Bestimmung der einzelnen erkrankten Höhlen zu Gebote: 1. Die 
eiüfache Durchleuehtung, 2. die Röntgenauf- 
nahme und 8. die Probeausspülung. Die einfache 
Durebleuchtung (Diaphanoskopie) hat heute für den. Rhinologen 
‚sehr: an Wert verloren, ist aber’gerade für den nicht rhinologisch 
.geübten Praktiker, zumal, wenn ihm kein Röntgenkabinett zur Ver- 
fügung steht, immer noch von nicht zu ünterschätzender Bedeutung, 


allerdings nur für die Kieferhöhle. Die Durchleuchtung wird. 


im'verdunkelten Zimmer vorgenommen, indem dem Patienten ein 


_ kleines Vohsensches Glühlämpehen in den Mund geschoben wird, 


über dem er die Lippen fest schließt. Die Lichtstrahlen dringen 
jetzt, auf ihrem Wege nach den beiden Infraorbitalrändern durch 
die" Kieferhöhlen. Sind beide — annähernd gleiche Größe voraus- 
gesetzt — leer, lufthaltig, so erscheinen beide Infraorbitalränder 
 zięmlicl gleich hell.. Eiter. oder Granulationen in einer der Höhlen 
absorbieren sehr viel von der Lichtintensität und lassen den In- 


fraorbitalrand der kranken Seite dunkler erscheinen.. Allein 


besagt dieses: Symptom wenig; mit Eiter, Schmerzen und anderen 


“Erscheinungen derselben Seite zusammen. bestärkt. es die Diagnose 


ungemein. Die Durchleuchtung der Stirnhöhlen nach- 
einander hat sehr geringeren Wert und selbst die gleichzeitige 


‚ Durekleuchtung mit den Doppeldiaphanoskopen von Gerber 
oder Brieger ist. sehr 'unzuverlässig. Für diese wie für alle 
. Höhlen ist das Röntgenogramm weitaus. überlegen, wenn auch 


‚keineswegs . von absoluter Gültigkeit, Die besten Dienste leistet 

es bei Operationen, da es Grenzen, Septen und Recessus der Höhlen 
erkennen läßt und operativen Irrtümern vorbeugt. 

Das. souveräne Erkennungsmittel ist dieProbespülung, 

en im 

mittleren Nasengang mittels einer spitzen Kanüle meist sehr leicht 

gelingt. Man nimmt zu den Spülungen zweckmäßig eine schwache 

Lösung von übermangansaurem Kali, in. der sich -auch dünner 

und spärlicher Eiter leicht nachweisen läßt. Die Probespülungen 


der Stirnhöhle, des Sieb- und Keilbeins gelingen meist erst nach ` 


operativen Eingriffen an der vorgelagerten mittleren Müschel und 


"können für den Praktiker füglich ganz übergangen werden. Alle 
- Probespülungen mü 


ssen vorsichtig‘ vorgenommen. ‚werden, da üble 


Zufälle leicht eintreten können. .. wen. l 
Ist nun im Verlaufe oder nach Ablauf einer Influenza die 


. Erkrankung einer Nebenhöhle konstatiert worden, so muß sofort 


‘eine entsprechende Therapie einsetzen. Denn was von allen 
pathologischen Prozessen im .allgemeinen gilt, daß sie um so 
leichter zu beseitigen sind, je eher sie in Angriff genommen 
werden, das gilt: von den Eiterungen in starrwandigen Knochen- 
höhlen mit ‘engen Mündungen im besonderen. Sie haben 
von vornherein eine große Neigung chronisch 


zu. werden. Oft sehr rasch bildet sich die normale, schleier- 


haft dünne Schleimhaut zu dicker granulierender, ja völlig polypös 


 degenerierter Membran um, deren Zotten eine Unmenge Eiter pro- 
duzieren, sodaß die etwa morgens gespülte Höhle mittags schon - 


wieder mit Eiter gefüllt ist. In diesen Fällen ist eine Heilung 


ohne: spezialistische Behandlung, ohne einen chirurgischen Eingriff 


nicht mehr möglich. _Um so mehr ist es Sache jedes Praktikers, 


‚sofort im Anfange der Erkrankung, sowie er eine Nebenhöhlen- 


‚eiterung. konstatiert hat oder auch nur vermutet, einzugreifen. 


_ Und er kann das um so unbedenklicher, als die zunächst in Frage 
kommende konservative Behandlung für alle etwa befallenen 


Höhlen die gleiche ist und auch keinen Schaden stiften wird, 
wenn gar keine Antritis vorliegt, sondern nur eine einfache heftige 
Rhinitis, die eine Antritis vortäuscht. Was wir in_diesem ersten 
Stadium einer ‚solchen Affektion allein tun können und müssen, 
ist: dem Eiter nach Möglichkeit freien Abfluß zu schaffen, eine 


Retention zu verhüten, die nicht nur in erster Reihe die Be- 
' sehwerden des Patienten steigert, sondern auch zumeist sowohl 
die Chronizität wie die Komplikationen hervorruft, -Zu diesem 


Zwecke werden. wir die Schleimhautschwellungen, 


SaL,ı 
a, w pan SR 


F -nooo RE 


An 
r. 
a 


e p 
betarin 
ar 
Trea WEIS 
” Taar "i A A b 
PR WE SSR: w 


- ~ eren 


US E el a 


% 
EX 
SSR EN 


e 
ENED 
ania 


a anaia EOS 
Bag. 


N 


aiai 


TEE ig ~ 
= =: N eo Maa a 
> ELITE 


nn 


ne 


Pe 2 mo 

a Mn 
En Ti RR DIN ern 

AS F.. en a E E 


+5 
an, 
zer 


ren 


Fs [94 
TINTE 
= EDER 
de = 
E er ey 
un. 
MOSE 


Er) 
“y "y 
wenns 
Taa 
2 A] 
ATZE Ne 
er nn Mer een er 
TF gaei ve RE) PER s. 
- Bi Er 7 Rue, = 
a nase aA Se , 
ERS Miele no Ber, 
R = 7 A 3 PERES 
PE ee Sa a: .: 
-T ® BASA 
2 M 


Li EnA 
swana JA: 


MENAT 
‘int 
DVS 

5 
De® as 8 
t’ > x 


ir 
RR A 
ein Sy 
Sl 
al Fe 


- 
En 


EN 
ande: . 7 u 
-+ 
`N 


s ~= 
h ann S 
~ 


Toim. nen. ; 
eA Bar PUREE 
ET N RE Reed an 
Ka. 


Payant n N 


De 
r æ. ` 
~ae 


E BASS et a.i 
a e re 


ER A E N. en: - 
een En SER A men sgsr s i a ze min = 
EE e ea En ft. eins. Don men. _ BEE Nez 

Re a: IE = RL mega, x en 
u m A m o N in Ss 

~~ Ld er Q 
.u.T.. & X EAn Th, 
ai wm 
` 


4 
F 
$ 
ł | 
j 
Ntlie 
h 
f 
i 
N 
[j 
"F 
í 
i 
ga i 
SITR? 
IN r) 
u, 
i 
ji 


zo 


SEEN DE 


apo 


Ee o a 
u MEI 
nr 

e7. “N 


re 


Sup ae 
Teen Sa 


x 
“a a en 


bp E 
MR ee > 
LTE rn een 
ar an 

hd 

ee 


T 

` 
aN Be 
ur 


ae ln. 
mtr na 


Pe EEE PLN 
nn — De ng 


af 7 i a 
ar BS E í 
j j’ dit z 
p R ? bi 
1i Å Lor a 
d ] 5 BER: 


arme E NN E 


450 | | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. | "4, Mai. 


die den Beginn der Nebenhöhleneiterungen -fast immer in ge- 
ringerem oder höherem Grade — nicht selten bis zu völligem 
Verschluß der betreffenden Nasenhöhle — begleiten, hintanzuhalten 
suchen. Die souveränen Mittel dazu haben wir im Suprarenin, 
Cocain, Novocain und Menthol. Der Arzt, der in der Nase Be- 
scheid weiß, pinselt die intumeseierte Schleimhaut mittels 5- bis 
20 % iger Cocain- oder Novocainlösung, der einige Tropfen einer 
Suprareninstammlösung hinzugefügt sind. Hiernach läßt man den 
Patienten 5- bis 10 %ige Mentholspiritusdämpfe in die Nase einziehen, 
oder 5 %iges Mentholöl auf Wattetampons in die Nase einführen und 
mehrmals täglich eine viertel bis eine halbe Stunde darin liegen- 
lassen. Die gleichzeitige innerliche Darreichung von Antipyreticis, 
wie Pyramidon, besonders auch Aspirin und anderer unterstützt 
zweckmäßig die Verminderung der Schleimhautschwellung. Feuchte 
Wärme in Form eines Prießnitzumschlages über die schmerzende 
Stirn- und Wangenhälfte wirkt subjektiv sehr günstig. Sehr gute 
Erfolge werden, oft auch noch im subakuten Stadium durch das 
elektrische Kopflichtbad erzielt; auch die Höhensonne kann ver- 
sucht werden. Stagniert der Eiter trotz alledem, besteht der 
Höhlenwandsehmerz fort oder steigert sich gar, so wird auch mit 
dem Saugverfahren nicht viel zu erreichen sein und es wird immer 
rhinoskopisch festgestellt werden müssen, welche Hindernisse, 
Polypen, Schleimhauthypertrophien vorliegen und zu beseitigen 
sind: In solchen Fällen tritt eine Spontanheilung meist nicht 


- mehr ein und es müssen nun die systematischen Aus- 


spülungen der Höhlen vorgenommen werden, die um so eher 
zum Ziele führen, je frischer noch die Erkrankung — je weniger 
verändert die Höhlenschleimhaut ist. Auch leichte periostitische 
Reizungen, wie sie besonders bei den Stirnhöhleneiterungen durch 


‘Schwellung am inneren Augenwinkel, nicht selten mit sogar be- 


drohlich aussehendem Ödem des oberen Lides auftreten, sieht man 
bisweilen dann noch zurückgehen. 

Immerhin gebieten. derartige äußere Symptome der all- 
gemeinärztlichen Behändlung ein energisches Halt, denn hier 
gilt von den Nebenhöhlen dasselbe wie vom Warzenfortsatz: Es 
ist besser sie zehnmal zu früh als einmal zu spät zu eröfinen. 
Gerade, da ich dieses schreibe, habe ich folgenden Fall erlebt: 
Ein Herr mit Stirnkopfschmerz, einige Wochen nach einer Grippe; 
leichte Schwellung an der Vorderwand der Stirnhöhle, in der 
Riechspalte spärlicher Eiter. Entfernung eines vorgelagerten Po- 
lypen; Sondierung der Höhle gelingt nicht. Zurückgehen der 
Schwellung und der geringen Beschwerden unter konservativer 
Behandlung Nach acht Tagen Wiederauftreten der Schwellung 
bei sonst sehr gutem Allgemeinbefinden. Operation: erbsengroßes 
Loch in der Vorderwand, ein ebensolches in der Hinterwand, 
Dura entblößt; Caries des Siebbeins; Meningitis. Gleich schwere, 
aber rätselhaftere Fälle von Nebenhöhleneiterung nach Influenza 
habe ich beobachtet und beschrieben!) und ich glaube, das am 
Schlusse dieser Ausführungen erwähnen zu sollen, um den in 
allgemeiner Praxis stehenden Kollegen in Erinnerung zu bringen, 
daß nicht nur vom Warzenfortsatz, sondern auch von den Neben- 
höhlen allerschwerste Komplikationen ausgehen können und daß 
wir auch gerade nach der Influenza nicht nur mit otogenen, 
sondern auch mit rhinogenen Hirnabscessen und Meningitiden zu 
rechnen haben, und ihnen durch rechtzeitige Diagnose und Be- 
handlung vorzubeugen bemüht sein müssen. 


Zur Nomenklatur und Einteilung der Lungenphthise. 


Pathologisch-anatomische und klinische Betrachtungen. 


Von 


Stabsarzt Dr. Kurt Nicol. 
(Schluß aus Nr. i7.) 


U. Klinische Betrachtungen. 


- Welche Anforderungen müssen an eine 
brauchbare klinische Nomenklatur und Ein- 
teilung der Lungenphthise gestellt werden? — 
In erster Linie muß die Art der Erkrankung, also die patholo- 
gisch-anatomische Grundlage in ihr, gefaßt sein, dazu 
tritt die Quantität der Ausbreitung, der Reaktions- 
zustand, in dem sich die Krankheit zurzeit befindet, und 


unter Zusammenfassung aller dieser Begriffe muß die Nomenklatur - 


und Einteilung eineprognostische Verwertung zulassen. 
Die Einteilung muß den Charakter der Erkrankung, sie muß ferner 


~ i Zsehr. t. Ohrhlk. 1911, Bd. 63. 


therapeutische Hinweise erkennen lassen, muß die 
kritische Würdigung therapeutischer Maß- 
nahmen und schließlich noch eine statistische Ver- 
wendung ermöglichen. Die Einteilung muß dabei möglichst 
einfach, klar und übersichtlich sein, um auch dem Praktiker eine 
Einregistrierung seiner Fälle zu ermöglichen. Es ist natürlich 
ausgeschlossen, alle diese Momente in kurzen Bezeichnungen der 
einzelnen Formen zusammenzufassen und dann zu gruppieren, 
sondern die Einteilungen müssen von einzelnen 
Gesichtspunkten aus getrennt unternommen 
werden, jede Einteilungsgruppe muß mit klaren 


Bezeichnungen so gegliedert sein, daß wir durch _ 


Zusammensetzung der Einzelbegriffe eine Ge- 
samtbenennung des Krankheitsbildes für jeden 
ne dieallen Anforderungen gerecht 
wird. 

Ich habe dieses Prinzip schon bei meinem früheren Ein- 
teilungsversuch (1) berücksichtigt, denn nur so kommen wir dem 
Ziele näher und machen uns von den Mängeln frei, die allen bis- 
her gegebenen Einteilungen anhafteten. Ich habe damals diese 
Mängel ausführlich erörtert und möchte hier nur betonen, 
daß von allen Einteilungsversuchen nur der von Fränkel- 
Albrecht (8) auf dem richtigen Wege war. Auf ihm 
habe ich damals aufgebaut. Zunächst mußten allerdings die 
anatomischen Grundlagen, die Fränkel aufstellte, rektifiziert 
werden, und habe ich dies bereits damals getan. Büttner- 
Wobst (4), der in letzter Zeit für die Fränkel-Albrecht- 


‘sche Einteilung eintrat, hat die Hauptpunkte meiner damaligen 


Anregungen vielleicht unbewußt in die Einteilung hineingetragen, 
indem er eine Trennung der Albrechtschen knotigen Formen 
in eine acinös-nodöse proliferierende und eine käsig-bronchopneu- 
monische annahm, allerdings hat er die Umfassung der beiden 
Formen durch den Begriff der knotigen Form bereitsin Albrechts 
Darlegungen erblickt, während Albrecht gerade die käsig- 
exsudativen Formen, also auch die herdförmigen käsigen Broncho- 
pneumonien, scharf von der knotigen Form trennte. Albrechts 
knotige Form ist lediglich unsere acinös-nodöse produktive Form. 
Diesen historischen Irrtum von Büttner-Wobst hat Aschof£(?) 
bereits widerlegt. Büttner-Wobst hat also die beiden Arten 
der knotigen Form in meinem Sinne akzeptiert und stellt sie 
zwischen die cirrhotischen und die pneumonischen Formen., Die 
Einteilung baut also mit richtigen pathologisch -anatomischen 
Vorstellungen auf, aber die Anordnung ist noch nicht scharf ge- 
nug, auch faßt sie nicht alles in sich, was für eine vollkommene 
Krankheitsbezeichnung notwendig ist. ! 
Neuerdings hat nun Bacmeister (12) ein Schema auf- 
gestellt speziell vom Standpunkt des Klinikers aus mit besonderer 
Berücksichtigung der Prognose. Er gliedert, wie ich es schon 
damals vorschlug, von verschiedenen Gesichtspunkten aus und 
fügt zur Krankheitsbezeichnung die einzelnen Begriffe der 
Abschnittsreihen aneinander. Insofern ist in der äußeren Anlage 
das Schema der Einteilung zweckmäßig. Aber die von ihm auf- 
gestellten anatomischen Grundlagen sind vollkommen verfehlt, 
und hierin liegt ja gerade der Schwerpunkt aller Einteilungen. 
Bacmeister sagt selbst: „Nur unter Berücksichtigung der 
klinischen und pathologisch - anatomischen -Grundlage können Wil 
zu einer befriedigenden Gruppierung kommen.“ Bacmeister 
stellt seine anatomischen Gruppen nicht vom gleichen Gesichts- 
punkt auf. Art der Erkrankung und Lokalisation sind willkürlich 
durcheinandergeworfen, „Disseminiert“ — „induriert“ — „pneu- 
monisch“ sind doch keine anatomischen Gegensätze. Gegensätze 
von disseminiert sind circumseript und diffus, von pneumoniseh 


‚ist der Gegensatz produktiv. Bacmeister macht unserer 


Einteilung zum Vorwurf, daß sie nur allein auf dem anatomischen 
Bilde aufgebaut ist und keine klinischen Gesichtspunkte enthält. 
Im Gegenteil, sie enthält gerade in der Wahl der anatomischen 
Bezeichnungen zugleich auch klinische, speziell prognostisch ver- 
wertbare wichtige Momente. Die anatomische Nomen. 
klatur muß natürlich, um ein vollständiges Bild 
der Krankheit zu geben, noch durch klinische 
Termini ergänzt werden, wie ich damals schon vorschlug. 

Sehen wir jetzt einmal zu, ob die von mir in der Tabelle 
aufgestellte Nomenklatur und Einteilung zugleich auch für den 
Kliniker verwertbar ist! — lch habe schon erwähnt, daß ‚die 
anatomisch als tuberkulös-produktive Form bezeichnete Erkrankung 
der Lunge sich infolge ihrer Neigung zur Induration, also klinisob, 
zum Stillstand respektive zur Abheilung durch einen chronischen 


, gapen | 
inzelan 
rnonntı 


vir duit 
eine bej 
für jedaf 


E E 


EN ž = 
“r Pg EIA S ` 
i .. > ee; A 
: > 4; M b. ? 
; 2 x Di s 
1 $ R al. Ja 
* e - - = k 


it im) E: | 


- 


| = | 


` Teil dargelegt haben, verknüpfen. 


‘Phthise, ‘oder. kurz exsudative Phthise. 


. pneumonisch 


` bergende klinisch 


lobär- 


erhalten. 


au ey" 4 ë ’* 
2 r 


a: Won 
ee, 
A 


respektive subchronischen, also langsameren Verlauf auszeichnet. 


Diese Hauptgruppe kann. man klinisch also als tuberkulös- 
produktive Phthise respektive produktiv-fibröse 
Phthise oder kurz produktive Phthise bezeichnen. Es hat 
damit die gesamte Gruppe zugleich in ihrer Benennung. ein 
klinisches Charakteristicum und ein prognostisches Merkmal. Sie 
tritt ohne und mit Kavernen auf, was in’ der-Tabelle in 
einer besonderen Bewertungsreihe (II) angesetzt ist, da das 
Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Kavernen für die 
Prognose maßgebend ist. Jede Kaverne verschlechtert dieselbe 
wegen der dadurch ' gegebenen Aspirationsmöglichkeiten "und 
endogenen Reinfektion als Ausbreitungsfaktoren. - 
Welche Formen der Phthise gehören zu der tuberkulös- 
produktiven Phthise?. Die chronische Lymphgefäß- 
tuberkulose ist, wie bei den anatomischen Betrachtungen. 
schon vermerkt, rein sehr selten und daher klinisch ohne Bedeu- 
tung. Die wichtigste Form dieser Gruppe ist die acinös - nodöse 
Phthise. Mit dieser Benennung -ist auch für den Kliniker eine 
Bezeichnung erreicht, die ihm klar die anatomische Grundlage 
und formale Genese zum. Ausdruck bringt. Die knotigen Herde 
dieser Form‘ entstehen, wie schon erörtert, durch unregelmäßige 
Aneinanderlagerung von acinösen Herdcehen. Der produktive: 
‚Charakter ist ebenfalls in dem Namen enthalten, denn. die pro- 
duktive Phthise führt so gut wie niemals zu richtigen geschlossenen 
lobulären oder gar lobären Herden. Der -acinöse Mosaikstein dieser 
Form ist vielleicht für die röntgenologische Diagnosenstellung von 
Bedeutung und zu verwerten. Auf jeden Fall ist durch diese 
Bezeichnung ein klarer Begriff gegeben und eine allgemeine Ver- 
ständigung zu erzielen. Schließlich gehört ‚hierher noch die 
cirrhotische Phthise, die auch klinisch so'bezeichnet werden kann, 
denn, der Name charakterisiert den im Vordergrund des Bildes 
stehenden mit 'Schrumpfung einhergehenden Indurationsprozeß am 


‚besten. Nur muß der Kliniker dabei die richtigen anatomischen 


Vorstellungen über. die formale Genese, wie wir sie im ersten 
Die zweite Hauptgruppe bildete bei der anatomischen Be- 
trachtung die käsig-exsudative, die pneumonische 
Dieser anatomische 


Grundprozeß findet sich erfahrungsgemäß bei den mehr akut, also 


- mehr oder weniger schnell fortschreitenden Erkrankungsformen, er 


gibt also der Gruppe infolgedessen eine ungünstigere Prognose als 
diejenige, welche wir der ersten Gruppe zuerkannt haben. Diese 
Formen haben eine starke Tendenz zum Zerfall, das heißt zu 
'ulcerativen Prozessen, die zu Kavernen führen können. Daher ist 
auch hier in der Bewertung eine Trennung der Fälle mit und 
ohne Kavernen von Wichtigkeit (siehe Tabelle Reihe IMI), 
weil durch das Vorhandensein von Kavernen die Prognose noch 
weiter verschlechtert wird. Wir.haben also mit der Bezeichnung 
dieser zweiten Hauptgruppe als exsudative Phthise respektive 
e Phthise- eine ‘ebenfalls klare, die ana- 
tomische Grundlage und zugleich ein prognostisches Moment 
e' Benennung. Bei ihr würden wir zu unter- 

Die lobulär -käsige Phthise = 


Scheiden haben: — 
und die lobär - käsige 


broncho - pneumonische . Phthise 


Phthis e = lobär - pneumonische Phthise. Jede dieser Formen 
trägt also in der so gewählten klinischen Bezeichnung ihr Charak- 


‚eristieum, die lobuläre Herdbildung respektive die- lobäre Aus- 
breitung ist gekennzeichnet und im Ausdruck pneumonisch- liegt 


der entzündlich käsig -exsudative Grundprozeß. 
Was die anatomisch aufgestellten Lokalisations- 


' bezeichnun gen betrifft, so können sie ohne weiteres auch ' 


von dem Kliniker übernommen‘ werden. Die herdförmig 
‚Ifcumscripte oder herdförmig: disseminierte 


werden. 


nähere Lokalisationsbezeichnung fortfallen kann (Tabellenreihe D). 


nöglich zunächst die beiden Hauptformen, 
2,80 die produktive und die exsudative 


Phthise zu trennen? Gibt es für die anato- 
ar bien Grundlagen -der einzelnen Formen 
ooa besonderen klinischen Symptomenkom- 
4 i ? — Aus einer ‚einzigen kurzen Untersuchung wird man 
noht in allen Fällen ein richtiges Gesamtbild der Erkrankung 
won; Die längere Beobachtung des Kranken, der mehr oder 
Mger schnelle oder langsame Verlauf der Prozesse, der sich in 


i 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. 


, 


t = 


der, Art und Schnelligkeit des Fortschreitens zù erkennen gibt, 
. die Schwere der Allgemeinsymptome, Gewichtsabnahme, Fieber- 
kurve, - Puls, Art des’ Auswurfs nach Menge und Beschaffenheit, 
alle diese Fragen müssen -zur Beurteilung neben den sonstigen 
klinischen Untersuchungsmethoden herangezogen werden. Nicht zu- 
letzt, glaube ich, wird das Röntgenverfahren berufen sein, hier eine 
unentbehrliche Hilfe zu werden. Sollte es nicht möglich sein, die 
grundlegende acinöse Lokalisation der acinös-nodösen Phthise von 
der vorwiegend lobulären Form der bronchopneumonischen Phthise 
im Röntgenbild unterscheiden zu lernen? Wäre -es nicht sogar 
‚möglich, bei geeigneter Anwendung der: Strahlen womöglich auch 
den Grundprozeß, ob produktiv oder pneumonisch,: zu erkennen? 

Gräff und Küpferle!) haben neuerdings darüber berichtet, 
daß die. Möglichkeit röntgenologischer Unterscheidung der. acinös- 
‚nodösen indurierenden und der käsig-lobulären. Herdbildungen besteht. 

` Die Lokalisation, ob die Erkrankung herdförmig eircumseript,’ 
ob herdförmig disseminiert, die diffusen Erkrankungsformen, die 
‚Schrumpfungsvorgänge der eirrhotischen Phthise werden ja wohl 
‘durch keine andere Methode so klar zu Gesicht treten wie im 
Röntgenbild. Dasselbe gilt für, die Kavernendiagnose und ihre 
Lokalisation. Versuche, die einzelnen Lungenphthiseformen nach 
röntgenologischen Zeichnungen abzugrenzen, sind von verschiedenen 
Seiten bereits unternommen worden. Ich verweise besonders auf 
die Ausführungen von Gerhartz (6), die auf dem richtigen- 
Wege zu stehen scheinen. es | 


Trennung in nichtuleeröse und in ulceröse (kavernöse) Formen ist ja 


nichts anderesals dieentsprechend vorgeschrittene 
acinös-nodöse Phthise mit verschieden großen, | 


frischen. und älteren Knoten, mit Indurationsvor 
Kavernen. Die zweite Form ist die lobulär-käsige 
(bronehopneumonische) Phthise, die ich ja auch als stark 
zur Ulceration neigende, rasch fortschreitende Form charakterisiert 


1) Freiburger Med. Gesellschaft. (M. Kl. 1918, Nr. 82) 


43i 


Gerhartzsche . 


IR IZE C .. 
oo. N ae ham 
U x REAS re 


cen 
pn 


ENE. 
ac r u Saar ee 


e 
rn w 


ee A 


an en 
Ca ag 


NR: 
irene 


ai, 
æ= 


isn 


Eae Fe: a 
Un mn 


22 


> 
re 
een an 


on 


- 
r m A 


I 
ped 
EEE TI a 
= ee = 
aiaa ea ER Ag 


Kr N ) 
A? An 
Hip j an Hi 
I, FLIR 
Rau Ei Dulzd 
IN PRN I ti 
dur N un) a 
| le tal 
ae Fe 
"i iur ’ 
RAM 
PART RE 5 ii . 
Erna ar, ig HPO 
PECA HGE Nit 
Mae: A E 
tH ’ 
ALSA fije) J 
! Dh vi ht | 
I 16.9 N Ri Gi 
HUNG 
j AR W Ai 
PRETAN YANA patin | 
(OESE A AN PIRAT 
Kar E HE #3 
f DR: jr 
BEE. 
Kara Ee i h 
| f ! IR 
st Hu a 
BER 
| Ra AR 
NSi kiin PI 
f wur PUN 
IR gi 
Veran 1431 OPER 
TRI ELi: Ha 
r ISS a 
i j Í j. 4 
FAN h 
KR A I 
Haze 1 
(8 Ji l 
pE 
arli 
E a: 
ri. 
rk 


Fr 
mh ua 7 
AR RER 
m s A 
u 2,2% no 
EI Mr 


eV 


Pu 


TA 
i 
Res 


’ 
+ 


saoti 


A ar 


me 

"= S 

` E T E 

pa 2. 52° 
~ 


X; = 
_ — = = u 
are RE 

RT, er, Ee 


ke Sign 


. 
BEER Ar en an Br 


u V 
Esa 


C 
—. ~- 


meis 


nt 


_.. 


-` 


a 

Ne 

u ne 

me e a 
nn 


Dip 
~~ 


AI 


ur 
` ee DENE 


T 


; m III De 
TUT 


Ber Ser ern 


”r e 
.. |e.. 


E EA Te E 
- 


aaie s a 
... - 


EZ a 


| 


BB 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. 4. Mat. 


habe. Die dritte Hauptgruppe von Gerhartz ist die „Lomogen- 
herdige Tuberkulose“, sie entspricht unserer lobär-pneu- 
monischen Phthise. Die „eirrbotische Phthise“, die Gerhartz 
in seiner letzten Darstellung (14) in dieser Bezeichnung nicht erwähnt, 
wenn er nicht die „mit strangförmigen Verschattungen einhergehende 
peribronchitische Form“ darunter versteht, die er aber in seiner ersten 
Darstellung (6) als vierte Gruppe gesondert anführt, deckt sich mit 
unserer Darstellung. Ich glaube, daß die wertvollen Gerhartzschen 


Röntgenbefunde auf diese Weise umbenannt eine allgemein verständ-- 


lichere und vor allem wissenschaftlichere Fassung bekommen. Warum 
soll der Kliniker nicht mit seiner Namengebung 
zugleich auch richtige anatomische Begriffe ver- 
binden können! Eine Nomenklatur auf pathologisch-anatomischer 
Grundlage ist stets die wissenschaftlichste und zugleich auch die 
praktischste zum Verständnis und zur Beurteilung der Prozesse, zumal 
wenn wie hier mit der Namengebung in den. anatomischen Bezeich- 
nungen auch klinisch-prognostisch verwertbare Anhaltspunkte gefaßt sind. 

Außer Gerhartz hat Büttner-Wobst (5) die 
Röntgendiagnose für das Fränkel-Albrechtsche Schema zur Tren- 
nung der Formen’ in Anwendung gebracht und hierüber Richt- 


-linien festzulegen versucht. Ich glaube, daß bei weiteren Nach- 


prüfungen dieser Angaben und bei weiterem Ausbau es möglich 
ist, mit Hilfe des Röntgenverfahrens für die klinische Trennung 
der von mir aufgestellten Formen wichtige positive Unterstützungs- 
momente zu finden. 

Wenn ich nochmals zusammenfasse, sind es, von der Miliar- 
tuberkulose, die wir außerhalb des Rahmens stellen, abgesehen, 


vier Grundtypen der Lungenphthise, die der Kli- 


niker voneinander zu trennen hat. Es sind dies: 1. Die cir- 


rhotische Phthise, 2. die acinös-nodöse Phthise, : 


3. die bronchopneumonische oder lobulär- 
käsige Phthise, 4. dielobär-pneumonische oder 
lobär-käsige Phthise. In der Reihenfolge der Anführung 
ist zugleich die prognostische Stellung ausgedrückt. 

Wie diese vier Formen klinisch zu trennen sind, darüber 
müssen noch genauere Anhaltspunkte unter Berücksichtigung der 
oben angeführten Hinweise aufgestellt werden. Das Röntgen- 
verfahren wird zweifellos dabei eine große. Rolle spielen, wenn 
auch alle anderen Methoden und vor allem klinische Beobachtung, 
genaue Anamnese dabei nicht ohne Berücksichtigung bleiben 
dürfen. 

Mit der auf anatomischer Grundlage gegebenen Bezeichnung 
einer Krankheitsform ist aber das Krankheitsbild noch nicht er- 
schöpft, es müssen noch einige Termini hinzugefügt werden. So 
ist von großer Bedeutung, auch für die prognostische Bewertung 
die Anführung des Reaktionszustandes, worauf 
ich früher schon hingewiesen habe und was ich auch damals 
schon in der Einteilung berücksichtigt habe. Bacmeister hat 
jetzt wiederum auf die Bedeutung desselben hingewiesen und 


denselben unter geringer Abänderung in seiner Einteilung ver- 


wertet. Zur Charakteristik eines Falles darf ein Urteil nicht 
fehlen, ob derselbe progredient, stationär, zur La- 


tenz neigend oder latent ist. Die nähere klinische Er- 


läuterung dieser Begriffe findet sich in der Bacmeisterschen 
Arbeit (12), sie ist klinisch sehr prägnant. Wir finden dieselben 
in unserer Tabelle in einer besonderen Bewertungsreihe (V) auf- 
geführt, nur in etwas anderer Reihenfolge wie bei Bacmeister, 
mehr entsprechend der Reihenfolge der anatomischen Nomen- 
klatur. Die anatomischen Prozesse der ersten Gruppe bilden meist 
die Grundlage der latenten, stationär und zur Latenz neigenden 
Fälle. Die anatomischen Prozesse der Gruppe B haben den stark 
progredienten Charakter, daher die entsprechende Gegenüber- 


stellung in der Tabelle. 


Den Latenzbegriff fallen zu lassen, wie neuerdings 
angeregt wurde, dafür liegt auch meines Erachtens keine Ver- 
anlassung vor, nur muß endlich eine einheitliche und richtige 
Verwendung des Begriffes Platz greifen. Auf die falsche An- 
wendung des Begriffes „latent“ im Sinne von „nicht feststellbar“ 
oder „symptomlos“ habe ich früher (1) schon ausführlich hin- 
gewiesen und vorgeschlagen, für diese Form des Reaktions- 
zustandes, die also den Gegensatz zu „manifest“ darstellt, 
den Ausdruck „okkult“ zu setzen. Der Ausdruck „latent“ 
muß für den Reaktionszustand vom Gesichts- 
punkte der Infektionsperiode aus als Gegen- 
satz zu „effektiv“ reserviert bleiben. Er charakte- 
risiert also einmal die Inkubationsperiode im Infektionsverlauf = 
primäre Latenzperiode, um die wir auch bei der 
Phthise nicht herumkommen, dann aber besonders die sekun- 
däre Latenzperiode bei der abgelaufenen Infektion. Das 


progrediente, stationäre, latente Stadium sind Unterabteilungen 
sowohl der manifesten wie auch der okkulten Phthise. Es kann 
eine manifeste Phthise latent sein, das heißt sie ist klinisch ab- 
geheilt, birgt aber noch lebende Bacillen in sich, ist aber auf 
Grund von klinischen Symptomen noch diagnostizierbar, also nicht 
verborgen. Andererseits kann auch eine okkulte = nicht dia- 
gnostizierbare Phthise latent werden, indem sie, ohne weitere 
Ausbreitung erreicht und ohne Lokalsymptome geboten zu haben, 
ausheilt, sie braucht aber nicht latent zu sein. Man muß 
also, entgegen dem bisherigen Gebrauch, vermeiden, von 
latenten Herden zu sprechen, wo man okkulte 
Herde bezeichnen will, 

Bei einer erschöpfenden Einteilung und einer genauen Krank- 
heitsbezeichnung darf auch der Bacillenbefund nicht ohne 
Berücksichtigung bleiben, denn von ihm hängt praktisch für die 
Beratung des Kranken, für die therapeutischen Maßnahmen sehr 
viel ab. Besonders gilt dies bei den zur Latenz neigenden Fällen. 
Den Ausdruck „offen“ und „geschlossen“ kann man hierbei 


‚ruhig beibehalten (Tabellenreihe IV). 


Schließlich muß zu einer vollkommenen Krankheitsbezeichnung 
auch noch die Angabe über die Ausdehnung der Erkrankung 
in den Lungen hinzugefügt werden, da dieselbe bei der Prognose- 
stellung von großer Wichtigkeit. Bisher hielt man sich hierbei: 
an die Lappeneinteilung der Lunge und wurde speziell im Heil-- 
stätten- und Fürsorgegebiet, ferner für Statistiken die Turban- 
Gerhardsche Stadieneinteilung gebraucht. Über die 
Mängel derselben habe ich schon ausführlich berichtet (1) und auf 
der Versammlung der Heilanstaltsärzte in Freiburg i. B. 1913 @) 
wurde von vielen Seiten, besonders Brauer, Liebe, Schröder, 
Wolff, zur Sprache gebracht, wie wenig diese Stadieneinteilung 
befriedigt. Die Einteilung ist ursprünglich wohl für bürokratische 
Bedürfnisse geschaffen worden. Sie hat aber ganz ünberechtigt 
einen weitgehenden Einfluß auf die klinische und prognostische 
Beurteilung der Erkrankung gefunden. Sie wurde eine Wert- 
einteilung, ohne dazu in der Lage zu sell. 
Hier muß also eine grundlegende Änderung 
geschaffen werden. Ganz abgesehen von der Turban- 
schen Trennung in „leichte* und „schwere“ Erkrankungen je nach 
der Art der physikalischen Symptome, wobei viel zu viel Subjek- 
tivität in die Einteilung hineingetragen wird, ist die Festlegung 
der Ausdehnung der Prozesse auf Volumenteile von Lappen ZU 
ungenau. Ich habe schon seinerzeit darauf hingewiesen, daß die 
Lungenphthise bei ihrer Ausbreitung sich nicht an die Lappen- 
begrenzung hält, sondern gesetzmäßig in Etagen von oben nach 
unten fortschreitette und so die Lunge descendierend abgrast.. 
Welche Bedeutung hierbei die durch Tendeloo festgelegten 
Gesetze über die respiratorischen Funktionsänderungen innerhalb 
der einzelnen Lungenabschnitte besitzen, wie die endogene Re- 
infektion auf bronchialem Wege dabei die Hauptrolle spielt, habe 
ich ebenfalls dort ausführlich erörtert und verweise darauf hin (1). 
Ich erinnere außerdem an die ungesetzmäßige Lage der Lungen- 
lappen, an die Anlagerung der Spitzenteile des Unterlappens am 
die hinteren oberen Teile des Oberlappens. (Frühe Beteiligung 
des Unterlappens an den Prozessen) Bacmeister meint, da 
die von mir geäußerten Bedenken betreffs der Lappenanordnung 
praktisch für die klinische Einschätzung gleichgültig sel, das ` 
klinische Bild werde dadurch nicht beeinflußt, ob bei einer Ober- 
lappeninfektion bereits der obere Teil des Unterlappens miterkrankt 
sei. Er hält es für genügend zu wissen, daß die Krankheit IM 
Bereich der Projektionsfläche auf dem 'Thorax nachweisbar ist, 
die wir topographisch den einzelnen Lungenteilen zuzuerkennen 
gewöhnt sind. Ich kann Bacmeister in dieser Hinsicht nieht 
ganz beistimmen, daher ja meine Änderungsvorschläge. Klinisch 
hat Bacmeister recht, aber streng anatomisch nicht und wenn 
wir nun einmal dabei sind, auf anatomischer Grundlage eine Ein- 
teilung aufzustellen, ist nicht einzusehen, warum wir hierbei emê: 
Ausnahme machen sollen. Der Vorschlag Bacmeisters stat 
der Benennung „im Oberlappen, im Unterlappen“ die Bezeichnung 
im Bereich des Oberlappens usw. einzuführen, bringt uns schon 
auf jeden Fall einen Schritt weiter und würde diese Angabe den 
tatsächlichen Verhältnissen schon mehr entsprechen. Es ist aber 
zu überlegen, ob es nicht einfacher, praktischer und vollkommel 
ausreichend ist, die von Tendeloo aufgestellte Trennung 
der Lunge in einen kranialen und einen 
dalen Lungenabschnitt zu verwerten und vielleicht n06 
einen apicalen abzusondern, zumal, wie schon erwähnt, I 
Lungenphthise in kranio-kaudaler Richtung 


| uis} 


% t 


C -Y 


ni a 
rn len Die 


En 


a a a 


hrülk | ; 


I Dh SE BE 


eawn T 
a ne Ae CAA 
x x 


Ten 


gen ICH BT 
ee TT u er 
vi RETIE g nee A * A Ei a > 
U Zu O wr 5 z & 3 Gry x 
ne : 


a Aa 


© © 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. 


g 
i 


` 


Infolge der oft verschiedenartig auf beide. Lungen verteilten 


etagenartig descendierend ohne Rücksicht auf | | 
Prozesse ist nur durch eine für die einzelnen Abschnitte getrennt 


Lungengrenzen fortschreitet. Gliedern wir die Lunge, 
wie Aschoff und ich es bereits vorgeschlagen haben, in einen 
apicalen, kranialen und kaudalen Abschnitt 
und legen die Ausdehnung der Lungenphthise auf diese Abschnitte 
fest, dann können wir mit dieser. Angabe der Krankleitsbezeichnung 
eine weitere prognostische Komponente hinzufügen, da die Pro- 
gnose um so ungünstigerist, je weiter kaudal 
die Prozesse fortgeschritten sind. Diese Ansicht 
ist durch die Tendelooschen Gesetze und ihre Anwendung 
auf die endogene Reinfektion gestützt. Tendeloo legt die 
Grenze zwischen kfanialen und kaudalen Lungenabschnitt in die 
Linie der fünften Rippe. In dieser. Ebene liegt ungefähr der Hilus 
der Lungen und entspricht sie ‚ungefähr der Angriffsfläche der 
Zwerchfellbewegung.. Eine solche Abgrenzung ist für den Kliniker 
sowenig schwierig wie die topographische Abgrenzung der Lungen- 
lappen, wenn nicht noch einfacher, da die kompliziertere Grenze 
des rechten Mittellappens wegfällt. Vor allem aber ist durch die 
von Bacmeister neu vorgeschlagene Bezeichnung „im Bereich 
des... (statt.im.. ..) die Prognose nicht so berücksichtigt, wie 
bei der von uns vorgeschlagenen Lungeneinteilung, denn es.ge- 
hören Teile des. Ober- und Mittellappens zum kaudalen Abschnitt, 
und Teile des Mittellappens und -Unterlappens zum kranialen Ab- 


schnitt. Es würde also bei der Bacmeisterschen Bezeichnung 


aufgestellt ist. 


` die Prognose eines Falles bei gleicher Ausbreitungsbezeichnung | 


... eine verschiedene sein können, je nachdem der erkrankte Abschnitt 


zum kranialen oder kaudalen Teil der Lunge zuzurechnen ist. Es 
ist eben die wichtige Tatsache der Verschlechterung der Prognöse, 
je mehr kaudal die Prozesse descendiert sind, nicht verwertet. 
Gerade auch für die Kavernenlokalisation ist diese 
Tatsache äußerst wichtig und nicht gleichgültig, denn für’sie gilt 
erst recht dasselbe Gesetz; je weiter kaudal die Kaverne sitzt, um 


so ungünstiger ist ihre. Mitbestimmung an dem weiteren Verlauf 
: ` -der Prozesse infolge der nach Tendeloo günstigeren Aspirations- 
.. möglichkeiten. Also auch für die Kavernenlokalisation gibt unsere 

‚Ausbreitungsbezeichnung ‚bessere prognostische Werte. Wenn 


hiermit auch die Lungenphthise durch die Schaffung künstlicher 
neuer Grenzen aus dem Rahmen der übrigen Lungenerkrankungen 


$ herausgehoben werden sollte, wo wir nach Lappen zu lokalisieren 
: gewohnt sind, 'so-tut dies dem Werte derselben. keinen Abbruch. 


Eine Einigung der Kliniker über diese neue Grenzlinien bei der 


| "Beurteilung der Ausbreitung der Lungenphthise würde sich gleich- 


zeitig mit der- Einigung über die neue Nomenklatur und Einteilung 
Sicher erzielen lassen. == | i 


Die Einteilung der Lunge in diese neuen Abschnitte, apical, 


3 kranial, kaudal, sehen wir für die Bezeichnung der Ausdehnung 


der Prozesse und die Kavernenlokalisation in einer besonderen 
Wertreihe (VI) eingesetzt, Zur genaueren Lokalisation von circum- 
seripten Prozessen. und ‚Kavernen kann man.noch dorsale und 


‚ ventrale und mediale und laterale Lungenabschnitte abgrenzen. 


Unter Berücksichtigung aller dieser von uns am Anfang auf- 
‚gestellten Forderungen ergibt sich auf Grund unserer Darlegungen 
eine Nomenklatur und ein Einteilungssehema, wie es in der Tabelle 
Nomenklatur und Einteilung sind 


aufzustelleide Bezeichnung ein richtiges Gesamtbild zu geben.. 


‘Wir können bei der Phthise nicht mit 'einer kurzen Bezeichnung 
auskommen. Es empfiehlt sich vielleicht, die Bezeichnung des 
Reaktionszustandes und den Bacillenbefund als Hauptbezeichnung 
an den Anfang zu setzen, weil damit der einzelne Fall sein Haupt- 
charakteristicum erhält, und dann die weiteren Bezeichnungen für 
die Prozeßart in den einzelnen Lungenabschnitten folgen zu lassen. 
| Aus einer so ausführlich gefaßten Krank- 
heitsbezeichnung ist jeder über den Krankheits- 
zustand sofort vollkommen orientiert und kann 
man auch späterhin eine Kritik über den Ver- 
laüf. der Erkrankung, Einwirkung therapeu- 

ıtischer Maßnahmen, ablegen. > 
Ich glaube so dem ersehnten Ziele einer klar 


en Verständigung. 
: gekommen zu sein. Nun ist die.Reihe an den Kliniker, die noch 
notwendigen . diagnostischen. Unterlagen mit Heranziehung - aller 
‚Hilfsmittel, speziell des Röntgenverfahrens, zu schaffen. —— 
~. Bacmeister wirft am Schlusse seiner Arbeit mit Recht 
. die Frage auf, ob sich aus der Einteilung auch-für stati- 
stische Zwecke eine kurze Bezeichnung und: einfache Grup- 
pierugg ermöglichen läßt, um ein großes Material übersichtlich zu 
.gruppieren. Ohne Statistiken geht es.ja nun einmal nicht, aber 
jeder muß dazu beitragen, daß diese Statistiken auch ein einiger- 
maßen richtiges Bild geben, einen wissenschaftlichen Wert haben 
und nicht nur bureaukratischen Zwecken dienen. ‘ Die Statistik 
muß ein Bild des klinischen Verlaufs auf anatomischer Grundlage 
als Hauptfaktor in sich bergen. Bacmeister schlägt vor, die 
klinische Reaktionsform als Grundlage zu 
nehmen und in die anatomischen Unterabtei- 
lungen zu gliedern. Ich halte auch diese Anordnung für 
die zweckmäßigste und diese Angaben für Statistiken genügend. 
Wir würden also aus den Wertreihen II und V die entsprechenden 
Bezeichnungen. auszuwählen haben. Bei verschiedenartiger oder 
doppelseitiger Erkrankung der Lungen wird. man stets das im 
Vordergrund stehende schwerste Krankheitsbild, also’ den für die 
Bewertung des Falles am wichtigsten zu beurteilenden Prozeß, zur 
Unterlage nehmen, damit die Statistik zugleich auch prognostischen 
Wert hat. Für die statistische Anordnung eines 
Materials würde also folgendes Schema ge- 
nügen: e O Pe 2 


a) acinös-nodös 


1. Latent 


. 2. Zur Latenz neigend 


b) eirrhotisch. l 


6) bronchopneumonisch 


.8. Stationär | 
d) lobärpneumonisch 


‘4. Progredient | 
l : e) miliar. 


W ürden nach diesen Klassen die einzelnen Fälle gruppiert, 
so stände für wissenschaftliche und statistische Arbeiten ein voll- 


aller wissenschaftlich und praktisch arbeitenden Kreise näher- . 


` Wertreihen (I — VI). 


selben dann nebeneinanderzustellen. 


vom anatomischen .und klinischen Standpunkt 


aus aufgestellt, sie sollen also für Pathologen 


‚id Kliniker anwendbar sein, damit jederzeit 
| eine klare Verständigung ermöglicht ist, Wie 
| x nun die praktische Anwendung der Tabelle gedacht? — Die 
abelle gliedert sich, wie wir sehen, in sechs senkrecht angeordnete 
Bef e Aus jeder dieser Reihen ist auf Grund des 
elundes die entsprechende Bezeichnung zu wählen und sind die- 
Fall e; So erhalten wir für -jeden 
Gesi ee genaues anatomisches wie klinisches, alle prognostischen 
Kann Spunkte umfassendes Bild der Erkrankung. und eine 
n eitsbezeichnung, auf Grund deren sich sofort eine Allgemein- 
wir Rio des betreffenden Falles stellen läßt. Zugleich gewinnen 
je 5 tlinien für die therapeutischen Maßnahmen. Derartige ge- 
über d rankheitsbezeichnungen ermöglichen auch ein kritisches Urteil 
a ir Erfolg derselben, Nehmen wir ein Beispiel! Progrediente 
a Isseminierte acınös-nodöse Phthise des rechten apicalen ‚und 
is Er Lungenabschnitts mit apicaler Kaverne. Disseminierte 
d ir An chopneumonische Phthise im rechten und linken kau- 
bschnitt. Cirrhotische Phthise im linken kranialen Abschnitt. 

= RN zur Latenz neigende geschlossene cirrhotische Phthise 
nodöge T anlalen Lungenabschnitt, stationäre, disseminierte ‚acinös- 
| hthise im rechten apicalen Abschnitt. | 


- 


kommenes Material zur Verfügung, zumal wenn die einzelnen 
Fälle an Centralstellen möglichst- in ihrem Verlauf graphisch-bild- 
lich niedergelegt, gesammelt würden. Dann wäre es auch mög: 


lich ein besseres Bild über den’ jeweiligen Stand der Tuberkulose _ 
‚zu gewinnen, als es die bisherigen Statistiken ergaben. 


Vorbedingung für alle.diese Anregungen sind zunächst die 


schon erwähnten Arbeiten des Klinikers, die Schaffung diagno- 
‚ stischer Grundlagen, sodaß wir, wenn auch nicht auf Grund einer 


einzigen Untersuchung; so doch in kurzer Frist einen Fall ein- 


reihen können. 


Dann erst dürfen wir diese ganzen Fragen, zu 


deren Erledigung diese Arbeit weiter anregend beitragen soll, als 
abgeschlossen betrachten, und eine allgemeine Einigung würde der 
Lösung dieses, in wissenschaftlicher, praktischer und sozialer Rich- 
tung so wichtigen Tuberkuloseproblems das Siegel aufdrücken, 


ebenda Supplementbd. 7: — 

a u Web ebenda 1916, Nr. 32. 
. Röntgenstr. Bd. 24. — 6. Gerhartz, Brauers Beitr: Ba. 

7. Aschoff, Zschr. f. Tbe. Bd. 27. — 8. rn 

— 9. Goldscheider, ebenda 1918, Nr.4. — 10. 

Nr.4. — 11. Ribbert, D. m. W. 1918, Nr. 13. 


Literatur: 1. Nicol, Brauers Beitr. Tbe. Bd..30. — 2. Derse l 
3: A. Fränkel, M. m. W. 1916; N a l 
—:5. Dieselben, Fortschr. 

H. 2. — 

F. Krauß, D. m. W. 1918, Nr.4. 
Orth, B: kl. W. 1918, 

— 12. Bacmeister, . 


~ 


ebenda 1918, Nr. 18. — 13. G. Gerhardt, M. m. W. 1918, Nr: 21.—'14. Ger- 


hartz, D. m. W. 1918, Nr.23, S. 647.. 


» 

« t 1e 

tie . 
t 


Fr 
Cr 


Tom 
ren 


en 
s Tr 


er 


1 aT B = 5 
AR AUTO OTO g fee I EL ne RE" 79, 
mnn ET en er RE OLNE, a 
ee $ N A F ee! w = >’. 
urdr.wes 


u VRG M 


idi h Ca 
ee RE 
Sek Are 
url 
= 


K, 
-r = ie Ei 
FALTEN. Brenn 
= an E n 
-3 STREET 


Kran 
nd 


Ber A 


Er: 
nm 
IRAN m ot 


1 
Wy t 


` 
De 


Erer EE 


EET TAN 
Denn | 
ren 2 IE 
na 
Venen 
- 


A a aad 
ES 


AAE 


re 


EES, 


TAT T 


i N AE 
S 


m. 


en 
ne ka 

ER 

u 


z Seel 
Wa Daa 

ce TER 
.; A een -a e h 
ae a 5 
a Cuida a an — 


SEAT, 
2 


X 


` 


a k 
- 


zZ 
SS m IE VENER 


-~ ag 
te. 


Een. a, 


ET 
2 Tea 


Be 


uni. 


ra 
LE 
- i 


taes 


a. 
puas 


EEE 

tea. ar 
= : r 

aie a aP -. 


m. 


X 
er 
De 
Kor 
> 


a SE aiee D, aa. 


wit. 


e "i S a l 
WEITERE ag, 
a ii LT 
S e 


nn Sa 


„no. 


Par -a 


2 zu 


uw ur: u. Sr 


ee BT ee SET 


Kranke ist seit zehn Jahren Morphinist und Cocainist und 


- bestanden. 


‘ erbrieht der Kranke im Schwalle kaffeesatzartige Massen; dieses Er- 


= liebkeit. Thorax gut gewölbt; Lungen und Herz normal. Da sich ‘der 


“ Blutverlust ein Ende zu setzen, zur Magenresektion geschritten. 


. des Duodenums bis zur Gastroenterostomie wird das Duodenum knapp 


434 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. 


Aus der Chirurgischen Abteilung des Krankenhauses Wieden 
in Wien (Vorstand: Prof. Dr. Julius Schnitzle r). 
Ascendierende jejunale Intussusception nach Gastro- 

| enterostomie. 


Von | : 
Dr. Emil Schwarzmann, Assistenten. 


' 


Zu den bisher mitgeteilten mechanischen Komplikationen der 
Gastroenterostomie soll im folgenden eine bis nun noch nie beob- 
achtete hinzugefügt werden, die unter dem Bilde einer, fou- 
droyanten Magenblutung zum Tode des Patienten geführt hat. 


Krankengeschichte. 35jähriger Mann, Protokollnummer 829/1918. 
Eingeliefert am 21. Oktober 1918 um !%12 Uhr nachts. Nach schrift- 
licher Mitteilung des zuweisenden Arztes war Patient im Oktober 1918 
wegen Ulcus ventrieuli operiert worden. Damals wurde gelegentlich 
der Operation der Magen inspiziert und es wurden kleine Ulcera und 
Erosionen der Schleimhaut am pylorischen Anteil des Magens gefunden. 
und eine Gastroenterostomia retrocolica posterior ausgeführt. Der 


injiziert sich angeblich in der letzten Zeit je 100 cem 2% iger Morphin- 
und 100 cem 3%iger Cocainlösung täglich. Er wird mit der Diagnose 
„Profuse. Hämatemesis infolge von Ulcus ventriculi“ ins Spital ge- 
bracht. Das Blutbrechen soll seit drei Tagen bestehen, wurde aber in 
den letzten 24 Stunden besonders heftig; als Ursache für seinen 
Morphinismus gibt der Kranke starke Schmerzen in der Magengegend 
an. Aus dem gleichen Grunde hat er oft ärztliche Hilfe in Anspruch 
genommen. Blutbrechen habe weder vor der im Februar 1918 vor- 
genommenen Operation noch nachher bis zu den letzten drei Tagen 


Status praesens: Über mittelgroßer, . blonder, beträchtlich ab- 
gemagerter Mann. Haut blaß, von unzähligen Injektionsstichen und 
-narben nach Abscessen bedeckt. Conjunetiven und sichtbare Schleim- 
häute blaß; zeitweise verstörter Blick, sonst klar antwortend und immer 
wieder um Cocain- und Morphiuminjektionen bittend. Temperatur 36,5 °. 


Puls 96. Blutstuhl. Harnbefund normal. Während der Untersuchung 


brechen wiederholt sich auch nach Ausheberung in ein- bis zwei- 
stündigen Intervallen. Abdomen eingezogen; vom Processus xyphoideus 
bis zum Nabel eine mediane lineare Narbe nach der ersten Operation; 
Öberbauch stark gespannt, in der Pylorusgegend heftige Druckempfind- 


Zustand des Patienten infolge der zunehmenden Anämie zusehends 
verschlimmert, wird er unter der Annahme „Blutung aus dem Magen- 
ulcus“ am Morgen des 22. Oktober 1918 operiert. 

Operation: Chloroformäthermischnarkose, dann Äther. Mediane 
Laparotomie in der alten Narbe. Es liegt eine Gastroenterostomia 
retrocolica posterior vor mit breiter, gut durchgängiger Öffnung. Im 
Bereiche des Pylorus geringe perigastritische Adhäsionen. Kein Ulcus 
noch Tumor tastbar. Mit Rücksicht auf die Angaben des den Patienten 
zuweisenden Arztes, bei der ersten Operation seien kleine Ulcera am 
Pylorus gefunden worden, und unter der Annahme, die jetzt bestehende 
Blutung stamme aus diesen Geschwüren, wird, um dem bedrohlichen 
Nach 
doppelter Ligierung des großen und kleinen Netzes vom Anfangsteil 


hinter dem Pylorus .abgeklemmt und durchtrennt. Der in drei Etagen 
vernähte Duodenalstumpf wird versenkt und der Magen (pylorischer 
Teil) bis zur Anastomose reseziert. Exakter Verschluß des Magen- 
stumpfes. Als auffallender Befund ergibtsich im Laufe 
der Operation, daß eine hohe Dünndarmschlinge 
durch den Mesocolonschlitz nach hinten zieht und 
dortfest fixiert ist. Mit Rücksicht auf den schweren Zustand 
des Patienten und die Festigkeit der Fixation wird kein weiterer Ver- 
such unternommen, diese Schlinge zu entwickeln. Verschluß der 
Bauchhöble. | 

= Decursus: 22. Oktober. Bei der Nachmittagsvisite erbricht der 
Kranke wieder kaffeesatzartige Massen. Kochsalzinfusion. Tröpfchen- 
einlauf. Injektion von 40 ecm Gelatine (Merck) intramuskulär. Tem- 
peratur 86,2°. Puls 102. ' 
| 93. Oktober früh, Patient hat auch heute große Mengen sanguino- 
lenter Flüssigkeit erbrochen; auch nach Entleerung mit dem Magen- 
schlauch. Im Laufe des Tages wiederholte Injektionen von Cocain 


und Morphin (je 0,03). 


94. Oktober 6 Uhr früh Kollaps. Puls sehr klein und frequent. 


Hände und Füße kalt. Campherinjektionen. Nach mehrmaligem blu- 
tigen Erbrechen erfolgt 8 Uhr früh Exitus letalis. 

Obduktionsbefund (Prosektor: Reg.-Rat Dr. Zemann): Große 
männliche Leiche; Haut und sichtbare Schleimhäute blaß. Am Stamm 
und-Extremitäten überall zahlreiche rote Punkte nach Morphininjektionen. 
Sehr geringer Panniculus adiposus. An den Organen des Thorax kein 
pathologischer Befund. 10 cm lange mediane Narbe vom Processus 
xyphoideus bis zum Nabel neben einer frischen, durch Nähte zusammen- 
gehaltenen Laparotomiewunde von gleicher Länge. 


Zwerchfell etwas nach aufwärts geschoben. 
| auf dem stark aufgeblähten Magen, welcher das ganze linke Hypo- 
chondrium einnimmt. Anschließend an den unteren Leberrand und den 
Magen liegt das mäßig ausgedehnte Querkolon. 
schürzenförmig ausgebreitet über die ganzen Dünndärme, von denen 
nur die obersten Schlingen unmittelbar am Querkolon und hinter diesem 

stark ausgedehnt sind und dieses sowie das große Netz empordrängen. 


im Mittel- und Unterbauchraum stark kontrahiert. 
Querkolon 


4. Mai. 


Nach Eröffnung des Abdomens sieht man die Leber mit dem 
Ihr linker Lappen liegt 


Das große Netz 


Nach dem Emporheben des Netzes erscheinen die Dünndarmschlingen 
Unter dem 
ein wenig von der Mittellinie nach 
rechts wird ein dieker Dünndarmteil mit diffus 
schmutzigblauroter Oberfläche sichtbar, in dessen 
wulstiges Ende der folgende Teil des Dünndarms 
so fest eingeschobenist, daß er selbst bei kräfti- 
gem Zugohne Gefahr des Zerreißens nicht heraus- 
zubringenist. Der sichtbare Teil des Dünndarms ist stark kontra- 
biert und schlaff wie auch der übrige Dünndarm. 


Wird nun der Querdarm nach aufwärts geschlagen. so zeigt sich, 
daß der dahinterliegende ausgedehnte Dünndarm das Anfangsstück 
des Jejunums ist. 
Dieses ist gleich 
an der Plica 
duodenojejunalis 
nach rechts ge- 
führt, hinter dem 
Colon transvel- 
sum an die große 

Kurvatur des 
Magens heran- 
gezogen und an 
dieser in der 
Ausdehnung von 
6 bis 7 cm innig 

angewachsen. 
Von da steigt es 
gerade nach ab- 
wärts, um- sich 
dann im Bogen 
nach links und 
etwas nach auf- 
wärts zu wen- 
den, sodaß es 
schließlich unter- 
halb des Quer- 
kolons sichtbar 
wird. Diese ganze 

Schlinge hat eine 
Der. obere Teil 
ist durch Gas und Flüssigkeit ausgedehnt, während die letzten 
17 em sich ziemlich kompakt anfühlen. Nach Eröffnung dieses 
Darmteiles findet man ihn erfüllt von dem anschließenden Stück 
des Jejunums, welches in das obere Stück in erwähnter Länge em- 
gestülpt ist. Das Eingestülpte, enorm angeschwollen, schmutzigblau- 
rot, in allen Schichten hämorrhagisch infiltriert, undurchgängig UN 
an der Eintrittsstelle von dem aufnehmenden Darme sehr eng umia f, 
erfüllt vollständig das auf 12 cm Umfang ausgedehnte Lumen des auf- 
nehmenden Darmes. Der anschließende abführende, sehr enge Un 
schlaffe Dünndarm enthält nur trüben, etwas blutigen Schleim. 

Nach dem Abheben des linken Leberlappens erscheint der Magen 
als ein ausgedehnter Sack, der einen Fundus besitzt, an dem aber def 
Pylorusteil samt: dem oberen 'Querstück des Duodenums fehlt. An 
deren Stelle findet sich etwas dichteres Zellgewebe, welches einen 
kleinen bloßliegenden Teil des Pankreas deckt. An diesem ist def 
rechte Rand des Magensackes sehr fest angewachsen. Mr 

. ImMagen reichliche schleimigwäßrige, trübe, rötlichgraue Flüssig- 
keit. Entsprechend der Anwachsung des rechten Randes des Mager- 
sackes auf der Innenfläche eine seichte, verästigte, von feinen Schleim- 
hautfältchen unregelmäßig durchquerte weißliche Narbe von etwa 2 cm 
Länge und wenigen Millimetern Breite. Hier auch der pach der Re- 
sektion des Pylorusteiles des Magens durch den Verschluß der Öffnung 
entstandene Wulst der eingestülpten Ränder der Magenwand Vor 
springend. | 

Der resezierte Magenanteil ist etwa 12'/; cm lang; 10 cm vor dem 
Pylorus abgesetzt; das Duodenumstück ist etwa 2'/2 em lang. Glatte, 
wenig gefaltete Schleimhaut. Schmaler Pylorusring, Epithelabsehilte: 
rung auf demselben. Kein Ulcus. öff 

Unmittelbar daneben an der großen Kurvatür eine große in 
nung (etwa 6 bis 7 cm im Durchmesser) in der Magenwand, wè che K 
das an dieser Stelle angewachsene Jejunum führt. An der Übergang 
stelle der Magenwand in die Darmwand kaum wahrnehmbar eit a i 
feiner, fibröser, nachgiebiger Narbenring. Die Verbindung zwiseh® 
Magen und Darm sehr weit. : allt 

Das Duodenum vom Jejunum aus stark mit Flüssigkeit ek 
und ausgedehnt. Sein oberes Querstück fehlt, das absteigende S 
nach oben zu narbig geschlossen. (Siehe Abbildung.) 


Länge von 37 cm und einen Umfang von 12 cm. 


PR But EP Be Ne G ; : ` 
ie E Re ` ER s Y pi ee E a er f a -E \ 

eg syre u Tre > a yo ` i EN a ar Eoas er. . a 

nma aA IE TAAIE TE e N DE ; = aeia t 

Man Paa SEn ai 

a JR DEN 
` i x i E A E. i . 

r 


T 


” K x - u 
% F uen 4 a wia x 
iz m A nia 


s ~ 
D 


EMMA © °1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — NL... 0030000000004 


ut EEE Fre Set Fer E E 
` 


Unter den Intussusceptionen sind die ascendierenden (auch | heftigen Bewegungen veranlaßt haben, die mit zur Entstehung 


a ALT L e T x ~ A 
WER Re we A E We PR AS i e. » Re -~ 
e in 2 a e E teen BE 
ttar. stea = 2 u me a IE 
I m ey EN ES, 
> a BE RE 
N 5 - = IAIL, Ag 


ee retrograde oder regressive genannt) äußerst selten. Dam iano s?) | der Intussusception beigetragen haben können. a ER 

ane linie Ai hat bis zum Jahre 1904 alle in der Literatur vorkommenden Fälle . Bekanntlich .wird das subcutan injizierte Cocain, ebenso wie 

bernd!  zusamengestellt. Unter diesen .19.Fällen kommt kein Fall von | das Morphin, in den Magen ausgeschieden, : Das. erstere vergiftet 

Das meh"  retrograder jejunaler Intussusception vor. . Auch in der Folgezeit | die sensiblen Fasern elektiv: Dixon?) zeigte, daß das Cocain E 

irme, vo dej- konnte ich keinen Fall von -ascendierender Intussusception dieses | unter: den Vagusfasern die. einen auswählt und die anderen intakt ik 
paea > Darmabschnittes finden. Eine descendierende Intussusception des | läßt, so z. B. werden durch das Gift die zentrifugalen herz- HA P 
1 enporti: Jejunums, also die erste: beschriebene Einschiebung dieses Darm- | hemmenden Vagusfasern leitungsunfähig, während die zentripetalen - AEU 
Unter)” - teils, schilderte vor kurzem Syring’). a ‚erregbar bleiben;> analoge -Verhältnisse mutatis mutandis für den Er 
inte nil Bekanntlich sind Invaginationen am häufigsten bei Kindern, |-Darmvagus vorausgesetzt, würde bei dem Cocainisten ein ab- ` AAEN 
nitäl © namentlich im ersten Lebensjahre (nach Leichtenstern in | normer Ablauf der. peristaltischen Bewegungen provozieit, ‚wozu - SE ' 
n Inden, . 70%, nach Walton in 72,4% der Fälle); sie betreffen aber | noch die krampferregenden Morphinwirkungen hinzukommen, So . HAARE 
Dünaùny meistens das Ileum und Kolon, und zwar ‘sowohl die auf- als auch | ruft Morphin bekanntlich änhaltenden Magenyerschluß hervor, der - peirer 
bei bily die absteigenden Intussusceptionen. Eine-aufsteigende Invagina- |' das Übertreten des Speisebreies in den Darm außerordentlich ver- Fz no 

 zögert und damit die natürlichen Antriebe der  Peristaltik ver- a Hi 


u tion des Jejunums ist, wie erwähnt, bisher noch nie beschrieben . | | 
| worden. Es wäre nun von Interesse, festzustellen, ob in unserem | mindert?); wahrscheinlich wird ebenso wie der Pylorus ‚auch der 
Sphincter ileocoecalis durch Morphin in tonischen Verschluß ver- 


‘ Falle eine besondere Disposition für die Entstehung der Invagi- | 
setzt (Meyer-Gottlieb). Ähnliche Beeinflussungen der nor- 


—— 


Em. 
= 
= CA PE won t Z- = 
Pe DAAE aa ALS 
3 - 


ih > nation vorlag. Zur Erklärung. des Auftretens von Invaginationen | | 
sim, überhaupt glaubt man eine besondere allgemeine und lokale. Dis- | malen peristaltischen Darmbewegungen des. Jejunums könnten wohl Ba 
isst; . position annehmen zu können, wobei noch besondere veran- unter begünstigenden mechanischen Verhältnissen eine Invagination Akt ni 
y der Bo  lassende Ursachen hinzukommen müssen. Als allgemein dispo- | herbeiführen. | EA De = Hipa 
wia:  nierend wird ein besonders schnelles Wachstum des Kolons (ins- | Weswegen gerade die Stelle des Jejunums, unweit; der Ana- | MR o 
ch nit): ` ` besondere bei Kindern), weiter. ein besonders langes und fettes | stomose, respektive des Durchtritts durch den Mesocolonschlitz, hau 
ie  Mesenterium angenommen; Als lokale Disposition käme in Be- | eine Intussusception erfuhr, läßt sich allerdings nicht bestimmt Be. 7 
I Hei tracht eine wenig schlußfähige Ileocöcalklappe und beschleunigte | sagen; sicher ist aber, daß an.dieser Stelle nur eine retrograde A 
ama, - Peristaltik (Wilms). Als veranlassende Ursachen werden ` an- | Invagination möglich war, da kein Spielraum zur Entstehung einer u a 
m i geführt Diarrhöen- mach Treves 8%), akute und chronische | absteigenden Intussusception zur Verfügung stand: es konnte un- a 
ag. Krankheiten (15%), Traumen und Erkältung (5%). Leichten- | möglich das am Magen durch die breite Anastomose fixierte. Je- DEE 
gie . stern meint, daß die Invagination veranlaßt wird durch eine | junum sich nach abwärts invaginieren; die Invagination mußte 
ie) . Parese ‚eines begrenzten Darmabschnitts, indem dann eine ener- | daher zwangsweise nach aufwärts erfolgen. Diese Erscheinung Fr 
siat, “ gische Peristaltik des höhergelegenen Darmes ein Stück in. den | begünstigt sehr die Vorstellung, daß. die Fixation einer Darm- ip 
per | paralytischen Teil einschieben kann. Der Physiologe S. Exner | Schlinge für den Mechanismus. der Intussusception von der größten | ee 
hrni „~ _ fabt die Invaginationen als Koordinationsstörung der Darmbewe- Bedeutung ist.. Daß die Intussusception in unserem Falle während, ~ 1 EREA 
yai ... gung auf. Wilms zählt Invaginationen nach Operation zu den | der Operation nicht als solche erkannt wurde, erklärt sich aus’ 1 E 
i je „„posttraumatischen_Invaginationen“ und erwähnt einen Fall von | dem Umstande, daß infolge der vorangegangenen Gastroentero- - na PRA 
BO Seh midt, wo nach einer Pylorusresektion nach Kocher mit stomia retrocolica posterior die Klarlegung der anatomischen Ver- ' a un I 
si Murphyknopf, der Teil des Colon transversum, welcher bei der | hältnisse an und für sich selir erschwert war, Konnte doch auch. Be ERUERA 
snf; . Resektion von seinem Mesenterium losgelöst wurde, zur Invagi- | bei der Obduktion erst nach Herausnahme der: Baucheingeweide | de 5 
as = Nation kam. Der-vorhin erwähnte Fall von Syring gehört auch | und Sektion von rückwärts her die, Sachlage vollständig geklärt DER: i 1.2 
r  _ zu den „posttraumatischen Invaginationen“ dieser Art, Hjer waren | werden. - Daß die wegen schwerer Blutung. bei dem hochgradig Ar 
ge ~ -Dach einem Bauchschuß außer sieben Löchern im Ileum zwei | anämischen Patienten vorgenommene Operation möglichst rasch - Hl) Lee 
he . Stark blutende Löcher im Jejunumanteil des Mesenteriums | zu Ende geführt werden mußte, bedärf keiner weiteren Ausführung, | Ha. 
abi . mabe der Radix vorhanden; genau entsprechend der Höhe der | Es wurde intra operationem angenommen, daß die tastbare Re- IRIRA Si” u.8 
AN ‚Mesenterialverletzung fand sich einige Stunden nach der Ver- | sistenz (die erst bei der Obduktion als solche erkannte Invaginations- RREME: 15, F, 
F, letzung eine frische absteigende Invagination des Jejunums von ‚geschwulst) durch den Mesocolonschlitz hinaufgeschlüpften Darm- EI] re 
fi 8cm Länge, die sich ohne Schwierigkeiten lösen ließ, Syring | Schlingen entsprechen dürfte. Da aber keinerlei Störungen in der _ Ku) leer 
%, bezeichnet „mit ziemlicher Sicherheit“ die Mesenterialverletzung | Darmtätigkeit vorzuliegen schien — Patient’ hatte erst unmittelbar a a a 
se; als Ursache der Invagination in der Weise, daß, entsprechend der | vor der Operation blutigen Stuhl gehabt —, konnte han auf eine Mala: ie; 
Be . : Auffassung Leichtensterns , die Mesentetialverletzung eine | chirurgische Behandlung dieser einen Nebenbefund darstellenden 3] 
5 ' arcumscripte Darmlähmung gesetzt: hat, wodurch, infolge der fort- Komplikation. anscheinend verzichten, um.so mehr, als .die strikte TRA 
m laufenden Peristaltik des unmittelbar oralwärts. gelegenen Darm- | Indikation zur Beseitigung , der Blutungsquelle vorlag; die .eben- 
a ‚anteils, eine Einscheidung von diesem in das gelähmte Darmstück | nach der Anamnese in einem Ulcus-pylori gesucht werden mußte. 
M zustande kam. In diesen beiden genannten Fällen findet sich die | . In Hinkunft könnte an diese Komplikation einer . Gastro- 
%  Kontinuitätstrennung des Mesenteriums, demnach eine Innervations- | enterostomie unter Umständen gedacht: werden, Die zahlreichen 
f Unterbrechung, als ätiologischer Faktor. In Analogie zu diesen | Komplikationen der Gastroenterostomie (Verengung der Öffnung, ` 
ei .  Invaginationen steht die von Schnitzler?) beobachtete Ein- | Circulus vitiosus, Ulcus pepticum jejuni, Abkniekungen. und 
n schiebung nach Hufschlag, die durch direkte Gewalteinwirkung | Strangulationen am‘ Mesocolonschlitz), die allerdings. glücklicher- 
"i af die in der Radix mesenterii gelegenen nervösen Apparate | weise.nur selten-mehr zur Beobachtung kommen, erfahren durch 
g (Ganglion coeliacum, Ganglion mesentericum superior und inferior) | unseren ‚Fall eine in’ ihrer Art anscheinend ganz vereinzelte Ver- 
€ Zustande kam. | ge mehr Ä we 
N EA dur S lokal disponierend müssen wir in unserem. Falle den | E | | 1 pe 
A m aaen otonio bedingten Zustand bereien, ar | Die Behandlung der Ruhr in den städtischen 
erahnen Chirurgen . technisch einwandfrei ausgeführt worden. Krankenanstalten in Elberfeld in Sommer 19183). 
le Öffnung war sehr weit, die Schlinge von maximaler Kürze l Von | a, Be 
und antiperistaltisch gelagert, der Mesocolonschlitz an die Ana- | u Geh-Rat Dr. -Kleinschmidt. 


Von den mancherlei Seuchen, die der Krieg mit sich. ge: 
bracht hat, ist unsere Stadt im allgemeinen verschont geblieben. 
Bis Sommer 1918 beschränkte sich: das Vorkommen der eigent- 
lichen Kriegsseuchen auf eine verhältnismäßig geringe Zahl von 
Fällen von Typhus.abdominalis, Paratyphus, Fünftagefieber, Malaria, 
'Weilscher Krankheit, Meningitis cerebrospinalis und Dysenterie, 


‚ Stomose fixiert. Da aber noch keine aufsteigende jejunale In- 
vagination beschrieben und -wohl auch: keine beobachtet wurde, 
liegt die Annahme nahe, daß die Situation nach der Gastroentero- 
stomie eine lokale Disposition für die Entstehung der Invagination 

‚geschaffen hat. l F . À 
i Andererseits war der Patient Cocainist und Morphinist, 
1 von ihm täglich injizierten- Quantitäten, welche ein -Vielfaches 

beträgt a Morphinisten und Cocainisten. un Menge 
er E | en F d | 

 aueehlich Je Zmd 8 g täglich), mögen den Parm z 2) Magnus, Pflüg. Arch, Bd. 18. 

s) Nach einem Vortrag im Ärzteverein Elberfeld.  . , .:: 


` )D. Zschr, f, Chir.-Bd.87. :?) Bruns Beitr. 114/1. 3) M. K1. 1911, Nr. 11. 


I} 


1) Journ. of Phys. 1905, Bd. 82. 


a 


2 et 


i 
' 
i 
n 
` 
ar 
og 
i 
K 
1 
f 
t 
s 
' 


_ sonders groß bei den Seuchen, deren Erreger durch den Darm 


nur selten wie Typhus und’ Cholera durch Schutzimpfung be- 


Diagnose „Ruhr“ sichern. Beiläufig gesagt, haben gerade die 


_heitsbild ein recht verschiedenartiges und je näch ‘der Schwere 


BB: 2.1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. - 4, Mai. 


Wir danken. das wohl in erster Linie der im Felde systematisch 
geübten allgemeinen und persönlichen Hygiene und den vor- 
beugenden Maßnahmen, sowie dem Umstand, daß die Lehre von 
der Seuchenbekämpfung schon seit Jahren von Koch und seinen 
Schülern geschaffen war und bereits. ernste Proben bestanden 
hatte. Die Kochsche Lehre, daß jede Infektionskrankheit ihren 
bestimmten Erreger hat, der von außen in den Organismus ein- 
dringt — sei es durch Berührung mit dem Träger der Krankheit 
beziehungsweise seinen Ausscheidungen, oder indirekt durch Über- 
tragung seitens belebter Wesen und unbelebter Gegenstände, die 
durch den erkrankten Menschen infiziert sind —, diese Lehre, 
meine Herren, ist jedem deutschen Arzt geläufig, und hat darum 
allgemeine praktische Anwendung in den vom Kriege betroffenen 
von Deutschen besetzten Gebieten finden können. 

Daß die hygienischen Maßnahmen in Anbetracht des regen 
Verkehrs zwischen Front und Heimat die Einschleppung der 
Seuchen nicht völlig verhindern konnten, liegt auf der Hand. Es 
ist in hohem Grade anerkennens- und bewundernswert, daß die 
Seucheneinschleppung nicht in größerer Ausdehnung erfolgt und 
daß die Heimat vor ausgebreiteten Epidemien verschont ge- 
blieben ist. | 

Die Schwierigkeiten, die Infektion zu verhindern, sind be- 


wissen Eiweißgehalts ermangeln, hat also zu bestehen aus Tee, 
Schleimsuppen aus Hafermehl, Reis, Gerste, dann Mehlmilchsuppen, 
Milchkakao. Bald kann man dann übergeben zu Breien aus Reis, 
Grieß, Zwieback, Gelatinemischungen, mit Ei abgerührten Schleim- 
suppen, Wo es erhältlich ist, gibt man auch nicht zu spät durch- 
getriebenes und gemahlenes Fleisch vom Huhn oder Kalb mit 
Kartoffelbrei oder anderes.. Die Indikationen zur allmählichen 
Änderung mit Diät müssen strenge von dem Zustand des Darms 
und dem Allgemeinbefinden abhängig sein, von der Blutbei- 
mischung des Stuhls, von den Schmerzen, den Tenesmen und von 
der individuellen Bekömmlichkeit. Bei günstigem Verlauf der 
örtlichen Darmerkrankung darf man nicht zu lange mit roborierenden 
und anregenden Nährmitteln warten, sondern muß einen aus- 
gedehnten Gebrauch von denselben machen. 

Im übrigen ist besonders Wert zu legen auf Ruhe und 
Wärmeanwendung. Das ist indessen leichter gesagt als getan 
und stößt wegen des ständigen Stuhldranges und der häufigen 
Stuhlentleerungen namentlich bei noch nicht zu schweren Kranken 
auf große Schwierigkeiten. Der Leib soll mit warmen Umschlägen 
oder mit dem metallenen, mit heißem Wasser gefüllten Leibwärmer 
oder auch mit elektrischem Wärmer bedeckt werden; das Bett 
selbst muß mit Wärmflaschen versehen sein und die Zimmer- 
temperatur soll 19 bis 20° Celsius betragen. Da aber der ständige 
Stuhldrang die Kranken . immer wieder dazu zwingt, die Bett- 
schüssel zu nehmen oder sich auf das Zimmerklosett zu setzen, 
also die Wärmeträger zu lüften oder wegzulegen, so wird die 
regelmäßige Wärmeanwendung nicht selten illusorisch gemacht. 
Unter diesen Umständen kommt es darauf an, das eben mögliche 
zu erreichen, und vor allem der durch den beständigen Bewegungs- 
drang der Kranken etwa ausgelösten Herzschwäche entgegenau- 
treten. So ist es denn häufig erforderlich, auf Stechbecken und 
dergleichen zu verzichten und den Stuhl in untergelegter Zell- 
stoffwatte aufzufangen. Daß dabei der Anustoilette und den 
Desinfektionsmaßnahmen besondere Beobachtung zuteil werden 
muß, überhaupt die höchsten Anforderungen an das Pflegepersonal 
sich ergeben, brauche ich nur anzudeuten. ' E 

Was nun die medikamentösen Mittel anbetrifft, so haben wir 
in frischen Fällen zunächst ein bis zwei EBlöffel Rieinusöl ge- 
geben und wenn dieses nicht erhältlich war, Faulbaumrindentee. 
Auch Karlsbader Salz ist zu empfehlen. Kalomel halte ich nicht 
für angebracht, da frühere Erfahrungen mich belehrt haben, d 
der Eintritt von Stomatitis niemals ausgeschlossen ist und nament- 
lich bei schwächlichen Kranken nicht selten eintritt. Die früher 
verbreitete Meinung, daß Kalomel eine Desinfektion des Darmes 
bewirke, ist irrtümlich und wissenschaftlich widerlegt (Stern). 
In früheren Jahren und in der ersten Zeit der diesjährigen Epi- 
demie habe ich den Kranken regelmäßig nach der Anfangsgabe 
von Rieinusöl Adsorbentien gegeben in Form von Tierkohle oder 
'Tierkohlebolusmischungen. Die leichten Fälle werden dadurch 
anscheinend günstig beeinflußt; in den anderen zeigt sich keine 
deutliche Wirkung. Auch Klistiere mit diesen Adsorbentien sind 
häufig angewandt worden und zeigten sich da, wo überhaupt Eim- 
läufe möglich waren, durchaus wirksam. 

Im übrigen beschränke ich bei der akuten Ruhr die Medi- 
kation nur auf symptomatische Mittel, in erster Linie Narkotica, 
wo der infolge der Darmspasmen und Tenesmen mit hochgradigen 
Schmerzen verbundene Zustand es erfordert. Das wirksams 
Mittel sind Atropininjektionen subcutan ?/, bis 1 mg, je nach Um- 
ständen gemischt mit Morphium 0,01. Wenn es möglich ist, W# 
nicht zu häufig vorkommt, gibt man Suppositorien von Extra6 
Belladonnae 0,03 bis 0,05 und Kodein 0,05 bis 0,1 oder auch Ex- 
tract Opii 0,05. Die Morphium-Atropininjektionen wirken auch bei 
dem nicht selten auftretenden, hartnäckigen und quälenden 9M- 
gultus und Erbrechen. Letzteres bekämpfe ich mit Erfolg dure 
eine Chloroform-Bismutmischung. In protrahierten Fällen habe 
ich Y/,- bis 1°/,ige Tannineinläufe machen lassen, auch Argentum 
nitr. in Lösungen von 0,25 bis 0,5 %/0, ferner innerlich per 08 ie 
modernen Tanninpräparate, wie Tannalbin, Tannigen USW. le 
früher obligatorische Ruhrwurzel Radix Ipecacuanhae habe ich gar 
nicht verwandt, auch bin ich von dem häufig empfohlenen Uzara 
wieder abgekommen. Das vielfach gerühmte und als besonder 
gegen die Darmspasmen als wirksam geschilderte Adrenalin m 
Form von Einläufen habe ich früher ohne deutlichen Erfolg 7 
geben und darum später davon abgesehen. Einen breiten Rau j 
in der symptomatischen Medikation müssen die Herzmittel en 
nehmen. Es ist durchaus notwendig, in den meisten Fällen Digi- 
talispräparate innerlich, intramuskulär oder intravenös zu Vr 


ausgeschieden werden, und zwar nicht nur durch die Notwendig- 
keit peinlicher Desinfektion der Darmentleerungen, als insbesondere 
durch das häufige Vorkommen der Bacillenträger. Am schwierig- 
sten aber liegen die Verhältnisse bei der Ruhr, die nicht‘ oder 


kämpft wurde, und bei der die bakteriologischen Stuhlunter- 
suchungen häufig versagen. So waren es .bacillentragende Ur- 
lauber, die bereits in den früheren Kiiegsjahren die ersten Er- 
krankungen an Ruhr hier verursachten. Zu einer epidemischen 
Ausbreitung der Ruhr kam es aber erst im Sommer 1918. 

Man hat sich heute fast allgemein dahin geeinigt, daß die Dia- 
gnose „Ruhr“ eine klinische sein muß. Wenn man trotzdem von der 
bacillären Ruhr spricht im Gegensatz zur Amöbenruhbr, die hier nicht 
in Betracht kommt, so wissen wir durch Kruse, daß das klinische 
Bild der Ruhr hervorgerufen wird einmal durch die echten Ruhrbaeillen 
(Bae. dys. Kruse-Shiga), dann aber auch durch die Pseudodysenterie- 
bacillen, deren hauptsächliche Repräsentanten der Flexner-, Strong- und 
Y-Bacillus sind. Mit Rücksicht -auf die Unsicherheit des kulturellen 
Nachweises der Ruhrbacillen, auf die häufig vorkommende Mischinfektion 
echter und Pseudobacillen sind wir vorläufig nicht nur berechtigt, 
sondern verpflichtet, die klinische Diagnose Ruhr als für uns maßgebend 
anzusehen sowohl bezüglich der Therapie als der gesetzlich vorge- 
schriebenen Anzeigepflicht. 

Ich brauche Ihnen das klinische Bild der Ruhr nicht aus- 
zumalen. Es ist in den meisten Fällen eindeutig und deutlich, 
wenn man die Kranken schon im Beginn zu sehen bekommt. Im 
wesentlichen sind es die meist plötzlich auftretenden diarrhöischen, 
dann zahlreichen, blutig-schleimigen Entleerungen, die mit krampf- 
haften Leibschmerzen, quälendem Stuhldrang unter meist geringer 
oder fehlender Erhöhung der Körperwärme eintreten — die unsere 


spastischen Darmbewegungen der Krankheit ihren Namen gegeben, 
indem nach Quincke das Wort. Ruhr nichts anderes bedeutet, 
als heftige Bewegung (mittelhochdeutsch ruor = bewegen, ver- 
gleiche Aufruhr), — In der Folge kann nun allerdings das Krank- 


der Infektion und dem Eintritt von Komplikationen vielgestaltiges 
werden. Wie jedesmal beim Auftreten von Epidemien haben wir 
auch bei der Ruhr des letzten Sommers leichte Fälle gesehen, 
die kaum andere Erscheinungen machten als ein einfacher 
Darmkatarıh, andererseits aber auch eine große Reihe von 
schweren Krankheitsbildern in allen Abstufungen, und manche. 
Kranke, denen bei der Aufnahme schon der Tod im Gesicht ge- 
zeichnet war. EBEN TEE 

Wenn ich nun zu der im Krankenhaus geübten Behand- 
lung übergebe, SO leitete uns bei derselben vor allem das Be- 
streben, die Giftwirkung der Dysenteriebacillen durch ein speci- 
fisches Heilverfahren wie bei manchen anderen Infektionskrankheiten 
zu bekämpfen, dabei durch entsprechende Diät, Medikamente und 
sonstige Maßnahmen die quälenden Erscheinungen seitens des 
Darmkanals zu lindern und zuletzt, aber nicht an letzter Stelle 
den geschwächten, mitunter völlig daniederliegenden und leistungs- 
unfähigen Zustand des Herzens und Kreislaufs zu heben. Die Diät 
darf bei frischen Fällen in den ersten Tagen nur flüssig und durch- 
aus reizlos sein, bei drohendem Kräfteverfall aber nicht eines ge- 


REITS 


RUSS 


= 
a € 


SER 


f 
— 
— 


Een aa 


1} 


er a 


m | —_. 


A TE 


FR 


' - / Teilnabmlosigkeit gegenüber der specifischen Behandlung ist auch 


er nur sporadisch beobachtet wurde und nicht in der Form der ge- 


pa - erhebliche Abkürzung des Krankheitsverlaufs (Lüdke) und drückte 
‚_ - die Sterblichkeit, die vorher 22 % betrug, auf 7 % herab. Ihm folgte 


Alle, wenn noch nicht das schwere Krankheitsbild der Toxinämie ` 


- nation der Serumbeh 


_ wertung der specifischen Ruhrbehandlung Wandel geschaffen. 


= Tegeaan e E ee DE m -e e. . 2 
I So x - è E DR Ba X > : 
punen u fett A BR Hr ‘ BR > o P: F .. . RE u Zen bi En gI Rea rg ` eT _ . ke = í 
us r. a ù - ie, 2 Rn), A 3 e Ber .. b a e En 2; E .. Fun Rn ME > 
i _ = A A a £ R A N oo. I - 2 Ben s j En j " 
s H e | . > Si 2 a e ka k a A Fo aè A 5 l 
f En m? > s Age: ss a o 
? 3 


reichen, ferner von Campheröl und Coffein ausgedehnten Gebrauch | gedebnter Weise anzuwenden, nachdem ich schon einzelne Fälle 
zu machen und schließlich bei großem Wasserverlust, Eintrocknung. | im Jahre 1917 damit behandelt hatte. | u BR 
der Haut, Verfall des Gesichts, rechtzeitig subcutane Infusionen | Da die Boehnckesche Therapie große Vorsicht und Umsicht 
von physiologischer Kochsalzlösung ein- bis zweimal täglich | .erfordert und eine genaue Beobachtung der Kranken notwendig macht, 
500 bis 1000 cem zu machen. ‘Regelmäßig setze ich der letzteren | um dieselben nicht der Gefahr einer Toxinüberladung auszusötzen, so 
1 cem 1%,iger Suprareninlösung zu. — Ich bin fest. überzeugt, | wurde die Behandlung der. Ruhrkranken, die. in zwei Pavillons: unter- 
daß die Kochsalzinfusionen dazu beigetragen haben, manchem | gebracht waren, einem Stationsarzt übertragen, der sich ausschließlich 
Sahwerkrank das Leben zu retten. Auf die Behandlung der damit beschäftigte. Dieser, Herr Dr. Offrem, wird- die dabei ge- 
ee a u .. f oyei wonnenen Erfahrungen iù einer ausführlichen wissenschaftlichen Arbeit 
Komplikationen und Nachkrankheiten . gehe ich nicht weiter emn. | veröffentlichen. Außer einigen nach dem eigentlichen Ablauf der 
Ich erwähne nur, daß die Zahl der Komplikationen verhältnis-.| Epidemie noch aufgetretenen Erkrankungen wurden im Krankenhaus 
mäßig gering war und daß bei Gelenkaffektionen salieylsaures | 246 Fälle aufgenommen, die aus Mangel an Untersuchungsmaterial nur 
Natron günstig wirkte. Die Anwendung der obengenannten Darm- | zum kleinen Teil bakteriologisch geprüft wurden und in diesen Fällen 
mittel, Adsorbentien usw. haben. wir gänzlich entbehren können, | den Kruse-Shiga-Bacillus ergaben. Unter den 246 Fällen -waren 12 
a own, In eher Weiss die Serum | Aa 2 Pille, die sterbend eingelkfers wurden, 39 Fälle oade 
therapie vorzunehmen, Die SE, Ja nn = Heilstoff allein oder kombiniert mit ‘Heilserum: und Heilstoff behandelt. 
Serumtherapie ‚ergibt sich AUS SEE Atio Ogle der Rul ie- 16 | Zur Beurteilung der Wirkung der Serumbehandlung müssen von diesen 
bacilläre Ruhr ist wie die Diphtherie eine Toxämie. Die im Darm | 289 Fällen noch 8 abgezogen werden., Diese setzen sich zusammen 
angesiedelten Dysenteriebacillen bleiben dort lokalisiert und sind | gus-5 Kranken, die moribund eingeliefert wurden und gleich am ersten 
außerdem nur noch in den Mesenterialdrüsen zu finden. Das von |, Tag starben und 3 Kranken, die an anderen, gleichzeitig bestehenden 
den Erregern stammende Toxin gelangt aus dem Darm‘ ins Blut Erkrankungen litten, also keine reinen Ruhrfälle darstellen. Und zwar 
und dadurch in die Organe des Körpers. Die geschwürigen Darm- | waren dies 2 Fälle mit Pneumonie und 1 Fall von Uleus duodeni, 
veränderungen beruhen zunächst auf reiner Toxinwirkung, zu der | 


durch das eine tödliche Verblutung erfolgte. . 
sich dann im Verlaufe Mischinfektionen - mit anderen- Bakterien So- bleiben denn zur Berechnung 224 specifisch‘ behandelte 
(Eiter- und Fäulnisbakterien [Lüdke, Schittenhelm)) ge- 


Ruhrfälle übrig. Von ‚diesen wurden 196. als geheilt ‚und 9 als 
sellen. Die Analogie. mit der Diplitherie fällt sofort ins Auge. | gebessert entlassen, 19 sind :gestorben. Demnach beträgt der 
Während aber die Serumbehandlung der letzteren seit langer Zeit | Prozentsatz der Todesfälle 8,48. — Während der letzten Epidemie 
trotz mancher Anfeindungen Gemeingut der. Ärzte geworden ist | sind in Elberfeld insgesamt 273 Personen an Ruhr erkrankt und 
und sich wirksam behauptet hat, zeigte sich für die specifische | 32 gestorben, das macht etwa 11,3°%,. Die specifisch behandelten 
Therapie der Ruhr 'nur geringes Interesse, da die medikamentöse 


Fälle weisen also eine etwa 3°/ niedrigere Sterblichkeitsziffer auf. 
Behandlung im wesentlichen auszureichen schien. Der Grund der | Das -erscheint auf den ersten Blick nicht sehr erheblich, wenn 


sicherlich die schweren Fälle darstellen, so ist das Ergebnis doch 
-als ein recht bemerkenswertes und günstiges aufzufassen... ` 
- _ Zum Vergleich führe ich die Sterblichkeitsziffer der Ruhrepidemie 
‘in Barmen 1899 bis 1901 an, und zwar der nach Kriege im städtischen ` 
Krankenhaus dort behandelten ‚Fälle: Danach wurden ins städtische 
Krankenhaus aufgenommen 262, davon starben 43 = 16,4°/,. Die Zahl 
unserer ‚Todesfälle ist wenig mehr als die Hälfte. ER Se 
Kriege berechnet. in seiner -Arbeit die durchschnittliche 
Gesamtdauer der Ruhrerkrankung auf 40 Tage, davon kamen 
23 Tage auf die Behandlung. im Krankenhaus, in das die Auf- 
nahme durchschnittlich am siebenten Krankheitstage erfolgte. Die 
Hälfte der dortigen Kranken wurde auf Wunsch und gegen ärzt- 
lichen Rat gebessert oder ungeheilt entlassen. Nach einer Über- 
sicht von Offrem über 205 Fälle — 19 Kranke waren wegen 
'Platzmangels vor der völligen Heilung in. ein Barackenlazarett 
überführt worden und unterlagen nicht mehr unserer Beobach- 
tung — ist die Zahl der Krankheitstäge in. den leichten Fällen 
.(136) 23, in den mittelschweren (89) 40 und in den: schweren 
‚und. schwersten Fällen .(30) 60 im Durchschnitt gewesen. Das 
macht für alle 205 Fälle eine Duröhschnittsdauer von 31 Tagen, 
also eine Herabsetzung gegenüber der Barmer Zahl um 8 Tage.. 
uhr-.| Was’ schließlich die Zahl der Todesfälle, geordnet ‚nach dem 
serums liegt darin, daß der Erreger nicht einheitlich ist, und die Lebensalter, anbetrifft, so sind dieselben von 229 Fällen berechnet 
Schwierigkeit der Serumbehandlung, daß die Sera nicht wie das | worden. Demnach starben von 52 Kranken im Alter bis zu 
Diphtherieserum eine gleichmäßige Beschaffenheit und einen staatlich | 10 Jahren I1.= 21,1%, von 151 im Alter von 10 bis 50 Jahren 
geprüften Titer haben. Die Behandlung ist dadurch auch eine | 8 = 5,3°/, und'von 26 im Alter von 50 bis 80 Jahren 5=19,2%,. 
Jecht kostspielige, da man zur Erzielung der Wirkung -größere | Somit ist die größte Sterblichkeit im Kindesalter, dann im Alter 
‚Mengen des Serums injizieren muß, als es: z. B. bei den | über 50 Jahre und die -geringste im. mittleren Lebensalter. | 
geprüften und genau auf ihren Wert festgestellten Serien gegen 
Diphtherie, Meningitis cerebrospinalis und Tetanus geschieht. 
Unter Berücksichtigung dieser Nachteile hat Boehncke außer 
eınem von ihm angegebenen bactericid antitoxischen Ruhrheilserum, 
Gas also antitoxische, bactericide und bacteriotrope Eigenschaften 
„besitzt, in den Jahren 1915 und 1916 auf dem östlichen Kriegs- 
Schauplatz die Vaceinationstherapie der Ruhr an vielen Hunderten 
von Fällen erprobt und nachdem ihre Unschädlichkeit bewiesen 
war, seinen Ruhrheilstoff in: die Behandlung eingeführt. Dieser 
stellt eine polyvalente Vaccine (Bacillenaufschwemmung- mit wenig 
Antitoxin) dar und ist bestimmt. zur Behandlung der frischen Ruhr- 


wohl darin zu suchen, daß die bacilläre Ruhr in Deutschland vor 
, dem Kriege mit einzelnen Ausnahmen (unter anderem in Barmen) 


fährlichen Shiga-Kruse-Ruhr. Der Krieg hat- auch in der Be- 


Der erste Arzt, der systematische Serumbebandlung vornahm, 
‘war Shiga im Jahre 1901. Er erzielte mit seinem bactericiden Serum. 


in der Serumherstellung Kruse. Das erste antitoxische Serum stellte‘ 
Rosenthal dar, nachdem er die Toxinämie als Wirkung der Kruse- 
Shiga-Bacillen erkannt hatte. "Seitdem sind viele Versuche im In- und 
Auslande mit der Serumtherapie gemacht worden, meist mit gutem 
Erfolg. In den Jahren 1904 und 1905 behandelte Lüdke 17 Kranke 
der Barmer Epidemie mit Kruseschem Serum und erzielte in zwölf 
Fällen günstigen Erfolg. Nach Sehittenhelm hat Lentz fest- 
‚ ‚gestellt, daß nach den vorliegenden Berichten die Sterblichkeit bei 
Behandlung mit Heilserum 2 bis 5 % beträgt gegenüber 10 bis 50 % 
bei rein medikamentöser Behandlung. Schittenhelm selbst hat in 
den Feld- und Kriegslazaretten der Armeeabteilung Woyrsch im Jahre | 
1916 bei Serumbehandlung eine Abnahme der Sterblichkeit um das 
Vierfache beobachtet. Beo PN Br 
Die Schwierigkeit der Darstellung eines wirksamen Ruhr- 


Fällen, Gelenkergüsse ebenfalls in drei Fällen (je 1,25%), allgemeine 
Ödeme zweimal (0,86%), einmal -zusammen mit Lungenentzündung, 
ebensooft Ödeme der Beine, Mittelohrentzündung dreimal (1,25%), ein- 
mal verbunden mit Lungenentzündung, von der auch zwei Fälle allein als 
Komplikationen vorkamen. Bei einem Schwerkranken trat eine Neu: 
‘ritis ein mit vorübergehender Lähmung des rechten Armes und gleich- 
zeitig Parotitis rechterseits mit Vereiterung. Die übelste Komplikation 
.war Peritonitis, die in fünf schwersten Fällen sich an die Rubr an- 
schloß und zum Tode führte, in einem Falle durch Perforation (2,1%). 
Somit fanden sich nur bei 21 der Kranken Komplikationen ein. Viel- 
leicht ist diese geringe Zahl auch auf das specifische Heilverfahren 
zurückzuführen. ’ T S i; 
besteht. In diesem letzteren Falle empfiehlt Boehncke Kombi- | ~ Unsere Technik der. speeifischen Therapie gestaltete sich "S0, 
andlung, die Beine passive Immunisierung | daß die leichteren Fälle mit Ruhrheilstoff allein behandelt wurden, 
"He alle anderen. aber kombiniert mit Serum und Heilstoff. Das Serum 
wurde in Mengen von 20 bis 50 cem an mehreren 'aufeinander- 
folgenden Tagen intramuskulär eingespritzt, der Heilstoff subeutan . 
in vorsichtigen Gaben, beginnend mit 0,5 ünd täglich um 0,25 
steigend bis zu der Menge von 1,5, selten 2,0 com. Irgendwelche 


bedeutet, mit der aktiven Heilstofftherapie nach bestimmter Vor- 
i Schrift, ‚Die Veröffentlichungen B o eh n ¢ k e s und anderer Autoren 
nr die Erfolge seiner Vaccine und der kombinierten Serum- 
‚Accinetherapie haben mich veranlaßt, bei der kleinen aber 
schweren Epidemie des letzten Sommers diese Behandlung in aus- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18, 0. 000000020...487 


man aber bedenkt, daß die ins Krankenhaus überführten Kranken < 


Von Komplikationen beobachteten wir Conjunctivitis in drei _ 


` hi - 
a T a M 
: « .. 
< 
be Pi Eiri 


na 


— m 
=. 
- 


Sa 
Ak natz 


« 
EEE 
sr ware 

s Eh = 


te 


INNE 
TAR OAN An 
Iren ter 


eis re un KL FEN SB . 
Ir. ET en >= > 


et aaen 
u Sa en FT IT 2 278 
Tage figon Seer Fra . 
tige 3 


SEINE, 
re» 
en; 


wi 


SATIE z 
anartre 
ragen‘ [rt 


wanna 
N ee S 
` el a “i 
E i i a a 
A RE a ET 


ba x 
aT 
Sun 
prams 
On BE. - ` 
u EI 


u 


ee! 


= 


"Iren 


ELTERN “ 


Ti Da 
we 


> 
RE, 


an 


TÉO men I ee ren 


PERLE SE EEEE 


138 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. 


schädliche Folgen beziehungsweise Nebenerscheinungen wurden 
nicht beobachtet. Die größte Menge, die ein Kranker an Serum 
erhielt, betrug 180 cem. | 

Da ein Wiederauftreten der Ruhr in epidemischer Ausbrel- 
tung nicht ausgeschlossen ist, SO möchte ich mit Rücksicht auf 
unsere günstigen Ergebnisse nachdrücklich die specifische Therapie 
empfehlen. Möglichst frühzeitige und möglichst reichliche An- 
wendung des Serums, auch in noch größeren Gaben, als oben 
angegeben, und in sinngemäßer Verbindung mit der Injektion des 


. Ruhrheilstoffes, wird voraussichtlich selbst in schweren Fällen die 


Sterblichkeit noch herabsetzen. 


Aus der Medizinischen Klinik der Universität Basel 
(Direktor: Prof, Dr. R. Staehe lin). 


Bakteriologischer und hämatologischer Befund in 
einem tödlichen Sepsisfalle. 
Von 


Dr. A. Rodella. 


In seiner Abhandlung in Nothnagels Spezieller Pathologie 
und Therapie im Jahre 1904 zählte Lenhartz als Erreger von sep- 
tischen allgemeinen Erkrankungen auf: 1. Streptococcus lon- 
gus, 2. Streptococcus brevis, 8. Staphylococcus, 
4. Bacterium pneumoniae Friedländer, 5. Pneumo- 
coccus lanceolatus Fränkel, 6. Bacterium coli, 
7.Gonococeus, 8. Diplococcus intracellularis Weich- 
selbaum, 9. Bacterium typhii. Dann als seltenere Erreger: 
10: Baeterium pyocyaneum, 11. Mikrococcus tetra- 
genus, 12. Mitglieder der Proteu-sgruppe (die beiden letzt- 
genannten wahrscheinlich nur in Verbindung mit anderen Bakterien) 
und schließlich: 13. den obligaten anaeroben Gasbacillus. 

Diese Bacillenliste wurde in den folgenden Jahren durch aerobe 
und anaerobe Mikroorganismen wesentlich erweitert. Sie war schon 
damals nicht vollständig, wie es, außer den älteren Angaben von 
Frosch und Nowak und Anderen auch die im Jahre 1902 von 
Nießen gemachte interessante Erfahrung bewies, dem es gelang, in 
einem Falle von schwerer Scharlachdiphtherie auf dem Höhepunkte 
der Allgemeinerscheinungen aus dem durch Venaesectio gewonnenen 
Blute Diphtheriebacillen in Reinkultur zu züchten. Ein Jahr später 
erwähnte Roosen-Runge einen ähnlichen Befund, der im An- 
schluß an eine Pneumonie mit Pleuritis erhoben wurde. In diesem 
Falle wurden aus dem Blut intra vitam und im Herzblut der Leiche 
Bacillen mit Doppelfärbung und Säurebildung gefunden, die aber ganz 
avirulent waren. 

Sie ließen also ein wichtiges Merkmal ihrer Identität vermissen. 
Mikroskopisch ließen sich diese Bacillen auch in den endokarditischen 
Auflagerungen auf der Valvula trieuspidalis und den Aortenklappen 
nachweisen. Im Falle Howards handelte es sich um einen 44 jäh- 
rigen Arbeiter, der unter Schüttelfrost und Erbrechen erkrankte und 
nach 24 Tagen unregelmäßigen Fiebers im Kollaps starb. Postmortal 
ließen sich in ulcerösen Auflagerungen am Endokard, in der ver- 
größerten Leber und Milz und in den entzündlich erkrankten Nieren 
Diphtheriebaeillen nachweisen. Dieselben wurden trotz der fehlenden 
Virulenz für Meerschweinchen auch von Weleh, Roux, Yersin 
und Abbott für echte Diphtheriebacillen angesprochen, 

Über einen interessanten Fall von Diphtheriebaeillen- und 
Streptokokkensepsis hat Mahler berichtet. Die Infektion war von 
einer Diphtherie des Halses ausgegangen. Die Diagnose wurde durch 
bakteriologische Untersuchung des durch Punktion einer Arımvene ge- 
wonnenen Blutes bestätigt. Es wurde Aronsonsches Diphtberie- 
serum und Tavelsches Antistreptokokkenserum zugleich injiziert. 
An diesen Stellen kam es zu Erythemen und ausgedehnter Hautgangrän. 

Die Kranke wurde geheilt. zi 

~ Leede fand die Diphtheriebacillen unter 18 Fällen einmal im 
strömenden Blut. Neben den Diphtheriebacillen wuchsen Strepto- 
kokken, die ersteren aber nur in Bouillonkultur. Im Blute der Leiche 
fanden sich nur noch die Streptokokken. Über die Virulenz dieser 
DiphtheriebaciNen wird leider nichts berichtet. 

1912 teilte Jakobsthal mit, durch ein besonderes Verfahren 
im Leichenblut fast stets, im strömenden Blut öfter die Diphtherie- 
Ne, gefunden zu I, die aber virulent waren. 

zine experimentelle Ergänzung finden diese Mitteilu 
die Arbeit Meyers, der durch intravenöse und Derikardiale In. 
jektionen eine ulceröse Endokarditis mit Diphtheriebacillensepsis er- 
‚zeugen konnte. Sehr bemerkenswert ist, daß sich in allen zehn seiner 
positiven Versuche die größte Zahl von Bacillen in den Nieren vor- 
Did Im en an en a Meyers möchte ich noch 
erwähnen, da onradi un ierast Di i i i . 
zahlreicher Diphtheriekranker fanden. ann Nerlebscillen im Urin 


und nur bei wenigen Fällen von schwerster Di i i 
Tode führte. | Diphtherie, die zum 


Koch fand sie viel seltener 


4, Mai. 


——— 


Trotz dieser Befunde fassen M. Neißer und H. A. Gins das 
Auftreten von Diphtheriebacillen im strömenden Blut nicht als Aus- 
druck einer Sepsis, sondern als vorübergehende Bakteriämie auf, Es 
handelt sich dabei (nach diesen Autoren) nicht um Diphtheriesepsis, 
die natürlich mit dem klinischen Bilde der „septischen Diphtherie* 
nichts zu tun bat und der Diphtheriebacillenbefund im Leichenblut ist 
als agonales oder auch postmortales Einwandern 1n die ihrer natür- 
lichen Baeterieidie beraubte Blutmasse zu erklären. 

Der Fall, den ich besprechen möchte, kann zur Frage der 
Diphtheriesepsis einen nur bescheidenen Beitrag liefern, weil die 
Sepsiserreger hier zu zahlreich waren. Das Hauptinteresse bilden 
der Blutbefund, klinische Verlauf und hauptsächlich der Umstand, 
daß mit der üblichen Technik des Agarplattenverfahrens auch in 
diesem Falle nur die gewöhnlichsten Sepsiserreger gefunden worden 
waren, während der Diphtheriebacillus unentdeckt blieb. Pro- 
chaska, Fränkel, Canon, Stäubli, Mahler, 
Leede und Andere mehr heben die Überlegenheit der Bouillon- 
kulturen (zirka 20 cem Blut auf 500 cem Bouillon) hervor. leh 
verwende statt Bouillon den Achalmeschen Nähr boden 
(Würfel von gekochtem Hühnereiweiß, und zwar zirka 20 g Hühner- 
eiweißB auf 200 cem Wasser), welcher eine Viertelstunde bel 120° 
sterilisiert wird. Man kann noch einfacher die 20 cem Blut in 
500 cem steriles Leitungswasser oder Aqua dest. sterilisata hin- 
eingießen und bekommt ebenfalls ausgezeichnete Resultate. Die 
Hauptsache ist, daß man diese Kulturen lange Zeit (vier bis sechs 
Tage) im Brutschrank läßt und erst nachher auf die gewöhnlichen 
Nährböden überimpft. 

Auch Stäubli schreibt: „In unserem speziellen Falle wäre mit 
dem Agarplattenverfahren wohl der Nachweis der Streptokokken, sehr 
wahrscheinlich aber nicht der Nachweis der beschriebenen Stäbchen 
gelungen.“ l 

Leede gibt ebenfalls an, daß er in den Bouillonkulturen allein 
die Diphtheriebacillen nachweisen konnte; auf den Platten wurden siè - 
wahrscheinlich von den Streptokokken überwuchert. i 

Die Anwendung der Bouillon und der flüssigen Nährböden ist 
übrigens in manchen Laboratorien und Kliniken zur Forschung der 
Sepsisfälle ganz unerläßlich. Vor kurzem hat sogar P. Levy auf 
Grund seiner Erfahrungen eine makroskopische Methode zur Beurtel- 
lung der Sterilität des Blutes vorgeschlagen. Dieselbe beruht eben auf 
der Farbe, welche das in die Bouillon hineingegossene Blut annimmt, J® 
nachdem dasselbe steril ist oder nicht. u 

In der Mundhöhle sind bekanntlich ganz besondere Prädi- 
lectionsstellen für das Eindringen der verschiedensten Infektions- 
erreger (Diphtherie, Streptokokken usw.) die Tonsillen, was sich 
durch die Eigenheiten. ihres anatomischen Baues erklären läßt. 
Außer den verschiedenen interessanten Einzelheiten, welche sich 
erst aus den Laboratoriumsuntersuchungen ergaben, zeigt der hier 
zu beschreibende Fall, rein klinisch betrachtet, wie vorsichtig WI 
mit der Prognose und Beurteilung einer Angina sein müssen, 
wegen der nicht zu unterschätzenden Möglichkeit einer daraus 
entstehenden allgemeinen Sepsis. 

G. Heinrich, 21 Jahre alt, Militärpatient. Anamnestisch nichts YOn 
Bedeutung. Anfang Februar 1918 erkrankte Patient angeblich ohne Fieber, 
mit Jucken und Rötung hauptsächlich der inneren Seite von beiden 
Oberschenkeln. : Der Militärarzt konstatierte das Vorhandensein eines 
Ekzems der beiden Oberschenkel und eine allgemeine IchthyoSiS r 


' verordnete Pasta Zinc., bemerkte jedoch, daß die Krankheit starke 


Fortschritte machte. Da die Behandlung im Dienst nicht gut durch- 
führbar war, um so. mehr, weil der Allgemeinzustand des Patienten 
sich verschlimmerte und am 16. Februar hohes Fieber mit Schüttelfros 
eintrat, schickte er den Patienten am gleichen Tage in die Medizinische 
Klinik zu Basel. Patient hatte keinen Husten, keine Heiserkeit, keineB 
Auswurf, nur fingen seit drei Tagen die Augen zu fließen an. < S f 
den Patienten gleich nach seiner Ankunft in der Klinik sah, glaubte 
ich einen Scharlachkranken im Stadium der Abschuppung vol mir ZU 
haben. Es zeigte sich eine starke Abschuppung am ganzen Korn 
aber hauptsächlich im Gesicht, am unteren Teile des Rumpfes, An 4 
Oberarmen, Oberschenkeln und Füßen. sii 
~ _ Gesicht, Vorderarme und Unterschenkel waren stark gerötet. 
Die Lympkdrüsen (hauptsächlich die inguinale und Halsdrüsen) e 
stark geschwollen, auf Druck schmerzhaft. An beiden (am ree = 
stärker) Mundwinkeln waren tiefe Rhagaden vorhanden, welche C# 
Aufmachen des Mundes fast verhinderten. Man konnte jedoch = 
Vorhandensein einer leichten Angina lacunaris mit weißlich-schmutzig 
Punkten konstatieren. Leichte Bronchitis. Leber ein wenig Verst) = 
Milz deutlich palpabel. | ; t 
‚.. Zwei Tage nach der Aufnahme des Patienten ins Spital en 
sich ein leises systolisches, über allen Ostien, aber deutlicher über a 
Pulmonalis und Aorta hörbares Geräusch ein, das bis zum Exitus a 
Patienten immer bestehen blieb. Herzgröße normal. Urin immer | n 


Eiyaiß und Zucker. Diazoreaktion immer negativ. Wassermannreaktion 
negativ. 


a | Er. re 
| | Der a | 7 191 5 p ER i To l a = Fer BR » 7 l = N 
run Sankhailere 19 — M | Bean 
Aue rauf RT Z MEDIZ te en N an ET 
Pre sr . hier und da Bri | HE-KLINI ee i ers 
paeh Der ne wellung Sr: a un da nee stark Ha LLIN IK — N a j Pe Taa 
l TE rgol?) x g in d 54 A imme echten P C en in arKko Ab j ~ = r, $ | i 3 a ; ar i ; 
r Frage sich or a ne "erhält nd Auftreten von ` 2 had a nn a = Eat P 
ae Aulia. Die t Querfinger. e April ibr zurtick (Wirk 4 Die | To „Andererseits s B | er TE., 
resse bib Krankheit in Abschupp a ron Hob irkung vor SA Tode ge ad da aea Fälle b 49 a; a .- 
I i ympt ichen G aut. blieb er den Ri eber ve erragte | erden, ilung d e Leuk rlaufes de mit tödlich: E | AS 5, 
ons au 5 er Fieberv ptome nahn renz ieb un en Ri vergröß zu , wenn wi er Bl S. ocyto er Kran ödlichem Bl Ei 
© proch erlauf ahmen i en. Di gefäh vippen s erte - errei wir ü utbild 0Se VO rankheit m Au WTA EN 
den wordt enem remi war u n im Ver ie anfängli r wäh chmerzh Schl chen, i über dii er. bei S rhande heit und sgang "kr, SE 
ge: . tti nregelmäi Verlauf änglich arend der aft h ußfol ‚ist di ie Sepsiserı Sepsis n war. Ei vora ; Ken e 
eb Pet zu fol Die von H erenden Ch mäßig e der E selir lei r gan die Nä gerung., ie aus. de siserreger kann . Eine em aep 
g, periodi kr leichten nzen | ährböd g. zu b . der Arbei ger gut ori erst dani syste TE SE 
Mahler rende penoa Halkola Prof. harakter perioden rkrankun en bro nach 2 en mi beherziger rbeit v t orienti dann ma- petai 
LUOT a r pathologi „Hedi ar. Am weise j g deutlic n- 4 Stu indestens gen, „d von Stä ntiert si erstreb Er mha 
der Le nie im li esonde atomisch r vorge 1918 s mit ausge- Diffe irschfe reits ei s Tage 1 bei eine i sich eı m das nia AG 
ae Tinken Unte links. Put Den starb Patient | he erentialdiagn ma bekannter Ein tolii Blutu rgebende E fi 
ie a nterlappe Putride beider. a Ae wendun agnose 2 und Düni ter Errege olgen soll ntersuchung al: 
Sepsis handelt s Sepsi pen. S ' beiderseits ige, 1 hrte eran g aller wischen nner eg r auf N selbst ng- fl Eu SERM ie 
. á e . JS. h ubakut ma rseits li ? nektroti A Diff 1gezoge r Caut n. Se Pi ze e Š gegan 5 3 wen ij. i TEUNICEHES 

. tiente , was mit Zü sich al ; er Mil ‚links. sie- erenti n werd elen d ps1S und n- in i gen ist“ j d S g BEAT 

. n = : Zü h ISO b P ti ztumor Lobulä war ialdia en kan K as Bl 2 : eukä A ihrer. . . x IRRE ’ jE FURE 

., Kepsis intra vita chtung ‚bei die r. Verf are | ei vor et gnose S n. ` Sie utbild ıkämie, d Arbeit zur aa Mure ar 

muß aller W sich gversuohen aus. Fall ee Ba T A Fam Eear e i zur Diagn aB nur inter EEE, 
gesehen aller W ergest en au e um ei tung | gering. , Da Anar rigkeit macht einen F. iagnosest unter ` 1) 
Leide werde ahrschei tellt wu s dem V eine S TE Ing. Kei Anamn mit Frost chte: Ein all mit. tellung / Hi: Re 
ee heinlichkei Re PEchwere ylindern. 40 ne e u. ın t, in d ‚mit Ei liche 
parat z de es mit ei eit nach s Ausga ute de Die Fiebeı 4000 zschwell r ohne chmerze riger Sch em die ` Ai dekoka s 
u m unterlassi einer Angi ch die eit ısgangsort s Pa- | © eberk Leuköi ung. Diaz Belan Bd uhma Ki: Pe 
u werden achen, assen Angin e elitri ort dii  cyten mi curve bot Öcyten iazo neg g. De rust uni cher gia PER Hi 
ne ‚ob hi ‚und e , aus d a lacunari ge Tonsilliti eser | Milz t etwa ! ot. eine Cor Wid egativ. er objekti und Leib > M i, - 
Ba hier bereits s kann !: en Tonsi aris ein itis an- | ge schwellu 83% Mye ontinu: alund W Album ive. Bef | -= oM BERAREN 
A a er somit di onsillen ei gesetzt hat nee ne me ı burn Spur au 1 SPA 
wing - such efunde die intra vi eginn ei e Frage em Abstri hat. Sektion m so meh e die Di: en. Tr ‚Blutbild ` erman en mit A REN E 
ma i va ae vitam bei eine Rach ge nicht b iehprä~ ia dies bestätigte ` weil wi iagnose otz Leuk ergab n. negati Bl. 
ee eile, mö ; er Ip te di wied e auf ak openie ‚4000 UV. I ER EE 
gal globi Dia.ar was näher möchte i ei Patienten endiphth yeantwortet best esem Falle ‚die Di erholte Blu! akut enie und ‚ Leuko- ` ha PTEE 
| Ru berich ch über die erh erie b ea en lagnose Blutkul e Myel Fehle : I ee 
Unter o. Zah utunters ten: r die hi obenen b estand lokale en Zu b turen n oblastenl ; n der HAUR: IEAS a 
a! Leuk den a der rot uchung (a istologisch akteriolo -> | typi In . unse k A en negativ blieb eukämie o le. 
yini: l Pe a uhi en Bl en Blutkö m 19. F Zu en -Blutu 8r- ische Bil rem Fall i ion mit ist. noch en. Di li: ek 

79%, L; utkör örperch ebruar 191: nter- - ‚oder ild der e bot der n mit Zahnflei ‚daß a 4 NE: pajni 

Maaral 08 en hoc schen bildete 87 1918) oder weni der Sepsis ot de nfleisch auch Ip A 
E le Über nphocyten n bild 88 000. ergab: Hän spra h iger . psis d r Blutl i blutu Hg Tke ti E 
piai i Be n 0,6% gangsfori en (gr eten 0, der weiß Häm chen „starke ar, W befu | ngen ` in Tl. 

& gem H 0. B T torm roße ; ; mehr e r weiß jj no- Ver nur s n L 2 elch nd y 3 I i Eak PEISA HTSA un Enae 
Te. Eine Wo weiches ieser Gelegenl und Keine) 11%, 'nentrophile ar die" quantitativen V bekanntlich in gerade da a 
Be schwankie aber be Ei e 'eosinopliien mono mid dr e Po Einer Sepsis mehr ni 

N T ber belden später en area pbo si nn ah Sepsis ent- 1 RA 
it : gender m Tage x en Späte chen w i ut no okken ram z . yten Vi . inophil enzahl ‚auch > erschied x 5 EN y ' 
der: Hä ror re ar von. chmals- ergab Di -Die orhander en Z ‚ein in uns enen 1 EF Si aon 
i weißen „Hämog] or den I a Unkersuchui 2900 au untersucl durch ` e stark en war. ellen Fehlen serem ME EE 
i 700 obin 35° ode d rsuchu 0 auf ersucht. Di reh eine be e Leukop al. und ei en oder ei Falle ` nah! ee | 
eären 29 mphoc waren roten B ‚war der 1200 und en, weni nd, d schw eckte. wohl : | Beanun PORN BEZ n 
j er n 96% m Iutkörperche Blutbe und 700. nigstens u aß di ere Inf e. wohl -den ` g der M i i 
T Dar ain ie eosi achten i o mehrke örperche utbefund fol- vorhan as unmi eselbe sch ektion: den Verda e lan ran. | 
; auch di vor sinophi n im gan: irkerni en 2 680.000 fol- anden ` ittelb e schon ktion bedingt erdacht. daß. HB Mi ae 
11 diesm dem T ilen Zell ganzen 1° ig Neutroph 0.000 Lo: len war ar n ï zu Begi ingt sei t, d a HEN... a 
Mi N b i e / ro hil = de | 31 M e m ach e sein FR aß aan) gi S TE È 
Biel en SR Ee gae Bant EEE ra: an Bi de Mi: 
f en enie 5008 isch e L T Mono: efund dii nkheit 3 auch i ahme v es hoh ung N BRUT f Tag E 
at unser word bei Sepsi e Bede ympho | ind die wah it anzun uch in u weni ; hohen‘ oder N ASES e 
i em Fall en, n EPSIS Si eutung. cytenstur B wahre N. zunehmen. unserem 8 wahrsch en -Fiebe 1 aF. a 
S un In e. ur ist d nd in d >" ‚Fälle mi rz hatte an ea atur de alle \ Falle cheinlich. rs I | PEI 
te dem v as B der Lit it so li . ungefä m 18. F r Erk der b verleitet wor | 1) 4. 
$ kör rsuchun von. Tü lutbild ° eratur hoch- chen Wei ähr '30 . Februa rankun o akteri 1 et word i WHENA: PE ir Ta Sar a 
perch g fol Türk bes aio ein bereits be wurd eise Aga cem Bl r machte n g nicht b iologische en f ET Bu 
weißen Blutkörg pengos.. R eschrieb a anderes als in Se ers garplatten ge Veen cht bewiesen 1e Blut- 1), i 
PD. Blutkörperch Rubikai Blutkörner Sensisfa jeres als in ran Ts Blu gegosse deniselbon. Venenpu n hätte E E y 
ir! 1,5% entsprach. erchen tr illimete örperchen sisfalle er | ährboden un. ee a Son di wurden unktion und ah u: jingo 
"1 kerni waren P] en annähernd: 98,50 r. : Häm 5 225 Nii die B] a und zirka uillon hin ‚teils in a. ce dann’in d ent- > aa KR = 
, ri ge Z asma f ernd ’ Yo die oglobi 5 weiß ut- -Str uf den a4 cc a ein 5 en À m Bl ler üb- Hay! JETE ii u Br $ ie 
$i N ellen | zellen dem T 6 Charak n 92% e Blut reptokokk Platte | m für di und zwar chal jlut verw Het Ppi ae 
Aue + Über ein und 0,6% ganz a e A | an. Der Sta gehörte wuchsen an a m e sch endet en. u. 
\ j . ' f > i i j ; pn} A für di en Nähr INAN RIRE y 
A Tage granuliert weitere ganz atypisi Eronen Monon, hocyten, gengs a taphyl A einer die Be Staph i A den er an | 
$ Lym vor d rter Zell n Fall von & 5 che, äuß nonucleä u Sehen Nährbo eus. A Bouill ylo- und S MA steren eoii ie 
pho em T en b ` on ext 5 : erst ren wel ährbod EFT In B b S War son rich tre tc ee . al wer! a 
1 a ode nu erichtete E. Sch L große, ein- elche die en, wuc oulon an der- S t trüb ptokokke 11 5: 
o m Trock al Zen 1 rer Ense iada gebe ach hass neben lesen ı ee n. Die ni ER : 
nR s ä | kocyter warz)) ie mit välliven. La n ‚sehr ale d ben di auptsäch yloc ‚langen A "1 Dr Se 
y: muß Was h enpräparat Zellen ke cyten, u zj) Er völligem gerung r nahe: v er Diphth esen- Mikr ächlich` i occus p rt nl ee 
j” Ww, Ist di auptsächli nachgewi onnten ve Ha zwar a fand eini ~ Jg wie es De 3 heriebacill oorcanismen Ach pyo- ; ET: Er K 
j; gesehen y e starke ich als Sig esen werd er in d usschließlich ie schö ie Finger ei Winkel ein mußt en hatten en auch alme- BU! 
on i Vermi ignu en. er Zählkan ich | Nei ne „2 er eine elstellung - ten. Sie n ode ‚Baeill $ -- -Pain e 
l Al ihre mind m mali u er 3 am iße „ /ebrast . r Hand g og 31€ zei rw k en. KA l n si 
‚all lerdi mm erun otini SAE i mer, | Er r schen Fä reifung“ . Mi er ei igten di enigst 3 FAKIN ar 
ji zu großen Wr. m orphologi g der wei inis ged „f E Körnebs g“ wie t der Gram äri “die typische 1) A 
$ en W uB m gischen eißen B eutet . | zielen, e Körn ng deutli bei d ram fä allele A y pische AE KIJON Bi 
i e man p C lut werden. T das hei che utlich den D färb no Öle, NR 
| he and r feinen, m körperchen, ab- a a a örner, Be "sich a on 
j = . B. Stä ? diesen | diei ien T. unkte. ` ee ne jeziehungsweise Mit ddi a 
i ibli ii sem pa ie in i Lrans e. A en ließ Igswel it de Aha! un 
a Datum |E li in seinem Sepsisfall Satze einen | k Ihrem Aussehen » ei De E oa 
l Srythro- | psisfall fe ER kommen ki wuchsen vollkomm nien bis ` - Nähbra wr zweir er- | Seh a 
| £M en ieh | 4 olgende Blut- Bpr odvetia alien Ki er en an Strepfokokk rar Duden diese | I ja 
en globin euko- | Ne | Mor rümelizén. Me enkoloni opfgröße, a 
se März 1 270 000 85% phile . Eosino- ich nur eriebacill nd kultur rzeugten. nd auf den Bo voll- NAR ao a 
a ee e oeoo j 2 Ta schweinchen. ( daß ein ı ident izleen "dieser Mikr en Boden der aai E 
- tret SSTA 20 000 | 25%. ah 18 500 92% 0 = bei er Sekti (subeutan). ‚mit eine ieren. Übe kroorgani | AR A y 
ende u b li fü 20% 11 000 - 88% ‚5% tion ei ): ım V i Er Bouill f T. seine Vi 1Smuüs . 34 oh Eis A 
Ver Tr ar dann hi 18000 | ` a0 Ä 0 o Systematische nn nn nn eg ne el m 
Etschwi eyten ognosti nzu: „Di % = so anzu Sessne} ung der zwei T eimpftös Mee: | RN] re 
nflüs inden d Woro ische Bedeu ie auch in 0 o mehr, als stellen, ` ersuchu er Nebenni agen starb. eer- et Pe 
ir w.“ sinophil 18 Vermi 8 einer s sem Fall ; F ger im 3 diese S mir ni er di aufwi a ınd a BE 
1 Ber hilen Z inderun intensi’ herv ‚nicht a Spiel m Fall icht ei e Vi les, BE | 
) Ge ellen rung re iven Red or- | ent leichter je ware e, wo erforderli irulenz mei Be 
sellsch aus dem B spektive uktion entschi a er hätte n, die R : ande rlich - meine: Kan: | 
aft für i i lute unt das völli on ieden blei bestim olle d Te path , und zwa nes LAUF 
innere M eie er eroallen primar ins B eiben, ob mt. werd er einzel ogene Kr ar um $ UN 
s o a f i Pi l . er 4 en äi ne 3 ran . den: A; 
| eMediein, in Wie a: en | Vorangecan A Diphth können. on el ak 
i À h n am 98, Juni a ; M i Für Ae sind. ert sind Penaga benfalls ANETA KAn | fi 
l | 4 ahl rg 5 f , oder ob i 'in meiner un- SHE 
| logie hat etane Ball, we b ihnen een Fall wi 
d | Renee e Fall, w spricht n die Eiterkokk à a 
die in der ee “mit unter and FR. en RR 
Ä iteratu N A er a a 
r an .. rem e ch d vo 
j geführten ine gewi er von IE BR 
. ' Fälle. 1550 An g 3 i t su 
, ; er r Di- JER 
ws ati 


en es 


en ag A 
DOES EEE BIETER SE E E E E A S E REES SE E E E EE ANTE 


- 1911,.Bd. 69. — P. P. Lévy, Bulletins de la Société médicale des Hôpitaux. 


40 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. 


'phtberiebacillus im Blute in Reinkultur zu Beginn der Erkrankung ge- 
funden werden kann. i l 
Es schien mir nicht ohne Interesse, auch diesen Fall von Sepsis 
mit Diphtheriebacillenbefund-anzuführen, um auf die Möglichkeit 
eines häufigen Vorkommens und Auffindens dieses Mikroorganısmus 
im Blute, falls eine geeignete Untersuchungstechnik verwendet 


wird, hinzuweisen. 


Die Frage des Diphtheriebacillus als Sepsiserreger ist selbst- 
verständlich von allgemeiner und grundsätzlicher Bedeutung und, | 
falls sie einmal endgültig in positivem Sinne gelöst wird, müßten 
manche Ansichten über Toxinwirkung und Toxinbildung modifi- 
ziert werden. Noch wichtiger und mit unserem Falle ebenfalls in 
engem Zusammenhange sind die in jüngster Zeit von Betten- | 
court, Bunting und Yates usw. gefundenen. Beziehungen 
zwischen Leukämie, Pseudoleukämie und Corynebakterium, welche 
falls sie in größerem Maßstabe bestätigt werden könnten, die bak- 
terielle Ätiologie dieser Blutkrankheiten außer Zweifel stellen 
würden. Deshalb ist bei denselben eine bakteriologische Unter- 
suchung mit geeigneter Technik absolut unerläßlich, 

Literatur: H. Berlin, D. m. W. 1915, Nr. 29. — N. Betten- | 
court, Coryn&bacterie isolée en culture pure dun ganglion lymphatique 
dans un cas des leucémie Iymphoide. (Cpt. r. de Biol. 1915, Nr. 78.) — Bon- 
hoff, Zschr. f. Hyg. 1911, Bd.69. — C. H. Bunting and J. L. Yates, 
Bacteriólogical results in chronic leukaemia and in pseudoleukaemia. (John 
Hosp. Bull. 1915, Bd. 26, Nr. 297.) — Conradi und Bierast, D. m. W. 
1912, Nr. 384. — Frosch, zit. nach Lehmann und Neumann, Bakt. 
Diagnostik. — Hirschfeld und Dünner, B. kl. W. 1918. — Housard, 
zit. nach Kolle und Wassermann, Hb. d. path. Mikr. — Jakobs- 
thal, Sechste Tagung d. freien Vereinig. f. Mikrobiot. — Jochmann, 
Lehrb. d. Infektionskrankh. 1914. — A. A. Kanthack und J. W, W. Ste- 
phens, J. f. Path. u. Bakt. 1897, Bd. 4, Nr. 45. — Leede, Zschr. f. Hyg. 


Paris, 16. November 1917, Nr. 13. — Lichtenstein, M. Kl. 1916, Nr. 1. — 
Mahler, B. kl. W. 1907, Nr. 47. — Meyer, Kolle und Wassermann. 
— Neißer und Gins, Kolle und Wassermann. — Nowak in 
Lehmann und Neumann, Bakt. Diagnostik. — Plange und 
Schmitz, M. m. W. 19:5. — W. Böttger, Zbl. f. Bakt. 1918, Abt. I, 
Orig.-Bd. 81, H. 3. — Stäubli, M. m W 1005. 

<e 


Zur Prophylaxe der Grippe. 
Von 
Oberstabsarzt Dr. Wilh. Müller-Waldeck, Berlin, 


zurzeit Chefarzt im Reservelazarett „Nord“. 


Mit einem Wiederaufflackern der Grippe muß gerechnet 
werden. Ich halte es deshalb für meine Pflicht, ein einfaches 
propbylaktisches Verfahren mitzuteilen, das mir in etwa 100 Fällen 
besonders zur Vermeidung von Komplikationen befriedigende 
Resultate gegeben hat. 

Die letzte Influenzaepidemie trat in Wilhelmshaven, wo ich 
als Truppenarzt beim II. E. S. B.2 tätig war, besonders tückisch 
auf und zeitigte durch die bekannten Komplikationen eine hohe 
Mortalität. Ich hatte trotz gleicher gesundheitlicher Bedingungen 
bei meinem Truppenteil keinen Todesfall zu verzeichnen, auch 
anderweitig wird mir der Erfolg meiner Methode bestätigt. 

„Eine Reihe von Autoren halten die oberen Luftwege für die 
“intrittspforte der schädigenden Agentien. Ich schließe mich dem 
an; erblicke aber in den Gaumenmandeln und der Nasenschleim- 
haut die Prädilectionsstelle der Infektion. Die Lymphgefäße der 
Nasenschleimhaut und, der hinteren Rachenwand stehen, wie auch 
Killian kürzlich betonte, in innigem Zusammenhang mit den 
Gaumenmandeln. Seit vielen Jahren habe ich jede rechtzeitig in 
Behandlung gekommene Angina durch Pinselung der Gaumen- 
mandeln mit reiner Jodtinktur kupieren können. Ich habe.deshalb 
bei jedem grippeverdächtigen Kranken, da die Komplikationen 
durch Streptokokken (eventuell Mischinfektion) verursacht werden 
die Gaumenmandeln mit reiner Jodtinktur gepinselt. Bei besonders 
m Individuen kann die Jodtinktur mit reinem Glycerin 
friodize r verdünnt werden. Der Erfolg war, wie berichtet, be- 

NS Ein durch seine beiden Komponenten ebenfalls recht zweck- 
mäßiges, 
Präparat ist das Epidosin (Chem. Fabrik Güstrow). Es ist ein 


acetyliertes Kondensationsprodukt aus Formalin j 
mit Milchzucker in Tablettenform gebracht. und Guajacol und 


desinfiziert die Gaumenmandeln, während die Guajacolakomponente 
9 


wie anläßlich der Grippeepidemie verschiedentlich berichtet. die 
? 


Lungenkomplikationen günstig beeinflußt, 


prophylaktisch und therapeutisch zu verwendendes. 


| h Das Formalin wi 
beim langsamen Zergehenlassen der Tabletten im ae 


ns ai 


4. Mai. 


Ich hoffe, daß die Kollegen mit dieser einfachen Prophylaxe 
gute Erfolge haben mögen. Wir müssen jetzt ganz besonderen 
Wert auf die Prophylaxe legen, da die zum Ausbruch gekommene 
komplizierte Grippe unter unserem durch die Hungerblockade fast 
zum Nullpunkt erschöpften armen, gequälten Volke noch grausamer 
ihre Opfer fordern.wird als vorher. | 


Über den Wert der Agglutinationsreaktionen 
bei der Diagnosestellung der Typhus-, Paratyphus- 
und Fleckfiebererkrankungen. 


Zugleich als Entgegnung auf die gleichbetitelte 
Arbeit Prof. Popoffs in der M. K 1. 1918, Nr 39) 


Von 
Dr. G. Eikeles, 


früherem Oberarzt in einem landeshygienischen Institut beim Ostheere. 


I 


Die durch Popoff von. neuem aufgeworfene Frage des 
Einflusses der Typhusschutzimpfung auf die klinische Brauchbar- 
keit der Widalschen Reaktion hat während des Krieges eine um- 
fangreiche Bearbeitung erfahren. l 

Die mit den Arbeiten von Dünner?), Stursberg und 
Klose’), Oettinger‘) und Anderen begonnene Diskussion wurde 
von zahlreichen Autoren [Basten 5’), Cahn-Bronner®), Con- 
radi”), Dyer®), Hage und Korff-Petersen‘), Herx- 
heimer:!%), Hirschbruch!!), Jakob'?), Klemperer und 
Rosenthal'%Y), Klose’), Löwy®), Meinicke), Müller”), 
Nobel und seine Mitarbeiter 9), Reiß'%), Riebold”), Zinssen 
und Kathe?) und Andere] aufgenommen und fand auch auf den 
„Verhandlungen der außerordentlichen Tagung des Deutschen Kongresses 
für innere Medizin in Warschau“ in der Aussprache zu dem Thema 
Typhus und Fleckfieber Berücksichtigung. 

Es handelt sich um die Frage, 
eines von der Impfung her noch bestehenden Widal oder 
einer unspecifischen Reaktivierung der Typhusagglutinine 
bei nichttyphösen Infektionskrankheiten die Zuverlässigkeit 
der Widalschen Reaktion beeinträchtigt. Unter den obengenannten 
Autoren ist es nur eine kleine Minderheit, die der praktischen 
Brauchbarkeit der Reaktion bei geimpften Erkrankten jede Be- 
deutung abspricht. Die große Mehrheit erkennt den Wert der 

Widalschen Reaktion nach wie vor an, wenn — je nach den 
' verschiedenen Autoren — verschiedene Einschränkungen gemacht 
und der Beurteilung zugrunde gelegt werden. Unter diesen Ein- 
schränkungen findet sich in erster Linie: Aufstellung eines neuen 
Schwellenwertes, mehrmaliges Anstellen der Reaktion ZU! Be- 
urteilung des Verlaufs der Agglutinationskurve, Berücksichtigung 
des letzten Impftermins. 

= _ Popoffs Veröffentlichung über die Widalsche Reaktion gibt 
mir Veranlassung, auch meinerseits zu digser Frage Stellung zu nehmen, 
wobei sich mit Rücksicht auf das, was auf Pop offs Ausführungen 
zu entgegnen ist, eine gewisse Ausführlichkeit nicht vermeiden läßt. 
-Wenn unter den durch die Schutzimpfung geschaffenen 
Verhältnissen die einen Untersucher mit der Reaktion nichts 
zu machen wissen, ’die anderen dagegen zu befriedigenden 
Ergebnissen gelangen, so darf daran erinnert werden, © 
die Widalsche Reaktion auch schon vor der Schutzimpfungsäfd 
vereinzelte Bekämpfer hatte und daß überhaupt eine ! jolo- 
gische Untersuchungsmethode an sich oft genug in den Händen 
verschiedener Untersucher Verschiedenes leistet. Dies hängt dann 
vornehmlich damit zusammen, daß die Forderung einer gleich- 
mäßigen Technik, die die Grundlage für -alle Vergleichuns, vor 


Falle der Agglutinationsreaktion, daß diese auch bei aller Gleich- 


1) Im Felde abgeschlossen. November 1918. — °) B. kl. W. 1910, 


S. 59 und 683. — ® M. m. W. 1918, S. 380. — °) Th. d. Geg. 1i 
S. 161. — 5) M. KI. 1915, S. 583. — °) Ebenda 1915, h. 35. — °) Ebenda 
1918. — ®) Indian Journ. of med. Res., Vol. I., 1914. — °) D. M, Ts — 
S. 1829. — 1%) B. kl. W. 1916, S. 961. — ") D. m. W. 1915, S.5 ER 
2 M. m. W. 1916, S.618. — %) Zschr. f. klin. M., Bd. $6, H. 1 u Y 
%) Arch. f. Hyg. 1915, S. 198. — 18) W. kl. W. 1916, 8.979. — O) D mW. 
Be Ss ne 7) Zechr. f. Immun. Forsch. 1917, S. = De S so = 
a re . m, W. 1915, Nr. 38. — °°) Ebenda a 
a) M. Kl. 1916, u W,191ö, Nr. 88 ) Ebe 


inwieweit das Vorkommen l 


Ergebnissen bildet, nicht erfüllt ist. Dazu kommt im speziellen 


ee ee | AR 
MP EMail: ooo oo o 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK. — Nr. 18, A FA - 
| | a = en a | ar A EE ; En 
n Prophp heit der Ausführung immer einen. unzweifelhaft: subjektiven Éin- | hoben. Es ist ja bekannt, daß bisweilen, außer beim. Typhus, bei uk Th 
bein} schlag behält. Gerade die letzten Jahre: haben ‚gezeigt, daß zur | manchen anderen Infektionskrankheiten der Agglutinationstiter des fi le 
glmm| - Beurteilung einer Agglutinationsreaktion. nicht nur ihr Grenzwert, Serums Typhusgeimpfter gegen Typhusbaeillen in geringem Grade ERAMO 
lockade is | sondern auch ihr besonderer Charakter von großer Be- | in. offenbar unspecifischer Weise mit in die Höhe: getrieben wird lat: 
hg. - deutung ist. Zu EEE Er und in typischer Kurve ansteigt. Bei den Parätyphuserkran- I a 
i Erinnert sei hier nur an die von Dünner‘), Friedemann | Kungen, bei denen hochgradige Mitagglufinationen . beobachtet EEP hi 
und Steinbock’), Schiemann®) und Anderen. für die Shiga- | werden, läßt sich diese Tatsache zwanglos mit der Verwandtschaft ieh RE E > 
Agglutination geforderte Grobklumpigkeit der Zusammenballung, an die | der Erreger erklären und: steht in voller Übereinstimmung mit x at ree 
Forderung nach Angabe der Zeit des Eintritts der ersten sichtbaren | den Beobachtungen an den Typhus- und. Paratyphusreinkulturen ld 
‚ Verklumpung, an den versebiedentlich als charakteristisch beobachteten | und Immunseris. Hier sind die praktischen Folgen einer etwaigen Ihn Hu 
Übergang einer grobklumpigen in-eine in der nächsten Verdünnung Irreleitung durch den Ausfall eines Widal.auch meist nicht von ie Eee 
eben sichtbare oder negative Agglutination und anderes. Es macht | „, großer Bedeutung, da die durch. den Krankheitsfall notwendig Sg 
sich daber heute mehr als je das Bedürfnis nach einem objektiven ER er se nen bei beiden Krönfkäiten MEE n 
- Gradmesser fühlbar. Denn das Agglutinoskop und- manche andere, werdenden epidemiologischen Maßnahmen bei bei on AUTEN ME Ea N. 
Hilfsapparate (wie Spiegelbetrachtung ohne Umschütteln) können nicht | annähernd dieselben sind. Ein positiver und steigender Widal ist OEE EEEE 
als ausreichend angesehen werden, da ja unter anderem die Stärke‘des | aber auch bei anderen Infektionskrankheiten Schutzgeimpfter beob- "KR 
Umschüttelns vor dem Ablesen mit in Betracht zu ziehen ist und | achtet worden [Conradi und Bielingt), Fleckseder?) C PR Re 
da auch die Sedimentierung nicht immer mit der Häufchenbildung | und Andere] und findet sich vor allem. auch bei derjenigen Krank- i RER Ra : 
Schritt hält. | een | heit, die vom Typhus oft‘ so besonders schwer zu unterscheiden REE 
Bei dem Mangel’ eines: objektiven Gradmessers muß daher | ist und bei der. eine Fehldiagnose praktisch von schwerwiegenden TEE N Eu. 
~ wenigstens verlangt werden, daß jeder Untersucher seine Technik Folgen sein kann: dem Fleckfieber [vergleiche auch Weil und - ke), 3 
angibt — wenn man sich nicht auf eine gleichmäßige Technik | Felix®, Meinicke®), Paneth und Schwarz, Can- REN io 
- einigen will —, daß die Technik stets peinlich genau und einheitlich © ik) und Andere]. Ich selbst habe diese Erscheinung bei meinen | EE A 
. ist, daß die Agglutinationsreaktionen immer bis zur Erkennung | ersten Untersuchungen über die Weil-Felixsche Reaktion Ende 1916 PIER 
~ „des Grenzwertes, das heißt bis zu ihrem Verschwinden angesetzt | bereits beobachtet und fand bei klinisch einwandfreien Fleck- IRANS 
werden und daß der Untersucher stets seine Ergebnisse persön- | fieberfällen, bei denen weder ‚klinisch noch bakteriologisch ein 1 1 ee 
$ lich abliest. Denn hierin ist er nach.dem oben Gesagten kaum | Verdacht auf Typhus bestand, -bis zu den höchsten Werten an- 1:1) s fiie. o 
hid vertretbar. | steigende Widalsche Reaktionen. "0.0 1g E 
a wE- Nach den von mir gemachten Erfahrungen habe ich die | Trotzdem ich von dem gelegentlichen Ansteigen des Widal- a. 
iuf- >. ‚ Überzeugung gewonnen, daß. unter diesen Voraussetzungen die. | titers bei nichttyphösen ‚Infektionskrankheiten Schutzgeimpfter MAA A a 
rel s| Widalsche Reaktion trotz der Schutzimpfung: ein wertvolles Mittel | wußte, waren meine damaligen Befunde mir doch neu und an- Ey... 
iller" - ‚zur Typhusdiagnose ‚ist und- im Interesse der Leistungsfähigkeit | scheinend geeignet — neben manchen anderen Zweifeln —, auch il © 
et der bakteriologisch-serologischen Diagnosestellung nicht vernach- | meine bisherigen Anschauungen über -die Beurteilung der Widal- 1 ERER E 
Mer ‚lässigt werden darf, Es ist kein Zweifel, daß die specifische | schen. Reaktion zu erschüttern. Denn hier schien ja der Fall |, PERAR 
ei ` Wirkung der Schutzimpfung die Widalsche Reaktion nicht sicherer | gegeben, daß die Schutzimpfung: die Ursache für eine unspeci-. E e 
. macht. Aber es muß versucht werden und gelingen, dieser Schwie- | fische — einer specifischen jedoch vollkommen gleichende — Ni... 
el tigkeit Herr zu werden. ‘Wenn trotzdem Fälle übrigbleiben, in | Agglutination war, und schien dadurch Verwirrung in die Dia- ng; 
je} .. ` denen die Reaktion versagt, so teilt sie dieses Schicksal mit vielen, | gnosestellung zu bringen. Ich sah mich daher zu einer Prüfung © 
ja} ' wenn nicht mit. allen serologischen Reaktionen. . Schaden zieht | an einem größeren Material veranlaßt. - . | Ak aan i a 
i oo daraus nur der, welcher in Überschätzung des. Wertes einer bio- Die Ergebnisse legte ich in einem. der dienstlichen Monats-: MAME ;.: 
BA logischen Reaktion auf sie allein seine Diagnose stellt. - berichte des Laboratoriums vor. Aus den Protokollen, die eine größere BEN a z 
Pr Das Wesentliche meiner Ausführungstechnik ist kurz folgendes: |. Anzahl von Reihenuntersuchungen am selben Kranken enthalten, seien IM 
ai '2- bis z8stündige Schrägkultur bei 37", schwach alkalischer Nähr- | als Beispiele einige Fälle herausgegriffen. Eine ausführlichere Mitteilung ‚ala eoo 
Yi agar 3%ig, Abschwemmung mit 1!/, bis 2 cem 0,5%iger Carbol- | erscheint. bei der Bearbeitung, die die Frage inzwischen von anderer It. 
Vu kochsalzlösung (je nach Kulturmenrge), davon. je ein Tropfen in | Seite (siehe oben) erfahren hat, entbehrlich. 1.) 
N 1 ccm Verdünnung des Serums im Röhrchen; zunächst Verdünnungen | l l EEE: 1... U Rea 
>  . Von 1:50 bis 1:800, wenn bei 800 noch Agglutination, später weiter; 1. Fall 2.7). . Vor. zwei Jahren einmal dreizeitig geimpft. RE 
hi- zwei Stunden Brutschrank bei 87%; entscheidende Ablesung | i Si `- Grenzwert des eT PERMIE 
# ` 7 mach Stehen bei Zimmertemperatur bis nächsten Morgen; Ablesen bei .| 2 Ä De = Weil-Felix Widal 1a re 
La auffallendem Tageslicht mit .Lupe, 2 12. Tag vor der Entfieberung (angeblich ka I ji at 
Bl - ‚ Die Art der Beurteiluug der Ergebnisse ist dann diese: 4. Krankheitstag) . . . 2... 20: 200 H i 
|= Sehwachen, mit bloßem Auge gerade sichtbaren, punktförmigen k Tag nach der Enifieberung . | a | an | i 
i 1 afchenbildungen in den niederen Verdünnungen (1:50 Sn Be, Apa Be a SAA ME nu 
” .. L: iS á 9) Í e i i ] e- u: soa E Bde nr ‚al ' Tree s 
s deutung bei. Findet sich dagegen eine über das Ühlche Maß |, — 2 Fall K. Fleckfeber mit anschlißender Pneumonie., Letzte I, 
f 0 y Wmd hier spielt subjektives Maß und Erfahrung eine große Impfung vor sieben Monaten. Im ganzen dreimal mehrzeitig geimpft. a 
f a a hinausgehende körnige Zusammenballung in den niedrigen . a | weile el wie 
f erdünnungen, die womöglich kräftig sedimentiert ist und noch ee ee Wida 
j ‚Zu höheren Werten 1:400, 800 und mehr ansteigt, dann richtet Krankheitstag ~.. >. > 200/400 . 100/200 
i sich die weitere Entscheidung nach dem letzten’ Impftermin. Liegt 19, Ei De Be 2000 <. 2000: 
: dieser genügend lange zurück — etwa fünf Monate und mehr 5 c ee - Wo 
l ‘zu wa fün; hr, 15. 5 en... 2000 4000 
i ‚genaue Werte lassen sich schwer angeben —, dann hat der sich 2. > D 5 1000 -. t000 
f Ba: für mich ergebende Typhusverdacht so regelmäßig eine 84. = a a "800 800 
estätigung gefunden, daß ich bei einem solchen positiven Widal u 


das Bestehen eines Abdominaltyphus für in hohem Maße wahr- 
Scheinlich erachte. In zweifelhaften Fällen wird alsbald noch 
einmal untersucht, wodurch Entscheidung : dann häufig noch 
möglich ist, Be: Be Ä 
Hier verdient jedoch eine Erscheinung ganz besondere Be- 
aning, Von einer Anzahl : Autoren ist nämlich ein bei der. 
'iederholung des Widal beobachteter Titeranstieg auch bei 
Selmpften Kranken als ein ‘Beweis für das Bestehen eines 
i patis abdominalis angesehen worden. Gegen -diese Auffassung 
en schon verschiedene Untersucher warnend ihre Stimme er- 
ER i ý 
) B. kl. W. 1915, S; 1184, 
. „2 D. m. W. 1916, S, 915, 
) Zschr. f, Hyg. 1916, S. 405. 


m SE un un, 


G 


Die Untersuchungstermine sind, wo es möglich war, 
den gleichmäßigen Ablauf unkomplizierter 
ähnlich “> a a. een Arbeit (Zbl. f.- Bakt. 
den aus der abgeschlossenen Fieberkurve sich ergebenden Termi 
Entfieberung bezogen. -Dieser nämlich läßt bon unke a 
zierten Fleckfieber exakter feststellen, als der von den subjektiven 


1) D, m. W. 1916, S. 1280. 

2) W. kl. W: 1916, S. 641. 

3 Ebenda 1916, S. 974. Sa | 
4) 1. c. und Verhandl. auf d. Warsch. Kongr. 1916. ` 
5) Arch. f. Hyg.. 1917, S. 68. Ty 

e) W. kl. W. 1916, S 1552. | | 


>`. 1) Sämtliche Fälle boten klinisch das Bild einwandfreien und — mit 


Ausnahme von Fall 2 — unkomplizierten Fleckfiebers, Bakteriologisch 
` keinerlei Anhaltspunkte für gleichzeitig bestehende Typhusinfektion. 


mit Rücksicht auf 
Fleckfieberfälle — 
1917, H. 5) — auf 


sich beim unkompli- 


r 
. $ 


ae a E Y 


Eee NNER TNEI EN E E EAE A TAE E E E : 


Pa or a e a E l 


148 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINI 


8, Fall M. Letzte Impfung vor 6/2 Monaten. Vorher zweimal 


mehrzeitig geimpft. Grenzwert des 
Weil-Felix Widal 


11. Tag vor der Entfieberung (angeblich 


7. Krankheitstag) - . © 1000 2000 
6. Tag nach der Entfieberung . 4000 1000 
U... me M ; | 8000 1000 
19. „ a g $ a 2000 2000 
>) u a S = rn pr 800 800 
28. „ a = 400 400 
i0 ae > 3 400 400 


= 4 Fall H. Letzte Impfung vor 14 Monaten. Vorher zweimal 
mebrzeitig geimpft. Grenzwert des 

| | Weil-Felix Widal 

11. Tag vor der Entfieberung (angeblich 


6. Krankheitstag) . - . - - nr Me | 


7. Tag vor der Entfieberung 000 

ag N? u) 4000 8000 
8. Tag nach der = 1000 1000 
3... y o» g `.. 1000 - 400 
I7. y D Y e PAE MEE N 800 800 
25. ai 800 800 


beJ bk) „ „ 


5. FallB. Sicher typhusgeimpft, letzte Impfung jedoch unbekannt. 


Grenzwert des 
Weil-Felix Widal 
.10. Tag vor der Entfieberung (angeblich 


10. Krankheitstag) . . . - - 2000 200/400 
6. Tag vor der Entfieberung i 1000 1000 
le a a i größer als 8000 4000 
8. „ nach „ 5 400 1000 
13.35. p 5 200/400 1000 
Thale- a g a u e 100/200 1000 
21a. Ss == 5 pai St 200 400/800 


6. Fall Th. Mehrfach typhusgeimpft; letzter Impftermin un- 
sicher. Fieberkurve nicht in meinem Besitz. Grenzwert des 


— Weil-Felix Widal 


1. Krankheitstag . RE ee E 100 
8. 2 u TE — 100 
4. " a Er Eee -— 100/200 
Dore 5 De a le sr E — 100 /200 
6 i 25 grobflockig, 50 deutl., 100 i. Spur. 200 

8. 5 E o e a A TA 400 800 
9. á ba a A A a E 800 800/1000 
12. ə E RE E 4000 4000 
15. PE 4000 ` 4000 


_ Auf Grund ‚dieser, in mehrfacher Hinsicht interessanten Be- 
funde nahm ich in dem Bericht vor allem zu drei Fragen Stellung: 
1. Findet sich außer beim Fleckfieber auch bei bakteriologisch 


_ gesicherten Typhus- und Paratyphus-, bei anderen Infektions- 


kranken und Gesunden ein positiver Weil-Felix? 2. Ist ein An- 
steigen der Widalschen Reaktion nur bei gegen Typhus schutz- 
geimpften oder auch bei ungeimpften Fleckfieberkranken zu beob- 
achten ‚und tritt es bei den ersteren immer auf? Wie ist die 
Abhängigkeit vom letzten Impftermin? 3. Tritt: der Widal als 
positive Reaktion (im obenerwähnten Sinne) zeitlich etwa schon 
vor dem Positivwerden des Weil-Felix ein, was zu der Fehl- 
diagnose „Typhus“ führen könnte? | 


‚, Die Ergebnisse waren, kurz zusammengefaßt, folgende: 

In Übereinstimmung mit den Ergebnissen aller anderen Autoren 
wurde eine so weit gehende Speeifität der Weil-Felixschen Reaktion 
festgestellt, daß nur die besten unserer serologischen Reaktionen 
sich mit ihr hierin messen können. Ich selbst sah die Weil- 

, Felixsche Reaktion ausschließlich bei klinisch sicherem be- 


stehenden oder überstandenen Fleckfieber und da immer 
auftreten, 


Sodann ergab sich, daß ein Ansteigen des Widaltiters über 
das oben näher bezeichnete unspecifische Maß nur bei Geimpften 
auftritt, bei Ungeimpften dagegen nicht. Das Abhängigkeits- 
verhältnis vom letzten Impftermin ließ sich nicht sicher ermitteln: 
doch waren hohe Widalsche Reaktionen beim Fleckfieber, auch 
wenn die Impfung sechs bis zwölf Monate und mehr zurücklag 
noch zu beobachten. Daß ein hoher Widal auch bei Geimpften 
nicht immer auftritt, dafür sei nur ein Beispiel angeführt: 


"Angaben des Erkrankten abhängige Termin des Krankheits b in 
Dadurch, daß letzterer jedoch: gleichfalls notiert ist läst sich Sh 
gewisses Bild über den Fieberablauf gewinnen. i 


K — Nr. 18. 4. Mai. 


Fall Sch. Letzte Impfung vor sieben Monaten. Im ganzen 


siebenmal gegen Typhus geimpft. Grenzwert des 
Weil-Felix Widal 


; 20 100 
s Krankheitstag A Be; 
9. ” 200 200 
18. ý 1000 200 
18. , 2000 200 
34 100/200 100 
5 2 


Fin solches Verhalten erinnert übrigens an die Erfahrung, 
daß zuweilen auch Typhusfälle in ihrem ganzen Verlaufe niemals 
eine Agglutination des Serums mit Typhusbacillen aufweisen 
[v. Hößlin‘') und Andere]. | 

l Und endlich war ausnahmslos zu beobachten, daß der Widal 
erst dann positiv (stets im obigen Sinne !) wurde, wenn die Dia- 
gnose „Fleckfieber*“ durch positiven Weil-Felix (über den Begrift 
des positiven Weil-Felix siehe nächsten Absatz) gesichert war, dab 
also, da die Specifität der Weil-Felixschen Reaktion erwiesen ist, 
eine Irreleitung durch positiven Ausfall der Widal- 
schen Reaktion vermieden werden kann. Seit 
diesen Untersuchungen haben mir alle aus zwei weiteren Jahren 
stammenden Ablesungen die hier beschriebenen Ergebnisse immer 
von neuem bestätigt. 

Es muß jedoch noch nachgetragen werden, daß auch an 
die Beurteilung der Weil-Felixschen Reaktion gewisse technologische 
Forderungen gestellt werden, deren Beachtung für das Zurecht- 
bestehen aller weiteren Schlüsse Voraussetzung ist. Hier kommt 
in erster Linie die zuerst von Oettinger?) ausgesprochene 
Tatsache in Betracht, daß es zum Wesen einer positiven Weil- 
Felixschen Reaktion gehört, daß eine oder mehrere der 
niederen Verdünnungen bei klarer Flüssigkeit 
charakteristisch grobklumpig (grobe Fetzen 
und Brocken) agglutiniert sind und daß diese groben 
Brocken sich bei leichtem Schütteln nur in geringem Grade 
verteilen lassen. Überaus häufig habe ich gesehen, daß fein- 
körnige Agglutinationen, die zuweilen auch bei dem vielfach 
als beweisend angesehenen Titer von 1: 100 oder gar 200 noch 
sichtbar waren, nicht durch: vorliegendes Fleckfieber bedingt 
waren, während eine grobklumpige Agglutination bei 1:2 
und 1:50 schon sehr verdächtig ist und volle Beweiskraft hat, 
wenn der Endtiter 1: 100 oder 200 ist. 

Zu beachten ist jedoch, daß solche Agglutimationsbilder, wI® das 
letztbeschriebene, bei abklingender Reaktion nach überstandenem Fleck- 
fieber sich noch längere Zeit halten können und daß sie nach den Mit- 
teilungen von Arnstein?) in der Fleckfieberrekonvaleszenz auch durch 
neue fieberhafte Erkrankungen (wie Grippe, Typhus) wieder auftreten 
können. Sodann ist meines Erachtens unerläßlich, daß der zur Agglu- 
tination benutzte Proteusstamm — wenn man nicht mit einer haltbaren 
Aufschwemmung arbeitet — täglich nicht nur auf sein Verhalten 1m 

Normalserum und Kochsalz, sondern auch auf seine Agglutinabilität un 
seine charakteristisch grobflockige Zusammenballung in niederen Ye 
dünnungen mit Fleckfieberserum geprüft wird *). Die Mühe der Kon- 

- trolle ist nur gering, wenn man sich eine niedere Verdünnung etwa 
1:50) eines hochwertigen Fleckfieberserums für die Kontrolle der G r09- 
klumpigkeit und eine höhere (etwa 1:1000) für die Prüfung 
der Agglutination bis zur Titergrenze vorrätig hält. Die Kontrolle 
kann man mehrere Stunden vor Ansetzen der Agglutinationsreaktionen 

prüfen, um bei ihrem Versagen die zu untersuchenden Krankensera 
nicht unnötig mit der betreffenden Aufschwemmung auszutitrieren. 

Die Berücksichtigung aller der Gesichtspunkte, die hier zul 
diagnostischen Beurteilung einer Widal- und Weil-Felixschen fe- 
aktion als maßgebend bezeichnet worden sind, hat zum, Erfolg: 
daß die Weil-Felixsche Probe ein kaum je versagendes Diagnost- 
cum ist, daß die Widalsche Probe trotz Schutzimpfung eIn wert 
volles Hilfsmittel zur Typhusdiagnose geblieben ist und daß die 
Schwierigkeit, die namentlich durch die hohe Mitagglutination der 

D) D. Arch. f. klin. M., Bd. 91, H. 8/4. 

2) Zbl. f. Bakt. 1918, S. 304. 

39) W. kl. W. 1917, S. 409. i 

: 4) Die Technik bei der Weil-Felixschen Reaktion ist dieselbe “i 
beim Widal. Seitdem ich zu Agglutinationszwecken nur Kulturen, die 
von isolierter o-Kolonie auf der Platte angelegt sind, benutze, habe daß 
ein Versagen von Aufschwemmungen nicht wieder festgestellt, SOG 
unter dieser Voraussetzung vielleicht auf die tägliche Kontrolle ae 
zichtet werden kann. (Über den Begriff der o-Kolonie siehe Weil ba 
Felix, W.kl. W. 1917, Nr. 48.) Zur Benutzung eines Dauerdiagnostieu 
für die Weil-Felixsche Reaktion scheint mir die Zeit noch nicht ver 
da die Urteile über die verschiedenen Präparate noch schwanken. (ver 
gleiche Sachs, D. m. W. 1917, S. 964.) 


i a 
ewa o Fe x - 
se Kox 


4: Mai. 


, 


l An 


-> „nation wirkliche Grob 
` häufi 


-tinationen die 


„Schwer beweisbare — Behauptung Popoffs, 


=- 80 darf doch 


. (siehe obe 
' -haben (siehe u 


-Scheinlich, 


Typhusbacillen bei geimpften - Fleckfieberkranken zu bestehen 
scheint, leicht überwindbar ist. Die Unklarheiten und Zweifel an 
den Agglutinationsreaktionen, denen auch ich in Ärztekreisen be- 
gegnet bin, sind meines Erachtens nur darum entstanden, weil 
die Beurteilung der Reaktion vielfach nicht unter Berücksichtigung 
ihrer Besonderheiten erfolgt, weil sie nicht einbeitlich erfolgt und 
weil es oft an einer Aufklärung von seiten des Laboratoriums 
fehlt. Der Kliniker und praktizierende Arzt kann nicht in allen 
Feinheiten und Streitfragen der Bakteriologie und Serologie auf 
dem laufenden sein, und: es ist nicht ein Eingriff in die Rechte 
des Arztes als des. eigentlich berufenen, Diagnostikers,: sondern 
eine meist willkommene Hilfe, wenn. die Beantwortung der ein- 
gesandten Blutprobe einen Hinweis enthält, ob der Ausfall der 
Reaktion vom seroogischen Standpunkt aus auf Vorliegen 
oder Nichtvorliegen von Fleckfieber oder Typhus schließen läßt. 


I. | 

Wie bereits ‘eingangs erwähnt wurde, 
Wiedergabe meiner eigenen Anschauungen über’ die Widal- und: 
Weil-Felixsche Reaktion unter dem Einfluß speziell der Bear- 
beitung, die die Frage durch Popoff erfahren hat. .In der 
eigentlichen Entgegnung darf ich nun kürzer sein. Toa 
Popoff sucht zu zeigen, daß durch die Schutzimpfung die 
Gruber-Widalsche Reaktion „ihre Gesetzmäßigkeit verloren“ habe, 
daß eine Abgrenzung. des Typhus gegen den Paratyphus unmöglich 
geworden sei und daß die Weil-Felixsche Reaktion jeder .Specifität für 
Fleckfieber ermangle, daß. mithin „die Agglutinationsreaktionen für die 
Differentialdiagnosestellung der Eberthschen, paratyphösen und der 
Fleckfiebererkrankungen nicht zu verwerten sind“. Im folgenden soll 
an dem Beweismaterial, das Popoff für diese Behauptungen erbringt, 


im einzelnen Kritik- geübt werden. 


‚Allgemein stelle ich zunächst fest, daß P o poff jede Angabe 


über die von. ihm angewandte Technik vermissen läßt. Man ist da- 
durch in der Beurteilung seiner Ergebnisse vielfach auf eigene 
Schlüsse angewiesen. Fe Í 

Wenn ich mich zuerst den-positiven X-19-Agglutinationen bei 
kulturell erwiesenem Typhus und Paratyphus zuwende'), entsteht schon 
ch eine große Schwierigkeit, daß die von Popoff in den 


dadur 
Tabellen gewählte Zeichensprache nicht obne weiteres: verständlich ist. 
Bedenkt man aber, was oben über die diagnostische Beurteilung einer 


Widalschen und insbesondere Weil-Felixschen Reaktion gesagt ist,. so 
ergibt sich, wie unerläßlich gerade hier eine genaue Definition gewesen 
ware, welchen Agglutinationseharakter die einzelnen Zeichen ver- 
Sinnbildlichen. Es ist nämlich entschieden zweifelhaft, ob eine mit den 


höchsten Werten, also +++ oder +++, bezeichnete X-19-Aggluti- 
klumpigkeit gezeigt hat. Denn da sie nicht anders, 


g als noch geringer bezeichnet ist als die stärksten Typhus- und 
Paratyphusagglutinationen, da ändererseits aber hinlänglich bekannt ist, 
wie ein Typhus- oder Paratyphus-Widal in den niedrigen Verdünnungen 
aussieht, so muß wohl daraus geschlossen werden, daß den X-19-Agglu- 

1101 Grobklumpigkeit (mit groben Fetzen und Krümeln) und 
damit ihr speeifischer Charakter. vielfach gefehlt hat. In diesen Fällen 
hätte also ein Verdacht auf Fleckfieber mit Rücksicht . auf das Fehlen 
des specifischen Agglutinations charakters gar nicht vorgelegen. 


lärung, die nicht für alle X-19-Mitagglutinationen ||. 


Neben dieser Erk 
sei in. zweiter Linie auf die Möglichkeit einer Misch- 


genügen dürfte, : 
Infektion mit Fleckfieber hingewiesen. Auch wenn man die — ansich. 
daß in den Fällen 


mit positiver Blutkultur „durch genaue klinische Untersuchung die 
lagnose Fleckfieber auszuschließen war“, im allgemeinen glauben will, 
diese Möglichkeit bei der anerkannt häufig großen 


Ähnlichkeit der Krankheitsbilder nicht ganz von der Hand gewiesen 
werden. Denn einmal sind solche Mischinfektionen nicht ganz selten 
beobachtet worden — aueh ich selbst sah mehrere Fälle —, sodann 

e Popoff im Bereiche seines Laboratoriums offenbar eine 


aber hatt p 
ntlich mit Fleckfieber und Paratyphus verseuchte Truppe; 


‚außerorde 


sonst könnte nicht mehrfach davon die Rede sein, daß er seine Bei- 
Spiele positiver Hämokulturen aus einer relativ. geringen Beobachtungs- 
zeit leicht „auf hunderte vermehren“ könnte. Aus demselben Grunde 
muß auch mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß ein gewisser 
fozentsatz der scheinbar unspeeifischen X-19-Agglutinationen auf solche 
Kranke fällt, die Fleckfieber vor längerer oder kürzerer Zeit über- 
„Standen hatten und so noch bestehende oder wieder aufflackernde 
n) X-19-Agglutination zeigten. Die Fälle 1 und 2 der dritten 
Tabelle, die, weil sie mehrfach austitriert sind, besondere Beweiskraft 
nten), -namentlich aber der Fall 1, macht es durch den 
fortlaufenden Anstieg der Proteusagglutination geradezu wahr- 
daß hierfür bestehendes oder überstandenes - Fleck- 
eber verantwortlich zu machen ist. | 


') Ich nehme an, daß diese von Popoff nicht. auf die Typhus- 


Impfung zurückgeführt werden. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18, 


steht die Art der- 


"zur Last gelegt. 


. ~ 


443 


-Auch ‘gegen die: bei Paratyphuskranken beobachteten. Mitaggluti- 


nationen von Typhus- und Paratyphusbacillen der anderen Art!) er- 


heben sich um der Schlüsse willen, die aus ihren gezogen werden, 


schwere Bedenken. Popoff betont, -daßihier die Bildung von 
Koagglutinatininen an sich nicht zu großen: Störungen führt, er legt 
vielmehr den Hauptwert darauf, daß „vielfach die Bildung der spe- 
.eifischen Agglutinine hinter der: der Koagglutinine zurückblieb“. Es 
muß nun den Popoffschen Befunden entgegengehalten werden, daß 
hier, obwohl es sich noch dazu um Geimpfte handelt, ‘aus Verdünnungen 
entscheidende Schlüsse gezogen werden, die wohl kaum für einen 
anderen Untersucher — namentlich in der Typhus-Paratyphus-Coli- 


Gruppe! — eine Beweiskraft haben dürften. Unter 45 Beispielen ist 


PP 
42 mal der Endtiter bei 1:200, 3mal bei 1:400. erreicht 2), 50 % aller 
Beispiele sind überhaupt nicht,. andere unvollkommen austitriert. Die 
zweifelhaften Fälle werden nicht mehrfach ausgewertet, außer in zwei 
von 45 Beispielfällen, es wurde also meist gar nicht der Versuch ge- 
macht, durch stärkere, wirklich specifische Agglutinationen zu einer 


‚ Entscheidung zu gelangen. - Statt dessen findet häufig eine einzige 
Untersuchung in der Verdünnung 1:50 statt, wo der ganze quantitative. | 


Unterschied dani ‚oft darin. besteht, daß der Agglutination. mit dem 
Erreger. bei der Beurteilung nach dem Augenmaß ein oder zwei „+“ 
weniger vindiziert werden. Es- werden. auch Beispiele angeführt, die, 
wenn überhaupt etwas, dann nur das Gegenteil dessen beweisen können, 
‚was sie beweisen sollen, wie der Fall 9 der zweiten: Tabelle, die 
Fälle 5 und 9 der vierten Tabelle. Die Frage nach dem letzten Impf- 
termin findet überhaupt keine Berücksichtigung. Eine Angabe über 
das Krankheitsstadium, in das die Untersuchung fällt, findet sich 
nirgends; bei der geringen Titerhöhe der meisten Agglutinationen 
könnte man sich durchaus vorstellen und muß man eigentlich an- 
nehmen, daß eine specifische Beeinflussung vielfach wohl gar nicht 
‚bestanden hat und daß, namentlich bei nicht zu lange zurückliegender 
Impfung, der ganze Agglutinationseffekt noch auf Kosten der Impfung 
zu Setzen war. Daß, auch bei mangelnder Paratyphusquote im Impf- 
'stoff, eine Mitagglutination von Paratyphusbacillen in niedrigen- Serum- 


 verdünnungen statthat, ist ja bekannt, und dabei könnten dann von 


der Impfung her und ohne Beeinflussung durch die Krankheit bald 


diese, bald jene unspecifischen Receptoren in so geringem Maße prä- 


valiert haben, wie dies-oft in Popoffs Beispielen der Fall ist. Es 
bedarf ja doch einiger Zeit, bis genügend Receptoren im: Serum auf- 
treten, und spätere Untersuchungen hätten gewiß eine ganze Anzahl 


der Fälle aufgeklärt, denen Popoff „ratlos gegenüberstand“. Ohne 


sorgfältiges Eingehen auf die an sich schon bestehenden, durch die 
Impfung vermehrten Schwierigkeiten der Agglutinationsreaktionen kann 
man nicht zu befriedigenden Ergebnissen gelangen. Dies um so weniger, 
wenn man von der Reaktion mehr erwartet, als nach allem bisher 
Bekannten schlechterdings . verlangt werden darf. Dieser Verdacht 
kann aber aus ’Popoffs Mitteilungen entstehen, wenn er sagt: 
„Aus den angeführten Beispielen geht hervor,” daß nach -den Agglu- 
'tinationsreaktionen allein (! der Verfasser) die Diagnose auf Para- 


typhus A, Paratyphüs B, 
zu stellen. ist.“ u ia we 

Gegenüber. der von Popoff beobachteten Mitagglutination 
von Typhus- und Paratyphüsbacillen bei geimpften Fleckfieber- 
kranken kann in erster Linie auf die entsprechenden Mitteilungen 
im ersten Teil verwiesen werden. Ich glaube, oben gezeigt zu 
haben, daß die Mitagglutination der Typhusbacillen bei richtiger 
Beurteilung nicht zu diagnostischen Irrtümern führt, und nach 
‘meiner Erfahrung gilt das ebenfalls von der Paratyphusmit- 
agglutination. | | a ee A 

Popoff betont insbesondere die Paratyphus-B-Mitagglutination. 
Als Ursache hierfür sei wieder an die Möglichkeit einer Mischinfektion 
mit Paratyphusbacillen bei Popoffs Fleckfieberkranken erinnert. 
Daneben wäre aber noch eine andere Erklärüng denkbar, die freilich 
zur Voraussetzung hat; daß — wie oben erwähnt wurde — unter den 
Fällen von positiver Paratyphuskultur auch nicht erkannte oder nicht 


zu erkennende Fleckfieberkranke waren und daß, Popoff.an Ort 
und ‘Stelle gewonnene, frisch gezüchtete Paratyphuskulturen zu 


Agglutinationszwecken benutzt hat. Neuere Untersuchungen nämlich, 


insbesondere von Oettinger (l c.), bestätigt durch die ‘Erfahrungen 


von Dienes), Kreuscher‘) und Anderen, haben. gezeigt, daß 


durch das Fleckfieber das Entstehen paragglutinabler Bakterienstänme _ 
' im fleckfieberkranken Organismus ganz ‚allgemein begünstigt wird, daß 
also mit den - Dienesschen Worten „während einer Fleckfieber- 


erkrankung die Krankheit sicher nicht verursachende Keime sehr hoch 
gehende Serumagglutination auszulösen vermögen“. Sollten nun unter 


1) Hier wird der Typhusschutzimpfung das ganze Schuldkouto 
2) Hieraus läßt sich auch ein Schluß ziehen, wie stark wohl die 
mit ++ und +-++- bezeichneten Agglutinationen in der Ver- 
dünnung von 1:50 und 1:100 gewesen sein mögen, wenn sie bei 
1:200 im allgemeinen schon nur + oder gar — waren, sodaß meine 
obigen Vermutungen wohl zu Recht bestehen. > s a 
D. m. W. 1918, Nr. 17. S 
4) B. kl. W. 1918, Nr. 16. Aa E EL 


hg Le P 
+ . i AN a ` 
= 5 kat pt Poseta 
e ec ey mel RE 
nn sE mr. 3 ” > a Ey em sa 
- u N) Loy m 
i 5 Ta J 
ae, ET 


< 
ae en 


en 
BR nm 


Typhus abdominalis und Fleckfieber nicht 


en en 
— 

x 
ea 
u. 

u 
= 
pn 
Er 
N 


nn 
a ge 


De 


— 
rer 


— en un ar om 
han. I nt a 


Ta 
- 


nee —— 
= Di 


X 
en 


` 
me 


>: « 
zo ns 


e 


“zas 3. 
RN OE une 
SEINE, ER ler. 
< Sm 
I 


Ta = 
FORD en» 
en er 
3 
= 


» -se bi 
ZIEL 
ES 
z 

i 


g gm = 


zen u OR 
— as S ia. 


a e e 
mE E 


Du Ea an fe ` 
PAA E UFa Ae tn a SN 
$ Kte A o 


=. 
De 
t yeg- 


Den g 


er 


= 
aut. 
Parr ire 


Pa -a 


m 


ie 


no“, 
DT 
mu pÉ 


en 


Een Geri 
Ea aaa A 


X. „rt. 


Tia 


TUEA 
EAL LEAT 


m 


IE 


-> 


OEL: 


-e 
~ ammam HS 


Tatin 
S Fia 
= Bas g] -a 
min wm an 
FA 


` 


a un o WE 


u, 
.-.. 


une, 
a iaa E 


-o 
= DD Dmeiat re 
5 A 


ea an ia 
Freie ae DU 
BR = RE 


at 

Ken nan er 

Bi 2a D3 m N 
er 


9 Dane en 
+ Ce 


hasaan FR a 


=” 
Na 
DT. 


ERFER: 


`~ 


ZN iy A ET 
IE a m a A 
ioeie a Bra: À 
en 

= . . - A 


mT 
` 


ne 


a E EA S 


oe. 


“a 


vu Au... 
€ KERN, yri 


ees as 


ehr, ale ohr: 


= b -> es -r = sE 6, X -- p B 
5 SH le ee ae Ps Pe S - - 4 - - . r 53 ` 
jej T $ 5 B : A : y u Br ..0. - er ER i u 
RR ee SE ia are rad A N + N b n Be - x REN u .. 
Se ee ee E es EN de 5 ; E ae SY Eu ~ BER En ne 
a =: a N en u e a ; En a ER es 
der re ee ae ren PER) um, se ` £ i E a 
ä = Er. a e pa en ren. ee ee E A u er 
z za = 3 ee F š Br 
- - -= Z ~ men B:s Ponne Da 
-= k - eii J 2 . bi 
= 1 P I a 


ea E 


ne EEE EN L ET um ER E E ER ER: z TE 
we EAU in Ar a L E a E era 


- -mmn 


den Popoffschen Hämokulturen Päratyphusstämme gewesen sein, die 
aus einem Fleckfieberorganismus stammten, und sollte er diese zu 
Agglutinationszwecken benutzt haben, so würde vielleicht manche 
hohe Paratyphusmitagglutination dadurch als Paragglutination 
und nicht so sehr durch die Schutzimpfung ihre Erklärung finden. 


Es muß aus alledem gefolgert werden, daß für die behauptete 
allgemeine Verwirrung, die die Schutzimpfung in sämtliche Ag- 
glutinationsreaktionen bei Typhus, Paratyphus uud Fleckfieber 
gebracht haben soll, stichhaltige Beweise nicht erbracht werden 
und daß das von allen Autoren anerkannte Gesetz von der Specifität 
der Weil-Felixschen Reaktion durch Popoffs Mitteilungen nicht 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.18. 


erschüttert wird, zum mindesten solange 


4. Mai. 


Popoff nicht die hier 
genannten, keineswegs erschöpfenden Einwände entkräftet. 


Ganz allgemein darf gesagt werden, daß Popoffs Mit 


teilungen keine Überzeugungskraft haben können, da, soweit sich 
aus der Arbeit übersehen läßt, zahlreiche Gesichtspunkte, die für 
die Beurteilung der Agglutinationsreaktionen an sich und nach 
einer vorangegangenen Impfung entscheidend sind, nicht die nötige 
Berücksichtigung gefunden haben. 
teilung von so großer Tragweite und aus fachmännischer Feder, 
wie sie von seiten Popoffs vorliegt, schien mir eine Entgegnung 
nicht unterbleiben zu dürfen. ; | 


Bei der Bedeutung einer Mit- 


Referatenteil. 


Aus den neuesten. Zeitschriften. 
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 16. 


Fick (Berlin): Zum 70. Geburtstag 0. Hertwigs. 
, Urban, Colden, Hauser, Forschbach (Breslau): 
Über Chromatvergiftungen. Siehe Vereinsbericht Schlesische Gesell- 
schaft für vaterländische Kultur zu Breslau vom 7. Februar 1919. 

Altstaedt (Lübeck): Dosierungsfragen in der Partigentherapie 
der Tuberkulose. Verfasser beginnt therapeutisch mit einer Dosis von 
1:10000 mg und geht unter gleichzeitiger Injektion von A hinauf 
bis höchstens 1:100000 unter Berücksichtigung der Stichreaktions- 
probe. Wird diese positiv, so wird die letzte Injektion in ihren Teilen A, 
F und N gesondert eingespritzt,“ wiederholt und mit den noch nicht 
positiven Partigenen so lange fortbehandelt, bis auch sie an der Stich- 
stelle Infiltrat und Rötung zu zeigen beginnen. Zweckmäßig geht man 
jedoch hierbei mit F und N nicht über 1: 100000 hinaus. 

Reckzeh (Berlin). 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 14. 


K. Wittmaack (Jena): Über einen klinisch geheilten Fall von 
 Ösophaguscarcinom. Dieser wurde der Radiu m bestrahlung unter- 
worfen und erweckte ein Jahr nach Aussetzen dieser den Eindruck 
einer klinischen Heilung. Das als Radiumträger dienende Röhrchen 
sollte so lang sein, daß es das Careinom in seiner ganzen Längenaus- 
dehnung bedeckt. Seine Einführung geschehe stets mit einer Fremd- 
körperzange im ösophägoskopischen Rohr, und zwar im Morphium- 
Scopolamin-Rausch. Frühzeitige Diagnose ist Vorbedingung. Allen 
Schluckbeschwerden im Bereiche der Speiseröhre, namentlich wenn 
sie im kritischen Carcinomalter auftreten, ist daher die allergrößte Beach- 
tung zu schenken. 

Riehard Drachter (München): Behandlung der hyper- 
trophischen Pylorusstenose der Säuglinge durch Myotomie des Pylorus 
(Weber-Rammstedtsche Operation). Bei dieser Pylorusmuskel- 
durehsehneidung wird die Ringkontinuität des Muskels unter- 
brochen, daher kann sich der von diesem Ring umfaßte Schleimhaut- 
kanal erweitern, sodaß die Unwegsamkeit des Magendarmrohrs behoben 
wird. Der Verfasser glaubt, daß fast alle Patienten, die wegen hyper- 
trophischer Pylorusstenose heute noch sterben, durch rechtzeitige Ope- 
ration hätten gerettet werden können. 
l H. Hoeßly (Balgrist-Zürich): Zur Frage der Belastungsdeformi- 
täten. Die sogenannten Belastungsdeformitäten (Coxa vara, gewisse Sko- 
liosen, X-Bein) sind wohl immer aufeine konstitutionelle Basis 
(meist Rac hitis) zurückzuführen. Das Moment der Belastung 
(Eigengewicht des Körpers und Zug der Muskulatur im Bereich des 
betreffenden Körperabschnitts) spielt nur eine auslösende Rolle. 

Frösch (Balgrist- Zürich): Zur Pathogenese der Coxa vara. 
Der Coxa vara adoles centium statica, essentialis liegt stets ein rachi- 
tischer Prozeß zugrunde. Alter der Patienten und Trauma sind nur 
auslösende Faktoren. _ 

Rud. Pürckhauer: Über tragfähige Diaphysenistümpfe. Der 
Verfasser bekämpft die Ansicht Gochts, daß es tragfähige Kriegs- 
diaphysenstümpfe so gut wie überhaupt nicht gebe, und daß ein Unter- 
schied zwischen Friedens- und Kriegsdiaphysenstümpfen gemacht werden 
müsse. 

E. Galewsky (Dresden): Über Haarausfall i 9 
tritt im allgemeinen fünf bis acht Wochen nach ee les En 
betrifft fast ausschließlich junge Frauen und Mädchen, und in 
großer Anzahl, nimmt einen rapiden Verlauf und ist anberordentiish 
stark. Die Prognose ist günstig, es dauert aber sehr lange, bi 
die Haare wieder wachsen. Außer der lokalen Therapie, die a 

? =) 


Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin 


angegeben wird, ist eine innere Behandlung notwendig, und zwar 
Arsen. 

P. F. Nigst (Bern): Foudroyanter Gasbrand bei Grippe. Nach 
Injektion von Analeptica, die unter allen Cautelen der Asepsis in einen 
Oberschenkel gemacht wurden, entwickelte sich daselbst bei einem Pa-. 
tienten. dessen Widerstandskraft durch eine Mischinfektion von Pfeiffer- 
schen Influenzabacillen und Pneumokokken schwer herabgesetzt war, 
ein foudroyant verlaufender Gasbrand, wobei sich der Bacillus phleg- 
mones emphysematosae nachweisen ließ. Wahrscheinlich waren nach 
den Injektionen durch die Stichkanäle bei nachträglichen Verunreinigungen 
dieser anaerobe Erreger eingedrungen. 

R. Lämpe und E. Saupe (Dresden - Johannstadt). Das Blut- 
bild beim Gesunden während des Krieges. Seine auffallendste Erschei- 
nung ist die Lymphocytose. Dafür sind vor allem Nahrung und ner- 
vöse Übererregbarkeit verantwortlich zu machen. 

Friedrich Hammer (Stuttgart): Über Vulvitis und Vaginitis 
gangraenosa mercuralis. Verfasser hat in zwei Jahren fünf Fälle von 
Quecksilbervergiftung (nach Inunctionen) beobachtet. Er vermutet, 
daß die von ihm geübte Trockenbehandlung der Scheide mit emer 
Mischung von Talkum und Skobiost (geröstetes feingesiebtes Sägemehl) 
eine begünstigende Wirkung ausgeübt habe. F. Bruck 


Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 15. 


W. v. Gaza: Pseudoappendicitis nach infektiösen Darmerkrat- 
kungen, insbesondere nach Ruhr und Paratyphus. Bericht über eime 
größere Anzahl von Fällen, die als Blinddarmentzündungen wegen 
kolikartiger Schmerzen in der rechten Unterbauchgegend in das Feld- 
lazarett eingewiesen worden waren. Es bestand Druckempfindlichkeit 
ausschließlich in der Cöcalgegend bei normaler Temperatur und 
fehlender Bauchdeckenspannung. Die Krankheitsbeschwerden dauerten 
lange. Es handelte sich um eine Nachkrankheit der Rubr 
oder des Paratyphus. Die Fälle geben keinen Anlaß zu einem opera- 
tiven Eingriff. Die chronisch-spastischen Zustände im Kolon können 
zu einer Stauung des Darminhalts führen. | 

Wilhelm Reinhard: Ein Fall von einem 22 cm langen ve” 
schluckten Fremdkörper (Bisenstück), welcher durch Enterotomie aus 
dem Ileum entfernt wurde. Bericht über einen Fall von Verschluckußg 
eines Eisenstückes von 22 em Länge und dem Gewicht von 168 £ 
Drei Monate, nachdem das Eisenstück aus selbstmörderischer Absicht 
verschluckt worden war, wurde der Kranke mit heftigen Schmerzen 
im Leibe eingeliefert. Die Untersuchung ergab den Metallstab im Leibe 
von der Höhe des linken Darmbeinkammes schräg nach rechts I das 
Becken hinabreichend. Bei der Laparotomie wurde das Metallstück 
durch eine brandige Stelle der Darmwand herausgezogen, eine zweite 
brandige Stelle wurde wie die erste vernäht und der Patient genas. 
Bemerkenswert ist, daß das lange Eisenstück durch den spitzwiß 
ligen unteren Winkel des Zwölffingerdarms obne Schwierigkeit dure i 
getreten war. Es gelang an einigen Leichen nicht, das lange Fisen- 
stück durch den Zwölffingerdarm hindurchzuzwängen. 3 

Friedrich Hesse: Beitrag zur Naht der Gaumenspalte. Bel 
der Naht der Gaumenspalte wird empfohlen, mit dicker Kanüle oder 
Rekordspritze den Stich im losgelösten Gaumenlappen vorzubohren UM 
den Silberdraht durch das Loch zu führen. Von der linken Seite wir 
die Kanüle, in deren Lichtung der Silberdraht gerade hineinpaßt, von 


‚ der Mundseite nach der Nasenseite hindurchgestoßen und der ilber- 


draht mit der Kanülenspitze aufgefangen. ' 
Ernst Müller: Tracheotomie vor der Uranoplastik. XO" aer 
Uranoplastik wird die Tracheotomie ausgeführt, wodurch die Operation 
unabhängig wird von Erbrechen und Schleimabsonderung. ; 
W ilhelm Wolf: Bine Modifikation des chirurgischen Knoten. 
Es wird empfohlen, den in der rechten Hand liegenden Faden nich 


t 


PE 


nur zweimal, sondern dreimal um den in der linken liegenden herum- 
zuschlingen. Dadurch` erhält der Knoten eine solche. Festigkeit, daß 


er auch beim stärksten Zug nicht wieder auseinandergeht. 


Carl Hirsehmann: Zu dem Aufsatz v. Hackers in Nr. i 
des Zentralblattes für Chirurgie 1919: Zur antethorakalen Osophagoplastik 
mittels Haut- und Darmschlauchbildung. Nach dem Vorgehen von 


Hirschmann bestreitet der Hautschlauch . den größten Teil der | 


subeutanen Schlauchtildung. Der Darmschlauch ist kurz und dadurch 
wird die blindsackartige Ausweitung ‚an -dem Orte der Magenimplan- 
tation vermieden. ` Die Operation wird in einer: Sitzung vorgenommen. 
Das Emporsteigen des Magensaftes ist eine erschwerende Komplikation. 
Ä | Ä o Bg. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 15. 

B. S. Schultze: Zur Kenntnis von der Einspritzung in die 
Vene der Nabelschnur bei Blutung infolge adhärenter Placenta. Der 
kürzlich verstorbene Altmeister der Gynäkologie stellt fest, daß die 
Methode, durch Einspritzung in die Vene der Nabelschnur die fest- 
haftende Nachgeburt zur Lösung zu bringen, bereits 1826 von einem 
Anatomen in Genua, Professor Mojon, mitgeteilt worden ist. 

Martius: Über Scheidenbildung bei angeborener Atresia vaginae. 
Es wurde in einem Fall von angeborenen Fehlern der Scheide der 


Mastdarm freigelegt und nach vorn gedrängt. Die Loslösung gelang 
‚so weit, daß das Rectum unter Abrechnung des 10 cm langen Ead- 


stückes ohne Spannung bis zum Sphincter reichte. Es wurde zwischen 
zwei Darmklemmen durchschnitten und der untere Stumpf zur Scheiden- 


© bildung verwertet, der Recetumstumpf in den Anus eingenäht. Die 


Heilung verlief gut bis auf eine ausgedehnte Eiterung. in der Sakral- 
wunde. — Die scheidenbildenden Operatioven entnehmen ihre Anzeige 


In erster Linie aus psychologischen und psychiatrischen Begründungen. | 


Ludwig Liebl: Bildung einer künstlichen Scheide aus Dünn- 


- darm. In zwei Fällen von angeborenem Mangel der Scheide wurde 


eidem augenfälli 
 Diphtherie zwischen 4 und 85 %; bei Meningitis nach einzelnen Schät- 


‘eine künstliche Scheide gebildet aus einem 30 cm langen Stück der 


untersten lleumschlinge. Diese durch. Laparotomie freigelegte Ileum- 
schlinge wurde mit. Hilfe eines Fadens durch den neuen Kanal ge- 


zogen, der vom Damm aus hinter der Urethralöffnung gebildet worden 
‚war.. In.beiden Fällen war der Erfolg gut. . =. Bg. i 


Zentralblatt für innere Medizin 1919, Nr. 15. | 
Feigl: Sonderbeiträge zur Systematik des Reststickstofigebietes. 
Zu kurzem Referat nicht geeignet. | i O wW 


Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 1919, Nr. 7. 
Gaehtgens (Hamburg): Über Krankheitsübertragung durch 


Gesunde. Die Bedeutung der „Bacillenträger“ und „Dauerausscheider“ 
für die Epidemiologie der meisten einheimischen Infektionskrankheiten 


ist entgegen vereinzelten neueren Mitteilungen, die damit nur schein- 


bar im Widerspruch stehen, durch zahllose einwandfreie Beobachtungen 
erwiesen. Im einzelnen sollen von Typhuskranken etwa 4 bis 5% zu 
Dauerausscheidern werden, die \WVahrscheinlichkeit hierzu mit dem 


steigenden Lebensalter erheblich zunehmen. Von Ruhrpatienten sollen 
‚etwa 2 bis 3% eine chronische Dysenterie zurückbehalten. Bei Cho- 
‚era scheinen echte Dauerausscheider nicht 'vorzukommen. Bei Di- 
 bhtherie und Meningitis cerebrospinalis epidemica steht die Menge der. 


bei Endemien oder Epidemien ermittelten gesunden Keimträger oft in 
gen Mißverhältnis zur Zahl der Erkrankungsfälle, bei 


Zungen his zu 1000%1 Die Dauer des Baecillenbefundes der gesunden 


Baeillenträger pllegt' meist nur kurz, drei bis vier Wochen zu sein. — 


Eine gesetzliche Handhbabe, Keimträger zu isolieren, steht nur bei Cho- 
lera zur Verfügung. Die therapeutischen Versuche zur Entkeimung 


der” betreffenden Personen sind bei den einzelnen Krankheiten von 


- sehr wechselndem Erfolg begleitet. Beim Typhus läßt sich die der 


`- Dotomie usw. 


‚peillenträgen bedarf noch der Nachprüfung. Angesichts dieser frag- 
„sen Unsicherheit beziehungsweise Wirkungslosigkeit der Maßnahmen, 


Urinausscheider in der Regel. durch innere Beliandlung mit Urotropin, 
Borovertin, Helmitol, Hetralin und anderem erreichen, ‚während bei den 
Paecesausscheidern weder Gallenblasenexstirpation noch Cystinqueck- 
silber oder anderes mit Sicherheit zum Ziel führen. Bei Diphtherie 
und Meningitis geben,. falls anderes versagt, Behandlung mit dem 


Morgenrothschen Eucupin, eventuell auch operative Maßnahmen (Ade- 
) ausreichende Resultate. Die Wirkung der aktiven Im- 


Qunisierung mit homologem Impfstoff zwecks Entkeimung der Ruhr- 


Da. zur Entkeimung führen sollen, ist zurzeit noch unbedingt das 
“aupigewicht darauf zu legen, die Keimträger zu größter persönlicher 


e- 


` . 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. 


sodaß. das betreffende Arbeitsgebiet. doch wobl von ein 


/ 


` Sauberkeit zu erziehen. Dieser Notbehelf 'setzt die von ihnen 'aus- 


gehende Gefahr auf ein erträgliches Minimum .herab, bis die Versuche, 
‘sicher wirkende Heilmittel für die einzelnen Arten- der Bacillenaus- 
scheidung aufzufinden, zum Resultat geführt haben. et ae 
Bárány (Upsala): Uber Behandlung der Hirnabscesse. Über 


primäre Excision und primäre Naht der Schußwunden. Darstellung 


der. Technik der von Bárány inaugurierten Drainagebehandlung der 
Hirnabseesse mit Guttaperchastreifen, die gute Resultate auch bei tief- 


gebuchteten Abscessen gab. Die Methode der primären Excision und 


Naht‘ der Hirnwunden hat-Bäräny unter sehr primitiven . Verhält- 
nissen ohne Röntgenapparat ausgeführt. 
Mortalität der Hirnverletzungen wird sehr durch das völlig ungleich- 
mäßig. verwandte bisher in Statistiken zusammengestellte Material 


‚erschwert. Bäräny schätzt die Mortalität der Infektion (ungeachtet 


also die an der Schwere der Hirnverletzung gleich zugrunde .gehen- 
den Fälle) auf 75%! Diesen entsetzlichen. Ziffern stehen bisher 
48 Fälle von Bárány. und Anderen, meist Bierschen Assistenten 
gegenüber, bei denen nach primärer Excision und Naht nicht ein 
einziger Fall infiziert wurde. ‘Daneben liegt noch eine Reihe von 


Veröffentlichungen vor, bei denen von Bäränys Originalmethode in 
manchen Punkten abgewichen wurde. Verbesserungen der Erfolge 
wurden hierdurch anscheinend nicht erzielt. — Die. Besprechung der 


primären Naht bei. Verletzungen anderer Körperregionen soll in einem 


weiteren Artikel folgen. an. 
Weiß (Tübingen): Eine neue Methode zur Suffizienzprüfung 


‚des Kreislaufs. Fußend auf dem: von Schott geführten Nachweis, 
daß bei Anstrengung der Druck im venösen System beim insuffizienten 


Herzen wesentlich höher steigt als beim gesunden, hat: Weiß syste- 


matische Beobachtungen der Capillaren nach seiner neuen Mäthode, 
deren Technik er auch hier auseinandersetzt, gemacht. ` Er fand, daß 


bei normalem Kfeislauf nach Stauung mit der ~v. Reckling- 


hausenschen Blutdruckmanschette die Strömung in den Capillaren 


‘etwa bei 5 mm Hg unterhalb des Maximaldrucks wieder beginnt, 


während sie bei einer Herzinsuffizienz erst 55 bis 65 mm Hg unterhalb 
des Maximaldrucks wieder in Gang kommt.” Außerdem konnte Weiß 


für die einzelüen in Betracht kommenden Gefäß- und Herzkrankheiten’ 
recht charakteristische Formen der arteriellen und venösen Capillar- - 


schlingenschenkel und der Blutströmung feststellen. Eine ausführliche 
Kasuistik von 148 .so untersuchten Fällen erscheint, alsbald in der Zeit- 


schrift für experimentelle Pathologie und Therapie. | 
Triepel (Berlin): Die Zuständigkeit des Reichs und der Einzel- 


staaten auf dem Gebiete des Gesundheitswesens: — Historischer Über- 
blick über die Entwicklung der letzten 100 Jahre. — Bei.der Frage 
der jetzt zur Debatte stehenden Neugründung eines eigenen Reichs- . 


ministeriums für Gesundheitspflege ist zu bedenken, daß gerade in 
letzter Zeit das Reıchsamt des Innern durch Abzweigung des Reichs- 
wirtschaftsamtes und des Reichsarbeitsamtes sehr entlastet worden ist, 

er Abteilung 


dieser größeren Centralbehörde bewältigt werden könnte. 


. Brief über. den HallenserÄrztestreik. „Der Ärzte- . 


streik wird nur dann Erfolg haben, wenn er rücksichtslos durchgeführt 
wird, unbekümmert um die zahllosen Fälle von Tod oder lebens- 
länglicher Schädigung, die er nach sich-zieht. . Da aber die Ärzte noch 


ein Gewissen vor unserem Volk und Vaterland- haben, ist er eine 


zwecklose Demonstration, die nur unnötige Feindseligkeit gegen den 


Ärztestand schafft.“ 


Häberlin teilt in einem „Brief aus Zürich“ die äußerst l 


befriedigenden Resultate von Fortbildungskursen mit, die unter Förderung 
und Unterstützung der Unfallversicherungsanstalt stattgefunden haben. 
Er hofft, daß nach Fortfall der jetzt noch bestehenden Schwierigkeiten 


auch die -deutschen Ärzte sich zu diesen 
' = zz Hans Meyer (Berlin). 


` Zeitschrift. für Immunitätsforschung und experimentelle Therapie 
| Ä Bd. 28, H. 1 u. 2. | | 


.  Uhlenhuth (Straßburg) und Fromme (Düsseldorf): Ex- 
perimentelle Untersuchungen über den. Infektionsmodus, die Bpidemio- 


logie und Serumbehandlung der Weilschen Krankheit (Icterus infectiosus). 
II. Mitteilung. Mit Sicherheit sind Kontaktinfektionen von Weilscher 
Krankheit bei Menschen bisher nicht beobachtet. Wie die Laboratoriums- 
infektionen beweisen, ist aber Übertragung durch minimale Haut- 
verletzungen, ja selbst durch die unverletzte ‚Schleimhaut und un- 
verletzte ‘Haut möglich. Menschlicher Magensaft tötet die Spiro- 


chäten nach. 80 'bis 50 Minuten ab, auch Galle bat abtötende: 
Wirkung. Bei vier von elf mit Virus gefütterten wilden Ratten 


konnte durch Verimpfung der Rattenorgane auf Meerschweinchen 


Die .Gesamtbeurteilung der 


Kursen einfinden werden. 


r 
=- 
ra 


. — b. 


ST 


Ann 


De -E 
”: » s 
N K a d 
eirond i 
- s 


REA y 
SET 


a ZN SE 


Tuer. 


N gen an 
` 

a agn 
ma. nm 
Pr 

- 

m 


“i 
t- 


o: 
i$, 


Da 
ern 
AT © 
rn 
ee - 
Ten A 
nn m 
ER 
> 


er Auf 


en En 
mr uni Tall 
is. = 5 . 


rn 


TER erene 


En 
u. . 
—— a o 


ee P 
Ey = BER 3 


ee el 
: x 
ER 


Fans - - en 
mee ee koa ap". 
Ta 2 Br as 

= Wi es 


s, RA p: 
FRA 


nn 
na 
zo 
nissen 
ee 
- 


~, 
= 
“ 


ru 
nn: 
u. 


2. 
TAMA Ze 


ne O E 
# ame de ie 
Ss = 


FE 


dena, 
-7t $ 


TE mermere a T 
mA Et 
an Zus 3 w le 


Taa ea S 
Be 
one. 


eh un 


ui 
Kane 


ENT er aA 


RENS "-; =, Far ee - a 
DNN a N: 
RR FE Vs 
j 


Ta m 


— 


rer 
BE 


>- 
e a 
a. 


et 


ea a e 


T22 BEL 


V~r. 
-res 


rs 
= 


= 


= 
Be en ren 
NEST 
Be een 5 ` 
N En Zum 


EI 
"= 


um 


. — i 
WOLST 
am n 


ee NL 


Paar In, 
om rer 4 
s 

~‘ 


NIT 
u V- guan 
EN Fer 
- . > xi > hr u; ® A 
Be 


.- 


nes hermur sm 


zres, 


x T en 
Te EL a a Te nn 


446 


das Virus nachgewiesen werden. Diese vier Ratten zeigten keine 
Krankheitszeichen. Bei einer wilden Schützengrabenratte wurden die 
Spirochäten der Weilschen Krankheit durch Verimpfung von Nieren 
auf Meerschweinchen nachgewiesen. Anscheinend spielt bei der Über- 
tragung der Spirochäten von Ratte auf Mensch beziehungsweise von 
Mensch auf/Ratte der Urin die Hauptrolle. Auch Hunde scheinen für 
eine Infektion empfänglich zu sein. Menschen, die die Weilsche Krank- 
heit überstanden haben, besitzen in ihrem Serum hochwertige Schutz- 
stoffe. In einem Falle konnten diese Schutzkörper noch nach 221/2 Jahren 
nachgewiesen werden. Es ist also eine nachträgliche Feststellung der 
Diagnose möglich. Bei Meerschweinschen werden die Immunstoffe der 
Weilschen Krankheit auf Nachkommen ersten Grades vererbt. Durch 
wiederholte Einspritzungen von spirochätenhaltigem Material beziehungs- 
weise &lter Reinkultur lassen sich beim Hammel und Pferde Sera ge- 


‘winnen, die hochvirulentes Virusblut neutralisieren und bei frühzeitiger 


Anwendung in großen Dosen als geeignet zur Behandlung der Weil- 
schen Krankheit zu bezeichnen sind. Noch geeigneter sind die 


Kaninchen zur Serumlieferung. F. 


. Aus der neuesten Skandinavischen Literatur. 


Die Polyneuritis puerperalis toxica beruht nach Wahlberg auf 
endogenen toxischen Prozessen und gibt immer eine günstige Prognose. 
Sie tritt multipel auf mit Muskelatrophie, Herabsetzung und Aufhebung 
der Reflexe. Im vorliegenden Falle kam es zu Rezidiven nach jeder 
der drei Entbindungen. (Nord. Arch. f. inn. Med., Bd. 51, H. i.) 

Knud Secher (Kopenhagen) teilt einen Fall von Exitus bei 
einem Morbus Basedow mit, der in unmittelbarem Anschluß an die 
Röntgenbebandlung des Strumas und mit dieser in kausalem Zusammen- 
hange eingetreten ist. Der Fall ist nicht vereinzelt, wenn auch selten, 
und beruht auf einer vorher nicht bestimmbaren Idyosynkrasie der 
Strumen gegen die Röntgenstrahlen. (Ibidem.) 

Jacobäus (Stockholm) war in der Lage, durch Thorakoskopie 
einen subphrenischen Absceß zu diagnostizieren. Nach Entleerung des 
den Absceß kombinierenden Exsudats ergab die Thorakoskopie, daß der 
diaphragmatische Teil der Pleura besonders stark verändert war, was 
durch den bestehenden subphrenischen Absceß, der hernach operiert 
wurde, bedingt war. Ein zweiter Fall von subphrenischem Absceß 
wurde derart diagnostiziert, daß das begleitende Emphysem entleert und 
durch Luft ersetzt worden ist. Die Lage der Luftblase bei der fol- 
genden Durchleuchtung ergab die Diagnose des subphrenischen Abscesses, 
der durch Operation geheilt wurde. (Ibidem, H. 2.) 

Die quantitative Bestimmung des Acetons: bei der Acidose ist 
nach Salen nicht genügend, es müssen vielmehr sämtliche Aceton- 
körper bestimmt werden, wozu sich die Methode von Engfeldt 
am besten eignet. (Ibidem.) 

Die nosocomiale Infektion der Influenza kann nach Ehrenberg 
durch vollkommene Isolierung der Kranken wohl vermieden werden. 
Während vom Pflegepersonal 90 % erkrankt sind, blieben die von den 
Influenzapatienten abgesonderten Kranken von der Krankheit verschont. 
Am ersten Tage scheint die Influenza nicht ansteckend und ihr Virus 
überhaupt sehr unbeständig zu sein. (Hygea, Bd. 81, H. 6.) 

Saugmann berichtet über günstige Erfahrungen der Thorako- 


. plastik nach Sauerbruch bei einseitigen, auch schwereren Fällen von 


Lungentuberkulose, bei denen die Pneumothoraxbehandlung als erfolg- 
los sich erwiesen hat. Die Operation kann unter Lokalanästhesie in 
zwei bis drei Sitzungen durchgeführt werden, die Entfernung der 
obersten Rippen soll nahe am Querfortsatz der Wirbel geschehen. Be- 
sonders geeignet sind sklerosierende und destruktive Prozesse im Unter- 
lappen. Von 26 Fällen blieben 14 frei von Tuberkelbacillen, neun 
wurden wesentlich gebessert, drei sind an ihrer Tuberkulose gestorben, 
(Ugeskrift f. läger 1919, Nr. 14.) Kiemperer (Karlsbad). 


Therapeutische Notizen. 


Petrén (Lund) behandelt leichtere und mittelschwere Fälle 
von Diabetes mellitus durch allmähliche Herabsetzung der Kohlehydrate 
bis zur vollständigen Entzuckerung. Diese wird wohl nach längerer 


Zeit erzielt, als durch rasche Entziehung der Kohlehydrate, die Be- 


handlung ist jedoch für den Kranken angenehmer, führt ebenso zum 
Ziele, und durch sorgfältige Beobachtung gelingt es auch die Kohle- 
hydrattoleranz wesentlich zu erhöhen. (Nord. Arch. f. inn. Med., 
Ba. 5i, H. 2.) 

Lundberg (Stockholm) berichtet über die Dosierung des 
Diphtherieserums bei Rachendiphtherie. In schweren Fällen sind früh- 
zeitige große Dosen Serum intravenös und zugleich intramuskulär zu 
verabreichen. Jüngere Kinder müssen größere Dosen erhalten als 


—a ann. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. 


` 


4 Mal 


ältere und man kann bis zu 100000 I.-E. ansteigen. Leichte Fälle 
benötigen kleinere Mengen, eventuell gar kein Serum. (Allm. sv. 
lärt. tid. 1919, H. 14.) Klemperer (Karlsbad). 
In der Erysipelbehandlung kommen nach Kreglinger die Jod- 
und vor allem die Höllensteinbehandlung einem Specificum am nächsten. 
Die Anwendung von polyvalentem Heilserum ist gefähr- 


‚lieh und sollte im Wiederholungsfalle wegen der Gefahr der Serum- 


krankheit oder des anaphylaktischen Anfalls vermieden werden. (N. m. 
W. 1919, Nr. 14.) 

Die Behandlung der Krampfadern, Krampiaderbrüche usw. mit 
intravenösen Sublimatinjektionen (1%ige Sublimatlösung) empfiehlt 
Camillo Zirn. Die Methode ist im Erfolge sicherer als alle 
anderen, die operativen nicht ausgenommen, und ist ohne Nachteile. 
Sie kann in der Sprechstunde oder der Wohnung des Kranken aus- 
geführt werden. Der Patient kann dabei fast immer seinem Berufe 
nachgehen. Das Verfahren ist aufgebaut auf der Beobachtung, daß 
Krampfadern nach Venenentzündungen mit Thrombosen oft zur 
Verödung und damit zur Selbstheilung kommen, und führt künstlich 
eine Thrombosierung herbei. Die varicösen Gefäße werden all- 
mählich in mehreren Sitzungen ausgeschaltet. Dadurch kann sich der 
Blutstrom der gesunden Hautgefäße den neuen Circulationsbedingungen 
besser anpassen. Es kommt somit nicht zu Circulationsstörungen 
(Ödeme). (M. m. W. 1919, Nr. 14.) © F. Bruck. 

Bei vollständiger Hypospadie hat Adlerstrentz die Vena 
saphena magna an Stelle der fehlenden Urethra transplantiert. Der 
Erfolg war nach jeder Richtung zufriedenstellend. (Nord. Arch. f. 
Chirurgie, Bd. 51, H. 2 u. 3.) Klemperer (Karlsbad). 

Das Ponndorfsche Verfahren der Hautimpfung mit Alttuber- 
kulin zur Behandlung der Tuberkulose (Kehlkopftuberkulose, chirurgische 
Tuberkulose, leichte Lungentuberkulose) empfiehlt H a s e r o d t (Gotha). 
Bei der völligen Ungefährlichkeit des Verfahrens sollte derjenige, der 
überhaupt Alttuberkulin zu Heilzwecken anwenden will, es in Form 
der Hautimpfung tun. (M. m. W. 1919, Nr. 14.) i 

Trypaflavin empfiehlt Veit als ausgezeichnetes Wundantisepticum. 
Die Gelbfärbung der Wäsche, die übrigens durch mehrmaliges W aschen 
beseitigt werden kann, wird durch Verwendung von Trypaflavin- 
puder und Trypaflavingaze ausgeschaltet. (M. m. W. 1919, 
Nr. 14.) F. Bruck. 


Bücherbesprechungen. 


{9} o 
Ake Akerlund, Entwieklungsreihen in Röntgenbildern 
von Hand, Fuß und Ellbogen im Mädchen- und 
Knabenalter. Archiv und Atlas der normalen und pathologt 
schen Anatomie in typischen Röntgenbildern. Hamburg 1913, Ver- 
lag L. Gräfe & Sillem. 40 Seiten Text und 28 Tafeln. M 20,—. 
In den letzten’ Jahren hat sich zumeist als Folge der Studien 
über die innere Sekretion das Interesse für Entwieklungsstörungen des 
Skeletts bedeutend gesteigert; daraus entstand das Bedürfnis nat 
ausführlichen und zuverlässigen Darstellungen der normalen Entwick- 
lungsverhältnisse des Skeletts. Diesem Bedürfnisse entspricht bestens 
das vorliegende Werk, welches ein sorgfältig gesichtetes und zweck- 
mäßig gruppiertes Material, in fortlaufender Entwicklungsreihe geordnet, 
zur Anschauung bringt. Aus den Ergebnissen von an 56 Kindern vor- 
genommenen Untersuchungen sei hier nur folgendes hervorgehoben 
Die variierende Breite des Epipbysenknorpels gibt keinen Anhaltspunk 
für die Beurteilung der Ossifikation ab, sofern -nicht der ganze Ent- 
wicklungsgrad des betreffenden Skeletteils den unmittelbar bevor- 
stehenden Eintritt der Synostosierung andeutet. Gute Anhaltspunkte 
für die Gradation gewähren dagegen, außer dem Auftreten von Knochen- 
kernen (auch in Sesambeinen) und von Synostosen, die Entwicklung 
des Karpal- und Tarsalskeletts, der Metakarpal- und Metatarsalbem- 
basen sowie der Epiphysen selbst, ihre Größe und Form (nicht Í "i 
Epiphysenlinien). Das Auftreten neuer Knochenkerne geschieht Sur 
zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Entwicklungsreihe und die En B 
wicklung folgt nicht ein und derselben Ordnung. Ein regelnder Bin 
fluß der Körperlänge und Körperkonstitution auf den Ossifikationsgn 
konnte bei diesem Material beobachtet werden. Die Ausstattung 1 
Buches ist vorzüglich. Freund. 


Hans Osterwald und Ernst Tänzer, Über die Verbreitung a 
Anopheles in der Umgebung von Halle a, S. 39 Selten. 
‚Halle a. S., Ehrhardt Karras G. m. b. H. s yon 
Überaus zahlreiche Anopheleslarvenfundorte im Umkr ae Ta 

etwa 20 km um Halle lassen die Unterbringung von Malariakranken 
dieser Gegend als durchaus untunlich erscheinen. 


Hans Meyer (Berlin-Oberschöneweide) 


} 
d 
l 
} 


= _ berangebildet und“ 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 18. 47° 


Braunschweig. u 
Ärztlicher Kreisverein.. Sitzung vom 1. März 1919. 


Verwachsungen des Hirns mit der Schädelkap 


werden, und darübergelegten Celluloidplatten. Schlegel erörtert die 


nach Schädelverletzungen 


“erkannt werden. Bezüglich der von Bail aufgeworfenen Frage, ob 
primäre oder sekundäre Freilegung und Revision der mit Hirnver- 


_ letzung einhergehenden Wunde zu bevorzugen sei, verweist er auf die 


glänzenden Erfolge, welche Bárány mit der möglichst -in den ersten 
24 Stunden vorzunehmenden Freile 


Durawunde erzielt hat. a 
Schlee: 1. Demonstration eines Sauerbruchprothesenträgers (Ober- 


arm links). Verrichtet volle Arbeit als . Tischlereiwerkstattleiter; für 


' _ schwere Arbeit zieht er aber den Siemens-Schuckert-Arm vor. 
ge in der Kriegsbeschädigtenfürsorge; 


2. Bericht über neue We 
nach einem Vortrage auf der WienergTagung (September 1918). Trotz 


‚aller Fortschritte der ärztlichen Behandlung, Bandagenausstattung, 
- Wiederertüchtigung in besonderer Werkstättenarbeit und Berufsberatung 
‚sind bei den Sch w.erbeschädigten die Dauererfolge in der Unter- 
“ bringung im freien Erwerbsleben im allgemeinen noch sehr unbefriedigend 
gewesen. Die Hauptschuld sieht Vortragender in der fast überall noch 
. äußerst mangelhaft betriebenen Schlußarbeit der ganzen Fürsorge, der 
‚eigentlichen praktischen. Arbeitsver mittlung, welche doch 


' gerade die Krönung der ganzen Arbeit darstellt. . Arbeitsnachweise 


mit Stellenlisten, Gelegenheitsvermittlungen und dergleichen reichen 
für dieses schwierige Gebiet absolut nicht aus; unerläßlich ist vielmehr 
individuellste und gründlichste Persönlichkeitsarbeit in jedem Einzel- 
falle. Dazu sind aber entsprechend vorgeschulte Hilfskräfte für die 


D . Fürsorgeleitung erforderlich. Solche hat sich die Braunschweiger 


Kriegsbeschädigtenfürsorge nach einer sorgfältig durchdachten Methode 
Innerhalb von drei Jahren in größerer Zahl als sogenannte „Fürsorger“ 
mit immer steigendem Erfolge verwendet. Die 
Tätigkeit ist kurz folgende: Der in halbjähriger praktischer Arbeit vor- 
geschulte Fürsorger betreut den einzelnen ihm überwiesenen Schwer- 
beschädigten vom Eintritt in die Fürsorge (Schullazarett usw.) an in 
persönlichster Weise, hilft ihm bei ‚der Werkstättenarbeit, vermittelt 
seine Wünsche und Beschwerden. Ist die Wiederertüchtigung genügend 


erreicht, so nimmt er die Berufsberatung vor unter Zuziehung des 
Sodann sucht 


- Hauptberufsberaters und der Spezialsachverständigen. í 
dem Arbeitver- 


er selbst die Arbeitsstelle aus, verhandelt persönlich mit 
geber und. bringt: seinen Schützling selbst zu diesem, veranlaßt gründ- 
che Aussprache und Verständigung. Ist die Arbeitsvermittlung. zu- 
stande gekommen, so kontrolliert er seine: Schützlinge dauernd weiter, 
mindestens ein Jahr lang, durch Rückfragen’ oder persönlich im Heruni- 
reisen in seinem Bezirk, greift ein, wenn ‚Schwierigkeiten entstehen 
und nimmt schlimmstenfalls den Mann in die Fürsorge zurück. 
| € | l Kempf. 
Leipzig. | 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 8. April 1919. 
_ Härting: Chirurgische Demonstrationen, a) 17jähriger junger. 
Mensch, vor kurzem operiert wegen eines Sarkoms des Coecums und. 
Colon ascendens. b) Zwei Fälle von Rectumcareinom, operiert nach. 
der. Hocheneggschen Durchzieh- und der Resektionsmethode. c) Frau 
‚nit Schenkelhernie, die den akut entzündeten Wurmfortsatz enthielt. 
Heilung durch Operation. d) Präparate von wegen Cholecystitis und 
Eholedochusstein entfernten Gallenblasen. = | 
‚In der Diskussion berichtet Pay'r über. einen Fall von 


schwerem Ikterus, wahrscheinlich infolge von Tumor an der Teilungs- 
stelle des Ductus hepaticus, bei dem er die Cholecystotomie ausführte 


Vereins- und Auswärtige Berichte. 


Besprechung des Vortrages Löwenthal vom 8. Februar 1919: 
Spätfolgen der Schädelverletzungen und ihre Behandlung. Bail betont, 
daß die Fistelbildung nach Schädelschüssen vermieden wird. durch früh- 
zeitige Operation und Primärnaht. ‘Bei bestehender Fistel ist die Tre- ` 
panation der abwartenden Behandlung vorzuziehen, zwecks Entfernung ' 
von Knochensplittern und Fremdkörpern. Die Infektionsgefahr gering, 
auch wird frühzeitiges Operieren am besten das Entstehen von Hirn- 
abscessen und Spätepilepsie hintanhalten. Franke bemerkt, daß als 
wichtigste Spätfolge die Epilepsie ins Auge zu fassen sei, die durch 

sel bedingt werde. Er 
bezweifelt, daß die jetzt‘ beliebte Defektdeckung nach Encephalolyse 
mit Fettgewebe uad Knochenplatten wegen Resorption dieser. Stoffe 
immer dauernden Erfolg habe, und berichtet über eigene Versuche mit 
Anwendung dünner Goldplatten, die zwischen Pia und Dura geschoben 


gar nicht selten auftretenden nervösen, auf 
Labyrintheommotion beruhenden Hörstörungen, welche oft erst spät 


gung und. der primären Naht der 


' zweifellos während des Krieges sehr viel häu 


"vorgestellten Fall -von Kar 


rung über der Kardia 


| Varein für wissenschaftliche Heilkunde, Sitzung vom 24. 


 Röntgendiagnostik; fünfjährige Erfahrung“. 
Prüfung der Gefahren von Lufteinfüllung in die Bauchhöhle im Tier- 
versuche wurde die pneumoperitoneale Diagnostik auch beim Menschen ' 


und von der Innenfläche der Gallenblase aus mittels Paquelins ‚einen 
größeren Gallengang eröffnete; sodann Gastrocholecystostomie. Nach 


. 
z 


sechs Tagen: Verschwinden des Ikterus. >- PN l 
; Payr: a) Über ein Verfahren zur Nachbehandlung von Trans- 
plantationennach Thiersch. P. verwendet in ebenso einfacher wie 
zweckmäßiger Weise die weiße käufliche Tafelgelatine, die zunächst 
mit Löchern zum. Abfluß des Wundsekrets verseben, im Trockenschrank 
‚sterilisiert und sodann vor dem Gebrauch in steriles . Wasser” von 
24° R auf kurze Zeit eingetaucht wird, bis die ‚Felderung der. Tafeln 
verschwindet.. Bedecken der transplantierten Hautpartien mit den nun 
weich und anschmiegend gewordenen Tafeln,. die von:Verbänden völlig 
frei gelassen werden. Durch die Tafeln hindurch ist: die. beginnende 
Anheilung der Hautläppchen gut zu verfolgen.. ‚Eine Verschiebung der 
 Hautläppchen wird bei dieser Methode unmöglich gemacht, eine Wir- 
kung als feuchte Kammer kommt, da das Sekret durch die Löcher ab- 
fließen Kann (eventuell können, wenn nötig, mittels einer glühenden 
Nadel weitere Löcher.in der Gelatinetafel angelegt werden) nicht in 
Frage. Nach sieben bis acht Tagen Bad, in dem die Tafeln abweichen. 
Vorstellung ‘von mit dieser Methode mit bestem Erfolge’ transplan- 
' tierten Kranken, _ a E nn E 
- `b) Demonstration eines vor zwei. Jahren einem Arzte bei knö- 
cherner Ankylose mobilisierten Ellbogengelenks, der vor seinem durch 
Grippe erfolgten Tode dasselbe-testamentarisch seinem damaligen Ope- 
rateur (Payr) vermacht hat. Die Funktion war eine gute nach der 
Operation geworden,” das Präparat zeigt eine gut erhaltene, völlig glätte 
Gelenkfläche. N a EN Er 
Ein weiterer Fall, dem am 18. Dezember v. J. wegen einer knö- 


chernen Ankylose das rechte‘ Ellbogengelenk mobilisiert worden war, 


zügliche (Beugung bis zu einem Winkel von 80°, fast vollständige Pro- 
und Supination, nur bei der Streckung Zurückbleiben um 7°), auch die 


rohe Kraft ist sehr gut: T > na 
= œ) Über Mesenterialdrüsen - Tuberkulose. ` Die Erkrankung ist 
figer geworden. ‘Von 

Wichtigkeit für die Entstehung derselben ist der Typus bovinus. Als 

Komplikationen sind zu nennen: ` `. 5 ie 

2. Deus durch Verklebungen. ` | en, 
2. Peritonitis infolge von Perforation (die Diagnose wird dabei 

meist auf Appendicitis gestellt). ` na Ea 
3. Spastische Obstipation. | 
Demonstration von Röntgenplatten, auf denen die m 
cöcalwinkel gelegenen Drüsenschatten gut sichtbar sind. © 
Lueken: Chirurgische Demonstrationen. a) Frau mit Ösophago- 


` 


eist am Ileo- 


tomie wegen in der Höhe des sechsten Halswirbels sitzenden ver- 


schluckten Knochenstückes. b) Mann mit perforiertem Magengeschwür, 

Operation, Heilung. a ` en se 
Heller: Bericht über einen vor -fünf Jahren operierten und 

diospasmus, bei dem H. die extramucöse 


Plastik durch beiderseitiges Durchschneiden der Ringmuskulatur auf 


die Länge von 8 cm ausgeführt hatte. Der Kranke ist noch jetzt sub- . 


jektiv beschwerdefrei, känn auch Fleisch gut essen, nur.alles etwas 
langsamer. Die Röntgenaufnahme zeigt wieder eine leichte Einschnü- 
und eine spindelförmige Erweiterung des Öso- 

phagus. | | Mohr. 
Königsberg i. Pr. FE 
| | i Februar 1919. ' 

Rautenberg (Lichterfelde) als Gast über: „Pneumoperitoneale 
Nach voraufgegangener 


zur Lagebestimmung von Bauchhöhlenorganen in Anwendung gebracht. 


Die eingeführte Luft wirkt.sowohl als Kontrastionsmittel bei der Durch- 


leuchtung als auch als Auftreibungsmittel, durch das eine Erweiterung 
der Bauchhöhle und damit zugleich eine Verlagerung der Organe er- 


zielt wird. Eine. Entleerung. von Magen, Darmkanal. und’ Harnblase 


muß dem Verfahren voraufgehen. Letzteres ermöglicht: 1. Darstellung 
der Form der Organe; 2. eine Bestimmung. ihrer Konsistenz (durch 
Gestaltsveränderung bei Verlagerung). Durch dieses Verfahren ist auch 
die Darstellung der Gallenblase und der Nieren im Röntgenbilde zu 
erzielen. — Die erforderliche Apparatur: ist äußerst einfach. und be- 
schränkt sieh auf ein Doppelgummigebläse, ein Röhrchen. (4 cm lang, 
1/2 em dick) und Watte-Gaze-Abschluß. -Der Eingriff hat wenig Ein- 
fluß auf das Allgemeinbefinden -des Patienten. ‚Es werden. Schulter- 


. 
De 

a a ne 

E i Er 
aA # Di Zee ERTI 
= nr en on u. 
ym - 7 = Bee 

: = 


wird in persona vorgestellt. Die Funktion des Gelenks ist eine vor- ` 


| Cr, I Ti Et: 
ENTE ram ' 
saei 5 a Wa 
er rk 
EAN eet ART! s 


wsi 
-; `% 
Er 

SUR 
men nl ele 


Tr. aama -_ 
ran ati: > 


ae 
= 
a J- 
nn 
toa s 
-a 


ERTL NET: 
Te 


en 
er 
er = 
are A z > 
a A e 
a 


| Hu 


reale). 


É Jo prao 
(un 
WR EAT 
nl ra u, 
paLa e 
OR NET TASEI 
nz lu 
a REENA 
e, DRDRAASN 
SH Repa Ap eee 
pE ERa or 
PEIER yt 
et, gi! 
up, Hrn tra 
"4 a th 
ag ne peh he 
a4 4 bes sd.. er 
ser 
P RrUNERE EE 
Si LE Mu a! 
+ l n PR Pray) 
P PURCES a A 
| u R 7 RS Dn aA 
Enti +A IE en x 
DERRE E i 
T DOIR Gen 
M at 
nah, 4 Be ; o 
TEF LIY an je: ~F 
FAUSA 8} IE 20 piy f 
PERIPE i N. 
REET P 
EN i 1. Su 
I Eeg! 
i RON H ae 
1 ESU saj tj“ 
LETAN. ERTEN 1, 
PELNY? ` le}, ir ! 
I i ra 
tt et 7. FA... 
tri T e: a at ! 
el ahi US VER IL | DR 
ER ul, t 
KENN, gi gr 
et: un we) 
lin: 
(He Img: ik, Ry 
EE EEE Tee 
FEE, HS 
Kirn)! Peli, | 
Ina i ie, FE 
Aa WDA 
i A Fer Br AR 
pi pya pe 
IR Pa O S ta. 
Karl HANS ès 
1732 ca; 
Aouri AE D 
ARAR Yin "ir ` 
aR r Yayırı 
BR Ai! 
Br; EE EBES 
MERRY irp 
EHEJ) H) ner 
ar i CS Br a 
Dam t: lae 4 
HERIT ti) [7% EEEE 
ee 
EEE I Fl PETE BER Zen (an 
ya Haren | f 
NEN? an ye: 
EEE, | 
ea 
if T RER 
tA IDERE 
PORTER MEE 2% 0,2 12 
en ft 
ru a SEF 
f ee , 
Eor ur 1 HPE ESA E 
r a 2 Aaa it \ 
Net 
FA Pi a a 
oy # at ole 
P piah ir 
ERRER 5 5 
ar W An? Hr 
| r J A eat, ut 
| +4 BD pit ~ i BER 
TER BOR Mn, et. 
jeer E e 
\ Kira HEN ag vr 
PENU E H A 
El A i E 
Í EEG LE + 
Arts g w f 
Mae... 
T. 4 f i S EAEE 
l Ban } Hi Il: 
ERBE eene S 
f f iti | prp a . 
HRED ijy ge e 
1» Bi ji t a 
DE EEE o wG 
PANER Y TOTE i 
e ORE En’... ...° 
I AR $ PR es 
E a TEREE 
E KINN ARTE, BaT, 
HUN rin } HTEO ZU 
IRA en | fr pir 
OTE a E ; 
R HI p: y 
t ORUA BEN IE +o iT 
E # H jz r IN 
E AiG tS $ p 
PEUR a nis 
A Meore 
1 aTa EN | E ias 
$ MET ’ j ot 
DESS a EA, DOY EO A 
PEFD nE a 
I aa Bet AA} I 
j Il 40 p 12, j 
p ait Bu up tie 
CLRI T O 
EN ENI MEEN.: leu 
BE TR 
f J a taa, 
Fr 
tf fe j “ 
d 


sn E % ie A G 
ehd e og ` 2 EA 
r a wer. 

` 


Ey 
=. 

ug 

Lya 


Cod 


UE Er Be 
u "CR, o 
Ari i : 


d 


1 - 
[a RTR 


wi 0 


2 wen nee 


” = Ei ? u è 
ræ T E syi ae 
sin W = Fa) 
= nm nn he in a 
= “ 
y 
' 


setzung und Anwendung. 


448° 


en 


schmerzen und Beklemmungsgefübl (durch Hochärängen des Zwerchfells) 
und Zerrungsschmerz der Aufhängebänder der inneren Organe beim 
Kehren des Körpers angegeben. 

Ernst: Theorie der Narkose. ‘Wie das Thema besagt, spricht 
der Vortragende über die verschiedenen Arten .der Narkose, die zu- 
grunde liegenden Theorien, über die narkotischen Mittel, ihre Zusammen- 
Sch. 


München. 


Ärztlicher Verein. Sitzung vom 26. März 1919. 
cv. Notthaft: Behandlung der Syphilis mit Silber und Silber- 


salvarsan. In weitausholender Darstellung ‚schildert der Vortragende 


die alten Behandlungsmethoden der Lues mit Quecksilber und Jod und 
weist auf deren unangenehme Nebenwirkungen, Mercurialismus und 
Jodismus, hin. Dann geht er auf die neueren Methoden des Salvarsavs, 
Neo- und Salvarsannatriums ein, deren bekannte Vorteile er ausführlich 
schildert. Hierauf weist er auf die Vorzüge der Behandlung mit Silber- 
präparaten in Verbindung mit Chinin intravenös hin, Vorzüge, die nach 
und nach zu einer Verbindung der Silber- mit der Salvarsantherapie 
geführt haben. Die Methode wurde noch von Ehrlich kurz vor 
seinem Tode angegeben und dann von seinem Nachfolger Kolle 
weiter ausgebaut, sie verbindet die Vorzüge des Salvarsans mit der 
guten Wirkung des Silbers, das durch langes Liegenbleiben um die 
Gefäße herum seine katalytische Wirkung lange entfaltet. Der Vör- 
tragende verwendet seit einem Jahr das Silbersalvarsan und hat weit 
über 800 Injektionen damit gemacht. Als besondere Vorzüge schildert 
er die raschere Heilung des Primäraffektes und der Sekundärerschei- 
nungen. Das Mittel wird in stark verdünnter Lösung, 0,1 bis 0,8 pro dosi, 
alle zwei bis drei Tage intravenös verabreicht. Die Durchführung 
einer Kur erfordert zirka 35 Tage und wird nach einer längeren Pause 
wiederholt. Auch die Wassermannsche Reaktion wird nach den Er- 
fahrungen des Vortragenden dabei schneller negativ. Diesen Angaben 
treten in der Diskussion Heuk und Plaut entgegen. Ersterer sah 
bei der Luestherapie, letzterer bei der progressiven Paralysebebandlung 
von der neueren Silberpräparat-Salvarsanmethode keinerlei bessere 
Erfolge gegenüber der alten einfachen Salvarsanmethode; auch wurde 
nach ihren Erfahrungen die Wassermannsche Reaktion dabei durchaus 
nicht früher negativ. Lißmann. 


— 


Prag. ~ 
Sitzung vom 18. Dezember 1918. 


A. v. Tsehermak: Über Elektrogastrographie. Der Vor- 
tragende berichtet über die Ergebnisse seiner ersten Untersuchungsreihe 
über das Elektrogastrogramm (Egg) bei Spontanrhythmik des isolierten 
Froschmagens. Die bei hoher Empfindlichkeit des Saitengalvanometers 
verzeichneten bioelektrischen Erscheinungen tragen den Charakter von 
ein- oder zweiphasigen Erregungsströmen, wobei bald die große, bald 
die kleine Kurvatur die Führung haben kann. Das Egg bezeichnet ja 
nur die Erregungsdifferenz der beiden abgeleiteten Stellen der Magen- 
muskulatur. Der Spontänrhythmik des Froschmagens liegen im Prinzip 
Einzelerregungen beziehungsweise Einzelzuckungen, nicht Erregungs- 
serien beziehungsweise Tetanie zugrunde Der Erregungsstrom der 
Magenmuskulatur beginnt erheblich früher als die mechanische Leistung ; 
seine Gipfelhöbe steht mit der Zuckungshöhe in gewisser Beziehung. 
Häufig kommen wechselnd mit Einzeleontractionen gedoppelte Contrac- 
tionen (binäre Superpositionen in der Crescente) vor, eingeleitet von 


zwei Erregungsströmen, die ziemlich rasch aufeinanderfolgen können, - 


Während der Contraction selbst wurde öfter eine Andeutung einer 
bioelektrischen „Contraetionsschwankung“ beobachtet, welche vielleicht 
der T-Zacke des Elektrokardiogramms vergleichbar ist. Die Magen- 
muskulatur erscheint zwar im Prinzip — bei künstlicher Reizung oder 


unter pathologischen Verhältnissen — zu summiert-tetanischer Reak- 


tionsweise befäbigt, wird jedoch unter pbysiologischen Verhältnissen 
nur auf Einzelerregung und Einzelzuckung oder binäre Superposition 
beansprucht. Dieses Verhalten ist allem Anschein analog jenem des 
Lymphherzens, nicht aber des Blutherzens oder des Skelettmuskels, 
Die Versuche werden fortgeführt und auf den unversehrten Magen der 
Säugetiere und des Menschen ausgedehnt. 

Rubritius: Zur operativen Nephritisbehandlung. R. teilt die 
Krankengeschichten von drei operativ behandelten Fällen aus der Gruppe 
der chronischen Nephritiden mit, welche durch Kongestivschmerzen und 
Kongestivblutungen charakterisiert sind. í. Schmerzen in der linken 
Niere, Nephrotomie. Histologisch herdförmige Nephritis als Folge einer 
aufsteigenden Pyelonephritis durch Cystitis wahrscheinlich gonorrhoi- 
scher Natur. Heilung. 2. Durch acht Tage andauernde heftige Schmerzen 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. 


links; Operation: fibrös-sklerotische Paranephritis, Nierenparenchym 
unter kolossalem Druck, zwei erbsengroße Hohlräume mit trüber Flüssig- 
keit. Subakut verlaufender Eiterungsprozeß mit schwartiger Verände- 
rung der Fettkapsel. Nephrotomie, Heilung. 3. Schmerzen und Blu- 
tungen, anamnestisch Diphtherie, Scharlach, Gravidität, schwere Mastitis, 
erst Nephrotomie, fünf Wochen später wegen starker Eiterung Nephrek- 
tomie Starke Schrumpfung des exstirpierten Organs mit Atrophie 
und Nekrose des Parenchyms. Histologisch: recurrescierende Glomerulo- 
nephritis. Die Schrumpfung mit Parenchymverlust Folge der Nephro- 
tomie. Letztere leistet Ausgezeichnetes im Dienste der operativen 
Nephritisbehandlung, muß aber wegen ihrer Gefahren in den Indikationen 
entsprechend eingeschränkt werden. (Die Arbeit erscheint in der Zeit- 
schrift für urologische Chirurgie.) 

Friedel Pick: Beieinem 48 jährigen Eisenbahner, der wegen 
seit einigen Wochen bestehender Heiserkeit und Atemnot kam, fand 
sich die rechte Kehlkopfhälfte normal, das linke Stimmband geschwollen 
und in Medianstellung unbeweglich. Über beiden Oberlappen, besonders 
rechts, Schallverkürzung und diffuses Schnurren. Autfallend war im 
Anfang (vor zwei Monaten) das schwankende Verhalten der Stimmband- 
lähmung;. das letztere zeigte wiederholt normale Beweglichkeit und 
dann wieder völligen Stillstand in Medianstellung; jetzt ist konstant 
Stillstand in leichter Abductionsstellung. Die Röntgenaufnahme 
(Dr. Helm) zeigt außer grober Marmorierung beider Lungen, besonders 
des rechten Oberlappens, die Trachea stark nach rechts verzogen, sodaß 
die Bifurkation fast 4 cm nach rechts steht. Im Sputum äußerst reich- 


liche säurefeste Stäbchen vom Typus der Tuberkelbacillen (Institut 


Prof. Ghon). Es handelt sich demnach um einen jener seltenen Fälle, 


wo als Ursache einer Recurrenslähmung ein tuberkulöser Lungenprozeß 


anzusehen ist, der offenbar durch starke Schrumpfung zu einer hoch- 
gradigen Verziehung der Trachea geführt und jetzt auch 
durch Zerrung den linken Nervus laryngeus inferior geschädigt hat. 


Wien. 
Gesellschaft der Ärzte. Sitzung vom 21. März 1919. 
Emil Redlich: Was hat uns die Gehirnpathologie für die 
Gehirnphysiologie gelehrt? Die moderne Gehirnphysiologie beginnt mit 
der Entdeckung von Fritsch und Hitzig, daß sich durch elektrische 


Reizung bestimmter Hirnrindenpartien umschriebene Muskelzuckungen 


auslösen lassen und daß nach Exstirpation dieser Stellen Bewegungs 
störungen bestimmten Charakters auftreten. Es hatte schon vorher die 
Gehirnpathologie in dieser Richtung eigentlich entscheidendes Material 
beigebracht. Vortragender gedenkt der Leistungen eines Broca, 
Jackson, Munk, Exner, Monakow und-Anderer und hebt 


‚hervor, daß der Hochstand der Leistungen des menschlichen Gehirns 


seinen vollen Ausdruck in seinem Bau findet. Das Gehirn zeigt in 
der WVirbeltierreihe eine kontinuierliche Fortentwicklung, an deren 
Spitze das menschliche Gehirn steht. Charakterisiert ist diese Ent- 
wicklung durch das allmähliche Überwiegen des GroßhirnS 
über die anderen Gehirnabschnitte, die philogenetisch älteren Datums 
sind, weswegen sie Edinger als Paläencephalon gegenüber dem 
philogenetisch jüngeren Neencephalon bezeichnet, das sich mantelardig, 
daher Pallium, über das Paläencephalon legt. Das genauere histologische 
Studium der Hirnrinde hat weitgehende Verschiedenheiten im Zellaufbau, 
charakteristische Schichtungstypen der einzelnen Windungen gezeigt. 
An die Stelle der makroskopischen Betrachtung der Rinde ist die cyto- 
architektonische Einteilung derselben getreten. Es ist zweifellos, daß 
die eytoarchitektonischen Verschiedenheiten der Rinde’ eine funktionelle 
Verschiedenwertigkeit bedeuten; man hat darum von einer motorischen, 
akustischen, optischen Rinde usw. gesprochen. Ein Vergleich einet 
Rindenpartie beim Menschen mit einer solchen beim Tier ist dabor nUr 
bei Gleichheit oder. weitgehender Ähnlichkeit im histologischen Bil 

gestattet. Vortragender zeigt, wie viele der alten Probleme der Ge- 


hirnphysiologie Probleme geblieben sind, bespricht die Ergebnisse der . 


Studien der sensorischen Centren (Munk, Monakow), der WI 
kürlichen Bewegungen, der sensiblen Leistungen, der Organisation der 
optischen Centren und wendet sich der Erörterung der BulrenlFe 
Haltung des Menschen zu. Bei den Anthropoiden vorbereitet, }S 
sie beim Menschen zur ständigen Art der Statik und Lokomotion 8° 
worden. Der aufrechte Gang ist einer der Faktoren gewesen, der den 
Menschen allmählich die Herrschaft über die Natur gewinnen ließ. Ab- 


gesehen davon, daß dadurch der Überblick über die Umgebung u: 


besserer wurde, das heißt der Mensch eine größere Sicherheit in 06 
Vermeidung von Gefahren und’ eine bessere Ausnutzung von günstigen 
Gelegenheiten gewann, war so die Umwandlung der vorderen Ex- 
tremitäten aus einem Lokomotionsorgan zum reinen Greiforgan und in 
weiterer Folge zum Instrument der menschlichen Handlungen W 


4. Mai. 


gebildet und gelangt von da ins Blut und wird in der Leber abgefangen. 
Vortragender hat durch pharmakologische Untersuchungen zu ermitteln 
gesucht, ob die Bilirubinbildung eine Partialfunktion der Leberzelle sei, 
die auf neurogenem Weg zu beeinflussen sei, .etwa wie die. Gallen- 


‚genelisch am deutlichsten beim Menschen, zweifellos die Tendenz, ge- 
‚wisse hochqualifizierte Leistungen, soweit sie nicht eine beiderseitige 
Inanspruchnahme der. Erfolgsorgane beanspruchen, nicht nur in eine 
Großhirnhemisphäre .zu konzentrieren, sondern der gekreuzten Hemi- 
Sphäre zuzuweisen; pathologische Erfahrungen haben es dem Vor- 
tragenden nahegelegt, diesen Entwicklungsgang sogar noch nicht für 
en zu halten. Warum aber gekreuzt?. Zu er- 


vollständig abgeschloss 
wähnen ist der geistvolle Erklärungsversuch Spitzers, der philo- 
genetische Momente, eine Drehung des Darmrohres mit dem distalen 
Anteil des Nervensystems um die Chorda heranzog, wodurch erstere 


durch Vagusreizung gefördert, durch Splanchnicusreizung gehemmt 
wird, oder die Zuckerbildung, die durch Adrenalin gefördert wird. 


1:178000 im Lauf ‚von 90 Minuten auf 1:275000, um nach 41/2 Stunden 
wieder anzusteigen. Atropin macht eine länger anhaltende Senkung. 


mit dem prächordalen Teil ‘des Nervensystems, das dem Gehirn ent- r anzuste ch 
einen Platz nicht verändert hat, in gekreuzte Verbindung | des Bilirubinspiegels, ebenso Cocain. Pilocarpin und Asthmo- 
| lysin machen keine bestimmte Wirkung.. Hypophysin, Glan- ` 


‚Spricht und s 

treten müssen. — Die Erforschung der menschlichen Sprache 
| ist ureigenstes Gebiet der Gehirnpathologie. Grundpfeiler der Lehre 
‚ud die Brocasche motorische Aphasie, das heißt der Verlust des | 
Prechvermögens nach Läsion des Fußes der dritten Stirnwindung | das Extrakt des Vorderlappens wirkt stärker als das des 

- links und die Wernickesche sensorische Aphasie, deren wichtigste | Hinterlappens. Hodenextrakt wirkt stark senkend. Die Ex- 
| Erscheinung die Worttaubheit ist, durch Zerstörung des hinteren An- | trakte von Ovarium, Thymus und Thyreoidea sind 
| teils der ersten linken Schläfenwindung. Dazwischen liegen die ver- | unwirksam. Von den die Gallensteinsekretion beeinflussenden 'Sub- 
 Schiedenen Formen der Aphasie. Die Erfahrungen über Apraxie und | stanzen wirken Natrium salicylicum, Natrium benzoicum 
Agnosie haben erst ein Verständnis für manche aphasischen Störungen | und Podophyllin stark erhöhend, am. stärksten das letzterwähnte‘ 
ermöglicht, Von Interesse sind die Aufschlüsse, die das Studium der | Präparat. Morphin und Chloral sind unwirksam, ebenso Bitter- 
. aphasischen Störungen über den normalen Sprachmechanismus gestattet | wasser. Die menstruellen Schwankungen sind ohne jeden: Einfluß ‘auf 
. baben. Die sensorische Aphasie hat immer auch Störungen des Sprechens | den Bilirubingehalt, wie Vortragender durch Untersuchungen mit . 
E Form mehr minder schwerer Paraphasie zur Folge. Entsprechend der | V. Hieß ermittelte. Die Schwankungen des Bilirubinspiegels sind, . 
e wicklung der Sprache beim Kind, -webei die Nachahmung der ge- | wie Blutkörperchenzählungen ergeben haben, nicht durch Verdünnung . 
Orten Worte in erster Linie steht, erfolgt auch später das Sprechen | oder Eindickung bedingt. Ebensowenig spielt, wie Versuche mit Oxalat- 

| plasma ergeben haben, eine Variation in der Gerinnungsgeschwindigkeit. 


J Anklingen des sogenannten Wortklangbildes und ist gestört, 
om dieses, wie bei der sensorischen Aphasie, ausgefallen ist. Die 


duitrin, Infundibulase (Parke -Daviš) und das Extrakt 


bildung, die nach Untersuchungen aus dem _Asherschen Institut 


Adrenalin senkt den Bilirubinspiegel; er sank in einem Fall von 


.des Vorderlappens der Hypophyse wirken stark senkend; 


des Blutes eine Rolle, wie man vielleicht im Hinblick auf die colori- `` 


tié 


maro Ma ti o o -  , 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.18. = I Dee 8 
Fertigkeiten ermöglicht. Freilich hat der Mensch durch den aufrechten | Schriftsprache wird immer auf Basis der- Lautsprache erlernt, daher Be 
Gang auch eine gewisse Einbuße in anderer Richtung erfahren. Durch -| bleibt sie auch in der Folge von. dieser abhängig und leidet Not, paer! 
die Entfernung des Geruchsorgans: vom Boden, der Hauptquelle der | wenn die Lautsprache gestört ist; die sensorische Aphasie z. B. ist AA 
Gerüche, hat ersteres allmählich immer mehr an Bedeutung verloren, | immer von Alexie und Agraphie begleitet. . Daß das Gehirn Sitz der Ana PAW 
daher denn auch der centrale:Apparat des Geruchssinnes, vor allem | Seele ist, für diesen zuerst 550 v. Chr. von Alkmaion v. Ķroton > ee ie Li 
das Ammonshorn, beim Menschen verkümmert erscheint. Der auf- | ausgesprochenen. Satz hat. uns die Gehirnpathologie reichliche Beweise ` éi SETO 
rechte Gang hat natürlich auch die mechanischen Bedingungen. des | erbracht. Wir: haben durch die. neuere pathologische Histologie der Ha. ii 
Stehens und der Fortbewegung vom Grund aus verändert, indem nun | Gehirnrinde gewisse, für bestimmte Psychosen charakteristische Ver- Ei id A 
die unteren Extremitäten allein diese Funktion übernehmen mußten,'| änderungen kennen gelernt. So haben die Arbeiten von Nißl- i a 
wodurch natürlich die Erhaltung des- Gleichgewichts wesentlich er- | Alzheimer die pathologische Histologie der progressiven. Paralyse MER > 
schwert wurde. Abgesehen vom Gesichtssion, kommt bei der Erhaltung | aufgedeckt; es..gibt pathologische Strukturelemente : der Gehirnrinde, bi Br 
des Gleichgewichts, wie. übereinstimmend das Tierexperiment und die | die für manche- senile' Psychosen specifisch siod.. Das könnte die ! Hai, 
Krankenbeobachtung zeigen, dem Kleinhirn die Hauptrolle zu.:| Hoffnung erwecken, daß wir vielleicht auf dem -Wege der Gehirnpatho- late 
Meynert auf Grund anatomischer Befunde, M u n k nach experimen- |-logie auch dem Problem der Probleme menschlicher Erkenntnis, der. 4 El neu 
tellen Ergebnissen beim Affen, haben auch das Stirnhirn mit der | Erklärung der psychischen Phänomene näherrücken HITE mi 
Erhaltung des Gleichgewichts in Beziehung. gebracht. Auch neuere | könnten. Haben wir doch sogar Ansätze zu einer Lokalisation psy- Do 
hirnpathologische Erfahrungen beim Menschen haben einiges Material | chischer Vorgänge. Meynert hat das .Stirnhirn mit der fort- prs: a 
für eine solche Auffassung beigebracht. Gemeint ist das: zuerst von | schreitenden Ausbildung der psychischen Leistungen in Beziehung Tide Eee 
Bruns beobachtete Auftreten ataktischer Störungen bei Läsionen des | gebracht. Die experimentelle Physiologie hat. sich. in gleichem Sinn | EIS ER 
Stirnhirns, speziell bei Tumoren desselben oder der die Stirnteile ver- | ausgesprochen. Auch die Klinik hat uns in dieser Hinsicht allerlei T pr o 
knüpfenden vorderen Balkenanteile, die sogenannte frontale Ataxie, die | Material beigebrächt. Einer strengen Kritik halten diese Anschauungen Andi 33 
der cerebellaren Ataxie so sehr ähneln kann, daß Fehldiagnosen mit | nicht stand. Vorläufig erscheint die- von Meynert-Wernicke f E HENA 
Kleinhirnaffektionen gar nicht sehr selten sind. Freilich handelt es sich | vertretene Anschauung, wonach bei, den geistigen Leistungen der Groß- y idi 
hier um Erfahrungen, deren Bedeutung noch nicht mit aller Sicherheit | teil der Rinde in Funktion tritt, noch immer. als die wahrscheinlichere. Eu 
klargestellt ist, vor allem nicht nach der Richtung, ob es sich. um ein | Es heißt überhaupt in der Verwertung ‚anatomisch-physiologischer Tat- ETG. i 
dem Stirnlappen. selbst zukommendes Symptom handelt oder ob nicht. | sachen in physiologischer Beziehung sehr bescheiden sein. Nicht ein- MEET 
. der Ausfall der Verbindungen zwischen Stirnhirn und Kleinhirn schuld- | mal die strenge lokalisatorische Sonderung der Wahrnehmungs- und N NER = 
. .tragend ist. Die Rechtshändigkeit des Menschen oder, da es |. Erinnerungsvorgänge:hat sich festhalten lassen, obwohl Ziehen schon: lit T 4 
~ auch Linkshänder gibt, die größere Geschicklichkeit einer Hand wird | von Erinnerungszellen und Empfindungszellen spricht. Noch weniger lH 
‘hierauf besprochen. ‘Die Rechtshändigkeit der Mehrzahl der Menschen | sind wir dem Grundproblem, dem Verständnis des Psychischen, sei es AR a De 
scheint sich erst allmählich ausgebildet zu haben, denn vieles spricht | auch nur der Empfindungen. aus .den materiellen Gehirnvorgängen aaa 2 5 
: dafür, daß es ursprünglich viel mehr Linkshänder gab als heute; man | irgendwie nähergekommen. Daß die Psychologie etwa Gehirn- MJER 
hat sogar davon gesprochen, daß es eigentlich zwei Variationen der | physiologie wird, dazu hat es noch weite Wege. Und wenn auch NA. A 
Species Homo gäbe, eine rechtshändige und eine linkshändige Varietät. | zweifellos jeder psychische Vorgang ein physiologisches Korrelat hat, 1) e 
“Anders ausgedrückt, bedeutet das, daß allmählich im Verlauf der | eines das andere beeinflußt, so klafft doch zwischen Physischem und BE: 
Menschheitsentwicklung bei. der Mehrzahl der Menschen die linke | Psychischem eine Kluft, über die kein- Steg führt. Und wenn wir zu- DA AAA pores 
Hemisphäre ein. Übergewicht über die. rechte erlangte, zunächst in | versichtlich sein wollten, könnten wir höchstens an Stelle des bekannten: MEIN. RN j 
einer größeren Geschicklichkeit der rechten Hand sich kundgebend. | Du Bois-Reymondschen Ignorabimus ein Ignoramus setzen.. 3; ”; 
Vielleicht waren Gründe der Ökonomie dafür maßgebend, daß die | J. Bauer: Physiologische Bilirubinanämie. Beim Menschen und Si) aapi o 
-Innervation bestimmter schwieriger, komplizierter Bewegungen be- | bei bestimmten Tierarten ` findet sich de norma Bilirubin im Blut und ` Ai a 
~ $onders in einer Hemisphäre ausgebildet wurde. Die wahre Bedeutung | im Serum. Beim Menschen tritt bei einer Konzentration, die 1: 50000 t I RAE ? 
der Rechtshändigkeit “respektive ` Linkshirnigkeit der Mehrzahl der | übersteigt, Ikterus ein. In bestimmten Familien findet sich eine auf- AR al ji o 
 - Menschen hat erst die Pathologie aufgedeckt. Sie hat uns gezeigt, fallend hohe Bilirubinkonzentration im Blut. Die individuelle Konzen-' ` 3 lai e o oo 
daß der rechtshändige Menseh auch mit der linken Hemisphäre spricht, | tration ist konstant, die Variationsbreite ist ziemlich groß. Bilirubin. BEN EHNFIN [i 2 a 
indem nach Läsionen. bestimmter Rindenabschnitte der linken Hemi- | kann man in den Endothelien ‚der Capillaren der Leber nachweisen. IH Ic u p iia 
Sphäre die Sprache verlorengeht. — Eines der schwierigsten Probleme | Es. gibt drei Erklärungsmöglichkeiten der physiologischen Bilirubin- anal Pi ERBEN 
der Gehirnphysiologie ist die Frage nach der Bedeutung der ge- | anämie: 1. Bilirubin kann von. den Leberzellen in die Blutbahn ab- tk D eo 
xreuzten Hemisphäreninnervation. Es besteht, philo- | gegeben werden, 2. es gelangt durch Rückresorption aus den Gallen- ION a 7932 
| l wegen oder dem Darm ins Blut, 3. es.wird im ganzen Capillarsystem an rol E 
NTI RA i H 


Di e3 


RE Sif 
T Manar raa 


"y > 
win x 
Mens u AE 
IN re Re 


~ e- amea RT Pal, 

æ e Iwe 
gas, 
p 


SERIEN 
PRIP i 


Mi: 
. Ida 


= m yt 
. 


‚Art Abrechnung schon mitten drinnen. 


metrische Bestimmungsmethode glauben könnte. Eine genaue Dis- 
kussion des ganzen einschlägigen Materials führt zum Schluß, daß eine 
physiologische Paracholie anzunehmen ist, deren höhere Grade für eine 
Organminderwertigkeit charakteristisch sind. In klinischer Hinsicht wird 


40 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. 


= 4, Mai. - 


mitgeteilt, daß hohe Werte von Bilirubinämie sich bei kardialer Stauung 
und traumatischem Hämatothorax fanden, niedrige bei Nephritis, 
Tuberkulose und anderen zur Kachexie führenden Krankheiten ge- - 
funden wurden. 


Rundschau. 


Die Neugestaltung des medizinischen Unterrichts. 


Von 
Prof. Dr. med. et phil. Willy Hellpach, Karlsruhe. 
l OON f (Fortsetzung aus Nr. 17.) 

Was rühmten die Mediziner am Gymnasium, das ihre Stu- 
denten doch in voller Ahnungslosigkeit des Inhalts ihres künfti- 
gen Berufs erhielt? Wir sehen von Kleinlichkeiten ab; der alte 
Virchow etwa regte sich darüber auf, daß die Absolventen 
des „neuen“ Gymnasiums bereits zu wenig Griechisch lernten, um 
ein Wort wie „Kreosot“ noch richtig ableiten zu können. Sie 
rühmten die selbständige Denkfähigkeit, die geistige Beweglich- 
keit, die intellektuelle Arbeitszucht, mehr als alles dies aber noch 
den „Idealismus“, den die nicht auf nützlichen "Wissenserwerb 
gerichtete, inutilitare Gymnasialbildung im Gegensatz zu der utili- 
taren Realschulbildung sichere!). Damit war die sachliche Aus- 
einandersetzung nicht erleichtert. Denn ein Kampfruf wie 
„Idealismus“ verlegt die Beweise ins Deduktive, andernfalls wird 
seine Beweisführung grob persönlich; es ist gewagt, den faktischen 
Realschulabsolvenien Idealismus abzusprechen, so hat man denn 
darzutun, daß die Bildungsweise des Gymnasiums „naturgemäß“, 
„notwendig“ der Pflege des Idealismus zugute komme. Als empi- 
rische Belege wurden mit Vorliebe vergangene Tatsachen aufge- 
führt: die Männer der Reichsgründung, des gewaltigen natur- 
wissenschaftlich-technischen Aufschwungs seien durchweg ehe- 
malige Gymnasiasten gewesen. Mit exzeptionellen Persönlich- 
keiten etwas zu beweisen, ist immer mißlich; Ausnahmemenschen 
spotten jeder Schule. Es ist ein rührendes Zeichen für die tief- 
erzieherische Veranlagung der Deutschen, daß sie sich immer 
einen Schulmeister suchen müssen, dem sie ihre Aufstiege ver- 
danken: die Schlacht von Königgrätz sollte die preußische Volks- 
schule geschlagen haben, das Reich wurde dem Gymnasium aufs 
Habenkonto geschrieben, der Weltwirtschaftsaufschwung der neu- 
wilhelminischen Zeit mußte sich als Hochschulfrucht preisen 
lassen. Den Schulen ist damit nicht bloß gedient. Sie geraten 
dabei in die Gefahr, auch einmal für einen Zusammenbruch ver- 
antwortlich gemacht zu werden — heute stehen wir in dieser 
Und das Gymnasium 
wird nicht leugnen können, daß es auch noch neun Zehntel der 
Generation gebildet hat, .deren materialistischer Machtrausch, 
deren krasse Entgeistigung deutschen Lebens uns heute als ein 
wesentliches Element der Schuld an dem nationalen Einsturz von 
1918 zum Bewußtsein kommt. 

Jede höchste Bildung kann nur „humanistisch“ sein, denn 
auch alles Sachwissen wird Bildungselement erst durch seine Be- 
ziehung auf das Problem des Menschen, das Problem von Zweck 
und Sinn seines irdischen Daseins. Diese Beziehung kann zeit- 
weilig sehr unmittelbar oder sehr verwickelt sein), aber irgend- 
wie stellt sie immer den roten Faden in aller Bildungsmöglichkeit 
dar. Jedoch, wir hier haben keine Zeit, auf die Bildungsfrage 
des Mediziners abzuschweifen. Es läßt sich ruhig sagen, daß so- 
viel „Bildung“, wie man sie vom Ar2t, als dem Träger eines 
höheren Berufs, erwartet, jede Schulart gewährleistet, nur eben 
jede in ihrer besonderen Schattierung. Richtig bleibt, daß die 
sprachlich-literarisch-geschichtliche Wissenssphäre gleichsam eine 
besonders nahe Verwandtschaft zu den Bildungsdingen hat und 
daß die mathematisch-naturwissenschaftliche eher Gefahr läuft, ein 
reines Sach- und Fachwissen zu bleiben. Warum das so ist, entzieht 
sich hier der Auseinandersetzung: es ist so. Darum hat schon 


1). So z.B. Hugo Dippe (der heutige Vorsitzende des 
Deutschen Ärztevereinsbundes) in einer kleinen berufsberaterischen 
Broschüre „Der Arzt“, die in den neunziger Jahren erschienen und 
damals viel benutzt worden ist; und viele Andere ähnlich bei den 
verschiedensten Kundgebungsanlässen | | | 

2) Für das Problem der Technik (und ihrer Hochschule), das mit 
dem Problem der Medizin selır viele Parallelen aufweist, habe ich die 
Beziehung zum Bildungsproblem, und im Zusammenhang damit not- 
gedrungen auch dieses selber abgehandelt in meiner ‚Untersuchung 
„Technik und Bildung“, die in der (österreichischen) „Rundschau für 
Technik und Wirtschaft‘ 1908, Nr. 20—24, . erschienen ist. 


3 
a' ze 


Friedrich Paulsen gefordert 1), daß die Realschulen, wollen 


‘sie vollwertige Bildungsstätten sein, ihren Schwerpunkt ebenfalls 


nach der humanistischen Seite legen; nur eben, daß sie den Huma- 
njsmus in den Schätzen der Muttersprache, überhaupt der lebenden 
Sprachen und ihrer Literaturen und der modernen Geschichte 
suchen, und daß sie die Kulturwerte des mathematisch-natur- 
wissenschaftlichen Erkennens einleuchtender und eindrucksvoller 
herausstellen, als es dem alten Gymnasium beim besten Willen 
möglich ist. Daß dann die Beschäftigung mit der sprachlichen, 
literarischen und geschichtlichen Antike wirklich „humanior“ sei, 
ist ein Dogma, das nur geglaubt, aber nicht bewiesen werden kann 
und das überdies, fürchten wir, falsch ist. | 

Selbst wenn man am Begriffe der Bildung (einem, wie nicht 
genug betont werden kann, überaus schillernden, schwer zu um- 
schreibenden Begriff) das Ethische stärker betont als das Intellek- 
tuelle, also an Charakterbildung, Herzensbildung, Gemütsbildung, 
Persönlichkeitsbildung denkt, ist nicht einzusehen, wieso alles 
dies aus dem Altertume mehr Nahrung saugen sollte als aus dem 
Mittelalter und der Neuzeit. Der antike Mensch, richtig gesehen 
— und eine auf Illusionen aufgebaute Persönlichkeitsbildung kann 
kein Glück sein, da sie Gefahr läuft, mit dem Schwinden der 
Illusionen selber brüchig zu werden —, steht uns in vielem Ent- 
scheidenden (etwa in der Stellung zur Arbeit, zur Menschheit, 
zum Göttlichen) sehr fern und kann uns darum nur noch sehr 
begrenzt ein Erzieher sein. Richtige, nicht „realistische“, sondern 
„humanistische“ Ausschöpfung des mittelalterlichen :) und neu- 
zeitlichen Lebensstoffes vermöchte der altsprachlichen Humanistik 
nach meiner Überzeugung mindestens (mindestens!) Eben- 
bürtiges zu leisten, gerade für den Durchschnittsschüler, mit dem 
allein gerechnet werden kann — und leistet es schon heute vieler- 
orts. Letzten Endes sind das natürlich Angelegenheiten der Le- 
bensanschauung des einzelnen und der in ihr ruhenden geistigen 
und sittlichen Persönlichkeitsideale; aber der Dünkel, daß es 
sich nur auf der einen Seite um „Ideale“ und um „Idealismus“ 
handle, entspricht, höflich ausgedrückt, nicht mehr recht der Zeit- 
age. Er wird immerhin entschuldigt durch die Tatsache, dab 
manche Realschulen das reine Nützlichkeitswissen noch immer 
zu stark unterstreichen (was bei Dingen, die, wie Naturwissen- 
schaft und lebende Sprachen, nun einmal praktischen Wert ha- 
ben, auch schwerer zu vermeiden ist als bei Luxusartikeln, wie 
griechischer Dichtung) und daß die Überlieferung diesen Anstalten 
einen starken Zustrom von Schülern zuführt, die vor allem Nütz- 
lichkeitswerte im Unterricht suchen, ja durch ihre materielle 
Lage zu suchen genötigt sind. Das humanistische Gymnasium. 
hat gut „ideal“ sein; man möchte von seinen Insassen mit 
der Ironie F. A. Langes an D. F. Straußens Ethik sagen: 
ihre Mittel erlauben es ihnen. | 
‚ Tatsächlich wird sich danach, das ist nicht zu leugnen, 
ein „geistigeres“ Plus zugunsten des Gymnasiums auch heute 
noch ergeben; der Gymnasialabiturient tritt im Durchschnitt noch 
immer als der „feiner Gebildete“ in die Berufsstudien ein. Man 
braucht das nicht zu unterschätzen, aber die Hauptirage ist doch 
die der Vorbildung. Welche Schulun g ist für den künftigen 
Arzt die bessere, die gymnasiale oder die „reale“? Der Arzt (und 
eben schon der Mediziner) hat es ebensosehr mit Dingen wie 
mit Menschen zu tun. Er nimmt darin eine Mittelstellung l 
ein zwischen dem Lehrer etwa, der es wesentlich mit Menschen, 
und dem Ingenieur, der es fast ausschließlich mit Dingen zu 
schaffen hat.ı Der Arzt, der gute Arzt muß eine ebenso reali- 
stische wie humanistische Berufspersönlichkeit sein. Er un 
Einzelheiten scharf beobachten und auffassen und verknüpfen un 
folgern, aber er muß auch — gerade als „Hausarzt“, als Medicus 
practicus — den Menschen als Persönlichkeit verstehen und be- 
. <) Im Schlußabschnitt seiner „Geschichte des gelehrten Unter 
richis“ sowie in der kleinen Streitschrift . Das Reslgymnasium und die 
u Bildung“, | „ : an 

ch erinnere an die Befa Tage mit dem tT 

der „Gotik“. Über das Erziehungsideal der „gotischen“ Deutschen : 
handelt sehr lehrreich Ernst Trölts ch in seinem Vortrag „Huma 
nismus und Nationalismus“, 1915. 


kardialer Skany 


> bei. Nephritg F 
Krankheiten e f. 


yt der bende | 
en Geschichte | 
matisehaahe- t 
indrukke | 


besten Wila |. 


sprachlich, f 
umanior' 38 | 


' 


ı werden kan | Ä 


em, į ai 
shwer m w 
das Intelkt 


wieso Alk 


akash j 


be ee Bye SeT Dr. 
ar ——— nn 


f 


ürshilde, 


siad. 


- Studium 


m. den toten Unterricht schlug,. der bis dahin auch die „reali- 


Ehrer, d 


LEO AN rar 


u ER aT oe ® KR 
nn Ra ie LA N 


i 


S t 


niey 


raten können. Allerdings, wie eingangs schon.erörtert ‚worden 
ist: die Entwicklung der Heilkunde bewegt sich in der Richtung 
eines wachsenden Vorrangs des Sachlichen und eines Zurück- 
tretens der persönlichen-Werte. Und darum fallen wohl heute 
die Schwächen der gymnasialen Schulung manchem medizinischen 
Lehrer schon mehr ins Auge.: Man ist noch immer sehr bescheiden 
und legt keinen Wert darauf, daß-der stud. med..des ersten Se- 
mesters schon einen Kenntuisliaufen an Biologie, Chemie usw. 
mitbringe. Soviel .er benötigt, will man ihn’ selber lehren. 
Aber man stutzt doch hier und da vor seinem Mangel an Beobach- 
tungsvermögen, an sachlicher Beschreibungsfähigkeit, an induk- 
tivem Schließenkönnen?). Es ist nicht Wissen, sondern Schu- 
lung, nicht etwas Materiales, sondern etwas Formales, das ver- 
mißt wird. Früher. gab man sich damit zufrieden, nahm es sogar 
als einen Vorzug, daß. der Gymnasiast mit den humanistischen Not- 
wendigkeiten des künftigen Arztes sich erfüllt.habe, der Student 
die realistischen sich erwerbe. Heute sehen manche doch schon, daß- 
die Erwerbung der realistischen (durch die formale’ Einseitig- 
keit der sprachlich-literarisch-historischen Gymnasialbildung, er- 
Andere bestreiten das auch jetzt noch. Es ist 


schwert. wird. 
Wer recht hat? Das 


schwer und heikel, Stellung zu nebmen. 


„Recht“ liegt wohl abseits beider Parteien. * Worauf es. ankommt, 


ist überhaupt nicht der . Unterrichts s t off, ‘sondern das Unter- 
richtsverfahren der: Schule. | A 

‚.. Mathematik und Physik können genau so „tot“ bleiben, 
wie Latein und Griechisch als Idiome- es sind. Wenn so viele Real- 
absolventen ihre gymnasialen Wettbewerber im Medizinstudium 
um kein Jota an intellektueller Schulung übertreffen und an 


geistiger Bildung womöglich hinter ihnen zurückstehen, so liegt 


das an der Art, wie sie mit den „realen“ Fächern befaßt worden 
Heute, wo nicht bloß die Gleichberechtigung der drei 
höheren Schularten eine Tatsache geworden ist, an der auch kein 
Gymnasialpharisäer mehr rütteln kann, sondern wo wir der „Ein- 


= aeitsschule“ zusteuern, das heißt der größten Erleichterung der 


Übergangsmöglichkeiten von einer Schulform zur anderen, tritt 
Ihr Gemeinsames gegenüber allem Trennenden pädagogisch durch- 
aus in den Vordergrund. Die Medizin hat kein stichhaltig er- 


~ wiesenes Interesse daran, ob einer vom Gymnasium oder Real- 
gymnasium (oder Reformgtymnasium) oder von der Oberrealschule 
` komme (dem letzteren das bißchen Latein für die Terminologie 
© und Rezeptur beizubringen, wäre, eigentlich auch Universitäts- 
. sache, da dieses reine Nutzwissen wirklich nicht der ganz anders 


orientierten Schule aufgehalst werden sollte) — aber sie wird 
hoffentlich ein Interesse daran nehmen; daß jeder auf jeder dieser 
Schulen mit dem Ergebnisse höchster realistischer und huma- 
nistischer Schulung. unterrichtet worden sei. 
Zuviel verlangt? Keineswegs. Wer die Berufswege geht, 
auf denen ihm vorwiegend 'der Mensch begegnet, dem. wird sach- 
liche Denkschulung nichts schaden, aber in vielen einzelnen: 
Angenblicken nützen können. Wer es -künftig vorzüglich mit 
Dingen zu.tun hat, für den ist -der humanistische Wesenseinschlag' 
geradezü unentbehrlich, wenn er. nicht im trocknen Sachkönnen 


‚und damit im Unheil und Stumpfsinn spezialistischer Utilität ver- 


Sumpfen soll. Der Mediziner braucht beides.. Die Schule mag 
Sich nennen, wie sie wolle, sie mag unterrichten, was sie wolle: 
im Wie? ihres Unterrichts gibt es für alles höhere Schulwesen 
“n unbedingtes Soll. Es heißt: die lebendige Methode 
— und indem wir von ihr sprechen, stehen wir schon mitten in 
der Hauptforderung, die wir nicht bloß àn die. Vorschulung des 
ediziners, sondern anı die medizinische Erziehung selber, ans 
der Heilkunde, an die Berufsausbildung. des Arztes 
stellen. Es möge ganz scharf und schroff formuliert werden: jede 
Medizinische Studienreform wird: abermals Fliekwerk und Pfusch- 
werk sein, die nicht den pädagogischen Leitgedanken der leben- 
digen Unterrichtweise ihrem Umgestaltungswerke zugrunde legt. 
une von Ärzten, die diesen Namen verdient, wird 
HE nur auf diesem Grunde möglich sein. | 


V. 


Als die lebendige Unterrichtsmethode - die ‚ersten Breschen 
Nahon" Fächer beherrscht hatte, ist ihr der Vorwurf ‘blanken 
utzstrebens nicht erspart geblieben. "Was lag näher, einem 
er mit seiner Quinta sofort französisch parlierte und den 
Striche, Ein Pathologe vom Range Orth s hat- dies besongors unter- 


N 


vea RET a T o So 
Ne Be, 
% i , a: an nn. ; 


n ha 5 2 
N E . Fu TE aa g A: g 
p a Ta a a a an 


. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18: 


x 


nn een 7, 38 a eh 
g -y Miopia Sit tn, 


vg 


Vokabelschatz nebst der Grammatik aus den ganzen Sätzen, ja 
Lesestücken herleitete, deren intuitives- Verstehen durch ding- 
liche Veranschäulichung ermöglicht wärd- — was lag näher, als 
' ihm unterstellen, er ziele darauf ab, möglichste Gewandtheit im 
‚ fließenden. Gebrauch der banalen Alltagssprache als Schulziel auf- 
zurichten? Dieses Resultat war ja vordem: aufs glücklichste ver- 
mieden worden. Während das alte Gymnasium noch. seine 
Schüler lateinisch reden, ja sogar „dichten“ gelehrt hatte, ver- 
ließ man das neue, obne einen glatten fremdsprachlichen Satz 


‚sprechen zu können. Wir haben, anfangs der neunziger Jahre, bei , 


‘einem nicht einmal schlechten Lehrer, der freilich weder Frank-, 
reich noch England je: betreten, auf meinem Realgymnasium -in 
acht Jahren eines ‚Unterrichts, 'der.in den. meisten Klassen fünf 


Wochenstunden beanspruchte, zwar die Grammatik .und- Syntax 


bis in alle Winkelchen uns angeeignet, recht Schwierige Autoren 
(wie Taine mit den ‚„Origines“) gelesen, aber Aufsätze fabriziert, 
. die immer übersetztes Deutsch blieben, und mündlich mit Mühe 
und Not. eine Unterhaltung stammeln und „gacksen“ gelernt. . So 
war es damals die Regel. Als ich die Universität bezog, merkte ich 
zu meinem Troste, daß die Mehrzahl meiner gymnasialen Kommi- 
litonen mich um ‘mein’ staunenerregendes französisches Wissen 


und — Können beneidete. Ich habe einen neusprachlichen Lehrer, - 


als die lebendige Methode aufkam, mit vernichtendem Hohn 
sagen, hören: „Ein fundamentaler Gewinn! Wenn einer jetzt 


| durchs Abitur fällt, 'so kann er doch wenigstens gleich in Paris 


Kellner werden.“ Und vom entsprechend umgestalteten natur- 
kundlichen Unterricht!) meinte ein altmodischer Direktor (ein in 
‘seiner Aft sehr tüchtiger Mann): „Ganz der spielerische, unernste 
Zug der Zeit! Naturbeschreibung, früher eine‘ Stunde ernster 
"Arbeit der Klässe, das bedeutet nunmehr: die Jungen stehen mit 
dem Lehrer tm Hofe. umher und sehen sich an, wie Käfer auf 
Sträuchern herumkrabbeln.“ Allotria oder Nutzlernerei, das 
waren die Vorwürfe. gegen die lebendige Methode. E 
> — In Wahrheit wurde erst mit ihr der Unterricht erziehe- 
risch ausgeschöpft. „Idealismus“ besteht .nicht darin, möglichst 


lebensfremd und ünpraktisch zu bleiben.. Dann wäre er leichter 


als er ist! Die tiefe pädagogische Einsicht der. lebendigen Me- 
‚thode ist die: daß nur diese Unterrichtsweise es vermag, alle 
sachliche, analytische, schließende und erklärende Intellekt- 
schulung zu leisten un d dabei das lebendige Verstehen.der irratio- 
nalen Zusammenhänge, den Sinn für jene Ganzen, die vor allen 
Teilen sind, und -alle Teilungen überdauern, das Bewußtsein des‘ 
dynamischen Flusses von Werden und Vergehen zu erhalten und 
zu reifen. Die Sprache: nicht. ein ‚Uhrwerk, das man. aus’ den 
Achsen, Rädchen, Steinen und Federn der Vokabeln, der Dekli- 
nations- und Konjugationsformen, der Ausnahmen und Unregel-- 
mäßigkeiten, der. regierenden Präpositionen und Konjunktionen, 
der Satzstellungen und Sätzeordnungen usw. zusammenfügt, 'son- 
dern eine lebendige Schöpfung, , deren Verstehen : immer ein 
geheimnisvoll mitschaffender Akt unseres Unbewußten bleibt und. 
deren Gesetze nicht toter Lernstoff, sondern Niederschlag der er- 
kennenden Kräfte der Sprechenden selber sind, durch welche 
die Beherrschung des Naturgewordenen gesichert wird. Noch. 
mehr fast die Natur: nicht.ein Herbarium oder. Naturalienkabinett, 
sondern ein unablässiges Leben und ‘Weben, dessen tiefe, un- 
erbittliche Gesetzlichkeit desto imposanter wirkt, je unmittelbarer 
sie im Belauschen der Kausalität und in ihrer experimentellen Er- 


 probung, nicht im Auswendiglernen ihrer Formeln, zum Bewußt- 


sein gelangt. Erkennen, und Erleben, Sachlichkeit und Mensch- 


lichkeit, Wissen und Wirken, oder wie man die Gegensätze: fassen 


will, reichen sich nur in dieser Unterrichtsweise_zu fruchtbarer 


_ Ergänzung je ihrer höchsten Steigerungen die Hände, 


. Die lebendige Methode ist. nicht etwa neu; nicht etwa, was 
manchen Geistern: den ärgsten Schrecken bedeutet, „modern“. Sie 
ist — was hier entwicklungsgeschichtlich eben nur angedeutet 
werden kann — ein: Besitz aller großen. Lehrepochen, gewesen. 
Die sokratische Lehrweise ‚bedeutet nur eine Erscheinungsform 
von ihr. Sie war, wie man in Friedrich Paulsens inhalts- 
voller „Geschichte des gelehrten Unterrichts“ (namentlich auf 
S. 293 ff.) nachlesen kann, sogar dem: Humanismus des 16. Jahr- 
hunderts noch nicht ganz abhanden gekommen: der dem griechi- 
schen . Alphabeta-Schützen frisch und resolut àm ersten Tage 
den — Demosthenes in die Hand gab. Keiner hat sie enthusiasti- 


-~ 2) Eine sehr anziehende Schilderung ‘von diesem gibt ein Pionier 
der lebendigen Methode, Prof. Ludwig Stelz: von der. Liebig- 


realschule in Frankfurt. a. M., in deren Festschrift 1905,.8. 81—1 09. 


` 


-2 wm a 
ma. 
FE 


eg 
Zn en 
m 
u. 
E Te. 


u 
XTA 
k 


Iir 


nn 
ee pe 
en 


ren 
NT 


— 
ri 
|; 


mt 
—n. 
EE 


Re 


— n. 
we ey 


e 


” 


AoE E 
III arı* 


nn. 


FIRE 


u are 


ng 


ER e 


ea.. 
m 


7 


Se 
ONU ca 


3 


— 


Ka Ca 


eu zer 


mer 
ie 


e uA 
E 
Bar 


DAR 


TARTA: eg —_—_— 
E ELAn AN A T Fap - 
h Pa m zu.) BT en de =? Re 
u 2- AE Pg ie 
ki : 


WS: 


“un 


i 
, 
t 


re 
ws. m 


I RE 


Ana} 


m wur... 


= en 
PR Er 


A, 

J 
nn 
u. e. 


MR on 
ir, 
“w 
"æt a 


E ES EE E = 
rn IT IEN 


mer 
ad 


x SER SEIEN 
Be sony 


Se Fu 


z 


~ 
e 2 

2 I S E EEEE AA ` 
TEN Re A A Rda i fa 


r 


—- Aa: = Ziels, u A . 
= Pa a Te moe. o ovan $ $ 


es nn a 


T a ir 


n ‘ = 
a an an an er net 


452 - 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 18. 


4. Mai. 


scher gefeiert, eindrucksvoller gefordert als der junge Herder, | 


den Rousseaus Evangelium erfüllte; und erst als die „zweite Auf- 
klärung“ (jene mechanisierende und zerstückelnde Zeit, die für 


. Deutschland um 1830 bis 1840 einsetzt) ihrer vergaß, mußte. sie 


in den achtziger Jahren von den Neuphilologen wieder entdeckt 
werden. Viötors anonyme Flugschrift „Der Sprachunterricht 
muß umkehren“ (1882) schlug die Bresche. Die stiefmütterlich 


. behandelte Naturkunde zog rasch Nutzen aus der Bewegung; dann 


strömten in ihr junges Wildwasser die stattlichen Zuflüsse der Ar- 
beitsschul- und Werkunterrichtsidee!). Heute ist die Verlebendi- 
gung des mathematischen Unterrichts, von Frankreich längst ver- 
wirklicht, die harte Nuß der deutschen Pädagogik, über die sie zu- 


nächst einmal ein vorbereitendes Werk von neun Lexikonbänden 


zutage gefördert hat?). (Woraus erhellt, daß die deutsche Gründ- 
lichkeit durch die lebendige Methode nicht beeinträchtigt wird.) 
Alles in allem: ihre Wiedererweckung ist eine bedeutende Tat 
des Realschulwesens. Die Gymnasialpädagogik des letzten Jahr- 
hunderts, die ihrer Schule immer nur Konzessionen anflickte, hat 
dem nichts Ebenbürtiges an die Seite zu stellen. Eine mächtige, 
wahrhaft idealistische Selbstbesinnung ist damit vom Realschul- 
tum ausgegangen. Das muß doch gesagt sein für alle, die den. 


- deutschen Idealismus immer wieder der Humanistenschule in Erb- 


pacht geben möchten. (Fortsetzung folgt.) 


 Methylalkoholvergiitungen. 


Schon wiederholt ist seit dem durch Methylalkohol enthaltenden 
Schnaps verursachten Massensterben in Berlin in der Weihnachts- 
woche 19113) auf die beträchtliche undspecifische Giftigkeit 
des Methylalkohols hingewiesen worden‘) und, obwohl im Gebiete 
des Deutschen Reiches durch Gesetz vom 14. Juni 1912 ($$ 21 und 24) 
unter Androhung schwerer Strafen verboten ist, Nahrungs- und Genuß- 
mittel — insbesondere Trinkbranntwein und sonstige alkoholische Ge- 
tränke — Arzneimittel, Cosmetica usw. so herzustellen, daß sie Methyl- 
alkohol enthalten, oder solche Waren in den Verkehr zu bringen oder 
aus dem Ausland einzuführen, sind doch auch in der letzten Zeit 
wieder schwere Vergiftungen (Erblindung) durch den Genuß eines 


. methylalkoholhaltigen Kognakgetränks und durch Trinken eines mit 


Methylalkohol bereiteten Ameisenspiritus beobachtet worden. 

= Der Arzt wird also trotz der bestehenden gesetzlichen Verbote 
der Herstellung und des Verkaufs solcher Getränke damit rechnen 
müssen, Vergiftungen durch Methylalkohol zu begegnen. Die Plötz- 
lichkeit und Heftigkeit der Erscheinungen: außer- 
ordentlich schwere Magen- (und Darm-) Schmerzen, die 
sich bis zu Kolikenr, in denen der Erkrankte sich auf dem Boden 
windet, steigern können, heftige Kopfschmerzen, Schwindel, 
Unruhe, Sehstörungen (weite Pupillen, schließlich ‘Amblyopie, 
Amaurose), keine Anzeichen des Alkoholrausches, 
müssen den Verdacht auf Methylalkoholvergiftung 
wecken. Unter Umständen ist zur Sicherung der Diagnose das Erbrochene 
und der Harn auf Methylalkohol (H CH20H) beziehungsweise Ameisensäure 


(5 °COOH) zu untersuchen’). Zur Strafverfolgung bedarf es nicht mehr 


wie früher des Nachweises der Gesundheitsbeschädigung®); es genügt 
zur Anzeige an die Polizeibehörde oder die Staatsanwaltschaft die Tat- 
sache, daß das betreffende Getränk Methylalkohol enthält, um auf 
Grund der genannten $$ 21 und 24 Bestrafung zu erwirken. R. 


Tagesgeschichtliche Notizen. | 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 

Der Fürsorge für das körperliche und sittliche Wohl der Jugend 
hatte bereits während des Krieges die Staatsregierung sich in meh- 
reren Erlassen zugewendet. Diese Förderungen führten dann vor etwa 
Jahresfrist zu der gesetzlichen Verordnung, welche den Städten auf- 
erlegte, Jugendämter zu gründen. 


1) Hierüber existiert schon eine Flut — recht ungleichwertiger — 


Literatur. Eine der besten Proben davon: Kerschensteiner, 
Der Begriff der Arbeitsschule (1912); viele Einzelheiten in Denzer,- 


Schaffen und Lernen (1909). 

+) IMUK, Veröffentlichungen der Internationalen Kommission für 
die Reform des mathematischen Unterrichts. (Leipzig, Teubner.) 

3) Vgl. diese Zeitschrift 1912, S. 182 und S. 592. 

4) Ebenda 1917, S. 409 und 570. 

5) Vgl. den Artikel „Methylaikohol“ von E. Rost in der Real- 

enceyclopädie der ges. Heilkunde 1914, Bd. 15, S. 746. 

6) Auch der unerklärlicherweise ausgesprochene Zweifel an der 
Giftigkeit des (absolut) reinen Methylalkohols (Grumme, Methyl- 
alkohol nicht giftig?, Fortschr. d. Med. 1918, S. 164) ist belanglos. 


ne 


Diesen Jugendämtern ist die 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W8, 


körperliche und sittliche Beaufsichtigung und Versorgung der Jugend, 
und zwar nicht nur während der schulpflichtigen Jahre, sondern auch 
nach der Entlassung aus der Schule anvertraut. — Gleichzeitig mit, 
diesen Bestrebungen zum Wohle der Jugendlichen gingen bereits da- 
mals Anregungen von verschiedenen Seiten aus nach Richtungen, die 
sich in ähnlichen Babnen bewegten. In verschiedenen deutschen Groß- 
städten wurde eine Neuordnung der Armenpflege vorge 
nommen und zu diesem Zweck Wohlfahrtsämter gegründet. Es 
ist vielleicht mit auf die Anregung der jetzt zu größerem politischen 
Einfluß gelangten Frauenvereine zurückzuführen, daß eine Frage, welche 
ebenfalls bereits vor Jahrzehnten viele sozialinteressierte Menschen be- 
schäftigt hatte, jetzt von neuem in Fluß gebracht worden ist. So ist 
der preußischen Landesversammlung von den Abgeordneten Dr. Struve 
und Genossen der Antrag zugegangen: „Die Staatsregierung zu er- 
suchen, schleunigst einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch den die 
Überwachung der Prostitution grundsätzlich umgestaltet wird. Ord- 
nungs- und anstaltspolizeiliche Ausnahmebestimmungen sind zu besei- 
tigen, die bisherige Sittenpolizei ist unter völliger Loslösung von der 
Kriminalpolizei in ein ausschließlich gesundheitlichen und pfleglichen 
Zwecken dienendes Amt umzuwandeln.“ . 
Die Fürsorge für sittlich gefäbrdete Mädchen ist in verschiedene 

Großstädten des westfälischen Industriegebietes, ferner in Altona von 
seiten der Kommunalverwaltungen auf die neue Grundlage werktätigen 
Eingreifens und schonender Fürsorge gesetzt worden. Es ist zu er- 
warten, daß auch andere größere Gemeinden diesen Beispielen und 
Anregungen folgen werden und durch diese Fürsorge für sittlich ge- 
fährdete Mädchen eine Aufgabe übernehmen werden, deren Erfüllung 
als eine Verpflichtung der Gesellschaft zu betrachten ist. — Kürzlich 
hat die demokratische Fraktion der Berliner Stadtverordnetenversamm- 
lung beantragt: den Magistrat zu ersuchen, die erforderlichen Schritte 
zur Einrichtung eines Pflegeamts für sittlich gefährdete Mädchen zu fun. 


Der Deutschösterreichische Tuberkulosetag, der am 6. April in 
Wien stattfand, beschloß, durch die interalliierte LebensmittelkommissloD 
der Pariser Konferenz folgende Eingabe zu übermitteln: Die auf dem 
Deutschösterreichischen Tuberkulosetag versammelten Vertreter aller 
an der Tuberkulosebekämpfung beteiligten Körperschaften Deutsch- 
österreichs, die in der Tuberkulosebekämpfung stehenden Ärzte und Für- 
sorgeschwestern, die schaudernd sehen, wie seit vielen Monaten die 
infolge der Hungersnot furchtbar um sich greifende Tuberkulose In 
wachsender Zahl Opfer fordert, wie diese Hungersnot Kinder und 
Jugendliche schwächt, und so auf Jahrzehnte hinaus die Volksgesund- 
heit schwindet, verlangen im Namen der Menschlichkeit, daß diesem 
furchtbaren Hungerkriege, der gegen ein waffenloses Volk, gegen seine 
Frauen und Kinder geführt wird, endlich ein Ende gemacht wird, daß 
Deutschösterreich und dem übrigen Deutschland durch Aufhebung aller 
Verkehrsbeschränkungen, durch Beistellung der nötigen Lebensmitte 
und Transportmittel die Möglichkeit geboten wird, seine Bevölkerung 
in ausreichendem Maße zu ernähren. 


: Wien. Der Ausschuß der wirtschaftlichen Organisation der 
Arzte hat sich als Zentralärzterat für Wien konstituiert. 91e 
persönliche politische Betätigung des einzelnen Arztes wird durch den 


‚Beschluß nicht berührt, der den Willen ‘der geeinigten Ärzte darüber 


zum Ausdruck bringen soll, in jeder Gesellschaftsordnung das gesund- 
heitliche Wohl der Bevölkerung und die damit verknüpften Interessen 
des ärztlichen Standes zu schützen. Der Zentralärzterat ist allen poli- 
tischen Vereinen gegenüber die einzig verhandlungs berech- 
tigte Ärztevertretung. 


Wien. Die wirtschaftliche Organisation des Ärztevereins el 
sendet an die organisierten Ärzte Merkblätter, welche das No 
wendigste über Steuersätze, Kriegssteuern und Steuerzuschläg® 
enthalten. Zur Einzelinformation stehen unterrichtete Hilfskräfte z0r 
Verfügung. 


Wien. Dieimmer bedrohlichere Ausbreitung des Dee 
typhus veranlaßte die Ukrainische Regierung, durch ihre Sei | 
schaft in Wien bei der Deutschösterreichischen Regierung sanitär Ss ñ 
leistung anzusprechen. ` Über Vorschlag des Deutschösterreichiseh® 
Staatsamtes für soziale Verwaltung hat die Ukrainische Gesandtscha” 
die Österreichische Gesellschaft vom Roten Kreuz ersucht, eine gTO = 
Hilfsexpedition zur Bekämpfung des Flecktyphus in der Ukraine ppa 
zurüsten.. Die Bundesleitung hat sich im Einvernehmen Be 
Deutschösterreichischen Sanitätsverwaltung als Zwischenstelle zut Btem 
fügung gestellt und die notwendigen Organisationsarbeiten mit gr Fat- 
Nachdruck in Angriff genommen. Das Rote Kreuz bereitet zA ps- 
sendung von zwei mobilen Epidemiespitälern, vier mobilen Desinfe pile 
stationen, zwei bakteriologischen Feldlaboratorien und einer MO ög- 
Entlausungsanlage vor. Als Expeditionsteilnehmer werden — m : 
lich flecktyphusimmune — Ärzte, Desinfektoren, Pfleger und Tilegt 
rinnen, die einer slawischen Sprache mächtig sind, angeworben. 


Prof. 


Hochschulnachrichten. Freiburg i Br ` nstitut, 


Trendelenburg, erster Assistent am Pharmakologischen 
‘hat einen Ruf als Ordinarius und Direktor des Pharmakologisehöl 


Instituts in Rostock erhalten. — Geh. Rat Kraske, Direo jek. 
Chirurgischen Klinik, tritt am 1. Oktober 1919 vom Lehramt 20 7" 


U l- À a n nn = T ? = Er | 3 j Es E 7 | : Ag l Í > j a. 

e] -Nr.19 (753) -05 A o a Me Mai 1919.0 o o 
og der IF ! ee = ae ren 
ahre;: sondem mir ' en, i 
~ ae d a | 
gingen ber 4} N 
h Richtingen, & : i Se aA 
an deutschen GF nd u 6 
npflege wg i > Ä ’»2 a. Eu or 
ergeht IR Kor Wa er re ee a A OO, ge 
fee pl a ee re Di a E a a A 
re oo Ir. ni T) ph. g 3s y? Žo oo 
Ar - Wochenschrift für praktische Ärzte_ 
ige - Wochenschrift für praktische Arzte_ 
ieten Dr. Stem E Br ee e et | i | aa, 
id Ä ee redigiert von: a er & a: © Verlag vn. >00. 
alte jis k 7 Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg í Urban & Schwarzenberg 

sind 20 r "Berli : SERIEN EEE | 
aeea a ban 


und pigi 

i artige Symptome als Röntgenwirkung bei Leukämien und als Vaccinewirkung bei Abdominaltyphen und die:Pathogenese dieser Erscheinungen. 
A. Böhme, Malariabeobachtungen im Westen, R. Pophal, Ungewöhnliche Körpergewichtsschwankungen: als: Folge einer durch die Kriegskost 
bedingten Polynykturie. Schwermann, Die Bedeutung der Masern und des Keuchhustens für die Pathogenese. der Kindertuberkulose. 
E. Guth, Ein Beitrag zur fraglichen Infektiosität des Skorbut. — Aus der Praxis für die Praxis: E. Brodfeld, Hyperbydrosis. — Referatenteil: 
H. Gerhartz, Zur Pathologie der Lungentuberkulose. — Aus. den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — 


Unterrichts (Fortsetzung). L. Michaelis, Oskar Hertwig. — Tagesgeschichtliche Notizen. 
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Ortainalbeiträge vor, 


.. Sebon vor dem Krieg war es darum klar, daß, um in einem 
Lande eine Volksvermehrung zu erzielen, die Zahl der Geburten. 
| erhöht oder die Zahl der Todesfälle herabgedrückt werden müsse. 

‚Mitten in solche Diskussionen, die Nationalökonomen und Politiker 
‚beschäftigten, kam der Krieg, der nach- beiden Richtungen hin’ 


Aus der I.- Universitäts-Frauenklinik in Wien. | 
Über den Einfluß des Krieges auf die _ 
Frauenheilkunde). > .-- 


den Auüstalten als auch außerhalb der Gebäranstalten, in’ Wien 


Wenn wir_ nach einer Unterbrechung von zwei Semestern 
sowie im Flachland Niederösterreich ein Abnehmen der Geburten 


‚ „un wieder den Unterricht an-unserer Klinik aufnehmen, hoffent- 
lich um ibn nunmehr ohne Unterbrechung: weiterzuführen, so sehe : 
‚Ich in überwältigender Mehrzahl Herren vor mir, die sechs und’ 
mehr Semester im. Felde gewesen ‚sind und die den Verhältnissen 
‚unserer Klinik im speziellen und der Frauenheilkunde im all- 
gemeinen. fremd gegenüberstehen. Und da erscheint es nicht un- 
angebracht, zu untersuchen, welchen Einfluß dieser furchtbare 
Krieg auf unsere Disziplin genommen hat. SEE 

.' „ _ „Der männermordende Krieg und die Frauenheilkunde?! Sollte 
‚der eine. wirklich die andere beeinflussen können? Die Frage mag 

‚mancher von Ihnen stellen!’ Und. doch werden Sie sehen, daß 
gerade unsere Disziplin durch den Krieg sehr gelitten hat — daß 

sie aber auf anderer Seite durch den Krieg in: mancher Weise 

- gefördert wurde, Eh | a 5% I E E 
< Die nächstliegende und einschneidendste von allen Kriegs- |‘ 


um 80%, weiterhin sogar um 85%. u. 
| o Oo 40000 „IE 19451916 


0 IL L_ 
1114 1915 , 1916 


Kurve 1.. 
Geburtenfrequenz 
aus den drei Gebärkliniken. 


: Kurve & 
—— Geburtenfrequenz im Flach- . 
lande’ Niederösterreichs exklusive 

- Gebärkliniken u. Stadtgebiet Wien. 


Wirkungen ist wohl der starke Geburtenrückgang, eine Erscheinung, |: N | > A DINEN U SLAA ige 
die für alle Völker geradezu eine Zukunfts- und Existenzfrage ist. | >. en. "gebiet Sonur ontregaenz Im nn 


Schon in den letzten Jahren vor dem Krieg war in allen 
Kulturländern ein stetiges Sinken der Bevölkerungszunahme zu be- 
merken; um die Ursache’ dieser Erscheinung zu erkennen, müssen 
wir die Faktoren kennenlernen, die die Bevölkerungsbewegung ' 
esiimmen. Die Bevölkerungsbewegung in einem Lande hängt 
ab: 1. von der Zahl der Geburten, 2. von der Zahl der Todes- 

‚ fälle, 3. von der Zu- und Abwanderung. Vernachlässigen wir 


© Die Erklärung liegt auf der Hand.. -Die rapide Abnahme 
: der Geburtenzahl beginnt genau neun Monate nach’'der Mobilisi- 
sierung, zu der Zeit also, wo der Abgang. des größten Teiles der 
:zeugungsfähigen Männer sich bemerkar machen mußte, und die 
Geburtenzabl sinkt im Laufe der Kriegsjahr& mit der zunehmenden 
ar | Zahl der Einberufungen noch herab, um schließlich auf diesem 
diesen letzten, ausschließlich nationalökonomischen Faktor, so ist | Tiefstand zu bleiben. a 
Zu konstatieren, daß in ganz Europa schon seit der Jahrhundert- |;  Verringert sich also auf diese Weise die.Zahl der zeugenden 
‚wende eine Abnahme der Geburtsfrequenz stattfindet. Wenn trotz- | Männer, so sinkt. gleichzeitig die Zahl der Mütter dadurch, daß 
‚dem die Bevölkerung in allen Kulturländern mit Ausnahme von | schon vor dem Kriege sich viele. Frauen: körperlich und geistig ` 
Frankreich während dieser. Zeit gewachsen ist, so ist dies damit | anstrengenden. Berufen zuwendeten, und daß’im Krieg die Anzahl 
Zu erklären, daß durch die verbesserten hygienischen Einrichtungen, | der körperlich oder geistig arbeitenden Frauen begreiflicherweise 
dureh die Fortschritte der. Medizin und auch durch soziale Fort- | stark gestiegen ist.‘ Man mag über das Frauenstudium denken 
schritte die Sterblichkeitsziffern. stark abgenommen haben. Der | wie man will, man mag noch so überzeugter Anhänger desselben: 
lckgang der Nativität (der Geburtsziffern) ist aber in den letzten | sein — und die Frauen haben. in. diesem Krieg und schon: 
‚Jahren ein viel stärkerer gewesen als der Rückgang der Mortalität. | vor dem’ Krieg gezeigt, daß sie auch geistige Berufe- aus- 
So betrug z. B. in Wien die Zahl i | . | zufüllen imstande ‚sind —, das eine steht fest: von den im Berufe- 
i stehenden Frauen, besonders von den studierenden Frauen, geht: 


b  Lebendgeborenen der Todesfälle SBU ee a | CEN Eee 
im Jahre 1910 der = 14.000 | 83800 ein großer Teil als Mütter verloren. Die Zunahme des Frauenstudiims: 
. „1912 40.000 - 31 800 ‚aber ‚war gerade während des Krieges eine besönders starke.- © © # 
also der Geburtenüberschuß 1910-noch 10 700, im Jahre 1912 aber nur j|. -Bumm berechnet, daß im Jahre 1910 an allen deutschen Hoch- 
mehr 8 200, " | | schulen 1200 Frauen inskribiert waren. Im Wintersemester 1916/17 
nn, | FE | 1  ; betrug die Zahl der inskribierten ordentlichen Hörerinnen‘.bereits 5730, 
<. ') Eröffnungsvorlesung des Sommersemesters. 1918. . | Und, wenn auch von diesen Frauen viele das Studium aufgaben, só; 


Inhalt: Originalarbeiten: L. Adler, Über den Einfluß des. Krieges auf die Frauenheilkunde (mit-2 Kurven). 5 H.Pollitzer, Über asthma- 


Vereins- und Auswärtige Berichte: Braunschweig. Greifswald. Hamburg. — Rundschau: W. Hellpach, Die Neugestaltung des medizinischen 


Von 2 nz gerade das Gegenteil von dem brachte, was erforderlich war. .Be- 
Ludwig Adier. on -~ -| trachten wir zunächst den Einfluß des Krieges auf die Geburten- . 
| | zahl an der Hand folgender Tabellen, so sehen wir, sowohl in . 


ED an 
ES eyt 
= 
= 
+ 
A ay 


á 
N 
\; ir 
HI č: 
£ De 
K X A ipit 
- A ie A PN 
Ir nut, 5 
Zur: A Ya 
TĘ R pa) T a 
a er |; 
5 rei: 
E z Y ba p 
PRSA A po 
i IKK RACE PR) 
a KA INR 
e, . $ 
‚a DEE ae LEGES Sr EN 
I: A EN 
TE ARE a9., A 
rs w FEupann 24 r 1i 
yj l nical | TH 
i aT Der De 
pikne p a 
i u ar KANER a ' 
| "4 ae i 
2% FH 
ER Drs 
TER, va Jior 
e H. ~r Fis 
E esal 
T SUSEN 
PAA 
! : 


 — n ` 
zu.” s Eae SGi f .. 
3 = nen 7 32.7 
Liot S 


> i = rn > m 

= as = ee BET Mg 
Dedunur meh u > Vans 5 Enz 3 = 
DR Pre a A e 


-> ape * - 
zn end, 


Der dene 


az 
EN nen 
rn nn 
Au, 


` 
agar e 
2 


SSR 


2.23 


ER Fe 
u ae 
nn er 
MW - 


ui 
E 
Wan 
my 


u er a IETAE, 
RE SEN ac, 
m - E [2 
Br . 
ER Be 


un a Te a 


Ze u 
~ j er 
DE JE m =< 


= 
de En 

m ~ 
ROTEN 


Ben BOT Eee 
ie, a EEE . Et 


-~ 

an. 

re Tree I z 
a e, ee S By ee 


Ka m 
Yie E 


na 
HL ioe oa oea 
z ` 


1o To‘ M 


- 


a nal EN 


See IT 


Be EE EAE 
= ANE E 


E g 


~t 


+ 
we, 


er 


3. Sn x 
ra 


1e T et 
me 
um. 
= STZN 
= e 
el E a 
Wa S a 


mare 
ras 


ug em Se 
MAI ee € 
en Bear. ke Se 
= 
_ 
= 


bA 5 ge 
ves 
Pr eaa 


= 
z: ent. = Br K 
. Pe nu 2 pe Zee Pa 0... 
ers Eee ER 
Er 3 a 


T7 P 

r tete Bere: 

ER En ï 
e e e 
R ~ 
Sro NEN 


u SA 
Po 


f 


s 

b 
s 
ı 9 

zi 
+ 
oI 


454 


waren von allen inskribierten Frauen doch nur 82% verheiratet, das 
heißt 68% gingen als Mütter verloren. | 
Diese quantitative Abnahme der Reproduzierenden aber er- 
folgt durchaus nicht im Sinne einer Selektion, im Gegenteil, es 
fallen von den Männern die jüngsten, die mutigsten, die gesünde- 
sten, mit einem Wort die tauglichsten, aus. Mit dem Fortfall der 
jüngeren Männer aber in innigem Zusammenhang steht eine Er- 
scheinung, auf die von verschiedenen Seiten aufmerksam gemacht 
wurde: Die prozentuale Verminderung der jungen Gebärenden bis 
30 Jahre, während die Zahl der älteren Gebärenden sich erhöht. 


So berechnet Heil Gebärende 
unter 35 Jahren über 85 Jahre 
1912 .78,369/, 21,64 °/, 


1916 nur mehr 72,27°/o dagegen 27,73°/o (eheliche Geburten). 

Daß damit die Qualität des Nachwuchses eine schlechtere 

wird, ist verständlich. Daß das Alter der Gebärenden auch auf 
die Quantität der Bevölkerung nicht ohne Einfluß ist, zeigt 
Jaekel, der nachweist, daß bei höherem Alter der Erzeuger sich 
im allgemeinen die Zahl der Mädchen steigert, daß also in der 
nächsten Generation auch aus diesem Grunde die Zahl der 


_ reproduzierenden Männer eine relativ geringere sein wird. 


Was den zweiten Faktor der Bevölkerungsbewegung betrifft, 
die Mortalität, so ist es klar, daß zunächst die direkten Opfer des 
Krieges, die vor dem Feind gefallenen und die einer Seuche er- 
legenen, eine Zahl ausmachen, die heute noch gar nicht annähernd 
geschätzt werden kann. Dazu kommt, als weiteres trauriges 
Moment, die Erhöhung der Kinder- und Säuglingssterblichkeit. 
Daß die dank der großzügigen Aktionen für Säuglinge in den 
letzten Jahren ständig sinkende Kurve der Säuglingssterblichkeit 
tatsächlich sofort nach dem Einsetzen des Krieges wieder zu 
steigen begann, geht aus Statistiken deutscher Bundesstaaten 
hervor, welche zeigen, daß bereits in der zweiten Hälfte des 
Jahres 1914 die Säuglirigssterblichkeit um 1 bis 1!/,% gestiegen 
war. Dieser sofort nach Kriegsausbruch einsetzende Anstieg der 
Säuglingssterblichkeit zeigt, daß entgegen anderer Anschauungen, 
die ich noch besprechen werde, ihr Grund nicht in einer schlechten 
Entwicklung der Kinder oder in einer infolge der schlechten 
Ernährung bedingten Stillunfähigkeit zu suchen ist, sondern in 
sozialen Verhältnissen (mangelnde Fürsorge). 

- Ein weiterer, die Bevölkerungsbewegung ungünstig beein- 
flüssender Faktor ist die gewollte Kinderlosigkeit der Ehen. 
Bumm berechnet, daß im Frieden auf eine jährliche Anzahl von 
2.000 000 Geburten 900 000 Kinder kommen, die nicht geboren 
werden, davon ungefähr 800 000 durch Anwendung anticonceptio- 


- neller Mittel, 100000 durch künstliche Unterbrechung der Schwanger- 


schaft. Daß dieses Verhältnis sich durch den Krieg noch ungün- 
stiger gestalten wird, ist zweifellos; ganz abgesehen von der trau- 
rigen sozialen Lage, ist es ja vom Standpunkt des Individuums 
und der Familie nicht unbegreiflich, daß Mütter nicht gebären 
wollen, wenn sie sehen, wie dieser wahnsinnige Krieg die Blüte 
aller Länder zerstört hat. 

Des weiteren wird die Geburtenzahl im Krieg wie im Frieden, 
wenn auch in geringem Grade, ungünstig beeinflußt durch die 


‚schlechte Geburtsleitung, wie sie insbesondere außerhalb der Ge- 


bäranstalten stattfindet. Jährlich gehen noch immer 3 bis 4°/, 
der Kinder während der Geburt zugrunde, was z. B. in Deutsch- 
land 60000 bis 80000 ausmacht, eine Zahl, die bei richtiger Ge- 
burtsleitung sicherlich auf die Hälfte zu reduzieren ist. In diesem 
Punkte nun ist dem Geburtshelfer eine Abhilfe wohl möglich, 
allein es muß festgestellt werden, daß die Zahl der durch schlechte 
Geburtsleitung verlorenen Leben im Verhältnis zu dem durch 
andere Momente bedingten Ausfall geringfügig ist. 

Von großer Bedeutung für die verminderte Geburtenzahl ist 
ferner die große Zahl der nicht bis ans Ende ausgetragenen 
Schwangerschaften; da muß festgestellt werden, daß im Kriege 
die Zahl der Abortus erschreckend angestiegen ist. In Deutsch- 
land wurde die Abortuszahl im Frieden auf jährlich 300 000 ge- 
schätzt. Im Kriege berechnet Winter 400000, Bumm 400 000 


. bis 500000. Für den Frieden wird angenommen, daß von diesen 


Abortus ungefähr 30°/, kriminell sind. Für den Krieg wird ein 
noch viel größerer Prozentsatz krimineller Abortus angenommen; 
daneben kommen ursächlich wesentlich die Geschlechts- 
krankheiten in Betracht. . l 

Daß nun im Kriege, und gerade infolge des Krieges die Zahl 
der Geschlechtskranken außerordentlich wächst, ist eine bekannte 
Tatsache. Finger berechnete 1915 bei einer Anzahl von 
7000000 Mobilisierten in Österreich-Ungarn ein Minimum von 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19. 


zur Geburt von luetischen, lebenden Früchten. 


11. Mai. 


800000 geschlechtskranken Soldaten. Es ist zu bedenken, daß 
von diesen mindestens ein Drittel verheiratet ist, was, wie noch 
ausgeführt werden soll, fast gleichbedeutend mit Sterilität dieser 
Ehen ist. Dazu kommt, daß die Zahl der Geschlechtskranken 
unter den Prostituierten, die im Frieden auf 1,5 bis 3,3°/, ge- 
schätzt wurde, im Jahre 1915 bereits auf 31 % .gestiegen war, 
wodurch natürlich die Weiterverbreitung der Infektion wesentlich 
gefördert wurde. Wie ebenfalls Finger nachweist, sind es ins- 
besondere ganz Jugendliche, die diesen Infektionen im Kriege zum 
Opfer fallen, also solche, die für die Reproduktion ganz besonders 
geeignet wären. Nun sind die Geschlechtskrankheiten bei Un- 
kontrollierten noch weit mehr verbreitet als unter den kontrollierten 
Prostituierten. Von 560 geschlechtskranken Weibern waren nach 
Finger bloß 80 Prostituierte. Die Hauptgefahr für die An- 
steckung aber bilden für die Männer nicht die Prostituierten, son- 
dern die Unbeaufsichtigten, die geheime Prostitution, da durch 
diese die größte Zahl der_Ansteckungen erfolgt. 

Was bedeutet nun diese Verbreitung der Geschlechtskrank- 
heiten für die Volksvermehrung? Wir haben hier zwischen dem 
Einfluß der Lues und dem der Gonorrhöe zu unterscheiden. Die 
Goenorrhöe bewirkt beim Manne Oligospermie, eventuell Azoo- 
spermie, bei der Frau zuweilen absolute, häufiger die sogenannte 
Einkindsterilität der Ehe. Die Infektion, die häufig schon beim 
ersten Coitus erfolgt, kann sich nämlich auf Cervix, Uterus und 
Tuben fortpflanzen, womit die Möglichkeit des Tubenverschlusses 
und damit die absolute Sterilität gegeben ist, oder sie bleibt zu- 
nächst auf die Urethra allein oder auf Urethra und Cervix lokali- 
siert, und die gonorrkoisch infizierte Frau kann empfangen, Ja 
auch gebären, aber im ersten Wochenbett oder nach einem 
Abortus erfolgt häufig ein Ascendieren des gonorrhoischen Pro- 
zesses mit Tubenverschluß, sodaß die Frau steril bleibt. Nach 
den übereinstimmenden Anschauungen der meisten Untersucher 
sind 70 % der sterilen Ehen infolge von Gonorrhöe des Mannes 
oder der Frau steril. K = 

Die Syphilis führt zum Absterben der Frucht, eventuell 
Nach Finger 
sind 42 % ‘aller Abortus und Frübgeburten durch Lues hervor- 
gerufen. Von den macerierten Früchten sind ungefähr 80 % infolge 
von Lues abgestorben. Die lebend geborenen Kinder aber kommen 
entweder als kaum lebensfähige Frühgeburten oder am Schwanger- 
schaftsende mit Erscheinungen von Syphilis zur Welt. Wir haben 
es also hier nicht nur mit einer Verminderung, sondern auch mit 
einer Qualitätsverschlechterung des Nachwuchses zu tun, der sich 
allerdings bei der nächsten Generation wieder im Sinne einer quanti- 
tativen Schädigung zeigen wird, da die hereditär Luetischen sicher- 
lich konstitutionell minderwertig ünd infolgedessen auch nicht 
voll fortpflanzungsfähig sind. DE. 

Ein weiteres Moment, das die Fortpflanzungsfähigkeit beem: 
trächtigt, bilden die durch verschiedene soziale, ‘psychische un 
Ernährungsverhältnisse bedingten Veränderungen des weiblichen 
Organismus, speziell der Genitalorgane, über welche ich später 
noch sprechen werde. 

Haben wir auf diese Weise kurz die wesentlichen Faktoren 
gestreift, welche die Geburtenzahl verringern und infolgedessen 
unsere Disziplin so ungünstig beeinflussen, so sind auf. der anderen 
Seite im Krieg und gerade durch den Krieg der Geburtshilfe neue 
Anregungen gegeben, gewisse Fragen wieder aufgeworfen worden 
und andere Probleme neu aufgetaucht, für deren Lösung ab n 
der Friedenszeit trotz vielfacher Bemühungen kein Material un 
keine Gelegenheit geboten hat. Allerdings muß gesagt werden, 
daß in dieser Beziehung die Angaben verschiedener Autoren mi 
einer gewissen Vorsicht und Skepsis aufzunehmen sind. In unserer 
rastlos dahineilenden Zeit scheint es wie im täglichen Leben 50 
auch in der Wissenschaft kein ruhiges Abwarten zu geben. ‚Das. 
Bestreben, zu allem Erlebten sogleich Stellung zu nehmen, ‚über 
alles Gesehene sich sofort ein Urteil zu bilden, bringt es mit $109, 
daß vielfach in sonst richtigen Beobachtungen die allgemeinen 
Gesichtspunkte verlorengehen und daß zufällige Ergebnisse kleinerer 
Beobachtungsreihen zu voreiligen Schlüssen veranlassen. Aus 
Angst, es könnte ein anderer zuvorkommen, vermögen ganca 
nicht zu warten, bis die Früchte ruhiger Beobachtung reifen, UP 
so kam es, daß gar manches Unreife veröffentlicht wurde, hör 
später bei ruhiger Überprüfung sich als unrichtig erwiesen = 

Da ist zunächst die Frage der Entwicklung der Kriegs- 
‚neugeborenen. Die ungünstigen Ernährungsverhältnisse im Krieg® 
ließen daran denken, daß die. im Kriege geborenen Kinder unter- 
ernährter Mütter schlechter entwickelt seien als die Friedens 


denken, dl | 
as, wie md F i 


Taan ë oE 


N WA 
u see 
i 


f 


orane me y 


11. Mai. A ER 
- & F 3 ® - pdn 2 E wer - i f 5 À k = 


` läßt. Diesen Äußerungen gegenüber haben Untersuchungen von Ruge, 


` Tungszufuhr der Mutter d 


Scheint noch ziemlich problematisch zu sein. Ruge, Warne- 


eine Abnahme der Zahl‘"der Eklampsien und ein leichteres 


ein IE UUSEI | no 
ar nennenswerte Verringerung derEklämpsien 


‚sowie des Fettes in den letzten Schwangerschaftsmonaten, ` hin- 


‚angeblich seltenere Auftreten der Schwangerschaftsnephritiden 


‚Schwangerschaft eine Diät vor, in der Fett und Eiweiß möglichst 


die Zahl der ledigen Eklamptischen. 


© 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr... 0.0004 


achtung über längere Zeiträume auch. sonst vorkommen. Darii 
soll nicht- gesagt sein, daß die Verringerung des Eiweißes und 


kinder, ‘Diesbezügliche Publikationen haben 'sich wohl als uh- 
richtig erwiesen, aber Veranlassung gegeben zu untersuchen, ob 
und inwiefern Nahrungseinschränkungen überhaupt die Entwick- 
lung der Kinder beeinträchtigen. nl 
Die Idee, daß Menge und Qualität ‘der der ‚Mutter zuge-. 
führten Nahrung, beziehungsweise der Ernährungs- und Kräfte- ur | 
/ ~ © Außer diesen durch die‘ Ernährungssorgen des Hinterlandes 


zustand der Mutter auf die Größe ‘und. das Gewicht der Frucht | | 
von dominierendem Einfluß seien, ist nicht neu, ja es basieren auf en Diskussionen hat sich infolge der Urlaube der im Felde 
diesem Gedanken ‘mannigfache. Versuche, : bei Beckenverengerung | stehenden Männer Gelegenheit zur Erörterung - einiger. allgemein 
künstlich die Entwicklung der ‚Früchte zu beeinflussen, um die.| geburtshilflichen Fragen ergeben. So. ermöglichte es die infolge 
Geburt zu erleichtern. `` A ONE | ~ ‘| der seltenen Urlaube leichter als im Frieden mögliche Kontrolle des 

eaux durch den Aderlaß, bald 


Im Jahre 1792 versuchte Mont 
darauf Lenhardt durch systematische Darreichung von Laxantien 


die Mütter und damit die Früchte zu schwächen. Brünninghausen 
versuchte 1803 als erster die durch, besondere Kost, beziehungsweise 
Kostentziehung bei Schwangeren das Gewicht der Früchte herab- 
zudrücken. Wissenschaftlich besser fundiert war Prochownik:s.Ge- 
dankengang, der den Versuch machte, acht bis zehn Wochen.vor dem 
Ende der Schwangerschaft durch . geeignete Kostauswahl (wenig Fett, | ! une en á u l 
wenig Kohlehydrate, , wenig Flüssigkeit, viel Eiweiß) den Fett- | ieh auf Grund meiner an atomis chen Studien mit H itsch- 
ansatz der Früchte zu. verringern, um auf diese Weise die Geburt "mann die postmenstruelle Zeit, für das Conceptionsoptimum gė- 
zu erleichtern. Kettner hat nun die Behauptung aufgestellt, daß | halten, da die starke Sekretion der :prämenstruellen Schleimhaut 

dem Eindringen .der Spermatozoen sicherlich abträglich ist, da-die 
unmittelbar post menstruationem . wiederhergestellte Flimmerung 
die Fortbewegung der Spermatozoen begünstigt. . Darum haben 
wir bereits 1907 den Follikelsprung ins Postmenstruum’ oder ins 


Nephrosen zur Folge haben kann, und daß wir diesbezüglich aus 
den veränderten -Ernährungsverhältnissen im Kriege wirklich An- 


ceptionstermin scheinbar abschließend zu lösen. Hatte man 
schon vor dem Krieg die Zeit post menstruationem als besönders 
günstig für die Conception betrachtet, allerdings auf Grund ziemlich 
primitiver Vorstellungen, z. B. der Weite der Uterushöhle nach der 
Menstruation, das Praemenstruum hingegen als besonders ungünstig 


infolge der unzureichenden und unzweckmäßigen Ernährung der Schwan- 
geren das Gewicht der sogenannten Kriegsneugeborenen weit unter 
dem Durchschnittsgewicht sei. Auch Peller erwähnt, daß bei der. 
Gesamtheit der Erstgeborenen -die Gewichtsverhältnisse ungünstiger 
seien als im Frieden. Tschirch fand, daß die Kinder von Haus-. 
Schwangeren schwerer sind als die der kreißend Eingebrachten, was 


sich ebenfalls mit den Ernährungsverhältnissen in Zusammenhang bringen | Suchungen Schröders.am Ovarium ihre volle Bestätigung er- 


fuhr, gleichzeitig eine Einengung des von uns ursprünglich größer 
angenommenen Zeitraumes. Durch Verwertung von Fällen mit 
. nur einmaliger Cohabitation ist nun Siegel zu dem Schluß ge- 
kommen, daß die Empfängnisfähigkeit vom 6. bis 13. Tag. nach 
Menstruationsbeginn auf größter Höhe steht, um dann abzunehmen 
und vom 22. Tag an gleich Null zu sein. Auch Pryll fand das 
Conceptionsoptimum am 8. Tage nach Beginn der Periode, von da. 
an ein steiles Abfallen, sodaß wir. nunmehr nicht .nur auf Grund 
theoretischer Erwägungen und anatomischer Befunde, ‚sondern auch 
statistisch das Postmenstruum als die für die Conception günstigste 


Zeit bezeichnen dürfen. | 


Moesmer, Hamm und Anderen ergeben, daß ein Gewichts- und 
Längenunterschied zuungunsten. der Kriegskinder nicht besteht. Die 
Untersuchungen Richters an -unserer Klinik haben von April 1915 
bis April 1917 ein Durchschnittsgewicht der Kriegsneugeborenen von 
3186 g, von 1916 bis 1917 sogar von 3311 g gegen ein Friedensgewicht 
von 3090 g ergeben. Es zeigt sich aus diesen. Untersuchungen die 
weise Einrichtung der Natur, daß die Früchte trotz ungenügender Nah- 
och gedeihen, eine Tatsache, die ja auch den 
Tierzüchtern bekannt ist. | | | 
.,. Die Tatsache, daß durch: die eingeschränkte Ernährung der 
Kriegszeit die. Entwicklung und das Gewicht der Kinder nicht BE a HRGE, 
leidet, darf aber keinesfalls etwa als Beweis für die völlige Zweck- Im Zusammenhang mit dieser Frage steht das Problem der 
losigkeit der Prochownikschen Diätkur angesehen-werden. Die | Beziehung zwischen Cohabitationszeit und Kinds- 
Verhältnisse liegen in beiden Fällen ganz verschieden. Während | geschlecht, und. wenn sich - diesbezüglich gesetzmäßige Be- 
| anc ziehungen ergeben, die Möglichkeit, durch den Cohabitationstermin 
‚allgemein ist der Glaube, daß im Krieg wie kurz näch dem Krieg 
wesentlich mehr Knaben. geboren werden als Mädchen. Warum, das 
blieb unbekannt, obwohl die Frage der Geschlechtsbestimmung die 
Menschen seit alters her beschäftigt hatte. Hippokrates glaubte, 
daß beim Stärkersein des männlichen Samens Knaben, beim Stärker- _ 
' sein. des weiblichen Mädchen zur Welt kämen. An einer anderen 
Stelle sagt er, daß der rechte Hoden Knaben, der linke Mädchen er- 
zeugte; er beschäftigte sich auch schon mit der Beziehung zwischen 
Menstruationstermin und Cohabitation und glaubte, daß durch Coitus 
während der Periode Mädchen, nach derselben Knaben erzeugt 
würden. Er bringt auch, wie Ende des 19. Jahrhunderts Schenk, 
. das Geschlecht in Zusammenhang- mit der Art der Ernährung. 
Avicenna meint, daß durch die Befruchtung vom 1.. bis 
8. Tag der Periode Knaben, vom 5. bis 8. Tage Mädchen, vom 
8. bis 12. Tage wieder Knaben und danach Zwitter gezeugt 
werden. Man ging später so weit, bestimmte Tageszeiten als þe- 
sonders. günstig für die Zeugung. eines Knaben oder Mädchens 
anzugeben und glaubte auch aus: dem Aussehen der Schwangeren 
das Geschlecht des Kindes voraussagen zu: können.. Diesen einer 
ernsten Kritik unhaltbaren Ansichten gegenüber "muß die- Lehre 
von der gekreuzten-Geschlechtsvererbung als Fortschritt bezeichnet 
werden: das stärkere Geschlecht bringt das andere hervor. Als 
Beweis dienen Versuche der Tierzüchter. Nach Straßmann’ 
hat der ältere Teil der Ehe die meisten Chancen, das andere Ge- 


schlecht hervorzubringen. en 
Der Einfluß des Conceptionstermins auf das Kindesgeschlecht 
wurde im Jahre 1886 durch Fürst bestätigt. Fürst konnte 


für die ersten fünf. Tage nach der Menstruation einen bedeutenden 
‚Knabenüberschuß, für die spätere Zeit einen geringen. Mädchen- 
überschuß konstatieren.. Als Ursache. dieses postmenstruellen 
Knabenüberschusses betrachtet er schlechte Ernährung, des be- 
. fruchteten Eies infolge der in dieser Zeit bestehenden Anämie. 
Von einem ganz neuen und, wie es scheint, fruchtbaren Gesichts- 
punkt war schon früher Hertwig ausgegangen, der als erster 


die Kriegsernährung in Deutschland und bei uns im wesentlichen | - 
‚eine fettarme und. eiweißarme Nahrung ist, verlangt Prochownik | das Geschlecht des Kindes nach Wunsch zu bestimmen. Ziemlich 


vor allem eine Reduktion der Kohlehydrate und der Wasserzufuhr, 


gegen keine Einschränkung der Eiweißnahrung. Ä SS 
Auch eine andere, vielfach mit der Kriegsnahrung, zum Teil 


auch mit anderen Momenten in Zusammenhang gebrachte Erschei- 
nung, die behauptete Abnahme der Eklampsie seit dem Kriege, 


kros, Jaschke, Franz, Mayer und Geßner behaupten 


Auftreten der Eklampsie im Kriege, Sie führen dies sowie das 


auf die quantitativ und qualitativ veränderte Kriegskost zurück, 
und manche schlagen demzufolge für die zweite Hälfte der 


dürch Kohlehydrate zu ersetzen sind. Die Erklärung für die Ab- 
nähme der Eklampsien ist nach Geßner der durch die Kriegs- 
kost und die körperliche Arbeit der Schwangeren bedingte Schwund 
des Nierenfettes, der eine Entlastung der Niere und infolgedessen 
eine Erleichterung ihrer Tätigkeit zur Folge hat. Mayer erblickt 
die Ursache des selteneren Auftretens der Eklampsien darin, daß 
iolge der Einberufungen der Männer der Coitus wegfällt und 
mit ihm die die Eklampsie verursachende Spermaüberladung des. 
meiblichen Organismus, eine ‚Behauptung, die schon durch. die 
atsache, daß ja auch Eklamptische infolge des Einrückens ihrer. 
aa keinen Geschlechtsverkehr pflegen konnten, sich widerlegen 
heim Außerdem ist auch im Frieden anscheinend die Zahl-der Ver- 
‚taieten mit regelmäßigem: Geschlechtsverkehr nicht größer als 
Li . Gegenüber diesen. Behauptungen zeigt sich aus Statistiken, 
ichtenstein, Hamm sowie unserer Klinik (Richter), daß 


hemrend der Kriegsjahre nicht mit Sicher- 
Schr zu konstati eren ist, daß es sich vielmehr um 
wankung en handelt, wie sie-bei. dèr Ausdehnung der Beob- 


- 


Fettgehaltes der Nahrung nicht tatsächlich eine. Abnahme der 


haltspunkte für eine rationelle Schwangerenernährung gewinnen. | 


Cohabitationstermins, die Frage nach dem günstigsten Con- 


‘wegen ‚der - „aneinandergedrängten Schleimhautwülste“,. so hatte 


Intervall verlegt, eine Ansicht, die durch die schönen Unter- 


TEN 


Dan en 
RE: To 


nn ar 


u 


as 


rd IT 

ae heipahe 
AST 

Ka Beer 


> 


uni x; 
h ANN, ss 


seh 
Denn ET 
uoueiz 


Br Se ti 
I Lee NE 


=: 
w éa Aep a 

ee rede 
einen 

e Far 


Pr 
=. 
Ba 


un, 


- 


> 


BEE N 


m”. 


Yane a` Je 


- . 


EN 


- i 


u . 


Sin 


nr 


en sm. 
tn U 


RN a 


æ 0.40 


ne 
WA ine 
er = 


Fo Pre - 
Ten 


Bummel De EN N e > 


A EIT ir AES ea Ron hl 


rn 


- zustand des Eies beeinflußt und sei infolgedessen vom Kopulations- 


griffen und an einem infolge der im Kriege gut kontrollierbaren 


i entstehen Knaben. 
` zwischen dem 15. bis 22. Tag post menstruationem Mädchen, weil 


456 


sein Augenmerk dem Ovulum zuwendete. Hertwig konnte 
nachweisen, daß überreife Froscheier bei der Befruchtung meistens 
Männchen liefern. Es werde also das Geschlecht durch den Reife- 


termin abhängig. Diesen Gedanken hat Siegel wieder aufge- 


Cohabitationstermine einwandfreien Material festgestellt, daß in 
den ersten neun Tagen post menstruationem vorwiegend Knaben 
(86%), vom 15. bis 22. Tag post menstruationem vorwiegend 
Mädchen (83%) erzeugt werden, Er erklärt dies damit, daß das 
Ei nicht zur Menstruationszeit abstirbt, sondern erst bei der 
nächsten Ovulation. Kommt es nun im Postmenstruum zur Con- 
ception, so trifft das Spermatozoon ein überreifes Ei, infolgedessen 
Andererseits entstehen nach Conception 


die Befruchtung unmittelbar nach der Ovulation ein junges Ovulum 
trifft. Die Siegelsche Annahme hat nun, besonders wegen der 
Analogie mit den Erfahrungen der Tierzüchter, allerdings etwas 
Bestechendes, doch soll nicht verhehlt werden, daß sich gegen sie 
manche Einwände’erheben lassen, daß vor allem zur Erklärung seiner 
Theorie die bisher unbewiesene Hypothese notwendig ist, daß das 
Ovulum die Menstruation überlebt. Auch wurden Siegels An- 
gaben von anderen Autoren nicht bestätigt. Immerhin konnte 


‘Jäger auf Grund dreier Statistiken (Siegel, Pryll, Jäger 
. = 250 Fälle) 76,3%, Knabengeburten zwischen 1. bis 9. Tag post 


menstruationem, 71,6 %, Mädchengeburten zwischen 15. und 22. Tag 


post menstruationem berechnen. 


* * 
* 


Fragen wir uns nun, nachdem wir die wichtigsten geburts- 


‚hilflichen Fragen gestreift haben, wie es um die Beeinflussung 


der Gynäkologie durch den Krieg steht, so dürfte eine der häufig- 
sten Erscheinungen die auffällige Zunahme der Amenorrhöen bei 
ganz gesunden Frauen sein. Diese Amenorrhöe, die zuerst von 
Jaworski als Amenorrhoea ex inanitione, dann vonDietrich 
als „Kriegsamenorrhöe“ beschrieben und später von einer Reihe 
anderer Autoren bestätigt wurde, hatten auch wir an unserem 
Material reichlich zu beobachten Gelegenheit. Die Autoren be- 
schreiben eine Zunahme der Amenorrhöen von 1%, im Frieden auf 
5%, im Kriege a von 1% auf 7%, (Stickel), 
von 0,5°/, auf 14%), (Hilferding). Die Ursache wurde von 
manchen in der schlechten Ernährung gesehen (Dietrich), von 
anderen (Siegel), da die Kriegsamenorrhöe auch bei gut ge- 
nährten Frauen vorkommt, in der psychischen und physischen 
Überanstrengung, von anderen wieder in teils einmal wirkenden, teils 
fortdauernden psychischen Traumen (Hamm). Fränkel hält 
erzwungene sexuelle Abstinenz für die Ursache. Auch Hyperinvo- 
lution des Uterus infolge von Secalevergiftung durch schlechtes 
Kriegsbrot wurde als Ursache angeführt (Fischer). Manche 
verlegen das auslegende Moment ins Ovarium, andere in den 
Uterus (Pok, Fischer). Uns will es scheinen, daß die Ur- 
sache ebenso wie bei der Auslösung der normalen Menstruation 
und bei den meisten Amenorrhöen zur Friedenszeit im Ovarium 
zu suchen sei, und zwar denken wir an Störungen trophischer 
Art. Da bei der Kriegsamenorrhöe meistens Ausfallserscheinungen 
fehlen, leidet offenbar gewöhnlich nicht das ganze Ovarium, sondern 
hauptsächlich der Follikelapparat. Am Zustandekommen dieser funk- 
tionellen Störung des Eierstockes sind wohl die genannten Momente, 
Ernährung, Überanstrengung, psychische Traumen in verschiedenen 
Kombinationen und in verschiedener Intensität beteiligt, wobei 
auch die individuelle Disposition eine große Rolle spielt, sodaß wir 
eigentlich "besser von einer funktionellen Amenorrhöe während des 
Krieges als von Kriegsamenorrhöe sprechen sollten. Mit dieser 
Auffassung stimmen auch die anatomischen Befunde überein. .Die 
Genitalien werden entweder als vollkommen normal oder aber als 
atrophisch wie bei der Lactationsatrophie geschildert. Wenn 
Pok bei Curettagen eine postmenstruelle Mucosa gefunden hat, 
also einen Ruhezustand der Uterusschleimhaut, so beweist das 
nichts gegen einen ovariellen Ursprung, da ja die Schleimhaut- 
veränderungen des Uterus von der Ovarialfunktion abhängen. 


Die von F r än k el erwähnten kleincystischen Degenerationen 
des Eierstockes dürften zufällige Befunde seir, die ätiologisch 
kaum herangezogen werden können. Köhler findet in zwei 
Fällen Ausbleiben der Follikelreifung, was mit unserer Auffassung 
gut übereinstimmt, 


Die Tatsache, daß in einer geringen Anzahl von Fällen 
während der Amenorrhöe Gravidität eintrat, ist ebenso zu er- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19. 


11. Mai. 


| klären, wie das Eintreten von Gravidität bei sonstigen Amenorrhöen 

und beweist natürlich ebenfalls nichts gegen die ovarielle Ursache, 
denn die Funktion des Ovariums muß ja nicht vollkommen und 
dauernd aufgehoben, sondern nur stark reduziert sein, und die 
Ovulation kann in größeren Intervallen erfolgen. Ja es muß trotz 
vorhandener Ovulation keine Periode eintreten, sondern die Ovula- 
lation kann auch ohne Menstruation stattfinden. 


Die Kriegsamenorrhöe macht nur manchmal Ausfallserschei- 


nungen und es ist in der Regel nur die Furcht, gravid zu sein 
oder die Angst vor ernsteren Komplikationen, die die Frauen zum 
Arzt führt. 
letzten Monaten mit zunehmendem Bekanntwerden ihrer Bedeu- 


tungslosigkeit die Zahl der beobachteten Kriegsamenorrhöen 
wesentlich gesunken ist, 


Damit erklärt es sich zum Teil auch, daß in den 


Wenn daher wegen des Mangels an Symptomen auch eine 


spezielle Therapie in den meisten Fällen nicht notwendig erscheint, 
wird man andererseits, bei bestehender Uterusatrophie, durch 
bessere Ernährung, Arsenpräparate und Organotherapie die Ovarial- 
funktion zu heben und damit der Atrophie zu steuern versuchen.. 
Trotz der Symptomlosigkeit ist aber die Kriegsamenorrhöe nicht 
bedeutungslos, weil, abgesehen von der bleibenden Atrophie, be- 
greiflicherweise’ bei seltener Ovulation auch selten die Gelegenheit 


‚zur Schwängerung gegeben ist, ein Moment, welches gerade jetzt 
besonders ins Gewicht fällt. 


Eine andere Erkrankung, die im Kriege auffallend häufig ge- 


worden ist, ist der Prolaps, beziehungsweise das Auftreten von 


höher- oder geringergradigen Senkungen, und zwar nicht nur bei 
Multiparen, sondern auch bei Frauen, die einmal oder gar nicht 
geboren haben. Diese Wahrnehmung, die ich in unserem Ambu- 
latorium anfangs 1917 machte, wurde von anderen Autoren 
(Schiffmann, Jaworski) bestätigt. Jaworski fand 27%, 
gegen 12°/, Senkungen, 11°/, gegen 6°/, Prolapse. Als Ursache 
dürften zwei Faktoren in Betracht kommen: zunächst die Unter- 
ernährung, ähnlich wie für die von den Chirurgen beobachtete 
große Häufigkeit der Hernien, und zwar infolge der Erschlaffung des 
Beckenbodens und der Ligamente. Es ist durch die Stoffwechsel- 
versuche von Chassat, Voit und Senator nachgewiesen, 
daß bei schlechter Ernährung zunächst das Fett und die Muskeln 
schwinden. Als zweites ätiologisches Moment kommt wohl die 


_ erhöhte körperliche Inanspruchnahme durch Übernahme der männ- 


lichen Berufe von seiten der Frauen in Betracht. Ähnlich wie 
der Prolaps dürften auch die im Kriege häufigeren Fälle von un- 
willkürlichem Urinabgang beim Husten, Niesen, Gehen, ohne 
stärkeren Prolaps durch Erschlaffung des Stützapparates der 
Blase und der Harnröhre zu erklären sein. 

Auf die schwere körperliche Arbeit ist wohl auch eine andere 
Erkrankung zurückzuführen, die wir im. Kriege auffallend häufig 
sahen, und die meines Wissens noch von keiner Seite erwähnt wurde, 
nämlich die längerdauernden und profusen Menorrhaglel 
bei normalem Genitalbefund oder bei leichten‘ AdnexveränderungeN. 
Solche sahen wir bei schwer arbeitenden Frauen, besonders bei 
Schaffnerinnen des Beiwagens, die einerseits viele: Erschütterungen 
mitmachen, andererseits beim Kuppeln des Wagens eine besondere 
Arbeitsleistung zu vollbringen haben, Die Erklärung dafür liegt 
wohl in der dauernden Genitalhyperämie, die nicht nur die Blutung 
selbst verstärkt und verlängert, sondern auch zu überstürzter 
Follikelreifung führt. 

Wenn wir zum Schluß noch die Tatsache erwähnen, dab 
infolge der großen Verbreitung der Gonorrhöe sich die en tzu nd- 
lichen Erkrankungen und Adnexschwellungen IN der 
letzten Zeit ganz auffällig vermehrt haben, so berühren wir damit ein 
Leiden, das nicht nur den Gesundheitszustand des Individuums 
beeinträchtigt, sondern, wie früher auseinandergesetzt, auch die 
Fortpfianzungsfähigkeit herabsetzt, und sind damit beim Ausgangs- 
punkt unserer Betrachtungen angelangt. F 

Für uns Ärzte ergibt sich aus all diesen Beobachtungen UN 
‚Erfahrungen, abgesehen von dem reichen wissenschaftlichen Arbeits- 
gebiet, vor allem die gebieterische Pflicht, den Geburtenrückgang 
zu bekämpfen. — Und das ist besonders wichtig, denn wenn ago 
anzunehmen ist, daß ein Teil der diesen veranlassenden Momen e 
nach der Beendigung des Krieges wegfallen wird — „cessante causa 
cessat effectus“ —, so muß doch andererseits berücksichtigt werden, 
daß die durch den Krieg bedingten Schädigungen der Genitalorgan® 
leider vielfach derartige sind, daß sie nicht nur die jetzige Generatia 
minder fortpflanzungsfähig machen, sondern auch die kommen e 
ungünstig beeinflussen können. 


— 


z 5 ER 3 ES hý Ši Pi 
De S 8 a 
D 7 dd. °. . 
Rei ee 11: Mai. i 


nisses 
i ‚die ich 


-_ vum u 
a N E Ten 
“y E . nee È Pef H 
waT A a fe 2, d PR N k f A 


War ENT a ae ih Te or x 5 in een Run i 

Eea rt Ho e > g. N N Kir? S s ee i 

De . z Be A: 2 No. (ais t a: . I y 
s i Tn $ e E68 š E R? Ki 


Eas ' A 


Aus der II. medizinischen Universitätsklinik in Wien 
(Vorstand: Hofrat Prof. Dr.-v. Ortner), 


Über asthmaartige Symptome als Röntgenwirkung bei. 


Leukämien und als Vaccinewirkung bei Abdominal- 


typhen und die Pathogenese dieser Erschėéinungen !), 


Voo 
Priv.-Doz. Dr. Hans Pollitzer, Assistenten der Klinik. 


Im Laufe der letzten zehn Jahre ließ sich dreimal bei 
Leukämien eine eigenartige, mir aus der Literatur nicht bekannte 
Erscheinung nachweisen. Im Verlauf. oder im Anschluß. an eine 


‚ therapeutische Röntgenbestrahlung trat unvermittelt‘ eine hoch- 
gradige Bronchitis -auf. Die Bronchitis dauerte in einem der drei 


Fälle bis zu zehn Tagen, in den beiden anderen Fällen aber war 
sie nach fünf bis sechs Tagen wieder abgeklungen. Das Sputum, 
das in zwei Fällen sehr reichlich war, ‚war nach Waschung 
steril. In den beiden Fällen, wo ein wirkliches bronchiales 
Sputum zu erzielen. war, zeigte es’ das Bild ‘der reinen 
Eosinophilie: Es liegen dicht aneinandergedrängt ganze Klumpen 
von eosinophilen Leukocyten, teils wohlerhalten, teils in eigen- 
artiger ballonierender Degeneration begriffen. Der Schleim tritt 


. in diesen Sputumbildern ganz zurück. Von den Leukämien waren 
' zwei myeloische, bei denen. natürlich im Blüte sehr reichlich 


eosinophile Zellen' waren, eine aber war eine klassische kleinzellige 
Iymphatische Leukämie, bei der im Präparat weit und breit kein 
eosinphiler Leukocyt zu finden war. Charcot-Leydensche 


Krystalle wurden im Sputum nicht gefunden. Klinisch waren die 
Lungenerscheinungen gekennzeichnet als eine. „orgelnde* halb- 


trockene Bronchitis mit entsprechendem Atemgeräusch, ein Befund, 


der durchaus an Asthma ‘bronchiale- erinnerte. Die Lungen gaben’ 


“dabei übersonoren Schall und. bei ‚sorgfältiger. Beobachtung, die 


ich allerdings erst dem letzten Falle im Jahre 1919 angedeihen 
ließ, da ich erst'jetzt darauf achten gelernt hatte, ließ sich eine 
deutliche Tachypnöe mit leichter Cyanose der Lippen und herab- 
gesetzter respiratorischer Verschieblichkeit nachweisen. 

Als Deutung dieser eigenartigen Episoden konnte man zu- 
nächst vielleicht an Veränderungen der Bronchialdrüsen durch die 
Bestrahlung denken. Allein bei den myeloischen Leukämien spielen 


ja, mit Ausnahme eines bestimmten. seltenen Typus, Bronchial-. 
drüsen keine besondere Rolle. : Übrigens wäre auch ein. wirklich 


ursächlicher Zusammenhang ‘zwischen Einschmelzungsvorgängen 
in den Drüsen und der beschriebenen Bronchitis schwer zu er- 
klären, sofern man nicht an Vagusveränderungen denken wollte. 
Näher lag es — und daran. dachte ich auch bis zu dem letzt- 
beobachteten Falle —, auf die bekannte Tatsache zu recurrieren, 
a es durch Röntgenstrahlen gelingt, chronische Bronchitiden, 
die Bronchorrhöe ‚bei Bronchiektasien, sowie Asthma bronchiale 


günstig zu beeinflussen (Schilling und Andere), wobei sich 


die Wirkung der Strahlen in einer Sekretionsverminderung äußert. 
So konnte man denken, daß, wie so häufig in der Biologie, der 
gleiche Reiz, der unter den einen Bedingungen hemmend-lähmend 
wirkt, unter anderen hier fördernd-erregend gewirkt hätte. Bi 
Mir scheint aber eine richtigere und auch heuristisch wert- 


vollere Deutung der beschriebenen Erscheinungen auf einem ganz 


anderen Gebiete zu liegen. Ich muß zum Zwecke des Verständ- 
auf eine zweite Beobachtungsreihe hinweisen, 
ı-schon-im Jahre 1915 im Felde gemacht habe, und für die 
ich kein Analogon in der umfangreichen, während dieser Zeit im 
Hinterlande entstandenen Literatur über dieses Kapitel finde. 
Möglicherweise sind an der Tatsache, daß ich mit dieser Beobachtung 
bisher scheinbar vereinzelt dastehe, technische noch zu besprechende 
Gründe schuld. | 
Zur Zeit der großen- Typhusepidemie bei den ostgalizischen 
meen im Jahre-1915 gelangte von seiten der Sanitätsleitung 
eine therapeutische, sensibilisierte „Besredka-Vaccine“ aus 
dem Budapester Hygienischen Institut zur Verteilung. Ihre Keim- 
zahl ist mir derzeit nicht mehr erinnerlich, Die Vaccine war mit 
einer Gebrauchsanweisung versehen, nach der 1, 2, 3, 4 ccm 
‚Subeutan verabreicht werden sollten und, sofern dann das Fieber 
micht abfiele, die Dosis von 4 cem einmal oder auch mehrmals 
wiederholt werden sollte (). Trotz meines Einspruches als be- 
ratender Internist der Armee wurde die Vaccine allgemein aus- 


Ges; A Ausführliche Mitteilung einer Demonstration in der Wiener 
esellschaft für innere Medizin, Sitzung vom 20. Februar 1919. 


-A 


4 


0.7. 1919.— MEDIZINISCHE KLINIK :— 


_Brustschmerzen, Verstopfung. ‚Status typhosus gravior. 


A 


gegeben, das. heißt an zum Teil sehr jugendliche oder nicht für experi- 
mentelle Beobachtung geschulte Kräfte, wie sie mitunter in den 
: vorgeschobenen Epidemiespitälern tätig waren. Ich ‚selbst kam 
sehr bald zu der Erkenntnis, daß man mit dieser. Vaccihe erstens 
nicht über 4-cem hinausgehen dürfe, die unbedingt an vier auf- 


einanderfolgenden Tagen zu verabreichen seien — Grund vide 


unten —, und daß sie nur in der ersten Typhushällte wirksam sei, 


in der zweiten aber nicht- nur zwecklos, sondern geradezu x 


gefährlich werde. Letztere Beobachtung war unterdessen, 
ohne daß wir davon Kenntnis hatten, auch von Koranyi 
gemacht worden, der‘ in Budapest. vermutlich 'mit der gleichen 
Vaccine gearbeitet hat.. Es ist aus dem: Gesagten klar, warum man 
keine Pausen zwischen den Injektionen: einschalten durfte, weil 
man sonst eben in ein zu vorgerücktes Typhusstadium geriet. 

Ein wie gefährliches Instrument diese Vaceine war, wenn 


man sich an.diese Regeln nicht halten. wollte, mußte ich als 


Konsiliararzt an Fällen anderer Kollegen beobachten, die natürlich 
- kein Verschulden traf, da sie sich einfach an die Gebrauchsanweisung 
hielten. ‘Bei. zu später Verabfolgung jenseits des vierzehnten 
Krankheitstages, der allerdings manchmal sehr schwer festzustellen 
war, traten bei einer Anzahl von Fällen die Erscheinungen schwerster 
hämorrhagischer Diathese auf, mit denen sie’ ad exitum kamen. 
Mir fiel nun bei diesen Fällen ein eigenartiges, an Miliartuberkulose 
erinnerndes Bild auf: Hochgradige Dyspnöe bei stillstehendem 
Thorax und maximale Cyanose. Schon bei dem ersten obduzierten 
Falle machte mich mein engerer Kollege in der Salubritäts- 
kommission, Prof. Goldzieher (Budapest), auf die hochgradige 
Lungenblähung aufmerksam, die bei diesen Leichen bestand: Die 
Lunge quoll geradezu aus dem: Brustkorbe heraus, ihre ‚Ränder 
waren gleichsam schaumig aufgetrieben und- das Organ verhältnis- 
mäßig sehr weiß. Ich teilte ihm in diesem Zusammenhange meine 
„klinischen im selben Sinne gehenden Beobachtungen mit, indes er 
mir anvertraute, daß ihm die gleiche Erscheinung der Lungen- 
blähung schon bei Choleraobduktionen. von Patienten aufgefallen 
sei, die er in den Karpathen mit Choleravaccine behandelt hatte. 
Daß.derartige Beobachtungen im Hinterlande nicht gemacht wurden, 
mag sowohl an der Konzentration wie an der Sensibilisierung 
dieser Vaccine liegen; es dürfte dabei aber auch das Moment eine 
Rolle spielen, daß wir oft unmittelbar nach dem Exitus obduzierten. 
'Gestützt auf diese anatomische 'Tatsache gelang es mir in der 
‚nächsten Zeit, den oben angeführten Regeln für die Anwendung 
dieser Vaccine Geltung zu verschaffen, sodaß weiterhin keine 


‘derartigen. Fälle mehr zur Beobachtung. gelangten, außer, wenn es 


sich um die leider nicht so seltenen Rezidive bei okkultem, im 


Dienste verbrachtem. Primärtyphus handelte. | 

| Ich hatte aber nun gelernt, auf diese Dinge klinisch zu 
achten, und da ergab sich folgendes:. Auch bei Einhaltung. der 
obigen Regeln machten sich auf der Höhe der Vaceinewirkung 
klinische Erscheinungen bemerkbar, die zwar. durchaus harmlos 
waren, deren malignes Korrelat aber offenbar die terminale Lungen- . 


'blähung war. - | | 


-~ Icb führe aus den zahlreichen: Vormerkblättern, die ich aus dieser 
Zeit besitze, nur zwei Beispiele an. Die Vormerkblätter sind in jener 


| Knappheit gehalten, wie sie die Arbeit an“ einer Beobachtungsstation 


mit einem täglichen Wechsel von 80 bis 50 neuen Infektionskranken 


- erforderte. 


Russischer Kriegsgefangener Milaz Alexander. 7. Dezember 1915. 


- (Notiz des Aufnahmearztes:) Neun Tage krank, Brustschmerzen, Seiten- 


stechen. 8. Dezember. Befund: Status’ typhosus gravior. Bronchitis 
diffusa. Herz Ø, Haut Ø, Milztumor weich, .Diarrhöen. Diagnose: 
Typhus abdominalis Ende der zweiten Woche. Besredka-Vaceine 1'cem 
subcutan. 9. Dezember. ‘Puls 120, Respiration 42, Temperatur 40. 
Vaccine 2 ccm. 10. Dezember. Puls 130, Respiration 48, Temperatur 40. 
Starke Dyspnöe, der Bronchitis nicht entsprechend, 
starke Cyanose. Vaccine 8 cem. 11. Dezember. Puls 140, aber 
qualitativ besser als 10. Dezember. Respiration 54, hochgradige 
Dyspnöe. 12. Dezember. Besser! Eitriges Sputum. Temperatur 39; 
Puls 120, Respiration 82, Cyanose zurückgegangen. 18. De- 
zember. Morgentemperatur afebril, abends 378. Bronchiolitis 
noch im gleichen. Dyspnöe-geschwunden Im fol- 


: genden Iytisches Temperaturabklingen, sodaß der Patient seit 17. De- 


zember afebril ist Man sieht, wie auf der Höhe der 
Vaccinewirkung eine steigende Dyspnöe, Tachypnöe 
und Cyanose aufschießt und: wieder zurückgeht. 

Das zweite Beispiel ist noch etwas genauer beobachtet und. zeigt 
ein neues zugehöriges Phänomen. ur 


Infanterist- Dworazek. 18. Oktober 1915. Fünf Tage krank (?). 
Roseolen usw. 


Blutkultur positiv. Vaceine "1 cem. 19. Oktober. Status idem. 


Ne Tr 1 25 


-~ ~ 


— ind 
TEs 


wga 
va S N“ er 
ET 


eh 


EEE 
A 


-S 
u. 
z SEN 
ne 


a ee 
H 3 2 


nm 


"ir 
T4 


u 


ri 


.— 
rn 
m. 


> TA iR 
ix 


SU 


2 nos E = = - ni a -i 
- mS E A ER t. Par = as e N r 
4 2 s rR, EO AE Fro ER 2 A A “ 
Nun: Sun PETE hr ae, Vin 29 Take 
G SA 2 uud Se MDR A Ta - > dd aa 4 iaren ae 
E .. : i a 
SER 


- 
BE -i Ta = 
ENT Er en 2 
x = 


L EOT 
Su 


er 5 kn 


Pau gr See. 1 n 
qA - re ..- 
INA nn ER, DT ru ` ael A 
; = ES 
ne rege 


u 


Den UNE, AE ag A ern 
Re SER Fe I IX , NE a 7 ne re 
3 ni: Les - 2 Bus: 
= ern. ` S 


en ı 


tn 
Ina Er 
rec, : 


ba 
- 


AE e a 


mes taga 
Se 


ER 


BSR re 
Tan u ke i 
u... -- 20.0.0, 2; 
ra Bere 


b . 


ar. 


rer ee ` 


U un 
is e 4. 
Deren 


me a = 
“ırz nun i In Tee 
u a T EET 
ORA 2 e; 


-ere 
— 


een 

RE en 
ne I N ER 
-~ot BE pa 


t 


nel 
ME PT 


Ei pan en ; Sr 
ANEN Den Re Pe nz Be T 
er u a an en a Er wre. Z 


E 


<=- “x 


$ En . z 
en ET ENTE TUT gT Sn as - 


PTR" Zu 


KERLE NET. EIGENE 
5 Toner 


=: 


waren sehr häufig bei der Vaccinebehandlung der Abdominaltyphen 


' 'blähung, des Endeffektes in letalen Fällen, daß unter der Einwirkung 


‘ -typhuskranken Organismus. Ich bezeichne das Symptom als ana- 


_ pathologischer Begriff ist, dessen Bedingungen unter klinischen 


-ganz ausgeprägte Dyspnöe und relative Lungenstarre 


Es liegt nach dem Ausgeführten nahe, diese 


die Leukocytenzahl von 180000 auf 60000 im Kubikmillimeter 


 - Röntgenbestrahlung der Milz auftreten sehen, sie dagegen bei der 


BB 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19. 11, Mai. 


Respiration 86, Puls 132, Lungenrand rechts am unteren 
Rand der fünften Rippe. Vaccine 2 ccm. 20. Oktober. 
Dyspnöe! Lungenrand rechts bis zur siebenten 
Rippe, auch das Herz überlagert: Blähung!. Vaccine 3 ccm. 
21. Oktober. Status idem gravis. Starke Dyspnöe. Frequenz 40. 
Cyanose maximal, Respiration 40, dabei ziemlich deutlich Cheyne- 
Stokes-Atmen, Blähung zurückgegangen fünfte 
Rippe, aber Lunge starr. Vaceine4ccm. 22. Oktober. Status 
idem gravis. Eigenartige große Atmung, rein abdo- 
minal, Intercostalräume eingezogen, der linke Nasenflügel wird 
speziell angesogen, entsprechend dem links ganz besonders übersonorer 
Schall der. Lunge. Hochgradige Cyanose: Lungenstarre ohne Blähung. 
28. Oktober.. Besser! Cyanose geringer, Thorakal- 
atmung zurückgekehrt. Linksseitiges Nasenflügelatmen ge- 
schwunden. . Respiration 40, aber viel weniger dyspnoisch, Puls voller, 100. 
Subjektiv viel wohler. Die Temperatur blieb noch bis 27. hoch, um 
dann konsequent Iytisch abzusteigen. 
:  . Ähnliche Beobachtungen, oftmals sehr ausgesprochen, oftmals 
nur angedeutet und nur für ein geschultes Auge zu erkennen, 


die Wirkung artfremden Eiweißes infolge abnormer Durchlässigkeit 

irgendeiner resorbierenden Membran handeln könnte. 
Zusammenfassung: Man kann bei der Bestrahlung 

von Leukämien manchmal eine rasch auftretende und wieder ver- 


beobachten, und zwar nach Bestrahlung der Milz. Man kann weiters 


behandlung von Abdominaltyphen beobachten. Beide Syndrome 
scheinen durch das pathogenetische Moment der Impfung mit art- 
fremdem Eiweiß verknüpft, hier der Bakterien, dort der absterbenden 
Leukoeyten, und speziell das Leukämiesyndrom scheint damit eine 
Brücke zum Asthma bronchiale zu schlagen. 


Malariabeobachtungen im Westen. 


Von 
Prof. Dr. A. Böhme, Bochum. 


Im Laufe des Sommers 1918 waren die sämtlichen Malaria- 
kranken einer Armee in einem rückwärtigen Lazarett vereinigt 
worden, um die Möglichkeit einheitlicher Beurteilung und Behänd- 
lung zu verschaffen. Mit der ärztlichen Leitung dieses Lazarettes 


und. der. so zahlreichen Typhoide zu machen. Je frühzeitiger der 
Typhus zur Behandlung kam, desto harmloser waren die betreffenden 
Erscheinungen. Dagegen waren sie unabhängig von dem Eintreten 
oder. Nichteintreten einer Entfieberung durch die Vaccine. Es 
zeigte sich also als klinisches Korrelat der anatomischen Lungen- 


einer. Vaccine relative Lungenstarre mit Dyspnöe und Cyanose 
sowie Arhytbmie der Atmung auftreten kann, wobei sich vorüber- 
gehend eine Blähung ausbilden mag oder nicht. Die Arhythmie 
kann sich bis zum Cheyne-Stokesschen Typus steigern. Es ist wohl 
kaum zu bezweifeln, daß diese Erscheinungen als anaphylak- 
toides Symptom aufzufassen sind, das heißt als Folge der 
Einwirkung artfremden Bakterieneiweißes und dessen Abbau be- 
'ziehungsweise Abbauprodukte bei einem vorbehandelten, das heißt 


fälle umfassenden Material Beobachtungen zu sammeln. ‚Die zahl- 
reichen Veröffentlichungen aus der Kriegszeit über Malaria 
stammen meist aus’ dem Osten und Südosten. Die Malaria įm 
Westen zeigt manche Eigentümlichkeiten, die mich zur Veröffent- 
lichung dieses Beitrages veranlassen. Auch manche noch schwe- 


bende Fragen des Malariagebietes konnten an unserem Material 
bearbeitet werden. 


Die Westfront war in den ersten Kriegsjahren von .der 
Malaria ziemlich verschont. An einzelnen Stellen, besonders in 
Flandern, war sie allerdings schon im Frieden vorhanden, eine 
allgemeine Verbreitung fand sie jedoch nicht. Dies Bild änderte 
‚sich, als in den letzten Jahren zahlreiche Truppen aus den malaria- 
durchseuchten Gegenden des Ostens und Südostens nach dem 
. westlichen Kriegsschauplatz überführt worden waren. Unter 768 
in, unserem Lazarett eingelieferten Malariafällen befanden sich 
immerhin: nur 241, die bereits früher im Osten oder Südosten 
Malaria gehabt hatten, 527 Fälle dagegen waren lirsterkrankungen. 
Es fragt sich nun, wo diese Leute infiziert worden sind. Es ist 
zwar über das Vorkommen von Anopheles von verschiedenen 
‚Stellen der Westfront berichtet worden, sodaß die Möglichkeit 
einer Infektion im Westen zugegeben werden muß. Eine größere 
. Verbreitung scheinen die Anopheles aber im Westen — wenigstens 
im allgemeinen — nicht zu haben. Für die Trage nach dem 
Infektionsort ist die Tatsache bedeutungsvoll, daß von diesen 521 
Ersterkrankten nur 30 dauernd im Westen gewesen waren, i 
davon in Flandern; alle anderen, also 497, waren bis zum Herbst 
1917 oder noch länger in malariadurchseuchten Gegenden des 
Ostens oder Südostens gewesen, so besonders in der Gegend der 
Rokitnosümpfe, in Rumänien und Mazedonien. Wollte man a&i- 


phylaktoid, weil das anaphylaktische Syndrom ein experimentell- 


Verhältnissen kaum jemals rein gegeben sind. | 


Nunmehr können wir zu unseren Leukämien zurück- 
kehren. Auch hier ließ sich bei dem letzten und mit besonderer 
Eosinophilie einhergehenden Falle außer der Bronchitis eine 


‘mit etwas Blähung nachweisen. Und dieser ganze asthma- 
artige Zustand kam und schwand in wenigen Tagen auf der Höhe 
der ersten Bestrahlungswirkung, während sich bei einer zweiten 
Bestrahlungsserie nach wenigen Wochen nichts mehr davon zeigte. 


Erscheinungen im gleichen Sinne wie die Vac- 
:cinewirkung aufzufassen, hier als Wirkung 
-der Impfung mit dem Eiweiß der in Massen zerfallenden Leuko- 
‚cyten, das ja, wie das Eiweiß aller absterbenden Zellen, ‚schon 
‚relativ artfremd wirkt (vgl. z. B. entfiebernde Wirkung des „Fixations- 
abscesses“ der Franzosen). Diese Deutung würde erklären, warum 
wir dieses Phänomen bisher nur bei Leukämien gesehen haben - 
.und nicht bei den so häufigen Lymphosarkomen des Thorax. | 
‚Denn beim Lymphosarkom erfolgt doch keineswegs ein derartig 


rapider und massiger Zellzerfall wie bei einer Leukämie, bei der | ziert hätten, so müßte man erwarten, daß die Truppen, die immer 


im Westen gelegen hatten, in ähnlicher Weise durchseucht worden 
wären. Vor allem hätte dann bei den durchseuchten Truppen- 
teilen auch der junge Nachschub aus der Heimat, der nicht IM 
Osten gewesen war, erkranken müssen. Das ist aber, WIE die 
obigen Zahlen zeigen, durchaus nicht der Fall. Man kann danach 
kaum zweifeln, daß die überwiegende Mehrzahl der hier Erkrankten 
bereits eine latente Infektion aus dem Osten mitgebracht hatte, 
die erst nach sechs Monaten .und mehr unter dem Einfluß der 
heißen Jahreszeit manifest wurde. Über einzelne Fälle diese! 


absinkt.. - Auch ist das Lymphosarkom wohl nicht im gleichen 
-Sinne als „vorbehandelt“ anzusehen wie die Leukämie mit ihren 
‘ständig im Blute  zerfallenden pathologischen Leukocyten. Ein 
"besonders eigenartiger Befund ist die hochgradige Eosinophilie. 
‘Auch ‚sie gehört zu dem anaphylaktoiden Symptomenkomplex. Ob 
etwa bei den Abdominaltyphen gleichfalls eine solche bestanden 
hat, vermag ich nicht zu sagen, doch ist das in Anbetracht der 
schon bestehenden eitrigen Bronchitis und der schweren Knochen- 
 markschädigung höchst unwahrscheinlich. Diese Auffassung würde 


.auch erklären, warum wir diese Bronchitis im Anschluß an eine | bereits mehrere Monate zurückliegt, die aber erst spät zum Aus- 


bruch kommt, ist bereits wiederholt berichtet worden. Daß die 
latente Infektion eine solche Bedeutung hat, lehren erst die 
Beobachtungen aus dem Westen. Die Truppen in Rumänien ui 
Mazedonien hatten meist Chininprophylaxe getrieben. Es a 
bekannt, daß diese zwar im allgemeinen den Ausbruch C® 
Malaria verhindert, aber nicht die Infektion mit Malariakelma, 
die später nach Aussetzen des Chiningebrauches zum Ausbruch de 
Krankheit führen können. Hier kann also die Entwicklung re 
latenten Malaria durch die Chininprophylaxe begünstigt worden 
' sein. Aber die überwiegende Mehrzahl jener 497 Mann ka 
nicht aus Rumänien und Mazedonien, sondern aus Rußland UB 


'Thoraxbestrahlung bei anderen Prozessen bisher niemals beobachtet 
“wurde. ‘Engel macht wenigstens in seiner ausgezeichneten 
' Arbeit über Röntgenschäden (Erg. d. inn. Med. 1911, Bd. 7, S. 115) 
von derartigen Beobachtungen keine Erwähnung.  — > | 
Damit würde sich das Syndrom der eosinophilen Röntgen- 
“bronchitis bei Leukämien an die Bilder der Serumkrankheit, der 
Krebs-, Erdbeer- und sonstigen Eiweißvergiftungen bei sensibili- 
‚sierten Organismen anreihen. Und schließlich schlüge es die 
‚Brücke zum Asthma ‘bronchiale, bei dem auch schon lange der 
Verdacht besteht, daß es sich bei ihm in irgendeiner Form um 


schwindende Bronchitis mit Eosinophilie und relativer Lungenstarre 


Lungenstarre bis zu hochgradiger Lungenblähung bei Vaccine- 


beauftragt, hatte ich Gelegenheit, an einem etwa 1000 Malaria- 


nehmen, daß. alle unsere Ersterkrankungen sich im Westen infi- 


sogenannten Spätmalaria, also einer Malaria, deren Infektion 


een, a, Ga u i te N Dre Wr z . = Re 5 SAER BRE er... R 
Mo. = ii Mai u AE S ~- MED SCHE KLINIK: — : 459 - EEE ar 3 
| ~ -f4: Ma. 2. "OOE 1919°— MEDIZINISCHE KLINIK Nr: 19. | DI o. AAN Pi R 
nreno ı a l , on Puas N o , ood = ž S , 1 |S u, 
Dürehlisihe | hatte dort meist keine Chininprophylaxe' getrieben. Weshalb war | perioden. fangen nicht selten mit kleinen Zacken an, die erst all- 2 E d 
z ! B nun auch bei diesen die Malariainfektion so lange latent geblieben? | mählich, beim dritten oder vierten Anfall, ihre völlige Höhe er- ei, 
er Bestallnı Die Antwort darauf gibt uns die Kenntnis des Einflusses ‘der | reichen. Nicht. selten trägt diese ‘zweite Fieberperiode von vorn- AB Ei, 
nd wi > Jahreszeiten auf die Malaria. In. den gemäßigten Breiten ist die | herein den Charakter der Cotidiana, in anderen Fällen schlägt die | Fat Epa 
r Dungun} - Malaria vorwiegend eine Erkrankung der warmen Jahreszeit. ‘Das.| Tertiana in eine Cotidiana, oder. auch die Cotidiana in eine Tertiana I} p a o 
n kann we - ‘gilt nicht nur für .die Neuerkrankungen, sondern auch. für die | um. Ähnlich wie bei anderen Protozoenerkrankungen (Lues, E A g o 
bei Varier - Rückfälle, ist also wenigstens für diese nicht davon abhängig, | Recurrens) wechseln .also Zeiten: der manifesten Allgemein- te 
ide Ste‘. .- daß nur in der warmen Jahreszeit die Anophelen fliegen, sondern | infektion mit solchen der Latenz, die wohl auf einen gewissen MB ln, 
Yung mia: ©" von einer unmittelbaren Einwirkung des Klimas auf den infi- | Immunitätsgrad zu beziehen sind.. Das Auftreten der Cotidiana, Fa Ai x 
abtebek) zierten Menschen. Man 'muß sich also vorstellen, daß die Spät- | bei der stets zwei verschiedene Parasitengenerationen im Blute na: 1 
tdmen malariafälle gegen Schluß des Sommers 1917 infiziert ‚worden | nebeneinander zu finden sind, bezog man früher auf eine Doppel- KB: SIT DI 
f sind, daß aber damals die klimatischen Bedingungen für. den | infektion. Die Beobachtung, daß die unbeeinflußte Tertiana so ra AS 
Ausbruch der Erkrankung nicht mehr geeignet waren, und daß |ʻoft in, eine Cotidiana umschlägt, macht diese Annahme wenig ie HER 
| diese erst im Frühling und Sommer 1918 ‘offenkundig wurde, | wahrscheinlich. Eine näherliegende Erklärung für diese Beob- TERA del. 
re. Diese Häufigkeit der latenten Malariainfektion gibt auch die | achtungen ergibt sich aus den Befunden von Schaudinn und Ba 
| o Erklärung für die in Malariagegenden bereits im ersten Frühjahr | Biedl?) daß die bei länger bestehender Infektion. sich regel- TE 
auftretenden Erkrankungen, wenn kaum schon Mücken sich.zeigen, | mäßig bildenden Geschlechtsformen, die Gameten, entgegen der Sr 
jedenfalls noch keine Gelegenheit gehabt. haben, sich zu infizieren | früheren Ansicht auch im Menschen vermehrungsfähig sind. Nach Er 
und so die Infektion weiterzutragen. Man dachte’an die Möglich- | Schaudinn vermögen sie sich parthenogenetisch zu teilen, KEINE 
keit der Überwinterung infizierter Mücken und. an Übertragung | nach Bied] kommt es im menschlichen .Blute zur echten Be- Be 
«der Parasiten auf. die Mückeneier, sodaß die eben ausschlüpfen- | fruchtung und anschließenden geschlechtlichen Vermehrung. Für Be 
den Mücken gleich infektionsfähig wären. Der Nachweis für diese | eine Vermehrung der Gameten ‚im strömenden Blute spricht auch ende, 
letztere Annahme ist jedoch bisher nicht gelungen, und die Tat- | folgende oft von mir gemachte Beobachtung: ce ar PAE 
ar sache der latenten Maälariainfektion des Menschen erklärt. die | ‚Die ungeschlechtlichen Malariaparasiten (Schizonten) ver- Me a 
ae ‘ Häufung von Fällen im ersten Frühjahr leichter. | schwinden bei Chininanwendung rasch aus dem. Blute. Nach Bach i:- 
m. Eine weitere Eigenart unseres Materials war die Tatsache, | nieinen Beobachtungen an etwa.50 Fällen ist dies durchschnittlich HE KF 
prr ~ > daß fast ausschließlich Tertianparasiten gefunden wurden und auch | nach 1,7 Tagen der Fall. Die, geschlechtlichen Formen siud E u) i 
s pi das klinische Bild ausschließlich‘ dem der Tertiana entsprach, ob- | wesentlich. widerstandsfähiger, sie verschwanden in unseren Fällen We nn 
ur 2 wohl von den 'als rückfällig eingelieferten 241 Kranken mindestens | durchschnittlich erst ‚nach vier Tagen. Nun waren aber in jenen pg o 
a 100 behaupteten, früher an Tropica gelitten zu haben. Aus den | Fällen, wo wir Gameten beobachteten, gleichzeitig auch Schizonten 1 PADER = 
l mitgebrachten Krankengeschichten ging hervor, daß bei einem | bis zum Verschwinden der Gameten im Blute vorhanden. . Bei. der Me 
wi Teil unserer Fälle noch in diesem Frühjahr Tropicaparasiten nach- | Widerstandsfähigkeit der Schizonten gegen Chinin "konnten ..diese a 
TA .  - gewiesen worden waren, während die gleichen Fälle in unserem | in den letzten Tagen kaum. aus der Zeit vor der Chininverabfolgung et z 
a" Lazarett bei häufiger Untersuchung nur Tertianparasiten : auf- | stammen, sondern mußten sich neu aus.den Gameten gebildet en 
| „wiesen. In zwei Fällen hatte ich selbst an einem anderen Orte | haben, .. > 5 SEE Ra ee 
j > im April Halbmonde neben Tertianparasiten nachgewiesen; einige Diese im menschlichen Blute sich abspielende Vermebrung ee 
el i Monate später, als ich dieselben Leute mit neuen Anfällen zu | der Gameten gibt wohl den Schlüssel. für den Umschlag der a, 
w -Gesicht bekam, waren im Blute nur Tertianparasiten vorhanden. | Tertiana in eine Cotidiana. Es kann geschehen, daß, eine aus a 
in: "Auch in den Fällen,- wo im Frühjahr Tropieahalbmonde gefunden | den Gameten entstehende Generation gerade in die Mitte zwischen u 
N waren, entsprach die aus jener Zeit stammende Fieberkurve ganz | zwei Tertiananfälle fällt und so das Bild der ‚Cotidiana hervor- We 
ne! dem Tertiantypus. Solche Fälle von Umschlag einer Tropica in | ruft. Es bleibt allerdings auch bei dieser Annahme noch manches er 
K -die Tertiana sind bereits wiederholt beschrieben worden?); Der. | im Verlauf der Fieberkurven unklar, so. die Tatsache, daß bei u 
W, =., ` nächstliegende Gedanke ist, sie auf eine Mischinfektion von Tropica | einer solchen Cotidiana der eingeschobene Anfall fast immer in ch 
ie und Tertiana zu beziehen, bei der die, Tropica rasch 'abstirbt oder | die Mitte zwischen die beiden anderen Zacken fällt, während 'er er 
W, “doch latent wird, während die Tertiana noch weitere klinische | zunächst doch ebensohäufig an. einer. beliebigen anderen’ Stelle o 
A Erscheinungen macht. Aber es ist doch schwer vorstellbar, daß | der Kurve einsetzen könnte. , ; an a ee 
N: Ssamtliche Tropicainfektionen, die nach dem Westen kamen, . Durch Auszählung der Parasiten in unbehandelten Fällen a 
A Mischinfektionen mit Tertiana gewesen sein sollen, und es ist | versuchte ich mir Aufklärung über ihr ‘Schicksal im Anfall zu a 
M ‚schwer ein Grund dafür zu finden, daß sie alle zu gleicher | verschaffen. Die Auszählung erfolgt bekanntlich, indem man im a 
po Sn -Zeit abgestorben oder latent geworden wären. Angesichts solcher | gefärbten Ausstrichpräparat feststellt, wieviel Parasiten auf eine I j 
i ‚Tatsachen drängt sich immer wieder der ketzerische Gedanke der | bestimmte Anzahl roter oder weißer Blutkörperchen kommen. Macht EB E 
I. i ‚Einheit der verschiedenen Malariaarten auf, der Gedanke, daß die | man nun in kurzen Zwischenräumen beim gleichen Falle solche en 
“+ verschiedenen mikroskopischen und klinischen Bilder nur Er- | Auszählungen, so findet man, daß die Zahl der. Parasiten in der sad ; 
f 'Scheinungsformen der gleichen Infektion sind, hervorgerufen durch | fieberfreien Zeit keine sehr großen Schwankungen aufweist, „Im A 
7 verschiedene äußere Umstände. Mir selbst fehlen größere eigene | Augenblick nach der Teilung der Parasiten, also während ` des on | 
~ Erfahrungen auf dem Gebiete. der Tropicainfektion, ich vermag | Fieberanfalls, sollte man .eine sehr starke Vermehrung der 'ab- a ee 
i -daher nicht zu einem abschließenden eigenen Urteil zu gelangen, | soluten Zahl der Parasiten erwarten, .da jede Teilungsform in BE 
r! Jedenfalls fordern die Beobachtungen immer wieder dazu auf, |, mindestens. 8, oft in 16 bis 20 Teile zerfällt. Ich habe zwar eine - ner a H 
Nachzuprüfen, ob die Schlüsse auf die Abgrenzung der einzelnen | Zunahme der Parasiten durch die Teilung feststellen können, Der ee 
Malariaarten bindend sind. | REI b © |. Anstieg ist aber viel geringer, als man erwarten sollte, “erreicht > A > 
| Im allgemeinen hat man 'nur selten Gelegenheit, zu beob- | kaum das Doppelte der vorher vorhandenen: Zahl.. Daraus muß ne 
‚achten, wie die Malaria ohne Behandlung verläuft, da man sich | man ‚wohl schließen, daß von den Teilungsformen weitaus: die San E 
‚bei Erkennung der Krankheit kaum entschließen wird, mit ‘der |. meisten rasch im Plasma zugrunde gehen und nur- wenigen. es re 
‚Einleitung der Therapie zu. zögern. In einem großen von. allen | gelingt, in neue Erythrocyten einzudringen und so ihr Dasein zu | we 
‚Seiten zusammenfließenden Material finden sich’ aber immer Fälle, erhalten. Auch hierin kann man den Ausdruck einer gewissen T 
die nicht als Malaria erkannt und dementsprechend nicht be- | natürlichen Immunität des Menschen gegen die Malariaparasiten oh 
, handelt worden sind, und man ist in der Lage, aus den mitge- | sehen. ta Fe = RR 3e ip 
„brachten Krankengeschichten sich ein klares Bild der unbeein- | Bekannt ist der. Einfluß der äußeren Umstände auf den a 
fußten Infektion zu machen, Man sieht bei diesen Fällen sehr | Ausbruch der Malaria. Auch wir beobachteten oft ein Aufflackern ae 
‚haufig das typische Tertianfieber nach einigen Fieberzacken in | der Erkrankung im „unmittelbaren Anschluß an die Bahnfahrt.. 
‚eme Cotidiana umschlagen. Nach einer gewissen Zeit — etwa | Eine starke Häufung von Rückfällen während der Kur trat unter Rn; 
10 bis 18 Tagen — pflegen die Anfälle auch ‚ohne jede Behand- | dem Einfluß der Grippeepidemie auf.. Auf die Bedeutung der 2. 
ung aufzuhören, um nach einer Latenz von verschiedener Dauer, | Jahreszeiten ist bereits hingewiesen. Besonders begünstigt wurde a 
| . das ‘Auftreten von Rückfällen augenscheinlich durch die Arbeit in . 


oft etwa 14 Tagen, aufs neue. zu beginnen. Diese neuen Fieber- 
Vei ) Forschbach und Pyscko wski, D. m. W. 1918, Nr. 9. 
-."sesti, D, m, W, 1918, Nr.28. ` = a x 


‚heißen feuchten Räumen, unsere in -der Küche beschäftigten 


1) W, kl. W. 1917, Nr. 14 bis 17, 


5 “un = 
we ne a 27 Aa 
—— | tn un nn 
yT ~ e. . 

an A m. 

> ’ 


-~ “o: 
i 


Eee 
Læt .e 


u. 
De 
- 


E 


EEEF a £ - 
en na ar? z z 
z ae = == $ 


Laa a 


=, ST ier 
- 


= jz 


= AORN 


a e E E a 


a a una nn n i es, 


= A en e T 


ee 
weise. wer une nen 


x E VETORET IESI 


Bann e on a L 


2 Fun ARRE t rn >. 


E E id I -a adoa A maai 


.. Diagnose Malaria zu entnehmen. Denn auch eine Grippe, ein 


160 


Malariakranken bekamen jedenfalls auch nach längerer Kur oft Rück- 
fälle. Die Analogie mit dem Einfluß des Tropenklimas liegt nahe. 
Das klinische Bild der Malaria war recht einförmig. 
Wohl kam es vor, daß sie sich zuerst in einigen kleineren un- 
charakteristischen Zacken äußerte, schließlich folgten aber immer 
die typischen Malariaanfälle. Die besonderen Erscheinungsformen, 
die im Südosten und in den Tropen so häufig beobachtet wurden 
— typhöse, dysenterische, komatöse —, traten hier nie auf. In 
Fällen, wo zunächst der Gedanke an eine typhöse Form der Ma- 
laria nahelag, erwies sich das Krankheitsbild später als ein Zu- 
sammentreffen von Malaria und Grippe. | 

Die Sicherung der Diagnose durch den Parasitenbefund 
macht bei fieberhaften Malariaanfällen nur ganz ausnahmsweise 
Schwierigkeiten. Die Methode des dicken Tropfens bewährt sich 
für denraschen Nachweis sehr. Schwieriger kann der Nachweis bei der 
nichtfiebernden latenten Malaria sein. Sind solche latenten Fälle bis da- 
hin nicht mit Chinin behandelt worden, so haben sie allerdings auch in 
der fieberfreien Zeit mitunter Parasiten im Blute, oder es lassen sich 
wenigstens leicht durch eine der üblichen Provokationsmethoden 
Parasiten aus den inneren Organen in das periphere Gefäßsystem 
ausschwemmen. Ist aber bereits eine Chininkur eingeleitet worden, 
so gelingt es oft erst nach länger fortgesetzter Beobachtung und 
wiederholter Provokation, einen positiven Blutbefund zu erhalten. 
Mehrfach verging in solchen zur Beobachtung überwiesenen Fällen, 
die bereits Chinin erhalten hatten, trotz gehäufter Provokationen 
ein voller Monat, bis wieder Parasiten im Blute auftraten. Solche 
Beobachtungen machen es dringend wünschenswert, nach Möglich- 
keit Chinin nicht vor einer völligen Sicherung der Diagnose zu 
geben. Wenn möglich, soll diese durch den Parasitenbefund er- 
folgen, aber auch eine einwandfreie, mehrere Fieberanfälle um- 
fassende klinische Beobachtung kann genügen. Es muß jedoch 
davor gewarnt werden, in zweifelhaften Fällen Chinin zu geben 
und aus dem Verschwinden des Fiebers eine Bestätigung der 


Paratyphus hören eines Tages auf zu fiebern. Wenn gerade in 
dieser Zeit Chinin gegeben worden ist, so darf hier naturgemäß 
aus dem Schwinden des Fiebers nicht auf Malaria geschlossen 
werden. Sonst wird mancher zu einem Malariker gestempelt, der 
nie eine Malariainfektion gehabt hat. Eine nachträgliche Klärung 
ist dann oft nur unter Aufwand einer längeren Beobachtungszeit 
möglich. 
Zur Klärung der zweifelhaften Fälle haben wir uns der 
mannigfachsten Provokationsmethoden bedient. Es gelingt, durch 
eine Reihe der verschiedenartigsten Maßnahmen einen Übertritt 
der Parasiten aus den inneren Organen in das Blut zu erzielen. 
Lokale, die Milz treffende Einwirkungen — Milzdusche, Milz- 
packungen, Milzmassage, Bestrahlung der Milz mit Röntgen- oder 
ultravioletten Strahlen — sind empfohlen worden. Schwerere körper- 
liche Arbeit, wie Holzhacken, Gepäckmärsche, Hitzeeinwirkungen, 
wie heiße Bäder, elektrische Lichtbäder, Sonnenbäder, Erzeugung 
künstlichen Fiebers durch Injektion von Milch, Einspritzung von 
artfremdem' Blutserum, schließlich Einspritzung von Stoffen, die 


eine Contraction der Blutgefäße und der glatten Muskelfasern 
der Milz bewirken, wie Adrenalin, Pituitrin sind vorgeschlagen 
worden. Gemeinsam ist diesen Methoden wohl nur das eine, daß 
sie Schwankungen des Blutdrucks und eine vermehrte Durch- 
blutung des Körpers, besonders auch der Milz, bewirken. Wir 
haben, abgesehen von der Bestrahlung mit Röntgen- und ultra- 
violetten Strahlen, von allen diesen Methoden Gebrauch gemacht 
und mit allen gute Ergebnisse gehabt, aber immer mit der Ein- 
schränkung, daß es bei Fällen, die bereits einige Zeit unter Chinin 
gestanden haben, oft erst nach mehrfacher Provokation und längerer 
Beobachtung gelingt, Parasiten nachzuweisen. Man darf sich über 
‚diese Schwierigkeit des Parasitennachweises nicht wundern, Durch 
das Chinin werden die Parasiten so weit abgetötet, daß oft nur 
noch wenige in den inneren Organen vorhanden sind. Selbst 
wenn es gelingt, diese durch irgendeine Provokationsmethode in 
den - Blutkreislauf auszutreiben, darf man nicht damit rechnen, 
-solche spärlichen Parasiten zu finden, erst wenn bei längerem 
Aussetzen des Chinins wieder eine Vermehrung der Parasiten 
statthat. kann durch ihre Ausschwemmung der Nachweis ermöglicht 
"werden. Es ist schwer, ein vergleiehendes Werturteil über die 
verschiedenen Provokationsmethoden abzugeben, besonders aus 
dem Grunde, weil man nicht sicher ist, daß die auf eine Provo- 
kation nicht reagierenden Fälle wirklich frei von Parasiten sind. 


Körperliche Arbeit, Schwitzprozeduren, Sonnenbäder müssen jeden- 
falls recht intensive sein, wenn sie rasch ein positives Ergebnis 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19. 


11. Mai. 


erzielen sollen. Recht gute Erfolge gab die intramuskuläre Ein- 
spritzung von 10 bis 20 ccm Milch, es muß aber betont werden, daß 
das Verfahren infolge des Fiebers und der Schmerzen nicht ohne 
Unbequemlichkeiten ist. Sehr bequem ist die Injektion von 0,001 g 
Adrenalin 1), die stets ohne Störungen vertragen wurde und meist 
gute Resultate ergab. Bei all diesen Methoden ist es zweckmäßig, 
die Blutuntersuchung auf mehrere Tage nach der Provokation aus- 
zudehnen, da oft erst nach zwei bis vier Tagen Parasiten im 
Blute gefunden werden. Oft tritt im Anschluß an die Provokation, 
meist erst nach einigen Tagen, Fieber ein, das häufig mit kleinen 
Zacken beginnt, um erst bei der dritten Zacke etwa seine volle 
Höhe zu erreichen. Der Parasitennachweis gelingt in diesen fieber- - 
haften Fällen meist leicht, immerhin sahen wir mitunter nach 
Adrenalin bei latenter Malaria Fieberzacken, bei denen zunächst 
keine Parasiten gefunden wurden. Da Adrenalineinspritzungen bei 
etwa 50 Gesunden und Darmkranken keine oder höchstens ge- 
legentlich ganz geringe Temperatursteigerungen auslösten, so 
halten wir auch Fieberzacken über 38 Grad ohne Parasitenbefund 
nach Adrenalin für mindestens sehr verdächtig auf Malaria. Be- 
züglich weiterer Einzelheiten der Adrenalinprovokation sei auf die 
neuerliche Arbeit von Schittenhelm und Schlecht?) ver- 
wiesen, in der meine eigenen Erfahrungen mitberücksichtigt sind. 
Am zweckmäßigsten für die Beurteilung zweifelhafter Fälle ist die 
Kombination mehrerer Provokationsmethoden: etwa körperliche 
Arbeit (Garten, Küche, Gepäckmarsch), Milzpackung und Adrenalin 
oder Milchinjektion. Die Einspritzung ist an einem Tage vorzu- 
nehmen, an dem keine körperliche Arbeit geleistet wird. 

Zur Stütze der Diagnose besonders in solchen Fällen, in 
denen Parasiten nicht gefunden wurden, ist die Untersuchung des 
morphologischen Blutbildes empfohlen worden. Eine starke Ver- 
mehrung der großen Mononucleären spräche für Malaria. Das 
soll nicht bezweifelt werden, wiewohl auch bei anderen Protozoen- 
infektionen, z. B. der Recurrens, starke Mononucleosen vorkommen. 
Mononucleosen von 7 bis 8°/, fand ich recht häufig bei Darm- 
kranken, die als Kontrollpersonen herangezogen wurden, gelegent- 
lich sogar bis 13°/,. Auf keinen Fall darf der umgekehrte Schluß 
gezogen werden, daß Fehlen der Mononucleose gegen Malaria 
spreche. Werte von 10°/, und darüber fand ich bei unbehandelter 
Malaria nur in einem Drittel der Fälle, die meisten Fälle hatten 
zwischen 5 und 10°/, Mononucleäre und einige sogar nur 3 bis 
5°%/,. Nach fünfwöchiger Kur betrug die Zahl der Mononucleären 
stets unter 10°/,, ein gewisser Einfluß der Kur auf das Blutbild 
ist also unverkennbar, groß ist er aber nicht, da die Ausgangs- 
werte nicht groß genug sind. Eine wesentliche diagnostische Be- 
deutung kann also der Auszählung des gefärbten Blutpräparates 
nach unseren Beobachtungen nicht zugesprochen werden. 


Therapie. 
Die Wirksamkeit der Chinintherapie ist in erster Linie 
abhängig von der Sorgfalt, mit der sie ausgeführt wird. Bel der 
Neigung vieler Malariakranker, sich der Chinineinnahme zu ent- 
ziehen, war peinliche Überwachung des Einnehmens erforderlich. 
Das Chinin wurde stets unter Aufsicht genommen. Das Hervor- 
strecken der Zunge nach dem Einnehmen gab einige Gewähr 
(keine volle) dafür, daß das Chinin wirklich heruntergeschluckt 
war. Eine weitere Kontrolle bot die häufige Untersuchung des 
Harns auf Chinin mit Kaliumquecksilberjodid. Der positive AUS- 
fall der Probe sagt allerdings nur, daß Chinin genommen ist, nich 
wieviel. Unregelmäßigkeiten der Chinineinnahme sind sicher ein 
wesentlicher Grund für die Häufung von Rückfällen. 


Wir hielten uns bei der Chininverabfolgung im allgemeine} 
an. das Nochtsche Schema. Die neuerdings vom Kriegsmin- 
sterium empfohlene Herabsetzung der ersten Chininfolge auf nur 
vier Tage zu je 1,2 g erwies sich uns nicht als zweckmäßig. $3 
traten in der folgenden Chininpause dabei doch häufiger wieder 
Fieberzacken auf. Wir begannen deshalb stets mit einer inten- 
siveren Chininbehandlung: | 


Bei einer fünf bis acht Tage lang fortgesetzten V erabfolgung 
von je 1,5g Chinin schwanden die Parasiten und die Anfälle fas 
stets in ein bis drei Tagen und flackerten auch in der folgenden 
chininfreien Periode nicht wieder auf. Zweckmäßig schien U, 
besonders in schwereren Fällen, die Kombination mit der intra- 
muskulären Injektion von Chinin-Urethan. Wir gaben an det 


1) Schittenhelm und Schlecht, D. m. W. 1918, Nr. 12; 
Neuschloß, M. m. W. 1918, Nr. 4. 
= 2) M. m. W. 1918, Nr. 47. 


r N a ee E Ze ’ E 
NT es Nr: El nn Ost rue Es She K 
mea Seas Sh SG‘ rE da X w TE Aaa E e E% 2 j ERT z y .” > une a) ‘ ` . 
rema E 3, s ort -= k E ` ’ ; zu. i . ® -5 tg En / x - v 
. M S . . ‘ kee i % - $ . 0 \ 
rat B a R = on y ERBE g ; r a gata 2a 
ee RT: „en: . y too E Pi Pi ge Kae Š 
wT A Ze tr ' . -n Rne Ja k w E 
3 z; b er ZZ Woi ee S A - SE , 4 B i 
=~- $ ' a ” E k + as k? ‘ f B : Me; $ 
- $ ’ z P ` .- oo. De poi . 
~r i 7 f i 4 
`~ “ wy ` 
L5 l 
`: ' - 


N f " 
.. . ' f 
- 5 . { ' Eok 
ER B i 
. m 
-_ 


aoo ao  ;* 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19. 


— 


sich, wenn man die Fälle nach dem Zeitpunkt ihrer Entlassung 
in drei Gruppen teilt. Gruppe 1 umfaßt die Fälle, die bis An- 
fang August, Gruppe 2 die, die von. da bis Anfang September, 


die Grippeepidemie des Juni-Juli, die bei den Erkrankten sehr 
‚häufig ein Aufflackern der Malaria bewirkte. In der zweiten 
Gruppe sinkt die Prozentzahl der Rückfälle während der Kur auf 
13,2, in der dritten auf 7,5%. Es ist alsoteine ständige prozen- 

„tische Abnahme der Rüekfälle zu verzeichnen. Zum Teil mag 
diese auf die zunehmende Schulung des Personals bei der Über- 
wachung der Chinineinnahme :zu beziehen sein, einen größeren 
Einfluß aber dürfte auch hier die Jahreszeit haben. Je mehr sich 
diese dem Herbst zuwendet, “um so weniger neigt eben die Ma- 
laria zu Rückfällen. Diese Tatsache ist im Auge zu behalten, 
‚wenn die Frage -des Erfolges einer Behandlungsart der Malaria 
erörtert werden soll. Malariafälle, die im Herbst behandelt werden, 
werden ceteris paribus wenigstens für die nächsten Monate eine 
viel bessere Statistik aufweisen als solche, die im Frühjahr be- 
handelt werden, | ' 

Die bisher gegebene Übersicht ‚umfaßt die Gesamtzahl der 
aus dem Lazarett jeweils entlassenen Malariafälle. Einer beson- 
deren Besprechung bedürfen ‚die mit Neosalvarsan und Chinin 
behandelten Fälle, Wir gaben dabei während der Chininkur meist 
Zwei Injektionen von 0,6 Neosalvarsan in 'einem Abstand von einer 
voche. Von 214 mit Neosalvarsan und Chinin behandelten Fällen 
hatten ll Rückfälle während der Lazare tbehandiing, 2 wurden 
bald nach der Entlassung mit Rückfällen wieder eingewiesen, zu- 
Sammen also 13 Rückfälle = 6,1%. In dieser Zahl sind die sämt- 
we mit Neosalyarsan und Chinin behandelten‘Fälle von Juni 

i8 Oktober zusammengefaßt. Sie ist nicht halb so groß wie die 


E oa Gruppe 3 die, die bis Anfang Oktober zur Entlassung kamen. 

f Von den Fällen des ersten Abschnitts wiesen 17,7% Rückfälle ; | | 

et . (meist nur eine Fieberzacke) während der Lazarettbehandlung auf. | scheidung sehr verschieden, wie wir in Übereinstimmung mit | 
i Diese Zahl ist recht groß. Erheblichen Einfluß auf ihre Höhe hat | Schittenhelm und Schlecht feststellten. Bei . Chinin- a 
gewöhnten finden sich vielleicht etwas häufiger niedrigere Werte $ a 
p Ei 
4: 4 f 
a Ei 


LM = 11: Mai. i ke | z . 
Eu ersten fünf Tagen je 1,0 Chinin intramuskulär und 0,5 g per os, | Prozentzahl der Rückfälle für die Gesamtheit (13,5%), ist auch # Ei, ar 
nicht ohte | dann nach dreitägiger Pause Chinin nur per os, je 1,2 g am Tage. | noch besser als die beste Gesamt-Monatsstatistik, nämlich die des WEL 
oade N Im weiteren Verlauf der Kur ließen wir meist drei Chinintage zu | September mit 7,5%. Wenn mit dieser Feststellung auch noch RARER 
Smm u je 1,2 g und vier chininfreie Tage wechseln. Nach fünfwöchiger | kein sicherer Schluß auf den Dauererfölg ermöglicht ist, so sprechen Fi N Ey 
rechnä | Fieberfreiheit wurden die Kranken zur Truppe entlassen, wo noch | unsere Zahlen doch sehr für die Überlegenheit der kombinierten Br: 
aan) während weiterer sieben Wochen an zwei aüfeinanderfolgenden | Behandlung. a a E., RE A: -S 
T Tagen jeder Woche Chinin. gegeben wurde.- Traten während der | Die augenblickliche Wirkung des’ Neosalvarsans auf die Er- Brit RER 
Kur Rückfälle auf, so wurde die Kur von neuem begonnen. | krankung zeigt sich am besten in den Fällen, wo das Mittel Ken Pi T 
Wo eine recht rasche Wirkung erzielt werden sollte, erwies , während eines Fieberanfalls gegeben wurde!) Fast immer 1.) eg 
‘sich die intramuskuläre Chininurethaninjektion der Verabfolgung | hörte dann mit der Einspritzung die Fieberperiode auf, die - Para- naeh) a Fi 
per os überlegen. Es ist bereits oben erwähnt, daß auch die orale | siten schwanden in längstens 24 Stunden ‘aus dem’ Blute. Ge- 1 basini 
Therapie meist in ein bis drei Tagen (Durchschnitt 1,7 Tage) die | legentlich trat am folgenden Tage eine stumpfe Fieberzatke mit HN i ER orderis 
Schizonten, in drei bis fünf Tagen die Gameten zum Verschwinden | negativem Blutbefunde auf, die wohl auf das Neosalvarsan selbst an E ani oe 
brachte. Auch in den Fällen, wo Parasiten im Blute.waren, ohne | beziehungsweise auf die Einwirkung des Neosalvarsans åuf die 1 E 
daß Fieberanfälle auftraten, verschwanden sie nach Chinin im | Parasiten zu beziehen ist. _ | ee AETA ie Bin.’ 
Gegensatz zu manchen anderen Beobachtungen rasch. . Das Auftreten von Rückfällen während einer Chininkur wird El EASA 
Bei etwa 300 Fällen wandten wir die kombinierte Chinin- | häufig als Zeichen einer Chininfestigkeit des erregenden Malaria- CAEN Bee 
neosalvarsankur an, und zwar bei allen Fällen, die als Rück- | stammes angesehen. Diese Annahme trifft meist nicht zu. Die ; HEP H en 
fälle eingeliefert wurden oder während unserer Behandlung rück- | Wirkung des Chinins richtet sich in der Hauptsache gegen die a. HERE 
fällig wurden, außerdem auch bei anderen Fällen. Die rasche | Parasiten im strömenden Blute; die in den inneren Organen ab- ll] HARR 
all. günstige Wirkung des: Neosalvarsans auf die Tertiana ist bekannt, | gelagerten Parasiten sind dagegen der Chininwirkung weit weniger BD ERASPEREN 
pii aber ebenso die Tatsache, daß Neosalvarsan allein die Infektion | unterworfen. Die rasche Beseitigung der Parasiten aus dem strö- ‚ HAEE y ee 
inet meist nicht zum dauernden Schwinden bringt, wenigstens wenn | menden Blute durch Chinin gelang nun fast immer auch bei den N ; Bui . 
Ad i man ‚sich auf die üblichen Dosen‘ bis 0,6 beschränkt; dagegen | während der Kur auftretenden. Rückfällen. Deren Erreger sind Be; 
a wird die gleichzeitige Anwendung von Chinin und Neosalvarsan | also der 'Chininwirkung ebenso ‘unterworfen wie sonst, können AR (RDE 
"vielfach gerühmt. 2 Ä | nicht als chininfest bezeichnet werden. Ich selbst habe unter Sl 
J al Man .sucht durch die Malariakur eine völlige und dauernde | fast 1000 Malariafällen nur einen gesehen, der die Bezeichnung od. | Veran 
er Vernichtung der Parasiten herbeizuführen. Inwieweit das bei | chininfest wirklich verdiente. Bei ihm war eine Beeinflussung a 1 a 
en unseren Fällen. gelungen ist, vermögen wir nicht zu sagen, da | der Parasiten und damit der Anfälle zunächst überhaupt nicht Aea N A er a 
N dazu eine dauernde weitere Verfolgung nötig wäre, die sich un- | möglich, erst durch Neosalvarsan gelang es, beide zum Schwinden ot) i KE ORRIA 
i. = bedingt bis über den Sommer des nächsten Jahres hinaus er- | zu bringen. Eine anscheinende Chininfestigkeit, kann aber leicht TROE t EAEN o 
Du y strecken müßte, denn wir wissen, daß gegen den Herbst die Ma- | durch unregelmäßiges Einnehmen des Chinins vorgetäuscht werden. a In MR OE 
g" laria spontan die Neigung zum Erlöschen zeigt, in der nächsten | Eine größere Rolle mag die Chininfestigkeit bei der Tropica spielen. BRUNE: e a! 
w heißen Jahreszeit aber. leicht wieder aufflackert, Wenn- wir uns | - Neuschloß2) fand in seinen Untersuchungen über die il EER 
also über die Wirksamkeit der Therapie ein Urteil bilden wollen, | Chininausschaltung im Urin mit Hilfe der Kaliumquecksilberjodid- ul a 
j so können wir es nur aus der Beobachtung des Verlaufs im | probe, daß bei chiningewöhnten Kranken das Chinin nur sehr a 
dal. Lazarett tun; besonders aus der Feststellung, wie häufig Rück- | mangelhaft ausgeschieden wird. Er folgerte daraus auf eine ge- f ji 
wi fälle ‚während der Lazarettbehandlung auftraten. Als Rückfälle | steigerte Chininzerstörung im Organismus und sah in ‚Ihr_ die a 
m sind hier alle typischen Fieberanfälle betrachtet, die nach Ablauf | Ursache der Chininfestigkeit. Diese Untersuchungen sind von Eh 
g der ersten sechs Tage der Kur auftraten, ferner. auch Fälle, wo | anderer Seite [Hartmann und Zila®) Sehittenhelm und BE 
ui: wieder Parasiten im Blute sich zeigten, ohne daß es zur Fieber- | Schlecht®)] nicht bestätigt worden. Nur die Arbeit von War- . 
a! steigerung kam. Für die Gesamtzahl der der folgenden Berech- | burg?) spricht sich in: gleichem Sinne aus. Die Methode eignet ne 
pl . nung zugrunde liegenden 666 Fälle beträgt der Prozentsatz der | sich, wenigstens in ihrer üblichen Form, nicht für quantitative u 
- Rückfälle im Lazarett 13,5%. Erhebliche Unterschiede ergeben | Untersuchungen,. da der entstehende Niederschlag sich bei ge- a 
steigerter. Zimmertemperatur wieder leicht löst, die Menge des ae 


Niederschlages also von der jeweiligen Temperatur abhängig ist. 
Auch bei möglichster Einhaltung der gleichen Temperatur konnten 
wir die Neuschloßschen Befunde nicht bestätigen. Bei Per- 
sonen, die bis dahin kein Chinin bekommen haben, ist die Aus- 


der Chininausscheidung als bei anderen, aber sie gehen: nicht 
unter die Werte herab, die man gelegentlich auch bei Gesunden | 


findet. Auch die Chiningewöhnten, die nach längerer Kur noch 
Rückfälle bekamen, zeigten keine besonders niedrigen Ausscheidungs- 


werte des Chinin. | o | 
Daß die in den inneren Organen, besonders der Milz, ab- 


gelagerten Parasiten der Chininwirkung nieht in gleichem Maße 
zugänglich sind wie die im strömenden Blute, ist nur eine Be- 
stätigung einer allgemeinen Beobachtung auf dem’ Gebiete der 
inneren Desinfektion. Die in den inneren Organen abgelagerten . 
Luesspirochäten sind ‚schwer angreifbar und bedingen das Beharren 
der Infektion. Ähnliches gilt für die in der Schleimhaut ‘der Gallen- 
wege zurückbleibenden Typhus- oder Paratyphusbacillen. 

Man begegnet nicht selten der Annahme, daß: es gerade die 


Gameten sind, die in der. Milz ihren Unterschlupf finden. Sicher 


werden aber die Schizonten in der gleichen Weise dort abgelagert. 
Bei erfolgreichen Provokationen fand ich immer neben Gameten 
auch Schizonten im. Blute, nicht selten sogar Schizonten allein, es 
müssen diese also bereits vorher in der Milz oder anderen inneren 
Organen vorhanden gewesen sein. „Auch die Milzpunktionen 
sprechen im gleichen. Sinne. tt | 
Eine allmähliche Einwirkung entfaltet das Chinin 

= 1) Siehe Bittorf, M. m. W. 1917, Nr. 87, — 9 M. m. W; 1917, 
Nr. 87. — 9) M. m. W. 1917, Nr. 50, — 4) 1, e, — 5) M. m. W, 1918, Nr. 22. 


eu 
se a m ~ 
Be Ei un, 
Ansmann. a Be SV Ze 


-m 


1 
B 
H 
X 
` 
4, 

i 
é 


. 
en 
EES -mmtm H or 
-8 FG ea- T D a diaa T 


u Da 


‘ 

É 
‘ 

ki 
A 
`W 
Br 
Ea 
p 
a 
„\ 

s 
a 
Pi 


E 


ie 
a riere e u oa a en 


a E EEE 


Ir 


Zn ie E E EEE TI EN I Dun Amy il ' 


un Ir Dean een en wertet" 


‘einem erhebliehen Teil der Fälle die Infektion zum Erlöschen. 


‘ vernichtet werden, so sehe ich in meinen Beobachtungen an 


462. er 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19. 


- 


11. Mai. 


augenscheinlich auch auf die in den inneren Organen befindlichen 
Keime. Dafür spricht jedenfalls folgende immer zu wiederholende 
Beobachtung: Hat ein Malariakranker. nur einige Tage. Chinin 
bekommen, so tritt schon nach kürzerer Zeit ein Rückfall auf. 
Ist. die Chininkur längere Zeit fortgesetzt worden, so sind nach 
ihrem Aussetzen Rückfälle weniger häufig und pflegen erst später 
einzutreten. Augenscheinlich sind nach nur einigen Tagen Chinin 
noch so reichlich Parasiten in den Organen vorhanden, daß sie 
bald wieder einen. Anfall auslösen können. Nach längerer Chinin- 
darreichung sind anscheinend nur einzelne Parasiten noch am 
Leben. Diese’ müssen sich erst wieder vermehren, ehe sie in der 
Lage sind, einen neuen Anfall hervorzubringen. Im gleichen Sinne 
spricht die Tatsache, daß von den Fällen, die im Laufe der ersten 
fünf Wochen der Kur einen Rückfall bekamen, doch nur 15°/, bei 
Fortsetzung der Kur innerhalb der’ nächsten fünf Wochen einen 
zweiten Rückfall hatten, | | 

Wir versuchten durch Provokationen festzustellen, wieviel 
Fälle nach einer fünfwöchigen Lazarettbehandlung parasitenfrei 
geworden sind. Von 212 Fällen traten auf Provokation durch 
Adrenalin und Gepäckmarsch nur bei fünf Parasiten im Blute auf, 
bei weiteren 14 stieg die Temperatur ohne Parasitenbefund auf 
über 38 °. Auch diese Fälle sind wohl als Infektionsträger an- 
zusehen. Wahrscheinlich ist .deren Zahl noch größer, denn Fälle 
mit nur vereinzelten Parasiten in den inneren Organen dürften 
auf die Provokation kaum positiv reagieren. Man kann danach 
wohl annehmen, daß mindestens 9% unserer Kranken nach fünf- 
wöchiger Behandlung noch Parasiten beherbergten. Die weitere 
Fortführung der Kur bei der Truppe bringt hoffentlich noch bei 


Neuerdings ist mehrfach die wiederholte Provokation als 
Faktor der Behandlung empfohlen worden. Auch ich habe alle 
Leute, die körperlich wieder gekräftigt waren, in den späteren 
Wochen des Lazarettäufenthalts regelmäßig arbeiten, auch Märsche 
machen lassen, und so festgestellt, ob bei den üblichen Anstren- 
gungen des Heeresdienstes etwa wieder Anfälle auftreten. Wenn von 
mancher Seite aber die Forderung aufgestellt wird, es sollen von vorn- 
herein durch regelmäßig wiederholte Provokationen die noch in den 
Organen vorhandenen Parasiten ausgeschwemmt, Fieberanfälle aus- 
gelöst und dann die Parasiten im strömenden Blute durch Chinin 


Tertianafällen keine Stütze dafür. Es ist schon oben betont 
worden, daß es während der Kur nur recht schwer gelingt, durch 
Provokation Parasıten in nachweisbarer Menge zur Ausschwemmung 
zu bringen. Ich habe auch nicht finden können, daß Fälle, bei 
denen durch Provokation während der Kur Anfälle ausgelöst 
wurden, günstiger verliefen als andere nichtprovozierte. Gelingt 
es, durch die Provokation einen Anfall auszulösen, so kommt es 
dabei zur Teilung und Vermehrung- der Parasiten. Und wenn 


von den neuen Parasiten auch sicher durch Chinin ein großer 


Teil abgetötet wird, so werden andere doch wieder in den inneren 
Organen abgelagert werden. So werden schließlich ganz ähnliche 
Verhältnisse hergestellt, wie sie vor der Provokation. bestanden. 
Andererseits sind oben bereits die Gründe angeführt worden, die 
dafür sprechen, daß bei ungestörter Fortsetzung der Chininkur 
auch die Parasiten in den inneren Organen schließlich abgetötet 
werden. Wenigstens für die Tertiana in unseren Breiten verdient 
daher meines Erachtens die ununterbrochene Nochtsche Kur den 
Vorzug. Eine Provokation einige Wochen nach Abschluß der Kur, 
also nach etwa dreimonatiger Chininverabfolgung, empfiehlt sich 
dagegen zur. Entscheidung der Frage, ob die Infektion voll be- 
seitigt ist. | 


Aus der | Psychiatrischen und Nervenklinik Greifswald 
| (Direktor: Prof. Dr. Schröder). 
Ungewöhnliche Körpergewichtsschwankungen 
als Folge einer durch die Kriegskost bedingten 
Polynykturie. | 
Von 
Rudolf Pophal. 
Die Beobachtung des Körpergewichts spielt von jeher in der 
Medizin eine wichtige Rolle. Für die Beurteilung manches Krank- 
heitsablaufes ist sie auch bedeutsamer und anschaulicher als 


ir»endeine andere, mit ähnlich einfachen Mitteln durchführbare 
Methode. Erinnert sei nur an den Wert von Körpergewichts- 


j 


bestimmungen bei Säuglingen mit Ernährungsstörungen, bei Herz- 
und Nierenkranken mit Ödemen, bei Diabetikern und nicht zuletzt 
bei psychisch Kranken. Ale derartig Kranken, mit Ausnahme 
vielleicht der Säuglinge, werden nun höchstens einmal am Tage, 
in der Regel aber nur alle Woche gewogen. Wenigstens habe 
ich aus Umfragen und in der mir zugänglichen Literatur über 
das Verhalten des Gewichts innerhalb eines 24 - Stunden - Tages 
nichts erfahren können. Die einzige Angabe hierüber, die von / 
physiologischer Seite kam, lautete auf Differenzen von ein, 
höchstens zwei Pfund für die Zeit vom Morgen bis zum Abend 
desselben Tages. Nun hat Herr Professor Schröder in der 
letzten Zeit des öfteren auffällige Gewichtsschankungen bei seinen 
Patienten beobachtet, und auf seine Veranlassung hin habe ich 


i4 Kranke der Klinik nach dieser Richtung hin durch- 
untersucht. | 

Es handelte sich zum Teil um Nervenverletzte, zum anderen 
Teil um abgelaufene Psychosen, meist aus der Gruppe des 
manisch - depressiven Irreseins, Die Kost, die die Patienten er- 
hielten, war die heute wohl überall übliche Kriegskost, quanti- 


tativ calorisch ausreichend, aber überwiegend kohlehydrathaltig 


und recht wasserreich. Sämtliche Kranke waren zwar außer Bett, 
verhielten sich aber ruhig und leisteten jedenfalls keine körper- 
liche Arbeit. Vorausgeschiekt sei noch, daß als Wage eine solche 
mit Laufgewicht benutzt wurde, und daß die Patienten morgens 
und abends um 8 Uhr, stets völlig nackt gewogen wurden. Bei 
einem Teil der Patienten ist das Gewicht alle zwei Stunden 
bestimmt worden; es zeigte sich dabei ein langsamer Anstieg im 
Laufe des Tages; nur in der Zeit von 4 bis 6 Uhr nachmittags 
pflegte das Gewicht vorübergehend etwas zu sinken. Der höchste 


Wert wurde abends um 8 Uhr gefunden, der niedrigste am Morgen 


um dieselbe Stunde. Um Fehlerquellen durch das Personal aus- 
zuschalten, habe ich alle Wägungen persönlich vorgenommen. 
Bei keinem der Patienten ließen sich krankhafte Veränderungen 
von seiten des Herzens oder der Gefäße nachweisen; der Blut- 
druck war nie erhöht, meist erreichte er nur Werte von 100 bis 
105 mm Quecksilber. Bei allen Patienten war der Urin frei von 
Eiweiß und Zucker und hatte kein organisches Sediment. Das 
centrale Nervensystem zeigte keinen krankhaften Befund. 

Bei einem Patienten, ich werde später noch auf ihn zurück- 
kommen, er wies die größten Gewichtsschwankungen auf und 
hatte die größten Urinmengen, traten gegen Abend Knöchelödeme 
auf, die aber des Morgens meist wieder verschwanden (auch 
dann, wenn der Patient tags im Bett gelassen wurde). Fast über- 
einstimmend war die Angabe über vermehrtes Wasserlassen im 
Laufe der letzten Kriegsjahre. Die meisten Kranken mußten 


auch nachts zwei- bis dreimal im Durchschnitt zum Wasserlassen , 


aufstehen. An Enuresis nocturna litt keiner. Die Angaben über 
das Durstgefühl fielen verschieden aus; die meisten Patienten 
gaben an, leicht in Schweiß zu geraten. 


Bei- den Wägungen ergab sich nun, daß die Kranken von 


morgens bis abends 8 Uhr jedes Tages eine durchschnittliche Ge- 


wichtszunahme von 2,72 kg aufwiesen. Die größte Differenz zeigte 


der Patient mit den Ödemen ohne nachweisbare Ursache, sie er- 
reichte die erstaunliche Höhe von 7,2 kg, also fast 15 Pfund. 
An zweiter und dritte? Stelle folgten Werte von 5,6 und 5,3 Eg. 
Während der Nacht glich sich die Gewichtszunahme stets an- 
nähernd wieder aus, sodaß die Patienten am nächsten Morgen, 
je nachdem ihre Gewichtskurve stieg oder sank, eine geringe Zu- 
nahme respektive Abnahme bis zu Í kg zeigten. Es galt nun ZU 
entscheiden, was bedingt den enormen Gewichtsanstieg am Tage, 
im extremsten Fall bis zu 7,2 kg, und was den in der Nacht 
darauf folgenden Absturz bis ungefähr auf den Ausgangspunkt 
zurück. Zunächst mußte man an eine Zurückhaltung von Stul 
und Urin denken, diese Ansicht ließ sich aber nicht aufrecht- 
erhalten, als festgestellt werden konnte, daß die Defäkation stets 
regelmäßig am Tage erfolgte und die Patienten stets mit leerer 
Blase gewogen worden waren. Obgleich die Kotmengen ent- 
sprechend der schlackenreichen Kost vermehrt waren, es wurden 
durchschnittlich 630 g in 24 Stunden ausgeschieden, konnte dies 
also nicht in Frage kommen, da ja die Gewichtszunahme abends 
nach erfolgter Defäkation konstatiert wurde. Ich wandte meine 
Aufmerksamkeit nun der Urinausscheidung zu. Die durchschnitt- 
liche Harnmenge von morgens bis abends um 8 Uhr betrug 
1240 cem. Dieses Tagesquantum ließ sich ebensowenig wie die 
Kotmenge verwerten, Dagegen ergab sich eine deutliche Ver- 
mehrung der nächtlichen Urinmenge. Sie betrug im Durchschnit 


2222 cem; die Höchstleistung eines dieser nächtlichen Polyuriker, 


e g + hp ka 
ı® i = k Pi #7 EZI 
ET s a N a oo: i a je; 
wwr à F i ; £ x. r k : 
„mp A TTTS pe rT x ; Er ? t > 5 `> x } 7 2 e ‘ v . REN, 
iz ee no. B “ = t i 1 er Kr Hay b: 
` 2 : i i : A ^ var Bir, 
Co E A pF ` B P” May, 
te RR he in ES 
; 8 $ sone 
' r E F NE 
> 2 op e pis 
e . . ER w- m. EN 3 RaM 
Pr $ n 7 Ri : D, ea >. Zn £ p , i ; EB Zj: f i Pr L x 
i to l a Á i i 5 - . $ Najti 3 
£ E X š ' . 3 y l , . . A , are, dh. 
Š ` ' 3 z i " te Un i P a 
4 = = a an 5 EN LER ACH? o 
Re G:a £ ot A EARS S 
l 463 n E 
4 wE 2 riagla > 
i Y Zr. 
e u ‚ REAL, srl, 
D je. 4 
g Fao i 
N eur 
I? 
4 


<3 14. Mai. E ‘1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19. E en » i 
s wir ‚ N - gie k . x ksi ai ni” R 
beit.von Rietschel!), auf die ich zufällig nach Abschluß meiner ME i 
` 1, RET 1 i, , 


Hi 
en, bei Her es handelte sich wieder um den Ödempatienten, belief sich auf hluß meine u. 
nicht mu g 4090 cem. Bei dieser ungeheuren Harnflut, für gewöhnlich rechnet | Versuche aufmerksam gemacht wurde. Rietschel hält die RINER 
b Ausmalne | man ja 1500 ccm auf 24 Stunden, mußte zuerst ein Diabetes in- | Polynykturie. im Gegensatz zu Rothschild, welcher einen a 
ala} sipidus ausgeschlossen werden. Dies gelang ohne Schwierigkeiten; | durch übergroße’’Mengen Kochsalz _hervorgerufenen Reizzustand A kn AEEA 
gatens be | bei sämtlichen Patienten: war die Fähigkeit‘der Niere, zu konzen- | des Harnsystems für. sie verantwortlich machen will, für die Folgen er: 
teratur | trieren und zu verdünnen, in vollem Maße erhalten. Als auffallend | der engen Beziehungen der Salze und Kohlehydrate zum Wasser- - Iyi p 
datel erwies sich nur, daß bei dem Verdünnungsversuch die'Haupt- .stoffwechsel. ‘Wasser + Kochsalz + -Kohlehydrat zusammen be- El PERI 
er dew menge der, zugeführten Flüssigkeit verspätet im Harn wieder- | dingen auch nach seiner Ansicht. die vermehrte Nachtarbeit der . Er jki ; PERH BES 
| Waj _- erschien,. also erst nach Ablauf von’ sechs Stunden nach Zufuhr | Niere. „Es ist die verzögerte Wasserausfuhr, die durch die salz- I PERAR 
zum Abel E der Flüssigkeit, dann aber in der Gesamtmenge die eingeführte | und kohlehydrathaltige Kost die Sekretionsarbeit der Niere ver- U. yi TAEUN i 
erbir_ Flüssigkeit weit übertraf. Bemerkenswert erschien weiterhin, daß | schiebt und so verspätet, daß es oft nachts zu einer reichlicheren fl I HERR 
‚ba sa bei allen Versuchen die Menge des mit dem Urin ausgeschiedenen | Urinsekretion kommt. Daher die häufige Nykturie. Nicht die Niere uk | ER i 
habe i Kochsalzes (mit dem Straußschen Chloridometer bestimmt) .er- | ist primär reizbar oder gereizt, sondern die reichliche Kochsalz- aut i A 
in dmi ‚ heblich vermehrt war, sie betrug durchschnittlich 23,5 g in | und Kohlehydratzufuhr geht mit einer Speicherung des Wassers -ilt I ERE | 
. f -> 24 Stunden. l u, ©. ` ` | Im Körper einher, das erst verspätet zur Ausscheidung kommt.“ EN 
made ` Das Resultat der Versuche war also ein unverhältnismäßig | In seinen: sehr interessanten Ausführungen weist: Rietschel ih IE. a 
ruppe i großer Gewichtsanstieg vom Morgen bis zum Abend, ein fast | fernerhin auf die Ähnlichkeit der, durch die Kohlehydrat - Koch- ji p in 
tienten & | ebenso großer Gewichtssturz in‘ der Nacht und eine nächtliche | salzkost. bedingten Krankheit, die ich kurz Kohlehydrat- eig el. 
tu) Polyurie; Damit war die Gewichtsschwankung ‚als eine Folge von | nährschaden nennen .möchte, mit der Ödemkrankheit‘ und INS; 1 
int | Wasserretention oder besser gesagt einer Verzögerung der Harn- dem Mehlnährschaden der Pädiater hin. n a REST T 
nber bet “bereitung erklärt. : E o; Die Ähnlichkeiten sind auch anscheinend so frappant, daß Ei) i RSE 
e RE f Wie kommt nun diese Polynykturie zustande?. Beobachtet | man sich nur wundern kann, daß -bis jetzt so wenig darauf hin- N A: 
pe sl ist sie erst in den letzten Kriegsjahren, sowohl bei Soldaten wie | gewiesen worden ist. Auch der Mehlnährschaden (es kommt hier Ha h pois 3 
mw: Zivilisten. Bei ihrer Entstehung muß also ein sowohl in der Hei- | seine hydrämische Form in Betracht) und die Ödemkrankheit sind i r ROE 
den, 1 : mat wie an der Front wirksames Moment am Werke sein; es liegt | ebenso wie der Kohlehydratnährschaden Folgen einer qualitativen IRRE: AR: 2a 
Stk nahe, an die Art der Ernährung- als etwas beiden Gemeinsames | Inanition, des Fehlens wichtiger Gewebsbausteine, wie des Fettes, M 
Af. zu denken. Unterstützt durch die Versuche Munks, der zeigen | des Eiweißes und gewisser Salze, nach. Rietschel Calcium- rt: 
Ant konnte, daß die Durchsttömung der überlebenden Niere mit dem | salze, in der Nahrung. Auch beim Mehlnährschaden. beobachtet ia: 
‚hi Blute eines reichlich .mit' Fleisch gefütterten Tieres eine stärkere | man jene enorme Wasserretention, die schließlich zum Ödem führt, Tre 
ie! Diurese zur Folge hat, als die Durchströmung mit dem Blute eines | und die damit im Zusammenhang stehenden Gewichtsschwankungen. Ka a | 
nl 1 hungernden Tieres, glaubte ich zunächst, daß durch ‚einen Mangel | Sollten der Mehlnährschaden des gepäppelten Säuglings, der Kohle- Eau ln 
oma | an diuretisch wirksamen Substanzen in unserer Kriegskost die .‘"hydratnährschaden des deutschen Kriegsteilnehmers (im weitesten Bi Im ei 
em beschriebene Verzögerung der. Harnausscheidung herbeigeführt | Sinne) und die Ödemkrankheit des Zivil- und Kriegsgefangenen u: 
a werden könne. Ich gab also allen Patienten eines Morgens je | nicht. graduelle Abstufungen ein und derselben Ernährungs- nun į Me 
it 30 g Harnstoff zu der üblichen Kost und beobachtete den Aus- | störung sein? , “ | ? ne y RTE 
WWI - scheidungstypus. Eine Änderung trat nicht ein, es blieb bei der | _ . Als’ einen Übergang von dem Kohlehydratnähřschaden zur "7 Ru 
, Polynykturie. Noch hypothetischer erschien es ‚mir, eine disso- | Ödemkrankheit möchte ich den bereits mehrfach zitierten Patienten NETE 
\ zierte Störung der Harnausscheidung annehmen zu wollen, etwa | auffassen, der die ‚großen Urinmengen mit einem leichten, aber AEEA: 
m} . von der herrschenden, aber nicht unwidersprochenen Annahme | deutlichen Ödem vereinigte. P u f, 1 AR re 
jo “ausgehend, daß die Glomeruli das Wasser, die Tubuli das Koch- Vom Standpunkt der Enuresis und- Pollakisurie. aus. hat. N : 
u salz ausscheiden, und nun eine Glomerulusschädigung: zu kon- | außer Rothschild?) noch Groß?) zu diesem Thema Stellung ae oE. 
ie} . Struieren, da ja nur die Wasser-, nie aber die Kochsalzausschei- | genommen. Über Rothschilds Auffassung als die eines Reiz- | 
de ‚dung gestört war. Nervöse Einflüsse für das Entstehen der Poly- | zustandes im Harnsystem habe ich bereits .berichtet. Die Unter- 
1E -Dykturie verantwortlich zu machen, lag noch weniger Grund vor. | suchungsergebnisse von Groß bezüglich der Polynykturie decken 
je | Wissen wir doch auch über die Innervation der Niere fast gar | sich mit den hier erzielten vollkommen; auch hier wieder die'Poly- 
| nichts Sicheres; es blieb also nur die Kriegsernährung. nykturie bei sonst. gesunden ‚Menschen. Konzentrations- und 
[i Unsere Kriegskost enthält wenig Fett, wenig Eiweiß, dagegen | Verdünnungskraft. der Niere‘ waren stets gut, die Kochsalzaus- 
a sehr viel Kohlehydrate und viel Wasser. Zu ihrer Anrichtung | Scheidung ungestört, Ein Patient ließ 6,51 Urin in einer 
wird aus Gründen des besseren Geschmacks noch reichlich Koch- | Nacht. Die Wasserausscheidung war, wie auch bei meinen Patienten, © 
9 -Salz gebraucht. Außerdem wissen wir von anderen Völkerschaften | verzögert, dabei aber absolut vermehrt. Ob es sich um eine. 
| , nd auch von Tieren her, daß eine vorwiegend vegetabilische Kost | funktionelle Schädigung der Nierenarbeit handelt oder ob organische . 
t: ` an und für sich schon ein starkes Salzbedürfnis erzeugt. So ge- | Schädigungen vorliegen, läßt GroB dahingestellt. Die verzögerte 
tį Weben die Neger, die in der Hauptsache Vegetarier sind, viel mehr | Ausscheidung der während des Tages ‚aufgenommenen  Flüssig- 
| Salz als die fleischessenden Samojeden und Tungusen. Als Ur- | keitsmenge ist ihm von Nephritiden und Polyurien. aller Art her 
a Sache hierfür führt Schenck an, daß die Vegetabilien wenig. | bekannt. Die Besserung, die Groß durch Wärmeprozeduren er- 
| : m | zielen. konnte und die die meisten Patienten für die Sommer- 


Kochsalz und viel Kalisalze enthalten. Das kohlensaure Kalium 
‚geht im Körper mit dem Chlornatrium der- Körpersäfte eine Um- 


-= Xtzung ein, sodaß Natriumearbonat und Chlorkalium entsteht. . 


Ai Blut entledigt sich des Überschusses an diesen Substanzen 
Be die Nieren und es resultiert durch die Steigerung der Chlor- 
Dag Natriumausfuhr durch die Kalisalze ein Kochsalzhunger. 
an wir zurzeit viel Kochsalz zu uns nehmen, steht fest; daß bei 
Ra Versuchen die Kochsalzausscheidung erheblich vermehrt war, 
K in auch schon erwähnt. Bekannt ist ferner, dab reichliche 
= Salzaufnahme zu Wasserretention. führen kann; übrigens ist 
wi Dicht das Kochsalz allein, .dem diese Eigenschaft zukommt. 
wir doch aus der Acidosebekämpfung der Diabetiker mit 

tum bicarbonicum, daß erhebliche Wasserretentionen, erkenn- 
Die net raschen Gewichtszunahme, auch hier die Regel sind. 
alo etention von Wasser bei Kohlehydratfütterung ist übrigens 
ob m bekannt und unter Anderen von Krehl beschrieben, . 
“hebi erdings mit derselben Erklärung, weiß ich nicht. Wie er- 
wien Solche Wasserretentionen sein können, haben die Körper- 

“Sungen von Widal gelehrt, nach denen ein Organismus bis 
= kg zurückhalten kann, ohne daß. Ödeme. entstehen (Widals 
n a) Eine weitere Stütze für die Auffassung der Poly- 
Alurie als Folge der Kohlehydrat-Kochsalzkost brachte die Ar- 


` 


fahnden, die als . auslösendes Moment 


monate angeben, erklärt sich wohl ungezwungen aus der bei. 
höherer Außentemperatur vermehrten Wasserabgabe durch Lungen 
und Haut. Auch daß,die Polyurie bei den in der Klinik befind- 
lichen, körperlich sich nicht betätigenden Patienten so hohe Gr 
erreicht, hängt wohl hiermit zusammen. ~ un 
Was ergibt sich nun für die Praxis?. u 

‘ Zunächst die Forderung, Körpergewichtsbestimmungen stets 
zur gleichen Tageszeit, am besten morgens nüchtern vorzunehmen, 
da sonst, wenigstens solange wir noch die Kriegskost haben, grobe 
Irrtümer nicht zu vermeiden sind. en, ne : 
Sodann bei der Untersuchung der Enuresis-nocturna-Kranken; 


deren Zahl sich nach den Literaturangaben in den letzten Jahren 


außerordentlich vermehrt hat, stets nach einer Polynykturie zu 


Rolle spielt. | 
Zusammenfassung: 


1) M. m. W. 1918, Nr. 26. 
»).D. m. W. 1918, Nr. 11. 
s) M. Kl. 1918, Nr. 43. 


ade - 


wohl zweifellos eine große . 


| Durch unsere kohle- 
hydrat-, kochsalz- und wasserreiche Kriegs- 


j 


a y 
“u 
s=, 
à 

h prut 
22 


„r N i 
TIR oL 
DOOU DEEE 


„2 
è 


i 


t 


, 
eo: 
pr 
u t 


' 
s? s 
I, ft f 
ne bori 
B ng 4 . 


ne 


Er Iis oos 5 N A a ER rae, Ao n Bir 
he > ae er oe ir Ele = 
ren a RE a en re ea rt a eo 3 

' ; 
. : \ 2a 


we ne 


464 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19. {1. Mai. 


kost können erhebliche Wassermengen reti- 
niert werden. 

Diese Wassermengen werden verspätet 
ausgeschieden und erzeugen so das Symptom 
der Polynykturie. l 

Diese Polynykturie kann so erhebliche 
Grade erreichen, daß enorme Gewichts- 
schwankungen, bis zu 15 Pfundinnerhalbeines 
Tages, resultieren, 

Es liegen Anhaltspunkte dafür vor, daß die 
durch die Kriegskost hervorgerufene Störung, 
die ich kurz Kohlehydratnährschaden nennen 
möchte, einerseits dem Mehlnährschaden des 
Kindes nahe verwandt ist‘ und andererseits 
ein Vorstadium der Ödemkrankheit darstellt, 
zu der fließende Übergänge bestehen _ 

Bei disponierten Individuen kann die 
Polynykturie zur Enuresis nocturna führen, 


kalkten Drüsen mehrere Drüsen mit centraler Verkäsung, mikro- 
skopisch ließen sich hier Tuberkelbacillen nachweisen. In den 
anderen Fällen zeigten die Drüsen auf dem Durchschnitt eine 
gleichmäßige graurötliche bis hellgraue Schnittfläche ohne Erwei- 
chung und ohne Kalkeinlagerung. Die sich hart anfühlenden 
Drüsen zeigten eine mehr oder weniger ausgesprochene Ver- 
diekung der Peripherie. Von diesen acht Fällen («, a, b, c,d, e, 
f, g) wurden die veränderten Drüsen in steriler physiologischer 
Kochsalzlösung fein verrieben, der Brei wurde dann acht Meer- 
schweinchen injiziert. Die Sektion dieser Tiere ergab nur in einem 
Falle (æ) ein auf Tuberkulose positives Resultat. Bei sämtlichen 
anderen Tieren fanden sich nirgends weder makroskopisch noch 
mikroskopisch die Zeichen einer tuberkulösen Infektion. 

Wenn auch das vorliegende Material nur ein kleines ist, 
so darf man doch auf Grund der Gleichheit der Befunde folgen- 
den Schluß ziehen: Sowohl die Masern wie der Keuchhusten 
bedingen eine entzündliche Schwellung der Bronchial- und Media- 
stinaldrüsen, die makroskopisch denen bei Tuberkulose sehr 
ähnlich ist. Dieser entzündliche Zustand hält sich noch lange 
Zeit nach Überstehen der eigentlichen Erkrankung (in einem meiner 
Fälle bis 16 Monate). Es befinden sich also die Drüsen dieser 
Kinder in einem chronisch entzündlichen Reizzustand. Dringen 
nun in einen solchen Organismus via Respirationsorgane Tuber- 
kelbacillen ein, so finden sie nicht wie gewöhnlich in der nor- 
malen unveränderten Drüse ein Filter, das die Eindringlinge nach 
reaktiver Entzündung festhält, sondern im Gegenteil bieten ihnen 
die schon entzündlich veränderten Drüsen einen Locus minoris 
resistentiae, von wo aus sie sich weiterverbreiten können. 

Auf diese Weise läßt sich wohl die Bedeutung der Masern 
und des Keuchhustens in der Pathogenese der Tuberkulose. über- 
haupt und speziell der Kindertuberkulose erklären, wobei natür- 
lich die Schwächung des Körpers durch die Infektionskrankheit 
selbst eine Rolle spielen mag, nur dürfte dieses letzte Moment 
wohl nicht allein für diese beiden Erkrankungen gültig sein. 
Angenommen aber, zwei meiner Kinder [siebenjähriges Mädchen 
(a) und fünfjähriger Knabe (g)], die 16 Monate ante exitum Masern, 
respektive 10 Monate vorher Keuchhusten durchgemacht hatten, 
wären am Leben geblieben und wären dann an Tuberkulose 
erkrankt, so wäre doch wohl die Annahme einer Schwächung der 
Abwehrkräfte, die durch das Überstehen dieser Erkrankungen 
geschaffen sei, etwas weit herbeigeholt. 

Ich habe bereits erwähnt, daß das Material viel zu klein 
ist, um zu positiven Schlußfolgerungen zu berechtigen, jedenf 

aber dürfte es groß genug sein, um darauf hinzuweisen, dab es 
für die Pathogenese der Kindertuberkulose von großem Wert ist, 
bei Sektionen, in deren klinischer Anamnese sich Masern oder 
Keuchhusten finden, auf die Veränderungen der Hilusdrüsen ZU 
achten und damit zu beweisen, daß hier nicht nur der dehnbare 
Begriff der Schwächung der Abwehrfermente eine Rolle spiet, 
sondern die Bedeutung dieser Erkrankungen in einer pathologisch- 
anatomisch festgestellten Organveränderung liegt. | 

Die Wichtigkeit, gerade Kinder, die Masern oder Keuch- 
husten überstanden haben, ständig ärztlich kontrollieren zu lassen, 
peinlichst jede Gelegenheit zur Infektion mit Tuberkelbaeillen von 
ihnen fernzuhalten, dieses Moment in der Prophylaxe der Kinder- 
tuberkulose wird durch die angeführten Befunde noch mehr ID 
den Vordergrund gerückt, denn soweit eben aus diesen zebn 
Fällen ein Schluß gezogen werden darf, scheint vor allem UN 
in erster Linie die durch die Masern und de 
Keuchhusten bedingte und noch lange Zeit 
nach Überstehen dieser Erkrankungen Al 
dauernde Lymphadenitis die Ursache für die danach 
sooft auftretende Erkrankung an Tuberkulose zu sein, sei €S, °? 
die Tuberkulose -bereits latent bestanden hat, sei es, dab nach- 
träglich eine Infektion mit Tuberkelbacillen stattfindet. 

Zu einem einwandfreien positiven Resultat zu kommen, dazu 


tigkeit 
meiner Untersuchungen zu beweisen respektive zu erweitern. 
Streifen möchte ich nur die Wichtigkeit dieser Befunde A 
röntgenologischem Gebiete, es wäre möglich, daß bel König 
aufnahmen auch die im Anschluß an Masern’ und Keuchhus $ 
vergrößerten Drüsen einen Schatten geben, der die Annabi 
einer Bronchialdrüsentuberkulose nahelegen könnte. Diese a 
nahme findet ibre Bestätigung durch Alban Köhler m = = 
Abhandlung „Zur Röntgendiagnostik der kindlichen Lungendrüsf“ 
tuberkulose“, Danach sind tatsächlich über die von 


Die Bedeutung der Masern und des Keuchhustens 
für die Pathogenese der Kindertuberkulose. 


Von 
Oberarzt Dr. Schwermann, Alpirsbach. 


Die nachstehenden Zeilen entstammen einem kleinen Mate-_ 
rial, dessen Bearbeitung schon eine geraume Zeit zurückliegt, 
das zu erweitern mir aber unter den Verhältnissen der letzten Jahre 
nicht möglich war. 

Es ist bekannt, daß die Masern und der Keuchhusten in 
der Anamnese Lungenkranker eine große Rolle spielen. In jedem 
Lehrbuch über Tuberkulose findet man angegeben, daß man bei 
Aufnahme der Vorgeschichte besonders auch auf das Überstehen 
dieser Kinderkrankheiten zu achten und danach zu fahnden hat, 
Über das Wie und Warum, daß gerade diese beiden Infektionskrank- 
heiten für die Pathologie‘ der Tuberkulose von Bedeutung sind, 
findet man aber gewöhnlich nicht viel. Einmal wird behauptet, 
daß diese Kinderkrankheiten die Widerstandskraft des Organismus 
im allgemeinen in Mitleidenschaft ziehen, sodaß Kinder in einem 
tuberkulösen Milieu der Infektion mit Tuberkelbacillen leichter 
ausgesetzt sind, andererseits, daß Kinder, die bereits tuberkulös 
infiziert sind, durch die erneute Schwächung der Abwehrfermente 
nicht mehr imstande sind, neben der akuten Erkrankung auch 
noch den Kampf gegen die Tuberkulose aufzunehmen, daß also 
eine anergische Periode eingetreten ist, die ein Weitergreifen der 
bestehenden Tuberkulose in dem durch die Masern und den 
Keuchhusten geschwächten und seiner Abwehrmittel beraubten 
Organismus begünstigt. Wie steht es aber in den Fällen, wo für 
die Kinder keine der beiden Voraussetzungen zutrifft, wie mit den 
Kindern, die erst lange Zeit nach Überstehen dieser Infektions- 
krankheiten an Tuberkulose erkranken? | 

Ich hatte Gelegenheit, zehn Kinder zu sezieren, von denen 
vier an Pneumonie, vier an Blinddarm- respektive Bauchfellent- 
zündung, eins an Meningitis epidemica und eins an Hirschsprung- 
scher Krankheit gestorben waren. Es handelte sich um Kinder 
im Alter von zwei bis acht Jahren. Von diesen Kindern hatten 
sieben die Masern und drei den Keuchhusten durchgemacht, und 
zwar lagen diese Erkrankungen vom Todestage an gerechnet 2 bis 
16 Monaten zurück. Bei drei Kindern war in der Anamnese fest- 
zustellen, daß die Eltern tuberkulös waren, bei den sieben anderen 
Kindern waren die Eltern völlig gesund; auch sonst fand sich bei 
ihnen in der Familie kein Anhaltspunkt für erbliche Belastung. 

Aus technischen Gründen kann ich hier nicht die ausführ- 
lichen Krankengeschichten und Sektionsprotokolle anführen, son- 
dern muß mich auf die in Betracht kommenden kurzen Notizen 
beschränken. Der Einfachheit halber bezeichne ich die tuberkulös 
belasteten drei Kinder mit œ, $, y, die anderen mit a, b, c, d, 
e, Í, g. 

i Die Sektion ergab nun außer den anderen pathologisch- 
anatomischen Veränderungen folgendes: In allen zehn Fällen 
war ein Teil der bronchopulmonalen und tracheobronchialen 
Drüsen sowie der vorderen und hinteren Mediastinaldrüsen deut- 
lich vergrößert, zum Teil auch verhärtet, ein Befund, auf dessen 
Vorkommen bei Masern und Keuchhusten bereits Dautwitz 
hingewiesen hat. In zwei Fällen (8 und y) fanden sich die Zeichen 
einer aktiven Bronchialdrüsentuberkulose: neben einzelnen ver- 


| aan = 7 í E eg S ye = Es a F A = 2 . y A a 
AEEA I er ge > wi a er i r ; 2 an te 9% a jr = N 
z Pr R Ea | | BEE ae 
a EUER a | EF or EA E E 
SE 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 19. 465 Ra 
== —— : pi D 
ar ; ; s ; .. 4 s u . . or. ey . Ne i Ä T CITAN FR 
beschriebenen Veränderungen der Bronchialdrüsen bei Masern Die vorliegende Mitteilung kann als Einzelbeobachtung zur f Hi Ir, 
und Keuchhusten positive Röntgenbefunde, erhoben. wörden | Klärung der gestellten Frage nur wenig. beitragen, scheint mir aber Ft 
> k ' -- : i ._e « a ` . . . ° $ i ° .. ° m, UNS ÄlLE. 
(B&eclere), sodaß also sehr wohl ‚große Schwierigkeiten in | dennoch als Beispiel mitteilenswert. In dem von mir ärztlich ver- BRATEN 
jaldi ischer Beziehung Ü Bronchialdrüsen- | : | ährend des Kri riele Soldat d Hateg 
differentialdiagnostischer Beziehung gegenüber Bronec üsen- | sorgten Werke waren während des Krieges viele Soldaten un bar E 
tuberkulose auftreten können. . u Eur, Kriegsgefangene zu Hilfsdiensten 'kommandiert. Als Unterkunft Ur Hi Fey: ; 
| Ne een re, Ze. .. dienten ihnen ‚Baracken, welche das Werk nach dem Muster der i PRIE IEN 
; RE o, , TEE ES ESS | Militärbaracken gebaut und eingerichtet hatte. Von den 14 Ba- 1 H BARE 
- Ein Beitrag zur fraglichen: Iniektiosität : racken war eine von italienischen, eine von serbischen Kriegs- ia nal 
des Skorbut. N ze gefangenen bewohnt, die anderen von österreichisch-ungarischen 1 PRUNU 
i . es r e- à ? u . - eaa Heis A ihi e WA 
a Dee Soldaten. Der Gesamtbelag betrug 1200 -bis 1500 Mann, war in‘ eh ll 
u . Von EN, den Soldatenbaracken dichter, als in denen für Kriegsgefangene. n y RT 
Dr. Ernst Guth, Werksarzt der Poldihütte in Kladno. Während der ganzen Kriegszeit kam sonst kein Fall von Skorbut DL. 
\ a an. | PE. zur Beobachtung, nur unter den kriegsgefangenen Italienern kamen hi] IRES J: 
_ , Trotz vielfacher danach gerichteten Bemühungen gelang es | yon Juni 1917 an bis Mitte August 1917 in Zeitständen von etwa RE E 
bis jetzt nicht, über die Entstehungsursachen des Skorbuts volle | zehn Tagen aufeinanderfolgende Erkrankungen vor. Alle Fälle Bahr Tai en 
Klarheit zu schaffen. Wohl sind die Umstände, unter welchen | waren typisch, von Zahnfleisch-, Hautmuskelblutungen besonders MRE iE: 
die Krankheit auftritt, fast immer die gleichen: enges Beisammen- | der Oberschenkel begleitet und heilten, nachdem die Kranken an a. 
wohnen in Räumen, welche nicht genügend gereinigt und gelüftet | Spitäler übergeben worden wären, innerhalb drei bis acht Wochen. I TR re 
werden, meist feucht sind, ferner Strapazen, ungünstige Gemüts- | Eine kleine Epidemie also, bei. welcher vor .allem eines auffällt, Te 
stimmung, ohne daß .man diesen Umständen mehr als unter- | daß sie nicht, wie es sonst der Fall ist, im Frühjahr auftritt, son- RE 
stützende Bedeutung zumessen könnte. Von wesentlicher Be- | dern gerade in den heißen Sommermonaten.. -` E ia 
deutung sind gewiß „Ernährungsiehler“. Untersuchen wir. nun, in welchem Grade die Schädlich- 1 
keiten, welche zur Erkrankung an Skorbut führen, vorhanden PREE i 
u te 


Fraglich ist, ob es sich nach der meist anerkannten Theorie von 
Garrod um Verarmung des Körpers an Kalisalzen, sei es infolge ver- 
minderter Zufuhr, sei es infolge deren vermehrter Abgabe nach er- 


als Ursache Eichhorst (11) besonders verweist, so ist das 


waren: Was zunächst die Wohnung. anlangt, auf deren Mängel 


Namen „Skorbut“ nicht zwei einander ähnliche Krankheiten zu- 


einmengefaßt werden, eine rein alimentäre nichtinfektiöse und 
a Infektionskrankheit, nichtkontagiöser Na-. 
i T, hervorgerufen durch einen Mikroorganis- 

„8, welcher in einem kaliarmen Körper den 
Sünstigen Boden für seine Entwicklung findet. 


(d 


höhter Kochsalzzufuhr (Bunge) handelt, oder um eine Ptomainver- i ER ae D ; 1: 
giftung (Jackson und Harley) adorun „Avitaminose“, wie in Wohnen in Baracken gewiß nicht hygienisch einwandfrei. Aber [her EEE 
jüngster Zeit Schneider (1). ausführlich zu begründen versucht, | gerade die Baracke, in welcher die Erkrankungen auftraten, war- 11, EE 
Nun kann aber, wie Strümpell in seinem bekannten Lehr- | in dieser Hinsicht die günstigste, wie aus folgenden Zahlen her- ea T 
buch ausführt, der. Skorbut auftreten, wenn „keine dafür unerläßlich | vorgeht: | S i ee iy aa eee 
gehaltenen ursächlichen Momente in Wirklichkeit zutreffen“. Dieser Belag 86 Mann.. Die Baracke zerfällt in zwei Wohnräume mit ais f EE, i 
le a a gr De E ee KA s un un Weschraum, Dr nun dieser beiden u 
at zur Annahme geführ aß bei ihrer Entstehung auc ek- ohnräume beträ 265 qm. ei einer mittleren Raumhöhe von 21 osi E. 
tion eine Rolle spiele. Strümpell hält die eingangs -erwähnten | 3 m ergibt sich A Gesameauminhält von 796 cbm.. Es entfällt dem- 1) ee 
Umstände aus dem angeführten Grunde nicht für die „eigentliche Krank- | nach auf eine Person ein Raum. von ‚ungefähr 9 cbm. Zur Erhellung Haia a 
heitsursache“, glaubt aber trotzdem, daß die Kontagiosität, wenn über- | der Räume dienen 25 Fenster mit einer lichten Öffnung von 124 x 95 cm, ARRE E 
haupt vorhanden, le) sehr ar j ee nn ns un r angoron am e Es ist nn URIM E EE e 
agegen sa emperer (2), dab alle Umstände Zur die | nach das Verhältnis zwischen Fenster- und Bodenfläche 1:8,8. Die NN Een 
pa gemeine Annahme sprechen, daß es sich um eine Infektionskrank- | Gesamtlänge :der zur Verfügung stehenden Pritschen beträgt 94 m, es ln: 
eit handelt“. “Allerdings wird dieser Ausspruch nicht näher be- | entfällt demnach auf einen Mann eine Lagerbreite von 1,09 m.’ Die in MARERA ii o 
gründet. - | = BR ee den Militärbaracken vom Kriegsministerium vorgeschriebene Lager- AMRA EE 4an e 
. Litten (8) behandelt die Frage der Infektiosität am ausführ- | breite beträgt 80 cm. Es steht daher in der Italienerbaracke ein un- N Se 
‚annaten, indem er die Bemühungen von Murri, Contu-Mari, | gefähr 80 cm breiterer Raum als der Vorschrift entspricht, zur Verfügung. Ir! | seen 
He A ee lee Babes beschreibt, den Erreger Alle anderen Baracken waren dichter ‚belegt, woraus sich 21) MOSER 
eo "| die inli it ergibt, ' tn) ERS 
| In der neueren, besonders in der Kriegsliteratur, wird die Frage | ee Aa a E = er Er nn Woh h dert Hal cn A 
der Infektiosität des 'Skorbuts- nur gestreift, zumal die Aufmerksamkeit | ' R 2 5 ne USTe GNE MAUI S S e 
vorwiegend auf die hämatologische Durchforschung der Krankheit ge- | în gleich höherem Maße vorfinden, als gerade in der Baracke der nal 1, a o, 
richtet ist. In dieser Hinsicht ist bemerkenswert, daß sich der häma- | kriegsgefangenen Italiener. A EEE TER, Do aN PORIE =. 
‚tologische Befund, Leukocytose und Eosinophilie, mit dem der Infek- Um mir über ‘die Art der Ernährung ein Bild zu aA BEREE 
tionskrankheit deckt [Luger (4). Nur Much und Baumbach (6) | machen, ließ ich mir vom Kommandanten der Wachabteilung u ee 
gaangen a a er Überlegungen ‚und orrn zu | ohne ihm zu sagen, worum es sich handle, einen Wochenspeise- all ME ye 
emer entschiedenen Stellungnahme für die Infektiosität und zur welcher foleende ‘enthielt: ` ET EE 
Annahme der Möglichkeit einer Übertragung durch In- aattel- Beben, Wehen LogEnde AngADon all: Ä ne SH -n 
T LAR stellen, auch Mitteilungen über die Art des Erregers in Mittag NE T 
sicht. Tag. früh i Abend MOREM De 
.„ Schneider (6) spricht sich kurz gegen eine rein infek- | Suppe | Fleisch | Beilage  ’ F MUMAN H I pi 
tiös-toxisch e Entstehung aus, „obzwar Skorbut bei uns wahr- | l A t: E 
scheinlich nicht nur durch Ernährungsfehler zustande kommt“. Auch |, Montag Katice | Suppe | Rindfleisch Knödel Polenta, Kaffee IF) E 
‚Leitner (7) findet, daß trotz Richtigkeit aller Tatsachen (Ernäb- | Mittwoc A ae ri T. il AREN 
‘Tungsfehler) „nicht jede Skorbutepidemie durch die Garrodsche Theorie | Donnerstag 5 4 Fleisch ‚Nudeln, Kaffee | Polenta, „, a ie. 
erklärt werden kann“, legt aber der Auffassung als Avitaminose, ebenso e a » Er leer Be © he 
‚wie der Infektionstheorie keine große Bedeutung bei. _ = - | Sonntag ` a > |. Faschiertes Knödel Bohnen, ee EL. 
ai Hoerschelmann (8) endlich ‚spricht sich geradezu gegen RER N MDN Rai! Hin ee 
2 Kontagiosität der Krankheit aus, wozu die Bemerkung ge- | Dazu kommt ein Drittel Brot täglich. Von der genügenden, URE MEN o a 
a papa das die Infekt io s ität nicht en a ae en Vorschriften festgesetzten Menge und KR Ann we = 
des Skorbuts als Infektionskrankheit mrechend. anführt, isi der weile et a Bee nen E mn ee ae Ä Hi 1 | ee 
Dicht stichhaltig: „Das Fehlen von Beobachtungen direkter Übertragung ARE? ? j . s 15 BB Bil Dal) A 
der Krankhei eo 2 .> |. herausgegriffenen Wochenspeisezettel fehlen, öfter gegeben wurden. KALK Al O 
rankheit, z. B. bei Bettnachbarn“ — man denke doch an Malaria, i : . » £ ? SH Ae A LREN i? 
' Sogar Typhus möchte ich als Gegenbeispiel anführen. | Das Fett war allerdings auf die geringsten Mengen. beschränkt, Be 
. Auch Morawitz (9) lehnt die Auffassung des Skorbuts als frisches Obst wurde reichlich genossen, sehr oft und zahlreich Kin 
OL Infektionskrankheit ab, wobei. er sich hauptsächlich auf die Er- | ankommende Liebesgabenpakete bildeten einen nicht unbedeutenden BON M 
| ose der Ernährungstherapie und die Fütterungsversuche von Holst | Zuschuß zur Ernährung. Es machte daher auch keiner der kriegs- } De Un 
Fröhlie h (10) stützt. ee Me gefangenen Italiener, auch nicht unter den Erkrankten, den Ein- a I 
ah Hält. man die widerstreitenden Meinungen einander gegen- | druck eines durch Unterernährung oder sonstige Umstände herab- KR" Sl 
er, so wird man sich die Frage vorlegen müssen, ôb unter dem | gekommenen Menschen, im Gegensatz zu den Serben und zu las 
Eet 


einem Teil- unserer eigenen kommandierten Mannschaften. Diese 
hatten nicht wie die Kriegsgefangenen eine eigene Küche, wo sie 
militärmäßig nach Vorschrift verpflegt wurden, sondern ver- 
köstigten sich nach freier Wahl meist aus den beiden Werks-: 
küchen, wo allerdings auf gute Beschaffenheit und Abwechslung 
gesehen wurde, wo aber die verabreichten Mengen, entsprechend 


7a u ein 


RS. : u | | 
al Sr s e | Zr | . | 
0 466 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19. 11. Mai. 
Bee 0.0) a” z 
H TFT 
| | i 4 zu . den überaus niedrigen Preisen, weit geringer waren. Jedenfalls | den Kommandanten auf die Wichtigkeit der Zufuhr frischen Fleisches, 


I: $ u waren die Kriegsgefangenen auch in bezug auf Ernährung gegen- | frischen Gemüses, besonders von Kartoffeln, aufmerksam zu machen, 
at: N Ei jf Hi über den anderen Barackenbewohnern am besten: gestellt. l Nahrungsmittel, welche ja ohnehin stets verabreicht worden waren. 
a A Fia Der Aufenthaltim Freien war genügend, nicht nur | Trotzdem möchte ich dem Ausbleiben weiterer Erkrankungen 
N i H daß die Italiener ihre übrigens nicht schwere Arbeit im Freien im ‚Jahre 1917 nach Vornahme ‚der Desinfektion keine absolute 
we Ir || | verrichteten, hielten sie sich während der übrigen Zeit nicht in | Beweiskraft zuschreiben, denn die Zahl der bisherigen Fälle von 
Es EN der Bararke- auf, sondern meist in dem sie umgebenden Hofe, | 9% des Standes ist hoch ‚genug, daB man einwenden könnte, es 
wa PINA gingen außerdem sehr fleißig spazieren. Ihre Kleidung war | wären auch sonst. keine weiteren Erkrankungen vorgekommen. | 
at | ib sehr gut, die wahre Pracht gegen die „Monturen“ unserer Arbeits- Aber nach: den übereinstimmenden Mitteilungen trat der Skorbut 
Sn, Bi >| | ` soldaten; einmal wöchentlich wurden sie befehlsmäßig unter Auf- überall dort, wo eine Epidemie herrschte, im nächsten Frühjahr 
|; sicht gebadet, was den anderen zwar auch befohlen war, ohne wieder auf, wäre also auch hier mit Sicherheit zu erwarten ge- 
5 Bu EINE daß aber eine’ Kontrolle darüber ausgeübt worden wäre, ob dem | wesen. Daß es hier nicht geschah, wird schwerlich auf einem 
Sl Befehle Folge geleistet wird. Die Gemütsstimmung war | Zufall beruhen, zumal, wie gesagt, die Ernährungsverhältnisse 
T 2; E iN nichts weniger als gedrückt. keine Veränderung erfuhren, es sei denn — im Jahre 1918 — zum. 
ih a: ‚.. So waren von allen Voraussetzungen, unter welchen Skorbut- | schlechteren. k | 
RA n BAER epidemien sonst auftreten, hier nur Kriegsgefangenschaft und Ausammenfassung: Eine kleine Skorbutepidemie in 
Be || Wohnen in Baracken gegeben, die. Schädlichkeiten dieser beiden | einem Barackenlager, welche im Hochsommer, ohne Mitwirkung 
Be 5 Kae Umstände aber in so geringem Grade vorhanden, ‚daß darin | wesentlicher Ernährungsfehler, auftrat, auffallenderweise gerade in 
3. +7 | i allein die Ursache’ für die Entstehung der Krankheit nicht ge- | der Baracke, welche die zur Erkrankung führenden äußeren Schäd- | 
Re | ar funden werden konnte, zumal alle. anderen Baracken und ihre lichkeiten im Vergleich zu den anderen Baracken im geringsten 
EEEn i oi "Bewohner allen in Betracht kommenden Schädlichkeiten in weit | Maße aufwies. Nach Desinfektion der Baracke und ihrer Be- 
E A höherem Maße ausgesetzt waren, ohne von ihr ergriffen zu werden. | wohner brach die Epidemie sofort ab, ohne daß in der Ernährungs- 
Re m RIY Deshalb gelangte ich zur Meinung, es müsse entweder weise der Leute eine Änderung eingetreten wäre. Im folgenden . 
T i ETE unter der Mannschaft oder in dem von ihr bewohnten Raume | Frühjahre trat die Krankheit nicht wieder auf. 
sa ANE ein Infektionsherd vorhanden sein. Ihn zu suchen, mangelte es Bildet dieser Erfolg auch keinen Beweis für die Infektiosität 
| i: i in dem damaligen Massenbetrieb an Zeit, aber ich ging dem- | des Skorbuts, so doch einen Hinweis darauf, daß bei Auftreten der 
w entsprechend vor: An einem Tage zu Ende August wurde die Erkrankung in Massenquartieren Desinfektionsmaßnahmen zu treffen 
Bo ‚ganze Baracke ausgeräumt und, als ob ein Flecktyphus oder | wären, um möglicherweise die Zahl der Erkrankungen herabzu- 
Br | Blatternfall darin vorgekommen wäre, erst ‚unter Formalindampf | setzen. Dort, wo Ernährungsfehler bestehen, wird ihre Beseitigung 
a o gesetzt, dann Holzwände und Pritschen mit Kresol gewaschen. | selbstverständlich nicht zu vernachlässigen sein, denn auch da- 
. Be EINDA (Dafür geschulte Mannschaft nahm derartige Reinigung ständig | durch entzieht man einem etwa vorhandenen krankheitserregenden 
H SE aR | vor.) Die Matratzen, Wäsche und. Kleidung der Bewohner wurden | Organismus seine Lebensbedingungen. 
ni | im Dampf desinfiziert, die Mannschaft selbst gebadet und erhielt Literatur: 1. Schneid W. m. W. 1917. Nr.44. — 2. v. Mel- 
ar | den Auftrag, in der F olgezeit fleißig mit Wasserstoffsuperoxyd- ring, Lehrbuch der inneren Medizin.” Jena 1909 G he 3, Lit ten, 
or $ © lösung das Zahnfleisch zu reinigen. 5 Die hämorrhagischen Diathesen in Klemperers „Deutsche Klinik am Ende 
a | Der Erfolg war, daß von dieser Zeit an sich kein neuer | isi7, Kran aner Urban & Schwarzenberg, — 4 Luger, D. m. W. 
TE Erkrankungsfall ereignete, daß aber auch, was mir viel wichtiger | 6. Schneider, W, kl. W. 1917, Nr. 46/47. — 7. Leitner, W. kl. W. 1917, | 
CEO ereo e, An a LE nen Erchjahr an un mehr en n T a e neun D r W: A, sii Fi = a ei | 
oe | auftrat. Ich betone ganz besonders, daß in der Verköstieun . Eiehhorst, Pathologie und Ther an wah, Zeohr, T- Hygia 7 M 
r | i | keinerlei Änderung eintrat, sondern daß ich mich darauf beschränkte ne analoge ind elle GE BERIER Brasicheigens DEma0R® | 
hs Ba ; | è e e 
i Aus der Praxis- für die Praxis. | 
= o Hyperhydrosis. Rp. Ol. Cocos . aaa’ 15,0 
= | E Von er Ol. Olivar. bA AS ee de en Ga a 2,0 
a | ‚Res. Benzoes in Alcoh. absol. . 10,0 
N ; Dr. Eugen Brodfeld, Sapon. domest. . . . . . . 700 
Pag K Spezialarzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Wien. Lanolini 2 oo. 3,0 
EEEE: | - Die übermäßig vermehrte Schweißbildung ist noch nicht si D.S. überfettete Benzoesäure. 
Eon genau ergründet. Man hat Erkrankungen des sympathischen Hierauf Abreibung mit spirituösen Mitteln, z. B.: - 
Bi Nervensystems beschuldet, aber auch eine erhöhte Reizbarkeit der Rp. Tet. Moschi 20 
\ Drüsen, sowie unzweckmäßige Bekleidung. I, es Ol. Bergamott. 2350 
a Die Hyperhydrosis ist entweder -eine allgemeine oder eine Spir. Melissae ` . 1000 Rp. Àcid. salicyl. . . - ver 
' AEN lokale. Die letztere trifft man hauptsächlich in der Achselhöhle, Spir. Lavand. . . 130 Oder Spir. vini dil. - Fa i 
Eo oeng der Flachhand, der Fußsohle, unter den Frauenbrüsten, in der M.D.S, zum Waschwasser M. D.S. zur Einreibung. | 
ERRANG Gesäßfalte usw, ` i zusetzen, | | 
BR: Seh | Die Hyperhydrosis der Achselhöhle ist bei Frauen häufiger 


Nach Verdunstung der Flüssigkeit wird die Achselhöhle be- 
‚pudert mit: 
Rp. Amyl. oryzae . . . .. `. 100,0 
Ol Lavand.. . . 2... gits. 5 
Zinei oxyd.. . 2 vo... A 
M.D.S. Puder. 


Hierauf Einlegen eines Wattebausches. Wiederholung dieser 
Prozedur durch zwei Wochen, täglich morgens und abends zeigt 
guten Erfolg. Auch das gebräuchliche Schweißpulver: 

Rp. Acid. salieyl. . 2 2 22202030 
- Amyl. tritici 
Tale. veneti . . . . . . aa 500 
M.F.S. Streupulver 


als bei Männern, wenn auch bei letzteren nicht gar so selten. 

Sollten da. die enganliegenden. Frauenkleider nicht die Schuld 

sein? Der Schweiß maceriert die Kleider, durchtränkt dieselben. 

Er verbindet sich mit der aufgeweichten Epidermis und dem Haut- 

fett, zersetzt sich und führt zu üblen Gerüchen. Schon von weitem 

| erkennt und riecht man die davon Befallenen. Durch den ge- 

i, i setzten Reiz kann die Hyperhydrosis zu Rhagaden und schwer 

Se | heilenden Ekzemen führen, die infolge des Juckens und dadurch 
= | herbeigeführten Kratzens immer ärger;werden. 

Schlecht ist die dagegen angewendete Methode der Schneider 
mit den Schweißhlättern.“ Es_werden zwar die Kleider geschont, 
aber dem Grundübel kommt man auf diese Weise nicht bei; denn , 
die Schweißproduktion geht weiter. Paschkis empfiehlt statt 
der Schweißblätter eine Einlage von Rehbleder, Eichhoff das 


; s N - i ist empfehlenswert. 
Einlegen von stets frischen Wattebauschen, welche den Schweiß Es können derartige Mittel in verschiedenen Formen ange- 
aufsaugen. Immer muß aber für größte Reinlichkeit durch häufige | wendet werden, die Hauptsache bleibt Waschungen, spirituöse 
OE Waschungen gesorgt werden. Mehrmaliges ‚Waschen mit über- Einreibungen und Puder. Auch Einreibungen mit Spir. Coloniensis, 
a = letteten Seifen, 7. B. Benzoe- oder Thymolseife: | ebenso das Vinaigre de toilette: 
a N t- reset _ | 
= | E 
Da i T 
ooa AE 
ta A 4 ar LE 
Sn: ' | 4 
k ges Fa 


Ses k = een a a Er Dr, ee i a y T Sa r A ROn A aS e | 
we 7 Do n Tg u, KY o? 
G 
© © 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19. 46 REER 
i \ = Zu Roy ; . TA 2 ABHEBEN 
jen Pless | Rp. Bals. Peruv. . . 22.22. 80.00.00 mehr; dies ist nur in’ den Anfangsstadien bei häufigem Wechsel Na ji 
N Tet. Benzoes .-... 2. 2.2.8850. . -| der Strümpfe der Fall. Als Volksmittel wird in Anfangsstadien PE a 
VADA Bals. Vit: Hofmaoni > 0 | 0 ` | das Barfußgehen in taunassem Grade früh und abends angewendet; Em BR. zu 
a er Met ETA wir müssen dies’ als eine Art Reinigung ansehen, ohne jedoch dem (i h peed 
kranka f Acid E di | \ | Eoo i Tau eine speeifische ‚Heilkraft zuzuschreiben. >  . _. MESE y 
a Macera p. hebdom. filtra (Hager). S - |- Als. souveränes- Mittel empfiehlt sich die Pinpinse en ia ERRE ir 
) , l s Jr ; e == > Se ERI EH 
aim k a Der 20°/,ige Formaldebyd-Lenicetpuder hat sich sehr.be- Formalinlösung (einen „EBlöffei, Formalin auf 1 a a i ORGS 
2 KONIE, Shn he J: - ERBE ONE us , ‚| nicht der offenen Stellen, auf welchen die Formalinlösung heftig FREER 
kma | —, währt. Sebr lästig ist die übermäßige Schweißproduktion der Brennen erzeugt, oder Ung. formehtoli glycerin, nach Bernatzik: e Ea 
der Sirki } Handflächen, namentlich: den jungen Mädchen, die - öfter und | en 16 ) l Pe m AER 
en Frühe 1 stärker davon befallen werden, als das männliche. Geschlecht. | Rp. Amyl. tritici. . . . 7,0 | hi IR 
ran @ Derartige Hände sind kalt, klebrig, stets feucht, blaurot; bei -län- Su dest. 2... 2 oo Bude. — | In Ai Bean 
y auf enes | gerem Bestande wird die Epidermis weiß, oft auch mit Bläschen | . ee ue ad cone Rp. Solut, Formal: > : . 50° ki ar: 
atii | besetzt. Die Mädchen | scheuen sich die Hand zu reichen; es ist RA ti JUeran ti p: Vaselini l an A00 Es gl 
m = auch nicht begehrlich eine solche Hand zu drücken., - | ER CDMA UDEUGNNI O oe A Ye EE 
- i pay | IE | ein adde massae oder Lanolini . . 5,0 TARE BIDEEN 
Kaposi sagte: „Ein solcher Zustand macht die. Hand der: refrigeratae: — ` u M. D.S. 'Salbe. e plg 
NE schönsten Dame weniger begehrlich zum Erfassen und mag gar Sal. Formaldehyd.d0%: -> ee 
pideme D \ oft selbst die Glut entgegengebrachter Liebe abgekühlt haben.“ EM 35—70 7 1% DE 
Mitoiiw f Aber auch zu häuslichen Verrichtungen, wie Nähen, Sticken usw.; Menthol. in alcoh.solut. 0,35 _ iga a 
gell sind sie unfähig. ES 3; EI N I Misce exactissime. er 1 
ja ; = Es dürften auch hier nervöse Störungen des Sympathicus- Det. ad tubul. stannifol. | 1 ORA 
an f end = en an, ns aber A =~ Mit den Formaldehydpräparaten werden die schwitzenden Tage 
mälrns dchwierie jet pieien, deshalb auch die Heilung olt sehr | Stellen, ebenso die Haut zwischen den Zehen’ dreimal hinterein- ARE 
a g 1st. : a A S O | ander bestrichen, hierauf ein Fußbad genommen; nach einer Bo 
Man wendet Handbäder (Acid. tanniei 5,0.g für ein Bad) oder | Woche, hierauf abermals nach ’einer Woche wird die Prozedur ni 
‚wiederholt. Selbstverständlich ist täglich Wechsel der Strümpfe -` N 


0 


Eichenrindenbäder (100,0 g auf 11) an. : Extern wird überfettete 


fekis f Salol-, Thymol- oder Benzoeseife, hierauf Einreiben mit: vorzunehmen. | nE 
reed f Rp. Acid. tannici . .. 2.2... 20 un Die Anwendung der Hebraschen Salbe, wobei Patient pi 
zu he a acetici . . . . EN: Be noch im Bette liegen muß, ist bezüglich des dauernden Heil- ı 
bendt f gez AA ann 1 0,0 erfolges zwecklos. Die empfohlene Zugabe der 2- bis 5°/,igen % 
= | Suptählen . zum Binreiben (Bichhoff) Chromsäurelösung zum Fußbade perhorresziere ich, weil sie die 
N) Nachts Bi 2 sare CTR rhrhe in gap | Haut zu sehr reizt. In die Strümpfe ist tagsüber das obenge- 
rezanie die a a der an und der Handschuhe, in deı a ‚Salicylstreupulver einzuschütten. Nach acht bis zehn Tagen 
y i | Tui sein. Pikro- | Öst sich die Haut und damit ist die Kur vollendet. F AAA. 
y Met „eh En en de YON Atopy: AZAN, SEIEN An den. anderen genannten Stellen, in der Afterfalte, unter 
injis c > 5" ; U ! E x l 1 n : .. ni . 1: ` BR BER 
ul; Am unangenehmsten ist jedoch der Fußschweiß; infolge des ne a ne A SaCYISBSUDI VI, verbunden 
Daft durch Stagnation des Sekrets erzeugten penetranten Geruches sind ' ERS | | 
riz die damit behafteten Personen geradezu gesellschaftsunfähig. Als Rp: on domestic. . 95,0 
Í SONY e Are y x 30. 
` N f ! 90 


.Lanolini . 


Ursache muß die hermetisch abschließende Schuhbekleidung bei 
M.D.S. überfettete Grundseife (Bichhoff). 


ue] 
arit 
p=} . mangelhafter, ja fehlender Reinigung der Füße angenommen 
Int werden. Die Zersetzung des: Sekrets, der Hinzutritt von Bakterien | | 
‚bewirken nicht nur den Stinkfuß, sondern zerstören auch die Epi- Es wird noch bemerkt, daß der Volksglaube, die Behandlung 
dermis, bewirken Rhagaden, Geschwüre, die Füße sind „wundge- | des Schweißfußes wirke schädlich auf dew übrigen Organismus, 
| laufen“. In diesem Stadium hilft Reinhaltung des Fußes nichts | jeder wissenschaftliehen Grundlage entbehre. 
. . ! i , l j 
| = Fu a Referatenteil. _ i 
| Ze | Ä = .  Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin, | HE 
zZ : | | | | ein sogenannter „Hiluskatarrh bei primärer Lungentuberkulose“ un 
Sammelreferat. ol mit zähem: Schleim als nichtspecifische Reizerscheinung sieh aus- 3 
| o —— | bildet. Diese entzündliche Fernwirkung ist eine Reaktion auf die Au 
Zur Pathologie der Lungentuberkulose. a die man a ee ausgehen, Sie kann sich, nur aus- u 
i Ean, , ilden, wenn die Entwicklung des primären Herdes nicht zu rapide ah) 
Von Prof. Dr. med: et phil. H. Gerhartz, Bonn. -n vor sich geht. Plötzliches Freiwerden ‘der Tuberkulotoxine führt Bl 
m Ausgehend von dem Wunsche, die Schwierigkeiten zu um- | zu rascher toxischer Nekrose, zur Verkäsung. ' | BANN; 
po genai die der Versuch mit sich bringt, die pathologisch-anatomischen Bei der’häufigeren Generalisierung der Tuber- f ai 1. io 
u der der Tuberkulose. der Lungen mit dem dem Arzt sich | kulose geht die Tuberkulose vom primären Herd auf andere m... 
Lymph- und-Blutgefäßstromgebiete über, Ranke unterscheidet |; 


3. Z&igenden Krankheitsverlauf zu abgegrenzten. Typen zu ordnen, 
:  VersuchteesRanke (1), die Ausbreitungstendenz der Tuberkulose 
als oberstes Einteilungsprinzip zu nehmen und danach. drei Haupt- 
gruppen abzutrennen, erstens_die isolierte primäre Tuberkulose 
ka Lungen, zweitens Lungentuberkulosen bei generalisierter Tuber- 
i o und drittens die isolierte Phthise, und diese drei Typen nach 
‚ #atomischen und klinischen Merkmalen zu charakterisieren. 

E Rie erste Gruppe Rankes betrifft die erste Ansiedlung‘ 
uloes ’erkulose beziehungsweise ‘die Beschränkung der Tuber- 
Prze auf ein kleines Stromgebiet, meist gutartige, chronische 
4 on re Es handelt sich hier um den tuberkulösen Primäraffekt. 
-talem em regionären Drüsenkomplex, um Wachstum per continui- 
Weiten Iymphogene Metastasierung. Die durch die Jymphogene 
er Tun eltung der Tuberkulose hervorgerufene Veränderung 
Primärherden und Hilusdrüsen geht, wie die des es 
8lömerieren Ad a De ilerdi alita a S 

verkäsen. I Ban nn — allerdings nle volista <A bilde 
sich entzi n der Umgebung des Herdes und der Drüsen bilden 
uche zundliche Prozesse aus, die perivasculäre Bindegewebs; 
rungen und chronische Bronchitiden nach sich ziehen, sodaß 


fünf Untergruppen. Die erste Gruppe bilden die Übergangsformen 
zwischen der isolierten primären und der generalisjerten Lungen-. 
tuberkulose, primäre Tuberkulosen mit starker Ausbreitung auf 
dem Lymphwege in der näheren Umgebung des primären Herdes. 
| Zur zweiten Gruppe ordnet Ranke die geringfügige chro- 
nische hämatogene Generalisation, also die erste Manifestation. des 
Übergangs aus dem Lymphbahngebiet des primären Prozesses in 
‘die Blutgefäßbahn. Eine dritte, sehr verbreitete Abteilung bildet 
die primäre Lungentuberkulose mit sekundärem Einbruch: in die - 
benachbarten Bronchien und mit hämatogener Aussaat, also Fälle, 
bei denen alle Arten und Intensitäten. der Ausbreitung vorkommen 
können, die lymphogene, bronchogene und hämatogene und das 
Fortschreiten per continuitatem, Die Entzündung greift vom pri- 
'mären Herd : rasch auf die Umgebung über, auf Alveolargänge, 
kleine Bronchien und Gefäße. ES entsteht eine akute oder chro- 
‚nische hämatogene Ausbreitung der Tuberkulose. Die regionären 
Drüsen verkäsen im Innern; der Prozeß überwindet die Drüsen- 
kapsel und ruft in der Umgebung der Drüse eine Entzündung 
mit starker Iymphocytärer Infiltration hervor, sodaß also Bronchien 


Tere [mn 


Bde lt. a ur 


468° & 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19. 


11. Mai. 


und Gefäße von dem verkäsenden Prozeß in Mitleidenschaft ge- 
zogen werden. Es kommt dann eventuell durch Entleerung ver- 
käster pulmonaler Drüsen oder durch Erweichung käsig-pneu- 
monischer Bezirke zur Kavernenbildung. 

Als vierte Gruppe unterscheidet Ranke die großknotige 
‚Miliartuberkulose, Fälle mit Tendenz’ zu chronischem Verlauf, die 
Verschlimmerungen von Herden darstellen, die vorher zeitweise 
in Abheilung begriffen waren. | 

. Die fünfte Untergruppe ist die der isoliert auftretenden Or- 
gantuberkulosen, bei denen die regionäre Drüsenerkrankung und 
die hämatogene und Iymphogene Ausbreitung zurücktritt. Die 
Ausbreitung geschieht per continuitatem und nach Analogie der 


 bronchogenen Ausbreitung der Tuberkulose in vorgebildeten Kanal- 


systemen oder serösen Hohlräumen. 

| Hat die primäre I,ungentuberkulose eine nur geringe Neigung 
zum Fortschreiten, sodaß sie sich bald zurückbildet, so kann es 
doch, auch ohne daß an den Drüsen deutliche Spuren der Er- 
krankung zurückbleiben, durch “endobronchiale Ausbreitung zu 
isolierten Phthisen kommen, bei denen dann eventuell später der 
primäre Ausgangspunkt nicht mehr wiederzufinden ist und bei 
denen auch Drüsenverkäsungen vermißt werden. 

Wie man erkennt, spielen für den Ablauf der tuberkulösen 
Erkrankung die Ausdehnung und der Grad der perifokalen Ent- 
zündung und die Beteiligung der Lymphdrüsen die Hauptrolle. Es 
ist möglich, hiernach .zwei im Grunde verschiedene Epochen abzu- 


trennen, in die sich die mannigfaltigen Krankheitsbilder einreihen ’ 


lassen. In der sekundären Periode der generalisierten Tuberkulose, 
der anaphylaktischen Periode, ist eine, durch die Giftempfindlich- 
keit des Organismus ausgelöste, auffällige akute toxische Ent- 
zündung um die Lungen- und Lymphdrüsenherde und eine Neigung 
zu rascher Verkäsung vorhanden. 

In der dritten Periode ist, im Gegensatz zu der vorher er- 
wähnten, der Körper gegen die Toxine des Tuberkelbacillus weniger 
empfindlich und die tuberkulösen Drüsenentzündungen treten 
zurück. Der Organismus ist weniger reaktionsfähig geworden. Es 
ist also eine Periode der ausgesprochenen Immunität. 

Für die obenerwähnte sekundäre Periode der Tuberkulose 
im Sinne Rankes sieht Grau (2) den röntgenologischen 
Ausdruck in einer Dissemination feiner Schattenfleckchen von 
annähernd gleicher Größe, in der Form, die er „zerstreutherdige“ 
oder feinherdige, zerstreute Lungentuberkulose nennt. Bei den 
älteren Fällen fand sich öfter Verstärkung der Streifenzeichnung 
der Lunge und Vergrößerung und Verdichtung des Hilus neben 
einer Aussaat feiner, dichter und scharfbegrenzter Fleckchen. 
Der perkussorische und auscultatorische Befund war in der Regel 
sehr geringfügig, mitunter völlig negativ. In den meisten Fällen 
bestand subfebrile Temperatur. Als Folgeerscheinung einer solchen 
feinherdigen hämatogenen Tuberkulose und Frühsymptom der 
Tuberkulose fand Grau:(3) häufig eine initiale exsudative 
Pleuritis. Diese initiale Pleuritis kann, zum Unterschied von einer 
zweiten Form, der sekundären, bei einer Lungentuberkulose sich 
einstellenden Begleitpleuritis, ohne jede Symptome, sogar ohne 
trockene Pleuritis einhergehen, tritt aber meist erst nach ent- 
sprechenden allgemeinen und lokalen Beschwerden auf: Während 
in vielen Fällen die klinisch - physikalische Untersuchung für den 
Nachweis des primären tuberkulösen Lungenprozesses versagt, 
ist hier, wie eben erwähnt, die röntgenologische Untersuchung 
ergiebiger. Grau nimmt wegen der spärlichen Verteilung fein- 
herdiger Schattenfleckchen, die sich hierbei in den meisten Fällen 
in den Lungenfeldern findet, an, daß es sich um eine primäre 
hämatogene pulmonale Aussaat relativ weniger tuberkulöser 
Knötehen handelt, von denen die pleuranahen die exsudative 
Pleuritis verursachen. Je stärker die Aussaat über die Lungen, 
desto schlechter ist die Prognose, desto früher das Auftreten 
manifester Erscheinungen der Lungentuberkulose. Für die Praxis 
ergibt sich daraus die Lehre, die Fälle von Frühpleuritis nicht 
aus ‚den Augen zu verlieren, sondern sorgfältig auf Zeichen von 
Lungentuberkulose klinisch und röntgenologisch zu untersuchen 
und vor allem gründlich wie eine hämatogene Tuberkulose zu 
behandeln. | - 

Eine wertvolle Bestätigung der oben mitgeteilten Beobach- 
tungen von Ranke und der diesbezüglichen Untersuchungen 
von Bartels, Ghon, Mosch, Zaßl sowie des Cornet- 
schen Lokalisationsgesetzes ist in den Beiträgen von Ghon und 
Pototschnig (4) über den primären Komplex der tuberkulösen 
Organveränderungen beziehungsweise über den Hergang der Aus- 
breitung der Tuberkulose im Iymphogenen pulmonalen Abfluß- 


‚ bildet werden. 


gebiet gegeben. Ghon und Pototschnig lieferten an ihren 
Fällen den Nachweis einer. Iymphogenen Entstehung der Tuber- 
kulose in den zur Lunge gehörenden Lymphknoten. 
wurde in dem einen Falle im Mittellappen der rechten Lunge 
eines 35 Tage alten Kindes, das in der Klinik — obwohl von einer 
gesunden Mutter stammend — zwischen dem zweiten und neunten 
Lebenstage von einer tuberkulösen Schwangeren aerogen infiziert 
worden war, ein minimaler, aber schon regressive Veränderungen 
aufweisender tuberkulöser Herd gefunden, der die zugehörigen 
unteren und oberen tracheobronchialen Lymphknoten der rechten 
Seite infiziert hatte. 
der linken Seite waren von den unteren derselben Seite infiziert 
worden, was dadurch bewiesen wurde, daß am betreffenden 
Bronchus vorn und hinten tuberkulös erkrankte Verbindungs- 
Iymphbahnen gefunden wurden. 
war von der rechten unteren aus erkrankt. 
piorte, z. B. bei der primären Darmtuberkulose, stellen sich analoge 
Veränderungen ein. Ghon und Pototschnig fanden in 
einem Falle den primären tuberkulösen Herd im Ileum, von da 
ausgehend Iymphogene Ausbreitung in die regionäre mesenteriale 
Lymphknotengruppe, dann Einbruch in die Blutbahn mit Metastasen- 
bildung im Gehirn, bei einem zweiten Schub auch in den Lungen, 
in der Milz und in der Leber. 
primäre Infektionsherd 


So z, B. 


Die oberen tracheobronchialen Lymphknoten 


Die linke untere Lymphdrüse 
Bei anderer Eintritts- 


In einem zweiten Falle saß der 
im Rectum. 


Bei der Tuberkulose ist die Immunität, die selbständige 


Abwehr der Infektion seitens des Organismus, im wesentlichen an 
die lebenden Zellen gebunden. 
durch die intracutane Stichreaktion, durch die sich allerdings nicht 
entscheiden läßt, ob an der Immunität nicht auch das Blut direkt 
mitbeteiligt ist. Immunisatorische Vorgänge im Blut setzen Anti- 
körper voraus. 


fahren der Komplementbindung aufgefunden worden, sowohl gegen 


Sie kann nachgewiesen werden 


Solche sind nun von Much durch das Ver- 


Tuberkelbaeillen, wie gegen das Tuberkulin und gegen die unlös- 


lichen Teilsubstanzen der Tuberkelbaeillen. Von letzteren sind als 
Antigene jetzt sichergestellt der von allen löslichen Stoffen befreite 


Rückstand der Tuberkelbacillen, die unlöslichen Eiweißkörper, aber 
auch die Fettkörper. Von Deycke (5) wurden auch mittels des 
Agglutinationsverfahrens Antikörper nachgewiesen. Es reagierten 
sowohl der Gesamtrückstand der Milchsäureaufschließung wie die 
unveränderte Bacillenemulsion und auch die Teilsubstanzen der 
Tuberkelbaeillen. Daß auch Fettkörper, die alle vitalen Eigen- 
schaften verloren haben, als echtes Antigen auftreten können, 
zeigte Deycke am Nastin, dem Neutralfett aus der Streptothrix 
leproides. Wie für dieses, konnte Deyceke auch für die aus 
nastinähnlichem Neutralfett und hochmolekularem Wachs be- - 
stehende ätherlösliche Fraktion die Antigennatur feststellen. Die 
Immunität ist also nicht einheitlich, sondern es können gegen sehr 
verschiedene Teilsubstanzen des Tuberkelbacillus Antikörper ge- 

Das ist von praktischer Bedeutung; denn es ist 
so möglich, mit den einzelnen Antigenen die Intracutanreaktion 


vorzunehmen und so festzustellen, gegen welche Antigene Anti- 


körper durch die Zellen gebildet sind. Wird keine oder eine nur 
schwache Reaktion gefunden, so sagt das, daß zum Kampf gegen 
die Tuberkelbacillen keine oder nur sehr wenige Antikörper ZU 
Verfügung stehen. 

‚Nach Deycke und Much sind für die Analyse der Im- 
munität und die Immunisierung von besonderer Bedeutung emigè 
Teilstoffe, die sich aus Tuberkelbacillenkulturen mit Milchsaure 
aufschließen lassen. Das sind nach Entfernung des den Tuber- 
kulosegiftstoft enthaltenden Filtrates („L“): 1. die Albumingruppe 
(„A*), 2. die Fettsäure-Lipoidgruppe („F“) und 3. die Neutralfett- 
Fettalkoholgruppe des Rückstandes („MTbR“). Das letzte Ge- 
misch nennen Deycke und Much Tuberkulonastin; sle be- 
zeichnen es mit N. Wird mit diesen Stoffen der tuberkulose- 
kranke Mensch geimpft, so kann man an der Reaktion ersehen, 
welche Partialantikörper in zu geringer Menge da sind. W6 
man das, so sind die entsprechenden Partialantigene so lange Ry 
zuspritzen, bis eine möglichst große Empfindlichkeit gegen a 
Partialantigene entstanden ist. Die Methode der Feststellung ri 
Grades der cellulären Immunität ist die, daß in die Haut 
Oberarmes (intracutan) 0,1 ccm von folgenden Lösungen 2 
Rückstandes eingespritzt wird: . 


I. Albumingruppe A. Lösung 1:10 Millionen, 1: 100 Mi 
lionen, 1:1000 Millionen und 1:10000 Millionen; 0000 

II. Fettsäure-Lipoidgruppe F. Lösung 1: 10000, la 
1:1 Million und 1:10 Millionen; 


Er hatte die regionären ` 
sakralen, hypogastrischen und paraaortalen Lymphknoten infiziert, 


licht, mit „künstlicher Höhensonne“, mit Finsenlicht, mit Radium- 


ge RETTET ON ; u , ES i 

E a A y i t K A hi = ` z et. s En f ` A > F! ; Sai T 

Feat Mae 5. ° Ba vr 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19. BER 469 - a cn 
Lu = —— a = = = E Wien. 
mm x . l Tey j j “ ` f . 3 N A E f p 7 t rn Po i a 
- ; ` es oyo » Fa 3 4 e .. ® j P RÉA E ee 

| III. Neutralfettgruppe N. Lösung 1 : 1000, 1 : 10000, | Tuberkulinen, ferner bei der Bestrahlung mit natürlichem Sonnen- EN 
1: UAE 
É Ta ER 

u p To F.i 
Paf. 2, 
bag 2 
| (in Ss 
Dr a 


ferten an inj- - 1: 100000 und 1:1 Million. Dabei rangieren nach Altstaedt | 3 | t hg ! 
mg der Tiel MTbR und A mit 1 : 10 Millionen = F 1 : 10000 und N = 1:1000. | strablen und Kohlenbogenlicht die:- specifische Reaktivität des T 
oten, rl i Tritt eine positive Reaktion auf, was bei gutem Antikörpergehalt | Kranken gegenüber specifischen Tuberkelbacillensubstanzen günstig fi Pe 
rechten lf bei A mit 1 : 100 Millionen, bei F mit 1:1 Million und bei N | beeinflüßt wird. Gabbe (11) hat sich von den vielfach berichteten aN jni: 
wohl von de; mit 1: 100000 erreicht wird [Tisme,r (6), so entsteht an der | günstigen Erfolgen der Partialantigenbehandlung nicht überzeugen . Er, j i 
a und nk ~ Injektionsstelle Rötung und Papelbildung für mindestens vier Tage. | können. Nur bei zùr Latenz sowieso neigenden, indurierenden I? AR Dune 
erogen Mik} Diese Reaktion, die, wie Münzers (7). Untersuchungen dartun, | Fällen wurde Besserung. gesehen, bei progredienten mittelschweren IE rar. 
Verändern! specifisch ist, besagt, daß der Körper imstande ist Abwehrstoffe | nicht. Häufig traten sogar Schädigungen‘ der Kranken ein, indem à j ii REE 
e mugh zu mobilisieren, ob aber genügend, wird dadurch noch nicht fest- | den Verlauf der Krankheit ungünstig beeinflussende Herdreaktionen I HE, Er 
are gestellt. Das würde nur daran erkannt werden können,. daß bei | von sehr protrahiertem Verlaufsich einstellten, die schleichend ein- . jk ET Bi AR 
mi antituberkulöser Behandlung. die Empfindlichkeit. gegenüber den | setzten und zum Abbrechen der’ Kur zwangen. - E- i I H fate 5 
Seite ii Partialantigenen: wächst, also, wie man sich ausdrückt, der |- | : ; i | i | E DA er 
l a A E E ; a mar Literatur. 1. K, E. Ranke, Primäraffekt, sekundäre und tertiäre - eg DL 
| het Inmunitäistiter steigt. Fräulein B A dt (8) fand, daß > der. Tat Stadien der Lungentuberkulose, auf Grund von-histolögischen Untersuchungen ji i Ki RUE 
Vera bei den von ihr beobachteten F ällen mit dem Ansteigen des | der Lymphdrüsen der Lungenpforte. (D. Arch, f klin. M. 1916, Bd. 119, Ih: u en 
| Ip Immunitätstiters für A, F und N stets eine Besserung des Allgemein- | an und Se mi B. oma; AT das ln Ser zer- nt a 
a : sokti ‚Bet i streutherdigen, wahrscheinlich auf dem Blutwege entstandenen Fälle. von p Pa 
erer Bat Ft, ` efindens, t m auch a Al e A Be Lungentuberkulose — 3. Derselbe, Zur Entstehung der Pleuritis exsudativa , " I Se rn 
sa - Interessant ist übrigens, daß, wie E Altstaedt (9) gefunden | initialis bei Tuberkulose. (D. m. W. 1918, 44. Jg, Nr. 46, S. 1272—1274.) — BE; 
g kuat, hat, für die Partialantikörperbildung die angeborene Veranlagung -A Omon und G. Pototschnig, en ed an Patholoriseh anata, ' N. SR 
u, mi ‘  mitbestimmend ist, sodaß also Geschwister, gleichgültig ob sie es en Bilde primärer Lungen- und primärer Darminfektion bei der Tuber- Mi TREE 
R Ei | s . e ' i : ose der Kinder. (Beitr. z. Klin. d. Tbe. 1918, Bd. 40, H.1 u. 2, S. 87—109.) — far: 
BB f klinisch p gesund oder krank sind, im Kindesalter das gleiche 5. G. Deycke, Altes und Neues über Partialantigene der Tuberkelbacillen. (Zschr. KERI; Ei l 
t lese} Immunitätsbild besitzen. E o f. Tbc. 1918, Bd. 29, H. 2, S.88—102.)— 5a, Max Bürger, Ein Beitrag zur Chemie der 1) PESTE PERES 
de leg! Für de Behandlung kommt es darauf an, den Körper mit uber eolnaalflontone, (Ihe 1918, pa cn 3 10 24) . 8. E. Tismer, 1 hin i 
', 17 arti 1 j “ohliohen | Ein Beitrag zur Lungentu erkulose und ihrer Behandlung mit besonderer HR; ENTE Eg 
ale s | ; TE p artialantikörp SEILZUVETSOLZEN, da u der et Berücksichtigung des Verfahrens von Deycke-Much. (Beitr. z. Klin. d. Tbe. 1918, : al Bank 5 
3 NA, schung der gleichzeitig vorhandenen drei Antikörper A, F und N | Ba. 89, S. 269—200.) — 7..Fr. Th. Münzer, Ein Beitrag zur Frage der Speeifität 1 De 
fen Ii; eine wirkungsvolle Immunisierung zu erwarten ist. Findet sich also | der Intracutahreaktion bei Tuberkulose mittels Partialantigenen. (Ebenda Habt H ni A 
gwi, eine ungenügende Reaktion, z. B. nur gegen N und F, so spritzt man a no 3, Nee EN le a Tüberkulono] u BE). 
nn ee ld $ oc : . i itä ti igenen : -Much. / Da. 99, ar: i 
mitay `` von N und F täglich intramuskulär um die Hälfte steigende Dosen ein, | 3 ua 8. 283—268.) — 9. E. Altstaedt, Immunbiologische Untersuchungen I Hi T 
a; .  wobeiman mit 1/100 cem derjenigen Konzentration, die eben noch eine | über Tuberkulosedisposition und Immunisierungsmechanismus. (Ebenda - 1211 Po Ra 
pig; positive Reaktion gab, beginnt. Über den Erfolg der Behandlung 1918, Bd. 39, S rae — D w PO Nee iranl npl olog tighe Dater e ARETAS t 
af ientiert dai ; : i : ~ | suchungen über Tuberkulose. enda 1919, Bd. 40, S. 225 bis u. Bd. 39, - ne: : 
mié) ar er er das Auftreten von Reaktionen, ee rel er. H. 2.) — 11. E. Gabbe, Erfahrungen in der diagnostischen und therapeutischen EN Pi l 
en ‚ Ja ger in acutanr eaktion. In dieser Weise wurde von W.Mü er (10) Anwendung der Deycke-Muchschen Partialantigene bei der Lungentuber- MRA 9. 
isti gezeigt, daß bei’ der specifischen Therapie mit den verschiedensten | kulose. . (M. m. W. i918, Nr. 50, S. 1400—1409.) ee A e RROD 
i Ti Zu i 2 — 0 | | l "1 i Fe 
Er | Aus den neuesten Zeitschriften. — Eg i E ee. 
nr | (Siehe auch Therapeutische Notizen.) E . u Sul wu eh 
hie l ; , va F 25 SU `, | EMIR a a 
N tig Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 17. Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 15. | Re Mi,’ 
pi“ ~ Wollenberg (Berlin): Grobanatomische, Befunde bei Nerven- .M. Rubner: Von der Blockade und Ähnlichem. Die Verluste u pen 
m, operationen, Verfasser beschreibt eine Reihe typischer Befunde, wie sie | der Zivilbevölkerųng durch die Blockade bis Ende 1918 betrugen über MBAN fen 
A bei Nervenoperationen immer wieder erhoben werden, wie Beziehungen | eine halbe Million. Seit Beginn des Waffenstillstandes dürften weiter "SR 
nal ‘der Nerven zu Nachbarorganen und -gebilden; innere Einschlüsse, | über 100000 Menschen an dem bestehenden Nahrungsmangel gestorben. Hu 
v4 Fernlähmungen, Beeinträchtigung durch mechanische Einflüsse, Gestalts- | sein. Durch die Aufhebung des Schutzes der Ostgrenze besteht die i 
7,  _ veränderungen und Kontinuitätstrennungen der Nerven. | ._ | Gefahr des Seuchenimportes von Polen her. Es handelt sich. nament- 
ie: an Henneberg (Berlin): Ungewöhnlicher Fall von multiplem | lich um die Einschleppung des Flecktyphus, der in einer -schlecht ge- 
A ' - Mirmabsceß. Das verschiedene Alter der-Abscesse im beschriebenen, | nährten Bevölkerung den. richtigen Nährboden findet. Keine Seuche 
4 mehrfach falsch diagnostizierten Fall weist darauf hin, daß sie nicht | klammert sich so an die Unterernährung wie diese. . Falls sich in Zu- 
ih gleichzeitig durch eine Aussaat von Bakterien entstanden sein können. | kunft der Verkehr mit Polen auf: dem Schiffahrtswege der Weichsel 
er Die zahlreichen kleinen Abscesse, die in den Kapseln oder diesen außen |: vollziehen sollte, werden die Verschleppungen von Flecktyphus “und 
iM „anlagen, lassen vermuten, daß die Anhäufung von Abscessen in der | auch von Cholera nach Westpreußen und Danzig einen sehr bedeutenden 
7 Weise entstanden ist, daß Bakterien die Kapsel durchdrungen und zur | Umfang annehmen. .. , T -e 
A Bildung neuer Abscesse Veranlassung gegeben haben. Man könnte | . Steudel: Die Bedeutung der deutschen Tropenärzte für die 
5, derartige Abscesse Konglomeratabscesse nennen. . Eingeborenen und für die Wissenschaft. Vortrag, gehalten in der Außer- 
f -am „ Moeli (Berlin): Die Rechtslage bei Einweisung in eine Anstalt .| ordentlichen Sitzung des Vereins für Innere Medizin und Kinderheil- 
£, für Geisteskranke in Preußen. Die allgemeinen rechtlichen Beziehungen | kunde in Berlin am 8. April 1919.. R I: no 
| H. Strauß: Ergebnisse der Kriegserfahrungen für die Physio- 


$ ` Geisteskranker sind reichsgesetzlich geregelt, die Ausführung der Für- | 
‚sorge ist in den einzelnen Bundesstaaten vollständig geordnet. Hier ochen werden die 
ware zu bestimmen, wieweit eine mit der Anstaltsbehandlung ver- | | | 
ande Freiheitsbeschränkung gesetzlich zu regeln ist, .und ob dies 
urch Reichs- oder Landesgesetz, erfolgen soll. 
i Strauß (Berlin): Grippepneumonie und Gravidität. Die Sterb- 
lichkeit der Pneumonien jenseits des siebenten Schwangerschafts- 
BA e war erheblich: größer als bei den Fällen vor ‚Ablauf des 
es ia enten Monats und den Nichtschwangeren. Die künstliche Unter- 
' . Mechung der Schwangerschaft ist hier nicht zu empfehlen. In allen | S 
 Schwereren Fällen wandte Verfasser die Serumbehandlung an. | Paetsch (Stettin): Erfahrungen mit dem Boehuckeschen Ruhr- 
. . Eisner (Berlin): Zur Erklärung der Tertianafälle nach Tropica- | impfstoff Dysbakta. Die Impfung selbst ist unschädlich, geht aber im 
‚Infektion, Die Arteinheit der Malariaparasiten ist unwahrscheinlich. | allgemeinen mit stärkeren Reaktionen einher als die Typhusschutz- 
Besonders erscheint die Deutung eines Typuswechsels bei der | impfung. In der Inkubation befindliche Infektionen können durch die 
Erscheinung der Tertianarezidive nach überstandener Tropica gezwungen. | Impfung manifest werden. Eine geringe relative Schutzwirkung gegen 
i das Auftreten der Infektion muß der Impfung zugeschrieben werden; 


iese Erscheinung ist einfacher durch eine Superinfektion erklärt, | : 
u die pathologischen Prozesse im Darmkanal werden dagegen in keiner 


wobei die Tertiana zunächst latent ‘bleibt. re 
Tornai (Budapest): Beiträge zur Behandlung der schweren | Weise durch sie beeinflußt. 3 aan, ai ` 
Karl Zieler (Würzbùrg): Nierenschädigung ohne Eiweiß. Die ` 


| Hutenzatäle. Die Anwendung der intravenösen Resoreinbehandlung ür | 
„x am besten zum Ziel. Unter 98 Fällen starben drei. Bei jeder | im Verlaufe einer Quecksilberbehandlung fast regelmäßig auftretende 
unkomplizierte hyaline Cylindrurie verschwindet stets zwei bis drei / 


Behandlung wurden 10 ccm einer 3% igen Lösung injiziert. | 
. Reckzeh. Monate nach Beendigung der Kur von selbst. Sie ist als leichtester 


logie. der Ernährung und für die Diätetik. Bespr. 
Ergebnisse für die praktische Diätetik. ` 
Ludwig Teleky (Wien): Zur Epidemiologie der Tuberkulose. 
Die so ganz besonders hohe T’uberkulosesterblichkeit des männlichen _ 
Geschlechts kann nur zurückgeführt werden‘ auf gerade den Mann in 
der Stadt besonders treffende Schädlichkeiten: das sind die Schädlich- 
keiten, die die Berufstätigkeit mit sich bringt. Hingewiesen 
. wird daher auf die Wichtigkeit der Berufsverhältnisse: der Arbeitszeit, 
des Arbeiterschutzes, der Berufshygiene. 


— 


et HN Tr A UN N e—<T 


Pai 


TA O - % 
OE % iie i 


K 
u : 
dei mn 
ee ia I FE £ - 
N FE 5 i 
HTA w 


e 


7 ` 


engine 
anor ar 
Seme tmm. t- 


we a a Aea a S aT 


ar rel 
Nee s 


ern nt 


. ‚Magenverletzung. 


‚lazarett Singen. Man kann jedem Amputierten mit gutem Gewissen 
‚raten, sich in Singen seinen Armstumpf nach dem Sauerbruch- 
. schen Verfahren versorgen zu lassen. Bevor der Patient aber hierher- 


‚zu machen. 


‚bayerischen Armeekorps. Der Erfolg war durchaus befriedigend, da es 
= schweren Störungen zu befreien und sie voll erwerbstüchtig zu machen. 
Die Wirkung der Revolution machte sich übrigens im wesentlichen 


‚verschwanden, das Sprachvermögen wiederkehrte usw. 


 gewerbearztes. 


. elends“. 
. Nach behandlung Amputierter. 


. von seiten des Gefäßapparates. 


- führt. 


11. Mai. 


On 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19. 


Grad einer toxischen Nierenschädigung zu betrachten, aber nur ein Zeichen 
einer energischen Ausscheidung des Quecksilbers und nicht etwa eine Vor- 
stufe der Eiweißausscheidung. Sie kann neben dieser vorhanden sein, - 
tritt aber meist für sich allein auf, Während es sich bei der ernsteren 
Eiweißausscheidung um eine Schädigung der Glomeruli handelt, 
kommt bei der Cylindrurie nur eine Schädigung der sich leicht wieder 
ersetzenden epithelialen Gebilde in Betracht. Jedenfalls sollte 
mindestens in der zweiten Hälfie der Quecksilberkur der Urinsatz auch 
mikroskopisch untersucht werden. 

R. Deußing (Barmbeck-Hamburg): Röteln ähnliche exanthema- 
tische‘ Erkrankungen und ihr Blutbild» Das völlige Fehlen der in 
palpablen Drüsenschwellungen zum Ausdruck kommenden Reaktion der 
Iymphatischen Gewebe und dementsprechend das Ausbleiben der 


„für Röteln charakteristischen Blutreaktion weisen auf eine Sonder- 


stellung und vielleicht Abtrennung von Röteln hin. 
G. Tiefenthal (Köln):. Ein Fall von Fremdkörper im linken 
Unterlappenbronchus. Beitrag zur Tracheo-Bronchoskopie. In dem mit- 


- geteilten Fall hatte ein Schubnagel i!/2 Jabr lang in dem Bronchus ge- 


sessen. Da es sich um einen metallenen Fremdkörper handelte, hatte 
das Röntgenbild die Sachlage geklärt. In Chloroformnarkose wurden 
‘die obere Tracheotomie und die untere Bronchoskopie ausgeführt, 
‚worauf die Extraktion des Nagels gelang. Übrigens gibt es auch Fälle 
von metallenen Fremdkörpern, wobei die Röntgenaufnahme zu keinem 
Resultat führt. Die Bronchoskopie (eventuell Absuchen beider Bronchial- 
verzweigungen) ist daher nicht zu umgehen. Während ferner bei 
Steinen das Röntgenverfahren einigermaßen sichere Anhaltspunkte gibt, 
wird bei Iinochenstücken nur sehr selten ein positives Resultat erzielt. 

Otto.Hirschberg (Frankfurt a. M.): Über Spasmus bei 
Ein in seiner Länge weit aufgerissener gefüllter 
‘Magen zeigte stundenlang völliges Ruhigstehen, kein Aufstoßen, kein 
‘Erbrechen, und zwar durch stärksten Spasmus. Der Spasmus ist als 
.Schutz. gegen Austreten von Mageninhalt in die Bauchhöhle unter 
möglichster Adaptation und AÄnpressen der \Vundränder aneinander 
aufzufassen. j 

S. Rosenberg (Berlin): Zur Prage des Gasbrandes. Zweimal 
kam Gasbrand zur Beobachtung nach Einspritzung von Coffein. natr.- 
salieyl. aus „sterilen“ Ampullen, wie sie von der Militärverwaltung 
geliefert wurden. | 


"W. v. Brunn (Rostock): Die Prothesenarbeiten im Reserve- 


kommt, ‘soll mit der größten Energie alles Mögliche geschehen sein, 
um die Stumpfmuskulatur zu kräftigen und alle Gelenke völlig beweglich 
F. Bruck. 


"Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 15. 


- Karl Weiler: Ein Jahr Kriegsneurofikerbehandlung im ersten, 


gelang, im Laufe nur eines Jahres Tausende von ihren zum Teil sehr 


dadurch bemerkbar, daß sehr viele der noch zur Behandlung Vorge- 
merkten fast augenblicklich gesundeten, indem die Zittererscheinungen 


Koelsch: Zehn Jahre Landesgewerbearzt. Bericht über den 
beträchtlichen Umfang der Dienstaufgaben des bayerischen Landes- 


RudolfPürckhauer (München): Zur Bekämpfung des „Stumpi- 
Mitgeteilt werden die. Erfahrungen und Resultate bei der 
Das „Stumpfelend“ kann auf ein Mi- 
nimum beschränkt werden. Eingegangen wird nicht auf die Prothesen- 


‚fragen, sondern nur auf die ärztlichen Maßnahmen, die sich mit 


dem Stumpfe selbst beschäftigen. Ein Schematisieren der Stumpf- 


. behandlung kann es aber nicht geben. 


Georg Riebold (Presden): Komplikationen der Malaria 
Die Malariakeime üben einen Einfluß 
auf die Vasomotoren aus, der zur Blutdrucksenkung 
Dadurch allein kann es bei gleichzeitiger chronischer Ne- 
phritis zu einem ungünstigen Verlaufe dieses Leidens kommen. Auch 


. beim Entstehen von Ödemen und Thrombosen spielt diese E n t- 


spannung des Gefäßsystems eine Rolle. Ferner beeinflussen die 
Malariakeime wahrscheinlich die den Herzschlag regulierenden ner- 
vösen Apparate, wodurch es gelegentlich zu Rhythmusstö- 


rungen (Extrasys tolen und dergleichen), sehr häufig aber zu 
‘einer wochenlang anhaltenden Tachykardie kommen kann, Der 


x 


Herzmuskel als solcher wird aber durch die Malaria wahrscheinlich 
nicht affiziert. | 


Karl Zieler (Würzburg): Außergeschlechtliche syphilitische 
Ansteckung bei Heeresangehörigen und Dienstbeschädigung. Eine 
Dienstbeschädigung ist nur dann anzunehmen, wenn die Ansteckung 
im Dienst zustande kommt oder durch die besonderen Verhältnisse des 
Dienstes verursacht wird. Die größte Zahl der extragenitalen An- 
steckungen ist aber die Folge des geschlechtlichen Verkehrs in wei- 
terem Sinne (Küssen usw.) Dienstbeschädigung liegt jedoch 
vor, wenn bei einem syphilisfreien Kranken eine mangelhaft gereinigte 
Venenpunktionskanüle die Veranlassung gibt zur Entstehung. eines 
Primäraffektes an der Stelle der Blutentnahme. Berichtet wird über 
einen hierhergehörigen Fall, der durch Gebrauchsgegenstände, wie 
Triokbecher und dergleichen, im Schützengraben zur Ansteckung kam. 


Hier wurde die Infektion im Dienste und durch einen Kameraden 
erworben. i 


0. Vulpius (Heidelberg): Keine quere Tenotomie mehr! Bei 
der queren subeutanen Tenotomie ist es unmöglich, die Größe der Dia- 
stase der Sehnenstümpfe genau zu bestimmen. Eine Dosierung der 
Diastase ist aber erforderlich. Die ideale Forderung ist sogar, eine 


dosierbare Sehnenverlängerung zu erzielen, ohne Unterbrechung der - 


Kontinuität, also ohne Erzeugung einer Diastase. Das wird am besten 
erreicht durch eine Methode, die der Verfasser als Rutschenlassen 
der Sehne bezeichnet und genauer beschreibt. 


E. Marx: Notiz zur Färbung tuberkuloseverdächtiger Sputa. Man 
lasse die Gegenfärbung ganz weg oder ersetze das Methylenblau durch 
Chrysoidin. l 

W. Stocltzner (Halle): Über Pseudoikterus nach Mohrrüben- 
genuß. Bestätigung der Angaben Kaupes. 


, Erich Klose (Hirschberg i. Schl.): Hautverfärbung bei Säug- 
lingen und kleinen Kindern infolge der Nahrung. Gleichfalls Bestäti- 
gung der Angaben Kaupes. | 


Alfred Groth: Bericht über die Ergebnisse der Schutzpocken- 
impfung im Königreich Bayern 1916. Die Ergebnisse waren recht 
günstig. | F. Bruck. 


‚Zentralblatt für innere Medizin 1919, Nr. 16. 


Georg: Rosenfeld: Kriegsiehren zur Diabetesbehandlung. 
Die Abnahme der Todesfälle an Diabetes während des Krieges ist 
unbestreitbar, wie die Statistiken von Breslau, Berlin und München, 
die der Verfasser anführt, beweisen. Die günstige Einwirkung der 
Kriegskost kann sich aus drei Faktoren zusammensetzen: 1. Die 
Kriegsernährung mit ihrer Bevorzugung von Brot, Kartoffeln und 
Rüben hat eine Art Kohlehydratkur dargestellt, 2. die 
Fleischeinschränkung ist den „eiweißempfindlichen“ oder 
auch im besonderen „fleischempfindlichen“ Diabetikern gut bekommen, 
3. die gesamte Calorienbeschränkung hat endlich ebenfalls 
günstig gewirkt. Es folgt daraus die Lehre, daß für den Diabetiker 


Kostknappheit eine qualitativ ungeeignete Kost zur Kost der Wahl 
machen kann. 2 W. 


Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 16. 

E. Liek: Über die Behandlung des erschwerten Dekanülements. 
Vorgeschlagen wird: Bei erschwertem Dekanülement nach oberer Tra- 
cheotomie, ohne erkennbare Ursache, zunächst die physiologisch unge 
fährlichere untere Tracheotomie auszuführen. Auf diesem ein- 
fachen Wege wird, wenigstens bei einem Teil der Kinder, die Be- 
freiung von der Kanüle gelingen. In vielen Fällen ist eine organische 
Stenose auszuschließen. Fs müssen funktionelle Störungen und Sp% 
stische Zustände angenommen werden. Selbst wenn die untere Tra- 


cheotomie nicht ans Ziel bringt, ist sie immer noch wertvoll als Ein- | 


leitung für spätere Eingriffe, 
W. Burk: Fascienplastik bei Ischiadicuslähmung. Bei zwei Pe- 
tienten mit Ischiadieusläihmung wurde die fehlerhafte Fußstellung be- 
hoben durch Implantation eines Fascienstreifens. Es wurde der fünfte 
Mittelfußknochen freigelegt und umgangen. Ferner die Tibiavorder- 
fläche an der Grenze zwischen mittlerem und unterem Drittel freigs 
legt und eine breite Periostbrücke gebildet. Nun wurde die Haut Her 
einem Schnitt zum anderen mit der Kornzange stumpf unterminie! 
und ein in der Fascia lata entnommener 8 cm breiter, 30 em lange! 
Streifen durchgezogen und oben an dem Periost der Tibia und unten 
in Schlingenform um den Mittelfußkoochen herumgezogen. Nach VIE 


wöchiger Ruhigstellung im Gipsverband ergab sich ein guter Gebrauch 
ı des Fußes. Zu Bg. 


Es N Pe a aa MR a a ee Re en ae el e A Vote ne E: " nn 
| en ET TTS R ae a. we : T K ur 2 a ie es n ee n m Bi a ; P, n 
i ee ee a ee Pl er lee len Ir, o Apiapi 
Io = en a a ne ! en aD a, FF l AR ER 4 IR E l E E 7 TER we NA gn l a uA Eo 
=== jp u BE u Ä . = = 1 BR Kr 
wahr F. Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 16. ae re ‚Klemperer und Dünher (Berlin): Behandlung der Nieren- EB 
= “ S. Vollmann: Schwere Geburtskomplikation bei Uterus bicornis_| K@nkheiten (H. 3) und der Erkrankungen der Atemorgane (H. 4). Be- f Eph 
| pl septus bicollis. Bericht über eire 26 jährige, ‚zum‘ zweiten: Male ge- re nn modernen therapeutischen Methoden“ bei den lokalisierten fi Big 
Bas: bärende Frau, die vor iwei Jahren‘ eine normale Entbindung durch- | . s ran nn an en Katarrhen der Re- ig i ieh, ni 
KR gemacht hatte und bei der jetzt die normale Entwicklung des Kindes | *Patonsorgane, dem Asthma und Emphysem. N EIDER ak 
E >? unmöglich gemacht war. dadurch; daß der Durchtrittsschlauch ober- Wal dschmi d t. (Berlin): Das Wohlfahrtsamt. Besprechung der | Pi aaan, 
, halb der Scheide eine starre Verengerung aufwies. Es wurde eine aus- | Organisation des Wohlfährtsamts und der an- die Leitung zu stellenden ef: 
venita 4 r P ne : è š 3 7 an -An j} h Zu = R z MEE N 
getragene Schwangerschaft in dem‘ rechten Teil einer doppelt ‘ange- | Ansprüche. | Pu | nn | NEE 
legten Gebärmutter festgestellt. Bei dem Bauchschnitt zeigte sich ‘der Schmidt (Kolberg): Über die Pefruschkysche Inunction bei ie He 
Fruchthalter als schräg verlaufender, walzenartiger Körper und unter- | Lungentuberkulose, Das Verfahren ist nach den mitgeteilten Erfahrungen ai Ki 
halb gänseeigroß der zweite Uterus. Ohne Schwierigkeiten wurde nach | anderen specifischen Behandlungsmethoden_an Wirkung, Billigkeit und iy i Tie 
Entwicklung eines gesunden Kindes das Uterushorn abgetragen. Ein | Bequemlichkeit überlegen. Zu e Reckzeb. 1.1 oi i: 
Vierteljahr nach der Operation fand sich im Scheidengewölbe und an |- u a S oe R E 9 i ln 
der Portio absolut nichts, was auf die bei der Operation festgestellte Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Laryngo-Rhinologie 1919, jag METY o 
Anomalie hindeutete. Man muß annehmen, daß die erste, normal ver- | | u 7 | = | ke ae 
laufene Schwangerschaft in dem anderen Uterushorn stattgefunden hat. Zu oz . 1 ee an era SR DER SEE 
Karl Christel? Stieldrehung von Eierstacksgeschwülsten bei | H- Brunner: Bemerkungen zum centralen Mechanismus des lc 
‚Kindern. Kasuistischer Beitrag. Bericht über zwei Fälle von Dermoid | Veslibulären ; Nystagmus. Das Großhirn verhält" sich zum vestibulären IM: ch 
des Eierstocks, das im einen Falle durch Incision der vereiterten Ge- | Nystagmus ähnlich wie das Kleiahirn,. welch letzteres selbst keinen ee 
schwulst, im zweiten Falle durch Laparotomie und Excision des stiel-. | Nystagmus erzeugen kann, dagegen auf den Ablauf des Reflexes einen N 1 
gedrehten Tumors geheilt wurde | | >. Bg hemmenden Einfluß ausübt. Die Entstehung der langsamen, nicht die le. 
; , ; $ ° , s i l ae . j . al BR: EIER > 
un | ‚der raschen Nystagmuskomponente muß dem :Labyrinth zugeschrieben PT PEST o 
nn. = z . ‘werden. Das periphere Organ, von dem .der Reiz zur raschen Nystag- Kun: RAE k? j 
alas} < l Die Therapie der Gegenwart, Heft 3 und 4. -> muskoniponente ausgeht; ist die äußere Augenmuskulatur. Aus dieser I i n o 
> `. Heft3. W. Zinn (Berlin): Über Trichinose. Verfasser beob- | Auffassung des Nystagmus lassen sich für die Lokaldiagaose intra- Bi: 
us} . achtete 18 Fälle von Trichinosis. Ganz besonders charakteristisch ist | Cerebraler Herde drei Möglichkeiten in Erwägung ziehen: Man kann BERN Eiai i 
haie die starke Eosinophilie. Der Ausgang war in allen Fällen ein gün- | bei Reizung der beiderseitigen Vestibularapparate typischen Nystagmus REES 2 
stiger. Therapeutisch wurden . Aspirin, Pyramidon, Narkotica ange- ee ers Re h, Herd ‚nicht direkpst i Bj; a 
ml wandt. Schwierigkeiten kann die Unterscheidung von der Polymyositis a ee a: Ä ee! 1 ne RR er > Reflexbogens, ® Ba peded ia 
` — acuta machen, welche auch mit Diazoreaktion und Eosinophilie einher- | Nandelt sielr um corticale oder kapsuläre Herde. Es können Unregel-, pal Ea 
= Son kanne a o A P i | | mäßigkeiten im Ablauf des Nystägmus vorliegen, vor allem Fehlen der , RIE ES EF KE 
| Ptitz (Pra ): Milchinjektionen bei Grippe. Die schwere: In- ee a P9 rommen, wenn. der kenexh irar "1 BRIE a 
fluenza verläuft nit Leuko er rasch En ftrehenäß: Cyanose und Herz- < zwischen Auge uad. Obr an 1rgendeiner. Stelle gesch ädigt wurde, olmo öl i FE i 
schwäche nd ist. erfol reich zu behandeln ' durch ancak Milch- Cal reS. zur oraren Unterbrechung kam. 5 Drittens können ue ano A ie e 
antah durel künstlic] g Fieber REA | Bauen EN ‚Augenreflexe bei vestibulärer Reizung vermissen’ bei totaler Zerstörung a EE 
A ETAS PRSTIEODE l. _- |-beider Längsbündel, wahrscheinlich auch -bei einseitiger. totaler Zer- ei; 
Geiße (Freiburg .i. Br.): Behandlung iniekliöser Darmerkran- | Störung beider Längsbündel, wahrscheinlich auch bei einseitiger totaler UND EN 
‚kungen mit „Mutaflor“. Das Colipräparat Mutaflor wurde bei zahlreichen | Zerstörung eines Längsbündels, sowie der vom. Deiterskerngebiet ratik NE 
-  , Ruhr-, Paratyphus- und Mischfällen mit erfreulichem Erfolg angewandt; | stammenden Bogenfasern derselben ‘Seite. N i | Ki ir, “ 
es wurde auch meist gut vertragen. Eu: ae, | E. Wodak: Über die Verwendbarkeit des durch die Bäränysche 1 I 
Kühn (Rostock): Zur Behandlung der. Colitis ulcerosa sive sup- | 7 jrmtrommel erzeugten Lidreflexes zur Diagnose der Simulation. Der DREH Da AOSA 
‚purativa und verwandter Zustände. Escalin hat sich dem Verfasser bei Lärmapparatreflex‘ ist bei obrengesunden Pätienten’ immer auslösbar, I ee 
~ „genannten Zuständen, ebenso wie bei Magenerkrankungen, ‚ausgezeichnet außer bei mechanischer Behinderung. Es gibt völlig Taube und Taube Rn ee. 
„~ „bewährt. Besonders empfiehlt sich die rectale Anwendung. mit Hörresten, die den Reflex haben. Von 115 Ohrenkranken zeigten ie 
| v. Schütz (Berlin): Über die blutstillende Wirkung des Claudens | zwölf den Reflex nicht. Aus der Intensität des Reflexes läßt sich kein ne, 
In der Chirurgie. ‚Das Mittel leistet bei venösen, parenchymatösen, | Rückschluß auf die Hörfähigkeit ziehen. Nach Verfassers -Unter- HERE. 
mitunter auch bei größeren Blutungen sehr gute Dienste. Es gab nie- | suchungen scheint es sich. um keinen Acustieus-facialis-Reflex zu han- a" 
mals Anlaß zu einer Infektion, auch nicht am Peritoneum. deln, sondern es scheinen andere Faktoren  (Trigeminus, Vibrations- a, 
B F. Klemperer (Berlin): Über specifische Tuberkulosetherapie. gefühl, funktionelle Areflexie) mitbeteiligt._zu sein. Als Simulänten- ape. 
- Zusammenfassende Übersicht, l -Falle ist der Lärmapparat nicht zuverlässig.  Haenlein. yo 
.... Rothschild (Frankfurt a. M.): Über Eukodal (Dihydrooxy- | | . A 
; codein). Das Mittel ist weniger giftig als Morphium und ist oft da i ! ir 
"noch wirksam, "wo Morphium versagt oder eine andere Wirkung ausübt. Therapeutische Notizen. Pei 3 
= Heft 4 Umber'(Charlottenburg): Die Bekämpfung quälender Ä / | Be U Bi 
“Durstzustände durch Cesol-Merck. Die Hauptwirkung entfaltet das Eine neue Selmennaht wird von Prof. Dr. Ernst Müller IE 2’) :: 
„ Mitte] — am besten subcutan gereicht — bei acotämischer Nieren- | (Stuttgart) vorgeschlagen. Die Nadel wird 1 cm über dem Sehnenende 7: ij: En 
| Insuffizienz, profusen Magendarmblutungen, Peritonitis, Diabetes in- | ein- und quer durchstochen, der Faden so weit durchgezogen, daß nur fa : Me y 
- Sipidus und Botulismus. Es brachte stets erhebliche Erleichterung. |. der Grund der’ Schlinge übrig ist. Diese wird dann um das Sehnen- : 5 IRRE : 
_- ‚Zuweilen traten Erbrechen ùnd: Schwitzen auf. | ende herumgeschlagen und bis zur Ausstichstelle‘ des Fadens herauf- A CEUD 
een (Königsberg i. Pr.): Herzerkrankungen und Schwanger- | geführt. Dicht jenseits des herumgeführten Fadens wird die Nadel Hi 2 
schaft. Wenn nur leichte Kompensationsstörungen bestehen, so ist | wieder ein- und in der Mitte des Sehnenguerschnitts ausgestochen. Me i 
eme Unterbrechung der Schwangerschaft nicht angezeigt. Erlaubt | Am anderen Sehnenende wird die gleiche Naht angelegt. -—— Aus beiden MM er 
; ‚wäre eine Unterbrechung nur, wenn dauernde Schonung und Beob- | Sehnenenden sehen jetzt also je zwei Fäden heraus, die fest mitein- AN Ta 
| achtung unmöglich sind. Frauen mit gut kompensierten Herzfehlern, |. ander verknüpft werden. Der. Knoten ‚Kommt so in der Mitte. der Ken s hr E 
; Namentlich Mitralfehlern, kann man die Ehe gestatten. t | Sehnenwunde zu liegen und ist dann äußerlich nicht mehr sichtbar. ur ee 
i Neumann (Baden-Baden): Thoraxmißbildungen als Konstitutions- | (Zbl. f. Chir. 1919; Nr. 16.) BE 2 a bi UM 
“anomalien und ihre Therapie. Die Verknöcherung des ersten Rippen- Über die Behandlung .entzündlicher Adnextumoren mit: Terpentin- ge 
Kmörpels ist in der Hauptsache eine Alterserscheinung. Auch andere | einspritzungen berichtet B. Zoeppritz (Göttingen) nach Erfahrungen fs T R > 
an der Universitäts- Frauenklinik’ Die Methode war folgende: Es Ki: Bi Ber 
wurde nach dem Vorschlage von Klingmüller Terpentin in N ; E aoo 


`- . Mißbildungen am ersten Rippenring, wie die Stenose und die abnorme 
w Neigung der oberen Thoraxapertur, hielten nicht Stich als dis- 
„Positionelle Faktoren für Tuberkuloseentstehung. Die Freundsche 


Peration ist erfolglos. F ur 
‘ Friedlaender (Wiesbaden): Die hemiplegische Bewegungs- 


D 


n örang und ihre Behandlung. Der wichtigste therapeutische Faktor ist 
en e Öbungsbehandlung. Die Behandlung der hemiplegischen Lähmung 


- soll 


Unmittelbar nach dem Insult beginnen. 


N re 
EZ 


öliger Verdünnung verwendet (10 Terpentin auf 40 Ol. oli- 
varum) Davon wurde 0,5 cem eingespritzt, und zwar in. der hinteren 
. Axillarlinie zwei bis drei Querfinger unterhalb des Darmbeinkammes 
bis auf den ‚Knochen. Örtliche. Schädigungen. und Eiweiß im Urin 
wurden nicht beobachtet. Es wurde alle vier bis fünf Tage einge- 
spritzt bis zu elf Injektionen im Laufe der Behandlung. — Die Mehr- 


` 


(] 
x ' 
A 
2. 
u 
uns ` 
i R N l 
pLi 3 ~S F ' 
” ' E e s -T 
a 
Se 


~ 


a ee ER N ARECRE: i 
R er rewi eure an er ne ei e yana ~ » 


ne BAR A 
$ — ag A 


ne ent, 


nr re 
De a et me SE 7 


en BT En 
re Ta E i 
u eu EO 

y braa sa a 


R- 


injektionen berichtet C. A. Hoffmann (Berlin). 


472 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19. 


STETTIN Te nn nn 


- 11. Mai. 


zahl der frischen eitrigen Adnexerkrankungen wurde sehr günstig be- 
einflußt. Ältere Adnezerkraukungen sind dieser Behandlung weniger 
zugänglich. Es scheint, als ob auch die Tuberkuloseerkrankungen 
dieser Teile durch die Behandlung günstig beeinflußt werden. (Zbl. f. 
Gyn. 1919, Nr. 16.) Be. 

Über die Behandlung der Bartflechte mit percufanen Vucin- 
Diese Methode 
bewährte sich in 18 Fällen. Ihr Anwendungsgebiet ist aber noch be- 
schränkt (nur scharf begrenzte Formen wurden behandelt). Am Kinn 
und an den Lippen traten manchmal starke Schmerzen auf. (D.m.W. 1919, 
Nr. 15.) 

Zur Behandlung großer Furunkel oder Karbunkel empfiehlt 
Kurtzaka den Hautlappenschnitt an Stelle des tiefen Kreuzschnittes 
(Gewebskreuzschnitt). Bei dem Hautlappenschnitt fällt der Gewebszug 
weg, die Schrumpfung ist daher wesentlich geringer. Auch hat man 
bei diesem Schnitt statt eines tiefen Kraters eine flache Mulde und 
vier nur wenig geschrumpfte Hautlappen, die den Defekt fast bedecken. 
(D. m. W. 1919, Nr. 15.) 

Zur chronischen Jodkur empfiehlt Überhuber (Neustrelitz 
i. Meckl.) das Alival (ein organisches Jodpräparat). Es enthält über 
63% Jod. In den Handel kommen Tabletten zu 0,3 g Alival (= 0,2 g 
Jod) und Ampullen mit 1 g Alival (= 0,63 g Jod). Injiziert wird 
täglich 1 g intramuskulär oder intravenös (nicht subeutan wegen der 
Schmerzhaftigkeit). Es ist auch äußerlich 10- bis 25%ig in Form der 
Inunetionskur und rectal in Form von Suppositorien anwendbar. Aus- 
geschieden wird es weit langsamer als die Jodalkalien. (D.m. W. 1919, 
Nr. 15.) F. Bruck. 


Bücherbesprechungen. | 


Stefani und Selter, Veröffentlichungen des Deutschen 
Vereins für Schulgesundheitspflege und der Ver- 
einigung der'Schulärzte Deutschlands 1918. Sonder- 
abdruck aus Zschr. f. Schulgsdhtspfl. 1918, Nr. 12. Leipzig i918, Voß. 

Als Ersatz für den Ausfall der Jahrestagung beschloß der Vor- 
stand die Herausgabe von Abhandlungen, die fast ausschließlich Grenz- 
fragen von besonderer Wichtigkeit für den Schularzt betreffen; voraus- 
geschickt ist ein Nachruf für den Stadtschulrat Dr. F. Steinhaus 
in Dortmund, der als Schatzmeister der Vereinigung und durch eigene 

Untersuchungen, sowie durch organisatorische Arbeiten im Auftrage 

des Vorstandes sich besondere Verdienste um die Schulgesundheits- 

pflege erworben hat; er erlag einer Infektion bei einer Leichenöffnung. 

Von den einzelnen Aufsätzen behandelt der von A. Gottstein die 

Gründe für die Notwendigkeit der ärztlichen Überwachung von Kinder- 

fürsorgeanstalten und Krippen; er erwähnt hierbei die bisher einge- 

sehlagenen Wege zu einer umfassenden Beobachtung und die Zusammen- 
hänge mit dem schulärztlichen Dienst. F. A. Schmidt (Bonn) bringt 
eine eingehende Darstellung der Einrichtung des Schulkindergartens 
unter Hervorhebung der geschichtlichen Entwicklung, der besonderen 


Gründe für die Überweisung noch nicht schulreifer, aber schon schul- 


pflichtiger Kinder in eine der geringeren Leistungsfähigkeit entspre- 
chende Einrichtung, die die Methoden des Kindergartens mit einem für 
die Schule vorbereitenden Unterricht verbindet, die aber mit der Volks- 
schule selbst zusammenhängt. Er berücksichtigt hierbei auch die aus- 
ländischen Schöpfungen und verlangt schließlich auf Grund der ge- 
sammelten Erfahrungen, daß die bisher nur vereinzelt bestehenden 
Schulkindergärten zu einer festen Einrichtung der Volksschule ausge- 
staltet werden. Hunaeus begründet die Einführung des Unterrichts 
in der Säuglingspflege für die Mädchenschulen als eine Maßnahme zur 
Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit. Der Unterricht hat sich be- 
sonders auf Säuglingspflege zu erstrecken und soll überwiegend theo- 
retisch, aber verbunden mit Demonstrationen sein. Praktische Übungen 
fallen besser fort. Gegen die Erteilung dieses Unterrichts durch Ärzte 
erhebt Hunaeus Bedenken und will ihn lieber der durch besondere 
Kurse vorbereiteten Lehrerin, am zweckmäßigsten der Haushaltungs- 
lehrerin vorbehalten wissen, da pädagogische Vorbildung unerläßlich 
ist. Oebbecke behandelt die Beteiligung des Schularztes an der 
Berufswahl und der Auslese der Begabten, bespricht hierbei die neuesten 
Ergebnisse der Schulpsychologie und der von Lipmann und An- 
deren angegebenen Methoden zur Feststellung der Berufseignung und 


` zieht an der Hand der gemachten Beobachtungen die Folgerungen für 


die einzelnen Schulformen und die Mitwirkung des Schularztes. Er 
fordert auch für diesen unter Hinweis auf Ziehen, daß er sich mit 
den Grundlagen der modernen physiologischen Psychologie beschäftige, 


hält aber für die Mitarbeit an der Auswahl der Begabten die Teilnahme 


eines besonders geschulten Facharztes für zweckmäßiger. Lewan- 
dowski begründet die Notwendigkeit der gesundheitlichen Über- 


~ 


kunft Wert behalten werden. 


wachung der schulentlassenen Jugend beider Geschlechter mit den be- 
kannten Tatsachen der Physiologie, Pathogenese und Sozialhyeiene 
jenes Lebensabschnitts und gebt besonders auf die gesundheitlichen 
Forderungen für die militärische Vorbildung der Jugend und das 


„Dienstjahr der Frau“ ein. Zum. Schluß stellt Roller die Ergeb- 


nisse einer Erhebung des Deutschen Vereins für Schulgesundbheits- 
pflege über die Einwirkung des Krieges auf die Gesundheit der Jugend 
zusammen. Da das Material nur bis Ende 1917 reicht, sind zwar diese 
Ergebnisse selbst heute als überholt anzusehen. Von Belang ist aber 


aus ihnen die Ungleichheit in Stadt und Land zugunsten des letzteren, 
das Einsetzen der Verschlechterung mit Ende des Jahres 1916 und 
die Gründe, die zur Annahme berechtigen, daß die von den Städten 
eingeschlagenen Maßnahmen der Schulkinderspeisung und der Versen- 
dung auf das Land in ihren verschiedenen Formen schlimmeren Folgen 
vorgebeugt haben. Im Anschluß daran bespricht Roller eingehend 
diese beiden Maßnahmen in ihren Einzelheiten, die auch für die Zu- 
‚A. Gottstein (Charlottenburg). 


M. Matthes, Lehrbuch derDifferentialdiagnoseinnerer 
Krankheiten. Berlin 1919, Julius Springer. 600 Seiten. Mit 
88 Textabbildungen. M 25,—. 

Das Hauptgebiet der „ärztlichen Kunst“ in der Internen Medizin 


ist die Differentialdiagnostik. Und wenn auch — wie bei jeder anderen 


Kunst — das Erreichen einer gewissen Meisterschaft angeborene Be- 
gabung voraussetzt, so ist dem Verfasser des vorliegenden Werkes doch 
unbedingt darin zuzustimmen, „daß diese Kunst in weitgehendem Maße 
durch die Erfahrung erlernt werden kann“. M. hat in diesem Lehrbuch 
die Fülle seiner eigenen Erfahrung niedergelegt und das fast unüber- 
sehbare Material von diagnostischen und differentialdiagnostischen Mit- 
teilungen aus der Literatur bis in die jüngste Zeit hinein kritisch ver- 
wertet. Die Anordnung des Stoffes folgt im allgemeinen dem Gange 
der klinischen Untersuchung am Krankenbett, die Einteilung 
der 22 Kapitel entspricht vielfach der in den Lehrbüchern der Inneren 
Medizin üblichen, das Buch beginnt mit den akuten Infektionskrankheiten, 
fünf Abschnitte sind den Erkrankungen der Luftwege, je einer denen der 
Kreislaufsorgane, der Milz, der Leber und Gallenwege, des Verdauungs- 
traktes, der Harnorgane, des Stoffwechsels, des Blutes, der Knochen‘ 
und der Gelenke gewidmet, während die Nervenkrankheiten einer 
späteren besonderen Darstellung vorbehalten werden. Von allen diesen 
Affektionen wird aber die Kenntnis der typischen Krankheitsbilder 
vorausgesetzt, nur die Ähnlichkeiten und Unterscheidungsmöglichkeiteß, 
besondere Verlaufseigentümlichkeiten und Komplikationen werden er- 
örtert. Demgemäß sind wieder die Unterabschnitte gegliedert, 2. B. die 
infiltrativen Prozesse der Lunge oder die Höhlenbildungen der Lunge. 
Wo die Anordnung nach Organsystehen nicht möglich ist, weil eben 
ähnliche Krankheitszustände von den verschiedensten Organsystemen 
ausgehen können, ist das Symptom oder der Symptomer- 
komplex der Leitstern der Darstellung, der ganzen Kapiteln die 
Überschrift gibt: subfebrile Fieberzustände, meningitischer, peritonitischer 
Symptomenkomplex, Ileus, Neuralgien, Kopfschmerz. 

Den Bedürfnissen des praktischen Arztes soll das Lehr- 
buch in erster Linie dienen, darum wird der Hauptwert auf die diffe- 
rentialdiagnostischen Möglichkeiten am Krankenbett gelegt und, 
wie etwa in dem Abschnitt über Rbythmusstörungen des Herzens, gezeigt, 
daß ein guter Beobachter sich auch in solchen schwierigeren Dingen 
ohne kompliziertere Methoden einigermaßen orientieren kann. Zur 
Ergänzung dieser Befunde dienen Krankenhausbeobachtung und 
Laboratoriumsuntersuchungen. Die Kriegserfahrungen sind weitgebend 
berücksichtigt, so in den Veränderungen des Typhusverlaufes bei 
Vaceinierten und in dem Abschnitt über die Weilsche Erkrankung. 
‘An Stelle langer Krankengeschichten sind hier und da kurze klinische 
Beispiele angeführt, die das Wesentliche treffend erläutern. 7 

Zahlreiche gute Abbildungen begleiten den Text, die Bogen, ie 
farbige Illustrationen tragen, sind aus vorzüglichem Papier, der Dru 
des Werkes ist durchweg ausgezeichnet. 

Allerorten bewegt jetzt die Sorge um eine bessere Ausbilo wg 
der Ärzte die Gemüter. Unter den Lehrmitteln, die hierzu berufen sind, 
darf das Matthessche Buch einen hervorragenden Platz beanspruchen. 

| Walter Wolff. 


V. Kaika, Taschenbuch der praktischen [Rune 
suchungsmethoden der Körperflüssigkeiten bar 
Nerven- und Geisteskrankheiten. Mit 30 Textabbl 
dungen. 109 Seiten. Berlin 1917, Jul. Springer. M 5,40. hal- 

Ein ganz ausgezeichnet geschriebenes, überraschend reich y 

tiges und bei aller gedrängten Wissenschaftlichkeit doch ausführlic e 

und dem Praktiker bequemes Taschenbuch. Es wird seinen Weg 

machen. Kurt Singer 


— a kas ani pS E - 
as 2 ’ + uk « 3 N v ` Li s 7 RB s t f [x 
Br y ` \ ee Xd 1 S7 Dale 
er Ka i Li R 3 `~ r s cA y 
Ze er ra A í Ye € 
B (J . t t x rT 
hS M e 1 , yb y 3 w N 5 ` A I JA’ nr si r 
Br wo. ae: f 
-4 ‘ 3 1 mn 
- i f > ud er HER 
i mE Aire r CO 
; 5 yA ahoz 
i] a EEP CE-AR 
, f: ur er HR 
ý a A 5 ta At Voas 
TAR A $ 
= r ein 
a f, 


en mg 
ig 
ERES Taure z 
oaen 
x , 


i ie p = MEDIZINISCHE KLINK — Nr. 19, 


N \ 5 : A 
° 4 N pa 


u 


ee a 

ET: 

miss 
ie: 


= 
vu 
nn 
Zenit 


i 
7 
e ur - 


Vereins und Auswärtige Berichte. - 7.0.0 


TER, 
TS: 


PR 


wirtschaftliche -Lage. Weiter erläutert er an der Hand zahlreicher 
Zitate aus Shakespeares Werken die Anschauungen des Dichters 


| - Braunschweig. mitteln - überhaupt . nicht ‘befriedigt werden: was bei den derzeitigen Hl En 
Ärztlicher Kreisverein. Sitzung- vom 15. "März 1919. ‚starken Frequenzen den klinischen Unterricht äußerst erschwert. Vor- ei u 
Kempf: Shakespeare und die Medizin. seiner Zeit. K. gibt tragender hat deshalb ständigen Gebrauch von seinem mit neuen Ver- je Eyen 
- einen Abriß des Lebenslaufs Shakespeares, behandelt ausführlich. hesserungen; versehenen „Polylaryngoskop“ gemacht und führt der EEPE Pn - 
die Entwicklung des ärztlichen Standes in England bis zu den Zeiten | Versammlung Ben nopiNerunde mit Hilfe des Instrumentos vor. EI ete 
der Elisabeth und bespricht die. wissenschaftliche Ausbildung der ` Wen en Y. Tapp einer. RAPERE 
Ärzte zur Zeit Shakespeares, ihre gesellschaftliche Stellung und | o m Hamburg. | Fr pha l 
Ai Ärztlicher Verein.. Sitzung vom 18. Februar 1919, Bi 
i In 


Lippmann: Die jetzige hamburgische Bevölkerung ist als ein 
.. Typhusrekonvaleszent anzusehen. Ein solcher muß gut genährt werden. 
Daran fehlt es aber. Statt ‚wie im. Frieden 3000 Calorien entspricht 


«no. 


Kar 
torm ner 
Eo e 
me 
= 


- und seiner ärztlichen Zeitgenossen. auf den Gebieten der Anatomie, 
Pharmakologie und ihr. Wissen 'in den verschiedenen. 


ie > 
ay Ta 
TA 


biren O 


ar 
Y 
N N ey 
AS aan 
En. Dean Be 
l 


h pte © 


- Physiologie, | 
> Fächern der Biapischen Medizin. Kempf. die ganze uns- täglich zur Verfügung stehende Nahrungsmenge etwa H TUR RED 
"1500 bis 1600 Calorien. Davon gehen uns noch durch den jetzt herr- Merai Ta 
| Greifswald. schenden Verkehrsausstand 400 .Nähreinheiten verloren. ` Nehmen’ wir AURORA 
Medizinischer Verein. Sitzung vom 4. April 1919. nämlich einen ungewohnten Marsch von täglich zweimal einer: Stunde- pa i ar A 
Friedberger: Über eine Methode -zur Trennung von Typhus- | an, zu dem wir durch den Ausstand gezwungen sind, so erfordern il a = 2 
‚und Colibakterien aus ‚Gemischen. Vortragender hat im. Anschluß. an die etwa zurückgelegten neun Kilometer wenigstens '400 Calorien. Es N l BE An 
seine Versuche mit Kumagai über die hämolytische. und bakterien- | wird uns also durch den unnützen Marsch ein Viertel unserer täglichen Er KR 2 
tötende Wirkung des Kaolins!) weitere. Versuche über die ‚Adsorption | Nabrungsmenge entzogen. Dieses Viertel ist in 180 g Brot — also’ in ln wis on 
. der Bakterien angestellt. -Im Anschluß aù die Versuche von-Wie- | über der Hälfte unserer täglichen: Brotmenge — enthalten. Gegen f I 
. chowski, Kuhn, Kraus, Salus, L. Michaelis, Eisen- | diese von den Ausständigen 'uns auferlegte neue „Hungerblockade“ N RAES o 
berg und Anderen werden die theoretischen Vorstellungen über das | kann nicht: laut genug Einspruch erhoben werden. L. empfiehlt, eine `- ; piii T 
Wesen der Adsorption’ kurz besprochen. Die Übertragung, der elektro- | dahingehende Entschließung des Ärztlichen Vereins anzunehmen: und | nl ne 
allen Hamburger Zeitungen zur Veröffentlichung zu übergeben. Der GRETA: Be 

RUAA 


Dan. 


`.. chemischen Adsorptionstheorie von’L. Michaelis auf die elektive_ 
“ Bakterienadsorption ea us) wird in Übereinstimmung mit Michaelis. 
abgelehnt. 
= Die Verstärkung und Vergröberung der elektiven Adsorptiohe: 
Tierkrankheiten, die durch ähnliche ‘oder gleiche Erreger erzeugt > 5f 
Es sind vier Anaerobenkrankheiten zu unterscheiden, die, iH I 


Verein beschließt dementsprechend. 


nl _ 
NETTER 


Zeißler: Über Rauschbrand. Ausgehend von menschlichen a + RR 


anaeroben Wundinfektionen des großen Krieges bespricht Vortragender „ AU AMRDAN Piz i 


e 


te 
AL non 
ee 
ne 
Wr 


et, 


LT del 
=. Nee 


ERESE WA y 
re mu en Ik 
x 


' wirkung mancher Adsorbentien gegenüber verschiedenen Bakterienarten 


‚verwendet Vortragender schließlich, um eine. bessere Trennung der |. werden. KR. Th 
-Bakterien aus Gemischen - zu erreichen, statt der Suspensionskollöide | untereinander weitgehende Ähnlichkeiten aufweisen: 1. der spontane, To 

Filtrierpapierdochte und benutzt so neben der Adsorption auch das | 2. der traumatische, insbesondere der 'Geburtsrauschbrand der Rinder, 17 AE 
differente Capillarsteigvermögen verschiedener Bakterienarten. Auf | 8. das maligne Öder der Pferde, Maultiere, Riader und anderer Tiere, id Re oz 

diese Weise gelang es in Gemischen von Typhus- und Colibakterien | 4. die Bradsot der Schafe, Schweine und Wildschweine.. Spontaner ee! 

Åen Typhus auch unter ungünstigsten- Auagangsoe dingungen erheblich Rauschbrand und Bradsot sind Seuchen, -die in gewisßen Gegenden | E E 

anzureichern und zu isolieren 2), endemisch auftreten. Ersterer in Mitteleuropa, besonders in den: Alpen, - Hi“ Er $ 
Brüniugs: Über neuere optische Hilfsmittel der Oto- a letztere in Nordeuropa, hauptsächlich in Island, Schottland,. Norwegen, | BER a 

st logie, ‚(Mit Demonstrationen.) Vortragender erläutert zunächst die ! Mecklenburg. Der specifische Erreger des Rauschbrandes ist der Rausch- VAN | 
il | Bedeutung -der drei a optischen Aufgaben in seinem Spezial- | brandbaeillus, der speeifische Erreger der Bradsot ist der Bradsot- Lo a 
fach: 1. der Vergrößerung, 2. des körperlichen Sehens,- 3. der Demonstra- | bacillus. ` Der spontane .Rauschbrand befällt fast nur junge Rinder, am . ARBI DEn iE? o 

.| traumatischen und Geburtsrauschbrand erkranken auch ältere Rinder. o SARME ee 

Bei anderen Tierarten als Rindern ist bis jetzt niemals der Rausch- . laß HABEN x 


brandbacillus als Krankheitserreger gefunden worden. Vom wirklichen MENE © 
Geburtsrauschbrand (durch den Rauschbrandbaeillus hervorgerufen) - hai N 
wurden bis ‘jetzt nur drei Fälle genau bestimmt. Das maligne Ödem - Miaa 


1. Das Bedürfnis nach Vergrö Berun g hat seit langer Zeit 


zum Bau von Fernrohren und -lupenartigen [nstrumenten geführt, von 


| = tion des Befundes. 
Die Fernrohre haben sich ` 


un. 
SOROEN 


rn = 
e-t 
tane 
ai ai ai a 
s a- N, 


‚denen verschiedene Typen gezeigt werden. 


b 
| wegen umständlicher Beleuchtung und .mangelhafter Tiefenschärfe nicht Hi 
einbürgern können. Lupen sind handlicher,. litten aber bisher an stö- | hat. keine einheitliche Ätiologie. Es wird durch verschiedenartige An- ln u 
` renden Reflexen oder groben Abbildungsfehlern. Beides konnte in den: | aerobier bedingt. "Beim. Rauschbrand‘ und dem. malignen Ödem sind a M: 
neben dem eigentlichen Krankheitserreger noch Mischinfektionen durch ai 


andere, und zwar auch -ahaerobe Keime festgestellt worden, genau wie 
bei den menschlichen anaeroben Wundinfektionen: Die bis jetzt von REN 
anderer Seite erschienenen Mitteilungen der Kriegsliteratur der Human- - . MB U 
medizin über angebliche Rauschbrandfälle beim Menschen sind samt Sa. 
‚und sonders, vor allem wegen ganz ungenügender kultureller Methodik, >. u i r 
durchaus unzulänglich untersucht. Von der gesamten, Kriegsliteratur 2 Bei ER 
können nur die zehn von Eugen Fraenkel und:Vortragendem untet- iA A HN an. a 
suchten menschlichen Rauschbrandfälle als genau "bestimmt gelten: RE: 
herbeigeführt, deren Wirkung vorgeführt wird. Erst durch sie ist die. bis jetzt gültige Auffassung von der Unempfäng- ` EIE MMR e 
B. Das „Bedürfnis nach Demonstration. der Befunde | lichkeit. des Menschen gegenüber dem ‚Rauschbranderreger widerlegt _ ERE E 1 o > 
vor einer größeren Zahl von Hörern Konnte mit den bisherigen Hilfs- . worden. | -4 | B = R eißi g. ATI AE.: . De 


4 
' „wastigmatischen Kehlkopfspiegeln und Obrlupen des Vortragenden be- 
| ‚seitigt nn (Demonstration.) . k 
' 2. -Beidäugige, stereoskopische Doaktechiung kann 
in Kehlkopt - “wie Gehörgang auf verschiedene Weise erreicht werden, 
doch muß dabei, wie an. Zeichnungen und Instrumenten gezeigt wird, 
| entweder eine Störung der Tiefenwahrnehmung oder eine den Gebrauch 
. erschwerande Fernrohrvergrößerung in Kauf genommen werden. Vor- 
., agender hat deshalb die erforderliche Ablenkung des Strahlenganges 
„durch. Anwendung geteilter Öhrlupen beziehungsweise Kehlkopfspiegel 


ae | — Rundschau. pe F a nn n e Hu 
Die Neugestaltung des medizinischen Unterrichts. . | dem Mediziner heute aadh rund drei Jahren die erste Begegnung N AN 
Yon. .mit seinem eigentlichen Gegenstande, dem .kranken. Menschen, zu- SE A i i 
Prof. Dr. med. ei bhil. w ii h K i R teil. Nach vier Jahren darf er die ersten tastenden Versuche, N. © 
pu illy Helipach, F ei ei e. us Nr. 18) zu heilen, unternehmen. Bis dahin ist alles „Propädeutik“; totes \ ah: AREA 
VL . Renee Elementarpauken der Teile, in die man den: Menschen zunutzen CITIES 
i des Medizinstüdiums auseinanderpräpariert hat und aus denen DEN 2.7. 


sich ihn im vierten und fünften Studienjahre der cand. med. müh- 


Da selig wieder zusammensetzen muß.. 
s Wirken des Arztes soll die Heilung kranker Menschen Der. Medizinerfuchs lernt zuvörderst. die OT nach denen 
Steine fallen oder rutschen, Lichtstrahlen gebrochen oder gebeugt 


sei. In einem Studium, das genau fünf Jahre umspannt, wird 
-° Zschr. f. Immun, Forsch. 1912, Bd. 13; vgl. auch Friedberger. werden, Flüssigkeiten und Gase sich ausdehnen, Töne konsonieren 
und schweben, elektrische ‚Ströme werden, wandern und wirken: 


un nd Tsuneoka ebenda 1914, Bd. 20. 
IE rscheint ausführlich in der Münchener medizinischen Wochenschr. ‚| Physik. Er lernt, wie Säuren auf Metal 6 Laugen auf Salze wir- 


~ 
ORNE | 


x 


ei ' Was tet die lebendige, Unterrichts- 
eise in der Medizin?. 


Ba 
BAT cn ” 
RNAS 

Eaa 


r: - 
ER ERTENS 
2 meter 
" Posti ren 
~ DAA TT ASA a 
n S 
~R 
= 
= > Mm 
baes In 


474 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19: 


ken, wie aus der Formel des Kohlenwasserstoffs die Alkohole, 
die Ester, die Aldehyde und Amine, der Benzolkern hergeleitet 
werden: Chemie. Er lernt das Dasein der Amöben, der Manteltiere, 
der Stachelhäuter, der Mollusken, der Würmer, der Insekten — 
wehe, wenn er deren Atmungssystem sich nicht einprägte! —, der 
Fische, Lurche, Echsen, Schlangen, Vögel, Wiederkäuer, Nage- 
tiere, Affen: Zoologie. Er lernt die Farnkräuter und Algen, die 
Coniferen und Palmen, die Differentialdiagnosen von soundso 
vielen -aceen, den Transpirationsstrom, die Assimilations- 
arbeit, die Reizleitungen der Pflanze: Botanik, Man sage 
jedoch nicht, er lerne nichts vom Menschen! Weit gefehlt. 
Er lernt Hunderte von Knöcheln mit Tausenden von 
Cristae, Foramina, Tubercula, Capitula, Sulei, Fissurae, dazu 
Bänder, Muskeln, große und kleine, flache und wulstige, 
viele, viele Nerven, die dazwischen hindüirchlaufen, ein 
unsäglich namenreiches Gehirn, Schlagadern mit allen ihren Win- 
dungen, deren Reichtum ihn schaudervoll an die Geographie- 
stunden gemahnt, in denen die Flüsse auch immer ohne erkenn- 
bar zwingenden Grund bald nach Norden, bald nach Osten, dann 
plötzlich für eine Weile nach Süden gingen, um schließlich doch 
in einen Strom einzumünden; er lernt vielerlei Gewebe kennen, 
Dutzende von Drüsen, Herz, Lungen, Magen, Darm, Leber, Milz, 
Nieren, Gebärmutter’ usw. — Anatomie; er lernt endlich die Be- 
standteile des Bluts, die Chemie der Salzsäure und des Pepsins, 
der Gallensäuren und -farbstoffe, die Gesetze des Atmens, des 
Blutärucks, der Lymphströmung, die Brechung.im Auge und den 
Prozeß im Sehpurpur, die Leitungsverhältnisse in den Nerven 
samt deren Elektrotonus und die Lokalisation etlicher psycho- 
physischer Funktionen auf der Großhirnoberfläche, samt vielem 
noch dazu, was alles eben die Physiologie ausmacht. Und wahr- 
lich, er lernt dies alles nicht nur! Er übt e. Er hantiert 


mit Chemikalien herum, fällt Salze aus und prüft mit Lackımus, 


er liest Dampfdrucke ab und zersetzt Wasser mit dem elektrischen 
Strom, er präpariert Pflanzen und schneidet Krebsen den Baych 
auf, er macht Blutkörperzählungen und stellt das specifische Ge- 
wicht von Urinen fest, er schneidet vielleicht sogar einem Kanin- 


‘chen die Vagusnerven durch und trägt einer Ratte das Großhirn 


ab — vielleicht —, vor allem er präpariert: zwei, hat er im 
Wintersemester sein Studium begonnen (wie alle Süddeutschen), 
so drei Winter lang — von den fünf Wintern des ganzen Stu- 
diums, man mache sich dies klar, drei Winter! —, er zersäbelt 
den menschlichen Leichnam, oftmals einen recht wüsten, ver- 
trockneten, künstlich imprägnierten und damit mühsam konser- 
vierten menschlichen Leichnam, um sich zu überzeugen, durch 
den Sinnenschein und die Handfertigkeit, daß wirklich alles so 
liegt, wie es im Kolleg vorgetragen wurde und im Lehrbuche 
gedruckt, im Atlas abgebildet steht. Wenn das nicht „lebendige 
Methode“ ist: von fünf Wintern des Studiums (die Winter aber 


sind für jeden Menschen, zumal für den jungen, die ergiebigste 


Lern- und Arbeitszeit des Jahres) drei Winter am toten Menschen 


herumpräparieren! | 


Dann kommt die große Cäsur des Medizinstudiums. — die 
ärztliche Vorprüfung. Sie macht aus dem bisher propädeutischen 
den klinischen Mediziner; aus dem stud. med. nach alter Unsitte 
den cand: med. — denn wodurch, darum sage ich „Unsitte“, wird 
die Tatsache, daß der Rest des Studiums Examensvorbereitung 
bedeutet, schlagender versinnbildlicht als durch diesen Kandi- 
datentitel? Nach aber fünf Semestern gilt es, das Staatsexamen zu 


bestehen — und noch hat man, den Inhalt des Berufs, den kran- 


ken Menschen, nicht mit einem Blicke zu sehen gekriegt! 


Gemach, mein junger Freund. Zügele deine stürmischen 
Berufsinstinkte. Zuvörderst: verfolgt dich nóch weiter der tote 
Mensch und der tote Stoff. Du hörst jetzt pathologische Ana- 
tomie, zwei Semester lang, das heißt, du befassest dich mit den 
Teilen des kranken Menschen, der gestorben: ist; dies mag 
dich immer an das traurige Geschick erinnern, das du auch als 
bester Arzt von einem Teil deiner Anvertrauten nicht wirst ab- 
zuwenden vermögen. Du hörst auch Pharmakologie: du lernst, 
wie metallische, metalloide, organische Gifte auf Zelle, Organ. und 
System wirken — bei der Maus, bei der Ratte, beim Hunde, auch 
beim Menschen; du prägst dir jene Mengen Giftes ein, an denen 
sine Kreatur unweigerlich stirbt —, an Tieren und Tierchen übst 
du dich vielleicht sogar selber darin, sie toxikologisch vom Leben 
zum Tode zu bringen —, aber mit Befriedigung hörst (oder 
liest) du, daß vorsichtigere Dosen nicht töten, sondern heilen, 
wenigstens lindern. Und neben soviel Todestatsache, Todesgefahr, 
Todesnähe, die dich umgibt, gerätst du jetzt ganz vorsichtig auch 


'siebenten, achten und neunten Semestern in die Stadt „al 


or TTTERTM 


m  ————— 


an den lebendigen kranken Menschen heran — aber nur 
ganz vorsichtig, denn zuerst erblickst du ihn nur von ferne, 
herrscht das Pathos der Distanz: du ‚.auscultierst“ die Klinik, 
ehe du praktizieren darfst, vielleicht, wenn du an einer großen 
Universität studierst, mit dem Operngucker, um überhaupt von 
dem kranken Menschen da unten ganz ferne etwas zu erblicken; 
ab und zu riecht man ihn ‘wenigstens, oder er macht sich, wenn 
er Schmerzen leidet, dem Ohre bemerklich. Aber du kommst, der 
Wahrheit die Ehre zu geben, auch einige Male dicht an ihn heran: 
im Perkussionskurs lernst du seine Herzgrenzen und Lungen- 
grenzen, seine Herztöne und Atemgeräusche, seine Leber- und 
Milzgrenzen abklopfen und abhorchen, vielleicht auch seinen 
Bauchinhalt abfühlen. Im Phantomkurs lernst du sogar — 
aber da sind wir’freilich schon wieder bei den Toten! — einen 
aus dem Spiritus geholten Embryo in einem Kasten, unter dem 
du dir einen schwangeren Frauenleib vorstellen sollst, befühlen, 
begutachten und aus sotanem Kasten zwischen zwei Lederklappen 
hindurch, welche die Schamlippen vorstellen, ans Licht be- 
fördern. Wie ein Mensch lebendig zur Welt kommt, betrachtest 
du vorerst auch noch aus respektvoller Ferne, am besten mit 
dem Krimstecher. 


Hast du dich so sieben Semester hindurch — und 
das will heißen, mein junger Freund und Berufsgefährte: 
rund zwei Drittel deines Berufsstudiums! — an Steinen un 


Linsen, Salzen und Säuren, an Tausenden von Teilen und Teil- 
chen, an Tausenden von Reaktionen und Reaktiönchen, Prozessen 
und Prozeßchen, die du nun hoffentlich alle noch im Gedächtnis 
hast, an Pflanzen und Tieren, am normalen und abnormen Leich- 
nam vorbereitet: so wird endlich im letzten Drittel deines Stu- 
diums der Mensch in deine Hand gegeben, mit dem du es zeit- 
lebens zu tun haben sollst: der lebendig kranke, der lebendig 
leidende Mensch — an dem du nun in den noch übrigen drej 
Semestern die ungeheure Heilkunst lernen sollst, gleichsam, als 
wäre Sie bloß die mosaikartiee Zusammensetzung alles d>sseR, 
was du bisher gelernt hast. Das Medizinstudium setzt die voll- 
kommene Rationalität des Heilens als schon erreicht voraus; 68 
unterstellt, der fleißige Mediziner habe, wenn er im letzten Drittel 
seines Studiums wirklich endlich an den Kranken herm ` 
gelassen wird, um ihn behandeln zu lernen, nur die synthe- 
tische Konsequenz aus seinem systematisch, o wie systematisch 
aufgehäuften Elementarwissen und Elementarkönnen zu ziehen. 
Wäre diese Unterstellung nicht — es bliebe unfaßbar, wie man 
annehmen möchte, es ließe sich im Laufe von noch nicht zwei 
Jahren die gesamte konservative und operative. pharmazeutische, 
serologische, diätetische, physikalische, psychische Therapie a- 
eignen, aneignen die Kunst, innerlich und äußerlich Kra ê, 
Haut-, Nerven-, Ohren-, Augenleidende, Irre und Säuglinge ZU 
heilen. Daneben auch die Kunst, Krankwerden zu verhüten, 
Lebende und Gestorbene zu begutachten, zu impfen und: ZU 
sezieren. ... Als möglich kann einer das nur unterstellen, der 
es als ein glattes Additionsexempel betrachtet: Heilkunst die 
algebraische Summe von Botanik, Zoologie, Physik. Chemie, And- 
tomie, Physiologie, Pathologie. (Selbst dann freilich ist die 
Additionsaufgahbe noch umfangreich und verwickelt genus, um 
als solche allein gut ihre drei Semester zu füllen.) 

Mir steigt unwillkürlich eine Erinnerung auf. Ich begann 
mein medizinisches Studium Mitte der neunziger Jahre an einer 
kleinen norddeutschen Universität. Es währte damals noch bis 
zum Physikum vier, im ganzen neun Semester. Da herrschten W- 
glaubliche Gepflogenheiten. Schon die dritten, vierten Semestöf 
liefen oft mit in die Kliniken „wanzen“; sie liefen auch mit den 
Praxis“, zu poliklinischen Krankenbesuchen und Geburten; sie 
halfen („assistierten“, anspruchsvoller gesprochen) beim 
schneiden eines Furunkels, beim Katheterismus, beim Schienen 
einer Fraktur, beim Auskochen der Geburtsinstrumente. Ich wêr 
„acht Tage alt“, hatte eben begonnen, Chemie und Osteologle 
zu hören und den Präpariersaal noch nicht betreten, da half 36 
meinem Leibburschen, einen sterbenden Tuberkulösen bequeme 
betten, trösten, irm Morphium verabreichen. Mein Leibburse’ 
hätte schöne Augen gemacht, hätte ich ihm dabei nicht helfen 
wollen! Es praktizierten schon die siebenten Semester im St 
chen; nicht wenige von ihnen „vertraten“ in den Ferien 20m 
achten Semester, ich glaube die meisten „cand. med.“ jn den 
Ferien zwischen achtem und neuntem, draußen irgendeinen Land- 
arzt für Tage oder Wochen. ... Unerhörte Zustände. Um die 
Jahrhundertwende sind sie mit Stumpf und Stiel ausgerottet 


NS 


we 


[2 gè 
a = 
3 č 
- 
. 


al — E 
nur von im.: 


st“ die Kitt _ 
n einer may 


überhaupt n’. 


s m aiat- . 


cht sih al -° 


träge 


_ istihm dauernd dafür dankbar. Das kam aber so. In dem Riesenbetrieb der 


| war, schon in jungen Jahren neben den üblichen Pflichtvorlesungen 


. gewählte Thematä bearbeiten konnten. Diesen Ruf, jedem Strebehden . 


‚lebens wuchsen die Themen aus sich selbst, dem jungen Mediziner 


. zuwendeten, und sie werden es als einen glücklichen Gewinn ihrer 


Mediziner in Berlin gebildet zu haben, ist das Verdienst von Oskar 


wurde am 21. April 1849 in Friedberg in Hessen geboren, verlebte -seine 


‚und Bonn 1868:bis 1878,-promovierte 1872 in Bonn, habilitierte sich für 


-ich mich nicht berufen. Hertwig ist ja, wenn auch offiziell Mediziner, 


und Biologen nahestehen. “ 


EEE EA RAD a HREF ET EI wao ._ Be 
-EEA e u See Ze hr Pr s ZUR Eh E už t 5 ji : è ‘ wos 
er ge TEE HT CT su 2 Der rn ar: Be 3 An A . nn er TEE E > Z2 . g x £ x 
f. S ` $ ’ s ge ae Br? > - z E n. . ; 3 s x B a ` á . R ` = A oik F 
eg TE ET Bre SRE a $ 7: nn ae ar u e’ Š B ER a M ui l E 12. N A ag Tite ree i ae a E a N re T A A 
. ee EP ey ee a Ei $ ER = are a er pe i FaH : 2 3 è es En 3 ee, i ner Br nee ar ee En me i } = el E 
> ; ' E . 5 ` g Dei 
. ae A P N . i Ki e a N PET} é - - 
x -3 : By i Pb $ BEE . . RE t m . DER . à $a - A ka . a8 . > go en | ei t a ha Er . eeto. , t 4 ; e 
ak . a 3 Da we a E f : P p Fa - i 3 Ser: = 2 >. ee, ee a, A TE e n a i 
a es Br Sat: ER v , - A i sa ! : De RN S a a ee ' ; ä ; 
ee z =n P S B a SEA. . . i a- , w es 7 z & i , , SI) nn Dr u Zn Ze d. Se A 
. z ’ : w ` 2 y Be: i me v i s 3 H A B2 ai j - 
A. g A ee er +. i = FE f roo Burn Irre Ze 
. . 5 RI 5 = . s ” 
. Fr ne? ; a ( ; r 
$ = r ó á 2 i Eo : poh 4 = Sn = 
sy i .- =. I >! i . i A g ; i E in Ä - $ a “ 
= ae er - Hani? 3 i ’ : 2 KR : pa i A . 5 \ 
+ à ; ; ào. 
> ` - F ö L > D x ér AS z 2 
> . . A 6 3 . . Ns £ 
. Mai. / — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19. ı | on 7 470: 
” = . P . 2 n Aes > Br : zi 
K B U Ex a: E \ ; 2 E - . S 2 ] 
— . m a a e 
RES: a -n 
- B p 2 : DE e ~ m ~ s P is 


worden. Es wurden alle Vertretungen vor der’ erlangten Appro- 
bation streng untersagt, bei gerichtlicher Abndung; die poli-- 
klinische Arbeit außerhalb .der Krankenhäuser selbständig nur für 
die leichtesten Fälle, sonst nur unter ‚Aufsicht pprobierter zu- 


gelassen; das „Wanzen“ der pröpädeutischen Studiosi nicht‘ mehr. 


wie die Vorgänge der Zellteilung unserem Geiste überhaupt. eröffnet 
. daliegen. -Zwar.war schon vor. ihm beobachtet worden, ‘daß bei der 
Befruchtung der Samenfaden in das Ei eindringt, was aber aus ihm 
wurde, darüber hatte man ganz falsche Vorstellungen: man glaubte, 
daß er einer Degeneration anheimfiele. Hert'wig entdeckte die wahren 


geduldet. RG => ©- =- Fortsetzung folgt) | 
Y RE a a: =.> > f Vorgänge. der Befruchtung, und zwar anfänglich durch die glückliche 
l et a RA A Wahl des Beobachtungsobjekts, der kleinen, durchsichtigen Seeigel-Eier. 
Er GER Oskar Hertwig. a Er. fand schon am lebenden Objekt das Auftreten der Strahlungen um 
en a 8 Won | | aen oe nenn e seine ne An den an onli Aoa | 
nun Mikhaslie Barlia Er orkern“ und seine Verschmelzung -mit dem‘ weiblichen Vorkern zum 
conor Mighaolis VAUD. «, | „Fürchungskern“. Er’ verfeinerte diese Befunde durch Untersuchung 


an gefärbten Objekten und. durch paraliele. Untersuchungen im Gebiet 
“des ganzen Tierreichs. Da vom: Samenfaden somit nur ein Kernbe- 
'standteil übrigblieb, so nahm er an, daß die Kernsubstanz der 
‚materielle Träger der Vererbung ist. Es ist dies der erste 
‚ großzügige, ganz allgemeine Gedanke, den Hertwig gefaßt hat und 
‘der seitdem durch die Entwicklung der .experifhentellen Biologie 
glänzende 'Bestätigungen erfahren:hat. Als der erfolgreichste Fortsetzer_ 
| der | dieser Idee. können Morgan und seine Schüler betrachtet werden, die 
Universität Berlin gibt es so viele Massenvoorlesungen und so wenig persön- 'sogar daran haben denken: wollen, ein architektonisches Bild von der Lage 
liche Fühlung zwischen Lehrer und Studenten. Um so angenehmer war es |. der einzelnen Erbqualitäten in dem einzelnen Chromosom (dieser Name für 
für einige wenige junge Mediziner in jedem Semester, die nicht nur | den Elementarbaustein des.Zellkerns stammt von dem bewährten Nomen- 
für das Physikum, sondern aus Wissensdyang arbeiten wollten, daß- |.klator Waldey.er)zu geben. ‘Auf diese Frage der präformierten topo- 
graphischen Verteilung der Erbaulage werden wir aber noch zurückkommen. 
.Der Einfluß dieser Lehre auf die-Vorstellung der Ärzte von der Ver- 
'erbung. der Eigenschaften, auch krankhafter Anlagen, ist sehr bedeutend. 
Denn ‘der Geist des modernen Naturforschers fühlt sich erst auf sicherem 


zugänglich zu sein, hat sich das Laboratorium von Hertwig auch | Boden, wenn er die-in Dunkel gehüllten Vorgänge der Vererbung, und 
weiter bewahrt. . Es war ein freies Leben in dem Laboratorium, was | ganz besonders die bisher geradezu. mystische Vererbung- väter- 
die wissenschaftlichen Themen. betraf. Man ließ sich nicht einfach | licher Eigenschaften an ein materielles Substrat heften kann... Und 


„seine Arbeit“ geben, sondern. unter der Anregung des Laboratoriums- | dieses hat Hertwig geschaffen. Br | | 
| l . Ein zweites großes. Arbeitsgebiet, das den Arzt berührt, ist. die 
wurden ein Mikroskop, ein Mikrotom und ein schöner Arbeitsplatz zur | Lehre von, der Entwicklung der Keimblätter.: So. wie die Entwicklung . 
_ Verfügung gestellt, und nun übte er sich in die Methodik ein. Dabei | des äußeren und inneren Keimblattes auf einen gemeinsamen: Ent- 
entstand, mehr durch- das Vorbild und unter dem Einfluß als durch | wieklungstypus der jüngsten. Embryonalformen,- auf ‘die. Gastrulation 
direkte persönliche Belehrung des Chefs, allmählich das Thema. So zurückgeführt wird, so machte sich Hertwig. an. das schwierige 


haben viele angefangen, die später sich ganz anderen. Arbeitsgebieten Problem, auch die Entwicklung des mittleren Keimhlattes auf einen 
gemeinsamen Typus zurückzuführen. Zunächststammtein wichtiger Begriff 


wissenschaftlichen Tätigkeit betrachten, daß sie mit der mikroskopischen | yon ihm:. der Bindegewebskeim’ oder das Mesenchym. Während früher die 
Anatomie anzufangen durch äußere Verhältnisse gezwungen waren: | Entwieklung aller Bindegewebssubstanzen auf das mittlere Keimblatt zu- ` 
dein. sie ist naturgemäß für den Biologen die Mutter jeder wissen- | rückgeführt wurde, zeigte Hertwig, daß die Entwicklung des Binde- 
schaftlichen Arbeit. Dieses: Ausbildungsinstitut für strebsame junge | gewebes fiberhaupt nicht ‚auf .ein bestimmtes Keimblatt zurückgeht, 
sondern daß allé Keimblätter Zellen aus ihrem Verbande ablösen, die 
zur Bildung der Bindegewebssubstanzen führen. Das eigentliche mittlere 
Keimblatt dagegen: ist ein echtes Epithelblatt, wie das äußere und 
innere, Seine Entwicklung war bis dahin unter den. Wirbeltieren nur 
beim Amphioxus sicher erkannt; hier war es eine Ausstülpung. des 
inneren Blattes, und von rein epithelialem Charakter. Hertwig 
zeigte nun, daß man am Triton (Wassersalamander) ein geeignetes Objekt. 
hat, um eine außerordentlich -ähnliche Entwicklung „des Mittelblattes 
nachzuweisen. Schon bei nahen Verwandten, dem Frosch, sind die‘ 
Verhältnisse viel schwerer 'erkennbar, aber der Faden des Zusammen- 
hanges mit den niedersten Wirbeltieren war gegeben. Die Theorie 
der Entwicklung des Mittelblattes ist lange und: eifrig diskutiert 
worden; der Grundzug ist zweifellos geblieben, den man etwa 
so aussprechen kann: Ist die Auskleidung der Haut und des- 
Darmes ein Epithel, so besteht kein Recht, die: Auskleidung der vom. - . 
Mittelblatt stammenden Oberflächen. nicht zu den Epithelien zu ‘rechnen; 
und das sind die Epithelien der Brust- und Bauchhöhle. Die Frage hat- 
für den Arzt deshälb ein Interesse, weil das System der Geschwulst- 
lehre damit in engstem Zusammenhang steht. Ob und welche „Endo- 
theliome“ man zu den Carcinomen und zu Sarkomen zu rechnen hat, 
hängt hiermit innig zusammen. Hat freilich Hertwig diese: Unter- 
suchungen auch nicht: mit diesem Hinblick unternommen, so leitet es 


Am 21. April vollendete Oskar Hertwig sein 70. Lebens- 
jahr. Was mir die Berechtigung gibt, dieses Tages besonders zu ge- 
denken, ist, daß Hertwig mein erster -wissenschaftlicher Lehrer und 
Leiter im höheren Sinne gewesen: ist, daß’er mir zuerst Gelegenheit 
gab, in die Geheimnisse des -wissenschaftlichen Laboratoriums, der. 
selbständigen und pröduktiven Arbeit einzudringen. In dieser Lage 

sind Hertwig gegenüber. noch viele andere; und dieser engere Kreis 


ihnen durch Hertwig eine — ja die einzige — Gelegenheit gegeben 


und Kursen ein.,„Laboratorium“ belegen zu können, in dem sie frei 


Hertwig. Ich fühle mich berechtigt, ihm im. Namen der vielen, die” 
in gleicher Lage mit mir sind, den gebührenden Dank Öffentlich aus- 
zusprechen, und ein Teil- dieses Dankes mag darin bestehen, daß sich 
der Einfluß von Hertwigs Arbeiten gerade auf das ärztliche 
Denken heute auseinandersetze.  : CED | 

Kurz erst die äußeren Geschehnisse seines Lebenslaufes: Er 


Schulzeit in. Mühlhausen in Thüringen, studierte Medizin in Jena, Zürich. 


Anatomie: und“Entwicklungsgeschichte 1875 in Jepa, wurde 1878 außer- 
ordentlicher Professor und 1881 ordentlicher Professor und Direktor 
des anatomischen Instituts in Jena als Nachfolger von Schwalbe. | 
Als in Berlin die Errichtung eines zweiten anatomischen Lehrstuhls 
neben Waldeyer beschlossen war, wurde er 1888 als Professor für 
allgemeine Anatomie, und Entwicklungsgeschichte und Direktor. des 
analomisch-biologischen Instituts nach Berlin berufen. Er wurde 1893- 
Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Berlin; war 
1004/05 Rektor der Universität. Er wurde korrespondierendes Mitglied 
der Akademie in München, Kopenhagen, Florenz, der Société de Biologie 
In Paris, Ehrenmitglied : der :Royal Microscop. ` Society in London, 
sität Dorpat, Ehrendoktor der Universität Bologna und 


_-der_Univer 
Psala und anderer. Diese Liste zeigt, daß ihm die äußere Anerkennung | uns naturgemäß auf ein weiteres Arbeitsgebiet Hertwigs, die Lehre 


‚ Dicht versagt geblieben ist.. Dem Einfluß seiner Arbeit auf unser ge- 


der Geschwülste. Als durch die Untersuchungen von Moreau und 
Samtes biologisches Denken‘ konnte sich die wissenschaftliche Welt | besonders von Carl Jensen gezeigt wurde, daß-das Careinom der 
nicht entziehen. Alle ‚seine‘ Arbeitsrichtungen hier abzuhandeln, fühle ‘| Mäuse auf andere Mäuse übertragen werden kann und .dann in den: 
: Instituten von Ehrlich, v. Leyden, Bäshford u. A. das Objekt 
‘des Mäusekrebses zu einem geläufigen experimentellen Objekt erhoben 
wurde, reizte es Hertwig, von dem Gesichtspunkt, ein’ganz neues 
Material zum Studium der Zellbiologie vor sich zu haben, sich ebenfalls 

_ von seinen Standpunkt aus dem Mäusekrebs zuzuwenden: Aus seiner mit 
seinem Assistenten Poll verfaßten Arbeit dürfte. den Mediziner am: 
meisten interessieren, daß er die Lehre Ehrli.chs von der atreptischen 
Immunität — die Immunität gegen eine zweite Geschwulsttransplantation, : 


8o doch zur Hälfte Zoologe ; sein jüngerer Bruder Richard, mit dem er 
e Arbeiten gemeinsam publiziert hat, ist der Zoologe im offiziellen 
in. Ich kann nur über die Arbeiten berichten, die dem Mediziner 

. Hertwig hat sich durch seine Habilitationsschrift (1875) Bei- 
Eie zur Kenntnis der Bildung, Befruchtung und Teilung des-tierischen 
les) seinen Weltruf gegründet. In dieser Arbeit hat er das Mysterium 


Mine 


| der. Befruchtung. enthüllt — oder besser gesagt, ebensoweit:. enthüllt, : 


„rm... 
AK 


- 
. 
Ey 
n 
' 
v 
t 
è 
rt 
$ 
sn 
AA 
” N 


RE 


Tr 


1: n 7 nen 
T RNE o <>n sie 
ar a eaaa Be a 2 EEE AA 
Deren = 


en 
AT eT 


Tome 
ET 
me 


= 
= 
= 
Ies- 
in 
= 


Tun 
ai: en 
+ 


weg, 


Ea 


rm. 
WE ETNA 
O ni 


En 
E ->g 
Ra r NNa 
B td 


ER ee 
Serge nen 


ze = Ir 
De Fin 
x i3 = 

L eree 


A 
DE Er RE SEE 
N RON e à- 


roop. 
ir DER TR E 
= ht 7 r S Ei TE FE 
ka ae wer 


2T 
FED = 
er, 
en 


=. 
- BSR) Poi 


r. 


ASTIAN 
en 


mern = N 
PES - . 


nemi 
ETE 
ers 


x 
ie We ee 
ae Ze 5. 2 u ze 


DT ENDET eu Re ne 


t 


wa 
LE Er zu Sy 
z .-, 


u en 
SER Ta 
TTA 


— 

- en 

Fee es 
- 


a nn D 
FR Veen = JTE 
rs 
F: e ERE i cha 
= 4 


i mait 


- 


476 , = 19f9 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 19. 


x E E EEES EEEE eE EEEE EEE A E a 


wenn eine erste erfolgreich gewesen ist — nicht eigentlich bestätigen 
konnte; ferner ist er auf die Seite derer getreten, die den Krebs nicht 
als eine parasitäre Krankheit auffassen. | En 

Einen breiten. Raum nimmt die experimentelle Physiologie mit 
'embryonalem Material ein. Lange Zeit drehte sich der Streit in der 


experimentellen Embryologie um die Frage: Sind die einzelnen Regionen 


des Eies und später die einzelnen Zellen der Morula mit differenzierten 
Eigenschaften verschen? sind sie die präformierten Bausteine der 
einzelnen Körperteile? oder ist jeder Teil des Eies, jede Zelle der 
Morula imstande; nach den Umständen bald den, bald den Körperteil 
aus sich zu bilden? Also unter anderem: Entsteht die rechte Körperhälfte 
notwendigerweise aus der einen Zelle des Zweizellenstadiums, die linke 
aus der anderen, oder ist diese Abgrenzung der Körperhälften auf so 
frühem Stadium noch nicht präformiert?' Es zeigte sich nun aus den 
Arbeiten, die um diese Zeit entstanden (von anderen Forschern seien 


Driesch und Hertwigs wissenschaftlicher Gegner W. Roux ge- 


nannt), daß es Eier gibt, bei denen aus jedem Teilstück ein ganzer 
Embryo entstehen kann, und andere, bei denen jedes Stückchen im Ei 
in seiner Anlage präformiert ist (Mosaikeier). 
daß ungeachtet des verschiedenen Verhaltens der Eier verschiedener 
Tierarten doch der Grundzug überall zu erkennen ist, daß ursprünglich 
die Potenz jedes Eistückchens allseitig. ist (Totipotenz) und die strenge 
Präformierung in einzelnen Fällen etwas Sekundäres ist: die Präformie- 
rung einzelner Eiteile bei manchen Tieren ist eine Beschränkung des 
ursprünglichen Gesetzes der Totipotenz, und nicht umgekehrt. 
Wesentlich sind Hertwigs weitere Beiträge zur Lehre vom Wesen 
der Befruchtung. Es war die Zeit, da Jacques Loeb nachwies, daß 


aus manchen Eiern durch gewisse chemische Eingriffe, ohne Befruchtung 


mit Spermatozoen, Embryonen entstehen können. Hier zeigte nun 


Hertwig, daß die Experimente von Loeb zwar eine neue Art der 


Entwicklungserregung gezeitigt haben, aber daß diese von der Befruch- 
tung wesensverschieden sei. Zur Befruchtung gehören nämlich zwei 
Dinge, erstens die Entwicklungserregung, zweitens die Übertragung 


von väterlicher Erbmasse in das Ei. Und diese letztere kann nur durch 


die Kernsubstanz des Samenfadens geliefert werden. Hierfür ergaben 
sich schöne experimentelle Beweise, an denen sich seine Kinder 
Günther und Paula Hertwig beteiligten. | 
Bis dahin war die Bastardierung zwischen Eiern und Spermatozoen 
verschiedener Tierarten nur in sehr beschränktem Umfange gelungen. 
So hatte Poll an zahlreichen Fällen gezeigt, wieweit eine solche 


-Bastardierung z. B. bei den Amphibien gelingt, in den günstigsten 


Fällen war es nicht darüber hinausgekommen, ein Morulastadium zu 
erreichen (z.B. Frosch — Kröte). Nun schädigte H er tw ig die Sper- 


matozoen durch Radiumbestrahlung. Es ließ sich erweisen, daß durch 


das Radium nur die Chromatinsubstanz der Spermatozoen geschädigt 
wurde, nicht aber die anderen Bestandteile. Dieser‘ so geschädigte 
Samenfaden hatte nun die Eigenschaft gewonnen, viel leichter „Bastard- 
befruchtung“ an artfremden Eiern hervorzurufen, es entwickelten sich 
richtige Tiere, nicht nur Morulae; aber diese Befruchtung war keine 
Befruchtung, sondern nur eine Entwicklungserregung, denn diesen 


-= Bastardtieren fehlten alle väterlichen Eigenschaften. Dieses Experiment 


ist aber gleichzeitig eine hervorragende Stütze seiner Theorie, daß der 
Kern der Träger der Vererbung ist. Poll hat das einmal etwa so 
ausgedrückt: Hertwig hat experimentell bewiesen, daß die Keimzelle 
die Erbzelle ist. | A 

= ` Schließlich sei noch auf Hertwig-s Stellung zum-Darwinismus 
hingewiesen. Er ist ein Gegner des Darwinismus. Aber man glaube 


‚nicht, daß damit gesagt sein solle, er sei ein Gegner der Entwicklungs- 


lehre, im Gegenteil hat er gerade scharf betont, daß die Richtigkeit 
der Entwicklungslehre nicht davon abhängig ist, ob man das Darwin- 
sche Prinzip der natürlichen Zuchtwahl als wesentlichste Ursache der 
Entwicklungslehre der Arten gelten läßt oder nicht. Hertwig hält 
das Darwinsche Prinzip nicht für ausreichend, um die Entwicklung der 


Arten zu erklären; vielmehr habe das Keimplasma an sich die Tendenz 


zu einer phylogenetischen Entwicklung in sich, in derselben Weise, 
wie die Keimzelle die Tendenz einer ontogenetischen Entwicklung hat. 
Verzichten wir damit auf das so einfache Schema des Darwinismus, so 
gewinnen wir doch einen Vorteil durch die größere Stichhaltigkeit der 
Anschauung. Gerade in den Anfängen der Biologie ist. es so oft so 
gegangen, daß anfänglich bestechende Theorien zugunsten des „Igno- 
ramus“ wieder fallen mußten. Ich erinnere daran, wie man nach 
Schleidens Entdeckung der Zelle künstliche Zellen machen wollte; 
ich erinnere an die für die Jugend so bestechende Theorie 
Haeckels von den „Moneren“, jenen Vorläufern der. eigentlichen 
Zellen, der .niedersten, kernlosen Wesen, die sich einst aus dem Ur- 
schlamm entwickelten, und zu den eigentlichen kernhaltigen Zellen das 
Bindeglied bilden ‚sollten. Sind nicht heute die Vertreter der „Mo- 


Hertwig zeigte nun, | 


11. Mai. 


neren“, wenn man noch von solchen reden will, als höchst komplizierte 
Gebilde erkannt? Und geben die einkernigen „Urtiere“ an Kompliziert- 
heit des Baues und der Entwicklung irgend etwas den höheren Tieren 
nach? Wer will heute noch den Bau und die Entwicklung eines 
Malariaparasiten als einfach bezeichnen? So ist es auch mit der be- 
stechend einfachen Darwinschen Lehre gegangen, nur. daß sich die 
Abwendung von ihr noch nicht so allgemein Bahn gebrochen hat. Der 


Standpunkt Hertwigs ist hier charakteristisch: obwohl mitten in 


den großen Bewegungen der biologischen Forschung stehend und um: : 
die Lösung ihrer Urfragen bemüht, ist er niemals der Verführung der 
allzu großzügigen, aber populären Vereinfachung und Mechanisierung 


erlegen, die ihre Urheber zwar den Massen bekannter machen, aber 


dann einer grauen Ernüchterung weichen müssen. Erscheinen Forscher 
wie Hertwig in den großen allgemeinen Fragen vom Standpunkt 
der Mode aus als retardierend, so sind sie vom Standpunkt der Ewig- 
keit aus die wahren Fortschrittler. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 


Berlin. Das in der Bildung begriffene neue preußische. 


Ministerium für Volkswohlfahrt wird nach dem Bericht 


der „Deutschen Allg. Ztg.* vor allem zwei große Abteilungen 
umfassen, das Medizinalwesen und die Wohnungsfürsorge®, 
Die Abteilung für Medizinalwesen wird vom Ministerium des Innern 
abgezweigt und von dem neugebildeten Ministerium übernommen. Das 
Wohnungswesen wurde bisher von einem Reichs- und Preußischen 
Staatskommissar, der dem Reichskanzler unmittelbar unterstand, ge- 
leitet. Zum Unterstaatssekretär in dem neuen Ministerium für Volks- 
wohlfahrt ist in Aussicht genommen der bisherige Reichskommissar für 
das Wohnungswesen, Geh. Reg.-Rat Scheidt. Zum parlamentarischen 
Unterstaatssekretär im Wohlfahrtsministerium ist vor längerer Zeit der 
sozialdemokratische Arbeitersekretär Gräf ernannt worden, der bisher 
Vorsitzender der Allgemeinen Ortskrankenkasse in Frankfurt a. M. wat. 


Das Kuratorium für Kriegsentschädigung Groß- 
Berliner Ärzte berichtet über sein viertes Geschäftsjahr, 1918. 
Entsprechend den „grundlegenden Bestimmungen“ hat die.Verteilung 
der Entschädigungen bisher erst einen geringen Umfang angenommen, 
und zwar in dringendsten Fällen, die ein sofortiges Eingreifen not- 
wendig machten. Erst am Schlusse des Jahres liefen die Entschädi- 
gungsgesuche in großer Zahl ein. Die Einnahmen erfahren insofern: 
eine Einschränkung, als der 5°/,ige Abzug vom kassenärztlichen Ho- 
norar mit Beginn des neuen Geschäftsjahres für die Versicherung der 


'Kassenärzte verwendet werden soll und daher nicht mehr für die Kriegs-. 


entschädigung in Betracht kommt. | 


Das Deutsche Centralkomitee zur Erforschung und Bekämpfung 
der Krebskrankheit hat die Aufstellung einer Krebsstatistik 
beschlossen, hanptsächlich über den Einfluß der Kriegsernährung al 
den Krebs der Verdauungsorgane unter Zugrundelegung der durch 
Sektion sichergestellten Krebsfälle. Ferner wurde für eine Arbeit über 
die künstliche Erzeugung von Geschwülsten bei Fröschen dure 
Nematoden Prof. Dr. Kopsch ein Beitrag bewilligt. 


Frankfurt a. M. Am 3. Mai verstarb hier im Alter von 
66 Jahren Hofrat Prof. Dr. Bernhard Hagen, der Gründer und | 
bis zuletzt ehrenamtliche Leiter des hiesigen Museums für Völkerkunde. 
Zuerst Arzt in Sumatra, widmete er sich dort dem Studium der Ethno- 
logie und Anthropologie und machte mehrere erfolgreiche Forschungs” 
expeditionen in damals noch unbekannte Gegenden Sumatras. Später 
kehrte er nach Deutschland zurück und widmete sich hier in Frankfurt 
ausschließlich ethnologischen und anthropologischen Forschungen, 
gründete hier die Anthropologische Gesellschaft und das Museum, für 
Völkerkunde. An der Universität bekleidete er die erste ordentliche 
Professur für Völkerkunde in Deutschland. Die Ergebnisse seiner - 
Forschungen hat er in zahlreichen Arbeiten veröffentlicht. 


Soeben ist bei Urban & Schwarzenberg, Berlin und Wien, der 
erste Teil von Eduard R. v. Hofmanns „Lehrbuch der 
gerichtlichen Medizin“ in zehnter Auflage erschienen. Diese. 
vollständig umgearbeitete und bedeutend erweiterte Auflage ist von 
Prof. Dr. Albin Haberda, Wien, besorgt worden unter Mitwirkung 
von Prof. Dr. Julius Wagner-Jauregg, Wien, für den psychi 
trischen Teil. Nach einer kurzen Schilderung der Tätigkeit des Getich 


arztes bei Leichenschau und Gerichtsverhandlung ist die gesamte 


Materie eingehend behandelt und durch typische Beispiele erläutert. 
Die bewährte Einteilung ist beibehalten, nach welcher die Darstellung 
sich an die Gründe anschließt, die in der Hauptsache die Gerichte 2 
Herbeiziehung des Arztes als Sachverständigen veranlaßt. 


Hochschulnachrichten. Freiburg i. B.: Der Direktor 


der Chirurgischen Klinik, Geheimrat Kraske, tritt von seinem + 
zurück, 


| Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W8. 


: Be N N E a AA os izi . es i 
~ ` N a NS `~ R č = >. Be 7 EA ; a 
š Rn E Lord un j a ur v 
LEE: P, (7 > | 
r * s = à 
Ee ' N on 


chst komplien . V 
an Komp F. ® 
höheren Tent | 
atwlcklug en} | 

weh mit den. | j 


redigiert voa, > > | 
Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg 
| Berlin i | | a 


y 
rlin 


0 > Aus der IL inn. Abteilung des Rudolt-Virchow-Krankenhauses in Be 
(Dirigierender. Arzt: Prof. Dr. K. Brandenburg) 


Über elektromotorische Folgeerscheinungen in der 
Haut nach der Behandlung mit Gleichströmen. | 


or 


Von | 
Prof. Dr. K. Brandenburg. 


en Wenn auch: über den therapeutischen Nutzen der Galvani- 
F +- Sation beim Menschen. in letzter Instanz nur die Erfahrung am 
`- Kranken entscheidet, so hat man sich doch von jeher bemüht, 
die Wirksamkeit des galvanischen Stromes am Menschen auf be- 
' kannte physiologische und physikalisch - chemische Erfahrungen‘ 
-< - zurückzuführen und aus ihnen zu erklären. Bei diesen Deutungs- 
‚Versuchen, es sei an die Annahme eines elektrotonischen Zustandes 
‘oder an die Annahme von lonenverschiebungen in dem als Elek- 
 trolyt vorgestellten Gewebe erinnert, ` handelt es sich um Exem- 
Plifizierungen von experimentellen Gegebenheiten auf den Menschen. 
Dagegen ist bisher der Beweis nicht erbracht worden 1. dafür, 
daß diese oder ähnliche Annahmen . beim therapeutischen Vor- 
nE gehen am Menschen überhaupt sich verwirklichen und: 2. dafür,, 
‚daß im Falle ihrer Nachweisbarkeit gerade sie auch zugleich’ die 
i Bedingungen für den therapeutischen Erfolg sind. | 
AS Aber in der Tat läßt sich der Beweis dafür erbringen, daß 
gP `. der Gleichstrom in der für diagnostische und 
therapeutische Zwecke gebräuchlichen Stärke 
und Anwendungsweise dauernde Spuren in 
| der durchströmten Körperstrecke hinterläßt, 
Er setzt nämlich an .der behandelten Stelle- elektromotorische 
. Kräfte, die einen stundenlang. nachweisbaren elektrischen Strom 
liefern. Die Beweisführung muß sich freilich darauf beschränken, 
ene Stromquellein der Haut an denjenigen Hautstellen 
nachzuweisen, über die der Strom in den Körper getreten ist, 
‚während doch die galvanische Therapie zumeist Wirkungen auf 
} terhalb der Haut gelegene Organe, auf Nervenstämme, Muskeln 
.  _ Wd Sehnen, Gelenke und Knochenhaut bezweckt. Um die elektro- 
4 Motorischen Folgezustände zu erzeugen, eignet sich vorzüg- 
© Ich die Form der Stromüberleitung -zam Körper, bei der die 
i ge S oder die Beine in Wasserwannen getaucht, werden: Es. ist 
i - = Art, die in kompendiöser Ausgestaltung das bekannte Vier- - 
K: meh darstellt; aber für diese Feststellungen genügt es, ein- 
a Rolete. Arme oder Beine in mit 1% iger Kochsalzlösung, gefüllte 
Ed nn zu stecken und 'sie mit der elektrischen Kraftstelle 
l ieke Elektroden aus Kohle, Blei oder Zink zu verbinden, die 
ls en den zu galvanisierenden Körperteilen ih die warme Salz- 
| ung versenkt werden. ` oo. 


-bun Die Kohlenelektroden wurden mit einer Stromquelle ver- 
DR en und die Stromstärke so bemessen, daß der Strommesser 


TRIER 


= y we 


y 


tenei ar qpe m 


KA 


O7 o 18 Mai 199. 


Wochenschrift für praktische Ärzte ` 


StärkeundS 
kreiste, 


ist dem Erzeugerstrom entgegengesetzt gerichtet. 
Arm, an welchem bei. der Behandlung die Anode lag, ist zur 
Anode geworden und der Arm der Kathodenseite zur Kathode. 
Zu allen übrigen,. nicht behandelten Hautbezirken verhält sich die 
 Anödenzuleitungsstelle stets als Anode und 

stelle stets als Kathode. Ä 


a 


E .. Verlag von | 
| ©. Urban & Schwarzenberg ı 
ae te uoy © Berin c- E S aR 


e 


Inhalt: Originalarbeiten: .K. Brandenburg, Über elektromotorische Folgeerscheinungen in der Haut nách der Behandlung mit Gleich- 
strömen. F. Reiche. Zur Lebre von der Mikuliezschen Krankheit. CW. Keppler und F; Erkes, Zur Röntgendiagnostik beim. Divertikel 
der Speiseröhre (mit 2, Abbildungen). -C. Hart, Über das Vorkommen des Triehocephalus dispar bei Kriegsteilnehmern und seine Bedeutung. 
E. Adler, Ein Beitrag zur Genese des Ulcus rotundum. E. Rubensohn, Über einen Fall von Hydrops. genu intermittens auf luetischer 
Grundlage. E. Mosbacher, Zur Kasuistik der Stirobirnverletzungen —. Fortschritte.der praktischen Arzneibehandlung im Kriege: C. Bachem, 
Exeitantia und Kardiotonica. — Ärziliche Gutächten aus dem. Gebiete des Versicherungswesens:. Lenzmann, War ein Absceß mit Sequester- 
bildung am äußeren Epicondylus des linken Oberarms zurückzuführen auf eine geringfügige Quetschung des Armes und der Ellbogengegend ? — 
Referatenteil: S. Peltesohn, Aus der neueren orthopädischen Literatur: — Aus den ‚neuesten, Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — 
Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Braunschweig. Königsberg i.Pr. Rostock. Wien. — Rundschau: E. Abder- 
halden, Ein Beitrag zur Reform 'des Medizinstudiums. `W. H'ellpach, Die -Neugestaltung des medizinischen Unterrichts (Fortsetzung). — 

Br | =} Er ee Tagesgeschichtliche Notizen. > © > ee N a u, 

Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und. Verbreitung der.in dieser Zeitschrift. zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor. 


30 bis 60 M.-A. anzeigte, das ist eine Stromstärke, die in dieser 
_ Zuleitungsweise in der Regel nicht unangenehm empfunden wird 


"und bis zu dieser Höchststärke in gleicher Anordnung in der Therapie 
üblich ist. Die Arme wurden 10 bis 20 Minuten oder länger-an den - 


'Stromkreisangeschlossen. Schon nach einer Dauer von einigen Minuten 


' lassen sich in der. Haut der Arme elektromotorische Kräfte nach- 


weisen, die vor der Behandlung in dieser Form und’ Stärke nicht 
vorbanden waren. Aber um die Folgezustände der -Galvanisation 


8..wirken sie in die Salzlösung eingetaucht und leitend mitein- 
ander verbunden als ein Element und liefern einen Dauerstrom, ` 
2. aber geben sie unmittelbar nach Unterbrechung der Galvani- 
sation einen sehr kräftigen Strom ab, der dem Erzeugerstrom ent- 
gegengesetzt gerichtet ist. Sie erweisen sich als stark polarisiert. 
` Zum Nachweis der in der Haut erzeugten elektromoto- 


EN 


die nicht als Element wirken und nicht in solchem Umfange pola- 
risierbar sind, etwa durch Zink-Zinksulfat-Elektroden. ee 
In einer Glaskugel steht gesättigte Zinksulfatlösung über Zink- - 
sulfat in Substanz, ein oben zuführendes Glasrohr leitet den- Stab aus‘ 
‚chemisch reinem Zink in.die Lösung, ein nach unten gebogenes ab- ` 
führendes Rohr, mit Schweinsblase am Ende abgebunden, taucht 


'in das Wasser der Armwanne. Die beiden Elektroden haben bei einem. 


Gleichstrom von der Größenordnung der hier zu messenden Ströme 
zusammen einen Leitungswiderstand von etwa 600 Ohm. - 
‚Für den Nachweis der elektromotorischen Gewebsveränderungen 


| wurden die eingetauchten Arme durch die unpolarisierbaren Elektroden 
mit einem Amperemeter verbunde 


n, dessen Teilstriche auf der Skala 


5,4 mal 10-6 Ampere anzeigten. Ei a Es 
Vor der Behandlung beharrte der Zeiger des Strommessers 


an die Arme angeschlossen, in der Nullstellung, nach der Behand- 
lung schlug der Zeiger aus. Amperemeter und Volt-. 
meter von genügender Empfindlichkeit zeigten _ 
an, daß ein elektrischer Strom von meßbarer 
pannung zwischen den beiden Armen `> ` 


Der von den durchströmten Hautbezirken ableitbare Strom 
Der . 


die Kathodenzuleitungs- 


Unmittelbar nach, der Unterbrechung der Behandlung ist 


der Hautstrom am stärksten; Stärke und Spannung sinken zu- 
nächst ziemlich rasch und späterhin allmählich immer langsamer; 
noch für länger als eine Stunde ist von der behandelten Haut- 
stelle ein Strom zu gewinnen. Der Potentialsprung ‘ist am größten 


-' am’ Menschen. zu prüfen, lassen sich die Kohlenelektroden, mit 
|. denen. der Strom zugeleitet worden ist, nicht verwenden, denn ` 


rischen Kräfte müssen. die polarisierten Zuführungselektroden ` 
‚aus dem Wasser. entfernt und ersetzt werden durch Elektroden, ‘ 


æ 
a 
ST. 
- 
> 


RERER 


er 
TT 2 p 
e 
Er 
ou 


Eanair 
> 


Neuen 
men 

ses 
EEE 

a ee 


a oae 
mn Trier 
ERE 
TARAS 


2 

Ser 
>a - z 
Begins 


nn“ 


SE 


v 
TA f 
= & 

m 

mas 


= 
re aa k > 
brannte Dr AA TE 
Sa A ne an Sn 
nn non Ds 


rm 


era 
-— 
ex 


rue, 
Sa E 
-a i 
= 

pi ee a En 
BED 0 27 ee 2 Ge 

ER EA 
were a a N 


E OOS 
ie 


nn 
> 3 


— E 
men Re 
wea reraiz: 
hant, Te 
~ 
a Tee e 2 


= nn 
msn 
ee 

A 


a 
un x 


Te nieee 


- 


eter sa 


Be e e a are 
rar i Fer 
Ja 
- 
Pace: 


S: s.. = 
É TOTI 2% Eee 
nn RL n SRESER IE 
un .n ne Ir 
ne 
Fip K 


area B x 
Os g 
~o am ee A 


pe 
Zat 


ANL Te a 


un nen 
EZ Zr Ber 
Re ER 
ee ee ee 
I Se 
aS i ky 


= f- 2 a i e n ss en Dura 
RI e Fe ne Bet a 
en 


en RAR DER, SR vn. Is KR in 
. ~= k Ri T 
-y 
CN 


SEE EETISTRATT 
wid, K rar 
rm 


ARIST 
æ. 


ET N 


amp 


a 
eop A a 


men 


„= È 
= .. 
A rıT nr 


A en nr nn 


-. 


J 


| een his 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. 


Z E nn ua En ED Ende ae Tann rennen ee BE -— — m — 


E- bei Verbindung der beiden den Elektroden entsprechenden Körper- 
Li stellen untereinander und schwächer, wenn eine der behandelten 
12; Stelle mit einer unbehandelten Stelle leitend verbunden wird. Die 
Me Stromstärke des Hautstromes hängt von der Stromstärke des Be- 
u : Hui 'handlungsstromes ab und von der Zeitdauer, während welcher 
rs; o behandelt worden ist. Der. Strom ist also abhängig von der 
pa Elektrizitätsmenge, die die Körperstrecke durchströmt 

Poo hat, und es bestehen quantitative Abhängigkeiten zwischen der 
TEE durchgeführten Strommenge und dem ableitbaren elektromoto- 
Eo rischen Effekt. Wurden die Arme, um ein Beispiel zu nennen, 
a mit 40 bis 50 M.-A. zehn Minuten lang behandelt, so zeigte der. 
Pa Strommesser unmittelbar danach einen Ableitungsstrom von etwa 
Ss 0,05 M.-A. an und das Voltmeter einen Strom von etwa 0,1 Volt!) 
R | Nach halbstündiger Behandlung waren Stärke und Spannung größer 
ze: geworden: und der Strommesser zeigte nunmehr 0,1 M.-A. und 
o darüber und etwa 0,2 Volt an. Da Stärke und Spannung des 
o , abgeleiteten Stromes unmittelbar nach der ‚Unterbrechung des 
Er Behandlungsstromes sehr rasch absinken, so ist daraus der Schluß 
abzuleiten, daß während der Behandlung der entgegengesetzt 
a gerichtete Hautstrom noch wesentlich stärker gewesen ist, als der 
Er unmittelbar nach der Unterbrechung erfaßbare Strom gefunden 
a wird. Noch zehn Minuten nach einer halbstündigen Behandlung 
Be wurde ein Strom von 0,05 M.-A. und noch 75 Minuten später -ein 

* Strom von 0,01 M.-A. gefunden. 


nährte Haut des Kranken mit ausgebildeter peripherer Arterio- 
sklerose wie die atrophische Haut nach chronischen Entzündungs- 
prozessen oder die infiltrierte bei akuter Dermatitis. Die Haut 
verlor auch ihre elektrische Ladefähigkeit dadurch nicht, daß sie 
mehrere Tage hintereinander mit Formalinspiritus gegerbt worden 
war. Daraus folgt, daß die Bildung der elektrischen Spannung 
in der Haut unabhängig’ ist von der unversehrten Leistung der 
Schweißdrüsen und durch ihre Unterdrückung nicht gehemmt 
wird. Aber es hatte den Anschein, als ob in der Polarisierbar- 
keit gewisse Unterschiede bei den verschiedenen Menschen be- 
standen, und die Haut sich bei dem einen rascher und stärker 
lud oder schneller wieder entlud als bei dem anderen. 


Dafür, daß der Gleichstrom in therapeutischer Dosierung. 
längere Zeit nachweisbare elektrische Spannungszustähde im durch- 
strömten Gewebe erzeugt, lassen sich noch weitere Beweise er- 
bringen. Zunächst ist hier anzumerken, daß in einem Hautbezirk 
die Nachwirkung der Galvanisation nach Aussage des benutzten 
Amperemeters bereits erloschen sein kann, während sehr empfind- 
liche Strommeßinstrumente, wie die Galvanometer der Elektro- 
kardiographen, noch die Spuren der früheren Behandlung in der. 
Haut anzeigen. Für diese empfindlichen Strommesser sind þe- 
kanntlich zwei leitend untereinander verbundene Hautstellen über- 
haupt nicht stromlos; das zwischen die beiden Arme geschaltete 
Instrument. zeigt 1. bei Körperruhe die elektrischen Potential- 
differenzen der Herzcontraction an, 2. die willkürlichen 
Muskelcontractionen und die unwillkürlichen Zitter- 
bewegungen der Armmuskulatur; und 3. einen Dauer- : 
strom zwischen den leitend verbundenen Hautbezirken, der die 
Folge von Vorgängen’ in-den Hautdrüsen ist. Dieser Dauerstrom 
kann durch Formalinbehandlung der Haut herabgedrückt werden. 
Die durch ihn beim Schreiben der Herzstromkurve verursachte 
Störung wird durch Einschaltung eines Kondensators beseitigt, 
der die Strecke - unterbricht, und: nur die raschen Stromschwan- 
kungen des Elektrokardiogramms überträgt, oder sie wird durch 
Anlegen einer Gegenspannung kompensiert. - Als ein Dauer- 
strom, der aber die Eigenschaft hat, schlecht kompen: 
sierbar zu sein, weil €f sehr rasch an Stärke verliert, erscheint 
auch der Polarisationsstrom, der noch längere Zeit nach 
der Behandlung im Vierzellenbade über den Armen und Beinen 
nachweisbar ist. 


Einen anderen Weg, um die in der Haut erzeugten elektrischen 
Zustände nachzuweisen, weist die Untersuchung des Glel ch- i 
stromwiderstandes. Der scheinbare Leitungswiderstand der : 
eingetauchten Arme und Beine gegen einen schwachen Gleichstrom 
von etwa 0,01 M.-A. beträgt, wie in einer früheren Arbeit?) gezeigt 
wurde, bei gesunden Leuten in der Regel gegen 1000 bis 1200 Ohm, 
aber er schwankt nicht nur bei verschiedenen Mensehen, sondern 
auch bei ein und demselben Menschen an verschiedenen Tagen. 
Es konnte wahrscheinlich gemacht werden, daß dieser Leitungs- 
widerstand besonders stark beeinflußbar ist durch centrale nervöse 
Einflüsse, zumal durch gesteigerte ängstliche Aufmerksamkell. 
Bei nervös-labilen Leuten, die während oder durch die Unter- 
suchung unter ängstlichen Erwartungsvorstellungen standen, wurden 
vorzugsweise über den Armen auffallend hohe Widerstände gê- 
funden, statt 1000 Ohm zuweilen mehr als 2000. Durch Ab- 
lenkung der Aufmerksamkeit oder durch Schmerzreize sank der 
Leitungswiderstand vorübergehend. Diese Verminderung des 
Widerstandes im Kreise, die eine scheinbare Verstärkung eS 
Meßstromes im Gefolge hat, erinnert an deu psychogalvanısc en 
Reflex, der nach Aeby und Gildemeister auf einer reflex- 
torisch ausgelösten Widerstandsherabsetzung in der Haut beruht. 
Im Gegensatz zu dem hohen und wechselnden Gleichstrom widerstan 
war der Wechselstromwiderstand konstanter und niedriger un 
lag über den eingetauchten Armen etwa bei 300 und über den 
eingetauchten Beinen etwa bei 400 Ohm. 

Die galvanische Behandlung im vierzellen 
bade beeinflußte den Wechselstrom widerstand An 
eingetauchten Arme und Beine nicht, dagegen veran wort? 
sie in sehr erheblichem Umfange den Gleichstrom wider f 
stand. Kein Mittel ist imstande, den Glel® R 
stromwiderstand des Menschen SO stark ” : 
vermindern, wie eine elektrische Beban 
lung der untersuchten Hautstrecken. a 
wurden anfänglich gegen den schwachen Meßstrom ZU 2000 


DE Die Haut der Arme bewahrte die in ihr erzeugten Spannungen 
a i auch nachdem die Arme aus den Wannen genommen und trocken 
gerieben worden waren und die Behandelten sich wieder ange- 
zogen hatten. Nach Verlauf einer Stunde und mehr von neuem 
in die Wanne getaucht, erwiesen : sich die Arme trotzdem noch 
‘immer als Träger elektromotorischer Kräfte. Die durchströmten 
Bezirke halten also die in ihnen erzeugten Spannungen nicht nur 
| während längerer Zeit, sondern auch trotz des Wechsels der 
=. äußeren Umgebung fest. 
er Dagegen gelingt es die in der Haut. aufgespeicherten 
u: 7 Spannungsenergien in wenigen Minuten zu vernichten da- 
Fo f durch, daß der Strom gewendet wird. Nachdem durch Vertauschung 
der Stromrichtung Anode und Kathode ihre Stellung gewechselt 
haben, wandelt sich auch die frühere Anode in der Haut zur 
n Kathode um. Zunächst wird die ursprüngliche Ladung vernichtet 
du = und nach einigen Minuten schlägt das zwischen die Hautstellen 
= | '  eingeschaltete Amperemeter nicht mehr oder bereits im entgegen- 
gesetzten Sinne aus wie anfangs und es beginnt damit die neue 
entgegengerichtete Energiespeicherung in dem Hautquerschnitt. 
"Der nach der Behandlung ableitbare Strom gleicht nach 
Entstehung und Eigenschaften den Polarisationsströmen, 
die entstehen, wenn durch einen Elektrolyten, in welchen zwei 
Metallelektroden eintauchen, während längerer Zeit ein Strom 
hindurchgeschiekt worden ist und die beiden Elektroden nach 
Unterbrechung des Stromes miteinander verbunden werden. Als- 
dann fließt ein Strom in entgegengesetzter Richtung durch die 
Zelle und man bezeichnet diesen Strom als Polarisationsstrom. 
Die Polarisierbarkeit tierischer Gewebe ist seit langer Zeit, zu- 
mindestens seit E. du Bois-Reymonds Untersuchungen eine 
geläufige Vorstellung, aber die in diesen Untersuchungen auf- 
gezeigte lange anhaltende. polarisatorische Nach- 
wirkung in der Haut als Folge eines vjelge- 
übten Behandlungsverfahrens überrascht durch die 
Einfachbeit-und Deutlichkeit des Nachweises und durch die lange 
Dauer der Erscheinung. | 
Die durchströmten Hautbezirke laden sich mit elektrischer 
Energie in ähnlicher Weise auf wie Akkumulatoren. Aller- 
dings ist die Haut ein Akkumulator von einem sehr geringen 
Nutzwert, denn die Ladefähigkeit ist im technischen Sinne 
gering, der Entladungsstrom . beträgt nur einen geringen Bruchteil 
von der Spannung und Stärke des Ladestromes, und die aus 
dem Gewebe wieder zu entwickelnde Elektrizitätsmenge ist ein 
verschwindender Bruchteil der hindurchgeschickten Menge. 

Die Eigenschaft, elektromotorische Spannkräfte aufzuspeichern, 
eignet der Haut des Menschen. unter den verschieden äußeren 
und inneren Bedingungen. Auch die geschwollenen Hautdecken 
des wassersüchtigen Kranken ließen sich zum Sitz elektrischer 
Spannungen machen und die trockene Haut des Zuckerkranken 
ebenso wie die feuchte des Basedowkranken, die schlecht er- 


ı) Die Spannung wurde nicht durch Kompensation bestimmt, 
- sondern die Voltzahl an dem Voltmeter abgelesen, das in diesem Falle 
wahrscheinlich zu niedrige Werte anzeigte. 


- | | = 
1) Über den Gleichstromwiderstand des Menschen und sein 


Änderung bei Krankheiten. (M. Kl. 1917, Nr. 48.) 


gg 
» d i 


sntzündie F 
s, Dee: 
cht, A. 
rerbt war} 
D Ina 
Va) Te 
olarisire: f 
ensehen k $ 

und sák 


eM 


pos 


ae 


E  stehungsbedingungen untergelegt werden). 


-rm ys m a 
. —mn 731: 00 
12 O0 29 5 Re BT EN ' a 


Y STATS fs er R a 
re nAg pno G Be a A ` 
nn. it i 3 . - S re d 


sora 4 x R 
.» 


festgestellte Widerstände bis auf 500 Ohm erniedrigt. Diese 
Erniedrigung des Leitungswiderstaides eines im Vierzellenbade 
behandelten Hautbezirkes bei der Prüfung mit schwachen Gleich- 
war noch mehrere Stunden nach der Behandlung 

daß das. Gewebe unter 


dem Einfluß der. starken Behandlungsströme die Fähigkeit 


strömen 


nachweisbar. Es ist anzunehmen, 


verloren hat, gegen den schwachen Meßstrom 
durch Bildung. von Gegenkräften zu reagieren, die den 
schwachen Gleichstrom schwächen und dadurch den hohen Gleich- 


stromwiderstand vortäuschen, | 
Der Leitungwiderstand über den beiden Armen wurde 


des Elektrokardiogramms, sondern zweckmäßig in der Weise bestimmt, 
daß mittels der--Brücken- methode der gesuchte Widerstand Mensch 


mit einem Kurbelmetallwiderstand verglichen wurde. Die Meß- 
schleife des Siemens- und Halskeschen Elektro- 


kardiographen zeigte als Nullinstrument an, ob die beiden 
Brückenzweige ausgeglichen und stromlös waren. 


2000 2 Chaperonwiderstand beiderseits eingeschaltet, hoch genug ge- 
wählt wurde, »wenigstens für die hier verfolgten 
beim Menschen genügend scharf herauszubören. ` Ä 
Der Sitz ‘der elektromotorischen Kräfte ist: die Hautstrecke, 

über welche der Strom in den Körper übergegangen ist. Das gilt 
für jeden der beiden Arme, für die Anode und die Kathode, denn 
die elektromotorische Kraft” des abgeleiteten Stromes setzt sich 
aus den beiden Potentialsprüngen an den Elektroden zusammen. 
Dabei wurden 'als Maßstab für den Umfang der elektrischen 
‘ Änderung nur Minimalwerte erfaßt, denn der Polarisationsstrom 
konnte erst eine kurze Frist nach Unterbrechung der Behandlung 


. bestimmt werden und seine Stärke nimmt sehr rasch ab. 


G Die Erklärungsversuche für die in der Haut der 
(durchströmten Glieder nachgewiesenen polarisatorischen Zustände 
leiten auf physikalisch-chemische Anschauungen, welche ganz 
allgemein den tierischen bioelektrischen Erscheinungen als Ent- 


Die Erklärungsschwierigkeit in’ der Frage nach 


dem Ursprung der elektromotorischen Kräfte im lebenden Gewebe . 
liegt in dem.'Umstande,; daß hier nur Leiter II. Klasse gegeben 


sind und nicht, wie bei den galvanischen Ketten, Leiter I. und 
"II. Klasse nebeneinanderstehen. Dafür setzt nun die Theorie die 
Flüssigkeitsketten aus nebeneinandergeschalteten Lösungen 
von Blektrolyten in ‚verschiedenen Lösungsmitteln, welche mit- 
‚einander nicht mischbar sind oder nur begrenzt mischbar sind, 
: wie z, B. Wasser und. Phenol. - Solche Lösungsmittel in einer 
. Flüssigkeitskette werden als „Phasen“ bezeichnet. ‚An der Grenz- 
fläche zweier Phasen werden beim Stromdurchgang elektro- 
‚ motorische Kräfte dadurch erzeugt; daß die Überführungszahlen 
der Elektrolyten in den beiden Lösungsmitteln verschieden sind. 
An der Grenzfläche ‘zweier verschiedener Phasen ist also die 
‘Möglichkeit gegeben zu einer Verschiebung der Ionenkonzentration,, 
zu einer Konzentrationsänderung der Elektrolyten diesseits und 
‚jenseits der Grenzfläche und dadurch zu Potentialsprüngen. Solche 
„zweiten“ Lösungsmittel sind nun. in dem stromdurchflossenen 
Gewebe gegeben in den Plasmahäute n und Membranen. 
Nach der Nernst.-Riesenfeldschen Theorie ist der 
Sitz der elekttomotorischen Kräfte im Gewebe an den Membranen, 


den Plasmahäuten der Zellen und der Zellverbände und der Fasern 


zu suchen. Die Wanderungsgeschwindigkeiten der 


‚  lonen in einer solchen Membran sind verschieden von den 


a 


Ruheströme 


 Wanderungsgeschwindigkeiten im angrenzenden ; Lösungsmittel. 
Sie werden im allgemeinen verkleinert, aber für die verschiedenen 
lonen; in sehr verschiedenem Maße. Im. Grenzfall wird die 
| Wanderungsgeschwindigkeit für eine bestimmte Ionenart praktisch 
M und damit .ist die Vorstellung der „halbdurchlässigen“ 
| den aneh gegeben. Die semipermeablen Membranen, zwischen 
i n Elektrolytlösungén eingeschaltet, würden alsdann die Potential- 
prunge innerhalb des tierischen Gewebes erklären. = 
Nr a ist die Frage, bis inwieweit in die Tiefe des Gewebs- 
June nittes die Wirkung. und Nachwirkung der Galvanisätion 
l ‚geltend macht. ‘Die Feststellungen beweisen nur eine Wirkung 
- ) Für die wissenschaftliche Begründung der Theorie der 
Gewebe se; und der Polarisationsvorgänge im lebenden tierischen 
und Jar y: auf die Untersuchungen von M. Cremer, hingewiesen 
Physi eine gründliche Darstellung in der „Allgemeinen 
'9Slologie der Nerven 


Physiologie des Menschen, Bd.4, S. 278 u. 915. 


- 


EEE 
ueg ’ i 
ama anA TO Fe k EOE A EET LE 
Pay DB: we Ei 6 gi a en pas en 
Br ed r 5 oe ve. Š 
; i g t 


nicht mehr, wie in der früheren Arbeit, durch unmittelbare FEichung- 


Bei: der Messung. 


des Wechselstromwiderstandes wurde sie durch das Telephon ersetzt.‘ |; 
. Das Tonminimum war, wenn nur der Brückenwiderstand, mit etwa 


praktischen Zwecke. 


“in Nagels Handbuch der | 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 20. 


° w 


werden. Ebensowenig .ist mit Sicherheit zu entscheiden, ob die 


in der Haut nachweisbaren Spuren der Galvanisation mit der. be- 
absichtigten therapeutischen Wirkung etwas: zu tun haben. Aber. 


es. hat an sich nichts allzu. Abwegiges, von der Tatsache einer 
Veränderung der elektromotorischen Spannungen im Gewebe auf 


' Änderungen zu schließen, die freilich in einer anderen Ebene, 


nämlich in der Ebene biologischer Beziehungen liegen. 
Logisch erscheint es gewiß berechtigt, von.. den Ver- 
schiebungen und Konzentrationsänderungen im Elektrolyten dies- 


‘seits und. jenseits der Zellgrenzen und Zellmembranen, welehe 


‘wir aus den nachgewiesenen elektromotorischen Wirkungen 
notwendigerweise erschließen müssen, biologische Zellwirkungen, 
Beeinflussungen der Drüsen und Capillarein und Einwirkungen 
auf die Nervenendapparate in der Haut zu erwarten. = 

£ “a a 


.Aus dem Allgemeinen Krankenhaus Hamburg-Barmbeck. | 


| ` Zur Lehre von der Mikuliczschen Krankheit. 


$ l Von 
| | Prof. Dr. F. Reiche. 


= Mikulicz beschrieb 1888 und 1892 das nach ihm be- 
‚nannte Krankheitsbild. Spätere Arbeiten (Broekaert, v. Brunn, 
Kümmel, Meller, Pfeiffer, Snegireff und Andere) 
erwiesen, daß jenes charakterische Syndrom in sebr vielen Fällen 
keine Krankheit sui generis, auch keine unbedingt auf die Tränen- 
und Speicheldrüsen beschränkte Affektion ist, sondern. Ausdruck 
einer tieferen allgemeinen Erkrankung sein kann, daß Beziehungen 
zu Pseudoleukämie, malignem Lymphom, Lymphosarkom und zu 
Leukämie, ferner zu Tuberkulose und Lues bestehen; besonders 
- die Verwandtschaft zwischen dem Mikuliczschen und dem 
pseudoleukämischen .Symptomenkomplex wird betont (Fromo- 
wiez}) cak | u 
| Ein Fall von solchem symptomatischen Morbus Mikulicz 
kam jüngst in meine Beobachtung. o | 
- Else W., 14 Jahre. Aufgenommen 20. Februar 1919}. 
Früher gesund. Vater gestorben an Kehlkopfkrebs. Vor sechs 
Wochen leichte Halsschmerzen, seit fünf Wochen Schwellung vor beiden 
Ohren und an den Augen: ` i ea par | Ä 
20. Februar. Gut entwicke 
88,0—88,1—87,4°, Puls 124. Pupillen weit, reagieren, Augenhintergrund 
frei. Starke harte, druckunempfindliche, völlig symmetrische 'Schwel- 
lung der Glandula. parotis, submaxillaris und subliogualis beiderseits 
sowie beider Tränendrüsen. Gaumendrüsen leicht vergrößert, Tonsillen 
wenig geschwollen: Zahlreiche kirschkerngroße Drüsen; vorn und hinten 


am Hals und längs des Sternocleidomastoideus, ferner in den Achsel- _ 


‚höblen, der. Inguinofemoral-Gegend und rechts paramamillar. Mund- 
höhle feucht; trockner Zwieback wird mit normaler Geschwindigkeit 
verzehrt, Speichelreaktion sauer. ` Kehlkopfspiegelbild normal. Über 
dem'oberen Sternum Dämpfung, Lungen und Herz sonst normaler Be- 
fund. Im, Röntgenbild zeigt die Hilusgegend beiderseits ‚Schwellung 
und erhebliche Drüsenpakete; der Mittelschatten wird beiderseits von 
einem Paket derber knolliger Weichteilschatten von der Höhe des 
rechten Herzzwerchfellwinkels,, aufwärts bis oberhalb des Arcus aortae 


überragt. 
‚breit den Rippenbogen. Urin ohne Eiweiß und Zucker 


Epithelien, Leukocyten und hyaline Cylinder. >, | 
0.21. Februar. Temperatur 37,2 bis 88°, Puls 120. Hb 75%, Ery- 
throcyten 3 120 000. a | | 
23. Februar. Die Temperatur ist zur Norm abgefallen. a 
27. Februar. bis 7. März.acht Bestrahlungen der linken, 8. März 
bis 12. März vier Bestrahlungen der linken Gesichtshälfte. Die Speichel- 
drüsen sind völlig abgeschwollen. Körpergewicht 50 kg. Starke Blässe,;, 
Hb 43%. Erythrocyten 1612000. Die Temperatur biieb dauernd 
normal. Urin frei. Während der Beobachtungszeit verhielten: sich die 


Leukocyten folgender Art: 


, im Zentrifugat 


| Boy | nano lese” & |, 
| .Ge- or: nucleäre | Heine | große | Eosino-| Baso- | 38 | 28 
gamt- | MUcieare | [> phile | phile | Be >> 
menge Neutrophile “ Lymphocyten = = 
% Í WA Pe en A E ER % 19% | ho 
am 24. 2, | 4600 | 21.5 B5 | 35 | 25 1 i 
„ 24. 2. | 1800 19 25 48 26 4,5 
> 25, 2 | 800, 1. / 
> 28.2 | 2000 75 15 735 | 178 
> 7.2. | 2600 H- 
1) Demonstration im Hamburger Ärztlichen Verein am 4. März 1919, 
~ x 
S =- 


An 
TRA. 
Nar 
A 
2 
yr 
u 
u 


ae 470. 


auf. den Hautbezirk, Ob und wieweit tiefer liegende_Gewebe an 
der elektrischen Umstimmung beteiligt sind, kann nicht erschlossen 


lt, 52,2 kg. Leichte Blässe, Temperatur 


Leber leicht vergrößert, die Milz überragt 1'/2 Querfinger _ 


2 
TREE sie 


ar‘ Fire, 
v mn 
g > a 


Ex ` 
Ha PEG 
ne Bi x 
ee 
Dt a T 
nmn 


` 


+. di 


ER ea re Eine I Goaan AER 
A QNA ILL" SS 
= — 
NENNT, 
AST Tes Er x 
IR Lt: 


vepro 


u. 
ut, Sap 
er = ih 


w 
nn! 
MINI ER 


“ = 4 


Imoa. 
Pa 
AN 


RL 
E -iY 


PERN 


Km 
Ass 
me 


. = E5 A Re 
Kr © COR N 2.0 
LET DE e 


Pa ren y amer a 


aaah inado 


U un m 
er nn 
7 SER} IT: 
u EN Ir ne 
2) 
= 
NDREK AN 


aah S 
Pa , 


ne. zei 


Sie nn a SE Dh 


nen men 


N en 


Anl ara 
mrena . z 
Dad RR ea 


ES 
Da va m. Fe 
na 
nenn ae 


—. 
nn Verena a > 


-r 


WERTE 
.. > 


N P EP ee 
A A oa wu nn.) 3 En 
Pe a 3 - a a ie a a E 
" es ` 
SEN ee oo. A ar = 
g go un. I 


i H 
Kp) t 

} 

JEA - 
TTIR Mi 
In j k 

14s 4 
PU 
> J - 
Feat tefh r, 
- r 
Pari i ʻi 

‘fo , 
sim! iR, 
iz 
UF i» 4 
ARE + 

\ » 

12 1%) 
Fo jj, 

IF ` 

d 
re A 
į 
ER 
e f 
s f 
. | i 
FO 4 
5 ji 
Riss 
ri nn 
IE hie ~ 
Ia’ y 
1 
py 
| 

| 
j! } 


| 

$ 
D 
a 
[t 

Ro 


Er 
mul 


aios ae 
nenn: 
AE ; Ia 
Tann, 


[Ben 

ee 
men. 
® v 


em 
ST 
ti 


na. 
per 


un 


Teak 


TEN 


rn 
Tr 


Ea, 


IRT 
ni 
x 


a eo 
ul In 
* ~ 
= ` 


eN EEOAE 
ES ee 
L n a 
en, 
Eu ae ES 
«_ =- 4 


un 


nv. 


TITTEN 
Te BIT eent 
=) wär ET ` N 
nn Fao A 
eek 


er a o A - 


a 
` 


m a 
IR a Ea. AA TE, 
er 
> 
~ Ex 


AR 
wein m. 


u -- - = 
re 
ri q ~ 
= Sr On 
TE 
Sn < 
u 


7 
tm 2. 
Se h - 


- I ay- 
- 


m .- EEE m a 
R = e5 s gi 


An - Penn 


A: 


Ben nn nen a ee er 
eu er 


| 1 poly | mono- A : 
ce morpho: nucleäre | Kleine | große Inosino-| Baso- | 38 | $8 
samt- phile | phile BR ÈD 
menge | . Neutrophile Lymphocyten = 
o | % A l Me %/o Ya fo a 
= | 
am 28. 2. | 1200 | | | 
„ 1.3. | 2600 | | | 
„ 2383| 1400 | | 
» 3.3. | 4800 | u | 
” 4&3 | 3600 | 23 3. ' e256.! 95 | 05 15 | 
„a - 5.3. | 2800 ` | ; ; 
„68 | 5600 
a 7.8. | 1000 23,5 1 51,5 18,5 3 0,5 
” 8.3. | 5600 | 285 3 59 5 1 iwla lı 
” 10.3. | 4000 | | 
„ 11.3 | 4200 21 2 15.5: 0,5 1 
’2.3| 200 | 12 3 78 5 2 


Am 26. Februar würden einige wenige Normoblasten gefunden. 


Am 12. März Entlassung mit der Anweisung, sich nach einigen . 


Wochen wieder vorzustellen zwecks Bestrahlung des Mediastinaltumors. 
Nach Bericht des Hausarztes, Herrn Dr. Borgzinner, trat 
am Tage danach hohes Fieber (40,3° in der Achsel) mit diffuser Bron- 
chitis und starker Heiserkeit ein. | 
. Am 15. März Lungenödem und Tod. Eine Sektion war leider 
nicht zu erlangen. | 
_ Trotz des Mangels der letzten autoptischen Bestätigung ist 
der hier mitgeteilte Fall von symmetrischer Tränen- und Speichel- 
drüsenschwellung sehr bemerkenswert durch die Schnelligkeit seiner 
Entwicklung, durch das jugendliche Lebensalter der Patientin, 


durch den neben der Milz- und Lymphdrüsenschwellung gleich- 


zeitig vorhandenen mächtigen Mediastinaltumor und die. ausge- 
prägten. Blutveränderungen. ; 

Bei der 14jährigen Kranken lief das Leiden von seinen 
ersten objektiven Symptomen an gerechnet in weniger als neun 
Wochen ab. Analogien bestehen zu der von van Duyse?) 
veröffentlichten Beobachtung von allgemeiner Lymphomatose, wo 
neben den charakteristischen- Veränderungen an den Glandulae 
lacrimales und salivares. eine Schwellung der Lymphdrüsen und 


Milz und ein großes Neoplasma im Mediastinum festgestellt wurde, 


nur daß hier die Veränderungen an Milz und Lymphdrüsen erst 
später im Verlaufe des Leidens deutlich wurden und das weiße 
Blutbild eine relative Vermehrung der großen mononucleären 
Leukocyten auf 18%, darbot; die Eosinophilen betrugen 2%, die 
Lymphoeyten 7%, die Polynucleären 73 %. 

Das Blut wär bei unserer Patientin nach mehreren Seiten 
hin alteriert, Erythroblasten und Myelocyten wurden vereinzelt 


gefunden, eine sehr auffallende, einmal selbst auf 800 Leukocyten 


im Kubikmillimeter absinkende Leukopenie bestand und unter 
den weißen Zellen überwogen die Lymphocyten; sie machten an 
einem Tage 91% der Gesamtmenge der weißen Blutkörper- 
chen aus. | 


Einen sicheren Rückschluß auf die Natur der Tumoren sind 
wir nicht in der Lage, aus der Eigenart dieser Blutveränderungen 
zu machen; ebensowenig aus der im Röntgenbild dargestellten 
mediastinalen Geschwulst oder aus der rapiden Schnelligkeit des 
Krankheitsablaufs. Wohl erinnert die Ilymphämische Beschaffen- 
heit des Blutes an Psendoleukämie, doch steht damit die ausge- 
sprochene Leukopenie nicht in Einklang, da bei ihr normale oder 
leicht erböhte Leukocytenwerte gefunden werden (Pincus). 


| Während der 20 Tage der Krankenhausbeobachtung erfuhr 
die Blutbeschaffenheit eine wesentliche Verschlechterung; das Hb 
sank von 75 auf 43%, die Ziffer der Erythrocyten von 8120000 
auf 1612000. Daß bierfür allein die schnell vorschreitende primäre 
Affektion verantwortlich zu machen war und nicht die angesichts 
der Armut an Leukocyten ungemein vorsichtig vorgenommene 
Röntgenbestrahlung, erscheint mir schon im Hinblick darauf außer 
Zweifel, daß die Zahl der weißen Blutzellen unter dieser. Therapie 
keine Verminderung erfuhr. Auffallend war der volle und rasche 
lokale Erfolg der Bestrahlungen: wenige Sitzungen genügten, die 
Anschwellungen der Speicheldrüsen völlig zum Schwinden zu 
bringen. | 


1) Zitiert nach Brons in Lubarsch-Ostertag, Erg. usw. Bd. 14 
Ergänzungsband. , 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. 


Aus der Chirurgischen Universitätsklinik Berlin 
(Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Bier). 


Zur Röntgendiagnostik beim Divertikel der 
Speiseröhre. 


Von 
Prof. Dr. Wilhelm Keppler und Dr. Fritz Erkes. 


Im Laufe des vergangenen Jahres kamen an der Chirurgi- 
schen Universitätsklinik zwei Fälle von -Erkrankungen der Speise- 
röhre zur Beobachtung, die in diagnostischer Beziehung nicht 
ohne Interesse sind. In beiden Fällen ließ das Röntgenbild an 
der Diagnose „Divertikel“ keinen Zweifel aufkommen, und doch 
ergab die Operation beidemal das Vorliegen eines Carcinoms. Wir 
haben daraufhin die einschlägige Literatur durchgesehen, um Auf- 
schluß über die Häufigkeit und praktische Bedeutung dieser 
röntgenologischen „Versager“ zu bekommen. Dabei ergab sich die 
bemerkenswerte Tatsache, daß in den bis jetzt veröffentlichten 
zirka 250 Fällen von Ösophagusdivertikel das Röntgenbild in sieben 
Fällen (3,6°/,), unsere eigenen eingeschlossen, irregeführt hat. 
Es handelte sich um Verengerungen verschiedener Ätiologie, 
welche sich auf dem Röntgenbild genau so präsentierten wie ein 
Ösophagusdivertikel. Wir bringen zunächst kurz die Fälle der 
Literatur und lassen dann unsere eigenen Beobachtungen folgen. 


I Funktionelle Striktur. 


1. Fall Stierlin: 25jähriges Mädchen. Beginn des Leidens 
im Alter von 18 Jahren mit einem lästigen Druck hinter dem Brust- 
bein, der nach dem ersten Bissen jeder Mahlzeit auftrat. Behandlung 
mit Gottsteinscher Sonde brachte nur vorübergehende Besserung. . 
Wegen zunehmenden Erbrechens sämtlicher Speisen Aufnahme m 
die Klinik. 

Röntgenbild: Ösophagus dicht über dem Zwerchfell stark 
dilatiert; in der Gegend der oberen Thoraxapertur eine sackartige 
Ausbuchtung der Speiseröhre, die von letzterer durch eine tiefe Ein- 
schnürung teilweise getrennt ist. Röntgendiagnose: Divertikel des 
Ösophagus. Bei der darauf vorgenommenen Operation — Freilegung 
des Halsteils der Speiseröhre — zeigte sich diese stark erweitert 
(4,5 cm), doch war von einem Divertikel nichts zu finden. Die Er- 


‚ weiterung schwand im Verlaufe der Operation. Heilung. — Stierlin 


nimmt an, daß es sich im vorliegenden Falle um einen Ösophago- 
spasmus gehandelt hat. 


Il. Narbige Striktur. 


2. Fall Küster: 45jähriger Mann; seit einem Jahre Schluck- ` 
beschwerden. Nach den ersten Bissen schmerzhafter Druck im Hals 
in Höhe des Brustbeins, dann Würgen und Erbrechen. : TAE 

Röntgenbild: In Höhe der ersten Rippe, etwas links 
von der Mittellinie, ein etwa 5 cm langer, 2'2 cm breiter Sack. 
Röntgendiagnose: Divertikel. — Die Operation ergab kein Divertikel, 


| sondern eine Striktur. — Exitus an Lungenödem. — Obduktion: Die 


Speiseröhre ist zwischen Bifurkation und Arcus aortae von derbem _ 
Schwielengewebe ringförmig .eingemauert. Es ist zu diesem Falle zu 
bemerken, daß, wie Küster selbstannimmt, eine genaue Analyse des 
Röntgenbildes (Fortsatz am unteren Rand des Schattens!) dea Irrtum 
vielleicht hätte vermeiden lassen. 


II. Tumorstrikturen. 


3. Fall Stierlin: Das Rönfgenbild zeigt im oberen Brust- 
raum, der Mittellinie entsprechend, einen großen, breiten Sack, der bis 
zum fünften Brustwirbel hinunterreicht und unten schartlinig abschließ 
Von seiner Basis erstreckt sich ein dünner Schattenfortsatz nach 
abwärts. | 
=~, Obduktion:.1ö em unterhalb des Pharyox ist der Ösophagus 
in einer Ausdehnung von 8 cm infolge Carcinoms in ein starres io r. 
verwandelt, das eben noch für die Knopfsonde passierbar ist. Ober- 
halb der Striktur Dilatation und „divertikelartige“ Ausstülpung. 


4. Fall Krause. 52jähriger'Mann. Seit zwei Jahren Schluck- 
beschwerden und ausdrückbare Geschwulst am Hals. 

Röntgenbild: Halbmondförmiger Schatten oberhalb des 
Herzschattens bei wiederholter Untersuchung. Diagnose: Divertikel. 
Bei der Freilegung der Speiseröhre durch Riedel fand sich ein Car- 
cinom. Der Eingriff wurde deshalb abgebrochen. Exitus an Schluck” 
Ban none. Die Sektion klärte die Verhältnisse auf. Ein hochsitzendes 
sophaguscareinom war perforiert und um die Perforationsstelle hatte 
sich ein bindegewebiger Sack gebildet, der sich mit Speisen füllte UP 
seit zwei Jahren bestand. 


5 Fall eigener Beobachtun 3. Juni 1918. _ Sch. 
d4jähriger Mann. Seit mehreren Wochen ' zunehmende Schling“ 
beschwerden, ‚Erbrechen durch Druck auf die linke Halsseite auslösbaf, 
unmittelbar bis eine halbe Stunde nach dem Essen, 


. Beim Essen bildet sich eine V | | 
‚auf dieselbe löst Würgen aus. Der Magenschlauch verfängt sich bei 


glauben wir auf die beigegebenen Abbildungen verweisen zu . 
Beachten wir die zur Differentialdiagnose zwischen Car- 


SEEN nn - is, Hke y 
18. Mai. ge i 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. 481 BE 
EREU A 
Röntgenbild (Abb. 1). In der Höhe des Manubrium sterni | neute Einführung des Magenschlauches. Trotzdem unter zunehmendem | H E 
ein großer, halbkugeliger, scharf begrenzter Schatten. Diagnose: |- Kräfteverfall am Fr | u i uhr, „FR Rh 
Divertikel. A i | 9. Dezember Exitus letalis. Obduktion: Die Speiseröhre zeigt DS ka r tat 
ö. Juni 1918 Operation in Lokalanästhesie (Geh.-Rat Bier). | dicht oberhalb des Jugulums eine Striktur, die eben noch für eine Aipa l a 
Schnitt entlang dem Innenrand des linken Kopfnickers vom oberen | dünne Sonde durchgängig ist; in ihrem Bereich graue Geschwulst- F nE: 2 
Rand des Schildknorpels bis zum Jugulum abwärts, Der Ösophagus | massen, die nach links die Schilddrüse durchwachsen haben. Histo- IA panite 
wird in großer Ausdehnung freigelegt. Es läßt sich in diesem Ab- | logisch: Careinom. | Di a | ei I 
schnitt zwar eine diffuse Erweiterung, aber nichts von dem erwarteten | . Wir. haben üns nun zunächst die Frage vorzulegen: Hätte ER 
unten im Bereich der oberen Thoraxapertur 'steckenbleibt‘ wird der | SC durch eine stärkere Bewertung der Anamnese und des kli Rn 
i f| > a i y RE A TF PESOS 
Schnitt midh unten über die Mitte des S rerni bis zur Grenze seines | Mischen Befundes die Irreführung durch das Röntgenbild ver | A Beh 
oberen Drittels verlängert. Abmeißelung der oberen Partie des. Brust- | meiden lassen? Bei der hierauf gerichteten Prüfung unserer Beob- Ppp 
beins und Abkveifen des sternalen Gelenks der Clavicula. Durch | achtungen ergibt sich folgendes: > > > o o le 
stumpfes Vordringen gelingt es nunmehr, die untere Grenze der diver- | Bei Fall 5 bestand Erbrechen fester und flüssiger Speisen Mn 5: kin | 
tikelartigen Erweiterung zu erreichen, doch macht die allseitige Aus- ; sowohl unmittelbar nach dem Schluckakt als auch längere . Zeit ` | ER Be 
lösung des Sackes wegen sehr inniger Verwachsungen mit der Um- ' (eine halbe Stunde) danach; es ließ sich willkürlich herbeiführen a Dies a 
a Sn at en A nd nu durch Druck auf die linke Halsseite. Hier in. der Tiefe. zwischen gei er a 
i ird weite eschn Ei a N a A A Ae: TA RE 
Sonde in das Lumen Faer Speiseröhre eingeführt. Diese stößt wenige . Schildknorpel und Kopfnicker hat: der ‚tastende F 5er das Gefühl jj len = 
Zentimeter tiefer auf deutlichen Widerstand, der schließlich überwunden | eier weichen Schwellung. Mit einer Gummisonde gelangt man RGR E jie. 
wird. Unter vieler Mühe gelingt es endlich, den dilatierten Ösophagus- | in 15 cm Tiefe in einen Blindsack, aus dem sich fauliger Speise- CE SA 
teil auszulösen: und zu resezieren. Naht des Ösophagus bis auf die | brei entleert. Auch der starke Gewichtsverlust (30 Pfund) paßt- ih Uran 2 
Öffnung für die Sonde. Tamponade der Wunde. : we | zu dem Bilde des Ösophagusdivertikels.. Gegenüber diesen für RRR HAm 
19. Juni. Unter zunehmendem Kräfteverfall Exitus. / . -| ein Divertikel charakteristischen Symptomen konnte die „kurze MEDE a oL 
~ Obduktion: Wenige Zentimeter unterhalb des Jugulums ein |- Anamnese (fünf Monate) diagnostisch nicht besonders ins Gewicht FE “ 
striktuierender Tumor der Speiseröhre, der sich histologisch als Car- | fallen. Man erhebt sie gelegentlich bei Divertikelträgern, wie wir N Bd e 
cinom erweist. >- Jauchige Mediastinitis. aus eigener Erfahrung bestätigen können. Mu u 
Re Y , Bei Fall 6 bestanden seit drei Vierteljahren Schlingbe- u Kit, 
WORTE | A N]; schwerden, die zeitweise Besserung zeigten. Beim Schlingen bildete BINGEN ee 
SSY; U í sich an der linken Halsseite eine Vorwölbung, die Patient mit den i ı er ee 
> m m” | Händen ausdrücken konnte: Die Magensonde verfing sich bei PEUN i ES it 
ESE =. l 23cm, um zu anderen Zeiten wieder unbehindert zu passieren. ERETI 2 
2: Auch in diesem ‚Falle sprächen Anamnese und. klinischer Be- N RR BEEE 
RS J | ‚fund, insbesondere die- zeitlich wechselnde Durehgängigkeit der Ha o 
MI f, ‚Speiseröhre für Nahrung und Sonde, eindeutig für ein Divertikel. a SR ae 
4 j Das höhere Alter des Patienten .(58 Jahre) konnte keine dia- En on 
RT, gnostischen Bedenken aufkommen lassen. Wissen wir doch durch in 2 
f die Untersuchungen von Marnyama (Hart), daß die Häufig- : Era 
A keit des Divertikels vom. 30. Lebensjahr. erheblich‘ zunimmt und AM AE ETE 
3 daB es selbst im höchsten Alter noch zur Divertikelbildung MURAR Ai ai 
| ei kommen kann. In der Statistik des genannten Autors. ist das a ln IH ji bo 
EN Divertikel am häufigsten zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr dt. 
vertreten. Die kritische Prüfung unserer Beobachtungen gestattet BE. 
- HN H uns somit zu behaupten, daß in beiden Fällen sowohl Anamnese HEIM nal! a 
ZS N als klinischer Befund eindeutig für ein Divertikel- sprechen. - Eo TA o 
=M ~ Es bleibt 'noch die Würdigung des Röntgenbildes. Läßt IR ak. 9. ©. 
CH sich in der Untersuchungstechnik oder in der Deutung des Röntgen- "I Ae 
Abb. | bildes ein Grund für die falsche Diagnose nachweisen? Hier Ih E 
| oo. j 2 ee können wir uns kurz fassen. Die Untersuchung. vor. dem Schirm HN a 
hr Vale eigener Beobachtung, o om nn Be wurde im Stehen bei schrägem Durchmesser ‚mit Wismutauf- Il E ANEN 
jahriger Mann. Seit drei Vierteljahren zunebmende Schlingbesc rn he schwemmung vorgenommen und die Aufnahme unmittelbar danach. KE iia 1 fp ki 
órwölbung an der linken flalsseite. Druck | in gleicher Haltung angeschlossen. Bezüglich der Bilder selbst . WI Bh SIE i 
} ri 1 e 


28 cm Tiefe, gelangt 'aber zu’ anderen Zeiten ohne Widerstand in n 
die Tiefe. ae - | e | können. B | 
Röntgenbild (Abb. 2). In Höhe des Manubrium sterni ein | cinom und Divertikel in der Literatur angegebenen Merkmale: deut- . 
scharf begrenzter, runder Schatten. Ä | 7i - | licher, kugeliger, unten scharf abgegrenzter Schatten bei Divertikel — E HE 
Diagnose: Divertikel. ` l - `| spindelförmiger, unscharf begrenzter. Schatten bei Careinom, so Ba MRT: ET. 
„ „Operation: 4. Juli-1918 (Prof. Keppler) In Lokalan- | muß die Deutung unserer Bilder als Divertikel ohne weiteres ein- Hal ie 
mesie; ausgiebige Freilegung des Ösophagus an der linken Halsseite. | leuchten. ee | | Rt Su A, agi 
röle er Untersuchung un en an | Ein Umstand hätte zu denken geben müssen: das ist die. EN a 
einem Zweifel, daß BIC Spee Uhre: weiter isi als 5 OA Ver- | etwas tiefe Lage des als Divertikel angesprochenen sackförmigen . l E]; 
hältnissen entspricht. Dabei bleibt das eingeführte Bougie jedesmal | SChattens. Wissen wir doch, daß das Pulsionsdivertikel: zumeist "a ee 
Im Bereiche dieser diffusen Erweiterung stecken. Die Speiseröhre wird | an der Grenze von Pharynx. und Ösophagus, etwa in der Höhe © 
‚erauf an dieser Stelle eröffnet. Jetzt wird von der Nase aus ein dicker | des Ringknorpels, seinen Ausgang nimmt. Allein bindende Schlüsse EARTH n 
Katheter in den Ösophagus eingeführt; derselbe kommt bei jedem Ver- | lassen sich auch daraus nicht ziehen, denn wir wissen ja aus Er-. Bet Ol Dj u 
Such, ihn tiefer in die Speiseröhre hineinzubringen, zur Wunde wieder | fahrung, daß, wenn auch in seltenen Fällen, das Divertikel an Manni A Na De 
mehr von der a anna Ta | tiefer gelegener Stelle auftreten kann. TE IR OS 
dieser Versuch gelingt erst hach Überwindung eines deutlichen Wider= |. . .. Ob die Ösophagoskopie die irrige Diagnose hätte be- K ii: o 
Standes. Die Ösophaguswunde wird bis auf den- Katheter geschlossen, | richtigen können, läßt sich mit Sicherheit nicht entscheiden. Bei Ib IH A a 
die Weichteilwunde wird tamponiert. i | derartig herabgekommenen Kranken wird man sich zu dieser, - ANE |. MBERE 
12 Juli. Entfernung .des Schlauches. Alle genossene Flüssig- immerhin eingreifenden und gerade beim Divertikel nicht unge- . i MEE i ere 
keit entleert sich aus der Wunde am Hals. Da eine Wiedereinführung | fährlichen Untersuchung ohne zwingendste Notwendigkeit kaum. BAAR i AAR 
des Schlauches -voňñ*Munde aus nicht gelingt, wird am 13. Juli die | entschließen, und eine solche. lag unseres Erachtens nicht vor, ha E 22 
paa astel nach Witzel angelegt. — Da nach einigen Wochen die | Es kommt hinzu, daß auch die Ösophagoskopie gar nicht so WEEN SIR, . ; 
sonde En vom Munde äus wieder gut möglich ist, wird die Magen- | Selten „Versager“ aufzuweisen hat. Se, u KURY Hi I 
art ernt. ; sto ; . . e .- : ; - Die u 
; j In einem Fale Rosenhains beispielsweise ließ sich der. MEN- 
Tubus 22 cm tief einführen, dann blieb er stecken.‘ Man-sah dem- 1i RR 
s 


- 30, August. Mit gutem Schluckvermögen entlassen. j | 
sch 23. Oktober. Wiederaufnahme wegen neuerlicher Schlingbe- 
werden. ‚Nach stumpfer Erweiterung der Magenfistel Einlegen eines 
“mlnariastiftes, Die Fistel wird auf Kleinfingerdicke erweitert. Er- 


Lumen des Rohres vorgelagert eine ‘blasse, wie gespannt 'aus- 
sehende Schleimhaut, an der keine:krankhaften Veränderungen zu : 


a E 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. | 18. Mai. 


. erkennen waren. Die Einstellung des Speiseröhrenlumens gelang 


auch bei einer wiederholten Untersuchung nicht. Klinische Dia- 
guose: Carcinom, daher Gastrostomie. Nach drei Tagen Exitus an 
Entkräftung. Obduktion: Im Anfangsteil des Ösophagus direkt 
hinter und unter der Larynx ein Divertikel von Walnußgröße. 

Die oben erörterten diagnostischen Irrtümer werden sich 
unseres Erachtens auch in Zukunft kaum vermeiden lassen; sie 
sind natürlich nicht imstande, den Wert der Röntgenuntersuchung 
zu diskreditieren. Die divertikelartige Erweiterung, die das 
Röntgenbild zeigt, liegt im Moment der Füllung zweifellos vor; 
wenn wir sie trotzdem bei der nachherigen Freilegung vermissen, 
so können wir diesen Mangel an Übereinstimmung unseres Er- 
achtens nur so erklären, daß die circumscripte Ausbuchtung mit 
der Entleerung ihres Inhalts verschwindet oder richtiger gesagt, 
einer mehr diffusen Erweiterung Platz macht. Das Röntgenbild 
ist nur der sichere Ausdruck für eine bestimmte, im jeweiligen 
Augenblick bestehende Formveränderung. Die Frage nach der 
Ursache dieser wird uns das Röntgenbild aber nicht in allen 
Fällen beantworten können. Daß in einem geringen Prozentsatz 
striktuierende Prozesse der Speiseröhre verschiedener Ätiologie ein 
Röntgenbild geben, welches von dem eines genuinen Divertikels 
nicht zu unterscheiden ist, ist jedenfalls eine Tatsache, mit der 
gerechnet werden muß. Die Kenntnis dieser Tatsache muß uns 
bei unseren Eingriffen zur Seite stehen, um im gegebenen Falle 
den weiteren Verlauf des operativen Eingriffes zu bestimmen, und 
darin liegt unseres Erachtens die praktische Bedeutung der wieder- 
gegebenen Beobachtungen. 


Über das Vorkommen des Trichocephalus dispar 
bei Kriegsteilnehmern und seine Bedeutung. 
| Von 
Prof. Dr. C. Hart. 


In einer beachtenswerten Abhandlung, die leider nicht in 
einer medizinischen Fachzeitschrift erschienen, sondern nur vom 
Kriegsministerium an die militärärztlichen Dienststellen ausgegeben 
worden ist!), haben Wolff und Dau die Aufmerksamkeit auf 
die klinische Bedeutung des Peitschenwurmes (Trichocephalus 
dispar) gelenkt, eines Diekdarmparasiten, den man im wesent- 
licben bisher für harmlos gehalten hat. Sie konnten zuuächst 
feststellen, daß sich der Trichocephalus bei nicht weniger als 
47,5% aller im Felde gewesenen Soldaten findet, während 
bei der Zivilbevölkerung das Suchen nach den Wurmeiern im 
Stuhl nur in 7,4% von Erfolg war. Zu der Überzeugung, 
daß die Peitschenwürmer keineswegs ganz harmlose Parasiten 
sind, wurden Wolff und Dau zunächst durch die Beobachtung 
zweier schwerer Fälle von Darmblutung gebracht, in denen sich 
trotz Anwendung aller in Betracht kommenden Untersuchungs- 
methoden keinerlei Erklärung über die Quelle der Blutungen 
finden ließ außer der Anwesenheit der Peitschenwürmer, nach 
deren Abgang erst die Blutprobe des Stuhles negativ wurde und 
die Kranken genasen. Eine systematische Untersuchung des 
Stuhles aller Parasitenträger ergab zudem in mehr als 92 % einen 


positiven Nachweis okkulten Blutes und es konnte festgestellt 


werden, daß in nicht seltenen Fällen durch die Anwesenbeit der 
Peitschenwürmer Störungen von seiten des Verdauungsapparates 
hervorgerufen werden, die in Schmerzen in der rechten Unter- 
bauchgegend, Koliken, dyspeptischen Erscheinungen, Darm- 
blutungen bestehen und naturgemäß zu mancherlei Verwechs- 
lungen, besonders mit Appendicitis, führen können. | 
Die Angaben von Wolff und Dau sind inzwischen von 
Telemann und Doehl, Fricke, Moog bestätigt worden, 
soweit die Häufigkeit des Peitschenwurmes bei Kriegsteilnehmern 
und die Fähigkeit des Parasiten, Blutungen hervorzurufen, in 
Frage kommt. Insbesondere hat soeben Moog erklärt, daß der 
Peitschenwurm imstande ist, alle möglichen Erscheinungen von 
seiten der Verdauungsorgane auszulösen, unter denen sehr ernst- 
liche makroskopische Blutungen ein schweres Krankheitsbild 
erzeugen können. 
Durch das Kriegsministerium als pathologisch - anatomischer 
Fachbeirat hingewiesen auf die von Wolff und Dau 


1) Ich bin der Ansicht, daß derartige wichtige Aufsätze nach 
Aufhebung der Zensur nachträglich in einer Fachzeitschrift den Ärzten 
bekanntgegeben werden sollten. 


angeregte Frage, nahm ich mir vor, sorgfältige Unter- 
suchungen an dem zur Obduktion kommenden Soldatenmaterial 
anzustellen sowohl über das Vorkommen des. Peitschenwurmes als 
auch über die etwa ihm zur Last zu legenden anatomischen Ver- 
änderungen. Zugleich wurde auch anderen Darmparasiten erhöhte 
Aufmerksamkeit geschenkt. 

Das Ergebnis dieser Feststellungen war ein sehr eindeutiges, 
Unter den im Felde gewesenen Soldaten beherrbergte jeder zweite 
etwa den Peitschenwurm. Auf 200 Leichen, auf die sich diese 
Mitteilung beschränkt, kam 84 mal ein positiver Befund, was 
einem Prozentsatz von 42 entspricht. Man muß aber dabei 
berücksichtigen, daß das Suchen nach dem Wurm, wenn er 
nieht in der Mehrzahl vorhanden ist, zweifellos schwieriger ist 
als der Nachweis der in Stuhlproben angereicherten Eier, und 
ich habe mich selbst davon überzeugen können, daß Übung 


‘und Blick viel ausmachen. Da der Wurm in der Leiche lose 


auf der Schleimhaut des Coecums liegt, so wird er auch bei 
der. Herausnahme des Darmes bei flüssigem Stuhl leicht fort- 
geschwemmt und dann ist es natürlich ein so gut wie aus- 
sichtsloses Bemühen, den ganzen Dickdarminhalt nach den Para- 
siten abzusuchen. Es sind also die von mir gewonnenen Zahlen - 
als zu niedrige anzusehen und ich glaube, daß man im Hinblick 
auf die gegebenen Fehlerquellen wuhlberechtigt zu der Annahme 
ist, daß etwa bei der Hälfte aller im Felde gewesenen Soldaten, 
die ich seziert habe, der Trichocepbalus dispar im Darme vor- 
handen war, Es genügt aber schon das tatsächliche Ergebnis 
meiner Untersuchung, um festzustellen, daß die Angaben von 
Wolff und Dau über das Vorkommen des Peitschenwurmes 
bei Kriegsteilnehmern ihre vollkommene Bestätigung gefunden 
haben. Und wie ich mich am Sektionsmaterial meines Kranken- 
hausinstitutes überzeugt habe, ist ihnen auch darin beizustimmen, 
daß bei der Zivilbevölkerung der Parasit nur in einem sehr 
kleinen Prozentsatz vorkommt, sodaß damit auch die Behauptung 


| gestützt wird, erst durch das Kriegsleben im Felde sei die Ver- 


seuchung mit dem Trichocephalus bedingt. Man kann dem Hin- 
weise Wolffs und Daus auf die Annahme nur beistimmen, 
daß die eihaltigen Fäkalien eingetrocknet und zerstäubt durch 
den Wind überall hingetragen werden, daß dann durch den 
Genuß von rohem Obst und Gemüse, durch unsaubere Hände 
oder auch durch Trinkwasser die Parasiteneier in den ihrer Ent- 
wicklung günstigen Verdauungskanal gelangen. 

In dieser Hinsicht scheint mir nicht ohne Interesse das Ver- 
hältnis der Peitschenwürmer zu anderen Darmparasiten zu sein. 
Unter ihnen wurden Oxyuren am häufigsten angetroffen, ich kann 
aber leider keine bestimmten Zahlen angeben, da ich ihnen eine 
Zeitlang nicht die genügende Aufmerksamkeit geschenkt habe. 
Immerhin glaube ich so viel sagen zu können, daß sie nicht selten 
zusammen mit dem Peitschenwurm vorkommen, der Prozentsatz 
ihres Vorkommens überhaupt aber nicht höher als der für den 
Peitschenwurm berechnete ist. Über den Ascaris und die Band- 
würmer kaun ich genaue Angaben machen. Ersterer fand sich ` 
bei 200 Feldzugsteilnehmern 32mal, während Tänien nur mal 
angetroffen wurden. Selbst bei Berücksichtigung der Tatsache, 
daß Bandwürmer häufiger durch eine Kur abgetrieben werden, 
ist doch die Feststellung nicht zu beanstanden, daß Spulwürmer 
und Bandwürmer wesentlich seltener als Peitschenwürmer bei Im 
Felde gewesenen Soldaten gefunden werden. Die Spulwürmer, 
die manchmal in größerer Zahl, einmal 47 (!) vorhanden waren, 
waren in der Mehrzahl der Fälle mit Peitschenwürmern vergesell- 
schaftet, und da auch ihre Eier keines Zwischenwirtes bedürfen, 
so geht daraus hervor, daß Schmutzinfektion die Quelle des Wurm- 
parasitismus ist. Es ist also leicht verständlich, wenn Tricho- 
cephalus und Ascaris oft zusammen angetroffen werden. Auch 
später, als ich nicht mehr systematisch nach Peitschenwürmern 
suchte, habe ich dieses Zusammenvorkommen beider Würmer 0 
feststellen können. 

In allen Fällen habe ich den Trichocephalus nur im Coecum 
angetroffen, der Wurmfortsatz war frei, obwohl man namentlich 
bei Kindern sonst gelegentlich den Parasiten in ihm findet. Ge- 
wöhnlich handelte es sich nur um ein oder wenige Exemplare, 
wiederholt aber auch um eine größere Zahl (10 bis 20). Zweimal 
fand sich je ein Trichocephalus im Dünndarm, und da es sich 
beidemal um eine diffuse eitrige Peritonitis handelte, so muß man 
mit der Möglichkeit rechnen, daß der Wurm durch die Antiper!- 
staltik in den Dünndarm eingeschwemmt worden war. 

„Wie schon erwähnt wurde, liegen in der Leiche die Peitschen- 
würmer lose auf der Darmschleimhaut oder an der Oberfläche der 


a. Veränderungen erkennen, die dem Wurm zur Last zu legen 
kleinen g nd wenn die Annahme auch recht nahe liegt, daß die 
en chleimhautwunden, die -der Parasit bei seinem Einbohren 
| wen) an eine bakterielle Infektion- begünstigen, so. fehlt mir. 
O pap Ostens bisher jeder Anhalt dafür, daß dadurch Krankheiten 
edingt werden. dh i | er | 

welche Aurscheinlich sind es nervöse Einflüsse und lokale Spasmen, 
eitis. nn klinischen Erscheinungen wie Koliken, Pseudoappendi-: 
art in d auslösen, und ich glaube, daß man daran festhalten. 
losen Dar em Trichocephalus dispar zwar mehr als einen harm- 
nn P parasiten zu sehen, ihm aber keine schwerere organische 

gel egentlich zur Last zu legen. Seine Bedeutung dürfte in der 
ion. Chen Verursachung mehr oder weniger schwerer Anämien 


Sich . na es 
“Im wesentlichen erschöpfen. E 


der Ärzte ia Wien stattfand. 

Sichtlich kann man sich noch nicht dem Gedanken an- 
passen, im Ulcus pepticum nur ein Symptom. einer psycho-neuro- : 
tischen Erkranküng zu sehen und Spasmen als Ursache des Ge-: 
schwürs .anzunehmen. Aber v. Bergmann betont ja, daß er: 
in den hartnäckigen Krampfzuständen ‘nur. ein disponierendes 
Moment zur Ulcusentstehung erblickt und schließt andere Ent- 
stehungsarten nicht aus. | | = | | 
| Ich möchte im folgenden an der Hand einer Kranken- 
geschichte und allfälliger Beobachtungen auf einen anderen Weg 
der Geschwürsentstehung hinweisen. Are | 
Herr U., 48 Jahre alt, ist hereditär nicht b : 
starb an Herzfehler mit 58 Jahren, die Mutter mit re res 
‚fluß. Eine Schwester erlag mit 45 Jahren einem Schlaganfall, viel- 
Jeicht infolge von Basedow. Zwei Geschwister starben ‘im dritten Jahr- 
zehnt an Lungentuberkulose, zwei ältere Brüder sind gesund. - Patient 
ist das jüngste Kind und war in der Jugend schwächlich. Nach einer - 


N 


Br ni ; l ; - brain © ; 
| A Da SEE 
| N ne © É BEI ET: = | I ato 
uf 18. Mai 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. 483- ; Ai I 
ge Mie | © -mehr oder weniger festen Kotmasse | | SR ken EEE 8 e ER p 
wl È X ssen, sodaß also anzunehmen = Fi 1 ' zur Genace. deg  entundum ERa pa 
ni ist, daß. sie die Schleimhaut verlassen, sobald kein Blut mehrin | 1, Beitrag Zur Genese des Ulcus rotundum. Bl. 
stae | Sekti pen ak nn ein. einziges Mal- konnte ich, als die | u O Vo o DE MERET: 
Waie Sektion wenige Stunden nach dem Tode stattfand, einen Tricho- Primärarzt Dr. Em er, Salz . Od 
fen erh cephalus finden, der mit dem Kopfteil fest in der Schleimhaut u a u a i Fr SE RER, | % Hi r aN, 
ho saß, aus der ich ihn vorsichtig herausziehen konnte. Aus allem, | , In den letzten Jahren hat sich die Tatsache der-Häufigkeit BEN. 
inde | was bisher über den Wurm bekannt ist, läßt sich schließen, daß des’ Ulcus pepticum im Magen und insbesondere im Duodenum - i Fi Epel 5 
dermi } er sich flach in die Schleimhaut einbohrt und aus ihr seine Nah- | Immer mehr durchgerungen. Dadurch wurde die Symptomatologie Rn 
sich de |. rung entnimmt, die zweifellos im Blute der Schleimhautgefäßchen | Und Diagnostik dieser Erkrankung in steigendem Maße Gegenstand i P AERA 
fund, m besteht. Es weist nichts. darauf. hin, daß der Peitschenwurm auch eingehender Forschungen. Aber auch das Studium der Uleusgenese En a 
her iti | <- in tiefere Schichten der Darmwand vordringt, vielleicht weil der wurde insbesondere durch -die bekannten Arbeiten v. Berg- Kt A N W 
wef haarfeine Kopfteil dazu nicht geeignet ist, die Muscularis mucosae | Man ns und seiner. Schule neuerlich wesentlich gefördert. my p 
aj 5 und stärkere Gefäßwandungen zu durchbohren. >. v. Bergmann hat angenommen, daß das: Ulcus pepticum das y Ei 
Eier, wl 5 = Daß der Wurm Blut saugt, läßt sich schon bei seiner ma- Ergebnis einer Magenneurose in sekretorischer, motorischer: und Wa ppe ; 
B Cha kroskopischen Betrachtung: ohne weiteres feststellen. Man sieht sensorischer Beziehung auf dem. Boden einer allgemeinen Neurose PTEE 
iche I | nämlich am walzenförmigen Hinterteil vielfach einen feinen bräun- | Bereiche des vegetativen Nervensystems ist. | M NH: 
ad k lichen bis schwärzlichen Streifen, der nichts anderes ist als der | ‚Er kennzeichnete ein umschriebenes Bild, dessen Herausschälung RR if I RR 
ei I | mit‘ gesaugtem Blut gefüllte Darm. Mikrochemisch läßt sich an ne feiner Beobachtung bedarf und außer durch Erkrankung des . u | ER j in 
vo ihm eine schöne Eisenreaktion erzielen, Ich habe folgende Probe | rganbefundes (Magen), durch Aufnahme des vegetativen Nervenstatus hit 1 pas e. 
en Pu angestellt. Verreibt man einen oder zwei Würmer mit gefülltem ortor Harmonie ma A athi a onen S pain Ris a WE En 
: ; en A 10 el; RB schen Sympathicus und autonome ERM IRE g n 
e . Darm in wenig physiologischer. Kochsalzlösung, so erhält man mit | solche Stigmen "werden , ven: | Ihm und. seinen Schülern eaat Mii In. i 
al a Ae Ponmpjog as deutlich positive Reaktion auf Blut, an a. Circulationsstörungen (Schweiße, kalte und nasse Hände - ie H PESE: s 
mie‘ die um so stärker ausfällt, je mehr Würmer man verwendet. Mit | und Füße), Dermograpbie, spastische Obstipation und spastische Blä anti. 
dla, f | sicher blutfreiem. Kot v ts chte Verreibung ergab eleichfalis ara Anomalien des Herzvagus er sl Getühl von Herzfiattem) Ep I" T 
m positives Resultat. Damit scheint mir der Beweis erbracht zu sein AED ana: ungen, Glanzauge, Exophthalmus, Blähhals. Ferner ISA 
rge daß der positive Ausfall einer Untersuchung des Kotes auf okkultes | ? en DE 10 Onean u. loeanlu, Atropin u or nal le Eu a 
PE Blut allein schon bedingt sein kann durch die Entleerungen der „pa On diesen Störungen können viele, aber-auch nur einzelne nach- MEE ©. 
. mu: $ Sgr 2 SS RLUBEN: weisbar sein, und ist das Bild, der Neurose 'im weit i vol) EA FREE 
une I, Trich hal; iteren. Vagusgebiet 1-4 U KARTEN Bea 
u F ledan i te lich « E oe Zahl vorbanden sind. Wichtiger | entweder manifest oder es besteht nur. eine reizbare Schwäche des- AN: aTr! 
rt ngs und natürlich als Quelle schon makroskopisch sichtbarer | vegetativen Nervensystems (latente Neurose) DE | ATTE 
=: engen allein in Betracht‘ kommend sind die Bohrlöcher in | _. Dabei ist es nicht nötig, daß so_stigmatisierte Kranke einen Hl ur 7 
ml - er chleimhaut, aus denen ein Ausfluß von Blut‘ um so eher | Offensichtlich nervösen, neurasthenischen Eindruck machen, sondern sie > Bl an. : 
ah - ‚anzunehmen ist, je mehr man an eine örtliche Hämolyse denkt, | können der Außenwelt gegenüber: völlig nervenrubig erscheinen. Er Ku RE 
rn | ch Se DO hen Verschluß der angebohrten Schleimhaut- des a fo'gung seiner n der o ropan benan Grundlage Bag px R. 
eef- gefäßchen verhindert. “= 1 Su pepticum wies v. Bergmann fast in Umkehr der früheren ` RAU kih: 
ph = d ZUR : Anschauungen auf die Ähnlichkeiten, ja Gleichheiten der. M I E oE 
er ii Ich halte es nicht nur für durchaus glaubhaft, daß eine, | (nervöse Dyspepsie, psychogene Dyspenafe) und Ta ` peptischen, Ge> pi SEEE y 
mi 'ichocephaliasis schwerere anämische Zustände herbeiführen kann, | schwürs hin, auf die fließenden Übergänge zwischen diesen beiden Ka ER = 
i wle sie neuerdings auch Moog anführt, sondern ich möchte | Krankheiten, sodaß er ‚sich zu der Hypothese berechtigt fühlte, daß ir 
| Damentlich auch die Folgerungen Wolffs und-Daus hinsichtlich | der Neurotiker durch spastische länger dauernde Zustände im Magen HAN Misi i 
a des Salimetnes okkulten Blutes im Stuhl anerkennen.. Wörtlich eE nn die en Schleimhautläsionen erhalten . NA BER o 
pi sagen Wolff und Dau: Nachdem wir in über 40 0/, aller von | Kann, die beim Disponierten zur -Mitursache der weiteren nervösen a CRNA 
„| Ws untersuchten Feldzugsteilnehmer Trichocephalus ee ge- Piorun Si im Magen werden (Circulus vitiosus). . KERNE une. 
ji funden haben und bei deren Anwesenheit in über 92 °/, der Fälle | yago olche hartnäckige Spasmen können nach v. Bergmann bei UNTERE 
se | okkulte Blut : DR . - . Vagosympathicotonikern ganz leicht durch. psychische Affekte .aus-. o RARIS 
s| du Sympto nn m nom esen Naben, müssen = u ‚gelöst werden und führen zu Ulcus pepticum in der Art, daß durch WENS fr Nee 
a r. oO en Blutungen zum mindesten bei Feld- | sie zwei hierzu notwendige Bedingungen erfüllt werden.. nämlich di I; 
A veoeunehmorn nur dann. auf eine organische Erkrankung des | Verminderung der. normalen Widerstandsfähigkeit durch die a Rn po en 
j | N auungstraktus bézogen werden darf, wenn die Anwesenheit Störung. der Bluteirculation im umschriebenen Schleimhautgebiete und. | Bu I Mi: i 
on Darmparasiten und insbesondere Trichocephalus dispar aus- | infolgedessen die Andauung dieser in ihrer Ernährung gestörten Ro o BARIS 
ïj geschlossen ist.“ Wenn auch Moog okkultes Blut im Stuhl bei Mucosapartie. Dem dritten Punkt der schlechten Heilungstendenz erklärt . A 
B Triehocephaliasis nur selten gefunden hat, so kann nach meiner die CI Be ulus vitiosus (Fortbestehen der Neurose), den er auch für. UE BERR 
A Ansicht die Berechtigung des angeführten Satzes nicht in Zweifel s 0. a teen ee Kun ee... 
|  - gezogen werden. Wichtig ist es natürlich, sich nicht etwa mit | entstehuneg durch Experimente al gelang es, diese spasmogene Uleus- ITOE, re 
|. der einmali Ä I. entstehung durch Experimente zu stützen. Er erzeugte durch toxische | I R 
‚“inmaligen Anstellung der Probe zu begnügen, wenn man den | Physostigmin- und Pilocarpininjektionen schw S | en NER SI; 
| paziehungen zwischen der Trichocephaliasis und: okkulten. Darm- | Suffusion und Erosion am Magen and DeoBanktete ach a | BE TE 
gen nachgehen will. | nn öffneter Bauchhöhle.. we Te RA E 
J P Während ich in dieser Frage zu einem bestimmten Urteil | | — V Bergmanns psycho-neurogene Ulcustheorie fand nun ibre 
| ER nn bin, vermag ich keinerlei Angaben zu machen über Š un ne 3 ne a letzter Zeit sprach sich auch die Sauer- 
en Peitschenwurm als Erzeuger der mannigfachen Krankheits- | P rY Oh sche Sehulo in der Arbeit Chaul und Stierlin völlig dafür 
elscheinungen, für di a a è aus. Die noch herrschende. Meinungsverschiedenheit kommt am deut- 
| gen, für die man ihn verantwortlich gemacht hat. Die | Ds | 
! Schleimhaut des. C a : i lichsten in der durch den Vortrag des Röntgenologen Haudek 
| - Coecums läßt makroskopisch keinerlei belang- | (Schule Holzknecht, die sich als Anhänger erklärte) angeregten. 
| Debatte zum Ausdruck, welche am 1. Februar 1918 in- der Gesellschaft 


ge 


æ n o‘ b E E E 
Bire n aea Ar aiin a TE h ee 
i 


‘hinweisen, 


484 ` 


en 


Pleuritis exsudativa und Apieitis mit 16 Jahren wurde er sehr kräftig 
und gesund. Während der Studien zweimal geringer Ikterus; damals 
mittelstarker Potus, hat aber fast nie geraucht. Mit 27 Jahren leichte 
hypochondrische Verstimmung infolge stark belästigender Extrasystolie, 
ein Zustand, der durch Jagd und mäßige Hochtouristik verschwand. 
Als Ursache wurden damals stärkere geschlechtliche Reizungen an- 
genommen, doch war Patient nie infiziert, die Wassermannsche Blut- 
probe ist negativ. Leichte Extrasystolie, die aber nicht mehr un- 
angenehm empfunden wurde, bestand seitdem immer, desgleichen 
Bradykardie (60). Stuhl regelmäßig, Magen meist vorzüglich, manch- 
mal leichte hyperacide Beschwerden. 

Seit zehn Jahren bestehen Anfälle von sensibler Neuritis, die 
anfangs besonders als Neuralgien auftraten, später abwechseind im 
Bereiche verschiedener dorsaler, Jumbaler und sakraler Spinalnerven 
gebiete. Am häufigsten war das Gebiet des L 5, S1 und S 3 betroffen, 
später traten sie auch am Rumpf auf, wo sie insbesondere im Bereiche 
des D 8, 4 und 5 unangenehme Herzsensationen (Stenocardia nervosa), 
Parästhesien, Druckschmerzpunkte usw. hervorriefen. Diese Anfälle 
kennzeichneten sich durch ein eigenartiges Symptomenbild, das zwar 
nicht immer voll ausgeprägt war. Ein bis zwei Tage nach geistiger 
Überanstrengung, Überarbeitung, schwerer Aufregung, traten zuerst 
psychische Zustände auf, bestehend in Unbehagen, Unlust, verbunden 
mit Unrube, Gereiztheit und Depression. Dieser Dysphorie folgten die 
Parästhesien und Hyperalgesien in den oben bezeichneten Hautbezirken. 
Die Haut war schmerzhaft, aber normal empfindlich gegen Wärme und 
Kälte. Waren fleischreiche Körperteile ergriffen, so waren auch die 
Muskeln empfindlich, aber Druck eher wohltuend. Die Unruhe teilte 
sich auch dem Körper mit und war ein Bein befallen, so wußte der 
Kranke nicht, wohin es stellen und legen. 

Diese Zustände dauern zwei bis drei Tage an, sind medikamentös 
nicht beeinflußbar und verschwinden wieder spurlos. Öfter, das letzte- 
mal vor vier Jahren, kam es hierbei zu Herpes progenitalis. Einmal 


'zu einer Herpesbläschenbildung an der feinen Zehenbindehaut. Bei 


heftigeren Anfällen konnte man auch stärkere Extrasystolie und Brady- 
kardie, manchmal auch Herzpalpitationen konstatieren, 

Im Februar 1917 traten wiederum starke derartige dysphorische 
Anfälle auf, diesmal aber weniger mit sensiblen Störungen als mit 
Dyspepsien. 

Ich möchte hier nochmals erwähnen, daß der Kranke sonst stets 
einen guten Magen hatte, nur sehr vereinzelte Gastralgien, das letzte- 
mal vor. beiläufig acht Jahren nach stärkerem Weißweingenuß. Ab 
und zu traten leichte hyperacide Beschwerden auf und die wiederholte 
Untersuchung des Magensaftes nach Probefrühstück in den letzten 


= 20 Jahren ergab stets mäßige Hyperacidität, 40 bis 60 (0,14 bis 0,2 %). 


Bei den -jetzigen Anfällen waren es weniger acide Beschwerden, als 
ein öliger Geschmack und Magendruck, der aber auf Natr. bic. am 
besten reagierte und gewöhnlich nach ein bis zwei Tagen verschwand. 
Im April 1917 blieben nach einem starken Anfall die Dyspepsie und 
auch die Dysphorie länger bestehen, und es traten allgemein körper- 
liches Unbehagen und nächtliche Fröste auf mit Temperatursteigerungen 
bis 88,50%. Die genaue Beobachtung ergab schließlich okkulte Blu- 
tungen als Ursache hierfür. Eine berufliche weite Reise ließ trotz der 
hiermit verbundenen Strapazen und der Kriegskost die Erscheinungen 
raschestens verschwinden, zugleich auch alle dysphorischen, wahr- 
scheinlich infolge der damit verbundenen Ablenkung. Genaue Unter- 
suchungen, die auf einer Wiener Klinik zwei Wochen später erfolgten, 
ergaben auf Grund von Magenhypermotilität, vier Stunden Rest, Druck- 
schmerz im Duodenum und der mäßigen Hyperacidität die Wahrschein- 
lichkeitsdiagnose Ulcus pepticum duodeni. fine Karlsbader Hauskur 
und Diät ließen die Krankheit spurlos verschwinden. 

Erst im März 1918 traten nach längerem schweren und ruhe- 
losen Überarbeiten die gleichen dysphorischen und dyspeptischen Er- 
scheinungen neuerlich auf. Wieder zeigten sich Nachtfröste, wieder 
okkulte Blutungen. Im verstärkten Maße kennzeichnete sich die Hyper- 


motilität durch Hunger- oder mehr Leergefühle schon eine Stunde nach 


reichlicher Mahlzeit, insbesondere bei Aufregung. Aber nie bestanden 
Schmerzen, nie Gastralgien, nur etwas Sodbrennen oder öliger Ge- 
schmack, was auf eine Pastille Natr. bie. verschwand. Die aufgetragene 
Karlsbader Hauskur wurde nur unvollständig durchgeführt, der an- 
strengende Beruf nicht unterbrochen, ja infolge Nahrungsschwierig- 
keiten einigemal grobe diätetische Fehler begangen (Räucherfeisch, 
Gullasch). Vier Wochen später trat plötzlich Kollaps und Melaena auf. 
Ich möchte noch einmal auf die Symptomenarmut bezüglich des Magens 
es bestanden nur leichte acide und dyspeptische Be- 
schwerden. Die Leere in der Magen- und Herzgegend wurde als rein 
nervöses Gefühl empfunden und war auch gewöhnlich von Extrasystolen 
begleitet. Der Stuhl blieb normal. Zu betonen wäre noch, daß der 
Kranke ein äußerlich völlig nervenrubiges Bild darbot. Vom weiteren 
Verlauf will ich nur erwähnen, daß die Blutung nach fünf Tagen stand. 
Clauden mit Barium sulfuricum verrieben, hatte vielleicht gute Wir- 
kung. Bei geeigneter Ernährung, insbesondere verbunden mit 
nervenberuhigenden Anwendungen (Wickel, Abreibungen, Halbbäder 
Duschen usw.), natürlich unter Berufsenthaltung, machte die Genesung 
rasche Fortschritte. . 


Bei einem gesunden, kräftigen und nicht nervösen Menschen 
mit einzelnen vago-sympathischen Stigmen traten seit Jahren 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. 


18. Mai. 


sensible Neuritiden, öfter verbunden mit Herpes und mit psychi- 
schen dysphorischen Zuständen auf. Die Neuritiden bevorzugten 
zuerst die unteren Extremitäten und das Genitale, traten dann 
im Thorax (Herzgegend) auf, schließlich als rein dyspeptische An- 
fälle mit den gleichen Dysphorien. Nach starkem derartigen 
Anfall okkulte Blutung. — die Diagnose schwankte damals zwischen 
Erosion und Ulcus duodeni — mit rascher Heilung für ein Jahr 
nach Kurgebrauch. 


Neuerliche psychogen-dyspeptische Anfälle bringen dann die 
gleichen Beschwerden und Symptome, aus denen infolge Nicht-. 
beachtung nach zirka sechs Wochen sich eine schwere Duodenal- 
blutung entwickelt. Auch bei der Entstehung dieses Geschwüres 
sehen wir wiederum vegetativ-nervöse Symptome, wie sie v. Berg- 
mann als Prodrome der Ulcusbildung gekennzeichnet hat. Doch 
fehlen außer mäßigen hyperaciden Beschwerden insbesondere 
Krampfzustände und Schmerzen überhaupt. Es ist daher schwer, 
sich hier mit einer spastischen Ulcusgenese zu befreunden. Da- 
gegen stehen sensible Neuritiden im Vordergrunde, wie sie 
v. Noorden in einem Vortrage „über enterogene Intoxikationen, 
besonders über enterotoxische Polyneuritis*?) als eigenes Symptomen- 
bild anführt. . 


In unserem Falle besteht zwar leichte Hyperacidität, doch 
fehlt jede Constipation. Dagegen sind hier die Neuritiden öfter 
mit Herpeseruptionen verbunden und vereinigen sich später mit 
psychischen (dysphorischen) Erscheinungen zu umschriebenen An- 
fällen von zwei- bis dreitägiger Dauer. Nach einem solchen Anfall 
treten zuerst okkulte Blutungen auf, die den Verdacht auf Zwölf- 
fingerdarmgeschwür rege machen, doch tritt fast zu rasch völlige 
Heilung ein. 

Nach einjähriger Pause neuerliche dyspeptisch-psychische De- 
pressionsanfälle, die, vernachlässigt, zu dauernden Magenbeschwerden 
und schließlich zum Ulcus duodeni führen. Es liegt hier wohl 
ganz nahe, das Auftreten des Uleus pepticum mit diesen Anfällen 
beziehungsweise einer daraus sich entwickelnden Neuritis herpetica 
in Verbindung zu bringen. 


Ist es nun überhaupt möglich, daß ein interner Herpes auftritt 
und wie kommt er zustande? 


Chirurgen und Pathologen berichten öfter über den Befund 
von kleinen Ulcerationen an der Magenschleimhaut, ohne meines 
Wissens näher auf die Pathologie dieser Verletzungen einzugehen. 
Ziemlich häufig werden auch multiple Ulcera peptica beschrieben, 
wobei betont wird, daß gewöhnlich weitgehende Unterschiede In 
der Größe beziehungsweise dem Ausbildungsgrad dieser Ulcera 
bestehen, sodaß ein schubweises Auftreten der Geschwüre wahr- 
scheinlich ist; ein Vorkommnis, das ich für meine Ansicht aus- 
nutzen möchte (Herpesrezidiv),. Von Bläschen wird nichts gê- 
meldet, doch darf uns dies nicht wundernehmen, da ja solche 
Gebilde auf Schleimhaut und insbesondere auf bewegter, z. B. m 
Mund, nur von kurzer Dauer sind und baldigst ulcerieren. Es wäre 
Aufgabe der Pathologen, möglichst frische Ulcera, sogenannte Ero- 
sionen, auf ihre Bauart zu untersuchen. Dies könnte gerade m 
Magen zu dem Nachweis führen, von welcher Ganglienzellart die 
Entzündung ihren Ausgang nimmt. 


Magen und Darm sind die Erfolgsorgane des Plexus myenterl- 
cus (Auerbach scher Plexus), der nach Müller?) sicher mit 
dem Nervus splanchnicus und vagus zusammenhängt. Er steht 
somit unter der direkten Einwirkung aller im Blute kreisenden 
Stoffe. Hierdurch, und weil Müller in ihm auch zweierlei Nerven- 
elemente, motorische und sensible nach verschiedenen Zellentype, 
die er fand, unterscheidet, wäre er wohl geeignet zum Ausgangs- 
punkt einer zu Herpes führenden Entzündung. Ginge diese über- 
raschenderweise vom Plexus submucosus (Meißner scher Plexus) 
aus, so müßte gerade dies vielleicht zu unterscheiden sein. 


‚ ‚Die Entstehungsart und Ursache des Herpes ist noch ein dunkles 
Gebiet. Jarisch®) begnügt sich „mit der Anführung der nicht zu be- 
zweifelnden Tatsache, daß es unter dem Einflusse nervöser Störungen 
eben zu Veränderungen in der Haut kommen kann und daß es die 
Bahnen der sensiblen Nerven sind, welche die betreffenden Impulse 
leiten“. Als Ursache dieser Erkrankung sind klar erwiesen: Nerven 
verletzungen, Traumen (vielleicht wirkt dabei schon der Shock mit), 
gewisse Vergiftungen, insbesondere Kohlenoxyd und Arsen. Unsichee 
ist die Ätiologie der sogenannten idiopathischen Formen, die vielleit 


1) Carl v. Noorden, B., kl. W. 1918, Nr. 2. 
2) L, R. Müller, Di i ton. (D. Arch. für klin. M. 
1912, 105) ‚ Die Darminnervation. ( 


9 Jarisch, Hautkrankheiten. (Nothnagels Handbuch.) 


“> 
ome e un. = : 
-mme wp = F 
mergea LT, 17 Su ee 
Zr MOTTO Zur a a 
ë 2 “ ; 5 a p 


— tn N Et 
om z 3 
L e~o $ d zA 


A 


18. Mai. 


4 


infektiöser Natur sind. Den Genitalherpes und den Herpes facialis führt 
erwieBärensprung und Verneuil auf .nervöse Einflüsse zurück, 
beim ersteren unter der Annahme einer disponierenden Neuritis und 
auslösender mechanischer und kongestiver (Menstruation) Momente. 
Ich möchte hier noch andere Hauterscheinungen beranzieben. 
Auch die Ätiologie der Urticaria ist noch völlig ungeklärt und doch ist 
eine gewisse Verwandtschaft zwischen Urticaria und Herpes. möglich, 
ja sogar wahrscheinlich. Es würde zu weit führen, darauf näher ein- 
zugehen, aber ich erinnere nur an den Fall von Ebstein (zitiert nach 
Jarisch), wo bei zwei Brüdern nach der gleichen Intoxikation (Mies- 
muschelvergiftung) bei dem einen ein Herpes zoster, bei dem anderen 
eine Urticaria auftrat. : , na Eai 
Nach v. Noo.rdens'’) Mitteilung gelang es Eppinger, aus 
den Faeces bei intestinaler :Intoxikation einen Giftstoff zu extrahieren, 
der ein starkes Vagusreizmittel darstellt und bei Aufbringung auf die 
Haut des Menschen eine starke lokale Urticaria hervorruft. Nun ist 
die Magenneurose nur ein Teilbild der chronischen intestinalen Intoxi- 
kation und ihre Krankheitssymptome gleichen einander (Hyperaeidität, 
spastische Obstipation usw.). | Er | | T 
Und geradęso, wie nach unserer jetzigen Annahme das Ulcus 
pepticum als Endergebnis einer Magenneurose aufgefaßt wird, ist es 
denkbar, daß urticarielle Vorgänge im Dickdarm, vielleicht auch neu- 
ritisch-herpische, die Ursache der Enteritis muco-membranacea sind. 
Die rectoskopischen Befunde sprechen sicher nicht dagegen 
[Schmidt 3]. | 
Daß eine Urticaria interna vorkomm 


Strauß?) beschriebenen Fall erwiesen. 
Ein Männ erkrankte ünter den Erscheinungen einer akuten. 


Appendieitis und wurde sofort operiert. Den dabei aufgenommenen 
Befund beschreibt Strauß folgendermaßen: „Die sämtlichen Bauch- 
organe, die bei der Operation mir zu Gesicht kamen, zeigten zahlreiche‘ 
kreisrunde, rote, glänzende Flecke von Erbsen- bis Fünfpfenniggröße, 
ürer deren Herkunft ich mir zunächst während der Operation. gänzlich 
im unklaren war. Unmittelbar nach ‘der Beendigung der Operation 
bemerkte man auf der Haut des Kranken eine typische, auch mit dem 
entsprechenden Juckreiz: einhergehende Urticaria, die noch drei Tage 
lang anhielt und. dann reizlos abheilte.“ | | : 
~ Gibt es eine. Urticaria interna, so ist auch die Möglichkeit 
einer Neuritis herpetica interna nicht auszuschließen. Im Mund 
können wir den Herpes verfolgen. Sein Symptomenbild im Innern 
des Körpers auf der Schleimhaut des Magens und Darmes .läßt 
"sich nur vermuten. Außer allgemein neuritischen (vielleicht auch 
psychischen): Erscheinungen und neuralgischen Schmerzen‘ (Ga- 
stralgien?) wird es zu mehr weniger starken Reizerscheinungen 
sekretorischer und motorischer Natur kommen, Erscheinungen, die 
Sonst als nervöse (psychogene) Dyspepsie angesprochen würden. 
i Trifft nun die Erkrankung einen disponierten Körper mit 
‚abnormer Konstitution und abnormer Reaktion seiner Organe und 
dauern die nervösen Störungen in psychischer und physischer Hin- 
Sicht an, so wird die Heilung des Ulcus herpeticum verzögert und 
kann seinerseits zur weiteren Reizung beitragen: (Circulus vitiosus 
Dach v, Bergmann). | poan u: 
„ Diese Fortdauer der Reizung des an und für sich schwer 
heilenden trophoneurotischen Herpesgeschwüres zeitigt als End- 
- „ergebnis eine. andere Krankheit, das Ulcus pepticum callosum des 
Magen- und Zwölffingerdarmes, sowie des unteren Speiseröhren- 
anteiles, die allerdings auch auf anderem Weg entstehen können. 
Eine unbedingt notwendige Rolle spielen dabei natürlich auch die 
Magensäfte, die Salzsäure sowie alle anderweitigen peptischen 
Fermente, denn-nur wo sie uneingeschränkt wirken können, finden 
wir eben das Ulcus peptieum. Ich möchte hier auf die bemerkens- 
werte Ansicht V. L. Neumayers) hinweisen, die für die 
Geschwürsbi 
Fermente verantwortlich macht und annimmt, daß die Hyper- 
acidität vielleicht nur eine Folge der Abwehrtätigkeit des Organis- 
Mus sei. Schon im unteren queren Anteil des Duodeums sind die 
Ulcera peptica selten und fehlen im ganzen übrigen Darm, wo 
nach meiner Ansicht Herpes und Urticaria ebensogut vorkommen 
kann, aber infolge Fehlens der peptischen Reizstoffe rasch ausheilt, 
an sie vielleicht eine Enteritis oder Enterokolik vorgetäuscht 
D. | | 
n Was löst nun diesfalls den Herpes aus? Ich erwähnte 
‚Schon, daß seine Ätiologie im allgemeinen noch sehr ungeklärt ist. 
Trauma, also Schädigungen .des Vagus und Sympathicus werden 
selten in Betracht kommen, vielleicht eher noch die Shockwirkung 


t, erscheint durch einen von 


x 


‚desselben. 


ne 2 EE i Be 
„Carl v, Noorden, Le 

5 Schmidt, Klinik der Darmkrankheiten. ( 
) Strauß, M..Kl. 1918, S. 318. | 
) Ther. Mb. 1917,. Dezember. | 


erlag Bergmann.) 


` 


n | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. 


Idung. die vermehrte Abscheidung 'der verdauten 


485 


i Als feststehend gilt das Auftreten von Herpes nach Vergiftungen 
(CO2 und Arsen); der Zusammenhang ist noch dunkel. Als exogene 
‘Gifte können auch die Darmgifte angenommen werden, wie im Falle 


| Ebstein. Auch v. N oorden sieht seine Neuritiden bei Darmver- 


giftung als exogen entstanden an. - Ich halte es für Grenzfälle. Jeden- 
falls müssen wir für das Auftreten von Herpes bei gewissen Infektions- 
krankheiten einen endogenen Weg (Toxinwirkung). annehmen. Gifte 
. entfalten ja überhaupt ‚gern eine  elektive Wirkung auf die Nerven. 
Aber wir brauchen gar nicht von eigentlichen Giften zu sprechen, sondern 
nur von endogenen autonomotropen Reizkörpern, die gegebenenfalls 
giftig wirken. Die Zusammensetzung. dieser Reizkörper ist. zurzeit 


noch hypothetisch, doch werden Eiweißspaltprodukte. dafür namhaft ` 


gemacht [A. Schittenhelm‘)]. Ihre krankmachende Wirkung 
beruht. nach Eppinger und Heß und L. v. Korzinsky?) in 
‚der unzureichenden Tätigkeit des gesamten sympathischen Systems. 
v. Korzinsky geht sogar so weit, daß er alle Zustände, die als 
vegetative Neurose angesprochen werden (auch Vagotonie und Sympathi- 
cotonie), in das Gebiet der Pathologie der inneren Sekretion verlegt, 
somit als chronische endogene Vergiftungen auffaßt. 


`v. Bergmanns neurogene Ulcustheorie stimmt mit obiger An- 


nahme überein, denn er fand ja immer vagotonische Konstitution oder 
wenigstens vago-sympathicotonische Stigmen -bei seinen Kranken. Er 
begründet nun die erste Läsion durch Spasmen, was ja sicher für eine 
Reihe von Fällen, insbesondere jene, die mit Schmerzen und Krämpfen 
einhergehen, anzunehmen ist. Für jene Fälle jedoch, die aus scheinbar 
voller Gesundheit ohne wesentliche frühere zum mindestens nicht 
schmerzhafte Magenerkrankung entstanden sind, möchte ich eine Neu- 
ritis herpetica als Ursache annehmen. Beide Vorgänge sind wahrscheinlich 


nur graduelle Unterschiede derselben auslösenden Ursache (psychischer _ 


Affekte), deren Ergebnis, Mißfunktion innerer Drüsen mit Bildung. ab- 
normer autonomotroper Reizkörper oder anderweitiger endokriner Gifte 
— das eine Mal.durch Nervenschädigung schwere Spasmen hervorruft, 
das andere Mal die autonomen Ganglien selbst angreift und entzündet. 
Daß psychische Affekte imstande sind, derartig tiefgreifende 
Störungen im Körperchemismus zu verursachen, dafür bietet uns der 
akute Morbus Basedowii ein Beispiel. Auf einen starken psychischen 
Reiz hio, oft in einigen Tagen entstehend, bildet sich eine dauernde 
schwerste Dysfunktion innerer Drüsen, die sogar zum Tode führen kann. 
Mir ist es wahrscheinlich, daß jene Fälle, die von mancher Seite als 
Tod durch Hysterie?) bezeichnet werden, da sie von den Päthologen bisher 
‚nie klargelegt werden konnten, dadurch ihre Deutung finden können. 
, Zur Begründung des Entstehens von Herpes infolge endokriner 
Vorgänge. möchte ich noch. auf den Herpes gestationis hinweisen. 
Wenn auch nicht oft, so äußert sich doch manchmal das Schwanger- 
'schaftstoxin in dieser Art, und ich kenne-Fälle, wo bei jeder Con- 
ception als erstes Zeichen Herpeserupfionen an irgendeinem Körper- 
teil auftreten. Ferner sind mir auch Patienten bekannt, die auf 
schweres Leid und hohe Freude stets mit ..Herpes (en plaques) 


antworten. . 


somit zweifellos Herpes auslösen. Aber natürlich - müssen weitere 


_ Bedingungen erfüllt sein, vor allem die krankhafte Konstitution _ 


und die abnorme Reaktion der Organe 4), hier des Magens als Er- 


folgsorgan des autonomen Nervensystems beziehungsweise des 


Plexus mesentericus. Wenn bei konstitutionell Belasteten der Magen 
durch Ptose, Muskelschwäche, Atonie, schlechte Blutmischung ge- 
schwächt ist, oder durch abnorme Saftzusammensetzung gereizt, 
dann ist er sicher besonders bereit zur Bildung des Ulcus pepticum 


aus jeglicher Ulceration. Auch das vermehrte Auftreten des Magen- ` 
geschwürs während der Kriegszeit: wird außer in den direkten. 


Magenschädlichkeiten der ungewohnten und. außerordentlichen Kost 
sowie in der mit der Minderernährung einhergehenden Anämie, 
‚auch in den unvermeidlichen wiederholten psychischen Affekten 


seine Ursache haben. Pe we 
Schlußsatz: Das Ulcus peptieum ventriculi sive duodeni 


kann das Ergebnis einer Neurose des vegetativen Nervensystems . 
sein, die durch psychische Affekte zu einer Neuritis endotoxica 


herpetica im. Bereiche des Plexus mesentericus führte. ‘Aus ihren 
schwer heilenden Geschwüren kann bei konstitutionell und organisch 
Disponierten, sei es durch Fortbestehen der Organneürose (Circulus 
vitiosus) oder durch äußere Schädlichkeiten, wie sie die Ernährung 
mit sich bringt (Krieg), ein echtes chronisches Magen- und Zwölf- 
fingerdarmgeschwür entstehen. | | 
1) M. Kl: 1917, S. 1088. 
2) M. Kl. 1916, S. 1116, 

Schleich, Vom S 
5.22): | u 

9) Chvostek, Morbus Basedowif. (Springer, 1917.) F 


G è 
. 


` ` 
—— 


r 
£: FE Ra R 
, a rr 
TE u 
` = a; 
5 a a 
1 a .. . 
" E, e a F Sa ee in, 
. z4 zo 
x w .“ i 
Pa 
- Br Fe, ? 
t> San Sur, IN 
ne ai m 
= u 
NER 
nu 


Fe 
neta Ng 7 
® 


m — 


en 


Endokriner Stoffwechsel und psychische Vorgänge können 


chaltwerk der Gedanken. Fischer- Verlag, 


g wg ~ 
4 


` 
nn 


m... 


z DEE N 0 
ES FREE Eure 
~ 


~ 


EE ET 


ri 


er 


Tr 
> s es 
EN 


- 
re 
=. A, 


t 
en Tot em 


= 7 
Er 


vmzum 
Ir wre 
RR 
de E EA 
TEs 
Aiu 
a 


te 


= re RE 
< ze TAD EN 
= 
ta as n a e 
aA. A A JRR 
a RE 


rn 


ge ak 


Ze 
ne -5 
BE: x 
Seren: 
ug, 
u 


en 
Sa IE 
me DARTE 
* > 


rnem 
Sa 


Set a 


- 
Do yes; 
Zr u E 

a 

K i g 

` 
- 


z 


~ 


en Run 
ie I 
Sk 


REEL EN 
‚Myers K 
ES t ia ~ 


ur 


ERS 


—|—_n 
Te 
-. 


sem 
er Bi 
R aT. 
a a aE. . 
AR t 
5 Br 


e 


u, 


bi 
SA S 
ar 
< 


TL So nT 


~ 


Pae a 
Mie 3 


BE NT, 
ra -.- on me. Ti = 


_— 

Fer. 
er N 
=... 


— 
SEN Sen 
ER: er A 


a 
. - % 
\ . 


‘ 
p 
lp 
| i i fi 
Mel 
IR S f 


3,3 
u Te 
hs, 
’ 
su u P3 
n N. 
| 


= > - D jae oim a a T 
— — ee -< A i En r — 
m 
ER 


T 


Minerin ee en m 


. des Nervensystems ist kein krankhafter Befund zu erheben. 


4.86 


A — neigen 


Über einen Fall-von Hydrops genu intermittens 
auf luetischer Grundlage. 


Von _ 
Dr. E. Rubensohn, Köln. 


Trotzdem über die Dauer und den Verlauf sowie auch über 
die ätiologischen Momente der akut umschriebenen Hautödeme, 
der periodisch auftretenden Gelenkschwellung, wie des Hydrops 
hypostrophos usw. von Autoren wie Schlesinger, Quincke, 
Oppenheim, Crepin usw. eingehend berichtet wird und 
das Zustandekommen fast einhellig mit einer nervösen Belastung 
der davon Befallenen erklärt wird, so dürfte doch die Veröffent- 
lichung eines vom Verfasser längere Zeit beobachteten Falles recht 
angebracht sein, besteht doch hier im klinischen Bilde eine fast 
völlige Übereinstimmung mit den Krankheitsbildern der oben ge- 
nannten vasomotorischen Neurosen und deckt erst die längere 
Beobachtung und eingehende Untersuchung die syphilitische Grund- 
lage als Ursache des Leidens deutlich auf. | 


Patientin, eine 50 jährige Arbeiterin, wurde am 17. Juni 1918 im 
St.-Vincenz-Hause aufgenommen, körperlich ist sie kräftig entwickelt 
und von gesunder Gesichtsfarbe. 


Anamnestisch sind keine Besonderheiten zu erwähnen. Vater 
und Mutter seien stets gesund gewesen, Nerven- oder Geisteskrank- 
heiten sind in der Familie nicht beobachtet. Auch. sie selbst war in 
der Jugend bis zum Beginn des Leidens stets gesund. Vor 30 Jahren 
habe sie kurze Zeit nach einem geschlechtlichen Verkehr einmal ein 
Kleines „Pickelchen“ an den Geschlechtsteilen bemerkt, eigentlich ge- 
schlechtskrank sei sie also nie gewesen. Potus wird negiert. Mann 
und Kinder seien gesund, Vor ungefähr sechs Jahren habe ihr jetziges 
Leiden begonnen. Die Attacken traten stets im Frühjahr auf und 


 endigten gegen Dezember. Die einzelnen Anfälle, verliefen stets in 


gleicher Weise, eingeleitet wurden sie mit ziehenden Schmerzen im 
linken, und dann im rechten Knie, die 1 bis 1/2 Tage vor dem eigent- 
lichen Anfall auftraten. Es folgte dann eine erhebliche Anschwellung 
beider Knie, welche drei Tage dauerte und besonders am zweiten 
Tage ihren Höhepunkt erreichte, zunächst schwanden die subjektiven 


‘Beschwerden und am Ende des dritten Tages ist auch die Schwellung 


abgelaufen. Von der Höhe eines Anfalles bis zum nächsten verfließen 
genau sieben Tage, Fieber sei dabei nie aufgetreten, und bislang sei 
sie von ihren Ärzten wegen dieses Leidens auf „Rheumatismus“ be- 
handelt. Es wurden Salicylpräparate, zum Teil auch Eisen verab- 
folgt, ebenso brachte das Tragen von Binden oder Kniekappen keinerlei 
Erleichterung der subjektiven Beschwerden oder eine Besserung im ob- 


 jektiven Befund. 


Die Untersuchung des Herzens und der Lunge ergibt keinen 
krankhaften Befund, der Leib ist weich, nirgends druckempfindlich, die 
Leber ist nicht vergrößert, die Milz nicht fühlbar. Auch von seiten 
Beide 
Pupillen reagieren prompt auf Lichteinfall und Konvergenz, die Lunge 
wird gerade herausgestreckt, Rachen- und Bindehautreflex sind normal 
erhalten, ebenso sind die Kniesehnenreflexe sowie der Achillessehnen- 
reflex deutlich auslösbar. ‘Bei Auslösen des Fußsohlenreflexes tritt 
eine starke Abwehrbewegung ein. Das Babinskische, das Rombergsche 


sowie Oppenheimsche Phänomen sind beiderseits nicht vorhanden, die 


Bauchdeckenreflexe werden schwach ausgelöst, es besteht keinerlei 
Empfindungsstörung für Spitz und Stumpf, für Kalt und Warm. Am 
Tage der Aufnabme nun war am erkrankten Gelenke keine Schwellung, 
keine Rötung oder Erguß nachweisbar, nur bei der Flexion fühlte man 
beiderseits, besonders rechts, eine leichte Crepitation. Patientin war 
stets im anfallsfreien Intervall beschwerdefrei und erwartete nun zu 
Beginn des dritten Tages den eigentlichen Anfall. Am zweiten Tage 
auch nach der Aufnahme stellte sich der Beginn des typisch ge- 
schilderten Anfalls ein. Sie klagte über lebhafte Schmerzen in beiden 
Kniegelenken, besonders beim Gehen, längeren Stehen: oder bei der 
Flexion, und bat das Bedürfnis, beide Gelenke zu schonen. Am 
nächsten Tage nun tritt eine Schwellung an beiden Knien auf, die 
am folgenden Tage ihren Höhepunkt erreicht. Die Haut über dem 
erkrankten Gelenk ist nicht gerötet, Fieber besteht nicht, ein Erguß 
dagegen ist deutlich vorhanden. Die Patella ballotiert leicht, und 
es treten neben der Sehne des Quadricepsmuskels und oberhalb 
der Kniescheibe fluktuierende Wülste von spindelförmiger Gestalt vor. 
Die ganze Patellargegend ist druckschmerzhaft. Dieser Krankheits- 
zustand dauert zwei Tage, am dritten Tage tritt ein allmählicher 
Rückgang der Geschwulst ein, um dann dem Zustande eines völligen 
Wohlbefindens zu folgen. Der Verlauf, die Dauer und das klinische 
Bild des Leidens zeigen eine so ähnliche Übereinstimmung mit dem 
Hydrops articulorum intermittens, daß das kurz persistierende, nicht 
entzündliche Ödem mit seiner Lokalisation an beiden Kniegelenken 
als Prädilectionstelle zunächst als Hydrops articulorum intermittens 
angesehen und dementsprechend behandelt wurde, 


. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. 


18. Mai. 


Elektrotherapie, Salicylsäure und Chiningebrauch brachten keinerlei 
Besserung der subjektiven Beschwerden. Die Anfälle traten weiterhin 
in gleichem Intervail und fast immer mit den gleichen objektiven Ver- 
änderungen auf. Die nun bei den wiederholten Anfällen beobachtete 
Tatsache, daß diese nicht stets die gleich starken Beschwerden ver- 
ursachten und daß Zeiten heftiger Attacken solchen mit geringeren sub- 
jektiven sowie objektiven Veränderungen folgten, führten zu der Ver- 
mutung, daß bei diesem Leiden die Lues wohl eine Rolle spielen 
könnte, analog den metasyphilitischen Nervenleiden, die ja ebenfalls 
durch den schwankenden und zu Remissionen neigenden Verlauf 
charakterisiert sind, wiewohl in diesem Falle klinisch sichere Zeichen 
einer Lues nicht vorhanden waren und auch das Röntgenbild des Knie- 
gelenks keinerlei destruktive Veränderung, keine Auffaserung an den 
Epiphysenenden zeigte. Die vier Wochen nach der Aufnahme vor- 
genommene Untersuchung des Blutes (Wassermannsche Reaktion) be- 
stärkte den Verdacht. und die wiederholte Wassermannsche Reaktion 
ergab jedesmal ein deutlich positives Resultat. „Die nun eingeleitete 
specifische Kur zeigte auch ex juvantibus die Richtigkeit der Vermutung. 
Es wurde graue Salbe in Kombination mit Neosalvarsan, bei steigender 
Dosis von 0,45 bis 0,6 angewandt. Schon in der zweiten Woche der 
Einreibungskur bereits nach der ersten Salvarsanivjektion wurde sub- 
jektiv eine ausgesprochene Besserung konstatiert. Die Schmerzen im 
Anfall waren bedeutend gelindert, die Geschwulst gegenüber früher 
mälsig abgeschwollen. Die größte Circumferenz im Anfall betrug über 
dem linken Knie 32 cm, über dem rechten 81 em. Schon nach der 
dritten Salvarsaninj-ktion macht Patientin auf der Höhe des Anfalls 
Gehversuche, nach der vierten Einspritzung kehren annähernd normale 
Verhältnisse wieder. Die Schwellung ist nur noch ganz gering und 
klagt die Erkraukte allein noch über Ziehen im rechten Knie. Sie 
vermag jetzt am Tage des eigentlichen Anfalls außer Bett zu sein und 
klagt auch jetzt bei längerem Gehen nur über ziehende Schmerzen. 
Im weiteren Verlauf der Beobachtung ist an dem eigentlichen Anfalls- 
tage keinerlei Schmerz, auch kein Ziehen mehr bemerkbar. Sie bewegt 
sich frei und beschwerdelos und wird nach beendigter Inuactionskar 
als geheilt entlassen. 2'!/ Monate nach der Entlassung erscheint 
Patieutin noch einmal zur Untersuchung, es werden auch jetzt keinerlei 
Klagen vorgebracht, auch objektiv ist kein krankhafter Befund zu er- 
heben. Sie geht ihrer Beschäftigung als Arbeiterin mit voller Erwerbs- 
fähigkeit nach, 


Vom Quinckeschen Ödem unterscheidet sich dieses Leiden 
durch das Freibleiben des Gesichtes, wo gerade Lippe, Lider und 
Wangen als Prädilectionsstellen zu gelten haben, wozu auch das 
akute rezidivierende Lidödem, der akute rezidivierende Exophthal- 
mus und andere periodisch auftretende nervöse Störungen gə- 
hören. Ein weiterer Unterschied besteht eben in diesem Falle In 
einem Fehlen jeglicher nervöser Ausfallserscheinungen, wohin- 
gegen das Quinckesche Ödem ausschließlich nervöse Personen be- 
trifft, oder solche, die nervös hereditär belastet sind. Aus gleichen 
Gründen konnten wir eine Abart des Quinckeschen Ödems, das 
ebenfalls auf dem Boden einer hysterischen Grunderkrankung sich 
bildende Syndrom des Oedöme bleu ausschließen. Das sogenannte 
harte, traumatische Ödem zeigt mehr stabilen Charakter, wenn 68 
auch von häufigen Verschlimmerungen begleitet ist. Das von 
Meige beschriebene Trophödem hat zwar seine Prädilections- 
stelle an den unteren Extremitäten, ist aber hauptsächlich durch 
seine Blässe, Härte und Schmerzlosigkeit gekennzeichnet. Gegen 
das Vorhandensein eines gonorrhoischen Prozesses als Grund- 
ursache dieses Leidens, wie Schlesinger solche Fälle er- 
wähnt, spricht das Fehlen jeglicher sonstiger gonorrhoischer Er- 
scheinungen. und die lange Dauer des Leidens. Auch die An- 
nahme Rosenbachs, als sei der Hydrops intermittens, eine 
Abart des akuten oder subakuten Gelenkrheumatismus, ist in diesem 
Falle mangels jeglicher anamnestischer oder objektiver Daten ZU 
verwerfen. Ein Zusammenhang zwischen Hydrops und Malaria, 
wie er ebenfalls von Schlesinger konstatiert wurde, kommt 
in unserem Falle nicht in Frage. Ebensowenig wie hier die inter- 
mittierende Gelenkschwellung durch Entzündung des Knochens 
in der Umgebung bedingt sein kann, entsprechend dem Garre- 
schen Fall, wo ein centraler Knochenabsceß im Malleolus internus 
aufgemeißelt wurde und der allein den intermittierenden Hydrops 
verursachte. Ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten der 
Menses und dem Leiden besteht nicht. Beide sind unbeeinflub 
voneinander, im Gegensatz zu dem Trophoedeme, wo nach Bauer 
und Debouis eine Beziehung des Leidens zu den Sexualorganen 
schon seit langer Zeit erwiesen ist: ebenso wie das Trophoedeme 
sich regelmäßig zur Pubertätszeit einstellt, so kann es ebenfallS 
anschließend an die Menopause auftreten. Die tabische Arthro- 
pathie zuletzt ist gekennzeichnet durch den allmählichen Beginß, 
den stabilen Zustand des krankhaften Gelenkprozesses und andere 
tabische oder metasyphilitische Symptome. Die Annahme ne 
rein nervösen Ursprungs findet vor allem eine erhebliche Stütze 


Foo o asma 


. male Gefäßerweiterung diese Wirkung durch die erhöhte Lympb- 


entfaltet. Ist demgemäß. die Frage, inwiefern das syphilitische 
' aus dem oben beschriebenen Falle dann hervorgehen, wenn 
es gelänge, das Gebiet der intermittierenden Gelenkerkrankung | hervorgerufen haben. Jedoch ist mit Sicherheit anzunehmen, daß 
. Bd.2. — Paul Krause, Klin. Diagnostik 1913. — Schlesinger, Hy- 


- methoden 1914, Bd. 1.) — 
- Bd 4, Bd. 1.) A Aa E 


El W, 1914/15.) 


&etauchten Präparate keineswegs groß, so beweist sie andererseits, 


entsprechen Scheinen, 


= Aus dem Reservelazarett Rassell 
Zur Kasuistik der Stirnhirnverletzungen. 
Ä a Von en 


Ed. Mosbacher. 


in der eigentümlichen Art des. Auftretens und in der besonders 
von Strümpell und Krause verfochtenen Ansicht, als han- 
dele es sich in Anbetracht des raschen Auftretens und Schwindens 
des Leidens um eine rein vasomotorische Neurose; ist nach 
Krause der Hydrops ein selbständiges Leiden, entstanden auf dem 
Boden einer allgemeinen Neurose, so. kann. er nach O ppen- 
heim ein selbständiges Leiden darstellen, oder auf dem Boden 
der allgemeinen Neurose als. Einzelsymptom sich bilden, in Kom- 
bination mit Morbus Basedow, Angina pectoris-usw.: Schlesinger 
aber rechnet das Leiden (53 beobachtete Fälle) dem Hydrops hy- 
postrophos zu, wobei der Hydrops art. interm. nur eine Unterart 
sei. Die Möglichkeit nun, daß auch. Lues die Erkrankung veran- 
lassen könnte, wird hier zugegeben, ohne daß Schlesinger 
den Beweis für die Annahme als erbracht findet. Das Fehlen 
jeglicher sonstiger nervöser Störungen oder vasomotorischen Er- 
scheinungen, dabei die Tatsache, daß die Anfälle nicht stets in 
gleicher Heftigkeit auftreten, vielmehr Stadien heftiger Attacken 
Zeiten weniger lebhafter in subjektiver wie objektiver Störungen 
folgten, zuletzt der Mißerfolg jeglicher bisher angewändter The- 
rapie ließ die Vermutung aufkommen, daß die Ursache dieser. 
seltenen Erkrankung eventuell luetischer Natur sei. Die wieder- 
holte Blutuntersuchung und die mit Erfolg durchgeführte speci- 
fische Behandlung erbrachten den Beweis unserer Annahme. Warum 
die ödematöse Erkrankung gerade die Kniegelenke betrifft, dürfte 
ähnlich wie bei der tabischen Arthropathie seinen Grund in der 
häufigeren Inanspruchnahme gerade dieses Gelenk: s haben, werden 
doch auch hier die übrigen Gelenke äußerst selten betroffen, so- 
daß das mechanische Moment ausschlaggebend ist für die Loka- 
lisation der Gelenkveränderung an den Knien, als dem Locus 
minoris resistentiae. Offen muß die, Frage bleiben, ob die Schwel- 
lung bedingt ist- durch mangelhafte Koordination, durch krank- 
hafte Beschaffenheit des Knochens (kein Anhaltspunkt hierfür 
durch das köntgenbild) oder der den Knochen umgebenden Weich- 
teile, oder ob vielmehr. eine abnorme, periodisch gesteigerte . 
Erregbarkeit des Vasomotorencentrums das Zustandekommen der 
hydıopischen Erscheinung verursacht, wobei nach Sahli maxi- 


die Splitter reaktionslos noch im Körper. 


mnestisch sind keine früheren Krankheiten zu erwähnen. E 
Was das Nervensystem anbetrifft, so reagieren die Pu - 
pillen prompt auf Lichteinfall und’ Konvergenz, sind glei hmäßig 
rund und weit.. Der Augenhintergrund ist normal. Hornuautreflexe : 
| links —, rechts.. Bindehautreflexe: links —, rechts —. Beim Blick 
nach rechts und besonders. nach links ausgeprägter Nystagmus 
horizontalis, sonst Augenbewegungen frei. Nervus facialis beider- 
‚seits ohne Besonderheiten. Zunge. wird. gerade herausgestreckt. Arm- 
reflexe: links < rechts, Bauchdeckenreflexe: links —, 
rechts +. Cremasterreflexe: links < rechts. Kniesehnen- 
Achillessehnenreflexe: links < rechts. Babinski, Oppenheim 


Rohe Kraft: beiderseits gleich. Sensibilität aller Arten nicht gestört. 
‚Nachröten: links stärker -als rechts. Hörvermögen: links 
wesentlich. herabgesetzt.. Sonst sind keine Veränderungen des Nerven- 
systems und der Psyche nachzuweisen, ao 
Es handelt sich also um eine A- beziehungsweise 
Hyporeflexie der linken Seite in Verbindung 
mit Nystagmus. - o PO Bo A 
Röntgenbilder. des Schädels (Oberstabsarzt Dr. A Isberg) er- 
geben: Granatsplitter in der Höhe der rechten oberen Zaboreihe. Ein 
Splitter in der Höhe des linken Jochbogens und ein Splitter 


.limken Schädelbeins und des Stirnbeins. / 

Auf den oben angeführten Symptomenkomplex hat seiner- 
zeit zuerst Schultz und später Sittig hingewiesen. In den 
von ihnen angeführten Fällen fanden sich jedesmal Verletzungen 
des Stirnhirns mit. gleichseitiger Herabsetzung der 

Reflexe. In einem Teil der beschriebenen -Fälle wurde auch wie 


hier Nystagmus beobachtet. 


bildung, durch Erhöhung des Capillardruckes und durch die T u, © 
lch möchte deshalb annehmen, daß, obwohl in unserem 


gleichzeitige Erhöhung der Durchlässigkeit der Capillarwände. 


läßt, doch eine Verletzung desselben (Blutung?) vorliegt, zumal ja 
die dem Gehirn zunächst sitzenden Splitter sich auf der linken 
'Schädelhälfte finden. Ich bemerke natürlich, daß die oben er- 
wähnten Splitter Selbst wohl keine Schädigung des 'Stirnhirns 


Gift einen periodisch auftretenden Hydrops verursacht, völlig in 
Dunkel gehüllt, ähulich wie das diesem Leiden zu vergleichende 
Bild der tabischen Arthropathie, so dürfte doch ein Gewinn 


Neurose weiterhin einzuengen, wie in diesem | das Trauma, welches die ganze linke Körperhälfte des Patienten 

getroffen hat — die Splitter verteilen sich über die ganze linke 
Seite —, eben, wie oben erwähnt, eine Blutung im linken Stirnhirn 
hervorgerufen hat, oder daß der verletzende kleine Splitter 
sich nicht mehr im Schädel des Patienten befindet, 


als einer reinen 
‘Falle, zu einem Symptomenbild eines ‘Grundleidens, das eine 
- dankbare Therapie verspricht und unser Wissen ob des Zu- 
sammenhanges zwischen Lues- und vasomotorischen Störungen 


. bereichert. 


Literatur: Strümpell, Lehrb. d. spez. Pathol. u. Ther. 1914, | zt, he Stör 
ruhe usw.). bei Schädigung des Stirnhirns beschrieben: -worden. 


100Ps hypostrophos und Hydrops articulorum intermittens. (Mitt. renze n Und ich möchte deshalb im Anschluß an die Fälle von Schultz 


1900, Bi = i jlitisch lenkentzündung. (M. ee h 2 3 i 
-m. W. 1918 Nr. Ti TPH Re a Kaia “und Gelenkver- | und Sittig auf das oben geschilderte, für Stirnhirnverletzungen 
, Lehrb. klin. Untersuchungs- | pathognomonische Syndrom an Hand dieses Falles nochmals hin- 


änderung. (Schmidts Jahrb. 1917.) — Sahli die alles | 
hrb, d. Nervenkrankheiten 1908, | Sewiesen haben, für das zurzeit noch eine Erklärung fehlt. 


Literatur: Schultz, Mschr. t. Psych. 1915, Bd. 38. — Sittig, 
WW, O 2u o 


Be = Ri ese, Zwei, Fälle von bysterischem Ödem. i (Arch. f. wo nw 
. . Ei S 1 ! j i l n . ' ° l 
ulawsky, Bin Fall von periodischer Ge ia a M. Kl. 1916, Nr. 41; Zschr. f. d. ges. Neurol.,. 


i 


Fortschritte der praktischen Arzneibehandlung im Kriege. 
i a | Von Prof. Dr. C. Bachem, Bonn a. Rh. -E | | | 
a Neben dem Wirkungsmechanismus der. Digitalisblätter hat 
Excitantia und Kardiotonica. man auch neuerdings wieder der Wertbestimmung der 

| a: | | Droge sich zugewandt: während bekanntlich die Fockesche 

L -Digitaliskörper. | Methode darin besteht, die Zeit zu bestimmen, innerhalb der das’ 

_ _ Ebensowen’g -wie das Opiumproblem kann das Digitalis- | Herz eines Frosches von: bestimmtem' Gewicht bei Injektion einer 
problem zurzeit al gelöst Herachtet werden. An Stelle der | bestimmten 'Digitalismenge in Systole stillsteht, bedient sich 
| | Hef£ter der langfristigen Methode, die die kleinste absolut töd- 


‚  Pirksamen Substanzen hat man in praxi von Digitali n 
gitalisextrakten | 4 F Ga | 

E i anderen nach besonderem Verfahren hergestellten Auszügen | liche Gabe pro Gramm Froschgewicht bestimmt und die von ihm . 

ine durchaus zufriedenstellende Wirkung am Krankenbette ge- a | 
Straubs Angabe soll diese Methodik anderen Bestimmungen vor- / 


als F., D. (= Froschdosis) bezeichnet wird. Nach ‘seiner und 


Sehen. Ist auch die Zahl der während des Krieges neuauf- a , 
zuziehen sein. 


Die Frage, welches Verfahren das zweckmäßigste für die 


ab die neueingeführten Produkte nicht allen Anforderungen zu | | 
en Extraktion der Blätter darstellt, ist noch nicht eindeutig entschieden, 


' 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.20. 20 ggg 


~ Im Juni vorigen Jahres wurde ein Mann eingeliefert, der im März 
durch zahlreiche Granatsplitter verwundet worden ist. Die Einschuß- 
wunden waren bei der Aufnahme sämtlich verheilt. Zumeist steckten 


- Die inneren Organe boten keine krankhaften Symptome. Äns- 


usw. nicht vorhanden. Adiadochokinesis: liuks vurbanden. 


außerhalb ‚der! Schädelkapsel am Übergang des. 


Falle das Röntgenbild keinen Splitter im linken Stirnhirn erkennen 


Es sind bis jetzt, nur psychische Störungen (Witzelsucht, Un- - 


r 
Fe 2 ne 


mn Ten m 
u n 


En 


= ui 7, 
IE 


eh 


= gi s 


-aa ee a NEN s PAS 


SENDE 


ee Arei 
POr E o Ai 
Br ANa 
aan 
7, = 
tur 


<e a 
. 


rS Sa g. - 3 


x 
xi 


Sc 


er 


-A 
a 
i i 
4 

Ta 
> 

7 
A 
[re 5} 
ge 
=- T 
un 

i 

ú 

' 

pe 

2 

. D: 
ee, 

“bh 
Pia ir 
j h n 
4 A 
51 


a - 


EDER. 


ASAE ey 22 


N 
rd 


| 


| 


Omna. 


LT 


_ 
« 


Eee en Fu Ir 


wegen 

Bes NT 
meh 
ee 


DA 
IR SP A pe 
br. ma 


EI 
> 
Pe 
4 


-a2 m. 
ee 


. 
PEAT S 


ra 
ee 


r = Pr 
Ale 
LE 


a a -T E 
pr“ Ei a Eara DELTA 
Usa, teo 5 

m u I 


x 


et 


bad 

ba a Pai 
ui 
meer 


zen An 
ee 


— 
= 
=. 
a er re re 
ED Fe 5 


en nn 
nd e -n 

FT T nie 
Na; Tre 


Sea ed 


en 

Kae 
-ė. m 

Ariel 


a 
ee 


ET Tre TR Si 
an ee TR 
re RN NL FU De ee A Ea a 5 
RINDE Fade, a Sea BL t 
doae g a -a -e.s ee 5 2 ar 
.. Een RR Bu 


Kur TI 


zu 
ee a ee RE 
ere a oee en un m 
® Were T 


f pmi 
p] 


~ aranne 


ie ru. 
Kon... ER 
- a 


Mea EG Pm 


rin 

Net ın ig 

nr, woh 

mae S 
n 

TEE. —— — 


DI 
Pet TM kama i aai 
m s 
GEES 


IT min Ns: 
nn TE; EN 
= Tol SE One. v9} 


“un. 


; 
` 2 i 
A N L M 

EEE A 


sono A: 


er 
+ 
= E T n 


à 
= 
en 


ae Rii 


a ne Eu pen P E" aT 5 u ae o =] 
= So 3 7." _ j a E _ t 
nr Be = Pan . 
— 


z - -r 
z =F = 
- z p n and ” x 
= re I a et 2 E 
Š f š 2 
k + 
z : 2 . 
S. f Be 


Die Extraktion der Digitalisblätter mit absolutem Alkohol im 
Soxhletschen Apparat soll von allen Methoden die höchsten 
Werte liefern. | 


Auch die Digitalissamen enthalten wirksame Glykoside (etwa 
1,3%); hauptsächlich handelt es sich um Digitalin und Digitalein. 
Digitalisblätter enthalten etwa 1% aktiver Glykoside, die zu 1/3 aus 
Digitoxin, zu ?/, aus wasserlöslichen Glykosiden und Gitalin 
bestehen. Das Infus enthält relativ mehr Digitoxin als das Kalt- 
wasserextrakt; Infuse sind relativ gitalinarm. Gitalin, eine von 
Kraft aus dem Kaltwasserextrakt isolierte wirksame Substanz, 
kommt neuerdings unter dem Namen Verodigen in den Handel. 
Es ist in etwa 600 Teilen Wasser löslich und die Lösungen zer- 
setzen sich beim Kochen unter Ausfällung eines krystallinischen 
Niederschlages (Anhydrogitalin. Da das famorphe) Verodigen 
hitzeunbeständig ist, so folgt daraus, daß es im Infus nicht voll- 
ständig enthalten sein kann. Verodigen besitzt dagegen alle 
pharmakologischen Eigenschaften der Digitalisblätter, dabei ist es 
gut resorbierbar und hinsichtlich der kumulativen Wirkung steht 
es erwünschterweise in der Mitte zwischen Digitoxin (aus dem 
Froschherzen schwer auswaschbar) und Strophanthin (leicht aus- 
waschbar). — Am Krankenbett soll sich die neue Reinsubstanz 
nach Krehl gut erprobt haben, da man mit ihr alle Vorteile er- 
zielt, die man mit Digitalisblättern erreichen kann. Man gibt 
mit den beiden ersten Tagen zwei- bis dreimal täglich je 0,8 mg, 
später weniger. Nebenwirkungen werden kaum beobachtet, Magen- 
störungen sind recht selten; dagegen ist die Resorbierbarkeit vom 
Darm aus eine so ausgezeichnete, daß der Erfolg fast einer intra- 
venösen Injektion gleichkommt. Man kann Verodigen längere Zeit 
hindurch geben und zuweilen tritt noch relativ spät eine Wir- 
kung ein. 


Wenn man als Norm für die Lösung der Aktivglykoside einen. 


Kaltwasserextrakt gelten lassen will, so kommen von Handels- 
präparaten diesem Digalen und Digipan am nächsten, denn 
sie enthalten unzersetztes Gitalin. Dagegen sollen Digipuratum 
und Digitalysat, also Präparate, die sich in der Praxis durchaus 
bewährt haben, dem erschöpfenden Heißwasserinfus nahestehen: 
sie enthalten nur einen Teil des Gitalins, dafür mehr von dem 
weniger wesentlichen Digitoxin. | 


Die örtliche Reizwirkung bei der subcutanen Verabreichung 
von Digitalispräparaten, die für die Praxis von besonderer Bedeu- 
tung ist, wurde an der Haut junger Schweine geprüft; es ergab 
sich, daß die geringste Reizwirkung dem Digifolin und dem Dialysat 
(Golaz) zukommt; den stärksten Reiz übten Digalen und Digitoxin 
aus. In der Mitte zwischen beiden Gruppen stehen hinsichtlich 
ihrer Reizwirkung Digipuratum, Digitalisinfus, Digitalysatum und 
die Strophanthine. 

Von Wichtigkeit für den Eintritt der Wirkung und der Ver- 
‚giftung (Kumulation) sind die Befunde Gottliebs, der Mäusen 
Digitalis- und Strophanthuspräparate intravenös injizierte und fand, 
daß diese Substanzen bereits nach zehn Minuten zum größten Teil 
aus dem Blute verschwunden waren. Nachher sinkt der Glykosid- 
gehalt langsamer und nach einer Stunde ist immer noch ein kleiner 
Rest nachzuweisen, obwohl die Tiere sich schon von der Vergiftung 
erholt haben. Der Giftverbrauch scheint in späteren Vergiftungs- 
‚stadien auf Bindung durch gewisse Organe zu beruhen. Der Höhe- 
punkt der Vergiftung wird erst dann erreicht, wenn schon 50—80% 
aus dem Blute verschwunden sind, die Symptome folgen also der 
Giftaufnahme erst langsam nach. 


Der bekannten Verwendung der Digitalispräparate am 
Krankenkett ist wenig hinzuzufügen: Nach einigen Autoren 
hat sich Digitalis. bei Grippe, speziell zur Behandlung der 
Pneumonie, gut bewährt und selbst schwere Fälle sollen unter 
Digitalistherapie einen günstigen Ausgang genommen haben. Man 
gebe von einem Infus 1:150 zweistündlich einen Eßlöffel. — 
Lungen- und Uterusblutungen sind in den letzten 
Jahren erfolgreich mit Digitalis bekämpft worden; wo die 
Blutung aus. dem Venensystem stammt, ist eine günstige Ein- 
wirkung naheliegend. ' - 

Unter den modernen Digitalispräparaten wurde im Kriege 
bald diesem, bald jenem ein Loblied gesungen. Neu aufgekommen 
sind folgende: ; 


—,— on. 


MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. 


r me nt rt nn nn he E 


Liquit.alis. Eine dunkelbraune Flüssigkeit, frei von den 
Ballaststoffen der Digitalisblätter, von der 1 cem 0,1 Fol. Digit, 
titrata entspricht. Das Mittel, das physiologisch ausgewertet ist, 
wird gut vertragen und scheint von prompter Wirkung auf das 
Herz bei erheblicher diuretischer Kraft zu sein. Man gibt als 
Einzeldosis innerlich 10 bis 20 Tropfen, intramuskulär oder intravenös 
1/, bis Í cem. (Fabr. Gehe & Co., A.-G., Dresden; Original- 
packungen: verschiedene.) 


Digitotal, ein (schwedisches) ausgewertetes Digitalis- 


_ präparat, das alle Herzglykoside enthalten soll unter Abwesenheit 


des Digitonins. Der Erfolg soll ebenfalls prompt und frei von 
Nebenwirkungen sein. 1 cem Digitotal entspricht 0,15 frischer 
Blätter, den gleichen Wirkungswert besitzt eine Tablette oder 
0,3 Digitotal c. saccharo. 


In ähnlicher Weise hergestellt und verwendet werden die 
Präparate Digosid und Adigan. 


Auch Digifolin, Digipuratum, Digitalysatum und Digalen 
u auch als Suppositorium) haben sich im Laufe des Krieges 
ewährt. 


Cymarin, der wirksame Bestandteil von Apocynum 
cannabinum, über das bereits vor dem Kriege zahlreiche Erfah- 
rungen vorlagen, wurde weiterhin bei Kreislaufstörungen geprüft: 
bei subakut einsetzender Herzschwäche mit Stauungserscheinungen, 
kleiner Diurese usw, war es nicht brauchbar, wenn es innerlich 
gegeben wurde (®/,. mg); es steht hier hinter der Digitalis zurück, 
Bei chronischer Herzmuskelschwäche, die nicht von stürmischen 
akuten Erscheinungen begleitet war, waren die Erfolge höchst be- 
friedigend, indem ein Nachlassen der subjektiven und objektiven 
Beschwerden eintrat. Fast stets tritt der Erfolg nach vier bis 
sieben Tagen ein. Die einzelnen Cymarinperioden sind nicht über 
zwei Wochen auszudehnen wegen Wiederansteigens der Puls- 
frequenz; nach 14 tägigem Gebrauch soll eine einwöchige 
Pause erfolgen. Cymarin kann auch im Anschluß an Digitalis 
gegeben werden, wobei die Digitaliswirkung recht gut ver- 
vollständigt und eine Wiederholung der Digitaliskur unnötig 
gemacht wird. Beim innerlichen Gebrauch wurde Cymarin vom 
Magen aus gut vertragen. Andererseits sei man in der Aus- 
wahl der Fälle vorsichtig, da das Mittel, wie schon aus seiner 


_ winzigen therapeutischen Dosis hervorgeht, ein keineswegs indiffe- 


rentes ist. (Fabr.: Elberfelder Farbenfabriken; Originalpackung: 
Flakon mit 50 Tabletten = 2,50 M). 


‚ _ Die Behandlung — besonders akuter — Kreislaufschwäche 
mit Strophanthuspräparaten erfreut sich noch immer großer 
Beliebtheit, obgleich manche Zubereitungen infolge ihrer verschle- 


' denen botanischen Abkunft auch in ihrer therapeutischen und toxi- 


schen Wirkung verschieden sind. Auch konnte der Beweis er- 
bracht werden, daß die handelsfertigen Lösungen in Ampullen von 
g-(gratus)Strophanthin ihren Valor mehrere Jahre lang unverändert 
halten, während die des k-Strophanthins nach einem Jahre an 
Wertigkeit verlieren; auch dies erklärt schon das unterschiedliche 
Verhalten in der Wirkung beim Menschen. 


‚ Längere Behandlung mit intravenösen Strophanthininjektione2 
scheinen keine nennenswerte kumulative Wirkung zu haben: 10 
dieser Hinsicht ist ein von Faber mitgeteilter Fall lehrreich, 1 
dem ein ‚alter Mann mit Myodegeneratio, Arteriosklerose un 
Hydrops in 1!/s Jahren nicht weniger als 91 solch intravenoser 
Strophanthininjektionen erhielt. Schwere Anfälle von Atemnot wurden 
manchmal prompt behoben. Man injiziere jedoch nicht mehr als 
1/, mg, zumal man mit dieser Dosis stets auskommt. Nach 0,3 mg 
Strophanthin wurde Kollaps und nach 0,8 mg sogar ein Todesfall 
beobachtet. 


Ein reines g-Strophanthinpräparat kommt unter dem Namen 
Puro strophan in den Handel. Die Herzwirkung ist dig 
gleiche wie bei Digitalis, die Gefäßwirkung ist der nach Digitalis 
darin überlegen, daß der allgemeine Blutdruck weniger gesteigert 
wird, Die Wirkung tritt auch bei stomachaler Anwendung rasch 


ein und scheint nicht von Kumulationserscheinungen begleitet ZU 


sein. Einzelgabe: innerlich 1/, bis 1 mg, intravenös 1/4 bis */a M8. 
(Hersteller: Chemische Fabrik Güstrow i. M.; Originalpackung ID 
Tabletten und Ampullen.) 


_—— 


u du Wa a 


u ee en 


in das Gebiet ärztlicher, wie verwaltungstechnischer Ergründung. | Ansiedlung des Eitererregers an 


: meines Erachtens als solcher angenommen werden. 


. sich an der Stelle, wo der Riemen den Arm gefaßt hatte“. Es 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. 489 


Ärztliche Gutachten aus dem Gebiete des Versicherungswesens: (Staatlic 

'Redigiert von Prof. Dr. Hermann Engel, Berlin W 80. ee D | 

oder von der Knochenhaut ausgegangen ist, will ich unentschieden 

lassen. Es ist auch für die Beurteilung .gauz gleichgültig. ` 

. Es fragt sich: Kann diese Knochenentzündung, -die mit 

Eiterung verlief, auf den Unfall zurückgeführt werden? . Diese 
Frage muß mit „Ja“ beantwortet werden. RE 


he und Privat-Versicherung). e 


War ein Absceß mit Sequesterbildung am äußeren Epicondylus 
des linken Oberarms zurückzuführen auf eine geringfügige 
Quetschung des Armes und der Ellbogengegend? 
Ä = Von | -o 
‚Prof. Dr. Lenzmann, Duisburg. | | 
In der Unfallsache Friedrich L. erstatte ich auf Grund der- 
Akten folgendes Gutachten. Dasselbe hat sich zu erstrecken auf 
folgende Punkte: _ | . 


1. Hat überhaupt ein. Unfall stattgefunden ? Eas 
2, War er — wie. er durch den Verletzten und durch Zeugen- 


aussagen geschildert wird — geeignet, die Folgen zu 
zeitigen, die durch den behandelnden Arzt, Dr. O., ge- 
schildert wurden? Ä - 

des ' Unfalls und seiner 


3. Ist durch den ganzen Verlauf 
Folgen die Annahme wissenschaftlich berechtigt, daß er 


auch wirklich die obengenannten Folgen gezeitigt hat? 
Ad 1.. Die Beantwortung dieser Frage fällt nicht so .sehr 


erregern, in diesem Falle wohl von bestimmten Eitererregern, den 
gelben Traubenkokken. - Diese können eventuell an allen möglichen 
Gegenständen haften. Auf der menschlichen Haut und in ihren 
tieferen Schichten werden sie sehr oft: angetroffen. . Sie können 


oder Rachenmandeln, von einem kleinen, weiter gar nicht beachteten 
Blutgeschwür — einem kleinen „Pickelehen“, von einer verborgenen 
Stelle im Ohr, im Darm, im Wurmfortsatz usw.) ins Blut eintreten, 
in dem sie durch die natürlichen Abwehrkräfte des Körpers zu- 
grunde gehen, wenn sich ihnen nicht eine willkommene Stelle zur 
Ansiedlung und. zur Betätigung bietete Ein derartiger Eitererreger 
hat sich offenbar auch bei dem Verletzten im Knochen angesiedelt. 


Wie ist er nun an diese Stelle gekommen? Hat -der Unfall. die 
der erkrankten Stelle bewirkt? 


Ganz gewiß. Ä | 
BE Diese Ansiedlung kann auf zweierlei Weise erklärt werden. 
Wenn die Angabe des Verletzten richtig ist, daß neben einer 
Quetschung des linken Armes direkt nach dem Unfall an der 


, 


Sie steht in diesem Falle aber in. so engem Zusammenhang mit 
dem Werte der gutachtlichen Äußerung, daß sie hier doch berührt 
werden muß. In der Unfallanzeige (2. Mai 1918) heißt es: „Hier- 
bei geriet L. mit dem "linken Arm zwischen Riemen und Stufen- 


scheibe und erlitt scheinbar unbedeutende Quetschungen. Nach Außenseite des linken Ellbogens eine geringfügige, etwa 83 bis 


einiger Zeit entzündete sich jedoch der Arm, sodaß L. gezwungen | 4 cm lange und 1. cm breite Schramme vorhanden war, dann ist 
die Annahme gerechtfertigt, daß der Erreger infolge des Drucks 


Daß dieses Ereignis stattgefunden 


wurde, die Arbeit einzustellen.“ | 
‚hat, ist durch das Zeugnis des B. erwiesen. B. bezeugt nun am | des Treibriemens unmittelbar durch die wunde Stelle in die Haut 


23. August 1918, daß der Arm gleich nach dem. Unfall an- | hineingepreßt worden, von hier weitergetragen ist’ und sich in 
geschwollen gewesen sei, während derselbe Zeuge am 3. März 1919 | dem durch die Quetschung bewirkten Bluterguß und am Knochen. 
diese Aussage widerruft. -Dieser Widerspruch spielt bei der. | angesiedelt hat. Die wunde Stelle der Haut kann dann restlos 
Beurteilung der 'ganzen Sachlage keine Rolle. Der Unfall kann | verheilen, während der in die Tiefe gepreßte Erreger die Krankheits-. 
erscheinungen erzeugt. Dieser Entstehungsmodus würde nur dann 
anzunehmen sein, wenn es richtig ist, daß eine Hautschramme 
(also eine wunde Stelle) wirklich vorhanden gewesen ist. Daß der: 
Erreger etwa durch die unverletzte Haut hineingepreßt sein könnte, 
ist sehr unwahrscheinlich. ‘Im letzteren Falle würde eine Furunkel- 
bildung der Haut (sogenannte Blutgeschwüre) entstanden sein, von 
der aber nicht die Rede ist. ' 


Ad 2. Der Verletzte hat nach dem Unfall, der sich am 
28, März 1918 zutrug, die Arbeit nicht unterbrochen und hat sogar 
bis zum 23. April, also fast einen ganzen Monat, weitergearbeitet. . 
Ob der Verletzte eine halbe oder ganze Stunde. nach der Ver- 
letzung nicht gearbeitet hat, kommt nicht in Betracht. Jedenfalls 
‚war die Verletzung zunächst nicht schwer. Wie aber aus den | | | R | 
Angaben des Verletzten, sowie denjenigen des B. hervorgeht, Entspricht die . Aussage des Verletzten, daß eine Haut- 
‚stellte sich zwei bis drei Tage nach dem Unfall eine Schwellung | schramme vorhanden gewesen sei, -nicht den Tatsachen, darin 
des Armes ein, - die in der Gegend des Ellbogens auch am | muß ein anderer Entstehungsmodus . angenommen werden, der 
aber ebenso sicher auf den erlittenen Unfall zurückzuführen ist. 
Ich habe schon oben darauf hingewiesen, wie es gar nichts 
Seltenes und Außergewöhnliches ist, daß Eiterkokken im Blute 
kreisen, die für gewöhnlich durch die Abwehrkräfte des Körpers 
unschädlich gemacht werden,- aber gewissermaßen -nur auf eine‘ 
Gelegenheit lauern, sich .anzusiedeln. Diese Gelegenheit- wird 


23. April noch. vorhanden war (Aussage des Verletzten vom 
13. August 1918). Am 19. Februar 1919 gab der Verletzte noch 
nachträglich an, daß „direkt nach dem Unfall an der Außenseite 
des linken Ellbogens eine geringfügige etwa 3 bis 4 cm lange 
und I cm breite Schramme zu sehen war, diese Schramme befand 


geben. dadurch, daß an. irgendeiner Stelle des Körpers (meistens 


hat sich nach diesen Aussagen um.eine Quetschung des linken 
an einem Knochen) Störungen auftreten, sodaß diese Stelle die 


Arms, besonders der Ellbogengegend, gehandelt. Diese Quet- 


Jede Eiterung wird ‚bewirkt durch. Ansiedlung von Eiter- . 


auch von irgendeiner Stelle des Körpers: aus (von den Gaumen- . 


‚ihnen — wie sichere Erfahrungen und Experimente lehren — ge- 


wa 
Ft nn f 


‘Schung war — soweit der letzten- Aussage des Verletzten Bedeutung 


. beigelegt werden kann — begleitet von einer Schramme am: Ell? 


bogen. Die Schwellung des Armes, die einige Tage nach der 


(im Unterhautzell 
damit die Schwellung: bewirkten. Diese Verletzung war — wie 
Ich unter 3. noch darlegen werde — wohl geeignet, die ‚später 
festgestellten Folgen zu zeitigen. ` 

. Ad 3. Es ist ausdrücklich h 


ervorzuheben, daß vom Tage 


Abwehrfähigkeit verloren hat: Der. Knochen beziehungsweise. die 
Knochenhaut kommt um so mehr in Frage, weil erwiesen: ist, daß 


erade dort unter normalen Verliältnissen die Kokken aus dem 


' Verletzung eintrat, weist darauf hin, daß Blutgefäße in der Tiefe 
gewebe) verletzt ‚waren, die Blutaustritte und | Blute abgelagert und unschädlich gemacht werden. 
" War nun diese Störung in der normalen Abwehrkraft des 


Knochens beziehungsweise der Knochenhaut durch den Unfall 


derart bedeutend, daß der Eitererreger, der — wie es nichts. 


Außergewöhnliches ist — bei dem Verletzten im Blute oder im 
Knochen bereits vorhanden war, zur Ansiedlung kam? Diese 


—— no 


Mück) von dem äußeren Oberarmknorren (Epicondylus) entfernt 


Frage muß mit „Ja“ beantwortet werden, ‘Wenn der. Vorgut- 
'achter in seinem Gutachten fordert, daß die Verletzung eine er- 
hebliche hätte sein. müssen, wenn die Annahme berechtigt sein 
sollte, daß sie den Anstoß zu einer vom Blute aus entstehenden - 
Knochenhautentzündung gegeben hätte, so kann ich ihm in dieser 
Ansicht nicht folgen. Ich muß durchaus der Ansicht des Dr. O. ` 
beipflichten, die er in seinem Gutachten vom 10. März 1919 nieder- 
gelegt hat. Es sind genügend Erfahrungen in der Literatur be- 
kannt, in denen es sich nur um eine ganz leichte Erschütterung, 
um eine besondere Anstrengung .des betreffenden Gliedes, ja nur 
um eine Kälteeinwirkung gehandelt hat — und doch fand eine 
Sn Infektion vom Blute aus ‚statt. Auch der Anschauung, daß (nach 
A Es hat sich offenbar um eine eitrige Entzündung des | Thiem, Garr& und Anderen) der Zeitraum zwischen dem Un- 
chens gehandelt, Ob diese: Entzündung vom Knochen, selbst | fall und dem Auftreten krankhafter Störungen 14 Tage. nicht über- 


ne Unfalls an bis zu der — von Herrn Dr. O. vorgenommenen — 
voetation kontinuierlich subjektive Beschwerden und objektive 
„anderungen bestanden haben. Es ist eine Zeit der Unter- 
ecane nicht beobachtet worden.: Schon diese Tatsache, auf 
Unta deren also ein ununterbrochener Krankheitsverlauf zwischen 
die pe und Endresultat sich vollzogen hat, muß dem Gutachter 
a Icht auferlegen, nach wissenschaftlich anerkannten Vorgängen 
nt die diesen Zusammenhang restlos erklären. Diese Vor- 
| Ra Sind ungezwungen und mit wissenschaftlicher Sicherheit zu 
geführt e Es hat sich bei ‘dem — durch Herrn Dr. O. aus- 
Erröffn: el operativen Eingriff ein Absceß gefunden, bel dessen 
~ ung ein kirschgroßer Sequester (ein abgestorbenes Knochen- 


u = 


et E 
EALS, m. 


OLR TRAT 
in 
re 
we er 


t ` M 
~ Na ; ee 
á 2 Ban a 
Ei 3 2 PIERRE. -Cair OPa SE 
Be reich; i 


WER ra 
ee TR 
Er 

ar m a 


~ m 
fp nn 


nn u 
ee 


LY 


ZEFET 


Nee 


Te Teen Ay 


Bez u 
Se a IE N 
u en, er 
Erna ne STE 


= 
= y 
-ata a M, 
s 
ar: nr 
a 


Teens. 


== 
=> 
TE a SE 


se; 
We 


ei. 
mins 


TEE ee 
x o “. 2“ N a 
Fa A p AEE NA un 
TERRES oy o 


EN TRE 


ee. 


a Er Ze . 
= nee, a A 


Hin 2 ee de 
ee E ga Er rE ia 
B a: i -a na Pr 
A ge = nz, u 
~ TA gii i un zer Ware 


BEER PER NIE EEE En EE N 


‚nutzungsprozesses anzusehen. 


\ 


4900 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. 


schreiten dürfe, wenn ein ursächlicher Zusammenhang angenommen 
werden solite, kann ich nicht beipflichten. Allerdings tritt die 


‚Entzündung meistens rascher ein, es handelt sich dann äber um 


akute bösartige Entzündungsformen, die plötzlich unter hohem 


Fieber und Schüttelfrost sich zeigen. Schleichende minder bös- 


artige Formen können viel ruhiger verlaufen und sich erst all- 
mählich entwickeln. Es gibt sogar Formen, in denen es gar nicht 
zur Eiterung kommt, in denen sich nur ein eiweißartiges (so- 
genanntes albuminöses) Exsudat bildet.. Es kommt da ganz auf 
die Giftigkeit des Krankbeitserregers und die Empfänglichkeit des 
Erkrankten an. Es ist nun aber hier in unserem Falle die Be- 
hauptung unstatthaft, daß die Krankheitserscheinungen länger als 
14 Tage hätten auf sich warten lassen. Der Arm und die Ell- 
bogengegend waren schon nach einigen Tagen deutlich geschwollen. 
Das mochte allerdings von einem Bluterguß herkommen. Wer 
will aber behaupten, daß hier der Krankheitserreger sich nicht 
schon angesiedelt hatte, der sich dann dort langsam weiterent- 
wickelte.e Man könnte mir entgegenhalten, dann hätten sich Ent- 
zündungsschmerzen und Fieber zeigen müssen. Tatsächlich sind 
Schmerzen auch vorhandeg gewesen, die immer heftiger wurden. 
Daß Fieber nicht vorhanden gewesen ist, kann nicht behauptet 


und auch nicht widerlegt werden. Wenn behauptet wird, der 


18. Mai. 


Patient hätte weitergearbeitet, daher hätten die Beschwerden 
nur unwesentlich sein können, dann stehe ich durchaus auf 
dem Standpunkt des Vorgutachters Dr. O., der aus seiner 
Erfahrung einen Fall anführt, in dem ein Arbeiter mit 
einer sehr schweren Verletzung- (perforierende Bauchdeckenver- 
letzung mit Vorfall einer Darmschlinge) weiterarbeitete. Mir 
selbst ist ein Fall erinnerlich, in dem ein Mann, der an einer 
schweren, später zum Tode führenden Lungenentzündung litt, 
noch drei Tage arbeitete. Da spielt der Unterschied der Menschen 
in ihrer Reaktion auf Krankheit und Schmerz eine große Rolle. 
Es gibt eben empfindliche und hochgradig indolente Menschen. 

Ich gebe mein Gutachten dahin ab: 

1. Die bei dem Verletzten am 29. Mai 1913 gefundene 
Knocheneiterung war die Folge von Ansiedlung von Eitererregern 
an der eiternden Stelle. 

2. Die Eitererreger sind entweder von einer bei dem Unfall 
entstandenen Hautschramme aus direkt oder vom Blute aus in 
den durch den Unfall geschädigten Knochen eingewandert, | 

3 Der Unfall war die Veranlassung der Einwanderung des 
Krankheitserregers. 

4. Die gefundene Knocheneiterung ist deshalb in letzter 
Linie auf den Unfall zurückzuführen. 


Referatenteil. 
Rediglert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin 


Sammelreierate. 


Aus der neueren orthopädischen Literatur. 
Von Dr. Siegfried Peltesohn, Berlin. 
Einige beachtenswertere Arbeiten aus den verschiedensten 


Gebieten der Krankheiten des Bewegungsapparates mögen dieses 


Mal referiert sein. Eine längere Arbeit widmet Payr (i) 
dem Studium der Wiederherstellung von Gelenken; er zeigt zu- 
nächst, daß eine Darstellung der Morphologie und Mechanik dieses 
Vorganges an teilweise oder ganz zerstörten Gelenken auf nicht 
unerhebliche Schwierigkeiten stößt, da die physiologische Regene- 
ration ebensowenig geklärt ist wie die histomechanischen Vor- 
gänge an den Gelenken. Belehrung wird auf diesem Gebiet in 
den normalen Vorgängen der Furmbildung der Gelenkkörper, in 
den Befunden luxierter, verletzter Gelenke, in den Pseudarthrosen, 
in den ÖOperationsbefunden nachoperierter Gelenkmobilisationen, 
endlich in Tierversuchen zu finden sein. Payr gibt zunächst 
einen Überblick über die Entwicklungsmechanik, die physiologische 


Regeneration der Gelenke und über die Knorpelfunktion. Er stellt 


fest, daß Änderungen der Muskelanordnung rein mechanisch Ge- 
staltsänderungen. der Gelenkkörper bedingen und daß Knorpel und 
Synovialmembran Däuerorgane hinsichtlich des Zellengehaltes dar- 
stellen. Die Synovia ist als Produkt eines pbysiologischen Ab- 
Entzündung und Funktion wirken 
gleichermaßen als synoviaproduzierender Reiz. Eine wenig be- 
achtete Funktion des Gelenkknorpels ist die, durch Druckspannung 
zur Erhaltung der Gestalt der knöchernen Gelenkenden beizutragen. 
Was die Wiederbildungsvorgänge an zerstörten oder sonstwie ge- 
schädigten Gelenken betrifft, so erfolgen sie unter dem Einfluß 
der Regeneration und der fünktionellen Anpassung. Bezüglich der 
ersteren versagt bekanntlich der Knorpel vollkommen. Wenn es 
trotzdem in pathologischen Fällen zu relativ gutem Ersatz kommt, 
so liegt es an der durch Funktion steigerungsfähigen substituieren- 
den Regenerationskraft des Stützgewebes. Nach einigen morpho- 
logischen Betrachtungen zur pathologischen Regeneration an 


‚Gelenken auf Grund der Belege aus der menschlichen Pathologie 


und der Tierversuche führt nun Payr weiter aus, daß im Gegen- 
satz zur Regeneration selbst ausgedehnter Knochendefekte die 
Defekte des Knorpels bestehen bleiben und durch Bindegewebe 
ausgefüllt werden, was am: ausgiebigsten an unter Schleifkontakt 
stehenden Knorpelflächen der Fall ist, Handelt es sich um abge- 
sprengte, ungestört ernährte Knorpelknochenteile, so kann voll- 
kommene Ausheilung erfolgen. Abgesprengte Knorpelstücke können 
bekanntlich sekundär erheblich wachsen; man muß daher die 
Synovia nicht lediglich als ein völlig passives Abnutzungsprodukt 
von Knorpel und Synovialmembran auffassen, sondern als ver- 
flüssigtes, noch mit lebenspendender Kraft ausgestattetes Gewebe, 
eine Knorpelbindegewebslösung mit appositioneller Fähigkeit, Trifft 
das aber zu, so könnte eine autoplastische Synoviatransplantation 


! + 


in erkrankte oder neugebildete Gelenke nützlich sein. Nach 
Betrachtungen über den Ersatz traumatischer Defekte der Gelenk- 
kapsel werden die Befunde bei irreponiblen Luxationen besprochen; 
bier kommt es unter dem Einfluß der Bewegungen zu geweblich 
hoch differenzierten, atopischen, daher achsenärmeren Nearthrosen. 
Zu weitgehender Gelenkneubildung kommt es nach subperiostalen 
und subkapsulären Resektionen, wenn die Muskelansätze geschont 
werden (besonders bei Kindern). Reparative Vorgänge werden 
auch bei Gelenkerkrankungen durch die Natur versucht. Das Er- 
gebnis richtet sich nach der Schwere des Verlaufs (akut entzünd- 
liche Erkrankungen sind dabei ungünstiger als primär chronisch 
einsetzende), ferner nach der Schmerzhaftigkeit, endlich der Willens- 
kraft des Kranken. Als verloren im Sinne spontaner Restitution 
ist ein Gelenk erst nach. Ausbildung von Knochenbrücken, und 
Knochenverschmelzung anzusehen; selbst bei ausgedehnten Int 
artikulären Adhäsionen ist oft ausgiebige Bewegung möglich, ebenso 
trotz weitgehender Zerstörung des Hyalinknorpelbelags, wen 
sich die Schleifflächen‘ mit einem sehrig glänzenden Bindegewebe 
überziehen oder die Gelenkenden sich durch kondensierende Ostitis 
elfenbeinartig abschleifen. Was nun die Pseudartbrosen und 
Nearthrosen betrifft, so unterscheiden sie sich bekanntlich dadureh, 
daß erstere gelenkfern, letztere nahe dem Gelenk liegen, wesh: 

die Pseudarthrosen unzweckmäßiger sind. Im übrigen mangelt es 
wegen fehlender Gesetzmäßigkeit der Muskelmechanik an Bildung 
zielstrebiger Formen.. Die Befunde, die man bei experimenteller 
und kurativer Arthroplastik erhebt, erinnern lebhaft an Sr 
beutelbildung an atypischer Stelle. Hier ist das Bindeglied G 
Bildung von Gleitvorrichtungen zwischen Skelett- oder Weichteilen; 


"ihre Voraussetzung sind Bewegungsimpulse und normaler Blutgefäß- 


Bindegewebsapparat. Hier wie im Tierversuch beanspruchen x 
Fragen nach der Wiederbildung von Kapselschlauch und pinden: 
nach dem Knorpelersatz in knorpellosen Gelenken und nach QPf 
Bildung gleitfähiger Flächen, also eines neuen, funktionell leistungS 
fähigen Gleitmechanismus, Interesse. Bezüglich der Wiederbilluiß 
von Gelenkmechanismen gilt das Gesetz, daß sie von der Wie A 
kehr der Muskeltätigkeit abhängt und daß sie um so I ek 
folgt, je einfacher der Mechanismus ist; das Scharniergelenk b 

sich also am leichtesten wieder. Payr zeigt an Beispielen, ste 
weder angeborene Gelenkkörperdefekte, noch erworbene aan 
Störungen der Größe, Gestalt und Lage der Gelenkenden k 
imstande sind, Neu- und Wiederbildungsvorgänge von, Ge gr 
mechanismen zu vereiteln, wenn die Muskeltätigkeit OPRANDT i 
Ruhe über ein gewisses Maß hinaus ist gleichbedeutend mit > 
nichtung des Gelenks. — Was die Arthroplastik anbetrifit, i d- 
ruht ihr Erfolg auf dr Vervollkommnung der operativen » der 
.hauerarbeit“, der Vermeidung als „Hypomochlia“ wirken 5 
Knochenvorsprünge und der Herbeiführung größter piee s 
sicherheit. Gestielte und ungestielte Fascienlappenüberklel ter- 
der Sägeflächen ist bei den Arthroplastiken besser als È einige 
position; der künftige Gelenkspalt muß nach der Operation ©! en. 
Zeit durch kräftige Extension stark klaffend erhalten wet 


nak — 18. Mai. E EE -= 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. | 0.491 P EE 
Röntgenologisch kann der architektonische Umbau der Spongiosa |. einverleibung verhalten, das heißt ob man durch Verfütterung von ooo 
im Sinne der funktionellen Anpassung nachgewiesen werden. Nur | Thymussubstanz in der.Lage ist, eine raschere Regeneration und Fi his 
in einem Teil der Fälle entsteht ein. einheitlicher Gelenkspalt, in | Heilung der Knochendefekte zu erzielen, was ja mit Rücksicht auf’ ee 
anderen teilt .ein zartes- Maschenwerk. das Gelenk in. Spalträume | die chirurgischen Fragen beim Menschen von Interesse wäre. Bei JARE e o 
mit fadenziehender, schleimiger Flüssigkeit; trotz dieser Maschen | Kaninchen von gleichem Wurf wurde in Narkose mittels Trepans ia EI 2: 
kann aber die Funktion -tadellos sein. — Betrachtet man nun die | je eine gleiche Knochenverletzung der Tibia — nämlich ein kreis- af pe Spirt 
ganze Frage vom biologisch-mechanischen Standpunkt aus, so ist | förmiger Defekt von 3 mm’ Durchmesser — gesetzt, danach. wur- si i = 
zum Schluß zu sagen, daß alle Wiederbildungsvorgänge von’ | den einige. Tiere regelmäßig mit Thymusdrüsensubstanz. gefüttert, NE 
Gelenkmechanismen als das Ergebnis hochentwickelter funktioneller | andere Tiere als Kontrolitiere gehalten; die Nahrung war bei allen J ae n 
Anpassung zu bezeichnen sind. — = | | A Tieren die gleiche. Die Größe der Knochenwunde wurde wöchentlich a 
Wie hier der Funktion eine mächtige Einwirkung auf die. | röntgenographisch festgestellt ; die Tiere wurden nach bestimmter le . 
Konfiguration der unter pathologischen Bedingungen stehenden | Zeit getötet. Es zeigte sich nun als. bemerkenswertes Ergebnis, EB 
Gelenkmechanismen zuerkannt wird, so wird bekanntlich seit | daß die Thymusverfütterung beim Kaninchen allem Anschein. nach Tanin 
Roux’ und Julius Wolffs Forschungen 'der Funktion ein | imstande ist, den Ablauf von'Knochenverletzungen günstig zu be- ETa a 
erheblicher formgebender Einfluß auf die Knochen gestalt bei- | einflussen. Die Zukunft muß lehren, ob die Thymusverfütterung ee 
gemessen. Eine der hier im Vordergrunde des wissenschaftlichen | auch -bei Tieren anderer Species und bei Verletzungen mensch- FEN 
„ Interesses stehenden Fragen bezieht sich auf die Wirkung des | licher Knochen ähnlich günstig wirkt, ob ihr also praktische Be- _ Te 
Druckes auf die Knochen, im besonderen darauf, ob Druck Atrophie .| deutung zukommt. _ | ME a EB pp pos 
‚oder Hypertrophie des Knochengewebes verursacht. Daß es hierbei ‚Vor der Hand steht man leider in bezug auf kausale Therapie int. 
auf die Art des Druckes, die Zeiteinwirkung und andere jeweils | noch ziemlich macht- und mittellos nicht nur den allgemeinen, NEE 
hi obwaltende Umstände ankommt, ist bekannt; immerhin sind hierbei | sondern auch den lokalisierten Erweichungszuständen des Skelett- NER E a 
- noch nicht alle Einzelfragen restlos geklärt. Über. experimentelle systems in der Praxis gegenüber. Das gilt nicht zum wenigsten BAE ii 
=~ Untersuchungen über die Druckatrophie des Knochens berichtet | für die im Adolescentenalter auftretenden Knochendeformierungen, Jr 
nun Jores (2) Er hat Versuche angestellt, in denen ein Druck | wie .sie z. B. die juvenilen Schenkelhalsverbiegungen darstellen. on E 
mittels quecksilbergefüllter Säckchen und wassergefüllter Gummi- | Erst wenn das Rätsel der „Spätrachitis* gelöst sein wird, wird hf 
blasen auf die Processus spinosi. von Kaninchen und Meer- | man an derartige Fälle mit größeren therapeutischen Erfolgen Ka ei 
„ i. sehweinchen ausgeübt wurde. Die Druckhöhe betrug 8 bis 140 mm | herantreten können. Das .Dunkel, das über ihnen lagert, wird U DAN 
Mi Quecksilber. Die Versuchsdauer reichte bis zu zwei Monaten. | leider auch durch Koenne.cke (5) nur wenig erhellt, der aus- MN, 
der i = Der Druck wurde entweder, konstant oder wechselnd angebracht. | führlich über einen der so seltenen Fälle von Coxa valga 'be- E TE 
ar Die Veränderungen,- die nunmehr entstanden, beschränkten sich. | richtet. Es handelt sich hierbei bekanntlich um eine Deformität . Un khaki 
| auf die Kuppe der Dornfortsätze: und waren nur mikroskopisch. | des Schenkelhalses,..der eine Verlängerung und steile Aufrichtung | "1 ee 
Wo nachweisbar. ‚Es ergab sich in der Hauptsache, daß dem Druck | unter Vergrößerung des Schenkelhalswinkels zeigt. Koenneckes or REGE 5 
pe selbst wohl nur eine wachstumshemmende und resorbierende | Patient war ein 19jähriger Schuhmacher, der als Kind beträchtlich ni en 
Wirkung zukommt 'und daß erst durch Wechsel von Druck und.| an Rachitis gelitten hatte. Gelegentlich einer Übung der Jugend- ie 
ar . _ „ Druckfreibeit appositionelle Vorgänge ausgelöst werden. Am be- | wehr mußte er ein Jahr vor der jetzigen Untersuchung zwei Stun- i | Ea 
ri 'merkenswertesten ist das Ergebnis, daß Atrophie bei konstantem |. den ohne Unterbrechung angestrengt laufen. -Am folgenden Tage ABER 
k Druck. entsteht; aber auch bei wechselndem Druck tritt Atrophie | Aufireten von Knieschmerzen, die nicht mehr verschwanden; nach = 
A dann noch zutage, wenn die Periode des Druckes gegenüber den | einem halben Jahr begann Patient zu binken und über Kreuz- 
W7. = druckfreien Perioden in ihrer Wirkung überwiegen. Im umgekehrten | schmerzen. zu klagen. Die Untersuchung. der Hüftgelenke zeigte, 
W = ` Falle ist der wechselnde Druck wachstumsfördernd.. Jores glaubt, |.daß alle Bewegungen beider Hüftgelenke merklich‘ eingeschränkt 
Mi -> daß diese Ergebnisse auch zur Erklärung des Einflusses heran- waren, im besonderen, daß die Innenrotation fast völlig aufgehoben 
A. ` `- gezogen werden können, den Druck auf das normale Wachstum | war. Die Trochanterspitze stand beiderseits um 2 cm unterhalb 
i i .der Knochen, auf die Ausbildung der funktionellen Knochengestalt | der Roser-Nélatonschen Linie, Beim Gehen schwankte der Ober- 
1. „sowie auf die Erscheinungen der Anpassung an pathologisch ver- | körper von einer Seite zur anderen, und zwar so, daß der Rumpf 
ag ‚änderte Funktionen ausübt. = en | ~ ` | jedesmal nach der Seite des Standbeins hinübergelegt wurde. Im 
t nz Ob gerade diese Art der- Drückatrophie der Grund für die | Röntgenbilde erwies sich der Schenkelbals als stark verlängert; 
n Deformierungen bei gewissen knochenerweichenden Krankheiten, | sowohl der Neigungswiükel‘ wie der Richtungswinkel von Als- 
A wie die Osteomalacie, ist, soll hier nicht untersucht werden; nach | berg. waren vergrößert, Die Epiphysenfuge war unregelmäßig 
»Naegelis(3) Untersuchungen über die Bedeutung des Knochen- |- aufgelockert, im unteren Teil verbreitert; auf der oberen Fläche 
P marks für die Pathogenese der Osteomalacie spielt sie allerdings | des Schenkelhalses bestanden leichte periostale Auflagerungen. Im 
K eine Rolle. Ohne ausführlicher auf die interessanten Unter- | vorliegenden Falle muß die Coxa valga in :das Gebiet der idio- . 
y ' Suchungen dieses Autors eingehen zu können, meint Naegeli, | pathischen Formen dieses Leidens gerechnet werden. Die Haupt- 
f daß die Knochenerweichung hierbei lediglich ein Symptom: und | ursache der. Deformität ist in einer Affektion der! Epiphysenfuge 
a eme sekundäre Erscheinung gegenüber der primären Hyperplasie | zu suchen, die ihrerseits, eine traumatische Grundlage zu haben 
f . des Knochenmarks sei. “Diese bringe- die Corticalis durch reine | scheint. Dieses Trauma ist in dem eingangs vermerkten anstren- 
; Druckatrophie zum Schwunde. Später scheine es zu einer Er- | genden Dauerlauf ‘zu finden. Die Entstehung der Verbildung er- 
' klärt der Verfasser nun so: Durch das Trauma würde die, sei es 


durch: Raebitis, sei es durch ein Vitium primae formationis minder- 
wertige Epiphysenfuge gereizt. und zu krankhafter Knochenneu- 
bildung veranlaßt. worden sein. Ein abnormes Wachstum des. 
"Schenkelhalses wäre die Folge gewesen. Durch die Verlängerung 
des Schenkelhalses und Abknickung des Kopfes entstand nun eine ` 
Verschiebung der statischen Verhältnisse, durch den Zug der am 
Scheitel desSchenkelhalswinkelsinserierenden Muskeln, die ihrer Deh- 
nung widerstreben und andererseits vjelleicht die Verschiebung der 
statischen Verhältnisse durch erhöhte Kraftanspannung auszugleichen 
suchten, erfolgte eine Abflachung des Schenkelhalswinkels. . Gleich- 
zeitig entstanden in den gereizten -Außenrotatoren. spastische Zu- 
stände. Damit würde die. Zusammensetzung des Krankheitsbildes 
“aus Gangstörung, ‚Schmerzen und ‘Bewegungsbeschränkung. erklärt 
sein. Warum. es nun bei traumatischen Epipbysenschädigungen- in 
dem einen Falle zur Coxa-valga-, in anderen, weitaus häufigeren 
Fällen zur Coxa-vara-Bildung kommt, ist nur vermutungsweise zu 
sagen; möglich, daß der Muskelzug nur bei muskelstarken Indi- 
viduen. zur Coxa valga führt. Die Behandlung des in contraetem 
schmerzhaftem Stadium befindlichen Kranken. bestand in einem 
Streckverband an beiden Beinen -bei Kreuzung und Einwärts- 


i ; 
y schöpfung der Knochenmarkstätigkeit entweder nur funktionell -oder 
; ‚Sogar organisch ausgesprochen zu kommen. Die Bedeutung des 
. Knochenmarks erhelle auch aus den Bkıtbefunden. Nicht allzu 
3 -Schwere und nicht zu akut einsetzende Osteomalacien zeigen häufig 
>- Abnorm höhe Hb- und R-Werte und gelegentlich auch starke 
Reizung des myeloischen Systems mit Leukocytosen und Myelo- 
cyten, auch mit Eosinophilie. Bei sehr chronischen und schweren 
Formen und bei akuten, mit Anämie verlaufenden Erkrankungen 
könne man auch sehr schwere Anämien, sogar mit schwerstem 
Torpor des Knochenmarks wahrnehmen. l 
Die Auffassung der Osteomalacie und’ anderer Krankheiten, bei‘ 
cenen die Knochenerweichung. vornehmlich die Aufmerksamkeit des 
eobachters auf. sich zieht, als Folge anomaler Funktion innersekre- 
‚frischer Drüsen hat sich immer mehr Bahn gebrochen. Die experi- 
gontelle Forschung hat sich denn auch besonders mit der Beobachtung 
ve ‚nach Exstirpation derartiger Drüsen auftretenden Zustände 
aschäftigt; hier wurde wieder ganz besonders den Folgezuständen 
| h Ausfalls, aber auch der Einverleibung der Thymusdrüse Interesse 
A sewendet. Eine hierhergehörige Spezialfrage macht jetzt Karl 
| sich ai (4) zum Gegenstand der Beobachtung. Er untersucht, wie 
Ä Zunstlich gesetzte Knochenverletzungen bei Tieren zur Thymus- 


- 


Tama y T aT 


a a e E TA 
WEDA A N a f Dra 


Ben ie Im Hi aa m Da e ne Ze 


Er 
nn 


ers - 


drehung derselben. Hierdurch war nach drei Wochen eine erheb- 


liche subjektive und objektive Besserung erzielt, letztere gekenn- 
zeichnet durch freiere Beweglichkeit der Hüftgelenke. 

In das Gebiet der Behandlung der fertig ausgebildeten rachi- 
tischen Knochendeformitäten führt uns eine interessante Mitteilung 
von Schepelmann(6). Er berichtet über eine neuartige Therapie 
hochgradiger rachitischer Unterschenkelverbiegungen. Man bedient 
sich bekanntlich bei diesen Fällen, wo es bereits zu einer oft ganz 
erheblichen Härte der Knochen gekommen ist, für gewöhnlich der 
Osteoklasie, besser noch derOsteotomie, letzterer in Form der linearen 
oder keilförmigen Durchmeißelung, richtet hiernach die verbogenen 
Knochen so weit gerade, daß eine richtige eo erzielt wird, 
auf Grund deren später die Transformationskraft die Anpassung 
der Knochenform an die normalen statischen Verhältnisse besorgt. 
Der Schepelmanns Behandlung übergebene Fall betraf nun 
ein 4!/sjähriges schwer rachitisches Mädchen, bei dem, abgesehen 
von Oberschenkelverkrümmungen, eine fast halbkreisförmige 
Krümmung der Unterschenkel bestand, im oberen Teile nach vorn, 
weiter unten medianwärts, dann wieder lateralrückwärts. Das 
Kind lag ständig auf dem Rücken, Stehen war ihm völlig un- 
bekannt, Da die bisher geübten: Verfahren naturgemäß unaus- 


führbar waren, schritt Schepelmann zu folgender eingrei- 


fenden, aber wirksamen und gute anatomische Verhältnisse her- 
stellenden Therapie. Er legte durch einen leicht bogenförmigen, 
vom oberen bis zum unteren Viertel des Unterschenkels reichenden 
medialen -Längsschnitt die rechte Tibia frei, schob in ganzer Aus- 
debnung das Periost sehr vorsichtig, aber vollständig zurück und 
entfernte mit feiner Säge, Hohlmeißel und Luerscher Zange den 
gesamten Knochen in der Ausdehnung der verschiedenen Krüm- 
mungen. Die geschrumpften Weichteile, namentlich der Konka- 
vität, verlängerte er durch Tenotomie der Achillessehne und durch 
starken Längszug, entfaltete das Periost zu einem hohlen Schlauche 
und goß es mit einer der Mosetigschen ähnlichen Knochen- 
plombenmasse aus. Diese Masse bewirkt einen derartigen Reiz 
auf das Periost, daß die Callusbildung wesentlich rascher und 
sicherer einsetzt als ohne Plombierung; dabei soll es zu einer 
leichten aseptischen Eiterung und Ausstoßung der Plombenmasse 
kommen. Im vorliegenden Falle wurde der Periostschlauch nach 
der Plombierung vernäht und die Weichteile darüber geschlossen, 
dann das Bein in einen gut gepolsterten, vom Oberschenkel bis 
zum Fuß reichenden Gipsverband geschient, der nach 14 Tagen 
erneuert wurde. Durch ein Fenster sickerte die Plombenmasse 
allmählich heraus. Sechs Wochen post operationem konnte die 
kleine Patientin das neuerdings eingegipste Bein bereits belasten, 
und ein Radiogramm zeigte deutliche Callusbildurg. Bald darauf 
wurde in gleicher Weise auch das andere Bein behandelt. Das 
Endresultat war auch in bezug auf die Belastungsfähigkeit ein 
sehr gutes. | 

Zum Schluß sei noch eine weitere interessante Arbeit aus 
der chirurgischen Orthopädie im Kindesalter referiert. Es handelt 
sich um die operative Verbesserung bei angeborenem Radiusdefekt. 
Trotz des schweren Funktionsausfalls, der mit der auf Radius- 
defekt beruhenden Klumphand für den Träger verbunden ist, sind 


die Angaben über die operative Behandlung dieses Leidens nur 
äußerst gering. Soll die Korrektur einer solchen Deformität beim 
Kinde zu einem Dauererfolge fübren, so ist, wie Axhausen (7) 
ausführt, die Forderung unerläßlich, daß das neugeschaffene 
untere Radiusende wachstumsfähigen Epiphysenknorpel besitzen 
muß, anderenfalls es notwendigerweise später wieder zum Zurück- 
bleiben des Radius und neuer Abweichung der Hand im Sinne 
der Varität kommen wird. Zum Erfolge einer etwaigen Operation 
ist daher die Verlagerung eines Epiphysenknorpel tragenden 
Koochenstückes in Form eines an Weichteilen gestielten Lappens 
notwendig. Auf Grund von zwei Fällen von angeborener Klump- 
hand, von denen die eine durch partiellen, die andere durch 
totalen Radiusdefekt bedingt war, geht Axhausen bei ersterem 
Typ so vor, daß er in einem ersten Operationsakt ein Stück des 
unteren Ulnaendes abspaltet und es unter Erhaltung einer ge- 
nügenden Weichteilbrücke mit dem Gelenkende auf die Radial- 
seite des Carpus verlagert, während das proximale Ende noch mit, 
der Ulna im Zusammenhang bleibt. Im zweiten ÖOperationsakt 
wird auch das proximale Ende des abgespalteneu Stückes auf die 
radiale Seite gebracht und mit dem unteren Ende des partiell 
vorhandenen Radius verbunden. Nach Resektion eines Stückes 
der Ulna gelingt dann die Stellungskorrektur ohne Mühe. Zur 
Vermeidung der Pseudarthrosenbildung ist es ratsam, einen Teil 
des resezierten Ulnastückes über die Knochennahtstelle der Ulna 
hinüberzulegen; bei ungenügender Länge des vorhandenen Radius- 
stückes muß dieses durch freie Knochenverpflanzung verlängert 
werden. Was die operative Behandlung beim totalen Radius- 
defekt betrifft, so erfolgt sie in drei Akten: im ersten Akt wird 
mit freier Knochenüberpflanzung ein Radiusschaft gebildet, die 
beiden anderen Akte vollziehen sich in gleicher Weise wie bei 
dem partiellen Radiusdefekt. Diese Operationsverfahren, die ID 
ihrem grundlegenden Teil, nämlich der Spaltung der Ulna, auf 
Bardenheuer zurückgehen, auf den angeborenen Knickspitz- 
fuß zu übertragen, der sich als der Ausdruck des angeborenen 
Fibuladefektes präsentiert, liegt nahe. Axhausen hält diese 
überaus komplizierten Operationsverfahren mit Recht hier nicht 
für berechtigt, da die Funktionstüchtigkeit des Fußes bereits ge- 
währleistet ist, wenn er, in guter Mittelstellung stehend, be- 
schwerdelos belastet werden kann und durch seine passive Be- 
weglichkeit das Abrollen vom Erdboden gestattet. Diesen Forde- 
rungen wird die Fußgelenksresektion nach Helferich voll und | 
ganz gerecht. 

Literatur: 1. Payr, Über Wiederbildung von Gelenken, ihre Erschel- 
nungsformen und Ursachen; funktionelle Anpassung — Regeneration. 
m. W. 1918, Nr. 30 bis. 32.) — 2. Jores, Experimentelle Untersuchungen über 
die Druckatrophie des Knochens. (Med. Ges., Kiel. M. m. W. 1915, Nr. 39, 
S. 1090.) — 3. Naegeli, Über die Bedeutung des Knochenmarks und der Blut- 
befunde für die Pathogenese der Osteomalacie. (M. m. W. 1918, Nr. 21, S. 551.) 
— 4. Karl Glaesner, Die Beeinflussung der Regeneration von Knochenver- 
letzungen durch die Thymusdrüse. (B. kl. W., Nr. 47, S. 1127.) — 5. Walter 
Koennecke, Beitrag zum Krankheitsbild der Coxa valga. (Arch. f. Drthopn 
Bd. 16, H. 1, S 100.) — 6. Schepelmann, Ein Fall von operativ geheilter ven 
Be aralaseser Unterschenkelverbiegung. (Arch. f. Orthop., Bd. 19, 


) — 7. Axhausen, Zur operativen Behandlung von Klumphand 


und Knickfuß bei bestehendem Knochendefekt [Radius- respektive Fibula- 


defekt]. (Arch. f. klin. Chir., Bd. 111, S. 621.) 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 18. 


Braun und Schaeffer (Frankfurt a. M.): Zur Biologie der 
Fleckfieber-Proteusbacillen. Aus den mitgeteilten Erfahrungen ergibt 
sich, daß zwischen der „natürlichen“ und der „künstlichen“ O-Form 
keine grundsätzlichen, sondern nur graduelle Unterschiede nachweisbar 
sind, die in der verschiedenen Dauer der Einwirkung der Schädigung 
ihren Grund haben. Die lebendige Substanz der-Bakterien bildet unter 
dem Einfluß langdauernder Unterernährung oder protrahierter Gift- 
wirkung teratologische Wuchsiormen aus, die lange Zeit auch unter 
günstigen Bedingungen fortgeerbt werden können; es besteht aber 
unter günstigen äußeren Bedingungen das Streben nach Rückkehr zum 


Normalen. | 
Se Korach (Hamburg): Über seroalbuminöse Expektoration bei 


Punktion pleuritischer Exsudafe. Die Expectoration albumineuse ist die 
Folge eines akuten aspirativen Lungenödems, welches bei der Punktion 
länger bestehender ‚pleuritischer Exsudate zustande kommt. Als Vor- 
boten treten Hustenparoxysmen auf. Der Vorschlag, die Aspiration 
durch die Insufflation zu ersetzen, bedeutet einen großen Fortschritt. 


` 


Vor der offenen Punktiom bei doppelseitigen Exsudaten, kontralateraleß 
pneumonischen Affektionen, erschwerter Verschiebbarkeit des Me- 
diastinums ist zu warnen. f 

Klotz (Lübeck): Grippe und Diphtherie. Der Verlauf der Gripp? 
bei Diphtherierekonvaleszenten war meist ein leichter, da die hohen 
Serumdosen auch gegen die Grippetoxine einen gewissen Schutz i 
leihen. Voraufgegangene Grippe aber schwächt das Herz und ne 
die Gefahr der Diphtherie. Das Diphtheriegift findet einen elek 
präparierten Boden vor. 


Arnoldi: Zur Behandlung der Spanischen Grippe. Als 
mittel empfiehlt es- sich, Campher anzuwenden. Die Chinininje 
wirkt sehr günstig. Kopf” 


Loewenthal (Braunschweig): Über Behandlung von 


verletzungen mit Röntgenstrahlen. Verfasser wandte mit gutem a 
Röntgenbestrahlungen (jeden zweiten Tag fünfmal unter 3 zim alten 


minium) bei Kopfverletzten an. Anfangs zeigten die SO Behan 

eine. vorübergehende Verschlimmerung. f ugter 
Vogel (Breslau): Über eine kleine Endemie absichtlich erze = ; 

Schmierseifenverätzungen. Es handelte sich um eine scharfbegre 


2 


Mumifikation der Haut, deren schwarze, feste, eingesunkene Schorfe. 


von einem entzündlich geröteten Demarkätionsring umgeben waren. 
Steiger.(Zürich): Bemerkungen zu Beckers’ Aufsatz (B. kl. W. 
1919, S. 179) „Uber. die Ursache der Kurzsichtigkeit“. 


Beckers (München): Erwiderung auf vorstehenden Aufsatz. 
; i | Reckzeh. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 16 u. 17. 


Nr.16, Rudolf Pöch (Wien): Zum heutigen Stande der Abstam- 


mungslehre. Keine der beiden Hypothesen — weder die Darwinsche 


Selektionstheorie noch die Lamarcksche Anpassungstheorie — ist 
bewiesen. Und doch kann man von einem vollen Siege des Evo- 
lution sgedankens sprechen. Wichtig. ist die Weismann sche 
Kritik der Vererbung der während des Lebens erworbenen Eigen- 


‘ schaften; das negative Ergebnis seiner Forschungen zeigt, daß dieser 
-~ für die Geltung der Lamarckschen Theorie vorausgesetzte Faktor 
‚unbewiesen ist. Einen Schritt vorwärts bedeutet die Beobächtung | 


von Hugo de Vries über die „Mutationen“ (plötzliche, sprung- 
artige und vererbliche Variationen). Mit der Tatsache solcher dis- 
kontinuierlicher, erblicher, großer Veränderungen hat man zu rechnen. 

L. Külz (Altona): Kolonialärztliche Kulturarbeit. Robert 
Koch bat auch den: feindlichen Forschern die Bahnen ihres 
Schaffens in den Kolonien gewiesen. Ihn hat die britische Re- 
gierung einst gegen die südafrikanische Rinderseuche zu Hilfe ge- 
rufen. Sein Name allein müßte Deutschland vor dem Vorwurf schützen, 
daß es nicht zu kolonialer Kulturarbeit befähigt sei. l 

M. Bürger und A. Reinhart (Kiel): Über die Genese der 


 Xanthosis diabetica. Die xanthotische Hautfarbe der Diabetiker ist durch 


den Farbenton und vor allem durch die Lokalisation leicht vom Ikterus 
zu unterscheiden. Die intensiv hellgelbe bis ockergelbe Farbe weicht 
deutlich von der des mehr braungelben Bilirubinikterus ab. Die Skleren, 
beim Ikterus zuerst betroffen, bleiben bei der Xanthose frei. Dagegen 
sind. die Handinnenflächen bei der Xanthose am frühesten und 
intensivsten befallen. Ferner zeigt der Urin bei der Xanthose keine 
pathologische Verfärbung. E | | 
Alexander Belák (Budapest): Eine neue Methode zur Be- 
stimmung der Gerinnungszeit des Blutes. Sie wurde am Kaninchenblut 


‚ ausgeführt und führte.zu recht befriedigenden Resultaten. 


. Parenchymatöser Art, 


z Folke Lindstedt (Stockholm): Zur Kenntnis des Icterus 
catarrhalis und dessen Inkubationszeit. Der Icterus catarrhalis ist eine 
Infektionskrankheit sui generis und hat gewöhnlich eine Inkubations- 
zeit von zwei bis vier Wochen. Zu unterscheiden ist ein akutes, 
wahrscheinlich immer fieberhaftes Initialstadium und ein zweites, afebriles, 
` ikterisches Stadium. Die Krankheit scheint eine dauernde Immunität 


herbeizuführen. Es handelt sich wahrscheinlich um einen Leberschaden 
der wie so oft nur als ein Teilsymptom der 


a 


allgemeinen Infektionskrankheit aufzufassen ist. 
=> Ragnar Berg (Weißer Hirsch b. Dresden): Über das Vor- 
‚kommen von schwer reduzierenden Kohlehydraten im Harn. Die von, 
Ber gell beschriebene Reaktion des Harnes findet sich bei allen mög- 
lichen Leuten, besonders auffällig allerdings beim Diabetiker während 
der zuckerfreien Zeit und beim schweren Neurastheniker sowie ganz 
besonders bei Gichtikern. Das Auftreten der Reaktion ist daher 


‘ kein Zeichen einer Vorstufe der Diabetes. Da in den weitaus meisten 


Fällen der Harn sehr stark sauer gegen Lackmus reagiert, betrachtet 
der Verfasser das Auftreten. dieses neuen Kohlehydrats als eine neue 
toffwechselanomalie, . die an sich nichts mit der Traubenzuckeraus- 
Scheidung zu tun hat. ~ Dr Taz 
© R. Mühsam (Berlin): Über das Ablaufen des Speichels durch die 
Nase. Es ist die Folge der Wittmaackschen Behandlungsmethode 
der Ozaena, die darin besteht, daß man den Ausführungsgang der 
Parotis indie Kieferhöhle ableitet, nachdem an dieser die Radikal- 


Operation vorgenommen: ist. Diese höchst unangenehme, von Witt- 


maack selbst beschriebene Erscheinung wurde vom Verfasser bei 
ĉiner Kranken beobachtet, bei det sie sich eingestellt hatte nach dem 
Versuch, eine früher zu ‚therapeutischen Zwecken gemachte Öffnung 


r der Kieferhöhle zur Mundhöhle. hin zu schließen. Seit dieser Zeit 


kam es zum Speicheltropfen aus der Nase. (An der Kieferhöhle be- 
stand eine muldenförmige Narbe, in die der Parotisgang einmündete.) 


Durch Operation wurde der lästige Zustand beseitigt. 


Se Nr.17. Paul Schmidt (Halle): Hygienische Aufgaben der Zukunft. 
‚© Neugewordene, erweiterte persönliche Freiheit gibt keinesfalls das 


493 


PEN 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20: ESF Fr 


18. Mai. ” 


Freiheit, ein Menetekel für Schädlinge der Volksgesundheit zu schaffen. 
Die Strafbestimmungen müßten wesentlich schärfer gestaltet werden 
als bisher.» = ` o n ai A A po om 

Alfons Fischer (Karlsruhe): Sozialhygienische Zukunftsaüf- 
gaben.. Erforderlich ist die. Errichtung von so.zialhygienischen For- 
schuugs-, Lehr- und Arbeitsstätten. Die jetzigen hygienischen Institute 
der Universitäten dienen nur der physischen Hygiene (die sich 
mit den Einflüssen der natürlichen Umwelt auf die Gesüundheits- 
verhältnisse befaßt), nicht aber der sozialen Hygiene ‘(die sich 
mit den Einflüssen der sozialen Umwelt auf die Gesundheitsver- 
hältnisse befaßt). pa u Je N | 
Leo Langstein und Fritz Rott: Die zukünftige Ge- 
staltung der Säuglingsfürsorge. Das Mütterheim, in dem die 
Mutter nach ihrer Niederkunft Aufnahme finden kann, in demisie ihr 


Kind an der Brust behält, ist gegenüber dem Asyl oder Findelhaus . 
die zweckmäßigere Einrichtung, die die Säuglingssterblichkeit herabsetzt.' 


Die Abgabe des Kindes durch die Drehlade hat. nicht nur außerordent- 
liche ethische Bedenken; sie bürgt auch in keiner Weise für die Er- 
haltung des kindlichen Lebens. ee ee a 
O. Moog und J. Schürer (Frankfurt.a. M.): Die Blutdruck. 
kurve der Kriegsnephritis. Die Blutdrucksteigerung ist bekanntlich das 
'päthognomonische Symptom der diffusen Glomerulonephritis und schließt 
eine Herdnephritis oder eine degenerative Nephrose aus, wenn nicht 
eine Nekrose (Sublimat) mit anurischer Hypertension vorliegt. Höhe 


| und Dauer des Blutdrucks lassen einen Rückschluß auf den Zustand 


der Nierengefäße zu, wenn man die Tatsache berücksichtigt, daß die 
Drucksteigerung durch Herzschwäche und auch durch erhebliche Ödeme 
sekundär herabgesetzt sein kann. Die Blutdruckkurve hat nun 


überraschende Ähnlichkeit mit der Fieberkurve. Sie ist ebenso wie. 


diese der Ausdruck des Ablaufes eines Infektionsprozesses. Die Blut- 
drucksteigerung bei der akuten Glomerulonephritis ist nicht direkt auf 
pathologisch-anatomische Veränderungen (Capillaritis) zurückzuführen, 
sondern ebenso wie das Fieber auf eine Störung des centraleü 
nervösen Regulationsmechanismus. Die Blutdrucksteigerung beruht 


auf einer Erhöhung der Erregbarkeit des Vasomotoren centrums, 


nicht auf peripherer Wirkung von vasoconstrictorischen Substanzen. 
Die Verfasser glauben, daß die Drosselung der Glomeruli 
bei der akuten diffusen Glomerulonephritis ebenso wie der abnorme 
Contractionszustand der Muskulatur in den kleinen Gefäßen des übrigen 


Körpers nicht peripherisch, sondern durch eine Erregung der. 


vasomotorischen Centren hervorgerufen werde. | 
I A. v. Wassermann: Zur Salvarsanfrage. Die syphilitische 
Infektion ist zu unterscheiden von der sypbilitischen Krank- 


heit. In . der Vor-Wassermannperiode ist der syphilitisch Infi-. 


zierte erst Träger der Spirochäte, aber noch nicht syphiliskrank. 
Die eigentliche klinische konstitutionelle Syphilis hat zur Voraus- 
setzung, daß spirochätenhaltige Gewebsherd,e auf hämatogenem 
oder Iymphogenem Wege aufgetreten sind und. die Gewebe auf die 
Spirochätenanwesenbeit biologisch reagiert haben, | u Ge 
| Hans Kloiber (Frankfurt a. M.): Haben die Magencarcinome 
“im Kriege zugenommen? Sie haben infolge der Ernährungsverhältnisse 
des Krieges weder zu- noch abgenommen. | EI 
= W.Uffenorde (Göttingen): Die Behandlung der Fälle von. 
Kehlkopf-Luftröhrenverengerung mit erschwerter Entfernung der Kanüle. 
Es wird berichtet über einen Fall von Knorpelhautentzündung des Kehl- 
kopfes nach Typhus und die dabei benutzte Kehlkopf-Luftröhrenkanüle 


‚beschrieben. Im Anschluß daran werden die wesentlichen allgemeinen 


Gesichtspunkte der Behandlung von Kehlkopf-Luftröhrenverengerung 


besprochen. ur Ä e | 
Vietor Schilling: Über relativ chininresistente Malaria 


im cilicischen Taurus und Amamus. Sie zeigte sich bei sicher nicht 
mit Chinin in Berührung Gekommenen wie bei Prophylaktikern. 

-~ R. Sievers (Leipzig): Die direkte Nagelextension. Die Vorzüge 
der direkten Extension an beiden Bruchenden vor der einfachen Nagel- 
extension nach Steinmann werden’ genauer angegeben. 


. Graebke (Jena): Lochiometra durch Stenose des äußeren Mutter- ` 


mundes. In’ dem mitgeteilten Fall war die sonst bei der. Entbindung 


per vias naturales entstehende Erweiterung des Cervicalkanals und äußeren 


Muttermundes unterblieben. & | | 
Hans Schmidt (Naumburg): Zur kombinierten subduralen und 


intraspinalen Serumeinspritzung beim Tetanus. Von dieser Methode hat 


der Verfasser in 
können. bu ee 


B. Ulri chs (Finsterwalde N.-L.): Färbung der Tuberkelbacillen a | 


Recht dazu seine Mi | | ntheit dur Sr 
ea itmenschen und die Gesamtheit durch Leichtsinn 2 
| und: Fahrlässigkeit gesundheitlich zu schädigen. Es ist notwendig, in | mit Carbolfuchsin-Chromsäure. Eine Nachfärbung mit Chromsäure ist 
| F- Bruck. 


Gestalt strengster neuer Gesundheitsgesetze ein Korrelat für diese 


der Spenglerschen Pikrinfärbung gleichwertig. 


#7 
u De nn s 
- Tr— 
re ~ Tene 
AT > - nn. ` — 
` m. > TA A Inne 8 
kn « a e CYA 


keinem Falle einen durchschlagenden Erfolg sehen 


Taa hg v. 
zn nr 
er vn 


T, 
A ee - 
5 
an i us ad 
EEE, - 


2998 
Br 
=h 
a % 

r 

An 
nm 

- 

u 


vr. 
ji 
ba oad 
Pos 


EN 
re ke S 
ar FR nn 
IE nn z 
ee un 


Fe 

et 
a 

p Era 


rn 
ea an T nn 
z um = a 
= 
un 


X. 


aP zu. 


Pr 


sing 


<a 
u 


PES. p 
GE 
all T e KE, A 
Sinnen 
ERS en 
nn 
z 


ern 
as 


ts 
PREi 
"un aN R 
-~ Ro 
Ras 
nl, 


ee. 


am» 
Br 
rn 
Se 

pw 


sl 
Sy. = 25 


eat. ae ee 
í ` x - we 
` . N i vet 2 


« Ben Er 


„um, 


Te E TA 
I— ee TOR 
- E E 


[> . +. rt k, 
L EERS > =. 
m. Be +h Eu e „FE 
po TH E 
Taro ern 


m 
e e j- 
a 
ITRS P Ni e 
TTUN ee 
Saa 


Train 


ee 
Sin me 


- Pa 
NET 
ie 


— 


= 

igt’ 

yu 
Eo 


an 
~ 


eg iie T a: 
U 2 nmrnesieits x 
-+ - = ` ., R =: 


runs 
sA ee a‘ 


NER Fräser! 


ey 73 wis 

27.2.0 =; 
area 
nn, 

See en ae 
Are 

< 

~-~ 


EO EEN 
nd 


PS 
Der 


m un.ci 
— anan 
vor 


rA 
nn 


nun. X 
~ ae Dar 
N ; 
A; 
r 
ani 


a ann 
FIX Sparte: 


Ban ae. Feen Zoe 
x a a Eee 


Eis 
4 4 a 
7. re hy 
A ER, 
ES Bi a 
j SIERT S ooe 
i IET Wf’ e 
F> I e ae, 
| i | ng: H, ti 
MaE) ern WTS phi 
j ps - g] 
l int ern. 
| 1! it Ra $. 
Fit N i jy. fr r 
1? IE EET 
br, H Eae 
f F MAR ei 
GUTEN a. 
Be E y. T 
u 7 O 
ne; Ju ae t 
AP! HE N Be 
f ih iy ı ah 
NT ak VEN 
Be Ii 7 ERARE 
2A: f . u: 
Ka n Jul: wi NA 
Mn. W: HE ai Al 
he N E08 
i P E ae a 
A) | 11 4 H 3 
On i ala 
BEIN AIRES: l: 
f r$ B 
f a 
|] 


.. 


en ne 
T . 
en 
m, Berl st s 
ee ea Anz 


z Poanse 
pa N A 
Be u SR t a 


“à 
~ =e 


A - 


a 
Fe Be 
- be. 
a ie 
ae ae “or 


en ICE - u ~ ya 
Me ORS a Ea T a TATEA a ae 


EG 
Er 


pe ~ 
Tar Aah M 


J er 
ud ne S 
EEE es 3 EN N nd 
u se 
3 br ET DE De 
s $ - 8 


TE: er Te 


494 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. 18. Mai, 


Wiener medizinische Wochenschrift 1919, Nr, 10 bis 13. 


Nr.10. R&thi(Wien): Zur Ozaenafrage. Ein ursächlicher Zusammen- 
hang zwischen Nebenhöhleneiterungen und Ozaena ist nicht anzunehmen, 
sondern es handelt sich fast immer um zwei nebeneinander hergehende 


_ Erkrankungen. Es kommt jedoch vor, daß auch die Nebenhöblen an 


Ozaena erkranken und ihr Sekret den typischen Ozaenafötor aufweist, 
der als charakteristischstes Symptom zur Diagnostizierung der Ozaena 
nie fehlen darf. Fehlt der Fötor, so sollte nie von Ozaena, auch 
nicht von Paraozaena gesprochen werden, wie dies bei der durch den 
Kokkobacillus Loewenberg hervorgerufenen Rhinitis üblich ist. Thera- 
peutisch hat sich seit Jabren die Anwendung der Elektrolyse bewährt. 

Stein (Wien): Über die Entwicklung der akuten Mastoiditis und 
ihrer Komplikationen unter fehlenden oder geringfügigen äußeren 
Krankheitserscheinungen und die Bedeutung ihrer Kenntnis für den 
praktischen Arzt. An acht Fällen von akuter Mastoiditis mit äußerst 
geringfügigen Symptomen wird gezeigt, wie große Gefahren diese 
Verlaufsftorm für den Patienten mit sich bringen kann. Der von der 


Norm abweichende Gang findet seine Erklärung im anatomischen Bau 


des Warzenfortsatzes und in der Natur des Krankheitserregers. Bei 
sklerosierter Corticalis des Warzenfortsatzes kann an der Außenseite 
jedes Anzeichen einer Entzündung fehlen. Otoskopisch läßt sich je- 
doch als bedeutungsvollstes Symptom der Mastoiditis die Senkung der 
hinteren oberen Partie der knöchernen Gehörgangswand feststellen. — 
Bei Infektion mit Streptococcus mucosus zeigt sich ein auffallendes 
Mißverhältnis zwischen der Ausbreitung der Zerstörung und der Gering- 
gradigkeit der Erscheinungen. Die Veränderungen in der Trommel- 
höhle können rasch ausheilen, während der Prozeß im Proc. mastoideus 
unaufhaltsam fortschreitet. Rei Mucosusotitiden wird die Diagnose oft 
erst bei dem Auftreten endocranieller Komplikationen gestellt. Zu 
beachten ist der Allgemeinzustand und die Sekretionsverhältnisse. 


Nr. 11. Marburg: Indikation zu chirurgischen Eingriffen bei 
Hirn- und Rückenmarksverletzungen. Die Hirnverletzung muß operiert 
werden, wenn eine chirurgische Indikation, Impressionsfraktur Steck- 
schuß besteht, oder wenn die Krankheitserscheinungen sich ohne er- 
sichtlichen Grund vertiefen. Die traumatische Epilepsie ist als Symptom 
entsprechend dem Falle zu behandeln, den sie begleitet. Als Krank- 
heit sui generis ist der Eingriff nur gerechtfertigt bei einer Häufung 
oder Vertiefung der Anfälle. Der Hirnabsceß ist immer zu operieren; 
die Encephalitis nicht. ‚In zweifelhaften Fällen ist eine Wundrevision 
gestattet. Bei Meningitis kann die wiederholte Spinalpunktion versucht 
werden. — Bei Rückenmaıksverletzungen sind alle Fälle mit schweren 
nervösen Erscheinungen, die nach zwei bis drei Monaten keine wesent- 
liche Besserung zeigen oder sich verschlimmern, zu operieren, sowohl 
die Fälle mit, als auch die ohne objektiven Befund an der Wirbelsäule; 
in Betracht kommen demnach Fälle von kompletter Querläsion ebenso 
wie die Fälle des Kompressionssyndroms oder der Spinalhemiplegie, 
Bei unbeeinflußbarem Schmerz ist die Laminektomie indiziert; bei 
schweren Spasmen wird als Korrekturoperation die Förstersche 
empfohlen. Gegenindikation sind: isolierte Blasenlähmung, komplette 
Querläsion mit pastöser Schwellung der Beine. 


Nr. 12. Groß (Wien): Erfahrungen mit dem Fingerdaumenreflex. 
Das von Mayer angegebene Reflexpbänomen besteht in einer unwill- 
kürlichen Opposition und Beugung des Daumens beim Hinüberstreichen 
über die Grundphalangen der Finger unter zunehmendem Druck. Der 
Reflex fand sich bei 86.6% aller untersuchten Normalen. Er fehlte bei 
allen im Anfall untersuchten Epileptikern (zehn Fälle). Ferner zeigte 


‚sich ein Überwiegen des Fehlens bei centralen Lähmungen, welcher Befund 


differentialdiagnostisch gegenüber funktionellen Lähmungen zu verwerten 
ist. Verfasser hält weitere systematische Untersuchungen für notwendig. 

v. Schroetter: Zur Psychologie und Pathologie des Feld- 
fliegers. Zum Referat nicht geeignet. 

Nr. 13. Redlich: Epilepsie und andere Anfallskrankheiten, Es 
werden der Reihe nach besprochen und differentialdiagnostisch gegen- 
einander abgegrenzt: der klassische Anfall des Grand mal, der Jackson- 
Anfall, das Petit mal, die epileptoiden Anfälle, epileptische und narko- 
leptische Absenzen, hysterische Anfälle. Die Abgrenzung der zur 
sogenannten genuinen Epilepsie gehörigen Fälle ist oft recht schwierig 
und strittig. Verfasser empfiehlt, für praktische Zwecke ohne Rücksicht 
auf die Ätiologie von einer chronischen Epilepsie zu sprechen und die 
wichtige Unterscheidung der Frühepilepsie, die in der Kindheit oder 
Jugend einsetzt, und der Spätepilepsie um das 25. bis 80. Jahr zu machen. 
Bei letzterer handelt es sich keineswegs immer um eine symptomatische 
Epilepsie, sondern nicht seltene Fälle von Spätepilepsie können sich 
auf der Basis einer hereditären oder konstitutionellen Veranlagung ent- 
wickeln. In anderen Fällen ist chronischer Alkoholismus, Lues und 
Arteriosklerose verantwortlich zu machen. .&2z 


Zentralblatt für innere Medizin 1919, Nr. 17. 
Wachter: Die Tonsillen und ihre Beziehungen zu Allgemein- 


erkrankungen, unter besonderer Berücksichtigung eines Falles von 


Meningitis nach follikulärer Angina. Die physiologische Aufgabe und 
Bedeutung der Mandelgebilde ist völlig unklar. Allgemein anerkannt 
ist nur die Tatsacha, daß die Mandeln eine Rolle bei dem Eindringen 


und der Abwehr von Inpfektionserregern spielen, insbesondere bestehen ` 


häufige Beziehungen zwischen infektiösen Erkrankungen der Mandeln 
und Gelenkrheumatismus, der als eine besonders abgeschwächte Form 
allgemein septischer Infektion aufgefaßt werden muß. Geeignete Fälle 
von akutem Gelenkrheumatismus sind durch Behandlung der chronischen 
fossulären Angina zu heilen. Ähnliche Heilerfolge können durch eine 
Behandlung der Mandeln in manchen Fällen erzielt werden bei Endo- 
karditıs, Nephritis und anderen der Sepsis nahestehenden Erkrankungen. 
Die beste Behandlungsmethode ist die Tonsillektomie, die aber nur 
von erfahrenen Fachärzten ausgeübt werden sollte. Eine der seltensten 
Komplikationen nach akuter Angina ist die akute Meningitis. Der mit- 
geteilte Fall dieser Art betraf ein 17jähriges Mädchen, das wegen 
Basedow aufgenommen, in einigen Wochen sich unter Bettrube wesent- 
lich gebessert hatte, bis mit plötzlichem hohen Fieberanstieg eine 
follikuläre Angina auftrat, der sich schon am nächsten Tage eine 
innerhalb weiterer 36 Stunden zum Tode führende Meningitis anschloß. 
Aus dem Lumbalpunktat wurde kulturell Staphylococcus pyogenes 
aureus nachgewiesen. Die Diagnose „Meningitis“ wurde aus dem Er- 


_ brechen und der Nackensteifigkeit vermutet, konnte aber erst durch die 
j 


Lumbalpunktion sichergestellt werden. - W, 


Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 17. 


Ed. Rehn: Die Preilegung der Arteria carotis interna in ihrem 
oberen Halsteil. Hautschnitt von der Caretidengrube bis zum Ohr- 
läppchen, Freilegung der Arteria carotis communis. Durch einen zweiten 
Hautschnitt wird der Unterkieferwinkel eingegabelt und die Ohrspeichel- 
drüsen losgelöst und nach oben geschlagen, der Unterkiefer am Kiefer- 
winkel temporär durchgesägt. Die großen Arterien der Schläfe, des 
Ohrs und des Hinterhauptes werden unterbunden. Die äußere Carotis 
wurde abgezogen und der Processus styloideus abgekniffen, wodurch 
die äußere Carotis übersichtlich gemacht ist. 

Endre Mackai: Zur Frage der Vorbereitung des Empfangs- 
bodens bei freier Transplantation. Die Höhle, die nach Abtragen einer 
Cyste am Gehirn entsteht, wird zweckmäß:'g von einem großen Muskel- 


stück ausgefüllt, wodurch die Blutung gestillt wird. Auf das flache 


Muskelstück wird Fettgewebe transplantiert. 

K. Vogel: Zur Behandlung der postoperativen Tetanie. Nach 
der Ansicht von Vogel handelt es sich in den veröffentlichten Fällen 
von Epithelkörperchentransplantationen teilweise um Schädigung dureh 
Ernährungsstörungen, die sich später von. selbst wieder ausglichen. 
Die Einpflanzungen wirken nicht anders als die Eingabe von Tabletten, 
die für die erste Zeit des Ausfalls vorübergehend einen Ersatz bieten. 
Es ist nicht anzunehmen, daß die Implantate sich dauernd funktions- 


tüchtig erhalten. In einem Falle wurden die Parathyreoidintabletten 


von Freund und Redlich gegeben, worauf sichtbare Besserung p an 
K. Bg. 


e 


Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 17. 


Margarete Karlbaum: Über Grippe und Diphtherie und 
ihr gleichzeitiges Auftreten auf der gebortshilflichen Station. Auf der 
geburtshilflichen Station der -Universitäts-Frauenklinik Kiel wurde 
während der letzten Grippeepidemie festgestellt: Die Gripp® bildet 
nicht nur in der Spätschwangerschaft und Geburt, 
sondern auch im Wochenbett eine ernste Komplikation. Zu 
allen diesen Zeiten wurden schwere und überstürzt verlaufende Fälle 
festgestellt. Entscheidend ist nicht der Zwerchfellhochstand infolge der 
Schwangerschaft, sondern die Schwere der Infektion. Auch die New 
geborenen erkrankten an Grippe mit .erheblicher Sterblichkeit infolge 
der Komplikationen. Das beständigste Symptom bei den Säuglinge 
war der Rachenkatarrh und der Schnupfen .neben Husten, Bronchiäl- 
katarrh und leichtem Fieber. Die bösartigen Formen waren verbunden 
mit Lungenentzündung, mit örtlichen und verschleppten EiterungeD 
und Ernährungsstörungen. Die Nasendiphtherie Neugeborener pan 
bei Kombination mit Grippe unter wesentlich höherer Sterblichkel 
als sonst. 4 

Th. Seitz: Über den Einfluß der Grippe auf die Gravidltāt, 
Auf der gynäkologischen Abteilung des Krankenhauses St. GOE B 
Hamburg wurde während der letzten Grippeepidemie festgestellt, = 
in allen Stadien der Schwangerschaft und des Wochenbetts die Gripp 


` 


'.- . misch als Ovarialcareinom erkaonten Tumors beschwerdefre 


E (Freiburg i. B.) bei akuten Lungenerkrankungen, und zwar. 
©. In einer Konzentration von drei bis vier bis fünf Tropfen reinen Senf- 


en Tropfen auf 100 g Bolus alba, an Stelle ‘der Schmierseifeneinreibung. 
„| - (D. m. W. 1919, Nr. 17) ` 


- Bidder gelehrte Handgriff besteht aus folgendem: Der Rumpf des 


Cs Streckbewegung der Daumen bei leichtem Druck auf die Rippen aus- 


ER 


..1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. 
eine schwere Gefahr bedeutet, besonders dort, wo sie mit.einer-Lungen- | die Ansicht von der Sterilisatio magna mit einer einmaligen hoch- 
entzündung verbunden ist. In 33% wird die Schwangerschaft unter- | dosierten Einspritzung, zumal für die Anfangszeit der syphilitischen 
brochen. Die Unterbrechungsziffer bleibt also weit hinter den anderen | 
Infektionskrankheiten zurück. | u S | Br 
W. Nacke: Fünf Jahre nach Operation eines enorm großen 
Ovarialcarcinoms völliges Wohlbefinden der Patientin. Mitteilung eines 
` vor fünf Jahren wegen Ovarialcarcinoms operierten Falles. Die Kranke . 


ist nach der Entfernung des: dreimannskopfgroßen, pathologisch-anato- 
i geblieben. 


KR. Bg. 


. Es wäre sehr ‚bedauerlich, durch Festsetzung einer Höchstdose der 
Forschung die Möglichkeit der Prüfung dieser Frage zu rauben. (D.m. 
W., 1919, Nr. 17) u ie... 

“ ‚Ein neues Fläschchen zur sterilen Aufbewahrung von Medika- 
menten und'zu deren direkter Entnahme mit der Rekordspritze empfiehlt 


'Stöpsel mit Steigerohr, Öffnung für Luftausgleich und Ansatz für die 


abgenommen und das Medikament direkt mittels der Spritze auf- 
gesogen. Alle Teile sind auskochbar. Das Medikament kann in der 


Therapeutische. Notizen. = | 
RIED ‚geschlossenen Flasche nach Abnahme der Kappe beliebig im Wasser- 


Senfbolusbrei (Senföl in Bolus alba) empfiehlt Albrecht Mertz | 
| | geschlossen. .Die Vorrichtung wird in Größen von 15, 50, 100 und 


150 cem von B. Braun (Melsungen) hergestellt. (D. m. W. 1919, Nr. 16.) 


-öls in 100 g Bolus alba, an Stelle des Senfmehlwickels und ferner bei Einen einfachen Handvibrationsmassageapparat (Vibrostat) emp- 


‘Drüsentuberkulose, und zwar in einer Konzentration von einem fiehlt P. J ac obsohn (Berlin). Damit lassen sich Vibrationen an 
verschiedenen Körperteilen aufs bequemste ausführen, ohne daß 


F, Bruck. 


z Einen Handgriff zur Lösung des über den Nacken zurückge-. 
‚schlagenen eingeklemmten Armes teilt Krock (Dorpat) mit. Der von 


sich auch, soweit dies. ärztlich ‘angeordnet wird, zur Selbstmassage. 
Er kostet 30 M (erhältlich bei St. Sachs, Berlin W, Potsdamer Str. 68). 
(D. m. W. 1919, Nr. 16.) a: = F., Bruck. 


Kindes wird mit beiden Händen umfaßt, sodaß die Spitzen der Finger 
den Bauch berühren, die Daumen gebeugt unterhalb des unteren Win- 
‚kels desjenigen Schulterblattes gehalten werden, dessen Arm zurück- 
geschlagen ist. Um den eingeklemmten Arm zu lockern, wird der | 
noch nicht geborene Teil des Kindes bei nach vorn gewandtem Rücken 
in die Schamspalte zurückgestopft ‘und gleichzeitig eine :allmähliche 


Bücherbesprechungen. 


Sigmund Fränkel, Die Arzneimittel-Syn these Vierte, um- 
gearbeitete Auflage. 883 Seiten. Berlin 1919, Jul. Springer. Brosch. 


ee ie M 68,—, geb. M 7, —. 
‚geführt, Dadurch wird das rechte Schulterblatt in der Richtung zum nn ; 


0498 


Ansteckung, noch keineswegs widerlegt sei, ja sogar viel für sich habe. 


bade erhitzt werden. Jede Infektion des Flascheninhalts ist. aus- 


man die Ansätze einzeln auszuwechseln braucht. Der Apparat eignet 


„Das 1901 zum erstenmal in bescheidenem Umfang obne Literatur- i 


Nacken hinaufgeschoben. Infolge dieses Verfahrens gleitet der Arm 
nach ‘unten und läßt sich in gewohnter Weise entwickeln. (Zbl. f, 
Gyn. 1919, Nr. 18.) a; Zu i | Bg. 

~ [n einem Falle (26jähriger Mann) von hämophiler Blutung nach 
` einer Zahnextraktion, wobei die verschiedensten Mittel erfolglos waren, 
wurden von Heinz Walther (Jena) am neunten Tage der Blutung 
im Verlauf von zebn Minuten 40 cem männliches Menschenblut- 
Serom intravenös injiziert, und zwar ohne jede anaphylaktische: 
 Shockwirkung. Eine -Viertelstunde danach trat ein etwa eine Stunde 


. dauernder Schüttelfrost ein und von diesem Moment an stand die 
. Blutung dauernd. Vielleicht wirkt die Serumeinverleibung durch 


Hinz (Burg i.D.). Es besteht aus 1. einer kugeligen Flasche, 2, einem. | 


' Rekordspritze, 8. einer Kappe. Beim Gebrauch wird nur die Kappe: | 


angaben erschienene Buch des Wiener Professors für medizinische 


Chemie ist nach und nach zu einem stattlichen, mit Quellen, Patent, 


Autoren- und Sachregister versehenen. Werk: (vgl. 1912, S. 1289) aus-, 
gestaltet worden, das aufs beste geeignet ist,. dem Arzt bei seiner. 5 


Laboratoriumstätigkeit und bei Sonderforschungen. ein zuverlässiger Be- 
rater zu sein. Wenn auch naturgemäß nicht erreicht worden ist, daß 
nach der Absicht des Verfassers durch dieses Buch das pharmako- 
logische Wissen des praktischen Arztes vertieft und die Herstellung 
und Verwendung nutzloser Variationen neuer Arzneimittel verhütet 
worden ist, so ist durch dieses Buch, das einzig in der Weltlitteratur 
dasteht, doch erreicht, daß die Arzneimittelsynthese, die uns ‘selbst in 
den letzten Jahren noch wichtige Produkte der deutschen chemischen 


eine 


größerer Sicherheit ‘zu erwarten, als vom Tierserum oder Diphtherie- - 


Dicht zu erwarten. 


- gefeuchtete W 


„ehymatösen Blutungen während einer Operation. (M. m. W. 


Die Festsetzung einer Maximaldose auch in Höhe vou 0,45 g, wie.sie 


Sind, bei kleineren Dosen eingetreten) Der Verfasser glaubt, daß 


ne plötzliche Überschwemmung der - Blutbahn mit weißen Blut- 
körperchen, die die herabgesetzte oder verlangsamte Abscheidung von 
Thrombokinase im hämophilen Binte ausgleichen. Gerade vom Men- 
Schenserum ist wegen seiner starken Reizwirkung ein Erfolg mit: 


% 


Großindustrie geliefert hat, gewaltig gefördert und für den Arzt eine 
|- Fundgrube geschaffen worden ist, in der die auf diesem ausgedehnten, 
die Pharmakologie und die synthetische Chemie betreffenden Gebiete 


verstorbenen P. Ehrlich geschrieben, um zu erzielen, daß die Wir- 
kungen der Arzneimittel aus ihrer Zusammensetzung sich ableiten lassen 
und daß die Pharmakologie sich zu den exakten Wissehschaften 


Si Gesichtsfarbe und der subjektiven Gefühle des Patienten. Eine | (Buchheim) zählen darf. ‚Seine Eigenart besteht darin, daß Ver- 
lutung an der Injektionsstelle ist bei Verwendung dünner Kanülen | fasser überall die. Veränderungen der Stoffe im tierischen und mensch- 
(M. m. W. 1919, Nr. 15.) . | | lichen Organismus zur Grundlage des Forschens und Urteilens auf 
.. „ Nichtentfettete Watte als Tamponadematerial bei Blutungen | diesem Gebiete zu machen sucht. In der vorliegenden vierten, 
empfiehlt angelegentlichst: E. Sachs (Königsberg). Bei hydrophiler | durch die Kriegsverhältnisse leider sebr verteuerten Auflage ist auch 
Watte (und noch mehr bei Gaze) blutet’es durch die Tamponade durch; | die wichtigste ausländische Literatur. bis zum November 1918 berück- 
auch gibt das eingesaugte. Blut einen vorzüglichen Nährboden für | sichtigt. es E. Rost (Berlin). . 
Bakterien ab (daher die häufigen Infektionen nach Tamponaden). An- | SU, | = | Ze 
atte tamponiert sicherer, aber nur so lange, als sie feucht | A. L. Vischer, Die Stacheldrahtkrankheit. Beiträge zur 
bleibt, Die Feuchtigkeit geht jedoch nach einigen Stunden in den Psychologie des Kriegsgefangenen. - Schweizer ‘Schriften für all- 
Deckverband hinein. Die nichtentfettete Watte dagegen, wenn sie gemeines Wissen. Heft 5. Zürich 1918, Verlag Rascher & Co, 
est genug gerollt ist, imbibiert sich nicht mit Blut; es ist’daher kein 55 Seiten. M 1,60. ae | O 
„ersetzungsfähiges Material vorbanden. Sehr zu "empfehlen ist die | In populärer ‘Weise schildert Verfasser den Gemütszustand der 

Insassen der Gefangenenlager unter Verzicht auf wissenschaftliche 
psychologische und psychiatrische Gesichtspunkte. Neben der ohne 


Kurzdauern de Tamponade mit nichtentfetteter Watte bei paren- 
weiteres verständlichen .depressiven Grundstimmung zeigen die Ge- 
fangenen eigenartiges Mißtrauen, Neugier, anfangs sexuelle Erregbarkeit 
mit gelegentlichen homosexuellen Tendenzen, später sexuelle 'Gleich- 
gültigkeit und Impotenz, neurasthenische Erscheinungen wie Reizbarkeit, - 
Unfäbigkeit zur Konzentration, Gedächtnisschwäche und Schlafbeein- 
trächtigung. Zum Vergleich zieht Verfasser. die psychopathischen: Zu- 
stände, die bei Besatzungen von Sagelschiffen, bei Polarfährern, in 
Klöstern usw. infolge’ der Isolierung zustande kommen, heran. Von 
Interesse sind die zahlreichen Zitate aus Gefangenenlagerzeitungen, die 
Verfasser mitteilt. Henneberg (Berlin). 


serum. Zur Vermeidung anaphylaktischer Störungen empfiehlt es sich, 
die ersten 10 ccm ganz langsam im Verlauf mehrerer Minuten ein- 
fließen zu lassen, unter genauer Beobachtung der Atmung, des Pulses, 


1919, Nr, 15.) l 
„~ Reines Ichthyol empfiehlt auch M. Lewitt (Berlin) als sebr 
wirksam bei der Furunkelbehandlung. Es kam dabei entweder bei kleinen 
urunkeln zur Kückbildung oder bei vorgeschrittenen zur raschen, 
Spontanen Entleerung. (M. m. W. 1919, Nr. 15.) - 
„Zur Dosierung des Salvarsans äußert sich Wechselmann. 
m fter gestatten will, muß abgelehnt werden. (Übrigens sind fast 
e Todesfälle in Deutschland, die in den letzten Jahren vorgekommen 


~ 


geleistete Arbeit zusammengetragen ist. Es ist so recht'im Sinne des 


DRS n e 


CAN 

Es pi vo Re 
N 
Eee ea 
-~ 

m aan. 


ee Ee - 
- < < r ar 
5 Pinay ti - + -ia ` : p 
> ER ern 38 - = ESS te en = me - - nE 
” ME nn en kr TEL Se: à + i =r San = x a aS = . > > č - = 
` Ref m) en —- NER ^ mn = == Zu - - un k S23 er ar w; m 
+ e BER. - _ — ~- -~ _ en T EA Sn z -r È - Pre 
RE TTS a di a DT IENA a : : meni — BEE 2 nn P Z—— en - $ ora T ore mn vn 
un - vaN a ala y ort y e m TE AN i — ~ ==> ~- Asea >, =- hé vo: u vsu < n 
BE nn 1 a a a =. LE ENG nn Ta ee nen > een Fu j - - ur een iR en ge ee Dan 
"o NT en = ai u NEN rn a nl ec ieie ur, I} nee mn Er < tone ao ee ee aas h a ne x m ern a de F,- w . nn 
> Sn = yes E - 7 2 $ i; 5 A 
< A y n Paka a ~ 2 Faszıser, - 5 pg - = a 
£ 2 rs . (VE zug ar ra] £ 17 S u a ap ~ RER Ta 3 ya“ =. 2 b j z = 
See mr mi uf ze ee, <. Sn BEE en ei A N DeL D esa nae Uar i TAA N ST e mn en 
Be Sure = = un urn 3 STETTEN a SET In rue 


- LA 


inne ern 


EL N aai 


t 
or 


- 


re ne 
ir De 


ze 


un. 


ee NS 

TE ar 
En 
Ded 


Ei nun = 
Tao er > N 
MEU a A E roe 
a . Zu: 
Se. Er DE EM 
GEN a he. Rai 


~ 


ET Zur aan nn 
N. DEL eA 


an. ei, 


i 
t 
j 


496 | 1919 — MEDIZINISCH 


Vereins- und Auswärtige Berichte. 


DT 


| _ Bertin. 
Verein für Innere Medizin, Sitzung vom 28. April 1919. 


Th. Brugsch: Über das Eiweißminimum der Ernährung. Voit 
hat 1881 den Satz aufgestellt, daß ein mittelschwer Arbeitender täg- 
lich 115+g Eiweiß braucht. Für vegetabilisches und animalisches Ei- 
weiß hat er die Zahl je um ein geringes anders normiert. Andere 
Physiologen haben später im wesentlichen dieselbe Zahl angegeben, 
aber es sind auch gegen die Höhe dieses Eiweißsatzes Einwendungen 
erhoben worden. Schittenden bat die Untersuchungen auf eine 
breitere Basis gestellt. Er vermochte sich selbst bei 40 g Eiweiß 
monatelang im N-Gleichgewicht zu erhalten. Er nahm zwar im An- 
fang ab, stellte sich aber dann ein. Seine Untersuchungen ergaben, 
daß man unter das Minimum von Voit heruntergehen kann, wenn 
auch 40 g etwas zu wenig sind. Mit 50 bis 60 g Eiweiß genügt man 
aber den Anforderungen, wenn das Calorienquantum im ganzen aus- 
reicht. In Deutschland begegnete die Lehre von Schittenden 
gewissen Einwendungen. Man sagte, daß die so ernährten Individuen 
anfälliger und weniger leistungsfähig seien und besonders Rubner 
hielt an dem alten Standpunkt fest. Später hat Hindhede an Selbst- 
versuchen, bei denen er sich z. B. nur von Kartoffeln und Fett er- 
nährte, sich mit sehr geringen Eiweißmengen ins N-Gleichgewicht 
setzen können. Er untersuchte auch andere Nahrungsmittel, wie Reis, 
Brot und Gemüse, und er kam zu dem Schluß, daß das Eiweißminimum 
bei etwa 80 g liegt, vorausgesetzt, daß das Calorienquantum ausreicht. 
Rubner hat die Frage dann nochmals untersucht und er fand, daß 
man mit Fleisch und Reis sich sehr gut mit einem Eiweißminimum 
von 30 g einstellen kann, daß das aber bei Brot nicht gelingt. Von 
Brot sind etwa 70 g Eiweiß erforderlich. Ein Arbeiter mit einem 
Calorienbedarf von 8000 müßte also etwa 1500 g Brot essen. Mit den 
geringen Eiweißmengen bleibe man auch nicht im Gleichgewicht, man 
müsse vielmehr für die Wechselfälle des Lebens einen gewissen Ei- 
weißbestand garantieren. Bei genauer Berechnung der Voitschen 
Ergebnisse kommt man zu einem Eiweißbedarf von 96 g verdaulichem 
Eiweiß. Berg hat dann die Frage von einem anderen Gesichtspunkt 
studiert. Er beleuchtete die Frage von dem Milieu, in dem der Ei- 
weißstoffwechsel sich vollzieht und wählte als Kriterium die Beziehungen 
zum Mineralstoffwechsel. Nach seiner Ansicht bedingt ein Säureüber- 
schuß einen erheblichen Eiweißumsatz. ` Er fand, daß man bei Milch- 
eiweiß mit 20 g, bei Kartoffeln und Eiern mit 26 g, bei Fleisch mit 
36 g, bei Roggenbrot je nach der Ausmahlung mit 40 bis 55 g, bei 
Weizenbrot mit 55 g, bei Gemüsen wie Wirsingkohl, Kohlrüben mit 
67 bis 80 g Roheiweiß ins Gleichgewicht kommt. Diese Ergebnisse 
decken sich mit denen von Hindhede und Rubner. Ein Wider- 
spruch besteht nur hinsichtlich der Deutung der Beurteilung des Säure- 
und Basenüberschusses. Als wesentlich muß die Konstitution des Ei- 
weißes, nicht das Milieu angesehen werden. 


1915 bot sich für B. Gelegenheit, an einem Arzt, der die Gicht 
von gewissen Gesichtspunkten aus für heilbar hielt, Untersuchungen 
nach der Richtung der Frage des Eiweißminimums zu machen. Der 
Arzt fletscherte, nahm wenig zu sich, trank auch wenig und führte 
sich Weinsteinsäure zu. Sein Harn setzte einen großen Niederschlag 
ab. Bei 70 kg Körpergewicht nahm er 1600 Calorien zu sich. Die 
Eiweißmenge betrug 20 bis 80 g, wobei er 2 bis 4g N ausschied. Er 
war drei Monate im Gleichgewicht, Seine Kost war keineswegs ein- 
seitig, er nahm Speck, Ölsardinen, trank auch gelegentlich einen 
Curaçao. Er war körperlich leistungsfähig und hatte keinen Gewichts- 
verlust. Er versuchte auf der Station Proselyten zu. machen, womit 
er bei einem Mädchen von 19 Jahren, das an einem Sarkom litt, Er- 
folg hatte. Die Einstellung des Mädchens war einfach. Es hatte aber 
einen Gewichtsverlust von acht Pfund, an dem auch der Tumor sich 
beteiligte. 

Wenn man einem ruhenden Menschen eine Kost gibt, die ein 
arbeitender braucht, und man darf die Spannung zwischen beiden 
Werten auf 1000 Calorien annehmen, so nimmt er an Gewicht zu. B. 
hat nun die Diäten der Charite nach dieser Richtung untersucht. 
1912/13 enthielt die Charitekost 2200 bis 2800 Calorien. Bei einem 
Durchschnittsgewicht der Männer damals von 68 kg mußten die bett- 
lägerigen Männer zunehmen. Die Durchschnittszunahme betrug bei 
einer für diese Zwecke günstigen Auswahl (Rekonvaleszenten usw.) in 
der Woche 0,6 bis 0,7 kg. Der Eiweißgehalt der Kost war 80 bis 90 g. 
Die Nahrung war auch ausreichend für frei sich bewegende Männer, 
die dabei nicht abnahmen. 1915 war das Durchschnittsgewicht der 


E KLINIK — Nr. 20. 


Männer 65 kg. Die Kost enthielt 1500 bis .1800 Calorien. Diese Zahl 
ist aber zu erhöhen, da die Leute in der Regel von außen Zusatz- 
nabrung bekamen. Die Eiweißmenge ist auf rund 60 g zu bewerten. 
Die Gewichtszunahme war geringer, etwa 0,4 kg, aber der Durchschnitt 
nahm doch zu, während 30 bis 40 % der Leute nicht mehr zunahmen, 
einige sogar abnahmen. (Der Eiweißumsatz ist, was bemerkt werden 
muß, um so größer, je muskelkräftiger das Individuum ist.) Ia den 
letzten Monaten betrug das Durchschnittsgewicht der Männer nur noch 
53 kg. Sie bekamen, bei einer Gesamtcalorienzahl von 1200 bis 1400, 
täglich 45 g Eiweiß durchschnittlich, 42% von ihnen, obwohl optimal 
ausgesucht, hatten eine negative Bilanz, 12% nahmen nicht zu, 44% 
hatten eine positive Bilanz. Unter ihnen waren einzelne, deren Ge- 
wichtszunahme so beträchtlich war, daß sie als besonders von Haus 
begünstigt anzusehen sind. Die Durchschnittszunahme wurde durch 
diese Leute auf 0,08 kg in der Woche gebracht. Man kann aus diesen 
Zahlen schließen, daß der Begriff Eiweißminimum selbst bei N-Gleich- 
gewicht ein Nonsens ist. Bei geringen Calorienwerten kann man die Men- 
schen nicht am Leben erhalten. Während des Kriegsjahres 1916 hat die 
Bevölkerung 68,29 g Eiweiß bekommen, im April 1919 59 g. Mit kleinen 
Mengen Eiweiß konnten die Menschen im N-Gleichgewicht erhalten 
werden. Die Schlüsse sind folgende: Es gibt kein absolutes Eiweiß- 
minimum. Das relative Eiweißminimum muß sich auf den Gesamt- 
umfang der Nahrung beziehen. Man kann praktisch mit jedem Nab- 
rungsmittel N-Gleichgewicht erzielen. Je größer die Menge des er- 
forderlichen Eiweißes des Nahrungsmittels ist, um so ungeeigneter ist 
die betreffende Nahrung. Das schlechteste Eiweiß ist das Broteiweiß, 
das beste das Milcheiweiß. Es kommt also auf die Qualitäten, auf den 
Gesamtbedarf und die Mischung der Nahrung an. Ein Körper wird am 
besten mit gemischtem Eiweiß bei genügender Calorienzufuhr ins Gleich- 
gewicht kommen. Fritz Fleischer 


Braunschweig. 
Ärztlicher Kreisverein. Sitzung vom 29. März 1919. 


Bauermeister: Demonstrationen. 

1. Vortragender demonstriert Röntgenplatten von verschiedenen 
Speiseröhrenerkrankungen, insbesondere von mehreren hohen (z. B 
von Sauerbruch operierten) Ösophagusdivertikeln. 

2. Demonstration von Röntgenplatten aus dem Gebiet “er Darm- 
erkrankungen; insbesondere über die Befunde bei Typhlitis, Perityphli- 
tis, Wurmfortsatzerkrankungen und Kotsteinen. Als diagnostische Rönt 
genmerkmale macht er aufmerksam auf die von ihm so genannte pram0- 
nitorische Coecumstauung, auf Kontrastretentionen im Wurmfortsatz, auf 
Kotsteinschatten. 

Reiche: Stillschwierigkeiten und ihre Überwindung. Der Er- 
nährung an der Brust stellen sich in den ersten Lebenswochen des 
Kindes oft erhebliche Schwierigkeiten in den Weg. Dieselben haben 
ihren Grund sowohl in Erkrankung der mütterlichen Brustdrüse als auch 
in Sauganomalien beim Kinde. Als Stillhindernisse von seiten der 
Mutter kommen in Frage: Flach- und Hohlwarzen, Hyperästhesie der 
Brustwarzen, Rhagaden, Brustdrüsenentzündung, schwergehende UN 
unterergiebige Brust; als solche von seiten des Kindes: Triokschwäch®, 
Trinkfaulbeit, Saugungeschick, Brustscheu, ferner Mißbildungen, we 
doppelte Hasenscharte und’ Wolfsrachen, mangelhafte Ausbildung des 
Unterkiefers und des Zungenbeins, starke Vergrößerung der Thymus, 
ferner Verlegung der Nasenatmung und schmerzhafte Erkrankungel in 
der Mundhöhle. Bei entsprechendem Vorgehen lassen sich fast z 
diese erwähnten Stillschwierigkeiten überwinden. Es ist aber pgo 
erforderlich, daß man nicht frühzeitig mit den Bemühungen, das Sti 
geschäft in Gang zu bringen, aufhört. Auch noch mehrere Wochen 
nach der Geburt läßt sich bei einer Brust mit reichem Drüsengewebe 
und bei Stilifreudigkeit der Mutter die Brust in Gang bringen. Beric: 
über einen derartigen Fall, bei dem das Kind wegen Brustscheu a 
den ersten Lebenswochen nicht hat an die Brust gebracht san 
können; am Ende der fünften Lebenswoche des Kindes wurde 20 
mals der Versuch gemacht, das Stillgeschäft in Gang zu bringen, a f 
dem Erfolg, daß nach ungefähr zehn Tagen eine starke Tätigkeit 
Brustdrüse einsetzte, sodaß das Kind nach einigen Wochen fast f 
mit Brustmilch hat ernährt werden können. Die Brust sondert® E 
bis 700 cem Milch ab. Die Brusternährung konnte bis weit IM 
zweite Lebershalbjahr in unverändertem Maße durchgeführt werisa 

\ 


>’ Verein für wissenschaftliche Heilkunde. Sitzung vom 10. M 
z Blohmcke: Über Neurorezidive des Acusticus. ‘Ohne auf die 
Streitfrage einzugehen, ob die Neurorezidive als direkte Salvarsan- 


be aS 
re OTTO. 57 
SU, en Ehren { 
BE rn Dia scher ER NR) u ee ee ne e a > 
EEE, N ` u ee eaen S i ERICH Wr. ET i - 3 
De BARRAN EE a a AE a E rer ee u ee ` ` 
AA A a a a en E Er E EE EOE o ae ee EA E E 
; $i = ' y $ Bo 1 ' ma i N Fe En ea ae ta . re ”_ , EA . 3 
ee N r Pe e E = x : wa Ta . i ER 5 $ N > ET e . 
. wre Fa RUA Bee Be toa . x $ TA. 0. SaS A . = i S z E Ti 
18. Mai a 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20 
‘18. al. / ' . fi mu Li. T. . a 
- 


Königsberg i. Pr. a a 
ärz 1919. 


sehädigungen aufzufassen sind, spricht der Vortragende zunächst über 


den Entstehungsmodus der Neurorezidive, also über den Vorgang des 
‚ Auskeimens der Spirochätenherde an den verschiedenen Hirnnerven 
bei unzureichender Salvarsanverabreichung, ferner über die Disposition 


zu Neurorezidiven bei schlechter Konstitution des Individuums oder 


- ‘einer bereits bestehenden Affektion des Nervensystems und schließlich 
“über die äußere Schallschädigung. Da die Beseitigung eines einmal. 
"eingetretenen Acusticusrezidivs -seh schwierig, sogar meistens ganz 
"unmöglich ist, ‘so macht B. folgende Vorschläge zur Verhütung der 
Neurorezidive: möglichst Abortivbehandlung des Primäraffektes be- 


“ ziehungsweise intensive Behandlung im Frühsekundärstadium. Dabei 


soll Salvarsan in nicht zu großen Einzelgaben abwechselnd mit Queck- 


silber in genau einzuhaltender Zeitfolge ‚gegeben werden. Zur zweck- 


mäßigen Durchführung von Wiederholungskuren sollen genaue Auf- 


7] zeichnungen über Art und Intensität .der bisherigen Behandlung dem 


‚Patienten eingehändigt werden. Es soll nicht nur das Verschwinden 


der äußeren, sichtbaren syphilitischen Erscheinungen sowie das Negativ- 
"werden der Serumreaktion angestrebt werden, sondern auch die Wieder- 


herstellung des eventuellen pathologischen Liquors. Ferner. soll eine 


-Nervenuntersuchung vor Behandlungsbeginn durchgeführt werden. Die 


z Behandlung soll allein durch Fachärzte erfolgen. 


Lepehne:' Neuere Anschauungen über die Entstehung‘ einiger 


"Ikterusformen. (Eigenbericht.) Die Erklärung des Zustandekommens der 
Ikterusformen ohne Gallenstäuung (septischer Ikterus, Ikterus bei Ver- 


giftungen, hämolytischer Ikterus, Icterus neonatorum, Weilsche Krankheit 
usw.) bietet einige Schwierigkeiten. Eppingers Theorie der partiellen 


 "Gallenstauung durch Gallenthromben erklärt nicht alle Fälle. Die Theorien. 


von der Dysfunktion der geschädigten Leberzellen- (Parapedese usw.) 
sind nur Umschreibungen der Tatsachen. Gegen die Theorie des 


‚hämatogenen Ikterus wurden die Experimente von Minkowski und 


aunyn mit fehlendem Ikterus nach Leberexstirpation angeführt. 


N 

. Me. Neo wiederholte unter Aschoff diese Experimente und kan 
zur Überzeugung, daß das Fehlen‘ des Ikterus am entleberten Tier 
nicht durch Fortfall der Leberzellen, sondern der hämolytisch tätigen 


_ Sternzellen bedingt sei. Die restierenden Reticuloendothelien in 


x 


- ‚Autoren wiese 


-Milz usw. sind bei den Vögeln gegenüber den zahlreichen Sternzellen 
der Leber zu unbedeutend, um einen nennenswerten Ikterus zu er- 


zeugen. Umgekehrt spielen beim Säugetier die Sternzellen normaler- 


weise gegenüber den reticuloendothelialen Zellen der großen Milz, 


der. Lymphdrüsen und des Knochenmarks “keine Rolle. Erst nach 


 Milzexstirpation beginnen die Sternzellen, wie eigene Experimente an 


Ratten. zeigten, vicariierend hämolytisch tätig vorzutreten. Bei weiteren 
eigenen Untersuchungen 'an Vögeln wurde gezeigt, daß bei weitmög- 
lichster Entfernung oder funktioneller Ausschaltung. des reticuloendo- 
thelialen Stoffwechselapparats unter Belassung der Leber im Körper 
‚Kein Ikterus oder nur ein geringer und verspäteter durch Arsenwasser- 
Stoffvergiftung erzielt wurde. Die funktionelle Ausschaltung der Stern- 
zellen gelang durch intravenöse Kollargolinjektion. Als ihre Folge 
wurde ein reichliches intracapilläres Auftreten von Emboli, aus zu- 
Sammengesinterter Kernsubstanz aufgelöster. Erythrocyten : bestehend, 
beobachtet. — Auch experimentelle und klinische Erfahrungen anderer 
5 n ebenfalls auf die wichtige Rolle insbesondere der Milz 
für das Zustandekommen einiger Ikterusformen hin. Ferner Konnte 
ich im Felde- beim Icterus infeetiosus (Weilsche Krankheit) des 
Menschen einen mikroskopisch sichtbaren Zerfall der roten Blut- 
körperchen innerhalb der Zellen des reticuloendothelialen Stoffwechsel- 


Apparats, besonders der Milz, feststellen und brachte diesen Befund auf 


vd zahlreicher Untersuchungen und Überlegungen in ursächliche 
erbindung mit einer reticuloendothelialen Entstehung des. Ikterus bei 


nn Krankheit. Bewiesen wurde die Möglichkeit "einer Bilirubin- 
durch Hijmams van den Borghs chemische 


bildung in der Milz 


Untersuchungsresultate: erhöhter Bilirubingehalt im Serum der Milz- 
vene gegenüber dem Serum der übrigen Venen bei perniziöser Anämie ` 
und bei experimenteller Phenylbydrazinvergiftung. —, Alles in allem 
nR Somit heute bei der Erklärung einiger Ikterusformen auch an 
an Gallenfarbstoffbildung außerhalb der Leber gedacht werden. Jeden- 
ns gelangt man nur bei der Verlegung von Bilirubinbildung und 
irubinausscheidung an zwei getrennte Orte zu einer ungekünstelten 
Si auung über die Genese des Ikterus. Er entsteht also 1. durch 
Mer. der Ausscheidung, 2. durch Überproduktion an den Bildungs- 
ven, 8, durch Kombination beider Formen. Sch. 


 losgesagt und eine En 


- setzung, 


Le 
Tea. 
Papa 2 ee R t ee er Prae z 
|- . x ` - r er r $, (a 2 r 
a = Ee Mae 2 ear Pe) a $ fe RT 
i i ` 3 SN TEE 


- -407 


anae 
———— 


en Rostock © 0000, 

| | Ärztlicher Demonstrationsabend. Sitzung am 27. Februar 1919. 
` Brüning demonstriert einen Fall von Hysterie im Kindesalter. 
Körner stellt einen durch Operation geheilten Fall. von ofogenem 
Schläfenlappenabsceß vor und bespricht dabei besonders die typischen 
‚partiellen Nervenlähmungen des Oculomotorius, die bei Abscessen und 
Tumoren der Schläfenlappen beobachtet werden und oft, wie in dem 
vorgestellten Falle, eine rechtzeitige Diagnose möglich machen. - 


Frieboes stellt einen seltenen Fall von. Mycosis fungoides 


vor, bei dem seit sieben Jahren an einer über handtellergroßen Stelle 
über dem rechten Schulterblatt rezidivierend livid- bis tomatenrot ge- 


färbte Infiltrate_ mit Ulcerationen, gelegentlich auch gestielter Tumor 


vorhanden waren, Weder früher noch zurzeit die geringsten ander- 

weitigen Hauterscheinungen. Innere Organe, soweit feststellbar, ohne 

‚ Besonderheiten, nirgends Drüsenschwellungen. Histologischer Befund 

typisch, Blutbefünd wie bei Mycosis üblich. ` | u 

= © Peters bespricht . einen neuerdings pathologisch-anatomisch‘ 

untersuchten 

tation des, Herrn H a v er. publiziert werden wird. > | 
Es finden sich Unregelmäßigkeiten der Bowmanschen Membran 


und des Epithels in der Nähe des Hornhautcentrums, Erscheinungen, . 


wie sie auch in dem früheren Falle von Keratokonus von Erdmann 
in ausgeprägterer Form beschrieben wurden: Während Erdmann 
diese, auch beim Hydrophthalmüs congenitus zu findenden Verände- 
rungen als das Resultat einer Überdehnung der Hornhaut ansieht, wirft 
der Vortragende die Frage auf, ob diese Veränderungen beim Kerato-. 
konus und beim Hydrophtbalmus nicht auch dadurch erklärt werden 


. können, daß es sich um eine abuorme Abschnürung des Linsenbläschens 


handelt, -wie sie der Vortragende und Wirths für .die angeborenen 
Horühauttrübungen und "die angeborenen Staphylonıe annimmt. Mit 
dieser Auffassung würden sich nicht nur die Veränderungen. im. Be-, 
reiche des Epithels und der Bowmanschen Membran, sondern auch die 


_ Einlagerung amorpher Zellen und Konkremente: vereinigen lassen, 


welche beim Hydrophthalmus congenitus z..'’B. von Schläfcke, 
‚beim Keratokonus von Uthhoff beschrieben worden sind. Vielleicht: 


erklären sich damit: auch die Ansammlungen der als Hämosiderin- 


körnchen aufgefaßten Massen, welche vor allem von Fleischer 
‘klinisch und ‚anatomisch im Hornhautscheitel bei Keratokonus . als 


Substrat des eigentümlich braunen Ringes gefunden .wurden: Auf diese 


Weise ‘würde auch der Keratokonus als Entwieklungsstörung im Sinne 


"einer fehlerhaften Abschnürung des Linsenbläschens zu deuten sein, 


wie dieses schon früher von Tweedy geschehen ist, wie ja auch 
eine Reibe’späterer Autoren sich von den zahlreichen früheren Theorien 
twicklungsstörung als wahrscheinlich ange-. 

nommen haben. u aa 
‚ In zukünftigen Fällen ist dahe 
stehung des Keratokonus zu Fechnen, und es spricht durchaus nicht 


‚gegen diese Erklärung, wenn die Wirkung dieser in der Anlage vor- 
handenen Störung erst im Pubertätsalter: zutage . tritt. E 


Best:. Vegetatives Nervensystem und Ulcus pepticum. Vor-” 


tragender spricht über ein Krankheitsbild, das er im Kriege besonders 
‚häufig zu sehen Gelegenheit hatte und welches durch die Zusammen- ` 


Eigenart und. Zusammengehörigkeit seines Symptomen- 
‚komplexes geeignet erscheint, in das Dunkel der Ätiologie des 
Ulcus. pepticum einen Lichtstrahl zu werfen. Es handelt sich um die 
abnorme Ansprechbarkeit des vegetativen Nervensystems, kombiniert. 


‚mit den Symptomen, wie man sie beim Ulcus. pepticum zu sehen ge-. 


wobnt ist. ; 
Die Pa À 
wie Kopfschmerzen, schlechten Schlaf, Ermüdbarkeit nach geringster 


| Anstrengung, über Atembeklemmungen, Angstgefühl. (ohne organische 


Herzfehler), _Sie zeigten ausgesprochenes Hautschreiben, kalte Ex- 


_ tremitäten, feuchte, zu Schweißen geneigte Haut, Irregularität des 


Pulses nach wenigen Kniebeugen; dazu kamen die für TJlcus charak- 


teristischen Erscheinungen, wie Magenkrämpfe, auch typischer Spät- 


schmerz, so Schmerzen in den frühen Morgenstunden; es fand sich 
lokaler Druckpunkt zwischen Schwertfortsatz und Nabel und spasti- 
scher, bleistiftförmiger Stubl. Die Funktionsprüfung des Magens ergab 
in fast allen Fällen Hyperacidität,und Hypermotilität. u 

Es handelt sich also um gemischt Stigmatisierte, wenn auch die 


 Erregbarkeit im Vagusgebiet im Vordergrunde steht. 


‘ Offenbar kommt es durch die besondere Erregbarkeit: im. Vagus- 
gebiete zu Angiospasmen und Spasmen der Muscularis mucosae, die. 
Circulationsstörungen im Gefolge haben und bei der bestehenden Hyper- 


acidität zur Selbstverdauung der ischämischen Stellen der Magen- 


schleimhaut führt. Es ist möglich, daß durch die Überproduktion von 


ı Fall. von Keratokonus, welcher ausführlicher in der Disser- 


t mit dieser Möglichkeit der Ent- 


tienten klagten neben. allgemein nervösen Symptomen, 


< 


x 
a I a 
ATE E 


15 
SIr 
r Ber 


im. o 


en 


N nn “ une 
TEE TREE DANS 


ra, 2 
BT 
a 
NE 
_ 


N Amt 


- = in ri 
te K 


- 
Iw 
rn 
nn ., 
no oma 


. 
nem... 


AT 
Er — 
N r i 


Kg 1 
ar AREE 


er z.. 


p 


Tmerre 
DY mat ee Te 
TB TI o ER < 
Wet 


Sara vn eu 
DEE Den 10, an 
a TER 


an 


3 Pure Uns 
I. hy ge 
3 vir. 
a ATT TTT, 
ir 
Pan Sun 7 
v 


= run = 
rm ZI NIT 
a, 


Ba ae ze 
>a 


are =” Sps 
Gain 


2 


DR 
p3 E Se 


W, 
tn a 
porie 
IRL NT 
Ka Se R E PE 
Tesa 


u, Be 
SL Sr nd LT ZEN 
Aele 
‘ 
oe. 


u... 
w 


A 


une ps? 
Re AT 
Me E R 

Ne 


ES 
maaka T 


reme ae a o 
-7 7° baeri 
wn 


“2 Sr 


"m ee. 
Tae n 


a~ 
e 
+ re 
ERTE zei 
= 


a ae 77 
ayna a 


» 
ZT. 

N 

4 s= 
ba 


EE T Te 
KEN An 


= et nt n 
Pl DRG a 
RS sae 


r paran 
oa a 
er 


Tow 


eae a. 


Ta SEN 
A 
; 


ia 7 A 
AE E E EA rn 


a ari 
T 


- 
nn . - 
se BEZ gi - 
PaF 
"dag 3 
Nenn 
use 
-—— 
© 


u I - +. Wr 
. Nein 
= t 


E A TE 
EmA aa e 


men ne 


aI 


~. 
ee SE 
~e 


ww e 


De LT. 
h es ANGE 
CHE: eh y 


an x R 


. u 


498 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. 


18. Mai. 


Salzsäure (Überwiegen des Vagustonus) aus der Magenmuskulatur Kalk 
ausgeschwemmt wird, und diese Kalkverarmung dann wiederum spas- 
mophil wirkt. In allen diesen Fällen wurde vom Vortragenden mit 
Vorteil Caleium gegeben, das hemmend auf die Erregungen des Nerven- 
systems wirkt. | 


Diskussion. Curschmann bestätigt, daß das Bild der 


` reinen Sympathico- oder Vagotonie nicht häufig, häufiger Mischformen 


beider „Heterotonie“ seien. Manches am Bilde der „Sympathicotonie“ 
'sei fehlerhaft, z. B. die angebliche Achlorbydrie. Im Gegenteil zeigen 
die sympathicoatonischen Myxödemkranken meist Anacidität, die nach 


` seinen Untersuchungen entgegen dem Schema bei Erhöhung ihres 


Sympathicotonus durch Thyreoidin langsam zur Norm, sogar zur Super- 
acidität wird, ’ 

. Von den experimentellen Unterlagen der neurogenen Entstehung 
des Ulcus pepticum scheinen C. die von Westphal am wertvollsten, 
der mittels Pilocarpinreizung die lokale Ischämie und Erosionsbildung 
der Mucosa des Kaninchenmagens deutlich zeigen konnte. Die sehr 
wichtigen psychogenen Reize, die bei den überempfindlichen Vago- 
tonikern sowohl Supersekretion, als andere motorische Krampfzustände 
hervorrufen können, vermag das Experiment aber nicht nachzuahmen; 
es bleibt also hier sehr hinter der klinischen Forschung zurück. - 

Den „Circulus vitiosus“ sieht C. in den sekundären spastischen 
Contractionen um das bereits entstandene Ulcus herum, die die Blut- 
versorgung des betreffenden Abschnittes immer aufs neue schädigen 
und ihn damit zur weiteren peptischen Einwirkung des superaciden 
Magensaftes disponieren. 

| Die Schmerzsymptome des Ulcus duodeni sind wahrscheinlich 
meist Folgen des Pylorospasmus. 


Die wichtige Rolle der Hypertonie des autonomen Systems für 


die Ulcusgenese erhellt auch aus dem Umstand, daß die Ulcera aler- 


meist bei Jugendlichen und mittelalterlichen Leuten -vorkommen. Im 
Rückbildungsalter entstehen sie nur selten; wahrscheinlich deshalb, 
weil die Tonussteigerung des autonomen Systems in diesem Alter ge- 
setzmäßig nachläßt (vergleiche das häufige Schwinden der Migräne und 
des primären, nervösen Bronchialasthmas nach der Klimax!). C. sieht 
in dr Tonusverminderung des vago-sympathischen 
Systems einen wichtigen Teildes körperlichen Alte- 
rungsprozesses überhaupt. 


Wien. 
Gesellschaft der Ärzte. Sitzung vom 4. April 1919. 

L. Moll hat bei Massenimpfungen in seiner An talt abweichend 
vom bisher gebräuchlichen Verfahren an der dünnen und leicht falt- 
baren Rumpfkaut geimpft, dort, wo die Mamillarlinie den 
Rippenbogen kreuzt. Die Reaktion ist frei von Komplikationen 
und verläuft rasch. Die Temperatur steige auf höchstens 88,2", wäh- 
rend bei der Impfung am Oberarm 39,2° nicht selten sei. Der Arzt 
müsse bei der gewöhnlichen Methode, wobei das Kind auf dem Arm 
gehalten werde, im ungewissen arbeiten. Bei Kindern unter zwölf 
Monaten werde nach der Impfung ein hühneraugenriogähnlicher Ver- 
band aus Zellstoff angelegt, den man mit Mastisol fixiere; so sei eine 
Kontrolle der Reaktion möglich, Maceration ausgeschlossen, Verkleben 


mit der Wäsche verhindert. Übrigens mache er einen ähnlichen Nabel- 


verband, um die Austrocknung des Nabels zu beschleunigen und die 
unter Umständen durch eine Nabelbinde entstehenden Übelstände zu 
vermeiden (Hochstand des Zwerchfells, Erbrechen usw.). 

A. Böhm bezweifelt die Anwendbarkeit der Mollschen Impi- 
methode bei Massenimpfungen. Die Impfstelle am Bauch sei zu leicht 
der Verunreinigung durch Stuhl und Urin ausgesetzt. 

L. Moll hat die Impfung in der Mütterberatungsstelle und im 


Ambulatorium durchgeführt. Sie nehme nicht mehr Zeit in Anspruch 
als die Impfung am Oberarm. 

. L. Moll demonstriert ferner drei tuberkulöse Säuglinge, die 
schwer belastet sind. Der erste habe mit drei Monaten, der dritte mit 
drei Wochen eine positive Pirquet- Reaktion, der zweite eine Pleu- 
ritis durchgemacht üund zeige eine Narbe nach Knochencaries. Es sei 
also möglich, die Kinder, die jetzt am Ende des ersten Lebensjahres 
stehen, über ein besonders kritisches Stadium hinwegzubringen. All- 
gemein gelte ja die Anschauung, daß die Tuberkulose im ersten Lebens- 
jahr eine absolut infauste Prognose gebe. Jede Ernährungsstörung zu 
vermeiden, sei die Hauptsache. Die Milchmenge sei einzuschränken, 
die Nahrung müsse gemischt sein wie die von Kindern mit exsudativer 


Diathese nach Czerny. Die Kinder bekamen viel Fett und Salz. - 


Vier tägliche Mahlzeiten seien ausreichend. Langer Aufenthalt im 
Freien sei sehr vorteilhaft. Das Längenwachstum der Kinder sei gering. 

R. Willheim demonstriert den farbstoiihaltigen rosafarbigen 
Harn eines Mannes, der künstlich gefärbte Marmelade oder Zuckerwaren 
genossen hat. Der Farbstoff habe sich als Eosin durch sein Spektrum, 
seine Fluorescenz und seinen Bromgehalt erwiesen. Schädliche Wir- 
kungen seien nicht bekannt, die durch diesen Farbstoff beim Menschen 
entstanden wären, denn die photodynamische Wirkung des Eosins tan- 
giere nur Mikroorganismen. 

G. Riehl teilt mit, daß sich an seiner Klinik wiederholt Per- 
sonen wegen des auffällig gefärbten Harns eingefunden hätten, doch sei 
der klinische Befund immer negativ gewesen. Ebenso wie Hämatopor- 
phyrin sensibilisierend für Licht wirke, könne vielleicht auch Eosin 
wirken. Er kenne Personen, die im Frübjahr akuteste Ekzeme dureh 
den ersten Spaziergang im Freien akquiriert hätten. 

H. Salomon bemerkt, daß Schweine, die mit eosingefärbter, 
denaturierter Gerste gefüttert wurden, leicht krank würden. 

E. Fuchs teilt mit, daß gefütterte Tiere nach dem ersten Weide- . 
gang im Frühjahr erkrankten. | 

H. Pollitzer berichtet, daß Neußers Versuche, eine photo- 
dynamische Wirkung von Farbstoffen auf Carcinome zu ermitteln, kein 
positives Ergebnis gehabt hätten. a 

S. Ehrmann erinnert däran, daß Hämatoporphyrin und Licht 
bei empfindlichen Personen Bläschenbildung auf der Haut hervorrufe, 
während Chinin antagonistisch wirke. Eosin und Hämatoporphyrinogen 
wirkten verstärkend auf kurzwellige Strahlen. 

H. Kahler hatin der Lebensmitteluntersuchungsanstalt erfahren, 
daß Eosin zur Färbung von Lebensmitteln verwendet werden dürfe 

H. Reitter .hat Vergiftungserscheinungen infolge Gebrauchs 
von mit Lupinen vermischtem Ersatzkaffee beobachtet. Eine 
dem Vortragenden seit Jahren bekannte Frau sei unter Kopfschmerzen, 
Oppressionsgefühl beim Treppensteigen, Diarrhöen, Abmagerung UN 
nervöser Übererregbarkeit erkrankt. Sie sei in der Nacht oft in Angst 
vor irgendeinem Unglück aufgesehreckt. Interner Befund negativ bis 
auf Bradykardie (68 morgens, 68 abends). Blutdruck 120 mm Hg. 
Harnbefund negativ. Neurologischer Befund negativ, kein psychisehes 
Trauma auffindbar. Der von der Patientin in übergroßen Mengen 8% 
nossene, im Schleichhandel erworbene „Kaffee“ sei mit Lupinen ver 
fälscht gewesen. Entbittert sei er wohlschmeckend und woblriechend 
sowie unschädlich. Nicht entbittert hätte der „Kaffee“ 0,48% Alka- 
loide (Lupinin und Lupinidin, beide dem Spartein nahestehend) ent- 
halten. Nach dem Aussetzen dieses „Kaffees“ sei der Blutdruck auf 
100 mm Hg gesunken, die Pulsfrequenz auf 110 gestiegen, alle sonstigen 
Symptome ebenfalls verschwunden. Unter ähnlichen Symptomen sel 
eine Klosterschwester erkrankt. Die Lupinen werden durch das Volks- 
ernährungsamt beschlagnahmt. Das Publikum sei auf solche Vergiftungs- 
fälle aufmerksam zu machen. 

H. Paschkis hat oft „Lupinenkaffee“ getrunken, ohne je Ver- 
giftungserscheinungen zu bemerken. 


—— m 1 


Rundschau. 


Ein Beitrag zur Reform des Medizinstudiums. 


Von | 
Emil Abderhalden, Halle a. S. 


Die Grundlage des ganzen Medizinstudiums muß eine 
gründliche Kenntnis des Baues des menschlichen Körpers und 
der Funktionen aller Organe bilden. | 
Gelegenheit hat, mehrere Stunden im Zusammenhang Anatomie 
zu.lernen und eine reiche Anschauung zu erlangen, ist das bei 
dem so wichtigen Grundfache der Lehre der Funktionen — der 
Physiologie — leider nicht der Fall. In einer fünf- bis 


Während der Studierende . 


sechsstündigen, zweisemestrigen Vorlesung werden die wichtigsten 
Leistungen der einzelnen Gewebe besprochen und in einem Zwei 
mal zweistündigen Praktikum einige besonders wichtige Methoden 
kennengelernt. In Halle ist dieses Praktikum bereits auf, vierm 

zwei Stunden ausgedehnt. ‘Auch diese Zeit genügt noch nicht, MA 
die bedeutsamsten chemischen, physikalischen und physikalisch- 
chemischen Methoden durch die Studierenden anwenden zu lassen: 
Genau ebenso, wie der Student der Medizin mindestens zwei 
Semester in der Anatomie täglich mehrere Stunden tätig I 
müßte er die Möglichkeit. erhalten, sich in die ganze Tätigkel 
der Erforschung der Funktionen der einzelnen Organe zu vertiefeD, 


er 
Vo E s i f .. gi aP, ANE So, D sa 5 ER Dr: Eee 
919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. ‘20. Lues tr 
. Würden die Mediziner-biologisch denken lernen, | ziner der ersten’ Semester, wenn sie neugierig. in die Kliniken { 12 I 
L 2° dann würde ganz von selbst ihr ganzes medi- | „wanzen“ liefen. Ein ‚schlechter Mediziner, sage ich, den es Sg Ki Bi, 
~.  zinisches Wissen eine allgemeinere und ver- | nicht unwiderstehlich dorthin zieht! Ich pfeife auf den braven TENE 
 tiefte Grundlage erhalten > | =, “j Jüngling, der gehorsamst dem Rate seines gedruckten Studien- Be [et ; 
| Leider stützt sich zum Teil: der Unterricht in den- klinischen | mentors folgt, sich doch ja seinen propädeutischen Unterricht K al 
Fächern nicht genügend auf die physiologischen-Grundlagen. Auch | nicht durch verfrühten Klinikbesuch verleiden zu lassen. Wer 5 li Eus: 
sonst lockern sich die Beziehungen zwischen den einzelnen, eng- | sich:den Teufel um solche Ratschläge sebert und die Propädeutik | A é ý o 
© zusammengehörenden. Disziplinen der Medizin vielfäch bedenklich. | unausstehlich langwierig findet — der, prophezeie ich, wird der AREE, 

- Um die Zusammenhänge enger- zu schließen, ist es erforderlich, |. bessere Arzt sein. 24 e Tn a 
. daß an diejenigen, die sich habilitieren wollen, | In jenen „Unsitten‘“ lebte noch ein Stück lebendigen. Me- ` Hi Fi TURE 
ein ganz bestimmter Maßstab angelegt wird. | dizinstudiums. 'Es zog den Mediziner ans Krankenbett, und man > Han IE 

Während in früheren Zeiten die Kliniker sich ihre Vorbildung | ließ ihn frühzeitig dorthin, um handeln zu lernen. Die Studiosen | N I fin kir 
‚beim Physiologen, Pharmakologen oder pathologischen Anatomen | jener Tage hätten sich nicht so weltfremd gebärdet, wären sie . E Haiii 
bolten, ist seit der Einführung des sogenannten praktischen Jahres | durch einen Krieg dem kranken Menschen gegenübergestellt wor- Hr Min Hy 

-dn dieser Hinsicht eine sehr. ungünstige Wendung eingetreten. | den. Sie traten mit dem irrationalen Faktor des ärztlichen Be- g fy ! poii 
< Es kommt jetzt vielfach ‚vor; daß ein Mediziner, nachdem er | rufs, dem „Menschen“, dem lebendigen nämlich, rechtzeitig in FO CEE 
.. Staatsexamen und praktisches Jahr erledigt hat, Assistent an einer praktische Fühlung. Sie übten gleichsam von. vornherein an ihm a ER 
t- Klinik wird. Er habilitiert sich, okne je Gelegenheit gehabt zu | ihr rationales Wissen und Können. Sie hatten ihn.vor allem in an: Be 
‘ haben, seinen Gesichtskreis auf einem experimentellen Gebiet zu | der Fülle seiner Irrationalität vor sich: in seinem natürlichen _ I Re 
erweitern. Nachdem nun vorgeschlagen worden ist, den- Privat- | Milieu, daheim, im ärimlichen Stübchen, umgeben von den Seinen, Graes EOR PANN 
-dozenten — ohne im übrigen ihre Freiheit anzutasten — ein | die selber wieder lauter irrationale Faktoren darstellten (und was KG i TOURA 
bestimmtes Einkommen zu sichern, so. meine ich, sollte man an | für welche oft! du lieber Himmell), anstatt im. künstlich ratio- - BE fii ay gi 
' die Zulassung zur Habilitation bestimmte Forderungen knüpfen. | nalisierten Milieu der Klinik, mit rational. geschultem ‘Personal HEIRERERE 
&natomen müßten mindestens zwei Jahre | und allem rationalen, „technischen“ Komfort der Therapie und RAAH It JE 
Physikalisch, physiologisch oder 'zoologisch | Pflege. Der cand. med. lernte früh genug jenen Kranken kennen, i aera e 
gearbeitet haben, Physiologen die gleiche | mit dem es der Arzt zeitlebens vorwiegend zu schaffen, hat: ‚der PEN ar SR A 
Zeit physikalisch oder chemisch und Kliniker | ihn sucht. oder ruft — und der sich in vielem recht erheblich Ei: LEED r 
zwei Jahre physiologisch, pharmakologisch, | unterscheidet von,dem anderen. Kranken, der. ins. Krankenliaus SE... 
‚experimentell-pathologisch, pathologisch-ana- | „aufgenommen“ wird. - - 5 era Pa s E iA n 
tomisch oder bakteriologisch. Kurz, es müßte jeder | „Logisch“ -kann man die Krankheit und. den Kranken picat Pe fr | 
Dozent sich über eine bestimmte Vorbildung ausweisen können. | nicht unterscheiden, . wie. früher erörtert - wurde; eben. weil | HE og npo 
_ Belbstverständlich bedeutet der gemachte Vorschlag nicht, daß nur | Krankheit’ ein Zustand eines Menschen ist; aber eben darum wird | He a 
. eine ganz bestimmte Vorbildung in Frage kommt. Man wird im | der Arzt praktisch. allemal -einem Menschen gegenübergestellt, i BE pit 
_ ‘Interesse der ganzen Forschung nieht schematisch vorgehen. Erreicht | wenn man ihn zur -Heilung (oder Linderung) einer Krankheit ruft. IE RRS Bu) 
werden soll nur, daß jeder Dozent eines bestimmten |. Auch wo`die Krankheit sehr örtlich ist und den ganzen Menschen Ba & 
Faches jene Disziplinen aus eigenster Forseher- noch nicht erfaßt hat: sie sitzt doch an ihm, in ihm, und auch a &: 
arbeit heraus kennenlernt, die für .dieses die | die Art, wie man einem eröffnet, daß,er sich eine Geschwulst ch re 
Grundlage bilden. In diesem Falle wird er ganz von | operieren lassen müsse, fordert oft genug Rücksicht auf den Men- I) Er 
selbst mithelfen, -die. Zusammenhänge zu wahren und den ’'ge- | schen, der die Geschwulst hat. Es bleibt ein schwerer Mangel, BEII AE Se e t 
samten Unterricht in der Medizin einheitlich aufzubauen. Solange | wenn ein noch so kundiger Therapeut nicht versteht, seinen Pa- NE let ; KREBIS e 
es klinische Dozenten gibt, die die ganzen von ihnen angewandten | tienten richtig anzureden, aufzusetzen, auszukleiden, ‘auszufragen, ae! ae N 
 Forschungsmethoden aus zweiter Hand kennenzulernen gezwungen | zu trösten oder aufzurichten, ‚seine menschliche Umgebung. ein- A a a. 
-8ind,. und die nie selbständig in einem Forschungszweige tätig | zuspannen, anzustellen, fernzuhalten, fortzuschicken. Es ist ein Ba SRE 
‚waren; der die Grundlage ihres speziellen Gebietes bildet, wird | trübseliges Zeugnis, dieses manchmal Gehörte: „Ein glänzender a; 


Diagnostiker (oder Operateur) — aber als Mensch scheußlich.“ 
Das darf nicht das Ergebnis fünfjähriger: Berufserziehung sein. 
Auch der Umgang mit Menschen will gelernt sein. Im gesell- Hit 
schaftlichen Leben zweifelt daran niemand, und .der Dünkel der SNE IK K ERR 
„Kinderstube“ ist nirgends so ausgeprägt wie. in Deutschland. Eau) Di i es 
Aber die berufliche Kinderstube haben wir in den N. UAA EE 
letzten Jahrzehnten afg: vernachlässigt, und als man vor mehr 
. als fünfzehn Jahren das medizinische Studium alles in allem auf 
sechs Jahre verlängerte, da hat man doch nicht daran gedacht, 
diese ungeheuerliche Vorbereitungszeit für die Übung im Umgang 
mit dem kranken Menschen rationeller auszunützen. Das Ergeb- 
nis- waren diese dicht vor dem Staatsexamen stehenden Kandi- 
daten, die nicht wußten, wie man einen leicht Verwundeten an- . 


eine gewisse Unsicherheit in manchen Forschungsergebnissen nie . 


aufhören.. -Ein gewisser dilettantischer Zug, der durch manche 
‚...6%perimentelle Arbeiten ‚geht, wird verschwinden,. sobald die 
Vorbildung. der Dozenten erweitert wird.. Diese vertiefte Ausbildung 
wird dem ganzen Unterricht zugute kommen. Der Student wird 
merken, daß alle.Vorfächer, die von ihm gefordert werden, wichtig 

und unentbehrlich sind. Er wird die Wechelbeziehungen zwischen 

den ‚einzelnen. Disziplinen der Medizin klar erkennen. i 


Die Neugestaltung des ‘medizinischen Unterrichts. . 


I a ae Von | j 
, Prof. Dr.med. et phil. Willy a aus Nr.19) | faßt -oder ‚anspricht. In allen Krankenhäusern: sind die han | VE 
‚Ich weiß ‘nicht, ob wirklich durch jene früheren Sitten viel | kenntnisreichen theoriebeschlagenen älteren Mediziner und lu. 
fherapeutisches Unheil ‘angerichtet worden ist. Darüber muß es | Jungen Arzte die böte noire der wirklich Kranken — mit ie. 
ja wohl statistische Unterlagen geben. Daß nicht allen Kranken einzelnen Ausnahmen natürlich; jeder Wärter, ja die Schwester . PEE 
und Gebärenden immer wohl gewesen sein mag, wenn der Land- wird ihnen vorgezogen; "und in mühseliger Selbsterziehung erst, ° Tb T. 
doktor verreiste und statt seiner ein cand. med. im achten Se- | mit .reichlichem Lehrgeld (das leider fast immer er mit dem Kran-. u | ANOERES 
mester aufzog, läßt sich nachfühlen. Aber eines. steht fest: jene | Ken teilt) muß der Arzt sich erwerben, was ihm die Erziehung EHR N 5i 
Gepflogenheiten waren nicht bloß Unsitten. In ihnen steckte | der Universität heùte so gut wie völlig schuldig bleib... AR |) Pia 
vielmehr ein Kern von richtiger Einsicht, der eben nur nicht den Hier hat die Reform des medizinischen ‘Unterrichts einzu- NE |: } | Eee 
Zeitentwicklungen ‚gemäß. fortgestaltet worden war. Die „gute setzen. Ich versuche zu zeichnen, wie. | nz we: Ele. 
‚alte Zeit“ fühlte es, daß ein angehender Arzt das Zeug zum P a si JE A nk; ee 
Arzt nicht plötzlich mit ‚bestandenem Staatsexamen erwerbe, son- |. | | VE. E a T Pen AA 
ern es in der zweiten Hälfte der Berufsausbildung -doch ungefähr | Es bedeutet also, lebendig unterrichten: den Ler- p E: r; 
| | | nenden sofort der wirklichen Fülle der. Erscheinungen seines ER RENE © 


besitzen müsse. Die Leute wußten recht wohl, daß ein älterer 
’Alzt erfahrener sei als ein jüngerer oder gar ein ganz junger, | 
zer sie wußten auch, daß der Anfang einmal gemacht wer- 
en muß, erfahren zu werden. Der junge Mediziner ist seit un- 
„ordenklicher Zeit als „Doktor“ angeredet worden; auch darin 
e die Unterstellung, er müsse doch wohl das Zeug zum Dóktor 
n sich tragen. Und ein’ gleiches bezeugten für sich die Medi- 


Lerngebiets gegenüberstellen und ihn von dieser Fülle her den | | 
beschreibenden, zergliedernden, vergleichenden, ‚ verknüpfenden, a 2", 
schließenden, verallgemeinernden Weg der wissenschaftlichen Er. le. = -i 
kenntnis gehen lassen. Die Sprache beginne mit der Dichtung 
(am „Schriftsteller‘‘), die Geographie. in der-heimatlichen Land. 
‚schaft, die Botanik auf der Wiese, die Zoologie im Stall oder am 


2 


e e E T TETE SR 


tenn arr 


aM ome r mea en a 


a a RINGEN Maaa TIPS WERBEN AD PH D a 
= 


I berte n,, 


500 


-Tümpel. Der Ingenieur fängt seine Studienlaufbahn in einer Werk- 
stätte an; das ist bekannt. Ehe er überhaupt immatrikuliert wird, 
pflegt.er ein paar Monate lang zu schlossern, mauern, schmieden. 
Der Mediziner nehme nun endlich denselben, genugsam bewährten 
Weg. An den Eingang des medizinischen Stu- 


diums trete ein praktisches halbes Jahr, eine 
‚Lehrzeit als Krankenwärter. 


Es stellt. den Mediziner 
sofort seinem Berufsinhalt lebendig gegenüber: dem kranken, 
Heilung suchenden Menschen. Diese praktische Lehrzeit wird 


dem späteren ‘Arzt dasselbe geben, was dem Ingenieur die 


seine schon immer gab: die unbedingte Sicherheit und Überlegen- 
heit auch in den Bagatelldingen des Berufs. Der Ingenieur will 


in keiner Berufslage vom Werkmeister oder Arbeiter, vom Polier' 


oder Monteur beschämt werden. Er will selber zugreifen können. 
Dazu gilt es endlich auch den jungen Arzt befähigen. Auch er 
darf nichts von der Krankenschwester, dem Krankenwärter, dem 
Krankenträger, dem Bademeister und Heildiener zu lernen haben. 
Er muß gegebenenfalls ihre Verrichtungen übernehmen, vorweg- 
nehmen, muß sie kundig anordnen, überwachen, kritisieren, ver- 
bessern, anleiten können. Er gewinnt dadurch ein unschätzbares 
Mehr an Autorität, dem subalternen Personal, aber auch dem 


Publikum gegenüber; er gewinnt, was fast noch wichtiger ist, vor 


allem die unbedingte eigene, innere und äußere Sicherheit gegen- 
über dem Kranken. 


Über die- Ausdelinung dieser Lehrzeit könnte man. dis- 
kutieren. Sie soll nicht zu lang sein, weil die medizinische Be- 
rufsvorbereitung ohnedies so langwierig geworden ist, daß sie 
nun mit. höchster Ökonomie eingeteilt werden muß. Aber sie 
darf auch nicht zu kurz sein. „Lernen“ könnte der junge Mulus 


‘ die wesentliche „Technik“ der Krankenwartung sicherlich in we- 


nigen Wochen. Aber nicht so, daß er sie nicht wieder vergißt; 
nicht so, daß sie ihm „goldene Praxis“ wird, in Fleisch und Blut 


. übergeht. Dies vollzieht sich immer nur in längeren Zeiträumen, 


im „Einleben“. Es wird ohnedies mancherlei von diesem Erwerb 


während der folgenden. Studiensemester wieder abhanden kom-. 


men. Es erscheint darum eine Wiederholung dieser Tätigkeit in 
der zweiten Hälfte des Studiums geboten; sie mag sich auf ein 
Vierteljahr erstrecken und etwa in die vorletzten oder letzten 
Sommerferien vor dem Staatsexamen gelegt. werden. Die prak- 


tische Krankendienstzeit, wie wir sie nennen wollen, würde- 


dann im ganzen für den Mediziner neun Monate betragen. Wir 
werden sehen, daß damit das Studium zeitlich nicht überdehnt 
wird. Was hier verbraucht werden muß, läßt sich bequem ander- 
wärts sparen. 


Eine sehr wichtige Mission erfüllt das erste Halbjahr 


Krankendienst: es wird zahlreiche junge Menschen zur Klarheit. 


darüber führen, ob der ärztliche Beruf ihnen wirklich „liegt“. Die 


Atmosphäre des Spitals enthält die ärztliche Berufswirklichkeit. 


in ganz anderer Anschaulichkeit, als der anatomische Präparier- 
saal, der heute als der Prüfstein für die Eignung zum Mediziner 
funktioniert. Leichen stinken, aber sie sind geduldig; ob einer 
wirklich das Zeug in sich fühlt und trägt, zeitlebens mit Kranken 
zu schaffen zu haben, kann an ihnen niemals offenbar werden. Es 
hat schon mancher gerne und trefflich präpariert, der in den 
Kliniken später über seine Teilnahmlosigkeit an den eigentlich 
ärztlichen Fragestellungen erschrak und merkte, daß er doch 
seinen Beruf zu verfehlen im Begriff. stehe. Davor wird die nüch- 
terne und harte Schule des Krankendienstes so manchen bewahren 
können — ohne daß er ganze Jahre Zeit verliert. Was er in 
diesen Monaten lernt, kann jedem Menschen, er mag werden, 
was er will, eine wertvolle Mitgift für viele Lebenslagen bleiben. 


Ängstliche Gemüter haben mir allerdings, wenn ich diesen 
Gedanken mündlich entwickelte, gerade ihre Bedenken gegen 
diese „Mitgift“ entgegengehalten. Es könnten, meinen sie, da- 
durch „Kurpfuscher“ gezüchtet werden. Ich halte diese Gefahr 
für ganz winzig. Viel mehr Kurpfuscher, als dank der Kurier- 
freiheit in Deutschland ohnedies tätig sind, kann kaum irgendeine 
Maßnahme noch hervorbringen. Aber die zünftigen Kurpfuscher 
pflegen sich überhaupt nicht aus den Kreisen zu rekrutieren, die 
das Abiturientenexamen abgelegt haben und einem „höheren“ 
Berufe sich zuwenden wollen. Es ist überflüssige Besorgnis, der 


‘Mulus, den die Erfahrungen im Krankendienste vom medizini- 


schen Studium abschreckten, werde als Richter, Oberlehrer, 
Pfarrer, Postinspektor, Offizier oder was er nun wird, diese Er- 
fahrungen planmäßig zum „Kurpfuschen“ verwerten. Ich glaube 


eher, daß die unmittelbare Kenntnis des Krankenlebens manchen 


davor behüten wird, sich selber Kurpfuschern auszuliefern. Kur- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. 


. 18. Mai. 


pfuscher züchtet viel eher die krankendienstliche Ausbildung 
halbgebildeter oder ungebildeter Menschen, wie sie für den Dienst 
des Roten Kreuzes, der. Sanitätskolonnen und dergleichen statt- 
findet; aber auch. da nimmt man die vereinzelte Gefahr gegen 
die höheren Vorteile in Kauf. Und wenn der Träger des höheren 
Berufs einmal im Leben sich einer kritischen Lage gewachsen 
zeigt, indem er eine erste Hilfe kundig zu leisten vermag, einen 
Kranken oder Verletzten anzufassen versteht, so wird man dies 
gewiß nicht zu bedauern haben. Der Arzt aber wird, bewaffnet 
mit dem wirklichen Können des Krankendienstes, mancher Kur- 
pfuscherei besser gewachsen sein als vordem. Denn der Bade- 
diener, die Gemeindeschwester, der Sanitäter drängen sich nicht 
zuletzt so leicht in die ärztlichen Funktionen ein, weil sie vor 
den Augen des Publikums in wichtigen Elementen des Kranken- 
dienstes den Arzt ausstechen. Damit leiten sie eine wesent- 
liche Dosis Vertrauen zu sich herüber. Sie werden vom Patienten 
als praktische Helfer (oder Helferinnen) empfunden, und der Pa- 
tient kennt nie und nirgends ein anderes Ziel, als daß ihm ge- 
holfen werde. ‘Vor zwei Jahrzehnten schon haben einige Kliniker 
dies erkannt und Anläufe zur Besserung der Unzulänglichkeiten 
medizinischer Ausbildung in dieser Richtung unternommen. Wil- 
helm His d. J. hielt damals in Leipzig einen Kurs, in dem 
er seinen Studenten beibrachte, wie man einen Strohsack schüt- 
telt, Kissen zurechtrückt, Nachtgeschirre sauber hält, Steckbecken 
unterschiebt und dergleichen mehr. Und Martin Mendel- 
sohn und Genossen trompeteten mit viel Geräusch die „Hypur- 
gie“, die „wissenschaftliche Krankenpflege“ in die Welt. Ein 
Kurs ist zu wenig, und der Krankendienst kann nie eine 
Wissenschaft sein. Nur die Lösung, die hier vorgeschlagen wird, 
scheint mir alles zu verbinden, was an Nutzen von derlei Unter- 


weisungen erwartet werden muß. 


Im Rahmen des Krankendienstes lerne der „Mulus međi- 
cinae“ auch die Elemente der „Zubereitung“ in Küche und Offizin. 
Der Arzt muß vorschreiben können, wie ein Tee aufgegossen, ein 
Brei, eine Suppe gekocht werden soll, wie ein durststillendes Ge- 
tränk zu mischen, ein Senfmehl anzurichten ist und derlei mehr. 
Das rührt noch nicht an die Dispensierkunst im engeren, phar- 
mazeutischen Sinne. Wieweit er deren selber mächtig sein soll, 
wird bei späterer Gelegenheit noch zu besprechen sein. 


VII. | 
Das Halbjahr Krankendienst ist getan. Der Jüngling ist 


entschlossen, bei der Medizin zu bleiben. Er tritt nun sein eigent- 
liches Studium an. | 


Es zerfällt seit Jahrzehnten — seit der offiziellen Vereini- 
gung der Medizin und Wundarzneikunst — in eine propädeutische 
und eine klinische Hälfte. -Das ist nicht die pädagogische 
Selbstverständlichkeit, als die man es zu betrachten gewohnt ist. 
Es läßt sich durchaus darüber streiten, ob es zweckmäßig sel, 
einen Bildungsgang in Theorie und Praxis so zu spalten, dab erst 
ein paar Jahre Theorie und dann ein paar Jahre Praxis ge- 
lernt werden. Aber schließlich kann man einwenden, auf diese 
Spaltung laufe die medizinische Studieneinrichtung im Grundsatz 


auch gar nicht hinaus, sondern sie stelle die Kenntnis von Bau 


und Verrichtungen des gesunden Menschen, in Theorie und 
Praxis, voran, und errichte auf diesem, durch die ärztliche Vor- 
prüfung gesicherten Fundament erst den „klinischen“ Lehrgang 
über den kranken, heilungbedürftigen Menschen — in Theorie und 
Praxis. Dabei ergebe sich freilich naturgemäß in der propädeuti- 
schen Hälfte ein Überschuß des theoretischen, in der klinischen 
einer des praktischen Lernens: natur- und zweckgemäß, weil der 
Arzt es praktisch mit dem kranken Menschen zu tun habe. 


In der Tat ist diese Fundamentierung des ärztlichen Kön- 
nens auf das anatomische und physiologische Wissen und Ur- 
teilen das Kennzeichen des Arztes im Unterschied vom Kur- 
pfuscher. Sie ist der stärkste Ausdruck des rationalen Strebens 
der modernen Heilkunde, ihrer „Wissenschaftlichkeit“. Sio em 
faßt die Krankheit nicht als schlechthin gegebene Erscheinung» 
die empirisch beseitigt wird, sondern als Störung, die es mög- 
lichst rationell auszugleichen gilt. Und so nachdrücklich wi 
unterm Gesichtspunkte der lebendigen Unterrichtsmethode fordern, 
daß der Mediziner sofort seinem Berufsobjekt, dem kranken Men- 
schen, gegenübergestellt werde, so wenig möchten wir an ar 
Grundsatze rütteln, daß er den gesunden Menschen durch = 
durch kennen und verstehen lerne, um den kranken ratione 
behandeln zu können. | 


\ 


Ticht. 


- "Zeit nach einem großen Einschnitte, hinter dem „etwas Neues“ 
Wie. 


. teil bildet. 


ER 5,5 Wear 
a. ru "0 a Ser 
BER Par TUE T: >., TE 
mteaa ER E e a T E RT 
Ti ee TR ee an re DE Men, Fe 
DE a $ Sat = t.. " ., - ao 


Ss EE 


=, F 


`~ 


eat we 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. 0000000 


= een = er 
ee NE 


501 


37% Ve; s$ 
’ 


F Es ließe sich durchaus denken, daß dieses Kennen- und Ver- 
stehenlernen dauernd in engster Verkettung mit dem Kennen- 


und Behandelnlernen des Kranken sich vollzöge. Nur lehnen sich 


-wider diese pädagogische Möglichkeit therapeutische und didak- 


tische Bedenken auf. Die therapeutischen bestehen vor allem in 
«der „septischen“ Gefahr der Leichenpräparanten. Dies verlangt 
die scharfe Trennung der Anatomie von allem klinischen Unter- 
Die didaktischen Bedenken fallen nicht weniger schwer 
ins Gewicht. Jener als möglich unterstellte Versuch würde näm- 
dich praktisch die. Zerstörung der lebendigen Methode bedeuten! 


Vom Krankenbette her je das gesunde Organ oder System stu- 


dieren, das gestört ist, hieße den ‚menschlichen Organismus zer- 
stückeln. Der Mensch aber soll wie aus einem Guß vor dem 


- Mediziner steben, nur dann.wird er ein guter Arzt werden. Jene 


Methode würde die heutigen schweren Mängel des propädeutischen 
Unterrichts, die zerstückelte Organstudiererei, geradezu verewi- 
gen. Die lebendige‘ Methode fordert, den lebendigen. Menschen 
dem Mediziner als seinen Berufsinhalt zum Bewußtsein zu brin- 
gen; da geht-es denn nicht anders zu machen, als daß dieser 
lebendige Mensch, nachdem er ihn (im Krankendiensthalbjahr) in 


seinen Leiden gesehen hat, die er nun erkennen und heilen lernen. 


soll, zuvörderst in seiner Gesundheit vor seinem inneren Auge 
erstehe. Auf das Krankendiensthalbjahr folgt die propädeutische 
Zeit: das Studium des. gesunden Menschen. S 

- .Dies bietet noch einen pädagogischen Vorteil: den der 
Abwechslung. Der lernende Mensch sehnt sich von Zeit zu 


anfängt. Ein neues Fach ist für jeden ‘Schüler ein Reiz. 


-erfahrungsgemäß der Techniker nach seiner „Schlosser“zeit sich 


mit besonderem Vergnügen auf die mathematische und natur- 
'wissenschaftliche Propädeutik stürzt, so wird Anatomie und Phy- 
siologie des gesunden Organismus nach den Monaten der Kranken- 
dienstatmosphäre den Mediziner besonders fesseln. Und es wird 
einen abermaligen Reiz des Neuen bedeuten, wenn dann, nach 
einer weiteren Cäsur, das klinische Studium anhebt. 
„Soll in diese Cäsur nach wie vor eine Prüfung fallen? 
Die Erfahrung hat andere Berufsstudien. auf den Weg gedrängt, 
den die Medizin seit langem ging: die Juristen, Chemiker, Tech- 
niker haben heute ihre „‚Vorprüfung“. Die Chemiker haben sie ` 
ganz aus eigener Entschließung, ohne jeden Druck von außen 
her, sich auferlegt. Prüfungen sind eine zweischneidige Sache, 
immer, und es fällt nie schwer, zu beweisen, daß sie nichts 
taugen. Ich selber bin ein Hasser des Geprüftwerdens und leide, 
obschon mir das Lernen immer leicht wurde und ich mein Abitur 
mit Befreiung vom mündlichen, mein Physikum mit I in allen 
sechs Fächern, mein Staatsexamen mit II, meine beiden Promo- 
tionen, die philosophische und die medizinische, summa cum 
daude bestanden habe —, ich leide, sage ich, so namenlos vor einer 
Prüfung, daß- ich nach glücklicher Erledigung meines Habilita- 
tonskolloquiums geschworen habe, künftighin keinem Examen 
mehr mich zu „stellen“, und wenn sein Bestehen mir die denk- 
bar größten Vorteile sicherte. Aber ich kann mich der Einsicht 
nicht verschließen, 
gemäber -Ausführung auch nützlich sind. Sie spannen zu Selbst- 
Zucht, geben Selbstvertrauen und bringen eine wohltätige Ent- 
dastung des Lernenden. Es muß nämlich vom Menschen allerlei 
‚einmal gelernt werden, was wieder- vergessen wird; nicht bloß. 
der „Schulung“ des: Gedächtnisses halber, sondern viel mehr 
darum, ‚weil das Wiederauffrischen eine Kleinigkeit ist, wenn 
etwas. einmal „gesessen“ hat, und endlich, und das ist vielleicht 
das Allerwichtigste und das ‘am wenigsten Beachtete: weil 
auch vergessenes Gelerntes ein unbewußtes 
Glied im Verstehen und Urteilen bleibt — in jenen 
merdichteten, abgekürzten Intellektsverrichtungen, die ein gut 
teil ihrer nachtwandlerischen Sicherheit gerade aus dem Unbe- 
wußten ziehen, in dem auch. das Wiedervergessene einen Bestand- 
; Vergessenes, darauf muß ‘einmal als auf eine pädago- 
gische Grundwahrheit hingewiesen werden, ist keineswegs wert- 
| = @ ist — sehr: oft — eine potentielle Energie, die den 
a tiveren und intuitiveren Funktionen des Geistes unbewußt zu- 
a kommt. Natürlich kann man ein Gehirn auch ü be r lasten, 
nd diese Grenze will immer beachtet sein; jenseits ihrer liegt 
eich (und „damit tötende) Wissen. Aber es gibt 
er ch lebendiges Wissen, das nicht „parat“ sein. muß, 
ein D sein kann!. Es. muß. nur. einmal Wissen. gewesen 
Es: araus quillt die Selbstsicherheit, die’ ein bestandenes 
‚men dem Menschen verleiht; er wird vieles bald vergessen, . 


daß Prüfungen unerläßlich und bei sach- |. 


‘aber es gewußt zu haben, war nicht umsonst. Im Physikum legt 
der junge Mediziner seinen Lehrern und sich Rechenschaft über 
das Wissen vom. gesunden. Menschen ab. Schon in den klini- 
schen Semestern vergißt er vieles hiervon, aber daß er es ein- 
mal wüßte, nützt beständig seinem klinischen Beobachten, Den- 
ken, Verstehen, Urteilen und. Handeln. ` Darin liegt der tiefere 
Sinn der Weisheit, -daß man nach einem Examen vieles „ge- 


trost“ vergessen darf. Ohne das Examen würde diese Ge- 


"tröstung fehlen: . Man lernt, um zu ‚wissen, und man vergißt, um 
zu können — aber dieses, man möchte ‚sagen: schöpfe- 


| rische Vergessen vollzieht sich nur, oder doch àm natür- 


lichsten, auf der Grundlage des sicheren Gewußthabens.. Das ist 
der tiefere pädagogische Grund, aus dem ich die Beibehaltung 
der ärztlichen Vorprüfung empfehlen möchte. ! u 

Damit bin 'ich leider aber.auch mit meiner Verteidigung 
der bestehenden Gepflogenheiten im propädeutischen Medizin- 
studium zu Ende. Der Inh’alt dieser propädeutischen. Semester 
ist heute teils unzulänglich — in der: Anatomie und Physiologie —, 
teils gänzlich verfehlt — in den Naturwissenschaften. Seine r a- 
dikale Neugestaltung ist ein Angelpunkt der Reform des ganzen 


“medizinischen Unterrichts. 


Physik, Chemie, Botanik.und Zoologie muß der junge: stud. 
med. lernen, ‘üben und sich im Physikum abfragen lassen — 
warum? Weil die ungeheuerliche Fiktion aufrechterhalten. wird, 
die Medizin sei „angewandte Naturwissenschaft“. Das ist nicht 
wahr, mein junger Freund; verweigere den Glauben an diese Be- 
hauptung und du wirst ein úm so besserer Mediziner sein! . 

Was heißt, überhaupt „angewandte Naturwissenschaft‘‘? 

Medizin, strenger genommen Pathologie, Krankheitsforschung, ist 
gewiß nicht angewandte Astronomie, Geologie, Botanik. Der Be- 
griff der „Naturwissenschaft“ ist- eben an und für sich vieldeutig. 
Aber Pathologie ist auch keineswegs angewandte Physik oder 
Chemie. Unleugbar enthält sie physikalische und chemologische 
Elemente. Sehr bescheidene, wie wir sogleich hinzufügen. wollen! 
Sie sind verhältnismäßig am stärksten in der praktischen Dia- 
gnostik und Therapie vertreten, man denke an die klinischen 
Untersuchungen der Sekrete, an die Röntgenologie. (Ungeheuer 
viel empirische Technik spielt dabei mit; mit den chemischen Vor- 
kenntnissen hat die Urin-, Gallen-, Liquoruntersuchung verteufelt 
wenig zu tun; die Existenz, die bewährte Existenz der Laboran- 
tinnen beweist es; auch für die Strahlenanwendung.) Aber gar 


die eigentliche Pathologie? Will man uns weismachen, selbst: die 


„chemischeste“ Spielart der modernen Krankheitsforschung, die 
experimentelle Therapie, die Serologie und Immunitätslehre, sei 
irgendwie organisch verknüpft mit dem, was der Vorprüfling an 
„Chemie“ zu offenbaren hat? Weil bei einem chemopathologi- 
schen Genie, wie Ehrlich, die Verknüpfung da war, darum ist 
sie doch noch nicht pädagogische Durchschnittstatsache,. kann 
sie doch auch nicht pädagogische Durchschnittsmaxime ‚werden! 
'Physikalisches und chemologisches Wissen braucht der Medi- 
ziner. nur in ganz bescheidenen Portionen, von denen jede sich 
bequem als Einleitung des zugehörigen pathologischen Kapitels 
verabfelgen läßt; sowie es der alte Landois in seinem Physio- 
logielehrbuche gemacht hat. Von der Botanik und Zoologie 
gilt das verdoppelt. Der Arzt muß von den wichtigsten Arznei- 
pflanzen, den Spaltpilzen, den Protozoen, den parasitären 
Würmern und Insekten einiges Elementare lernen: also winzige 
Ausschnitte aus beiden Disziplinen, die an der entsprechenden 
Stelle des klinischen Bedürfnisses spielend eingefügt werden kön- 
nen. Um das Curriculum vitae der Krätzmilbe oder des Wechsel- 
fieberschmarötzers zu merken, brauche ich nicht das ganze Tier- 
reich im Kopfe zu haben; ebensogut könnte man in einer Haus- 
frauenschule als Vorbedingung praktischer Rechenkunst die höhere 
Analysis lehren. Es fragt sich nur, ob der Mediziner naturwissen- 
schaftliche Schulung braucht und wieviel? Ob’er das „Denken 
am Kranken‘ letzten Endes aus dem physikalischen und chemolo- 
gischen Denken schöpfen, ableiten muß? Oder aus jenem Denken, 
mit dem man Botanik und Zoologie treibt? Bun 
Pathologie ist nicht „angewandte“ Naturwissenschaft, 
sondern ein selbständiger Zweig der Naturwissenschaft, und 
zwar der Biologie, der Lebensforschung. Eine materialistische 
Zeit batte sich der Illusion verschrieben, Pathologie,. wie über- 


` haupt Physiologie, ja Biologie, sei nichts als. „Physik und Chemie 
des Lebendigen“. Diese Zeit ist längst vorüber. Auch wer dem- 


Neovitalismus fernsteht, weiß dennoch, daß die Biologie mit den 


b ns Ah® 
er 
è 3 = 
. ME 
tn 
Te ee 
Des Sri 5 ` 
wT EA A 
t’ w Er * 
Pac NS D 
ena ma x ` 
RL Yon 4-4 RE 
>å 
~ — 


IS; 
RER mot SUL ERS NE SOSE Vote 


u 2 
muy 
IT 
en. 

a i 


i 
ee nee 
m, 
| 


wis 


x 5 
7% SOD 
2x were x anh an 
m >= zen Eh 
I IN 
er 


= - 


ENTE, nn 
EN 3 
RL e 
Soa AT 


Som. 


Se 
ln PLU 
roy 
ln m Zap NT gt, 
ee De ne es DER 
— i 3 
ny - _ 


A 
Bere 


.- “nen 


m = 
fr a $. 


um 
An 
ee A 
mn 
C4 
A 


- a 
w 2 
Bene 


Zi 
—[ 
POER 

vo 


HETE a = 
TEN 
Po 


=~ 
en oe 73 
un De u 
Pu 


un. 


RT, 
ehe ee u as: 


um: wg, 
Ban 
ER 


wi 
ee Sa an 
T T nut > ORT 
i ke S a 


a. 


nF 


~- 
zen 
po 


m - 
T 
Fun 
imr. - 
piya “t 


~ 


i e tea aT s 
wen am Ne 
BER 


en 
OANTAL, a 
£ ne eng 
EL na ze 
ee Daran 
= ne u 
T Da merr 
= mn 7 
=< $ 
m 
a = 


Re 
ei 
z 


ei 
r aS 
m 


en 


-r £. 
saa I 287 
TNI 


eSom, 
EL? 
em nn 
SSL Rn 
z ~ 
EEE 
Cae a P 
= 


NER 
= 


. f 
a eE Da CAE 
7 t 
ma. 


PERETE 


m 


zer 
"nen 
e 


y t 


- ae 


E: 
b 
Er 
U 
(Bes 
Li, 
h 
Be 
De 
| 
ro 
si 


ee 
a I a ee ’ 


nr N. 
el te w 


N 
502 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 20. r. 18. Mai. 
nouu — SESSO Co N U DO o aa Tg 
Ergebnissen und Methoden der Physik und Chemie nicht bis = Ein Institut für physikalische Heilkunde ist 


zu ihren autonomen Problemen vordringt. Die Biologie hat | an der Universität Freiburg mit einem Kapital von 500 000 M, die n 
ihre Fragestellungen, denen Physik und Chemie wertvolle Einzel- nicht bekannt sein wollender Wohltäter spendete, errichtet worden. 
hilfen bieten — mehr nicht; die biologische Problematik ist heute | Zu den Aufgaben des Instituts gehören insbesondere: die Erforschung, 


s ; . Lehre und Behandlung aller Zweige der physikalischen Heilkunde 
ein naturwissenschaftlicher Stoff- und Fragen- und Methodenkreis | \nter besonderer Berücksichtigung der Hy Arotherapie und Orthopädie, 


Saar auf eignen Füßen, und die Pathologie bildet a AUS- ferner die Behandlung der Kriegsbeschädigten. Unter diesen haben 
schnitt daraus. Man hat mit Recht gescherzt, daß die \ orberei- | deutsche Wehrmänner, die in der Schweiz wohnen, bei der Aufnahme 
tung eines Wassermann schen Reagens mehr an die magische | und der Regelung der Behandlungskosten eine Vorzugsstellung. 

Hexenküche des Mittelalters als ans moderne chemische Labo- a A p — F z 
ratorium erinnere. Die Pflanze spottet mit ihrem negativen Geo- |. 5 olberg. Die Gründung einer örtlichen Vereinigung für das 
tropismus der Schwerkraft, ihr Transpirationsstrom entzieht sich ärztliche Be messa wird auf A Trep AnH des Centralkomitees 
noch immer der klaren hydromechanischen Deutung; „chemische“ geplant. Die ersten Kurse sind für die Zeit vom 2. bis 23. Juni d; J. 


y à ze Coan ; t; - In Aussicht genommene Vortragende: Dr. Kalb, Chefarzt des Städ- 
Vorgänge, die wir für „glatt“ hielten, wie den Stoffwechsel, sind | tischen Krankenhauses (Chirurgie), Dr Fabian (Augenheilkunde), 


uns durch die biologischen Forschungen, z B. die Fermentlehre, | Dr. Wüstmann (Hals-, Nasen-, Ohrenleiden), Geheimrat Mercklin, 
erst in ihrer ganzen Verwieklung deutlich geworden. Das bio- | Direktor der Heil- und Pflegeanstalt Treptow a. R. (Psychiatrie und 
logische Denken unterscheidet sich m ganz wesentlichen Stücken Nervenheilkunde). Auch Fürsorgetätigkeit und soziale Medizin sollen 
vom physikalischen und chemistischen. Wer heute den Mediziner | berücksichtigt werden. Nähere Auskunft erteilt der Kreisarzt in Kolberg- 
stramm physikalisch und chemisch schult, läuft Gefahr, ibn dem we; 
Denken, das ihm nottut, geradezu ZU entfremden und einen Geh. Rat Prof. Dr. Abde rhalden hat in der preußischen 
Arzt zu züchten, der den Organismus für eine Retorte oder einen Landesversammlung mit Unterstützung anderer Parteien den Antrag 
Dampfdruckapparat oder eine elektrische Batterie hält; der am gestellt, ein Gesetz zu erlassen, nach dem die Vorschriften der Para- 


E I Re BR graphen 1, 3, 4, 6, 8 der Verordnung der Regierung über die Ge- 
Krankenbette mee hanistisch denkt und der währung Yon Straffreiheit und Strafmilderung in Disziplinarsachen 


wird das Gegenteil eines guion. ATZO T SONNA Das Geheimnis auch auf ehrengerichtliche Strafen und ehrengerichtliche Verfahren 

z. B. der modernen „Chemotherapie“ ist gerade die Biologisierung | gegen Ärzte Anwendung finden. 

der ‚chemotherapeutischen Probleme. Man mag sich das an Ehr- | 

lichs Seitenkettentheorie klarmachen. Was hier im einzelnen Berlin. Am Freitag, dem 9. dieses Monats, fand im Rheingold 

sich bewährt hat, besitzt die Geltung eines Axioms. die Gründungsversammlung des Groß-Berliner Ärzte- 

(Fortsetzung folgt.) bundes statt. Der Bund zählt bereits über 1000 Berliner Ärzte zu seinen 
Mitgliedern, fast sämtliche Berliner Standesvereine und ebenso die der 


pna ee nn 


p 
u , a - ym 
4 D 
1 ` A D ADSS 
| Ar 4 
u y > MP 
! es 
ji 1 
10 å t Ean t DHR s 
i J JAT RANN 
. $ $ ler 
' i A BT Kor, f 
era 
i i [URA 
t f i nOA 
17 I “ 
s 1 i 
- f, yu j ra 4 
1‘) % P . 
f '. A | 
f KMT, T 
i f f i vr 
| \ + Hin 
ar 
Í s| N) Y i 
| f i -E n ar 
$] 
5 i 
N D 
Ur d 
rt \ F À 
hi 1 t | 4 . 
fi E \ 
i ? mii f 
h s < 
3 4'i 
I r H 
u 
t g \ 
. yti 
E 
| 4 | Yu, ; 
1.1 u 
P Li U 
á ) A talk 
a Alpe f 
f AE ar 
A 7 ö i 
p E i (i i 
7 r 
die i u PES ae dy f 
i 4 MEN 
A Dr 
Í i | VETT 
\ Ka 
í i reyi 
nT a \ | 
A 
2 Í E 
| ar 
l | 1 Ar 
j ` N 
(i 
i 
A 9 | 
i 4 i 
\ a Al ri dl 
' Hl y 
[1 i $ , Hi IAA 
a ar, 
A p? ul 
| u l 
\ I 
Í Í 
Ui g 
2 an r 
’ N $ ' 
A Y 
t ' 4 N 
mar 
d HEN 
t W I 
U 
SURPAT 
Ai. | p 
( s "i 
% WAIE 
' N \ 
1} i d te 
t $ 
| 
i PAT: (Y 
. u ann 
Í muiad 
` L bi p 
i IE 7 
| I Mi 
13 Í íl 1 las! 
g { Bet 
IE WAR 
} u 
ti T 
Li r t 
il f 
r $ Pu! ar m 
IH TAMKA 
i Wot WIE 
i ii N I 
í \ ER j IE 
Vi f AA EH 
l ij l MANTHEY 
' 
i h TanER 
d | u Aa Bach 
\ 3 18 to 
) a 
' Ihs y 
D i d į A" 
3 | 1 
y H: | 
| j! i 5 N 
! ti 1 
Ra e Y f 
i him 
' Í g 
t È $ { 
5 i 1 { ypt 
i i b i 
v a 
0 i | 2 CH] 
gis wT f 
| N | Kerry 
i IE 
2 1 r Y r $ 
+ \ Vis j 
Í ; E Í 
S 
\ Ku ’ 
è I | 
E 
i ri | b 


htl; Dan Vororte haben es ihren Mitgliedern zur Pflicht gemacht, dem Bunde 
Tagesgeschichtliche Notizen. beizutreten, sodaß mit Sicherheit der Zusammenschluß der gesamten 
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur Groß-Berliner Ärzteschaft zu einem einzigen Verbande innerhalb kurzer 


mit genauer Quellenangabe gestattet.) Zeit zu erwarten ist. Nach einem erläuternden Bericht des Herrn 

Über das Studium der Lebensmittelehemie nach | Ritter wurden die vorliegenden Satzungen angenommen und der 
dem Kriege hat Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Theodor Paul in der Zeit- bisher tätige 50 gliedrige Ausschuß mit der Weiterführung der Geschäfte 
schrift für angewandte Chemie 1919, Nr. 30, einen Aufsatz veröffent- beauftragt, bis nach der Einteilung der Mitglieder in die in den Satzungen 
licht, dessen Inhalt er in folgenden Sätzen zusammengefaßt hat: vorgesehenen Untergruppen die endgültigen Wahlen zu dem wahr- 

„Im Interesse der im Lebensmittelgewerbe ebenso wie auf allen scheinlich 30 gliedrigen Ausschuß erfolgen können. Eine der ersten 
Gebieten des Wirtschaftslebens heute und später gebotenen Sparsam- Aufgaben, die der Bund zu lösen haben wird, ist die Vorbereitung und 
keit müssen in Zukunft zwei Klassen von Lebensmittelehemikern aus- Durchführung der im November dieses Jahres vorzunehmenden Neu- 
gebildet werden; a) Nahrungsm ittelehemiker zur Über- wahlen zur Ärztekammer für die Provinz Brandenburg und den Stadt- 
wachung des Verkehrs mit Lebensmitteln und zur Beratung der Be- kreis Berlin. Hierzu berichtete Herr Sternberg, daß bei diesen 
hörden in allen Lebensmittelfragen. b) Betriebslebensmittel- Wahlen, laut einer im Jahre 1912 ergangenen Verfügung, nicht 
chemiker, welche die deutsche Lebensmittelindustrie auf wissen- mehr der Stadtkreis Berlin, sondern der Landespolizeibezirk S 
schaftliche Grundlage stellen und den Betrieb nach wissenschaftlichen | en Wahlkreis zu gelten habe, sodaß die Groß- Berliner Ärzte- 
Grundsätzen leiten können. schaft voraussichtlich 60 Mitglieder von insgesamt 88 10 die 

Die Überwachung des Verkebrs mit Lebensmitteln muß nach | Kammer zu entsenden haben werde. In seinen weiteren 
verschiedener Richtung erweitert werden, und dementsprechend ist die Ausführungen berührte er die verschiedenen, die Ärzteschaft auf 
Ausbildung der Nahrungs mittelchemiker neu zu gestalten. ideellem und materiellem Gebiete bedrohenden Gefahren der Verstad 
Die Ausbildung der B etriebslebensmittele hemiker hat im | lichung, der durch die Einführung der bevorstehenden Familien- 
Rahmen des an deutschen Hochschulen üblichen Studienganges der versicherung zu befürchtenden Einepgung des ärztlichen Arbeitsmarktes. 
Chemiker zu erfolgen und findet ihren Abschluß in der Doktorprüfung Auch die in kürzester Frist zu erwartende Eingemeindung zahlreicher, 
mit Chemie als Hauptfach. Denjenigen Studierenden, die Betriebs- bisher selbständiger kommunaler größerer und kleiner Gebilde 10 Berlin 
lebensmittelchemiker werden wollen, aber wegen der sich damit eröff- | werde die Beziehungen der Ärzteschaft zu den centralisierten Stadt- 
nenden weiteren Aussichten im Beruf Wert auf die Ablegung der Nah- verwaltungen stark beeinflussen. Allen diesen Schwierigkeiten Wer è: 
rungsmittelchemikerprüfung legen, bleibt es unbenommen, sich dieser die Ärzteschaft nur gewachsen sein, wenn ihre staatliche tandes- 
Prüfung zu unterziehen. Ein großer Mehraufwand an Zeit ist damit: | vertretung nicht, wie bisher, aus den Wahlen einzelner Gruppen, son- 
nicht verbunden, weil die Ausbildung beider Klassen von Lebensmittel- | dern aus solchen der Gesamtheit der Berufsgenossen hervorgehe, des- 
chemikern sehr ähnlich ist. wegen müßte schon diesmal der neue Bund die Vorbereitung für 1: 

Es ist Aufgabe der W issenschaft und namentlich der Chemie, die Aufstellung der Kandidaten für die Ärztekammer in die Hand nehmen. 
Grundlagen für die Gewinnung, Aufbewahrung und Zubereitung der | Ein Antrag, den Aussehuß mit diesen vorbereitenden Schritten zu be- 
Speisen nach wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Grundsä'zen festzu- | trauen, fand die Zustimmung der Versammlung. , 
legen, ein erfolgversprechendes Arbeitsfeld. Staat und Lebensmittel- 
industrie haben dafür zu Sorgen, daß die Nahrungsmittelchemiker eine dem 
Umfang ihrer Ausbildung entsprechende Lebensstellung und Entlohnung 
erhalten. Außerdem müssen den lebensmittelchemischen Hochschul- 
instituten, Forschungsanstalten und Fachanstalten die zur Ausbildung 
der Studierenden und zur wissenschaftlichen Forschung erforderlichen 


Geldmittel gewährt werden.“ 


Die Oberösterreichische Ärztekammer hat an das Städtische Woh- 
nungsamt in Linz folgende Zuschrift gerichtet: „Da dem Vernehmen 


5 rn ger — on 
ye 3 PODIA mbeg Eye — 
> (= Me pis m Wairi > 
u En S — _ - er _ - 


Berlin. Im Kaiserin - Friedrich - Haus für das ärztliche Fort- 
bildungswesen ist eine Ausstellung für Ärzte zusammengestellt 
worden, welche Moulagen, graphische Darstellungen und anderes Be- 
lehrendes aus dem Gebiete der Pocken, des FleckfieberS und 
der Malaria umfaßt. 


Hochschulnachrichten. Berlin: Geheimrat Prof. Dr. 
M.Wolff, Direktor der Universitäts-Poliklinik für Lungenkrankheleh- 
zum ordentlichen Honorarprofessor ernannt. Dr. Brüning Mr Chir- 


nach eine neuerliche Revision der Wohnungen durch die aus | urgie habilitiert, — Bonn a. Rh.: Der Anatom Prof. Dr. Schieffer- 
Vertretern der Gemeinde sowie des Arbeiter- und  Soldatenrates be- | decker zum ordentlichen Honorarprofessor ernannt. ma 
stehende Kommission stattfioden soll, erlaubt sich die Ärztekammer zu furta. M.: Prof. Göppert, Direktor des Anatomischen' Instituts, 
ersuchen, es mögen ihr allfällige Verfügungen dieser Kommission — hat einen Ruf nach Marburg als Nachfolger von Prof. E. Gasse! 
insoweit sie sich auf ärztliche Ordinations- und Warteräume beziehen — | erhalten. — Göttingen: Geheimrat Prof. Dr. F. Merke |, Direktor 


sofort zur Begutachtung bekanntgegeben werden, da Verfügungen, des Anatomischen Instituts, feierte das goldene Doktorjubilaum. T, 

welche ohne diese Begutachtung der Ärztekammer etwa getroffen | Hamburg: Zu Ordinarien an der Universität wurden ernannb: 

würden, unter Umständen mit der sofortigen Einstellung des gesamten | Prof. Dr. © Meves (Histologie) aus Kiel und Dr. Bernstein, 

ärztlichen Dienstes in Linz und Urfahr beantwortet werden müßten.“ Abteilungsvorsteher am Krankenhause St. Georg. 
Kb A 


— 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8. 


Yo Digitized by Google 


i ERE o 

wa XV. Jahrgang. wo 
uf |. Nr. 21 (755) nn ji. 
u OO o peie 
a). I 
er doaa 
"S ETERN 
ii & i p l > j > | | ; F) in n PR 
Fr o u | | ve J ee Be a 
ua En ı 198 | LI pn salg: Ä A t pa en PRES. 
e Wochenschrift für praktische Arzt - e, 
| - | er | | oc er a 5 S a, 
j | | redigiert von | len 2.000... "Verlag von et aep Ga li eng 
Af Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg. Urban & Schwarzenberg I 
ni | © Borin a Berlia E 
a Inhalt: Originalarbėiten: R. Schmidt und O. Kraus, Über Proteinkörpertberapie bei Tuberkulose: H. Arnsperger, .Malariafragen. BER Ergi io 
; K. Paschkis, Über Typhlitis gripposa. K. W. Eunike, Zur Blutübertragung. H. Schroeder, Über Ergebnisse der. Ausflockungsreaktion DE f Kalkan in 
yÍ ‚nach Meinicke und Sachs-Georgi für die serologische Luesdiagnostik. E. Vogt, Über ein Riesenempyem der Pleura, zugleich ein Beitrag zur a FERNE 

d Lehre von der Dextrokardie. — Referatenteil: Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und I: MAP a 

i Auswärtige Berichte: Berlin. Frankfurt a M. Hamburg. Königsberg i. Pr. — Rundschau: W. Hellpach, Die Neugestaltung des medizinischen ! OAAR 

i iai ` Unterrichts (Fortsetzung). E. Wolff, Die Steuerpflicht des Arztes in Preußen. — Tagesgeschichtliche Notizen. Ä | | EF a 

. Der Verläg behält sich das ausschließliche Recht der Verylelfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Origtnülbeiträge vor. | vn I n 

i ‚Aus (der 1. deutschen medizinischen Klinik in Prag = Der Angriffspunkt ‚dürfte vielmehr im Wurzelgebiet bio- ‘a T 

z (Vörstand: Prof. Dr. R. Schmidt). ‚logischer Lebensvorgänge gelegen sein und scheint. es’ vielleicht DR EEE 

Bu E ANNE EN Sn 2 am naheliegendsten, an eine Art Protoplasmaaktivierung zu denken, A 

| - Über Proteinkörpertherapie bei Tuberkulose. wie sie W. Weichardt als Wirkungsart von höhermolekularen An 

= | | Von. i ay Eiweißprodukten annimmt, eine Protoplasmaaktivierung, die sich HART BEER 

eS CAN a E : x ‘auf sehr. verschiedene Zellgebiete erstrecken dürfte und vielleicht Hu. 

TE Prof. Dr. R. -Schmidt und Sekundärarzt Dr. Otto Kraus. mit einer Förderung yon Katalysatorentätigkeit zusammenhängt. Tef H 

| Die Zweifel an der restlosen Speeifität der Tuberkulinpräpa- | ,„ Es dürfte sich empfehlen, die. klinischen Symptome protein- . ES 

| rate sind wohl ebenso alt als das Tuberkulin selbst. So behaup- | Körpertherapeufischer Maßnahmen im Lichte dieser Arbeitsbypothese Me 

| tete schon 1895 Matthes, sämtliche Reaktionen des Tuberkulins BINZUSEL EN, | m. u G u 

mit Deuteroalbumosen hervorrufen zu können, und.er sprach sich‘ Wenn W. Weichardt darauf hinweist, daß seine Ver- o 

dahin’ äus, da8 -der immerhin frappante -Unterschied in der schon | Suchstiere nach Einspritzung höhermolekularer Eiweißspaltprodukte o 

‚wirksamen Dosis von Tuberkulin einerseits und Deuteroalbumose | in mittlerer Dosierung eventuell in einen Zustand besonderer a 

Leistungsfähigkeit geraten, die sich objektiv in Form großer Muskel- E 


leistungen, aber auch z.. B. als gesteigerte. Drüsenleistung nach- 
weisen läßt und die ganz allgemein in Form einer besonderer’ 
Lebhaftigkeit der Versuchstiere zum Ausdruck kommt, so würde 
ein klinisches Gegenstück hierzu sein die ganz auffallende Eu- 
phorie, die vielfach, so unter anderem bei schweren Bluterkran- 
kungen, am Tage nach der fieberhaften Reaktion in Erschei- 
nung tritt. ee BR 2, 
In diesem Sinne ‘scheint es sich auf diesem Gebiete um 


andererseits und die oft auffallende Potenz auch. kleinster Tuber- 
kulinmengen nur durch Beimengung eines sehr giftig wirkenden 
Peptons” bedingt sei. | 

. Als. an.der Klinik Oktober 1915, also vor Erscheinen der 
ersten Mitteilung über parenterale Einverleibung von Milch, Milch 
in -einem Falle von Anaemia perniciosa gespritzt wurde, leiteten 
Uns hierbei nebst dem Bestreben einer therapeutischen Beein- 
flussung besonders biologische Gesichtspunkte. Jn Zusammen- 


ne ee 


. fassung von nur scheinbar heterogenen Einwirkungen. sahen wir- 
p rn veranlaßt zur Aufstellung des neuen Begriffes der „Protein- 
{rpertherapie“'). Unsere diesbezüglichen Untersuchungen haben . 


dann weiterhin eine hämatologische Vertiefung erfahren?) und er- 


a sich auch die Möglichkeit, auf diesem Wege ‘das pyrogene- 
tische Reaktionsvermögen als konstitutionelles Merkzeichen zu. 
 „Uberprüfen?), 


Tprü Der von üns. neu geprägte Begriff der P.-K.-The- 
rapie hat sich ae g! 

alilchinjektionen als Einzelfall. proteinkörpertherapeutischer Beein- 
tssung in Anwendung kamen, ist die diesbezügliche Literatur 


kaum mehr übersehbar*). | 
‚Auf Wunsch der Redaktionen der Berliner klinischen Wochen- 


- Schrift- und der Therapeutischen Monatshefte wurde aus der Klinik 


die diesbezügliche Literatur von meinem Mitarbeiter P. Kaz- 
‚Nelso n ë). übersichtlich und kritisch zusammengestellt und ist eine. 
nn Zusammenstellung der jüngst erschienenen Publikationen 
tik W. Weich ardts Ergebnisse der Bakteriologie und Immuni- 
p forschung. in "Aussicht genommen. Die Indikationsweite der 
1.X« Therapie darf nicht überraschen, handelt es sich doch auf 
He Gebiete der P.-K,-Therapie, mag nun Serum, Nuclein, Deu- 
eroalbumosen oder Milch in Anwendung kommen, nicht um Phar- 
maka, ‚welche‘ digitalisartig nur auf eini 
Prozesse eingestellt sind. | 
rn SE r ; 


; ) R.Schm idt, Über Proteinkörpertherapie. M. K1. 1916 Nr. 7.) 
H: a p Schmidt und P.Kazn els on, Zschr. f. klin. M. Ba. 88, 
PR. Sebmidt, Zschr. f. klin. M. Bd, 85, H.3 und 4. `- 

P. ‘Nach ungefährér Schätzung zirka 100 Publikationen: 
Ther. Mh. November 1917; . B. kl. W. 1917, Nr. 17. 


rasch Bürgerrecht erworben,. und besonders, soweit. 


ge wenige Krankheits- 


therapeutische Maßnahmen zu handeln, welche nicht digitalisähn- 
lich in einen bestimmten Krankheitsmechanismus einpassen,- wohl 
aber allgemein hygienischen Maßnahmen, wie z: B. solchen balneo- 
therapeutischer: Natur, vergleichbar sind.. Diese eigentümliche 
Euphorie kommt in unseren Fällen von milchgespritzten tuberku- 
lösen Kranken vielfach schon am Abend des Injektionstages, be- 
sonders aber. am folgenden Tage zum‘ Ausdruck. 


Bei .der weitumfassenden Indikationsstellung, wie. sie im 
Wesen derP.-K.-Therapie begründet ist, muß es eigentlich wunder- 
nehmen, daß anscheinend — die diesbezügliche Literatur ist ja aller- 


dings, wie schon betont; schwer mehr vollkommen zu übersehen — 


systematische therapeutische Versuche über Milchinjektionsbehand- | 


lung.bei Tuberkulose bisher nicht gemacht wurden. Es lag ja aller- 
dings im allgemeinen mehr die Tendenz vor, akute Infektions- 
prozesse in küpierendem Sinne zu beeinflussen. Es mag. auch 


sein, daß da und dort vielleicht Versuche einer Milchbehandlung 


bei Tuberkulose gemacht wurden, aber an unzweckmäßiger Aus- 
wahl der Fälle oder an unzweckmäßiger Dosierung scheiterten, 
und daher literarisch nicht mitgeteilt warden. = — 0 2 2 00 

` ` Was nun die Erfahrungen unserer Klinik auf diesem neuen. 
Gebiete betrifft, so läßt sich der Eindruck, den wir bisher ge- 
wonnen haben, dahin: zusammenfassen: Was die Tuberkulin- 
therapie leistet, scheint die Milchtherapie 
auch zu leisten. Bei dem nüchternen Standpunkt, welchen 
unsere Klinik der Tuberkulintherapie gegenüber einnimmt, soll 
dies besagen: Vor übertriebenen Hoffnungen sei gewarnt, geeig- 


nete Fälle lassen sich aber zweifellos recht günstig beeinflussen, 
Dies mögen die folgenden Beobachtungen des näheren erläutern. 


! 


fe 


. mie. 


rm z —— — 
=, A - > - - " 
u 2a 9 an - = “ 
nn nn | A me A * : u = - 
5 See pre - T= {a — aj- Free 
Aa - Pr- -s Dagh n Ean, - a ee “_ > z ng =OS 
z . ar Fe a u u PEN g : re a E LLS} S en I: — 
x ng a - - Toa - z 
TTO- i -= z š aspa on 
TER UT Te een i = I N: a ET A un TE Sue ne 
-, = - ar Tun ER Re Bee: =. Pr Dr et Ta TE EN ir 
nn eri EN Ek kia 2 ii again Stern, Sae aT art 
> . cegon. 2 AT o Raai E EE ed u. a 
i ; i . RE ® 


; 

J: 

ra 

[ 
4-7 

H v 

i t 
I He: 
N 


[ Paper ee 


„u eu 


“7 


Nee -m ler mann - eg Er Fe a 
5 Sog sr 
En k REN : 


B04 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 21. | 295: Mai, 


Es darf dabei wohl darauf hingewiesen werden, daß bei den 
gegenwärtigen elenden Ernährungsverhältnissen der nach dritter 
Klasse verköstigten klinischen Kranken Gewichtszunahmen höher 


einzuschätzen sind, als dies vielleicht in normalen Zeitläuften 


der Fall wäre. 


~. 1. M. G., 89 Jahre. Tuberkulöse Infiltration beider Lungenober- 
lappen. Baeillenbefund +--+. Selten spontanes Fieber. Seit drei 
Monaten krank. Zweimal Hämoptoe vorausgegangen. Starke Nacht- 
schweiße. Patient fühlt sich sehr schwach. Auf 1 ccm Milch intra- 
glutäal erfolgt nur eine geringe Fieberreaktion (Höchsttemperatur 37,89. 
Auf 1 mg A.-T.-K. keine Fieberreaktion, dagegen eine starke Rötung, 
Schwellung, Schmerzhaftigkeit. an der Einstichstelle. Eine größere 
Dosis Milch (2 ccm intraglutäal) vermag eine etwas höher Temperatur- 
steigerung hervorzurufen, doch bleibt Patient auch da manchmal an 
den Injektionstagen, besonders in letzter Zeit, fieberfrei. 

ber die Wirkung der einzelnen Milchinjektionen macht Patient 


‘folgende Angaben: i12 Stunden nach der Injektion treten Schmerzen 


auf der Brust auf, gleichzeitig auch Blutandrang zum Kopfe, wobei 
auch das Gesicht rot wird, und Kopfschmerzen. Patient fühlt sich sehr 
matt und wird nachmittags ruhebedürftig. Sechs bis sieben Stunden 
nach der Injektion kann man auch eine deutliche Vermehrung der 


Rasselgeräusche über den erkrankten Lungenpartien konstatieren. Gegen 


8 Uhr abends tritt eine bedeutende Besserung ein. Patient atmet 
leichter, schläft gut, fühlt sich am nächsten Tage frisch und erleichtert. 
Die Nacht der injektionslosen Tage wird nicht mehr so gut verbracht. 
Nach viermonatiger Behandlung mit ‘intraglutäalen Milchinjektionen 
verläßt Patient mit einer Körpergewichtszunahme von 4,8 kg die Klinik. 
Im Sputum sind Tuberkelbacillen nur mehr spärlich nachzuweisen, 
während sie zur Zeit der Aufnahme reichlichst zu finden waren. 


2. E. R., Arbeiter, 18 Jahre. Lungenspitzenkatarrh rechts. Bacillen- 
befund +. Afebril oder nur leichte Temperztursteigerungen. Patient 
zeigt ein sehr starkes pyrogenetisches Reaktionsvermögen. Auföcem Milch 
intraglutäal folgt ein viertägiges Reaktionsfieber, wobei es auch zu einer 
starken Herpes-labialis-Eruption und Nasenbluten kommt. Patient 
fühlt sich sehr matt und klagt über Stechen auf der Brust. Auf der 
Höhe der Reaktion sind die Rasselgeräusche über der rechten Lungen- 
spitze reichlicher hörbar. Nach zirka einer Woche (Fieber bereits voll- 
ständig abgeklungen) wird 1 cem Milch intraglutäal injiziert. Da auch 
hier die Temperatur sehr hoch ansteigt, bekommt Patient nur !/2 cem. 
Er gibt an, daß an den Injektionstagen nach einem Stadium der 
Mattigkeit, das bis gegen Abend andauert, ein ganz auffallendes Wohl- 
befinden sich einstelle. Die Injektionen werden weiter fortgesetzt. 
Körpergewichtszunahme nach zwei Monaten 300 g. 


8. G. D., Schlosser, 25 Jahre. Tuberkulöse Infiltration des linken 
Oberlappens. Bacillenbefund -+-+. Subfebriler Verlauf. Auf 1 cem 
Milch intraglutäal anfangs Temperaturanstieg bis 39,8%, später immer 
geringere Fieberreaktionen. An den Tagen der Injektion stets nach- 
mittags Schmerzen in der linken Lungenspitzengegend und Atemnot. 
Gegen Abend Besserung, und die Nacht ungestört. Nach drei Wochen 
Steigerung der Dosis auf 2 cem und nach weiteren fünf Wochen auf 
3 ccm. Körpergewichtsanstieg nach drei Monaten 2 kg. 


4. J. B., Raseur, 32 Jahre. Apieitis dextra. Verschärftes Atmen 
über der rechten Lungenspitze. Bacillenbefund -F-+. Subfebriler Ver- 
lauf. Auf 1 ccm Milch (9 Uhr vormittags) Fieberreaktion bis 39,4° 
(8 Uhr abends). Gegen 4 Uhr nachmittags Kopfschmerzen, Hitze- 
gefühl, Atemnot und Schmerzen auf der Brust, besonders in der rechten 


Lungenspitzengegend. Auseultatorisch deutliche Zunahme der Rassel- 


geräusche nachweisbar. Gegen 10 Uhr abends atmet Patient 
leichter, fühlt sich wohl und schläft auch gut. Am nächsten Tage 
fieberfrei und auffallende Euphorie. Die Injektionen werden jeden zweiten 
Tag wiederholt, und zwar, wie bei allen Fällen, stets in der Zeit 
von 8 bis 9 Uhr vormittags. Die Erscheinungen bleiben ‚immer die- 
selben, nur die . Fieberreaktion wird jedesmal geringer. Schließlich 
Fieberanstieg nur bis 37,6°. Nach 18tägigem Aufenthalte Körpergewichts- 
zunahme von 700 g. 


ö. W.C., Tischler, 48 Jahre. Tuberkulose des rechten Oberlappens. 
Daselbst bronchiales Atmen und ganz vereinzelt Rasselgeräusche. Ba- 
eillenbefund ++. Subfebril. Nach der Injektion (1 ecem Milch intra- 
glutäal) erfolgt unter Kopfschmerzen und Schmerzen in der rechten 
Schulterblattgegend ein allmählicher Temperaturanstieg bis 39,2° (sieben 
Stunden nach der Injektion). Um dieselbe Zeit sind auch Rassel- 
geräusche über der rechten Spitze reichlich nachweisbar. Spät abends 
leichteres Abhusten und stärkere Expektoration, Schlaf besser. Am 
nächsten Tage nur subfebril und bedeutend erleichtert. Bei 
Wiederholung der Injektion immer dieselben Erscheinungen, nur tritt 
später keine Fieberreaktion auf; daher Steigerung der Dosis auf 2 ccm 
und später auf 3 ccm. Nach zirka dreimonatiger Behandlung verläßt 
Patient fieberfrei mit einer Körpergewichtszunahme von mehr als 2 kg 
die Klinik. p 


6. A. K., Arbeiterin, - 27 Jahre. Tuberkulose beider Oberlappen, 
besonders rechts. Bacillenbefund +-+. Spontanes Fieber an manchen 
Tagen, besonders in den Abendstunden (unter 38%. Starke Nacht- 
schweiße. An den Tagen der Injektion (1 cem Milch intraglutäal 9 Uhr 
vormittags) gegen 4 Uhr nachmittags Stechen im Rücken, Kopf- 


schmerzen, Mattigkeit. Die Temperatur steigt immer nachmittags an 
und erreicht gegen Abend den Höhepunkt (über 39°). Während der. 
Allgemeinerscheinungen werden die Rasselgeräusche viel deutlicher, 
Die folgende Nacht wird gut verbracht. Die früher quälenden Nacht- 
schweiße sistieren. Am Tage nach jeder Injektion Wohlbefinden und 
Besserung des Appetits. Nach der fünften Injektion nur mehr ge- 
ringe Fieberreaktion (Höchsttemperatur 87,1%). Nach drei Wochen 
Körpergewichtszunahme von fast 11/2 kg. 


7. F.S., Kutscher, 54 Jahre. Tuberkulose des rechten Oberlappens. 
Bacillenbefund +. Fast afebriler Verlauf. Nach der ersten intra- 


glutäalen Milchinjektion (i cem) zirka sieben Stunden nach der Injektion 


Kopfschmerzen, Schwächegefühl, Unruhe, Atemnot, Fieberanstieg bis 
39%. Auf der Höhe des Fiebers deutliche Vermehrung der Rassel- 
geräusche. Patient schläft gut und zeigt am nächsten Tag auffallende 
Euphorie, Nach zirka 14 Tagen fehlt die Fieberreaktion; daher werden 
2cem Milch injiziert. Der Temperaturanstieg, mit dem Patient anfangs 


auch auf diese Dosis reagiert, wird immer geringer. Gewichtszunahme 
nach zirka vier Wochen +% kg. 


8. J. T., Hausierer, 32 Jahre. Apicitis lateris utriusque. Bacillen- 
befund ++. Spontane Höchsttemperatur 37,5°, gewöhnlich afebril. 
Reagiert auf ji cem Milch intraglutäal mit Allgemeinerscheinungen und 


‚Fieberanstieg, wobei auch objektiv eine Verstärkung der lokalen Krank- 


heitsphänomene nachweisbar ist. Die Fieberreaktion wird immer schwächer 
und bleibt schließlich aus. An den Tagen der Injektion besserer Schlaf 
und am nächstfolgenden Tag immer Wohlbefinden und Besserung des 
Appetits. Körpergewichtsanstieg nach zwei Monaten 900 g. 


9. J. St., Arbeiter, 18 Jahre. Rechtsseitige tuberkulöse Pleuritis. 
Anfangs subfebriler Verlauf (Höchsttemperatur 87,2"). Flüssigkeitserguß 
nimmt fast den ganzen rechten Pleuraraum ein. Nach der Injektion von 
ö cem Milch intraglutäal erfolgt ein allmählicher Anstieg der Temperatur . 
bis 39° (nach sieben Stunden). Dabei Kopfschmerzen. Mattigkeit, Müdigkeit. 
Am nächsten Tage fühlt sich Patient wohl, nachdem er schon die Nacht 
gut verbracht hatte. Auftreten eines Herpes labialis. Von da ab wird 
Patient fortlaufend mit intraglutäalen Milchinjektionen behandelt, und 
zwar anfangs mit 1 ccm, und nach Aufhören der Fieberreaktion 
mit 2 ccm. Bald wird ein allmählicher Anstieg der Diurese (bis 2000 cem 
pro die gegen 400 bis 500 cem zur Zeit der Aufnahme) beobachtet, 
und zwar an dem der Injektion nächstfolgenden Tage. Der Dämpfungs- 
bezirk über der rechten Lunge wird immer geringer und verschwindet 
schließlich. Nach vierwöchiger Behandlung wird Patient fieber- und 
beschwerdefrei mit einer Körpergewichtszunahme von 600 g entlassen. 


10. F. S., 61 Jahre. Linksseitige tuberkulöse Pleuritis, Apieitis 
dextra. Bacillenbefund +. Fieberfrei. Patient wird in Intervallen von 
einigen Tagen mit intraglutäalen Milchinjektionen (1 ccm) behandelt. 
Während ‚nach der ersten Injektion (nach zehn Stunden) eine Fieber- 
reaktion bis 38,3° zu konstatieren ist, werden die Temperatursteigerungen 
nach den nächstfolgenden Injektionen geringer und bleiben schließlich 
aus. Auffallend ist das Auftreten einer hohen Diurese (bis 3900 cem 
täglich gegen 650 bis 1250 vor der Behandlung). Nach achtwöchiger 
Behandlung verläßt Patient mit einer Körpergewichtszunabme 
von 4,4 kg und negativem Baeillenbefund die Klinik. 


11. W. C., Fleischer, 55 Jahre. Tuberkulose des rechten Ober- 
lappens. Baeillenbefund +. Abendtemperaturen bis 37,7%. Nach 
1 ccm Milch subcutan Temperaturanstieg 39° (nach sieben Stunden). 
Sechs Stunden nach der Injektion beginnt Patient über Schmerzen an 
der Stichstelle zu klagen, welche sich stark rötet und infiltriert ist. 
Die .Schmerzreaktion dauert zirka zwei Stunden an. Gleichzeitig findet 
man auch über dem rechten Oberlappen eine deutliche Vermehrung der 
Rasselgeräusche, die früher nur spärlich nachzuweisen waren. Patient 
klagt über Stechen auf der Brust und Kopfschmerzen. Er reagiert 
auch mit einem starken Herpes labialis. Das Fieber klingt allmählich 
ab und beträgt nach 18 Stunden nur mehr 87°. Es folgt eine auf- 
fallende Euphorie und Patient verbringt die folgende Nacht sehr gut. 
Bei den folgenden Injektionen immer dieselben Erscheinungen. Doch 
wird der Temperaturanstieg immer geringer. Patient hat nach 18 Tagen 
um 900 g zugenommen. 


12, M. T., 45 Jahre. Apieitis lateris utriusque. Baecillen- 
befund Ø. Spontane geringe Abendtäniberskuren, Patient fühlt sieb 
sehr schwach. Da auf 1/ cem Milch subcutan kein Temperatur- 
anstieg erfolgt, wird 1 cem Milch subceutan injiziert. Zehn Stunden 
nach der Injektion erreicht das Fieber die Höhe von 39,8", o 
klingt es nicht wie gewöhnlich allmählich ab, sondern parti 
reagiert mit einem fünftägigen Fieber (Temperaturen bis 39,8%), WO ie 
es auch zu deutlicher Herpeseruption an der Oberlippe kommt. Starse 
Stichreaktion im Sinne einer Rötung, Schwellung und Schmerzhaftie” 
keit und über beiden Lungenspitzen Vermehrung besonders m 
feuchten Rasselgeräusche. Nach den nächsten Injektionen bewegt PA 
die Temperatur zwischen 87. und 87,5%. Patient fühlt sich nach zit 
vierwöchiger Behandlung wohl und hat sich sebr erholt. 


18. F. K., Arbeiter, 47 Jahre. Apicitis lateris utriusque. Bacilem 
befund positiv. Subfebriler Verlauf. Auf ! cem Milch subeun 
geringe Fieberreaktion, jedoch deutliche Stich- und Herdreaktion. a 
1 ecm Milch subcutan steigt das Fieber anfangs höher, wobel Vers 
ein ausgedehnter Herpes labialis auftritt, bei den späteren Injektion 


s 
- 
` . 


I.” - 25.:Mai. pa OoOO te i a EEE SENE E 
= | | | | A à ER P POE TA 
j | "Auswahl der Fälle. Genau wie für die Behandlung 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr 


s’ S 


‚21. 


$ wird der Temperaturanstieg immer geringer. Immer können wir eine 


M . 


. -partien deutlicher. 
.: bereits einen Monat 


befind 


‚und darüber 


' deutliche Lokalreaktion konstatieren und auf der Höhe des Fiebers 


: die Auscultationsphänomene über den erkrankten Lungen- 
ne Nächsten Tag. auffallende Euphorie. , Patient; der 


Besserung. = gi 
14. M. F., 33 Jahre. Apicitis lateris utriusque. Bacillenbefund.-} + 


Fieber zeitweise (Temperaturen unter 38°). Da Patient auf 1 cem Milch 
‚subeutan nur mit ‘geringen Temperaturen änspricht und. nach der 


`- zweiten Injektion sogar fieberfrei bleibt, werden 2 ccm injiziert. Sieben 
' Stunden nach der Injektion höchste Temperatur (88,5 °). Patient klagt 


über Kopfschmerzen und Stechen in der rechten Pene angen 
er 


Die Injektionsstelle ist schmerzhaft, gerötet und geschwollen. 
der rechten Spitze sind die Rasselgeräusche deutlicher und reichlicher. 


“Das Fieber klingt gegen Abend ab und Patient schläft: auch besser als 

` am vorhergehenden Tage.. Nach einer Woche können wir zu einer 

. höheren Dosis (2% cem): übergehen, da der -Temperaturanstieg nach. 
2 ccm gering ist. Gegenwärtig hat sich Patient bedeutend erholt. 


- 18. A. K. 27 Jahre. Tuberkulose des linken Oberlappens. Ba- 
cillenbefund ++. Seit April 1918 Husten und Nachtschweiße, manch- 
mal subfebrile Temperaturen. Auf 4%, cem Milch subeutan keine Tem- 
peratursteigerung. Starke “Lokalreaktion, keine. besondere Herd- und 
Allgemeinreaktion. Auf 1 cem Milch subeutan. Höchsttemperatur 87,5 °, 
deutliche Stichreaktion, und über der erkrankten. Lungenpartie Ver- 
‚schärfung des Atemgeräusches und Vermehrung der Rasselgeräusche 
(zirka sieben Stunden nach der Injektion).. -Von da ab wird täglich 
zuerst 1 ccm, später 2 ccm Milch subcutan injiziert. 


und ein vollkommenes Sistieren der früher quälenden Nachtschweiße. 


. ‚Nach fünfwöchiger- Behandlung Körpergewichtszunahme von 1 kg. 


~. 16. G. T., 17 Jahre. Apieitis sinistra. Bacillenbefund negativ. 
Subfebril. Seit drei Monaten Ausfluß aus der Scheide. In der Vagina 
sind mehrere Knötchen zu tasten, offenbar liegt auch hier ein speci- 
scher Prozeß vor (Klinik Prof. Wagner). Patientin bekommt jeden 
dritten Tag 1 ccm Milch subeutan. Schon nach den ersten Injektionen 
'nımmt die Menge des Vaginalausflusses ab. Nach dreiwöchiger Be- 
handlung fast kein Ausfluß mehr. Körpergewicht konstant. 

~ Die mitgeteilten Fälle enthalten eine Reihe gemeinsamer 
‚Faktoren, welche 'eine gesonderte Hervorhebung verdienen, | 
.. 1. Im klinischen Reaktionskomplex, wie er durch die parenterale 
"Einverleibung von Milch in einer Durchschnittsdosis von !/, bis 2 cem 


sich ‚einstellt 


‚scheiden: | | 
a) eine negative, welche mit einem Minus von Wohl- 


einhergeht, welche in’ ihren klinischen -Erscheinungsformen voll- 
kommen entsprechen dem Komplex der Allgemeinreaktion nach 
‚Tuberkulininjektionen, 
Injektionsstelle im Sinn einer Stichreaktion nicht fehlt, 

`- Diese negative Phase geht einher einerseits mit Fieber- 
symptomen allgemeiner Art, wobei die Temperaturen häufig 39° 
a erreichen, andererseits mit Schmerzen auf der Brust, 
die. häufig topographisch den tuberkulösen Veränderungen des 


Lungenparenchyms . entsprechen. Bei Injektionen in den Morgen- 


stunden ist die negative Phase vielfach abends bereits abgeschlossen 


und beginnt 


-_ b) die positive Phase, welche mit einem ausgesprochenen 


Plus an subjektivem Wohlbefinden einhergeht und sich unter anderem 
häufig durch guten Schlaf; erleiehterte Atmung und Gefühl der- 


‚ - Frische äußert, sodaß die Kranken vielfach selbst nach weiteren 


verlangen. Nicht selten kommt es auch zum Sistieren 
der Nachtschweiße. Die Euphorie ist dabei keine relative, sondern 
(as Niveau des allgemeinen Kräftegefühls ist ein offenbar ungleich 
höheres als vor der Injektion. Die positive Phase, vielfach schon 
in den Abendstunden des 
noch am nächstfolgenden Tage, 

2. Genau wie nach Tuberkulinreak 


Injektionen 


‚uiverkennbar Herdreaktionen ein, die sich ganz besonders durch 


- Verschärfung des Atemgeräusches, Zunahme der Rasselgeräusche, 


eventuell auch Auftreten stärkerer Dämpfung kundgeben. 
..,.% Genau wie im Verlauf einer Tuberkulintherapie läßt sich 
2uch “hier eine Art von Gewöhnung feststellen, insofern. bei den 
folgenden Injektionen der gleichen Dosis die Wirkungskomplexe 
Ider -ausfallen, sodaß. vielfach eine Steigerung der Dosis sich 


| als zweckmäßig erweist, oo. | ee 
4, Beachtenswert ist die Häufigkeit von Herpes labialis; über 


‚die eventuelle prognostische Wertung dieses Symptoms müssen 
Weitere Erfahrungen ‚gesammelt werden. 


in Behandlung _ stebt, zeigt. eine bedeutende 


| Nach kuzer Zeit 
konstatieren wir eine Besserung des Allgemeinbefindens und des Appetits 


, lassen sich fast stets zwei Phasen deutlich unter-. 
en und einer Reihe von subjektiven und objektiven Zeichen 


wobei auch die örtliche Reaktion an der 


‚Injektionstags einsetzend, äußert sich 


en tionen und in demselben 
 Zöitlichen Ablaufe stellen sich über den erkrankten Lungenpartien 


mit Tuberkulin ergibt sieh nach unseren bisherigen Erfahrungen 


auch für die Milchbehandlung. die Notwendigkeit einer Sichtung. 


der Fälle. Floride Phthisen mit andauernd hohem Fieber ‚und 
'raschem Gewebszerfall sind auch hier im allgemeinen ein Noli me 
tangere, während andererseits die mehr. torpiden, ohne. besondere 
- Pulsbeschleunigung und ohne höheres Fieber verlaufenden Fälle mit 
` Neigung zu-fibröser Induration genau ‚wie auf dem Gebiete der 
"Tuberkulintherapie auch hier die Hauptdomäne des Indikations- 
bereichs darstellen. Auch osseale Formen von Tuberkulose. und 
Iymphatische Formen im .Sinne von Skrofulose möchte. ich hier 
einbeziehen.. Diesbezüglich Sei auf Ausführungen an: anderer Stelle 


verwiesen’). Im übrigen. lassen sich hier nur allgemeine Direktiven,, 


keine erschöpfenden Detailvorschriften aufstellen und .muß der Arzt 
eben jenen künstlerischen Blick für die Eigentümlichkeit der je- 
weiligen Konstitution besitzen, wie ihn etwa ein Proträtmaler be- 
tätigt gegenüber der. Eigenart des künstlerisch zu erfassenden 
Gegenstandes. . | 5 N 
| Dosierung und Anwendungsart. .Im allge- 
meinen läßt sich sagen, daß dort, wo größere Tuberkulin-, auch 
größere Milchempfindlichkeit besteht, wie überhaupt "besonders das 
pyrogenetische Reaktiönsvermögen auf Tuberkulin und Milch weit- 
gehendsten "Parallelismus zeigt, ‚insofern beispielsweise Krebs- 
erkrankungen sowohl gegen Milch als auch Tuberkulin in der 
Regel, wenn auch nicht ganz ausnahmslos, ein vielfach hochgradig: 
herabgesetztes pyrogenetisches Reaktionsvermögen | 

Genau wie in der Tuberkulintherapie ist auch hier vorsichtig 
tastendes Vorgehen in der Dosierung am Platze.: So wie es in der 
Tuberkulintherapie ein frommer Selbstbetrug ist zu glauben, daß 
die. Hautempfindlichkeit (percutan, intracutan, Stiehreaktion) einen 
Rückschluß erlaubt, auf die zu. erwartende Höhe der Allgemein- 


oder: Herdreaktion, 
schluß irrig. Trgendwelche feste Beziehungen der Milchstichreaktion, 


welche sich mit der Tuberkulinstichreaktion in allen äußerlichen 


Details deckt, und. der auf parenterale Milchzufuhr folgenden 


. Allgemein- und Herdreaktionen bestehen nicht. Wir haben in 


unseren Fällen im allgemeinen mit !,,cem subeutan begonnen und 
sind je nach Maßgabe des Falles auf 1 bis2cem angestiegen, Die 
Injektionen erfolgten meist subcutan®), sind sie zu schmerzhaft, 
oder handelt es sich um sehr empfindliche Kranke, so empfieblt 
sich natürlich der 'intramuskuläre Weg. Durchschnittlich wurden 
in drei- bis viertägigen Intervallen, und zwar meist zirka -drei 
Wochen hindurch, die Injektionen wiederholt, wenigstens bisher‘ nie 
ambulatorisch, sondern nur bei liegenden Kranken. Wie schon 
erwähnt, tritt ganz analog den Beobachtungen bei Tuberkulinkuren 
oft rasch eine Art Gewöhnung ein, sodaß die- gleichen Dosen nur 


mehr geringe Allgemein- respektive Herdreaktionen auslösen, was 
im allgemeinen zu einer Steigerung der Dosis auffordert. Der 
Effekt und damit auch die Dosierung kann im allgemeinen dann : 


als dem konkreten Einzelfalle gut angepaßt beurteilt ‚werden, wenn 


‚die pyrogenetische Reaktion wenigstens, soweit Temperaturen von- _ 


38° und darüber in Betracht kommen, den Injektionstag nicht 
überschreitet und wenn die positive Phase der Allgemeinreaktion 
mit ihrer ganz eigenartigen Euphorie womöglich schon in den 
Abendstunden oder wenigstens am folgenden Tage deutlich aus- 


gesprochen ist. 


In bezug auf Herdreaktionen steht unsere Klinik auch auf - 
dem Gebiete der Tuberkulinbehandlung nicht etwa auf dem Stand- 


punkt, daß Herdreaktionen vermieden werden müssen. Nicht die 


Herdreaktion als solche, sondern- nur ihr Exzeß kann unter Um- | 


ständen schädlich wirken. ' Die Herdreaktion als solche ist ein 
ganz wesentlicher therapeutischer Faktor. Verzichtet man auf 


dieselbe ganz und etwa gar noch auf jede Allgemeinreaktion, so 


besteht unserer Überzeugung nach die große Gefahr, daß aus der 
Tuberkulintherapie eine Homöopathie, das heißt eine Scheinbe- 


handlung wird. . Der an und für sich. ja sehr löbliche Grundsatz 


des „primum non nocere“ wird dabei allerdings voll gewahrt, nur 
leider gewiß vielfach ° auf Kosten eines „non juvare“. 
möopathische“ Tuberkulinbehandlung hat gewiß den Vorteil, ' daß 
sie auch in der Hand des weniger erfahrenen Arztes kein Unheil 


1) R. Sc hmidt, Über. Tuberkulintherapie und Tuberkulin- 
stik. (Prag. m. Wschr. 1914, Nr. 1) < 


diagno Re k 
E 2) Nur in einem einzigen Fal!e kam es nach subcutaner Injektion 


von 2 cem Milch zu einem hochgradigen Ödem des ganzen Armes, das 


aber in einigen Tagen sich rückbildete. . Es. handelte sich: in diesem 
Falle wohl. um eine Art Idiosynkrasie, .da wir sonst nie derartiges 


beobachten konnten. | E 


— 


aufweisen. 


so wäre auch hier ein derartiger Rück- 


Die „ho- 


Las 


TERENTO 
ne a A 


rn 


> o 
ee 
pn a 
een pl 
GER ER 


—— e 

s 2 
"ETEA + 17] 
pe 3 C 


nn — 
j surea 
Dee m, 


= 
ER Fe a. 
ein Br 


a ee er 


II ar g 


PER RE 23 
Poeet m ek 97 


me 

3 Eee 
3 en! art 
A na - =. 1.. 


> Q 
y2- nu 
k ST» D 
Ar: 

SR, ur 


nie 


el 
> 
b 
- s 
ETW) 
: f 
S ES 
r 
iN 
$ rj 
‘ t 
4% 
{ 
Li 77T 


BR ect Sure 


s : 


ur 


ee 
.. d; ae, RER. 
š Mn ran s 
f SR 
AU Sj H P gp 
we: za 
-Ei i E 
Eie Ri > Be 
ARAA d o, 
pe a ie 
IE 
Fan) . ie: 
et 8) E 
- r EE Pin 
u m E b ‚ 
ns 1 | 
P Fi BE, 
f T 43% S nA P 
apu syed N Nahe 
SiE UE Ze 
MAREI 
" i si [i et 
N. 
g aE P } r 
fi i ny ar; ns 
u x n hee ia, 
- A PER BE B 
ur ’ N ER: 
E ud 
Hr ‘ og 
u, 
i ri 


EEE a eo, 
NIU R B a 
EN Aue 


-eas 


~ 
Denen 


N RER 


mr 


en An es P 
` 


Eon .- Se 
Won wenn. 


nr: 
Pan 


Se 


2 
Ma 


EHEN 


Een 


Le 
wu 


Pe 
ae 


PAA 
sur N. 


nee 
ar ee 


-a| e a 
ge wn u. 


nn 
-a 


tee 


.. 
We 


u y 2 
mr 
` ` 


a” 
De re Vz 
TEE - ~ 
SEN 
.. Er WERE‘ ka T, 
4 
RER, 
man 


Er ET een n 


< e 


506 © 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 21. 


20. Mai. 


anstiften kann, Das „allopathische“ Vorgehen mit allgemeiner 
Herdreaktion erfordert dagegen ein nur durch langjährige kli- 


nische Vertiefung in das diagnostische und prognostische Tuber- 


kuloseproblem erreichbares Verständnis für die jeweilige konsti- 
tutionelle Eigenart des Kranken. Als dürchaus aktives, in das 
Getriebe des Organismus unter Umständen ziemlich tief ein- 
greifendes Verfahren nähert es sich dem Wirken des Chirurgen 
und teilt allerdings mit diesem auch die Möglichkeit von Schädi- 
gungen. Die Chirurgie hätte sich wohl aber kaum zu ihrer gegen- 
wärtigen Höhe entwickelt, wenn jede Schädigung eines Kranken 
sofort zum Aufgeben des betreffenden Operationsverfahrens ge- 
führt hätte. Praktisch schätzen wir übrigens die Gefahr von 
mäßigen Herdreaktionen auch im Verlaufe einer Tuberkulintherapie 
bei entsprechender Auswahl der Fälle durchaus nicht hoch ein. 


Wir haben bei entsprechender Auswahl der Fälle auch von Milch- 


herdreakionen keine üblen Folgen gesehen. Es könnte übrigens 
die Frage aufgeworfen werden, ob denn die Herdreaktion nach 
Milch den Herdreaktionen nach Tuberkulin biologisch in ihrer 
Wesensart vollkommen gleichzusetzen sei. Erwägungen über 
diese Frage seien einer späteren Veröffentlichung vorbehalten. 
Die Sterilisation der angewandten Milch erfolgte wie üblich durch 
zehn Minuten langes Kochen im Wasserbad. Es wäre gewiß im 
Interesse einer besonderen Exaktheit gelegen, mit Milch aus gleich- 
bleibender Quelle oder wenigstens mit bestimmt unverdünnter 
Milch zu operieren. In Sanatorien, Heilanstalten und dergleichen 
werden diese Bedingungen sich leicht verwirklichen lassen. Wir 


' hatten aber praktisch nicht den Eindruck, daß sich hier besondere 


Schwierigkeiten ergeben würden und etwa die Provenienz der Milch 
(verwendet wurde ausschließlich Kuhmilch) zu verschiedenen 


Effekten führen würde. Es wäre wünschenswert, die P.-K.-Therapie. 


bei Tuberkulose im Sinne parenteraler Milcheinverleibung bis zum 
definitiven Ausbau vorerst noch Kliniken und Krankenanstalten, 
welche über spezialistische Erfahrungen auch auf dem Gebiete 
der Tuberkulintherapie verfügen, vorzubehalten. Wie schon be- 
tont, scheint ein weitgehender Parallelismus in diese beiden Be- 
handlungsmethoden sowohl in ihren Licht- als in ihren Schatten- 
seiten zu bestehen. ; | 

Weitere Erfahrungen auf diesem Gebiete werden wohl 
hinausreichen über das enger umgrenzte Interesse eines neuen 
therapeutischen Vorschlages. Sie werden, was besönders bedeu- 
tungsvoll erscheint, das Problem der Specifität oder Nichtspeci- 
fität.der Tuberkulinwirkungen neuerdings aufrollen und es viel- 
leicht einer definitiven Lösung zuführen. Gerade in dieser Hin- 
sicht, wird Sich gelegentlich auch eine kombinierte Milch-Tuber- 
kulinbehandlung in abwechselnden Applikationen empfehlen, um 
in ein und demselben Falle die klinischen Reaktionssyndrome zu 
vergleichen und die Äquivalente von Milch und A.-T.-K. oder an- 
deren Tuberkulinpräparaten festzustellen. - 

In kurzer Zusammenfassung seien unter besonderer Berück- 
sichtigung der Perspektive auf biologisches Gebiet folgende Ge- 
sichtspunkte gesondert hervorgehoben: | 

1. Die Allgemeinreaktionen, wie sie nach parenteraler Milch- 
zufuhr in einer Durchschnittsdosis von 1/2 bis 2 cem bei aktiver 
Tuberkulose auftreten, decken sich vielfach vollkommen, und zwar 
sowohl in ihrem zeitlichen Ablauf als in ihrer Art und ihrer the- 
rapeutischen Wirkung mit den klinisch wahrnehmbaren Effekten 
von A.-T.-K.-Injektionen. 

2. Durch Milchinjektionen lassen sich im Bereiche tuberku- 
löser Lungenherde typische Herdreaktionen erzielen, welche auch 
wieder sowohl in ihrem zeitlichen Auftreten als in ihrer Art voll- 
kommene Analoga ‚darstellen zu den Herdreaktionen nach A.-T.-K.- 
Injektionen. . | 

3. Umgekehrt lassen sich nach unseren Erfahrungen durch 
Tuberkulininjektionen bei sicher nicht tuberkulösen Prozessen, so 
in Fällen von abklingendem,' typischem, akutem Gelenkrheuma- 
tismus Herdreaktionen in den früher befallenen Gelenken aus- 
lösen, die sich durch Steigerung der Schmerzhaftigkeit in den Ge- 
lenken oder durch Wiederauftreten derselben kundgeben. | 

4. Die Stichreaktionen nach Mileh zeigen in ihrem äußeren 
Aspectus und der Zeit ihres Auftretens vielfach größte Überein- 
stimmung mit den Stichreaktionen nach A.-T.-K. | 

5. Außerhalb des Rahmens aktiver Tuberkulose zeigt sich 
vielfach, besonders im pyrogenetischen Reaktionsvermögen, so 
unter anderem bei Krebserkrankungen, ein weitgehender und auf- 
tallender Parallelismus zwischen Lac- und A.-T.-K.-Wirkung. Es 
liegt daher sehr nahe, zum allermindesten einen hochprozentigen 
unspeeifischen Wirkungskomplex als Effekt der Tuberkulininjek- 


tionen anzunehmen, und zwar ganz besonders dort, wo A.-T.-K.- 
und. Lacwirkung, wie das meist der Fall ist, einen weitgehenden 
Parallelismus aufweisen. Es sind daher die Vorstellungen sowohl. 
über die diagnostische, als auch über die therapeutische Deutung 
der Tuberkulinreaktionen einschließlich der neueren Verfahren 
(Partialantigene, Schildkrötentuberkelbacillen-Vaceine nach Fried- 
mann) dringend einer Revision bedürftig. 


Malariafragen!). 
Von 
Prof. Dr. Hans Arusperger, Dresden. 


Die kommende warme Jahreszeit bringt uns einer Gefahr 
näher, von der viele Ärzte der Heimat sich keine Vorstellung 
machen können, der Gefahr der Ausbreitung der Malaria. 

Der Hinweis darauf, daß wir mit tausenden latent Malaria- 
kranker in unserer Heimat rechnen müssen, daß früher in Deutseh- 
land Malaria eine sehr verbreitete Erkrankung war, daß der 
Überträger der Infektion an vielen Orten vorkommt und daß die 
Bedingungen für eine Ausbreitung der Malaria vielerorts günstige 
sind, genügt, um zu zeigen, daß die Malaria eine sehr wichtige 
Erkrankung ist, welche namentlich auch den Praktiker inter- 
essieren muB. | 

Die Frage, welche Bedeutung die Malaria für Deutschland 
haben kann, ist eine der Malariafragen, die ich besprechen möchte. 
Es ist bekannt, daß auch noch vor dem Kriege einzelne Malaria- 
herde in Deutschland bestanden, besonders an den Flußmündungen 
der Weser, Jade und Elbe und in den Nordseemarschen, nament- 
lich In der Gegend von Emden‘). Aber die Erkrankung hatte 
keine große Bedeutung mehr. Im deutschen Heere war die Zahl 


| der Malariafälle von 182 °/,, im Jahre 1860 auf 0,07 %/ im 


Jahre 1907/08 zurückgegangen. 


An der Wirkung aber, welche die Verbreitung der Malaria. 
in anderen, namentlich tropischen Ländern hat, ersehen wir, wie 
verheerend die Erkrankung für die Bevölkerune ist. wie das Auf- 
blühen fruchtbarer Gegenden verhindert wird durch das \Wüten 
der Krankheit. Die Malaria ist großenteils daran schuld, daß 
7. B. Gegenden in Kleinasien, die nach Berichten alter Schrift- 
steller eine hohe Kultur hatten, heute entvölkert sind und nur von 
einer armseligen Bevölkerung, die keinen Lebensgenuß kennt, be- 
wohnt wird. Eine Arbeit von Rodenwaldt und Zeil} 
bringt darüber interessante Berichte. Es’ sei aus diesen Berichten 
nur kurz erwähnt, daß Städte wie Ephesus und Milet in ihrer 
Blütezeit Einwohnerzahlen von 200000 aufwiesen, während bei 
vorsichtiger Schätzung die heutige Einwohnerzahl des alten Ge- 
bietes von Ephesus nur wenige Tausende beträgt, die Einwohner- 
zalıl des ganzen unteren Mäandertales, welches außer den erwähnten 
Städten früher 'noch eine Reihe anderer blühender Städte aufwies, 
heute nur noch etwa 40 000 beträgt. Eine Hauptursache dieser 
Vernichtung blühenden Lebens ist die verheerende Ausbreitung 
der Malaria. 

Ist es nun möglich, daß auch bei uns die Malaria wieder 
an Bedeutung gewinnt, daß eine Ausbreitung zu befürchten ist? 
Diese Frage ist unbedingt zu bejahen. Authentische Berichte 
über die Zahl der Malariafälle im deutschen Heere liegen natür- 
lich noch nicht vor. Aber aus manchen Angaben läßt sich immer- 
hin schließen, daß sowohl das Ostheer als auch in ganz besonderem 
Maße die Armee in Rumänien, Mazedonien und in der Türkei ser 
stark mit Malaria durchseucht waren. Glücklicherweise sind ja 
bis vor kurzem die Verhältnisse so gewesen, daß die an Malaria 
erkrankten Militärpersonen sich ciner gründlichen Behandlung 
unterziehen mußten und namentlich seit Beginn des Balkanfeld- 
zuges hat die Militärbehörde viel für die Bekämpfung der Malaria 
getan. Das ist nun alles anders geworden, und wir müssen vor 
allem nach der Rückkehr der Trümmer unseres Ostheeres und 
Rückkehr der Gefangenen, welche in malariaverseuchten Gegenden, 
wie z. B. in Rumänien und Rußland, zurückgehalten wurden, 
damit rechnen, daß sehr zahlreiche unbehandelte oder schlecht- 
behandelte Fälle eingeschleppt werden, welche zahlreiche virulente 


') Vortrag gehalten am 29. März 1919 in der (iesellschaft, für 
Natur- und Heilkunde, Dresden. i 
*» Ziemann, Die Malaria. Handbuch der Tropenkrankheiten 
1917, Bd. 5. Nocht und Mayer, Die Malaria 1918. un di 
. 9) Rodenwaldt und 2 eiß, Malariastudien im Wilajet Aidin 
(Kleinasien). (Arch. f. Schiffs- u. Tropenhygiene 1918, Bd. 22.) 


een Bere T Er en RS : . En L e 3 3 n a ; d Be ee a. 

A | K d, pen Ba . . - i i i T j u y np . . 5 ; j : | ; ee R: x Sia Ean l 
Be a e i ina Te , . f 2a $ - fiA a »? g p 5 Li L4 3 i 7 ` , i = : 5 Be BER g ut OE HESE 
35. Mai. o {919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2. ` 507 HERET 

n © . $ & ' JE i R N a a’ i ` ; 5 u $ . | ; ; l ä ai = ; Sur $ E Ei l ' Eile 

Infektionserreger mit sich tragen. Ein Arzt?),.der selbst in russischer | beobachtung, namentlich. mit zweistündiger Messung, die auch des f er 
Gefangenschaft war, berichtet über die Verseuchung der Gefan- | Nachts eine Zeitlang fortgeführt wird, auf die richtige Fährte führt. i f Kir: y 
genen in Rußland.. ‚In einem Lager von etwa 3000 Insassen waren |  . Die klinische Beobachtung läßt bei latenter Malaria ebenfalls Bin en 
> im Sommer 1918 über 1000 an Malaria erkrankt. Sie hatten keine |- Feststellungen zu, die die Diagnose ermöglichen. Von außerordent- la A} | 
- Behandlung, weil Chinin nicht aufzutreiben war und viele gingen | licher Wichtigkeit ist bei unklaren’ Erscheinungen die Milzunter- Inh f la, 
elend zugrunde. Der Berichterstatter rechnet. damit, daß bei | suchung, die bisweilen ausschlaggebend für» die richtige Diagnose Ee 
Rückkehr der Gefangenen aus Rußland mehrere tausend Keim- | sein kann. Die Symptome latenter Malaria sind vor allem starke ' KE ks i 
träger die Krankheit in die Heimat mit sich bringen. - | | Anämie, bisweilen . mit eigentümlicher graugelber Hautfärbung, HR El. 
Ich muß natürlich im großen und ganzen die Pathologie | starke Mattigkeit, häufigere. unklare kleine Fiebersteigerungen, Eee 

der Malaria als bekannt voraussetzen, erinnere nur daran, daß | rheumatische Beschwerden, Kopfschmerzen, Gedächtnisschwäche, BE Mi Polls, 
Unlust zur Arbeit, neuralgiforme Schmerzen bis zu regelrechten IT 

f p! Bi, 


die Krankheit durch den Stich der malariainfizierten Mücke- von | 
der Gattung der Anopheles übertragen wird. Die Entwicklung | Neuralgien, Neuritiden, Lähmungszustände, Pseudosklerose, leichte 
der Plasmodien, namentlich der bösartigen tropischen Form in der | psychische Alterationen, Dämmerzustände, Magendarmstörungen,. i! 
Mücke erfolgt nur bei einer Außentemperatur, dér die bei uns | Leberschwellungen, Ikterus,, Bronchitis usw. Zu erinnern ist daran, En 

Zur | daß die:durch akute Milzschwellung verursachten Schmerzen zur il 
Fehldiagnose einer linksseitigen Unterlappenpneumonie oder von H 


ron 


Sure. 
EN S 
romeri 
LT ER 
An Im 
= 
- “. 
en 
< 


$ ; 
P e Sa 
È .. è u ý? 


g Sul X 
PS 


mann: 
= um 
Para 


~ 


c ee E E aa 
-a DE 
d a ar 
—— mn. Sehen 7 a 
EN F 


herrschenden Außentemperaturen nur selten entsprechen. 
Entwicklung der Plasmodien in der Anopheles ist das Optimum | | 
der Temperatur zwischen 20 bis 30°. Die niedrigste zur Reifung | Pleuritis führen können. Bei’ unklaren Fiebersteigerungen kann TER Heat 
nötige Temperatur ist 17°. Temperaturabfälle bis zu 8° unter- | auch der Erfolg. des Chinins den Verdacht auf Malaria bestärken. a 
brechen wohl die Entwicklung, die aber beim Steigen der Tempe- | -+ Aber die Diagnose kann erst dureh den positiven Blutbefund - W I. \ 
ratur weitergehen kann. In unseren Breiten wird also höchstens | gesichert werden. Am einfachsten ist der Plasmödiennachweis im NEE; 
Anfall. Aber auch außerhalb des Anfalls lassen sich. bei genauer ni Hl j 
| I 31 i 
t 2 ie: 5 


IE e 


von Juli bis September Infektionsgefahr bestehen. In dieser Hin- 
> sicht ist also die eine .‚Vorbedingung für die Ausbreitung der Er- | Untersuchung vielfach Dauerformen der Plasmodien nachweisen. 
krankung keine sehr bedeutende, Das Vorhandensein von. Ano- | Die Blutuntersuchung kann entweder am Präparat des Blutaus- 
striches gemacht. werden oder mit der Methode der dicken Tropfen. BE 
E H f: 


` ,pheles aber, die andere Vorbedingung, ist recht verbreitet in R 
Deutschland, verbreiteter, als meistens angenommen wird, und für | Letztere ist ohne Schwierigkeit auch von dem Ungeübten anzu- a. 
die Bekämpfung der Anopheles ist bei uns bis jetzt noch sehr | wenden, indem auf den gutgereinigten Objektträger zwei bis drei a. 
wenig getan worden. | A Ä | | | Blutstropfen gebracht werden,. diese mit einer Nadel etwas verteilt . HEEE) Prist, n 
Wir müssen also feststellen, daß alle Vorbedingungen für die | werden und dann nach Lufttrocknen das Präparat zur Färbung _ Uge i 
. Malaria, wenn auch in verschiedenem Grade, bei uns vorhanden | eingesandt wird. Aus dem Blutpräparat sind noch andere Anhalts- Ba ESEE E 
sind, die Keimträger,” die Entwicklungsbedingungen für die Plas- | punkte für die Diagnose zu'gewinnen. Erscheinungen von basophiler . MERN a is. 7: 
modien und die.Überträger. Trotzdem wird meiner Ansicht nach | Punktation der Erythrocyten und von Polychromatophilie weisen A| Ya jr 
| den aufmerksamen Untersucher auf. die Möglichkeit einer Malaria _ Be ve e 5 


keine Gefahr sehr Starker Ausbreitung entstehen. Ein Beweis für ; 
- diese Ansicht'mag es sein, daß bisher nur wenige Fälle.von Über- | hin. Bei Tertiana ist eine besondere Art der Tüpfelung der 
tragung der Malaria in der Heimat bekanntgeworden sind, obwohl | Erythrocyten zu beobachten, die sogenannte Schüffnertüpfelung. 

doch bereits seit 1915 im Heere die Malariafälle in größerer Zahl | Diese Veränderungen an den roten Blutkörperchen sind wohl. der - 
vorgekommen sind, obwohl mindestens an 40 Orten größere Malaria- | Ausdruck von Regenerationserscheinungen, der Ausdruck des Auf- 
abteilungen bestanden, und. man vielfach vor Einrichtung der | tretens junger Zellen infolge Zerstörung zahlreicher Erythrocyten 
‘| durch die -Malariaplasmiodien, zum Teil auch der’ Ausdruck von 


ne! _— Malariaabteilungen es nicht für notwendig gefunden hät, nachzu- 
w] ‚forschen, ob die betreffenden Orte malariafrei und anophelesfrei | Degenerationserscheinungen. ` ZZ. re 
wO is Die Kürze der Zeit, in der eine für die Entwicklung der | An dieser Stelle soll noch eine Frage berührt werden, welche 
alt l en eecietiele Temperatur herrscht, Ve an nr weniger von präktischer Bedeutung. ist, aber wissenschaftliches 
re a a a ae 
f g wie in den Malarialändern, die Bevölkerung” ist nicht so | gleich- Standpunkt der Se one Da von : 
di- nn gegen die Ausbreitung der Stechmücken. Es nn > Malariaetregern 'sind, stehen andere Forscher gegenüber, die die 
Br: evölkerung selbst doch schon einiges zur Bekämpfung | verschiedenen Formen nur als verschiedene Stadien ein und des- 
Da ee ek ng Ge a aa Bine Elan fe Ba a 
Tu | Andi | ein l n, Auffassung Kann: noch nicht gegeben werden. 
po or bekanntgeworden sind und auch ohne ‘besondere behörd- | Die Unitarier gründen ihre Auffassung hauptsächlich darauf, daß - \ 
Ei. Regelung vielfach angewendet werden. PER `. | bei denselben Menschen zu verschiedehen Jahreszeiten verschiedene f 
a Jedenfalls ist aber damit zu rechnen, daß nicht nur die | Formen vorkommen, im.Frühjahr bis Mitte des Sommers Tertiana, `- : 
‚. Mizierten Kriegsteilnehmer Träger der Erkrankung bleiben, sondern | im Herbst Tropica, daß bei Patienten, welche im Herbst Tropica n 
JE = auch Infektionen iu der Heimat vorkommen und es zu einer, |,oder Quartana sich zugezogen haben, im nächsten Frühjahr die Ro, 
Hi venn auch mäßigen Verbreitung der Krankheit kommen wird. | Malaria als Tertiana rezidiviert. Dieselbe Beobachtung führen die oo 
3. Da erhebt sich .denn sofort die Frage: Wie ist dem zu be- | Anhänger- dér Verschiedenartigkeit der Malariaformen für sich. an; ei 
Je ~ egnen? Wie bei jeder anderen Infektionskrankheit ist das beste | sie nehmen es als Beweis einer Superinfektion, einer Infektion Ee 
5! Mittel zu ihrer Bekämpfung die frühzeitige Erkennung der Er- | durch verschiedene Erreger an und weisen darauf hin, daß manch- je 
f krankung, Isolierung und Behandlung.. Der Infektionsträger muß | mal zwei verschiedene Erreger nebeneinander im Blùt gefunden e 
Tu „nchädlich gemacht werden. Zur Unschädlichmachung der Keim- | werden können. Sie weisen auf die Versehiedenartigkeit der durch 1 
tager gehört natürlich in erster Linie ihre Feststellung. . die verschiedenen Formen hervorgebrachten Krankheitsbilder hin, a 
auf die verschiedene Wirkung gewisser Arzneimittel, namentlich E 
i 


des Salvarsans bei den verschiedenen Formen, und weisen nament- 


lich auch darauf hin, daß es Gegenden gibt, in denen nur Tertiana 


eder von uns kennt das klassische Bild des Malariaanfalls, 
Letztere Feststellung 


| ‚der In bestimmten Zeiträumen äuftritt, je nach Art des Erregers, 
Ind jeder wird an! Malaria denken, wenn. mehr weniger plötzliche, ` ne 
„urzdauernde Fieberanfälle geklagt werden. Aber namentlich bei | und Quartana, keine Tropica vorkommen. ve 
der chronischen Förm der Malaria kommen ganz atypische Formen. erklären die Unitarier damit, daß. die Umwandlung einer Form in 
vor, bei denen es ‚mitunter gar nicht so leicht ist, auf die richtige | die andere an bestimmte Lebensbedingungen geknüpft ist, nament- _ 
Diagnose zu kommen. Ich rate deshalb dem Praktiker, heutzutage | lich an klimatische Faktoren. ` Die morphologischen Verschiedenheiten 
bei jedem unklaren Krankheitsfalle bei Kriegsteilnehmern an Malaria lassen sich ja auch mit der Unitariertheorie vereinbaren, sprechen 
~ Z denken. Ich habe es erlebt; daß Malariakranke monatelang | aber mehr für die Verschiedenartigkeit.: SRE 
| 2 Abteilungen für Magendarmkranke zugebracht haben, weil Im großen und ganzen. haben die Anhänger der Verschieden-' 
a. wieder anfallsweise auftretende Magenbeschwerden geklagt | artigkeit der Malariaform gewichtigere Gründe für ihre Ansicht 1), 
Wurden. Auch Verdacht auf Lungentuberkulose ‘besteht oft lange | . Für den Praktiker ist jedenfalls die Feststellung von Wichtig- - 
keit, daß Infektion von verschiedenen Formen gleichzeitig vor 
1) Wörner, Dualismus oder Unität in der- Malariaätiologie. 


Zeit bei derartigen Kranken, "bis eine ganz genaue Temperatur- 
on Geschlechtskrank- Ä 
| (D. m. W. 1919, Nr. 7, S. 183.) — v. Heinrich, Mischinfektionen 
und Latenzerscheinungen der Malaria. (W. kl. W. 1917, Nr. 42, S. 1818.) 


‚ ) Schmalz _ Über die Einschleppun 
‚chleppung 
o und Malaria durch unsere aus Rußland heimkehrenden Gefan- 
a (D. m. W. 1919, “Nr. ii, S. 297.) | 


1 


ers 
è ee A 
` 

r 


0 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 21. 


t 


965. Mal. 


kommen kann, sodaß das Bild der Malaria in vielen Fällen ent- 
gegen der sonstigen Eintönigkeit ein sehr wechselndes' werden 
kann. Auch für die Therapie ist die Feststellung von Bedeutung, 


` da Mischinfektionen zwar nicht schwerer verlaufen als Einzel- 


infektionen, aber jeder Therapie wesentlich schwerer zugängig sind. 

Eine Veränderung des Blutbildes, welche einen ganz besonders 
wichtigen Hinweis auf die Möglichkeit des Bestehens einer Malaria 
gibt, ist die sogenannte Mononucleose, welche ich fast regelmäßig 
feststellen konnte?). 
einer Vorstufe der polymorphkernigen Zellen der sogenannten ein- 
kernigen Leukocyten, welche im normalen Blute höchstens 3 bis 
8°/, der Leukocyten ausmachen, bei Malaria aber bis zu 30°), 
und mehr; sogar Vermehrung bis 60, bis 80°/, ist beobachtet 
worden. Meist sind es Vermehrungen bis 20 °/ Die Vermehrung 
geht auf Kosten der polynucleären Zellen. Das Bestehienbleiben 
einer Mononucleose deutet darauf hin, daß die Malaria noch nicht 
abgeheilt ist. 

Bei den meisten Fällen chronischer Malaria ist außerdem 
die starke Verminderung der Leukocyten häufig, namentlich die 
Neutropenie bei relativer Lymphocytose auffallend. Im Anfall 
selbst ist das Verhalten der Leukocyten wechselnd, bald Leukocytose, 
bald Leukopenie; selbst bei verschiedenen Anfällen des gleiehen 
Kranken wechselt die Leukocytenzahl, sodaß das Verhalten der 
Leukocyten im Anfall keine diagnostische Bedeutung hat. 

Sehr interessant ist die Feststellung, daß die Wasser- 
mannsche Reaktion bei Malarikern vom zweiten bis achten Tage nach 
dem Anfall positiv sein kann, ohne daß Lues vorliegt; vor dieser Zeit 
und nachher seltener?). Diese Tatsache wird selten diagnostisch 
verwertbar sein, da ja der vorausgegangene Anfall die Diagnose 
schon stellen läßt, und in der Latenz die Reaktion nicht mehr 
positiv ist. Sie ist aber wichtig, da sonst Malariakranke, die einen 
Anfall überstariden haben, leicht in den Verdacht kommen, luetisch 
infiziert zu sein. Auf andere diagnostische Methoden, Komplement- 


bindung, Hämolysinnachweis usw. erübrigt sich einzugehen, da |, 


sie keine verwertbaren Resultate geben. 

Ist der Verdacht auf Malaria sehr stark, ohne daß Plasmodien 
im Blute gefunden werden, so ist es zur Klärung der Diagnose 
zweckmäßig, sich der Provokation zu bedienen. Wir wissen, daß 
die Malariaerkrankung außerordentlich lange latent bleiben kann, das 


= heißt, daß die Malaria gar keine oder nur allgemeine Erscheinungen 


machen kann, ohne daß das typische Krankheitsbild, die Malaria- 
anfälle, beobachtet wurden. Gerade in den letzten Kriegsmonaten 
haben wir eine große Anzahl frisch erkrankter Soldaten in-Behand- 
lung bekommen, welche von der Westfront kamen. Wenn man 
aber genauer nachforschte, waren sie alle vorher in Rußland, 
Rumänien, Mazedonien oder Norditalien gewesen, ohne dort typische 
Malaria gehabt zu haben. Erst die enormen Anstrengungen der 
Westkämpfe haben die Erkrankung zum Aufflackern gebracht. 
Ich bin deshalb auch skeptisch gegen die Annahme einer Malaria- 
infektion im Westen. Ich habe unter vielen Hunderten von Kranken 
keinen gefunden, bei dem die Annahme einer Infektion im Westen 
zwingend war. Die Infektion kann jahrelang latent bleiben. Besonders 
scheint die lange Latenz für Gegenden charakteristisch zu sein, 
wo eine leichte Form der Tertiana endemisch ist, wie z. B. Wol- 
hynien?). Ich habe Latenzzeiten bis zu zwel Jahren mit Sicherheit 
nachweisen können, ich könnte mir auch denken, daß die Krank- 
heit noch länger im Ruhestadium bleibt, was -wir von Malaria- 
rezidiven schon lange wissen. 

Nicht nur die erste Erkrankung wird, wie gesagt, häufig 
nach längerer Latenzzeit durch besondere Einwirkung auf den 
Körper ausgelöst, sondern auch die Rezidive. Klimatische Schwan- 
kungen, namentlich große und rasche Luftdruckschwankungen 
wirken hierbei ein ©). Die Häufigkeit der Rezidive nimmt mit dem 
Plötzlichen Einwirkungen, wie 


2) Klienehereer Morphologische Blutstudien in der Dia- 
gnostik der Malaria tertiana. (D. Arch. f. klin. M., Bd. 126, H. 8 u. 4.) — 
Löwy, Über Mopocytenvermehrung bei Malaria. (M. m. W. 1919, 
Nr. 8, S. 210.) — Jarno, Über Mononucleose bei Malaria. (W. kl. 
W. 1917, S. 914. m 

IE 2) M RP T Die Wassermannsche Reaktion bei Malaria. 


M m. W., Feldärztl. Beilage 1917, S. 366.) 


5 Alexander, 


Studien über die Malariaepidemiologie. (M. 
Kl. 1918, Nr. 51, S. 1255.) 


8,910.) 


Es ist die starke prozentuale Vermehrung | 


a) Appel, Über die Ursachen der Malariarückfälle, (W.kl.W. 1917, 


a eeaeee e > e A BG srE E a 


Verwundungen oder Operationen, fieberhafte Erkrankungen, können 
Anfälle folgen. 

Aber auch unbeeinflußt treten Anfälle bisweilen auf, und 
man macht dann die Beobachtung, daß sie bisweilen in ganz gesetz- 
mäßigen Zwischenräumen erscheinen können. So gibt May!) an, 
daß Rezidive immer in durch 7 teilbaren Zwischenräumen auf- 
treten, was zweifellos mit der zur Entwicklung von genügend 
zahlreichen Plasmodiengenerationen nötigen Zeit zusammenhängt. 

Eine Umstimmung des Körpers periodischer Natur analog 
den Menstruationswellen des Weibes nimmt Riebold?) als Ur- 
sache der in regelmäßigen Intervallen auftretenden Rezidive an. 
Er meint, daß man bei jeder Malariaerkrankung eine ganz bestimmte 
Regelmäßigkeit des Eintritts der Rezidive feststellen könne, und 
daß, man diese Tatsache für die Therapie ausnutzen könne. Für 
die Entstehung der Rezidive wird nach Schaudinn die Rück- 
bildung im Körper verbliebener weiblicher (Geschlechtsformen zu 
ungeschlechtlichen Formen angenommen, oder eine unvollständige 
Vernichtung ungeschlechtlicher Formen, die für gewöhnlich zu 


spärlich sind, um Rückfälle hervorzurufen, aber durch eine Gleich- 


gewichtsstörung des Körpers sich weiterentwickeln können. Die 
Periodizität der Rückfälle ist auch so zu erklären, daß sich bei 
der Überschwvemmung des Blutes mit Teilungsformen Immunkörper 
bilden, welche zu einem Zugrundegehen der ungeschlechtlichen 
Formen führen. :Die resistenteren Dauerformen bleiben im Körper 
erhalten, wenn auch ihre weitere Vermehrung verhindert wird; es 
bildet sich die latente Malaria aus. In diesem Stadium der Latenz 
sistiert die Bildung von Immunkörpern und damit sind die günstigen 
Bedingungen für die ungeschlechtliche Weiterentwicklung gegeben, 
die dann bei einer entsprechenden Vermehrung der Plasmodien 
zum Anfall führt. Dieser Kreisläuf von Immunkörperproduktion 
und Immunkörperschwund mit erneuter Plasmodienentwicklung 
kann gut in ganz regelmäßigen Zwischenräumen verlaufen; andere 
Einwirkungen sind dazu gar nicht nötig. 

Die Tatsache, daß durch. bestimmte Einwirkungen auf den 
Körper Rezidive ausgelöst werden können, kann man dazu ver- 
wenden, festzustellen, ob die Malaria praktisch geheilt ist oder 
noch Rezidive drohen, kann man dazu verwenden, latente Malaria 
zu provozieren. Anscheinend werden durch solche Maßnahmen 
Malariaplasmodien aus inneren Organen, namentlich aus der Milz, 
in das circulierende Blut ausgeschwemmt, wo sie dann Fieber- 
anfälle auslösen oder durch die mikroskopische Untersuchung fest- 
gestelit werden können, oder die im Körper verborgenen Gameten 
werden vielleicht durch solche Reize zur Teilung angeregt’). Ich 
habe diese Methoden der Provokation in reichlichem Maße an 
einem großen Krankenmaterial zu erproben Gelegenheit gehabt 
und habe mir ein eigenes Urteil über den Wert dieser Methoden 
und ihre praktische Bedeutung bilden können, da wir grundsätzlich 
bei unseren sämtlichen Kranken verschiedene Provokationsmethoden 
zur Anwendung brachten. Ich habe nur solche Methoden ver- 
mieden, deren Anwendung mir eine Schädigung des Kranken 
darzustellen schien, welche in keinem Verhältnis zu der Wichtig- 
keit der Anwendung stand. 

Man hat zunächst, wie schon erwähnt, die Beobachtung 
gemacht, daß Rezidive respektive das Aufflackern latenter Erkrankung 


sich an große körperliche Anstrengungen anschließen. Diese Beob- . 


achtung läßt sich leicht zur Provokation ausnutzen und 80 
wurde der Dauermarsch bei uns regelmäßig als Provokations- 
methode angewandt. Ferner sind Applikationen auf. die Milz- 
gegend, Duschen, Faradisationen, Jodpinselungen, gelegentlich 
Anlaß zum 'Aufflackern des Prozesses, zum Teil wohl infolge 
Anregung der Contraction der glatten Muskulatur der Milz und 
Auspressen von Plasmodien. Auch allgemeine faradische Bäder 
wirken in gleicher Weise, ebenso allgemeine starke Abkühlung 1 
Form von kalten Duschen. E 

Sehr interessant ist es, daß länger dauernde und länger 
fortgesetzte Bestrahlung mit künstlicher Höhensonne ein gutes 
Provokationsmittel ist. Dieses Mittel hat dazu noch den Vorteil, 
daß es ein gutes Roborans für den anäümischen Malariker ist. 
Eine sichere Erklärung der provozierenden Wirkung des ultra- 
violetten Lichtes ist noch nicht gegeben. Wärmestrahlung kann 
es nicht sein, das konnten wir bei der Anwendung der Höhensonne 
ausschließen. Aber wir können die Wirkung vielleicht zurück- 

ı) May, Erfahrungen an über 1000 Malariakranken in der Heimat, 
(M. m. W. 1918, Nr. 88, S. 1047) 

2) Riebold, Ein Erklärungsversuch des periodischen Auftretens 
der Malariarückfälle. (Ther. d. Gegenw., Dez. 1918.) 

`~) Alexander, Le 


Ma, > o 0.1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr fi. 509 PER 
führen auf eine umstimmende Wirkung auf die Körpergewebe, Ver- | sonne 80.%, -mit Provokation durch Arsacetin 76% Erfolge, REN 
änderungen im Serumeiweiß, etwa in Analogie zu den Ergebnissen | Zahlen, welche wohl nur auf ungenügende Behandlung der von : Se. 
der interessanten Sehanzschen- Versuche. ‘und damit vielleicht |: ihm provozierten Fälle beruhen können. Im Durchschnitt geben ei 
auf ähnliche Grundlagen, wie die bei den Provokationsverfahren | die meisten ‘Autoren 50% Resultate bei der Provokation an. ade, 
mit artfremdem Eiweiß wirkenden. Reinhardt?), der dieMethode x Die Zahl der Fälle, die bei der Provokation negativ. geblieben A Erz 
zuerst anwandte, denkt. an eine Wirkung der Blutdrucksteigerung, | waren und später dann doch Rezidive bekamen, war äußerst pi pripe 
auch die Anregung von Gefäßcontractionen könnte in Betrachtkommen. |' gering, obwohl wir über das Ergehen der entlassenen . Malaria- E Sehe s, 
| Am wirksamsten unter. den Provokationsmethoden 2) waren | kranken uns berichten ließen. Wir bekamen vereinzelt Nachricht, Bl. 
neben der Höhensonne die Anwendung: von stärker Blutdruck | daß die Kranken wieder in das Lazarett aufgenommen worden JE Palk z 

` steigernden Mitteln, von. Adrenalin, welches ja zweifellos- eine | waren, erfuhren aber auf Anfrage dann, daß kein Malariarezidiv - MEE EI 
verkleinernde Wirkung auf-Milztumoren hat. und. von Hypophysin, | vorlag. Nur.in. ganz wenigen Fällen, etwa. 5°/,, traten später _ po F o 
und die Einverleibung von artfremdem Eiweiß, .die Milchinjektion |- Malariarezidive auf, allerdings ein strikter Beweis, daß auch diese IE; HUIT 
öne, E$ und Seruminjektion... Die Wirkung der Milch- und Seruminjektion | sehr energische ‚Provokation nicht jede latente Malaria zum Auf- EB EB BD i 
m kl: gewinnt besondere Bedeutung durch. die Feststellung, daß es wohl | flackern bringt. `. ne a in E a a a En | le 
det . nicht eine reine Proteinkörperwirkung ist, sondern daß. diese Körper ' Nach Adrenalin- und .Hypophysininjektion tritt der Erfolg. GER Be 
man). durch eine unspeeifische Leistungssteigerung, Protoplasmaaktivie- | schon nach kurzer Zeit ein; etwa nach zwei bis vier Stunden I 
Kr rung im Sinne Weichardts’), eine Steigerung der verschieden- | Jassen sich. schon Plasmodien nachweisen.’ An Sicherheit erreichen _ ih PI 
wiat >. sten Organfunktionen, eine Erhöhung der Antikörperbildung be- | die Provokationen durch diese Mittel nach meinen Erfahrungen P Sn 
nl `` wirken, wie sie auch anderen Körpern, die nicht zu den Protein- | die: Milchprovokation und. Höhensonnenprovokation nicht und man ME 
w kE © ~  körpern gehören, zukommt. Die ‘neueren Untersuchungen von |. muß auch berücksichtigen, daß es keine ganz’ indifferenten Mittel | Ente. En, 
sibl Weichardt und Starkenstein®) geben uns in, dieser | sind. Namentlich vor häufigerer Anwendung des Adrenalins ist de: E va 
tigt Richtung Fingerzeige. Seruminjektionen habe ich aber prinzipiell | zu warnen, da die Gefahr einer Gefäßschädigung nicht von der RELATE 
het E ausgeschaltet, da die künstliche Serumempfindlichkeit, die durch | Hand zu weisen ist. Beim Tierexperiment läßt sich feststellen, nf Pa 
ait deren Anwendung erzielt wird, dem. Patienten später bei erneuter | daß schor kleinste wiederholte Dosen des Adrenalins zur Ent- HR Bi, 
en Serumeinverleibung durch Anaphylaxie schädlich werden. kann. | stehung einer Arterionekrose führen können. 3 pai B E 
„Isl =- _ _ _Provokationsmittel, über die ich keine, Erfahrungen habe, | Eine Schädigung 'sahen wir bei der sehr großen Zahl ’von.- j Gi o 
isaf -Sind Strychnin und Secale und Nucleohexylinjektionen, Amidopyrin, | Milchinjektionen nie. Ich weise darauf hin, daß in der Literatur Teie Bag 
m Mittel, die wohl durch Anregung von Gefäßcontractionen: wirken; | Fälle von-Anaphylaxie nach wiederholter Milchinjektion beschrieben v BE. 
ae Arsacetin, welches wohl eine leukotaktische Wirkung hat. Das | sind. Ich habe nie -etwas Derartiges gesehen, aber die Möglich- AAE 

- >> Gemeinsame fast aller Provokationsmittel ist eine Einwirkung: auf | keit ist zuzugeben und durch das Tierexperiment bewiesen. Des- PiE iit PEE e 
das Blutbild. Sie erzeugen eine Vermehrung der. Leukocyten, |. halb habe ich, nachdem ich von derartigen Fällen Kenntnis. I a. 

erhalten : hatte, es vermieden, die Provokation ` mit Milch anzu- In hi jis 


= 


` auf verschiedene Ursachen zurückzuführen ist, aber denselben | wenden, wenn sie längere Zeit vorher schon einmàl angewendet 
- Erfolg hat, die Plasmodien aus ihren Schlupfwinkeln in das.| worden. war. In solchen Fällen läßt sich durch. Höhensonnen- By 
| bestrahlung in Kombination mit den schon vorher besprochenen- a 
Mitteln die Provokation durchführen. Da diese .Höhensonnen- 


namentlich der polynucleären, eine Erscheinung, welche vielleicht 


II 
= 


—— m 
= re x“ =, 
222 u 
a 


mit 


[ren 
ee rin 
“> > 
d>, 
Beer 
- 


gseese 


= 


>.: „der Provokation ist. 


Er 5 


= et u% 


tree 


= ei e 


u a 


TUE Er 
Te m rn g ey 
' : 


bs ET , 5 ME, 
Senne... 


- eireulierende Blut herauszutreiben. | a | 
i Am sichersten wirkten. die Milchinjektionen, wie sie ja jetzt. 
auch vielfach zu therapeutischen Zwecken . angewendet werden. provokation aber drei bis vier Wochen’ fortgesetzt werden muß, F. 

'| haben wir -dieselbe schon J4 Tage, vor. Beendigung einer "EU en 


-Dabei machten wir die Beobachtung, daß das häufig nach Milch- 
"Injektionen auftretende Fieber keine Vorbedingung für das Gelingen: 
p Meistens machten wir im Abstand von einer 
-Woche zwei intramuskuläre Injektionen von je 5 bis 10 cem, 
zehn Minuten auf dem Wasserbade sterilisierter Milch. Wir haben 
= das Aufflackern der. Malaria: nach diesen Milchinjektionen nach 
. „sehr verschiedener Zeit beobachtet, bis zur Dauer von 14 Tagen 
nach der Injektion, und wir bildeten danach unsere Methode so 
aus, daß unmittelbar nach Beendigung der Chininkur die erste 
..Milehinjektion gemacht wurde, in der folgenden Woche Faradisation 
p der Milz, Milzdusche, faradisches Bad, am achten Tage die zweite 
. Milchinjektion, danach Dàuermarsch und: am Schlusse der zweiten 
. ‘Woche eine einmalige Adrenalin- oder Hypopbysininjektion, womit 
die 14 tägige Provokation, bei der an jedem zweiten Tage Blut- 
untersuchung gemacht werden muß, ihren Abschluß fand. Wir 
‚konnten in etwa 36% unserer Fälle mit der Provokation das 
i Bestehen respektive Weiterbestehen der Malaria nachweisen. 
‚Diese Zahl stimmt gut überein mit den Angaben über die Häufig- 
keit der spontanen Rezidive, Wenn wir die Erfolge der Provo- 
. kation bei den verschiedenen Plasmodienarten feststellen, kommen 
‚Wir zu dem Resultat, daß bei -Tertiana 47% durch ‚Provokation 
Positiv wurden, bei Tropica 82%. Die. Zahlen der Häufigkeit der 
spontanen Rezidive, welche Tsuzuki und Celli angeben, 
‚sind für Tertiana 36,86 % respektive 49%, für Tropica 12,3 % 
respektive 23 % 5). M ay 6) ‚hatte mit Provokation durch Höhen- 


“st ) Reinhardt, Über Provokation latenter Malaria durch Be- 
„Strahlung mit ultraviolettem Licht. (M. m. W. 1917, Nr. 87, S. 1198.) 
(W. k ) v. Draga, Die experimentelle Aktivierung latenter Malariafälle. 
Mi d. W. 1917, Nr.4, S.102,) — Brauer, Über Mobilisierung von 
„„arlaparasiten im Blute. (W.kl.W.1917, Nr.4, 8.105.) — Neuschloß, 
| Ausschwemmung der‘Malariaparasiten ins Blut. .. W.1918, 
Be 3 S. 98/99.) — Schittenhelm und Schlecht, Über den Wert. 
hr a Adrenalininjektion bei latenter Malaria. (M. m. W. 1918, 
DD, í. + : | 
as ) Weiehardt und Schrader, Über unspeeifische Leistungs- 
| Serungen (Potoplasmaaktivierung). (M. m. W: 1919, S. 289.) ` | 
hen )Starkenstein‘ Proteinkörpertherapie und Entzündungs- 
mung. (M. m. W. 1919, Nr. 8) ` | 
Hertiana, Stransky, Über das gegenseitige Verhalten der Malaria 
En 8) i SOPI, (M. Kl. 1918, Nr. 18, S. 311.) en 
ch. er f i T 


- 


_ 


_ Gesamtdauer der: Erkrankung sicher ab. 


Therapie der Malaria über. 


Kur begonnen und ein bis zwei Wochen nach Beendigung fort- 
gesetzt. Je nach. dem Abstand, in dem bestrahlt wird, ist zu 
verlangen, daß wenigstens die letzten - fünf bis acht Tage 
Bestrahlungsdauer von einhalb bis einer Stunde erreicht wird, die 
vorhergehende Bestrahlung dient zum langsamen. Einschleichen 
bis. zum Erreichen der nötigen Volldosis. = er 

Man. muß sich. allerdings bei allen diesen Provökations- 
methoden und ihrer Beurteilung darüber klar sein, daß nicht 
jedes Wiederaufflackern der Malaria einen Erfolg der Provokation 


_ darstellt, sondern daß manches Rezidiv auch ohne Provokation 


wieder aufgetreten wäre. T TEE 
. Es erhebt sich nun die Frage, ob diese Provokation, wie ich 


sie eben geschildert habe, zweckmäßig ist. Man hat dagegen ein- 


gewendet, daß es eigentlich unrichtig erscheint, eine Erkrankung 
‚wieder anzuregen, welche nach und nach von selbst zum Erlöschen 
kommt oder ‘doch. lange im Stadium‘ der Latenz bleibt. . Meiner 


Ansicht nach ist es aber besser, solche Kranke möglichst beizeiten - 
zu heilen, anstatt ruhig zu warten, bis ein Rezidiv uns wieder zu ` 


'therapeutischem Eingreifen veranlaßt: Wir müssen die Kranken 


allerdings länger in Behandlung behalten, aber wir kürzen die 


Von besonderem Werte war das Provokationsverfahren während 


. des Krieges, da wir mit Hilfe der Provokationsmethoden eine Ent- 
scheidung über die Dienstfähigkeit des Kranken treffen könnten. 
' Leute, die auf die Provokation weder mit Rezidiv noch mit Aus- 
schwemmung von Plasmodien reagierten, konnten ruhig wieder 


zur Front entlassen werden- und haben auch mit wenig Ausnahmen 
keine Rezidive mehr bekommen. Eine andere Frage ' ist die, ob 
es. zweckmäßig ist, wie es vorgeschlagen wurde, während der Be- 
handlung häufiger zu provozieren? Die Frage führt mich zur ' 


Ich kann natürlich keinen Überblick über die Malaria- 


therapie geben, dies liegt nicht im. Rahmen meines Vor-- 


trags. Wir sind bei Malaria in der glücklichen Lage, ein Spe- 


cificum gegen die Erkrankung zu haben, das nur selten versagt. 


Freilich ist die Wirkung des Chinins nur als klinisch heilend: zu 
bezeichnen, eine absolute Heilung im Sinne der Therapia magna 
sterilisans Ehrlichs kann man vom Chinin nicht erwarten. 

Die Ursachen des allerdings seltenen Versagens des Chinins 


na 
5 
= De ne 
š BET: 
u 


R Fn nn 


nn n 


a 
ger 
=, 
a 
Fr 


— m 
I 
-? N 
mre, 


Wai TEN 


IE 


PEN 


r ~y 


FE RITTER r i PERSTETENE, SORRE 795 


Teig 1% IR Bus BEBen 


nie FEAR REN NE ui RE RE P raii E RE SRL re 
ner EE GE a Ze anne wen en SE 
a r 


no 
EE 
SA 
Ri 
fi 


N 
1 
4 
d 
il 
A 
j 
i 
: 
| 


"sind auch jetzt noch dunkel, obwohl gerade während des Krieges 


- formen. Deshalb wurde während des Krieges eine Reihe von 


510 


die Gelegenheit, diese Frage zu lösen, mit Eifer aufgegriffen wurde. 
Ausschließen muß man immer die einfachste. Ursache des Ver- 
sagens, nämlich die, daß das Chinin nicht eingenommen wird oder 
daß schlechte Chinintabletten unverändert den Darm passieren. 
Durch den Nachweis des Chinins im Urin läßt sich dies ermitteln, 
durch intramuskuläre Anwendung dies verhindern. 

Man hat für das Versagen des Chinins teils eine besondere 
Chininfestigkeit der Plasmodienstämme, teils eine Angewöhnung 
des Körpers, vermehrte Zerlegung des Chinins, die sich in ver- 
minderter Ausscheidung des Chinins durch den Harn kundgibt, 
angenommen. Die Erfahrungen bei meinem Krankenmaterial 
machen mir es am wahrscheinlichsten, dab es eine gewisse Ab- 
stumpfung gegen Chinin durch Angewöhnung ist, welche die Mib- 
erfolge des Chinins verursacht. Es sind meist Leute, die sehr 
lange Chinin bekommen haben, teilweise solche, bei denen das 
Chinin längere Zeit ohne Pausen gegeben worden war. 

Die vermehrte Zerlegung ist angenommen worden auf Grund 
von Untersuchungen, welche eine verminderte Ausscheidung .des 
Chinins im Urin feststellen. Die Methode des quantitativen Nach- 
weises des Chinins im Urin ist aber zu unsicher. Andere Unter- 
sucher konnten jedenfalls die verminderte Chininausscheidung nicht 
nachweisen. Zweifellos spielt auch die Resorption des Chinins 
eine Rolle. Bei der innerlichen Darreichung kommt es- sicher auf 
den Zustand des Magens wesentlich an und dieser ist häufig bei 
Malaria stark geschädigt. So fanden Novak und Tom a n?) bei 
89°/, der Malariakranken Achylie, bei 65 °/ der schweren und 30°/, 
der leichten Fälle Achlorhydrie. Die Darreichung von. Salzsäure 
ist zweifellos häufig von guter Wirkung durch die Besserung des 
Magenchemismus. Das Versagen des Chinins kommt aber auch 
bei intramuskulärer Anwendung vor. 

Das Chinin wirkt am raschesten auf die Jugendformen der 
Plasmodien und namentlich auf die Agamonten, die ungeschlecht- 
lichen Formen, während die Gamonten widerstandsfähiger gegen 
Chinin sind. 

Gegenüber dieser Wirkung des Chinins ist die Wirkung des 
Salvarsans, des zweiten Hauptheilmittels, wenigstens bei Malaria 
tertiana, eine gute Ergänzung, da dies am raschesten auf die- 
älteren Plasmodienarten einwirkt und langsamer auf die Jugend- 


Kombinationsformen fler Therapie aufgestellt und ausprobiert. 
Namentlich in Fällen, in denen die einfache Chininkur nicht ge- 
nügte, wurde die Chininkur mit Neosalvarsan kombiniert. Wie 
beim Chinin, so ist es auch beim Salvarsan nicht leicht zu sagen, 
welches der richtigste Zeitpunkt der Anwendung ist. Am zweck- 
mäßigsten und wirksamsten ist es, beides vor dem Fieberanstieg 
oder während des Fiebers zu geben, um möglichst viele Jugend- 
formen und Teilungsformen zu zerstören. Auch am Ende der bei 
der schematischen Chininkur eingefügten Chininpausen ist es 
zweckmäßig, öfter eine Salvarsandosis zu geben, um etwa wieder 
auftauchende Dauerformen zu zerstören. i 


Bei chininresistenten Fällen von Malaria tropica will 
Neuschloß die Beobachtung gemacht haben, daß die günstige 
Wirkung der kombinierten Kur darauf beruhe, daß das Salvarsan 

. die durch vermehrte Zerstörung des Chinins im Organismus der 
en cs Chininresistenz aufhebt und so dem 
n wieder zur Wirkung verhilft. Auch ä 
sollen diese Wirkung Haben können. en un 

‚Die günstige Wirkung des Salvarsans gilt im wesentlichen 
nur für die Tertiana, bei Tropica gelingt es seltener, durch Sal- 
varsan das Blut zu sterilisieren. Im Gegenteil werden die Tropica- 
plasmodien und anscheinend auch Quartanaplasmodien?2) durch 
eine Reizwirkung des Salvarsans eher in die Blutbahn ausge- 
schwemmt. Daß auch. bei Tertiana das Salvarsan in der ge- 

‚ wöhnlichen ‘Dosis eine provozierende Wirkung haben soll, wie 
Bittorf?) meint, davon konnte ich mich nicht überzeugen. 

Die neueren Salvarsanpräparate, Kupfer- und Silbersalvarsan 
sollen ebenfalls Tropicaparasiten gegenüber wirkungslos sein 5). i 


1) Novak und Tomann, Über Untersuch | 
saftes bei ern Si N kl. W. 1919, Nr. 3.) Den 
) Neuschloß, Über die kombinierte Neosal -Chipin- 
therapie bei tropischer Malaria und ihre Dharmakouynamischen en 
lagen. A: EN, rail. Beilage Nr. F S. 1217.) 
l 3ittorf, ie kombinierte Salvarsan- hininbeh. 
Malariarezidive. (M. m. W. 1917, Feldärzti. Beilage Nr. TEE N 


4 Kalberlah und Schloßb 
Studien bei chronischer Malaria. (D. m. w 1918, K none 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 21. 


gewandt und haben schließlich eine Behandlungsform ausgewählt, 
welche das Salvarsan der etwas modifizierten Nochtschen Kur 


einfügt. 


A n i 
; Neosalvarsan I. Woche eventuell mit 7X12 
Chinin 2 g 3 Tage wiederholen : 
1,2 g 4 Tage 
u Pause 2 Tage | 
. eosalvarsan | II. Woche eventuell wiederholen 
Chinin 12 g 5 Tage | 
Hi Pause 3 Tage 
Neosalvarsan 
Chinin 1.2 g + Tage 
IV | Pause -4 Tage 
Neosalvarsan 
Chinin 1,2 g 3 Tage 
M Pause 5 Tage | Künstliche Höhensonne, 
Chinin 12 EN || ansteigend bis 60 Minuten Dauer 
inin 1 g 1289 | von 5 Minuten an je > LE 
a a a x È Å täglich steigen 
” at ae II. Woche je 4 Minuten 
Chinin 1,2 g 2 Tage täglich steigend 
- VII Provokation künstliche Höhensonne, 5 letzte Tage 60 Minuten lang 


25. Mai. 


Wir haben eine große Zahl von Kombinationsmethoden an- 


Milzfaradisation, Dauermarsch; am vorletzten Tage Adrenalin- oder 
Hypophysininjektion 


Bei manchen Fällen kommt man mit der einfachen Nocht- 
schen Kur ohne Salvarsan völlig aus, und es ist zweckmäßig, sieh 
die Kombinationskur für besonders hartnäckige Fälle vorzubehalten. 
Von stärkeren Modifikationen des einfachen Nocht schen Schemas 


habe ich keine Vorteile gesehen, nur die Anwendung größerer - 


Dosen in den ersten Tagen möchte ich empfehlen. In neuerer 
Zeit wird gerade auf die Erhöhung der Chinindosen Wert gelegt!). 
So wird empfohlen, als Einzeldosis nicht unter 1 g zu geben, un 
diese Dose dreimal im Tage über den Tag verteilt, damit der 
Kranke ständig unter starker Chininwirkung, die jeweils neun Stunden 
anhält, steht. Für die ersten Tage möchte ich die höheren Dosen 
befürworten, für längere Dauer besteht die Gefahr einer Ab- 
stumpfung der Chininwirkung und der Chiningewöhnung trotz der 
Pausen. Auch eine Verkürzung der Pausen, wie sie Borcha rdt?) 
empfiehlt, ist meines Erachtens nicht nötıg, wie sich ja auch aus 
der Überlegung ergibt, daß die Plasmodien immer gewisse Zeit 
zur Entwicklung gebrauchen. 

Eine Modifikation der Kombinationskur‘ bedarf noch be- 
sonderer Erwähnung, weil sie eine sehr zweckmäßige Vereinigung 
einer Behandlungsmethode mit einer Provokationsmethode darstellt, 
die Corische Methode?). Dieselbe besteht darin, daß vor dem zu 
erwartenden Anfall Neosalvarsan gegeben wird, dann Chinin, 2, 
in Dosen von 0,5 g, die nächsten drei Tage 2 g im Tag, am 
vierten Tage Blutpräparat, bei negativem Ausfall vier Tage Paus®, 
dann Corische Provokation, bei positivem Ausfall Wiederholung 
der Kur. Die Corische Provokation besteht in der täglichen 
Gabe von 0,05 Chinin, einer Dose, welche die Plasmodien, nament- 
lich die Geschlechtsformen, aus den inneren Organen ausschwemil. 
Alle vier Tage muß ein Blutpräparat gemacht werden und diese 
Provokation vier Wochen lang durchgeführt werden. 


Die Corische Behandlung eignet sich sehr gut dazu, nach 
Versagen einer einfachen Nochtschen Kur als Kombinationskuf 
aufgenommen zu werden. Am häufigsten tritt der Erfolg en 
zwischen dem 11. und 22. Tage im Einklang mit der Feststellung 
Biedlis, daß die Entwicklung der Zahl von ParasitengenerationeN, 
die zur Hervorrufung eines Anfalls genügt; 11 respektive 22 Tage 
erfordert; meist wird aber schon vorher das Blutpräparat positiv. 

‚Von der Anwendung von Provokationen während emer 
Chininkur habe ich keine besonderen Vorteile gesehen, 09%, 
‘ich die verschiedenartigsten Provokationen in mannigfacher Variation 
der Anwendungszeit versucht habe. Ich habe namentlich auch 


nach solchen Kombinationen von Kur und Provokation CI T 
Schlusse der Kur vorgenommene intensive Provokationsseri®, w 
sodaß elme 


ich sie oben beschrieben habe, erfolgreich gesehen, 


; ‚) Brummer, Erfahrungen über Intensivbehandlung der Malaria 

im Hinterlande. (M. m. W. 1919, Nr. 4, S. 102.) 7 : 

*) Borchardt, Entstehung und Verhütung der Rückfälle bel 
Malaria tertiana. (D. m. W. 1919, Nr. 9, S. 232.) 

*) Mandoki und Maule, Erfahrungen über die Behandlung 

| Malariakranker nach Prof. Cori. Bemerkungen zur Frage der Neos#" 
varsanwirkung. (M. m. W. 1918, Nr. 7, S. 178.) 


obwohl 


ann Ann mn nee ae 2 rer 


Is i us Se ze 5 - j BE: = a . p o ž Bde . E n = á ' > a: ` f! ` PA 
=| :: 25. Mai. 0.0.1919: — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 91. 4 511 Bun... 

Mn = = z IE ti FASE 
TTAR D ME a ER a E NE S MEERE ; ppi 
ugaidi . Abkürzung der.:Behandlungszeit. nieht erzielt wurde. ' Die Anwen- | .. . ‚Die rascheste ‚Wirkung hat die intravenöse Einverleibung. <- {g f R 
swik’ © dung von Adrenalin zu -wiederholte Provokation, ;wie,.sie-Ab11).| Auch. hier ist das Chininurethan afzuwenden, -0,5 bis 1 g in = RETR E. 

Zus empfiehlt, ist wegen der schon ‘öben ‘erwähnten. Gefährlichkeit | 100 bis 200 ccm physiologischer Kochsalzlösung. 1 g intravenös N A r: 
=-=} -wiederholter Adrenalineinspritzungen zu: vermeiden. Zweckmäßiger | kann allerdings schon recht ünangenehme Nebenwirkungen hervor- br i i 

E erscheint die Methode von May ?), welcher die Chininbehandlung | rufen. Man wird aber die intravenöse Behandlung auch nur AA BAN 
AtA f, mit Höhensonnenprovokation und mit Arsacetinprovokation ver- | dann anwenden, wenn Gefahr im Verzuge. ist und es auf etwaige I Fi SHE 
I bindet, beides Mittel, welche -auf alle Fälle eine günstige Wir- | unangenehme “Nebenwirkungen ‘nicht mehr ankommt. "Die: intra- al. 

—ı kung auf den Organismus haben und nach früheren Ausführungen | venöse Einverleibung des unverdünnten Chininurethans.kann selbst. _ ie ji A 
. die Chininwirkung wohl nóch in anderer als der gedachten Weise | bei kräftigen Individuen kollapsartige Erscheinungen auslösen. I Ei N 
unterstützen. | u > -` Es ist kaum‘ anzunehmen, daß die intravenöse. Injektion bei’den | Sl paire | 
May verwirft: die schematische Chininbehandlung und will | Rezidivfällen häufiger angewendet werden muß. Sie’ kommt fast . iE | BEE 
jeden Anfall, sobald -er sich durch das Auftreten von Plasmodien | nur bei der komatösen Form :der Malaria in Betracht, welche re- PS ER 
im Blute anzeigt, durch ‘kombinierte Neosalvarsan-Chininkur be- | lativ selten ist. > IHR, | | | m nt un bie 
kämpfen oder die Behandlung wenigstens nur bis zur Plasmodien- |; - Die Mortalität der frischen Malaria, welehe im wesentlichen 1 Kr 
und Fieberfreiheit fortsetzen, © = „| auf diesen komatösen Formen beruht, ist auf unter 1°/, berechnet IM l E 
Es ist zweifellos die idealste Malariatherapie, wenn wir die | worden. © 0 0> a a | i | In H HAS i 
Krankheit so genau verfolgen können, daß, wir nur auf dem | Die, Gefahr der Erkrankung liegt im wesentlichen in den _ : % f PEMBE 
Plasmodienbefund die Therapie aufbauen, Dabei dürfen wir frei- | Spätfolgen,. welche sich namentlich bei ungenügend behandelten R eii 
lich meiner Ansicht nach nicht nur, wie May vorschlägt, die | Fällen einstellen. Die Malariakachexie. muß bei den ehemaligen 1 re 
` Schizonten berücksichtigen, die Gameten aber als neutral. be- | Heeresangehörigen auf alle Fälle verhütet werden. Dank der ener- EL he 
-  trachten; sondern auch der Befund von Gameten indiziert thera- ! gischen Durchführung der Mälariabehandlung. ist dies’ bis zum | Ei Te 
peutisches Vorgehen. Diese individualisierende Therapie läßt sich | Herbst vorigen Jahres wohl im großen ünd ganzen auch gelungen. Hr EJE p 
bei Häufung von Malariakranken nicht durchführen; 'sie verlangt | Aber seit der Auflösung unserer. straffen Heeresorganisation be- PE ER RE 
fast tägliche Blutuntersuchung. Und auch selbst dann wird nicht | steht die Gefahr, daß die Kranken sich weiterer Beobachtung und 17 e a e, 
immer das Droben eines Anfalls rechtzeitig erkannt. Auf die | Behandlung entziehen,. und daß infolgedessen häufiger schwere APREN DEG 
‚sichere Periodizität der Anfälle können wir uns auch nicht ver- | Nachkrankheiten beobachtet werden, zumal eine große Zahl der. I a Zu a 
lassen, denn durch ungleichmäßige Entwicklung der Plasmodien, | Ärzte über die Erscheinungen der Spätmalaria nicht genügend. in- [S Dingen “ 
durch abwechselnde Entwicklung verschiedener Plasmodienstämme | formiert ist. | | a NaS = ale. E] 
kann es zu solchen Verschiebungen in dem Auftreten von An- | Ich habe schon früher darauf hingewiesen, welche schlimme ` agin Heii x 
fällen kommen, daß wir häufig mit der Therapie zur unrechten | Wirkung starke Ausbreitung der Malaria haben kann, Aber selbst SA HE ae 
Zeit kommen. ° `. >, | SE u = | eine geringe Morbidität der Malaria. kann Schaden anrichten air faem 
Deshalb halte ich die schematische Kur, wenigstens für die | wegen der langen Krankheitsdauer, dem großen Verlust an Ar- Miani Li. | 
=  Massenbehandlung Malariakranker und für die Behandlung von | beitskräften und ferner dadurch, daß Malaria bisweilen Impotenz, 1 E e a 
 "Malariakranken, welche wir nicht ständig in klinischer Beob- | Sterilität, Aborte und -Verminderung der Stillfähigkeit, bei Kin- ann e 
achtung haben, für das richtigere Verfahren. . — | dern auch Entwicklungsstörungen und Wachstumshemmung her- HE | KUE an 
Wenn die Chininkur und die Kombinationskuren unwirksam | beiführen kann. - . —— ` n a AA ANTER CMEA eyr i: 
bleiben, ist es nötig, andere Mittel. anzuwenden. Das wirksamste | .Gerade -in neuerer Zeit ist auch darauf aufmerksam ge- a ei BEA 
dieser anderen Mittel ist meiner Erfahrung nach das Methylenblau | macht worden, daß Unfälle!) Malariarezidive. auslösen ` können, en. 
in Dosen von dreimal 0,5 g. Es gelang uns, mehrere chinin- | daß also auch für die Unfallversicherung die Malaria ` große Be- A 

S resistente Fälle, welche auch auf Salvarsan nicht ansprachen, | deutung bekommen kann. < ME u ARE a o 

a durch Methylenblau zur Heilung zu bringen. Dagegen haben wir | Diese Gefahren berechtigen: uns, zu verlangen, daß der Be- TER EEE 

F vom Methylenblausilber, dem .Argochrom, kein Resultat gesehen, | kämpfung der Malaria im Heimatgebiet ein größeres Interesse N AEA MA D 

t| auch Kollargol ist wirkungslos. Von anderer Seite ?) wurde Eigen- | entgegengebracht wird. = Rn a E a \l BEERA 

gi .. Serum zur Behandlung verwandt, aber: heilende Wirkung konnte Das erste Mittel, die Ausschaltung. der_Infektionsträger, ist IR I} =; G 

al nicht beobachtet werden. i l = | . bei unseren heutigen Zuständen wohl kaum in größerem Umfange ne: 2 

gi -> . Zur Behandlung der Malaria ist auch die Tiefenbestrahlung | anzuwenden. Es ist zwar der Versuch gemacht worden, ‘die An- PEE i E t 

3 5 der Milz ‘) empfohlen worden, jedoch waren die Erfolge nicht der- | zeigepflicht für Malaria einzuführen, aber diese Maßregel hat die-- Ba ann: | 

5, art, daß dieser Behandlung gegenüber den anderen Methoden ein | selbe Gefahr, wie bei allen chronischen Infektionskrankheiten, sie a ARIES i 

g Vorrang eingeräumt werden könnte. Der Gedanke war ja nahe- | führt häufig zur Verheimlichung der Erkrankung und. verhindert a Hk Au 

f liegend, da die Milz stark beeinflußt wird durch die Bestrahlung, | damit eine rechtzeitige Behandlung zum Schaden der Allgemein- SER BEE 

| aber eine elektive Wirkung auf die Parasiten, eine Anregung einer | heit und des einzelnen Individuums, Wir haben es mit einem IE B 

ji Specifischen Reaktion der Milz gegen die Infektion bewirkt die | Leiden zu tun, bei dem wir nie mit Sicherheit sagen können, ob IE IE Di a i 

f | Bestrahlung anscheinend nicht. Dagegen wurde durch Röntgen- | dasselbe geheilt ist oder nicht. ‘Wir können zwar durch die ER. De 

k: betrahlung der Milz bei einem Fall von Malaria tropica Schwarz- | Blutuntersuchung feststellen, ob das Individuum zurzeit Plas- TETE DR 

| wasserfieber°) erzeugt, sodaß man zur Vorsicht raten müß. modien im strömenden: Blute hat, die etwa bei Mückenstich die Ri 

| _ Ein kurzes Wort sei noch über die intramuskuläre und intra- | Mücke infizieren können. Aber wir können nicht wissen, ob es i i 

l venose Anwendung des Chinins gesagt. Die intramuskuläre Ein- | nicht Infektionskeime in anderen Organen : beherbergt, die eben A A Hi a 

ji > Verleibung in Form des Chininurethans, welche bei dem Heere | doch immer und immer wieder zur Blutinfektion -Anlaß geben O: 

1 tari ist, hat sich sehr bewährt. ` Ich habe allerdings eine | können. — —— o a a M i: 

u Pen: liefgehender Nekrosen. gesehen, aber in jedem Falle war Wenn. es gelänge, alle Keimträger in anophelesfreie Gegenden IORN A o 

t! Sarı weisen, daß die Injektion nicht vom Arzte, sondern vom yerpflanzen zu können, wäre viel erreicht. Für anophelesfreie SER E A 

a verleih Spersonal gemacht worden war. Die intramuskuläre Ein- Gegenden besteht keine Verbreitungsgefahr. In Anophelesgegenden ORS T RRE 

, steht. P ist dann angezeigt, wenn der Kranke im Verdacht |. wäre die Möglichkeit, éine gründliche Behandlung der Keimträger ARE D 

5 störun as Chinin per os nicht zu nehmen oder. wenn : Magen- und zur Verhütung von Rezidiven in der warmen Jahreszeit eine IAR A u 

j viku bestehen, ..oder ferner, wenn rasche und kräftige Ein- Chininprophylaxe zu verlangen. Jedoch sei gleich darauf hinge- NRE MR i., 

durch g erwünscht ist, was bei der intramuskulären Einverleibung wiesen, wie schwierig ‚eine derartige Prophylaxe durchzuführen - ne | 
0a Umgehung der einen. Teil des Chinins vernichtenden Leber | ist. Das haben unsere Truppenärzte in den Malariagegenden zur a..." 
erzielt wird, DZ | > Genüge erfahren. ek f ae | 1 ee 
u: Te a Aoh = aaa De ubfung der Überträger müßte jedenfalls NR) 
-LADI Über di lin hai: aufs allerschärfste geachtet werden und da wären: behördliche ' IE rege 
‘ m W. 1919, $. 180) die Anwendung dos Arenai PA Palata: (E Maßnahmen: rechtzeitig zu treffen. . Die Beseitigung der Brutplätze Kan: Ei Be, 
"May. la š ms | | der Anopheleslarven, der stagnierenden Gewässer mit verwachsenen ` DN ne. x 

alaria tropicans. (W. kl. W. 1917, | Ufern, die Vernichtung der Mückenbrut durch chemische Mittel, BE 

| -| Verbreitung mückenbrutvertilgender Wassertiere usw. käme :in. 


9 > ; 
Y = 07%, Bigenrumbeil 
1917. g a0 tsch, Tiefenbestrahlung der Milz bei Malaria. (W. kl. W. 


r) ; l 
der Mil, 5 eutsch, Schwarzwasserfieber nach Röntgenbestrahlung 
| eı einem Fall von Malaria tropica, (W. kl. W. 1919, S. 907.) 


Betracht. {D 
1) Lossen, Malaria und ihre Bedeutung in der Sozialversiche: 
rung. (Mschr. f. Unfallbik. 1918,-Nr. 10.) - 


| 


 Rentenanforderungen zu begegnen, sondern auch eine Weiter- 
verbreitung der Krankheit auf die übrige Bevölkerung zu ver- - 


512 a | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK. — Nr. 21. 


Eine große Gefahr der Verbreitung der Malaria entsteht bei 
der Ausführung großer Kanalbauten, wie sie ja jetzt als Notstands- 
arbeiten geplant sind. Erfahrungsgemäß werden dabei lange Zeit gün- 


stige Bedingungen für die Mückenbrut geschaffen. Auch die Ver- 


nichtung der im Keller und anderen dunklen Räumen über- 
winternden Anophelinen wäre eifrigst zu betreiben, Auch hier ist 
durch Aufklärung sehr viel zu erreichen, sie muß nur in der rich- 
tigen Weise gehandhabt werden. u 

Interessant sind die Bestrebungen, die Interessen des Staates 
mit den Interessen der Kranken in Einklang zu bringen, wie sie 


namentlich Italien, gemachten Erfahrungen Grundsätze ausge- 
arbeitet für eine Hilfsaktion für die Malariakranken, welche gleich- 
zeitig dem Staate ermöglicht, durch die Überwachung, Behand- 
lung und Beurteilung der Malariakranken nicht nur übertriebenen 


hindern. 

Wenn auch die Zahl unserer Malariakranken vielleicht nicht 
ganz so groß ist wie im Österreichischen Heere — Matko rechnet 
mit einigen Zehntausend —, so ist die Zahl doch nicht zu unter- 
schätzen. Es ist deshalb zweckmäßig, sich mit den Matko schen 
Vorschlägen vertraut zu machen. 

Die Anzeigepflicht, welche ich eben als nicht wünschenswert 
bezeichnet habe, wird gewissermaßen in Anzeigerecht verwandelt. 
Die Erhebung der Zahl der Malariakranken wird gefordert, die 
Meldung ist freiwillig, denen, die sich melden, werden Vorteile 
zugesichert, z. B. unentgeltliche Chininabgabe usw., deren sie bei 
Nichtanzeige verlustig gehen. | 

Errichtung und Ausgestaltung von Malariaspitälern, Malaria- 
stationen mit Untersuchungsstellen, eines Malariacentralinstitutes, 
Rekonvaleszentenheimen für Malariakranke in geeigneter Höhen- 
Jage, alles unter Leitung fachmännisch ausgebildeter Ärzte, hat 
die Militärverwaltung schon während des Krieges bei uns, nicht 
immer mit glücklicher Hand, sich angelegen sein lassen. Aber die 
Umwälzung hat manche gute Einrichtung wieder verschwinden lassen. 

Die Verstaatlichung des Chininvertriebs für die Malaria- 
behandlung wird in den Matkoschen Grundsätzen empfohlen, 
um das Chinin nicht zu einem Spekulationsgegenstand werden 
zu lassen. Die Erfahrungen mit dem „Staatschinin“ in Italien 
sind günstige, -der Erfolg der Bekämpfung der Malaria ist dort 
zum Teil dieser Maßregel zu verdanken. | 

Gefordert wird ferner, was ich auch schon als außer- 
ordentlich wichtig besprochen habe, die Aufklärung und Be- 
lehrung der Bevölkerung über die Gefahren, welche derselben 
bei leichtsinniger Auffassung der Erkrankung seitens der Malaria- 
kranken drohen. Wesen, Verhütung, Behandlung der Malaria 
wären durch. Flugblätter, Vorträge, populäre Bücher usw. bekannt- 
zumachen. Die 'Krankenkassen wären für die Bekämpfung der 
Malaria zu interessieren. Auch die Landesversicherungsanstalten 
haben ein großes Interesse an der Überwachung und Bekämpfung 


der Malaria, um dem Übergreifen. auf die Zivilbevölkerung mit. 


ihren Folgen für die Versicherung vorzubeugen. Ähnliche Forde- 
rungen für eine wohlorganisierte Malariabekämpfung stellt auch 
Mayer?) auf. 

Andererseits aber haben auch derartige Kranke das Recht, 
von einem Fachmann begutachtet zu werden, da hier die Be- 
urteilung oft eine besonders schwierige sein wird, und dies gilt 
nicht nur für die Beurteilung seitens der Zivilbehörden, sondern 
auch für die Beurteilung durch die Militärbehörden. 

Aus diesen Ausführungen, welche nur einige Fragen aus 
dem Gebiete der Malaria herausgegriffen haben, geht wohl hervor, 
daß wir es nicht mehr, wie früher, mit einer Erkrankung zu tun 
haben, welche wissenschaftlich sehr interessant ist, aber praktisch 
nur für den Kolonialarzt Bedeutung hat, sondern daß es jetzt 
eine Erkrankung ist, die jeder Arzt kennen muß, und welche 
wichtige Aufgaben auf dem Gebiete der Behandlung, Bekämpfung 
und Beurteilung zu lösen aufgibt. Ä 


1) Matko, Gedanken betreffs der Heilung und sozialen Für- 
sorgeaktion für die malariakranken Kriegsteilnehmer Deutsch - Öster- 
reichs. (W. kl. W. 1919, Nr. 2, S. 30.) | 

2) Mayer, Ergebnisse und Probleme der Malariaforschung im 
Kriege. (D. m. W. 1919, Nr. 8, S. 59.) | 


-~ e 


. weißes Ödem der linken unteren Extremität. 


Din wag e — m 
EN Sfr, [J 


i 


25. Mai. 


Aus der II. medizinischen Klinik (Hofrat v. Ortner) in Wien. 
Über Typhlitis gripposa. 


l Von 
Karl Paschkis, Hilfsarzt der Klinik. 


Im folgenden soll an der Hand zweier Fälle über ein im 
Verlauf dieser Grippeepidemie beobachtetes Krankheitsbild be- 
richtet werden, das eine seltene Lokalisation und Form dieser 
Infektion zeigt und das sich unter den veröffentlichten Beobach- 
tungen über Grippe nicht findet. | : 

Patientin R. K., 29 Jahre alt, ledig, will nie krank gewesen 
sein. Beginn der jetzigen Erkrankung vor neun Tagen mit Frost- 
gefühl, Mattigkeit, Gliederschmerzen und dauerndem heftigen 
Durstgefühl und Appetitlosigkeit. Seit einer Woche totale Ob- 
stipation, keine Winde. Kein Erbrechen. In den letzten Tagen 
flatulentes Aufstoßen (diesen Punkt stellt die geistig etwas minder- 
wertige Patientin gelegentlich auch wieder in Abrede). Gestern 
soll auf Abführmittel etwas braunes Wasser ohne feste Bestand- 
teile abgegangen sein, Erste Menses mit 16 Jahren, stets normal, 
kein Partus, kein Abortus, venerische Affektion negiert. i 

Die mittelgroße, mäßig kräftige, gut genährte Patientin nimmt 
aktiv erhöhte Rückenlage ein. Gelblichlehmige Gesichtsfarbe, Sub- 
ikterus der Skleren. Sichtbare Schleimhäute sehr anämisch. Uvula 
leicht gerötet, Zunge dickweißlich belegt, trocken, rissig; Zungen- 
follikel etwas hyperplastisch.h Herpes labialis. Herz in normalen 
Grenzen, Herztöne rein, kräftig. Im fünften Intercostalraum erhält man 
bei leichter Perkussion Magentympanismus, während bei tiefer Per- 
kussion die Herzdämpfung durchschallt. Puls 124, Respiration 42. 
Über der Lunge linkerseits basale geringe Dämpfung, rechts basale 
Verschleierung, beiderseits feines basales Crepitieren. Abdomen über 
dem Niveau des Thorax, halbkugelig: aufgetrieben, in den abfallenden 
Partien ausladend. Die rechte Hälfte bis fast zur Medianlinie gedämpft, 
circumumbilikal hoher Meteorismus. Aufhellung der Dämpfung bei 
Lagewechsel, deutliche Fluktuation. Die rechtsseitigen Bauchdecken 
bretthart gespannt, sehr druckschmerzhaft, am intensivsten in der Ileo- 
cöcalgegend. Bauchdeckenreflexe nicht auslösbar. Aufnahmetempe- 
ratur 88,70, Puls 124. En 

Mit Rücksicht auf die Anamnese und den Abdominalbefun 
wurde trotz des charakteristischen Lungenbefundes die Möglichkeit 
eines lleus ins Auge gefaßt; der zu Rate gezogene Chirurg (Klinik 
v. Eiselsberg) erklärte den Fall nicht für eindeutig. Probelaparo- 
tomie wurde von der Patientin energisch verweigert. Eine sofort vor- 
genommene Magenausheberung ergab reichliche kaffeesatzartige, braune 
Massen, die mit Luft vermengt, blasenwerfend und gurgelnd hervor- 
schießen. Dabei zeigte der \Mageninhalt Achlorhydrie, sehr geringe 
Acidität, keine Milchsäure, reichlich Blut (Benzidin- und Guajakprobe 
positiv). Nach der Ausheberung fühlte sich Patientin wesentlich ef- 
leichtert. Der gynäkologische Befund (Klinik Piskacek), der mit 
Rücksicht auf die Möglichkeit einer Extrauteringravidität erhoben 
wurde, ergab nur etwas derbe, nicht druckschmerzhaft2 ParametrieD 
und leicht infiltrierte Ligamenta sacrouterina. Ampulla recti leer. 
Wassermann negativ. Im Harn außer schwach positiver Urobilinogen- 
reaktion (bis zu 3S0facher Verdünnung) nichts Abnormes. Leukocyten 
21000. Im Sputum keine 'Tuberkelbacillen. In der zweiten Nacht ihrès 
Spitalaufenthalts hat Patientin etwas Stuhl von rötlichbrauner | arbe 
und wäßriger Beschaffenheit, der chemisch keine sicheren Blutproben 
gibt (Guajakprobe negativ, Benzidinprobe positiv). Therapie: Sehwitz- 
kasten, Thermophor. Wegen der pulmonalen Erscheinungen wird zwei 
stündlich 2 ecm Ol. camph. und zweimal täglich 0,002 g Strychnin sub" 
cutan gegeben. 

In der nächsten Zeit wird das Abdomen langsam weicher, die 
Schmerzen lassen nach, auch die pulmonalen Erscheinungen gehen 
zurück, der Stuhl wird konsistent, dabei Iytische Iintfieberung. Patientin 


fühlt sich subjektiv viel wohler, scheint aber sehr zu verfallen. 2. Ok- 


tober. Blutbefund: Erythrocyten 2328000, Leukocyten 8400. Keme 
punktierten Erythrocyten. Während die abdominalen Erscheinunge, 
fast abgeklungen sind, die Resistenz der rechten Abdominalbälfte fas 
geschwunden, erscheint nun plötzlich am 1. November ein starkes, 
Starke Druckschmerz- 
haftigkeit entlang der V. saphena magna. Die Haut der ganzen X- 
tremität glänzend, prall, dabei kühl. Therapie: Hochlageruns = 
linken Beines, Burowumschläge. Erst am 22. November ist das wo 
vollständig geschwunden, nachdem die Druckschmerzhaftigkeit schol 
einige Tage früher verschwunden war. Während dieser ganzen hen 
zeigte der Harn bei wiederholter Untersuchung keine pathologise = 
Bestandteile. Am 25. November verläßt Patientin zum erstenmal x 
Bett. Das Ödem tritt neuerlich, aber ganz schwach auf, vergeht nA 
einem weiteren Tag Bettruhe und kehrt nicht mehr zurück. Tage 
28. November verläßt Patientin geheilt die Klinik. An diesem ag 
war der Blutbefund: Erythrocyten 3168000, Leukocyten 8200. Ar 
Versuchen wir nun dieses Krankheitsbild zu erklären, k; 
finden wir, daß während einer Grippepneumonie ein Darmpro 


TB, Mai =i 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr; 21. 518 ET EDH 
2 ————— = : - ER hr ; fit H T = 
auftrat, der länger dauernde Obstipation und flatulentes Aufstoßen | polynucleären, teils aus mononucleären Zellen bestehen. Die Gefäße rd f a 
=. - hervorrief, eine brettharte, schmerzhafte Defense der rechtsseitigen | sind ‚mächtig‘ erweitert, : die ganze Entzündung eine ausgesprochen er 
er ae Bauchwand mit starker. Druckschmerzhaftigkeit speziell der Ileo- | hämorrhagische, da sich zahlreiche und mächtige Blutungen im. Gewebe Ft 
OF. cöcalgegend verursachte. Nach alledem dürften wir kaum fehl- | een Be ee pani gelockert. : IR a a 
gehen, wenn vle den ae i a pikan. AEE aE a großen Überraschung folgenden Befund erhoben.. Das Grampräparat HiS i i 
Ae ii NERTBON. a nr R a ne u Bo als parenchy- zeigt massenhafte grampositive Stäbchen von länglicher Gestalt, die H Plie 
Eis matöse Blutung anzusehen, stehe ich. nicht an, da die verschie- sich auch mit Löfflers Methylenblau deutlich färben. Die Stäbchen p poraji t 
über ci i densten profusen Blutungen bei Grippe teils selbst beobachtet | erinnern auf den ersten Blick an Milzbrandbacillen, man glaubt auch a 
eis I | wurden, ‚teils auch-in der Literatur niedergelegt sind, wie Epi- | Andeutung von Sporenbildung zu bemerken. Doch sind- die Stäbchen I HE 
om 5 staxis, Metrorrhagien, Hautblutungen, blutige Durchfälle, Solche mL o Eea en eins | zeug an a Be 
2 batt. Blutungen sind: zurückzuführen auf kleinste oder größere embo- | diesem Grunde schwer ist. Eine Anthraxinfektion auszuschließen, „pin Baiia 
°...  lisch-thrombotische Prozesse, die infolge einer besonderen Affinität | ich nach vorliegendem Befunde natürlich nicht in der Lage; doch spricht hie. 
. Ran! x Iani fast alles gegen diese Deutung; erstens der. Beginn .der Erkrankung ERAF o 
k gat des Virus zum Gefäßapparat (Obèrndorfer) so zahlreich auf- unter eimndedt, Grinnesvmptomen während: einer Grivneenidemr HA T, 
tig treten sollen‘), Man hat ja direkt vom hämorrhagischen Charakter by. Hrnierte may erg. Rat; 
A a ; en | zu > were, . | zweitens der. Umstand, daß aus der exstirpierten Mesenterialdrüse I a 
n bein} dieser Epidemie ‚gesprochen. Auch wir sahen bei Autopsien ja | keine Anthraxkultur erhalten wurde. Es dürfte sich also wahrschein- I 
bie} so oft kleinere ann, die zum typischen Bilde der Grippe |- lich um- Anaerobier handeln, über er emg Zur SEppeinfeF uch rd o 
ten f : gehören. In unserem Fall ist es dann zu einer Thrombose der | (Misch- oder Sekundärinfektion) auf`Grund. des vorliegenden Befundes IF Ap 
ar f linken V. saphena magna gekommen. ‚Welcher Art der Prozeß im | nichts: ausgesagt werden kann. Es dürfte. sich um sekundäre Ein- y a 2 
‚aa! - > Dickdarm war, geht nun: mit.-großer Wahrscheinlichkeit aus fol- | wander Koll Don one nen hr ee H ENERE 
la) gendem, in manchem analogen Fall hervor, den mir Herr Dozent | YA nnerobensensis“ im Sinne PriDrama D ist paio a anato Dh ar 
um] . Neu z ls = nn Am, ja a Re T wie klinisch in vorliegendem Fall abzulehnen] a: Hir ie u 
È „err Dozent Neumann wurde am 13. Oktober 1918 um ii Uhr |. , Wir haben es also mit einer hämorrhagischen Entzündung Be; 
a a B, gerufen iie fast palslós, mit aus” | und Infareierung des Ooocums im Verlauf einer Grippo zu tun. E 
aif.  fälliger Befund, Herzaktion sehr`stark beschleunigt, Temperatur normal, | Diese hämorrhagische DoR Er A ne nn a I ge E 
Im} ~- Das Abdomen stark aufgetrieben, mit zwei Hände hoher Flankendämpfung ‚heitserscheinungen, Daß die hämorrhagische ‚Pntzundung des EEE pT 
ws? > und deutlicher Fluktuation, etwas stärkerem Resistenzgefühl (aber ohne | Coecums zum Bilde der Grippe gehört, geht meiner Ansicht nach N O E. 
pite | deuklien palpierbaren Tumor) in der rechten Unterbauchgegend. Keine | klar aus aa nn a nn : ae on Charakter Ba i 
m auchdeckenreflexe. ` S | entspricht den zahllosen hämorrhagischen Prozessen, die wir im 1 
TA Nach der Anamnese war das Mädchen vor vier Tagen mit hoch- | Gefolge der Grippe beobachten. Ob nun diese Form der Grippe a a, es 
"a: 1  gradigem Fieber: unter : Grippeerscheinungen erkrankt (Hustenreiz, zurückzuführen ist äuf eine spezielle.Eigentümlichkeit des Virus in PEART. 
| ' RR a und G nee) a an oder. auf eine. besondere Disposition mancher Kranker, ist eine u Has nit "$ 
hl Erbrechen a ppe. m ta onen Sio e Sicr Appert osigkeit | kaum mit Sicherheit zu entscheidende Frage. Doch‘ scheint mir ` I 
a. und Erbrechen ein. Abends erbricht sie unter Kollapserscheinungen letzt viel wahrscheinlicher t müßten wir bei M I E 
iif  .Sschwärzliche, mit Blutbeimengung versehene Flüssigkeit. Mit Rück- etzteres. viel. wahrscheinlicher, sonst müßten ‚wir bei Massen- 21 P ae A 
a - sicht auf den Tlüssigkeitserguß und nach dem ganzen Krankheitsbilde | erkrankungen, die auf eine ‚gemeinsame Infektionsquelle zurück- ;, Bei. 
nt. lautete die Diagnose von Dozent Neumann auf Perforations- eventuell | gehen (Schulinfektionen . usw.), ein‘ mehr gleichartiges Bild .er- HR phie s 
mi . -Durchwanderungsperitonitis nach Appendicitis gangraenosa. Der sofort | balten. `°. | DER: | I Y ME i 
E zu Rate gezogene Chirurg stellte Druckschmerzhaftigkeit am zwölften | Das bier beschriebene Krankheitsbild hat. ein hohes prak- Jah: Mi k 
pat Dornfortsatz fest, schloß die Diagnose Peritonitis mit Rücksicht- auf | tisches Interesse; in ‚allen Fällen -mit ähnlichen Erscheinungen I E j 
u en eichlichen. Abgang von Flatus und Stuhl aus und lehnte daher |. wird an eine Typhlitis haemorrhagica zu denken, die sichere PEB n ai 
Bi ie Operation ab. Da sich der Zustand der Patientin verschlechterte, Diagnose per exclusionem zu stellen sein.. Es ist von theoretischem a ente 
imi wurde sie ins Allgemeine Krankenhaus gebracht und es wurde am ' Inte il di ich: relati lt intestinale Lokalna: P 2e E HEE De 
e > 2 Oktober um 8 Uhr nachmittags doch zur ‘Operation geschritten | do ner Grippe in ige 2 tiger Form a die Neigun j aller grippösen I Birs io 
-, (Abteilung Prof. Föoder. 0 i | tion der Grippe in eigenartiger Form und die Neigung. aller grippösen'. a a 
o : „.. „ Operationsbefund (Assistent Dr. Sywek): Pararedtaler Schnitt, | Entzündungen zu Hämorrhagien in höchster. Ausbildung zeigt und IN BG. 
Hl- bei Eröffnung des Abdomens entleert sich reichlich trübseröse Flüssig- | weil es die Erklärung, es handle sich dabei um eine spezielle. AB SR 
"is keit, Coecum maximal gebläht, bis kindskopfgroß, infiltriert, stark ge- | Disposition, sehr wahrscheinlich macht. Zu ‚warnen ist schließlich | ; 
Jel `- rofet, Appendix. frei, keine Injektion. - Mediane Laparotomie; bei noch. aus dem günstigen Ausgang des nichtoperierten "und dem. > ni A x 
ee u nen Sr = bri T 1 kollab E Te ungünstigen Ausgang des operierten Falles einen Schluß auf die- u nz s 
xura hepatica von normaler Weite, der übrige Teil kollabier as |. rn  Menblito ae 2 IN A 
A unterste Ileum federkieldick, Lymphdrüsen des Mesenteriums, soweit a, we i pan u. a a. a Ha ai fir : 
k ‚man sie verfolgen kann, hämorrhagisch injiziert. Ileocolostomie, Ab- | Pedenken Ist, dab der zweite rai in schwer Kollabiertem Zustand, Er. 2. "| 
e tragung des Appendix, Verschluß des Abdomens. | Pa fast. pulslos erst auf den Operationstisch kam, daher gegen . die Be: 
4 | Leider war die Operation ohne Erfolg, die Patientin erlag ihrer Operätion nicht zu verwerten ist.: Und auf Grund des einen, ohne- in Bei. 
Mi ‚Herzschwäche schon sechs Stunden nach. der Operation. © ` | Operation geheilten Falles die Operationsnotwendigkeit auszu- Mt, ! 
N Kolit; Obduktionsbefund (Pr. Wiesner): Hämorrhagisch-nekrotische | schließen, geht nicht an. Nach Analogie mit, ähnlichen -Er- Mi 
vH. ie und Appendicitis (operiert), serös-hämorrhagische Durchtränkung | krankungen ist daher die möglichst frühzeitige: Operation zu ei 
ni ea operitonealen Zellgewebes, hämorrhagische en = fordern Turn. ee N, 
, CENA à en i 7 .. P . . ° à 2 . , , t 5 , f x | f . , E be ` 
| | ‚Nieren. Bean free ans un Se Sr der Ope- Während diese Zeilen im Druck waren; erschien eine Arbeit von 
' ration entfernten Drüse eroab Kokken. ' Schmieden: „Über die chirurgischen Erscheinungsformen der Grippe“?). 
i V , ae AR RER | Hier werden als „intestinale“ Gruppe’ ähnliche Fälle zusammengefaßt. 
H ergleichen wir diesen Fall mit dem erst beschriebenen, so ich konnte aut diese Arbeit nicht mehr nal Arch ir . 
k finden wir i S : . 5 . Ü . . j ch Konnte au 16seE Ar en nien me FDA 1er emge en. T. 
Ji , „en wirin den Hauptpunkten fast vollständige Übereinstimmung; Be | 
8 | Faden Fällen Erkrankung unter Grippeerscheinungen, in beiden we | ge nr u 
| =. eine nicht eircumseripte Resistenz im rechten Unterbauch Aus der Chirurg. Abteilung der. Städt. Krankenanstalten zu Elberfeld 


-unter Druckschmerz. In beiden. Fällen ferner die ausgedehnte (Chefarzt: Prof -Dr brkoen) 
Magenblutung, die im ersten Falle durch Ausheberung manifest (C = en p i e ROM), 
Kurse, während es im zweiten Falle zu spontanem Erbrechen Zur Blutübertragung. 
| stück Im ersten Falle waren. die peritonitischen Erscheinungen | RE 
| sicht er ausgeprägt (Obstipation, flatulentes Aufstoßen). Mit Rück- 
ren auf den zweitgenannten Fall konnte im ersten die Diagnose 
no Typhlitis (Colitis) haemorrhagica gripposa mit größter Wahr- 
cheinlichkeit gestellt werden, a: | l a | nr 
. Zu näheren Aufklärung der Natur dieses Prozesses habe ich | Nehmende Erörterung: in der Literatur gefünden. Dies mußte'man, 
Tun Stücke aus der Cöcalwand des Falles II einer histologischen | auch annehmen, da ja infolge der Verwundungen posthämorrhagische - 
| zunetsuchung unterzogen. Diese-ergab nun zunächst eine starke Ent- | Anämien nur allzuhäufig waren. Die Frage ist nun, ob die Blut- 
und Suk der gesamten Darmwand; am meisten betroffen sind Mucosa | übeitragung auch das, was man sich im allgemeinen von ihr 
Sn ubmueosa, dann die Muscularis. Neben diffuser Infiltration finden versprochen, gehalten hat. Wenn’ auch eine” größere Literatur ` 
er dies Themä unter den erwähnten Einflüssen entständen ist, 


3 - Von’ = os 
Dr. K. W. Eunike, Sekundärarzt.. . | 
Im Läufe der Kriegsjahre hat ‘die Blutübertragung eine zu- ` 


- šich an ei A A i ie teils : üb 
___ @nzelnen Stellen eircumseripte Infiltrationen, die teils aus | üb 


= - DW Ledere r, W: kl, W. 1918, Nr. 49. i 2 i 1} M, m. W; 1915; Nr. 4. — 2) M..m. W.- 1919, Nr. 9, 


« 


514 i919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 21. 


è æ 


95. Mai. 


so muĝ sie im Verhältnis zur Häufigkeit des. Gegenstandes dennoch 
als klein bezeichnet werden. Die Technik besitzt mehrere Methoden 
des Blattransportes; alle sind versucht, der Erfolg wechselt und 
doch heben sich deutlich einige Methoden ab, die infolge einfacherer 
Technik mehr verWendet sind. Daß aber im ganzen die Ver- 
wendungsbreite aller Methoden nicht so groß ist, wie man bei 
Würdigung des Ernstes dieses Gegenstandes annehmen sollte, 
muß in Gegengründen beruhen. — Wichtig ist es, ob im Vergleich 
diese Gründe stichhaltig genug sind, einer exakten Beurteilung 
standzuhalten. Wichtig ist zunächst, daß alle Methoden, die sich 
in der ärztlichen Handhabung einbürgern sollen, eine gewisse Ein- 
fachheit besitzen. Dies muß um so einleuchtender erscheinen, 
wenn man bedenkt, daß Blutungen sich allerorts ereignen und 
daß, wenn sie groß genug waren, um eine Lebensgefahr zu be- 
deuten, die Hilfe rasch einsetzen muß, sodaß man gegebenenfalls 
auch in der Lage sein muß, eine Methode zu besitzen, die nicht 
einen größeren chirurgischen Apparat erfordert. So kommt es ja 
auch, daß komplizierte Methoden, selbst wenn sie im Erfolg gut 
sind, schwer allgemeinen Eingang finden. Weiterhin kommen für 
die Anwendung der Bluttransfusion außer der Frage der Methodik 
noch Momente in Frage, die als ungünstig erforscht sind und 
deren Wissen weiteste Kreise vor der Ausführung abschreckt. 
Hierher gehören die Wirkungen, die das artfremde Blut in dem 


‘ anderen Körper ausübt, die als lebensgefährlich bekannt sind. 


An Methoden zur Blutübertragung haben wir heute erstens 
Übertragung von völlig unverändertem Blut und zweitens Über- 
tragung von verähdertem Blut. ie 

Von vornherein ist es einleuchtend, daß die erstere Über- 
tragungsart als beste gelten muß, da die Eigenschaften des über- 
tragenen Blutes nicht verändert werden. Jedoch ist hier die 
Methodik nicht so leicht, wie sie oft geschildert wird, jedenfalls 
nicht so einfach, daß sie in breitesten Kreisen sich Eingang ver- 
heißen dürfte. 

 Hiergegen hat die zweite Art den Vorteil leichterer Technik, 
dafür aber den Nachteil, in irgendeiner Weise das Blut zu ver- 
ändern. Erforderlich wird die Änderung durch die Gerinnungs- 


‚fähigkeit des Blutes, die man aufzuheben oder herabzusetzen ver- 


sucht. Erreicht wird dies durch chemische oder physikalische 
Methoden. Eine der frühest verwendeten ist. diejenige der Defi- 
brinierung, indem das entnommene Blut geschlagen wird. Chemisch 
erreicht man durch Zusatz geeigneter Stoffe eine Gerinnungsver- 
zögerung beziehungsweise Aufhebung, und verwendet Hiruidin, Fluor- 
natrium, Oxal- und citronensaures Natron. Von diesen Mitteln hat das 
letztere den Platz behauptet und scheint, nach allen Berichten ge- 
urteilt, das beste zu sein. Bei einfacher Überlegung scheint aber 
nun die Annahme berechtigt, daß die Stoffe, welche die Gerinnung 
hemmen, auch auf das Blut des Empfängers diese Eigenschaft 
übertragen. Klarerweise müßten solche Mittel ausscheiden, da sie 
eine große Gefahr bringen würden, denn im Verwendungsgebiete 


“der Übertragung handelt es sich ja um Blutungen und es muß 


alles, was eine neue Blutung erleichtert, ausgeschaltet werden. 
Es muß also die Gerinnungsfähigkeit des Blutes möglichst gewahrt 
bleiben. Hierfür ist die Feststellung der Tatsache von größter 
Wichtigkeit, daß das in den Kreislauf gebrachte Natriumeitratblut 
diese Eigenschaft nicht verbreitet, sondern diese direkt erlischt. 

Auch die Furcht, die vor Agglutininen, Hämolysin, Anaphy- 
laxie usw. bestand, scheint auch nicht in diesem Maße gerecht- 
fertigt. ‘Jedenfalls decken sich hier — nach der Literatur geurteilt 
— Reaktionen, die wir in dieser Hinsicht anstellen und die 
praktischen Erfolge nicht in dem zu erwartenden Maße, wodurch auch 
diese Gefahr gemindert ist. Allerdings muß man auch hier in 
der Beurteilung skeptisch sein, da die allgemein bekannte Tatsache, 
daß gut verlaufende Fälle wesentlich häufiger Veröffentlichungen 
finden als ihr Gegenteil, auch hier zu beachten ist. Dennoch 
erscheint die Zahl der guten Fälle im Verhältnis zu groß. Ganz 
anders verhält es sich klarerweise mit Krankheitsstoffen, die vom 
Spender auf den Empfänger Übertragung finden können, und hier 
steht im Vordergrunde die Möglichkeit der Luesübertragung. Da 
auf diesem Wege diese leicht möglich ist, so findet sie auch 
dementsprechend stetig Erwähnung. Als Forderung bleibt 
Wassermannsche Reaktion beim Blutspender. Wenn es sich 
aber, wie bei solch großen Blutungen meist, plötzlich um eine sehr 
rasch erforderliche Maßnahme handelt, so wird man nicht immer 
in der Lage sein, das Material von Spendern zu entnehmen, bei 
denen die Wassermannsche Reaktion angestellt war. Ebenso 


wird auch die vielfach geforderte Voruntersuchung des Blutes auf 


Hämolysin, Agglutinin völlig unmöglich und in den wirklich be- 


drohlichen Blutungsfällen muß man das Material zur Übertragung 
umgehend haben. Somit sind es außer den schwierigen Verfahren 
der Blutübertragung noch die zuletzt besprochenen Dinge, die die 
Forderung der -vorausgehenden detaillierten Blutuntersuchung auf- 
stellen ließen, welche den praktischen Gebrauch erschweren. Die 
praktische Erfahrung scheint nun jedoch diese Bedenken gemildert 
zu haben, dadurch, daß die erwarteten Gefahren zumeist nicht zu 
groß waren. Für die allgemeine Verbreitung der Blutübertragung 
muß diese Erfahrung günstig wirken. Zu erwähnen ist nochmals, 
daß hierunter die Gefahr von Krankheitsübertragung wie Lues, 
Malaria usw. nicht fällt. — Außerdem ist es noch notwendig, zu 
erwähnen, daß das Blut nach Möglichkeit gleichgeschlechtlichen und 
auch annähernd gleichaltrigen Individuen entnommen werden soll. 

Die direkte Blutübertragung kann sein 1. von Arterie zu 
Vene, 2. von Vene zu Vene. 

Hierzu ist ein größeres chirurgisches Eingreifen oder eine 
besondere Apparatur nötig. Dies sind alles Dinge, die, wenn auch 
immer von „kleinen Eingriffen“ und „einfachsten Mitteln“ geredet 
wird, in der Praxis dennoch nicht einfach sind. Wenn z. B. eine 
Gefäßnaht technisch nicht allzu schwierig ist, so führt sie klarer- 
weise noch lange nicht jeder aus. Die direkte, die vitale Blut-. 
übertragung ist zwar die idealste Methode, da sie das Blut vom 
Spender auf den Empfänger in unverändertster Form überträgt. 
Außer ihrer größeren technischen Schwierigkeit hat sie noch den 
Nachteil, daß man die übertragene Blutmenge nicht messen kann. 
Hier gibt den Moment zur Unterbrechung der Blutübertragung 
der veränderte Puls des Spenders an, nämlich dessen Ansteigen 
auf 110 bis 120, aber eine Maßbestimmung ist dies nie, und es 
ist, wie weiter unten ausgeführt, die Citratmethode hierin über- 
legen. Sicher ist, daß für die Allgemeinheit diese Methode nieht 
so leicht ist, wie man sie geschildert hat. — Zur indirekten Über- 
tragung sind meist in Anwendung 1. defibriniertes Blut, 2. Na 
triumeitratblut. | 

Es ist auch die Übertragung von Blut aus großen Ergüssen 
in die Körperhöhlen mit Erfolg verwendet worden. Solches Blut 
ist ja auch in seiner Gerinnungsfähigkeit stark herabgesetzt. Es 
handelt sich in diesen Fällen um eine Transfusion von Blut des-. 
selben Menschen. Natürlich kann diese Methode nur eine ge- 
legentliche sein und ist auch die Häufigkeit der Anwendung im 
ganzen noch viel zu gering, um ein Urteil über den Erfolg fällen 
zu können. Wenn auch die Methode des defibrinierten Blutes 
größere Verwendung besitzt, so hat doch die Natriumeitratmethode 
zunehmend Anhänger gefunden. Für die allgemein praktische 
Anwendung scheint mir diese Methode zurzeit die geeignetste, be- 
sonders noch dadurch, weil sie kein allzu schnelles Arbeiten ver- . 
langt. Die Angaben des Prozentgehaltes an Natriumeitrat schwanken 
von 1 bis 2,5 und wird von Klinger-Stierlin eine 2,5°/.18® 
Lösung als isotonisch angegeben. Meist ist eine 1- oder 2°/,18e 
Lösung in Gebrauch. Fast stets wurde zu 10 Teilen Blut 1 Teil 
Lösung gegeben und so eine Gerinnungsaufhebung erzielt. Die 
Technik ist einfach. Man entnimmt dem Spender mit einer Ka- 
nüle aus einer Armvene die erforderliche Menge Blut, z. B. 500 cem 
und setzt 50 ccm Lösung hinzu. Somit hat man auch den Vor- 
teil, die Blutmenge, die man überträgt, genau zu kennen. Ich 
halte es für notwendig, das Citratblut im Wasserbade konstant 
warm zu halten. Weiterhin scheint mir die Forderung W ede- 
hakes wichtig, alle Instrumente, die zur Transfusion nötig sind, 
mit Natriumeitrat zu befeuchten. Man spritzt langsam die dem 
Spender entnommene Blutmenge in den Arm des Empfängers. 
Eine gewisse Gefahr ist- die Infektionsmöglichkeit des Blutes, mit 
dem mehrfach ‘manipuliert wird. Aber bei aseptischem Arbeiten 
schließt sich dies aus, und es ist tatsächlich kein Fall bekannt, 
der über derartiges berichtete. E 

Die günstigen Berichte der Blutübertragung bezeichnen den 
Erfolg im allgemeinen als eklatant und sollen Fälle gerettet wor- 
den sein, die sonst als verloren gelten mußten. Alle anderen 
Maßnahmen, insbesondere auch die Kochsalzinfusion, scheinen nich 
konkurrieren zu können, wie dies auch von vornherein verstand" 
lich ist, da wir Verlorengegangenes durch Gleichwertiges ersetzen. 
Nun besteht noch. die Frage, was wird aus dem übertragenen Biu 
und wie lange hält die Besserung vor. — Es sollen nach ausführ- 
lichen Untersuchungen die roten Blutkörperchen zugrunde gehen 
und dann wieder ein Ansteigen zu normalen Zahlen erfolgen. j 
müssen aber in diesem Zwischenraume die Blutkörper ihren pns 
erfüllen, denn sonst könnten sich die Kranken nicht derart gu 
befinden. Auch scheint bei dem Sinken der Erythrocytenzahl das 
Allgemeinbefinden nicht gestört zu sein, 


erfüllen. Es gibt aber auch sicher Fälle von sehr schwerer Blu- 
©- sehwerster Anämien' bei Verwundeten infolge 'Gefäßblutung half 
‘ die Bluttransfusion, wenn ` auch das Befinden des Kranken nicht 


in diesem Falle noch während der Infusion der Exitus unter dem 


die Blutung schon derart groß war, daß auch die Bluttransfusion 
„Dicht mehr helfen konnte. 


danach geurteilt,. entweder. -zur Kochsalz- oder zur Bluttransfusion 


E Über Ergebnisse der Ausflockungsreaktion nach 
on Meinicke und Sachs-Georgi für die serologische 


9 


E Meinicke und:Sachs-Georgi allgemein erhöhtes Inter- 


Syphilis auf serologischem Wege erreicht werden konnte, freudig 
Min waren. Vorausgeschickt sei, daß die W.-R. dreifach 
De Zt wurde mit Antigenen verschiedener Operationsnummern, 


seine . ii - ; : 
: pe: 5 Tbeifen über die Ausflockungsreaktion angegeben hat. 
Mein: bei Anstellung. der ‚Versuche genau nach der von 


r 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 8i. 


> 


25: Mai. 


Somit hätten’ wir in.der Bluttransfusion ein Mittel, ‘schwer 
Ausgeblutete, die sönst als verloren gelten mußten, zu retten, und 
es müßte die Transfusion eine weitere allgemeine Verbreitung ver- 
dienen, wozu sich. besonders die Natriumeitratmethode eignen 
dürfte. Es ist dies der Eindruck, den man von’ der Bluttrans- 
fusion bei Durchsicht der Literatur gewinnt. Teilweise werden 
aber auch die Erfolge‘ anscheinend im günstigen Sinne zu sehr 
übertrieben. Besonders dürfte Wedehake doch zu weit ge-- 
gangen Sein, wenn er sagt, daß er dank der Blutübertragung 
Menschen geradezu dem sonst sicheren Tode entriß. Die Koch- 
salzinfusion wirkt lediglich durch Füllung des Blutkreislaufes. Bei 
der Blutübertragung. muß auch dieses Moment Erwähnung ver- 
dienen, denn auch hier wird: der Blutkreislauf stärker gefüllt. Je- 
doch ist die Flüssigkeitsmenge im Vergleich zur ‘Kochsalzinfusion 
beträchtlich geringer, sodaß dem. Füllungsmoment allein die Wir- 
kung nicht zugeschrieben werden kann, sondern daß man an-- 
nehmen muß, daß die übertragenen Blutkörperchen ihre Funktion 


flockten. ‘Wie Meinicke angibt, sollen. nun die Niederschläge 


solche von normalen Seren. Um den Prozentgehalt :der Kochsalz- 
lösung, die:die bei normalen Seren. entstandenen Flocken sicher lösen: 
. soll, zu: bestimmen, wurde ein Vorversuch beziehungsweise. Titrations- 
versuch angesetzt, bei welchem zu einer Anzahl von negativen Seren 


wurde. Näch Meinickes Angabe sollte ‚innerhalb . dieser 
‚Zahlen ‘die sicher. lösende Dosis- liegen (meist: bei 1,6%). Es trat 
jedoch hierbei die Erscheinung zutage, daß die Lösbarkeit der- 


war und in den angewandten Fällen dermaßen schwankte, daß 
z.B. bei einigen Seren eine Lösung des Niederschlages mit Koch- 


der Mehrzahl von durchaus sicher negativen Seren genügte jedoch 


tung, wo die Kochsalzinfusion im- allgemeinen genügt. Ist die | bei weitem nicht, ‘Vielmehr fanden’ sich zahlreiche Sera darunter, 
Blutung jedoch weiter hochgradig, so sind das die Fälle, wo die | bei denen selbst ein um das .Mehrfache der angegebenen Zahl 
Blutübertragung angewendet ihren Erfolg zeigen muß. Weiter 

gibt es aber auch ‘sicher Fälle von so schweren Blutungen, wo 
keine Methode mehr mit Erfolg Anwendung findet. Wir kamen 


im allgemeinen mit Kochsalzinfusionen aus. In einigen Fällen 


Flocken nicht hervorrufen konnte, ‘So war .es auch mit einer z. B. 
-80/,igen NaCl-Lösung" nicht zu erreichen, die ausgefällten Flocken 
zum Verschwinden zu bringen. - An dieser. Unmöglichkeit, selbst 
bei normalem Serum eine gleichmäßige Auflösung der Nieder- 
schläge zu ’bekömmen, scheiterten leider die angefangenen Versuche. 
~. Wir wandten uns nunmehr dem von Sachs und Georgi 
angegebenen Versuche zu, der darin besteht, durch Zusatz von 
Organextrakt, dem eine bestimmte .Menge. Cholesterinlösung zu- 
 gefügt ist, zu menschlicheın Serum, eine Ausflockung des- ver- 
dünnten Serums und durch. die Verschiedenartigkeit oder das 
Fehlen der Ausflockung einen.Unterschied zwischen normalem ünd 
luetischem Serum kenntlich zu machen. ee: ae 
- Bei Anstellung der. Versuche- wurde: genau nach :der von 
Sachs und Georgi angegebenen Methode vorgegangen. Die | 
Patientensera wurden ‘durch /, stündiges Erhitzen auf 55 bis 56° 
'inaktiviert. Ein Kubikzentimeter der. zehnfach mit physiologischer 
NaCl-Lösung verdünnten Patientensera wurde mit !/, cem sechs- 
fach mit 0,85 °/,iger NaCl-Lösung verdünntem alkoholischen chole-. 
sterinierten Rinderherzextrakt gemischt. Als Kontrollen. wurden: 
drei sicher positive und sicher negative 'Vergleichssera: angesetzt. 
Als eigentliche Serumkontrollen fanden Röhrchen Aufstellung, bei 
denen ebenso wie -beim Hauptversuch 1 cem verdünntes Serum 
statt mit Rinderherzextrakt mit 0,5 com sechsfach mit NaCl-Lösung 
verdünntem Alkohol vermischt wurde. Bei: den Extraktkontrollen 
endlich wurde zu: 0,5 ccm Extraktverdünnung 1 cem 0,85 °/, iger. 
NaCl-Lösung unter Weglassung. des Patientenserums zugefügt. - 


so bald derart glänzend war, wie man’ es so oft geschildert liest. 
‚Auch wandten wir in einem Falle von Hämophilie bei extremem 
Zustande des Kranken die Natriumeitratmethode an. Es’ erfolgte 


Bilde der Embolie. Die Sektion. konnte jedoch hiervon nichts’ 
nachweisen, sondern es bestand lediglich eine extreme Blutleere 
im Kreislauf.. Die Transfusion wurde versucht als Ultimum refu- 
gium, da die Lebenserhaltung so völlig ausgeschlossen erschien. 
Es muß dieser Fall unter die Fälle rubriziert werden, bei denen 


r 


_, Somit scheint die Bluttransfusion wohl Gutes zu leisten, je- 
doch -soll man auch ihre Erfolge nicht überschätzen. Man muß 
im gegebenen Fall die Schwere des Blutverlustes erwägen und, 


greifen. Tatsächlich wird die Menge der Fälle, bei denen man 
die Bluttransfusion dann erforderlich findet, nicht so sehr groß 
‚sein. Immerhin muß die Transfusion die ihrem Erfolge gebüh- 
rende Achtung verdienen und sollte in den geeigneten Fällen, das 
‚heißt da, wo eine Lebenserhaltung. sonst ausgeschlossen erscheint, 
angewendet werden. ' | | 
i in den Brutschrank und wurden -sodann bis zum nächsten Tage 

(18 bis 24 Stunden) bei Zimmertemperatur stehengelassen. Wir 

konnten beobachten, daß die Endresultate sich nicht änderten, 

auch wenn die Ablesung' etwa 48 Stunden nach der Herausnahme: 
aus dem Brutschrank stattgefunden hatte. Sachs und Georgi 
gaben an, daß negative Sera klar, durchscheinend beziehungsweise | 
schwach opalisierend erscheinen sollen, während im positiven Serum ' 


. (A 


Aus der Bakteriologischen Korpsstation Allenstein. 


Luesdiagnostik. in 
a 3 eine deutliche Ausflockung durch Fällung. des. Serumglobulins ein- 
treten ` soll. Das Zutreffen- dieser. Angabe konnte durchaus’ be- 


| stätigt werden. In dem Agglutinoskop nach Kuhn und Woite)) 
ließen sich die Ergebnisse sehr gut ablesen; bei den positiven 

‘Fällen konnten wir ebenfalls. deutlich mehrere ‚Stärkegrade der 

Fällungsreaktion konstatieren, die mit vier Kreuzen, drei, zwei, 

einem Kreuz -ebenso wie- bei der W.-R. gekennzeichnet wurden. 

Die Kontrollen erwiesen sich‘ als recht zuverlässig. ‚Es wurde nie. 
beobachtet, daß eine Extraktkontrolle Niederschläge ergab. Bei 

den Serumkontrollen, die Som Extrakt angesetzt ‘wurden, konnten 

wir m einigen wenigen Fällen: eine ganz geringfügige Körnchen: 
bildung‘ beobachten. Der Grund dieser ecke age ließ sich 

ebenso wie bei solchen Seren, die bei der W.-R. „Kontrolle hemmt“ 
geben, nicht feststellen. 


Dr. Heinr. Schroeder. | 
Im Laufe des letzten Jahres haben die Methoden von 


in ai regt. In der-Hauptsache aus dem Grunde, weil die Reagentien 
ie W.-R. schwer oder gar nicht beschafft werden konnten. 


Es wurde deshalb jede Methode, durch die eine Diagnostik der: 


begrüßt und einer eingehenden Prüfung unterzogen. 
ke ROHR wandten wir in der hiesigen Bakteriologischen Ab- 
Seren die Ausflockungreaktion von E. Meinicke bei solchen 
u, die durch die W.-R, als sicher negativ ‘oder positiv ng 
S — Ein gewisses Quantum cholesterinierten 
Rinderherzextraktes wurde der Abteilung vom Königlichen: Institut 
für experimentelle Therapie in Frankfurt a. M. freundlichst über- 
lassen, das zur Anstellung von. etwa 400 Versuchen ausreichte: 
Auch mit selbsthergestelltem Rinderherzextrakt nach, Angabe von 
Sachs und Georgi?) wurden Versuche aufgestellt, ‘die. die 
gleichen zutreffenden Resultate ergaben, mit der Einschränkung $ 
nn ? 


a; K. W. A; Berlin bezogen wurden, darunter auch einigen 
n derselben. Antigene (16 bis 20), die E.Meinicke in 


e r ' e $ e s . e. 
w ke angegebenen Vorschrift!) verfahren, Hierbei zeigte 
Na ee > ze = 1) Geliefert von F. und.M. Lautenschläger. Berlin. Chanscnact: 
) B. kl. W, Nr. 4, 28, Januar 1918, ?) M. KI. Nr. 38, 18. August 1918, S. 807. een, Chausseestr, 92, - 


518 


“_ . . e C 
w + D n i . g . 
. u an le lan 
De rer B i i Sa 
u er ` x y re ou 
A we A ER 
ss N En 
ur 1 a . u o 
= SER Tr para E) 
irren : E 


sich, l daß sowohl negative. wie auch positive- Serä im ganzen‘ recht 
‚gleichmäßig "stark nach’ Zusatz des: luetischen Leberextraktes aus- 


| respektive die Flocken der.Luessera:kochsalzresistenter sein, als 


eine’ Verdünnung der .Kochsalzlösung von 1,4 bis’ 2,4 % zugesetzt : 


Flocken auch der negativen Sera in hohem: Grade verschieden 


salzverdünnung von- 1,6 bis-2% wohl ‚hervorgerufen wurde; bei 


dieser: von `M e i mi ¢ ke angegebene Höchstprozentgehalt von 2,4 9% 


verstärkter.. Prozentgehalt der Kochsalzlösung ‘eine Lösung der _ 


-Nach kräftigem Umschütteln kamen die Röhrchen zwei Stunden - 


Auen, de 
me nen 
T IERES Ee 


EL 


TE 


a 


re t> N 
u a A 
£ 


IN 
ana, 
I A S 
nn ana 


TAAN, 
4 3 
Yun 


Aana A Ena es 


RD 
rn 


en 


r 
SL” 

ud 
moes 


j: 
ba y r 
i, 
fe 


a pu 


e p~ 
Pa i 
a T 

= 


TERTE 
TRA 
ee 
= 
kan j 
Peer 
w k +h 
Z 
mu 


EEN 


un 


EN ea, 
[u S Pr 
e Ara k t 


ua 
m 
rs s 
qam oms 


Lee 
= t, . 


Am 
el, 
a u 
PP 
en 
nie 
: ee 
en E Fe J 
2 $ T 


w LE T a 


Tin 
ww. 


Ange. 
“ me ý PEA 
` Dar Y si E . h i AT, 
TIN a adea e S AR T, 
Re u ea ie Se, 
en 
-—.. ne 
nn 
= 
= 


v oana. = 
ee. > = 
-59 à 


e> rann en ae EA en Lane s > 
- AAR te SF RE Abe - 
umge a en Lee. z 
mann Oea z : g AA X 
a Tr a E ANE en. 
z ee Eu = Bir} i z - ea - 


mr 


AEDE bi 
Er LS BEER 

en 
ven a 


” + 
odn Ai m 
reale 
— m 
a 


ve g pi È PR | in -e m 
—a EEE ` Sr men. 0. a er BE 
y nn. B 77 ne Be ar. A E Hr. Ss wer J em 
r en an a e e ne Er Rn H a k P BEO, D ANC AA 
“rn. is - - ie; Pr Pr er ER a ii, Fe ti N Te 
SE À : ` in 2 aLL S 
x wi = Set 
an 
bf 
u 


r 
e 
5 
, K t 
. : 
Fe 
1 me 
lf ee 
{ Bap 
$ š ? 
? “ Kas 
p Ba 
L” » $ 
y ze 
\ I 
KA t 
} 
+ t ARE 
i b we 
re, u, 
Ih a; 
fi eg 
Ih he 
F ehe 
5, r . 
j NIEA 
R A EERS E P 
A Ape 2 
{n aiei nd m 
fi ee 
k TOR 
E A FE Gun 
P a o i hruni £ 
MERE l P an“ 
fg HN » Br - 
$i <i AE | 
pA Uiu i iH T ~O r 
I a: P i~: 
ni t ie d Za 
TERG ii T EEEREN 
HTA Si ve s 
nl 7 nH K 
EN Kr 
h yi i ; 
Hy 
Hi 
+ pid 
PJ . 
d p K 
Ta Yan ® 
F RE TER 
K Pios 
Bi 
E at, 
Aarin 
rak A L 
he lern 
HEKERE 
, L zit zu 
Eor y 
Ye 
DRTE 4 


= > a? N FR, ` 
z 2. a 
a Fe nun a ee 
B Bi 


1 1919 _ MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 21. 


daß die positive Fällungsreaktion um ein geringes schwächer aus- 
fiel als mit dem Originalextrakt. Daß die Art der Verdünnung des 
alkoholischen Extraktes von großer Wichtigkeit, und daß `es nicht 
gleichgültig ist, ob -dieselbe nach Vorschrift schnell, oder ob sie 
langsam geschieht, hatten wir Gelegenheit, uns zu überzeugen. 
Als :der Verdünnungsmodus einmal versehentlich nicht rasch, 
sondern langsam ausgeführt wurde, waren die Resultate sofort 
unrichtig.: Das verwendete Patientenserum war in der Mehrzahl völlig 
klar, geringe Hämolyse in einzelnen Fällen schien den Ausfall der 
Reaktion nicht zu beeinflussen. Die Annahme von Sachs und 
- Georgi, 
schien "sich auch hier .zu bestätigen. Proben, die wir bei der 
W.-R. als positiv mit vier bezeichneten, gaben bei der Methode 
Sachs und Georgi häufig nur eine mittelstarke Reaktion (+ +). 
Meist waren dies solche Sera, die von auswärts eingesandt und 
einige Tage unterwegs gewesen waren. Frische Sera zeigten fast 
immer gute und übereinstimmende Resultate. | 

Es wurden bisher in der hiesigen Korpsstation 552 Sera mit 


der Fällungsreaktion und der W.-R. gleichzeitig geprüft. Die W.-R. 


wurde, wie schon früher bemerkt, mit drei Antigenen verschiedener. 


Nummern angestellt, sodaß die Schwankungen im Ausfall der W.-R. 
dadurch auf ein möglichst geringes Maß reduziert wurden. Von 
diesen 552 Fällen stimmten 470 in teils negativem, teils positivem 
Ausfall mit der W.-R. überein, während 82 = 14,8°/, ein abwei- 
chendes Ergebnis zeigten. Die übereinstimmenden positiven Fälle 
ergaben öfter eine gewisse Schwankung in der Stärke der Reak- 
tion, sodaß Resultate, die wir bei Wa. mit vier Kreuzen — stark 
positiv bezeichnen mußten, bei Sa. u. G. mit drei, zwei und in einigen 
wenigen Fällen auch nur mit einem Kreuz als positiv notiert wer- 
den mußten. Die 82 nicht übereinstimmenden Fälle waren uns 
insofern recht interessant, als von den meisten in Form der Wa.- 
Begleitzettel eine ausreichende Anamnese zur Verfügung stand, 
die angab, ob es sich um alte, bereits therapeutisch beeinflußte 
Fälle handelte, oder ob es solche von Frühlues waren, bei denen 


die Ansteckung etwa drei bis sechs Wochen zurücklag. So fanden 


sich unter diesen 82 divergenten Fällen 37 frühe, 29 alte Lues- 
erkrankungen, während in dem Rest die Anamnese darüber keinen 
genügenden Aufschluß gab. Sowohl bei diesen 37 frühen, 
wie auch 29 alten Fällen von Syphilis war die 
W.-R, negativ ausgefallen, während Sa. u. G, 
wenn auch in den meisten Fällen nicht starke, 
so doch deutliche positive Reaktionen zeigte. 
Die Stärke des positiven Ausfalls bei Sa. u. G. 
in diesen Fällen war meist so, daß sie als po- 
sitiv mit einem oder zwei Kreuzen notiert 
werden konnte Wir wurden dadurch zu dem 
Schlusse geführt, daß die Ausflockungsreak- 
tion in den noch frischen Luesfällen früher 
ein positives Resultat gab als die W.-R, in 
den alten, früher positivgewesenen und schon 
behandelten Fällen noch positiv anzeigte, 
wenn die W.-R. sehon negativ geworden war. 
Diese Vermutung wurde durch den späteren po- 
sitiven respektive negativen Ausfall der W.-R 
in den Fällen, die nach einigen Wochen zur 
Nachuntersuchung kamen, bestätigt. Diese 
Fälle lieferten aus ihrer Anamnese den Be- 
weis, daß die Ausflockungsreaktion früher als 
die W.-R. positiv ausgefallen war. | 

Wir lassen einige Vorgeschichten solcher erhöhtes Interesse bie- 
tenden Fälle folgen: 

1.A.W. I. Untersuchung. Vermufliche Zeit der An- 
steekung: 5. November 1918, Tag der Blutentnahme: 9. Dezember 1918. 
Früber Syphilis festgestellt? nein. Erste Blutentnahme?: ja. Krank- 
heitserscheinungen: Geschwür am Glied. Resultat: W.-R. = negativ. 


Sa. u. G. = +4. . 

I. Untersuchung nach acht Tagen: W.-R. = +++, Sa. 
u.G.=-+++r. 

29. P.H. I. Untersuehung. Vermutliche Zeit der An- 


steckung: Dezember 1918. Tag der Blutentnahme: 18. Januar 1919. 
Ist früher Syphilis klinisch oder durch W.-R. festgestellt: nein. Erste 
Blutentnahme?: ja. Krankheitserscheinungen: Geschwüre am Glied. Re- 
sultat: W.-R. = negativ, Sa. u. G. ++. 

I. Untersuchung. Nach drei Wochen: W.-R. = +44, 
Sa. u. G. = +++ 

In diesen 
Wochen nach stattgehabter Ansteckung W.-R. negativ an, Sa. u. G 
‚positiv; eine Woche beziehungsweise drei- Wochen später wurde auch 
der Wa. positiv (Sa. u. G. ebenfalls positiv). 


daß ältere Sera einen schwächeren Ausfall geben, 


“nach mehrfacher energischer Behandlung für die W.-R. negativ wurde, 


beiden Fällen von frischer Infektion zeigte also vier 


8. B.G. L Untersuchung. Vermutliche Zeit der An- 
bank o Tag der Blutentnahme: 9. Dezember 1918. Ist iper 
Syphilis klinisch oder durch Wa. festgestellt: ja. Dauer und IE er 
speziellen Behandlung: zwei Kuren durchgemacht. Resultat: v SNE = 
negativ, Sa. u. G. = = DERIS ., 

z Dieser Fall zeigt, daß eine früher Wa.-positive Syphilis, die durch 
spezielle Behandlung seronegativ geworden war, jetzt durch die Fällungs- 
reaktion noch als positiv und der weiteren Behandlung bedürftig er- 
kannt wurde. a 

4. 0.W. I. Untersuchung. 
steckung: August 1916. Tag der Blutentnahme: _ 
Ist früher Syphilis klinisch oder Wa. festgestellt: ja. 
Geschwür am Glied, abgeheilt. Resultat: W.-R. = 


G. = l 
on Blutentnahme: 5. Januar 1919. In- 


+. 
II. Untersuchung. 
zwischen speziell behandelt. Resultat: W.-R. = -+ (noch schwach po- 


sitiv), Sa. u. G. = ++++ 


Vermutliche Zeit der An- 
9. Dezember 1918. 
Erscheinungen: 
++, Sa. u. 


Auch dieser Fall zeigt deutlich den stärkeren Ausfall der Fäl- 
lungsreaktion. | | 
5. E. W. I Untersuehung. vVermutliche Zeit der An- 


steckung: Januar 1918. Tag der Blutentnahme: 9. Dezember 1918. 
Erste Kur gemacht: Juli -1918. Krankheitserscheinungen: keine. | 
sultat: W-R. = ++++, Sa. u. G: = +++. | 

II. Untersuchung. Nach vier Wochen: Blutentnahme: 9. Ja- 
nuar 1919. Inzwischen speziell behandelt: 10 Hg, 5 Salvarsan. Resul- 
tat: W.-R. = negativ, Sa. u. G. = ++. -o 

In diesem Falle sehen wir, wie eine frühere Wa.-positive Lues 


während die Fällungsreaktion noch deutlich positiv -+-+ anzeigte. 

Als bemerkenswert sei noch folgender Fall erwähnt: 

6. H. W.; 40 Jahre alt. Infektion vor etwa 15 Jahren. Mehr- 
fach speziell behandelt. W.-R. immer negativ. Krankheitserscheinung®n: 
deutliche Pupillendifferenz, reflektorische Pupillenstarre. 

Blutentnahme: 18. Dezember 1918. Resultat: 
Sa. u. G. + (schwach, aber deutlich positiv). | 

Zur Übersicht über den im ganzen recht gleichmäßigen Ausfall 
beider Reaktionen führen wir die Resultate eines Untersuchungstages 


nachstehend auf: 21. Dezember 1918. 


Serum Nr. |Sa. u. G.| Wa. | Serum Nr ‘Sa. u G. Wa. | Serum Nr- Sa. u. G. Wa 


W.-R. negativ, . 


905 +EH ++ 918 PENARIE E 931 ++ Htt 
306 — — 919 = > 932 — e 
%07 Hr rt tr 920 +++ - 933 + F 
a e a a E E o 1 
so | -= | — 928 ie a 88 [PFH trt 
Si Kr ++ 937 N J 
912 = = 925 Ban 938 + y 
913 sa 928. | +++ +++ 939 er Er 
a s 7 | +t ttj 20 +++ +++ 
915 a i 928 = Ks 941 = - 
916 — —_ — 929 = 
917 ge 90 | = > 


| 
Wie die Tabelle zeigt, stimmen beide Reaktionen im ganzen 
genommen recht gut überein. Wäbrend, wie schon oben angeführt, 
von den divergenten Resultaten die Mehrzahl (66) die Fällungs- 
reaktion stärker zeigte, konnten wir auch einige wenige feststellen 
(5 unter 552), bei denen Sa. u. G. negativ, Wa. hingegen positiv 
war. Ein Grund dieses Ausfalles ließ sich aus der Vorgeschichte 
der betreffenden Krankheitsfälle nicht erkennen. SSE 
Auch die Lumbaltlüssigkeit wurde, allerdings nur in eine! 
beschränkten-Anzahl von Fällen, einer Prüfung unterzogen. Sie gab 
ebenso wie das Blutserum in der Ausflockungsreaktion richtige 
Ergebnisse. Die positiven Fälle waren als progressive Paralyse, 
in beschränkter Anzahl (12) klinisch sicher diagnostiziert. Das 
serologische Resultat stimmte in jedem Falle Zum Versuch 
angesetzt wurde der Liquor spinalis inaktiviert, zur Hälfte mit 
NaCl verdünnt, und zeigte so die stärkste Ausflockung. Einige 
klinisch als Dementia praecox angesprochene Fälle zeigten auch 
im Liquor negativen Ausfall bei der Fällungsreaktion. 
‚ Zusammenfassend läßt sich aus den vorstehenden ver- 
gleichenden Untersuchungen der Schluß ziehen: 
daß 1. die Ausflockungsreaktion nach Sachs 
und Georgi sich als recht brauchbar erwiesen 
hat zur Anwendung neben der W.-R. in der Sero- 
diagnostik der Syphilis bei Blut- und Liquor- 
proben. | 
92. in einer ganzen Anzahl von Fällen (66 
unter 552) aus der vorliegenden Anamnese UD 
späteren Wa.-Nachprüfung deutlich erkennbar 
wurde, daß die Fällungsreaktion früher ant 
trat als die W.-R., beziehungsweise noch nae 
dem Verschwinden der W.-R. sichtbar warn 


Di a pai, 


a 
„x 


BE a ae er = à PaSa K OCAT  O 
ee o Sa on i M 
a E E R GR 
EE OE . 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 24 > > Ç _ _ _ E e 
t. a Fr | | “0.1 dem Patienten schon wesentliche Erleichterung und wird anstandslos pS ha a 
o AUBREINEIN ren RN ine 0. | vertragen. Deshalb werden am 3 En un | An 2 no Ä a = r AR Ht 
e e emnvem det ra. Í in. | langsam entleert. -Die Atmung ist erheblich leichter. . Die Perkussions-. TERS TUH 
Über eim Riesenempyem der Pleura, zugleic b. ein. Verhältnisse über der Brust len keine Veränderungen. Patient er-. im In; 
Beitrag zur. Lehre von der Dextrokardie. | rät Digitalis und Coffein. Durch eine dritte Punktion am 8. Juli ee 
ee S ar © > werden 6!/2.1 Eiter.abgelassen, ganz langsam, innerhalb von 7'/s Stunden. j f | FERA 
o a VOD e u ea a ii Auch dieser schwere Eingriff wird ohne Störung vertragen. Da der f: I BEA 
Stabsarzt d. L.. Dr. E. Vogt. ` Erguß unter starkem Überdruck ‘stand, konnte von jeder besónderen E PE 
| N KEN SE Technik Abstand genommen werden. je. PE ERE S 
Ein 26jähriger Kosak von der .verbündeten Armee der Don- |. ` Patient erholt sich täglich mehr, er steht auf: und geht herum. E HRN 
kosaken suchte wegen eines Lungenleidens unsere Sprechstunde auf. | Am 10. Juli reicht. die relative Herzdämpfung ` rechts nur noch bis zür LE. 
Anamnese: Früher war Patient stets gesund.. Die. Eltern und | rechten Brustwarzenlinie. Der Spitzenstoß ist wohl noch sichtbar und. ` 1 PA 
: fünf Brüder leben und sind gesund.: Die einzige Schwester soll lungen- | fühlbar, aber nicht mehr so hebend. Das systolische. Geräusch. hat _ (9 N Es 
. krank sein. Patient „ist seit sieben Jahren verheiratet. Zwei Kinder | noch -scharfen fauchenden Charakter. Über. der. linken Brust ist der N PAIET 
von sechs und fünf Jahren sind gesund. Die Frau starb nach fünf- | Kiopfschall tympanitisch. Jedes Atemgeräusch fehlt. Am 18. Juli ist |, Aa o 
jähriger Ehe an unbekannter ` Krankheit. Patient kann nur angeben, | das Herz- wieder. 2 cm nach links gerückt. Ein Erguß in der linken ld el 
‘daß seine Frau vor dem Tode drei Wochen im Krankenhaus behandelt | Brusthälfte ist nicht. nachzuweisen. Bei Plessimeter-Stäbchenperkussion t1 TER 4 
. wurde. Dabei soll ihr durch Einstich in die Brust Eiter abgelassen | hört man einen deutlichen: Metallklang. : ` Aterügeräusch fehlt noch. _ Be; n SPEAR 
~. worden sein. Te eo | Patient fühlt sich- subjektiv sehr. wohl. Die Digitalistherapie wird fort- Be N it 
se Die Erkrankung begann 1916 während des Kriegsdienstes, An- | gesetzt. Am 16. Juli fällt die rechte Grenze der absoluten Herzdämpfung a , 
: © geblich hatte er sich erkältet, Fieber bestand nicht. Die Atmung war | mit der Knorpelknochengrenze der Rippen ‘rechts zusammen. ‘Die . | i PAE, 
. so erschwert, daß .er. nicht mehr. arbeiten und nicht reiten konnte.: | epigastrische’ Pulsation ist noch etwas. angedeutet. Bei -der Palpation : Ih Kit. hi 
„Es zog ihn ganz zusammen.“ Im Militärlazarett wurde er monatelang | ist der Widerstand der Herzaktion. nicht mehr so stark. Über der. . u pirar! ua 
. mit Schröpfköpfen und Jodanstrich behandelt. Eine Probepunktion der | linken Brusthälfte hört ‚man nur-ganz in der Ferne etwas Atemgeräusch. . ' Bil IR a 
"Brust fiel negativ aus. Schließlich ‚wurde Patient im April 1917 als | Am 19. Juli hat sich das Befinden des Patienten so gebessert, daß er "| leie e 
 dienstunfähig in die Heimat entlassen. Auch jetzt fühlt er sich infolge | kleinere Spaziergänge ohne Beschwerden machen kann. Die Punktions- BET i u 
der stark erschwerten Atmung sehr schlecht. -Dabei ist der Appetit | stellen sind reizlos vernarbt. . Das Herz hat inzwischen seine Wande- ie E HRES: ger 
und Schlaf gut. Er hat wenig Husten und keinen Auswurf, keine | rung nach links langsam, aber: deutlich. fortgesetzt. Die liike Lunge ERN ki: a: 
Nachtschweiße. A BR - ..| beteiligt sich an der Atmung überhaupt nicht, die ‚Verhältnisse im’ _ IRRE 
Status praesens: Die Temperatur steigt nie über 37,0°. Patient. | Jinken -Brustraum ‘bleiben. unverändert.. Jeder Flüssigkeitserguß fehlt. 1 RUDA 
‚ ist 1,78 m groß, mittelkräftig, in gutem Ernährungszustande. Die | Patient kehrt auf eigenen Wunsch am 20. Juli in seine weit: entfernte al His: ei 
“Muskulatur ist gut entwickelt, die Hautfarbe ist gesund, Zunge feucht. | Heimat zurück und entzieht sich damit unserer weiteren Beobachtung. . Il CR I Aue 
Drüsen fehlen. Sinnesorgane normal. Die Wirbelsäule zeigt: im Brust- | Die Kontrolle des klinischen, Befundes durch eine . Röntgenaufrahme. Ba i 
abschnitt eine leichte Ausbiegung nach links. . `. =` j} war mir nicht möglich. = —— = ne Be ar a. I HER a 
‚Bei der Atmung bleibt die ‚linke Brust ruhig, nur die rechte . „Die Untersuchungen des Eiters im Abstrich und ` Kultur- . IE PERES i 
Brusthälfte atmet. Die linke Brust ist besonders in den unteren Ab- verfahren ergab Staphylokokken und Streptokokken. Der Einwand, : | Kia MAAA n 
schnitten stark vorgewölbt, am _Rippenbogen sitzt in der Achsellinie . daß es sich doch -um eine Tuberkulose und eine Mischinfektion D AT E 
eine sackartige Ausbuchtung auf.. Die Ober- und Unterschlüsselbein: | SE o 1.7 ce Az a ok nicht: atinh. > 
BT Re . mit Staphylokokken und Streptokokken handelt, ist nicht stich- DRIER a 
gruben sind eingesunken. Die Intercostalräume sind verstrichen, an. w T . mi Kulturvlatt d MEE ak 
. den abhängigen Partien leicht vorgewölbt. Der epigastrische Winkel | haltig. Weder im Abstrich noch auf der Kulturplatte wurden Mn, 
„beträgt mehr als 80°. Die Elastizität der linken Brusthälfte ist. ver- | Tuberkelbaeillen gefunden. Auch die Einspritzung von ‘Alttuber-- I Pint S 
mindert. Der Atemtypus ist abdominal, die Harrisonsche Furche prägt | kulin: Koch ‚nach der neueren Methode ergab ein völlig negätives SR a, 
. Sich scharf aus. Die Atemfrequenz ist 20, die auxiliären Atemmuskeln | Ergebnis: ‚Auf 1,0 cem der Tuberkulinverdünnung 1:100 trat I Ira 
treten kaum in Tätigkeit. Der sternovertebrale Durchmesser und der | keine Spur einer örtlichen oder allgemeinen Reaktion auf. Gegen. | ur 
Tuberkulose sprechen auch von vornherein der verhältnismäßig I a 
u ni ©. 
$ Ea 


Diameter costalis auf der aone der Brustwarze sind vermehrt. Der 
-Unterschied im Umfange der Brusthälften beträgt bei tiefer Inspiration 
“über 6 cm. Über der ganzen linken Lunge ist der Schall absolut ge- 
dämpft, die untere Lungengrenze ist starr, Atemgeräusch und Stimm- 
fremitus fehlen. Über der rechten Lunge ist der Schall auffallend tief 


und sonor, die untere Lungengrenze verschiebt sich schlecht, das Atem- 


. geräusch ist leise. ; 
‚, „Das Herz liegt ganz rechts von der Mittellinie. Der Spitzenstoß 
ist sichtbar zwei Querfinger außerhalb der rechten Brustwarzenlinie, er 


gute Allgemeinzustand und die. längere Zeit beobachtete Fieberlosig-. 
keit. Die Ätiologie der Erkrankung ist damit einwandfrei festgestellt.. 
Die Frage freilich, wie das Empyem klinisch und anatomisch 
zustande kam, ist damit nicht gelöst. . Im Krankheitsverlaufe fällt 
vor allem die lange Dauer und die Fieberlosigkeit auf, Es ist-” 
„anzunehmen, daß das Empyem -schon über zwei Jahre besteht, ` 
:ohne daß sich irgendwelche Zeichen für amyloide Degeneration 
der inneren Organe eingestellt haben. - Die Eiteransammlung hat 


ee 
u ee nn ma e rn a 
UT Ur. dee o A 


in 
(ar... 


Er 
I 
i 
t 
f 
p p 
SEL i ne. 
f 
F 
x i 


1 
ar 
EELE 
Me's: 
ii V; 
t 
r 


t 
i 
+ 
r 
. 
x 
mi 
tet 
o Ir 
Mi 
r 
r 
-}: 
P 
A 
t 
pi E 


S ' 
id , T breit und hebend. Die Herzbewegung erschüttert die Brustwand 
An Be und ist in großer Ausdehnung sichtbar. Bei ihrer Palpation Re das Herz völlig nach rechts ‘verdrängt. Trotzdem ist es nicht zu 
Bi mit, Die ne Resistenz.. Das, ganze en oe schweren Circulationsstörungen gekommen, das Herz- und Ge- 
Š Anger a gae Herzdämpfung -reicht von einer Linie zwei Quer- | ffsystem haben sich in ganz wunderbarer Weise den veränderten 
j} 1, Außerhalb der rechten Brustwarze bis. zum rechten Brustbein- Verhältnissen und vermehrten Anforderungen angepaßt, Das Herz 
P, rande. Hier geht die relative Dämpfung über in die massive Dämpfung, NG . UNG vermearten Anlorderung: gepabt, DAS nerz, 
„| wie sie über der ganzen linken Thoraxhälfte festgestellt wird. Zeichnet | war so wenig geschädigt, daß es auch nach dem Ablassen des 
ø}. „man die Herzsilhouette auf, so’ findet sich das Herz auffallend quer | Eiters ohne Störungen ‚weiterarbeiten. konnte. Ob die eingeleitete 
pi gelagert, der Längsdurchmesser bildet mit der Mittellinie einen nach | Therapie, das Ablassen des Eiters ‚mit dem. einfachen Troikart, 
ae rachis offenen stumpfen Winkel. Über dem ganzen Herzen hört man | nur symptomatischen oder ‘kausalen Wert hat, läßt sich -nicht 
| ei nn starkes, fauchendes Geräusch, wie bei Wirbelbildung. ‚entscheiden. Hier liegen ja die Verhältnisse ganz ähnlich ‚wie _ 
A puls ist Körperarterien sind.. gut gefüllt, nicht hart. Der Radialis- | Keim künstlichen Pneumothorax. -Solche Riesenempyeme mit einer 
D oei are tamg, regelmäßig 78. Ascites fehlt. . e a E Eitermenge von über 91 gehören zu den großen Seltenheiten. - 
Urne E ist aber nicht vergrößert, ebensowenig: die Milz. Der Nur kurz und in großen Zügen konnte ich hier die Tat- 
l nthält keine pathologischen Bestandteile. Die Sensibilität ist | _ hen skizzieren. welche: sich aus dissem Falle von Ri g 
| normal, die Reflexe gut auslösbar, die Haut ist nicht ödematös. . | S4C hen ee EE 
a . „Am 5. Juli wird- durch Punktion mit einfachem Troikart 1 1 | der Pleura für die Pathogenese und Klinik dieser seltenen Er- 
l Aünuflüssiger, grüngelblicher Eiter abgelassen. Die Punktion verschafft | krankung, sowie für die pathologische Physiologie ergeben. E 
í nn Ea Referatenteil. | Ge iers 
: u ng o Redigiers von Oberarzt Dr. Walter Wolff. Berlin. ' i - 
io a T Ta a SEE TOT Bub m besser befolgt werden. Es sollten so bald als möglich die Anzeigepflicht, 
I Aus den neuesten Zeitschriften. E die Absonderung vorgeschrittener Fälle und die Desinfektion während 
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) | der ganzen Krankheitsdauer durchgeführt werden. Auch für die Malaria - 
l ist die Anzeigepflicht notwendig, außerdem\ Bekämpfung ‘der Mücken. 


| Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 19. und Behandlung der Kranken: Das Wichtigste ist die Bekämpfung der 
S = Kirchner (Berlin): Über den Ausbau der Seuchenbekämpfung | übertragbaren Geschlechtskraükheiten, für welche ein Gesetz dringend 
mit besonderer Berücksichtigung der Tuberkulose. Wir sind bezüglich ; notwendig ist. Auch Fleckfieber und Pocken bedrohen die Volks- 
der Tuberkulose durch den Krieg um 80 Jahre zurückgekommen. Be- | gesundheit... > a er: 
sonders für den Mittelstand muß mehr getan werden, sodann für Adam (Berlin): Gesundheitsministerium in Staat und Reich. Siehe 
Kranke mit vorgeschrittener Tuberkulose. Die Lehren. Kochs sollten | Vereinsbericht der Berliner Medizinischen Gesellschaft vom 9. April 1919. 


S . 
g 1} 


i En Ze el aA 
en Me une E UET, Ciak 
4 N . 


a er re Te ei 


a ne en 4? 


en. arm 


Wenn m LL gen ln rn rt en tn na 


518 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 21. 


Leonhard (Berlin): Die Abgrenzung der Zuständigkeit zwischen 


dem Reich und Bundesstaaten betrefts Gesetzgebung und Verwaltung des 
Gesundheitswesens. Siehe Vereinsbericht der Berliner Medizinischen 


Gesellschaft vom 9. April 1919. 
Baneth (Berlin): Über das Aneurysma der Arteria glutaea 


superior infolge von Schußverletzungen nach den Erfahrungen des. Welt- 


krieges. Eine sichere Diagnose wurde in der Regel nur bei den Fällen 
gestellt, welche viele Monate zur Entwicklung brauchten. Sie nähern 
sich den spontanen Blutgeschwülsten. Bei den meisten kommt ein 
Abwarten nicht in Frage, ‚da Fiebererscheinungen zum Eingriff drängen. 
In solchen Fällen muß man an ein Aneurysma denken und zunächst 
eine Probepunktion machen. Therapeutisch empfiehlt sich die direkte 
Unterbindung der verletzten Arterie, Tamponade und Naht. 

Falk (Berlin): Eucodalismus. Bei der Verordnung von Eucodal 
müssen die Grenzen der Anwendung scharf umschrieben werden, um 
das vielfach bewährte Mittel nicht zu diskreditieren Reckzeh. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 18. 

W. Kolle und H. Ritz (Frankfurt a. M.): Experimentelle 
Untersuchungen über die Wirkung des Silbers und seiner Verbindungen 
auf die Kaninchensyphilis, mit besonderer Berücksichtigung des Silber- 
salvarsans. Die Wirkung des Silbers auf die Kaninchensyphilome ist 


: geradezu elektiv (specifisch,. Das Silbersalvarsan ist daher als ein 


echtes Kombinationspräparat zu betrachten, in dem zwei chemothera- 
peutisch wirksame Komponenten enthalten sind. Bei der Verankerung 
des Silbersalvarsans an die Spirochäten kann das Silber in dem syphi- 
litischen Gewebe zur Entfaltung seiner antisyphilitischen, die Ver- 


 mehrung der Spirochäten hindernden Wirkung gelangen. 


R. Weichbrodt und F. Jahnel (Frankfurt a. M.): Einiluß 
hoher Körpertemperaturen auf die Spirochäten und Krankheitserschei- 
nungen der Syphilis im Tierexperiment. Hohes Fieber vermag die 
Spirochäten zum Verschwinden, und die Skrotumsyphilis des Kaninchens 
zur Heilung zu bringen. | 

Erich Friedländer (Lindenhaus bei Lemgo): Die Behand- 
lung syphilidogener Geisteskrankheiten mit Silbersalvarsan. Es ist mög- 
lich, daß bei einer intermittierenden Behandlung mit Silbersalvarsan 
gelegentlich der ersten Injektion wiederholter Serien die Gefahr 
anapbylaktischer Erscheinungen in Frage kommt; daher empfiehlt es 
sich, bei einer jeden neuen Serie erst mit einer kleinen Dosis zu 
beginnen, um zunächst die Überempfindlichkeit zu durchbrechen. 

Plehn (Berlin): Blutdruck, Herzarbeit und Herzkrait. Der an 
den großen Oberarmgefäßen bestimmte Blutdruck kann als Maßstab 
für die derzeitige Herzleistung nach außen gelten. Diese tatsäch- 
liche Herzleistung darf aber nicht mit der Leistungsfähigkeit 
des Herzens identifiziert werden. Denn auf dessen Reservekräfte 
gestattet-der Blutdruck keine Schlüsse. 

M. Simmonds (Hamburg): Zwergwuchs bei Atrophie des Hypo- 
physisvorderlappens. Vorgetragen im Ärztlichen Verein am 1. April 1919. 

Oscar Groß (Greifswald): Uber die Ausscheidung von Tyro- 
sinasen im menschlichen Harn. Der Nachweis gelang in cinem Fall 
von melanotischem Tumor. 

L. Langstein: Zahnung und Grippe. Weder Krämpfe und 
Hautausschläge, noch Unruhe oder Verdauungsstörung sind zu der 
Zahnung in Beziehung zu setzen. Äber während der Periode der 
Zahnung sind sehr häufig Fieberzustände vorhanden. Hier aber 
kommt das Fieber nicht von der Zahnung — ein „Zahnfieber“ kann 
der Verfasser nicht anerkennen —, sondern fieberhafte Zustände (vor 
allem Grippe) können im Alter der Zahnung das Durchtreten von 
Zähnen provozieren. 

H. F.O. Haberland (Breslau): Gefäßbeiund bei Gasbrand. 
Mitgeteilt wird ein auffallender Gefäßbefund bei blauer Gasphlegmone 
(Bacillus des malignen Ödems). | 

Otto Goetze (Halle): Pneumoperitoneale Röntgendiagnostik. 
Polemik gegen Rautenberg. | f 

Gustav Neugebauer (Striegau i. Schles.): Über den Ver- 
schluß großer Leistenbruchpiorten. Es handelt sich bei diesem Ver- 
fahren um eine Verlagerung der Verschluß- und Nahtstelle des weiten 
Bruchsackhalses nach unten hinter den horizontalen Schambeinast. 

Max Hirsch (Berlin): Hysterie und operativer Eingrüf. Be- 


‚schrieben wird ein Fall von traumatischer Psychoneurose. Diese 


wurde ausgelöst durch das Trauma der Laparotomie, die wegen 
einer Peritonitis ausgeführt wurde. Die Anfälle, die im Vordergrunde 
der Psychoneurose standen, waren immer bis auf das Fieber getreu- 
liche Nachahmung der peritonitischen. Attacke. Der Boden für die 
psychopathische Reaktion war vorbereitet gewesen. Es handelte sich 
um eine prämorbide Persönlichkeit, in deren Anamnese Dämmerzustände 
mit Wandertrieb nachweisbar waren. F. Bruck. 


25. Mai. 


Wiener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 14 bis 16. 
Nr, 14. Löhner (Graz): Die allgemeine Biologie als Lehrgegen- 
stand an den medizinischen Fakultäten. Ein Beitrag zur Reform. der 
medizinischen Studienordnung. Es werden die Forderungen aufgestellt, 


daß der Biologieunterricht für Mediziner in einer Hand vereinigt wird, 


und daß eigene Lehrkanzeln und Institute für allgemeine Biologie an 
den medizinischen Fakultäten errichtet werden. Das Hauptgewicht. 
soll auf ausgewählte Kapitel aus der allgemeinen Physiologie, Ökologie 


und Genetik gelegt werden, um dem Studierenden biologisches Denken 


beizubringen. Schließlich ist die experimentelle Seite im Biologie- 
unterricht stärker als bisher zu betonen. 

Michalitschke (Prag): Lymphogranulomatose und Ikterus. 
Es wird ein Fall von Lymphogranulomatose beschrieben, bei dem es 
zu einem Stauungsikterus infolge Kompression der Gallengänge dureh 
geschwellte Lymphdrüsen gekommen war. 

Menyhért: Therapeutischer Versuchserfolg beim experimen- 
tellen Diabetes. Es gelang durch diätetische Maßnahmen nach Pankreas- 
exstirpation einen Hund acht Monate am Leben zu erhalten, und zwar 
von Anfang an acetonfrei, in der zweiten Hälfte der Versuchsperiode. 
aglykosurisch. Ein zweiter Hund verendete nach 47 Tagen, weil die 
therapeutischen Maßnahmen nicht eingehalten wurden, auch ohne daß 
Acetonurie aufgetreten war. Das diätetische Verfahren war dasjenige, 
das sich seit Jahren beim Menschen bewährt hat, und das 1912 in 
dieser Zeitschrift (Nr. 12 bis 15 und 17) veröffentlicht worden ist. Da- 
mit soll der Beweis erbracht sein, daß der experimentelle Diabetes 
gerade so wie der spontane beim Menschen durch dasselbe therapeu- 
tische Verfahren ins physiologische Gleichgewicht zu bringen ist und 
die Annahme gestützt sein, daß die Beobachtungen beim experimen-- 
tellen (Pankreas-) Diabetes auf den spontanen Menschendiabetes über- 
tragbar sind. 


Nr. 156. Kofler: Vorteile der Wundtamponade nach Tonsillek- 
tomie. Die Tamponade wurde mit 30 %iger Jodoformtanningaze der- 
art vorgenommen, daß der Tampon gut in die Wundhöhle hinein- 
paßte und nicht über das Niveau der Gaumenbögen hinausragte; er 
blieb durchschnittlich 24 Stunden, häufig auch 48 Stunden liegen. Die 
Vorteile liegen darin, daß die Gefahr der Nachblutung so gut wie 
völlig ausgeschaltet wird und daß ein Verkleben und \Verwachsen der 
Gaumenbögen verhindert, dadurch die Gefahr der Entstehung post- 
operativer Abscesse beseitigt und eine normale Architektonik des 
Isthmus faucium gesichert wird. | 

Nobel (Wien): Spanische Grippe und Tuberkulose. Zur Klärung‘ 
der Frage, ob die Pirquetsche Cutanreaktion durch die Grippe in 
ihrer Intensität beeinflußt wird, hat Verfasser an 29 sicher tuberkulin- 
positiven Kindern während der Grippeerkrankung, teils noch während 
des fieberhaften Stadiums, teils ein bis sechs Tage nach der Ent- 
fieberung die Cutaninjektion angestellt. Sie fiel bloß in einem Falle, 
bei dem sie auch vorher nur sehr schwach positiv war, negativ aus. 
Verfasser behauptet demnach im Gegensatz zu Schiff und in Über- 
einstimmung mit Knöpfelmacher, daß während der Grippe jene 
Antikörper, die die positive Tuberkulinreaktion bedingen, nicht vêr- 
mindert sind. | 


Nr.16. Wenckebach: Über die Neurosen des Herzens. Das 
Studium der Herzneurose ist vor allem eine schwierige diagnostische 
Frage. Bevor man den Ursprung der bestehenden Störungen der Herz- 
tätigkeit in das Nervensystem verlegen kann, müssen alle anderen 
möglichen Ursachen ausgeschaltet werden, muß auf den Blutdruck, den 
Zustand der Gefäße, die Blutverteiluug und die Blutzufuhr zum Herzen, 
auf Änderungen in der Umgebung des Herzens, Thoraxform, Atem- 
bewegung, Bauchfülle, Zwerchfellstand und anderes mehr geachtet 


. werden. Von reflektorischen ‘Störungen gehören nur solche zu den 


Neurosen, welche durch einen abnormen Zustand im centralen oder 
peripheren Nervensystem zustande kommen, wie die Herabsetzung der 
Reizschwelle des Reflexbogens, das allzu leichte oder auch allzu schwet® 
Ansprechen des Reflexapparats. Vortragender bespricht im einzelnen 
die verschiedenen Symptome, Bradykardie, Tachykardie, Arhythmie, 
sensible Störungen in ihrer Beziehung zu den Neurosen. Die paroxys- 
male Tachykardie wird als eine typische Störung in der nervösen Be- 
einflussung des Herzens aufgefaßt; es handelt sich meistens um das 
Einschalten eines anderen Mechanismus im Herzen, die Ursprungsstelle 
der Herztätigkeit wird eine andere und die Folge ist eine abnorm® 
Schlagfolge innerhalb des Herzens. Will man bezüglich der Arhythmien 
einen allgemeinen Satz aufstellen, so läßt sich vielleicht sagen, daß die 
meisten wohl kardial entstehen, jedoch die Bedingungen für das Auf- 
treten derselben vielfach durch das centrale und periphere Nerven- 
system gegeben werden. Bei der Bradykardie gibt die Regelmäßigkeit 
des langsamen Tempos ein gutes Merkmal zur Entscheidung, ob die 


. ae ak ARE Soie d 
v ° i rn ver, 
er, . na Sg f e a > n PR I aia 
szo Teco T ee R E A aa . ee T a O d ` s ih < SE Ee A? 
e IR ET N., `. x ne ae ö ta w AnI Pai P Di $ al s P EREE- P N EET R x 5 ; . E č = e y Cr 
wre a a SW Fi $ = fi - SE -tr . = ` p . . > x - ee FR A . x s tirs = ie SE s 
3 araar sel + gt 2 vo % AN Ò. ` . g TE u al LE wars ERBEN $ AEN. a x ET N rare ER s i 5 = à ER 3 Ey x N 
af ER N te a z j NA nS š Ba x an TE Se 5 A a ER 9 er e NG weg, Ds PER ee 2 R Pi ER a ` u S ap a rs ba B Lm j ai 
- ve : 5 i 2 . > } $ Z g € -t ee, 2 Joa Ber 5 u 5 : = š 2 . a d ; Megas N Er a \ 
E EER k k E i 7 i x g ati - 2 $ . ' f, u A N z A = ke a s Fi Ber T 
- Å. TY PES 3 . er" ee, 
; EO - e PELIE J: piy 
5 . : 
A ag Ñ! EA \ 
- Am. ir -Z ' 
y sp 
e e r 
A ' 


f 
` 


C aB Mai o 
2 5. al > 
t . - — 
Br x . k zoi - 


4 


K 

A + 
-3 
. 


ride: 


1919 — MEDrZIniso 


i . i > . N ; # piia t | = ; i 1 7 be ; 3 f Í f A É . \ an Sr y f 
HE KLINIK — Nr, 234. 00 E VEFE PRD 


der Muschelschleimhaut und Zerrung der. bedingte, 5. durch > | 
Se rrung der. Nerven bedingte, 5. der durch der Portio vaginalis schon längst veröffentlicht. 


Ei = = == | F; 
| | Bradykardie durch Vagusreizung. oder im Herzen ‚selbst ausgelöst wird; Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 18 $ 8 f BEE 
14 bis der Vagusapparat kann nur- eine kurzdauernde periodische Verlang- SEIFERT IE ZITTERN EEE > BE a 
ds Ih =  samung eines immer wieder auffauchenden schnelleren Rhythmus. her- í - H. Fuchs: Zur Verkleinerung der. Myome. durch Röntgenbe- Kai 
une , vorrufen, die im Herzmuskel selbst bedingte Bradykardie, als deren en | a 23 Fällen konnte 20 ma = % eine Schrumpfung IN: EDEN 
na) Typus die Ikterusbradykardie anzusprechen ist, ist dagegen eine regel- | 1€? Myome festgestellt werden. Für die Behandlung ist es wesent- HE p 
ge 2 a mäßige. er . u lich,. daß man nicht nur ventrale, sondern auch. dorsale. Einfallspforten . LE p Me 
VER an): Di; EE T E | a benutzt, denn die Ovarien sind bei Myoin, wie 'bei Gelegenheit von ` he... 
en W k : o; $ ; nyom, N: gel RER > BAER l 
eM dem Standpunkt das Rhinologeg worden ats ana Bon | Operationen festgestellt wurde, in erhehihin Grado nach TEENE PP 
hal - „unterschieden: 1. der durch Nebenhöhlen beziehungsweise. Sekret- en vorgelagerte Tumor -die 'Eierstöcke gegen die i Hd: 
hs I `  stauung bedingte, 2. der. durch Verlegung des Nebenhöhlenostiums | ° E. W pe N Zum Artikel von B. $ in Üni | di lästische - Em Bi 
ini lediglich durch Resorption der Luft, also negativen Luftdruck bedingte, Re p A | an : ee es (Zbl. A = no A N 3) sa RON | ji pE: 

3. der durch Druck auf das Septum ausgelöste, 4. der durch Dehnung "heim Be Prinzip der Vereinigi ng der Sakronkerinliganienee ieh I i Be Br 
. DR ii ‚ ya Kr 
Eba papap 


DIe; ame 
` Sehnen Sr 
SE, 


ee 


fors - Behinderung des: Abflusses .deg Lymphstromes aus ‘dem -Schädel her- gp RTA E E l 
ee ‚vorgerufene und 6. der reflexneurotische Kopfschmerz. G Z; "o W-Nacke: Spontane Ruptur. des Uterus im Moment der" Eröff- Be} Bor 
gig | | Da T nung ‘der Bauchhöhle zum Zweck der Kaiserschnittsoperation. ;=:Die i ai MEN u 
N I A ZU . - | Brüchigkeit der alten Kaiserschnittsnarbe erklärt sich durch den ‘Sitz SE HE se 
m ei Zentralblatt für innere Medizin 1919, Nr. 19. ` ` > | der Placenta au dieser Stelle und. die Zerreißung bei der Eröffnung BE ce 
ara S F. Schilling: Enterilis membranacea und Colica- mucosa, | der Bauchhöhle ‚durch den Fortfall des Gegendruckes der Bauchdecken. i oig ir 
mwn) O Der Aufsatz, der die Pathologie, Ätiologie, Symptomatologie und | Pie Placenta setzt sich an der Bruchstelle deswegen fest, weil das: Bi IB 
suche Therapie der Erkrankungen auf Grund zahlreicher Literatur. und | durch Abnormitäten in der: Schleimhaut an der ‚alten Narbe: festge- | E jia aa 
rn, vi) - eigener Erfahrungen behandelt, ist zu kurzem Referat nicht geeignet. | halten wird. Es ist daher nötig, Frauen zum wiederholten Kaiser-. F RAE Lii 
ıch deif ER : on Be W. schnitt möglichst frühzeitig an eine Klinik zu verweisen. IB ME e 
ako EO o | | Eu Karl Keller: Über. die Ablösung der Nachgeburt bei Tieren if in; 
Zentralblatt für Chirurgie 1919,. Nr. 18. durch Flässigkeitsinjektion in die Nabelgefäße. Bei Pferden und bei Eo S EOU 
IK; TORE EEE sufung | Rindern, besonders bei letzteren, ist nicht selten ein Verfahren er- HAR Pitan 
M. er: | ’ htete Häufun seien, en © On er, HE EASE 
e e a e wurden | wünscht, das die Ablösung der Fee na ionen. Pläcanea befördert. VB DR i 
` häufiger unangenehme Zufälle beobachtet: Versager und Halbversager A on Be Ser YON 99 er u ee Eee njektions- | Hi HEE, 1. 
in auffallender Menge, heftige, anhaltende Kopfschmerzen, Übelkeit und. we ee r e. Ge nr i o na fn a eria a MO GEM E ei 
. Atemstillstand. Als Anästhesierungsmittel wurde in allen Fällen 5%ige | [gt die er aa er a En ea Pai Hals 
we Tropacocainlösung verwendet, die unmittelbar vorher: den fabrikmäßig halb weniger Minuten, anders hingegen bei a haftendem } utterkuchen, 2 a ld 2 
| . EEE Re E y Hier ist das Zottenödem nicht imstande, die abnorm. feste Verbindung 1 E a o 
. - gelieferten Ampullen entnommen worden war. Die Präparate stammten ý D d h d ütterliche Gewebe künstlj MER dl i 
aus zwei Fabriken, E. Merck, und G. Pobl.. Die Schuld muß dem An- | 72 lösen. Dagegen wurde auch das mütterliche Gewebe künstlich auf- EI U 
E ästhesiepräparat. zugeschoben ‘werden, das infolge der Kriegsstörungen  geschwelit, und die Folge een schwere Pnt and ung. Aus diesen En IN Be 
nicht mehr einwandfrei ist. — In der Cbirurgischen Klinik der Uni- | Erfahrungen an Tieren läßt sich vermuten, daß ein sehr hoher und, — ERER ii 
Hne ee i j À = | langdauernder Injektionsdruck für das Gewebe der Mutter ein nicht IM REN Beati y 
 Yersität Königsberg wird ‚zufolge dieser schlechten Erfahrung bis auf iz harmloses Ödem. und eine Gefahr verursachen wird Be. U RO SARA 
„ weiteres die Rückenmarksanästhesie nicht mehr angewendet. Um = BRD Re | en Zr me Ze ig Di ei; 
-= Schädlichen Mittel aus dem Duralsack wieder auszuschwemmen, wird | j ee ze er di een Fin u Zu IE E ES, 
‚ empfohlen, im Bereich des oberen Brustmarkes über einen Dornfort- Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 1919, Nr.8. :.. ..- RRI TIE E $ — 
Satz einzuschneiden, den Dornfortsatz mit einer Hohimeißelzange ab- Kleinschmid t (Berlin) - Zur Ditferentialdiagnose der Lungen- | ad” 
 zulneifen und mit der Kugelfräse in den freiliegenden hinteren Wirbel- | tuberkulose beim Kinde. Auch bei streng kritischer Verwertung der al Di 
Mogen ein Loch zu fräsen, durch’das die Dura ohne Verletzung des | heute vorhandenen Untersuchungsmethoden, die durch Tüberkulinproben. nen: 
vickenmarks punktiert wer den. kann. | ER ~, ` | und Röntgenbild wesentlich- bereichert worden sind,- ist die Zahl der - i ii er ER : 
S. Kofmann: Zur, Behandlung der Schlüsselbeinbrüche. Zur | Fälle von Lungenerkrankungen nicht gering, bei deneri die Entscheidung E Pre 
Behandlung der Schlüsselbeinbrüche wird empfohlen, den Arım.zunächst | über die ‚eventuelle Speeifieität des. Prozesses nur nach langdauernder ` ji [il RER i 
! ìn einer Mitella zu hängen oder auch nur in der Knopfspalte halten Beobachtung zu fällen ist. ra ae e ii ie ' 
Hi zu lassen, Nach vier bis fünf Wochen wird die Knochenbruchstelle = Frank (Breslau): Die Thrombopenie (Psendohämophilie), Beob- | | ER. 
air! freigelegt, die Knochenvorsprünge werden .so weit abgetragen, daß die achtungen der letzten drei Jahre ergaben in 17 Fällen akutes Auftreten. RIBS, la 
di Armhebung ungestört ist. aE yen ausgeprägtester hämophiler Erscheinungen bei sicher nicht hämophilen DIE. 
j ea Karl Blauel: Zur antethorakalen Ösophagoplastik mittels Haut- Individuen. Nicht eine Änderung des Chemismus des Gerinnungsvor- Mi I u, 
J darmschlauchbildung. Die Nachuntersuchung der von Blau el operierten ganges lag vor wie bei der Hämophilie, . vielmehr wurde als Ursache ` AE VER Jas 
jal Fälle lehrte, daß-der Dünndarm zur Schlauchbildung geeignet ist und | eine abnorm geringe Zahl von Blutplättchen festgestellt, deren wich- | Ka Beh 
| . -daß an den Vereinigungsstellen der einzelnen Teile auf eine genügende . tiger physikalisch wirkender Anteil an im lebenden Organismus sich EPOR: PA 
p Weite von vornherein zu achten ist, damit keine Stenosen entstehen. abspielenden Gerinnungsvorgängen bekannt ist. Frank hat daher das . in A 
~ Th., Walzber g: Die Behandlung schlecht heilender. Haut- | Krankheitsbild als „essentielle Thròmbopenie“ bezeichnet; die normale ` . | I 1 SR. 
A  geschwüre auf narbiger Grundlage. ‘1 cm vom Geschwürsrande: ent: | Zahl von 250—3800 000 Plättchen im Kubikmillimeter (Giemsaausstrich- u A ! Ir 2 
W| fernt wird angefrischt und. diè narbige Haut möglichst dick von der | präparat)- beträgt bei. ihr kaum über 20000. Therapeutisch kommt in i 1 M: = u 
e Unterlage bis ins Gesunde hinein abgelöst, bis sich die angefrischten | den schweren, zuweilen letalen Fällen Infusion yon 2 1 frischen, Phi ai ME TR 
f: Ränder des Geschwürs ohne Zwang zusammenlegen lassen. Naht- | plättchenreichen Blutes, eventuell Milzexstirpation in Frage, welcher ie UEA Der 
Mi ..  äterung stört nicht; das Geschwür schließt sich rasch. ~ | erfahrungsgemäß eine mächtige Plättcheneinschwemmung ins Blut folgt. k E T R i 
Ä „Fritz Erkes: Zur Sphincterplastik. In einem Fall von Ver- | . Lehr (Stuttgart): Zuggipsverbände mit Cramerschienen als EK-. >` une Hi gE on 
J lust des Sphincters infolge von Hämorrhoidenoperation wurde auf- der | tensionsmittel. „Im Krieg wie in der Friedenspraxis sollte bei allen `- u; i t EP 
#) , einen Seite der Rand des‘@lutaeus freigelegt, ein zwei Finger breiter | Frakturen mit Dislokation der Bruchstücke oder Neigung dazu . der E ja; ICH Fa ne 
| Muskelstreifen abgetrennt und um den Anus in einem stumpfgebohrten | erste. Fixationsgipsverband grundsätzlich mit der Extension kombiniert TA: EAE: 
f! Kanal geführt. Durch diese einseitige Lappenbildung wurde ein gutes | werden.“ 'Lehr schildert die von ihm angewandte. Technik, bei. der ul; ee A 
: Ergebnis und Schlußfähigkeit des Afters erzielt, ohne daß die be- | die eingegipste,. federnde Cramerschiene als Extensionsmittel jeden Ge-. RR... 
2 fürchtete, einseitige Verziehung eintrat. u. | | wichtszug überflüssig macht, : C Sao © UM FA ee 
{ W. Merkens: Über primäre Versorgung der Kriegswunden. Es | f B árán y (Upsala): Über Behandlung. der Hirnabscesse. Über ja I j | oo 
' — Wurde nur ausnahmsweise primär operiert, so bei schweren Gelenk- | primäre Excision und: primäre Naht der Schußwunden. (Fortsetzung.) bie Si ih 
T verletzungen und bei Weichteilwunden. Bei einfachèr Ruhigstellung | Mehr noch als bei den Engländern hat die primäre Exeision und pri- Re) 
! und aseptischer W undbehandlung waren die Resultate ausgezeichnet. | märe Naht bei den’ Franzosen im Kriege ausgebreiteste. Anwendung Fi BIN) I 
| Hilmar Teske: Bemerkung zu dem Aufsatze von W. Wolf | gefunden, die beide selbständig zu: diesem Bebandlungsweg gekommen 2 ale: -o 
0 'nKritische B zur ‚rimären Versorgung der Kriegs- | sind. Infolge der glänzenden Erfolge — 80 bis 90% prima intentio IE 
ctrachtungen ‚zur. Frage der primären Be i ändiger Ausführung innerhalb der ersten 24 Stunden! — EUA MERE: n: 
vunden“. Diese Zeitschrift 1919, Nr. 3. Auf-dem Hauptverbandsplatz | bei sachverständiger Ausführung Innerhalb der er en 54 Stunden! — B SER 
soll jeder Lochschuß ausgeschnitten und mit Jodtinktur ausgewaschen | dreht sich in letzter Zeit die Diskussion in der Société de chirurgie o REOR 
werden. | | | SR ` Bg. | de Paris nicht mehr um die Berechtigung der primären Wundnaht, die... Ba: - 
- En TER a R a, ie 
/ f | Pr et i 


"Rundzeilensarkoms der Pleura, das dadurch charakterisiert war, daß die 


so F 
520 4919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. t. — 28. Mal. 
P pe PETE ODER x Rn - ; eenaa 


allenthalben anerkannt ist, sondern um die Veränderung der Organi- 
sation, welche die zweckmäßigste Anwendung der primären Naht ge- 
stattet. Noch zur Zeit der Kampfhandlungen schreibend, macht B á- 
rány Vorschläge zur Nutzbarmachung der französisch-englischen Er- 
fahrungen für die Mittelmächte. 

Holländer (Berlin): Geschichte der Pocken und des Impf- 
wesens. „Ungeachtet gründlicher Untersuchungen ist auch heute noch 
dieser Teil der antiken Pathologie in Europa nicht aus der Zweifel- 
haftigkeit gehoben“, während in China die echten Blattern scheinbar 
über 1000 Jahre vor Christi Geburt bekannt gewesen sind. Die In- 
okulation der Blattern als therapeutische Maßnahme war schon in In- 


‚dien alter Brauch einer besonderen Braminenklasse und wurde in China 
"sicher 500 nach Christi Geburt geübt; nach 1718 wurde sie durch die 


Gemahlin des ersten britischen Botschafters bei der Pforte, Lady Mon- 
tagu, in England eingeführt, 1796 nahm Jenner die erste Vacei- 


nation vor. 


v. Sehrötter (Wien): Spuren der Schutzpockenimpfung in 
medizinischen Schriften der Hindus. Die wörtlich angeführten Sanskrit- 


stellen enthalten recht genaue Vorschrift über Vaccination und Schil- | 


derung des Impfungsverlaufs. 
Leonhard: Standesvorrechte und Berufspflichten? Die aus 


‘den besonderen Verhältnissen des Ärztestandes heraus entstandenen 


Sondergesetze über Approbation, Befreiung von öffentlichen Dienst- 
pflichten, Ärztekammer mit Ehrengericht stehen nicht in Widerspruch 
mit den jetzt herrschenden demokratischen Grundsätzen. 

Ze Hans Meyer (Berlin). 


_ Aus der neuesten Skandinavischen Literatur: 


Die transvesikale Prostatektomie ist nach Ekehorn bei Pro- 
statahypertrophie die Operation der Wahl; ihr Erfolg ist für den 
Patienten nicht hoch genug einzuschätzen. Die ursprünglich hohe 
Mortalität ist bei einer Heilungsdauer von drei bis sechs Wochen 
wesentlich herabgesetzt, betraf in 120 Fällen 4,6 %. (Hygiea 1919, Nr. 9.) 

Roman (Stockholm) beobachtete einen Fall eines primären 


Schmerzen in der linken Seite am Sitze der Geschwulst während des 
ganzen Verlaufs lokalisiert geblieben sind. (Ibidem.) 

Die Pathogenese des Quinckeschen Ödems sind nach Chri- 
stoffersen (Kopenhagen) noch unklar. Es dürfte sich um eine 
hydropische Disposition handeln, bei welcher die innere Sekretion eine 
gewisse Rolle spielen dürfte. (Ugeskrift f. läger 1919, Nr. 9.) 

Die Neurorezidive bei Luefischen im Nervus acusticus und 
Labyrinth sind nach Jacobsen (Kopenhagen) zumeist Äußerungen 
eines rein luetischen ‘Leidens des Nervus acusticus. Nur ganz ver- 
einzelte Fälle sind auf eine Giftwirkung des Salvarsans zurückzuführen, 


weshalb bei gehirngesunden Personen beim Gebrauche desselben im 
Stadium des Exanthems eine gewisse Vorsicht notwendig ist. (Ibidem | 


Nr. 11.) 

Die quantitative Eiterbestimmung im Urin geschieht "nach 
Jürgensen durch die Katalasewirkung der Leukocyten, gemessen 
mittels des Apparats von Lohnstein. Als Indikator wird Alizarin 
verwendet. (Ibidem Nr. 12.) | 

Ischias und Neuralgien im höheren Aller beruhen oft auf einer 
Spondylitis deformans. Röntgenbefunde der Wirbelsäule bestätigten 
diese Annahme. u Ä 

Scheuermann (Kopenhagen) hatte Gelegenheit, ein Kind zu 
obduzieren, bei welchem drei Vierteljahre vor dem Tode die unblutige 
Reposition der angeborenen Hüftgelenksluxation gemacht worden ist. 
Das Glabrum glenoidale zeigte nach Reposition des Kopfes eine voll- 
ständig normale Entwicklung, die oberste Kapseltasche, in welcher 
der Kopf ursprünglich gelegen war, war geschrumpft und bei der 
Obduktion kaum angedeutet... (Hospitalstidende 1919, Nr. 13.) 

` Stenström (Lund) beobachtete einen Fall von Darmdyspepsie 
im. Anschluß an eine Gastroenterostomia retrocolica, deren Pathogenese 
er in der deletären Wirkung des in abnorm reichlicher Menge secer- 
nierten sauren Magensaftes auf die Darmdiastase sucht. (Ibidem Nr. 10.) 
Rovsing (Kopenhagen) befürwortet in einem Vortrag den 
Zusammenschluß der medizinischen Gesellschaften der neutralen ‚Länder, 
die mit der Zeit die Wiederverknüpfung der durch den Krieg zer- 
rissenen Fäden der internationalen Zusammenarbeit herbeiführen sollen. 
Sollten die Gesellschaften der Ententemächte ihre Mitarbeit von der 
Bedingung des Ausschlusses der Centralmächte respektive Deutsch- 
lands abhängig machen, dürfen sich die Neutralen dieser Bedingung 
allerdings nicht unterwerfen. (Ibidem Nr. 11.) 

Klemperer (Karlsbad). 


‚Therapeutische Notizen. 


Zur Behandlung der Grippelungenentzündungen empfiehlt Wil- 


helm Hildebrandt (Freiburg i. B.) unter anderem in geeigneten 


Fällen einen ausgiebigen Aderlaß (in e iner 
800 ccm), um einem Erlahmen des rechten Herzens vorzubeugen. Man 


Sitzung 500 bis 600 bis 


eröffne die Vene mit einem spitzen Messer. (Bei der Venen- 


e 


punktion läßt oft eine vorzeitige Gerinnung des Blutes die ge- 
wünschte Menge nicht zum Ausfluß kommen.) (D. m. W. 1919, Nr. 18.) 


Intravenöse Injektionen von Elektrokollargol (Heyden) 
empfiehlt Bockemüller bei Infektionskrankheiten, besonders bei 
Grippe. Die Injektion muß aber frühzeitig, wenn möglich am 
ersten Krankheitstage erfolgen. Daneben darf natürlich die spe- 


eifische Behandlung nicht vernachlässigt werden. (D. m.W. 1919, Nr. 18.) 
F. Bruck. 


Bücherbesprechungen. 


Th. Brugsch und A. Schittenhelm, Lehrbuch klinischer Unter- . 
suchungsmethoden für Studierende und Ärzte 
Vierte, vermehrte und verbesserte Auflage. Berlin-Wien 1918, 
Urban & Schwarzenberg. i 

Während des Krieges sind zwei Auflagen des vorliegenden 

Lehrbuches erschienen, eine Tatsache, die für sich für die große Be- 

liebtheit und damit für den Wert des Werkes spricht. Entsprechend 

den Fortschritten der Medizin haben viele Kapitel eine Umarbeitung 
respektive Ergänzung erfahren. Ganz neu eingefügt ist das den 
modernen Standpunkt in der Konstitutionsfrage berücksichtigende 

Kapitel: die Untersuchung des Körperbaues und der Blutdrüsenkrank- 

heiten, und das Kapitel über die Funktionsprüfung der Nieren und die 

Diagnostik der Nierenkrankheiten. | 

. Es ist eine gewaltige Summe von Wissen, die Studierende und 

Ärzte aus dem 900 Seiten starken Buche schöpfen können. 

G, Zuelzer. 


A. Goldscheider, Über die krankhafte Überempfindlich-- 
keit und ihre Behandlung. 92 Seiten. Leipzig 1919, Georg 
Thieme. M 8,60 + 25% Teuerungszuschlag. Fr l 

Dieses knappe Büchlein bringt viel mehr, als sein Titel verspricht. 

Unter großzügiger Beherrschung eines Stoffgebietes, dem Gold. 

seheider geit Jahrzehnten fruchtbare Anregungen gegeben hat, ent- 

wickelt er die Frage der Überempfindlichkeit sozusagen ab ovo. Eine 
theoretisch nicht nur orientierende, sondern äußerst persönlich ge- 
staltete Studie über die Physiologie des Reizes führt zu den wissen- 
schaftlich bedeutungsvollen Untersuchungen über die normale Über- 
empfindlichkeit durch Übermüdung und Überreizung. Das dritte Kapitel 
beleuchtet, in die Tiefen der klinischen Forschung steigend, den Begri 
und das Wesen der Überempfindlichkeit an den einzelnen Krankheiten 
und pathologischen Manifestationen des menschlichen Organismus. WAS 
natürliche Abwehrreaktion, was krankhafte Überempfindlichkeit ist, wird 
offenbar, und findet seinen praktischen Niederschlag in dem Kapitel, 
das der Therapie gewidmet ist. So sind physiologisch-wissenschaftlich® 
und klinisch-praktische Denkart in eine geschlossene Einheit geführt, 
und diese 90 Seiten umreißen mit kühnem und oft bewährtem Stift 
fundamentale Gesetze des Lebens in eigener, klassischer Form. 

: Kurt Singer 


I. Band; Für 


Anton Böschh Orthopädisches Heimturnen. 
t21 Seiten. 


Armverletzte. -Mit 6 Tafeln und 68 Abbildungen. 
Wien 1918, A. Pichlers Witwe & Sohn. M 5,—. 

Auf Grund der Erfahrungen, die er bei der Versorgung Kriegs- 
verletzter gesammelt hat, hat der Verfasser ein System von besonders 
bevorzugten heilgymnastischen Übungen für Armverletzte hier zusammen- 
gestellt. Wie der Titel besagt, sind die Übungen so ausgewählt, daß 
der Verletzte sie ohne weitere Apparate im eigenen Heim vornehmen 
kann. Die Übungen zeichnen sich durch Vielseitigkeit und Vermeidung 
ermüdender Eintönigkeit aus; viele sind geradezu in Spiel und Arbel 
umgesetzte Gymnastik. Bei gutem Willen des Verletzten, der ja leider 
nicht allzuhäufig angetroffen wird, wird durch sie manche vor- be 
ziehungsweise "frühzeitig aus der klinischen Behandlung entlassen® 
Contraetur noch nachträglich beseitigt und damit dem Kranken UN 
der Allgemeinheit ein wertvoller Dienst erwiesen werden ae 
Die einschlägige Anatomie ist anschaulich dargestellt und durch FOL 
gute Tafeln und Textbilder besser illustriert, als es bei vielen u 


Laien bestimmten Büchern dieser Art der Fall ist. , 
Peltesohn (Berlin). 


; F 


1919 — MEDIZINISCHE KLİNİK: — Nr. 21. 


iy Vereins- und Auswärtige Berichte. | 


han, -daß für die Entstehung des P. irre- 


‘ 
f 
zu, 
TAS 
INTA A 
T 
& 


en 

= 

3 
rim Str, 


w = h 
v = ” - a 
. N r 
Ne E ee ET, 
4 . w EI A TREN 
ab rs y ER? 
wi an PR 


u SER, 
t tim, . 
- .. 5 Z st 

; San 


wa 
TAA 
EN 


WI 
Ca > 

EIER 

arae 


Neny 
E a EEN 


em 


net. 


I: 


| Ban hofs. K. nimmt hypothetisch an, r die En | >, irr es 
inische Gesellschaft. a le az gularis perpet. der Kochsche. Vorhofsknoten- eine Rolle spielt. Viel Muri! . 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 80. April 1919. wichtiger noch‘ als die päthölögische Anatomie ist die Pathologie des NET 
Verhandlungsgegenstand: Das Reizleitungssystem des Herzens. |. Prozesses; Es liegt eine ‘gesteigerte Erregbarkeit des Herzens vor. In MEN Ee. 
Fortsetzung des Berichtes von Kraus. © .* 2000 o) l ‚absehbarer Zeit wird mar`imstande sein; diese klinisch zu analysieren. | Bi ENTE 
Unter Herzblock versteht man die Unterbrechung der Koordination | Die Frage. der Erregbarkeit ist wichtiger als`die der myogenen: oder I 2 ee 
zwischen Vorhof und Kammer, entweder so, daß die Pause zwischen | neurogenen Theorie. Herangezogen werden muß die vagotonische | N FEN ; 
Kammer und Vorkammer ih ‚einer langen Reihe von Herzschlägen ver- | Konstitution. . Sie spielt beim Sekündentod die wichtigste Rolle. Die NE 
längert erscheint, oder zweitens, indem diese Übertragung zunehmend | Vorbereitung des Herzens für. die Narkose mit Digitalis bat keinen fl IE a 
verlängert wird, sodaß am Ende ein Kammerschlag ausfällt und end- | erkennbaren ‘Wert. > ` ee |: in -o 
- lieh die wirkliche Unterbrechung zwischen Kammer und Vorkammer, | _ Aussprache: Jakob hat festgestellt, daß Irregularitäten -häufig PEDA hor 
durch kohlensaure Bäder günstig beeinflußt werden. Nach seiner fis l Ha 
Eph paadi n, 
ii 


wobei beide selbständig für sich schlagen, und zwar die Vorkammer | ‚sein 
‚Meinung verursacht der Vagus den P. irregularis oder spielt wenigstens 


22 etwa 60-, die Kammer 80 mal, beziehungsweise in Verhältnissen_wie 3:5, fi | 
22:5. Beide schlagen rhythmisch, aber unabhängig voneinander. Die | eine große Rolle dabei. Die Tätigkeit des Accelerans ist mehr ‚re- IM: Kin. 
<”. Polypraxie beim Herzblock hat in der Therapie aufgehört. Als einzig | gulierend. | w Fritz Fleischer. RE par 
~ wirksame Mittel erweisen sich Coffein und für gewisse Fälle Jod. |- -> > u we u DEE ER Mei 
“ Früher wurde die Prognose aller Blocks. sehr düster gestellt. Wir: | SU ae pan E } DN Ean a 
wissen jetzt, daß besonders bei jugendlichen Individuen diese Reiz- en 2 F rankfurt i M. ER er St RER SB h: Ki. 
leitungsstörungen . sich .zurückbilden können. Das Gros beruht. nicht u Arztlicher Verein. Sitzung vom 81, März 1919. 2 a HL 
~ auf anatomischen Veränderungen, sondern auf (toxischen) Veränderungen ~ Embden (Eigenbericht):; Über die Bedeutung der Phosphorsäure N in, 
` des physiologischen -Zustandes.- Die Diagnose des vollständigen Herz- | für die Muskeltätigkeit. Der Vortragende berichtet zunächst über den 2) DEAE T 

- blocks zwischen Vorhof und Kammer kann’ der Praktiker mit den ein- | Befund. einer eigenartigen Hexosephosphorsäureverbindung in der | EEE 

fachen Methoden stellen. Man kann sich zunächst halten an die Brady- | quergestreiften Muskulatur, : welche durch. ein im. Muskel und auch in . In Ai Me 

anderen Organen vorhandenes Ferment in Milchsäure und Phosphorsäure j; Mi Hp 


n 
= 
Me er ee 
Zu = 
TE nma aae 
are: 
pa 
TLT 


' gespalten wird. Diese Verbindung, die als Lactacidogen bezeichnet AA Bil 


< kardie, daneben an das Syndrom von Adams-Stokes, das heißt an 
wird, ist allem Anschein nach als die -Contractionssubstanz des Muskels BD 


-die Anfälle, bei denen die Anzähl der Kammerschläge sinkt, gelegent- 


Nas 


>- , dich bis unter 20, und wobei Schwindelanfälle usw. eintreten. Ferner ; EI 
sind die Venenpulse der Vena jugularis zu beobachten. Sie sind in | anzusehen, in dem Sinne, daß ’die bei der Spaltung des Lactacidogens , | Kur, ie | 
‚ „größerer Anzahl vorhanden als die Kammercontractionen, und auch | in Milchsäure und Phosphorsäure freiwerdende Energie als die un- nu ER a 
- ihre Form ist charakteristisch. Endlich gibt die Auscultation die An- | mittelbare Quelle der Muskelkraft zu betrachten ist. Hiernach wird IK ah. a 
- wesenheit eines dritten, überzähligen. Herztons‘zu erkennen. Zwischen |. also-die für. jeden einzelnen COontractionsakt notwendige Energie nicht VE hE a ; 
‚überzähligem und .dem’ physiologischen Vorhoffon muß man: unter- | auf oxydativem Wege, sondern durch: eine exotherm verlaufende IF Be 
scheiden. Den letzteren kann man bei jugendlichen Individuen auch |-Spaltung gewonnen, was mit den auf thermodynamischem Wege. _ e hiai a 
bei ganz normalem Herzen. hören. . Er ist‘ am Bulbus jugularis der | gewonnenen Ergebnissen Hills übereinstimmt. — ` >- > = ehe © 
el rechten Seite zu finden. -Beim- Herzblock ist der dritte Ton immer | Fürdie Bedeutung des Lactacidogensals Tätigkeitssubstanz sprechen I ME aeg 
it graphisch nach. Ohm nachweisbar. Oft ist er auch zu -auscultieren, | folgende Tatsachen: Das Lactàcidogen ist in rasch zuckenden Muskeln I pigi 
‚gl Sowohl bei Leitungsverzögerung noch besser bei vollständigem Block | in sehr viel größeren Mengen. vorhanden, als in langsam zuckenden;  ’ UR RES rt 
4. In der Pause von Adams-Stokes. Die Herzbasis links und der | so in der weißen Streckmuskulatur des Kaninchenoberschenkels in R We 
=, Bulbus jugularis rechts sind die Orte der Auscultation: Man muß ihn |- etwa doppelt so großer Menge als in dem roten Semitendinosus vom Bi E 
Mi . ` ünterscheiden können von den Venenklappentönen bei Ausdehnung des | gleichen Tiere. Noch geringere Lactacidogenmengen finden sich im.. | ee 2 
| ea linken Vorhofs und seiner Schwäche. Beim Herzblock ist- die Brady- | Kaninchenherzen, entsprechend seiner Eigenschaft als ganz langsamer - | Me ; 
j! ‚kardie sehr beträchtlich. Das kann bei Muskelarbeit gefährlich. werden. ‘| Muskel. EN ee ol, Bu Ä ih hs, 
ur Es gibt aber Menschen, die damit umhergehen und arbeiten können. Die ‘glatte Muskulatur. ist. überhaupt frei von Lactacidogen.- EN MRi: en 
al : In solchen Fällen kommt eine Korrektur. des Blocks . zustande, die in Übrigens steht auch die Menge der organischen Nichtlactacidogen- Ida ji Ey: u 
w u Ani Falle der eigenen Beobachtung durch Extrasystolie bedingt war. phosphorsäure in innigem Zusammenhange mit.der Funktionsart eines iR a us 
g | Hi Zahl der Vorhofsschläge vermehrte sich beträchtlich, die Zahl der Muskels. Sie ist um so reichlicher, je andauernder ein Muskel zu AUE: pn 
y: “ammerschläge nimmt aber ab und die Extrasystolie stellte den Rhythmus | arbeiten vermag, was sehr deutlich. einmal. aus dem Verhalten: der “AAN Mo THR r 
"i wieder her. T ee weißen Muskulatur, der roten Muskulatur und des Herzens . des I a Bar 
f -„__ Die Extrasystolie kann‘ singulär sein, sie kann aber auch zu | Kaninchens hervorgeht, von denen das schwerst ermüdbare Herz weit- - I je. 
| P n $ 'Allodromie führen. Sie ist immer hervorgerufen durch einen Extrareiz. | aus die , größte Menge organischer Nichtlactacidogenphosphorsäure A N Bl p T 
y Vieser kann ausgehen vom Sinus, der-Kammer, der Vorkammer und | (welche im folgenden als Reservephosphorsäure bezeichnet wird) ent- Ai 1 n 
Joo von der Übergangsstelle von Vorkammer zu: Kammer. Der Einfluß | bält, die am“leichtesten ermüdbare weiße Muskulatur die geringsten. On: 
goo des Vagus auf den Erregungsablauf äußert sich in der Reizleitungs- | Damit stimmen auch die Ergebnisse einer vergleichenden Untersuchung EEE 
f . verzogerung' zwischen Vorhof und Kammer. Es kann zu einer Umkehr |~der für den Flug in Betracht kommenden Brustmuskel der Taube und - - Br. 
cn des Erregungsablaufs kommen. Auch vertikale Dissoziation zwischen | des Huhnes überein. Die Brustmuskulatur -der Taube enthält ebenso 
| | Vorhof und Kammer kann -so bedingt werden. Daß bei diesen Vagus- | wie die des Huhnes reichliche Lactacidogenmengen und entsprechend _, } 
einflüssen die klinische Feststellung möglich ist, ist jetzt sicherge- | der viel größeren Flugleistungsfähigkeit der. Taube ein Vielfaches der i 
r A Neben der einfachen Unterdrückung kann auch ein partieller Reservephosphorsäure des Huhnes. . | à F l „ch er F 
| plod bestehen. Ein schweres Kapitel bilden die Sinusarhythmien. An „Der Ubergang der Reservephosphorsäure in Lactacidogenphos- ' 
N e und Pferden ist eine besondere, als Sinuszacke anzusprechende phorsäure läßt sich an Winterfröschen zeigen, welche nach dem- Ver- - j 
l “acke im Elektrokardiogramm gefunden worden. Aber man ist auch j bringen in eine hohe Außentemperatur eine der viel rascheren Muskel- i he 
i sonst imstande, elektrographisch die Sinusarhythmie zu erkennen. - .| tätigkeit in der Wärme entsprechende Vermehrung der Lactacidogen- o 
ar „ . Flimmern der Vorhöfe gibt sich in den Kurven zu erkennen. | säure und eine dementsprechende Verminderung der Reservephosphor- . - Éi n 
u Der positive Venenpuls ist mit den bloßen Augen zu erkennen. Ein | säure erfahren,  — > -> T S | EP I en 
Pulsus irregularis- perpetuus kann auch bei Tachykardie vorhanden Die Einwirkung der, Muskeltätigkeit auf den Lactacidogengehalt | 2 
“Sein. Das eigentliche Kammerflimmern besteht aus.Contraetionen von | ist-ganz besonders deutlich bei dem leicht ermüdbaren Kaninchen, bei Kl RE a 
‚sehr hoher Frequenz, Es ist dann zu unterscheiden das Flattern, die | denen schon nach kurzer Arbeit eine starke Verminderung des Lactaci- a Ar 
Tachysystolie und das Wallen und Wogen. Prognostisch sehr hart- | dogens des Muskels unter Freiwerden anorganischer Phosphorsäure BE a L: 
näckig ist die Irregularitas perpetua. Es gibt aber reversible Fälle. | auftritt. Doch läßt sich am schwer ermüdbaren Hunde nach Krämpfen "en A Ele > 
| aa der Block kann-sich kombinieren mit dem P. irregularis perpet.. |' eine Verminderung des Lactacidogens feststellen. - \ ME 
ne Praktiker geht am Krankenbette so vor, daß -er zunächst das | Daß beim Menschen eine vermehrte Phosphorsäureausscheidung. EEH o 
Delirium cordis, dann den positiven Venenpuls feststellt und sich hier-.| nach angestrengter Muskeltätigkeit auftreten kann, ist schon seit langer BAT MRA 
auf dem Kranken als solchem zuwendet. Die Nerven und die Herz- | Zeit bekannt und geht. mit besonderer Deutlichkeit aus, neuerdings © pi A: 
C prskulatur müssen b6achtet werden. :Man kann die pathologische | angestellten Versuchen hervòr, bei denen die. während einer bestimmt ji E BERRIN 
natomie des P, irregularis perpet. heute nicht in einer Formel aus- dosierten Muskelarbeit in kurzen Perioden durch den Harn aug- ` Bi en ae 
' geschiedene Phosphorsäuremenge festgestellt. wurde. Sn: | ii Mn 
2 | Ä BR IR 


; sprechen, Allen Fällen gemeinsam ist die Dehnung des rechten: Vor- 


LE % ga ’ Fe e 
, $ = A t y 7 m £ i . P A 
' E " ` E ” “ ' g AEE d 
i . 5 E 7 
i 
eà - 3 ~ b i $3. 
. zig, 


vr 
Mae 
ren 
Se 

Fe 


a t- Wr 
mes mein 


s. 
-iTe 
wat, 

= ame ai 


EL TEL Bu ar ee ee ee TEN 


u Re ee ee‘ 
ZI il ie Rinne le De sen, Aa nn ea Tre en A FE ee 


kg | 0.1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 21. 
EEE... Kal „nes 


Wenn, wie es nach den gemachten Ausführungen als sehr wahr- 
scheinlich erscheint, die Spaltung des Lactacidogens in Phosphorsäure 
änd Milchsäure als die unmittelbare Ursache der Muskelcontraction 
anzusehen ist,.so dürfte umgekehrt die Rückbildung von Lactaeidogen 
aus Zucker und Phosphorsäure als ein für die Erholung des Muskels 
notwendiger Vorgang anzusprechen sein. 2 

Dementsprechend lag es nahe, zu versuchen, die muskuläre 
Leistungsfähigkeit durch Zufuhr von Phosphat zu steigern. Das ge- 
lingt nun in häufig erstaunlichem Maße, sowohl in Ergostatenver- 
suchen wie in Marschversuchen: Bei den Ergostatenversuchen wird 
nach Phosphatverabreichung weit mehr Arbeit bis zur völligen Er- 
müdung geleistet als ohne Phosphatverabreichung. Auf anstrengenden 
Märschen bleiben Leute, welche Phosphat erhalten haben, auffällig 
frischer als gleichartige Leute ohne Phosphat. Das Phosphat scheint 


_ auch sonst bei schwerer körperlicher Arbeit sehr günstig wirken zu 
können.. | | 


Möglicherweise spielt hierbei auch die bei zahlreichen Personen, 
aber nicht bei allen auftretende anregende Wirkung auf das Nerven- 
system eine Rolle. Diese anregende Wirkung macht sich oft in dem 


Gefühl gesteigerter geistiger Frische, manchmal auch in deutlich ge- 


hobener Stimmung mit auffälliger Gesprächigkeit geltend. Dement- 
sprechend treten auch bei abendlicher Verabreichung von primärem 
Natriumphosphat in einer Menge von etwa 3 g bei zahlreichen Men- 
schen zunächst Schlafstörungen auf. Von anderen unerwünschten 
Nebenwirkungen wurde beschleunigte Darmtätigkeit, die sich bei ein- 
zelnen Personen bis zu Durchfällen steigern kann, beobachtet. Bei 
einiger Gewöhnung verschwinden die beiden genannten Nebenwir- 
kungen fast regelmäßig, während die allgemein erfrischende Wirkung 
und namentlich auch die meßbare Leistungssteigerung der Muskulatur 
auch bei sehr lange dauernder Verabreichung von Phosphat erhalten 
bleiben. | 
Möglicherweise wird das Phosphat bei Erschöpfungszuständen 
(nach den vorliegenden Erfahrungen aber nicht bei Neurasthenikern) 


und auch bei anderen Erkrankungen mit Erfolg Verwendung finden- 


können. r 
Bespreehung: v. Noorden weist auf die weittragende 
Bedeutung der Mitteilung Embdens hin. N. hat selbst Versuche 
mit Caleiumphosphat gemacht und ausgezeichnete Erfolge bei körper- 
lieher und geistiger Übermüdung erzielt, dagegen keine Wirkung bei 
Herzschwäche und Zuckerkranken gesehen. Bei längerem Gebrauch 
des Mittels kam es zu einem Zustand, den man als Phosphatismus be- 
zeichnen kann. Die Leute gebrauchen das Medikament dauernd als 
Anregungsmittel und können es nicht mehr gut entbehren, bei Ent- 
ziehung ermüden sie ‚besonders schnell. Bei einer Tagesgabe von 5 g 
Natriumphosphat entstehen keine Abstinenzerscheinungen, wenn man 
die Entziehung langsam innerhalb 14 Tagen vornimmt. Die Wirkung 
ist der des Coffeins vergleichbar. Bei Basedowkranken trat, abgesehen 
vom Herabgehen der Schweißproduktion, keine Wirkung ein. N. 
empfiehlt mit dem Natriumphosphat selbst zu sparen und mehr unsere 
phosphorsäurehaltigen Nahrungsmittel, also besonders die Kleie,.zu be- 
nutzen, nur müsse sie sehr fein verteilt werden. Ä 
Kalberlah hat bei Erschöpften bedeutende Wirkung gesehen. 
Bei Anwendung von 2 bis 3 g täglich traten keine Abstinenzerschei- 
nungen auf. Bei organischen Erkrankungen des Nervensystems, auch 


‚bei Morbus Basedowii kein Erfolg, auch nicht bei Neurasthenie. Am 
besten war die Wirkung bei schweren Erschöpfungszuständen, be- | 


26, Mai. 


ir e D 


m —— 


en Frauen und bei allen Erkrankungen 


s bei schwer überarbeitet kr 
dbarkeit, so auch bei Infantilismus und 


mit abnorm starker Muskelermü 


Fettleibigkeit. ER ER PR 
Bethe: Bestimmt man die Leistungsfähigkeit des isolierten 


Froschmuskels in gewöhnlicher Ringerlösung und dann in Ringerlösung 
mit Zusatz von Phosphat, dann erbält man eine wesentliche Steigerung 
der Leistungsfähigkeit. ; 

Voß hat bei Fällen von Otosklerose keinen Erfolg gesehen, - 
außer Besserung des Allgemeinbefindens und manchmal auch der Hör- 
fähigkeit. == 

Hamburg. 

Ärztlicher Verein. Sitzung vom 4. März 1919. 

Trömner zeigt zwei Patienten mit partieller Plexuslähmung. 
Sie wird gewöhnlich durch Halsrippen verursacht. Bei dem einen der 
vorgestellten Patienten befand sich aber die Halsrippe auf der ge 
sunden Seite. Die Paresen sind bei ihm Folge eines außergewöhnlich 
breiten Seitenfortsatzes des siebenten Halswirbels. Beim zweiten Fall 
ist eine hochgradige Halswirbelskoliose die Ursache. 

Boström berichtet über eine örtliche Hirndiagnose. Es be- 
standen Hirnstammsyndrome. Der Sitz der Geschwulst wurde genau 


| unter dem rechten vorderen Hirnhügel angenommen. Es handelte sich 


um ein Kind mit rechtsseitiger Oculomotoriuslähmung und Ataxie im 
linken Arm und Bein bei Intaktsein der Sensibilität und der Reflexe, 
Kein Babinski. Da eine tuberkulöse Affektion der Lunge bestand, 
wurde für die Neubildung ein tuberkulöser Ursprung angenommen. 
Die Sektion bestätigte das. | 
Fahr berichtet über einen 22jährigen Mann mit starker Leber- 


schwellung und Ascites. Auf Röntgenbestrahlung der Lebergegend 
ging die Schwellung zurück. Der Ascites verschwand, das Befinden 


wurde sehr gut. Später aber Lähmung und Schwächezustand. Der 
Patient erlag einer Kachexie. Die Sektion ergab: Lymphosarkom der 
Bauchhöhle. Zahlreiche Sarkomknoten der Leber hatten sich zu kleinen 
Herden von lockerem kernarmen Bindegewebe umgebildet. Der Tod 
war durch die Rezidive verursacht worden. 

Vortrag Oehlecker: Biuttransfusion von Vene zu Vene bei 
perniziöser Anämie. Nach einem Überblick über die verschiedenen Me- 
thoden der Bluteiaverleibung und -überleitung bespricht Oe. sein Ver- 
fahren‘). Es ist technisch einfach, kann leicht unterbrochen werden und 
ermöglicht eine Abschätzung der übergeleiteten Blutmenge. Oe. wandte 
es in 80 Fällen an. Schwere Schädigungen sah er nicht. Vereinzelt 
trat Schüttelfrost und Fieber auf, das aber nach einigen Tagen schwand. 
‘Manchmal Klagen über aufsteigende Hitze. Nur eine Patientin bekam 
Erbrechen. In vielen Fällen zeigte sich überhaupt keine Reaktion. Die 
Wirkung war sehr günstig. Der Hämoglobingehalt stieg oft um die 
Hälfte. Ebenso vermehrten sich die roten Blutkörperchen um die 
Hälfte. Wenn alles gut geht, können die Patienten nach vier bis sechs 
Wochen das Krankenhaus verlassen. Indikationen sind: 1. Ersatz der 
roten Blutkörperchen nach schweren Blutungen und 2. Förderung der 
Blutbildung. Die Wirkung bezüglich des ersten Punktes ist schwer 
zu entscheiden. Kochsalzinfusionen helfen da ja auch. Nicht rätlich 
ist die Transfusion bei Infektionen. Die roten Blutkörperchen werden 
von den Bacillen bald wieder zerstört. Die Erfolge bei der perni- 
ziösen Anämie waren gut. Das ist um so höher zu schätzen, als das, 
was man in der Literatur über die Beeinflussung dieser Krankheit 
findet, bekanntlich nicht berauschend ist. Reißig. 


‚Rundschau. 


Die Neugestaltung des medizinischen Unterrichts. 
Von | 
Prof. Dr. med. et phil. Willy Hellpach, Karlsruhe. 


(Fortsetzung aus Nr. 20.) 

Denkgrundlage der Medizin kann nur die 
biologische Schulung sein. 

Daraus ergibt sich für die Propädeutik: „Botanik“ und „Zoo- 
logie“ sind sinnlos, sofern sie nicht Biologie bedeuten. Zoo- 
tomische und phytotomische Praktika sind Zeitverschleuderung; 
ebensogut könnte man dem Mediziner ein geodätisches oder kry- 
stalloskopisches Praktikum aufhalsen. An „naturwissenschaft- 
licher Schulung“ bietet dies alles nur insoweit Wertvolles, als 
solehe Schulung für jeden „Gebildeten‘“ wertvoll ist, und so- 
weit hat die Schule diese Schulung zu besorgen. Das kann 
sie auch, bei richtiger Pensenökonomie, selbst als Gymnasium. 
Der junge Mediziner aber treibe Biologie. Es wäre sehr not- 
wendig, daß endlich, endlich dieses Fach an unsern Universitäten 


a 


in Selbständigkeit sich auftäte. Solange das nicht geschieht — 
oder nur vereinzelt und gelegentlich —, kommen für den Medi- 
ziner die Vorlesungen über Pflanzenphysiologie und über ver- 
gleichende Entwicklungsgeschichte in Frage. Mehr nicht. Alle 
Systematik scheidet aus: die Botanisierflora hat mit dem Kranken- 
bette nichts zu schaffen. Als Praktikum kommt lediglich die 
experimentelle Biologie, und zwar die Protistik in Betracht; 63 > 
freilich gut, daß der Mediziner die Einzelligen nicht bloß ın der 
technischen Empirie des Färbekurses der Klinik, sondern IN ihrer 
Lebensindividualität kennen, beobachten und anfassen leme z 
als Lebewesen, und nicht erst als Parasiten. Es wird ihm manches 
Nachdenkliche auch über Leuko- und Lymphocyten, über Krebs- 
zellen und dergleichen nahelegen. Diese Denkgrundlage der 
‘Medizin soll gründlich gelegt werden. Ein Stück Biolog'® 
sei auf jedes propädeutische Semester verteilt; dafür braucht cs 
in jedem Semester nicht so gar viel an Stundenzahl zu Sem. c 


1) Verwendung des Zweiwegehahns mit Spritzenwechsel, 


25. Mai. 


od 


u nalen A 


kalkuliere einmal: "hätten wir eine allgemeine - biologische Vor- 
lesung, so möchte-die in beiden Sommern ihren Platz finden, mit 


je zwei oder drei Wochenstunden. In beiden Wintern könnte 
sie durch praktische Kurse von je żwei oder drei Wochenstunden 


der Woche — ergänzt werden. a 
Solange diese biologische Lehrtätigkeit nicht da ist, müssen 


— vielleicht von je einen® Nachmitt 


wir ein Semester Pflanzenphysiologie und eines vergleichende tie- 
rische Entwicklungsgeschichte akzeptieren. Aber wie lange eigent- 
lich noch? Wollen wir nicht endlich fordern und dafür sorgen, 


daß für die Medizin die ihr angemessene Propädeutik geschäffen 
Soll die, Medizin immer die milchende Kuh der Natur- 


werde? 
wissenschaftler ‚bleiben, die ihnen Hunderte von Füchsen in die 


Hörsäle sendet; in denen sie doch nicht das ihnen gemäße finden, 
während der Zoologe, Botaniker, Physiker, Chemiker, als Ent- 
gelt für die vielen Tausende, die er an diesem Medizinerstrom 
jährlich bar verdient, unter Seufzen und Schelten, seiner selbst 


und seiner Fachstudenten, seine Vorlesung fürs „Niveau des 


Mediziners“ notdürftig 'zurechtmodelt? Dieser 'unmögliche Zu- 
stand, den man eine Symbiose geheißen hat und der eigentlich 
eine Synnekrose ist, muß entschlossen beseitigt werden! Nöti- 
senfalls, geht es nicht in gütlicher Vereinbarung mit den natur- 
forschenden Professoren, geht es ohne sie; die medizinischen Fa- 
kultäten müssen sich dann eben Lehrstühle, vielleicht zuerst außer- 


ordentliche, oder Lehraufträge für Biologie zulegen und ihre pro- 


pädeutischen Bedürfnisse selber zu decken beginnen. Es ist so- 


viel Altes gestürzt worden, das noch leidlich wertvoll war; soll 


die Entwicklung der Zeit, die nun einmal ins Sturmtempo ein- 


. getreten ist, vor den yerstaubten Schädlichkeiten der Universitäts- 
. konventionen haltmachen? Die Vollwertigkeit unserer Ärzte ist 
wahrlich eine größere nationale Angelegenheit, als die medizini- 

schen Einkünfte der naturwissenschaftlichen Ordinarien, und alle 


Privilegien müssen heute verschwinden vor den Notwendigkeiten. 
Es’ gibt nur noch. das Vorrecht des Sachlichen. » 
. Damit- ist schon allerlei gesagt, was für den propädeutischen 
Betrieb der Physik und Chemie gilt. Auch hier muß der Vor- 
unterricht auf die Schulungsbedürfnisse des Mediziners zuge- 


schnitten werden. Ein Kolleg über physikalische Chemie würde 


uns grundlegend erscheinen. Es könnte etwa im ersten Semester 


== sechs Stunden beanspruchen; im dritten möchte es sich in eine 
Speziellere physikalische und chemische Hälfte, jede zu drei Stun- 


den, spalten. - Damit wäre eine „Encyklopädie“ der anorganischen 
Naturforschung :gegeben, wie der junge Mediziner sie benötigt. 
Die Probleme der physikalischen Chemie reichen am meisten in 
die Nähe der Biologie; man gebe dem Mediziner nur einmal ein 


Buch wie Hoebers „Physikalische Chemie der Zelle und der 


-Gewebe“ in die Hand — und es wird ilım ein Licht aufgehen, wo 
eigentlich die Naturwissenschaft zu seinen Fragen und An- 


i gelegenheiten in lebendige Berührung tritt. Alle Praktika 
‚in Physik und Chemie aber sind Tändelei und Pantscherei. Es ist 
schade um jegliche Stunde, die darauf verschwendet wird; de'n k - 


schulend könnte nur ein ganz großes Praktikum wirken, und 
En hat keinen Sinn, führt viel zu weit’ab vom Wege in anderes 
fachwissen hinein; die „Praktika für Mediziner“ erschöpfen ihren 


Wert in der Einnahme,. die sie dem Professor sichern; aber als 


Steuerzählerersatz ist doch schließlich der stud. med. nicht da! 
Was er später an physikalischer und chemistischer Handfertigkeit 
braucht, mag er. in ‘der Physiologie und ‘den klinischen Kursen 
Sich erwerben. Schließlich ist das maıdeveıw doch noch wesent- 
licher als das roonadeverv. Propädeutik soll nie Selbstzweck wer- 
den. Was sie lehrt, muß gleichsam. restlos aufgehen im späteren 
Berufswissen und -können; es muß sich. von ihm verdauen lassen. 
Was mehr ist, wird nicht Gewinn, sondern Störung; es stößt iin 
‚nrechten Augenblick einmal auf, lenkt den Blick .dilettantisch 
À on den Hauptsachen ab, ohne doch selber sich zu einer Haupt- 
‘ache erheben zu können. Der kranke Mensch braucht keinen 
hysiker noch Chemiker, keinen Botaniker noch gar Zoologen, 
und auch kein Bruchstück von einem davon. Dies alles. sind 
istorische Reminiszenzen und Epochen, die lange hinter uns lie- 
Te Die allgemeine Wissenschaft vom Materiellen, zu der sich 
yp Physikalische Chemie entwickelt ‚hat, und die allgemeine 
na onschaft vom Lebendigen, die Biologie, wie sie in den letzten 
DR Jahrzehnten sich konsolidierte, bilden heute die große 

nRschule, durch die der ‚Mediziner gehen muß, um ‘den ratio- 
sch) r fdrderungen seines Berufs in mehr als mechanischer. Be- 
wachen eit, um ihnen in elastischer Urteilsbeweglichkeit ge- 

sen ZU sein: Be == e | 


1 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2: 


ag oder höchstens zweien in 


“der deutschen Universitäten vo ) 
schlossen, immer wieder zum Anhängsel einer Philosophie ver- 


Erkrankung eine bedeutende Rolle. 


598 


o 


De S 


die Dinge übersehe, war freilich die 


‘diesen Vorschlag nicht sehr warm. ` EE ae 
rein darunter,. daß ihm die 


Külpes Plan litt. von vornhe 


-Hoffnung zugrunde lag, auf solche Weise die Stellung der Psycho- 


logie akademisch endlich zu befestigen. Diese Disziplin, längst 
lehrstuhlreif, aber durch den schwerfälligen Zunftkonservatismus 
von: der Selbständigkeit ausge- 


urteilt, die selber viel zu sehr Fachwissenschaft geworden war, 


um diese. Belastung nicht als fremdartig zu empfinden — klam- 


merte sich in Külpes Projekt an die medizinische Fakultät, 
um dort zu finden, was die philosophische ihr versägte.. Aber die 


medizinische Propädeutik muß, wie wir oben darlegten, . gerade 


aufhören, für andere Interessen da zir sein; für botanische, 
zoologische, physikalische, chemische; auch für psychologische ist 
sie nicht da! Die Frage, ob sie die Psychologie rezipieren solle, 
ist lediglich vom Standpunkte des medizinischen "Berufsvorbil- 


dungsbedürfnisses aus zu beantworten. . RE E 

Ich gestehe, äls Psychologe, der ich selber bin-— und dank 
der freiheitlicheren Beweglichkeit der technischen Hochschule bin 
ich -ja eines der wenigen Exemplare von „reinem“ Psychologen- 
tum, unbebürdet mit philosophischen Lasten —, ich gestehe, daß 
ich in dieser Frage viele Jahre hindurch geschwankt habe. Aber 
heute bejahe ich sie unbedingt. | ` en 
. Die Schwierigkeiten kann niemand ehrlicher würdigen als 
ich selber. Das gesicherte Tatsachenwissen der Seelenkunde. ist 


nieht sehr groß. Es gehört zu zwei Dritteln den sinnesphysio- 


logischen Vorstufen der eigentlichen Psychologie an — wobei frei- 
lich die Sache so liegt, daß eben umgekehrt ein gut Stück „Sinnes- 
physfologie“ nicht . mehr. Physiologie,‘ sondern schon auüs- 
gesprochene Psychologie ist. (Das wird manchmal vergessen, 
wenn die Dürftigkeit der gesicherten psychologischen Forschungs- 
ergebnisse beklagt oder bespöttelt wird.) Gerade im letzten Jahr- 
zehnt hat sich die Psychologie sehr stark in Problemstellungen 
begeben, man kann ruhig sagen: vielfach verloren, in deren Kreise 
sie Jahre hindurch sehr lebhafte Theoriestreitigkeiten, aber keine 
wirkliche Einsichtenvermehrung: erfahren hat. Ich nenne nur 
die „phänomenologischen“ Einströmungen äus dem Kreise H us - 
serls*und die umfänglichen denkpsychologischen Auseinander- 


setzungen, die von Külpe, Bühler, Marbe, Ach und 


Anderen getragen wurden. Vieles davon. berührt wie philo- 


sophischer Zank, und daran findet der Mediziner kein Gefallen 


— es ist auch gut so —, das ‚bringt ihm aber, was noch ent- 
scheidender ist, wirklich keine Förderung. “Trotzdem bleibt genug 
zu lernen, was er heute nicht lernt und doch braucht. Er braucht 


cs keineswegs nur- als Propädewik für die eigentliche Psychiatrie, 


deren Klinik er als Praktikant betrieben haben muß, Auch in 
der inneren Klinik, zu der ja die. Nervenklinik meist gehört, 
spielen die Grenzzustände zwischen physischer und psychischer 


Hysterie. geredet; aber: das tägliche. Brot jedes Arztes, die neur- 
asthenischen und die leicht psychopathischen Zustände aller Art 
können ohne psychologische Schulung gar nicht richtig angefaßt 

Ein Gebiet, auf dem die Mitarbeit aller Ärzte immer 


‚werden. 
wichtiger werden wird,, die jugendliche Seelenentwieklung, mit 


ihren mancherlei Abnormitäten, mit ihrem Problem der „schwer 
Erziehbaren“, fordert heute systematische. psychologische Schu- 
lung, wenn auch elementare; nicht bloß: „Menschenkenntnis“. 


Wie oft lese ich ärztliche Gutachten für Gerichte, Berufsgenossen- 
schaften, Versicherungsanstalten, die .im physiognostischen- Teil . 


ausgezeichnet sind, aber den psychologischen Kernpunkt des 
Falles entweder ganz übersehen oder — wäs noch bedauerlicher 
ist — sein Vorhandensein zwar sehen, nun aber sein Wesentliches 


völlig verfehlen, indem sie mit ein paar vulgärpsychologischen: 


Sätzen, sagen wir ruhig Redensarten, ‚darüber. binweghuschen 
(oder hindurchpoltern, was auch vorkommt. Te: 


)Kü Ipe, Psychologie und Medizin, Leipzig 1912. | 


~ 


EI . D 

Ati bo o, 

TEET So 
nenn \ 
sv... 


5 . 
| 


$ 2 
i 
-Jee 
Baie 


Es sei gar nicht von der 


E a N 


K 


IN 


er 


ar 
Segen 
Te S T oe 


— 
wur eare 
er u 

— en mn = 


ee x 
"TI aea 
=; ven 


-.— 
tr 


= 


MIAL a mg a 


EEEN 
aa ta INTI RE 


= we 


=». 
u, 


— 
& a 
EL Aay 
pea 
a 


. 


u... 


a erg 
>e 


Ta 
< 7O or- 


' 
. 
' 
b 
G 
a 
Pi 
pe 
IE. 
ar 
y > 
$ 
I 
3 
Í 
DE A 
y a 
} 
' i 
í 


1 4 
f 
ihe 
ta 
Ge 
x 
44 
i 
l] 


en 


“a .. 
Pa RE EHE er 
T, n mm Acli SEN ma. EK 


r - . u 2 


re 


tn ne. 


ee a. 


j 
í 
Å‘ 
LS 
t ” 
ı 
pi 
Ta) 
d $ 
4 
zws 
Ti 
ae R 
A 
E 
+ ` 
\ 


4 
u AF 
| S 
pa 5 ` 
Ba 
S i 
a. A 
- u 
N, 
f 

iai 


— R E n e E 
ar 


Gem 


< ww g en 3 rn e> = 
re er A it Ein u cl ee 
. AUi ieo i L dl . u ite = 


T vw aa 


Diri a araa cay ae a a or 
> Een Feen re sieo ai 


OPF 


— 


= P f r A.» 5 a 
Sr = . B, ` >m - b -s= Lan - 7 . 
r er - è zi = 0. x - - — == er š e i- II L meat _ Be enter Sun a A a a  T -F7 E 
t t j - > h s r - = i TAGS ERES EAN .- u te — rs -r TETEA le 4 PIIA á ee ` 
u ee A =e Aon Mar ee =a: u ee e nuen maea a - F => er =- = e e ie . - Die a. 
ae me repra n ne p O tz a > Cg anne u E — in ri Fr u TE 7 3 er er erT p Zn b: - - z "Ie 
z og: rS -7 y > ee AA rn en - 1 -pa s NETE ENR. ö = æ - E , fi ` » TV 
a . uch di - au r i r es namre 1 u in nee - en -= - = un nn en = — . 
PoE E are» arne rotre En - . es < Se = ar = z 
Atei y a >- PI araar - - er stoni n nn s == < ~ = z Ef: a7 ~ aiT g 
zie ut r i - — - — ~ 3 : tn —— „= N 
- = r u DIR Bu — ni Cr DS ie $ 
- _ = — d e- mes P une O < a de i 
= g LTE A A + r - in i 


a 
> 
PR 

ee Re 

Be EEE, 


524 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 21. 


Es geht chen einfach nicht mehr mit der Psychologie des 
"Alltagslebens, der. vulgären Menschenkenntnis. Schon in den 
ersten Stufen der Abnormisierung des Seelenlebens finden sich 
Zusammenhänge, die mit dieser Menschenkenntnis nicht mehr zu 
fassen sind und deren Nichterfassung durch den Arzt der seelisch 
Kranke spürt; er fühlt-sich dann „nicht verstanden“. Schon die 
leichte cyklothyme Gemütsdepression zeigt solche Zusammen- 
hänge, die von denen einer Alltagsdeprimiertheit durch Leid oder 
Sorge oder Ärger wesentlich abweichen und denen ‚gegenüber 
der Arzt, der sie nicht kennt, Kunstfehler, psychotherapeutische 
Kunstfehler, zu begehen Gefahr läuft. Ich will gar nicht sagen, 
daß gerade in diesem Beispiel die Normalpsychologie (die wissen- 
schaftliche) viel Klärung bringt. Was sie gibt, ist etwas ganz 
anderes. 


Es ist dieses: sie schult überhaupt erst einmal den- psycho- 


logischen Blick und Takt, sie stellt das Auge des Mediziners auf 


das Reich des Seelischen ein, sie erzieht ihn, daran zu denken, 
ob und wo seelische Faktoren im Spiele sein könnten, sie. be- 
fähigt ihn zum Gebrauche der feineren psychologischen Kategorien 
in der Beobachtung: und Behandlung an, Stelle der groben des All- 
tagslebens; sie weckt und nährt sein Interesse an der psycho- 
logischen Fragestellung. Sie zerstört den vulgären Dünkel, als 
ob Psychologisches „sich von selber verstehe“ und man für die 
geistige Stellungnahme zum Kranken nichts „zu lernen“ brauche. 
Sie erzieht zur Sorgfalt im Gebrauche der alltäglichen psycho- 
logischen Ausdrücke, wie Stimmung, Vorstellung, Impuls, An- 
trieb, Spannung, Hemmung, Affekt, Trieb, bewußt und unbewußt, 
Verstellung, Übertreibung, Einbildung und schärft so das Unter- 
scheidungsvermögen für seelische Zustände und Vorgänge, ge- 
sunde und kranke. Sie gibt damit den modernen Ärzten wieder, 
was die alten besessen und so viele leider, aber begreiflicherweise 
verloren haben — die beherrschte und erzogene geistige Hal- 
tung dem Kranken gegenüber: die floß früher aus der myste- 
riösen, priesterlichen, „medizinmännischen“ Selbstbewußtheit des 
Arztes, und’ diese Quelle ist mit der physiodiagnostischen und 
-therapeutischen, Rationalisierung der Heilkunde immer -dürftiger 
geworden; aber im Gebiete des körperlichen Krankseins wird sie 
eben ersetzt durch den Überfluß an rationaler Technik, die 
dem Kranken das beruhigende Bewußtsein gibt, in den Händen 
eines ihm Überlegenen, eines „Kundigen“ zu sein. Der Arzt 
braucht auch psychologische Technik! Der 
Kranke will für seine seelischen Nöte vom Arzt nicht ab- 
gespeist sein mit denselben vulgären Floskeln, mit denen 
ihm seine Laienumgebung vergeblich zu helfen bemüht ist, 
er will auch da im Arzt einen besonderen „Kundigen“ 
spüren, einen, der auf diese Dinge „studiert“ hat, und 
das unendlich beruhigende. geradezu erlösende Gefühl, das 
den seelisch Leidenden so oft im Angesicht des Psychiaters 


überkommt, gründet sich zum guten Teil — wie ich aus 
vielen, vielen Zeugnissen solcher Patienten weiß — auf die 


Systematik der Befragung, die der Fachmann anwendet und die 
dem Kranken die Gewißheit eines kundigen Planes mitteilt, nach 
dem er nunmehr angefaßt wird. Diese Systematik des 
Seelischen kann dem jungen Mediziner nur ein systematischer 
seelenkundlicher Unterricht zubringen, kein „gesunder Menschen- 
verstand“ und keine „Menschenkenntnis“, die übrigens doch auch 
kein alltäglicher Besitz, sondern, als „geborene“ Gabe, eine 
Seltenheit ist. ee 

Der psychologische Unterricht erfüllt aber heute und morgen 
noch eine andere Mission. Er schützt den angehenden Arzt vor 
der Gefahr, ein bloßer Heiltechniker zu werden — also vor der 
Gefahr, die in der medizinischen wie in jeder, Rationalisierung 
lauert. Gerade zu dem materialistischen Triumphgefühl, das 
den jungen Mediziner im Präpariersaal und am Vivisektionstisch 
der physiologischen Vorlesung so gern überkommt, bildet die Ein- 
führung in die Seelenwelt das wohltätige Gegengewicht. Hier 
wird das Auge auf ein Geschehen gelenkt, das unsinnlich ist, 
das den Gesetzen der materiellen Welt entzogen bleibt und seine 
eigene Gesetzlichkeit hat, dessen Erfassung Einfühlung, nicht Beob- 
achtung ist; hier stellt sich der Schulung des Experimentierens 
die Schulung: des Erlebens gegenüber. Der Arzt wird davor be- 
wahrt, bloß er Naturforscher zu werden, was für ihn ebennicht 
zureicht; das „Im Innern ist ein Universum auch“ wird ihm 
erschlossen undeingebrannt: diese Grundeinsicht aller wahrhaft 
großen Ärzte, durch die sie sich immer in einer Art von un- 
hewußtem oder bewußtem Gegensatz zum Anatomen befunden 
haben. Der Respekt vor der Eigenartigkeit des Psychi- 


schen wird hier erweckt; der Mediziner vor der Selbstüberhebung 
bewahrt, an die Stelle des Studiums der seelischen Tat- 
sachenwelt ein Gemengsel von alltagspsychologischem Gerede 
und hirnanatomischem Hypothesenschwall zu setzen (wie es eine 


böse Zeitlang in Geltung war!); die Verpflichtung wird hier ver 


ankert, den ganzen Menschen erkennen zu lernen, zu dem doch 


eben dás Seelische so gut gehört wie das Körperliche — zum 


gesunden wie zum kranken.. Soll der Arzt ein Helfer leidender 
Menschen sein, so ist es eigentlich verwunderlich, daß man in die 
Kenntnis des normalen Menschen, die man seiner Propädeutik 
zuweist, zwar die Kenntnis von Pflanze und Tier, aber nicht die 
Kenntnis der normalen Psyche für einbeziehungsbedürfüg” er- 
achtete. Es ist wahrlich so wichtig, daß der Mediziner, dessen 
Berufsobjekt lebendige Menschen sind, die Tatsachen von Aut 
fassung und Gedächtnis, von Verknüpfung und Entknüpfung, von 
Gefühlsbetonung, Gefühlskontrast, Gemütsausdruck, Affektlösung 
und -einklemmung, von seelischer Periodik und Scheinperiodik 
und dergleichen erfahre und beherrsche, wie die Tatsachen vom 
Zellstrom im Pflanzenblatt oder von der Atmung: der Insekten. 

Die Einrichtung des Psychologieunterrichts denke ich 
mir so, daß die allgemeine Seelenkunde in einer vierstündigen 
Semestervorlesung zu ihrem Rechte kommt und eine zweite Vor- 
lesung, etwa des gleichen oder auch geringeren Umfangs — viel- 
leicht reichen zwei bis drei Stunden hin — die Entwicklungs 


psychologie und die angewandte Psychologie („Psyehotechnik“) 


bringt. Das zweite betone ich nachdrücklich. Die Psychologie 
der Arbeit mit ihren reichen Ergebnissen über die Wirkungen von 
Ermüdung und Erholung, Schlaf, Genußmitteln, Arbeitsrhythmus 
und Arbeitswechsel — die Psychologie der Berufsfragen mit ıhren 
Berufsberatungsproblemen, aus deren praktischer Organisierung 
serade die Ärzte nicht ausgeschaltet werden sollten ‚(brauchen 
aber kann man sie natürlich nur, wofern sie von den Elementen 
der Angelegenheit etwas verstehen) —, die sozialpsychologischen 
Grundtatsachen, wie die seelischen Wirkungen von Mensch zu 


Mensch, in denen auch die erzieherischen Möglichkeiten ebenso” 


wie die psychotherapeutischen schon beschlossen liegen —: die 
Psychologie der sozial Schwierigen, der Kriminellen und Für- 
sorgebedürftigen, der Zeugenaussage —, endlich die Psychologie 
der Begabungen und Charaktertypen, an deren praktische Nutz 
barmachung seitens weiter Volkskreise immer zunehmende An- 
forderungen gestellt werden dürften (und warum sollte auch auf 
dieser Linie nicht der Arzt ein wichtiger Mitberater sein?): dies 
alles muß wenigstens elementar dem Mediziner aufgeschlossen 
werden, denn sonst bleibt er ohne eine Ahnung davon und m 
sich schließlich in diesen Dingen, die man bei ihm zu finden 
erwartet, von Richtern, Gefängnisinspektoren, Fürsorgedamen, 
Geistlichen, Schullehrern beschämen lassen. Man beklagt es oft; 
daß der Arzt als „Hausarzt“ alten Stils aufgehört habe; ‚dab A 
nicht mehr wie einst der Berater von Haus und Familie sei. Abe! 
kann er es denn noch sein, wenn er in grundlegenden Lebens 
angelegenheiten, die immer mehr „rationalisiert“ werden, der Zei 
nicht gefolgt ist und von Dingen nichts erfährt, auf die der a 
durch seine Zeitung gestoßen wird? Es bahnt sich eine neu 
Beraterstellung des Arztes an — die im öffentli chen Leben, 
das so viele Fragen aus dem Rahmen der Familienzuständigkeiten 
herausgeholt hat; überall schreit die öffentliche Gesundheitspfleg" 
nach der Mitarbeit der Ärzte, des Arztes. Wir haben es KE 
schon angedeutet: es besteht hier die Gefahr, in bürokratist 
Überorganisiererei zu verfallen und alles Gesundheitswesen Ber 
seinen Pflesern schematisch zu „veramten“. Dem ist nur er 
beugen, wenn der einzelne Arztseinepersönliche len 
stellung dem einzelnen Klienten gegenüber voll angau ns 
vermag — und hieran hat es in den letzten Jahrzehnten hodom 
lich gefehlt. Den Gesundheitsämtern, Stadtmedizinalräten, ns 
amtlichen Schulärzten, ärztlichen Gewerbeinspektoren, GE 
ärzten, Kreisärzten und wie sie noch heißen mögen, wk N 50 
Fühlung mit den freien Ärzten nur möglich (die ihnen, ach ‘hen 
not täte), wenn diese sich mit den Aufgaben der „otentlt | 
Medizin“ anfreunden, also mit ihren Problemen vertraut sing ne 

Das gilt namentlich auch für die geistige ee 
heitspflege, die lange Zeit so ungebührlich über der P ein 
schen vernachlässigt worden ist. Der Arzt wird rasch ES, 6 
„hausärztliches“ Vertrauensverhältnis wieder einrücken; N sun 
der Anwalt der geistigen Gesunderhaltung des EA Be- 
gegenüber der Schule, der Rechtspflege, dem Betriebs- nn Ärzte 
rufswesen aller Art ist. Aber wo sind heute die Stimmen ga schul- 
in der Überbürdungsfrage, der Arbeitszeitfrage, der Einboie 


De 


Pas 3a 


$ 


Digitized by Google | ; 


| 
| 


und das Lohncnde solcher Mühe. 


Ihm in fruchtbare Wechselwirkung treten können. 


‚und 
- Tage kommen, 
E tieren lernt sich 


frage, der Sport- und Spielfrage, der Taylorfrage und anderen 
brennenden Zeitfragen mehr? . Immer: wieder treten nur ganz. ge- 
legentlich einzelne „Autoritäten“, gewöhnlich ‚Hochschulprofes- 
soren, hervor; der. Durchschnittsarzt verharrt gegenüber . diesen 
Zeitproblemen, die alle mit dem Gute der geistigen Volksgesund- 
heit verkettet sind, in vollkommener Interesselosigkeit — er, nach 
dem das natürliche Vertrauen der Menschen, das er noch iinmer 


besitzt, geradezu schreit als nach einem Helfer und Rater auch 


in diesen Dingen der Lebenseinrichtung! Aber .wie kann er 
auch sich an die. Öffentlichkeit. wagen, wenn er fürchten muß, 
sich zu blamieren, von vielen unstudierten Leuten sofort wider- 
legt, korrigiert, auf Autoritäten seines eigenen Standes binge- 
wiesen zu werden? Er muß eben rechtzeitig in der Atmosphäre 
dieser Fragen atmen lernen; er kann das nur als Lernender, als 
Studierender. Zu den Elementen kommt er später, in der Hatz 
des Berufsdaseins kaum noch; die muß er mitbringen. -Dem 
Mediziner die Einführung in die angewandte 
Psychologie vorenthalten, heißt heute den 


Arzt voneinem wesentlichen Stück seiner Be- 


deutung und Leistung im Öffentlichen Leben 
abschneiden; und das heißt auch, das öffentliche Leben von 


i einem Einstrome lebendigster, realistischer, wertvollster Mitarbeit, 
- eben der ärztlichen, abschneiden; es heißt aber -auch, den Arzt an 


einer bedeutsamen Stelle vom persönlichen Vertrauen des Klienten, 
diesen von der persönlichen Hilfe des Arztes abschneiden! Will, 


wer dies ruhig durchdenkt, die Fernhaltung der Psychologie aus 
der medizinischen P 


ropädeutik noch einen Augenblick länger ver- 
antworten? Be | ea. 

Wir sagten oben: „atmen“ lernen müsse der junge Mediziner 
in dieser Atmosphäre. Die Bedingungen geistiger Gesundheit, 
ihre Gesetze und Zusammenhänge, ihre, specifische „Kausalität“ 
und „Konditionalität‘‘ müssen ihm in Fleisch und Blut übergehen, 
um ihn zu befähigen, geistige Krankheit zu sehen, zu beurteilen, 
zu verhüten, geistige -Gesundheit zu pflegen, zu bewahren, zu 


leiten. Dazu genügen bloße Vorlesungen nicht. Der junge Medi- 


ziner muß auch die psychologischen Methoden selber handhaben 
lernen; erst dadurch eröffnet sich ihm der lebendige Einblick in 
den seelischen Organismus, erst darin empfängt er wahrhafte 
psychologische Schulung. Die unnütze Zeit, die bisher für 
Praktika in der Physik und Chemie vertan worden ist, mag dem 
psychologischen. Laboratorium zugute kommen. Hier erfasse der 


~ Junge Mediziner die Elemente psychologischen Untersuchens, Be- 


Schreibens, Deutens, Verstehens; hier lerne er, was seelisch Er- 
leben, Mit- und Nacherleben im geschulten Sinne bedeutet; die 
ganze Mühsamkeit und Schwierigkeit fruchtbarer Arbeit im seeli- - 
schen Reiche werde ihm hier deutlich, aber auch. das Fesselnde 


ein seelisches Erlebnis einfachster Art wirklich zuverlässig zu 
beschreiben ‚sich Rechenschaft über seine Bedingungen zu 
geben, und wird daraus unmittelbar praktischen Nutzen für die 
ärztliche Kritik gegenüber den Angaben -seiner Kranken ziehen; 


` er wird lernen, psychologisch fruchtbar zu fragen und die Ant- 


worten zu wägen. Auf dem Umwege rationaler Schulung wird 
er Sich so die unerläßliche Menschenkenntnis wieder erobern, .die 
die alte Heilkunde mit ihrem Minimum an Gelerntem und ihrem 
Schatz an Empirie ihrem Jünger Zeit ließ sich in der mußereichen 
Befassung mit: der Menschlichkeit. des Kranken anzueignen und 


von der das meiste durch die rationale Wissens- und Könnenslast 


der modernen Medizin, ihrer Phyiodiagnostik -und -therapie, und 
durch die Hast des heutigen Arztes, ein Stück der Berufshast 
unserer Zeit überhaupt, verschüttet worden ist., Ich denke mir 
das Psychologische Praktikum im zweiten Winter der propädeuti- 
schen Zeit, denn es - fordert freilich eine gewisse Reife, es 


. wird d 
logie entweder voraus- oder neben ihm hergehen und damit zu 
Es wird min- 


destens einen Nachmittag, vielleicht"zweimal zwei Stunden in der 


Woche beanspruchen müssen, wenn es nicht bloß ein Hinein- 


‚Nechen in die psychologische Technik, sondern ein Sich-Schulen 
In ihr und an ihr werden soll. ` Zi l 
: Die Einrichtungen dafür sind erst zu schaffen: $achliche 
persönliche. Die sachlichen dürfen, soweit die Mediziner in 
bescheiden sein; das psychologische Experimen- 
— wie alle praktische Forschungsarbeit — besser 
an elementaren Anordnungen, als an verwickelten 
die ja dem Arzt im Leben auch nicht zu Gebote 
. °Er muß sich dereinst psychologisch zu helfen 


und nützlicher 
Maschinerien, 
Stehen werden 


Er wird merken, was es heißt, 


2 er eaa RES a T 2 ; a | \ ; j k ö 
CO g6; Maiso ~ -> 1919 —. MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 21. 535, 
Mitteln einen Versuch arrangieren kön- 


wissen; init primitivsten 

‘nen, aus dem er Erkenntnis schöpft. Die. Lehrer sollen so gut 
wie möglich sein. Selbstverständlich! wird man sagen.: Es ist 
leider keine Selbstverständlichkeit, das zu. unterstreichen, denn 
unsere akademische Berufungstradition ‚gewährt der Lehrfähig- - 
keit nur winzigen, überhaupt nur zufälligen Spielraum — eine der 
Ursachen, durch die unsere Universitäten mit dem Schwinden: der 


intimen persönlichen Fühlung zwischen Lehrer und Schülör, mit 


dem steigenden Großbetriebe des Unterrichts, die geistige Füh- 
rung der Nation, sogar ihrer studierten Schichten, verloren.häben. 
l ER "(Fortsetzung folgt.) 


` Die Steuerpflicht des Arztes in Preußen. 
WR A a 
Rechtsanwalt Dr. Ernst Wolff, Berlin. 


1. Die ärztliche Berufstätigkeit wird zwar zum Zwecke der Ge- 
winnerzielung ausgeübt, gleichwohl stellt sie nach anerkannten Rechts- 
grundsätzen keine gewerbliche Tätigkeit. dar. Bei den sogenannten 
freien: Berufen (Arzt, Rechtsanwalt und dergleichen) überwiegt. das 
höhere wissenschaftliche und sittliche Interesse die Richtung auf ’den . 
Erwerb dergestalt, daß das vorwiegende Begriffsmerkmal -des Gewerbes, 
nämlich die Absicht dauernder Gewinnerzielung, hinter. das die Tätig- 
keit des Arztes kennzeichnende Moment der. Fürsorge für Kranke ent- 
scheidend zurücktritt. Aus diesem Grundsatz, der auch sonst recht- 
liche Wirkungen. äußert — der Arzt. ist kein Kaufmann, seine An- 
gestellten sind keine gewerblichen Angestellten usf. —, folgt für das 
Gebiet des Steuerrechts, daß- der Beruf des Arztes nicht der Gewerbe- 
steuer unterliegt (vergleiche $ 4 Nr. 7. des Preußischen Gewerbesteuer- ` 


gesetzes). Ze | | 
.- 2. Die Einnahme, die der Arzt aus seiner Tätigkeit erzielt, unter- 


liegt deshalb lediglich der Einkommensteuer, und zwar unter dem Ge- 


sichtspunkt der gewinnbringenden Beschäftigung ($:6 Ziffer 4 des : 


Preußischen Einkommensteuergesetzes), nicht etwa dem aus Handel 
und ‚Gewerbe ($ 6 Ziffer 3 daselbst). Dies hat praktische Bedeutung: 


“für die Berechnung des steuerpflichtigen- Einkommens. Bei Geschäfts- 


gewinn aus Handel und Gewerbe erfolgt die Veranlagung zur -Steuer 
nach dem Durchschnitt der letzten drei Betriebsjahre, während die 
Veranlagung aus gewinnbringender Beschäftigung, wie sie für den 
Arzt in. Betracht kommt, nach dem Ergebnis des dem Steuerjähr voran- 
gegangenen Kalenderjahres erfolgt ($ 9 des Einkommensteuergesetzes), 
Im übrigen gilt für die Steuerpflicht des. ärztlichen Berufseinkommens. 
nichts Besonderes. Erwähnt sei, daß zu den Werbungskosten, welche 
von dem Einkommen für die Steuer abgezogen werden dürfen (§ 8 


des Einkommensteuergesetzes), nach der Rechtsprechung des Oberver- 


waltungsgerichts die Ausgaben der Ärzte für Fachliteratur, für ärzt- 
liche Vereine und Wohltätigkeit nicht gehören, ebensowenig. die Auf- 


wendungen für die erste Einrichtung des Arztes, wohl’ dagegen die 


Prämien einer etwaigen Haftpflichtversicherung, die Kosten für berufs- 
mäßige, über das persönliche Bedürfnis hinausgehende, Kleidung sowie 
für die Unterhaltung von Fuhrwerk für die Praxis. Maßgebend sind 


nur die- tatsächlich eingegangenen Honorare. Honorare, welche ver- 


dient sind, aber nicht bezahlt werden, scheiden für die Steuerberech- 
nung aus. Honorare, welche vor Schluß des Steuerjahres verdient ' 


sind, aber erst nach Beginn des neuen Steuerjahres eingehen, kommen 


nur für das neue, nicht für das alte.Steuerjahr in Betracht; selbst wein 


die Liquidation noch im alten Steuerjahr herausgeschickt sein sollte. 


8. Nach dem Umsatzsteuergesetz unterliegt eine gegen Entgelt 


ausgeführte Lieferung oder Leistung von Personen, die eine selbstän- 


dige gewerbliche: Tätigkeit äusüben, einer besonderen Reichssteuer, 
der sogenannten Umsatzsteuer. Nicht erforderlich ist, um die Umsatz- 
steuerpflicht zu begründen, daß körperliche Waren umgesetzt werden. 
Auch die Lieferung nicht körperlicher Gegenstände, beispielsweise: die 


ann dem Kolleg über angewandte und genetische Psycho- '| Gewährung von Wohnung an Gäste gegen Bezahlung, unterliegt der 
‚Umsatzsteuerpflicht. Die-Lieferung von ärztlichem Beistand gegen Ent- ` 
gelt würde deshalb gleichfalls unter das Umsatzsteuergesetz“ fallen, 


wenn nicht eine weitere Voraussetzung des Gesetzes, nämlich die, daß 
eine gewerbliche Tätigkeit vorliegt, fehlte. Nach dem zu 1 Gesagten 
stellt der Beruf des Arztes einen Gewerbebetrieb nicht dar und fällt . 
deshalb nicht unter. das Umsatzsteuergesetz. Hierüber ist vor kurzem 


ein ausführliches Gutachten des‘ Reichsfinanzbofes .in München vom 


7. Februar 1919 ergangen. Der Reichsfinanzhof führt zur Begründung 
der Umsatzsteuerfreiheit der ärztlichen Tätigkeit neben dem Hinweis 


darauf, daß der Beruf des Arztes keinen Gewerbebetrieb darstellt, 


weiter an, daß die Umsatzsteuer 'als eine vom Lieferanten auf den 
Verbraucher abzuwälzende Steuer gedacht sei und: infolgedessen auf 


Berufe nicht passe, die, wie’der ärztliche Beruf, durch die Rücksicht . 


pea 


nen, -< 
- re mn 


La 


REIT ee 


VEN 


Sm 


m. —. 


RAR Ban 
wie vraa b 


a 
m 


er 


> -A Je - x Qr 
= es "ra Er eh 
x wa A 
Aaen ERETI, Y yya rean 
EN: 
-- n pa 


T ipea i 
ae 2 u ar a 


„er 


Met en 
ro Be Per 
“mrep 


re IT 


ne 
te seuat we S 
ra 2 


5 
BET 


... 
we 


IT mn 


gi) 


tæ 
ee 


pane, 


Be 


-= = 
- lan 
Mi ... 
> wu 
ee em Tr 
re a Be Sr 


e 
- 


RER 
mr 
> 


CETTE x ; EN 
a ee, 
w ki -ye 

isee e EA: a: 


uno 
~ ja 


hamna 


kaa, 


æ 
un á 


. 
De mu 
Sur O 
en e r 
ae: 
[4 


= ur 
BR 


reee 


„er 


BEER N 


a LIT i 
wei xi 


ua. 


Tr 

eh Sean 

a .. A” DaS 
rm TI 


ao k 
A — 
a ET or 
Pa SE 


SI Se Te k 


M 
pen 
NEL 


=” 
Zen, ae 
Er a en 
Er en A aT S DENE 
a T a 


x 37,2 a PRAT A 
Feen ii. 


= pn 
air 
re 


me nem, 


BARS: 


Kate = e a 

N ae Re: PORS 
3 eea, nn. 5 = 

N a) a! Mat 


ei nn 
Kae ge 
? 


aao 
NETEPI 


026 


auf die Reinheit der Wissenschaft und die damit zusammenhängende 
Ausbildung einer besonderen Standesehre an einer rücksichtslosen Aus- 
nutzung ihrer wirtschaftlichen Stellung gehindert, für den Entgelt ihrer 
Tätigkeit an bestimmte Taxen gebunden und deshalb nicht in der 
Lage sind, eine etwa von ihnen zu zahlende"Umsatzsteuer auf ihre 
Patienten abzuwälzen, 

4, Für Privatkrankenanstalten gelten die vorstehend entwickelten 
Grundsätze nur mit bestimmten Abweichungen. 

a) Anstalten, die nicht von Ärzten betrieben werden, in denen 
vielmehr der ärztliche Beistand durch einen angestellten Arzt gewährt 
wird, unterliegen, ‘sofern sie nicht einen gemeinnützigen oder wohl- 
tätigen Zweck verfolgen, der Gewerbesteuer. Die im Geschäftsbetrieb 
bewirkten entgeltlichen Lieferungen und Leistungen, also die Gewäh- 
rung von Unterkunft, Verpflegung, ärztlicher Behandlung usf. sind 
umsatzsteuerpflichti.. Die Umsatzsteuer ist von dem Inhaber der 


Anstalt zu bezahlen, vorbehaltlich seines Rechtes, sie auf die Patienten 
abzuwälzen. 


b) Wird die Anstalt von einem Arzt betrieben, so ist zu unter- 
scheiden, ob der Anstaltsbetrieb lediglich als Mittel zur Ausübung der 
ärztlichen Wissenschaft anzusehen ist oder ob nach der Absicht des 
Arztes der Betrieb als selbständiges Mittel zur Erzielung dauernder 
Einnahmen ausgeübt wird. Im ersteren Falle liegt eine Gewerbesteuer- 
pflieht nicht vor, weil eben das für den Gewerbebegriff wesentliche 
Moment der Gewinnerzielung für den Anstaltsbetrieb nicht zutrifft. 
Dagegen ist im zweiten Falle das Vorliegen eines Gewerbebetriebes 
und damit die Verpflichtung zur Zahlung der Gewerbesteuer zu be- 
jahen, und zwar bilden dann’ auch die aus dem Anstaltsbetrieb fließen- 
den Honorare einen Teil des gewerbesteuerpflichtigen Gesamtbetrages 
des Anstaltsgewinnes. Dagegen besteht die Umsatzsteuerpflicht in 
beiden Fällen, aber nur hinsichtlich der nichtärztlichen Lieferungen 
und Leistungen, also hauptsächlich hinsichtlich der Gewährung von 
Unterkunft und Beköstigung, während die ärztlichen Honorare für die 
Umsatzsteuer selbst dann nicht in Betracht kommen, wenn die Anstalt 
mit Gewinnabsicht betrieben wird und deshalb die Gewerbesteuer nach 
dem eben Gesagten die ärztlichen Honorare mit ergreift. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 

Der Aussehuß für die Bevölkerungspolitik unter 
dem Vorsitz von Abderhalden (Halle) hat folgende Anträge 
für die preußische Landesversammlung fertiggestellt: 1. Die Staats- 
regierung zu ersuchen, an allen Universitäten und Akademien für prak- 
tische Medizin sofort den Unterricht in sozialer Hygiene 
einzurichten und so bald als möglich besondere Lehrstühle und Lehr- 
möglichkeiten (Institute und Seminare) für dieses Fach zu schaffen; 
für die gründliche Ausbildung aller künftigen beamteten Ärzte und für 
die Notausbildung der jetzt bereits angestellten beamteten Arzte (Re- 
gierungsmedizinalräte, Kreisärzte usw.) in sozialer Hygiene zu sorgen; 
bei der Reichsregierung vorstellig zu werden, daß in der ärzt- 
lichen Prüfung der sozialen Hygiene ein ihrer Bedeutung ent- 
sprechender Platz eingeräumt werde und daß die Lehrer der sozialeu 
Hygiene gemeinsam oder abwechselnd mit den Lehrern des anderen 
Teiles der Hygiene prüfen. 

9. Die Staatsregierung zu ersuchen, an allen Universitäten und 
den Akademien für praktische Medizin den theoretischen und 
praktischen Unterricht in der allgemeinen The- 
rapie zu erweitern und die Erforschung ihrer Wirkung zu ver- 
tiefen. — Zu diesem Zweck sind neue Lehraufträge für allgemeine 
Therapie zu erteilen. Für die Durchführung des Unterrichts und der 
Forschung sind die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen. Der 
Unterricht soll im Rahmen der bestehenden medizinischen Kliniken und 
Polikliniken erteilt werden. 

3. Die Staatsregierung zu ersuchen, Maßnahmen zu treffen, nach 
denen alle Gemeinden gehalten sind, ausreichende Einrichtungen 
für Körper- und Gesundheitspflege (Spiel, Turn-, Sport- 
und Luftbadplätze) zu schaffen und für die zweckentsprechende Aus- 
gestaltung der dazu bestimmten Plätze mit Geräten und Anlagen Sorge 
zu tragen. — 

Mit dem ärztlichen Unterricht befassen sich die An- 
träge über den Unterricht in der „Sozialhygiene“ und über den Unter- 
richt in der „Allgemeintherapie“. Der Antrag über den Unterricht in 
der allgemeinen Therapie soll die sogenannten physikalischen Behand- 
lungsverfahren, die Bäderbehandlung und die Liehtbehandlung, der 
wissenschaftliehen Forschung und der wissenschaftlichen Lehre zu- 
gänglicher machen. rAr 
keineswegs eine Neuerung bedeutet, sondern daß die physikalische 


Therapie schon seit Jahren an den Kliniken und Krankenhäusern gelehrt 


und geübt wird. Als wünschenswert ist allerdings die Formulierung zu 
bezeichnen, daß Forschung und Unterricht im Rahmen der bestehenden 
medizinischen Anstalten bleiben. Ob es gelingen w 


lehren. 


0111 


PER en u en man 
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 21. 


Demgegenüber ist zu bemerken, daß dieser Antrag 


ird, wie von einer Seite 
gehofft wird, durch diese Erweiterung des Lehrplanes das Kurpfuscher- 
tum wirksam zu bekämpfen, bleibt abzuwarten und wird die Zukunft 


Es will uns scheinen, als ob die Vertreter der sogenannten 


25, Mai. 


„Naturheilverfahren“ dazu neigen, die Dinge etwas einseitig von dem 
Standpunkt, den sie einnehmen, zu beurteilen, wobei zuweilen die 
Sicherheit überrascht, mit der sie sich mit der ungeheuren Mannip- 
faltigkeit, die sich am Kranken verwirklicht, abfinden. Die dogmen- 
hafte und ausschließende Art der Auffassung, die man der wissen- 
schaftlichen Medizin zum Vorwurf macht, eignet dem Aposteleifer der 
Verkünder der Naturheillehren in reichlichem Maße. Es ist zu hoffen, 
daß Einseitigkeiten, die verhängnisvoll werden könnten, bei der Durch- 
führung der neuen Anträge durch Aussprache und durch Belehrung 
zum Heile der Kranken vermieden werden. 

Aus dem reichen Vorrat der übrigen Anträge sind von Be- 
deutung für die Sozialhygiene die folgenden: Die Staatsregierung 
zu ersuchen, die Gemeinden zu veranlassen, ausreichende Spiel-. 
Turn- und Sportplätze zu schaffen und für ihre zweck- 
entsprechende Umgestaltung mit Geräten und Anlagen Sorge zu 
tragen. — Die Gemeinden anzuhalten, möglichst viel Land in 
der Umgebung von Industrieorten und vor allem von Städten zu 
billigem Preise an die nicht landbesitzende Bevölkerung zur Anlage 
von Kleingärten bereitzustellen. — Die vom Ausland ein- 
geführten, teuren Nahrungsmittel der minderbemittelten 
Bevölkerung dadurch zugänglich zu machen, daß die Gemeinden an- 
gehalten werden, entweder die Verkaufspreise nach Vermögen und 
Einkommen zu staffeln oder aber einen Teil der Kosten für die Minder: 
bemittelten zu tragen. — An den größeren Universitäten Extraordinariate 
mit Lehraufträgen für Vererbungs- und Konstitutions- 
lehre einzurichten. — Den Verkauf von Süßigkeiten und 
insbesondere von Speiseeis im Straßenhandel zu verbieten. — Auf die 
Reichsregierung einzuwirken, daß sofort und unter Zurverfügungstellung 
von Reichs-, Staats- und Gemeindemitteln allen Frauen der minder- 
bemittelten Bevölkerung eine Wochenhilfe in der Art der 
bisherigen Reichswochenhilfe gewährt, die Kranken- 
versicherung auf die Familien der Versicherten als Regelleistung aus- 
gedehnt wird. | 

Der Antrag, die bisherige Reichswochenhilfe, die während 
des Krieges den Kriegsteilnehmerfrauen gewährt wurde, in Form einer 
Wochenhilfe bestehen zu lassen, ist in dieser Wochenschrift bereits 
früher vertreten worden. Es scheint uns aber die Fassung dieses An- 
trages, der dahin geht, allen Frauen der minderbenmittelten Bevölkerung 
die Wochenhilfe zu gewähren, nicht treffend zu sein. In einer Zeit, 
wo der Handarbeiter und sogar vielfach der Ungelarnte mehr Einkommenhat, 
als der akademisch Gebildete, ist die Bezeichnung der minderbemittelten 
Bevölkerung nach dem alten Sprachgebrauch, der den Handarbeiter 


meint, nicht mehr angebracht. Diese Bezeichnung hat besser weg 
zufallen. 


2 Da während des Krieges die Möglichkeit fehlte, die jüngeren 
Ärzte mit den Bestrebungen des Leipziger Verbandes bekannt 
zu machen, so hat der Vorstand des Verbandes soeben ein Merk; 
blatt für seine Mitglieder herausgegeben, das der Aufklärung und 
der Werbetätigkeit dienen soll. Das Merkblatt umfaßt in kurzer Dar- 
stellung folgende Abschnitte: 1. Entstehungsgeschichte und Zweck. 
9. Gewerkschaftliche Arbeitsmethoden. 3. Die großen ärztlichen Orga- 
nisationen. 4. Bisherige Errungenschaften. 5. Wohlfahrts- und ähn- 
liche Einrichtungen. 6. Die durch die heutige Lage des 
Ärztestandes erhöhte Notwendigkeit der Organi 


sation. Es ist unentgeltlich durch die Hauptgeschäftsstelle des 
Leipziger Verbandes zu beziehen. 

Im Institut für Infektionskrankheiten „Robert 
Koch“ findet in diesem Jahre wieder ein b akteriologiseh- 
hygienischer Kurs statt, der das Gebiet der Bakteriologi: 
Serologie, Tropenkrankheiten, Chemotherapie und Hygiene umfa x 
Dauer drei Monate. Beginn 1. Oktober. Auskunft im Büro des Instituts. 


Wien. Die Akademie der Wissenschaften hat dem ‚Angkor 
Prof. Hochstetter zur Herausgabe seines Werkes „Beitrage 2 


üntwicklungsgeschichte des menschlichen Gehirns“ eine Beihilfe von 
10000 Kr. bewilligt. ei in 


Frankfurt a. M. Die Senckenbergsche Naturforschende ae 
sellschaft setzt aus der Oskar- Löw - Beer- Stiftung einen Preis N 
15000 M aus für eine Arbeit über die chemischen Ursachen def ar 
artigen Geschwülste, die bis zum 1. September 1920 eingereicht NR 
muß. Ferner können an einen oder mehrere Forscher, die mit Br 
sichtsvollen derartigen Arbeiten beschäftigt sind, jährlich bis 
5000 M als Beitrag zu den Kosten vergeben werden. 


Frankfurta. M. Der Direktor der Chirurgischen Kini er 
München, Prof. Sauerbruch, hat eine Berufung als Nachtolg 
L. Itehns erhalten. rege 


ie) 
= München. Priv.-Doz. Dr. Rudolf Hoffmann (Otologte 
bei Gelegenheit der Straßenkämpfe gefallen. 


Hochschulnachrichten. Breslau: Dr. We en 
leitenden Arzt der inneren Abteilung am Krankenhause. 3 Inh, 
herzigen Brüder gewählt. — Königsberg: Prof. Dr. A an 
Abteilungsleiter am Anatomischen Institut, früher am B nato tischen 
Institut Dorpat, hat durch Selbstmord, wie es heißt aus poll habi- 
Gründen, geendet. — München: Dr. Klee für innere Medizin ort 
litiert. — Tübingen: Dr. Jüngling für Chirurgie ha 


: 7 i uper- 
Prof. Birk hat die Leitung der neuerrichteten Kinderklinik üb 
nommen.\ 


es TEE gl P TB 2 
El -Np 22 (766), 4. Juni 1919. | | BE % 
ES Zur : e Je . u 4 ng $ j f . ; ae an Do u 
il mia on: 0 XV. Jahrgang. o0, Aagi 
rl Ze Bela: 
enren Mani p- TE f. jet 
Die dm |: pao iiu 
der VD | Bid 
tr Eh € 
posteleiler de £ i EAs "i 3 
| en = ? A | Ä | j ji Ey 3 
ei deduk $- TE i ee E e cl re E BEER | | ERBE 
| a EN AR eoo TE T E ma Gh be, let, 
diabk | Wochen hrift für kt h Ar Ä FIRE I PER N WAHREN Be 
nm! | 2% Pa redigiert von, - .° oo Mn | De ee ; ie 
n Sea] Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg | we Verlag von. | i ti padie, 
el laif | S Bala en j Es Urban & Schwarzenberg p ain 
at nn en ae O e ji i g ne 
mef .. . Inhalt: Originalarbeiten: Wint RE z = | : a 5 y ER N 
db - Übe alira ı: Winter, Ätiologie und Behandlung der Hy ET, — ' Be Ne. 
nl P A ag oting E EATE (mit 2 Abbildungen). H. H of f a A Karen | N Jagić und F. Schlagenhaufer, fi FH E 
t i ; "4 f 2 í \ a E ana 2% s LU ; F. tan -a ' Aa ` FR HL WIE BEE: 
ze Be, ag der el für die Praxis: Fü ar a N. Ratschläge aus & En Doppelfsehen. (Carebrale Lokalisation der Grippe? er ipaa halt 2) Fi o 
mög BE . Bachem, Exeitantia und Kardiatoni 2 aus der Säuglingskunde. — Fortschritte der pr ktis. pe?- Grippeencephalitis?) Sch Si: De 
‘aott ` Leitungsanästhesie und der Fraktur atonica. — Referatenteil: W. Regen, Chirurgie der Extremität praktischen Arzneibehandlung: im Kriege: . PETERS HERE 
wil - „und Auswärtige Berichte: Bi rakturenbehandlung. — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeuti äten unter. besonderer Berücksichtigung der a 
ne. nee Thone W. Hellpach Die Neuzestullung des medismischen Aalen. = Therapeunische Daten. — Bücherbesprechnnzsn, — Vordai Bet 
i9 l pie. -W. Hellpach, Die N erhalden, Zur Be d Eh BES g 
sitai l ‚ Die Neugestaltung des medizinischen Unterrichts (Fortsetzung). Be nn von Lehraufträgen für all- FA DE i 
‚ie Der Verlag behält sich das ausschließliche R Re Apotheken. — Tagesgeschichtliche Notizen. a a Kommunalisierung der MAn PSE 
opil l iche Recht der. Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erschei er z E N N 
der mi | 3 | => — um Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor. Ga i, 
De Ätiologie und Behandlun BEE EN | | T ee 
iologie ee ME REF TE 1 
der gie und Behandlung der Hyperemesis gedrängt durch die seit einem Jahrzehnt immer mehr Bedentung: < fi russ 
| gravidarum. _ 0 gewinnende Lehre von den . Schwangerschaftstoxikosen i Ebene | nie pi 
a) o Von | | Eee oph a hen hwangerschaftenephritis, dio akilo gelbe : EEST, 
0m r a Ede n Teta nwirkung von Gi ; anhand 2 au Run a 
ri be Pr of, Winter, Königsberg i. Pr. Uterus erzeugt werden, ae —... | ih u 
gsti. . Das unsti nö EEE emesis ihre Ursache in der ee ker ad a 
I. ja Dr äh iss, Sigi, u | Bmegsnderign dolon, O Balat Eomer ig end In: 
mit tiker als auch für d Is EG SOWwO r den Prak- | Beweisen für diese Ätiologie i ir suchen . immer noch nach HEN N 
Ä en wissenschaftlichen Forsch | ve diese Ätiologie und können sie -trot > PERAE 
Tns man die Gren des | [CD rscher gewesen. Wenn |. zweifelhafter Stützen nicht die Ste, ‚trotz mancher un-. . ji © 
je? ist eg ei zen des Schwangerschaftserbrechens weit: stellt, -so elhafter Stützen nicht an die Stelle der nervösen Ätiologie EAEE S 
es eine der häufi | | weit: stellt, so | setzen.. Wir wissen d h auch heüte : f VOSEN AUNDEIE. T AA 
pinë S äufigsten und belanglosesten Komplikati s À h emnach auch heüte noch nicht wi 1. iee 
chwangerschaft; b = | a ‚Komplikationen der | die Hyperemesis entsteht; ee Cı sicher, wie HEE GU, 
"Ei aft; beschränkt man siè aber auf die wirklic entsteht; es kann deshalb. auch nicht verwun Tee 
. . genannten Fälle von Hyj] è aber auf die wirklichen so- | daß unsere Therapie’ vollkommen in der I u N WALDE, IB Rau ee 
| bedenkliche ı -Hyper emesis, ŝo wird es seltener, aber ‘| hin und her tastet i nen in der Luft schwebt und unsicher - BERN y 
i y einem Zehntel. A en eni derselben treten in zirka fassungen. der Aiologie dem Ansehluß an die so heterogenen Auf- | ln. 
i . - S A + : e € 3 . l BETEN Se: 
yti . Praktiker steht demnach einem gefährliche Zustände auf. Der |. , Ich darf unter diesen Umständen ni DE u, Se N 
By | ach einem Leiden gegenüber a i , mständen namentlich bei d RINE PEE 
ie) seits kaum seiner Hilfe bedarf und sie = a eat Se, ee nn hilfliche-Praxis treibenden Ärzten auf Interesse re = RE 
pakt. anruft, während anderersei | auch gar nicht.| meine Anschauu u: . anen, wenn Ion 1 mm 
eat eits -der Tod nur abwend i Ä | ngen, wie ich sie mir an einer . P p L 
j Tichtige Erkenntnis’ des gefah ur abwendbar ist durch | recht großen A DI E e mir an einer - ha In 
"+ Beseiti es gefahrdrohenden Zustande | n Anzahl von Fällen gebildet habe. ” FRE 
wi. Beseitigung der Sch en Zustandes und schnellste darlege, um so mehr ‚Fällen gebildet habe: -AEE 
8 Spezialist k r Schwangerschaft. Kein Arzt, auch der erfahrenste | entha a mehr als dieselben manches N eue RER 
m ann beim Beginn des: Leid a | te | enthalten, welches: das Rätsel d SER "ACER 
el} ~ die Kranke k ginn des' Leidens den Verlauf voraussagen; führen und di anka el der Lösung näher ARE 
| bimn ann durch geeignete Behandlung; oder auch ohne ie io die schwankende Therapie auf ein: WEA e a 
,¿! Pinnen kurzem genesen oder si n-trol a ‚auch ohne sie | gesicherten Boden stelle inne | ernen. B i aiy 
da Leiden erliegen jan nicht. = WE trotz aller Behandlung ihrem . Bei der Erforschung der. Man mit da | ah er 
| eingeleitet Een Che ‚noch rechtzeitig der künstliche Abort | schauung vollkommen brechen, daß er muß ‚man‘ mit der An- M iR rn 
ul! _  gefahrdrohenden ist ei ergang ‘aus dem leichten Zustand in den krankungen der Genital a Cie. Myperemesis In. Er- Das Den 
ab Jei n ist ein so unmittelbarer, daß eine G ji | nkungen der Genitalorgane.ihre Erklärung‘ fi == MERER TA 
© leicht und schwer kaum festzustellen i ' ıe Grenze. zwischen | Man darf sich hierin: weder irremachen. lassen dure me moa MARA for i 
Br d bezug auf die B ha idh ae © i, | > p Stand, daB Erb:echen ein Symptom ı n fassen durch deñ Um-. TE p a 
fé | Ä Fi Sphinx; die ones EY nn von jeher | ist, z. B. der .Endometritis, no mer ns | AN | 
‘ „Kranke mit einem S ichste Scheinbehandlung heilt oft eine. Beobachtung dab: die Hyperemesis piõtzii e häufig zu machende RU MBR iE 
| chlage, während i d N > ‚ung, di e Hyperemesis plötzlich nach d : en BA BM: © o 
$: -durchdach , W n anderen Fällen die wohl- | solcher Krankheiten RB 5 aci er Behandlu a AE E 
a6) ‚bleibt, Ale Mittel E N durchgeführte Behandlung erfolglos leeta Deras oder der i ít D_ DAC der Reposition eine. =. fa i Do 
| . der Behandlung bleibt i vollständiger Wechsel in den Grundsätzen | Portio vaginalis. |  Atzung. einer Erosion. an der 2) ERE 
|.  enes steht fest: der nn hartnäckigsten Fällen erfolglos; nur | "Anders steht es mit der s Es = | Ze | 
Pi die Kr änkheit o Ea ne zeitig ausgeführte künstliche Abort heilt.| logie. K eanson at Beneauben nervösenÄtio- Ri j| a u: Er - 
#; wenn eine akute Leben re darf aber nur angewendet werden, | damit begründet, daß die Sektion le ne I ln. 
j Der Praktiker steht: A ahr der Mutter abgewendet werden soll. | Befund ergibt. Dieser Grund ist ii F inen vollständig negativen. lb) oe 
gl Ungewißheit; weder in an der m immer vor einer | denn die Sektion ergibt äußerst ale ollk aufrechtzuerbalten; To) ee 
> Seh ei f der Prognose noch in der Behandlun läßt | ER ‚ vollkommen: eindeuti | BON MIBR. iA 
ud aufstellen, welcher jeder Kritik ständhält - weisbar en Wiehl rg unbekannt oder schwer rn E BIE 
| ke ichtschnur gelten kan | ai T En ..aber. seine Begründung mit. di 1 1 e 2o 
abo aea „Der w geiten Kann. | ‚ ] eigenartigen Verla hai ine Begründung mit. dem IH AURES" 
' i der Praka Buche Toracher a a viel besser dran als we ns noch elletärdie e 2 on Punkte müssen 2 T RAEES 
F’ wechselt. Nac 4 ung .der Ursachen hat vielfach ge- | Bewei füh ee | rKaltenbachschen = E E: t AA 
| . Nachdem die Definiti a 8 eweisführung stellen. Jeder erfahren Eee SE) SE 
„+. Sehaftserbr e Definition des Leidens als reines Schwanger- | b n di er erfahrene Praktiker hat Fäle' R Apra 
on echen < Be aens ; ger eobachtet, welche : ja Fälle als. EEE 
fi. erregenden rt zufälligen Komplikationen mit erbrechen- vollständigen ne = I Verlaufs und sogar des-  . "N | 
' Atiologie Tre ae nn u. a. aus der. | Einflüssen beweisen Das Erbrechen hört. B. zeit von psychischen AURE ro 
g” ` rankungen der Geni ‚Le, man die Ursache zunächst in Er- | es der Kranken aus ä 5 . D. zeitweise auf, wenn- P MERINE: i ay 
z : Br en | s ästhetischen Gründen ni eh u: ERP 
: . wurde base, Venitalorgane, Dieserecht unbefriedi ende Ätiologie | der Ei z ründen nicht paßt, z, B | PARE: 
i- wurde beseitigt durch di 8 gie | der Eisenbahn; es verschwindet vollk micat pabt, z, B. auf ARO © ©. 
l; -daß es sich Ir e Lehre von Kaltenbach und Ahlfeld, | Kranken i = ! | vollkommen, wenn die Psyche der ME E: e, o, 
o o um einen 'rei 5 k ; anken intensiv -abgelen qe aie Fsyche der A MERK i 
, Æ schwangeren te Bias nervösen Reflexvorgang. handle, ‚welcher | z. B. durch die E ea) ‚beschäftigt wird, PEEN 
s ausgelöst wird und bei nervösen und | alltägliche ‘Erfahrung lehrt ferner, d i B o eines Kindes. -Die C C RPDA 
Mehrzahl der Fälle aufhört, wenn die Krank Erbrechen in der 
, wenn die Kranke aus der auf die 


ý 

r; hysteris 

% ‚Jsterlschen =D 7 l 

: -Ít auch jetz à eg ‚am. leichtesten ‘auftritt. Diese Auffassung 
| noch nicht ganz aufgegeben, aber stark zurück- 


IE 


Wichtigkeit | ihres Leidens eingestellten häuslichen . Umgebung 


x, 


| 5 253 
j 

t 
h 


er ei a 


‚ hier macht man dieselben Erfahrungen wie bei Hysterischen. Alle 


U Tame FTIR Tran 


528. | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22. 


1. Juni. 


entfernt und in die Klinik überführt wird, wo sie von sich selbst 
abgelenkt und ihrem Leiden weniger Bedeutung beigemessen wird. 
Ebenso auffallend ist der Erfolg v®n allerlei Scheinbehandlungen, 
welche dem Verständnis der Kranken aber als Heilmittel erscheinen, 
z. B. die Auspumpung des Magens oder Eingriffe an den Genitalien; 


daß Kranke selbst mit ausgesprochener Abtreibungsneigung das 
Erbrechen künstlich hervorrufen, obgleich uns Fritsch mit- 
geteilt hat, daß eine Kranke durch rein simulierte Hyperemese 
37 Pfund an Gewicht verloren hatte. Man kann nur annehmen, 
daß die Kranke durch diese bedrückende seelische Not in einen 
Zustand von Willenlosigkeit geraten und der jede Schwangere 
mehr oder weniger beherrschenden Neigung zum Übelsein nach- 
geben und erbrechen. Sobald die Psyche abgelenkt oder dauernd 
beruhigt wird, sobald die Stimmung hofinungsvoller wird, gewinnt 
die Schwangere wieder die Herrschaft über diese Empfindung und- 
unterdrückt sie wie jede gesunde Schwangere. Die psychogene 
Ätiologie ist sicher nicht die einzige; denn es gibt genügend Fälle, 
wo Schwangere trotz des brennendsten Wunsches nach dem Aus- 
tragen ihrer Schwangerschaft und des vollsten Vertrauens auf den 
für sie und ihr Kind glücklichen Ablauf der Schwangerschaft an 
schwerster Hyperemese erkranken; die psychogene Ätiologie trifft 
aber meines Erachtens für die Mehrzahl der Fälle zu und gibt 
einen hoffnungsvollen Ausblick auf eine erfolgreiche Behandlung. 

Trotzdem die zur Entwicklung der Hyperemese führende 
psychogene Ätiologie, ihr eigenartiger Verlauf sowie ihre definitive 
Heilung durch psychische Behandlung keinen Zweifel an der 
Richtigkeit des nervösen und insbesondere des psychischen Wesens 
dieser Krankheit lassen, so kann sie doch in einem Punkt unsere 
pathologische Auffassung nicht befriedigen, das ist der schwere 
und gelegentlich tödliche Verlauf. Es ist uns nicht verständlich, daß 
Schwangere einer.Krankheit erliegen, welche in einer funktionellen 
Störung der Psyche oder des peripheren Nervensystems beruht; 
dafür gibt es keine Analogie. Dieser Umstand ist es auch gewesen, 
welcher einer auf einer gänzlich anderen Grundlage beruhenden 
Atiologie die Bahn gebrochen hat, das ist die Schwangerschafts- 
intoxikation. Zweifellos hat wohl zunächst nur diese moderne 
Lehre auch dieses Symptom in den Kreis ihrer Folgeerscheinungen 
mit hineingezogen, aber bald ließen sich Beweise gewinnen, welche 
. den Zusammenhang der Hyperemese mit der Intoxikation vom Ei 
sicherstellen. Einen Beweis für den inneren Zusammenhang 
muß man zunächst darin sehen, daß andere Krankheiten der 
Schwangeren, welche sich mit mehr Recht als Toxikosen auffassen 
lassen, sich so häufig mit Hyperemese kombinieren. So z. B. haben 
die im ‚späteren Verlauf der Schwangerschaft an Nephritis und 
Eklampsie erkrankenden Frauen in früheren Monaten fast aus 
nahmslos an mehr oder weniger schwerem Erbrechen gelitten; die 
Hyperemese spielt ferner eine Hauptrolle in dem schweren, meist 
tödlich verlaufenden Krankheitsbild der atypischen Toxikose, deren 
Hauptbefunde in schweren Veränderungen von Leber und Niere 
bestehen; die als typische Intoxikationskrankheit angesehene gelbe 
Leberatrophie steht nach den Untersuchungen Heinrichsdorfs 
in innigstem ätiologischen Zusammenhang mit der Hyperemes®. 
Wichtiger ist aber, daß die Kranken im weiteren Verlauf der 
schweren Hyperemese Symptome bekommen, wie wir sie bei 
anderen Intoxikationszuständen kennen, das sind Ikterus, Fieber, 
Delirien, Albuminurie, Herzerscheinungen, und daß sich bei der 
Autopsie Organbefunde zeigen, wie sie für Intoxikationen geradezu 
beweisend sind. Diese Obduktionsbefunde haben den unumstößlichen 
Beweis gebracht, daß die Hyperemesekranken an Intoxikation 
sterben; ich will deshalb etwas genauer auf sie eingehen. 
Lindemann fand sie zuerst und deutete sie als Folgezustände 
einer Intoxikation; neben einigen französischen Autoren waren es 
dann vor allem Williams und aus meiner Klinik Hofbauel, 
welche eingehende Befunde mitteilen und sie in dem richtigen 
Sinne deuteten; in meinem Material. könnte ich sie in vier Fällen 
sicher nachweisen. Es sind folgende Befunde: 

1. Ekchymosen am Endokard, Pleura, auf der Schleim- 
haut des Magens, zuweilen auch vor Duodenum und Dünndarm. 

2. Die Leber, welche in Größe meist normal, zuweilen 
atrophisch ist, zeigt mikroskopisch eine vom Centrum zur Peri- 
pherie des Acinus fortschreitende fettige Degeneration, wie wir Sè 
ähnlich bei Vergiftung durch mineralische und organische Gifte, 
Z. B. bei Vergiftung durch Phosphor, Arsen oder Pilzen finden; Eee 
ähnliche Veränderungen finden sich bei der gelben Leberatrophi® 
und zuweilen bei Eklampsie. 

3. Die Nieren zeigen alle Stadien von der einfachen 
trüben Schwellung der Rinde bis zur ausgesprochenen er 
chymatösen Nephritis; oft treten ausgesprochene Verfettungen 
Nierenepithelien hinzu. ER 
Wenn wir weiter bedenken, daß diese Befunde sich ae 
in den Leichen Verhungerter finden und daß die der Hyperem di 
erliegenden Frauen oft noch einen ganz leidlichen Ernährung 


diese Beobachtungen lassen keine andere Erklärung zu, als 
diejenige, daß zum mindesten der Verlauf der Hyperemese unter 
dem Einfluß der Psyche stehe. Kaltenbach geht aber zu weit 
mit der Anschauung, daß die Hyperemese das Symptom einer 
Hysterie sei; denn die weit überwiegende Zahl dieser Kranken 
hat weder vor noch nach der Gravidität auch nur ein einziges 
Symptom der Hysterie geboten. Weit eher kann man die mit der 
Schwangerschaft an sich zusammenhängende und fast stets in die 
Erscheinung tretende gesteigerte Reizbarkeit des Nervensystems 
beschuldigen, welche Seitz in zirka 80°/, der Fälle galvanometrisch 
nachweisen konnte, und welche sich in der Neigung zu peripheren 
Neurosen allerlei Art und namentlich in der alterierten Funktion 
der Sinnesorgane zeigt. Daß Psyche und gereiztes Nervensystem 
im Verlauf der Hyperemese eine große Rolle spielen, unterliegt 
keinem Zweifel. | | 

Wunderbarerweise hat man aber dem Einfluß der Psyche 
in der Ätiologie der Hyperemese niemals eine Bedeutung bei- 
gemessen; es ist mir nicht zweifelhaft, daß die psychogene 
Ätiologie für eine große Zahlder Fälle. einzig 
und alleinin. Frage kommt. Diese Anschauung hat sich 
mir in letzter Zeit immer mehr aufgedrängt. lch will meine 
Beobachtungen darüber kurz mitteilen. 

Zunächst fiel mir auf, daß unter den Frauen, welche mit 
Hyperemese in Behandlung kamen, sich viele befanden, welche 
ausgesprochene Abtreibungswünsche durchblicken ließen; dies 
wird wohl von vielen Praktikern (z. B. Asch) bestätigt werden 
können. Bei anderen Frauen war der Entschiuß, sich von der 
Schwangerschaft befreien zu lassen, nicht zur Reife gediehen, 
aber sie standen psychisch unter dem Einfluß einer ihnen sehr 
unerwünschten Schwangerschaft. So z. B. gaben mir drei Frauen 
an, daß ihnen die Schwangerschaft sehr unerwünscht sei, weil ihr 
Mann im Felde sei; die eine hatte inzwischen eine Stelle als 
Wirtschafterin angenommen, um sich zu ernähren; die andere 
gab an, daß es ihr allein zu schwer sei, noch ein weiteres 
Kind zu ernähren und aufzuziehen; bei der dritten setzte nach 
anfänglich gutem Befinden das Erbrechen mit dem Augenblick 
ein, wo der Mann eingezogen wurde. In anderen Fällen waren 
es Befürchtungen allerlei Art, z. B. vor dem Verlauf der Schwanger- 
schaft, vor schweren Störungen bei der Niederkunft, vor krankem 
oder schwächlichem Nachwuchs, welche die Kranken dauernd in 
Angst und Sorge hielten. 

Beispiele: Eine Kranke fürchtete sich vor der Entbindung, 
weil ihre Schwester an Kindbettfieber gestorben war. 

Eine andere Kranke hatte große Angst vor der Entbindung, 
weil sie bei einer früheren Geburt fast verblutet war und nun 
infolge einer abermaligen Blutung zu sterben oder schwer krank 
zu werden fürchtete. 

Eine dritte Kranke, welche bei der vorhergehenden Schwanger- 
schaft eine schwere, nur durch den künstlichen Abort geheilte 
Hyperemese durchgemacht hatte, fürchtete, daß sie die neue 
Schwangerschaft nicht aushalte und bei ihrer großen Schwäche 
kein gesundes Kind gebären könne. 


Eine weitere Kranke will bei ihrer Hyperemese nur deshalb 
von der Schwangerschaft befreit sein, weil sie wieder Nachgeburts- 
blutungen fürchtet und glaubt, kein gesundes Kind zu gebären. 

Das sind ja alltägliche Befürchtungen und Ängste bei 
Schwangeren; daß sie hier aber die ausschlaggebende Rolle in 
der Ätiologie der Hyperemese gespielt haben, geht daraus hervor, 
daß die psychische Behandlung, welche gegen diese Befürchtungen 
einsetzte, bei allen Frauen dauernde Heilung oder wenigstens 
vorübergehende Besserung brachte. Auch die Beobachtung von 
Krönig, daß die Hyperemese bei unehelich Geschwängerten viel 
hartnäckiger im Verlauf sei als bei ehelichen, ist in dem Sinne 
nsychogener Ätiologie zu verwerten; denn erstere stehen unter 
dem dauernden Druck der Schande und der Sorge um ihr Kind. 

.Nach allen diesen Erfahrungen kann es keinem Zweifel 
unterliegen, daß die Hyperemese in ihrem Entstehen und in ihrem 
Verlauf als‘ eine nervöse Erkrankung aufzufassen ist und daß 
psychogene Momente sie hervorrufen und in ihrem Ablauf ent- 
scheidend beeinflussen können. Die Erklärung für diesen Zusammen- 
hang ist nicht leicht zu geben. Ich bin keineswegs der Ansicht, 


= a S B 


E 03 o e- r w pi- 


it. PE 3° KI DI -3 wi Fi EE ut ea 


bungsnöinn t” 


s Pritsak- 


Jierte Eypres 
n nur mény 
che Not D l 


oit Juni 


- trennt einfach neurotische und toxämische Erbrechen.‘ ‚Diese 
beiden Stadien, dem anfänglich rein nervösen oder psychogenen, 
„und dem toxischen, meist tödlichen Endstadium fließende Über- 
- kommen, in die lebensgefährliche toxische Form übergehen. Maħ. 


X “nervösen Stadium hervorgeht oder richtiger gesagt, die Folge .des- 


| ` nervöses, meistens wohl auf psychogener Grundlage ‚beruhendes 
„während derselben erhöhten Giftproduktion erhöhte Arbeit zu 


.. wird, sammelt sich immer mehr toxische Substanz im Körper an. 


‚schließlich zu der klinisch sich in Ikterus, Herzinsuffizienz, Fieber 
~ und Delirien offenbarenden Intoxikatiin mit dem früher. ge- 


~ Emese, Diese Hypothese ist von manchen Gynäkologen angenommen; 
‚die Mehrzahl will aber in der Hyperemese eine reine Intoxikation 


- „nervöse Moment in der Ätiologie und im Verlauf nicht ausschalten 


muß von Anfang an gegen diese kämpfen; wer das, nervöse: oder 


Ätiologie für um so wichtiger, weil die symptomatische Behand- 


And andere sind gänzlich wertlos. Man bekämpft das Erbrechen 


gesteigerten Diurese und damit zu reichlicher ‘Ausscheidung des 


š u . SR t ` A oo o ru ® . u i o tas 
& ž -. D ` à : y y 
= ., ; Ba ki . ® E . . 
z Tok N u. ERE - an SER e YR 2 t- ET aA t ú 
mn ER ` . Er - ' En R , . age PEUS ' ; 
Bo a i . = i ; iri 3 
z ' Q = j í po . A n 
Pe i P3 E 


© > ` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22. 
gesetzten Prinzip, ‘das ist die Beruhigung der.Nerven und der 
Psyche erzielt; erstere als ein Symptom. der Intoxikation. wird auch 


’ 


zustand aufzuweisen — ich fand z. B. bei einer kleinen' Frau 
nach einer wochenlang dauernden Hyperemese ein Gewicht -von - 
136 Pfund und bei der Autopsie überall ein reichliches Fettpolster —, | 
so muß man sich dahin aussprechen, daß die Hyperemesekranken 
nicht an Inanition, sondern an Intoxikation starben; es ist das für 
die Behandlung ein sehr wichtiger Gesichtspunkt. u 
~ Wir haben demnach gleich wichtige und richtige Beweise 
für die Auffassung der Hyperemese einmal als nervöse Krankheit 
mit psychischem Einschlag und andererseits als eine Intoxikations- 
krankheit. Was ist nun richtig? -Wie lassen sich diese beiden so 
differenten Gesichtspunkte vereinigen? Williams, der um die 
Erforschung der Hyperemese so verdiente amerikanische Autor, 


‚und andere Nervina oder durch subcutäne Injektionen von-Morphium 


die Erfolge der reinen antitoxischen Behandlung: vermag: ich nicht 
zu geben, da mein Material fast ausschließlich ein klinisches ist 
und das wichtige Moment der Überführung der Kranken aus.ihrem. 
Hause in eine andere Umgebung beim Erfolg ' mitwirkt; übrigens 
unterliegt es keinem Zweifel, daß eine Menge leichter Fälle im 
Hause durch eine symptomatische und auf die Ausscheidung- 
des Giftes ‚gerichtete Behandlung geheilt werden kann. , > 

=. Von ganz anderen Grundsätzen muß man ausgehen, wenn 
man sich bei der Ätiologie .auf den Standpunkt stellt, daß die 
Hyperemese eine nervöse Erkrankung mit einem .leiehten. Ein- 
schlag ins Hysterische und daß vor allem das psychogene Moment 
`} eine große Rolle spielt. Dann handelt es sich vor allem um Be- 


. Trennung ist meines Erachtens aber unbaltbar, weil zwischen 


gänge bestehen; die einfachste und ganz unschuldig erscheinende 


_ Hyperemese kann, ohne. daß neue schädigende Momente hinzu- he, 
‚Fernhalten aller Erregungen seelischer, beruflicher, familiärer Art, 


Darreichung . von Nervinis, vor allem der. von Olshausen warm 
' empfohlenen Bromelysmata. Nicht selten erreicht man in ruhiger 
und vernünftiger Umgebung bei. gleichzeitiger Regelung der. Er- 
selben ist. | I-nährung einen guten Erfolg; bleibt er aus und gestaltet sich das. 
Die Hyperemese. beginnt nach meiner Auffassung als ein | Krankheitsbild ernster, so muß die Kranke aus ihrer ihrem Nerven- 
system schädlichen Umgebung entfernt werden. Der Schaden 

derselben liegt darin, daß sie die Kranke durch Bedauern. und 
Nachgiebigkeit _ weniger widerstandsfähig macht und daß ihre: 


kann die Brücke ` zwischen den beiden gleich sicher bewiesenen 
Stadien nur darin sehen, daß das toxische Stadium aus dem. 


' ‚Erbrechen, welches durch die zunehmende Entkräftung die Funk- 
tion aller Organe schädigt: diese Insuffizienz tritt vor allem bei 
denjenigen Organen in die Erscheinung, an deren Funktion in der 
Schwangerschaft erhöhte Anforderungen gestellt werden, z. B. Leber 
und Nieren. Die Leber ist das wichtigste entgiftende Organ und 
bat als solches in der Schwangerschaft zwecks Ausscheidung der 


selbst verbleibt. Das Bild .ändert sich oft mit einem Schlage, 
wenn die Kranke in die Klinik geschafft wird und womöglich 
jeder Verkehr mit ihrem Hause: unterbunden wird. Meine Erfah- 
rungen mögen dies beweisen, . ie a & 2 

‘Ich verfüge über ein Material von 45 Fällen. von Hyper- 
emese, welche so schwer waren, daß die Kranken wegen Unmög- 
lichkeit der häuslichen Heilung von selbst oder auf ärztliche Ein- 


‚leisten. Wenn sie infolge. von Unterernährung degeneriert oder 
verfettet, entgiftet sie nicht genügend und das Gift sammelt sich 
im Körper an. Die Nieren, welche als Ausscheidungsorgane der 
Gifte tätig sind, werden durch die abnormen Mengen derselben 
gereizt und Degeneration ’der Nierenepithelien sind die Folge da- 


> heilt, sodaß, sie überhaupt in den klinischen Räumen. nicht mehr 
von; da hierdurch die Funktion als Ausscheidungsorgan beeinflußt 


erbrachen, und weitere 18 nach Ablauf von einigen Tagen unter 
Zuhilfenahme von Nervinis, ` Rectalernährung, Wasserzufuhr, 
psychischer Behandlung. ‚In 36 Fällen, das sind mehr als drei Viertel 
| aller schweren Fälle, hat demnach der Aufenthalt: in der- Klinik 
allein oder zweifellos als Hauptimoment die Heilung herbeigeführt. 
Der heilende Faktor ist hier ein:rein psychischer. Die Ablenkung 
der Psyche durch die Umgebung, namentlich bei’ den im allge- 
meinen Krankensaal liegenden ‘Kranken, die Fernhaltung aller 
Erregungen seitens ihres Hauses, die etwas mitleidslosere objektive 
Behandlung bringen diesen für die Kranke und deren Umgebung, 
| sowie auch für.die die Kranke oft zum künstlichen Abort einweisenden 
Ärzte zauberhaften und. scheinbar ganz unverständlichen Erfolg 
zustande. Scheinbehandlungen,- dem Verständnis der Kranken ange- 
paßt, entweder gegen den Magen gerichtet, z. B. Aushebern und 
Ausspülen oder gegen die Genitalien, z. B. Aufrichtung einer Retro- ' 
flexio uteri, Pinseln einer Erosion können zur Hilfe herangezogen 
werden und tragen zuweilen zur Erreichung des Eiffektes bei. - In ` 
5 von 45 Fällen versagten auch in der Klinik alle Behandlungs- 
methoden, sodaß zur Abwendung von Lebensgefahr der künst- 
liche Abort. gemacht werden mußte; das ist. 11°/,. Zu diesen 
Mitteln ist nun für mich im Laufe des letzten. Jahres ein neues, 
meines Erachtens recht hoffnungsreiches hinzugekommen, welches 
sich gegen den früher geschilderten psychischen Zustand der Gra- 
-vida richtet, welcher durch den höchst. unerwünschten Eintritt der 


Mangelnde Entgiftung und beschränkte Giftausscheidung führen 


schilderten anatomischen Befund. Auf diese Weise erklärt sich 
zwanglos die Entwicklung der meist tödlichen Intoxikation aus 
der anfänglich harmlosen ‚zu der später bei zunehmender Ent- 
kräftung zur Schädigung lebenswichtiger Organe führenden Hyper- 


seben; warum ich dieser. Anschauung nicht beitreten und das 


kann, habe ich früher entwickelt. . | 

~ „Es unterliegt ja keinem Zweifel, daß die Auffassung über 
die Ätiologie die Grundlage für die Behandlung dieser recht 
häufigen und nicht selten auch lebensgefährlichen Erkrankung 
bilden muß, Wer die Intoxikation als einzige Ursache annimmt, 


Psychogene Moment in ‚richtiger Weise: würdigt, wird ‚die Be- 
Rai der erregten Nerven und Psyche für seine Aufgabe 


Ich halte. die Anpassuug der Behandlung an die richtige 


lung des Erbrechens an sich meist erfolglos ist. Die zahlreich 


‚empfohlenen Specifica, Jodtinktur, Cerium oxalicum, Orexin bas. | Geburt oder einem. abnormen Zustand des Kindes hervorgerufen 


ist. Wenn es gelingt; durch” eine genaue Anamnese in den Seelen- 
zustand der Gravida so weit einzudringen, daß. man ihre häus- 

lichen oder persönlichen Nöte, welche ihr die Schwangerschaft 
unerwünscht oder unerträglich erscheinen lassen, kennen lernt, so 
gewinnt man die richtige Grundlage für die psychische Behand- 
lung. Man muß das Moment vollkommen zu beseitigen versuchen; 
‚das gelingt nicht leicht, wenn bei Unverheirateten Furcht vor 
Schande und Unmöglichkeit der Ernährung eines Kindes oder bei 
Verheirateten finanzielle oder familiäre Nöte die Schwangerschaft 
unerwünscht erscheinen lassen; aber ist es mir auch hier einige 
ês anzuregen, Ihre rationelle Therapie wäre wohl bei der | Male gelungen, die Kranke so weit zu beruhigen, daß das Er- 

‚brechen vollkommen sistierte. Leichter ist es, der Kranken eine 


klampsie die Entfernung der Giftquelle, das ist der künstliche | 
unberechtigte Furcht vor schwerer Entbindung oder vor einem: 


liche ; das wäre nun geradezu ein Verbrechen bei den vorzüg- | u zte F l | | 
en Erfahrungen, weiche die Behandlung nach dem entgegen-.! nicht lebensfähigen oder kranken Kinde auszureden; hier ‚hatte 


= besten, wenn man den Magen ganz als. aufnehmendes Organ 
üsschaltet und per rectum ernährt. nn ae 

nv Die Anhänger der Intoxikationsätiologie strengster Obser- 
Im welche auf jede Mitwirkung antinervöser. Behandlung ver- 
it en, Sind ziemlich machtlos, da sie weder die. Bildung des 

| anne verhindern, noch die entgiftende Tätigkeit der Leber steigern 
stalt en; meistens wenden sie eine verstärkte Wasserzufuhr in Ge-. 
von Infusionen oder Clysmata an, um die Nieren zu einer 


weisung die Klinik aufsuchten; von ihnen wurden 18 sofort ge- 


Schwangerschaft oder die Befürchtungen vor dem Verlauf der 


von: ihnen regelmäßig wohl durch -Clysmata und Brom, Chloral . 


oder anderen Opiumderivaten  erstrebt. — Eine Statistik über 


ruhigung des erregten Nervensystems durch absolute Bettruhe, 


t 


Psyche vollkommen: in dem Ideenkreis des Hauses und ihrer > 


` 


g 
erbe ‘ar 


NL Tat 
A Ea h 
~ u 
= 
= 


Araw ” sr 
-..—. MT Tun o 
& 


-au Dra 


? EE E 
-toana T —, i 
EN =. 
5 .n “en x 


lnak AT 
~a t a 
Se m 
PR 


wian 


ph A * 
inh ia Ex TE TEN m rat oe Trainer T 
Ex rer a x a Be hron T 

` Nee en 3,3, re 


BE 
Sa Tram INN 
AOST PR SE Die 
ALL RLD Riten: 
Pi 5 S 5 
m. 


AI 

Sen il. 

Eee SEN z 
5 


nn 
FE E 
u 


k Par 
o En 97" [2 i 
* >. mr.“ 
ee 
Tu. ya nn 
CL 
P 


P y e 
PET 


580 


ich einige Male durch psychische. Beruhigungen sofortigen Erfolg; 


‚ bei einer anderen Kranken kam ich auch hiermit nicht zum Ziel, 


weil Mann und Frau sich fest entschlossen hatten, die Schwanger- 
schaft nicht weitergehen zu lassen, sicherlich weil sie ihnen aus 
familiären Gründen nicht erwünscht war. Die Kranke brach 
weiter, verließ bei meiner Weigerung, den Abort einzuleiten, das 
Haus und wurde von einem Frauenarzt wegen weiteren Sinkens 
des Ernährungszustandes von ihrer Schwangerschaft befreit. 

. Ich möchte es dringend raten, auf diesem von mir be- 
schrittenen Wege fortzufahren und bin überzeugt, daß viele 
Schwangerschaften bei richtiger Erfassung des psychogenen Moments 
erhalten bleiben können. 8 

Es gibt nun aber eine nicht geringe Zahl von Hyperemesen, 
welche allen Behandlungsmethoden trotzen und sich zu einer 
Lebensgefahr für die Trägerin steigern; hier kann nur der künst- 
liche Abort Heilung bringen und er bringt sie sicher, wenn er 
nicht zu spät eingeleitet wird. Die Verantwortung für den be- 
handelnden Arzt ist groß, wenn er bei sorgfältiger Abwägung aller 
Momente $ich vor dem unnütz einzuleitenden Abort scheut und 
andererseits den viel größeren Fehler, eine zu späte Einleitung 
desselben, vermeiden will. 

Wenn man eine vollständig einwandfreie Indikation zum 
künstlichen Abort stellen will, muß man sich zunächst darüber 


‘klar werden, woher die Lebensgefahr droht; dieselbe wurde bis 


dahin allgemein in der zunehmenden Entkräftigung, das heißt mit 
anderen Worten im Verhungern gesehen. Das trifft nicht zu; 
denn die Kranken sterben, wie ich oben ausführte, an Intoxikation 
oft bei noch leidlich gutem Ernährungszustand und die Obduküons- 
befunde entsprechen nicht denjenigen Verhungerter. Wohl können 
die Kranken in einen besorgniserregenden Kräftezustand verfallen 


und sehr stark abmagern; eine eigentliche Gefahr geht von dem 


Zustande nicht aus, um so mehr, als das Körpergewicht im wesent- 


lichen durch Wasserverlust reduziert wird. Wer aus diesem Grunde 


den künstlichen Abort einleitet, befolgt eine prophylaktische 


Therapie, d. h. er will dem lebensgefährlichen Zustand der 


Intoxikation vorbeugen. Diese Indikation ist weit verbreitet und 
wird in der täglichen Praxis meistens befolgt. Baisch hat für 
die Münchener Klinik den unaufhaltsam fortschreitenden Gewichts- 
verlust als Indikation aufgestellt und in 25% seiner klinischen 
Fälle den künstlichen Abort eingeleitet. Charpentier will bei 
einem täglichen Gewichtsverlust von 300 g den Abort einleiten. 
Ich halte diese. Indikation aus wissensehaftlichen Gründen für 
nicht richtig, und praktisch auch deshalb viel zu weitgehend, weil 
bei der Hyperemese jeden Augenblick durch irgendein psychogenes 
Moment Heilung und Besserung eintreten kann. In meiner Klinik 
ist aus diesem Grunde 'unter sechs Fällen zweimal der Abort ein- 
geleitet worden; einmal von einem etwas hyperaktiven Oberarzt 
und einmal von mir unter dem Eindruck eines kurze Zeit vorher 
zu spät eingeleiteten Aborts. 

| Wenn die Lebensgefahr, wie ich es oben begründet habe, 
von der Intoxikation ausgeht, muß man die Symptome derselben 
auch der Indikationsstellung zugrunde legen. Zunächst hat man 
aus dem Zustand der beiden für die Entgiftung und Giftaus- 
scheidung wichtigen Organe, Leber und Nieren, eine Indikation zu 
gewinnen versucht. An meiner Klinik hat Hofbauer nach 
dem Vorgange von Strauß durch Lävulosedarreichung die 
Toleranz der gesunden Leber gegen linksdrehenden Zucker fest- 
zustellen versucht und die Indikation für den Abort dann sehen 
wollen, wenn bei einer Darreichung von 60 g Lävulose Zucker 
auftritt; es ließ sich aus diesen Versuchen keine praktisch brauch- 
bare Probe gewinnen. Wichtiger ist als Symptom gestörter Leber- 
funktion der Ikterus; er ist, sofern er nicht eine andere Erklärung 
findet, ein sehr wichtiges und ernstes Symptom drohender oder 


meist schon bestehender Intoxikation. Leichter ist es, den Zu- 


stand der Nieren zu beurteilen; Albuminurie und Cylindrurie sind 
im Verlauf der Hyperemese- ebenfalls als ein ernstes Symptom 
aufzufassen, weil sie auf eine schwere Nierenschädigung hin- 
weisen. Dazu kommen noch andere Symptome: von seiten des 
Herzens Arhythmie des Pulses und dauernd hohe Frequenz, 
Pinard geht aber viel zu weit,‘ wenn er schon bei einer 
dauernden Pulsfrequenz über 100 den Abort einleiten will. Nach 
dieser Indikation opfert er eine Menge Schwangerschaften un- 


nötig; auch ich habe manche Hyperemese noch in Heilung über- | 


gehen sehen, welche dieses Symptom gezeigt hatte. Temperatur- 
steigerungen sind aber bedenklich, wofern sie nicht aus anderen 
Ursachen sich erklären und hohe Temperaturen sind ein sehr be- 
drohliches Symptom. Ebenso ernst sind cerebrale Symptome zu 


50°. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22.- 
m Tu m m m nn 


nehmen, welche als Delirien, Exeitationzustände, gelegentlich als 
Koma auftreten. Siemerling rechnet zu den toxischen Sym- 
ptomen auch die Neuritis und die sie begleitenden psychischen 
Störungen. 

Das alles sind die Symptome, welche die Lebensgefahr bei 
Hyperemese ankündigen. Bei diesen Zuständen habe ich einmal 
den künstlichen Abort mit dem Erfolg eingeleitet, daß alle tozi- 
schen Symptome vollständig zurückgingen, bis auf eine längere 
Zeit bestehende psychische Depression. 

Es unterliegt keinem Zweifel, daß eine sorgfältige Beobachtung 
der Kranken den Beginn der Intoxikation erkennen läßt. Es müssen 
alle vorher geschilderten Symptome beachtet werden und sobald 
nur eines derselben in Erscheinung tritt, sofort der Abort 
eingeleitet, und zwar das Ei in einer Sitzung entleert werden. 
Unter diesen Umständen wird man mit seinem Eingriff nicht zu 


spät kommen und andererseits nicht, wie es jetzt in Hunderten » 


von Fällen geschieht, der künstliche Abort unnütz eingeleitet 
werden. Nach meiner Erfahrung hat die Entwicklung der 
Intoxikation vom ersten Symptom bis zur Lebensgefahr 3 bis 18 Tage 
gedauert; Zeit genug zur Entscheidung. | 

Wenn ich nun zum Schluß zusammenfasse, wie sich der 
Arzt bei der Hyperemese verhalten soll, so möchte ich folgende 
Vorschläge machen: 

Zunächst durch eine sehr tief in das Seelenleben und die 
äußeren Verhältnisse eindringende Anamnese feststellen, ob eine 
psychogene Ursache für die Hyperemese besteht und sie durch 
entsprechende Gegenwirkung ausschalten. Vor allem ist der 
Kampf gegen die Abtreibungsgelüste zu richten; derselbe würde 
ja viel erfolgreicher sein, wenn alle Ärzte auf demselben Standpunkt 
ständen und wenn die Kranke nicht sofort einen anderen Arzt fände, 
welcher zum künstlichen Abort wegen Hyperemese bereit wäre. 

Wenn kein psychogenes Moment besteht oder dasselbe nicht 
ausgeschaltet werden kann, beginnt die symptomatische Behandlung. 
Dieselbe muß in dem ersten, rein nervösen Stadium durchaus sich 
auf die Behandlung der Psyche und des Nervensystems erstrecken; 
für die häusliche Therapie ist folgendes zu beachten: | 


1. Absolute Bettruhe, Fernhalten jeglicher Erregung, Aussehluß 
aller Familienmitglieder. 


2. Beruhigung der Nerven durch Bromelysmata oder 
Morphium, Pantopon. . 

3. Bekämpfung des Erbrechens durch Entziehung jeglicher 
Ernährung per os und Ersatz derselben durch Nährelysmata.. 
4. Ersatz des Wasserverlustes durch Rectaleinläufe. 

5. Eventuelle Scheinbehandlung namentlich bei hyste- 
rischen Frauen. 

Wenn durch strenge Durchführung dieser Punkte innerhalb 
einiger Tage Besserung nicht erzielt worden ist, muß die Über- 
führung in die Klinik erfolgen. 


Wenn dieselbe abgelehnt wird, so beginnt die, für den Arzt 


sehr verantwortliche, im Hause kaum durchführbare Beobachtung 


auf die klinischen Symptome einer beginnenden Intoxikation. 
Bei den ersten als solche sicher zu deutenden Krankheits- 
erscheinungen muß der künstliche Abort sofort eingeleitet werden, 
und zwar in einer Sitzung. , 

Ich glaube, daß diese Behandlungsgrundsätze durch wissen- 
schaftliche Forschungen genügend gestützt sind und bel richtiger 
Durchführung Erfolg versprechen. Vor -allem wird die ‚bisher 3 
schwankende und unsichere Indikationsstellung für den künstlichen 
Abort dadurch auf eine sichere Basis gestellt. 


Aus dem Sofien-Spital in Wien. 


Über subvalvuläre Aortenstenose. 
Von 


Prof. N. Jagić und F. Schlagenhaufer. 


Wie wir aus einer längeren Abhandlung von B r et- Bla = 
Perducet in der Lyon médicale 1912 „Le ré trécissemen’ 
sous-aortique“ entnehmen, ist diese eigentümliche Steno- 
sierung der Abgangsstelle der Aorta unterhalb der Semiluna” 
klappen den, Franzosen ein schon seit langer Zeit geläufig? 
Befund. 

Schon 1842 wird von Chevers (Norman) in den Guys 
Hospitaux reports diese Affektion zum erstenmal erwähnt, ae 
Vulpian beschreibt 1868 genau einen Fall von subyalvuläre 


1. Juni, 


u a en 


i 


INEOS 


bi 
r -| 


neben dem Sternum. Exitus am 15. Mai 1918. 


Te, 


wein 24% 5 
‚ Teche, bakteritische Auflagerungen. : Die linke Klappe zeigt nur- an 


Presse 1907 


` 


Stenose und gibt ihr den Namen Stenose ventriculo- 


‘S 


aortique oder sousaortique)). 
Es folgen dann noch weitere Fälle i 


einer fötalen Endokarditis am: „Konus“ der Aorta - unmittelbar 
unter den Semilunarklappen zu einer schwieligen Verengerung 
kam, wobei die Klappen ohne Aufhebung ihrer Schlußfähigkeit 
einbezogen waren, keine weiteren Arbeiten über diese eigentümliche 
Verengerung des Aortenlumens unterhalb der Klappen finden. 
Wir bringen daher unseren Fall zur genaueren Publikation. 
Der Krankengeschichte entnehmen wir kurz folgende Angaben: 
Der 43 jährige Patient war . seit elf Jahren herzleidend. Schon 
neun Wochen, vor der Aufnahme ins Krankenhaus hatte er wiederholt 
Fieber und Schüttelfröste. Katarrh in den Lungen: und Stechen in der 
linken Brustseite. Bei der Aufnabme ‘am 7. April 1918 war Fieber vor- 
handen. Puls 100, rhythmisch. An den Lungen kein abnormer Befund. 
Deutliche Vergrößerung der Milz. Die Herzdämpfung nach links 1 cm 
verbreitert; Herzstoß im fünften Intercostalraum abnorm stark hebend. 
In der Gegend der Herzspitze systolisches Schwirren 
fühlbar; daselbst lautes systolisches Geräusch, letz- 
teres auch in der Aortenregion hörbar. Zweiter, Ton 
an der Aorta rein. Die ‚Untersuchung des Blutes ergab: Anämie 
‚mittleren Grades sowie das Leukocytenbild einer infektiösen Leukocytose. 
Die weitere Beobachtung : des Kranken ergab ständiges Fieber von 
re- und intermittierendem: septischen Typus. Pulszahlen ziemlich kon- 
stant um 100.. Anfangs Mai traten Ödeme auf, sowie ein allmählich 
immer intensiveres .systolisches Schwirren und 
lautes systolisches Geräusch inder Aortenregion, 
am stärksten im zweiten rechten 


a Mit Berücksichtigung der Anamnese, der objektiven Zeichen und 
des Verlaufes wurde die klinische Diagnose einer reerudes- 


 eierenden septischen Endokarditis an der Mitral- 


klappe mit ..frischen endokarditischen Auflage- 


. Zungen an den Aortenklappen gestellt, wobei angenonımen 
‚ daß die Veränderungen an der Mitralis schon alt wären (mehr- . 


wurde 
jähriges Herzleiden, alte- Mitralinsuffizienz), während die Endokarditis 


an den Aortenklappen erst während der Spitalbeobachtung hinzugetreten 
ware (systolisches Schwirren und systolisches Geräusch über der Aorta 
ab Anfang Mai 1918). | | SER 
Die am 15. Mai 1918 ausgeführte Obduktion ergab: Frische 
endokarditische Vegetationen an den Aortenklappen, besonders auf der 
‚hinteren Klappe. 
Klappen durch einen fibrösen Ring. Infarkte. der linken Niere. 
'Subakuter Milztumor. Ödem der unteren Extremitäten. — Der 
‘genaue Herzbefund lautet: Das normal gelagerte Herz ist in beiden 
Ventrikeln etwas vergrößert, links stärker als rechts. Die Tricuspidalis 
und die Pulmonalklappen normal. Das linke venöse Ostium ist für 
zwei Finger durchgängig; die Mitralklappe ist normal. Bei Son- 
dierung des Aortenostiums vom Herzen aus stößt 
pan auf einen Widerstand, es gelingt nur. mit der 
Uppe des Zeigefingers in die Aorta einzudringen. 
Nach Eröffnung der Aorta in gewöhnlicher Weise zeigen sich 
„gende Verhältnisse: Knapp am Ursprung der Aorta aus 
AR Ventrikel sieht man in ganzer Circumferenz 
e Herzwand eine wehrartig sich ausspannende, 
i bis 3 mm hohe, sehr derbe Verdickung im Endo- 
a Die unterhalb der rechten Aortenklappe 
gende Partie ist. die derbste und durch drei 
@ickere,stre bepfeilerartige Faserbündelverstärkt. 
h Die gegen den Aortenzipfel der Mitralis zie- 
ende Partie ist niedriger und dünner. (Abb. 1.) 
zint Legt man das Ventrikelstück mit dem Aorten- 
ne el-in seine natürliche Lage zurück, so sieht 
Er „sehrdeutlich, wie durch die Barriere ein quer- 
Pe okltes Ostium gebildet wird, dessen Längs- 
- t messer etwa 1öcm, dessen Querdurchmesser 
Irka 05cm beträgt, (Abb. 2.) . si 
si ron der Basis, respektive dem freien Rande, beziehungsweise der 
2 5 ‚ungsstelle der Semilunarklappen der Aorta ist das Ostium 0,8 
‚tespe = e 2 beziehungsweise 8 cm entfernt. i 
Ao linter der derbsten Partie dieses Faserringes ist die Wand 
orta leicht ausgebuchtet, > K 
Kla le ‚Aortenklappen selbst sind ‘schwer verändert. Die hintere 
3 at In ihrer Gänze von massigen, weichen, rotweißen Vegetationen 
cxt. Die rechte Klappe trägt an ihrem. zerfetzten, freien Rande 


(der 


) Wir möchten aber die Bezeichnung subvalvuläre Stenose als 


© Il 

die. 

‚©. nach unserer Ansicht richtigere vorziehen. 

ngeborene Dextrokardie mit Aortenstenose. Wien. med. 


0.1919 MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22. 


 1.Jıni. 


n der französischen 
Literatur von Lionville, Dufloeque, Boinet, Weber 
und Degocy, Barrault und endlich von Bret-Blanc-/| 
Perducet. Dagegen konnten wir in der übrigen Literatur mit. 
Ausnahme einer ähnlichen Beobachtung Pals?) bei der es nach- 


Intercostalraum. 


'Stenosierung der Aorta etwa 2 cm unterhalb der. 
-Atherom an der Aorta sehen 


-~ 


der Basis eine weiche linsengroße. Excrescenz, ilre Wand ist verdickt. 
Die Intima der Aorta ist zart, nur am Zugang zu den auffallend’ weiten 
Sinus Valsalvae ist eine V 

. Klappe 6 cm im Umfang. ee a 
E Die rechte Coronararterie entspringt außerhalb, die linke inner- 

halb des Sinus Valsalvae mit weiter Öffnung. 5 
| Das Kammerseptum ist. zirka .2 em dick. ' Das Endokard des 

linken Ventrikels ist bis auf 

zart und glänzend. u 
‚Die bakteriologische . Untersuc 


f 


Aortenklap 
dünner Diplobacillus in großer Menge. a wu ee 
fluenzabaeillus aussieht, 


. Da der Bacillus. morphologisch wie’ ein In 


. wird auf Blutagar und Glycerinagar gezüchtet. Ergebnis negativ. 


Auth im Schnitt besteht die Vegetation fast nur aus Bakterien, 


die sich nach Weigert ganz entfärben 
“einen. kurzen -Bacillus erkennen lassen. ` 
| Schnitte von dem stenosierenden Ring zeigen, daß .die im 
kard sitzende Verdickung zum größten Teil aus dichten Gewirren ela- 
stischer Fasern‘ und Streifen, sehr derben, kernarmen Bindegewebes 


bestehen. | RE a 
Cholestearin, Kalk und entzündliche Veränderungen sind nicht 
: nachweisbar. | i . 


| Wir haben demnach in der Aorta zwei voneinander sicher 
‘ganz unabhängige Prozesse. Erstens die frische bakteritische In- 
fektion der Aortenklappen durch einen leider nicht näher bestimm- 
‘baren Bacillus und zweitens die unterhalb der Klappen sitzende. 
starke Stenosierung ‘der Aorta, bewirkt durch einen alten Prozeß 
im Endokard. an, E | = 
| Zeitlich sind die beiden Prozesse bestimmt weit voneinander 
getrennt; die bakteritische Vegetation ist ganz jung, der subvalvu- 
läre Ring ist alt. | | - 


Was nun d 
entweder einen abgelaufenen _Entzündungsprozeß oder einen 


‚atheromatösen , Prozeß oder endlich eine auf 
basierende Endokardverdickung annehmen. iR e 

. Gegen die entzündliche Basis spricht der völlige Mangel 
entzündlicher Vorgänge im histologischen Bilde. Doch ist es durch- 
aus möglich, daß der gegenwärtige Befund den Rest einer abge- 
laufenen' Entzündung darstellte. oo. 3 

Aber auch als ein Stadium des -atheromatösen Prozesses 
könnte diese aus elastischen Fasern und derbem Bindegewebe be- 
stehende Endokardverdickung gedeutet werden. Dagegen spricht 


wi 


nur, daß wir mit Ausnahme einer Verdickung am Aortenzipfel 
der Mitralis und am Eingang zum Sinus Valsalvae absolut kein 
können. Die : Intima ist durch- ` 


aus zart. 


Beschaffenheit ‚des Walles und daß der Sitz der subvalvulären 
Stenose anscheinend ein ganz konstanter zu sein scheint, 


So schreiben Bret-Blanc-Perducet: cet orifice siège 2 | 


à 8 mm de la base des valvules und genau 8 mm unterhalb der 
Klappenbasis sitzt auch die Stenose in unserem Falle. Es ist 


also nicht: eine beliebige Stelle dieser Region mitro-aortique. oder 


dieses Sinus mitro-sigmoidien, welche den stenosierenden Prozeß 
trägt, nur eine ganz bestimmte, vielleicht durch fötale oder mecha- 


nische Kriterien hierzu prädestinierte Partie in der Aortenwurzel. 


Abb. 1, Abb, 2, 


„Wir möchten uns am liebsten für eine fötale Genese aus- 


sprechen, ohne aber über den hypothetischen Charakter dieser 


Annahme im unklaren zu sein. i Sa 
Was die Ansicht der französischen Autoren in dieser Hin- 


‚sicht betrifft, so schwanken sie zwischen Atherom und Entzündung, 


Bi 
erdickung. Die Aorta ‚mißt oberhalb der 


eine kleine Verdiekung an der Mitralis - 


hung ‘der Vegetationen an den 
pen ergibt: Im Deckglas ein gramnegativer, sebr kurzer und - 


und mit Löfflers | Methylenblau. 
Endo- 


ie Ätiologie des letzteren betrifft, so können wir. 


fötalen Vorgängen . 


Was endlich. die Annahme einer | fötalen Endokardkissen- 
Verdickung betrifft, so spreche hierfür die ganz eigentümliche ` 


e e ma e ER are 
- u š ir... i 
os A pr ae TEUN 
Á en 
Hy ri. nn 
. . n s B 4 
n É sh hor rd 
- sh vr N E 
Eu BSP: Pe Eee 
c Rby Bu 
aR TEN LER 
as 
’ 7 Ya 
HEE: Sh 
nag R -nE a; 
, a Y t 
NE lak 
LES t, 
0 
EY 
z 


-— 


SIT Rn =a 
EN Ser 


Targa 
ee 
Dean En 
ex 
nie Se 
[a Se 


Ann 

Bil een 

Fe 4 

TAI, 

x 

Pra n 
are 
Er 


zus u 


a ie 
ELTERN: 


ES ARE 
ne 
rn a 


Tea: 


ur dee Di haia Eia C a 
er nen 


EAD A w: 


ræ. `S 


Meazen: 


nn 


-en 1T 
mn 


"e, 


> eta 
sem Gaa 
= 
7 e 
ESTER ELITE 
a Ar 
ae gr A aten Pl eela 
S ke me, 
m Ai 
an, 
i x$ = 
n 


hi ® ER 
ne 


iea 
vr 


. E 
eon 


kooi 
N. 
pn 


2 
Fan Che, 


yet a baan, 
Ea aa e 
À me. 
ESN adedana 
weg, 
EURE TFEUTITETTN 
RR nte Ta ` 


T 


ton tej 
mn Ion. = 
a a p Ea = Th 


> 
y Puka ~s 
when > 
ARE N pr Fy - e . 
ne ` ` Ta 


Ps 
IN 
Cm at Ar 


Sur tn 

Paai = 

te’ art .- 
ei un Dong 2% 
Ten E 


um = 
De Te 
"0. 
Eye ne 
Eee =: 
RER 
Pape 
- 


> u Nr) 


Are 
Ami... 


wi: 


~. 


EIEII AT. 
kei 


Aai 
Der 


une 
rn ba. 
> 
u... 
BE Bere 
ud: % 


Tia 


har Ya} 
Ex 
= 


Toe a FE. 
a 
en ns 
ea 
~- 


kiia i wT FT RER a en nn = 5 i De 
R fg ba .., ee Ri 
iGS 
T 
nn 


-, 

ST I 

aa NA 
ı n 


ar eas 
Fam 
~ ~- 


ERTA 


eE o a 
eu aeeai 


Pe e EENE 
5 - een 
- De. 
m nn a A. 
- 


è . 
alep Hye 


A 
~ 


UN 
a I 
- ş + Sg- = mm A 
u ee 
Te nn” 


i t š 
BE F 


. Mitralis für das Entstehen der subvalvulären Entzündung verant- 


. Auflagerungen an den Aortenklappen zu beziehen. 


` Aortentons, auf die auch Pal in der oben zitierten Mitteilung 


folgendermaßen. | 


5 ` 
e 


Bret-Blanc-Perducet plädieren für eine athero- 


matöse Grundlage; Vulpian nimmt eine entzündliche Ätio- 
logie an. | l 


Auffällig ist, daß unter den acht französischen Beobachtungen 
sechs Fälle mit Läsionen der Mitralklappe kombiniert waren, wes- 
halb die Franzosen geneigt sind, den infizierten Aortenzipfel der 
wortlich zu machen, 

Gegen diesen Schluß aber spricht unsere Beobachtung, bei 


. der die Mitralklappe ganz normal ist.. 


-= Die klinischen Symptome dieses Falles führten zu folgenden 
Erwägungen. Bei der Sektion fanden sich, wie wir gehört, frische 
endokarditische Auflagerungen an der Aortenklappe; dagegen war 
die Mitralklappe intakt. Außerdem bestand eine unterhalb der 
Klappen sitzende, also subvalvuläre Stenose, die auch funktionell 
als ein stenosierendes, diaphragmaartiges Hindernis für den Blut- 
strom anzusehen. ist. 

Als physikalische Zeichen der sicher schon lange bestehenden 
subvalvulären Stenose im linken Ventrikel sind in unserem Falle 
das bei der Aufnahme . festgestellte systolische Schwirren 
und systolische Geräusch in der Gegend der 
Herzspitze sowie das systolische Geräusch in der 
Aortenregion anzusehen. | 

Das fühlbare systolische Schwirren über 
der Aorta im zweiten Intercostalraum rechts 
neben dem Sternum dagegen ist nicht auf die subvalvuläre 
Stenose, sondern einzig und allein auf die frischen endokarditischen 
Daß eine 
subvalvuläre Stenose zur Bildung eines systolischen Geräusches 
führen kann, ist ohne weiteres verständlich, wenn man sich über- 
legt, daß in der Systole des linken Ventrikels das Blut eine ver- 


- engte Stelle passieren muß, ehe es in die Aorta einströmt. 


Es handelt sich demnach um ein ausgesprochenes systolisches 
Stenosengeräusch, das auf gleiche Weise zustande kommt, wie das 
systolische Geräusch bei der valvulären Aortenstenose. 

Das bei letzterer in der Regel hörbare diastolische Geräusch 
als Zeichen einer Insuffizienz der Aortenklappen fehlte hier, da 
ja bei der subvalvulären Stenose die Aortenklappen selbst schluß- 
fähig sind. Ä 

Bezüglich der klinischen Zeichen der subvalvulären Stenose 
finden sich in der Literatur nur spärliche Angaben. So erwähnt 
Romberg'): Verengerungen des arteriellen Teiles der linken 
Kammer durch ein sehniges, unterhalb der Aortenklappen aus- 
gespanntes Diaphragma, das zu ähnlichen Symptomen führt, wie 
eine valvuläre Stenose, also Hypertrophie der linken Kammer und 
‚systolisches Geräusch. 


Auch Romberg hebt die deutliche Hörbarkeit des zweiten 


hinweist, hervor. 


Ausführlichere Angaben finden wir, wie früher erwähnt, in 
der französischen Literatur. Fassen wir die oft sehr weitschweifigen 
Ausführungen kurz zusammen, so gestaltet sich die Sachlage 


Neben der für die subvalvuläre Stenose natürlich nicht 
charakteristischen und diagnostisch nicht verwertbaren Hypertrophie 
des linken Ventrikels sind vor allem die Auscultationsbefunde in 
Betracht zu ziehen. 

Hier ist das systolische Stenosengeräusch als konstantes 
Zeichen zu nennen. Zumeist ist es sehr laut, allerdings in der 
Intensität zeitweise wechselnd. Es ist sowohl an der Herzspitze 
wie in der Aortenregion hörbar, in einzelnen Fällen in. der Mitte 
des Sternums lauter als im zweiten rechten Intercostalraum. Da- 
bei war das Geräusch zumeist weit gegen den Hals zu, wie auch 
nach unten hin, fortgepflanzt -zu hören. . 

"i Außerdem waren in der Aortenregion die zwei Herztöne 
deutlich zu hören. , , 

In einzelnen Beobachtungen war am linken Sternalrand in 
der Höhe der vierten bis fünften Rippe ein systolisches Schwirren 
tühlbar. Betont wird ferner die Kombination mit relativer Mitral- 
insuffizienz. | l 

Die erwähnten auscultatorischen Zeichen sind aber zum 
Teil ganz und gar nicht für diese Anomalie charakteristisch, so 
die Abnahme der Intensität des Geräusches bei abnehmender 


Herzkraft. Wir finden diese Erscheinung bei den Klappenfehlern. 
aller Art. 


1) Lehrbuch der Krankheiten. des Herzens. Enke, Stuttgart 1909. 


Auch die Kombination mit relativer Mitralinsuffizienz finden 
wir ebenso bei allen möglichen Dilatationszuständen des linken 
Herzens. | j 

Das Erhaltensein des zweiten Aortentons finden wir auch 
bei valvulärer Aortenstenose [vergleiche Jagic!). Vielleicht 
eher, aber auch nicht mit absoluter Sicherheit sind für die Er- 
krankung einer subvalvulären Stenose etwa folgende Merkmale 
des systolischen Geräusches verwertbar: Die laute Fortleitung 
nach unten und links; das Erhaltensein zweier normaler Töne in 
der Aortenregion; das Schwirren am linken Sternalrand in der 
Höhe der vierten bis fünften Rippe; ferner daß das Geräusch in 


der Mitte des Sternunis lauter zu hören ist als im zweiten rechten 


Intercostalraum neben dem Sternum. Bei der valvulären Aorten- 
stenose ist so gut wie regelmäßig das systolische Geräusch an 
letzterer Stelle am lautesten hörbar. 

Wichtig ist auch das Fehlen eines diastolischen Geräusches 
in der Aortenregion, das bei der valvulären Stenose wegen der 
gleichzeitigen Insuffizienz der Aortenklappen so gut wie regel- 
mäßig zu hören ist. 


Bei gleichmäßiger Berücksichtigung des anatomischen Be- 


| fundes und der klinischen Zeichen in den bisher beschriebenen 


Fällen kommen wir zu dem Schlusse, daß die Symptome einer sub- 
valvulären Stenose mit den physikalischen Zeichen der valvulären 
Aortenstenose manches Gemeinsames haben, und daß die Diagnose 
in vivo wohl zumeist in der Richtung des letztgenannten Klappen- 
fehlers gelenkt wird. 

In unserem Falle hat die subvalvuläre Stenose die Zeichen 
eines Mitralfehlers imitiert. Erst die während des Spitalaufent- 
haltes aufgetretene Infektion der Aortenklappen führte zu den 
Auflagerungen an diesen, wodurch das laute systolische Schwirren 
im zweiten rechten Intercostalraum zustande kam. Dieses erst 
unter unserer Beobachtung aufgetretene akustische Zeichen mußten 


wir mit Recht auf die frischen endokarditischen Veränderungen 
an den Aortenklappen beziehen. 


Aus der Universitätsklinik für Gemüts-u.Nervenkrankheiten, Tübingen 
(Dir.: Prof. Dr. G aupp). 


Zum Problem der Vererbung erworbener 
Eigenschaften. 


Von 
Dr. Hermann Hofimann, Assistenzarzt. 


Die Vererbung erworbener Eigenschaften bildet heute eine 
der am meisten erörterten, vielfach umstrittenen Fragen des 
ganzen Vererbungsproblems; von einem Teil der biologischen 
Forscher wird sie ebenso bestimmt bejaht, wie sie von anderen 
verneint wird. Infolgedessen macht sich neuerdings sogar VI 
einzelt die Ansicht geltend, diese ganze Frage lasse sich augen- 
blicklich überhaupt nicht entscheiden, und es wird somit. jede 
weitere Erörterung als unfruchtbar und zwecklos hingestellt. 

Der gelegentlich sehr erbittert geführte Streit ist wohl nicht 
zum geringsten Teil deswegen zu solch großer Bedeutung ange 
wachsen, weil die Entscheidung dieser Frage sich eng mit den 
biologischen Grundanschauungen berührt, wie wir später sehen 
werden. Jedoch nicht nur in der Biologie selbst, sondern welt 
über ihre engeren Fachkreise hinaus, besonders aber in der medi- 
zinischen Wissenschaft ist von jeher unserem Problem Jebhaftes 
Interesse entgegengebracht worden. Erscheint doch auch gerade 
für die Entwicklung und den späteren Werdegang des Menschen- 
geschlechts die ganze Frage von nicht geringer Bedeutung. 

Wenn man versucht, dem Problem der Vererbung erworbene! 
Eigenschaften näherzutreten, so ist es auffallend, welch vel- 
schiedene Begriffe in der Literatur von den einzelnen Autoren 
darunter verstanden werden. So scheint cs bei einer Behandlung 
der Frage in erster Linie notwendig, sich darüber klar zu sa 
was denn überhaupt unter einer „erworbenen Bi& a 
schaft“, ferner unter Vererbung derselben zu verstehen pn 

Analysieren wir zunächst das Wesen des Vorgangs, der nn 
bei dem Neuerwerb einer Eigenschaft vollziehen muß. N 
muß, ganz allgemein gesprochen, eine äußere Ursache N einen 
Organismus eine Veränderung gesetzt haben, cine Veränderung: 
die nicht etwa, wie so häufig, nur vorübergehender Natur ist, 80 


!) Handbuch der Herzkrankheiten. Deuticke, Wien 1012, 


RT 
eg 


ATI 
EN 
u DyN 
2, e 

y 


5 
4 
r 
4 
$ 
3 
SAAN 
BR ew a to E . er i 


— 
~ 
- 
t 
A 
pan 
ES 
tur 
a 


San‘ 
NN 
- 


u 
N - 
„7 \ 
c 
E 
3 
. L 
er 
v 
t 
N, 
2} 
m 
s eA Im 
rn en Te, 


> er 


- 


“.- 
nt ann ar 

D Er N REN 
um: 


.- A 


- 
ee Su 
$ si + 
= Ki i K - 7 
a v an sec 
a NER 


RE De ER ER 


2.0.4919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr 22. 00000 


as 
- at 
Te 


= 1Lsum. En 
Par piy = 
š ; sog : TS eun 

dern für das Individuum dauernden Bestand hat. So kann. man, | Verhältnis’ zur Eigenschaft des Individuums eine ganz bestimmte, Bei Kill. 4 

wie Semon es tat, die hier in Betracht kommenden Eigenschaften | gleichsinnige sein. Nicht jede beliebige Veränderung: der idio- | er AU TEE 

am besten als „Reiz- bzw. Erregungswirkungen“ bezeichnen. Jedes | plasmatischen Konstitution der Keimzellen, die sich irgendwie in pi Pela, 

Lebewesen hat vermöge der ihm und seiner Art, eigentümlichen | der Entwicklung: derselben äußert, gehört in: das ‚Gebiet, der Ver- a lea. j 

Organisation die Fähigkeit, auf einen bestimmten äußeren Reiz | erbung erworbener Eigenschaften. So sind meines Erachtens die = a ir 

in bestimmter Weise zu reagieren. Bei Wirkung eines Reizes, der | von O.-Hertwig selbst angestellten Versuche der Einwirkung ; ER UE o 

an sich überhaupt imstande ist, in dem betreffenden- Organismus. | von radioaktiven Substanzen auf die Keimzellen, die infolge ‘der A EEE 

direkten Wirkung auf das Idioplasma derselben. eine mehr oder er alien 

EN meban an 

DES SAIKET 


Er Sr 
ee Sun 
= un, 


Veränderungen hervorzurufen, tritt die entsprechende Reaktion 


ein, das heißt die im. Organismus liegende Reaktionsmöglichkeit . 


wird aktiviert und stellt sich dann, falls sie Bestand hat, als neue 


weniger pathologische Entwicklung zur Folge hatten, nicht der 
‚Frage der Vererbung erwörbener Eigenschaften wesensgleich. . Er 
‚setzt diese Experimente in Parallele zur Degeneration von Nach- 
kommen chronischer Alkoholisten. Es ist natürlich absolut sicher, 


liegen soll, beim Kind entweder die Leberecirrhose selbst oder eine 


Reizes bei den Nachkommen sich in qualitativ gleicher Weise 
gesteigerte Anlage zu derselben vorhanden sein, sodaß schon : 


. wiederum zeigt, oder wenn zum mindesten eine erhöhte Disposition 


< 
Dann 
-t 


Eigenschaft dar. g | | a 
Wann dürfen wir nun von Vererbung einer solchen. erwor- | | AE 
benen Eigenschaft sprechen? 0 ee - | daß chronischer Alkoholmißbrauch nicht nur bestimmte Organe 2 a 
0. Hertwig definiert die Vererbung an sich (das heißt die | (Leber, Magen. usw.) sondern auch die Keimdrüsen und > 
ererbten Eigenschaften) folgendermaßen: „Die Eltern vererben auf | Keimzellen nachteilig beeinflußt.. Diese Tatsache. gilt nicht nur BE 
ihre Kinder die Eigenschaften, die sie selbst von- ihren Vorfahren | für die menschliche Entwicklung, sondern konnte auch experi- ERD 
ererbt haben; sie geben einfach beim Zeugungsprözeß die Erb- mentell bei Tieren (Meerschweinchen) von Sto ckard und An- har, 
" masse weiter, in der Beschaffenheit, in welcher sie ihnen einst von | deren nachgewiesen werden. Ähnliche ‚schädigende Wirkungen SE 
ihren eigenen Erzeugern überliefert wurde. Die Übereinstimmung | üben, andere Gifte wie Blei, Arsen oder Mikroorganismen, `z. `B. GERE 
. der durch Zeugung auseinander hervorgehenden und sich in der | Syphilisspirochäten, auf die Keimzellen aus. Diese sich'in patho- 
` Zeitfolge ablösenden Individuen erklärt sich einfacherweise daraus, | logischer Veränderung: des Entwicklungsprozesses, in mehr oder N in 
daß sie immer aus derselben Anlagesubstanz hervorgehen, die von | weniger ausgeprägter Entwicklungsbemmung äußernde Keimes- FrERISBERE 
Individuum zu Individuum, von Generation zu Generation als Erb- | schädigung wird seit Forel allgemein als „Blastophorie“ be- o 
masse übertragen wird.“ Und die Übertragung dieser Erbmasse, | zeichnet. u u A BE: Fa | =. WERE 
die man allgemein Idioplasma nennt, kann nur durch die Keim- „Betrachten wir nun aber einmal ’die durch die genannten el NER, 
zelle geschehen, „die in bildlichem Sinn als Trägerin des Erbes | äußeren. Faktoren, z. B..das Alkoholgift, im Menschen ver- Bi. 
bezeichnet werden kann“; Eine Vererbung einer erworbenen | ursachten krankhaften Veränderungen, die wir nach unserer TUNER T 
Eigenschaft ist also. nur möglich, wenn diese imstande war, eine |. anfangs gegebenen Definition wohl als erworbene Eigenschaften . Keil a 
bestimmte, gleichsinnige Veränderung der Erbmasse der Keim- | bezeichnen können, so ist ohne weiteres klar, daß diese, z. B. D Et a 
‚zellen hervorzurufen. Wir dürfen nur dann von Vererbung er- | eine Lebereirrhose, bei den Eltern nicht mit’ der allgemeinen. ans: 
 worbener Eigenschaften reden, wenn die Wirkung, die bei der | Entwickluigshemmung der Kinder im Sinne einer gleichen oder Ar 
‚Elterngeneration auf einen Reiz hin auftrat, ohne Fortdauer des | auch nur ähnlichen Eigenschaft in Beziehung gesetzt werden kann. . ` Ki ars: a 
| Es müßte, damit. Vererbung einer erworbenen Eigenschaft vor- A TA Sai 
i O Bee 
f 


für das Eintreten der gleichen Reizwirkung bei den Nachkommen 
beobachtet werden kann. . `. > | | ` | mäßiger Alkohölgenuß, der bei normal 'veranlagten Individuen en 
“ Auf diese Weise schließen wir von vornherein zwei Erschei- | Keine krankhafte Veränderung. bewirkt, bei dem Alkoholikerkind ige. 
nungen aus, die Häcker als äquikausale und äquidispositiönelle,| eine Lebereirrhose hervorrufen würde. Dies ist jedoch nicht der ee 
 Abänderungen bezeichnet, welche auch gelegentlich mit in unser | Fall; überhaupt sind niemals bei Keimesschädigung auch infolge W i ie 
Problem hineingezogen worden sind. Unter äquikausalen Abände- | anderer Giftwirkung gleichsinnige Veränderungen bei Eltern und STE 
rungen versteht Häcker „solche Fälle; in welchen in augen- | Kindern auf dem Wege der Vererbung beobachtet worden. Dem- nn 
- Scheinlicher Weise eine Übertragung der Reizursache selber statt- | nach dürfen wir die Tatsache der Blastophorie nicht für die Ver- ee 
| ` findet und also, da beim Kinde die gleiche Ursache weiterwirkt, | cerbung erworbener Eigenschaften heranziehen. Aus den Hert- ie 
E das Wiederauftreten der Besonderheit, also der Reizwirkung ohne | wigschen Versuchen folgt einwandfrei nur, daß durch äußere- Es 
} = Weiteres verständlich wird“. Hierunter würde z. B. die Übertragung | Faktoren eine Veränderung der Keimanlage möglich ist; — trotz- hier 
| dem ein sehr bedeutungsvolles Ergebnis. — ` ut. = ar! 
Der Begriff der Vererbung erworbener Anlagen erscheint mir < 


einer Infektionskrankheit von Eltern auf das Kind fallen durch 
direkte Übertragung. der Mikroorganismen.. Bei der äquidispositio- 


i - ‘ 
F l ` . . i . i 3 .. ` 
; <- nellen Variation handelt es sich um die Übertragung, der Reiz- | nach alledem für unsere Fragestellung als etwas. zu allgemein ge- 


faßt. Jede Vererbung ‚einer erworbenen Eigenschaft stellt aller- 

dings eine Vererbung einer erworbenen Anlage dar; denn nur so . 

ist sie überhaupt denkbar. Jedoch deckt sich umgekehrt nicht 

jede Vererbung einer erworbenen Anlage mit der Vererbung einer . 
. die Blastophorie als An- 


‚. empfindlichkeit oder Disposition von. einer Generation auf die 
andere, auf Grund deren, bei beiden ein und dieselbe Krankheit 
A Eingang findet, falls der gleiche äußere. Reiz einwirkt. Es ist wohl - 
i ‚ ohne weiteres klar, daß diese beiden Vorgänge nichts mit unserer , g ein bene 

; Definition gemein haben. Dasselbe gilt für Verletzungen und Ver- | erworbenen Eigenschaft, wie dies z. B 
„~ Stlimmelungen, für die man früher auf Grund’ von fast märchen-. | lageveränderung zeigt. - | : a E 
f | Noch andere Einwände sind gegen unsere Auffassung er-. 


haften Beispielen: V ererbungsmöglichkeit annahm, die aber schwer- | 
hoben worden. Manche Forscher glaubten sich mit dem Auftreten 


a lich als Reaktion auf einen Reiz aufgefaßt werden können. Sie’ | | | 

„Spielen heute für unsere Frage keine Rolle mehr. | neuer Eigenschaften bei einer.Art.und ihrer Vererbung hicht be- ` 

. <- Gegen die hier entwickelte Fassung des Begriffs der „Ver- | gnügen zu können, um sich für unsere Frage in positivem Sinne zu E 

; erbung erworbener Eigenschaften“, die zuerst vor allem von Se- | entscheiden. ‘Sie behaupteten vielmehr, zu diesem Ende müßte 7 

| mon vertreten wurde, sind von mancher Seite Bedenken | eine Veränderung der’ Reaktionsweise oder Reaktionsfähigkeit 
nachgewiesen werden, erst dann dürfe "man von Vererbung .er- 


worbener Eigenschaften in eigentlichem Sinne reden. Nehmen 

wir einmal an, ein Organistaus hätte sich unter dem Einfluß eines 

‚äußeren Reizes, z. B. Licht odet Temperatur, in bestimmter 

Weise verändert, so ist absolut klar, daß mit dieser Veränderung 
‘eine Veränderung der Reaktionsfähigkeit einhergehen muß in dem 

Sinne, daß der betrefiende Organismus nach eingetretener Reiz- 

wirkung auf den nämlichen: Reiz nicht mehr, also anders reagiert 

als die ursprünglichen, normalen Vertreter seiner Art, die dem- 

selben Reiz nicht ausgesetzt waren. Bei der reinen Vererbung 

solcher erworbenen Veränderungen auf die, Nachkommen darf man. 
wohl mit Semon davon reden, daß sich bei denselben auch die ` ee; 
Reaktionsfähigkeit in gleicher Weise verändert hat. - 2 A 
.. F v. Wagner äußert in seinem Referat über Semons 

„Vererbung -erworbener Eigenschaften“ über die veränderte Reak- 
tionsweise Bedenken anderer Art. "Er erwägt, wer wohl mit Recht 
behaupten könnte, daß Veränderungen der Reaktionsweise, -die 


erhoben worden. So glaubt O. Hertwig eine wesentlich klarere 
achlage zu schaffen und. den bisherigen endlosen Diskussionen 
die Spitze abzubrechen, wenn statt „Vererbung erworbener Eigen- 
schaften“ die wissenschaftliche Fassung des Problems lauten 
würde „Vererbung erworbener Anlagen“, „Dann ist aber die Ver- 
erbung neu erworbener Anlagen eigentlich etwas’ Selbstverständ- 
a und in dieser Form überhaupt kein Problem mehr; ein’ 
solches beginnt vielmehr erst dann, wenn wir die Frage aufwerfen, 
= welchem Wege können neue Anlagen in der Artzelle entstehen, 

s lle noch besser und allgemeiner ausgedrückt: wie kann die Art- 

Zelle in ihrem Anlagebestand verändert werden?“ a 

die le bedürfen erworbene Eigenschaften des Organismus 
r nn eränderung der Keimanlage, um bei’ den Nachkommen 
Forsch in Erscheinung treten zu können. Es sind sich wobl alle 
di ‚cher darüber klar, daß nicht die Eigenschaften selbst durch 
„ie Keimzellen übertragen: werden, sondern nur die Anlagen für 
> @eselben.. Dabei muß aber die Veränderung des Keimplasmas im 


. ‚ 
O ee er Sr! 


5 = ` “rn ` -s 
ata mu ee nn ae len a S anlo L 


aieea ak AE h aT a E 


Se p Br an e ER ET =a ze 
WETTEN TEEN i 


534 


m aa 


sich erblich erweisen, durch den Experimentator erst aufgezwun- 
genen Neuerwerb' darstellen und nicht Auslösungen einer längst 
in den betreffenden Keimzellen kraft ihrer Stammesgeschichte ge- 
gebenen Reaktionsfähigkeit sind. Er möchte mit anderen Worten 
Atavismen. für die Neuerwerbungen verantwortlich machen. In 
der Tat ist dies ein Einwand, der oft ins Feld geführt wurde. Nicht 
Auftreten eines neuen Charakters, sondern nur Wiederhervortreten 
eines früheren, zuletzt latenten Charakters durch Rückschlag auf 
Eigenschaften früherer entfernter. Generationen; damit würde also 
unsere ganze Fragestellung ‚hinfällig. Abgesehen davon, daß das 
so sehr beliebte Zurückgreifen auf Atavismen eigentlich meistens 
auf recht vage Vermutungen hinausläuft, besteht meines Er- 
achtens dieser Einwand ebenfails nicht zu Recht. Falls experi- 
mentell nachgewiesen wäre, daß eine Reizwirkung bei einem 
Organismus sich ohne Fortdauer des Reizes bei den betreffenden 
Descendenten wiederum zeigt, so ist es für unser Problem gleich- 
gültig, ob die Reizwirkung als Rückschlag zu deuten ist oder 
nicht. Ob die bestimmte Reaktionsmöglichkeit, die durch den 
Reiz aktiviert wird, von einem Atavismus herrührt oder sonst in 
der Organisation des Individuums irgendwie begründet ist, kann 
keine Rolle spielen. Sicherlich hätten wir es in diesem Falle 
mit der Vererbung einer neu aufgetretenen, vor Einwirkung des 
Reizes nicht beobachteten Eigenschaft zu tun, die ohne Einwir- 
kung des Reizes keineswegs in Erscheinung getreten wäre. Es 
ist ja eine in der Naturwissenschaft bekannte Tatsache, daß 
jeder Organismus in einer ihm eigentümlichen Art auf 
bestimmte Reize reagiert. Die betreffende ganz bestimmte Re- 
aktion erklären wir aus seiner Veranlagung, die wir letzten Endes 
wieder auf seine von. der vorhergehenden Generation übernom- 
mene Erbmasse oder Idioplasma zurückführen müssen. Es wäre 
natürlich widersinnig, zu verlangen, jedes Lebewesen durch 
äußere Reize und Umweltsfaktoren je nach Belieben zu ver- 
ändern und umzuformen. Damit eine Reaktion in bestimmter 
Weise überhaupt zustande kommt, muß natürlich diese bestimmt 
gerichtete Reaktionsmöglichkeit ihm gegeben sein, schon in ihm 
liegen, Insofern hat v. Wagner durchaus recht. Mit der An- 
sicht jedoch, daß diese Tatsache ein Argument gegen die Ver- 


erbung erworbener Eigenschaften sein soll, kann ich mich in keiner | 


Weise einverstanden erklären, 


Wenn man überhaupt in der Frage der ‚Vererbung erwor- 
bener Eigenschaften zu einer Entscheidung, zu einem klaren Re- 
sultat kommen will, muß an der zuerst von Semon gegebenen 
Definition, wie ich sie anfangs entwickelt habe, unbedingt fest- 
gehalten werden. 


Dem Laien oder demjenigen überhaupt, der sich mit dem 
ganzen Problem theoretisch nicht näher befaßt hat, wird es höchst 
merkwürdig erscheinen, daß die Frage der Vererbung erworbener 
Eigenschaften überhaupt zur Diskussion stehen kann. Vor allem 
hört man in medizinischen Kreisen noch oft die Ansicht ver- 
treten, daß die Eigenschaften der Organismen doch in der 
Stammesgeschichte einmal erworben wurden und folglich erwor- 
bene Eigenschaften erblich sein müssen. Will man nicht wie 
O0. Hertwig die „Vererbung erworbener Eigenschaften“ auf die 
„Vererbung erworbener Anlagen“ erweitern, so muß man streng 
unterscheiden zwischen dem Begriffe der Neuentstehung von Erb- 
anlagen an der Erbmasse überhaupt aus irgendwelchen Gründen 
und der erblichen Übertragung einer durch äußere Einflüsse am 
Soma entstandenen Eigenschaft, einer somatischen Eigenschaft, 
wie sie auch sonst genannt wird. Zu der Neuentstehung von Erb- 
anlagen im Idioplasma überhaupt ist z» B. auch die durch 
geschlechtliche Kombination entstehende sogenannte „am- 
phimictische Neuheit“ zu rechnen, die natürlich zu unserer Frage 
in gar keiner Beziehung steht. Die übrigen Neuentstehungen oder 
Veränderungen der Erbanlagen einer Artzelle faßt man allgemein 
in der Biologie unter dem Namen „erbliche Mutationen“ oder nur 
„Mutationen“ zusammen. Wie erklärlich, spielen diese in der 
theoretischen Phylogenese als Grund für die Entstehung neuer 
Arten eine sehr wesentliche Rolle. Um sich nun über die Be- 


ziehung dieser Mutationen zur Vererbung erworbener Eigen- - 


schaften, ferner über die Bedeutung dieser für die Phylogenese ein 
Bild machen zu können, ist ein näheres Eingehen auf die be- 
deutendsten Theorien der organischen Entwicklung nicht zu um- 
gehen. 


Zunächst der Darwinismus, am eifrigsten verfochten von dem ; Sprüngen erfolgenden Mutationen einsetzen, 


jüngst verstorbenen Freiburger Zoologen A. Weismann, der 
das Selektionsprinzip als oberstes organisches Entwicklungsgesetz 
aufstellt. Man hat dieses Prinzip auch wohl die Theorie der in- 


De nama 


| e 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22. 


‚ direkten oder passiven Anpassung genannt. 


u — 
— ma w e m a e e 


——— m- 


1. Juni. 


Sie geht aus von 
richtungslosen, zufälligen Keimesvariationen, von denen im Kampf 
ums Dasein durch Auslese nur die zweckmäßigen und der Um- 
gebung angepaßten Produkte übrigbleiben und sich in der Art 
fortpflanzen, die unzweckmäßigen aber vernichtet werden, 
Weismann nannte diese Keimesvariationen blastogen; er ver- 
stand darunter plötzlich zutage tretende Variationen aus inneren 


‘Ursachen, das heißt solche Veränderungen der Vererbungssub- 


stanz, die ohne unmittelbare Wirkung bestimmter äußerer Fak- 
toren hervortreten, die sich also mit dem Begriffe der Mutation 
decken. Zweifellos kommen in der Natur solche Veränderungen 
vor, deren Ursache wir noch nicht kennen, die wir daher vor- 
läufig noch auf innere Keimesursachen zurückführen müssen. 
Wenn es sich auch manchmal dabei um die Wirkung vorher- 
gegangener Kreuzung, um das Wiederhervortreten latenter Eigen- 
schaften handeln kann, so scheinen wir doch in anderen Fällen 
eine spontane, das heißt atavistisch nicht, bedingte Entstehung an- 
nehmen zu müssen. Immerhin werden wir in vielen Fällen auch 
an die Wirkung von Umweltsfaktoren denken müssen, wie wir 
später sehen werden. 

Nach Ansicht der Selektionisten wirkt auf diese als zu- 
fällig oder richtungslos angenommenen (das heißt ohne Rücksicht 
auf die Zweckmäßigkeit entstehenden) Mutationen die Selektion . 
ein; durch sie wird im Kampf ums Dasein das Zweckmäßige ef- 
halten, das Unzweckmäßige aber vernichtet. So sollen also die 
Abänderungen der einzelnen Arten im Laufe der Entwicklung 
entstanden sein. Eine kurze kritische Stellungnahme ist im 
Rahmen dieser Frage nicht ganz zu umgehen. Der Begriff der 
Unzweckmäßigkeit als ‘wesentlicher Faktor der Selektion kann 
nicht ohne weiteres anerkannt werden, eine Feststellung, die von 
Gegnern des Darwinismus des öfteren gemacht worden ist. Viel- 
mehr ist für „unzweckmäßig“ der Begriff „schädlich“ einzusetzen, 
da nicht alle durch Mutation gebildeten unzweckmäßigen Organ- 
bildungen oder Eigenschaften für das betreffende Individuum im 
Sinne der Erhaltung wichtig zu sein ‚brauchen, das heißt Selek- 
tionswert besitzen müssen. So würden also demnach von diesen 
Mutationen nur alle schädlichen ausgemerzt, alle übrigen aber - 
erhalten bleiben, sowohl die zweckmäßigen als auch diejenigen 
von den unzweckmäßigen, die für den Organismus an sich nutz- 
los, nicht lebenswichtig wären.» Lägen aber die Verhältnisse der- 
art, so müßten der Wahrscheinlichkeitsrechnung nach auch heute 
noch zahlreiche unzweckmäßige, nutzlose, aber unschädliche Or- 
gane bei den einzelnen Arten nachweisbar sein. Wir finden aber 
davon in der ganzen Natur nichts, im Gegenteil zeigen alle Or- 
ganismen eine auffallende Zweckmäßigkeit, wie sie vom Menscher- 
geist nicht vollkommener hätte ausgedacht werden können, „Wa 
rum,“ so sagt R. Meyer hierzu, „liefert die zufällige Keimes- 
variation so hochkomplizierte zweckmäßige Organe nur an be- 
stimmter exponierter zweckmäßiger Stelle? Warum sind von 
den zahllosen Variationsfällen, aus denen eine einzige Zweck- 
mäßigkeit hervorgeht, nicht wenigstens einige unzweckmäßige. 
aber schadlose Bilduñgen erblich zurückgeblieben, etwa Augen 
im Magen oder Zähne und Zunge im Anus oder Krallen auf der 
Rüekenhaut?“ Lenz bringt hierauf den zum Teil berechtigten 
Einwand, daß im Magen das Auge bald an Entzündung zugrunde 
gehen würde, daß Zähne im Anus bald cariös werden und Zahn- 
schmerzen machen würden, daß Nägel auf der Rückenhaut wegen 
fehlender Abnutzung bald einwachsen würden. Es gibt nac: 
seiner Ansicht kein überflüssiges Organ, das nicht zugleich die 
Erhaltung beeinträchtigt. Ich gebe zu, daß die Beispiele von 
R. Meyer etwas grotesk gewählt sind. Man könnte aber M 
seinem Sinne fragen, warum sind nicht am Rumpfe z. B. ugen 
entstanden oder Ohren an den Armen, wo sie doch absolut er- 
haltungsfähig wären? Doch bedarf es in diesem Falle gar en 
Beispiele. Es ist logischerweise unbedingt sicher und feststehend, 
daß durch richtungslose erbliche Keimesvariationen unzwe6 - 
mäßige, aber schadlose Bildungen entstehen müßten, die 1m Kamp 
ums Dasein keine ausschlaggebende Rolle spielen könnten. £s £ Are 
ferner zweifellos nicht allein, daß durch irgendeine Eigenseha” 
die Wahrscheinlichkeit der Lebenserhaltung nur um em gormpr 
geändert zu werden braucht, wie Lenz meint, damit die z . 
tion eingreifen kann. Eine gewisse Variationsbreite, m der dI 
Erhaltung einer Art möglich ist, wird doch wohl zugegeben 2 
den müssen. Es kann die Selektion nur bei den N größere 
da in kleinen, 
stufungen erfolgende Veränderungen nur geringe V orteile Bann 
können und niemals für die Erhaltung von ausschlaggebende : 
Werte sein können; in diesen Fällen soll aber dem Prinzip 9 


ee en s: æ 2 e` u Ga Ta 7 2 e k 

We. iJuni O oo 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — N. 0.0.00. „535° P ER 
m f O = —- == : ——— ar | > Ka n, 
taw net Auslese ` theoretisch das ‘Recht der. Wirksamkeit nicht abge- | welche die Natur ununterbrochen seit langer Zeit hervorgebracht _ ELLE in 
sprochen werden, ~ ie Pe ~ | hat“. - Seine Anschauung faßte er in die beiden bekannten Ge- l, Friis 
setze zusammen, daß.,„erstens bei jedem Tiere, welches das Ziel. enep, 

il Ezti 


N us diese riti: Beleuchtung ii er- | ige. 
Wir sehen aus dieser kurzen kritischen Beleuchtung immer- seiner Entwicklung noch nicht überschritten hat, der häufige Ge- 


Teak 
tz aa 
en 


hin so viel, daß, die Darwinsche Theorie der zufälligen, rich- } {= SCN N | Bu N, 
tungslosen 'Keimesvariationen verbunden mit der.Selektion als | brauch eines Organs dasselbe allmählich. entwickelt und stärkt, ll 
organische Entwicklungstheorie nicht ausreichen, nicht befriedi- | während der konstante Nichtgebrauch eines Organs dasselbe all- RE 
gen kann. Die in ihr enthaltenen Variationen oder Mutationen | Wählich schwächer macht und endlich. verschwinden läßt“, daß id Kein; 
haben natürlich mit vererbten erworbenen Eigenschaften in uù- | „2we4ens alles, was die Tiere durch den Einfluß der Verhältnisse, o A | 
serem Sinne gàr nichts zu tun; diese haben überhaupt in der | denen sie während langer Zeit ausgesetzt sind, und folglich durch A KERI E 
ganzen Theorie keine Berücksichtigung gefunden. Dies darf uns | den Einfluß des vorherrschenden Gebrauchs oder konstanten ` SEE 
in Anbetracht der Unzulänglichkeit des Prinzips um .so weniger | Nichtgebrauchs eines Organs erwerben oder verlieren, durch die ; vaniy a 
beirren, wenn auch Weismann stets zu den erbittertsten Geg- | Fortpflanzung auf die Nachkommen vererbt wird . Wir sehen N, 
nern und Bekämpfern der „Vererbung somatisch erworbener | “ine absolute Bejahung der Frage der Vererbung erworbener BEE 
Eigenschaften“ zählte. Er hät. diese Frage auf Grund seiner Eigenschaften. „Selbst Darwin, der die.. Entwicklungstheorie | Biel: 
Keimplasmatheorie stets auf. das entschiedenste verneinen zu | durch sein Prinzip der Selektion vermittels des Kampfes ums Da- N Bene 
| sein bereicherte, hat an diesen Lamarckschen Ideen fest- ee REA 

ER 


ENGER 
“2 Ber 
re te Tg k 


gehalten. Im Gegensatz zur Selektionstheorie nannte man die 
Theorie Lamarcks das Prinzip der direkten, aktiven An- 
passung der. Organismen- auf. äußere Reize. Es ist wohl kein 
Naturforscher heute mehr der Ansicht, daß allein Nichtgebrauch 


—m 
un 
un, 


müssen geglaubt. Nach Weismann „beruht die ‚Vererbung 
darauf, daß von der wirksamen Substanz des Keimes, dem Keim- 
plasma, stets ein Minimum unverändert bleibt, wenn sich der- 


. -a 
ae 
e eoc, 


PET E TEN 
e 


waren 
- 


TPIT 
-i .. 


a ED 


in ihr ausgesprochene Gegenüberstellung von Soma und Keim- 
plasma zutreffend sein, so ist die Unmöglichkeit gegenseitiger 
Beeinflussung nicht unbedingt als Konsequenz daraus zu ziehen. 
‚Eine ausführliche Widerlegung des Weismannschen Staff - 
Punktes hat sowohl Semon, wie auch in neuerer Zeit O, Hert- 
Ein näheres Eingehen auf diese Ausführun- 


En zum oe ismus mn und daß dieser Rest des nn i 
plasmas dazu dient, die Grundlage der Keimzellen des neuen Or- DR BE : 5 Se 
Zöhisnus au bilden, Es wird als- das Keimplasma nicht in jedem | Oder Gebrauch den wesentlichsten Faktor der organischen Ent- Men. 
Individuum neu erzeugt, sondern leitet sich von dem vorher- | Wieklung ausmachen; denn ehe Gebrauch und Nichtgebrauch an VER 
gehenden ab, es hängt in seiner Beschaffenheit, also vor allem in’ | Organ stärken beziehungsweise schwächer machen können, muß 1% Be 
‚seiner Molekularstruktur nicht von dem Individuum ab, in dem | dasselbe erst vorhanden sein und-Lamarcks Erklärung der Per. 
‘es zufällig gerade liegt, sondern dies ist gewissermaßen nur der ,| Otganbildung auf Grund von, Bedürfnisempfindung führt in der E ae 
Nährboden, auf dessen Kosten es wächst;.seine Struktur ist von | Konsequenz zu etwas gewagten Spekulationen. Trotzdem wirkt Ti AA 
vornherein gegeben. Die Molekularstruktur, als Träger der Ver- | die Lamarcksche Grundidee, daß nämlich alle Organismen i RTE ; 
‚erbungstendenz, kann nur solche Charaktere übertragen, die an- wahre Naturerzeugnisse. sind auf ‚Grund direkter Anpassung an I AARRE 
ererbt, das heißt von vornherein in der Struktur des Keimplasmas | die Umweltsfaktoren, noch heute in der Biologie nach und ist U KHE no) 
gegeben waren, nicht aber Charaktere, die erst im Laufe des | Weuerdings von einzelnen Forschern als Grundprinzip der organi-. DRE 
Lebens infolge besonderer Einwirkungen erworben wurden.“ Aus | Shen Entwicklung herausgearbeitet worden. H äckel hat z. B. ii peana oi 
dieser Unmöglichkeit der individuellen. Beeinflussung des Keim- ee Vertreter des Darwinismus die große Tragweite i ac ER 
Plasmas schließt Weismann durchaus folgerichtig die Nicht- | det Lamarckschen Lehre stets betont. Er sagt in seiner E 
vererbbarkeit erworbener Charaktere. Diese in allen. ihren Teilen | »ẹenerellen Morphologie“ über das „oberste Gesetz der An- N ae 
äußerst feinsinnige und geisireiche Theorie löst spielend die Pro- | Passung“ folgendes: „Jede Anpassungserscheinung (Abänderung) BE 
‚bleme, die heute noch in der Biologie zu den dunkelsten zählen. | der Organismen ist durch die materielle Wechselwirkung zwischen 11:10 ge 
- Bie entbehrt jedoch genügender Beweise aus der experimentellen | der Materie des Organismus und der Materie, welche denselben nn. 
Forschung und kann daher auch nicht in ihrer Schlußfolgerung | 18 Außenwelt. umgibt, bedingt und der Grad der Abänderung - REEE =. 
ohne weiteres als richtig anerkannt werden. Sollte jedoch die | Steht in geradem Verhältnis zu der Zeitdauer und der Intensität o 
i | der materiellen Wechselwirkung zwischen dem Organismus und el 
den materiellen Existenzbedingungen ‘der Außenwelt.“ Noch d AE 


konsequenter ist aber Nägeli dafür eingetreten, : daß die 
Eigenschaften der Organismen die notwendige Folge von be-- A 
stimmten Ursachen seien und daß hierfür als wesentlich treibende ` I Wo ini 
' Kraft die äußeren Verhältnisse, die Umweltsfaktoren, in Betracht | PE Ve 
kommen. Er nannte seine Auffassung „die Theorie der be-. CR ee 


r| wig unternommen. | 
y gen würde mich im Rahmen unserer Frage zu weit führen. Ich 4 ; ey | 
i möchte hier nur noch einen anderen Gedanken Weismanng | SHmmten direkten eu Diesem Standpunkte hat sich 
i wiedergeben, den dieser zu unserem Problem ausgesprochen hat: a a: Ve angoron OSSPD. SIR: 
| „Wollte man ‘heute eine theoretische Ermöglichung der Ver- Nach dieser Theorie,. die sich in neuerer Zeit immer mehr 
r erbung erworbener Charaktere ersinnen, so müßte man annehmen, | Geltung verschafft, sind also die erblichen Veränderungen der Erb- 
‘i. daß die Zustände, sämtlicher Teile des Körpers in jedem Augen- | masse, des Idioplasmas, als Anpassung oder Reaktion auf äußere 
n blick oder doch jeder Lebensperiode sich in den entsprechenden | Verhältnisse infolge direkter Bewirkung aufzufassen. Bemerkens- 
F, Anlagen des Keimplasmas, also in den Keimzellen, ab- | wert ist, daß sogar Lenz, ein überzeugter Selektionist, sich vor, 
a Spiegelten. Da nun aber die Anlagen durchaus verschieden von | kurzem über’ die Mutationen in ebendiesem. Sinn äußerte: „Ur- 
> den Teilen selbst sind, so mißten sich die Anlagen in ganz an- | sachlos können ‚natürlich auch primäre Anderungen des. Idio- 
i derer Weise verändern, als die fertigen Teile sich verändert | plasmas nicht sein, und ich sehe diese Ursachen -in Faktoren des 
f hatten, etwa wie wenn ein deutsches Telegramm nach China dort | Milieus, die teils direkt, teils indirekt auf: dem Weg über das 
| | | Soma das Idioplasma verändern, sodaß nunmehr erbliche Mu- 


i gleich in chinesischer Sprache ankäme“ Gewiß ist es schwer, et) ° 
(Fortsetzung folgt.) ° 


! Seh vorzustellen, wie ein somatischer Neuerwerb. eventuell sich 

; . dem Keimplasma mitteilen, soll, um dann in der Entwicklung der 

Nachkommen wieder in Erscheinung zu treten; wir werden darauf 

- Später noch. zurückkommen. Doch können solche theoretische 

' Schwierigkeiten nicht als Gegenbeweis dienen, wo wir doch in 

der Biologie auf. Schritt, und Tritt Tatsachen begegnen, für die 

W€ vorläufig eine theoretische Erklärung. noch nicht ersinnen 

können. Es ist merkwürdig, daß Weismann wegen theore- 

i scher Bedenken ` die Vererbung erworbener Eigenschaften ab- | 

| gelehnt hat, während er das ebenso schwierige Problem der Ver- 

erbung überhaupt, durch seine Keimplasmatheorie spielend zu 
bewältigen glaubte. | | | 

. Im Gegensatz zu ihm haben andere Forscher, wie Dar wi n, 

Herbert, Spencer, Häckel, Nägeli, O0. Hertwig 

‚ud Semon stets an der. Möglichkeit der Vererbung erworbener 

Eigenschäften im Sinne von Reizwirkungen festgehalten. Als 

erster überhaupt hat Lamarck zu dieser Frage Stellung ge- 

nommen. Er stellte als erster den Grundsatz auf, „daß alle 

Organismen unseres Erdenkörpers wahre Naturereignisse sind, 


b 


. tationen entstehen.“ ESSEN 
Über eine eigenartige, fieberhaite Erkrankung 

| mit Doppeltsehen. - mer 
(Cerebrale Lokalisation der Grippe? ` | 

..  Grippeencephalitis?) 
Kasuistische Mitteilung. 
i Von i i voo 
Dr. Frhr. v. Sohlern jun., Stuttgart. 


Es ist gegenwärtig, nach einem Kriege, der jahrelang unsere 
ganzen Lebensbedingungen und -verhältnisse aufs tiefste gewandelt 
und erschüttert und viele unserer Volksgenossen in ferne: Länder 
geführt hat, nicht gerade etwas Seltenes, daß der Arzt sich einem 
unklaren oder neuartigen Krankheitsbild gegenübersieht, oder daß. 
bekannte Erkrankungen in eigenartiger, unregelmäßiger und über- 


IE DD een I 


536 


:90, systolisch 120 mm Hg. Arterien nicht rigide. 


= -1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22. 


a nn m 


raschender Form verlaufen, Das geht aus manchen Mitteilungen 
der letzten Zeit hervor, Diese. Tatsache, die den Arzt häufig vor 
schwierige diagnostische oder therapeutische Aufgaben stellt, 
mag die Veröffentlichung auch des folgenden Falles rechtfertigen, 
zumal Ähnliches meines Wissens bisher nicht mitgeteilt wurde. 

Es handelt sich um einen mir schon länger bekannten und 
häufig von mir und anderen Ärzten untersuchten 37 jährigen, hypo- 
chondrischen Neurastheniker, der dauernd von mannig- 
fachen Beschwerden meist „rheumatischer“ und angioneurotischer Natur 
geplagt ist, dabei durch sein schlechtes, blasses Aussehen und seine 
Magerkeit auffällt, organisch aber’ fast nichts Krankhaftes aufweist. Aus 
der Anamnese ist nur ein fraglicher Spitzenkatarrh in der Jugend, 
ein hartnäckiger Blasenkatarrh vor einigen Jahren, der vorüber- 
gehend als tuberkuloseverdächtig angesprochen wurde, 
dann aber restlos ausheilte, endlich — während der Kriegszeit — ein 
heftiger Darmkatarrh bemerkenswert. Die Mutter war offenbar 
Neuropathin, Sonstige Familie ohne Besonderheiten. Keinerlei 
Anhaltspunkte für ererbte oder erworbene Lues. In der Familie keine 
Tuberkulose. Fer 

- Status vom 26. Januar 1919. 

Größe: 178 cm. Gewicht: 64,3 kg. Brustumfang: 84/93 cm, Er- 
nährungszustand: mager. Haut und Schleimhäute. blaß. Zunge rein. 
Keine Struma. Rachenschleimhaut granuliert. Nasen- 
nebenhöhlen ohne Besonderheiten. Am Hals und in den 
Leistenbeugen einige kleine Drüsen. Thorax etwas flach, 


‘ Sehlüsselbeingruben eingesunken, Lungengrenzen normal, gut verschieb- 


lich, überall voller Klopfschall. Atemgeräusch überall rein bläschen- 
förmig, nur über der rechten Spitze und unter dem 


rechten Schlüsselbein etwas scharfes und ver- 
längertes Exspirium. Röntgenologisch einige 
schwache Hilusschatten, Spitzen hell, Herz etwas 


klein, Töne rein, Puls dünn, regelmäßig, 72. Blutdruck: diastolisch 

Abdomen klein, 
Fettpolster 0,9 cm. Große Kurvatur zwei Querfinger über dem Nabel. 
Leberrand, Milz nicht zu fühlen. Genitalien ohne Be- 
sonderheiten. Keine Verhärtung in den Hoden. Ischiadicus beider- 
seits druckempfindlich. Lasegue -rechts schwach positiv. — 
Hände kalt, Füße schweißig, geringe Varicen beiderseits. Nervensystem: 
Pupillen reagieren prompt. Sämtliche Muskel-, Haut- und 
Sehnenreflexe normal vorhanden. Kein Romberg. Kein Babinski. 
Kein Oppenheim. Lebhafter Dermographismus. Urin: E—Z-—. Tem- 
peratur: 36,7°rectal. Blut: Hämoglobin 70% (Sahli), 5 Millionen Erythro- 
cyten. Keine Formveränderungen. Keine Vermehrung der Leukocyten. 


Dieser Patient klagte am 8. März 1919 plötzlich über u n deut- 
liches Sehen, das in den nächsten Tagen rasch derartig zunahm, 
daß es ihn am Arbeiten verhinderte. In den folgenden Tagen stellte 


sich Doppeltsehen rechts und zunehmender Stirnkopfdruck 


ein, Eine ophthalmologische Untersuchung von fachmännischer Seite 
ergab nur eine mäßige Conjunctivitis und eine leichte, aber nicht 
deutliche und inkonstante Störung der Augenmuskel- 
bewegungen:im Sinne einer Parese des Rectus externus. Kein 
Ödem. Augenhintergrund ohneBesonderheiten. Pupillen 
reagieren prompt. i 

11. März. Pätient fühlt sich schwer Krank, klagt über vermehrten 
Kopfdruck und Doppeltsehen. Erneute Augenuntersuchung 
ergibt denselben Befund wie oben. Das Doppeltsehen ist 
objektiv nicht mit Sicherheit und nicht konstant nach- 
weisbar! Die physikalische Untersuchung zeigt genau den gleichen 
Status wie unter dem 26. Januar. Rachenorgane,Nasenneben- 


höhlen ohne Besonderheiten. Kein Lidödem. Herz und' 


Lunge wie oben. Kein Auswurf. Milz nicht zu fühlen. Tem- 
peratur im After: 38,7° Urin: dunkelgelb, klar, sauer. Eiweiß 
in feinsten Spuren. Mikroskopisch: vereinzelte Leukocyten, Epithelien, 
Detritus, ein granulierter Cylinder, keine Tuberkulosebacillen. Es fällt 
eine gewisse Trägheit und £Erschwerung der Harnent- 
leerung auf, Blutentnahme: Wassermann ++. Bettruhe. 


13. März. Zustand subjektiv. unverändert. Das Doppelt- 
seben objektiv nicht ausgeprägt, wechselnd. Augen- 
bewegungen frei. Urin wie oben. Temperatur: 37,5 bis 37,8° 
rectal. ' 

14. März. Rechte Pupille etwas weiter als die 
linke, reagiert träger. Sonst alles unverändert. Patient 
hält sich auffallend steif, Kopf und Blick starr geradeaus 
‚gerichtet, Gesichtsausdruck eigentümlich starr, 
Sensorium etwasbenommen, doch gibt Patient stets 
korrekt Antworten. Keine objektiv nachweisbare Nackensteifig- 
keit. Kein Kernig. Kein Babinski. Kein Klonus. Temperatur: 87,1 
bis 37,5°. | 

18. März. Zustand unverändert. Pupillen etwas un- 
gleich, rechts > links, die rechte reagiert träger. 
Lumbalpunktion: Kein erhöhter Druck, Liquor 
wasserklar, eytologisch und bakteriologisch ohne 
Besonderheiten. Wassermann im Liquor negativ. — 
Temperatur: 87,2 bis 87,9° rectal. — Eine beabsichtigte Auszählung 
des Blutbildes mußte leider aus äußeren Gründen unterbleiben. — 


Bettruhe, Kopfeisblase, Chinin. hydrochlor. 0,1, Coffein. natr. salieyl. 0,05, 


viermal täglich. 


16. März. Patient ist zeitweise leicht desorien- 
tiert, phantäsiert öfter und zeigt gelegentlich 
halluzinatorische Verwirrtheit, gibt aber auf An- 
ruffaststetsklare Antworten. Temperatur: 37,3 bis 37,5% 
Subjektiv Doppeltsehen. Augenbewegungen im ganzen 
frei, nur bei Konvergenz bleibt das rechte Auge 
zurück. Pupillenreaktion träge, besonders rechts. 
Im Urin kein Albumen mehr. Herz, Lunge ohne Besonderheiten. 


20. März. Zustand im ganzen unverändert, doch wird das 
Sensorium nach und nach wieder freier, der Kopfdruck läßt nach. Es - 
stellt sich aber heraus, ..daß Patient fast sämtliche 
Vorgänge seit dem 12. März vollständig aus derEr- 
innerung verloren respektive nurnoch von einigen 
Einzelheiten eine ganz unsichere und unvoll- 
ständige Vorstellung hat, nachdem derselben ge- 
sprächsweise Erwähnung getan wurde. Dabei hatte er 
während der ganzen Zeit auch auf komplizierte Fragen stets korrekt 


Antwort gegeben, auch das Fieber war ja während dieser ganzen Zeit 
nur sehr niedrig gewesen. 


Die Temperatur, die sich bereits seit dem 16. März nur mehr 
wenig über 37° bis 37,50 gehalten hatte, sank nunmehr langsam zùr 
Norm ab und es stellte sich ein außerordentliches Schlafbedürfnis 
ein, während Patient bisher mehr vor sich hin „gedöst“ hatte. 


30. März. Patient hat außer „rheumatischen“ Schmerzen in der 
Schulter- und Nackenmuskulaturgegend subjektiv keine Beschwerden 
mehr, das Sensorium ist frei, die Erinnerung an ie- Zeit 
der Krankheit aber nach wie vor getrübt. Es erwacht 
nach und nach wieder das Interesse für die Vorgänge in der Um- 
gebung, das auf der Höhe der Erkrankung fast vollständig erloschen 
war. Der Kopfdruck ist verschwunden, es besteht aber immer noch 
eine gewisse Schwäche und Unsicherheit beim Sehen, 
wenn auch kein Doppeltsehen mehr. Körperlich fühlt sich 
Patient außerordentlich ermattet, wie nach schwerer 


Krankheit, obwohl die Nahrungsaufnahme während der ganzen Zeit 
gut war. | 


12. April. Patient macht gute Fortschritte. Er ist dauernd 
fieberfrei und fühlt sich täglich kräftiger. Das Doppeltsehen ist ver- 
schwunden, doch klagt er, er sähe alles immer noch wie durch einen 
Schleier. Objektiv ist jetzt beiderseits sehr geringe Pupillenreaktion 
feststellbar; rechts träger als links. Ferner klagt Patient über heftige 
Schmerzen in den Schulter- und Oberarmmuskeln. Vielleicht sind das 


wieder seine alten „rheumatischen“ Beschwerden oder auch Nachwehen 
der überstandenen Infektion. 
è Die Beurteilung dieses Falles war, namentlich im Anfangs- 


stadium, bei dem fast völligen Fehlen objektiver Veränderungen, 
recht schwierig, zumal das Krankheitsbild dureh die stark neurasthe- 
nische Veranlagung des Patienten noch weiter kompliziert wurde. 
Die Erkrankung wollte in keines der differentialdiagnostisch IN 
Betracht kommenden Schemata (Lues; Tuberkulose, Meningitis, 
Solitärtuberkel, Trichinosis, Typhus) so recht hineinpassen. Das 
positive Ergebnis der Wassermannreaktion im Blut war jedenfalls 
bei dem völligen Fehlen anamnestischer und klinischer Anhalts- 
punkte für Lues nur mit Vorsicht zu bewerten. Diese Zweifel 
erwiesen sich durch die nachfolgende negative Probe im Liquor 
als berechtigt. Es ist ja bekannt, daß bei einer ganzen Anza 

nichtsyphilitischer Infektionskrankheiten sich gelegentlich positive 


Wassermannreaktion im Blute und sogar im Liquor findet. = 
Ebenso konnte durch das absolut negative Resulta 


der Lumbalpunktion ein meningitischer Prozeß, tuber- 
kulöser oder andersartiger Natur mit ziemlicher Sicherheit aus- 
geschaltet werden. Trichinose kam nicht in Frage. Gegen Typhus 
sprach das Verhalten des Fiebers und das Fehlen der Milz- 
schwellung. Die wiederholte ophthalmologische Untersuchung ‚hatte 
ebensowenig etwas Greifbares ergeben. Die geringfügige Nieren“ 
reizung konnte _das Fieber nicht genügend erklären. Im übrigen 
fehlte jeglicher Organbefund, Die einzigen objektiven 
Symptomewaren dasFieber und die etwas später 
einsetzende Pupillendifferenz. Das Pank] 
geklagte Doppeltsehen konnte objektiv nio i 
mit Sicherheit nachgewiesen werden, Von eme 


| ausgesprochenen Augenmuskellähmung war keine Rede. 


Es blieb also zunächst nichts übrig, als die Annahme eines 


vorläufig unbekannten infektiösen Prozesses. — Da gab E 
Mitteilung,, die ich Herrn Prof. Schlayer (Stuttgart) verdanke, 


einen Fingerzeig. Prof. Schlayer, mit dem ich den Kranken 
einmal gemeinschaftlich untersuchte, erzählte mir nämlich, im 
er in letzter Zeit bereits mehrere, fast ganz gleichartige Fälle m 
ganzen sechs) gesehen habe und gestattete mir freundlicherwe®, 


Li 


eee, o 
tg 3 


r, salies OR i : 


ti 


desorin- 
egentli 
r anldı | 


| 


We 
hie Aut 


rs reciti f 


= 


Aeae OT 


7 
| 
| 


eine 


‚ 


kam bereits in den ersten Krankheitstagen ad exitum, und zwar 


- ‘mir aber Herr Ober-Medizinalrat Dr. Walz, der die Obduktion 
' ausführte, nach seinen Notizen mitteilte, fanden sich zwar einige 


. gehabt hatte und ebenfalls plötzlich verstorben war. Auch hier 
fanden sich an der. Leiche keine entsprechenden makroskopischen 


zu bringen. 


Türen; ein Arzt aber, der hier unsicher ist. oder gar Verstöße 


einer 
ftauten Menschenleben weiter den Naturkräften überlassen werden 


Ko egen Wissenswertes aus der Säuglingskunde und Geburtshilfe, 


reiben wieder 


Lz ne CE pe ie co = P A 
u tun 5 en Dr » ` 7. t PEN 1 8 a 
za ee 2 PET ea 4 i ' r j f $ 
ma ay ara N ee re E z a Ea a 
a TE HET U x C ; ; S ga i ; RL . 
BER rer uns sr DIE ARE Bu ser à 
; A j . - te ' ae ` s -3 2. i bog i ..: p LN ` . 
: EN, i Dn Au we e > . 
FN ok H a Pr u ‘ + 
a, Le: 3 ' x 2 z u i R 
aT Rex S š B K f j $ F Er . n a ` x 5 or = ` 
ar Fe “nr a : ; ' $ ~ - : ' Ks Fi 
B E ia a is » i A z L z , Fi EREN l A , 2 g Ea i " 
- J. Juni. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22, .. =. 587 
F 4 -a + P3 i x i 
5 - > _ . K Pi 
K x r H i | . r ` 7 j 3 7 3 


die Verwertung seiner Notizen für die vorliegende Mitteilung. . : An. sich ist: ja ‚diese neurotoxische Form der Influenza nichts 
Auch bei seinen Fällen war der gleiche Beginn mit Stirndruck,' | Neues und wurde schon während der großen Influenzaepidemie 1899/90 
Dösigkeit, Augenstörungen, speziell subjektivem Doppelt- | häufig beobachtet. Schon damals wurden Stirnkopfschmerzen, Schlaf- 

‘ sehen und mehr oder weniger hohem Fieber, bei fast vollständigem | Sucht, große Hinfälligkeit, Muskelschmerzen, Augenmuskellähmungen 
Fehlen irgendwelcher. objektiver Organsymptome' festzustellen. Bei. an ne en gungen a Pae A ien eur aim 
einem Falle war vom Hausarzt vorübergehend Strabismus | ae a nn t a Š an a aa iit i a he Ra der 
beobachtet worden. Die Kranken waren etwas benommen, gaben | Influenza. Jür ge d s1) schreibt darüber: Die Influenzameningitis. ist 
aber auf Anruf klare Antworten. In einem Falle war. absolute | eitriger. Natur. Wo indessen ein stürmischer Verlauf ‘die Kränkheit 

Pupillenstarre vorhanden, aber nicht dauernd, sondern wechselnd. 


len, aber zu raschem, tödlichem Abschluß bringt, kann ein: eitriges Exsudat auch 
Ein weiterer Fall zeigte leichte bronchitische Erscheinungen über | vollständig fehlen, ohne daß damit: eine Differenz in dem Wesen der: 
den Lungen. 


‚Mehrfach wurde U’rinverhaltung und ‚Erkrankung angenommen werden müßte. —. Ihrer Bedeutung nach noch 
Dysurie beobachtet. Im ganzen boten sämtliche Fälle annähernd | Wichtiger ist die akute Encephalitis.. Anatomisch handelt es 
das gleiche Bild wie oben beschrieben, bloß war der Verlauf im | Sich um eine akute, hämorrhagische Encephalitis, ‚die vorzugsweise in 

5° : ee ELBE : -Rluthildas | der grauen Substanz in Form zahlreicher, oft symmetrisch gelegener - 
allgemeinen ein kürzerer. Soweit Untersuchungen des Blutbildes | kleiner, hämorrhagischer Herde auftritt und nicht allein in der Groß. 
vorgenommen wer den konnten, fand sich eine absolute und relative hirnrinde, sondern auch in den Centralganglien, sehr selten dagegen in 
Vermehrung der Leukocyten und ein Fehlen eosinophiler Zellen. — | den’ Hirnschenkeln, im Pons, im Kleinhirn und am Boden des dritten 
Bei der Mehrzahl der Fälle ist seither. die Restitutio ad integrum | und vierten Ventrikels lokalisiert ist. Diese Veränderungen werden 
eingetreten, doch zeigte sich bei einigen eine Neigung zu Rezidiven, | als Wirkungen. des Influenzagiftes aufgefaßt und es schwebt noch die . 

` die aber innerhalb weniger Tage wieder abklangen. Ein Fall Streitfrage, ob sie durch die Influenzabaeillen selbst oder ihre Toxine 


zustande kommen, . k an 

ganz plötzlich. Bei ihm hatte die Untersuchung des Lumbal- | . Wir sehen also. hier viele ähnliche, oder gleiche. Züge. 
punktats am Tage vor dem Tode eytologisch und bakteriologisch | Charakteristisch und eigentümlich ist in den oben geschilderten 
absolut negatives Ergebnis. Der Tod war überraschend eingetreten. | Fällen hauptsächlich das subjektive Doppeltsehen und 
Fast ebenso ergebnislos wie die klinischen Untersuchungen fiel die | die schwere cerebrale Störung bei. sonst negativem Organbefund. 
Obduktion aus; es fanden sich nämlich -makroskopisch keinerlei | 3 . Eine mir ‚bekannte Dame erzählte mir übrigens, daß sie im 
- Veränderungen, die als direkte Todesursache anzusprechen gewesen | Yorigen Herbst während einer Grippeerkrankung.auch vor- 
wären. Leider existiert kein ausführliches Sektionsprotokoll. . Wie | übergehend an Doppeltsehen gelitten habe, das sich. aber 


bald wieder vollständig verlor.. - | 
Š Somit liegt der Gedanke nahe, die geschil- 
derte Erkrankung als eine eigentümliche, im 
Hirn sichlokalisierende Erscheinüngsform der 
auch sonst so vielgestaltigen Grippe anzu- 
sprechen. Als besonders bemerkenswert und die Diagnose 
erschwerend möchte ich noch-einmal hervorheben das Fehlen von 
Organveränderungen, namentlich der für die Grippe sonst so 
charakteristischen katarrhalischen Erscheinungen, ferner den 
schleichenden Beginn der Erkrankung ‚und den langwierigen Ver- 
lauf des Fiebers und der Hirnerscheinungen, alles Punkte, die zu- ` 
nächst an andersartige Prozesse denken ließen. Erst die Häufung' 
‚der Fälle, die weitere klinische Beobachtung und. die Sektions- 
ergebnisse führten zu der Annahme einer Grippeencepha- 
litis epidemischer Art. Gerade diese Schwierigkeiten 
bei der Diagnosestellung rechtfertigen wohl die Veröffentlichung. 
Vielleicht bringen noch fernere, zur Beobachtung kommende Fälle 
weitere Aufklärung. oa | . 7 | 
Nachtrag: Während der.Korrektur erschien in der M. m. W., 

Nr. 18, eine Arbeit von Franke, der ähnliche Pupillenstörungen der 
Grippe beschreibt. u | 


mehr oder weniger belanglose pathologische Nebenbefunde, äber' 
nichts, was den plötzlich erfolgten Tod erklärt hätte. Speziell am 
Hirn und den Meningen fand sich makroskopisch niehts Besonderes, 
außer ein paar punktförmigen Blutungen an der Unterseite des Pons 
und des Kleinhirns. — Herr Ober-Medizinalrat Dr. Walz berichtete 
ferner von einem gleichzeitig obduzierten Fall, der im ähnlicher 
Weise verlaufen war, absolute Pupillenstarre und Meningismus 


. Befunde. | 

.. Nach diesen Erfahrungen blieb nichts übrig, als die geschilderte 
eigenartige Erkrankung durch die Annahme eines toxisch 
wirkenden Virus zu erklären, das vielleicht eine gewisse 
Affinität an die Cerebral- und Nervensubstanz zeigt. Das gehäufte 
Auftreten der gleichen Erkrankung zwingt ferner zu dem Gedanken, 

die neue Erscheinung mit anderen zurzeit hier noch grassierenden.. 
Infektionskrankheiten, speziell mit der Grippe, in Zusammenhang 


Aus der Praxis für die Praxis. 


| 


= Earne Jungen Praktiker.. um so wichtiger und BREFS dem Ye Bp aufdrängen. 
5 hlä | susli pi Betreten wir. erst die Kinderstube 
Ratschläge aus der Säuglingskunde. Wenn das Neugeborene . mit dem ersten Atemzuge 
| - | den Brustkorb hebt und zum erstenmal seine Lunge entfaltet, so 
saugt es plötzlich das gesamte venöse Blut der Pulmonalarterien, 
das, stammend. aus. der Vena cava superior, bis dahin durch den 
Ductus Botalli in die Aorta descendens ab- und weiter durch die 
zwei Nabelarterien der Placenta zum Zwecke. der Erneuerung zu- 
geflössen war, in das weite Gebiet der Lungengefäßbahnen hinein, 
und das vorher strotzend gefüllte Robr des .Ductus Botalli wird 
schlaff und leer. Mit seiner Verödung aber erhält die Aorta 
descendens nur mehr die Hälfte der ehemaligen Blutmenge, ihr 
Druck sinkt und reicht nicht mehr aus, das Blut in die Placenta 
hinein, durch sie hindurch in die Vena umbilicalis zu treiben: 
Die Blutbewegung durch die Placenta hat aufgehört, die. Nabel- 
vene und ihr Schaltstück zur Vava inferior hin, der Ductus venosus 
Arantii bleiben leer und fallen zusammen. Die gesamte Blut- 
menge, die auf diesem Wege in die Cava inferior und zum rechten 
Vorhof floß, fehlt jetzt, der Druck im rechten Vorhof sinkt; im 
linken Vorhof ist. er aber gestiegen, weil dort die Blutmenge ge-. 
stiegen ist; der Zuwachs fließt durch die Lungenvenen herein, aus 
jenem Gefäßgebiet, das der erste Atemzug neu erschlossen und 


Von E BR 
Dr. Fuhrmann, Hebammenlehranstalt Köln. 


Der Weg in. die Familien praxis führt durch die 
Gebär- und Kinderstube; der Arzt, der sich in diesen 
beiden Räumen benehmen kann, findet nirgends geschlossene 


macht, möchte im heutigen Brotkampfe bald in die schwerste 
Sorge geraten. Unsere jungen Kriegskollegeu werden bereits 
mitten in der Erfahrung stehen, daß man zwar in der Batterie- 
feuerstellung zu Hause sein, aber durch die Frage einer jungen 
Mutter doch in Verlegenheit geraten kann, daß die Erkennung 
und Behandlung von Malaria und Recurrens keine unüberwind- 
lichen Schwierigkeiten macht, daß aber die Entscheidung, ob bei 
Conjugata vera von 8 cm die beiden dem Arzte anver- 


sollen oder nicht, erheblich verantwortungsvoller und aufregender ist, 
Im nachstehenden ist der Versuch gemacht, dem jungen 


as ihm in der Hast sei AA der im Kriegs- | _ | p . 
u ast seiner Ausbildung entgangen o © | ne a ea 

entfallen ist, in kürzester Form vorzulesen. f ) Jü i 2 $ S, an DD 2 er r j gsch, » Spezielle 
‚Die beiden genannten Disziplinen sind ja gerade diejenigen, Pathologie und Therapie in | nk , Bd. 2. 


o A 
. ne 


1. die, je ferner und fremder sie dem kriegsteilnehmenden Ärzte blieben, - 


Se SEE Fe 
Br ger egee 


N: Kg = > b x 
CTR DT 


La 
3 


PELL LA 
Zu 


Kr 2 „= 
wu 
aa ar 
TEN 


Tach — 
= 
> Nyree 


Khairi 


u 
EG 


= 


2A AREA ain 
. E 


€ 


= 
era 
I 
-A 


ar 
TALP 
r Ei tr, Aus aend 
ud 


TSA 


wa Mae pata a 
es 
rz 
ne 
bo 


m [3 = 
-AST in; 
yea 


geua 
< 


wi 


tar. 
"r D o Ye 


S 
SEDL. sun 
iz Au. 


ern 
LT ART: 


Tre nen 
a 


Oæ. 
_ 


“w 
mn nn 
EFT = 


- ur. 
.. 


OANA 5 
EE 


DRY 25 
Die E 
aa 
was 


u... 


\ 
y > 


muina nDe Ni paoe, gA LLT 
EN. 
`o 


TERE pn 
en 
` z ® 
` 


TA mei nea mee ER 
ae Ser = 
N . 
a 
ı* 


=>. Se me ze u 7a ae tem m 


5 = 
an Am en 


538 


zum erstenmal gefüllt hat. Der Überdruck im linken Vorhof 
schließt das Foramen ovale und: hebt dauernd jede Verbindung 
zwischen beiden Räumen auf. Ä 

. Mit der Umstellung seines Blutkreislaufs 
hat sich das Neugeborene in zwei Lebensbedingungen selbständig 
gemacht. Die eine fällt sofort in die Augen: der Sauerstoff- 
bedarf; die andere wird nicht lange auf sich warten lassen: 
der Nahrungsbedarf. 

Diesen Punkt betreffen auch die-ersten Fragen, die an den 
ärztlichen Berater gerichtet werden: wann soll der Neugeborene 
das erstemal trinken, wie oft soll ihm Nahrung gereicht, 
wie lange, wieviel soll er jedesmal bekommen; was soll 
er bekommen (eine Frage, die natürlich nur die eine Antwort: 
„Mutter-, das heißt Frauenmilch* haben kann); wieviel Ge- 
wicht soll der Säugling täglich zunehmen? 

Wenn es auch wahr ist, daß die beste Antwort auf alle 
diese Fragen der gesunde Säugling selbst geben kann, indem er 
unzweideutig sein Nahrungsbedürfnis kund und zu wissen tut, so 
möchte diese Auskunft auf eine sorgende Mutterfrage doch nicht 
genügen. Vom Arzte verlangt man eine bestimmtere Angabe und 
gerade dasjenige Publikum, welches die Praxis zu einer „schönen“ 


macht, wünscht in der Säuglingsernährung den neuesten wissen- | 


schaftlichen Standpunkt einzunehmen. 

Die Brust soll zum erstenmal gereicht werden zwölf 
Stunden nach der Geburt; die Mutter soll sich dazu nicht auf- 
setzen, sondern auf eine Seite legen. Vorausgegangene Narkose, . 
gleichgültig mittels welchen Narkoticums, hindert nicht am An- 
legen des Kindes’), Ist aus irgendeinem besonderen Grunde das 
Anlegen (etwa weil die erschöpfte Mutter nach tagelang dauernder 
Geburt schläft) nach den ersten zwölf Stunden nicht möglich und 
wird das Neugeborene unruhig, so ist es erlaubt, ein halbes 
Dutzend Teelöffel trinkwarmen, leichthellgelben (Kamillen-Tees zu 
geben, der mit Saccharin gesüßt ist (Speisezucker führt ab), 
Dieser Notbehelf muß in den nächsten drei bis vier Tagen viel- 
leicht noch einige Male herangezogen werden, weil es drei bis 
vier Tage dauert, bis das Stillgeschäft regelrecht in Gang kommt. 
Unter keinen Umständen darf während dieser Zeit eine andere 
Ernährung versucht werden; auch nicht die Milch einer fremden 
Mutter. Denn das beste Mittel, schwer angehende Brüste in Gang 
zu bringen, ist der Hunger des Säuglings. 


Wieviel soll ein Brustkind täglich trinken? 
Bis zum Ende der 1. Woche 1⁄4 l; 
» „ „ „ s » 2 +9) 
| A ea „ des 2. Monats 3/4 1 
und dabei bleibt der Säugling bis zur Entwöhnung. 

Damit ist sozusagen nur die grobe Einstellung ge- 
geben; die feinere Einstellung wird dem Leiter des Stillgeschäfts, 
das ist dem Arzt überlassen. 

Dahin gehört zunächst die Verteilung der Tagestrinkmenge 
auf die einzelnen Mahlzeiten. 


Wieviel Trinkmahlzeiten im Tag? 

Sechs, und zwar mit dreistündigen Tages- und neunstündiger 
Nachtpause; also z. B. 5 Uhr, 8, 11, 2, 5 und 8 Uhr; Nachtpause 
von 8 bis 5 Uhr. Die Nachtpause ist mit unnachsichtlicher Strenge 
durchzuführen trotz aller Demonstrationen des kleinen Tyrannen. 


Fortschritte der praktischen Arzneibehandlung im Kriege. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22. = u 


1. Juni. 


Die einzelne Trinkmenge würde also betragen: 
25 


in der ersten Woche = g~ 40 g zirka; 
in der zweiten Woche = = = 80 g zirka; 
vom dritten Monat = u = 195 F, 


Das sind Maße, die als Durchschnittsmenge zu 
bewerten sind; sie werden im einzelnen Falle nach oben und 
unten durchbrochen; aber doch nicht um mehr als um 10 bis 80 g, 

Die erste Morgenmahlzeit wird etwas ausgiebiger ausfallen 
und dafür die eine oder andere Tagesmenge etwas geringer. 
Übersorgliche Eltern (erfahrungsgemäß die männliche Ehehältfte 
mehr als die weibliche) pflegen dann außer Rand und Band zu 
geraten und den Arzt zu rufen. Gegen das letztere ist nichts 
einzuwenden, gegen das erstere ist der häufige Gebrauch der 
Wage zu verbieten; alle acht Tage einmal das Gewicht des 
Säuglings festzustellen, genügt vollauf. 


Die Gewichtsbewegung des Säuglings stellt sich so: 

Erste Lebenswoche = Abnahme um 200 g (normales Geburts- 
gewicht = 3000 g). | 

Nach zwei Wochen = Geburtsgewicht. 

Gewichtszunahme jede Woche = 200 g (etwas weniger). 

Gewichtszunahme jeden Tag = 25 g. 

Nach einem halben Jahr = Verdoppelung des Geburtsgewichts 
(etwas früher). 

Nach einem Jahr = Verdreifachung des Geburtsgewichts, 

Es fällt also auf, daß die Gewichtszunahme des gesunden 
Brustkindes in den ersten Lebenswochen und -monaten sehr gleich- 
mäßig vor sich gebt (25 g), rasch ansteigt (täglich) und stark (25 g) 
ist. Das ist die Regel. Es bedeutet nicht Alarm, wenn das Ge- 
wicht den einen oder anderen Tag weniger als 25 g ansteigt oder 
stehenbleibt; der Rückstand wird eingeholt. Ein Absinken 
des Gewichts ist schon ernster, obwohl der Zwischenfall noch 
durchaus harmlos ist, solange die Brust „geht“. Das Wieder- 
auftreten der Menstruation bei der Mutter kann die Gewichts- 
kurve drücken !)}. Aber nach dem Stillstand oder Rückschritt muß 
die Kurve ihren regelmäßigen Anstieg wieder aufnehmen. Hoch 
empfehlenswert ist es, in gewissen Familien eine Säuglingsgewichts- 
kurve anzulegen. Einer der üblichen vorgedruckten Temperatur- 
kurvenzettel 2) genügt dazu. Die Kurve stellt sich folgendermaßen 
her: Ein einziges „Datum“ der Temperaturkurve wird für zwei 
Tage ausgenutzt [eines bei M(orgens), das nächste bei A(bends)]; 
das Geburtsgewicht wird an dem freien Rand des Zettels bemerkt, 
dort, wo „87°“ steht; jeder Zehntelgrad bedeutet dann 108. 
Z. B. Lebendgeburtsgewicht (nackt, nur eine Windel als Unter- 
lage) 2500 g (bei „37°“); „37,50“ entspricht dann dem Gewicht - 
3000 g usw. Es kann auf diese Weise niemand entgehen, wenn 
das Gewicht wöchentlich nur um 100 g beispielsweise ansteigt, 
statt, wie es sollte, um beinahe 200 g. Gewogen wird abends 
nach der letzten Mahlzeit. j 

Der Längenzuwachs beim Säugling ist weniger aus- 
schlaggebend als derjenige des Gewichts; immerhin ist es 
nützlich, zu wissen, daß das Einjährige um 20 em länger sem 
soll, als das Neugeborene (normale Geburtslänge = 50 em). 
(Schluß folgt.) 


Von Prof. Dr. C. Bachem, Bonn a. Rh. 


Excitantia und Kardiotonica. 


Il. Campher, Strychnin usw. 


Als Herztonicum und zu anderen Zwecken ist der Campher 
in verschiedener Form in den letzten Jahren ausgiebig benutzt 
und seine Wirkung weiter analysiert worden. — Neben dem Natur- 
produkt hat sich auch der synthetische Campher endgültig 
in die Therapie einzuführen vermocht. | 

1) Inhalierte Narkotica gehen nicht in die Milch über, wohl aber 
Chloralhydrat und Opium. Von anderen Arzneimitteln gehen in 
die Milch über: Salieylsäure, dann die Metalle: Eisen, Zink, Queck- 
silber, Blei, Wismut und die Niehtmetalle Jod und Antimon (Landois- 
Rosemann, 14. Aufl). Leider ist nicht gesagt, ‚ob die genannten 
Mittel nach innerlichem Gebrauche durch die Stilldrüse aus- 
geschieden werden oder auch bei äußerer Anwendung. Alkohol 
geht nur über nach starkem innerlic hen Gebrauche und auch 


| Die für specifisch gehaltene Wirkung des Camphers auf 
Pneumokokken scheint nach neueren Untersuchungen nur mit 
einer gewissen Einschränkung zu Recht zu bestehen, indem n16 ht 
alle Pneumokokkenstämme, sondern nur einzelne dem Campher 


gegenüber empfindlich sind. Man kann daher campherempfindliebe, 
campherhalbfeste und campherfeste Pneumokokkenstämme unter- 


da nur in geringem Grade (— 0,8 % der eingeführten Menge). nz 
würze wie Anis, Wermut, Knoblauch gehen über (l. c.). Die berühmte 
Keimfreiheit der Frauenmilch ist cum grano salis zu yegstehen; 
Frauenmilch an sich ist zwar keimfrei, aber jeder der 20 auf der ir i 
der Brustwarze mündenden Milchgänge enthält Keime, fast Ausb un 
Staphylococcus pyogenes aureus, er ist für den gesunden Säugling 
offenbar unschädlich. 285 

1) Bumm, Grundriß zum Studium der Geburtshilfe, 9. Aufl., S. ne 

2) Ausgedehnte Anwendung der Temperaturkurven- Aufzeichnung 
unter Hinterlassung derselben am Krankenbett wird auch für die Lan 
praxis angelegentlichst geraten, 


FL De n 4 = 
we ge p _ à ` K n ee = = x i, E x . 
g 5 É ik 2 & ep E a : . -. z 

Es N y É i a . . # - . F 
` E u n 5 $ 2. 


. a 4 . 
k e nA 33 . s. 
. wg, . Ei 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22. 
mus. ist beim “synthetischen Campher nicht geringer als beim 5 
natürlichen- Bezüglich der Giftigkeit scheint ebenfalls kein nennens- ` 


539o 


scheiden. Die widersprechenden Urteile-über die Camphertherapie 


ii nn der Pneumonie wären damit teilweise erklärt. Damit wird jedoch | nat 
j; 7 nicht bestritten, daß die Campherbehandlung bei Herzschwäche | werter Unterschied zu bestehen; so konnte Verfasser nach Aufnahme 
Co . von 1g synthetischem Campher fast keine Nebenwirkungen gewahren. 


infolge Pneumonie symptomatisch durchaus günstig wirkt. Da- K MRL | 
gegen soll die gleichzeitige Anwendung von Campher und Optochin | Die theoretische -Einwendung, der inaktive Campher bestehe zum 


i 9, 
| í (siehe Kapitel „Specifica gegen Infektionskrankheiten“) nicht rationell | Teil-aus dem (wie einige annehmen). giftigeren l-Campher; scheint 
sein, da die Campherwirkung durch diese Kombination nicht ver- | für die in praxi-zu verwendenden Dösen nicht in Frage zu kommen. 
S bessert wird, im Gegenteil kann hierbei eine verminderte Wirkungs- | Eine Reihe klinischer Arbeiten bestätigt denn auch die erfolgreiche 
engen] intensität beobachtet werden. | w ` | Verwendung . der synthetischen Droge bei innerlichem und 
I süubeutanem (Pneumonie) sowie bei äußerlichem Gebrauch (zu 


oa a Der Umstand, daß während des Krieges Olivenöl zur Her- | | £ 3 ) 
Mbadı stellung des offizinellen Campheröls nur in recht bescheidenem | Einreibungen und dergleichen). Entsprechend der gleichen Wirkungs- 

r ahb Umfange erhältlich war, . verschaffte der intravenösen | intensität ist auch die Dosierung. dieselbe. Sogar die beim natür- 

| ger ` Camphertherapie, wie solche von Leo eingeführt wurde, weitere | lichen Campher mitunter beobachteten ‚geringen Nebenwirkungen - 

Ehei ' Anhänger. Am meisten eignet sich hierzu die im Handel be- | sind die nämlichen beim synthetischen Produkt. '. Auch beim 

| Bad a -  findliche sterile gesättigte Lösung von Campher in Ringerscher | längeren Gebrauch. hat: sich der synthetische ebenso wirksam wie 

it tk ` Lösung (0,142 %o). Die intravenöse Campherinjektion hat. sich so- | der. natürliche erwiesen. = Ee g a ' BES 
na kp. wohl in der menschlichen wie in der Tierbeilkunde bewährt. S ` Strychnia. N Ra: H 
wicht & Die hierzu benötigte Camphermenge kann auch nach folgen Während in Frankreich ‚und England dieses Alkaloid als l 


Anregungsmittel eine nicht unbedeutende -Rolle spielt, hat 
man sich in. Deutschland diesem Mittel gegenüber seit vielen 
Jahren reserviert verhalten, offenbar in der- Annahme, infolge -der 
starken Erregung der Centren könne. es zu tonisch-klonischen 
Krämpfen mit tödlichem Ausgang kommen. Neißer (Stettin) 
hat nun neuerdings eine Lanze für das Strychnin. gebrochen, indem 
er auf die guten Erfolge hinweist, die er und Andere mit dem 
Mittel als Exeitans im weiteren Sinne des Wortes erzielt haben. 
Die jetzt geltenden pharmakologischen Grundlagen der Strychnin- 
wirkung lassen es wünschenswert erscheinen, daß die Anwendung 
‚zur Verhütung des postoperativen Shocks, des Fieber- 
kollapses bei Typhus (subeutan und intravenös), ferner die 
subcutane und innerliche Anwendung bei schwerer Neurasthenie 
und Erschöpfungszuständen. zu den gesicherten Indikationen des 


. dem Rezept hergestellt werden: 3,5 g Campherspiritus werden mit 
2 g Spiritus versetzt und unter: Umschütteln 4,5 g steriles Wasser 
zugefügt. Hiervon fügt man der physiologischen Kochsalzlösung 
während der Infusion eine entsprechende Menge (1 ccm enthält 

~ etwa 0,1 g Campher) zu: Eine auftretende: Trübung klärt sich 

‘während des Umschwenkens (Hosemann).. Der Erfolg dieser 
Infusionen, die deutlich erregend auf Herz, Atmung und Blutdruck 

.. wirken, kann durch Zusatz einer 10 °/,igen Traubenzuckerlösung 
(besonders bei septisch Kranken) verbessert werden. 
| Neben der exzitierenden Wirkung scheinen dem Campher 
auch hämostatische Eigenschaften zuzukommen. So konnte 
~ Volland an sich selbst die bluütstillende Wirkung bei habituellem 

_ Nasenbluten, das jeder Therapie trotzte, beobachten und durch sub- 

cutane Injektion von 3 bis 4 cem ‚Campheröl die Blutung prompt 


en N 


- = . A Pr r Lt 
gr ze Tege - est ru mn, Ben p r 1- 
Å - r NEE E ERA = a un ee rn au limre, rer fi Ar 
Dre f x * z Pae y zu ya... 3: ie _ r 
s = ” & = 2 ` we Eee u - > -y -Th ur, 
isn .. = e y . & x é < $ -x3 > e a url 4 : 
Isr u as J ies Aie m ere 3 ei s ayeme g 3 A År y Teee. Tee: weint . 
5 Due 505 SZ a nun Et Se 3 TE A aa TTS, r = Pi k x Sa j P 
n S tineo sk TIT. > haite e e ha n a T a Nee ar a a Taa een á 5 e i t 
er ade G a EN À IT AE T E S ie p $e; a EE an 
. re 22 Echt sD ` r i ea re y, : E 
al ren De 77 ze dee rn a ne .. pun LEN Ir} e. e ERE E RE ara ee 
En east n u a U eo ; ee y: . Eng : 4 P 4 
RE => pra fal = -n AE N, ` =l ~- A. we AEE . Re: we a ak 
-_ Fee Saten S 4 — æ pen jr u eey. x y ... $ A 
P TAAT Poea nn. A an = x EEE am. aeg Zn ie ER en zn, - 
ee neh A a t ..- Fe 2 Er B PS. i & as SR 
a Da es eg ee TE Sa ee ee en ee ee Be en -.- . P 
AA ; e a E Re REE N ee a Se e A T EE N o a N a 5 en 
- De a aaa, er Be ae ER Ba Br GE ee S > ` PET tn E EE 
3 es Ba ne N a E E i a 7E NS A A E E E Ş 
- = = FE - . Pai D =. - De eaS G | 2a Pe noA u 
73 = 3 N a ic, An Fu Ar N - £ No ps er ”, i räa 


en Fa I 
I SE 
De m a 


Jam a 
e AAT a EA T E 
EN TE EI a ` "Sure 
Sm a ai z> An 
eera. ieS A et wein te a a aan 
Í : Be pei EEE aa 
i5 A 


er z E 2 
ET te a aN 
IT ee Tre a 
. . ee us 3 ST 
ers rn 
A tasatu di 
N ns EG ER ne 
aa Tie T na 


Be | | ‚© promp 
f zum Stehen bringen. Auch bei anderen Blutungen hat sich dieses | i 8 5 R 
7 | Verfahren E A bewährt: die Erfolge waren bei | Alkaloides gehört. Außer der gegen Gefäß- und Atemlähmung 
at;  ‚Subeutaner Injektion (an verschiedenen Stellen) von 10 bis 30 cem gerichteten Wirkung bedingt Strychnin eine gewisse Euphorie 
pil durchaus ermutigend. Eine. befriedigende Erklärung für die | durch Hemmung der Schmerz- und Unlustperception. 
m Wirkung läßt sich nicht mit Sicherheit geben; vielleicht regt der | - Wenn auch gewisse Autoren die Maximal ta ges dosis (0,01) 
| Campher die Bildung gerinnungsbefördernder Substanzen an. — | a S genügen doch meist kleinere Gaben, etwa 1 bis 3 mg. 
id! - Weitere klinische Versuche nach dieser Richtung hin wären | Piese da Pakok subeutan infiziert oder (bei nicht unter Aufsicht 
re ie E a Bi vo Ye ae ae 
e l zo | re È ` it eini „ y MA l 
A | re nn napar uehen AR - JCamp a 3 mg; nach 14- bis 18 tägigem Gehrauch setze man sechs Tage 
5 nen Bo : aus. Letztgenanites Schema eignet sich besonders für Neurasthe- 
m a synthetische Campher, niker, zumal für solche mit nervösen Erschöpfungszuständen. Bei 
A der bis dahin nur in der Technik gebräuchlich war, auch in der | Herzschwäche, Kollaps usw. kann das Mittel auch intravenös zu 
$: -~ Medizin: benutzt, Der synthetische Campher, dessen Ausgangs- | 1 mg injiziert werden. Zur Verwendung kommt natürlich stets 
Mi -~ Produkt das Terpentinöl ist, unterscheidet sich weder in seiner | das salpetersaure Salz. | u | o | m 
W: chemischen. Konstitution, ‘noch. in seinen äußeren : Eigenschaften Als Roborans bei und nach erschöpfenden Krankheiten, Neur- 
A vom Naturprodukt, nur ist er optisch inaktiv, während der | asthenie, Tabes, Unterernährung, kommt neuerdings an Stelle 
“i. natürliche Campher rechtsdrehend ist. Durch die synthetische des Glinschen . (französischen) Präparates eine, Kombination r 
Pr Darstellung der Droge sind wir also von der japanischen usw. | in Ampullen („Amphiolen“) in den Handel, welche pro dosi ent- ` r 
r . Campherernte unabhängig geworden und, falls genügend Terpentinöl | hält: Natr. glycerinophosphor. 0,1, Natr. monomethylarsenieic. 0,05, ji 
"o aw Verfügung steht, ist der Preis kein höherer als der des Natur- | Strychn. nitrie. 0,0005. Die (subcutanen) Injektionen sind schmeżzlos. ..: fi 
|, Produktes, Infolge Beschlagnahme sowohl, des natürlichen wie des _ Originalpackung mit 5 und 10 Stück Amphiolen „MBK“. ei 
4 synthetischen Camphers: konnte von letzterem während des Krieges | Bu BE Eesivenire: Zr $ 
t: . Boch kein ausgedehnter Gebrauch gemacht werden. , RE a BANG: F a ji 
o Die Brauchbarkeit ist sowobl durch pharmakologische wie . Şie wurde neuerdings in Form der Dämpfe als Analepti- ii 
r auch klinische Versuche dargetan. So zeigte sich z. B., daß die | cum empfohlen (Lewin), und zwar statt des sich weniger Hi 
| , antiseptische Kraft’ des rechtsdrehenden und inaktiven Camphers | eignenden Salmiakgeistes. Man lasse etwa 3 g reiner Essig- ii 
' ` (die linksdrehende Modifikation soll hier außer Betracht bleiben) | säure (96°) von: Kieselgur oder Bimssteinpülver aufsaugen und i 
die gleiche ist. Aug, weiteren Versuchen (unter anderen des | bringe- die Mischung mit etwas Lavendelöl parfümiert in ein pi 
Aa Verfassers) geht hervor, daß die erregende Wirkung auf das Herz, | weithalsiges Pulverglas, das man gut verschlossen hält. Durch j 
"den Blutdruck und die Atmung ‘þei beiden Campherarten gleich | Riechenlassen hieran erhält man eine hinlängliche (reflektorische) i 
ist, ‚Auch die erregende Wirkung auf den narkotisierten Organis- | analeptische Wirkung. NE | i 
CD a po Referatentel. _ Zr E F = | 
| y E | Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wollt, Berlin ee | | | JR r (sa 
, a = | | mehrere Narkosen hinter sich haben. ` Daher ist bei diesen Kranken, SE |) Ve 
| Sammelreferate. wenn irgend möglich, ‚die örtliche Betäubung anzuwenden. Härtel 1 Al ei: OT 
SEM} Bu z =... | geht sogar noch weiter und sagt: „die Lokalanästhesie. E EE T | 
Chirur gie der Extremitäten. unter besonderer Berücksichtigung | nat überall da einzutreten, ne ah: perona Gründe die All- ERE 
` der Leitunasanä j handlung. . | gemeinnarkose erfordern“, In den letzten Jahren hat die Möglich- EE MEE i 
ers Leitungsanästhesie und der Fraktur onBeN) $ | Tehkeit, die Lokalanästhesie anzuwenden, erheblich zugenommen, Da N... 
` Von Dr. Werner Regen, Berlin. und sind auf diesem Gebiet in jeder Hinsicht größere Fortschritte. | 
zu verzeichnen. Ihre Einfachheit, Ungefährlichkeit und Sicherheit 


~- Zuweilen i t. die e gefährlicher als der -o erative Ein- 7 ) } j 
griff, besonders Ere a PA bei Patienten mit | im Gelingen und nicht zuletzt die unbedingte Schmerzausschaltung 
schon ‚lange bestehender Eiterung oder bei solchen, die bereits | haben die Lokalanästhesie selbst empfohlen, u 


i 


en at a an a rn 


540 


\ 


Kleinere Eingriffe an den Extremitäten werden nach Hacken- 
bruch in Um- und Unterspritzung des Operationsfeldes ausgeführt 
und für Operationen an der Mittelhand und den Fingern findet 
das Oberst-Pernicesche Verfahren Anwendung. Für das Hand- 
gelenk gibt es zwei Arten von Leitungsanästhesie nach Braun 
und Härtel; nach Ausschaltung der Nervi medianus und ulnaris 
wird das Handgelenk subeutan und interossal umspritzt, wodurch 
der Nervus radialis getroffen wird. Capelle benutzt eine rein 
perineurale Querschnittsanästhesie mit der Arteria axillaris als 


‘Centrum, wodurch der Arm bis zum mittleren Drittel des Ober- 


arms anästhetisch wird; es genügen 30 bis 40 cem. einer 2°/,igen 
Novocain-Suprarenin-Lösung, und die Wirkung tritt nach 30, zu- 
weilen erst 40 bis 50 Minuten ein. Die Biersche Venenanästhesie — 


. Injektion in die Vena basilica und cephalica — ist etwas um- 


nik hält und besonders 


ständlich und bleibt daher nur für die Fälle vorbehalten, in denen 
die Kulenkampffsche Plexusanästhesie nicht aus- 
führbar ist. Kulenkampff empfahl 1911 zu diesem Zweck 
die Supraclaviculargegend, wo der Plexus brachialis dicht lateral 
von der Arteria subclavia über die erste Rippe verläuft. Hohmeier 
bedient sich desselben Prinzips, nur daß er den Plexus von der 
Infraclavieulargrube aus am medialen Rand der Mohrenheimschen 
Grube in einer Tiefe von etwa 2 bis 5 cm trifft. Störzer (4) 
hat die Kulenkampffsche Plexusanästhesie in 51 Fällen angewandt; 
Versager gehören zu den größten Seltenheiten, wenn man erst bei 
Auftreten von Parästhesien an den Fingern injiziert. Gegen die 
üblen Zufälle ist der beste Schutz,’ daß man sich streng an die 
Topographie und die von Kulenkampff angegebene Tech- 
„nicht tiefer als höchstens 21/2 cm 
sticht“, Dadurch wird auch eine Pleuraverletzung vermieden, 
wodurch es zu vorübergehenden Brustschmerzen und Atemnot 
kommen kann. Das Anstecken der Arteria subelavia, durch Aus- 
tritt von Blut aus der Kanüle bemerkbar, ist ungefährlich, da die 
Blutung nach Zurückziehen der Nadel sofort steht. Zuweilen werden 
Parästhesien auf der Brust beobachtet, die wahrscheinlich durch 
eine Reizung des Anteils der ersten Intercostalnerven zum Plexus 
zu erklären sind. Auch länger dauernde Lähmungen kommen vor; 
nach Hirschler, Keppler und Härtel beruhen diese auf 
einer Durchtrennung der betreffenden Nervenfasern durch Einstich 
der Kanüle in den Plexus, oder nach Braun auf einer „Blutung 
in die Nervenscheide und einer Störung des osmotischen Gleich- 
gewichts durch die injizierte Lösung“. Zu den größten Selten- 
heiten gehören vorübergehende Zwerchfellähmungen, die keine sub- 
jektiven Beschwerden verursachen und mit dem Abklingen der 
Anästhesie zurückgehen. Als Ursache hierfür ist die Lähmung 


des Nervus phrenieus durch Diffusion des Anaestheticums anzusehen, 


„wobei als Träger der Diffusion der Musculus scalenus anterior 
in Betracht kommt, Ebenfalls auf Diffusion der anästhesierenden 
Lösung beruhen Erscheinungen von kurz anhaltender Hals- 
sympathicusläiimung, die sich im Hornerschen Symptomen- 
komplex zeigt, und von Halsvaguslähmungen mit .Heiserkeit ohne 
die geringste Beeinflussung der Pulsfrequenz und des Blutdrucks. 
In einigen Fällen — nach Morian in 5 bis 10°/, — wurde bei 
der Novocainanästhesie im Urin Eiweiß nachgewiesen, das sich 
jedoch stets nur einige Stunden bis zu zwei Tagen hielt. 

Nach Störzer (4) nahmen die zuerst auftretenden Par- 
ästhesien während der Einspritzung gewöhnlich an Stärke zu,-um 
kurz hernach vollständig aufzuhören. Bald darauf tritt Wärme- 
oder Kältegefühl und Schwere im Arm auf. Nach durchschnittlich 
10 bis 15 Minuten tritt totale Anästhesie ein, die bis über die 
Mitte des Oberams reicht und von mehr oder weniger leichter 
Parese begleitet ist. Es tritt 'nur ganz selten eine motorische 
Lähmung ein; das hat seine Vorteile bei der Ausführung von 
Nervenoperationen und bei Pseudarthrosenoperationen, wo es 
hernach bei Anlegen des Gipsverbandes auf eine gute, sichere 
Stellung der Fragmente ankommt. | 

will man eine totale Anästhesie des ganzen Arms bis her- 
‘auf zur Schulter erreichen, müssen außerdem noch die Nervi 
supraclaviculares und intercostobrachiales unempfindlich gemacht 
werden. Franke operiert übrigens ohne Esmarchsche Blut- 


‚leere und hat selbst nie Lähmungen und postoperative Neuralgien 


beobachtet; demnach sind nach Störzer(4) diese wahrscheinlich 
weniger der Anästhesie als dem Schlauch zur Last zu legen. 

Auch bei operativen Eingriffen an der unteren Extremität 
kommt man mit der Leitungsanästhesie sehr gut aus. In ihrer 
Sicherheit und Ungefährlichkeit übertrifft sie sicherlich die Lumbal-, 
Sakral- und Parasakralanästhesie, zumal wenn man bedenkt, daß 
z. B. die sakrale Anästhesie 8 bis 10°/, Versager hat. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22. 


STE Tun den 


i 4, Jui. 
Z oo e a une et ge 


Kleinere Eingriffe können ebenso wie am Arm im Um- und 
Unterspritzen ausgeführt werden, und für Operationen an den 
Zehen benutzt: man das Oberstsche Verfahren wie an den. 
Fingern. Der Fuß wird nach Braun anästhesiert: durch Infiltration 
des Unterhautzellgewebes und des zwischen den Sehnen und der - 
Vorderfläche der Tibia gelegenen Gewebes dicht oberhalb des Fuß- 
gelenks werden die Nervi saphenus, suralis, peroneus superficialis 
und profundus ausgeschaltet. Um den Nervus tibialis zu erreichen, 
sticht Braun von einem’zirka 1 cm von der Achillessehne in der 


. Höhe der prominentesten Stelle des inneren Knöchels gelegenen 


Punkt senkrecht ein; bei eintretenden, in die Zehen ausstrahlenden 
Parästhesien werden 5 cem einer 2°/,igen Novocain-Suprarenin- 
Lösung eingespritzt, ie. 

Operationen am .Schienbein lassen sich schmerzlos nach 
Franke ausführen. Nach rautenförmiger Umspritzung des 
Operationsfeldes sticht Franke „etwa handbreit oberhalb der 


| Stelle, an der auf den Knochen eingegangen werden soll, an der 


Außenseite des Schienbeins ein und injiziert von diesem Einstich- 
punkte mit quergestellter Nadel an das Periost der Vorder- und 
Außenseite. Um an das Periost der Hinterseite zu gelangen, be- 
nutzt Franke einen Einstichpunkt an der Innenkante der Tibia“. 

Ferner sei auch hier bei der unteren Extremität an die 
Venenanästhesie von Bier (Injektion in die Vena saphena magna) 
und die Querschnitt-Leitungsanästhesie erinnert, die nach den Vor- 
schriften von Sievers durch eine 1°/,ige Lösung zwischen 
zwei Gummibinden erfolgt. 

Will man das ganze Bein unempfindlich haben, müssen fünf, 
mindestens aber vier Nerven anästhesiert werden. Die Äste 
des Plexus lumbalis und sacralis kommen in Be- 
tracht. Auf der Streckseite des Beines unterhalb des Leistenbandes 
sind es der Nervus cutaneus femoris lateralis, femoralis und 
obturatorius und auf der Beugeseite der Nervus ischiadicus nach 
seinem Austritt aus dem Becken; der sensible Nerv der Dorsal- 
seite des Oberschenkels, der Nervus cutaneus femoris posterior, 
liegt medial neben ihm, um in der Höhe der Glutäalfalte ganz an 
die Oberfläche zu kommen. | 

Wiedhopf (2) wendet bei dieser Anästhesie die Technik 
von Keppler an. An dem Schnittpunkt der beiden Verbindungs- 
linien zwischen der Spina iliaca post. sup. und dem äußeren Rand 
des Tuber ossis ischii einerseits und zwischen dem oberen Rand 
des Trochanter maior zum oberen Rand der Gesäßfurche anderer- 
seits wird die Lösung injiziert. Die Tiefe kann 9 bis 12 cm be- 
tragen. Es ist nur dann zu injizieren, wenn die typischen 
Parästhesien in den Zehen geäußert werden. Bei diesem Vorgehen 
trifft man den Nervus ischiadieus, wo er das Becken verläßt, der 
medial neben ihm liegende Nervus eutaneus femoris post. und der 
auf ihm laufende Nervus glutaeus inf. werden hierbei ebenfalls 
mit anästhesiert. Ferner werden in derselben Weise genaue AD- 
gaben gemacht, wo der Nervus femoralis, der Nervus obturatorius 
und der Nervus cutaneus femoris lateralis auszuschalten sind. 

= Die Kepplersche Technik erzielt also eine endoneurale 
Injektion, während Laewen sich mit perineuralen begnügt. Es 
gibt noch viele andere Methoden; erwähnt sei z. B., wie Babitzkl 
den Nervus ischiadieus erreicht: mit dem ins Rectum eingeführten 
Zeigefinger sucht er die Spina ischiadica auf und tastet weiter 
unter Knochenfühlung bis zum Foramen ischiadieus malus vor. 
„Indem er den Inhalt desselben, das heißt den Nerven selbst nach 
außen drängt, sticht er mit der Nadel durch die Glutäalmuskulatur 
ein, bis die Nadelspitze unter Kontrolle des in den Mastdarm 
eingeführten Fingers kommt.“ Auf diese Weise gelingt ® 
Babitzki, jeden Abschnitt des Nerven zu treffen; der Erfolg m 
Form sensorischer und motorischer Lähmung tritt in einigen 
Minuten ein. 

Doch die Kepplersche Technik ist als die beste angu- 
sehen. Eine Einspritzung in alle vier Nerven ist nur bel größeren 
Eingriffen am Oberschenkel nötig, z. B. bei Knochenoperation. Für 
Nervennähte oder Neurolysen des Ischiadicus kommt man mit 
einer Leitungsanästhesie dieses einen Nerven aus, da gleichzeitig 
mit diesem der Nervus cutaneus femoris post. unterbrochen WI 
Und ohne weiteres ist es selbstverständlich, daß bei Operationen am 
Fuß und Unterschenkel nur die Leitungsanästhesie des Ischiadieus 
und Femoralis nötig ist. is 

Für eine vollständige Anästhesie genügen HU cem en 
20/,igen Lösung, 20 cem für den Ischiadieus und je 10 cem tur it 
anderen Nerven. Wiedhopf£ (2) hat Eingriffe von über ae 
Stunden ausgeführt, ohne daß Schmerzempfindung wieder er 
getreten wäre. Das Anstechen von Arterien (A. femoralis, glutaea 


N 


Fälle tritt am Bein im. Gegensatz zum. Arm eine motorische 
Lähmung, zum mindesten eine Parese eiu.. Wiedhopf (2) hat 
bei 36 Fällen keinen einzigen Versager, was für die Zuverlässigkeit 


= + 4 juni: > on a - 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22. S E al: 
= =; ER Si ; : 3 ` f ; £ i a 5 k P i Sa 
e Se a ee aa : Sue Erg = Den, | | | Dee: d.h 17 
f i 3 a ! . Se . o -i i i . n, . è A re i à <e > TRA "7 Oa 

birgt keine Gefahren. in sich; Thrombenbildung mit Emboli ist | Braun (14) seine: Schiene, jedoch nur unter Anwendung eines EL u pii 

nie beobachtet worden. E 0 geringen Zuges, um die Immobilisierung zu erreichen. Eine kleine IE fagon 

; Von der Injektion bis zur völligen Anästhesie vergehen | Anzahl dieser Frakturen, bei denen die Größe der Weichteilwunden PaM 

15 bis 20 Minuten. Die Symptome während. und :nach der Ein- | den Gipsverband nicht gestattete, adaptierte er mit Drahtnaht die Hi Ba 
spritzung sind die gleichen wie beim Arm, In der Mehrzahl der | Fragmente und behandelte sie unter geringer Extension ohne a 5 Bi 
Nachteil auf der Extensionsschiene weiter. Im. übrigen wurde die PEE 

im ersten Kriegsjahr so warm empfohlene Vereinigung der frischen | i SERE 

He 


ber! Tr rare 
-pea s. 


 Schußfrakturen durch Naht oder Klammern (Axhausen) vèr- 


mieden. e EN rn LY | = 
Der Sitz der- Fraktur bestimmt im: allgemeinen die Stellung 


der Technik spricht. | ns 3 . 
| Wenn die Operation einen „Hautschnitt oberhalb der Gesäß- | - | | pi 
falte und oberhalb des Trochanter maiòr-und in den obersten 5 cm | der Extremität auf der Extensionssehiene. Die Immobilisierung des j fn e 

-` unterhalb des Leistenbandes beziehungsweise des unteren Scham- | Oberschenkelschußbruches in Semiflexionsstellung des, Hüftgelenks ! a ie 
. .- beinastes“ erfordert, so. ‚ist dieses Gebiet sehr einfach nach | ist nicht ‘ohne Gefahr wegen der nicht seltenen und eventuell IHR, 
-"Wiedhopf (2) durch subcutane quere Infiltration mit 10 bis | verhängnisvollen Komplikation der Fitersenkung. Man erlebt‘ sie A Ss 
niemals bei Frakturen ohne größere Splitterung trotz ausgedehnter prei £ 

Ei 

Aii 


 Weichteilwunden. Schwere Mischinfektionen putrider und pyogener -. 
Art bei starker Knochensplitterung und sekundäre osteomyelitische 

Prozesse begünstigen ihr Entstehen. Bei rechtzeitigem Erkennen $ 
und Auffinden läßt sich die Eitersenkung durch kleine Incisionen. i 
und Drainage leicht bekämpfen. Doch ist die rechtzeitige Diagnose > pi 


20 cem einer 1°/,igen Novocainlösung zu anästhesieren, weil 
-`  .. hier andere Nerven in Betracht kommen (N. ileoinguinalis, lateral. 
=.. davon N. lumboinguinalis, N. intercostalis XI und N. ileohypo- 
gastricus und auf der Beugeseite die Nervi clunium superiores). 
Bei einer Wiederholung der :Leitungsanästhesie beim selben 


ae rn sm 


. Patienten in kurzen Zwischenräumen hat Wiedhopf (2) keine 
- Nachteile gesehen; die Nachschmerzen nach der Operation sind. | eben nur dann möglich, wenn das Bein bis zum Hüftgelenk ver- I 
die gleichen wie im Anschluß am eine Narkose, — —: bandlos freiliegt. Br - J K ah a 
In allen Arbeiten und Abhandlungen über Frakturen und Über die durchschnittliche Behandlungsdauer ' der Ober- IA na ee 
. Schußfrakturen wird darauf hingewiesen, daß das erste Erfordernis | schenkelschußbrüche lassen sich wegen der chronisch ostitischen. ig ©. 
‘der Behandlung in einer möglichst frühzeitigen permanenten | Prozesse und Fisteleiterungen statistische Angaben schwer machen. Bi In} Er 
‚Ruhigstellung des Bruches bestehbt.. Die Behandlung: ist‘ die beste, | Bei 70°, der zur Heilung gekommenen Fälle war bei B r au n (14) Pi gl e 
die eine zuverlässige dauernde Immobilisierung der Fragmente, | die Konsolidierung zwischen’ der fünften und sechsten Woche BAR E 
auch während der Wundbehandlung, ungehinderte Wundbehand- | vollendet. u ua E See 2 4 eg 
-~ lung und -beobachtung, auch bei progredienter Wundinfektion, mit Aktive und passive: Bewegungsübungen, sowie Massage. der. . I le 
- Erhaltung der Gelenk-, Muskel- und Hautfunktionen ermöglicht; | Unterschenkelmuskulatur wurden frühzeitig vorgenommen. Doch ` ir ER 
| , progredienten Ei H! ; 


ist während der ersten Wochen wegen der frischen 


ma us 
- Rn 
< 
euer DT is 
DE an 
„Luiz 


CE Le en are 
Leiad SNE P DEn 


dies sind die wichtigsten Faktoren für gute funktionelle Heilresultate. 
Braun (14) hat eine Extensionsmethode erprobt,.| Wundinfektion äußerste Vorsicht am Platze. A a Bi Ä 
. die allen diesen Forderungen — selbst in den schwersten Fällen |  . Für den Schußbruch des Unterschenkels verwendet Braun(14) Be; u 
eine Schiene, die nach demselben Prinzip gebaut ist. Auch hier A he 


.— nachkommt. Für den Schußbruch des Oberschenkels benutzt 
er eine Extensionsschiene aus Bandeisen mit einem Cramerschienen- 
rahmen, die nach der verschiedenen Länge. des Oberschenkels 

„verschieden verstellbar ist. Die Schiene selbst schließt dicht vor 
dem Tuber ossis ischii ab und wird schräg in „Abductionsstellung“ 
in das Bett gestellt. Die Extension tritt dadurch in.Kraft, daß 
eine mit einem Ründeisen „zwangläufig verbundene Stellscheibe“ - 
gestreckt und so die hiermit in Verbindung stehende Extensions- 

. Schlinge aufgewickelt wird. Ein Gegenzug um die gesunde Hüfte 

..zum Kopfende des Bettes ist zu empfehlen. l 
© Braun (14).bevorzugt die direkte Extension am Knochen, 

) und zwar in der von Klapp angegebenen Drahtextension an 

T der Tuberositas tibiae. Der Verletzte erhält hierauf die Extensions- 

"i schiene, die Extension selbst wird -sofort in Kraft gesetzt und die 

a}  „  Reposition der Fragmente vorsichtig und langsam, aber möglichst 

in einer Sitzung hergestellt. Ä | E | 

’ ‘ Erfordern die. Wundverhältnisse eine Drainage‘ nach der 
Beugeseite, dann wird der Cramerschienenrahmen durch - Fort- 
nahme einiger Gitterdrähte gefenstert. Zum Verbandwechsel usw. 
kann der Rahmen, auf dem der Oberschenkel ruht, herunter- ' 
geklappt werden. AN dies bei fortbestehender Extension,. wo- 

;  . dwch sich jede Verschiebung .der Fragmente vermeiden läßt. 

f on Überhaupt während der ganzen Extensionsbehandlung ist eine zu- 

| Verlässige, permanente Immobilisierung gewährleistet, Ein wesent- 

licher Vorteil der Methode! Ein anderer Vorzug der Methode nach 

Braun (14) ist der, daß die ganze Extremität frei- und unver- 
‚bunden daliegen kann, was besonders wichtig bei schweren / 

o anaeroben. Infektionen wie für die Kontrolle der Fragment- 

| stellung ist, Die Fraktur ist in wenigen Minuten versorgt, und 


bevorzugt er direkte Extension am Knochen. | 
| Für den Schußbruch des Oberarms gesellen sich zu den 
bisher aufgestellten Forderungen über Frakturen noch zwei weitere 
binzu: ' die Funktionserhaltung des Schultergelenks und die Ver- `. 
meidung sekundärer entzündlicher Affektion des- Ellbogengelenks 
.von, der infizierten Wunde aus. Beides wird erstrebt durch die 
Abductionsstellung des Oberarms. Ein Ausfall des Deltoideus 
und eine Versteifung im. Schultergelenk . treten natürlich: nach 
länger dauernder Immobilisierung und Abductionsstellung doch 
ein. Auch hier benutzt Braun (14) eine Extensionsschiene, die ` 
dem Brustkorb mit einfachen Bindentouren oder Gipsbinden 
angewickelt wird. Die Schiene ist analog der Ober- und Unter- 
schenkelextensionsschiene gebaut. Die Extension geschieht mittels. 
Köperstreifen, wenn die Wunden es erlauben, -sonst — besser — 
durch direkten Knochenzug. Braun (14) wählt als Ort für die 
direkte Knochenextension die Ulna, 2!/, cm von der Olecranon- 
‚spitze 'entfernt.. Er verwendet seine „portative verstellbare“ 
. Extensionsschiene auch zur ‚Nachbehandlung aller Schultergelenk- 
schüsse, sowie von Resektionen dieses Gelenks. Der Oberarm 
wird ohne Verband gelassen, sodaß ‚die Wundbehandlung selbst 
dadurch in ungehinderter Form möglich ist. Schon nach Ablauf 
einer Woche werden . kleine Änderungen der Abductionsstellung 
durch Verstellung der Stützen der Schiene vorgenommen, um 
frühzeitig der Versteitung des Schultergelenks in wirksamer Weise 
entgegenzuarbeiten. In bezug auf die Bewegungsübungen usw. 
gilt das oben Gesagte. Bat SA a ' 
` Koleszár (7) hat éinen Extensionsapparat kon- 
7 struiert, der ebenfalls allen den Forderungen, wie sie für Frakturen 
die Anlegung der Extensionsschiene ist äußerst einfach. aufgestellt sind, gerecht. wird. Sein Apparat besteht aus einem 
~Je frühzeitiger die Reposition mit Immobilisierung erfolgt, | proximalen und distalen Teil; beide durch ein Scharniergelenk 
um so günstiger ist — wie bekannt — der Einfluß auf die Wund- | verbunden, können im Gelenk entsprechend bewegt werden, sodaß 
Infektion. ‚Die Extension selbst erfolgt nicht durch Anhängen | eine Schrumpfung des Gelenks verhindert wird. Die Bruchstelle 
Se Gewichts plötzlich, sondern tritt durch Drehung der oben | liegt unter ständiger Extension, der Wundbehandlung und Massage - 
erelis erwähnten gezahnten Stellscheibe und Aufrichtung des | leicht' zugänglich. Die Extension wird entweder durch Gewichte. 
Extensionsdrahtes in Kraft. | | | oder, nur durch eine Spiralfeder bewirkt. Koleszár (7) ver- . 
- „ Die Drahtextension ist aus Gründen der Asepsis vor der | wendet größtenteils die Steinmannsche Nagelmethode. Die 
chirurgischen Wundrevision auszuführen. Braun .(14) hat die | Dislokation der Fragmente kann. durch Pelotten unter Röntgen- 
schädliche Reaktion im Sinne einer Exacerbation der Infektion | kontrolle ausgeglichen werden. Der Apparat bleibt acht bis zehn 
ar. meiden können durch. seine Extensionsschiene, „da er in ihr | Wochen oder noch länger liegen. Nach der Abnahme der Exten- 
3 Wundbehandlung einschließlich kleinerer chirurgischer Eingriffe | sion dient der Apparat noch zwei Wochen lang als Schiene, 
| z jedem Sitz der Wunden ohne Lageveränderung oder Auf- Nach Rogge (10) hat der Spiralverband als Dauer-. 
“ung der Immobilisierung ungehindert vornehmen kann“. . verband die größten Vorzüge. Jeden starren Verband hält er für 
Selbst bei Frakturen mit großen Kontinuitätsdefekten benutzt | ein W agnis und oft für gefährlich, wie auch mancher Gipsverband. 


A- 


OCA me um R- MA 


y 


BER Sa 3 


eo an. 


rat ne ee m ae en 


a ne a a foren rn ie ee ni en ei 


542 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.22. | a 1. Juni. 


im Felde gelehrt hat; denn nicht nur in frischen Fällen, nein auch 
bei alten entfieberten Brüchen kann auf dem Transport aus irgend- 
einem Grunde eine neue Schwellung auftreten. Außerdem fallen 
die oft übersehenen Weichteilkomplikationen (Decubitus, Phlegmone, 
Abscesse usw.) mehr oder weniger dem circulären Gipsverband 
zur Last. Ein Wundienster genügt eben nicht für eine genaue 
Beobachtung des verletzten Gliedes. 

Anders hingegen verhalten sich Rogges (10) Spiralverbände; 
sie sind imstande, „zu fixieren und Zu extentieren, die Wunden 
und Bruchstellen zu umgehen und die ganze Extremität einer 
guten Beobachtung zugänglich zu erhalten“; ferner ist eine 


 „Schnürung weniger zu befürchten, als bei eirculären Verbänden, 


da sich der Spiralverband der wechselnden Schwellung des Gliedes 
leicht anpassen läßt“. Auch die Überbrückung größter Wundflächen 
ist möglich. Der Gips umfaßt bei Wunden am Unterschenkel: 
Oberschenkel und Fuß, bei Wunden am Oberschenkel: Becken, 
Unterschenkel und Fuß, bei Unter- und Oberschenkelwunden: 


. Becken, Knie und Fuß. 


Ohne große Mühe läßt sich nach Rogge (10) mit jedem 
Spiralverband eine Extension verbinden. Auch eine gleichzeitige 
Bewegungsbehandlung der benachbarten Gelenke ist möglich. 

Schepelmann (13) tritt dafür ein, daß bei der Extension 
jede dem Zug entgegenwirkende Reibung möglichst auszuschalten 
ist. Das Bein muß durch die Belastung fast schwebend gehalten 
werden. Jeder Seitenzügel ist zu verwerfen, da er. nur neue 
Reibungsmomente auftreten läßt oder sogar, wenn der Kranke im 
Bett herabgleitet, der Extension entgegenwirken und eine falsche 
seitliche Zugwirkung ausüben kann. Jeder starke Zug in der 
Längsrichtung des Oberschenkels führt nach Schepelmann (13) 
ausnahmslos zur Richtigstellung der Fragmente, wenn man nur 
für völliges Freischweben des Oberschenkels Sorge trägt; einzig 
und allein Knie und Becken dürfen unterstützt werden. „Macht 
sich wirklich einmal eine stärkere Dislocatio ad latus bemerkbar, 
so liegt das gewöhnlich an einer Verhakung der Fragmente, und 
läßt sich durch vorübergehende Überdehnung rasch und dauernd 
beseitigen.“ Eine weitere Rücksichtnahme erfordert die richtige 
Rotation des unteren Fragmentes, kenntlich an der vertikalen 


Stellung des Fußes. Nach Schepelmann (13) jedoch stellt 
sich bei starker Längsextension des Beines von selbst die 
richtige Rotation ein. 


Der Neigung zur X-Stellung der Fragmente hilft er dadurch 


ab, daß er die Knierolle medial etwas hebt; außerdem muß die 
Anordnung der Gewichtsschnüre dem Entstehen eines X-Beines 
entgegenwirken, indem die Schnur vom Oberschenkel am weitesten 
nach außen, die vom Knöchelnagel am weitesten nach innen verläuft. 
„Endlich kann man die von den Nagelenden ausgehenden Schnüre 


getrennt zur Rolle leiten und die äußeren Schnüre stärker belasten 


als die inneren.“ _ oo { 

Der Rumpf muß völlig flach liegen; eine Schrägstellung des 
Rumpfes würde eine stärkere Bewegung des Hüftgelenks und 
damit eine ungleichmäßige Dehnung der Streck- und Beuge- 
muskulatur nach sich ziehen. Der Oberschenkel ist nur leicht 
gebeugt, wie es die Knierolle mit sich bringt; „der Zug am oberen 
Nagel muß deshalb ansteigen, um genau in der Verlängerung der 
Oberschenkelachse zu bleiben; die unterste Schnur zieht in der 
Richtung der Unterschenkelachse mit einer geringen Neigung nach 
oben, um die Ferse zu heben, die mittlere verläuft nahezu horizontal“, 

Schepelmann (13) benutzt jetzt prinzipiell drei Nägel, 
um die Gewichte mehr zu verteilen und die einzelnen Knochen- 
bohrlöcher nicht zu sehr in Anspruch zu nehmen. Die Spongiosa 
der Epiphysen eignet sich wegen ihrer Nachgiebigkeit ebensowenig 
zur Nagelextension wie der mittlere Teil der Diaphysen wegen der 
Gefahr einer Knochenmarksentzündung. Schepelmann (13) 
verteilt die Gewichte in der Weise, daß am Femurnagel 15, am 
oberen (Tuberositas tibiae) und unteren (Grenze zwischen Dia- und 
Epiphyse der Tibia) Tibianagel je 10 kg hängen. Bei frischen 
Frakturen bohrt er nur ins obere Tibia- und untere Femurende 
einen Nagel und belastet beide mit je 7!/, kg. 

~ „Die Gesamtdauer der Extension schwankt im allgemeinen 
zwischen drei bis sechs Wochen, doch in letzter Zeit ist 
Schepelmann (13) auch bei subeutanen Brüchen nie mehr 
unter acht bis dreizehn Wochen ausgekommen, wobei er annimmt, 
daß die reduzierte und einseitige Volksernährung die Callus- 
bildung beeinträchtigt. (Schluß folgt) 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 20. 


Pohl (Breslau): Über Lupinenbrot, Siehe Vereinsbericht Schle- 
sische Gesellschaft für vaterländische Kultur vom 24. März 1919. 

Melchior (Breslau): Klinisch-anatomische. Streitiragen zum 
Ulcus duodeni. Der hohe Prozentsatz peptischer Duodenalveränderungen 


in Harts Material ergibt sich daraus, daß nur die Hälfte der Befunde | 


sich auf offene Geschwüre bezieht, Die Geschwüre der Vorderwand 
sind nicht ganz pessimistisch zu beurteilen. Die Prognose ist bezüg- 
lich der völligen Wiederherstellung ‚ungünstig. Den latenten Ulcera 
können die akuten Formen angereiht werden. Das chronische Ge- 
schwür kommt vorwiegend beim Manne vor. 

Blühdorn (Göttingen): Die Krämpfe des Säuglings- und Kindes- 
alters. Klinischer Vortrag. Im ersten Säuglingsalter überwiegen die 
organisch bedingten Krämpfe, später die spasmophilen, therapeutisch 
dankbaren Krampfformen. Überhaupt beherrschen im späteren Kindes- 
alter die funktionellen Krampfformen das Bild. 

Hertz (Breslau): Periodisches Schwanken der Hirnfunktion. Im 
beschriebenen Fall handelte es sich um eine in kurzen Perioden immer 
wieder auftretende Störung motorischer Funktionen, die sich besonders 
deutlich als Dysarthrie und Dysbasie bemerkbar machte. Die genaue 
Analyse hat Aufschluß gebracht über den spontanen Charakter, Auf- 
einanderfolge, Dauer und Umfang der Störung. 

Rabnar (Schöneberg): Läusebekämpfung. Belehrung, Behand- 
lung der verlausten Schulkinder und der Angehörigen unter Mithilfe 
der Schulschwestern, Zulassung zur Schule erst nach erfolgreicher Ent- 
lausung, Verteilung von Merkblättern führt zu dem erstrebten Ziele. 

| Reckzeh. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 19 u. 20. 


Nr. 19. J. Morgenroth (Berlin): Über chemotherapeutische Anti- 
sepsis. I. Mitteilung. Zur experimentellen Begründung der Vucintiefenanti- 
sepsis. Die antiseptische Imprägnation der Gewebe schafft erst die Dauer- 
wirkung der Antiseptica. Die absolute Höhe der Desinfektionswirkung 
im Reagenzglase erscheint nicht als allein maßgebend für die Wert- 
bemessung, die Reaktion mit Körperflüssigkeit und Gewebe nicht mehr 


als Hindernis, sondern vielmehr als eine der Grundbedingungen der 
Desinfektionswirkung. 

Georg Lockemann (Berlin): Beiträge zur Biologie der 
Tuberkelbacillen. Mitgeteilt werden Züchtungsversuche mit Nähr- 
lösungen verschiedener chemischer Zusammensetzung. 

Albert Fromme (Göttingen): Über eine endemisch auf 
tretende Erkrankung des Knochensystems. Nach einem am 10. April 
in der Medizinischen Gesellschaft zu Göttingen gehaltenen Vortrage. 

A. Reinhart (Kiel) : Über Encephalitis non purulenta (lethargica). 
Mitteilung von acht sicheren Fällen, die sich durch einen merkwür- 
digen Schlafzustand auszeichneten. 

G.:Lepehne (Königsberg i. Pr.): Ein Fall von akuter aleuk- 
ämischer Lymphadenose. Er verlief unter dem klinischen Bilde schwerster 
Anämie bei mäßiger Lymphdrüsenhyperplasie und klinisch fehlendem 
Milztumor. 

Ä K. W. Eunike (Elberfeld): Zur Bewertung der Röntgentiefen- 
therapie. Es wird über die guten Resultate dieser Behandlung bei 
einigen Erkrankungen berichtet, daneben aber auch auf Mißerfolge 
hingewiesen. Besprochen wird ferner die Therapie der Röntgen 
ulcera im allgemeinen. Die Heilung dieser Geschwürsform ist sehr 
langwierig. Charakteristisch ist ein häufig unertr ägliches 
Jucken, das auch nach der Heilung anscheinend jahrelang 2° 
rückbleibt. 

`. Eugen Jennicke (Eisenach): Seltene pathologisch- anato- 
mische Befunde. Berichtet wird über drei Fälle von Atheroskleros® 
der Arteria pulmonalis. 
nn Erich Martini: Gegen die Fleckfiebereinschleppung über 
östliche Grenzbahnhöfe. Da die Seuche in Polen und Rußland während 
des letzten Winters wieder stark aufgetreten ist (in Petersburg sollen 
im Januar 1919 7500 Todesfälle vorgekommen sein), müssen an unseren 
östlichen Grenzbahnhöfen neue Stationen zur Kontrolle der V erlausten 
eingerichtet werden. í 


O Nr. 20. U m b er (Charlottenburg-Westend): Zur Klinik der akuten 
beziehungsweise subakuten Leberatrophie. Vortrag, gehalten im Verein 
für innere Medizin und Kinderheilkunde zu Berlin am 24. März 1919. 


—.. [ae 


a Harnstoffgehalt des Blutes bildet einen der wichtigsten Indikatoren der 
- - nahezu gleichwertig. Dabei ist die Harnstoffbestimmung im Blute 


' © Ein vom Verfasser angegebener Apparat zur Harnstoffbestimmung. wird 


. Grippe. Meist kurz nach dem Verlust der alten beginnt das Erscheinen 


sie gefunden werden, sind Diphtheriekranke oder Diphtheriebacillen- 


 _um eine Infektion von der Um gebung aus. | 


Milch (allenfalls auch Wasser) durch die Nabelschnur in die Placenta. 


© von Zottenstücken, die dann nur im Uterus sein können, erwiesen sein, 


- dieser Methode wurden vom Verfasser Placenten, die als „sicher 


fielen 49 positiv, 102 negativ aus. Darunter wurde einmal in An- 


Es fand sich dabei ein pflaumengroßer Placentarrest. (Es war_ also. 


‘fand. In den anderen 34 Fällen zeigte der klinische Verlauf, daß 
_ das‘ Eingehen mit der Hand "usw. unnötig gewesen wäre. Hätte 


‚man ebensogut sehen kann. Über die Unvollständigkeit eines 


ion. IT, % . 7 y a Nn, 0. 
4 ' t 
P 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22. `, 


P ae Pe 


- Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 16. 

Ä Fritz Burgdörfer (München): Die Bevölkerungsentwicklung 
während des Krieges und die kommunistische Propaganda für den Ge- 
bärsfreik. An Stelle des früheren Überschusses der Geburten über die 
Sterbefälle ist jetzt umgekehrt ein Überschuß der Sterbefälle über die 
Geburten getreten. Der durch den Krieg verursachte Geburtenausfall 
für Bayern würde auf 400 000 ungeborene. Kinder zu veranschlagen sein. 


Max Kappig (Kiel): Die .nichtspecifische. primäre Epididymitis. 
Es handelt sich dabei um eine Epididymitis, die bei sonst ganz gesunden, 
sicher nie geschlechtskranken Männern auftritt, ohne vorausgegangene 
Erkrankung, wie Urethritis. Sie wird durch die gewöhnlichen Eiter- 
erreger, am häufigsten durch’das Bacterium coli erzeugt. Diese Er- 
reger kommen indie Epididymis in erster Linie aus der hinteren 
Urethra (Prostata, Samenblasen) auf dem Wege über das Vas deferens. 
Da die Urethra normalerweise auch in ihren hinteren Teilen stets zahl- 
reiche Keime beherbergt, ist der Infektionsstoff eigentlich immer vor- F 


handen. $ , | | | 
H. Citron: Über Harnstoffbestimmung in Blut und Harn. Der 


Franken. Besprochen wird eine - Fleckfieberepidemie bei der . heim- 

kehrenden Truppe. Dabei wird auf die Jürgenssche Lehre hin- 
höhe an übertragbar werden und im Körper-der Laus erst eine 
sechstägige Entwicklung. durchmachen müssen, ehe sie 
krankheiterregend wirken, Wird eine: Laus innerhalb der ersten Fieber- 
woche vom Kranken auf. den Gesunden übertragen, so. wird sie nur 


Niereninsuffizienz und ist nach.dieser Richtung hin dem Reststickstoff | 
technisch viel bequemer auszuführen als die Reststickstoffbestimmung. 


bis zur Vollendung der Parasitenentwicklung bei sich behält. Werden 

innerhalb dieser Zeit der Kranke’ und seine Umgebung entlaust, so 

wird trotz vorheriger 'Läuseübertragung keine Infektion erfolgen. 
Walter Klestad t (Breslau): Das Hineinwachsen adenoiden 


genauer beschrieben. Be ERR D 
E. Zurhelle (Bonn): Zur Kenntnis der Alopecia diffusa nach 


der neuen Haare. Immerhin dauert es bei dem durchschnittlichen 
Wachstum der Haare von täglich 0,4 mm ein Jahr, bis eine Länge von 
18cm erreicht ist, und fünf bis sechs Jahre, bis auch die längsten Haare 
ersetzt sind. Die Prognose ist aber mit dieser Einschränkung günstig. 
2 Donges und Elfeldt (Rostock): Beiträge zum Befunde von 
Diphtheriebacillen in Wunden. In den meisten Fällen der Verfasser waren 
die Diphtheriebaeillen harmlose Wundbewohner. Nie fanden sie sich 
in Reinkultur. Stets. waren sie mit anderen Bakterien zusammen. Wo 


_ phatische Gewebe zog sich von der-Absetzungsfläche am Zungen- 
grunde her nach oben hinauf. Dieses Hinaufwachsen begann schon 


Tage an. Es handelt sich um ein aktives Hinaufkriechen. Bei der 
Operation war. nicht etwa ein unterster Stumpf der Gaumenmandel 
-stehengeblieben. (Die Gaumenmandel war in toto ausgeschält.) Das 
nachwachsende Gewebe stand im 'Zusammenhange mit der Zungen- 
.mandel. e E A 


‘ 


träger in der Nähe. Es handelt sich bei jeder Diphtherieinfektion 


| Kirstein (Marburg a. L.): Die „Milchprobe“ an .der Placenta. 
Man bindet in die Nabelvene eine Kanüle ein, legt- die Placenta an 
die kindliche Seite und treibt mit. einer 100 cem fassenden Spritze 


lichkeit. Am empfänglichsten waren Kinder von Iymphatischer 


blühende Kinder oder schwer Skrofulöse‘ mit den Stigmata der Lym- 
Spritzt die Milch an irgendeiner Stelle der Placentakotyledonen im oe An yaricelley Erkrankten AERD Drongo aii 
Strahle heraus, so gilt die Probe als positiv, und zwar soll das Fehlen | 
wenn die Milch sogleich beim Injizieren an einer Stelle abfließt. Mit lichen die untergewichtigen, schmächtigen, durch Ernährungsstörung 

. “2. serye cc 3 
unvollständig“ oder „zweifelhaft“ angesprochen wurden, |. und anderen Infekten gegenüber „anfällig“ waren. 
ausnahmslos geprüft, daneben auch viele „sicher vollständige“ 


um auch den negativen Wert der Probe festzustellen. Von 151 Proben Verbesserung der percutanen Tuberkulinreaktion (Moro). Das bis zur 


| Gewichtskonstanz eingeengte Tuberkulin gibt bei der Pereutananwen- 
. dung wesentlich bessere ünd deutlichere Resultate als das gewöhnliche 
 Tuberkulin. Pr er a u i | 
H. Sachs und W. Georgi (Frankfurt a. M.): Zur-Kritik des 
'serologischen Luesnachweises mittels Ausflockung: ‘Bei den: beiden Aus- 


„betracht einer- „zweifelhaften“, stark zerrissenen Placenta trotz 
negativer Probe das Cavum uteri post partum ausgetastet. 


hier beim Einspritzen keine Flüssigkeit aus den zerrissenen Zotten- 
gefäßen ausgetreten, vermutlich weil es ' durch Einrollung,.. Elasti- 
zität der Gefäße zu einem Gefäßverschluß gekommen war.) Dagegen 
traf unter den 49 positiven Fällen die Diagnose eines Defektes 
der eben geborenen Placenta nur fünfmal zu Von den übrigen 
4 Fällen kamen zehn zur Nachtastung, die die Uterushöhle leer 


der Wassermannschen Reaktion. _ j 
Gaugele (Zwickau, Sa.): Die postpleuritische Skoliose und ihre 
Verhütung. Die Skoliose wird nicht hervorgerufen ‘durch Verwach-- 
sungen und Schwartenbildung an den. Pleurablättern, sondern durch 
die Notwendigkeit eines Raumausgleichs im Thoraxinnern. Die pleu- 
ritischen Schwarten verhindern allerdings später das Aufrichten des 
kollabierten Thorax. Da fixierte postpleuritische Skoliosen mit Schwarten- 
bildung an der Pleura eine sehr ungünstige Prognose habeh, ist, noch 
ehe es zur Narbenbildung kommt, die früh zeitige Auf- 
richtung des ‚eingefallenen Thorax in einem unter Zügelwirkung an-, 
| gelegten Gipsverband (mit großem Fenster auf der konkaven Seite 
‘erforderlich. - u ea BE 
Elisabeth.Goehl (Bonn a. Rh.): Fliegenmaden auf der Kopi- 
haut  (Myiasis dermatosa muscosa , capitis). In dem mitgeteilten Falle 
bestand eine Pediculosis. Die infolge des Kratzens entstandenen Ero- . 
sionen waren mit Olivenöl eingerieben worden. Durch den Öl- 
ruch wurden die Fliegen angelockt, die nun ihre Eier auf das Haar 


man sich dem Urteil der Milchprobe angeschlossen, .so hätte man 
‚in 90% der Fälle die Infektionsgefahr für die frisch Entbundene durch 
„ne zwecklose Nachtastung. vergrößert. Die Milchprobe zeigt uns mit 
ihrem positiven Ausfall an, daß eine Placenta zerrissen ist, was 


Mutterkuchens erfahren wir aber durch jene Probe meist nichts 
Sicheres, Übrigens wird vom Verfasser da, wo nicht das „sicher 
vollständig“ feststeht, sofort der frisch entbundene Uterus nach 
Resten ausgetastet. Denn die Prognose quoad infectionem ist un-. 
mittelbar post paytum durchaus günstig. Ein Eingriff im 
Wochenbett birgt aber eine ‚ganz erhebliche Gefahr in sich, offen- 
bar infolge der dann im Uterus reichlich vorhandenen Infektionserreger 
Sowie bereits bestehender örtlicher Infektionsprozesse. | | 
Albert Kna pp (Düsseldorf): Apoplektiforme allgemeine Hypo- 
fonie. Sie kommt durch eine vorübergehende Anämisierung. der in 
der Haube verlaufenden zentripetalen Bahnen zustande, indem wahr- 
scheinlich die Blutgefäße ‘in den Hirnschenkeln vorübergehend kom- 
Pfimiert werden, | Be i ie 2 
< G. Straßmann (Berlin): Bemerkenswerter Befund bei einem 
18 jährigen Selbstmörder, Bei der Sektion fanden šich außer der töd- 
lichen Schußverletzung schwere krankhafte Veränderungen an den Harn- 
Organen, die infolge ihrer Beschwerden "die Veranlassung zum Selbst- 
Mord gewesen sein mögen. . F. Bruck. 


ger 


ablegten. Ea 
Friedrich Luithlen (Wien): Aktive -Chemotherapie akuter 


Ophihalmoblennorrhöe. Die unspecifischen Behandlungen mit Proteinen, 
Terpentinöl und auch mit konzentrierter Salzlösung können die Vaccine- 


therapie nicht ersetzen. ; | - F. Bruck. 


. Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 19. 
C. ten Horn: Die Plikation. des Coecums als Behandlung der 
Obstipation. Die Faltung des Blinddarmes ‚wird als Begleit- 
operation bei Gelegenheit einer Appendektomie bei Kranken mit starker. 


Stuhlverstopfung empfohlen. Nach “Abtragung des W urmfortsatzes 
wurde die vordere und seitliche Taenia des Blinddarmes durch fort- 


D. Gerhardt (Würzburg): Über die Fleckfiebergefahr in 


gewiesen, wonach die Krankheitserreger erst von der Zeit der Fieber- 
dann die Krankheit weiterverbreiten können, wenn der Gesunde sie 


' Gewebes in die Gaumenmandelnischen nach Tonsillektomie. Das lym- 


sehr frühzeitig nach der Operation, oft schon vom dritten bis vierten - 


Erich Rominger (Freiburg i. Br.): Über Scharlachempfäng- 
‚ Konstitution. . Es waren normal entwickelte, kräftige und überernährte, 
| sibilisiert zu sein. Verschont blieben alle Kinder unter sechs Monaten, ` 
auch die mit Varicellen behafteten, und von den älteren im wesent- ` 
zurückgebliebenen drüsenarmen, auch wenn sie verwahrloste Haut hatten 


Franz Hamburger und Franz Stradner (Graz): Eine 


floekungsreaktionen zeigen sich geringe Differenzen mit den Ergebnissen 


x h 


i} ; 
x tis ER t z 
} m a = 
$ 1# ` Sa 
PIR fa tiei 
i an Denn ' 
: Be, a 
E -ASP ? E t. 
EPE EL An R 
I FE: Mies ! 
RRS le Baer 7 
BR 
Rum 
a: 5 
Psi i 
H 4 ji 


a Zu 
Fuen AA, 
r 5 M 
ANA AEX er 
mi 


Mrami ak. 
—.. r .. 


un an 
ost 
A 
I 


er 
SE BR ie ake 
an er wo. 
ee Dit 
eisian m 2 ET en ae IA 


len, Pan 
“> Pants PN. Das Iren 


a en A 


ea nn 


ran, 

Tree: 

SE re E 
a 

nE a 


a ETN 
f ; 


urn ae E a - w: è FÈ: 
- TUT Re he E Ri og Pon SE aT ee S 
Ba N a a a ne 
N f . Le A ma 
er ... N er N. A 
~ 


. 
. 
ie 
: 
Par: +. 
4 al 
4 A G 
SE + 
Fr s’ E g 
B ER ea 
Yi 1o â a 
er. to 
a, 
f Ri . 
Eu nakat ` iur 
en 
| f 
BE i : 
Ji G H) 
tit EES a 
E ., 
Ehe Ik, 
mare; i 
Lps PIE Pa 
g5 x . 
1 er t sfe 
: eh 
ds r 
| r 
tg 7 
HETS 
2°, us 
B 
e 


ETA E = 
8 ` 
a an 
... u 


laufende Naht in 10 bis 16 cm Länge vereinigt. Durch die Raffung 
wird der Blinddarm verengert. Diese Verengerung erklärt die gün- 
stige Wirkung bei starker Verstopfung, weil der Darminhalt schneller 
bewegt wird. | ; 

Eduard Miloslavich: Bemerkungen zur operativen Be- 
handlung der Ruhr durch Appendikostomie. Ein wegen chronischer 
Ruhr mit Einnähung und Eröffnung des Wurmfortsatzes behandelter Fall 
zeigte bei der Sektion zwei schädliche Nebenwirkungen, erstens ein 
Druckgeschwür an der Mündung in den Blinddarm und zweitens einen 
Rückfluß der Irrigationsflüssigkeit in den Dünndarm infolge Schluß- 
unfähigkeit der Bauhinschen Klappe. 

W. v. Brunn: Über verschiedene Narkoseverfahren. Nach Er- 
fahrungen am eigenen Leibe wird gewarnt vor der Anwendung des 
Chloräthyls und wird die Narkose mit Sauerstoff und Äther vermittels 
des Roth-Dräger-Apparates gerühmt. 

M. Katzenstein: Bemerkungen zur Mitteilung von A. Reich: 
Vorbereitungen des Empfangsbodens bei freier Transplantation. Die 
zweizeitige Operation wurde bereits als Mittel zur Vermeidung der 
Folgen einer latenten Infektion empfohlen. 


A. Reich: Erwiderung. Die Anschauung Reichs geht dahin, 
daß das zweizeitige Vorgehen bei Transplantationen dem Transplantat 
Ernährungsbedingungen bietet, wie sie sonst erst nach einigen kritischen 
Tagen vorhanden sind. Be. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 19. 


einer Erstgebärenden im vierten Monat der Schwangerschaft plötzlich 
Schmerzen in der linken Seite mit Anschwellung oberhalb der Leisten- 
beuge und Erbrechen, dabei Aufhören von Stuhlgang und Flatus. 
Nach dem Bauchschnitt wurde der Diekdarm bis zur Flexur prall ge- 
füllt und rot- injiziert gefunden, hier war der Kolonschenkel scharf 
abgeknickt gegen den Mastdarmschenkel und durch den schwangeren 
Uterus dicht unterhalb der Linea innominata an die seitliche Becken- 
wand herangepreßt. Es wurde der Übergangsstelle an der Flexur die 
scharfe Abknickung genommen, dadurch, daß das Colon descendens 
von der Beckenschaufel abgetrennt wurde. Die Schwangerschaft nahm 
darauf ungestörten Fortgang. 


von Ausbleiben des Unwohlseins infolge des Krieges wurden aus den 
Bierstöcken Stücke zur Untersuchung herausgeschnitten. Dabei ergab 
sich in allen Fällen, daß frische und ältere gelbe Körper fehlten. Die 
Primordialeier zeigen Übergänge von Verringerung der Zahl bis zum 


vorhanden. Die Gefäße waren vermindert. Gemeinsam waren in allen 
Fällen die Unterernährung und die kleinceystische Degeneration und 
ihre Folge. Behandelt wurde mit \enolysin Güstrow, dreimal täglich 
eine Tablette à 0,005, einem Johimbin-Präparat. Danach wurden 
Amenorrhöen, die noch nicht länger als drei Monate bestanden, günstig 
beeinflußt. Je länger das Unwohlsein fortblieb, um so weniger ist die 
Aussicht vorhanden, daß es wieder auftritt, zumal sich im Laufe der 
Zeit eine Verkleinerung der Gebärmutter einstellt. 


Hugo Salus: Moderne Ehemetritis. Als Folge von Coitus 
interruptus fand sich bei auffallend vielen Frauen in der Sprechstunde 
neben nervösen Reizzuständen ein Zustand von chronischer Schwellung 
der Gebärmutter. Be. 


Die Therapie der Gegenwart, Mai 1919. 


Mühsam (Berlin): Über Pröstatahypertrophie.. Die Röntgen- 
behandlung nutzt nur gelegentlich. Unentbehrlich ist meist der Ka- 
theter. Als Operationsverfahren kommen das Palliativverfahren der An- 
legung einer Blasenfistel mit oder ohne Cystopexie, die Sexualope- 
rationen und die Operationen an der Prostata selbst in Frage. Die 
operierten Fälle kann man durch Röntgentiefenbestrahlung vor Ite- 
zidiven schützen. 

Mittenzwey (OÖberschlema): Therapeutisches aus dem Radium- 
bad Oberschlema i. Erzgebirge. Oberschlema bei Schneeberg enthält 
mehrere stark radioaktive Quellen. Wenn auch die Diathese das In- 
dividuum überlebt, so läßt sie sich doch durch die lebendige Kraft 
des Radioatoms wenigstens zeitlich günstig beeinflussen. 

G. Klemperer und Dünner (Berlin): Behandlung der Er- 
krankungen der Atemorgane.e Fortsetzung der sehr instruktiven 
Besprechungen der Therapie der inneren Erkrankungen. Es werden 
abgehandelt die Pneumonie, Gangrän, Absceß und Tuberkulose. 


Fi T 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — 


H. Füth: Über Obturationsileus in der Schwangerschait. Bei 


Hermann Köhler: Über Kriegsamenorrhöe. In vier Fällen ' 


völligen Schwund. Die kleineystische Degeneration war meist deutlich 


Nr, 2. 


I —n Iiia talMMMlMlM 


= G. Klemperer (Berlin): Über Entstehung und Behandlung der 
Odeme. Zusammenfassende Übersicht. | Eu: 

Voltolini (Naumburg): Ist (Pseudo-)Grippe Typhus? Die 
Hälfte aller „Grippe“fälle, wahrscheinlich aber alle Fälle von „Pseudo- 
grippe“ sind Unterleibstyphus. Reckzeh 


> 


Therapeutische Notizen. 


Zur Behandlung der Lymphadenitis im Kindesalter empfiehlt 
KurtOchsenius (Chemnitz) heiße Umschläge (Brei aus Kartoffeln, 
Hafergrütze oder Leinsamen), und zwar dreimal am Tage min- 
destens je eine Stunde lang. Ist der Eiterherd scharf um- 
schrieben, so ineidiere man (aus kosmetischen Rücksichten ist der 
Spontandurchbruch zu vermeiden). Die Ineisionsstelle verlege man 
aber nicht unbedingt an den untersten Punkt des Tumors, sondern 
wähle sie nach kosmetischen Gesichtspunkten. Der Einschnitt 
sei so klein wie irgend möglich (!/ bis 1 cm lang genügt voll- 
kommen). Durch Auseinanderziehen der Wundränder ist für möglichst 
restlose Entleerung des Fiters zu sorgen. Noch besser ist es, wenn 
man nach der Incision das Biersche Saugverfahren anwendet, 
das eine Herabsetzung des Schnittes bis auf 1/2 cm gestattet (Stich- 
incision). In zehn auf diese Weise behandelten Fällen dauerte die 
Heilung nicht länger als vier Tage. Die linear verheilte Narbe war 
nach kurzer Zeit nicht mehr zu sehen. (M.m. W. 1919, Nr. 13.) 

Zur Nachbehandlung der Humerusluxation empfiehlt M. H. 
Moeltgen das Distractionsklammer verfahren (man bedient 
sich dabei der H a ck en b ru ch schen Distractionsklammern mit Kugel- 
gelenken). Die Folge dieser Behandlungsart zeigt sich schon nach 
14 Tagen in einem funktionstüchtigen Gelenk und in einem vollständig 
arbeitsfähigen Arm. Da keine Atrophie der Armmuskulatur eintritt, 


ist auch eine medikomechanische Nachbehandlung überflüssig. (M. m. W. 


ıReaks} Na. ılay)) 


Die Behandlung der Diphtherie mit gewöhnlichem Pferde- 
serum hat sich, wie E. Feer (Zürich) darlegt, gar nicht bewährt. 
Betont wird im Gegensatz dazu die starke Heilwirkung des 
antitoxischen Diphtherieserums. (M.m. W 1919, Nr. 1) 

Seine Erfahrungen über Carcinombehandlung teilt H. Köhler 
(Hamburg) mit. Beijedem operablen or tio -und C e r v i x carcinom ist 
die ausgedehnte Radikaloperation mit anschließender 
Röntgentiefenbestrahlung zu machen. Die operativen 
Resultate des F un d u s carcinoms übertreffen dieder Strahlen- 
behandlung. Bei Grenzfällen, das heißt bei Portio- und Cervixcarci 
nomen mit parametranen Infiltraten, bei auf die Vagina übergreifenden 
Careinomen und bei Cervixcareinomen mit großem Krater sollte man 
die Radikaloperation wegen der Rezidivgefahr ablehnen. 
Hier empfiehlt sich die intracervicale Mesothor- und 
Röntgentiefen bestrahlung mit der Diathermie kauterisation. 
Vollkommen inoperable Carcinome werden am besten mit Dia- 
thermie energisch ausgebrannt und nachträglich der Mesothor- 
und Röntgenbehandlung unterzogen. V agina l carcinome reagieren 
am besten auf Mesothor- und Röntgenstrahlen. Vulva carcinome 
dürften am sichersten mit Diathermie breit im Gesunden exeidiert und 
mit Röntgenstrahlen nachbehandelt werden. Die Excision der In- 
guinaldrüsen scheint bessere Erfolge zu bieten als die Bestrahlung: 
(ML. m, W. 1919, Nr. 18.) 

Beim künstlichen Pneumothorax zur Behandlung der 
Lungentuberkulose verwendet G. Wiedemann zur Setzung 
der ersten Gasblase Kohlensäure statt Sauerstoff. (M. m. W: 
1919, Nr. 13) 

Das Malafebrin, ein wirksames Mittel gegen die Grippe empfiehlt 
Rudolf Salomon (Frankfurt a. M.). Bei schweren Formen gebe 
man am ersten Tage vier- bis fünfmal eine Tablette nach dem Essen, 
am zweiten Tage ebenfalls, dann eventuell dreimal eine Tablette.” Oft 
kommt es dabei zu einem starken Schweißausbruch, der auf eimem 
Kampf der Abwehrkräfte beruht. Als Mittel gegen den Schweiß emp’ 
fiehlt sich Veronal, das gleichzeitig die nötige Nachtruhe verschafft: 
Kindern reiche man ı oder */ der Erwachsenendosis, Auch als 
Prophylakticum hat sich das neue Mittel sehr bewährt. (D. m. 
W. 1919, Nr. 20.) ; 

-~ Die Buttermehlschmelze zur Säuglingsernährung empfiehlt Martha 
Türk (Dortmund). Das wesentlich Neue an diesem Nahruns” 
gemisch ist die Darreichung des sehr hohen Fettgehalts in Form einer 
Einbrenne. Durch die Buttermehlschmelze allein kann bei 
geborenen und untergewichtigen Neugeborenen im ersten Lebensmonat 
die Muttermilch nicht vollkommen ersetzt werden. Gibt man abe! 
kleine Mengen Frauenmilch zusammen mit Buttermehlschmelze, 50 er 


Digitized by Google 


. - 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9. ` S e ge D 
indy ef ag man ee er .. Kräftige Neugeborene und Säug- | in früherem Sinne spielt, immer wieder hingewiesen wird. Im Anhang jr a a 
linge jenseits des ersten Lel ensmonats machen meist bei alle iniger ist.neben dem Literaturverzeichnis- eine balneographisch6 Orientierungs- | Sa e 
p ef erabreichung von Buttermehlschmelze gute Fortschritte. Die Ver- | tabelle beigefügt. ~ A. Laqueur (Berlin). piii: pi poni 
mA wendung des Kriegsmehls ist zu verwerfen, da man häufig (damit L | ER ee a ae. 
utn} toxische Zustände auslöst, hingegen ist der Gebrauch von leicht | I Brauer, Beiträge zur Klinik der Tuberkulose. Bd. 39, en 
4 ranziger Butter gestattet. (D. m. W. 1919, Nr. 19.) ne aa Tuberkulosearbeiten aus der Neuen Heilanstalt für Lungen- i AE e 
Über Silbersalvarsan berichten Walter Knopf und Otto | Tanke zu Schömberg, O,-A. Neuenbürg.. 82 Seiten. Leipzig und i pin) 
Sinn (Bonn). Eine auffallende Überlegenheit des Silbersalvarsans über | Würzburg, Curt Kabitzseh. M 6—- 07u VER 
das Natriumsalvarsan konnten sie beim Menschen bisher. nicht finden. BR: Das Heft enthält ‚zunächst: eine Arbeit von Schröder über fi RER 
Das Altsalvarsan scheint es an Wirksamkeit auch im primären Stadium olg a hselseitigen Beziehungen zwischen Syphilis und Tuberkulose, I les 
nicht ganz zu erreichen. Ob das neue Präparat vermöge seines Silber- en vo ano an samom ih aterial daß Luer cur Duryerkulose dii P pa p 
"gehalts das Quecksilber überflüssig macht und die bewährte kombi- | POiert und die Prognose der tuberkulösen Infektion ‚verschlechtert. NE: Papi 
nierte Kur zu ersetzen vermag, ist noch nicht mit Sicherheit zu beant- | Die Lues’ ist. bei dén Tuberkulösen energisch zu behandeln. Auch. bei A PARE 
worten. (D. m. W..1919, Nr. 19.) a a S ihnen: kann eine. Hg“Jodkur ohne Bedenken, zur Anwendung kommen. SELENE 
Egestogen. (bestehend aus Caleiumearbonat, Bolus alba, präpa-. Mit Salvarsan sei man: vorschiig. Man verwende Neosalvarsan. (w öchantzst i Sn s 
.  riertem Pflanzenschleim mit 0,2% Phenolphthalein) empfiehlt Paul | ich einmal 0,3 bis 0,45 intravenös), und. auch dies nur bei fibröser ur! R 
Korb (Liegnitz) gegen Flafulenz und andere Gärungserscheinungen: im ‚uDerk alo5S Dane, Bonares T E a T ns en a 
Darm. Da die Schädlichkeit („Kriegsbrot“) dem Körper immer weiter | „7 ., Reichert untersuchte -die Kranken. der Schömberger Neuen RE 
‚ zugeführt wird, hilft die Entfernung durch Abführmittel nur auf wenige feansa nach Größe, Brustumfang, Srusiuole, Brustweite und: Sternal- i peh o 
' Stunden, und -diese' kurze Zeit. ist erkauft unter gleichzeitiger Aus- winiet mit dem Resultat, daß hereditäre und nichthereditäre Kranke N paa a 
stoßung noch ausnutzbarer Nahrungsmengen. Als die bei weitem | aen 5 DIDEEMACEN SEITE vone nander abwichen, Er mime an; Cab pei ig apat T 
. wirksamsten Mittel gegen Gärungen und sauren Stuhl haben on re SPE ONTE onen aonelle Vindorwor OKSIN Gin vr n ei BEE 
‘sich Calcium und Bolus alba erwiesen. Man gebe von dem angertes W achshim: nach sich zieht und eine geringere Widerstands- STARTE 
Präparat gewöhnlich dreimal täglich zwei Tabletten (jede Tablette ent- fähigkeit gegenüber m Tuberk elbacilius vewe E g a. LEAS ER 
hält 0,5 g wirksame Substanz). (D. m. W. 1919, Nr.19) © Í den pois horkommen der Much schen Granula im Sputum ist nach E RR 
Zu Eine selbsthaltende Narkosemaske empfiehlt Joseph (Düsseldorf- |. aen Feststellungen Becks uf a = Pró PA en 5 edeutung. Sie | a 
; Rath). Sie hat einen.Kopfbügel und läßt die Augen vollkommen frei. a O nee, El auch ai Prabehentorm yorka.. fi ida Ba 
| gaase fand bei 5% der Lungentuberkulösen, prognostisch I sn. 
Sr Zur Sonnenlichtbehandlung der Kehlkopftuberkulose empfiehlt günstige > nah senscuwelungen von. kürzerer og länge ge au ‚ei pii T 
- F. Sonies (Davos) einen Apparat, der über den Liegestuhl gestellt a SALE, EUR BUSBESD ‚Oo anemn Based Ver tech Ela gulardlg., f pi aa 
BR und auf die Sonne gerichtet wird. Das Sonnenlicht wird nur von f F Gerhartz (Bonn). Fu Bir 
yl `` einem Spiegel reflektiert, bevor es in den Larynx kommt. (M. m. | Paul Horn, Über nervöse Erkr ankungen nach Eisen- pa ed u 
A W. 1919, Nr. 16. wie bahnunfällen. Zweite, völlig umgearbeitete und erweiterte Auf- a... 
rl 2 3 In einem Falle von schwerem cerebralen Singultus, wobei die ` lage. Bonn 1918, A. varens, und E. Weber. 174 Seiten. M 10,80. I TAE i 
ni äußere Inspektion des Thorax lediglich die Beteiligung -der linken | _ „In überaus klarer Weise hat der in seinem Sondergebiete vor- 
Zwerchfellhälfte erkennen ließ (cerebrale Reizung des linken Phrenicus), | teilhaft bekannte Verfasser seine reichen Erfahrungen in einer zweiten Merai 
ys ‚wurden 0,15 Luminal erfolgreich angewandt. Nach etwa zehn Minuten | Auflage zusammengestellt, , | an O: 1 ST 
m ‚verschwand der bis-.dahin so hartnäckige Zwerchfellkrampf. (M. m. „jeder Arzt, der sich mit Unfallfolgen zu befassen hat, sollte die _ 1 S EE 
si > W. 1919, Nr. 16.) | | | - | Arbeit studieren und beherzigen. Her mann Engel (Berlin). 1 MEE 
BO Zur Intensiv-Diathermie empfiehlt Bu cecky- zwei Zusatzapparate, Die Röntgenaufnahmetechnik. Herausgegeben von der Elektrizitätsgesell- ja: J i 
Te nämlich den Pulsator, „wodurch eine intermi ttierende Zu- shaft „Sanitas“, Berlin. M 1,50. N Bee Me 
j;  . führung des Stroms zum Körper erzielt wird, und den Alternator, | © Die „Sanitas“ hat schon seit vielen. Jahren für das von ihr :her- BITTER 
Bi der eine automatische, rhythmische Umschaltung des Diathermiestroms | gestellte Rotax-Röntgeninstrumentarium ausgezeichnete und schnell, | 
n ; Bi oi bewirkt. M. m. W. 1919, Nr. 16.) e >... | orientierende Betriebsvorschriften herausgegeben, in denen der. Anfänger 
ý E Ae e E an 0. Bec k CS a. M.) ein a | alles findet, was er über die Beurteilung des Rohrcharakters, Expositions- 
i ber PEY a mn den bringendes Mittel, das meist ae ert | zeit, Plattenentwicklung usw., wissen muß. Diese einzelnen Vorschriften 
A. mei orp a en berlegen ist 2 . er nieht. Auc a hat jetzt die „Sänitas“ in einer kleinen Schrift zusammengefaßt, zabl- 
I e a .der $ ar ta a 3 Ste An re ze en | reiche Abbildungen hinzugefügt und durch eine Reihe von Zusätzen 
HO o wa Toh ER veradreic t es inner ich in tabletten ( D ); a War | erweitert, sodaß für jeden, der im Besitze eines Rotax-Röntgeninstrumen- 
i Par: ableiten (= 0,01) pro dosi oder subeutan 0,02 pro Injektion | tariums ist, sich diese „Röntgenaufnahmetechnik“ als ein vortrefflicher 
7! "ei bis drei bis vier Injektionen pro die). (M. m. W. ar a Leitfaden bewähren wird. l Otto Strauß (Berlin). 
f, | | Ba E. Poulsson, Lehrbuch der Pharmakologie. Für Ärzte und 
N re GE - ` Studierende. Deutsche Originalausgabe, besorgt von Dr. med. Fr. 
> Bücherbesprechungen. Leskien; Mit einer Einführung von Walther Straub. Mit 
i w ` 12 Figuren. 595 Seiten. Vierte Auflage. Leipzig und Christiania. 


1919, S. Hirzel und Aschehoug -& Co. 
Unter den zahlreichen Lehrbüchern der Pharmakologie nimmt 

das Poulssonsche, einen besonderen Platz ein. Es hat sich nach 
Anlage, Inhalt, Darstellungsweise und Berücksichtigung der Bedürfnisse, 
-des praktischen Arztes so bewährt, daß diese, auf- die ‘Forschungen 
deutscher Gelehrter (Schmiedeberg, Hans Meyer und Anderer) 
aufgebaute und die deutsche Pharmacopoea berücksichtigende Pharmako- 
-logie schon längst Gemeingut der deutschen praktischen 
Ärzte geworden ist. o 0 E Rost (Berlin). 
Ernst Seifert, Bluttransfusion. Würzburger Abhandlungen 1919, . 

Bd. 18, H. 8/4. Leipzig-Würzburg, Cürt Kabitzschh M 240, ` 

Gedrängte, alles Wesentliche. zusammenfassende Übersicht über 

die moderne Entwicklung der Bluttransfusion mit kritischer Besprechung 
der verschiedenen Methodik und Technik. Hans Meyer (Berlin). 


Jul. Schütz, Grundzüge der Heilquellenlehre und ihre 
‘Anwendung in der ärztlichen Praxis. 288 Seiten. 
: - Wien 1919, Moritz Perles. i | 
= _ Die gewaltigen Fortschritte, welche die wissenschaftliche Balneo- 
N logie in neuerer Zeit erfabren hat und die sich durch die Stichworte 
Ionenlehre und Radioaktivität charakterisieren lassen, machen nicht 
- NW umfangreiche neue Handbücher, sondern vor allem auch ein kürzeres, 
' >- auf dem Boden der modernen Forschung stehendes Kompendium zu 
‚einem wirklichen ärztlichen Bedürfnis. Der Verfasser hat diese Auf- 
gabe in überaus glücklicher Weise gelöst; auf Grund aller bisherigen 
| Forschungsergebnisse und einer reichen eigenen Erfahrung schildert er 
- In flüssiger, kritischer und. erschöpfender Weise die wissenschaftlichen 
‚Grundlagen der Balneologie, die physiologischen Wirkungen und die 
~ praktische Anwendung und Indikationen der verschiedenen Typen der 
- „ Heilquellen, Strenge Kritik. gegen unerwiesene Theorien und Be- 
hauptungen, dabei aber doch Anerkennung alter, oft jahrhundertlanger 
Praktischer Erfahrung geben dem Buche sein charakteristisches Gepräge. 
. ©esonders lehrreich sind die Ausführungen über die Ionenlehre, 
deren Bedeutung sich dem Leser eindringlich einprägt, wobei aber 
-. Stets: vor einseitiger Überschätzung dieser Betrachtungsweise gewarnt 
.. Vnd auf die Rolle, die daneben die rein chemische Wirkung der Quellen | 


Klinik für psychische und nervöse Krankheiten, Bd. 10, H. 3. 
. Das Heft enthält von Roese eine dankenswerte. Zusammen- 
stellung der Schlußurteile über 750- behandelte psychische und nervöse 
Erkrankungen. Auch. die summarischen Erläuterungen lesen sich gut. 


Die Literaturangaben genügen selbst bescheidenen Anforderungen nicht. 
4 Singer, 


546 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22. 


Vereins- und Auswärtige Berichte. 


a 


Berlin. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 7. Mai 1919. 

Vor der Tagesordnung stellte Martin einen Kranken mit 
Pseudarthrose der linken Tibia vor. 

Tagesordnung. Verhandlungsthema: Das Reizleitungssystem 
des Herzens. Fortsetzung der Aussprache. 

-W. Koch machte Angaben über die Topographie und Ent- 
wicklungsgeschichte des Reizleitungssystems. Bei der Untersuchung 
eines Herzens, das von einem Kranken stammte, der einen echten 
Vorhofblock gezeigt hatte und der Anfälle von Adam-Stokes bot, fand 
er eine hochgradige Reduktion des Vorhofknotens durch Schwielen- 
bildung. Es war eine sehr beträchtliche Isolierung zustande gekommen, 
die den Block erklärt. 

v. Hansemann: Im Felde wurden gar nicht selten Fälle beob- 
achtet, die anscheinend völlig gesunde Menschen betrafen, bei denen 
es unter irgendeiner Einwirkung, die aber keineswegs eine übermäßige 
Anstrengung darstellte, zu Kollaps und Tod kam. Zwölf solcher Fälle 
hat er obduziert, von denen drei anatomische Veränderungen boten, 
einmal Klappenfehler und zweimal Muskelschwielen auf syphilitischem 
Boden. In den übrigen Herzen war zunächst gar nichts zu sehen. Die 
Muskulatur zeigte mikroskopisch keine Veränderungen. Am Reiz- 
leitungssystem fand man vielerlei, aber das war nicht konform mit 
dem, was man erwarten sollte oder mit Veränderungen, die auf vor- 
ausgegangene Erkrankungen während des Lebens hindeuten konnten. 
Befunde, die eine Übereinstimmung der Funktion mit anatomischen 
Veränderungen am Reizleitungssystem ergeben, sind also nicht immer 
zu erheben. Der größte Teil dieser Fälle zeigte ausgesprochene Zeichen 
einer Hypoplasie. Man kann nicht annehmen, daß immer das Reiz- 
leitungssystem die Erklärung gestattet. Es sind noch Lücken aus- 
zufüllen. 

Rehfisch weist darauf hin, daß die Entdeckung des Reiz- 
leitungssystems heute die Deutung von Krankheitsbildern gestattet, die 
man früher nicht beurteilen konnte. An der Hand von Elektro- 
grammen gibt er die Deutung schwer zu beurteilender Krankheits- 
zustände. Er betont die Notwendigkeit wiederholter Aufnahmen. Von 
Wichtigkeit sei auch die Anspruchsfähigkeit des Herzens. 

Bönniger: Eine möglichst breite anatomische und klinische 
Verbindung ist für die Lösung der Frage des Reizleitungssystems er- 
forderlich. Er hat zwei Fälle von dauernder Dissoziation gesehen, 
von denen der eine einen zufälligen Nebenbefund darstellte, während 
bei dem anderen Anfälle von Adam-Stokes allerschwerster Art auf- 
traten. Der Ventrikel stand drei Minuten und länger still, Herztöne 
waren in dieser Zeit nicht zu hören, es kam zu Anfällen von Bewußt- 
losigkeit, die etwa 15 Minuten dauerten und sich bis zwölfmal am Tage 
wiederholten. Nach einer vorübergehenden Besserung wiederholten 
sich die Anfälle, der Kranke ging in einem solchen Anfalle zugrunde. 
Die klinische Annahme einer völligen Unterbrechung des Reizleitungs- 
systems wurde durch die Obduktion bestätigt, die einen Kalkherd als 
Ursache ergab. Im zweiten Falle bestand eine Schwielenbildung in- 
folge anämischer Nekrose, die zur Leitungsunterbrechung Veranlassung 
gegeben hatte. Jetzt beobachtet er einen jungen Menschen, der im 
Anschluß an Fleckfieber. Herzbeschwerden bekommen hat. Das mitral 


konfigurierte Herz ist vergrößert. Der Puls zeigt dauernd heterotope 


Autonomie. Die gleichzeitige Contraction von Vorhof und Kammer 
macht den Mann arbeitsunfähig. Die Störungen sind als organisch 
bedingt anzusehen. 

Maier: Die Analyse der Reizleitungsstörungen ist auch für die 
Pathologie und Prognose der Lungentuberkulose von Wichtigkeit. Die 
so häufige Tachykardie ist nicht immer auf Drüsentuberkulose zu be- 
ziehen. Die Abnahme der Größe der Finalzacke ist prognostisch un- 
günstig zu bewerten. Bei Aussaat und schwerer Verschlimmerung 
pfropft sich auf die abnehmende Tachykardie häufig eine ventrikuläre 
Extrasystolie auf. Rasches und schnelles Auftreten von Extrasystolen 
ist ein prognostisch schlechtes Zeichen. Bei der echten Dextrokardie 
kommt ein Elektrokardiogramm zustande, das ein Spiegelbild darstellt. 
Bei Verschiebungen und Verlagerungen des Herzens nach rechts ist 
das nicht der Fall. Bei der Anlegung des künstlichen Pneumothorax 
entstehen mitunter Zufälle, die auf Reizleitungsstörungen zurückzuführen 
sind. Sie klingen meist rasch ab. Typische Dissoziationen treten auf 
bei Vagusschädigungen durch Tuberkulose. 

Fritz Fleischer, 


_—_— 


I 


m mL nt m ——— — 
a m  ——— 


| Jena. 
Medizinische Gesellschait. Sitzung vom 12. März 1919. 
Berger berichtet über einen Fall von Encephalitis subcorticalis 
chronica progressiva (Binswanger). Der erblich schwer belastete 
Kranke erkrankte im 42. Lebensjahre an Delirium tremens. Seitdem 
war er geistig verändert, hatte wiederholt Schlaganfälle und mußte im 
47. Lebensjahre wegen eines schweren Krampfanfalls mit anschließen- 
den Verwirrtheitszuständen in die Psychiatrische Klinik in Jena auf- 
genommen werden. Es fanden sich Pupillendifferenz, Rombergsches 
Schwanken und Ungleichheit der Sehnenphänomene. Er bot schwere 
Störungen der Merkfähigkeit dar bei gutem Urteilsvermögen. Allmäh- 
lich traten immer deutlicher eine Lähmung des linken Arms und linken 
Beins, eine Herabsetzung der Berührungsempfindlichkeit auf der ganzen 
linken Körperhälfte und eine linksseitige homonyme Hemianopsie mit 
Aussparung der Maculagegend hervor. Die sich immer wiederholenden 
Krampfanfälle verliefen unter dem Bilde der Rindenanfälle und be- 
gannen im linken Arm; außerdem traten häufig hemianopische Visionen 
mit ausgefallenem Gesichtsfeld auf. Die Merkfähigkeit nahm mehr und 
mehr ab; die-Erinnerungslücken wurden häufig mit Konfabulationen 
ausgefüllt. Im 49. Lebensjahre häuften sich die Krampfanfälle, und in 
einem dieser Krampfanfälle verstarb er, nachdem die Krankheit sieben 
Jahre gedauert hatte. Die Leichenöffnung ergab eine Arteriosklerose 
der basalen Gehirnarterien, jedoch keine größeren Erweichungs- oder 


Blutungsherde in der rechten Hemisphäre, wie dies erwartet wurde.” 


An den Weisertschen Schnitten durch beide Hemisphären konnte 
außer kleineren Herden im Marklager eine diffuse Richtung des ganzen 
Marklagers der rechten Hemisphäre, welche nach dem Hinterhaupts- 
lappen zu an Stärke und Ausdehnung stetig zunahm, nachgewiesen 
werden. Im Hinterhauptslappen war auf der rechten Seite nur eine 


schmale Markleiste der Rinde der Fissura calearina und der Fasciculus 


longitudinalis inferior erhalten. Die vollständige Unterbrechung auch 
der Sehstrahlung auf der rechten Seite und das Erhaltensein der Cal- 
carinarinde sprechen dafür, daß zum Zustandekommen der hemiano- 
pischen Halluzinationen die Unversehrbarkeit der Calcarinarinde er 
forderlich ist. Der anatomische Befund war in diesem Falle der kenn: 
zeichnende für eine Encephalitis subcorticalis chronica progressiva, wie 
sie seinerzeit schon im Jahre 1894 und später von Binswanger 
beschrieben worden ist. 

Densow: Über Poriomanie. Mit Krankenvorstellungen. Vor 
tragender präzisiert den Begriff der Poriomanie und führt aus, daß es 
sich dabei nicht um eine Krankkeit sui generis, sondern um ein Sym- 
ptom beziehungsweise Syndrom bei den verschiedensten psychischen 
Krankheitsgruppen handelt. Sodann Vorstellung von drei Fällen mit 
poriomanischen Attacken. 

i. 24jähriges, erblich belastetes Mädchen, das unter dem Bin 
fluß von religiös-erotischen Wahnvorstellungen und Phonemen in Ab 
ständen von einem halben Jahr zwei große Triebwanderungen unter- 
nahm. Bei der letzten Wanderung war es sieben Wochen von Hause 
abwesend und wurde halberfroren in hilflosem Zustand im Walde auf- 
gefunden. Es hatte während der ganzen Zeit nur von Beeren gelebt. 
Klinisch ein Fall der Dementia-praecox-Gruppe. 

2, Elfjähriger Knabe mit schwerer Belastung, der in manchen 
Punkten an den von Seige und Stier beschriebenen familiären 
Wandertrieb erinnert. In der Kindheit Krämpfe. Poriomanische Zu- 
stände seit dem siebenten Lebensjahr. Erweist sich bei der Intelligenz 
prüfung als debil. Bietet sonst nichts Krankhaftes. Klinisch ein Fall, 
der in die Gruppe der imbecillen Fortläufer gehört. 

3. Klassisches Beispiel eines schwachsinnigen, unsozialen, mora 
lisch depravierten Landstreichers. 46jähriger Mann; erblich schwer 
belastet. Beim Militär wegen Fahnenflucht und Insubordinationsdelikten 
mit langen Freiheitsstrafen bestraft. Im Zivilleben etwa 40 aktenmäßig 
bekannte Vorstrafen wegen Bettelns und Landstreichens, seltener 
wegen Diebstahls und Betrugs. Viermal in Irrenanstalten. Selbst- 
bezichtigung von Verbrechern, Entkleiden auf freier Landstraße und 
Brandstiftung, in der Haft mehrfach haftpsychotische Zustände. 

Rohde (als Gast): Über Rückenmarksverletzungen. Mit Kranken- 
vorstellungen. Vortragender demonstriert an der Hand von Schemer 
zunächst die Möglichkeit der Segmentdiagnose, streift die Frage der 
indirekten Rückenmarkschädigungen nach Schuß, sowie die Unter- 
scheidung von extramedullären und intramedullären Schädigungen. Im 
Anschluß daran Demonstration von fünf Fällen. j 

‚ 1. 2íjähriger Jäger. 24. April 1918 Granatsplittersteckschuß in 
die linke Brustseite.e Gleich nach der Verwundung Steifheitsgefühl 
und Bewegungslosigkeit des linken Arms für nur dreiviertel Stunden: 


Digtizec oy COOLE 


— 


Ba 
- i — Pal: 
_ . 


0 -A E 

TE Sr e a AAN nai y á 
r ý 

E fr ` 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22. 


Symptome der Rückenmarksverletzung fast dreiviertel Jahre übersehen, 
indem nur die Lungenerscheinungen beachtet sind. — Jetziger Befund: 
Skoliose, beiderseits fehlende Biceps-, Triceps- und Radiusperiost- 
reflexe, links auch fehlender Palmarreflex. Hochgradige Atrophie der 
gesamten Handmuskeln links, der Beuger im Unterarm und in geringem 
Maße der Strecker. Sensibilitätsstörungen im Bereich von C. 2 bis 
0.8. Ausgedehnte Blutung im Bereich des ganzen Halsmarkes. 
Dauernde Schmerzen sprechen für extramedulläre Blutung. _ 

2. 22jähriger Gefreiter. 25. April 1915 Infanteriegeschoßver- 
letzung im Rücken. Einschuß zwischen sechsten und siebenten Hals- 
wirbeldorn, Ausschuß am Hinterrand des rechten- Sternocleidomastoi- 
deus. Bei der Verwundung 'Lähmung beider Arme und beider Beine, 
. besonders rechts. Blase frei. Von Anfang an Hängen des linken 

- Augenlides und sehr heftige Schmerzen und Parästhesien, besonders 
rechts. Rasche Besserung. Miosis und Ptosis links. Beweglichkeit 
deg rechten Arms in der Schulter und Streckung im rechten Ellbogen 
eingeschränkt. Atrophie der Handmuskeln links. Sensibilitätsstörun- 
gen an der ganzen rechten Halsseite und Brust bis zur Mamilla beider- 
‚seits, sowie im linken Arm. Von April 1916 ab ständig gearbeitet. 
Stets, Schmerzen in den Armen. Seit Frühjahr 1918 Verschlechte- 
rung besonders im linken Arm. Seit Januar 1919 unwillkürliche 
 Zuckungen in den Fingern links, sowie stärkere Schmerzen. Be- 
fund: Miosis, Ptosis, Enophthalmus links. Fehlen sämtlicher Armreflexe, 
beiderseits. Spastische Erscheinungen in den Beinen mit Babinski, 
besonders rechts. Starke Atrophien und Störungen der elektrischen 
"Erregbarkeit in allen Handmuskeln und Flexoren am Unterarm links. 
Schultergürtel links frei, rechts Abmagerung im Schultergürtel (auch 
elektrisch gestört). Sensibilität: Links vom Schlüsselbein bis etwas 
"unterhalb der Mamilla stark für alle Qualitäten gestört, im Rücken bis zum 
 Sehulterblattwinkel und im ganzen linken Arm, besonders stark an der 
Ulnarseite; ganz leichte Störung an der entsprechenden rechten Rumpf- 
seite und an der Vorderseite des rechten Unterarms. Hornerscher 
Komplex beweist Sitz in D.1. Sensibilitätsstörung links etwa von 
C. 4 bis D. 4. Hauptschädigung von C. 8 bis D. 1, aber auch oberhalb 
davon Schädigungen (Muskelatrophien rechts und fehlende Armreflexe). 
Organisierter Bluterguß der Meningen. Reizerscheinung durch Narbenzug. 
| 3. ööjähriger Sergeant. 2. September 1918 Gewehrdurchschuß. Ein- 
schuß zwei Finger breit oberhalb des rechten Schlüsselbeins, Ausschuß 
links neben der Wirbelsäule in Höhe: der Schultergräte. Sofortige 
völlige Lähmung beider Beine. Paresen im Rumpfe. Harnverhaltung 
für acht Tage, dann Blase frei. Schon nach drei Tagen erste Beugung 
‚In den Beinen möglich. Schon nach vier Wochen Gang mit Unter- 
stützung möglich. _ Aufnahme 11. November 1918: Gürtelgefühl. 
Zuekungen in den Beinen. Schmerzen. Spastische Parese, besonders 
rechts. Rasche Besserung. Januar 1919 Herabsetzung aller Gefühls- 
empfndungen von D.5 bis etwa L.4 (Knie). An der oberen Grenze 
damals fingerbreite, schmale, überempfindliche Zone und eine eben- 
Solche ganz kleine an den Genitälien. Am 6. März 1919 breite, stark 
überempfindliche Zone von D. 5 bis D. 9, sehr ausgedehnte von D. 12 
bis L.2, am rechten Unterschenkel bis L. 5, sowie an der Rückseite 
„beider Beine, entsprechend S.1 bis S.3. Herabsetzung der Gefühls- 

_ empfindung nur von D. 9 bis D. 12 und ganz geringe, in den nicht über- 
empfindlichen Teilen beider Unterschenkel. Epigastrischer und Bauch- 
reflexe beiderseits stark herabgesetzt, besonders rechts. Spastische Er- 
„Scheinungen an den Beinen geringer wie im Januar 1919. Offenbar 
jetzt in Resorption befindlicher, ausgedehnter, wohl besonders extra- 
Medullärer Bluterguß vom zweiten bis zehnten Brustwirbeldorn. 

4. 83jähriger Offiziersstellvertreter. 27. September 1915 Hand- 
- ‚elanatenverletzung im Rücken. Sofortige motorische und sensible 
Lähmung beider Beine mit langdauernder Urin- und Stuhlverhaltung. 
Operativ Depressionsfraktur des dritten und vierten Brustwirbels fest- 
gestellt, Geschoß aus dem Rückenmark selbst entfernt. April 1916 

Entfernung von Calluswucherungen. Jetzt nach mehr als drei Jahren 
Gang Dur im Gehstuhl möglich. Stärkste spastische Paraparese. Fehlen 
der epigastrischen, Bauch- und Hodenreflexe. Abmagerung an den 

einen, besonders Waden. Fast völlige Herabsetzung der Gefühls- 
empfindungen von D.5 an abwärts. 

Ri 5. 26 jähriger Lithograph. 22. Mai 1917 Gewehrdurchschuß im 
et Einschuß drei Querfinger über der linken Beckenschaufel, in 
RN Ausschuß in gleicher Höhe in der rechten Weiche. So- 

Tüge totale, schlaffe Paraparese der Beine mit Fehlen der Knie-, 
i ersen- und Plantarreflexe. Blasen- und Mastdarmlähmung von monate- 
anger Dauer. Erst nach Monaten erste schwache Bewegung in den 
En Jetzt Gang im Gehstuhl möglich. Bewegungen der Beine nur 
io genng. Totale Areflexie der Beine, auch Fehlen des Analreflexes. 
mus ühlsstörungen. Starke Ödeme der Beine. Atrophie der Bein- 

Sulatur und Glutäen, Stark abgeschwächte Gefühlsempfindung aller 


Qualitäten von den Knien an abwärts, besonders stark bei L. 5, leichter | 


an der Rückseite bei S. 1 bis S. 3. Starke Überempfindlichkeit an den 
Oberschenkeln und rechts herauf bis D. 5, links bis D. 9. Markverletzung 
etwa bei L.4 (elfter Brustwirbeldorn), partielle Schädigungen aber noch 


bis fünften Brustwirbeldorn herauf. _ 
Strohmayer berichtet über Fälle mit reilektorischer Pu- 


pillenstarre und Westphalschem Zeichen als Anlageanomalie. Über ein 
Schwesternpaar (83 jährige Frau und 24jährige unverheiratete Schwester) 


‚mit doppelseitiger reflektorischer Pupillenstarre und doppelseitigem 


Fehlen der Kniephänomene wurde von ihm bereits vor zwölf Jahren 
berichtet. Es wurde damals eine familiäre tabische Erkrankung auf 
hereditär-degenerativer Grundlage angenommen. Da in der Zwischen- 
zeit der Befund -bei beiden Frauen absolut stationär geblieben und 
Wassermann negativ ist, so wird eine tabische Erkrankung ausgeschlossen 
und für die Areflexie eine seltene familiäre Anlageanomalie als Ursache an- 
genommen. Die Fälle werden in Parallele gesetzt zu den angeborenen Be- 
weglichkeitsdefekten, respektive Kernaplasien im Bereich der Hirnnerven, 

Vortragender berichtet dann noch über zwei Fälle von fehlenden 
Kniescheiben- und Achillessehnenreilexen bei sonst organisch gesundem 
Centralnervensystem. In. dem einen Falle handelt es sich um einen 
19 jährigen Fähnrich, der mit einer psychogenen Lähmung: des linken 
Fußes und einer dadurch bedingten Gehstörung in Lazarettbehandlung 
kam. Die Anamnese ergab, daß er bereits im Alter von sieben Jahren 
von dem Vortragenden untersucht worden war und schon damals neben 
intakter Pupillarreaktion doppelseitiges Fehlen der Kniescheiben- und 
Achillessehnenreflexe gefunden wurde. — Der zweite Fall betraf einen 
23jäbrigen Musketier, der wegen unerlaubter Entfernung- in psych- 
iatrische Begutachtung kam. Auch bei ihm fehlten bei sonst absolut 
negativem Befund am Centralnervensystem beide Kniescheiben- und 
Achillessehnenreflexe vollständig und dauernd. Lues war in beiden 


Fällen auszuschließen. 


Königsberg i. Pr. | | 
Verein für wissenschaftliche Heilkunde. Sitzung vom 24. März 1919. 
Falkenheim: Über Säuglingsfürsorge, besonders in Ostpreußen. 
Während man sich früher durch den relativ bedeutenden Geburten- 
überschuß blenden ließ, ist man jetzt durch das-ständige Sinken der 
Geburtenziffer, das selbst durch ein Sinken der Säuglingssterblichkeit 
bevölkerungspolitisch nicht ausgeglichen werden konnte, auf die Gefahr 
des Bevölkerungsrückganges und die Notwendigkeit einer verstärkten 
Säuglingsfürsorge aufmerksam geworden. Die erste Anregung in dieser 
Richtung ging von der Kaiserin aus und wurde von dem Vaterländischen 
Frauenverein in die Tat umgesetzt. Man begegnete vielen Schwierig- 
keiten und hatte gegen Aberglauben und viele schädliche Gewohnheiten 
anzukämpfen. Man brachte. Merkblätter, Wanderkurse und Wander- 
ausstellungen in Anwendung. Dem Wirken des Vaterländischen Frauen- 
vereins sind indessen Grenzen gezogen. Es sind Säuglingsheime, Mütter- - 
beratungsstellen mit geübten Pfilegerinnen, Kreisfürsorgeämter mit Kreis- ` 
fürsorgerinnen erwünscht, sowie Aufnahme unehelicher Säuglinge bis 
zur Regelung der Alimente, worauf erst die Übergabe an einen Vor- 
mund zu erfolgen hätte. Auch fehlt es noch an Wöchnerinberatungsstellen. 
Puppe: Allgemeinnarkose und Lokalanästhesie in gerichtsärzt- 
licher Beziehung. Bei strittigen Gesundheitsschädigungen, also auch 
bei Narkoseschädigungen, durch einen Arzt sind zwei Fragen zu be- 
antworten: 1. die Frage nach dem schlechten Erfolg der ärztlichen 
Handlung und, 2. war der schlechte Erfolg: vorauszusehen oder zu ver- 
meiden? Von diesen Gesichtspunkten aus beleuchtet der Vortragende 
die Allgemeinnarkose und Lokalanästhesie in ihrer Anwendung. Er 
schließt von vornherein die Todesfälle aus, die nur scheinbar durch 
das Narkosemittel bedingt sind, in Wahrheit aber zurückgehen auf 
psychischen Insult, Shock bei starker Operationsverletzung oder Er- 
sticken (durch Erbrochenes, künstliches Gebiß, Übersinken des Kiefers 
nach hinten). Der Vortragende geht sodann auf den Tod in und nach 
der Narkose ein. Von den narkotischen Mitteln ist Äther weniger 
giftig als Chloroform. Letzteres kann in allen. Stadien der Narkose 
töten. Gegenindikation für die Anwendung von Chloroform sind Herz- 
erkrankungen. Sind solche aber durch klinische Untersuchungsmethoden 
nicht feststellbar, so fällt auch die Verantwortung für einen schlechten 
Ausgang der Narkose fort. Gegenindikation für Äthergebrauch sind 
Lungenerkrankungen, Shock, Aufregungszustände, Anämie, chronische, 
zur Kachexie führende Krankheiten (Leukämie, Anämie), Status thymo- 
Iymphaticus. Der Vortragende geht sodann nach kurzer Besprechung 
der Scopolamin-Pantopon-Morphium-Narkose näher auf die Anwendung 
der Lokalanästhesie ein: Schleimhautanästhesie, Leitungsanästhesie, 
Infiltrationsanästhesie, Venen- und Arterienanästhesie. Der Vortragende 
fordert für alle Fälle, in denen eine Allgemeinnarkose vermeidbar ist, 
die Lokalanästhesie. 


Die nächste Tagung des Vereins soll im Mai dieses Jahres erfolgen. 
Sch. 


UT: e 
ee Fr > 
pee wur 
I arigi | ze 
ALAA : 

A A n a 
ERLITT 


u so 


N Cr 
ER I 


LJ 
OMIY a- I Pa 
-ian b- IE AA i AT. 
FPUN S da a. 
~ WE 
BERTE Iy r 
z 2 sZ 
a a a r A ri 
de 


FAD IS 


a 
agros 


— 


ve EE LTTE eray 
Rari A | £ je rja 
AE 


” 
wra, 
a 
Kar 


Ey 


Ezka "is 


aC 


w 


N i 
“ i$ a 
£ i F - 4 
, - A 
# m 
3 2 r H 
4 ER i 
> mr; ' u 
Bonn 
` * en A { 
A g H 
z Í 
< ł 
6 
` a 


$ - 
I 
| f 
i 


Digitized by XI 


F ad f 
t k- Ua , 
u Eene a P f 2 
P. TP in f $ 
> Ve b IE 
2 å . ap 
T-a rt ET m G 4 Ja 1.88 
Yre - Pia Js i ° f A 
Ay a 
| : { PR 3 E 
P 4 
| LA Jh i er 
N, y a u 4 è . 
FA A $ i 
E ie et! 3 . "ig 
E FE W. 
E ‘ 
4 \ y ‘ 
i “ 
’ iaf 
. 


` j- 5 nt = a A 0 ý Deta 
un Are he era Dane R pie I = Pr 


= ` p SAn aE ae Dar a 
> Be BE nes ren I a N En 
BE a EP Di 1 Thee Se on a  E> r KA, A aa Fer: $ = 
Er Te ETF mem -1.Fen neu! $ om 5 Ele Eis > 
Bas I a ne Te an ne h ene ` F à 


sE S mas. 


mi 


. Der Forscher hat die Pflicht, unvoreingehommen Anregungen auf- 


machen, die von weittragender Bedeutung sind. Er wird infolge 
- Mangels an ausreichenden Kenntnissen den Wert seiner Fest- 


548 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 22. 


1; Juni. 


Rundschau. 


a 


Zur Begründung von Lehraufträgen für allgemeine Therapie'). 


Von 
Emil Abderhalden, Halle a. S. 


. „Es mag zunächst merkwürdig erscheinen, daß der Ausschuß 
für Bevölkerungspolitik in einem Augenblick, in dem der Staat 
und die Gemeinden zu der größten Sparsamkeit gezwungen sind, 


' Anträge einbringt, die den Etat belasten.: In Wirklichkeit liegen 


die Verhältnisse so, daß er durch zunächst notwendige Aufbringung 
von Mitteln große Entlastungen herbeiführen will. Je mehr 
Schaden vorgebeugt wird, um so mehr werden sich die Ausgaben 
zu ihrer Beseitigung verringern. Derjenige Staat und die Ge- 
meinde wirtschaften am sparsamsten, die alle jene Maß- 
nahmen unterstützen, die die Gesunderhaltung des Volkes zum 
Ziele haben. 

Eine der vornehmsten Aufgaben der Medizin war besonders 
in Deutschland immer eine kraftvolle Prophylaxe auf allen Ge- 
bieten der öffentlichen Gesundheitspfiege. Sie muß ausgebaut 
werden. Dazu gehört eine vertiefte Ausbildung der Ärzte. Wir 
sind uns alle darin einig, daß sie in vieler Beziehung umgestaltet 
werden muß. Wir wünschen, daß der Arzt nicht nur die vor- 
liegende Krankheit behandelt, sondern in erster Linie den Kranken. 
Wir verlangen, daß der Studierende der Medizin von einer gründ- 
lichen Kenntnis der Funktionen der einzelnen Organe ausgeht. 
Das Fundament der medizinischen Ausbildung muß die Biologie 
werden. Biologisches Denken muß wegleitend sein. 

Immer mehr ist den Ärzten eine gewaltige Konkurrenz in 
Laienmedizinern erstanden. Es handelt sich teils um gewissen- 


_ lose Kurpfuscher, zum Teil um Personen, die ohne Fachaus- 


bildung Naturheilmethoden ausüben. Alle Maßnahmen, die vom 
gesetzgeberischen Standpunkt aus gegen die Kurpfuscher ergriffen 
worden sind, haben versagt. 
Es unterliegt keinem Zweifel, daß der ganzen im Volke 
tief eingewurzelten. Laienmedizin nur dadurch Abbruch getan 
werden kann, indem die praktische Ausbildung der Medi- 
ziner in der Anwendung der Naturheilkräfte erweitert und 
vertieft wird. Die Kampfstellung der Schulmedizin gegen 
die sogenannten Naturheilmethoden muß aufgegeben werden. 


zunehmen, sie mögen herkommen, woher sie wollen. Der mit 
natürlicher Begabung ausgerüstete Laie kann Beobachtungen 


tellung nicht richtig abzugrenzen wissen. Leicht kommt es dann 
A einer einseitigen Übertreibung und bei Behandlungsmethoden 
zu einer kritiklosen Anwendung.. Es war entschieden ein großer 
Fehler, zunächst an den Erfolgen mancher Naturheilmethoden 
achtlos vorüberzugehen. Sie gerieten infolgedessen zum Teil 
ganz in ungeeignete Hände. Sie wurden vielfach geradezu von 
der Schulmedizin verpönt. In den letzten Jahren ist das aller- 
dings anders geworden. Wie eine Umfrage bei den Direktoren 
der medizinischen Kliniken der deutschen Universitäten ergeben 
hat, ist'der Unterricht in den physikalischen Heilmethoden, die 
sich vielfach mit den sogenannten Naturheilmethoden decken, 
überall eingerichtet. Es wird aber anerkannt, daß eine Erweite- 
rung und Vertiefung wünschenswert ist. Es handelt sich vor 
allen Dingen um die Anwendung von Wasser, Luft und Licht zur 
Behandlung dazu geeigneter Krankheitsfälle. Aber hicht nur der 
Unterricht in diesen Methoden soll durch Schaffung besonderer 
Stellen vertieft werden, sondern es soll auch die Möglichkeit zur 
wissenschaftlichen Erforschung ihrer Wirkungen eröffnet werden. 
Auch in dieser Richtung ist an einzelnen Universitäten schon 
Vorbildliches geleistet worden. Es sei nur an die Erforschung 
der Wirkung der verschiedenen Bäder und vor allem an den 
wissenschaftlichen Ausbau der ganzen Licht- und Strahlentherapie 
erinnert. Nicht unerwähnt wollen wir lassen, daß auch die Er- 


fahrungen der Homöopathie namentlich in neuerer Zeit wissen- |. 


schaftlich nachgeprüft werden, sofern man darunter die Beob- 
achtung versteht, daß Spuren von Substanzen. ganz andere Wir- 
kungen entfalten als größere Mengen. Das Gesetz, daß kleine 
Mengen erregen und größere lähmen, findet in neueren Fest- 
stellungen erneute Bestätigung. | 


1) Vorgetragen in der Preuß. Ländesversammlung (28. Mai 1919). 


Ihre Zahl mehrte:. sich immer mehr. ` 


Der Ausschuß für Bevölkerungspolitik wünscht ganz aus- 


 drücklich, daß der Unterricht in der allgemeinen Therapie nicht 
losgelöst und etwa gar im Gegensatz zum Unterricht der übrigen 
Behandlungsmethoden erteilt wird. 

ausdrücklich verlangt, daß die Stellen im Rahmen der medizini- 
schen Kliniken und Polikliniken geschaffen werden. 
kaum hervorgehoben zu werden, daß im Interesse des Faches 
und seiner. Weiterentwicklung als Lehrer nur Dozenten in Frage 


kommen, die ihre wissenschaftliche und praktische Befähigung 
nachgewiesen haben. 


Aus diesem Grunde wird 


Es braucht 


Nichts wäre verhängnisvoller, als wenn 
etwa in diese Stellen Persönlichkeiten eingesetzt würden, die 


nicht ihrer ganzen Vorbildung nach von allgemein akademischen 


Gesichtspunkten aus dazu berufen wären. Glücklicherweise ist 


eine ganze Reihe tüchtiger medizinischer Dozenten zur Stelle, um 
in gemeinsamer Arbeit mit den Direktoren der medizinischen 
Kliniken und Polikliniken zum Wohle der Kranken und im Inter- 


esse der Ausbildung der Studierenden tätig zu sein. 


Die Neugestaltung des medizinischen Unterrichts. 


Von 
Prof. Dr. med. et phil. Willy Hellpach, Karlsruhe. 

(Fortsetzung aus Nr. 21.) 
XI. | 

Das Haupistück alles jungen medizinischen Lernens bleibt 
selbstverständlich der normale Menschenkörper. Aber die gründ- 
liche Erneuerung der Art, wie sich der Medizinstudierende die Ein- 
sicht in Bau, Verrichtungen und Bedingungen, in die anatomische 
Substanzialität und die physiologische Kausalität dieses Menschen- 
körpers aneignet, bildet auch das Hauptstück der medizinischen 

Unterrichtsreform. Mi 
\Anatomie war ehedem eine gefürchtete tote, „trockene“ Ma- 
terie, die dann durch Merkverslein und Zote schmackhafter und 
behaltbarer gemacht wurde; „Leben“ gewann sie nur Im Prä- 
parieren des toten, man kann schon sagen des mumifizierten, durch 
künstliche Bewahrung der Verwesung entrissenen Menschen. An 
den Präparierübungen soll nicht gerüttelt werden. Sie sind a 
als „Handfertigkeitsunterricht“ wertvoll; Achtsamkeit, Sorgfalt, 
Sauberkeit, Schönheit der organotomischen Fertigkeiten schulen 
sich für den Anfänger nur am toten Objekt in geeigneter Weise. 
Überdies erobert sich in ihnen der Mediziner die analytische, mehr 
noch: die in selbsttätiger Analyse sich vollziehende Einsicht 10 
den Bau des Körpers. Seit jeher hat die Präpariersaalarbeit dem 
medizinischen Anfangsstudium den besonderen Reiz des täti- 
gen Lernens, des selbstzugerichteten Anschauung A 
unterrichts verliehen; wenn es in seiner mühseligen Kleinarh 
auf die Dauer auch weder eine so grausige noch so ee 
Leistung zu sein pflegt, wie der Laie es sich vorstellt. Kern 

dürfte an der Methodik der Präparierkurse, die outenteils dur 


liches zu ändern sein. Eine gewisse überlieferte Arbeitsstreng? 
ist am Platze, denn nach dem Enthusiasmus des Novizen o i 
auf dem Präparierboden nur zu rasch die Zeit, wo die p 
der Unlust zu tröpfeln beginnen. Der Mediziner lernt (und nn 
ruhig) hier den harten Pflichtbegriff seines Berufs — vertier 
müssen wir sagen, nicht mehr „kennen“, denn wir haben Bes 
im krankendienstlichen Halbjahre ja schon einen ersten Den ht 
in ärztlicher Pflichtstrenge zugedacht. Dazu ist es freilich m 2 
nötig, daß manche Prosektoren eine Art rüder Grobheit AR 
jeden Schnitzer des Anfängers kultivieren; der Schlächterton a 
in jeder Spielart, in der zynischen, wie in der derben, für ae 
angehenden Arzt unangebracht. Der Präparierboden stellt = 
Art medizinischer „Kinderstube“ vor; daran sollte jeder Ana 
denken, der ihn übernimmt, und so oft, wie er ihn betritt! _ 
Präpariert also soll werden, im großen ganzen wie po 3 
aber die anatomische Didaxis soll sich nicht in Vorlesung, igs 
parierübungen und dem Eigenstudium von Lehrbuch und, x A 
erschöpfen. Als wertvolle Hilfe wurde schon immer das Zeile R 
geschätzt. Ich knüpfe daran an und tue einen Schritt wel . 
man muß überhaupt dem Raum schaffen, was an den er 7 
erziehungsinstituten als „plastische Anatomie“ getrieben wi : 
Es bedeutet für unser Ziel nichts anderes als lebend!&” 
Anatomie. Und lebendige Anatomie muß in den Mitte, 


punkt des anatomischen Lehrens und Lernens treten. ES 18- 


die Eigentümlichkeit des Materials mitbedingt ist, nichts Wesent- 


5 
m 4 


r 


erfreulich, daß man mit dieser Forderung heute nur noch eine Tür 
. aufstößt, welche die Anatomen, wenn auch etwas zaghaft, selber. 


schon aufgeklinkt hatten.?) | Br "E 
Einzelne Prosektoren pflegten wohl: einmal im Präparier- 
'saale die Muskeln einer Gliedmaße abzuhören, ehe der Haut- 


schnitt angelegt ward; also die bedeckten Muskeln. ` Indes bietet 


der konservierte Leichnam dafür kein ideales Objekt. Das ideale 


Objekt ist der lebendige Mensch. Im Winter soll präpariert wer- 
den,:im Sommer aber betaste, zeichne. (ja modelliere vielleicht) 


der Mediziner unermüdlich den lebendigen Körper. Bewegungs- 
-filme, wie sie heute.schon im anatomischen Unterricht vorgeführt 
‘werden, sind gewiß sehr fesselnd und. zerstören im Lernenden 


‘ doch wenigstens den Grundirrtum, den ihm die. alten Lehrbücher 


cingepaukt haben, als ob- ein. einzelner Muskel es sei, der einen 
Körperteil hebe, beuge, strecke, wende, drehe, abziehe usw., die 
mächtige Verwicklung der „kinematischen Kette“ wird daran 


. eindrucksvoll sichtbar: der unbewußte Zwang, oftmals den ganzen. 
` Körper zu innervieren, um an einer begrenzten Stelle einen be- 


 grenzten Bewegungseffekt zu realisieren. Jedoch, das Leben geht 


noch über den Film. Und ist es nicht ein trostloser Zustand — 
jener vordem übliche —, daß der Mediziner, der zum Physikum 
die ganze ungeheure „Materie“ der Anatomie dem widerstreben- 
den Gehirn eingetrichtert hat, als junger Kliniker merkt, daß 
cr am lebendigen Glied in die tödlichste Verlegenheit gerät, wenn 
er bezeichnen soll, was für ein Muskel hier .atrophisch gelähmt, 


‘verkürzt, verpflanzt sei? Man kann sagen, daß diese Unfähig- 


keit zur praktischen Myologie Tausende von Ärzten durch ihr 


‚ganzes Leben begleitet; dem angehenden Neurologen bereitet: sie 


wie oft und wie lange die schwersten Stunden! Ein großer Aufwand 


ward unnütz vertan: Präparation, Atlasstudium, Zeichnen haben 
nichts genutzt, denn unter der Haut und im Spiel der lebendigen 


- Bewegung, ja schon in der „lebendigen Ruhe“, das heißt in den 


Magen usw. 


ve 


< 4lger Bau ist von der Funktion nicht gut zu trennen; er gewinnt 


wirklichen Haltungen und Stellungen und Lagen, die der Mensch | 


‘einnimmt, sieht alles ganz anders, ganz — fremdartig aus. 
‚Richten wir aber einen lebendigen Anatomieunterricht ein, 
so wird ihm, gewollt oder nicht, ganz von selber.eine Menge Ler- 
nens übertragen, das bisher erst in den klinischen Semestern zu 
seinem Rechte kam. In der lebendigen Anatomie übt der: propä- 


deutische Mediziner : naturgemäß das „Erfühlen“ der Muskel- 


Tuppen nicht nur, sondern auch der inneren. Organe: er muB 
hier palpieren, jedoch auch perkutieren lernen, abtasten und ab- 
klopfen der Lagen und Grenzen von Herz, Lunge, Leber, Milz, 
Man könnte lediglich streiten, ob man ihm die 
Auscultation, das Abhorchen, weil es nicht auf Lage, sondern aus- 
schließlich auf Verrichtung, auf Funktion geht, für später oder 
— für die Physiologie aufsparen soll. % u 

` Mit der Physiologie aber wächst durch‘ die lebendige Ana- 
tomie der ganze Anatomiebetrieb überhaupt wieder viel inniger 
zusammen. Vielleicht war es doch keine so unebene Sache, als 


‚Anatomie und Physiologie noch, vor langen Jahrzehnten, in 


ein es Lehrers Hand lagen; und die unterrichtsgeschichtliche Ent- 
wicklung läuft, gleich aller geistesgeschichtliehen, offensichtlich 


 meder einmal als Spirale und dreht sich, auf gehobenem Niveau, 


In diese Richtung zurück. Als uns vor einigen Jahren Braus 
in Heidelberg einmal die schönen .Bereicherungen des Anatomie- 
Unterrichts durch den Film vorführte, meinten einige der Zu- 
Schauer: das sei ja nun eben, recht genommen, schon eigentliche 
Physiologie, nicht mehr „reine“ Anatomie. Gewiß. Leben- 


n durch sie erst einen Sinn, wie sie durch ihn erst Ziel und 
Chranke; lebendige Anatomie kann gar nichts anderes als den 
una enden Organismus vorführen, aber eben darin liegt ihre 
sn meßliche pädagogische Fruchtbarkeit, ihr Ausweis als ein 

ück lebendig r Unterrichtsweise überhaupt. DE ea 
Die Anatomie nimmt. damit Lehrabschnitte auf sich, die 


„Ger ') Die frischeste Streitschrift dieser Árt sind Fr. Hermanns. 
s anken über den anatomischen Unterricht“ (Jena 1916, G. Fischer). 
ii mir eine besonders freudige Überraschung, in diesen Dar- 
den ngen des Erlanger Extraordinarius als fachmännischem Urteil 
a yosentlichen Forderungen zu begegnen, die sich mir selber, bei 
R Izzlerung dieser Abhandlung unterm Eindruck der Beobachtung 
una Kriegsmediziner im Felde, -während des Winters 1914/15, als 
attu eisbaro Forderungen an die medizinische Propädeutik aufgedrängt 
De dh; ‚ Mein Weg war ‘sozusagen die pädagogische Deduktion;. die 
ihren Sr ‚Kann sich nie etwas Besseres wünschen, als daß sie sich in 
erfahn chlüssen mit denen der Induktion aus einer reichen Alltags- 
ung (wie wir sie-bei Hermann finden) begegne! se 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.22. 


s 
1 


ea N 


X N 


früher zur Physiologie zählten (übrigens aber vielerorts im physio- 
logischen Unterricht schon immer sträflich nebenher abgetan wor- 
‚den sind; die Pliysiologie der Bewegungen ist z. B. all den Ärzte- 
'generationen, die beim trefflichen alten Landois in, Greifswald 
ihre propädeutische Bildung empfangen haben, überhaupt .nie 
oder nur gelegentlich einmal ganz summarisch: übermittelt worden, 
und es stand nicht bloß in Greifswald bei Landois.so damit). 
Dafür. mag die Anatomie ebenso zweckmäßig ganze Kapitel an 
die Physiologievorlesung und -übung abgeben; ich meine damit 
nichts Geringeres als die ganze Histologie. , . _ eye 

| Wenn schon der „grobė“ Bau eines Organs sich. dem Me- 
dizinschüler möglichst in lebendiger Verschmelzung mit der Ver- 
richtung einprägen sollte (so wie im lebendigen Sprachunterricht 
sich das erste-Merken der „Vokabel‘ in statu nascendi aus dem 
. Verstehen des, Satzes her vollzieht) — so gilt das erst recht für 
. die .feinere Struktur. Beim Blute war es. schon, immer üblich, 
daß seine Bestandteile; auch die zelligen, in der Physiologie noch 
einmal durchgesprochen wurden. Geschähe dies auch bei allen 
übrigen Geweben und Organen, so würde‘die Merkfähigkeit für 
dies histologische Wissen wesentlich entlastet, weil dieses Wissen 
sich ihr in besonnener Verteilung darböte. Die ganze „tote“ Ana- 
tomie wird so leicht zum Schmerzenskinde selbst des jugendlichen 
Gedächtnisses, indem ihre Stoffmassen sozusagen pausenlos aufs 
Gehirn einstürmen. Namen, Namen, Namen fluten in ununter- 
brochenem Strome heran. Der erste Schritt zur Erleichterung 


war die terminologische Revision im letzten Viertel des vorigen 


Jahrhunderts, durch welche eine Fülle von Benennungen wenig- 
stens sachlich verständlich wurden; es ist eben didaktisch ein- 


facher, wenn der Ausführungsgang der Ohrspeicheldrüse Ductus ' 
Mit der Ver-- 


paroticus und nieht Ductus Stenonianus: heißt. 
ewigung der Duodezleistungen alter und ältester  Anatomen 


. ward einigermaßen aufgeräumt (freilich bei weitem nicht radikal 


genug!; was treibt sich in der Hirnterminologie noch. Abstraktes 


‚an solchen Reminiszenzen herum — und dabei erfährt fast nie ein 
Mediziner den Namen des’einen antiken Forschers, der als erster. . 
es aussprach, daß das Gehirn das Organ des seelischen Lebens 


'sein müsse, des denkwürdigen Alkmeon von Krotos!). Der 
nächste Schritt, darüber ist man sich heute auch in Anatomen- 
kreisen klar, muß die entschlossene Ausmerzung vieler Bagatellen 


aus dem anatomischen Wissensstoffe, sonderlich dem osteologi- ` 


schen, sein; Hunderte von Kleintatsachen sind hier ohne Schaden 


“entbehrlich; sind wirklich ‚nichts als toter Vokabularballast. .Nur 
noch das funktionell Erhebliche soll. gemerkt werden +). . Wir fol- . 
‚gern weiter: es soll tunlichst im lebendigen Zusammenhange mit 


der Einsicht. in die Funktion gemerkt werden. . Unvergleichlich 
„selbstverständlicher‘“ wird sich die Histologie. einprägen, wenn 
nicht heute Muskelgewebe und morgen Nervengewebe und über- 
morgen Knochengewebe. und dann atemlos Leberstruktur und 
‚Milzstruktur und Schilddrüsenstruktur'.und Hirnrindenstruktur 


einander jagen, sondern. Wochen der physiologischen Erkenntnis 


sie voneinander trennen.. Landois, der zwar kein großer 
„Geist“, aber ein gesunder Praktiker war, dachte sich so un- 
gefähr den Physiologieunterricht, wie sein Lehrbuch zeigt, dem 


nur der Unverstand des beginnenden überschraubten Ressortis- . 
mus die histologischen. Einleitungen und die pathophysiologischen -` 


Ausblicke seiner Kapitel zum überheblichen Vorwurf. gemacht 
hat (in der Wirklichkeit ebenso zu unterrichten, daran hinderte 
den urwüchsigen Mann freilich seine Bequemlichkeit). Die Histo- 
logie der Zelle und der elementaren Gewebe übrigens bringt der 
Mediziner künftig hoffentlich von der Biologie. her mit; damit hat 
sich der Physiologe nicht umständlich abzugeben. 

Der Mikroskopierkurs wird schon wegen der Besonderheiten 


seines technischen Apparats zweckmäßig für sich bleiben; damit 


ist eine Art Repetitorium gesichert, in dem.die Histologie noch 
einmal „geschlossen“ am Geiste des jungen Mediziners vorüber- 
zieht. Mikroskopisch ‚bewältigen lernen: soll er vorzüglich die 


frischen Gewebe mit den einfachsten Mitteln der Sicht- 
barmachung. Nur dies hilft dem Mediziner praktisch etwas, nur 
‚dies lehrt ihn, Gewebe kennen, unterscheiden, „sehen“, nur dies 


ist ein Eroberungszug im Reiche des Kleinsten und -seiner Instru- 
mentation. Die Färbungskunststücke der fors chen d:en Histo. 
logie verwirren ihn’ nur, entheben ihn der Mitarbeit und ent- 
mutigen ihn überdies, derlei jemals zu beherrschen. Alle lang- 


'wierigen Härtungen, das ganze Mikrotom sind unbedingt zu. ver- 


1). Siehe die oben.zitierte Schrift von Fr. Herm ann, besonders 
Seite‘ 6 ff. u | a | E 


549 


poa 
a 
E 


in vn 


A a “urn. 
TEEN, 
. re 


u: z 

Se 

= 
Denen Pr 


. 
- 
-~ 


a um 7 


a: 
en. a £ $ = = ~ ~e 
tim e lef 


Td 


wer 

= 

RECRE 
we m D 
aS 

AA 


“ 
.. ER ee 


vn. 
t 
um — k e S 
Ferir 


pee a3 
u er 
ER 
R x 


wu zZ 
nn 


o 
ei, 


EEE 
serie > 


ae : 


EEE 
x ep 
==, 


NZ mm 
Su dar Em 
ie LED 
aan... DE 
—— | nn 
en. da 
-. 


r- 
> 
= 5 
MARL h a o aie s 
E v 
— . 
EEE U 


tan tert 
oh A Ka 


SV WERNE ae 
= u ET, 
vorn. ; 
x ba 
nn 
Ku 


BR BER SE Br 
A 


» 
AD Parae a = 
LET Iren u 
2 u n 


ul a 


man 3 


we 
2: DRESDEN 
PR See De u Er un 
tn in 
` 


Fe SEE - 

me r 

> r 
re 


wu ER 
SENAT 


ren 
TI S 
aa or eael 
De a 3 
aaa B E 
a, 5 
` X 
u. -n — 
a en 
= 


III” 


re 2 
Se IT 
7a TALEP 
Kike E 
TILET 


Ten nn 
euch N EA 2 
MAT 


a Sr 
. 


~ 


MOLL 


F, 
armen ulm Bee a 
Ar TESE E 5 20% 
t- Ši ier A ia -7a --,A 
O EN A = 3 peu 


aut. Ó 
JILOLI iati 
> 
E ay P 
Zu e,- 
ANNT S aT 
u. Er, 
u: 
= 


=; num. re, 5 BEE 
VE DAR ITALE a: ‚ ee 
: BR ` S 


Be 
Er 


ee 
BIS ETW EEE 
De 


ne 
ET ee FE 
un. 


a i ` d < rn 
2, MO aE re . 
RETTET E 
nn 
“.. De N 
Ar 
z 
z 


m m un. 
iir > v Ae. 
iin 
[ERS Tree Ze R ® 
r . „wit .en ` 
E a u: Ne 5 
.._- N . En a ‘ ` ` 
- 


Sr. 
a a m. 
ae ; 

lee Te 


ri Tee“ 
Seas per) Ñ 


nee iie 


mg Aeee A yn 
je 


”, ein = sde Auta 


en 


mn 

ui: 
et: 
LaNasa S 


YES 
boa 


n- 
m meem 


Erha 
E a eine 
aE S 


Der 
EEE ER 
Pet 


- .- o hm- a 
an .. 
X -0y ea or = 


tp Sm OM Zee 


ante 


Zar TE en e 
x 
a 


pi emme a De 
RK Bang en 
R proi 
ae 
x 


- abatir a Wege pen 
fe 


RA A 7 


a 
en 
UTARA 
» 


~ 
çi 
ne, 
„a 


= DEON 
Ba 

m 

> a g 

DEREN ru 
A ah WR fr Aton 
Zs- Wai ès 
e ys er 


» 


u 
z 
Ko 


a en a 
r VD ee 


eh! 
Fe ne 


N Ar iaa 
ja Are 
POS E A M 


e 
u Taat 
"> “ 
RE 
a WE 


w bba. nn 
x 
N 


ze 


gD 


| 
NET Fa 
Surr en u 


La 
a r 
we mag 
ie: 
. ar: 


er 


E 


"i 
$ TH 
A A 
aS 
i 
E 
pF i 
n i 
B > 
t >. IF 
A } 
a M PA 
i 
o AWAN 
` p 
er O 
t e. i R 
O ANANG 
IE. A 
» Tr 
> i als: 
¢ F PN s i 
l B~ 4 
i 4; í 
Wr ` 
S: H 
À ‘ t 
g 
E; h 
„À. 
S 
Dr 
in. 
MW 
ix 
` > 
DN i 
` A 
+ 
1ER ' 
{! 
f 
l 
g . 
Í 


’ 
2 
F 
= ‘ v 
“ur 
| 
A 
i 7 
7 
rg 
=. 
N; 
FR wi 
RE 
i 
E 
E 
cs 
r 


Ri 
ES 


D a a A 


petne >. 


u pa a T wer 


‚Objektive legt, zu der Meinung kam, das Protoplasma sei auch 


550 


bannen. Sie verbauen dem Lernenden die Straßen, die ihm 
geöffnet werden. sollten. Es ist schon ein Körnchen Weisheit in 
der alten Anekdote, daß ein Student, dem man immer die präch- 
tigen Farbenteppiche mikrotomierter Gewebe unter die stärksten 


im Leben rot und der Zellkern blau. Das ist für die spätere 
Unterweisung in der Mikroskopie des Pathologischen gleicher- 
maßen gültig. 

‚Vom Physiologieunterricht selber wäre nur noch zu fordern, 
daß auch er viel mehr als heute den lebendigen Menschen als Ver- 
suchsobjekt benütze. Den Menschen, nicht bloß das lebendige 
Tier! Darum ist es zu verwerfen, daß das physiologische Prakti- 
kum, wie an so manchem Orte, ein Praktikum physiologischer 
Chemie werde. Wir vermögen von gar keinem Gesichtspunkte 
her der chemischen Physiologie eine Extrawurst im Lehrgange 
des jungen Mediziners zuzubilligen. Sie ist nicht wichtiger als 
die gesamte nichtehemische Physiologie; sie hat keinen Anspruch, 
aus dem Rahmen des physiologischen Unterrichts irgendwie 
herauszutreten und sich in Sonderveranstaltungen breitzumachen. 
Nicht Spezialisten für Magen-, Darm- und Stoffwechselkrankheiten 
sollen erzogen werden, sondern praktische Ärzte. Deren har- 
monische Ausbildung wird durch Extrayaganzen gestört; durch 
„exakt-naturwissenschaftliche“, wie wir schon einmal bemerkt 
haben, nicht zum wenigsten. Niemand verwehrt dem Physio- 
logen, über physiologische Chemie zu lesen oder zu üben; aber 
obligatorisch dürfen solche Privatliebhahereien für den Mediziner 
nie werden, auch nicht in dem üblen tatsächlichen Sinne, daß 
man sie belegt haben muß, um das Physikum nicht zu gefährden. 
Wo solche Auswüchse eines (noch dazu finanziell sich rentieren- 
den) Spezialistensubjektivismus sich hervorwagen, dort müßten 
sie von den Fakultäten, oder wenn deren Selbstregierungskourage 
nicht ausreicht, von den Regierungen mit unnachsichtlicher 
Schärfe beseitigt werden. Wir Hochschulprofessoren sind für die 
studierende Jugend da, nicht sie für uns, und auch die Würden 
des Ordinarius, Institutsdirektors und Examinators entbinden 
nicht von der Respektierung dieses Verhältnisses. Im Gegenteil: 
wem mehr Macht gegeben wird, dem wird auch desto mehr Verant- 
wortung auferlegt. 

Ich stelle mir die Aufgaben des physiologisc hen 
Praktikums sehr umfassend vor. Es soll den Mediziner alle 
Methoden der Funktionsprüfung im normalen Be- 
reiche lehren. Die Bestimmung der Sehschärfe, des Gesichts- 
feldes, der Farbentüchtigkeit gehören dahin; der normalen. Hör- 
fähigkeit, der Tastunterschiedsempfindlichkeit im frischen und im 
ermüdeten Zustande — ja, meines Erachtens, die ganze (gesunde) 
Sensibilitätsuntersuchung, denn wenn diese am Kranken zu den 
Schmerzenskindern der Klinik und des späteren Arztes gehört, 
so liegt das fast nur daran, daß der Mediziner niemals, so gut 
wie niemals, gesunde Menschen auf ihre Sinnesempfindlichkeit 
geprüft hat. Ich gehe so weit, zu meinen, der junge Student müsse 
vom Physiologen im Gebrauche des Augenspiegels unterwiesen 
werden. Warum nicht? Es wird doch in der Sinnesphysiologie 
von dieser Errungenschaft ausführlich gesprochen; wieviel wert- 


voller wäre das, wenn sie hier auch geübt würde! Die Elektro- 


ioloeie (sie kann von vielem töten Kram gereinigt werden, 
en ar N wissenschaftsgeschichtliches Interesse hat) muß die 
Unterweisung in der elektrischen Muskel- und Nervenuntersuchung 
bringen; darin ist ein treffliches Repetitorium lebendigster Ana- 


tomie eingeschlossen! Alle normalen Retlexprüfungen sind hier _ 


j ‘han: wie wichtig z. B., die im „Physiologischen“ vor- 
ne leiten der Pupillenuntersuchung kennen 
zu lernen! Die chemischen Hauptproben — Titrierung des 
Magensaftes, Urinproben, Gallenproben wurden ja schon immer ım 
physiologischen Praktikum gelehrt. Auf die Blutuntersuchung 
(Farbstoffbestimmung und Zellzählung) braucht ebenfalls kaum 
hingewiesen zu werden. Von fundamentaler Wichtigkeit aber 
scheint mir die Handhabung der Röntgenographie zu sein. Im 
Physiologiepraktikum muß der Student den gesunden Organismus 
durehleuchten, die dabei entstehenden Bilder sich einprägen ler- 
nen; alle Stärken, aber auch alle Schwächen und Tücken des 
Röntgenbildes sollten ihm ebenso vertraut sein wie die elemen- 
taren Techniken der Mikroskopie. Wie der Arzt, schon der Cand. 
med., überall unterm Mikroskop Gespenster sehen wird, wenn ihm 
nieht in Fleisch und Blut übergegangen ist, wie eine Luftblase, 
ein Wassertropfen, ordinärer „Dreck“ sich im Gesichtsielde des 
Mikroskops darstellt, so muß auch das normale Röntgenbild 
lebendig vor ihm stehen, damit er in der Beurteilung des patho- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22, 


logischen nicht völlig dem Röntgenologen oder gar der Röntgen- 


gemeinen sich kein Röntgenkabinett zulegen kann und in dieser 


1 
N 
| 


aa 4 
D a a 


Run 


schwester ausgeliefert sei. Denn wenn auch der Arzt im all- 


diagnostischen Technik auf die Spezialunternehmungen ange- 
wiesen bleibt: die rechte diagnostische Würdigung eines Be- 
fundes ist ohne sein Miturteil, dem die lebendige Kenntnis des 
Kranken zur Verfügung steht, kaum möglich. Das Röntgenbild 
wird noch ganz anders als bisher in den Dienst der alltäglichen 
Praxis, auch der internen, treten, wenn erst jeder Arzt in seiner 
Deutung, in den Elementen seiner Deutung natürlich, sich fest 
im Sattel weiß (für die Finessen ist der Spezialist da). Das 
Röntgenbild des gesunden Körpers ist aber wiederum eine Art 
anatomischen Lehrkurses für sich; es prägt dem Auge ein, was 
beklopft und betastet worden ist, und zeigt lebendig, was vorher 
am Leichensitus studiert ward; nichts aber merkt sich so fest, 
als was von mehreren Seiten gesehen, geprüft, erlebt worden ist. 
Daß der junge Mediziner im physiologischen Praktikum die Herz- 
töne und Atemgeräusche des Gesunden erlauschen lernt, ist mir 
Selbstverständlichkeit. Es gehört aber auch die ganze normale 
Funktionsprüfung des Herzens hierher (die sich nur nicht zu tiei 
in Spezialismen verirren darf), wie die normale Funktionsprüfung 
der inneren Organe überhaupt; den Magensaft, der zu titrieren 
ist, soll der Stud. med. sich selber erhebern lernen — yom 
menschlichen Magen selbstverständlich!, genau wie er die 
Schwankungen der Harnkonzentration, eine „physiologische‘ 
Glykosurie am Kameraden experimentell studiere und das zu 
untersuchende Blutströpfehen eigenhändig abzapfe. Alles 
dies immer mit dem einfachsten Instrumen- 
tarium. Hierin gerade bieten unsere prächtig ausgestatteten 
Institute den Studierenden gern Steine statt Brot; denn darauf 
läuft es hinaus, wenn der Lernende sich an Hilfsmittel ‚gewöhnt, 
die ihm das Leben fast niemals zur Verfügung stellen wird. Der 
Arzt muß sich zu behelfen wissen, um anderen 
helfenzukönnen; diese Urweisheit eines guten Arztes sollte 
dem Mediziner in Fleisch und Blut eingeimpft werden. Wird 
das richtig angepackt, so steigert es die Lern- und Arbeits- 
freudigkeit nur; der Hinweis darauf, mit wie primitiven Veranstal- 
tungen die bahnbrechenden Fortschritte erzielt zu werden pisze, 
mag ein pädagogisches Mittel neben anderen dabei abgeben 
können. 

Wir wollen uns nicht in Einzelheiten verlieren. Der Kern- 
gedanke unserer Forderung wird klar geworden sein: es gilt, den 
jungen Mediziner mit dem gesunden menschlichen On. 
vertraut zu machen; dabei wirken Bau und Verrichtung kenan 16 
zusammen; menschliches Leben in seiner normalen Abwicklung 
soll der propädeutische Mediziner studieren; tätıge agbaya e 
(die schon immer einen Reiz des Medizinstudiums ansan oh 
aber tätige Anschauung des Lebendigen fährt, 
Hauptweg sein, den die ärztliche Vorerziehung ihre Jünger M 
richtiger: gehen lehrt. f Bu: 

Aus solchen Grundsätzen ergibt sich noch eine ER en 
(der ich absichtlich nicht den Charakter einer Korn, A 
teile, denn zu der hat sie sich trotz vielen Hin- und Herwen ni 
auch in mir selber noch nicht verdichtet), eine Eretan i 
sich vielleicht besonders verblüffend anhört: ob nicht die ER 
giene in unmittelbarer Anlehnung an die Physiologie den p 
pädeutischen Semestern zugewiesen werden Soll. ii 

Heute wird die Hygiene gewöhnlich in den allerletzien Sin 
schen Semestern getrieben. Man findet das. selbstvers TA o 
weil es so ist; man macht sich wohl auch die Begründun en 
zurecht, es sei nützlich so, denn die Vorbeugung der Krana ons 
könne nur begriffen werden, nachdem man mit der Ents I 
und der Eigenart der Krankheiten halbwegs vertraut SER dor 
sei. Aber richtig besehen, hat dies nur für einen Den PA 
Hygiene Geltung, für die Verhütung der ansteckenden a Ce. 
heiten, der Seuchen. Die Hygiene der Tuberkulose, ga i 
schlechtskrankheiten, des Typhus, der Pocken, der Säug Ee 
darmkatarrhe usw. setzt, fruchtbar betrieben, die Kenntnis i 
Ätiologie und Pathogenese jener Erkrankungen voraus, Kan 
Seuchenhygiene wird also debattelos dem klinischen. Stu Sn 
abschnitt, und zwar dessen letzten Semestern, zuzuweisen ei 
Jedoch sie bildet einen so gut wie vollkommen gedunn in 
der gesamten Hygiene. In den Lehrbüchern finden wit vn = 
geschlossenen Kapiteln abgehandelt. Die übrige Hygiene et 
gar nicht mit einzelnen Krankheitsformen zu tun. »i® Mr 
vielmehr die Kunde von der gesunden en 
führung des Menschen und ihrer persönlic 


Digitized by Google | ai 


re ce ENT en = , 7 sn A $ 22 “acht: ey 
4 Juni. - | nee . 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 22. 0 Ta BL - ah T 
und öffentlichen Ordnungsweise. Man kann ruhig | und das um so mehr, als damit zu rechnen ist, daß über kurz oder . EN Eh Pe 
„sagen, sie sei ein Stück praktischer Physiologie: Physiologie der | lang schließlich ‘auch der ärztliche Beruf selbst zum Zielpunkt dieser Rn, 
‘ praktischen menschlichen Lebensordnung.. Es ist kein Zufall, daß. | sozialisierenden Bestrebungen werden wird. Es ist übrigens hier anzu- DEE it © 
ein führender Forscher, wie Rubner, von der Physiolögie zur | merken, daß gerade das Gebiet der’ öffentlichen Gesundheitspflege von | I} ei: 
Hygiene gekommen und von ihr zur Physiologie zurückgewandert | alters her für den Zugriff staatlicher und kommunaler Verwaltung als Ri Fi N sal 
‘ist. Man durchblättere sein Lehrbuch: alle_Abschnitte außer den | besonders geeignet angesehen worden ist. Das Deutsche Reich hat, Rh Be. 
' . letzten, welche die: Seuchenhygiene ‘behandeln. Man wird dem | wie bekannt, -gerade in. dem Ausbau. des Versicherungswesens wert- ] a) 
nf Begriffe der Krankheit kaum begegnen. Ausblicke ins: Patho-.| volle soziale Arbeit. geleistet, aber, wir. können. in weit entlegenere Re El je 
logische sind nicht häufiger und‘ ausgedehnter, als es in jedem | Zeitabschnitte zurückgehen und begegnen der Tatsache, daß-Städtever- Eh! ii 
Lehrbuche der Physiologie auch unvermeidlich zu sein pflegt. | waltungen und der Staat im., Interesse der Allgemeingesundheit für | 4 ap 
wt -. Wie der Mensch siedeln,- wohnen, sich 'kleiden,. sich nähren, |. ihre Pflicht gehalten haben, öffentliche Krankenanstalten. zu errichten. Mi u 
schlafen, das Eheleben führen muß, um.seine gesunden organi- | Die zunächst für die Zeiten großer Volksseuchen getroffenen Einrich- Ei Een il; < 
w. -. schen Funktionen. auf der Höhe zu erhalten: das ist der Inhalt | tungen wuchsen sich späterhin zu dauernden Anlagen aus und. der Ben 
dubji- - der allgemeinen Hygiene Wie Schule, Gemeinde, Staat ihm | weitere Ausbau ‘führte dann. zu. der ’Schaffung von Siechenhäusern, u ESL p! 
ii dabei helfen, ihn dazu nötigen können, sollen: das macht den | Irrenanstalten und in der letzten Zeit zur Anlage von:Heilanstalten ` o Me 
» Inhalt der öffentlichen. Gesundheitspflege aus — immer vom Spe- | und 'Genesungsheimen. Hier wäre anzuschließen, daß seit Jahren in `’ | T 
. gialkapitel der Seuchenbekämpfung. abgesehen. Was in der all- | vielen deutschen Städten aus öffentlichen Mitteln Rettungsstellen ein-. a 
‚gemeinen Hygiene etwa von „Keimen“, von einzelligen Lebe- | gerichtet und erhalten worden. sind. Auch die Betriebe, welche zum _ a 
` wesen vorkommt, kennt der junge Student aus der Biologie voll- |. Transport von Kranken dienen, sind von vielen deutschen Städten. be- y T a: 
` kommen. Klinische Dinge spielen hier keinerlei Rolle. ©. | reits auf Gemeindekosten unterhalten worden. In denjenigen Städten, | A fep kan 
ia =. Wohl aber bringt dieser Abschnitt seiner Wissenschaft. dem |- wo diese Einrichtungen noch nicht von dén ‚Gemeindeverwaltungen NEE: 
. » Mediziner nicht bloß die fesselndsten Anwendungen des. physio- |: betrieben werden, wird zweifellos durch .den, mächtigen Anstoß der A [paki ai 
“logischen Wissens zur Kenntnis, sondern’ er gibt ihm den ersten | gegenwärtigen Zeitverhältnisse die Überführung‘ in städtische Verwal- Bi a < 
` eindrucksvollen Begriff von. der sozialen Bedeutung der Me- | tungen innerhalb kurzer-Frist vorgenommen werden.. Einzelne Städte ` a T e i 
- dizin. -Zu der soziologischen-Seite des Medizinstudiums bildet die | und Bundesstaaten haben bereits vor dem Kriege ‘eine ganz' besonders : OE 
‚Hygiene die natürlichste Brücke.: Denn hier‘ wächst | weitführende Arbeit in der Kommunalisierung und Verstaatlichung von Hi! IKaEH Ba = 
gleichsam ganz von, Selber aus dem Boden physiologischer An- Betrieben geleistet, welche in das Gebiet der öffentlichen Gesundheits- < po hiin) a 
-= wendungen die Folgerung, wie viele dieser Anwendungen dem |} pflege fallen. So ist hervorzuheben, daß das Apothekenwesen in dem Bil por He 
einzelnen schwer oder unmöglich zu. verwirklichen sein würden, | Großherzogtum Hessen bereits seit Jahren auf dem Boden der Kom- ii ONN 
und wie er, um ein‘ gesunder Mensch zu sein, auf das öffentliche | munalisierung neu geordnet worden ist. Der bisher allgemein. geltende p ae 
ji ` Leben, auf die sozialpolitischen Veranstaltungen angewiesen ist. | Grundsatz der Apothekenkonzessionen ist ersetzt worden. durch eine al: 
. „ Darin aber erblicke ich den Wert der hygienischen Propädeutik; -| Art ‘von Pachtsystem. Der jetzige Freistaat: Hessen hat dieses Pacht-. a E, a 
damit bedeutet auch sie ein Stück lebendiger Unterrichts- | system, weiter ausgebaut in dem Sinne, daß die Apotheken inden- . m MEET ii 
weise! Dem Mediziner, der (wenn er seinen Beruf aus innerster | Besitz der Kommunen übergehen und an den Apotheker verpachtet I. 
Neigung ergreift) ein starkes Stück Individualismus, mitbringt, | werden. Durch die: Reichsgesetzgebung ist: jetzt die Frage in Fluß A ee 
‚das durch die Befassung mit dem einzelnen Organismus noch | gebracht worden, in welcher. Weise das Apothekenwesen mit seinen b pea" 
befestigt wird, liegt das soziologische Betrachten und Denken. konzessionierten und privilegierten Gewerbebetrieben nach den Grund: her E3 EIER: 
an und für sich fern. Man weiß, wie schwer es gewesen ist, die | sätzen einer Gemeinwirtschaft umgebildet werden kann. > Be. 
Ärzte überhaupt auf diesen Boden herüberzuziehen; wie hart ihre Hier ist nicht der Ort, auf diese Bestrebungen, die eine Lebensfrage MRR PEN 
| für den Apothekerstand sind, näher: einzugehen, sie seien nur insoweit E Ka a, 


Es wird gar nicht viel 


‚ie! eigene Lebensnot dazu ‘werden mußte. nicht | | ' 
A fruchten, wenn man dem Stud. med. sagt: höre Volkswirtschafts- besprochen, als sie in den Kreis der ‚besonderen Interessen des Arztes‘ Bi = 
MN lehre, .Gesellschaftslehre, Staatslehre, Sozialpolitik und dergleichen treten. Es ist vielleicht gut von vornherein die Frage aufzuwerfen, ob'. . ` EM I o 
$i) mehr. Er wird jà auch wirklich in diesen Vorlesungen nur wenig | für das arzneibedürftige Publikum in dem gegenwärtigen Apotheken- ` fafa a= 
je} finden, womit er etwas anfangen könnte. Die „soziale. Medizin“ system eine Schädigung gegeben ist, Im allgemeinen: ist die Tatsache _ E 
„s| muß ihm schon seine Fakultät selber bieten. Sie kann nicht früh- | anzuerkennen, daß die vom Arzte verschriebenen Rezepte in den deut- o - 
m zeitig genug damit beginnen! Nachdem der Krankendienst ihm | schen Apotheken‘ nach den Vorschriften des Arzneibuches dargestellt ig" 
JË einen ‚lebendigen Einblick in öffentliches Krankenanstaltswesen | und zu den Preisen der Arzneitaxe abgegeben werden. — Zum’ Unter- Da 
‚if verschafft hat, betrete er in der Physiologie der praktischen | ‚ehiede von den Erfahrungen, die man im Auslande zu machen Gelegen- A 
Lebensordnung, die sich: Hygiene nennt, die’ Brücke zum theore- | heit hatte, kann von einer Übervorteilung des Publikums bei der Arznei- 
ie tischen Wissen um die sozialen Elemente der Heilkunde- Die | yersorgung wohl.nicht gesprochen werden.‘ Aber es ist bekannt, daß . 
. Sozialitätdes Gesundseinsund -bleibens bilde | sich nach anderer Richtung hin Mißstände herausgebildet haben, die . 
‚sich eigentlich mehr auf.Unzuträglichkeiten innerhalb des Standes selbst 


f 
s | dienatürliche Vorhalle, dieihn zum Interesse 


‚und Verständnis für die Sozialität des Krank- An die Einrichtung der staatlichen Konzession und der 


beziehen. 


: N ae und Gesundwerdens geleite. ‚Das ist der | Privilegien, durch welche der Staat bei dem Vertrieb von Arzneistoffen - 
8ozialpädagogische Wert, den die Einfügung der Hy- | und Giftstoffen das Publikum schützen zu müssen glaubt und durch 
‘die Beschränkung des Verkaufes von Arzneien nur auf bestimmte kon- 


giene in die medizinische Propädeutik einschließt, und er scheint. 


- mir beachtlich genug, um eine ernstliche. Prüfung meines Vor- zessionierte Verkaufsstellen, hat sich eine kaufmännische Spekulation ` 


'schlags zu gewährleisten. Der individualpädagogische liegt in 
der lebendigen Abrundung der Physiologie, welche die hygie- 
nische Propädeutik vollendet. Mit ihr erst steht nun der leben- 
dige gesunde Mensch wie aus einem Gusse vor dem geistigen 
Auge des Mediziners; nicht mehr Bruchstückwerte, sondern ein 
wirkliches Ganzes, das zugleich als ein Glied seiner Lebensumwelt 
begriffen ist. Ü 


; kums“ Rechenschaft ablegen. (Fortsetzung folgt.) 


Bemerkungen zur Kommunalisierung der Apotheken. = 


Durch die Revolution ist dem Gedanken der Sozialisierung, der 
Verstaatlichung und Kommunalisierung von Berufen, die bisher freie 
Gewerbebetriebe waren, eine große praktische Geltung verschafft wor- 
den. Diese Bestrebungen, freie Gewerbebetriebe in Allgemeinbewirt- 
schaftung zu übernehmen, wenden sich auch, und das sogar mit einer 
on Vorliebe, dem Gebiete zu, das.wir unter dem Begriff des öffent- 
| en Gesundheitswesens zusammenfassen können. Insoweit dürfen sie 
“en Anspruch erheben, die Aufmerksamkeit des Arztes zu beanspruchen 


Über dieses Bögreifen soll der Prüfling des „Physi- | 


"angeschlossen. Das vielgeschmähte Kind der neuzeitlichen Gesellschafts- 


entwicklung, der Kapitalismus, hat: diese Konzessionen des Staates zum 
Gegenstand kaufmännischer Spekulation gemächt. Dadurch haben die 
Apothekenpreise eine Höhe erreicht, welche durch den Umsatz dieser 
Betriebe kaufmännisch nicht gerechtfertigt ist. Mit aus dieser Rück- 


sicht erklärt es sich, daß die Apotheken: auf ihr eigentliches Gebiet, 


die Herstellung von Arzneien, die sogenannte Rezeptur, sich vielfach _ 
nicht mehr beschränken, obgleich diese Rezeptur immer noch ein recht - - 


| einträgliches Geschäft ist. Ein großer Teil des Apothekenumsätzes, an 


vielen: Stellen. wohl mehr als 50%, wird durch den Vertrieb von Spe- ` 
zialitäten und Handverkaufsmitteln gedeckt. Die hohen Verkaufspreise 
der Apothekengeschäfte und die Notwendigkeit, die in diesen Geschäften 


“investierten Kapitalien -zu verzinsem, haben den Käufer vielfach dazu ' 


gezwungen, die Höhe des Umsatzes neben der ursprünglichen Einnahme- 
quelle der Rezeptur zu steigern durch die Einführung von Spezial- 
mitteln. Die hohen Apothekenpreise haben zur Folge, daß eine große 


: Anzahl der geprüften ‘Apotheker darauf angewiesen ist, zu warten, bis 
sie etwa, durchschnittlich 25 Jahre nach dem Staatsexamen, die Mög- _ 


lichkeit zur ‚Selbständigkeit erhalten‘. durch die Bewerbung um eine 
Apothekenkonzession. Br | 2 er 


_ 


502 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22. 


1. Juni, 


Es ist nun die Frage, inwieweit durch die Sozjalisierung der 
Betriebe die Schwierigkeiten zu lösen sind. Alle Versuche stoßen zu- 
nächst auf das große Bedenken, wie man sich mit den hohen Kapitals- 
werten abfinden solle, die als Idealwerte auf den Apothekenkonzessionen 
lasten und ihren Ausdruck gefunden haben in der Anhäufung von 
Hypotheken auf diesen Grundstücken. 

Es will uns scheinen, daß man in dieser Frage logischerweise 
nicht stehenbleiben darf bei einer Beratung und Verhandlung über 
das Schicksal der Apothekengeschäfte in Stadt und Land. Vielmehr 
ist daran zu erinnern, daß die Apotheken zu einem nicht geringen 
Teil die Arzneien fertig zusammengestellt von der chemischen Groß- 
industrie beziehen. Ein gewisser und nicht kleiner Teil der Rezeptur 
in der heutigen Apotheke umfaßt die Abgabe der fertig bezogenen 
Kompretten und Tabletten. Es will uns scheinen, daß die Berücksich- 
tigung dieser Tatsache darauf führt, die Frage zu erwägen, inwieweit 
die Betriebe der chemischen Großindustrie bei einer Sozialisierung der 
Apotheken miterfaßt werden. Hier scheint nun selbst für die Fanatiker des 
Gedankens der Sozialisierung eine gewisse Vorsicht geboten. Die 
deutsche chemische Großindustrie ist eine der wichtigsten Export- 
industrien. In der Zeit des wirtschaftlichen Niederganges scheint es 
geboten, gerade sie vor Erschütterungen zu schützen. Welche Werte 
unsere Feinde in ihrem mit diesem Kriege verfolgten "und durch den 
Krieg glücklich erreichten Bestreben, Deutschland auf dem Weltmarkte 
als produktive Macht auszuschalten, gerade auf die chemische Groß- 
industrie setzen, ist aus den Waffenstillstands- und Friedensbedingungen 
zur Genüge bekannt. 

Die Bedingungen, die die Entente zu bewilligen erklärt, setzen 
die Verpflichtung Deutschlands fest, bis zu 50 % seiner Vorräte an 
Farben sowie chemischen und pharmazeutischen Produkten der Kom- 
mission für Reparationen zu überlassen. Überdies wird Deutschland 
während der Zeit von Inkrafttreten des Vertrages bis zum 1. Juni 1920, 
sodann während jeder sechsmonatigen Periode bis zum 1. Januar 1925 
immer 25% der Produktion an Farben sowie chemischen und pharma- 
zeutischen Produkten überlassen. Die Kommission wird den Preis 
unter Berücksichtigung der Nettoausfuhrpreise vor dem Kriege und 
der seitherigen Kostenänderungen festsetzen. Diese Bestimmung zeigt, 
welches Bedürfnis nach deutschen Arzneimitteln und Farben trotz aller 
Bestrebungen auf Schaffung einer eigenen chemischen Großindustrie 
in den Ländern der Entente immer noch besteht. 

Es bleibt also abzuwarten, ob auf diesem Gebiete die Aussicht 
besteht, in näherer Zeit staatliche und kommunale Sozialisierungen 
durehzuführen. Sollte sich die Unmöglichkeit herausstellen, so dürfte 
auch dieKommunalisierung des Apothekenwesens von diesen Hemmungen 
nicht unberührt bleiben. 

Noch nach einer anderen Richtung hin würde die Arbeit der- 
jenigen gehen, welche das Apothekenwesen auf der Grundlage sozia- 
listischer Anschauungen umgestalten wollen. Dieser andere Schritt, 
von dem hier nur ganz kurz die Rede sein möge, wäre die Einrich- 
tung von Dispensieranstalten und ihr Betrieb durch die Gemeinden. 
In diesen städtischen Dispensieranstalten würden die Medikamente 
durch städtische Beamte an das Publikum verkauft. Die kommunalen 
Dispensierstellen würden den Medizinalumsatz der Apotheken zu über- 
nehmen haben. In welcher Weise der Umsatz von Spezialmitteln und 
Handverkaufsmitteln geregelt würde, bleibt dann eine weitere offene 
Frage. Der Zweck dieses kurzen Abrisses beschränkt sich darauf, 
einige Gesichtspunkte anzudeuten, die sich bei dem Abbau des heute 
geltenden Systems der konzessionierten und privilegierten Apotheken 
ergeben. Die kurzen Bemerkungen sind weit entfernt davon, den 
Gegenstand zu erschöpfen. Der Möglichkeiten, mit diesem Stolf Um- 
formungen im Sinne der Sozialisierung vorzunehmen, sind gewiß viele. 
Im Vordergrunde muß natürlich das Allgemeininteresse stehen und 
die Notwendigkeit, durch jedes Apothekensystem, sei es geartet wie 
es wolle, das Publikum mit billigen und guten Arzneien rasch und 
ohne Zeitverlust und in zuverlässiger Herstellung zu versorgen. Diese 
Aufgabe hat das bisherige Apothekensystem im großen und ganzen 
geleistet. Sie bleibt auch für jede künftige Neuordnung der führende 
Grundsatz, von dem sich alle Bestrebungen leiten lassen müssen, welche 
darauf hinausgehen, den angeblichen Verdienst der Apotheker in die 
Kasse der Allgemeinheit überzuführen und die Arbeitsbedingungen der 
Angestellten zu bessern. Soviel ist sicher, daß die Frage der Apo- 
thekenkommunalisierung auch die Interessen des Arztes eng berührt, 
und es verdient vom Arzt im Auge behalten zu werden. K. Bg. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 

Ein Ministerialerlaß teilt mit, daß mit Rücksicht auf die schlechte 
Ernährungslage von den Centralstellen Zuschüsse für die Ver- 
sorgung der Lungenheilstätten nicht gewährt werden 
können. Seitens des Reichsernährungsministeriums wird beabsichtigt, 
von den aus dem Auslande kommenden Lebensmitteln den Freistaaten 
Nahrungsmittel zur Aufbesserung der Krankenyersorgung zuzuweisen, 


Durch diese allgemeinen Zuweisungen würden dann die Ernährungs- 
verhältnisse in den Lungenheilstätten gebessert werden. 

Das Seminar für soziale Medizin der Sektion Groß- 
Berlin des Verbandes der Ärzte Deutschlands kündigt eine neue Vor- 
tragsreihe über das Thema „Die Familienversicherung in ihren Wir- 
kungen auf Volksgesundheit und Tätigkeit des Arztes“ an, die vom 
13. bis 17. Juni d. J. im Kaiserin-Friedrich-Hause für das ärztliche 
Fortbildungswesen stattfinden soll. Die Teilnahme ist unentgeltlich, 
jedoch nur nach gebührenfreier Lösung einer Karte gestattet. An- 
meldungen sind zu richten an San.-Rat Dr. A. Peyser, Charlotten- 
burg 2, Grolmanstr. 42/43. 2- 


Berlin. Der im Jahre 1895 gegründete Verejn für ärzt- 
liche Fortbildungskurse hat seine Tätigkeit wieder aufge- 
nommen. Der Verein erblickt seine Hauptaufgabe darin, jungen Medi- 
zinern in Ergänzung des Universitätsstudiums eine durchaus 
praktische Ausbildung zu geben. Das soll in der Weise 
erreicht werden, daß bei engbegrenzter Schülerzahl jeder einzelne 
Teilnehmer Gelegenheit zu eigener praktischer 
Betätigung erhält. Das Bedürfnis des bereits länger in 
der Praxis stehenden Arztes, seine Kenntnisse wieder aufzufrischen 
und neugeschaffene Untersuchungsmethoden sich anzueignen, findet 
ebenso Berücksichtigung wie der Wunsch nach Sonderausbildung in 
einem Spezialfach durch entsprechenden langfristigen Unterricht. 
Das Vorlesungsverzeichnis ist durch das Sekretariat des Vereins: 
Medizinische Buchhandlung Otto Enslin, Berlin NW 6, Karl- 
straße 31 (Tel.: Norden 4858), erhältlich. 


Das Deutsche Centralkomitee zur Bekämpfung 
der Tuberkulose veranstaltet seine Jahresversammlun- 
gen am 12. Juni in der Kaiser-Wilhelm-Akademie für das militärärzt- 
liche Bildungswesen. Auf der Tagesordnung stehen Vorträge von 
Geheimrat Dr. Hamel über den Anstieg der Tuberkulose 
während des Krieges und von Geheimrat Prof. Dr. His über 
den Ausbau der Tuberkulosebekämpfung. Für die 
beiden folgenden Tage sind Versammlungen der Tuberkuloseärzte 
Fürsorgestellentag und Generalversammlungen der Lupus- und Mittel-, 
standskommission vorgesehen. 


Ab 15. Juni 1919 findet in der Helmstedter Burse ein Kursus 
für stimmbeschädigte Akademiker unter Leitung von 
Frau Schott-Auerbach statt. Der Kursus ist auf vier bis ‚sechs 
Wochen bemessen. Die Aufnahmebedingungen sind dieselben wie die 
für die Helmstedter Burse. Über die Aufnahme entscheidet der Vor- 
stand des Akademischen Hilfsbundes nach überreichtem ärztlichen 
Zeugnis, das über die Art der Stimmbeschädigung genau Aufschluß 
gibt. Stimmbeschädigte müssen sich bis zum 1. Juni d. J. beim Aka- 
demischen Hilfsbund, Berlin, Georgenstraße 44, melden. Gesuche sind 
unter Beifügung des verlangten ärztlichen Zeugnisses bis zum 28. d, M. 
an die Kriegsbeschädigtenfürsorge Berlin, Poststraße 5, einzusenden. 


Berlin. Prof, Dr. Hermann Oppenheim ist, 6l Jahre 
alt, an Influenza gestorben. — Zum Direktor des Städtischen Medizinal- 
amts wurde Oberstabsarzt Prof. Dr. W. Hoffmann gewählt. 


Wien. Die Gesellschaft der Ärzte hat beschlossen, dem’ unter 
der Präsidentschaft Theodor Billroths errichteten Gesellschafts- 
heim den Namen „Billroth-Haus“ zu geben. 


Wien. Prof. Tandler, Vorstand des I. anatomischen Insti- 
tutes, zum Unterstaatssekretär für Volksgesundheit- ernannt. 


Wiesbaden. Dr. Schütz, Leiter eines bekannten Sana- 
toriums, ist gestorben. 


Im Verlage von Urban & Schwarzenberg, Berlin-Wien, erschien 
soeben: Grundriß zum Studium der Radiumtherapl® 
von Prof. Dr. F. Gudzent mit 30 Abbildungen und 2 farbigen 
Tafeln. Die Handhabung strahlender Substanzen verlangt Behert- 
schung ihrer physikalischen Eigenschaften, deren Darstellung der Ver- 
fasser nach dem heutigen Stand des Wissens in faßlicher Form ge- 
geben hat. Die physikalischen Eigenschaften, das Anwendungsgebie 
und die Gefahren radioaktiver Substanzen werden in knapper und ver- 
ständlicher Art geschildert. — Einen sicheren Wegweiser für das 8° 
burtshilfliche Handeln bildet für den Praktiker eine soeben Im selben 
Verlage erschienene Abhandlung „Die Erhaltung des Kindes 
lebensin der Geburt“ von Prof. Dr. W. Beuthin ER 
berg). Ausgehend von den Ursachen des Kindesverlustes, verfolgt m 
Arbeit den Zweck, auf Grund eines großen klinischen und poliklin!- 
schen Materials, gestützt auf die Erfahrungen anderer, einen zusammen" 
fassenden Überblick über das Erstrebenswerte, Mögliche und Erreit 
bare zu geben. 


Hochschulnachrichten. Berlin: Prof. Hertel, Di 
her Direktor der Augenklinik an der früheren deutschen Univers 
in Straßburg, hat die Stellvertretung des beurlaubten Prof. Gr aD E 
der Augenklinik der Charité übernommen. — Hamburg: Dr. Roc n 
Lima (Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten) und Dr. Kick a 
(Hygienisches Institut) zu Professoren ernannt. — Königsberg! U i- 
Prof. Fuchs, bisher Privatdozent an der früheren deutschen Fr 
versität in Straßburg, zum Abteilungsvorsteher am Anatomischen ir 
stitut ernannt. — München: Dr. Häecker, Oberärzt der s. 
urgischen Universitätsklinik,terhielt) den „Professortitel KT Gr 
Dr. Erlacher für Chirurgie habilitiert. m 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8. 


mr 
i 


-3 


m Hygie 


. 
. 


j gehalt. 
.Fferdeserums zeigte :sich bei den mit. lebenden Bakterien infizierten 
‚Tieren in einem relativ eng begrenzten Zeitraum (vier bis sechs 


.Infiltrate, 
‚Diphtheriegift 


von.lebenden 


Zur Frage der Heilwirkung des Diphtherieserums. 


X 


Experimentelle Untersuchungen und kritische, 


Betrachtungen. 
| Be Von | 
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. W. Kolle und Dr. H. Schloßberger. ` 
Be Be WA | | 
Wir "hätten in den vorhergehenden Mitteilungen über die 
Ergebnisse großer Versuchsreihen berichtet, nach -dénen das .nor- 


„male Pferdeserum bei mit Diphtherietoxin ver- 
‚gitteten Meerschweinchen gar keine, bei Tieren, 


die mit lebenden. Diphtheriebakterien infiziert 
worden waren, eine sehr geringe Heilwirkung 
besitzt, die weder qualitativ noch quantitativ mit ‘derjenigen 


des Diphtherieserums verglichen werden. kann. Das Diphtherie- 


heilserum enffaltet im Gegensatz zu der unregelmäßigen Wir- 


3 ‚kung des Normalserums bis zu 18 Stunden.nach der Infektion 


Sichere -Heilwirkung, und zwar parallel seinem Antitoxin- 
Nur bei. Verwendung ganz großer Dosen des normalen 


Stunden nach der Infektion) eine Wirkung des Normälserums, und 


nur ein kleiner Teil der mit der tödlichen oder diese nicht allzu- 


sehr überschreitenden Kulturmenge infizierten Tiere kommt infolge 


der Injektion des normalen Pferdeserums mit dem Leben. davon. 


Da diese. Wirkung nieht äuf einen Antitoxingehalt des Pferdeserums 


zurückzuführen ist, so haben wir in weiteren Versuchen die Wirkung. 


des Normalserums zu analysieren versucht. | 
Wir wandten uns zunächst einer anderen Tierart zu, und 
den Mäusen. Die weißen Mäuse sind für dás Diphtheriegift 


ZWär 


sehr wenig empfänglich; Dosen von 0,5 bis 1,0 cem” eines Giftes, 
‚Yon dem. 0,01 bis 0,02. cem Meerschweinchen. von 250 g- 
: Gewicht innerhalb drei bis vier Tagen mit Sicherheit töten, werden | 


von: Mäusen ohne weiteres vertragen. Weiße Mäuse von 20 g 


-Gewicht zeigen nach ‚Einverleibung der 50- bis 100fachen Menge, 
die Meerschweinchen von 250 g in drei bis vier Tagen sicher 


keinerlei Krankheitserscheinungen, haben auch keine lokalen 
Die Mäuse gehören also zu den Tierarten, die für das 
| äußerst wenig empfänglich sind. Um so über- 
T&Schender war die Tatsach e, daß nach Einverleibung 


gehen. Bei sämtlichen 26 von uns untersuchten 
die meerschweinchenpathogen waren, erfolgte der Tod 


. 


Be}; ortsetzung aus Nr. 1 und Nr. 4 dieser Wochenschrift. 


°) Ein Teil dieser Kulturen wurde uns. von Herrn Prof. Dr. Braun 
nischen Institut ‚der Universität. Frankfurt a. M. (Direktor: 


> Pe: 
Ea 
-~ m. 5 
.- 
P 
gs 
e 
Pr Ze 
ta i 
a en 
ee 
9 MS FR TEEN. 


€ Diphtheriebakterien, die auf Löfflerschem 
oa gezüchtet worden waren, de Mäuse regelmäßig zu- 
Sau e 
- Kulturen 2), 


zellenreiches Infiltrat und in . demselben konstant größte, Mengen 


‘von Diphtheriebacillen. Die Nebennieren sind `s, tark 


gerötet; Exsudat in der Brusthöhle ist nicht vorhanden, dagegen 
‚vielfach starke Hyperämie und Injektion der Gefäße der Darm- 
schleimhaut nachweisbar. Über die Einzelheiten dieser Versuche !) 
wird an anderer Stelle?) in Kürze von uns berichtet werden. . 

| Daß es sich hier bei den Mäusen‘um eine ‚specifische Wirkung 
der Diphtheriebacillen, und zwar: um- eine Diphtherievergiftung 
handelt, geht-aus den mit antitoxischem Diphtherieheilserum unter 


Kontrolle von normalem Pferdeserum angestellten prophylaktischen - 


und therapeutischen Versuchen hervor. Sowohl:im prophylaktischen, 
wie im Heilversuche sind verhältnismäßig große Mengen (zehn- bis 


zwanzigmal mehr als bei Meerschweinchen) Antitoxin notwendig, ` 


um die Tiere zu schützen beziehungsweise zu heilen. Im Gegensatz dazu 


entfaltet das normale Pferdeserum bei der Diphtherie- 


infektion: der weißen Mäuse selbst in größten Dosen 


weder Schutz- noch Heilwirkungen,. wie.aus den. 
folgenden Beispielen derartiger Versuche zu ersehen ist. (Tabellen 


| Tabelle I... .# a 
Heilversuch bei Mäusen... 


Í und 2.) 


Di4, 24stündige Löfflerserumkulturen, !/s' beziehungsweise 1/19 Öse - 
'Nach vier Stunden Serum (Diphtheñeheilserum Höchst . 


subeutan. 


'  500fach beziehungsweise normales Pferdeserum)' subeutan: == ts . . 
Kulturmenge | u ee 2 
Di4 subeutan 


Maus Nr. Serum sußeutan Verlauf ; 


20 1 . à C -39 


`0,5 cem normales PE-S | t4 typischer Befund‘) 
0,5 n. ” y 6 i n. > 


10 1; 0- » 

ii- A 05 sooo ai ” 6, a * we 

12 3] 10 0,5 „ n” n "Og n f Y 
Th w not 


"schwer. krank, lebt i 
ank, lebt. ` 


~ 
”= 
Es 4yuuyuasay a HB 


Geheimrat Prof. Dr. M. Neißer) überlassen. Außerdem hatte Herr 
Oberstabsarzt Dr. A. Nieter, Vorsteher der bakteriölogischen Abteilung 
der hygienisch-chemischen Untersuchungsstelle des IV. Armeekorps in 
Magdeburg, die große Liebenswürdigkeit, uns einige der von -ihm bei 
Wunddiphtheriefällen gezüchteten und untersuchten Diphtheriestänme 
(ef. M. m. W. 1919, Nr. 9, S. 289). zur Verfügung zu stellen. ` © +=" 


. 
$- .. 


1) Bei diesen Versuchen waren die Laborantinnen Frl. Krüger 


- 


und Frl. Lande mit behilflich. 


2) Arbeiten aus’ dem Institut für experimentelle Therapie und dem 
Georg-Speyer-Haus zu Frankfurt a. M.; Heft 8, Verlag G. Fischer, Jena 1919. 
8) f4 bedeutet tot am vierten Tag, 7 6 tot am sechsten Tag usw. 


re 
SETS Dgs 
% ss 


DED E 2 007 SEo Ka ee ` ! o u er N © E E = { a, ` a NP a “s aa 

re er E E Í ra Te - REED N 

ER Er De se Se i REN l - l : E T 46 gi I ee 

NETT. 8. Juni 1919. =-=- mV. Jahrgang: 0.9. i, 
FR | Br 

GA ni Ah ‘ Br 

oo. Kya apna N; 

A en 

i ] HA- al: eh 

=: y i a 7 i - sl y E s . 
Wochenschrift für praktische Ärzte ` u 

' A i ; 2 : l aT i eoa , D . a a oğ a 7 EE. Eyl A A 

a A Be = Ze i x Ze | | | en nr ie MJERE 

TOO IEIET YON SE | | . Verlag von „ T perece" 

Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg E mi — „Urban & Schwarzenberg . | >; ab -i RLE T = 
90% Ä Berlin | | nn. Berlin. . DoE H Eile. 

ge SELAR -o He ; l EAT ECEE ee ae a T a EE En Da Has ze wi 
Inhalt: Originalarbeiten: W. Kolle und H. Schloßberger, Zur Frage der Heilwirkung des Diphtherieserums. F. Pinkus, Über die Mi- R nn 
. Behandlung der Syphilis mit Salvarsan. O. Meyer und E. Wolf, Zur- Amyloidosefrage. :H: H offmann, Zum Problem der Vererbung. | 5 
- erworbener Eigenschäften (mit 2 Abbildungen). (Fortsetzung). R. Romanofski, Seltene Kehlkopfkomplikation eines Typhus abdominalis. — EN pra 
; Aus der Praxis für die Praxis: Fuhrmann, Ratschläge aus der Säuglingskunde. (Fortsetzung). — Referatenteil: W. Regen, Chirurgie: der FI FEN 
Extremitäten unter besonderer Berücksichtigung: der Leitungsanästhesie und der Frakturenbehandlung. (Schluß). — Aus den.neuesten Zeitschriften. — Ha EB 
Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. -— . Vereins-. und Auswärtige ‚Berichte: Berlin. Bonn. Frankfurt a. M. Prag. — Rundschau: RE iiei 
~ W. Hellpach, Die Neugestaltung des medizinischen Unterrichts (Fortsetzung). Vergiftungen durch methylalkoholhaltige spirituöse Getränke. Ma. 
Br OE a Hermann Oppenheim 7}. — Tagesgeschichtliche Notizen. A N en > g j: at - 
Der Verlag behält sich das’ ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen 'gelangenden Ortginalbeiträge vor. .- hi, a : : a 
7 : ` f g i : j ’ i ; E- ` s Be Pi ® | i P kad J u e | Í > 

_ Aus dem Institut für experimentelle Therapie zu Frankfurt a. M. | der Mäuse nach vier bis acht Tagen bei Dosen, die. zwischen. | Ka a 

| Si | 1/s und !/so Öse schwanken. Bei der Obduktion der Tiere findet 1 

man an der Injektionsstelle eine‘ starke Füllung .der' Gefäße, ein | i o 

las Ta 


N, 
Ka 
t 
a 
\ pe 
3 E 
hr oe tya 
Pre, in 
u we, ` ee 
d igr Pe wre ee 
Kirn eE nut, 
e [RE EA Zu 4: 
T: C PRSE ADE 
1 e DENI aT 
i ihpin” e tr 
] el : LEE Fa P 3 
77 fu ® Er re 
vi lien nes er 
ti Ken De BE Ne 
0 DE 
ETSAN Re TOE 
BE ne ge > 
Kar, V 
oF TEES sas nòras 
g r CN PEA TPE 
f A FE Dr H 
un. IS > ve 
í ye S ee 
j 1. - el, 
A ee . ` 
Hay Mps Th 
tid jiz in nd = 
} 1 IT Kae y s = Da 
ee een 
Er P rom 
f O ti ap 
x ep 
| ee 
j pr 2a OOo 
IER? t ` g 
i pe t 
’ 


NEE 
et ea 
aa, TA oe, 
DE a e 
Net nen ag anna, l pe 


F to i 
| IR ,., 5 - 
' e o: 
} us 
er nt = 
} j a s 
j h BOO 
$ kr IT N 
4 $ SR E 7 l: 
ts, ; 
r HEK ; 7. tg 
f IETS? jg ee 
| a $ tr 
IB is Ri PA nr. N 
d Í B i ne + . >. P 
r j Lay ; o'd 
Ra A 
1E P SA . 4 en 
EHE, Me 
AREE = o 

Ha at F A Ve 
” GH Teji A pa a E a 

ASi AIEE o i} 

"PE > 47° Ri ,- et Ir 

AN Bleu u me Bea Ea 

E) FRANT] f is ENA ae 
i EEG E Nt tt : 5 . 

7 ; EEE ee er 
t ERTS i we a Tas $ 1 
kr EIEE. ..... } 

i SI DE, ay a 
er Bi RT 5 
A EUIS ' A A OLT 
| A e ee us ge 
| EE Be 
d ! tr N Dh 
H E AT. ’ u 
$ M i * 
N ter È ar © Fe 
i r E PE x f 
174 Fr FE 
f at A: Eg ! 
j Nuhr Ka t y } 
Al VIREN] x E a 
H oT 
1 I. vi S Sr s. 
TERA e A E 
IE BEE p y aN, 
[ H ur u Ka Ba E'L ko 
19124 Be: 0:00 fs 
f t1 BE ee A oe, 
En „ps , 
At: OFT BE © 
f ahia Shala a J 
2 JI N, 4 vn . ENT 5 Pr 
fi (0 TE E RE 
TUE R Jaig,’ AR a ; Fy 
Woi TOUN T EREE 
fiir T E 
ii: HE | DT e A, en 
OO e o n je 
Hi SESI T AOTEA ; 
ME iSi |3 ve SE a i. 5 
I -i r ee g 
4 DE RES DEN 
Í 1% 1 EZE a ee. 
2 y re. X N tyo 
TORTE oT ha 
IEA EE S DR : 
RER 2 Re Be E 
wlj aÇ Kie ran“ s r 
ti REVEN N. Ta ean S a} 
EAD ERN Ti 

te, oa |; Bap. 20 e le 

í CINT a . DE ©) no. 

Mu EH w SE EE 

E E; 

hr ı WERE BE ji ERG EE 24 

u s$ Ey P 4 Ş Pg 

bh: See 777 er 1er 

Re er 

ER a er 
Bin N 1 2. 2 SE ae 

Ar on x eh Jr Row og EE 

Po BUN = Freude, 

B. a rdo TE 

BE RATES Tw o, EENE u 
a -U A AI NE 
£ 3 E ae # Keen ENT rel 

2 ] Y . sr ir Bu, m yA 

BR z RETETEI E N T E O 
$ i ti’ BE s% S TORET -ko i3 bi 
, PENS EEP NEN JE A e IE 

eS ”, E et ei] a DR; - 

i Brei en a N 

fr al, a el. 

DB EL ze Dr EEE et 
ey ihr rt vor 
"4:73 le ee 
I I Gehe an u ee ar ee 
u ba SNL Er Den re ml ER NR 
20 Era ac vap 

tog Y ` $ Te a 
P ea ` Ber -X 
4 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 23. 


- 


nn 3 Tabelle2. u 
> si ‚Prophylaktischer Versuch bei Mäusen. 
N Serum: (Diphtherieheilserüum Höchst 500 fach beziehungsweise normales 
I Pferdeserum) ar Mäuse subeutan. Nach 24 Stunden subcutane Infek- 
| - tion mit Di (24 stündige Löfflerserumkulturen), !/s bzw. 1/10 Öse. 


Beispielen derartiger Versuche (Tabellen 3 und 4) zu erkennen ist, 
| besitzt das normale Pferdeserum auf diese Ent- 
zündung und Nekrose, die im Gefolge der intracutanen Einverleibung 
von Giften und Bakterien auftreten, im Schutzversuch gar 
keine Wirkung. Die Größe der Infiltrate und der Entzündungs- 
erscheinungen sowie der dann folgenden nekrotischen Stellen ver- 


Eee Te un 
i p ż 5 - F. 
Br no ` a 5 
an in nn E: un a ee y L gaf, Fr -E 
a2 Es $ = ee 
Fs ae: 


ee j EE A Kulturmenge Di ee läuft wie bei den Kontrolltieren, die kein Serum’ erhalten. Beim 

| en nach %4 Stunden Heilversuch läßt sich mit antitoxischem Serum bis zu vier Stunden 

TOS ———— m nach der intracutanen Injektion des Giftes die Bildung von Infiltraten, 
E 1 ~ 250 A.-E. 2), Öse | glatt namentlich von Entzündung und Nekrose völlig verhüten, während 
el : en es | » das normale Pferdeserum zwar eine gewisse Wirkung hat, aber 
= 4 90 ija B nur ein oder zwei Stunden nach der Einverleibung des Giftes. Es 

E 5 a n In | 1} typischer Befund entstehen aber auch hier meist Infiltrate. Bei Verwendung lebender 

gl 7 20, Yun | krank, lebt Bakterien sind die Ergebnisse dieselben. Diese an einer größeren 
E ee nes PRS, Se; | } 10, typischer Befund | Anzahl von Tieren wiederholten Versuche stehen durchaus In 

a] 0 106 „ A = ur TE | p 3, a Übereinstimmung mit den Resultaten von v. Gröer (l.c.), der. an 

i i ; u | 08 ee a Im ® | es ©» Kindern die Wirkung des Diphtherieheilserums und des normalen 

Aog C "o ER 4% 4 Pferdeserums auf intracutan einverleibte Gifte untersuchte. Sie 

T 1: u Tool | Im a finden auch eine vollkommene Bestätigung in der 

f n 16 - e m A l O? krank, lebt.” neuesten klinischen Arbeit von E. Feer); dieser 
i d Durch diese Wirkung des. Diphtherieheilserums wird auch Autor verwandte das normale Pferdeserum nur bei ganz leicht ein- 


eure, 


setzenden Diphtheriefällen und fand, daß die Abstoßung der Mem- 
branen, das Zurückgehen der Entzündungserscheinungen bei der 
.Diphtherieerkrankung des Menschen durch das Normalserum so gut - 
wie gar nicht beeinflußt wird. Sobald aber dieselben Patienten 
bei Zunahme der Schwere des klinischen Krankheitsbildes anti- 
toxisches Diphtherieheilserum erhielten, trat eine sofortige Wirkung 
und Beeinflussung der lokalen Prozesse zutage. 


Tabelle 8. | 
Prophylaktischer Versuch bei Kaninchen. 


Kaninchen 863: 25 A.-E. intravenös; Kaninchen 313: 3,0 ccm normales 
Pferdeserum intravenös; Kaninchen 320: Kontrolle ohne Serum. Nach 
ein, zwei, vier, sechs, acht und zehn Tagen je 1/1 Öse D 14 24 stündige | 


bewiesen, daß der Tod der mitlebenden Diphtherie- 
bakterien infizierten Mäuse in letzter Instanz durch 
dieselben Gifte herbeigeführt wird, die beim Meer- 
schweincehen und auch beim Menschen Giftwirkung, 
Krankheit und Tod herbeiführen. Die Maus ist also für 
die Diphtheriegifte nicht absolut, sondern nur 
relativ unempfänglich. Durch die im Mäusekörper er- 
‚folgende Vermehrung der Diphtheriebacillen, die auch, wie durch 
"kulturelle Untersuchungen festgestellt werden konnte, in die 
‘inneren Organe (Milz usw.) verschleppt werden, erfolgt offenbar 
2E -ine gewaltige Produktion von Toxin, zu dessen Neutralisierung viel 
Pa ‘größere Mengen von Antitoxin als bei Meerschweinchen not- 


Sak E 
o An LAA a GA ben. a TE > + 


pop l yni pn Š b 
E AE ET 2 m - 


P | normalen Pferdeserums im Schutz- und Heilversuch dadurch fest- 


wendig sind. = 
„© Die Tatsache aber, daß bei den mit lebenden Diphtherie- 
"Bakterien: infizierten weißen Mäusen das normale Pferdeserum 
"keinerlei Schutz- oder Heilwirkung entfaltet, ist ebenso wie die 
‚weiteren an Kaninchen und Meerschweinchen experimentell er- 
. mittelten Befunde von Bedeutung für die Bewertung der angeb- 
“İich erzielten Heilwirkung des normalen Pferdeserums’ beim di- 
.phtherieinfizierten Menschen. 

Zu negativen Resultaten bezüglich der 
-Wirkung des normalen Pferdeserums führten näm- 

lich die an Kaninchen angestellten Versuche. Bei dieser Tier- 
"art haben wir in Anlehnung an B. Schick, K. Kassowitz 
‘und P. Bussacehi') sowie F. v. Gröer?) die Wirkung des 


„Se En 
un 


zustellen versucht, daß die Diphtheriebacillen be- 

...ziehungsweise das Diphtherietoxin intracutan inji- 
„ziert wurden. Das Kaninchen ist für das Diphtheriegift weniger 
empfänglich als das Meerschweinchen und läßt sich auch, selbst 

- bei Verwendung von virulenten lebenden Kulturen, erst durch 
größere Mengen tödlich infizieren. Die Methode der intracutanen 
‚Injektion bietet dann den Vorteil, daß bei den Serienver- 
suchen mit nicht tödlichen Mengen der Gifte beziehungsweise 
der Bakterien die Reaktionen an der Haut bei einem Tier 
erzielt werden können. 


f Die Versuche?) wurden in der Weise angestellt, daß Kaninchen, 


die mittels Caleiumhydrosulfids auf beiden Seiten enthaart worden 
waren, in gewissen Zeitabständen nicht tödliche Mengen Gift be- 
ziehungsweise Bakterien intracutan injiziert wurden. Nach einer 
bestimmten Zeit erhielten die Tiere das Serum (Diphtherieheilserum 
beziehungsweise normales Pferdeserum) intravenös eingespritzt. Bei 
den prophylaktischen Versuchen wurde das Serum intravenös ein- 
gespritzt und dann nach wechselnden Intervallen Diphtheriegift 
beziehungsweise lebende Diphtheriebakterien intracutan injiziert. 
` Es gelingt durch diese Versuchsanordnung in erster Linie 
. die Wirkung der Gifte der Diphtheriebakterien, sei es der prä- 
formierten, sei es, bei Verwendung lebender Bakterien, der im 
Tierkörper -erzeugten Toxine auf die umgebenden Gewebe, wo- 
durch diese zur Entzündung und Nekrose gebracht werden, an 
ein und demselben Tiere zu studieren. Wie aus den folgenden 


1) Zschr. f. d. ges. exp. Med. 1914, Bd. 4, H. 2. 

2) Zschr. f. d. ges. exp. Med. 1918, Bd. 7, H. 8. 
3) Bei der Ausführung dieser Versuche war der Präparator des 
Instituts Herr C. Göldner mit behiflich. - 


Löfflerserumkultur) intracutan. 


sten — 
| 


rechts | rechts | rechts links | links | links 
vorn Mitte | hinten | vom | Mitte | hinten 
Kaninchen |- Pen nn — l 
Nr. 1/190 Ose D 14 nach 
: OESS REE Pe A a 
1 Tag | 2 Tagen | 4 Tagen | 6 Tagen | 8S Tagen | 10Tagen 
‚363 glatt glatt glatt glatt kd. Infiltr. | Nekrose 
(Antitoxisches 
Serum) 
| st. Infiltr. | st. Iniltr. | st. Infiltr. | st. Infiltr. | st. Infiltr.| t9 
(Normalserum)| Nekrose | Nekrose | Nekrose | Nekrose 
20 st. Infiltr. | st. Infiltr. | st. Infiltr. | st: Infiltr. Y7 
(Kontrolle) Nekrose | Nekrose | Nekrose | Nekrose 
Tabelle 4. . 


Heilversuch bei Kaninchen. A 
D 14 (24stündige Löfflerkultur) stündlich je 1/9 Öse an Kaninchen 


intracutan. Sechs Stunden nach der ersten Einspritzung Serum T 
venös; Kaninchen 476: 25 A.-E., Kaninchen 490: 3,0 ccm norm 
Pferdeserum. | 
SEN e _ ne 
rechts rechts rechts rechts | links links | ae 
' vorn Mitte 1 | Mitte 2 | hinten vorn Mitte | er 
Kaninchen j6 Stunden|5 Stunden 4 Stunden 3 Stunden 2 Stunden|1 gie! nit 
vor vor A | vor vor vor (zeug 
der Seruminjektion 
476 Nekrose | kleine |fastglatt| glatt glatt | glatt‘ | glatt 
(25 A.-E. Nekrose E 
eg | 
serum | 
490 st. Nekr. | st. Nekr. | st. Nekr. | st. Nekr. | st. Nekr. | st. Nekr. | Nein 
(0,3 normal. à 
Serum | | | r - 
` ; i ‚malen 
Das Fehlen jeder Wirkung des normale 


Pferdeserumsim Heilversuch und im prophylaktische 
Versuch auf die lebenden Diphtheriebakterien und die durch diese ; 

hervorgerufene tödliche Vergiftungserkrankung der weißen Maus de 
ferner die geringe Wirkung auf intracutan injizierte CTA 
Diphtheriebakterien und Diphtheriegifte bei Kaninchen gaben ha 
anlassung, die Wirkung des normalen PECTORE i 
bei Meerschweinchen in Versuchen, in denen ziehen 
und Bakterien gemischt subeutan und intracutan injiziert WUT die 
zu studieren. Durch derartige Versuchsanordnung Wal auch = 
meiste Aussicht gegeben, den Mechanismus der Wirkung ZU ae 
die das normale Pferdeserum bei einem Prozentsatz der 


1) M. m. W. 1919, Nr. 13, S. 348. 


1 


, &.. 
R? 


T> 
an 
== 
— me 


m 


Airie 


BS 


aia a 


-. zu beobachten. 


- und Nekrosen zu beeinflussen. 


8 Jui. 1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK. — Nr. 23. "566 


lebenden Diphtheriebaeillen infizierten Meerschweinchen im Heil- 


. 5 


versuch entfaltete, 


In Mischungsversuchen hat das normale Pferdeserum 
weder dem Toxin noch den.lebenden Diphtheriebakterien gegenüber. 
bei Meerschweinchen irgendwelche Wirkung; es. trat nicht einmal 
‚Lebensverlängerung ein, vielmehr starben die Tiere, die mit den 
‘Mischungen infiziert worden waren, meist ebenso rasch wie die 

nur mit Toxin oder. Bakterien gespritzten Kontrollen. Das normale 
Pferdeserum war auch bei intracutanen Versuchen nicht imstande, 
‚die Entwicklung der . lokalen Infiltrate und Nekrosen bei Meer- 
schweinchen ganz oder teilweise zu verhindern. Die Mischungen 
des nicht carbolisierten Serums mit.den Bakterien beziehungsweise 
mit dem Toxin blieben eine halbe Stunde bei. Zimmertemperatur 
. stehen,- bevor sie injiziert wurden; ‘hierbei war weder eine Zu- 
‘nahme noch ein Zugrundegehen: der lebenden Diphtheriebakterien 
Das zu den Versuchen benutzte Serum war vor- 
. ber daraufhin untersucht.worden, daß es nicht 1/1 A.-E. in Kubik- 
.zentimeter enthielt. <. GE | | 
| In gleicher Weise. lieferten die prophylaktischen 
Versuche, bei denen das normale Pferdeserum 24 Stunden 
vor der Infektion gegeben wurde, sowohl bezüglich . der Entstehung 
lokaler Infiltrate, wie bezüglich des tödlichen Ausganges der In- 
Auch läßt sich bei An- 
‘wendung der intracutaneüi Infektionsweise im Meerschweinchen- 
versuch ein nennenswerter Unterschied gegenüber den nicht 
vorbehandelten Kontrollen nicht erkennen; das normale Pferde- 


serum ist auch hier nicht imstande, die Bildung der Infiltrate 
Als Beispiel für diese Versuche 


fektion negative Resultate, 


seien die folgenden Protokolle (Tabellen 5 und 6) mitgeteilt. 


Bei derpercutanen Einverleibung der Diphtherie- 
bacillen (Einreiben der Kultur auf die enthaarte Baughhaut) läßt 
sich die Wirkungsweise des normalen Pferdeserums bei gleichzeitiger 


öder kurzer Zeit nach der Infektion erfolgende Injektion desselben am 


_ deutlichsten demonstrieren, weil hier die Krankheitserreger nur. 


san in das Unterhautzellgewebe der. infizierten Tiere ein- 
lringen. | 

Abwehrmaßnahmen, die durch das normale Pferdeserum offenbar 
eine Steigerung -erfahren. Aber auch bei dieser Versuchsan- 


ordnung treten deutliche Unterschiede zwischen dem normalen 


und dem antitoxischen Serum zutage. Das normale Pferdeserum 


_ kann hier nur dann eine Heilung herbeiführen, wenn die benutzte 
Kulturmenge nicht ein Vielfaches der tödlichen Dosis beträgt und. 


wenn das zwischen Infektion und Serumeinspritzung liegende Zeit- 
intervall nicht zu groß gewählt ist, = 

rn u Tabelle ð. 
 Propłäylaktischer Versuch an Meerschweinchen. 


Meerschweinchen, 
500 fachen Diphtherieserums), bzw. 5 cem normales Pferdeserum sub- 


cutan. Nach 24 Stunden fallende Mengen Kultur D 14 (24stündige 


Löfflerserumkultur) subeutan. Kontrollen ohne Vorbehandlung. 


Meer- nach Stunden | 
Schweinchen Serum subeutan Kultur Verlauf - 
Nr. subeutan 


5 A-E, 1/, Öse st. Infiltr. F 4, typ. Befund 
5 „ tje » st. Infiltr.. 7 5, typ. Befund 
5 s 1 y st. Infiltr, kommt durch 
5 yp 1o p st. Infiltr, kommt durch 
Be I okos- |Intiltrat, kommt durch 
121 ; 5 3 -9 ` 1 gan „ ; glatt 
199 -| 5cem norm. Pferdeserum Use m f 3, typischer Befund 
Be l l 800 9 T8, n ” o 
Tabelle 6. 


MA Mischungsversuch beim Meerschweinchen. 
En 24stündige Löfflerserumkulturen), je 1 Öse in 3 cem normalem 
Aan oserum aufgeschwemmt. Derartige Mischungen an Meerschweinchen 
R 5 l, 2, 4, 10 und 24 Stunden Stehen .bei Zimmertemperatur sub- 
„van. Kontrollen: je 1 Öse D14, aufgeschwemmt in Verdünnungen 


TTS rm ——— mn 


'„ Mecr- Injektion i 
- Schweinchen > Ein- J 
Nr. Kultur| ° SPIEUNE, Verlauf 


- l . D 14 Serum 
: Dmr Ta A E el U nn 


Fr 1 Ose |3cemnorm.Pferdeserum | 1 Stunde 9, typischer Befund 
u 1 -n.|8. 5 A o Stunden | tZ nm 
348 ER: i n 3 ” 4 n Bs m ” 
844 a ngo o A TAS goo? 2 
3465 i E EE E: 7 24 ” 2y n » 
346 n 8 A.-E. 1 Stunde | F 2.  » : 
. 347 ER 12% 1... Ist Infiltrat, lebt 
EF 1 33 i A. ” 1 Ek] Strängchen, lebt 
von \ a N 


Der Organismus hat infolgedessen mehr Zeit zu seinen. 


zirka 250 g Gewicht, je 5 A.-E. (t/o ccm eines - 


‚kleine rundliche Erosion an der Infektionsstelle auf. 


über die Wirkung des normalen Pferdeserums: auf. die Diphtherie- 


flussung der lokalen Erscheinungen bei Kaninchen. und. Meer- 


schweinchen folgendes sagen: er, a ey 
1. Bei Mäusen, die regelmäßig nach 'subcutaner Einver- 
leibung kleinerer Mengen virulenter Diphtheriekultur im Verlauf 
von‘ drei bis acht Tagen ‘sterben, entfaltet das. normale Pferde- 
Serum keinerlei Schutz- oder Heilwirkung selbst in: Dosen vön 
0,5 bis 1,0 ecm. = en Zu Bee a 

2. Das antitoxische Diphtherieheilserum ist ‘ein ‚sicheres 
Schutz- beziehungsweise Heilmittel bei den mit lebenden .Di- 
phtheriebakterien infizierten Mäusen. Da (die Mäuse sehr: gift- 
" unempfänglich sind und andererseits eine Vermehrung: der .Di- 
_phtheriebacillen im Mäusekörper unter gleichzeitiger Produktion. von 
Giften in ziemlich starkem Maße erfolgt, so sind, verglichen mit 
den 'giftempfänglichen Meerschweinchen, außerordentlich "hohe 
Antitoxinmengen notwendig, um sichere Sc 
bei weißen Mäusen zu erzielen. — = : hen 

' 8. Bei Kaninchen und. Meerschweinchen sind die. Wirkungen 
des normalen Pferdeserums auf die in der Haut und im. Unter- 
hautzellgewebe durch lebende Diphtheriebakterien ‘oder durch 
‘die Diphtheriegifte hervorgerufenen Erscheinungen außerordentlich 
gering. Sie bleiben weit hinter den Wirkungen. des Diphtherieanti- 
toxins zurück. Diese Befunde .stehen in Übereinstimmung mit ‘den 
Ergebnissen der von Klinikern unter besonderer Berücksichtigung 
der lokalen Wirkungen des normalen Pferdeserums' und’ des ’anti- 
ee Diphtherieheilserums angestellten Versuche (v..Gröcz, 
Feer). pp gi aa T: a] 
- 4. Die Schutzwirkung des normalen Pferdeserums, sei‘ es, 
daß dasselbe 24 Stunden vor der Infektion oder im Mischungs- 
versuch gleichzeitig mit den lebenden virulenten’ Diphtherie- 
bakterien gegeben wird, ist im Meerschweinchenversuch fast gleich 
Null. Es wird weder die Entstehung lokaler Infiltrate, noch. der 


ta rin 


nn 
b 


tödliche Ausgang verhindert. Auch diese Versuche stehen’ durch- - 


aus in Übereinstimmung mit den klinischen Befunden von Feer. 
5. Die im Heilversuch bei Meerschweinchen, welche ‘mit 
lebenden Diphtheriebacillen durch Verreiben auf der Haut. infiziert 
waren, beobachteten im Vergleich zum Diphtherieantitoxin ge- 
ringen Wirkungen des normalen. Pferdeserums sind daher nicht 
als Ausdruck einer Giftneutralisierung, sondern als eine Resistenz- 
erhöhung des infizierten Tieres aufzufassen.” ur 


Über die Behandlung der Syphilis mit Salvarsan, 
Von | Dee; 

| Prof. Dr. Felix Pinkus. m; 
3. Die Zeit nach dem Entstehen einer durch 
Spirochätennachweis erkennbaren syphiliti- 
schen Initialsklerose : g 


Durchschnittlich am 21. Tage nach der Infektion tritt eine 
! Ihr Sekret 
enthält, im Dunkelfeld untersucht, massenhaft Spirochaeta pallida. 
Diese Erosion ist der Beginn der syphilitischen Initialsklerose. So- 
bald sie. durch den Spirochätenbefund als solche festgestellt: ist, 


t 


‚muß kräftige Behandlung einsetzen. Unter dieser überheilt, falls 


mit Salvarsan ‚behandelt wird, die Sklerose in folgender Weise: 
Ist die Anfangsdosis des Salvarsans hoch bemessen (etwa Dosis. IH 
Neosalvarsan), so reagiert die Sklerose namentlich an blutreicher 


Haut (Lippe) lokal, sie schwillt mächtig auf. Je älter sie’ist (yon. - 


etwa 12 Tagen an, also 33 Tage nach der Infektion), desto sicherer 
tritt etwa acht bis zehn Stunden nach der intravenösen Injektion’ 
auch eine starke Allgemeinreaktion auf: Fieber von 38 bis 49, 
Schüttelfrost, allgemeines Unbehagen, Schwäche, blasses Gesicht. 
Diese Allgemeinreaktion läuft meistens in 24 Stunden, ‘seltener 
erst in zwei bis drei Tagen ab und wiederholt sich nicht, oder 
nur selten und in schwächerer Form, nach den folgenden Ein- 
spritzungen. Spirochäten sind im Sekret dieser Sklerose nach 
24 Stunden meistens nicht mehr zu finden. Wird die Dosis nicht 
wiederholt, so sind nach zwei bis drei Tagen oft wieder welche 
nachweisbar. So stark die Anschwellung,der Sklerose auch nach 
einem Tag ist, nach zwei Tagen ist sie sehr zusammengefallen, 
kleiner als bei der ersten Besichtigung. Die lokalen Vorgänge 


sind besonders deutlich ausgeprägt bei Sklerosen der Mundlippen, 


LA 
BIER 
u. 
E 
n, 
~ 


ge 
AL 
Fa an ge e 
z n ee, met, 
-a pS -. Ba $; 
re 
4 


Zusammenfassend läßt sich auf Grund der Versuche 
infektion der Mäuse (Schutz- und Heilwirkung), über die Beein- 


schweinchen, und die Verhütung der Diphtherieinfektion der Meer- 


hutz- und Heilwirkungen 


u SE 


-T 
` € 
ei 
FE 


r 
-miy 
‘ 


gps 
en va 
a. ut 
w CETERE 


AA Aala Vi 
$ 
My ce, 
iu 2 hi 
x A ‘ 
ET en... 
s Ars 
or 


r OERS mean 
-o Ne .- 
m a a a m Sg 


Y 
-> 
AAE a a. r | 


‘ 
K La 
mwy r 
R 


aae? 
ee AA 


—: 
un 
re 


keins 
sV - 


u zer 

TERRAIN 
Sea nn 
- 

ee ee 


"Sen 


mise, 
en To ar ex 
te “_ ~ 

Pe 
E inara 

eh 
a Re 
Sek > 


Toi 
wie, 38 


CE ut. 
dm a e “rn 
Ernest TE 
ne 

Y, 


TAa e 
er ee 


RL Feng 


x 
m 
-e 


In Zur Zi 
Sr 
Lam ee ae 
ee N a 


ns 

æ 

Pas 
-eian 
pae) 


TEEN 
3 


a 
mann lese; 
ei ie 


x 
w 


u 
T Bee ne 
F Fe 
uni 
> 
Can O 


« ur 


en 


R - 
s Parat 
etere OEN A 
E RA T ar an a ae 
. ie 2 Nase ae 


ZI ne tn name 
ae SZ: 


SITZ 
=, 


> ~ 
Danai 
en 
Kap 


an > 


a Fu Zee G v 
> TEn . 
air. 
a oaa 
un nn 
en 
- 


na Sy ae ea AS 
SL. Ten. 
2 x 
5 
u 
= m 


m 
u 
rn 
rt 
Pe a‘ 


et m aa 
SE np emaa zer = 
BERS =m e 
ar NESL aA 
Te aa a a 
be -oan mm ERS 
ne. + 
P ad 


Aya k aia g 
aaar afert paa 
el TuS 

u 
N 
> "Ern 
= PE 
Fa FERBEPraRe: 


- ` >» zz ā = > 
ee 


ar nn, 


Tr ne un de 
= 

n 

e 


8 


Due 
LS, 
Loen 
Ua e, o 
ve” 4 fii 


unten. 


PEREMESEREE- Fra 
TEE 
wertete, 
en DE 
Bpo TEE | nor, ur 
EN LE AN Se 
À S ve 
ana 


— nt. io, 
he IT mn 
ee Br 


ae 
won, 
Laie: 


> 
bne eg 


Sa 
= 
a . was, . r S 
.- Y fran DR S aaa z 
r TN Merz 
- 


Me a rg r t 
- 


a) 
a re eL r 


ep ea 2ZIN 
Bra ES 
v 
EN 


BE a en ee re E A a 
Nasen wol. N a. $ 6 Re A EEY p R A 
i g en ` 

a . won a Pu = 20 04 


p 
Lia 
ti 
ie 

: 
i 


an y 
I o 


SA 
iR nn 


beschrieben werden. 
el? Tage bis zur soliden Überhäutung. - In den ersten Tagen bleibt 


'Lymphdrüsenschwellung zu sein. 


- Spirochäten infiziert werden. 


‘führte dazu, die Syphilis erst ordentlich herauskommen zu lassen, 
‘she. man an ihre Bekämpfung ging, auch die Bekämpfung nicht 


lich ist die Idee, daß die schnelle Unterdrückung der Ausbrüche 


öft aber auch bei solchen des Präputiums und der weiblichen Scham- 
lippen. Auch die regionären Drüsen schwellen, falls sie schon 
vergrößert waren, am ersten Tag an und fallen danach wieder 
schnell zusammen. Ist der Termin der Injektion der Ausbruchs- 
zeit der Roseola nahe, so kann wenige Stunden nach der In- 
jektion eine deutliche Roseola hervorkommen. Alle diese Schwel- 
Jungszustände gehören in das Gebiet der Herxhe imerschen 
Reaktion, des lokalen Reagierens sämtlicher syphilitischen Herde 
auf den Schlag des Heilmittels. Dieser Schlag wurde im Anfang 
der Salvarsanbehandlung als sehr erwünscht und heilsam ange- 


‚sehen, er galt als Ictus immunisatorius, solange man die Gefahren 
‚der hohen Salvarsandosierung noch nicht kannte. 


Ser Bald lernte 
man aber.seine Unwichtigkeit für die Heilung, seine Gefahr für 


das Leben kennen und suchte ihn aufs strengste zu vermeiden. 
Wie dies geschieht, werden wir im Verfolg dieser Besprechungen 


sehen. „Hier soll erst die A bh e ilung des Primäraffekts weiter 
Der Primäraffekt braucht durchschnittlich 


er 80 zusammengesunken, wie wir es für den zweiten Tag ge- 


schildert haben, danach dauert es noch eine Woche, während 
‘welcher ja auch neues Salvarsan zugeführt wird, bis er sich 
epithelisiert. 
‚vorhanden, erheblich an Größe zurück. Waren noch keine Drüsen 
"vorhanden, so entstehen auch keine. Das ist dasselbe Verhalten, 
' welches die Drüsen auch früher schon bei der Ausschaltung des 
'Primäraffekts ‚gezeigt haben. 
‚gewiesen, daß nach Excision des Primäraffekts keine regionären 
‚Drüsenschwellungen auftreten, und ebenso fehlen sie, wenn der 


Zugleich gehen regionäre Drüsen, falls solche schon 


Matzenauer hat darauf hin- 


Primäraffekt nach der Methode von Holländer mit heißer 
Luft ausgebrannt wird. Es scheint danach die massige Spiro- 


‚chätenansammlung im Primäraffekt, der ja eine Granulations- 


geschwulst ist, wichtig für das Zustandekommen der regionären 

Der Primäraffekt ist eine Bar- 
riere, nach deren Durchbrechung erst die Drüsen von festsitzenden 
Die anschwellenden Lymphdrüsen 
dürften demnach nicht nur die Bedeutung eines Spirochätenfilters 
haben, sondern genau so wie der Primäraffekt, eine Gewebs- 
reaktion auf massenhafte lokale Spirochätenvermehrung sein, drei 


Wochen nachdem sich die Spirochäten in ihnen festgesetzt haben. 
-Im noch nicht allergischen Körper wird eine neue Stelle immer mit 


derselben Inkubationszeit infiziert wie die vorhergehende, der 
Primäraffekt von der Eingangspforte her, die Drüsen vom Primär- 
affekt her. So stellt auch das Exanthem eine Reaktion des Haut- 
gewebes drei Wochen nach der über den ganzen Körper aus- 
gebreiteten fleckweisen Spirochätenansiedlung dar, die zustande 
kommt, wenn die Drüsenbarriere durchbrochen ist. Die Infektion 
der Haut findet von den Drüsen her statt. Nachdem sie ein- 
getreten ist, ist die Allergie erst vollkommen erreicht. Die Spiro- 
chätenausbreitung scheint sprunghaft und nicht allmählich vor 
sich zu gehen. All diese Ausbreitung zu verhüten, betrachten 
wir heute als die wichtigste Methode der Syphilisbekämpfung. 
Damit haben wir mit größter Wahrscheinlichkeit recht, wie wir 
alsbald sehen werden. Es ist aber notwendig, gleich an dieser 
Stelle den entgegengegesetzten Gedanken zu erwähnen, welcher 
die große Drüsenschwellung und das starke Ausbrechen der Ro- 
seola oder des papulösen Exanthems für eine gute Abwehrreaktion 
des Körpers ansieht, die die Krankheit auf die Haut fixiert und 
damit.von edleren inneren Organen ablenkt. Dieser Gedanke 


’ 
e 


mit. starken Mitteln zu betreiben, sondern unter Vermeidung des 
Qüscksilbers mit Hungerkuren, Wasserprozeduren und Schwitz- 
tränken den natürlichen Ablauf, das heißt das spontane Ver- 
schwinden der sichtbaren Zeichen, abzuwarten. Dieses Vorgehen 
setzt voraus, daß die syphititischen Erscheinungen Reaktionen des 
Körpers auf das Syphilisvirus seien und das Virus abtöten. Es 
ist sehr zweifelhaft, ob dieser Gedankengang richtig ist, nament- 


durch das Quecksilber schädlich. sei, sicher falsch, denn durch 
das Quecksilber machen wir nichts weiter als die Natur selbst 
mit der Zeit leistet, und es wäre gegen alle sonstigen Erfahrungen 
mit Krankheiten, wenn man es als besser ansehen wollte, daß ein 
Mensch längere Zeit krank gelassen würde als daß man ihn 
schnell heilt. Für die Anhänger dieser Theorie des Austoben- 
lassens der Syphilis auf Haut und Schleimhäuten sind zwei Gründe 
‚wichtig. Der erste ist der, daß späte Nachkrankheiten im Central- 
‘nervensystem und im Herzen und Circulationsapparat so oft bei 


`~ 


l TE. a C 
Fällen vorkommen, die völlig erscheinungsfrei verlaufen sind, in 


denen sogar oft keine Anamnese einer syphilitischen : Infektion 
zu erheben war, nicht die geringste Erinnerung des Kranken an 
eine syphilitische Infektion besteht. Mit dieser erscheinungsfreien, 
viele Jahre latenten Syphilis wird der Verlauf der Syphilis in 


Vergleich gebracht, wo nach einer einzigen Kur, vielfach sogar 


nach ganz geringer Behandlung, die Krankheit keine weiteren 
Erscheinungen machte und dann die genannten inneren Leiden 
sich doch nach Jahrzehnten ausbildeten. Diese anscheinend 
„leichte Form“ der Krankheit gibt keine gute Prognose für den 
späteren Verlauf, es ist gar keine leichte Form, un d es gibt 
gar keine leichte Form der Syphilis. Die Syphilis 
ıst hier nicht äußerlich fixiert, sondern im Innern des Körpers 
lange unerkennbar, verborgen, aber fortschreitend. Anfängliche 
äußere Erscheinungsfreiheit disponiert möglicherweise zu späte- 
rem schweren Verlaufe (Tabes, Paralyse, Herz- und Aortenerkran- 
kungen). Der zweite Grund ist der, daß im Gegensatz zu diesen, 
ihrer Erscheinungsfreiheit wegen nicht oder wenig behandelten 
Syphilisfällen die ihrer häufigen Rezidive wegen viel behandelten 
Kranken relativ selten an Tabes und dergleichen erkranken, dab 
in Ländern mit ganz besonders vernachlässigter Hautsyphilis, mit 
schweren äußeren tertiären Erkrankungen, abgefressenen Nasen 


und Knochengummen jene schweren inneren Nachkrankheiten seht 
selten sein sollen. Wenn das wahr ist, was ich nach den Nach- . 


richten aus dem Anfang der europäischen Syphilis sehr bezweifle, 
so wäre es ein sehr wichtiges Argument. Wenn es aber in Ame- 
rika viel Neger mit syphilitischen Nachkrankheiten gibt, in Afrika 
trotz furchtbaren Syphilisausbrüchen aber wenig, wenn die ge- 
bildeten modernen Osmanen Tabes und Paralyse ebenso stark 


zeigen, wie Mitteleuropäer, während unter kleinasiatischen Türken | 
und den Arabern in Nordafrika wenig davon gefunden wurde, 


so liegt es vielleicht nur am Suchen. In Europa wenigstens sind 
in den ersten Jahrzehnten der Franzosenkrankheit, wie damals 
in Deutschland die Syphilis hieß, trotz ungenügender Heilmittel 
und trotz stärkster äußerer Ausbrüche zuviel nervöse Erkran- 
kungen und tödlich verlaufene Psychosen bekanntgeworden, um 


“hier eine ausreichende Ableitung auf die Haut annehmen ZU 


dürfen. Es läßt sich nicht entscheiden, ob dieser Gedankengang 
der richtige ist oder vielmehr derjenige, welcher aus der guten 
späteren Prognose der symptomatisch vielbehandelten Fälle den 
Schluß zieht, daß auch die symptomlosen Fälle ebenso stark be- 
handelt werden müssen, wie die häufig rezidivierenden: die 
Grundlage der chronisch-intermittierenden Therapie Four- 
niers, die in Deutschland ihren konsequentesten Vertreter M 
Neißer besaß. Nicht die Symptomlosigkeit der ersten Jahre 
sei wichtig, sondern die Vernachlässigung der Behandlung M 
dieser Zeit, welche erzeugt ist durch die Symptomlosigkeit. 

das stammt natürlich aus der Vorwassermannzeit! Denn seit der 
Anwendung der Wassermannschen Reaktion gibt es vie 
weniger symptomlose Syphilis als früher und die Fälle sind viel- 
fach frei von Exanthem, haben aber positiven Wassermann. Soviel 
ist für mich sicher, weil es sich aus meiner eigenen 929—3000 Fälle 
umfassenden Statistik ergibt, daß die symptomatisch vjelbehan- 
delten Fälle selten späte Nachkrankheiten zeigen. Doch glaube 
ich auch aus meinen symptomlos gründlich chroniseh-intermittle- 
rend behandelten Fällen, deren Zahl aber viel geringer ist, 
schließen zu dürfen, daß auch in dieser Kategorie nur wenig Nach- 
krankheiten sowohl tertiärer Natur als auch der Nerven- U 
Circulationsapparate vorkommen. Wenn die großen Drüsen 
schwellungen und das erste Exanthem die Reaktion auf die Spiro- 
chätenansiedlung sind, dann ist es vielleicht doch besser, diese 
Ansiedlung zu verhüten. Bei näherer Betrachtung der Drüsen WN 
der tausendfachen Hauteffloreseenzen zeigt es sich nämlich, da 
hier viel tiefere Ereignisse im Körper vor sich gehen müssen a8 
eine einfache auf die Oberfläche fixierte Reaktion. Diese Knoten 
bilden eine solche Unmenge von Lymphocyten, daß bei deren 
Fortbestehen ein leukämieartiger Zustand des Bluts herauskoM- 
men müßte. Davon ist aber gar keine Rede. Alle diese yn- 
mengen neugebildeter Lymphocyten gehen im Körper zugrüi ê, 
sie werden verbraucht. Das Blut zeigt bei Syphilis zwar zuwelel 
relative Lymphocyten bis zu 40% der zählbaren weißen, ul- 
körperchen, mindestens ebenso häufig aber nichts dergleichen, 
sondern normale Leukocytenverhältnisse oder sogar eine poly- 
nucleäre Leukocytose. Es müssen also unendliche Mengen von 
Lymphocyten bei der Syphilis durch den Körper vernichtet wer- 
den, sowohl im ersten Beginn, wo die Lymphdrüsen schwellel 
und oft fast nur aus Keimeentren zu bestehen scheinen, als auch 


BR: 


rt 3 Ka ee N ee TED a op Be ee a a e es ae RN ER E 2 BR. EN es 
43 1919 = MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 98. 0 O B6 e g a 
ay F : , während der Abheilung, wenn Drüsen. und die Zellinfiltrate der | Spirochäten im Gewebe sondert der Körper aus ‚Tausenden von Bee a 
kaiii Haut eingeschmolzen werden. Dies steht ganz im Gegensatz zur | Punkten Stoffe in.das Blut‘.ab, die Summe. dieser. Stoffe- er- i RE = 
nitat - . Iymphatischen Leukämie, deren Lymphoeytenfüllung der. Drüsen, | geben die Serumveränderung, die wir an der positiven Wasser- Ip RE z 
Anker > der Milz, des Knochenmarks und des kreisenden Bluts sich nur | mannschen Reaktion erkennen. ‚Die Behandlung- muß. dem- ee 
mm | =- durch einen ungenügenden Lymphocytenzerfall erklären läßt. nach in dem Zeitraume beginnen, in dem“ die. Wass er- ii Eilg n 
Ski] Mit der Anschauung, daß die Syphilis erst ordentlich heraus- | mannsche Reaktion noch. negativ. ist, und nie dürfe sie positiv I SEE 
hdg, kommen müsse, ehe die Behandlung‘ einsetzen darf, mußten wir | werden. Dieser einleuchtenden Theorie haben sich die meisten . u org 
p min. erst gründlich bekannt werden, wenn wir die Richtigkeit der |. Syphilidologen angeschlossen, nicht aus theoretischen Gründen, Bil poe — 
e lah} entgegengesetzten Idee vertreten wollen. Denn so einfach sind | sondern weil sie mit ihrer ‚praktischen Erfahrung übereinstimmt. =; an Ei 
an die Gedankengänge.nicht, die zu einer von der früheren völlig ab- | Es scheint nach vielseitig ausgesprochener Ansicht: wirklich so E: AEN 
wik | _ weichenden Auffassung führen. Früher, in der Zeit vor dem Be- | zu sein, daß der; syphilitische Primäraffekt neno relativ.barmlose, . en 
lest,- -` kanntwerden der Spirochäten und der 'Wassermannschen | heilbare, örtliche Spirillenerkrankung .darstellt“, deren „Heilung EE al 
e Ë, < Reaktion, als man zur Sicherstellung der Diagnose „Syphilis“ das | in nahezu allen Fällen gelingt“. Der früh behandelte Primär- Bi: 
a Kipi. Exanthem abwarten mußte, hatte aus den klinischen Beobach- | affekt heilt ab, es entsteht keine ‚Drüsenschwellung,. kein. Ex- i aa 
u; . tungen sich der Schluß ergeben, daß auch die stärkste einmalige anthem, keine Wasser mann sche Reaktion und - in ‚vielen DE 
nti | Quecksilberbehandlung nie imstande war, die Syphilis ganz aus- | Fällen zeigt sich das Ausbleiben der in älteren Syphilisfällen so TE Sp 
twie zuheilen. Man sah bei gründlichster Beobachtung, daß.nach einer | auffallenden hohen Unempfindlichkeit gegen Neuerkrankung. mit | I ER 5 
nis]  . gewissen Zeit, sogar nach langer Pause, bis zu einem Jahre, stets | Syphilis dadurch, daß eine sogenannte Reinfektion. eintritt.. Die HORE 4 
Au... wieder irgendwelche sekundärsyphilitischen Ausbrüche hervor- | hochgradige Hautimmunität der- Syphilis, wie wir die Syphilis- ii. 
danik: kamen. Schon damals fiel es auf, daß in den Fällen, in denen | allergie nennen, kommt ‚In diesen Fällen nicht zustande. Wenn | oe 
dsj der Primäraffekt ausgeschnitten oder ausgebrannt worden war, | damit auch nicht über jeden Zweifel erhaben bewiesen ist, daß | Re 
nö sich ganz besonders lange geringe, meist verborgen sitzende Rezi- | überhaupt alle Syphilis aus dem Körper beseitigt ist; so spricht ie RT 
ni! dive immer wieder einstellten.. Ganz ebenso verhielt es sich in | doch die. langjährige . Beobachtung - vieler. von diesen Fällen, die E E 
Mc der kurzen Zeitpause zwischen Spirochätenentdeekung und Er- auch ohne wiederholte Behandlung wassermannnegativ blieben, | in a 
aW; . findung des Salvarsans, als man zur Sicherstellung der Syphilis- | kein Exanthem oder sonstige sekundärsyphilitischen, Anzeichen es: 
kt = diagnose nicht mehr auf das Exanthem warten mußte, sondern | darbieten, keine nervösen Nachkrankheiten bisher gezeigt haben, Ai Bi ee 
rib der Spirochätenfund im Primäraffekt schon die Diagnose sicherte | dafür, daß die- Krankheit völlig erloschen ist. Gennerich.hat le | | 
b; < und auf diese. Sicherstellung hin die Behandlung der Syphilis im | eine große Anzahl derartig verlaufener frühbehandelter Fälle mit- \ E SRE 
ët:  Primäraffektstadium erlaubt schien. Auch hier ist mir kein Fall.| teilen lassen. Auch Jadassohn,.der kritischste und -klarste, - HIR | A 
0a  uneingenommenste Syphilisforscher, - den Deutschland besitzt,- H ATEA 
S EN ATEN 


PE: J bekannt, wo ausgiebige Hg-Behandlung mit den stärksten Spritz- 


z‘. 

iS 

- > 

— ), 

A 
` 


neigt sich mehr und mehr der Ansicht einer abortiven Syphilis- 


i; > -Kuren den Rückfall mit Sicherheit verhütete. In dieser Anschauung ‚mehr l | i: 
pm, waren alle. gewissenhaften Syphilidologen miteinander einig. | heilung durch eine einzige starke Salvarsankur zu. Noch ‚mehr ea. 
w. Ich habe in-häufigem und ‚ausgiebigem Gedankenaustausche mit | Autoren aufzuführen, halte ich für überflüssig. Ich will im fol- JE ee 
5 den gründlichsten Forschern stets diese Erfahrung äußern hören. | genden nur meine eigenen Erfahrungen mitteilen. Hierzu be- > MR: Re RE 
BE) . Es gibt zwar Statistiken, in denen retrospektiv aus Erscheinungs- | nutze ich eine Einteilung der mir ‚bekannten Fälle in zwei Ab- SA: 7 Ts 
BB, freiheit alter Syphilitiker geschlossen wird, daß ganz geringe An- | teilungen, erstens die frühbehandelten Fälle und ihre jahrelange Mi; In, ee 
Bi fangsbehandlung genügt, um die Syphilis für das ganze Leben | Verfolgung, zweitens die BReinfektiorisfälle. Vorbedingung für den | ES 
pa; zum Erlöschen zu .bringen. Eine solche Statistik beweist indessen | Erfolg einer Syphilisverhütung ist der Beginn der Behandlung, U. BR En D 
pf gar nichts. Aus. demselben Material, wenn es individuell und | sobald der Primäraffekt entdeckt ist. ‚Dieser Primäraffekt muß. "I 
14 sorgfältig durchgearbeitet, ist, namentlich unter Benutzung der | ganz frisch sein, wenig über 21 Tage nach .der Infektion, ohne W MRE = o e il 
hè, Wassermann schen Reaktion, ergibt sich, daß alle diese alten | irgendwie bemerkbare regionäre Drüsenschwellung, mit negativer a o e 
j  Syphilitiker fast ausnahmslos noch sehr deutlich nachweisbare | Wassermannscher Reaktion. Nach dem Auffinden der EB i 
gi Zeichen ihrer vor Jahrzehnten überstandenen Krankheit darbieten. | Spirochäten im. Dunkelfelde darf kein Tag mehr versäumt. wet- di | 
jw: Jeh selbst habe unter mehr als 2000 alten Prostituierten in Berlin, | den. Sofort hat die Salvarsanbehändlung einzusetzen, und zwar, AMNA er. 
Ei - . deren genaue Krankengeschichten mir für die Zeit von 10 bis | wie ich rate, in der Form, die ich nach Besprechung der all- no OEE 
& 20 Jahren und länger vorlagen, bei 50 % tertiärsyphilitische Aus- | gemeinen Bedingungen beschreiben-werde. Ich halte mich, wenn Mn; re: 
gi brüche, den Rest fast ausnahmslos wassermannpositiv aufgefun- | möglich, an ‚die Regel, die Behandlung bis über die Zeit hinaus BI, )) S a 
p): den. Die Ansicht, daß auch die stärkste Anfangskur nicht im- ` auszudehnen, in welcher im unbehandelten Falle das erste Ex- Bi Es 
af, stande ist, die Syphilis zum Erlöschen zu bringen, daß die Rezi- | anthem sicher ausbrechen würde, das heißt also bis 1⁄ Jahr nach ' Be 
í dive zwar hinausgeschoben, aber nicht gründlich verhütet seien, | dem Termin des infektiösen Coitus. Aus langjähriger sorgfältig- . eA RE 
Mi wie sie in der Quecksilberzeit galt, hat sich in der Zeit seit | ster Beobachtung und Vergleichen mit den Fällen vor der Spiro- . in Ha ER, 
ï,- der Salvarsanbehandlung in das Gegenteil umgewandelt. Imvier | chätenentdeckung weiß ich genau, daß in den Fällen, welche ich So o AE 
£ mehr von den Autoren, welche diese Ansicht vertraten, neigten `| als ‚Primäraffekte anspreche, ein Syphilisausbruch . mit ‚Sicherheit MR. © er 
5 Steh der Überzeugung zu, daß frühe Salvarsan behandlung | zu erwarten . ist. Ich weise‘"deshalb den manchmal. vor- ID | 
š- - lmstande sei, die Syphilis auszulöschen. Ehrlich selbst hatte | gebrachten Einwand zurück, daß diese Fälle auch unbehandelt | a o 
j nur ein. Interesse an den Fällen, die im frühen Primäraffekt- | vielleicht ohne Syphiliseruption weiter verlaufen wären, denn ich BERE: ., 
N stadium der Behandlung zugeführt wurden. An eine Heilung | habe derlei nie in früheren. Jahren gesehen. Solche. Einwände !. 
f später Syphilis mit seinem Mittel glaubte èr nicht recht oder fand | lenken vom Wichtigen ab, halten es mit einer unberechtigten Mino- ı E 

p wenigstens den Beweis ‚nicht‘ sicher erbracht: Nur für diese | rität von Chancen, verwirren. Ich bin früher jahrelang mit, der 1 11 a 
z ` frühen Fälle “sprach er die Erwartung aus, daß sie völlig ge- | Syphilis in der Weise verfahren, daß ich die mit Primäraffekten OITIS RAMEE: 
f heilt-werden könnten. Neißer, der Hauptvertreter der langen | in die Behandlung eintretenden-Kranken zunächst nur beobachtet all AEF A k 
3  Chroniscli-interńittierenden Quecksilberbehandlung mit den stärk- | und mit milden Mitteln lokal behandelt habe, bis der gewöhnliche 2 

6. sten Quecksilbermitteln, verließ diesen. Standpunkt vollkommen | Verlauf, Auftreten der regionären Drüsen und Hervorkommen des 

j und ging zu der Meinung über, daß abortive Behandlung durch | Exanthems, den vollen Beweis der syphilitischen Erkrankung er- 

5 einmalige Salvarsanbehandlung möglich sei. Wassermann |-bracht hat. Die Drüsenschwellung allein habe ich nie als aus- 

/ : Schloß sich der Ansicht von Ehrlich vollkommen an. Er hat | reichenden Grund zur Diagnose angesehen, außer bei Gesichts- _ 

f In den letzten: Jahren mehrfach die Ansicht ausgesprochen, daß | schankern,. bei denen die Geschwürsform, die kolossale Hals- - 

Inden ersten Wochen nach der Infektion, bis etwa zum 30. Tage, | drüsenschwellung, charakteristisch und eine Verwechslung mit 

; die Spirochäten nóch ohne festen Gewebssitz (mit Ausnahme der | hartgewordenem Ulcus molle ausgeschlossen ist. : Sogar an einer 

+ Stelle des Primäraffekts) im Blute kreisen, daß sie nach diesem | schwachen Roseola habe ich noch oft gezweifelt und manchmal 

| l wochenlang abgewartet, oft bis papulöse Eruptionen, Genital- 


ermin aber sich über den ganzen Körper verbreitet im Gewebe | 


‚angesiedelt haben. In der Zeit, in der sie reine Blutparasiten. | papeln, Munderscheinungen, die Diagnose sicher gemacht haben. 
seien, ähnlich den Recurrensspirochäten, welche stets Blutparasiten | Es drehte sich bei mir nicht etwa um das Hervorkommenlassen 
eiben, sei es möglich, sie schnell und sicher abzutöten. Nach- | des Ausbruchs in der obengenannten Absicht der Ablenkung alles 
her sei dieser günstigste, Behandlungszeitraum verpaßt, und die. | Schlimmen auf die Haut. Vielmehr handelte es sich stets nur - 
estangesiedelten Spirochäten seien. nicht mehr mit Sicherheit über- | darum,. eine sichere Diagnose zu haben, da ein Mensch durch 
al. vom Heilmittel zu'packen. Nach der festen Ansiedlung der | sie zu drei- bis vierjähriger Behandlung veranlaßt, unter schwer:- 


558 


wiegende Lebensbedingungen gezwungen, ja in eine andere Men- 
schenkategorie hineingebracht wurde. Dies ist ein Eingriff in 
die persönliche Freiheit gewesen, für den nur die allersicherste 
Entscheidung der Syphilisdiagnose die Verantwortung übernehmen 
konnte. Vor dieser Syphilis, die eine solche ewig lastende Be- 


‚ schränkung und Sorge auf ihren Träger wälzte, soll unsere neue 


Behändlung bewahren, und wir hoffen, daß es mit ihr gelingt. 
Diese sichere Diagnose ergibt nunmehr der Spirochätenbefund im 
Dunkelfeld aus dem Schanker heraus. Der spirochätenhaltige 


'Schanker ist Syphilis, Syphilis mit Erregern, die sicher schon im 


ganzen Körper kreisen ünd sich ihren Platz suchen. Haben die 
Spiröchäten schon drei Wochen im Körper gesessen und die lokale 
Reaktion erzeugt,. die wir als Primäraffekt erkennen, dann ist 
der Mensch syphilitisch und nicht, wie Wassermann einmal 


gesagt hat, noch nicht syphilitisch, sondern erst Spirochäten- 


träger. Die letztere Vorstellung ist verständlich und gütgemeint, 
aber klinisch unfaßbar. Es ist aber richtig, daß bei den Kran- 
ken im frühen Primäräffektstadium noch nicht die spätere Durch- 
dringung mit. Spirochäten vorhanden ist, die sich als Hautimmu- 
nität gegen neueingeführte Spirochäten darstellt, ein solcher 
Mensch’ ist an seiner übrigen Haut, -wie wir seit Jahrzehnten 


wissen, noch leicht neuinfizierbar. In dieser Eigenschaft, wo | 


nur der Schanker und seine nächste Umgehung die Änderung an- 
zeigen, die die Syphilis später über den ganzen Körper ver- 
breiten würde, muß der Kranke erhalten bleiben. Dieses ge- 
schieht durch. schleunige und starke Behandlung. Die sehr 
zweifelhaften Resultate der präventiven Hg-Behandlung habe ich 
bereits erwähnt. Der Versuch, die Salvarsanergebnisse durch 
massive Hg-Dosen zu erreichen, welche die gewöhnliche, lange aus- 
probierte Dosierung um ein Vielfaches übersteigen, wie cs von 
Ehlers aus nicht: bloß wissenschaftlichem Salvarsanhaß kürz- 
lich versucht worden ist, scheiterte kläglich am tödlichen Aus- 
gange dieser Behandlung. Schon die ersten Versuche mit Sal- 
varsan ergaben ganz anders geartete Resultate. Typisch ist der 
bereits 1910 beschriebene Fall, in welchem ein Mann im Schan- 
kerstadium mit Salvarsan behandelt worden war, aber vorher 
schon seine Frau angesteckt hatte. Diese kam mit Genitalpapeln 
in Behandlung. Melirere Monate danach kam derselbe Mann mit 
einem neuen Primäraffekt zur Beobachtung, den er sich bei der 
Lage der Dinge nur. durch erneute Ansteckung bei seiner noch 
ansteckendkranken Frau geholt haben konnte: es mußte sich also 
nach der allseitig als richtig angesehenen Anschauung um eine 
Reinfektion dieses schnell geheilten und noch nicht hautimmun 
gewordenen Mannes von seiner Syphilis her handeln, die er selbst 
im Zeitraume seiner eigenen Infektiösität seiner Frau beigebracht 
hatte. Dieser Fall erregte damals berechtigtes Staunen und 
Zweifel, denn dergleichen war von früher. her unbekannt: es sind 


‚aber im Laufe der Jahre Fälle derselben Art beschrieben wor- 


den, sodaß an ihrer Möglichkeit heute kein Zweifel mehr bestehen 


. kann. Solche Fälle beweisen ebenso wie die anderen, äußerst oft 


bekanntgewordenen und jedem Syphilidologen in seiner eigenen 
Beobachtung vorgekommenen Fälle von Reinfektion mit Syphilis 
die stärkste Wirkung des Salvarsans. Sie berechtigen zu dem 
Entschlusse, die primäre Syphilis mit reiner Salvarsankur zu be- 
handeln und das Quecksilber fortzulassen. Der Hauptgrund, das 
Quecksilber aus der Behandlung dieser Fälle, wenigstens für den 


Anfang, fortzulassen, ist für mich ein lediglich praktischer. Es 


gelingt leichter, dem Kranken die notwendig hohen Salvarsan- 


dosen beizubringen, wenn man die Störungen, welche die Queck- 


silberbehandlung erzeugen könnte, vermeidet durch Fortlassen 
des Quecksilbers. Namentlich Enteritis würde die Stärke der 
Salvarsandosen einzuschränken zwingen, ebenso die im Beginn 
mit löslichen Hg-Salzen (Sublimat, Cyanat, Embarin) häufigen, bei 
Salicylquecksilber öfter nach jeder Injektion eintretenden Fieber- 
steigerungen. Die nicht selten nach der ersten Hg-Injektion, auch 
wenn sie nicht höher als 0,01 Sublimat ist, auftretende äußerst 
heftige Enteritis mit blutiger Dickdarmentzündung zwingt, die 
Kur auf eine Woche oder länger auszusetzen, und so muß die 
wichtigste Zeit ungenutzt verstreichen. Alle diese Störungen der 
Salvarsankur werden durch Fortlassung des ‚Quecksilbers besser 
vermieden. Auch das Salvarsan wird an sich nicht: immer so 


ohne weiteres vertragen, wie wir bereits im Beginn unserer Be-- 


trachtungen gesehen haben, als von der starken Allgemeinreaktion 
auf die inte Injektion die Rede war. Während früher Reaktionen 
nach Salvarsaninfusion als nichts Besonderes, ja als die Regel 
angesehen wurden, fürchtet man, je mehr man mit dem Mittel 
bekannt wird, jede, auch die kleinste Störung nach der Ope- 


1919°— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


. Hälfte davon, 


ration. Daß Fieber und Frost nur durch das Salvarsan erzeugt 
werden, habe ich systematisch an einer großen Reihe vorsichtigst 


behandelter Fälle für meine eigenen Kenntnisse als sicher heraus: - 


probiert. In vier einander folgenden Maßnahmen wurde die Tem- 
peratur genau studiert. Weder die nervöse Erregung vor der 
Operation, noch massive 0,8%ige Kochsalzeinspritzung macht 
eine Fieberzacke, 0,3 Salvarsan aber macht oft Fieber, und die 
zweite Salvarsaninfusion wiederum keine Spur von Temperatur- 
erhebung, falls die zweite Salvarsandosis nicht 
höher war als die erste; mit wenigen Ausnahmen, auf 
welche wir bei Besprechung der Salvarsanzufälle im Zusammen- 
hang ‚zurückkommen. -Auch auf den sogenannten Wasserfehler 
als Erklärung des fieberhaften Anstiegs gehe ich dort erst ein: 
Je kleiner die erste Salvarsandosis ist, desto geringer die Fieber- 
und Frostreaktion. Dosis I (— 0,1 Salvarsan) macht nur im 


O 8 Juni- 


Stadium des älteren Primäraffekts oder beim frischen Exanthem - 


Fieber: Ich beginne deshalb als Regel mit Dosis I oder der 

Diese Dosis ist nicht imstande, die Spirochäten 
sofort. abzutöten, man findet- sie anderen Tags noch im Reiz- 
serum des Primäraffekts. Sie kann nach 24 Stunden, jedenfalls 
aber nach 48 Stunden, wiederholt werden, doch darf die zweite 
Injektion nicht höher sein als die erste! Die meisten Fälle von 
Hirnschwellung sind nicht nach der ersten Salvarsandosis auf- 
getreten, falls diese nicht etwa für den Fall zu massiv war. Fast 
alle kamen erst nach wiederholten Dosen, meistens nach der 
zweiten zustande, ein Zeichen, daß hier eine Überempfindlichkeit 
besteht oder erst entstanden ist, die den weiteren Salvarsan- 
gebrauch gefährlich macht. Meiner Überzeugung nach erfolgt die 
Schädigung nur durch den zu starken Salvarsangebrauch. Mit der 
kleinen Anfangsdosis von Dosis I oder weniger wird die Gefahr 
ausgeschaltet bei Weitergebrauch so kleiner Dosen, die aber oft 
wiederholt werden können. Namentlich im vorgeschrittenen Alter 
ist größte Vorsicht erforderlich. . Es kommt vor, daß noch nach 
zwei- bis dreimal Dosis I eine Steigerung auf Dosis II hohes und 
mehrtägiges Fieber erzeugt. Späterhin, wenn. es sich erst em- 
mal gezeigt hat, daß in dieser Salvarsanserie alles gut vertragen 
wird, kann die Steigerung höher gehen, oft bis zu Dosis V und VI. 
Das Schema, welches sich so ergibt, wäre bei einer Ansteckung 
am 1. Januar also folgendes: 

22. 1. Dosis I, 24. 1. Dosis I, 26. 1. Dosis I, 28. 1. Dosis‘, 
also in der ersten Woche — 0,5 Salvarsan; 

31. 1. Dosis I, 3. 2. Dosis III, 6. 2. Dosis 
ersten 14 Tagen = 1,3 Salvarsan; 
9. 2. Dosis III, 12. 2. Dosis II, und weiterhin allwöchentlich 
zweimal Dosis III, Dosis IV oder mehr, je nachdem die Ein- 
spritzungen dieser höheren Dosen ohne alle Nebenerscheinungen 
ertragen werden oder nicht. Gelingt es nicht über Dosis 
hinauszugelangen, so wären am 19. März 5,0 Salvarsan = 
50 Dosierungen (7,5 g) Neosalvarsan erreicht. Wasser: 
mannsche Reaktion wird am besten bei jeder, namentlich bei 
den am Ende des zweiten und im dritten Monat vorgenommenen 
Injektionen angestellt, denn zu dieser Zeit ist es erst wahrschein- 
lich, daß sie positiv werden kann. Sie muß, falls die Behandlung 
genügt, stets absolut negativ ausfallen. | 

Woran erkennen wir nun, daß wir uns der Hoffnung, eme 
„Heilung“ erzielt zu haben, hingeben dürfen? 

Diese Erkenntnis kann nur langjährige Beob ach- 
tung und die Reinfektion bringen. EPY 

Die Beobachtung ist jetzt vielleicht doch schon lange genug, 
um nicht immer zu sagen: Das Unglück wird schon noch kommen, 
Zu befürchten ist Paralyse und Tabes. Bezüglich der Herz- und 
Aortenerkrankungen ist die Zeit wohl wirklich noch zu kurz. 
Diese beiden Nervenkrankheiten machen ihre ersten Anzeichen 
schon fünf Jahre nach der Infektion, in Gestalt von Blasenstörun- 
gen, Pupillenungleichheit und Starre, irgendwelchen Parästhesien 
oder Krisen. Der aufmerksame Arzt bemerkt den schleichenden 
Beginn, den Verdacht, dann schon, obgleich erst 10 pit 
15 Jahre post infectionem die Krankheit voll zum Ausbruche 
kommt. Bisher spricht nichts dafür, daß Tabes und Paralyse M 
diesen abortiven Fällen noch nachkommt. Das mir zur Ye- 
fügung stehende Material salvarsanbehandelter Fälle zeigt w 
Tabesdrohung, während aus der Quecksilberzeit eine große Zah 
soleher Fälle darunter ist. Die im Primäraffektstadium gründ- 
lich behandelten Kranken haben bisher noch gar keine Gefahren 
nervöser Nachkrankheiten aufgewiesen. Dagegen sind eine ganze 
Anzahl von Fällen, trotz viel geringerer Salvarsanbehandlung: 
jetzt bereits bis acht Jahre erscheinungsfrei” und wassermann- 


Ill, also in den 


— 


4 


‘war dies ein Lungengangrän, eine durchaus nicht ungewöhnliche Bi 
Kombination. Während des Krieges fänden wir dagegen > E 
unter 21 Amyloidosen nur zehn Fälle mit tuber- 
kulösem Gundleiden (also nur 47,6°/). Die übrigen elf ` 
Fälle verteilten sich in folgender Weise: fünf Fälle mit ge- 
wöhnlicher Grunderkrankung (Rectumfistel,. Lues mit 
. 5 Hansen, Ein Beitrag zur Chemie der amyloiden Entartung. 
. (Biochem. Zschr. 1908, Bd. 18, S. 185.) . nr Se 
= °) Leupold, Untersuchungen über die Mikrochemie und Genese 
des Amyloids. (Zieglers ‚Beitr. z. path. Anat. 1918, Bd. 64, H,-8, S. 847; 
siehe dort auch 'weitere Literaturangaben.) ar en 


mioa Gefühle nach halte ich es für sicherer, bei der Methode der 

„teren chronisch-intermittierenden Behandlung auch bei diesen 
irühen Fällen zu bleiben, wie wir sie bei. den, etwas später oder 
erst zu irgendeinem Zeitpunkte des sekundären Syphilisstadiums 
FR Behandlung gelangenden Fällen noch kennen lernen werden. 
i mehadet wird mit dieser Vielfachbehandlung nichts, schlimmsten- 
78 ist sie überflüssig.“ Bei Abwägung der Chancen, über welche 
u Schon, so oft im "Laufe. dieser Aufsätze gesprochen haben, 
Müssen wir uns stets vor Augen halten, ob. es nicht besser 1st, 
viel Zu viel-zu tun als nur ein klein wenig zu wenig. | 


ine wm. win a 
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.238. .. 0.000 wen 
`- negativ.. Nun erschweren die Beurteilung Fälle, in denen nach | - Aus. dem Pathologisch-anatomischen Institut des Städtischen T Yin, 
drei bis vier erscheinungsfreien Jahren neue Syphilisausbrüche | Krankenhauses Stettin (Vorstand:- Prosektor Dr. Oskar Meyer). Be 
. „frischer Art auftraten, und. es fragt sich, ob es sich hier um die- | : RR a a y > Bl, 
‘=. Hinausschiebung der Verallgemeinerung einer lang zurückgedräng- | Zur - Aımyloidosefrage. | D jehda! 
~ ten Syphilis erst nach so langer Zeit handeln könne? Ich habe | -0 0 nn | Dr un FERE io 
-` „zwei derartige Fälle in genauer Beobachtung gehabt, und glaube | DE i. Von io: Er A |: E 
“bei beiden, daß es sich nicht um eine Verzögerung des Ausbruchs, | Dr. Oskar Meyer und Dr, Ella Wolf, Assistentin am Institut. bt. 
„sondern um eine neue Infektion handle. In dem einen Falle |  « IE nA i, RE eg BT 
-| bestand vor dem Auftreten positiver Wassermannscher Re- |... Nech klinischen und patliologisch-anatomischen Erfahrungen, T 
aktion (nachdem drei Jahre lang die Wassermannschė Re- | sowie nach den Ergebnissen des Tierexperiments wird Amyloidose . Be o 
= aktion -stets negativ gewesen war), eine diphtherieartige Ton- bei chronischen konsumierenden Erkrankungen, ‘wie ‘Tuberkulose, . E 
 şillenentzündung, die sehr wohl ein extragenitaler Primäraffekt an | Yamentlich wenn sie mit Kavernenbildung oder Eiterung einhergeht, . aan 
der Tonsille gewesen sein kann; im anderen handelt es sich uni eine | Ve anderen chronischen Eiterungen, besonders der Knochen und ee 
- $anz gewöhnliche genitale Infektion, deren Primäraffekt nur unent- | Jeenke, bei Syphilis, Malaria, chronischen Nierenleiden, Leukämie, oe. Eileen 
deckt geblieben ist, während die regionären Inguinaldrüsenschwel. | nexie infolge. von Geschwülsten, sehr selten ‘auch ‘ohne er-, Dill 
lungen vorhanden waren. Diese Reinfektionen sind zweifellos aus | „bare Ursache beobachtet, Es kommt: dabei zur Ablagerung Mn Kr Karen 
“mehreren Gründen in der Quecksilberzeit selten gewesen. Zunächst '| 78 eigentümlichen als Amyloid bezeichneten Eiweißderivates im RE En 
einmal wurde nur von sehr wenig. Ärzten die Syphilis so stark | Blutgefäßbindegewebsapparat der Milz, Leber, Niere, - schließlich Bra 
behandelt, daß von einer völligen raschen Auslöschung der Krank- ‚fast aller Organe mit consecutivem druckatrophischen Schwund li 2 
. heit die Rede sein.konnte. Die löslichen Injektionen und das der hoch ‚differenzierten Parenchymzellen, sodaß schließlich die FI DE 
‘Salicylquecksilber ‚reichen dazu auch bei zwei bis drei Jahre : Amyloidose an und. für sich durch Befallensein lebenswichtiger EY 
langer Behandlung nicht aus, die Schmierkuren nicht oft, und die Organe, wie der Niere, den Tod herbeiführen: kann.‘ Da die Art. Mean, 
starken unlöslichen Quecksilbersalze wurden nur_von wenigen, be- der Entstehung dieser auch von Physiologen und Chemikern zum- BIS 
‚sonders harten und zielbewußten ‚Spezialisten, "namentlich der Gegenstand der Forschung gemachten Substanz im menschlichen Kr 
. Neißerschen Schule, auch von mir selbst, in ausreichender Kon- |. beziehungsweise tierischen Körper und ihre chemische Konstitution ~ A 
Sequenz durchgeführt. Zweitens aber scheute man sich, reinfek- nichts weniger als geklärt ist, sind weitere Forschungen dringend. ES. 
| "tonsähnliche Fälle als solche anzusprechen, da die Möglichkeit erwünscht und dürften infolge grundlegender neuerer Untersuchungs- any 
èf der Reinfektion bis in die letzten Jahre immer wieder bezweifelt | gebnisse [Hansen?), Leupold?) vielleicht aussichtsvoller Ei a 
èf wurde. Der neue Ausbruch wurde als genitale Papel angesehen | ". als: früher, en 5 E S o 
ġ| und alsbald behandelt, und ‚es wurde ihm nicht die Zeit ge- In. der jetzigen Zeit liegt es.nahe, einmal der Frage nach- N airi 
it lassen, zu Allgemcinerscheinungen .zu führen. Seit der Anwen- | zYgeben, ob unter den veränderten Kriegsverhältnissen quantitativ. nl ini 
pl, | dung des Salvarsans häuften diese Fälle sich derartig, daß ein. ünd qualitativ eine Änderung der Amyloidoseerkrankungsfälle nach-: | Pa R 
j Zweifel am häufigen Auftreten sicherer Reinfektionen nicht mehr | Weisbar ist. Die Prüfung dieser Frage schien uns besonders des- | ER ee 
j| . bestehen kann. Ein absolut sicherer Beweis ist ja in diesen | Halb erfolgversprechend, weil uns aufgefallen war, daß in den Br. 
15 Fällen nur selten zu führen. Zunächst gibt es die Möglichkeit ‚ letzten Jahren häufiger als in früherer Zeit Amyloidosefälle zur Ele. 
N der Superinfektion, der Infizierung eines noch syphilitischen Men- |; Sektion kamen, bei denen eine der oben genannten gewöhnlichen... u i 
if schen durch neu hereingebrachte Spirochäten, wäs bei dem |. Grundkrankheiten fehlte, und weil insbesondere nach den letzten En 
Ä sicheren ‚Ausbleiben ‘der Hautimmunität wohl möglich ist. So- interessanten Ergebnissen der Leupoldschen. Arbeit, auf die . RA £ 
oo dann läßt man die Fälle nur selten so weit fortschreiten, daß | Wir noch zurückkommen, die Frage nach der Bedeutung von a 
ı durch positive Wassermannsċhe Reaktion und Ausbruch | Stoffwechselstörungen für die Bildung der Amyloid- | H 
|. des Exanthems der absolute Beweis einer neuen Syphilis geliefert |, Substanz mehr in den Vordergrund getreten ist, und es deshalb | Ni oE 
| wird. Weiterhin aber ist die soeben erwähnte Möglichkeit der | Dicht ausgeschlossen erschien, daß die veränderten Lebens- a ee 
` Hinausschiebung des Ausbruchs, also des späteren Beginns der | bedingungen während des Krieges von Einfluß auf die Häufigkeit | I ei 
| allgemeinen Erscheinungen, in Betracht zu ziehen, wenn wirklich | und Entstehungsweise der Amyloiderkrankung überhaupt gewesen ER 
'. Solche einer sklerosenartigen Eruption nach einigen Wochen | sein könnten. ER a a Ne JH OE 
nachfolgen: ` Ob eine neue Infektion erfolgt ist, bleibt bis zu . Wenn auch die Durchsicht unseres Materials keine sicheren VATER DER 
einem gewissen Grade Sache des ärztlichen Gefühls, aber der | Schlüsse in dem obigen Sinne zu ziehen gestattet, vielleicht weil r er 
sorgfältig beobachtende Arzt hat doch die Empfindung, daß eine | das Material nicht umfangreich genug ‘ist und .ein zweifelfreies. | 3 
- ganze Reihe der von ihm gesehenen Fälle sichere Neuinfektionen | Ergebnis nur auf breitester Basis“ zu erwarten ist, so scheint uns‘ | 
sind. Die Reinfektionen, welche bei Salvarsanbehandlung gesehen | doch eine kurze Mitteilung. desselben. schon aus dem Grunde an- . | 
werden, machen: den Eindruck richtiger neuer Sklerosen, sie sind | gebracht, um weitere Kreise zur Stellungnahme zu: jener eben er-. en 
nieht vergleichbar den eigentümlichen spirochätenhaltigen .Er- | wähnten Frage, die zweifellos von größtem’ nicht nur theoretischen,  _ a te 
‚Scheinungen, die in Quecksilberfällen hier und da nach jahrzehnte- | sondern auch ‚praktischen- Interesse ist, anzuregen. Wir. halten © Rap: £ 
langem Ablauf und mit unklarem späteren Verlaufe beobachtet | dies auch deshalb für sehr wesentlich, weil offenbar . besonders ae. n 
werden konnten, und die man ebenfalls kaum als etwas anderes | die physiologischen Chemiker und Kliniker in den letzten Jahren AR 
ansehen kann als. abortive Reinfektionen mit Syphilis.“ - | dem Amyloidoseproblem nicht mehr das Interesse entgegengebracht: ` 7 
ii Nehmen wir die zwei Punkte, unter welchen wir die Mög- | haben, das es verdient. - Ä een ai Mt 
Ichkeit der abortiven Syphilisheilung betrachten wollten, lang- | Das Material, auf das sich unsere Untersuchung erstreckt, _ 1 
Jährige Erscheinungsfreiheit und Reinfektion, zusammen, so muß | umfaßt 1728 aufeinanderfolgende Sektionen des Stettiner Patho- Bi Ku 
“s näch den bisher gemachten ‚Erfahrungen als sehr wahrschein- | logischen Instituts -aus den Jahren 1912/14 vor .dem Krieg und S M 
lich gelten, daß es mit einmaliger starker reiner Salvarsan- | die gleiche Anzahl aufeinanderfolgender Sektionen: aus- den BE ee 
handlung gelingt, den Körper frei von Syphilis zu machen. Im | Jahren 1916/18 während des Krieges. Die Betrachtung der Amy- a 
| origen Steht nichts im Wege, nach einiger Zeit, nach Ablauf eines | loidosen und ihrer Grundkrankheit unter den so zusammengestellten ONE. 
alben oder eines ganzen ‚Jahres, eine gleiche reine oder mit | Fällen ergibt vor dem Kriege unter 19 Amyloidosen. a ia 
Quecksilber gemischte Salvarsankur zu wiederholen. Meinem | 18 mit zugrunde liegender Tuberkulose (also: 94,70%), . ae! EEE 
ar ‚nur einen Fall mit anderer Grundkrankheit als Tuberkulose. 'Es e el 
ai: 


moa. 


Hmm 


er: 7 id 
e z P oar EA ET 
at Er A IR EAST co. 
RN pe nt 
s > Be rein m Een: 
= ` AA o ne e e a 
e sinna = TRASS 


m 


i —— 
er 
i N 
j ” ya 2 
5 4 
s i 
ie pă 4 
s + 
t . 2 ra f 
> ® 1a EJO 
‚ 2, 
M pt .. 
2 aka a 
. . I. 
N N 
- pi 1a t 
oh ` 
rt 
hr k 
Ar, 
Ar 
En OES t 
[2 Pass 


DZ r nta se o Sr 7 | ia „2 a 2 >= a EBENEN 


560 


x 


Unterschenkelgeschwüren, Lungengangrän, Rückenmarkschuß mit 
Urosepsis, Gallenfistel, in Verbindung mit einer faustgroßen retro- 
cöcalen Eiterhöhle) und sechs Fälle mit außergewöhn- 


lichem oder fraglichem Grundleiden. Letztere seien 
nachstehend kurz angeführt: 


Fall i. M. M., 47jähriger Schneider von Stettin, hat als Kind 
von fünf Jahren Hüftverrenkung oder -entzündung mit 
folgender Verkürzung des rechten Beins um 5 cm durchgemacht. Seit 
dem 15. August 1915 militärische Verwendung als Schneider beim Kriegs- 
bekleidungsamt: Vom 11. April 1916 ab wegen Gelenk- 
rbeumatismus mit Herzfehler und wegen schwerer 
Nierenerscheinungen gemischten Charakters in Kranken- 
hausbehandlung, Lymphdrüsenpaket am Hals mit Röntgen- 
bestrahlung behandelt. Tod am 25. Februar 1917. Bei der Sektion 
(Sektionsnummer 122/17) fand sich reeurrierende Endokarditis 
mit Mitralinsuffizienz, Atheromatose, Herzmuskelschwielen, einzelne 
verkäste Lymphdrüsen am Hals, ausgedehnte Ampyloidose 
der Milz, Niere, Nebenniere und Schrumpfungsprozesse in der Niere. 


Fall 2. M. Sch. von Stettin, 27 Jahre, ledig. Angeborene 
Klumpfüße. Unsichere Anamnese. Angeblich mit 1!/, Jahren 
Nierenentzündung und seither Blasenincontinenz (?). Patientin merkt 
nur selten, wenn der immer trübe, stark riechende Urin abgeht. Mit. 
zwölf Jahren Periode, angeblich seitdem häufig Schwellung des Leibes 
und der Beine (?). 1907 wegen „Herzleidens“ in ärztlicher 
Bebandlung. Seit 1910 offene Stellen am rechten Fuß. Patientin will 
1910 zwei Zentner gewogen und inzwischen langsam ab- 
genommen haben. Seit 1914 keine Periode mehr. Vom 18. April bis 
zu dem am 28. Juni 1917 erfolgten Tod im Krankenhaus mit 
hochgradigen nephrotischen Erscheinungen (starke 
Ödeme, 2 bis 12% Albumen). Sektion (Sektionsnummer 348/17) ergab 
Spaltung der Wirbelsäule mit einer hühnereigroßen glattwandigen, von 
klarer wäßriger Flüssigkeit erfüllten Höhle; Cystitis, akute eitrig-fibrinöse 
Pelveoperitonitis, außerdem allgemeine Amyloidose der Milz, Leber, 


Nebenniere und Niere, die im Leben Erscheinungen von Nephrose ver- 
ursacht hatte. 


Fall 8. K. P., 70 jähriger Arbeiter von Stettin. Aus Ver- 
sorgungsheim mit starken Ödemen und Luftmangel am 7. August 1918 
ins Krankenhaus eingeliefert, ‘Tod schon am ii. August 1918. 
Positiver Wassermann. Sektionsbefund (Sektionsnummer 547/18): 
Atheromatose, mäßige Hypertrophie des Herzens, Prostatahyper- 
trophie, Cystitis, anthrakotische Narben in beiden Lungen, 
ausgesprochene Amyloidose der Niere, Herzmuskelverfettung. 


Fall 4. W. Sch., 48 jähriger Gärtner von Stettin. Sektionsbefund 
(Sektionsnummer 879/18): Hypertrophische Lebercirrhose 
mit ausgedehnter Amyloidose der Milz, Leber und Nieren. Kranken- 
blatt vom Militär noch nicht eingegangen. 


Fall 5. A.K., 32 Jahre. Arbeiterfrau von Stettin. Will immer 
gesund gewesen sein, seit drei Jahren Aufhören der Menses. Seit 
September 1917 mehrfach Krankenhausbehandlung, 
jedesmal wegen hochgradiger nephrotischer Erschei- 
nungen (starke Ödeme, 2 bis 12% Albumen, einzelne hyaline Cylinder) 
ohne Retention von Stickstoffischlacken und ohne Zeichen von Herz- 
hypertrophie. Letzte Krankenhausbehandlung mit denselben Erschei- 
nungen vom 23. Januar 1918 bis zu dem am 4. März 1918 erfolgten 
Tod. In dieser Zeit viel Durchfälle. Wassermann negativ. Die Sektion 
(Sektionsnummer 119/18) ergab hochgradige Amyloidose der Nieren, 
Milz, Nebennieren, Leber, des Darms. Im übrigen braune Atrophie des 
Herzmuskels, alte Verkalkungen in der rechten Lunge. In einer 
Lymphdrüse waren mikroskopisch Tuberkel nachweisbar, 


Fall 6. W. D., 83 Jahre. Schneider in Angermünde. In der 
Jugend einmal Nierenentzündung. Mit 13 Jahren Blut- 
vergiftung am linken Bein und rechten Arm, Operation mit Verkürzung 
des Beins. Januar 1917 freiwillige Meldung zum Hilfsdienst. Am 
11. April 1917 Landsturmrekrut. Schon in Zivil und nach der Ein- 
ziehung öfter blutige Durchfälle. Am 25. April 1917 Krankmeldung 
wegen geschwollener Füße. Vom 12. Mai 1917 bis zum Tod am 
97. Februar. 1918 in Krankenhausbehandlung wegen 
schwerer Nierenerscheinungen, teils nephrotischer, teils 
nephritischer Art (Ödeme, 2 bis 12% Albumen, hyaline und granulierte 
Cylinder, wenig rote Blutkörperchen, mäßige Reststickstofferhöhung, 
mäßige Blutdrucksteigerung). Kurz vor dem Tode urämische Erscheinun- 
gen (Krämpfe, Erbrechen). Bei der Sektion (Sektionsnummer 697/18) 
fand sich Amyloid in Milz und Nieren, Schrumpfungsprozesse in der 
Niere, mäßige Hypertrophie und Dilatation des Herzens). 


Überblicken wir zunächt ' diese sechs Fälle, so ergibt sich 


zwar, daß, abgesehen von Fall 5, bei sämtlichen Fällen krankhafte | 


Veränderungen gefunden wurden, die gelegentlich als Basis für 
Amyloidoseerkrankungen beobachtet worden sind, So kommt für 


t 


1) Die klinischen Daten verdanken wir im wesentlichen der 
Freundlichkeit von Herrn Dr. Heimann, hier. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


Fall 1 und 6 eine Nephritis in Frage, die sekundär durch Amyloid- 
ablagerung kompliziert worden ist, für Fall 2 chronische Cystitis 
und eventuell die Druckstellen am Bein, die jedoch bei der Sektion 
nicht sehr umfangreich und tief waren, für Fall 3 ebenfalls 
chronische Cystitis und eventuell der positive Wassermann, der 
auf Lues schließen läßt, ohne daß jedoch bei der Sektion irgend- 
eine luetische ÖOrganveränderung nachgewiesen werden konnte, 
In Fall 4 haben wir den Befund einer Lebereirrhose,: die sicher 
zu den seltensten Erkrankungen gehört, die mit Amyloidose 
kompliziert sind. Für Fall 5 schließlich kann unseres Erachtens 
die nur mikroskopisch nachgewiesene tuberkulöse Erkrankung 
einer Lymphdrüse als Basis für die Amyloidose nicht in Betracht 
kommen, sodaß dieser Fall.zu den ganz seltenen 
idiopathischen Amyloidosefällen zu rechnen ist, 

Die kritische Betrachtung dieser sechs Fälle führt demnach 
zu dem Ergebnis, daß zwar bei sämtlichen Fällen bis auf einen 
krankhafte Veränderungen während des Lebens in Erscheinung 
getreten und durch die Sektion festgestellt worden sind, die an 
und für sich als Grundlage für eine Amyloidose in Betracht kommen, 
daß diese krankhaften Veränderungen jedoch sowohl ihrem relativ 
geringen Umfang wie ihrer Art nach so beschaffen sind, daß sie 
unter gewöhnlichen Verhältnissen zweifellos selten die Basis der 
Amyloidose abgeben werden. Wir geben jedoch zu, daß jeder 
einzelne Fall für sich betrachtet nicht aus dem Rahmen dessen 
herausfällt, was klinische und pathologisch - anatomische Erfah- 
rungen uns über das Vorkommen einer Amyloidose gelehrt haben. 
Auffällig ist allein die Häufung derartiger 
Fälle gerade während der Kriegszeit undinden 
Jahren, in denen die Hungerblockade wirksam 
wurde. 

Fassen wir nun unsere gesamte Zusammenstellung näher 
ins Auge, so müssen wir zunächst feststellen, daß ihre Beurteilung 
etwas erschwert ist durch die gerade zwischenzeitlich erfolgte 
Abwanderung der Tuberkulösen in das neue Tuberkulose-Kranken- 
haus (Hobenkrug), wodurch die Zahl der tuberkulösen Sektionen 
unter den, wie oben angegeben zusammengestellten, Sektionsfällen 
von 850 auf 225, also von 20 %,. auf :13°/, zurückgegangen ist. 
Daraus, daß die absolute Häufigkeit der Amyloidose in unsèrer 
Statistik (19 vor dem Krieg, 21 während des Krieges) trotz der 
Tukerkulosenabwanderung nicht abgenommen hat, eher eine Nel- 
gung zur Zunahme zeigt, darf man aber doch schließen, daB 
eine absolute Zunahme der Amyloidosen während 
des Krieges zu verzeichnen ist. Auch erklärt jedeh- 
falls die Abnahme der tuberkulösen Sektionen um 7,2%, DU 
einen Teil der viel größeren prozentual viel höheren Abnahme 
(47,1°/,) der tuberkulösen Grundleiden unter den Amyloidosen 
und erklärt noch nicht die relativ große Zahl der mit anderer, 
nicht tuberkulöser Grundkrankheit beobachteten Amyloidosen Von 
zum Teil ungewöhnlicher Grundlage. Während vor dem Kriege 
nur ein Fall mit nichttuberkulöser Grundkrankheit (Lungengangrän) 
beobachtet wurde, haben wir während des Krieges unter der 
gleichen Gesamtzahl von Sektionen elf Fälle mit nichttuberkulöser, 
beziehungsweise ohne Grundkrankheit, Auch der Umstand, dab 
durch die Abwanderung der Tuberkulösen und dadurch ermöglichte 
Aufnahme anderer Kranken eine vollständige Verschiebung des 
Kranken- und Sektionsmaterials stattgefunden hat, kann keine 
genügende Aufklärung geben. Das an Stelle .der Tuberkulösen 
getretene Kriegsmaterial kommt, da es sich im wesentlichen aus 
jugendlichen, infolge von Verletzungen oder an akuten Krankheiten 
zugrunde gegangenen Individuen zusammensetzt (es findet ee 
unter unseren Amyloidosefällen auch nur ein Kriegsverletzter MI 
Rückenmarkschuß und Urosepsis), nicht für die Vermehrung der 
Amyloidosen in Frage. Man müßte unseres Erachtens eher erwarten, 
daß die Zahl der Amyloidosen während des Krieges geringer 
geworden wäre, da die Zahl der in der Prosektur zur Sektion Be 
kommenen Personen mit chronischen, erfahrungsgemäß als Grund- 
lage für Amyloidose in Betracht kommenden Erkrankungen M 
dieser Zeit geringer war. 

Wenn trotzdem das Gegenteil der Fall ist, so liegt Ta bei 
aller Vorsicht, die in der Bewertung von Statistiken mit kleme, 
Zahlen geboten ist — der Gedanke nahe, diese Erscheinung mi 
den Kriegsverhältnissen in Beziehung zu bringen. Dabei wäre Il 
erster Linie, wie wir bereits andeuteten, in Betracht zu ziehen, 
daß die Ernährungsverhältnisse für unsere Resultate eine Ro $ 
gespielt haben können, um so mehr, als diese Möglichker 
nach den neueren chemischen wie experimentellen und histo- 
logischen Untersuchungen über die Amyloidose, insbesondere 


. 
ee 
. 
~ 
ART 
eine} 
y 


aa A I RST ee ' : f i SE $ 8 n i l : i ' u, en 
hal 8. Juni. © T 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 2383 > ner Te i 
= = ————- Se ae 
i - i i i 5 ; z B a ; i , l a S En ae IA 2 HE REN er, 
pr denen von Hansen und Leup old.?) durchaus vorhanden | das realisierende Moment bilden. Ihnen paßt sich- der Organis- pore pedan z 
Saf- zu sein scheint, RE EE A En RR N E | mus durch zweckmäßige Reaktion an, das heißt er besitzt die » ah 
hai Ersterer hat bekanntlich festgestellt, daß sich in am y- | Fähigkeit, im Sinne der Selbst- und Arterhaltung mit im Verhält- nl 
mè “ . loiden Organen eine Vermehrung der Chond rol- | nis'zum vorhändenen Material geringstem Kraftaufwand auf die Pla 1. 
m | tinschwefelsäure findet, ohne daß aber, wie | Reize der Umwelt zu reagieren. Müßten wir doch sonst in der et 
iel man frühe rangenommen hat te,.d ie Chondroit in- | Urzelle schon die fertige Anlage für. alle heute bestehenden Er- . G EE 
al schwefelsäure ein Bestandteil des Amyloids | scheinungen im Organischen voraussetzen, die sich im Laufe der Be 
iit selbst ist. Letzterer, der eine neue mikrochemische Lösungs- | Zeit allmählich programmäßig spontan ohne Hinzutreten äußerer EURER: 
ri . möglichkeit für Amyloid ` angibt, und es dadurch vielleicht auch | Faktoren nur zu entfalten brauchte. Eine solche Theorie müßte Erd 
ale _ der chemischen Forschung zugänglicher macht, bestätigt nach seinen | als.mystisch-phantastisch entschieden zurückgewiesen werden, ahb- . 7 Ne. 
ad Untersuchungen die Bedeutung des Schwefels für die Amyloid- | gesehen davon, daß es sehr bequem ist, sich-auf diese Weise mit BERGE 
er entstehung und kommt zu der Auffassung, daß bei chronischen | dem Entwicklungsproblem auseinanderzusetzen. Ä | s SEHEN 
Eiterungen, als mit starkem Eiweißzerfall einhergehendem ‘Als äußere Verhältnisse der Umweltsfaktoren, ‘die für die f ER 
~ Prozeß, ein zur Bildung von Amyloid befähigter Eiweißkörper an das | Entstehung von Mutationen in Betracht kommen können, müssen HE URGES 
Blut abgegeben wird. Zum Zustandekommen der Amy- | die von Verworn àufgestellte Reihe der chemischen, osmoti- m nA o 
= loidose ist aber nach seiner Auffassung weiter eine In- | schen, mechanischen, thermischen, photischen und. elektrischen pt 
~ suffizienz der Organe bezüglich der Schwefel- | Reize gelten, Es sind nun zwei Formen der Wirkungsweise dieser Eu 
-ausscheidüng nötig, die zur Speicherung gepaarter Schwefel- | Faktoren denkbar. Entweder entstehen die Mutationen durch Ba a 
säure in diesen Organen führt. Von einer bestimmten | direkte Wirkung auf den ganzen Organismus, sie verändern diesen | Be a 
. Konzentration an fällt dann nach den Gesetzen | und zugleich auch mit ihm die Keimzellen,.'oder es wird allein RI 
‚ der Kolloidehemie die Schwefelsäure, die hier- | durch direkte Wirkung auf die Keimzellen selbst eine Verände- "a Pr 
für nach Leupold an’ die Ste lle d es seither | rung der Erbmasse hervorgerufen. . Beide Formen von Mutationen 1 pey Bee. 
supponierten Ferments tritt, dieim Säftestrom | kommen zweifellos in der Natur vor.. Nur der erste Fall: würde TE 
kreisende Substanz gerade in den für dieSchwefel- | eine Vererbung einer erworbenen Eigenschaft darstellen, und zwar eh 
ausscheidunginsuffizient gewordenen Organen | auch nur dann, wenn gleichsinnige Veränderungen bei Eltern und hi kean on 
‚als Amyloid aus. nr Be = | Kindern auftreten ohne Fortdauer des verändernden Reizes bei M pA E 
YE = . Man könnte demnach unsere Resultate'mit | der. Descendenz. N D a E a Bi Kills. ® 
. ähnlichen durch den Krieg oder die Kriegser- | Wir sehen also, daß von der Zahl der Mutationen nur ein a.) 
nährung geschaffenen Bedingungen, etwa ver- | bestimmter Teil zu unserer Frage in Beziehung steht. ` a, 
me hrtem Eiweißzerfall bei glei chz eitig er Stör ung |. An einem. glänzenden Experiment, das von Tower an- : i íl PAI. 
i . desSchwefelstoffwechsels im Sinne einer Speicherung | gestellt wurde, möchte ich zeigen, daß die Unterscheidung: zwi- in, ©. 
| ‚von Schwefel in Organen, in Beziehung bringen, wenn | schen den’ angegebenen zwei Wirkungsmöglichkeiten bei der Ver- apposti 
i wir auch nicht behaupten wollen, daß damit allein die Amy- | änderung des: Idioplasmas, kurz Idiokinese (Lenz) genannt, oft | RR 
) loidablagerung erklärt werden kann. Wir sind uns bewußt, daß | sehr schwierig, ja fast unmöglich ist. - -.. | an ee i 
| ‚unser Material zur Klärung dieser Frage zu klein und vieldeutig | Bekanntlich hat Tower durch äußere Reize — er -wandte 1 
| ‚Ist, und daß der Zufall eine Rolle gespielt ‘haben kann. Da wir | in erster Linie Erhöhung bezw. Herabsetzung der Temperatur Re S R 
| .. aber in der uns zugänglichen physiologisch- und pathologisch-chemi- | oder Vermehrung bezw. Herabsetzung des Feuchtigkeits- RE 
; ‚schen Literatur nichts gefunden haben, was unserer Fragestellung | gehalts der Luft-an — bei der Käfergattung Leptinotarsa Ver- . E RER 
= widerspricht und das ‘Wesen der Amyloidoseerkrankung nach wie | änderungen erzielen können, die in einigen Fällen ohne Fortdauer u Alena 5: 
' vorin Dunkel gehüllt ist, so schien es uns berechtigt, die Amy- | des Reizes sich bei den Nachkommen wiederum zeigten. pe 
loidosefrage auch einmal wieder von allgemeineren Gesichtspunkten, Eine mäßige Einwirkung beider Arten von Reizen, sowohl oi 
die das klinische Interesse mehr in den Vordergrund rücken, zu | der positiven wie der negativen, bewirkte eine Zunahme der Pig- AR 
5 mentierung, sie erzeugte einen mehr oder weniger ausgesproche- Ok: 
NH 


nen. Melanismus. Bei weiterer Steigerung der Reize nahm: die 

. Wirkung sukzessive ab, bis sie an einem bestimmten . Punkte zu 
Null wurde und dann in das Gegenteil umschlug. Es trat also 

dann ‘eine Abnahme der Pigmentierung im Verhältnis zur Norm 

auf, bis schließlich ein stark ausgeprägter Albinismus resultierte, 

Mit dem Melanismus Hand in Hand, gehend trat meistens eine, 


wenn auch geringe Zunahme der Körpergröße auf. 


= betrachten, nn | 
0, Den ‚Zweck. dieser kurzen Mitteilung halten wir, wie wir 
| eingangs bereits .hervorhöben, für erreicht, wenn von anderer Seite 

noch weiteres Material beigebracht und zu der von uns aufgewor- 


 fenen Frage Stellung genommen würde, 


Tower konnte nun aus den mannigfach verschiedenen 
. Versuchen folgende Feststellungen machen (Sem on): „1. Wenn 
er die betreffenden Reize während der ganzen Entwicklung bis 
zum Ausschlüpfen .oder auch nur während des Puppenstadiums 
allein wirken ließ, die Käfer aber nach dem Ausschlüpfen während 
der Wachstumsperiode ihrer Keimzellen den betreffenden’ Ein- 
wirkungen entzog und unter normale. Bedingungen brachte, so 
zeigte ihre Nachkommenschaft, falls unter normalen Bedingungen - 
aufwachsend, keine Spur von Farbenveränderungen, welche am 
Kleid ‘ihrer Eltern zutage getreten waren. Sie zeigten sich auch 
dann nicht, wenn man das gleiche Verfahren in einer ganzen 
Reihe von aufeinanderfolgenden Generationen wiederholte. -~ 
2. Wenn er die Versuchsöbjekte nicht.während der Wachs- 
-cta Be mäh /  Vollkomn tums- und Reifeperiode ihrer Keimzellen den Reizeinflüssen ent- 
wirken ‚Linie auf diese erblichen Mutationen infolge direkter Be- | zog, sondern diese fortwirken ließ, so traten bei der. Nach- 
al ung zurückzuführen. Gerade auch die am Organischen über- ' kommenschaft dieselben oder doch.sehr ähnliche Abweichungen: 
Fu nuage tretende zweckmäßige Beschaffenheit, Organisation und | der Färbung sowie der Größenverhältnisse auf, wie sie unter 
Tin tion in Rücksicht auf die Umgebung ist dazu angetan, diese | diesen Umständen am Körper der Eltern zutage getreten waren. 
‚U6orie wesentlich zu stützen. Zweifellos. wurzelt im Orga- 3. Wenn er die Elterngeneration. während ihrer P iE 
nischen fest die Möglichkeit oder die Tendenz zur Entwicklung TE zaini PR ; uppen | 
und. Vervolik öglichkeit oder die a e Ge zum periode nicht den Reizeinflüssen aussetzte, so entwickelte sie sich i 
großen Tr; ommnung, aber diese wird in Ihrer Juchtung zum | natürlich zu Käfern, die in ihrer ‚Färbung‘ nicht von der Norm 
u bedingt durch die Wirksamkeit äußerer Faktoren, die | gpwichen. ~ Exponierte er nun solche ausgeschlüpften und für 
„ ,. ) Die Untersue rr r einen Bacillus der Fried- ihre Person nicht mehr in ihrer Färbung veränderbaren Käfer . 
Hadergruppe als en a anspricht, sind. zu wenig während der W an m) eriode ihrer Keimzellen den 
pe ündet, ‚sodaß wir sie hier außer Betracht lassen können. Wir Reizen, so. zeigten sich die er und Enkel. dieser normal. ge- 
emerken nur, daß wir bei bakteriologischer Untersuchung eines Teils | färbten Käfer melanistisch,- bezw. albinistisch, sowie in. ihren 
üserer Fälle Franks Befunde nicht bestätigen konnten. ‚| Größenverhältnissen verändert.” . us ze 


sklinik für Gemüts- u. Nervenkrankheiten, Tü 
=  . (Dir.: Prof, Dr. Ga u p p). 

Zum Problem der Vererbung erworbener 
2 Bigenschaften. | 
ar | Von ` 


. Dr. Hermann Hoffmann, Assistenzarzt. 
u ZZ Gr (Fortsetzung aus Nr. 22.) 


Aus der Universität bingen 


ne 


-50 wäre also in der Phylogenese im Gegensatz zum Prinzip 
der Selektion des Darwinismus nach dieser neuen Theorie, welche 
le Lam ar ck sche Grundidee der Anpassung oder Reaktion auf 
die: Umweltsfaktoren wieder aufgenommen hat, die Abänderung 

der Arten, die allmähliche -Entwicklung zu Vollkommenerem m 


t 
| 


N l : ll 
| 
g i i 
l a | 
Kt 
zi I) 
de: 1 


. sich durch den Reiz beeinflussen lassen. Es erfolgt keine Ände- 


-dehnung der Versuche über mehrere Generationen konnte dies 


: das Entwicklungsstadium nicht intensiv genug, um mit dem Soma 


‚somit auch veränderten Keimzellen auch auf die -Nachkommen 


kommen auftritt. Also liegt hier entweder wiederum eine direkte 


62. u 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 23. 


8. Juni. 


Hinzuzufügen ist noch zu Nr. 3: Die Eierentwicklung bei‘ 
den Käfern erfolgt schubweise in Abständen von vier bis zehn 
Tagen. Wirken die Reize auf die voll entwickelten Tiere nur 
während der ersten Hälfte der Fortpflanzungsperiode ein, so sind 
nur die aus dieser Zeit entstandenen Nachkommen verändert, 
nicht aber die Nachkommen der später gereiften Eier und ebenso 
umgekehrt, =; 
= Aus dieser Versuchsreihe sind zwei entgegengesetzte 
Schlüsse gezogen. Ein Teil der Forscher, so Tower selbst, hat 
sie als Beweis für die direkte Wirkung auf die Keimzellen selbst 
hingenommen, der andere, unter ihnen vornehmlich Semon, 
hat in ihr einen ganz klaren Fall von Vererbung somatisch er- 
worbener Eigenschaften gesehen. | zu 

Wie ist ein derartiger Zwiespalt möglich? 

l Das Ergebnis Nr. 1 zeigt, daß.die Käfer im Entwicklungs- 
stadium, das als besonders sensible Periode aufgefaßt werden muß, 


in scharfsinniger Weise ausgeführt wurden, und die nach meiner 
Ansicht sicherlich nur für die „Vererbung erworbener Eigen- 
schaften“ nach unserer Definition sprechen können. 


bensbedingungen Farbenveränderungen bei Salamandra maculosa 
durchzuführen und auf die Nachkommen zu übertragen. Die 


von Grundfarbe und asymmetrisch gelb gefleckt. Durch Haltung 
auf gelber 'Lehmerde konnte er nach drei bis vier Jahren eine 
Zunahme der gelben Flecke erzielen, durch Haltung auf schwarzem 
Grund eine Zunahme des Schwarz. Die Farbänderung wird durch 
die Wirkung der Bodenfarbe auf die Augen vermittelt, wie Kam- 
merer durch Kontrollversuche mit geblendeten Tieren nach- 
wies. Die Nachkommen dieser Tiere zeigten regelmäßig eine 
gleichsinnige Abänderung wie die Eltern, auch wenn sie unter 
den entgegengesetzten Bodenverhältnissen geboren waren. Diese 
Tatsachen stehen absolut fest und werden auch von Gegnern der 
„Vererbung erworbener Eigenschaften“ anerkannt. Es ist wohl 
selbstverständlich, daß hier eine direkte Wirkung auf die Keim- 
zellen auszuschließen ist. Die Wirkung auf dieselben konnte 
vielmehr nur durch Vermittlung des elterlichen Somas eintreten, 
wie ja die Kontroliversuche mit geblendeten Tieren einwandfrei 
zeigen. Abgesehen von den allgemeinen Einwänden, von denen 
wir schon anfangs hörten, die gegen alle Versuche vorgebracht 
wurden, haben gerade diese Versuche mit Salamandra noch eine 
andere Deutung erfahren, die unserer Auffassung entgegensteht. 
Lenz ist der Ansicht, daß es sich in vorliegendem Falle nicht 
um eigentliche Vererbung, sondern um eine Nachwirkung von 
Modifikationen handelt, wie auch E. Baur angedeutet habe. 
Unter Modifikationen versteht man in der Erblichkeitslehre im 
Gegensatz zu den Mutationen solche Abänderungen, die nur den 


rung der unter normalen Bedingungen aufgewachsenen Nach- 
kommen. Selbstverständlich weil ja zur Zeit der Bildung der 
neuen. Keimzellen der Reiz nicht mehr einwirkte, diese also nicht 
verändert werden konnten, wird von beiden Seiten behauptet. 
‚Würde aber eine dauernde Allgemeinveränderung des 
ganzen Individuums, durch den Reiz bedingt, vorliegen, so müßten 
die Nachkommen ebenfalls verändert sein. Auch durch Aus- 


nicht erzielt werden. Also ist entweder die Einwirkung nur über 


zugleich auch das Idioplasma der Keimzellen zu verändern, oder 
ist eine Idiokinese nur durch direkte Wirkung auf die Keimzellen 
in vorliegendem Falle möglich. 

Das Ergebnis Nr. 2 zeigt, daß bei dauernder Reizeinwirkung 
auf die Eltern diese. sowohl als auch die Kinder gleichsinnig ver- 
ändert werden. Die, Abänderung der Eltern ist nach dem ersten 
Ergebnisse selbstverständlich; die gleichsinnige Veränderung der 
Nachkommen könnte also auf direkter Keimesbewirkung beruhen. 
Mit gleichem Rechte könnte man jedoch annehmen, daß infolge 
der dauernden, also intensiveren Reizeinwirkung auf die Eltern 
eine dauernde Veränderung derselben vorliegt, die sich durch die 


Abänderungen des Idioplasmas, der Erbmasse, begründet. Die 
Mutationen sind also erblich, wie wir schon hörten, ‘die Modi- 
fikationen nicht. Begrifflich ist diese Trennung vorläufig sicher 
noch zu machen; es ist jedoch schon öfter darauf hingewiesen 
worden, daß wohl oft nur graduelle Unterschiede vorliegen. 
Lenz nimmt nun als Grund für die Farbenänderung der 
Salamander eine Änderung des Chemismus im Organismus an. 
„Es ist sehr wohl denkbar, daß die chemischen Stoffe, deren Auf- 
treten mit der Farbenänderung der Salamander zusammenhängt, 
auch auf die Keimzellen und damit auf die Nachkommen über- 
gehen, ohne daß das Idioplasma dabei geändert wird. Es würde 
sich also um eine somatogene Übertragung von Modifikationen 
handeln.“ Nach welchen Argumenten unterscheidet man im em- 
zelnen Falle zwischen erblicher Mutation und einer auf die Nach- 
kommen übertragenen Modifikation? Bei beiden findet eine Über- 
tragung von gleichsinnigen Veränderungen durch die Keimzellen 
statt, bei dieser angeblich durch chemische Stoffe, bei jener durch 
das Idioplasma, dessen Änderung aber doch letzten Endes auch 
eine chemische sein muß. Bei der eigentlichen Vererbung würde 
in unserem Falle durch das Idioplasma die Fähigkeit übertragen, 
den im Elternorganismus veränderten Chemismus wieder zu er 
zeugen. Niemals finden sich ja somatische Eigenschaften als 
solche in den Keimzellen vor, sondern immer nur die Anlage ZU 
ihnen. Bei der Übertragung von Modifikationen nach Auffassung 
von Lenz würden die chemischen Stoffe wohl kaum als Fremd- 
körper in den Keimzellen zu denken sein, vielmehr müßte mai 
| meiner Ansicht nach annehmen, daß diese durch ihre Anwesen- 
heit eine Änderung des Gesamtchemismus der Keimzellen be- 
wirken würden, von der auch das Idioplasma bei seinem innlgeN 
Konnex mit dem umgebenden Ernährungsplasma kaum in semer 
Struktur verschont bleiben würde. -Nur wenn die betreffenden 
Stoffe fest mit dem Idioplasma verkettet wären, wäre doch wo? 
ihre gleichmäßige Verteilung auf jede einzelne Zelle im Laufe 
der Entwicklung möglich. Im anderen Falle 
Erachtens kurzerhand in der Ontogenese durch den Stoffwechsel 
als artfremd ausgeschieden werden. Ich glaube, daß die aufer- 
ordentlich geringe Menge von chemischen Stoffen, die in einer 
Keimzelle als Ursache für die Übertragung der Modifikation nieder- 
gelegt sein könnte, niemals eine dauernde Veränderung der 16- 
mischen Organisation des sich entwickelnden Individuums hervor- 
zurufen vermag, wenn sie nicht, wie gesagt, fest mit dem Idio- 
plasma zusammenhängen. Dann würde aber wiederum eine I 10- 
kinese vorliegen. Demnach würden also letzten Endes beide u 
gänge auf eine Änderung des Idioplasmas hinauslaufen und SiC 
mit der Vererbung erworbener Eigenschaften decken. 


übertragen hat. 


Aus Ergebnis Nr. 3 können wir ersehen, daß der erst auf die 
schon voll entwickelten Tiere einwirkende Reiz keine sicht- 
baren Veränderungen an ihnen erzeugt, trotzdem aber eine den 
vorigen Ergebnissen entsprechende Veränderung bei den Nach- 


Wirkung auf die Anlage in den Keimzellen vor oder sind die 
Eltern trotz gleicher äußerer Färbung doch irgendwie in ihrer 
Struktur verändert, sodaß ebenfalls die Keimzellen gleichsinnig 
von der Veränderung betroffen wurden; jedoch kann diese wegen 
der schon ausgebildeten starren Cuticula nur nicht sichtbar wer- 
den, also keine Farbveränderung mehr hervorrufen. Beide Auf- 
fassungen lassen sich auch mit den Versuchen bei den verschie- 
denen Reifeperioden der Keimzellen in Einklang bringen. Falls 
jedoch eine allgemeine, äußerlich unsichtbare Veränderung der 
Eliterntiere angenommen wird, kann diese natürlich nur vor- 
übergehender Natur sein; andernfalls könnten bei der zweiten, 
Fortpflanzungsperiode keine normal gefärbten Nachkommen ef- 
stehen. Einwandfrei beweisen die Versuche, daß eine dauernde 
Änderung der Struktur nicht stattgefunden hat. Es bleibt nach 
alledem unbenommen, die Towersche Versuchsreihe als Beweis 
für die Vererbung einer, wenn auch vorübergehenden somatischen 
Veränderung anzunehmen, die allerdings bei den voll entwickelten 
Tieren keine sichtbaren Veränderungen mehr bewirken konnte, 
wie bei .denselben Tieren im Entwicklungsstadium. Mit dem 
gleichen Rechte kanm man aber in diesen Versuchen ein Beispiel 
für die direkte Einwirkung auf die Keimzellen sehen. Ich halte 
letzteres für wahrscheinlicher. Wenn auch Semon gegen diese 
Form der Wirkungsweise anführt, daß jegliche Reize der Umwelt 
die Keimzellen im Verhältnis zum Soma. immer nur in stark ab- 
geschwächtem Maße treffen, so ist dies einmal sicher nicht bei 
allen Lebewesen gleich; außerdem könnten gerade abgeschwächte 
Reize genügen, um ‘den feinen Aufbau der Keimzellen in ihren 
labilen Elementen aberrativ zu beeinflussen. Man sieht jedenfalls 
aus alledem, wie unendlich vorsichtig man in der Schlußfolgerung 
aus Ergebnissen selbst glänzend angestellter Versuche sein muß. 

° Spärlich sind bis jetzt die positiven Zuchtergebnisse, 
die eine einigermaßen einwandfreie Deutung zulassen. Ich möchte 
hier nur kurz auf zwei besonders charakteristische Versuche ein- 


ome mm — 
en — nn u 


gehen, die von dem hervorragenden Experimentator Kammerer 


Kammerer vermochte durch Veränderung äußerer Le- 


Feuersalamander in der freien Natur sind bekanntlich schwarz: 


somatischen Teil des. Körpers betreffen, diese aber liegen ja in 


würden sie memes 


` -statt entgegen der. normalen Gewohnheit. 


‚zeigte sich, daß bei genügender Festigkeit der Instinktsänderung ; 


Nachkommen von Eiern, die den Männchen gewaltsam abg 


folgenden Generationen Spaltungserscheinungen auftreten 


then recessiv. - 


er Kt g nn et er un I Hi 
ee ir! sepen AT ; m uw E ' ie en 5 De a ' : - : í 
z ee ; 4 u re j p ? | . $ y i BER ` : 
k x i 3 . u i ® A 
© > 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK —.Nr. 23.. 563. 


‘Mir erscheint es zweckmäßiger, an der alten Begriffsbestim-. 
mung der Modifikationen: als der rein somatischen Veränderungen 
ohne Zeichen von Vererbung oder Übertragung festzuhalten. Ich. 
bleibe daher bei der Ansicht, daß die K.a m m er er schen Experi- 


mente mit Salamandra, nur als ein Fall von Vererbung. erworbener - 


Eignschaften zu deuten sind. Ebenso eine andere Versuchsreihe 
desselben Experimentators, die deswegen besonders interessant ist, 
weil sie eine durch äußere Einflüsse bewirkte Instinktsänderung 
und ihre Vererbung beweist, Die Geburtshelferkröte, Alytes 'ob- 
stetricans, hat die Gewohnheit, ihre Eier nicht, wie andere Kröten, 
ins Wasser abzulegen, sondern das Männchen nimmt noch auf 
dem Lande, nachdem es. die- Laichschnur aus der Kloake des 
Weibchens herausgezogen hat, dieselbe an sich, befestigt sie an 


©. seinen Hinterbeinen und trägt sie so lange mit sich herum, bis die 
' Eier zum Ausschlüpfen reif sind. Dann erst pflegt sich das 
- Männchen ins Wasser zu begeben, wo die Larven ihre Hüllen 


sprengen. Durch Einwirkung. Yon hoben Temperaturen (25 bis 
30°C) veranlaßte Kammerer die Tiere, sich schon vor der 


- Begattung ins: Wasser zu begeben; wahrscheinlich taten sie dies 


- instinktiv, um damit eine zu große Austrocknung der Haut zu 
umgehen. Im Wasser fand dann auch die Begattung und Eiablage 
Da die Laichschnur 

im Wasser sofort Quellungserscheinungen zeigt und ihre Klebrig- 
keit verliert, sind die Männchen nicht in der Lage, dieselbe, um 
ihre Schenkel zu wickeln. Infolgedessen geht die Entwicklung 


= der Eier ohne Brutpflege von Anfang an im Wasser vor sich. 
Ä Durch wiederholte derartige Behandlung, die über mehrere Gene- 
 rationen ausgedehnt werden mußte, konnten die Tiere an das 


Aufgeben ihres normalen Brutinstinktes gewöhnt werden und es 


bei den Eltern die unter normalen Bedingungen aufgewachsenen 
Nachkommen bis zur Enkelgeneration diese Änderung.als erblich 
übertragen beibehielten. Dann trat allerdings allmählich wieder _ 


ein Zurückkehren zum ursprünglichen, normalen Instinkt ein. Die 
enom- 


‚men waren, zeigten diese Instinktsänderung nicht. 
~ „ Außerst bemerkenswert ist An weiteres Ergebnis, daß näm- 
lich bei Kreuzung von normalen und abgeänderten Alytes in den 
die 
= ’ . 
“durchaus den Mendelschen Regeln entsprechen. ge 
Es ergab.die Kreuzung zwischen normalen‘ Männchen und 


abgeänderten Weibchen in der ersten Generation normale Kinder, 


Männchen wie Weibchen; bei Kreuzung zwischen diesen kam je- 
‚doch in der Enkelgeneration die Abänderung bei etwa einem 


Viertel wieder zum Vorschein. Abb. 1 zeigt, wie nach den Men- 


delschen Gesetzen der Vorgang zu.denken. wäre. . Die Abände- 
fung beim Weibchen . verhält sich gegenüber den normalen ‘Männ- 


3 i 
O Normal. - ER 
oœ Dominant Homozygot,. 


E i R ; Ab eändert. © `~' 
k 2 bi © Hecessiv Homozygot. 
O @ O è B S o® | Q) Äußerlich normal, n 
nots | Anlage zu „abgeändert“. 
Dominant Heterozygot. 
I. O Sa | 
885 0 A. 
~~“ 00. O00 90 a 


scha Ein entgegengesetztes Ergebnis zeigte die Kreuzung. zwi- 
| alt a geänderten Männchen und normalen Weibchen, hier men- 
~y (ie Abänderung dominant. In der ersten Generation fanden 


S ’ -PRAE Di Tes D . 3 Y 
_ Sch nm Individuen, Männchen :wie Weibchen, die zwar „abge- 


tee waren, die Anlage zu „normal“. jedoch in sich- tragen 
en, sodaß in der Enkelgeneratiön die typische Spaltung fuf- 


trat (Abb. 2), 


lich 2 Ds diese Spaltungserscheinungen beweisen sehr deut- 
iegen al hier ein Neuerwerb, eine Änderung-des Idioplasmas vor- 
“n Muß. Es kann kaum ein anschaulicheres Beispiel für die‘. 


Eaa 61 worbener Eigenschaften“ geben, als diese Versuchs- 


| 
| 


reihe. Für den Einwand, daß hier ein Rückschlag auf Atavismen 
vorliege, verweise ich auf den Anfang unserer Ausführungen. 
Andere, 'stichhaltige Bedenken können' wohl: nicht -erhoben wer-’ 
' den; die direkte. 

teres fort. Zu š We a ee ET et 
~ — Aug den beiden angeführten positiven Zuchtversuchen geht 
einwandfrei jedenfalls so viel hervor, daß man in der Biologie 
sicher mit der Möglichkeit.der „Vererbung er- 
worbener Eigenschaften“ rechnen muß ent- 
gegen der Ansicht der Anhänger Weismanns, 
der Selektionisten. Sie nicht anerkennen wollen, ist. nur 
möglich, wenn man von einer auf vorgefaßten Meinungen beruhen- 
den Theorie ausgeht und danach die Empirie beurteilt wissen will. 
In beiden vorliegenden: Fällen sehen wir, daß eine ‘individuelle, 
wenn auch durch mehrere Generationen hindurch erzielte Reiz- 
‚wirkung sich. durch die Keimzellen auf: die Nächkommen über- 
trägt, in dem einen Falle die Farbänderung, im anderen Falle die 
Instinktsänderung. Eine direkte Wirkung- auf die Keimzellen ist 
-beidemal ausgeschlossen. Der Nachweis der ‘Mendelschen 
Spaltungsregeln im zweiten Fall ist besonders wichtig, weil daraus 
. vorhandener Neuerwerb in den Keimzellen aufgetreten ist. Dies 
wird niemand leugnen können.. EU LEE BAT 
` - Liegt, es'nicht. sehr nahe, angesichts des zweiten Versuchs 
anzunehmen, daß viele.von. den heute bestehenden, fest fixierten, 
erblichen Instinkten in der Tierwelt, die sich den Bedingungen 
der Außenwelt anzupassen ‚scheinen, früher einmal auf dem Weg 


I aufgezwungener Gewohnheiten unter. dem -Einflusse der. Umwelts- 


faktoren entstanden sind? -Ich.erinnere nur an den. Verlust der 
Scheu vor den Menschen bei vielen domestizierten Tieren im Ver- 


hältnis zu den ihnen stammverwandten wild lebenden Arten oder | 


an die. Resultate ‘der Dressur, die bei manchen Tieren einzelne" 
ihnen ursprünglich. nicht eigene Instinkte: im Laufe von Gene- 


rationen zur Entfaltung gebracht hat. Doch ist: das Gebiet ‘der 


Phylogenese, welches, immer nur’ auf Grund von mühsamen Ex- 


perimenten nach und nach theoretisch. erschlossen werden kann, 


derartig kompliziert, daß man niemals sich auf.ein Prinzip, eine 


| Formel festlegen sollte, mit der man des Rätsels Dunkel erhellen - 


zu können glaubt. Es scheint mir, daß sowohl die Selektion. wie 


auch die ursprünglichen Lamarckschen Ideen des Gebrauchs _: 
und Nichtgebrauchs,. ferner die „Vererbung erworbener Eigen- 


schaften“ neben der direkten Beeinflussung: :der Keimzellen zu 


anstatt die einzelnen Theorien gegeneinander auszuspielen und sie 
in durchaus einseitiger Weise zu. verallgemeinern, wenn man sie 
‚in mehr harmonischer Weise zu vereinigen suchen und im einzel- 
nen a den betreffenden möglichen Wirkungskreis abgrenzen 
würde. 2 u werd 2 


t 


| iS O Normal, REN U, 

i | TE - Recessiv Homozygot: 
Fa @ Argeiüdert. Ei 
Dominant Homozygot.“ . 


PER 
ten, 


» 


oO .Äußerlich abgeändert; | 
u '_ Anlage zu „normal“. - 
Dominant Heterozygot.. 


Abb. 2. 


< "Wie überall, so herrscht denn auch in der Frage, wie man 


sich die. Vererbung erworbener,. Eigenschaften, das heißt also’ die 


Vererbung einer Reizwirkung auf die Nachkommen eigentlich zu 
denken habe, der lebhafteste Widerstreit der Ansichten. . ° .. 

‚Die Verhältnisse im Keimpläsma sind äußerst dunkle; was 
für eine morphologisch-chemische Struktur im einzelnen Fall in 


ihm. besteht, was .in ihm vorgeht, entzieht sich noch absolut 


unserer Kenntnis. Wir wissen, daß die Keimzellen einer Art eine 


bestimmte specifische Organisation haben, sich von denen an- 


derer Arten unterscheiden und.reden deshalb von Artzellen. Wir 


reden von der Keimesanlage öder. allgemein von der Anlage, . 


Wirkung. auf. die. Keimzellen' fällt ohhe wei- 


hervorgeht, daß: auf dem.Weg über das Soma’ein früher nicht 


Reclit besteht.. Es würde für die Wissenschaft fruchtbarer sein, 


a 
eaba a 
E Ea 


-X 


i e.no are a 
SEY Lire ate Irk 


. 


' AS 

Dr y mae a 

an 7 nö 
N 


akea a TA 


unge 
Ne 


en? 
I x Sr He, 


pe re 


r 
TA 
Pa i 
A 


RES 


Arts 


Neiissaiıe 


me w a 
TT EFES" a 
tem i, 


L a 
IRRE 
en 
b 


"Er GT 0 
ern 
- 


Aa 


ga 
XI 


2 en 


tering ya 


NS 
Ss 
a emate ai mam 


rn 


DE AR 
zum an 


En en m pe 
~ LE en E7E DA 
BER ; R r 


una 


nenn Zn x 
RT Termin IST 
MENT 


=- 


ER SER 
2 US 


u L, 


“rn 
1na 


Br sen a 


PEA a 


Fee 
IN 


en a 


Bm 0 
"s g 


m 
Bes 


Se. a 


nn an ne 
ua Tmp m 


-æ 


eng 


ee 


JA 


na 


mm. 
a are 


~A 


Taiti =, 


X7 


ye 


DECA 


puppes 


Na 
Saa, 


3. 


EN 


SEEN EEE 
g ET 


en 
ing rt: 


LE 
E 
$ +a AA 


- an za 


Re 


.. 


R I 
Ne A 


4 
a , 

F rt 
r g [3 


we 
b 


‘ die spätere Entwicklung zu sehen haben. 


darstellt. 


564 


wodurch nur ausgedrückt ist, daß wir in ihr die Ursache für 
Wir müssen. aus der 
individuellen Verschiedenheit der Vertreter innerhalb einer Art 
wiederum auf eine ganz bestimmte strukturelle Organisation des 
einzelnen Individuums schließen im Verhältnis zu anderen In- 
dividuen derselben Art. Mehr wissen wir jedoch nicht. Even- 
tuelle Änderungen des Idioplasmas müssen natürlich sich letzten 
Endes auf morphologisch-chemische Veränderungen desselben zu- 
rückführen lassen, wir können sie vorläufig nur im Laufe der 
Entwicklung an ihren Wirkungen feststellen. Wie nun eine solche 
Idiokinese auf dem Weg über das Soma zu, denken wäre, was für 
Wirkungen es sind, die von den somatischen Reizwirkungen aus- 
gehen und eine ganz bestimmte Abänderung der Keimesanlage 
hervorrufen; wir stehen vor einem Rätsel. Die Theorie hat 
selbstverständlich nicht vor diesen Schranken der Empirie halt- 
machen können. Man bemühte sich, diese unbekannten Vorgänge 
sich gedanklich zurecht zu legen, um sich ein annähernd klares 
Bild wenigstens theoretisch machen zu können. So sind es vor- 
nehmlich zwei Hypothesen, die für die „Vererbung erworbener 
Eigenschaften“ aufgestellt sind. | 
Einmal die Theorie der sogenannten Parallelinduktion, die 
vor allem von Weismann und seinen Anhängern vertreten 
wurde. Sie bebauptet, daß immer nur scheinbar eine Ver- 
erbung erworbener Charaktere vorliegt, sie vielmehr durch eine 
körrespondierende Wirkung auf das Soma und die Keimzellen vor- 
etäuscht werde. Diese Auffassung schiebt also der direkten 
eimesbewirkung die Ursache für die Vererbung gleichsinniger 
Abänderungen bei den Nachkommen zu. Bei den Towerschen 
Experimenten ist, wie wir gesehen haben, ein derartiger Vorgang 
denkbar. Diese Theorie scheint auch sonst durch manche Tat- 
sachen in der Biologie gestützt zu werden; ich erinnere an die 
bekannten, erblichen Temperaturaberrationen, die bei Schmetter- 
lingen von den verschiedensten Forschern erzielt worden sind, 
die alle durch diese Theorie eine sehr wahrscheinliche Erklärung 
gefunden haben. i 
Dio andere Hypothese, die sogenannte somatische Induktion, 
vor allem von Seim on vertreten, zerlegt den Vererbungsvorgang 
bei der Übertragung von Reizwirkungen in zwei Perioden. Zuerst 
wird durch den „Originalreiz“ eine bestimmte lokale Veränderung: 
des Somas hervorgerufen, dann wird durch einen „Leitungsreiz“, 
wie Plate ihn nennt, diese lokale Veränderung auf dem Weg 
über das Soma auf die Keimzellen übertragen, in denen er eine 
gleichsinnige Veränderung durch Entstehen einer neuen bezw. 
Verlust einer früheren Anlage bewirkt. 

. Beide Theorien haben einen Nachteil. Die Parallelinduktion 
trifft vielleicht für manche Fälle zu, hat aber eigentlich mit un- 
serer Problemstellung streng genommen nichts zu tun; denn alle 
Tatsachen, die auf Parallelinduktion zurückgeführt werden 
können, stellen keine Vererbung erworbener Eigenschaften dar. 
Für die beiden genannten Kammererschen Versuche kann 
sie als Erklärung sicherlich keine Anwendung finden, da wir ja 
die direkte Wirkung auf die Keimzellen ausschließen konnten. 

Die somatische Induktion andererseits, die nach ihren Ver- 
‚tretern für unsere Fälle angewandt werden soll, gerät durch große 


theoretische Schwierigkeiten mit dem üblichen naturwissenschaft- 


lichen Denken in Konflikt. Es ist schwer vorstellbar, wie eine 
lokale Veränderung des Somas sich auf dem Wege des Leitungs- 
reizes den Keimzellen mitteilen soll, das heißt in der äußerst 
feinen Struktur der Keimzellen minimale den somatischen lokalen 
Eigenschaften entsprechende Abänderungen der ‚Keimanlage be- 
wirken soll. Es müßte also eine neu erworbene Eigenschaft A in 
der Erbsubstanz des Keimplasmas eine veränderte Anlage B her- 
vorrufen, die natürlich von jener wesensverschieden sein muß. 
Dieses B dürfte aber keine zufällige Beschaffenheit haben, sondern 
müßte so beschaffen sein, daß es seinerseits bei den Nachkommen 
wieder die Eigenschaft A hervorrufen würde. Man könnte also 
hierfür folgenden Kausalnexus aufstellen (Häcker). Wir wollen 
nach ihm die Kette der Ursachen und Wirkungen, ‚die im elter- 
lichen Organismus von der Abänderung A zur Keimzellenvaria- 
tion B führen, mit x-y-z, und die Ursachenreihe, die zwischen der 
Variation B und der Entfaltung des äußeren Merkmals A besteht, 


mit m-n-o bezeichnen, da sie ja zweifellos nicht nur eine Um- 


kehrung der ersten Ursache x-y-z, sondern einen anderen Vorgang 
Wir würden dann die Reihe haben: 


A-x-y-z-B-m-n-0-A. 


Häcker folgert hieraus, daß nur auf Grund ganz zufälliger 
Umstände das Schlußglied A dann und wann’einmal erreicht wer- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


TTWER IE 


8. Juni. 


e u 
a e 


den könnte. Es ist zuzugeben, daß ein Vorgang mit derartigem 
Kausalnexus nur sehr schwer denkbar ist. 
braucht man jedoch die Möglichkeit der „Vererbung erworbener 
Eigenschaften“ nicht aufzugeben. Es könnte doch der Vorgang 


Aus diesem Grunde 


ein ganz anderer sein. O. Hertwig hat zuerst besonders 


nachdrücklich darauf hingewiesen, daß man bei der Vererbung 
neu erworbener somatischer Eigenschaften nicht von einer direkt 
bewirkten lokalen Veränderung reden darf. 
nach seiner Ansicht die Umweltsfaktoren nicht direkt auf die 


Vielmehr wirken 


einzelnen Körperstellen, sondern auf den ganzen Lebensprozeß der 


betreffenden Versuchsobjekte, namentlich auf ihren Stoffwechsel 
und ihre ganze Konstitution ein. Erst durch die im Körper ein- 


getretene allgemeine Veränderung ist auch das Idioplasma vor- 
übergehend oder dauernd beeinflußt und dann in seiner Kon- 
stitution verändert worden. „Zwischen die Reizursache und den 
Reizerfolg schiebt sich die ganze Maschinerie des Organismus mit 
ihrem unendlich verwickelten Kräftespiel.“ Diese Auffassung 
scheint mir durchaus annehmbar zu sein, zumal sie absolut 
dem naturwissenschaftlichen Denken entspricht. Eine Ein- 
schränkung möchte ich jedoch im Gegensatz zu Hertwig 
machen, Ich glaube, daß eine vorübergehende Veränderung des 
Kräftespiels eines Organismus nicht dazu ausreicht, überhaupt eine 
gleichsinnige Änderung des Keimplasmas hervorzurufen, daß viel- 
mehr zu dem Ende eine mehr dauernde Änderung des Somas für 
das Individuum eingetreten sein muß. Die Kausalreihe dieses 
Vorgangs würde sich dann folgendermaßen darstellen: Es würde 
etwa ein Reiz R den Körper in seiner Gesamtheit M, wenn auch 
vielleicht nur in geringem Maße verändern, sodaß daraus der ver- 
änderte Körper N resultiert. Diese Veränderung kann natürlich 
die verschiedensten lokalen somatischen Eigenschaften zur Folge 
haben. Hat der veränderte Körper N dauernden Bestand, so wer- 
den natürlich auch die durch ihn dargestellten Eigenschaften 
morphologisch-chemischer Art in der Keimesanlage vorhanden 
sein, da ich entgegen der Weismannschen Theorie an der 
Korrelation zwischen Soma und Keimzellen festhalte. Von da ab 
deckt sich die Frage, wie aus diesen Keimzellen mit den N-Eigen- 
schaften sich ein dem N-Körp® gleiches Individuum entwickelt, 
mit dem Problem der Vererbung überhaupt. Auf diese Weise 
sind die Bedenken.von Häcker aus der Welt geschafft. Ich 
halte die von H er twig gegebene Theorie der Allgemeinverände- 
rung des Organismus bei der „Vererbung erworbener Eigen- 


schaften“ für die einzig mögliche Erklärung. Sie kann allein voll 
und ganz befriedigen. | (Schluß folgt.) 


Aus der Choleraabteilung des Typhusspitales in Miskolez (Ungarn) 
(Kommandant: Oberstabsarzt I.Kl. Dr. Hermann Gott lieb). 


Seltene Kehlkopfikomplikation eines Typhu 
| | abdominalis. | 


Von j 


Landsturm-Oberarzt Dr. Raimund Romanofski, 
Abteilungschefarzt. 


Zu den schwersten Zwischenfällen, die den Verlauf eines 
Typhus abdominalis komplizieren können, gehören unstreitig die 
mannigfachen Erkrankungen des Kehlkopfes. Seit langem bekannt 
und vielfach beschrieben — Sehrötter widmet in seinen „VOr- 
lesungen über die Krankheiten des Kehlkopfes“ dem Stoffe bereits et 
umfangreiches Kapitel —, kommen sie im allgemeinen doch rech 
selten zur Beobachtung. Meist handelt es sich um Geschwürs- 
bildung, teils primäre Typhus-, teils Decubitalgeschwüre, oder ke 
perichondritische Veränderungen mit Schwellung der Schleimhar 
und der Submucosa. Am seltensten beobachtet wurden Kehlkop!- 
muskellähmungen als Folge einer Neuritis des Nervus recurrens 
oder einer Muskelerkrankung. Einen Fall von isolierter Lähmung | 
des Musculus interarytaenoidei posticus im Verlauf eines Typhus 
fand ich aber in der mir zugänglichen Literatur nirgends erwähnt, , 
und dieser Umstand, sowie der glückliche Ausgang der Erkran- 


kung mag die Veröffentlichung des nachstehenden Falles recht- 
fertigen. 


Honv. T. J., aufgenommen am 8. Februar 1918 mit Te 
dacht. Am 1, Februar von einem Truppentransport, der von der FIT, 
kam, abgeblieben; angeblich bereits drei Wochen krank mit Fieber ni 
Diarrhöen. 25 Jahre alt, groß, kräftig, Ernährungszustand mittel, ei 
sorium etwas benommen, Auskünfte des Patienten sind unklar. a 
peratur 88,8, Puls 100, weich, dikrot; Zunge trocken, Bauch N 
aufgetrieben, nirgends druckempfindlich, Milz perkutorisch etwas 


8, Juni. 


hinfällig, und bekommt am 19. März plötzlich Heiserkeit und Atem- 


-.  Digaleninjektion, hierauf Tracheotomia inferior mit querem Hautschnitt 


ling. Soll die Brust vor dem Stillakt jedesmal besonders vor- 


. und ihrer Umgebung schon während der letzten’ zwei bis vier 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


s 


größert, nicht palpabel; Herz und Lungen ohne pathologischen Befund. 
4. Februar morgens 880, zahlreiche Roseolen an Brust, Bauch und Ober- 
armen, im Urin etwas Albumen, Farbenreaktion nach Wiener deut- 
lich positiv; in der Nacht zwei dünnbreiige, erbsensuppenartige Stuhl- 
gänge; die bakteriologische Stuhluntersuchung ergibt Typhusbacillen ; 
der weitere Krankheitsverlauf zeigt die Erscheinungen eines mittel- 
schweren Typhus. Das Stadium: decrementi beginnt am 25. Februar 
und zeigte tiefe Morgenremissionen, bis endlich am 7. März vollkom- 
mene Fieberfreiheit besteht. Die Widalreaktion zeigte während der 
ganzen Krankheitsdauer hohe Agglutinationsziffern. ` = 

' Der Patient erholt sich ungemein langsam, ist sehr schwach und : 


beträchtliche subchordale Schleimhautschwellung, bellender Husten und 
zäher, glasiger Auswurf. Da Expectorantia und: Bromkali keine Erleich- 
terung bringen, wird der Patient auf eine chirurgische Abteilung trans- 
feriert und dort nach blutiger ‚Erweiterung‘ der bis auf eine feine Fistel 
geschlossenen Trachealwunde wieder eine Kanüle 'eingelegt, die der 
Patient bis, heute trägt. ‚Seither vollkommenes Wohlbefinden. 
Ä Daß es sich in dem soeben mitgeteilten Falle ursprünglich 
‘um eine reine Lähmung handelte, geht. daraus hervor, daß. der 
seit zwölf Tagen  fieberfreie Kranke ganz plötzlich die schweren 
Kehlkopferscheinungen zeigte, ohne daß die Spiegeluntersuchung 
eine entzündliche oder auch nur. katarrbälische Veränderung er- 
kennen ließ, Erst. als nach fast -siebenwöchigem Bestand der 
Lähmungserscheinungen eine akute Laryngitis- dazu kam, traten 
lebensbedrohende Symptome auf, die einen chirurgischen- Eingriff 
notwendig machten. Nach weiteren zwei Monaten, in. der der 
Kehlkopf natürlich wiederholt gespiegelt wurde, zeigte derselbe 
den obigen Befund vom 25. Juli. Die damals beobachtete subehor- 
dale Schwellung dürfte wohl am ehesten -durch : den Reiz ‚von 
seiten der lange Zeit gelegenen Kanüle bedingt sein, ebenso das 
neuerliche Auftreten der Laryngitis subchordalis mit.den folgenden 
Erstickungserscheinungen nach. dem Entfernen derselben am 
-1.20. August. u o i PEE n 

.. ` Nach Grünwald — Atlas der Kehlkopfkrankheiten — ist 
die Lähmung des Musculus cricoarythaenoid. post.. „fast. immer 
die Folge einer Erkrankung des Nervus recurrens in dessen An- 
fangsstadien oder außerordentlich selten Folge von Muskelschädi- 
gung“. Auch Schrötter unterscheidet eine neurogene und eine 
myopathische Form von Kehlkopfmuskellähmung, die beide im 
Gefolge von schweren Infektionskrankheiten: auftreten können. Es 
sei durchaus möglich, wenn auch sehr erstaunlich, daß nur ein- 
zelne Bündel des an und für sich dünnen Nervus recurrens’ er- 
kranken können, sodaß daraus isolierte Kehlkopfmuskellähmungen 
| resultieren. Im obigen Falle dürfte es sich jedoch höchstwahr- 
| scheinlich um eine Erkrankung, ..vielleicht Degeneration, des Mus- 
culus interarytaenoid. post. handeln, da es kaum denkbar erscheint, 
daß gerade nur diejenigen Bündel der beiden Nervi recurrentes 
erkrankten, die die beiden Glottisöffner versorgen, der übrige Nerv 
aber intakt blieb. Für eine Muskeldegeneration spricht auch noch 
der Umstand, daß der Patient trotz des nicht besonders schweren 
Verlaufes seines Typhus sehr hKerabgekommen war und sich nur 
außerordentlich langsam erholte, was darauf hinweist, daß bedeu- 
tende Toxinmengen resorbiert worden waren. Ob die Muskulatur 


beschwerden höheren Grades. Temperatur 87,5, Rachenorgane ohne 
Befund. Die Spiegeluntersuchung des Kehlkopfes zeigt die Stimmbänder 

' normal gefärbt; bei def In- und Exspiration sind dieselben bis auf einen 
haarfeinen Spalt einander genähert, der im knorpeligen Anteile schmal 

- dreieckig sich erweitert; typisches Bild der doppelseitigen: Posticus- 
lähmung. Auf Morphium, Bromkali und Eisumschläge beruhigt sich der 
‚aufgeregte Kranke, der Stridor und die Erschwerung der Inspiration - 
. bestehen jedoch weiter. Der. Zustand bleibt bis 15. April. ziemlich sta- 
tionär, die Nachtruhe des Patienten ist trotz des _Atemhindernisses 
kaum gestört, das Allgemeinbefinden bessert sich langsam. Im Stuhle. 
werden regelmäßig trotz entsprechender Medikation Typhusbacillen ge- 

7 a, weshalb der Patient in keine Spezialheilanstalt gebracht werden 

onnte. | N 

Die Stimmbänder sind nicht mehr vollkommen geschlossen und 
krempeln sich bei der Inspiration nicht mehr nach innen um. Der 
Spalt zwischen den Stimmbändern ist zirka 1 mm breit. Der Stridor | 
hat wesentlich nachgelassen, Ernährungszustand bedeutend gebessert; 
Patient kann seit acht. Tagen zeitweise das Bett verlassen. a 
Am 5. Mai leichte Bronchitis, am 8. Mai plötzliche. Verschlimme- 

rung des Zustandes; lauter Stridor, bellender Husten, beim Inspirium 
Zuhilfenahme der auxiliären Atemmuskulatur und tiefe Einziehung der 
unteren Brustapertur. Die nahezu vollkommen aneinanderliegenden . 
Stimmbänder zeigen katarrhalische Schwellung und Rötung. Tempe- 
ratur normal, Puls kräftig, nicht beschleunigt. Eiskrawatte, Ipecacu- 
anha alle zehn Minuten bis zum Erbrechen, hierauf Besserung des 
‘Zustandes. Am 13. Mai neuerliche Verschlimmerung, allmählich be- 
ginnend, 14. Mai morgens 88, ceyanotisch, Puls schlecht; Coffein und 


‚In Novocainanästhesie; abends 37,4, nachts ruhiger Schlaf, Schweißaus- 
bruch. 15. Mai- Temperatur 86,8, guter Appetit. Von da ab dauernde 
‚Besserung, doch kann die Kanüle wegen sofort eintretender Atemnot 
nicht mehr entfernt werden. 25. Juli. :Kehlkopfbefund (Dr. Rocco, 
k. u. k. Reservespital im. Miskolcz): „Stimmbänder etwas verdickt, 
schließen beim Phonieren vollkommen, ‚gehen beim Atmen über die 
Hälfte des Normalen auseinander; subchordal_ neugebildetes Gewebe, 
wahrscheinlich von der Trachealwunde herrührend; bei zugestopfter 
Kanüle-die Atmung etwas behindert, sonst Resultat und Stellung sehr. 
Schön, sodaß die Kanüle entfernt werden 'könnte.“ ' Einige: Stunden. 
nach Entfernen . derselben bekommt der Patient heftige Atemnot, 
sodaß sie neuerlich wieder eingelegt werden muß. Patient erholt 
sich rapid, Ernährungszustand wird ausgezeichnet, Sprechen trotz der 
Kanüle ganz deutlich und verständlich; Stuhl und Urin sind seit einigen 
Wochen dauernd: frei von Typhusbacillen. Am 18. August ist die Kehl- 
‚Kopfschleimhaut ganz blaß, beim Inspirium gehen die Stimmbänder bis 
über die Mitte des Normalen auseinander, und zeigen kaum eine Ver- 
diekung;; subchordal ist noch eine mäßige Schwellung der Schleimhaut 
‚erkenntlich. .20. August. Entfernen’ der Kanüle. 22. August. Tracheal- 
wunde fast geschlossen, es stellt sich jedoch neuerdings Lufthunger 


nicht erhoben, ist: jedoch sehr wahrscheinlich, da derselbe erst 
zirka sechs Wochen nach der Entfieberung das Bett zeitweise ver- 
lassen konnte, was wohl weniger durch die Kehlkopferkrankung 
als durch eine hochgradige Schwächung der Extremitätenmuskuü- 
latur erklärlich ist. I a A 
Auch könnte der lange ‘dauernde Druck des in der Rücken- 
lage gegen die- Wirbelsäule anliegenden Kehlkopfes die mächtigen 
Muskelmassen der Interarytaenoid. post. ‘derart geschädigt haben, 
daß sie einen Locus minoris resistentiae für den deletären Angriff 
der Toxine bildeten. u E T- 


Aus der Praxis für die Praxis. | 
nicht in der Brust vergraben sein darf. -Die gleichnamige!) Hand 
' der Mutter bietet die Brust dar und hält mit dem Zeigefinger den 
Teil der Brust zurück, der die Nase zu verstopfen droht. : Wenn 
aber die Nase selbst schlecht oder gar nicht durchgängig ist, so 
ist das Übel schwerer zu umgehen. Natürlich denkt jeder unter- 
richtete Arzt bei jeder Behinderung der Nasenatmung des Säug- 
lings sozusagen selbsttätig an Lues; jeder verschnupfte Säugling 
‘ist. darauf verdächtig. Zur Gewißheit wird der Verdacht, wenn 
eine eigentümliche Verfärbung der Stirnhaut, die an Staub oder 
Schmutz gemahnt, oder gar Schälblasen (Pemphigus) .an Hand- 
tellern oder Fußsohlen oder Überbleibsel davon (Hautabschilferung) 
mit dem Nasenkatarrh vergesellschaftet sind. * Diagnosis in dubio ` 
pro lui. Als Behandlung empfehle ich Kausal die innerliche 
Darreichung von Hydrargyrum oxydulatum tannicum, unter dessen 
"Anwendung Penzoldt?) „recht elende Kinder in den ersten 


| Für den jungen Praktiker. 
Ratschläge aus der Säuglingskunde. ` 
a > Von | 


‚Dr. Fuhrmann, Hebammenlehranstalt Köln. 
i D = (Fortsetzung aus Nr. 22.) 


Do 


7 


Stilltechnik. on | 
Die beste Stillanleitung gibt ein hungernder gesunder Säug- 


bereitet werden? Ja, mit Seife und Wasser; aber nicht mit Anti- 
septicis. Eine Allgemeinvorbereitung der Haut der Brustwarze | 


Wochen der Schwangerschaft ist ratsam: täglich morgens und 


abends Abtu pfen (nicht -wischen!) mit kaltem Wasser, noch. 
1) Im Liegen die ungleichnamige Hand. 


‚besser mit Rotwein (Alkohol und Geibsäure). So selbstverständ- | | i 
| 2) Klinische Arzneibehandlung, 8. Aufl. (Für den Praktiker un- 


ch es ist, so muß, wie in jeder Stillanleitung, auch hier daran 


u 


erinnert werden, “daß während des Saugens die Nase des Kindes | entbehrlich) © — 


_ 


r. 
z. to 
Daan. 


565 o 


und Hustenreiz ein, die Stimmbänder sind gerötet und wieder verdickt, 


des Patienten auch andernorts geschädigt war, wurde leider 


ve 


' 
4 4 
ne a 
e Liy. 
* ~» - 
PA ) E 


u ~ 

` * - 

a Es 
tn 

x ER: 
.. st : ! 

LA n Ua 3 
Doe pa R 
ku ei, 
LE ae 
ts. Nr Eu i 
Ir ZN N. 
Pr . ipi 


Gu 


En en ET An 
a iE FE Fr en 
F m nn nn 


A 
vy 
nn 


Pe 
Ren 


ea 


\ 
ei -a 
P oT 255 
P A 
ER 
: win 


Pr Li 
Mfeinteerre. 
4 2 ers = RA 


ee 


u 
nz 
| 
war 
ki ygan 
—— . SR 


ESEL 
È oE 
> 


= 
sr. 


= 


AAs e a a S LA 
re: sl Ri ee ae 
Ba NIE STE 
` 


> Ee ne T ine = 
TEEN OT, wre 

= ' NENA Sm e a Te y, tr nn 
wh i Bi ` 


pioa 


AT 


5 EAA n 


-n 


aar Vaaa a 
BN 


PESES 
EWS 


ER 
Sa 


te 


L ET aa, 
ins SAE 


PS aai 
- 


u 


Er 
-~ 


Eu 2 Ann IS So 


ee ee 


an na 
4 


-— Anne 
* pia 


e a a re a E 


nz an. 


ei mm HL. 
Bad ThA a 
ri 


ee 
N iom a. 


m Y 


[ur aas 


nr. 


in oot 


Pi 


-. 


k aT 
en VM 


en 


~a 


roa 


a h sarye 
nn tn O 
s.. ” x 


i a 
, hJ aà 
nen 


2- t 
Y Ta. N. u 
u FE RE 
Ben TEST a ea 


eier. ur. .._ 


BEN Eur 2 SE Ver? 
# . 


mer Anl 


BT 


pa Ta \ - 
2y Sie 


een ln... 


aeea n 


NE 


& Pe a a 


e iA 
OS ia n aa en R k 
KE een a E. 


"om è 
Er Er 


F N a k 


- ES B A 


Koa‘ de i werten 
a a Te ee N Te ie 
a ; ee ee. & $ 
; a ; KH Ne Eee D N 
en 


sie, so, a ra re TE - 
ne -u 3 Eaa + Be E E 


u FE Vs 
a; aa > ar pen Tedia 


t 
N 
t 
s. ? 
` 


siegen. 


SUSDIT i Te a a 
ae 


566 


Lebensmonaten hat genesen sehen“!), Bis das Mittel so weit die 
Schleimhautschwellung zurückbildet (die schmutzige Verfärbung 
der Stirn schwindet eher), daß die Nase durchgängig wird und 
der Säugling Brust trinken kann, dauert es vier bis acht Tage. 
So lange kann und soll man nicht warten, sondern man soll durch 
eine einfache Maßnahme den unteren Nasengang mittels rein me- 
chanischer Drehung für den einzelnen Saugakt luftdurchlässig 
machen: Watte in der Länge eines Streichholzes wird drehrund 
gemacht bis zur Dicke von drei Streichhölzern, wird mit Borsalbe 
überzogen und so in jeden unteren Nasengang drehend eingeführt 
(Richtung nach hinten, nicht nach oben!), wo sie bis zur 
nächsten Mahlzeit verbleibt (durch Faden sichern!). Diese Art 


gewährleistet das Offenbleiben der Nasenatmung für die Zeit des 
Daugaktes. 


Bei jeder Mahlzeit ist nur eine Brust zu beanspruchen. 
Diese von allen Pädiatern anerkannte Vorschrift befolgt sich meist 
von selbst, insofern, als die Milchmenge sich für den individuellen 
Bedarf des Säuglings in jeder Brusthälfte einstellt. Kein Säugling 
trinkt genau gleiche Mengen, und trotzdem gibt jede Brusthälfte 
die von ihrem Säugling beanspruchte Menge. Aber es gibt Aus- 
nahmen und die sieht der Arzt. Was tun, wenn die Brust nach 
der Mahlzeit nicht leer ist oder (was schlimmer ist) wenn sie für 
eine Mahlzeit nicht reicht? Die größte Gefahr für nicht regel- 
mäßig und ausgiebig entleerte Brust ist die Milchstauung; sie ist 
der erste Schritt zum Versiegen der Milch. Die Brust muß also 
entleert werden: durch Anlegen eines anderen (fremden) Säuglings 
oder durch Ausdrücken der Brust, Abmelken (micht mit Instru- 
menten, sondern mittels der Hand). Eine nicht genügend fließende 
Brust wird am erfolgreichsten angeregt ausschließlich und allein 
durch gründliche Entleerung’). Sie besorgt am natürlichsten ein 
kräftig saugendes Kind, und zwar soll dieser Nothelfer älter sein 
als der versagende Säugling. Ist dieser Notbehelfisweg unter 
keinen Umständen gangbar, so bleibt nichts übrig als Abdrücken 
und nachheriges Aussaugen bis zum letzen Tropfen mittels Milch- 
pumpen. 

Bei diesen mühseligen Maßnahmen soll man ja die Geduld 
nicht zu früh verlieren; die schlafisten °) Brüste kann man zur 
genügenden, selbst reichlichen Absonderung reizen. Durchaus 
nicht jede schlaffe Brust (Zitze) ist mileharm und keineswegs 
jede volle runde Brust milchreich. 

Was soll während der milcharmen Zeit mit dem Säugling 
geschehen? Antwort: hungern lassen und wenn die Zwischenzeit 
acht und zehn Tage dauert. Er wird dabei an Gewicht verlieren 
(200 g und mehr); aber er wird weniger in Gefahr sein, als wenn 
er Kuhmilch trinkt oder einen noch unnatürlicheren Ersatz. 

Eine Frage, die keinem Arzt erspart bleibt, ist die: wie 
soll die Stilende leben und was soll sie essen. Antwort: 
genau so, als wenn sie kein Kind hätte (vorausgesetzt, daß sie 
vor dem Wochenbett vernunftgemäß sich verhalten und sich satt 
gegessen hat). 

Die Behauptung (und sie macht die Runde durch sämtliche 
Stillstuben), daß Ärger, Aufregung, Schreck (Freude wird selt- 
samerweise nicht angeführt, also nur), Unlustgefühle der Stillenden 
beim Säugling Gewichtsverlust, Krankheit, ja plötzliche Krämpfe 
auslösen, gehört zu den Ammenmärchen. 

An den Arzt stellt der junge Vater wohl die vertrauliche 
Frage,.ob der Geschlechtsverkehr während der Stillperiode auf die 
Milchabsonderung oder -zusammensetzung irgendwie ungünstig 
einwirke. Nein; aber eine neue Schwängerung läßt die Milch ver- 


Saughindernisse. 


Die. ideale Saugbrust hat eine Warze, welche, auch 
im nicht gereizten Zustand, den Warzenhof überragt; eine andere 
Warze ragt aus ihrer Umgebung nur nach mechanischer Reizung 
hervor; schwächliche Kinder können solche Warzen nicht in ihren 
Mund saugen und verweigern nach einigen mißglückten Versuchen 
schreiend das Sauggeschäft an solcher Brust. Der Arzt soll helfen. 


1) Soviel Zentigramm dreimal täglich in Pulvern, als das Kind 
Lebensjahre hat. Das Mittel wird viel zu wenig beachtet; es verdient 
bei der Säuglingssyphilis die breiteste Anwendung. Man gibt es wäh- 
rend des Stillaktes in einem Teelöffel gekochten saccharingesüßten 
Wassers; man unterbricht den Stillakt für den Augenblick der Verab- 
reichung und läat weitersaugen, damit nichts von dem dunkelgrünen 
Pulver auf der Mundschleimhaut zurückbleibt. Grüner Stuhl! 

2) Milehtreibende Mittel — Lactagoga — gibt es nicht. 

3) Erstgebärende haben oft schlaffe Brüste. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 23. 


# 


Und er kann in diesen Fällen bei kräftigen Kindern immer 
helfen; er braucht nur die Warze durch Berührung mit (sterilen) 
Fingern, durch Herausziehen, durch Reiben zur Erektion zu 
bringen. Ein kräftiger Säugling, der Hunger hat, saugt sich fest; 
aber ein schwächlicher nicht. Die Sachlage ist jetzt mißlich. Der 
beste Ausweg ist ein anderer kräftiger Säugling, der durch einige 
Züge die Warze heraussaugt. Fehlt ein solcher, so ist das Still- 
geschäft in der Tat in Frage gestellt, Saughütchen versucht man, 
lassen aber meist auch im Stiche. Das gleiche Versagen erlebt 
man bei der Hohlwarze — Mamilla inversa —, jener Form, bei 
welcher die Warze in einer Einsenkung des Hofes verschwunden ist. 

Hasenscharten sind kein Hindernis, da die angesaugte Warze 
und ihre mitangesaugte Umgebung den Lippenspalt verschließen. 
Wolfsrachen macht das Saugen unmöglich, es sei denn, daß ein 
geschickter Zahnarzt die Lücke im Gaumen durch einen „Obtu- 
rator“ verschließt. Hasenscharten werden schon im Säuglings- 
alter (1/4 Jahr alt), Wolfsrachen erst im Kindesalter (12 Jahre) 
chirurgisch beseitigt. | 

Zähne, welche manchmal schon bei der Geburt des Kindes 
aus seinem Kiefer herausragen, sind kein Saughindernis, aber sie 
werden bald lästig und für die Mutter schmerzhaft, ja gefährlich, 
indem sie die Brust anritzen und so eine Mastitis heraufbeschwören 
können. Wenn sich die Sache so zuspitzt, daß es heißt: wählen 
zwischen Zähnen und Brust, würde ich ohne Besinnen die Zähn- 
chen ausziehen. n 

Für den Praktiker bedarf es auch der Erwähnung des 
„Lösen“ des Zungenbändchens (der Wissenschaftler lächelt dar- 
über); denn bei den Frauen und Hebammen spielt das zu kurze 
Zungenbändehen, das „gelöst“ werden muß, eine bedeutende 
Rolle. Es wird sehr verübelt, wenn man sich dem Verlangen 
gegenüber ablehnend verhält, und tatsächlich macht manches 
Frenulum linguae den Eindruck, als sei es etwas kurz: dann, 
wenn die gestreckte Zunge an ihrer „Spitze“ nicht mit einem 
Bogen endet, sondern in der Mitte des Bogens, wo unten das 
Frenulum sich anheftet, eine Einkerbung zeigt (Säuglinge zeigen 
die Zunge, wenn man ihnen die Nase zuhält). Ein Scherenschlag 
und einige Blutstropfen lösen die Spannung, auch bei Mutter und 
Hebamme. 

Als Stillverbot gelten nur: ausgesprochene Tuberku- 
lose (der Lungen und des Kehlkopfes), Geisteskrankheiten und 
Epilepsie; sonst nichts, vor allem verbieten fieberhafte Erkran- 
kungen der Mutter (aueh nicht Infektionskrankheiten, auch nicht 
Mastitis) das Stillen nicht. Liegt ein Stillverbot vor, so schwellen 
die Brüste, da sie ja nicht entleert werden, stark an, spannen 
und schmerzen; hochbinden, ja nicht entleeren! $ 

Man verlasse nie eine stillende Mutter, ohne sich den Saug- 
ling angesehen zu haben und seinen Stuhl. Den Brustmilehstuhl 
bekommt man aber erst am dritten Lebenstage des Säuglings ZU 
Gesicht: ein goldgelber, säuerlich riechender, dicker Brei, der 
zweimal in 24 Stunden entleert wird. Die beiden ersten Tage ist 
der Säuglingsstuhl schwarzgrün, zähe („Kindspech“). Blut (etwa 
aus Brustschwunden) macht den Stuhl schwarz. 

Unter drei Neugeborenen!) haben zwei vom dritten Lebens- 
tage an (hepatogenen) Ikterus, der in der Dauer von einer Woche 
harmlos ist, 

Viele Ärzte lassen Neugeborene nicht baden, sondern nur 
abwaschen, aus Scheu vor Infektion des Nabels durch das Bade- 
wasser und bringen das Kind erst im Säuglingsalter (das heißt 
nach Nabelwundenüberhäutung, am neunten Lebenstage) 1m das 
übliche 35° C warme, fünf Minuten dauernde Kinderbad; die 
meisten Ärzte aber verzichten wohl nicht auf das Kinderbad schon 
vom ersten Lebenstage an. 

Der Nabelschnurrest muß immer trocken sein, sonst fault 
er und Blutungen drohen, Trockenheit erzielt man durch Be- 
decken mit lockerer Watte nach Dermatol- oder Airolbestreuung 
(keine Salbe). Bei dieser Behandlung bleibt man auch, wenn sich 
an der Übergangs- (späteren Absetzungs-) Stelle von Schnur und 
Nabel Feuchtigkeit (Sekretion) zeigt. Wenn am achten Tage der 
Schnurrest nicht abfällt, so — wartet man unter Trockenweiter- 
behandlung in Geduld, bis er abfällt. | e 

Die Brustdrüsenentzündung der stillenden Frau, die Mastitis 
puerperalis, ist eine Erkrankung des frühen Wochenbettes, der 
ersten Woche desselben. Sie wird hervorgerufen durch den 
Staphylococcus pyogenes aureus, seltener den Streptokokkus; Jenei 


1) „Neugeborenes“ heißt das Kind, solange der Nabelschnurrest 
noch am Nabel haftet, also die ersten acht Lebenstage. 


Digitized by Google Au 


Sammelreferate. - 


‚Chirurgie der Extremitäten unter besonderer Berücksichtigung 


Öffnungen angebracht sind, eingetrieben. An 


Ä Knochen- . 


~ Der Vorteil der Klammern besteht darin, daß „die 
enden nicht -zu sehr geschädigt werden, daß möglichst wenig 


Material, um eine feste Vereinigung zu erreichen, versenkt zu 


des Periosts beschränken, ` wenn nicht ganz leugnen wollen. 


spricht dem Periost überhaupt jede knochenbildende 


T Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolit, Berlin. 


ebenfalls die Rolle der aktiven Neubildung ab und erkennen nur 


seine „begrenzende, formerhaltende, blutversorgende Eigenschaft“ 


an. Orth erwähnt noch die parostale Callusbildung, die durch 
Metaplasie des, Bindegewebes ‚entsteht, unabhängig vom Periost 


hat Freiin v. Schlotheim (6) beobachtet, daß der Callus am 
freien Rand: am dichtesten ist. -Dieser Befund spricht dafür,‘ daß 


das abgehobene Periost Ausgangspunkt des Callus ist. -Die größte 


Dichte: ist natürlich zunächst dort vorhanden, wo der Callus. seinen 


‚Stanz hindert.“ u | | Ae 
| .Die verschiedensten Mittel sind angewandt, .um beim Aus- 


© 1) 


der Leitungsanästhesie und der Frakturenbehandlung. ist und neben myelogener und. periostaler‘ Callusbildung ein- ji: 
Von Dr. Werner Regen, Berlin. | hergeht.  - ee ar. re ae Ben. en A 
| : u (Schluß aus Nr. 22.) .. Der Callus erscheint erst im Röntgenbild, wenn er kalkhaltig Eee 
BeiKnochenvereinigungen werden die technischen | wird; durchschnittlich sieht man daher den ersten Callus im Bild I ng, i: 
-~ Schwierigkeiten um so größer, je kleiner und dünner die zu ver- | nach fünf bis sechs Wochen, nach Grashey je eher, desto . Tr 
einigenden Knochen sind. Remmets (9) gibt ein neues, sehr | jünger der Knochen ist. Geheilt ist der Knochen erst dann, wenn Hesg i a 
einfaches Verfahren an; er benutzt zur Vereinigung U.-förmige | der Callus strukturiert ist. Bei’ stark dislozierter Fraktur findet Bl A es 
‚Klammern aus Hartstahl in drei Größen, die. er in die | entsprechend den. dynamischen ` und. statischen. Einflüssen ein El ir Di Ar 
Fragmente einbohrt. Die bisherigen Methoden befriedigen nicht; | reichlicher Anbau und Abbau von Callus statt. Die Regeneration ER 
-` das Material stößt sich meistens ab,. es kommt zu langdauernder |:kann, wie bekannt, bis zur Wiederherstellung der alten Form vor S Eee 
| Sekretion und Eiterung.. Der Knochen wird oft nicht fest, und | sich gehen. “ii: Za ee e | a 
‘das Endresultat war in vielen Fällen mehr oder weniger ungünstig. . Freiin v. Schlotheim (6) hat nun an Hand vieler E ARTES 
: `- Durch Remmets’ (9) Methode wird ein so fester Zusammen- | Fälle die Callusbildung in Röntgenbildern beobachtet. Sie zeigt, ki y e 
balt- der Fragmente erzielt, daß er fast immer ohne Gipsverband | daß die erste Anlage des Callus außerhalb der Kontur der Corticalis. MEH u 
j auskommt. Die Klammern werden mittels eines Ansatzstückes in | und im Zusammenhang mit ihr vor sich geht. Fragmentspitzen, | N 2 
o die Knochenenden, in denen vorher mit einem Drillbohrer zwei | die das Periost durchgespießt haben, . bleiben callusfrei; also das 3 in 
| ' | periostfreie Knochengewebe: produziert keinen Knochen. Ferner . Bi R I 
BET, 


im- on 
ks 


Rn 


me OTTE TAT S N F. a ea 
> Blu. o ~- 0.1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 23. u 2 BO, eg 
gelangt in das Innere. der Brustdrüse auf dem Wege der Milch- | auf, so eröffnet man.dort, wö Fluktuation ist, in Chloroformnarkose 2. f3 REA 
gänge, dieser steigt durch die Lymphbalinen hinab. Eingangs- | durch radiären Schnitt, :der so groß sein muß, daß man einen i EB 
pforte für beide sind Wunden, sichtbare und-unsichtbare „Schrun- | Finger einführen kann.. Der eingeführte: Finger tastet die einge- EERE 
den“, „Fissuren“, „Rhagaden“ der Warze und ihrer Umgebung. | schmolzene Höhle ab, wird vielleicht finden, daß. ein benachbarter j Hpi 
Diese Wunden (unsichtbare zeigen sich durch Schmerz beim | Drüsenlappen auch bereits vereitert ist und man wird auf dem P En k 
Stillen an) müssen mit dauernden Alkohol- (70°/,) Umschlägen be- | unter. der Haut erscheinenden’ Finger etwa eine ‚möglichst unten M pth, 
handelt werden und dadurch, daß man den Säugling: nicht mehr | (bauchwärts) liegende radiäre Gegenineision. anlegen. Ja, man | EEE 
unmittelbar an der Brust, sondern mittelbar durch Saughütchen | kann finden, daß die ganze Drüse unterhöhlt ist; die-Einschnitte 1E PERRET 
ziehen läßt. Geht trotzdem das Unheil seinen Gang weiter, das | schonen die Warze und den Hof soweit irgend ausführbar. Die 1. j aliak, 
heißt tritt Fieber auf (Schüttelfrost) und Rötung an einer: Stelle | gesunde Brust unterbricht das Stillgeschäft nicht. > E Bi: he | 
mit vermehrtem Schmerz hier und knötiger Härte, so setzt män ..Die Literatur über Neugeborene. und Säuglinge ist un- i peie i 
das Kind von dieser Brust zunächst. ab, für drei Tage, schlägt | geheuer. . Das modernste Buch ist J asch ke, 'Das. Neugeborene; i Eh in 
die ganze Brust in Alkohol ein und bindet sie hoch unter Abführ- | ein Nachschlagewerk, zuverlässig; umfangreich. Reine Säuglings- E o 
mitteldarreichung an die Wöchneria. > | kunden, allerdings vollkommen und vollständig sind Fink.el.- fi en A 
i Auch eine Biersche Saugglöcke (zweimal täglich zehn Mi- | stein und Maier-Langstein. . Empfehlenswert als -„Ein- I sit 
nuten saugen, bis eben Schmerz eintreten will). tut jetzt gute | führung in'die moderne Kinderheilkunde“ ist das 400 Seiten starke f ao. 
‘ “Dienste. Hält man die Abscedierung trotz alledem nicht.mehr | Salg esche, Buch und das doppelt so starke F eer sche. | | ö Pari 
a = as mel Th er A p epes 
‚Referatenteil. N En 
RN 


~ 
mn ne 
H ” 
ato a 


p] 
N 
... 
t 
x 


NET, 


u 


re 2° 
m Ten u 
ae en a. ; 


mema a \ 
vo... 23: 
a 


werden braucht und daß das Material in der Callusmasse gut ( 1 IA 
vertragen wird und sich später nicht abstößt“. Ursprung hat. ‚Für eine gewisse - Callusbildung vom Mark aus SR. K ee 
` Zunächst hat Remm.ets (9) die. Klammern nur bei | Spricht nach ihrer Untersuchung die häufige Verdichtung be- o ARE 
- komplizierten Frakturen angewandt, später auch. bei schlecht zu | ziehungsweise Verjüngung der Markhöhle, und zwar scheint eine 1 Ei A 2 
_Teponierenden, nicht komplizierten Radius- und Malleolarfrakturen; | selbständige Markeallusbildung vorzuliegen, die nicht vom Periost "BB 
hierbei mußte die Bruchstelle durch einen ‘kleinen Hautschnitt | abhängig ist. Die Knochenheilung kann jedenfalls ohne Beteiligung - I Fe 
freigelegt werden. Bei doppelten Unterarmbrüchen genügt fast | der Corticalis vor sich gehen. Freiin v. Schlotheim (6) kommt Ba: 
Immer, wenn man den einen der beiden Knochen, meist’den Radius, | nach ihren Beobachtungen und Befunden zů folgendem Schluß :.. Ba I 5 
. durch eine Klammer versorgt. Bei Radius- und Malleolarfrakturen, | „Dem Röntgenbilde nach gebührt dem Periost der Hauptanteil an . MME = 
die sich gut reponieren lassen, aber leicht wieder verschieben, hat | der Callusbildung. Die Beteiligung der. Markhöhle ist im Ver- 2 A aaa 3 
. »emmets (9) die Klammern percutan angewandt, indem er die | hältnis zum Periost gering. Callusbildung von der Corticalis aus si et 
Klammern durch die. Haut in die Knochen einschlug und so die | läßt sich im’ Röntgenbild nicht nachweisen.“ ae eye | n HAT 
Bruchenden ‚gegeneinander fixierte; doch nur ‚unter strengster |- -~ Worauf beruht nun die mangelnde Callusbildung? -Die Ur- | pe ir: A 
‚Asepsis, da man ‘eine einfache Fraktur in eine komplizierte ver- | sachen mangelnder Callus- beziehùngsweise der Pseudarthrosen- re 
wandelt. = 0.0005 E | en ‚bildung sind noch immer nicht geklärt. „Gewöhnlich findet man N EEA 
| Man ist bei diesem Verfahren nicht auf einen fixierenden als ‚Ursache von Pseudarthrosenbildung Interposition von Weich- i i. 
Verband angewiesen ; gleich nach der Operation hat Remmets (9) | teilen angegeben, doch ist. nicht einzusehen, warum, wern eine MRENE 
. die betreffenden Glieder in mittleren Graden : bewegen lassen. | parostale Callusbildung, wenn Knochenbildung nach Verpflanzung, AR E o i e 
Folglich treten - Bewegungsbehinderung durch Inaktivität und | von Periost und Mark in ein Muskellager möglich ist, zwischen ET ERG 
l Circulationsstörungen nur in äußerst geringem Maße auf.. In den | die Bruchenden gelagerte Muskulatur oder Bindegewebe hemmend - 2 7 ion f 
meisten Fällen heilen die Klammern reaktions- und schmerzlos ein. | auf die Knochenbildung beim Callus wirken soll — vorausgesetzt, T ERR 
Sämtliche Frakturen heilen durch Callusbildung; bis- | daß es sich nicht um sehr große Muskelmassen handelt.“ Häufig u A 
her schien die Bedeutung von Periost und Mark bei der Callus- | findet man auch einen Knorpelüberzug. der Bruchenden bei Pseud- Edi PET 
bildung erwiesen; doch in: den letzten Jahren sind von ver-. | arthrosen. „Es scheint, als ob der durch Metaplasie aus dem . (ai) ie 2 
schiedenen Seiten Stimmen laut geworden, .die ‚die Bedeutung | osteoiden Gewebe entstandene Knorpel plötzlich eine Hemmung E REEN . 
augne : erfahren hat, die ihn an nochmaliger Metaplasie zu Knochensub- ' ERRA 
nr Bee we IE PIA a 


acewen 
Fähigkeit ab und ‚überträgt sie den sich in Osteoblasten um- | Die nn ji 
- Wandelnden Knochenzellen, die sowohl das normale Knochen- | bleiben der Konsolidation und Pseudarthrosenbildung die Knochen- Bi CHR 3 
. Wachstum als die Knochenbildung von Transplantaten bewirken | bildung anzuregen. Die Wundheilung ist um so ‚günstiger, je: Kiss Ai 
sollen. Hofmann und Baranoff sprechen dem Periost | größer der Reiz ist. Als. chemische‘ Reize gebraucht man 7 a 4 


o 


` x + 
Sa s 
sd . 
d è ~ 
au i 
st 
v us 


1 i a 


£ 


O age EOIS 


‘ 
' 


z 
fr 
t 
3 l 
| t i 
i 
: 


s 
! 
Be 
É: 
i 
i 
E 
i 
A 
u 
or 
{ 
J 
} 
j 
k 


568 $ 


Magnesium, Alkohol, Jodtinktur, Milchsäure usw., ferner mecha- 
nische, ‘die hauptsächlich im Beklopfen der Bruchenden und Be- 
lastung („Festlaufen der Pseudarthrosen*) bestanden. Nach Bier 
wirken diese Mittel durch die Entzündung und dadurch vermehrte 
Gewebswucherung. Den stärksten Reiz und zugleich das vortrefi- 
lichste Nährmaterial sieht Bier im Bluterguß. „Bei genähten 
Knochenfrakturen ist deshalb die Callusbildung verzögert, weil die 
Blutergüsse ausgeräumt und die Blutungen gestillt werden, ab- 
gesehen davon, daß die übrigen traumatischen Reize der gewöhn- 
lichen Fraktur fehlen.“ Komplizierte Frakturen zeigen ebenfalls 
zum Teil deswegen verlangsamte Callusbildung, weil der Bluterguß 
durch die Wunde abläuft. Je stärker der Bluterguß bei einer 
Fraktur, um so ausgesprochener die Callusbildung. Deshalb spritzt 
Bier Blut unter das Periost, wodurch Entzündung und Über- 
ernährung hervorgerufen wird. Vogel dagegen sieht in dem 
Bluterguß ein Mittel, „das die Entspannung des Periosts herbei- 
führt und damit die Gewebswucherung begünstigt“. 


Ferner ist vorgeschlagen, Synovia (Ewald) oder Periost- 
emulsion (Nakahara und Dilgers) zur Beschleunigung der 
Callusbildung zu verwenden. Von größerem praktischen Wert 
jedoch ist für die Callusbildung das von Bergel als Reizmittel 
unter dem Naħen „Substitol“ in den Handel gebrachte Fibrin. 
Nach Marchand ist es von: den Bestandteilen des Blutes das 
Fibrin allein, das zur Gewebswucherung anreizt. Subperiostal 
injiziert ruft das Fibrin eine aseptische Periostitis und reichliche 
Callusbildung -hervor. 

Neuerdings hat man zu diesem Zwecke die Röntgenstrahlen 
angewandt. Die Strahlenbehandlung kann oft das letzte und 
einzigste Heilmittel sein. Man soll es wenigstens versuchen, sagt 
Kohler (ö), wenn man die Gewißheit hat, daß die schlechte 
Heilung nicht auf Zwischenlagerung von fremdem Gewebe beruht. 
Selbst die kleinsten übriggebliebenen Knochenhautteilchen können 
gereizt werden und so durch Neubildung von Knochen zur Kon- 
solidation beitragen. M. Fränkel hat als erster die X-Strahlen 
in Form von Reizdosen gegeben. | 


Die Bestrahlungstechnik ist sehr einfach. Kohler (5) gibt 
einmal eine mittelgroße Dosis (10 bis 25 X) harter Strahlen. Durch 
zu große Dosierung wird die Heilung nach Versuchen französischer 
Autoren verlangsamt. Je nach der Ausdehnung der Fraktur ver- 
wendet er ein kleines, großes oder mehrere Felder. Mit Kreuz- 
feuer kann man auch noch von entlegenen Stellen aus die nötige 
Strahlenmenge zur Absorption bringen. Ein stärkerer Verband ist 
natürlich zu fenstern. 


Diese neue Behandlungsart hat Kohler (5) auch bei Frak- 
turen der alten Leute angewandt, wo sie von großem Vorteil ist, 
weil hier das Callusbildungsvermögen oft sehr schlecht ist, die 
Brüche sehr langsam heilen und die Gefahren des langen Liegens 
sehr groß sind. Bei der Bestrahlung von Knochenbrüchen bei 
rachitischen Kindern hat er (5) in der Heilungsdauer gegen nor- 
male keinen wesentlichen Unterschied festgestellt. 


Die Abkürzung der Heilungsdauer der Frakturen war schon 
immer eine der Hauptsorgen des Chirurgen. Viele Mittel sind zu 
diesem Zwecke angewandt, doch viele von ihnen mit Gefahren und 
Schmerzen verbunden. Diese Nachteile hat die Röntgenbehandlung 
nicht. In Kohlers (5) Fällen trat im allgemeinen nach der 
Bestrahlung die Konsolidierung in der Hälfte der normalen Zeit 
ein, nur bei den Schenkelhalsbrüchen ist die Abkürzung keine 
besonders auffällige. Durch die Röntgenbestrahlung wird außer 
dem traumatischen Reiz noch ein anderer Reiz hervorgerufen, 
der die zur Knochenbildung notwendigen Zellen anregt, und so 
eine beschleunigte Callusbildung bewirkt. Eine so schonende und 
gleichmäßige Anregung ist bisher noch durch kein anderes Mittel 
erzielt worden. | 

Interessant ist Kohlers (5) Befund, daß die Callusbildung 
in keinem Fall stärker wurde, als es zur Festigung des Bruches 
unbedingt notwendig war. „Durch Reizdosen wird die Callus- 
bildung zwar angeregt, aber trotzdem nicht veranlaßt, die Gesetze, 
unter denen sie normalerweise erfolgt, zu durchbrechen.“ 


Kohler (5) bestrahlt möglichst frühzeitig, vorausgesetzt, 


daß man eine gute Reposition und Retention der Bruchstücke er- 


reichen kann. Blutergüsse stören nicht; meistens ist die Fraktur 
fest, bevor der Erguß ganz resorbiert ist. „Bei operativ zu be- 
handelnden Frakturen ohne größeren Bluterguß empfiehlt es sich, 
fünf Tage vor der Operation eine Röntgendosis zu geben“, weil 
dann das Periost etwas kräftiger erscheint und man besser damit 
arbeiten kann. Länger darf man nach der Bestrahlung mit der 


| 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


fizierten Mosetigschen Knochenplombe aus. 
fistel wird nach einer Röntgenaufnahme ohne Blutleere freigelegt, 
der Knochen aufgemeißelt, die Fistel und Sequester werden in 
toto entfernt. 


mann (12) die Plombenmasse in die Höhle hinein bis zum Niveau 
der Knochenränder. 
Muskulatur und Aponeurose über derselben zusammengenäht und 
ebenfalls die Haut mit sehr weitgreifenden Seidenfäden vereinigt. 
Alsdann Anlegung eines komprimierenden Wund- und Schienen- 
verbandes und Hochlagerung. 


8. Juni. 


Operation nicht warten, da man dann schon auf einen Callus mit 
reichlicher Kalkeinlagerung stößt, die bei der Operation bedeutende 
Schwierigkeiten machen kann. Kann man aber aus irgendwelchen 


Gründen nicht frühzeitig blutig eingreifen, so unterlasse man die 
Bestrahlung! | 


Eine nicht allzu seltene Komplikation bei komplizierten Frak- 


en ist die Entstehung einer Knochenhöhle mit Knochen- 
istel. 
Knochens eine Infektion hinzutritt, pflegt eine mit Granulationen 
ausgekleidete Knochenhöhle, die einen oder mehrere Sequester 
umschließt und die ihren Eiter durch einen oder mehrere Fistel- 
gänge nach außen entleert, den natürlichen Ausgang des Heilungs- 
prozesses zu bilden.“ 


„Immer, wenn zu einer ausgedehnten Splitterung des 


Bei frischen Fällen von Knochenfisteln, das heißt, kurz nach 


der Konsolidation der Knochen, kommt Franke (3) möglicher- 
weise mit kleinen Eingriffen aus, ohne Aufmeißelung des frischen 
Callus. Bei älteren Fisteln geht das nicht mehr an, weil die Gänge 
zu eng werden und man ohne Aufmeißelung keine Übersicht be- 
kommt. 
Franke (3) nicht zu fürchten. 
die Entfernung der Sequester und die anschließende 
Abflachung der entstehenden Knochenhöhlen, sodaß „eine flache 
Mulde entsteht, in die die Weichteile unter Vermittlung des Narben- 
zuges sich hineinlegen können“. 
müssen sie plastisch gefüllt werden. Sequestrotomie und Plastik 
können in einer Sitzung gemacht werden. 


Die Gefahr erneuter Sepuesterbildung ist dabei nach 
In den meisten Fällen genügt 


Sind die Höhlen zu groß, so 


Schepelm ann (12) füllt die Knochenhöhle mit einer modi- 
Die Knochen- 
Nach Glättung des Knochens gießt Schepel- 


Nach Erstarren der Plombe wird Periost, 


Sehr selten heilt die Plombenmasse reaktionslos ein. „Im 
allgemeinen beobachtet man in den nächsten Tagen Temperatur- 
steigerung, manchmal bis 40° (Jodoformwirkung), Schwellung und 


Rötung der Operationsstelle, Durchschneiden einiger Nähte. Sehr 
rasch klingt die Reaktion wieder ab, die Wunde schließt sich zum 
größten Teil, und nur an schmaler Stelle tritt golägelbe Plomben- 


masse zutage.“ Die Operierten können — falls der restierende 
Knochen kräftig genug ist — nach vier Wochen das Bett verlassen. 
Die Fistel wird allmählich immer enger. Die Plombenausstoßung 
kann monatelang dauern. | 


Im Röntgenbilde hat Schepelmann (12) das allmähliche 


Verschwinden der Plombenmasse und das Nachwachsen des Callus 


sehr gut beobachtet. Die Plombe ist nieht nur ein Antisepticum, 
sondern regt auch durch ihren Reiz zur Knochenbildung an. „Vor 
der Operation handelt es sich um einen eiternden, spontan fast nie 
zur Heilung kommenden, akut oder chronisch entzündlichen 
Knochenherd; nach der Operation um eine saubere, fast keimfreie, 
glatte, taschenlose Höhle, die — durch die Plombe vor der AUS- 
troeknung der Luft und vor Infektion geschützt — sich von Inne 
heraus durch Knochenneubildung allmählich und langsam, aber 
sicher verschließt.“ Sobald die Plombe durch den nachwachsenden 
Knochen völlig herausgedrängt ist, heilt die monatelang bestandene 
Fistel oft in kürzester Zeit aus, 


: Die Heilung dauert je nach der Größe der Knochenhöble 
bis zu drei bis zwölf Monaten; doch können die Patienten schon 
nach ein bis drei Monaten leichtere Berufsarbeit ausführen. 
Rezidive, kenntlich an Schmerz, Fieber, Eiterung, Rötung, 
Schwellung, werden durch sofortige Nachoperation und noch- 
malige Plombierung bald beseitigt. Jodoformvergiftungen hat 
S chepelmann (12) nie beobachtet, wohl deshalb nicht, 
„weil selbst bei größten Knochenhöhlen das Jodoform durch die 
wachsartige Masse vor zu rascher Abspaltung und Resorption 
bewahrt bleibt“. l 

‚Bei großen Hautdefekten ist es hin und wieder erforderlich, 
einen oder zwei doppelt gestielte Hautlappen über die plombierte 
Höhle zu legen. Aber selbst wenn ein völliger Schluß der Wunden 
unmöglich ist, bildet die Plombe einen guten Schutz der Knochen- 
wunde gegen Austrocknung und Infektion. Bei ganz akut entzünd- 
lichen Prozessen sieht Sche pelmann (12) natürlich von einer 


Tue 


u R: TE S T 


FEBERER 


m kai 1 a a = SE a E G E 


por a a a a, aa a a 
= . 


-~ bildung an, benötigt nur unbedeutende Abflachung der. Knochen- 

höhle, wodurch Knochen gespart und Spontanfrakturen vermieden 
werden, opfert kein kostbares lebendes Material, führt zu kosmetisch 
und funktionell günstigen.Narben und unterscheidet sich von allen 
anderen Methoden durch seine große Einfachheit und Gefahr- 


verwendet. 


! eingelegt, besonders da, wo der Knochen von starken Muskel- 


` 
i 


z š 
d 


w o y er wo a ip si Bis zu - TEE Eu u g . Do RR, T E ir 
J a E T EE e a S `~ - 3 Ta S EEEN de wo gt 
.”. £ e.s ee von , ta 4 


+ rag Pa i ga i Bu \ $ Ea oaa Da 2 ee A s 
x” hi 4 > * E S a DER k ' ee ge s i el en s 5 ae pihu er ‘ Kë 5 
l EN R . ZUR Ba - 2 ` . ` ` 
s g 1 . # $ f Y ` F; y à .. & 2 è > A 


A) 


5 ZUIDERSZIEFENHUNS 


© 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28, ROTTERDAM, 


©; Nach Amputationen ohne. primäre Lappenbildung, oder bei 
denen im Laufe der Wundheilung trotz primärer Lappenbildung durch 
' progrediente Eiterung, Thrombenbildung, Gangrän der Lappen usw. 
bilden sich eventuell konische Granulationsstümpfe; es ist daher die 
Weichteilextenüsion ein wichtiges Kapitel der Nachbehand- 


Plombierung ab, weil in erster‘ Linie der 'Eiterabfluß gesichert 
werden muß. .. f e Sug I E 

Nach Schepelmann (12) ist die Jodoformplombe das 
Verfahren der Wahl. „Es gestattet meistens .einzeitiges Operieren, 
verhütet durch den Jodoformgehalt das Wiederaufflackern der 
Infektion, regt durch den Reiz des Antisepticums zur Knochen- 


lung von Amputationen. 
Franke benutzt zu diesem Zweck den vorstehenden Knochen- 
‚stumpf, legt. mehrere ‚Drahtnähte durch die Weichteile, zieht diese 


569 . 


losigkeit.“ 


Verschiedene Autoren wenden verschiedene Plomben an. 
Bei festen organischen ‚Stoffen ist die Ausstoßungsgefahr größer 
“als bei breiig-flüssigen 'Plomben,. weil dort leicht Höhlen und 
- Taschen zurückbleiben, :in. denen sich Wundsekret und schließlich 
- Eiter ansammelt. Die nicht resorbierbare Plombe wird nicht mehr 
häufig angewandt. y | 
Neuerdings wird die „physiologische“ Plombie- 
' rung, das heißt Verwendung lebenden Materials beim Füllen 
So. werden gestielte Hautlappen 
Doch ist nach Franke (8) die Bildung tiefer Haut- 
_.triehter dabei zu ‘vermeiden, weil sich in diesem Haare und 
-Detritus sammeln und zur Ekzembildung Anlaß geben, ein Zustand, 
.. der dann fast der Fistel gleichkommt. Außerdem neigen die ge; 
`  ‚stielten Hautlappen zur Randnekrose, namentlich bei Druck durch 
= den Kompressionsverband oder bei Spannung des Gewebes. Ax- 
‚hausen wandelt die Höhle erst in eine ganz flache Mulde um 
‚und -befestigt in ihr dann die mobilisierte Haut mit kleinen Metall- 


der Knochenhöhlen, bevorzugt. 


nägeln. | | 5 
Auch gestielte Muskellappen werden in die Knochenhöhle 


massen bedeckt ist. „Funktionell hochwertige“ Muskulatur darf 


man selbstverständlich nicht-zur Füllung einer Knochenhöhle opfern: 
Leider lassen diese plastischen Methoden geräde da im Stich, wo 


das Bedürfnis nach plastischer Füllung der Knochenhöhlen am 
größten ist, nämlich ‘in der Nähe der Gelenke, wo der Knochen 


nicht von starken Muskeln umgeben ist, sondern von den funktionell 
wichtigen Gebilden der Nerven, Blutgefäße und Sehnen. 


Schultens und Sanicki verwenden gestielte Periost- 


` Muskellappen .und Bier einen Haut-Periost-Knochenlappen. Auch 


17 


die Ausfüllung der Höhle durch frei überpflanzten mit Periost 
gedeckten: Knochen hat Nachteile, weil das Öperationsgebiet nicht 
aseptisch ist. Endlich wird von vielen Autoren, z.B. Lexer, 
Reh n, mit freien Fettstücken gearbeitet, mit denen sie die 
Höhlen völlig ausfüllen und in vielen Fällen primäre Einheilung 
erzielen. een i | | 

‚Petersen (8) hat eine neue Methode gefunden, nach der 
er alle Fälle von Knochenhöhlen, wie sie auch. gelegen sind, durch 


‚Plastische Verwendung von gestielten Periost- 


lappen schnell und sicher zur Heilung bringt, vielleicht mit Aus- 
nahme der Fälle, in denen das Periost durch Infektion oder operative 
Maßnahmen nicht mehr vorhanden ist. Das Periost wird in Form 


' eines oder zweier gestielten- Lappen abgelöst und in die Höhle 


hineingelegt; die Wunden wird durch einige Nähte verkleinert und 
eventuell ein Drain an den tiefsten Punkt gelegt. „Das dünne 
Periost verwandelt sich schnell in ein weiches, reich durchblutetes 
Granulationspolster, das teils die Höhle ausfüllt, teils die übrigen 


Weichteile zur Füllung der Höhle heranzieht.“ Erst am Schluß, 


wenn die Knochenhöhle übersichtlicht freigelegt, die Sequester 
entfernt, die Granulationen angestrebt, die Ränder mäßig abgeflacht 


sind, legt Petersen (8) den Lappen in die Höhle, und zwar so, 
em „möglichst großer Teil des Höhlengrundes, auf jeden Fall: 

der tiefste Punkt und möglichst auch der steilste Abhang der 

Höhle bedeckt ist“, -< . | | 

D Diese Art der Plastik hat den Vorzug der physiologischen 

‚eckung; Knochenhaut ist überall vorhanden, und schließlich ist 

ein Periostlappen in jede Höhle, wie sie auch gestaltet'ist, auch in 


u tiefe und enge Höhlen, leicht einzubringen, Kein anderes 
ewebe wird seiner Funktion beraubt und der Knochen selbst 


möglichst geschont, Petersen (8) hält es nicht für ausgeschlossen, 
aß eine Neubildung von Knochen hier stattfindet. — 


+$ 


Weichteile: E j 


und zum Zug nimmt Pohl (i1) ein Stück alten Magenschlauches. 
Der Ring der „Krone“ muß. natürlich gut gepolstert sein. | 


dauernd gleichmäßige, weil der Gegenzug gleichbleibt. Auch 
. Massage und Bewegungsübungen sind: frühzeitig möglich. Ferner 
läßt sich-die Extension ebenso an einer Behelfsprothese ermöglichen. 
Der Amputierte verliert dadurch ‘bald das Gefühl des hilflosen 
Krüppels. — - a Ta 

-Es war von jeher eine Schwierigkeit, bei Erkrankung der 


Tuberkulose, eitrigen Prozessen und infizierten Schußverletzungen, 
einen klaren Überblick über die Ausdehnung der Erkrankung- zu 


das Verfahren von Obolinski, der. den Fuß zwischen der dritten 


und vierten Zehe bis zur Achillessehne durchspaltet, bleibt un- -. 
genügend und beschränkt, zumal es außerdem wichtige Nerven und 


Sehnen opfert. 


Kirschner (1) ist es durch ein neues Verfahren gelungen, | 
eine freie Übersicht und einen ungehinderten Zugang zu. allen . 


'Gebilden der Fußwurzel zu schaffen. Durch einen Schnitt von der 
Lisfraneschen Gelenklinie bis in das obere Sprunggelenk 
— durch Weichteile und Knochen — zerlegt er den Fuß in einen 
größeren plantaren und einen kleinen dorsalen Abschnitt, sodaß sich 
beide Fußteile beim Auseinanderklappen „wie ein Karpfenmaul“ 
öffnen. Sämtliche Knochen und Gelenke der Fußwurzel, das obere 
Sprunggelenk und die. Gelenkflächen der Unterschenkelknochen 
liegen frei zutage. ME a a 

. Bei. aseptischen Erkrankungen klappt .Kirschner (1) die 
beiden Fußteile nach Vollendung des operativen Eingriffs wieder 
zusammen und vernäht die Strecksehnen der Zehen und die Haut- 
ränder primär. Der Fuß wird rechtwinklig eingegipst. | 

- Bei infektiösen Prozessen läßt er die Wunde breit klaffen 
und füllt sie mit Gaze aus. Der Fuß wird in leichter’ Spitzfuß- 
stellung geschient. In,diesen Fällen bleibt die Wiedervereinigung 
der Zehenstrecker aus. „Eine schwerwiegende praktische Bedeutung 
dürfte die hierdurch aufgehobene Zehenstreckfähigkeit. selten er- 
langen, da die Zehen beim Gehen unter passiver . Dorsalflexion 
automatisch vom Boden abgewickelt werden.“ Eventuell macht 
Kirschner (l) eine Sekundärnaht. Die Heilung erfolgt meist 


in Spitzfußstellung, in der der Gang gut möglich ist. Andernfalls . 
ist eine korrigierende Operation anzuschließen. s en 


= Eine Eröffnung des. oberen Sprunggelenks kann man sich 
sparen, wenn seine‘ Übersichtlichkeit, garantiert ist. Alle wichtigen. 
Organe bleiben unverletzt mit Ausnahme der Zehenstrecker und 
der Arteria dorsalis pedis. . a | 
Nach der Operation bleibt meistens eine mehr oder minder 
starke Ankylose der eröffneten Gelenke zurück, die zum Teil auf 
Rechnung der Operation, zum anderen Teil auf Rechnung. der Er- 


krankung selbst zu setzen ist. Eine Beschränkung der Funktions- - 


fähigkeit des Fußes wird hierdurch bedingt, die jedoch nach 
Kirschners (1) Erfahrungen nicht erheblich ist. 


Literatur: 1. Kirschner, D. Zschr. f. Chir, 1918, Mai, Bd. 145, H.1bis2, — 
2. ep ebenda. — 3. Franke, ebenda. — 4. Störzer, ebenda, 1918, Oktober, 
Bd: 147, H. 1 bis 2.. — 5. Kohler, ebenda. — 6. Freiin v. Schlotheim, ebenda, 1918 
April, Bd, 144, H. 5 bis ’6.. — 7. Koleszár, ebenda, 1918, September, Bd. 146, 
H.5 bis 6. — 8. Petersen, ebenda. — 9. Remmets, ebenda, 1919, Januar, Bd. 148, 
H. 1 bis 2. — .10. Rogge, ebenda, 1918, Juli, Bd. 145, H. 5 bis 6 — 11. Pohl, 
ebenda, 1918, März, Bd. 144, H. 3 bis 4 — 12; Schepelmann, ebenda. — 
13, Schepelmann, ebenda, 1918, Se 
ebenda, 1919, März, Bd. 149, H. 1 


is 2, 


Drähte durch das Knochenloch und 'bewirkt so Extension der 


= Pohl (11): wendet ein weit einfacheres Verfahren an; er 
benutzt eine „Krone“ aus zwei gebogenen Cramerschienen, die an 
| ihrer Basis, einer: ringförmig zusammengenieteten Cramerschiene, 
festgelötet sind. Am Stumpf wird ein. Flanellbindenzug angelegt,. 


Die Extension. läßt sich frühzeitig anwenden, sie ist eine - 


kleinen Fußknochen ‘und -gelenke, besonders bei 


bekommen. Dies ist daher die erste Aufgabe der Operation. Auch 


tember. Bd.146, H. 8 bis 4. — 14. Braun, 


ER; 
en 
` + ew, er 
a ee ® NETT ` 
u Si aT Ka Fe 
DA Er in 
= ae: En rg 
Pu SEE 0e . 
PB. aa a ae r? peN Du Ar S Ws Se 
Zei. ns Tos ER a 
x MR ee ... 


paw 
en 


Fi AS w R 
E P: 
BAAR A 


l 


ta 
KJ 
f 
$ 
È 
4 
$- 
Ea 
h: 
EN 
Leii 
j: ar 
` 


_S? 


men mann 
Per 


vr. 


KIN 5, >’ 


-r= 


a year 
oe po 


T A Fos Pe: 
Tu ne 
B ML A rae TA 


re nn a 
Ts Ñee N Aa 
atea ve A 
an.‘ 


10 1 ea N 
X i 


N 
-2 
i 
& 


570 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 23. 


— a 


t 


i; 
i 


ee 


A 


p 


Kod En Tus 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 17 u. 18. 


Nr, 17, W. Anschütz (Kiel): Beiträge zur Behandlung der 
Amputationsstümpfe nach Sauerbruchscher Methode. Berichtet wird über 
einige Fortschritte, die sowohl in der Sicherheit der operativen Heilung, 
wie in der Sicherheit des endgültigen Erfolges gemacht worden sind. 

Franz Hamburger (Graz): Der psychogene Cremasterreilex. 
Bei manchen Individuen zeigt sich unmittelbar nach dem lege artis 
ausgelösten. Cremasterreflex ein solcher von neuem in dem Augen- 
blicke, wo man den Finger zu seiner Auslösung erhebt, also 
schon bevor die Haut berührt wird. Das Experiment gelingt aber nur 
dann, wenn der Patient den streichenden Finger sich nähern sieht. 

Konrad Mayer: Uber Schutzkörpermangel bei Grippe nach 
Beobachtungen über die Grippe 1918 unter den deutschen Truppenteilen 
in Konstantinopel. Durch klimatische Ungunst und körperliche An- 
strengung geschwächte Organismen wurden von der Grippe befallen. 
Unter dem Einfluß dieser Krankheit trat ein Schutzkörpermangel ein, 
und anderen im Körper schon vorhandenen Krankheitserregern ver- 
schiedenster Art war damit Gelegenheit geboten, zur Wirksamkeit zu 


kommen und je nach der Pathogenität schwere bis tödliche Erkran- 
kungen hervorzurufen. 


Gustav Deusch (Rostock): Grippe und Lungentuberkulose. 
Lungentuberkulöse haben eine geringe Neigung zur Grippeerkrankung. 
Bei ihnen verläuft auch diese fast durchweg relativ leicht und führt 
selten zum Tode. Die Tuberkulose dürfte einen gewissen Schutz gegen 
die Grippe und die komplizierenden Mischinfektionen verleihen. (Daß 
Lungentuberkulöse äußerst selten an kruppösen Pneumonien erkranken, 
ist bekannt.) 

Knud Ahlborn (Hamburg): Unerkannte Malaria als Kom- 
plikation bei anderen fieberhaften Erkrankungen. Bei allen aus dem 
Felde heimkehrenden Soldaten ist eine Blutuntersuchung auf Plasmodien 
vorzunehmen, besonders bei denen, die „geographisch malariaver- 
dächtig“ sind, das heißt die in Malariagebiete gekommen waren, aber auch 
in allen Fällen, die an unbestimmten fieberhaften Erkrankungen leiden. 

Geigel (Würzburg): Energie der Lage und Blutkreislauf. Be- 
rücksichtigt man nur den Unterschied: arterieller Druck — venöser 
Druck, so ist die Lage, die ein Organ einnimmt, ob es erhoben ist 
oder gesenkt, für die Fortbewegung des Blutes ganz gleichgültig, von 
größtem Einfluß aber ist die Lage für die wichtige Differenz: Blut- 
druck minus Gewebsspannung. Von größtem Einfluß ist die Lage 
ferner auf die Spannung der Gefäßwand. Für die Forttreibung des 
Blutes kommt aber nicht nur das Gefälle in Betracht, sondern auch 
die Wucht des Stoßes, mit der das Blut die Wand der Arterien trifft. 
Von dieser Wucht wird nur ein Teil für die Massenbewegung zurück- 
gewonnen, ein anderer wird in Wärme umgesetzt. i 


H.Christian Greve (München): Die chronische superficielle 
Glossitis (Moelleri) — eine Reflexneurose. Es bestehen heftige, brennende 
Schmerzen meist an einem Zungenrande und an der Spitze, wodurch 
der Kranke an der Nahrungsaufnahme und beim Sprechen infolge 
Scheuerns an den Zähnen behindert ist. Man findet kleine Excoriationen 
am Zungenrande, rote Flecken und Streifen, entstanden durch defektes 
Epithel. Das Leiden tritt vorwiegend beim weiblichen Geschlecht auf, 
Der Verfasser rechnet es zu den Neurosen. Daher ist das Haupt- 
augenmerk auf die Behandlung des bestehenden Allgemeinleidens zu 


richten (besonders Magen- und Darmstörungen, Menstruationsanomalien, 


Klimakterium und die mit diesen verbundene Neurasthenie). 


Arth. Hoffmann (Darmstadt): Flecktyphusansteckung nach 
Entscheidung des Reichsgerichts Unfalliolge. Ein gegen Unfall für den 
Todesfall versicherter Arzt war einer Erkrankung an Flecktyphus er- 
legen. Das Reichsgericht nahm eine Infektion durch eine äußere 
Verletzung (Läusebiß) an. Ebenso dürften auch andere, durch 
tierische Parasiten übertragene Infektionen als Unfallfolge zu be- 
urteilen sein, in erster Linie die Infektion an Malaria. 


— 


und in das Blut übergetreten, die prämenstruellen Veränderungen sind 
bereits ausgebildet, die Menstruation wird, trotzdem alle Ovarialzellen 
getötet werden, noch einmal kommen. Der Follikelsprung erfolgt 
eben um die Mitte und nicht erst gegen Ende des Intermenstruums. 

Wieting: Die Formen der traumatischen Pleurainiektionen. 
Besprochen werden die rahmeitrige bluthaltige, die eitrig-gashaltige, 
die serös-fibrinöse, die hämolytisch-seröse, die septische trockene oder 
serös-eitrige Form und schließlich das Gasempyem. 


Döllken (Leipzig): Über die elektiven Wirkungen der Hetero- 
vaccine und Proteinkörper. Die wesentliche Bedeutung der parenteral 
dem Organismus zugeführten Vaceine und Eiweißprodukte liegt nicht 
in der allgemeinen, sondern in der ausgesprochen elektiven Wirkung 
auf die Körperorgane. | 


Harald Oehnell (Stockholm): 


Verdauungsstörungen nach 
Gastroenterostomie. 


Regelmäßig fanden sich danach Bindegewebsreste 


in den Faeces. Auch dürfte eine verschlechterte Ausnutzung des Fettes 
anzunehmen sein. 


Richard Drachter (München): Die Bedeutung der Inter- 
costalmuskelatrophie bei Raumausgleich im Thorax und der Begriff der 
Lungenstütziunktion. Die Lunge wirkt thoraxwandstützend, erstens 
indem sie die Entstebung größerer Druckdifferenzen zwischen den 
Pleurablättern unmöglich macht, und zweitens, indem sie Intercostal- 


muskelatrophie verhindert. Die thoraxwandstützende Funktion der 
Luage ist aber nur eine relative. 


Viktor Schilling: Das Zusammenwirken von Blutbild und 
Weil-Felix-Reaktion bei der Laboratoriumsdiagnose des Fleckfiebers. Die 
Beurteilung der Weil-Felix-Reaktion gewinnt durch das Blutbild an 
Sicherheit. Die durch Blutbild plus Weil-Felix mögliche Kontrolle von 
Flecktyphusfällen ist für den Hygieniker praktisch sehr wertvoll. 

Fr. H. Lorenz (Hamburg): Gonokokkenzüchtung in verdünnfer 
Luft. Die Luftverdünnung ist wesentlich für das Gonokokkenwachstum. 

Franz Franka (Frankfurt a.M.): Pupillenstörung nach Grippe. 
Während einer Grippe mit Erscheinungen einer Encephalomyelitis wurden 
Entrundung, Ungleichheit und Reaktionslosigkeit der Pupillen beobachtet, 
und zwar auch noch nach drei Monaten. 

H.Fründ (Bonn): Ein Überdrucknarkoseapparat für Feldlazarette. 


Das beschriebene einfache Modell genügt allen Anforderungen bei Ope- 
ration von Lungenschüssen. F. Bruck. 


Zeitschrift für Immunitätsforschung und experimentelle Therapie 


Bd. 28, H. 3 bis 5. 


E. Friedberger: Zur Frage der Typhus- uud Choleraschutz- 
impfung. I. Mitteilung. Ergibt sich auf Grund der bis jetzt vorliegenden 
authentischen Zahlen ein Erfolg der Impfungen gegen Typhus und Cholera 
im Krieg? Die Arbeit Friedbergers enthält den am 2. Mai 1917 
in der Berliner Medizinischen Gesellschaft gehaltenen Vortrag, dessen 
Veröffentlichung durch die Zensur verboten war. Friedberget 
geht davon aus, daß die älteren statistischen Angaben über die günstige 
Wirkung der Typhus- und Choleraschutzimpfung anfechtbar sind und 
daß eine Immunisierung mit abgetöteten Erregern gegenüber spontan 
vorkommenden Krankheiten nicht gelingt. Die Abnahme der infektiösen 
Darmkrankheiten im Weltkrieg gegenüber früheren Kriegen ist zunächst 
auf die gleichen Ursachen zurückzuführen, die auch im Frieden schon 
ihre Abnahme um das 10- bis 80 fache in den letzten Jahrzehnten be- 
dingt haben (Verbesserung der hygienischen Verhältnisse). In langer 
dauernden Kriegen findet mit und ohne Impfung Typhusabnahme statt. 
Die Häufigkeit leichter Fälle bei der geimpften Truppe im Gegensatz 
zur ungeimpften Zivilbevölkerung des besetzten Gebietes ist in erster 
Linie darauf zurückzuführen, daß in der Statistik bei der Truppe fast 
alle Fälle, bei der Zivilbevölkerung nur die schwersten erfaßt werden. 
Friedberger greift dann die von Hünermann für die Typhus- 


schutzimpfung und die von Hoffmann für die Choleraschutzimpiung 
aus dem authentischen Zahlenmaterial ‘gezogenen Schlußfolgerungen an 
einzelnen an, er wirft beiden Autoren vor, die Gesetze der Epidemiologie 
nicht genügend berücksichtigt zu haben. (Typhus: Der Abfall der 
Typhuskurve im Anschluß an die Impfung ist relativ der gleiche wie 
1870; er fällt bei den einzelnen Divisionen nicht mit der Impfung ZU 
sammen. Cholera: Die Cholerakurve hat überall ihren habituellen 
Charakter gewahrt, Einfluß der Impfung ist nicht sicher nachweisbar; 


Nr. 18. L. Seitz und H. Wintz (Erlangen): Die Abhängigkeit 
der Röntgenamenorrhöe vom Menstruationscyclus sowie von der Größe und 
Verteilung der Dosis. Die geringste Strahlenmenge, die erforderlich ist, 
muß in einer Sitzung verabfolgt werden. Jede Verzettelung der 
Dosis setzt das Resultat herab. Bestrahlt man in der ersten Hälfte 
des Intermenstruums, so wird ein reifender Follikel oder ein ganz junges 
Corpus luteum — beides Vorbedingung der Auslösung der Menstruation — 
durch die Strahlen vernichtet, es kommt nicht mehr zur Ausbildung der 


en nn 
-Area 


ka ee a i e - = = ® 
tga eair er- p di 
ON. Var e aar Dad 
‘ tr wie 


ee TE ich ee en . 
ET 7 7 2 ze or Re - nn E 3 > — 
CIE A Yan i 5 
T E + Taa u u eh ++ 


D D 

x À Kaai 
e - a 
CAN oh 

` wer 
muy - 
i SALLI G 
- - nn 
a Fen fas 


Morbiditätsverminderung bei Geimpften im Krieg gegenüber Ungeimpiten 
$i A J prämenstruellen Veränderungen, die Menstruation bleibt sofort ganz aus. | in früheren Epidemien besteht nicht bei Berücksichtigung der Aliens 
? CRN | Bestrahlt man in der zweiten Hälfte des Intermenstruums, so sind | gliederung; Einfluß der Impfung auf die Mortalität tritt nicht hervor; 
N Da A | | die ovariellen Hormone, die die Menstruation auslösen, schon vorhanden 


Ausbleiben einer epidemischen Ausbreitung bei durchgeimpften Truppen- 


Digitized by Google i 


. "arten läßt sich ausschalten durch Ausfällun 


- faches Verdünnen ‚des Antiserums. = 
| R. Bielimg: Untersuchungen über die veränderte Agglutinin- 


E ` bildung mit Ruhrbacillen vorbehandelter Kaninchen. 
‚ essiert vor allem durch eingehende Untersuchung der Entstehung 
Zu. kurzer Angabe des Inhalts nicht 


| Wirkung 


. Sauren Salze bei der physiologischen Hämolyse in der 


Aus em NETT “rn. Er Eco E -r 
ip: Ze. STR š . 5 
I WEIT ai s% ii - ' Fe : x 

Sa Poa s 2. . 


“teilen, trotz des Nachweises einzelner Fälle, ist nicht. mit Sicherheit| _ 


auf die Impfung zurückzuführen, da unter entsprechenden Bedingungen 


| auch bei Nichtgeimpften Epidemien in der Regel ausblieben; die Cholera 


ist häufig gleichzeitig bei geimpften und ungeimpften Beständen und 


` der ungeimpften Zivilbevölkerung erloschen.) In einem Nachtrag Po- 


lemik gegen Muschold. 


Ivar Lagerberg: Vergleichende . Untersuchungen ‘über die 


' . Widerstandsfähigkeit der Sporen und der vegetativen Formen einiger 
sporenbildender Bakterien gegenüber ultraviolettem Licht. IV. Mitteilung 
- über die Wirkung der ultravioleiten. Strahlen. Die Sporen und vege- 
- tativen.Formen von Bacillus subtilis, mesentericus und -Bacterium mega- 
` therium haben die-gleiche Widerstandsfähigkeit, während die Milzbrand- 


sporen acht- bis zehnmal widerstandsfähiger waren als die Milzbrand- 


_bacillen. UI traviolettes Licht tötet frisch eingetrocknete Bakterien schneller 


ab als bei Aufschwemmung in Kochsalzlösung. 


E.Friedbergerund G. Joachimoglu: Weitere Mitteilung 


= über die Einwirkung von: Anaphylatoxin auf den isolierten Darm, nebst 
.. vergleichenden Versuchen über den: schädigenden Einfluß des 'erhitzten ` 

. _ artgleichen Serums auf die Bewegung des isolierten Darms. Behandeln 

. des aktiven Iso- und Autoserums mit Bakterien liefert unter Umständen 
„ein Gift, das die peristaltische Bewegung des isolierten Kaninchendarms 
‚aufhebt. Artgleiches inaktiviertes Serum schädigt mitunter. die’ Peri- 

- . staltik (Zunahme der Alkalesc 
:- - Co, bei der Erbitzung). > - 


enz infolge Verarmung des Serums an 


E. Friedberger und K. S ut o: Über heterogenetische Anti- 


gene und Antikörper. ‘VI. Mitteilung. Beiträge zur Natur des hetero- 
genetischen Antigens gegen Hammelblut für Kaninchen im Pierdeharn. 


Durch-Vorbehandlung’ von Tieren gewisser Spezies mit heterogenetischemn 
Eiweiß bildet sich ein Präeipitin gegen Hammeleiweiß und andere Eiweiß- 


arten. Das störende Übergreifen präcipitierender Sera auf andere Tier- 
g mit Hammelblut oder ein- 


Die Arbeit inter- 


heterologer Nebenagglutinine. 


geeignet. | 3 
E-Meinicke: Die Lipoidbindungsreaktion. II. Mitteilung. Auf 


Grund weiterer Versuche verläßt Meinicke die frühere Auffassung, 
daß den Vorgängen der Lipoidbindungsreaktion 'eine Bindung. von . 


Extraktlipoiden und 'Serumglobulinen zugrunde läge, vielmehr stellt er 
die Hypothese auf, daß bei der Reaktion zwischen, Luesserum und 


Extrakt die ’Extraktkolloide das _Kochsalzgleichgewicht der Serum- 
globuline im Sinne einer Kochsalzentziehung stören. Diese Reaktion 


verläuft bei den positiven Seren intensiver als bei den negativen. — 
Beim Inaktivieren der Sera ändert sich die Reaktionsfähigkeit der 
Serumglobuline: sie werden schwerer aus -dem Kochsalzgleichgewicht 


‚gebracht. Die Salzentziehung wirkt aber eingreifender auf das Eiweiß- 
molekül ein als bei aktiven Seren. Der’Grund dieses Verhaltens wird. 


m einer festeren -Bindun 


g des Salzes beim Erwärmen- der Sera’ ge- 
sehen. — Erörterung der neuen Hypothese an. den Vorgängen der 


' Präcipitation, Agglutination, Anaplıylaxie, Hämolyse, Bakteriolyse, Kom- 
Plementbindung. | | rS. | 


F. v..Gröe r und K. Kassowitz:. | Studien über die normale 


 Diphtherieimmunität des Menschen. IV. Mitteilung. Die normale Diphtherie- 


immunität im Kindesalter. Aufstellung einer Kurve des antitoxischen 


Diphtherieimmunitätsgrad es 


Zwischen dem ersten bis dritten Lebensjahr. Doch ist auch während 


_ des Schutzminimums: ‚mit nahezu einem ‚Drittel geschützter Kinder zu 


rechnen. Zwischen 15. und 18. Lebensjahr wird der ‚ursprüngliche 


; Immunitätsgrad von 84% wieder erreicht. Die Gesamtkurve setzt sich 
Dr m drei . Kurven zusammen: 1. die passive, diaplacentar bezogene 
. mmunität des Neugeborenen, geht geradlinig bis gegen Ende des ersten | 


„ebensjahres verloren; 2. die Periode der autochthonen und dauernden 
ildung antitoxischer Serumfunktionen, welche um das 13. Lebensjahr 


ein und mit der Pubertät in Zusammenhang gebracht wird; 3. aktive 
Mmunisierung zwischen dem 1. und 18. Lebensjahr (wirkliche Er- 


ankungen, Bacillentragen). “ Doch wird die normale Diphtherie- 

F wunität vorläufig noch: als etwas von der natürlichen Immunisierung 
erschiedenes aufgefaßt. | | | 

W. Patzschke und | 

Sei der Kohlensäure und ihrer`Salze auf Blutkörperchen, die mit 
eife und | 


Arbeit ist in. der Überschrift ausgesprochen. Die Bedeutung der gallen- 


urg Leber wird mit 
inblick auf das ermittelte Phänomen ‚vermutet, = F 


—— 


1919 —— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


| Mai 1919) " | 


| bei Kindern aller Altersklassen. Die höchste | 
absolute Disposition gegenüber der Diphtherie besteht bei den Kindern 


| K. Jaudas:. Über die - hämolytische 


gallensauren Salzen präpariert sind. Das Hauptergebnis der 


` . . i por 
S 3 ee 
oo. 4 


yia 
E 


i Therapeutische‘Notizen 5 


`. Über: Amalak, ein neues Expectorans, berichtet Heymann 
(Berlin). Er wandte: bei 200 Kranken Amalakpräparäte an und sah meist 
gute Erfolge. Amalakextrakt ist als Expeetorans und reizlinderndes 
Mittel besonders bei Bronchitis und Erkrankungen der oberen Luftwege 


| angezeigt. (B. kl. W. 1919, Nr. 21). ie De, 
lose, insbesondere, der Lym- 


- Über die Behandlung der Tuberku 


‘phome ‘mit Krysolgan berichtet Frankenthal (Berlin). . Krysolgan 


ist relativ ungiftig, führt aber zuweilen. zu: schweren Dermatiten 
(aussetzen!) und Fieber. Es wirkt günstig auf das Allgemeinbefinden 
und scheint. eine katalytische, herderweichende .und bactericide Wir- 


kung zu haben. (Ther. d. Geg., Mai 1919.) ar di, 
` G. Klemperer (Berlin)! prüfte Camagol (pro Tablette 0,1 g Ca 


und 0,01 g Mg) an .mehr als 200 Fällen und bezeichnet es’ als ein 


bräuchbares Medikament, das im Rahmen der Indikationen der Kalk- 
therapie seine Schuldigkeit tun wird. (Ther. d. Geg., Mai 1919) 


- Die Behandlung der Oxyuriasis muß nach Schilling (Leipzig) 


den Darm nicht nur einige Male, sondern fortgesetzt säubern. Inner- 
lich sind-Santonin, Naphthalin, Flor. Cin., Ol. Chenopod., Aether Anthel- 


minth. anzuwenden, daneben peinliche Sauberkeit. (Ther. `d. -Geg,, 
| En Reckzeh. 


ne. Bücherbesprechungen. 


Ludolf Kreh. Pathologische Physiologie. 9. Auflage. 
- F. C. W. Vogel, Leipzig 1918. Brosch. M 22,—, geb. M 26,—. 770Seiten. 

. Die neunte Aùflage der pathologischen: Physiologie ‚gibt den 
großen Stoff in veränderter Anordnung und in vielfach umgearbeiteter 
Darstellung. Sie eröffnet mit einer allgemein. gehaltenen Auseinander- 
setzung über die Begriffe Krankheit, Konstitution und Diathese und 
setzt sich dann mit dem Verhalten des Organismus gegen das Ein- 
treten fremder Substanzen auseinander; in diesem Kapitel steht der 
umgearbeitete Abschnitt Infektion und Immunität, ferner die Abschnitte 
Abwehrfermente.und Fieber. Anschließend folgen Betrachtungen über 


den Kraft- und Stoffwechsel und über Störungen -in der Art. des 


Stoffwechsels. Ein eigenes Kapitel behandelt den Haushalt des Wassers 
und der Salze. Die Schilderung der Organfunktionen unter 'krankhaften 
Verhältnissen, ‘also die spezielle pathologische Physiologie, wird. ein- 
geleitet von dem Kapitel über die. Störungen des Nervensystems. Es. 
folgen die krankhaften Zustände des Kreislaufs und die Krankheiten 


des Blutes. Weiter stehen die Kapitel, über die Verdauung, dann die 
Kapitel über die Atmung und über die Harnabsonderung. Die- Schluß- ` 


aufsätze wenden sich wieder einer allgemeineren Betrachtungsweise zu 


mit einem Aufsatz über die Störungen der Organkorrelation und das: 
'krankhafte Zusammenwirken von Organen. . Das Schlußkapitel setzt. 
sich noch. einmal mit .den Begriffen Krankheit und Konstitution aus- 
einander und weist .der pathologischen Physiologie ihren ‚Platz inner: 
halb des. Bildungsganges des Arztes an. — Das Krehlsche Buch ist 
ein beliebtes und ein wertvolles Bildungsmittel .des deutschen Arztes 
geworden. Auch die neue Auflage überrascht wiederum durch die. 


umfassende Beherrschung der wissenschaftlichen Arbeit der letzten 


Jahre. Die Darstellung hebt den.Leser auf den Standpunkt des Ver- 
fassers und lehrt ihn, von .dieser Höhe der Erkenntnis aus die Ergeb- 


nisse der klinischen und experimentellen Forschung kritisch zu durch- 
denken und gegeneinander abzuwägen. Es ist nur verständlich, daß an 
einem so aus der Persönlichkeit des Verfassers herausgewachsenen 
Buche die Erlebnisse der Kriegszeit nicht ohne fruchtbare Anregungen. 
zu hinterlassen vorübergegangen sind. — Die Auseinandersetzungen 
über die Begriffe Konstitution und Diathese bilden den Rahmen für 
den übrigen Inhalt des Buches durch einen einleitenden ùnd einen ab- 


schließenden Aufsatz. Es scheint, daß diese Anordnung den abge- 
‚leiteten Begriffen ihre Stellung zu dem gesamten Bildungsstoff des- 
Arztes zuweisen soll. Den. eigentlichen Bildungsstoff liefert vorzüglich 
die lokalisatorische, organolögische Betrachtungsweise. Natürlich soll 
der‘ Arzt‘ in erster Linie eben Arzt und’ nicht Naturwissenschaftler oder 
Philosoph sein. Aber von Wichtigkeit ist für die ‚Erziehung des 
Arztes zur Urteilsbildung. und für sein Handeln das Verständnis: dafür . 
zu erwecken, Krankheitszeichen nach den Grundsätzen naturwissen- . 


schaftlicher Anschauung und Begriffsbildung anzusehen ‚und zu ver- 
stehen. Für die formale Bildung des Arztes, für sein Urteilen und 
Handeln ist aber nicht die Kenntnis von Tatsachen der Organverrich- 


tungen, sondern vor allem das wissenschaftlich geschulte Anschauen 


und Begreifen von Bedeutung, -und zum wissenschaftlichen Denken 
regen die in diesem Buc | 
Maße an. 


- K, Bg. 


he vereinigten Krehlschen Aufsätze in: hohem ` 


r e. u ý ie i = $ i 
i PEES, 
i si E . > Ar Mar 
. ` ; x z en 
5 x ey 
en BL 
, z 
` x 5 . I: 5 
‚ nl % 
p 0 i Cai 
pi "N u œ 
` 
. 
m » 
"ja 


ruz 


Ar 
~ en 


re 


à . 2 »= 
- $ 
FTP tirimaa. 


Ad Immer 


Eee 


s Å 
A img 


ES u .. P r a N Fi 

irs =a t a ~, - 
sopan N £ 

K OA R Lu WITZ kaa Oan 


De PAN T -> PIF 


4 è i 
` T 
ren 
> 
Fu 


. F ”. 
Tune Er $ . 
Ben Ze -i 
nen MU TI re 
En | A 


» 
ie 


RT 


LTD: 
Drei FE ac 


tg 


ye „arte: 


BERKER RAR LAT 7 28 
Ei t 5 uR 


ne 


Zus 


i 


2 


Ve 


RS 
5 


soh EN ` 
~< abe, s. ur, 
W u A 


w 
De Ze ee me a 
Ee “ M e Pr 
IE ee o PER a 
7 ie ern.» ur 


EE 
ke a ea 
DE We 


na a SEEP 


-anyoe n 
sa e 


- 
“u. 


-arm pae 


est. (Žr 


pi a ie 
IT pt 


EIA Sa 


TA 
a % - - 


TI 
en 


AETI 
NS 
Pi a 


“on. 
ug” 


D R ee 


- 
wa a 
re 

4 ~ 


druck angewendet. Unregelmäßiges Schlagen des Herzens ist hierbei 


. tuberkulösen Drüsen auf den Vagus gibt Störungen im Reizleitungs- 


N 


Ba oo 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 28. 


Vereins- und Auswärtige Berichte. 


Berlin. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 14. Mai 1919. 


Verhandlungsgegenstand: Das Reizleitungssystem des Herzens. 
Fortsetzung der Aussprache. v. Hoeßlin: Es gibt einen Einfluß des 
Vagus, der erst bei mechanischer Reizung des Nerven zu erkennen ist. 
Durch diesen Druck (Tsehermackscher Druckversuch) läßt sich 
sofortiges Aufhören der paroxysmalen Tachykardie erzielen. Man sieht 
dabei häufiger, daß der Vorhof seine rasche Schlagfolge nicht einstellt, 
sondern daß nur der Ventrikel langsamer wird. Es kann zu Erschei- 
nungen kommen, .die dem Herzflimmern ähneln. Praktisch hat die 
Anwendung des Druckes die Folge, daß die Kranken von ihrer Hertz- 
angst und der Atemnot sofort befreit werden. Sie lernen ihn selbst 
ausüben. Der Druckversuch wird auch mit Erfolg bei erhöhtem Blut- 


nicht Vorbedingung. Das Herz kann gesund erscheinen, während die 
Ausübung des Druckes Hemmung der Überleitung zwischen Vorhof 
und Ventrikel usw., gelegentlich selbst Blockierung zu erkennen gibt. 
Hierbei macht sich nicht selten ein Unterschied zwischen dem Druck 
auf den rechten und linken Vagusstamm bemerkbar. Der rechte Vagus 
hat mehr Einfluß auf den Sinus, der linke mehr auf den Übergang 
zwischen Vorhof und Ventrikel. Auch der Druck von Tumoren und 


system zu erkennen. 


Max Koch demonstriert das Herz eines vier Monate alten 
Kindes, das an dyspeptischen Erscheinungen gestorben war und bei 
dem als Nebenbefund eine doppelt ausgebildete Herzspitze sich fand. 
K. zeigte ferner das Herz eines 23jährigen Soldaten, der an Kohlenoxyd- 
vergiftung gestorben war, bei dem sich ein sehr seltener abnormaler 
Sehnenfaden fand, der dicht unterhalb der Aortenklappe begann und 
unter Umfassung des großen Mitralsegels zum ehemaligen Rande des 
Foramen ovale zog. 

Ceelen: Schlußworte Kraus: Schlußwort. 


Jürgens: Neue Wege der Seuchenbekämpfung. Man kann die 
Seuchen in mehrere Gruppen einteilen. Die eine Gruppe bilden Pocken, 
Fleckfieber und Masern. Der Erreger ist bei keiner von diesen Krank- 
heiten sicher erkannt. Gleichwohl haben wir die Krankheitsbekämpfung 
in der Hand. Die Pocken sind beseitigt durch die Schutzimpfung. Sie 
erzeugt eine Dauerimmunität. Der immune Mensch kann trotzdem 
infiziert werden und er kann erkranken, aber das sind dann keine 
echten Pocken. Durch die Impfung werden die Pockenerkrankungen 
also nicht beseitigt, aber es besteht keine Gefahr mehr von ihrer Seite. 
Die Wiederimpfung bedarf noch einer wissenschaftlichen Erklärung. 
Auch das Fleckfieber gehört als Volksseuche der Vergangenheit an. 
Es kann sich aber wieder einnisten, wenn auch Massenerkrankungen 
nicht mehr eintreten werden. Dazu sind Zustände der Lebensführung 
erforderlich, wie sie in Deutschland längst überwunden sind. Die Ge- 
fahren rühren vielmehr daher, daß unerkannte Erkrankungen zu Über- 
tragungen Veranlassung geben. Demzufolge ist für die Bekämpfung 
des Fleckfiebers in erster Linie die Mitwirkung des Arztes erforderlich. 
Die Diagnostik ist hier die Hauptsache. Die Weil-Felixsche 


. Reaktion kommt zu spät. Die strenge Isolierung der Kranken ist un- 


nötig und beraubt den Kranken der nötigen Fürsorge. Fleckfieber- 
kranke suchen den Arzt sehr bald auf. Die Meldung des leisesten 
Fleckfieberverdachtes ist unnötig. Ist der Verdacht begründet, so 
müssen alle erforderlichen Maßnahmen ergriffen werden. Tritt ein 
Kranker zu spät in Behandlung, dann ist die Aufmerksamkeit allen 
Leuten zuzuwenden, die ansteckungsverdächtig durch ihn geworden 
sind. Hier ist’ärztliche Mitarbeit erforderlich. — Die Masern herrschen 


im Volke unbegrenzt. Sie werden als unvermeidliches Übel hinge- 


nommen. Sie sind keineswegs harmlos. Der Kampf gegen sie ist 
durchaus nicht so aussichtslos, wie man glauben machen möchte. 
Allerdings wird man sie nicht ausrotten können, aber einschränken 
kann man sie. Eine zweite Gruppe der Volksseuchen kann sich nicht 
so ausbreiten, weil die Menschen gegen sie zum Teil eine Immunität 
haben. Dahin gehört die Diphtherie. Bei ihr ist ein Zusammenarbeiten 
aller Bestrebungen bei Außerachtlassen aller unnötigen Bestrebungen 
angezeigt. Unnütz ist es, alle infizierten, dabei aber gesunden Kinder 
ins Krankenhaus zu schicken. Die Umgebung ist vor ihnen in anderer 
Weise zu schützen. Als Volksseuche hat die Krankheit seit der Serum- 
behandlung viel von ihrem Schrecken verloren. Zu betonen ist die 
frühzeitige ärztliche Hilfe. | 

Was Cholera, Typhus und Ruhr anbetreffen, so unterliegt die 
Ruhr individuellen Einflüssen. Die Cholera begrenzt sich in einem 
Kulturvolk von selbst. Schon die einfachsten Regeln der Reinlichkeit 


bringen sie zum Erlöschen. Ebenso verhält es sich mit dem Typhus. 


Bei beiden Krankheiten läuft die bakteriologische Untersuchung den 
Ereignissen nach, — Scharlach, Grippe, epidemische Genickstarre, 
Heine-Medinsche Krankbeit werden bekämpft, aber sie erfordern um- 
fangreichere Mitarbeit der praktischen Ärzte. 


. Die Tuberkulose ist eine ansteckende Krankheit, die auch kon- 
stitutionell zu bewerten ist. In einer gesunden Bevölkerung ist sie 


kaum noch zu fürchten. Im Kampf gegen die Tuberkulose ist gute 


Ernährung, Wohnungsfürsorge usw. von Wichtigkeit. Die Quellen der 
Tuberkulose fließen überall. Die Trennung in offene und geschlossene 
Tuberkulose ist irreführend; jede Tuberkulose ist offen. Mit dem 
bakteriologischen Nachweis kommt man zu spät. Strenge Isolierung 
ist in keiner Anstalt durchführbar. Es müssen neue Wege für die 
Bekämpfung der Tuberkulose gefunden werden, Der Kampf gegen den 
Kranken ist unrichtig. Die Fürsorge hat bei der ‚Jugend einzusetzen, 
Aussprache. Hans Mühsam: BeiderSeuchenbekämpfung 
kommt es allein darauf an, daß wir die Quellen kennen, aus denen die 
Erreger ins Volk dringen. Erst wenn wir die gefunden haben, können 
wir an die Bekämpfung der Seuchen denken. Am Typhus läßt sich 
nachweisen, daß große Epidemien aus einer einzigen Quelle stammten, 
Um solche Quellen aufzusuchen, bieten sich zwei Wege dar. Einmal 
kann man diejenigen Kranken, welche zufällig zur Behandlung kommen, 
zur Anzeige bringen, dann aber kann man große Reihen von Leuten 
durchsuchen, um die Kranken herauszufinden. Das zweite Verfahren, 
auf die Gesamtbevölkerung angewendet, sei zu empfehlen. Mit ihm ist 
der Behandlungszwang zu verbinden. Fritz Fleischer. 


Bonn. 
Niederrheinische Gesellschaft für Natur- und Heilkunde. 
Sitzung vom 7. April 1919. 

Gallus bespricht in einem ausführlichen Vortrage die Frage: 
„Gibt es eine Cataracta diabetica?“ Er verfügt über ein zum Teil längere 
Jahre beobachtetes augenärztliches Material von 606 Diabetikern. Die 
Katarakt ist zweifellos die häufigste Augenkomplikation, denn sie konnte 
in einem Drittel seiner Fälle festgestellt werden. Das Durchschnittsalter 
der Kataraktösen betrug 58,8 Jahre. Die Katarakt pflegt vor dem 
50. Lebensjahre selten im Verlaufe von Diabetes aufzutreten. Das spricht _ 
gegen die gewöhnliche Annahme, daß die Katarakt gerade bei jugendlichen 
Diabetikern, also bei den schwereren Fällen, beobachtet werde. Gerade 
die schweren und schwersten Fälle von Zuckerkrankheit, die sich mit - 
toxischer, durch die Zuckerkrankheit bedingter retrobulbärer Neuritis 
vergesellschaften, bezeichnet G. geradezu als immun gegen Katarakt. 
Er fand in seinem großen Material nicht einen einzigen Fall, der beide 
Erkrankungen gleichzeitig aufwies. Interessant ist in der Hinsicht die 
Mitteilung, daß bei 76 Kriegsteilnehmern, von denen 73 unter 50 Jahre 
alt waren, nur ein einziger, 23 jähriger Mann an Star litt, dagegen 14 
an retrobulbärer Neuritis erkrankt waren. 

Um den Unterschied zwischen diabetischen Katarakten und 
solchen seniler Ätiologie. klarzustellen, zog G. ein Vergleichsmaterial 
von 1089 Katarakten nichtdiabetischen Ursprungs an. Dabei ergibt 
sich, daß bei beiden Kategorien das beliebteste Lebensalter die Jahre 
zwischen 50 und 60 sind, daß aber Zuckerkranke häufiger vom Star 
befallen werden. Bei beiden Kategorien wird der Star häufiger bei 
Frauen als bei Männern beobachtet. Bei Diabetikern fanden sich auch 
häufiger besondere, von der gewöhnlichen Katarakt abweichende Formen 
(scharf begrenzte vordere Corticaltrübungen, Lokalisation am hinteren 
Pol und die Cataracta coronaria), die aber alle nichts für Diabetes 
Charakteristisches darstellen. Jenseits der 50er Jahre bestehen keinerlei 
Kriterien, die eine Unterscheidung der diabetischen Starform von der 
senilen gestatten. Bei 79 Untersuchten bestand der Diabetes bereits 
über zehn Jahre. Die Katarakte waren auch hier verhältnismäßig oft 
in so geringem Maße vorhanden, daß die bestehenden Trübungen VOR 
keinem oder nur geringem Einflusse auf das Sehvermögen waren. Auf 
hellung von Startrübungen lediglich durch antidiabetische Maßnahmen 
wurden nicht festgestellt. Pathologisch-anatomisch unterscheidet sich 
der diabetische Star nicht von dem senilen. Die Katarakt findet sich 
bei leichten Fällen von Diabetes sowohl wie auch bei schweren. AUS 
dem ‚Vorhandensein von Star können keine prognostische Schlüsse 
gezogen werden. l : 

Wie es zur Starbildung kommt, ist noch nicht endgültig ent- 
schieden. Die Annahme, daß die Schädigung der Linse durch ultra- 
violette Strahlen die Ursache sei, lehnt G. als unwahrscheinlich ab. 
Er sagt geradezu über die Ätiologie des Stars bei Diabetes: „Zusammei 


a a "8, Jani: 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK Nr. 23. i y ae SE 573: Re 
fassend läßt sich sagen, daß sich auf Grund des Materials und’ dessen ‚| der Milchbehandlung in kurzer Zeit. Die: Milchinjektionen. wirkten. Br L . 

- kritischer Verarbeitung keinerlei Momente ergeben haben, die’ geeignet ‚| fiebererzeugend, riefen aber keine: beziehungsweise keine nennenswerte Beine" | 
wären, die allgemein. gültige Annahme .zu stützen, daß der Diabetes, !| Leukocytose hervor; doch kehrte das differentielle leuko- RE 
das ‘heißt als Stoffwechselkrankheit mit ihren. Folgen,  ätiologisch für || eytäre-Blutbild. rasch zur Norm zurück. — Das Aus- En 

` die bei ihm sich findende Katarakt, verantwortlich zu, machen sei: Die | bleiben der Leukocytose. trotz der Milchinjektion ist in unseren. Fällen we Ae 
Frage: gibt es eine_Cataracta diabetica? ist also zu vermeinen.“'| wohl zurückzuführen auf die starke Verfälschung (Verdünnung) der Sale: 

ı Was das Überwiegen der Frauen anlangt, so glaubt G., daß der frühere | Milch; diese verdünnte Milch hatte keine oder ‚geringe chemotaktische, t: pilies 
Ablauf der Geschlechtsphase bei der Frau" da in Betracht zu ziehen |.aber. noch immer pyrogenetische, Wirksamkeit; letztere genügte. zur MAREEN 

-gei Er fand in etwa 80% der Fälle eine ganz auffällige. Cessatio | günstigen Beeinflussüng -des Krankheitsprozesses. (Die ausführliche Kal: 

.. mensium. Er gab deshalb kataraktösen Frauen Ovarialpräparate, wobei | -Mitteilung erfolgt. durch H. Ptitz in der Therapie der Gegenwart.) - i falni f 

“ er zuweilen Rückgang der Trübungen gefunden haben will. Das lere- | u NE l as en ee j- MA 

ditäre Moment spielt eine große Rolle, und zwar fand G., daß bei’ Ki Sitzung vom 24- Januar 1919. u BE 

- ` hereditärer Belastung wiederum die Frauen häufiger von Star befallen 0. Grosser: Specifität der Eiweißkörper und Morphologie. Die: JE ETEA : 

~. werden als die Männer. Interessant ist, daß sie in der Statistik mit dem | Lehre von der Artspecifität der Eiweißkörper bat uns erst das Ver- i Be, i 
hohen Prozentsatz von 16,5% vertreten sind. Kaupe (Bonn)..- :| ständnis für die Rolle der. Verdauung gebracht, deren Aufgabe. darin‘ ae 
Bis re Zu "| besteht, artfremde Stoffe so weit abzubauen, daß. aus ihnen arteigene EB 
TN ES S de Frankfurt a M: . gebildet werden können, und -hat die Bedeutung. des Darmepithels als k o 
ER eg | Eee u .| lebendige Schutzwehr gegen das Eindringen artfremder Stoffe gezeigt. `- f feiii 

| Arztlicher Verein. Sitzung vom 7. April 1919. Br | Neben dem : Begriff der. Artspecifität steht in der Biologie der der. - SH Kiga 
| Meyer (Köppern): Epikritisches zur Einteilung und Beurteilung | Organspecifität, dem die Morphologie etwas Verwandtes aù die Seite. ji i ao 

. "der kriegsneurotischen Störungen (erscheint unter den Originalien dieser-| zu stellen hat: die „organbildenden Substanzen“ der modernen Embryo-” a ei 

` Wochenschrift). _ Bee E logie. Doch ist diese Bezeichnung irreführend, da e$ sich bei diesen RE E 
_ Schultze -(Köppern): Zum experimentellen Nachweis des | nicht um bloß chemisch definierte Stoffe, sondern um Anlagen handelt, KAPENES 
'Schwachsinnes bei Brwachsenen. Bei Untersuchungen von Erwachsenen | die in das lebendige Gefüge der Zelle eingereiht sind, und denen daher. | le . 
'auf Schwachsinn- hat sich mir folgende Methode als zweckmäßig er- | nicht nur eine bestimmte molekulare, sondern auch eine bestimmte Dr 
‚wiesen. Ich gebe dem Patienten die Teile eines Mosaiklegespieles ohne | supramolekulare, lebendige Struktur zukommt. :Eine weitere Verfeinerung | a 
‘Vorlage und lasse das Bild zusammensetzen. Schon beim ersten Ver- | der Artspeeifität ist die Individualspeeifität, der eine rassen- und familien- U Ma Err a 

. „such. bekommt. man bei. einiger Übung Klarheit über den Fall., Das | mäßige Eigentümlichkeit gewisser Stoffgruppen übergeordnet sein mag. Me 

Ergebnis wird durch Feststellung der Legezeiten gesichert. Normal- | Besonders wenn wir uns auf den Standpunkt einer epigenetischen Ent- En, 
zeiten sind für. 20- bis 45jährige volksschulgebildete Männer mit an- | wicklungstheorie. stellen, läßt das Vorkommen individualspeeifischer parui ge 
nähernder Gehauigkeit’festgestellt und von anderer Seite her genügend |. Eiweißkörper in den Keimzellen an die Möglichkeit denken, wenigstens ee.) 

` bestätigt worden. Hinsichtlich der Einzelheiten muß auf die Original- | einen Teil der Individualanlagen auf solche specifische Körper zurück- lad 

'. untersuchung verwiesen werden, die demnächst in der Zeitschrift für | zuführen; die charakteristischen Atomgruppen wären aber dann nicht P WENI 
die gesamte Neurologie und Psychiatrie (G a u p p) erscheint,  Organanlàgen, ja’ überhaupt nicht Anlagen im Sinn einer materiellen bo BR 
Ca T N Bee. Ä Vertretung gewisser Körperteile im Keim, sondern bloß. Merkmals- bet 
_ E bestimmer, die in einem. nicht genauer bezeichenbaren Moment zur E 
' We: Prag. Ä = - Wirksamkeit gelangen, während die Organe, an denen die Merkmale X Be Be 
ee Verein deutscher Arzte. Sitzung vom 17. Januar 1919. auftreten, nicht durch ein bestimmtes Molekül oder einen Molekül- ir Ki: n. 
© <: 'E.Münzer: Die Grippeepidemie im Monat September und Oktober | komplex angelegt, sondern im Sinne der Theorie der, Epigenesis' durch hi ui 
vorigen Jahres zeigte auch in Prag sehr bösartigen Charakter. Die Be-.| die Wechselwirkung einer ganzen Reihe von Teilen ‚der Eizelle ent- 17 RE 
handlung»mit Digitalis, Theobromin, Coffein, salieylsaurem Natron und: | standen sind.. Wir gewinnen durch 'eine solche Vorstellung leichter RE 
Campher versagte, in drei Fällen wurde die von Wagner.und Funke | die Möglichkeit, die/Fülle der Anlagen namentlich im Spermium unter- ir hi 

- empfóhlėne Behandlung mit Adrenalininjektionen versucht — ohne Er- | zubringen. — Auch für die individualspecifischen Stoffe bildet in einem i Kerr 

‘folg. Von theoretischen Überlegungen ausgehend, versuchte M. die | Fall das Epithel eine unüberschreitbare Schutzwehr, nämlich in, der _ ugs 

Beeinflussung der Grippeerkrankung durch künstliche Fiebererzeugung, | Placenta, welche die körpereigenen Stoffe des Foetus von .denen der N A e 
` zu welchem Zweck er sich der parenteralen Milchzufuhr bediente. Schon | Mutter scheidet .und damit einerseits eine überwiegende Übertragung ia 

‚die im September nur vereinzelt gegebenen ‚Injektionen wurden von | mütterlicher Stoffe, also eine einseitig gesteigerte Beeinflussung ver- a 

den Kranken wohltätig empfunden; ein Nachschub der Grippeepidemie | hindert, andererseits daneben auch eine. Überschwemmung des mütter- i; 

‚anfangs Dezember gab M. Gelegenheit, die parenterale Milchbebandlung | lichen ‚Organismus mit väterlichen Individualstoffen hintanhält.: Das = 

, Systematisch durchzuführen. — Es wurden auf diese Weise drei Kranke | lebende Epithel bildet auch hier eine Membran, für deren Verständnis . 

. behandelt: Der eine, Herr H., zeigte klinisch das Bild schwerer Grippe- | die einfachen physikalischen Gesetze der Diffusion und. Osmose nicht > 
„Infektion mit hohem Fieber, Verworrenheit und diffuser Affektion der . ausreichen, und die sich ihrer Umgebung gegenüber elektiv verhält. x 

e „Schleimhäute des Respirationstrakts; der zweite Fall bot das Bild. einer | So erklärt sich, daß in der Onto- und Phylogenese der Placenta. das 3 
- ,Sehweren lobären linksseitigen Pneumonie mit hohem Fieber und Cya- | vom Foetus stammende Chorionepithel unter allen Umständen erhalten k 
„203e; dèr. dritte Fall zeigte die Erscheinungen diffusen Luftröhren- | bleibt, während die mütterlichen Gewebe sämtlich der Auflösung ver- f A 

Kätarrhs mit 1ọbulärem Entzündungsherd rechts hinten unten. — | fallen können, und umgekehrt kann die Lehre von der Individual- f i 
‚Keiher ‘der drei Fälle ‘zeigte eine Leukocytose, vielmehr bestand Leuko- | speeifität der Eiweißkörper ein neues Beweismittel bilden für die mit i 5 
penie mit besonderer Verminderung der neutröphilen und eosinophilen | Unrecht heute, noch immer nicht allgemein anerkannte Ableitung des Hl o 
Zellen "und relativer Lymphocytose. — Alle drei Kranke genasen unter | placentaren Zottenepithels vom’ fötalen Chorionepithel. ae $! 

Rundschau. j 
`- : Die Neugestaltung des medizi en ichts. . | entschließen, das Medizinstudium. zu verlängern. ‘Abgesehen von 
ee a . Neugestaltung = a Sen Dolenca a dem praktischen Jahre, das (wir kommen aani noch zurück) 
gi T; | keinesfalls mehr als wirklicher Bestandteil der Lernzeit bewertet - 


da Ce ee a Von : 
02 "Prof, Dr, med. et phil. Willy Hellpach, Karlsruhe.. werden. kann, setzte man zehn Semester (statt neun) an; erst. 
re 3 "(Fortsetzung aus Nr.22) | Nach ihrem Ablaufe sollte der Eintritt in die Staatsprüfung zu- 

| -. | lässig sein. Das ließ sich hören. Aber gleichzeitig säbelte man 
a un XII. | ee das neue Semester, das hinten angeleimt worden war, vorn wieder 

! kei i Eine groteske Überschätzung der „Naturwissenschaftlich- | ab: die propädeutische, Zeit wurde von vier auf fünf Semester 
et des ärztlichen Handelns hat um die Jahrhundertwende die | verlängert! ` Der betrogene Klinizist stand nun wieder mit seinen 
/ alten fünf Semestern da, in welche die Psychiatrie, die Kinder- I EE, 


s - 


Sumaligen Reformatoren des Medizinstudiums zu einem wahren 2 N x 

Be läbürgerstückchen verleitet. ‚Der Andrang der klinischen | heilkunde, die Ohren- und Nasenheilkunde, die Klinik der. Haut- ir 
ächer, ‚die nach Einfügung in den Lehrgang des werdenden | und Geschlechtskrankheiten neben die alten „klassischen“ Kli- ei! 

ehe S Tiefen, war so stürmisch geworden, .daß die alte Zeitspanne | niken einzupferchen waren; es ward ihm angesonnen, sich damit b ii } 
die Studienerledigung unzureichend erschien. - Man mußte sich | zu trösten, daß er die- klinische Stoffüberfülle.dank der nunmehr Bis 


ww en en e n 


m 
d 
4 


\ 


574 


unübertrefflich gründlichen propädeutischen Vorbereitung mei- 
stern werde... Difficile erat satiram non scribere. 

Schon jeder Aufsatz gilt als schlecht, in dem die Ein- 
leitung länger ausfällt als das Hauptstück. Von einem Studien- 
gang ist dasselbe zu urteilen. Der gesunde menschliche Organis- 
mus ist freilich eine verwickelte Sache und läßt sich nicht von 
heute auf morgen einprägen. Aber es liegt auch nicht so, daß 
von der Beherrschung seiner Strukturen und Funktionen nun ein- 
fach der „Schluß“ auf die Störungen und ihre Beseitigung ge- 
zogen werden könnte. Die Pathologie ist ein neues, umfang- 


reiches Tatsachengebiet; die Therapie ein erst recht neuartiges. 


Können, das an sehr, sebr wenigen Punkten bloße Folgerungen 
dus der normalen Anatomie und Physiologie enthält. Pathologie 
und Therapie aber, Krankheitskenntnis und Heilkunst, bilden den 
eigentlichen Inhalt des ärztlichen Berufs. Sie müssen nicht bloß 
vollständig, sondern vor allem gründlich erworben werden! Das 
fordert Zeit; alles gründliche Lernen und Üben verlangt Pausen 
und Wiederholungen, eine gewisse Verteilung — „Ökonomie“ — 
und läßt sich nicht nach Vorschrift zusammenzwängen. Es ist 
ganz aussichtslos, das, was heute ein medizinischer Staatsprüf- 
ling vorzuweisen hat, in fünf Semestern ihm einzupfropfen. Die 
klinische Zeit ist mit sechs Semestern so knapp wie möglich an- 
gesetzt; unter diesem Ausmaß ist kein Studium: möglich, das nicht 
Überfütterung, Übermüdung, mechanische Einpaukerei, Pfusch- 
werk wäre. 


Dies ist festzulegen, und danach kann man über die 


:propädeutische Zeitfrage reden. Ich habe gezeigt, was 
.ich von der Propädeutik erwarte; es ist an manchen Punkten 


wesentlich weniger, als die Überlieferung vorschrieb, aber an min- 
destens ebenso vielen wesentlich mehr. Trotzdem glaube ich, daß 
es sich in vier Semestern schaffen läßt. Ich vergesse dabei 
keineswegs die Notwendigkeit auch von Mußestunden für den 
jungen ‚Mediziner. Niemand kann eifriger als ich, solange ich 
wirke, für den schöpferischen Wert der Muße eingetreten sein 
und wider das neudeutsche Dogma, das Nichts-als-Arbeiten, ge- 
kämpft haben. Mit dem Mangel an Muße hing die Zusammen- 
hangslosigkeit unseres ganzen Öffentlichen Lebens, die politische 


Ideenlosigkeit unserer Nation und ihrer Führer, die lebensgefähr-. 


liche Dlusion, Weltführung durch bienenfleißigen Spezialismus ge- 
winnen und halten zu können, zusammen; will heißen: ein gerüttelt 
Maß vom Anteil an den Ursachen unseres nationalen Einsturzes. 
Gerade auch der Mediziner, der seit jeher zum Fachsimpeln neigt, 
darf nicht dem Übel des Ressortismus ausgeliefert werden. Für 
tägliche Muße muß gesorgt bleiben. Wenn es irgend angeht, 
müssen wir auch den Studientag so organisieren, daß der Stu- 
dierende spätestens um 5 Uhr am Nachmittag der „Zwangs- 
arbeit“ ledig sein kann. Körperpflege, politisches Wirken, Natur 
und Kunst, Liebhabereien, Geselligkeit, Ruhe fordern den Rest. 
Und das läßt sich machen, wenn auf der anderen Seite jeder 
Wochentag, vom ersten bis zum letzten Studientag als ein 
Werktag gehalten wird. „Bummelzeiten‘“ kann es nicht mehr 
geben; oder sie müssen mit ganzen Semestern beglichen werden. 
Es gab sie, das darf mit Anerkennung gesagt werden, für den 
Mediziner schon immer weniger als für viele andere. Sie wurden 


ihm in der Hauptsache aufgenötigt: in Gestalt überlanger 
Ferien. | 


Damit aber muß es ein Ende haben. Wenn der tüchtig Stu- 
dierende im Jahre drei Monate feiert, so ist das übergenug. Was 
darüber ist, bringt wahrlich kein „schöpferisches“ Vergessen und 
Verlernen mehr. Es ist vertrödelte Zeit. Im Hochsommer sechs 
Wochen, zu Weihnachten und zu Ostern je drei; damit kann das 


arbeitende Gehirn zufrieden sein (das ja freilich pausenbedürf-, 


tiger ist als das spätere beruflich tätige, denn eine ähnlich kon- 
tinuierlich geistige Anspannung, wie Schule und Hochschule sie 
fordern, kehrt kaum je im Leben wieder). Wir wollen hier das 
Thema nicht anschneiden, ob wirklich der „Forschung“ und dem 
Bücherschreiben der Professoren zuliebe unsere Hochschulferien 
rund die Hälfte des Jahres beanspruchen müssen. Unsere Pro- 
fessoren könnten sich in den Semestern sehr wohltätig entlasten: 
sie brauchen nur ihre Selbstverwaltungs- und Prüfungslast mit 
den Privatdozenten und Extraordinarien zu teilen und (die kli- 
nischen) auf Privatpraxis zu verzichten. Dann würde ihr Se- 
mester geräumig genug für „höhere“ Zwecke. Aber wie immer 
dem sei, der Student darf nicht gezwungen werden, monatelang 
zu feiern, weil angeblich seine Lehrer schaffen müssen. Sie sind 
für ihn da, nicht er für sie. Bedürfen die Ordinarien der langen 
Ferien, so müssen außerordentliche Lehrkräfte bereitgestellt wer- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 23. 


8. Juni, 


den, um die Studenten weiter zu unterrichten. Unser Sommer- 
semester kann sofort nach dem. (leider noch immer beweglichen) 
Osterfeste beginnen — sofort, nicht mit der unwürdigen akademi- 
schen Verspätung — und bis zum 1. August (will man diesen 
Ferienanfangstermin belassen) durchgeführt werden; die Pfingst- 
pause zählt ja nicht. Glaubt der Ordinarius vor Mitte Oktober 
das Wintersemester nicht anfangen zu können, so muß Sorge ge- 
tragen werden, daß der Student von Mitte September ab die 
Institute wenigstens wieder geöffnet, Praktiken und Kurse 
eröffnet finde, und daß ihm nicht Ende Februar die Türen vor 
der Nase zugeschlagen werden. 

Vom „Trimester“ halte ich nicht viel. Es erscheint mir als 
Sinnbild der Einpaukhatz, des überschraubten Wettlaufs um Zeit- 
gewinn, der keiner ist, um Berechtigung und „Scheine“. Hier 
kümmert. es uns nicht, ob die Kriegsnachwehen vorübergehend 
derlei Übel notwendig machen; vielleicht könnten bei etwas prü- 
fender Überlegung die meisten angeblich notwendigen Übel ent- 
behrlich werden. Zerstückelt man das Studienjahr in drei Ein- 
heiten, so wird man das Studium dem Namen nach auf 15 Semester 


verlängern müssen; man glaube doch nicht, daß einer für die 


ärztliche Berufsvorbereitung durch irgendeinen organisatori- 
schen Kniff um die fünf Jahre herumkommen könne. Sie sind 
knapp genug. Jeder ordentliche Student hat die Kürze des 
Sommersemesters, das schon wieder „um“ war, kaum daß man 
im Studieren richtig „drin“ war, als eine Kalamität empfun- 
den. Und nun soll der Studiengang aus lauter solchen Duodez- 
einheiten bestehen? Zu der unvermeidlichen Zersplitterung un- 
serer geistigen Arbeit, wie sie der Spezialismus mit sich bringt, 
bildet die turlichste Kontinuität des Arbeitens ein wohltätiges 
Gegengewicht; sollen wir nun auch noch die Zeit verzetteln neben 
dem Stoffe? Das lange einheitliche Wintersemester ist der be- 


. währte Urquell alles gründlichen Wissens und Könnens; man 


hüte sich, es preiszugeben! Für seinen Wert wird man Schein- 
werte eintauschen. 

Aber man erlaube mir, hier für eine andere Lehrform zu 
plädieren, für die ich mich seit langem in mancher Unterredung 
und gelegentlich auch öffentlich schon eingesetzt habe: für den 
kurzfristigen Kurs von 8, 10, 12 Stunden im Laufe von 
2, 3, 6 Wochen oder von täglichen Vor- oder Nachmittagen IM 
Rahmen von 1, 2, 3, 4 Wochen. Alles, was bisher, dem Automa- 
tismus der Semester zuliebe, wie ein Gummiband mit einer 
Wochenstunde über Monate hin gedehnt werden mußte und da- 
durch jede Kontinuität des Gedankenganges verlor, eignet sich 
zu solcher Verdichtung. Also alle Einzelkapitel der Wissenschaft, 
die „einstündig“ gelesen werden; um wieviel geschlossener . 
würden sie dastehen, sich einprägen, wieviel mehr innere Bin- 
dung wäre ihnen erteilt, wenn sie im flotten Zuge von wenigen 
Wochen mit wöchentlich 2—4 Stunden durchgenommen würden. 
Die Prokrustierung ins Semester entfiele; es könnten gerade $0 
viele Stunden angesetzt werden, wie deren der Stoff bedarf, und 
erwiese er sich gegen das Ende hin doch als zu umfangreich, 80 


| würde es kaum Schwierigkeiten bereiten, noch zwei oder drei Ab- 


schlußstunden anzuhängen. Kurzum, das glückliche Prinzip der 
Ferien- und Fortbildungskurse und -zyklen würde auf das eigent- 
liche Studium, natürlich nur in geeigneter Auslese, übertragel- 
Wir werden bald sehen, für welche propädeutischen Zwecke sich 
diese Lehrform besonders eignen möchte. Mit ihrer Hilfe allem 
finde ich eine Möglichkeit, die sonstigen Brachzeiten der erzwuül- 
genen Ferien fruchtbar auszunützen. Zu den breit dahin strö- 
menden Semestervorlesungen würden diese kurzfristigen Ver- 
anstaltungen überdies eine wohltuende, erfrischende Abwechs- 
lung für den Studenten darstellen. Es brauchte keineswegs der 
ganze Tag mit solchen Stunden vollgestopft zu werden; Ja, dies 
würde mangels der Lehrkräfte unmöglich sein; aber täglich a 
zwei Stunden Unterricht, zwei Stunden Praktikum im Mona 
Oktober — oder April — und den Rest des Tages frei für eigen? 
Arbeitswahl: das wäre immer noch eine „relative Mube , die 
neben dem vollbesetzten Semester objektiv nützlich und subjektiv 
befriedigend wirken könnte. l 
‚ Auf solche Weise ließe sich trotz Psychologie und Hygiene, 

bei entschlossenem Zugreifen in der Kürzung der naturwissen. , 
schaftlichen Propädeutik, die vorklinische Studienaufgabe 10 ve 
Semestern abwickeln. Schließlich kann dies nur die Erfahrung en” | 
scheiden. Man sollte es jedenfalls in der kürzeren Frist versut el. 
Erweist es sich, bei gutem Willen der Lehrenden und Lernenden, 
als unmöglich, als schädlich, so bleibt noch immer der ETR 
es wieder zu ändern. Ich persönlich würde dann noch lieber: di 


Hygiene wieder aus der Propädeutik ausscheiden, um das rechte. 


. vorbereitung.) 


Verhältnis von vier zu sechs zwischen vorklinischem und 
klinischem Studium aufrechterhalten zu können. (Das kranken- 
dienstliche Halbjahr zählen wir bei diesen Rechnungen noch gar 
nicht einmal mit;. es ist, wie das „praktische Jahr“ überhaupt, 
nicht eigentlicher Studienbestandteil, sondern bildet- mit jenem 
zusammen den rein praktischen „Rahmen“ der gelehrten Berufs- 


Über die ärztliche Vorprüfung selber kann ich mich kurz 


. ` fassen. Ihre N otwendigkeit. ihr Nutzen wurde früher schon (im 
. Abschnitt VIII) gewürdigt. . Ihr Zweck muß sein, die Vertrautheit 


S ren Erörterungen. Die ehemalige bloße Wissensabfragung in eine. 


o der spärlichen Verdienste der letzten Studienreform gewesen. An | 
- den Hauptbestimmungen ihrer Vorprüfungsordnung ist kaum we- | 


.” der. Studierenden mit dem normalen Organismus, mit dem K è- 
at 


ben des normalen menschlichen Organismus zu erweisen. 
man dies im Auge, so ergibt sich alles einzelne aus unseren frühe- 


‚Examinierung tätigen Könnens umgewandelt zu haben, ist eines 


sentliches zu ändern; für die Anatomie käme als unerläßlich die 


- Erläuterung einer Region am: Lebenden unter Anwendung der 


grundlegenden Beklopfungs- und Betastmethoden und die Erläute- 


„rung eines normalen Röntgenbildes zur Leichensitusdemonstration 


~ ` und zum Leichenpräparat, dem makrotomischen und mikroskopi- 


fl . 


` “Steht. Sie muß den Pr 


i ungestörte Ferienruhe, 


Vergiftungen durch methylalkoholhaltige spirit 


‚schen, hinzu. Außerdem ist in der Physiologie aufs gründlichste, 
in der Psychologie, -der Hygiene und der Enzyklopädie der an- 


-organischen Naturwissenschaften orientierend, in der Biologie 


wiederum gründlich zu examinieren. . Alles einzelne wird durch 
den „Geist“ des Lehrers bestimmt. Aber den Fakultäten möchte: 
‚ich eines ins Stammbuch schreiben: Laune und Absonderlichkeit 
von Examinatoren, Versteifung auf Abfragen eines unwesentlichen 
.„Wissenskrams, der zufällig das Steckenpferd des Prüfers ist, darf 
nicht geduldet werden. , Die akademische Selbstverwaltung in 
ihrer ‚alten Unantastbarkeit ist nur zu bewahren — und ich er- 


, achte sie, um dies ausdrücklich zu bekennen, für wert, bewahrt 
zu werden —,.wenn sie die Kraft besitzt, Mißstände selber abzu: 


‚stellen; andernfalls muß das Prüfen, wie bei Juristen, Theo- 


_ logen und Lehramtskandidaten, bürokratischen Kommissionen zu- 
Ben werden, die von, Fakultätsschwächen frei sind. Herum- 
- reiten auf 


‚ solcher Prüflin 
Haben, sind Unwürdigkeiten, gegen die unnachsichtlich Front ge- 


persönlichen -Lehrmeinungen, schlechte Behandlung 
ge, die bei einem anderen Fachvertreter studiert 


í die Universität darf ihren Mitgliedern keinen 
‚Zweifel daran lassen,: daß sie in solchen Dingen; die ihren Geist 
-beschmutzen und. ihre Träger unfähig zur intellektuellen Führung 
‘der Nation und der Menschheit erscheinen lassen, keinen Spaß ver-' 
BLEN üfling wider jede Form von Unbilligkeit und 
“Quälerei. in ihren Schutz nehmen, eine wirkliche Alma mater stu- 
diosorum; ein Examen bleibt dann noch immer Mühe, Sorge, Angst 
‚und Pein genug. Dringend erwünscht ist die aktive Beteiligung. 
der Nichtordinarien am Prüfen; erstens, weil sie es 'nur lernen 
können, wenn sie.es frühzeitig lernen; zweitens, weil sie den Geist 
„emer neuen Generation, der dem Geist des Prüflings näher 
‚It, zur Geltung - bringen ynd von - prüfenden: Verschroben- 


„macht werden muß; 


„heiten noch. unangekränkelt sind; drittens zur Ponang 
Aber. 


"Entlastung: der- Ordinarien von Arbeit und Einnahme. 


. 


man darf freilich nicht vergessen, daß ihre Teilnahme die Examina 
- _Sachlich ‚nicht erleichtern wird; junge Examinatoren pflegen viel, 


manchmal. überviel zu. fordern; ihnen gegenüber muß in dieser 
‚„insicht die Fakultät besonders auf der Hut, der Prüfling ge- 
chert sein. Ich erlaube-mir noch einen Vereinfachungsvorschlag 
für die. Zensierung der Prüfung. Warum muß man fünf Stufen 


haba? Das erinnert. gar sehr an die Schulzöpfe. Den Arzt fragt 


` Nach seinen: Examensprädikaten kaum je einer im Leben. „Be- 


oder „nicht bestanden“ würde als Differenzierung prak- 


Ständen“ 
Hält man einen Lohn für Talent oder Fleiß für 


' tisch genügen, 
p eekdienlich, 
zu. Eins; Zwei, Drei: das Mehr ist Spielerei. 


‚ Nach dem Erfolge gönnt. jeder dem jungen: Mediziner eine. 


` (Schluß folgt.) 


uöse Getränke. 


(S. 452) war erneut auf die hohe specifische-Giftigkeit 
aufmerksam gemacht und darauf hingewiesen worden, 


: In Nr. 18 
. des Methylalkohols 


daß die Herstellung, das Indenverkehrbringen und die Einfuhr von | 


A irito osen aller Art, die Methylalkohol enthalten, durch eigene 
| verp aae Bestimmung unter Androhung schwerer Strafen 
en ist, Le | | | 


®. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


In Österreich haben Vergiftungsfälle durch Genuß von Rum 


„und Parfümerien frei von diesem schwergiftigen Alkohol sein. 


' formen, seine B 


80 nehme man noch die Stufe „gut bestanden“ . 


"Stellung zu verschaffen. 


in Wien dazu geführt, daß das. Volksgesundheitsamt im Staatsamt für 
.Soziale Verwaltung am 6. April d. J, (Mitt. d. Volksgesundheitsamtes 1919, 
Nr. 2) alle’Ärzte und alle für die Überwachung des Lebensmittelverkehrs 
in Betracht kommenden Amtspersonen .aufmerksam. gemacht und zur 
Entnahme und Einsendung vóni Proben aufgefordert hat. ; Ä 
= ` Der Deutsche Reichs-Anzeiger hat in seiner Nr. 10 
vom 5.'Mai entsprechend gewarnt. (abg 
des Reichs-Ges.-A. 1919, Nr. 22). >. = A 
Auch in Lübeck ist infolge vor Vergiftungen im ‚Freistaate 
unter dem 7. Mai d. J. eine. Warnung des Lübeckschen Gesund: 
heitsamts vor dem Herstellen und dem Aukaufen methylalkohol- 


haltiger Schnäpse erlassen. | u a 
- in Berlin der Gewissen- 


Beklagenswerterweise sind neuerdings 


‚losigkeit und Gewinnsucht einzelner Händler und Zwischenhändler, 


die methylalkoholhaltigen Schnaps in den Verkehr gebracht haben, 
mehrere Personen zum Opfer gefallen; andere zum Teil unter Er- 
blindung Erkrankte befinden sich in Krankenhausbehandlung (Mitt. 
der Tagespresse vom '19. Mai 1919. i | | Far 

Ebenso wie Nahrungs- und Genußmittel und Arzneimittel aller 


Art!) keinen Methylalköhol enthalten dürfen, müssen auch Kosmetika 
"TR, 


= Hermann Oppenheim }. 
_- Am 22. Mai starb in Berlin im 62. Lebensjahr an einem Herz- 
leiden H. Oppenheim. Mit ihm verliert Deutschland einen der 


hervorragendsten Neurologen, zweifellos den bekanntesten. Opp en- 


heim konnte şich eines internationalen Rufes rühmen, wie.er vor 


ihm einem deutschen Neurologen nicht: zuteil geworden ist, 
Aus der Schule Westphals hervorgegangen; hatte er an 


dem Aufschwung, den die Neurologie. in den letzten J ahrzehnten - 


nahm; starken Anteil. Bahnbrechende Ideen, neue Methoden der 


Untersuchung und Behandlung gingen zwar nicht von ihm aus, 


auch verdanken wir ihm nicht die Erkenntnis neuer Krankheits- 
Begabung. und seine Verdienste liegen auf dem Ge- 
biete der klinischen Diagnostik, die er durch zahllose wertvolle 


Beiträge ausbaute und sicherte. Es waren besonders die organischen. 


Erkrankungen des Nervensystems, denen. Oppenheim sein 
Interesse zuwandte. In dieser Richtung liegen seine wertvollsten 
Arbeiten über Gehirn- und Rückenmarkstumoren, Hirnabsceß und 
Encephalitis, Syphilis des Centralnervensystems und Sklerosis 
multiplex, Diereichen. Ergebnisse sind um so bewunderungswürdiger, 
als Oppenheim unter ungünstigen Bedingungen arbeitete. Ihm. 
stand keine Klinik, kein Laboratorium zur Verfügung, er war im 


wesentlichen auf eine private Poliklinik und auf die Praxis añn- 
gewiesen.. Durch Verfeinerung der Lokaldiagnose, zu der Oppen- 
heim auf Grund eines Beobachtungsmäaterials, wie es selten einem. 


Neurologen zu Gebote stand, gelangte, trug er viel zum Aufschwung 
der Hirn- und Rückenmarkschirurgie bei. Mit berechtigtem Stolz 
konnte er auf die große Zahl der auf seine 
operierten Rückenmarkstumorfälle hinweisen. 

| Als Meister der klinischen Untersuchung, 


Vorträge und Veröffentlichungen : imponieren durch Gewandtheit, 
Klarheit und Exaktheit. Sein Lehrbuch der ‚Nervenkrankheiten, 


das 1913 in sechster Auflage erschien, wird, was Vollständigkeit 


und Zuverlässigkeit anbelangt, von keinem anderen übertroffen, es 


kann als Muster für die Darstellung einer klinischen Disziplin über- 


„haupt gelten. Noch für lange Zeit wird es nicht nur als Lehrbuch, 
sondern auch als Quelle für. den Forscher unentbehrlich bleiben, 


denn Oppenheim hat ir ihm -zahllose Einzelerfahrungen und 


Beobachtungen niedergelegt. Ein ‚weiteres Verdienst. erwarb sich 


Oppenheim dadurch.um die Neurologie, daß er für die Selb- 


'ständigkeit dieser Disziplin dauernd mit Wort und. Tat wirkte. 


‚Von der berechtigten Überzeugung ausgehend, daß das Gebiet der 


| Neurologie nunmehr einen solchen Umfang gewonnen habe, daß. 


völlige Beherrschung desselben neben der Psychiatrie für einen 
‚Forscher nicht mehr möglich. erschien. Die Gründung der Gesell- 


schaft der deutschen Nervenärzte, die von Oppenheim aus- 


t 


ging, entsprang diesem'Bestreben, der Neurologie die ihr gebührende 


1) Erkrankungen von Soldaten nach dem Genuß von Ameisen- | 


spiritus. (Zschr. f. öff. Chem. 1919, Bd. 25, S. 80.) `. 


hag . ` 
. > Ty d = 
... . oe "“r 
ha -. ken I» ur 
Pons EN x Ye 
r wein i 
= UNE AST ge 
* r a 


By 


nt. 


ar 


Lod 
“> 


edruckt auch in den Veröff. 


` 
o FE 
ed er he . 
Ye 
ie en 


te. 


P n s a T 
- Aa a ga 


Veranlassung mit Glück: 
# l scharfsinniger Dia- ` 
gnostiker, vorzüglicher Lehrer und gründlicher Kenner.der Literatur. : 
war Oppenheim allgemein .anerkannt und geschätzt. Seine - 


I 
E R G 
rrt: 
eye 

Pro A 
tret een ar. 
Be re 


iS D 
DT Ten. 
zn 


.. 


a 


IEP 
eaen 
+ 


arnai 
Ir 


ei 


zn 
RE 
et 


4 
A 
or Tr aisen z 
Fa ENA 


LE 
Area -. 


= BR N . = 
a Pr i LES .. 
IT TEE enve 


À Y 


ER 


"em 


= 
-a T 
Pen) n A 
soo a -n 
nn -peman Py é 


u 
ns 


BE 
I: 
t 

E 


eoo eT 20 
Kirin aen = 


Wyr 


ur 


“ i 
Diy nn 7 EZ ey 
a et 
E 


AES, 
ag 
E 


m 


ESTER et m~ 
| 7: Eu 


u ne | 
mE 


ARE LE 


PH 


`., 


un MT ar 
a a T 
Ber 


AT A 


aa . 
le 


", 
ee EN: a de 


. 


no. 
wo n 


ET, 


pu 


— m ae aa 
aaor Mir 1 


un. 


ER U uch 
U sR 
ee E 
IN 


KoD ne, 


vo. rue. Br ee 


w A 


ee 


-~ 


twin 
wen et Fee 
Bere Ka 


OEE DIR. Dr ER 2 
~% T eS ae EN 
nn gene E E 
N T LE Oo 


5 = . 
RAS E E T 
Era a w tee 


a m. 


t 


LDN StI nn TR x 


ea ee 


} 


N 
2 
Li 

E 

$; 

i 

f ; 


Fa E ae ee g 

- Pr ma wi -> 

5 o E Rt e aS e A E ETE, pos 
An E EE EEE ee ae 


Ener ee nn a nen Zen el GRA ehe 


576 z 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 23. 


8. Juni, 


Weniger glücklich und. anerkannt als auf dem Gebiete der 


organischen Erkrankungen war Oppenheims Wirksamkeit auf 


dem Gebiete der Neurosen und psychopathischen Zustände, wenn 
er auch hier. vielfache Anregungen gab und zum Ausbau der 
Symptomatologie wertvolle Beiträge lieferte. Seine Lehre von der 
traumatischen Neurose war jedoch zum mindesten in ihrer ur- 
sprünglichen Form verfehlt und schädlich, indem sie die Ärzte 
und indirekt auch die Kranken ungünstig beeinflußte und zu einer 


weitgehenden Überschätzung des Traumas als solchem in der | 


Ätiologie der Neurosen führte. Der Krieg, der uns ein -furcht- 
bares und ungeheures Experiment bezüglich . aller denkbaren 
traumatischen Schädigungen vor Augen führte, mußte die Ent- 
scheidung auf dem Gebiete der traumatischen Neurose bringen, 


und diese Entscheidung fiel zuungunsten der von Oppenheim 


bis zuletzt im wesentlichen aufrechterhaltenen Lehre aus. Nicht 
mechanische Erschütterung und funktionelle Überreizung, wie sie 
Oppenheim annahm, sondern Affekte, Vorstellungen und Be- 
strebungen wurden als die Grundlage der Fixierung der neurotischen 


Symptome erkannt, und erst als im Verlaufe des Krieges diese | 


Erkenntnis unter den Ärzten durchdrang, begann die Periode einer 
wirksamen Behandlung. Es wäre jedoch ungerecht, Oppenheim 
ein Verdienst auf dem in Rede stehenden Gebiete abzustreiten. 
Seine zahlreichen Arbeiten brachten eine Fülle von Anregungen 
und Gesichtspunkten, und der von Oppenheim und seinen 
Gegnern erbittert geführte Streit hat viel zur Klärung der praktisch 


so überaus wichtigen Frage beigetragen. 


Oppenheims Persönlichkeit ist charakterisiert durch ein 
leidenschaftliches Interesse für sein Forschungsgebiet, unermüd- 
lichen Eifer und ein starkes Bedürfnis nach Anerkennung. Letzteres 
brachte eine gewisse Empfindlichkeit und Befangenheit mit sich, 
die den Verkehr mit Oppenheim erschwerte Eine stark 
affektive Veranlagung ließ bei ihm eine philosophische Resignation 
nicht aufkommen. Wirkliche und vermeintliche Zurücksetzungen 
führten zu einer Verbitterung, der er gelegentlich in impulsiver 
Weise Ausdruck verlieh. Diese Charakterzüge einer leidenschaft- 
lichen Natur vermögen jedoch das Bild des ausgezeichneten 
Forschers und Arztes nicht zu beeinträchtigen. Sein vorzeitiger 
Tod wird in den weitesten Kreisen, besonders von den deutschen 
Nervenärzten als ein schwerer und unersetzlicher Verlust empfunden 
werden. In der Geschichte der Neurologie wird Oppenheims 
Name stets unter den besten genannt werden. 


. : Henneberg. 


nn  —n 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
-mit genauer Quellenangabe gestattet.) 


Die von dem Ausschuß für Bevölkerungspolitik in der Preußischen 


"Landesversammlung gestellten Anträge über den Unterricht in 


sozialer Hygiene, auf Schaffung von Einrichtungen 


für Körper- und Gesundheitspflege in den Gemeinden 
. und auf Erweiterung des Unterrichts in der allgemeinen Therapie wurden 


am 23. Mai einstimmig angenommen. Zur Begründung des ersten Antrages 
führte der Berichterstatter Abderhalden aus, daß die soziale Hygiene 
an den Universitäten so gut wie gar nicht berücksichtigt würde. Die 
Einflüsse der sozialen Umwelt ` auf die Gesundheit des Menschen sind 
von äußerster Bedeutung, und wenn trotz Knappheit der öffentlichen 


Mitte] neue Lehrstühle gefordert werden, so soll gerade die Ausstattung | 


neuer Lehrstühle dem Staate große Ersparnisse bringen. Aus dem all- 
gemeinen „Recht auf Gesundheit“ folgt die Pflicht einer sehr guten 
Ausbildung der Mediziner in sozialer Hygiene. Wenn auch einzelne 
Teile dieser Disziplin in den allgemeinen Vorlesungen erwähnt würden, 
so Berufskrankheiten bei der inneren Medizin, Säuglingsfürsorge bei 
der Kinderheilkunde, so ist doch erforderlich, daß der junge Mediziner 
in organischer Verknüpfung aller Einzelgebiete in dem ganzen Fach 
unterrichtet wird. Auch zur Begründung des Antrages auf Schaffung 
von Einrichtungen für Körper- und Gesundheitspflege in den Gemeinden 
hob der Berichterstatter hervor, daß Spiel-, Turn- und Sportplätze und 
Luftbadeplätze Vorbeugemittel gegen Krankheiten sind und daß Vor- 


“ beugen wichtiger und billiger ist als das nachherige Beseitigen von 


Schäden. 


Berlin. Bei dem Centralinstitut für Erziehung und Unterricht 
wurde eine amtliche Prüfungs- und Begutachtungsstelle 


für Lehrfilme (Bildstelle) errichtet, welche die Aufgabe hat, sich 
über das Bedürfnis nach Lehrfil 


sachverständig zu beraten und die fertigen Lehrfilme und Begleit- 
vorträge zu prüfen und über das Ergebuis der Prüfungen Beschei- 


| ‚Stettin).] 


men zu unterrichten, Aufgaben und 
Anregungen für Lehrfilme auf ihre Eignung zu prüfen, die Filmerzeuger 


nigungen- auszustellen. Diese Bescheinigungen werden im Auftrage 
des Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung erteilt, im 
Bereich der übrigen Ministerien anerkannt und haben amtliche Geltung, 
Ein Fachausschuß für Medizin ist innerhalb der Bildstelle begründet 
worden, dem sich die in Vorbereitung befindliche Centralstelle für 
medizinische Kinematographie im Kaiserin - Friedrich - Haus ange: 
schlossen hat. EEEE a. 

Berlin. Unter Förderung der Behörden und Mitwirkung von 
Kassen, Versicherungsanstalten und bereits auf diesem Gebiet wirkeńden 
Gesellschaften wurde eine Gesellschaft zur Verbreitung 
hygienischer Kenntnisse im Volke gegründet, die im 


| ganzen Lande durch Vorträge, Lichtbilder, Filme und Ausstellungen 


aufklärend wirken. wird. Die Geschäftsstelle befindet sich im Kaiserin-- 
Friedrich-Haus, Berlin NW 6, Luisenplatz 2/4. 


Der Vorstand der Robert-Koch-Stiftung zur Be- 
kämpfung der Tuberkulose, in den unter Anderen neu ein- 
getreten sind: Geheimrat Neufeld, Direktor des Instituts für In- 
fektionskrankheiten, Geheimrat Flügge, Direktor des Hygienischen 
Instituts und Prof. Kayserling, hat den Termin des ursprünglich 
für 1914 erlassenen Preisausschreibens: „Die Bedeutung der 
verschiedenartigen Strahlen (Sonnen-, Röntgen-, Radium-) für die Dia- 
enose und Behandlung der Tuberkulose“ auf den 1. Juli 1920 fest- 


| gesetzt, den Preis von 3000 M auf 5000 M erhöht. 


2 me a u 


Das Deutsche Centralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose 
ladet zur X. Tuberkulose-Ärzte-Versammlung am 18. Juni 
in der Kaiser-Wilhelm-Akademie ein. Tagesordnung: .1. „Chirurgische 
Behandlung der Lungentuberkulose.“ [ Berichterstatter: Dr. Harms 
(Mannheim), Prof. Dr. M ü h s a m (Berlin).] 2. „Entwicklungsformen der 
Tuberkulose.“ [Berichterstatter: Priv.-Doz. Dr. K. E. R a n k e (München), . 
3. „Röntgendiagnostik.“ [Berichterstatter: Dr. Buck y (Berlin), Dr. Zieg- 
ler (Heidehaus b. Hannover).] 4. „Lungentuberkulose und Beruf in der 
Kriegsbeschädigtenfürsorge.“ [Berichterstatter: Dr. Heim (Bad Lipp- 
springe).] — Am 14. Juni findet an derselben Stelle der III. Fürsorge- 
stellentag für Lungenkranke mit folgender Tagesordnung 
statt: 1. „Die Aufgaben der Fürsorgestellen nach dem Kriege.“ [Bericht- 
erstatter: Prof. Dr. Kayserling (Berlin).) 2. „Soll in der Fürsorge: 
stelle behandelt werden?“ [Berichterstatter: Stadtarzt Dr. Oxeniuüs 
(Frankfurt a. M.).] 3. „Tuberkulosefürsorge auf dem Lande.“ [Bericht- 
erstatter vorbehalten.] 4. „Die jährliche Berichterstattung der Fürsorge- 
stellen.“ [Berichterstatter: Direktor Dr. Braeuning (Hohenkrug bei 


——— 


Wien. In einer Besprechung von Vertretern und Fachvereiui- 
gungen, sowie der Arbeiterschaft und sonstiger Interessenten wurde 
die. Notwendigkeit. und Dringlichkeit der Errichtung einer elektro- 
hygienischen Versuchs- und Lehranstalt allseitig a- 
erkannt und das technische Versuchsamt ersucht, die Einleitungen zu 
den Vorarbeitungen zu fördern. Der Wirkungskreis der künftigen 
Versuchs- und Lehranstalt soll sich auf alle Fragen und Probleme der 
praktischen und wissenschaftlichen Elektrohygiene ausdehnen. lüsbe- 


| sondere kommen hierfür in Betracht die Forschungen über Schäden 


und Störungen durch Stark- und Schwachströme, die Überprüfung Von 
elektro-medizinischen Apparaten, statistische Sammlungen, Anlegung 
eines elektro-hygienischen Museums und Verbreitung der erzielten Er- 
kenntnisse durch Veröffentlichungen und Lehrtätigkeit. 


Berlin. In den Vorstand des Reichsernährungsamtes sind 
berufen worden der Direktor des Physiologischen Institutes, Prof. Dr. 
Rubner und der Gewerkschaftssekretär Friedrich Baltr usch. 
Baltrusch tritt im Vorstande des Reichsernährungsministeriums an de 
Stelle des Generalsekretärts Stegerwald, der zum preußischen 
Minister für Volkswohlfahrt ernannt worden ist. y 


Die in mehreren Tagesblättern aufgetauchte Nachricht, daß in 
den westböhmischen Badeorten von jetzt ab nur Ärzte 
mit einem Diplom der tschechischen Universität in Prag zur Praxis 
zugelassen werden, entbebrt jeder tatsächlichen Grundlage. Die meisten 
der dort bisher tätigen Ärzte haben ihre Praxis anstandslos wieder- 


aufgenommen, ohne daß ihnen behördlicherseits irgendwelche Schwierig- 
keiten gemacht wurden. e. 


: Die in der „Monatsschrift für Ohrenheilkunde“ erschienene ur 
in der „Medizinischen Klinik“ besprochene Abhandlung von role 
A.Onodi „Ergebnisse der Abteilung für Hör-, Sprach-, Stimmstörunge 
und Tracheotomierte vom Kriegsschauplatz“ ist im Verlage von Urban 


Schwarzenberg, Berlin und Wien, in Buchform. erschienen. Das Buch 
hat 97 Textfiguren. ze N 


: Hochschulnachrichten. Berlin: Der Direktor 2 
Pharmakologischen Institutes, Geh. Rat Heffter, feierte den 80. 

burtstag. — Göttingen: Geh. Rat Prof. Dr. Merkel; Doz 
der Anatomie, 74 Jahre alt, gestorben. — Heidelberg: Priv.-D02- 
Dr. Petersen-(Anatomie) zum a.o. Professor ernannt. — Ro st oc 
Als Nachfolger für Prof. Kobert wurde zum Ordinarius der Pharm? 
‚kologie berufen Prof. Trendelenburg (Freiburg). 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8. 


= 


J 

x 
.. 
aT 
BOE, 
+ E 4 


we A - Zu 
z2 Pa a a A AAS k T da 
- =» ` i x k a s % - “P 
' - ip T y A 
g a . s ` - 


g i Be - p : N. } `> .. 
i . t $ ; 2 . a j . nn 
` 7 . u E Pa ` #0 ia ; = E g iz ; 
. f - ~ +: w 3 0 r . 
È i 


tæ 


|. Ne24 59: © 0 | O OO ditb OOOO O XV, Jahrgang, > 


. à i ` ö Jos ! 
4 > 
i 


izinische Klini 


Wochenschrift für praktische Ärzte 


i i 7 is Er z u de is 
x ae Im 
ET ANE 


LJ 
l 
erh = EZ J 
t 
= Daane o 
KA ~ e 
e 
r E > 
= =e 
— 


~ Sr OEA, 


redigiert von | i Verlag ons: 


ky | PB 
u Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg Urban & Schwarzenberg : Br Mr 
Ä Berlin l Bein 000... Mare 
kl - | ! — ——— ~- A SN 
Ti Inhalt: Originalarbeiten: E. Friedberger, Über die Herkunft des Fleisches einiger zurzeit im freien. Handel in Berlin käuflichen i- FREIS 
fb Wurstwaren auf Grund von Untersuchungen mittels der Präcipitinmethode.. W. Kolle und H. Schloßberger, Zur Frage der Heilwirkung TE DE a 
Wi . ` des Diphtherieserums. L. Hauck, Die. Behandlung der Syphilis mit Silbersälvarsannatrium. _ Ortner, Bemerkungen zu dem Aufsatze: EA HE 
Wi .. Prof. W. Heppler und Dr. F. Erkes „Diagnostische Irrtümer bei Mesenterialdrüsentuberkulose unter besonderer Berücksichtigüng der Appendieitis“. H. siai T 
yÈ H. Hoffmann, Zum Problem der Vererbung erworbener Eigenschaften (Schluß). H. Wörner, Über chronische Malaria. A. Schneider, el 
i% Erfahrungen über Ruhrbehandlung und ihre Beurteilung. G. Gleichfeld, Über Phenovalwirkungen :— Referatenteil: E. Edens, Neuere M hi ii x 
f. Arbeiten aus dem Gebiet der Herz- und Gefäßkrankheiten. — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Ri In; a! 
Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Braunschweig. Hamburg. Leipzig. — Rundschau: W. Hellp.ach,:Die ‚Neugestaltung des medi- Mi dir er 
’ | | ; zinischen Unterrichts (Schluß). — Tagesgeschichtliche Notizen. te z Hh Fire o 
r Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor. Ba, Ar P 
i Aus dem Hygiene-Institut der Universität Greifswald. | Das gibt mir Veranlassung, über, eine Reihe von Unter- IE sh 
E = BEE": SOSE, RED: | suchungen Mitteilung zu machen, die ich in der letzten Zeit mit RE 
| | Über die Herkunft des. Fleisches ` einer Anzahl von Wurstproben angestellt habe, Diese Wärste warden en 
SOO. ainigar TE: e : è s fi in. Berlin durchgehend -im freien Handel in. Lebensmittelgeschäften RR ie 
: ‚GINIgeT. zurzeit m ireien Handel m Berlin käuflichen eingekauft, und zwar 14 Proben in Fleischereien. und Feinkost- | a ir g 
j Wurstwaren auf Grund von Untersuchungen mittels | geschäften r ‚Berliner Westens (Gegend Tauentzienstraße, Kur- Be 
Ä ainiti a ~ | fürstendamm), 13 Proben in Fleischereien und Wirtschaften niedersten A 
; | der P r äcipitinmethode. Ranges im Norden Berlins (Gegend Chausseestraße, Invalidenstraße). ji Pone 
t 2 Von Diese Würste. waren, soweit sie in Läden offen feilgehalten wurden, TAGEN 
i Eo A =- E. Friedberger. in dieser Zeit zumeist als „Ziegenwurst“ bezeichnet bis auf eine im Eha 
o "; = | ; . | Westen von Berlin- gekaufte „Renntierwurst“ und eine „Lamm- n 
| ., [widen Berliner Lebensmittelgeschäften wurden schon in den | wurst“. In den Destillen des Berliner Nordens wurden mir -aber 
| letzten Kriegsjahren solche Mengen von „Kaninchenwurst“ und | die Würste teilweise auch als „reine Schweinewurst“; „Pferdewürst“ 
| ` neuerdings. „Ziegenwurst“ verkauft, daß die Deklaration dieser | und „Rindswurst“ angepriesen. D a u E 
l Würste wohl berechtigten Zweifeln begegnen konnte. Kaninchen, | Um über die Zusammensetzung dieser Würste ein Urteil zu 
i die ja jetzt in. Deutschland in großem Umfang gezüchtet werden, | gewinnen, habe ich sie mittels der Präcipitinmethode auf die. Her- 
ı werden meist von den kleinen Tierhaltern im eigenen Haus- | kunft des darin enthaltenen ‚Fleisches untersucht. Es wurden zu 
i halt. verwendet und gelangen nur schwer in so großer Zahl in | dem Zweck lege artis bereitete Extrakte .der betreffenden Würste - 
den Handel, daß allein aus dem Fleisch dieser Tiere Wurst in | auf die homologen hochwertigen präcipitierenden Sera geschichtet. 
= größeren Mengen hergestellt werden könnte. Das gleiche gilt von | Dje Entnahme des zu untersuchenden Materials geschah, nament- ` 
| den Ziegen, die als wichtige Milchlieferanten ja nur in beschränktem | lich aber von der gekochten Wurst, möglichst aus der Mitte, da 


Umfang überhaupt zur Abschlachtung gelangen und deren Fleisch | hier auch nach dem Kochen erfahrungsgemäß oft nicht zu. hoch 
erhitztes. und noch reaktionsfähiges Eiweiß nachzuweisen ist. Ent- 
sprechende Kontrollversuche ergaben die Empfindlichkeit und 
die | Speeificität: der verwandten präcipitierenden Sera; nur das Hirsch- 
unter der Marke „Ziegenwurst“ und „Kaninchenwurst* ging, min- |:antiserum reagierte ganz schwach mit. Hammel- und Rindereiweiß, 
destens noch andere Fleischarten enthielt. | =~ f das Hammelantiserum wiederum schwach mit Hirsch und Rind. 
-Sk erwendung minderwertigen Fleisches in der Wurst gehörte | Die übrigen waren streng specifisch. Das geringe Übergreifen 
Ja" von jeher zu den häufigsten Nahrungsmittelverfälschungen. | der genannten Sera störte aber unter Berücksichtigung der Stärke 
. Bis zur Entdeckung der Präeipitinreaktion durch Uhlenhuth, | und des zeitlichen Verlaufs ‘der Reaktion die Deutung meiner Be- 
Wassermann und.Schütze (1901) war es praktisch unmög- | funde bei den vorliegenden Würsten nicht, - ` ee, 
lich, derartige Verfälschungen mit Sicherheit nachzuweisen. Daß | . Geprüft wurden die Würste auf Eiweiß von Mensch, Pferd; 
. aber auch nachher noch und selbst noch in den letzten Jahren | Schwein, Rind, Hammel, Ziege, Hund, Katze, Kaninchen, Hirsch, 
10 e Krieg eiñe gewisse Rolle. spielten, ergibt sich aus der | Reh. Die betreffenden Antisera waren. durch Vorbebandlung von 
i erschienenen Monographie von Uhlenhuth und Wei- |. Kaninchen gewonnen; nur. das Antikaninchenserum 'vom Huhn. 
ve nr ), wonach bei Untersuchungen über die Zusammensetzung | Sie präcipitierten alle das homologe: Eiweiß: bis zur Verdünnung 
Hey. ne proben Pferde-, Hunde-, Katzen-, Hirsch-, Reh-, Renn- | 1:20000 sofort bei Zimmertemperatur. = — > 00 
wurd isch- (Walfisch), Kaninchen-, Delphinfleischzusatz festgestellt | Zunächst wurden: natürlich die Proben. darauf untersucht, 
e. i | ob und inwieweit sie Fleisch, entsprechend 
er RE | ihrer Bezeichnung, enthielten. In einer als „Lamm- 
5o viel höherem Grad zu erwarten. | | wurst“ verkauften Schlackwurst (Nr. 13)%) ließ sich keine. Spur Se 
ie non einer soeben in der Tagespresse veröffentlichten Erklärung | von Hammeleiweiß nachweisen. Bei einer als „Renntierwurst“ I ee 
adi . e von Berliner (Ziegenwurst-) Fabrikanten ersehe ich | bezeichneten Zervelatwurst (Nr..14) konnte. die Probe mit dem Er | 7 
reinen Zu gag ‚sie niemals „anderes als reines Ziegenfleisch mit | homologen Antiserum nicht angestellt werden, da mir dieses. nicht 
Zutat, en in die Ziegenwurst verarbeitet haben“. [zur Verfügung stand. Die Reaktion war jedoch auch ‚mit .dem 
Vielfach bei À der Erklärung dieser „ Ziegenwurstfabrikanten“ ist hochwertigen Antiserum gegen Hirsch und Reh negativ, .was jeden- 
wür de Kaaa er Berliner Bevölkerung die Meinung verbreitet, „es | falls nicht für einen wesentlichen Gehalt an Renntierfleisch spricht, 
itet« 7> Hunde- und Katzenfleisch in die Ziegenwurst ver- |-Woraus diese nur leicht angeräucherte Rohwurst bestand,-ließ-sich 
` | nicht feststellen; sie reagierte mit keinem der mir: zur Verfügung 


auch wieder zum großen Teil wohl im Haushalt des kleinen Be- 
sitzers selbst bleibt,-  : Ä u 
Es war also-von vornherein zu erwarten, daß Wurst, die 


‚Bei der jetzigen Fleischnot waren ähnliche Verfälschungen 


) Jena 1909, Gustav. Fischer ') Die Zahlen beziehen sich auf die nachstehende Tabelle,- -- 


N 


De NEE N 


g r. Be n < + a an 
-iaa mra ee 


È F so 


pan ae arn — e er menge 


nie ie gen un en _ 
- EF. 2 


| 
N 
| 
| 
it 
N Ni 
Ian p 
ie 4 
Nat 
Ne 
WA FR 
r { 
| 
WETA 
y 
N! EH 
H 
aa) 
1O PORT TIN 
on | 
‘3 
rn N 
i 
4 
vn 1 
O: 
i 
a I 
} IE 
r d 4 
VU 
t j 
! 
K fsi. 
‘ 1 } 
Ik ı f 
Hi 
1 117447 
fi $ 
ginig 
HELM 
Adi! 
Air ya] 
qn 
EAN 
mir 
II ra) 
| 
| N 
A 4 Hi 
LUIA 
TOEAU 
Atp PARI 
PATRA) 
MIIN 
H 
A 27a 
an NE, 
Į re] SS IN 
IPA 
In} 
Ay 
f 
' 
N j 
v 4 
K f 
Jin 
TEDI LEYI 
a 
iif 
{ 
en an?) 


Pe u an 
y a en TT I 
2 a u 
a | vr n wg 
= 


518 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24. 


stehenden Antisera. Das gleiche gilt von einer mir als „Schweine- 
wurst“ im Norden Berlins verkauften Zervelatwurst (Nr. 16), die 
allerdings im engen Darm stark geräuchert war, sodaß hier mög- 
licherweise das Antigen seine Reaktionsfähigkeit eingebüßt hatte. 
Wahrscheinlich ist das allerdings nach meinen sonstigen Er- 
fahrungen bei geräucherter Rohwurst nicht, und ich möchte eher 
annehmen, daß hier, wie bei der vorigen Wurst, Fleisch irgend- 
einer Species vorliegt, gegen die mir kein Antiserum zur Ver-. 
fügung stand. 

In der an gleicher Stelle gekauften „Pferdewurst“ (Nr. 15) 
und in einer bei einem Straßenhändler gekauften, gleichfalls als 
„Pferdewurst“ deklarierten (Nr. 21) ließ sich kein Pferdefleisch 
nachweisen. 

Von drei in einer Destillation in der Invalidenstraße ge- 
kauften „Rinderwürsten“ (Nr. 22 bis 24) enthielt eine tatsächlich 
Rindfleisch (Nr. 23), eine vielleicht geringe Mengen davon (Nr. 22), 
eine keine nachweisbaren Spuren. 

Von den übrigen 16!) als „Ziegenwurst“ þe- 
zeichneten Wurstproben bestand sicher keine 
allein aus Ziegenfleisch. Überhaupt nur zwei 
(Nr. 9 und 27) ergaben mit Antiziegenserum So- 
fortige positive Reaktion, wasfür den einiger- 
maßen beträchtlichen Gehalt an Ziegenfleisch 
spricht. In vier weiteren Proben (Nr. 3, 16, 7, 24) ließ sich 
mit verspäteter Reaktion noch Ziegenfleisch in kleiner Menge 
nachweisen. In den übrigen zehn „Ziegenwürsten“ konnte ich 
Ziegenfleisch jedenfalls nicht in Quantitäten feststellen, die mit 
einem.1:20000 verdünnten sicheren Ziegeneiweiß sofort deutlich 
zu erkennen waren. 

Die obenerwähnte Erklärung einer Reihe von Ziegenwurst- 
fabrikanten, „daß sie niemals anderes als reines Ziegenfleisch ver- 
arbeitet hätten“, mag ja vielleicht für diese Fabrikanten zutreffen. 
Von ihren Würsten hatte ich dann zufällig keine erhalten. Denn 
unter 16 von mir in Geschäften gekauften Proben von „Ziegenwurst“ 
enthielten jedenfalls elf kein Ziegenfleisch allein, vier vielleicht 
geringe Mengen, alle bestanden im wesentlichen 
aus anderem Fleisch. 

Welche Fleischarten ließen sich nun im einzelnen fest- 
stellen? 

Bei drei Leberwürsten (Nr. 4, 12, 20) war das Eiweiß infolge 
des Kochprozesses so verändert, daß sie mit keinem der zur Ver- 
wendung gelangten Antisera reagierten; sie schieden für unsere 
weiteren Betrachtungen aus. 

Menschenfleisch, das ist immerhin beruhigend und 
erfreulich, war in keiner der Wurstproben nachzuweisen. 

Auch der Genuß des Fleisches von Fleischfressern, wie Hund 
und Katze, widerstrebt uns im allgemeinen. 

Hundefleisch ließ sich in keiner der 27 Wurstproben 
auffinden. Das ist nicht verwunderlich, denn die Hunde sind 
schon in den ersten Kriegsjahren infolge des Futtermangels 
außerordentlich knapp geworden. Soweit sie noch vorhanden 
sind, handelt es sich um wertvolle Gebrauchs- oder Luxushunde, 
die sorglich gehütet werden. i 

Dagegen sind Katzen offenbar auf dem Lande noch in 
srößeren Mengen vorhanden und ihr Fleisch scheint vielleicht 
unter der Marke „Kaninchenfleisch“ in den Handel zu kommen. 
Das ist nicht weiter erstaunlich. Der kleine Kaninchenzüchter, 
der die Kaninchen lieber zum großen Teil für seinen eigenen Haus- 
halt verwendet, und andere werden doch leicht geneigt sein, aus- 
geschlachtete Katzen dem Händler unter richtiger oder falscher 
Bezeichung zu liefern, die dann eher in der Wurst als im ganzen 
auf den Markt kommen dürften. So konnte ich denn tat- 
sächlich in neun von 24 Würsten Katzenfleisch, und zwar fünf- 
mal in offenbar recht beträchtlichen Mengen nachweisen (Nr. 15, 
17, 24, 25,27). Bei den übrigen vier (Nr. 3, 6, 14, 23) handelt es 


sich wohl nur um geringen Zusatz von Katzenfleisch, denn hier trat 


die Reaktion verspätet auf. Charakteristischerweise war das Katzen- 
fleisch häufiger (50 %,) und offenbar in erheblich größeren Mengen 
in den, teilweise auch billigeren, Würsten aus dem Berliner 
Norden nachzuweisen als in den Würsten, die in „erstklassigen“ 
Lebensmittelgeschäften in Berlin W erworben waren. Hier ent- 
hielten von zwölf Würsten drei (25%) Katzenfleisch, und zwar wohl 
in sehr geringen Mengen, wie sich aus der verspäteten und 
schwachen Reaktion ergibt. 


1) Drei Ziegenleber würste sind nicht mitgerechnet, da sie 
wohl zu stark gekocht waren und anscheinend kein reaktionsfähiges 
Antigen mehr enthielten. 


Es scheinen also, und .dafür sprechen auch die gleich zu 


erörternden weiteren Untersuchungen, erhebliche Qualitätsunter- 
schiede in der Wurstmasse zu bestehen, je nach der Verkaufs- 
gegend und dem Preise der Würste, wenn auch die teueren 
keineswegs sicher frei von Katzenfleisch sind. 


Pferdefleisch, einst wegen seines niederen Preises das 


beliebteste Zusatzmittel zur Schweinewurst, war unter den jetzigen 
wirtschaftlichen Verhältnissen nur selten zu erwarten. Denn Pferde- 
fleisch, das der behördlichen Aufsicht und Kontrolle unterliegt, 
kommt wohl nur wenig in den Schleichhandel. Geheime („Not“-) 
Schlachtungen von Pferden dürften außerordentlich selten sein, 
seltener jedenfalls als die von Schweinen, Rindern usw. So fand ich 


denn unter den 24 reaktionstüchtigen Würsten nur bei zweien Pferde- 
eiweiß. 


Bei einer „Halberstädter‘ Wurst aus Berlin W (Nr. 3) war 


Pferdefleisch nur in geringen Mengen neben reichlich anderen 
Fleischsorten nachzuweisen. 


In einer „Rinderblutwurst“ aus Berlin N ließ sich nur 


Pferdeeiweiß, allerdings auch nur in geringer Menge, nachweisen, 
doch dürfte die schwache Reaktion hier darauf zurückzuführen 
sein, daß das reaktionsfähige Eiweiß durch den Kochprozeß zu- 
meist zerstört war. Die Wurst dürfte tatsächlich nur oder im 
wesentlichen nur Pferdeblut enthalten haben. 


Im Gegensatz zu Pferden werden, wie sich schon aus ent- 


sprechenden Notizen in den Tageszeitungen ergibt, Schweine 
sehr häufig heimlich geschlachtet, ohne daß wegen der gesetz” 
lichen Bestimmungen die daraus hergestellte Wurst öffentlich 
unter ihrer richtigen Bezeichnung verkauft werden kann. 


So ist es nicht weiter verwunderlich, daß unter den von mir 


untersuchten 24 reaktionstüchtigen Würsten sechs Schweine- 
fleisch zum Teil offenbar in größeren Mengen enthielten (Nr. 1, 
3, 8 bis 11), ja in dreien überhaupt nur Schweinefleisch nach- 
zuweisen war (Nr. 8, 10, 11). Bezeichnenderweise stammten diese 
Würste alle aus den „besseren“ Geschäften in Berlin W, während 
in den im Berliner Norden eingekauften zwölf reaktionstüchtigen 
Würsten sich Schweinefleisch niemals nachweisen ließ, Die Tat 
sache, daß von zwölf „Ziegenwürsten“ drei, soweit ersichtlich, aus 
reinem Schweinefleisch bestanden, zeigt, zu welchen geradezu 
grotesken Folgerungen die derzeitigen gesetzlichen Bestimmungen 
führen können, Hier bedingt das Verbot des freihändigen Ver 
kaufs von Schweinewurst, daß dem Käufer unter der Marke 


„Ziegenwurst“ ein Produkt von erheblich höherem Marktwert, 
nämlich Schweinewurst, geliefert wird. R 
Im wesentlichen enthält nun die Mehrzahl der Würste 
zurzeit Hirschefleisch. Die unter der Bezeichnung „Lammwurst 
in einem der ersten Geschäfte des Westens gekaufte Wurst be- 
stand sogar, soweit das feststellbar war, aŭs reinem Hirschfleisch. 
Im ganzen ließ Hirscheiweiß sich 15 mal in 24 reaktionstüchtigen 
Würsten nachweisen, das ist in 63°/,. Zehn der Würste dürften 
nach Stärke und Ablauf der Reaktion Hirschfleisch als wesent- 
lichsten Bestandteil enthalten haben. Bezeichnenderweise sind 
acht davon wieder in Berlin W gekauft, nur zwei In Berlin N. 
Die übrigen fünf Würste aus Berlin N, die mit Hirsch reagierten, 
enthielten Hirschfleisch jedenfalls nur in geringen Mengên. 
Die Befunde zeigen, in wie großen Mengen diese Tierar 
augenblicklich zur Wurstfabrikation herangezogen wird. Da 
während des Krieges wenig Hirsche abgeschossen wurden, So Ta 
steht natürlich jetzt reichlich Gelegenheit für Wilderer, dieses Fleise 
auf den Schleichhandelsmarkt zu bringen, von wo €S ‚wohl WEN, 
der damit sonst verbundenen Weiterungen weniger stückwelse Ki 
in Wurst zu den Konsumenten kommt. Wenn die Sehonzeit tur 
Hirsche vorüber ist, so wird wohl diese Wurst nicht mehr un, 
der Bezeichnung „Ziegenwurst“ zu gehen brauchen und vielleicht 
wieder unter wahrem Namen auftauchen. a us 
Rindfleisch war merkwürdigerweise in den Würsten ‚a 
Berlin W nur einmal in geringer Menge nachzuweisen, og 
in beträchtlicher Menge in Mettwürsten aus Berlin N (Nr. 19, ften 
Kaninchenfleisch ließ sich von den im Westen gekau a 
Würsten nur in einer (Nr. 9), von den im Norden besre er 
fünf (Nr. 18, 21, 24, 25, 27), in zweien (Nr. 18, 25) in groe 
Menge, feststellen, : ten 
In der Mehrzahl der Fälle waren mehrere Fleischsen" 
gemischt vorhanden. Soweit die beschränkte Zahl der þe- 
fungen mit Antiseris einen sicheren Schluß gestattet, iner 
standen nur sechs von den 24 reagierenden Würsten aus wea 
Fleischsorte, und zwar drei „Ziegenwürste“ aus reinem St 
fleisch, eine aus Hirschfleisch, eine Rinderblutwurst aus přerdoniis 


Digitized by Google d 


nn E E a Daten u n Fo es a Er eh a a z 
u 15: Juni. me 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24. 579°. Te pi 
F I E va z E 7 > R s - Fe = T = i k Pi l BER ie a l 
a ai CR ETN 
Tg | Re: u Geprüft mit Antiserum gegen: - Mn = fs a 
Nr. | Gekauft in | Bozeic mung Art der Wurst _—— — - — Ä - -Rait ci. f; {e 
| | | Mensch |.Schweiü | Pferd | Rind | Hammel | Ziege | ‚Hund | Katze | Hirsch | Beh | Feen 1a 
1 | Berlin W - Ziege Halberstädter (Jaue) | — BES = ran T en. an Ea o Pe _ an, 
2 en. r Schlackwurst . . . — — — — + — -— | o= |, + EEE 
3 | à IR ` Halberstädter . . _ + |` nas = (+) = RE N e — A IE 
4 | s „` | Leberwurst . . — — — — ; ERS er ea Er =" Rue 7 
Se Be n » Puut. Pe = u Sr = ch CEA 7 pn gTa eh 1e AAR 
| n A Schlackwurst . . u N — =. F _ — —(+) + _ / ap p paa 
7 Pi x Schlackwurst . — — = E 2 a = az ee, a s : 1 eiki fi A 
, : » | mut R — T ee Ge = a ee Er, I E ehsellı s:. 
r n chlackwurs = en =T) = | = ee a a 
10- | a $ Schlackwurst =. + — ` - = 2 — Be aA 0 pop EUNE G 
11 | n- m Mettwurst. . —, + — — — pa = A - Ser ae 
18 " n BB a: a Sn ale = N S — — —. =. NN 
14 ý iani o = E = Z DA = = ee. TE = BE 5 CE ORRE 
14. | En, Renntier _ _ — e 2 ee = (H _ _ i fraa or 
| NE ; ; x ; í N a u Ai Er Ba 
15 | BerinN {| Pferd Mettwiuust. . . . . Kama = = — — — — -+ —(+) _ en Et 
165-1 á I . Schwein — | Zervelatwurst . . . — —: — — — © — — ee en =; Buch 
1T | p " Mettwurst. . — — — —(++) = E fai a A =) , a. 
18 | n rg i Leberwurst. ; — — = Be PS D s — pe RS da IR, pn r T 
19 - » on Mettwurst. — — = ++: e. u e S A a = HEEE 
a | u Bila DEJSTVU £ — — — T 2 — ]} = — e ee | li: 
2. '3 £ Pierd reslauer. . .» . . ~ — =y — — — — —(+) . —(- fs 
22 » Rind Blutwurst. . ..., == Mn —(+) Ge oe; — — — 1 ara 1 ; wA e F 
3 A u | Mettwurst, a eh de er ak tF | m > P H, - o TIF o 
3 T . Jauersche , — — — — . — — ca — M Pag i 
25 „ 7] Ziege Mettwurst. . . .. — — — fR — 2e — + | -& | N My 
6 | f: À Mettwurst,. gekocht . - _ = — —(+) — — ' — = up '— i RR Tn ya 
A 27 | »- Ber ‚Jauersche. . . . . = I nn Zn u + — oH] i I =H M SE, 
i À Zeichene rklärun g: +; ++ sofortige deutliche Reaktion. (+); (++) Auftreten der Reaktion erst nach 5—10 Minuten bei Zimmertemperatur. = schwache Reaktion. ih. pIE: | o 
: eine gekochte Schlackwurst aus Rindereiweiß. Alle’ übrigen ent- | sein mögen, ist nach den in Teil I zitierten Arbeiten verschiedener 2 DE nt 
hielten mehrere Fleischsorten, und zwar Schwein, Pferd, Ziege, |. Autoren keinesfalls von dominanter Bedeutung Ba Jas 
Katze, Hirsch (z. B. Nr. 3), oder Schwein, Hammel, Hirsch (Nr. 1), | bei der Schütz- oder Heilwirkung des. Diphtherie- S PTEE 
oder Schwein, Rind, Ziege, Hirsch, Kaninchen (Nr. 9), oder Rind, | heilserums. ‚Ferner ist über sichere Schutz- oder Heilwirkung. von in 
Katze, Hirsch (Nr. 17) usw. un | Zu antiinfektiösem Diphtherieserum, das kein Antitoxin enthält, noch ne 
~ [n der obenstehenden Tabelle. sind die Ergebnisse noch | nichts bekannt. | Ä ee ann. IT 
‚einmal zusammengestellt. Die Resultate geben zu. ernsterer Be- | Bei den Versuchen, ein Serum nur durch Vorbehandlung Bir Hi a 
- unruhigung kaum Anlaß. Menschen- und Hundefleisch ist nicht |‘ mit lebenden virulenten Kulturen herzustellen, leitete uns vielmehr S PER 
nachweisbar. Katzenfleisch ist in den besseren Würsten nur relativ | die Idee, Antitoxine gegen Gifte, die vielleicht SAD KIRI : 
\ 1 $ x nn: s. "aF s > ; 5 e! : . ; i A N en... H Ni p pA un 
‚ Selten und in kleinen Mengen, in den einfacheren Würsten’allerdings.| nur im Tierkörper gebildet werden, zu gewinnen Ri! 
häufig und teilweise in größerer Menge vorhanden.. Pferdefleisch | und dann zu prüfen, ob die so hergestellten Antitoxine. von den BEE 
- fehlt fast immer. Daß die „Ziegenwurst“ beziehungsweise „Lamm- | durch Immunisierung mit Bouillongiften gewonnenen Antitoxinen pin 
. wurst“ tatsächlich zumeist aus Hirschfleisch, Hammelfleisch oder | verschieden sind. Denn. wenn das der Fall wäre, so könnte man 
sogar aus Schweinefleisch besteht, die Pferdewurst in einem Fall | annehmen, daß neben den Toxinen, deren Identität durch die. n ki ih 
„Rinderwurst“ mit einem Zusatz von Hirsch- und Kaninchenfleisch | Beeinflussung mit dem gewöhnlichen antitoxischen Diphtherieheil-- A CUO 
Ist, bedeutet in materieller Beziehung keinen Nachteil für den Käufer. | serum, gewonnen mit Reagenzglasgiften, bereits über allen Zweifel le 
~ -Die falsche Bezeichnung dient hier lediglich dazu, die Um- | erhaben ist, noch andere Gifte. im Tierkörper und damit auch im Bil o: 
gehung der gesetzlichen ‘Bestimmungen zu verschleiern, zum Teil Menschenkörper von den Diphtheriebakterien gebildet werden. . ~: N. 
A Sogar zum ausgesprochenen Vorteil des Konsumenten. In entgegenkommender Weise wurde uns von den Höchster Farb- ` BER 
5 ~ Zum mindesten in ästhetischer Beziehung ist der Zusatz von | werken eine Anzahl. Pferde zur Verfügung gestellt, die, von Herrn | ii a 
i Katzenfleisch bedenklich. Es zeigt, wie berechtigt auch für die | Dr. Joseph; Leiter der Serumabteilung der Farbwerke in Höchst a. M., ; AP S 
N  „Ziegenwurst“ die Worte sind, die Jean Paul einmal irgendwo mit einer Anzahl der in dieser Arbeit benutzten 'Diphtheriestämme SEHEN 
7|. geschrieben hat: „Nur ein Gott sollte Wurst essen, denn er allein | "munisiert wurden. | l E NATE ` “ PURER 
fi - weiß, w darin it « a ? ee ‚ Die Immunisierung von Pferden mit lebenden Diphtheriebäkterien Bi o 
p ‚ was darin ist,“ no bereitet mancherlei Schwierigkeiten; ein Teil.der Pferde wird -bei der I AAE 
f Eo 5 | = | Immunisierung, weil sich ja die Giftdosierung hier nicht beherrschen Re i ge 
m Aus dem Insti 5 ; o M läßt, marantisch, vielleicht, wie dies ‚schon aus: den Arbeiten von "ih SH Aue Pr 
íl Ä yak Institut für experimentelle Therapie zu Frankfurt a. M. E v. Behring aer A neito zin aewinnung bekannt ist, infolge ` vón EY u a 
i ; Dr: ets e o | berempfindlichkeit. Ein anderer Teil der Pferde geht an Myokarditis ein. BE l: 
j! Zur Fr ; ums | l e geht an Myo | ae 
l a der Heilwir kung des, D iphtherieser at Das Serum aller mit lebenden Diphtheriebakterien behandelter | i: Ha 
ne Experimentelle Untersuchungen und kri- | Tiere besaß nach mehrmonatiger Behandlung einen Antitoxin- ` i Dil jn N 
j . tische Betrachtungen. | gehalt, festgestellt mit der gewöhnlichen. Prüfungsmethode mittels EB - 
i pA een a S Testgiftes oder mittels Giften der zur Behandlung benutzten homologen (EI 
f at. a Von er a . | beziehungsweise von heterologen Stämmen. Von den sechs, mit ver- Poi ar 
j Geh. Med,-Rat- Prof. Dr. W. Kolle und Dr. H. Schloßberger. | schiedenen Stämmen drei bis vier Monate lang behandelten Pferden PEME i: 
a nae NN: i | lieferte jedoch keines ein Serum mit mehr als 20 A.-E. | f aii A 
| V.1) ; h ° d B ° = l 5 . H EAN ae = 
, an re N : Die so mit lebenden Bakterien gewonnenen Sera, würden. 0. RE 
f ie Obschon es nach den in Teil I und JI unserer Darlegungen | nun einer ausgiebigen Prüfung in bezug auf Schutzwirkung (Serum Si., MO 
i | 2 geteilten Versuchen nicht zu erwarten war, daß die | vorher gegeben oder im Mischungsvarsuch), ferner in gleicher Weise, fR ES 
g Pe theriebakterien im lebenden Tierkörper andere | wie es in Abschnitt IV dieser Arbeit gezeigt: wurde, an Meer- a Het en 
ifte als im Reagenzglase bilden, und trotzdem es von | sehweinchen und Kaninchen in bezug auf die Beeinflussung der ) r, 
‚lokalen nekrotisierenden Giftwirkung (cutane und intracutane i i I 
K T — i i 


Methode),. sowie endlich im Heilversuch bei’ Kaninchen und Meer-- 
schweincben, die mit lebenden .Diphtheriebacillen oder mit deren 
Giften infiziert worden waren, geprüft‘), Bei den Versuchsreihen - 
dienten zum Vergleich rein antitoxische hoch- und niedrigwertige 
Sera, ferner ein von Ruppel in den Höchster Farbwerken nach. 
den Angaben des Institut Pasteur hergestelltes antitoxisch-anti- _ 
bakterielles Diphtherieserum sowie normales Pferdeserum. Es ist 
nicht möglich, hier die sämtlichen Ergebnisse. der 50 Versuchs- 


allen Autoren anerkannt wird, daß das antitoxische Diphtherieheil- 
‚ gerum, gewonnen durch. Immunisierung mit Reagenzglasgiften, 
Schutzwirkung gegen die lebenden, den Menschen infizierenden 
und. vergiftenden Diphtheriebaeillen besitzt, so haben wir dennoch 
Zur weiteren Stütze der Versuche ein Diphtherieserum 
bei Pferden hergestellt, das nur mit lebenden 
Bakterien gewonnen war. | | 
~, -Der Zweck dieser Verwendung lebender Kulturen zur Immu- 
` Dislerung der Pferde war nicht, ein antibakterielles Serum zu ge- 
winnen, Denn der Wert antibakterieller und anti- 
Infektiöser Stoffe, wie sie im Diphtherieserum vorhanden 
`) Fortsetzung aus Nr. 1, 4 und 28 dieser Wochenschrift, 


4) Bei der Ausführung dieser Versuche waren die Laborantin Fräu-. 
lein H.Land6, sowie der Präparator des Institus, Herr C, Göldner, 


mit tätig. Ä 


Kar 


580 


reihen, die mehr als 500 Meerschweinchen umfassen, wiederzugeben, 
sondern es möge nur ein Beispiel einer solchen vergleichenden 
Prüfung von normalem Pferdeserum mit antitoxischem Diphtherie- 
heilserum und dem mit lebenden Diphtheriebacillen gewonnenen 
Diphtherieserum hier wiedergegeben werden (Tabelle 1). 


Tabelle 1. - 
Prophylaktischer Versuch an Meerschweinchen. 


An Meerschweinchen (zirka 250 g Gewicht) fallende Mengen 
folgender Sera subeutan: 
a) Serum Pferd 2727, hergestellt mit lebenden Diphtheriebakterien 
(Stamm D4); 20 A.-E. im Kubikzentimeter. 
b) Serum Höchst 155, antitoxisch-antibakteriell (hergestellt nach den 
Vorschriften des Institut Pasteur); 50 A.-E, im Kubikzentimeter. 
c) Serum Pferd 2810, hergestellt mit Diphtheriegift (Stamm D 4); 
300 A.-E. im Kubikzentimeter. | 
d) Normales Pferdeserum. 


Nach 24 Stunden eine Öse lebender Diphtheriebacillen (Stamm D 16, 
24 stündige Löffler-Serumkulturen) subeutan. 


| 
Nach | 
Meer- | 
Avai Serum 24 Stunden | Verlauf 
schweinchen Kultur D16 |. 
Fer 
615 | Serum 2727, 1 cem (20 A.-E.) | 1 Ose latt 
616 | s Ake Te o w | 1 ‘ Infiltrat, kommt durch 
617 | Ma A ne) 1 ' +83, typischer Befund 
618 | 1 2121, 1/3 ( 25 „ ) | 1 | ï 1 „ 3 
619 H a U Me (OD a O | glatt 
620 $ A a (De zu) San | infiltrat, kommt durch 
621 S 105, 0,1 „ De) | 7 4, typischer Befund 
629 155, 0,05 „ | DD ERMIE ar GE 5 
623 2a en (2O E) a | Strängchen 
624 DES () an ao O aa | Infiltrat, kommt durch 
625 N al | 7 2, typischer Befund 
626 vo BIO ME y CAS a I | f 2, 5 = 
627 ' normales Pferdeserum 5,0cem | 1 ir 2, 
628 | „ 1 3,0 1) | 1 | 2, ’ 
629 | „ n 1,0 ” | 1 | T 2 E 1 
630 | — nS | +2 


er 


Als Ergebnis dieser gleichartig und eindeutig verlaufenen 
Versuche kann zusammenfassend folgendes gesagt werden: 

1. Das mit lebenden Diphtheriebacillen ge- 
wonnene Diphtherieserum besitzt Schutz- und 
Heilkraft bei den mit lebenden Bakterien infizierten oder mit 
Diphtherietoxin vergifteten Meerschweinchen. 

9. Die Schutzwirkung oder Heilwirkung geht dem nach 
Ehrlichs Methode mit Testgift bestimmten Anti- 
toxingehalt, nicht der absoluten Menge des 
Serums parallel. 

3. Die Wirkung auf die durch lebende Diphtheriebakterien 
oder durch Diphtheriegifte erzeugten lokalen Veränderungen (bei 
subcutaner, intracutaner oder pereutaner Infektion) ist nicht 
srößer als die desrein antitoxischen Serums und 
geht dem Antitoxingehalt parallel. 

4. Die Wirkung des mit lebenden Diphtheriebacillen eines 
Stammes hergestellten Serums ist auf verschiedene Stämme 
und verschiedene Gifte kongruent dem Antitoxingehalte 
vorhanden. 

5. Diese Befunde, die durch ausgedehnte Versuchsreihen, 
auch bei Benutzung verschiedener Diphtheriestämme und ver- 
schiedener Diphtherietoxine bestätigt wurden, liefern weitere Be- 
weise in Ergänzung der in den früheren Abschnitten dieser Arbeit 
mitgeteilten Experimentalergebnisse, daß im Tierkörper 
(Pferd) durch Verwendung lebender Bakterien 
keine Antitoxine, die von den durch Immunli- 


sierung von Pferden mit Reagenzglasgiften 


erhaltenen verschieden wären, erzeugt werden 
können, 


VI. 


Um experimentelle Anhaltspunkte für die Frage, warum das 
Diphtherieheilserum in einer Anzahl von Fällen versagt, zu ge- 
winnen, haben wir noch die Avidität und die Polyvalenz 
des antitoxischen Diphtherieserums ins Auge zu fassen. Bezüg- 
lich der Avidität liegen bereits aus früheren Zeiten Untersuchungen 
von Kraus!) und seinen Mitarbeitern vor. Kraus behauptete, 
daß der Heilwert des antitoxischen Serums nicht dem Antitoxin- 
gehalt, bestimmt nach Eh rlichs Methode parallel gehe, sondern 


) R.Kraus, W. kl. W. 1908, Nr. 28; Kraus u. Schwoner, 
Zbl. f. Bakt. 1908, Abt. 1, Originalbd. 47, S. 124 und Zschr. f. Immun, 
Forsch. 1909, Bd. 2, S. 728 sowie R. Kraus und St. Bächer, 
D. m. W. 1918, Nr. 28, S.1081. — Vgl. außerdem W. Barikin, 
7schr. f. Immun. Forsch, 1912, Bd. 15, S. 829, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24. 


mit der verschieden großen Avidität der ein- k 


zelnen Diphtherieantitoxine verschiedener Pferde zu 
dem Diphtherietoxin in Zusammenhang stehe. Durch die Unter- 
suchungen von W. Berghaus), G. Brüstlein?, Neu- 
feld und Haendel?) ist diese Frage endgültig in dem Sinne 
geklärt worden, daß der Heilwert des Diphtherieserums dem 
Antitoxingehalt parallel geht, wie es auch im ersten 


Teil unserer Arbeit durch zahlreiche Experimente mit verschiedenen 


Giften aufs neue bewiesen worden ist. Die Versu@hsergebnisse 
von Kraus, die für eine Avidität sprachen, konnten dadurch 
erklärt werden, daß Kraus den Antitoxingehalt der verschiedenen 
von ihm benutzten Sera nicht genau bestimmt hatte und infolge- 
dessen sowie infolge des von ihm angewandten subcutanen In- 
jektionsmodus von Gift und Antitoxin ungleichmäßige Resultate 
erhielt, die ihn zur Annahme von Unterschieden in der Avidität 
verschiedener Diphtheriesera zu dem Toxin führten. 

Die Frage der Polyvalenz ist unseres Wissens experimentell 
bis jetzt noch nicht bearbeitet worden. Die bisherigen Unter- 
suchungen über das Diphtheriegift wurden fast ausschließlich mit 
Bouillongiften des amerikanischen Stamms D5 („Park WilliamsNr. 85) 
ausgeführt. Eine vergleichende Untersuchung von Giften ver- 


schiedener Stämme war deshalb schon aus praktischen Erwägungen 
geboten. 3 


Es läßt sich a priori allerdings sagen, daß, selbst wenn Unter- 
schiede in der Struktur, das heißt im Antigenapparat der einzelnen 
Toxine im Sinne isomerer Verbindungen chemischer Körper bestehen 
sollten, diese Differenzen für die Heilkraft des Diphtherieheilserums 
nicht von großer praktischer Bedeutung sein könnten. Für die 
Möglichkeit derartiger Umlagerungen, die durch einen Vergleich 
mit der Entstehung isomerer Verbindungen von chemischen Körpern 
am besten zu charakterisieren wären, sprechen die im Diphtherie- 
gift im Laufe der Zeit erfolgenden Veränderungen, die Paul 
Ehrlich‘) auf Grund seiner*Untersuchungen über die Konsti- 
tution des Diphtheriegiftes zur Annahme von Toxinen, Toxoiden 
(Proto-, Deutero- usw. Toxoide) und 'Toxonen geführt haben. 


Es wäre sehr wohl denkbar, daß die einzelnen Diphtherie- 
stämme im Sinne isomerer Körper verschiedenartig strukturierte 
Diphtherietoxine, die in verschiedenem Grade durch ein Antitoxin 
beeinflußt werden, erzeugten. Die experimentelle Prüfung der Frage, 
ob derartige immunisatorische Unterschiede zwischen den von ver 
schiedenen Diphtheriestämmen erzeugten Toxinen bestehen, wurde 
in folgender Weise durchgeführt: Bei den zu diesen Versuchen 
benutzten Toluolgiften, die von verschiedenen Diphtheriestämmen 
gewonnen waren und die verschieden lang gelagert hatten, wurde 
zunächst die einfach tödliche Dosis, sowie das Antitoxinbindungs- 
vermögen (L,- und L;-Wert) im Meerschweinchenversuche genau 
ermittelt. Fallende Mengen dieser derart ausgewerteten Gifte 
wurden nun in der bei der Diphtherie-Testgifteinstellung üblichen 
Weise mit einer Antitoxineinheit verschiedener monovalenter, das 
heißt mit dem Toxin eines Stammes hergestellter Diphtherieserä 
gemischt und nach /astündigem Stehen bei Zimmertemperatur 
Meerschweinchen subeutan eingespritzt. Im ganzen wurden derart 
sieben Diphtheriegifte verschiedener Stämme und verschiedenen 
Alters gegenüber neun verschiedenen antitoxischen Diphtherieser® 
ausgewertet. Von Dr. K. Joseph (Höchst) wurde zur Ergänzung 
dieser Versuche bei vier von diesen Diphtheriegiften das Gift- 
spektrum nach Ehrlich (partielle Absättigung durch Anti- 
toxin) ermittelt >). 
Dabei zeigte es sich, daß allerdings durch eine bestimmte 
Menge Antitoxin, z. B. 1 A.-E. des Standardserums, von aem 
einen Gift mehr, von dem anderen Gift weniger tödliche Dosen 
neutralisiert wurden (vergleiche z. B. das in Tabelle 2 wieder- 
gegebene Versuchsprotokoll). Diese Differenzen bei Giften ver- 
schiedener Stämme beruhen aber größtenteils auf dem ver 
schiedenen Gehalt der Gifte an nichtgiftigen 
bindenden Gruppen, wie dies zuerst Ehrlich bel St, 
und demselben Diphtheriegift, das verschieden lange gelager 
hatte, nachgewiesen hatte. Denn durch eine bestimmten Meng® 


-n nn 


1) Zbl. f. Bakt. 1908, Abt. 1, Originalbd. 48, S. 450; 1909, Bd. 4; 
S. 281; 1909, Bd. 50. 

2) Arb. Inst. Infekt. Krkh, Bern 1909, H.8, S. 22. 

®) Arb. Kais. Ges. A. 1912, Bd. 88, S. 219. 

4) B. kl. W. 1903, Nr. 85 bis 37. R Š g der 

5) Über die Einzelheiten dieser Versuche wird in Heft Georg- 
„Arbeiten aus dem Institut für experimentelle Therapie und dem Geo 


Speyer-Hause zu Frankfurt a. M.“, Verlag von Gustav Fischer, Jona, 
1919, berichtet werden, 


Digitized by Google pr 


y L r 
_ er. S ER i 
aopa" CE E E i $ Mara P 
Zur Tr, PR : e = 
K <a u UT : n 2 y , , } 
rn — peee e a te E ag Schau] CA aP Dr ce L ® ` a F ‘ ar KAD PA a , i Se B ` e 
= = E .. - 2 e ns ? A s h s Aoa o Š -l 
Snir A eT A, =... p + X 2 t ` PSS , Se TERS em s; e 5 r A . 
ve ao u Fr nr ee K N En E N n3 N Be ne, 4 ee . a ` poa d Sat kay AOR 4 EE a a Fo H 
welt, >, = b . ` a anpi j ' . . Be nen ne \ i E ge S E Eè u 
` . ` ’ i - = h 5 % d . É Ey vy ` . ei m L - . 2 . s 
$ C. e- € i - '- ; ` . T x yn a ag 2 wa ar Zu e 3 
er ` Yy Sr y " 7 | jr x 
i At ci . x rÈ . 
$ [4 ae 
D . ; . z 


C MBa 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.24 O 


Gennerich), Hahn, - Kreibich®), Müller‘), 
SelleiS), Notthafft®), Lenzmann?), daß es möglich 
sein werde, mit Hilfe. des Silbersalvarsans in Primärfällen und in 
der. sekundären Frühperiode der Syphilis bei länger durchgeführter 
Anwendung zur Therapia magna sterilisans in einem noch größeren 
Prozentsatz als mit Alt- und Neosalvarsan zu gelangen. 


Tabelle — | 
Mischungsversuch beim Meerschweinchen. 
Antitoxisches Diphtherieheilserum 2778 (850 fach), je 1 A.-E. (= 1/359 cem) 

+ fallende Mengen von’ Toluolgift D 14 beziehungsweise D 16. ` 
Toluolgift D i4: . a ea Toluolgift:D 16: | 
L,:1,1ceım > ` PPE Li: 1,25 cem -| a 
L+:1,58 com = 68 d..m.%}) | 'L4:1,64 cem = 82 d.l.m.) 
d. 1. m. : 0,025 ccm... ‘ -d.l m,:0,02 cem. . 


aller Stadien der Lues von dem großen therapeutischen Wert und 
der intensiven- spirilloziden: Wirkung. des neuen Präparats über- 
zeügen. . Genau uns an die von Geheimrat Kolle gegebenen 


Meer- Diphtheriegift 


Diphtherie- | Verlauf 


eines Antitoxins werden zwar bei verschiedenen Giften verschiedene 
Mengen tödlicher Dosen neutralisiert; das Verhältnis der 
neutralisierten Giftm engen ist jedoch bei Verwendung 
. verschiedener homologer und heterologer Antitoxine stets das- 
. selbe. Von einer bestimmten Menge Diphtheriegift wird stets 
dieselbe Menge Antitoxineinheiten, ohne Unter- 
schied, ob dasselbe mit dem homologen oder mit einem heterologen 
-Gift hergestellt worden ist, gebunden. Eine Polyvalenz der 
Diphtheriegifte beziehungsweise der Antitoxine existiert 
daber wohl nicht. Das mit einem .Diphtheriefoxin her- 
gestellte Diphtherieserum beeinflußt die mit anderen, heterologen 
"Stämmen gewonnenen Gifte in durchaus gleichartiger Weise, Die 
‚Neutralisierung der akut wirkenden Toxine erfolgt bei allen Giften 
‚entsprechend den theoretischen Postulaten durch die gleiche Menge 
Antitöxin, wenn ‘man auf Grund des Spektrums die bindenden 
Gruppen, die in jedem Diphtherietoxin in mehr . oder weniger 
großer Menge vorhanden sind, in Berechnung zieht, © 
| Zusammenfassend kann daher behauptet werden, 
daß das mit ein em Diphtheriegift gewonnene Diphtherieantitoxin 
` dureh heterologe Gifte in gleichen Verhältnissen gebunden wird, 
- also polyvalent ist. - - DA Dr — 


‚sülberapplikation durchgeführt. _ Eu 

- Freilich läßt sich hinsichtlich der Wirkung nur sehr schwer 
ein Maßstab für die einzelnen Salvarsanpräparate finden, welcher 
graduelle "Unterschiede in der. Wirkung mit‘ Sicherheit feststellen 
ließe, denn es kommt ja nicht allein auf das mehr oder minder 
rasche: Verschwinden der in’ ihrer Größe und Ausbreitung oft be- 
trächtlich differierenden syphilitischen Haut-' und Schleimhautver- 
änderungen, sondern vor. allem auch auf Dauerheilungen an ‘und 


das .der .Seroreaktion zu berücksichtigen. Immerhin gewannen 
wir aus. unseren Beobachtungen den Eindruck, daß das Silber- 


„fester luetischer Erscheinungen dem Neosalvarsan überlegen ist 
‘und etwa dem Altsalyarsan gleichbewertet werden darf. Für die 
| Beurteilung eventueller Dauerheilungen ist aber die Beobachtungs- 
zwölf Silbersalvarsaninjektionen im floriden wie latenten Früh- 
stadium die positive Wassermannsche Reaktion fast immer negativ 
zu gestalten, so läßt sich doch erst nach jahrelanger genauer 
Beobachtung ein abschließendes Urteil abgeben. Jedöch verdient 
hervorgehoben zu. werden, daß durch 14 Injektionen mit Silber- 
salvarsan ein das zweite Mal rezidivierender Fall von Lues der 
Frühperiode, welcher trotz mehrmaliger. energischer kombinierter 
Salvarsan -Hg-Kuren stets. wassermannpositiv geblieben war, in 
‚negative Reaktion- umgewandelt. werden konnte, -Auch im Latenz- 
stadium mehrere Jahre‘ ‘post infectiionem sahen wir meist nach 


Aus der Hautabteilun g der Medizinischen Klinik Erlangen 
. (Direktor: Geh. Hofrat Prof. Dr. Penzoldt). 


en E O Ta ALA ki EA 


us Die Behandlung E | 
ne. u lan su. einer Kur mit Silbersalvarsan die positive Phase in die negative 
der Sy philis mit Silber salvarsannatr AHN; , umschlagen. Dagegen gelang es uns bei congenitaler Lues nicht, 
| Ä Von ` Do t dies gewünschte Resultat zu erzielen. Diese von uns beobachtete 


-| sehr ‘günstige Beeinflussung der Seroreaktion durch das. Silber- 
| salvarsan findet übrigens eine Bestätigung durch die vielver- 
‚sprechenden Schlußfolgerungen, zu welchen Genn er ich 8) nach 
vergleichenden Untersuchungen über das Verhalten der Wasser- 
mannschen Reaktion bei Silbersalvarsan und anderen Salvarsan- 
‚präparaten kommt, . daß nämlich die positive Seroreaktion unter 
alleiniger Silbersälvarsanbehandlung nicht unerheblich frühzeitiger 
negativ 'wird als bei Anwendung anderer Salvarsanpräparate, bei 
höherer Einzeldosierung und bei gleichzeitiger ‚Hg-Kombination. 
Wenden wir uns nun der Wirkung des neuen Präparates 
auf die syphilitischen Krankheitserscheinungen zu, so äußert sich > 
dieselbe am prägnantesten auf die Schleimhautveränderungen der 
. Frühsyphilis, Fast regelmäßig genügte die einmalige Injektion 
von 0,1 des Mittels, um Schleimhautpapeln restlos verschwinden 
zu. lassen, Wenn. auch nicht so prompt, aber doch auch über- 
aus günstig wurden maculöse wie papulöse Exantheme beeinflußt, 
zu deren vollständigem Verschwinden ebenfalls nur ganz wenige 
Einspritzungen 'nötig waren. Rasch und. intensiv ist, ferner die 
Wirkung: auf die Primäraffekte, sowie die breiten nässenden Pa- 


= Prof. Dr. L. Hauck. 


Nachdem Ehrlich durch. die Entdeckung des Altsalvar- 
sans die Grundlagen der Salvarsantherapie gelegt hatte, ‘ging sein 
weiteres ‚Streben. dahin, diese Therapie durch Auffindung und 
Anwendung neuer Derivate der Arsenobenzole, in denen einer-. 
. seits die spirochätentötende Wirkung erhöht, andererseits die To- 

lzität vermindert war, immer mehr zu vervollkommnen. Diese 
Förderung der Ehrlich schen Salvarsantherapie 'hat nach seinem 
Tode sein Nachfolger Kolle sich: ebenfalls zur Aufgabe gesetzt. 
Durch umfangreiche tierexperimentelle Forschungen konnte er nach- 
weisen, daß unter den bereits von Ehrlich angegebenen Arseno- 
metallverbindungen das von ihm noch nicht im Tierversuch studierte 
Silbersalvarsannatrium ein Präparat ist, welches bei 
der experimentellen Kaninchensyphilis bei ziemlich gleicher. toxi- - 
‚scher Wirkung sich als annähernd doppelt bis ‚dreimal so wirksam 
als. das Altsalvarsan erwies und infolgedessen als ‚bisher wirksam- 
stes Salvarsanpräparat günstige Aussichten für die Behandlung. der 
Syphilis bot. Kolle 2) selbst hofft -auf Grund der experimentellen 


CA EN 


bun Nr TA 
0. ~ 


r 


a a i aa 
. - 
0 


Es 


Auch wir konnten uns an einer größeren Zahl von Fällen (60). 


0 schweinchen | Solum oryg. |(die Zahl der tödlichen Minimal- | 
ie ® Bm. | mn n |. 0 2. | Anweisungen über die Dosierung und Anwendung: des "Mittels _ 
951° |USA | D1425 com 10 dm) |+ 9, iypischer Befund: | Paltend, haben wir mit Dosis 0,1, regelmäßig die Behandlung ein- _ 
952 | er n 22 n (= 90 a JEZ a h geleitet, stiegen bei Frauen: bis. 0,25, bei Männern bis 0,3 pro 

a h ta Tya o m a E n » dosi und injizierten in einer Kur in. meist 10 bis 12, seltener 

955 | 5 „ 10, (= 60 3 + 6, Nekrose. ” 14 Einspritzungen 2,0 bis 2,5 des Präparates mittels des Aßmy- 

o > EI, pirat kommt dorh: | schen Apparates.. Um vorschriftsgemäß die Lösung ganz langsam 

g8: | ii '| D1628 „ (=128 -) $|+ 2, typischer Befund | in. die Blutbahn gelangen zu lassen, verwendeten : wir ziemlich 

a | : ee w T 2) non enge Kanülen, welche. sich für diesen Zweck sehr gut bewähren 
961 a ” i8 = 9 r JI+8 `F pa und auch sonst eine Erleichterung für die intravenöse Injektion : 

a | » ee E a, ee, bei. engen Venen bedeuten. Um uns ein maßgebendes Urteil 

964 | 5 „12, = 0, Infiltrat, kommt durch | über den Wert des Mittels bilden zu können, 'haben wir die Be- 

handlung nur mit Silbersalvarsan allein, ohne gleichzeitige Queck- 


so ist neben dem Verhalten des klinischen Bildes ganz besonders 


salvarsan in seiner Wirkung hinsichtlich des Verschwindens mani- 


zeit noch viel zu kurz, und wenn es auch gelang, durch zehn bis 


Ergebnisse und der günstigen. klinischen Erfahrungen, ‚welche 
bisher mit diesem Mittel in der Syphilistherapie von verschiedenen 
Seiten gewonnen wurden [Delbanco?), Fabryt, Galewsky°), 


ee x = Ze = F “ Pe p 
-3 d.]l.m. = Dosis letralis minima. . : 22 un 
°) D. m.. W. 1918, Nr.43 und 44. — °) Ebenda 1919, Nr. 4. — 


1) Ebenda 1918, r; 44. — 2) Ebenda 1918, Nr. 48. ` 


peln. Der nässende Charakter der letzteren verliert sich sofort nach 
der ersten, höchstens zweiten Injektion, vereinzelte. Papeln bilden 
sich ebenfalls oft schon nach zwei bis drei Einspritzungen -rest- 


1) D.m. W, 19i8, Ni. 45. — 2) Ebenda 1918, Nr: 50. — 3) M. Kl. 
1919, Nr. 7. — 4) D. m. W. 1918, Nr. 51. — 5) Ebenda 1918, Nr: 45. — 


3) Ebenda 1919, Nr. 18. — 7) Ebenda 1919, Nt.18.— €) Ebenda1918, Nr.aö, 


[3 = z 
in 


Re Fa ER m i 
ER EM ' 


De Zar Steine eh Ss Or 


TE ee RONITI a en 
rm, nn Del 


7 BE er = 


‘ u D 
EX BE de : 
Ae zx TERTI iDo =r 


~ 
. . 

Fi a 
H egee. 
mie 

- 


SE he 
t 


«Ta Cta 
m. 


Be SER 
Er 
z 


TSN ATSA 
- rn TE f A 


ECAI 


Bee 
A 3 asr Kae 
FE ee u SL .._.. 


' 
rT 


- 


t 
warn 


Å. 2 
En 


un EEA 
ZI en 
u i er 


aa Sa 


Dr TI 
eb: 


kaore 


euer 


warn 
a 


SEEE TA ; 


~ 


nn. 


ATA 


Mr T 


ST 


mn 


“ 


rear: 


RN iad 
kia, m 


-4i 


$ 
stk -T 


ANA 


pem 
-.— 


ae een Pre 
= I DE LI De = 
t 


A nina ıe 


nn 


Pese 
u 


ıl = a En er a 
a LINIEN 2 


r, 


. = 
ee A 


w 
- 

7 

wu 


iaaii 8% 


Ir 


236 


. =, Be: 
ae, 


da 
r C 
= 

ee 


Ber — 


Ww. 


ae Le mm a n 


~ 


rerin Pr 
e NE n 
.. ur. 


av 


CER 
-ee ame 


be- o a aie 


NT 


Are a:”7 


ne 
RE 


CASTE 
vun 


PEDANA ye 


rt f 
morer. p aw 
eel 


2: re k 
T A wen a 


RAE . 


e a ee 


-. 
LIT een PP EEE en - bei 


Seminare EA ir. 


| 


582 


los zurück und selbst stark elevierte Condylomata lata in beet- 
artiger Anordnung zeigten gewöhnlich nach. sechs bis sieben In- 
jektionen vollkommene Involution. Bei tertiärer Lues konnten wir 
das Mittel nur an drei Fällen bisher erproben, und zwar ebenfalls mit 
sehr raschem und günstigem Heilerfolg. Ein etwa fünfmarkstück- 
großes, tiefgreifendes Geschwür der Kinngegend zeigte bereits 
nach der ersten Injektion eine ausgesprochene Heilungstendenz und 
war nach .vier Injektionen vollständig vernarbt. Selbst in einem 
Falle von schwerer Tabes dorsalis mit starker Ataxie war nach 
zwölfmaliger Injektion von. 0,i Silbersalvarsan eine deutliche 
Besserung des objektiven Befundes’ zu konstatieren. Eine über- 


 raschend günstige Einwirkung fiel besonders noch in mehreren 


Fällen bei der Rückbildung der Drüsenschwellungen auf. 

- Wir können also, unsere Beobachtungen‘ zusammenfassend, 
behaupten, daß die Wirkung des Präparates auf die 
floriden syphilitischen Haut- und Schleimhaut- 
erscheinungen eine sehr. intensive, manchmal 
sogar eine auffällend gute ist. Berücksichtigen: wir 


` - daneben noeh seinen starken Einfluß auf das Verhalten der Sero- 
reaktion, so dürfen wir wohl annehmen, daß das Silbersalvarsan 


berufen zu sein scheint, in der Syphilistherapie eine dominierende 
Stellung einzunehmen. Dabei wäre aber — falls die noch not- 
wendige mehrjährige Beobachtungszeit unsere Erwartungen nicht 
täuscht — als wertvollste Errungenschaft für die antiluetische 
Behandlung die Möglichkeit zu bezeichnen, mit Silbersalvarsan 
allein, ohne Kombinierung mit Hg, eine aussichtsvolle, zu voll- 
ständiger Heilung führende Therapie durchführen zu können. Wenn 
es nämlich gelänge, das Quecksilber, auf dessen gleichzeitige 
Anwendung bei den bisher zur Verfügung stehenden Salvarsan- 
präparaten zur Erzielung einer ausreichenden Heilwirkung nicht 
verzichtet werden konnte, aus der Salvarsantherapie auszuschalten, 
dann würden voraussichtlich die Salvarsanschädigungen eine 
beträchtliche Verminderung erfahren. Denn die Anwendung von 
Quecksilber bietet stets die Möglichkeit einer Störung der Nieren- 


funktion und dadurch, wie von verschiedenen Autoren schon öfter 


hervorgehoben wurde, eine erhöhte Gefahr für toxische Schädigungen 
des Organismus durch das Salvarsan. Gerade aber in der Jetztzeit, 
in welcher sehr viele Luetiker mit durch Unterernährung ge- 


 schwächtem Körper in Behandlung treten, gewinnt dieser Gesichts- | 
punkt noch besondere Bedeutung. So sahen wir im Laufe des 


verflossenen Winters auffallend häufig bei der von uns bevorzugten 
Kombination der Neosalvarsaninjektion mit Merzinol (fünf bis acht 
Teilstriche der Zielerschen Spritze) nach dieser Behandlung 
Eiweiß und Cylinder im Urin auftreten, was wir vor dem Kriege. nur 
ganz selten beobachteten. Wir sind deshalb. geneigt, diese Schädi- 
gung der Nieren auf erhöhte Empfindlichkeit des Nierengewebes 


chemischen Reizen gegenüber zurückzuführen, als deren Ursache 


wir die Schwächung des Organismus infolge Unterernährung 
ansehen. Gerade deshalb können aber gegenwärtig auch Stomatitis 
und Darmstörungen als Folgeerscheinungen einer kombinierten 
Hg-Behandlung nur zu leicht Salvarsanschädigungen begünstigen. 

Für die Beurteilung des neuen Präparates betreffs seiner 
praktischen Verwertbarkeit darf aber nicht nur der Heilfaktor 
maßgebend sein. Ebenso wichtig ist die Frage nach den even- 
tuellen Nebenerscheinungen, Störungen oder Schädigungen der 
Gesundheit durch das Mittel. Daß so hochwertige Arsenver- 
bindungen, wie die Salvarsanpräparate nicht als indifferente Mittel 
für den menschlichen Organismus in Betracht kommen können, 
ist ja selbstverständlich, und wie wir bei den bisher angewandten 
Salvarsanpräparaten Störungen des Allgemeinbefindens und leider 
selbst auch schwerste Gesundheitsschädigungen trotz aller Vorsichts- 
maßnahmen nicht gänzlich ausschalten konnten, so stand zu 
erwarten, daß auch die Anwendung des Silbersalvarsans - nicht 
frei von unangenehmen und toxischen Begleiterscheinungen sein 
würde. Bei den 600 Injektionen, welche wir bisher machten, 
konnten wir aber ernstere Schädigungen der Gesundheit oder 
schwere Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens nicht beobachten. 
Freilich blieben unangenehme und teilweise auch lästige Begleit- 
erscheinungen verschiedener Art nicht aus. Jedoch waren dieselben 
meist mehr nebensächlicher Art und störten das Befinden der 
Patienten nicht in einer Weise, welche eine Kontraindikation für 
eine weitere Verabreichung des Mittels hätte bedeuten müssen. 
Nach den bisher von uns gemachten Erfahrungen dürfen wir 
behaupten, daß das Silbersalvarsannatrium vom menschlichen Körper 


gut vertragen wird und bei ihm anscheinend schwere toxische 


Störungen, wie wir solche bei den bisherigen Salvarsanpräparaten 
als Folgezustände kennengelernt haben, fehlen, Bei.einer großen 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIE — Nr. 24: 


änderungen kaum empfanden. 


15. Juni. 


Zahl unserer Patienten wurden die Sämtlichen Einspritzungen ohne 


jede Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens ganz reaktionslos 
und vorzüglich vertragen und wenn wir auch anfangs das Mittel 
nur bei klinischen Patienten zur Anwendung brachten, so trugen 
wir doch späterhin kein Bedenken mehr, dasselbe auch ambulatorisch 
behandelten Kranken einzuspritzen, ohne daß wir bis jetzt damit 
unangenehme Erfahrungen gemacht hätten, Frauen vertragen das 
Silbersalvarsan weniger gut als die Männer. Während von letzteren, 
abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen, über unangenehme 
Begleiterscheinungen überhaupt nicht geklagt wurde, traten solche 
bei Frauen doch ziemlich häufig in Erscheinung. So ist es auch 
erklärlich, weshalb Gennerich, welcher seine Erfahrungen nur 
an Soldaten als Krankenmaterial sammelte, bei der großen Zahl 
von Injektionen nur so wenig Störungen des Befindens eintreten sah. - 
Von Nebenerscheinungen bei unseren Fällen seien 
zuerst Temperatursteigerungen erwähnt, welche wir 
häufiger, und zwar bei Frauen in viel höherem Prozentsatz als 
bei Männern beobachten konnten. Dieselben erreichten aber, - 
wenn wir von den als echtes Spirochätenfieber zu deutenden 
Fiebersteigerungen bei Sekundärerscheinungen im Frühstadium im 
Anschluß an die erste Einspritzung absehen, nur in seltenen 
Ausnahmefällen höhere Grade als 38,5 bis 38,7 (rectale Messung). 
Gewöhnlich stellten sie sich, manchmal von leichtem Frostgefühl 
und geringem Unbehagen begleitet, zwei bis drei Stunden nach 


der Injektion ein, hielten einige Stunden an und fielen regelmäßig 


gegen Abend schon wieder zur Norm ab. Während diese leichten 
und für das Befinden der Patienten ganz belanglosen Fieber- 
erscheinungen in einigen Fällen sich zu Beginn der Behandlung ein- 
stellten und von der dritten oder vierten Einspritzung ab ausblieben, 
traten sie in anderen Fällen erst gegen Ende der Kur auf. Auch 
kam es bei einzelnen Patienten, welche schon mehrere Injektionen 
ganz reaktionslos vertragen hatten, plötzlich inmitten der Kur nur 
zu einem einzigen solchen Fieberanstieg, für welchen sich keine 
Erklärung finden ließ und an welchem nach vergleichenden Fest- 


` stellungen insbesondere auch die verwendete Op. No. des Präparates 


nicht die Schuld tragen kornte.- Abweichend von diesen 
Beobachtungen war der Verlauf bei zwei jugendlichen weiblichen 
Patienten, welche regelmäßig auf jede Injektion mit Temperatur- 
anstieg zwischen 38,5 bis 39,0° reagierten. Ob dieses Silber- 


 salvarsanfieber auf den. Arsengehalt oder die Silberkomponente 


des Präparates zurückzuführen ist, dürfte sich nur schwer ent- 
Scheiden lassen. Daß Injektionen von kolloidalem Silber Fieber 
hervorrufen, ist -ja bekannt und ebenso kann manchmal das 
Salvarsan nach Ausschaltung des Wasserfehlers sowie Spiroehäten- 
fiebers. eine heftige Fieberattacke auslösen. Als Beweis dafür 
diene folgender Fall: Ein sonst gesunder Patient mit spätlatenter 
Lues erhielt unter allen Kautelen 0,1 Silbersalvarsan in 25 cem 
Lösung eingespritzt. Sofort nach Beendigung der Injektion, noch 
bevor der Patient in den Krankensaal zurückgekehrt war, stellte 
sich heftiger, etwa 1/, Stunde anhaltender Schüttelfrost ein, weleher 
mit Temperaturanstieg bis 40° und starker Beeinträchtigung des 
Allgemeinbefindens einherging. Genau dieselben Erscheinungen 
waren aber vorher schon bei einigen Neosalvarsan-Injektionen aui- 
getreten. Es muß dabei also wohl eine ausgesprochene Idiosynkrasie 
‘gegen Salvarsan angenommen werden. 

Die häufigste Nebenerscheinung, über welche aber fast nur 
von Frauen geklagt wurde, äußerte sich in Kopfschmerzen. 
Werden dieselben auch meist nur als geringgradig und erträglich 
angegeben, so wurden sie mehrmals doch auch als recht lästig und 
intensiv geschildert. Die Dauer derselben ist recht verschieden 
und schwankt zwischen zehn Minuten bis vielen Stunden. Auch 
setzen die Schmerzen ganz unregelmäßig ein. Bald treten sie 
sofort nach Einverleibung des Mittels auf, während sie in anderen 
Fällen erst nach Verlauf von zwei bis vier Stunden sich einstellen. 

Verhältnismäßig oft, nämlich in 15°/, der Fälle, 


waren 
vasomotorische Störungen nachweisbar. Aber aoi 
diese hielten sich innerhalb bedeutungsloser Grenzen. Meis 


äußerten sie sich nur in mehr oder weniger intensiver Rötung des 
Gesichts mit leichtem Hitzegefühl, während sonstige subjektive 
oder objektive Störungen fehlten, sodaß die Kranken diese a 

Nur in drei Fällen gesellten Sie 
stärkere Beschwerden hinzu, welche in Blutandrang nach ‚dem 
Kopfe, Schwindelgefühl, Schwellung und urticariellen Eruptione? 
des Gesichts und in einem Falle auch noch in Parästhesien ar 
Mund- und Rachenhöhle ihren Ausdruck fanden. Eine ‚Besohler- 
nigung der Pulsfreguenz wurde dabei nur bei zwei Fällen fes 
gestellt. Sonst war die Herzaktion ganz normal. 


Sr id E EE E E > er Mi, ee tee a U "i dae ES re EEE E 5 
Pen rg giant ' `~ KA $ Be E ; i ae ze en une u ee i Ta e a DLBR A Dee BEN .. i > DL ' Kou 
rem y a y gaT > l RAT 5 ae z Te p ra E i ’ Re ee u. = E TA Aas a pe : r s: mern 
ze ehe A: Er vor .. ee 3 » . n m . ge A $ 3 eo, A e S . a . x 
EEE e A T RE a G a a ne . Re aé ` a ee A a 
Eu ` “u ` 3 ©; P x .ı 2 ra . er . 5 ee r: R x ‚ 
Bi ee a a Sy o E : Bi IR (u v o j 3 ; i s - 3 z 
ni T > MENE 2. f er f ER Si P . S“ E: RE ; ee R 
2 F Bis 3 e E ze A ' “ z ` o ' í $ x En i Ha £ . . 
1 j = u y g ES j i £ G i $ os $ Ey . ` Er u al ' 
. : : P phy i a x er Ara i i 7 ` A2 
i ® - š ° - . ; - ij t S $ ! oa 
3 Pen) Š a - = = an j l j 
1919 MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2& 583. :. 
— . Š 3 z ; = x . 2 # - a b 
= Ba = = 5 ; = Rs - ne ee ee De ps ; 
r B . ká ` ` ` “ T ni 


nicht besonders lästig empfundene gastrische Störung. '.Aber auch 
die beiden Fälle, bei welchen es zu mehrmaligem heftigeren Er- 
brechen nach den Einspritzungen kam, fühlten: sich am nächsten 
Tag immer wieder‘ ganz wohl und munter, hatten sehr ‘guten 
Appetit und unter keinen anhaltenden lästigen Magenbeschwerden 
zu leiden. Andere unangenehme Einwirkungen des Silbersalvarsans - 
auf Magen oder Darm war nicht zu konstatieren.  : = =, 
Eine Schädigung: innerer Organe, wie des 
Herzens, ‘der Leber, Niere, des centralen wie 
peripheren Nervensystems usw. wurde durch das Prä- 
parat niemals hervorgerufen: Auch toxische Exantheme 
bekamen wir nieht zu Gesicht. Dagegen konnten wir einigemal starke 
Herxheimersche Reaktion der Haut beobachten. Einen unan- 
genehmen Zwischenfall hatten wir nur einmal zu’ ver- 
zeichnen. Ein kräftiger Patient, welcher ambulatorisch behandelt 
wurde, mehrere Einspritzungen ohne die geringsten Beschwerden’ 
vorzüglich vertragen und nie angioneurotische Symptome. gezeigt 
hatte, wurde -auf ‘dem Wege zu seiner Wohnung nach kurzem 
prodromalen Schwindelgefühl plötzlich‘ ohnmächtig ‘nnd fiel dabei 
zu Boden. Wenn auch’dieser Schwächeanfall ohne-sonstige Störung . 
verlief und Patient sofort danach sich wieder ganz. wohl fühlte, 
so mahnte er uns’ doch: zu’ großer Vorsicht bei ambulanter Behand- 


Wenn wir nun noch darauf hinweisen;. daß das Präparat, 
falls es auch nur in ganz geringer Menge in das perivenöse Gewebe 


hervorruft, als dies schon bei den anderen Salvarsanpräparaten’ 
der Fall ist, und daß es trotz sachgemäßer Technik zu häufigerer. 
Thrombosierung besonders der kleinen Venen führt, so 


Fällen einen ganz glatten Verlauf der Injektionen beeinträchtigten. 

- Wenn dieselben auch zum Teil gewiß als lästige Begleitsymptome 
aufgefaßt werden müssen, so fallen ‚sie doch der ganz vorzüglichen _ 

-~ therapeutischen Wirkung des neuen Mittels gegenüber kaum merk- 
. lich ins Gewicht, und können sicher keinen Hinderungsgrund für 
eine allgemeine Verwendung des Silbersalvarsans in der Syphilis- 
theraphie bilden. - | | 2 | 

| ‚Sollten noch weitere Beobachtungen die 
bei der bisher angewandten Dosierung an- 
 scheinend nur geringe Toxizität des .Silber- 
..Salvarsans bestätigen und vorallem die Gewiß- 
heit bringen, daß die alleinige Anwendung des 
Mittels, wie nach der festgestellten vorzüg- 
lichen therapeutischen Wirkung desselben 
erhofft werden darf, zu Dauerheilungen führt, 
sodaß kombinierte Kuren mit Quecksilber ent- 


gl | | | 
' behrlich würden, dann wäre mit der Einfüh- 
Pr ‚fung. des Silbersalvarsans in die Therapie 
| ein großer Fortschritt erzielt. - Pe | 

j | — 

g! M: 2 

g l Bemerkungen zu dem Aufsatze: . 
RE >: ‚Prof. W. Heppler und Dr. P. Erkes 
Aa „Diagnostische Irrtümer ‘bei Mesenterialdrüsentuberkulose 

| ji unter besondeter Berücksichtigung der Appendicitis“. 

Po o - (M. Kl, 1919, Nr. 18.) = | 

gi Ä a Von ` | i 

f | ag Hofrat Prof. Dr. Ortner. 

Mi | | Die beiden Autoren leiten ihren äußerst lesenswerten Auf- 
E ‚Satz mit folgenden Worten ein:.„,... . Daß auch jene Form von 
ji Tuberkulose der Mesenterialdrüsen, welche im Bereiche der Arteria 

j ` Teocolica gelegen, frühzeitig zur Verkäsung und Verkalkung neigt, 

j, ' par nicht so selten das Symptomenbild der Appendicitis vor- 
7 uschen kann, scheint wenigen bekannt zu: sein. In den ge- 


EN wesensten Lehrbüchern -ist nichts darüber zu finden, und selbst 
fi - a3. großangelegte, die Appendicitis erschöpfend behandelnde Werk 


ki . von Sprengel läßt jeden Hinweis darauf vermissen.“ 
~ Ð D. m, W, 1948, Nr. 52. > - 

| o 

| 


lung. Ein ähnlicher Anfall ist übrigens schon von M o ¢ k 1) erwähnt. | 


gelangt, dort noch stärkere und schmerzhäftere Entzündungen | 


._.. haben wir damit über alle Nebenerscheinungen und Störungen |: 
. berichtet, welche bei unseren mit Silbersalvarsan behandelten |, 


| Mit Rücksicht auf diese Äußerung, ‘die mir den Schluß 


| nahelegt, daß sich die beiden Autoren einigermaßen .begreiflicher- 


weise in chirurgischen Lehr- und Handbüchern überwiegend 


|: oder ausschließlich umgesehen haben, gestatte ich mir in aller 


Form. auf mein Buch „Klinische -Symptomatologie. innerer Krank- 


| heiten “ Verlag Urban & Schwarzenberg 1917, hinzuweisen. 


Ich habe in demselben an sogar mehreren ‘Stellen darauf 
aufmerksam gemacht, daß eine Tuberkulose .mesenterialer Lymph- 
.drüsen eine akute wie. eine chronische .rezidivierende Appendicitis 
: sehr -gut :vorzutäuschen vermag, habe auf differentialdiagnostische 
Anhaltspunkte verwiesen, -habe auch erörtert, ‚daß eine derartige 

Drüsentuberkulose:ganz so wie eine Appendicitis nicht zu Schmerzen 
in der lleocöcalgrube, sondern auch ausschließlich in .der Magen- 
grube führen und auch nach dieser. Richtung ‘eine Appendicitis, 
ebenso einen 'epigastralen Krankheitsherd vorspiegeln kann. Daß 
eine solche Tuberkulose in der Ileotöcalgrube unter Korrektur der 
‚bisherigen irrigen Diagnose einer akuten Appendiecitis auch schon 
‚vor Eröffnung des Abdomens richtig. erkannt ‘werden kann, er- 
fuhren wir. erst jüngst wieder an einem: Kranken meiner Klinik, 


‚den ich mit. der Diagnose „Mesenterialdrüsentuberkulose“ dem . 
‘Chirurgen überlieferte, welcher bei der nächfolgenden Laparotomie ` 


eine akute Peritonitis tuberculosa, von einer: Mesenterialdrüsen- 


‚zeugt, daß auch anderwärts diese Diagnose schon wiederholt 
richtig gestellt wurde und begrüße den vorgenannten Aufsatz der 
‘beiden Autoren um so herzlicher, als er sicher zur 
lichen korrekten Auffassung Wertvolles beiträgt. 
Aus der Universitätsklinik für 
i © ~ (Dir: Prof. Dr. Gaupp), >`. 


~; . Eigenschaften. ~~ ! 

a, u, Non en ee a 

` » - Dr. Hermann Hoffmann, Assistenzarzt. 

ö a ‚(Schluß aus Nr..23.) 
n Zuchtversuchen 


Wenn man nun auch,-wie wir aus den beide 


| von Kammerer ersehen konnten, in der Biologie in ein- 
‘zelnen Fällen die .Vererbung erworbener Eigenschaften 


sicher ‚nieht leugnen kann,' so ist dieses. Ergebnis nicht ohne wei- 
teres auch auf den Menschen: von heute’ anzuwenden. Gewiß, es 
‚gibt allgemeine Gesetze, die für die gesamte Welt der Lebewesen 
Gültigkeit haben. Es wäre aber äußerst unkritisch zu nennen, 
wenn man ein derartig spezielles Ergebnis, das nur bei einzelnen 
Arten nachgewiesen werden konnte, verallgemeinern wollte. Man 
würde denselben Fehler begehen, wenn man z, B. aus der Tat- 


“sache, daß viele Wurmarten weitgehende Regenerationsfähigkeit 


besitzen, auf dieselbe Fähigkeit auch für die höher ‚organisierten 
Tiere schließen würde, ' > | ne 


0 Zweifellos gibt es außer sensiblen Perioden bei einzelnen 


Tieren, wie z.`B. das Puppenstadium der Käfer, in den T o wer- 


‘schen Experimenten auch einzelne Arten, -die wir. im Verhältnis 


zu anderen sensibel nennen können in dem Sinne, daß sie durch 
äußere Einflüsse leichter Abänderungen erfahren. Möglich- ist, 
daß diese Fähigkeit im umgekehrten ‚Verhältnis steht zu dem 
Grade der Vollkommenheit, der Differenzierung und Arbeits- 
teilung der einzelnen Zellkomplexe eines Organismus, des ganzen 
Organismus überhaupt. Wenn diese zutrifft, dann würden wir 
bei höher organisierten Tieren wohl schwerlich. in solch kurzer 
Zeit die Vererbung erworbener Eigenschaften experimentell er-. 


zielen können, wie es Kammererin seinen. Versuchen geglückt 


ist. Mit dieser. Annahme stimmt die Tatsache durchaus überein, 
daß man z. B. bei Säugetieren eine Vererbung erworbener Eigen- 
schaften noch nicht durch Versuche hat nachweisen können. Man 


` darf daher vielleicht bei den höher organisierten Tieren von einer 


relativen „Artfestigkeit‘‘ reden. Ich möchte damit einen relativ 
stationären Zustand bezeichnen, der durch ein langsameres Tempo 
der Entwicklungsmöglichkeit charakterisiert wird. Auch für den 
Menschen wird man wohl ähnliche Verhältnisse annehmen. dürfen: 
Für ihr ist ebenfalls die. Möglichkeit- der Vererbung. erworbener 
Eigenschaften nicht augenfällig. : Trotzdem kann aber beim Men- 
schen eine absolute Artfestigkeit nicht eher als. bewiesen 


"gelten, solange nicht intensive und über. längere Zeitspännen: äus: 


gedehnte medizinische, wissenschaftlich-genealogische Forschun- 
gen vorliegen, die gerade die Frage der Vererbung erwörbener 


/ 


tuberkulose in der Cöcalgrube ausgehend, vorfand.. Ich bin. über- 


_ Zum Problem der Vererbung erworbener  - 


 diesbezüg- 


tsklinik für Gemüts-u. Nervenkrankheiten, Tübingen . 


er Se A È 5 
DE Ge un. 

% y u a u SeN 
re er ER 


na 


x 


reset. 
a E i a E a 


> 


{ 
t 
E 


Tr nenne n y 
_ a A er a er u ri 
aru, À ` Tróia rn Ae E 2 >ê 


Ewe 
-Eras 


. = 
. 
. 
u 
rai 


ER u 
. e 

ST raS 
~ 


e 

-sf ent 4 

A É $n, B Ren = 
en. ~ k, 


Rici ee S 
BI ATEN ma ee -> 
i a 


er 


ee 
- Zn 
= — 
a E E 
C . 
5 e- 


x 
hia 
fe derai 


SAN 


Ea 


: tA kanaa Te in 


ARE 
E RONS Ae E 


Küche 


are 
D 


el wein 
N Te, Tr; 


U) Free Ge 
Eat y 
ee: 


2 Ten 
Een x 


nn, 12,” ` = ETa ~ m pagos 
aon rin E = vn = E 
de Meria SATO. Senan e pr Ta See viir Ee Pia 
‘ è ` ee a 0 Dna 
- u er m eg EEE: 
5 ® 


Fun ir Ss 
ame, 
Ds 


e r 
-ma 4 


Wert 
nal: 


ii 


am due 


a 


AKA T 


È 


Aaa 
=i 


FERN, i 


DE SR 


See 
RER a 


x 
m 


u] 
r PT 


x 


u, 


REN 


vr. 


nn 
Fa 


rn 
i == nn 
Ze Siad 


mn 


DEN 
tan 


"~w 


tora; A3 - ee g = 

a hate, Kae, 
TI m TE E 
PR Az 


an... 


UND 


Be mo 


. 
. oly at F 
brg ' Br Kata 
.. Te 7 
nm un 


in 
ee 


m mA e 


un ee UNE 


TE 


= 


PRT P E E = R ; ee 


Zr 


=s 
Caa EEA o T 


en eu hen re ur irn 


un 


ee. - 
TIER nn + - 


‚ tion bedingten Grade des mechanischen Druckes. 


B84 


Eigenschaften in hinreichendem Maße berücksichtigen. Die rela- 
tive Artfestigkeit nun für den heutigen Menschen angenommen, 
so ist damit nicht gesagt, daß vor etlichen 100 000 Jahren bei den 


Menschenrassen die Vererbung erworbener Eigenschaften nicht in 
größerem Umfange möglich war. 


Wir müssen daher streng unterscheiden zwischen den theo- 
retischen Konstruktionen der damaligen Verhältnisse und den 
jetzt tatsächlich vorliegenden Forschungsergebnissen. 


Zunächst einige Tatsachen, die beim Menschen in der Phylo- 
genese die Vererbung erworbener Eigenschaften äußerst nahe- 
legen. R. Meyer und Semon bringen beide .ein Beispiel, das 
unserer persönlichen Erfahrung nicht sehr fremd ist. Bekanntlich 
zeigt die Haut unserer Fußsohle eine weit stärkere Verhornung 
als andere Hautpartien, die keinem so häufigen und starken 
mechanischen Druck ausgesetzt sind. Besonders am Ballen und 
an der Ferse, den Stellen des stärksten Druckes, ist die Ver- 
hornung am stärksten ausgeprägt und führt beim vielen Gehen 
oft zur Bildung einer mächtigen Hornhautschwiele. Dieses Merk- 
mal entfaltet sich durchaus im Verhältnis zu dem durch die Funk- 

Bei Kindern 
findet sich eine geringe Verhornung, ebenso nimmt die Dicke der 
Hornhautschicht bei längerer Bettlägerigkeit wieder ab. Es ist 
nicht zu leugnen, daß diese Schwielenbildung als unmittelbare 
Reaktion der Haut auf den äußeren Faktor, in‘ diesem Fall auf 
den Druck, anzusehen ist. Bei äußerlicher Untersuchung der Haut 
der Fußsohle vor Eintritt der Funktion, also beim Neugeborenen, 
läßt sich keine Spur dieses Verhornungsprozesses nachweisen. Qe- 
nauere mikroskopische Untersuchungen (Semon) haben jedoch 
gezeigt, daß die Ausbildung der Sohlenhaut schon vom fünften 
Monat des Fötallebens an diejenige anderer Hautpartien, z. B. des 
Fußrückens, weit übersteigt und dabei durchaus den Bahnen der 
späteren funktionellen Inanspruchnahme folgt. Es liegt wohl sehr 
nahe, hier eine im Laufe der Phylogenese durch Reizwirkung er- 
worbene, erblieh fixierte Eigenschaft anzunehmen, da durch Se- 
mon einwandfrei nachgewiesen wurde, daß die stärkere Horn- 
hautbildung auch schon vor der Einwirkung des Reizes in der 
ontogenetischen Entwicklung heute vorhanden ist. Der von den 
Selektionisten stets vorgebrachte Einwand der Zuchtwahl kann in 
diesem Falle nicht anerkannt werden, da eine mehr oder minder 


ausgebildete Fußsohlenhaut wohl kaum Selektionswert besitzen 
kann. 


Ein anderes Beispiel wird noch von R. Me y er angeführt. 
Nach. seiner Ansicht ist die zweckmäßige Quantität und Richtung 


der Muskulatur nur durch Vererbung erworbener funktioneller - 


Reizwirkung zu erklären. Auch hier liegen die Verhältnisse ähn- 
lich wie im vorigen Beispiel. In der Ontogenese wird Stärke und 


Richtung der Muskulatur durch normale bezw. pathologische 
Anderseits sind die Maße und Rich- ` 


Funktionsreize bestimmt. 


tung der Muskulatur in der fötalen Entwicklung der späteren 
Funktion angepaßt zu einer Zeit, wo der Reiz der Funktion noch 
vollkommen fehlt. Auch in diesem Falle kann weder die zufällige 
Keimesvariation noch die Selektion als Erklärung vollauf befriedi- 
gen. Überhaupt. ist die Tatsache einer der Anlage nach zweck- 


mäßigen Anpassung des einzelnen Individuums an später erst ein- 


setzende funktionelle Reize kaum anders zu deuten als im Sinne 
der Vererbung erworbener Eigenschaften. Bei der langsamen 
stetigen, in kleinen Stufen verlaufenden phylogenetischen Ent- 
wicklung, die auch die Selektionisten annehmen, kann die Selek- 
tion niemals eine sehr ausgedehnte Wirkung gehabt haben. Wir 


können sie daher auch in diesem Falle als wesentlichen Faktor 
ausschließen. 


Auch auf dem Gebiete der Immunitätslehre, in der die Frage 
der Vererbung einer erworbenen Immunität immer eine große 
Rolle gespielt hat, ist die Tatsache, daß manche Infektionskrank- 
heiten der Tiere beim Menschen -nicht mehr vorkommen können, 
in positivem Sinne für unsere Frage verwertet worden. Mar- 
tius, der für den heute lebenden Menschen die Vererbung er- 
worbener Immunität nicht zugeben kann, hält eine phylogenetisch 
durch Anpassung erworbene Giftfestigkeit bei Menschen als 
fixierte vererbbare Eigenschaft durchaus für möglich. Ähnlich 
äußert sich Grober über die Vererbung erworbener Immunität, 
die er als Vererbung der Fähigkeit definiert, Antikörper zu er- 
zeugen. Nicht die Antikörper selbst werden vererbt, sondern nur 
die Anlage für ihre Bildung. „Dem Begriffe der Vererbung einer 
erworbenen Immunität würde es entsprechen, wenn ‚der neugebil- 
dete Organismus auf den gleichen Reiz hin die Fähigkeit besäße, 
die Schutzstoffe leichter oder in größerer Menge oder mit größerer 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24. 


ee Er an A na 


15. Juni. 


Wirksamkeit zu bilden, als seine Ahnen cs vor ihrer Erkrankung 
vermochten.“ So sind nach seiner Ansicht das Abklingen und 
Aussterben von Seuchen, das Sinken der Erkrankungsziffer wohl- 
zu bedeutendem Anteil durch die Vererbung erworbener Immu- 
nität zu erklären. Es ist zuzugeben, daß bei der erworbenen 
Immunität eventuell die Selekticn eine Rolle spielen, jedoch kann 


sie als einzige Ursache niemals eine befriedigende Erklärung 
dieser Erscheinung geben. 


Angesichts dieser Tatsachen darf es nicht wundernehmen, 
daß auch für die Entwicklung der psychischen Eigenschaften des 
Menschen die Vererbung von funktionellen Reizwirkungen mit 
verantwortlich gemacht worden ist. So viel ist ja sicher, daß 
niemals konkrete Bewußtseinsinhalte, sondern immer nur be- 
stimmte Anlagen oder Begabungen im Gehirn eines Menschen ver- 
erbbar sind. Aber gerade die Verhältnisse auf intellektuellem Ge- 
biete beim heutigen Menschen, das Vorkommen von absolut ein- 
seitigen Begabungen, z. B. das Auftreten von mehr akustischen 
oder mehr optischen psychischen Qualitäten, die nur- eines ge- 
ringen äußeren Anstoßes zur Entfaltung bedürfen, legen die Ver- 
mutung nahe, daß diese bestimmten Fähigkeiten einst in der 
Phylogenese im Laufe von unzähligen Generationen durch ein- 
seitige funktionelle Reize allmählich in Anlage erworben und ver- 
erbt worden sind.. Ferner ist das rasche Auffassen, Begreifen und 
die Beurteilung der Dinge der Außenwelt bei Kindern in der Ent- 
wieklung wohl nur möglich -auf Grund einer Anlage, die ur- 
sprünglich der Anpassung an die Außenwelt ihre Entstehung ver- 
dankt. Ich denke da vor allem an die formale Eigenschaft des 
menschlichen Gehirns, an das kausale Denken, an die Parallele 
der Kausalität in uns und in der uns umgebenden Natur. Die in 
so hohem Grade angepaßte Gehirnanlage mitsamt den entsprechen- 
den Sinneswerkzeugen ist es, für die ich doch in gewissem Sinne 
die Vererbung erworbener Eigenschaften als Erklärung ihrer 
phylogenetischen Entwicklung heranziehen möchte. „Es ist nicht 
glatt zu beweisen,“ sagt R. Meyer, „daß der nach der Außen- 
welt gemodelte Intellekt als solcher in allen Eigenschaften ver- 
erbt wird, doch macht das schnelle Erlernen der richtigen Be- 


urteilung namentlich der sinnlichen Wahrnehmung die Vererbung 
ganz selbstverständlich.“ 


Ähnlich wird es sich vermutlich mit einzelnen besonders her- 
vorstechenden Charakterzügen der einzelnen Rassen verhalten. Es 
wird kaum jemand leugnen wollen, daß bei der Bildung und Ent- 
wicklung der heute fest fixierten, erblichen Rasseneigentümlich- 
keiten die Umweltsfaktoren als Reizursache einst eine nicht zu 
unterschätzende Rolle gespielt haben. Je schwieriger die Lebens- 
und Existenzbedingungen, desto mehr fordern sie zu Kampf und 
Arbeit heraus. Gerade sie haben in unseren germanischen Völkern 
in erster Linie edle, wertvolle Tugenden zur Entfaltung gebracht. 
‚Da wir es jedoch hier immer mit höchst lebenswichtigen 
Eigenschaften und Charakteren zu tun haben, werden wir neben 
‚der Vererbung erworbener Eigenschaften die Wirkung der Selek- 
tion im Kampf ums Dasein nicht ganz leugnen können. | 

Diese kurze Übersicht über die theoretische Deutung man- 
cher heute vorliegenden Tatsachen zeigt, daß die Annahme der 
Vererbung erworbener Eigenschaften auch für die menschliche Ent- 
wicklung viel Wahrscheinlichkeit für sich hat. Ich verweise hier 
auf ein Wort von L. Plate: „Die Vererbung erworbener Eigen- 

. schaften anzunehmen, ist man aus theoretischen Gründen ge- 
zwungen, aber man kann es nicht beweisen.“ Damit ist aber 
für den heute lebenden Menschen, der allein für den Arz 
wissenschaftliches Interesse beanspruchen ‚kann, noch nichts be- 
wiesen. Es erhebt sich vielmehr erst die Frage, treffen die 
phylogenetisch denkbaren Vorgänge auch für 
dieheutigen Menschenrassen zu oder hat Mar- 
tius recht, der diese Frage strikte v erneint 
und eine „absolute Artfestigkeit“ des Idilio- 
plasmas beim Menschen annimmt. | 
| Am meisten Interesse hat natürlich diese Frage in ihrer Be- 
deutung für die Pathogenese. ` | 
Es ist klar, daß die Tatsache der Keimesschädigung durch 
Giftwirkung (Alkohol, Lues) hier auszuschalten ist, da sie mit un- 
serem Problem nichts zu tun hat, wie ich anfangs entwickelte, 
Ferner ist begrifflich streng zu unterscheiden zwischen „ererdb 
und „angeboren“. Diese begriffliche Trennung ist unbedingt er- 
forderlich, damit falsche Schlußfolgerungen vermieden werden 
wie sie in der Immunitätslehre vorgekommen sind. Ehrlie 
teilte 1892 einige Versuche mit, die er mit Riein und Abrin Pin 
| albumin) bei Mäusen unternommen hatte. Beide wirkten seh0 


g. 


{TEO U bha ea ë ta ae ar 


15. Juni. 


. geboren“, nicht aber als. „ererbt“ bezeichnen können. 


bai a an ë Sqm 


kommen für die Vere 


. Nac 
das natürlich schon einen Teil der ganzen Vererbungswissenschaft 


bildet, aber mit der Frage der Ve 


y — mera a L ı9 17- 
En RAIN Zu Fim” Nager 
- er ” en - = ir N b Pr - 
5 P a I 
` 


in kleinen Dosen als Nahrung genommen auf die Mäuse als starkes 
Gift, sodaß sie schnell den Tod bewirkten.. Es gelang nun, durch 
sehr geringe Dosen, die allmählich gesteigert wurden, die Mäuse 
ricin- und abrinfest zu machen, sodaß nach dieser Vorbehandlung 
von ihnen große Dosen, die andere, nicht vorbehandelte Tiere so- 
fort töteten, gut ertragen wurden. Zweifellos war eine Immunität 


erworben. Die. Zuchtversuche, welche mit diesen. Tieren gemacht 


wurden, sind: deswegen sehr interessant, weil-nur bei der Kreuzung 


von ricin- und abrinfesten Weibchen mit normalen ‚Männchen im- 


munisierte Nachkommen auftraten, nicht im umgekehrten Falle. 
Die Spermatozoen der immunisierten Männchen hatten also nicht 


die Fähigkeit erlangt, die Immunität in Form von Anlage zur Bil- 


dung von Antikörpern zu übertragen. Aus dieser Tatsache hat 
Hertwig eine Vererbung erworbener, Eigenschaften gefolgert, 
trotzdem die Immunität bei den Nachkommen kein bleibender Er- 
werb. war, sondern nur etwa sechs bis acht Wochen anhielt. Viel 


“ wahrscheinlicher ist es jedoch, gerade in Anbetracht der nur kurz- 


dauernden Immunität und der Kreuzungsversuche, daß dieselbe 


‚ durch Übertragung der Antikörper auf dem Blutwege, also intra- 


uterin, erfolgt ist Das ist auch die jetzt herrschende wissen- 


schaftliche Anschauung. .Ein ähnliches Resultat ergaben die Ver- 


suche von Wernicke über „ererbte Diphtherieimmunität bei 


Meerschweinchen“. Hier zeigte sich ebenfalls, daß nur die Mutter. 


imstande war, die Immunität auf die Kinder zu übertragen, wäh- 
rend sie vom Vater nicht übertragen wurde. Auch in diesem Falle 
wird ‘es sich vermutlich um eine Übertragung der Immunstoffe 
auf dem Blutwege handeln. Es liegt auf der Hand, daß die 


intrauterine Übertragung, mit dem Vererbungsproblem an sich 


nichtszu tun hat; sie ist ein Vorgang, den wir wohl als „an- 
=<. Tatsächlich ist weder bei Tieren noch beim Menschen eine 
‘Vererbung individuell erworbener Immunität beobachtet worden. 
Im Gegenteil spricht die Tatsache, daß die Kinder von heute 


-hoch genau so. häufig an Masern erkranken wie die Vorfahren, 


trotz vielfachen Durchmachens dieser Erkrankung in den Ascen- 


| denz, gegen die Vererbung erworbener Immunität; die individuell 


erworbene ‚Immunität ist dadurch erwiesen, daß niemals ein In- 
dividuum zum zweitenmal erkrankt. .Es ist wohl zu beachten, daß 
m vorliegendem Fall eine chemische allgemeine. Änderung. des 
elterlichen Organismus, wie 'sie doch die individuelle Immunität 
darstellt, sich weder intrauterin noch in der Keimesanlage über- 


= trägt: Es: bleibt die Aufgabe der wissenschaftlichen Forschung, 


in der -Zukunft zu, untersuchen, ob die Übertragung: erworbener 
Immunität, falls sie beim Menschen überhaupt vorkommt, nur auf 
intrauterinem Wege möglich ist, oder ob nicht doch bei einzelnen 
Infektionskrankheiten ‘vielleicht die Vererbung einerübermeh-- 
rere Generationen erworbenen Immunität im Sinne einer 


` 


' veränderten Keimesanlage vorkommen kann. nn 
echts 


‘Von der Fülle von Krankheiten des, Menschengeschlech 

rbung allein solche in Betracht, die in 
einer Konstitutionsanomali.e ihre Ursache. haben. Alle 
Infektionskrankheiten 'vererben sich nicht; das, was vererbt wird, 
ist nur der für sie besonders disponierte Boden. Die Übertragung 
einer Inföktionskrankheit von den Eltern. auf die Kinder ist nur. 


durch direkte Übertragung der Krankheitserreger, das heißt der 
2 Mikroorganismen, ‚möglich, die entweder die Keimzellen oder 
intrauterin . den Foetus infizieren. Diese von Häcker als äqul- 
kausale Abänderung bezeichneten Vorgänge kommen ja für unser 
spezielles Problem nicht in Betracht. Interessant wäre die andere 


Frage, in welchen Fällen die körperliche Schädigung, die eine 
Infektionskrankheit für den Organismus mit sich bringt, eventuell 
auch eine Keimesschädigung zur Folge hat. : Welche Krankheiten, 
Vergiftungen im Soma der Eltern, krankhafte Anlagen in den 
kommen durch Blastophorie setzen, wäre hier das Problem, 


rerbung erworbener Eigen- 


schaften nichts gemein hat. 


„Anders verhält es sich mit der Entstehung der Dispositionen 
Zu irgendwelchen Krankheitsvorgängen aus äußeren Ursachen. 


Greifen wir z. B. die Nephritis heraus. Es ist bekannt, daß nicht 


‚jeder Organismus auf die verschiedenen Noxen mit einer Affek- 
tion des Nierengewebes reagiert. Wir müssen also in den Fällen 


N Erkrankung, in:denen die schädigenden Einwirkungen nicht 
sonders massiv sind, eine verhältnismäßig labile Disposition des 
ierengewebes annehmen. Ob nun etwa eine einmalige bezw. 


mehrmalige Erkrankung. bei dem betreffenden Individuum zu- 


nächst cine gesteigerfe Disposition für diese. Erkrankung hinter- 


4 


| Reizwirkungen jedoch abzuleu 


pey 


‚ läßt und vielleicht auch diese Disposition in gesteigertem Maße 
auf die Nachkommen übertragen wird, bleibt zu entscheiden. noch 
späteren Forschungen vorbehalten. Ebenso die. Frage, ob nicht 
‚kei. an und für sich normalen Geweben durch Einwirkung beson- 

` ders starker. Schädigungen im Laufe. der "Generationsreihen eine 
mehr oder weniger ausgeprägte Disposition zur Erkrankung. sich 
herausbildet.: Dasselbe gilt für alle’ Erkrankungen, die ihre Ent- 
stehung äußeren und inneren Momenten verdanken in bezug auf 

‚die Entstehung des inneren Faktors der Disposition. © >. 

Was nun dieeigentlichen vererbbaren Krankheiten; die 


Konstitutionsanomalien, anbetrifft, so wissen wir über ihre ur-: 


sprüngliche Entstehung ebenfalls noch herzlich wenig. Man, hat 
ja ganz logisch für sie eine Anomalie der betreffenden Anlage 
oder der Erbeinheiten in den K’eimzellen angenommen, aber damit 
ist nichts erklärt. Wie sind diese ursprünglich  entständen? 
Stellen ‚sie amphimietische Neuheiten dar bei zufällig aus un- 
bekannten ‚Gründen ungünstiger Kombination der beiden Ge- 
 schlechtszellen, sind frühere Keimesschädigungen in der Ascen- 
denz für sie verantwortlich zu machen oder handelt es. sich um 
‘eine Vererbung.erworbener Eigenschaften in unserem Sinne? Ver- 
‚mutlich kommen die genannten Faktoren in- den ‚verschiedenen 
Fällen oft nur einzeln, oft kombiniert in Betracht. Man weiß, daß 
diese Krankheiten erblich sind, man hat sogar für bestimmte 
Krankheiten (Polydactylie, Daltonismus, Hämophilie) bestimmte 
Vererbungstypen aufstellen können. Ein nicht familiäres, spora- 


disches Auftreten wurde in Anbetracht .des. allgemein Di 
Und. 


familiären Typus derselben meistens in Abrede gestellt. 
doch fehlt für diese Behauptung die unbedingt erforderliche ge- 
naue Durchforschung der Ascendenz als Grundlage, die nachträg- 


lich kaum mehr in ausreichendem Maße beizubringen ist. Für die | 


genannten drei erblichen Erkrankungen möchte ich allerdings die 
Möglichkeit der Vererbung erworbener Eigenschaften nicht zur 
Diskussion stellen. Es gibt aber andere Konstitutionsänomalien, 
die wohl mit unserem Problem in: Beziehung stehen könnten. Ich 
nenne nur die familiäre Myopie oder die erbliche Herzmuskel- 
schwäche, die nach ‘den bisherigen Forschungsergebnissen aller- 
dings nicht .als individuell erworben erblich zu sein. scheinen. 
Ihre erbliche Entstehung über Generationen infolge -von 
heute noch nicht in der Lage. | = Fr j 

Für die große Reihe derjenigen psychischen Erkrankungen, 
die auf Konstitutionsanomalien: beruhen, gelten die’ gleichen Ge- 
sichtspunkte. Auch über ihre phylogenetische Entstehung hat 
' man sich theoretische Konstruktionen zurechtgelegt. Am beliebte- 
"sten ist die Annahme, daß wohl im wesentlichen frühere Keimes- 


schädigung in irgendwelcher. Art (Lues, Alkohol) als Ursache in: 


: Betracht kommt, welche in der Kombination der Erbeinheiten:der 
betreffenden Anläge Störungen hervorrief, die’ sich fortan weiter 
vererbten. In manchen Fällen ist sogar die Möglichkeit einer der- 
artigen Entstehung psychischer Anomalien erwiesen, z. B. Idiotie, 
Epilepsie, Psychopathie bei Alkoholiker-. und Paralytikerkindern. 

 Döch bewegen wir. uns bei Fehlen der entsprechenden Kontroll- 


versuche für Kinder normaler Eltern auch hier heute noch größten- | 


teils auf dem Wege der Vermutung. Wäre es nicht gerade bei 
den nervösen Störungen, die neben der bestimmten psychopathi- 
schen Disposition in den meisten Fällen des umgebenden Milieus 
zu ihrer Entfaltung bedürfen, möglich, daß manche Anlagen ge- 
steigert, andere durch besonders massive Einwirkungen neu ent- 
standen, sich in#qualitativ gleicher Weise auf die Nachkommen 


vererben? Wäre- nicht, mit anderen : Worten, die Vererbung er- . 


worbener* Eigenschaften beim Menschen, doch möglich? _ In der 
ganzen Pathogenese kehrt immer diese Frage wieder, die heute 
weder in bejahendem noch verneinendem Sinne beantwortet wer- 
den kann. Rüdin hat in einer ausführlichen Behandlung der- 


Vererbungsfragen in bezug auf die Psychiatrie auf die unendlichen - 


Schwierigkeiten hingewiesen, die der zukünftigen Forschung -noch 
vorbehalten bleiben. Man könnte seine Ausführungen auf sämt- 
lichen Gebieten der medizinischen Wissenschaft anwenden, die 
überhaupt mit dem Vererbungsproblem in Beziehung stehen. Und 


sicher wird in der späteren Forschung beim Menschen die Frage. 


der Vererbung erworbener Eigenschaften keine. nebensächliche 


Rolle spielen, sei es, daß ihr Auftreten in-Form von'indivi- 
duell oder im. Verlaufe von Generationen er- 


worbenen Eigenschaften zur Diskussion steht, Ich 


kann mich daher mit M artius nicht einverstanden erklären, wenn 


‘er auf Grund der bisherigen Forschungen, die für die Entscheidung 
unserer Frage der nötigen Ausdehnung und Intensität entbehrten, 


B85 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24 0 


nen, ist man meines Erachtens ` 


yora 
=i 


- 
d 


r 


0 $ 
Pog >s., 
` ` 4 


N 
Egger 


> 7 


Flyer. 2 


ra am, 


Y 
a 
ver 
VAS: 


-E $ we 
Bee e a T a 
w 3 
re Tu Ea 7, nn. =. 


EEE E 
= Ciara a a 
u $ a r 


$ gras = - - 
Du IE 
z 5 
RI ai KE Oa 
RE r 


+‘ 
yar 


-O 


E 


Sr Oa 


Ai a sa Ei m pry 
TERE ONA 
vu, $ 


BER 10 


PR 
. ` 
een 
REES IE 


ur 3 Ep 

BETEN T 
ar ER EU 

RB 3 


RT 
wu 
N 


> 


~ 
pas - 
« 


... 
pa haan 
Erd ea 


> e 
Re 
TARI UJT; 


AE 


met r i 
N 


EAR 
an. 


FE 


PNG 


H 


1 
A 


nao s 
DE #7 AN 


SE 
it, 


Ir Een Pa EEE ER 
T TO Patan e ti 


AS 
a DIN 


En 
NT 


Elan: = 


pa 
ar 


Pe 
ar: 


Er 


i u “ 
NT TEEN 


m - ea 


.. un 
at nn 
©. er 
ra a 


-a 


aee at 


Pi ary 


A am o ai a 
een Osipaskre, 


y 


-a 


ae, 
teue -, o 


-= m 
P 


u re 


En rn ee an 


ET 
2: 0m 


en TER 


r. 
PEE 


` 


CIN 


men ey 


e, 
” 


ATI E Et 
a e pi A BD 


En ia 


an. 


EURER Set 


int. 


=- 
HARE 


amn a 


-m 


E 
© - z 4 


rn. 


SEEN 


N 


-a 
0 


Er ARE 


me 


. genese von Jahrmillionen ist. Darum braucht der Mensch 


‚relativen Artfestigkeit“ der höher organi- 


. Degeneration könnte ja die Regeneration das Gleichgewicht 


586 
den Menschen ohne weiteres als „artfest“ bezeichnet und damit 
die Möglichkeit der Vererbung erworbener Eigenschaften kurzer- 
hand abschneidet. „Bei dem — gleichviel auf welchem Wege — 


artfest gewordenen ‘Menschen ist schon im Keimplasma die un- 
geheuer hohe Differenzierung gegeben, die der Erwerb der Phylo- 


'1919,— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 24. 


15. Juni. 


Beobachtungen von Heeresangehörigen der Balkanarmee gründet, 
ist zu ersehen, daß gerade das mazedonische Wechselfieber der 
specifischen Therapie oft erheblichen Widerstand entgegensetzt 
und Neigung zum: Chronischwerden zeigt. Im folgenden soll der 


Versuch gemacht werden, den Begriff der chronischen Malaria nach 
neueren Gesichtspunkten zu definieren. Ä 


Zu diesem Zweck "erscheint es von Wichtigkeit, zunächst den 
Begriff der akuten Malaria festzulegen. Soweit ich die Literatur 
übersehe, haben sich nur wenige Autoren über diese Frage bestimmt 
ausgesprochen. Unter akuten Krankheiten versteht die allgemeine 
Pathologie frische Erkrankungen, die kurze Zeit dauern und wieder 
vollkommen ausheilen. Dementsprechend wären zur akuten Malaria im 
engsten Sinne nur diejenigen Fälle zu rechnen, die nach relativ kurzer 
Dauer, nach einem oder mehreren aufeinanderfolgenden Anfällen unter 
specifischer Therapie oder spontan ausheilen und niemals rezidivieren, 

Als Rezidive sollen mit Ziemann (1) und zahlreichen an- 
deren Forschern Fieberanfälle bezeichnet werden, die Wochen, Monate 
und Jahre nach der Erstinfektion und „relativer klinischer Ausheilung 
der Malaria“ auftreten. Während Anfälle, die einige Tage nach 
Schwinden des Erstlingsfiebers, nach Abschluß der ersten Chininperioden 
oder in der Chininpause einsetzen, Rückfälle zu nennen wären, 
Sie unterscheiden sich nur zeitlich, nicht ätiologisch von den Rezi- 
diven und sind zur akuten Malaria zu zählen, sofern im Verlaufe von 
vier bis sechs Wochen eine endgültige Heilung erzielt wird. 
| Nocht (2), der früher auf dem Standpunkt gestanden hat, daß 
nach frühzeitiger und regelmäßiger Chininbehandlung selbst die schwer 
zu beeinflussenden Quartan- und Tertianfieber mit einem Anfall be- 
endigt seien, betont neuerdings ganz besonders scharf, daß Fieberrück- 
fälle bei jeder Malariaerkrankung zu erwarten seien; es gebe kein 
sicheres Mittel sie zu verhindern. In dieser Hinsicht stellt er die Pro- 
gnose für die Malaria ungünstiger als für die Syphilis, da bei letzterer 
die „Heilung auf einen Schlag oder durch eine große Kur im An- 
fangsstadium noch erzwungen werden kann“. Bei der Malaria gebe es 
dagegen keine Therapia sterilisans magna, auch nicht bei lange fort- 
gesetzten noch so großen Chinindosen. Man könne dabei niemals 
sämtliche Parasiten abtöten, Rezidive seien unvermeidlich. Mit anderen 
Worten, Nocht vertritt die Lehre, daß eine primäre Ausheilung des 
Erstlingsfiebers mit Vernichtung sämtlicher, im Organismus sich auf- 
haltender Parasiten nicht möglich und daher Rezidive unausbleib- 
lich seien, 
Weniger pessimistisch äußert sich C elli (8), der bei regelmäßiger 
intensiver Behandlung vom ersten Fiebertage an 50% Dauerheilungen 
erzielt haben will. 

Der Wahrheit scheint mir auch hier die Mitte am nächsten zu 
kommen. Soweit ich bei der verhältnismäßig kurzen Beobachtungszeit 
von drei Jahren an einem ziemlich einheitlichen Menschenmaterial 
mir ein Urteil erlauben darf, möchte ich die Zahl der durch speeifische 
Behandlung dauernd geheilten Erstlingsfieber, der akuten Malariafälle 
auf 10% schätzen. Ich kenne eine Zahl von Personen, die im Jahre 
1916 erstinfiziert, in den beiden folgenden Jahren weder klinisch noch 


somatogene Neuerwerbungen nicht mehr zu vererben. Er kann 
es nicht mehr, weil er durch weitestgehende Differenzierung in 
seiner Organisation die Fähigkeit dazu verloren hat, ebenso wie 
die Fähigkeit der Regeneration ganzer Gliedmaßen. Er hat 
diese Fähigkeit verloren, weil sie ihm auf der Höhe seiner Organi- 
sation nur Schaden bringen würde, nämlich die Gefahr der erb- 
lichen Degeneration, die ungeheuer und unaufhaltsam wäre, wenn 


jede somatische krankhafte Veränderung noch auf das Keim- 
plasma abzufärben imstande wäre.“ 


Soviel ist nach meinen Ausführungen klar. Aus den 
bisherigen Forschungsergebnissen ist nicht 
der Schluß zu ziehen, daß beim Menschen die 
Vererbung erworbener Eigenschaften vor- 
kommt. Umgekehrt darf man aber gerade in 
Anbetracht der noch sehr spärlichen Unter- 
suchungen nicht daraus folgern, daß unsere 
Frage für alle Zeiten in verneinendem Sinne 
au beantworten wäre. Ich persönlich möchte die Mög- 
lichkeit der Vererbung erworbener Eigenschaften für den Men- 
schen, wenn auch vielleicht in beschränktem Maße, aufrecht er- 
halten und habe daher im Gegensatz zuMartius nur von einer 


sierten Lebewesen gesprochen. Eine eventuell drohende 
erbliche Degeneration kann diese Ansicht nicht erschüttern. Der. 


halten. Außerdem wird die tatsächlich heute vorhandene Degene- 
ration deswegen kaum in ihrem Umfange beeinflußt werden kön- 
nen, weil die Wissenschaft die Vererbung erworbener Eigen- 
schaften entweder anerkennt oder nicht anerkennt. 


Eine bündige Entscheidung unserer Frage 
für das Menschengeschlecht wird jedoch erst 


die wissenschaftliche Forschung der Zukunft 
bringen. 


Literatur: E. Baur, Einführung in die experimentelle Vererbungs- 
lehre. Berlin 1911. — P. Ehrlich, Über Immunität durch Vererbung und 
Säugung (Zschr. f£. Hyg. 1892, Bd. 12). — J. Grober, Die Vererbung der 
Immunität (M. KI. 1905). — D. v. Hansemann, Descendenz und Pathologie. 
Berlin 1909. — V.Häcker, Allgemeine Vererbungslehre. Braunschweig 1912. 
— 0. Hertwig, Allgemeine Biologie. Jena 1912. — Derselbe, Das 
Werden der Organismen. Jena 1916. — P. Kammerer, Vererbung er- 
zwungener Fortpilanzungsanpassungen. 1. und 2. Mitteilung (Arch. f. Entw. 
Mech. 1907, 25. Bd.) 3. Mitteilung (desgl. 1909, 28. Bd.).— J.B.de Lamarck, 
Philosophie zoologique 1809. — F. Lenz, Die sogenannte Vererbung er- 
worbener Eigenschaften (M. Kl. 1914, Nr.5 und 6). — Fr. Martius, Patho- 
genese innerer Krafıkheiten, 4. Teil. Leipzig und Wien 1899. — Derselbe, 
Das pathogenetische Vererbungsproblem (M. Kl. 1910, Nr. 1). — Derselbe, 
Konstitution und Vererbung in ihren Beziehungen zur Pathologie. Berlin 1914. 
— R. Meyer, Gibt es Vorone erworbener Eigenschaften ? (D. m. W. 19i0, 
Nr. 23.) — Derselbe, Das Problem der Vererbung erworbener Eigenschaften 

. kl. W. 1912, Nr. 52). — C. v. Naegeli, Mechanisch-physiologische Theorie 
er auge are München und Leipzig 1884. — L. Plate, M. m. 
W. 1912, S. 1013, Referat. — E. Rüdin, Einige Wege und Ziele der Familien- 
forschung mit Rücksicht auf die Psychiatrie (Zschr. f. d. ges. Neurol. 1911, 
7.Bd.). — R.Semon, Das Problem der Vererbung erworbener Eigenschaften. 
Leipzig 1912. — Derselbe, Beweis für die Vererbung erworbener Eigen- 
schaften; ein Beitrag zur Kritik der Keimplasmatheorie (Arch. f. Rass. u. Ges. 
Biologie 1917, Nr. 1). — F, v. Wagner, Referat über Semon, Das Problem 
der Vererbung erworbener Eigenschaften an f. Rass. u. Ges. Biologie 1913). 
— A. Weismann, Vorträge über Descendenztheorie.. Jena 1904. — 
E. Wernicke, Über die Vererbung der künstlich erzeugten Diphtherie- 
Immunität bei Meerschweinchen. (Festschrift zum 100jährigen Stiftungsfest 
des med.-chir. Friedr.-Wilh.-Instituts 1895.) _ 


hatten. Eine endgültige Entscheidung könnte freilich nur eine über 
die nächsten Jahre fortdauernde Beobachtung bringen. , 
Schwieriger ist es, den Begriff der chronischen Malaria 
zu definieren. Nach Ruge (4) gehört hierzu „nicht nur, daß eine über 
Monate andauernde Infektion besteht, sondern auch, daß diese Infektion 
sich in häufigen Fieberanfällen äußert, daß sie nachweisbare Verände- 
rungen, z. B. Blutarmut, Abmagerung, Milz- und Leberschwellungen 
hervorruft, daß diese Veränderungen aber bei entsprechender Behand- 
lung wieder rückgängig gemacht werden“. Ziemann betrachtet den 
Begriff der chronischen Malaria erst dann für gegeben, wenn infolge 
der wiederholten Schädigungen des Körpers durch Rezidive eme mehr. 
oder weniger tiefgreifende Veränderung einzelner Organsysteme, be- 
sonders des Blutes eintritt. In ähnlichem Sinne will Jochmann (5), 
die Malaria erst dann als chronisch betrachtet wissen, wenn die Rezi- 
dive immer unregelmäßiger werden, sodaß von einen charakteristischen 
Fiebertypus keine Rede mehr sei, indem fieberfreie Zeiten mit längeren 


langt als zum Krankheitsbilde gehörig das charakteristische Aussehen 
mit gelbbrauner Verfärbung der Haut, Anämie, Milz- und Leberschwe” 


lung, die in besonders schweren und hartnäckigen Fällen zur Malaria- 
kachexie überleiten. 


m nn ue e a aaen 


Aus der Medizinischen Universitätsklinik Frankfurt a. M. 


(Direktor: Prof. Dr. Schwenkenbecher). Diese auf rein klinischen Symptomen begründeten Über- 
Über chronische Malaria D. legungen und Definitionen scheinen unserem jetzigen ätiologischen 


Denken nicht mehr zu entsprechen, denn die Malariaerreger können 
Rn i noch monatelang im Organismus verweilen und, ohne klinische 
Dr, Hans Wörner, Assistenten der Klinik. PE gemacht zu haben, spontan oder therapeutisch be- 
D 2 Re ; ein , absterben. 
Die mazedonische Malaria ist eine Saisonkrankheit und Ene an die A irern GaN 29) 
gleicht ätiólogisch und klinisch in vieler Hinsicht‘ den unter ähn- B e Auffassung Nochts (2) und Mayers ( 


: | angelehnt, möchte i j -onischen Malaria 
- fiehen tellurischen und klimatischen Bedingungen bestehenden a i ich den Begriff der chronischen 


$ weiter und eindeuti orenzen: Folgen aus 
italienischen Wechselfieberendemien. Aus der umfangreichen | ——— utger folgendermaßen umgrenzen > 
Malarialiteratur der letzten Jabre, die sich zum großen Teil auf 


rat Krause (Bonn), hat mich i erter Weise bei meinen 
1) Nach Beobachtungen :aus dem Felde. ( ); mich in dankenswerter 


Untersuchungen und Beobachtungen unterstützt und angeregt. 


mikroskopisch Überreste der durchgemachten Erkrankung aufzuweisen _ 


Fieberperioden in ganz unberechenbarer Weise abwechseln. Er ver 


1) Der beratende innere Mediziner unserer Armee, Herr Geheim- - 


Ens ED. B Cca. — Sul 


eu ED But ë pq A C Ta E 


Wu. ` en U s 
a Eke aa ` Ta Da aiy 7 
Te re MF aa 

ANCS a 
Pit 
‘ 


vod vr LYU I ET AAA z N -F oa 
te ata T RN ar x 
N ET ER ET en et TV 
< O a Pl tr. ur . + * 
mV A us, am ee “1 ee 
r r. ei? uf De = 19 A i 
af: 
r u 
: „* E. _ 
s E 


er, = Vi» 
~ “l È 
DET = 
° P Ei e 
in D De SA 
` u nn 
. nr 


a EEE a. 
ee Ne - 
IK < » 
15. Juni. 
Pervez s > 


A m 
. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24. 


Be, cn: 
— Fa 
— se 


kB 


ER ES ee er Ei I De 
nö ie \ Ir om 
r . 


E 2 


B E x 
t 


nicht zur Entwicklung: 


 [Bilke (6)]. 


scheidet sie -sich wiederum von den überseeischen Tropenfiebern, 


verdienen sie, neben den vorbeugenden Maßnahmen zur Abhaltung 


‚unsere "besondere ärztliche Aufmerksamkeit. Leicht dem klinischen 


-arasitenformen werden von der Mücke eingesogen, um sich in 


Verhältnisse bei der einheimischen Bevölkerung in Mazedonien, 


irgendwelchen Gründen dem. Abklingen der ersten Anfälle, nach 


| einer mehrwöchigen Pause mit scheinbar klinischer Gesundung 


upd ohne Neuinfektion weitere Fieberattacken, oder sind nach 
dieser Zeit noch Hämosporidien zu finden, so ist die Malaria in 


- das chronische Stadium eingetreten. 


- Die einzelnen Fieberanfälle im weiteren Verlauf sind nur 
der Ausdruck einer akuten Exacerbation des chronischen Krank- 
heitszustandes, das heißt eine von Zeit zu Zeit sich ausbildende 
Steigerung der Infektion. Oder noch allgemeiner kann gesagt 
werden: die Malaria ist keine akute, sondern wie fast alle 
'Protozoenkrankheiten des Blutes eine chronische Infektions- 
krankheit, in prognostischer und. therapeutischer Hinsicht 
ähnlich der Syphilis. In einigen Fällen gelingt es durch sofortige 


- und energische. Behandlung das Chronischwerden zu verhindern. 


‚Zur chronischen Malaria gehört als deren mildeste Form die 
sogenannte latente Malariainfektion, die nach Ablauf 
der Erstlingsfieberanfälle zunächst keine manifesten klinischen 


' Erscheinungen bietet und eine Zeitlang ausgesprochene Rezidive, 


Anämien usw. vermissen läßt. In manchen Fällen kommt das 
Erstlingsfieber,. beeinflußt durch prophylaktische Chiningaben oder 
durch einen gewissen Grad von aktiver Immunisierung, überhaupt 
Erst Wochen und Monate nach der 
Malariasaison, oder in moskitofreier Gegend auftretende Rezidive 
dokumentieren den vor längerer Zeit erfolgten Erstinfekt; es wird 
dann gern eine „verlängerte Inkubationszeit‘ angenommen 
Ich möchte mit Ziemann annehmen, daß in 
solchen Fällen eine äußerst milde und chronisch verlaufende In- 


. fektion besteht, „während der der Organismus Zeit hat, sich von den 


Schädigungen der Malariakeime zu erholen“. Es handelt sich 
also um ein primäres Latenzstadium. Ein derartiger 
Fall mit einer primären Latenz von etwa fünf Monaten sei kurz 
mitgeteilt: A | 

Dr. L., seit Dezember 1916 auf dem Balkan, klinisch und im 
mikroskopischen Bild trotz mehrfacher Untersuchungen nie Malaria 
festgestellt, Chininprophylaxe stets regelmäßig eingehalten. Mitte 
März 1918, also fünf Monate nach Ablauf der Tertianazeit des - Vor- 
jahres und drei Monate vor Beginn der neuen Periode des laufenden 


_ Jahres, Erkrankung an Malaria tertiana. 


- Es ist anzunehmen, daß die gewissenhaft durchgeführte Pro- 
phylaxe die mindestens fünf Monate zurückliegende Infektion latent 
gehalten hat. Manifestierung erfolgte mit Beginn der wärmeren 


Jahreszeit. - 


Kommt aber, wie wir es meistens erleben, nach dem ersten 


Anfall und anschließendem fieberfreien Intervall von mehreren 


Wochen und Monaten, bei subjektivem und objektivem Wohl- 
befinden, ein erneuter Paroxysmus, so kann von einem sekun- 
dären Latenzstadium gesprochen werden. 
‚ Finden wir während des Latenzstadiums ohne jegliche 
Fiebererscheinungen im Blut Malariaparasiten — in der Mehrzahl 
der Fälle sind es Gameten, bisweilen Schizonten und Gameten, 
seltener Schizonten allein. —, so sprechen wir von sogenannten 
Parasitenträgern. ' 
Das mazedonische Tertianfieber läßt im Latenz- 
stadium oft als einzigstes Symptom Milzvergrößerung nachweisen. 
Parasiten im peripheren Blut sind die Ausnahme (inaktive Malaria). 
Anders die mazedonische Tropica; sie stellt das Haupt- 


kontingent der Parasitenträger. Dadurch, daß es in der großen 


Überzahl Gameten- oder Halbmondträger sind, unter- 


besonders den afrikanischen, dienach Ziemann, Darling (7) 
und Anderen vorwiegend Schizontenträger erzeugen. 

. Die Gametenträger (aktive fieberlose Malaria) sind 
epidemiologisch. am allergefährlichsten und in verseuchten Ge- 
bieten ständige Infektionsquellen. Zur Bekämpfung der Malaria. 


und Bekämpfung der Anophelien und neben der Chininprophylaxe, 


Auge entgehend, können sie sich der sogenannten menschlichen 
Sanierung entziehen, Gerade die geschlechtlichen ausgewachsenen 


Ihrem Verdauungskanal zu vermehren und nach durchgemachtem 
Entwicklungsgang aufs neue als Sporozoiten auf den Menschen 
verimpft zu werden. Celli fand in Italien und Griechenland 
vorwiegend Kinder, die ohne äußere Anzeichen an latenter Malaria 
litten und Halbmonde beherbergen. Durch sie waren dort In- 
fektionsquellen stets in großer Zahl gegeben. Ähnlich sind die 


während unsere Soldaten erst als Erwachsene infiziert, oft Ga- 
metenträger geworden sind. | 

Für unsere Breiten kommen als Infektionsquellen nur die 
Tertianfieber in Betracht. Vor 50 Jahren waren sie in Deutsch- 
land noch sehr verbreitet. Fast überall sind in allerjüngster Zeit 
noch Anophelinen gefunden worden, so in der Umgebung von 
Tübingen und Halle. Sichere Neuinfektionen mit Malaria tropica 
im Heimatgebiet sind bis jetzt nicht beschrieben worden und bei 
den klimatischen Verhältnissen der gemäßigten Zonen wohl auch 
‚nicht möglich. Mit Rezidiven aller Fieberarten und ihren Folge- 
erscheinungen ist aber nach Rückkehr unserer Armeen aus den 
südlichen und südöstlichen Kriegsschauplätzen zu rechnen. 

Die klinischen Erscheinungen bei latenter Infektion, 
bei inaktiver Malaria wie bei Gametenträgern sind, wie schon er- 
wähnt, häufig sehr geringfügig und in keiner Weise von der Zahl 
der Parasiten abhängig. Ich habe Fälle beobachtet, die weder 
objektiv noch subjektiv Anhaltspunkte für eine bestehende Er- 
krankung geboten haben und im „dicken Tropfen“ vier bis fünf 
Halbmonde pro Gesichtsfeld aufwiesen. In anderen Fällen war die 
Milz mehr oder weniger deutlich zu fühlen, der Hämoglobingehalt 
auf 60°/ herabgesetzt. Die meisten fühlten sich aber ganz gesund 
und waren in der Lage, ihren Dienst zu versehen. Dieser Umstand 
ließ bei den Militärbehörden den Gedanken entstehen, die Gameten- 
träger in besonderen „Halbmondkompanien“ zu sammeln und in 
anophelesfreier Gegend zu verwenden. 

- Als Ursache für das Latentwerden der Malaria darf wohl. 
in erster Linie die prophylaktische und kurative Chinindarreichung 
angesprochen werden. Auch nach gewissenhaft durchgeführter 
Prophylaxe und nach energischer therapeutischer Chininisierung 
gelingt es nur selten, sämtliche in den Organismus eingedrungenen 
Parasiten unschädlich zu machen. Man kann wohl die Vernichtung 
eines Teils desselben oder sogar. des größten Teils erreichen und 
ein Manifestwerden der Erkrankung und Auftreten der Parasiten 
im Blute verhindern. „Einem Teil aber gelingt es zu entkommen 
und sich in den inneren Organen und im Knochenmark fest- 
zusetzen, sich dort parthenogenetisch zu vermehren und unter der 
Schwelle des Fiebers zu persistieren. Eine Ausschwemmung ins 
Blut wird durch dauernd fortgesetzte, wenn auch häufig unregel- 
mäßige Chininzufuhr verhindert. Irgendwelche noch unbekannte, 
beim einzelnen Individuum verschieden starke Abwehreinflüsse 
des Organismus mögen die Chininwirkung unterstützen und auch 
nach Aufhören der Chiningaben die Infektion noch monatelang 
latent bleiben lassen“ (13). 

Die Chininprophylaxe, deren Wirksamkeit in letzter Zeit- 
selbst von namhaften Autoren angezweifelt wird, hat auch in der 
mildesten Form nach der Cellischen Vorschrift von 0,3 g pro die 
gegen die Tertianparasiten in den meisten Fällen Erfolg. Um dies . 
zu beweisen, habe ich 14 Tertianakranke (13) (Rezidive und Erst- 
lingsfieber) vom ersten Anfall an mit nur 0,3 g Chinin täglich 
behandelt. Bei zwölf von ihnen ist das Fieber sofort nach Einsetzen 
der Therapie abgefallen, bei zweien ist noch ein Paroxysmus am 
zweiten beziehungsweise dritten _Behandlungstage aufgetreten. 
Nach ein bis sechs Tagen sind die Parasiten aus dem Blute ver- 
schwunden. Die Kranken wurden zehn Tage lang, bei vier- 
stündlicher Messung Tag und Nacht, drei Blutabstrichen täglich 
und der genannten Chinindosierung, beobachtet. 

Wenn es schon gelingt bei ausgesprochenem Krankheitsbild, 
mit, halberwachsenen und ausgewachsenen Parasiten, derartige 
Erfolge zu erzielen, um wieviel leichter muß es sein, die verhältnis- 
mäßig geringe Menge ganz junger Parasiten kurz nach dem Mücken- 
stich an der Entwicklung zu hindern. 

Wenn also die „Therapia sterilisans magna auf einen Schlag“ 
mißglückt ist und 20 Tage nach der Infektion von den ersten 
Parasiten noch eine Zahl von Individuen am Leben geblieben ist 
und sich in den inneren Organen und im Knochenmark verschanzt 
haben, so ist ihnen Zeit und Gelegenheit gegeben, sich ungestört 
ungeschlechtlich weiterzuentwickeln und Geschlechtsformen zu 
bilden. Die Lebensdauer für den einzelnen Halbmond beträgt 
nach den Beobachtungen von Ziemann, Bosco (9) und 
Thomson (9) nicht länger als etwa 20 Tage, von denen 10 Tage 
auf die Entwicklung in den inneren Organen fallen. Schau- 
dinn (10) sah sie schon nach dem dritten Anfall im Blute, 
Ruge frühestens nach acht Tagen. Werden die Gameten nicht 
von dem Moskito aufgenommen, um in ihm einen neuen Ent- 
wicklungscyclus zu beginnen, so ist ihr Schicksal nach der Auf- 
fassung der meisten Autoren besiegelt, sie gehen im menschlichen 


Organismus zugrunde, 


S Ye 
N Google 


Ic 


588 


‘und das Hervorbringen junger Sporen beobachtet zu haben, die wie 


 chens aus: ein Parasit entwickelt sich als Schizont, einer als Gamet. 


'ria larvata. 


` 


Nur Schaudinn glaubt ungeschlechtliche Teilung der Gameten 


schizontische Merozoiten in rote Blutkörperchen eindringen, Rezidive 
hervorrufen und zum Ausgangspunkt einer Kette von neuen Schizogonien 
werden sollen. ‘Andere Forscher legen die Beobachtung Schaudinns 
— (Gamet und Schizont in einem Erythrocyten) —, auf die er seine 
Hypothese aufbaut, as Doppelinfrektion desselben Blutkörper- 


Bei der Seltenheit dieses Doppelbefundes dürfte die letztere Annahme 
die wahrscheiplichere sein. Mehr Klarheit in diese noch sehr dunklen 
biologischen Verhältnisse könnte eine Züchtung der Plasmodien bringen. 
Leider sind die Vorarbeiten hierzu’an der Schwierigkeit der Beschaffung 
geeigneter Nährböden in den Anfängen steckengeblieben. 

In zweiter Linie dürfte als Ursache für ein Latentwerden 
der Malaria eine erworbene aktive Immunität in Betracht 
kommen. Diese hat meist ein sekundäres Latenzstadium zur Folge, 
da erst nach einer gewissen Anzahl von Anfällen der Organismus 
genügend Abwehrstoffe gegen die pyrogene Wirkung der Parasiten 
beschaffen kann. Auf die Frage der allgemeinen oder specifischen, 
antitoxischen oder parasitiziden Schutzstoffe möchte ich nicht 
eingehen. Die Zeitdauer der Immunität ist, wie auch die Beob- 


achtung R. Kochs (li), O. Plehns (12), Ziemanns und 


Anderer ergeben haben, verschieden lang.. Spontane Ausheilungen, 
die in einzelnen Fällen beschrieben wurden, sind der aktiven Im- 


' munisierung zuzuschreiben. Die Auffassung von Celli, daß in 


der Regel das Gegenteil einer consecutiven Immunität stattfindet, 
daß vielmehr, wer Malaria überstanden hat, zu neuen Infektionen 
disponiert ist, möchte ich nicht uneingeschränkt wiedergeben. 
Macht ein Individuum als Erwachsener zum erstenmal eine Ma- 
lariainfektion durch, so besteht nach unseren Erfahrungen an dem 
deutschen Menschenmaterial auf dem Balkan vielleicht eine ge- 
wisse Disposition für Neuinfektionen. Doch läßt sich diese Frage 
in exakter Weise nur außerordentlich schwer beantworten, da nach 
durchgemachter Erstinfektion Rezidive und Neuinfektionen selten 
mit Sicherheit zu unterscheiden sind. Andererseits ist die Tat- 
sache doch sehr auffallend, daß die Landeseinwohner in Maze- 
donien in der großen Mehrzahl als Kinder erkranken und im spä- 
teren Alter entweder ganz verschont bleiben oder aber seltenere 
oder mildere Fieberanfälle erleiden, obwohl sie irgendwelche Ab- 
wehrhilfsmittel, die Moskitonetze usw. nicht zu gebrauchen pflegen. 
Zur Gruppe der latenten Formen gehört ferner die Mala- 
Als Malarialarven bezeichnen wir Zustände, bei 
denen nach länger oder kürzer zurückliegenden Fieberanfällen an 
Stelle von Rezidiven andere Erscheinungen in einer bestimmten 
Reihenfolge, manchmal von tertianem und quartanem Charakter 
auftreten. Am häufigsten sind es intermittierende Neuralgien, 
seltener Hör- und Sehstörungen, Schwindelanfälle, Hautblutungen 
‘und Darmerscheinungen, die durch Chinin beeinflußbar sind. Be- 
merkenswert ist, wie auch Ziemann hervorhebt, daß die Lar- 
vata in Gegenden mit schwerer Malaria seltener zu sein scheint, 
als in Gebieten mit leichteren Formen. | 
Ich konnte selbst nur einen Fall dieser Art beobachten: Land- 
'sturmmann P., seit 1917 auf dem Balkan. Oktober 1917 zweimal Tropica- 
'anfälle, seither dauernd ohne Fieber. Seit August i918 klagt er über 
zeitweise auftretende heftige Kopfschmerzen, die über der Stirn beider- 
seits lokalisiert werden. Temperatur abends höchstens bis 37,30%, Su- 
praorbitale Austrittsstelle des N. trigeminus beiderseits stark druck- 
schmerzhaft. Innere Organe ohne Befund. Milz nicht vergrößert. Blut 


frei von Parasiten, Mononucleose (15%). Auf Chinin lassen die Schmerzen | oder Herbst des Vorjahres nur an Malaria tropica erkrankt waren, IM 


laufenden Frühjahr wegen Tertianfiebers in Behandlung kommen, 


sofort nach, der Kranke fühlt sich völlig wohl. Nach 14 Tagen treten 
Attacken erneut auf, schwinden prompt unter Chinin.. Regelmäßige 


intermittierende Chininbehandlung, zweimal wöchentlich 1,5 g Chinin, er- 


‘zielt Heilung für mehrere Monate. Trotz Provokationen aller Art waren 
im Biute nie Parasiten zu finden. - | 


Das Zustandekommen der Larvata ist vielleicht auf geringe 


Toxinmengen zurückzuführen, produziert von okkulten Parasiten, 
die keine Allgemeinreaktion, aber Lokalerscheinungen auslösen. 


Das Rezidiv ist das häufigste und augenfälligste für die 


chronische Malaria pathognomonische Symptom. Eingeleitet werden 
die Rezidive durch mehr oder weniger schwere Prodromal- 


erscheinungen. Ähnlich wie beim Erstlingsfieber klagen die 


Kranken über allgemeine Mattigkeit, Kopfschmerzen und Er- 


brechen, Kreuz- und „Magenschmerzen“, die in die Milzgegend 
lokalisiert werden und durch plötzliche Hyperämie und Hyperplasie der 


Pulpa mit Kapselanspannung, entstehen. . Die Tertianfieberrezidive 
unterscheiden sich durch Beginn mit Schüttelfrost ünd Herpes 

> Im Fieberverlauf 
herrscht der tertiane Typus vor, duplicata mit Quotidiantyp tritt 


Das Tropicarezidiv beginnt häufig | infektion“, 


labialis in keiner. Weise vom Erstlingsanfall. 


seltener in Erscheinung. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24. 


zu häufigen Rezidiven mit kurzen Intervallen, 
Tropenfieber nach energischer Chininbehandlung länger dauernde 
Latenzstadien gewöhnt sind. au 
zwischen den einzelnen Rezidiven sind entsprechend der Intensität 
und Dauer der. Chininisierung verschieden lang. Latenzstadien 
von sechs und sieben Monaten gehören nicht zu den Seltenheiten. 
Celli und Andere sahen nach Intervallen von ein, zwei und 


drei Jahren trotz jeglicher Chininbehandlung neue Fieberanfälle 
auftreten.. 


wurden nach vier- bis sechswöchiger Behandlung ; 
sund und dienstfähig entlassen) und den wenig stabilen Verhält- 
nissen beim Feldheer läßt sich auch in nur annähernden Prozent- 
zahlen die Zahl der Rückfälle, auf die einzelnen Malariaformen 
verteilt, nicht ausdrücken. 


Tertiana rezidiviert in 49°), Quartana in 56°/, und Tropica mM 


15. Juni. 


schleichend, mit deutlichem Milztumer im Vorstadium, der beim 
Erstlingsfieber gewöhnlich erst- einige Tage nach Ablauf der 
ersten Attacke zu finden ist. 
Blutbild lassen deutliche Unterschiede vermissen. 
sind schon emige Tage vor dem klinischen Anfall einige Ringe 
im Blut nachweisbar. 

peratursteigerungen bis 38°, und geringer oder gar keiner Be- 
einträchtigung des Allgemeinbefindens sind auch zu beobachten. 


Fieberkurve, Krankheitsverlauf und 
Nicht selten 


Abortive Rezidive mit leichten Tem- 


Im folgenden seien einige Kriterien aufgeführt, nach denen 


ich mich für berechtigt hielt, Erstlingsfieber und Rezidiv zu 
unterscheiden. Die von mir ärztlich versorgten Formationen sind 
im Januar 1916 völlig malariafrei in das stark verseuchte Struma- 
tal gekommen. Blutuntersuchungen führten schon im März dieses 
Jahres die Armeelaboratorien aus. Die erste Malaria tertiana wurde 
am 28. Juni 1916 festgestellt, die erste Tropica am 14. Juli des- 
selben Jahres. 
mit Tertianfieber auf, Tropicaerstlingsfieber waren noch bis Anfang 
Dezember zu beobachten. 
der Jahre 1917 und 1918. 


Von Mitte Oktober ab hörten die Neuinfektionen 
Ähnlich verhielten sich die Endemien 


Erstlingsfieber wird nur bei Personen angenommen, 


die im laufenden Jahre aus sicher malariafreier Gegend zum 
erstenmal nach Mazedonien gekommen sind. 
Rezidive werden betrachtet: Tertiana von Mitte Oktober bis 
Mitte Juni; Tropica von Mitte Dezember bis Mitte Juli, ohne Be- 
rücksichtigung eines vorhergegangenen Erstlingsfiebers; ebenso in 
moskitofreiem Gebiet einsetzende Malariafieber. 


Als sichere 


Das Wiedererscheinen des Fiebers bei ein und demselben 


Menschen wird als wahrscheinliches Rezidiv gedeutet. 


Für Mazedonien kann die Malariasaison etwa wie 


folgt eingeteilt werden: Mitte Juni bis Mitte Oktober Tertianazeit; 
Mitte Juli bis Anfang Dezember Tropicazeit; Mitte Oktober bis- 
Mitte Juni Tertianarezidivzeit; Mitte Dezember bis 
Tropicarezidivzeit. 


Mitte Juli 
Die intermittierenden Fieber, Tertiana und Quartana, neigen 
während wir beim 


Die fieberfreien Zwischenpausen 


Bei unserem wechselnden Krankenmaterial (die Kranken 
als klinisch ge- 


Die von Celli angegebenen Werte: 


23 °/, mögen für Italien zutreffen, für die mazedonische Malaria 
sind sie fraglos viel zu niedrig. Ich verweise auf meine früher 


gemachten Ausführungen, wonach höchstens 10 °/, aller Malaria- 
fälle per primam ausheilen. 


Die merkwürdige Erscheinung, daß Leute, die im Sommer. 


möchte ich auf Grund eigener Beobachtungen (13) folgendermaßen 
erklären: 

Ein großer Teil der Fälle, die im Frühjahr an 'Tertiana er- 
kranken, hat im Vorjahr nur Tropenfieber durchgemacht. Sie 


| haben sich aber alle während der Tertianazeit des Vorjahres IM 


der Malariagegend aufgehalten. Wurde dagegen der Aufenthalt 
erst nach der Tertianzeit in das gefährdete Gebiet verlegt und ist 
in dieser Zeit eine Infektion mit Tropica erfolgt, so konnte IM 
folgenden Frühjahr während der Rezidivzeit niemals 'Tertianfieber 
festgestellt werden; doch hatten sie bisweilen unter Tropied 
rezidiven zu leiden. 
Somit möchte ich die im Frühjahr auftretenden Erkrankungen 
an Malaria tertiana als Rezidive einer im Vorjahr stattgehabten 
Erstinfektion mit Tertiana auffassen, die durch die Chininprophy- 
laxe latent gehalten worden ist. E 
3 Die zwischen latent gebliebener Tertianerstinfektion 1M 
Sommer und dem manifesten Rezidiv im folgenden Frühjahr -ent- 
standene Tropica ‚ist eine besondere, sekundäre, eine „Super“ 


ii FE e Ta A 


Landeseinwohnern aber fanden wir, besonders bei Kindern und 


handlung der Ruhr vori den verschiedensten Seiten vorgeschlagen 
„worden; es sind sogar bestimmte Behandlungsmethoden angegeben 
‚worden. ‚Die einzelnen Autoren geben an, mit dem oder jenem 


Einigung über ‘eine bestimmte Behandlung ist bisher jedoch nicht 
‘. methoden ‚gehen weit auseinander. I Ä 
„dem völlig variierenden Verlauf der einzelnen Ruhrfälle zu suchen; 
' Ich fasse hierbei den Begriff Ruhr als einen rein klinischen auf,- 
. der relativ unabhängig ist von dem Resultat der bakteriologischen 
m Untersuchung des Stuhles; Darmerkrankungen, die mit ungefähr 
‘zehn stark schleim- und bluthaltigen Entleerungen am Tage einher- . 
‚einfache „Colitis haemorrhagica“ ansehen, auch wenn keine spe- 
‚ Ist; solche Krankheitsbilder fallen im folgenden unter die Rubrik 


- stärksten subjektiven Beschwerden, wie heftigen Leibschmerzen, 


"st 


` Sunken, die Beschwerden: nur noch minimal, die Stühle sind fäkulent, 
meist noch fl 
Blut, ihre Z 
Jw 24 Stunden. Andere Ruhrfälle zeigen einen erheblich längeren 
Kraukheitsverlauf: Nach zwei bis drei und mehr Wochen ist die 


_ beiden Extremen bestehen zahlreiche Übergänge; die Krankheits- 
_ dauer und das ganze- Krankheitsbild sowohl hinsichtlich der sub- 
‘  Jekliven Beschwerden wie Zahl und Beschaffenheit der Stühle sind 


‚des Erfolges unserer Therapie; es ist eben schwer zu sagen, ob 
ebenso gestaltet hätte.. ‚Als erschwerend für- die Beurteilung tritt 


liche Behandlung kommt. Ob ein einmaliger, zwei bis vier Stunden 


1 ei _.. 
7 P . 


= "o >i er x < k ’ N 2 c E 
uni. eyr = è v -. ‘ ‘ ’ a . = à 
O 2 a T e £ See «> $ . A . . ` ati ; 
3 E ER a . y p 5 7 . \ x f 2 E i 
Š -.. nes Pr R In» $ a x Ra” 5 p - . $ x 
g i H u: G `. r B ` - 


Dar s e i g v S ` 
PRE er B .. ’ = .- Bu & 2 f PE . 
Be ~ . Er > BEE Di z o $ f La 
Kr Ste pa 2 FR N . o? r r E D , , ; A 
) z Es 7 i iat a j . Po 
a X i è ~ Se; GT Lan Me 2 PORS k . wi ; R £ E o e 
x . Sreo a ; A i = AR - : s t 
$ Š D tý gf . . g à r b ' x . ` 
4, i a . y ~ [S a 
.,15.- Juni.» | | u = 5 e 
x tr i Š $ 5 ö e Er Pa 
` ` > 


= 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Ñr. 24. 


Wegen, wie. er im Felde oft unvermeidlich ist, zw länger nach- 
‘wirkenden Schädigungen des Kranken führt, erscheint mir sehr 
zweifelhaft. In solchen Fällen stellte ich allerdings manchmal 
einen, mit der Schwere der Darmerkrankung. nieht im Einklang 
stehenden, recht schlechten Allgemeinzustand (sehr große Hinfällig- 
' keit, sehr beschleunigter und weicher Puls, anämische Gesichtsfarbe, 


Als auslösende U’rsache.der Rezidive kommen die 
verschiedensten Faktoren in Betracht. Am häufigsten sind es 
exogene Schädigungen, Lufttemperaturschwankungen, zunehmende. 
Hitze oder Kälte, Wärmestauung und Abkühlung, kalte‘ und heiße 
Bäder, Sonnenbäder, ferner. körperliche Anstrengungen, Märsche, 
schwere Arbeiten; bisweilen genügt eine energische Milzpalpation, 
um die Parasiten ins Blut zu treiben. Da wir auch nach Vet- 
letzungen, Narkosen und Operatiohen wiederholt Rezidive . erlebt 
haben, pflegten wir vor jeder Operation beziehungsweise: Narkose 
und nachher noch einige Tage weiter, Chinin prophylaktisch zu 
geben. Als endogene Ursachen sind. zu nennen: intereurrente 
Krankheiten aller Art, Infektionskrankheiten, Ruhr, Typhus, Para- 
typhus, Grippe, ‚Angina ` und. anderes mehr, ferner schlechte Er- 
nährung, Magendarmstörungen, psychische Erregungen, Schwanger- 
schaft, Geburt. — Auch nach Neosalvarsan- und ‚Seruminjektionen - 
haben sich Anfälle eingestellt. En | £ 

Die schwerste Form der chronischen Malária, die.Malaria- 
kachexie, sei nur gestreift. Deutsche Heeresangehörige, die unter 
den normalen Verhältnissen des Stellungskrieges fast immer recht-. 
zeitig als malariakrank erkannt und behandelt wurden, kamen uns als 
Kachektiker nur in ganz vereinzelten Fällen zu Gesicht. ' Bei den 


Am. ehesten läßt sich natürlich der Einfluß unserer therapeutischen 
Maßnahmen auf die subjektiven Symptome des Kranken: beurteilen; 
‚aber auch hier ist Kritik am Platze; die Beschwerden sind manchmal 
von Tag zu Tag. wechselnd, sie können von ‚einem Tage zum 
anderen sich erheblich. bessern . oder sogar vorübergehend ganz 
‚schwinden. — Ein sicheres Urteil darüber, ob urisere therapeutischen 
Maßnahmen die Zahl der Stuhlgänge, ihre Konsistenz und ihren 


.verlauf abkürzen, ist nur möglich bei längerer genauer Beobach-- 
tung von einer. großen Zahl von Ruhrkranken, unter denen die 
verschiedensten. Krankheitsbilder, vom leichtesten bis, zum 
‚schwersten, alle Varianten vertreten sind. Die alleinige Beobach- 
tung einer kleinen Endemie von 20 bis 30 Kranken aus demselben 
Ort oder.von demselben Truppenteil erlaubt keine Schlußfolgerungen 
über den Wert einer bestimmten Behandlung; hier besteht immer 
die Möglichkeit, daß die ganze Endemie als solche eine relativ 
gutärtige und leicht verlaufende ist. In solchen Fällen ist man 
‘leicht geneigt, den überraschend: günstigen Krankheitsverlauf der 
oder jener Behandlung zuzuschreiben. 

Von diesen Gesichtspunkten ließ ich mich leiten. bei der 
Beurteilung des therapeutischen Erfolges der von. mir im Felde 
behandelten ruhrkranken Soldaten und Landeseinwohner. 
'Selbstverständlich wurde von allen Kranken. strengste Bettruhe 
und entsprechende leichte Diät innegehalten;, über die unbedingte 
Erfordernis dieser Maßnahmen, ihren günstigen Einfluß kann eine 
Meinungsverschiedenheit ja nicht bestehen. Am Tage der Auf- 
nahme in das Lazarett wurde meistens ein Abführmittel, Kalomel 
0,2 oder Rieinus, gegeben. . Viel stärker abführen .zu lassen, halte 
ich in manchen Fällen für nicht unbedenklich; Plehn!) schlägt 
allerdings auf Grund reicher Erfahrungen in den Tropen ‚vor, am 
ersten Behandlungstage Ricinus, an den drei folgenden Tagen je 
.12 X 0,03 Kalomel, an den darauffolgenden‘ Tagen bis zur Gene- 
‚sung je 12.X 0,5 Bismutum subnitricum zu geben. Ich habe diese 
Behandlung nur in zwölt- Fällen angewendet; die Erfolge waren, 
‚soweit sich dies bei der geringen Zahl überhaupt beurteilen läßt, 


jugendlichen Individuen, oft schwerste Kachexie mit außerordent- 
lich großen Milztumoren. (Schluß folgt.) 


. . Erfahrungen über Ruhrbehandlung - 
2... und ihre Beurteilung. | 
A u i . p . 5 Von | u 

er Dr. Albert Schneider, Bonn. | 

Eine. große Anzahl Mittel ist während des Krieges zur Be- 


+ 


Mittel oder einer bestimmten Methode hervorragende Erfolge 
erzielt, den Krankheitsverlauf direkt beeinflußt zu haben. Eine 


erzielt, die Ansichten über den Wert der einzelnen Behandlüngs- 
Die Erklärung hierfür ist in 


ersten Tages habe ich jedoch. nicht. gegeben. — Zahlreiche Kranke 


den Kranken nur ungern genömmen, erzeugt auch. manchmal 
Brechreiz; ‚Kohle zusammen mit Bolus wird dagegen in kleinen 

gehen und endemisch auftreten, kann man wohl kaum noch als. | 
Ä 10 bis, 15 g im Verlaufe des Tages gegeben. und hiervon recht 
cifischen Erreger nachweisbar waren’ und der Verlauf ein leichter | befriedigende Erfolge gesehen. Nach meinen Erfahrungen beein- 
günstig; die Verbesserung der Stuhlbeschaffenheit ist‘ manchmal 
ganz überraschend und nur auf die Kohle zurückzuführen. Häufig 
ist es zweckmäßig, jeden dritten oder vierten Tag die Kohle aus- 
zusetzen und mit Karlsbader Salz abführen zu lassen. . Ist nach 
acht bis zwölf Tagen kein Erfolg zu sehen, so.'ist ein . solcher 
meist nicht zu erwarten; man soll die Kohlebehandlung dann 
ruhig aufgeben. Mehr wie 10 bis 15 g Kohle am Tage können 
‚Schwerkranke im allgemeinen ohne Beschwerden nicht vertragen. 
.— Die Bolusbehandlung halte ich für eine ziemliche 
Quälerei für den Kranken; schon 50 g. am Tage können viele 


Ruhr. — Einzelne Ruhrfälle beginnen mit hohem Fieber, den 


quälendem Tenesmüus, Brechreiz, Appetitlosigkeit, sehr zahlreichen, 
nicht mehr fäkulenten, nur aus Blut und glasigem Schleim .be- 
stehenden Entleerungen, um in wenigen, manchmal nur sechs. 
Tagen ein völlig verändertes Bild zu zeigen: Das Fieber ist ge- 


üssig, manchmal schon breiig, mikroskopisch frei von 
ahl erheblich geringer, häufig nur noch zwei. bis vier 


Anzahl‘ der Stühle noch beträchtlich, sie sind noch schleim- und 
bluthaltig, die Beschwerden sind noch erheblich. Zwischen diesen 


bei den verschiedenen Fällen eben ganz verschieden. Alle diese 
Momente erschweren so außerordentlich die richtige - Beurteilung 


Se einzelne rasche und’ günstige Krankheitsverlauf auf unsere 
ehandlung zurückzuführen ist, oder ob er sich’nicht ohne diese 


noch der Umstand hinzu, daß der Krankheitsverlauf offenbar auch 
abhängig ist von dem. Zeitpunkt, in welchem der Kranke in: ärzt- 


Kranke mit starkem Tenesmus können auch -einen Einlauf nicht 
Richt überdauernder Transport im Wagen, auch auf schlechten l>  1M.'m. W. 1916, Nr. 48 


.-. 


1 
lad 


Schwindelgefühl) fest, der. aber nur ganz vorübergehend war. —. 


Blutgehalt : günstig - beeinflussen und damit den Krankheits- 


recht befriedigende; die. einmalige stark abführende Dosis des 


habe ich mit Tierkohle behandelt; reine Tierkohle wird :von 
Mengen fast immer gut vertragen; . ich habe Kohle und Bolus aa 


flußt. die .Kohlebehandlung häufig ‘den Krankheitsverlauf recht . 


. u e 
FUTTER O er ae 
en = EN a A 


. FR N mean el nu, 
az Een Be N 


e 


nd P et 
zus. rn 


+ 
- k 
ESET 


ein 
en Fr Meere 


=, Posen 
R Sm 


Fer = 
Bea 


IA. ie 
... 


y 


BEER SF) 
en 
Do 


TODE ` 


pen 


x 
SIE, 
erg 


e o bra 
r ne 
7 S EDE OE N 


emmes R 


La erei h 
EEE 


: T pn 
n ie A a a a G 
X. a nn * 
wis : are rn 


YA S 


” # 
ENT 


ET EEE, 


~ eT 
ee 
ze 


a ae 


Pr y a 
>m e 


re 


ri hh 
De SA 


4 
I 
| 

k 

E 


drei Tagen zwei- bis dreimal täglich 1/2 mg Atropin, die zweite 


meisten oder gar allen Fällen Erfolge zu verzeichnen gehabt; 


590 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24. 


bei sich behalten. Die güngtigen Erfolge, die manche mit Darm- 
einläufen erzielt haben, sind vielleicht daraus zu erklären, daß es- 
sich hier um mehr chronische Ruhrfälle in Etappenlazaretten 
handelte. — Vielen Kranken habe ich Suprarenin gegeben 
und bei manchen damit eine Linderung der kolikartigen Leib- 
schmerzen des Tenesmus und des Singultus erzielt; daß Supra- 
renin den Krankheitsverlauf direkt beeinflußt, glaube ich nicht. — 
Gegen den quälenden Tenesmus wirkt oft ganz überraschend 
Belladonna als Stuhlzäpfchen gegeben. Trotzdem die 
Opiumtinktur von manchen bei der Ruhrbehandlung per- 
horresziert wird, habe ich von ihr reichlich Gebrauch gemacht, sie 
beseitigt häufig vorzüglich und kurze Zeit nach ihrer Einnahme 
Tenesmus und Leibschmerzen. — Usener!) hat bei Ruhr sub- 
cutane Atropin-Morphin-Injektionen empfohlen und 
gibt an, damit ausgezeichnete Erfolge erzielt zu haben, die er auf 
Beeinflussung des Vagus zurückführt. Scholz?) befürwortet 
warm diese Behandlung; er hat seinen Kranken an ein bis 


Zur Übersicht seien die Formelbilder vorangestellt: 
CH5 4 


CH, Phenoval 


SL %L a-Bromisovalerylphenetidin 
NH — OC: CH- CH 
en N 


| Phenacetin 


| | Acetylphenetidin 
NL | 
NH mee OC Š CH 3 


CH, 


NH, — 0C CH — CHC a-Bromvalerylamid 
r 

Dosis mit 1 cg Morphium kombiniert, gegeben und in vielen Fällen C 

nach 12 bis 24 Stunden ein Nachlassen und allmähliches völliges 


H, 
Verschwinden der Koliken und eine deutliche Verbesserung der Stuhl- 


CH, 
beschaffenheit festgestellt, welch letztere er auch auf das Atropin | NH, OC"NH— OC: CH- che, u m van RE paan 
zurückführt. Ich persönlich halte auch die Einführung der Atropin- Br CH 
Morphium-Injektionen in die Ruhrbehandlung für einen wesentlichen > 


Fortschritt, allerdings habe ich nicht so augenfällige Wirkungen 
wie die genannten Autoren gesehen. Ich habe drei bis fünf Tage 
hindurch zweimal täglich 1 cg Morphium und 1/2 mg Atropin in- 
jiziert, daneben wurde Kohle oder Wismut gegeben; bei sehr 
vielen so behandelten Kranken ließen kurz nach der Injektion die 
Schmerzen erheblich nach, verschwanden teilweise völlig, die An- 
zahl der Entleerungen wurden etwas geringer. Diese günstige 
Wirkung hielt aber nur für drei bis sechs Stunden an; die 
früheren Beschwerden traten dann wieder mit nur wenig vermin- 
derter Intensität auf. Eine Verbesserung der Stuhlbeschaffenheit 
oder einen günstigen Einfluß auf den ganzen Krankheitsverlauf, 
der mit Sicherheit auf diese Behandlung zurückzuführen wäre, 
habe ich nicht feststellen können. Schädliche Nebenwirkungen 
habe ich nicht beobachtet. Von Morphium oder Atropin allein 
habe ich nicht diese günstigen Wirkungen gesehen. 


Mit keiner der angeführten Behandlungen habe ich in den 


Über das Phenoval existiert bereits eine recht ansehnliche 
Literatur, aber ein Punkt ist dabei noch nicht mit der erwünschten 
Klarheit hervorgehoben: Bisher sind immer nur einige wenige 
Wirkungsweisen der „Vergleichskomponenten“ nachgeprüft worden, 
aber keineswegs alle. Damit ist aber ein nur unvollkommenes 
Urteil über das Phenoval gefällt, ob auch wirklich alle Ziele, die 
zur Synthese dieses Mittels Veranlassung gaben, erreicht sind. 
Vor allen Dingen hat man es übersehen, daß beim Phenoval nicht 
zwei, sondern drei Vergleichskomponenten in Frage kommen, näm- 
lich Phenacetin, Bromvaleriansäure respektive- deren Amid und 
nichtbromierte Baldrianabkömmlinge an sich. Ich habe nun die 
einzelnen Wirkungen dieser drei Komponenten systematisch mit 
den entsprechenden Phenovalwirkungen verglichen. 


Am klarsten lagen die Verhältnisse beim Vergleich mit 
Phenacetin, weil einerseits alle Wirkungen dieses wichtigen Mittels 
genau nachgeprüft und in der Literatur erörtert, andererseits auch 
bereits zum Vergleich mit dem Phenoval herangezogen sind. Als 
Hauptwirkungen des Phenacetins kommen die antipyretische und 


analgetische in Betracht. Davon fällt bekanntlich die erstere für 
unsere Untersuchung fort. Auch ich habe die Beobachtung ge- 
macht, daß das Phenoval 


bei den verschiedensten Fieber- 
erkrankungen nicht die geringste antipyretische Wirkung aufzu- 
weisen hat. Ich halte es für vorteilhaft, nur von dem umfassen- 

deren Begriff einer analgetischen Wirkung zu sprechen und den 
speziellen Begriff eines Antineuralsicums fallen zu lassen. In 
diesem Sinne können wir sagen, daß das Phenacetin und Phenoval 
bei Kopfschmerz, Hemicranie, Migräne und Teilneuralgien positiv 
wirken. Wahrscheinlich wirkt hier Phenoval im Verhältnis zu der 
aus ihm theoretisch konstruierbaren molekularen Menge Phenacetin, 


die in ihm enthalten ist. Es handelt sich aber in diesem Falle 
um keine potenzierte Wirkung. 


Ganz anders liegen die Dinge bei Stenokardien, mögen sie 
nun vasomotorischen, präsklerotischen oder auch herzneurotischen 
Ursprungs sein, Hier muß man dem Phenoval unbedingt den 
Vorzug geben sowohl in bezug auf die positive Wirkung wie auch 
auf die größere Seltenheit der Versager. Dieser wichtige Rani 
ist in der Phenovalliteratur bisher noch nie mit genügender Deut- 
lichkeit hervorgehoben worden. Was nun die herzsedative Wir- 


eine solche Behandlungsart gibt es eben nicht. Ich halte es daher 
für unrichtig, sich auf ein bestimmtes Behandlungsschema, ein 
bestimmtes Medikament für alle Ruhrfälle festzulegen. Häufig ist 
man gezwungen, ein- oder mehrmals eine andere Behandlung, um 
zum Erfolge zu kommen, zu versuchen. Bei manchen Fällen ver- 
sagt die Kohlebehandlung völlig, während mit Wismut dann noch 
ein Erfolg zn erzielen ist. Bei dem einen Kranken z. B. lindert 
vortrefflich die Koliken das Suprarenin, während Opium hier 
wirkungslos ist und umgekehrt. Bei sehr schweren Fällen ist 
wohl fast jeder Versuch, den Krankheitsverlauf irgendwie günstiger 
zu gestalten, von vomherein aussichtslos; doch gelingt es hier 


häufig, durch vorsichtiges Ausprobieren verschiedener Mittel eines 
zu finden, was im einzelnen Falle die quälenden Beschwerden 
mildert. | 


Über Phenovalwirkungen. 
Von 


Dr. Günther Gleichteld, Berlin. 


Das Phenoval ist «-Bromisovalerylphenetidin. Der leitende 
Gedanke für seinen Aufbau war, einen Stoff zu erhalten, der dem 
chemischen Bau nach sowohl Antipyreticum wie Hypnoticum sein 
konnte. Im Phenoval ist fast der gesamte Phenacetinkomplex 
wie auch ein Bromvalerylamid, das dem bekannten Bromural 
ähnlich ist, enthalten. Wenn beide Stoffe auch nicht durch 
Spaltung aus Phenoval entstehen können, so ist doch das Phenoval 
sowohl dem Phenacetin wie dem Bromvalerylamid so ähnlich, daß 
wir diese Stoffe zwar nicht als seine chemischen, wohl aber als 
seine pharmakologischen Komponenten bezeichnen können. Im 
folgenden spreche ich der Einfachheit halber von den „Vergleichs- 
komponenten“ des Phenovals. 


m 


1) B. kl. W. 1916. 
:) D. m. W. 1916, Nr. 12. 


individuellen Veranlagung, 


überlegen sein. Im Vergleich zu dem Baldrianöl und den Ben 
estern haben wir im allgemeinen beim Phenoval den’ 810 at 
therapeutischen Erfolg. Mit einem Versagen dieser Wirkung 


Dann kann man auch einzelne Fälle beobachten, in den A pa 
baldriansaure Mentholester (Validol) fraglos bessere Wir EA 
erzielt. Generell läßt sich aber sagen, daß das Phenov 


Digitized by Google 


>. œ % ee - 
- = R “ot 
- Im. N 


3, 1b. Junis 


ig. n (A 


ar 
ae 


B. 


Bd 


diesem kardialen Gebiete einen größeren therapeutischen Erfolg zu 
| zeitigen vermag als das Phenacetin, das bromvaleriansaure Amid 
=., respektive Carbamid und die Valeriansäure selbst oder deren 
". chemische Abkömmlinge. Der Grund dafür ist wohl sicher darin 
zu erblicken, daß ein und dieselbe Wirkung in allen drei: Ver- 
gleichskomponenten bereits vorhanden ist. Es handelt sich hier 
um eine Art von Bürgischem Prinzip: innerhalb des Moleküls. 
Ein. beachtenswertes Moment neben. der Wirkung auf die 

~ Nervencentren bei der Linderung der kardialen Beschwerden dürfte 
-. in der Herabsetzung des Blutdruckes zu sehen sein. Wie ver- 
halten sich nun demgegenüber unsere ‘drei Komponenten? Wie 
man aus der einschlägigen Literatur entnehmen kann, haben die: 
über diesen Punkt angestellten Untersuchungen ergeben, daß 

- Baldrian in. großen Dosen den Blutdruck erniedrigt (Poulsen), 
ebenso Phenacetin, allerdings nur in sehr: geringem Grade, und : 


:  Bromural eine Erweiterung der Gefäße mit einem Abfall des Blut- C | 
“druckes zur: Folge hat, ohne dabei die Herzfunktion zu schädigen. | harmlose. Mittel beeinflußt werden. ` ur: 
Selbst geringe Dosen sollen noch gefäßerweiternd wirken und | Wegen seiner ‘sicher nicht schweißtreibenden, eher schweiß- l 
: dabei noch die Herztätigkeit bis zu einem gewisseh Grade anregen. | hemmenden Wirkung und wegen der guten Beeinflussung der sub- > `. A 
~ — Bei einem Falle von sekundärer sklerotischer Schrumpfniere | Jektiven Fieberbeschwerden (Unbehagen) stellt das Phenoval: auch m E KONES 
ei wurde in dieser Richtung das Phenoval: mehrere Wochen hindurch | ein Mittel für Fiebernde dar, dessen Schweiße- nicht verstärkt By 
' „untersucht. Es bestand ein Blutdruck von 280 bis 236 mm mit uner- | werden sollen. ‘Fast alle Phthisiker, die längere Zeit hindurch bei EHRE 
‘. träglichen Kopfschmerzen, Schwindel. und Symptomen drohender | leichtem. Fieber mittlere Dosen Antipyretica nehmen, empfinden a 
= Urämie. Aderlässe brachten geringe kurzdauernde Erleichterung ohne | die Verstärkung ihrer. Schweiße als unangenehme Nebenwirkung, - = RR 
E nachweisbare Blutdruckerniedrigung. 3 bis 4 g Phenoval erzielten | Ebenso sah man bei der zweiten großen Grippeepidemie {98 0e Gf m 
j Nachlassen der Beschwerden und Sinken des Blutdruckes auf 205 bis Neigung zu starken Schweißen: hier wurde der Zustand durch - ERPE 
er .206 mm nach drei bis vier Tagen. Es wurden wiederholt Phenoval- A 5 ica -diesbözielich un a, tie beeinflußt. D ie Kr ne © Bier 
al perioden von acht Tagen eingeschaltet, wodurch der Zustand des | NApyretea diesoezug ich ungunsug beemiust., Da die Kranken ` <i ppor i, 
'F. Patienten über längere Zeit hinaus ein’ erträglicher war. Der Unter- | Subjektiv durch die fieberhafte Grippe sehr zu leiden hatten, häufig aa S 
i ‚schied zwischen den Phenovalperioden und Intervallen ließ die gesetz- | auch starker Kopfschmerz, Muskel- und Gliederschmerzen bestanden, ERES 
% : mäßige Wirkung des Mittels im therapeutischen ' Experiment ‘klar | war ein Analgeticum und Sedativum angezeigt. Phenoval in Dosen E: Eis; : 
gl `- erkennen. Sa = | s von 3 g täglich gab hier den gewünschten und theoretisch zu Be BEI 
j | Nebenbei sei hier noch ein Fall von chronisch-urämischem Kopf- | erwartenden therapeutischen Erfolg, ohne daß Fieber und Diaphorese at o 
D $ ‚schmerz erwähnt, der auch an vereinzelten eklamptisch - urämischen | irgendwie beeinflußt wurden. u FW RBB d Mg EN a 
ne oe rede er aa a Aaaa r | aangal AUE des Phonovals möchte ioh, demnach nal tol "| f f 
j| -durch keine Antipyretica beeinflußt- wurde, nach größeren Dosen- conen nl an ae nen an ee Mr Hase 
$  Phenoval nach einigen Tagen beseitigt, sodaß der Patient spontan | „ung handelt es sich um eine totenzierung der entsprechen nee, 
t nach dem Mittel verlangte. Es erscheint dies auffällig, als sonst ein | Phenacetinwirkung; bezüglich der hypnotisch-sedativen Wirkung = = E: r 
5i durch Gefäßstörungen erzeugter Kopfschmerz durch die einmalige | um ẹine Potenzierung der Bromvaleriansäureamidwirkung; bezüg- FESTE 
$f = Gabe eines Antipyreticums der Pyrazolonreihe stärker beeinflußt wird, | lich ‚der kardiotonischen und herzsedativen Wirkung um eine E: | IE Be 
on als ‘durch .die einmalige Gabe einer größeren Dosis (2 g) Phenoval. Potenzierung. der Baldrian- respektive Baldrianesterwirkung. Die a al. j 
1S -- ` Als eine weitere-und vielleicht noch nicht mitgeteilte Wirkung | Ursache der jeweiligen Potenzierung dürfte darin liegen, daß die nr Kia 
H . des.Phenovyals konnte ich eine gewisse schweißhemmende Wirkung .| beiden anderen Vergleichskomponenten die betreffende Spezial- e a 
| ‚beobachten. Es handelt sich dabei meist um Patienten mit einem: | wirkung ebenfalls, wenn auch quantitativ schwächer, . aufweisen, ea PN 
ee P Referatenteil. . . | DEE 
1 - ; Ä ‚Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolif, Berlin FE ee a az 
| Ä Sammelreierat. > | Verdickungen der Intima hinzu, die sich aus der =>“ Az 
j En, : | == . | hyperplastischen Schicht und darübergelagertem sklerotischen Binde- a 
i Neuere Arbeiten aus dem Gebiet der Herz- und Gefäßkrankheiten. | gewebe aufbauen. In ihnen wird die Lipoideinlagerung und die De- u ji KB 
i aa ee o - | generation bis zur schließlichen breiigen Erweichung (Atheroskleróse) ea 
c a ie ee ern YORE. Bdens;, Er besonders hochgradig.. Diese Verdiekungen gehen hervor aus kleinen, ; > Eee 
| =. Von pathologisch-anatomischen Arbeiten | in der Aorta hauptsächlich an den Abgangsstellen. der Arterien i Sa B 
Sel zunächst erwähnt eine Veröffentlichung von H. Ribbert | sitzenden Hyperplasien .des Intimagewebes, die sich schon bei - E UNSER er 
über die Arteriosklerose. Die Ergebnisse ‘seiner Unter- | kleinen Kindern finden und die ich als Entwicklungsanomalien u Rat 
| suchungen faßt Ribbert zusammen, wie folgt: „Bei allen Menschen | ansehe. In sie wird. schon frühzeitig Fett- abgeschieden, über a nz 
-~ vom Ende des ersten Jahrzehntes an (bei vielen auch schon früher), |'ihnen entwickelt sich allmählich ein sklerosierendes und mehr , 4 H i a! 
| wenn auch in 'wechselndem Grade, treten .in der Intima der Aorta: | überdeckendes Bindegewebe, und so entstehen im Verlaufe von © ril ANBE 
| fleckige und streifenförmige Verfettungen auf, die mit dem Alter | Jahrzehnten die atherosklerotischen Veränderungen, deren Aus- lee AH N 
zunehmen, aber’dauernd als solche bestehen bleiben, das heißt | bildung vielleicht durch cholesterinvermehrende Stoffwechselstö- . el 
rungen. durch infektiöse, toxische und blutdrucksteigernde Einflüsse we 


‚ nicht von sklerosierendem Bindegewebe überlagert werden: Sie. 
‚beruhen auf einer Infiltration 'der Intima mit Lipoiden, können zu 
einer nur sehr geringen Zunahme und später auch zu leichteren 

~- fegressiven Veränderungen des Gewebes führen“ und entsprechen 
‚den Fettablagerungen, wie sie im Tierversuch durch Überschwemmuäg 
des’ Körpers mit Lipoiden in der Intima der Aorta erzeugt werden. 
können. Es handelt sich also nicht um einen degenerativen Vor-- 
ang, Sondern lediglich um . eine Aufnahme von .Lipoiden durch 

| die.Gefäßwandendothelien —. die ersten feinen Fetttröpfehen finden 
sich intracellulär —, wenn diesen fetthaltige Lymphe zufließt, 
genau wie dies die Endothelien der Lymphdrüsen tun. Dement- |, 

= Sprechend besteht eine Abhängigkeit der. Fettablagerungen vom. 
a Verlauf der Lymphgefäße, die` sich auch mikroskopisch in der | 
Sa Form der Fettlager offenbart: man sieht Fleckchen, die.den Lymph- 
khoten, und Streifen und-Netze, die den Lymphbabnen entsprechen. 

‚ sBei'einem großen Teile der Menschen treten zu diesen Verfettungen,,. 

we aber ganz unabhängig von ihnen, beetförmige 


— 


+ 


1919 — MEDIZINISCHE KLI 


NIK — Nr: 24 


B y‘ 


leicht erregbaren, stark : arbeitenden Herzen: mit reinen. Tönen; 
gleichzeitig wurden Klagen über Druckgefühle. in der Herzgegend 
und über. Nachtschweiße geäußert.. Zur Linderung ihrer subjek- 
tiven- Beschwerden gab ich diesen Patienten Phenoval und in der” 
Mehrzahl: der Fälle wurde mir von- einer Besserung der Herzbe-" ` 


“schwerden und von einer Abnahme der lästigen Nachtschweiße 


berichtet, Die Baldrianabkömmlinge wirken allerdings in großen 


zwar auch noch Schweiße hervor, die aber im Vergleich zu den 


„anderen Antipyreticis bedeutend geringer sind. Vom Bromural 


kennen wir aber die gute Wirkung bei Neurasthenie und Nacht-. 
schweißen (Runck). Nun ist aber vom Phenoval noch keine 


schweißtreibende Wirkung beobachtet worden, in verschiedenen’ `- ; 


Fällen von Herzerkrankungen. aber eine schweißhemmende. Es 


| wäre sicher ‘interessant, darüber Untersuchungen anzustellen, ob 


und wieweit ‘auch die Nachtschweiße der Phthisiker durch -dieses - 


‚befördert. werden kann. . Die Arteriosklerose tritt also nicht . 
erst im späteren Leben auf, sie erlangt in ibm 
nur ihre volle Ausbildung. Das nehmen ja auch alle 
die an, die in den im Kindesalter nachweisbaren Verfettungen die 
Anfänge der Veränderung’ sehen wollen.“ r F 

primären Lebervenenthrombose äußertsichH. Theis, | 
indem er die bisher beschriebenen Fälle dieser seltenen Erkrankung oe 
zusammenstellt und aufGrund dieses Materiàls und eines eigenen Falles „ik 
die. klinischen Symptome und die Eutstehungsbedingungen bespricht. 
Das Leiden pflegt mit wenig charakteristischen Beschwerden in der 
Magen- und Lebergegend zu .beginnen. Setzt sich die. Throm- 
bosierung in die Vena cava fort, so treten -rasch schwere Kreislauf- 
störungen auf, im besonderer Ödeme der Beine ' und: 
die Bauch- und Brusthöhle. 
gefunden. Das Krankheitsbild zeigt ‚also eine große Ähnlichkeit 
mit dem: der Lebereirrhose. Ergibt die Vorgeschichte, daß die als 


-Zur Frage der 


Bei Ergüsse in . 
Leber und-Milz’ werden vergrößert 


-A 7 


: Dosen schweißtreibend, das Phenacetin ruft: bei der Antipyrese Se 


- - 


DIN 


oo. Bas © ` . 
’ ` u x ia: £ . 
8 ` = u AT i 
Ai = ` 
° 
+ + 1 at + 
59 ; > ' ; 
` ' 
n ei 
` 
A ' 


i 
oma; 
7 


- a ji È 
A a ut A l 
i y% EEE 
ENAS, Bap a aA wN 
. “En a 
ý 4 


~ 


" 


aa 


Din 


‘ 


i 
nt 
E 

g 

f 


A E T 
u fern 
Eee Ne EURE 


TEN 


IN d a 
Be 


rè 
ee S 


I 


mn, 


Meier X 


-+-77 


-..eHh 


an 
an a aS 


un a- - 


-> 


oT _ 


EEE, 


IT en a O ta eaj 


= 

Sa ' ` A na E a A i E En, 

T 2 22. > . 3 > z 
aO mm meee > ne here = o E nen 


- -= s-e apip P T ae en ER m -e 2 
nn ne er hr ee RN Te N won 


. hardt eine kleine Studie veröffentlicht. 


592 Ea 


Ursache. der Lebercirrhose gemeiniglich angenommenen Schädlich- 
keiten (Alkoholismus) fehlen, handelt es sich um ein. jüngeres 


‚ Individuum, treten. die Ödeme sehr rasch, vielleicht in wenigen Tagen 


und in großer Ausdehnung: auf und ergänzen sich auffallend schnell 


| nach der Punktion, so muß man nach Theis an Thrombose der 


Lebervenen oder auch an Pfortaderthrombose denken. Wenn 
Theis weiter meint, zwischen diesen beiden Möglichkeiten könne 
man vorläufig nicht unterscheiden, so ist dagegen einzuwenden, daß 
zum Bilde der Pfortaderthrombose eine Vergrößerung der Leber nicht 


‚gehört, es sei denn, daß schon vorher eine Vergrößerung bestanden 


hätte. Die Entstehung der Lebervenenthrombose wird erklärt durch 
1. mechanische Ursachen (Kretz), 
2, entzündliche Vorgänge in der Venenwand, die 

a) fortgeleitet wurden von Entzündungen in der Umgebung 
(Budd, Frerichs, Rosenblatt, Eppinger, 
Heinski, Thran), 

b) als selbständige Erkrankung, Endophlebitis obliterans 
auf syphilitischer. Basis, entsprechend der Endarteriütis 
obliterans, auftraten (Lange, Chiari, Lichten- 
stern, Peukerts, Meystre, Heß), 

3. endogene Ursachen: chemische Veränderungen des Blutes, die 
sekundär zur Thrombenbildung und zu Veränderungen der Ge- 
fäßwände führten (Schüppel, Umbreit, Sternberg). 


Seinen eigenen Fall möchte Theis der letzten Gruppe zu- 
rechnen. Über Ikterusbei Herzkranken hat D.Ger- 
Die, bei Herzschwäche 

häufig auftretende mäßige Gelbsucht wird von H. Eppinger 
durch Thrombenbildung in den trabekulären Gallengängen erklärt; 
dadurch finde eine Stauung in den Gallencapillaren statt, die 
schließlich zu deren Zerreißung, zur Abstopfung der zugehörigen 
Leberzellen und zum Einbruch von Galle in die perivasculären 
Räume und damit zu Ikterus führt. Romberg nimmt einen 
Katarrh der Gallengänge oder ihres Endteils an der Papille im 
Anschluß an den bei Herzschwäche. häufigen Duodenalkatarrh an. 
Gerhardt hatte nun Gelegenheit, in drei Fällen die anatomischen 
Verhältnisse zu untersuchen. Er fand eine Cholangitis ‘der feinen 
intraaeinösen Gallenwege mit ausgesprochener Neigung zur Gerinnsel- 
bildung des Inhalts. Dieser Befund spricht gegen die Fortleitung 


eines Katarrhs vom Duodenum aus und für eine Schädigung am 


Ursprungsorte der Gallenbereitung, sei es, daß toxische Einflüsse, 
wie sie Brauer nach Alkoholvergiftung sah, sei es, daß Circulations- 
störung durch Störung der Leberzellentätigkeit oder Steigerung der 
Hämolyse die geschilderten Veränderungen hervorruft. Kastner 
berichtet über Endocarditis lenta, diese wichtige,. im 


: Jahre 1910 zuerst von Schottmüller beschriebene, in weiteren 
Kreisen noch nicht genügend gewürdigte Erkrankung des Herzens. 
. Die Zahl der von Kastner beobachteten Fälle beträgt 16, bei 


allen wurde Sehottmüllers Streptococcus viridans im Blut 
gefunden. Die Temperatur der meisten Fälle schwankte zwischen 
38 und 39°C, konnte aber tagelang normal oder subfebril 
sein, Schüttelfröste waren selten. Ausnahmsweise bestand vom 
Beginn der Erkankung an hohes Fieber mit Schüttelfrösten und 
schweren septischen Erscheinungen, in der Regel entwickelte sich 
das Fieber schleichend. Als die drei Kardinalsymptome werden 
Anämie, Herzgeräusche und Milztumor genannt. Kastner beob- 
'achtete Hämoglobinwerte von 72 bis 28°/, mach Sahli), der 
Färbeindex war kleiner als 1. Die Leukocytenzahl schwankte, es 
kamen Verminderung, regelrechte Werte und Steigerung vor. Herz- 
geräusche fehlten bei:keinem der Kranken, sechsmal wurde eine reine 
Mitralerkrankung, neunmal eine gleichzeitige Endokarditis der Mitral- 


und Aortenklappen festgestellt. Die subjektiven Beschwerden waren 


meist gering, besonders bei den Mitralerkrankungen; die Aorten- 
erkrankungen machten stärkere Erscheinungen. Bei der Sektion 
wurden in der Regel ziemlich bedeutende ulceröse Prozesse gefunden. 
Nicht selten breitete sich die Entzündung von den Klappen ohne 
Unterbrechung flächenhaft auf das Endokard des Vorhofs aus, doch 
wurden auch isolierte Wanderkrankungen in der Nähe der Klappen 
gesehen, die als Sekundärinfektionen durch Kontakt aufzufassen 
sind. Milzschwellung wär nur bei einem Kranken, der aber nicht 
bis zum Tode beobachtet werden konnte, nicht vorhanden. In 
vorgeschrittenen Stadien trat häufig eine hämorrhagische Nephritis 
zu den geschilderten Erscheinungen hinzu. Embolien, Infarkte, 
petechiale Hautblutungen waren oft gesehene Komplikationen. 
Die Diagnose der Endocarditis lenta kann besonders im Beginn 
große Schwierigkeiten machen, Lungen- und Bronchialdrüsentuber- 
kulose, Typhus, Malaria, okkulte Abscesse und anderes kommen in 
Betracht; in der Praxis wird ohne Frage zu selten an die Möglich- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4. 


Von den 235 Kranken hatten 145 = 57,5 | 


155 mal = 850/, eine positive Wassermannreaktion 


15. Juni. 


keit der Endokarditis gedacht, so wurden alle Fälle Kastners 
erst im’ Krankenhause erkannt. Ausschlaggebend ist der Nachweis 
des Streptococcus viridans im Blut. Pathogenetisch ist bemerkens- 
wert, daß 6mal Gelenkrheumatismus, 2 mal rezidivierende Anginen, 
2 mal puerperale Prozesse, í mal Lues und 3 mal andere Infektions- 
krankheiten (Diphtherie, Influenza, Scharlach) als frühere Krank- 

heiten in der Vorgeschichte notiert wurden. Die Prognose der 
Endocarditis lenta ist, von ganz seltenen Ausnahmen abgesehen, 
ungünstig. Von Behandlungsmethoden, die bisher versucht wurden, 
seien genannt die Kollargolanwendungen, Salvarsan, Arsacetin, 
Serum, Vaccination, Antirheumatica. Die meisten Aussichten 
scheint noch die Behandlung der Eintrittspforte zu haben. Nicht 
immer macht der Streptococcus viridans eine Endocarditis lenta, 
er kann auch zur septischen Form führen, wie zwei Fälle von 
Kastner zeigen. Umgekehrt gibt es Fälle von Endocarditis 
lenta, die nicht durch den Streptococcus viridans, sondern durch 
einen anderen Frreger hervorgerufen werden. Sohat Kaemmerer 
einen Fall veröffentlicht, dem der Mikrococeus flavus zugrunde 
lag. Bemerkenswert an diesem Befunde ist, daß dies Bacterium 


. bisher nur als harmloser Bewohner der Rachenschleimhaut bekannt 


war, eine Tatsache, die gut dazu stimmt, daß der Streptococeus 
viridans auch eine wenig virulente Form seiner Art darstellt. 


Über die Syphilis des Herzens und der 
Gefäße haben Schrumpf und Hubert geschrieben. 
Schrumpf sah unter 4280 Fällen in 414 = 9,67 °/, klinische 
Zeichen von Syphilis, davon hatten 248 — 59,9 °/, eine positive 
Wassermannreaktion. Am häufigsten waren Herz und Gefäße der 
Sitz der Erkrankung, nämlich bei 235 Kranken, —= 56,76 °/, aller 
Syphilitiker. Da sich unter den 4280 Fällen 992 mit Herz- und Ge- 
fäßleiden befanden, so war etwa ein Viertel davon syphilitischer Natur. 


o Lues in der Vor- 
geschichte, bei 63 — 43,1°/, dieser 145 Fälle war Wassermann- 
reaktion positiv; von den 107 Fällen ohne Lues in der Vorgeschichte 
hatten 83 = 78°/, eine positive Wassermannreaktion, also etwa 
der doppelte Prozentsatz als die Kranken, bei denen eine behandelte 
Lues in der Vorgeschichte vorlag. Diese Zahlen sind insofern 
unsicher, als ein Syphilitiker an nichtspecifischen Herz- und Ge- 
fäßstörungen erkranken kann und umgekehrt trotz syphilitischer 
Erkrankung Anamnese und Wassermannreaktion im Stiche lassen 
können. Die Diagnose auf Syphilis wird man deshalb häufig aus 
dem Erfolg der Behandlung stellen müssen. Unter Berücksichtigung 
dieses Punktes fand Schrumpf unter 80 chronischen Myokar- 
ditiden 14 = 16°/, syphilitische Fälle, unter 105 peripherischen 
Gefäßsklerosen 28 syphilitische Fälle. Die’ von Doehle und 
Heller zuerst beschriebene Mesaortitis syphilitica mit ihren Folgen 
wurde 252 mal beobachtet, darunter 97 Aneurysmen, 104 Aorten- 
insuffizienzen (die Gesamtzahl dieses Klappenfehlers betrug 140), 
in 74,3°/, lag also eine Lues der Insuffizienz zugrunde. Die 
Hauptaufgabe des Arztes besteht in einer frühzeitigen Diagnose. 
Größte Aufmerksamkeit ist deshalb den häufig als erste Erscheinung 
auftretenden retrosternalen und anginösen Schmerzen zu widmen, . 
auch Neuralgien im Bereich des Brustkorbes müssen zum mindesten 
an die Möglichkeit einer Aortenlues denken lassen. Daneben ist 
ein auffallend hoher und schnellender Puls (ohne Klappenfehler) 
verdächtig; er wird von Schrumpf auf eine Verringerung ‚der 
Elastizität der Aortenwand zurückgeführt. Auch ein metallisch 
klingender zweiter. Aortenton, der eine beginnende Infiltration der 
Klappen anzeigt, soll die sichere Diagnose ‘auf Juetische Aortitis 
gestatten. Sehr wichtig ist die Beteiligung der Kranzgefäße, Sie 
mahnt zu großer Vorsicht in der Prognose; Schrumpf sah 
einen Fall innerhalb dreier Monate, vom Beginn der ersten Beschwerde 
an gerechnet, zugrunde gehen trotz energischester specifischer 
Behandlung. In vorgeschrittenen Fällen ist die Erkennung bei 
Herz- und Gefäßsyphilis nicht so schwer: Erweiterungen der Aorta, 
Aneurysmen, ausgesprochene Klappenerscheinungen kommen der 
Diagnose zu Hilfe. Für die Behandlung wird eine kombinierte 
Jod-Quecksilber-Salvarsankur empfohlen. Hubert beschränkt 
sich auf die syphilitische Aortenerkrankung und stützt sich dabei 
auf ein Material von 300 Fällen. Nach einem kurzen Überblick 
über die bekannten Tatsachen der pathologischen Anatomie geh 
er zur Ätiologie über. Die syphilitische Natur unterliegt nach den 
grundlegenden Untersuchungen von Doehle und Heller 
keinem Zweifel mehr, dementsprechend wurden bei en 

gerun, 
In 25°, der Fälle war gleichzeitig eine Tabes vorhanden. Für 
die Diagnose kann der bisher nicht beachtete Nachweis einer Mu 
vergrößerung von Wert sein; Hubert sah eine solche in 26 °/o 


Pe .- ta 
eur A N e 
2 5 ~ > 

` 
. a w. 


m ———mars! Li En Se 
ar: ar Tue ar ao ne at r ‚ 
, ——— x ei er. . = = A 


Du a ` ... 
I. a VERA NEN e 
er x Be 


en t ati r | 5 * 
x e t oo. . r 
. 1 e. ee i = Be 2 a 
` Be > ` A + 
Bi 2 ss ö en J - x 
i S ; 
ö ; 5 +. nd 5 ö ` 2 
h $ äi Ba .. K 2 
m : 7 $ r 


Re a a Sa 


ET TA NE N 


TE Yie 
ne en a 


m 


i E 


ka 


seiner Fälle. Der`Zeitraum zwischen der Infektion. und ‘dem Auf- 


treten einer Aortensyphilis schwankt zwischen 6 bis 45 Jahren, 


als Durchschnittszabl berechnete Hubert aus seinem Material 
231/, Jahre. Unter 1485 Luesfällen betrug ‘die Zahl. der Aorten- 
syphilis 216 = 14,6°%/,, unter 1380 Herzkranken 15,5 %/,, sie ist 
bei Männern, wohl infolge des Alkohol-. und Tabakmißbrauches, 
etwa doppelt so häufig wie bei Frauen. Auch Hubert hebt für 
die Diagnose die große Bedeutung der subjektiven. Beschwerden 
hervor, jedoch können sie fehlen (in 35 °/, der Fälle Hubert). 
Ferner werden als Symptome ‚angeführt Atemnot infolge einer 
Verengerung der Kranzgefäße oder. einer. Funktionsstörung der 
Aorta, unbestimmte Magenbeschwerden, die für Lues allgemein 
charakteristische ` blaßgraue.. Hautfarbe. © Besondern Wert legt 


Hubert auf eine Verstärkung des zweiten Aortentons, die das 
früheste Symptom der Erkrankung sei und nach Romberg 


durch die Erweiterung der. ‚Aorta, durch die damit . verbundene 


'. Vergrößerung der Semilunarklappen und durch die. Annäherung, 
~ der Aorta an die- Brustwand erklärt wird, also Veränderungen, die 
immerhin schon ein etwas vorgeschrittenes Stadium des Prozesses 


i: bedeuten. 


. In 75°, der Fälle wurde ein systolisches Geräusch 
gehört, das bei verstärktem zweiten Tone ohne .Blutdruckerhöhung 


- -als Charakteristicum für eine lokale Schädigung der Aortenwand 


entweder durch Lues oder -durch Arteriosklerose anzusehen sei, 


: wenn jugendliche Dickwandigkeit der Arterien, psychische Erregt- 
heit oder Basedow ausgeschlossen werden. könnten. Der Blutdruck 


-> war in unkomplizierten Fällen. meist nicht’ erhöht, dagegen die 


‘oder er ist nur angedeutet, 


Amplitude häufig vergrößert (über 50 mm Hg). ‘Eine Erweiterung 


der Aorta im Röntgenbild ist als Frühsymptom zu betrachten, sie 
wurde in zehn Fällen als erste Erscheinung gefunden. Differential- 


diagnostisch- kommt vor allem die Arteriosklerose in Betracht. 
Zeitpunkt ' 


‚Auffallende Blässe, reduzierter. Ernährungszustand, 


-1919 — MEDIZINISCHE KLINIK 


i 


der Infektion, positive Wassermannreaktion, Retrosternalschmerz,. 


sprechen für Lues. Blähbsucht. kann. durch Zwerchfellhochstand 
eine Verbreiterung. der Aorta vortäuschen, auch zu Brustschmerzen 
in der Gegend der Herzspitze führen, man darf sich also hierdurch 
nicht täuschen lassen. An Komplikationen sah Hubert Be- 


 teiligung der Kranzgefäße in 14 %/,, Aorteninsuffizienz in 31,5 °/,, 


'Aneurysmen in’16°%/,. Von 220 Aortenkranken Huberts starben 
im Laufe der Beobachtung 48, der Tod erfolgte durchschnittlich 
1—1!/ı Jahr nach dem Auftreten der ersten Krankheitserscheinungen. 


empfiehlt .Hubert das Salvarsannatrium, von dem bei einer Be- 


. handlung 4—4,5 g in ‚steigenden Dosen von 0,15—0,45 gegeben 
‘ werden sollen. Wiederholung in 3—4 monatigen Zwischenräumen. ` 


< Die graphische Aufzeichnung der Herz- 
tätigkeit. Von Interesse auf diesem Gebiet ist ein Beitrag 
zur Lehre vom Venenpuls von D: Gerhardt. Der 


Verfasser beschäftigt sich besonders mit der Entstehung. des- 
systolischen Kollapses der Jugularispulskurve. Er beruht einmal 


auf der Vorhofsdiastole, dann aber auch auf der Kammertätigkeit. 
Diese führt nämlich zu einer Drucksenkung im Thorax und durch 
das Herabdrücken der Atrioventriculargrenze zu einer Erweiterung 
der Vorhöfe; beide Vorgänge erleichtern den Abfluß aus den 
Venen. Ihre Wirkung läßt sich besonders gut beobachten bei isolierten 


Kammersystolen, das heißt beim Herzblock, wo die Kammern 


unabhängig von den Vorhöfen schlagen, und bei der Arhythmia 


perpetua, wo die mechänische Wirkung der Vorhofstätigkeit durch 


‚Flimmern dieser Abschnitte ausgeschaltet ist. Beim Vorhofsflimmern 
tritt allerdings beim Beginn der Kammersystole eine positive Zacke 
im Jugularispulse auf, die auf einen Rückfluß des Kammerblutes 
durch die nicht geschlossenen Tricuspidalklappen oder die, plötzliche 
Vorwölbung ‘der Tricuspidalsegel gegen den .Vorhofsraum zurück- 
zuführen ist. Gleich darauf macht sich aber die senkende Wirkung 


. Diese Zahlen zeigen wiederum, wie wichtig eine frühzeitige Er- | 
kennung. und Behandlung der Aortensyphilis ist. Als bestes Mittel 


der Kammersystole geltend; es kann dadurch zu einem deutlich 


' ausgebildeten Tal (Talsenkung) oder auch zu einer Einkerbung 


der-systolischen Jugulariswelle (Sattelform) kommen. Die Senkung 
a um so geringer, je rascher die, Herztätigkeit ist, da mit der 
unahme der Pulszahl das Schlagvolumen und damit die druck- 
senkenden Einflüsse der Kammersystole abnehmen. Bei der 
‚Kaanischen Trieuspidalinsuffizienz findet während der ganzen 

a mersystole ein Rückfluß des Ventrikelinhalts in den Vorhof 
und die Venen statt, hier fehlt deshalb der .systolische Kollaps 
Ansci i X $ Die Kombination von systolischem 
der et bei: den überstürzten und systolischem Einsinken bei 
Erh pagen Pulsen spricht für muskuläre, konstante systolische 

edungen. für organische Tricuspidalinsuffizienz. Über die 


t 


a a ` 


. = ge ` ; 


N. 


‘Dauer der’einzelnen Phasen der Herzrevolution, 


. vorwiegend berechnet .aus Herzstoßkurven, die mit Ọ. Franks 
. Segmentkapseln aufgenommen wurden, berichtet. Weitz. Er 
‚ findet als Anspannungszeit. bei Kindern durchschnittlich 4/19 Sek., 
: bei Erwachsenen 8/100 Sek., doch kommen erhebliche Abweichungen 


|- auch bei normalen Fällen vor. Eine Verlängerung der Anspannungs- 
| zeit wurde beobachtet bei Tachykardien, zuweilen: bei Mitral- 
‚insuffizienzen und -stenosen, Aortenstenosen und Hypertension; 


-eine Verkürzung war fast immer bei Aorteninsuffizienzen ` nach- 
‚weisbar. Bei Extrasystolen trat Verkürzung der Anspannungszeit 


‚auf, wenn .die-Contraction noch in den Beginn der Entspannungszeit 


‚fiel, Verlängerung, wenn die Contraction: später auftrat. Herz- 
'schwäche mit Dilatation ging mit Verkürzung einher, ein Befund, 
‚der dafür spricht, daß . die , Dilatation als Kompensafionsorgan 
aufzufassen ist. Die Austreibungszeit' schwankte. bei Gesunden 
zwischen 19%5-31-5/ ,, Sek. Als Grenzwerte unter krankhaften 
Verhältnissen werden ??/,. Sek. (bei der tachykardischen Form der 
Arhythmia perpetua) und ®7-®/,.. Sek. (bei Adams-Stokes) festgestellt. 
. Hypertensionen und: die meisten Herzfehler (auch Aortenstenosen) 


. zeigten -normale Dauer der Austreibungszeit. Die.Entspannungszeit 


(die Zeit zwischen dem Schluß der Aörtenklappen- und der Öffnung 
der Mitralklappen) soll bei Kindern etwa 7/109 Sek., bei Erwachsenen 
12/100 Sek. (also das Doppelte der Anspannungszeit) betragen. Die 
Anfüllungszeit bietet große Schwankungen, je nach der Pulsfrequenz. 
~. . Herzgröße und Herzhypertrophie, diese, beiden 

- wichtigen Probleme reizen die Forscher immer wieder zu neuen 
Untersuchungen. Es ist bekannt, daß die Beurteilung der Herzgröße 

‚schwierig ist, weil wir keinen zuverlässigen Maßstab. dafür: haben, 


wie groß das: Herz. eines Individuums von bestimmtem Alter, 


Größe, Gewicht, ‚Muskulatur, Beruf usw. sein muß. ‘Das gilt für 


die Beurteilung an der Leiche und mehr noch für die Beurteilung. 


am Lebenden. In der Klinik ist unser: schärfstes Meßverfahren 
Die damit . gewonnenen Werte sind,. wie 


die Orthodiagraphie. 


bekannt, zu verschiedenen anderen Körperproportionen ins Verhältnis. 


gesetzt worden. : Eine besonders einfache Relation ist neuerdings 
von Th:.-Groedel aufgestellt worden.. Er vergleicht den 
‚doppelten Wert- des Herztransversaldurchmessers mit dem Wert 
der basalen. Lungenbreite. | 

so liegt: eine Herzvergrößerung vor, vorausgesetzt, daß. keine 
abnormen Lungenverhältnisse (Emphysem z.. B.) vorliegen. - Eine 
lesenswerte Abhandlung „Zur Frage deskleinenHerzens“ 
bringt Dietlen. Er betont, daß im Stehen die Maße des. 


_Orthodiagramms kleiner sind als im Liegen; Fernaufnahmen sind 
nur dann mit dem Orthodiagramm vergleichbar, .wenn sie- in 


mittlerer Atemstellung aufgenommen sind, weil.die Streckung der 
Herzsilhouette in tiefster Einatmungsstellung die Ausmessung des 
Längsdurchmessers meistens. unmöglich und die Vergleichung des 


Transversaldurchmessers. mit der Lungenbreite unzuverlässig macht. 


Unter Berücksichtigung dieser Verhältnisse hält Dietlen den 
reduzierten Herzquotienten Geigels (im letzten Referat -an dieser 
Stelle besprochen) für recht ‚brauchbar. Das kleine Herz ist 
verhältnismäßig selten, es sollte nur diagnostiziert werden, wenn 
das Horizontalorthodiagramm und womöglich auch Sagittalaufnahme 


zu kleine Zahlen. ergeben. Besonders -bei Enteroptotikern und 


“Asthenikern mit tiefem Zwerchfellstand ist die Gefahr groß, daß 
ein kleines Herz angenommen wird, wo. nur ein ungenügend 
gefülltes hängendes Pendel: oder Tropfenherz vorliegt. Die von 
Dietlen. erörterten- Möglichkeiten, wie die verschiedene Größe 


des Herzumrisses.im Stehen und Liegen wohl erklärt werden könnte, 


greift zu sehr auf hypothetisches und 'umstrittenes Gebiet. über, 
als daß hier darauf eingegangen werden könnte. Da sie andererseits 
maßgebend für die Frage des kleinen Herzens sind, so kommen. 


wir zu dem Schluß, daß die scheinbar einfache Feststellung, ob- ` 


das Röntgenbild oder Orthodiagramm eines Herzens von regelrechter 


Größe ist oder nicht, häufig:eine nicht sicher lösbare Aufgabe sein 
kann. Iu einer Mitteilung über Berufsarbeit.und Herz- 
vergrößerung bei Frontsoldaten weist. Klewitz . 


darauf hin, daß die von Schieffer gefundenen Beziehungen 
zwischen Herzgröße und Berufsarbeit' bei den militärischen Unter- 
suchungen nicht vernachlässigt werden dürften. An einem allerdings 
kleinen Material fand Klewitz dementsprechend zu große Herzen 


überwiegend bei Soldaten, die schon im Frieden schwere Arbeit 


geleistet hatten, zu kleine Herzen überwiegend bei leichten Berufen. 


| Bemerkenswert an dieser Feststellung ist, daß die schon. im Frieden 


durch Arbeit „erstarkten“ Herzen mehr zu krankhafter ‚Vergrößerung 
neigten und die kleinen Herzen sich den. .Kriegsstrapazen recht 


gut gewachsen zeigten. 


us 


Übertrifft-der Herzwert den Lungenwert, - 


(Fortsetzung folgt.) 


ir 


Pe 


EEE l ea 
. 


ere. . ` 
' 


Ea 


ee 
rn 
aT 


e Pa” >2 


ars ` + ` 
a f 7 u i 
ER a > EEE SEVEN Es ra 


-4, 


nv . 
Sn Te 
er a 8 Er 


. 
` 4 
Sa 
Zum T E 
-m Ann zn aa ee t a 
pa Ti ; = > mE RES u 


t 


> us S 


ane oF 
EN Eee 20008 


3 t: 
AS 
< 

Da 


4 


nar 


TA r 
2 
Bon FREE R 


q 


Ten 


Br 
NT: 


rer 
sl IE 
a Ee 


lofa } — 
ren 
ee RR à 
En aa 


ERE T 
e n Sa LN - 
ee me ante z 
m ERSTE 


A nn 
BTL 
EEE 


. - ` SEN 

e. p Pa Yen 
EREE 4 - on 
-* s b, ~ 


no D; 

Th Weste 

- D E A 
a S 


ur en T = 


"Schlottergelenke nach ausgedehnter Resektion. Beim nichtparalytischen 


_ der Gewebe und Hyperämie gelang ‚die rasche Heilung der langwierigen, 


+ 


1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24. 


594 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Berliner klinische. Wochenschrift 1919, Nr. 21 u. 22. ` unterernährten Individuen hat nichts Befremdliches, wenn man bedenkt, 
Nr.21. von den Velden (Berlin): Beiträge zur parenteralen | daß die Hauptlieferanten des exogenen Cholesterinstoffwechsels, 
Proteinkörpertherapie. An pathologischen Geweben tritt nach der | Fleisch, Dior, Butter und Fett, Sik AuSlERIEn HAUESB AS 
parenteralen Zufubr von Eiweißkörpern eine starke Lokalreaktion ein, |. Volksernährungsmittel in Wegfall gekommen sind. 

die bis zur Einschmelzung und: Abstoßung des erkrankten Gewebes | W. v. Drigalski (Halle a. S.): Hungerblockade und Volks- 


führen und damit therapeutisch bedeutungsvoll werden kann. ; gesundheit. Die Schädigung der jetzt lebenden Generation steht fest. 


Wolff (Berlin): Zur Kenntnis von der Verbreitung agglutinabler | Wir können die Tuberkulose nicht mehr wie früher eindämmen, und. 


Proteusstämme des Typus X 19 (Weil und Felix). Der Proteus X 19 | wir können sie nicht mehr heilen. Die Folge ist eine früher nie ge- 
ist eine konstante Spielart des Proteus vulgaris. Er ist nicht auf den | sehene Häufigkeit von Todesfällen bei Jugendlichen. Wer heute an 
Fleckfieberkranken beschränkt. Unter 116 Proteusstämmen anderer | klinischer Tuberkulose erkrankt, ist verloren. Aber die Befürchtung 
Herkunft konnten drei vom Typus X 19 gezüchtet werden. geht zu weit, daß noch die künftige Generation, besonders die. aus den 


Zondek: Erfahrungen über Malaria bei Chininprophylaktikern. | jetzt Geborenen hervorgehende, ein ganz minderwertiges Geschlecht 
Die Chininprophylaxe hat vielfach zur Latenz der Malaria geführt; die 


‚infolge der Entbehrungen ihrer Erzeuger und der eigenen in den 
Krankheit wurde oft durch Infektionskrankheiten (Typhus, Fleckfieber) | ersten Lebensmonaten und -jahren sein werde. (Auf der anderen 
manifest. Bei Prophylaktikern kann sehon die erste Erkrankung unter | Seite kann man auch nicht mit der Stärkung unserer Jugend an 
atypischem Bilde verlaufen. Sie rezidiviert leicht und wird leicht | der Stärkung unseres Volksstammes, das heißt an der Verbesserung 
chronisch. Herzstörungen können als Malariaäquivalente auftreten. seiner Erbwerte arbeiten.) Die zurzeit bestehende Neigung zu rachi- 

Zeißler: Der Rauschbrand und verwandte Erkrankungen der | tischen Veränderungen braucht die Betroffenen durchaus nicht dauernd 
Tiere. Erwiderung zu dem gleichnamigen Aufsatz von Klose , Nr. 18 körperlich oder geistig minderwertig zu machen. Daß durch die jetzige 
dieser Wochenschrift. Der i ‚ materielle Not keine konstitutionell minderwertige, das heißt in ihren 
i Peltesohn (Berlin): Zur orthopädischen Versorgung der Erbwerten beeinträchtigte Descendenz entstehen wird, geht aus der 


| Beobachtung hervor, daß die absichtlich unter knapper Ernährung ge- 
Schlottergelenk ist es, wie der mitgeteilte Fall zeigt, möglich, ohne | haltenen Mütter keine kleinen, leicht zu gebärenden „Hungerkinder“, 


weitere operative Maßnahmen die noch erhaltenen Muskelreste nach | Sondern vollgewichtige Früchte zur Welt brachten. Auch jetzt zeigt 


systematischer Schulung zur aktiven Bewegung des in Verlust ge- | sich immer wieder, daß die jungen Säuglinge so kräftig sind wie früher 
ratenen: Gelenks unter Benutzung eines richtig gebauten Apparates | !M Frieden. 


auszunutzen, R. Habermann und F. Mauelshagen (Bonn): Die Be 

deutung der Hofimannschen Drüsenpunktion für die Früherkennung der 
Syphilis. Sie zeigt sich darin, daß in der Früh periode der Spi- 
rochätennachweis ausschlaggebend ist, da die serologische Ver- 
änderung nicht abgewartet werden kann. 

M. Löns (Dortmund): Die Reaktionen nach Wassermann und 
Sachs-Georgi. Die neue Reaktion scheint praktisch verwertbar zu sein. 
; Die Abweichungen der Ergebnisse von der Wassermannschen Reaktion 

sind im allgemeinen nur geringfügig. 

0O. Wiese (Landeshut): Dürfen Tuberkulöse, speziell Lungen- 


tuberkulöse, der Pockenschutzimpfung unterzogen werden? Die Frage 
wird bejaht. 


J. Pick (Charlottenburg): Ein weiterer Beitrag über den initialen 
Wärmeverlust bei Neugeborenen. Der Neugeborene hat eine zu große 
Oberfläche (Wärmeausstrahlungsfläche) und ist dadurch von vornherein 
ungünstiger gestellt als der ausgewachsene Organismus. 


Alexander Edel (Berlin - Wilmersdorf): Können die Er- 
fahrungen der praktischen Ärzte der medizinischen Wissenschaft nützen? 
Der Familienarzt ist unter anderem besonders befähigt zum Studium 
der Krankheitsprodrome, der Vererbung (so sind z. B. der 
Verlauf der Geburt, der Charakter der Wehen und der Nachwehen bei 
der Tochter oft genau so wie bei der Mutter), der K onstitution 
und Disposition, sowie auch zum Studium der Frage nach dem 
Erreger des Carcinoms. 

H. Salomon (Koblenz-Wien): Die Bedeutung der deutschen 
Kolonisationstätigkeit für den Naturschutz. Das deutsche Volk hat sich 
der Fauna seiner Kolonien in hervorragender Weise angenommen IM 
Gegensatz zu der völligen Indolenz mancher anderer K.olonialvölker, 


namentlich der Franzosen. Nur England kann in dieser Beziehung mit 
Deutschland konkurrieren. F. Bruck. 


Nr. 22, Siemerling (Kiel): Encephalitisepidemie. Mitteilung 
einiger Fälle von akuter primärer hämorrhagischer Encephalitis oder 
Influenzaencephalitis mit starker Beteiligung der psychischen Funktionen. 
Einige Fälle erinnerten durch eigenartige Schlafsucht an das Bild der 
Encephalitis lethargica. i 

Ceelen (Berlin): Reizleitungssystem des Herzens. Siehe Vereins- 
bericht der Berliner Medizinischen Gesellschaft vom 19, März 1919. 

Unverricht (Berlin: Behandlung von Bronchiektasien mit 
künstlichem Pneumothorax. Die Pneumothoraxtherapie ist ungefährlich, 
in vielen Fällen von Bronchiektäsien nützlich und daher beim Versagen 
interner und klimatischer Behandlung zu empfehlen. 

Klose (Berlin): Herstellung und Prüfung des Gasödemserums. 
Das in der Kaiser-Wilhelm-Akademie hergestellte Gasödemmischserum 
K.W.A. enthält wirksame Quoten für alle drei Erregertypen. Mit 
einem solchen Präparat wird die prophylaktische und therapeutische 
Wirksamkeit für den Menschen gesteigert. | 

Willrich (Weimar): Heilung einer langwierigen Mastdarmifistel 
durch Saugbehandlung. Durch die beim Saugen erzeugte Zerreißung 


schmerzhaften Fistel. Reckzenh. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 21. 


Martin Reichardt (Würzburg): Psychisch vermittelte Ein- 

wirkungen als Ursachen psychischer Erkrankungen. Aus einem Vortragee 
gehalten in der Physikalisch-medizinischen Gesellschaft zu Würzburg 
am 12. Dezember 1918. 
l A. Schittenhelm (Kiel): Über Röntgendiagnostik mit Hilfe 
künstlicher Gasansammlung in’ der Bauchhöhle. Die Methode der Ein- 
führung von Sauerstoff in die Bauchhöhle ist in geeigneten Fällen eine 
Bereicherung der- Diagnostik. nr 

Puppe (Königsberg i. Pr.): Allgemeinnarkose und Lokal- 
‚anästhesie in gerichtsärztlicher Beziehung. Nach einem im Verein für 
wissenschaftliche Heilkunde in Königsberg am 24. März 1919 gehaltenen 
Vortrage. 

Karl Kißkalt (Kiel): Zur Sterblichkeit der Kinder im ersten 
und im zweiten Lebensjahre, insbesondere an Magendarmkrankheiten. 
Da beide Lebensjahre an der Sterblichkeit in gleicher Weise beteiligt 
sind, geht es nicht an, für die Steigerung der Säuglings sterblich- 
keit das zu warme Einwickeln und den Hitzschlag anzuschuldigen, da 
diese beiden Faktoren bei den etwas älteren Kindern nicht mehr in 
Betracht kommen können. Viel eher ist eine Entstehung der Darm- 
krankheiten durch bakteriell verdorbene Nahrungsmittel und durch An- 
steekung (z. B. Ruhr) anzunehmen, , | 

F. Rosenthal (Breslau): Über Cholesterinverarmung der mensch- 
lichen roten Blutkörperchen unter dem Einfluß -der Kriegsernährung. 
Die beträchtliche Cholesterinverarmung der Erythrocyten bei vielen 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 19. 
H. E. Hering (Köln a. Rh): Über die Bedeutung der Begrifle 
Ursache, Bedingung und Funktion für den Mediziner. Der konditionale 
Standpunkt ist nicht der für den Mediziner allein richtige, der kausale 
hat ebenso seine Berechtigung. wie auch der funktionale. Wenn der 
Mediziner sagt, der Tuberkelbacillus sei die Ursache der Tuberkulos®, 
dann ist er Kausalist; nennt er Krankheit Leben unter veränderten 
Bedingungen, dann ist er Konditionalist; und Funktionalist, wen er 
meint, die Thrombose sei eine Funktion von Blutplättchen-, Gefäß- und 
Stromesbeschaffenheit (allerdings Funktionalist im allgemeinsten Sinne 
des Begriffes Abhängigkeit). Der Mediziner ist in einer Person e 
Praktiker, teils Theoretiker. Vom praktischen Standpunkt aus bezeichne 

| er den Bacillus als Ursache einer Krankheit und verständigt sicb T 
durch mit dem Laien. Als Theoretiker (Forscher) findet er, ie 
die Tuberkulose nicht nur vom Tuberkelbacillus abhängt, sondern AUT 
von der Beschaffenheit des Organismus; er betrachtet dabel die BF 


| : 15. Juni. - 0.00.1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. U. ef a 
krankung an Tuberkulose vom Standpunkte der Pluralität der Ur- | ration liegengelassen. Dadurch blieb die Atmung während der ganzen A foii a 
sachen. Er : DEREN: l S | = | Operation frei. — Ein Zusatz von Poppert bestätigt, daß die Es ; 

= Gg. Hohmann (München): Uber Pseudarthrosen und durch | Strumektomie bei Tracheostenose - durch die Einführung des ei. Bi ; 
Knochendefekte ‚bedingte Schlottergelenke. Nach. einem Vortrage im | Rohres wesentlich erleichtert wird und dadurch auch bei ängst- Ran 
Ärztlichen Verein München am i2. Februar 1919.. ` | lichen Personen die allgemeine Narkose unbedenklich anwendbar ist. f: Bi K 

. Karl Ernst Ranke (München): - Das Granulom und seine | M. Baruch: Plastischer Ersatz des Malleolus externus. Aus der kel. AR N 
Beziehungen zur Tuberkulose. Die Lymphomatosis granulomatosa (ma- | lateralen Tibiafläche wurde: oberhalb des.Gelenkes ein Knochen- | keppi 

lignes Granulom, Lymphogranulom, Granulom schlechthin, Hod’g- | keil abgemeißelt und an der Epiphysè umgebrochen. Auf diese Weise SRR. art 
kinsche Krankheit).ist eine aus dem Symptomenkomplex der Pseudo- | wurde in einem Falle von Sarkom: der Fibula. ein: Ersatz für.die rese- . Mg in. 
leukämie abgetrennte . entzündliche Erkrankung sui generis. Vieles |. zierte Fibula geschaffen und gute Leistung, des Gelenks‘ erreicht. ae Re Aika i 
spricht für die Annahme eines eigenen specifischen Erregers, des Koryne- | G: Schwalbach: Zum -Aneurysma der... Arteria. vertebralis ee Fee F 
baeteriums Hodgkinii. Es finden ‚sich echtes Granulom und echte Tuber- tuboccipitale.. Die Erfahrungen bei der Operation. eines'traumatischen > © ~ =} GPE 
kulose nebeneinander:  : . er a | ‚Aneufysmas der Arteria‘ vertebralis, ‚das (durch. Kompression der Blu- | i pla 

K. Walz (Stuttgart): Pleuritis adhaesiva obliterans und InfInenza- | tung nách dem Einreißen bei der Operation beseitigt ‚werden konnte, A j a! 

~ pneumonie. Die Pleuritis prädisponiert infolge mangelhafter Entfaltbar- belehrten, daß sich vor ‚jeder Operation die Unterb indung der | ei 

“ keit der Lunge zu Bronchopneumonie und verschlechtert deren Pro- | Arterie vor ihrem Eintritt in den Wirbelkanal und peripherwärts > Ele ER 
gnose infolge der Beeinträchtigung der Lungen- und Herztätigkeit. , Be- | vom Aneurysmasack. empfiehlt. ` | ve ae nap BER 

-~ rücksichtigt man die totälen Verwachsungen, so zeigt sich,_daß nicht > Nr.24. W. Levy: Freilegung der Regio infratemporalis (spheno- “2 Bi > 

',. vorwiegend gesunde und kräftige, sordern weitaus vorwiegend kranke | maxillaris) und retromandibularis durch einseitige temporäre Luxation des BE 
oder geschwächte Individuen -der Influenzapneumonie eriegen. Unterkiefers. Nach dem Hautschnitt vom Wearzenfortsatz längs des jg TE RERE 

| Matth. Münster (München): Untersuchungen und Erfahrun- | Vorderrandes des Kopfnickers. und. nach Abziehen der Parotis über den NER 
if . -gen mit der Sachs-Georgischen Reaktion zur Serodiagnostik der Syphilis. | Unterkieferrand wird bei  halbgeöffnetem Munde des Kranken durch | Fit 

| Eee Sie ist eine vorzügliche Ergänzungsmethode der Wassermannschen Druck auf die Backzähne. nach unten und nach vorn’ der Gele nk- A pea a 

-` Reaktion und übertrifft diese sogar in bestimmten Fällen, so als Indi- | Kopf nach vorn luxiert. Dadurch gelingt ein: guter Einblick we 

- kator für das Ergebnis der antisyphilitischen Therapie. n _ | in die Tiefe über die Verzweigungen der Maxillaris interna und Carotis EEE. 

Georg Wolff: Fehlerquellen der :Weil-Felix-Reaktion. ‚Bei der | interna.. een mE De nt A FENG K 

.. -~ Agglutinationsreaktion des. Serums von Kranken mit dem Proteusbacillus | "W. v. Brunn: Zur. Hämorrhoidenoperation. Nach starker Deh- TEE 

 X19 könnte es sich außer um Fleckfieber: auch noch um | nung wird an drei Stellen eine Schleimhautfalte in der ES. 

andere Krankheiten handeln, bei denen Agglutinine für den Proteus im | Längsrichtung des Darms in ‚eine große Klemme. gefaßt RAUA 

Blut auftreten, sodann. könnte dieser Batillus durch äußere Einflüsse | und hinter der Klemme fortlaufend abgenäht. Die Schleimhautfalte A 

seine Agglutinierbarkeit verändern oder verlieren. Diese beiden Mög- | wird vor der Klemme weggeschnitten. Während der ersten fünf Tage San 

‚lichkeiten werden einer Prüfung -unterzogen, unter Berücksichtigung | pflegt die Naht zu halten. Danach weicht sie bei den Sitzbädern etwas S REEI i 

` der Maßnahmen, die zur Ausschaltung dieser „Fehlerquellen dienen | auseinander. Die drei per 'secundam heilenden Wundstreifen | En 

„können. = i KA: | schützen durch Narbenbildung vor. Rückfällen. ` K. Bg. u Kar 

= NieBßl v, Mayen dort (Leipzig): Das Symptom der:Paraphasie | iet | SE a A T a = ae 

., und seine anatomische Begründung. Bei dem „Danebenreden“ haben |. ` Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 20 u.21.. = Be 

~ wir es mit einer Assoziationsstörung ües centralen Apparates der Wort- Ä ren Fa re an EST, 

und Satzbildung zu. tun. Es handelt sich um die pathologische Ab- |- Nr. 20. W. Sigwart: ‚Zur Atiologie der Hyperemesis gravi-. ERBEN 

| - weichung einer noch vorhandenen Funktion. Funktionslosigkeit | darum. Mitteilung von drei Fällen, bei denen das Erbrechen un - EEE 

f. liegt dann vor, wenn die einzelven Laute überhaupt nicht mehr zu | abhängig von jeder psychischen Erregung und Suggestion weiter: | Ei“ . 
~- einem Worte gefügt werden könnten. Der Paraphasische ist dies aber | Sing und erst aufhörte, als das Ei entfernt worden war. Die lebens: u ARDRE 
I imstande, nur setzt er die lautlichen Bausteine des Wortes an die un- a älle re sich nur auf primär toxischer Grund- ei; 
= Techte. | ij i ; sadia ibra ‚lage entstanden erklären. u; l e E DORE 

a aa a Der: Verfasser führe dio Paraprase sowie ote übrigen -1s M. Madlener: Über sterilisierende Operationen an den Tuben. ; En 


Begleiterscheinungen der Worttaubheit, die amnestische Aphasie, |  M-- nn | | N. 
|  Echolalie, Perseveration, Logorrhöe, zurück auf ein Freiwerden der | Die meisten Sterilisationen wurden bei der Operation schwerer Genital- 
Funktionen der rechtshirnigen Hörsphäre, der rechten temporalen Quer- | Prolapse auf vaginalem Wege gemacht und mit dem: Enterotriptor nach 
| `  windungen durch den pathologischen Ausfall der normal über- | Doyen ausgeführt. Die mit der Pinzette in der Mitte gefaßte Tube 
| | wiegend tätigen lin ks seitigen. a ~ `| wird in die Höhe gezogen und der von und zu der Pinzette laufende 
j 2 L. Hoeflmayr (München): Kasuistischer Beitrag zum Kapitel Tubenteil schräg mit der Klemme gefaßt und mittels des angesetzten 
„Innere Sekretion“, Beschrieben werden vier Fälle von Neuritis optica, | Hebels papierdünn geque tscht. In die Quetschfurche wird 
Der Verfasser nimmt Hypophysenerkrankungen oder Funktionsstörungen | ne dünne Zwirnligatur gelegt. — Von sämtlichen 86 operierten Frauen 
| auf Grund: von „Sexualhormonen“ an. Temperierte Halbbäder 'mit | hat keine mehr geboren. Das Verfahren setzt keine blutende Wunde 
_ Bürstenfrottage und Horminum femininum Natterer (dreimal zwei Ta- und ist auch von der Kolpotomiewunde aus rasch und mühelos aus- 
bletten täglich) bewährten ‘sich sehr gut. Eine Hypofunktion der Ge- | führbar. 00. CT ee 
‚Schlechtsdrüsen dürfte zu einer vorübergehenden Hyperfunktion der | - Nr. 21. H. Lembcke: Ist die Infektion des Neugeborenen mit: 
üypophyse geführt haben, bis es dann durch die den Sympathicus | Diphtheriebacillen eine harmlose Erscheinung? Bei einer in den -ersten ~ 
- stark reizenden Hàlbbäder und das Horminium zu einem allmäblichen | Monaten 1919 in der Freiburger Universitäts-Frauenklinik: beobachteten - 
Funktionsausgleich kam. ! Zr o Hausepidemie wurde festgestellt, daß von 90 Kindern 48 Bacillenträger 
Ernst Müller (Erlangen): Ein Fall von „Carcinomdivertikel“ | waren und von diesen 43 hatten 10 Kinder Nasendi phtherie ` 
des Magens. Anamnese, klinischer und röntgenologischer Befund | und 3 verdächtigen Schnupfen. Bei kräftigen Kindern verlief die Nasen- 
. Sprachen gegen Careinom. ‘Dieses wurde jedoch bei der Operation | diphtherie mittelsehwer; nur ein minderwertiges Kind starb an 
nachgewiesen. - f D 3 .. | diphtherischer Lähmung. Ein besonderer Schutz’ scheint also bei 
l Sielmann: Über Projektilwanderung. Eine Infanteriekugel, | Neugeborenen nicht zu bestehen; auch die Ernährung mit Mutter- 
. die ursprünglich röntgenologisch im Bauche festgestellt wurde, ließ | milch gewährt keinen Schutz. — Infolge der prophylaktischen Impfung 
sich nach 2 1/s Jahren ebenfalls mit Hilfe von Röntgenstralen Im Ober- | mit B ehringschem Serum und der Absperrungsmaßnahmen ‚wurde 
Schenkel oberhalb des Kniegelenks nachweisen, hatte also. in. dieser | die Erkrankung von weiteren Kindern verhindert: ee © 
Zeit durch Muskelcontractionen einen Weg von 60 em zurückgelegt. | E.Werner: Ein weiterer Beitrag zur Bewertung der kombinierten : 
Ein etwaiges Wandern der Geschosse läßt sich somit durch Röntgen- | intravenösen und intramuskulären Anwendung von Chinin als Wehen- 
strahlen leicht feststellen. i . F, Bruck. mittel. Bei Wehenschwäche wurde stets 0,5 Chinin: hydr ochlor. 
aaa; er l | PT intravenös und sofort darauf 05 intramuskulär ge- 
TEEN FSA | er ‚geben. Die Lösung in der Menge von 10 cem wird in etwa einer 
Zentralblatt für_Chir urgie_ 1919, Nr. 20 u.'2l, Nr. 20 u.'2 I, | Minute langsam eingespritzt. — Die Chininbehandlung ist auch bei f 
= Nr.20. v. Eicken: Strumaoperationen bei eingeführtem Tra- | hochstehendem Kopf und bei Wehenschwäche und mäßiger Becken- 
cheoskop. Nach dem Vorschlage von v. Eicken wurde bei Struma- | verengerung‘ gestattet. — Wenn Chinin. versagt hatte, wirkte auch Pitu- 
fällen mit Verengerungen der. Luftröhre nach Cocaini- .| glandol nicht mehr. “Die weiteren Erfahrungen haben gezeigt, daß das - 
sierung des Kehlkopfs und der Luftröhre ein Bronchoskop 


sieru Chinin ein deù Hypopbysenextrakten gleichwertiges 
über die Stenosge nach abwärts geschoben und während der Ope- 


Mittel zur Bekämpfung der Wehenschwäche ist. - .K. Bg, 


BEE TEEN EIER na B 
are Be 


- Tee e 


ST ke 
ia Yu E R r mE 
Sa Ra ir. 


Bög 


Pu 


Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 1919, Nr. 9. 


Albrecht: Die moderne Behandlung der Kehlkopftuberkulose. 
Da es sich so gut wie immer um eine sekundäre, von der Lunge aus 
hervorgerufene Erkrankung handelt, steht auch hier die Allgemein- 
behandlung im Vordergrunde, die zweckmäßig mit einer Schweigekur 
zu kombinieren ist. Je nach Lage des Falls sind dann lokal Milchsäure- 
ätzungen, Hyperämie, Curettage, galvanokaustischer Tiefenstich an- 
zuwenden. Bestrahlungstherapie hat bisher weder bei Anwendung des 
gewöhnlichen, nichtkonzentrierten Sonnenliehts noch der Röntgenstrahlen 
Erfolge zu verzeichnen. 

“Franke (Braunschweig): Über Dauerdrainage beim Ascites. 
Zurückgreifend auf seinen hierüber 1912 auf der 41. Versammlung der 
Deutschen Gesellschaft für Chirurgie gehaltenen Vortrag, teilt Franke 
erneut sein Verfahren mit: ‚Verbindung der Bauchhöble mit dem Subeutan- 
gewebe der vorderen Bauchwand vermittels eines aus Glas hergestellten 
Kugeldrains, welches nach Einführung in Lokalanästhesie zur Einheilung 
gebracht wird. 3 5 u 

Bárány (Upsala): Über Behandlung der Hirnabscesse. Über 
primäre Excision und primäre Naht der Schußwunden. (Schluß.) In der 
den voranstehenden Mitteilungen folgenden Diskussion in der Berliner 
Medizinischen Gesellschaft nabmen Hildebrand und Kausch 
ziemlich ablehnende Stellung ein im Hinblick auf die großen durch Zeit, 
Ort, Technik bedingten Schwierigkeiten, die einer Verallgemeinerung 
der Anwendung der Methode entgegenständen. Bier bezeichnet die 
Prima intentio einer genähten Kriegsverletzung als ein klares und hohes 
Ziel der Wissenschaft, dem man jetzt anscheinend auch mit Hilfe der 
von Morgenroth gefundenen Chininderivate zur Desinfektion des 
lebenden Gewebes mit Erfolg zustrebe. Morgenroth gibt nach den 
bisherigen experimentellen und klinischen Erfahrungen der Überzeugung 
Ausdruck, daß man einer neuen Periode der Wundbehandlung ent- 
gegengehe, in welcher der energischen ehemotherapeutischen Antisepsis 
mit wirklich brauchbaren Mitteln entscheidende Bedeutung zukommen 
werde, ` l 

D i ppe (Leipzig): Ärztestreik. Da die jetzigen Machthaber keine 
Freunde eines freien selbständigen Ärztestandes sind, werden bei 
Meinungsverschiedenbeiten der Zukunft gelegentlich die wirtschaftlichen 
Dinge gegenüber den reinen Standesfragen mehr als bisher zurück- 
treten. Neben die hierbei wie ja auch schon früher nicht zu um- 
gehenden Streiks aus ärztlicher Not ist neuerdings in Leipzig der 
Ärztestreik als Teilerscheinung eines Abwehrstreiks der gesamten 
Bürgerschaft getreten. Notfälle waren von vornherein freigegeben, die 
Krankenhäuser standen für das Dringendste zur Verfügung. „Nach den 
Erfahrungen und Eindrücken dieser elf Tage ist nur zu sagen: Ein 
Ärztestreik ist so ungefähr der Gipfel der Scheußlichkeit. Aber wirk- 
sam ist er. Die Verantwortung fällt auf die, die uns zu einem so ver- 
zweifelten Mittel zwingen“ ` Hans Meyer (Berlin). 


Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Laryngo-Rhinologie 1919, 

S. Alexander: Eine neue Helikoplastik żur Stellungskorrektur 
und Vergrößerung der Ohrmuschel bei relativer Mikrotie. Operatives 
Verfahren für Fälle von mäßiger Mikrotie, welche mit starkem Abstehen 
der Ohrenmuschel und übergroß entwickelter Umkrempelung des Helix- 
randes verbunden sind. Der abgetragene Knorpelteil wird zur Ver- 
größerung des freien Ohrteiles verwendet. Verfahren an der Hand der 
Abbildungen muß im Original nachgesehen werden. 

R. Fischer: Traumatische Neurose als Folge einer Selbst- 
beschädigung des Ohres. Rechter Gehörgang verätzt, sodaß sich die 
ganze vordere Gehörgangswand als dicker Ätzschorf abheben läßt. 
Knochen an der hinteren und oberen Gehörgangswand bloß, fühlt sich 
rauh an. Das nicht perforierte Trommelfell in toto verätzt, nekrotisch. 
Acht Tage nach der Verätzung komplette Lähmung des N, facialis r. 
Weiterhin reißt das Trommelfell rechts hinten unten ein, es zeigt sich 
die ganze hintere Paukenhöhlenwand sowie der gesamte Inhalt der 
Paukenhöhle nekrotisch. - Hammer ist durch leichten Zug zu ent- 
fernen. Schließlich liegt das ganze Promontorium als weißer gesunder 
Knochen frei, der Amboß liegt im Gehörgang, frei von allen Bändern 
und dem Periost, der Steigbügel wackelt bei leisester Berührung hin 
und her. Nach zwei Tagen liegt der Steigbügel im Hypotympanon. 
Die völlige Abstoßung des gesamten Mittelohres dauerte acht Tage. 


. Es treten darauf Labyrintherscheinungen auf: anscheinend komplette 


Taubheit rechts, dauernd stark taumelnder Gang, Zitterneurose. Es 
bildeten also die nach der Selbstbeschädigung aufgetretenen Labyrinth- 
erscheinungen die Grundlage für die Entwicklung einer traumatischen 


Neurose, bei Ausschluß irgendwelcher Einflüsse, die etwa durch ihr 
Beispiel hätten wirken können. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24. 


18. Juni. | 


M. Kraßnig: Erscheinungsformen der diesiährigen Influenza- 
epidemie auf dem Gebiet der Laryngo-Otologie. Häufig tritt hartnäckiges 
Nasenbluten auf, der Rachen, besonders das Zäpfchen, zeigt Hyperämie. 
Im Kehlkopf und der Luftröhre treten auf: Veränderungen leichtesten 
Grades mit Rötung, Schwellung und Ekchymosenbildung in der Schleim- 


‚ haut, Veränderungen höheren Grades mit starker Exsudation in das 


entzündete Gewebe und Fibrinablagerung, Veränderungen schweren 


Grades mit nekrotisierender Entzündung. Besonders häufige Kompli- 


kationen seitens des Gehörorgans wurden nicht beobachtet. Die be- 
gleitenden Schmerzen bei Influenzaotitis waren oft ganz unerträglich. Para-. 
centese, frühzeitig ausgeführt, ließ die Erscheinungen mehrmals rasch 
verschwinden. Mehrfach fiel die schwere Funktionsstörung bei verhältnis- 
mäßig geringer oder ganz fehlender Entzündung im Mittelohr auf. 
Bakteriologisch fanden sich in dem aus Blasen auf dem Trommelfell 
entnommenen Sekret grampositive Streptokokken, die häufig auch als 
Diplokokken angeordnet waren. | 
S. Alexander: Zur Frage der traumatischen Taubstummheit.- 
Gesichtssehädeldurebschuß mit beiderseitiger Ertaubung und temporärer 
Kiefersperre. Temporärer Verlust der Sprache; Ablese und Artikulations- 
unterricht mit dem Ergebnis einer Lautsprache, die alle Charaktere der 
Sprache der Taubstummen trägt. Man beobachtet unbeholfene schwere. 
Artikulation, holprige Aussprache, besonders der Zungen- und Lippen- 
laute, Monotomie. Späte Rückkehr eines geringen Hörvermögens auf 
dem rechten Ohre (differenzierendes Vokalgehör, kein Wortgehör). 


-Aus der neuesten Skandinavischen Literatur. 
Der allgemeine Tremor, welcher während der Narkose zu- 


weilen auftritt, und auf diese oft sebr störend einwirkt, wird nach 
Torsten Rietz (Stockholm) durch einfache Kompression der Carotis 


in kürzester Zeit behoben. (Hygiea 1919, H. 7.) 

Nach einfachen Kontusionen .reponibler Hernien sah Svende 
Hindse-Nielsen (Kopenhagen) in vier Fällen Darmrupturen, die 
trotz rechtzeitiger Operation in drei Fällen tödlich verliefen. Die 
Diagnose konnte erst bei der Operation gestellt werden, da immer eine 
Incarceration vermutet worden ist. Da in-solchen Fällen Taxisversuche 


. die Lage verschlimmern, soll vor jeder Herniotomie nach eventuell vor- 


er Traumen geforscht werden. (Ugeskrift f. läger 1919, 
r. 17.) | 

Herdsymptome bei seniler Demenz deuten nach Bertelsen 
und Wimmer (Kopenhagen) zumeist auf arteriosklerotische Prozesse, 
doch ist auch beim Fehlen derselben der allgemeine senile Involutions- 


_ prozeß des Gehirns nicht in allen Abschnitten gleich, sodaß auch dort, 


wo Arteriosklerose der Gehirngefäße nicht gefunden wird, die Herd- 
symptome dadurch ihre Erklärung finden. Die Demenz ist in Wirk- 
lichkeit ein Mosaik mehrerer herdförmiger Ausfallsymptome. (Hospitals- 
tidende 1919, Nr. 14.) 

Die schwersten Formen der Meningitis sind die petechialen 
Formen, welche hauptsächlich in Kasernen auftreten, sodaß man ihnen 
den Namen Kasernenkrankheit beigelegt bat. Thomsen und W ulfi 


(Kopenhagen) finden, daß diese Formen auf eine besonders erhöhte 


Virulenz der Meningokokken zurückzuführen sind. Diese Steigerung 
der Virulenz kann in dem Umstande vermutet werden, daß Meningo- 
kokken von Bacillenträgern auf gesunde Schleimhäute übertragen 
werden und hier besonders gute Nährböden vorfinden. Eine solche 
Übertragung findet in dicht bewohnten Kasernen besonders leicht statt. 
Die allermeisten Fälle petechialer Meningitis der Zivilbevölkerupg 
standen vor ibrer Erkrankung mit Soldaten aus infizierten Kasernen in 
Verbindung. (Hospitalstidende 1919, Nr. 15 bis 17.) 

Transitorische Myopie beobachtete Lundsgaard (Kopek- 
hagen) in fünf Fällen. Die Refraktionsstörung beruht nicht auf einem 
Krampf der Akkommodation, wird durch Atropinisierung nicht beein- 
flußt und schwindet nach einigen Tagen vollständig. In einem Falle 
war der Blutzuckergehalt vermehrt, ein Fall`ist auf ein Trauma zU- 
rückzuführen, die restlichen Fälle haben kurz zuvor Grippen über- 
standen. Die Ursache der Erkrankung dürfte in einer vorübergehenden 
Vermehrung der Linsenkrümmung zu suchen sein. (Hospitalstidende 
1919, Nr. 18.) | 

Rovsing (Kopenhagen) behandelte einen Fall beiderseitiger 
echter Mammahypertrophie mit Röntgenbestrahlung. Der Erfolg war 
sehr gut, die hypertrophische Mamma ging zur normalen Größe zu- 
rück. (Hospitalstidende 1919, Nr. 1a.) 

Landelius (Hudiksvall) beschreibt einen Fall von Ein- 
klemmung einer Zwerchfelihernie, der durch einen Sprung bei Turn- 
übungen entstanden ist, Die Diagnose wurde durch Röutgendurch- 
leuchtung festgestellt. Operation 38 Stunden nach erfolgter Ein- 
klemmung. In dem angeborenen Zwerchfelldefekt waren der Magen; 


ET u. 


18. Juhi. 


ist genesen. (Hygiea 1919, Nr. 8.) 


~ Fällen (Influenzadurchfälle) vielleicht überlegen. (Ther. d. 


logie, : Entwicklungsme 


p 


die Milz und Flexura coli lienalis vorgefallen; der Magen war gebläht 
und konnte erst nach erfolgter Punktion reponiert werden. Der Fall 


Sjögren (Stockholm) konstruierte einen Stuhl zur leichten Be- 
strahlung der Gesäßgegend bei Behandlung des Pruritus ani. Die 
nähere Beschreibung des’ Stuhles erfolgt in’ den. Fortschritten auf dem 
‚Gebiete .der Röntgenstrahlen.. (Hygiea 1919, Nr. 8.) | 


| : Klemperer (Karlsbad), 
E Therapeutische Notizen. | 


Über die Behandlung der Trichophytie berichtet Franz Blumen- 
thal (Berlin). Da jede Trichophytie als eine oberflächliche beginnt 


(in der Epidermis und den oberflächlichen Schichten des Coriums), 
muß verhindert werden, daß sich daraus eine tiefe, infiltrierende 
entwickelt, die eine Allgemein infektion darstellt. Handelt es sich 


um eine Stelle des Bartes oder des behaarten Kopfes, so, muß man 
auch bei den- oberflächlichen Formen neben der Anwendung der be- 
kannten äußeren Mittel sämtliche. Haare in weiter Umgebung des 
Herdes sorgfältig epilieren, da die Pilze an diesen Stellen schon 
frühzeitig in das Haar eindringen. Bei den tiefen Formen empfehlen 
sich vor allem heiße Breiumschläge (auch heiße Umschläge 
von essigsaurer 'Tonerde — 1:8 bis 1:10 —, über die man heiße 
Thermophore oder elektrische Heizkissen legt), Epilation der Haare 
und die Röntgenbehändlung. (D. m. W. 1919, Nr. 21.) ER 
 _ In zwei von Fritz C.R.Schulz (Gleiwitz) mitgeteilten Fällen 
von Tetanus kam es nach relativ geringen Serummengen zur Hei- 
lung, obwohl dieses Mittel erst nach dem Auftreten der ersten Tetanus- 
symptome verabfolgt wurde. (D. m. W. 1919, Nr. 21) F. Bruck. 
Das: Multanin (Aluminium subtannieum) ist nach Waetzoldt 


(Berlin) ‚den bewährten Tanninpräparaten gleichwertig, in einzelnen 
Geg., Mai 1919.) 


Reckzeh. 


~: Oxyuriasis behandelt Kjernulf (Stockholm) mit bestem Erfolge 
mit einer Mischung von Subacetas aluminicus 0,40 + pulv. Glycyrrhizae 
comp. 0,60, welches Pulver dreimal täglich durch 4 bis 5 Tage gegeben 
wird. Die-Kur wird durch Eingabe von Ricinusöl beendet. Um die 
Reinfektion zu verhindern, wird der Analtrakt mit einer Salbe Thymol 


0,50, Sulfur: chinae, Camphor aa 1,00, Ungt. cetacei 30 eingerieben. 
(Hygiea 1919, H.9) 


Klemperer (Karlsbad). 


-——— 


Bücherbesprechungen. f 


Fr. Kraus, Die allgemeine und spezielle Pathologie 
der Person. Klinische Syzygiologie. Allgemeiner Teil. Leipzig 
1919, Georg Thieme. 435 Seiten. Preis M 20,—, gebunden M 22,— 
‚und 25% Teuerungszuschlag. Ä ns i 
~ ` Das vorliegende Werk, das zweifellos eine der hervorragendsten 

literarischen Erscheinungen unserer Zeit ist, dient einem schon seit 

vielen Jahren von Kraus vertretenen Gedanken, den er wohl das 
erstemal ausgesprochen hat in seiner Abhandlung über die Ermüdung 


als Maß der Konstitution. Hier wird nun unter Heranziehung eines 


gewaltigen Tatsachenmaterials aus der Biologie, Morphologie; Psycho- 
chanik usw. zu begründen versucht, daß der. 
menschliche Organismus morphologisch und funktionell, physisch und 
psychisch, unter normalen und -pathologischen Verhältnissen ein- un- 
#ennbares Gànzes darstellt, das der Arzt weit mehr als bisher bei allen 
seinen Betrachtungen und Maßnahmen ins Auge zu fassen habe. Neben 


die Cellularpathologie mit ihrer starken Betonung des Sedes morbi- 


tritt gleichberechtigt der Organismusstandpunkt, der immer und überall 
die näheren: und weiteren Zusammenhänge der Erscheinungen sucht 
und aus dem engen Ineinandergreifen aller Funktionen zu verstehen 
strebt. Es liest in diesem Gedanken eine Vermittlung zwischen der 
alten Anschauung der Humoralpathologie von den Krankheiten als 
generellen. und unserem ‚heutigen biologischen Wissen und Denken 
der Weg zu einem „Neohippokratismus“, der .sehr wohl beschritten 
werden kann, wie aus Kraus’ Betrachtungen hervorgeht. Man sollte 
wohl meinen, daß die heutige Biologie und Pathologie dem Organismus- 
ständpunkt ebenso gerecht zu werden vermag wie etwa dem Prinzip 
der Cellularpathologie, ` E > 

- _ Wie gesagt, ist die Fülle des herangezogenen \Wissensstoffes und 
die Bezugnahme auf die Literatur eine ganz außerordentliche. Die. 
Betrachtungsweise, die Verknüpfung der einzelnen Probleme gibt dem 
Werk einen philosophischen Charakter, sie zeigt uns den Meister, der 
das viele, scheinbar Allerverschiedenartigste einem: großen ‘Gedanken 
dienstbar zu machen versteht. Ist der Inhalt :des ‘Werkes: auch ein 
streng wissenschaftlicher, so finden sich doch’ auch z. B. in dem Ab- 


=> 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24. 


ù ‘ 


schnitt über Neohippokratismus schöne und warme Worte über die 
ärztliche Wissenschaft, ärztliche ‚Kunst, Stellung des Arztes zum 
Kranken, Ziel der ärztlichen Erziehung. Auf Einzelheiten kann. hier 
nicht eingegangen werden. Wer aber zu dem Werke greift, dessen 
Gedanken sich durchsetzen werden, wird zwar die Lektüre keineswegs 
leicht finden, aber bald gefesselt werden durch Inhalt wie Betrach- 
tungsweise. Zudem ermöglichen. die sorgfältigen: Literaturnächweise 
Jederzeit die Verfolgung bestimmter Fragen und Tatsachen: ins Einzelne. 


| Mit Ungeduld - darf man dem Erscheinen: des speziellen Teiles: ent- 


gegensehen. . C. Hart (Berlin-Schöneberg). 

Bastian Schmid, Deutsche Naturwissenschaft, Technik 
und Erfindungim Weltkriege. Mit zahlreichen Abbildungen 
. und Tafeln. München-Leipzig 1919, Verlag von Otto Nemnich. 


‚Es -verlohnt sich reichlich, Rückschau über all das zu halten, - 


was auf den Gebieten deutscher Naturwissenschaft, Technik und Er- 
 findung in den. letzten vier Jahren geleistet worden ist. Eine aus- 
gezeichnete Haudbabe hierfür wird uns mit dem vorliegenden Werke 
geboten. Jedes einzelne Thema, die Aeronautik im Kriege, die Chemie, 


die Ballistik und Photographie, die Waffen, die Technik, Verkehrs- und 


Nachrichtenmittel, die Botanik, Zoologie und manches andere zeigt uns 
die auf allen diesen Gebieten gemachten großen Fortschritte, die um 


so beachtlicher sind, als den Deutschen teilweise die Rohstoffe entzogen | 


waren. Schmiegsam und‘ wandlungsfähig, wie unsere Technik von 
jeher war, erfinderisch und großzügig, wie nur die Wissenschaft 'in 
ihrer Mannigfaltigkeit sein kann, wußten sich Naturwissenschaft, 
Technik, Medizin und Landwirtschaft den neuen Verhältnissen, die der 


_ Krieg erforderte, sogleich anzupassen und Sich auf neue Taten einzu- 


stellen. Verwandte Gruppen der einzelien Wissenschaften sind zu- 


sammengefaßt; man gewinnt sehr schnell einen Einblick in die auf den 


einzelnen Gebieten geleistete Kriegsärbeit. Das, Interesse an den 
unserem Leserkreise fernerstehenden, aber nicht minder fesselnden Ab- 
schnitten, z. B. die „Ballistik“, „Aeronautik“, „Photographie“, „Technik“ 


und andere, wird durch treffliche Bildbeigaben erhöht. Die medizinisch- 


biologische Gruppe wird durch den allgemein gehaltenen Beitrag „Krieg 
und Heilkunst“ von Prof. Sommer (Gießen) eingeleitet. Aus der 
gleichen bewährten Feder stammt. der Abschnitt „Psyehiatrie und 
.Nervenkrankheiten im Kriege“. Dem ersteren schließen sich die auch 
` wieder reich illustrierten Beiträge „Chirurgie“ von W. G u ndermann, 
die „Orthopädie“ von Erlacher: (Graz), die „Lichttherapie“ . von 
H. Bach, „Röntgentechnik“ von F. Dessauer, die „Augenheil- 
kunde“ von Klingelhöffer, „Zahnheilkunde“ von Kantorowiez 
(Bonn) an. Das „Arzneimittelwesen“ und die „Physiologische Chemie“ 


bilden selbständige Artikel. „Hygiene“ und „Bakteriologie“, bei denen 


sich die Verfasser größte Beschränkung auferlegen mußten, wurde von ` 


Küster (Köln) beziehungsweise Lehmann (Ulm) dargestellt. ' Das 
Werk gibt einen guten Einblick in die große Arbeit und ÄAnpassungs- 


fähigkeit, sowie in die organisatorische Betätigung auf den ‚Gebieten 


deutscher Industrie, Landwirtschaft und Forschung. E. 


F. Ebeler, Taschenbuch der Wochenbettpflege für 
Krankenpflegerinnen und Hebammenschülerinnen. 
‘Mit 56 Abbildungen. 130 Seiten. Leipzig. 1918,. Repertorienverlag: 
‚ M 3,50. Ä | en 
_ Ebelers Taschenbuch ist aus den von ihm an der Frauenklinik 
der Kölner Akademie abgehaltenen Kursen der Wochenbettpflege hervor- 
gegangen und enthält in sechs Vorlesungen — Bau und Aufgaben der 
weiblichen Geschlechtsorgane; Schwangerschaft, Geburt und Wochen-. 


‚bett; Allgemeines über den Beruf der Wochenpflegerin, Desinfektions- 


lebre, Hilfeleistungen bei. der Geburt; Pflege der gesunden Wöchnerin’ 


und ‘des gesunden: Neugeborenen; Erkrankungen im Wochenbett; die ` 


wichtigsten Frauenkrankheiten, praktische Hilfeleistungen, Instrumente; 
— einen klar geschriebenen, sich durchaus im nötigen Rahmen haltenden 
Abriß über das Wissen einer :Wochenbettpflegerin, der nicht nur für 
Schülerinnen dieses Krankenpflegezweiges eine übersichtliche Einführung 
in ihr Betätigungsgebiet und ein treffliches Wiederholungsbüchlein dar- 
stellt, sondern auch dem Lehrer von Wochenpflegekursen' ein zuver- 
lässiger Führer für die Einteilung und Darstellung des zu behandelnden 


Stoffes sein wird. Die zahlreichen, meist recht guten Abbildungen, die 


kurze Instrumentenlehre, das sehr reichhaltige Sach- und Fremdwörter- 
verzeichnis erhöhen den Wert des ‚Werkchens, in dem Berichterstatter 


in einer Neuauflage nur gerne die unter Umständen verführende Bemer- 
kung „Wenn wir... mit einer feinen Sonde... den Halskanal passieren, . 


so stoßen wir auf .. . den inneren Muttermund . . .“ und — als wohl 
die Grenzen des Buches überschreitend — die wenig günstige Beur- 
teilung des -Dämmerschlafes ausgemerzt sähe. Auch eine noch ein- 


dringlichere Betonung der Anzeichen des Gebärmutterkrebses (dazu | 


fettgedruckt) würde sicherlich wertvoll sein. Kritzler (Gießen). 


3 i i | . . 597 s i : 


aN 
Ra ud LT rn 
SR ge” A 


RIES O PI 
Tre 
za 

wai. 
x 


BUN 
a 
den 
sm. 
u N 
MLSA A 
Ey 
t l 
+ pi 


tS 


~ 
Sa s: 
Chiad r i = 
TE, Dal INT RT = 
a RE en m T aaa Ea a . 


DOSA e a e 
n 
- 


eana paar 
Aamar + 


TaS 
a. Aao 
eu... 


ES 
en in 
TIER Zn 


— 
“it, abe, 
Eee 
Ey 
Ea ~, 


e. e 


PO 
R A 


l 


f 
\ 

i | 
7 
2 \ 
N 
u 
i 


Bi, An a an ln . 
ne 


598 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24. 


i 


E Berlin. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 21. Mai 1919. 


Aussprache über den Vortrag Jürgens: Neue Wege der 
Seuchenbekämpfung. 


Fritz Schlesinger: Wenn auch die bakteriologische Unter- 
suchung bei den Krankheiten, deren Erreger bekannt ist, eine große 


Rolle mit Recht spielt, so wird ihre Bewertung doch entschieden über- 


schätzt. Bei negativem Diphtheriebaeillenbefund ist der Beweis, daß 
keine Diphtherie vorliegt, keineswegs erbracht. Das beweisen die auch 
in solchen Fällen beobachteten charakteristischen Nachkrankheiten. 
Man muß sich nach dem klinischen Verlauf der Krankheit richten. 
Die Bacillenträger werden überschätzt. Wer die Krankheit durchge- 
macht hat, muß weiter entsprechend behandelt werden, aber die Leute, 
die nicht krank waren, müssen anders beurteilt werden. Die Isolie- 
rung sämtlicher Baeillenträger ist undurchführbar. Die Meldung an- 
steckender Krankheiten ist richtig, aber unrichtig ist es, alles abhängig 
zu machen von den Anordnungen des Kreisarztes, die oft recht spät 
getroffen werden können. In gewissen Fällen muß dem Arzt die Macht- 
befugnis des Kreisarztes zuerkannt werden. Der Praktiker muß in 
solchen Fällen nicht nur die Überführung ins Krankenhaus empfehlen, 
sondern erzwingen können. 


Orth: In dem Vortrag von Jürgens war von neuen Wegen 


in der Seuchenbekämpfung nichts enthalten. Alles, was er gesagt hat, 


handelt von Wegen, die schon längst bekannt sind. Es ist eine alte 
Sache, daß wir nicht nur gegen den Erreger zu kämpfen haben, son- 
dern daß wir auch den Körper des Menschen berücksichtigen müssen. 
Für die deutsche Pathologie ist in Anspruch zu nehmen, daß sie von 
jeher gegenüber der einseitigen bakteriologischen Anschauung die Dis- 
position und ihre Bedeutung hervorgehoben hat. Virchow hat das 
Wort geprägt vom Kampf der Körperzelle mit der Bakterienzelle. 
Daraus folgt unzweifelhaft die Aufgabe, die Parasiten zu bekämpfen 
und dem Körper Abwehrmittel gegen die Parasiten zuzuführen. Diese 
Vorstellung ist vor allem auch in bezug auf die Tuberkulose gang 
und gäbe. Man bezeichnet sie ja geradezu als Wohnungskrankheit. 
Der Kampf gegen den Alkoholismus ist ein alter, weil er soziales 
Elend schafft und damit Disposition für Tuberkulose im Gefolge hat. 
Für die Tuberkulose als solche ist aber der Alkohol nicht zu über- 


schätzen. Das lehrt vor allem das während des Krieges aufgetretene 


Tuberkuloseelend. Der Alkoholismus ist stark zurückgegangen, wie 
man aus dem Rückgang der Sterbefälle an Delirium tremens folgern 
darf. Seit 1914 ist die Zahl bis 1917 von 917 auf 148 gesunken und 
das Jahr 1918 wird sicher einen weiteren Rückgang zeigen. Die 
Tuberkulose ist trotzdem ebenso rapide in die Höhe gegangen. Man 
sieht, daß für das In-die-Höhe-Gehen der Tuberkulose die schlechte 
Ernährung yon Bedeutung ist. Man gebe unseren Tuberkulösen ge- 
hörige Nahrung und die Tuberkulose wird von selbst abnehmen, auch 
wenn man gegen die Bacillen gar nichts tut. Man soll gegen die 
Bacillen vorgehen. Das kann man indirekt machen durch Bekämpfung 
der Träger der Parasiten, oder durch Bekämpfung der Erreger selbst. 
Der Bacillenträger selbst ist zwar immun, aber hat er eine Sicherheit 
dauernd immun zu bleiben? Auch er kann noch krank werden. Vor 
allem können die Bacillen, die ihm nichts schaden, auf andere über- 
tragen werden, und es ist unsere Aufgabe, auch die Bacillen in den 
Bacillenträgern unschädlich zu machen. Ganz besonders ist zu be- 
klagen, daß Jürgens sich gegen die Unterscheidung der offenen 
und geschlossenen Tuberkulose ausgesprochen hat. Die Bezeichnung 
kann indessen dahin geändert werden, daß man Bacillenstreuer und 
-nichtstreuer unterscheidet, und da ist es ein Unterschied, ob ein 
Kranker Bacillen streut oder nicht. Jürgens sagt, daß, wenn man 
offene Tuberkulose findet, der Kranke schon gestreut hat. Gewiß, 
aber er streut noch weiter und das kann und muß man doch mindern 
soweit man kann. Jürgens hat das Recht des Kranken wiederholt 
betont: Der Kranke soll sein Recht haben, aber er muß wissen, daß 
er Baeillen streut und er muß aufmerksam gemacht werden, wie er 
andere und sich selbst schützt. Bei Tuberkulose kann man das nicht 
so machen wie bei Lepra, wo man die Kranken isoliert. Es handelt 
sich um ungeheure Menschenmengen, die nicht ohne weiteres isoliert 
werden können. Man soll versuchen, von ihnen zunächst wenigstens 
Kenntnis zu erhalten. Lepra kann nicht geheilt werden, aber Bacillen- 
streuer bei Tuberkulose können geheilt werden. Es wäre für die All- 
gemeinheit von großer Wichtigkeit, die Gefahr, die von Kranken aus- 
geht, einzuschränken. Hier muß der praktische Arzt mitwirken. Darin 
liegt indessen kein neuer Weg. Es kommt auf die Frühdiagnose an. 
Der Weg, den Mühsam vorgeschlagen hat, alle Welt zu unter- 


Vereins- und Auswärtige Berichte. 


suchen, ist nicht gangbar. Es würden sich nicht alle dazu hergeben, 
es gibt auch nicht genügend viele Ärzte dafür. Mit der Pockenimpfung 
kann man diese Untersuchung nicht vergleichen; denn diese erfolgt nur 
zweimal im Leben, während die Tuberkuloseuntersuchung sehr oft zu 
erfolgen hätte. Aber sehr wichtig bleibt es, die Baeillenstreuer zu 
ker nen. Für offene Tuberkulose müßte eine Anzeigepflicht bestehen. 
Durch Desinfektion, Fürsorge usw. müßte möglichst die Gefahr, die 
von da ausgeht, verringert werden. Durch Belehrung muß man auf 
das Publikum einwirken, und die Erfolge auf dem Gebiete der allge- 
meinen Hygiene zeigen, daß man das kann. Die Ärzte sind für diese 
Zwecke die gegebenen Instanzen. Mit dem, was wir auf dem seit- 
herigen Wege erreicht haben, können wir durchaus zufrieden sein. 
Auch der Volksstaat wird das fertig bringen, was der Militärstaat er- 
reicht hat. Selbstverständlich müssen wir jede Errungenschaft der 
Wissenschaft ausbauen. Dazu sind neue Wege nicht erforderlich. 


Neufeld: Auch bei den negativen Maßnahmen kann N. 
Jürgens nicht zustimmen. Die Wiederimpfung ist nicht unnötig. 
Leute, die vor langen Jahren geimpft waren, können schwer erkranken 
und sterben. Diese schwere Erkrankung kann durch Wiederimpfung 
gemildert werden. Die Masern können deswegen nicht so intensiv 
bekämpft werden, weil sie durch Tröpfcheninfektion übertragen werden 
und daher schwer zu bekämpfen sind. Die Entdeckung des Erregers 
würde an diesen Schwierigkeiten und dem Erfolge der Bekämpfung 
wenig ändern. Es ist nicht recht erkennbar, weshalb Masern, Pocken 
und Fleckfieber in eine besondere Gruppe gebracht werden sollen: 
Die alte Einteilung der Seuchen ist praktischer. Die Bedeutung allge- 
mein hygienischer Maßnahmen ist anzuerkennen, ohne daß man den 
Kampf gegen die Erreger entbehren kann. Es ist nicht zutreffend, 
daß Bacillenträger, die eine Krankheit überstanden haben, von denen, _ 
die nicht krank waren, zu unterscheiden sind. . Beide können schwere 
tödliche Erkrankungen übertragen. Ein direkter Kampf -gegen die 
Baeillen erscheint heute noch mehr nötig als früher, weil infolge des 
Krieges Krankheiten eingeschleppt worden sind, die früher hier nicht 
existierten, und weil Krankheiten jetzt in größerer Menge vorhanden 
sind, die früher zurücktraten, wie die Ruhr. Eine Hebung der allge- 
meinen Lage ist für die nächste Zukunft nicht zu erwarten. Der Kampf 
gegen die Erreger ist verbesserungsfähige. Auf die Meldung: von In: 
fektionskrankheiten legt man mitunter zu viel Gewicht. Ein prak- 
tischer Nutzen davon ist nur zu erwarten, wenn etwas Zutreifendes 
hierauf geschieht. Das ist aber jetzt nicht der Fall. In Berlin wird 
kaum der zehnte Teil der Fälle gemeldet. Das liegt daran, daß oft 
nichts, oder Unzweckmäßiges und vor allem alles zu spät geschieht, 
Ein richtiger Ausweg wird sich finden lassen. In Berlin z. B. ist die 
Einführung einer wichtigen Neuerung vor sich gegangen, die zunächst 
bei Diphtherie, aber auch schon für andere Seuchen geübt wird. Es 
wird bei jedem derartigen Fall eine Fürsorgeschwester ins Haus ge- 
schickt, die bakteriologische Untersuchungen bei .den Kranken und 
seiner Umgebung veranlaßt, die Familie über die Prophylaxe belehrt usw. 
Das ist eine segensreiche Maßnahme. Wahrscheinlich läßt sich ‚auf 
diesem Wege, auf dem man fortschreiten goll, vieles erreichen. Ein 


zweiter Weg ist der, die Allgemeinheit zu belehren, sie ähnlich wie 


in Anschlägen, die das Ausspucken als schädlich hinstellten, auch vor 
dem Anhusten zu warnen. Der Kampf gegen die Tuberkelbacillen un- 
mittelbar ist nicht aussichtslos. Wenn auch fast alle Erwachsenen im 


fiziert sind, so liegt die Hauptgefahr doch in der massiven, oft wieder- 
holten Infektion. 


FranzRosenthal: Mit allgemeinen hygienischen Maßnahmen 
kommt man weiter als mit dem Kampf gegen die einzelnen Bacillen. 
Während des Balkankrieges beobachtete er ungewöhnlich große Fliegen- 
mengen in den Cholerabaracken. Die Fliegen waren offenbar ans®- 
lockt durch den eigenartigen Geruch. Eine: Übertragung der Cholera 
durch Fliegen ist nicht auszuschließen, die zwar nicht von Person zu 
Person, aber doch mittelbar dadurch erfolgt, daß Fliegen die Nahrungs- 
mittel infizieren. Bekämpfung der Fliegenplage kann also einen Damm 
schaffen, obwohl dahingestellt bleiben muß, ob das von überragender 
Bedeutung ist. Ein Fehler ist es, nur die Todesfälle an Tuberkulose 
anzuzeigen. Man n::ß alle Kranken mit nachweisbarem Bacillenbefund 
im Auswurf melden. Es muß mehr geschehen in der Bekämpfung der 
Tuberkulose. Der Kampf muß organisiert werden. Die Organisation 
bekommt die Kranken dadurch in die Hand, daß sie ihnen Lebens: 
mittel schafft. In Paris ist der Antrag gestellt worden, daß u 
pflicht und Isolierung erfolgt. Zwangsmaßnahmen sind an sıch 
ein Unglück: Aufklärung - ist. erforderlich. Durchuntersuchung des 
ganzen Volkes ist undurchführbar. Die Einführung von Gesundheits- 


Digitized by Google Er 


de 
14: 


3 ba 
z 
ri 


kiet aina ah dr 304 he She 


nn —— kr a ae m nn. Br 


attesten vor der Eheschließung ist erforderlich. Auch Gesundheits- 
bücher sind erstrebenswert, in die man Impfungen, meldepflichtige 
Ein Sieg 
über alle Seuchen ist nicht zu erwarten, wohl aber ihre Eindämmung. | 
Werner Schulz: Auf die Diphtheriestationen gehören nicht 

Man kann. die Umgebung gegen sie in anderer 
Weise schützen. Bei Tuberkulose spielt die Massenhaftigkeit der In- 
fektion eine gewisse Rolle. Bei Eheleuten ist die Zahl der Ansteckungen 


Krankheiten, Blutuntersuchungen usw. einzutragen: hätte, 


die Bacillenträger. 


klein. Man hat die Gefahrenquelle in die Jugend zu. verlegen. 


Ä Wolff-Eisner:. Die Frage der Bacillenträger ist ein sehr 
wunder Punkt. Im’ Elsaß. war der Typhus endemisch. Den staatlichen ` 
Instituten dort waren die Bacillenträger bekannt. Als sich aber die 
Front im Elsaß, entwickelte, entstand eine gefährliche Epidemie. Trotz 

der Registrierung war man nicht imstande, etwas gegen die 'Bacillen- 
träger zu unternehmen. Bei den Diphtheriebaecillenträgern ist es auch 
nicht möglich, sie zu finden, weil sie sich. zur Untersuchung nicht 
Die Rhinologen leugnen häufig die Notwendigkeit der An- 
: zeigepflicht bei Nasendiphtherie, wie die Bedeutung der Bacillen- 
befunde bei der Krankheit ‘von ‘ihnen bestritten wird. 
.. zeigepflicht aller Tuberkulosestreuer würde nicht viel zu erreichen sein, 
da sich im großen Maßstabe. nichts gegen sie tun läßt. . Es bestehen 
große Bedenken, die Fürsorgeschwestern zwischen Arzt und Kranken 
zu schalten. Es ist noch zweifelhaft, ob die Staub- oder Tröpfchen- 
infektion bei der Übertragung der Tuberkulose die wesentlichere Rolle. 
spielt. Man solle ‚die Staubinfektion nicht gering schätzen. Keines- 
falls ist der Kampf gegen den Bacillus aufzugeben. Anzeigepflicht der 
schwerkranken Tuberkulösen, denen man in Hotels und Bädern be- 


stellen. 


gegnet, ist erforderlich, weil von ihnen aus Infektionen erfolgen. 


Blumberg hat im Kriege die erste Fleckfieberepidemie beob- 

Die Bekämpfung der Läuse sichert den Kampf . gegen die 
Gegen die Läuse ging er. so vor; daß er Dampf in’ die 
Baracke beziehungsweise einen abgeschlossenen Teil derselben ein- 
leitete. Die hier untergebrachten Uniformen konnten in relativ kurzer 


. Zeit entlaust werden.‘ Das Verfahren kann in notwendigen Lagen auf. 
Mit Optochin. konnten in 


achtet. 
Krankheit. 


‘dem Lande jederzeit improvisiert werden. 
80 Krankheitsfällen Erfolge nicht erzielt werden. 


Landau: Für die Fürsorgeschwestern der’ Stadt Berlin müsse : 
er eintreten. Sie haben sich bewährt. Die Angst, daß sie Kurpfuscherei 
trieben, ist gänzlich geschwunden. Wird eive Meldung über einen ent- 
‚Sprechenden Krankheitsfall von Arzt, oder Schule erstattet, so wird 
eine Schwester in das betreffende Haus geschickt, die für alles sorgt. 
` Die Ärzte sind schon wegen des Zeitmangels nicht imstande, die er- 
forderliche Belehrung so durchzuführen, wie es durch die Schwester 
auch im Hinblick ‘auf die Prophylaxe geschieht. Die Schwestern refe- 
- -Meren auch über Hautkrankheiten, Wanzen und sonstiges Ungeziefer, 

Sowie über alle die Dinge, die als Kriegsfolgen anzusprechen sind und 
tagen -für die Leute Sorge. Das Institut muß noch.vergrößert werden, 
dann wird es für viele Krankheiten Nutzen stiften können. Wir Ärzte 


‚brauchen zur Hilfe derartige Schwestern, Fritz Fleischer. 


Braunschweig. | 
- Ärztlicher Kreisverein. ‚Sitzung vom 26. April 1919. ' 


| Pommerehne demonstriert 1. drei Maden oder Larven der 
- ‚Sehmeißfliege von 2 em Länge, lebend aus dem äußeren Gehörgang 
und Mittelohr links mittels Spülung entfernt, bei chronischer Otorrhöe 
eines zehnjährigen Mädchens. 2. zwei Nasensteine ‚(Rhinolithen). Der 
erste aus der rechten Nase eines 24 jährigen Mannes. Beschwerden 


außer Nasenverstopfung und Kopfschmerzen keine. Stein glatt, 3 cm 
lang, 2 cm hoch, í em dick, Eioschlußkern nicht zu ermitteln. Der 


` zweite aus der rechten Nase eines 34 jährigen Mannes, zackig, 3'/ cm 
lang, 21/2 em hoch, 1 cm dick. 


Eioschlußkern wahrscheinlich ein 
Obstkern, der im siebenten Jahre in die Nase geraten ist. 3. a) Sicher- 


‚Beitsnadel, 4 cm lang, aus der Luftröhre entfernt mittels Köhlkopf- 
‚Zange unter Spiegelbeleuchtung, verursachte fast keine Reaktion. 


b) Patenthosenknopf aus der Speiseröhre eines vierjährigen Kindes in 


. 17 em Tiefe mittels Ösophagoskops entfernt. 4. Fall von Kieferhöhlen- 


eiterung, kombiniert mit. vereiterter Zahneyste auf derselben Seite 
(rechts), ausgehend von cariösen Zähnen. Vorgeschichte: Übler Geruch 
in der Nase seit einem Jahr, seit acht Tagen Anschwellung der facialen 
Kieferhöhlenwand bis zum Alveolarfortsatz, die hart und druckempfindlich 
ist. Entleerung von zirka fünf Eßlöffela Eiters aus der Kieferhöhle 
durch Punktion vom unteren Nasengang. ‚Nach Extraktion des ersten 
Molarzahns Entleerung von graubrauner Flüssigkeit. Cyste 4 cm lang, 
3 cm hoch, 2 cm tief nach der Kieferhöhle zu. Nirgends eine Ver- 
bindung der Cyste mit der Kieferhöhle. Naseninneres normal. Re- 


A \ 


"1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2. 


Mit der An- 


. beobachtet. 


; sektion. der äußeren Cystenwand und des cariösen Alveolarfortsatzes. 
Heilung der Cyste und Kieferhöhle nach etwa 14, Tagen. | 


‚bespricht an der Hand eines Falles die zuerst von Strümpell als 
chronische ankylosierende Entzündung. der ‚Wirbelsäule, dann von 
Pierre Marie unter dem Namen. Spondylose ‚rhizomelique beschrie- 
bene Erkrankung, bei der es ganz allmählich und meist ohne Schmerzen 
zu einer vollständigen Ankylose der ganzen Wirbelsäule und der Hüft- 
gelenke, oft auch der Schultergelenke kommt, sodaß Kopf, Rumpf und 
Oberschenkel ein steifes Ganzes bilden, während alle übrigen Gelenke 
-| ihre normale Beweglichkeit behalten, rechnet zu ihr auch die Bech- 
terewsche Krankheit, bei der. sich schmerzlos eine Kyphose im 
oberen Brustteil entwickelt, zusammen mit- paretischen und Reiz- 
erscheinungen im ‚entsprechenden Nervengebiet, eine Krankheit, . die 
wegen ihrer Ätiologie von den Franzosen als Kyphose her&do-trauma- 
tique bezeichnet wird. Im Gegensatz zu den meisten späteren Autoren, 
die‘ die Krankheit der Spondylitis deformans zurechnen, betont Vor- 
tragender .besonders im Hinblick- auf. die zu wenig beachteten Präparate 
Eugen Fraenkels, daß es sich. um ein selbständiges Leiden handelt, 
das auf einer chronischen: trockenen, den Knorpel. allmählich verzehren- 
den Entzündung (Arthritis ulcerosa) der kleinen Wirbelgelenke und 
des Schulter- und Hüftgelenks beruht, deren Ursache .nicht sicher be- 
kannt ist und das meist die ganze Wirbelsäule befällt,. während die 

schon von Wenz&l 1824, später yon Rokitansky und besonders 
Beneke zuerst genauer studierte Spondylitis deformans in einer 

Knochenwucherung (mit Spangenbildung) und Deformation meist nur 

weniger Wirbel im Anschluß an eins meist chronische traumatische 

Schädigung der Bandscheiben besteht, Schülter- und Hüftgelenk viel 

seltener. befällt, die kleinen Wirbelgelenke fast stets freiläßt. Während 

die Strümpellsche Krankheit gewöhnlich von unten bis oben fort- 


. Ständen, besonders bei frühzeitiger Ruhigstellung (Gipskorsett). Frühe ` 
Röntgenuntersuchung wichtig, auch zur Unterscheidung von der so- 
genannten traumatischen Spondylitis Kümmells (in Wahrheit eine 
Wirbelfraktur), . der tuberkulösen, luetischen und tabischen Spondylitis. 

| | | Kempf. 


| Hamburg, — =: . 
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 18. März 1919. 
Schmalfuß berichtet über einen Fall von Pseudohermaphroditis- 
mus, der im Barmbecker Krankenhaus ad exitum kam.. Nach dem äußeren 
Befunde war schwer zu entscheiden, ob.es sich’ um ein männliches oder 
.weibliches Individuum handelt. ‚Einige Zeit vorher waren gelegentlich 
von Bruchoperationen beide Hoden mit funktiönstüchtigem Gewebe 
entfernt worden. Sechs Monate nach Entfernung der Hoden fanden 
sich in den Samenblasen Spermatozoen. Das ist wichtig. Es handelte 
sich demnach um einen männlichen Scheinzwitter. ee Te 
| Fahr machte im vorigen Jahre Mitteilung über eigenartige Stoff- 
wechselstörungen nach Chloroformanwendung (vergleiche Nr. 2 dieses 
Blattes). Jetzt beobachtete er einen vierten Fall. Ein ®/ jähriges 
Mädchen wurde in leichter Narkose wegen Mastdarmprolapses operiert 
und starb. Bei der Sektion fand sich Fettleber und starke Fettspeicherung 
in den Nieren. Die Natur der Stoffwechselstörung ist unbekannt. Die 
paar Tropfen Chloroform waren das auslösende Moment, die das labile 
Gleichgewicht störten. Man soll bei Kindern mit Chloroform. vorsichtig 
sein und jedenfalls beachten, ob keine Leberstörung vorliegt. 5 
"Kümmell: Die schlechten Ernährungsverhältnisse während des 
Krieges sind für die Zunahme der Hernien verantwortlich zu machen. 
Aus dem gleichen Grunde haben sich die Mastdarmprolapse vermehrt. 
Mastdarmprolapse haben ihre Ursache in Erschlaffung des Sphincters, 
der Beckenbodenmuskulatur und des Darmes selbst. Mit der Verengerung 
des Anus erzielte man keine Erfolge. Rümmells Operation ist èin- 
fach (Reponieren durch das Lig. longitudinale anterius und Befestigen 
am Periost der Symphyse). Bisher — seit 20 Jahren — kein Rezidiv 
Lorey berichtet über zwei Fälle von Köhlerscher Krankheit. 
Sitz im Os navieulare. ‘Nachweis durch das Röntgenbild. Die Krank- 
heitserscheinungen heilen in wenigen Wochen aus. Nach einem Jahre 
ist am Knochen .nichts mehr festzustellen. Es besteht die Möglichkeit 
einer Verwechslung mit Tuberkulose. Die Differentialdiagnose ist daher 
wichtig. Die Anamnese ist unklar. Sicherlich handelt es sich um eine 


| Entwicklungsstörung, die einen Locus minoris resistentiae bildet.’ 


Reißig. 


ld 


gt. 


F. Franke: Über Spondylarthritis ankylopoetica. Vortragender 


schreitet, kommt es bei der Spondylitis deformans häufig zu Stil- 


. = ta LORE 
ee A NT. 
Ei 
eo Seia r Ca 
T3 
re 
spun 


ah 


a haz 
kraan aaan Ss m Ai 
. i x Bu ~ u, . 
E Re “x EC aa A > » Si ’ a» nl 2 
E EO LEN IE SUSE re 
Sim m rt EN . ` x 
de 
Ka sr — 
$ 


x In E 


. ? . 
mn 


nen on. 
at = RE a 
= ` 


alare on 


D 


Aea a a, 
= 
rame ~ 
ee a K 
`~ 


a 
pra 


EN Se 

w ee A -u 

e A S a 
LA 


C R 


DELÉN 
mn 
en 5 


eu 
TA 

a 
n 


PR Ser y> 
re 
N 
—.- 


~ 


Tue jad nn 
Tem I a: 
> LIEFE i; 
x 


riaa A 
$ 
= 


— m 
na 
ame 


Ar iran aeaa A, 


ah an EN 


-_ Pr DEFA O 
Dan pe enui ma 
aea T E eataa kki: TE ai 

Dw Sue 


Ayre Tun np en E 
Ns 


Beet 
Ve ine ee en 
x 
y 
aunta 


t: 
i 
y 
PAI 
h 


b z i 


600 


Leipzig. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 6. Mai 1919. 


Bahrdt: a) Influenzatodesfälle. B. weist an der Hand von 
Statistiken von Lebensversicherungsgesellschaften darauf bin, daß die 
Mortalität. an der vorjährigen Grippeepidemie in der Schweiz 6,7%o, 
gegenüber 1,45%0o der Nichtschweizer Versicherten betragen habe. Im 
Gegensatz zu der Epidemie von 1889/90, bei der in überwiegenden 
Prozentsätzen die älteren Leute starben, sind bei der letzten Epidemie 
in erster Linie die jüngeren Jahrgänge etwa um 30 herum ad exitum 
gekommen. 

b) Gallensteine und Lungenentzündung. B. glaubt in vielen 
Fällen Lungenentzündungen auf das Bestehen von Gallensteinen zu- 
rückführen zu können und ist geneigt einen ätiologischen Zusammen- 
hang anzunehmen. 

Herzog: Demonstrationen. a) Hämorrhagische Encephalitis 
beziehungsweise Myelitis nach Salvarsaninjektion. Drei Fälle, 1. ein 
19 jähriges im sechsten Monate schwangeres Mädchen mit frischer Sy- 
philis, das nach durchaus mäßigen ‚therapeutischen Salvarsandosen (in 
siebentägigen Abständen einmal 0,3 und zweimal 0,45 Altsalvarsan) 
unter Hirnerscheinungen mit Benommenheit und Aphasie erkrankte. 
Bei der Sektion reichliche punktförmige Blutungen und kleine 
Erweichungsherde der Brücke, stellenweise auch des Beckens und der 
Centralganglien. 

Der zweite Fall betrifft eine 26 jährige Prostituierte, die vor sechs 
Jahren die Neosalvarsaninjektionen anstandslos vertragen hatte, jetzt 
aber nach der dritten in Abständen von sieben Tagen gegebenen Neo- 
salvarsanspritze (erste Dosis 0,375, zweite und dritte je 0,75) unter 
den Erscheinungen von Benommenheit und einer rechtsseitigen Facialis- 
parese ad exitum kam. Bei der Sektion war das Gehirn stark ge- 
schwollen, auf Frontalschnitten das Centrum semiovale. von ausge- 
dehnten, auffallend symmetrisch in beiden Hemisphären angeordneten 
Gruppen von durchschnittlich stecknadelkopfgroßen Blutungen durch- 
setzt. Bei der mikroskopischen Untersuchung, die in beiden Fällen im 
wesentlichen gleichartige Bilder lieferte, finden sich reichliche Fibrin- 
thromben in kleinen Blutgefäßen und Capillaren und eine ziemlich er- 
hebliche Auswanderung von Leukocyten. Die Blutungen erwiesen sich in 
der Regel als sogenannte Ringblutungen infolge von Stauung. Ferner 
treten im Anschluß an verstopfte Gefäße zahlreiche Erweichungsherde 
hervor, die teils ganz frisch sind und in der Hauptsache aus gequol- 
lenen Achseneylindern bestehen, teils ein etwas älteres Stadium mit 
reichlichen Fettkörnchenzellen und Gliazellwucherungen darstellen. 

In einem dritten Falle zeigten sich zugleich mit den zwei Tage 
nach einer einmaligen Injektion von Neosalvarsan auftretenden Sym- 
ptomen der Encephalitis Erscheinungen einer schweren Mitbeteiligung 
des Rückenmarks: Gleichzeitig mit Erbrechen, Kopfschmerzen und 
Schwindel setzten Lähmungserscheinungen der Beine mit Areflexie und 
sensible Störungen, die bis zum Schwertfortsatz herauf sich entwickelten, 
ein. In diesem Falle, in dem nur das Rückenmark untersucht werden 
konnte, zeigten sich auf Querschnitten neben kleinen Blutungen in den 
verschiedenen Höhen zahlreiche Erweichungsherdchen, die in der Regel 
viele Fettkörnchenzellen enthalten und sich an die von der Pia ein- 
strahlenden Gefäße anschließen. In den Gefäßen sind stellenweise 
thrombotische Anhäufungen einkerniger Elemente und auch frische 
hyaline Fibrinthromben mit perivasculären Fibrinnetzen nachweisbar; 
die Lymphscheiden der Gefäße sind vielfach mit einkernigen Zellen, 
die größtenteils Fetttröpfchen einschließen, ausgefüllt. 

‚Vortragender hebt den entzündlichen Eindruck der Gefäßver- 
änderungen im mikroskopischen Bild hervor. Für die Ansicht, daß die 
Spirochaeta pallida oder Giftstoffe derselben bei der Entstehung der 
Encephalitis haemorrhagica beteiligt wären, wäre es wichtig zu wissen, 
ob derartige Todesfälle nach Salvarsaninjektionen wegen Recurrens- 
fieber oder Malaria beobachtet sind. Bezüglich der Annahme einer 


„Überempfindlichkeit“ als Ursache der Encephalitis ist es auffällig, daß | 


in dem vorliegenden zweiten Falle drei Neosalvarsaninjektionen vor 
sechs Jahren anstandslos vertragen wurden. 

b) Herzmißbildung. Der Stamm der Arteria pulmonalis ist nicht 
nur‘ verengt, etwas über bleistiftdick — was besonders im Gegensatz 
zu ihren stark erweiterten und venenartig verdünnten Hauptästen 
steht —, sondern auch erheblich verkürzt. Der Conus pulmonalis ist 
hochgradig verengt. Ein Ductus Botalli ist auch nicht in Resten nach- 
zuweisen. Diese Umstände, ferner der vorhandene Rokitanskysche 
Defekt amoberen Rand des Septum ventriculorum 
und die stark erweiterte, auf dem Ventrikelseptum „reitende“ Aorta 
sind durch ein primäres Vitium formationis im Bereich des Septum 


trunei zu erklären. Dafür spricht außerdem die Kombination mit 
Rechtslage der Aorta. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24. 


| | 15. Juni: ` 


Außerdem sind an sämtlichen Klappen chronisch-endokarditische 
Veränderungen entwickelt und mit frischeren verrucösen, speziell an 
den Tricuspidalsegeln recht ausgedehnten Verdickungen, zum Teil innig 
verbunden; sie sind offenbar gegenüber dem genannten Bildungsfehler 
als sekundär zu betrachten. Die hintere und linke Aortenklappe sind 
miteinander verschmolzen und stellenweise verkalkt. Die Pulmonal- 
klappen sind langgestreckt und rudimentär ausgebildet; die freien 
Ränder sind fibrös verdickt, retrahiert und mit verrucösen Auflagerungen 
besetzt, vordere und rechte Klappe sind an den Randpartien ver- ' 
schmolzen. Die am hinteren Umfang des Conus pulmonalis in einer 
Höhe von 1 cm erhaltene Muskelwand, unter der man durch den De- 
fekt im Ventrikelseptum den Finger bequem in die Aorta einführen 
kann, weist namentlich auf ihrem First schwielige Verdickungen des 


Endokards auf, was gleichfalls als sekundär in dem erwähnten Sinne 
zu deuten ist. 


Zum Ausgleich für die verengte Arteria pulmonalis ist im vor- 
liegenden Fall ein ausgedehnter Kollateralkreislauf zwischen Ästen der 
Aorta und der Lungeneirculation entstanden, wie er bisher in der Lite- 
ratur kaum bekannt sein dürfte. Aus der Arterja thyreoidea inferior 
dextra entspringen mehrere, sehr stark erweiterte und geschlängelte, 
zum Teil bleistiftdicke Gefäße, die vielfach. an Varicen erinnernde Kon- 
volute bilden; ein Ast verläuft auf der Trachea nach abwärts und ver- 
einigt sich unter mehrfachen Kommunikationen mit einem gleich- 
artigen, aus dem oberen Teil der Arteria mammaria interna sin. kom- 
menden Zweig. Von den drei weiteren Ästen der Arteria thyreoidea 
inferior dextra folgt je ein etwas dünnerer dem Nervus recurrens und 
dem Nervus vagus, der dritte verläuft im lockeren Gewebe des Halses 
und mündet ebenso wie alle bisher genannten Gefäße in einen weit- 
mäschigen arteriellen Plexus, der die Teilungsstelle der Trachea um- 
spinnt und ferner noch das Blut aus der erweiterten einfachen Ar- 
teria bronchialis aufnimmt. Von hier aus folgen den Bronchien 
wiederum durch starke Schlängelung ausgezeichnete Äste, unter denen 
man solche, die dem knorpeligen Gerüst innig anliegen, von zum Teil 
über bleistiftdicken, im lockeren umgebenden Gewebe verlaufenden 
Gefäßen unterscheiden kann, unter dichotomischer Aufteilung in die 
Lungen. Es sind dies die normalerweise ganz geringkalibrigen Rami 
bronchiales, durch die man bekanntlich infolge von Verbindungen ihrer 
Endaufteilungen die Capillaren der Alveolenwände vollständig inji- 
zieren kann, Im vorliegenden Falle wird den letzteren auf diesem 
Wege ein Quantum arteriell-venös gemischten, aus linker und rechter 
Herzkammer stammenden Blutes zugeführt; das die durch die Arteria 
pulmonalis gelieferte Blutmenge erheblich übertrifft. Weitere Zuflüsse 
gelangen aus den beiderseitigen stark erweiterten Ärteriae pericardiaco- 
phrenicae in die Lungenhilus hinein. 

Dieser Kollateralkreislauf, der zur Erklärung des Zustande- 
kommens einer kollateralen Circulation im allgemeinen von Interesse 
ist, hat offenbar in frühester Zeit, wohl schon mit Beginn des extra- 
uterinen Lebens, sich zu entwickeln begonnen und infolge der jugend- 
lichen, dehnbaren und bildungsfähigen Gefäße alle irgendwie möglichen 
Verbindungen ausnutzen können. 

In der Diskussion weist Mohr darauf hin, daß er den 
Kranken, von dem das von Herzog demonstrierte Präparat stammt, 
in der Sitzung der Gesellschaft vom 16. Juli 1912 vorgestellt hat und 
erinnert kurz an das klinische Bild, das der Kranke damals bot und 
das im Verein mit der Röntgenuntersuchung es ermöglichte, sehon 
intra vitam die heute bestätigte Diagnose auf Ventrikelseptumdefekt mit 
über dem Defekt entspringender, sogenannt reitender, partiell transpo- 
nierter (rechtsliegender) Aorta zu stellen. Es handelte sich um emen 
damals 28 jährigen Mann mit ausgesprochenem Morbus coeruleus und 
starken Trommelschlägelfingern und -zehen. Das Herz zeigte keine 
Vergrößerung nach rechts, sondern war nur nach links leicht bis zur 
Brustwarzenlinie verbreitert. Der Spitzenstoß war nicht fühlbar, SON- 
dern nur eine epigastrische Pulsation festzustellen, der ein deutlich 
klappender zweiter Pulmonalton entsprach (Hypertrophie der rechten 
Herzkammer). Über dem ganzen Herzen fand sich ein langes blasen 
des, die ganze Dauer der Systole einnehmendes Geräusch, an der Aus- 
cultationsstelle der Arteria pulmonalis relativ am schwächsten hörbar, 
das in die großen Gefäße, besonders in die linke Arteria subclavia 
und carotis hinein, fortgeleitet wurde. Die Röntgenuntersuchung êr 
gab in der gewöhnlichen dorsoventralen Durchleuchtungsrichtung, da 
der Aortenknopf an dem in regelrechter Weise im Brustkorbe liegen- 
den Herzen an normaler Stelle fehlte und sich vielmehr rechts VOR 
der Wirbelsäule fand. Auch der zweite linke Bogen (gebildet durch 
linken Vorhof respektive Arteria pulmonalis) war relativ schwach ent- 
wiekelt. Ebenso erwies sich die Aorta in ihrem weiteren Verlauf als 
das Spiegelbild der normalen, indem sie bei der Durehleuchtung IM 
ersten schrägen Durchmesser weggeleuchtet wurde, sich dagegen bei 


ru, ee td =. Be l 4 7 N : vn. e 2 i on = ;, 
3 = e EAN as fa . “u 4 a n j j ö Fe H eg z T i 5 a " ean aa e = i > f o . l £ . - km, E ; f 5 ER j; 3 
3 =, = s . u u a l 5 ne . ii ` ee l h | 5 - ; g ° , e Ss , u 5 ee i | u , E Ps Bi v 5 S : s - - i m R ze h j . y T = ; a Nr: j 
45, Juni. >. > "`° >- 1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. 24. - En OO a 
, En h i j er g is a - ; 3 . E Tis j j ; RA 2 rn .- 
Durchleuchtungen und Aufnahmen im zweiten schrägen Durchmesser | 80, während 1917 2272 Erkrankungsfälle auftraten, an Influenza starben ~ ee 
; ‚oberhalb des rechten Bronchus vorfand. | to in Leipzig 1918 42 Personen, 1918 1285. An Fleckfieber, das vor dem . a 
Seyfarth: Über Hinrichtungen und andere. gerichtsärztliche | Kriege in Deutschland fast unbekannt war, erkrankten 1915 542, 1918 E 
Erfahrungen in Südbulgarien. Coy ; | 275 und in-den ersten drei Monaten von 1919 unter der Unordnung E “als 
| on e e: der Revolution allein 846 Personen! . Zugenommen haben in Deutsch- , _ pe i 
RT Sitzung vom 20.Mai 1919. land durch, den Krieg -außer den Infektionskrankheiten (darunter in ....! Fall ? 
ER aia ; : a a erster Linie die Tuberkulose, -ferner die Geschlechtskrankheiten und _.- EHE” 
‚Kruse: Über die hygienischen Folgen des Weltkrieges. Kurz die Lungenentzündungen) die Todesfälle an Altersschwäche (von 1917 > uf. 
an), an Herz- und Gefäßkrankheiten (ebenfalls von 1917 an), ferner die - ..... Zu. 
3 . ( "In RN ea 


- vor dem Kriege hatten wir in Deutschland so günstige hygienische 
. Verhältnisse erreicht, -wie sie bisher noch in keinem Kulturstaate er- 
reicht worden sind. In früheren Zeiten (in Leipzig z. B. noch kurz vor 
‚den Freiheitskriegen) konnten sich die Städte ohne Zuzug vom Lande 
nicht erhalten, da sie mehr Todesfälle als Geburten hatten. Dagegen 


Unterleibsbrüche, die Amenorrhöe, die Enuresis, .Oxyuren, Ödemkrank- 
heit, Neurasthenie, Hysterie, Hypochlorhydrie und andere. Nicht be- Fe 
| einflußt durch den Krieg sind. Scharlach, Masern, Keuchhusten, Krebs ee, 
und die. Säuglingssterblichkeit, die trotz des starken Geburtenrück- ©  — 4 ER ER 


‚ist seit dem Jahre 1865 mit’ Ausnahme von 1870 in Deutschland. ein icht abee hat. Ab durch den Kries Babe; 
ständiges Sinken der Sterblichkeitsziffer festzustellen, ausgelöst zweifel- An : ei preys S h | er = ae a = = | RE 7 are) 
.los durch die günstige Entwicklung der politischen Verhältnisse. Be-. Gi hen a (fast völlig ME wunden), Leberkran 1 eu Dr ei Ei Mh 

.sonders hervorzuheben ‘ist, daß die. deutschen Verhältnisse auch weit | © Hr, Inddärmentzündung, Bklampsie, Fettsucht, exsu SA ee BR HE 

günstiger waren als die seines Nachbarstaates Frankreich, starben doch S T drie. Aa Kriegsverluste berechnet K. in folgender ei 
z.B. im französischen Heere auf je 1000 Mann der Kopfstärke etwa S ep £ ie ahre a VE I RE Mä i en 
doppelt so viel an Tuberkulose als im preußischen Heere. Auch die S . i he Bevölkerang 3 Millionen Tote==20 bis 25% der en N, E 
Statistik der venerischen Erkrankungen zeigte, daß das deutsche Heer | PWEerue eB evo! SE 12_„___mehr Tote als a Ze re TE i i TR 
: vor dem Kriege weitaus günstiger dastand als alle anderen Armeen. | Summa 8,2 Millionen | a 2 U a ea i 
Die Sterblichkeit an Pocken wär in Deutschland die geringste unter | 3 bis 4 Millionen weniger Geborene | De eG 
allen europäischen Staaten; nur die vom Weltverkehr ziemlich ab- |’ . Summa zirka 7 Millionen Menschenleben = 10% der Gesamt- Sn Schäden. 
‚geschlossenen nordischen Staaten hatten ähnlich günstige Ziffern. In | -~ beyölkerung. ano a BE BEE 
‚allen früheren Kriegen mit Ausnahme des von 1870/71 überwogen die l Dazu kommen noch die vielen durch den Krieg infolge von Ver- > © i iy A 5 
‚Verluste an Krankheiten bei weitem die auf dem Schlachtfelde. ‚ Im | wundungen und Erkrankungen in ihrer Gesundbeit dauernd Geschädigten, . . Ze REN AA 
letzten Kriege dagegen sind die Todesfälle ‘an Krankheiten nur ganz | deren Zahl auch nicht annähernd festzustellen ist. 2022 Be 
-verschwindend gering gegenüber den Zahlen der auf dem Schlachtfelde ‚ Bürgers ergänzt die Ausführungen Kruses durch genaue Fa nen ee, 
Statistiken aus der Leipziger Bevölkerung. Und zwar werden m -` Ar Re 
| ee 


Gefallenen und an Wunden Gestorbenen. Unter der Zivilbevölkerung 
einwandfreie Zahlen zu erhalten, nur die Ziffern der weiblichen Be-. `. Ba j 


— ini, ä 
see? 
u 


un ner, 
a Et N N 
à 


u. 
. 


dagegen ist eine riesige Zunahme der Sterblichkeit zu verzeichnen. | i 
Einige Zahlen mögen dies erläutern: Es starben in Preußen an Ruhr | völkerung benutzt. Er berechnet die Verluste durch die Blockade in Ben 
` 1910 102, 1917.7483: Personen, an Pocken starben 1910 in Deutschland !- Leipzig auf 5000 Todesfälle. g Mohr... ha i EE 
. a hi i; € EEE EEE a a : . \ £ , ` : f i u ul a S n 
Runde er ae en 
i i = en — | | te ME ak f T n 
Die Neugestaltung des medizinischen Unterrichts.. manche „höhere Tochter“ traditionell getan — mit Literatur- und Ba En ee 
i | | | Von. | E Kunstgeschichte vollpfropfen und dennoch bar jeder echten ERS, 
De EA : OMe ei A Geistesbildung bleiben. Es wechseln überdies Zeitalter, in denen RE, 
. . Prof. Dr. med. et phil. Willy Hellpach, Karlsruhe. die Bildung: stärker naturwissenschaftlich, mit anderen, in denen `` SEE Gi 
; | u ` (Schluß aus Nr. 23.) sie schöngeistig betont ist. Es ist nicht richtig, daß Philosophie le 
a, Te nr XI.. l l se „an sich“ zur Bildung gehört; ja, ‚der untaugliche Versuch so . E [an 
© © Es ist noch von einigen Lehrgegenständen zu handeln, die | Matches Mediziners, irgendeinen schwierigen Philosophen im Original 
aa Pu 5 A, En : Pa TE N 
nicht im Physikum geprüft werden und dennoch dem vorklinischen | Zulesen — Kant oder Hegel oder Spinoz a — pflegt (begreif- — = er 
Medizinstudenten empfohlen zu werden pflegen. Wir meinen | eherweise) mit einer Verdrossenheit gegenüber allen Bildungs-  :i Hi ne 
nicht etwa Teile der großen Disziplinen, wie die Entwicklungs- | ZuMutungen vorzeitig zu enden. Bildungsgehalt eignet auch wahr- | kin md. u: 
theorie — die ia im Rahmen der Biologie mit der Entwicklungs- lich nicht jeder Vorlesung über Philosophie oder Literatur, Kunst- ae, 
Er Re nad ’ i ich in. j ; ag e s a aaa 
geschichte ihren Platz findet — oder die Anthropologie, deren | Wissenschaft oder u. eh on ae An mancher De 
 8esichertes Wissen, viel-ist das nicht, im Zuge der anatomischen | Universität wird nicht eine einzige ernsthaft „bildende“ Vorlesung EEE E 
(Schädelmessung), der physiologischen (Hautfärbung), der psycho- | geboten. Philosophie ist selber eine Fachwissenschaft geworden, , ga, 
logischen Verbrecher, en) ee der biologischen. (Vererbungs- | 4eren Betrieb den Mediziner lediglich von einem Fachgeleise auf _ RAR. 
| - regeln) Unterriehtsaufgeben seinen Platz findet. Aber man rät | ®P en en AT et m Bir daß nicht bier Bu 
| dem Mediziner etwa, Mathematik, Sozialwissenschaft, Philosophie | 4 da ein Ehilosophikum mit Bildungswert ge a ia NER 
j und überhaupt „Bildendes“ nicht zu. vernachlässigen. Ba Am tiefsten verwurzelt sich alle Bildung, wo sie den Beruf ET 
Der Rat ist leichter erteilt als befolgt. Die Verwirklichung selber in. die großen geistigen Zusammenhänge einknüpft. Dort .. - BSR 
wird sie unverlierbar und ein-Weg zur Einheit des persönlichen er A aj 
: o u | ! 


scheitert oft schon, an räumlichen Schwierigkeiten. In den großen | | | 
Universitätsstädten ist die Entfernung zwischen den medizinischen |. Lebensstils. Aber der Weg ist schmal und kann auch in die Irre _ 
Instituten und dem ‚allgemeinen Vorlesungsgebäude beträchtlich; | führen; Reflexion über den eigenen Beruf verträgt nicht: jeder 
die Ausnützung von Springstunden zum Besuch allgemeiner Vor- | ohne beruflichen Schaden, sie kann Skepsis, Zynismus und Nihilis- 
mus züchten. Immerhin, die Erhebung des Berufswissens in. die, 


m: 
Br Fr A 
SEELEN 


; E 
„t - PS 
EE iaa sa ne : 
u f A 
` 
rn 
Br epn a 


u. 


lesungen wird dadurch unmöglich. In Leipzig langten wir in 
f | undts oder Lam Br echte Kolles, atemlos Se Fanfen trotzdem Bildungssphäre bleibt die ideale Forderung. In diesem Si nne IE 
‘verspätet an, vom unwilligen Scharren der lauschenden Hörerschaft wäredenMedizine rn eine Geschichte der- Medi- ai 
_ ‚empfangen; es, wurde'halb, bis man einigermaßen verschnauft hatte | zin zu bieten: eine, die den Fortschritt der Pathologie. und ill 
. — und in ebensolcher Hast rannte man ins Medizinerviertel zu- | Therapie im Zusammenhange mit der geistesgeschichtlichen Ent- »SEE 
 Tück. Es. gehört schon sehr großer Bildungsdrang dazu, um das | wicklung der Menschheit überhaupt darstellte. Sie ‚existiert heute BEER 
guch nur ein Semester lang durchzuhalten; meine Kameraden | nirgends, auch literarisch noch nicht; unsere 'Medizinhistorie ist Ti Hi 
fielen nach kurzem Versuch alle ab, und mich hielt das sp e.ziali- | viel zu archivalisch, viel zu sehr Akribie, Pathophilologie. Wann Bi; 
'8tische Interesse an der Psychologie und ihren Grenzwissen- | eine Operation zum ersten Male gewagt, ein Bacillus gefunden Be 
schäften. (auch Lamprecht las. bekanntlich die Geschichte | wurde, mag der Kliniker in seinem Fachlehrpensum ‚dem Stu- Haie, 
»Sozialpsychologisch“) bei der Stange. Davon immerhin abge- ‚denten erzählen; kleine (kleine!) historische Exkurse sind immer ER 
sehen: die Schwierigkeit ist auch eine stoffliche.e Man kann nicht | eine geistige Erfrischung. . Aber welcher Mediziner lernt etwa das 2. 
dekretieren, was zur Bildung“ gehört: Bildungistjenes | klassische Kapitel über die Arzte in Theodor G omperz’ BR: 
Wissen, durch’das der Mensch sich als ein | „Griechischen. Denkern“ kennen? Das sollte man ihm in die. Sa 
Glied der geisti gen Zusammenhänge in der | Hände geben; und diese Darstellung des großen: Altphilologen jr 
irdischen Entwicklung erkennt. Diese Aufgabe | ist überhaupt vorbildlich für das, was man „bildend“ heißt. Die a 
vermögen sehr ‚verschiedene Erkenntnissphären zu leisten, und ‚Lektü re der jungen Menschen kundig zu beraten, kann viel De : 
welche dem einzelnen am besten dient, das hängt. weitgehend von bildungsförderlicher sein. als sie .in irgendein, vielleicht trockenes, ee 
seiner Individualität ab. Es kann: sich jemand: — wie es so | vielleicht verstiegenes Kolleg über Philosophie oder Kunst- Eo 
en c RS E a piepie 
ae = g FIC E i 
i | s E 
| 


g 
p 
| | 
| 
f |] 
P 
| nt 
| | 
| 
| 
l \ 
I t | 
r t 
d $ 
ER APEA. Li, 
AR, SN 
l A 
4 | 
l 
j ti 
| 


Jh 
ka 


EEP Du 
ee r 


e —. 
a A 
chen í 


m 
-7 G 
-o 


\ ` aarm — 
rnana a a a en en —m— - r 


ar Ee = > = e>- > 
Mang 4 - e- ~ a — z urn en Ze 
i ee a nM a a ee EEE NIE $ f 
Map 5 m t ;3 A E - -> i — r T `- - - 
` 7 . mi = K nm a We Sr am - nee) -~ 2 a 
N nr een re . x — Teo. x a ng ie ee u — ` 
ee Er Sams Segen = ar 
- ee EEE BREI T nen -m TE noi mt = Kee 
7 ur a Er w esa — ia CEE p ~ 
ari godag o ES page ee A -- 3 
ar a Un ne = eine en —— = 
Er =. > £, - x pe : >= yi > F De Fe G = = DEFF: - - x 
e u 3, > -SEO -i -- -— De = ` t T -a e > ` Ber ğ uk 
ES a n “Ir z r me —— i aaa a a a e RN I EN EEE ` = 
eei A P = > = = prso TETE Riar 
e Poa n” PA k 
Te cz 


Bere 


Bier 


Ae 4 are 
rà uat 


Ag sq ii 
Te ee 
Tre am DEE TE ir 
ne a 2 e 


-A 


rT 


602 


mn nn 


geschichte zu schicken. Oder, neben jenem Gomperz, F. A. 
Langes Geschichte des Materialismus, Diltheys Erlebnis und 
Diehtung, die Romantik der Rikarda Huch, Burkhardts 
Renaissance, David Strauß’ Voltaire, das sind (ich raffe 
jetzt ganz bunt zusammen) wahrhaft „bildende“ Bücher. Vielleicht 
wäre es das Richtigste, die medizinische Fakultät entwickelte die 
Bildungsgelegenheiten, die an den eigenen Beruf anknüpfen, in 
ihrem Rahmen. Magnus hat vor Jahren mit „Goethe als 
Naturforscher“ in Heidelberg einen Anfang gemacht: Warum 
finden unsere Fachforscher zu solcher Erhebung (ihrer selbst und 
der Schüler) immer nur in Rektorats- (und vordem auch noch in 
Kaisergeburtstags-) Reden Zeit, nicht aber in einer Vorlesung? 
Wobei für diese Kollegien besonders gälte, daß sie womöglich 
nicht „einstündig“ über ein Semester gezerrt werden sollten, son- 
dern als kurzer, vielleicht sechswöchiger Cyclus, drei Stunden in 
der Woche, zu gestalten wären. Denn Bildung fordert Abrundung, 
Zusammenhang, will als „Bild“ lebendig werden, und in der Ein- 
richtung solcher Cyclen erblicke ich überhaupt die einzige Mög- 
lichkeit, unsern im Spezialismus und Ressortismus erstickenden 
Studenten (aller Fakultäten) Bildungsimpulse von lebendiger 
Auswirksamkeit zuzuführen. 

Es sei aber hier vorweesgenommen, daß der Mediziner diese 
Impulse am aller nötigsten in seinen klinischen Zeiten brauchte: 
wo er finden soll, was ihn davor bewahren kann, im Einerlei und 
der Routine des Berufstums steckenzubleiben. Unter unseren 
führenden Klinikern gibt es eine Menge wahrhaft hochgebildeter 
Männer. Sie sollten davon auch im Unterricht mehr ausstreuen, 
und wenn sie ein bißchen weniger durch private Konsultationen 
beansprucht wären, so würde es manchem auch gut zu einer Vor- 
Jesung über die Probleme reichen, die sie heute immer nur in Fest- 
akten anschneiden (vor Leuten, denen derlei gänzlich gleichgültig 
ist) und die einmal wirklich restlos durchzudenken ihnen selber 
Erquickung bedeuten möchte. In der propädeutischen Studienzeit 
aber wandelt der junge Student ja noch ganz in der frischen 
Höhenluft des Geistigen; in dem Unterricht der Biologie und der 
Psychologie wird es ein leichtes sein, ihn, sei es auch nur durch 
Lektürehinweise, immer wieder zu den Bildungsquellen zu führen 
— die ihm zudem selber noch aus den frischen (und ja doch 

_ meistens nicht bloß trüben) Schulreminiszenzen fließen. (Eine 
recht verstandene Oberstufe des Gymnasiums wie der Real- 
anstalten kann ein Bildungsreservoir für Jahrzehnte sein; sie sollte 
es grundsätzlich sein!) . | 

Mathematik? Sozialwissenschaft? Statistik? Fremdsprachen? 
Das mache jeder wie der Pfarrer Aßmann. Das mache mit anderen 
Worten nur, wer Zeit und Trieb dazu hat. Man rede aber dem 
jungen Mediziner nicht ein, als ob er etwa in den üblichen national- 
ökonomischen Kollegien irgend etwas fände, das ihm die (erst dem 
Klinizisten fruchtbare) „soziale Medizin‘ näherbrächte. Viel mehr 
von der Propädeutik hierfür trägt ihm das politische 
Leben zu, dem er sich ja künftig ganz anders als 
bisher wird verschreiben müssen; die Politisierung unserer 
Jugend, und gerade der studierenden, ist eine unabänder- 
liche Notwendigkeit geworden, mit der des deutschen 
Staates Zukunft steht und fällt. Von hier . werden 
auch Bildungsanstöße mächtiger Wirkung ausgehen: „aktuelle“, 


packende — „lebendige: was auch hier wieder die Haupt- 
sache ist. Die beste Sicherung gegen fachsimplerische Eindörrung 
war schon bisher die tatsächliche Universitas literarum — an 


deren Mangel der den Ärzten in vieler Hinsicht so verwandte 
Stand der Ingenieure bitter leidet —, die Berührung mit 
den Studierenden aller Fakultäten. Ich habe nie 
etwas davon gehalten, wenn junge Mediziner sich in Fachvereinen 
zusammenfanden. Das Fach nimmt gerade genug Zeit ihres 
jungen Daseins in Anspruch. Was es frei läßt, bleibe dem Men- 
schentum. Ihm überhaupt wieder breiteren Raum in unserem 
überspezialisierten Dasein zu schaffen, soll ja eine Hauptleistung 
der neuen Welt sein, in die wir durch die tiefen Umwälzungen der 
- letzten Monate eingetreten sind. Aber ich bin überzeugt, daß 
wir den jungen Mediziner auch.ohnedies gewisser als vordem zu 
den großen Werken der Menschlichkeit hinführen werden, wenn 
wir ihm entschiedener als vordem den lebendigen Menschen als 
Objekt seiner propädeutischen Studien geben, wenn wir das medi- 


zinische Vorstudium auf allen Linien zu einem wahrhaft lebendigen 
Unterricht umgestalten. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
‚mit genauer Quellenangabe gestattet.) 

Berlin. Die Frage der Berechtigung des politischen Ärzte- 
streiks wird in der letzten Zeit ziemlich eifrig diskutiert. Nachdem 
an verschiedenen Orten des Reiches der Generalstreik mit einem Ab- 
wehrstreik der bürgerlichen Gesellschaft beantwortet worden war, dem 


h sich auch die Ärzte angeschlossen hatten, war zu erwägen, wie die 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W8. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 24. 


Groß-Berliner Ärzteschaft sich in einem ähnlichen, durchaus im Be- 
reich der Möglichkeit liegenden Falle verhalten solle. Ein Abwehr- 
streik ohne Mitwirkung der Ärzteschaft hätte von vornherein einen 
erheblichen Teil seiner Wirksamkeit eingebüßt. Ebenso war zu er- 
warten, daß der Erfolg eines Ärztestreiks in Frage gestellt wäre, wenn 
er nicht restlos durchgeführt würde, das heißt wenn in den Streik- 
tagen nicht jede, aber auch jede ärztliche Hilfeleistung verweigert 
würde. Eine solche Handlungsweise steht in so scharfem Gegen- 
satz zu der ärztlichen Ethik, daß die Ärzteschaft eintretendenfalls 
zweifellos die schwersten Gewissensbedenken zu überwinden gehabt 
hätte, um diesen Weg zu beschreiten. Schon am 8. März hat der Vor- 
stand der Ärztekammer — unter scharfer Verurteilung des Gene- 
ralstreiks — die Ärzte aufgefordert, bei einem etwaigen Abwehrstreik 
allen Bedürftigen ihre Hilfe nicht zu versagen. Es wäre ja auch aus 
geschlossen gewesen, daß durch irgendeine Art von Terrorismus ar- 
beitswillige Ärzte an der Ausübung ihrer ärztlichen Tätigkeit verhin- 
dert worden wären. Trotzdem hat sich eine „Arbeitsgemein- 
schaft der Ärztestreikgegner“ gebildet, die, nach ihrer Angabe aus 
Anhängern der verschiedensten politischen Parteien bestehend, er- 
klärt, sich an einem politischen Streik der Ärzte nicht beteiligen zu 
wollen. In einem Aufruf, der diesen Standpunkt verkündigt, betont 
die Arbeitsgemeinschaft, daß ihre Stellungnahme zum politischen 
Ärztestreik mit derjenigen zu wirtschaftlichen Kämpfen gegen 
Krankenkassen und Regierung nicht zu verwechseln sei. Um nun im 
Falle eines Ärztestreiks den hilfsbedürftigen Kranken hilfsbereite Ärzte 
zugänglich zu machen, will die Gemeinschaft allen politischen Parteien 
und lokalen Sanitätsämtern auf Wunsch solche arbeitswilligen Ärzte 
mitteilen. Hiergegen wendet sich der Groß-Berliner Ärztebund, 
dessen Siebener-Ausschuß erklärt, in der Aufstellung einer Liste streik- 
gegnerischer Ärzte eine unzulässige Reklame und dadurch mittelbar eine 
Gefährdung der Handlungsfreiheit andersdenkender Kollegen zu erblicken. 
Hinsichtlich des vom Neuköllner Krankenkassenausschuß veranlaßten 
Rundschreibens an die dortigen Kassenärzte, wonach die Namen der 
für den Fall eines politischen Streiks arbeitswilligen Ärzte in den 
Kassenräumen durch Aushang bekanntgemacht werden sollen, schließt 
er sich den Erklärungen des Vorstandes der Ärztekammer an. Auch 
er sieht darin eine verschleierte Boykottierung der übrigen Ärzte nach 
Art der berüchtigten schwarzen Listen. Er erwartet von dem Gemein- 


schaftsgefühl der Berliner Ärzte die geschlossene Ablehnung aller der- 
artiger Zumutungen. 


Vor kurzem hat der Vertretertag des Bundes Deutscher 
Sanitätsoffiziere unter Beteiligung aus allen Gauen des Deut- 
schen Reiches stattgefunden. Die den Delegierten vorgelegten Forde- 
rungen bezüglich der rechtlichen, beruflichen und wirtschaftlichen 
Interessen des Sanitätskorps fanden ungeteilte Zustimmung. Das Ab- 
kommen mit dem D.O.B. wurde gutgeheißen, ebenso wie die Vorarbeit 
für eine Arbeitsgemeinschaft aller Berufsgruppen des Wehrstandes; der 
Anschluß an die Ärzteschaft des Bürgerstandes wurde als notwendig 
bezeichnet und dementsprechend die Zusammenarbeit mit dem Deutschen 
Arztevereinsbund und dem Leipziger Verband gefordert. 


Der 1914 gegründete Bund deutscher Offizier- 
frauen e. V., Berlin SW 1i, Hallesche Str. 20, hat es sich unter 
anderem zur Aufgabe gemacht, unbemittelten Offiziers> 
angehörigen aus dem ganzen Deutschen Reiche in Fällen von 
Erkrankungen Unterstützungen, betreffend die Arztko sten, ZU 
gewähren. Da die vorhandenen Mittel nicht ausreichen, um allen aus 
gesprochenen Bitten zu willfahren, bittet der Bund die Ärzte, ihm zu 


helfen, indem sie bedürftige Mitglieder frei oder zu ermäßigten Preisen 
in Krankheitsfällen behandeln. 


. Garmisch-Partenkirchen. Die in Tageszeitungen VAn 
breiteten Gerüchte, daß während der letzten politischen Unruhen der 
Kurort zerstört und Geiseln erschossen sein sollen, entbehrt, wie u 
hören, der Begründung. Ein am 24. April versuchten Angriff vor 
Münchener Spartakisten auf den Ort wurde außerhalb Partenkirchens 
abgewiesen. Die Kurgäste blieben ohne jede Belästigung un 
konnten sich ungestört ihrer Kur widmen. 


Freiburg i. Br. Dem Privatdozenten für Chemie und a 
stenten am Chemischen Laboratorium (medizinische Abteilung), e 
Walter Schoeller, hat das Badische Staatsministerium die Am 2 
bezeichnung „außerordentlicher Professor“ erteilt. — Den nachge 
nannten Assistenzärzten an den Universitätskliniken wurde vom a 
tichtsministerium die Amtsbezeichnung „Oberarzt“ verliehen: Prof. ne 
Küpferle und Priv.-Doz. Dr. Stuber (medizinische Klinik), SE 
Koenigsfeld (medizinische Poliklinik), Dr. Bundschuh (cui 
urgische Klinik), Prof, Dr. Hauptmann und Dr. Küppers DE 
venklinik), Prof. Dr. v. Szily (Augenklinik), Prof. Dr. Gauß an 
Priv.-Doz. Dr. Lindig (Frauenklinik), Priv.-Doz. Dr. Amersbac“ 
(Hals-, Nasen-, Ohrenklinik), Dr. Stühmer (Hautklinik), Diana 
minger (Kinderklinik). — Ferner erhielten die Amtsbezeichnun 
SaPo LIES YOT teher Priv.-Doz. Dr. Friedrich (Frauenklinik) ung 

rof. Dr. Mangold (Physiologisches Institut). 


= Hochschulnachrichten. Berlin: Dr. Friedrich 
Brüning als Privatdozent für Chirurgie habilitiert. — Fr Sa |F 
furt a. M.: Dr. Wolfgang Weil (innere Medizin) und Dr. kier . 
Heß (Kinderheilkunde) für Privatdozenten habilitiert. — K us NE 
berg i. Pr.: Priv.-Doz. Prof. Dr. Ernst Sachs zum dirigleref > $ 
az ; Ss Se eakllichen gynäkologischen Abteilung a on 

er jüdi j j j ä AUT 

reesen Judischen Gemeinde in Berlin gewählt. Gesundheits- 


rof. Dr. Rudolf Doe an,d u 
amt in Berlin berufen. Digitized „rt GO € 


rar a E ee Cea eA nr ns ne EN Zos ao ; a 2 n 
ee er ve 9 490, E | XV. Jahrgang. DE ier 
Nr. 25 (759). a. 22, Juni 1919. —— Er 

T—— Fr TOO = | l ; | he) 
wak | a aoa a E cr. o © eu 
n Abre u WW ® uo D FA : | | Ur SIR, en Me 
ri ci 4: F al ' nz | y viag 
aneh ı NM | | une 
ws 5> . = Pa En FASES 
vale, TER A 3 i $ ; l s - e „i SAR z 
jea Si | E =. | X | Ä | = i HEGEN 
y | Ä Zr | | | ee Bin 
rn | 2 fg | | Zu u a l , Ei noA? 0 u a ir 
A | ee ha i r | Zee u. 1 o Ee T | Ä a nal 
| © Wochenschrift für praktische Ärzte = © 05> 
des Gar | ee un | | ee Br | S a Zt 
wehrt f y 3 r » i 2 . , ` 4 3 ; R a - R 4 -o , Me i k a 3 yi ee, 
auch ap | | nz redigiert von | Zu 2. ee | | EEE a : Kalle 7: 
is E ` Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenbur Urban & Schwarzenberg = i | - DEI ae x 
H eit Berlin = Berlin | Ä DE JRR 
im | d Eon 
l F ner $ " era i oe : m 
rali : Inhalt: Originalarbeiten: L. Langsiein, Die Ernährungsstörungen im Säuglingsalter. H. Pollitzer, Fortschritte der Perkussion und f arei - 
i, keg | Auskultation (mit 10 Abbildungen. H. Wörner, Über chronische Malaria. (Schluß). K. W. Jötten, Weitere Mitteilungen über die Ä FEBE, 
isch - Ergebnisse und Beobachtungen bei der bakteriologischen, Ruhrdiagnose. G. Schmidt, Über Wurmkuren bei Kindern. ER Referatenteil: u y Mi | 
nf E. Edens, Neuere Arbeiten aus dem Gebiet der Herz- und Gefäßkrankheiten. (Fortsetzung) — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapen- ' i pri in 
lt fische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Frankfurt a. M. Kiel. — Rundschau: Borchard, Die 5 ; PERRON 
pegi Sen - Verwertung des Films für den chirurgischen Unterricht. — Tagesgeschichtliche Notizen, | =. ji Ban 
m \ Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Ortginalbeiträge vor. ei "3 pi - n 
eih f- : — == A AE, 
xf | k: ui De at : andre | a 
ein Die Ern ährungsstörungen im Säuglingsalter. Gebiete erreichten Fortschritte der täglichen Praxis nutzbar gemacht El 2. 
je Ben | x S Co werden können. Gerade dieser Punkt scheint mir aber aut dem RE T? 
më Pa | Theorie und Praxis. Ä zur Diskussion stehenden ‚Gebiete über den subtilsten wissen- PEG u 
ia ge eg Von . Be ‚schaftlichen Untersuchungen und Hypothesen bisher zu kurz zu una E es 
7 | Prof. Leo Langstein, un me „ou nn neun nn 1 nn Fr 
) e ae O a SEEN > RT er. beiden kurz charakterisierten Systeme. für die Beurteilung und. DU RTEA 
a | „Direktor des Kaiserin Auguste Vietoria-Hauses zur Bekämpfung der Behandlung der Ernährungsstörungen -in der. Praxis wird kaum REF . 
Er ` Bäuglingssterblichkeit im Deutschen Reiche. | angestrebt, obwohl darunter nicht nur die Sache und die Lehre, A 
' Der Arbeitsbeginn unserer Anstalt im Jahre 1909 fiel in | sondern naturgemäß auch die Kinder leiden. Je nach 'Schul- ee 
eine Zeit, die für die Betrachtungsweise des pathologischen Ablaufs | Zugehörigkeit spricht der eine, auf dem ätiologischen Einteilungs- af 
prinzip fußend,. weiter von Nährschäden, der andere, von der Not- Ar 


- faßte Finkelst 


des Ernährungsvorganges im Säuglingsalter von einschneidender Be- 
deutung war. Die auf Czernys Anschauungen zurückzuführende 
hohe Bewertung der Stoffwechselvorgänge des erkrankten Säuglings 
lenkte den Blick von den sich im Magendarmkanal abspielenden 
Prozessen ab zu den Geschehnissen im gesamten : Zellenstaate. 


gelernt, hatten, wurde als unwissenschaftlich zurückgewiesen. Als. 
Mehtunggebendes Prinzip für die Klassifizierung, Beurteilung und. 
Behandlung der. Ernährungsstörungen wurde die Klarstellung der 
ätiologischen Komponente an erste Stelle gerückt. Die Ernährungs- 
Störungen wurden auf Grund dieser in solche ex alimentatione, ex 
Infectione und ex constitutione geschieden. - `- | 

. ‚In. die Zeit des Ausbaüs dieser neuartigen Gedankenrichtung 
fiel der Aufbau ‘einer anderen Anschauungsweise, die nicht das 
Schick: al jedes einzelnen Nährstoffes bei seiner Passage durch den 
Darm und nach der. Resorption unter den verschiedenen eine 
Störung des Ernährungsvorganges bewirkenden Verhältnissen ` in 
den Vordergrund stellte, sondern einen überragenden klinischen 
Gesichtspunkt, der die Ernährungsstörung als eine Einheit, die . 
bisher als selbständig angesehenen Bilder wie Dyspepsie und 
Atrophie als Stadien dieser Einheit ansieht, die sich durch ihre 
Symptomatologie und die Verschiedenartigkeit ihrer Reaktion auf 
Nahrungszufuhr -und  Nahrungsentziehung unterscheiden. Dabei 
ein, der Vater dieser Gedankenrichtung, den 


störung an 


: große Säu 


Begriff der Ernährungsstörung in seinen ersten Mitteilungen zu- 
nächst eng, ia 


Er wollte nùr das als Symptom einer Ernährungs- 
gesehen wissen, was in unzweideutiger Weise auf Ver- 


glingssterben vornehmlich zurückzuführen ist, besonders 


e Interessiert, nicht nur an der rein wissenschaftlichen Seite. des 


d - &m:der nicht minder wichtigen Frage, wie. die unstreitig auf diesem- 


1 r> 


map a 


Problems der Störungen des Ernährungsvorganges, sondern auch 


wendigkeit der. Begriffsfassung nach klinischen Gesichtspunkten 
überzeugt, von Bilanzstörung und Dekomposition. Fast jedes Jahr 
bringt neue Modifikationen der Darstellung, die Sachlage nicht 
gerade klärende Kombinationen, die verschiedenen’ Arten der Be- 


„Unsicherheit in. der Ernährungsfrage des Säuglings, bedingt durch 
‘die Unvereinbarkeit dessen, was an verschiedenen Stellen als neue 
Erkenntnis und als Richtschnur für das Handeln auftaucht.“ Eine 
ganz andere Frage ist es, ob diese Tatsache allein die Begründung 
eines Centralinstituts zum Studium der Ernährung kranker Kinder ' 
‚gerechtfertigt hätte. Ich bin nicht der Meinung, stimme vielmehr - 
hier mit Heubners Ausführungen zu Biederts Propaganda- 
vortrag für das Centralinstitut im Jahre 1900 überein, daß nämlich 
„jeder wissenschaftliche Fortschritt doch eigentlich darauf beruht, 
daß man anderer Meinung ist, als die bisherige Lehre es darstellte 


‚und erst aus dem Widerstreit der Meinungen und Auffassungen 


sich langsam die Wahrheit ans Licht ringt, daß Arbeiten an mög- 
lichst, vielen verschiedenen Centralen für diesen Zweck unendlich 
geeigneter -ist als eine wissenschaftliche Centralanstalt“.. Gerade 
die Untersuchungen Czernys einerseits, Finkelsteins an- 


‘ dererseits haben ja gezeigt, daß es nicht der Errichtung neuer 


wissenschaftlicher Forschungsstätten bedarf, um die Bearbeitung 
eines ‚schwierigen Problems unter neuen Gesichtspunkten zu er- 
möglichen. Nicht auf die Gründung von Instituten kommt es an, 
soll die Wissenschaft vorwärts gebracht werden, sondern auf das 
Vorhandensein, von Köpfen, die Ideen haben und die Fähigkeit, 


schiebungen in der Menge und Art der Nahrung reagiert. `. $ | 2 A : 
Eine Anstalt, richtet: mit der ausdrücklichen Bestiniming: sie experimentell und klinisch zu prüfen. E 

der Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit, ist natürlich an der | Und nicht weil ich mich als Leiter einer. Centralanstalt, die 

| Erforschung und Bearbeitung derjenigen Krankheiten, auf die das | ja nicht etwa zum Studium der Ernährung gesunder und kranker 

| | | - Kinder, sondern zu dem viel umfassenderen der Bekämpfung der’ 


der eine Vereinigung widerstrebender Anschauungen über schwebende - 
Fragen bewirken und daraus. als Resultante ein für die Zukunft `. 


Säuglingssterblichkeit begründet wurde, „als ein Oberrichter fühle, 


\ 
ao 


trachtung gerecht zu werden sich bemühen, aber dadurch nicht 


Se m 
BEINEN n 
maT E e a, 
u. 37 


' Dem wurde auch rein äußerlich dadurch Rechnung getragen, daß. € ‚De Ä nic 
im pr aeireb raich RETA Bezeichnung Vean ran ‚das Ziel der Brauchbarkeit erreichen, sondern das Verständnis für RER 
heiten, Magendarmerkrankungen, der allgemeinere der Ernährungs-. | die Materie noch mehr er schweren. So ist auch ‚heute noch, ob- TR 
‚störung und des Nährschadens gesetzt wurde. Die weitere Bei- | wohl die Erforschung der Ernährungsstörungen eine Fülle neuer, Ka 
- behaltung der Bezeichnungen: Dyspepsie, Enteritis, Cholera infantum, | für die Praxis außerordentlich bedeutsamer Tatsachen gezeitigt _ ht 
Atrophie, nach: denen Ärztegenerationen bisher die bedeutungs- hat, eine gewisse Ähnlichkeit mit jenen ‚Verhältnissen vorhanden, Ela 
vollsten Erkrankungen des Säuglings diagnostizieren und behandeln | die für Biedert vor ungefähr 20. Jahren Veranlassung ‚waren, As 
: Ä ‚die. Gründung einer Versuchsanstalt für Ernährung anzuregen: et 


T p 


— 
y 


N 


1. 
b 
A 

Y 

+ 

DS 
mi 
A 
f 

3 


$ 
OA 
Cen 
bP 


u 


604 


bindendes Gesetz über die betreffenden Fragen ex cathedra ver- 

künden will“ — ein derartiges Motiv müßte, wie schon Heubner 

seinerzeit betont hat, den schwersten Widerspruch hervorrufen —, 

sondern weil das reiche Material der Anstalt, die Möglichkeit, es 

eingehend zu bearbeiten und auch für den Unterricht zu ver- 

werten, bei mir ganz bestimmte Anschauungen darüber gezeitigt 

hat, auf welcher Grundlage die Lehre von den Ernährungsstörungen ` 
dargestellt werden muß, damit der Arzt ihr Verständnis!) entgegen- 

bringe und für die Behandlung der Kinder daraus Nutzen ziehe, 

benutze ich die Gelegenheit des zehnjährigen Gedenktages der 

Gründung unserer Anstalt zu einer kritischen Erörterung über die 

beiden einleitend skizzierten Systeme und zu auf ihr sich auf- 
bauenden Vorschlägen für das genannte auf praktischem Gebiete 
liegende Ziel. 

Die Voraussetzung für die Tauglichkeit des das ätiologische 
Moment zum Einteilungsprinzip erhebenden Systems zur Be- 
urtellung der Ernährungsstörungen wäre nur dann gegeben, 
wenn die klinische Analyse der Bilder, unter denen die Ernährungs- 
störungen verlaufen, einen Rückschluß auf ihre Ätiologie gestattete. 
Das ist also zunächst zu untersuchen. 

Die klinischen Bilder, unter denen die Ernährungsstörungen 
des Säuglings verlaufen, sind von einer gewissen Fintönigkeit und 
lassen sich eigentlich immer wieder auf bestimmte Typen zurück- 
führen. Auf der einen Seite die chronischen Störungen, die in 
leichteren Fällen unter dem Bilde nicht normalen Gedeihens und 


- des Verlustes von mit einem normalen Ernährungszustand un- 


trennbar verknüpften Zeichen der Gesundheit verlaufen, auf der 
anderen Seite die akuten und subakuten Störungen, in deren 
Mittelpunkt Symptome von seiten des Magendarmkanals, vor allem 
der Durchfall stehen, mit geringerer oder schwererer Beeinträchti- 
gung des Allgemeinbefindens. 

Die chronischen Störungen, bei denen pathologische Erschei- 
nungen von seiten des Verdauungstraktus vollständig fehlen 
können, erhalten durch die auslösende Ursache kaum jemals eine 
charakteristische Prägung. Nie ist das Bild so eindeutig, daß die 
genaueste klinische Untersuchung den Rückschluß auf ein ganz be- 
stimmtes ursächliches Moment erlaubte; allen sind neben dem anor- 
malen Verhalten des Körpergewichts, Veränderungen der Hautfarbe, 
des Tonus und Turgor, Zeichen der gesunkenen Immunität gemein- 
sam, Es handelt sich eigentlich nur um quantitative Verschieden- 
heiten. Zu einer größeren Sicherheit, als daß dieser oder jener 
ätiologische Faktor bei der Auslösung der chronischen Störung 
möglicherweise mitbeteiligt ist, z. B. bei dem Nachweis 
besonders lokalisierter Empfindlichkeitsphänomene der Haut gegen 
äußere Reize die exsudative Diathese, bei durch eine charakteristische 
Konfiguration des Gesichts und des Schädels ausgezeichneter 
Wachstumshemmung eine mit der vorzeitigen Geburt zusammen- 
hängende angeborene Schwäche, bei Vorhandensein abnormer 
Schreckhaftigkeit, eines Facialisphänomens die neuropathische Be- 
lastung — gelangt man nicht. Ob eine Atrophie durch alimen- 
täre Momente, Überernährung mit Kuhmilch, mißbräuchliche Ver- 
wendung des Mehles, sich wiederholende Infektionen, konstitu- 
tionelle Minderwertigkeit hervorgerufen ist, muß im klinischen‘ 
Bilde nicht zum Ausdruck kommen. Wenn z. B. für jene chro- 
nische Ernährungsstörung, die, auf Schädigung durch Kuhmilch 
und ihre Verdauung zurückgeführt, als Milchnährschaden be- 
zeichnet wurde, neben ausbleibender Gewichtszunahme, Blässe und 
Turgorverlust die Entleerung bröckliger Fettseifenstühle und eine 
ganz bestimmte, zum Verlust von Erdalkali führende Stoffwechsel- 
störung als charakteristisch angesehen wurde, so steht demgegen- 
über heute fest, daß weder der Fettseifenstuhl noch auch die 
Stoffwechselstörung pathognomonische Bedeutung haben. 

Nieht viel anders liegen die Verhältnisse bei den akuten 
Störungen. Die Tatsache eines bestehenden Durchfalles läßt nur 
so viel sagen, daß in den betreffenden Fällen Bakterienwirkung eine 
Rolle spielen dürfte. Finden wir bei dem Kinde eine Pharyngitis 


acuta, eine Pyelitis, werden wir mit einiger Wahrscheinlichkeit den 


Durchfall mit der nachgewiesenen Infektion in Zusammenhang 
bringen. Können wir einen Infekt durch die klinische Unter- 


1) An diesem Verständnis mangelt es, wie jeder Unbefangene 
sich heute überzeugen kann, in weitesten Ärztekreisen. Aber Halber- 
stadt bemerkt in einem außerordentlich lesenswerten Aufsatz über 
die moderne Säuglingsdiätetik und die Praxis sehr richtig, „daß die 
Meister selbst es verschuldet haben, daß die Wissenschaft draußen 
nicht immer die ihr gebührende Achtung genießt, und zwar dadurch, 


daß der Wechsel der Ansichten und der daraus resultierenden thera- 


peutischen Vorschläge zu oft und zu jäh erfolgt ist“. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25. 


suchung nicht nachweisen, der Durchfall als solcher und die ihn 
begleitende Allgemeinstörung können sich im klinischen Bilde 
ganz gleich präsentieren, ob Ernährung mit zersetzter Milch — 
wenn wir die Möglichkeit einer durch diese erfolgenden Schädi- 
gung zugeben —, ob erst im Darm eintretende-abnorme Zersetzung 
der Nahrung, ob Infektion der Darmwand den Durchfall ausgelöst 
hat. So sind auch bei den akuten Störungen ebenso wie bei den 
chronischen engste Grenzen für die ätiologische Diagnose auf 
Grund des klinischen Befundes gezogen, Über Vermutungen 
kommen wir kaum jemals hinaus. 


Es bleibt zu prüfen, wie weit wir in dieser Beziehung durch 
Zuhilfenahme anamnestischer Daten gelangen. Durch die Not- 
wendigkeit, diese heranzuziehen, leidet natürlich die Wertigkeit 
des ätiolugischen Einteilungsprinzips für den praktischen Gebrauch, 
denn in der Praxis müssen Beurteilung des Zustandes und Be- 
handlung der Säuglinge auch dann erfolgen, wenn sie uns ohne 
Anamnese übergeben werden. Auch haben wir mit dem ja nicht 
seltenen Vorkommnis zu rechnen, daß die Anamnese irreführend 
und unvollständig ist. Mit dieser Einschränkung kann zugegeben 
werden, daß sich in einzelnen Fällen bei Zuhilfenahme der Ana- 
mnese ein ursächlicher Faktor als überwertig erweisen und 
diese Tatsache eine ätiologische Diagnose erlauben kann. Aber 
leider ist das Überwiegen eines ätiologischen Faktors, die Vor- 
machtstellung eines ganz bestimmten, ursächlich wirkenden Mo- 
mentes nicht häufig anzutreffen; in der großen Mehrzahl ent- 
nehmen wir der Anamnese eine Kombination von Schädigungen 
von denen jede einzelne die Ernährungsstörung hätte auslösen 
können. Gewöhnlich hat eben nicht ein ätiologischer Faktor die 
Erkrankung oder den Zusammenbruch bewirkt, sondern die Kom- 
bination mehrerer. So bringt uns in der Mehrzahl der Fälle auch | 
die Zuhilfenahme anamnestischer Daten über Vermutungen und 
Wahrscheinlichkeitsschlüsse nicht hinaus. 

Ausdrücklich sei aber schon hier bemerkt, daß diese Tat- 
sache den Wert einer genauen Anamnese gerade auf dem m 
Frage stehenden Gebiet nicht schmälert; vielmehr sei die Not- 
wendigkeit genauer Vorerhebungen für die Beurteilung und Be- 
handlung von Ernährungsstörungen schon an dieser Stelle aus- 
drücklich betont: denn die Erhebung der Vorgeschichte gibt uns 
eine wichtige Ergänzung für die notwendige Beurteilung des Falles 
in der Richtung, ob er als eine leichte oder schwere Störung ZU 
werten ist. 

Für die Vervollständigung der kritischen Erörterungen über 
den Wert des ätiologischen Einteilungsprinzips als Grundlage 
praktischer Verständigung ist es notwendig, die für seine Auf- 
stellung gemachten Voraussetzungen auf ihre Richtigkeit, die Er- 
gebnisse der sich auf ihnen aufbauenden experimentellen Stof- 
wechsel- und klinischen Forschung daraufhin zu prüfen, inwieweit 
sie am Krankenbette die Behandlung bestimmen können. 


Unstreitig erschöpfen Alimentation, Infektion und Konsti- 
tution fast restlos die ätiologischen Möglichkeiten), aber die . 
scharfe Abgrenzung zwischen ihnen führt nicht nur, WIE bereits 
erörtert, in der Praxis, sondern schon bei der Fragestellung ZU 
Schwierigkeiten. Bei den Ernährungsstörungen ex alimentatione 
zeigt sich das besonders deutlich bei der Begrifisiassung des Mileh- 
nährschadens. Czerny-Keller bezeichnen an einer Bien 
als Milchnährschaden ganz allgemein die durch Ernährung ml 
unzersetzter Milch hervorgerufene Störung, an anderer Stelle A 
jenige, die durch Überernährung mit ihr hervorgerufen ist. Dure 
diese wenig präzise Fassung verwischen sich aber die Grenzen 
zwischen Ernährungsstörung ex alimentatione und ex constitu- 
tione. Denn bezeichnen wir als Milchnährschaden eine Sn 
durch unzersetzte Milch schlechtweg, so ist das nur ein Ausdrut 
für die Tatsache, daß viele Säuglinge die artfremde Agnan 
der üblichen Mischung nicht vertragen. Der Milchnährscha e 
ist dann eigentlich nicht eine Ernährungsstörung ex alimentation®, 
sondern ex constitutione, eine angeborene Heterodystroplie a 
Sinne Pfaundlers. Nur nach Feststellung der Tatsache, (X 
die Ernährungsstörung des betreffenden Säuglings lediglich JA 
Überernährung mit Kuhmilch zurückzuführen ist, hätten Wii nr 
Recht, den Milchnährschaden in den betreffenden Fällen als er 
Störung ex alimentatione zu bezeichnen, Aber Überernähfuns a 
etwas Relatives, und ob eine Schädigung durch sie zustan 
kommt, hängt von der Toleranzbreite des Säuglings ab, die Aus 
Konstitution und Kondition bestimmt wird. Beim Brustkinde ul i 
scheidet Birk zwischen dem Milchnährschaden ex alimentation 


x 


1) Es kommen hinzu Schädigungen durch Verstöße gegen die Pflege. 


Digitized by Google 


~oi N 


S 


(Einbeziehung von 1 und 2 unter die Ernährungsstörungen ex, 
nährschadens fälschlicherweise zunächst auf die Schädigung durch das- 


` 
2 


Fett bezogen wurde, wie vor allem Helbich in einer bedeutungsvollen, = 


| s e es ur O E nn ie ee en or > o ron 2 ge a A ee 2 Di RaERr a) Be a 
_..1919, — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25. ` 6050 0i a S AE 
— © und ex constitutione (bei exsudativer Diathese). Daraus. erhellt } die. rein praktischen Zwecke; die ich mit meinem Aufsatz ver- ` Eh. 3 
am besten, eine wie unklare Stellung dieser Nährschaden im System | folge, notwendig. 0 . | 2 ne ll, i 
wo Auch die Grundlagen, auf.denen Czerny-Keller das untersuchen, ‚was ganz allgemein für -die Lösung des Problems der TR 
$ 0: System der Ernährungsstörungen ex infectione aufbauen, sind zum | Einährungsstörungen ‘durch die von ätiologischen Gesichtspunkten ge- ll 
Teil recht unsichere. Czerny-Keller: beziehen unter die | leitete Forschung geleistet wurde. Aber um kein Mißverständnis über : al Ba 
äh tö Kexinfectione®.: = - Su ~ | meinen, Ständpunkt in dieser Beziehung aufkommen zu lassen, möchte C aip LE Yu 
Ernährungsstörungen ex. infectione:. ich : z nee ae are E URTE 
TS die. durch den Gonùb Milch | .|.jeh an dieser Stelle prägnant hervorheben, daß die von dem ätio- alba 
duibn, Se Anh bakterielle Zeraosung ‚gewisser Nährtofe ver | ment Me armen u T een ee. Pie 
N c : ung ge ‚hrstoff: 2 ie experimentelle als auch die klinische, für unsere Erkenntnis AFAT E 
dorben ist; 2. Störungen, die durch Produkte hervorgerufen werden, | auf dem Gebiete der Ernährungsstörungen. von: der allergrößten Be- BEN 
die bei der bakteriellen Zersetzung des Darminhaltes entstehen; | deutung war, wenn auch keineswegs alle Voraussetzungen, von denen En, 
3. Störungen, die durch eine Infektion des Organismus, die inner- we F u ao a dio Re auf. Be ee Dee ” er hauen 
- halb (enterale. Infektion) oder außerhalb des Darmkanals (par- Borde at PEU OEL. TAROSIENUIE WAD -MOZOGNI OU AUGOTOTQON Mn er Ege 
_ enterale Infektion) angreift, bedingt sind : ae ei den Untersuchungen über die Ernährungsstörungen ex alimentatione eigen 
: Sch : derarti ? ite Fassi Co a TER, «m. | hat die Untersuchung des Schicksals und der Bedeutung jedes einzelnen Fa T 
chon eine derartig weite Fassúng des Infektionsbegriffes | Nährstoffes bei seiner Passage durch den Darm und nach der Resorption EL 
| ; i i c l j ungen 6X | zwar zunächst in- eine Sackgasse geführt, indem die Ursache des’ Milch- Ea PDSR 
infectione) widerspricht eigentlich den Vorstellungen, die wir mit AE 
=~ _ dem Begriff einer infektiösen Schädigung zu verbinden pflegen. | Fi wurde, wie Helbicl ng RERBA 
‘Wenn wir uns aber selbst damit abfinden und unter die Ernährungs- | viel zu wenig gewürdigten Studie nachwies; aber der Gewinn. war N re 
störungen ex infectione auch solche rechnen würden, die durch‘ en a Nutzen EN ee aa k papos 
eine Bakterienwirkung zustande kommen, die. nicht an den Körper- |, stör ee En sei = Ir die au =. a | Be 
- zellen angreift, -so bleibt doch noch’ des Zweifels genug an der | m... En, war nach za osen Trwegen, CIE Wir aper angesichts der, > coas. nggi pr n 
Berechti d F otellunr: d bei der Auf i des B Förderung, die unser Wissen durch“ sie erfahren hat, ‚nicht missen _ De KARTEN 
erechtigung der Fragestellung; denn bei der Aulstellung des De- | möchten, die Erkenntnis, daß die Schädigung durch die Milch nicht auf ee, 
grifts der Ernährungsstörung durch zersetzte Milch ist etwas vor- | einen einzelnen Nährstoff, sondern auf die Korrelation zurückzuführen En RR 
weggenommen, was erst hätte bewiesen werden müssen, daß ist, in .der sich Nährstoff und Salze in der dem Säugling zugeführten E a 
nämlich tatsächlich Milch, die bakterieller Einwirkung ausgesetzt | Nährmischung zueinander befinden: eine Arbeitshypothese, uf der sich  —  :7=> ler cs 
, _ gewesen ist, die Ursache akuter Verdauungsstörungen, vor allem Ba, Abe N tea Es 2 en aufbauen van: TR 
`` des sommerlichen Brechdurchfalles ist. . Czerny-Keller | e sich auf sicherlich zum Jeil falschen Vorstellungen yon den Ur. u kg), 
| K i ; sachen der akuten Störungen aufbauende Forschung hat uns tiefe Ein-- EEE 
haben als Grundlage für diese ihre ‚Anschauung nicht viel mehr blicke in die Bedeutung von Gärung und Fäulnis für die Entstehung E 
„zur Verfügung gehabt, als wohl nicht ohne weiteres für die | yon Durchfall und. Obstipation- tun lassen und unsere Ernährungs- -> `=- - BEER r 
Lösung des vorliegenden Problems nutzbare Experimente Bokay.s | therapie um Maßnahmen bereichert, die heute zahlreichen schwer- a AR ; 
kranken ‚Säuglingen das Leben retten. Am wenigsten fruchtbar war Beer 
Sie Bien 


die Forschung bei den Ernährungsstörungen ex constitutione. 


von der peristaltikanregenden Wirkung gewisser sich bei der 
führte noch nicht zu exakten Unterlagen für diätetische Indikationen. 


Milehzersetzung bildender Säuren und den landläufigen Glauben, 


s] ~. _— daß der Brechdurchfall des Säuglings durch den Genuß verdorbener x ; i on tuti | 
Milch hervorgerufen wird. Daß diese Grundlagen aber nicht- aus- |. Daß Den e nen “ coni tiiptione I 
À . wre : 2 1: Ä ‚r. | eine.Diätetik vorschlagen, die Unterdrückung gewisser Manifestationen Hi 
l Pe Kr auf an = a ke . Keen, ie eh ‘mit einer Art der Ernährung erkauft, die nicht zu einem: normalen Jo 
ne Nahrung aulzubauen, 1st durch zahir Wachstum führt, also auf dem, Wege über eine Ernährungsstörung, ist , Ä ji 

ein Eingeständnis, .daß die Erforschung der Pathogenese der Ernährungs- i 

j 


BE 

~ ` stalt ausgeführte experimentelle Arbeiten von Bahrdt, Edel- 

stein und ihren Mitarbeitern erwiesen; ihre Resultate sprechen ‘störungen ex constitutione von einer Lösung noch weit entfernt ist. 
Die großen vorstehend nur angedeuteten und keineswegs. 


gegen die ursächliche Bedeutung der zersetzten Milch bei der 
Es besteht keine | vollständig angeführten Fortschritte der Erkenntnis, welche durch. 
die Arbeit auf Grund einer von ätiologischen' Gesichtspunkten be- 


ern. 
e'na 


~ >i wos 
ne 4 
ær, roe ren e 
an Sya. n 
pag $ 
= 
iX 


. Entstehung akuter Verdauungsstörungen. | 
Berechtigung zur scharfen Abgrenzung dieser besonderen Gruppe | 
: 7 s i .. e s , Ixe a n i ' , à A ` ; A i $ AR 
von Ernährungsstörungen ex infectione. Es’ ist mir auch frag- | fruchteten Fragestellung erzielt werden, bedingen jedoch leider le 
lich, ob die sogenannten parenteral bedingten 'akuten Ernährungs- | nicht, daß die Behandlung der Ernährungsstörungen in der eo 
en tatsächlich jene Sonderstellung beanspruchen dürfen, | Praxis auf Grund ätiologischer Gesichtspunkte erfolgen kann: le. 
ie ihnen im. System der Ernährungsstörungen . ex infectione | erstens aus dem | eingangs erwähnten Grunde, weil eine ätio- ; ONE 
in.‘ 
nd: 


Czerny-Keller nehmen an, daß Er- | logische Diagnose nur in den seltensten Fällen möglich, kaum 


et an 
nie wu 
unse z 


jemals ein Faktor allein für die: Störung oder den Zusammen- ` 


< 
EaR e e 


i- zugewiesen wurde, 

|  Krankungen, für deren Entstehung wir außerhalb des Magen- - 

darmkanals angreifende Bakterienwirkung verantwortlich : machen, bruch des. Kindes verantwortlich gemacht werden kann). Und di UAT 

: 2. B. Rhinopharyngitis acuta, Varicellen, Pertussis, dadurch | wenn auch die Ernährungsstörungen. verschiedenartiger Ätiologie it... 

| zu Ernährungsstörungen führen, daß aus den Krankheitsherden | keineswegs immer ein verschiedenartiges therapeutisches Vorgehen rg 

Ich hingegen notwendig machen, so kann z. B. im Falle des Nichtgedeihens A ee 
i A 
En; 


resorbierte Produkte den Organismus schädigen. Ic 
würde andere Erklärungsmöglichkeiten in den Kreis der. Dis- | sines Kindes sowohl infol ge alimentärer (z, B,Milchüberernährung) < 
; kussion ziehen. In einem Teil der Fälle könnten die gleichen | als auch ‚infolge konstitutioneller Einflüsse eine kohlehydratreiche . 
, — Bakterien, welche die parenterale Infektion, z. B- eine grippale | Ernährung aus beiden Gründen angebracht sein, gibt es doch 
, ., Erkrankung hervorrufen, auch die Ursache einer Reizung der | wieder andere Fälle, in. denen die Therapie, die auf Grund einer 
' Darmschleimhaut sein. Der ‚Durchfall wäre dann nicht dië Folge | Ursache auszuüben wäre, entgegengesetzt jener ist, die. auf Grund 
©, einer parenteralen, sondern einer enteralen Infektion, deren scharfe der anderen in Frage käme, z. B. wenn bei sicher bestehender - 
| - klinische Abgrenzung überhaupt die allergrößten Schwierigkeiten | Yonstitutioneller Minderwertigkeit, die uns den Versuch mit einer 
=> macht. In einem anderen Teil der Fälle ‘könnte unter dem Ein- | xohlehydratreichen Nahrung empfehlenswert erscheinen ließe, 
© > fg einer durch die Infektion bedingten allgemeinen Resistenz- | Durchfall besteht, für dessen Therapie eine kohlehydratreiche 
` verminderung der Ablauf der bakteriellen Zersetzung. des Darm- | Mischung kontraindiziert wäre. Und in jenen seltenen Fällen, in 
Ä denen sich ein Faktor als ätiologisch überwertig erweist und eine 


ausgelöst werden: ob dadurch, daß unter dem Einfluß der. 


‚daß infolge Versagens regulatorischer Kräfte an irgendeiner Stelle 


‚genügen, um zu zeigen, daß eine Revision un 


inhalts ein abnormer und dadurch: eine Ernährungsstörung 


Resistenzverminderung ‚Bakterien in den sonst keimfreien Dünn- 
darm wandern und dort ihre Wirksamkeit entfalten, oder dadurch, 
der. bakterielle Ablauf in abnormen Bahnen verläuft, mag dahin- 
gestellt bleiben. on nn 

Diese Kritik an den Voraussetzungen, von denen Czerny- 
Keller bei der Aufstellung ‘ihres Systems ausgingen, möge 
d Korrekturen an- 


gebracht wären. Das überhebt mich aber nicht der Prüfung der 
Frage, ob und inwieweit die Übernahme der ätiologischen Frage- 
stellung und der durch sie erzielten Forschungsergebnisse in die 


ätiologische Diagnose erlaubt ist, gibt nicht diese. die Indikation. 
für die Wahl. der Nährmischung, sondern der Zustand, in der sich. 


‘das Kind befindet. Das Kind, welches z. B. durch. Mehlernährung 
‘in .ein Stadium der Unterentwicklung ohne besondere sonstige 
Krankheitszeichen gekommen ist, kann mit Hilfe der gewöhnlichen 
Milchmischungen repariert werden. Bei dem Kinde, welches durch 


Mehlernährung schwer.atrophisch geworden ist, ist das nicht mehr 


möglich, es bedarf der Frauenmilch, und. die Dosierung dieser - - 


folgt wiederum ganz verschiedenen Gesetzen, je nachdem ob 
Durchfall oder Obstipation besteht. Also selbst die Behandlung 


1) Bei der Kombination def’Ernährungsstörungen ex älimentatione 


a denen ex infectione aber fehlen nach Czerny-Kellers eigenen 


Praxis Richtlinien für die Behand] ung des einzelnen Falles 


gibt, line derartige Formulierung der Frage ist im Hinblick auf | Angaben präzise Indikationen für die Wahl der Nahrung. 


ee 


606 


£ 


einer Ernährungsstörung, bei der durch die Möglichkeit ganz 
genauer Vorerhebungen eine nicht nur mutmaßliche, sondern 
sichere ätiologische Diagnose möglich ist, erfolgt nicht etwa unter 
ätiologischen Gesichtspunkten, deren Beachtung zur Einleitung 
einer eiweiß- und fettreichen Kontrasternährung führen sollte, 
sondern lediglich auf Grund der Beurteilung des Zustandes, in 
dem sich das Kind befindet. Was vom Mehlnährschaden bei- 
spielsweise gesagt wurde, gilt auch für die Ernährungsstörungen, 
die bei Milchgenuß entstehen, gilt auch für die Ernährungs- 
störungen ex infectione, soweit ich deren Begriftsfassung durch 
Czerny anerkenne, und schließlich ‚auch von den Ernährungs- 
störungen ex constitutione. Wäre eine sachgemäße Behandlung 
einer Dünndarmdyspepsie nur möglich nach Kenntnis des den 
Durchfall auslösenden Momentes, dann kämen wir in die größte 
Verlegenheit. Denn die Feststellung z. B., ob ein Durchfall durch 
Genuß zersetzter Milch hervorgerufen wurde, wird kaum jemals 
gelingen. Aber glücklicherweise erfordert die Therapie diese Fest- 
stellung auch gar nicht, denn sie unterscheidet sich nicht von der 
eines Durchfalles, der durch eine abnorme Zersetzung der Nahrung 
im Magendarmkanal oder durch eine Infektion des Organismus 
‘zustande gekommen ist, unter der Voraussetzung, daß der Zustand 
des Kindes, das Durchfall hat, bei allen genannten Möglichkeiten der 
gleiche ist. Wenn Czerny-Keller sagen, daß sich bei den 
günstigen Fällen der Toxikose für die Ernährungstherapie zu- 
nächst eine andere Indikation ergibt, wenn sie durch eine außer- 
halb des Darmes angreifende zersetzte Nahrung bedingt war, als 
wenn die Ätiologie derselben in einer Zersetzung der Nahrung 
innerhalb des Darmes zu suchen ist, im ersten Fall als thera- 
peutische Indikation die Zufuhr unzersetzter Nahrung genüge, im 
zweiten Falle neben dieser Indikation eine Art der Ernährung, 
welche die Zersetzungsvorgänge nicht neu anfache, so sind das 
Behauptungen, denen ein tatsächlicher Hintergrund fehlt. Nicht 
die Ätiologie, sondern in erster Linie der Zu- 
stand des Kindes indiziert die therapeutischen 
Maßnahmen. Ich komme zu folgendem Schluß: 

Von welchen Voraussetzungen wir auch an 
das Problem der Ernährungsstörungen heran- 
gehen, bei voller Berücksichtigung dessen, 
was durch konsequente Ausgestaltung des 
ätiologischen Einteilungsprinzips für die wissen- 
schaftliche Erkenntnis auf dem Gebiete der 
Ernährungsstörungen geleistet wurde und noch 
geleistet werden wird, in der Praxis kann, 
geleichviel ob, wie bei einer kleinen Minder- 
zahl von Fällen, eine ätiologische Diagnose 
möglich, oder wie in der großen Mehrzahl der 
Fälle unmöglich ist, die Beurteilung sowohl 
wie die Therapie der Ernährungsstörungen nur 
auf Grund der Analyse des klinischen Bildes, 
des Zustandes des Individuums erfolgen Mit 
dieser Feststellung verliert das ätiologische 
Einteilungsprinzip die Möglichkeit und damit 
auch die Berechtigung, die Grundlage der Be- 
urteilung und Behandlung der Ernährungs- 
störun gen zu Se in. (Fortsetzung folgt.) 


Aus der II. medizinischen Universitätsklinik in Wien 
(Vorstand: Prof. v. Ortner). 


Fortschritte der Perkussion und Auscultation. 
(Zwei Fortbildungsvorträge,) 
Von 
Priv.-Doz. Dr. Hanns Pollitzer, Assistenten der Klinik. 
Mit 10 Abbildungen (Brustkorbschemata). 


I. Perkussion: 
Die Bestimmungen der Grenzen des Herzens 
und der Aorta sowie der Lage der Lunge durch 
Chromoperkussion. 


M. H.! Es ist jetzt 157 Jahre, daß in Wien bei Trattner 
auf dem Graben jenes kleine Büchlein erschienen ist, das Die hier 
als Zeichen einer glücklicheren Zeit in braunem Maroquin und 
Goldschnitt gebunden vor sich sehen und das die Wiege der modernen 
inneren Medizin darstellt: Auenbruggers „Inventum novum“, 
[ch glaube, daß man die Vorrede des Autors nicht ohne Rührung 


E 


j 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25. 


lesen kann, die in knapper männlicher Sprache schildert, wie er 
„inter labores et taedia“ seine Entdeckung immer mehr und mehr 
durchgearbeitet hätte, wie er sich dessen bewußt sei, daß ihr Neid. 
und Mißgunst auf ihrem Wege nicht erspart bleiben würden, die 
aber gleichzeitig voll Selbstbewußtsein die Zuversicht ausspricht, 
daß diese Entdeckung mit den bisherigen Ergebnissen noch lange 
nicht erschöpft sei, sondern daß sie berufen sei, noch eine Reihe 
von Tatsachen zutage zu fördern, die der Erkennung, Voraussicht 
und Heilung von Krankheiten dienen würden. In wie hohem 
Maße dieses prophetische Wort sich bewahrheitet hat, bedat 
keiner Erörterung. Doch hat es bekanntlich fast 50 Jahre ge- 
dauert, bis Auenbruggers Entdeckung sich durchsetzte und 
mehr als 70, bis sie auch in Deutschland Gemeingut der Ärzte 
zu werden begann. Daß sie sich durchzusetzen vermochte, ver- 
danken wir dem Ingenium der ältesten modernen internistischen 
Schule Corvisarts und Laënnecs in Paris. Bekanntlich 
war Auenbruggers Methode eine sehr rohe: Man schlug 
oder stieß mit den zusammengefaßten Fingerspitzen einer Hand 
auf den Brustkorb. Es ist begreiflich, daß man mit dieser groben 


Methodik nur gröbliche Veränderungen aufdecken konnte und man 


muß die wissenschaftliche Tapferkeit der Forscher bewundern, 
die sich nicht entmutigen ließen. Trotzdem wäre ihr kaum eine 
andere Zukunft als die eines unterstützenden Zeichens unter 
anderen beschieden gewesen — jene Rolle, die sie in La&nnecs 
Diagnostik spielt —, wenn ihr nicht in einem Schüler Laennecs 
ein ebenso großer Meister erstanden wäre, als es der Lehrer in 
der von ihm selbst erfundenen Auscultation war. Es war das 
Piorry, der Erfinder des Plessimeters und der indirekten Per- 
kussion, die ja von nun ab ausschließlich geübt wurde. Piorry 
hat mit unermüdlichem Eifer seine perkutorischen Studien am 
Lebenden durch Untersuchungen an der Leiche kontrolliert und 
so seine Technik ständig vervollkommnet, und ich glaube, daß er 
in der Perkussion eine Meisterschaft erreicht hat, die in der nach- 
folgenden Zeit nicht auf der gleichen Höhe verblieb. Als Beweis 
für diese Anschauung möchte ich anführen, daß Piorry!) m 
Jahre 1828 sich nicht mit ungefähren Angaben über Vergrößerung 
der Herzdämpfung wie zehn Jahre später Skoda begnügt, sondern 
daß er exakte Messungen der Herzdämpfung vornimmt, wie sie 
erst fast 80 Jahre später nach Entdeckung der Orthodiagraphie 
wieder systematisch gewagt wurden (Moritz, Goldschei der, 
De la Camp und Andere). Die Maße, die Piorry angegeben 
hat, stimmen ganz vorzüglich mit den röntgenologischen Ergeb- 
nissen der neuesten’ Zeit überein. Er fand bei normalen Herzen 
— er sagt bei „Milzkrankheiten“ — unter 27 Fällen 21 mal, das 
ist in zirka 80°/,, Durchmesser von 9,5 bis 11 cm, in 20%, von 
11 bis 13 em (umgerechnet aus französischem Zoll). Vergleichen 
Sie damit die Angaben Holzknechts: zirka 11 bis 18 em 
normaler Durchschnitt. Bei Dilatation und Hypertrophie des 
Herzens fand er in zirka 25°/o der Fälle 12 bis 15 cm, in zirka 
90°%/, 16 bis 20 em, in einzelnen Fällen auch mehr (Holzknecht: 
Mitralinsuffizienz von normalen Maßen bis 16, 17, 18 em; Aorten- 
insuffizienz bis zu 20 cm). Ich glaube also nicht zu übertreiben, 
wenn ich in Piorry einen vollendeten Meister der topographischen 
Perkussion sehe, den freilich seine Kunst, der noch die genügenden 
pathologisch-anatomischen Grundlagen fehlten, auf Abwege führen 
mußte, obwohl wir gerade heute uns seiner viel gescholtenen Lehre 
von dem specifischen Eigenschall jedes Organs wieder nähern 
werden. Zunächst mußte aber jedenfalls Platz für eine Wissen- 
schaftliche Begründung der physikalischen Untersuchung geschaffen 
und mit Piorrys verwirrender Fülle von Knochenschall, Muskel 
schall, Leberschall usw. aufgeräumt werden. Dieses Aufräumen 
und die wissenschaftliche Fundierung der Perkussion durch ana- 
tomisch-physikalische Begriffe hat bekanntlich unser Wiener Alt- 
meister Skoda besorgt, Durch ihn wurde die Perkussion zu det 
Wissenschaft von den physikalischen Zustandsänderungen des 
Brustkorbinhalts, eine Standeserhebüung, die neben groben si 
teilen auch gewisse Nachteile im Gefolge hatte. Denn als Buns 
wurden ihr durch Skoda einige Blüten abgestreift, die Sie schon 
getrieben hatte und die nun wiederum verkümmerten. Die Tech 

der Perkussion, nunmehr im sicheren Bewußtsein der anatomischen 
Befunde, die sie widerspiegelt, verwilderte gerade dadurch in 
Laufe der nächsten Jahrzehnte, besonders seitdem der klinische 
Unterricht vom Krankenzimmer in den Hörsaal übertragen worden 
war. Ich entsinne mich noch wie heute des befriedigt güugen 


') Piorry, Dela percussion médiate .. etc, Paris 1882. S. Chaude 
et J, B, Bailliere, 


Digitized by Google ciki 


- graphie. 


- der Perkussion un 


unrichtig 


FEAR a We r 

DA DS 108 aa ni Se) E 
rra E nate B ITS vo... Er an 

m dt PE g SEAN 24 ee 

I EEE da 5 £ aber i A Toa 

. PRN B D N x P < f i h 


i N pe n 
. - -4 
er 


3 -1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 285. 


92. Juni 


Lächelns der Anerkennung und des sonoren „gut!“ unseres großen 
Lehrers Erb, wenn wir als Praktikanten .so perkutierten, daß 


man den Schall. bis in den fernsten Winkel des Hörsaals: ver- 


nahm. Dabei wurden natürlich alle Feinheiten. durchgeschlagen. 
Nun hat ja wohl jeder im späteren Leben sich seine eigene Per- 
kussionsmethode zurechtgelegt, allein die fehlerhafte Beobachtungs- 


weise sitzt-doch bis heute in der Technik der Ärzte. Ich entsinne‘ 
mich auch, daß alle inneren Kliniker, mit denen ich. in Berührung‘. 


gekommen bin, z.B. v. Strümpell, aber auch v. Neußer, 
der Künstler der Hammerperkussion, oft genug in camera 
caritatis erklärten, ‘daß von zwei Untersuchern keiner die 
Grenze der „relativen Herzdämpfung“ an die gleiche Stelle 
verlege. Und dennoch lehrten wir und lehren wir. auch 
heute noch sie auf Fingerbreite genau zu bestimmen, und machen 


dem Prüfungskandidaten Ausstellungen, wenn er sie nicht dort 
findet, wo wir sie finden. Die Schuld an diesem Übelstande 


trägt zunächst ein gewisser Konservativismus, der in der Wissen- 


schaft genau so wie im übrigen Leben neben hohem Wert auch 
Schattenseiten hat. Mitschuldig ist. aber auch die allzu theore- 
tische Auffassung der Lehre von den oberflächlichen und tiefen 
Dämpfungen, wie sie in exaktester Form und für die ganze 
deutsche -Medizin richtunggebend jener Kliniker vertritt, dem wir 
alle unsere theoretische Ausbildung in der physikalischen Unter- 
suchung verdanken: Sahli. Er muß es mir darum verzeihen, 
wenn ich im folgenden, ohne der schuldigen Dankbarkeit zu ver- 
gessen, mich mehrfach gegen ihn wenden muß, wobei ich seinen 


Namen als Repräsentanten der ganzen Lehre und Technik benutze, 


obwohl es ganz; außer Zweifel steht, daß gerade Sahli sehr 
viel zur Veredelung der verwildernden Perkussion beigetragen 


hat. Die Macht des Konservativismus ist so groß, daß es gar 
nichts fruchtete, zumindest für die allgemeine Auffassung der 


Ärzte. und unseren klinischen Unterricht, als zu Beginn des 


20. Jahrhunderts von Moritz, Ebstein und besonders von 


Goldscheider gezeigt wurde, daß man auf dem Wege’ der 
Perkussion die wirklichen Grenzen eines Herzens ebenso exakt, 
bestimmen könne, wie mit: der neu aufgekommenen Orthodia- 
Daß sich Goldscheiders Arbeiten .nicht durchzu- 


setzen vermochten, liegt wohl, abgesehen von den Schwierigkeiten, 


die er sich selbst; geschaffen hat, an dem Konservativismus der 


herrschenden Lehrbücher, und Sahli hat unrecht, wenn er die 


ganze Sache damit abtut, sie als eine Art von „unter der Ein- 


wirkung des Röntgenbildes entstandene“ Selbsttäuschung hinzu- 
stellen. Die Röntgenuntersuchung hatte den Autoren nur die 
Zunge gelöst und ihnen: die Sicherheit gegeben, daß das, was sie 
perkutorisch fanden, auch der Wirklichkeit‘ entspräche, Wenn 
wir von der Ebst.einschen Tastperkussion absehen, die unbe- 
gründeterweise durch Verzicht auf den Gehörsinn eine Sache 
schwieriger ‘macht, als sie es im Grunde ist, hat Gold- 
scheiders ‚„Schwellenwertperkussion“ wohl eindeutig gezeigt, 
daß man Grenzen und Form des Herzens mit aller wünschens- 
werten Genauigkeit durch eine außerordentlich leise, kaum hörbare 
Perkussion feststellen könne. Warum vermochte nun diese Tech- 
nik sich bisher nicht durchzusetzen? Warum schleppen wir 
anerkannt vage ‚Begriffe, wie die Abgrenzung der „relativen Herz- 
dämpfung“ ‚noch immer weiter und dulden offenkundig falsche 
Bilder, wie -es die üblichen Perkussionsfiguren sind (vergleiche 
Abbildung 1a). Das kommt daher, daß die führenden Lehrer 
Scheiders Methodik der Schwellenwertperkussion ablehnen 
Zu müssen meinten, weil ihnen, abgesehen von der unhandlichen . 
Technik, die Deutungen und Begründungen Goldscheiders 
üg erschienen. Es liegt aber gar kein Grund vor, eine 
Technik oder Kunst deshalb abzulehnen, weil ihre Erklärungen 


2 der Kritik nicht standhalten. Das ist die so oft zu en 
ir 


Verwechslung einer. Technik mit einer Wissenschaft. 

wissen z. B. im Grunde genommen von den  Entstehungs- 
bedingungen der Bruststimme, der Kopfstimme, der Voix mixte 
auch heute noch nicht sehr viel Sicheres. Jedenfalls aber haben 
n unsere Sänger schon zu einer Zeit geübt und damit die voll- 
‚ommensten Leistungen vollbracht, ehe. es irgendeine Art wissen- 


‚Schaftlicher Akustik gegeben hať.. Es scheint mir überhaupt an 


z Zeit, einmal ein etwas freieres Wort über alle die physi- 
die schen Erklärungen: auszusprechen, mit denen unsere Bücher 
$ è physikalische Untersuchung zu einer Wissenschaft umzudeuten 
pn muchen. Schon vor etwa 50 Jahren hatte Niemeyer mit 
echt darauf hingewiesen, daß die Erklärungen für die physi- 


‚Kalischen Phänomene deshalb noch so dürftige seien, weil sich 


N 


d mit ihnen die Mehrzahl ihrer Schüler Gold- 


die Kliniker ihre Akustik ` erst selbst hätten schaffen müssen. 


Das ist im. großen und ganzen auch heute noch der Fall und 
wenn auch dabei durch die bewunderungswürdigen Studien: von 
Autoren wie. Wintrich, Geigel, Vierordt, Weil 


‚sehr wertvolle physikalische Aufklärungen -erzielt worden sind, so 


ist das doch alles nur cum grano salis zu nehmen. Willkommen, 
wenn es uns in heuristischem oder .deutendem Sinne. fördert, aber 
gleichgültig für die Übung und Erlernung unserer Kunst. Es 


bleibt jedenfalls sehr auffällig, daß bisher kein Physiker sich an ` 


diese Fragen heranwagen wollte, obwohl gewiß Männer wie 


Helmholtz und Andere mit den Problemen, die die Medizin 
bewegten, sehr wohl. vertraut waren. Die Physik vermeidet‘ es, 
sich aus dem Kreis. ihrer Experimentalprobleme allzu tief in die 
Phänomene des Alltaglebens hineinzubegeben. Wenn nun eine 


Theorie, wie. das -auf unserem Gebiete der Fall ist, allmählich 
einen natürlichen Fortschritt zu hemmen- beginnt, können ' wir 
ruhig für praktische Zwecke einmal den ganzen wissenschäftlichen 


Ballast über Bord werfen 
” 


unserer Kunst eintauschen. . | S 
ür notwendig, um uns für 


Ich hielt diese Vorbesprechung f 

heute die nötige Ärbeitsbasis zu geben. ” Die Perkussion ist eine 
Technik und keine Wissenschaft, und man kann sie üben. und 
vervollkommnen, ohne dafür Erklärungen besitzen zu müssen. 
Wenn trotzdem auch. ich manchmal zu Erklärungen greifen werde, 


- werden ‚Sie sie nach dem Gesagten nicht höher einschätzen, als 
sie gemeint sind, das heißt mehr als Vergleiche. Selbst wenn 


wir dabei auf. etwas Unerklärliches stoßen sollten, würde uns das 
gar nicht behindern. Wir werden aber kaum auf derlei stoßen, 
während die alte Lehre häufig in Widersprüche gerät. Ich ver- 


weise da auf den Begriff der Tiefenperkussion, die zwar laut, aber 


dennoch relativ leise. gemacht werden soll und erinnere Sie an 
jene Stelle bei Sahli, in der er betont, daß zur Feststellung 
des Lungenrandes leiseste Perkussion notwendig sei. „Merk- 
würdigerweise“, fährt er dann fort, „hat Goldscheider die- 
selbe leiseste Perkussion zur Bestimmung der Herzdämpfung 


verwendet“, was in vollstem Widerspruche zu des Autors Begriffen . 


von: der „Tiefenperkussion“ steht. - Wir werden diesen Widerspruch 


Perkussion wie Sahli sehr vieles instinktiv üben, dessen sie 
sich gar nicht bewußt sind. i l 


. Ehe wir an. die praktische Arbeit gehen, müssen Sie sich, 


meine Herren, für den Augenblick von ihren altererbten Begriffen 


von oberflächlichen und tiefen Dämpfungen .ein wenig freimachen, 
ohne daß wir sie deshalb aufgeben wollen. ‚Sie wissen, daß. sprach- 


, wenn: wir dafür eine Vervollkommnung > 


sehr einfach lösen, der nur ein Beweis dafür ist, daß Meister der 


liche Ausdrücke nicht nur Begriffe bezeichnen, ‚sondern auch Be- 


griffe schaffen‘). Das ist ‘die Gefahr, die in jedem "nicht ganz 


glücklich gewählten Terminus liegt. Die Bezeichnungen für die Per- 
kussionsphänomene ‚haben in der deutschen Klinik lange geschwankt 
und schwanken auch heute ‚noch. Manches ganz: Ungeeignete, 
das noch in meiner Jugendzeit üblich war, ist besonders auch 


durch das Verdiest Sahlis beseitigt worden, so die Ausdrücke 


„heller und dumpfer“ Schall, die dem Sprachempfinden direkt 


widersprechen. Ebenso schlecht ist meines Ermessens die Be- 


zeichnung laut und leise, welch letzteres Sahli auffälligerweise 
für synonym mit gedämpft hält. Das ist gewiß unrichtig. Ich 
kann auf einer gestopften Oboe oder auf einer gedämpften Trommel 
sehr laut spielen, und ebenso kann ich den „vollen“ Lungenschall 
sehr leise erzeugen und den „Schenkel“-Schall bis in die letzten 
Bänke hörbar machen. Einwandfrei erscheinen mir aus Gründen, 
die in unseren Empfindungen liegen, die Bezeichnungen voller 
Lungenschall, der vielleicht noch besser sonor zu nennen wäre 
und demgegenüber der Ausdruck Schallverkürzung und 'endlich 


daß ein Schall hoch oder tief sein könne, also musikalische Be- 
griffe, Aber merkwürdigerweise nur bei den tympanitischen Schall- 
qualitäten. Gerade diese Eigenheit jedes Schalles ist es nun, die 
wir heute miteinander studieren und für die wir unser Gehör 
einstellen wollen, | re i 

- Und nun, meine Herren, kehren wir für einen Moment zu 
den ersten Anfängen der Perkussion zurück, zu jenem Fanfaren- 
rufe, mit dem Auenbrugger die Geburt der physikalischen 
Diagnostik verkündete:. Thorax sani hominis sonat si percutitur! 
Der Brustkorb des normalen Menschen schallt beim Beklopfen! 


' 4 


. der Terminus Dämpfung, solange man mit ihm keine Theorie be- 
treibt. Erst in dritter Linie erwähnt Sahli auch die Tatsache, 


Wir aber erweitern diesen Satz und fügen hinzu: So ist der 


1) Vgl. Mauthner, Philosophie der Sprache. 


- x 


am me 


ah 
fai - 
NETT 
an Nee 
ee 
z 
... 


7 . 
ern om 


a Ps = wi er 
OST a i N Ne. 
Nra LER ERS a a 


> i 3 
ee = 
.. 


TEREKET ON artas 
a 
-. 


t x 
ra 


ae En Sy 
IL 


TE R 2 
F p E 
mon >. 
mn ; 
M E - : 


P 
E no. 
nn 
- 2 
ad — 


a. 


E SN 
i 


Re m 
“ f 
Tr rn 


` ie 
> . 
u ranea. 


eu. 
> 
a 


PE 
tor a 
x 


ar, 
E Rz. 


T 


~ 
npa 
x 
LER Er 


INSEL 


rs er. ER, Nee 
Sta z a NE 
N RT 
jà + 


re a 
epr = 1”. 
Se SLS 


=??? 
un 


"Er 
Daun: 
a iat 


nur 


tr, 
s Ir 

en 
Bier. 2. R 
.. Teg 


Ta > dyd 
Be í 


Lena T A 

BER ae nn." 
Ten Bet ng 
LS te Ne POT EN 


gerne 


> AT Te ee £ 
lee e a Di u 2 


Er 
. De 
aa, mar 


En 


Y 
I 
“i 
Ä 
1 
1 
d 
u 


608 


Körper des Menschen ein Instrument, auf dem sich verschiedene, | 
wenn auch sehr bescheidene Töne spielen lassen, und zwar 
hohe und tiefe. Der sonore Lungenschall ist ein tiefer Ton, dabei 
auch voll, mit großer Schwingungsamplitüde, die man ja emp- 
findet. Der Schenkelschall, das heißt der Schall des perkutierten 
Musculus vastus, ist ein viel höherer Ton, dabei auch mit viel 
kürzerer Schwingungsamplitude, wie es alle höheren Töne sind. 
Er ist das aber nicht bloß deshalb, sondern weil er auf einer ganz 
anderen Art von Instrument erzeugt wird, dessen Klangfarbe 
er eben entspricht. Das Instrument, auf dem wir da spielen, der 
Musculus vastus, gibt nur derart kurze, stumpfe, hohe Töne wieder. 
Mein Schenkelschall differiert gegen meinen Lungenschall für mein 
Ohr um etwa eine Sext, 

So ist also der Brustkorb des Menschen für diese Auffassung 
eine Zusammensetzung von zwei Musikinstrumenten, freilich höchst 
primitiver Art, etwa vom Range gewisser Negerinstrumente. Das 
eine liefert einen sonoren tiefen Schall und ist ein paukenartiges 
Instrument; die von der Brustwand überspannte Lunge. Es liefert 
immer denselben Ton, ob nun viel Lunge da ist oder nicht, und 
nur wenn ihre Spannung sich ändert oder wenn sie durch ein 
anderes Instrument ersetzt wird (Infiltrat, Atelektase, Exsudat 
usw.) ändert sich auch ihre Schallqualität. Das zweite Instrument 
ist ein noch viel primitiveres: Es sind das das Herz und die 
Mediastinalorgane. Sie liefern gleich dem Oberschenkel hohe, 
aber höchst kurze Töne, die man bildmäßig etwa mit denen 
eines Xylophons vergleichen kann. Hier ist es kein Xylophon, 
sondern ein Sarkophon. Für diese Tondifferenz von 
hoch und tief und den gleichzeitigen Wechsel 
der Klangfarbe beim Übergang von dem „Sarko- 
phon“ auf die „Pauke“ müssen wir unser Ohr 
schärfen und ich glaube, daß uns dies ebenso leicht gelingen 


wird, wie der Hausfrau, wenn sie die Wand beklopft, um zu 


sehen, wo sie einen Nagel einschlagen soll. In gewissem Sinne 
nähern wir uns mit dieser Auffassung der alten Lehre Piorrys, 
die Skoda ganz verwerfen zu müssen gemeint hat. 

Nun bedürfen wir aber noch einer zweiten Voraussetzung, 
die die wichtigste ist. Wir haben uns den Brustkorb für unseren 
Zweck als zusammengesetzt aus einem paukenartigen und einem 
soliden xylophonartigen Instrument vorgestellt. Wenn wir beim 
Perkutieren den charakteristischen Wechsel der Klangfarbe und 
Tonhöhe finden, so schließen wir daraus, daß dort fleischige Teile 
(Mediastinalorgane) sich gegen Luft (Lunge) abgrenzen. Allein wir 
müssen dazu erst auf unseren zwei Instrumenten spielen lernen, 
von dem jedes verschieden gespielt sein will, und das ist der 
springende Punkt, den die Autoren bisher systematisch übersehen 
haben. Er erklärt Ihnen auch den früher zitierten Widerspruch, 
den Sahli so merkwürdig fand!) Wie spielt man nun Pauke? 
Indem man den Schlägel bekanntlich mit Watte oder Werg um- 
wickelt, sonst gibt die Pauke keine ordentlichen Töne. Das heißt, 
die Pauke muß immer verhältnismäßig weich angeschlagen 
werden, oder, wenn ich so sagen darf, schmiegend. Im vollen 
Gegensatz dazu das Xylophon. Das schlägt der Spieler mit 
kurzen, harten Schlägen an, sonst gäbe es überhaupt keinen Ton 
her. Und jetzt bitte ich Sie, meine Herren, mir zuzusehen, was 
ich mache. Ich will vor Ihnen zuerst den Lungenrand feststellen, 
Zunächst kann ich, damit Sie es gut hören, solange ich über der 
oberen Lunge bin, mit relativ kräftigen Schlägen arbeiten, je weiter ich 
mich aber dem Rande nähere, mit immer abnehmender Stärke und 
schließlich sehr leise. Allein dasist nicht das Wesent- 
liche. Aberich schmiege, wie Sie sehen, meinen 
Plessimeterfinger möglichst weich und breit 
an — allerdings ohne zu drücken — und meinen Hammer- 
fingersetzeich ganzohne Schwung weich, breit, 
etwas drückend oder stoßend auf, so wie der Pianist, wenn er 
aus seinem spröden Instrument die weichen Kantilenentöne hervor- 
locken will. Nur auf diese Art erzielt man das Optimum, den 
sonoren tiefen Lungenschall bis an den äußersten Rand und, daß 
wir uns nicht täuschen, darüber belehrt uns die Prüfung der Ver- 


schieblichkeit. So spielt man auf dem Paukenanteil des Brust- 
korbes. 


Jetzt wollen wir das Gegenteil, den fleischigen Herzrand 
gegen die Lunge abgrenzen. Und da bitte ich Sie, mir wieder 
sehr genau zuzusehen, Ich suche zunächst von meinem Hammer- 
finger den höchsten Grad schnellender Stakkatoperkussion aus dem 
Handgelenk zu erzielen, der mir möglich ist. Mein Plessimeter- 


1) Vgl. oben. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25. 


Far Euren 


finger aber macht einen kleinen Kunstgriff, der in Wahrheit nichts 
anderes ist als die auch von Goldscheider geübte Pleschsche 
Fingerhaltung, die im höchsten Maß unbequem und unpraktisch 
ist. Ich erziele dasselbe, ohne daß Sie es zunächst merken. Ich 
halte nämlich meinen Plessimeterfinger in einem kaum sichtbaren 
spitzen Winkel gegen den Brustkorb. In Wahrheit liegt nur die 
Fingerbeere auf und auch diese nur leichtest: Ich perkutiere aber 
auf die schwebende zweite. Phalange und die Fingerbeere leitet 
den Stoß punktförmig zum Brustkorb. Und zwar setze ich ù 
den Finger erst im Moment des erfolgenden 
Perkussionsschlags überhaupt auf, sodaß 
meine beiden Hände ständig in Bewegung sind. 
Sie müssen nun nicht glauben, m. H., daß Sie das von Anfang 
an unbedingt ganz genau so machen müssen. Mir ist die Betonung 
dessen theoretisch so bedeutsam, weil es mir, seitdem ich meine 
Technik in dieser Art vervollkommnet habe, gelingt, allmählich 
die unhörbare „Schwellenwertperkussion“ auch ziemlich laut und 
auf Distanz hörbar zu machen, und weil ich darin den Beweis 
erblicke, daß es sich nicht um laut und leise, sondern um ent- 
sprechende Behandlung zweier verschiedener Instrumente handelt. 
Sie müssen sich also grundsätzlich diese beiden Arten von Perkussion 
angewöhnen, wenn Sie das eine Mal die Lunge, das andere Mal 
das Herz bestimmen wollen, und ich nannte diese Perkussion deshalb 
Chromoperkussion, weil siedieKlangfarbe zweier 


verschiedener Instrumente als Kriterium 
benutzt. 


Nun müssen wir nur noch einiges über die Fehlerquellen 
sprechen, die dieser Methodik in manchen Fällen erwachsen, wie 
man ja überhaupt sich stets klar sein muß, welche Leistung man 
einer Methode aufbürden darf und wo ihre Grenzen sind. Die zu 
geringe Beachtung dieses Moments hat ja der edlen Kunst der 
Perkussion oft geschadet, und namentlich der Krieg mit seinen 
Massenuntersuchungen hat gezeigt, daß in unseren Ärzten die 
lebendige Vorstellung von dem, was sie machen, vielfach zu 
scholastischen Begriffen erstarrtist. Ich meine da jene Ärzte, die auf 
eine Lungenspitze klopfen und sagten Schallverkürzung, Spitzen- 
schrumpfung oder Lungenspitzenkatarrh. Wenn ich von Fehler- 
quellen spreche, meine ich damit nicht den gleichfalls ziemlich 
scholastischen Streit um halbe Zentimeter, der seinerzeit bei Gelegen- 
heit von Goldscheiders Schwellenwertperkussion zwischen 
Orthoperkussion und Orthodiagraphie geführt wurde. Wenn man 
beachtet, mit was für Fehlern Markierungen von Punkten auf einem 
Brustkorbe arbeiten und mit was für Fehlern das Messen von 
Distanzen sowohl auf dem Thorax wie auf dem Röntgenschirme 
behaftet ist, wird man kaum imstande sein, diesem Streite zu 
folgen. Allein es muß betont werden, daß sich die Orthodiagraphie 
gar nicht so grundsätzlich von der Perkussion unterscheidet, W8 
es scheinen möchte. Im Röntgenbilde handelt es sich um die 
optische Projektion eines soliden Körpers auf eine Ebene (Schatten), 
bei der Perkussion handelt es sich um die Projektion einer 
akustischen Fläche (Klanggrenze) auf einen körperlich gewölbten 
Schirm. Das Kriterium ist in dem einen Falle der Übergans 
eines tieferen Schattens in einen minder tiefen, im anderen einer 
Klangfarbe in eine andere, Übergänge, deren Markierungen beider- 
seits mit Fehlerquellen behaftet sind. In praxi erscheint uns die 
Orthodiagraphie ziffernmäßig zweifellos überlegen. Für die Zeichnung 
des rechten Herz- und Aortenkonturs scheint uns aber fast die 
Perkussion überlegen. Doch bezieht sich das nur auf einen 
günstigen Thoraxbau. Ceteris paribus ist für unsere Arbeit o 
flache, breite Brustkorb günstiger als der tiefgewölbte. Jede 
Neigung zur sogenannten Hühnerbrust fälscht die Projektion, indem 
sie wie ein Verkleinerungsglas wirkt. Eine ganz bedeutende Rolle 
im Sinne der Störung spielt eine verminderte Elastizität K 
Knochengerüsts mitsamt Veränderungen des weichen Ante 
-des Paukenfelles, der Haut. So verschleiert welke atrophisch® 
Haut die Ergebnisse ebensogut wie Fett, Ödem oder praniem. 
Die gleiche Rolle spielen auch physikalische Veränderungen © 
inneren Membranen. Und zwar nicht nur pleuritische UN 
mediastinitische Verwachsungen, sondern auch hochgradige 
Stauung. Ich habe wenigstens den Eindruck, dab höhergradig® 
Stauung im kleinen Kreislauf ebenso Schallverschleierungen machen 
kann, wie sie uns im Röntgenbild abnorme Verschleierung?” 
vortäuscht. Deshalb geschieht es bei hochgradigen rechtsseitige 
Herzfehlern in manchen Fällen, daß die rechte Grenze etwas Ve 
schleiert erscheint. Ihre schönsten Erfolge weist die Chromo- 
perkussion bei der Feststellung des Konturs des oberen Mediastinum 
und seiner „führenden Organe“ auf, also gerade an jener Stelle, 


führt dann den rechten Herzrand normalerweise rasch. an den 
rechten Sternalrand, an dem der Kardiomediastinalrand nunmehr 
‘nach aufwärts läuft. Unterhalb‘ des’ rechten Sternoclavicular- 
gelenkes biegt dann das Mediastinalband derart nach links um, 
daß normalerweise das rechte Sternoclaviculargelenk sonoren 
Lungenschall. gibt. Dagegen ist das linke Sternoclaviculargelenk, 
wenn es’ nicht stark abgehebelt ist, in das Mediastinalband und 
dessen stumpfhohen Ton- einbezogen: Sofern nicht anderweitige - | 
besondere Veränderungen im oberen Mediastinum vorhanden sind, Pe ar IR 
wie Oberlappenschrumpfung, Struma, Thymus, Drüsen usw., ergibt > > < i 
die Praxis, daß das führende Ẹlement, das den Verlauf des Media-  — `` 
stinalbandes bestimmt, die- Aorta ist. Sie werden, sich später es 
davon überzeugen. Ich habe schon bei Beschreibung des Herzens oe 


Bd. 2.00.4919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 9. 2 | = 60 oi I: 
an der man angeblich nicht perkutieren kann. Selbstverständlich ; Element der Bau des Brustkorbes. ‘Ein kurzer Thorax läßt den ae 
nur dann, wenn nicht eine Struma oder eine Thymus oder sonstige | Kontur stark horizontal ausladen, ein schmaler läßt ihn :steil nach. a 
abnorme Verhältnisse vorliegen, die sich aber dann durch. spezielle | abwärts laufen. Auf den Wechsel im Liegen und Stehen, der min. 
Eigenheiten bemerkbar machten. Da alle Momente, welche die | speziell bei jugendlichen Hypotonikern hervortritt, habe ich schon m E TEE 
Elastizität des Brustkorbs und des gesamten Paukensystems | hingewiesen. Man muß diese Verhältnisse kennen, um nicht : N) Ma 
herabsetzen, ungünstig auf -die Schärfe unserer Ergebnisse ein- | falsche pathologische Schlüsse zu ziehen. a a ea Ha 
wirken, ist das ideale Objekt der jugendliche männliche Thorax. Nunmehr verlassen wir die Lunge und gehen von der stumpf- ©. Allan 
| Das Sternum stört uns, wie gesagt, nicht nur nicht, sondern es | schmiegenden Perkussion zur schnellenden Stakkatoperkussion über, EE PR 
N ist uns ein 'erfreuliches Hilfsmittel beim Spielen unserer beiden | um die Herzgrenzen festzustellen. Dabei tun wir gut, in jenem Bu, Ka = 
: Instrumente. Wir werden nicht nur auf dem Manubrium sterni, | Gebiete, wo die Leber schon stark wandständig wird, vorsichtig AE PiE 
sondern selbst auf dem Sternoclaviculargelenk und der Clavicula | zu sein, obwohl der Geübte auch in dieser Gegend zumeist ein-. A Bil | 
unser Mediastinalband sehr elegant abgrenzen. Was die linke | wandfreie Resultate erzielt. Wir finden den Kontur des normalen piin na 
Grenze des Herzens betrifft, so fälscht, sobald man sich außerhalb | rechten Herzens mit großer Regelmäßigkeit rechtsseits.vom rechten = > kaping: 
der Mamillarlinie bewegt, die Wölbung des Thorax ein wenig das | Sternalrand, über den sie im sanften Schwunge auslädt, sodaß sie > > pajisin! 
Konturbild, und bei Frauen werden wir uns dort überhaupt mit | ihn etwa um: einen Querfinger überschreitet. ‘Bei sonst gleichen . á e m 
einer punktierten Linje begnügen. | Ä Verhältnissen hängt der Grad dieses Ausladens wieder vom en 
M. H.! . Das normale Herz ist bekanntlich in weitem Aus- | Thoraxbau und Zwerchfell ab. Hochstand des Herzens läßt ihn oe AETR 
maße von Lunge bedeckt, sofern nicht schrumpfende Prozesse | stärker ausladen, Steilstand flacht ihn ab und exquisiter Şteilstand ` — >- Siad i 
diese zur Abwanderung bringen. Jenen Anteil des Herzens, der | kann ihn im Stehen auch ganz abschleifen. Ganz besonders tritt ia kd f irai 
von Lunge frei ist, pflegen wir absolute Herzdämpfung zu nennen. | das wieder bei jugendlichen Hypotonikern hervor, worauf ich in Bu On, 
Da wir aber für heute das Wort Dämpfung vermeiden wollen, | meiner Arbeit über ‘die letzteren schon hingewiesen babet): Wir : -00 NEL 
"werde ich denselben als wandständigen Herzanteil bezeichnen, im | wollen diesen normalen, sanften Schwung als Vorhofbuckel be- ee, 
Gegensatz zu dem lungenständigen. Die Konfiguration des wand- | zeichnen, ohne daß es sichergestellt ist, wieviel an ihm der Vorhof u. Ron ren, 
ständigen Herzanteiles wird, sofern Herz und Lungen normal sind, | und wieviel der rechte Ventrikel beteiligt ist. Der genannte Schwung En z paa 
ANENE agi 


ausschließlich vom Thoraxbau und dem Zwerchfellstande bestimmt 
und wechselt mit. letzterem im Liegen und Sitzen. Wenn sich 
dann ceteris paribus das rechte oder linke Herz oder beide ver- 
größern, so erleidet bekanntlich die Figur des wandständigen 
Herzanteiles eine Veränderung, die sehr gesetzmäßig ist. Zumeist 
wird sie aber nicht ganz vollkommen wiedergegeben, weil dazu, 
abgesehen von leiser Perkussion, eben auch jene qualitative Eigenheit 
ar Perkussion notwendig ist, die wir früher genügend geschildert 
aben. h E = 

Was zumeist nicht ganz richtig dargestellt wird, ist. die 
Form der Gabelung des rechten’ und linken 
Lungenfeldes, die in Wahrheit bei nicht allzu kurzem Brust- 


meet EB SS 


t - 
[DT SS een r; En 2 
nn DEN ET ER arp 
= TEH Team 


selbst bei sehr verschieden gebautem Brustkorb seine Lage am, 


lungspunktes und rechten Lungenrandes zu stören. 
Beispiel zeigt Abb, 3, die von einem 18jährigen Jüngling stammt, 
dessen Herz und Lunge normal sind, dessen mäßige Hühnerbrust 
aber deutlich nach . links deviiert, sodaß auch das Mediastinum 
nachweisbar nach links ausweicht.- In diesem Falle verläuft der 
Kontur der rechten Lunge ‘etwa. fingerbreit links vom linken 
Sternalrand. | l 

So stabil die Lage des lotrechten Anteiles des rechten 


Lungenrandes ist,- so veränderlich ist der Verlauf des linken | 
ungenrandes, und zwar ist hier. ceteris paribus das führende | 


bild zeigt, ist unsere Methode nicht imstande, aus der Gesamt- 


p 

; linken Sternalrand : festhält. Das ist selbst bei höhergradigem | 

2 Emphysem noch immer der Fall, indes der horizontale Ast schon | kontur herauszulösen. In welcher Form sodann die Herzkontur 

: - sehr tief getreten ist. Nur ungewöhnliche Verhältnisse sind bei | normalerweise von der linken zweiten zur dritten Rippe läuft, . 

ii sonst normalen Thoraxorganen imstande, die Konstanz des Gabe- | hängt natürlich ausschließlich von der Lage des Herzens ab: Bei 
Li Ein solches | Horizontalstand relativ ausladend, bei Steilstand relativ gering, ge- 


schwungen, senkt er sich der Spitze zu, die wir ja zumeist palpieren. 
Das sind die normalen Verhältnisse. Aus dem Gesagten er- 
gibt sich natürlich auch eine bestimmte Relation zwischen Lungen- 


und Herzrand und damit des lungenständigen Herz- und Mediastinal- 
'anteiles, den ich um der größeren Deutlichkeit‘ willen in den 


Zeichnungen schraffiert habe. 


1) Vgl. Pollitzer, Ren juvenum. 


| Wien 1913, Urban und 
Schwarzenberg. i 


i nen “ e ® b 
2 korb in Form eines spitzen Winkels erfolgt (vgl. Abb. 1b). n überz | | Bei | 
u Ganz ‚auffällig: ist, die außerordentliche Konstanz des Gabe- | der juvenilen Hypotoniker darauf hingewiesen, daß sich die bei An 
mi lungspunktes der beiden Lungenfelder selbst unter sehr | ihnen so häufige Aorta angusta dadurch kenntlich macht, daß das hier I 
i PO | | | : A. le 
a’ T en IN PEL E 
j? N o irys 
E l e 
ji £ "ep jera 
2 An 
er. De 
CB KU 
er MEN NN u 
j A g! | R 
Vi | | | 
s , ` ‘ Abb.3. i8jährigerJüngling mitnor- 
Bi Abb, ib. Normaler In Ber (Ung nz malem Herzen. Rachitisch verbil- 
y ‚Rechte Lungengrenze begleitet den linken dete Hühnerbrust. Das Sternum stark 
ff l l Sternalrand. Linke Lungengrenze zweigt an abgehebelt. Der ganze. Thorax etwas nach ` 
jur. Abb. ia Perkussionsfigur des der dritten Rippe ab und läuft entsprechend. links abweichend. Dementsprechend ist auch 
a - normalen Herzens, nach Sahli. dem langen Thoraxbau steil abwärts. Herz- die Lunge nach links verlagert, sodaß die 
| A + Tiefe Herzdämpfung un ne im ungon enorer Ta Seelnz ar gen der pae Car alien 
i : . stinalband norm e rechte Ecke des Manu- des. rechten Lungenrandes links vom Sternum . 
Ag ++ Oberflächliche Herzdämpfung. briums frei lassend. Pulsatio jugularis nicht erfolgen. Herz normal. Mediastinalband etwas 
xi À , | palpabel. u nach links abweichend. - u 
$: | verschiedenartigen Verhältnissen, der mit großer Regelmäßigkeit | Aortenband erst die Mitte des Sternums kreuzend nachweisbar ist. 
i . a linken dritten Rippenknorpel liegt. Ebenso konstant ist der | Auf der linken Seite zieht dann das Mediastinalband, schräge nach 
y: ‚ verlauf des lotrechten Anteiles des rechten Lungenrandes, der außen ausladend, gegen die zweite linke Rippe zu. Jenen ein- 
springenden Winkel des normalen Aortenbogens, den das Röntgen- 


610 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25. 


Ich möchte nun zunächst Ihre Aufmerksamkeit auf einen 
bestimmten pathologischen Zustand lenken der, obwohl im Grunde 
bekannt, dennoch weder in den Büchern noch in dem Bewußtsein 
und Gebrauch der Ärzte die entsprechende Würdigung findet und 
bei dem gerade unsere Chromoperkussion gute Erfolge aufweist. 
So vertraut alle Ärzte mit dem Begriffe des Volumen pulmonis 
auctum sind, so wenig vertraut sind sie mit dem Gegenteil, dem 
Volumen pulmonis diminutum und seiner Folge, derPseudodilatation 
-des Herzens. Die Domäne des Volumen pulmonis diminutum ist 
der Basedow und die Chlorose, für die das schon v. Noorden 
und v, Jagić in besonderer Weise betont wurde. Noch immer 
wird in den Lehrbüchern die Dilatation des Herzens bei Chlorose 
und Basedow in den Vordergrund gestellt. Nun soll nicht geleugnet 
sein, daß bei beiden Zuständen auch geringgradige Dilatationen 
des Herzens auftreten, geringgradig solange nicht muskuläre In- 
suffizienz dazutritt. Aber der größte Teil dieser so allgemein 
gefundenen Dilatationen des Herzens ist ein Täuschungsbild als 
Folge der Entblößung des Herzens und ungeeigneter Perkussion. 
Da gibt nun unsere Chromoperkussion recht hübsche Bilder, wie 
Sie bei Vergleich von Abb. 1 und 2 sehen können. Abb. 2 stammt 
von einer Abjährigen, sehr blassen Frau mit typischem Basedow 
und kleiner schwirrender Gefäßstruma. Schon der Spitzenstoß ist 
interessant. Er ist in der Medioclavicularlinie und ausgesprochen 


dieser Pseudodilatation ist ein für diese Krankheiten sehr charakteri- 
stisches Volumen pulmonis diminutum. Entsprechend dem kleinen 
Herzen ist in unserem Falle auch das Aortenband schmal und 
hier besonders im rechten Anteil verschmälert. Die Ursache des 
Volumen pulmonis diminutum bei diesen Zuständen sowie gewissen 
Anämien könnte vielleicht eine Oligämie sein, sodaß die Größe 
der absoluten Herzdämpfung in diesen Fällen ein Maß für die 
noch immer sehr dunkle Frage der Blutmenge bilden könnte. Ich 
möchte nur nebenbei darauf hinweisen, daß die gleichen Zustände, 
die das Volumen pulmonis diminutum aufweisen, einander bekannt- 
lich auch in den basalen Herzgeräuschen, den Gefäßgeräuschen 
und dem pseudoceleren „aufgeblasenen“ Puls begegnen. Es 
gibt das in bezug auf die Auffassung der Herzgeräusche bei den 
beiden Zuständen zu denken. Eine muskuläre Mitralinsuffizienz 
ist nämlich in unseren Bildern nicht nachweisbar, und wurde nur 
durch die ungenauen Resultate der älteren Perkussion vorgetäuscht. 
Ich möchte nunmehr Ihnen kurz die Bilder einiger typischer 
Vitien und Aortenveränderungen und dann einige atypische Fälle vor- 
führen. Ich muß nur bitten, sich nicht an der manchmal seltsamen 
Silhouette zu stoßen, die dadurch zustande kommt, daß die für die 
Zeichnung benutzten 'Thoraxschemata die gleichen für den längsten 
wie für den kürzesten Brustkorb sind. Da nun die absoluten 
Punkte (Rippenzahl usw.) richtig markiert sind, muß für den 


NNT 
| N 


N 


ESS 
Do 


u 12 y) 
INA 


Ss 


lyh 


Abb. 4. Bjähriges Mädchen mit Mi- 


Abb. 2 Volumen pulmonis diminu- 
tum; Pseudodilatation und Hyper- 
trophie des Herzens bei Morbus 
Basedowii. Das linke Lungenfeld ladet 
horizontal aus und denudiert das Herz wie bei 
Dilatation des linken Ventrikels. Der Spitzen- 
stoß liegt fast frei von Lunge und erscheint 
daher sichtbar und hebend wie bei Hyper- 
trophie. Die Spaltung des Lungenfeldes erfolgt 
in der Mitte des Sternums und das rechte 
Lungenfeld weicht hochgradig nach rechts ab, 
wie bei Dilatation des rechten Herzens. In- 
folgedessen fließen Lungengrenze und Herz- 

renze fast zusammen. Das Mediastinalband 
ist verschmälert einwärts des Sternalrandes. 


tralstenose. Klassischer Buckel des rech- 
ten Vorhofes, ebenso des linken. Der rechte 
Lungenrand RUE zurückgewichen, 
kreuzt schon an der vierten Rippe das Sternum. 
Auch der linke Lungenrand weicht ‚horizontal 
aus. Man vergleiche die große Ähnlichkeit 
der Figur des wandständigen Herzteiles (ab- 
solute Herzdämpfung; Abb. 2) mit der Base- 


dowligur, dabei aber die Differenz der Herzen: > 


hier infolge Dilatation des Herzens, dort infolge 
Volumen pulmonis diminutum. Das Media- 
stinalband verläuft etwas nach außen vom 
rechten Sternalrand: Stauung in der Vena 
cava superior? 
(NB. Das Bild des linken Ventrikels ist durch 
das ungeeignete Schema verzerrt! Man über- 
trage die Rardinalpunkte auf einen ganz kurzen, 
breiten weiblichen Thorax.) 


Abb.ö. Rheumatische Aorteninsuf- 
fizienz, komplett, mit fehlendem 
ersten Spitzenton (hochgradige Dila- 
tation). Man beachte den geraden Abstieg der 
rechten Herzgrenze im Gegensatz zu dem S 
der Mitralstenose. Man beachte weiter, wie 
wenig verhältnismäßig der rechte Lungenrand 
ausweicht, obwohl die zahlenmäßige „Verbreite- 
rung nach rechts“ von der Medianlinie nicht 
viel geringer ist als bei der Mitralstenose (5:6). 
Die aufsteigende Aorta ist dilatiert und die 
„Dämpfung“ geht direkt in den hoch im Jugu- 
lum, palpablen Bogen über. Die absteigende 
Aorta ist nicht wesentlich dilatiert. 


sichtbar und hebend. So möchte man daraus auf eine Hyper- 
trophie des linken Herzens schließen. Ich möchte davor warnen. 
Wie Sie sehen, ist die Herzspitze, die normalerweise tief im 
Lungenfelde zu liegen pflegt, hier fast unbedeckt von Lunge. Ich 
glaube, daß, wenn das normale Herz immer derart frei an die 
Brustwand anschlüge, jeder Spitzenstoß etwas hebend erscheinen 
würde. Sie finden nun im weiteren nicht nur den linken, sondern 
auch den rechten Lungenrand stark zurückgewichen. Schon die 
Gabelung der Lungenränder ist hier vom linken Sternalrand nach 
der Mitte des Sternums verschoben und der rechte Lungenrand 
läuft dann rasch zum rechten Sternalrand hinüber, wie das sonst 
nur bei beträchtlicher Dilatation des rechten Herzens zu finden 
ist. Ebenso ladet der linke Lungenrand so stark horizontal aus, 
wie man es in diesem Maße nur bei Dilatation des linken Herzens 
findet. So kommt eine ebenso starke Vergrößerung und Form- 
veränderung des ganzen wandständigen Herzanteils zustande, wie 
sie sonst unter den Verhältnissen einer ausgesprochenen Mitral- 
insuffizienz zu finden ist. Im vollen Gegensatz dazu ist nun 
nicht nur der Spitzenstoß, wie gesagt, in der Medioclavicularlinie, 
sondern auch die rechte Herzgrenze ist keineswegs im mitralen 
Sinne verändert, da der Buckel des rechten Vorhofes 3 cm 
kaum überschreitet. Die Folge davon ist ein Zusammenfließen 
von Herz- und Lungengrenzen oder komplementär eine hoch- 


gradige Verschmälerung des (schraffierten) Iungenständigen Herz- 
feldes. 


Das ist das Bild der Pseudodilatation des Herzens bei 
Basedow und Chlorose, Zustände, bei denen in Wahrheit das Herz, 
solange es nicht insuffizient ist, meist recht klein ist, Das Wesen 


kurzen Thorax ein verzerrtes Bild resultieren, Die Bilder werden 
aber sofort natürlich, wenn Sie sie nach den Markierungspunkten 
des Schemas wieder auf einen Thorax übertragen. 

Da ist zunächst das Bild einer klassischen Mitralstenose 
(Abb. 4). Sie sehen die horizontale, treppenförmige Verlagerung 
des rechten Lungenrandes, indes der linke hier, in Anbetracht 
des sehr kurzen Brustkorbes dieses 28jährigen Mädchens nicht 
unbedingt pathologisch verläuft (Abb. 4). In bezug auf die Lun- 
genverhältnisse ähnelt dieses Bild dem Basedowbilde, Im vollen 
Gegensatz zu diesem finden Sie aber hier nun an Stelle des 
sanften Schwunges des rechten Herzrandes einen mächtigen 
rechten Vorhotbuckel von 6 cm Durchmesser, gegen etwa 19 ih 
normal und dadurch den für den Mitralfehler so charakteristisch 
einspringenden Winkel im rechten dritten Intereostalraum. Von 
da ab verläuft dann das Mediastinalband etwa normal nach auf 
wärts. Doch finde ich bei Mitralfehlern nicht selten dasselbe 
etwas nach rechts verbreitert, was den Verdacht erwecken ‚könnte, 
als drücke sich darin die Stauung in der Vena cava superior als. 
Der linke, sicher aortale Anteil des Mediastinalbandes ist normal. 
Dann aber ladet der Herzkontur rasch in hochgradig horizontalem 
Schwunge schon an der zweiten Rippe nach links aus, was offen- 
bar der Dilatation des linken Vorhofes entspricht. Ähnliche Ver- 
hältnisse finden Sie auch bei der 'Mitralinsuffizienz, die N 
gleichem Sinne stauend wirkt, nur in einer anderen Phase is 
Herzaktion, nämlich in der Ventrikelsystole statt in der Vorhol- 


systole und bei der so häufigen Kombination der beiden Ver 
änderungen, 


Digitized by Google ” 


22. Juni. 


Kontur 


5 : dessen der reinen Aortenfehler ohne Dekompensation. 
-charakteristisch ist weiter der Verlauf des Aortenbandes. Sofort 


nach Einschwenken des rechten Herzrandes sehen wir ihn 


Anteil des Aortenbandes, der dem Bulbus der Aorta entspricht, 
| Ki etwa 1 cm auf fast 4 cm verbreitert ' ist. 


nicht durch Perkussion, 
Schlagenden Bogens bestimmt . ist. 


‚Aortenbogens ist nicht wesentlich erweitert (3 cm) und dann zieht 


- um ein in der Ju 


3-07 ee DERT e TY . EN 
poa EB” - -7 s E RE E TA TETE er et $ x 
E4 
. “< 
' 
. = E x 


Ein ganz gegensätzliches Bild zeigt Abb. 5. Es stammt 
von einer kompletten, in frühester Jugend entstandenen rheuma- 
tischen Aorteninsuffizienz mit gewaltigem Cor bovinum, dessen 
Spitze in der linken Axillarlinie liegt. Wie sehr daran Dilatation 
beteiligt ist, zeigt das völlige Fehlen. des ersten Spitzentons an. 
Ein maximal celerer Puls, mächtige Pulsation der Gaumenbögen 
und klassischer Capillarpuls versinnbildlichen die Vollkommenheit 


der Aorteninsuffizienz. Ein greifbarer Anhaltspunkt für eine Mitral-- 


insuffizienz, obwohl sie natürlich ganz überdeckt sein kann, ist 
nicht vorhanden, und da auch keine Zeichen von Dekompensation 
da sind, handelt es sich also um ziemlich reine Verhältnisse, Das 
Herz ist, wie Sie sehen, fast ebenso stark wie im vorigen Falle 
nach rechts verbreitert. Aber die rechte Lungengrenze ist nicht 
im entferntesten._so stark und in der gleichen Art nach rechts 
ausgewichen. Sie kreuzt schräg das Sternum.. Das ist sehr 
charakteristisch für die Dilatationen -des linken Herzens, auch wenn 
dieselben sehr weit nach rechts hinüberreichen. Ebenso charak- 
teristisch ist der Verlauf des rechten Herzkonturs. Auch. er ist 


fast ebenso Stark (5 cm) nach rechts verschoben wie bei der 
Mitralstenose (6 cm). Indessen wir aber dort den klassischen 


a 
v 


Abb. 6. 50jährige Frau mit Meso- 
und Endoaortitis luetica mit ge-' 


Insuffizienz der Chronische 


ringgradiger 
Aortenklappen.. Mäßige exzentrische 
Hypertrophie des linken Ventrikels. Gerade Ton. 


rechte Herzgrenze.. Rechter Lungenrand nor- Ki 
mal verlaufend. Die Aorta ascendens nicht linke klar begrenzt. 
wesentlich dilatiert. Dem scheint eine mäch- 
tige Pulsation im Jugulo zu widersprechen, 
die sich aber als aneurysmatisch er- 
weiterte, mesarteritisch veränderte Ano- 
nyma erweist, sodaß der Zwickel unter der 
Clavicula sich vollkommen als zu Recht be- 
stehend erweist. ‘Die absteigende Aorta (in 
der Zeichnung etwas mißraten) mäßig dilatiert 
(5 cm an der ersten Rippe). Typus mesarteri- 
ticus der Aortendilatation. 


mitralen Vorhofsbuckel 
kennen gelernt haben, 
läuft hier der verlagerte 
rechte Herzrand gerad- 
linig rechts nach. auf- 
wärts, um erst im zwei- 

ten Zwischenrippenraum 
an den rechten ‚Sternalrand einzuschwenken, Dieser gerade 
des nach rechts verlagerten rechten Herzrandes ist 


das Charakteristikum des linksseitigen Cor bovinum und infolge 
Ebenso 


sich an der zweiten Rippe wieder vorbuckeln, sodaß der rechte 


Selbstverständ- 


muß, der gefundene Kontur dann in, den palpablen 
Aortenbogen einmünden, sonst hätten wir falsch perkutiert. Ich 


babe hier die Linie oberhalb des Jugulum gezogen, wo sie aber 
sondern durch Tasten des mächtig 
Der absteigende Teil des 


der Kontur an der zweiten Rippe etwas stärker ausladend (hoch- 
FeCrängten Vorhof?) in steilem Schwunge zur Spitze in die Axillar- 


des Aortenbulbus,. die Palpation ergibt eine Verlängerung und 


dadurch Hochstand des Bogens, während der  absteigende Teil 
des Arcus nicht mehr wesentlich dilatiert erscheint. Diese Ver- 
hältnisse sind sehr bezeichnend für die rheumatische Aoöorten- 


Insuffizienz, | 
Im Gegensatz dazu steht die meso-endarterütische Aorten- 


insuffizienz, von der mir‘ übrigens im Augenblicke nicht gerade 
em extremes Bild zur ‚Verfügung steht. Abb. 7 stammt von 


-einer 46jährigen arteriosklerotischen Aorteninsuffizienz und Mitral- 


msuffizienz, dadurch etwas interessanter, daß es sich gleichzeitig 

gend entstandenes Emphysem mit starker Kyphose 
der oberen Brustwirbelsäule handelt. . Sie sehen das Emphysem 
dadurch markiert, daß der horizontale Lungenrand an der .siebenten 


~ 


Die Perkussion erweist also wohl eine exquisite Dilatation- 


En - i % Mr ET -. 
Be DAR ar Bi. 2% u u > a 
.. - K $ ` $ š hes a . . 
3 - = ` z e , z ‘ , 
. .n. ä 4 
.. . u 
. 


Km 


— MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 2, 


SA 
\ 59 N 


Abb.7. Anton 1, 46 Jahre. Emphysem. 
Bronchitis. 
Aorteninsuffizienz mit klingendem zweiten 
Die“rechte Hälfte des außerordentlich 


-` dicken Manubriums unklar verschleiert, die 
Dilatation des Arcus. _ 


P = r 
y . PAR: 
a ER 


y goost SETER i TI 
"i A 2 ER i n ooa., aai x 
ge = i ý y 
z f , 
r 


Rippe verläuft. Im. übrigen erschöpft dieses. Zeichen die Lungen- 
verhältnisse nicht, da in dem stark kyphotischen Rücken noch 
Platz für sehr viel Lunge ist. Weiter sehen ‚Sie. eine auffallend 
geringe exzentrische Hypertrophie des linken Herzens (D = 16 cm). 
An der Spitze ‘zeigt ein systolisches Geräusch mit dreiteiligem 
Rhythmus das gleichzeitige Bestehen einer Mitralinsuffizienz an 
und dementsprechend buckelt: sich auch der rechte Herzrand 
nicht aortal, sondern mitral. vor. Dann sehen Sie eine mittel- 
starke Dilatation der Aorta ascendens, ebenso aber auch eine 
mäßige Erweiterung der descendens (4,5 cm). Sie sehen damit 
auch, daß’ die. Überlagerung des Herzens durch Emphysem unsere‘ 
Chromoperkussion nicht stört, obwohl sie sie etwas erschwert und 
man deshalb die technischen Differenzen besonders exakt hand- . 
haben muß. Der linke Lungenrand ladet in Anbetracht des 
Emphysems ganz besonders stark horizontal nach links aus, um 
so mehr, als Sie sehen, daß der rechte sich. nicht wesentlich be- 
einflussen ließ. Das dürfte wohl die Dilatation des linken Ventrikels 


als das führende Vitium bezeichnen (Aorteninsuffizienz) und die 


Mitralveränderung: als mehr sekundär, vielleicht auch rein -muskulär. 


Weiter bitte ich Sie noch, einen Blick auf Abb. 6 zu werfen, in 


KL, 


Abb, 8 Bjähriges Mädchen. Befund 
. der inkompletten Aorteninsuffizienz. Die rechte 
Grenze spricht für reine Aorteninsuffizienz. 
Dem entsprach auch der Befund der Spitze, 
der zwar ein systolisches Geräusch, aber in 
reinem Zweitaktrhythmus ergibt. Die Aorta 
erscheint hauptsächlich im Bulbusteil dilatiert. 


Mitralinsufiizienz. 


der etwas eigenartige Verhältnisse herrschen. Es’handelt sich um 
eine Endo-Mesarteriitis mit geringgradiger Hypertrophie des liriken 
Herzens, klingendem zweiten Aortenton und einem ganz un- 
bedeutenden diastolischen Geräusch, also geringgradiger Klappen- 
insuffizienz. Dementsprechend ließ sich auch keine nennenswerte 
Dilatation der aufsteigenden Aorta nachweisen. Nun schien dem. 


aber eine mächtige Pulsation hoch oben im Jugulum zu .wider- 
sprechen. Allein es zeigt sich bald, daß diese Pulsation von einer 
horizontalen, der Aorta aufliegenden, sehr stark dilatierten und 
offenbar mesarteritisch veränderten Arteria anony 


ma stammte, so- 


daß der einspringende Win- 
kel, den der Pfeil anzeigt, 
wirklich zu Recht besteht- 
und es sich se um einen KT 
Versager handelt). | P | 

Ich möchte Jarani ver- À Mar f) NSV 
zichten, Ihnen eine größere CIUN, <o 
Zahl von Bildern der derzeit - 
in unserem Material sehr häu- 
figen Aneurysmen der Aorta 
zu geben, da ja, sofern das 
Aneurysma genügend groß 
und genügend wandständig 
ist, hier auch die ältere Per- 
kussionsform ausreichende Er- 
gebnisse erzielte. Nur auf ein .. | u 
Bild möchte ich noch verweisen (Abb. 9), hauptsächlich wegen der 
Eigenart der Lungenverhältnisse; Es handelt sich hier um ein großes, 


sackförmiges Aneurysma der Aorta ascendens mit vermutlich sehr 


Abb.9. Aneurysma der Ascendens. 


~. . D Anmerkung bei der Korrektur: Die Patientin ist unerwartet 
einige Zeit nach Aufnahme des Befundes ad- exitum gekommen. Bei 
der in meiner Abwesenheit vorgenommenen Obduktion wurden die 
Ergebnisse der Perkussion vollauf bestätigt. Es wurden folgende 


‚Maße festgestellt: Aorta ascendens 7,5 cm Umfang (normal-zirka 


'78 [Vierord,t)); arcus 5,8 em, descendens 5,8, also auch etwa normal. 
Mesaortitis luetica sich bis auf die Klappen erstreckend. Nun aber: Arteria 


anonyma 5 cm Umfang (normal zirka 4) und Subelavia dextra 4,5 cm 


(gegen 3,5 normal). Beide Arterien schwer meso-endarteritisch verändert. -- 


& 


n 
D 
r 

erpe q 

ea N 


- 
a a 

oaf e ` 

3 . e ioe 


í 
ro a 
' ‘ s 
TE B E T E 
ME Rudi nt 2 a E EEE 
Dinta De e a 
ASR 
wie 


ee 
eh BR a [u è 3 
STE e v 


wT tn a 


pe 


“So 
a2 


.. 
-4 


ı 


4 
x 
taa PP wer Pe 
ne RACHEL g, 
vra MEN 
Sun 
nn 


ec 


A 
= 2 


3 e 
ere ~- 3 
-F Eneoer> 
EN za 


3 
1% 
Be $ 

» 


f 
Pain Y 

nn mn 
neh UET n 
rn. 


etieran 
ta nannt Ma au 
~ 
- 
SANS 


` ~n ie 
ihin ee 


- Ze 
vol ` 
Si ; 
TG 
SARLIN NNT, 
N a, Tan A 
SEA 


bd 
CoE aae S 
CSi ea 


=- 
es 
[>66 „BR 


E Trae 


uisi 


N, u 
ee en 
IT ent 
Pe age 


i Popas Pome 
Want eano. n is 
IE 
Non E3 
4 s. ge 


ae 
f 


ii ’ 
A t 
-e p5 
% f 
` 
DAR 50 
& Lg 
Br 22 
A F 
r 
R K: 
Nzi 
d daps 
” 
N 
ki Te 
re 
i- 
5 [ER ar 
"og 
.d. 
’ 
ge 
A in 
EAIN 
E p, 
Rad 
K 
1e 
, E 
f Mad 
Bist PE 
. ay s 
” b J 
RL 
a egot 
EN wur 
Mor: ra 
ceths tah 
a A Hea KA 
.. WEN, 
B LF 
; Ne 
a R sir A 
R 
: vi 
D J z soye 
7 ‚herz 
` * EFF 
Ben. I, 
.- t. paes 
. dern 
r ; A 
2% ” t « HG 
E 
d ' STIA 
5 ' Bay 
| EN, 
In“ 
{f À, 
"e 
' 
Ey 
i 
iF 
- p 
iM 
I j 
~ fer 
à 
5 . 
x run ' 
4 
rd 
. u 
A 
De) 
4,8 
kn 
KEE 
al r4: 
YA ‘pt 
19 { s 
EVS s 
Jana’ i 
LES . 
E 
E Í 
U 
> 
F . 
na 
a 
EAS. 
t 
2 I ne 
i t 
IM a 
P) 
ser) 
3 | 
$ 
A 
Teis 
ANEI 
iR 
ins 
a, 
* IE 
H 
wi 
(9 j? 
a 
TER 
De 
I 
4%: ” 
Ir H 
0 
> N. + 
[F j. 
AUF 
$to 15 e 
oG 
Na ʻ sa 
j ` 
M jr 
mg 
STER, 
$ u 
. Wi 
d)’ Ha 
At 
6 
j IN 


e 
Zune 


ee ea ee a ae 
u Er Te 
ne ne 


612 


mn 0700000 


kleinem Eingang und stark verödet (keine Pulsation). Indes wir 
nun selbst bei Herzveränderungen hohen Grades und der ent- 
sprechenden Verdrängung der Lunge die Gabelung der Lungen- 
ränder dennoch sehr stabil an der linken dritten Rippe finden, 
sind hier die Verhältnisse in hohem Grad abnorm. Der rechte 
Lungenrand ist in dem ganzen Ausmaße des Aneurysmas zurück- 
gewichen und mit demselben verwachsen, sodaß Aneurysmen- 
grenze und Lungenrand zusammenfallen. Die Gabelung des 
Lungenrändes erfolgt hier überraschenderweise in der Gegend des ` 
rechten Sternoclaviculargelenks, sodaß das Manubrium von der 
linken Lunge eingenommen wird. Arcus und Aorta descendens 
sind nicht deutlich verändert. Das ist auch dem röntgenologischen 
Kollegen aufgefallen, der die Meinung aussprach, daß die Ver- 
hältnisse nicht einer luetischen Mesaortitis entsprächen. Daß wir 
die Lungenverhältnisse richtig beurteilen, können wir auch noch 
kontrollieren. Erstens an dem Verlauf der Trachea. Sie ist hier 
“schräg absteigend in den rechten Sternalwinkel hineingedrängt, 
was auch der fortwährende Reizhusten der Patienten bestätigt. 
Aber eine Lungenverdrängung macht sich nicht nur an der 
Trachea bemerkbar. Wenn Lungen in dieser Art und oft auch 
einer viel mäßigeren verlagert sind, muß sich das auch rückwärts 
an den Spitzenfeldern bemerkbar machen, ein Faktum, das zu 
wenig beachtet wird. Hier tritt diese komplementäre Folge der 
Verschiebung des Mediastinums besonders deutlich in den 
Krönigschen Spitzenfeldern hervor. Das rechte gibt sehr vollen 
Schall und ist 6 cm breit. Das linke ist ganz schmal — 2 cm —, 
gibt aber dabei sehr guten Schall und grenzt sich beiderseits sehr 
scharf ab. Aus derartigen Verhältnissen darf man immer nur eine 
Veränderung des Spitzenstandes und niemals eine Textur- 
veränderung erschließen. So kann also eigenartigerweise ein 
Aneurysma der Aorta ascendens eine linksseitige Spitzenaffektion 
vortäuschen, während Sie in der Literatur wohl nur die Vor- 
täuschung einer rechtsseitigen — durch Atelektase — erwähnt 
finden werden. 

M. H.! Ich hoffe, daß es mir gelungen ist, Ihnen zu zeigen, 
daß sich auf dem Gebiete der ehrwürdigen Kunst der Perkussion 
noch Fortschritte erzielen lassen und daß wir mit der alten 
Perkussionsform allmählich auch „öffentlich“ brechen könnten. 
Ich bitte mich nicht dahin zu verstehen, daß ich etwa die Begriffe 
der Dämpfungen, mit denen wir seit alters her vertraut sind, ab- 
geschafft sehen will. Auch nicht für die topographische Perkussion, 
Denn selbstverständlich wirkt die hinter der Lunge gelagerte Leber 
ebenso dämpfend auf die in Schwingungen versetzte Lunge, wie 
z. B. der Paukist, wenn er seinen Ton abkürzen will, sofort 
nach erfolgtem Schlag das Fell mit der Hand berührt. Allein für 
topographische Zwecke erweist es sich als besser, die Eigentöne 
der verschiedenen Organe und den Unterschied ihrer Tonhöhe und 
Klangfarbe mehr heranzuziehen, als den Dämpfungsbegriff. Dessen 
Domäne sind die Texturveränderungen und Substituierungen des 
einzigen Organs mit variablem Ton, das wir außer dem Darmtrakt 
besitzen, der Lunge. Ich wüßte keinen Grund, warum wir nicht 
beginnen sollen, den nächsten Studentengenerationen diese Per- 
kussionsart beizubringen, wobei Sie ja bedenken müssen, daß bei 
Studenten jene Hemmungen, die uns die Sache erschweren, noch 
‘gar nicht vorhanden sind. Und das um so mehr, als wir ja heute 
beim Unterricht fortwährend in Verlegenheit geraten. Denn ich 
z. B. kann die „Grenze einer relativen Herzdämpfung“ gar 
nicht mehr feststellen, und dennoch muß ich es lehren. Ich 
glaube weiter, daß für die praktische Tätigkeit die kleine Mühe 
der Erlernung dieser Technik sich mit sehr viel Freude an den 
Ergebnissen der Untersuchung belohnt. 


Ich möchte nur zum Schlusse noch zwei Fragen aufwerfen, 
von denen ich nur eine beantworten kann. Die erste Frage ist 
die, ob man unbedingt musikalisch sein müsse, um diese Technik 
mit Erfolg üben zu können. Ich kann diese Frage nicht eindeutig 
beantworten. Manches spricht dafür, womit ich aber nicht die von 
mir so häufig herangezogenen musikalischen Vergleiche meine, denn 
die dienten nur als Mittel zur Verständigung. Ich selbst besitze 
jedenfalls kein absolutes Tongehör, während allerdings mein 
relatives gut entwickelt ist. Beantworten könnte die Frage nur 
ein komplett unmusikalischer Kollege, eine Eigenheit, die bekanntlich 
sehr selten ist und die ich nicht selten mit Rotgrünblindheit ver- 


eesellschaftet fand. Ich glaube, daß das Ohr der Mehrzahl der 
Be: Arzte.allen nötigen Anforderungen gewachsen ist. 


Be Die zweite Frage ist eine mehr moralische. Manche von 
EZ Ihnen, die die Güte hatten, meinen Ausführungen zu folgen, 
mögen sagen: Das sei ja alles ganz gut, aber es habe heute nur mehr 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25. 


den Wert eines Sports. 
uns jeder Kunst auf diesem Gebiet überhebe, 
ganzen ist das richtig. Wir können bei der Untersuchung des 
Herzens für alle praktischen Zwecke mit dem Röntgenapparat und 
der Auscultation das Auslangen finden. 
abgesehen davon, daß Sie ja nicht immer einen Röntgenapparat 
zur Hand haben, und zwar gerade dann nicht, wenn die wich- 
tigsten und dringlichsten Entscheidungen zu fällen sind: Wer 
seine Perkussionstechnik, wenn er es will, nicht in dieser Art zu 
vervollkommnen vermag, dem wird sie nicht nur für die Topo- 
graphie des Herzens, sondern auch für die Analyse der Lungen 
versagen, 
Röntgenuntersuchung nur Enttäuschungen geboten hat und daß 
es ein Zurücksinken tief ins 18. Jahrhundert wäre, wenn wir 
unsere Perkussionstechnik 


und Lungen nur mehr auf dem Röntgenschirme beurteilen wollten. 
Anschauungen 
Organisator von Gutachtenstellen im Kriege propagiert hat, der 
das Röntgenbild für das wichtigste Kriterium erklärte, halte ich 
für ebenso gefährlich als unrichtig. 
späteren Übung in der Praxis ist die Aneignung einer voll- 
kommenen Perkussionstechnik das klassische Bildungsmittel, an 
dem sich der junge Mediziner aus dem Naturwissenschaitler zum 
Arzt entwickelt, und ich glaube, daß das Niveau der Ärzteschaft 
von dem Tag ab tief 
Maschinen die physikalische Untersuchung abgelöst haben werden. 
Wenn Sie diesen meinen Anschauungen beipflichten, dann werden 
Sie mir wohl auch recht geben, daß nicht einzusehen wäre, warum 
wir den angehenden Arzt nicht eine vollkommenere Form der 
Untersuchung von vornherein lehren sollen, die ja, durch das Ver- 
dienst Goldscheiders angebahnt, viele Ärzte seit langem” 


SOITA 


Wir hätten ja die Orthodiagraphie, die 
Im großen und 


Aber, meine Herren, 


Und hier dürfen wir gelassen behaupten, daß uns die 


zu ihren Gunsten verkümmern ließen 
wie die, welche Fraenkel als militärischer 


Und abgesehen von der 


sinken wird, an dem irgendwelche 


sozusagen im geheimen üben (vergleiche z. B. v. Jagie, Handb. 
d. Herzkrankh.), und für die die vorstehenden Ausführungen 


nur eine zielbewußte Technik und eine physikalisch - akustische 


Fundierung bedeuten sollen. 


n 


Aus der Medizinischen Universitätsklinik Frankfurt a. M. 
(Direktor: Prof. Dr. Schwenkenbecher). 


Über chronische Malaria. 
Von 
Dr. Hans Wörner, Assistenten der Klinik. 


. (Schluß aus Nr. 4.) 
Therapie. 
DieChininbehandlung der Malaria im Anfall haben 
wir bei allen Fieberarten nach der Nochtschen Vorschrift IN 
dosi refracta durchgeführt. Bei Tertiana wurde gegeben: 1,0 bis 
1,2, bei Tropica 1,5 bis 1,8 g Chinin. hydrochlor. in Tabletten 
oder salzsaurer Lösung bis fünf Tage nach der Entfieberung. 
Dann folgen vier Tage Pause, drei Tage Chinin und so fort sechs 
Wochen lang. Diese Methode hat bei der großen Mehrzahl der 
Fälle, wenn auch keine Dauerheilung, so doch ein Latenzstadium 
von einigen Monaten erzielt. Von 44 sofort mit Dosen von 1,9. 
bis 1,8 g Chinin behandelten Tropenfieberkranken, die ich me 
þis drei Monate kontrollieren konnte, ist nur einer in dieser Zei 
rückfällig geworden. | 


Schwieriger gestaltet sich die Behandlung des L 5 z 
tenzstadiums, besonders der Gametenträger. moi ; 
teren und neueren Malariaforscher äußern sich bezüglich ja 
Chininwirkung auf die Gameten, besonders auf die Halbmonde, 


fast durchweg pessimistisch. 


` Nach Ziemann können die jüngeren und halberwachsenen Ga; 
meten des Tertian- und Quartanfiebers durch energische, wieder Sen 
Chiningaben oft noch abgetötet werden. Auf die erwachsenen En Er 
hat das Chinin am wenigsten Einfluß, am allerwenigsten auf die Sn 
Tropica. Die meisten anderen Autoren gehen noch weiter und m 
überhaupt jeglichen kinfluß des Chinins auf die sexuellen Sn ahl- 
Jochmann vertritt die Auffassung, daß beim Vorhandensein ato, 
reicher Gameten selbst die beste Chininkur nicht vor Rezidiven A nr 
Es müsse daher erstrebt werden, — durch sofortiges Chinisieren 18 The- 
wicklung zahlreicher Gameten zu verhindern, nur dann sei eme sten 
rapia sterilisans magna allenfalls denkbar. Wenn sich schon ung 
gebildet haben, sei nur durch lange Zeit fortgesetzte Chininbehand "=, 


die immer wieder die neu entwickelten Jugendformen abtötet, Heilung 
zu erzielen. 


Digitized by Google ah 


FA a TE e 


na 
7 


T. O ū UON NIPT n eey 
. 
. 


Ben. 


Du = un = | 


u OAR NO a Ww < © 


Chininkonzentrationen, -die nach den Untersuchun 
Steins völlig unwirksam wären. 


BP. EL EV Dr Be. BUBEN. E 

Pe ee 

See, E 
x . . . x a - +- 5: ’ + a, 


EURE oe 
a TEN eg 
’ DUB 5 g 


= i i z 
\ 


s ` » 
N 


In ähnlicher Weise äußern sich Ruge, CL Schilling (14) 
und Andere, Gualdi und Martirano (15), Bignani und 
Bastianelli (16, Jancso und Darling (7) schließen die Wir- 
kungslosigkeit des Chinins auf die .Gameten: aus Versuchen, bei denen 
as ihnen gelungen ist, Anophelinen mit. dem Blute von Haldmond- 
trägern, die lange Zeit Chinin bekommen hatten, zu infizieren. Schau- 
dinn gelang dieser Versuch auch mit dem Blute eines Tertisankranken. 
Aus der Sporogonie, die im Anopheles beobachtet werden konnte, 
folgern sie, daß die Mikrogametocytenbildung nicht gestört werde. 

Demgegenüber glaubt Ziemann, der nach viertägiger Chinin- 
darreichung Moskitos an einem Negerknaben nicht mehr zu infizieren 
vermochte (was vorher gelungen war), obgleich noch Gameten im Blute 
kreisten, daß die Mikrogametocyten nicht. immer unbeeinflußbar seien. 
Ähnliches beobachtete Sch 00 (9). Die Einschränkung der Malaria in 
den Kolonien [R. Koch (11), Ollwig (17) und Andere] durch Massen- 
chininisierung der gametenführenden eingeborenen Bevölkerung, scheint 
für die Ziemannsche Auffassung zu sprechen. Er versucht, den 


scheinbaren Widerspruch der verschiedenen Beobachtungen folgender- 


maßen zu erklären: die Mikrogametocyten verhalten sich je nach ihrem 


"Alter dem Chinin gegenüber verschieden. Die älteren Formen ‚werden 


durch Chinin schneller abgetötet, während die jüngeren,. aber schon 


erwachsenen Parasiten resistent bleiben. ee 7 

Eine befriedigende Erklärung für die Chininresistenz der 
Gameten ist bis jetzt noch nicht gefunden. Mannaberg (19), 
Romanowski (20), Celli und Schaudinn halten das Chro- 
matin für den Angriffspunkt des Alkaloids. Ihr Urteil stützt sich auf 
Untersuchungen am, ungefärbten Präparat. Ziemann sucht den 


Grund für die Chivinresistenz in dem dichteren Plasmaleibe. Um diese 


Frage zu klären, stellte Loewenstein (18) Versuche im Reagenz- 
glas an und brachte parasitenhaltiges Blut mit verschiedenen Chinin- 
konzentrationen von 1:100 bis 1:100000 zusammen. Nach seinen 
Resultaten greift das Chinin auch die Halbmondformen, und zwar die 
Plasmasubstanz, nicht das Chromatin an. . Die Wirkungsgrenze des 


Alkaloids liege bei 0,01 %iger Lösung also einer Verdünnung von 


1:10000. l 
Ich selbst habe in vitro ähnliche Versuche angestellt und konnte 


bei Konzentrationen .von 1,0 Chinin auf 100,0 physiologische Koch- 


salzlösung (das aus der Vene entnommene Blut wurde durch Natrium 


citricum an der Gerinnung verhindert und zu gleichen Teilen mit der 


Chininlösung versetzt) nach dreistündiger Einwirkung einen Einfluß 


auf die Struktur der Parasiten, halberwachsene und erwachsene Ter- | 


tianparasiten, nicht feststellen. 


Auf die Verhältnisse in vivo lassen die Befunde Loewen- 


steins keine Rückschlüsse zu, denn wir bekommen, wie Hart- 
mann und Zila (21), Giemsa und Halberkann (22) zeigen: 
konnten, nach oraler Darreichung von selbst 2,0 g Chinin auf einmal, 
eine Blutchininkonzentration von höchstens 1 : 78 000, und nach intra- 


venöser Injektion von 0,5 g eine solche von höchstens 1 : 50000, also 
gen Loewen- 


E Dje “Folge dieser fast allgemeinen Ablehnung der Chinin- 
wirkung auf die Halbmonde ist. eine Reihe von therapeutischen 
Vorschlägen, die teils die Anwendung anderer Mittel, wie Salvar- 


san und Neosalvarsan, mit und ohne Chininkombination, teils das 
 Ausschwärmen -der in den Organen sich aufhaltenden unge- 
schlechtlichen Formen in die Blutbahn durch Provokationen aller 


Art erstreben [Werner und Nocht (28), Biedl, Morgen- 
roth (24), Neuschloß (25), Dreesen, Plehn (26) und 


viele Andere]. 
_ Wir suchten unser Ziel mit Chinin plus Provo- 
kation zu erreichen und wählten die Mitte zwischen Nocht- 
scher und Teichmann scher (27) Vorschrift. Das Verfahren 
des letzteren erschien uns für die fieberlosen Gametenträger 
wenig geeignet, die erforderliche Zeit zu lang und die gesamte 
Hininmenge zu hoch. | p oo | 
Methodik: Die Behandlung beginnt mit einer Chininpause 
von 10 bis 14 Tagen, um eine etwaige Chininabstumpfung, sei es 
des Organismus oder der Parasiten, zu mindern.. Anfälle in dieser 
Zeit werden mit Methylenblau (fünfmal 0,1) bekämpft. Alsdann 


- „ Werden drei Tage lang 2,0 bis 2,5 g Chinin pro die, in salzsaurer 


Lösung oder Tabletten. verabreicht, unter gleichzeitiger Anwendung 


von Milzpackungen oder anderer Wärmeapplikationen auf die 


gegend. Die letztere Maßnahme hat den Zweck, Schizonten 
zum Ausschwärmen ` zu bringen, sie durch das. chininüber- 
awenus Blut abfangen zu lassen und am weiteren Gameten- 
Er schub zu verhindern. Die chininrefraktären Gameten 
Se n indirekt betroffen werden. Da diese in der Blutbahn 
ur eine Lebensdauer von etwa zehn Tagen haben, ist zu 


erhoffen, daß sie infolge mangelnden Ersatzes mit der Zeit ver- 


schwinden, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nt. 25.. 


Behandelten von der zwar unschädlichen,. aber’ immerhin unan- 


stumpfung. Sind vier „dicke Tropfen“ in Abständen von vier 


' Fortbehandlunig abermals Rezidiv. £ STERSE 
: EEE RE 


Ergebnisse keine Dauererfolge sind und keine Ausheilung der Ma- 


% 


. a B " ` Ei r i 
. . pi . = Eee er 
~A $ .. z- a = A 
61 era 
i > nz 
- y% € x ‚ A 
jii 


. Secehemaąa zur Behändlung der Halbmondträger. F dl nn 
3 Tage 2,0 bis 2,5 g Chinin. in stündlichen Dosen zu: 0,2 bis 0,3 g; SB 2 
‚gleichzeitig. zwei bis vier Stunden Milzpackung; . 5 Eh Pe ! 

5 Tage Pause; | | Ne Ä e A EN 
3 Tage 2,0 bis 2,5 g Chinin mit Milzpackung; | ei 
b.Tage Pause.und so fort. | ee SU 
Die Chininpausen von fünf Tagen dienen zur Erholung des N I 

EE nu 


zur Vermeidung ‚von Chininab- 


-= >» 
x "A a 
ae ~ 
nn ee 
ee] zer 


genehmen Prozedur, sowie 


Tagen negativ, erfolgt Nachbehandlung nach der Nochtschen a 
Vorschrift noch zwei bis drei Wochen. . Zu | Bu, T 
Dieses Verfabren wurde auf 87 Halbmondträger angewandt. Die f pano 
meisten’ von ihnen sind nach verschiedenen Methoden, oft ununter- Bee 
brochen wochenlang mit Chinin ohne Erfolg vorbehandelt worden, vier. >  :. Mir pni] 
Fälle außerdem mit Injektionen von 0,6 Neosalvarsan. Die Resultate - © He, a 
gibt die tabellarische Zusammenstellung wieder. —- E To EAk P 
~ Gesamt- Behandlungs- - EOSTN 
Zahl ee | f | BI Een 
der chininmenge ‚dauer u I 
Fälle vom Beginn der „hohen Dosen“ bis: | T Rare ty 
„i = =. viermal negativ > en E Keen 
14 21 g : 19 Tage (einschl. Pausen) ee 
OF l . l . Br pE, uS s, 
; %3 g BA n : eri 
2 42g . 4 „ Pan A 
1 ; 48g öl „ | aller 
‘Bei allen Fällen ist es gelungen, das Wiederauftreten von. ; i HA I 
‚Fieberanfällen zu verhindern und die Gameten aus dem peripheren i A Re I > 
Blute auf drei und: mehr Monate: zu vertreiben. Am schnellsten Bee: 
und mit den geringsten Chininmengen wurde dies erreicht, wenn TEIR 
da po 


die hohen Dosen 10 bis 14 Tage nach einem Anfalle gegeben 
wurden, und zwar in durchschnittlich 20 Tagen mit. 23 g Chinin. 
Am hartnäckigsten leisteten die alten, wochenlang ungenügend 
vorbehandelten Halbmondträger Widerstand, die durchschnittlich | 
in 30 Tagen 30,3 g Chinin brauchten, | | 

. Daß aber auch :alte, „chininabgestumpfte“ Kranke gut zu 
beeinflussen sind, soll Fall G: zeigen: | ER SER, Br 

' Der Kranke wurde im ganzen wegen Malaria tropica 5 Monate . 

und 12'Tage behandelt. Er erhielt zuerst im Feldlazarett in 2. Tagen `> ` 
54,5 g Chinin fast ohne Pause, zwischendurch zweimal 0,6 g Neosalvarsan 
außerdem. ET Br | Et a 
Im Kriegslazarett wiederum”Anfall,. anschließend daran 1,5 bis 
1,8g Chinin täglich nach der Nochtschen Vorschrift. Nach 22 Tagen _ ET 
trotz der Behandlung erneutes Rezidiv, nach weiteren 37 Tagen der ee iri [ig n 


x ee 
= Pa ISIS eSa 
A E EN 
<in 
u 
e 
a 


as 

r E E ER 
In. e D iG FESS 
FR erae Na ne 


ei 


Nun 10 Tage Chininpause, während dieser werden 0,5 g Me- 
thylenblau täglich erfolgreich gegen die Anfälle angewendet. Nachdem 
der Kranke mit 119g Chinin in 110 Tagen (einschließlich 44 Tagen Br, \ 
Pause) vorbehandelt war, beginnt die Kur mit hohen Dosen und fünf- Bit" 
tägigem Intervall. — Nach 24 Tagen einschließlich 15 Tagen Pause und: ; 

20,9 g Chinin im ganzen verschwinden die bis dahin. dauernd vorhan- 
denen Halbmonde und sind auch in weiteren fünf dicken Tropfen nicht 
zu finden. Nach der letzien Nachricht ist der Mann drei Monate ohne 
Rezidiv und Parasiten geblieben. 

. Von Nebenwirkungen war auch bei den hohen Dosen: BH E 
nur ein schnell vorübergehender Chininrausch mit Obrensausen a 
und kurzdauernder Herabsetzung des Hörvermögens zu beobachten. a 
Im allgemeinen werden 2,5 g Chinin in Dosen zu -0,8 g auf den 
Tag verteilt, und nur drei Tage hintereinander mit fünftägigen 
Pausen gegeben, vier bis, sechs Wochen lang ohne Schaden. und 
wesentliche Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens vertragen. 

Es sollte gezeigt werden, daß es möglich ist, Tropicagameten 
unter Chininbehandlung: in verhältnismäßig kurzer Zeit aus dem 
Kreislauf zu entfernen. Dabei bin ich mir voll bewußt, daß meine 


^ae w pasa", IT = 
Ser x 


Punt ee „+4 pa pr 
FREE > ie m.» 
Te ni . { i 
E De RER: See nn. 
A Ta, e g 
“a ` 


e. 


laria bedeuten. Ein Teil-der Organplasmodien wird eine Zeitlang 
den Provokationen widerstehen und der Vernichtung entgehen. 

Um aber schließlich eine. Dauerheilung zu erzielen, 
erscheint mir folgender Vorschlag geeignet: Die chronischen Malaria- 
kranken im weitesten Sinne, unabhängig von Fieber und Para- 
sitenbefund, sind regelmäßigen intermittierenden Chininkuren zu 
unterziehen. Werden diese Kuren, die im Wiederholungsfalle in 
energischer Chininisierung von zwei bis drei Wochen zu bestehen 
hätten, wie die antisyphilitische Behandlung etwa alle drei bis- 
vier Monate durchgeführt, so-glaube ich, muß es gelingen, den 
Kranken in kürzerer Zeit von ‘seinem Leiden zu "befreien. Die 
Wiederholungskuren würden. zweckmäßigerweise zu der Jahreszeit 
angeordnet, in der. infolge Temperaturumschwungs die Hochflut der - 


gi 
u - ei 


x x -e = 4e -~ i sn 
a Á a - - d ia - t ia u = ` 
r - { AE A ß x -d . - ss Ian mm 
haara iann e ren > er Een, = SEE E 2 
w u Tl a A a e Må’ EB" T 
i y in r - en eu 
òn gr 


614 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 28. 22. Juni, 


und warme Duschen) auf die Milz, schwerer Arbeit und Adrenalin- 
injektion zu erhärten. 


Literatur: 1. Ziemann, Die Malaria. (Menses Handb. d. Tropkr. 
1917.) — 2. Nocht, Vorlesung für Schiffsärzte 1906; Vortrag über Malaria 
und Schwarzfieber (Merkblatt 18 K. M.); D. m. W.-1909, Nr.12; Penzoldt- 
Stintzings Handb. 1919; Nocht und Mayer, Die Malaria, 1918. — 3. Gelli, 
Die Malaria (Urban & Schwarzenberg, 1913). — 4.Ruge, Malariakrankheiten, 
1906. — 5. Jochmann, Infektionskrankheiten, 1914. — 6. Bilke (M.m.W. 


Rezidive zu erwarten ist, etwa im März, Juli, Oktober oder No- 
vember. 

Die intramuskuläre Chinininjektion ist angezeigt bei 
Miterkrankungen des Magens und Dünndarms, wie Achylie, Magen- 
darmkatarrh, Cholera, Darmtuberkulose und anderen mit D ünn - 
darm stuhlgängen und Erbrechen einhergehenden Störungen dieses 
Teils des Verdauungsrohrs, bei denen möglicherweise eine ver- 


s ai : ; ‚ | 1918, Nr. 29). — T. Zit. nach Ziemann. — 8. Schwenkenbecher 
TE Chininausscheidung dureh den Stuhl erfolgt: n Bei Ruhr (M. KI. 1917, Nr. 23). — 9. Zit. nach Ziemann. — 10. Schaudinn (Arb. 
agegen, die als Dickdarmerkrankung weniger unter fäkulenten | a. d. Kais. Ges. A. 1902, Bd. 19). — 11. R.Koch (Zschr. f Hyg. 1008 
Durchfällen verläuft, dürften die Resorptionsbedingungen für oral | Bd. 43), — 12. Plehn (M. m. W. 1917, Nr. 11. Ref). — 13. Wörner 


(D. m. W. 1919, Nr.7). — 14. C. Schilling (Handb. Mohr-Staehelin, Bd. 1). 
— 15. Gualdi und Martirano (Ann. d’igiene sperim. 1900. V. X). — 
16. Bignami und Bastianelli (Lancet 1900). — 17. Ollwig et t. 
Hyg. 1903, Bd. 45). — 18. Loewenstein (ebenda 1917, Bd. 48, H. 2). — 
19. Mannaberg (Nothnagels Handb., Bd. 2). — 20. Zit. nach Loewen- 
stein. — 21. Hartmann und .Zila (Arch. f. exp. Ther. 1918, Bd. 83, 
H. 3—4). — 2. Giemsa und Halberkann (Arch. f. Schiffs u. Trop. Hyg. 
1917, Bd. 21) — 23. Werner und Nocht (D. m. W. 1910, Nr. 34). — 
24. Zit. nach Neuschloß. — 2. Neuschloß (M.m. W. 1917, Nr. 37 
“und 38). — 26. Plehn (M.m. W. 1917, Nr. 35) — 27. Teichmann 
(D. m. W. 1917, Nr. 35). — 28. Wörner (Ther. Mh. 1919). — 29. Mayer 
(D. m. W. 1919, Nr. 3). 


dargereichtes Chinin kaum beeinträchtigt sein. Die Resorption 
des Alkaloids besorgt zum Teil der Magen, in erster Linie aber 
der Dünndarm. Ich konnte in einer Reihe von Untersuchungen (28) 
zeigen, daß bei profusen fäkulenten Durchfällen, die auf Dünn- 
darmstörungen schließen ließen, mitunter eine vermehrte Chinin- 
abgabe durch den Darm erfolgen kann, während Ruhrkranke mit 
den Entleerungen keine größeren Chininmengen ausscheiden als 
Darmgesunde. Die Ausscheidung im Stuhl bei Darmgesunden wie 
bei Ruhr ist nach drei bis vier Tagen beendet. Es kann ange- 
nommen werden, daß diese Zeit ausreicht, um der Darmschleim- 
haut die Resorption des Alkaloids zu ermöglichen. An unserem 
häufig genug mit Ruhr komplizierten Malariamaterial habe ich im 
letzten Frühjahr und Sommer die Chinintherapie ausschließlich mit 
oralen Gaben durchgeführt und die Überzeugung gewonnen, daß 
die Wirkung der bei unkomplizierter Malaria in keiner Weise 
nachstand. Dazu kommt noch, daß auch nach kunstgerecht aus- 
geführten Muskelinjektionen schmerzhafte Infiltrate, die den Kranken 
sehr belästigen, nicht selten sind. Auch Chininabscesse und Ne- 
krosen von erheblicher Ausdehnung, die oft erst nach sechs bis 
acht Wochen, in einzelnen Fällen nach vier bis sechs Monaten 
auftreten, sind bisweilen sehr unangenehme Folgen. 


Bei Benommenen und Komatösen, wo es auf schnelle und 
energische Wirkung ankommt, ist die intravenöse Injektion das 
Mittel der Wahl. Ich habe diese Methode in zahlreichen Fällen 
schwerer Malaria, auch bei Erbrechenden, bei Komplikationen mit 
Paratyphus, Grippe und Durchfällen ohne Schaden angewendet. 
Ein bis zwei Injektionen genügen meist, um die Fortsetzung mit 
oraler Medikation zu. gestatten. 


Unsere Erfahrungen mit Neosalvarsan sind nicht der- 
art, daß wir es allgemein zur Behandlung der Gametenträger 
empfehlen möchten. In geeigneten Fällen ist es sicher ein wert- 
volles Hilfsmittel zur Anregung des hämatopoetischen Apparates und 
zur Hebung des allgemeinen Kräftezustandes. Das Mittel im An- 
fall anzuwenden ist wegen gewisser unangenehmer Folgeerschei- 
nungen nicht ganz unbedenklich. 

So trat in einem Falle unmittelbar nach der Injektion ein 
schwerer Ikterus mit akuter Leberschwellung auf, der über eine Woche 
anhielt. Wahrscheinlich hat das infolge der Malaria geschädigte Leber- 
parenchym durch Salvarsan einen neuen Insult erlitten. In der Frank- 
furter Klinik hat eine Neosalvarsaninjektion von-0,45 g bei einem 
Gametenträger neue Anfälle ausgelöst. 

Die Ergebnisse unserer Neosalvarsantherapie,(0,6) sind aus 
der Tabelle ersichtlich: Ä 


Aus der bakteriologischen Abteilung des Reichsgesundheitsamts 
(Direktor: Geh. Reg.-Rat Prof. Dr, L. Händel). 


Weitere Mitteilungen über die Ergebnisse und Beob- 
achtungen bei der bakteriologischen Ruhrdiagnose. 


Von 


Dr. K. W. Jötten, | 


wissenschaftlichem Hilfsarbeiter im Reichsgesundheitsamt. 


Vor einiger Zeit haben Ungermann und ich) über die Er- 
gebnisse und Beobachtungen bei der bakteriologisch-serologischen 
Ruhrdiagnose berichtet, die wir an dem Untersuchungsmaterial des 
Reichsgesundheitsamts im Laufe des Jahres 1917 zu machen Ge- 
legenheit hatten. Wir konnten damals mitteilen, daß es uns durch 
Modifikationen der Untersuchungstechnik und der Versandbedin- 
gungen und durch eingehende Beschäftigung mit jeder einzelnen 
Stuhlprobe gelungen war, in 36 °/, aller klinisch als Ruhr an- 
gesprochenen Erkrankungsfälle und in 63,2 °/, der besonders genau 
untersuchten chronischen Ruhrerkrankungen die Diagnose bakterio- 
logisch zu bestätigen, 

Diese Untersuchungen sind von mir im Laufe des Jahres 1948 
fortgesetzt und nach der Richtung weiterverfolgt worden, wie sich 
die die Ruhrdiagnose störenden Momente für die Praxis vielleicht 
umgehen oder überwinden lassen, Nach unseren früheren Befunden 
war das häufigere Versagen der bakteriologischen Ruhrdiagnose 
hauptsächlich durch die Schädigung der Ruhrkeime während des 
Versandes, durch ihre besonderen Ansprüche an die Nährböden 
und mitunter auch durch die Schwierigkeit ihrer Erkennung mittels 
der Agglutinationsprobe bedingt. Ich habe nun zunächst versucht, 
ob sich nicht durch Ausschaltung der schädigenden und wachstums- 
hemmenden Einflüsse, denen die Ruhrkeime bei der Versendung 

| der Stuhlproben unterliegen, der bakteriologische Nachweis der 
Ergebnis 


\ Zahlder Fälle Ruhrerreger auch in solchen Fällen steigern ließe, wenn die emp- 

= 1 ar ; Bci l fohlene, sichere Erfolge versprechende Verarbeitung ?) der Abgänge 
Mal. tert. 4 4 mit Erfolg unmittelbar am Krankenbett aus irgendwelchen Gründen nit 

Mal. trop. im Anfall 4 4 ohne Erfolg ausführbar ist. Ich habe ferner bei der Untersuchung jeder Stuhl- 

Halbmondträger 9 { mit, 8 ohne Erfolg | probe möglichst viel fragliche Kolonien abgeimpft und jede einzelne, 

| typisch gewachsene, ruhrverdächtige Kultur, auch wenn Sie keine 

Neosalvarsan Agglutination mit den üblichen Ruhrseris zeigte, lange Zeit verfolgt 

plus Chinin: | und eingehend geprüft, um festzustellen, inwieweit etwa den schwer 

Halbmondträger 10 10 mit Erfolg agplutinablen oder inagelutinablen Stämmen unter den verschiedenen 


Ruhrerregern oder noch unbekannten, besonderen Ruhrtypen bel 
den negativen Ergebnissen der Ruhrdiagnose eine gewisse Rolle 
zukommt. | ` der 

Die schädigenden Einflüsse, denen die Ruhrkeime ber a 
Versendung des Stuhles der Ruhrkranken unterliegen, haben W 
uns wohl als die Wirkung von Gärungsvorgängen und Säurebildul® 
auf die empfindlichen Ruhrbakterien und vielleicht auch E 
bacterieiden Fähigkeit der blutigen und schleimigen Stuh 7 
mengungen zu denken. Beiden glaubte ich, in Übereinstimnn = 
mit Heymann #), durch Antrocknen der Krankenstühle, vox $ 


Die Erfolge der kombinierten Neosalvarsan-Chinintherapie 
sind wohl in erster Linie der Chininwirkung zuzuschreiben. 

Damit stimmen die Erfahrungen Schwenkenb ech ers(8) 
überein, der von der Anwendung des Salvarsans bezüglich der 
Tertiana einen Nutzen gesehen hat, aber dadurch ebensowenig wie 
mit Chinin Rückfälle zu verhindern vermochte. Auf die sehr um- 
fangreiche Malariasalvarsanliteratur mit ihren oft widersprechenden 
Beobachtungen habe ich schon früher verwiesen. Als weiteres 
Specifieum sei noch das Methylenblau erwähnt, bei Chinin- 
überempfindlichkeit und Schwarzwasserfieber hat es uns gute 
Dienste geleistet. Zur Anregung der Blutregeneration haben sich 
Arsen und Eisenpräparate auch uns bewährt, 

Nach Abschluß der Behandlung pflegten wir den Erfolg 
durch Provokation mit Temperaturapplikationen (Thermophor, kalte 


1) M. KI. 1918, Nr. 14—15. 
>) Veröffentl. des K. G. A. 1918, Nr. 20, S. 289. Erlaß des Min. 
d. JI. vom 5. März 1918. | 
3) Zschr. f. Hyg. Bd. 86, 


Digitized by Google a 


> 99: Juni, | = 1919, — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25. 


sy 


des beigemengten Schleimes und Blutes an -Glas oder Papier ent- 
gegenwirken zu können, nachdem ich mich vorher in theoretischen 
Versuchen davon überzeugt hatte, daß die Ruhrbacillen im Gegen- 
satz zu ihrer Empfindlichkeit im feuchten Stuhlmaterial nach An- 


trocknen an Papier mehrere Tage ‘und an Glasplatten unter 


Umständen sogar mehrere Wochen lebend bleiben können. Am 
wenigsten widerstandsfähig hatten sich bei diesen Versuchen von 
den verschiedenen 'Ruhrtypen die Kruse-Shiga-Bacillen erwiesen, 
namentlich dann, wenn sie frisch aus dem Stulile gezüchtet worden 


Ba 


waren. | 
In Übereinstimmung mit diesen Versuchen mit Reinkulturen 


zeigten aber auch Untersuchungen mit Ruhrbakterien enthaltenden 
Patientenstühlen, daß sich dabei in: den an Glasplatten. und an 


Papier angetrockneten, schleimigen Faecesteilchen selbst Kruse- 


Shiga-Keime bis. zu 14 Tagen nachweisen ließen, während sie 
in denselben gleichzeitig bei Eisschrank- und Zimmertemperatur, 
in den gebräuchlichen Versandgefäßen aufbewahrten Stuhlproben, 
in der Regel bereits nach fünf Tagen abgestorben waren. E 

Die auf Grund dieser Vorversuche angestellten Ruhrstuhl- 
untersuchungen gestalteten sich folgendermaßen: Von jeder zu 
untersuchenden 'Stuhlprobe wurden am Kränkenbett drei Ent- 
nahmen gemacht. Mit der ersten wurde in der üblichen Weise 


ein gewöhnliches Stuhlversandgefäß beschickt, wobei vor allem 


schleimige und blutige Bestandteile berücksichtigt wurden. Eben: 
solche Faecesmassen wurden dann auf einen zirka 7 qem großen, 
sterilisierten Filtrierpapierbogen gebracht und mit einem aus- 
geglühten Platinspatel möglichst dünn verstrichen, an der Luft 
getrocknet und in einen sterilen Papierumschlag eingehüllt. Zu- 
letzt wurden dann noch auf zwei Glasobjektträgern von 3:3 cm 


Ausmaß Stuhlbestandteile in der Weise dünn verteilt, wie dies 
Nach An- 


beim Ausstreichen tuberkulösen Sputums geschieht. 
trocknen des Untersuchungsmaterials wurden die Glasplättchen in 


Filtrierpapier eingewickelt und zusammen mit den übrigen Stuhl- 
proben durch Boten der--Untersuchungsstelle zugeführt. 


Die gewöhnliche Stuhlprobe wurde. dort in der üblichen 


Weise weiterbehandelt, die Papierbogen dagegen zerschnitten, in 
Bouillon gebracht, das angetrocknete Material so ‘aufgeweicht und 


- mit der gesamten Flüssigkeitsmenge nach einiger Zeit eine Platten- 


serie von zwei Drigalski- und zwei Endoagarplatten angelegt. 


' Ebenso wurde das an Glas angetrocknete Material in Bouillon 
aufgeweicht, mit einem Spatel abgekratzt und die gesamte Ab- 


schwemmungsflüssigkeit wie vorher weiterbehandelt. | 
In dieser dreifachen Weise habe ich 109 Stuhlproben durch- 


untersucht, von denen 19mal nach der bisher üblichen Methode 


ein positiver Bacillenbefund erhoben werden konnte, dagegen nur 
13 mal mit dem Glasantrocknungsverfahren und nur 1lmal in den 


Stuhlproben, die an Papier angetrocknet waren. u 
Diese 109 Proben verteilen sich auf 43 Patienten; bei 20 von 


ihnen ließen sieh Ruhrbacillen feststellen, und zwar bei 14 mit 


. dem gewöhnlichen Stuhlausstriehverfahren 
mit den beiden Antrocknungsmethoden. 


, dagegen nur je 10 mal 


, Mithin war mittels des beschriebenen Antrocknungsver 
eine Verbesserung der Untersuchungsergebnisse nicht erzielt worden. 


‚Ich möchte es: aber doch nicht für ausgeschlossen halten, daß auf 


diesem Wege bei verbesserter Technik vielleicht noch günstigere 


‚Resultate. erzielt werden können. | a 
se lieferten meine 


-~ Recht gute und befriedigende Ergebnis 
Versuche in Erweiterung der üblichen Nachweismethode, durch 
Abimpfung möglichst vieler verdächtiger Kolonien und länger 


En dauernde Beobachtung der. so erhaltenen Kulturen: die Zahl der 
positiven Untersuchungsergebnisse zu erhöhen. Für diese Unter- 
Ma terial in den üblichen Stuhlversandgefäßen 


suchungen war das.Ma 


i entweder durch Boten óder durch die. Post übermittelt worden und 
somit manchmal -erst mehrere Stunden ‘oder selbst einige Tage 


nach der Stuhlentleerung auf den gewöhnlich benutzten Nährböden 
m Je zwei Drigalski- und Endoagarplatten — in der üblichen 
Weise zur ‘Verarbeitung gekommen. Am Tage darauf wurden von 


- diesen alle fraglichen Kolonien auf Zuckeiplatten, in Trauben- und 


Milchzuckergärröhrchen und in Neutralrotagar weiterverimpft, und 


die isolierten Reinkulturen, wenn sie auf diesen Nährböden typisches 


Wachstum zeigten, mit Ruhr- und Normalserum agglutiniert und 
auf ihre Beweglichkeit im hängenden Tropfen geprüft. © ! 
` Diese Anordnung der Untersuchung war deshalb gewählt 
Du en weil bei der Auslese der verdächtigen Kolonien von der 
Meinalplatte allein durch dieProbeagglutination und der genaueren 
8 nur der ‚agglutinierenden Kolonien nicht selten schwer 
oder gar nicht agglutinable-Ruhrstämme, auf deren Vorkommen 


fahrens | 


bereits neben anderen Autoren, namentlich von Kruse), sowie 


von Hamburger undBauch?) und’ von Ungermänn und 
mir hingewiesen ist, der Diagnose entgehen können. | 


Auf diese Weise wurden von 85 Patienten stammende Stuhl- - 


proben geprüft, und davon. bei 43, also in 50,6 °/, ein positiver 
Ruhrbacilleäbefund erhalten. Klinisch war von den behandelnden 


Ärzten bei diesen Patienten 74 mal die Diagnose „Ruhr“ gestellt 


worden.‘ Werden für den gelungenen Ruhrbaeillennachweis nur 
diese klinisch sicheren Ruhrfälle berücksichtigt, so steigert sich 
das Gesamtergebnis auf 58,1 °/, positiver Befunde von Ruhrerregern 


der bekannten Typen. | a 
n Befunden kommen noch drei weitere po- 


. Zu-diesen 43 positive | | 
sitive Ergebnisse, die sich ebenfalls auf typische Ruhrstämme beziehen, 
bei denen: ‘aber die herausgezüchteten, zunächst inagglutinablen 
Stämme erst verhältnismäßig spät auch durch die Agglutination 
als sichere Ruhrbakterien erkannt‘ werden konnten. Mit diesen 
drei Befunden erreicht der Prozentsatz der positiven Ergebnisse 
62,2%. Die drei letzterwähnten Stämme, welche morphologisch 
und kulturell das typische Bild der .Ruhrbaeillen boten, waren 
auch nach mehreren Agarpassagen zunächst agglütinatorisch durch 


keines der specifischen Immunseren zu beeinflussen. Der. erste 
Stamm wuchs auf Zuckerplatten wie der Typus Flexner, ‘der zweite 


wie Kruse-Shiga-Bacillen und der dritte wie der Y-Typ; auch 
machten sich alle durch den spermaähnlichen Geruch als Ruhr- 
bacillen kenntlich. Die Stämme wurden, da die Vermütung, daß es 
sich bei ihnen um nicht, beziehungsweise um schwer agglutinable 
Ruhrstämme handle, noch in anderer Weise bestätigt wurde, mehrere 


Wochen lang auf Agar weiterverimpft, bis sie dann auch mittels ._ 


der Agglutination als echte Ruhrstämme identifiziert werden konnten. 
Dabei wurde der erste entsprechend dem Wachstum auf Zueker- 
platten vom Flexner-, der zweite vom Kruse-Shiga- und der dritte 


‘Stamm vom Y-Kaninchen-Immunserum specifisch beeinflußt, Be- 
sonders bemerken möchte ich, daß die mit den drei Stämmen 


und den entsprechenden Seris angestellten Komplementbindungs- 
versuche bereits eine ausgesprochene Komplementfixierung ergaben, 
als die Agglutination noch keine deutlichen Ausschläge erkennen ließ. 

| Elf Stämme solcher zunächst . inagglutinablen Ruhrkeime 
konnten außerdem auch bei neun Ruhrkranken jeweils neben 


typisch .agglutinierenden Bakterien nachgewiesen werden. Auch 
diese Kulturen wurden erst nach wochenlanger Weiterzüchtung 


auf Agar der Agglutination mit den entsprechenden Immunseren 
Dabei konnte ebenfalls wieder mit der Komplement- 


zugänglich. 16) | 
bindungsmethode eine Bindung des Komplements festgestellt werden, 


bevor mit der Agglutinationsreaktion die Stämme als Ruhrerreger 


zu identifizieren waren. Allerdings .gaben die Stämme .mit der 


zunehmenden Steigerung ihrer Agglutinierbarkeit später dann auch 


mit der Komplementbindungsreaktion meist stärkere Ausschläge. 


Es dürfte sich aber nach diesen Beobachtungen empfehlen, ruhr- 
verdächtige, aber zunächst inagglutinable Stämme auch mit der: 


Komplementbindungsreaktion zu prüfen. Bei diesen Kulturen hatte 


es sich, wie die Serumreaktionen in Übereinstimmung und im 


Einklang mit dem biologischen Verhalten der Stämme auf Zucker- 

agarplatten ergaben, viermal um Y-Ruhr- und siebenmal um 

Kruse-Shiga-Bacillen gehandelt. - u 
Außer diesen Stämmen wu 


deren Stuhl bereits typische Ruhrbacillen gefunden worden waren, 


fünfmal nach ihrem morphologischen und kulturellen Verhalten als 


Ruhrkeime anzusprechende Erreger nachgewiesen, die aber weder . 


sogleich noch auch nach mehrmonatiger 'Weöiterzüchtung in 
lebendem Zustande mit Ruhr-Immunserum agglutinatorisch beein- 


flußbar waren. Die Kulturen agglutinierten aber nach einstündiger 


Erhitzung auf 60° und zwar wurden drei von ihnen durch Kruse- 


Shiga-Kaninchen-Immunserum bis zum Endtiter des Serums, zwei 


durch Y-Eselserum (1:10 000) bis zur Verdünnung 1:6400 beein- 
keine Andeutung . 


flußt, während in dem entsprechenden Normalserum 
einer: Verklumpung zu erkennen war. “ 
| Die zur Identifizierung solcher in 
Hamburger und Bauch?) empfohlene Kochprobe nach Porges 
lieferte für die Identifizierung dieser Stämme weniger gute Ergeb- 
nisse,. indem die Kulturen bei dieser Methode ebenso wie nach 
einstündiger Erhitzung auf 70° und 80° auch in den Kontroll- 
röhrchen mit Kochsalzlösung und mit Normalserum spontane Neigung 


1) Warschauer Kongreß 1916. 

.2) B.kl.W.19 

Heft 4/5. | le ars 
i 3) Zbl. f. Bakt., I. Abtlg., Orig.-Bd.81, H. 4/5. B. kl, W.1917, Nr, 82. 


~ 


615 


| rden noch bei drei Patienten, in 


agglutinablen Stämme von 


17, Nr.32.. Bauch, Zbl.f.Bakt. 1. Abtlg., Orig.-Ba. 81, 


51 
N 


Rees 
f œ 
— nn 
Ice er 


` 


at 
Ni ei 
maps R 
SEITE EN 


Dat} 
s 


Fer r TO a 
~ -e < i = 
TERENY E ERREG 
UI Toen mot zeA- 


Ži 
~e 

F. a 
- 

% 


RNA 
% 


x 

» BR PA 
X e u i 
ENE TU 
en AAT 
Jara, 

- 
ae 


A 


Frabik u Ft Zoe er 
Teen. DIL SP u 
Fe À iN 


>i? i irna 


Duk a 

N 
wa 
Auges 
> 

& 


Se 


... 
De EP 
Ée A a 


xD 


mu 


- 
Sr 
a L 


REES TEN Sa a nn ur 
2 = Be $ à r Ae E T E 
Ee e y aay S’ 


Er 
mr 


vn 
mr - 


S 
I i - 
A ; u 
® $ . 

x En wo 

z DE 

Bruck 25 RE 

en: 


sh 

Si rear ie 
sá 

Ama Le 


sn 
= Ésa 
EO E 
NEN 
nn nn aa. > 
Ts wT 


un 


Yom 


Zu ain 


Aa 
taei m # 


an X 
Se Sedie 


i 


. 
ptei Ma 
4 PE] 
E 
.: A 
3 - 
“> 
me 


ie 
. 
Ben 
SU TEEN 


S—e ne 
a m 


res NT 


. 
. 
en 


~ 


Pa 
- Egun 
er Ges 
Ar K 


1-r 


or 


EIER E DUNT A 
~ en a » t`- ol: 2 
IR RE RE 


artat re an une at, i atma ee m ee en 


irn a en kenn tn. tech - 


n rer 
nr. na man Tınn 
# 1 


616 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25. 


a 


zur Verklumpung zeigten, sodaß die specifische Wirkung der Immun- 
sera nicht eindeutig genug hervortrat. Auch diese fünf Stämme 
konnten vermittels der Komplementfixierung mit Kaninchen- 
Immunseris als Kruse-Shiga-, beziehungsweise als Y-Ruhrkeime 
erkannt- werden. | 

Endlich wurden bei zwölf Patienten 31 Stämme isoliert, die 
auf den Testnährböden zunächt zwar kulturell das Verhalten von 
Rubrbacillen zeigten, durch Kruse-, Flexner- und Y-Serum aber 


nicht beeinflußbar waren und auch weder nach monatelanger Weiter- 


züchtung noch nach einstündigem Erhitzen oder Kochen agglutinabel 
wurden. Auch im Komplementbindungsve:such lieferten sie mit 
diesen Seris kein positives Ergebnis. | 

Zwei dieser Stämme stammten von zwei Krankheitsfällen, 
bei denen es sich um typische, wehn auch leichtere Ruhr gehandelt 
hatte. In den Stühlen beider Patienten waren mehrere Male die 
gleichen ruhrverdächtigen Keime gefunden worden, welche sich 
kulturell im allgemeinen wie Kruse-Shiga-Bacillen verhielten und 
auch den für Ruhrkulturen charakteristischen spermaähnlichen 
Geruch besaßen, dabei aber Indol bildeten und durch die Immunsera 
der drei Ruhrtypen nicht agglutiniert wurden. 

Mit den Seris der Kranken gaben sie positiven Widal bis 
1:200. Die weiteren Untersuchungen bestätigten, daß diese Kulturen 
mit den zuerst von Schmitz beschriebenen indolbildenden Ruhr- 
keimen identisch waren. Sie wurden von Ruhr-Schmitz-Immunserum 
bis zum Endtiter agglutiniert und die mit ihnen hergestellten Sera 
beeinflußten in gleicher Weise die zum Vergleich herangezogenen 
Schmitzstämme. Auch bei der weiteren Prüfung mittels der 
Komplementbildung und mit Abbindungsversuchen sowie im Tier- 
versuch verhielten sie sich wie echte Schmitzstämme. Bei diesen 
Untersuchungen konnte ich zugleich feststellen, daß die Schmitz- 
stämme außer der Indolbildung in ihrem kulturellen Verhalten 
auch insofern eine Abweichung von dem Wachstum der Kruse- 
Shiga-Bacillen auf der bunten Reihe zeigen, als sie alle in der 
Löffler-I-Lösung, bei klarbleibender Flüssigkeit eine geringe, aber 
deutliche Ausfällung bewirken, während die Krusebakterien diesen 
Nährboden völlig unverändert lassen. 

Weitere Schmitzstämme waren unter den 29 übrigen durch 
die verschiedenen Ruhrsera nicht beeinflußbaren Kulturen nicht 
festzustellen. 13 der Stämme waren aus vier Krankenstühlen 
isoliert, von denen bei drei außerdem echte Kruse-Shiga-Bacillen 
und in einem‘ Falle Y-Bakterien gefunden waren. 16 Stämme 
stamınten aus den Entleerungen von sechs Kranken, bei denen 
sichere Ruhrkeime nicht nachzuweisen waren. Auch durch die 
Krankensera wurden keine dieser Kulturen beeinflußt. Wie die 
genauere Prüfung ergab, verhielten sich die Stämme in kultureller 
Hinsicht insofern nicht vollkommen gleich, als zwölf von ihnen 
Indol, die übrigen kein Indol bildeten und einige der ersteren 
auch in Lackmusmolke eine leichte violette Verfärbung hervorriefen. 
Die Versuche, inwieweit unter diesen Stämmen in serologischer 
Hinsicht etwa ein Zusammenhang besteht, sowie über die ge- 


22. Juni. 


nauere Feststellung ihrer Virulenz für Tiere sind noch nicht ab- 
geschlossen. Zwei Sera, die zunächst mit je einem indolbildenden 
und einem nicht indolbildenden Stamm hergestellt wurden, be- 
einflußten jeweils nur den eigenen Stamm, ohne auf die anderen 
Kulturen überzugreifen. Daß diesen Kulturen eine pathogene Be- 
deutung zukommt, erscheint nicht wahrscheinlich. Die Tatsache, 
daß die Krankensera keinerlei Einfluß auf die Kulturen ausüben, 
spricht eher dafür, daß es sich um saprophytische Keime handelt, 
die aber wegen ihres, den Kruse-Shiga-Baeillen ähnlichen kulturellen 
Verhaltens bemerkeuswert sind. 

-Mit Einrechnung der beiden nachträglich als Schmitzstämme 
festgestellten Kulturen stellt sich das Gesamtergebnis der bei den 
Rubruntersuchungen in diesem Jahre erhobenen positiven Befunde 
auf 65°/,, indem von 74 klinisch diagnostizierten Ruhrkranken 
bei 48 die Diagnose mittels der bakteriologischen Untersuchung 
bestätigt werden konnte. | 

Dieses Resultat von 65°/, positiven Stuhluntersuchungen be- 
deutet eine wesentliche Steigerung gegenüber dem Gesamtergebnis 
des vergangenen Jahres mit 36°/,. Es steht in Einklang mit der 
Prozentzifter, welche im Vorjahre bei den besonders genau unter- 
suchten chronischen Ruhrerkrankungen ereicht wurde und darf 
wohl an sich als befriedigend angesehen werden. 


Während aber bei unseren im vorigen Jahre erhobenen Be- 
funden in erster Linie der Y-Baeillus vorher’schte, konnten in 
diesem Untersuchungsjahre am häufigsten Kruse-Shiga-Bakterien 
im ganzen bei 30 Patienten, davon bei 26 als alleiniger Erreger 
und bei vier zusammen mit Y-Ruhr-Baeillen gefunden werden, 
der Typus Y dagegen nur bei 19 Kranken, und zwar bei 15 als 
alleiniger Krankheitserreger. Der Typus Flexner wurde ein ein- 


ziges Mal nachgewiesen und endlich wurde bei zwei Patienten der 
Ruhr-Schmitz-Bacillus festgestellt. 


Über Wurmkuren bei Kindern. 


Zu dem gleichnamigen Aufsatze des Herrn Prof. Brüning in Nr. 11, 
S. 258 dieser Zeitschrift. 


Von 
Oberstabsarzt Dr. Georg Schmidt, Berlin. 


Brüning schreibt: „Als brauchbares, Mittel gegen Madenwürmer 
haben sich erwiesen die von der Firma Goedecke & Co. (Leipzig) in den 
Handel gebrachten Gelonida Aluminii subacetici comp. cum Alum 
sulf.... *. 

Im Einverständnisse mit Herrn Prof. Brüning weise ich darauf 
hin, daß die Verwendung des Aluminium subaceticum bereits 1910 von 
mir ersonnen, erfolgreich durchgeführt und veröffentlicht worden ist 
(„Aluminiumsubacetat als Mittel gegen Ozyuris vermicularis“, D. m. W. 
1910, Nr. 18). Erst daraufhin hat sich die pharmazeutische Technik 
der Sache angenommen. Die Firma Goedecke bestätigt mir das. 


Referatenteil. | j 
Redigjerbd von Oberarzt Dr. Walter Wolfi, Berlin. 


Sammelreiferat. 


` Neuere Arbeiten aus dem Gebiet der Herz- und Gefäßkrankheiten. 


Von E. Edens. 
(Fortsetzung aus Nr. 24.) 

Statistisches über die Ursachen der Herz- 
hypertrophie auf Grund von 8066 Sektionen bringt Hecht. 
Vermehbrter Widerstand wirkt unter Dehnung der Herzmuskulatur 
als Reiz und führt zu gesteigerter Arbeit und Ernährung und 
damit zur Hypertrophie des Herzens. Diese Ansicht Corvisarts 
wurde durch Ficks und O. Franks experimentelle Unter- 
suchungen bestätigt und exakt ausgearbeitet, ihre Anwendung auf 
die Klinik besonders durch Moritz und H. Straub gefördert. 
Der diastolische Füllungsdruck und der systolische Widerstands- 
druck sind die beiden als Reiz wirkenden mechanischen Haupt- 
bedingungen der Herztätigkeit. Die Hypertrophie bei dauernder 
Arbeitssteigerung beruht auf der Fähigkeit der lebenden Substanz, 
an Masse zuzunehmen und dadurch über ihr ursprüngliches Maß 
zu wachsen. Je nach der Art der Bedingungen, die zur Hyper- 
trophie führen, lassen sich nach Hecht vier Gruppen unter- 
scheiden. 1. Fälle, in denen ein mechanisches organisches Hindernis 
im Herzen selbst, in dessen Umgebung oder sonst im Circulations- 


i gon ao T ; 
— i Zu | 2 
4 = 2 
aa i 


system erkenntlich ist. 2. Renale Hypertrophie. 3. Endokrin bedingte 
Hypertrophien. 4. Hypertrophie ohne nachweisbare krankhafte Organ- 
befunde. Zu 1. Hypertrophie des linken Ventrikels berubte in 49 Fällen 
— die Gesamtzahl der hypertrophischen Herzen betrug 185 — auf 
Klappenfehlern; leider befand sich keine reine Mitralstenose unter 
dem Material, sodaß Hecht über die viel umstrittene Frage der 
Hypertrophie und Atrophie der linken Kammer bei diesem Klappen- 
fehler nichts auszusagen hat. Obliteration des: Herzbeutels hat 
keinen gesetzmäßigen Einfluß auf die Masse der linken Kammet, 
Kyphoskoliosen können ausnahmsweise neben der Hypertrophie des 
rechten Ventrikels eine solche des linken zeigen. Allgemeine 
Atherosklerose soll nur selten und nur in besonders hochgradigen 
Fällen zur Herzhypertrophie führen; widersprechende Angaben 
werden auf ungenügende Beachtung der kleinen Nierengefüße ZU- 
rückgeführt. Linksseitige Hypertrophie bei Coronarsklerose und 
Myokardschwielen wird durch die „relative Mehrarbeit“ erklärt, die 
der geschwächte Muskel auch unter normalen Bedingungen zu 
bewältigen habe. Aortenaneurysmen machen nur dann eine Herz- 
hypertrophie, wenn sie mit Insuffizienz der Aortenklappen einhet- 
gehen. Aortenenge scheint keine wesentliche Bedeutung für die 
Masse des linken Herzens zu haben, Zu 2. In 50°/, aller Fälle 
beruhte die Herzhypertrophie auf einer Sklerose der NierenarterleN. 
Als maßgebend wird von Hecht die Arteriolenveränderung, nicht 


Er ee 


92, Juni. 


- selbe Resultat. 


die Ve 


A -.. i 
z mm m AL iT. ld o ‚ 
we. -ymm suma au ete d- .* * 
vo "0 ni i 
ea raa wann AN 
AEE -= ayati m. _ Img m E ee K En 
ie BE 2 = 5 
S X oy 

be 1 i . 


-— 


- 


die consecutive Nierenaffektion angesehen ; entzündliche Schrumpf- 
nieren waren nur in 12°, der Fälle. Ursache der Herzveränderung, 
Die Herzhypertrophie der Trinker und Schlemmer wird nicht als 


eigene Gruppe anerkannt; Hecht meint vielmehr, daß in diesen 


Fällen Schädigungen der Arterien ‘und Arteriolen, insbesondere 
der Nierenarteriolen, Grund der Herzhypertrophie seien. Zu 3. 
Dem sogenannten Kropfherz' steht He,cht zweifelnd gegenüber, 
nur in einem Fall ging ein sehr großer Kropf. mit Herz- 
hypertrophie ‘einher, in den übrigen Fällen fehlte sie. Für das 
sogenannte Myomherz ließ sich kein einziger beweisender Fall er- 
bringen. Über die Wirkung einer Hypertrophie der Nebennieren 
auf das Herz konnte sich Hecht aus seinem Material kein Urteil 
bilden. Zu 4. Über die Arbeitshypertrophie des Herzens suchte 
Hecht in.der-Weise Aufklärung zu erhalten, daß er eine größere 
Zahl Sektionen von Soldaten danach ordnete, ob die Betreffenden 
einer fechtenden Truppe angehört oder nur Wacht- oder Schreib- 
dienst versehen hatten. Das Resultat war, daß eine auf Grund 
der Kriegsanstrengungen gesetzmäßig oder in einer großen Häufig- 
keit entstehende Arbeitshypertrophie nicht nachgewiesen werden 
konnte. Über Wachstums- und Schwangerschaftshypertrophie ließ 
das Sektionsmaterial keine Schlüsse zu. . | 


ZurLehre von derHypertrophie des rechten 
Ventrikels hat D. Gerhardt einen Beitrag geliefert. Die 


-` Hypertrophie der rechten Kammer bei Mitralfehlern ist bisher ent- 


weder als ein direkt kompensatorischer Vorgang aufgefaßt worden, 
der es ermöglicht, daß der Druck im linken Vorhof gesteigert und 
dadurch der Blutdurchfluß durch das verengte Mitralostium er- 
leichtert werde, oder man. sah sie als eine Anpassung an die’ 
Stauungshyperämie: im kleinen Kreislauf an. Beide Deutungen 
rechnen damit, daß sich die im kleinen ‚Kreislauf infolge des 
Mitralfehlers entstehende Druckzunahme durch: das Capillarsystem 


. der Lunge hindurch auf die Arteria pulmonalis fortpflanze. Experi- 
‚ mente. von H, Straub, Bradford und D'ean sowieLoewit 


haben nun aber gezeigt, daß bei Strömungshiùdernissen am linken 
Herzen keine oder keine wesentliche Druckänderung in der Lungen- 
schlagader. auftritt; Versuche von D. Gerh àrdt ergaben das- 
Wie kommt dann aber die klinisch bewiesene 
Hypertrophie des rechten Herzens bei Mitralfehlern zustande? Zur 
Erklärung des Widerspruchs zwischen Tierexperiment und klinischer 
Erfahrung nimmt Gerhardt an, daß im Tierexperiment durch 
versuchsanordnung die Strommenge im größen Kreislauf und 
dadurch der Zufluß. zum rechten Herzen erheblich herabgesetzt 
werde. Die ungenügende Füllung des rechten Herzens verhindert 
nun eine -Drucksteigerung in der Lungenschlagader. Gerhardt 


- konnte diese Auffassung dadurch beweisen, daß eine Druck- 
erhöhung in der ‚Pulmonalis bei Strömungshindernissen am linken 


Herzen eintrat, sobald für genügende Füllung des rechten Herzens’ 


. gesorgt werde, Bei den klinischen Mitralfehlern liegen die Ver- 


ältnisse nun so, daß eine genügende Füllung des rechten Herzens 
und damit die Bedingungen für eine Hypertrophie als gegeben 
anzunehmen sind. Inzwischen ist aber eine, hier schon besprochene 
rbeit von H, Straub erschienen, in der auch ‘bei unveränderter 
Füllung.des rechten Herzens keine Steigerung des Pulmonalisdruckes 
nach ‚künstlichen ‘Mitralfehlern gefunden wurde. Es werden also 
weitere Untersuchungen nötig sein, um das Problem zu lösen, 
warum. bei Mitralfehlern das rechte Herz an Masse zunimmt. Über 
die sogenannteidiopathischeHerzhypertrophie 
hat F. Kraus sich:in einem Vortrag in der Berliner Medizinischen 
Gesellschaft ausgesprochen. Mit der Bezeichnung idiopathische 
Herzhypertrophie werden solche Fälle bezeichnet, bei denen die 
als Ursache der Hypertrophie bekannten Formen mechanischer 
Widerstände im Kreislauf nicht nachweisbar sind. Für das Ver- 
Ständnis der Herzgröße und -vergrößerung sind die grundsätzlichen 
Entstehungsmöglichkeiten zugrunde zu legen, die in folgenden 
ei gegeben sind: „Es gibt zwei Hauptperioden der Ontogenese, 
er 


jenige der funktionellen Gestaltung mit - weiterer Ausbildung. 
Zweitens: Organe und Gewebe sind befähigt, durch verstärkte 
. Ausübung ihrer Funktion sich in höherem Maße an dieselbe an- 


zupassen. Drittens: Wachstum ist nicht bloß Assimilation fertig 
 gelieferter Bausteine. 


. Es gehört zur vitalen Aktivität und ist 
elzen unterworfen.“ Eine Zunahme der Masse des Herzfleisches 
finden wir bei dauernd:gesteigerten Leistung des Organes, so in- 


folge allgemeiner Muskelarbeit. Die von Zuntz und Nicolai 


festgestellte Tatsache, daß während der Muskelarbeit die diastolische 
erzform vergrößert ist, wirft ein Licht auf .die'Art, wie das Herz 


- die Mehrarbeit leistet; ` die größere Füllung des Herzens geht mit 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25. 


Organanlage mit Wachstum ohne Funktionierung und die- I 


einer Dehnung. der: Herzmuskelfasern. einher, die als Reiz: wirkt 
und den Herzmuskel zu erhöhter Arbeitsleistung befähigt. Diese 
‚neuesten Befunde bestätigen also: die alte mechanische Theorie 
Corvisarts. Junge Leute zwischen dem 18. und 20. Lebens- 
jahr haben einen noch nicht ausgewachsenen. Brustkorb und ein 


'schmales,:.senkrecht gestelltes Herz von Mitralform. Mit der Zeit er 


und unter dem Einfluß. der Übung reifen Brustkorb. und Herz, 
beide werden breiter. Das ist ein Beispiel: für das funktionelle 
Wachstum im Sinne von Roux, für eine „Erstarkung“ des Herzens. 
. Zwischen dieser Erkrankung und Hypertrophie und, -falls das 
Optimum überschritten- wird, Dilatation gibt es keine scharfe Grenze. 


Bei dauernder schwerer Berufsarbeit und Sport sieht man große, T 


eventuell recht große Herzen, die über die Entwicklung der Skelett- 
muskulatur anscheinend noch hinausgehen, aber keine krankhaften 
Störungen machen. -Das Arbeitsherz ist deshalb nicht als eine 
Krankheit anzusehen; es geht wieder zurück, wenn die Bedingungen 
aufhören, unter denen die Vergrößerung entstanden ist. Das Bier- 


| herz findet sich gewöhnlich bei schwer arbeitenden, gleichzeitig 
Korpulenten und muskelkräftigen Menschen, die mit dem Bier ein - 


 Übermaß an Flüssigkeit,  Calorien und Alkohol zuführen. _ Die 


meisten Fällen sind nach Borst mit Gefäß- und Nierensklerosen 
‘verbunden, doch kommen auch solche vor, in denen diè Ver- - 


änderungen an den Gefäßen und Nieren die Herzhypertrophie 
nicht erklären. Die körperlichen Anstrengungen, unter denen sich 
das normale Herz :zum Arbeitsherzen entwickelt, können gefährlich 
werden bei Leuten mit konstitutionel kleinem Herzen oder 
enger. Aorta oder beginnender Arteriosklerose eines : bestimmten: 


Typs oder Gefäßsyphilis. Das kleine Herz kann sich freilich aus- M 


wachsen und dabei Kugelform annehmen; großen, dauernden An- 
strengungen ist es aber auch dann nicht gewachsen. Gerade der 
militärische und besonders der. Kriegsdienst haben gezeigt, -daß 
das konstitutionell schwache Herz zu Erweiterungen neigt. Stärkere 
Grade der Aortenhypoplasie führen, wie schon Virchow betont 


hat; in. späteren Perioden, ebenfalls zur Herzvergrößerung; klinisch 


findet man einen verstärkten Spitzenstoß und herabgesetzte 
Leistungsfähigkeit. Recht häufig ist die Präsklerose Ursache 
einer sogenannten ersten diopathischen Herzhypertrophie. . Das 


Röntgenbild des Herzens und der Aorta, Blutdrucksteigerung, Ver- PR 


stärkung des zweiten  Aortentones, Verkleinerung der ` Nach- 
schwankung im Elektrokardiogramm, objektiv nachweisbare Kreis- 
laufsinsuffizienz, Extrasystolen, leichte anginöse Beschwerden, Herz- 


‘dyspnöe charakterisieren diese Fälle. Wie ‚häufig eine Syphilis 


der kleinen Arterien Ursache einer Herzhypertrophie ist, läßt sich. 
nicht sicher entscheiden, da wir über die syphilitische Arteriitis — 
abgegeben von den Hirngefäßen — wenig unterrichtet sind. Manche 
Herzhypertrophien sind auf Störungen der inneren Sekretion zu- 


` rückzuführen. Zu denken ist hier an Adrenalinämie, das .thyreo- 


toxische Kropfherz, das Basedowherz und das: Herz der Lympha- 


tischen, vielleicht auch 
größerungen durch nervöse Erregungen. 

diesem Vortrage berichten Ceelen und. 
größerungen bei Lymphatismus, wo eine dichte Iymphocytäre 


In der Aussprache zu 


"Infiltration des Herzmüskels gefunden, wurde; beim- Lymphatismus 


Erwachsener soll Hypertrophie des Herzens ohne anatomischen 
Befund bestehen. Czerny macht darauf aufmerksam, daß die 


| großen Herzen lymphatischer :Kinder ohne Verstärkung ‘der Herz- 


tätigkeit einhergehen und daher. leicht übersehen würden. Man 
müsse sich hüten solche großen Herzen im frühen Kindesalter 
als congenitale Leiden anzusehen, sie seien ebensowenig angeboren 
wie der:Lymphatismus, und die Disposition zur Erkrankung sei 
congenital, das Krankheitsbild des. Lymphatismus dagegen eine 


Art nach der Geburt sich entwickelnde. Erscheinung. Zur Frage : 


der Herzhypertrophie infolge .syphilitischer Arteriitis bemerkte 
Benda, es sei für die Syphilis kennzeichnend, daß sie immer 
nur einzelne kleine Gefäßbezirke betreffe; man könne sich des- 
halb schwer vorstellen, daß sie wirklich auf die allgemeine’ Arbeits- 
leistung des Herzens großen Einfluß ausüben würde. | 


den einschlägigen Arbeiten sei zunächst erwähnt eine sehr inter- 
essante Veröffentlichung von Ernst Weber über die Wir- 
kung natürlicher und künstlicher Kohlensäure- 
bäder sowie der Hochfrequenzbehandlung bei 


Herzkranken, kontrolliert durch die plethysmo-- 


graphische Arbeitskurve. Das Prinzip und die Methodik 


der Weberschen plethysmographischen 'Funktionsprüfung . ist 


schon früher an dieser Stelle geschildert worden, wir setzen sie 
deshalb als bekannt voraus. Über die Theorie der Wirkung des 


an das Myomherz und die ‚Herzver- . 


Benda über Herzver- 


Die Funktionsprüfung des Kreislaufs. Von. 


tes ran 
RES 


ac R 
zierte SL 
= x 


ET en 
pE 


Zu. 


fe 


a re 
ee EIER a. 
= vn se 


re 
Ten: 


ž 


t $ k 
A 7 i 

, 3 
TA nm 


Per 


mem 


+ 
\ A oo. epu Sa N . 
S 2 w vr ‚ 
Zen. "Zr n 
DA ra s Su a 
ean EE a e u. x 


w 
x 


. . 
” . 
i Er 
AS pnape 
Fear un ey 
-~ 


MIT re R $ 
pa a e nie a 
nE yE Trac 

woran - 


ROER 


N 


ir i 
4 
w 
4 
$; 


y 
Í 
. 
3 
? 

} 
7 
i 


LA: Pr 
Den 
PERT ARN 

ee, 
ra 


min aai 
Z saa 


=. 


== 
wu 


> 
aan un a 
rin a 


À = 2 
a, > 
8 Dan tm 


air 


u... 


fe oam 


BaRar rend. mes 
X rS AE aF og 


ne ee ee ee u nn 


TE An en > Sende ne an rn ai eh 


ipe u 
N nn nn I ‘M ige —_— — > k 
-y Oia ir = nn . I. 
E ~ -na meo aie Nez i — = 


1 
| 
5, 
P. 
i } 
3 
EEN 
PET 
1 Fu 
Me 
=“ i 
5 
+ Mile 
‘A 
# 
E 
gus) 
3 
HER 
2 
E 
LE | 
= 
N 
g 1 \ 
‘l : 
i y 
V 
2: 
An 
J tu 
ir 
3 $ 
"8i 
nl 
; x 
YAT 
TI 
f 
b > t 
f vr 
O PR 
b Bst. 
u 
ra } 
P 
hE 
v3 
m. 
LT 
AY 
Pi 
1N 


ipid 


k 
zz 


P - 
r r 


Pe re 
a er a 
m en 
+- 


618 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25. 


ii 


Kohlensäurebades und der Hochfrequenzbehandlung ist Weber | der Herzarbeit bedeutet. Nicht selten trat die günstige Wirkung 


durch seine Untersuchungen zu folgender Auffassung gelangt. Die 
Wirkung der Kohlensäurebäder kann nicht durch die bisher vielfach 
hervorgehobene Erweiterung der peripherischen Gefäße erklärt 
werden, da bei Kranken, bei denen nach Kohlesäurebädern starke 
günstige Veränderungen an der Arbeitskurve nachweisbar waren, 
diese gänzlich fehlten, wenn eine gleiche peripherische Gefäß- 
erweiterung durch Salzbäder usw. herbeigeführt wurde. Es handelt 
sich vielmehr um eine specifische Einwirkung der Kohlensäure auf 
Nervenendigungen in der Haut. Der Reiz wird reflektorisch gleich- 
zeitig nach zwei verschiedenen Richtungen hin weitergeleitet, 
nämlich zum Sympathicus, der durch den Accelerans anregend 
auf die Herztätigkeit, und zum autonomen System, dem Vagus, 
der hemmend auf die Herztätigkeit wirkt. Im besonderen denkt 
Weber hierbei an die Verstärkung oder Abschwächung der 
einzelnen Systolen. Je nach der Empfindlichkeit des sympathischen 
oder autonomen Systems überwiegt die reizende oder dämpfende 
Wirkung des Kohlensäurebades. Im ganzen wirkt das Kohlensäurebad 
stärker auf den Sympathicus, das heißt anregend, die Hochfrequenz- 
behandlung stärker auf den Vagus, das heißt beruhigend. Diese Dar- 
stellung läßt vermuten, daß im einzelnen Falle die Wirkung des 
Kohlensäurebades sehr verschieden ausfallen und häufig im voraus 
nicht zu berechnen sein wird. Das trifft nach den Untersuchungen 
Webers nun tatsächlich zu; daneben wurde von ihm aber 
noch eine Reihe bemerkenswerter Einzelheiten beobachtet, die für 
die Anwendung der Kohlensäurebäder und der Hochfrequenz von 
großer praktischer Bedeutung sind. So stellte sich heraus, daß 
die natürlichen (die Versuche wurden in Altheide gemacht) 
Kohlensäurebäder meistens bedeutend stärker anregend und nach- 
haltiger wirkten als die wirksamsten — als solche stellten sich die 
Sandowschen und Bombenbäder heraus — künstlichen Bäder; 
ausnahmsweise wirkten die künstlichen Bäder stärker, was Weber 
durch die dämpfende Wirkung erklärt, die den natürlichen Bädern 
neben der anregenden innewohnt. Der günstige Einfluß der Bäder 
äußerte sich darin, daß eine negative oder nachträglich sinkende 
Arbeitskurve in eine positive oder ansteigende Kurve umgewandelt 
wurde. Überreizung zeigte sich durch sehr starkes nachträgliches 
Ansteigen der Kurve, das eine unnötige und unerwünschte Steigerung 


Ernst Weber 


geführte Energometrie hat in den Händen von Schrumpi 
(Pulsdynamische Studien bei Veränderungen 


der Bäder nur dann ein, wenn das Bad gut abgedeckt und der 
Baderaum vorher gut gelüftet war, sodaß keine Einatmung von 
Kohlensäure stattfinden konnte, 

eine Schädigung der Herztätigkeit gesetzt wurde, konnte diese durch 
die dämpfende Wirkung der allgemeinen Hochfrequenzbehandlung 
beseitigt werden. 

klinischeBewertung der Plethysmographie bei 
Herzkrankheiten enthält die Ergebnisse, die der Verfasser 
mit der W eber schen Methode am Krankenbette gesammelt hat. 


In -Fällen, wo durch Überreizung 


Eine Arbeit von Sehirokauer über die 


Sie decken sich mit den früher hier referierten Befunden von 
und Dünner. Die von Christen ein- 


der Aorta mit besonderer Berücksichtigung der 
Frühdiagnose der Präsklerose) beachtenswerte neue 
Kennzeichen für die Diagnose früher Stadien der Sklerose von Aorta 
und peripherischen Gefäßen geliefert. Christens Energometrie 
besteht bekanntlich darin, daß um den Arm oder den Unterschenkel 
eine Recklinghausensche Manschette gelegt wird, die einerseits 
mit einem trägheitsfreien Manometer, andererseits mit einergraduierten 
Spritze in Verbindung steht. Der unter die Manschette dringende 
Pulsstoß bringt in der Manschettenluft eine Drucksteigerung hervor, 
die am Manometer abgelesen werden kann. Wie groß das Blut- 
volumen ist, das diese Drucksteigerung erzeugt, können wir an der 
Spritze ablesen, wenn wir durch Verschieben des Spritzenstempels 
die gleiche Drucksteigerung herbeiführen. Bei niedrigem Manschetten- 
druck sind die Volumenwerte gering, da ein Teil des Blutes unter 
der Manschette passiert, ohne einen Druck auf die Manschettenwand 
auszuüben; mit steigendem Manschettendruck steigt das Volumen; 
bei sehr hohem Manschettendruck brandet der Pulsstoß am oberen 
Manschettenrand, das auf die Manschette wirkende Volumen ist 
minimal oder gleich Null. Zu einem bestimmten Manschettendruck 
gehört also ein bestimmtes Volumen, bei einem bestimmten, in jedem 
einzelnen Falle zu suchenden Optimaldruck findet man das Maximal- 
volumen. Druck x Volumen gibt den Arbeitswert des Pulsstobes. 


Der höchste Arbeitswert, multipliziert mit der Pulszahl, liefert den 
Wert für die Leistung. (Schluß folgt.) 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 23. 


- F. Kraus (Berlin): Die Möglichkeit der klinischen Diagnose 
intrakardialer Aneurysmen. Verfasser beschreibt das nach dem rechten 
Herzen durchbrechende wahre Aneurysma des Sinus Valsalvae dexter 
und als zweite Gruppe die Aortenklappeninsuffizienz, verursacht durch 
nicht so streng umschriebenes, aber doch lokalisiert intravalvuläres 
Aneurysma am Sinus Valsalvae. Für beide Gruppen standen eigene 
Beobachtungen zu Gebote. In dem hier mitgeteilten Fall der Gruppe 2 
gelang die Diagnose aus den Besonderheiten der vorhandenen Aorten- 
insuffizienz, dem dauernd sehr hohen Druck im Anfangsteil der Aorta 
ascendens, der nachweisbar umschriebenen Erweiterung des Aorten- 
abschnitts, dem Verhalten des Aortengeräusches. 

Jürgens (Berlin): Neue Wege der Seuchenbekämpiung. Siehe 
Vereinsbericht der Berliner Medizinischen Gesellschaft vom 14. Mai 1919. 

Holländer und Ernst (Budapest): Malariamischinfektionen, 
Beschreibung des Krankheitsverlaufs von 17 Fällen, in denen sich bei 
der Aufnahme sowohl nach dem Verlauf wie dem Blutbefund Tropica- 
infektion fand, die dann während der Beobachtung mit typischem Ter- 
tianakrankheitsverlauf und -blutbefund rezidivierten. Die 'Tertiana ist 
gegen Behandlung weniger resistent als die Tropica und besitzt keine 
besondere Empfindlichkeit gegen Salvarsan. 

=  _Glans (Basel): Isolierte Miliartuberkulose der Leber bei Tuber- 
kulose des Pankreas und der Vena lienalis. Der beschriebene Fall 
betraf einen 80jährigen Mann, .der klinisch unter den Erscheinungen 
einer Arteriosklerose und hypostatischen Pneumonie litt. Die Leber 
erwies sich, da es nicht zu allgemeiner Miliartuberkulose kam, als ab- 
solutes Filter. Auch in den Lungen, dem Darm und Peritoneum waren 
tuberkulöse Herde vorhanden. 

Zimmermann (Breslau): Augenverletzungen durch Explosionen 
von Sprengkapseln. Die sieben mitgeteilten Fälle, von denen drei zu 
vollständigem Verlust eines Auges, drei zu bedeutender Herabsetzung 
der Sehschärfe führten, illustrieren die große Gefahr der harmlos aus- 
sehenden Kupferhülsen. Reckzenh. 


- hepatis bewirkte, 


| durch den Staphylococcus aureus haemolyticus von einem Kurun ke 
| her infiziert. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 22. 


E. Gotschlich (Gießen): Über Werden und Vergehen von 
Infektionskrankheiten. Nach einem Vortrage in der Medizinischen Ge; 
sellschaft in Gießen am 29. Mai 1918. 

Max Berliner (Berlin): Der tastbare Capillarpuls. Er ist am 
besten an der Fingerbeere nachzuweisen, weil hier die Weichteile 
durch ein äußerst dichtes Capillarnetz ausgezeichnet sind. Der unter 
suchte Finger (meist der Mittelfinger) ruht dabei auf dem Nittelfinger 
des Arztes, während Daumen und Zeigefinger die Fingerbeere seitlich 
betasten. 

J. Oehler (Hannover): Zur Diagnosenstellung bei vorgeschrit- 
tenen Fällen von Nierentuberkulose und ihrer operativen Behandlung. 
Berichtet wird über den Wert der Anamnese für die Diagnose der 
Nierentuberkulose, besonders mit Rücksicht auf die Schrumpfblase, 
über den Urinbefund, den Palpationsbefund und die Art der Palpatiov, 
über die Cystoskopie mit Hilfe der permanenten Irrigation sowie über 
die Frage der doppelseitigen Nierenfreilegung. 

Wilhelm Baetzner (Berlin): Beitrag zur südafrikanischen 
Bilharziosis. An der Hand eines Falles werden einige für Bilharziosis 
der Blase charakteristische Befunde mitgeteilt, die sich eystoskopisch 
beobachten ließen. . 

Gr. P. Hatziwassiliu (Charlottenburg): Zur Frage der 
Wassermannschen Reaktion. Die: Kaupsche Modifikation zeichnet sich 
durch größere Schärfe vor der Originalmethode aus. Sie weist auch 
die kleinsten Reste von Luesreaginen im Blute nach, zeigt also mehr 
positive und gerade latente Luesfälle an. . 

Gustav Neugebauer (Striegau i. Schl): Zur Ätiologie 
subphrenischer Abscesse (Unfall). Der Kranke hatte sich durch einen 
Fall einen Leberriß zugezogen, der dann einen Bluterguß m 
rechten subphrenischen Raum neben dem Ligamentum suspensoflf 

Dieser Erguß wurde dann auf dem Blutw ege 


Digitized by Google 


=A RAK ERE 


AU m. on ki In aL ES E 


=- AF O R W E 


SEEN 
De 


» 
: >i œ 
. E 
« - ` 
’ . 
i MPRE 
> PTa 
. ie? 5 
. = ze 
B ? 


” 


P i 
TRETEN U Bd ae. 


ss 


. - `, 
: en ee j 
; RE 


N 


»: ` 


Velhagen (Chemnitz): Abducenslähmung bef Nephritis mit 
Sektionsbefund. | 
Blutgefäßes im Gewebe des Pons. Die Stelle einer Ruptur war deut- 
lich sichtbar. Es war also zu einer Apoplexie in den Póns gekommen. 
Die Fasern des Abducens konnten bis in die Nähe des Herdes ver- 
folgt werden. Die Gegend des Abducenskernes war aber intakt ge- 
blieben. Es handelte sich also um eine Läsion der Nervenwurzel. 
Wichtig ist der hier geführte Nachweis einer isolierten Augenmuskel- 
lähmung aus cerebraler Ursache bei sonst intaktem Gehirn. 
A. Vögele (Obermarchtal i. Württ.): Serumexanthem und Nir- 
vanolexanthem. Nach einem außerordentlich starken Serum exanthem 
(nach Injektion von Antistreptokokkenserum) trat nach zehntägigem 
' Intervall ein Nirvanolexanthem auf. Das sehr beträchtliche 
Serumexanthem zeigte nur eine geringe Temperatursteigerung bis 
38° abends und war ohne Juckreiz. Bei dem Nirvanol- 
exanthem, das kleinfleckiger war und stärkere Rötung aufwies, wurde 
dagegen bei bestehender Euphorie und leichter Benommenheit neben 
starkem Temperaturanstieg (über 40°) ein heftiger Juckreiz, 


der nur schwer zu bekämpfen war, beobachtet. 
Eugen Jennicke (Eisenach): Seltene pathologisch - anato- 


 mische- Befunde. Berichtet wird über eine akute Phosphorvergiftung 


und ferner über eine akute gelbe Leberatrophie bei Empyem der Gallen- 
blase und der erweiterten Gallengänge in der Leber mit einem sehr 


merkwürdigen bakteriologischen Befund. _ i 
Leopold Feilehenfeld (Berlin): Aus der ärztlichen Praxis, 


Hingewiesen wird auf die großen Schätze, die in den Akten der 
Lebensversicherungsgesellschaften ruhen. Hier könnte man bei zweck- 


= mäßiger Bearbeitung Aufklärung erhalten über die. Dauer und den 


Verlauf mancher Krankheiten und die ‚Widerstandsfähigkeit des ge- 
. sunden und des minderwertigen Körpers gegen schädliche Einflüsse. — 
"Wird die Zuckerkrankheit erst nach dem 35. Lebensjahre erworben, 

so pflegt sie einen sehr günstigen Verlauf. zu nehmen, zeigt keines-. 
wegs besondere. Komplikationen und verträgt sich mit einem hohen 

“Alter. — Mitteilenswert sind ferner vor allem diejenigen Erfahrungen . 
des praktischen Arztes, die sich auf Krankheitszustände beziehen, die 

als Vorstadien von Krankheiten’ zu bezeichnen sind oder als nicht 


zur Entwicklung gekommene Ansätze zu solchen. — Der Blutarmut 


_ bei Frauen und Mädchen liegt oft eine häufig auftretende und zu 
lange anhaltende Menstruation zugrunde. Ist kein operativer Ein- 


griff geboten, so. gebe man Secacornin oder Erystypticum, 
` um die menstruelle Blutung in ihrem zu frühzeitigen Eintreten 


und in ihrer zu langen Dauer zu beeinflussen, und zwar: 14 Tage 
nach dem Ablauf der letzteu Regel täglich dreimal, lasse dann das 


~ Mittel die ersten zwei Tage der Menstruation aussetzen, gebe es aber. 


wieder vom dritten Tage an bis zum vollständigen Aufhören der Blu- 

- tung. Erst wenn nach einigen Monaten die Zwischenräume zwischen 

. den Blutungen regelmäßiger geworden sind, verordne man Eisen- und 

Arsenpräparate, aber nur in einem kurzen Abschnitt von. 14 Tagen. 
i F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 20. 

A.de Kleijn und R. Magnus (Utrecht): Kleinhirn, -Hirn- 
stamm und Labyrinthreflexe: Die Centren für die Labyrinthreflexe 
liegen sämtlich im Hirnstamm, auch die Babnen für diese Reflexe vér- 
. laufen nicht über das Kleinhirn, Die Ansicht, wonach das Kleinhirn 
das Centralorgan für die Labyrinthe oder wenigstens für einen Teil 
der ‚Labyrinthreflexe sein soll, ist nicht richtig. Trotzdem kann das 
| Kleinhirn auf irgendeine Weise den Ablauf der Labyrinthreflexe be- 
einllussen, können von den Labyrinthen ausgehende Erregungen auf 
die Tätigkeit des Kleinhirns einen Einfluß “ausüben. Aber Kleinhirn 
und Centren für die Labyrinthreflexe im Hirnstamm bilden getrennte 
Systeme, die getrennt funktionieren, die sich jedoch gegenseitig be- 
einflussen und gegenseitige kompensieren können. 
_ H. Fründ (Bonn): Primärer und sekundärer Wundverschluß bei 
Schußverletzungen. Frische Schußwunden sollen nach Garre durch 
prophylaktische Wund excision behandelt werden. Aber jede 


 „Undexeision ist eine mühevolle, langwierige Operation, zu der man 


nicht selten zwei Stunden und länger braucht. Alles in seiner Er- 
nährung geschädigte Gewebe muß aus’ einer Schußwunde entfernt 
a Ein sicheres Mittel, lebensfähiges von nicht mehr lebens- 
anigem Gewebe zu unterscheiden, haben wir in der Dakinschen 
Osung (Natriumhypochlorid- Lösung, von B. Braun, Melsungen, her- . 
gestellt). Unter deren Einfluß nimmt Gewebe von zweifelhafter Lebens- 
fähigkeit eine schmutziggraubraune Farbe an. Während hun aber 
das’erholungsfähige Gewebe schon nach wenigen Minuten seine normale 
Farbe wiederbekomnt, bleibt das schwerer geschädigte Gewebe dauernd 
verfärbt. Die Drainage ist in gut exeidierten Wunden überflüssig, 


202000..1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 25. 


Dieser ergab ein Aneurysma dissecans eines kleinen 


‚Nabels hin. 


BZ ee : P s IRRE s En . Š h 

a E ea NSA - ; : ‘ j e Aa E ae 

E E ur > . . Soat Gi k ` y { g .- . 
' 7 g i 7 T Be as ee EHE. Sia 9 


2 1 


es gibt keine Retentionen in ihnen. Dagegen "wirkt der Drain als 
Fremdkörper. An die exakt ausgeführte Wundexeision schließt sich. 


dieprimäre Wundnaht. Aber nur wer sich in die Technik der 


Wundexcision und die Beurteilung der Fälle eingearbeitet hat, darf zur 


Primärnaht ‚solch extremer Fälle übergehen. Die Erfolge. des Verfassers 
| Auf keinen 


Fall kann durch .die Vucininjektion: die Wundexeision ersetzt werden. ` 


sind ohne -Vucinbehandlung erreicht worden. 


Fr. Schede (München): Zur Behandlung der Fingercontracturen. 
Ein Daueraäpparat für Fingercontracturen_muß in einem 'Fäustling 
einigermaßen zu verbergen sein. Eine Reihe derartiger Apparate” wird 
beschrieben und durch Abbildungen veranschaulicht. a 

Graßmann (München); Bemerkungen zum Verhalten der Kreis- 


laufsorgane bei Inflnenzapneumonie. Hingewiesen. wird auf zwei Ere 


scheinungen: die relative Bradykardie im fieberhaften Stadium 


des Verlaufs und die frühzeitige Blutdrucksenkung. Bei dèr- 


_ Bradykardie (z. B. bei einem Fieber von 40°.und darüber eine Puls- 
frequenz von wenig über 80, ohne daß etwa die vagusreizende Wirkung 
‚der Digitalis dabei im Spiele wäre) dürfte es sich nicht um eine eigent- 
lich kardiale, sondern um eine Vagusbradykardie ‚handeln. Der Ver- 
fasser läßt es dahingestellt, ob bei der Kreislaufschwäche im. Verlauf 
der Influenza eine primäre Herzschwäche oder eine Schwäche im 
Vasomotorengebiet vorliegt. Wichtig ist die frühzeitige 
Blutdrucksenkung (schon zu der Zeit, wo der Kranke noch einen sehr. 
günstigen Gesamteindruck macht). Zeigt sich diese am Riva-Rocei- 
schen Manometer, so greife man sofort zur C a m p hb e r spritze. Digitalis 
versagt hier so gut wie ganz. Wenn noch keine Palsverlangsamung 
ohnehin besteht, bekommt man durch dieses Medikament auch fast nie 
eine. Aber zur Digitaliswirkung gehört: Pulsverlangsamung (Ver-. 
längerung der Diastole).. Diese kommt jedoch durch die Digitalis nicht 
zustande bei insuffizienten, aber nicht hypertrophischen Herzen. Bei An- 
nahme einer Vasomotorenschwäche müß man schon, wenn diese 
droht, zum Campher und Coffein greifen. e a 
Wilhelm Hildebrandt (Freiburg i. Br.): Influenzamyositis 
als Haupterscheinung von Influenzarezidiven. Mitteilung- zweier Fälle. 
Die Ersterkrankung an Influenza hatte sich beidemal auf anderen 
Gebieten abgespielt, Rezidive sind bei Influenza sehr häufig, auch die 
Influenzapneumonien sind in einem Teil der Fälle. nicht Erst- 


erkrankungen an Influenza, sondern Rezidive.. 


-Karl Weiler: Versorgung und weitere Behandlung der psycho- u 


pathischen, hysterischen und neurotischen Kriegsteilnehmer. Zur Er- 
.reichung guter Erfolge braucht die militärische Disziplin nicht mit- 
zuwirken. Nicht der äußere Zwang, sondern die Persönlichkeit des 
Arztes ist für den Erfolg entscheidend. Denn seit der Revolution 
herrscht in den Lazaretten keine straffere.Disziplin, als wie in jedem 
geordneten Krankenhause. Der Neurotiker soll in seinem Arzt` nicht 
den militärischen Vorgesetzten sehen. — > ne e 
A.Frankenburger (Nürnberg): Beobachtungen an 223 Lüngen- 
schüssen im Heimatlazarett. Der Verfasser hat eine große Zahl von 
Lungenschüssen (und. von Brustkorbquetschungen durch Verschüttung) 
bei anamnestisch und klinisch gesicherter latenter Tuberkulose gesehen, 
bei denen während mehrmonatiger Lazarettbeobachtung keinerlei Zeichen 
von Aktivierung auftraten. Das dürfte gegen die Annahme traumatischer 
Tuberkulosen sprechen. | Ä ni ee 
=` Bucky: Ein neuer Verstärkungsschirm für Röntgenzwecke (Duplux- 
Folie). Es handelt sich um einen Schirm, bei dem beide Seiten Licht- 


strahlen bei der Exposition mit Röntgenstrahblen aussenden. 
| u ZZ ©- F Bruck 


I: 


Nr. 17. Haberer: Zur Kasuistik der incarcerierten Treitzschen 


Hernien... Es gelang in einem Falle, die durch die Operation bestätigte 


Diagnose auf eine incarcerierte Treitzsche Hernie zu stellen. Der im 
Recessus duodeno jejunalis liegende innere Bruch betraf auffallender- 
weise einen tiefen Abschnitt des Jejunums und einen großen Teil des 
lleums. Auf die Diagnose leitete das Symptom des lokalisierten Me- 
teorismus mit vermehrter Peristaltik. in seinem Bereich ‘und die Lage 
der supponierten Bruchgeschwulst links ober- und . unterhalb des 

Nr.18. Nobl (Wien): Hautzustände endokriner Voraussetzung 
und ihre organotherapeutische Beeinflussung. An einer Reihe von Fällen’ 


wird eine Beziehung von Schilddrüsenveränderung zur Sklerodermie 


demonstriert- Die beobachteten Schilddrüsenveränderungen betreffen 


die cystische Struma, die Basedowstruma, Hypoplasie der Thyreoidea. 


Verfasser nimmt einen ursächlichen Zusammenhang zwischen der glan- 
dulären Insuffizienz und dem Hautzustand an und hält es nicht mehr 
für angängig, die Sklerodermie als eine Hauterkrankung par excellence 


zu betrachten, sondern als den Ausdruck eines Zustandes, dessen aus- - 


. 


\ 


Cu 


Wiener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 17 bis 20, `> ` 


` 
` , ` Be 
x x F 1 T 
y = N . - £ > Tae 
$ . = Kr a ` 3 i EEIE 
. m ROS 5 2 ` Bra 3 ` \ - ’ . i iue i 
. p Ere . - i A e $ 7 gmi x r x en se 
+ a a $ ` - i A .- + 
; x š TE cre b ioa .. N sw. a fe 
a, a E 8 =, x Pr P i p i =, he On a p PA EN Bi: B 
3 5 a . N 3 a Šo prg Eyt š 2 . Be 
' DE - . . = Bin die no. . Arie me PA: 
NEE ` Na f ' kda i ; ir B EA euri TA S 
`~ $ > BE ae er > Bra . $ Te è = Z bra ' ‘ 
- ! ; : ` Da Eta g er en Se ri. . 
ee ER . Fr . * . rs „+ ` Pian ` er i u PAR ST E SLE 2! a Pika : 
tn nn Br . ` r 5 A is 5 E A P ` 
SIE ® > u we Tr, . ; A eoa En N ” El gan 
nn z Soo a N. ‚ - et i REN 
n t eh N P r $ ER SE 4 rt 
de 


k Br 
. Es 
Fa 


“ ua a u 
.. ean i og . 
PR ya 3 
` A Ra ” N 
Ey. Be De e 
en N 
EN 3 ' 
vennas u 
ae a a et 
BEE een: 


Er 
? 


Er de 
A 
Zu tun: 
ie ata 
u 


vas 


uaa r., 
< on, 
pu 


dr 
I. - ne & 4 
EC; x Sn 
wer en 
Yin 
- 


a m ia 
en 
aaan 
2 
boad 


a Se 


= m fvi 
TUN = 


Bere 
Fark 


DEREN ET, 


ers 
Pi, areren 
te 


po 
Kr en Bi Br 
> 
X 


- ai 
>- ee e a 
T 
r 


Lv 
= 
-Iy 
o 


WI 
ee N 
Zu ee N 


ae per ei 7X 
= ar 


u 
Formen. m 
ee 


nt an. 


Eue LS ee tor 
wieme Br o o- 


met v 


7 


i u 
——nT 
un a. RE 
RE we lu 
maree e ea 
=se et M 
AE EA k RS 
aR x 


em. Fe 


nr ba epee s 
Me a T E en E D e ee 


en gta ENT. = ee 
z š RE Er A x „ met ee a K; 
X E Pa re u FE 7 Fe 


z T m e Á a. 
-InN 


una... NEN 
te= “a o - 


+.’ 
i a 
Ba: 
Gi 
ie j Qo 
NEE CE 
NEIN H +o 
4 i Hga 
i f> N 
- 4 > 
N. 
tm ):, ag 
fs sia . 
er GERT Zu 
[7 i'e ’ 
: I 4 
t vi 4 A, 
ASEH . 
er "el. 
re 
N, PH Eu 
$ LGe N 
Mpa iae ! 
ih (EF Dani, ar 
ne. Sap | Or 
T IE Eu Or 
w oji SF: 
HH: v It u 
4 et ea 
4i F COS 
W A A: i po ` 
op: f ER 
lo, : 
i $ i zd 
2 r 
a EAN 
ra Se 
t 


p 
> - 
-— nn... 
Ir ET DEE 0073 Trs æ- 
` 5 


-_ auch nee Gu 
CERA Ee r ne r D AAS, en 
re E r ee a E bS ER mr Near. ron AS 
Si i i Sr vr = en =, ~ k A R - 
k F > . re s a I. H 


re ee ser "nr euren N 


v sam 


ann. 


= a 


620 


lösende Faktoren vielfach von Störungen der inneren Sekretion ab- 
hängig sind. Therapeutisch ist dementsprechend bei der Sklerodermie, 
wenn wir mit einer Unterfunktion der Schilddrüse zu rechnen haben, 
die methodische Verabreichung des Drüsenextraktes am Platze. Es 
liegen beglaubigte Angaben über wesentliche Besserung des den ge- 
wöhnlichen Heilmethoden trotzenden Leidens bereits vor. 


Nr.19. Gerstmann: Zur Frage der Pathogenese, der Klassi- 
fizierung und der Behandlung der Neurosen nach Kriegsschädigungen. 


‘Man kann die Neurosen in folgende zwei Gruppen einteilen: 1. in 


solebe Fälle, die. auf exogene Einflüsse hin unter Vermittlung psy- 


chischer Vorgänge zustande kommen und 2. in solche, die auf exogene 


Schädigungen hin durch nichtpsychische Einwirkungen entstehen. Die 
ersteren entsprechen dem Begriff der psychogenen Neurosen, die 
letzteren hingegen sind nach Vorschlag des Verfassers als „physiogene“ 
Neurosen zu bezeichnen. Bei diesen Fällen wirkt das Trauma, das 
ebenfalls psychische Erschütterungen setzen kann, aber zum wesent- 
licheren Teil physikalische und mechanische Wirkungen ausübt, nicht 
durch Vermittlung psychischer Faktoren, wie bei der ersten Gruppe, 
sondern durch extrapsychische Ursächlichkeit, auf physiologischem 
Wege, also direkt an sich krankmachend. Es gehören hierher die 
durch die physikalischen und mechanischen Begleiterscheinungen der 
verschiedenen Geschoßexplosionen, also die durch Schreck, heftige 
Sinnesreize, Luftdruckwirkung, Fortschleuderung mit Erschütterung, 
Verscehüttung unmittelbar zur Entstehung gelangten Neurosen, ferner 
die Neurosen nach peripheren Nervenreizen, Schädigungen toxischer 
Art, ferner elektrischer und thermischer Art. Klinisch lassen sich zwei 
Symptomenkompleze zusammenfassen: Mutismus mit oder ohne Taub- 
heit und nachträgliches Stottern einerseits, Körper- und Extremitäten- 
zittern‘ mit verschiedenartigen Formen von Bewegungs- und Gang-- 
störungen andererseits, Der psychischen und suggestiven Behandlung 
sind die physiogenen Neurosen zugänglicher als die psychogen 
bedingten. | 


Nr. 20. Schüller: Zur Behandlung der Kriegsneurosen. Die 
Behandlungsmethoden sind: das medikamentös-diätetisch-physikalische 
Heilverfahren, insbesondere in Form der Hydrotherapie, die Über- 
rumpelungsmethoden, insbesondere in Form der schmerzhaften Fara- 
disation, die Suggestion im wachen und hypnotischen Zustand, die 
Persuasionsmethode nach Dubois,-die psycho-analytische Methode 
nach Breuer-Freud. Bei allen Neurosen mit hysterischem Ein- 
schlag zeitigten die diätetisch-physikalischen Heilfaktoren nur dann 
eine günstige Wirkung, wenn sie disziplinären Charakter trugen, z. B. 
Diätbehandlung in Form einer reinen Milchdiät, Bettruhe unter völliger 
Isolierung, Verbot jeden Besuchs, Verabreichung der Bäder als Dauer- 
bäder, Anwendung der schmerzhaften Pinselfaradisation, Ausübung 
forcierter gymnastischer Übungen mit militärischem Kommandoton usw. 
Man kann sich bei der Behandlung an ein Schema halten und folgende 
Stadien unterscheiden: das Stadium der expektativen Behandlung 
(Bettruhe, Beruhigungs- und Schlafmittel, physikalische Prozeduren, 
Verbalsuggestion), das Stadium der aktiven‘, Therapie (Isolierung, Diät- 
einschränkungen, foreierte Gymnastik, Faradisation, Hypnose) und das 
Stadium der Nachbehandlung mit Arbeitstherapie neben körperlichem 
und moralischem Training. | 5 

. Haim: Beitrag zur Herzmassage bei länger dauerndem Herzstill- 
stand. In einem Fall von äußerst schwerem Herzstillstand, wo die 
Patientin schon völlig den Eindruck einer Leiche machte, gelang es 
durch die direkte subdiaphragmale Herzmassage mit gleichzeitiger 
künstlicher Atmung mit Sauerstoff, die Patientin wieder zum Leben zu 
bringen. In jedem Fall von Herzstillstand in der Narkose sollte nicht 
zu lange gezögert werden, sondern in Verbindung mit künstlicher 
Atmung diese Methode der Herzmassage ausgeführt werden, da sie am 
wenigsten eingreifend ist und am meisten Erfolg verspricht. 

Nagy (Innsbruck): Die operative Therapie der frischen Apoplexie. 
Verfasser empfiehlt bei frischen Apoplexien die Vornahme der Punktion 


‘ des Hämatoms. CG. Z. 


Wiener klinische Wochenschrift 1919, Nr. 15 bis 17. 


Nr. 15. Porges und Wagner (Wien): Über eine eigenartige 
Hungerkrankheit (Hungerosteopathie), Die Untersuchungen beziehen 


sich auf 20 Fälle, die in einem Zeitraum von zirka acht Wochen beob- 
achtet wurden. Die Kardinalsymptome sind heftige Schmerzen im 


Kreuz und im Becken, zum Teil auch in den seitlichen unteren Thorax- 
partien an den unteren Rippenbögen, sodaß die Kranken entweder 
überhaupt nicht gehen können oder sich nur mühsam mit kleinen 
Schritten fortbewegen. Der objektive Befund ist dürftig: geringe 
Druckempfindlichkeit der fraglichen Knochen, im Röntgenbild gelegent- 
lich vermehrte Lichtdurchlässigkeit der Knochen. In der Anamnese 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2. 


t "F LI y nn 


92. Juni. 


ist zumeist Rachitis im Kindesalter. Die Erkrankung läßt sich keiner 
der bekannten Knochenerkrankungen restlos zuordnen. Der Knochen- 
schmerz ohne Deformität erinnert am meisten an die senile Osteoporose. 
Als Ursache muß die chronische Unterernährung, speziell der Stick- 
stoffverlust des Organismus angesehen werden, der zu einem Stickstoff- 
verlust des Knochens und damit zu einer Knocheneinschmelzung führt. 

Schiff: Chronischer Saturnismus, Uicus ventriculi und vege- 
tatives Nervensystem. Die Beobachtungen umfassen 48 Fälle von 
chronischer Bleivergiftung. Im Mittelpunkt des saturninen Krankheits- 
bildes standen bei einer großen Anzahl von Bleikranken Koliken, die 
mit der Bleikolik, der sie meist zugerechnet werden, in Wirklichkeit 
nichts zu tun haben. Als wesentliches Ergebnis der Beobachtungen fand 
sich eine große Häufigkeit von schweren spastischen Reizerscheinungen 
des Magens, heftigen Gastralgien mit hochgradiger Hyperacidität und 
Hypersekretion. In 14 Fällen fand sich ein sicheres Ulcus ventriculi, 
in 10 Fällen der typische Symptomenkomplex des Ulcus duodeni; 7 Fälle 
zeigten uleusähnliche Beschwerden ohne sekretorische Reizerscheinungen, 
in einem Fall bestand ein schwerer Kardiospasmus. Genetisch sind 
die saturninen Ulcera mit einem schweren primärspastischen Reizzustand 
des visceralen Nervensystems in Beziehung zu bringen und eine Ent- 
stehung auf dem Nervenwege anzunehmen. Neben der neurogenen 
Komponente kann aber auch der direkten Bleischädigung der Gefäße 
möglicherweise eine gewisse Rolle zufallen. 

v. Economo (Wien): Grippeencephalitis und Encephalitis 
lethargica. Die Untersuchung von vier Grippefällen, die unter nervösen 
Symptomen zum Tode kamen, ergaben, daß die Hirnreizerscheinungen 
der Grippeepidemie, die unter dem Namen einer Encephalitis subsumiert 
werden, keine einheitliche Erkrankung, meist sogar keine wirkliche 
Encephalitis darstellen, sondern entweder durch toxische Affektionen 
des Gehirns bedingt sind oder durch metastatische Prozesse. Nur ein 
ganz geringer Teil der cerebralen Erkrankungen bei Grippe gehört zu 
den wirklichen Encephalitiden und Myelitiden. — Die Encephalitis 
lethargiea ist eine Krankheit für sich, klinisch} anatomisch und ex- 
perimentell-pathologisch scharf umgrenzt. 

Groß und Pappenheim: Zur Frage der durch die Grippe 
verursachten Nervenschädigung mit Berücksichtigung des Liquorbefundes. 
Das regelmäßige Fehlen der entzündlichen Veränderung im Liquor bei 
der Grippeencephalitis unterscheidet unter anderem dieses Krankheitsbild 
von den anderen Encephalitiden, speziell auch der Encephalitis lethar- 
gica, bei der die Veränderungen häufig sind. 

Falta (Wien): Kriegskost und Diabetes. Der an einem Material 
von über 400 Fällen gewonnene Eindruck bezüglich der Beeinflussung 
des Schicksals der Diabetiker durch die Kriegskost ist kein so güv- 
stiger als der der meisten anderen Autoren. Verfasser redet seit 
Jahren der Einschränkung der Eiweißzufuhr das Wort und erblickt 
darin den obersten therapeutischen Grundsatz in der Diät des Dia- 
betikers; diesem Grundsatz entspricht die Kriegskost. Ebenso wichtig 
erscheint aber die sorgfältige Überwachung des Ernährungszustandes 
und diese wird durch die Fettarmut der Kriegskost unmöglich gemacht. 
Verfasser steht auf dem Standpunkt, daß außer bei besonderer Indi- 
kation zur Entfettung eine Gewichtsabnahme zur Besserung der dia- 
betischen Stoffwechsellage nicht erforderlich ist, sondern, daß eme 
weitgehende Reduktion des Körpergewichts, wie sie die Kriegskost 
mit sich gebracht hat, als nicht nur nicht vorteilhaft für den Dia- 
betiker, sondern als mindestens ebenso nachteilig wie beim Niehtdia- 
betiker zu beurteilen ist. Erwägt man die großen Nachteile, die die 
Unterernährung mit sich bringt, so bleibt es sehr fraglich, ob die 
durch die Kriegskost bedingte Besserung der diabetischen Stoffwechsel- 
lage als ein Erfolg zu buchen ist. Völlig abzulehnen ist ungünstige 
Beeinflussung durch die Kriegskost bei schweren Fällen. Bei der weit- 
gehenden Einschränkung der Eiweißzufuhr muß der größte Teil des 
Calorienbedarfs durch Fett gedeckt werden. Das Feit ist ein unbe- 
dingt notwendiger Bestandteil einer rationellen Kost. Durch die Fett- 


zufuhr wird der bei den schweren Fällen schließlich unvermeidliche 
Eiweißverlust hinausgezogen. 


Nr. 16. Haberer (Innsbruck): Zur Therapie akuter Geschwärs- 
perforationen des Magens und Duodenums in die freie Bauchhöhle. 
Verfasser konnte zwei Fälle von Perforation eines Ulcus in die Bauch- 
höhle durch Operation retten. Die Operation wurde im ersten Falle, 
bei dem es sich um ein Magenulcus handelte, 6'/2 Stunden nach dem 
Eintritt der Perforation vorgenommen. Laparotomieschnitt in Äther- 
narkose vom Proc, xyphoideus bis zum Nabel; nach Eröffnung des Pert- 
toneums stürzt dünnflüssiger, geruchloser Eiter in großer Menge aus 
der Bauchhöhle. Nach Einführung von zwei dicken Drains 10 den 
Douglas wird in Beckentieflagerung unter dauernden EinfließenlasseN 
von physiologischer Kochsalzlösung die quere Magenresektion vorge: 
nommen. Die Operation spielt sich dauernd unter einem Flüssigkeits" 


Es. handelte sich um. Leute mit chronischen Lungenleiden, 


Lösung besteht aus: Natriumchlorid 12,0, Jodkali 5,0, Aq. dest. 100,0. 
Von der frisch filtrierten und’ sterilisierten. Lösung werden 10 ccm 
intravenös injiziert. Der Zweck der konsequenten Provokation ist der, 
zur Abkürzung der subchronisch werdenden Erkrankung die Krankheits- 


` erreger aus der therapeutisch nicht faßbaren Periode der Sessilität in 


die therapeutisch ‘nutzbare Periode der (passiven) Mobilität zu bringen. 


= Nr.17. Hesse: Die Jarisch-Herxheimersche Reaktion. Die 
Untersuchungen ergaben, daß die Jarisch-Herxheimersche Reaktion 
keine ausschließlich der Syphilis eigentümliche Erscheinung ist; sie ist 


‘weder für ein bestimmtes Mittel (Salvarsan), noch für die Syphilis 


specifisch, denn einerseits kommt sie ebenso bei Hg-Behandlung vor, 
andererseits aber auch bei sicher nicht luetischen Dermatosen (Ekzem, 


 Urtiearia, toxischem Erythem). Das Vorkommen bei nicbt Juetischen 


‘w 


Exanthemen beweist, daß die Reaktion in diesen Fällen. durch das 
Medikament selbst direkt ausgelöst,wird. Die Entstehung des Phänomens 
läßt sich hier ebenso wie bei bestehender Syphilis auf eine 'gefäßwand- 
schädigende Wirkung direkt durch das Medikament zurückführen. 

= Bucura: Wiederholter Gonokokkennachweis bei einer Frau 
ohne Krankheitserscheinungen. Der kasuistische Beitrag soll auf die 


Möglichkeit ‚hinweisen, daß gelegentlich eine klinisch absolut gesunde 


Frau einen Mann gonorrhoisch infizieren kann, ohne selbst an Gonorrhöe 
zu erkranken oder jemals früher erkrankt gewesen zu sein. | 

Goldschmidt (Wien): Ergotismus und Tetanie. 
beobachtete im Sommer 1916 in Turkestan Massenerkrankungen von 
Ergotismus convulsivus und gangraenosus. . Bei einer großen Anzahl 


Verfasser 


der Befallenen konnte das Trousseausche und Chvosteksche Phänomen |, 


ausgelöst werden; -klonische und tonische Krämpfe kamen nur einmal 
zur Beobachtung. Eine reine Tetanie anzunehmen, lag nur in verhältnis- 
mäßig wenigen Fällen Veranlassung vor. | G. 


wi 


= Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 1919, Nr. 10. 


folge, Nach Schaffung einer Centrale für Diphtheriebekämpfung im 
Stadtmedizinalamt ist es in Berlin noch während des Krieges gelungen, 
die relative 
zudrücken. Neben der energischen Betreibung der Serumfrühbehand- 
lung und umfassender hygienischer Prophylaxe wurde auch die Schutz- 
Impiung ausgebaut, deren Wert und Durchführbarkeit Braun sehr 
gunstig beurteilt. Besondere Diphtheriefürsorgeschwestern haben zu 
der Ermöglichung aller Maßnahmen. wesentlich beigetragen. | 

~ Greiner. (Magdeburg): Die Bedeutung des Nachweises okkulten 
Blutes im Stuhl für die Diagnose der gutartigen und bösartigen Magen- 
darmgeschwiire, der Wurmkrankheiten und der postdysenterischen Colitis 
ulcerosa. Nach Festellung okkulter Blutungen sind durch Stuhlunter- 
Suchung auf Wurmeier und Blutuntersuchung auf Agglutination erst 
Wurmkrankheiten und postdysenterische Colitis ulcerosa auszuschließen 
ehe der Blutbefund im ‚Sinne eines Magendarmgeschwürs gedeutet 


Braun (Berlin): Die heutige Diphtheriebekämpfung und ihre Br- . 


Mortalität an Diphtherie um mehrere Prozent herab- 


 heitszeichen zu Hause zu behalten.. (Hygiea 1919; H. 9.) 


Bedenken, die sich der Verstaatlichung der Ärzte vom psychologischen 


Die quantitative Ausscheidung von Harnsäure im Urin steht nach 
Untersuchungen von Arne Faber und Gottlieb (Kopenhagen) 


mit dem Körpergewicht im geraden Verhältnisse, wenn die Personen 


auf gleicher Kost bleiben. Bei Einnahme einer größeren Menge Purin- 


stoffe wird das Verhältnis zwischen der Menge der ausgeschiedenen. 


Harnsäure .und dem Körpergewicht ‚ein verkehrtes. (Ibidem Nr. 19.) 


| V. Bie .(Kopenhagen) behandelte einen Fall von gastrischer 
Achylie, welche die Ursache einer schweren Enteritis und hoch- 
gradigster Anämie gebildet hat, durch Eingießungen einer Salzsäure- - 


lösung, die qualitativ und. quantitativ der normalen Sekretion des 
Magens entsprechen dürfte. Durch systematische und vorsichtig durch- 
geführte Behandlung, bei welcher zwei- bis dreimal im Tage eine Lö- 
sung’von 3 bis 7 cem HCI auf. 250 bis 500 g Wasser mittels Sonde 
eingegossen wurde, ist es gelungen, die Enteritis zu beheben und den 
Patienten, einen Arzt, seinem Berufe wiederzugeben. Doch müssen die 
Salzsäureeingießungen. dauernd ' gemacht werden, da bei ihrem Aus- 
setzen sich sofort Diarrhöe einstellt. (Ibidem Nr. 20.) 

Den Einfluß der Schule bei der Verbreitung, der Influenza stu- 


diert Emil Zander (Stockholm) auf Grund der Morbiditätskurven 


von 24 Schulabteilungen, die er mit der allgemeinen Morbiditätsstärke 
vergleicht, und kommt zum-Schluß, daß eine Schulansteckung nur aus- 
nahmsweise vorkommt und die Schließung der Schule zwecklos ist. 


' Da es den Anschein hat, daß die Krankheit während des ersten Krank- 


tages nicht ansteckt, ist es wichtig, die Kinder beim‘ ersten Krank- 

Gastritis phlegmonosa ist eine überaus seltene Krankheit. 
Sundberg (Stockholm) hat 198 bisher publizierte Fälle konstatiert, 
wozu noch 17 bisher nicht publizierte, in den Krankenhäusern in Stock- 
holm und Upsala beobachtete Fälle hinzukommen, deren Kranken- 


‘geschichten und Obduktionsbefunde mitgeteilt werden. Ein einziger Fall 


wurde in vivo diagnostiziert, alle Fälle endeten letal und von’den Fällen, 


die in der Literatur als gene$en berichtet werden, ist es zweifelhaft, ob’ 


die Diagnose richtig war. (Nord. Arkiv f. ion. Med. Bd. 51, H. 4 u.5.) 
Jacobsen (Kopenhagen) untersuchte den Magensaft gesunder 


und magendarmkranker Kinder im: Alter:von ein bis vier Jahren und 


kommt zu folgenden Resultaten: Die Salzsäure: und Pepsinausschei- 
dung dieser Kinder ist geringer als.die der Erwachsenen; freie Salz- 
säure fehlt bei 50%. Bei akut erkrankten Kindern war auch die Kongo- 
reaktion bedeutend schwächer. Subakut und chronisch erkrankte 
Kinder zeigten in 75% Achylie -oder Hypochylie. Die Sekretion der 
Salzsäure und des Pepsins besserte sich oft oder wurde normal, wenn 
das Magendärmleiden sich gebessert hat oder geheilt wurde. (Ugeskr. 
f. läger 1919, Nr.21) e ee à 

-~ Bartels (Kopenhagen) beobachtete einen Fall eines bedeuten- 
den Ergusses von reiner Lymphe, hervorgerufen durch einen Fall vom 
Zweirade, im retroperitonealen Bindegewebe und dem Darmgekröse, 
das sich bis-unter das Peritoneum parietale erstreckte, Es handelte 


Bee ws ren in, en ae EE T = p . RÖ e Ba 
Een 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2. ‚621 he 
spiegel ab. Als das Kochsalz’ vollständig klar abfließt, wird ohne werden darf. Bei entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen sind die Re- 3 u 
Drainage die Bauchhöhle vollkommen geschlossen. Der postoperative sultate der Benzidinprobe beweisend. a ee Ans A: 
Verlauf war völlig glatt. Bei dem anderen Fall; einer Duodenalperfo- Wederhake: Zur Technik der Streckverbände. -Die Ausführung Be 
ration, wurde ebenfalls unter dauernder Spülung die unilaterale Pylorus- | der Streckverbände, deren mannigfache. Technik eingehend besprochen E pper. 
ausschaltung nach v. Eiselsberg vorgenommen. a wird, ließe sich.durch Normalisierung. des zu verwendenden Materials BI 
Schütz und Reitler: Über geheilte Nephritiden, zugleich ein | sehr erleichtern. . | BEE REES; BE? Be: pE 
Beitrag zur orthotischen Albuminurie. Die funktionelle Untersuchung Schultze: Behandlung von frischen Fingerverletzungen. Nach wer it. 
von 100 Nephritikern, die klinisch als geheilt angesehen werden konnten, | dem Vorgang von Setteg as t überdeckt S ch u ltze frische F inger- Ehi 
. ergab nur bei 5% einen völlig normalen Funktionsprüfungsbefund. | verletzungen nach oberflächlicher Reinigung mit Gummipapier, erst . Kae, 
Die Entscheidung über die Prognose ist nicht ‘allein auf Grund der | dann folgt:Gaze, Zellstoff, Binde. Der erste Verband bleibt 10 bis 14 En jr 
Funktionsprüfung zu stellen, sondern der Ausfall der Prüfung ist nur Tage liegen. Selbst über im Wundniveau liegenden. Knochenstümpfen banal 
als eine Komponente für die Beurteilung. des gesamten Falles 'anzu- | werden so in etwa sechs Wochen verschiebliche, nicht empfindliche, Ei DE | 
sehen. Es fand sich auch bei einem hohen Prozentsatz Nierengesunder | gute Narben erzielt. en TEE li. 
ein überschießender Wasserversuch und eine verminderte 'Konzen- Skulz.(Berlin): Die Sozialisierung der Gesundheitspflege. Mit- Ka ER 
trationsfähigkeit, doch pflegt dieselbe nicht unter 1018. herunterzu- teilung eines ausführlichen Entwurfs, der sich völlig auf den Boden LH EN 
| der Sozialisierung der Gesundheitspflege stellt. Trotz der mannigfachen IE OR 


ZA ne) 
Lore 2 
are 
2% 


` 
ES 


u 
mn a 
LT TEN 
ee EAA EGT 
ee ee n ra 
$ T Ra E ER 


Seran 


pea 
~< 


Rt op m Laat ann 2 “a 
u ac Q dorre ts U — ae m. < meter 
DAITE) ie ooa re 
NT en ~s 


EN 4“ 


m 


32 


rw 
7 


»: 
Bez Turn 
Fe LIE Br ne ee 

SEN 


ehen. 

Brschöpfte, Neurastheniker, Rheumatiker, Leute mit degenerativen aatlic 1010gISc 

Stigmen usw. | Standpunkt aus. entgegenstellen, hofft Skulz, daß der einheitliche, Mae 

Pfeiffer: Über die diuretische Wirkung des Kalium aceticum | demokratische Gesundheitsbetrieb bestimmt ist, ein Eckpfeiler des =“ nl 

bei Nephropathien. Das Kalium aceticum solutum in Tagesmengen von | ganzen sozialistischen Gesellschaftsbaues zu Sein. _ ne; puai 
30 g gegeben erwies sich als ein brauchbares Diureticum. Es ist vor- Fu \ Hans Meyer (Berlin). ei ; 
wiegend in jenen Fällen von Nierenschädigungen zu verwenden, bei rà | re DON | | a d Bones 
denen die Salzausscheidung verhältnismäßig: mitbetröffen ist. Doch | Aus der neuesten Skandinavischen. Literatur. | . RE 
auch dort, wo anfänglich eine ziemliche Retention von NaCl vorhanden Pseudohermaphroditismus ist nach den Nachforschungen von Kir- GEE Lu. 
ist, bessert sich gewöhnlich die Elimination des retinierten Kochsalzes, | sting Lehmann (Kopenhagen) oft erblich und familiär. Pseudo- u 
wenn sie einmal in Gang gekommen ist, unter Darreichung von Liquor | hermaphroditische Kinder gehen häufig im zartesten Kindesalter an . EN RE 
Kalii acetici noch weiter. - u Atrophie zugrunde, als deren einzige Ursache die Obduktion eine voll- ar n 
Maliwa (Innsbruck): Beiträge zur Kenntnis der Malaria. Pro- | ständige Atrophie der Thymus ergibt. Wo die Diagnose zu Lebzeiten pi A IE 
 vokationsmethodik und Behandlung. Die zur Provokation verwandte | gestellt werden kann, ist es möglich, durch rechtzeitige Behandlung ie Aue 
solche Kinder am Leben zu erhalten. (Ugeskrift f. läger 1919, Nr. 18.) Alt, BEN 


kd = — Ee- Te, Zw 7 — — 
f OE T A BE D E TEE 
yo ee = e m AA I . ~ EL 
a, VA RAA a o ANE 
£ PTN S Ta 
f p \ 


622 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25. 


= nn ne nel N = o TER. ehr 


sich wohl um einen Riß eines großen Lymphgefäßes ohne sonstige 
Verletzungen. Der Fall verlief nach Entleerung des Ergusses günstig. 
(Hospitalstidende 1919, Nr. 20.) 

Henry Markus (Stockholm) ist in der seltenen Lage über 
drei Obduktionsfälle Raynaudscher Krankheit zu berichten, zwei eigener 
und einen fremder Beobachtung. Alle Fälle haben gemeinsam eine im 
Leben unerkannte, chronisch entzündliche Tumorbildung, je ein Tumor 
des Pankreas, im Zwerchfell und im Mediastinum. Ein Zusammenhang 
mit dem Sympathicus war im ersteren Falle auch anatomisch nachzu- 
weisen, er ist auch in beiden anderen Fällen leicht denkbar und die 
Annahme, es handle sich um eine dauernde Reizung des Sympathicus, 
welche vasomotorische Störungen bedingt, die zu den Erscheinungen 
der Krankheit führen, scheint eine anatomische Stütze in den berich- 
teten Fällen zu gewinnen. (Nord. Arkiv f. inn. Med. Bd. 51, H. 4 u. 5.) 

Klemperer (Karlsbad). 


Bücherbesprechungen. 


Ernst Buchheim, Die geburtshilflichen Operationenund 
zugehörigen Instrumente des klassischen Alter- 
tums. 46 Seiten. Jena 1916, Gustav Fischer. M 1,50. 

Buchheim behandelt in seiner kleinen, fesselnden Schrift die 
geburtshilflichen Eingriffe des klassischen Alter- 
tums, und zwar die Lehren der Hippokratiker (etwa 450 bis 

150 v. Chr.), des Celsus (25 bis 30 v. Chr. bis 45 bis 50 n. Chr.), des 

Philumenos (im ersten Jahrhundert n. Chr.), des Soranus (im 

zweiten Jahrhundert n. Chr.), des Aetius (im sechsten Jahrhundert 

n. Chr.), des Paulus (im siebenten Jahrhundert n. Chr.). Alles, was 

über die vorbereitenden Eingriffe — (gewisse) Asepsis, La- 

gerung, Untersuchung, Muttermundserweiterung, Blasensprengung —, 
über Lage und Haltung verbessernde Eingriffe und 
das Herausziehen der Frucht — Einstellung des abgewichenen 

Kopfes, der abgewichenen Füße, Zurückbringen vorgefallener Teile, 

Verhalten bei verkeilten Früchten, Knielagen, Fußlagen, Herausziehen 

(mit der Hand) des vorliegenden (!) Kopfes, Armlösung, Wendung auf 
den Kopf und auf:die Füße —, über die Kindeszerstückelung 
— Kopfanbohrung, Hakenanwendung, Ausweidung, Schlüsselbeinaus- 
lösung, Enthauptung, Auslösung von Gliedmaßen —, über die Maß- 
nahmen nach der Zerstückelung, über dieVerhaltung 
der Naechgeburt angeführt wird, zeigt, auf welch bewunderns- 
werter, wissenschaftlich wie technisch hochentwickelter Stufe die Meister 
der Entbindungskunst in jenen vergangenen Zeiten gestanden haben. 


Therapeutische Notizen. 


Katarrhe der Atmungsorgane behandelt Diesing (Hamburg) mit 
Nebennierenextrakt. Er pinselt die erkrankten, übermäßig durch- 
bluteten Schleimhäute der Nase, des Rachens und Kehlkopfes mit 
einer I%igen Adrenochromlösung. Das Adrenochrom ent- 
hält nicht nur das Adrenalin, sondern alle Lipoide und in ihnen den 
gesamten Minimalkomplex der Nebenniere. Namentlich der hohe 
Schwefelgehalt der Nebenniere scheint von großer Bedeutung für 
die Pharmakodynamik der Nebennierenextrakte zu sein. Der Schwefel 
wird beim Zusammentreffen mit dem alkalischen Schleim der Luftröhre 


inScehwefelalkalien umgewandelt, und diese wirken wasser - 
entziehend auf die Schleimhaut. So wird der Schleim ver- 
flüssigt und leicht entleert. Neben den Pinselungen läßt man 
gleichzeitig Inhalationen mit einer 1°/,„igen Adrenochromlösung 
vornehmen, und zwar bei Bronchitis und auch bei Lungen- 
tuberkulose. Man lasse dreimal täglich fünf Minuten lang mit dem 
Hentschelschen Apparat inhalieren, der durch eine kleine Fingerdruck- 
pumpe betrieben wird. (Die mit Spiritusflamme betriebenen Apparate, 
bei denen das Medikament durch ausströmenden Dampf mitgerissen 
wird, sind für Adrenochrom nicht brauchbar, da die Lipoide bei 520 C 
zerstört werden.) Auch bei der Grippepneumonie und vor 
allem bei Bronchiektasien und putriden Bronchitiden 
haben sich die Inhalationen sehr gut bewährt. (D. m. W.1919, Nr. 22.) 

Zur Behandlung der Grippepneumonie empfiehlt H. Patsch- 
kowski (Berlin-Wilmersdorf) intramuskuläre Milchinjektionen (10 cem 
abgekochte Kuhmilch in den Oberschenkel; bei Wiederholungen müßte 
man vielleicht Milch anderer Tierarten zur Vermeidung anaphylak- 
tischer Erscheinungen verwenden). (M. m. W. 1919, Nr. 20.) 

Zur Behandlung der Diphtherie mit antitoxinfreiem 
Pferdeserum gibt Paul Karger (Berlin) einen Beitrag. Selbst 
enorm hohe Dosen, von Normalpferdeserum (70 ccm), die bei den 
üblichen Präparaten einem Antitoxingehalt von 35000 I.-E. entsprechen 
würden, konnten in einem Falle die Entwicklung einer Nasendiphtherie 
nicht verhindern. Nach 1500 I-E. Diphtherieserum trat jedoch 
dann prompt klinische Heilung ein. (D. m. W. 1919, Nr. 22.) 

Zur Behandlung komplizierter Frakturen empfiehlt Hans Moeller 
die Scheidlersche seitliche Rxtensionsschiene, die absolute Ruhig- 
stellung bei richtiger Lage der Fragmente sowie eine funktionelle 
Behandlung bei liegendem Verbande ermöglicht. (M.m. W. 1919, Nr. 20.) 

Zwei schwere Fälle von postoperativer Tetanie hat Hedwig 
Thierry (München) geheilt durch Überpflanzung von homoioplastischen 
Epithelkörperchen (gewonnen von einem gleichzeitig operierten männ- 
lichen Kropfpatienten mit einseitigem Kropf). Als Ort der Trans- 
plantation ist das präperitoneale Fettgewebe zu wählen. (M. m. W. 1919, 
Nr. 20.) s F. Bruck. 

Maligne Geschwulstmetastasen in den Knochen werden nach 
Eiken (Kopenhagen) durch Röntgenbehandlung sehr günstig beein- 
flußt und sogar zur Heilung gebracht. (Hospitalstidende 1919, Nr. 21.) 

Klemperer (Karlsbad). 
Die Epilepsiebehandlung mit Luminal empfiehlt JosineMüller 
(Berlin-Schmargendorf). Das Mittel -zeigt sich dem Brom weit überlegen. 
Es ist auch in seinen Nebenwirkungen weit weniger unangenehm als 
dieses. Die lästige Acne fällt fort, es ruft keine Magendarmbeschwerden 
hervor. Schwindel und Müdigkeit lassen sich durch Einschleichen in 
die nötige Dosis und gelegentliches Wiederzurückgehen fast ganz ver- 
meiden. Beim Dauergebrauch dieses Mittels braucht man die Tages- 
dosis von 0,3 nicht zu überschreiten, um befriedigende Wirkungen zu 
erzielen. Wo höhere Dosen längere Zeit hindurch erforderlich sind, 
ist eine eingehendere Überwachung (in einer Anstalt) erforderlich. 

(D. m. W. 1919, Nr. 21.) F. Bruck. 


Es berührt den Leser niederziehend, daß alle diese Errungenschaften 
in dem Mittelalter (und durch dasselbe) wieder verlorengegangen sind 
und mühselig neu aufgebaut werden mußten. 
sind die auf einer Tafel abgebildeten neun Bronze-Werkzeuge, 
die nach ihrer gleichen Größe und nach ihrem gemeinsamen Fundort 
wohl zu einem geburtshilflichen Bestecke gehören und die einen bis- 
her noch nicht veröffentlichten Fund von Prof. Meyer-Steineg 
(Jena) darstellen: zwei Sonden, eine Curette, ein scharfer Löffel, ein 


Besonders interessant 


Spühlrohr, ein Teil eines Kopfbohrers, die Hälfte eines Kopiquetschers, 

ein scharfes (Portio-?)Häkchen, ein großer Haken; sie sind ganz 

wundervoll, auch bezüglich ihrer künstlerischen Form, ausgearbeitet. 
Kritzler (Gießen). 


Tuberkulosearbeiten aus dem Gesundheitsamte. 14. (Schluß-) Heft. 
Deutsche Heilstätten für Lungenkranke. Berichterstatter: Geh. Reg- 
Rat Dr. Hamel: 181 Seiten. Berlin 1918, Jul. Springer. 

Das Schlußheft der Heilstättenstatistik des Kaiserl. Gesundheits- 
amtes bringt Mitteilungen über den Dauererfolg der Heil- 
stättenbehandlung für die ersten zehn Jahre nach der Ent- 
lassung. 


Kranke, die geheilt entlassen worden waren, blieben in der 


Mehrzahl der Fälle auch dauernd geheilt. Es wurden noch geheilt 
gefunden: 
—— aaa 
| Stadium I Stadium UI 
ee I o 
Kranke männliche | weibliche | männliche | weibliche 
| j 
im i. Jahre | 10 °/o 16 °/o | 47 9/0 | 91 ?/o 
1 3. „ | TA 0/0 Ti ?/o 40 °/o i 78 °/0. 
a PA 69 9/0 | 53 9/0 | 16 9/0 
9 T. T | 64 °/0 57 ?/o 50 °/0 | T1 °/o 
Von den geheilten Kranken des Stadiums I waren nach sieben 


Jahren 6 % der männlichen und 4% der weiblichen Kranken, vom 


Stadium II 8% beziehungsweise 6 % gestorben. 
Von den gebessert entlassenen Heilstättenpfleglinser 
kamen noch nachträglich zur Heilung: 
poo 


— 


Stadium 
$ er a 
I | U | m 

Im 1. Nachuntersuchu hrs eo (ED: 1° (3°) 0,1 "h | 

Br h ıngsjahr % | Ze 5 o7. un N en 

„5 $ 18°, (20%) 9%, (15 °% Tan 
n T i | 28%, (23°/) | 15°%% (1%) 0 k 

Von den mit verschlechtertem Lungenbefungn 


lassenen Kranken war schon nach vier Jahren die Hälfte gestorben. 
Über die Erfolge der Tuberkulinbehandlung lieg sich nit 3 
‚Sicheres feststellen. Weibliche Kranke zeigten der Tuberkulose ET 
über eine geringere Widerstandstähigkeit; bei ihnen wiesen die v0 
geschritteneren Fälle viel ungünstigere Dauererfolge auf. 


Gerhartz (Bonn): 


Digitized by Google ag 


2. Tunis 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.2. 70 688 


_ O o Vereins- und Auswärtige Berichte, 

Berlin. . eo ı demjenigen versagt, der sein Gewerbe im Umherziehen betreibt, wenn 

z: er ee er krank ist. Gegen die Leute, die ihr Gewerbe in Ständen betreiben, 

A S TOBON ee nn 5 VODU 29) 2 eh are, ist aber, wenn sie krank sind, nichts zu machen. Das ist bei Bacillen- = | 
Wesi d E a > 2 = R3 TRESE en urgens: Neue | streuern verhängnisvoll. Noch schlimmer ist die Wirkung der Ver- ,... ka... 

= RR D D an t P Mängel der Ausbild d quickung der öffentlichen Armenpflege mit, der Seuchenbekämpfüng. . min" 

„_, raus: Der Ärleg hat gewisse Mängel der Ausbildung der | Mehr als die Hälfte aller Leute, die an Tuberkulose sterben, erliegen ! 
‚Ärzte in der Diagnostik und Therapie der Infektionskrankheiten auf- | ihrer Krankheit in ihren Wohnungen. Sie können nicht in die Kranken- 
gedeckt, nicht nur was fremde Seuchen , anbetrifft, sondern auch bei | häuser gehen, weil sie keine Mittel haben und sie scheuen sich, , die 
den heimischen Infekten. Die Schuld daran liegt in den Einrichtungen | öffentliche Armenpflege in Anspruch 'zu nehmen. ‘Die Krankenhaus- 
der Kliniken und Spitäler. So sind z. B. die Infektionsbaracken ‚der behandlung dürfte nicht. mehr als öffentliche Wohlfahrt angesehen 
Charité unbrauchbar und unzulänglich in der Bettenzahl. Die übrigen | werden, deren Beanspruchung den Verlust gewisser bürgerliher Rechte — °- iof 
Krankenhäuser genugen kaum ihrer Aufgabe, Institute zu sein für die zeitigt. Auf dem sozialen Wege der Seuchenbekämpfung entstehen = > ° Ih; 
Ausbildung junger Ärzte in der Erkennung und Behandlung der In- gewisse Unstimmigkeiten zwischen dem von den Fürsorgestellen er- 
fektionskrankheiten. Selbst die dirigierenden Ärzte müssen. bei der | teilten Rat und den damit zu erzielenden Erfolgen. Mehr als die Säug- 
Art der Einrichtung vergessen. Einen Teil der Schuld trägt die lingsfürsorgestellen hat die Reichswochenhilfe erreicht. Die Reichs- 


Seltenheit der Erkrankungen; der Hauptgrund ist aber darin zu sehen, | yersichering muß unter ‘allen Umständen erhalten und weiter ausge- 
baut werden. Gegenüber. dem Vorschlag von Mühsam, den M. 


SEIEN ———— 
ee Sem... 


- - 
u z 
-mma 
ne 


LEERE 
R 


i 


an der Seuchenbekämpfung interessiert. In die Fortbildungsvorlesungen 
kommen die Ärzte in geringer Anzahl. Man darf die Frage nicht zu 
einer Standesangelegenheit in disziplinarem Sinne machen. Man soll 
die Ärzte vielmehr dadurch interessieren, daß man ihre Mühewaltungen 


‚Winterschlafes einer besonderen Kälte ausgesetzt waren. - K 

‚ In der Annahme, daß eine Hypofunktion der Schilddrüse beim 
Winterschlafe eine wesentliche Rolle spiele, injizierte A, winterschlafenden 
Igeln Extrakte (auch eiweißfreie) aus der Schilddrüse und anderen Blut- 


daß aus Isolierungsgründen Infektionskranke in zwei oder drei Anstalten u 
verlegt werden. Heute kann man Infektionskranke in allen Anstalten | nicht für durchführbar hält, regt er die Ausdehnung der Invalidenver- IP 
ohne Gefährdung der Allgemeinheit behandeln. Die Bekämpfung der sicherung auf das ganze Volk an. | & Er | Bu 
Infekte macht ständig Fortschritte, die gerade im Kriege sehr große ` Zadek: Die rein bakteriologisch orientierten Seuchengesetze EHER | 
gewesen sind.“ Der einzelne -Arzt ist nicht imstande, den Fortschritten | nahen nicht vermocht, die praktischen Ärzte zur Mitarbeit heranzu- ` Kuda: Eu. 
zu folgen. Da greift zunächst unser Fortbildungswesen ein. Dieses | ziehen. Die Bestimmungen des: Seuchengesetzes sind unzulänglich, E x 
ist aber nicht so beschaffen, daß es die Fortschritte vermitteln könnte. | ihre Durchführung, wie an Beispielen erörtert. wird, mitunter wirkungs- y a 
Selbst den beamteten Ärzten wird nicht genügend Gelegenheit gegeben, | Jos, Die Ärzte verlassen sich auf die bakteriologischen Untersuchungen SR ie 
a praktisch auf diesem Gebiete fortzubilden. i Gegen die beim Auf- | und gehen von ihren klinischen Beobachtungen ab. Eine ‘Änderung BEE va 
treten von Infektionskrankheiten ausgegebenen Merkblätter hat K der Seuchengesetze ist erforderlich. "mritz Fleischer Mint p 
Mißtrauen. Aus den Lehrbüchern kann der Praktiker sich viel besser | we l Half 
‘ unterrichten, wenn auch sie nicht. erschöpfend sind. Viel wichtiger " | | l a pani A, Be 
wäre es,'die Praktiker dadurch für die Seuchenbekämpfung zu inter- FREE Frankfurt aM. | N u PELT au 
essieren, daß man ihnen wesentliche Rechte, Aufgaben und Pflichten | | Arztlicher Verein. Sitzung vom 28. April 1919. p a nea Bee 
dabei. zuweist. Die Seuchenbekämpfung ist praktisch und individuell . Adler: Schilddrüse und Wärmeregulation. A. geht aus von kei re 
` durchzuführen. ‘Es kann in der Praxis geschehen, daß eins von;beiden | früheren Untersuchungen, bei denen er Froschlarven extremen Tempe- IR at a 
zu scharf akzentuiert wird. Wichtiger ist die individuelle Bekämpfung. | raturen ausgesetzt hatte, und die in der Hitze atrophische und in der IER ia 
Man muß immer bedenken, daß man es mit kranken Menschen zu-tun | Kälte hypertrophische Schilddrüsen aufwiesen. Er vermutete damals N IR. ai 
hat. Man muß dem Kranken alles ersparen, was unnötig ist. Daher | schon, daß beim Kaltblüter die Schilddrüse einen Regulierungsmechanismus FAN SEE 
ist die Diagnose zu betonen. Keinem Menschen darf man die Unbe- | gegenüber der Einwirkung. verschiedener Temperaturen darstelle, ohne ED, Be il “ 
. quemlichkeiten aufhalsen, die durch die Diagnose nicht gerechtfertigt | aber sich darüber. zu äußern, welche Funktionen durch die Schilddrüse m Hl: l 
sind. Es kann auch-leicht zu viel geschehen. Nicht zu vernachlässigen | reguliert würden. o | | a i = P 
sind die sozialhygienischen Dinge. Immer muß berücksichtigt werden, | ` > Als Brücke beim. Übergang von den Kaltblütern zu den Warm- $ EIERN oe 
-ob die angeordneten Maßnahmen auch durchführbar sind. Die segens- | blütern benutzte A. bei weiteren Untersuchungen winterschlafende Tiere, -` Es END Ba 
..: _ Teichen Bestimmungen des Seuchengesetzes können sonst zur Plage | deren Wärmeregulation bekanntlich außerordentlich labil is. Er: gpi 
werden. Besser als dieses Gesetz ist ein Reichsgesundheitsministerium, | sammelte seit drei Jahren Fledermäuse der verschiedensten Art aus > Enpi 
| das Exekutivgewalt hat. Die, Meldepflicht für Bacillenstreuer leuchtet | verschiedenen Gegenden und zu den verschiedensten Jahreszeiten. Bei En. a 
"i ohne weiteres.ein. Man wird indessen nicht alle Leute auf dem Melde- | einer großen Anzahl winterschlafender Fledermäuse fand er hochgradige ji BET. 
|... wege erfassen,- sodaß andere Wege eingeschlagen werden müssen. | Störungen der Kolloidsekretion und (wahrscheinlich sekundäre) Atrophie 
u  Dahin gehört, daß man die Leute veranlaßt, sich selbst zu melden.. | der Follikel. Diese Atrophie betraf die Schilddrüse meistens herdweise, EE 
~ ` Durch Vertrauen und eine umfassende Fürsorge läßt sich das erreichen. | an wenigen Stellen fanden sich atrophische Follikel diffus- unter nor- 1 ERA 
2 Die Familienversicherung wird es gestatten, das Fürsorgewesen in die | malen Follikeln verstreut. - - | oe D u tie 
Krankenkassen zu verlegen. _ Das Gros der Ärzte ist jetzt zu wenig Nach den bisherigen Untersuchungen fanden sich :die Schild- N Re ee 
drüsenatrophien. hauptsächlich bei solchen Tieren, die ' während ihres ee 
nn I 
H; 


Das ist vollkommen gerechtfertigt, weil den 
Er fand, daß die Extrakte. von Schilddrüsen und anderen mit 


drüsen. 


mit Geld entschädigt. 
-der Schilddrüse synergetisch verbundenen Blutdrüsen (Thymus, Adre- 


Um Er or zZ 
Meee Drsezeez 
a 
PR Sr er 
FRE 
ë 


Arzten beträchtliche Mehrarbeit erwächst. ng | 
we Hirsch berg lenkt die Aufmerksamkeit auf die Körnerkrank- iR un 
heit der Augen, deren Ausbreitung und Bekämpfung er im einzelnen | nalin) wie auch gewisse proteinogene Amine nach etwa ein bis zwei - MME 
erörtert. Be i | Stunden imstande seien, zunächst die Atmung der Igel von etwa acht ` a. 
Zügen pro Minute auf 60 bis 90 Züge zu erhöhen. Hierbei stieg die RE 
1 A 


dJ. Ritter: Von einer allen Anforderungen genügenden Be- 
Temperatur von etwa 8° auf etwa 84°, und schließlich erwachten die 


e 
uw 
a, 


kämpfung der Diphtherie kann nicht die Rede sein. Der lückenlose 

Erfolg der Serumbehandlung liegt in der rechtzeitigen Anwendung des | Igel und liefen umher. Injektionen aus anderen mit der Schilddrüse un: | 

Mittels, das heißt in der rechtzeitigen Diagnose. Dazu gehört eine | nicht synergetisch verbundenen Blutdrüsen sowie Kontrolikochsalz- Mp in 
möglichst schnell, und pausenlos arbeitende Untersuchungsstelle. Mit | injektionen waren obne jede Einwirkung auf’ winterschlafende Igel. _ RER BE 
schnellem und gutem Arbeiten auch in der Desinfektion wird man. A. glaubt deshalb, daß die Schilddrüse (und eventuell andere m. m 
Gutes erreichen. Die Dauerausscheider sollen so lange in den An- | Blutdrüsen, wobei vor allem an Hypophyse.und Nebenniere zu denken - Rn. za 
/ ist) beim Winterschlafe eine bedeutsame Rolle spiele, sei es, daß die - It Fee gol 
T 

TEN A 3 

In 


stalten behalten werden, als sie Bacillen ausscheiden. Das bedeutet 
keine allzu große Belastung.. Scheinbar ganz hilflos steht man den | Blutdrüsen bypotonisierend auf das Wärmecentrum wirken, oder sei es, 
Baeillenträgern. gegenüber. Für die Identifizierung ihrer Keime wird | daß das Wärmecentrum infolge Daniederliegens der Schilddrüsenfunktion ih 
"Sicherheit nur im Tierversuch erlangt.. Der von Behring zuletzt | die Wärmeproduktion nicht mehr auf der‘ normalen Höhe zu halten rn 
angegebene Schutzstoff bewirkt arteigene Abwehrstoffe und gewährt | imstande ist. Falls die weiteren Untersuchungen ergeben, daß die 
jahrelange Immunität. -Wäre man imstande, jeden zu immunisieren, | Atrophien bei den winterschlafenden Tieren am stärksten sind, welche 
50 würde die Diphtherie verschwinden und màn hätte einen Schutz | besonderer Kälte ausgesetzt sind, kann die Schilddrüse insofern beim 
- gegen die Bacillenträger. Bei der Bekämpfung der Tuberkulose ver- | Winterschlafe eine weitere Rolle spielen, als sie dafür sorgt, daß nötigen- 
Spricht die Belehrung am Objekt Erfolge. I falls, der Stoffwechsel einer Vita minima entspricht. ` | 
Arthur Mayer: Nach dem Gesetz wird ein Gewerbeschein | i 


Set 
un > a 


aa 


aee oimh 


A 
1 
# 
fl 
t 

E 

E. 
In i 
Bi 
$i 
Í 
$ 
í 
4 
b 
A 
E 
LAR | h 
I f 
í i 
bs 
Ne 1. 

i i 

7 

4 i 
. 

2 » 

fi 

é s 

u 

Br; 

i AS 

= ı 

g. 

Ya i 
ES Hi 
7 

= DPS 
7a 
f 1 N 
pugi | 
iF > 
2 P I 
S 

I P 
Rhet 

> ATi 

+ I 

7 yis | 

2 we 
vn: 

Te +7 | 
br + 
‚I 

à A | 
4 < . 

í CC ara Bi 
hr [i > 

r Arne? 

g PRA 
i. Tb ò 
r 
UES. 
Re 
IR 

? t 

` i 
ike š 

den ~ 
+ % 

Dr. 

i h 

ANY 
d > 
Ir 
: 

4 
i 
Í 
2 


- von Erkältungskrankheiten in drei Wintern. Als Erkältungskrankheiten 


624 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25. 


| Kiel. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 3. April 1919. 


Schade: Die allgemeinen Grundlagen der Lehre von der Er- 
kältung. In diesem Kriege sind Millionen von Männern aller Berufs- 
stände den Unbilden der Witterung in einer Weise ausgesetzt gewesen, 
daß wir Ärzte nach unseren Friedenserfahrungen bezweifeln mußten, 
daß diese Strapazen ohne erhebliche Gefährdungen der Gesundheit 
ausgehalten werden können. Die Tatsachen haben uns eines Besseren 
belehrt und uns sogar gezeigt, daß die Zahl der sogenannten „Er- 
kältungen“ verhältnismäßig kleiner war als in Friedenszeiten. Trotz- 
dem lieferten uns aber die Kriegsverhältnisse einzigartige Massen- 
experimente, die es ermöglichen, zu der Frage, ob es überhaupt Er- 
kältungskrankheiten gibt, Stellung zu nehmen, und uns außerdem über 
das Entstehen dieser Erkrankungen zu unterrichten. Während man 
früher der Frage der Erkältungskrankheiten zum mindesten skeptisch 
gegenüberstehen mußte, bestimmen uns die Kriegserfahrungen auf 
Grund eines großen Materials, diese Frage zu bejahen. Es gibt also 
sicher Erkältungskrankheiten. Die Hauptstützen für diese Behauptung 
und für weitere Feststellungen in dieser Frage lieferten die bei einer 
Feldtruppe von ziemlich gleichbleibend 17000 Mann beobachteten Fälle 


wurden besonders berücksichtigt die Katarrhe der oberen Luftwege, 
rheumatische Affektionen, Reizungszustände der Harnblase und zum 
Vergleich auch die Frfrierungen. Die Truppen hatten die drei Winter 
1914/17 im Stellungskrieg jedesmal im sehr nassen Gelände zuzubringen. 
Die beiden ersten Winter waren klimatisch milde, der dritte auffallend 
strenge. Die Verhältnisse waren also besonders günstig für die Stellung- 
nahme zu der Frage, ob größere Kälte einer größeren Anzahl von Er- 
kältungskrankheiten entspricht. Es zeigte sich, daß der strengere 
Winter eine erheblich größere Anzahl von Erkältungskrankheiten mit 
sich brachte. Um nun die dieser höheren Erkrankungszahl zugrunde 
liegenden Bedingungen, die verschiedenen Abkühlungsaffekte, genauer 
zu erforschen, und die besonderen Beziehungen zu Kälte+ Nässe, zu 
Kälte-+ Wind und zu Kälte bei Windstille aufzudecken, wurden weiter 
die Krankheitsverhältnisse bei drei Bataillonen Infanterie, als der 
schwerstbelasteten Truppe, von zusammen 8000 Mann, die unter be- 
sonderen Verhältnissen beobachtet werden konnten, benutzt. Ein Bei- 
spiel sei angeführt. Diese Truppe hatte eine äußerst ungünstige voll- 
kommen ungeschützte, tiefgelegene Granattrichter-Stellung mit etwa 
30 bis 50 em tiefem Lehmmorast und reichlichem Stauwasser zu be- 
setzen und schickte dazu abwechselnd jedesmal 2700 Mann für un- 
unterbrochen drei Tage und drei Nächte bei 0° bis 3° ohne jede Unter- 
bringungsmöglichkeit in Stellung. Der Rest der Truppe blieb in sehr 
dürftigen Unterbringungen zurück. Es zeigte sich neben einer 18 fachen 
Steigerung der Erfrierungen eine vierfache Steigerung der Erkältungs- 
krankheiten durch eine extreme Kälte-Nässe-Rinwirkung. Bei späterer 
Besetzung derselben Stellung mit derselben Mannschaftszahl konnte 
eine ähnlich eindeutige Beobachtung bei einer extremen Kälte-Wind- 
Einwirkung erhoben werden. Es ist weiterhin durch solche Massen- 
experimente festgestellt, daß die Temperatur allein der Zahl der Er- 
kältungskrankheiten nicht parallel geht, daß aber die summarische 
„Wetterbeanspruchung“ die Erkrankungszahl ändert. Diese Wetter- 
beanspruchung setzt sich aus Temperatur, Wind und Nässe zusammen, 
Ein exakter zahlenmäßiger Ausdruck für diese aus drei Faktoren zu- 
sammengesetzte Größe ist natürlich nicht möglich. Nimmt man aber 
an, daß die Erfrierungen in ihrer Anzahl ein Maß für die Größe der 
jeweiligen Wetterbeanspruchung sind, so kann man auf diese Weise 
indirekt die Beziehungen der Katarrhe der oberen Lufitwege, der rheu- 
matischen Erkrankungen, der Harnblasenreizungen usw. zur Wetter- 
beanspruchung untersuchen, wenn man die Zahl dieser Erkältungs- 
krankheiten mit der Zahl der Erfrierungen vergleicht. Für die weitere 
Untersuchung wurden ergänzend die Sanitätsberichte des deutschen 
Heeres der letzten zwölf Jahre herangezogen. Auch hierbei zeigte 
sich bei einer Gegenüberstellung von 735000 gemeldeten Brkältungs- 


> 
. m 


20. um 


krankheiten zu den im gleichen Zeitraum gemeldeten 13000 Erfrierungen, 


daß ein sehr enges Abhängigkeitsverhältnis mit der abkühlenden Wir- 


kung des Wetters besteht. — Es fragt sich weiter, auf welche Weise 


die Kälte einen krankmachenden Einfluß auf die Körpervorgänge aus- 


übt. Forschungen in dieser Richtung ergaben drei verschiedene Arten 


der Beeinflussung. In erster Linie tritt durch die Abkühlung eine 
direkte Störung des Kolloidzustandes der Zelle und des Gewebes ein 
(Erfrierungs- und Erkältungsgelosen). Hierbei tritt primär eine elasto- 
metrisch nachweisbare Schädigung der Elastizität des Gewebes ein, 


EN. 


3 


Diese Veränderungen, bald reversibel, bald nicht reversibel, treten am 


deutlichsten bei den Erfrierungen zutage, können aber auch ohne vor- 
hergehende Erfrierungen (z. B. Auftreten von Sprödigkeit in der Haut, 
Steifwerden im Unterhaut- und Muskelgewebe und in den Gelenk- 
bändern usw.) beobachtet werden. In allen Fällen besteht für die 
Kältewirkung eine doppelte Gefahrzone, deren erste im Gebiet der 
primären Kälteanämie, und deren zweite im Gebiet des Aufhörens be- 
ziebungsweise des Erschöpftseins der reaktiven Hyperämie liest. Für 
die einzelnen Gewebsarten zeigt die Kälte beim Indietiefedringen ein 
eigenartiges elektives Verhalten, indem individuell verschieden, ent- 
weder Haut, oder Bindegewebe, oder Muskulatur, oder Nerv, oder 
Knochenhaut vorwiegend geschädigt werden. Diese Schädigung kann 
unter völliger Verschonung der mehr peripher oder benachbart ge- 
legenen Partien erfolgen, obgleich diese derselben Kältewirkung aus- 
gesetzt waren. — Eine zweite Art der Kälteschädigung besteht in 
einer krankmachenden Einwirkung reflektorischer Art auf fernliesende 
Organe, die mit der Kälte nicht in Berührung kamen (Erkältungs- 
neurosen). Als Beispiele mögen die bei einer Kälteeinwirkung auf 
die Füße leicht zu beobachtenden Hyperämien in den Bronchien, 
Muskelcontractionen in der Blase und Sekretionsanomalien in der 
Nase erwähnt werden. Die Bahnen der Kältereflexe liegen weitgehend 
im Gebiet des Nervus sympathicus. Die Reflexwirkungen der Kälte 
entsprechen zu ganz überwiegendem Anteil dem Bilde der Sympathieus- 
reizung, wie sie von der Adrenalinwirkung bekannt ist. — Als dritte 
Kälteschädigung konnte eine Herabsetzung der immunisatorischen 
Kräfte nachgewiesen werden, und zwar besonders für alle diejenigen 
Infektionskrankheiten, die ihren Ausgangspunkt in den bei Erkältungen 
besonders geschädigten Atmungswegen nehmen. Auch für diese Art 
der Kälteschädigung lieferten die erwähnten Friedenssanitätsberichte 
der letzten zwölf Jahre ein wertvolles Material, indem die in diesen 
Berichten gemeldeten 14000 Infektionskrankheiten obiger Art sich in 
eine Kurve stellen lassen, die der Kurve der Erkältungskrankheiten in 
etwa einem Monat Abstand folgt, ihr aber sonst durchaus parallel 
geht. — Aussprache: Schittenhelm bestreitet, daß man aus 
dem Parallelgehen der Kurven zwischen Infektions- und Erkältungs- 
krankheiten ohne weiteres auf ursächliche Zusammenhänge schließen 
dürfe. Es könnten auch Zusammenhänge ganz anderer Art bestehen: 
wie sie leicht bei der Verteilung der Fleckfiebererkrankungen nach- 
gewiesen werden können. Hier ist eine höhere Erkrankungszahl in 
kalten Monaten dadurch bedingt, daß die Bevölkerung in ihren engel 
Wohnungen zusammengepfercht lebt und auf diese Weise die An- 
steckungsmöglichkeit eine größere ist. Höber glaubt, daß ng 
Kälteschädigung auch durch Störung der Reaktionsgleichgewichte 
innerhalb der Zellen zustande kommen könne, da die einzelnen dabei 
beteiligten und miteinander verkoppelten Reaktionen ganz verschiedene 
Temperaturkoeffizienten haben könnten; es sei also nicht notwendig, 
Wirkungen auf die Kolloide heranzuziehen, wenn auch die Möglichkeit 
ihrer Beteiligung nicht bestritten werden könne. Kißkalt erläutert 
die Schwierigkeiten, die Wetterbeanspruchung exakt anzugeben, da 
hier zu viele Faktoren berücksichtigt werden müssen. Eine Erkältung 
ist keineswegs gleich Abkühlung zu setzen, die Zugwirkung bedürfe 
vor allen Dingen der Aufklärung. Frey weist darauf hin, dab 
Sympathicus- und Rältereiz durchaus nicht parallel, sondern weitgehend 
auseinander gehen. Anschütz bezweifelt die Tiefenwirkungen der 


Kälte, die sogar zu Nekrosen führen sollen, bei darüberliegendem 
intakten Gewebe. Schackwitz 


Rundschau. 


— 


Die Verwertung des Films für den chirurgischen Unterricht. 
Von 
Prof. Dr. Borchard, Berlin-Lichterfelde. 
Die bisherigen Versuche, Filmaufnahmen für den chirurgischen 
Unterricht nutzbar zu machen, hatten keine brauchbaren Resultate er- 


geben. Das lag vor allen Dingen an der Art der, Aufnahme. Das 
Operationsfeld war in zu kleinem Ausmaße sichtbar, die Eindrücke 


gingen so schnell und unter so störenden zitternden Bewegungen Al 
den Augen des Beschauers vorüber, daß sie nicht haften bleiben 
konnten. Einzelheiten, zumal die Aufnahme seitlich erfolgte, waren 
nicht differenzierbar. Wollte man dies erreichen, so mußte der Apparat, 
ebenso der Kinooperateur dicht an die Wunde gebracht werden, was 
mit der Asepsis unvereinbar war. Auch die praktische Ausnutzung 
der wenigen, einigermaßen brauchbaren Filmaufnahmen anderer medi- 
zinischer Vorgänge befand sich noch in den Kinderschuhen. Die Kost- 


< m 


Digitized by Google 


= 


bi 


. 7 


_—— 


spieligkeit der meter en 
nicht geringe Schuld daran. Trotzdem steht uns in dem.Film ein über- 
aus wertvolles Anschauungs- 
seitiren und die praktische Brauchbarkeit in die richtigen Bahnen zu 
lenken und zu organisieren. Eine vom Centralkomitee für ärztliche 
Fortbildung in Verbindung mit der Ufa (Universum Film A.-G.) ver- 
anstaltete Filmvorführung zeigte die großen, in der letzten Zeit er- 


Verwertung. 
Verbesserung und Erfindung bei der Herstellung chirurgischer Filme 


zu verdanken. Seine Erfindung hat es erst ermöglicht, den Operations- 


oe us. 2 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 25. 0.001. E 
ET me 3 inai = = = i | = zZ : | | Bee 
einzelnen Aufnahmen, die Aufnahmetechnik tragen eine . eine ununterbrochene Aufnahme und später ungestört Vorführung 


und Unterrichtsmittel zur Verfügung und 
es handelt sich nur darum, .die-bisherigen Unvollkommenbheiten zu be- . 


zielten Fortschritte besonders an den’Aufnahmen der Herren-Dr. Weiser. 
und Dr. v. Rothe und festigte das Zutrauen anf baldige praktische 
Besonders v. Rothe haben wir eine sehr wertvolle: 


gestattet- — = | u 
4. Das’ Zittern der Bilder, bedingt durch die ruckweise Ab- 
g der Bilder, störte früher sehr, ist aber jetzt schon durch tech- 


“rollun | 2 i 
nische Vervollkommnung wesentlich geringer. geworden und wird sich 


beim weiteren Ausbau noch mehr vermeiden lassen. ` 

- 5. Ebenso wird es möglich sein und ist zum Teil schon gelungen, 
durch Wahl der Lichtquelle, Verwendung. schärferer Apparate und An- 
wendung pahchromatischer Filme auch feinere Nuaneierungen zwischen > 
Hell und Dunkel herzustellen und damit die einzelnen Vorgänge eines- 
‚teils durch eine gleichmäßigere, weniger zitternde Abwicklung der - 
Filme zur Darstellung zu bringen, andernteils Gewebe noch schärfer 
zu differenzieren. Die Ausführung farbiger Filmaufnahmen würde ein- 
enormer Fortschritt in dieser Beziehung sein. LORE 


film als technischen Lehrfilm zu verwenden. Da die weitere Verbrei- 
6. Auf einen sehr wichtigen Faktor für die Demonstration möchte 


"u, 

af tung und Ausnutzung sicher nur eine Frage der Zeit ist, viele Kollegen | | 

a aber mit der Sache nicht sehr vertraut sein dürften, so, darf kurz auf | ich nur.noch kurz hinweisen, da er von berufener Seite in das rechte Ef 

die bisherige Verbesserung. hingewiesen werden. ck re Licht gerückt werden wird, das ist 'die bei der wirklichen Operation pri 

t. Wie schon erwähnt, sah man bei den früheren Aufnahmen | den Zuhörern gleichzeitig gebotene Vorführung der anatomischen Bilder ls 

fast nur den Operateur, die Assistenten usw., aber das Wundbild blieb | ger Körpergegend.- Und zwar liegt der Vorteil darin, daß nicht das = pa r 

en ae as a no = Re oo fertige anatomische Bild einmal gezeigt wird, sondern daß die Entstehung AE EREA 

sich in seiner Stellung aa Operationsfelde nicht enlirend dem | Ps nn Kraparas: gleichlaufend mit dem Gange der Operation : ar: a 

wae is Werde sichtbar zu machen, anpaßte und in seiner bis- vorgeführt werden kann. Der ‚chirurgische Kliniker braucht nur im ge- AN K 

herigen Gewohnheit schnell operierte. ` Durch die Bemühung v. Rothes en Pern den anatomischen Film anzuhalten und kann, . dem Ta ip. 

er Operation entsprechend, anatomische Bemerkungen und ee) II Ta 

Demonstrationen jederzeit einflechten. | N ee a S g 

E po” 


ist es gelungen, die Aufnahmen von allen Seiten, besonders aber von 

oben her, sodaß man die ganze Wunde übersieht, machen zu können, 

die Lichtquelle erheblich zu verstärken, sodaß die Einzelheiten trotz 

der Möglichkeit, nur- hell und dunkel zu differenzieren, gut zutage 

treten und daß der Operateur völlig zurücktritt und von ihm nur die 

an Ger Wunde arbeitenden Hände und Instrumente zu sehen sind. 

Wenn nun noch der Operateur den eigentlichen Zweck der Aufnahmen, 

das heißt die späteren Vorführungen zum Unterricht im Auge hat und 
deshalb didaktisch langsam und an einzelnen Stellen, ich möchte sagen, 
besonders ausdrucksvoll operiert, dann läßt sich schon jetzt ein Film 

3 herstellen, der besonders auf Kongressen für die Unterweisung in neuen 
Operationsmethoden überaus wertvoll. sein wird. Sollte aber die Her- 
stellung farbiger Filme, die, soviel ich weiß, der Vollendung entgegen- 
geht, gelingen, dann kann didaktisch 'der-Film der natürlichen Ope- 
. Tation überlegen sein, da Rücksicht auf Asepsis des Patienten ja fort- 


| Um dieses: wertvolle Demonstrationsmittel in der richtigen. 
Weise nutzbar zu machen, ist unbedingte Garantie, daß die Filme 
nur für wissenschaftliche Zwecke verwendet werden, geboten. In 
der dankenswertesten und anerkennendsten Weise hat sich die Ufa ° ` >, 
in den Dienst der Sache gestellt und die wissenschaftliche Ver- : `- = 
wertung mit nicht geringen Kosten übernommen. Es muß aber, =. -ii 
solange nicht die Filmaufnahmen von den Kliniken. und größeren 
Krankenhäusern selbst hergestellt werden, eine ärztliche Kommission 
darüber wachen, daß medizinische Filmaufnahmen nur aus. ganz be- 
sonderem Grunde vor. Laien erfolgen, sowie ebenso verhindern, daß 
die wissenschaftliche Ausbeute ‘nicht unter. kaufmännischen Erwä- 
‚gungen zu sehr leidet. Ebenso müssen vorläufig die einzelnen Filme 
begutachtet‘ werden, ob sie für den Unterricht geeignet und wertvoll 
sind, damit nicht durch Verbreitung minderwertigen Materials die Sache 


SER (76 
IDT: 


FENT 
- 
= 
LARMS En 
EEE 
PaT Ten nn 
= 
mr KIT AR Pe 
~ 
r 
RST, 


ER 
ver er - 
m a... 
z r 
an 
Be r. 
Pa a er 
2 u o ae = Pa $ 
a. ar AR 


ber Fa _ 
y SENT 
É ki 


TLA TEF 


Ten 
RS ae DAT 


e~ un. 0 
Pass! 
EEE REF ; 
C pe Aala emt an in Ba 
BAR Me Se Be Se n > er 
ioo ram s Taa TE 


SEE 


a 
EI org 
De SE ea A a > 
San ET n 
oeames 
i u 
In or 
= 
Milo 
mas 


$ reaa un. en 
en. ee 
sn 


nn 
kJ x ı 
t 


| fällt, jeder Zuhörer gleich gut sehen kann, wichtige Phasen der Ope- | .: 72, Š : 2% i 
ration durch. Anhalten des Films besonders genau erörtert und die a Mißkredit kommt und der eigentliche Zwecke, ein gutes Unterrichts- HIER 
Vorführung ad libitum wiederholt werden kann. An die Vergrößerung | Material ‘zu schaffen, leidet”). Sodann ist die Herstellung der Filme’ Ba: EAR 

die bei jeder solchen Aufnahme erfolgt, gewöhnt sich der Beschaue — gewöhnlicher Kostenpunkt 2000 bis 3000 M — vorläufig noch zu teuer, SEIEN Poe 
S Die Asepsis wird bei der durch v. Rothe erdachten Anbrin- Su Senn ‚gelernt sein, als daß sie überall erfolgen könnte. Es | — i BE i: 
gung des Aufnahmeapparates in keiner Weise gefährdet, sodaß jede muß deshalb die Anlegung eines Filmarchivs in die Hand genommen > Fiy Be Es 

. Operation für den Film reproduziert werden kann. Wenn es sich für | erden, aus dem jeder Lehrer, Kongreß oder ärztliche Verein sich Bi: 
eigentliche Lehrzwecke vorläufig mehr ‚um typische ‚Eingriffe, z.B. jederzeit die benötigten Filme gegen Gebühr entleihen kann. :Die ein- - I PO S 
Herniotomien, Appendektomien usw. handeln wird, so steht dem doch zelnen Autoren lassen genau wie ein Buch im Verlag, den Film einer . A n o 
nichts im Wege,. auch subtilere neuere Methoden auf diesem Wege | ponon Open ee oce Im Filmarchiv erscheinen. Bei der Verviel- | \ -o 
einem weiten Kreise zugänglich zu machen. Ein weiterer besonders fältigungsmöglichkeit wird diese keine Störungen machen, ebenso auch - Ki; ae a 
aussichtsreicher Weg für wissenschaftliche Fragen eröffnet sich aber nicht hindern, daß bestimmte Filme käuflich von medizinischen Inter- Bi: o 
In der Verbindung mit den Röntgenstrahlen; die Aufklärung über das | °Ssenten erworben werden. Originalaufnahmen müssen, weil nur bis > ' Eee 
Verhalten der Knochenstruktur bei Einwirkung von Operationstraumen jetzt es Apparat nach den Angaben v. Rothes existiert, vorläufig i PERN 

> ’. | noch hier än Ort und Stelle gemacht werden, können aber nach bal- Ne n 
LRS 


diger Fertigstellung der neuesten Verbesserung an der Arbeitsstätte 
jedes Chirurgen vorgenommen werden. .Es ist dies in der Hauptsache 
eine Geldfrage. Die Kosten werden sich in ‘Zukunft erheblich ver- 
billigen lassen und dann wird jeder Lehrer in der Lage sein, sich’ sein 
eigenes Unterrichtsmaterial anzulegen, eventuell durch Beschaffung der 
Aufnahmevorrichtung und Anlernung eines Assistenten. Ebenso ist es 
eine Aufgabe der nächsten Zukunft, Apparate und Einrichtung zur 
Vorführung des Films in den Demonstrationssälen einzubauen, sowie 
eine Person zur Bedienung der Filme anzulernen und es wäre. ein en: 
dankenswertes Unternehmen, wenn von industrieller Seite eine Zu- IRE 

RARR 


nora imentelle Darstellung von Frakturen und Gelenkverletzungen, 
an enkungen von Luxationen können wertvolle Aufschlüsse zeitigen. 
enso könnte: die gleichzeitige Projektion verschiedener Bilder wert- 
volle Aufschlüsse über Drucksehmerz und Lokalisation des Krankheits- 
herdes geben. _ | i 
S 2. Ein größerer Übelstand war ferner bisher, daß der Film sich 
relativ schnell vor den Augen. der Zuschauer . abspielte und daß es 
wegen der Erhitzung und Feuergefährlichkeit nicht möglich war, den 
nn anzuhalten, um eine-besonders wichtige Stelle zu erklären. Durch 
‚führung einer Wasserkühlung ist es jetzt möglich, den Film an 


leder Stelle für e i ; j 
Stehen B a wa Be Minuton dureh Deiro = Er a es 'sammenstellung der nötigen Gebrauchsgegenstände, Herausgabe einer et 
beliebige Pha Zr sodal der ‚Vortragende nn a 3 f | kurzen Anweisung zur Bedienung und Aufbewahrung der Filme er- in ats 
die Abwicklun À d = nen Seen zu ge a. Er folgte. Eine Monographie über chirurgische Filmaufnahmen, Auf- ani er ai l 
| 8, Bie ea velebig a ae ke Meta hans: nahmetechnik mit Orientierung über das ganze Gebiet wird in kürzester Ä un [a 
stellen, deshal Ar en, nur möglich, Filme von Verfah Zeit. von Dr. v. Rothe erscheinen. Seit längerer Zeit mit den neueren Ib ie; 
‚ Geshalb ließen sich auch nach dem v. R oth eschen Verfahren Arbeiten auf diesem Gebiete vertraut, habe ich mich trotzdem in meiner MEAE i i a 
Ausführung auf die Chirurgie beschränkt. Die wundervollen Filme 1 PS | 
(eier Are 


nur relativ kurze Operationen zur Darstellung bringen oder die Film- 
aufnahme mußte in einer weniger wichtigen Operationsphase unter- 
brochen werden. Dadurch kommen die störenden, an einer Stelle wie 
abgchackten und plötzlich- in einem ganz anderen, späteren: Operations- 
„.oment wieder beginnenden Vorführungen zustande, die dem Geübten 
l3 verständlich, den Anfängern aber nicht recht erklärlich waren. 
Durch die weiteren Arbeiten v. Rothes ist es- gelungen, jetzt einen 
Film von 600 Metern zu verwenden, der auch bei größeren Operationen 


= rn e 
x Tamra ie: 
- _ 


des Kollegen Weiser mit dem Hochfrequenzapparat „Zeitlupe“ zeigten 


ay Inzwischen ist von der Bildstelle des Centralinstituts für Erzie- 
hung und Unterricht, Berlin, Potsdamer Straße 120, ein medizinischer 
Fachausschuß ins Leben gerufen, der diese Aufgaben in die Hand ge- 
nommen: hat und unter Einrichtung einer Filmkartothek auch die _ 
-Bereitstellung für Unterrichtszwecke vermittelt. u 


4 
. eto 
v 


wi - 
sim 


` 


626 aa 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


die eventuelle wissenschaftliche Ausbeute auch auf dem Gebiete der 
Gelenk- und Bewegungsmechanik und der Prothesenlehre. 

Ich bin der sicheren Überzeugung, daß wie auf weiteren Ge- 
bieten der Medizin, so besonders in der Chirurgie die kinemato- 
graphischen Vorführungen eine außerordentlich wertvolle Bereicherung 
im Unterricht, vor allen Dingen auf den Kongressen sein werden, 
deren praktische Verwertung viele Beschreibungen ergänzen und er- 
setzen wird, ohne bei richtiger Organisation zu große Schwierigkeiten 
und Kosten zu verursachen. | 


Nachwort von Prof. Dr. R. Fick. 


Ich möchte es nicht unterlassen, auch meinerseits vom Stand- 
punkt des Anatomen aus der Freude Ausdruck zu geben über den 
großen Fortschritt, den die Filmaufnahmen durch das von Herrn 
Kollegen v. Rothe ersonnene und ausgearbeitete Verfahren gemacht 
haben. Wie Herr Kollege Borchard mit Recht hervorgehoben hat, 
ist es erst durch dieses Verfahren möglich geworden, für den 
Unterricht wirklich brauchbare Filmbilder zu gewinnen. 
Der anatomische Weg der Wurmfortsatzoperation z. B. kann durch 
den neulich vorgeführten Film den Studenten und Ärzten entschieden 
weit einprägsamer vorgeführt werden, als es etwa durch die einfache 
Projektion eines Atlas- oder Präparatbildes möglich ist. Denn die Dar- 
stellung des Abhebens der (in Wahrheit natürlich vorher sorgsam) von- 
einander abpräparierten Bauchmuskelschichten wirkt ungemein ein- 
dringlich und gräbt die Schichtenfolge dem Gedächtnis der Zuhörer 
unmittelbar anschaulich ein. | 

Selbstverständlich ist auch die Möglichkeit des Anhaltens des 
Bildes in einem beliebigen Zeitpunkt außerordentlich wertvoll für den 
Unterricht. 

Darüber, daß von den im wahren Sinne des Wortes wunder- 
baren Hochfrequenzaufnahmen des Herrn Dr. Weiser nicht nur der 
Unterricht, sondern auch die’Forschung in der Gelenklehre noch wich- 
tige Förderung erfahren wird, kann kein Zweifel sein. 

Sehr großen Vorteil werden die neuen Aufnahmemöglichkeiten 
des Herrn Dr. v. Rothe auch für die Vorführung physiologischer 
Versuche, für die das vivisektorische Material je nach Ort und Zeit 
unter Umständen mangelt oder für die nicht allerorts die notwendigen 
Vorrichtungen zu haben sind, für den physiologischen Unterricht ge- 
währen. | 

Jedenfalls ist durch diese neuen Verfahren die Filmvorführung 
im medizinischen Unterricht auf eine wesentlich höhere Stufe gehoben 
und verdient nunmehr bedeutend ausgiebigere Anwendung zum Vor- 
teil der Ausbildung der Mediziner. 

Wahrscheinlich wird bei unserer selbstverschuldeten Machtlosig- 
keit und Armut das feindliche Ausland es versuchen, diese deutschen 
Erfindungen rasch zu seinem eignen Vorteil auszubeuten. Hoffentlich 
gelingt es der Universum Film A.-G., das zu verhüten und die neuen 
Verfahren als deutsche Errungenschaft in der ganzen Welt zu ver- 
breiten. 


15. April 1919. 


Anatomische Anstalt der 
Universität Berlin. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 

Das württembergische Ministerium des Kirchen- und 
Schulwesens bestimmt in einem Erlaß mit Rücksicht auf die augen- 
blickliche, aus den Kriegsverhältnissen erwachsende Notlage der jungen 
Ärzte die Einrichtungvon außerordentlichen Assistenten- 
stellen, zunächst auf die Dauer von zwei Jahren. An den Tübinger 
Universitätskliniken werden 14 neue Assistentenstellen, außerdem zwei 
am Physiologischen Institut geschaffen. In erster Linie und vorzugsweise 
sollen solche württembergische Ärzte zu außerordentlichen Assistenten 
bestellt werden, denen aus ihrer Eigenschaft als Kriegsteilnehmer erheb- 
liche berufliche und wirtschaftliche Nachteile erwachsen sind. Bevor- 
zugt werden solche Kriegsteilnehmer, die mit der Waffe oder im Sani- 
tätsdienst bei der fechtenden Truppe-längere Zeit Dienste geleistet haben. 
Sofern die Ärzte bei Kriegsbeginn ein mindestens dreijähriges Fach- 
studium hinter sich hatten und sodann infolge des Krieges durch 
mindestens zweijährige staatliche Dienstleistung an der regelrechten 
Fortsetzung ihres Studienganges beziehungsweise an der rechtzeitigen 
Ablegung der ärztlichen Prüfung gehindert waren, erhalten sie als 
außerordentliche Assistenten an den gesamten Universitätsinstituten 
ein fortlaufendes Tagegeld von 5 M. à 


Berlin. Ein eigenes Institut für Sexualwissen- 
schaft soll Anfang Juli eröffnet werden. Das Institut, bisher einzig 
in seiner Art, dient dem Zwecke, alle Probleme der Sexualität in 
weitestem Umfang wissenschaftlich zu So len und das Ergebnis 
dieser Forschungen durch Lehre zu verbreiten. Es soll zunächst in 
vier Abteilungen geteilt werden: je eine für Sexualbiologie, Sexual- 
soziologie, Sexualethnologie und Sexualpathologie. Neben diese wissen- 
schaftlichen treten vier praktische Abteilungen, nämlich für ärztliche 


Schlesien, des 
Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten 
tanden in der Zeit vom 16. Februar bis 2. Juni kurzfristige Kurse 
über 
schlechtskrankheiten statt, deren Teilnehmerzahl insgesamt 
180 Ärzte betrug. Die ersten drei Kurse fanden an je drei aufein- 
anderfolgenden Sonntagen vormittags statt, während die beiden letzten 
an drei aufeinanderfolgenden Tagen abgehalten wurden, und zwar 
Sonnabend nachmittags, Sonntag 
man gen Eindruck, daß dieser Modus den Ärzten angenehmer war ‘als 
er erste. 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8, 


Ehe- und Berufsberatung, für psychopathische Konstitutionen und 
Nervenleiden, für körperliche Sexualleiden und endlich für seelische 
sexuelle Leiden. Sanitätsrat Dr. Magnus Hirschfeld wird die 
Oberleitung des Instituts führen. a L 


Der Deutsche Verein für öffentliche Gesund- 


heitspflege wird seine diesjährige Tagung Ende September oder 
Anfang Oktober in Weimar abhalten und dabei folgende Gegenstände 
behandeln: 1. Hebung der Volkskraft durch Ernährung und Körper- 
pflege. 2. Die Frage der Sozialisierung des Heilwesens. 3. Wieweit 
kann das Wohnungswesen vergesellschaftet werden? Genaue Zeit der 
Tagung und die Namen der Berichterstatter werden demnächst bekannt- 
gegeben werden. 
sammlung des Vereins beschlossenen Ausgestaltung seiner Tätigkeit auf 
sozialhygienischem Gebiete ist ein Hauptausschuß des Vereins ge- 
bildet worden, dessen Geschäftsführung Dr. med. A. Fischer, Karls- 
ruhe, Herrenstraße 34, übertragen worden ist. 


Zur Durchführung der auf der vorjährigen Ver- 


Breslau. Auf Anregung der Landesversicherungsanstalt 
Centralkomitees für ärztliche Fortbildung und der 


Frühdiagnose und -behandlung der Ge- 


und Montag früh. Dabei hatte 


Vier der Kurse wurden in der Dermatologischen Universitäts- 


klinik abgehalten (zwei von Geheimrat Jadassohn und zwei von 
Prof. Schäffer), einer in Vertretung von Herrn Prof. Harttung 
von Dr. Urban im Allerheiligen-Hospital. 


Im Institut für Schiffs- und Tropenkrank- 


heiten, Hamburg, findet im Herbst ein Kursus für Ärzte 
über Tropenkrankheiten statt; er umfaßt Einführung in die 
pathogenen Protozoen, Klinik und Pathologie exotischer Krankheiten 


(mit Krankenvorstellungen), medizinische Helminthologie und Ento- 
mologie, Schiffs- und Tropenhygiene und Tierseuchen mit Fleischbeschau. 
Der Kurs ist auch als Vorbereitungskurs für auswandernde Ärzte ge- 
dacht. Beginn: 1. Oktober; Dauer etwa sechs Wochen. Anfragen an 
das Bureau des Instituts. Se RER 


In Singen (Hohentwiel) hat sich die „Deutsche Ersatz: 
gliedergesellschaft Sauerbruch“ („Dersa“) mit dem 
Zweck gebildet, willkürlich bewegliche Ersatzglieder nach dem System 
von Geheimrat Sauerbruch zu billigst bemessenen Preisen her 
zustellen. Die Gesellschaft hat gemeinnützigen Charakter. Alle Patente 
und ähnlichen Schutzrechte, die in den Lazaretten und Werkstätten zu 
München und Singen bei der Entwicklung der Sauerbruch-Ersatzglieder 


gewonnen wurden, sowie das Recht zur Führung des Namens „Sauer: 


bruch“ sind in den Besitz der Gesellschaft übergegangen. Ein Central 
bureau in Berlin soll alle Anfragen betreffend die operativen Eingriffe 
und die technische Herstellung der Prothesen sammeln, an die zuständige 
Stelle weiterleiten und die Bestellungen auf normale Ersatzteile ent- 
gegennehmen. Die Unterbringung der zur Operation gelangenden 
Militärpersonen in den Reservelazaretten Singen (Hohentwiel) oder 
Sauerbruch, München geschieht durch Vermittlung des zuständigen 
Bezirkskommandos. — | | 


Frankfurta.M. Am 14. Mai starb im 83. Lebensjahre Sanitäts- 
rat Dr. Karl Bardorff und hinterließ der hiesigen Universität Legate 
im Gesamtbetrag von 1050000 M. B. war bis zuletzt unermüdlich 1n 
Berufe tätig und war für seine Person von äußerster Bedürfnislosigkeit 
und Einfachheit der Lebensführung. 


Breslau. Am i0. Juni verstarb im 63. Lebensjahre nach kurzer 
Krankheit der ordentliche Honorarprofessor Dr. F. Röhmann, 2° 
teilungsvorsteher am Physiologischen Institut. Berliner von Geburt, 
entfaltete der Verstorbene als Schüler Heidenhains und später als 
Wahrer und Mehrer der physiologisch-chemischen Traditionen seines 
Meisters am Breslauer Institut eine reiche Wirksamkeit. Zahlreiche 
Einzelarbeiten haben ihn als tiefgründigen Gelehrten in Fachkreisen, 
sein Werk über „Biochemie“ auch darüber hinaus bekanntgemacht. 


Leipzig. Am 2. Juni 1919 feierte der Geh. San.-Rat B ahrdt, 
zweiter Vorsitzender der Medizinischen Gesellschaft, sein golden® 


Doktorjubiläum. Er wurde aus diesem Anlasse zum Ehrenmitglied det 
Gesellschaft ernannt. Sea 


‚ Hochschulnachrichten. Jena: Geheimrat Prof. De 
Erich Lexer erhielt einen Ruf als Ordinarius der Chirurgie nao 
Freiburg i. Br. — a.o. Prof. Dr. Ludwig Wrede als Nachfolger 
von Geheimrat Sprengel zum Leiter der chirurgischen ‚Abteilung, 
des Landeskrankenhauses in Braunschweig berufen. — München: 
Dr. Eduard Stierlin, bisher Privatdozent an der Universität M 
Zürich, erhielt die venia legendi. — Tübingen: Prof. Dr. med. Fa 


v. Baumgarten, Ordinarius der pathologischen Anatomie, in den 
Ruhestand getreten. 


Digitized by Google ss 


ws 

psa 
mey 
= 


Fass: 


vi 
w 


t 


a 


: ... 
a a ZEN Nee 
` “ - - . t- 
Pi dea Y - "E -d K 


= NR :26. (760). 


Er a T- 
cips a 


- ER a ee Fe Y 
= age 
<i nE 


A oe redigiert von 
Geh. San.-Rat Prof. Dr. K. Brandenburg 
0. Berlin’ 


=- Wochenschrift für praktische Ärzte 


Å. 


LTE e a 
p * to 


> eo ME EE A 
1 


| f Verlag von 
Urban & Schwärzenberg egi 
| Berlin Sn a l 


E 


Inhalt: Originalarbeiten: L. Langs tein , Die Ernäbrungsstörungen im Säuglingsalter (mit 1 Abbildun | 
Miloslavich, Über postdysenterische Mastdarm- 


Zur Diagnose und Therapie des Lymphosarcoma intestini. A. Klug, Die Grippe. B- 
erkrankungen (mit 1 Abbildung). G. Morawetz, Ein Fall von Fleckfieberencephalitis. 
bei der antethorakalen. Ösophagoplastik. Tomaschny, Der Bauchdeckenreflex in seiner Beziehung zum epile 
Praxis für die Praxis: E. Brodfeld, Über: erworbene Unreinigkeiten im Gesicht. — Ärztliche Gutachten aus 


tischen Krampfanfall. — Aus der 
N dem Gebiete des Versicherungs- 


wesens: Lenzmann, War eine tuberkulöse Erkrankung -der rechten Lungenspitze die Folge eines Unfalls (Fall auf die rechte. Rückenseite) ? 
Referatenteil: E. Edens, Neuere Arbeiten aus dem Gebiet der Herz- und Gefäßkrankheiten. (Schluß.) — Aus den neuesten Zeitschriften. — 
Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins-. und Auswärtige Berichte: Berlin. Göttingen. Hamburg. — Rundschau: Die Familien- 
| ‚versicherung in ihren. Wirkungen auf Volksgesundheit und Tätigkeit des ‘Arztes. — Tagesgeschichtliche Notizen. — Le; | 

Der Verlag behält. sich das ausschließliche ‘Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen‘ gelangenden Originalbeiträge vor. $ 


Die Ernährungsstörungen im Säuglingsalter. 
Theorie und Praxis. 
è it | Von 
| . Prof. Leo Langstein, | 
Direktor des. Kaiserin Auguste Vietoria-Hauses zur Bekämpfung der 
“Säuglingssterblichkeit im Deutschen Reiche. — 
| l ' (Fortsetzung aus Nr. 25.) x! 
"Der bekannteste Versuch, :der Systematik der Ernährungs- 
störungen das klinische Bild zugrunde zu legen, geht auf. Wider- 
: hofer zurück. Wenn das Einteilungsprinzip . dieses großen 
` Kinderarztes : nicht befriedigt, so kommt das daher, weil es zu 
. sehr am äußeren Geschehen hängt, durch pathologisch-anatomische 
‘© heute nicht mehr durchaus zutreffende Vorstellungen -bestimmt 
‚wird und bei starker Bewertung der Symptome von seiten des 
'Magendarmkanals dem Zustande des erkrankten Kindes, seiner 
Allgemeinstörung zu wenig Rechnung trägt. Diese Mängel sucht 
Finkelstein durch sein System zu vermeiden. Er will die 
Ernährungsstörung — „es gibt nur eine Ernährungsstörung und 
innerhalb derselben nicht verschiedene Krankheiten, sondern ver- 
schiedene Stadien“ — beurteilt und behandelt wissen nach dem 
Zustande, in dem’ sich die Ernährungsfunktionen im weitesten 
~ Sinne des Wortes 'befinden.. Zur Feststellung dieses Funktions- 
‚zustandes genügt seiner Meinung nach die beschreibende Be- 
trachtungsweise nicht. Sie gäbe zwar über das Bestehen einer 
Ernährungsstörung, hicht aber über die Art und Schwere der Er- 
krankung Aufschluß. Es hafte den beschreibenden Systemen vor 
„allem der große Mangel an, daß sie stillschweigend an den 
Schwierigkeiten vorübergehen, die darin liegen, daß Erkrankungen, 
die Symptomatologisch zunächst ‚vollständig gleicher Art, trotz 
gleicher äußerer Bedingungen in ihrem Verlauf, ihrem Verhalten 
. gegenüber der gleichen Behandlungsweise und ihrem Ausgange 
_„einschneidende und unberechenbare Unterschiede darbieten können. 
Diese Unterschiede‘ seien durch die Verschiedenartigkeit der 
Funktionsstörung begründet, die mit Hilfe einer methodischen. 
Prüfung der Ernährungsfunktionen studiert werden könne. Die 
funktionell diagnostische Methode, die es ermögliche, jederzeit 
über den augenblicklichen Zustand der Einzelfunktionen Auskunft 
| F erhalten —. solche- Einzelfunktionen sind das Verhalten des 
a ewichts, der Temperatur, Magendarmerscheinungen, die Arbeit 
a Herzens, die Atmung, nervöse Vorgänge —, bestehe darin, daß 
dem Organismus: eine bestimmte Ernährungsarbeit aufgegeben und 
| „eobachtet wird, welche Abweichung von der Norm der Ernährungs- 
peang während der Erledigung dieser Arbeit darbietet. Nach 
Br Stein erweist sich ein Kind als gesund, wenn bei Er- 
die me ‚mit einfachen Milchverdünnungen in reichlicher Menge 
(nor ntwicklung in allseitig befriedigender Weise’ vor sich gehe 
- Ki Reaktion), als krank, wenn nach Nahrüngszulage kein 
Kas i tsanstieg, sondern Stillstand oder Abnahme erfolge, dabei 
‚Tankheitssymptome auftreten oder bestehende sich verschlimmern. 


4 


Auf Grund der funktionellen Prüfung und des klinischen Syndroms j 


hebt Finkelstein vier Stadien der Ernährungśstörung als wohl- 
charakterisiert heraus, das der 

Dekomposition und der Intoxikation. - T Pe 
"Das Stadium der Bilanzstörung. charakterisiert ‘das Zurück- 


|-bleiben der Entwicklung: hinter der Norm in qualitativer und 


quantitativer. Beziehung, ohne daß. wesentliche Krankheits- 
erscheinungen vorhanden ‘wären, . Die Qualität ergibt allerdings‘ 
eine Minderwertigkeit des Anwuchses, wie die Veränderungen des’ 


Turgor und Tonus; die Blässe ‘der Hautfarbe ‚und. Sinken der . 
‘ Immunität beweisen. Im Gegensatz zum gesunden Kind reagiert 
das bilanzgestörte bei Zulage von Nahrung nicht, mit Gewichts-' . 


zunahme. Das Stadium der Dyspepsie charakterisiert vor allem 
Durchfall und Erbrechen. ` Die. paradoxe Reaktion. bei Zulage von 
Nahrung besteht in Gewichtsabnahme und Verstärkung des. Durch- 
falls. Das Stadium der Dekomposition charakterisiert hochgradige 
Abmagerung, schwere sich in der Neigung zu Kollapsen und 
grauer Verfärbung der Haut zeigende Allgemeinschädigung. Bei 
Nahrungszufuhr reagiert das dekomponierte Kind mit beträcht- 
lichem - Gewichtssturz unter weitergehender. Verschlimmerung des 
Allgemeinbefindens. Diese Art der paradoxen Reaktion ist auch 
dem Intoxikationszustande eigen, den Störungen des Bewußtseins 
und Gewichtssturz bei heftigem Durchfall charakterisieren. Die 
funktionelle Prüfung auf Nahrungsentziehung führt beim intoxiierten 
und dyspeptischen Kind zu einer Besserung der Symtome, beim 
dekomponierten unter Umständen zu einer weiteren ‚Schädigung. , 
_Vorstehender kurzer Überblick über Finkelsteins Gedanken- 


gänge bezieht sich auf den Inhalt seiner grundlegenden Original- 
mitteilungen. Im Laufe der Jahre. hat er sein System. verschiedentlich 


modifiziert, zunächst durch. eine Einteilung, in der er den patho- 
genetischen Gesichtspunkt dem klinischen und funktionelldiagnostischen 
überordnete. Er unterscheidet dabei unter den: Ernährungsstörungen 
1. solche infolge Toleranzüberschreitung (Toleranz=Funktionsbreite der _ 
mit der Verdauung.und Assimilation betrauten Organe). mit den ge- 
nannten vier Stadien, 2. solche infolge Nährstoffmangels und:3. sekundäre: 
Ernährungsstörungen infolge primärer Toleranzschwächung. durch In- 
fektion, Hitze usw., Diese Systematisierung möchte ich ablehnen, denn 
so wichtig die Ermittlung der Toleranz im einzelnen Falle sein kann, 
die Tatsache, daß sie etwas ungemein Wechselndes ist, wechselnd: so- 


wohl: mit jedem Tage als auch mit jeder Nährmischung, macht den 
Toleranzbegriff nicht geeignet zur Grundlage. eines Systems der Er- 
nährungsstörungen. Dabei sebe ich ganz. davon ab, daß die Form der. 
Bilanzstörung, die Finkelstein der Form des leichten Milchnähr- 
schädens gleichsetzt, nach dem heutigen Stande des Wissens‘ nicht 
unter die Ernährungsstörungen infolge Toleranzüberschreitung, sondern 
unter . die infolge Nährstoffmangels (Kohlehydratinanition) zu rechnen 
wäre. Ebensowenig wie Toleranz eignen sich Korrelation. Gä- 
rung beziehungsweise Fäulnis, der 

nährungsstörungen aufzubauen. 
ex correlatione (Bessau) läßt sich eberisowenig scharf fassen. wie der 
der Ernährungsstörungen ex: alimentatione, weil ihin 

ja nicht nur das exogene Moment der Korrela 
endogene der Konstitution und Kondition b 
teilung auf Grund der pathogenetischen Momente der Fäulnis oder 


um auf ihnen ein System der Er- ` 
‚Der Begriff der Ernährungsstörungen 


il bei ihrer Entstehung, 


tion, sondern auch das 
eteiligt sind. Eine Ein- 


+ 


). (Fortsetzung) F. Reiche,, 
H. Harttung, Zur Bildung des Hautschlauches 


' Bilanzstörung, der Dyspepsie, der. 


Fin‘ 
Br 


m 
m 
Nun 
rd. 
ba “e~ 


N, 

S 
T 
1 


tm nn — 2 5 
Dar 


m —n 


o 
7 


PR 
en 
Toer 


cy 


an 


ru wenn 


~ 


es. nn 
Me nt, 


| 


u ia 
en 
ET 


EICH Te 
nen 5 
AE e ia 
Wire wi 
3 Pey “=... 


en ae 
tree: y 
Gi = 


« Br 
SS 
: 


27T 
Bern, ` 
reo e ei... T - 
as 


on 
u 

Cast mn _ 

' , . 


st; 
kad 


LAE y FRE 
- Are men ke ne 
benra “oa ‘e © 
mi. 2 a, 
— u ae 


En 


we 


(EEE E R ei 
-e 


E EEE 


a R E a 
. Ta p ANENA a o alai ETER E 
r9 ts aiia UNSEREN, S 
a een en 


628 


ne Ast et an 


der Gärung würde bei der Unvollständigkeit unserer Kenntnisse auf 
diesem Gebiet zu viel präjudizieren. Ob eine akute Ernährungsstörung 
durch abnorme Fäulnis oder abnorme Gärung ausgelöst wurde, oder nicht 
vielleicht durch eine Kombination beziehungsweise auf ganz anderem 
Gebiete liegende Momente, darauf läßt weder der klinische Befund noch 
die genaueste Stuhluntersuchung einen sicheren Rückschluß zu. So 
wichtig der von mir geprägte Begriff der Korrelation ist als ein Pro- 
gramm für die weitere Forschung, so bedeutsam der bakterielle Abbau 
der Nährstoffe im Darm für die Pathogenese der Ernährungsstörungen ist, 
vorläufig wissen wir noch nich genug, um ein System der Ernährungs- 
störungen vom pathogenetischen Standpunkte aus begründen beziehungs- 
weise der Praxis nutzbar machen zu können. Seiner letzten Einteilung 
(1918) hat Finkelstein die Toleranz nicht mehr zugrunde gelegt. 
Er unterscheidet jetzt zwischen selbständigen Ernährungsstörungen 
(alimentären und gemischten Ursprungs), unter die er die Bilanz- 
störung, Dyspepsie, Dekomposition und Intoxikation rechnet, und 
sekundären im Verlaufe von Infekten und anderen darmschädigenden 
Primärstörungen. In seinen ersten Mitteilungen hat Finkelstein 
bekanntlich nur von einer alimentären Ernährungsstörung gesprochen. 
Daß er diese enge Fassung fallen gelassen hat, kann begrüßt werden). 
Bedenklich aber erscheint mir, daß Finkelstein mit seiner neuen 
Systematisierung sich zu einer Einteilung auf ätiologischer Grundlage 
bekennt, die er selbst seinerzeit verworfen hat. Indem er fordert, daß 
zwischen Ernährungsstörungen alimentären und solchen gemischten 
Ursprungs (also z. B. ex alimentatione + ex infectione — diese bezeichnet 


. er als selbständige Ernährungsstörungen —) und einer sekundären z. B. 


im Verlaufe einerInfektion erfolgenden unterschieden wird, was schlechter- 
dings oft unmöglich ist, gibt er dem Praktiker nichts Brauchbareres als 
das zuerst kritisierte auf ätiologischer Grundlage aufgebaute System. 
Diese Einteilung Finkelsteins, in der er den klinischen Gesichts- 
punkt dem ätiologischen unterordnet, lehne ich ebenso wie die Czerny- 
Kellers ab. Ich kann zur Begründung auf meine früheren Aus- 
führungen verweisen, Bei den folgenden Erörterungen über die Brauch- 
barkeit des Finkelsteinschen Systems für die Beobachtung und 
Behandlung der Ernährungsstörungen halte ich mich unter Ablehnung 
der späteren Modifikationen an zeine auf klinischen und funktionell dia- 
gnostischen Gesichtspunkten aufgebaute ursprüngliche Einteilung. 

Die Conception Finkelsteins, daß es nur eine Er- 
nährungsstörung gibt, die bisher als selbständige Krankheiten 
beschriebenen Bilder nur Stadien der Störung sind, die fließend 
ineinander übergehen können, muß als außerordendlich glücklich 
bezeichnet werden. Ihre Richtigkeit erweist die unbefangene Beob- 
achtung. Allerdings könnte sie dahin verstanden werden, daß 
die Entstehung jedes einzelnen Stadiums den Durchgang durch 
ein früheres zur Voraussetzung hat, die Entstehung der Dyspepsie 
an das Vorhergehen einer Bilanzstörung, die der Intoxikation an 
das Vorhergehen einer Dyspepsie geknüpft ist, was den tatsächlichen 
Verhältnissen nicht entspricht; denn die Wege, auf denen die 
verschiedenen Stadien der Ernährungsstörung zustande kommen, 
sind zahlreicher. In einer von mir entworfenen schematischen 


Darstellung zeige ich die häufigsten und die weniger häufigen 
Wege der Entstehung. 


Wie verhalten sich nun die herausgehobenen Stadien zu den 
früher anerkannten Krankheitsbildern, und was zu beantworten 


noch wichtiger erscheint, entspricht die Heraushebung der Bilder 


dem, was der an den Fall unvoreingenommen herantretende gut 


beobachtende Praktiker sieht? 


Der Kliniker sprach früher von Dyspepsie, Enterokatarrh 
beziehungsweise Cholera infantum, Atrophie uud Gastroenteritis. 
Von diesen Begriffen hat Finkelstein nur den der Dyspepsie 
übernommen als die Bezeichnung für die akute, vor allem durch 
Durchfall charakterisierte Verdauungsstörung. Er unterscheidet 
zwischen der dyspeptischen Störung des vorher gesunden Kindes 
und derjenigen, die sich aus dem Stadium der Bilanzstörung her- 
aus entwickelt. Ich halte es für richtig und will das später noch 
begründen, daß auch jene dyspeptische Störung besonders heraus- 
gehoben wird, die sich im Stadium der Atrophie einstellt. 

Neu ist die Aufstellung der Begriffe Bilanzstörung, Dekom- 
position und Intoxikation. Die Bilanzstörung ist klinisch gekenn- 
zeichnet durch ein Zurückbleiben der Entwicklung hinter der 
Norm ohne schwere Krankheitszeichen. Die Heraushebung eines 


1) Die Einwände zu besprechen, die sich gegen die Beweisführung 
Finkelsteins von der alimentären Natur einer Reihe von Symptomen 
der Ernährungsstörungen anführen lassen, liegt nicht im Rahmen meiner 
Erörterung. Nur so viel sei gesagt, daß Symptome, die auf Nahrungs- 
zufuhr beziehungsweise Nahrungsentziehung reagieren, nicht von vorn- 
herein als alimentär bedingt in dem Sinne aufgefaßt werden müssen, 
daß sie etwa durch die Wırkung der Nährstoffe als solcher oder ihrer 
Abbauprodukte auf die Körperzellen zustande gekommen sind. Für die 
Entstehung der Symptome, auch wenn sie alimentär beeinflußbar sind, 
liegt eine große Reihe anderer Möglichkeiten auf indirektem Wege vor. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. 


29. Juni. 


derartigen Stadiums halte auch ich für notwendig, denn es kommt 
dem Arzt besonders häufig vor Augen, wenn die Mütter ihn wegen 
schlechten Gedeihens ihrer Kinder befragen. Um eine Gewebs- 
einschmelzung, eine Abmagerung muß es sich dabei gar nicht 
handeln, nur um eine hinter der Norm zurückbleibende Zunahme. 
Deswegen erscheint mir die von Finkelstein gebrauchte 
Identifizierung der Bilanzstörung mit der leichten Form der Atrophie 
nicht das Richtige zu treffen. Ich habe gegen den Namen Bilanz- 
störung nur einzuwenden, daß er nicht das klinische Bild des 
Zustandes vor das Auge treten läßt. Die Bezeichnung Bilanz- 
störung sagt lediglich aus, daß eine bestimmte Stoffwechselsituation 
vorliegt, Einnahmen und Ausgaben des. Organismus nicht im 
richtigen Verhältnisse zueinander stehen. Finkelstein will 
mit dem Namen ausdrücken, daß es sich um eine im Vergleich mit 
der Gesundheit ungünstige Gestaltung des Ernährungsvorganges 
handelt. Auf Grund der Tatsache, daß der Verständigung besser 
durch Bezeichnungen gedient wird, die unmittelbar ein bestimmtes 
klinisches Bild vorzustellen erlauben, würde ich an Stelle der 
Bezeichnung Bilanzstörung die Bezeichnung „Hypotrophie* 


vorschlagen. Hier liegt schon im Namen, daß eine mangelhafte 
Entwicklung vorliegt. Die Bezeichnung stammt bekanntlich von 
Variot. 


Es handelt sich um einen erworbenen Zustand im 
Gegensatz zu dem der Hypoplasie, den Tobler-Bessau 
reserviert wissen wollen für eine Form congenitaler Konstitutions- 
anomalie untergewichtig geborener und weiterhin rückständig 
bleibender Kinder, bei denen typisch greifbare Krankheitszeichen 
dauernd ausbleiben. Durch die Bezeichnung Hypotrophie ist 


auch eine gute Gegenüberstellung zu der Bezeichnung Atrophie 
gegeben. 


Den Begriff der Dekomposition hat Finkelstein in ver- 
schiedenen Darstellungen verschieden gefaßt. In seinem Lehr- 
buch der Säuglingskunde läßt er in ihm die Begriffe der Bilanz- 
störung, der Dyspepsie und der Dekomposition im engeren Sinne 
aufgehen und unterscheidet von letzterer auf Grund funktioneller 
Diagnostik wiederum drei Grade, sodaß wir mit fünf verschiedenen 
Stadien der Dekomposition zu rechnen hätten. Gegenwärtig faßt 
er den Begriff weniger weit und will ihn nur auf jenen Zustand 
angewandt wissen, den er früher als Dekomposition im engeren 
Sinne bezeichnet hat. Der Name soll zum Ausdruck bringen, dab 
der Organismus Gewebe eingeschmolzen hat, also abgemagert ist 
und die zurückbleibende Zellmasse, wie die schwer geschädigten 
Funktionen beweisen, starke Veränderungen ihrer Zusammensetzung 
aufweist. Erscheint mir auch die Bezeichnung durchaus zutreffend 
für das Wesen des Zustandes, so wage ich doch im Gegensatz 
zu Finkelstein zu behaupten, daß der Ausdruck Atrophie 
vorzuziehen ist. Es gehört ja Mut dazu, der Bezeichnung Atrophie 
wiederum zu Ehren verhelfen zu wollen. So sagen Czerny- 
Keller: „Es ist klar, daß die Atrophie durch langdauernde 
Infekte eine vollständig andere ist als diejenige, welche durch 
Nährschäden ex alimentatione hervorgerufen wird. Es bleibt deshalb 
geradezu unverständlich, wie manche Kinderärzte bis zur Gegen- 
wart die Atrophie als eine eigene und noch dazu einheitliche 
Krankheit betrachtet wissen wollen, Das verrät Mangel an Beob- 
achtung. Eine Diskussion über Fragen der Säuglingsernährung 
war bisher schon wegen der mißbräuchlichen Anwendung der 
Bezeichnung Atrophie aussichtslos.“ Als Atrophie bezeichnen 
Czerny-Keller an anderer Stelle „eine hochgradige Ab- 
magerung derjenigen Kinder, welche durch eine Ernährungsstörung 
und nicht durch einfache Inanition zustande kommt“. Ihnen ist 
darin beizupflichten, daß der Ausdruck Atrophie keine Berechtigung 
hätte, wenn man ihn als eine eigene und noch dazu einheitliche 
Krankheit betrachtet wissen wollte!). Ich will aber mit dem Aus- 
druck der Atrophie auch gar nicht eine besondere Krankheit, 
sondern im Sinne Finkelsteins ein Stadium der Ernährungs 
störung bezeichnet wissen, welches durch Abmagerung Un 
Störungen der Allgemeinfunktionen charakterisiert ist, zustande 
gekommen durch die verschiedenartigsten ätiologischen Momente. 
Wer wie Czerny-Keller die Ätiologie und nicht die Klinik 
zur Grundlage eines Einteilungsprinzips macht, wird sich schon 
auf Grund dieses prinzipiellen Standpunktes mit diesem aus der 
Klinik geborenen Ausdruck nicht befreunden können. Diese Be- 
denken kann ich auf Grund meiner kritischen Wertung des ätlo- 


» Daß im übrigen die Gründe für die Schwierigkeiten der Diskussion 
der Fragen der Säuglingsernährung nicht in der mißbräuchlichen An 
wendung der Bezeichnung Atrophie gelegen haben, sondern in EA 
anderen, eingangs angedeuteten Momenten, sei nur nebenbei bemori: 


) 63 kommt 
Ihn wegen 
e Geweis- 
gar nicht 
y Zunahme, 
gebrauchte 
>? Atrophie 
yen Bilanz- 
e Bild des 
ng Blw 
elsituaion 
nicht in 
bein m 
rgleich mi 
rorgangß 


A 
ai 
Bi 
f 
; 

a 
ri 
j 


5 


t 
EN 


aA RER V 


wo omna eg 


=- -n 


n EE 


| 


| 


ge 


u ER AS 


| 


| 


I. 
po 


“N 


-= ~- dyspeptische Störung besteht. ] 
' dings nicht für notwendig gehalten. 


..- 
` 
D 
t 


39. Juni. 


der Ernährungsstörungen nicht anerkennen. Finkelstein zieht 


die Bezeichnung Dekomposition der der Atrophie vor, weil diese 


vieldeutig sei. Aber den gleichen: Vorwurf ‚könnte : man: gegen 
die von ihm gewählte Bezeichnung erheben. Für mich besteht 
gar kein Zweifel, daß die Bezeichnung Atrophie schon deswegen 
vorzuziehen ist, weil der Begriff eine bestimmt klinische Vor- 


stellung unmittelbar anregt. (Ich verweise auf meine Ausführungen‘ 


bezüglich der Bezeichnung Hypotropbie) Wenn die überwissen- 


schaftlichen Pädiater diese Bezeichnung auch immer wieder mit 


ihrem Bannstrahl. belegen werden, so bleibt sie doch leben, weil 
sie aus der unmittelbaren Beob 


gekünstelt ist. | j 
Wie schon erwäh 


funktionell-diagnostischer Gesichtspunkte voneinander unterschieden. 
Ich komme auf die funktionelle Diagnostik als Stütze der Beur- 
teilung und Behandlung der Ernährungsstörungen noch zurück, 
möchte jedoch gleich hier bemerken, daß der Arzt sich in diesem 
ohne weiteres als ein bedenkliches erkennbaren ‚Stadium ohne: 


funktionelle Diagnostik einen Heilplan zurechtlegen kann und muß 


und dieser Heilplan maßgebend dadurch bestimmt wird, wie die 
Dtuhlentleerungen sind, ob Durchfall besteht oder nicht. Es er- 
scheint mir daher notwendig, bei der Atrophie jenes Stadium, bei 
dem die Stühle normal, der Verdauungsvorgang offenbar nicht’ 
wesentlich alteriert ist, von dem zu unterscheiden, in dem eine. 
Finkelstein hat das aller- 
Dekomposition ist für ihn 
eine Gewebseinschmelzung und Störung der Allgemeinfunktionen, 
gleichgültig ob Erscheinungen von seiten des Magendarmkanals | 
vorbanden sind .oder nicht. Meines Erachtens ist aber eine be- 


‚sondere Berücksichtigung der Magendarmfunktionen im atrophischen 
Stadium notwendig, weil aus deren Verhalten für die Beurteilung 


und Behandlung elementare Unterschiede resultieren, denn der 


“Durchfall des .atrophischen Kindes rückt die Gefahr in greifbare 


‚Nähe, gibt der Behandlung strengste Indikationen, wenn das Kind 


- - gerettet werden soll. Denn der Weg, der von hier zum Stadium 


außerordentlich kleiner. 


-= .toxikation wird das Wesentliche hervorgehoben. 


x 


brauchbare Grundlage der Beurteilung der Ernährungsstörungen 
zu schaffen, nicht | 


sein, 
Praxis allerdings oft die größten Schwierigkeiten, festzustellen, ob 


der Intoxikation und damit gewöhnlich zum Tode führt, ist ein 


Ich habe daher in meinem Schema die 
.dyspeptische Störung im Stadium der Atrophie besonders heraus- 


. gehoben und*als dyspeptische Störung c bezeichnet, im Gegensatz 


zur dyspeptischen Störung b, die sich im Stadium der Hypotrophie 
entwickelt und gegenüber der dyspeptischen Störung a, die sich 
aus voller Gesundheit heraus auf Grund irgendeiner Schädigung 
einstellt. SE Se 
. Als ein außerordentlich großer Fortschritt erscheint mir die 
Einführung des .Begriffes-der Intoxikation an Stelle der bisherigen 
Enterokatarrh und Cholera infantum. Durch die BezeiChnung In- 
Sie besagt, daß 
Symptome vorhanden sind, wie wir sie sonst nur durch eine Ver- 
giltung zustande kommen sehen. Die Ausdrücke Enterokatarrh und - 
Cholera infantum- besagen nur, daß sehr starker Durchfall besteht. 


Die Bezeichnung Intoxikation trägt der Forderung Rechnung, a 
Es ist 


klinische Bild schon durch den Namen klarzumachen. 
nicht notwendig, der Verständigung sogar nicht förderlich, die 
Diagnosenstellung der- Intoxikation an eine Siebenzahl. von Sym- 


ptomen, wie das Finkelstein tut, zu knüpfen. Die Erfüllung 


dieser Forderung führt nicht zu einer Verfeinerung der Diagnose 


m der Hand des Praktikers, sondern zu einer, Erschwerung; er 


soll Sie stellen, wenn Trübung des Sensoriums, Gewichtssturz und 
eine Störung lebenswichtiger Funktionen vorhanden sind. Czerny 
Spricht nicht von Intoxikation, sondern von Toxikose. Mir ist es 
gleichgültig, welche Bezeichnung gewählt wird, wenn der Begriff 


der Vergiftung in der Bezeichnung enthalten ist, mit diesem Aus- 


druck aber andererseits. nur ein Stadium bezeichnet wird, das 
Sich für den Blick als’ Vergiftungszustand erweist. Bei 
Ozerny-Kellers Toxikose ist das nicht der Fall. Sie be- 
zeichnen z. B. auch jene Durchfälle als Toxikose, bei denen nur 
ich Symptom der Milchzuckerausscheidung im Urin vorhanden ist, 
ch möchte dringend davon abraten, die Diagnose in dieser Weise 
‚u.verfeinern, weil wir dadurch das Ziel, eine für die Praxis 


G ; erreichen. Notwendig war es, die Bezeichnung 
astroenteritis fallen zu lassen; die Entzündung der Darmschleim- 
aut. kann die Ursache oder die Folge einer Ernährungsstörung 
Ist aber keine Ernährungsstörung an sich. _Es macht in der 


~ 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr 38. > 


wir es im’ einzelnen Falle mit einer Entzündung der Darmschleim- 


logischen Einteilungsprinzips für die ‘Beurteilung und Behandlung '| mi 
| haut zu tun: haben oder nicht, Es wird gut sein, diese immer dort 


achtung entstanden, weil sie un- 


| nt, hat Finkelstein. mehrere Stadien | 
der Atrophie, der Dekomposition im engeren: Sinne auf Grund Ta 


Die dyspeptische Störun 


Finkelsteins. 


anzunehmen, wo Blut und Eiter dem. Stuhlgang‘ beigemischt sind, 


zündliche Erkrankung der Darmschleimhaut ausschließt, Die 


Praxis kann sich, mit diesem: an und für sich unerfreulichen Zu- 


stand abfinden, da für die Behandlung der. entzündlichen. Erkran- 

kungen kaum andere Prinzipien . gelten als der sie begleitenden 

oder durch. sie. hervorgerufenen Ernährungsstörung. | 
Nach meinen Darlegungen dürfte folgende sche 


störung mit ihren häufigeren und s 
schauliche, verständlich sein..  — 


I 


. OR Stadium des normalen T E SN 
, Ablaufs des Ernährungs- p vip Sn 
- vorganges, ` ; 


II. Stadium der ` II. Stadium der ` 
dyspeptischen : | 
Störung a. llanzstörung. 


IV. Stadium der 
A) On 
‚Störung b. `. 


2 


\ 


Stadium d er Atro phic, 
= Finkelsteinsche `~ ` 
Dekomposition. 


D V. 


: o . . , ; R a 7 T 
. VIL Stadium der . VI. Stadium der ‘dyspeptischen .. 
| Intoxikation. Störung: c. i 


Schematische Darstellung der verschiedenen Bilder beziehungsweise Stadien, unter 
denen sich die Ernährungsstörungen darstellen und der Wege, auf denen sie zustande 


kommen. ‘Die ausgezogenen Linien bezeichnen. die häufigen; die: schraflierten 
| ' Linien die seltenen Wege. Ä 


g kann bei.jedem Zustand. des Kindes. auftreten.. 


Zu unterscheiden ist:” 
die Dyspepsie des vorher gesunden Kindes = Stadium der d 
die Dyspepsie des hypotrophischen Kindes =.Stadium der dyspeptischen Störung b), 
die Dyspepsie des atrophischen Kindes = Stadium der dyspeptischen Störung c). 
entwickeln 


Die Hypotrophie kann sich allmählich aus der Gesundheit heraus 
oder auf dem Wege über eine dyspeptische ‘Störung zustande kommen, 
Die Atrophie kommt meist auf dem Wego über die 1 Ypotronhis und eine oder 
mehrere dyspeptische Störungen zustande. Aus- der ersten Dyspepsie entwickelt sie 
sich nur selten (im allgemeinen nur. bei schwerer chronisther Infektion und fehler- 
hafter Behandlung). Ohne akute‘ Zwischenstadien entwickelt sie sich ans der 
Hypotrophie bei Inanitionszuständen, z. B. bei Pylorospasmus, =. 


In das Intoxikationsstadium gerät das Kind aus voller Gesundheit ae | 


selten, z.B. bei schwersten Infekten oder Überhitzung. Am leichtesten kommt es auf 
dem Boden der Atrophie-zustande; die Kürze dieses Weges offenbart die Zeichnung: 
; y , u 1 , 


: Ich gebe noch folgende erklärende Bemerkungen: Ein Säug- 
ling. mit normalem Ernährungsvorgange (I) kann durch ein eine 
Ernährungsstörung auslösendes Moment aus. voller : Gesundheit 


heraus ‘mit akuten Darmsymptomen, Durchfall, Erbrechen er- 


kranken (dyspeptische Störung a). Die gleiche oder eine 
andere ätiologische Noxe kann aber auch zu einer chronischen 
Störung führen, zu schlechterer Entwicklung, Zurückbleiben im. 
Gewicht, zum Stadium der Hypotrophie (III), der Bilanzstörung 
| Eine Hypotrophie kann aber auch zu- 
stande kommen auf dem Umwege über eine. Dyspepsie (IT) oder ` 
Intoxikation (VII), nachdem diese Zustände selbst geheilt sind, 
Beim hypotrophischen Kinde kann sich durch Fortbestehen der 
gleichen Schädigung oder Dazutreten einer neuen wiederum eine. 


dyspeptische Störung einstellen (dyspeptische Störung. b) ` 
Die Abgrenzung dieser dyspeptischen Störung b- gegenüber der 


dyspeptischen Störung a ist erforderlich, weil Wertung und 'Be-. 
handlung dieser beiden dyspeptischen Störungen verschieden sind. 
Fortdauer der Schädigung, unzweckmäßige Behandlung lassen auf‘ 
dem Wege über die dyspeplische Störung:b. eine Atrophie. 
entstehen. Der Eintritt- des Stadiums der Atrophie (V) hat aber 


629 
‚womit nicht gesagt sein ‚soll, daß die Abwesenheit dieser ‘eine ’ent- ! 


| mätische Zeich- . 
nung, durch welche ich die verschiedenen Stadien der Ernährungs-. 
elteneren Übergängen veran- ` 


>) Hypotrophie = Finkelsteinsche - l 


yspeptischen Störung ) ne 


IT. 

5: ta 
N 
De 
und 


« 
~y 
wear 
s ey 
Ir 


r 

4 

ee 

- TT jt = SE V 
ON ay 


a ee 
Tes 2 Do ei 
Es ya 


KOTEED 
tr > ja 


x 

NE EB er 

nn E PER Be 
CE a 


Bu! 
er E 
mann 


Y 
ER a DER ` 
tn en. 


Lynn 
TE rS 
ee ee 
2. senk 
— nr 
ann. 
. 


n Ai 
. e 


ga 
wa. pr 
~ 

A 


— 
zu 
at 


c 
S 
sE RR eE ia 
m RER: 


oe, 2 


u. Er 
en nn. nm, 


nn e 
Toa ~ e .. 
za 


fr 


Co _y' 
euren tn 
a; 


f) 
. 
d 
.. 
> * 3 
Ee ur EEE Ber ver Zu ni r B. 
Een ` A des va r 
= on EINE Roy, DR VAi . k: į 
en ” I = - 
5 
ree su Siehe ran, re ` XS - 
> . = > . ” ` TOE 
un * = = AA © BE 
i E N ; won = r ie 
erg ~ ; [7 en 
J = ie "e. an NL 
En enge 2, ee T . e~ 
m me TE ER en 
x u. A z I 9 Sae 


d 
$ | 
E 
-A 
= 


I 


» Frraaairn 
~ 
PS 


IT 


a 
2) 


Ti an — ne ZN 
NEE IRRE: 
u 


sn _ on 
ne "IT 
% z 
mt 
po 


e$ 


man nl. 
A 
are 
a 


Ta 


yea -a E ER 
a a 


RE t T 


- -a ® 
nn na ni 


v 
|. 


Sy paygm oem 
UT EG 


rm enunk ie 


nun 
= 
= m T, 


nn 
w 
jo si 


ul 
lea ne 


us nz 


— 
So mn 
IL, 

BIN 


IE 
ak 


er mut 
BETT en Ir 
eime aT pat 


— in. 


zi 


nn 
warnt > De TA 
-s -< `>- -Jeug 


mrd 


=: » 


x 
$ 
4 
i 
| 


4 Ta è p 
$ pei | ë i s $ i u p 
$ i S Ke ESN T e 
a EN Br EA A 
Wu jy. nr, 
1% 


() 
ru PLIS 
À Bei ana 
i FIRAUNI (! 
PES nf 


v 


RN ET - <P 
m ee s = oa 
ee AA 


-hi ae TY 


DE = 


N 
~ A 
nt 


a r -m 


we 


Te: a are 


‘ ` Ar {i 
” 


en 
BIN 


a 


r 


FE er 
Br a Zee 
ner er Tee 2° 
i m were ® = 
KAn 

= #1,“ 


NE 


- e= ec b 
ai Pa en u TE nn a = 7, 
Zu ne et ern er a a a 


630 


eine vorhergehende dyspeptische Störung a oder b nicht- 
unbedingt zur Voraussetzung. Auch ohne dyspeptische Störungen 
als Zwischenstadium kann das normale Kind allmählich auf dem 
Wege über die Hypotrophie in das Stadium der Atrophie kommen, 
z. B. infolge der Inanition durch Pylorospasmus, oder infolge der 
Inanition durch Ernährung mit zu stark verdünnter Milch, auch 
durch Infektionen leichterer oder schwererer Art. Im Stadium der 
Atrophie kommt es infolge der allgemeinen Resistenzlosigkeit 


außerordentlich leicht zu einer dyspeptischen Störung c. 


Diese dyspeptische Störung ist deswegen so bedeutungsvoll, weil 
sich aus ihr besonders leicht ein Zustand der Intoxikation (VII) 
entwickelt und damit der Tod in bedrohliche Nähe gerückt wird, 
schon durch Schädlichkeiten, welche dem gesunden’ Kinde kaum 
etwas anhaben. Intoxikationszustände kommen, wenn auch auf 
diesem Wege am schnellsten und leichtesten, auch auf anderem 
Wege zustande, in erster Linie von dyspeptischen Störungen aus, 
sowohl von der dyspeptischen Störung a als auch von der dys- 
peptischen Störung b. Die Wege, die von diesen dyspeptischen 
Störungen zum Intoxikationszustande führen, sind verschieden 
lang, wie das auch graphisch zum Ausdruck kommt. Am kürzesten 
ist der Weg von der dyspeptischen Störung c, etwas länger der 
von der dyspeptischen Störung b, am längsten der von der 
dyspeptischen Störung a. Viel seltener und deshalb nur mit ge- 
strichelten Linien angedeutet, ist die Entwicklung der Intoxikation 
ohne Zwischenschaltung der dyspeptischen Störungen entweder 
aus voller Gesundheit oder aus dem Stadium der Hypotrophie 
heraus. Im Stadium der Gesundheit bedarf es außerordentlich 
schwerer Schädigungen, z. B. durch einen foudroyanten Infekt, 
damit eine Intoxikation zustande kommt. Auch das hypotrophische 
Kind gerät nicht leicht ohne Zwischenschaltung einer dyspep- 
tischen Störung in den Zustand der Intoxikation. Das atrophische 
Kind ist auch hier in einer Sonderstellung; auch ohne Zwischen- 
schaltung einer dyspeptischen Störung kann es relativ leicht auch 
durch geringe Schädlichkeiten in den Zustand der Intoxikation 
geraten. 

Genügt aber, und damit komme ich zu der wohl praktisch 
wichtigsten Frage, diese Art der Betrachtung der Ernährungs- 
störungen, die sich auf ihrer Beschreibung und auf ihrer Ent- 
stehungsgeschichte aufbaut, um sie nach strengen Indikationen 
behandeln zu können oder bedürfen wir dazu, wie Finkelstein 
betont, der funktionellen Diagnostik, der jeweiligen Prüfung der 
Toleranz. Wird erst durch das Ergebnis der Reaktion des Kindes 
auf Nahrungszufuhr und Nahrungsentziehung ein richtiges Urteil 
über den Grad der Störung gewonnen, ohne das eine genaue 
Indikation für die Behandlung nicht möglich ist? Wenn dem so 
ist, dann wäre unstreitig die Behandlung der Ernährungsstörungen 
in der Praxis eine außerordentlich schwierige Sache. Es wäre 
dann eine Beobachtung des Kindes notwendig, welche höhere An- 
forderungen stellt, als sie beim täglichen Besuch des Arztes 
geleistet werdeh können, denn die Prüfung der Reaktion des Kindes 
auf Nahrungszufuhr beziehungsweise Nahrungsentziehung ist mit 
dem Gebrauch von Wage und Thermometer nicht erschöpft, sondern 
setzt eine genaue Beobachtung der Schwankungen des Allgemein- 
befindens und ihre richtige Deutung voraus. Auf Grund außer- 
ordentlich großer Erfahrungen an dem reichen Material meiner 
Anstalt bin ich aber zu der Überzeugung gelangt, daß zur Auf- 
stellung eines erfolgreichen Heilplanes eine besondere Prüfung der 
Ernährungsfunktionen nicht erforderlich ist, daß die klinische 
Analyse der Symptome unter Zuhilfenahme der Vorgeschichte des 
Kindes im weitaus größten Teil der Fälle eine richtige Beurteilung 
des Zustandes und damit die Aufstellung des Heilplanes gestattet. 

Was wir zu entscheiden haben, ist nicht mehr und nicht 
weniger, als ob es sich um eine leichte oder um eine schwere 
Störung handelt. Für die Wahl der Nährmischung in qualitativer 
und quantitativer Beziehung ist das von ausschlaggebender Bedeu- 
tung; dann bedürfen wir aber der funktionellen Diagnostik kaum. 
Schon die Feststellung des Alters des Kindes und des Stadiums 
der Ernährungsstörung gibt uns genügende Anhaltspunkte, ob wir 
eine leichte oder schwere Störung vor uns haben. Was der Arzt 
für diese Diagnose lernen muß, ist, den Zustand des Kindes auf 
Grund des Tonus und Turgor, der Beschaffenheit der Hautfarbe, 
des Sensoriums, um nur das Wichtigste herauszuheben, zu be- 
urteilen. Im Gegensatz zu der Auffassung glücklicherweise hinter 
uns liegender Zeiten spielt für unsere Entscheidung das Stuhl- 
bild eine geringere Rolle. Die Entleerungen müssen natürlich auf 
ihre Beschaffenheit und Menge hin angesehen werden, weil die 
Diagnose der dyspeptischen Störung ja in erster Linie durch die 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2%. 


28. Juni. 


Tatsache eines bestehenden Durchfalls gegeben ist, und ceteris 
paribus wird selbstverständlich eine starke Häufung pathologisch 
veränderter Entleerungen eine Störung ernster Werte lassen; aber 


| wir dürfen die verschiedenen dyspeptischen Störungen (a,b und c) 


nicht nach Art und Menge der Stuhlentleerungen voneinander 
unterscheiden, sondern auf Grund des Zustandes des Kindes, in 
dem sie auftreten und im Hinblick auf ihre Rückwirkung auf das 
Allgemeinbefinden. Halten wir uns an das Schema, so läßt sich 
sagen, daß im allgemeinen die dyspeptische Störung a und das 
Stadium der Hypotrophie leichte Formen der Ernährungsstörung, 
die dyspeptische Störung b eine weniger leicht zu nehmende, wenn 
auch nicht bedenkliche, das Stadium der Atrophie, die 
dyspeptische Störung e und das Stadium der 
Intoxikationim allgemeinen Schwere Störungen 
sind. Zu der erwünschten noch genaueren Differenzierung in 
bezug. auf den Grad der Störung gelangen wir durch die Erhebung 
der Vorgeschichte des Kindes und seiner konstitutionellen Wertigkeit. 
Zunächst ist das Alter von Belang, in dem das Kind bei seiner 
Erkrankung steht. Ernährungsstörungen im ersten Lebensquartal 
sind ceteris paribus als schwerer zu werten. — Fine Dyspepsie, 
die sich aus voller Gesundheit heraus in der sechsten Lebenswoche 
entwickelt, ist viel bedenklicher als eine im siebenten Lebensmonat 
einsetzende, macht eine viel vorsichtiger vorgehende Ernährungs- 
therapie notwendig. Das gleiche gilt vom Stadium der Hypotrophie. 
Wichtige Anhaltspunkte über den Grad der Störung gibt uns 
auch die Vorgeschichte des Kindes (inklusive der Familienanamnese), 
weil sie uns über seine Konstitution und die Entstehungsgeschichte 
der Störung unterrichtet. Die Störung eines Kindes, dessen 
Anamnese nichts Nachteiliges über seine Konstitution offenbart, 
macht uns viel zuversichtlicher in der Beurteilung, läßt uns viel 
leichter zu dem indifferenten Nährgemisch greifen, als wenn wir 
aus der Tatsache, daß in der Familie sich schwere Nervenleiden, 
Todesfälle im Kindesalter, zahlreiche Tuberkuloseinfektionen gehäuft 
haben, eine ungünstige Veranlagung erschließen müssen. Je größer 
endlich die Zahl der durchgemachten Störungen ist, je klarer 
aus der Vorgeschichte die schwere Ernährbarkeit des Kindes 
trotz zweckmäßiger Behandlung hervorgeht, um so schwerer ist die 
Störung zu werten — auch wenn die Symptomatologie nient ohne 
weiteres für ein schweres Stadium spricht! Endlich die Aufschlüsse 
über die Entstehungsgeschichte der Störung! Auf diese lege ich, 
wie aus meinem Schema hervorgeht, den größten, Wert. Die 
dyspeptische Störung a eines vorher gesunden Kindes ist viel 
leichter zu nehmen, bedarf einer weniger eingreifenden Behandlung 
als die dyspeptische Störung b eines hypotrophischen oder gar die 
dyspeptische Störung c eines atrophischen Säuglings. Wir können 
allerdings manchmal schon diese drei Störungen durch Ihre 
Symptomatologie unterscheiden, z. B. wenn wir den Durch- 
fall bei einem Kinde konstatieren, dessen Turgor und Tonus noch 
gut sind, dessen Gewicht noch dem normalen Gewicht entspricht, 
dann werden wir das Vorliegen einer dyspeptischen Störung a 
annehmen können. Betrifft der Durchfall ein Kind, das nicht ab- 
gemagert aber in seinem Gewicht zurückgeblieben ist, werden wir 
die dyspeptische Störung b, betrifft der Durchfall ein bereits 
schwer abgemagertes Kind, die dyspeptische Störung e vermuten. 
Für die Wertung des hypotrophischen Stadiums als leichtere oder 
schwerere Störung ist die Ermittlung der Entstehungsgeschichte 
von besonderer Wichtigkeit. Ist ein Kind hypotrophisch geworden 
auf dem Wege über eine akute Ernährungsstörung, Dyspepsie oder 
Intoxikation, dann werden wir den Zustand als einen schwererel 
auffassen, mit kohlehydratreichen Mischungen vorsichtiger sein 
müssen, als wenn das Stadium der Hypotrophie ohne Zwischen- 
schaltung eines dyspeptischen Stadiums eingetreten ist. Denn 
jede akute Ernährungsstörung bereitet den Boden für die folgende 
vor, schränkt die Toleranz für differente Nährgemische ein. Aue 
für die Beurteilung der Schwere eines Intoxikationszustandes — e 
Störung an und für sich ist schwer, aber es gibt graduelle Unter- 
schiede — ist die Entstehungsgeschichte wichtig. Der mon 
kationszustand, der sich aus der Atrophie heraus entwickelt De 
dem eine lange Leidensgeschichte des Kindes vorangeht, jst p: 
gefährlichste Zustand, dem wir in der Pathologie der Ernährungs" 
störungen begegnen. Der Intoxikationszustand, der aus heiterem 
Himmel über das Kind hereinbricht oder sieh an die erste dysp£F’ 
tische Störung anschließt, ist, selbst wenn das Kind einen er 
ordentlich schwerkranken Eindruck macht, im Gewicht stark A 
gestürzt ist und Herzschwäche zeigt, günstiger zu beurteilen, 
ein Zustand, der sich erst auf das Stadium der Atrophie are 
pfropft hat, selbst wenn bei diesem die Bewuftseinstrübung 1 


ERE Google 


TAFE 


E “ə 

an- a 
nn 
. 


eRrBsern® 


ER 


—  ——n on 
. 


Bm. >>. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — N... 


` deren Qualität als auch Quantität), als mit jedem Tage wechselt. 


die 


 Sehwereren Störung angepaßt ist; und ergibt die mit größter Vor- 


E 7 ae 
Su} kg u ` z a m n Eee AE n 
-——— O y, an Fer er AEGA T E ne a „Na - J Bi 
rd Bern zer Du Be D a E Be) E> i hen: 
eng 7 Ta Dr onen TE 
u an i 5 er no: 2 a 2 2 K “ 
. A Z.’ $ Ta S : A: "a J y N = ` g s 5 
en = N $ sx € t 4% 3 m . DER IE ; E 
Car ` u T wo ie * É -j 
BR ; 
bj ` i 
> f} . x s / f R 
z N . Er 


? : 


631 


auf die festgesetzte Heilnahrung: und sollte nicht’ erst durch 
eine Probekost ermittelt werden. Finkelstein selbst schränkt 
ja die Bedeutung der funktionellen Prüfung mit folgenden Worten 
ein: „Bei allen diesen Beobachtungen ist das Urteil nicht allzu 
früh und ‚nicht auf allzu kleine Veränderungen bin zu fällen, son- 
dern man warte, wenn nicht die katastrophale Wirkung einer 
Maßnahme die Lage sofort klärt, in Ruhe: einige Tage ab, bis sich 
ein vollkommen sicheres Bild gewinnen läßt. Andererseits könnten 
leichte und vorübergehende Schwankungen in dem Befinden über- 
schätzt werden‘ und zu falscher Auffassung führen. Besonders 
soll auch hier betont werden, daß Durchfälle mindestens .ebenso- 


angedeutet ist, die Stuhlentleerungen nur. die leichtesten pätho- 
logischen Veränderungen zu zeigen beginnen. Endlich ist die 
Atrophie, die auf dem Wege über viele akute Störungen zustande 
gekommen ist, viel schwerer zu werten, viel schwieriger zu be- 
handeln als diejenige, die sich infolge einer Inanition. ohne vor- 
ausgegangene akute Stadien entwickelt hat, ee 
Auch die Kenntnis, welche ätiologische Momente zur Störung 
geführt haben, wird, wo sie möglich ist, zur Beurteilung des 
Krankheitsbildes mit beitragen. Haben zur Störung eines Kindes 
viele. und schwere Schädigungen geführt, ist anzunehmen, daß der 
Krankheitsfall ernster liegt, die Reparation schwieriger sein wird, 
als wenn es sich um eine einzige ätiologische Noxe handelt, wenn 
deren Ausschaltung .ohne weiteres . möglich ist (z. B. Mehl- 
nahrung). Die Klarstellung der Ätiologie an und für sich gibt 
natürlich, auch wenn sie möglich ist, keinen Anhaltspunkt für die | 
Schwere der Störung. - Jede einzelne Noxe kann eine leichte oder 
‚schwere Störung herbeiführen, die Entscheidung gibt, wie schon 
~ oft betont, in erster Linie das klinische Bild. Der. Ermittlung der 
Ätiologie kann stets nur eine ergänzende Bedeutung für die Be- 
' urteilung der Schwere einer Störung zukommen. | 
Gegen die hohe Bewertung der funktionellen Diagnostik zur | 21 i au 
Klarstellung des Falles sprechen aber nicht nur die vorstehend | die Zuhilfenahme der Anamnese, die Ermitt-, 
.dargelegten, sondern in der Prüfung selbst liegende Gründe: vor | lung der Vorgeschichte des Kindes und der Ent- 
. allem die Tatsache, daß die Prüfung der Toleranz’ in der gegen- | stehungsgeschichte der Störung. Wir bedürfen 
‘ wärtigen Art.der Ausführung eine außerordentlich grobe Prüfung | der funktionellen Diagnostik für die Beurtei- 
ist, weil ihr Ergebnis sowohl mit jeder Nährmischung (sowohl mit | lung und Behandlung der Ernährungsstörungen 
im allgemeinen nicht. -> l l 
‚In einer gedankenreichen Abhandlung über Anstaltsbehand- 
lung der Säuglinge tut Schloßmann folgenden Ausspruch: 
„Unsere ganze heutige Säuglingspathologie, soweit es sich um die 
zurzeit herrschenden Anschauungen über die Störungen der Er- 
näbrung und des Stoffwechsels handelt, basiert auf Kunstprodukten 
oder vielmehr Versuchsprodukten der Anstaltsbehandlung. Es 
wird sich meiner Anschauung nach die Notwendigkeit ergeben, 
neben der Betrachtung und Berücksichtigung dieser neuen experi- 
mentellen Form der Ernährungsstörungen und ihrer Folgen auch 
den in der Wirklichkeit: dem praktischen Arzte aufstoßenden 
Krankheitsbildern erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken.“ Und 
Halberstadt bemerkt in dem bereits zitierten Aufsatz, daß 
die Lehre von den Ernährüngsstörungen und deren Diätetik auch 
einmal vom ‘Standpunkte des Praktikers aus gesehen einer Dis- 
kussion bedarf. | | i ' 
Meine kritischen Erörterungen über die Ernährungsstörungen 
im Säuglingsalter sollen lediglich dem Zwecke dienen, die Früchte 
der Forschung in der Praxis genießbar zu machen. Ich, hoffe, 
gezeigt zu haben, daß die Beurteilung und Behandlung der Er- 
nährungsstörungen nicht schwieriger ist als andere ärztliche Auf- 
gaben, daß sie auf Grund relativ einfacher Vorstellungen und Er- 
hebungen mit Erfolg geleistet werden kann. Zur Formulierung 
meiner Vorschläge, . wie unter rein praktischen Gesichtspunkten. 
die Ernährungsstörungen beurteilt- und. behandelt werden sollen, 
w war es notwendig, manches dieser viel verschlungenen Lehre ab- 
ZEN. zulehnen, anderes zu modifizieren und umzubauen. Denn tat- 


‘Ich bin sicher; daß für wissenschattliche ‘Fragestellungen | sächlich ist viel in die Lehre von den Ernährungsstörungen 


funktionelle Prüfung des Ernährungszustandes, namentlich | hineingekünstelt worden, was das Problem unnötig kompliziert; 
dadurch ist die Entfremdung des Praktikers eingetreten. Die Be- 


zeichnungen Schloßmanns von den „Kunstprodukten“ und 
bedarf ihrer weniger; nur wenn er im: Sinne eines. Heilplanes ‘bei | der „experimentellen Form der Ernährungsstörung“ sind tatsäch- 
einer akuten Ernährungsstörung eine Hungerkur einzuleiten ge- | lich nicht ganz unzutreffend; noch mehr hat es geschadet, daß 
Zwungen ist, dann wird das Verhalten des Säuglings während | dogmatisch verkündete Lehren nach relativ kurzer Zeit dürch an- 
er Inanition ihm insofern einen gewissen Anhaltspunkt für die | dere abgelöst werden mußten. Ich verweise z. B. auf das, was 
Schwere der Störung geben, als das schnelle Sistieren des Durch- | über die Schädigung durch Fett, durch Eiweiß behauptet wurde. 
alls auf Nahrungsentziehung hin einen relativ günstigen Zustand | Doch trotz aller Irrwege hat die auf dieses wichtige Problem ver- 
des Darmes anzeigt, während die Fortdauer des Durchfalls, die | wendete Forschung außerordentliche Fortschritte nicht nur- auf 
nur Entleerung von Schleim und Darmsäften auf einen stär- | dem Gebiete der Ernährung und des Stoffwechsels des Säuglings 
eren Reizzustand schließen läßt, der ein darmschonenderes Vor- | gezeitigt, sondern über das spezielle Problem hinaus die allge- 
gehen bedingen muß, i | - | meine Pathologie befruchtet. Keineswegs ist — wie ein wenig 
= In Zweifelsfällen. j is Entscheidung. öb.’ein wohlwollender Pädiater behauptet hat — „ein großer Aufwand 
leichterer odar schwere Be zu... g vorhanden Bet nicht schmäblich*“ vertan. Vielmehr ist von den Pädiatern,. denen wir 
fällen kann, wird man eine Art der Ernährung wählen, die der die Bearbeitung der Lehre von den Ernährungsstörungen ver- 
| | danken, das Allerwesentlichste für die Bekämpfung der Säuglings- 

sterblichkeit geleistet worden. ~ (Fortsetzung folgt.) 


und deshalb nur mit Vorsicht diagnostisch im Sinne einer alimen- 
tären Störung verwertbar sind.“ er, © 
Ich komme also zu folgendem Schluß! oo. | 
Durch die genaue klinische Analyse, also, 
die beschreibende Methode gelingt in der 
großen Mehrzahl der Fälle eine Beurteilung 
eines Grades der Ernährungsstörung und da- 
mit der Aufstellung eines Heilplanes. Dieses 
Ziel erreichen wir fast in jedem Falle durch 


Aber auch die Beurteilung der Reaktion ist schwierig. Finkel- 
Stein bezeichnet vor .allem das Verhalten des Gewichts als 
bedeutsam "für die Beurteilung des normalen und des Grades der 
paradoxen Reaktion. Ein gesundes Kind reagiere auf Nahrungs- 
zufuhr mit Gewichtsanstieg, ein ernährungsgestörtes mit Stillstand 
oder mehr, minder beträchtlicher. Abnahme. Aber demgegenüber 
. lehrt die tägliche Beobachtung gesunder und kranker Säuglinge, 
daß das Gewicht eine viel selbständigere, von der Ernährung in 
weiten Grenzen unabhängige Bedeutung hat, als daß es in den 
Vordergrund bei der Bewertung des Stadiums einer Ernährungs- 
störung gestellt werden könnte. Pfaundler bemerkt zu- 
treffend, daß auch ein vollkommen gesunder Säugling auf schein- 
bar geringfügige Änderungen des Nahrungsregimes ` mit steilen 
Schwankungen des Körpergewichts nach oben und unten reagieren 
kann, daß uur-in sehr beschränktem Maße die Auffassung. zu 
‚Recht besteht, daß bei größerer Nährstoffzufuhr ein in steilerer 
Gewichtszunahme zum Ausdruck kommender Mehransatz erfolgt. 
Sehen wir doch andererseits auch in einer ganzen Reihe von 
Fällen, daß nach Verordnung der durchaus indizierten Heilnabrung 
‚zunächst Gewichtsabfall sogar mit Verschlechterung .des Allge- 
meinbefindens erfolgt, erst allmählich das Stadium der Einstellung 
‚und des Gedeihens beginnt: ein Vorkommnis, das demjenigen, 
der seine Therapie auf dem Ergebnis der funktionellen Prü- 
fung aufbaut, Veranlassung geben würde, das eingeleitete Er- 
nährungsregime . abzubrechen und ein anderes an die Stelle zu 


wenn sie gegenüber den bisherigen Methoden verfeinert werden 
wird, noch wertvolle Ergebnisse zeitigen dürfte. Der Praktiker 


Sicht eingeleitete Diätetik einmal, daß man sich getäuscht hat, daß die 

en Zustand angemessen angesehene Nahrung nicht vertragen 

and A ann wird man daraus die Konsequenz zu ziehen haben 

Die Ne dem Schwereren Zustand entsprechende Nahrung geben. - 
"6 Größe der Toleranz ergibt sich aus der Reaktion des Kindes Zr | | | we 


. oft durch infektiöse Zustände wie durch Gärungen bedingt werden ` 


“AN 


a A 
Te 
- . 
Mr. 


N 


En E a 
+. . y 
h a Ba t- $ 
r En BER ee 
aaa Er x 
NE ren 
EN am 
. N P abl A, .- 
Semino. meer 
en 


> 
AES rE mamen 
- en — Fin ee 
PERF > 2 > 


x 


x 
a; 
P- Pd 
m " 
< » 
IN i 
SN 
{ [7 
s 

hA 
E 

k: 

` 
ir 
\ 1% 

RE 

3 

3 


p 
|Y 
Pi, 
EZ 
fi 
1m. 
N 
a 
K 


N 


Pe ed E 


Zu ‚ad v4 dome, 


-p 
2.7 


Sr 


EN m 
nn er 


-e 


DTe, Y 
= 


L Ser Ber 


~ 


er Ge 


PTR NET Ehe ee EEE neue 
Í ` „me Thea) em E E Si ler Pr 
Kun RE NE E A nn 


EN 2212 ad 


ee 


= 


EEE. = 
I 
` 


Dae A E 
. T wer‘ 


<, 
rn 


FE Sn 
eh 
un. 


632 


Aus dem Allgemeinen Krankenhaus Hamburg-Barmbeck. 


Zur Diagnose und Therapie des 
Lymphosarcoma intestini. 


Von 
-Prof.. Dr. F. Reiche. 
Sarkome haben unter den — im Jejunum und lleum an 


sich schon sehr seltenen — Tumoren des Darmes nur einen ge- 
ringen Anteilssatz. Dementsprechend sind die diffusen infiltrie- 
renden Lymphosarkome des Intestinums besondere Rari- 
täten. Sie bieten zudem in erster Linie pathologisch-anatomisches 
Interesse, der Erkennung am Krankenbett verschließen sie sich 
nahezu ganz und ihre Therapie gilt als fast aussichtslos, da bei 
dem Umfang der krankhaiten Veränderungen der chirurgische 


Eingriff nur in spärlichsten Fällen mit ausgedehnten Resektionen 
zum Ziel führen kann. 


Ein einschlägiger auf meiner Abteilung beobachteter Fall 
gab ‚uns einmal einen interessanten Hinweis auf die interne 
Diagnose der im Dickdarm lokalisierten Lymphosarkome, ein 
zweiter rückte die Möglichkeit einer zukünftigen wirksamen B e- 
handlung dieses Leidens näher. 


I. Friedrich B., 55 Jahre, aufgenommen 7. Januar 1919. Seit 
Frühjahr 1918 Mattigkeit und Herzbeschwerden, zumal starkes Herz- 
klopfen. In den letzten vier Jahren 35 kg Gewichtsabnahme. Seit Ok- 
tober vermehrte Beschwerden, daneben Atemnot und Stuhlverstopfung; 
zeitweise starke Schmerzen beim Stuhlgang, wiederholt nur Blut in 
den Entleerungen. Appetit vermindert, Schlafmangel, zuletzt Ödeme. 
Blässe. Lungengrenzen erweitert. Geringe Ödeme. Leib aufgetrieben, 
gut eindrückbar. Die stark vergrößerte glatte Milz überragt um zwei 
Querfinger Breite den Rippenbogen. Prostata etwas vergrößert, Rectum 
frei. Stuhl angehalten, der auf Einlauf entleerte ist geformt und mit 
Spuren blutigen: Schleimes belegt. Urin ohne Eiweiß, Zucker, Urobilin 
und Urobilinogen. Temperatur 36,2 bis 37°. Puls 60 bis 80. 


ii. Januar. Blutwassermann negativ. Körpergewicht 68 kg- 
Hb 68%, Erythrocyten 4200000, Leukoeyten 12400. Im Sputum keine 
Tuberkelbaeillen, Abdomen dauernd noch aufgetrieben, Stuhl erfolgt 
nie spontan; Webersche Blutprobe stets im Stuhl positiv. Der Kon- 
trasteinlauf füllt Ampulle und untere Sigmaschlinge in normaler Weise. 
Zwischen S Romanum und Descendens oder in letzterem füllt sich 
eine median verlagerte, stark erweiterte schlaffe ato- 
nische Darmschlinge, deren Inhalt trotz fortgesetzter Füllung 
stets schwappend bleibt. Eine nennenswerte Arretierung ist nicht 
nachweisbar. Der weitere Dickdarm füllt sich bis zum Coecum, wobei 
das Transversum wieder auffallend weit und schlaff 
erscheint; wenig Haustrenbildung. 


17. Januar. Temperatur normal, Puls 60 bis S4. Körpergewicht 
65,5 kg. Zunehmender Verfall. Rectoskopie: in Höhe von 17 cm und 
darüber sieht man überall dunkelrote, breitbasige, läng- 
liche, unregelmäßig zueinander gestellte, in ihrer 
Anordnung den Gyri der Gehirnoberfläche nach abgezogener Pia am 
meisten ähnelnde polypöse Wucherungen der Darmschleim- 
haut, die leicht bei den Bewegungen des Rohres blutet. 

18. Januar. 65,5 kg. Rapider Rückgang der Kräfte. Stuhl diar- 
rhoisch auf Bitterwasser und Einlauf. 21. Januar.. Seit drei Tagen 


Fieber bis 39°. Dämpfung über dem rechten Unterlappen. 23. Januar. 
Exitus. - 


Autopsie: In der Bauchhöhle einige 100 cem gelblichen flockigen 
Eiters. Mesenterialdrüsen beträchtlich geschwollen, von markiger Kon- 
sistenz und graugelblicher Schnittfläche. Magen : mächtig ausgedehnt; 
in seiner Schleimhaut treten die einzelnen Falten außerordentlich stark 
reliefartig vor; die Magenwand ist stark, ziemlich gleichmäßig verdickt. 
Dicht unter dem Pylorus ist die Mucosa des Duodenums in drei Quer- 
finger Breite oberflächlich zerfallen, der Grund dieses Substanzver- 
lustes ist schmutziggraugrünlich, darunter sitzt ein etwa mandarinen- 
großer, vom Peritoneum glatt überzogener Tumor von weich elastischer 
Beschaffenheit und hellgrauer Färbung. In der Umgebung dieser Ge- 
schwulst sind die Drüsen in weichelastische bis markige hellgraue 
Tumormassen bis zu Walnußgröße umgewandelt. In der Dünndarm- 
schleimhaut zahlreiche teils stecknadelkopfgroße, teils größere flache 
graue weichelastische Knoten; auch die Peyerschen Plaques sind viel- 
fach, am stärksten in der Gegend der Klappe, von ihnen infiltriert, 
Im Diekdarm nimmt Zahl und Größe der Geschwulstknoten an der 
Schleimhaut noch erheblich zu; am stärksten und diffusesten wird die 
Gesehwulstinfiltration im S Romanum und Rectum, wo die Schleim- 
hautfalten vielfach wie am Magen reliefartig vertreten. Milz mächtig 
vergrößert, weich; Gewicht 600 g; sie ist durchsetzt von sehr dicht- 
stehenden, auf der Schnittfläche blaßgrauen, gut stecknadelkopfgroßen 
Knötchen. Retroperitoneale Lymphdrüsen in gleicher Weise wie die 
mesenterialen verändert. Leber relativ groß; auf der hellbräunlichen 
Schnittfläche treten graue Knötchen und Gewebszüge hervor. Die Ton- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. 


-weichelastische Tumormassen umgewandelt. 


| Abdomen aufgetrieben, 


S 
Aom a 


ee ir 
sen TA) 


eA. > we ' 
# = Fi ay v a 
cm aay P3. nn’. 
u ö 
29 J `i 
. uni. 
enà P: 
Å mm mm 


sillen und Follikel vom Rachenring sind stark geschwollen und in 
Unterlappen der rechten 
Lunge luftleer infiltriert, Schleimhaut der Trachea und Bronchien 


geschwollen und gerötet. Mikroskopische Diagnose: Lymphosarkom 
(Prof. Fahr). = 


UI. Alwine .J., 32 Jahre, aufgenommen 1. März 1915. Seit der 
Kindheit magenschwach mit häufigem Erbrechen und Schmerzen in 
der Magengegend; früher häufig Durchfall. Seit Februar 1914 wegen 
Magenleidens in ärztlicher Behandlung: Schmerzen nach dem Essen 
und öfter grünliches Erbrechen; Stuhl normal, starke Abmagerung. 
%.März. Körpergewicht 38,5 kg (Größe 1,65 m). Stark redu- 
zierter Ernährungszustand. Viel Erbrechen. Ausgeheberter Magen- 
inhalt nach Probefrühstück: freie Salzsäure 5. gebundene 23, Kein Blut, 
keine Milchsäure. Leib gespannt, rechts druckempfindlich. Die Leber 
ragt noch zwei Querfinger breit unter die Nabellinie, auf ihrer Ober- 


fläche eine strangförmige Unebenheit. In der Medianlinie ein hühner- 
eigroßer, harter Tumor fühlbar. > 


15. März. Probefrühstück: Freie Salzsäure 13, gebundene 14, 
Blut vorhanden, Milchsäureprobe negativ. | 


24. März. Webersche Probe im Stuhl positiv. 


13. April. Temperatur normal. Dauernd viel Erbrechen. 38,5 kg. 
Urin stets ohne Eiweiß und Zucker. Stuhl wechselnd zwischen nor- 


maler und diarrhoischer Beschaffenheit; \Webersche Probe wiederholt 
damit positiv. 


7. Mai. 39,2 kg. Leukocytenzahl 9400; polynucleäre Neutrophile 
75,5%, kleine 17%, große Lymphocyten 6%, Eosinophile 1%, Baso- 
phile 0,5%. Probefrühstück: freie Salzsäure 18, gebundene 27, Milch- 
säure und Blut nicht zugegen. Das Röntgenbild nach Wismutbrei- 
füllung des Magens spricht für einen extraventrikulären Tumor mit’ 
Verlagerung der Pylorusregion nach links und Stenosierung des Duo- 
denums; Hypomotilität. *Methylenblau 0,1 in Kapsel gegeben, wird 
prompt und ohne Unterbrechung ausgeschieden. Nach 100g Läyu- 


lose erfolgt über viele Stunden eine, zum Teil starke, Ausscheidung 
mit dem Urin. i 


24, Juni. Dauernd Leibschmerzen. Hb 56%. Täglich Erbrechen. 
Leib aufgetrieben, Dämpfung in seiner linken Seite. Appetit wechselnd, - 
Mattigkeit und Depression. 


18 Juli. 41,4 kg, 53% Hb. 
Operation. 

14. Juli. Propelaparotomie: Der Magen ist frei, weiteste Strecken 
des Dünndarms sind von weichen Knoten diffus durchsetzt. Excision 
eines Knotens und einer der stark ‚geschwollenen Mesenterialdrüsen. 
Schluß der Wunde. 

24. Juli. Die mikroskopische Untersuchung ergab ein Lympho- 
sarkom (Prof. Fahr). Wundverlauf glatt. Große Schwäche. Liqu. 
arsenic. Fowleri in steigenden Dosen. | 

2. August. 40 kg. Kachexie. 


13. August 1915. Entlassen mit der Anweisung, Arsen weiter zu 
nehmen. Subjektiv besseres Befinden. Hb 53%. 


10. April 1916. Wieder aufgenommen. Seit Januar zunehmende 
Schwäche. Appetit und Schlaf gut. 39,6 kg. Geringe Ödeme an 
beiden Unterschenkeln. Reduzierter Ernährungszustand. 53% Hb 

im oberen Teil mehrere verschieden große 
druckempfindliche Knollen. Urin frei. Kein Fieber. Injektionen von 
Natr. kakodylicum. Vom 15. April ab Röntgenbestraß- 
lungen des Äbdomens. 18. April. Ödeme geschwunden. 82,6 kg: 
Leukoeyten 11200; polynucieäre Neutrophile 63,3%, mononucleäre 1%, 
kleine 28,7, große Lymphocyten 5 %, Eosinophile 1 %, Basophile 0,3%, 
Übergangszellen 0,7 %. 20. April. Sehr erhebliche Besserung. 42,0 kg: 
Hb 55 %. Hatte zweimal vier Serien Röntgenbestrahlungen und jeden 
zweiten Tag 0,01 Natr. kakodylicum subeutan. Sehr erhebliche Besse- 
rung. Abdomen weich, ohne fühlbare Resistenzen. 51,1 kg. Entlassen. 

1. November 1916. \Vieder aufgenommen. Sehr gutes Befinden. 

‚Leib weich. 52,1 kg. 
17. November. 52,9 kg. Ist elfmal bestrahlt. 
i7. Januar 1917. Wieder aufgenommen. 
weich. Bauchhaut stark pigmentiert, 
schluß der Bestrahlungen entlassen. 


11. Mai 1917. Wieder aufgenommen. Seit acht Wochen ein 
Geschwür in den Bauchdecken. Befinden schlechter. 53,3 Kg. Kein 
Fieber. Pfennigstückgroße Ulceration oberhalb der linken Leistenbeugt, 
Haut der Umgebung stark entzündet. 18. Mai. Exeision des Ulus: 
mikroskopisch fanden sich Zerstörung der Epitheldecke, Nekrosen und 
Blutungen in der Cutis (Prof. Fahr), Wegen dieses auf Röntgen- 
schädigung weisenden Befundes wurde von erneuter Bestrahlung ab- 
gesehen. 5, Juni entlassen. = Ş 

~ 5. November 1917. Wieder aufgenommen. Seit Juni perioden- 
weise bräunliche Durchfälle Seit acht Wochen große Schwäche, 
Schlafmangel, Appetitlosigkeit. Brnährungszustand stark reduziert, 
Ödeme, kaum fühlbarer Puls. Temperatur 34,3%, Im Abdomen ei 
über kindskopfgroßer harter Tumor, Nach wenigen Stunden Bxitus: 


Autopsie: Bauchhaut bräunlich verfärbt, das Gewebe der Bauch- 
decken ist auffallend derb und schwielig. In der Bauchhöhlo etwa i 
trüber gelblicher Flüssigkeit. 


Milz von morscher Konsistenz UN 


Dauernd fieberfrei. Bittet um 


Eintlassen. 
Wohlbefinden. Leib 
55,9 kg. 3. Februar nach Ab- 


zu 


Digitized by Google er 


. . Berry Juni; 


zZ 
F 


rest Eii 


7 
= 
= 


Ken 


a 
TR 


Rn 
u ——— 


a 


+ Swe 


 , gehirns erinnern, dem vom Sektionstisch her bekannten Aussehen 
der diffusen lymphosarkomatösen Darminfiltration ; die Mucosa ist 


t 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. . 633 


A, Die Grippe — > 
Beobachtungen und therapeutische Erfahrungen aus 
nr der Landpraxis. 
Zr | Von | u 
Dr. Ant. Klug, Distrikts- und Kurarzt, 
. Freiheit-Johannisbad’ (Deutschböhmen). | 
‘Die verschiedenen einander widersprechenden Angaben zur 


schmutzigbräunlicher Schnittfläche; Zeichnung verwaschen, , Gewicht 
190 g. Das .Mesenterium ist umgewandelt in eine Geschwulstmasse 
von elastischer Konsistenz und’ hellgrauer Schnittfläche; der Tumor ist 
stark durchfeuchtet. An der Schleimhaut des Darmes finden sich, zahl- 
reiche flächenhafte wulstige Verdickungen, die aus hellgrauen, stark 
durchfeuchteten Tumormassen bestehen. Im untersten Dünndarm er- 
streckt sich diese Infiltration 40 cm von der Klappe aufwärts; in ihrer 
Nähe ist der Tumor oberflächlich zerfallen.. Die.unteren Dünndarm- 
schlingen sind rechts mit den Adnexen verwachsen, die Geschwulst 
durchsetzt die Weichteile der rechten Beckenhälfte in großer Aus- 
dehnung. Leber stark vergrößert, Gewicht 2560 g; Schnittfläche hell-- 
gelblich, Zeichnung verwaschen, beim Durchschneiden beschlägt 'das 
Messer fettig. | | ee | ee 

Während in unserem zweiten Fall gastrische Symptome 
im Anfange das Krankheitsbild beherrschten, bestätigt der erste 
die oft gemachte Erfahrung, daß bei den Dünndarmsarkomen eine 
Schädigung des Allgemeinbefindens dem Eintritt sicherer intesti- 
naler Zeichen .lange Zeit voraufgehen kann; auch. das von 
R. Schmidt hervorgehobene frühzeitige Auftreten hydrämisch- 
kachektischer Ödem e hatte hier statt. 

Lymphosarkome finden sich überwiegend häufig im D ünn- 
darm (Nothnagel), besonders in der Gegend des Ileums, 
seltener auch im Dickdarm und Rectum (Kaufmann). Hier 
war bei einem Patienten ‘der Dünndarm . ergriffen; bei dem 
anderen waren in ihm nur sehr zahlreiche plaqueförmige Tumoren, 
sehr viel ausgedehnter war der Dickdarm, zumal die Sigma- 
schlinge und das Rectum befallen und die scheinbar ältesten Ver- 
änderungen saßen im Duodenum, von hier aus auch auf den 
Magen übergreifend. à 

| Unser erster Fall nun erweist die Möglichkeit der sicheren . 
Erkennung einer im unteren Dickdarm lokalisierten Lympho- 
' sarkomatose mit Hilfe des Reetoromanoskops. .. Das fraglos 
sehr seltene, an sich-unverkennbare Bild istin Strauß’ „Prokto- 
'sigmoskopie“ noch nicht mit beschrieben, auch fand ich es sonst 
nirgendwo erwähnt, Es entspricht mit den wulstigen Windungen der 
Schleimhaut, die in ihrer Anordnung an die Gyri eines Kinder- 


wenn auch aus der Landpraxis heraus über diesbezügliche 
Erfahrungen . berichtet wird, und fühle ich mich deshalb hierzu 
um so mehr veranlaßt, als meine Beobachtungen und therapeutischen 


wordenen abweichen. Ä | 


Rätsel ` darstellt, so ist doch nach den Ergebnissen maßgebender 


— treffender gesagt — um eine zeitlich nacheinander einsetzende 
Doppelinfektion bakterieller Natur mit-.ihren Folge- 
erscheinungen handelt... Der von. der Krankheit befallene mensch- 
liche Organismus steht. also zunächst nur einem einzigen Feinde, 
dem wirklichen Grippeerreger, ‘gegenüber in, der Defensive, und 
bleibt es dabei, so ist der Kampf wohl in den meisten. Fällen 
bald mit dem Siege des Angegriffenen entschieden. Hierfür können 


Beweis. gelten. Zur schweren Gefahr werden die Grippeerreger 


genossen finden, die von außen. her sich ebenfalls auf den. ge- 
fährdeten Organismus werfen oder in demselben bereits als bis- 
her unschädliche Wegelagerer auf der Lauer lagen und als wahre 
Hyänen des Schlachtfeldes sich nunmehr auf den durch die erste 
Attacke geschwächten oder wehrlosen Gegner stürzen und ihr 
‘Vernichtungswerk beginnen. F nt 
‘Nach den vorliegenden pathologisch-anatomischen Publi- 
kationen (Dr. Borst, Huebschmann und Andere) steht es 
fest, daß die Atemwege als die Eingangspforte. 
-des: Virus anzusehen sind. “Hier entwickeln sich auch die 
ersten Krankheitserscheinungen als Entzündung der Näsenschleim- 
haut und des Rachens, als Laryngo-Tracheobronchitis und endlich 
als Pneumonie, wobei auffällt, daß der Krankheitsprozeß an Schwere 


dabei-tiefdunkel und leicht lädierbar. Auch das Verhalten der 
in weiter Ausdehnung erkrankten Diekdarmstrecken im Röntgen- 
bild nach Eingießung des Kontrasteinlaufs ist interessant und 
nicht ohne ‚diagnostische Bedeutung; sie waren erweitert, ihre 
Wandungen schlaff und atonisch und es wurden damit Ver- 


Bekämpfung der Grippe lassen es. wohl als gerechtfertigt erscheinen, , 


Maßnahmen in mancher Beziehung. von den bisher bekannt ge- | 
Obwohl die Grippe zum Teil noch imnier ein ungelöstes 


Forscher als sicher anzunehmen, daß es sich in den schweren, oft 
letal endigenden Fällen stets um eine Mischinfektion, oder | 


die zahlreichen Erkrankungsfälle mit raschem, günstigem Verlaufe. als | 


erst, wenn sie in anderen Entzündungserregern willfährige Bundes- _ 


` bei ihr 


änderungen erwiesen, wie sie gerade den Lymphosarkómen des 
Darmes eigen sind: die Darmwand ist stark infiltriert, die Dila- 


tation dabei eine '„fast konstante Erscheinung“ (Noth na g el). - 


‚. Hinsichtlich der Therapie gibt unser zweiter Fall uns 
wichtige Fingerzeige. Nach 1!/2jährigem Bestehen der Beschwerden 


schien der Zustand der Patientin völlig desolat nnd die vorge- 
 nommene Probelaparotomie ergab dazu ein ausgedehntes Ergriffen- 
sein weitester Dünndarmabschnitte von dem malignen Neoplasma, 


sodaß ein baldiges Ableben der Kranken unabwendbar däuchte. 
Eine Arsenthera pie in Verbindung mit einer systematischen 


Röntgenlichtbehandlun g führte hier zu einer auf- 
fälligen, in Hebung des Körpergewichts, von 32,6 bis 55,9 kg, 


= Wiedereintritt der Arbeitsfähigkeit und restlosem Schwinden der im 


Abdomen palpablen Tumoren sich dokumentierenden Besserung, die 
fast zwei Jahre anhielt und scheinbar erst nachließ, als eine Röntgen- 
Verbrennung der Bauchdecken die weitere Strahlentherapie verbot. 
Nach Kaufmann ist der Verlauf des Lymphosarkoms im Darm 
ID manchen Fällen ein rascher, zwei bis drei Monate umschließender, 
andererseits kann es im Gegensatz zu den gewöhnlichen Sarkomen 
mitunter relativ lange ohne wesentliche Störungen des Allgemein- 


befindens bestehen, und auch Nothnagel hebt diese letztere 
„Möglichkeit hervor. So gibt es keine feste Vorhersage für den 


einzelnen Fall und: bei unserer Kranken lag sicher eine Ge- 


 Schwulst mit langsamem Wachstum vor; als sie aber in äußerster 


Kachexie zur Operation kam, schienen ihre Tage gezählt und nur 
die eingeschlagene Therapie wirkte, analog wie wir es von Lympho- 
sarkomen des Mediastinums kennön, in so hohem Grade bessernd 
und lebensverlängernd. o | | 
Von einer Methode, mit der dieses erreicht:wurde, darf man 
er sicher zu erwartenden weiteren Vervollkommnung noch 


rößeres erhoffen. 


von außen nach innen ein progressives Bild darbietet und dabei 
‘außerdem noch als besonderes Merkmal die Neigung zu 


Blutungen zeigt. 


‚Meine Beobachtungen am Krankenbette haben mich zu- 


nächst zur Überzeugung gebracht, daß diese Blutungen 
in erster Linie dem primären eigentlichen 
Grippeerreger zuzuschreiben sind, daß also derselbe 
befähigt ist; Schädigungen der Blutgefäßwände hervorzubringen, 
welche streng lokalisiert, das heißt genau beschränkt und abge- 
grenzt sind auf.den speziellen Ort der Anwesenheit, respektive der 
Einwirkung dieses Virus. Ferner habe ich den Eindruck. ge- 
wonnen, daß die Nasenschleimhaut das allererste 
Gebiet ist, auf dem der primäre Krankheits- 
erreger seine schädigende Tätigkeit beginnt, 
daß ferner derselbe von hier aus weiter durch 
den Einatmungsluftstrom in die tieferen Luft- 
wege gelangt, und daß schließlich auch eine 
weitere Infektion durch den primären Grippe- 


erreger auf dem Wege der Blutbahn möglich 
ist, — Eine Bestätigung hierfür ersehe ich aus folgenden Beob- 


. 


achtungen: 


wobei außer Fieber, das auch mitunter fehlte, keine andere sub- 
jektive oder objektive Krankheitserscheinung vorhanden war. In 


diesen Fällen fand ich bei der Inspektion des Rachenräumes, bei 


Fehlen jeglicher Entzündungsrötung, des Öfteren am Gaumensegel, 
seltener am Zäpfchen oder an der Rachenwand scharf von 
der noch völlig normal aussehenden Umgebung 


sich abzeichnende, mit Blut vollgepfropfte, : 


kleinste Blutgefäßverzweigungen, einzeln, seltener 


in der Mehrzahl und.von geringer, zirka linsengroßer Ausbreitung‘ 


Diese wie künstlich injiziert sich ausnehmenden, hyperämischen 
Blutgefäße machten ` den Eindruck der Sta se, was ja ein all- 


. ABS erstes Krankheitssymptom besonders bei Kindern präsen- 
‘tierte sich häufig ein mehr weniger heftiges Nasenbluten, 


ET ELSE vy 
re runs nd 


x. 


= ‚= — 


Zar 
aT E 


un 
“u. 


u Yen 
cn x 


TNN 
= 
< 


-e ar 


X 


Cra a — DEI N e - > 
Bruce on C a: 
dA PES a Fe - 
z De rO ae = 


KA 


ia = 
> en 


ee en 


ar 
2i 

ee 
u 


ta 
i 
h i 
pe 
RIR 
‘iA 
. 
`ta 
Ri 
i 
AAN 
IN 
M. 
` 
y 
U? 


- 

.. 2,0 

un eama Be 
TS EEE 


i es 


EEE 


mr e e O g AeA 


F = 


= ER ers 
a AR 
et t ` 


`~ 
a de a © hear. a 
re Een 


II ayin. 
a ser an an 
urn e 


De a FE 


en 


oa 


t 
ro 


nt Er a nn un. URL TELER RE RE 


At * 


sarai n E eh u EEE N 


ran 


a RER hope 
a Té Pa. - 


EA he nee D L 2 ae ri en we 


e N er 


Tan ee > 
z Ey wkd 


ea i 
- 1% 


p~ ei hiie 
Aai £ A m DC 
ray 
pr 


- WE > nt pm 
z mir - Par f S 
= amiee mar gar = v 
* Fs - 


-E 
-r 
” 
-~ear 
Era 


ni 


> G Ka 
7 S TE 
Be 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — N. 26. O I 


634. 


* -i 
A u 6 
OR d Aia 


gemeines Merkmal der Entzündung ist. Die Annahme, daß eine 
derartige, sich scharf abhebende Blutstockung von 
geringer Ausdehnung sich auch an irgendeiner Stelle der Nasen- 
schleimhaut vorfand und infolge Berstens der Gefäßwand die Ur- 
sache zum:Nasenbluten abgab, lag jedenfalls nahe. In dieser 
Annahme wurde ich ‚bestärkt, als ich in mehreren Familien, wo 
ein ausgesprochener Grippefall mit Nasenbluten vorlag, auch die 
übrigen, noch gesund und wohl sich fühlenden Familienmitglieder 
daraufhin untersuchte. Da konnte ich nicht selten bei dem einen 
oder anderen Zimmergenossen, der erst später an unzweifelhafter 
Grippe mit Nasenbluten erkrankte, konstatieren, daß auch hier 
bereits an irgendeiner Stelle des Rachenraumes eine derartige 
scharf abgegrenzte Blutgefäßerweiterung von geringer Ausbreitung 
zu finden war. In zwei Fällen von Blutspucken bei beginnender 
Grippe konnte ich mich direkt überzeugen, daß die noch bestehende 
Blutung aus den stark hyperämisierten 'Blutgefäßen des Zäpfichens 
stammte, Ich bin deshalb zu der Ansicht gelangt, daß zu der 
vor oder zu, Beginn der ausgesprochenen Grippeerkrankung ein- 
setretenen Nasenblutung ebenfalls eine derartige, streng lokali- 
sierte Blutgefäßerweiterung an irgendeiner Stelle der Nasenschleim- 
haut den Anlaß gab und daß diese wiederum einen Effekt der 
Tätigkeit -des eigentlichen Grippeerregers 
darstellt. Eine direkte Bestätigung derartiger Blutgefäßver- 
änderungen in der Nasenschleimhaut vor oder zu Beginn der 
Grippeerkrankung noch vor Eintritt diffuser Entzündungsrötung 
könnte wohl von den Nasenspezialisten erbracht werden, 

Ferner sah ich Nasenblutungen häufig während des. weiteren 
. Verlaufes der Grippeerkrankung, sogar S bis 14 Tage nach Ab- 
lauf einer Grippelungenentzündung rezidivieren, wobei die An- 
nahme einer durch Blutdrucksteigerung bedingten Blutung durch 
das Fehlen derselben hinfällig war. Dies ließe auf einelange 
Persistenz und Wirksamkeit der primären 
Krankheitserreger in der Nasenschleimhaut 
schließen. 

Ist man aber berechtigt, die gefundene bis zur Hämorrhagie 
führende Blutgefäßerweiterung in den obersten Luftwegen als Effekt 
des eigentlichen Grippeerregers anzusprechen, so kann aus der 
auch von Anderen gemachten Beobachtung, daß nach der ein- 
eetretenen und gewöhnlich mit Fieber verbundenen Nasenblutung 
die ganze Erkrankung ohne weitere Komplikation oft ein rasches, 
günstiges Ende nehmen kann, geschlossen werden, daß das 
primäre Virus im allgemeinen nur diese ge- 
wöhnlieh von Fieber begleitete pathologische 
Veränderung an den Blutgefäßen hervorzu- 
rufen vermag. Alle weiteren Krankheitser- 
scheinungen wären auf das Konto der sekun- 
dären Entzündungserreger zu Setzen. 

Ist dies der Fall, dann ist auch die bei den schwereren Formen 

pathologisch-anatomisch konstatierte, bis zur Hämorrhagie ge- 
steigerte Hyperämie der tieferen Luftwege vom Kehlkopf bis in 
die Lungenbläschen, wohin ja das primäre Virus von der Nase 
aus mit dem Einatmungsluftstrom leicht gelangen kann, auf 
Rechnung dieses primären Krankheitserregers zu setzen, während 
die weiteren Krankheitserscheinungen der Eiterung und Sepsis 
anderen: Krankheitskeimen zur Last gelegt werden müßten. 
- Ferner müßte aber auch den primären Grippeerregern die 
Fähigkeit zugemutet werden, nach der von ihnen bewerkstelligten, 
zur lokalen Hyperämie, Stase und schließlich zum Blutaustritt 
führenden Gefäßläsion auch in die Blutbahn und damit 
auch in die Blutgefäße eines entiernteren Organs gelangen zu 
können, wo sie am Orte ihrer Festhaftung abermals streng lokalisiert 
ihre zur Läsion der Gefäßwand führende Tätigkeit beginnen, re- 
spektive dieselben Krankheitserscheinungen in Form von Fieber, 
Hyperämie bis Hämorrhagie erzeugen könnten. Während aller- 
dings in der Nase die Gefäßschädigung durch das Virus nach der 
Infektion durch die Außenluft von. außen und innen erfolgt, so 
müßte nach der Verbreitung desselben auf dem Wege der Blut- 
bahn die schädigende Wirkung auf die Gefäßwände von innen 
nach außen stattfinden. Dies stimmt überein mit der von O bern- 
dorfer nachgewiesenen Arteriitis, welche er als eine an 
der Intima beginnende und auf eine Schädigung durch den Grippe- 
erreger zurückzuführende Gefäßveränderung erklärt. 

“ Die Möglichkeit dieser hämatogenen Infektion 
durch den Grippeerreger ist also vorhanden und könnten die 
pathologisch-anatomisch aufgedeckten multiplenBlutungen 
in den Meningen, im Gehirn (Hirnpurpura), in den Nieren, Neben- 
nieren, Muskeln, serösen Häuten ‚und Schleimhäuten und teilweise 


auch in den Lungen darauf bezogen werden, besonders aber in 
jenen Fällen, wo keine weiteren Befunde einer sekundären septico- 
pyämischen Entzündung vorlagen. As 3 

Die Art des therapeutischen Eingreifens ist also im 
allgemeinen bestimmt durch die Auffassung der Grippe als einer 
durch einen specifischen Krankheitserreger bedingten Infektions- 
krankheit, deren schwerste Formen einer Doppelinfektion mit 
anderen Entzündungserregern zuzuschreiben ist, für welche das 
primäre Virus durch die Gefäßläsion ein äußerst günstiges Terrain 
schuf. Ob dasselbe der Pfeiffersche Influenzabacillus oder ein 
anderes noch unbekanntes Virus ist, erscheint für die einzuschlagende 
Therapie weniger wichtig, als die Erkenntnis des ersten, normalen 
Ansiedlungsortes des primären Krankheitserregers, respektive seiner 
Einbruchspforte, weil mit der möglichst raschen Beseitigung des- 
selben und der durch ihn gesetzten Gewebsschädigung auch der 
schweren Gefahr der Sekundärinfektion entgegengearbeitet wird. 

Meine Ansicht, daß es de Nasenschleimhaut ist, wo 
das primäre Virus sich zu allererst festsetzt und von wo es erst 
durch die Inspirationsluft in die tieferen Atmungswege und unter 
Umständen auch in die Blutbahn gelangen kann, bestimmte mich, 


diesem Aufmarschgebiete meine besonderen therapeutischen Maß- 
nahmen zuzuwenden. 


Von den anderweitig empfohlenen desinfizierenden Nasen- 
spülungen nahm ich Abstand, dagegen wandte ich behufs Er- 
zielung eines längeren Haftens an der Nasenschleimhaut und damit 
einer kontinuierlichen Einwirkung ein Schnupfpulver an, 
das zunächst aus Bolus alba bestand, das ich später noch mit 
Calcium laetieum und einem Zusatz von 5 % Peroxyd 
kombinierte. Dureh Bolus alba, ein bei Dysenterie bewährtes 
Mittel, bezweckte ich ein mechanisches Festhalten und Einhüllen 
der auf die Nasenschleimhaut gelangten Grippeerreger. Durch 
die in Bolus alba zu 45 % enthaltene Kieselsäure, sowie durch 
das lösliche Kalkpräparat strebte ich auf Grund ihrer, die Wider- 
standsfähigkeit der Blutgefäßwände erhöhenden Eigenschaft das 
Eindringen des Virus in diese zu verhindern, während die hervor- 
ragende Desinfektionskratt des Peroxyds direkt auf die Abtötung 
des Grippeerregers gerichtet war. 

Dieses Schnupfpulver bewährt sich nach meiner Erfahrung 
zunächst als ein vorzügliches Prophylaktiecum gegen die 
Grippe, wie ich an mir selbst und vielen anderen, die durch 
unmittelbaren beständigen Verkehr mit Grippekranken‘ dieser Er- 
krankung stark ausgesetzt waren und bei fleißigem, reichlichem 
Gebrauche dieses Pulvers dennoch von der Grippe verschont 
blieben, ersehen kounte. Es empfiehlt sich also, dieses Schutz- 
mittel möglichst frühzeitige und reichlich bei drohender Infektion 
anzuwenden — zum mindesten aber Bolus alba für sich allem, 
das ja überall leicht zu beschaffen ist. 

Dieses Mittel ließ ich aber auch nach Ausbruch der Grippe 
während des ganzen Krankheitsverlaufes anwenden, da nach 
meinen obigen Ausführungen eine lange Persistenz des Grippe- 
erregers auf der Nasenschleimhaut anzunehmen ist. Beim Ver- 
gleiche mit meiner früheren Behandlungsmethode ohne gleichzeitig 
fortgesetzte Nasenbehandlung: erhielt ich den. Eindruck eines gun- 
stigeren Verlaufes der Krankheit mit selteneren schweren Kom- 
plikationen. EIN. 

Die lokale Behandlung der Nase bietet also die Möglich- 
keit einer direkten Eliminierung des hier an- 
sässigen Grippeerregers und gewährleistet einen weit- - 
gehenden Schutz gegen die Grippe und eine radikale Behandlung 
derselben, solange die Grippeerreger sich nur im der Nasen- 
schleimhaut eingenistet haben. Ist aber die Invasion bereits darüber 
hinaus in die tieferen Atmungswege gediehen, so läßt sich von 
einer lokalen Therapie der befallenen Teile nur noch ein gewisser 
Erfolg erwarten, solange das Virus den Kehlkopf nicht überschritten 
hat. So ließen sich bei bestehender Pharyngitis noch oft gute 
Resultate durch desinfizierende Gurgelungen mit gleichzeitig fort- 
gesetzter Anwendung des Schnupfpulvers erzielen, indem die ganze 
Erkrankung mit dem Abheilen des Rachenkatarrhs abgelaufen wat 

Was die interne Therapie bei bereits ausgebrochener 
Grippe anbelangt, so fordert zunächst das Fieber und der 8° 
wöhnlich intensive Kopfschmerz Gegenmaßregeln. Nachdem 
ein ausgiebiger Schweißausbruch auf diese Symptome, wie über- 
haupt auf den weiteren Krankheitsverlauf einen äußerst günstigen 
Einfluß zeigt, so ergibt sich daraus die Notwendigkeit, eine mog- 
lichst frühzeitige und intensive Transpiration zu erzeugen 
und durch mehrere Tage zu erhalten, was außer durch Packungeh; 
Kreuzwickel und schweißtreibenden Tee durch verschiedene Salieyl- 


t 
aaa » Google 


> ii ie 
Ad 


TE möglichst günstigen Resultates. im allgemeinen etwas höher zu 

$ dosieren sind. = E a a T, 
OE Von der Darreichung von Chinin als Fiebermittel. sah ich 
© , weniger Vorteil für den. gesamten Krankheitsprozeß. Dies war 
um so auffallender, als in dem von mir geleiteten Malariaspital 
bisher keine Grippeerkrankung auftrat, was übrigens ‘auch von 


sehen, solange es in reichlicher Menge den Organismus über- 
schwemmt, wie es bei der Malariabehandlung der Fall ist — 
gegen die bereits ausgebrochene Grippeerkrankung ist es aber 
von geringer Wirksamkeit. ER BE 

Von besonderer Wichtigkeit halte ich es, gleich beim ersten 
Auftreten von Husten, selbst schon beim bloßen Vorhandensein 
von „Kratzen“ im Rachen und in den oberen Luftröhren sofort 


oder Kodein beizufügen. Damit. wird einesteils durch Unter-. 
| drückung des Hustens -einer forcierten Aspiration des Grippe- 
~ _`_  erregers in die tiefen Luftwege' vorgebeugt, andererseits aber -auch 
eine Blutdrucksteigerung durch die, öft zum Krampfhusten ge- 
steigerten Hustenstöße vermieden, wodurch die Gefahr. einer. 


Blutung aus den . dur 


vermindert wird. - ` | 


Die Gefahr einer Blutdrucksteigerung besteht aber. auch ‘bei 


unbedingt zu beheben ist, was aber oft energischer Maßnahmen 


„bedarf. oo D | 
= Die durch das primäre Virus hervorgerufene Blutgefäßläsion 


A nicht bloß in den Luftwegen, sondern auch in anderen Organen, 
`= wohin dasselbe durch den Blutstrom gelangen kann, legt den Ge- 
danken einer internen Kalk-Kieselsäure-Medi- 
kation nahe. Es ist ja erwiesen, daß: einerseits eine Erhöhung 

-< des Kalkgehaltes der Gewebe den Grad der Gefäßdurchlässigkeit 
“ee und die von ihr abhängigen Transsudationsvorgänge vermindert, 
ei ebenso andererseits, ‘daß die Kieselsäure dem Bindegewebe und 
| „damit den Gefäßwänden eine erhöhte Widerstandskraft zu geben . 
‚vermag und außerdem noch eine Vermehrung der weißen Blut- 

tigsten Schutzkräfte desKörpers gegen Infektions- 


dl -  Körperchen, der wich 
Aj _  krankhbeiten, anregt. Daraus muß sich für diese beiden Stoffe eine 
r | besondere Wichtigkeit in der Prophylaxe gegen die gegenwärtige 
‚ Grippeepidemie ergeben. Aber auch nach Ausbruch der Krank- 
heit muß auf eine hinreichende Zufuhr von Kalk und Kieselsäure 


noch nicht ergriffenen Blutgefäßen zur Geltung kommen und da- 
durch einer noch ausgedehnteren Erkrankung des Blutgefäßsystems 


vorgebeugt werden kann. ` ` | | 
Meine Kalktherapie bestand in der Anwendung von Calcium 


' geachtet werden, da ‚der dadurch zu erreichende prophylaktische 
i -Schutz gegen entzündliche ‚Gewebsschädigung wenigstens an den 


Ar. 
l chloricum und - Calcium lacticum, während ich die: 
A Kieselsäure dureh reichlichen Teegenuß von Herba Equiseti 
Mi und Polygoni dem Körper zuführte. Infolge des gegen- 
| z wärtigen Mangels an den genannten löslichen Kalkpräparaten 
A mußte ich oft zu einem Ersatzpräparat greifen in der Form von 
} .  präparierten Austernschalen, die ja 50°, Caleiumoxyd und 1%, 
y Kieselsäuredioxyd enthálten, Bezüglich der therapeutischen Wirk- 
p} samkeit der Kieselsäure kann ich auch auf die bei Influenza be- 
}  Ælts in früheren Jahren mit bestem Erfolge angewandte Zufuhr 
nE yon gelöster Kieselsäure durch dens Glashäger-Kiesel- 
n br unnen hinweisen. Jedenfálls habe ich seit der Durchführung 
der Kalk-Kieselsäuretherapie nicht -mehr beobachtet, daß 


Schei nbarleichteGrippefälle plötzlich lebens- 
gefährlich wurden , was früher eine nicht seltene, unan- 
genehme Überraschung war. nn: oo. 
2 Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, daß die 
chwere der gegenwärtigen Grippeepidemie, respektive die Disposition 
a dieser Erkrankung sehr. wohl mit der ungünstigen Ernährung 
es Volkes zusammenhängen kann, indem gewisse Stoffe in zu 
Be Menge dem Organismus einverleibt werden. Danach 
aun man in der mangelhaften Milchzufuhr ein wichtiges Moment 
‚ST zu geringen Kalkzufuhr und damit eine disponierende Ursache 
zur Grippeerkrankung erblicken. | 
For Besondere therapeutisch® Maßnahmen erfordern die schweren 
i mi der Grippe, welche das Bild hochgradiger Kreis- 
= sch wäche und Vasomotorenlähmung erkennen. 
die n. Von verschiedener pathologisch-anatomischer Seite wurde auf 
~v ünregelm äßige Blutverteilumg im Körper, be- 


ER ED 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. 9... 


präparate erreicht werden kann, die aber zur Erzielung eines 


anderen Malariaspitälern berichtet wird. Man kann also in dem. 
Chinin wohl ein vorzügliches Propbylakticum gegen die Grippe 


den Fiebermitteln einen narkotischen Zusatz von Morphium 


ch : das Grippevirus: lädierten Blutgefäßen 


© der Stuhlverstopfung, die bei.der Grippe oft besteht und 


sonders auf die häufige Überfüllung der Splanchnicus- 
gefäße hingewiesen und der .erfolgte Tod als ein Tod infolge 
Versagens der Vasomotoren gedeutet. Meine, auch 
von ‚anderer Seite am Krankenbette gemachte Beobachtung, daß 
die Schwere des Krankheitsbildes z. B. bei Lungenentzündung oft 


nicht mit der geringen Ausbreitung. derselben zu erklären war 


und. die bedeutende ’Cyanose auch. nicht auf, Rechnung einer 
mangelhaften Herzleistung gesetzt werden konnte, führte zur Ver- 
mutung,. daß nicht bloß örtlich bedingte, toxisch-infektiöse Gefäß- 
.schädigungen vorliegen, sondern daß die Circulationsstörungen 
‚teilweise central ausgelöst sein konnten durch Lähmung: oder 
Reizung des Bluütgefäßcentiums ‘durch den Grippeerreger oder 
seine Bundesgenossen respektive deren giftige Stoffwechselprodukte. 
„Gegen diese schweren Kreislaufstörungen, die so.oft einen 
‚überraschend schnellen, letalen Ausgang nahmen, waren nach den 
vorliegenden Berichten und meinen ‘Erfahrungen die. üblichen 
therapeutischen Maßnahmen. wie .Digitalis, Coffein, Campher, 
‚Adrenalin, Aderlaß usw. wirkungslos. Dieses niederdrückende 


‚Gefühl‘ der therapeutischen Machtlosigkeit veranlaßte. mich, ein. 


anderes, bisher von keiner Seite empfohlenes Mittel anzuwenden, 
um der durch die Lähmungserscheinungen an der Gefäßmuskulatur 
bedingten, lebensgefährlichen Kreislaufstörung beizukommen. Es 
ist dies das Strychnin, und habe ich damit so frappante Heil- 
erfolge auch in anscheinend verlorenen Fällen erzielt, daß ich 
glaube, daß dieses Medikament sich bald allgemeine Anerkennung 
in der Grippetherapie erringen wird. © | | 
Durch die bekannte Fähigkeit des Strychnins, den Er- 
regungszustand der Vasoconstrietorencentren zu steigern, wird eine 
Blutgefäßverengerung, und zwar hauptsächlich im Splanchnicus- 


| gebiete herbeigeführt, . Da, . wie .bereits.erwähnt, gerade diese Ge- 


füße am häufigsten erweitert und überfüllt vorgefunden wurden, 
so erschien die Anwendung des Strychnins theoretisch begründet 
‚und hat sich, wie ich in vielen Fällen meiner. Praxis sehen konnte, 
‚auch praktisch durch Behebung der das Leben bedrohenden Ge- 
fäßlähmung bewährt, N Daka wen AN 
‚Das Strychnin verordnete ich zuerst in Form der Tinctura 
Nucis vomicae, ging aber bald. behufs Erzielung einer ge- 
naueren Dosierung zur Verabreichung des Stryehninum 
nitricum in Pilen zu 0,002 über, von denen ich durchschnittlich 
täglich sechs bis zehn Stück gab. In schweren Fällen wandte ich 
das Strychninum nitricum subeutan in Dosen von 0,003 bis 0,005 
an, wödurch eine raschere Wirkung erzielt wurde. : Schädliche 
Wirkungen habe ich bei dieser Dosierung trotz tagelanger (8 bis 
14 Tage) Fortsetzung nie gesehen; immerhin wird man sich bei 
der Notwendigkeit höherer ‘Dosen vor Augen zu halten haben, 


daß die maximale Einzeldosis des Stiychninum nitricum 0,007 g; 


die maximale Tagesdosis 0,02 beträgt, 


häufen kann. | a En 

‚ Die Strychnintherapie ergab durch Behebung der Cireulations- 
störung äußerst günstige Resultate sowohl bei bestehender Lungen- 
entzündung, wie ‚bei Krankheitserscheinungen, die eine schwere 
Erkrankung des ‘Gehirns annehmen ließen. So erzielte ich in 
mehreren Fällen mit heftigen Kopfschmerzen, central bedingter 
beiderseitiger Schwerhörigkeit, Verwirrtsein und Delirien zunächst 
eine rasche Besserung des Hörvermögens,. woran sich in den 
nächsten Tagen ein Verschwinden der übrigen Gehirnsymtome bis 


zur vollen Heilung anschloß. In.diesen und ähnlichen Fällen. 


konnte entsprechend den obenerwähnten anatomischen Gehirn- 
befunden. wohl eine Rückbildung einer bestehenden, vielleicht 


schon bis zur Hämorrhagie gediehenen Hyperämie oder einer 


Purpura haemorrhagica angenommen werden. | 

: Die günstige Heilwirkung des Strychnins auf die schweren 
Circulationsstörungen und damit auf.den ganzen Krankheitsprozeß 
veranlaßte mich, dasselbe schon frühzeitig, noch vor Eintritt der- 
selben, also gleich zu. Beginn der Erkrankung zu. verordnen, indem 


ich täglich‘ sechs Pillen verabreichte, die ich bei schwerem Verlaufe 


entsprechend vermehrte respektive durch Injektionen ersetzte, Eine 

auffallend günstige. Einwirkung auf den Krankbeitsverlauf ließ 

sich keinesfalls erkennen. > 
Zusammenfassend kann ich also: meine Grippetherapie kurz 


präzisieren in der Notwendigkeit: | ee 
1. einer lokalen Behandlung der. Nasenschleimhaut als ersten 


Ansiedlungsgebietes des Grippeerregers durch Bolus- 
:präparate; = Er Zn “2 n 


ebenso, daß die Ausscheidung 


des Strychnins durch den Harn ungemein langsam erfolgt, sodaß 
. bei- lange fortgesetztem Gebrauche dasselbe sich. im Körper :an- 


_ 


ven 


Duni ve 
7 BE in . ‘ 
Tea VE EEE 
AERO o ar aday 
KEARE e - 0.) 
4. aa W 17 


ad nr N 
3 Te, 


ER 
Bo 
YET N ZEN ` 
ven u 2 
ba Deal - REN 
z N 
en 
kos 
w i 


AR 
i 
! 
4 .. 
Au ja 
Bi x 
’ ‘ H . 
EF TOE 
a 7 pi 
R oR F 
1] Er 
FE EEE a 
Les E paT 
“2 Py ui ne 
BLUT, wi H 
a MAADEVEIN E z 
Ti ORR 
w in, x F i 
ee N; 
fine‘ Er vr. 
NE’ ee 
ag l T 
ENEUTER di 
al Pozi no 
SEN OR 
' ae m 
TURI ii k 
t OTEP E ee 
Ne ae 
. Es í 
> EMPIRE $ 
! n 3 
Beata 
N i . 
FEN ` t 
Dry), 
Wr i t 
Eyar 
e 


e r EEEE 


eak u: 
Nor Je 
i N. gr E 
a at so Sy 
e p 
v f a'H ` d ‘ 

a: y jl, ira! 
g4 ATT Era 
i Ir: + Ai t Š 5 
pe A 7? š Ht ate 
E Ssu.. estr 4 
RP TRIER he 
N Ben R k 
Hi p „rn sijo 2 ui > 
EE E) ! and 
Ball 
D > Dr re Sr Ey 
R jeo Car, G pra 

i. Pa le i 
BRG pe ‘œw br 

"1 SAT Ran, Pa 
op R w w 
Gri a a ON f 

eh ; vy į noda [ 
EEE S 

44 K we f er o> F 
= pan PO 4 
in." pO 
TH E ae BE, 
| a Ar u do, POP BR H) 

n A ra A a 

ER s$ r BR} 1 

[ea Be a 
E a En a Tau Eu Bu 

p wel u p En er 
„A FE a E E 

HP N | N 

14 FIR Von BER Br eE WE 

hri aa EE 

E O Sa 3 
ie) Win ei 4 
f ' t3 a ..a ' 
HR gen Ber) 

ET) ur PER 

ERY fg: G radi 
F, I: u BA r 3: Up} 

5 EEO BE Mn” iz 
I Br Kar SEE 
Ele. 

i OE TEA ESTER 
gone 
; WAE Su i 

u y rd 
br y o Be 

Men a ai 

ir en: 

ME gah are: ua 

4 gt b 

un ru u Er 

B MC ra Eee 
Fa PEERS en A 

ER GEA e e, Be o 

f F í ri Rn EAAS at 

nett jene: no a 
YA i ee p! ` Sr 

u.’ a 2 ie} 
I ON 
Fr IF u ge 

; a BE t, 

T SEE OLE 
N ER ps y 
Ae B € i) Q 

ee, 
ENG. ` RE BS 
h i wa (o 
J ea‘, 
+ E, 
aF 
H 
et 

f 

rien 

‘r 


EE 


R n x 
wen nn nn 


oo: a ce. 2 
. wien Ton 


. or ~ 
> t ES 

ir, 

a A wa 
Menat ar- © DT perane 


-N rA Ton. 


X “ en MEE ec ar . 
"mel Epik - SH Ae en 8 
Be a 2 on. PER r = 

Ne PAR = ` 

: R s 3 peas u po 

ARF Ei RE 1e De 
a ak 


pa~ 


=. 


“ ~ 
ne. a; 


a n 5 . ji - m - 
Ze 2 ee er ne _ win wen Ve Dune inne ei Ar 


Eh ea uhren nu M 


N a un re ae a 


N dar io Lilia u 


Po p~ e . ` 
Fr - 
E u: T asta Á ia a TEE a Fr Zn 
u ef p ernten arte Be A re” u De TF er, 
pe T iq r T. Ba) EEE Zee ` m ` < 
~ 19 25 u ~a ee EEE NET m s 
DP Ar A O A > ’ > ja i- f c 


> 


ir zÀ Fa 


-7e é 
r L Wa 
a IR ’ « 
s wu. Apes 
-E e D h= 4 
b A 
- i R 


1: AI 
-.. —- er PRRI, 
- nr: BE ee 
STERBEN IE 
e 5 rin j, - 
Fi mr m M sa “ - CAR 


Daia Zar ai 
EM er 
Sa ini See b 


Zr 


Z. x 
27% l 
ur en br untere 


Be 
a x 


wu am 


Pr. 


ey] . 


— ir > T 


air urneieg 


=- rme a 


u aan 
ge F% 


ay 
De nz 
ae 


> 


-a pame à a p= 
pe; - nd 
N 

x ~ im, * 


ie 


aa m 
mepe are 


e mt E 
> 


pA% 4 
Fun 


% 


= 


pr 


ZZ ze 
f Srur 
a nn 
„aeee o = 
x - 


Mh Se ee 
y à 


1 Be 


en 


— rt 
- 


T "l ? 
SK ar 
ne 
Ay 


> 


“ Ton 
E I 
er 
m E > x 
> Edd arte Ih n u miine z 
u EDIT AN FD ir 
Fur ne nn & 5 Sn - > ae 5 2 
en , fy 
” u r » r 
E 
E X 
z 


2% 
v 


- 


` 
pn 


> 
4 u i 


i 


r 


. einer Erhöhung der allgemeinen Widerstandsfähiekeit der 
Blutgefäßwände durch die kombinierte Kalk-Kieselsäure- 

medikation; | 

der Durchführung einer energischen Schwitzkur: 

der strengen Regelung der Darmentleerung und | 

der Bekämpfung der Circulationsstörungen durch Strychnin. 


3. 
4. 
D 


Aus der Prosektur des Garnisonspitals Nr. 1 in Wien. 


Über postdysenterische Mastdarmerkrankungen. 


Von 


Priv.-Doz. Dr. Eduard Miloslavich, Wien. 


Die ungemein starke Verbreitung der Ruhrerkrankung wäh- 
rend des Weltkrieges ließ, bei Betrachtung des Obduktionsbildes 
der dysenterischen Darmveränderungen und der Heilungsvorgänge, 
schwere zurückbleibende krankhafte Prozesse des untersten Dick- 
darmabschnittes, besonders des Rectums, vermuten. Das nahe- 
liegendste erschien eine narbige Verengerung des Lumens oder 
tiefgreifender geschwüriger Zerfall. 

Die relative Unbeweglichkeit des Mastdarmes mit seinem 
stagnierenden Kotinhalt ist zum Teil mitbestimmend für die 
schweren und schwerheilbaren Veränderungen dieses Organs, bei 
dem. die chronisch entzündlichen Prozesse nach Durchsetzung und 
teilweiser Zerstörung aller Wandschichten auch in das umliegende 
Gewebe hineingreifen und zu beträchtlicher schwieliger Ver- 
diekung des periproktalen Bindegewebes führen. Der langsam 
fortschreitende und tiefgehende ulceröse Zerfall des Rectums 
einerseits, die reparatorischen Vorgänge andererseits mit höher- 
gradiger Bindegewebsproliferation in der Darmwand selbst, im 
Zusammenhang mit einer schwieligen periproktalen Bindegewebs- 
entwicklung können leicht zu einer irrigen Auffassung des kli- 
nisch erhobenen Befundes führen. So gelangten in den letzten 
Tagen nacheinander zwei Fälle mit der klinischen Diagnose Mast- 
darmkrebs zur Obduktion, die einige Monate vorher wegen Neus- 
erscheinungen operiert (Anus praeternaturalis) wurden. Ich lasse 
die Krankengeschichten beider Fälle in kurzem Auszuge folgen: 


Fall 1. 32jähriger Wachtmeister. Erkrankte am 16. August 
1917 im Felde an Ruhr und ging nach dreimonatigem Spitalaufent- 
halt Ende November 1917 ins Feld ab. Drei Tage darauf erkrankte 
er neuerlich, kam aber erst im Mai 1918 in Spitalbehandlung und ge- 
langte anfangs Juni 1918 im operierten Zustande in Wien an. 
Status praesens: Hochgradig abgemagert und schwach; Brust- 
und Bauchorgane ohne Besonderheiten. In der linken Unterbauch- 
gegend ein unzureichender Anus praeternaturalis. — Rectalbefund: 
Polypöses Rectumcarcinom mit Verwachsung gegen das Kreuzbein und 
der Blase mit vollständigem Verschluß des Lumens. Insuffiziente 
Kolostomie.. Anlegung einer neuen Kolostomie oberhalb der alten. 

Aus dem Dekursus entnimmt man, daß während des ganzen 
Krankheitsverlaufes aus dem Anus praeternaturalis eitrigschleimige 
Stühle, besonders reichlich in den letzten Tagen, entleert wurden. 
Von seiten der Harnblase traten keine Störungen auf. Unter zu- 
nehmendem Kräfteverfall erfolgte nach 71/2 Monaten des Spitalauf- 
enthalts der Exitus. 

Die anatomische Diagnose lautete: Hochgradiger strikturierender 
und ulceröser Zerfall des Mastdarmes mit schwieliger Periproktitis bei 
chronischer Dysenterie. — Kolostomie. — Rezidivierende hämorrha- 
gisch-ulceröse Dysenterie des proximalen Dickdarmabschnittes. — Con- 
fluierende Lobulärpneumonie des linken Unterlappens. — Hochgradige 
braune Atrophie der Innenorgane. — Hochgradige Kachexie. 


. Die genaue Besichtigung der Beckenorgane ergab folgenden 
Befund: -4t/, cm oberhalb des Analringes in einer 
Ausdehnung von ungefähr il cm ist das Darm- 
lumen stark verengt, nach unten wallartig 
scharf abgegrenzt, nach oben zu allmählich 
indasetwaserweiterte Colon sigmoideum über- 
gehend. Im Bereiche der Striktur ist die 
Schleimhaut zum Teil ulcerös oder narbig, 
zum Teil wulstig, mitBildung kleiner submu- 
cös gelegenerAbscesse und kleinerin das stark 
schwielige perirectaleBindegewebe führenden 
Fisteln. Die Darmwandungen sind stark, zum 
Teil muskulär, zum Teil schwielig verdickt 
Die-angrenzende Schleimhaut des Sigmas ist 
mit zahlreichen kleinen Polypen bedeckt, von 
hier bis zum Anus praeternaturalis (gebildet vom Colon trans- 
versum in der Nähe der Flexura lienalis) enthält die Schleimhaut 
zahlreiche pigmentierte Geschwürsnarben und kleine in Ausheilung 


Br, » 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 96, 


N 


begriffene Geschwüre. Proximalwärts des unnatürlichen Afters 


bis zur Valvula coli ist die Schleimhaut gerötet, auf den Falten- 
höhen ekchymosiert, zum Teil mit kleinsten Geschwürchen bedeckt. 


Epikrise. Der 32jährige Mann erkrankte anderthalb 
Jahre vor dem Tode an Ruhr und wurde ein Jahr darauf wegen 
Erscheinungen einer Darmstriktur kolostomiert. Die Rectalunter- 
suchung ergab damals ein polypöses, strikturierendes Reetum- 
carcinom mit Verwachsungen gegen das Kreuzbein und der Harn- 
blase. Während der letzten Monate der Erkrankung, besonders 
zuletzt, wurden schleimigeitrige Stühle entleert. Bei der Obduk- 
tion fand man eine hochgradige Striktur des Reetums mit ge- 
schwürigem Zerfall und narbiger Verdickung seiner Wandungen 


nebst fistulöser und schwieliger Periproktitis bei einer in Aus- 


heilung begriffenen Dysenterie des unteren Dickdarmabschnittes. 


Im proximalen Teile des Dickdarmes trat eine frische rezidivie- 


rende ulceröse Dysenterie auf. 


Die schwere Mastdarmaffektion bei dem stark kachektischen 
Mann wurde vom Kliniker als Careinom aufgefaßt und behandelt. 


Fall 2. 48jähriger Landsturminfanterist. Am 28. August 1918 
wegen lleuserscheinungen operiert gewesen, hierauf normale Stuhlent- 
leerungen. Sonst aus der Krankheitsgeschichte keine weitere Daten 
eruierbar. Seit ungefähr drei Monaten wegen Mastdarmkrebs in Spital- 
behandlung. Drei Tage vor dem Tode bekam er heftige Bauch- 
schmerzen und unter Kollapserscheinungen trat der Tod ein. 

Anatomische Diagnose lautete: Frische fibrinöse Peritonitis bei 
hochgradiger Striktur des Rectums nach chronischer Dysenterie und 


bei frischer Periproktitis (Durchwanderungsperitonitis). — Rezidivie- 


rende pseudomembranöse Kolitis und chronische, zum Teil katarrha- 
lische Enteritis des Ileums und des distalen Drittels des Jejunums (chro- 


nische Dysenterie). — Fettige Degeneration des Myokards. — Trübe 
Schwellung der Leber. — Partielle Infareierung der rechten Neben- 
niere bei Thrombosierung der rechten Vena suprarenalis. — Anus 


praeternaturalis sacralis. 


Auszug ausdem Obduktionsprotokoll: Im Rectum 3!/, cm 
oberhalb des Analringes eine auf 4cm lange 
Strecke für ein Federkiel kaum passierbare 
Stelle, in deren Bereich die Darmoberfläche 
exulceriert und zerfallen ist. Die Wandungen 
erschienen daselbst unterminiert und zum 
Teileitriginfiltriert. Das umgrenzende Becken- 


bindegewebe narbig verdickt und mit der 
Rectumwand. fest 


verlötet (siehe Abbil- 
dung). Im Douglasraum ist 
das Peritoneum, besonders 
an der Umschlagstelle des 
Rectums stark gerötet, ek- 
chymosiert und mit frischen 
Fibrinnetzen bedeckt. — Die 
Wandungen des Dick- und 
Dünndarmes - pergament- 
artig, leicht brüchig. Die 
Schleimhaut des gesamten 
Dickdarmes, hauptsächlich 
im distalen Abschnitt ge- 
quollen, gerötet und teil- 
weise mit leicht abstreif- 
baren Belägen bedeckt. Die 
Schleimhaut des Ileums und 
untersten Jejunums diffus 
Schwarzgrau pigmentiert 
und verdickt, im distalen 
Teil etwas gequollen und 
gerötet. 

Epikrise. Aufdem 
Boden einer chronischen 
Dysenterie entwickelte sich 
allmählich eine, einerseits 
zeriallende, andererseits 
strikturierende 4cm lange 
Geschwürsbildung mit mäch- 
tiger schwieliger Verdickung 
des periproktalen Bindege- 
webes. Klinisch führte das 
Bild zur Annahme eines 
Mastdarmkrebses,. 


Der übrige Darm, und zwar 
und der unterste Teil des Jejunums 


der gesamte Dickdarm, nE 
wiesen das Bild einer chronische 


h 


a 


De 


Digitized by Google a 


An 


99. Juni. 


r 


Doe e = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. 


1 


Dysenterie auf. In den letzten Tagen vor dem Tode trat ein 
akutes Rezidiv des dysenterischen Prozesses auf und im Verein 
mit dieser eine entzündliche Durchsetzung des perirectalen Gewebes 
mit Beteiligung des Beckenperitoneums, worauf eine allgemeine 
Peritonitis folgte. 2ER | 
Beiden Fällen gemeinsam ist die beträcht- 
lich strikturierende, narbig uleeröse Proktitis 
und schwielige Periproktitis beim Vorhanden- 
sein einer chronisch-ulcerösen Dysenterie des 
distalen Diekdarmabschnittes. Kurz vor dem 
Tode trat ein Aufflackern des dysenterischen 
Prozesses auf Die Verengerung des Darmlumens war in 
beiden Fällen eine höhergradige und besonders analwärts fast 
scharf abgegrenzt, die schwielige' Induration des periproktalen 
Bindegewebes war. gleichfalls eine beträchtliche. Im Vordergrunde 
des mikroskopischen Bildes stand in beiden Fällen eine mächtige 
Bindegewebsproliferation. ‚Die kleinen Gefäßäste erschienen von 
rundzelligen und stellenweise plasmacellulären Infiltraten begleitet. 
Am Epithel fand man nirgends atypische Wucherungen, wohl aber 
eine stärkere Schleimproduktion. Die bakteriologische Untersuchung 


‘ fiel; in bezug auf Dysenterie, in beiden Fällen, wie dies bei der 


langen Dauer des Prozesses zu erwarten war, negativ aus. 


Anatomisch charakterisiert sich der Krank- 


heitsprozeß. durch eine zum Teil ulceröse, 


größtenteils aber narbige Beschaffenheit der 
Darmoberfläche imBereiche der stenosierenden 


Stelle 
 weiteStrecken unterminiert und enthielt kleine 


Die Submucosa war in einem Falle auf 


biserbsengroße submucöse Abscesse, ein Befund, 
den man bei chronischer Dysenterie, besonders des unteren Dick- 
darmteiles, nicht so selten findet., An mehreren Stellen 


drangen diesubmucösen Gängeindas perirectale, 


Bindegewebe ein. Die Submucosa sowie die 
äußeren Wandschichten sind beträchtlich ver- 


diekt, von schwieligem Gewebe durchsetzt. und 


von.diesem zum Teilauch ersetzt. Das periprok- 


tale Bindebewebeist stark verbreitet, derb und 


schwielig, mit der Darm- und Beekenwand fest 
verlötet, enthält auch kleine, nicht tief reichende 
fistulöse Gänge (schwielige Periproktitis). Das 
Auftreten der Mastdarmerscheinungen nach 
Ablauf der akuten Ruhrerkrankung, der Nach- 
weis des noch bestehenden chronischen dys- 


enterischen Prozesses in der übrigen Diekdarm- 


s’ 


schleimkaut, sowie der anatomische Charakter 
der Mastdarmaffektion selbst, nebst Be 
oder 


‚jeglicher Zeichen. | 
'luetischen Erkrankung, läßt die Dysenterieals 


‚ätiologischen Faktor 


einer tuberkulösen 


dieser Affektion mitaller 


Sicherheitannehmen. | | | 
Eine analoge hierhergehörige Beobachtung stammt von. 


Brüning), Ein 22 jähriger Soldat'erkrankte im Dezember 1917 in 


Mazedonien an Malaria tropica und an akuter Dysenterie. Die letztere 


ging allmäblich in ein chronisches Stadium über und rezidivierte 
häufig. Ende März 1918 traten Erscheinungen eines Darmverschlusses 
auf.. Bei der. rectalen Untersuchung tastete man eine im Darm- 
Tumen ringförmig vorspringende Resistenz, in deren Mitte die 


Fingerkuppe . kaum eindringen konnte und man fühlte dann eine 
harte, bröckelige Oberfläche. Der Untersuchungsbefund entsprach 
dem bei einem Rectumcareinom. Bei der Obduktion, ungefähr 
neun Wochen nachher, wurde folgender Befund erhoben: Am 
Übergang der Flexura sigmoides zum Rectum war das Darmlumen 
plötzlich durch eine mit scharfer Grenze beginnende und ungefähr 
10 cm über dem After endigende Schleimhautwucherung verschlossen, 
in deren Bereich die Muscularis bis 0,5 cm verdickt erschien. . 
Das Darmlumen erwies sich an. dieser Stelle durch ödematöse 
Schleimhautzotten und Wülste. fast vollständig verlegt. Das Colon 
descendens war stark dilatiert. Im Dünn- und Dickdarm befanden 
sich noch einige wenige in Heilung begriffene. Geschwüre. i 
Imvorliegenden Falle Brünings erfolgte im 
Anschluß an eine chronische Dysenterie eine 
Scharfb egrenzte, tumorartige stenosierende. 
Schleimhautwucherung des Rectums, die kli- 
nisch einem Mastdarmkrebs entsprach und zu 


Darmverschluß- führte. 


un P 
=` Brüning, M.m, W. 1919, Nr. 8. 


\ 


-. Erfahrungsgemäß kommen im ‘Rectum, fast ‘ausschließlich 
bei Frauen und dann äußerst selten, chronische Geschwürsbildungen 
vor, die gleichfalls mit einer Verdiekung der.Darmwand und Stenose 
des Lumens einhergehen und hauptsächlich auf Gonorrhöe oder 
Lues zurückgeführt werden. Man findet bei solchen Fällen im 
Mastdarme eine ulceröse, größtenteils langsam nach aufwärts 

' kriechende Entzündungsfläche, die teils glatt, teils wulstig erbaben 
erscheint und mit nach außen .reichenden periproktitischen  Fistel- 
bildungen kombiniert ist. Bei luetischer Natur der Erkrankung 
trifft man zuweilen in der angrenzenden Schleimhaut mucöse und sub- 
mucöse Gummen, an den Gefäßen specifische Wandveränderungen. 
Es handelt sich sonach um: eine tertiär-syphilitische Affektion. 

Bei eventuellem Verdacht einer chronischen gonorrho- 
ischen Proktitis, die fast ausschließlich bei weiblichen Individuen 
vorkommt, lassen sich auch an den Geschlechtsorganen Residuen 
einer gonorrhoischen Infektion uuschwer nachweisen. Auch die 

Tuberkulose soll hier genannt werden, denn sie kann zu ähn- 
lichem Krankheitsbilde führen. FREE ES | 

In den meistverbreiteten Lehrbüchern . der pathologischen 

Anatomie finden wir aber dieDysenterie, ein zweifellos 
ätiologisch wichtiger Faktor für die striktu- 
rierende Geschwürsbildung des Rectums, leider 
nicht erwähnt. Wir müssen auf dieses Moment aber nachdrücklichst 
hinweisen, denn bei der starken Verbreitung der Dysenterie werden 

ähnliche Beobachtungen wie unsere nicht isoliert. bleiben, ihre 
rechtzeitige- und richtige Erkennung ist für die Beurteilung und 


weitere Behandlung solcher Fälle sicherlich von eminenter Bedeutung. 


' Noch eines Umstandes soll hier Erwähnung getan werden, 
und zwar der Entwicklung des Mastdarmkrebses 
nach Ablauf einer Ruhrerkrankung. Kürzlich be- 
schrieb Klein einen Fall von Rectumcareinom bei einem 21 jährigen 
Mann im Anschluß an eine überstandene Y-Dysenterie.. Trotz des 

‚jugendlichen Alters kam ‘es zur Entwicklung einer -bösartigen Neu- 


. bildung. Es bleibt nun abzuwarten, ob sich solche Fälle nicht. 


` häufen werden. In einem unserer Fälle trat, wie bereits beschrieben, 
in der angrenzenden Schleimhaut, eine reichliche polypöse Schleim- 
hautwucherung auf, die bei chronisch-uleeröser Dysenterie nicht 
so selten ist. Und gerade diese polypösen, zum Teil adenomatösen 
Neubildungen können unter Umständen, genau so wie bei der 
Polypose des Darmes, Ausgangspunkt für eine maligne Geschwulst- 
bildung abgeben. ` 

' Zum Schlusse wo 
kommen einer geschwürig zerfallenden, narbig 
indurierenäden und strikturierenden Proktitis 
und schwieliger Periproktitis wäre zuerst die 
Möglichkeit einer chronischen Dysenterie zu 
erwägen und nach solcher zu fahnden. Bei Be- 
sprechung analoger-Rectumaffektionen ist die 
Dysenterie als ätiologischer Faktor, neben 
einer luetischen, gonorrhoischen oder tuber- 
kulösen Erkrankung, an erster Stelle zu er- 
wähnen und zu erörterü. Dieses Prinzip ist 
“auch bei der diagnostischen Beurteilung hier- 
hergehöriger klinischer Fälle festzuhalten. 


x 


Aus der Infektionsäbteilung des Kaiser-Franz-J oseph-Spitals in Wien. 


Ein Fall von Fleckfieberencephalitis.  - 
Primarius Dr. G. Morawetz, Vorstand der Abteilung. - 
© Es handelte sich um eine 26 jährige Patientin mit: einer 
schweren Exanthematicuserkrankung mit ` tiefer Benömmenheit 
und beträchtlicher Blutdruckherabsetzung schon am. Ende der 


a 


. ersten Krankheitswoche. Ein Schüttelfrost am neunten Krankheits-. 


tage mit gleichzeitigem Temperaturanstieg bis 40° und mit einer 


Pulsfrequenz bis 160 ergab zu der Zeit eine recht ungünstige 


Prognose. Doch’ überwand der jugendliche Organismus die drohende 
Lebensgefahr und am 17. Krankheitstage trat Entfieberung‘ ein. 
Außer katarrbalischen Erscheinungen im linken Unterlappen waren 
während des Fieberstadiums keinerlei Komplikationen aufgetreten. 
Die tiefe Benommenheit wich einer: postfebrilen psychischen’ De- 
pression. Am zweiten fieberfreien Tag Erbrechen und wieder 
starke Trübung des Sensoriums. Tags darauf, also am dritten 
fieberfreien Tag, Parese des rechten Armes, geringere des rechten 
Beines, Andeutung rechtsseitiger Facialisparese, In den nächsten 


637° 


llen wir nochmals betonen: ‚Beim Vor- 


Le 


a 
s 


DR 
u. Ea L E 
e N Ea 
en o ` z f 
"aveg, Kfor Wann E T $ 


id 
m a r, 
- 
USE FE PE le 
en ne 
m 
na 
3 
nn er 


A i 


w, 


Ba r at 
STe, 
k 


E T 


Si - ~ ç 
ba EONS 


rn nn 
pa 
suira 
TE Nun. une 
` n 
A E ET T 
Ei 


RE 3 
ee 


N SR 
BEE a 


EEE ER Ten 


DA i 

A A rys! 

lEs Ag 
\ lF ee 
"IS Eupen I SE Hase 
p; ARN EL y 
Baia E A N 
pog) i3 edr í e A 
BRIGH neyi 
er I, IR une, 

A "t CENS Ex Pr zu 
Ri k: “iy tn 
ET RE 
A ir pe ER a 
| ck ris maor 
# fea ci ae 
8 TOE DR 
nit: en 
| De; 
ar a: 
1 23 o y RE 
N TOREA 
ie; A 

Er ir 

‘ 

> 1 


p rn 
VANU Ne 
EN a Zr 

Masaa 
ba} 

ER. `~ 


Er 
BER SR FI. 
I Tre 


isn 
mrs aen iai ~ ~ 
e MIT ae 
u BE -3 
= ni 55 Di 
RE DEE u zur 
z 


' 
u. 
«, 
. 
; 
$e 
1 
A po 
* 
Pa 
` 
ei 
e 
a 
a! 
ai 
ME 2 
Ben 
en 
Et 
At: 
£: 
u 
| 
HET 
” A 
y 
= 
u ki“ 
Rh, 
p r 
2 
te: 
f., 
+ 


i y 
j 4s Bei y 


Ban: 
EIRA TARR 
Eag s -r 


rn mern 
“en 


H - . 
et a a 


-m a e a 
Turn wT 


Ae amw mg 


” ne ih, „> =e ga z 
A $ gie 
ET S nenn m 


. 
ur we,» Meyer 


N. . 


mare 


w 


- 
.. 
vet. 


img, 


T 638 u 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 26. 29. Juni. 
re | ——amamamaRaRaRaRaRaoRÖCaaBaoabbÖHbÖbmboboÖobÖbÖboÖbobo@o@oÖ@caEaEßzrzrzzz————m—————me——— ZZ —__—,—— 
| Tagen Zunahme der Lähmungen im rechten Facialisgebiete und im 
rechten Bein. Sehnenreflexe der gelähmten Extremitäten gesteigert, 

deutlicher - Fußklonus rechts. Hautreflexe rechts geschwunden, 

W - Babinski negativ. Gleichzeitig trat Aphasie auf; das Nach- 
A sprechen einzelner Wörter war möglich. Nachdem sich der All- 


Aus dem Knappschaftskrankenhaus Emanuelssegen 0.-8. 


Zur Bildung des Hautschlauches 
bei der antethorakalen Ösophagoplastik. 


zu: gemeinzustand wesentlich gebessert hatte und die Infektionsgefahr Von 

z o A | geschwunden war, wurde die Patientin wegen Fortbestandes der Dr. H. Harttung, 

un. ul Lähmungen einer Privatheilanstalt übergeben. Etwa vier Wochen, leitendem Arzt des Krankenhauses. | 
| nach dem Auftreten der Hemiplegie konnte ich mit Professor 

a o Ä ‚8. Erben, der consiliariter zugezogen wurde, folgendes Lähmungs- | Das Problem der Schlauchbildung aus der Haut für eine 
TEE bild feststellen: Rechtsseitige Gesichtslähmung mit Freibleiben 


totale Ösophagoplastik hat bisher die wenigsten Schwierigkeiten 
bereitet. Auffallend ist beim Studium der Literatur, daß nur einzelne 
Beobachtungen über die Veränderungen der Haut vorliegen, welche 
die Innenauskleidung der neuen Speiseröhre bildet. Zwei Be- 
merkungen sind es, die mir die Veranlassung zu einigen Zeilen 
und zu einem kleinen neuen Vorschlag’ geben, den ich bisher prak- 
tisch zu prüfen noch nicht in der Lage war. | 
In seiner Arbeit „Über plastischen Ersatz von Kehlkopf-Luft- 
röhrendefekten“ berichtet Capelle über eine eigenartige Beob- 
achtung Garre&s bei einer Ösophagushautplastik. Hier war es 
in dem Hautschlauch zum Auswachsen von Haaren gekommen, 
Garré hatte in diesem Falle die Resektion des Halsteiles der 
Speiseröhre wegen Carcinom gemacht; nach einem Jahr mußte wegen 
Rezidivs operiert werden und. nun „fand sich zur allgemeinen 
Überraschung der als Speiseröhrenersatz implantierte Hautbezirk, 
der im übrigen an seinem neuen Standort rötlicher, dünner, weicher, 
kurzum „schleimhautähnlicher* geworden war, bestanden von einem 
Büschel spärlicher, feiner-Haare, die aber durchweg zu einer mittleren 
Länge von 12 cm ausgewachsen waren und auf dem Transplantatfest- 
saßen“. Das Transplantat war hier. einem Hautbezirke entnommen, 
der unterhalb der Bartgrenze lag. Capelle ist der Meinung, daß 
nur ein Auswachsen der Lanugoschicht in Frage kommt. Die Sekrete 
. der oberen Verdauungswege hätten hier als produzierender Reiz eine 
Rolle gespielt. — Blauel äußert sich in seiner Arbeit „Über totale 
Ösophagoplastik“ auf Grund dieser Mitteilung von Capelle dahin, 
daß die ‚Beobachtung für den Erfolg der Schlauchbildung bei der 
antethorakalen -Ösophagoplastik von großer Bedeutung werden 
könnte. Es wirkt ja hierbei nicht allein das Sekret aus der Mund- 
höhle und dem Anfangsteil der Speiseröhre, sondern auch das des 
Magens und Darmes auf das Innere des Hautschlauches. Blauel 
ist jedenfalls der Ansicht, daß die Verwendbarkeit des Hautschlauches 
in Frage gestellt wird, wenn in der Tat durch den ständigen Reiz 
die Haare auswachsen würden. Bisher war der Bezirk der Haut- ` 
schlauchbildung nicht freigestellt, ein mechanisches Hindernis durch 
Knäuelbildung der Haare, Zersetzungen durch Stagnation der Speise- 


reste, Epidermisverluste, Ulcerationen mit ihren üblen Erscheinungen 
 könnten*die Folgen bilden. 


Wir haben durch Sauerbruch gelernt, Kanäle aus der 
Haut zu bilden und diese reaktionslos zur Einheilung zu bringen, . ' 
Kanäle, die sich als sehr widerstandsfähig erwiesen haben. Diese 
Erfindung Sauerbruchs kann nach meiner Ansicht zur Bildung 
des Hautschlauches für die totale Ösophagoplastik zur Verwendung 
kommen, wobei die unter Umständen schweren Folgen durch das 
Auswachsen von Haaren vermieden werden. Mein Vorschlag, der 
sich nur auf theoretische Unterlagen mit Betrachtungen an Menschen 
aufbaut, geht also dahin, einen Hautkanal zu bilden, ganz WI© wir 
ihn bei der plastischen Umwandlung eines Amputationsstumpfes 
nach Sauerbruch üben. Die Basis desselben müßte sehr breit 
an und über dem Jugulum nach der linken Halsseite zu liegen, 
also dort, wo später die Ösophagusfistel angelegt wird, um dann 
im Schlußakt, gewöhnlich dem vierten, die endgültige verein BUN: 
dieser Fistel mit dem Hautschlaueh vorzunehmen. Der Hautkana 
kann ohne weiteres aus dem Hautbezirk an und unter dem linken . 
Schlüsselbein geschaffen werden und sich bis zum Sehultergelen 
erstrecken. Die Haut in diesen Gegenden ist,‘ wie die tägliche 
Beobachtung am Lebenden lehrt, einmal absolut frei von Haaren, 
zum anderen außerordentlich beweglich, nicht allein bei Kinder 
und deerepiden Leuten, sondern auch bei denjenigen, die Ae 
immer noch in einem recht guten Ernährungszustand befinden un 
reichliches Fettpolster aufweisen. Die Schlauchbildung aus rer 
Bezirk würde sich also ohne Schwierigkeiten machen lassen. s5 
ebenso würde es ein leichtes sein, den Hautkanal unter die nr 
haut bis in die Gegend des Schwertfortsatzes oder etwas họ die 
und links von der Medianlinie zu verlagern. Hier würde z 
Sauerbruchsche Vorschrift gleichfalls beobachtet werden. 2 
die Länge des Hautkanals anbelangt, so würde derselbe en 
25 cm bei einem ausgewachsenen Individuum genommen Wet 


Al, der Stirne, der Mund nach links verzogen, die Zungenspitze inner- 
Hai halb der Mundhöhle wich ebenfalls nach links ab, Der rechte 
au Arm und die Finger der rechten Hand waren regungslos, die 
{ll Tiefenreflexe daselbst spastisch’gesteigert, die Finger in spastischer 
Beugecontractur. Das rechte Knie ausgesprochen spastisch bei 
brüsken Beugungen, Patellarklonus, rechts Babinski positiv, rechts 
fehlte der Bauchdeckenreflex. Die Patientin verstand alle vor- 
gezeigten Gegenstände, konnte sie aber nicht bezeichnen, es waren 
bei Sprechversuchen noch viele Sprachreste nachweisbar. An der. 
linken, normal beweglichen oberen Extremität bestand Apraxie. 
Sie konnte keine Grußbewegungen zuwege bringen, traf nicht die 
Bewegungen des Umrührens oder Winkens. Einige andere Bewe- 
' gungen, z.B. das Briefzukleben, machte sie richtig. Keine Sen-. 
sibilitätsstörungen an der rechten Körperhälfte. Pupillenreflexe 

normal, keine Nackenstarre. | 
| Die geschilderten Erscheinungen einer rechtsseitigen Hemi- 
N] plegie, motorischen Aphasie und linksseitigen Apraxie sprachen 
Hal) für eine Encephalitis der linken Hirnhemisphäre, und zwar für 
. einen ausgebreiteten sübcorticalen Herd, der auch den mittleren 
` Teil des Balkens ergriffen hatte. Daher war die Schädigung der 
zweckmäßigen Ausdrucksbewegungen der rechten Hemisphäre 
| (linke Hand) zu erklären obne Vorhandensein von Schwäche oder 
Er Ataxie. Ein corticaler Herd war nicht gut anzunehmen wegen 
5, SR der zu großen Ausdehnung, die er den Symptomen nach hätte 
er k a haben . müssen. Er hätte sich über beide Centralwindungen 
7 er erstrecken und hätte noch auf die untere Stirnwindung, dann in 


das Mark hinein und auf den Balken übergreifen müssen. Für die 
Sur Annahme zweier Herde ließ sich kein Nachweis erbringen. Gegen 
e A einen kapsulären Sitz des Herdes sprach der. Mangel von Sen- 
k sibilitätsstörungen. | 
TOE  Ätiologisch kam nur die Fleckfiebererkrankung in Betracht, 
Be le a | da Arteriosklerose mit Rücksicht auf das jugendliche Alter, ‚Lues 
E wegen Fehlens jeglicher Anhaltspunkte und negativen Wassermanns, 

To p ebenso Nephritis auszuschließen waren, | 
H Cerebrale Erscheinungen treten beim Fleckfieber sö regelmäßig 
: und oft derart in den Vordergrund, daß eine besondere Affinität 
en des Virus zum Centralnervensystem angenommen wird. Nach den 
ES a von Ceelen, Jarisch, Schröder und Anderen erhobenen Befunden 
a an den. Capillaren und Präcapillaren des Gehirns, welche in 
Be | Analogie zu setzen sind mit den in den kleinsten arteriellen 
| Gefäßchen des Hautexanthems, ist gewiß ein beträchtlicher Teil 
| der Hirnsymptome auf Rechnung dieser anatomischen Gefäßläsionen. 
Er zu setzen. Die oft noch lange Zeit nach der Entfieberung fort- 
pd bestehenden beträchtlichen Störungen des Sensoriums, die mit Hallu- 
Eu zinationen einhergehenden Delirien während des Fieberstadiums 
Be | 0 und nach Überschreiten der Acme sind unter anderem der klinische 
a | E i ‚Ausdruck dieser Schädigungen des Gehirns. Sicherlich ist auch 
: E der mitunter unvermutet eintretende Tod ohne vorhergehende 
SESE: wesentliche Blutdruckherabsetzung und ohne auffällige Herz- 
ie | schwäche auf centrale Atmungs- und Vasomotorenläbhmung zurück- 
zuführen, welche in den erwähnten specifischen, zur Obliteration 
führenden Gefäßerkrankungen im Gebiete des vierten Ventrikels 

ihre Erklärung findet. i 

Prowazek hat im Gehirn von an Exanthematicus ver- 
storbenen Menschen und auch bei experimentell infizierten Tieren 
verschieden große Entzündungs- sowie Verödungsherde in der 
Gegend der obliterierten Gefäße nachgewiesen.. Otto fand- bei 
' v an Fleckfieber eingegangenen Meerschweinchen. in Gehirnschnitten 
| | (z. B. durch den Boden des vierten Ventrikels) an die Befunde 
beim Menschen erinnernde perivasculäre und encephalitische 
Infiltrationsherde. Auch im Pons, in der Hirnrinde seltener, dann 
im Gebirnstamm wurden derartige Veränderungen an den kleinsten 
Arterien beschrieben und sind für die der Fleckfiebererkrankung 
folgenden Encephalitiden und Hemiplegien verantwortlich zu machen. 


Me AE 


a Me 


m. 


rt. nr ma er NA SA 


SN 


können, also hinreichend lang genug, um ihn als neue Speiseröhre 
Der in der linken Schlüssel- 
weiteres sofort durch Naht 


unter der Brusthaut zu verwerten. 
beingegend gesetzte Defekt kann ohne 
geschlossen werden, D 

Wenn so dieses Verfah 


der äußeren Wundfläche des Schlau 
Brusthaut zu erreichen. i 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26, 


ren ‚technisch keine Schwierigkeiten . 
bietet, wohl aber manchen Vorteil — auch die Thierschsche Trans- 
plantation, wie sie bei den bisherigen Methoden der Schlauch- 
bildung bisweilen notwendig war, fiele fort —, so ist die Frage 
noch strittig, ob der Hautschlauch bei. genügender Länge gut er- 
nährt bleibt. Es würde den Rahmen dieser Mitteilung überschreiten, 
wollte ich hier auf die Gefäßversorgung der Brusthaut wie der in 
der Schlüsselbeingegend eingehen. Sicherlich muß der Stiel sehr 
breit genommen werden, und weiterhin wäre es von Vorteil, wenn, 
nach Verlagerung unter die Brusthaut, ein dünnes Bougie eingeführt 
würde, um eine innige Berührung und damit schnelle Verklebung 

ches mit .dem Gewebe unter der 


A | Wr 
. Auf einen Umstand möchte ich hier noch hinweisen, der zur 
‚. Vermeidung von falschen Schlüssen beachtet werden muß. Es 
' scheint, daß bei. Epileptikefn die Bauchdeckenreflexe sehr häufig 
dauernd ungleich stark. sind, wenigstens war dies bei 
den von mir üntersuchten Epileptikern in ganz auffallender Weise 
der Fall. _ en N u; 
= Wie haben wir uns nun das Fehlen des Bauchdeckenreflexes 
nach "einem - epileptischen Krampfanfall:zu erklären und welche 


. dann zustande, wenn die Pyramidenbahn intakt ist, sein Fehlen 
deutet (abgesehen von den oben erwähnten, nicht hierhergehörigen 
Ausnahmefällen) auf eine Schädigung der Pyramidenbahn ‘hin. Es 


Krampfanfall'also eine ähnliche Bedeutung zu, wie dem Auftreten 
des bekannten Babinskischen Zehenphänomens. Hier wie dort. 
ist die Ursache der Erscheinung eine durch den voraufgegangenen 
Krampfanfall gesetzte Schädigung der Pyramidenbahn. Bei dieser 
. Annahme müßte ‘nun ’logischerweise das Auftauchen des Zehen- 


Literatur: W. Capelle, Über plastischen Ersatz von Kehlkopf- r I HL ns | 
' phänomens immer mit einem Verschwinden des Bauchdeckenreflexes 


Luftröhrendefekten. (Beitr. z. klin. Chir. Bd. 98, H. 2.) —Blauel, Zur totalen 
— F. Sauerbruch, Die. 


...Osophagoplastik. (Beitr. z. klin. Chir. Bd. 104.) 
-= willkürlich bewegbare künstliche Hand. Verlag von J. Springer 1916. 


Aus der Provinzial-Heilanstalt Stralsund. 
Der Bauchdeckenreflex in seiner Beziehung zum 
epileptischen Krampfaniall, = 


‚Von 2 
Dr. Tomaschny. 


| Dem Verhalten des Bauchdeckenreflexes in seiner- Beziehung 
` zum epileptischen Krampfanfall ist bisher nur wenig Aufmerksam- 
Soweit mir bekannt geworden, haben sich 
bisher nur Redlich und Audenino etwas eingehender mit 
‚dieser Frage beschäftigt. Ich selbst habe seit längerer Zeit die 
Bauchdeckenreflexe der Epileptiker nach voraufgegangenem Krampf- 
anfall in zahlreichen Fällen untersucht, wobei sich sehr beachtens- 


keit geschenkt worden. 


- werte Abweichungen von, der Norm ergaben. 


~ Der Bauchdeckenreflex ist, wie wir wissen, ein sehr konstanter. 

Reflex, namentlich bei jüngeren Leuten., Abgesehen von gewissen 
‚organischen Erkrankungen des Centralnervensystems fehlt er für 
nten 


und tiefgehenden Narben der Bauchhaut, bei ‚Unterleibstumoren, 
In der Regel ist er auch beiderseits 


‚gewöhnlich nur .bei sehr schlaffen Bauchdecken, bei .ausgede 


bei sehr starkem Fettpolster. 
gleich stark vorhanden. . oo 
Bei Epileptikern, welche in der anfallsfreien Zeit ihre regel- 


rechten Bauchdeckenreflexe haben, ist aber dieser Reflex im An- 
schluß an einen voraufgegangenen Krampfantall. 


sehr häufig nicht auszulösen. Die Zeitspanne, inner- 
halb welcher der Reflex nach dem Anfall fehlt, schwankt zwischen 


einhalb bis zwei und gelegentlich noch mehr Stunden. Zuweilen 


fehlen beide Reflexe, häufig auch nur. einer; öfter läßt sich fest- 
‚stellen, daß der eine oder andere Reflex im Vergleich zu seiner 
Stärke in der .unfallsfreien Zwischenzeit erheblich abgeschwächt ist. 
Beachtenswert ist, daß bei ein und demselben Individuum 
"das Verhalten ‚des Bauchdeckenreflexes nach den einzelnen Anfällen 
nichtimmer gleichmäßig ist. Wir beobachten vielmehr 
bei ein und demselben Epileptiker nach den einzelnen Anfällen 


. ein sehr verschiedenes Verhalten des Reflexes: bald fehlen beide 


Reflexe, bald nur einer;'ein andermal sind sie auch nur abgeschwächt. 
. oder überhaupt nicht nennenswert gestört. Vielleicht hängt dieses 


verschiedene Verhalten von der Stärke des voraufgegangenen An- 


falles ab. Eine Gesetzmäßigkeit habe ich nicht feststellen können. 


Auf eine genauere Schilderung: der Einzelbeobachtungen sei hier 
on eingegangen, ich möchte nur einen einzigen Fall hervor- 
heben, weil er ganz besonders lehrreich war. Einen 23jährigen 
Keon Mann, welcher in den anfallsfreien Zwischenzeiten auf- 
| erg lebhafte und. beiderseits gleich starke -Bauchdeckenreflexe 
tat, konnte ich neulich zehn Minuten nach einem schweren Krampf- 
s untersuchen; es war hierbei nicht die Spur eines Bauch- 
ansienreflexes nachzuweisen. Erst dreiviertel Stunden nach dem 
2 all war der linke Reflex wieder zum: ersten Male ganz schwach 

| ee während der rechte Reflex. erst zwei volle Stunden 
T -dem Anfall allmählich zurückkehrte. Noch drei Stunden nach 
m Anfall waren beide Reflexe deutlich schwächer als in den 


À anfallstreien Zeiten, ` | 


verknüpft sein. Das ist aber durchaus nicht immer der Fall, es 
ergeben sich’ vielmehr auch bier die verschiedensten Kombinationen: 
zuweilen ist der „Babinski“ da und’es fehlt.auch gleichzeitig 
der Bauchdeckenreflex; manchmal (allerdings selten) ist. das Zehen- 
-phänomen nachweisbar und. der. Bauchdeckenreflex scheint im 
wesentlichen ungestört; weit. häufiger aber fehlt umgekehrt der 
Bauchdeckenreflex, ohne daß sich der „Babinski“ feststellen 


Bauchdeckenreflexes schon eine geringere Schädigung’ der Pyramiden-. 
‚| bahn ausreicht als zum Zustandekommen des 'Zehenphänomens. 
Ich möchte hierbei darauf hinweisen, daß z. B. im Beginn der mul- 
tiplen Sklerose das Fehlen des Bauchdeckenreflexes, welches hier zu 
den allerersten Symptomen gehört, manchmal früher als der „Ba- 
binski“ nachweisbar ist. “Re | nes" 
- Es ließe sich nun der Einwand erheben, daß das Fehlen 
des Bauchdeckenreflexes nach einem Krampfanfall vielleicht durch 
eine Störung der Sensibilität im Bereich der Bauchdecken -bedingt 
sei, denn es ist ja bekannt, daß bei. Epileptikern sowohl dauernd 
(z. B. infolge langen Bromgebrauches) als auch vorübergehend nach 
einem Anfall allerhand Sensibilitätsstörungen auftreten. ‚In -den- 
von mir untersuchten Fällen bestand jedoch keine Empfindüngs- 
störung im. Bereich -der Bauchdecken, das Fehlen des Reflexes 
‚konnte also hierdurch nicht bedingt sein. en 
Wodurch wird nun die Schädigung der Pyra- 
midenbahn herbeigeführt,- welche das Auftreten. des 
Zehenphänomens und 'nach unserer Auffassung auch das Fehlen 
des Bauchdeckenreflexes nach einem epileptischen  Krampfanfall 
bedingt? Manche sehen die Schädigung in einer Erschöpfung, 
hervorgerufen durch die gewaltigen Muskelanstrengungen, die mit 
dem Anfall verbunden sind. Ich glaube aber, daß es sich vielmehr. 
um eine vorübergehende Intoxikation der Pyramidenbahn 
‚handelt, ähnlich wie wir sie z. B. nach einer Hyoscineinspritzung 
‘finden; denn wäre die angenommene Schädigung eine , Folge 
der Muskelanstrengungen, dann müßten wir eine ebensolche oder 
wenigstens ähnliche Schädigung auch nach schweren hysterischen 
Krampfanfällen finden, denn auch diese gehen zuweilen mit ganz 
erheblichen Muskelanstrengungen einher. Es gilt aber als aus- 
gemacht, daß nach einem hysterischen Anfall der „Babinski“ 
nicht auftritt, ja es ist dieser. Umstand gerade eines der wichtigsten 
differentialdiagnostischen Merkmale zwischen einem epileptischen 
und einem hysterischen Anfall. In analoger Weise können wir . 
nach unseren obigen Ausführungen auch das Fehlen des Bauch- 
deckenreflexes nach einem Krampfanfall als 
“unterscheidendes Merkmal zwischen. seiner 
hysterischen oder epileptischen Natur ansehen. 
Nach dem hysterischen Anfall zeigt der Bauchdeckenreflex keine 
‚ Veränderung gegen die Norm (vorausgesetzt natürlich, daß nicht 
gerade eine hysterische Anästhesie der Bauchdeckengegend vorliegt), 
wohl aber häufig nach dem epileptischen Anfall. Wir können also 
aus dem Fehlen oder aus einer deutlichen Herabsetzung eines oder 
beider Bauchdeckenreflexe nach einem Krampfanfall auf die epilep- 
tische Natur dieses Anfalles schließen. *Das Intaktsein des Reflexes 
beweist andererseits natürlich nichts und läßt sich demgemäß für 
oder gegen die Natur des voraufgegangenen Anfalles diagnostisch 
nicht verwerten. a 
Besonders wertvoll ist es, daß die Störung des Bauchdecken- 
reflexes nach einem epileptischen Krampfanfall oft verhältnismäßig 
lange, zuweilen sogar Stunden, anhält. 'Wir können also unter 


` E u Br 999 


Bedeutung hat sein Fehlen? Der Bauchdeckenreflex kommt nur 


“ kommt dem Fehlen des Bauchdeckenreflexes nach einem epileptischen 


läßt.. Dieser letztere Umstand läßt vermuten, daß zur Störung des 


ae .. = 

— 4 g 
on 

De aN 


“un Ex ne. DA Ran a 
UML an en 
Be Se . x A a y d 


640 


Umständen auch dann, wenn schon eine ganze Zeit seit dem Anfall 
verstrichen ist, noch mit Erfolg nach diesem Symptom fahnden und. 
gegebenenfalls aus ihm unsere Schlüsse ziehen. Daß wir hierbei 
über das Verhalten der Bauchdeckenreflexe des betreffenden Indi- 


Über erworbene Unreinigkeiten im Gesicht. 


Von 
Dr. Eugen Brodield, Wien, 
Spezialarzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten. 


Dieselben beruhen teils auf Anomalien der Sekretion, teils 
sind sie Pigmentveränderungen und -ansammlungen. Zu den 
ersteren gehören die Comedonen und die Acne vulgaris, zu den 
letzteren die-Epheliden und die Lentigines. 


Die Comedonen sind bis stecknadelkopfgroße, schwarze 
Punkte, die in der Haut sitzen, besonders der der Stirn, der Nase 
und des Kinnes. Sie entstehen dadurch, daß das Talgdrüsen- 
sekret sich eindickt, fest wird, den Drüsenausgang ausweitet, mit 
Epidermisschuppen sich vermischt und durch Schmutz und Staub 
am obersten Ende, dem Köpfchen, schwarz gefärbt werden. Sie 
enthalten auch kleine Wollhärchen und nicht selten eine Milbe, 
Acarus folliculorum, welche sich von dem Talgdrüsensekret nährt. 
Die Comedonen entstehen dadurch, daß das Talgdrüsensekret 
sich im Ausführungsgang staut, wodurch dieser sich ausweitet, 
und zwar bewirkt entweder durch eine Erschlafiung der Talg- 
drüsenwand oder der das Sekret austreibenden M. arrectores pili. 
Man nimmt auch eine Hyperkeratose des Ausführungsganges an, 


welche durch die produzierten Hornzellen den Ausführungsgang 
verlegt und das Sekret eindickt. 


Wenn sich Comedonen häufen und größer werden, bilden 
sie oft ganze Unebenheiten im Gesicht, entzünden die Haut lokal 


und es können sich aus ihnen Furunkel und Acnepusteln ent- 
wickeln. 


Die Behandlung ist größtenteils eine äußere; mit Hilfe eines 
Uhrschlüssels oder des Comedonenquetschers, welcher senkrecht 
auf den Comedo aufgesetzt wird, wird mit leichtem Druck der 
Comedo ausgequetscht. Dadurch, daß von allen Seiten ein gleich- 
mäßiger Druck wirkt, gelangt der Comedo schnell aus der Haut. 
Hauptsache bleibt aber für die dauernde Beseitigung der Hyper- 
sekretion der Drüsen folgende Behandlung: Mehrmals im Tage die 


affizierten Hautstellen mit Seife, warmem Wasser und Alkoholieis 
einreiben, also z. B.: 


90 . 90,0 


Rp. Sapon. domest. p. . ‚0 eder Rp. Sapon. domest. p. . 
Camphor. . s 10,0 Benzoe . RE N00 
Rp. Sap. kal. albi 100,0 
oder nT ano lini 2.2.2. 5,0 
Rp. Sap. kal. albi . 100,0 Rp. Spir. Melissae . 100,0 
Spir. vini i Spir. Lavandulae . 20,0 
Aqu. destill. . .aa 50,0 M. D.S. dem Wasch- 


M. D. S. Seifenspiritus. wasser zusetzen. 


Wenn durch diese Einreibungen und Waschungen sich die 


Pfröpfe nicht lösen, läßt Eichhoff nachts folgende Salbe auf- 
legen: 


Rp. Sulfur. depur. . 5,0 
Sapon. virid. 3,0 
Camphorae 
Bals. peruvian. aa 1,50 
Vaselini . . . 40,0 
M.D.S. Salbe. 


Morgens abwaschen und ebenso tagsüber einige Male mit 
Seife waschen. Trotz der gesetzten Reizung soll man keinen 
Puder anwenden, weil dieser die Ausführungsgänge verstopft, 

Man darf auch die interne Medikation nicht außer acht 
lassen; dieselbe besteht in Regelung der Verdauung und der Diät. 

Man gibt Karlsbader Salz, Pulv. Liquiritiae compos. (ein bis 
zwei Kaffeelöffel am besten abends), Hefepräparate. Die Kost soll 
eine blande, nicht reizende und scharfe sein. 


%* Æ 
*¥ 


Aus den Comedonen können die Acne-vulgaris- 
Eiflorescenzen ihren Ausgang nehmen, indem sich um den Co- 
medo eine Entzündung bildet. Zu der Retention des Talgdrüsen- 
sekrets kommt als ätiologisches Entstehungsmoment noch die Ein- 


{919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. 


Aus der Praxis für die Praxis. 


'sichts, der Brust, des Rückens, der Schultern. 


‚lich nach den Mahlzeiten in Milch oder Bier) oder: 


Br, E a 
m u 'A » 
29. Juni. 
“gun 


viduums in der anfallsfreien Zeit unterrichtet sein müssen, ist 
selbstverständlich; eine dahingehende Untersuchung kann ja, wenn 


sie vorher noch nicht gemacht worden sein sollte, nachträglich 
noch immer nachgeholt werden. 


wanderung von Mikroorganismen. Jedoch ist kein eigentlicher 


Acnebacillus bekannt, vielmehr wurde eine ganze Reihe derartiger 
Erreger beschrieben. R 


Aber auch, ohne daß Comedonen vorher bestanden haben, 
entwickeln sich Acnepusteln, auf mechanische Art (Acne picea), 
infolge toxischer Momente durch gewisse Medikamente, wie Jod, 


Brom, vielleicht manchmal auch infolge Chlorose und Magen- 
darmaffektionen. e 


Die Acne vulgaris sitzt hauptsächlich in der Haut des Ge- 
Sie tritt meist in 
der Pubertätszeit auf. tee 
Auch hier muß die Behandlung eine interne und eine ex 
terne sein. Die erstere bezweckt die Diät, Verdauung und den 
Stuhlgang zu regeln — die Nahrung sei frei von Fett und reizen- 
den Stoffen, leicht verdaulich. Käse und reichlicher Fleischgenuß 
sind zu vermeiden, mehr Milch- und Mehlspeise zu empfehlen. 
Hefepräparate (Furunkulin, Levuretin Feigel [dreimal täglich 
einen Kaffeelöffel] oder Bierhefe drei bis sechs Kaffeelöftel täg- 


- Rp. Ammon. sulfo-ichthyol. . 
Extract. tarax 
Pulv. rad. Liquir. q. s. 
u. f. pil. No. 100 
S. dreimal täglich eine Pille. 


Die externe Behandlung besteht bei größeren Knoten oder 
Pusteln in Scarification, Eröffnen der Abscesse. 


Die weitere Behandlung besteht in Waschung mit warmem 
Wasser und einer Schwefelschmierseife, Naphtholseife oder Schwefel- 
campherseife, Salicylschwefelseife; durch diese Waschungen wird 
das Fett der Haut entfernt. Man läßt den Schaum über Nacht 
einwirken (besonders eignen sich dazu die Salicylseifen, weil durch 
diese die Oberhaut abgelöst wird), wodurch der Schwefel in die 
Tiefe dringen kann. Bei schwereren Fällen genügen die Waschungen 
nicht und man muß über die Nacht applizieren, z. B.: 


Rp. Flor. Zinei 


100,0 


Rp. Sulfur. dep. . . 10,0 


Flor. sulf. . .aa 30 Balsam. peruv. 
Vaselini EN) d Camphor. . aa 100 
(Finger) Sn Sapon. vir. . 30 
Axung. porci . . . 500 
M: D. S. Salbe (Eichhof). 
Rp. Spir. sapon. kal. . 20,0 
ß-Naphthol.. 2,0 
oder Sulf. praecip. . 20,0 
ade 5: 50,0 
M.D.S. abends einpinseln. 


Wenn die Haut nach mehrmaliger Applikation sehr gereizt 


ist, trägt man für einige Tage eine milde Salbe auf, etwa 3 %iges 
Borvaselin oder: 


Rp. Zinei oxyd.. 20 
Ung. simpl.. . 20,0 
M. D.S. Salbe. 


Man darf eine etwa auftretende Hautentzündung nicht mit 


Puder behandeln, weil dieses die Ausführungsgänge abermals 
verstopft. 


Zur rascheren Behandlung eignen sich die Schälkuren, wo- 
durch die obersten Hornschichten mortifiziert und abgestobeu 


werden. Man verschreibt derartige Schälpasten mit Resorein oder 

ß-Naphthol, z. B.: ° j 

Rp. Resoreini . 2,0 Rp. #-Naphtholi . 5,0 
Sulf. praeeip. 4, Sapon. virid. on 
Solut. Caleii chlor. 40,0 oder Vaselini KAA 150 
Vaselini 30,0 Sulf. praeeip. » . : ® 


M.D.S. Schälpasta. M.D.S. Schälpasta. 


Die Schälpasta wird täglich für ein bis zwei Stunden oie 
aufgelegt, dann abgewischt und eine der früher genannten De r 
salben eingerieben, Nach einigen Tagen beginnt sich die fa 


Digitized by Google Ä ui | 


NO Es ER 
t. Dee e 
EE tr Zn; $ . . 
pL ii so er. 
í = AS tt . 
een Re ee q PS TA 
, } PA RE te De Nenn 
N ` Fo ` -S 


: an : 
em - BEER 1 E an Serd Ne A 
4 Ti i | ee ee 
i A r 

. S E f ER R, , T: 
T , l l es Br 3% Br i : | Er “ai: en 
F » { Ey OR RAP, Ber 

29. Juni. | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. >- aa 


, 


Blasen an: der Basis. tritt eine Desquamation ein, worauf die so 
behandelte Hautstelle auf. Zinkoxydpuder. oder 3°/,igem Borvaselin 
ausheilt. Die. gesunde Haut.kann man durch Bestreichen mit einer 


dieken Gummilösung schützen. 


zu schälen; es folgt nun eine 'mehrtägige Pause, hierauf "eine. 
Wiederholung ‘der Kur, dann abermals Pause, abermalige Wieder- 


holung usw, n į Br 
. = . * OE , ; 
Ephelides sind stecknadelkopf- bis linsengroße, gelbe an ae Anwendung i S chälp asion wird: empfoblen, Z. B.: 
bis hellbraune Flecke im Niveau der Haut; sie. sitzen meistens im er EA BL, ee a Er Rp a 2 0 
Gesicht zu beiden Seiten der Nase, an den Wangen und der Stirn, Vaselini . . | | 700 oder Sapon. virid. : ; 2 
"M. D. S. Schälpasta. - . Vaselini . . . aa 25,0 n 
a M. D.S. Schälpasta. ee 


aber auch an anderen .Körperstellen, besonders den oberen Extre- 
mitäten, und hier hauptsächlich am Handrücken. Sie nehmen im | 
Frühjahr und Sommer an Intensität zu, um im Herbst und Winter’ 
abzublassen, Sie sind bei Personen mit hellem Teint, besonders 
Rothaarigen, mehr als bei anderen vorhanden. 
h Bei ihrer Behandlung empfiehlt es sich dem Patienten vor- 
herzusagen, daß das Leiden oft mehrmals rezidiviert, ja daß man 
die Ephelides nie dauernd verschwinden machen kanı. 

Die Behandlung muß eine Desquamation der Epidermis und 
rasche mechanische Entfernung der pigmenthaltigen Zellen be- 
wirken; entweder in langsamer oder in rascher Prozedur, , 

Bei der ersteren wendet man eine Quecksilbersalbe an, z. B.: 


“Rp. Hydrarg. bichlor. corros. 0,& 


Diese Pasten werden auf die Haut dick gebracht und ein 
bis zwei Stunden einwirken gelassen; hierauf abgewischt,) folgt 
3%/oiges Borvaselin., S u f S 

Auch' täglich anzuwendende Waschungen mit. Citronensaft, 
verdünnter Salz- oder Essigsäure, sowie mehrere Tage dauernde 
| Anwendung von Sapo viridis -führen zum Ziele. eo 

ape S i o 


Lentigines (Linsenflecke) sind mohnkorn- bis ar 
"bohnengroße, gelbe bis braune, scheibenförmige Flecke der Haut, 
welche besonders im Gesicht auftreten; sie entstehen während des 
Lebens, sind also nicht angeboren, bleiben meist das ganze Leben 


er 
nn X . H = 
z -å a N ne 
SIR en en en ` mataa 
e as Pari B -z ne 7 acım © zin en = ur n 
Fer ET en wu. ER e 2 - nn Hann A = unten. . 
Men REN al men tn EI FREE EEE, Te N ar 
-n AR nn ii A a en o n a nen ea Re En Te 
rd Ce mei a tust: 2 SER 5 s VA = 
7 5 Ra na. tin. a 2 ESSENER N 
a Ba ee ee nn mu n ee T 
$ am is 2 : Ba RT 2 
a RT CORP $ oot ums 
t er AE a LEd Kr Soe ae s .s 
TA = % N E 
= a 


‘Rp. Mercur. praeeip. albi Arg 
Ei en Te a 20 Vak nz 2 hindurch, obwohl auch Fälle bekannt sind, wo sie spontan ver- i i 
oder -S. abends einreiben. schwinden. ER FO r - , ur ae 
' | Wenn‘ sie nicht in großer Anzahl vorhanden sind, entfällt D 
| Bar. , 


S. nach vorheriger Seifen- 
waschung am Abend ein- 
reiben und mit Puder be- 


a Se 
al EINS 205 
A ye 

un” 


jede Therapie, sonst macht man! zweimal täglich Umschläge mit 
3°/,igem H,O, durch 20 Minuten oder Betupfen mit Acid. carbol. 


N... decken. | Br ; T | 
Dee Bei der foreierten Prozedur geht man: folgendermaßen vor: ns wendet die von Hebra angegebene SommerEprCrunn: 
| =: „man nimmt eine 1°/,ige wäßrige Sublimatlösung, tränkt damit © R Hydrarg praec. albi . 
wi Leinwandflecken, legt sie auf die Sommersprossen und erhält die P Bismut submit. . . = > mu 60 
= Flecken durch Nachbefeuchten drei bis vier Stunden feucht, Es | Ung. Glycerini . 20,0 
i entsteht eine erythematös-bullöse Dermatitis; nach Anstechen der ! ' ` M.D.S. Salbe. o 
| Ärztliche Gutachten aus dem Gebiete des -Versicherungswesens (Staatliche und Privat-Versicherung). _ 
A j i ; l | Redigiert von San,-Rat Dr. Hermann Engel, Berlin W 30. : T. ` 
p War. eine tuberkulöse Erkrankung der rechten Lungenspitze un an ee vom 25. Ru a Er 
gio "die Folgi | ie rechte Rückenseite)? | Peschränkung nicht mehr angenommen wurde. Am 1. November | 
d a a a a EZ De | nahm eis Isichte Arber bei einem Landwirt an.. Ein Gutachten 
į Se FE Von des Dr. B. erachtete die Verletzte um 50 °/, erwerbsbeschränkt. 
Ä ‚Prof. Dr. Lenzmann, Duisburg. | © |} Befund. Die Verletzte klagt über Schmerzen. des Rückens 
überein. | und unter dem rechten Schulterblatt, Außerdem will sie Schmerzen 


-an der Wirbelsäule in der Gegend des fünften bis siebenten Brust- 
wirbels haben. Die Schmerzen seien ihr bei der Arbeit hinderlich. 
Endlich leidet sie — nach ihrer Angabe — an Husten mit gering- 
fügigem morgendlichen Auswurf und Kurzatmigkeit. Wegen dieser 
Beschwerden könne sie schwere Arbeit. nicht verrichten, sie leiste 
nur leichte Arbeit bei einem Landwirt. E 
` Die Untersuchte macht den Eindruck eines gesunden, 
normal ernährten ‚Menschen. Der Gesichtsausdruck ist frisch, das 
Fettpolster normal entwickelt. Bei der Betrachtung des Rückens 
fällt auf, daß die Wirbelsäule in ihrem Brustteil nach links und 
dementsprechend in ihrem. Lendenteil nach rechts ausgebogen 
ist. Die Verbiegung (Skoliose) der Wirbelsäule gleicht sich beim 
Bücken vollkommen aus. Von’ irgendeiner anderen Veränderung 
‚der Wirbelsäule ist nichts festzustellen, ebensowenig an ' den 
-Stellen der rechten Rückenseite, die als schmerzhaft bezeichnet 
werden. Vor allem ist nichts mehr zu finden von geheilten Rippen- 
brüchen, die früher durch den Unfall bewirkt sein sollen. Alle 
Bewegungen ‘der Wirbelsäule (Bücken, Seitwärtsbewegungen) sind 
vollkommen frei. Das Herz zeigt keine Abnormität. Die Unter- 
suchung der Lungen ergibt folgendes: In der rechten oberen 
Grätengrube und in der rechten oberen Schlüsselbeingrube ist der 
Klopfschall verkürzt, die rechte Lungenspitze steht etwas tiefer 
als die linke, auscultatorisch ist hier in der rechten Lungenspitze 
ein scharfes und rauhes Einatmungsgeräusch und ein verlängertes 
unbestimmtes Ausatmungsgeräusch festzustellen.- Beide Geräusche 
sind von einzelnen fernklingenden feinblasigen Rasselgeräuschen be- 
gleitet, die besonders: beim Husten deutlich sind. Die übrigen 
Lungenpartien zeigen keine Abweichungen von der Norm. Die 
anderen lebenswichtigen Organe sind gesund. Der Urin'ist frei 
von Eiweiß und Zucker. Am Nervensystem keine Besonderheiten. 
- — Die Untersuchung des Blutes auf seinen Hämoglobingehalt er- 
pwde sie dem Krankenhaus in O. überwiesen, wo sie bis zum | gibt, daß die Untersuchte statt 100 °/, nur 90 °/, Hämoglobin be- 
3-September 1918 verblieb. Laut Gutachten vom 36. September 1918 | sitzt, also 10.%/, zu wenig. Man geht wohl nicht fehl, wenn man 
Wurde sie zu 40 %, in ihrer Erwerbsfähigkeit beschränkt erklärt, | einen derartigen Blutbefund als das Zeichen einer leichten 'Bleich- 


wa 


-.—r- 


0... Die Vorgutachter stimmen “in ihrem Urteil ‘nicht 
; Während in dem Gutachten vom 28. September 1918. die Verletzte 
7 wegen bestehender Rückenschmerzen von Dr. Th. zu 40 °/, in ihrer 
} Erwerbsfähigkeit beschränkt beurteilt wird, wird.sie in dem Gut- 
S achten. vom 25. November 1918 von Dt. G. für vollständig erwerbs- 
fähig erklärt. -In seinem Gutachten vom 22. Februar 1919 kommt 
Dr. B. zu dem Resultat, daß die Verletzte um 50 °/, in ihrer Er- 
werbsfähigkeit beschränkt sei, Er begründet dieses Urteil mit der 
Vermutung, daß es sich um eine beginnende Tuberkulose der 
| rechten Lunge handeln möchte, die mit,dem Unfall in ursächlichem 
| zZusammenhange stehen könnte. Auch bezüglich des objektiven 
Befundes- gehen die Vorgutachter auseinander. Die beiden ersten 
Gutachter erklären die Lunge für gesund, während Dr. B. eine 
Lungentuberkulose vermutet. Eine Verkrümmung der Wirbelsäule 
haben alle drei Vorgutachter gefunden. Während der eine aber 
' die Verkrümmung als Skoliose bezeichnet, die im Brustteil eine Aus- 
biegung nach rechts und im Lendenteil nach links zeigt, kommen 
‚die beiden anderen Gutachter zu dem entgegengesetzten Resultat, 
sie nehmen eine Ausbiegung nach links im Brustteil uud nach 
rechts im Lendenteil an. — Diese widerstreitenden Ansichten und 
Urteile. sind. mir eine besondere Veranlassung gewesen, die Ver- 
letzte genau zu beobachten und zu untersuchen, um mir ein ob- 
jektives Urteil zu bilden, | 2 
. Vorgeschichte, Die H. erlitt bei dem Unfall (Sturz 
' von einem Kran in einer Höhe von 8 m) eine hochgradige 
Quetschung der rechten Rückenseite.. Unmittelbar nach dem 
‚Unfall war sie eine halbe Stunde bewußtlos und hustete Blut. 
Sie wurde sofort dem Krankenhaus überwiesen, wo sie bis zum 
25. Mai 1918 blieb. Im Krankenhaus hat sie noch drei Wochen 
Blut gehustet. Nach Verlassen des Krankenhauses hat die Ver- 
letzte die Arbeit noch nicht wieder aufgenommen, weil sie über 
ückensehmerzen und Atemnot zu klagen hatte. Am 5. August 1918 


` 


u > - b -raa p y = 
b IE SE ee tere A re sn here ae = 


ee na Ai = q - ne = en pr. 7 gi 
2 arten 2> a r 2z = - - s a] Sd ` Ao SALA kA . 
u! - - - = = > r Ar en = Dd a TERN $ ` 
a Be m - nd BEE ne 2 o7 ge ee ee Tr P i > ji 
ee .- Ze u ne Ben ul za ner paan - JA i Br t ` ° 
r N onen < ~ - - —— ’ 22 < $a N á - .. 
et a Ten un nz ae ia a ——— 7 u; -di SS ne a Ar 
an u = . 
= u > > a i 2. s; : . 
— ~ - - = = bu ” . ar ar nd ` . ` 
- u x regn > ei g ROLA E 5 iian 
u nun nen nen 3 Ar . ` - ? ji 
-i E- ` D e b 
T 2 > Ele 7 E ‘á 
i “ r . - . b 
a + en 
' 
p” - 
g [j 


z = Fe E aa EAN a 
e a E -- u — a narri 
pilaren Mmi En a E 


642 | | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. 


sucht betrachtet. Es ist hier besonderer Wert auf die Feststellung 
zu legen, ob der durch den physikalischen Befund festzustellende 
Prozeß in der rechten Lungenspitze tuberkulöser Natur ist. Man 
geht fast nie fehl, wenn man bei derartigem Befunde einen tuber- 
kulösen Prozeß annimmt. Um einen andersartigen kann es sich 
kaum handeln. Die Röntgendurchleuchtung ergibt ein geringes 
Zurückbleiben der rechten Lungenspitze bei der Einatmung, Schatten, 
die auf eine intensive Verdichtung der Lungenspitze hindeuten, 


_ sind nicht festzustellen. Im geringfügigen Auswurf sind — auch 


bei sorgfältigster Untersuchung — Tuberkelbacillen nicht zu 
finden. Das Nichtvorhandensein der Tuberkelbacillen beweist aber 
nichts gegen Tuberkulose. Ich habe zur sicheren Orientierung 
die Tuberkulinprobe angestellt. Auf 1 mg Tuberkulin reagiert 
die Patientin durch 'Temperatursteigerung bis zu 38,6 Grad. 
Örtlich ist nach der Tuberkulininjektion nach 24 Stunden eine 
deutliche Reaktion (vermehrte Rasselgeräusche) festzustellen. Diese 
Probe weist mit Sicherheit darauf hin, daß es sich um einen tuber- 
kulösen aktiven Prozeß der rechten Lungenspitze handelt. 
Beurteilung. Die geringfügige Verbiegung der Wirbel- 
säule, die übrigens keinen Einfluß auf die Erwerbsfähigkeit der 
Verletzten ausübt, steht nicht in ursächlichem Zusammenhang mit 
dem erlittenen Unfall. Sie war ganz gewiß schon vor dem Unfall 
vorhanden, ohne daß die Verletzte davon wußte. Der Fehler hat 
ihr nichts geschadet, auf ihn war sie auch noch nie untersucht 
worden. Ebenso lege ich kein Gewicht auf die vorgebrachten 
Klagen über Rückenschmerzen und die Schmerzen der Wirbel- 
säule. Sie sind im Hinblick darauf, daß die Verletzte sich frei 
nach allen Richtungen bewegen kann, ganz gewiß ohne Belang 
für ihre Erwerbsfähigkeit. Eine andere und meines Erachtens 
einzig wichtige und bedeutungsvolle Frage ist diejenige, ob die 
jetzt vorhandene tuberkulöse Erkrankung der rechten Lungen- 
spitze mit dem Unfall in ursächlichen Zusammenhang gebracht 
werden muß. Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Man 
muß bei ihrer Beantwortung alle die wissenschaftlichen Momente 
berücksichtigen, die im Laufe der Jahre — solange wir eine 
Unfallgesetzgebung haben — hin und her erwogen worden sind. 
Unter dieser Berücksichtigung muß folgendes ausgeführt werden: 


Die Verletzte gibt an, daß sie vor dem Unfall nie gehustet 
hat, überhaupt nie krank gewesen ist. Es ist als wichtig festzu- 
stellen, daß die Verletzte im Anschluß an den Unfall Blut ge- 
hustet hat, also daß die Lunge verletzt war. Daß die Lunge etwa 
durch die Bruchstücke der Rippen direkt verletzt worden ist, ist 
nicht anzunehmen. Es müßte in einem solchen Falle eine bedeu- 
tende Verschiebung der Rippenbruchenden stattgefunden haben. 
Davon ist aber in den Akten nirgendwo die Rede. Auch die 
Röntgenaufnahme hat die Stellen, an denen die Rippen gebrochen 
-waren, nicht erkennen lassen. Das müßte aber zutreffen, wenn 
eine Verschiebung der Bruchenden stattgefunden hätte. — Wenn 
aber eine direkte Verletzung der Lunge nicht bewirkt ist etwa 
durch Aufspießen derselben durch die verschobenen Rippenbruch- 
enden, dann muß eine indirekte Verletzung stattgefunden haben 
durch Erschütterung des Organs. Nun kann durch eine derartige 
Erscehütterung auch eine gesunde Lunge wohl eine Verletzung er- 
leiden. Es können Lungenteile einreißen, und das ausfließende 
Blut kann sich in die kleinen Luftröhrenäste und Lungenbläschen 
ergießen. Zum Teil wird es ausgehustet, zum Teil bleibt es 
liegen. Es ist nun schon immer wieder die Frage aufge- 
worfen worden, ob eine Verletzung der Lunge, die einen Blut- 


ir ` d ka F, FF HE 
f P 


i IEN ye 
TE ER 
~ y- c" Py Er: 


a 
Com 
Sem 


992 uni 


erguß in das Lungengewebe bewirkt, den Anlaß zur Entwicklung 
einer Lungentuberkulose geben kann an der verletzten Stelle. 
Das könnte selbstverständlich nur dann stattfinden, wenn der 
Tuberkelbacillus, der doch die letzte Ursache der ‘Tuberkulose ist, 
zu der Zeit, in der die Verletzung stattfand, durch Einatmung 
oder auf dem Wege des Blut- oder Lymphstromes an die Stelle 
der Verletzung gelangte und sich dort — als auf einem frucht- 
baren Boden — ansiedelte.e Daß ein solcher Vorgang sich ab- 
spielte, daß also die Verletzung die Entstehung einer ersten (pri- 
mären) Tuberkulose zur Folge gehabt hätte, kann natürlich nur 
dann angenommen werden, wenn mit Sicherheit festgestellt werden 
könnte, daß die Verletzte vor dem Unfall absolut gesunde Lungen 
hatte, daß nicht ein alter schlummernder, sogenannter latenter 
Herd, der aber noch lebende Bacillen enthielt, in der rechten Lungen- 
spitze vorhanden war. Wenn die Verletzte angibt, vor dem Un- 
fall nie gehustet, überhaupt irgendein Krankheitsgefühl nicht ver- 
spürt zu haben, dann ist diese Angabe durchaus kein Beweis, 
daß nicht ein alter schlummernder, sogenannter latenter Herd in 
der Spitze vorhanden, daß sie also ganz intakt war. Alte der- 
artige Herde sind so häufig als zufällige Befunde bei Obduktionen 
von — an irgendeiner anderen Erkrankung — Verstorbenen an- 
“zutreffen, daß man niemals mit Sicherheit von einem Menschen 
behaupten kann, er habe absolut gesunde Lungen. — Da das 
Einreißen einer gesunden Lunge — wenn es auch als mög- 
lich anzunehmen ist — doch — falls, wie hier, eine indirekte Ge- 
walt in Frage kommt — immerhin zu den Seltenheiten gehören 
dürfte, da andererseits eine geringfügige Lungenerkrankung füg- 
lich bei sehr vielen Menschen angenommen werden kann, so liegt 
hier mit genügender Wahrscheinlichkeit der Vorgang so, daß durch 
die Erschütterung des Brustkorbes das morsche Gewebe einer 
bereits tuberkulös erkrankten, im schlummernden Zustand befind- 
lichen, aber noch lebende Tuberkelbacillen enthaltenden Lungen- 
partie der rechten Spitze eingerissen, und daß durch diese Ver- 
letzung die Blutung und der Bluthusten entstanden sind. Zu- 
gleich ist aber der schlummernde tuberkulöse Herd durch Zer- 
reißung seiner Hüllen und durch das Freiwerden lebender Keime 
wieder zur Aktivität angefacht worden. Mit dieser Annahme 
stimmt auch die Zeitdauer, in der eine allmähliche Weiterentwiek- 
lung des tuberkulösen Herdes sich ausgebildet hat, überein. Es 
würde sich also in diesem Falle um eine Neubelebung eines be- 


reits bestehenden, aber schlummernden tuberkulösen Herdes durch 
den Unfall handeln. 


Ob vorher die Lunge wirklich gesund war, also durch den 
Unfall eine primär neu entstehende Tuberkulose zur Entwicklung 
kam, oder ob — was viel wahrscheinlicher ist — die letzte An- 
nahme zutrifft, auf jeden Fall ist der jetzt bestehende tuberku- 
löse Prozeß der rechten Lungenspitze als Unfalltolge anzusprechen. 


Der Prozeß ist nun ein gutartiger. Die Verletzte ist u 
einem guten Ernährungszustand, sie ist fieberfrei, der tuberkulöse 
Prozeß hat nur einen kleinen Teil der rechten Spitze ergriffen 
und hat nicht die Neigung, fortzuschreiten. Es ist deshalb die 
Annahme berechtigt, daß er bei geeignetem Verhalten (gute Er- 
nährung, Aufenthalt in frischer Luft) ausheilen oder doch m das 
frühere Stadium der Latenz wieder eintreten wird. Ich erachte 
die Verletzte augenblicklich um 20% in ihrer Erwerbstähigkeit 
geschädigt mit der Vorhersage, daß sie nach einigen Monaten ihre 
vollständige Erwerbsfähigkeit wiedererlangen wird. Eine Nach: 
untersuchung nach drei Monaten ist angebracht. 


- Referatenteil. 
Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolif, Berlin. 


Sammelreierat. 


Neuere Arbeiten aus dem Gebiet der Herz- und Gefäßkrankheiten. 


Von E. Edens. 
(Schluß aus Nr. 25.) 


Um das Ergebnis einer energometrischen Untersuchung an- 
schaulich wiederzugeben, kann man die Druck- und Volumenwerte 
in ein Koordinatensystem eintragen, in dem die Ordinate die 
Volumenwerte, die Abscissen die Druckwerte darstellen, sogenanntes 
Arbeitsdiagramm. Bei demselben Menschen können die Werte unter 
besonderen Bedingungen erheblich wechseln; so sah Schrumpf 
nach 120 g Kognak den Arbeitswert des Pulsstoßes von 280 auf 
420 qem in 25 Minuten steigen, nach 40 Minuten betrug der Wert 


200, nach 60 Minuten wieder 280 gem), Von den Herzklappe 
fehlern geben nur die Aorteninsuffizienzen eine charakterisüst i 
Kurve, und zwar auch nur dann, wenn der Klappenfehler gut 


kompensiert ist, da durch die Dekompensation die maßgebenden. 
Pulseigenschaften verwischt oder aufgehoben werden. Bezeichne," 
für die Aorteninsuffizienz ist einmal, daß die Volumenwerie Ba 
groß sind; da das Volumen im Diagramm durch die Or ma 
ausgedrückt wird, so fällt die Kurve sehr hoch aus. Bezeichne 


1) Diese erhebliche Arbeitssteigerung wirft Licht auf m aa 
genannte idiopathische Herzhypertrophie der Trinker. Sie ar 
Erkärung dafür ausreichen, daß chronischer Alkoholismus aut rühren 
anatomisch nachweisbare Gefäßschädigungen zur Herzhypertrophie 
kann. (Referent.) i . 


Digitized by Google pn P 


Er 


puna m. ea ze im 
TE Tr ne a Saat ia a onae in X 


TA, PETRIN O E E DH tI ëV 
=- ~t nm m. 


Ton Bon: 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26: - 


- durch eine ungenügende Füllung der Arterien erklärt wird. Ursache 
der ungenügenden Füllung kann Herzschwäche oder Dilatation 


| Pulsfüllung durch die Energometrie und die von Sahli eingeführte 


.Brösamlen. angegriffen worden. Er wies. nach, daß durch 
bestimmte Kälte- und Wärmeanwendungen die Pulsfüllunug im 


Aus der Sphygmovolumetrie ist deshalb nur unter der Bedingung 


möglich, daß’ die Vasomotoren still und die Gefäßwand normal 
sind. Da Brösamlen die Beurteilung dieser Bedingung für 


der Energometrie und Sphygmobolometrie skeptisch gegenüber. 


Reinhart, wieweit Übereinstimmung zwischen Pulsfüllung und 


und nur die Arbeitswerte statt der wichtigeren Volumenwerte seinen 


vergleichenden Betrachtungen zugrunde gelegt. habe. Reinhart 
untersuchte die Pulsfüllung unter verschiedenen Bedingungen, 


“such, 3. bei der Atmung, 4. bei Änderungen der Schlagfrequenz, 
‚diagraphischen Untersuchungen ist bekannt, daß die Herzfigur im 
Stehen kleiner ist als im Liegen. Von Moritz, Dietlen (siehe 

u oben) und Anderen wird diese Verkleinerung auf eine geringere 
‚Füllung des Herzens zurückgeführt, die durch eine aus hydrosta- 


-` tischen Gründen stattfindende Blutansammlung im Gebiet der 
- unteren Hohlvene, zum Teil auch durch eine Steigerung der Schlag- 


P 
durch die Stickoxydulmethode für das -Schlagvolumen festgestellt 


:sierte Herzen 


_ nd dadurch die Füllung des Herzens vermindert und ferner die 


der Volu 


' die'an und für sich das Schlagvolumen steigern würde. Zu 3. Bei 


29. Juni. ` u = 

ist ferner, daß die Druckwerte etwa normal. sind; da.der Druck | Herz :wird stärker, das linke Herz geringer gefüllt, das Schlag- 
durch die Ascisse ausgedrückt wird, so fällt die Kurve schmal, ihr: |-volumen der linken Kammer sinkt, Unterstützt wird die Abnahme 
Anstieg und Abstieg steil aus. Schrumpf hat nun gefunden, | des Schlagvolumens durch die gleichzeitig. eintretende Pulsbe- 
daß ein Diagramm vom Typus der Aorteninsuffizienz nicht nur bei | schleunigung. Die Sphygmovolumetrie ergab eine entsprechende 
diesem Klappentehler, sondern auch dann gefunden wird, wenn | Verringerung der Pulsfüllung: Daß. diese nicht allein auf die 
die Aorta abnorm weitbar oder, klinisch gesprochen, dnreh krank- 
hafte, sogenannte präsklerotische Wandveränderungen in ihrer 
Widerstandsfähigkeit gegenüber .dem Blutdruck geschwächt ist. Zu 
erklären ist diese Erscheinung in folgender Weise: Der Arterien- 
puls wird bestimmt durch die Tätigkeit der. linken Kammer und das 
Verbalten der Arterienwand. Eine große herzsystolische Volumen- 
schwankung der Arterie kann daher entstehen durch ein großes 
Schlagvolumen (Aorteninsuffizienz) oder. durch eine große Dehn- 
barkeit der Arterie (entzündliche z. B. syphilitische oder 
degenerative z. B. ‚durch Abnutzung hervorgerufene Wand- 
veränderungen). Ein Pulsdiagramm vom Typus der Aorten- 
insuffizienz erlaubt hiernach, wenn dieser Klappenfehler ausge- 
schlossen werden kann, die Diagnose auf Präsklerose, und zwar 
zu einer Zeit, wo die übrigen Untersuchungsmethoden (Perkussion, 
Auscultation, Röntgenverfahren) noch versagen können. Manche 
Diagramme zeigen im absteigenden Schenkel einen. Knick, der 


.achtet wurde. 


Die zweite Beobachtung ist zu erklären durch Erweiterung der 
‘|. Gefäße und Steigerung der Herztätigkeit infolge des Atropins; die 


| werte. Besserung von insuffizientem Klappenfehler durch Strophanthin 
kamen in den Volumenwerten deutlich zum Ausdruck, bei Ver- 


schlechterungen sank die Pulsfüllung wieder. | 
‚Beweis für. die Zuverlässigkeit der Methode führt Reinhart noch 


-dieselben Werte gaben, wenn die Untersuchung unter den gleichen 
Bedingungen vorgenommen wurde. Reinhart kommt zu dem 
‚Schluß, daß die Sphygmovolumetrie ein brauchbarer Maßstab für 
das Schlagvolumen ist, wenn man die Methode nicht als Diagnosen- 
 automat betrachtet, sondern. kritisch verwertet. 

Methode zur Bestimmung des Schlagvolumens 
bei intaktem Kreislauf schlägt Klewitz vor... Er 
‚registriert mit Hilfe einer Seifenmembran die kardiopneumatische 
Bewegung, nachdem zuvor die Exkursionen der Membran durch 


und Rigidität der Gefäße: sein. Die nähere Begründung dieser 
Erscheinung muß im Original nachgesehen werden. Die Messung 
des systolischen Volumenzuwachses der Arterie, der sogenannten. 


Sphygmobolometrie ist in einer früher hier referierten Arbeit von 


umgekehrten Sinne wie das Schlagvolumen beeinflußt werden könne. 
 pneumatischen Kurve wird dann mit dem Zirkel gemessen und 


ein vertrauenswürdiger Schluß auf das Schlagvolumen des Herzens | 
daraus nach Maßgabe der Eichung das Schlagvolumen .berechnet. 

Schlagvolumen nur 17 cem. — Herz und Gefäße sind in engster 

Arbeitsgemeinsthaft so miteinander verbunden, daß sie als eine 


recht schwierig hält, so steht er der. praktischen Verwertbarkeit 
einheitliche Maschine zu betrachten sind. Eine Prüfung der. 


In einer Arbeit über die Eignung der Sphygmovölu- 


metriezurBemessung derSystolengröße prüft nun | 
Gegen alle bisher empfohlenen Methoden der Funktionsprüfung — 


"Bestimmung des Pulses, des.Blutdruckes, des Schlagvolumens, der- 
‘ Pulsfüllung, der Herzgröße, Orthodiagraphie des Aktionsstromes 
(Elektrokardiographie), . ‘des Volumens bestimmter Körperteile. 
‘(Plethysmographie) in der Ruhe und nach bestimmten Arbeits- 
‘leistungen — läßt sich der Vorwurf einer gewissen Unzulänglich- 
keit erheben. Das Streben neue, umfassendere. Untersuchungs- 
verfahren auszubilden, ist daher verständlich. , Ein -solches glaubt 
E. Weiß (Eine neue Methode zur Suffizienz- 
prüfung des Kreislaufs) gefunden zu haben. Er ünter- 
sucht im auffallenden Licht unter dem Mikroskop die Finger- 
capillaren und ihre ‚Veränderungen bei sinkendem Druck in einer 


Schlagvolumen nachweisbar. ist, wenn keine besonderen vasomoto- 


tischen Beeinflussungen stattfinden. Gegen Brösamlen wendet 
er ein, daß dieser die Änderungen der Pulszahl nicht berücksichtigt 


die das Herzschlagvolumen ‘in bestimmter Weise verändern, und 
zwar Í. im Stehen und Liegen, 2. beim Valsalvaschen Ver- ` 


ö. bei verschiedenen pathologischen Fällen. Zu 1. Aus ortho- 


Solange der Manschettendruck den maximalen Blutdruck übersteigt, 
findet keine Störung in den Capillaren statt. „Läßt man-nun den 


wieder in Gang, in dem der Druck auch nur wenige- Millimeter 
unter den Maximaldruck sinkt (das heißt sobald auch nur wenig 
arterielles Blut wieder zuströmen kann, genügt diese Vis a tergo 
zusammen mit der Contractionskraft der Arterien, um den zu, 
dieser Zeit im ‘venösen System herrschenden Druck zu überwinden; 


frequenz erklärt wird. ‚Dementsprechend fand Reinhart die 
Fulsfüllung im Stehen durchschnittlich um 25 bis 30% kleiner als 
im Liegen. Das stimmt überein mit den Zahlen, die Lindhard 


hat, Große hypertrophische dekompensierte oder kaum kompen- 
ke zeigten zum Teil keine Verringerung der Pulsfüllung 
im Stehen, solche Herzen’ lassen aber auch nach Dietlen häufig 
nr orthodiagraphische Verkleinerung vermissen. Also auch hier 
„ereinstimmung des Herz- und Pulsbefundes. Zu 2. Beim 
Valsal vaschen Versuch werden einmal durch die Drucksteige- 
tung im Brustkorb die zum Herzen führenden Venen komprimiert 


Anders beim 


in den Capillaren , genügende Druckdifferenz). 


ist, desto größer wird die Distanz zwischen dem Maximaldruck 
und dem in der Manschette herrschenden, ‚am Manometer abzu- 


in Gang kommt.“ Die Zeit, während: der nach völligem Abschluß 
der Circulation noch eine Strömung in den Capillaren nach- 


diastolische Entfaltung des Herzens erschwert. Infolgedessen sinkt 
weisbar ist, wechselt, in der Norm hört sie nach wenigen Sekunden 


das Schlagvolumen und die Herzfigur im Röntgenbild wird kleiner. 
Die Sphygmovolumetrie ergab die ‚zu erwartende Abnahme 
B ımenwerte (75 bis’80% des einzelnen Pulses). Dieser 
Fa ist um so wichtiger, als der Valsalvasche Versuch 
urch Vagusreizung gleichzeitig eine Pulsverlangsamung herbeiführt, 


tractionskraft der Arterien schließen möchte, er glaubt hier die 
‚Möglichkeit einer Suffizienzprüfuug der Gefäße- zu sehen. Die 
Druckdifferenz. zwischen dem Maximaldruck und dem Wiederein- 


der Einatmung wird Blut in den Thorax hineingelockt und durch 


die ‚Erweiterung der Lungengefäße darin festgehalten, das rechte 


843 


Rechnung’ der Pulssteigerung zu setzen ist, zeigten Fälle, in denen . 


Verringerung der Pulsfüllung bei. gleichbleibender Pulszahl beob- 
Zu 4. . Eine bloße Änderung der Schlagfrequenz - 


‘wurde durch Vagusdruck und Atropininjektion erhielt, Die durch ` 
Vagusdruck erzeugte Pulsverlangsamung ging: mit einer Steigerung : 
der Pulsfüllung einher. Nach Atropineinspritzungen zeigte ein Teil 

der Fälle Pulsbeschleunigung. mit Abnahme der Pulsfüllung, ein 
anderer Teil Pulsbeschleunigung mit Zunahme der Pulsfüllung. 


Atropinwirkung fällt eben individuell verschieden aus. Zu 5.  Extra- 
systolen, der kleine Puls beim -Alternans ergaben kleine Volumen- we 


Als allgemeinen - 


an, daß stationäre Herzkranke bei monatelanger Beobachtung stets . 


Eine neue 


eine Lührsche Spritze geeicht sind. Die Amplitude der kardio- . 


Bei einem tracheotomierten seehsjährigen Knaben betrug das 


Leistungsfähigkeit sollte diese Maschine in ihrer Gesamtheit erfassen. _ 


um den Oberarm gelegten Recklinghausen schen Manschette. 


Druck in der Manschette langsam absinken, so kommt die 
Strömung bei normalen. Kreislaufverhältnissen in dem Augenblick ` 


‚es entsteht sofort wieder eine zum Wiederbeginn der Strömung 


insuffizienten Kreislauf; je stärker die Insuffizienz ausgesprochen. - 


lesenden Druck, bei .dem die Strömung in den Capillaren wieder _ 


auf, bei Hypertonie und unter Digitalis vergeht ein Vielfäches der. 
normalen ` Zeit, eine Erscheinung, aus der Weiß auf die Con- 


tritt der Capillarströmung wird maßgebend bestimmt durch den . 
Druck im Venensystem, dessen Höhe mit dem Grade der Kreis- 


a 
k i 
au 


u te 


d a 


wo. 
Zu nn 


nn e 


= 


= 


er 
ae 
Den ©, & 
BETTER 
an Er 


N: x “ i . 
g % Zu + $ - 
, .. i . Se a 
.. 2 Re -` Y 
PE Pre > ar 5 
Ai a a i “ - S 
> te Era 2 ` ROET $ A . 
s wein N B re Da 2 Pure 
f enge Dan 2 x $ - 
“i TRITT > = 


e ee 


ar 


x Fio Sper a a Sg 
a ~ es Pa N ee. 4 $ a 
..., > ae eb ae Serge, en ESen yn ‘o . Br nt 
x TER de ; aNg N = ES 5 a 0 Sr ES e Y 
lag ee BAUER, en x 2 ME k X ; ean pa OS Dor. nr 
= SEE ER i F PE” en EEE ar er Br ur. N ER" EE N 
m. 2.5 -. igos ; Sog RAK d rar 
S at Zn En x 4 b e e Sola re 
ri“ a DLG aat uoa dot K RAE TAR š 
4: + 241 nt aa en LEE 
p s RN 8 


X 


EDIT 


mæ e 


3 
J 
s 
E 
; 
r, 

) X 


-t 
i 
T. 
* 
f 
(i ł 
ne 
Eji 
ar 
23 
rd: 
TEES 
A| N 
Bir. 
h 
= i 
$ 
t. 


am 


Siam Ee 


APEA t 
Arie OS 


Da: a 


xme 


` E TELNE 
~n ae mep me n 
BE = 


nn 
re 
x RS 


nn en nm 


nn 
vr a. AN 


A a. 
POR 35 NA = 


Bra 
. eie er 


ers, 


= 
CN AEA IE er 
<t s B ee 


N 


Wr a 
i 


u Be nie un x ee neh 


m 


H 
f 
I 
i 
] 


> f a . 
ER ER ii 
rd P 


EIEI as 
E > za ap - Y “As 


— 
-y wer) 


vr 
=. 


5 Br wurde a” 
um . a ec Fu e x 


peaa- n 
pres rn ~ me a 
- Eer 
= - ‘ 
. UJALA 
2. a - - 


644 


-M 


laufsinsuffizienz steigt. Das Verhalten der arteriellen Gefäße 
soll demgegenüber eine relativ geringere Rolle spielen. Die 
Resultate der Suffizienzprüfung werden nämlich nicht merklich 
beeinflußt durch Kälte- und Wärmeeinwirkung, durch nervöse 
Zustände (vasomotorischer Art), durch Arteriosklerose oder Aneu- 
rysmen, die einen Pulsus differens machen, Bei Hypertonie ist die 
Capillarströmung beschleunigt, bei Aorteninsuffizienz die pul- 
satorischen Schwankungen des Blutstroms sichtbar, bei Mitral- 
stenose der venöse Schenkel der Capillarschlingen erweitert, bei 
Vasomotorikern Kaliber der Gefäße und Strömungsgeschwindigkeit 
wechselnd, bei Arteriosklerose die Capillaren verlängert, stärker 
geschlängelt, verschmälert, die Strömung verlangsamt, bei Prä- 


sklerose finden sich Veränderungen bald mehr im hypertonischen, 
bald mehr, im arteriosklerotischen Sinne. 


Kylin bringt weitere Untersuchungen über 
akzidentelle Herzgeräusche und Ausdauer bei 
körperlichen Anstrengungen (über eine frühere 
Arbeit des Verfassers wurde schon einmal an dieser stelle 
referiert). Unter 16C0 jungen Männern im Alter von 20 bis 25 Jahren 
fand er bei 20% akzidentelle Herzgeräusche, Beim Schneeschuh- 
wettlaufen mit Preisverteilung erhielten von den Soldaten mit 
akzidentellen Geräuschen 34%, von den ohne Geräusch 71% 
-einen Preis; unter den Leuten mit Geräuschen waren viel mehr, 
die buchstäblich in der letzten Minute ankamen als unter den 
ohne Geräusche. Ein Zusammenhang zwischen schwacher Körper- 
konstitution und Geräuschen konnte nicht festgestellt werden. 
55% der Leute mit Geräusch hatten einen Blutdruck über 
130 mm/Hg, von den ohne Geräusch nur 15%. Der Hämeglobin: 
gehalt war bei allen Fällen von akzidentellem Geräusch normal, 
dagegen machten sie durchweg einen nervösen Eindruck. Es 
besteht demnach ein Zusammenhang zwischen akzidentellen Herz- 


1819 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 26. 


‚I. kl. M. 1917, Bd. 85, H 


29. Juni. 


geräuschen, herabgesetzter physischer Leistungsfähigkeit, gering- 
gradiger Erhöhung des Blutdrucks und allgemeiner nervöser 
Veranlagung. 


Literatur: Dietlen, Zur Frage des kleinen Herzens. (M. m. W. 1919, 
H. 1 u. 2.) — D. Gerhardt, Zur Lehre von der Hypertrophie des rechten 
Ventrikels. (Arch. f. exper. Path. u..Pharm. 1917, Bd. 82.) — Derselbe, Bei- 
trag zur Lehre vom Venenpuls. (D. Arch. f. klin. M. 1918, Bd. 127, H. 3 u. 4) 
— Derselbe, Über Ikterus bei Herzkranken. (Zbl. f. Herzkrkh. 1918. H. 10, 
S. 79.) — Groedel, Vereinfachte Ausmessung des Herzorthodiagramms. 
(M. m. W. 1918, S. 57.) — Hecht, Statistisches über die Ursachen der Herz- 
hypertrophie. (Zbl. f. Herzkrkh. 1918, H. 15 bis 17.) — Hubert, Zur Klinik 
und Behandlung der Aortensyphilis. (D. Arch. f. klin. M. 1919, Bd. 128, 
H. 5 u. 6.) — Kaemmerer, Zur Ätiologie der Endocarditis lenta. Mikro- 
coccus flavus als Erreger. (M. m. W. 1914, H. 11.) — Kastner, Über Endo- 
carditis lenta. (D. Arch. f. klin. M. 1918, Bd. 126, H. 5 u. 6.) — Klewitz, 
Über eine Methode zur Bestimmung des Schlagvolumens beim intakten 
Kreislauf. (Daselbst 1918, Bd. 128, H. 1.) — Derselbe, Berufsarbeit und Herz- 
vergrößerung bei Frontsoldaten. (M. m. W. 1918, H. 34) — Kraus, Über 
sogenannte idiopathische Herztypertrophie. (B. kl. W. 1917, H. 32.) — Kylin, 


| Weitere Untersuchungen über akzidentelle Herzgeräusche und Ausdauer bei 


körperlichen Anstrengungen. (D. Arch. f. klin. M. 1918, Bd. 127, H. 5 u. 6.) 
— Reinhart, Über die Eignung der Sphygmovolumetrie zur Bemessung der 
Systolengröße. (Daselbst Bd. 127, H. 3 u. 4.) — Ribbert, Die Arteriosklerose, 
(D. m. W. 1918, H. 35.) — Schirokauer, Die klinische Bewertung der Plethysmo- 
graphie bei Herzkrankheiten. (Zschr. f. physik. diät. Ther. 1918, Bd. 22, H. 8 
u. 9.) — Schrumpf, Pulsdynamische Studien bei Veränderungen der Aorta 
mit besonderer Berücksichtigung der Frühdiagnose der Präsklerose. (Zschr. 

.1 u. 2.) — Schrumpf, Die Häufigkeit syphilitischer 
Erkrankungen in der inneren Medizin. (D. m. W. 1918, H. 28.) — Derselbe, 
Die Syphilis des Herzens und der Gefäße Bolt Diagnose, Behand- 
lung). (Zschr. f. physik. diät. Ther. 1918, Bd. 22, H. 8 u. 9.) — Theis, Zur 
Frage der primären Lebervenenthrombose. (Zbl. f. Herzkrkh. 1917, Bd. 9, 
H. 20 bis 22.) — Ernst Weber, Die Wirkung natürlicher und künstlicher 
Kohlensäurebäder sowie der Hochfrequenzbehandlung bei Herzkranken 
kontrolliert durch die plethysmographische Arbeitskurve. (D. m. W. 1918) 
— Weiß, Eine neue Methode zur Suffizienzprüfung des Kreislaufs. (Zschr. 
f. exper. Path. u. Ther. 1918, Bd. 19, H. 3) — Weitz, Über die Dauer der 


ae der Herzrevolution. (D. Arch. f. klin. M. 1918, Bd. 127, 
‚5u. 6. 3 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 24. 


Casper (Berlin): Mittel und Wege, die Prostatektomie möglichst 
ungefährlich zu gestalten. Dauernd negatives Verhalten der Nieren 
gegen Phloridzin und_Blaufarbstoff ist eine absolute ‚Kontraindikation 
gegen die Operation. Gegen die Blutungen hilft das Operieren in der 
richtigen Schicht, Umspritzung der Prostata mit Novocain-Suprarenin- 
lösung, gegen die Infektion die Drainage vom Damm aus. 

Schemensky (Frankfurt a. M.): Die Grippenepidemie, klinische 
Beobachtungen und therapeutische Erfahrungen. Verfasser unterscheidet 
bezüglich der Verlaufsarten die katarrhalische, die toxisch-nervöse und 
die katarrhalisch-pneumonische Form. Auch bei Eiweißfreiheit können, 
wie die Urinsedimente beweisen, Nierenschädigungen vorliegen. Salvarsan 
ist von einigem Erfolg bei den schweren Lungenkomplikationen, be- 
sonders bei sehr frühzeitiger Anwendung. 

Rautenberg (Lichterfelde): Meine Methode zur Herstellung 
des Pneumoperitoneums. Verfasser bläst mittels Doppelgebläses nach 
Einstich mit 4 cm langer, 1 mm dicker Kanäle zwischen Nabel und 
Symphyse Luft ein. Sehr zweckmäßig ist Beckenhochlagerung. Ein 
Watte-Gazebausch filtriert die Luft. Dann folgt die Durchleuchtung. 

F. Stähelin (Basel): Über tödliche Blutungen bei Probe- 
punktionen der Lunge. Die Sektion ergab in dem mitgeteilten Falle 
eine ausgedehnte Blutung in den Bronchialbaum, die durch Verlegen 
der Luftwege zur Erstickung führte. Die Blutung ging vom Ort der 
Lungenverletzung aus. | 

Karo (Berlin): Die Prostatahypertrophie, ihre Pathologie und 


Therapie, mit besonderer Berücksichtigung der suprapubischen Prosta- 
tektomie. Fortbildungsvortrag. Reckzeh. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 23. 


Margarete Kleemann (München): Über den Wert der 
Zahlen in der Orthodiagraphie. Bei Beurteilung der Herzgröße im Ortho- 
diagramm sind die Zahlen, die man nach den verschiedenen Methoden 
gewinnt, nur bei starken Abweichungen, die über die beträchtlichen 
individuellen Verschiedenheiten hinausgehen, verwertbar. Ausschlag- 
gebend ist meist die Form des Orthodiagramms bei genügender Er- 


fahrung in ihrer Beurteilung. Das Breiterwerden des Herzschattens > 


bei tiefer Exspiration sagt nichts aus über den Zustand des Herzmuskel- 
tonus, da man dieselbe Beobachtung bei gesunden Herzen und ausgiebiger 
Zwerchfellatmung machen kann. 

E. Ungermann und. Marg. Zülzer: Zur experimentellen 
Pockendiagnose. Hingewiesen wird auf eine Färbemethode, die ge- 


eignet erscheint, das Paulsche Verfahren des Pockennachweises mittels 
der cornealen Impfung des Kaninchenauges in einfacher Weise zu er 


gänzen und. den specifischen Wert des diagnostischen Tierversuchs bei 
der Variola zu erhöhen. 


J. Schereschewsky (Berlin): Mikroskopische Rrühdiagnose 


der Syphilis. Mitteilung einer Methode zur Entnahme und zum Trans- 
port des Spirochätenmaterials. | 


W. Alwens (Frankfurt a. M.): Zur Therapie der Grippepnei- 


monie. Nach einem am 17. März 1919 im Ärztlichen Verein zu Frank- 
furt a. M. gehaltenen Vortrage. | 


M. Henkel (Jena): Beiträge zur Perforation des Uterus. Bei 
Verwendung der Curette oder Abortzange (Wintersche Löffelzange) muß 
man sich ständig ihrer Gefahr bewußt sein. Diese ist aber gering, 
wenn der Eingriff bei genügender Erweiterung des Cervicalcanals vor 
sich geht. Auch in der Behandlung des Aborts kann man auf eine 
wirksame Mithilfe der Wehentätigkeit nicht verzichten. Man lasse den 
Abort möglichst spontan verlaufen und greife nur dann ein, wenn eine 
genügende Indikation durch starken Blutverlust, Fieber usw. gegeben 
ist. Aber auch dann wird man immer erst versuchen, durch Anregung 
der Wehentätigkeit den Cervicalkanal zur Entfaltung zu bringen. Dazu 


ist die Scheiden- und Uterustamponade in Verbindung mit Pituittin 
ein ungefährliches und sicheres Mittel. 


Ferd. Schultze (Duisburg): Zur Heilung des angeborenen 
Klumpiußes. Jeder Deformität des Fußes kann man erfolgreich aut 
unblutigem Wege durch planmäßiges Redressement begegnen. Zu 
unterscheiden ist eine Kompression s technik, die die Knochen 
modelliert, und eine Redressionstechnik, die die Stellung der 
modellierten Knochen zueinander besorgt. Zu verwerfen sind: die Ent- 
kernung des Talus zwecks Reposition dieses Knochens, um den Talus 
in die Gabel zu bringen, sowie ferner die weitere blutige Behandlung 
durch Spaltung der inneren Kapsel zwischen Talus und Calcaneus: 
Der Klumpfuß ist auf rein orthopädischem Wege durch einfache Maß: 
nahmen zur Heilung zu bringen, und zwar mit absoluter Sicherheit. 
Keine Form scheidet aus, ebensowenig das Alter. 


Igersheimer (Göttingen): Eine Brille für Hemianopiker. Nach 


einem Demonstrationsvortrag in der Medizinischen Gesellschaft zu Göt- 
tingen am 10. April 1919. l 


Hans Reiter (Rostock): Das Recht auf Gesundheit. Sozial- 


hygienische Betrachtungen. Der Schmidtsche Vorschlag, die Kreis- 
arztstellen zu einer Art von Kreisgesundheitsämtern auszubauen, wir 


aufs wärmste unterstützt, F, Bruck. 


Digitized by Google 


29. Juni. 


 „Rolikschmerz“ infolge. übermäßig heftiger Muskelcontraction. 


Der Vagus scheint für die Leitung der schmerzbaften Magenempfindungen 


logis 
gischen Gesellschaft München, Sitzung vom 8. April 1919. 


. e r A Pet De g K a . be . > 
G Tg nn u a DR e & N, . 
KL an wi Zur me , En a OE E ine E S . 
i > et on a FT i E E = 
= t ' e - 


. . 
3 =. x 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 986.. g 
B = 3 č FT —m u m - - _ ! Fa 
i Hugo Ba ch (Bad Elster):: Beitrag zur Wirkung der künstlichen 
Höhensonne auf die Haut und ihre Funktionen. Das wirksame Prinzip 
‚der künstlichen Höhensonne, das heißt’des Quarzlichtes ist das Ultra- 
‚Violettlicht. Es kommt nach diesen Bestrahlungen zur Rötung der 
Haut mit nachfolgender Bräunung. Es handelt sich hierbei um eine 
Verbrennung (die "Haut riecht wie versengt), bei der es auch 
zur Blasenbildung . kommen kann.: Aber selbst bei stärkster Be- 
strahlung. werden die tieferen Hautschichten nicht geschädigt, da: die 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 21 u. 22. 


Nr. 21. L. R. Müller :(Würzburg): Über Magenschmerzen und 
über deren ‘Zustandekommen. Die Magenschmerzen, die sich spät nach 
der Nahrungsaufnahme, zur Zeit der Austreibung des Speisebreis aus dem 
Magen einstellen, dürften auf übermäßig starke, auf schmerzhafte Con- 
tractionen der Pars pylorica zurückzuführen sein. So kann ein 
Geschwür am Pförtner dort zu einem reflektorischen Verschluß 
führen. Die Magensehmerzen beim Ulcus ventriculi werden nach An- 
sicht des Verfassers nicht durch die Einwirkung der Salzsäure auf das 
Ulcus als solches ausgelöst. Vielmehr führt die Reizung des Gesehwürs- 
grundes und damit der darin frei liegenden Nervenfasern des motorischen 
Plexus myentericus zu einer krampfhaften Contraction des entsprechenden 
Magensegmentes und erst diese erzeugt die Schmerzen. Auch der auf 
Superaeidität beruhende Hungerschmerz (bei leerem Magen) ist ein 

Die 
heftigen Magenschmerzen, die durch die Magensaftsekretion ausgelöst 
werden, sind also nicht auf direkte Reizung von sensiblen Nerven- , 
fasern zurückzuführen. Erörtert wird dann, auf welchem Wege die 
sensiblen Erregungen von der Magenmuskulatur zentripetalwärts ziehen. 


die Verbrennung ohne Narbenbildung heilt. Die Hautrötung kann nicht 


setzen den Blutdruck herab und wirken belebend und anregend auf 
den Stoffwechsel. Ausführlich besprochen wird die Wirkung der 
Allgemeinbestrahlung auf die Haut und ihre Funktionen. Die Behauptung 
-Kischs, daß die Erfolge der Heliotheraphie . besonders auf den 


Wärmestrahlen beruhen, dürfte nicht zutreffen. u l 
= O Beck (Frankfurt a. M.): Granatsplittersteckschuß in der Wand 
des linken Ventrikels. In dem mitgeteilten Falle bestand völlige Symptom- 


die schwere Infektion stürmisch ein und führte das Ende herbei. Bei 
allen. Brustverletzungen soll der Verwundete unbedingt liegend trans- 
portiert werden, wenn nicht mit absoluter Sicherheit der Sitz des“ 
Splitters außerhalb der Brusthöhle nachgewiesen wird. r 
| J. Oehler (Hannover): Sugillationen an der Fußsohle al 


nicht in Betracht zu kommen. Für die Übermittelung von Schmerz- 
reizen aus dem Magen dient lediglich der Splanchnieus. 
G. Liljestrand (Stockholm) und R. Magnus: Warum wird 


die lokale Muskelstarre beim Wundstarrkrampf durch Novocain aufge-. 
s Sym- 


un, ‚hoben? Die Starre wird reflektorisch ausgelöst durch sensible Er- 
mi regungen, die aus den starren Muskeln selber stammen, ‘und die des- | ptom der Calcaneusfraktur. Wenn man sich vergegenwärtigt, . eine wie ` 
halb zu der Dauercontraction führen, weil die Rückenmarkscentren | dicke und straffe Bindegewebsschicht das Hämatom an der Fußsohle 
TI durch das Tetanustoxin in einen Zustand von Übererregbarkeit. ver- | Jurchwandern muß, bis es in.der dicken Sohlenhaut erscheint, so kann 
RB setzt worden sind. Novocain, in kleinen Dosen intramuskulär ein- | man sich deuken, daß nur Frakturen, die ganz in der Nähe der Fuß- 
Dei) T o gespritzt, lähmt die sensiblen Nervenenden im Muskel, obne die sohle- sitzen, zu Sugillationen darin führen können. | i ' o 
ar . motorische Innervation, also die aktive Beweglichkeit des Muskels, zu Schüßler (Zwickau): Über Hautverfärbung durch ‚Mohrrüben- 
r beeinträchtigen. | - -| genuß.. Sie wurde bei drei älteren Männern beobachtet, die sich 
H. Herzog (Innsbruck): Ohr-, Nasen- und Halserkrankungen | hauptsächlich von Mohrrüben ernähren mußten. F. Bruck. . 
i z i Grippe. Der Verfasser hat das charakteristische Bild der a | R n | u a: 
nfluenzaotitis — serös-hämorrhagische Blasen im -Gehörgang und au RE On | 
r | dem Trommelfell, hämorrhagisches Exsudat im Mittelohr, Neigung zu Zentralblatt für inner e Medizin 1919, Nr. 20. rs 
ee Komplikationen und Neuralgien — so gut: wie vollkommen vermißt. | > Kelling: Zur Frage der orthostatischen Albuminurie.. Verfasser 
a Nach seinen Beobachtungen haben überhaupt das G eh ör organ söwie | spricht den Gedanken aus, daß für die orthostatische Albuminurie die 
” die Nase mit ihren Nebenhöhlen recht wenig unter der Seuche .| Ursache in einer halbseitigen Circulationsstörung zu suchen sei, welche 
gelitten. Dagegen bedeutet die laryngeale Erkrankung eine ernste | hauptsächlich die linke Niere “betrifft. — Die linke Nierenvene, die 
gi Komplikation der Grippe. Auch das eircumscripte entzündliche Ödem | über Wirbelsäule und Aorta hinwegziehf, kann leicht durch Lordose 
DR, des Larynx ist als ein ernster Nebenbefund, aufzufassen. `- | komprimiert oder jedenfalls gedrosselt werden. Auch seitens des- 
| Alfons Foerster (Würzburg): Über Marschhämoglobinurie. | Dünndarmgekröses kann ein Druck auf das Gefäß ausgeübt werden. 
ne _ In den mitgeteilten Fällen handelte es sich jedesmal um einen schweren | Es wird angeregt, entsprechende Fälle mit Ureterkatheterismus zu 
14 Anfall. Therapeutische Maßnahmen, auch Schonungstherapie hatten | untersuchen, um eine etwaige -Eiweißausscheidung allein aus der linken 
| ' keinen Erfolg. HE | Niere festzustellen. Ä - © W.. 
n trèi aarin und Selberg: Sind die nach Unfällen auf- - e ZEN Ze 
u reienden Glykosurien diabetisch? (Beobachtungen an abgestürzten T PPE ; j ats 
f. ‚Fliegern) Die Zuckerausscheidung = stets in kleinen Mengen und Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 22 u. 23. | 
a, unabhängig von der Nahrungszufuhr auf. Sie ist auf Nr. 22. P. Sudek: Die drei. Bedingungen der Frakturheilung als 
d% das außergewöhnliche psychische Trauma zuzückzuführen. l Grundlinie der Pseudarthrosenbehandlung. Die Operation der Pseud- 
s H. Salomon (Wien): Über Pseudoikterus nach Mohrrüben- | arthrose verlangt eine Adaptierung der unregelmäßigen Knochenenden 
p’, genuß. Es handelt sich dabei um eine Xanthose. Deren Farbstoff | durch Resektion und Excision jeglichen kranken Gewebes. Bei 
j ; zeigt spektroskopisch eine weitgehende Ähnlichkeit mit dem der Karotten. | den E Na bei dénen die Zwischenräume nicht durch 
Mi Nr. 29. G az a m r _ | Annäherung zum Verschwinden gebracht und durch Calluswucherung 
S umpende Aorta aa de. aeaee); Bin Feäkermlam Bei Erian | ausgelüi werden können, ist der Defekt durch plastische Im 
wissenschaftliche Heilkunde zu Königsberg den 17. Dezember 1918. + e A ni oe ai en, oder. homop lastis ch entnommenen 
5 W. Stoeltzner (Halle): Die Chromreaktion des chromaffinen | 70Chenstückes zu ersetzen. Das Wesentliche dabei ist, für anbil- 
Ä Gewebes als Adrenalinreaktion. Adrenalin gibt mit Chromsäure die | Qungsfähiges Periost zu sorgen, es durch Anritzen dem Säfte- 
i typische Reaktiori des chromalanen Gowahes strom zugänglich zu machen und frìschem Nachbargewebe anzulagern. 
f M.Allinger-Stein (München): "Herdreaktion bei der Pirquet- a. Th. Naegeli: Der Einfluß der Anästhesie auf den Verlauf von 
schen Cutanprobe. Auch bei der Pirquetschen Hautreaktion soll man Entzündungen. Nach der Entdeckung von Spieß, daß eine Entzündung 
RE sorgfältig täglich den örtlichen Befund über der veränderten Lungen- nicht zum Ausbruch kommt, wenn durch Anästhesie die vom. Ent- 
ei Spitze verfolgen, um etwa auftretende Herdreaktionen nicht zu über. | Zündungsherd ausgehenden, in den zentripetalen sensiblen Nerven ver- . 
, sehen. ‚Sie entscheiden eindeutig über den aktiven Charakter der Er- | Jaufenden Reflexe ausschalten, wurde bei tuberkulösen Patienten 
Krankung, & er a am Oberarm subcutan 5 bis 10 cem 1%iger Novo cainlösung in- 
dem BE sch (Rostock): Klimax und Myxödem. Nach. Jaor = Dann ur ceola Cutanreaktion nach Pirquet über 
f in das Klimakterium kann es zu einer Hyperfunktion der | der anästhetischen Hautpartie und über nicht gefühllos gemachter Haut 
gemacht. Am Menschen und auch bei Meerschweinchen zeigte es sich, 


chil '. z 
i ee ai den ausgesprochenen Symptomen des: Myxödems 
schwächn« ae dem Boden einer konstitutionellen „Schilddrüsen- 
leicht zu ah er als auslösendes Moment besonders 

” an j P . kn ` » 
in Gesta It eines Myxö 2 En groben SunkMonsstörung der Thyreoidea 
i ans Ba b (Mü pe Na ne 
Antigon \ ünchen): 'Methylenblausilber (Argochrom) als 
‚gonorrhoicum beim Weibe. Vorläufige Mitteilung in der Gynäko- 


daß diese vorübergehende Anästhesie genü 1: 
Verlauf -der Tuberkulinreaktion an 
Die Rötung trat später und schwächer auf als an der. Kontrollstell 
Der Ausschaltung des sensiblen Nervenreizes kommt’ also eine. Be 
Bedeutung bei dem Zustandekommen der reaktiven Entzündung zu. | 


Nr. 23. H. Körbl: Zwischenschaltung ii | 
e . ” 7 ein ) 
bei Resektionen an der Kardia. Nach der R n e es | 


ultravioletten Strahlen nur etwa 1/2 mm in die Tiefe dringen, sodaß 
Folge einer Wärmewirkung sein, da dem Quarzlicht die roten Strahlen 


fehlen. Auf den G ès am torganismus wirkt Ultraviolettlicht wesentlich - 
anders als jedeandereHautverbrennung. Die Allgemein bestrahlungen 


losigkeit der Verwundung einen ganzen Tag lang. Erst dann setzte 


- 
Don OnT, 
Ora 


` ; 
- A ” n: 
2% 2% p a RE 7 n 2 + . 
£ . 3 - =. ` 
.. * x A E i s ® $ € d hi 
A ý . i . = s 
. i . E ae ai y s 
r : A x E T e E N i puy 
z x . f s . . - . ` 5 2 í 5 
< e £ > EE E h td ı 
-. ci i A - ar € w - m Pr 
. " j i - . .- Ca Sie: KSA ne | 
wi i . . ` k x oa x ei r 
i A . . r s 
% - * - Pai ` s e 
a, rend . ee ix. Akon á .- aa N `~ P x bi 
r . +: e E y ’ a . . 
ki pi RR a ' . 2% 
B B g : x > - x â = 
a SENT, $ 7 7 ra 
-me = .. we Trs a iS y E A E 
“Eg SPOREN 2 s = 7 PFs 
tia m f3 Fre in 
Te a CE Dar 
= u) Et; 
- 
r 
mn z 


-A 


SR 
BI 
= 


=77 
An 


wu II 


TEAD 


-eae e i a 
En a EAE S 
E TIER, = 


PETE" 


< 


BEE 


FAT 


2 PA 
“aris 


= 


vi, 


ar N 2,rn arg 
Te ung KIES SEE So 
<, 


Kam 
E 


Ten 
aan 
EI 


u. 

- we 
= 

- 


3 Yra ree er PORT x 
STR AIT FETTE a 


-e 


- 
` 


j Í r Ape Pi 
Az . 
ing 


ainaka. a a za: 
Sn 
O Be 


ch Zee e tun m 
x D 


Nele 
Pe 


TI ann nn 
a 
m 


RE 


can 
z 


= 
TE WIN, S 


ST 


E E 


Toye e e 
SA r 
< 
Ț` 


~- 
u. oe. 
ne 


EST A FIT 


= = = 


al Sy a Sa 


nn nn 
m. T 


kr rn E 


=. 
ER 


1- BT? 
ig ei. 
EN IE O A 
I, Teen z 
SW E ar a N 
maa ME N 
1 saoe a ET 
- 
et, 


torere ev DI TEN TEE N 
nr 


Re A 
Anne mer -a 
TE MaA Fo Te pia 
~ nen 


RUN 


mE 


an. 


EN Se 


4 


— 
~ 


-an 


my aJ 


RIE al 


B 
r al >? Bar N 
4 g â u I! s $ 
ti WETE T Aei 
Pd vs WAT 1} fi 
F s m a f A4 5i UA 
h TE A rS 
b L > j 1/2 = f # 
i J R 
t NE p i AAR |I 
T K ru g 
* g? 1 
i >. iu 
4 vi aA at 
193 a 


k i 
r (Qi 
) Nr 
4 MT 
Ai - 
f Fh 
ma ‘ 
A Xi 
f l 
MLT 
u: 
4; JR 
‚I 
2 
A 
À 
>i 
‘ 
i 
i 
1 
w 
4i 
. 


u ai n 5 Ar on ut ia - nr — ji 

A Eier v Br nie, - u a Je- 
> ee ae u e~ * 4 7 - 
ech ur - Pe ze Du. a: 


4 
ER 
jun jà 


> er a a 
ERLEBEN ui e 


m e 


} 
sr 
1 

f 


jr 
5 


' z 
KE TEE i LE E i 
el, il 
{ a ARD 
It Beh 
Hei 


Ri 
i 


646 


Kardia und der kleinen Kurvatur sitzenden Ulcus wurden an einer, 
50 cm vom Duodenum entfernt liegenden Dünndarmschlinge 
zwei Seit-zu-End-Anastomosen angelegt, und zwar die eine mit dem 
Kardiarest, die andere mit dem pylorischen Magenrest, und die beiden 
Magenreste dadurch verbunden. Nach Durchtrennung der Dünndarm- 
schlinge vom übrigen Darm wurden die beiden Schnittflächen neben 
den Anastomosen blind verschlossen und die freien Dünndarmenden 
durch seitliche Anastomose vereinigt. Diese Zwischenschaltung einer 
mobilisierten Dünndarmschlinge ist berechtigt, wenn sich die Magen- 


.reste durch Annäherung nicht vereinigen lassen. 


H. Joseph: Aneurysma und Ligatur der Arteria vertebralis. 
Ein arterielles Aneurysma der linken Arteria vertebralis im Canalis 
transversarius wurde mit Wahrscheinlichkeit diagnostiziert, da bei 
Kompression der Oarotis communis die Pulsation nicht aufhörte, und 
durch zweizeitige Operation zur Heilung gebracht. Nach der 
centralen Unterbindung hörte die Pulsation auf, aber der Sack wurde 
nach einiger Zeit eher größer, daher periphere Unterbindung in Lokal- 
anästhesie nach Küttner und anschließend daran Ausräumung des 
Sackes ohne Blutung aus dem Aneurysma. : K. Bøg. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 22 u. 23. 
Nr.22. E. Herrmann und M. Stein: Heterologe Reizstoff- 


wirkung auf bestimmte System- beziehungsweise Geschlechtsmerkmale 


bei männlichen Kaninchen. Durch die Einspritzung von Corpus-luteum- 
Substanz in Mengen: von 0,01 bis 0,05 g steigend bis zu 0,4 g konnte 
innerhalb von zehn Tagen bis acht Wochen bei männlichen jugend- 
lichen und männlichen reifen Kaninchen eine Hypertrophie der 
Mamma erzeugt werden. Das Corpus-luteum-Hormon ist auch bei 
Gegenwart des Hodens wirksam, der in diesem Falle den an- 
geblichen entwicklungshemmenden Einfluß auf die Mamma jedenfalls 
nicht besitzt. Außer der Brustdrüse wurde auch bei den behandelten 
Kaninchen der Uterus masculinus vergrößert gefunden. | 

F. Lieven: Über Hämophilie bei Frauen. Bei dem zweiten der 
beiden Fälle von Hämophilie aus der Bonner Frauenklinik wurden an 
den Genitalien eigenartige örtliche Krankheitsherde durch 
die Blutungen hervorgerufen. Die fast über das ganze Leben einer 
Hämophilie reichende Krankheitsgeschichte zeigte die häufig beob- 
achtete schwere Blutung beim Auftreten der ersten Menstruation, 
ferner örtliche Blutungen in die Genitalorgane, 
ähnlich den Gelenk- und Hautblutungen, nämlich Blutergüsse in das 


Ligamentum latum und in das Ovarium. Von Nutzen schien Radium- 
und Röntgenbestrahlung. 


Nr.23. Th, Landau: Narbenkrebs in der Scheide. Bei -einer 
48 jährigen Frau war 24 Jahre nach einer Radikaloperation wegen rein 
eitriger Adnexerkrankung in der Narbe der Scheide ein medulläres 
Careinom entstanden. Es ist der erste mitgeteilte Fall von einem 
Narbenkrebs in der Vagina. Der Krebs hat sich erst sehr lange 
nach der Entstehung der Narbe gebildet. Die. Narbe ist 
der präcareinomatöse Zustand, der Krebs ist die Nachkrankheit, die 
sich rein örtlich auf der Schleimhaut der Scheide entwickelt hat ohne 
Knotenbildungen im Douglasschen Raum. 

R. Salomon: Ein durch ein mechanisches Trauma ausgelöster 
Paratyphus bei einer Bacillenträgerin. (Zugleich ein Beitrag zur Lehre 
der hämorrhagischen Diathese.) Bei einer Patientin der Frauenklinik 
wurde wegen einer Retroflexio uteri fixata laparotomiert, die starken 
Adhäsionen, die den Uterus nach hinten fixierten, gelöst und der Uterus 
ventrosuspendiert. Drei Tage nach der Operation stand die Operierte 
bei gutem Befinden auf, nach weiteren drei Tagen wurden die Klam- 
mern der per primam verheilten Bauchwunde entfernt. Am nächsten 
Tage plötzlich hohes Fieber mit Schüttelfrost. Leib trotz dauernd 
hohem Fieber weich und nicht druckempfindlich. In den folgenden 
Tagen Blutungen aus der auseinander gewichenen Bauchwunde. 
Die Kranke wurde stark anämisch. — Der unklare Fall wurde durch 
den Befund von Paratyphus-B-Baeillen im Stuhl geklärt. Die Sektion 
zeigte im unteren Dünndarm und im Diekdarm frische große Ge- 
sehwürsflächen neben älteren typhösen Darmnarben. — Es 
wurde angenommen, daß durch den Druck auf den Darm während 
der Operation bei der Bacillenträgerin eine Reinfek- 
tion ausgelöst wurde. Das Aufbrechen der Bauchwunde, die 
hämorrhagische Diathese und die schwere Anämie wurden als die 
Folgen einer Toxikämie aufgefaßt. 

E. Vogt: Angeborene Elephantiasis fibromatosa eines Fingers 
im Verein mit amniogenen Fingermißbildungen. Mißbildungen an den 
Streckseiten der Hände, vorzugsweise am zweiten bis vierten Finger 
als Folgen amniotischer Abschnürungen bei einem Säugling. K. Bg. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. 


29. Juni. 


Korrespondenzblatt für Schweizer Ärzte 1919, Nr. 15 u, 16. 


Nr. 15. Askanazy (Genf): Über die Veränderungen der großen 
Luftwege, besonders ihre Epithelmetaplasie bei der Influenza. Die mikro- 
skopische Untersuchung der Trachea und Bronchien ergab in 38 von 
90 nicht ausgewählten Fällen das Vorhandensein eines mit Pflaster- 
epithelbildung einhergehenden Katarrhs. Aus den Befunden und den 
Kontrolluntersuchungen konnte geschlossen werden, daß sich im Ver- 
lauf der Influenza oft auf der Schleimhaut der Luftwege und besonders 
auch in den tieferen Abschnitten des Atemrohrs geschichtetes Pflaster- 


epithel in kurzer Zeit neu entwickelt. Da es sich in den unteren Par- 


tien nicht um eine „Substitution“ (Virchow), nicht um eine Epi- 
theltransplantation vom präformierten Epithel der Nachbarschaft auf 
das durch den Katarrh lädierte Epithelterrain handeln kann und da 
eine congenitale Heterotopie oder durch angeborene Heteroplasie ent- 
standene Gewebsmißbildung zum mindesten als Regel ausgeschlossen 
werden kann, bleibt nur der Vorgang übrig, der auch heute noch mit 
dem Restbegriff der Metaplasie bezeichnet werden darf Wie auch 
durch die direkte Beobachtung festzustellen ist, bildet sich aus dem 


bodenständigen Residuum des beim Katarrh abgestoßenen Epithels ein 


neues dicker werdendes Epithellager von anderem Bau und anderer 
Funktion. Die Metaplasie ist demnach ein häufigeres Ereignis. 


v. Schultheß (Rechberg): Zur Behandlung der Lungentuber- 


kulose mit Saccharose. Der kasuistische Beitrag betrifft neun Patienten, 
die mit Saecharoseinjektionen behandelt wurden. Die Beobachtung des 
Status vor und nach der Behandlung ergab an objektiv feststellbaren 


Veränderungen nur einen Rückgang der Auswurfsmengen, und zwar 


um 20 bis 88% in fünf Sechsteln der Fälle. Der übrige Befund war 
fast durchweg unverändert. Ob die Verminderung der Sputummenge 


ein Dauerresultat darstellt, konnte bei der Kürze der Beobachtungsdauer 
nicht entschieden werden. 


Nr.16. Frey-Bolli: Die Turgescierung der Placenta. Ver 
fasser hat mit gutem Erfolge die manuelle Placentarlösung durch An- 
wendung der vor fast 100 Jahren zum ersten Male von dem Franzosen 
Mojon angegebenen Turgescierung der Placenta in vielen Fällen. er- 
setzt. Das Vorgehen ist folgendes: Bei Eintritt einer Blutung sofortige 
Turgescierung mit 300 bis 500 cem Kochsalzlösung, die mit einer Spritze 
in die Nabelvene eingespritzt wird. Ist die Placenta nach einer Stunde 
nicht gelöst, ebenfalls Turgeseierung mit derselben Menge, auch wenn 
keine Blutung vorhanden. Bei Wiederholung einer Blutung nochmalige 


 Turgescierung. Steht die Blutung, Abwarten bis zur spontanen Lö 


sung, steht die Blutung nicht, Versuch des Credeschen Handgrifis erst 
ohne, dann mit Narkose. Die Methode hatte bei 51 von 53 Fällen von 
Placentarverhaltung und Blutung in der Nachgeburtsperiode Erfolg. 
J. Ries und M. Ries-Imchanitzky (Innsbruck): Die speci- 
fische Ausscheidung gewisser Arzneimittel durch die Luftwege als Grund- 
lage einer Behandlung von Lungenkrankheiten, Bei Durchprüfung der 
durch die Luftwege ausgeschiedenen Arzneimittel ist die besondere 
Aufmerksamkeit der Verfasser auf das Natrium kakodylicum gelenkt 
worden, das bei subeutaner Injektion schon nach einer Minute der 
Ausatmungsluft einen widerlichen Knoblauchgeruch verleiht, der durch 
die Ausscheidung des flüchtigen, reduzierten Kakodyls bedingt ist. 
Es wird gefolgert, daß ein guter Teil des Mittels durch eine spezielle 
Affinität zum Lungengewebe angezogen und in den Alveolen reduziert 
wird, sodaß versucht werden kann, einen Krankheitsherd in der Lunge 


speeifisch und direkt zu treffen. Das Mittel wurde prophylaktisch bei 


der Grippe angewandt mit dem Erfolg, daß trotz massenhafter Zuschübe 
von schwer Grippekranken, die alle auch verwundet waren, in dem 
Spital keine Influenzapneumonie auftrat. Das Mittel wird auffallend 
gut vertragen. Es wurde per os bis zu 0,2 pro die, subeutan ein bis 
zwei Spritzen einer 5%igen Lösung verabfolgt. G. Z. 


Therapeutische Notizen. 


] Die intrakardiale Injektion hat nach Walter Hesse (Halle) 
eine Berechtigung nur bei Einspritzung in das Lumen des linken 
Ventrikels. Aspiriert man nach dem Einstich Blut aus dem linken 
Ventrikel, so injiziere man im Anschluß daran !/a mg Strophanthin 10 
15 bis 20’cem physiologischer Kochsalzlösung. Dies Verfahren ist indiziert, 
wenn bei unfühlbarem Puls die Möglichkeit, das Analepticum auf 
sonstigen Wegen bis ans Herz zu bringen, an der fehlenden 
Bluteireulation scheitert. Wenn der Herzmuskel vor seiner Br- 
lahmung auf Herzmittel nicht mehr angesprochen hat, ist auch von 
der intrakardialen Injektion nichts mehr zu erwarten. Anders wenn 
ein plötzliches Versagen eines vorher gesunden, infolge 
von Narkose, Shock oder Vergiftung akut gelähmten Herzens 
vorliegt, oder wenn eine chronische, unbehandelte Herzmuskelschwäche 


Digitized by Google 


3 
vr. vua 
en = ` 
~ ESA Rao [2 
mr = 
. ze 


ur 


7 


mi E 29. Juni. S 1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. an z sn i 
a OE : = ee TERRORE 
== u EEE Di Be ee, Ei Eip 
erst im Stadium der schwersten Erschöpfung. in ärztliche Hände |. at u I ans u S 
kommt. (M. m. W. 1919, Nr. 21.) | as To. -  Bücherbesprechungen. > ` _ H. e 
Die intrakardiale Injektion (1 ccm der gewöhnlichen Adrenalin- | an a u = aan Bande ee ia 
lösung wird mit einer ziemlich langen Nadel in den vierten Inter- | Rud. Keller, Die Elektrizitätin der Zelle. Wien und Leipzig pni Ji 
costalraum etwa drei Querfinger links vom linken Sternalrand in schräger 1918, Braumüller. 261 Seiten. Preis broschiert M 8,—. = pl. 
Richtung medialwärts ins Herz injiziert) wirkte, wie H. Z u n tz (Hamburg) | Nach Ansicht des Verfassers sind in den Körperzellen verhältnis- — ER ei 
mitteilt, in einem Falle, wo alle Lebenserscheinungen erloschen waren, | mäßig starke elektrische Kräfte vorhanden, die deren ganze Lebens- m ir 
lebensrettend. Der Herzstillstand war in der Narkose eingetreten. | tätigkeit beherrschen. Er kann sich nicht vorstellen, daß Fermente PE k Be, I 
Der Fall scheint der’ einzige zu sein, wo die Wiederbelebung geläng. |. allein eine ‚solche. Arbeit wie beispielsweise die Fettsynthese voll- `° — =~.: Eii 
Allerdings war hier das Herz gesund und auch nach Aufbören der | bringen, vielmehr denkt er n elektrolytische Vorgänge. Der Inhalt ae Baken 
Operation wirkte keine Schädigung mehr auf dieses Organ ein. (M.m. |. des Verdauungstraktus soll elektrolytisch zersetzt werden, in den Fr PET, 
Ws 1919, Nr. 21.) n u | | d - | Fundusdrüsen. des Magens soll der Sitz positiver, :in den Pankreas- f hell 
Die Behandlung der Typhusbacillenfräger mit Cystimal (nach | drüsen der negativen Polarität sein. Die ‚Vitalfärbungen sollen: sich Bi F he 
Stuber) führte bei der Nachprüfung durch L. Zimmermann | aus elektrischen Kräften erklären, mit Berlinerblau sollen die Kathoden . . ae ape en 
(Darmstadt) in keinem einzigen Falle zu einem Erfolg. (M. m. W. 1919, | sich färben. Das Buch ist schwer zu lesen, Verfasser ist in’eine Idee a MERAN . 
Nr. 21.) poi Ba T EEE verbissen, für die sich wohl nur gánz Vereinzelte werden erwärmen a HN 
Die künstliche Höhensonne (der Quarzlampengesellschaft ohne, | können. Wirkliche Beweise für die Gültigkeit seiner Anschauungen. a BT 
`- Glühbirnenring oder die r o m æy e r sche Lampe) empfiehlt Hedwig | erbringt Verfasser nicht. C. Hart (Berlin-Schöneberg). en I 
Schenk-Popp (Freiburg i. Br.) bei Erysipel und anderen Infektionen NA : EN E E © IR 
im Säuglingsalter. Aber sie hatte nur bei allen oberflächlichen |. EÈ V Gierke, Tas chenbuch der, pathologischen Ana- Ben 
Erkrankungen den gewünschten Erfolg, während sie überall, da ver- | ` tomie. 1. und 2. Teil. 5. Auflage. Leipzig 1919, Werner. Klink- Ben 
sagte, wo die Infektion schon weit auf dem Blut- oder Lymphwege hardt. 1. Teil 143 Seiten, 2, Teil 201 Seiten. .M10,— le z 
. fortgeschritten war. (M. m. W. 1919, Nr. 21). . .. Aus der Tatsache, daß bereits die fünfte Auflage des Taschen- GE ir Poa 
o Über die Verwertung der sauren Milch bei der Säuglingsernährung | PUches vorliegt, geht dessen Beliebtheit bei den. Studierenden der i a Ben... 
= äußert sich Franz Hamburger (Graz). Die Milch ist sehr oft |; Medizin hinreichend hervor. Es ist vorzüglich geeignet, als eine Art er. Bez oe 
al ‚nicht kochfähig, weil sie sofort in dicken Klumpen gerinnt, | KoHegheft zu‘dienen, dessen Inhalt nicht erst niedergeschrieben, dessen >> =u) Kl, a 
Mi © wenn sie erwärmt wird. Da nun die „Säuglingsbuttermilch“ nichts | Zeichnungen nicht erst nächgebildet zu werden. brauchen. . So kann > `” 4 
1 . anderes ist als eine saure oder säuerliche Magermilch, die mit Mehl | der Studierende um so mehr dem Vortrage des Lehrers folgen. Es ist ` Ss 
$ und Zucker gekocht wird, so mache man sich dies Prinzip der Säuglings- | 2Þex_ die Anordnung des Stoffes überall. eine derartige, daß viel Platz Bee Zn 
| | ‚buttermilch zunutze bei der Herstellung einer brauchbaren Säuglings- | für Bemerkungen und selbst ‘für Zeichnungen bleibt. Der Verfasser E S 
T. nahrung aus nichtkochfähiger Milch. Man erhitze daher sofort zunächst | Þat den umfangreichen Stoff vorzüglich in knapper Form zusammen- ll RE 
+f ~ Cinige Tropfen Milch auf einem Kaffeelöffel. Gerinnt die Milch nicht, | gefaßt. und klar dargestellt und auch die Abbildungen, deren Ver- S 
"| 80 koche man sie gleich im ganzen ab und verdünne sie in der ge- | Mebruog wünschenswert erscheint, sind- gut gelungen. So ist das 4 SOSSE 
| wünschten Weise. Gerinnt sie aber, so mache man sich eine dicke | Taschenbuch zugleich auch als ein. gutes Repetitorium zu empfehlen. © . : -ohe tyt 
‘t -i Scehleimabkochung von. Mehl, Rollgerste, Grieß, Haferreis und der- | > Sana | C. Hart (Berlin-Schöneberg, 1 NR ERmI ra 
| ~ gleichen und mische diese erkaltete Abkochung mit der nicht- | G. Schröder, 19. Jahresbericht der Neuen Heilanstalt —--. Be 
N kochfähigen Milch in dem gewünschten Verhältnis, setze Zucker zu für Lungenkranke zu Schömberg nebst Bemer- . E ME NAME 
| und koche direkt auf dem Herde oder im Wasserbade. So behandelte | kungen über. Chemotherapie der Tuberkulose. .. EEE 
N) Milch gerinnt nur in feinen Flo cken und ist meist für Säuglinge Anhang: Witterungsverlauf des Jahres 1917 für Schömberg von ee AE a 
i unschädlich. (M. m. W. 1919, Nr. 21) A l A. v. Müll & Stuttgart 1918. . (S.-A. aus dem Württ. Mediz. el 00 `! 3 
= 3 Zur Ausräumung des. Abortes empfiehlt Hodie sne (Leipzig), Korr.-Blatt 1918) 0 gan SE O. el es 
i , unter der Voraussetzung, daß Muttermund und Cervix für den ein- ~ Schröder hat in seiner Anstalt größere Erfahrungen mit le 
i -=~ dringenden Finger gerade durchgängig sind, den von Höning 'zur | Krysolgan, einem ungiftigen Goldpräparat der Höchster Farbwerke, ge- ae 
Abortbehandlung angegebenen Handgriff, nur mit dem T/nterschied, | sammelt. Er glaubt- annehmen zu können, daß das Mittel die Ab- Me 
daß er den Uterus nicht vom vorderen, sondern vom hinteren | heilung der tuberkulösen Herde in Lunge und Kehlkopf günstig be- papi u 
| - Scheidengewölbe aus mit der inneren Hand stützt und den Fingern | einflußt und die Neigung zur Schrumpfung anregt. Am. zweckmäßigsten IE I 
! der äußeren Hand entgegendrückt. (M. m. W. 1919, Nr. 21.) .| ist seiner Ansicht nach Verbindung mit der Strahlen- und Tuberkulin- - u 
| Zr BER | a F. Bruck. behandlung. Zu nn. Gerhartz (Bonn). Bl; 
| | Luithlen empfiehlt zur Behandlung schlecht heilender Ge- | PEE BR ER Be; ; 
- schwüre die RES .von Gsnokokkenvnecine "Intravenöse und | 9 Muck, Beobachtungen und praktische Erfahrungen en. T 
intramuskuläre Injektion von polyvalenter Gonokokkenvaceine führten iR > T a a 5 nn 3 = on j> Sot P n pim ng; Hi ne u 
zur Reinigung schmierig belegter, der örtlichen. Behandlung wider- J "FR Be a Fr 80 OE POO ES, SAGen, W lospaden 1919, BE e 
strebender Geschwüre, wie an mehreren Krankengeschichten von Ulcus | Ne ap: | BERN: EEE: hi a a: 
molle gezeigt wird, Die Behandlung ist einfach, schmerzlos und von | Überblick der Erfabrungen:und therapeutischen Erfolge des Ver- T 
- geringen Nebenwirkungen begleitet. Die einzige Kontraindikation ist el. wahrend Ces Krieges.: Miek hat durci voruporgenende. Pli | iy EEE 
latente Tuberkulose, da. jede mit Temperatursteigerung verbundene führung einer Metallkugel in die weit offen stehende Glottis Wieder- _ 2 | 
Behandlung ein Aufflackern des tuberkulösen Prozesses zur -Folge | Auftreten der Stimme bei Aphonischen' erzeugt ‚und kaum einen Ver- | OERE 
haben kann. Man gibt als erste Gabe 50 oder 100 Millionen Keime | 828°! mit dieser Methode gesehen, nachdem andere Methoden nichts ip A X 
ZUBE: intravenös, wiederholt jeden zweiten bis dritten Tag die Injektion und erreicht hatten. E : u. ‚Bn fii ER 
u steigt auf 200 bis 800 Millionen. Bei der intramuskulären: Injektion | A, Jansen und F. Kobrak, Praktische Ohrenheilkunde für MEE pn 
` beginnt man mit 300 und steigt unter Umständen bis auf 800 Millionen. Ärzte. 862 Seiten. Berlin 1918, J. Springer. Dr ji BE . 
Ein Buch, das Jansens große Erfahrungen bringt, war. in N EL 


Fachkreisen lange erwartet. Es erscheint nun eine Ohrenheilkunde. für : 
den Praktiker, worin Kobrak einen erheblichen Teil übernahm. Über - 
Einteiluog, Nichtanführen wichtiger Dinge, zu ausführliche, zu geringe 
Würdigung..einzelner Kapitel werden die Ansichten der Leser aus- 
.einandergehen. Jeder der beiden Verfasser hat ihn besonders be- 
schäftigende Gebiete und rückt diese in den Vordergrund. ` Eine Stellung- - 
nahme zu strittigen Fragen wird meist vermieden. Das Buch hat viel 
Eigenartiges und ergänzt so die Lehrbücher vorteilhaft. - Man möchte 
das Werk nicht missen. $ Haenalein `’ 


Bresler, Rentenkam pf -Neurose. 47 Seiten. Halle a. S. 1918, 


Verfasser empfiehlt den Versuch mit dem Mittel auch für die chirur- 
gische Praxis bei torpiden Geschwüren. (W. kl. W. 1919, Nr. 17.) 

u Auf Grund von Erfahrungen mit 1000 Injektionen empfiehlt 
Kerl die Anwendung des. Silbersalvarsans. Die Beinflussung der” 
luetischen Erscheinungen ist eine prompte; das rasche Verschwinden 
‚der Spirochäten ist hervorzuheben. Das Präparat scheint an Wirkung 
dem Altsalvarsan mindestens gleichzustehen; mit relativ kleinerer 
Dosis (0,1—0,2) läßt sich klinisch dasselbe Resultat erzielen wie mit 
0,4 Altsalvarsan. Störungen sind selbst bei Gesamtdosen von 3 g nie- 
mals beobachtet worden. Weniger prompt als die Einwirkung auf die 
‚klinischen Erscheinungen erwies sich bisher die Beeinflussung der 
Wassermannschen Reaktion durch das Mittel; der Umschlag der Re- 


aktion tritt bei manchen Patienten relativ rasch auf kleine Dosen ein, 
l , andlung positiv 
GZ. 


währe Ka : . Beh | Gut orientierende k e. 
anrend bei anderen die Reaktion trotz dauernder B | über das im Titel genannte Thema. ‚Singer. 


ausschlägt. (W. kl. W. 1919, Nr. 17.) 2 a 


Carl Marhold. M 1,50. en nn - 
| ompilatorische Arbeit des bekannten Autors 


ass] 


ri ner a ho TAR 
med - 4 — a TEN 
nu et are mir N ah SA Da 
nun E mich wma ne a7 ne nenn ZB namen u Te TERN i 
r f > = SEEN ea Sa a‘ P . g 
E a A - m yarara aiid AA 
s 3 5 EA m a PET E a a 9 pi Pi 
“urr .” RT, re PETER 7‘ u Au r i 
Te T T: Rane I, En s W MAET Me ra Ba ah RAR a Er 
að u PN ie au A a i et O ATE A Tr ARTE 
M A iz E a y i ,, 2k ` r k 
wa Na t P po tr TE 17 5 i & r 
y Pa BR REN ca i r we 


en: Ir 


= Le ne 
eh 


— 


iz 
a 


648 


Vereins- und Auswärtige Berichte. 


Berlin. 

Verein für Innere Medizin. Sitzung vom 26. Mai 1919. 
Vor der Tagesordnung. Fräulein Annie Basch zeigte 
direkt aufgenommene Positive von Röntgenphoto- 
graphien. Sie sind nach dem Umkehrverfahren hergestellt. Die 
Platten werden wie gewöhnlich belichtet, entwickelt, das reduzierte 
Silber in einer Lösung von Kal. bichr. und Salpetersäure gelöst, von 
neuem belichtet und zum zweitenmal entwickelt. Die Bilder sind sehr 
schön und bringen auch alle Einzelheiten, die bei der Herstellung der 
Positive aus den Negativen zu einem großen Teil verlorengehen, zur 
Darstellung. Auf diesen Vorteil weist in der Aussprache Immel- 

mann noch besonders hin. 


j Tagesordnung. Aussprache zu dem Vortrage von Brugsch: 
Über das Eiweißminimum beim Menschen. 

F. Hirschfeld: Die Beobachtungen bei der Kriegsernährung 
können eigentlich über die Frage der Größe des Eiweißbedarfis keinen 
genügenden Aufschluß geben, weil -es sich um allgemeine Unter- 
ernährung handelt. Es tritt ein Mehrzerfall von Eiweiß ein, sowohl 
bei Unterernährung wie bei ungenügender Eiweißzufuhr. In Versuchen, 
bei denen er reichlich Eiweiß, aber niedrige Mengen Fett und Kohle- 
hydrate gab, stellte sich erheblicher Eiweißzerfall ein, selbst wenn die 
Eiweißmengen noch weiter gesteigert wurden. Daraus ist auch zu 
folgern, daß es falsch ist, die Rubner-Voitsche Forderung damit 
zu begründen, daß ein Sicherheitsfaktor geschaffen wird. Sobald z. B. 
bei Krankkeiten im allgemeinen nicht genügend Nahrung gegeben wird, 
nutzen die Sicherheitsfaktoren gar nichts. Während man früher 80 bis 
90 g Eiweiß geben konnte, ist die Menge des Eiweißes in der Nahrung 
jetzt auf 50 bis 60 g heruntergegangen. Für die Wissenschaft ist das 
nicht zu verwerten, weil sich die allgemeine Unterernährung mit dem 
Eiweißmangel kombiniert hat. Man kann also nicht folgern, ob es 
sich um Folgen des Eiweißmangels oder der allgemeinen Unterernährung 
handelt. Wissenschaftlich ist der Eiweißbedarf nicht festzustellen, weil 
man den Einwand machen kann, daß der Körper sich auf den Eiweiß- 
bedarf einstellt. Das gilt auch für Versuche, die viele Monate und 
Jahre hindurch geführt worden sind. Man kann nur den Schluß ziehen: 
wenn man bei der Feststellung der Kost dafür sorgt, daß dem Stoff- 
bedarf genügt wird, daß die Kost ein angemessenes Volumen hat und 
verdaulich ist, so wird man bei reichlichem N-Gehalt,der Kost darauf 
rechnen können, daß dem N-Bedarf Genüge getan ist. “Man soll keine 
zu hohen Eiweißzahlen aufstellen; denn das hat den Nachteil, daß man 
gezwungen sein kann, Verbesserungen abzulehnen, die mit dem Ersatz 
des Eiweißes durch Fett und Kohlehydrate einhergehen. Läßt man die 
Höhe des Eiweißsatzes fallen, so ist man auch freier in der Diät für 
Krankheiten. Die Kranken kommen mit bedeutend niedrigeren Eiweiß- 
mengen aus, und das trägt zur Entlastung der Organe bei. 

Kraus: Den Nahrungsbedarf kann man in Laboratoriumsver- 
suchen und durch frei gewählte Kost bemessen. Nimmt man die frei 
gewählte Kost zur Grundlage, so hat man gewisse Schwierigkeiten der 
Beurteilung. Die Einnahme kann man analysieren, was aber bei 
Massenuntersuchungen nicht möglich ist. Die Durchschnittswerte 
weichen von dem, was der einzelne erhält, enorm ab. Man kann, 
wenn man diese Kost wählt, Einzelindividuen oder ganze Familien der 
Berechnung zugrunde legen. Bei den Familien handelt es sich um sehr 
verschiedene Menschen, für die man eine Reduktion der Werte auf 
eine Einheit vornehmen muß, indem man den erwachsenen Mann mit 10, 
die Frau mit 8, den Jüngling mit 8, ein Mädchen mit 7 und die Kinder 
mit 6 beziehungsweise 5 bewertet. Dazu kommt, daß, was der Vater 
arbeitet, sehr verschieden ist. Man kann die Fehler nur durch sehr 
lange fortgesetzte Beobachtung ausgleichen und muß Bedingungen 
schaffen, die der Wirklichkeit gleichkommen. In der Literatur handelt 
es sich meist um Grenzwerte. Bei der Calorienbewertung des ar- 
beitenden Mannes bleiben nur 472 Calorien für die Arbeit eines mittel- 
schwer arbeitenden Mannes übrig. Mit dieser Menge kann man aber 
nur 40000 kg/m leisten. Das entspricht nicht der wirklichen Arbeit 
eines solchen Mannes. Man muß für ihn 100000 kg/m annehmen. Dem- 
nach ist die Voitsche Zahl nicht mehr ausreichend für einen mittleren 
Arbeiter. Was in Wahrheit gearbeitet werden kann und wird, ergeben 
die Berechnungen der Arbeitsleistung in einzelnen Berufen, die eine 
Leistung bis über 300000 m/kg nachweisen. Die entsprechende Zu- 
nahme des Stoffwechsels erfordert Calorienmengen von 2076 bis 2793 Ca- 
lorien, sodaß ein Gesamtbedarf von 4476 bis 6291 Calorien erforderlich 
ist, Nun gibt es tatsächlich frei gewählte Kostmengen mit weniger 
als 2000 Calorien von geringem Eiweiß-, Fett- und Kohlehydratgehalt, 
mit denen man sich unzweifelhaft erhalten kann. Eine andere Frage 
ist es, ob man das dauernd kann. Die amerikanische Forschung hat 


| 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. 
——— m TTTTT R I I T III JIT III 


ER 2 Sn 


— 


hier während des Krieges Neues gebracht. Sie hat gefunden, daß bei 
Calorienwerten von 2000 bis 2500 genügend Fett gegeben werden 
muß, sonst entsteht ein Schaden, der durch Eiweiß nicht gutgemacht 
werden kann. Die Weber in Zittau mit einem Verbrauch von 2500 Ca- 
lorien brauchen 42 Calorien pro Kilogramm Körpergewicht, da sie bei 
ihrer Arbeit keinen großen Kräfteaufwand haben. Es läßt sich sagen, 
daß die reichliche Nahrungsaufnahme in vollkommener Übereinstimmung 
steht mit der vom Individuum geleisteten Arbeit. Der Arbeiter ist 
geneigt, so viel zu essen, als die Arbeit ihm als Hunger auferlegt. Groß- 
esser finden sich besonders in Schweden, Finnland und Amerika. Sie 
sind imstande, Arbeit zu leisten bis 350000 m/kg. Bei der großen 
Energiezufuhr steigt auch die Eiweißzufuhr. Bei Kostmengen mit 
weniger als 2000 Calorien ist die Eiweißmenge nicht größer als 80 g. 
Bei frei gewählter Kost von 3000 Calorien ist sie mindestens 80 g, sie 
kann aber auch größer sein. Steigende Mengen zeigen entsprechend 
höhere Eiweißmengen. Die Menschen, welche viel Arbeit zu leisten 
haben, bedürfen großer Eiweißmengen. Die Großesser nehmen nicht 
nur oder auch nur vorwiegend Pflanzeneiweiß zu sich, sondern sie 
haben das Bedürfnis nach animalischem Eiweiß. Es ist Aufgabe, nicht ° 
die untere Grenze des Eiweißbedarfs zu suchen, sondern die Menge, 
welche erforderlich ist, die Leistungsfäbigkeit des Arbeitenden zu ge- 
währleisten. Zu berücksichtigen ist aber nicht nur das Eiweiß hierfür, 
sondern auch das Fett, und da erscheint die von V oit geforderte 
Menge zu niedrig. 

Arthur Mayer: Mit der Unterernährung wird die Resistenz 
gegen Krankheiten herabgesetzt. Es bestehen gewisse Unterschiede 
zwischen Unterernährung und Resistenzverminderung. Tauben werden 
durch Hungern gegen Milzbrand empfindlich, und diese Empfindlichkeit 
läßt sich nicht wieder beseitigen, auch wenn man die Tiere nachher 
überernährt. Ebenso werden gewisse Tiere durch eiweißarme Kost 
gegen Krankheiten empfindlicher als richtig genährte Tiere. Am meisten 


fällt die Herabsetzung der Resistenz gegen Tuberkulose beim Menschen 


auf. Mit den Partialantigenen bekommt man bei gesunden Menschen 
eine gewisse statische Immunitätskurve, wobei die einzelnen Partial- 
antigene in gewisser Höhe verlaufen. Setzt man bei derartigen 
gesunden Menschen eine Steigerung der Allergie, so steigt die Kurve 
an bei widerstandsfähigen Menschen, während sie bei geschwächten 
Menschen das nicht tut. M. hat diese Beobachtungen in der Türkei 
während des Krieges an stark abgemagerten türkischen Soldaten weiter 
verfolgt. Trotzdem die Leute reichlich ernährt wurden, wobei in den 
einzelnen Fällen Eiweiß oder Fette oder die allgemeine Kost erhöht 
wurde, konnte die Reizung der Allergie nur in Ausnahmefällen einen 
Anstieg der Antigenkurve erreichen. Bei den Leichttuberkulösen nahm 
die Immunität trotz der reichlicheren Nahrung immer weiter ab. Unter- 
suchungen an Berliner Arbeitern ergaben dieselben Ergebnisse, sodaß 
mit einer Verminderung der Resistenz gegen Tuberkulose für lange 
Zeit zu rechnen ist. j 

Magnus-Levy: Es erscheint zweifelhaft, ob man aus der 
frei gewählten Kost auf Notwendigkeiten schließen darf. Die frei 
gewählte Kost ist nämlich von zwei Faktoren abhängig, dem Wohl 
stand des einzelnen und dem des Landes. Vor 50 bis 60 Jahren hat 
man höchstens die Hälfte an Fett gebraucht wie in der Zeit vor dem 
Kriege, soweit Deutschland in Betracht kommt. Ob der stärker Ar- 
beitende größere Eiweißmengen braucht, erscheint zweifelhaft. Man 
wird in Deutschland noch lange auf die Einfuhr von Fett und Eiweiß 
angewiesen sein. Besser als die Einfuhr von Fleischeiweiß erscheint 
die Einfuhr von Fett. In den nächsten Jahren wird man zeigen können, 
ob die Zahlen von Voit-Rubner für Eiweiß nicht unterschritten 
werden können. Die stärkeren Kostmaße sind erforderlich für 
schwere Arbeiter auf dem Lande und in den Bergwerken, nicht aber 
für Berliner Arbeiter. 

Kraus hält alles aufrecht, was er gesagt hat. Die Ausführungen 
von Magnus-Levy beruhten auf den Versuchen von Schittenden. 
Dieser wiege 53 kg und sein Eiweißverbrauch sei gar nicht zu wenig: 
Großesser arbeiten viel und sie essen relativ viel Eiweiß. Wir müssen 
feststellen, wobei der Mensch sich am wohlsten fühlt. Aus diesem 
Wohlbefinden und aus der Tatsache, daß die Tuberkulose so stark zU- 
genommen hat, ist zu schließen, daß die Größe der Eiweißmenget 
nötig war. Fett einzuführen vom Ausland ist richtig, aber vor allem 
soll man dafür sorgen, daß man dem Menschen eine Nahrung gibt, die 
ihn nicht nur erhält, sondern ihm einen guten Zustand verleiht. 

Aschoff schließt sich den Anschauungen von Kraus aD. 
Wer viel arbeitet, braucht viel Eiweiß. Da die Ansichten der Forscher 
so weit auseinandergehen, muß man sich für die Praxis an die prak- 
tischen Erfahrungen halten. Individuelle Faktoren sind von wesen 


= Digitized by Google 


lichem Einfluß für die Ernährung. Die Calorienberechnung ist für den 
einzelnen Fall in der Praxis nicht maßgebend. Um das Fleisch geht 


a i werden überschätzt und sind keineswegs erwiesen. Der geistig viel 
nah f arbeitende Mensch braucht viel Fleisch. -Fleisch ist notwendig und 
Mo $ nützlich. en ur ea = 
Ki | Bornstein betont die Notwendigkeit einer vernünftigen: Er- 
af nährung, in der auch Fleisch enthalten sein soll.‘ Man darf aber den 
m | Wert des Fleisches nicht überschätzen. Mit 75 g Eiweiß kommt man aus. 
er ii v. Hößlin: Eine Reihe von Soldaten von etwa 40 bis 50 kg 
On Körpergewicht, unter denen eigentlich Kranke sich nicht befanden, 
E wurden von ibm mit einer bestimmten Diät und bestimmten Calorien- 
na F . mengen ernährt. Sie waren stark unterernährt. Zusatz von Eiweiß 
ae | zur Nahrung hob ihr Gewicht nur sehr wenig. Zunahme der Calorien- 
f- ° werte ließ die Soldaten bei ihrem Gewicht. Erst wenn erheblich mehr 
u Eiweiß zugeführt. und. die Nahrung im ganzen entsprechend calorien- 
et reicher wurde, nahm das Gewicht zu. Indessen erreichte man die- 
a . selben Zunahmen, sei.es, daß man höhere Calorienwerte bei etwas 
i . geringeren Eiweißmengen, oder niedere Calorienwerte bei größeren 
el Eiweißmengen gab. "Gibt man jetzt den Leuten große Eiweißmengen, 

so erhält man große N-Retentionswerte. Eiweiß muß in genügender 


- Menge vorhanden sein, Rekonvaleszenten nach akuten Erkrankungen 


= verhalten sich anders. Re | | 
'. Brugsch: Schlußwort. Fritz Fleischer. 


SEE 


Göttingen. 
Medizinische Gesellschaft, . Sitzung am 16. Januar 1919. 
Riecke: a) Kriegsdermatologie. Übersicht über die wichtigsten 
Hauterkrankungen, die im Felde beobachtet wurden, unter Ausstellung 
| Ä und Demonstrationen einer großen Zahl eigener Aquarelle, Ölbilder, 


Photographien. D | p 
3 b) Demonstration einer 22jährigen Patientin mit Lepra mixta. 
Im Gesicht, an den Streckseiten der oberen Extremitäten und an den. 
Mammae finden sich vorzugsweise linsen- bis kirschgroße, hautfarbene 
. bis bräunlichgelbrote-Knoten, die kleineren flach, die größeren halb- 
kugelig vorgewölbt. Über den Tumoren finden sich vielfach erweiterte 
'Capillarreiserchen in der Haut. Am Rücken und sonst. am Körper 

diffuse und ‚unscharf begrenzte, bronzefarbene Hautpartien ohne In- 
filtrate. Nirgends nennenswerte Ulcerationen. An den Oberarmen 
vielfach circumscripte Herde ausgesprochen atrophischer Haut, die eine 
parallelstreifige, deutliche Hautfältelung erkennen lassen. Diese atro- 

= Phischen Stellen sind ausgesprochen anästhetisch, auch sonst an den 
= Armen und Beinen anästhetische Zonen. Gelegentlich polsterartige 


fl 

j 
) 

d 

l 

i Ödeme der Fußrücken und Händrücken, An der Stirn eine bandförmige, 


deutlich intumescierte, bräunlichgelbrote, 'infiltrierte Hautpartie. Die 


Augenbrauen stark rarefiziert. Es besteht starke Beengung der Nasen- 
atmung und eine ausgesprochene Rhinitis. Im Nasensekretausstrich 
sowie im Schnittpräparat der Tumoren werden massenhaft-Leprabaeillen 
nachgewiesen. (Mikroskopische Demonstration.) Patientin ist bis zu- 
Ihrem zehnten Lebensjahr in Südamerika (Provinz Korientes) gewesen; 
. ‚Seitdem in Deutschland. Die Familiennitglieder sind frei von. leprösen 
Erscheinungen. | ck Ä  Oehme. 


2 . Hamburg. i s 
T Ärztlicher Verein. Sitzung vom 1. April 1919. 
SR Simmonds bespricht einen Fall von juvenilem Zwergwuchs 
‚Infolge Hypophysisatrophie im Vorderlappen. Es handelt sich wohl um 
embolische Prozesse. Diese kommen schon in den ersten Lebenstagen 
vor. Bei den bisher veröffentlichten Fällen von juvenilem Zwerg- . 
Wuchs handelte es sich um Schädigung beider Hypopbysislappen. 
a Kümmell berichtet über ein neues Operationsverfahren zur 
Heilung des Mastdarmcarcinoms. Es gilt den Sphineterverschluß zu 
erhalten und dabei doch eine möglichst radikale Operation auszuführen. 
Beides zu erfüllen ist schwer, Die radikalste Operation bleibt die 
Ausräumung mit Erhaltung des Schließapparates. K. geht in der 
Weise vor, daß er das kranke Darmstück exstirpiert und den darüber 
be ndlichen Darm durch den Analteil hindurchzieht und hier fixiert. 
ie Ausräumung gelingt in relativ kurzer Zeit, kostet relativ wenig. 
lut und ermöglicht die Erhaltung einer relativen Kontinenz. 
Vorträge zur Frage der Kriegsernährung. und ihrer Folgen. 
un ‘ersmann, der Leiter der Krankenkostabteilung, macht Mit- 
teilungen über die Versorgung der Hamburger Kranken mit Kost, Auf 
Karten beziehen wir nur etwa 1500 Calorien. Wir sind daher auf den 
Schleichhandel, den- man beschönigend „privaten Ausgleich“ nennt, an- 
gewiesen.. Statt 135000 1’Milch täglich haben wir 880001 täglich. Wir 


ein Kampf in fast allen Familien. Die Schädlichkeiten des Fleisches 


Br ve 


-= un | my = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. = Be 3 u i = K E i 


|. sind sogar bis auf -50000 heruntergestiegen. Das ist 40000 unter dem 


Minimum. Genau so ungünstig liegt es bei der Butter. Freilich steigen 
die Schleichbandelspreise für Butter. -Das ist ein Zeichen dafür, daß 
‚auf dem Lande mehr Milch erfaßt wird. Sehr knapp ist das Fleisch. 
V. warnt vor unbegründetem Optimismus ‘bezüglich. der. Lebensmittel- 


schiffe, Es ist keine erhebliche Besserung zu erwarten, denn es wird 


nur der’Ausfall gedeckt werden. Sollten Unruhen eintreten, so ist 
durch Aufstapelung, von Dosenmilch für die. Säuglinge gesorgt. . 
. Rumpel: Kriegswirkung. auf Ernährungsverhältnisse, Morbidität 


„und -Mortalität.. Pflicht der zweitgrößten Stadt, Deutschlands ist es, die k 


Dezembererklärung der Berliner ärztlichen Vereine über Abwehr einer 


weiteren Verschlechterung unserer Ernährungsverhältnisse zu unter- ` 
stützen. Denn drei Monate sind -seitdem verflossen, und die Lage hat. 
sich verschlechtert. Vortragender bespricht zunächst die Einwirkung ` 


der halben Hungersnot auf die Gesunden. Sie gibt sich in einer all- 


gemeinen Gewichtsabnahme kund, ‘und zwar 10 bis 12%, des Körper-- 


gewichts (1918) bis 15 bis 20%, (Ende 1918). Nach Hamburger Er- 
fahrungen ist eine 20°/,ige Gewichtsabnahme noch gering... In erster 
‚Reihe steht die Abnahme des Fettpolsters. Bei Herzleidenden und 
Gichtikern ist die Abnahme von Vorteil, doch treten bei’ hochgradigem 
Fettschwund auch am Oirculationsapparat Störungen auf (durch Schwinden 


des Fettes am Perikard und unter dem Zwerchfell). Fortschreitender- , 
| Fettschrzund macht schließlich auch bei Arteriosklerose Beschwerden. . 
Stärkere krankhafte Erscheinungen: machen sich im Abdomen geltend: 


Tiefstand des Magens, Enteroptose, Zunahme der Hernien, inneren 


‚| Einklemmungen, Gebärmutter- und: Scheidenprolapse. Doch auch Gutes 
` tritt ein, z. B. Schwinden von Lipomen, seltenes Auftreten von Pankreas- 
nekrosen. Obwohl bei Kindern bis zum sechsten Lebensjahr die Er- 
nährung .reichlicher war, haben sich doch seit 1918: die Verhältnisse  - 


verschlechtert (Zurückbleiben im Längenwachstum, Schwächezustände): 


Die schwerste Erkrankung, die R. beobachtete, war das Hungerödem ` 


im Jahre 1917.. 19i8 hat man bei uns nichts davon gehört, wohl aber 
in Österreich mit 4 bis 5%, Sterblichkeit. Der größte Teil davon be- 
zog Sich auf die Grenzbezirke Deutschböhmens.(0,062%, in Tschechien 
gegen etwas über 5°% in Deutschböhmen). Die Ursache ist eine große 


Wasserzufuhr bei mangelnder Ernährung. Die Kost bestand ja haupt- 


sächlich aus Wasser (wasserreiche Gemüse usw.). Zu einzelnen Zeiten 


(1917) sind die Calorien bis auf 700.zurückgegangen. Als zweite Hunger- 


krankheit ist von Wien aus eine Art Osteomalacie infolge verminderter: 
Kalk- und Phosphorzufuhr gemeldet worden. In Deutschland hat man 
keine Beobachtungen darüber gemacht. Bei. den akuten Exanthemen, 
auch bei der Diphtherie ist die Differenz in den verschiedenen Epide- 


mien durch die Schwere der Epidemien bedingt. Hierbei spielt der 


Faktor Ernährung keine besondere Rolle. Bei der Pneunionie wurde 


mehr die Lysis als die Krisis beobachtet. Es muß unentschieden 


bleiben, ob Influenza oder mangelnde Ernährung daran schuld war. 
Wesentlich ist die Einwirkung auf die Rekonvaleszenz. Die Krank- 
heitsdauer bei den Infektionskrankheiten ist wesentlich länger. Die 
schwersten Schädigungen wurden bei der Tuberkulose gesehen. Ge- 
wisse Formen traten weit häufiger auf: tuberkulose Meningitis, Peritoneal- 


tuberkulose und die in wenigen Wochen zum Tode führenden ` peri- - 
bronchitischen Tuberkulosen. Weiter wurde beobachtet eine leichtere 


Infizierbarkeit und’ eine Zunahme der chirurgischen . Erkrankungen. 
Interessant ist die Beobachtung einer größeren Überempfindlichkeit 
gegenüber den Medikamenten. Bei Hg-Behandlung traten häufiger als 
früher ‘Vergiftungen ein.- Ähnlich beim Salvarsan. Oder sollte die 
Güte des Präparats gelitten haben? Auch Veronalschädigungen fielen 


auf. Bei den konstitutionellen Erkrankungen ist zunächst hinsichtlich | 


des Diabetes leichten und mittleren Grades zu erwähnen, daß die 
Patienten den Zucker verloren und die Kohlehydrate besser vertrugen. 
Die Gicht, eine in Hamburg überhaupt seltene Kraukheit, wurde noch 
seltener. Die Bluterkrankungen nahmen an Schwere zu, vor allem die 
perniziöse Anämie, nicht die Chlorose. Daß auf der Anatomie’ keine 
Zunahme der Fälle beobachtet wurde, beruht wohl auf der Behandlung 


mit O ehleckers Transfusion. Die Störungen im -Magendarmkanal 


sind vermehrte Flatulenz, Abnahme und Fehlen der Salzsäure und 
damit verbunden häufiges Auftreten von Milchsäure. In Zusammen-: 


hang damit steht der gastrokardiale Symptomenkomplex. Es müßte 


eine Zunahme des Ulcus ventriculi zu beobachten sein. .Das ist nicht 
der Fall. Enorm zugenommen hat die Oxyuriasis durch die kohle- 
hydratreiche Ernährung und mangelnde Reinlichkeit infolge des Fehlens 
von Seife. Schädigungen der Nieren wurden nicht beobachtet, da- 
gegen eine starke Zunabme der Harnabsonderung (Bettnässen). Potenz 
und Libido sind gesunken... Gewisse gynäkologische Erkrankungen - 
haben sich vermehrt. Das Centralnervensystem hat eine Schwächung 


erlitten. Es wird über Gedächtnisschwäche und Mangel an Energie 


und Ausdauer geklagt. ‚Reißig. 


d k ie aed 
p DE Er Va | on 
Te rn 5 we ae rn 
Fila ch x ee - P 
-5 . ` = Š A a er 

Er 


TRITT BT 
, 7 Wr i xe: t & * 


a, IR as ee 
Py Yan 2 pr : 
TEE TE Be 


` i 
nn O 


[aa ET O 


Beneo 


Turnen ur 
Bun IT: 
Sr: ya 
u 
se 


a DET 3 LT e > 
> Tl at Se AY N ma 
Een - 
e a, 


pe 
CA E 
rn 
Kr E e] 
Ente 


in -NaN 


u" 
kie 
es 
We SE 
Ki en 
Ne S 
a 
a thyo & 1 
ERER 
a an ler 
SER isd Y ua 
AN ihn 
Ar. Lee 
TEN 
tH t B. Eee ni 
Aa SE 
iee oa 
Aen Yg 
CENE 
PAEK a 
4 IE nn 
Hea ee 
A a En 
ie. BEN a 
t EEA ne 
z esot 


nn NOG 
Na. u 
- - FR y Me 
ra an 


EIS 


ze GER 
ray 
Erz 
- 
2, 


Bi ER 
WETTEN 
Seen 7 


= 
A 
ban 
nn m 
Tuiti 
omet E AN 
DUE .n 


Eare 
rd Tue un nun 
ky 


TEE waa n nn D, a aam 


u 


Š; 
Van. 
u ga E 


pranan 


12 ls. 


650 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. 


20. Juni 


Rundschau. 


Die Familienversicherung in ihren Wirkungen auf Volks- 
gesundheit und Tätigkeit des Arztes. 


(Bericht über einen Cyclus von Vorträgen, ver- 
anstaltet vom Seminar für soziale Medizin in Berlin.) 


Es war ein dankenswertes Unternehmen der rührigen Leiter 
des Seminars für soziale Medizin der Sektion Groß-Berlin des Ver- 
bandes der Ärzte Deutschlands, durch einen von ihnen veranstalteten 
Cyelus von Vorträgen über die Familienversicherung dieses jetzt täg- 
lich mehr in den Vordergrund tretende bevölkerungspolitische Problem 
zum Gegenstand von Frörterungen gemacht zu haben, an denen sich 


Vertreter der sozialen Hygiene, der Ärzteschaft und der Versicherungs- 
träger beteiligt haben. 


Obwohl die Frage der obligatorischen Familienversicherung, wie 
der kommissarische Ministerialdirektor Herr Geheimer Rat Dr. Gott- 
stein in seinen einleitenden Worten darlegte, eine alte Forderung 
der sozialen Hygiene sei, habe es doch erst der ungeheuren Schädi- 
gungen bedurft, die der hinter uns liegende Krieg der deutschen Volks- 
gesundheit zugefügt hat, um diese Angelegenheit aus dem Stadium 
der akademischen Erörterungen heraus- und der praktischen Durch- 
führung näherzubringen. Nachdem die Preußische Landesversamm- 
Jung auf Antrag ihres Ausschusses für Bevölkerungspolitik an die 
Reichsregierung mit dem Antrage herangetreten sei, die Familienver- 
sicherung der Kassenmitglieder obligatorisch zu machen, sei in ab- 
sehbarer Zeit mit einer Gesetzesvorlage über diese Materie zu rechnen. 
Bei der Unfähigkeit weiterer Kreise der versicherten Bevölkerungs- 
schichten, in Krankheitsfällen der Familienangehörigen rechtzeitig und 
ausgiebig für ärztliche Behandlung aus eignen Mitteln zu sorgen, sei 
die Krankenversicherung ohne Familienversicherung Stückwerk. 
Direkte Beweise dafür, daß durch die Einführung der Familienver- 
sicherung die Volksgesundheit gefördert werde, seien zurzeit nicht zu 
erbringen, immerhin habe die während des Krieges eingerichtete kom- 
munale Kriegsfürsorge bei den Familienangehörigen der Kriegsteil- 
nehmer gezeigt, daß die Unentgeltlichkeit der ärztlichen Hilfe ein mäch- 
tiger Ansporn sei, sie rechtzeitig in Anspruch zu nehmen. Es sei die 
Aufgabe der Gesellschaft, die Sorge für die .Gesundheit derjenigen 
Volksschichten zu übernehmen, die sie selbst nicht tragen können, da- 
mit erweise die Gesellschaft nieht nur diesen Schichten, sondern sich 
selbst einen Dienst. Dem von Alfons Fischer geprägten Schlag- 
wort vom „Recht auf Gesundheit“ stellt G. das von der 
„Pflieht zur Gesundheit“ gegenüber. Diese Pflicht gilt auch 
für die Hüter der Volksgesundheit, die Ärzte, denen es nicht nur ob- 
liege, Krankheiten zu heilen, sondern auch durch Belehrung und 
Aufklärung dahin zu wirken, daß die Bevölkerung sich der sozial- 
hygienischen Einrichtungen und Hilfsmittel zur Verhütung von Krank- 
heiten rechtzeitig und in ausgiebigem Maße bediene. 


Den Hauptvortrag des ersten Abends — der Cyclus umfaßte im 
ganzen vier Vortragsabende — hielt Herr Medizinalrat Dr. Stephani 
aus Mannheim; sein Thema lautete: „Die Familienversicherung in ihrer 
Wirkung auf die Volksgesundheit.“ 


Auch er betrachtet die obligatorische Familienversicherung als 
eine unbedingt notwendige Maßnahme zum Wiederaufbau unserer zer- 
störten Volkskraft. An einem reichen statistischen Material weist er 
die Verschlechterung der gesundheitlichen Verhältnisse und die Stei- 
gerung der Sterbeziffern, insbesondere auf dem Lande, nach und führt 
diese Erscheinung auf mangelnde oder nicht rechtzeitig in Anspruch 
genommene ärztliche Hilfe zurück. Auf dem Lande machte sich beson- 
ders der Mangel an sozialhygienischen Maßnahmen und Einrichtungen 
in sehr schädigender Weise bemerkbar. Aus seinem Material sei nur 
hervorgehoben, daß in Baden von 100 Gestorbenen im J ahre 1910 in den 
Städten 13,4%, auf dem Lande 28,9 % starben, ohne in ärztlicher Be- 
handlung gestanden zu haben, im Jahre 1917 10,7 % beziehungsweise 
29,5%. 

Gleichfalls in Baden starben im ersten Lebensjahre von 100 Säug- 
lingen im Jahre 1910 in den Städten 29,6%, auf dem Lande 50,9%, im 
Jahre 1917 33,5% beziehungsweise 59,1 %. 


Eine der ersten Aufgaben, welche die Bevölkerungspolitik zu 
erfüllen habe, sei die Erhaltung des Nachwuchses. Dieser könne ge- 
sundheitlich aber nur dann geschützt werden, wenn für ihn vom ersten 
Lebenstage an über das Säuglingsalter, die Kleinkinderzeit und wäh- 
rend der Schuljahre durch die Familienversicherung gesorgt werde, S0- 
wohl prophylaktisch durch sozialhygienische Maßnahmen — Säuglings- 
fürsorgestellen, Kleinkinderfürsorge, schulärztliche Beobachtung, die 


Fe ie 


m nn 


herigen Kassenarztsysteme genüge den berechtigten 


— 


St. durch die Behandlung seitens der Schulärzte erweitert und er- 
gänzt wissen will —, als auch durch die Möglichkeit rechtzeitiger 
ärztlicher Hilfe in Krankheitsfällen. Da die Krankenkassen von der 
ihnen durch die RVO. gebotene Möglichkeit der freiwilligen Leistung 


bisher nur in sehr bescheidenem Maße Gebrauch gemacht haben, müsse 


auf sie der gesetzliche Zwang ausgeübt werden. Da aber nur große 
und finanziell leistungsfähige Gebilde auf dem Gebiete der Familien- 
versicherung wirklich Ersprießliches leisten könnten, sei eine Auflösung 
kleiner Kassen und eine Zusammenlegung zu größeren eine nicht zu 
umgehende Forderung. Daß große Kassen den finanziellen Anforde- 
rungen der Familienversicherung genügen können, beweisen die allge- 
meinen Ortskrankenkassen in Leipzig und Stuttgart, wo die Familien- 
versicherung ohne Zusatzbeiträge durchgeführt sei; in Leipzig betragen 
die Kosten der Familienversicherung, ohne die Ausgaben für ärztliche - 
Behandlung, im ganzen 4,4% der Gesamtausgaben. 

St. ging dann des näheren ein auf die Wirkungen, welche die 
obligatorische Einführung der Familienversicherung auf die Lage des 
ärztlichen Standes haben werde. Es fehlen bisher genaue statistische 
Unterlagen, auf Grund deren man die Zunahme des Kreises Versicherter 
durch die Einbeziehung der Familienangehörigen in die Versicherung 
ermitteln könne. Jedenfalls sei aber mit einer sehr starken Ein- 
schränkung der freien Praxis zu rechnen und aus diesem Grunde seien 
zurzeit noch manche Ärzte gegen die Einführung der Familienversiche- 
rung. Die offizielle Vertretung der deutschen Ärzteschaft habe sich 
dagegen wiederholt mit der Familienversicherung einverstanden erklärt, 
allerdings unter zwei Voraussetzungen: einmal der einer auskömmlichen 
Bezahlung der ärztlichen Tätigkeit, zweitens aber der Zulassung sämt- 
licher dazu bereiten Ärzte, das heißt der freien Arztwahl. St. stellt 
sich vorbehaltlos auf den Boden dieser Forderungen, er lehnt die zur 
leichteren Durchführung der Familienversicherung vorgeschlagene Be- 
handlung in Polikliniken entschieden ab und verlangt gerade für Frauen 
und Kinder aus psychologischen Gründen das Recht, den Arzt. ihres 
Vertrauens aufsuchen zu dürfen. Er sieht in der befriedigenden Re- 
gelung der Arztfrage eine der wesentlichsten Voraussetzungen für eine 
gedeihliche Entwicklung der Familienversicherung und macht von ihr 
die freudige Mitarbeit der deutschen Ärzteschaft abhängig. Der Bei- 
fall der Zuhörer, der gerade diesen Ausführungen folgte. bewies, wie 
sehr sie mit den vom Vortragenden aufgestellten Forderungen ein- 
verstanden waren. 

Am zweiten Abend des Cyclus kam ein Vertreter der Kranken- 
kassen zu Wort, in der Person des Herrn Albert Kohn, des Di- 
rektors der Allgemeinen Ortskrankenkasse der Stadt Berlin. Herr Kohn 
ist nicht nur die führende Persönlichkeit in den hiesigen Kassenkreisen, 
er steht auch mit in der ersten Reihe der Führer im Verbande der 
deutschen Krankenkassen; daher dürften seine Ausführungen auch über 
die Grenzen Berlins hinaus die Aufmerksamkeit und das Interesse der 
deutschen Ärzteschaft verdienen. Sein Thema lautete: „Organisatorische 
Fragen bei Einführung der Familienversicherung.“ K. schob die Schuld 
daran, daß die Familienversicherung bisher von den Kassen ohne gesetz- 
lichen Zwang nicht in weiterem Umfange eingeführt worden sel, den 
Ärzten zu, deren angeblich ungebührlich hohen Honorarforderungen für 
die Behandlung der Familienangehörigen die Krankenkassen nicht Eè- 
wachsen seien, Er hielt eine Bezahlung auf den Kopf der Familien- 
angehörigen in der gleichen Höhe wie für den Versicherten für un- 
erschwinglich, lehnte auch die Bezahlung nach Einzelleistungen rund- 
weg ab. Sehr eingehend beschäftigte er sich mit der Art der ärzt- 
lichen Versorgung. Die freie Arztwahl hält er gerade für Berlin, mit 
und ohne Karenzzeit, für undurchführbar, weil sie binnen kurzer Zeit 
zu einer Überflutung Berlins mit Ärzten führen müsse. Schon jetzt 
kommen im Landespolizeibezirk Berlin auf 10000 Kassenmitglieder 
11,88 Ärzte, während im Osten des Reiches der gleichen Zahl nui 
2,3 Ärzte zur Verfügung stehen. Bei Einführung der Familienversiche- 
rung werde sich dieses Mißverhältnis noch erheblich steigern. lẹ 
Zahl der bei einer Kasse zugelassenen Ärzte übe aber einen Er 
Einfluß auf die Ausgaben der Kassen aus, man könne beweisen, (A 
ie größer die Zahl der Ärzte sei, um so höher seien die Ausgaben, 
insbesondere für Arznei und Heilmittel. Die Konkurrenz der Ei 
untereinander habe dazu geführt, durch möglichst weitgehendes En 
gegenkommen gegenüber den Wünschen der Kassenmitglieder deren 
möglichst viele an sich heranzuziehen; das „RK assenlöwentum 
sei ein Krebsschaden, der beseitigt werden müsse, die n KASE pe 
löwen“ schädigen die Kassenfinanzen, ohne den sie Auer = 
Kranken zu nützen, da es ihnen, wegen Überlastung, an aor E 
sorgfältiger Untersuchung und Behandlung mangle. E E 


Digitized by Google pe 


a 99. Juni. 


_ geringere 


‚zu schützen, d 


az Ne, rt 
win VITO vw Ess a 7 au 
> en N A . 4 XA D ai o> ' K 


emmm a TR 
i a 
A 3 
ER \ 


un 


gegen jedes bestehe Mißstimmung, ‚entweder bei den Kassenverwal- 


tungen oder bei den Kassenmitgliedern, aber auch bei den Ärzten. 


Aus der Mißstimmung der Ärzte gegen die jetzigen kassenärzt- 


lichen Zustände sei der immer stärker ertönende Ruf nach Verstaat- 


| lichung des ärztlichen Berufes zu erklären; die Kassenverbände hätten 
offiziell zur Frage der Verstaatlichung der Ärzte bisher noch nicht 


Stellung genommen, Redner zweifelt aber nicht daran, daß die Kassen 


die Verstaatlichung verlangen werden, wenn es nicht gelingt, bei Ein- 


führung’ der Familienversicherung die Kassenarztfrage in befriedigender 
Weise zu lösen. K. glaubt eine solche Lösung gefunden zu haben 


durch Schaffung von Beratungs- und Untersuchungs- 
stellen. An verschiedenen Stellen der Stadt sollen große Räum- 


lichkeiten eingerichtet und mit allen. modernen Untersuchungsmitteln 
‘für die Diagnose ausgestattet werden. Ein Stab von Ärzten. — all- 
gemeinen wie von Vertretern aller ‚Sonderfächer — soll dort zu jeder 


Tagesstunde bereitstehen. Die Arbeitszeit der Ärzte werde, um ihnen 


| die Möglichkeit zur Fortbildung zu lassen, eine beschränkte sein, ihre 


Honorierung werde unabhängig vom Honorar der Kassenärzte erfolgen. 
: Alle Kranken, oder sich dafür haltenden, müßten, soweit sie 
nicht bettlägerig seien, bevor sie den Kassenarzt aufsuchten, zunächst 
in die Beratungsstellen ihres Bezirks gehen; hier werde durch ein- 
gehende Untersuchung festgestellt, ob überhaupt ein Bedürfnis nach 
ärztlicher Behandlung bestehe und erst wenn dies der Fall sei, dürfe 
der Kranke einen der zugelassenen Kassenärzte aufsuchen. Der 
Redner verspricht sich von dieser Einrichtung eine erhebliche Ent- 


i lastung der Kassenärzte, die dann nur von wirklich einer ärztlichen 


Behandlung Bedürftigen aufgesucht werden; für diese. würden den 


Kassenärzten dann mehr Zeit‘ zu sorgfältiger Untersuchung und 


Behandlung zur Verfügung stehen als jetzt; die der Zahl nach 

| Inanspruchnahme werde eine Steigerung der Be- 
zahlung. des einzelnen Falles zur Folge habe und damit eine 
Steigerung _ des Interesses des Arztes. an. diesem . Falle, 
Die Kosten für die Ausführung dieses Planes werden nicht geringe 


| sein, die Krankenkassen seien jetzt nicht in der Lage sie allein zu 


tragen, Gemeinden und Reich müßten zur -Deckung mit herangezogen 
werden. Den Gemeinden werde aus der Einführung der Familien- 
versicherung eine große Entlastung ihrer Ausgaben für Arme erwachsen 
und das Reich habe das lebhafteste Interesse an allen, Maßnahmen zur 


‘Hebung der Volksgesundheit. Dies in großen Umrissen die wesent- 


lichsten Ausführungen des Redners, die er in Beantwortung einzelner 
an ibn aus den Reihen der Zuhörer gerichteten Anfragen noch 
ergänzte. Eine Heranziehung der Versicherten zu einem Teil der 
Kosten. für Arznei und: Heilmittel lehnte er ab, weil die in den! 
unteren-Lohnklassen Versicherten von ihrem öhnehin knapp bemessenen 
Krankengelde nichts entbehren könnten. Dagegen spricht er- sich. für 
eine Revision des Krankenversicherungsgesetzes im Sinne einer besseren 
Heranziehung der Versicherten zu den Beiträgen und einer Bereit- 


stellung von Mitteln des Reiches und der Gemeinden zu den Zwecken 


der Krankehversicherung aus. | 
der Familienversicherung nicht warten, bis diese vielleicht noch viele 


Doch könne man mit der Einführung 


Jahre dauernde Reform eingetreten sei. Schließlich erklärte er sich 
bereit zu den weitestgehenden Garantien, um die Ärzteschaft dagegen 
aß die_ Beratungsstellen. sich zu Behandlungsstellen aus-. 


wachsen. | 
Der dritte, von Professor Lennhoff gehaltene Vortrag. be- 


‚schäftigte sich mit den ärztlichen Problemen der Familienversicherung. 


Der Redner versuchte Klarheit darüber zu verschaffen, in welcher 
Weise und in welchem Umfange die Familienversicherung die Berufs- 
ausübung des einzelnen Arztes wie die des ganzen Standes beeinflussen 
werde. Im Jahre 1914 habe es in Groß-Berlin 1300000 Kassenmit- 
glieder gegeben, durch die. Einführung der Familienversicherung werde 
diese Zahl, nach sehr vorsichtiger Schätzung, sich mindestens verdoppeln. 


‚Die Gewährung der Familienhilfe werde für viele Versicherte ein An- 
-Teiz mehr sein, freiwillig die Versicherung fortzusetzen. Ob durch die 
Einbeziehung ‘der Familienangehörigen in die Krankenversicherung- die 


<A 


Gesamteinnahmen der Ärzte steigen werden, sei unsicher; sollte es der 
Fall sein, so wird weit größer, als die Steigerung der Einnahmen, die 
Steigerung der‘ ärztlichen Arbeitsleistung sein. Nach Einführung der 
Familienversicherung werde für die freie Praxis nur ein ganz geringer 
Bruchteil ‘der Bevölkerung übrigbleiben, der wiederum nur einer 
kleinen Anzahl von Ärzten Existenzmöglichkeit gewähren werde. 
Da das Sozialisierungsgesetz jedem Deutschen in Aussicht stelle, „durch 
eine seinen Fähigkeiten entsprechende Arbeit sein Leben zu unter- 
halten“, müsse der Gesetzgeber bei Einführung der Familienversicherung 
auch allen Ärzten den ärztlichen Arbeitsmarkt zugänglich machen. Der- 
Redner wendet sich dann der Frage zu, wie der ärztliche Dienst bei 
der Familienversicherung zu organisieren sei und streift.‘dabei die ver- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. ` 


er 
PER 


schiedenen Vorschläge zur Sozialisierung -der Ärzte oder der Heilkunde, 
Unentgeltlichkeit der ärztlichen Behandlung, Krankenhäuser usw., und 
zwar bei Verbeamtung der Ärzte oder. bei freiberuflich tätigen Ärzten. 
‚Der Begriff der Sozialisierung ‚treffe auf. die Tätigkeit der Ärzte nicht 
zu, denn sie sammeln kein. Kapitál .an von dem.Mehrwert der durch 
andere geleisteten Arbeit. Redner sieht den. Untergrund für alle diese 
Vorschläge -zur Umgestaltung des ärztlichen Berufes im Gefühl der 
Unbefriedigung "darüber, daß trotz des hohen Standes der Heilkunde 
und. der ärztlichen Ausbildung die große Masse des Volkes ärztlich 
nicht so- gut versorgt sei, wie es wünschenswert wäre. Wenn dies der 


das zur genügenden und erwünschten Versorgung nötig wäre. Dieser 
‚Meinung scheinen jetzt auch maßgebliche Kassenvertreter zu sein, die 
jetzt kein Bedenken trügen, Staatszuschüsse für die. Krankenkassen zu 
fordern, was sie früher aus Besorgnis um die Einengung der Selbst- 
verwaltung entschieden abgelehnt hätten. Die Ärzte müßten für solche 
Staatszuschüsse eintreten, weil ohne solche, allein mit den unzuläng- 
lichen Mitteln. der Kassen die Familienversicherung nur zu dürftigen 


und werde sehr bald kommen, jedenfalls früher als die Verstaatlichung 


einrichten müssen und das gehe nur mit Zulassung aller dazu bereiten, 
das heißt, mit freier Arztwahl. Den Einwendungen der Kassen gegen 


er, daß das sogenannte Kassenlöwentum erst von den Kassen groß- 


schrecken Redner nicht, nur’ ihre Begründung, die iim zu sehr polizei- 


haben müsse; da aber dem Kranken mit einer bloßen Beratung und 
Untersuchung nicht gedient “sei, sondern da er Hilfe suche, müßten 
Behandlungshäuser ins Leben gerufen werden. Der ärztliche 
"Betrieb in.ihnen könne sehr :wohl ein unter Zulassung -aller Ärzte 
genossenschaftlich organisierter sein. Das Organisatorische könne in 
aller Ruhe ausgeprobt werden, da die Familienversicherung zunächst 


müsse, weil nicht gleichzeitig. mit ihrer: Einführung vollwertige Be- 
handlungshäuser eingerichtet werden könnten. Da die Ärzte den 
Kassen gegenüber Arbeitnehmer sind ünd diese ja jetzt in allen Be- 
trieben, auch den öffentlichrechtlichen ein Mitbestimmungsrecht haben 
werden, so muß es von selbst zu gemeinschaftlichen Beratungen der 
Kassen und der Ärzte kommen; bei leidlich gutem Willen auf beiden 
Seiten werde es zu einer befriedigenden Zusammenarbeit beider Inter- 


essentengruppen kommen. 
Dem Schlußvortrage des 
‘über „Psychologische Beziehungen zwischen Arzt und Kranken“ war 


‚ich verhindert beizuwohnen; es geht mir darüber folgender Bericht zu: 

Einen wesentlichen Faktor in den. Beziehungen zwischen Arzt 
und Patienten spielt das Vertrauen des Kranken zum Arzt. Dieser 
kann das Vertrauen ‘bereits mitbringen, es kann auch im Laufe der 
Behandlung erworben werden. Ebenso kann aber das Vertrauen auch 
: durch äußere Einflüsse erschüttert werden oder dadurch, daß der Patient 
“vom Arzt und der ärztliehen Behandlung zuviel erwartet hatte. ` 
| Ärzte mit.starkem psychischen Einfluß besitzen große psycho- 
logische Erfahrungen und in besonderem Maße die Gabe des ‚Indivi- 


FG 


seiner Seelenverfassung. Daß der Kranke den Arzt seines Vertrauens 
. zu wählen wünscht, ist selbstverständlich und daher einer der Gründe, 


die für freie Arztwahl angeführt werden. Aber auch ein nicht frei 


. gewählter Arzt kann dem Kranken sofort Vertrauen einflößen. 

Bei der Familienversicherung darf man über diesen seelischen 
Faktor des Vertrauens nicht hinweggehen. Für den Arzt fällt bei der 
Familienversicherung die Tätigkeit als Begutachter der Arbeitsunfähig- 
keit fort, er kann aher viel mehr Arzt sein als gegenüber den Kassen- 
mitgliedern und es können daher leichter seelische Beziehungen zwischen 
Arzt und Familien entstehen, ähnlich wie früher in größerem ‚Umfange 
bei dem Hausarzt, und jetzt bei den behandelnden Ärzten in der Privat- 
praxis. Der Arzt muß sich dieser Verantwortung .als Familienberater 
der Versicherten bewußt sein. Die Patienten wünschen sich oft durch 
eine allgemeine Aussprache zu erleichtern; darauf stützt sich z. B. die 
Psychoanalyse, die geradezu bezweckt, den Kranken zum Reden zu 
bringen und die auslösenden Momente einer Störung aus dem Unter- 
bewußtsein zu erwecken. Solche Aussprache ist nur auf der Grund- 

‚lage des Vertrauens zum Arzt möglich. Die Abneigung gegen Kranken- 
häuser beruht größtenteils auf dem Öffentlichen des Krankenhauses 


mit dem unbekannten Arzt, sie besteht weniger gegen Privatkranken- 


anstalten, in denen der Patient in der Behandlung seines bis- 


i 


ei. 


Fall sei, so liege das daran, daß es bisher an dem Geld gefehlt habe, 


- Leistungen befähigt sein würde. — Die Familienversicherung müßte . 


der Ärzte, daher würde sie sich mi# den freiberuflich tätigen Ärzten ri 


dieses kassėnärztliche; System tritt Redner entgegen; insbesondere zeigt _ 
gezogen worden ist. — Die von den Kassen gepfanten Beratungsstellen 


lichen Charakter trägt. Es sei durchaus nicht notwendig, daß der 
Arzt auch in aller Zukunft seine Arbeitsräume in seiner Privatwohnung 


doch mit dem privatwirtschaftlichen Ärztebetrieb' eingeführt werden 


Herrn Geheimen Sanitätsrats Dr. Moll 


dualisierens durch intuitive Erfassung des Wesens des Kranken und 


~o ee 
u y- hund ' r°’ 
"7 — t- . 
EN : A e 
. ; ß Aca a : 
+ k - a: 4 y 


SPONTET AT 
+ D t 
f re 


rum 


5 
~, k a Ta en, 
NT TRE 


EVER 


x 
PURE INS 


~ 


t. 


“u 


-~ 


vA 


nen! 


as .. 


Ks BEI 


D 
ta. ann 
an E E 


TAERE TANS, 


ISIN 


pti 
EN 


4 


Samen 2 


ae Bere Denn 
S.SwtT = 


ae 


Kia D 


— 


DE 


nen nn rn aag 


FEN ERST 


Te o 


n O = 
k m Thoaan. 
x. PS porus 


ee 
m 
TAS ee Zr Er 
£ è 


~ R 
Sega I. 


Part aa a 
I A T 


p ern: 
en r, 


4 


PAE T a 
BEE 20 
nn 


ertyal. 
ATS 
b, 


Ne 


au 


went 
ODT 
aae aan a S 


ee re 
a Pi 


ase 


u Fa 


I Tii 


~ 24 27 
-5s - ie 
ie N A 
N _ er r „ei 


- = ui LT rn en 


F aR 
— wis 


une 
De - 


a AAR: pib“ (0d 
4 si . Ayn 


3< D > 
a ee 


BE naar 


ih 
u 
ji 

| 


zæ P - -e — A 

Dr Ve m ar ke T A 

aai Ua d,s . nd . z 
r dt n d . . - 


rt 


Fl 
5 
e 


P z 
- yry per piad EN we 
er 


EIKE du 
u Zu de sun de de 
Da 


u TE 


65% 


herigen Arztes bleibt. Dieses Unpersönliche haftet auch der 
Vorstellung der Verbeamtung mit Bezirksärzten an. Die Verbeamtung 
würde nicht nur für die Ärzte, sondern auch für die wissenschaft- 
schaftlichen Fortschritte nachteilig sein, erst recht aber für 
die lamilienversicherung. Zuweilen wirkt gerade ein .teures 
Heilmittel durch seinen hohen Preis psychisch besonders gut. Der- 
artige teure Mittel würden aus solchem Grunde ebenso wie sonstige 
psychische Behandlung unter bürokratischen Gesichtspunkten nicht 
zulässig sein. Die Bedingung für wirksame psychische. Behandlung 


ist die Möglichkeit, den einzelnen Patienten entsprechend Zeit zu 


widmen. Bei den Rassenlöwen kann keine wirklich individualisierende 


- Einzelbehandlung und seelische Beeinflussung der Kranken statt- 


finden, sondern nur eine Scheinbehandlung. Die Zahl der Ärzte muß 
daher für die Familienversicherung wenigstens auf einer gewissen Höhe 


' sein, auch damit der Arzt nicht überlastet wird und seine Kassen- 


kranken einbüßt. Grundbedingung dafür ist ein Honorar, das dem 
Arzt gestattet, seinen Lebensunterhalt mit einer gewissen Zahl von 
Arbeitsstunden am Tage zu erwerben. Manche Behandlungsmethoden 
erfordern auch für den Einzelfall so viel Zeit, daß die Kassen sie nicht 
umsonst verlangen können. Hierzu gehört auch die Psychotherapie, 
die von einzelnen Kassen bereits als besonderes Behandlungsfach zu- 
gelassen ist. Den Kranken muß nach Möglichkeit Gelegenheit gegeben 


werden. den Arzt ihres Vertrauens aufzusuchen, die Ärzte müssen sich 
2 ’ 


aber auch mit der psychischen Behandlung vertraut machen. Nur bei 
genügender Honoriergng der Ärzte kann vom Standpunkt der Psycho- 
therapie aus die Familienversicherung empfohlen werden. 


San.-Rat Dr. Ignatz Sternberg. 


Die Arbeit von Prof, Dr. Hellpach über „Die Neugestaltung 
des medizinischen Unterrichts mußte von der Redaktion nach dem 
Abschluß des propädeutischen Teils abgebrochen werden, da sie in 
ihrem Gesamtumfang erheblich über das Raummaß hinausgewachsen 
war, welches wir unter den gegenwärtigen Verhältnissen in unserer 
Zeitschrift für eine einzelne Arbeit zur Verfügung halten können. Der 
klinische Teil der Betrachtungen, welcher ebenfalls für den medizini- 
schen Unterricht sehr beträchtliche Abänderungsvorschläge enthält und 
begründet, kann daher leider in den Spalten der Medizinischen Klinik 
nicht veröffentlicht werden. Er wird aber vereinigt mit den hier ab- 
gedruckten Aufsätzen in kurzem im Buchhandel zur Veröffentlichung 


gelangen, sodaß dann die Studie Hellpachs in ihrem vollständigen 
Zusammenhange vorliegen wird. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 

Der Ausschuß für Bevölkerungspolitik der 
Preußischen Landesversammlung hat einen Antrag ein- 
stimmig angenommen, in dem die Versammlung gebeten wird, die 
Staatsregierung zu ersuchen, so rasch als möglich ein Gesetz über 
die Neugestaltung des Hebammenwesens vorzulegen. 
Folgende Richtlinien hierfür hat der Ausschuß aufgestellt: | 

1. Die Hebamme erhält Beamteneigenschait. 2. Die Hebamme 
ist der Kreis-Hebammenstelle unterstellt. Die Kreis-Hebammenstelle 
besteht aus dem Kreisarzt, einem Vertreter der Kreisbehörden, zwei 
frei gewählten Hebammen und zwei gewählten Müttern des Kreises. 
Bei der Provinz ist sinngemäß eine Provinzial-Hebammenstelle als Be- 
rufungsinstanz einzurichten. 3. Der Hebamme wird ein Einkommen 
gewährleistet, das zur Lebenshaltung genügt. Jeder außerberuf- 
liche Nebenerwerb darf nur mit Genehmigung der vorgesetzten 
Behörde ausgeübt werden. 4. Die Zahl der Hebammen muß in 
allen Landesteilen ausreichend sein. 5. Die Hebamme hat den 
Frauen unentgeltlich Geburts- und Wochenhilfe zu gewähren. 
6. Die Ausbildung der Hebammen ist zu erweitern und organisch mit 
dem Unterricht in der Kranken- und Säuglingspflege zu verbinden. 
7. Die Auswahl der Hebammenschülerinnen muß mit größter Sorgfalt 
unter Berücksichtigung der körperlichen und geistigen Eignung und 
unter Mitwirkung der Kreis-Hebammenstelle erfolgen. Es ist eine ab- 
geschlossene Schulbildung zu verlangen. Den Lehrern der Hebammen- 
schule muß die Möglichkeit gewahrt bleiben, als ungeeignet sich er- 
weisende Schülerinnen zu. entlassen. Berufiungsstelle ist die Provin- 
zial-Hebammenstelle. 8. Die Zahl der zur Ausbildung .zuzulassenden 
Hebammen ist dem Bedürfnis entsprechend zu regeln. Durch Über- 
gangsbestimmungen sind den jetzt tätigen Hebammen bestimmte Ar- 


beitsbezirke zuzuweisen. Die Forderung einer Nachprüfung ist von 
Fall zu Fall zu prüfen. 


In dem Ausschuß beschäftigt man sich augenblicklich lebhaft 
mit einer Änderung der Steuerpolitik in dem Sinne, daß 


Ein Antrag 
des Vorsitzenden Abderhalden will Beamtinnen, die sich 


die Kinderzahl von Einfluß auf die Besteuerung sein soll. 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W8. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 26. 


Aa r 
Tre DA i- >, 
- Cà $ -+ A 


20) uni. 


4 
u 


verheiraten, eine Abfindungssumme gewähren.. Ein von anderer 
Seite gestellter Antrag, das Zölibat der Lehrerinnen aufzu- 
heben, wird innerhalb des Ausschusses sehr stark umstritten. n 


Auch in der Schweiz ist de Neuregelung des Heb- 
ammenwesens Gegenstand der Gesetzgebung: So hat der Landrat 
des Kantons Uri eine diesbezügliche Verordnung erlassen, aus der her- 
vorzuheben ist, daß jede Gemeinde wenigstens eine Hebamme, größere 
Gemeinden je eine Hebamme auf 800 bis 1000 Einwohner anzustellen 
haben. Falls sich keine geeignete Person findet, die auf eigene Kosten 
den Beruf erlernen will, ist die Gemeinde verpflichtet, eine Person auf 
Kosten der Gemeinde dazu ausbilden zu lassen. Der Kanton zahlt den 
patentierten und praktizierenden Hebammen jährlich 100 Fr. auf je 
600 Einwohner, außerdem bei der Niederlassung einen einmaligen 
Beitrag von 50 Fr. Die Gemeinden sind verpflichtet, ihren Hebammen 
ebenfalls eia Wartgeld, wenigstens in der Hälfte des kantonalen zu 
zahlen. In angemessenen Zwischenräumen werden die Hebammen zum 
Besuch eines Wiederholungskurses in eine Entbindungsanstalt geschickt; 
die Kosten dieser Kurse trägt der Kanton. Die Festsetzung der Ver- 
gütung für die Hilfeleistung der Hebammen ist ihrem 


freien Ermessen überlassen. Für strittige Fälle wird eine 
Minimaltaxe festgelegt. = 


Wien. Das Staatsamt für soziale Verwaltung hat die Schaffung 
einer Krankenfürsorge für Staatsbedienstete in die 
Wege geleitet und Leitsätze hierfür ausgearbeitet, welche, mit einigen 
begründenden Bemerkungen versehen, einer Reihe von Beamten- und 
Angestellten- sowie Ärzteorganisationen zur Begutachtung übermittelt 
worden sind. Diese Leitsätze sehen die Errichtung eines Kranken- 
fürsorgefonds für Staatsbedienstete vor, der teils durch Beitragsleistungen 
derselben, teils durch Zuwendungen aus Staatsmitteln aufgebracht 
werden soll. Aus den Mitteln des Fonds soll den Staatsbediensteten für 
ihre Person und ihre nächsten Familienangehörigen eine ausreichende, 
standesgemäße Kranken- und Heilpflege in der Form von ärztlicher 
Hilfe, Beistellung geschulten Pflegepersonals, Versorgung mit Heil- 
mitteln und therapeutischen Behelfen, Spitalspflege, Kurbäder-. und 
Heilstättenbehandlung, Rekonvaleszenten-, und Kinderpflege sowie Be- 
gräbnisgelder gewährt werden. Dabei. wird es grundsätzlich dem Be- 
amten überlassen, seinen Arzt selbst zu wählen und statt der gewährten 
Heileinrichtungen die ihm geeignet erscheinende Pflege aufzusuchen, 
in welchem Fall ihm jene Kosten der Krankheit in Geld vergütet 
werden, welche bei Benutzung der vorerwähnten Einrichtungen ent- 
standen wären. — Es wird Aufgabe der ärztlichen wirtschaftlichen 


Organisationen sein, die berechtigten Interessen der Ärzteschaft dieser S 
Aktion gegenüber zu wahren. ——— — 


In der verfassunggebenden preußischen Landesversammlung haben 
die Abgeordneten Abderhalden und Genossen den Antrag gestellt, 
die Vorschriften der Regierungsverordnung vom 16. Februar 1919 über 
die Gewährung von Straffreiheit und Strafmilderung m 
Disziplinarsachen auf ehrengerichtliche Strafen und ehren: 


gerichtliche Verfahren gegen Ärzte entsprechende An 
wendung finden zu lassen, — 


Die für die Verbreitung hygienischer Kenntnisse im Volke ge 
meinsam tätigen Behörden, Krankenkassen, Versicherungsanstalten und 
gemeinnützigen Gesellschaften haben die Gründung eines Landes: 
ausschusses für hygienische Volksbelehrung be- 
schlossen, der die- bisher vorhandenen Einzelorganisationen zu plan- 
mäßiger Arbeit zusammenfassen soll, um Aufklärung bis ins kleinste 
Dorf zu bringen. Zu Vorsitzenden wurden Ministerialdirektor Gott- _ 
stein, Geh. Reg.-Rat Freund, Geheimrat Abderhalden gê- 
wählt, zu Schriftführern Prof. Adam und Dr. Bornstein, zu Schatz- 
meistern Bankier Ernst Friedmann und Prof. Bruck. 


Im Verlage von Urban: & Schwarzenberg, Berlin-Wien, erschien 
soeben von dem „Praktikum der Chirurgie“, von Oberarzt Dr. R. N ord- 
mann (Berlin), die zweite Auflage, — Die erste Auflage war kurz 
nach Ausbruch des Weltkrieges erschienen und ist SO manchem 
jüngeren und älteren, bisher Chirurgie ungewohnten Feldarzte E 
treuer und zuverlässiger Ratgeber geworden. Die soeben erscheinen 
zweite Auflage ist vom Verfasser im Felde unter Verwertung seiner 
reichen Erfahrungen von Grund auf um- und neubearbeitet worden. Wr 
schreibt im Vorwort: Da ich aus vielfachen Erfahrungen weiß, an 
sich vielfach gewisse Schwierigkeiten bei- der Indikationsstellung 2 
chirurgischen Maßnahmen auf den Grenzgebieten in der Austuse 
von Notoperationen bei der Nachbehandlung Verletzter und Operier H 
und in der Erkennung der wichtigsten Komplikationen 1m BE ia 
tiven Krankheitsverlauf für den Arzt ergeben, so ist auf dies : 
stellung speziell dieser Abschnitte ein besonderes Gewicht gelegt. nen 
Das Buch hat 345 teils farbige Abbildungen und kostet 28 M, gebun 
32 M, mit den üblichen Teuerungszuschlägen. 


Hochschulnachrichten. Berlin: Dr. Brio 
Franz Friedmann ist zum ao. Professor in der medizinise en | 
- Fakultät ernannt worden. —- Erlangen: Priv.-Doz. Dr. To en | 

(innere Medizin) zum ao. Professor ernannt. — Marburg: nen 
Dr. Walter Vogt folgt einem Rufe als Prosektor des Anatomie” 


Instituts nach Würzburg. — Basel: Dr. Fritz Rohrer für Physio: | 
logie habilitiert, N 


Digitized by Google - ; 


a 


u 


rie 


` redigiert von `` en 
Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg 
Ze Berlin TE un us, 


m aa a Fu Sr eaer 


s - 


© = Gonorrhöe im Wochenbett. 
27000 Kliniseher Vortrag... 

| | nt Von | ur 
Prof. Dr. Reifferscheid, Göttingen. 


a 


re ü UR Fe FT a ie u oe 
BT nm nn 
5 ` ' ` \ 


Da En 2 
k — 


keit völlig. 


Tak legenheit gegeben, 


© Nach der Geburt des Kindes ist die 'Cervix weit, der 
schützende Schleim pfropf, der während der Schwangerschaft eine 
Ascension der Kokken verhindert hat, ist ausgestoßen, ‘der Weg 
ms Innere des Uterus. ist freigegeben. Die aus dem puerperalen. 


\ 


‚Inhalt: Originalarbeiten: R eifferscheid, Gonorrhöe im Wochenbett. L.Langstein, Die Ernährungsstörungen im Säuglingsalter. (Fort- 
setzung.) J. Pal, Über Herzhypertrophie und Hypertonie H. Harttung, ‘Über Perityphlitis und Pyelitis.. Th. Ku lenkamp, Erkältung‘ 
und Infektion. H. Tichy, Einige Ergebnisse 'der operativen und ‘der Milchtherapie bei Leistendrüsenentzündungen. — Referatenteil: Strauß, 
Strahlentherapie. — Aus. den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte.: 
u Berlin. Dortmund.. Göttingen.. Prag. — Rundschau: E. Reiß, Hygiene und. Küche. — Tagesgeschichtliche. Notizen. : ` | 
Der Verlag'behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden- Origimalbeiträge vor... 


~ Die bedenkliche Vermehrung der Geschlechtskrankheiten, 
die wir als eine der: unheilvollen Folgen des Krieges verzeichnen 
müssen, bedroht die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit gerade der 
in der Blüte der Kraft stehenden Individuen, schädigt den Nach- 
wuchs auf das schwerste oder vernichtet die Fortpflanzungsfähig-. 
Reit y Ihre große Bedeutung für den einzelnen, für die 
: . Familie, für den Staat, liegt damit klar zutage. Bei der gonor- 
;  Thoischen Erkrankung der Frau im besonderen sehen wir ein oft. 
<: _ -über viele Jahre sich hinziehendes Siechtum mit völliger Ver- 
©. Diehtung der Gebärfähigkeit sich anschließen, sobald die Infektion 
über den Uterus: hinaus zu den: Adnexen aufsteigt. ‚Zu dieser 
schweren Komplikation der anfangs ‘örtlich ' auf den Scheiden- 
. — — @ngang, die Scheide und die Cervix beschränkt bleibenden gonor- 
! „thoischen Erkrankung ist gerade im Wochenbett besonders Ge- 


Uterus ausfließenden Lochien stellen einen vorzüglichen Nährboden 
für: die Gonokokken dar, in dem sie eine rapide Vermehrung 


zeigen, sie bilden gleichzeitig eine Straße, auf der die Gonokokken. 
der Vagina. in den Uterus aufwandern können und es 
leider auch in etwa. der Hälfte aller Fälle von gonorrhoischen in- 
fizierten: Frauen tun. Men ge hat darauf hingewiesen, daß auch. 
der Geburt schon der. während der. Wehentätigkeit vor- 
ie, in der Wehenpause zurückweichende Kopf zu ‘einer 
mechanischen Verschmierung des ‚gonokokkenhaltigen Vaginal- 


rasch aus 


- während 
‘ . Tückende, 


Sekretes auf die. Decidua Veranlassung geben kann. In gleicher 
‚eise wird das 
nötig. werdenden intrauterinen Eingriffen der untersuchende Finger: 
Oder. .die eingeführten Instrumente tun können; Untersucht man. 
‘as Lochialsekret einer gonorrhoisch kranken Wöchnerin, so findet 
‚Man die Keimzahl zwischen dem vierten und. sechten Tage‘ des 
. "Wochenbettes am größten, die Lochien sind wie überschwemmt 
yon Gonokokken. Ihre Beschaffenheit ist schon in dieser frühen 
elt oft eine rein eitrige geworden. Entnimmt man das Sekret 
aus dem Scheidengewölbe oder aus dem Uterus selbst, so findet 
Fe ‘die Gonokokken in Reinkultur,. intra- und extracellulär ge- 
agert, Aber nicht--bloß auf. das Lochialsekret bleibt die’ Ver- 
$ mehrung der Keime beschränkt, sie siedeln sich auch auf dem 
Pithel der Drüsenreste und dem’ Bindegewebe der Decidua. an 
und -vermehren sich wuchernd. Bei dieser akuten. Endometritis 
Püerperalis gonorrhoica bleibt das Allgemeinbefinden. der Wöchnerin 
ug ungestört, Die Temperatur kann normal. bleiben oder 


bei geburtshilflichen Untersuchungen, bei etwa. 


i i 
to) 


‘es treten: nur leichte Temperatursteigerungen auf.. Der ganze ° 
Prozeß kann’ schnell abklingen. Die Gonokokken verschwinden 
oft rasch wieder aus dem. Lochialsekret. Krönig konnte in 
einem solchen Falle schon-am 16. Tage post: partum ‘im Lochial-- - 
sekret auch kulturell Gonokokken nicht mehr nachweisen. x ~... 
| In anderen Fällen kommt es, besonders. bei stärkeren Be: 
 wegungen der Wöchnerin oder nach. dem ersten. Aufstehen, zu _ 
: plötzlichen, oft hohen Temperatursteigerungen, mit denen dann: - 
auch ein allgemeines Krankheitsgefühl verbunden ist. Nie freilich‘ 
ist dieses so groß, wie wir es bei den. puerperalen Infektionen’ 
mit Streptokokken zu sehen gewohnt sind. Wird .die Patientin - 
sofort sachgemäß behandelt, hält sie strenge Bettruhe ein, sö- 
kann auch in diesen Fällen eine rasche Genesung eintreten, die 
Temperatur ' geht‘ zur Norm,. zuweilen noch unterbrochen voii: 


gang des akuten Stadiums in das chronisch-gonorrhoische.. ein: _ 
- Die ‘Beschwerden verschwinden, die Wöchnerin hält sich: für gë- 
'sünd, lediglich eine Verzögerung der Involution des: Uterus deutet: 
auf die überstandene Erkrankung hin. Wie die Weite: des Cervical- 
kanals im Puerperium die Ascension ‘der Keime begünstigt hatte, : 
.so hat‘ sie im weiteren Verlaufe. günstige -Bedingungen für den: 
Abfluß der eitrigen Sekrete geschaffen,: eine Stauung verhindert 
und einen Ablauf ‘der gonorrhoischen: Erkrankung lediglich in. den: 
oberflächlichen Schichten des Endometriums möglich gemacht: **: - 
. Aber nicht immer verläuft die Erkrankung so gutartig. - Nicht 
immer:können die bei der puerperalen gonorrhoischen 'Endometritis‘ 


|. rasch 'herbeiströmenden Leukocyten eine genügende Schutzkette 


‘bilden, um das: weitere Vordringen der Gonokokken in die tieferen 
Schichten der. Uteruswand zu verhindern. Sie dringen’ über. das 
Endometrium hinaus in die Muskulatur, führen hier zu’ Infiltrationen,; 
zu einer akuten.gonorrhoischen Metritis. Der ganze Uterus erscheint 
verdickt, druckempfindlich. . Die Involution wird erheblich ' ver: 
zögert. Ja es kann sogar, wenn das. auch als große’ Seltenheit 
augesehen’ werden muß, zur eitrigen Einschmelzung in’ der Uterus: 
wand kommen, und Menge und Madlener haben :echte gonor; 
rhoische Abscesse der Uteruswand beobachtet und beschrieben... 
Oder der gonorrhoische Prozeß. schreitet über. den Uterus 
hinaus fort, Dann nimmt er zumeist den vorgezeichneten Weg. 
auf die Schleimhaut der Tuben. Auch jetzt noch.kann in günstigen 
Fällen die Erkrankung auf den. isthmischen Teil der Tuben be: ` 
schränkt bleiben und allmählich zur Abheilung kommen, ohne 


. dauernde Schädigung zu’ hinterlassen. ` Doch sind das leider die 
‚seltensten Fälle. I 


Meist breitet sich. die. Erkrankung : über die 
ganze Tube hin aus, und zwar werden zumeist. beide Tuben be- 
fallen, nur selten ist die Beschränkung auf eine Tube.. Es kommt `` 
zunächst zu einer Endosalpingitis, einer eitrigen Entzündung -der 
Tubenschleimhaut. Vielfach geht .das Epithel zugrunde, ‘es kommt 


zu Geschwürsbildungen, die zu dauernden :Verwaehsungen der 


Schleimhautfalten führen. ° Beim Vordringen' der Kokken zum ab- 


' dominalen Tubenende kommt es zu Verklebungen der Fimbrien 


untereinander und: so zu einem Verschluß:.der Tube. -Der Eiter 


1 


oOo AGa 


leichten fieberhaften Steigerungen und es tritt dann rascher Über; 


ur ag f ne > H - A 5 e y 2 Bi e j r T | 2 
k K A Fa 22 k ; LA 
p 7 4 ar 
= Bet 
. h SR AR E, N 
A l = & ; EX | ` 2 # > = . 2 A R = R | 2 l l a 3: i go 
t, | { 
en 
>) 
en N 7 
=. E 
i i a o 
l u 5 5 , ` k o l i i : ? Be 4 
l Adla ; i 5 3 | Sr 3 » : ee Dr l m h j N >; I 
f _ f i E o fr i . Is r o ei i A ; RE ER ` l ; x = u 
Wochenschrift für praktische Ärzte .. SA 
e T pe g go T kaS 2 i SE E: 
l l Verlag von o> i au a a p 
, Zr n a, ie, - an TE BE I Ai 
i a as : Urban & Schwarzenberg S SE 
| 5 "L Berin > — S aia dipan Te ee 
2 ` i š : R Ar Hj 
| 15 
Bi 
pe 


nn 
rg 


Ea 


an e EARE LTD. 
x 


m -e 
A». 
pan 


a, = m 
RENNER N 
mn nz 

tg mr 
Pan 
m LI, 
A m. 
2 


-g 
aN 3 re DEAR 
Ime re 


“mn 


a 
PADS, 


UONE E T 
TORTA siara 


rn 


Eren 


amin o 
eher 


es 
z. 
Ba Se 


Treten ne. 
a RE 
v—dale 


F 
. 

or 
To ai 

TRU 

EEE BE ! 
SIERT met 
RR nun 


». a Et 
Pur Ta ne ER Beeren 


8 


2 s p a ne 
TEN zen: 


vr ROD 


nn nn. B 


x Sr 
Y Fr 
d ha 
a. 
ER 2 
> EEE 
u. 


ig 
= 
` 


ig 


CA. 

A ea. 
——uin nun 
EN, 0. PER FEB 
Me. 


EIER 
“ 


EST 


TEETE 
W DVN 


a en IE, 
Mia, 


t 
- 


Dee 


Di N 


ni 


a 


654 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 27. 


staut sich in der Tube, es kommt zur Ausbildung einer meist 
doppelseitigen Pyosalpinx. 

Aber ehe noch dieser Verschluß der Tuben eintritt, quillt 
der Eiter aus dem abdominellen Ende der Tube hinaus auf das 
Beckenbauchfell. Hier beschränkt sich die Erkrankung glück- 
licherweise zumeist auf die nächste Umgebung der Tube. Es 
bilden sich Verklebungen mit der benachbarten Beckenserosa, der 
hinteren Fläche des Ligamentum latum, dem Ovarium und den 
angrenzenden Darmschlingen. Es entsteht eine Beckenbauchfell- 
entzündung. Dringen die Gonokokken in das Ovarium ein und 
kommt es zu einer Infektion eines Corpus luteum verum, so kann 
es zur Entstehung eines Ovarialabscesses kommen. Auch nach 
schon stattgehabter Verklebung des abdominalen Endes der Tube 
kann der sich in den Tuben anstauende Eiter ‘die frischen Ver- 
klebungen sprengen und ein Eiteraustritt auf das Bauchfell er- 
folgen. Das kann spontan geschehen und sich nicht selten in 
Zwischenräumen bald rechts, bald links wiederholen, jedesmal von 
einer frisch aufflackernden Pelveoperitonitis gefolgt. Es kann aber 
auch mechanisch verursacht werden. Das muß man sehr wohl 
bedenken, wenn man derartige frische Fälle untersucht. Jeder 
stärkere Druck auf die eitergefüllten Tuben kann hier verderblich 
wirken, Es kann so mechanisch zum Austreten einer größeren 
Eitermenge ins Peritoneum kommen und damit zu einer diffusen 
gonorrhoischen Peritonitis mit allen den stürmischen Erscheinungen 
der akuten Peritonitis. Auch der Coitus ist gelegentlich die Ur- 
sache für einen solchen Eiteraustritt. Glücklicherweise ist bei der 
rein gonorrhoischen Peritonitis die Prognose trotz der anfangs be- 
drohlichen ‚Erscheinungen eine unerwartet günstige, sodaß Todes- 
fälle nur sehr selten beobachtet sind. Selten kommt es auch zur 
Ausbildung -eines Exsudates im Douglas mit peritonitischen Reiz- 
erscheinungen, die auf die unteren Abschnitte des Leibes be- 
schränkt bleiben. 

Auch auf anderem Wege noch können die Gonokokken zum 
Beckenbauchfell gelangen. Wertheim hat gezeigt, daß die 
Kokken nicht auf die Schleimhaut der Tuben beschränkt bleiben, 
sondern in die Tubenwand eindringen, hier zu Schwellungen und 
Infiltraten der Wand führen und bis auf die Serosa vordringen 
können und so zur Beteiligung des Beckenbauchfells führen können. 

Ist der gonorrhoische Prozeß in die Tuben vorgedrungen, 
so ist damit ein Krankheitszustand erreicht, der auch den All- 
gemeinzustand der Patientin aufs schwerste beeinträchtigt. Die 
Temperatur ist erhöht, oft nur mäßig, zuweilen aber auch sehr 
hoch, die Patientin fühlt sich schwerkrank, der Appetit wird 
schlecht, die Darmtätigkeit träge, bei und nach Entleerung der 
Blase bestehen Schmerzen. Die ganze Unterbauchgegend ist druck- 
empfindlich, es bestehen dauernd dumpfe bohrende Schmerzen im 
Leib, die bei stärkerer Beteiligung des Bauchfells von peritoniti- 
schen Reizerscheinungen begleitet sind. 

Die entzündlichen Erscheinungen gehen allmählich zurück, 
um immer wieder von Zeit zu Zeit bei der Menstruation, bei der 
Arbeit, nach dem Coitus von neuem aufzuflackern, Es kann ein 
über Jahre sich hinziehendes Siechtum sich anschließen mit all 
seinen ungünstigen Folgen auch auf den seelischen Zustand der 
Frau. Meist bleiben irreparable Veränderungen der Tuben zu- 
rück, die zu einem dauernden Verlust der Conceptionsfähigkeit 
führen. (Einkindsterilität.) 

Daneben sehen wir auch günstiger verlaufende Fälle, in 
denen es zu einem schnellen Rückgang auch erheblich großer 
entzündlicher Schwellungen der Adnexe schon in wenigen Wochen 
kommen kann. Jaes kann sogar, wie Fritsch sicher beobachtet 
hat, selbst in Fällen, wo beiderseitig ein auf gonorrhoische Infek- 
tion zurückzuführendes Exsudat bestand, nach Jahren eine so 
vollkommene Ausheilung eintreten, daß eine Gravidität möglich 
wird. Auch Bumm weist auf diese Möglichkeit der Ausheilung 
der gonorrhoischen Tubenerkrankungen hin. Schridde konnte 
einen Fall beobachten und histologisch untersuchen, der beweist, 
daß selbst eitrige gonorrhoische Tubenerkrankungen ablaufen 
können, ohne irgendwelche krankhafte Veränderungen zu hinter- 
lassen. Dieser günstige Ausgang wird aber leider immer die 
Ausnahme bleiben. 

Glücklicherweise ist die puerperale gonorrhoische Entzün- 
dung der Adnexe und des Beckenbauchfell 


s eine nicht sehr häu- 
fige Komplikation des Frühwochenbettes. Mit ihrem Ausbleiben 
ist aber die Gefahr noch keineswegs überwunden. Noch im Spät- 


wochenbett, gewöhnlich in der sechsten bis achten Woche kann 
es zu einer Ascension der Infektion mit allen ihren gefährlichen 
Folgen, wie sie oben erwähnt wurden, kommen, Ja es kommt 


6. Juli, 


sogar jetzt noch häufiger dazu als im Frühwochenbett. Die Prä- 
dilectionszeit für diese Komplikation ist der Wiedereintritt der 
Menstruation. Menge erklärt diese auffallende Tatsache damit, 
daß in der ersten Zeit des Wochenbettes bei weitem Cervical- 
kanal der Abfluß der entzündlichen Sekrete ein so günstiger ist, 
daß eine Stauung nicht zustande kommt. Im Spätwochenbett aber, 
bei schon rückgebildeter enger Cervix genügt eine geringe Druck- 
erhöhung im Uterus, wie sie durch die bei der Menstruation auf- 
tretenden Uteruscontractionen gegeben ist, um das prämenstruell 
vermehrte gonokokkenhaltige Sekret durch die Tubenöffnungen in 
die Eileiter hineinzupressen und damit das verhängnisvolle Fort- 
schreiten der Erkrankung einzuleiten, 

Viel seltener als zum Vordringen der Gonorrhöe auf dem 
Tubenwege kommt es im Puerperium zu einer Weiterverbreitung 
der Kokken auf dem Lymphwege in das Beckenbindegewebe und 
so zur Ausbildung einer gonorrhoischen Parametritis, ferner zu 
thrombotischen Prozessen in den Beckenvenen, zu Schenkelvenen- 
thrombose und zur Pyämie durch Gonokokken. Durch Verschlep- 
pung des gonorrhoischen Virus auf dem Blutwege können 
metastatische Erkrankungen, die gonorrhoische Endokarditis, Ge- 
lenkentzündungen, Sehnenscheidenentzündungen zustande kommen, 

Das Symptomenbild der puerperalen Gonorrhöe kann ein 
sehr verschiedenartiges sein. Die gonorrhoische Endometritis kann 
im Wochenbett ohne jede Fiebersteigerung verlaufen. In anderen 
Fällen sehen wir im Beginn einmalige hohe Fiebersteigerung, die 
zuweilen auch von einem leichten Schüttelfrost begleitet ist, 
der dann ein unregelmäßiger Temperaturverlauf folgt mit tage- 
lang anhaltenden Remissionen zu normaler 'Temperatur, die von 
unregelmäßigen Fiebersteigerungen unterbrochen werden. Das 
Lochialsekret wird schon nach wenigen Tagen rein eitrig, stark 
vermehrt, der Uterus bleibt groß, involviert sich schlecht, ist 
mehr oder weniger ausgesprochen druckempfindlich. Zuweilen 
kommt es zu einer akuten gonorrhoischen Entzündung der Urethra 
mit starken brennenden Schmerzen beim Wasserlassen, zur Ent- 
zündung der Rectalschleimhaut mit Tenesmen und eitrigem Aus- 
fluß aus dem Darm. Das Allgemeinbefinden ist. zunächst wenig 
gestört. Erst wenn die Erkrankung den Uterus überschreitet, was 
sewöhnlich erst in den späteren Tagen des Wochenbettes am Ende 
der ersten oder zweiten Woche oder gar erst in der sechsten bis 
achten Woche geschieht, sind die Erscheinungen stärker. Die 
Patienten fühlen sich jetzt krank, es treten höhere Temperatur- 
steigerungen auf, die Uteruskanten und die Gegend der Adnexe 
werden druckempfindlich, bei stärkerer Beteiligung des Becken- 
peritoneums wird die ganze Unterbauchgegend druckschmerzhait. 
Es kommt zu Aufstoßen, Erbrechen, Meteorismus, Windverhaltung, 
starker Pulsbeschleunigung. Ausnahmsweise kann es zu dem Bilde 
einer diffusen Peritonitis kommen. Charakteristisch ist aber auch 
für diese Fälle das schnelle Abklingen der bedrohlichen Symptome, 
es kommt unter fortdauernd unregelmäßigen, bald höheren, bald 
geringeren Fiebersteigerungen zur Ausbildung von gonorrhoischen 
Adnextumoren, die bis zu Faustgröße erreichen und zumeist doppel- 
seitig nachweisbar werden. Kommt es zur Ansammlung eine 
Exsudates im Douglas, so wird über Druck auf den Mastdarm 5° 
klagt, man fühlt dann das hintere Scheidengewölbe stark vor- 
gebuchtet, den Uterus nach vorn an die Symphyse angedrängt: 
Die Urin- und Stuhlentleerung wird schmerzhaft. 


Die Diagnose kann nicht auf Grund der klinischen Erschel- 
nungen allein gestellt werden, sondern sie muß durch den Nach- 
weis der Gonokokken gesichert werden. Das gelingt meist leicht, 
da das Lochialsekret von Gonokokken überschwemmt zu sein pflegt, 


Zum Nachweise streicht man das Lochialsekret in dünner Lage 
auf dem Objektträger aus, läßt es trocknen, fixiert in der Flamme un 
färbt mit Löfflerschem Methylenblau, Abspülen mit Wasser, 
Trocknen, Aufbringen eines Tropfens Cedernöls und Betrachtung 
Ölimmersion. Zur Sicherung und Unterscheidung von anderen Keil 
wendet man die Gramfärbung an: Färben mit Anilin- oder Oarbol- 
gentianaviolett eine halbe bis eine Minute, Abtrocknen mit Fließpapi® 
(ohne Spülung), Jodjodkalilösung (Jod 1,0, Kal. jodat. 2,0, Aq: dest. 
ad 300) 1 Minute, Abtrocknen mit Fließpapier, Entfärben in Alk. abs. 
(10 bis 20 Sekunden), Abspülen in Wasser und Nachfärben mit ver- 
dünnter Fuchsinlösung. Die Gonokokken erscheinen rot, ander 
Bakterien dunkelblau. Im Zweifelsfall entscheidet die Kultur al 
Serum- oder Ascitesagar bei 86 bis 837°. Wachstum in feinen, tau- 


tropfenartigen Kolonien., 

Die Prognose der puerperalen Gonorrhöe ist, wenn man von 
der äußerst seltenen Komplikation des Einbruchs der Gonokokken 
in die Blutbahn absieht, quoad vitam als durchaus gut zu be- 
zeichnen, Quoad valetudinem ist sie so lange gut, als dio Er- 


aM a Google 


vorauszusagen ist. Zweifelhaft wird die Prognose immer, wenn 


6. Juli. ` 


1919 — MEDIZINISCHB KLINIK — Nr, 27. ` 


krankung den : Uterus nicht. überschreitet, wenn auch bei Be- 


teiligung des Corpus uteri nicht mit Sicherheit eine völlige Ab- 
heilung der sich oft anschließenden chronischen Uterusgonorrhöe 


| die Erkrankung auf die Adnexe und das Bauchfell übergreift. 


Eine Ausheilung ist zwar auch hier noch möglich, aber’ es droht 


-© doch häufig genug ein jahrelang sich hinziehendes Siechtum und 
“dauernde Sterilität.. | a | | 
tzeitige Feststellung. der Go- 


'Für die Therapie ist die rech 


`- norrhöe von größter Wichtigkeit. Wenn irgend möglich wird man 


die Erkennung‘ der Krankheit schon in der Schwangerschaft an- 
streben und sie durch geeignete Behandlung zu heilen suchen. 
Bei gonorrhöekranken Frauen wird man, soweit es irgend möglich 


ist, während der Geburt jede innere Untersuchung und jeden 


instrumentellen Eingriff zu vermeiden suchen, um nicht mit dem 


_ Geräde heute, wo wir nach den -Vorschlägen Küstners unsere.. 
gesunden Wöchnerinnen schon am vierten oder fünften Wochen- 


Finger oder den. Instrumenten die Gonokokken in den Uterus zu | 
verschleppen; Im Wochenbett wird man jeden auf.Gonorrhöe ver- 


dächtigen Fall durch sorgfältige Untersuchung: des Lochialsekrets 


rechtzeitig festzustellen guchen. ‘Finden. sich Gonokokken,' so ist 


die strikteste Bettruhe das wichtigste Erfordernis der Therapie. 


 bettage aufstehen lassen, müssen wir uns klar sein, daß durch 


die Bettruhe über viele Wochen hin auszudehnen, bis alle Reiz- 
‚erscheinungen verschwunden sind. Die Verordnung einer Eisblase 
. auf: den Unterleib ist vorteilhaft schon deshalb, weil dann die 
Patientin ruhiger liegenbleibt, als wenn man gar nichts verordnet. 
Gleichzeitig gibt man Ergotin, um eine gute Zusammenziehung ` 
Eine lokale Behandlung ist 'strengstens . 
dung von mit mehr Kohlehydraten als üblich angereicherten Milch- - 
verdünnungen in einer .den Bedarf deckenden Menge, der in einer 


> 


-des Uterus zu erzielen. 


dieses Frühaufstehen der größte Schaden angerichtet-werden kann, 
wenn es sich um eine gonorrhoisch infizierte Wöchnerin handelt. 


. Da nun’ auch die gonorrhoische Endometritis im Puerperium völlig 

fieberfrei‘ verlaufen kann, ist die Gefahr groß, daß die Erkrankung | 
‚zunächst übersehen wird. ` Fast immer. treten dann beim Aufstehen 
Temperatursteigerungen ein. In diesen Fällen muß stets die Be- 


schaffenheit der Lochien genau kontrolliert und ein Ausstrich auf 


Gonokokken untersucht werden. Bei positivem Befund ist sofort | 


die strengste-Bettruhe anzuordnen, die nun über längere Zeit auch 


- bei fieberfreiem Verlauf über zwei bis drei Wochen eingehalten 
‘werden muß, ja wo es durchführbar ist, bis zur völligen Rück- 


bildung : des Uterus. ratsam ist. Kommt es zur Ascension der 
Keime über.den Uterus hinaus, so kann es notwendig werden, 


kontraindiziert, selbst Scheidenspülungen sollte man lieber unter- 


"lassen, da sie häufig genug nicht so vorsichtig ausgeführt werden, 


daß sie nicht. mehr Schaden als Nutzen stiften. Im Beginn der 
Erkrankung. würden intravenöse Injektionen von Elektrokollargol 


_ Heyden. (0,6 %), - beginnend mit 8 cem, steigend auf 5 ccm, 


mehrmals wiederholt, zu empfehlen sein. Ich habe sie bei auf 


‚den Uterus beschränkter Gonorrhöe nach dem Vorgang von Menzi 
vielfach angewendet und-in einer ‘Anzahl von Fällen Gutes davon 
gesehen. 
besonderer. Wert. zu legen. Es soll nur eine reizlose Diät gegeben 
werden, die in ihrer Zusammensetzung so gewählt wird, daß auch . 
die Darmtätigkeit angeregt wird. Reichliche Flüssigkeitszufuhr ist 
zu empfehlen. ‘Auf die regelmäßige Stuhlentleerung ist der größte 
Wert zu legen und sie, wenn nötig, durch milde Abführmittel zu : 
erzielen. Bei Beteiligung der Urethra ist die Darreichung innerer . 
| wird durch Zulage von Kohlehydraten (Mehl 4 Zucker) bis. auf 
6, 7 und 8°/,, z. B. in dem Verhältnis von 1 Mehl zu 4 Zucker über: 
wunden, gewöhnlich leichter und schneller, wenn gleichzeitig die 
Milchmenge reduziert, für die Nährmischung also eine stärkere Verr . 


Von vornherein ist auf die. Allgemeinbehandlung 


antigönorrhoischer Mittel, wie Gonosan, Oleum santali, Urotropin 


' 


und ähnliches, zu empfehlen., | | 
In vielen Fällen wird diese einfache Therapie verhüten 


können, däß es zu der schweren Komplikation der Adnexerkran- 


auch 
| arsehen, Hat sich ein Exsudat im Douglas gebildet, so wird es 
nn Incision vom hinteren Scheidengewölbe aus entleert und 
Maert: Dagegen ist eine vaginale Incision gonorrhoischer Pyo- 


kungen kommt, Auf Grund der Erfahrung, daß gerade im Spät- 
 wochenbett, in der sechsten bis achten Woche post partum, vor: 
allem beiñ Wiedereintritt der Menstruation die ‚Gefahr einer 
Ascension noch einmal besonders groß wird, muß man den Frauen , 
‚dringend vorschreiben, auch wenn sie sich. völlig wohlfühlen, 
während. der ersten Menstruation von neuem strenge Bettruhe 
‚einzuhalten und die Temperatur zu kontrollieren, bei Auftreten von | 
Schmerzen im Leib oder von Tem | 


Arzt zu Rate zu ziehen, - | 


„Ist es zur Ausbildung von Adnextumoren gekommen, so ist. 
eine operative Behandlung nicht indiziert, da wir in den meisten 
konservativen Therapie auskommen können, wenn: 
manchmal Jahre bis zum Verschwinden der Beschwerden . 


ällen mit der 


peratursteigerungen sofort den. 


salpingen von der Scheide aus zu widerraten, da sie niemals zur 5 
rt und schließlich nur die Radikaloperation. not; . - 


Ausheilung füh 
wendig macht, 

Einer be 
des Neugeborenen, 


oder. der Wärterin noch zu einer Spätinfektion. der kindlichen 
Augen mit -Gonokokken mit ihren gefährlichen Folgen kommen. 
In gleicher Weise könnte bei Mädchen nachträglich eine 'gonor- 
‚hoische Vulvoyaginitis zustande kommen. Ein nachdrücklicher Hin: 
weis an die Mutter und die Pflegeperson auf diese Gefahr wird 
meist genügen, um sie zu vermeiden. mie. 
- l ' . č ; “ i j = Er, den a g É u ’ a 
Die Ernährungsstörungen im Säuglingsalter. | 
Theorie und Praxis; (Fortsetzung) ` . 
’ | Von P e . iE 

= Prof. Leo Langstein, Berlin, >> 
Direktor des Kaiserin Auguste Victoria-Hauses zur Bekämpfung der; 
Säuglingssterbljichkeit im Deutschen, Reiche. . 
‚Therapie. - | - 
a) Therapie des Stadiums der Hypotrophie. l 
. Im Stadium der Hypofrophie ist die Ernährungsstörung im 
allgemeinen eine leichte, es gibt zwar leichtere und schwerere Grade 


| der Hypotrophie, wie bei allen Störungen, aber — was die Diä 


einer leichten Störung charakterisiert — zur Reparation ist Frauen 
milchernährung nicht unbedingt nötig, sondern s 
lichen Nährmischungen möglich. Ä 

Erwünscht ist die Einleitung na I 
(Amme, Ernährung: mit abgespritzter Frauenmilch, ganz oder teil- 


weise) in allen jenen Fällen, in. denen die Störung.im ersten Lebens- 


quartal zustande kommt, ferner weiterhin bis-zum sechsten Monat 
dann, wenn sie sich mit Zeichen stärkerer Immunitätssenkung kompli- 
zieren, entweder die Folge einer chronischen Infektion sind, be- 


ziehungsweise sich eine solche während des Stadiums:der Hyo- 
'trophie entwickelt hat (z. B. Furunkülose, chronische Pyelitis). ‘Der 


Top | 
Nahrungsbedarf des Kindes kann von vornherein voll gedeckt werden. 


Das allgemeine Prinzip der Behandlung des hypotrophischen ... 


Stadiums mit künstlicher Nahrung besteht in der Anwen- 


Reihe von Fällen größer ist, als dem. Gewichte des Kindes ent- 
spricht, nicht 100 Calorien pro Kilo Körpergewicht, sondern 120 bis 
130 und darüber. 


wichtiges Moment für die Diätetik hypotrophischer Säuglinge. 
' Speziell in ihrem Kohlehydratbedarf. zeigen die Säuglinge be- 


deutende Unterschiede. Er ist bei bestimmten Individualitäten und 


unter dem Einfluß einer Störung oft größer, als daß er durch 
den üblichen Kohlehydratzugatz (5 °/,) zu den Mischungen gedeckt 
würde. Aus konstitutionellen Gründen eine größere Kohlehydrat- 
zufuhr benötigende Kinder geraten bei der Ernährung mit. den 
üblichen .Milchmischungen in den Zustand der Hypotrophie. E 


dünnung gewählt wird, als dem Alter des Kindes entspricht (z. B. bei 
5—6 monatigem Säugling statt Zweidrittelmilch mit 5°/, Kohle: 


hydrat, Halbmilch mit 6 oder 7°/, Kohlehydrat). Diese Fälle vor 


. allem sind es gewesen, die zur Aufstellung des-Begriffs des „Milch! 
nährschadens“, zu der Auffassung von der Schädlichkeit des Fettes 


(Milchnährschaden wurde ja mit: Fettnährschaden identifiziert) ge- 
führt haben. Es .handelt sich aber gewöhnlich gar nicht um die 


| Folgen einer Schädigung durch Fett, sondern die Folgen eine 

| Kohlehydrat-Inanition, die durch Vermehrung der ' Kohlehydrate 
"überwunden werden muß. Diese Steigerung der Kohlehydrat- 
menge ist aber andererseits keine indifferente Maßnahme, denn sie 


kann leicht zu abnormer Gärung im Magendarmkanal und damit 


| zum Eintritt einer dyspeptischen Störung (dyspeptische Störung b 
| des Sehemas) führen... Der. Eintritt. dieses Ereignisses bei der 
Anwendung kohlehydratreicher Mischungen: ist zu fürchten erstens 


N 


esonderen Erwähnung bedarf. noch die Gefährdung 
| Ist es auch gelungen, .durch die sofort nach: 
der Geburt. geübte Credeisierung das Entstehen einer Blennorrhöe. 
zu verhüten, so kann es bei unvorsichtigem Verhalten der Mutter . 


ie ist mit künst- 


türlicher Ernährung 


Häufig entspricht der Nahrungsbedarf hypo- 

trophischer Säuglinge nicht dem tatsächlichen Gewicht, sondern dem 

"Sollgewicht.' Gedeihen wird daher oft erst erzielt, wenn der Nahrungs- 
bedarf entsprechend gesteigert wird; es ist dies ein außerordentlich 


= a 5 


vr 


vn x ri 
ren ps 
ee, 


i Dae e 
FE nun 


$ 
W 
' 
M A 
sf 
a 
fo 
‘ 
B 


PET 


Le TLC y 
wla aT 


PA 
T 


u N dns 
RER, 


pi 


2 z r gry pen 
RRITET AN 


Tr 


ART gen un 


ER TE 


te Fat 


a I e e 
en s 


amm an e, 


nr LAT U tia te 
ED NREEERNG 


-s3 t T 
NETT, 


ROR 
= 


Si I ei 


en. 


DAMEA 


mm nn eh 


—. 
aT 


ei SEE SD 
SALE we 


en 


ee Pia 2 Se 
N ee m 


SZ - — 


LT 
FE 


mya 


Item tewes, -o [y 
= = =. un in 
ei NL 


BE yon nn 
tee SiS ERS Wan ar ~e 
Be ee ia wen EEE E 
- 


am 


EM BE 


runs 


Sema ee 


Dre 


“ii 
ie em 
“Urne N 


errre ae on 

At nn 

e ee ee ee es 
Sost aem .s : 


IRRE mr“ 
Paane x 
$ 


sunan 
E Ge A 3 = Fer 


v 
> . 
eeh, p n E pata 


— er 
-- a . na [er 1E A = k 
A u Nee DT, ö 
Saua G T a PRE 


an Br 
Tan N 
= x RN SEEN 


j a 
menu. > ae be 


. 
Ye 


ee S 
BEN GE a es 


e a, 
Emm oe 


-= 
Pe o- oa 

a Ber; 

ee Br ETIS 


ea S 

E B 
a 

Re 


Vase a 


we." 


un > wS u ie 
= A En 
Ey- Fu 

en ne 


— 


: i x < - en 
Ar EZ j . a re Ba - Jar 
d 5 nl a ie e AA Mia ta a 
- N-e rra EE E E e OA U C iml E e i 
wi 5 r JIo ľan” es - ser 
er Te Te nn = ne: = - = = I 
T het TH R re Tr N BERN ug hA En 
- id Ze i = - a rn Aha -r = et Pe - 
nl cn ee : Ze - ~ = - 


656 


in Fällen, die sich durch einen stärkeren Grad der Unterentwick- 


lung (starke Rückständigkeit des Gewichts im Verhältnis zum Nor- 
malgewicht, schlechten Allgemeinzustand, gesunkenen Turgor und 
Tonus, blasse Hautfarbe, komplizierende Infektionen) als schwerere 


‚Formen der Hypotrophie erweisen, oder bei denen die angestellten 


Vorerhebungen die: Annahme einer schweren Form rechtfertigen, 
zweitens in Fällen, die auf dem Wege über eine dyspeptische 
Störung (dyspeptische Störung a des Schemas) zustande gekommen 
sind. Wir haben dann Grund, mit einem stärkeren Verlust der 
Toleranz des Kindes gegenüber kohlehydratreichen Mischungen zu 
rechnen, sodaß die Zulage von Kohlehydraten den Eintritt einer 
akuten Störung befürehten läßt. | 

Hingegen müssen wir mit einem solchen Ereignis nicht rech- 
nen in Fällen von Hypotrophie, die durch die Vorgeschichte be- 


ziehungsweise das klinische Bild als ‚leichte Fälle gewertet werden 


dürfen, besonders dann nicht, wenn Obstipation besteht, harte, 
bröcklige Stühle entleert werden und aus der Anamnese sich er- 
gibt, daß die Hypotrophie unter Ernährung mit Milch beziehungs- 
weise Milchverdünnungen zustande gekommen ist. 

Je nachdem wir nun auf Grund der vorstehend gegebenen 
Anhaltspunkte Grund haben, den komplizierenden Eintritt einer 
Dyspepsie zu fürchten oder nicht, treffen wir die Wahl der Kohle- 


hydrate und ‚bemessen die Quantität der Nährmischung. Ist der 


Eintritt einer Dyspepsie im Bereich der Wahrscheinlichkeit, so 
wählen wir schwer vergärbare Kohlehydrate, also in erster Linie 
Soxhlets Nährzucker, Löftlunds Nährmaltose, in zweiter Linie 
Rohrzucker, Kontraindiziert sind Milchzucker wegen seiner starken 
Gärfähigkeit und Malzextrakt wegen seiner leicht abführenden 
Wirkung. Ebenso kommen nur schwerer vergärbare Mehle in 
Frage: Weizenmehl, Maismehl, Reismehl vor Hafermehl. Wir be- 
ginnen in diesen Fällen die Heilernährung mit einer nicht über 
Halbmilch hinausgehenden Milchverdünnung und in einer den Be- 
darf zunächst nicht vollständig deckenden Menge (z. B. 70 Calorien 


auf das tatsächliche Gewicht berechnet), wählen den Kohlehydrat- 


zusatz unter den vorstehenden Gewichtspunkten zunächst nicht 
über 5% (1% Mehl + 4% Kohlehydrate), steigern allmählich die 


‚Gesamtmenge und in ihr langsam die Kohlehydrate bis auf 6, 7, 
‚eventuell 8%. Mit diesem einschleichenden Verfahren gelingt es 


uns häufig, zum Ziele zu kommen. 


Ist der Eintritt einer Dyspepsie nicht zu fürchten, dann 
wählen wir leichter vergärbare, die Gewichtszunahme günstig 
beeinflussende Kohlehydrate, also ebenfalls nicht Milchzucker, weil 
er den Gewichtszuwachs nur wenig beeinflußt, sondern Rohrzucker 
und: vor allem Malzpräparate, in erster Linie Löfflunds Malzsuppen- 
extrakt, Soxhlets verbesserte Liebigsuppe, die geeignet sind, die 
Obstipation zu beheben, als Mehl Weizenmehl, Maismehl, Roggen- 
mehl, auch Hafermehl. In diesen. Fällen können wir die Heil- 
nahrung sofort mit einer den Bedarf deckenden Menge mit 6% 


‚Kohlehydratzusatz (L Mehl + 5 Malz) beginnen und schnell auf 


einen höheren Prozentgehalt an Kohlehydraten, 8% und darüber 
steigern. 

Vorstehend gekennzeichnete Grundprinzipien der diätetischen 
Behandlung der Hypotrophie erfahren soweit wie möglich ihre 
Modifikationen nach der Art der Vorernährung, unter der es zu 
der Störung gekommen ist, ferner auf Grund sonstiger ätiologischer 
Ermittlungen und des Alters des Kindes. Haben wir Grund 
anzunehmen, daß die Hypotrophie lediglich durch Ernährungsfehler 
zustande gekommen ist, genügt die Richtigstellung der Ernährung, 
die Anwendung der dem Alter des Kindes entsprechenden 
Mischungen, Sind die Kinder nachweisbar in den Zustand der 
Hypotrophie bei Ernährung mit Milch oder Milchverdünnungen 
geraten, reduzieren wir die Milchmenge stärker, geben anstatt Zwei- 
drittelmilch Halbmilch oder noch stärker verdünnte Milch, anstatt 
Halbmilch zunächst Drittelmilch unter entsprechender Vermehrung 
der Kohlehydrate, um den Bedarf der Kinder zu decken. Dort, 


wo in der Vorernährung der Kinder Kohlehydrate, besonders Mehl,- 


und nicht Milch prävaliert haben, geben wir mehr Milch, jedenfalls 
die dem Alter des Kindes entsprechende Mischung und können 
mit der Steigerung der Kohlehydrate zurückhaltender sein, werden 
sie von vornherein nicht über 5 bis 6% steigern, sondern abwarten, 
ob die Kinder nicht schon mit den gewöhnlichen Milchmischungen 
gedeihen. Können wir als Ursache der Störung eine Infektion 
feststellen, müssen wir auf deren Therapie ein ‚ebenso großes 
Bemühen verwenden wie auf die Diät, denn Ernährungszustand 


und Infektion beeinflussen sich wechselseitig. Wie schon einleitend . 
bemerkt, ist gerade in diesen Fällen Frauenmilchernährung erwünscht. 


Haben wir ‚Grund anzunehmen, . daß das Zurückbleiben in der 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. 


6. Juli. 


Entwicklung im wesentlichen auf konstitutionelle Minderwertigkeit 
zurückzuführen ist, werden wir ebenfalls stets zu erwägen haben, 
ob nicht doch Frauenmilchernährung unter allen Umständen 
anzustreben ist; allerdings können wir auch mit kohlehydratreichen 
Mischungen zum Ziele kommen, müssen aber stets berücksichtigen, 
daß ein Teil dieser konstitutionell geschädigten Kinder einen großen 
Nahrungsbedarf hat. Handelt es sich um frühzeitig geborene Kinder, 
um von .der Geburt an debile Individuen, ist ein Versuch mit 
Zulage von Fett zu den mit Kohlehydraten angereicherten 
Mischungen erwägenswert. Die Indikationen für die neuerdings 
angegebene Buttermehlnahrung zur Ernährung debiler Kinder 
müssen erst schärfer präzisiert werden, bevor ich zu einem Versuch 
mit dieser recht differenten, im Privathause nicht leicht herstellbaren 
Mischung raten kann. 

Auch das Alter des Kindes modifiziert die Art der Nahrung. 
Vorstehende Angaben gelten für Kinder im ersten Halbjahr, im 
zweiten Halbjahr versuchen wir bei hypotrophischen Kindern nicht - 
ausschließlich durch nach vorstehenden Prinzipien zusammen- 
gesetzte Milchverdünnungen, sondern zum Teil durch Milch- 
Kohlehydrat-Breie den Bedarf zu decken (z. B. neben der Beikost 
zweimal ‘täglich Brei aus Milch und Zwieback, Milch und Grieß 
beziehungsweise Reis hergestellt. Die Menge der Milch wird je 
nach der Vorernährung und nach dem Zustand des Kindes gewählt. 
Ist das Kind mit Milch übernährt, wird der Brei aus verdünnter 
Milch und einem größeren Prozentsatz an Kohlehydraten, hat in 
der Ernährung des Kindes das Mehl eine größere Rolle gespielt, 
wird der Brei aus Vollmilch hergestellt. Bei älteren Säuglingen 
wird die Art der Ernährung durch die gewöhnlich vorhandene 


Rachitis beeinflußt, die Bevorzugung der Beikost wie auch der 


oeny arae neben der Behandlung mit Kalklebertran notwendig 
macht. | 


- Wenn der Arzt sich nach den vorstehenden Prinzipien 
richtet, kann er jederzeit aus Milch, Mehl, Zucker und eventuell 
Gemüse die notwendige Heilnahrung improvisieren. Er wird auf 
diese Weise vollständig unabhängig von der Anwendung nach 
ganz bestimmten Rezepten hergestellter, zum Teil auch als Kon- 
serven im Handel befindlicher, kohlehydratreicher Gemische. Laßt 
er die Mischungen stets nach seinen eigenen Angaben herstellen, 
hat das den Vorzug, daß kleine, mit fortschreitender Genesung 
oft notwendig werdende Variationen vorgenommen werden können, 
z. B. die ganz allmähliche Anreicherung der Nährmischung mit 
Kohlehydraten, die Verschiebungen innerhalb- der Kohlehydrat- 
fraktion, z. B. mehr Mehl, weniger Malz oder umgekehrt, je nach- 


dem die Stühle dünner zu werden beginnen oder Neigung zu 
Verstopfung bestehen bleibt. . | 


Die beiden bekanntesten nach festgelegten Rezepten hergestellten 
kohlehydratreichen Nährmischungen sind die Malzsuppe und die Butter- 
milch. Die Malzsuppe wird bereitet, indem in 1/3 1 Milch 80 g Weizen- 
mehl verrührt, in 2/31 erwärmten Wassers 100 g alkal. Löftlunds Malz- 
extrakt unter beständigem Umrühren aufgelöst, die beiden Mischungen 
zusammengegossen und aufgekocht werden. -Sie ist also eine alkali- 
‚sierte, mit Mehl und Malz angereicherte Drittelmilch. 


Die Buttermilch, welche in der Diätetik der Hypotrophie Ver- 
wendung findet, ist nicht etwa die beim Buttern der Milch aus saurem 
Rahm gewonnene Nährmischung, sondern wird dazu erst durch den 
Zusatz von Kohlehydraten geeignet (zu einem Liter Buttermilch werden 
15g Weizenmehl oder Maismehl und unmittelbar vor dem Aufkochen 
40 œ Rohrzucker und mehr oder Soxhlets Nährzucker zugesetzt). Die 
Betrachtung der chemischen Zusammensetzung der Korrelation in der 
Malzsuppe und Buttermilch gestattet uns einen Anhaltspunkt für die 
Art ihrer Wirkung auf den Ernährungszustand und den Stoffwechsel. 
Der Malzsuppe muß durch den hohen Kohlehydratgehalt, speziell dur 
den großen Gehalt an Malzextrakt neben ihrer günstigen Wirkung au 
den Anwuchs eine gärungserregende, abführende Wirkung aueh 
der der geringe Eiweißgehalt der Mischung kein Gegengewicht setzt 
Im Gegensatz dazu wird bei Buttermilchernährung die Gärung wenigel 
in den Vordergrund treten, sowohl infolge der Art des zugesetzten 
Zuckers, als auch durch den hohen Eiweißgehalt der Mischung. Dane 
sei ganz von der Wirkung des Alkalis in der Malzsuppe einerseits, 
der Milchsäure in der Buttermilch andererseits abgesehen. Die Butter 
milch wird also der Malzsuppe vorzuziehen sein in jenen Fällen, E 
denen der komplizierende Eintritt einer dyspeptischen Störung eher 2 
befürchten ist, die Malzsuppe dort, wo eine Verstärkung der Game 
erwünscht ist, also in Fällen von Hypotrophie mit Obstipation, N 
durch eine absolut oder relativ milchreiche Ernährung musian a 
gekommen sind, weil dann die milcharme Malzsuppe auch dem En / 
peutischen Prinzip der Kontrasternährung Rechnung trägt, Dot fie 
. zu bedenken, daß die Malzsuppe infolge ihres geringen Eiweißgeha © A 

den Eiweißbedarf älterer hypotrophischer Säuglinge nicht immer ae 
wird, für junge Kinder, unter drei Monaten, infolge ihres großen RO 
hydratgehaltes leicht eine zu. differente Nahrung darstellen kann. 


Ditizea o Google A 


=> 
E 


Fe IE 


TREER TEE 


ur 
u 


nur 


nn = N ean HB 


1 HErbE user 


= 
EE. 


— 


suo m 


Tr — — a a ea aaae 


6. Jali © 


` ' $ 5 4 

. DE BER eoa eo er r>’ 

NG aan ne ; Pat a 7 T . | a a 1 EE N ar ai 

, IERA T 7 ' : = ale P n voa oo E E PE EE 
; SR ; p 2 oo sa we ; \ 
ei ö Bi u. En ky 4 a? Bin ` { i i 
2 = F K - d à - . . $ “ 
n x% j Pr er ‘ ‚ 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. 


om 


wird deshalb in ihrer ursprünglichen Zusammensetzung nicht gerade . An der Auslösung der Appetitlosigkeit tragen gewöhnlich 
häufig zur Anwendung gelangen, sondern modifiziert nicht als-Drittelmilch- | nicht nur. die Ernährungsstörung oder frühere Ernährungsfehler 
Mebl-Malzmischung, sondern als °/s-Milchb- oder Halbmilch-Mehl-Malz- Schuld,. sondern auch‘ gewöhnlich vorliegende Erziehungstehler. 
ne ne Don a eo. Huren nancnee Je nach | Deswegen muß zunächst versucht werden, sie auf dem Wege über 
der beabsichtigten Wirkung.. Der Buttermilchtherapie. sind Grenzen “eine vernünfti BE RR ier hilft oft sch 

| ie nicht i | ei ien | eme ge Erziehung -zu -überwinden. Hier hilft oft schon 
gesetzt durch die nicht ganz leichte Beschaffung eines einwandfreien konsequentes: ruhiges Vorgehen einer geschulten Kraft, einer 


Ausgangsmaterials mit dem zulässigen Säuregrad. Man ist daher häufig anne : Ä À 
gezwungen, bei der Anwendung von Buttermilch. die im Handel be- | guten Säuglingspflegerin. Kommt man durch Erziehungsmaßnahmen 
‚ allein nicht zum Ziel, muß man versuchen, andere Wege einzu-, 


. findlichen Dauerpräparate und unter diesen in erster Linie das flüssige, 
‚die holländische Säuglingsnahrung (vorrätig mit geringerem und stär- 
. kerem Kohlehydratzusatz), anzuwenden. : et 


schlagen, ' Sehr häufig führt Einschränkung: der Mahlzeiten žu- 
nächst auf drei unter Verzicht auf Gewichtszunahme zum ‘Ziel, 
| Ä : und es schadet in diesem Stadium der Ernährungsstörung auch 
Heilverlauf. nichts, wenn das Kind während einiger Tage abnimmt. 
gie a ‚man an drei bis vier Tagen in drei Mahlzeiten nicht über 50 bis 

irophie It verschieden nach der Bohne der Og nd dcr | 00 Oalorion hinaus, sieht man in einigen Fällen den Appetit bald 
von ihr abhängigen Möglichkeit, die Heilnahrung und den Kohle- |: Weder eintreten und kann die Nahrung allmählich steigern. -Eine 
? günstige Wirkung hat oft auch eine.an zwei bis drei aufeinander- 


- hydratgehalt schnell bis zum Bedarf ‘der Kinder zu steigern. Bei folgenden Tagen immer zu einer bestimmten Zeit, drei bis vier 


leichten Fällen, in denen der Bedarf des Kindes von vornherein Stunden nach einer Mahlzeit vorgenommene Marenspiilung mit 


. durch kohlehydratreiche Mischungen, vor allem Milch-Mehl-Malz- Karlsbader Mühlbrunnen und die gleichzeitige Verabfolgung von . . 


mischungen, gedeckt werden darf, kann ohne die Zwischenschal- An r en a en a O al 
tung einer Periode der Gewichtsabnahme und des Gewichtsstill- |- r ao. m "de Anpetifoeigkeit 
. 9 Sai 


u .standes Gewichtsanstieg unter zunehmender Besserung des Allge- g i Aare | | Ara 
| AE ; “n. | Symptom einer abortiven Form des Morbus Barlow sein kann und - 
. meinbefindens und Normalwerden des Stuhlbildes sich sofort ein soll aus diesem Grunde den Mischungen etwas Citronehsaft, Mohr- 


ee Ist man en. ee Ei nn Se i nen | rübensaft oder Apfelsinensaft zugeben. Bei schweren Formen. der 
‚„ussamer vorzugehen, den Bedarf des Kindes zunächst nicht voll- . Appetitlosigkeit, dauernder Unmöglichkeit, dem Kinde mehr als 
ständig zu decken, mit der Kohlehydratanreicherung vorsichtiger animale . Mengen beizubringen 5 a an aa Sonden. 

; 2 N 


zu sein, dann: tritt die ‘Periode des Gewichtsanstiegs und der ernährung nicht herumkommen und zu gleicher Zeit auf aus. 


. Besserung des Befindens oft erst nach einer kürzeren oder län- reichende Wasserspeisung bedacht sein. Das sind jedoch Selten- 


- geren Zeit des Gewichtsstillstandes und von Gewichtsschwankungen | heiten. Ist es halbwegs möglich, soll das Kind viel im Freien 


bei wechselndem Verhalten der.Stühle ein. Eine nur allmählich sein, überhaupt ist ‘die Pflege im Freien ein ausgezeichnetes 


einsetzende Wirkung auf den-Gewichtsanstieg sieht man fast regel- ‚Unterstützungsmittel für schnelle Überwindung der lästigen Kom- ` 


mäßig bei Frauenmilchernährung. Bei dieser kommt es gewöhn- nd i 
‚lich zunächst zu einer Gewichtssenkung, dann zu einem kürzere ‚Plikation. Ei m | | ar Be | 
3 Die Appetitlosigkeit erschwert oft auch das Anlegen eines 


oder längere Zeit dauernden Gewichtsstillstand und erst ganz ernährungsgestörten Kindes an die Brust einer Amme, wo’ deren 


e` 


das Kind mittlerweile in ein Alter von fünf bis sechs Monaten 


‘ ef im Bilde prävalierende Appetitlosigkeit, 


ausgelegt werden darf, ist. wohl durch den geringen Eiweiß- und A | | 


. anreicherung der Nahrung zur Behebung der “Hypotrophie ist 


‚allmählich zur Zunahme, dabei wechselndes Stuhlbild, das jedoch |. | Be BR A 
Per SE e a . _ | Beschaffung möglich ist. Jedenfalls muß in allen Fällen Amme 
bei natürlicher Ernährung unser diätetisches Vorgehen nicht be mit Kind aufgenommen werden, damit . bei dem dauernden . 


“ ~ einflūssen soll und relativ schnell einsetzende günstige Wirkung Widerstande des kranken Kindes gegen. die natürliche Er. 


auf das Allgemeinbefinden. Das Verhalten des Gewichts bei der nährung die Brust der Amme nicht. versisgt und ihrem scenen 


- Frauenmilchernährung, das nicht etwa als ungünstiges Moment Kinde erhalten bleibt. Das gilt übrigens für sämtliche Ernährungs- 


Salzgehalt, aber auch durch den für die Reparation einer Störung ee udn u aT de en Nena 
nicht rl ar 9 ah Sa Die zweite wichtige Komplikation ist der Eintritt einer 5 
ht absolut günstigen hohen Milchzucker- und Fettgehalt zu er äyspeptisehen Störung (b des Schemas). Bevor man in diesem 

Weg zur Heilung. ‘Eine Abkürzung des Reparationsstadiums und | F2 z | 

schnelleren Gewichtsanstieges a erzielen -durch Auswechs- | Störung b einzuleiten, kann man versuchen, durch kurzdauernde' 
l . a A e . . s 2 . 2 3 

ung einer Frauenmilehmahblzeit durch eine eiweiß- und salz Nahrungsquantums des Durchfalls Herr zu. werden. Man wird 


ur ‘klä i » . es : rl 3 1 t i i ` ; . f e 
aren. Trotzdem ist die Ernährung mit Frauenmilch der sicherste Falle dazu übergeht, die Therapie wie bei der dyspeptischen 


Ea PDE a on a ua jedenfalls nicht sofort dem Kinde eine zwölfstündige Teediät ver- - 


m Frage. ES | | : A ordnen, sondern versuchen, um diesen ja niemals gleichgültigen 
‚ Es gibt Fälle, in denen die Ernährung mit kohlehydratreichen |. Tnanitionszustand herumzukommen. : Wir müssen bedenken, daß 
Mischungen nicht oder sehr langsam zum Ziele führt. - In diesen. diese Komplikation nicht etwa ‘nur. auf alimentärem Wege, das 
Fällen erhebt sich die Frage, ob ein Zusatz von Fett zur Nahrung | neißt durch Steigerung der Kohlehydratmenge zustande kommt, 
bessere Erfolge zeitigen könnte. Die Indikation für eine Fett- | sondern ebensooft durch einen intercurrenten Infekt, der die 
Darmvorgänge in Mitleidenschaft zieht. Eine Entscheidung dar- 
gegenwärtig noch nicht mit der wünschenswerten Schärfe gegeben, 
Immerhin kann ein solcher Versuch gemacht werden erstens in 
Fällen, in denen die Hypotrophie unter ‘kohlehydratreichen, fett- 
armen Mischungen zustande gekommen ist-— in diesen Fällen stellt 
die Anreicherung mit Fett die Durchführung des Prinzips der 


wegen kann die Therapie. dieser Komplikation nur sehr selten 
von der ätiologischen Seite aus angegangen werden. Sieht man 
diese Zustände bei Milch-Mehl-Malzmischungen eintreten, genügt 
oft.die Reduktion der Malzmenge auf die Hälfte und der Ersatz 
des Mehls durch ein besonders schwer vergärbares, wie. Weizen 


.Köntrasternährung dar —, zweitens in Fällen, in denen es sich um 
oder Mais, um die Situation zu retten., Man kann dann noch 
zwei bis drei Tage wiederum langsam steigern und. die indizierte._ 


ein debiles Kind handelt (frühzeitige. Geburt, - untergewichtig ge- 
boren). Wir können in diesen Fällen versuchen, die hoblehydrat- | 
reiche Mischung mit Sahne bis zu einem Gehalt von 3 bis 4% | Diät zuführen. Bei heftigen Durchfällen und schwerer Be- 
= | | einträchtigung des Allgemeinbefindens wird man allerdings nicht 


‚Ahzureichern. £ ’ i $ . °. . 
Die Durchführung der Heilernährung erfordert vier, sechs, | umhin können, die Therapie der dyspeptischen Störung b ein- 
“acht . n Gö kann ein | zuleiten. ; S | 
nt Wochen, je nach dem Grade der un Bezüglich der Pflege im Stadium der Hypotrophie ist 


bergang zu gewöhnlichen Milchmischungen versucht werden, der ı Stadium potrop 

i_ ändi arati ; i i B. Ist allgemeinen Ausführungen nichts hinzuzusetzen. Die Not- : 
bei vollständiger Reparation von Erfolg begleitet sein mu > N nn Fre 
Medikamentöse Maßnahmen kommen kaum in 
Frage, außer der erwähnten. Verabreichung. von Salzsäure . bei 

titlosigkeit. 

= Br ein solches, z. B. Adalin, in kleinen Dosen angewandt 
wird, versuche man, mit einem Schnuller auszukommen. -Läßt 
sich erweisen, daß eine Infektion an der Hypotrophie Schuld trägt, 
dann muß selbstverständlich ätiologische Therapie getrieben und 
neben dem diätetischen Vorgehen versucht werden, der Infektion - 
‘| Herr zu werden. . | i oa 


gelangt, kann, was zweckmäßig ist, direkt ein Übergang. auf Bei- 
kost und Brei erfolgen. u | 
Komplikationen. 
Unser diätetisches Vorgehen kann gestört werden: a 
l. durch die gerade in diesem Grad. der Ernährungsstörung 


2. durch den Eintritt einer dyspeptischen Störung. 


657. ° 


Reduktion der Kohlehydratmenge und geringe Einschränkung des 


über, welche Ursache vorliegt, kann sehr schwierig sein. Des- P 


Auch kann ein Beruhigungsmittel erwünscht ` 


Te R n 
et, ` 


mw ap ~ 
A i 


| 
-d 
; J 
Pen 73. Be F i 
Bee ng 


SEES +y 

N RE 
> ee 

a Ey 

I T ha 
EN a A = TEN 
AILE L EALAR, 
RE 

A 

X 


Nana un. 


SE r - FE iz: 
ESLL AN MIAN IE AT 


zer an 


_ 
Ka ' aa AE 
SN Bet taa ga 


In 
x 
ır 
1o 
(x 
t 
| t 


L, 
e 
ar]. 
Fi 
f 
; 


m. 


St .2nn 
‘w 


a a a 

2 m 
wenn. -r.74 Se De 
|. _ Ben aan k rg ~ 


Eni h 
ee 
er 


ams 


ren 
za.“ Er 
= 


Ian 
ni en 
SSe 


- u, 


en SE 
uam 
- 
e 


mbe 
i 
. 


658 


b) Therapie der dyspeptischen Störungen. 
Allgemeines. 


Für die Behandlung der dyspeptischen Störungen ist 
in jedem Falle zunächst Nahrungskarenz indiziert. Die Dauer 
‘dieser richtet sich nach dem Zustand des Kindes. Je leichter 
die Dyspepsie, um so unbedenklicher und länger können 
wir dem Kinde die Nahrung entziehen. Die Nahrungsmischungen, 

die nach der Karenz gegeben werden, müssen so zusammengesetzt 
sein, daß sie die Bakterientätigkeit im Darm möglichst bald zur 
Norm zurückführen, vor allem die schädliche Gärung beseitigen. 
Den heilsamsten Einfluß auf die abnormen Vorgänge im Magen- 
darmkanal hat die Frauenmileh, obwohl sie durch ihre Zu- 
sammensetzung dem Prinzip der Gärungshemmung relativ wenig 
Reehnung trägt. Aus diesem Grunde ist die Frauenmilch auch 
keine indifferente Nahrung und muß je nach der Darmschädigung 
und dem Zustand des Kindes in ihrer Menge genau dosiert werden. 
Man beginnt mit kleinen Mengen und steigt langsam an. 


Die künstlichen Nährmischungen müssen durch 
ihre Zusammensetzung dem gärungshemmenden Prinzip Rechnung 
tragen, das heißt es kommt nur mehr oder weniger verdünnte 
'Tiermilch in Frage, deren Kohlehydratgehalt herabgesetzt ist, und 
die womöglich mit Eiweiß oder auch Kalk angereichert wird. Eine 
Behandlung der dyspeptischen Störung durch Mehlabkochungen 
ohne Milch soll nur ausnahmsweise und nur beim älteren Kinde 
für wenige Tage stattfinden. In jedem Falle ist der schnelle 
Übergang zu Milchverdünnungen angezeigt. Der Kohlehydrat- 
gehalt der Milchverdünnungen soll jedoch niemals unter 3 °/, herab- 
gehen. Als Kohlehydrate kommen nur die wenig zur Gärung 
neigenden, von den Mehlen vor allem Weizenmehl, Maismehl, von 
den Zuckern Soxhlets Nährzucker und Löfilunds Nährmaltose in 
Frage. Ich verweise auf die Ausführungen bei der Behandlung 
der Hypotrophie. Auch durch die künstlichen Nährmischungen 
darf nach der Periode vollständiger Nahrungskarenz der Bedarf 
des Kindes zunächst nicht vollständig gedeckt werden, die Steigerung 
muß vielmehr ganz allmählich erfolgen. Ebenso wie bei der Be- 
handlung der Hypotrophie rate ich, nur ganz ausnahmsweise zu 
den im Handel befindlichen oder eine ganz besondere Zubereitung 
erforderlichen Nährmischungen überzugehen. Man kommt im all- 
gemeinen mit Mischungen aus, die man sich aus der Vollmilch 
durch Verdünnung unter Zusatz von Zucker eventuell eines 
Eiweißpräparates herstellen lassen kann. Es kann selbstverständlich 
die Anwendung von Eiweißmilch, Buttermilch, Molke ebenfalls 
zum Ziele führen, ja sogar in dem einen oder anderen Falle einen 
gewissen Vorteil versprechen, doch bleibt immer zu bedenken, 
daß diese Präparate nicht überall erhältlich, ihre Zubereitung im 
Hause oft auf Schwierigkeiten stößt, andererseits die Behandlung 
auch unter den primitivsten Verhältnissen vorgenommen werden 
muß. Jedenfalls soll man diese Nährgemische nur für spezielle 
Fälle reservieren, sich immer bewußt bleibend, daß es auch anders 
gehen muß. Je besser die Prinzipien der Behandlung übersehen 
werden, um so weniger hat man notwendig, kompliziertere Nähr- 
mischungen zu verwenden. 


Neben den diätetischen Maßnahmen spielt die Wasserspeisung 
eine außerordentlich große Rolle, denn die Inanition wird vom 
Säugling nur vertragen, wenn der Wasserbedarfi gedeckt 
wird. Zu dessen Deckung genügt gewöhnliches Wasser, auch 
Tee kann verwendet werden, auch gegen die Verwendung von 
Mineralbrunnen, wie Lullusbrunnen, ist nichts einzuwenden. Die 
Zufuhr von Wasser wird zunächst per os versucht; nur wenn das 

` Kind die Aufnahme verweigert oder Wasser erbricht, kommen die 
anderen Wege in Frage, zunächst Klysmen (zwei- bis dreimal 
täglich 150 g von physiologischer Kochsalzlösung oder Dauer- 
instillation mit dieser. Man wird nicht oft nötig haben, Wasser 
durch die Sonde per os einzugießen. Bei starkem Gewichtssturz 
und hochgradiger Austrocknung des Kindes kommt die Kochsalz- 
infusion zur Anwendung, vor der Befürchtungen nicht gerecht- 
fertigt sind. 


E: Dje Pflege bei den akuten Störungen muß besonders sorg- 

i a fältig sein. Überwärmung ist ebenso zu vermeiden wie Abkühlung; 
a die Abkühlung eines Kindes erfordert heiße Bäder und Wärm- 

i flaschen. Mit Rücksicht auf die leicht zustande kommende 
MR Maceration der Haut durch die Stühle ist der Verhütung eines 
i aa Ekzema intertrigo besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Da be- 
ne =- sonders häufig Infektionen zu einem Rezidiv des Durchfalls Ver- 
3 anlassung geben, ist auf deren Verhütung der allergrößte Wert 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. 


"y 


| 


6. Juli 


zu legen; daher sorgfältige Isolierung in Säuglingskrankenhäusern! 
Auch ist zu bedenken, daß sich hinter jeder akuten Verdauungs- 
störung eine schwere infektiöse Ruhr verbergen kann, von der aus 
andere Kinder infiziert werden können, 
diesbezüglich zu instruieren, die Versorgung der beschmutzten 
Windeln entsprechend vorzunehmen. 


Das Pflegepersonal ist 


Unter den sonstigen Maßnahmen der Behandlung spielt die 


Frage, ob zunächst eine willkürliche Entleerung des Magendarm- 
kanals vorgenommen werden soll, eine wichtige Rolle. Wir warnen 
vor der kritiklosen Anwendung eines Abführmittels in jedem Falle 
Sie erscheint nur gerechtfertigt, wenn gewichtige Gründe für eine 
vollständigere und schnellere Entleerung des Darmkanals sprechen. 
Ein soleher ist bei dem Verdacht auf das Vorliegen einer ruhr- 
artiven Erkrankung, bei der Entleerung von faulig riechenden, 
stark mit Schleim oder auch mit Blut und Fiter durchmischten 
Stühlen gegeben. 
abreichung von Rieinusöl gegeben; andere Abführmittel kommen 
erst an zweiter Stelle in Frage, doch muß eine große Dosis Rieinusöl 
verabfolgt werden, zumindest ein Eßlöffel. Verweigert das Kind die 
Annahme, kann man das Öl per Sonde geben. In den bezeichne- 
ten Fällen ist auch eine hohe Darmspülung mit gewöhnlichem 
Wasser oder Tee (!/, 1) geboten. 
säuerlich, ist kein Anhaltspunkt für faulige Zersetzungen oder 
das Vorliegen einer ruhrartigen Erkrankung vorhanden, scheint 
ein Abführmittel nicht indiziert. 


In diesen Fällen ist die Indikation für die Ver- 


Riechen die Stühle hingegen 


Bei außerordentlich heftigem 
ürbrechen kann eine initiale Magenspülung Besserung bringen. 


Bei Beeinträchtigung der Herztätigkeit, wie wir sie allerdings 
nur bei den schweren akuten Störungen sehen, spare man nicht 
mit subeutanen Injektionen von Coffein und Campher. Hingegen 
rate ich von stopfend wirkenden Medikamenten, z. B. Tannin- 
präparaten, ab, da sie zur Verschleierung des Zustandes bei- 
tragen können. 


Durch die Möglichkeit der Feststellung der Ätiologie eines 
Durchfalls erhält die Behandlung im allgemeinen keine besondere 
Note. Sie richtet sich vielmehr nach dem Zustand des Kindes, in 
dem es an Durchfall erkrankt. Können wir als Ursache der akuten 
Störung eine Ruhr feststellen, dann kommen die therapeutischen 
Maßnahmen in Frage, die sich bei der Behandlung. dieser Krank- 
heit bewähren. Bei anderen akuten Infektionen, vor allem, wenn 
die Grippe die auslösende Ursache für einen Durchfall ist, ist Aus- 
sicht vorhanden, daß mit der Abheilung derselben die akuten Er- 
scheinungen spontan verschwinden, doch wird manin jedem einzelnen 
Falle gut tun, die Behandlung mit der gleichen Sorgfalt durch- 
zuführen, wie wenn es sich um eine alimentär bedingte Störung 
handelte. 

Der Heilverlauf richtet sich nach der Schwere der Störung: 
In leichten Fällen kommt man in einer Woche, in schweren Fällen 
erst in vielen Wochen zum Ziel. Dadurch, daß die Tnanition ein 
wesentlicher Faktor unserer Therapie ist, ist mit einem schnellen 
Einsetzen des Gedeihens nicht zu rechnen. Es dauert bei schweren 
Störungen oft viele Wochen, bis das Gewicht sich nach initialer 
Senkung und langem Stillstand hebt. Die Allgemeinerscheinungen 
bessern sich im allgemeinen schneller. 

Unter den Komplikationen spielt das Rezidiv eine besondere 
Rolle. Tritt ein solches auf, dann erscheint es geboten, dureh 
geringe Variationen der Nahrung, Einschränkung der Menge, Bin 
schränkung der Kohlehydrate, Zugabe von Eiweiß, die Reparation 
herbeizuführen. Vollständige Nahrungskarenz sollte möglichst ver- 
mieden werden, da oftmalige Wiederholungen dieser das Kind schwer 
schädigen und seine Toleranz immer mehr mindern können. Für 
das Gelingen unseres Heilplanes ist es unbedingt erforderlich, 
konsequent an einem beschlossenen Wege festzuhalten, was um = 
leichter wird, je genauer die Indikation gestellt und je vorsichtiger 
vorgegangen wird. Aus diesem Grunde ist es besot 
ders notwendig, sich klarzumachen, ob Wir es 
mit einer leichten oder schweren dyspeptischel 
Störung zutun haben. Die dyspeptische Störung a istm 
allgemeinen eine leichte Störung und erlaubt ein rascheres Vorwärts- 
gehen, schnellere Steigerung der Nahrungsmenge. Die dyspeptische 
Störung b ist eine mittelschwere Störung, da sie ein bereits > 
seinem Allgemeinzustand und in seiner Entwicklung geschädigt ” 
Kind betrifft. Die Dyspepsie ¢ ist eine der schwersten Störungen, 
die wir kennen, da das Stadium der Atrophie, in dem Sie eintritt, 
einen Zustand schwerer chronischer Störung darstellt. r 

Die vorstehend dargelegten allgemeinen Prinzipien der Behand- 
lung dürften das Verständnis der speziellen Therapie der YET 
schiedenen dyspeptischen Störungen erleichtern. 


Digitized by Google 


au, unter genauer Beobachtung des Allgemeinbefindens und 


Spezielles. | 
{. Therapie der dyspeptischen Störung a. 
Da die dyspeptische Störung a eine leichte Störung ist, ist 


-.Frauenmilch nicht unbedingt notwendig. Sie kann um so eher ent- | 
behrt werden, je älter das Kind ist. Nur in den ersten drei Monaten 


ist sie wünschenswert, um so wünschenswerter, je weniger weit die 
Geburt zurückliegt. Im allgemeinen kommen wir mit künstlichen 


Mischungen aus. . Wir geben zunächst 12 bis 24 Stunden Tee oder 


Wasser, steht nach dieser Zeit der Durchfall, so können wir un- 


< bedenklich mit einer Menge von ungefähr. 300 bis 400 g Fünftelmilch . 
. (verdünnt mit dünner Schleimabkochung) und 3% Zucker (Soxhlets. 
 Nährzucker) beginnen. 
ernährung würden wir diese Menge wählen, Die Menge kann jeden 

Tag um ungefähr 50 g gesteigert werden unter gleichzeitiger An- 


Auch bei Einleitung der Frauenmilch- 


reicherung des Zuckergehaltes auf 5%. Eine Zugabe von Eiweiß- 


l präparaten erscheint bei dieser' leichten Störung -nicht notwendig, 


ebenso ist die Anwendung von Buttermilch, Molke oder Eiweiß- 


~ milch nicht erforderlich. Bei Kindern nach.dem sechsten Monat kann 


man nach 24stündiger Teediät ein bis zwei Tage Mehlabkochungen aus 


_ Weizenmehl, -Maismehl oder Reismehl geben’ und nach zwei Tagen 


eine allmähliche Anreicherung mit Milch vorzunehmen beginnen. 


Handelt es sich um ältere Kinder, die bereits Gemüse und Obst 
cht Tage warten, bis man . 


erhalten haben, wird man immerhin a 
cellulosereiche Nahrungsstoffe gibt. | 


'2. Therapie der dyspeptischen Störung b. 
. — Die Therapie der dyspeptischen Störung b unterscheidet sich 
in ihren Grundzügen- nicht von der dyspeptischen ‚Störung a, nur 
wählt man die Hungerdiät kürzer, 12 bis ‚höchstens 18 Stunden. 
Frauenmilch ist indizierter wie bei der dyspeptischen Störung a, 
sie ist zur Reparation um so notwendiger, je schwerer ‘das Stadium 
der Hypotrophie ist, in dem -das Kind die dyspeptische Störung 


„akquiriert hat. Erkrankt ein hypotrophisches Kind im ersten Lebens- 
quartal -aù einer dyspeptischen Störung, so wird diese Tatsache zu 
. einer fast absoluten Indikation für Frauenmilchernährung, besonders 
‘ dann, wenn. schon dyspeptische Störungen in der Vorgeschichte 
vorhanden waren und der neuerliche Durchfall trotz zweckmäßiger | 


Diät zustande gekommen ist; dehn wir haben dann mit einem 


„Starken Sinken der.Toleranz des Kindes gegenüber künstlichen 
Nährmischungen zu rechnen. Die Menge der Frauenmilch, die man 


nach dem Hungertag gibt, soll 100 bis 200 g nicht übersteigen. und 


jeden Tag um ungefähr 50 g gesteigert werden.- Die Diät der 
.. dyspeptischen . Störung b mit Frauenmilch bringt. nicht den 
gleichen schnellen Erfolg wie die Frauenmilchernährung bei der 


dyspeptischen Störung a. Wir sehen zunächst einen recht be- 
trächtlichen Gewichtssturz und einen darauffolgenden lang dauern- 
den Gewichtsstillstand. : Es wäre verfehlt, den Gewichtsanstieg 
möglichst schnell erzwingen zu wollen; wir raten dazu erst, wenn 
zwei bis drei Wochen vergangen sind. .Wir können dann eine Frauen-. 
milchmahlzeit durch eine eiweiß- und salzreichere Mischung er- 
setzen, z, B. durch eine geringe. Menge (100g) einer dem Alter 
des Kindes entsprechenden Milchmischung oder eine Flasche Butter- - 


' milch ‘mit. 3%, "Mehlzusatz, beziehungsweise dutch Zugabe von 
‚100 g der. im Handel befindlichen zuckerarmen Buttermilch- 
konserve. Erst wenn darauf ein Erfolg eintritt, kann. die zucker- 


reichere Buttermilchkonserve und mehr Frauenmileh dureh Milch- 
mischungen oder Buttermilch ersetzt werden. 


 :Unsicherer, aber immerhin aussichtsreich ist ein Versuch mit 


künstlicher Ernährung. ` Man wird Nährmischungen wählen, die in 


Ihrer Zusammensetzung dem gärungshemmenden Prinzip stärker 
Rechnung tragen. Man beginnt z. B. mit 100 bis 200 g Viertel- 


- oder Fünftelmilch,; .der. man 3% Soxhlets Nährzucker und 2% 


eines Eiweißpräparates, z. B. Plasmon, Nutrose oder Larosan zusetzt; 
auch Buttermilch mit geringem Kohlehydratzusatz, z. B. Fr en 
uch von 


"und 3% Soxhlets Nährzucker kann gegeben werden. 


Molke, z, B. 100 bis 200 g Molke kann ausgegangen. werden. Von 
welcher Mischung immer man ausgeht, man soll versuchen, lang- 


Kontrolle der Stühle die Steigerung bis zu den Mischungen vor- 


zunehmen, die dem Alter des Kindes entsprechen. Je weniger die 


Stuhlgänge beeinflußt. werden, ein um so vorsichtigeres Vorgehen 
ist indiziert, Erst wenn die Stühle fest geworden sind, das Allgemein- 
” nden gebessert ist, kann das Tempo ein schnelleres werden. 
h an steigert langsam die Kohlehydrate auf 4 bis 5% unter Beibe- 
altung einer schwächeren Milchverdünnung, als dem Alter des 


Kindes entspricht-und bleibt zunächst noch ein bis zwei Wochen 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2. 


- Rettung verspricht. 


| d59 


/ 


bei dem Eiweißzusatz (1 bis 2% Larosan). Nach drei bis vier Wochen 
gelingt gewöhnlich die Anwendung der dem Alter des Kindes 


| entsprechenden Milchmischung. ~ 


8. Therapie der dyspeptischen Störung « 

; Die Therapie der dyspeptischen Störung c folgt im wesent- 
‚lichen den gleichen Prinzipien. Nur besteht hier, wenn sich die 
dyspeptische Störung .c auf einen schwereren Grad der Atrophie 
superponiert hat, die fast absolute Indikation für Ernährung mit 
Frauenmilch. Wenn überhaupt, gelingt es nur- durch sie, den zum 
Rezidiv führenden und gewöhnlich den Tod :herbeiführenden Infekt 
zu vermeiden: Keiner künstlichen Nährmischung kann man mit 
Sicherheit einen Erfolg voraussagen: Die Inanition können wir 


.nur in sehr beschränktem Maße durchführen ; länger als acht bis zwölf a: 


Stunden den Kindern Tee zu geben, empfehlen wir nieht. Sowohl. 


’Inanition wie Ernährung kann den Kindern in gleicher Weise 


gefährlich werden, die goldene Mitte zu halten erfordert außer- 
ordentliche ärztliche Kunst, die zur Voraussetzung eine Beobachtung 
hat, der wir eigentlich nur in gutgeleiteten und‘ pflegerisch auf 
-der Höhe stehenden Kliniken begegnen. Nach der kurzen Nah- 


 rungskarenz beginnen wir mit ungefähr 100 bis 200 g der indizierten 


Mischung, entweder Frauenmilch ‘oder einer stark gärungs- 
hemmenden künstlichen Nährmischung, vor allem’ Eiweißmilch oder. 
einer ihr im. Prinzip nachgebildeten Mischung. Bezüglich der -` 
Eiweißmilchtherapie verweise ich auf die Angaben in der Be- 
sprechung der Behandlung der Atrophie. | | 

Ebenso stark wie die diätetische Seite muß die pflegerische 
und' medikamentöse Seite des therapeutischen Problems Beachtung 


| finden. Ohne die rigoroseste Pflege, die Sorge für ausreichende 


Erwärmung, die Anwendung von Herzmitteln, kommt man bei 
diesen schweren, verzweifelten Formen nicht zu einem Resultat. . 
Die Theräpie der dyspeptischen Störung. e geht nach der Behebung ` 
des Durchfalls auf in die Therapie der schweren Form der Atrophie. 


00) Therapie des Stadiums der Atrophie. . | 
Die Therapie des Stadiums der Atrophie setzt eine eingehende 


Analyse- des Falles voraus, ob wir es mit einer leichteren .oder 


einer schweren Form zu tun haben; denn kommen wir zu dem 
Ergebnis, daß eine: schwere Form vorhanden ist, müssen alle Ver- 
suche, durch eine künstliche Nährmischung zur Reparation zu - 
gelangen, fast als aussichtslos erscheinen und der Diätetik ist der 
klare Weg, der natürlichen Ernährung vorgeschrieben. Auch dann 
ist eine Reihe von Fällen nicht zu retten. Ich möchte deshalb 
gerade bezüglich dieser Störung nachdrücklich auf die Notwendig- 
keit einer eingehenden klinischen Analyse und genauer Vorerbebun- 
gen bezüglich der Entstehungsgeschichte der Störung verweisen. 


- Ein. Stadium der”Atrophie, das auf dem Wege über dyspeptische 


Störungen. zustande gekommen ist, ist unter allen. Umständen als 
eine sehr schwere Störung zu werten, auch wenn die Abmagerung _ 
nur gering ist und das sonstige klinische Bild einen den Fall leichter 
beurteilen läßt. Es handelt sich. dann häufig um Fälle, in denen 
die Schwere der Störung zunächst kächiert ist und erst: das Miß- 
lingen der Ernährungstherapie mit künstlichen Nährmischungen ent- 
hüllt durch den eintretenden ‚Zusammenbruch das tiefe Danieder- 
liegen der Ernährungsfunktion. Leicht ist die Entscheidung in . 
jenen Fällen, in denen das klassische klinische Bild der Atrophie 
vorhanden, ist mit dem greisenhaften Gesicht, dem aufgetriebenen 


‘Leib und den ganz. dünnen Extremitäten, der grauen Gesichtsfarbe, 


Untertemperaturen und Neigung zu Kollapsen.“ Das sind Fälle, 
die sich von vornherein dürch den einfachen Anblick als solche 
enthüllen, bei denen, wenn überhaupt, nur Frauenmilchernährung . 


Aber auch bei den leichteren Formen der Atrophie, die ja 
an und: für sich, wie bereits einleitend bemerkt, stets eine bedenk- 
lichere Prognose hat, läßt sich niemals mit Sicherheit das Gelingen. 
der Ernährung mit künstlichen Nährmischungen voraussagen. Wer . 
halbwegs sicher gehen will, muß auch bei den leichteren Formen ` 


. 
p 


| die Durchführung der natürlichen Ernährung in allererster Linie 
‚in Betracht ziehen, namentlich dann, wenn das Kind die ersten 


sechs Lebensmonate noch nicht überschritten hat. Im zweiten 
Halbjahr ist ein Versuch mit künstlicher Ernährung eher aussichts- 
reich. Ganz im allgemeinen läßt sich sagen, daß sich das Vor- 
gehen bei der künstlichen Ernährung, die Indikationen, von denen 
man sich bestimmen läßt, eng an -das Vorgehen anlehnen. kann, . 
die ich für die schwerere Form des Stadiums der Hypotrophie an- 
gegeben habe; nur wird man vielleicht noch vorsichtiger mit der 
Nahrungssteigerung und mit der Anwendung kohlehydr®treicher 


~ 


HUNG 


EN 


`~ uch RN nennen: = 
; ke Be vr 
a 


r b ew 25 
NASSEN 5 ` 


nr 


baaa 


ee 
=e 


rat 


An and 


Wir 


Ae 


ISL D x 


REINER 


= 


en 


TIFA 


Iau FENU TE y 


TA EL 


TOASTEN NEE ne, a 
Wi nmw EN 


ax 


— nn 


us 
DI ve 


nn 
en 


un 


y} 


Sii 


he 


See 
Te Fe 


oc SCH Brenn. 
De AR WETTE CE 


Dl mh Ra 
k Toa 


-n t 
ra n 
Zn N 


nr 


—— aan 
Dee tilıyyn “ 
ʻ A e et 


bewus i mn ma e m 


g 
en ee 


ana 


= m 
raag 


mem nal 


nn IT o e ea 


une 


`~ 
en 


-> 


Kal net, 


-5 
Ah Sotra ma e 
ER s E. 


he u 
re- siia 
.. a N 


BR 


eur 3 Vom. k 
Fe ea yt > 


M a m a E o 
Seros Eog 


er Be te en ha tr Van 


per Pr WE "a 


—_ I sb en n 


$ 

W 
| 

Ki: 
im 


u nu + . 
N D z 


660 


Gemische sein. Ich kann aber sonst vollständig auf das verweisen, 
was ich bei der Behandlung des schwereren Stadiums der Hypo- 
trophie, in dem wir mit dem Eintreten von Gärungen und damit 
einer dyspeptischen Störung rechnen müssen, gesagt habe. Dem 
schwer atrophischen Kinde erwachsen sowohl aus der Ernährung 
wie aus der Inanition, aber vor allem auch aus der Infektion die 
allergrößten Gefahren. Gerade aus dem letzteren Grunde ist die 
Frauenmilch indiziert, weil wir keine einzige künstliche Nähr- 
mischung kennen, die auch nur annähernd in gleicher Weise die 
Immunität des Säuglings hebt. Um sowohl Ernährung wie auch 
Inanition ihrer das Leben gefährdenden Wirkung zu entkleiden, 
ist es notwendig, durch die Frauenmilch den Bedarf des Kindes 
zunächst nicht vollständig zu decken, aber doch die Menge immer- 
hin so groß zu wählen, daß ein schwererer Zustand der Unter- 
ernährung nicht resultiert, Man beginnt daher zunächst mit einer 
Menge von ungefähr 40 Calorien pro Kilo Körpergewicht, ungefähr 
durchschnittlich 300 g pro die und verharrt bei dieser Mischung 
unter genauer Beobachtung des Kindes. Bessern sich die Allgemein- 
erscheinungen, die Gesichtsfarbe, Turgor, Tonus und Stimmung, 
wird das Kind ruhiger, dann können wir langsam täglich die 
Menge um 30 bis 40 g steigern, bis schließlich die Deckung des 
Nahrungsbedarfes erreicht ist. Es ist dann auszuprobieren, ob dem 
Kinde die seltene Darreichung größerer oder häufige kleinerer 
Mahlzeiten besser bekommt; häufig sehen wir letzteres. Selbst 
wenn. der Nahrungsbedarf annähernd gedeckt ist, kann eine Ge- 
wichtszunahme wochenlang ausbleiben und nur die Besserung 
des Allgemeinbefindens den Ernährungserfolg anzeigen. Erst wenn 
das Verschwinden der schweren Allgemeinerscheinungen, die 
bedeutende Besserung von Tonus, Turgor und Hautfarbe anzeigen, 
daß der Umschwung im Gesamtaufbau des Organismus sich vollzogen 
hat, ist es gerechtfertigt, eine Frauenmilchmahlzeit durch eine 
eiweiß- und salzreichere Nährmischung zu ersetzen und damit auch 
den Ansatz zu erzielen. Mit Rücksicht auf die Schwere der 
Störung muß zur Zwiemilchernährung eine Mischung gewählt 
werden, welche die Darmgärung nicht besonders anregt, also 
womöglich eine mit Kohlehydraten vorsichtig angereicherte Butter- 
milch oder Halbmilch, letzterer kann 1 bis 2"/o Larosan zugesetzt 
werden, Sind die Kinder mittlerweile in das dritte Vierteljahr 
gelangt, oder stehen sie am Ende des ersten Lebensjahres, dann 
wird zunächst eine Mahlzeit Frauenmilch durch Beikost ersetzt, 
z.B. eine Brühe mit Maisgrieß oder Weizengrieß, der ebenfalls 
etwas Eiweiß (Plasmon, Nutrose, Larosan) zugesetzt wird oder 
auch durch eine Mahlzeit von weißem Käse. Wird das vertragen, 
kann eine zweite Mahlzeit durch einen aus unverdünnter Milch 
hergestellten Brei, ebenfalls mit etwas Eiweißzusatz, ersetzt werden. 
Die Zugabe von Gemüsen und Früchten muß ganz vorsichtig 
einschleichend geschehen, um nicht durch die Belastung des Darmes 
mit der Celluloseverdauung einen Durchfall herbeizuführen. 
Trotzdem können eiweißreichere Früchte, z. B. Bananen, schon 
frühzeitig in kleinen Mengen gegeben werden. In jedem Falle ist 
anzuraten, die Frauenmilchernährung ganz oder teilweise mindestens 
drei Monate durchzuführen. Das teilweise Beibehalten der Frauen- 
milchernährung auch über das erste Lebensjahr hinaus erscheint 
in schwereren Fällen geboten, natürlich unter Zugabe geringer 
Mengen eiweißreicher Gemische und der Beikost, weil auf diese 
Weise die beste Garantie für die Vermeidung intereurrenter, den Heil- 
verlauf störender und für das Kind tödlicher Infektionen gegeben ist. 


In eine außerordentlich prekäre Lage geraten wir, wenn sich 
die Durchführung der natürlichen Ernährung des atrophischen 
Kindes auch nur teilweise nicht ermöglichen läßt, denn wir kennen 
keine Nahrung, die in gleicher Weise wie die Frauenmilch die 
Immunität des Kindes günstig beeinflußt und auf diese Weise 
eine schädigende Infektion verhindert, die gewöhnlich auf dem 
Umwege über eine dyspeptische Störung den Tod herbeiführt. 
Gefährlich ist es unter allen Umständen, von vornherein einen 
Versuch mit stark mit Kohlehydraten angereicherten Mischungen 
zu machen, obwohl atrophische Kinder gewöhnlich einen hohen 
Bedarf an Kohlehydraten haben. Wird ein solcher Versuch durch 
das Prinzip der Kontrasternährung indiziert, das heißt handelt es sich 
um Fälle, die in das Stadium der Atrophie durch einen ana- 
ınnestisch sicher nachgewiesenen Mißbrauch von Milchernährung 
gekommen sind, dann kann ein vorsichtiger Versuch mit einer 
kohlehydratreicheren Mischung gemacht werden, wenn man sich 
mit dieser vorsichtig einschleicht, z. B. mit Buttermilch, deren Menge 
zunächst ebenfalls nur wie die der Frauenmilch auf 300 g gehalten 
wird, unter langsamer Steigerung der zugesetzten schwer vergär- 
baren Kghlehydrate, unter Anwendung einer Halbmilch-Mehl-Malz- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. 


= 


6. 


- 


—— 


mischung bei bestehender Obstipation mit recht langsamer Steige- 
rung des Malzextraktes, jedoch kaum jemals zu einer Höhe des 
Prozentgehaltes wie bei der Behandlung des hypotrophischen Sta- 
diums. Um der gärungsfördernden Wirkung des Malzes ein Gegen- 


gewicht zu geben, kann der Eiweißgehalt der Mischung durch Zu- 


gabe von Larosan (5 bis 10 g pro die) gesteigert werden. Zugabe 


von Beikost und Brei bei älteren Kindern wie bei Frauenmilch- 


ernährung. Sind die Kinder in das Stadium der Atrophie hingegen 
bei der Anwendung kohlehydratreicher Mischungen gelangt, liegen 
in der Vorgeschichte mannigfache dyspeptische Störungen vor, dann 
wird die Ernährung mit kohlehydratreichen Mischungen mit Rück- 
sicht auf den zu befürchtenden Eintritt einer Dyspepsie zu gefahr- 
lich. Auch aus dem Prinzip der Kontrasternährung heraus empfiehlt 
sich dann, namentlich wenn keine Obstipation besteht, die Stühle 
von vornherein weich und breiig sind, die Ernährung mit einer 
mit Eiweiß angereicherten Milchverdünnung, in der der Bedarf an 


Kohlehydraten eher gedeckt. werden kann. Das sind die Fälle, 
in denen Eiweißmilch indiziert ist. 


Die Eiweißmilch in ihrer ursprünglichen Zusammensetzung ist 
eine Halbbuttermilch, in der Eiweiß, Fett und Kalk eines Liters Voll- 
milch suspendiert sind. Sie ist eine ausgesprochen gärungshemmende 
Nahrung, in der, ohne daß komplizierende dyspeptische Störungen ge- 
fürchtet werden müssen, größere Mengen von Kohlehydraten gegeben 
werden können. Auf diese Weise wird auch dem gefährlichen Inanitions- 
zustand vorgebeugt. Andererseits ist die Nährmischung ohne Kohle- 
hydratzusatz gefährlich. 
gerade bei dieser Mischung Kohlehydratinanition besonders schlecht, 
es ist daher notwendig, von vornherein die Eiweißmilch mit einem 
mindestens 3 %igen Kohlehydratzusatz eines schwer gärfähigen Kohle- 
hydrates (3% Soxhlets Nährzucker oder Löfflunds Nährmaltose) zu 
geben. Es ist bei den heutigen Verhältnissen der Milchbelieferung 
und wohl auch in absehbarer Zeit unmöglich, die Originaleiweißmilch 
im Hause herzustellen, man bedarf dazu einer solchen Menge tadellosen 
Ausgangsmaterials von Milch und Buttermilch, daß daran gewöhnlich 


. die Herstellung scheitern wird. Man ist deshalb entweder auf die 


flüssigen Eiweißmilchkonserven des Handels angewiesen, deren An- 


wendung angesichts der regelmäßigen Zusammensetzung und sorgfältigen T 


Herstellung empfohlen werden kann oder auf eine Mischung, die dem 
Prinzip der Eiweißmilch nachgebildet, ohne weiteres im Hause her- 
gestellt werden kann. Unter den Ersatzmischungen kommt lediglich 
die Larosanmilch in Frage, die aber nach meinen Erfahrungen fast 
durchweg die Originaleiweißmilch ersetzen kann. Die Larosanmileh 
wird in der Weise hergestellt, daß 20g Larosan mit ungefähr dem 
dritten Teil eines halben Liters Milch kalt angerührt, die beiden anderen 
Drittel inzwischen zum Kochen gebracht werden. Dann werden beide 
Mischungen zusammengegossen und unter ständigem Rühren 5 bis 
10 Minuten lang gekocht. Zum Schluß wird durch ein Haarsieb geseiht 
und mit der gleichen Menge Verdünnungsflüssigkeit gemischt. Die 
Verdünnungsflüssigkeit besteht entweder aus abgekochtem Wasser oder 
Schleim beziehungsweise Mehlabkochungen und Zuckerzusatz wie bei 
der Eiweißmilch. Da Larosan eine Eiweißkalkverbindung, ist, ist die 
Larosanmilch eine mit Eiweiß und Kalk angereicherte Halbmilch; €s 
handelt sich also um das gleiche gärungshemmende Prinzip wie bel 
der Originaleiweißmilch. Im Gegensatz zu dieser kommt allerdings 
nicht Buttermilch, sondern gewöhnliche Milch zur Anwendung. Es ist 
möglich, daß die Anwendung von Buttermilch gewisse Vorteile hat; 
ob diese Vorteile in dem Milchsäuregehalt der Buttermilch liegen oder 


in anderen Momenten, bleibt dahingestellt. Für die Praxis kommt der 


Unterschied in der Zusammensetzung nicht sehr in Frage. 


Um Erfolge zu erzielen, ist es wichtig, die Technik der Ei- 
weißmilchtherapie zu beherrschen. Man beginnt gewöhnlich mit 
einer Dosis von ungefähr 300 bis 400 g Eiweißmilch mit 3% Zucker- 
zusatz. Diese Anfangsdosis wählt man bei guten Stühlen ‚des 
Kindes. Handelt es sich um eine dyspeptische Störung 6, beginnt 
man nach der acht- bis zehnstündigen Teediät nur mit ungefähr 
200 g und steigt langsamer, als wenn pathologische Veränderungen 
der Stuhlgänge nicht vorhanden sind. Man bleibt bei der Initial- 
menge so lange, bis die Stühle den Charakter des Seitenstub® 
annehmen. Das kann ungefähr drei Tage dauern, erst dann voli- 
zieht man die Steigerung bis zu einem Höchstquantum von 200 8 
Eiweißmilch auf das Kilogramm Körpergewicht. Die Gesamt- 
menge darf pro die nicht über 1 1 steigen; während der Steige- 
rung muß man auch die Kohlehydratzulage erhöhen und ik 
mindestens bis aut 5% Zucker und 1 bis 2% Mehl (Weizenme 
oder Maismehl). Unter Umständen ist man aber bei großem No 
hydratbedürfnis des Kindes genötigt, in der Steigerung der Kohle- 
hydratzusätze bis aut 10% zu gehen. Die Dauer der Behandlung 
mit Fiweißmilch richtet sich nach der Schwere der Störung; Ba 
schweren Fällen sind immerhin vier bis sechs Wochen oaa 
Therapie notwendig, dann kann man zu den gewöhnlichen Milch- 
mischungen, zu Brei- und Beikost übergehen. 


oigtizec oy GOOgle SA 


Ha 


Der ernährungsgestörte Säugling verträgt 


| 


Soda 0.7.1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nat. 0 O ro 


Der Heilverlauf während der diätetischen Maßnahmen unter- 
scheidet sich im Prinzip nicht von dem Heilverlauf bei den 
schwereren Formen der Störung der Hypotrophie; sehr häufig zu- 
nächst eine initiale Verschlimmerung bei der Einstellung des Kindes 
auf die geringe Menge der neuen Nahrung, dann ein länger dauernder 
Gewichtsstillstand und endlich langsame Zunahme. Entsprechend 


\ 


und länger andauernd. Auch die Zwischenfälle und Komplika- 


> ist oft recht schwierig und. macht eine minutiöse Pflege und eine. 
genaue Beobachtung des Kindes erforderlich,. 'Experimente, das. 
Kind hungern Zu lassen, um Appetit hervorzurufen, können wir 
uns in diesen schweren Fällen kaum leisten; wir müssen sogar 
7, hier bei dauerndem Widerstande des Kindes früher zur Sonden- 
ernährung greifen, damit dem Nahrungsbedarf wenigstens halb- 
. wegs genügt wird: Ein während der Therapie eintretender Durch- 
fall darf nicht sofort zur Einschaltung‘ eines Hungertages führen, 
weil die Inanition 'bei dem schlechten Allgemeinzustand einen das 
Kind schwer sehädigenden Faktor darstellt. Es genügt z. B. bei 


= 800g mit 3% Zusatz unter Deckung des Wasserbedarfes zurück- 
` zugehen, um die ‚Komplikation zu überwinden, Allerdings. ist 
.. mancher dieser Fälle verloren, wenn es nicht‘ doch. noch gelingt, 
..Frauenmilch zu beschaffen. SE ze 
a Nehmen die Kinder die Eiweißmilchkonserve schlecht, so 
hilft eine Süßung mit Saccharin über diesen Widerstand manch- 


mal hinweg. Bei länger dauernder Eiweißmilchtherapie erscheint 


es uns notwendig, dem Kinde täglich etwas Citronensaft oder 


ti Mohrrübensaft zu- geben, um die Komplikation durch einen Morbus 
Es, Barlow zu vermeiden. we 
agi.. Entsprechend der starken Beeinträchtigung des Allgemein- 
JE befindens, den Gefahren, die von. seiten des Herzens drohen, der 
#.° _ schlechten Temperaturregulierung haben die Pflege und die medi- 
ië} __ : kamentösen Maßnahmen eine besondere Bedeutung. Die Pflege 
ar -` muB für Warmhaltung des Kindes durch Wärmflaschen sorgen; 
fr | „die Fernhaltung von Infektionen ist eine absolute Notwendigkeit 
ass für die Erhaltung des Lebens.. Jeder Pflegeschaden, jeder banale | 
SR Infekt kann die todbringende Komplikation bringen. Die Beob- 
b achtung muß eine außerordentlich. sorgfältige sein, um einen .sich, 
s! f vorbereitenden Kollaps rechtzeitig zu erkennen und ihm vorzubeugen, 
yi Diese Kinder gehören in die-Klinik oder zumindest unter die Auf- 
H sicht einer außerordentlich erfahrenen Säuglingspflegerin. Die 
Ei: -~ „quälende Unruhe der Kinder erfordert Beruhigungsmittel; kleine 
| r . Mengen Adalin und Veronäl sind unbedenklich zu gestatten (0,05 
al bis 0,075). Bei Sinken der Herzkraft ist es geboten, dem Kinde 
f Coffein- und Camphereinspritzungen zu machen. Ich bevorzuge 


| 1 3 è . en 
J diese Mittel vor- den Digitalispräparaten. -Allerdings sind die Fälle, 


kt - : . . e e E so 
Wi > m denen es nicht in kurzer Zeit gelingt, die Herzschwäche zu - 
#, überwinden, wenigstens bei künstlicher Ernährung unrettbar verloren. 


se er d) Therapie des Stadiums_der Intoxikation. 
, 045. Die Therapie der Intoxikation hat mit der Therapie der 
+.. dyspeptischen Störungen : gemeinsam die Periode vollständiger 


mn 


‚hährung, in der Zeit des Inanitionszustandes die Sorge für aus- 
Teichende Wasserspeisung. Während es aber leichte Grade der 
dyspeptischen Störungen gibt (dyspeptische Störung a und b), deren 
Heilung lediglich auf diätetischem Wege zum Ziele kommt, ist die 
Intoxikation immer eine schwere Störung, bei der wir sonstige. 
Behandlungsmethoden nicht entbehren können. Fast immer be- 
dingt der toxische Zustand ein Sinken der Herzkraft, welches die 
reichliche Anwendung von Herzmitteln (Coffein und Campher). not- 
wendig macht. Auch kann der Verlust an Wasser und Salzen ein 
so hochgradiger, vehement einsetzender sein, daß die gewöhnlichen 
Wege der Wasserspeisung, nicht schnell genug zum Ziele führen, 
sondern Kochsalzinfusionen unbedingt notwendig werden. Ebenso 
ist es oft nicht möglich, dem Kinde wegen seiner Bewußtlosigkeit 
ahrung beizubringen, und wir sind’ zunächst auf die Zufuhr von 
g Flüssigkeit durch die Sonde angewiesen. Hyperpyrexie des Kindes 
Macht abkühlende Bäder, Kollapse machen heiße Bäder, eventuell 
Senfbäder notwendig. Die Anwendung eines Abführmittels er- 
Scheint nur dann geboten, wenn wir Grund zu der Annahme 
haben, daß der Zustand durch eine schwere. ruhrartige Infektion 
bedingt ist. | m | 
Zr Im speziellen richtet sich die Behandlung nach dem Zustände 
des: Kindes und der Entstehungsgeschichte der Störung. Handelt 


= 


Te er NE ER WE Ne ER. 
UNE k a en 


der Schwere der Störung sind die Stadien stärker ausgesprochen 


tionen sind ähnlicher Art. Die Appetitlosigkeit zu: überwinden, 


"Nahrungskarenz mit darauffolgender langsam ansteigender Er- | 


| es sich um ein in guter Kondition befindliches Kind, das gleich- - - 


sam aus heiterem Himmel, eventuell’ vielleicht sogar an der Brust 
oder über die dyspeptische Störung a, rapide in den Zustand der 


Intoxikation gelangt. ist,- was wohl nur dann der Fall ist, wenn 
eine ‚schwere Infektion. eine Rolle spielt, empfiehlt--es sich, mit --' 


Rücksicht auf die Möglichkeit des Vorliegens einer ruhrartigen 
Erkrankung, zunächst gründlich den. Darm zu entleeren, am. besten 


durch Ricinusöl und eine Darmspülung.. .Hierauf 24 Stunden Tee 
oder Wasser, bei. starker. Austrocknung Kochsalzinfusion, bei vor- 
händener Hyperpyrexie ein vorsichtig abkühlendes Bad, bei’ Herz- . 
schwäche Campher und Coffein. Krämpfe, erfordern ein Klystier von 
Chloralhydrat nach der Darmspülung.' Nach 24 Stunden Beginn der Er- 


nährung. Nur bei Kindern unter drei Monaten ist Frauenmilch‘ 
unbedingt. indiziert, in-späterem Alter kann - bei ‘dieser Form der 
Intoxikation ein Versuch mit einer künstlichen, gärungshemmenden 
'Nährmischung gemacht werden. . Beginn -der Ernährung mit 
:50-bis 100 g der Mischung. : Im Falle nach 24 Stunden trotz Teediät 


immer noch häufige reichliche Stühle entleert werden, muß- viel 


vorsichtiger : vorgegangen werden, als. wenn die Peristaltik sich 


der Eiweißmilchtherapie häufig, wiederum. zu .einer Menge von | beruhigt hat und nunmehr spärliche Stühle entleert werden. Es E 


ist die Indikation für eine gäruhgshemmende Diät gegeben, also: 
eine Mischung vom Typus der Eiweißmilch, entweder die Original- 
' Eiweißmilch oder die Larosanmilch. Beginn mit 50 bis 100g, steigend 


‚täglich um 50 bis 100 g nach den Prinzipien, die ich bei der Be-. . 


handlung ‘des Stadiums der Atrophie beschrieben habe. - Aber auch 
-andere Wege können zum Ziele führen, z. B. Buttermilch mit 
geringem Zucker- und Mehlzusatz oder auch Molke, ebenfalls mit 
100 g beginnend und allmählich steigend. Durch Buttermilch 


und Molke werden dem Kinde ‚mehr Salze zugeführt als durch 


.‚Eiweißmilch, > was insofern einen Vorteil bedeuten’ kann, als. 
weiteren starken Gewichtssenkungen ein gewisser Riegel vor- 
ı geschoben wird. ee Be DE | 

: Hat sich die Intoxikation. aus einem. Stadium. heraus ent- 
wickelt, iù dem das Kind bereits in seinem Allgemeinzustand ge- 
schwächt war, aus dem Stadium der Hypotrophie oder Atrophie, 


im zweiten oder dritten Lebensvierteljahr. Kinder, die im Stadium . 


Nahrungskarenz auch durch kurze Zeit nicht mehr vertragen, - 
sondern schon bei einer zwölfstündigen Inanition mit Kollaps 
reagieren können, andererseits aber. auch ‚ihre Toleranz so ge- 
sunken ist, daß sie auch die Heilnährmischungen in kleiner Menge 
zunächst nicht. verdauen und assimilieren können; — —— > 
Bei der Intoxikation, die sich im Stadium der Hypotrophie. 
entwickelt, zwölfstündige Nahrungskarenz bei Tee. und. Wasser, 
‘dann Beginn der Ernährung mit Frauenmilch, 100 bis 150 g, täglich 
um 50 g steigend. Bei den Intoxikationszuständen,- die sich. aus 
dem Stadium der Atrophie ‚entwickelt haben, höchstens eine sechs- - 
bis achtstündige Nahrungskarenz, hierauf Beginn mit Frauenmilch 
100 bis 150 g, allmählich um 50 g steigend. Um bei Frauenmilch- 
'efnährung eine stärkere Gärungshemmung zu erzielen, kann es 
zweckmäßig sein, dieser ein Eiweißpräparat, z. B. Larosan 5 g 
pro die, zuzusetzen. Besteht. die Unmöglichkeit, Frauenmilch zu 
beschaffen, dann muß ein Versuch mit Eiweißmilch oder Larosan- 
milch, Buttermilch oder. Molke mit zunächst geringem, allmählich 
steigendem Kohlehydratzusatz, bei Molkenernährung. mit allmäh-_ 
licher Auswechslung eines Teils der Molke durch eine verdünnte. 
Milchmischung mit 3°/, Zucker vorgenommen werden: 
> Der Heilverlauf’ ist, bei den verschiedenen Formen der In- 
toxikation ein ganz verschiedener. Bei der Intoxikation: bis dahin 


gesunder oder wenig gestörter Kinder bewirkt schon gewöhnlich - 


die 24stündige Nahrungskarenz einen. vollständigen Umschwung. 
des Befindens, und man kann .mit den Nährmischungen relativ 
schnell steigen und in 14 Tagen bis 3 Wochen Heilung ohne 
Zwischenfälle erzielen. Ganz anders ist es jedoch mit den In- 
toxikationszuständen schwer chronisch gestörter Kinder. . Hier ist, 


wenn überhaupt, eine Reparation erst nach Monaten zu erzielen, . 


in den ersten Tagen und Wochen ist das Kind noch ständig in 
Lebensgefahr, auch wenn. das Bewußtsein zurückgekehrt ist und 
die Allgemeinerscheinungen bessere werden. Eine unvorsichtige 


"Steigerung der Nahrungsmenge, ein Verstoß gegen die Pflege, eine 


bei der geschwächten. Immunität des Kindes außerordentlich. 
schnell zustande kommende Infektion kann das Kind zum Exitus 
bringen. Diese Kinder zeigen wochen- und monatelang keine Ge- 


wichtszunahme bei Frauenmilchernährung, die allein die Möglich- 


keit einer Reparation gibt. Bei künstlichen Nährgemischen sehen 


wird die Indikation für Frauenmilch fast absolut, auch bei Kindern | 


der Atrophie in den Intoxikationszustand. geraten, sind gewöhnlich 
nicht mehr zu retten, und zwar deswegen, weil sie die notwendige ` 


ae y 
PE REN 0 . re b E à -æ 
Pg, x N + a 
is.: pr zu 5 s ` 
. a x - “ar ti t- a 
Sa re ee 
ER Wo ~ 7 


a 
en 


a a a 
1 š ba nr = Er . 
EE LaS ern 


x ; 
C è K 
NE. ba Pine a a: K 
© -= a N 
TREE IE nr vn. 
e Zus A “® . 20 


wen 


Nee 


ET nn a L t 
$ are nrr > pue 


FREE 


usa 
IT 


STINE: 
TAT 
ne na nn 
Er 
ei 
~ a, 


.. 


SATTE; NA 


ERTL 


RE ee N 

RN Pr Sea) Fi 

B mie mn ee EEE 
reinen, 


0 nm 
a EZ 
I a i 
Ba SEHE pe zeie 


TERN 
Ra rare Eat a 


Enz, 
-x Zum 


Inn 
un 


er 
I. 


TUL 
¥ aya 


MARS 


mn a L 


N e 
N E AT 


ne 


a hm nn nn a E a e n 
= nenn 
-. 


LAAN 


anea A EEE EEE REN 
$ Š Sag ee TIER ERR 


662 


wir oft schneller eine Besserung der Stühle und eine Hebung des 
Gewichts, doch ist dieser Erfolg oft ein trügerischer insofern, als die 
Kinder Infektionen gegenüber besonders leicht empfänglich bleiben 
und an ihnen oft zugrunde gehen. Ich empfehle, bei Kindern, die 
im Stadium der Atrophie in den Intoxikationszustand geraten sind, 
auch wenn Gewichtsanstieg nicht erfolgt, mindestens sechs Wochen 
ausschließlich bei der natürlichen Ernährung zu verbleiben und 
erst dann vorsichtig eine kleine Menge derselben durch ein künst- 
liches Nährgemisch, eine mit Eiweiß und Zucker angereicherte 
Halbmilch zu ersetzen. In der Klinik kann man natürlich auch 
leicht ein anderes Nährgemisch, z. B. Buttermilch, zur Anwendung 
bringen. Besonders schwierig wird die Situation durch die erneut 
einsetzende Komplikation eines Durchfalls, beziehungsweise durch 
das Finsetzen von Symptomen, die eine neuerlich beginnende 
Intoxikation ankündigen, denn die Wiederholung des Inanitions- 
zustandes vertragen die Kinder außerordentlich schlecht, sie gehen 
gewöhnlich im Kollaps zugrunde. Man wird sich deshalb bei den 
Rezidiven der Intoxikation nur ganz ausnahmsweise dazu entschließen 
können, die Nahrung vollständig zu eliminieren und wird versuchen, 
mit einer Einschränkung auf die Hälfte auszukommen, Die Mög- 
lichkeit, solche Kinder in der Familie zur Genesung zu bringen, 
ist fast niemals gegeben, da es ja gewöhnlich nur bei sozial am 
schlechtesten gestellten Familien überhaupt zur Ausbildung derartiger 
Krankheitsbilder kommt. Die einzige Möglichkeit, das Leben dieser 


Kinder zu retten, bleibt das Säuglingskrankenhaus mit allen Mög- 
lichkeiten der Pflege und Ernährung. 


Aus der I. med. Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien 


Über Herzhypertrophie und Hypertonie). 
Von 


Prof. Dr. J. Pal. 


Ein pathologisch-anatomischer Befund ist es eigentlich, der 
mich veranlaßt, auf ein Thema zurückzukommen, das ich schon 
vor zebn Jahren behandelt habe und das mich auch seither þe- 


schäftigt. Vor allem will ich das Substrat schildern, von dem 
ich diesmal ausgehe, 


Eine 49 jährige Frau stürzt auf der Straße plötzlich bewußtlos 
zusammen. In das Krankenhaus gebracht, findet man starre, weite 
Pupillen, die Radialarterien rigid, geschlängelt. Die Spannung beträgt 
240 mm (Armmanschette),. Nach einem Aderlaß von 800 ccm sinkt 
der Druck auf 190 mm, inzwischen tritt Atmungslähmung und trotz 
künstlicher Atmung nach etwa einer halben Stunde der Tod ein. 

Anamnestisch wurde später erhoben, daß die fettleibige Frau bis 
auf eine Nabelhernie immer gesund war. Seit einem halben Jahr klagte 
sie über Hinterhauptschmerzen und Schwindelgefühl und in der letzten 
Zeit hatte sie einige Male heftiges Nasenbluten, das durch Tamponade 
gestillt werden mußte. Über eine chronische Intoxikation ist nichts 
bekannt. , 

Bei der Obduktion, die Herr Prof, Erdheim vornahm, er- 
gab sich eine Ponsblutung als Todesursache. Die cerebralen Arterien 
waren stark arteriosklerotisch verändert. Es fand sich ferner bei ge- 
ringer Mitralinsuffizienz eine hochgradige konzentrische Hypertrophie 
des linken Ventrikels mit einer Wanddicke bis zu 31⁄2 cm, auch Hyper- 
trophie des rechten Ventrikels, Die Aorta war in mäßigem Grade 
arteriosklerotisch. 

Die Nieren von normaler Beschaffenheit ohne Zeichen von 
Schrumpfung. Die Arterien der Baucheingeweide, nicht minder die 
der Extremitäten auffallend verdickt ohne arteriosklerotische Ver- 
änderungen. 

Die kistologische Untersuchung der Arterien (Prof. Erdheim) 
ergab Bindegewebsvermehrung in der Media, die Muskelzellen hyper- 
trophisch, und wie der kurze, dicke Kern erkennen ließ, kontrahiert. 
Die Intima der Brachialis etwas mehr, die der Mesaraica in geringem 
Grade verdiekt. In der Niere vereinzelte, zerstreute, nur mikro- 
skopische Schrumpfungsherde. Die Intima der kleinen und kleinsten 
Arterien weist bindegewebige Verdickung auf. Im übrigen die Nieren 
ohne pathologischen Befund. 

Der Fall ist besonders bemerkenswert, weil der, wie Sie 
sehen, mächtigen Herzhypertrophie keine nennenswerte Nieren- 
veränderung, keine allgemeine Arteriosklerose, sondern, abgesehen 
von der geringen der Aorta, nur die der Gehirnarterien gegen- 
übersteht, dagegen der Gefäßbefund. in den Arterien, der dem 
Prosektor den Eindruck der Hypertonie machte, 


1) Vortrag mit Demonstration, gehalten in der Gesellschaft der 
Ärzte in Wien, am 4. April 1919, 


Fln \ 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. 


m mm man SD III 


Ein merkwürdiger Zufall brachte es mit sich, daß zu gleicher 
Zeit aus der II. medizinischen Abteilung (v. Frisch) ein analoger 
Fall von Herrn Prof. v. Wiesner obduziert wurde. Dieser betraf 
einen 52jährigen Universitätsdiener, der ebenfalls plötzlich zusammen- 
gestürzt war und sterbend ins Krankenhaus gebracht wurde. Todes- 
ursache: Hämorrhagie in der linken Hirnhemisphäre und Durchbruch 
in den dritten und vierten Ventrikel. Auch in diesem Falle wurde 
anamnestisch erhoben, daß der Verstorbene immer gesund war. In der 
letzten Zeit klagte er ab und zu über etwas Kopfdruck und war ab- 
gemagert, was aber bei den gegenwärtigen Ernährungsbedingungen 
nicht zu verwundern ist. Wegen einer ernsten Krankheit seiner 
Frau, die mehrere Monate währte, soll er sehr deprimiert gewesen sein. 

Dieser Tage kam ein weiterer hierhergehöriger Fall zur Obduk- 
Es gelangte ein 62jähriger Kanalräumer in meiner Abteilung zur 
Aufnahme, der angab, immer gesund gewesen zu sein und vor zehn 
Wochen mit Atemnot und Schwellung der Beine, also kardial erkrankt 
zu sein. Befund: Emphysem, diffuse Bronchitis, Herzvergrößerung, 
Arteria radialis wandverdickt, rigid, stark geschlängelt. Im Harn ge- 
ringe Eiweißmengen, im Sediment vereinzelte Erythrocyten. - Gleich 
nach der Aufnahme ein Anfall von Hochspannungsdyspnöe, Druck 
180 mm, nach Aderlaß Besserung 170 mm. Am anderen Tage tritt 
nach großer motorischer Unruhe und Verwirrtheit Benommenheit auf. 
Tod unter Atmungslähmung am dritten Tage. 

Die von Herrn Prof. v. Wiesner vorgenommene Obduktion 
ergab: Konzentrische Hypertrophie des linken Ventrikel hohen Grades, 
auch Hypertrophie des rechten Ventrikels, Hypertrophie der Arterien- 
wand, außerdem Emphysem, Stauungsbronchitis und terminales Lungen- 


tion. 


ödem. 


Nach dem Herzbefund hätte man eine Erkrankung der Niere 
annehmen müssen. Die Nieren, die ich Ihnen gleichfalls vorzeige, 
waren makroskopisch bis auf das Verhalten der Arterien normal. 


Mikroskopisch: Muskuläre und fibröse Hypertrophie der Media 
der Arterien. An einzelnen Stellen Verkalkung von Nierenepithelien, 
keine Glomerulusschädigung, keine interstitiellen Veränderungen. 

Im Gehirn frische rote Erweichung an der Basis des rechten 
Stirnlappens und des vorderen Anteils des Schläfelappens. Ein klei- 
nerer, etwas älterer Erweichungsherd im Linsenkern. 

Die Ätiologie der Herzhypertrophie bildet seit Dezennien 
den Gegenstand der Diskussion. Wir wissen, daß zwei Typen der 
Hypertrophie zu unterscheiden sind, wenngleich sie sich nicht 
gegenseitig ausschließen. Die eine ist eine kardiogene (wie bei 
Herzklappentehlern, Myokarditis und anderem), die andere ist auf 
extrakardiale Widerstände zurückzuführen. Als solche werden an- 
geführt: Blutdrucksteigerung, Arteriosklerose und gewisse Eirkran- 
kungen der Nieren. Die Beziehungen der drei Komplexe zuein- 
ander werden verschiedenartig aufgefaßt. Die einen sehen in der 
Blutdrucksteigerung den Ausgangspunkt, die anderen in der Ar- 
teriosklerose oder der Nierenerkrankung das mechanische Hindemis, 
das durch erhöhte Herzarbeit und conseeutive Drucksteigerung 
überwunden werden muß. 

Daß die Verlegung des Kreislaufes in den Nieren den Blut- 
druck dermaßen zu steigern vermag, wie wir dies in den Nieren- 
krankheiten sehen, ist experimentell zu beweisen nicht gelungen. 
Meine eigenen Versuche — Reduktion der Nierenrinde bei Hunden 
durch Kauterisation — haben mich dazu geführt, diese Annahme 
fallen zu lassen. An einer photoeraphischen Aufnahme will ich 
Ihnen bei dieser Gelegenheit zeigen, wie weitgehend die Reduktion 
der Niere mit dieser Methode durchgeführt wurde. Br 

In einer Arbeit „Über permanente Hypertonie ) 
habe ich diese Untersuchungen besprochen. An derselben Stelle 
habe ich, gestützt auf Beobachtungen an Lebenden und deren 
Nekropsie — wie schon Andere vor mir —, auf die groben In- 
kongruenzen hingewiesen, die zwischen den Blutdruckverhält 
nissen, der Herzhypertrophie und dem anatomischen Befund an 
den Gefäßen und an den Nieren sich ergeben. Diese Wider 
sprüche finden, wie ich dort schon gesagt habe, ihre AN 
nur darin, daß das eigentliche Bindeglied funktioneller Natur s 
und daher sich der anatomischen Kontrolle entzieht und dasi 
die Hypertonie der Arterienwand. 

Es war mir ferner möglich, festzustellen, dab wir 
sondere Krankheitsform der Arterien unter 
scheiden müssen, deren Wesen in einem primären Auftreten 
einer solchen Hypertonie besteht zum Unterschiede von der Hype” 
tonie, die sekundär unter gewissen Bedingungen und ın govi 
Krankheiten in Erscheinung tritt. Ich hatte Gelegenheit, mich a 
eine Kranke zu beziehen, die ich durch 1!/, Jahre in peonadas 
hatte, deren Blutdruck bis 250 mm betragen hat und trotzeem 
| bei der Obduktion in den Nieren weder makroskopisch noch mikro 


eine pe- 


JM. KI, 1909, Nr. 85 und 86 (anläßlich der Tagung des Inter 
nationalen medizinischen Kongresses in Budapest). 


Digitized by Google 


skopisch eine Veränderung nachweisbar war, auch in den Arterien 


mikroskopisch kein erheblicher pathologischer Befund. Das Herz 


war hypertrophisch, FE i NE 
= Ehe ich weitergehe, halte ich es für nötig, dem Ausdruck 

Hypertonie eine- nähere Begriffsbestimmung zu widmen.. Dazu‘ 
‘. yeranlaßt mich der Umstand, daß es fast allgemein üblich ist, die 
Bezeichnung Hypertonie und Hypertension gleichzuhalten. Dem- 
gegenüber ist zu bemerken, daß die Hypertonie einen aktiven, 
die Hypertension einen passiven Zustand der Arterienwand 
bedeutet. Für den Tonus der Gefäßwand maßgebend ist der Zu- 
‘stand der Muskelzelle.. Der Tonus dieser Zelle ist. nach meiner 
Ansicht ihr jeweiliger Anspannungs- oderEinstellungs- 
zustand und die Hypertonie ‘also ein erhöhter Anspannungs- 
zustand. Er ist an und für sich nicht identisch mit Contraction 
oder gar mit Krampf, wie vielfach angenommen wird. Die hyper- 
tonischen Arterien neigen: zwar sehr zu Contractionszuständen. 
Wir haben es dann mit hypertonischer- Contraction zu tun, wie 
z. B. bei der Schrumpfniere. Es gibt jedoch auch weite hyper- 
tonische Arterien, wie so häufig bei der hypertonischen' Arterio- 
Sklerose. Wir begegnen bei den Hypertonien. nicht selten auch 
dem höheren Grad der Contraction, den Krampfzuständen, in auf- 
gesetzten pressorischen Gefäßkrisen. nr 
Die Gleichstellung der Hypertonie mit der Hypertension hat 
-seine Begründung darin, daß wir die Hypertonie gewöhnlich erst 
durch die Hypertension erfassen. Allein der Anspannungszustand 
der Muskeln.in der Wand der Hohlorgane ist an und für sich vom 
Innendruck unabhängig. Er kann immerhin vom Innendruck be- 
einflußt, auch überwunden werden.. In der Arterie wird daher. 
wie in jedem anderen Hohlorgan die Hypertonie auch dann 
fortbestehen, wenn der Innendruck infolge Nachlassens der Herz- 
kraft, gesunken ist. Nur dort, wo die Dirucksteigerung die Hyper- 
tonie in der Arterienwand ausgelöst hat, wie dies in den angio- 
spastischen Krisen der Fall ist, wird mit dem Blutdruck aueh der 
.Tonus der Arterienwand abnehmen. nn 

Mit Ausnahme dieser Form ist die Hypertonie ein gleich- 
‘artiger Zustand des. ganzen arteriellen Systems, der je nach der 
` Masse der Muskelzellen in den verschiedenen Abschnitten sich 
geltend macht. Eine richtige Einschätzung dieser wichtigen patho- 
logischen Erscheinung ist erheblich erschwert durch ihre Beziehung 
zur Arteriosklerose und zur vasculären Schrumpfniere. Das gilt 
namentlich dort, wo die Hypertonie primär als selbständige Krank- 
heit auftritt. ; | | 

Eine eingehende Besprechung dieser Beziehungen würde vor 
allem. eine genaue’ Erörterung der Geschichte des Gegenstandes er- 
fordern. - Ich will hier nur einiges vorbringen und: zunächst, daß 
der Gedanke, daß das arterielle System von einer Systemerkrankung 
befallen werden kann, schon lange her in der. englischen Literatur 
zu Hause ist. Als Vorläufer der genuinen Schrumpfniere haben 
ihn Johnson, Gull und Sutton vertreten. Nach Johnson 
ist es eine Hypertrophie der Media mit nachfolgender Contraction 
der feinen Arterien, nach Gull und Sutton eine fibröse Ver- 
änderung: der Media in diesen — die arterio-capillary fibrosis. In 
neuester Zeit hat diese Anschauung wieder Anhänger gefunden, 
unter denen vor allem Jores!) dann Münzer?) und Andere 
zu nennen sind. Jores ist nach den anatomischen Befunden zu 
dem Schlusse gelangt, daß in der-Ursache, die die genuine Schrumpf- 
mere hervorruft, auch die blutdrucksteigernde Wirkung von vorn- 
herein gegeben ist. | 2 te 
In einem kürzlich erschienenen Buch von Fritz Munk, 


ist die Angelegenheit mit Heranziehung der neueren Literatur 


kritisch beleuchtet 3), ; ee a n 
Sekundär ist die Hypertonie bei (der Glomerulonephritis und 


bei der sekundären Schrumpfniere. Sekundär ist sie auch in den 
akuten Drucksteigerungen, die sich auf Grund von Gefäßkrämpfen 
einstellen, insofern sie sich aus normalen Tonusverhältnissen ent- 
wickeln. Das wiederholte Auftreten solcher pressorischer Krisen 
und die damit verbundene Anregung der Hypertonie gehört, wie 
Ich schon seinerzeit aufmerksam gemacht habe, zu den. häufigsten 
Quellen der permanenten Hypertonie. Auf diesem Wege entwickelt 
sich die hypertonische Arteriosklerose. In diese Gruppe dürfte aller 
Wabrscheinlichkeit nach auch die von Gaisböck“) beschriebene 


` 


 Polycythaemia hypertonica gehören, zumal Gefäßkrisen, soweit meine 


t) D. Arch. f. klin. M. Bd. 94. 
>) M. Kl. 1910. u | S EE 
S `?) Pathologie und Klinik: der Nephrose und Nephritiden und 
chrumpfnieren. Berlin und Wien 1918. 
.).D. Arch. f. klin. M. Bd. 83, S. 896, 


und andererseits es. nicht-anzunehmen ist, daß die Hypertonie die 


Ursache der Blutkrankheit ist. 


In jedem Falle einer Drucksteigerung ist eine Tonuszunahme 


der Arterienwand eine Grundbedingung. In den akuten Druck- . 
‚steigerungen, deren Ursache so. wie im Experiment Angiospasmus 
im splanchnischen Gefäßbezirk zu sein pflegt, muß in den am Spasmus 


nicht beteiligten 'Gefäßbezirken Hypertonie sich eingestellt haben, 


Erfahrung reicht, bei dieser Form der. Polyeythämie. häufig sind ' 


i 


me a A A ~. N i a 
` © 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27.. E: 


da ansonsten der Druck bei .gleichbleibender - Herzleistung sofort _ 


absinken müßte. . Die Bedeutung.der Hypertonie besteht. also darin, 
daß sie der Weitbarkeit der Arterie entgegenwirkt, und in diesem 
Moment liegt die Belastung des Herzens und der Grund zur Herz- 


hypertrophie. Dabei bedarf-es zur Entwicklung dieser keineswegs. 


besonders hohen Druckes. Es müssen sich also die Druckzablen 
durchaus nicht auf der Höhe des absoluten Hochdruckes bewegen. 
Nicht der Druck, sondern‘ das Verhalten der Arterienwand ist das 
Wesentliche des pathologischen Zustandes, womit nicht etwa gesagt 


‚sein will, daß. die Höhe des Blutdruckes für die Begleiterscheinungen 
Beiläufig 


der Hypertonie: von untergeordneter Bedeutung wäre. 
bemerkt gibt’ es auch Hypertonie in physiologischen Grenzen. 
Die Hypertonie ist selbst in ihren vorgerückten Stadien noch 


ein funktioneller Zustand, der die Reaktionsfähigkeit der Gefäß- 


wand nicht erheblich geschädigt haben muß: Beweis dessen 
schwindet sie oftmals nach langem Bestand doch wieder, insofern 
man dies nach dem Verhalten des Blutdrucks, selbstverständlich 


bei Ausschluß von Herzschwäche, beurteilen kann. Beobachtet 


man derartige Kranke fortlaufend weiter, so wird man finden, daß 
solche hypertonische Phasen wiederkehren, um endlich in einen 


Dauerzustand überzugehen. Nicht immer sind es manifeste, pres- 
sorische Krisen, durch die man auf die Sachlage aufmerksam ge- : 


mächt wird, häufig schleicht sich der’ Dauerzustand ganz unauf- 
fällig ein und: hat sich für den: Kranken unmerklich eine Herz- 


D 


dar, von deren Besprechung ich hier ausgegangen bin. 


Die funktionelle Natur des hypertonischen Zustandes lehrt 


unter anderem auch ihre leichte Beeinflußbarkeit durch fieberhafte 
Prozesse. In dieser Beziehung habe ich kürzlich eine hübsche 
Beobachtung gemacht. Eine 35jährige Frau, die seit längerer'Zeit 


an einer Hypertonie mit einem ständigen Druck von 145 bis 170 mm 
‘und an häufig auftretenden pressorischen Gefäßkrisen..zu leiden 


hat, erkrankt.an einer Grippepneumonie. Nach Ablauf dieser setzt 
mit einer kurzen Hämaturie eine akute. Nephritis ein. Diese 
dauerte mehrere Wochen lang und verläuft mit anhaltendem Fieber 
und beträchtlicher Albuminurie. Während dieser ganzen Krank- 


heitsdauer sind die Arterien entspannt, der Druck beträgt zirka 


100 mm, dabei befindet sich die Patientin in einem ‚eigenartigen 


Zustand von Benommenheit, die wohl -als suburämisch gedeutet 


werden konnte,. wahrscheinlich aber nur eine Folge des Fiebers 
und des Unterdruckes war. Mit dem Aufhören des Fieberzustandes 


und der Albuminurie sofort Druckanstieg auf 145 bis160 mm und 


bald darauf ein Krisenanfall mit Druck über 200 mm. 
Es ist dies übrigens einer der seltenen Fälle, in welchen 


während der arteriellen Krisen manchmal auch Krampfin den 


Venen sich einstellt, die dann wie Schnürchen unter der Haut 


sicht- und tastbar sind. 7 | 
Die Erkennung der frühen Stadien der Hypertonie ohne 


deutliche Herzhypertrophie, ohne beträchtliche Drucksteigerung ist 


nicht leicht — nicht leicht, weil diese Behelfe zur Diagnose fehlen. 
Sorgfältige Betastung der Arterienwand, insbesondere nach Aus-. 


schaltung des Innendrucks durch proximale Kompression, läßt mit- 
unter sehon das Richtige finden. Es schwindet bei dieser Kom- 
pression die durch den Blutdruck bedingte ‚Schlängelung*), sowie 
manche anscheinend ganz grobe Veränderung der Arterienwand. 
Je höher der Druck steigt, um so mehr nähert sich das- klinische 


Bild der primären Hypertonie dem der genuinen Schrumpfniere, 


Was ich 1909 als permanente Hypertonie beschrieben habe, ist in 
der Einteilung der Nierenkrankheiten von Volhard und Fahr?) 
als blande Sklerose und benigne Form der Schrumpfniere eingereiht. 
Ein sicheres Merkmal für die Grenze -der reinen Hypertonie. gegen- 
über .der Schrumpfniere kennen wir allerdings nicht. Schon seiner- 
zeit habe ich bemerkt, daß das Auftreten der Albuminurie als 
Maßstab nicht gelten kann, weil sie durch Stauung hervorgerufen 


sein könnte. Mag das ganze Bild in vivo noch so sehr für Schrumpf- 


t 


1) Vgl. Pal: Gefäßkrisen, Leipzig 1905, S. i55. 
in Mohr-Staehelins Handbuch, Berlin 1918, 


2) Die Brightsche Nierenkrankheit, Berlin 1914, ferner Volhard. 


'hyertrophie entwickelt. So stellt sich der Vorgang in den Fällen ` 


i a n ET LTR sr 
ER 3 e- Sa der = kin er 
ee LT a anehe, me DURCH, "PORN nn & 
. E E e an nk z 7} N 
; ra J 
T A TA 


Een 
AI 


- u 
i 
even 
En Br a 


ERIE Tat: 
en an. 


zu 


ur 
I) 


IS 


ee mt aiae 
Te E 
- | 
BEN EEE REN 
"à 
EN 


— 
3 wa 
P 


a eea 
S VAS Kar aars 
nn 
= 
sen 
~ 
- EN a 


as FaR 
tE 
~e 


e DE N 
TAVA mimea e a a a O 
er Ban ue a 
SE - 


ee 
San, 


-1e 
. 


.._ OREN = 
TIPET EN: 


w 
mn 
ir 


FESRSLE 


AE 


nL 


3 rn 


a eu, 
nenn 


un 


mnane, Ve Berne TS 
D eaa ee Y ka 
=. FR 3 


N 
u ums 


664 


niere gesprochen haben, die Niere kann anatomisch vollkommen 
normal gefunden werden. | 

Die reine Hypertonie kann sehr hohen Blutdruck hervorrufen 
und daher sind die Schlüsse, die man glaubte aus diesem auf eine 
Mitbeteiligung der Niere ziehen zu dürfen, nicht berechtigt. Diese 
Ansicht, die ich entgegen der damals herrschenden Lehre auf 
Grund von auch mikroskopisch untersuchten Fällen geäußert habe, 
hat seither in einer Reihe von Beobachtungen anderer ihre Be- 
stätigung erfahren. Die Hypertension gestattet sonach nicht, wie 
auch Munk erklärt, von Nierensklerose zu sprechen, insolange 
nicht Merkmale der Niereninsuffizienz sich zeigen. 

Die höchsten Blutdruckzahlen finden wir dann, wenn Hyper- 
tonie- und Niereninsuffizienz sich summieren. Daß bei der roten 
Granularniere (Jores) oder der malignen Nierensklerose (Kombi- 
nationsform nach Volhard und Fahr), das heißt also dort, wo 
primär Hypertonie besteht und dann die Nierenerkrankung folgt, 
die Druckzahlen immer höhere sind, wie bei der sekundären 
Schrumpfniere, bei der das Umgekehrte der Fall ist, halte ich nach 
meinen Beobachtungen nicht für stichhaltg, | 

Die Druckhöhe ist übrigens kein absoluter Gradmesser für 
die Hypertonie, da die Spannung auch von der jeweiligen Leistungs- 
fähigkeit des Herzens abhängt. Auf die Gestaltung der 
Herzhypertrophie wirkt offenbar der Entwicklungsgang 
der Hypertonie bestimmend, sowie auch der Einfluß, den der Reiz, 
welchem die Hypertonie ihre Entstehung verdankt, auf das Herz 
direkt auszuüben vermag. 

Im anatomischen Befund der primären Hypertonie sind zwei 
Momente auffällig: Der Mangel an allgemeiner Arteriosklerose und 
die Lokalisation dieser, insoweit sie vorhanden ist, hauptsächlich 
in den kleinsten Arterien ganz bestimmter Gebiete namentlich 
des Gehirns und der Nieren, Fr. v. Müller!) hat für diese 
Arteriosklerose der kleinsten Gefäße die Bezeichnung „Arteriolo- 
sklerose“ vorgeschlagen. Beide Momente lassen sich mit meiner 
Auffassung sehr gut erklären. Wenn es nämlich richtig ist, daß 
die Arteriosklerose eine Abnutzungskrankheit ist und auch durch 
Überdehnung bei hohem Blutdruck entstehen kann, dann ist die 
primäre Hypertonie nicht der geeignete Boden für die Entwicklung 
der allgemeinen Arteriosklerose, zumal die Hypertonie der Deh- 

` nung entgegenwirkt. Diesen Schutz bieten begreiflicherweise mehr 
die muskelstarken als die muskelschwächeren Arterien im Gehirn 
und den Nieren. Auffällig ist nur, daß die Arteriosklerose auch 
so häufig die Niere betrifft. 

Daß die Gehirnarterien bei der pathologischen Blut- 
verteilung speziell belastet ‚werden und daher sehr leiden, ist 
nach allen experimentellen und klinischen Erfahrungen ganz gut 
verständlich. Bei der Drucksteigerung, die namentlich so häufig 
von den Arterien des Verdauungsapparates diktiert im Körper vor 
sich geht, kommt es zur passiven arteriellen Hyperämie des Ge- 
hirns (Knoll). Das Gehirn ist eben ein Ausweichgebiet oder 
Ventil, das schon in der physiologischen, noch häufiger in der 
pathologischen Blutverschiebung sehr in Anspruch genommen 
wird. Nicht bekannt ist, daß das gleiche auch für die Niere 
eilt. Die experimentelle Physiologie hat uns gelehrt, daß bei der 
Reizung der Splanchniei die Arterien der Baucheingeweide sich 
kontrahieren, das sind die Arterien der Verdauungsorgane und 
der Nieren. In der menschlichen Pathologie beobachten wir Vor- 
gänge, die erkennen lassen, daß diese beiden Gefäßgebiete nicht 
immer gieichsinnig, mitunter sogar entgegengesetzt funktionieren, 
z. B. bei abdominellen pressorischen Gefäßkrisen, bei der akuten 
Urämie und anderem. In toxikologischen Versuchen habe ich mit 
der onkometrischen Methodik das auch im Experiment gefunden 
und bereits 1913 in einer klinischen Mitteilung über die Behand- 
Jung der akuten Urämie ?) kurz erwähnt. 

Mit Rücksicht auf meine Erklärung der Entstehung der 
Nierenarteriosklerose ist ein Befund von Löhlein°), der gleich- 
falls der Ansicht ist, daß die Hypertonie der genuinen Schrumpfniere 
vorangeht, von Interesse, aus dem zu ersehen Ist, daß die arterio- 
sklerotischen Vasa afferentia nicht eng, sondern weit sind. 

Bezüglich der Relation zwischen Arteriosklerose 
und Hypertonie stehe ich, wie ersichtlich, auf dem Stand- 
punkt, daß sich zwei Arten der Arteriosklerose unterscheiden 
lassen, wenn auch ihre Trennung in manchen Fällen wegen Kom- 
bination beider nicht möglich ist. Die eine Form ist eine primäre 
Arteriosklerose, die im weiteren Verlauf hypertonisch wird — die 


3) Vöft. Milit.Sanitätsw. Berlin 1917, H. 65. 
>) W. m. W. 1913, Nr. 89. 
3) M. Kl. 1916; Beitr. z. path. Anat., Bd. 63, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. 


rechnen müssen, obzwar wir in den meisten der Fälle auch þei 
mikroskopischer Untersuchung der Arterien sichere Anhaltspunkte 
für die Erkennung der vital bestandenen erhöhten Anspannung 
nicht finden. Bei langem Bestand und um so deutlicher, je höher 
die Spannung gestiegen war, sehen wir in der Leiche ihre Folge- 
zustände: die Herzhypertrophie und die mehr oder minder aus- 
geprägte Arteriolosklerose, daneben in den übrigen Arterien nur 
mitunter Veränderungen wie die beschriebenen in der Media. Be- 
funde, wie ich sie hier vorzeigen kann, sind zwar nicht gewöhnlich, 
doch wenn man der Frage sorgfältig nachgeht, so ergibt sich, daß 
ähnliche Fälle nicht gerade selten sind. 


wird er nicht mit Unrecht auf diese das Gewicht legen, denn sie 
ist häufig die unmittelbare Ursache des tödlichen Verlaufes. Tat- 
sächlich sterben die Hypertoniker nicht direkt an der Hypertonie, 
sondern, wie auch Munk bemerkt, nur an ihren Folgezuständen 
oder an intercurrenten Krankheiten. 
plexie, renal an der Schrumpfniere oder kardial zugrunde. Der 
kardiale Tod ist am häufigsten der der Herzinsuffizienz oder durch 


Lungenödem aber auch der plötzliche Herztod (Stenokardie?) 
kommt vor. 


heit zu nennen. 


Lebensjahre manifest, doch liegen ihre Anfänge auch weit zurück, 
Abgesehen von der juvenilen Arteriosklerose, die ich hierher zähle, 
habe ich schwere Hypertonie bei jüngeren 
beobachtet. 


innersekretorische und vor allem psychische Momente in Betracht. 
Die Affektion ist sehr verbreitet und ich habe den Eindruck, dab 


milien, in welchen gewisse Formen der Krankheit zu Hause sind. 


Kreislaufes,. 


ENT ý 
a e 


6. Juli. 


p” 


zweite geht aus der Hypertonie hervor. Die erste ist die hyper- 
tonische allgemeine Arteriosklerose — für die andere ist die 
Arteriolosklerose charakteristisch. In beiden Fällen haben wir Herz- 
hypertrophie. 
meiner Annahme — vorausgesetzt, daß die Ursache nicht in der 
Beschaffenheit des Herzens gelegen sein kann — nicht zur Hyper- 
tonie gekommen, denn die Arteriosklerose allein ist es nicht, die 
die Herzhypertrophie hervorruft.. Nicht die uns auffällige anatomische 
Veränderung der Arterien oder der Nieren, sondern nur der all- 
gemeine Anspannungszustand in der Arterienwand ist der un- 
mittelbare Anlaß zur extrakardial bedingten Herzhypertrophie. 


Wo diese bei Arteriosklerose fehlt, ist- es nach 


Die Hypertonie ist ein funktionelles Moment, mit dem wir 


Findet der pathologische Anatom die Arteriolosklerose, 0 


Sie gehen cerebral an Apo- 


Die Hypertonie ist durchaus nicht gerade eine Alterskrank- 
Sie wird wohl meist nach dem vierzigsten 


Leuten wiederholt 
Die frühen Stadien der Hypertonie verdienen be- 
sondere Beachtung, weil sie einer Beeinflussung zugänglich sind, 
Über die Ätiologie, die jedenfalls keine einheitliche ist 
möchte ich mich nicht dezidiert aussprechen. Es kommen toxische, 


sie in den letzten Kriegsjahren an Ausbreitung zugenommen hat, 
Sie ist meines Erachtens erblich und es gibt, wie es scheint, Fa- 


Die Hypertonie ist ein mächtiger Faktor in der Pathologie des 
Sie ist die unmittelbare Grundlage jeder Druck: 
steigerung im arteriellen großen Kreislauf, sowie der extrakardi 
bedingten Hypertropbie des linken Herzens. Sie führt zur Arterjolo- 
sklerose und durch diese zu den schwersten Organschädigungen 
und zum tödlichen Verlauf. Auch manche Erkrankungen des Auges 
wie des Ohres dürften in der Hypertonie ihre Ätiologie finden. 
Trotz der weitgehenden Folgen hat sich die Erkenntnis von er 
Bedeutung dieser Funktionsstörung bisher nicht genügend ani 
gerungen und deshalb hielt ich es für angezeigt, an der Han 
dieser sinnfälligen Gefäßbefunde das Thema hier zur Sprache zu 
bringen. 


Aus dem Knappschaftskrankenhaus Emanuelssegen, O.-Schles. 


Über Perityphlitis und Pyelitis. 
Von ; 
Dr. H. Harttung, leitendem Arzt des Krankenhauses: 


Die eitrigen Entzündungen der Niere wie ihres Beckens 
entstehen auf drei verschiedenen Wegen: dem hämatogenen (descen 
dierenden), ascendierenden und lymphogenen Wege. Mehr um 
mehr neigt man nach zahlreichen Untersuchungen und ee 
mentellen Arbeiten der Ansicht zu, daß die hämatogene ER 
bei der pyogenen Niereninfektion die Hauptrolle spielt, Auf Ai 
anderen Seite ist zur Genüge der Nachweis erbracht, dab ; 
Niereninfektion erst die Folge von entzündlichen Prozessen A 
tiefer gelegenen Harnabschnitte ist, daß weiterhin Darmerkinn 
kungen die primäre Ursache sind, und von hier aus eine Infektio 


Digitized ko Google Su 


f. 16 Jahre alt, aufgenommen 16. Januar 1919, geheilt entlassen 10. März 
e `> 1919. Diagnose: Rezidivierende Perityphlitis und Pyelitis. 


. <- "Mäßiger Muskelwiderstand. 'Kein Tumor. . 
heiten. 


akute Werte zurück. 


gesprochen werden konnte, | 


und der Pyelitis eine hervorragende Rolle, wie wir dies. schon 


„der pyogenen Niereninfektion. (Bruns Beitr. Bd. 98, H. 3, S. 710.) 


iE ATN 
u Pe 


een hl ne er: ne ee aat aa 
nee ae TE I 2 5 F Ee DE rn i p le i 2. : Ä \ 
- i s : $ oo. \ S . =- 7 | 
© e grJali o soo o K 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. ar g >: 66 - 
r ` t CONS ES . i a 


der Niere auf dem Lymphwege stattgefunden hat, ` Durch Infektion des Nierenbeckens ermöglicht, und ob die Colibakterien i 


C. Frankes!) Untersuchungen wissen wir, daß auf der rechten 
Seite Lymphbahnen' vom. Colon ascendens zur Niere verlaufen, auf 
der linken Seite ist dies mit größter ‘Wahrscheinlichkeit der Fall. 


Daher erklärt sich die Tatsache, daß die Niereninfektion . öfter 


eine Folge von Darm- respektive Dickdarmerkrankungen ist, daß 
das Bacterium coli eine wesentliche Rolle bei der ascendierenden 
und Iymphogenen Form der Infektion spielt. i 
In letzter Zeit hatte ich Gelegenheit, einen Fall zu beob- 
achten, der fast mit der Sicherheit eines Experimentes den Nach- 


et... weis erbringt, daß allein der Appendix die Ursache einer Nieren- 
f..  infektion respektive einer Pyelitis. sein kann! 


Die Krankengeschichte des Falles ist kurz folgende: P. K., 


Vorgeschichte: Patient hat schon seit Monaten in Inter- 


vallen häufige Schmerzattacken in der rechten unteren Bauchgegend. 


Wurde 1918 wegen eines Bronchialkatarrhs behandelt Seit einigen 


> Tagen wieder Schmerzen in der Blinddarmgegend. © 


16. Januar. Befund: Schmächtiger Jüngling. Temperatur (rectal) 


38,6, Puls um 90, kräftig. Herz ohne Besonderheiten. Lungen etwas 


rauhes Atmen, sonst ohne Besonderheiten. | | 
Regio coecalis auf Druck schmerzhaft. Schmerzhaftigkeit. er- 


streckt sich nach oben, dem Verlaufe des Colon ascendens entsprechend. 


Urin E. — 2. — E 
Diagnose: Subakute rezidivierende Perityphlitis. , Behandlung 
exspektativ. l | ` i 
Í 20. Januar. | 
Puls 80. Sehr starker Druckschmerz der Cöcal- 
gegend, ausgesprochene Défense musculaire; die 


| ‘Druckempfindlichkeit erstreckt sich: bis in die 
~- Nierengegend, | 


bimanueller 


die namentlich bei 
=Urinmenge 


Untersuchung sehr schmerzhaft ist. 


~. ‚herabgesetzt, Urin trübe, E. +, Reaktion alkalisch, 


‚enthält massenhaft Leukocyten. 


er. Behandlung: abwartend, Urotropio, Umschläge, Diät. 


Patient fieberte ab, die Schmerzen ließen nach, der Urinbefund 


wurde unter Zunahme der Menge wieder normal. 


26. Januar. Leichter Schüttelfrost, Tempe- 


`- ‚ratur 392, Püls um 90, dasselbe Bild wie am 20. Ja- 
nuar, derselbe Urinbefund. 2 i s 


; ‚ Weiterer. Verlauf: Die Symptome der akuten Appendicitis wie 
Pyelitis gingen wiéderum mit dem Sinken der Temperatur auf sub- 
Nunmehr am 3. März Operation in Ätbernarkose: Wechselschnitt. 
Appendix außerordentlich lang, vollkommen retrocöcal gelegen. Stark 
Ödematös, frische Verklebungen, ältere Bindegewebsentwicklung. 


< Coecum zeigt starke Gefäßinjektion. Übliche Abtragung des Appendix. 


~ Jnhalt des ‘Appendix: Schmieriges Sekret, das bakteriologisch 
Colibakterien enthält. Verlauf fieberfrei. Heilung p. i. Die Pyelitis 


stellte sich nicht mehr ein. 
Ich fasse zusammen: Es hat sich um ‚eine rezidivierende 


Perityphlitis gehandelt, die. die Ursache einer Pyelitis wurde. 


‚Regelmäßig mit dem Einsetzen einer neuen Infektion in und um 
den Appendix stellten sich alle Zeichen einer Pyelitis ein, . sodaß 
zweifellos ein Zusammenhang vorliegen mußte. Das nette und 


E interessante Bild wurde klinisch zweimal beobaclitet, ich bin über- 
... Zeugt, wir hätten -es noch öfter beobachten können, wenn es nicht 
. im ei des Patienten gelegen war, diesem Zustand ein Ende 
‘ - ZU machen. 


Nach der Appendektomie trat nie wieder eine In- 
fektion des Nierenbeckens auf, sodaß schon allein aus dem klini- 
schen Verlauf die Perityphlitis für die Ursache der Pyelitis an- 


Es bleibt noch zu erörtern, welchen Weg die Infektion ' in 
das Nierenbecken genommen hat. Einmal kommt ja in diesem 
‚Falle die ascendierende, zum anderen auch die Iymphogene Form 
der Niereninfektion ‘in Frage. Ich möchte mich für die ascendie- 
rende Form entscheiden, und zwar aus. folgenden Überlegungen: 
Gleichzeitig mit dem Aufflackern der Infektion in und um den 


Appendix griff die Entzündung auf das retrocöcale Gewebe und 
auch auf den Ureter über. In diesem kam es zu einem entzünd- 


lichen Ödem und damit zu einer Behinderung des Abflusses aus 
dem Nierenbecken. Hier staute sich der Urin und die Stauung 
Spielt ja für das Zustandekommen der pyogenen Niereninfektion 


rüher experimentell nachgewiesen haben?) Dadurch wurde die 


0, F ranke, Über die Lymphgefäße des Diekdarms. (Anat. | 


u Physiol, 1910, S. 191.) 


i. Harttung, Der Einfluß der Harnstauung auf ae 


`- 
` 


Per rectum ohne Besonder- | 


Stuhlverhaltung, Temperatur 89,7, | 


ihren Weg: nun durch die Lymphbahnen des Ureters oder ‘aber in 
dem gestauten Urin genommen haben, lasse ich dahingestellt, Die 


57 


| Frage spielt für den vorliegenden Fall. eine untergeordnete Rolle. 
. Auf Grund dieser Erwägungen haben wir es wohl sicher mit 
der ascendierenden Form der Infektion zu tun. Bakteriologisch . - - 


wurde im Sekret des Appendix Coli:nachgewiesen, die er 
| aber 


des Urins nach dieser Richtung: ist unterblieben, hätte wo 
‚dasselbe Resultat ergeben. ZA UT 


t 


= Wenn die Entzündung vom Appendix auf dem Lymphwege 


| die Niere erreicht: hätte, wäre wohl in erster Linie-das perinephri- 
tische Gewebe und die Nierenrinde befallen 


aber jeder Anhaltspunkt. u SE: Bo: 
-= Der vorliegende Fall beweist mit Sicherheit, daß als Ursache 


| einer. Pyelitis die Perityphlitis in Frage kommt. Es gibt’ oft Fälle’ 


von Pyelitis, die genuin erscheinen, ohne daß die primäre Ursache 
eruiert werden kann. Vielleicht lenkt die mitgeteilte Beobachtung 


die Aufmerksamkeit auf den Appendix in allen nicht geklärten 
Fällen von Nierenbeckenentzündung. Einem ana 
ich in der Literatur nicht ausfindig. machen. 


Erkältung und Infektion. 
ee VOR. upa S e 
. San.-Rat Dr. Th. Kulenkamp, Wandsbek. . 
Die ‚Erkältung als Kränkheitsursache hat eine vielfach 


man früher diesen Zusammenhang als unbezweifelte Tatsache hin, 


so mehrten sich, nämentlich seit dem Bekanntwerden der Bakterien . 


als Krankheitserreger, die Stimmen, -die der Erkältung mehr oder 
weniger: jede Bedeutung: für den Ausbruch einer Krankheit ab- 
sprachen. „Soweit habe ich meine Patienten erzogen, daß sie mir 


‚nieht mehr. mit Erkältung- áls Ursache ihrer Krankheit kommen“, 


sagte mir einst triumphierend ein Kollege und ähnliche Anschauun-- 


gen findet. man vielfach auch. in der Literatur ‘ausgesprochen. ` 
Das heißt natürlich, wie Aufrecht, richtig bemerkt, das Kind 


‚mit dem Bade ausschütten.. 


Daß bei zahlreichen Erkrankungen, insbesondere auch bei 


den Erkrankungen, die unserer heutigen Annahme nach auf In- 


fektion. beruhen, die Erkältung häufig. mitwirkt, kann niemand‘ 
bestreiten, der die Tatsachen unbefangen ansieht.‘ , „Die beobach- . . 


tende und beschreibende Wissenschaft des Arztes hat die Erkältung 


als Ursache von Krankheiten nie geleugnet“, sagt Sticker?) 


‚Daß die Tierversuche (künstliche Abkühlung von Tieren 


mit oder ohne gleichzeitige künstliche Infektion), wie 'sie von . 


Walther, Beck, Lassar, Lipari, Fischl, Lode und 
Anderen angestellt sind, zu keinem sicheren Ergebnis führten, 
kann nicht"wundernehmen, da die hierbei angewandten Methoden 
mit ihren starken thermischen Gegensätzen von 'dem natürlichen 
Erkältungsmechanismus vielfach stark abweichen. Mit Recht weist 
Rubner?) darauf hin, daß unmerkliche Luftströme.allmählich das 
‚Gefühl der Kälte hervorrufen, und daß gerade sie meist als 


Erkältungsursächen anzusprechen sind. Dementsprechend hat ` 


Jedzierski?°) bei seinen Tierversuchen von ‘starken Ein- ' 


griffen, plötzlichen Abkühlungen , und ähnlichem abgesehen und 


sich auf einfache Abkühlungen, besonders in 'Zugluft, beschränkt, 
durch die es ihm gelang, pathologische Veränderungen der Lunge 
hervorzurufen. S R, s E 
' Anders ging Chodounsky vor $). Durch Versuche am eigenen 
Körper wollte er beweisen, daß bei Infektionskrankheiten Er- 
kältungen als Krankheitsursachen nicht in Betracht kämen. Nach- 
dem festgestellt war, daß sowohl auf seinen Tonsillen wie im 
Sputum seines chronischen Bronchialkatarrhs sich zahlreiche 
pathogene Keime (Staphylokokken, Streptokokken usw.) fanden, 
setzte er sich (beiläufig im 63. Lebensjahr) den eingreifendsten 
Temperatur- und Witterungseinflüssen aus, ohne daß es zu einer 
Erkrankung kam. Nach eiskalten und heißen (44°) Bädern ließ er 
eine Stunde lang im Freien den schärfsten winterlichen Luftzug 
einwirken, oder nachdem er sich in Schweiß gebracht, stellte er sich 
in einem naßkalten (5°) triefenden Wolihemd in den eisigen Wind. . 


1) Sticker, Erkältungskrankheiten und Kälteschäden. Berlin 


Springer. BE es l Em | 
2) Rubner, Über insensible Luftströmungen. (Arch.f. Hyg., Bd. 50.) 


3) Beitrag zum Begriff der Erkältung. (Arch. f. klin. M. Bd. 121, 19173 
4) W. kl. W. 1907,. Nr. 20. a A | 


1916. 


- 


worden. Hierfür fehlte 


logen Fall konnte. g 


wechselnde Rolle in der Geschichte der Medizin. gespielt. Nahm | 


PER; 
ee 
n oa - 
z Frat 


E E 
w . Eu E 
k e $ Wet d eE 
SEPAMAA. à $ 
TAN RRL AiE 


a LOT 


nee 


en 
u... à 
SAER 
En T 
= < 
= SS 


NR IP BER 
BTL rl 
ne. s 


e] 


mea e a TENT m i 
= N Th 
Ea. Fe 


E he 
[a wor Ze 
len 


> zZ BER Re 


£ NT 
A METAT un 


tap we. 
fe 
fm 


Si x 

En SA 
7-2 od 
apie 


I In 


X =o 
n L a da 
E a Be fan 


tr 
` 
Een 


EEE nu 
a tn m ~ 


SILE erya 


DA esata 


a n. a m n 
E E ETS n 


RT 
Ferne Die 5 ri DENE 
us ra 


Summen 


-te 
$ a, 
ae KOENA 
Te ren, Eee ER 
Rs: ten m 


Be 
a I 


d De een a 


et" 
ut 


and 


io 


bat et 
url 


e Hi 
1 
To, + 
4 


666 


"Derartige Versuche gehen allerdings noch über die in Rußland 
übliche Methode hinaus, wo die Leute sich bekanntlich während 
der Dampfbäder als Intermezzo im Schnee wälzen. Aber sie sind 
für die vorliegende Frage nicht beweisend. Sie zeigen nur die 
erstaunliche '‘Abhärtung und Widerstandsfähigkeit seines Körpers. 

Da es trotz der vielfach verzeichneten „Schüttelfröste, Kältegefühl, 
Gänsehaut“ zu einer Erkältung im üblichen Sinne des Wortes nicht 
gekommen ist, sagen sie nichts über das Verhältnis zwischen 
Erkältung und Infektionskrankheit aus. ı 


Von den drei Komponenten, die für den Ausbruch einer 
Infektionskrankheit im Anschluß an eine Erkältung in Betracht 
kommen, waren hier nur vorhanden die Krankheitserreger und die 
Kältebeeinflussung des Körpers. Es fehlte das dritte Moment, das 
Stieker als „Empfindlichkeit gegen Erkältungseinflüsse, die 
Krankheitsanlage“ bezeichnet. 

Bildet die Erkältung die auslösende Ursache, so müssen die 
Mikroorganismen schon vorher im Körper vorhanden gewesen sein, 
aber als unschädliche Schmarotzer. Für diese Auffassung spricht 
auch eine Reihe von neueren Beobachtungen, über „Latente Infektion“ 
‚[Melehior‘), Löser?)], das heißt die Erscheinung, daß ein 
anscheinend äabgelaufener infektiöser Prozeß nach langer Zeit 
eventuell nach Jahren im Anschluß an eine äußere Schädlichkeit 
(Operation, Trauma und andere) wieder aufflackert. 


Löser führt hierfür mehrere interessante Beispiele an, unter 
anderen einen während des Krieges erworbenen Typhus, der 
klinisch in der üblichen Zeit ausheilt und bei dem zwei Jahre 
später im Anschluß an einen Unfall sich eine Osteomyelitis ent- 
wickelt, aus der Typhusbacillen in Reinkultur gezüchtet werden. 
Die veränderliche Virulenz der Bacillen auf künstlichen Nährböden 
ist ja lange bekannt. Warum sollte nicht auch im menschlichen 
Körper unter günstigen Umständen ein ähnlicher Vorgang statt- 
finden? | 
Das auslösende Moment braucht nicht immer’ ein Trauma zu 


sein. Schon Löser erwähnt, daß „eventuell eine Erkältungs- 
umstimmung der Gewebe“ genüge. 


Damit findet: auch der Ausbruch einer Infektionskrankheit 
in unmittelbarem Anschluß an eine Erkältung, wie wir es bei 
Pneumonie, Gelenkrheumatismus und anderem so’ oft sehen, die 
ungezwungenste Erklärung, 


Daß auch beim Typhus, dessen Ausbruch man durchweg 
nicht mit Erkältung in Zusammenhang bringt (in dem Aufsatz von 
Matthes über Typhus im Handbuch der Therapie V. Auflage 1914 
wird diese Möglichkeit z. B. nicht erwähnt), Kälteschäden unter 
Umständen eine Rolle spielen, habe ich während des Krieges am 

‚ eigenen Körper erlebt und möchte in Anbetracht der relativen 
Seltenheit dieses Vorkommens den betreifenden Teil der Kranken- 
geschichte hier kurz skizzieren. 


np: aTe er D 
ey Ds 
p ~: a h 


Sog enge = EN ; £ 5 
i : > a he ii Po AO 
or ro ta ETa F ERRES A i o or N y 
A . Ay L \ a acar ATUA P er NR N =; PA de: Ki 
Pit da a ARET, In q y ay a PA U = fe > 1A FRAPA -Wed dy + Ne Mat y AS r AR 
ET 7 EB UE CESE IN IL) en Eli NEN: eE oh rA au u a Peine) ES ar 
u ` ar art a rc Ne lan, DZ a ran 
N 7% Ne A a r a EP SAO N er a ee T a 
\ ns Aa Ve a aSo À Siyi p CIU VT he y i i J 
Pate i EA 143 N 2 AU v3 ‘ $ 
3 £ 


P 
Tri 
-j , : 
>y Ne - 


EN 


Kn 
x 
$- 


- 
ar 
ip . 
wi: 
Aa. 
CB 
e < . 
PER 
ae 
NUA 
= 
= 
eur 


h BAT, R f 


; t 
ar un 
Zain r 


Mitte Oktober 1917 von einem Urlaub zurückkehrend, fand 
ich mein Regiment nach Rumänien verlegt. Das Dorf F., in dem 
ich einquartiert wurde, lag unmittelbar an einem Donauarm. Der 
Bezirk, den ich ärztlich zu versehen hatte, zog sich in etwa 
50km Länge an der Donau hin. Rumänische Ärzte fehlten, so 

_ hatte ich außer den deutschen Truppen auch die ganze sehr zahl- 
reiche, meist ärmliche Bevölkerung zu versorgen. Die Gesundheits- 
verhältnisse waren sehr schlecht, namentlich kam viel Typhus 
vor, So verging kaum ein Tag, an dem nicht neue T'yphusfälle 
zugingen,. Der Grund lag wohl in den unzureichenden Trink- 
 wasserverhältnissen. In unserem Dorf z. B. von 5000 Einwohnern 
befanden sich nur wenige Brunnen, sodaß die Leute trotz des 
natürlich erlassenen Verbots und eines aufgestellten Wasserfilters 
vielfach Flußwasser benutzten. Da auch dieses sehr mühselig zu 
beschaffen war, waren» sie direkt geizig damit, Wenn man nach 
der Untersuchung eines Typhuskranken z. B. sich waschen wollte, 
erhielt man nicht ein Waschbecken, sondern die Leute gossen 


m - ed _ > = gi - 
z j à K ee eo EP = run Hr - j ~ _ > GANY u 
— .———] - ri T m _—— _ Zus “u Zr per > 
Ze an Be en x a . - ng Zn 
m zr paan — ~ CX am e Kae e a - z 
een aeae e _ ET s é 7 in pe e 7- a Pos JAN bad dowi - 
Sa a an X : Br, air arte TOIA R S 
= - e b qw Dyana poean - en ram d yu ae aN 
Ses arte a a - r m -E ma Åse A a aee s (E 
- a a rr MA 2, 7 Tarı “ . a a ne a JA + be rs é» ai a OS 
A Fir - er € s wi ma TORES . W o "ej ~ ”.s r ws 
` 7 er ~ - > d N . s . x -Y A : x E 
A as APET ” P J A g « > and sd Ar g Ta Ji e r 

py a, Dee Pd v Fe rc u < Fa us à _ 

i ` t on ~ pea = 

Lf: ea 7 {y Uta y a 3 .” 
k “N Bu PE i T'e ya nTa i D r 
fy . - + z v ae en D a ~ -g d 
u - —_ É > 
r X -~ ‘ 


RER 
, 


du nn 


Br Er 
o ae NEAN 


- Par -. nr, Beau é. ir Fe 
ona TRETEN I RE 
PE E ae TO ks -n < 
A H r7 4 v "i y Xi ` 
Fr "ie, 
KR. 7. 


ek! (S. 
Y, ie 


a Arr win 
et EN 
" 


AENA 


| hi È einem aus Kännchen von bescheidensten Dimensionen ein paar 
; Be: -Tropfen über die Hände. Daß so trotz der stets mitgeführten Seife 
: und einem Fläschchen Sublimatlösung an eine ausreichende Hand- 
Be. desinfektion nicht zu denken war, leuchtet ein, und so war ich 
a, stets überzeugt, Typhusbaeillen massenweise in mich aufgenommen 
2 zu haben, und war überrascht, daß ich bis Anfang Dezember 


ae 


gesund blieb, während mehrere Offiziere und Mannschaften in der 
Zeit an Typhus erkrankten. Ich schob dies auf eine vorsichtig 


vun 
FI # 
e APES a 
ax ~ À 
I: en 


S aia | xfi -Pr z - 
TEEN den ech a RE „.. 
-i r Tna s F 
š 


1) Beitr. z. klin. Chir. 1916. B. kl. W. 1913, Nr. 41, 
>) D. m. W. 1917, Nr. 20 und 1919, Nr. 2. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. 


Ő nn aan 


| Abkühlung. (D. Arch. f. klin. M. 1899, Bd. 62.) 


Er. såre 
~ -=> 


g 


+ 


a A DAN 
Da erhielt ich Anfang Dezember ein Telegramm vom heimat- 


lichen Generalkommando mit’der Aufforderung, sofort nach Deutsch- 
land zurückzukehren, um dort eine Stellung zu übernehmen. Am 
nächsten Tage reiste ich in vollem Wohlbefinden ab, Es war 
ein.sehr kalter Tag. Nach halbstündiger Fahrt auf offenem Wagen 
kam ich ziemlich durchfroren zur Station. Dann ging’s fünf Stunden 
in 'ungeheiztem Zug -nach Bukarest. Es war eine eisige Fahrt, 
Ich fror, daß mir die Zähne klapperten. | 
Fieber fest. Dann ging’s Tag und Nacht weiter ohne Aufenthalt 
der Heimat zu. Dort kam ich mit 40° an, ging sofort ins Lazarett 
und nun nahm die Krankheit ihren weiteren Verlauf), n 
Es lag demnach eine mit großer Wahrscheinlichkeit anzu 
nehmende Beschickung des Körpers mit Typhuskeimen vor, ohne 
daß es längere Zeit zu einer Erkrankung kam. Erst nach acht 
Wochen brach im unmittelbaren Anschluß an eine starke Durch 
kältung des Körpers eine Erkrankung typhösen Charakters aus. 


Natürlich läßt sich der Zusammenhang zwischen Kälteschaden 


und der Erkrankung nicht mit Sicherheit beweisen. Ein Skeptiker 


könnte es für einen Zufall erklären, daß die Krankheit gerade da 


zum Ausbruch kam. Mit gleichem Recht könnte man aber in 


jedem Fall den Zusammenhang zwischen Erkältung und einer sich 


daranschließenden Erkrankung leugnen. l 


Übrigens berichtet schon Sticker über zwei Typhusfälle,- 
die sich an ein kaltes Bad anschlossen und sagt: „Woher auch 
die Infektion kommen mag, jedenfalls wird man in einer späteren 
Zeit einmal die vorstehende Krankengeschichte nicht mehr unter 


4 


dem Titel Typhus durch Unfall, sondern unter dem Titel „A us- 


bruch eines Typhus nach Erkältun 
(l. c. pag. 194). 


g“ verwerten.“ 
Um den Zusammenhang zwischen Erkältung und Ausbruch 


der Infektion zu verstehen, müssen wir weiter fragen: Was ist 


Erkältung? Wie wirkt sie auf den Körper ein? Hierzu sind manche 


Theorien aufgestellt. Nach Roßbach soll die Kältewirkung auf ° 
die Haut eine reflektorische Hyperämie der Schleimhäute hervor 


rufen. 


Andere nehmen eine Zurückhaltung bestimmter Stoffwechsel- 
produkte infolge der Zusammenziehung der Hautgefäße an und 
ihren Transport zu dem T.ocus minoris resistentiae, wo sie Ent- 
zündung hervorrufen. N 


In neueren Arbeiten definiert Aufrecht?) auf Grund seiner | 
Tierversuche die Erkältung folgendermaßen: : „Das Wesen der 
Erkältung besteht in der Gerinnung von Fibrin im strömenden’ 
Blut. Die Ursache dieser Gerinnung liegt in der Schädigung 
weißer Blutkörperchen auf dem Wege durch die Gefäße der ab- 
gekühlten Körperteile.“ Abgesehen davon, daß wir hiermit den 
ersten Versuch einer anatomischen Erklärung der Erkältung haben, 
scheint mir die auch von Anderen [Reineboth®) Kayßer))] 
experimentell nachgewiesene Schädigung beziehungsweise Ver 
minderung der weißen Blutkörperchen sehr bedeutungsvoll. 

Noch wichtiger wäre es, wenn sich Kaybers Beob- 
achtung bestätigte, daß bei erkälteten Tieren der Opsoningehalt 
fast regelmäßig um 40 bis 70°/, sofort nach dem Erkältungs 
einfluß sinkt. (Ich zitiere hier nach Aufrecht, damir das Original 
nicht zugängig war) Das Sinken des Opsoningehalts zusammen 
mit der Verminderung der Leukocytenzahl um 50 bis 75%), (nach 
Kayßers Schätzung) lassen ein plötzliches Aufflackern der In- 


fektion im. unmittelbaren Anschluß an den Kälteschaden’ wohl 
begreiflich erscheinen. 


) Anmerkung: Ich will nicht verschweigen, daß eine SE 
Identifizierung der Krankheit als Typhus trotz sorgfältigster u 
suchung mit allen Hilfsmitteln nicht gelang, sodaß man sich mi Die 
Diagnose: „schwere typhusartige Erkrankung“ begnügen EA wohl 
Erklärung dafür, daß der Bacillennachweis nicht gelang, Hake doch 
in den. zahlreichen vorangegangenen Impfungen liegen. a uställe, 
F. Mayer (Zur Klinik und Diagnostik periodisch fiebernder N 10% 
D. m. W.: 1918, Nr. 45) an, daß es jetzt nur noni bei zirka S 
der Typhusfälle gelinge, Bacillen im Blute nachzuweisen. 117 

= Das Wesen ae Erkältung. (Arch. f. klin. M. 1915, Bd. 1 
und 1916, Bd. 119. : on 

3) Exp. AA über d. Entsteh. der Sugill. d. Pleura infolge WE 


nd Nr 16) 
i) Über Erkältung. (Zschr. £ Balneol. 1913, Nr. 10 unD 


| Digitizeo y Google a er 


3 K E B A 
e 


~ 


geregelte Lebensweise, Diät, viel Bewegung in frischer Luft, täg- zi 
liche stundenlange Ritte usw. 2 


In Bukarest stellte ch 


i 
i 
| 
| 
| 
| 
| 
| 
| 


u ee 
-7 hi + 
a . 
AEA i; 
n 2 
5 ; = 
F ir 
7 . 


—— mn. a E U TUN 
LI INT a De GE 


— 


Aus dem Deutschen Ortslazarett in Constanza und dem Reserve- 


lazarett in Freiberg in Sachsen. 


Einige Ergebnisse der operativen 


- und der Milchtherapie bei Leistendrüsenentzündungen. 


u Von | 
Dr. Hans Tichy, Oberarzt d. R., 


 -Stationsarzt der äußeren Station. -© 


Ka 


Die theoretische Grundlage der in den. letzten Jahren mehr- 

fach geübten Proteinkörpertherapie, besonders mit steriler Milch, 
‚ist noch nicht völlig ‚freigelegt. Die älteren Arbeiten sehen den 
Heilfaktor im durch die Milchinjektion erregten Fieber (Müller 
‘und Weiß) und nehmen zum Teil einen anaphylaxieartigen Vor- 
gang an, während die jüngsten Veröffentlichungen Ernst Fried- 
rich Müllers in der Reizwirkung auf das Knochenmark 
mit seinen immunisierend befähigten Zellen die Ursache der augen- 

| au Weitere Unter- 
suchungen dürften auch klarstellen, welche: endzündlichen Vor- 
der Therapie 


fälligen Wirkung auf Infektionsherde erblicken. 


gänge — denn nur um solche ‚handelt es sich — 
zugänglich sind, welche nicht. ES 


a Meine Erfahrungen mit Milchinjektionen beschränken. sich 
‚auf Leistendrüsenentzündungen verschiedener Herkunft. Zum Teil 
waren es Bubonen beim Ulcus molle — sichere Lues kam’ für 
die Milchtherapie nicht in Frage —, teils waren Furunkel, Kratz- 
wunden und anderes ‘an den Beinen die Eintrittspforten der Er- 

 , Teger, teils handelte es’ sich um unklare Fälle, die man im Klima 
der Dobrudscha häufiger sah und die als „Bubonen der warmen 


.. Länder“ aufgefaßt wurden. Bakteriologisch ergaben sich hier stets 

nur die gewöhnlichen Eitererreger. Histologisch fanden sich chronisch 

' fibröse Induration und frische Entzündung mit periglandulärer klein- 

zelliger Infiltration nebeneinander. Klinisch war dieser „klimatische 

. Bubo“ oft recht hartnäckig; nach radikaler Ausräumung brauchte 

die Wunde wochen-, ja monatelang bis zur Heilung; dabei ver- 

fielen die Kranken sichtlich. Bei gewöhnlichen Schanker- oder 

‚Furunkelbubonen trat ein ‘so schwerer Zustand nie ein. In zwei 

‚Fällen von klimatischem Bubo war es bis zum Durchbruch zu- 
nächst oberflächlicher Abscesse in die Bauchhöhle gekommen. 

~ Der eñe, ein rumänischer Kriegsgefangener, war am 8, Januar 1918 

von anderer Seite wegen linksseitigen Leistendrüsenabscesses operiert 

‚ worden, zehn Tage später lag er auf dem Sektionstisch; ich fand eine 

. “feine Verbindung der im übrigen wenig absondernden Wundhöhle mit 

einem Absceß im kleinen Becken dicht an der Harnblase. Die Blasen- 

wand war perforiert; in der Blase fanden sich etwa 50 cem Eiter von 

. gleicher Beschaffenheit wie im Absceß. Es bestand aufsteigende doppel- 

seitige Pyelonephritis. Im S Romanum war dort, wo es dem Absceß 


anlag, ebenfalls eine frische Perforation. Ob-ein zweiter Fall bei einem 


deutschen Soldaten (Hauptkrankenbuch Constanza Nr. 2260), der auch 
eine an der Innenwand der: Beckenschaufel vom Leistendrüsenabsceß 


hinabkriechende Eiterung zeigte, mit dem Leben davongekommen ist, > 


ließ sich wegen Abtransports des Mannes nicht feststellen. l | 
Diese beiden Fälle zusammen mit den schlecht heilenden 


Ergebnissen der Ineisions- und Exstirpationsbehandlung ließen mich 


die Empfehlung der Milchtherapie begrüßen; ich hoffte vor allem, 
in ihr ein Mittel zu haben, das die Bubonen ohne langdauernden 
Säfte- und Kräfteverlust rasch zur Heilung brächte. Diese Hoff-, 
nung hat bisher nicht getrogen. Eine vergleichende Übersicht über | 
Im ganzen 87 verschieden behandelte Fälle von Bubo inguinalis 


' 


moge das verdeutlichen, . | 2 
‚ , Fünf von diesen sind in Constanza radikal exstirpiert worden. Nur 
‚bei einem (Hptkrb. Constanza Nr. 2376) kam ich dabei so zeitig, daß 
die noch kleinen, beweglichen, nicht erweichten Drüsen im ganzen 
ı Sauber herausgeschält und die Haut, darüber vernäht werden konnten; 
die Drüsen boten den oben geschilderten mikroskopischen Befund. Der 


Referatenteil. 


; Redigierb von Oberarzt 
Sammelreierat. | 


= Strahlentherapie. 


Von Stabsarzt Dr. Strauß, Berlin. 
| (Vgl. Nr. 2, 6, 10, 14 dieser Wochenschrift.) 


l k j | | L | | | 
ai Über den Einfluß der Röntgenbestrahlung. auf die Ovarien 
estand .bis jetzt nur eine einheitliche Auffassung. Es ist als fest- 
stehend ‚anzusehen, „daß man mit einer relativ kleinen Strahlen- 


1919°— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr 297. 22000 
- 2 = i = = : 2 Sagen 


nat 
K Sen 
Se 


tag 


er De EEE RER 
ayee 
L 


Ti ? 
iebes aa M a 
ati `a, 


1 


er 
ma ~n 


Bu 
Aa 


.. 
un i a 
Tome ach 


Mann war nach. primärer Wundheilung in acht Tagen . wieder. dienst- 
fähig. In den übrigen vier Fällen wurden die Drüsenpakete im Zusammen- 
‚hang mit der aufliegenden Haut exeidiert. Die breiten Wundhöblen 
sonderten lange ab und schlossen sich nur sehr langsam.. Der Lazarett- 
| aufenthalt -dauerte hier durchschnittlich zwei Monate. Ber E 
‘ Der Hauptteil meiner Fälle ist in der üblichen Weise nach `. 
bereits bei der Einlieferung. eingetretener oder durch heiße Brei- Re 
umschläge erst herbeigeführter. Erweichung incidiert, in mehreren 
Fällen das erweichte Drüsengewebe noch mit dem scharfen Löffel 
q entfernt worden; es sind dies 23 Kranke. ` Zu ihnen gehören die 
beiden oben erwähnten tiefen Beckenabscesse, zu ihnen: die so 
überaus. schlecht heilenden, fistelnden Rückstände, ‘die den Kräfte- 
zustand der Leute oft rapide herabsetzen, sodaß man versucht ~ 
wäre, an Tuberkulose zu denken, ‘wenn der ganze Verlauf dem 
nicht widerspräche. Im Durchschnitt betrug: hier die Dauer des 
Lazarettaufenthalts ebenfalls zwei Monate. Dabei sind Leute, die 
vier, fünf, ja sieben Monate in Behandlung waren, dies nur 
„klimatische“ Bubönen; das wenigste war ein Monat.. ~ 
Demgegenüber sind die Erfolge der Milchtherapie, die ich 
bisher an neun Fällen erproben konnte, ermutigender und durch ge- 
ringeren Aufwand an Körperkräften der Kranken erkauft. > 
K Zwei Fälle stellte mir Herr Stabsarzt Dr: Richterin Freiberg 
zur Verfügung; bei ihnen hat er die Milchinjektionen auf meine An- 
regung hin vorgenommen. Herr Dr. Richter hat’ neuerdings auch 
einen Fall seiner Privatpraxis, .eine Entzündung der Schweißdrüsen in 
der Achselhöhle, mit Milch behandelt, “ebenfalls mit gutem Erfolg. 
| Die Vollmilch wird durch Kochen im Wasserbade 20 Mi- 
nuten lang sterilisiert. Injiziert werden, wie empfohlen, teils 
subeutan, in den letzten Fällen intraglutäal je 5 cem in jede 
‚Seite. Außer mäßigen, kurzdauernden Schmerzen an der Injektions- 
stelle- traten lokale Reizerscheinungen nicht auf. Daß vermieden 
wurde, bei der Injektion ein Blutgefäß anzustechen, ist selbstver- 
ständlich. . a | ee e RE 
Auf die am Morgen vorgenommene Einspritzung folgte nach 
etwa fünf bis sechs Stunden ein steiler Temperaturanstieg, der 40° nie 
erreichte. Das Allgemeinbefinden war kaum gestört. Das erste o ETB ara 
|. lokale. Wirkungszeichen am Bubo selbst ist gewöhnlich das rasche: u Aa 
‚Schwinden des ja oft so bedeutenden Schmerzes. Am nächsten? JH | 
Morgen war auch die teigige periglanduläre Infiltration immer ` 
restlos verschwunden; die einzelnen geschwollenen Drüsengruppen 
lassen sich da stets gut durchtasten, ohne daß ein wesentlicher: 
Schmerz entsteht. Täglich geht nun der. Drüsentumor zurück; 
nach drei bis vier Tagen habe ich gewöhnlich die Injektion wieder- 
holt, ohne wie Oppenheim einen anaphylaktischen Anfall da-. w- 
nach zu erleben. Zwei Injektionen genügten meist. . | ae 
In drei Fällen (Hptkrb. Nr. 2559 und 2566 Constanza, Hptkrb. Frei- ae 
berg Nr. 9539/18) wurde die Milchinjektion trotz bereits eingetretener . 
Erweichung gemacht und der Absceßinhalt durch Punktion entleert. - 
Dabei fand sich ‘zweimal, daß das erste, unmittelbar nach. der Milch- 
spritze entnommene Punktat die gewöhnlichen Eitererreger enthielt; ein 
zweites Restpunktat, etwa acht Tage später nach voll eingetretener Milch- 
wirkung gewonnen, war beidemal steril. u E 
Bis zum .Wiedereintritt der Dienstfähigkeit dauerte der be Pe GE 
Lazarettaufenthalt in diesen mit Milchinjektion behandelten Fällen | er 
durchschnittlich 16 Tage. a | ee en 
Mit Ausnahme des seltenen Falles, wo man beim Bubo. : a7 
inguinalis die aseptische Exstirpation mit nachfolgender Naht -aus- | in 
führen kann, zeigt der. angestellte Vergleich zwischen operativer - DIr 
und Milchtherapie, daß diese es verdient, in allen den Fällen an- “` l 
gewandt zu werden, die nicht schon das Bild der unmittelbar vor 
‚dem Durchbruch -stehenden Vereiterung bieten. a 


Literatur: Müller undWeiß, W.kl. W. 1916, Nr.9. — Rudolf: 
Müller, W. kl. W. 1916, Nr. 27. — Oppenheim, W. kl. W. 1917, Nr. 48. 
— Ernst Friedrich Müller, M. Kl. 1918, Nr. 18u.28.—Schueller, | 
M.m. W. 1918. Nr. 31. By | en 


R Mn t; A 2 $ . ` à ... 2 £ . > 2 > 
A u. er Bu 5 . t y f a . . i ; 
x - . 5 . x a 75 % $ 
Ps 2 = F: A BE ee Er ` d . N 
ae, -.- s toa + 2 j a Eti b - A . 
AUE A HEr Fr ein zen. R pn 2 + ve: Ri - 
mm = 3 ARAL, "mi a > air: BE ie: z . ezen 
- PER De 775 FOREN, £ 5 
~ IEA 
anak ppan 


— mte at ` 
PN 


R et Ki ka 
Reit 


= > r 
on 


in; 


E 
npea a 


r = 
a 


EB NEE ET 
en ne 
DRATI 
DA re TR qa 
. ae 


` 
ane m un 
< 


Mur pn 


aper zea 
FIT 

d t e 
a 


4 


PAn 


t, 
TERT an 


R a Nr? Aarena 
2 = -< I N e 
ae, 
A EER - 
En 


Dr. Walter Wolff. Berlin, 
dosis schon Amenorrhöe erzielen kann. Nach den Untersuchüngen 
von Krönig und Friedrich (1) ist die dazu erforderliche 
Strahlenmenge nur ein Fünftel so groß als die Erythemdosis der 
Haut, nach Seitz und Wintz (2) ist sie etwa ein Drittel so 
groß. Im allgemeinen nahm man bis’ jetzt an, daß ältere Frauen, 
die dicht vor dem Klimakterium standen, schneller amenorrhoisch 
würden als jüngere, die noch eine größere Resistenz besitzen sollen. 
In diesem Sinne äußern sich Albers-Schönberg 8), Eymer 
und Menge (4), Heimann (5), Runge (6) und Andere, während 
’Krönig und Friedrich (l) sowie Mitscherlich (7) da-. 


N. 


- 


DT nn a ee 


` 
= j 
WAE 
a 
WR 
N 
Bet 
l 
í š 
"i 
} IR” 
Ing 
ER 
| ` 
LIP 
PTUN A 
i 
u & & 
y e 
4 HE D 
yi 
g \ 
zu 
D p4 
: J 
ji I 
{ A 
AE 
i 
i 
IRS 
rF 
aim - U; 
€ Isi 
EN P 
ER 
i 
TA 
KAOS 
Pie 
- WERDE 
F é 
iR 
ME» to 
nz: 
FA 
Fi 
sur 
Ne 
+ pa 
Er 
mr, 
Kerr b 
$ 
- Fr / 
D N 
e E 
TS í 
I N 
ANE 
Lng” 
4 
$ 
MES 
Py +` 
ENAR 
ai 
- t- 
* I 
E ı ` 
Aii 
W ‘ 
t 
u 
poUr: 
Pi 
# 
Dia 
gi i 
g4 \ 
P 
fou 
V 
n 


a JG mMŘŇĀ r 


= ai é M 


43 
Ir 
` 


å z sur - — Dessen + 

r u WE > Pe mar e; =t 22 
tr Ya DE A hen - E 
m: Ks nn e ao 3) 
A a —— ee 3t Val 

Pro a 

u 

Fi 


or u 
> . -T 
e eeraa 
.. pai Fal 


668 


gegen Stellung nahmen und dem Alter keinerlei Einfluß einräumen. 
Daß nun das Alter nicht immer von ausschlaggebender Bedeutung 
ist, beweist ein früher schon von Zangemeister (Marburg) 
in Kürze mitgeteilter und von mir 1917 an dieser Stelle (Nr. 48, 
S. 1274) erwähnter Fall, über den heute genauere Angaben von 


Schumann (Š) vorliegen. Es handelt sich hier um eine 44 jäh- 


a 


den einzelnen Lebensabschnitten wirkt. 


rige Frau, die wegen Menorrhagien in Behandlung kam und mit 
47 Erythemdosen bestrahlt wurde. Der Erfolg war gut. Ein Jahr 
nach der Bestrahlung wurde die Frau gravide. Da aus hier nicht 
näher zu erörternden Gründen eine normale Geburt nicht zu er- 
warten war, so wurde der transperitoneale Kaiserschnitt gemacht, 
dabei auch gleichzeitig das rechtsseitige Ovar entfernt (das links- 
seitige war schon früher exstirpiert). Dieses Ovarium ergab nun 
bei der histologischen Untersuchung normale Verhältnisse und es 
ist hierüber ein Zweifel nicht möglich, daß es nach einer tempo- 
rären Sterilisation zu einer Restitutio ad integrum gekommen war. 
Das Bemerkenswerte dieses Falles liegt darin, daß die Frau trotz 
ihres Lebensalters schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit sich 
wieder als geschlechtskräftig zeigte. Von einer unzulänglichen 
Bestrahlung, die diese Erscheinung erklären könnte, ist in diesem 
Falle nicht zu sprechen. Daß ähnliche Fälle bereits auch ander- 
wärts beschrieben sind, habe ich bereits früher schon bemerkt. 
Wir müssen eben annehmen, daß die durch die Strahlenbehandlung 
herbeigeführte Schädigung der Eierstocksfunktion bei jugendlichen 
Individuen nur eine vorübergehende und einer vollständigen Wieder- 
herstellung zugängliche ist. Daß dies so ist, wird nicht nur durch 
die vorhin erwähnten Beobachtungen erwiesen, sondern es geht 
einwandfrei aus einer Betrachtung hervor, die Paul Werner 
(Wien) (9) auf Grundlage eines größeren Beobachtungsmaterials 
(essentielle Metrorrhagien und Myome). mitgeteilt hat. Bei den ein- 


zelnen Krankheitsgruppen hat Werner sehr genau nach dem 


Lebensalter klassifiziert, sodaß die Veröffentlichung uns ein außer- 
ordentlich übersichtliches Bild gewährt, wie die Bestrahlungen in 
Wir können hieraus ent- 
nehmen, daß bei Frauen über 40 Jahre nur relativ kleine Röntgen- 
dosen -zur Cessatio mensium nötig sind, während bei jüngeren 
Frauen die doppelte Dosis dazu verabreicht werden muß. Wir 
werden aber ferner noch darüber aufgeklärt, daß die durch die 
Röntgenbehandlung erzielte Amenorrhöe bei jugendlichen, noch 
nicht 30 jährigen Frauen in mehr als der Hälfte der Fälle 
nicht länger als ein Jahr, bei drei Vierteln der Fälle nicht länger 
als zwei Jahre dauert. Werner läßt die Frage offen, ob auch 
bei den mit ganz besonders großen Dosen behandelten Frauen, 
bei denen wir absichtlich möglichst schnell eine länger dauernde 
Amenorrhöe herbeigeführt haben, später noch einmal die Menstrua- 
tion sich einstellen wird, hält es aber für wahrscheinlich. Zusammen- 
fassend läßt sich in Anlehnung an die Werner sche Publikation 
nur sagen, daß bei jüngeren Individuen die mit Röntgenstrahlen 
erzielte Amenorrhöe nur eine temporäre ist, daß fast konstant die 
Menses wieder eintreten und daß solche Frauen auch anstandslos 


- concipieren und vollständig normal entwickelte Kinder zur Welt 


bringen können. Dies ändert sich jedoch mit zunehmendem Alter, 
in welchem der natürliche Wechsel schon bevorsteht. Hier wird 
nach Werners Beobachtungen in 97°/,, ja in 100°, Amenorrhöe 
erzielt. Der einleitend erwähnte Zangemeistorsche Fall, in 
welchem eine 44 jährige, mit 47 Erythemdosen bestrahlte Frau 
nach einem Jahr wieder gravide wurde, ist eben eine Ausnahme. 
Keinesfalls berechtigen solche Einzelfälle zu dem Schluß, daß 
man-bei der Sterilisation der Frau in der Dosierung vom Lebens- 
alter ganz unabhängig sei. Auch das Ergebnis der Beobachtungen 


` anderer Autoren führt dahin, daß eben bei jüngeren Individuen 


eine stärkere Resistenz gegen Röntgenstrahlen besteht. So hat 
Reeder (10) sehr wertvolles tabellarisches Material veröffentlicht, 
aus dem einwandfrei hervorgeht, daß bei der Metropathie die 


jüngsten Patientinnen die größte, die ältesten die geringste Strahlen- 


menge zur Amenorrhöe nötig hatten. Jüngere Frauen sind oft so 
schwer amenorrhoisch zu machen, daß. man daraus schon die 
Regel abgeleitet hat, die noch nicht 35 jährigen Frauen von der 
Röntgenbehandlung auszuschließen. Diese Frage ist bedeutungs- 
voll für die Behandlung des Myoms. Döderlein und Krönig (11) 
bezeichnen das vierzigste Lebensjahr als die Grenze für die ope- 
rative Behandlung des Myoms. Was jenseits der vierziger Jahre 
an Myom in Zugang geht, soll der Strahlentherapie verfallen. 
Dieser 1912 vertretene Standpunkt wurde später wieder aufgegeben, 
dürfte aber heute wieder ein allgemein eingenommer sein. Ver- 
schiedene Auffassung besteht jedoch noch darüber, ob wir es bei 


der Myombestrahlung lediglich mit einer Einwirkung auf die 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. 


 Myomgewebe selbst als wirksam erweisen. 


Ovarien zu tun haben oder ob sich die Röntgenstrahlen gegen das 

Döderlein und 
Krönig vertreten die Annahme,: daß die Röntgenstrahlen” auf 
das Myomgewebe selbst einwirken. | | 
mittelbaren Einwirkung der Röntgenstrahlen auf die Myome durch 
die Ovarien würden wir bei der Röntgenbehandlung der Myome 


die Ausfallserscheinungen ovariprivierter Frauen bekommen, von - 


denen wir wissen, daß sie an Intensität und Einwirkung auf das 
Allgemeinbefinden die der uteriprivierten Frauen übertreffen. Daß 
dies nicht der Fall ist, muß mit Sicherheit aus der Nachbeobachtung 
der durch Röntgenbehandlung amenorrhoisch gemachten Frauen 
geschlossen werden. Es ist heute erwiesen, daß nach der Röntgen- 


behandlung keine trophischen Störungen wie nach der Kastration | 


auftreten weder allgemeiner noch lokaler Art, also keine patho- 
logische. Adipositas, keine senile Schrumpfung der Scheide. Die 
klinischen Erscheinungen nach der Röntgenbehandlung gleichen 
vielmehr denen der uteriprivierten Frauen, das heißt es treten 
Wallungen, Herzsymptome usw. auf, es fehlen auch nicht die 
Molimina menstrualia zur Zeit der ersten ausbleibenden Periode. 
Also bei der Röntgenbehandlung werden nicht andere Symptome 
gezeitigt als bei der Myomektomie.“ 
nicht ein allgemein eingenommener. So betont Reeder, daßdie 
Strahlenwirkung sich lediglich auf die Blutungsbeseitigung beziehe. 
Eine Tumorverkleinerung infolge der Bestrahlung konnte Reeder 
nur in geringem Maße feststellen. Auch Franz (12) nimmt emen 
ähnlichen Standpunkt ein und erblickt den Erfolg der Bestrahlung 
nur in der Einwirkung auf das Ovar, desgleichen führen Gauß 


und Lembke (13) die Strahlenwirkung -in erster Linie auf Be- 


einflussung der Ovarien zurück. ' 
Was nun die Strahlentherapie des Myoms betrifft, so mehren 
sich die Stimmen derer, die die Indikationsgrenzen enger ziehen, 
als es die in der Anwendung der Bestrahlung am weitesten 
gehende Freiburger Richtung zu tun pflegt. Bekanntlich haben 
die Vorschläge der Freiburger Richtung seinerzeit nur gestielten, 
zum Teil aus der Cervix ausgestoßenen und die zu akuter In- 
carceration der Blase führenden Myome, desgleichen die gangra- 
nösen, sowie die zur malignen Entartung neigenden Myome von 
der Bestrahlung ausgeschlossen, alle anderen wurden. bestrahlt, 
Darunter fallen auch alle Myome jugendlicher Individuen. Dieser 
weitgehenden Anwendung der Bestrahlung gegenüber betont 
Schauta (14), daß unter seinem Beobachtungsmaterial die 
Strahlentherapie nur in 20,5 °%/, indiziert war. Er fand in 25,0% 


seiner Fälle Adnextumoren entzündlicher Art und bei diesen 50 


komplizierten Myomerkrankungen leistet die Strahlentherapie nach 
Schauta nichts. In weiteren 25°/, bestehen Myome ohne Blu- 


tungen. Auch hier ist die Wirksamkeit der Strahlentherapie eine 


illusorische. Schließlich bilden die nekrotischen und eystisch er- 
weichten Myome, die ja auch von der Freiburger Richtung als 
zur Bestrahlung ungeeignet angesehen werden, einen sehr hohen 


Prozentsatz (17,5°/,), dasselbe gilt von den submucösen gestielten 


Myomen, die 11,5°/, der Fälle betrugen. Den Schluß bilden dann 
noch die maligne degenerierten Myome mit einem Vorkommen 
von 4,5%, Die Scehautaschen Ausführungen bedeuten nun 
eine wesentliche Einschränkung der Strahlentherapie der Myome 
und drücken die optimistische Beurteilung der Röntgenwirkung 
stark herab. Indessen muß man sich aber auch vergegenwärigel, 
daß Sehauta bis an das Ende seines Lebens zu den Gynäko- 
logen gehört hat, welche der Strahlentherapie im allgemeinen ab- 
lehnend gegenüberstanden. Er hat alles, was gegen die Verwen 
dung der strahlenden Energie ausgeführt werden kann, mit auber- 
ordentlicher, fast einseitig berührender Schärfe in den Vorder- 
grund gerückt. So ist die Angabe nicht neu, daß ein hoher 
Prozentsatz von, Myomen mit Veränderungen an den Adnexen 
kompliziertist. Es liegen indessen aber auch schon Beobachtungen 
hierüber vor, daß die Adnexveränderungen die Wirkung der Be- 
strahlungen nicht beeinträchtigten. Hierauf ist Schauta gar 
nicht eingegangen und hat einen Gegenbeweis auch ‚nicht zu 
führen gesucht. Auch der hohe Prozentsatz an maligne en 

arteten Myomen, wie ihn Schauta angibt, bedarf der Brörte- 
rung. Im allgemeinen beträgt die Komplikation des Myoms m 
dem Careinom 1 bis 2°/,, kaum anders liegt es mit dem Sarkom 
Die Sehautaschen Ausführungen können also in mancher Hin 
sicht nicht ohne weiteres der gesamten Betrachtung der Hons 
sichten der Strahlentherapie des Myoms zugrunde gelegt wer o3 
aber sie zeigen uns, daß man die Grenzen der Bestrahlung on 
etwas enger stecken muß, als es die Freiburger Richtung in 
Man vergesse nie, daß sich die Bestrahlung ben nur gegen $ 


Digitized by Google | a PE 


„Unter der Annahme einer 


Doch ist dieser Standpunkt 


En Strahl 


6.Jali... 1919 — 


Symptom der Erkrankung,. gegen die Blutung wendet, daß ferner 
die Ausfallserscheinungen nach der Bestrahlung sehr beftige sind 
~> und die der uteroprivierten Erkrankten, denen man .die Ovarien 
 zurückgelassen hat, .überragen. Man muß bei ruhiger Betrach- 
". _ tung auch zugeben, daß die Bestrahlung nicht der schonende 
“ Eingriff-ist, für den man ihn oft nimmt und daß viele. soziale 
Gründe, die man zugunsten der Bestrahlung früher angeführt hat, 
Scheingründe sind. - Es läßt sich daher zusammenfassend über den 
augenblicklichen Stand der Myombehandlung sagen, daß man bei 
jüngeren Individuen der Operation. den Vorzug gibt. Das vierzigste 
Lebensjahr kann man. als unterste Grenze für die Bestrahlungs- 

- “therapie. ansehen. Maßgebend für diesen Standpunkt ist die Er- 
 fahrung, die wir hinsichtlich der Ausfallserscheinungen und der 
"Dauer der Wirkung bei der Bestrahlung gemacht baben. Wir 
müssen: bei jugendlichen Individuen damit rechnen, daß die Be- 
'strahlungswirkung nur eine temporäre ist und daß die Patienten 
sehr durch die Ausfallserscheinungen gequält werden. Mit Nach- 
- laß der letzteren tritt aber auch oft wieder ein Neuerscheinen der 
‚Blutungen auf, sodaß. die jugendlichen Individuen nicht mehr aus 
der Hand des Arztes kommen. Bald haben sie Ausfallsbeschwerden, 


. . bald leiden sie an Rezidiven. | u: | 
| Wie die Bestrahlung auf die Ovarien einwirkt, hierüber 
liegen nur histologische Untersuchungen vor, über die inner- 
. sekretorischen Veränderungen,. die dabei mitspielen, ` wissen wir 
nichts. Ich habe schon .bei früheren Gelegenheiten?!) auf die Beob- 
 achtungen von Hüssy, sowie von Wallart hingewiesen, die 
uns darüber aufklärten, daß das interstitielle Gewebe in den 
 Övarien im Anschluß an Bestrahlungen hypertrophieren kann und 
daß man mit einer abnormen inneren Sekretion der bestrablten 
Övarien rechnen muß. Wie unendlich schwer es ist, in diesen | 
.. Fragen heute sehon ein abschließendes Urteil abzugeben, beweisen 
. die-in dieser. Beziehung geradezu grundlegenden Untersuchungen 
vo Manfred Fränkel (15). Fränkel fand, daß Bestrab- 
lungen noch in der Entwicklung .begriffener, unreifer weiblicher 
‘Meerschweinchen mit Dosen, die beim entwickelten Tier eine 


Sterilität von fünf bis sechs Monaten verursachten, eine sterili- . 


‚sierende Wirkung nicht ausübten. Diese unreifen Meerschweinchen 
blieben nach der Bestrahlung im Wachstum zurück, concipierten 
. Jedoch völlig der Norm entsprechend in der siebenten Woche nach 
der Geburt und kamen in der 17. Woche nieder. . Ähnliche Fest- 
stellungen hinsichtlich der Beeinflussung der Zeugungsfähigkeit 
durch Bestrahlung ließen sich: beim männlichen ‘Meerschweinchen 
machen. Wir sehen also hieraus, daß reife und unreife Tiere sich der 


~ Bestrahlung gegenüber ganz verschieden verhalten und eigenlich 


das Umgekehrte von dem eintritt, was man. a priori erwartete. „Es 
scheint ein bisher noch nicht bekannter und beschriebener, schwer- 
wiegender Unterschied in dem Verhalten von embryonalen Zellen, 
‚die erst zur Ausreifung gelangen sollen, und solchen Zellen, die 
im ausgereilten Organ ihrerseits eine so ungeheure proliferierende 
Tätigkeit ausüben, wie es die Ovarial- und die Samenzellen tun 
. und die wir auch als embryonal bezeichnen.“ Diese Feststellungen - 
Fränkels sind für die ganze Beurteilung der Strahlenwirkung 
von außerordentlicher Bedeutung. Sie liefern uns den Beweis, 
3 daß ein fundamentaler Unterschied in der Beeinflussung durch 
Bestrahlung zwischen embryonalen und proliferierenden Zellformen 
o besteht, was wir nach dem Gesetz von Bergonié und 
a  Tribondeau eigentlich nicht erwartet hatten. Es wird uns 
auch durch diese Untersuchungen das Verständnis darüber er- 
möglicht, warum eine Bestrahlung wohl ein Careinom “örtlich be- 
seltigen kann, jedoch es nicht verhütet, daß an derselben Stelle 
Später ein Rezidiv zustande kommt, indem die Bestrahlung nur 
ksam ist gegen die ausgebildeten Zellformen, jedoch die prä- 
1 nomätdse Zelle — also in gewissem Sinne die Embryonal- 
orm des Carcinoms — ‘unbeeinflußt läßt. Diese entwickelt sich 
parer weiter zum ausgebildeten Krebs. Es zeigen uns aber auch 
| e ran kelschen Untersuchungen, daß wir in der Beurteilung 
er Strahleneinwirkung auf die ‘weiblichen Keimdrüsen uns viel 
größerer Vorsicht befleißigen müssen. Alles, was wir mit der Be- 
bild Sue beeinflussen können, bezieht. sich nur auf die ausge- 
en en Formen. Wir wissen, daß die Graafschen Follikel sehr 
schn sibel sind und diese werden durch die Bestrahlung. auch . 
ns stark beeinflußt, Nun steht es aber fest, .daß wir die Graaf- 
Eh Air ouik im Eierstock der‘ geschlechtsreifen Frau in allen 
n mio tlungsstadien finden.. Es finden sich eben auch Zellformen 
‚£mbryonalstadium vor und. diese sind es, welche durch die 
IM. Kl. 1917, Nr. 48 und 1918, Nr. 34. 


MEDIZINISCHE KLINIK — Ni. 27. 


| mann (24b). 


Taea A 


x oo. 


Bestrahlung nicht beeinflußt werden. Ihrer späteren Entwieklung 


zu normalen Graafschen Follikeln steht nichts im ‚Wege und so 


erklären. sich zwanglos die Vorgänge:des Wiedereintritts. der Ovu- 
. lation und Menstruation nach vorangegangener, durch Bestrablung - 
 verursachter Cessatio mensium. ` e nr. 
Nach allen diesen Beobachtungen- sowie nach den. ge- 


sammelten ‘praktischen Erfahrungen kommen wir in der Frage der 


Myombehandlung im wesentlichen auf das zurück, was eigentlich 


Albers-Schönberg von vornherein vertrat. Einer prinzi- 
piellen Ersetzung der operativen Behandlung der Myome durch “- 
die Bestrahlung kann man heute eigentlich das Wort nicht mehr _ 
sprechen. Die Bestrahlung ist nur dann indiziert, wenn die Er-. 


krankte sich schon dem klimakterischen Zustand nähert oder wenn 
irgendwelche Komplikationen. die Operation als gefährlich er- 


scheinen lassen. Im allgemeinen ist ja die Mortalität bei der 
operativen Myombehandlung eine geringe und überschreitet 1% 


nicht, Flatau spricht sogar. von 0%. ‚Allerdings gaben Döder- 
lein und Krönig noch eine Mortalität von 4 bis 6% an, je- 
doch ist diese Angabe eine mit 
Widerspruch stehende. l OF P 

-Einen absoluten Wert haben: die Bestrahlungen bei den 


klimakterischen Blutungen, die größere Beschwerden verursachen. . 


‚Franz (16) betont bei diesen Fällen die Überlegenheit der Be- 
strahlung vor der medikamentösen Behandlung (einschließlich der 
Organpräparate Ovarin, Oophorin und Luteoglandol), die er ebenso 
wie. die Ausschabung für, nutzlos hält. Behandelt wird die 
klimakterische Blutung, indem man an drei aufeinanderfolgenden 
Tagen auf neun Felder 300 X durch 3-mm-Aluminium gefilterter 


Strahlen verabreicht.” Diese Serie wird nach, 14 Tagen wieder- 


‚holt. _Nach vier solcher Serien ist die Amenorrhöe erreicht. Für 
eine rasche Verabreichung hoher Röntgendosen tritt Franz bei 
den klimakterischen Blutungen nieht ein. 
wurden immer beobachtet. Auch sonst sind die Mitteilungen über 
die bei der Metropathie erzielten Heilerfolge 

gibt die Zahl der Dauerheilungen auf 95% an. 
N Eine außerordentlich hohe Bedeutung wird heute den Gas- 
vergiftungen im Röntgenzimmer zuerkäunt und es beschäftigt 
sich eine ganze Reihe von Autoren mit der Fermhaltung der 
Röntgengase [Warnecros (17) Wintz (189), Bley (19), 
Matthes (20), Reusch (21) Kirstein (22). und Andere]. 
Reeder hebt besonders. hervor, daß sehr oft. Übelkeit und Er- 
brechen nach “der Bestrahlung aufgetreten sind, die jedoch 
schwanden, wenn das Röntgenzimmer gründlich gelüftet wurde. 
Reusch macht das Stickstoffoxyd dafür verantwortlich. Ich 
möchte die Einwirkung- dieser Gase beziehungsweise. die Möglich- 
keit einer solchen Einwirkung nicht in Abrede stellen, ich gebe 


jedoch zu bedenken, daß màn die Erscheinungen der Übelkeit - 
- und des Erbrechens auch bei solchen Pätienten beobachten kann, . 


welche in Röntgenlaboratorien bestrahlt wurden, in denen die 
ganze Apparatur außerhalb des Bestrahlungsraumes aufgestellt 
ist und in denen für den Abzug der Röntgengase bestens. Sorge 
getragen wurde. Eine Stiekstoffdioxydbildung ist in den mir .gerade 
vorschwebenden Räumen ganz unmöglich, und dennoch kommt es. 


hier genau so zu den Erscheinungen des, Übelbefindens. wie. in 


den mangelhaft entlüfteten. Es liegt dies eben nicht allein an den 
Röntgengasen (deren Einfluß ich, wie bereits erwähnt, gar nicht 
bestreiten will), sondern. an der Einwirkung. der Bestrahlung auf 
das Blutbild, auf welche ich noch am Ende der Betrachtung zu 


sprechen kommen werde. 
Gegen die wahllose Verwendung der -Strahlentherapie . bei 
den Meno- und Metrorrhagien wendet sich Schröder (23). Der- 


selbe verlangt für die. Aktinotherapie viel schärfere Indikations- - 


stellungen, warnt vor Schematismus und will die Röntgenstrahlen 
‘in erster Linie im Kimakterium angewandt seben wegen .ihrer 
Einwirkung auf die reifenden Follikel. Daß man die klimakte- 
rischen Blutungen auch durch Cholin günstig zu beeinflussen ver- 
mag, ‘weist W.intz (24a) nach. Wintz. hat bei drei Fällen 
Enzytolinjektionen angewendet und eine günstige Wirkung erzielt. 
Es war nur die Zeit, die verging, bis die Blutung -geringer wurde: 
etwas lang., Daß das Cholin eine der Röntgenwirkung ähnliche 
Beeinflussung des Körpers hervorzubringen vermag, ist bekannt 
[man vergleiche die Untersuchungen von Ritter und All-: 

Daß jedoch die Cholinwirkung der Röntgenwirkung 
nicht gleichkommt, ist durch die Wintzschen Untersuchungen 
erwiesen. Vor allem haben die Wintzschen. Betrachtungen 
keinen Beleg dafür erbracht, daß die Strahlenwirkungen auf die 


i 


"669° 


N 
» 


den übrigen Mitteilungen im 


Ausfallserscheinungen 


günstig, Reeder 


e i 
bo 
, 
a 
antaen Dapa a.s 


ern 


we Po 
e &s on 
R ee Wi 
Stdn nn nn 
var ,T EEER 


re ee 
Te AL > 
Er PR 


k: * Br . 
z a mema 
Ex 


2 
mr an 
“rs AS 

Sh m en 


— m 002 
Ten te 


p s ze 
er mnanaa a 
a ar m 
KEN 
na 


u 7 


te 2 i 
Tal 


Rn 


DET mn 
ne ara Annn 
A + 


Tomas 


- 
a u er 
Ë aa 


nd 
ee TORE E 
De N WII Ike 
Se . nn Fun Ee SE Pe ur 
ER E Pau. pa ke 


wre % 

DER ee $ 

nn nn ana 
BEE 


"On mn. u 
S Pn T. 
- -a x 1 
DRE E TO 
ti e 


det, mi p e 
E DEZ Pa 


Ps Br 
ee RUE 


a EN 
Se 

PROF 
ee 


i a RE ri ea 
TEE res 
CT NN G a Ee 

eea e nu. 

Tini 
y u 


ni name 


ee EMA 
Bag ERS SER 
at, 


m 
TAUS 


r 


ER a 
er Io 


- FR 
rg “ 

. ; A < y ti 

en IE 


yaa te 
nen ie, 


ie 


i 5 , 
E Er 
% .. 
nur. 
Kg 


ma y, 
= EEE 
Eee EEE 


- ot o 


o- ~ sa mn: 


wur nt 


nm 


- ranm Kom) me 


. a ga pe .. = 
2y en g Ta 
PE N Fe AE E E E E 


2 


670 


pea 


Zelle im Wege der Cholinabspaltung zustande. kommen. Eine 
praktische Bedeutung ‚wird sich das Enzytol in der Behandlung 
der klimakterischen Blutungen nicht erwerben, da wir ja in den 
Röntgenstrahlen ein .unvergleichlich besser wirkendes Mittel be- 
sitzen. Indessen hält es Wintz für möglich, eine Enzytol- 
therapie in solchen Fällen von ovariellen Blutungen anzuwenden, 
in denen der Patient der Röntgehbestrahlung nicht zugeführt 


‚werden kann. 


Literatur: 1. Krönig und Friedrich, Physikalische und biologische 


Grundlagen der Strahlentherapie. Urban & Schwarzenberg, 1918. — 2. Seitz 


und Wintz, M. m. W. 1918, Nr. 4, — 3. Albers-Schönberg, Fortschr. d. Röntgenstr. 


1913, Bd. 22, H. 2. — 4. Eymer und Menge, Mschr. f. Geburtsh. 1912, H. 3. — 
5. Heimann, B. kl. W. 1916, Nr. 37. — .6. Runge, M. KI. 1912, H. 12. — 
7. Mitscherlich, Strahlenther. 1917, Bd. 8, H. 1. — 8. Schumann, ebenda 1919, 


Bd. 9, H. 1. — 9. Werner, Arch. f. Gynäk. 1919, Bd. 110, H.2. — 10. Reeder, 


Strahlenther. 1919, Bd. 9, H. 1. — 11. Döderlein und Krönig, Operative 
Gynäkologie. Leipzig 1912. — 12. Franz, Vorlesungen 1919. — 13. Gauß 
und Lembke, Röntgentiefentherapie. Urban & Schwarzenberg, 1912 (1. Sonder- 


band der Strahlentherapie), S. 320. — 14. Schauta, Zbl. f. Gyn. 1917, Nr. 17. — 
15. Fränkel, Arch. f. mikr. Anat. 1912 und 1914, Bd. 80, Abt. 2. — 16. Franz, 


Th. d. Geg. 1916, März. — 17. Warnecros, M. m. W. 1917, Nr. 50. — 18. Wintz, 
ebenda 1918, Nr. 11. — 19. Bley, D. m. W. 1918, Nr. 15. — 20, Matthes, M 


m. W. 1918, Nr. 29. — 21. Reusch, ebenda 1917, Nr. i4 — 2. Kirstein, 


Fortschr. d. Röntgenstr., Bd. 22.°— 23: Schröder, Arch. f. Gynäk. 1919, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. 


` 


6. Juli. 


Bd. 110, H. 8. — 24a. Wintz, ebenda 1919, Bd. 110, H. 2. — 24b. Ritter und 
Allmann, Strahlentherapie 1914, Bd. 4, H. L (Fortsetzung folgt.) 


Anmerkung bei der Korrektur: Seit Drucklegung 
der Arbeit ist eine Reihe neuer Veröffentlichungen erschienen, auf 
die in Kürze eingegangen sei. H. Fuchs (Danzig) spricht in mehreren 
Betrachtungen (Zbl. f£. Gyn. 1919, Nr. 18, B. kl. W. 1919, Nr. 25 und 
Sitzung des ärztlichen Vereins Danzig, 13. Februar 1919) über die 
Erfolge der Strahlentherapie bei der Myomerkrankung. Fuchs hat 
nur ein Fünftel seiner Fälle als für die Bestrahlung indiziert gefunden, ein 
Ergebnis, das sich mit den vorstehend mitgeteilten Ausführungen 
Schautas deckt. Die Rückbildung des \Myoms hält Fuchs nicht 
für eine Beeinflussung durch die Bestrahlung selbst, sondern für einen 
ovariellen Vorgang. „Zuerst erlischt die menstruelle Funktion des Ovars, 
als die wesentlich labilere, und dann erst die trophische.“ Tritt nach 
18 Monaten keine Rückbildung. der Geschwulst ein, so muß man an 
das Vorhandensein eines Sarkoms denken. In der technischen Aus- 
führung der Bestrahlung befürwortet Fuchs neben der Bestrahlung, 
von vorn auch noch die Verwendung von dorsalen Einfallspforten. — 
Gegen die Auffassung, daß das Cholin eine strahlenähnliche Wirkung 
besitzt, wendet sich Gudzent in seinem ausgezeichneten, soeben 
erschienenen Buche „Grundriß zum Studium der Radiumtherapie* 


(Urban & Schwarzenberg, 1919). Ich werde auf dieses Buch noch später 
zu Sprechen kommen. | 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 24. 


August Bier (Berlin): Beobachtungen über Regeneration beim 
Menschen. Regeneration der Gelenke. (Schluß) Die normale Synovia 
hat eine große Bedeutung für die Entstehung und Erhaltung von Ge- 
lenken. Daher liegt der Gedanke nahe, diesen Stoff nach der Resek- 
tion in den Gelenkspalt zu bringen, Bis jetzt ist es aber nicht ge- 
lungen, genügend davon einwandfrei zu erhalten. | 

Ludwig Fejes (Budapest): Die Ätiologie der Influenza. Die 
jetzige Grippe stellt eine septische Allgemeinerkrankung dar mit Gefäß- 
wanderkrankung und Neigung zur Blutung. Sie wird erzeugt durch 
einen filtrierbaren Erreger. Die eitererregenden Keime führen 
dann in dem durch die septische Grunderkrankung geschwächten Or- 
ganismus zu einer ihrer Natur entsprechenden Mischinfektion. 

Erich Martini: Impfung gegen Pleckfieber mit sensibilisiertem 


- Impfstoff nach da Rocha-Lima. Sie verlief beschwerdelos und dürfte nach 


den bisherigen, allerdings geringen Beobachtungen empfehlenswert sein. 

Egon EwaldPribram (Leipzig): Ein Beitrag zur Erkrankung 
der Gallenwege durch Ascariden. Mitteilung zweier Fälle, die operiert 
wurden, wobei sich im ersten Falle ein dicker, 25 cm langer Ascaris, 
der mit dem Schwanzende gegen den Darm gerichtet war, im Chole- 
dochus und ein kleinerer Ascaris im Hepaticus` fanden. In dem zweiten 
Falle hatten sich gleichzeitig drei Ascariden, je einer in den Chole- 
dochus, Cysticus und Hepaticus eingedrängt. In beiden Fällen kam 
es dadurch zu einer Behinderung des Gallenabflusses. 

Wilhelm Karo (Berlin): Die Tuberkulose der Harnorgane. 
Sie ist eine hämatogen entstandene Infektionskrankheit, die fast immer 
zunächst nur in einer Niere lokalisiert ist. Für die weitaus über- 
wiegende Mehrzahl aller Fälle von Nierentuberkulose mit Eiterung in 
der erkrankten Niere ist die möglichst frühzeitige Entfernung der 
primär erkrankten Niere das einzige Mittel, den Kranken dauernd zu 
heilen, das heißt zu verhindern, daß sich die Tuberkulose descen- 
dierend auf Ureter und Blase fortsetzt. 

Erwin Gallus (Bonn): Gibt es eine Cataracta diabetica? Nach 
einem in der Niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde 
in Bonn am 7. April 1919 gehaltenen Vortrage. 

Arthur Mayer (Berlin): Eine eigenartige, bisher noch nicht 
beobachtete, durch den Micrococcus catarrhalis verursachte Fieber- 
epidemie. Das homologe Serum aggfutinierte die Kokken ziemlich hoch, 
in einigen Fällen bis zu 1:800. Die Infektion dürfte durch Stäubchen- 
inhalation übertragen worden sein. ' 

E. Meinicke (Ambrock bei Hagen i. W.): Zur Technik meiner 
Luesreaktion.. Der Verfasser hat eine neue Verdünnungstechnik aus- 
gearbeitet, die er genauer beschreibt. 

A. Fießler: Abschnürvorrichtung nach Dr. FieBler, ein Ersatz 
der elastischen Binde zur künstlichen Biutleere der Gliedmaßen. Die 
genau beschriebene, durch eine Abbildung veranschaulichte Vorrich- 
tung wird von der Firma Jetter & Scherer, Tuttlingen, angefertigt. 

H.-A: Gins (Berlin): Über die Verbreitung der Pocken in 
Deutschland und Österreich seit Kriegsausbruch. Unsere Bevölkerung 
bietet der Pockenseuche keine günstige Haftgelegenheit. Von ganz 
besonderer Bedeutung ist die Tatsache, daß weitaus die größte Zahl 
der bei uns an Pocken Erkrankten das 40. Lebensjahr überschritten 


a 


hat. Früher waren die Pocken fast ausschließlich eine Kinderkrank- 
heit, die es jetzt aber infolge der allgemeinen Impfung im zweiten und 
zwölften Lebensjahr nicht mehr gibt. Daher brauchen wir eine frei- 
willige Impfung aller Erwachsenen über 40 Jahre. 
Für dieses Ziel müssen durch ärztliche Propaganda die Krankenkassen 
und: Versicherungsgesellschaften gewonnen werden. 


E. Wöhlisch (Zoppot): Hautverätzung durch dampitörmiges 
Brom. Eine Berührung mit flüssigem Brom war auszuschließen. Es 
handelte sich daher in dem mitgeteilten Falle um eine hochgradige 
specifische Überempfindlichkeit gegen elementares Brom, da beim 
Normalmenschen Bromdämpfe nicht die geringste Sensation auf der 


Epidermis hervorrufen, während allerdings flüssiges Brom zu unange- 
nehmen Verätzungen der Haut führt. 


Hans Kronberger. (Davos): Bine einfache Methode der 
Dunkelieldbeleuchtung. Der Verfasser weist auf einige optische Prin- 
zipien hin, die es bei geeigneter Kombination jedem Mikroskopiker 
ermöglichen, die Leistungsfähigkeit seines optischen Instrumentes ohne 
Anwendung kostspieliger Hilfsapparate praktisch voll auszunutzen. 
' Das wesentlichste Hilfsmittel bei der mikroskopischen Beobachtung ist 
die Beleuchtung. Deren verschiedene Modifikationen und Konbi- 
nationen werden genauer angegeben. F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 23. 


_HäNncheRer Medizinische Wochenschriji 1919, NT. a 

E. Liebmann und H.R.Schinz (Zürich): Über das Rönigen- 
bild der Influenzapneumonie. Das Röntgenbild läßt einen weitgehenden 
Schluß auf die pathologisch-anatomische Form der Erkrankung zu. de 
nach der Lokalisation, der Dichtigkeit und Größe der Herde, dem Zeit- 
punkt des Eintretens und dem Verlauf der Erkrankung lassen sich 
röntgenologisch verschiedene Typen unterscheiden. 

R. Geigel: Die Wirkung der Papillarmuskeln. Die Papillar- 
muskeln sind nicht allein dazu da, die Atrioventrikularklappen bei der 
Systole am Zurückschlagen in den Vorhof zu hindern. Auch der Hert 
stoß entsteht durch die Tätigkeit der Papillarmuskeln, allein hier- 
durch oder doch zum wesentlichen Teil, indem das Herz dadurch dicker 
wird, sich vorwölbt und gegen die Brustwand anstoßen muß. Dem Zuge 
der Papillarmuskeln ist auch die Herzbasis ausgesetzt. Indem diese nach 
abwärts rückt, wird das Gefälle von den Venen gegen den Vorhof hin 
größer, und in diesem Sinne ist die Tätigkeit der Papillarmuskeln ei 
wichtiges Förderungsmittel für die Füllung des Herzens: 


Kurt Fränkel (Frankfurt a. M): Grippe und Graviditäl. Die 
Grayidität übt einen ungünstigen Einfluß aus auf den Verlauf und den 
Ausgang der Grippe, da über ein Drittel der weiblichen Grippe 
leichen im gebärfähigen Alter gravide war oder gerade geboren (oder 
abortiert) hatte. Hierbei ist noch zu berücksichtigen, daß die Geburten 
zahl in der Zeit, wo diese Beobachtung gemacht wurde, außerordeni- 
lich klein war. 

Josef Hock (Würzburg): Wunddiphtherie. Der Diphther © 
bacillus wird jetzt wohl häufiger als früher auf Wunden beobachtet, 
meist handelt es sich aber dabei um ganz avirulente Formen des . 
cillus. Wie der Diphtheriebacillus auf der Magenschleimhaut, or 
Vagina usw. in harmlosen Formen nachzuweisen ist oder bei gesunden 


ch we 


i 


Ri 


` handen sein müssen. 


Kniegelenkseiterungen, . In solchen Fällen, wo eine Aufklappung oder Re- 


die laterale und die mediale hintere Kniegelenkstasche eröffnet, durch 


‚ weitert und durch Drainage bei Semiflexion des Gelenks offen gehalten. 


Personen häufig gefunden wird, ebenso kann er ganz unschuldig, lediglich 
als Schmarotzer auf Wunden leben, ohne das Allgemeinbefinden irgend- 
wie zu stören, indem er. vielleicht: nur den Heilverlauf als solchen 


verzögert. er bi 
Fällen ein Zusammenhang’ mit den Grippeempyemen bestand. 


G. Lepehne (Königsberg): Neuere Anschauungen über’ die 
Entstehung einiger Ikterusformen. Vortrag, gehalten am 10. März 1919 


im Verein für wissenschaftliche Heilkunde zu Königsberg i. Pr. 


W. Förster (Suhl i. Thür.): Ein Fall von jahrelang im Darm 

. verweilendem Fremdkörper. Er ‘wurde’ vom After aus im Mastdarm . 
ziemlich hoch gefühlt und im Chloräthylrausch mit einer derben Korn- 
zange zertrümmert, Es fänd sich als Kern ein total angenagter, stark 


verdünnter Pfennig. | | 


Johannes. Zeißler (Altona): Die Differenzierung der an- 
 aeroben Gasödembakterien. Bemerkungen zu dem Artikel Schlo B- 


bergers (Nr.18 der M. m. W.). 


Reinhold Dunger (Dresden): Zur Eichungstrage der Hämo- 


globinometer. Bemerkungen zu dem Aufsatze Schalls (Nr. 8 der M.m.W.). 
Wilhelm Fleiner (Heidelberg): Neue. Beiträge zur Pathologie 


des Magens. (Schluß.) Erörtert werden die Ursachen und Folgen des 


sogenannten Kardiospasınus. Man hat die Stauungserweiterungen der 
Speiseröhre, als deren Ursäche ein organisches Hindernis am Magen- 
‚eingang nicht nachgewiesen werden konnte, durch Annahme eines 
krampfartigen Verschlusses des Magenmundes erklärt (Kardiospasmus). 
Der Krankheitszustand, den man als Kardiospasmus bezeichnet, beruht 
aber nicht, wie die Röntgenbilder ergeben, auf einem spastischen Ver-. 
schluß der Kardia, sondern auf ‘einer pathologischen Absperrung des 
Magengewölbes und des Magenkörpers vom oberen Abschnitt des Sulcus 
-gastricus, von dem aus jene Magenteile normalerweise gefüllt zu werden 
pflegen. Vermutlich ist mit dieser Art von Sperre auch eine starke 
Isthmusbildung im unteren Gebiete des Magenkörpers verbunden. Daher 
die Erschwerung des Abflusses in den Magensinus und die Rück- 
stauung durch die offene Kardia. in die Speiseröhre, die sich mit der 
Zeit mehr und mehr erweitert.’ | F. Bruck. 


Zentralblatt für innere. Medizin 1919, Nr. 24. | 
~ Stepp: Zur Frage des Blutzuckers beim menschlichen Diabetes. 
Die Arbeiten des Verfassers über den Restkohlenstoff des Blutes beim 
Diabetes hatten ihm ergeben, daß beim Gesunden Werte von 160 bis 
200: mg für 100 cem die Regel sind. Stieg nun der Blutzucker (nach 
‚den üblichen Reduktionsmethoden bestimmt), so war zu erwarten, daß 
auch der Restkohlenstoff entsprechend in die Höhe gehen müsse. Es 


» 


zeigte sich aber, daß das Verhalten des Restkohlenstoffs ganz ver- 


-< schieden war. Neben einer Gruppe, in dem der zu erwartende Parallelis- 


mus gefunden wurde, und einer zweiten Gruppe, wo der Kohlenstoff-. 
gehalt wesentlich höher stieg, als dem Zuckergehalt entsprochen hätte 
— was sich ohne weiteres durch die Anwesenheit von Acetonkörpern 
‚Im Blute erklären ‚ließ —, blieb in einer dritten Gruppe von Fällen 
der- Restkohlenstoff ganz bedeutend hinter dem Werte zurück, den 
man nach dem Grade der bestehenden Hypergiykämie hätte erwarten 
müssen. Verfasser untersuchte daraufhin bei weiteren Diabetikern den 
Blutzuckergehalt sowohl mit der Bertran d schen Reduktionsmethode, 
wie auch polarimetrisch und es-fand ‘sich fast immer ein erheblich 
geringerer Blutzuckergehalt mit Polarisation als mit Reduktionsverfahren. 
‚Verfasser schließt daraus, daß neben dem Blutzucker noch andere 


bisher unbekannte Substanzen mit, reduzierender Kraft im Blute vor- 


Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 24. 

A.Läwen: Resektion der hinteren Femurcondylen bei schweren 
‘Sektion in Frage kommt, wird durch je einen tief angelegten Seitenschnitt 
‚Resektion des nach hinten gebogenen Oberschenkelcondylen- 
abschnittes und eines Stückes des Meniscus die Höhle er- 


K. Mayer: Zur Lehre der Struma intrathoracica. Mitteilung 
eines ‚merkwürdigen ‘und lehrreichen Sektionsbefundes bei einer älteren 
| Frau, nämlich eines scheinbar in der Lunge gelegenen, von dem Brust- 
fell Überzogenen Tumors, der ein verlagerter Strumaknoten 
St. Er stand mit dem rechten Schilddrüsenlappen durch einen dünnen 
Stiel in Verbindung und der Lungenspitze so eingelagert, 
"daß die Form der Lunge erhalten blieb und der in der Lunge 
liegende Knoten eine Lungengeschwulst vortäuschte. K. Bg. 


r 


E 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 97, 


Pi ' 
i, , 
a er E 7 ; = 
Br Be ! ` 
‘ . 


- 


i : È e ` 


$ Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 24. _ 5 
‚"P. Mathes: Über Prolapsgefühl ohne Prolaps als Kriegs- 


| Reizbarkeit. des vegetativen Nervensystems; was als asthenischer Zu- 
' stand bezeichnet wird, sind Beckenboden und Beckenbauchfell 
gegen Spannungen und Debnungen überempfindlich .und ver- 


ursachen das Gefühl des Vorfalls. — Die Kreuzschmerzen sind u 


Ermüdungsschmerzen in den Kreuz-, Darmbein- und Lumbosakralgelenken 
und deren: Bandapparat als Folge einer verminderten Beckenneigung. 
= G. Schubert: Erfahrungen mit Terpentininjeklionen bei chir- 


urgischen Erkrankungen. Nach der ’Klingmüller'schen Vorschrift - 


wurde eine 20%ige Terpentinlösung in Olivenöl in Gaben von 0,2 g 
Terpentin intraglutäal in vier- bis fünftägigen Zwisch@nräumen bis zu 
sechsmal eingespritzt. Schmerzen und Temperatursteigerungen blieben 


gering. Erfolge wurden nicht festgestellt. ee 
K. Boas: Über die Kriegspsychosen ‘der Frauen im Lichte der 


amenorrhöe könnten auf Störungen in der’ Leistung der Geschlechts-. 
drüsentätigkeit zurückgeführt werden. | K. Be. - 


Die Therapie der Gegenwart, Juni 1919. 


Finkelstein (Berlin): Zur künstlichen Ernährung der’ Neu- 


geborenen. Die unzulängliche Versorgung ist Ursache nicht nur dermeisten 
Fälle von schlechtem Gedeihen, sondern auch des größten Teils aller end- 
gültigen, nicht mehr oder nur noch mit Frauenmilch behebbaren Mißerfolge 
der Flaschenernährung. Grundbedingung des Erfolges ist die volle 


Deckung des Bedarfs. Die einfachste Art der Anreicherung des Nährwertes - 


besteht in dem üblichen Koblehydratzusatz.. Ferner kommt Anreicherung 
des Fettes in Frage, außer bei gewissen abnormen Konstitutionen. 
Schoen (Berlin): Große Harnstoffgaben und Reststickstoffgehalt 


des Blutes: Bei mäßiger Erhöhung des Reststickstoffs pflegt auch eine ` 


längere Zeit dauernde Darreichung. großer Harnstoffdosen nicht zu einer 
Erhöhung des Reststickstoffwertes im Blute zu führen. Eine mäßige Er- 
höhung des Reststickstoffwertes im Blute ist keine Kontraindikation für eine 
Anregung der Diurese mit großen Harnstoffdosen. Wie die mitgeteilten 
Beobachtungen lehren, erweisen sich große Harnstoffdosen auch in: diesen. 
Fällen als ausgezeichnetes Diureticum, und zwar nicht nur bei Nephrosen. 
Veilehenblau (Buch): Zur unspecifischen Serumbehandlung 
des Erysipels. 41 Fälle wurden mit Diphtherieserum behandelt, Es 
starben nur 2,38 %; das durchschnittliche Lebensalter der Kranken 
betrug 29 Jahre. Die Heilungsdauer erfuhr durch die Serumbehandlung 
keine wesentliche Verbesserung gegen früher. a Ba 
Friedländer (Wiesbaden): Die hemiplegische Bewegungs- . 
störung und ihre Behandlung. Die Ausführungen beweisen, daß zwar 
nur beschränkte Erfolge zu erzielen sind, daß aber viel geschehen kann, 
‚um die Rückbildung der Lähmung zu fördern. Die cerebrale Hemiplegie 
bietet von allen. centralen Lähmungen noch die dankbarste Aufgabe. 
Hayward (Berlin): Über Schädelplastik. Bei allen beschriebenen 
Methoden muß das Gehirn ringsum vom Knochen losgelöst werden, die: 


Ränder des Defekts, die stets eine erhebliche Atrophie zeigen, sind,zu ent- `. 


fernen und der Knochen anzufrischen. Die Prognose des Eingriffs ist gut. 
Klemperer und Dünner (Berlin): Repetitorium der Therapie. 
Instruktive Besprechung der Bebandlungsmethoden der Lungentuber- - 
kulose und der Lungengeschwülste. ` C DE 
Kelling (Altona): Die Entstehung von Krampfadern. Der im 
Schlafe. stattfindende Druck auf die Adern bewirkt die Stauung, also 
‚eine rein mechanische Ursache. Die Extremitäten sollen also auch 
nachts gewickelt werden. | z . Reckzeh. 


Zeitschrift für: ärztliche Fortbildung 1919, Nr. 11. 

v.Dziembowski (Posen): Über den Wert. der Blutüberpflanzung 
in der Chirurgie und inneren Medizin.. Das weite Anwendungsgebiet 
der Blutüberpflanzung ist während des Krieges besser präzisiert, die 
Technik vervollkommnet worden. v. Dziembowski ‘schätzt die . 
Vorteile der direkten vitalen. Bluttransfusion gegenüber der bedeutend 
einfacheren indirekten nicht hoch ein, hat stets nur letztere angewandt 
und ist mit ihren Erfolgen namentlich bei den akut bedrohlichen 
chirurgischen Fällen zufrieden. a a 

Salzmann (Kissingen): Die Behandlung des Morbus Basedowii. 
Im Gegensatz zu der von Capelle ausgesprochenen, lediglich. auf 
Information durch die Literatur basierenden „Warnung vor der Röntgen- 
behandlung des Morbus Basedowii“ stellt Salzmann-mit Genugtuung 


‚test, daß durch diese rein konservative Therapie, ohne Verluste durch 
die Behandlung als solche befürchten zu müssen, die gleiche Höhe von 


Heilungen beziehungsweise Besserungen zu erzielen ist, wie durch die 


en 


| erscheinung.” Das Beckenperitoneum und die Douglasfalten ‚gehören 
Merkwürdig ist, daß bei ‚allen vom Verfasser beobachteten | zu den empfindlichsten Teilen des menschlichen Körpers. Bei erhöhter. 


Kriegsamenorrhöe. Die weiblichen Kriegspsychosen und die Kriegs- 


a Ge Para 
eroe ~ owr 


1- 


. 


P er Bor 
Fear A ES 
RE, ER Fr u y a 
kanata nA TE nn 0. n 


a RER, 
e~ ER 
t Di x 
Rares annia. `y 
PETE 


C- wte tn T a a a 


BE a 
E E 


E 
jm 


— wa ad er 
Ba an Be) DET ne -g 


as 
- . Rn re 

= f O 
Oo raue un Lu" 


er 


- 


ri mae e EG = 
- Br u 
ut te <= 
_ - » 


- 


tn ne 
” 


a a p en Fr re Tr 


e en 


— “ ” ber 
3 -Ee m Ta Bes- -pF — 
Hi Deanas - er D Â — Pa 
“w— s~ ` ` 
vi een ee 


- 

L- ga ee 

as Y ai 
~- e 


> tmas 
ne 2 
CTP da 


SKg, 
en rn 


vr 


erem e = 
Furt 
er-i;r 
A 

2 


7 ng 
nn a 
er] 
= ' 
m P a t 
. - r 


DE 
- . y N a * < % 4 

en ne . 
bu nu eye 4 

+ > ie 


- une r De 
nm 
à giaddi nu u 
Se pes å 
- ne 


un 
at 
i 
I 1 
i Pa 
HE 
l i 
4,1 
ji 

rt an 

4i a0) 


pppu 
Q nn ne a a 3 
je: r - _ T > Pr W u. 
er Be nn a r Sar a r- mga pas a 
JIST - u >- 


zuschlagen. 


ppa aie r un 
u nn ET nn nn ne Dan 
SENOS hen 


Q 
D 


operative Behandlung. Bei vorsichtiger Methodik sah Salzmann 
niemals Schädigungen. | 

_ Friedmann (Buch): Orthopädische Gymnastik. Der Wert 
einer von aller Kurpfuscherei befreiten, wissenschaftlich durchbildeten 
orthopädischen Gymnastik ist auch vom allgemein medizinischen Stand- 
punkt aus außerordentlich, nicht nur im Hinblick auf die Besserung 
der Kriegsschäden. Zu ihrer wissenschaftlichen Abgrenzung mit all 
ihren Behelfsdisziplinen wäre etwa der Ausdruck „Orthologie“ vor- 


Hans Meyer (Berlin). 


— [2 


Therapeutische Notizen. 


Die örtliche Behandlung infektiöser, besonders auch ulcerierender 
Anginen mit Salicylsäure empfiehlt Barth (Leipzig). Er verwendet die 
Salicylsäure als 10%ige Lösung in Alkohol und Glycerin zu 
gleichen Teilen. Damit wird mittels eines auf einem Stab aufgewickelten 
Wattebausches die belegte Stelle und ihre nächste Umgebung betupft 
oder ins Geschwür leicht eingerieben. Infolge des Zusammentreffens 
der alkolischen Lösung mit der Feuchtigkeit der Schleimhaut dringt 
durch die sofort einsetzende Diffusion auch die Salicylsäure tiefer in 
das Gewebe ein, wird hier als schwerer löslicher Körper abgelagert und 
kann so anhaltender wirken. Besonders empfiehlt sich das Verfahren 
bei der Angina Plaut-Vincenti. (D.m.\W.1919, Nr. 23.) F. Bruck. 

Die Behandlung akuter Pleuraempyeme mit Chininderivaten emp- 
fiehlt P. Rosenstein. An der tiefsten Stelle wird ein mäßig dicker 
Trokar eingestochen, von dem mit einem Schlauch in ein Gefäß mit 
Kochsalzlösung abgeleitet wird. Nach Entleerung des Exsudates werden 
100 ccm einer t/s %igen Vucin- oder Ye%igen Eucupinlösung 
durch den Trokar in die Empyemhöhle eingespritzt und in der 
Brusthöhle gelassen. Es tritt zweitägiges hohes Fieber ein. 
Die Behandlung wird in Zwischenräumen ein- bis zweimal wiederholt 
unter Anwendung von feuchten Brustpackungen. Die Atmung wurde 
schnell erleichtert und in vier Fällen die Operation dadurch vermieden. 
(Zbl. f. Chir. 1919, Nr. 22.) | K. Bøg. 

- Bei akuter Pyelitis, wo ein aktives Vorgehen mit Nierenbecken- 
spülungen kontraindiziert ist, empfehlen E. Nathan und H. Reinecke 
(Frankfurt a. M.), einen Versuch mit intravenösen Neosalvarsaninjektionen 
zu machen, und zwar in Dosen von 0,15 g jeden zweiten bis dritten 
Tag. (M. m. W. 1919, Nr. 22.) F. Bruck. 

Eine postoperative Chinintherapie empfiehlt H. Burkard gegen 
die bei Kriegsteilnehmern nach Bauchoperationen 
zuweilen auftretenden unbegründeten Temperatursteige- 
rungen. Es wird vier- bis fünfmal täglich 0,2 Chinin. muriat. zwei 
bis drei Wochen lang gegeben. Es soll sich dabei um latente Infek- 
tionen, aber nicht um Malaria handeln. (Zbl. f. Chir. 1919, Nr. 22.) 

Die primäre Exstirpation der Nekrose bei der Behandlung sub- 
cutaner Panaritien empfiehlt Prof. Dr. R.K lapp. Bei den feuchten 
Nekrosen, die zur Einschmelzung neigen und eine Folge der Aus- 
keimung einer Mischinfektion von Eitererregern sind, genügt häufig 
der bisher geübte Einschnitt. Dagegen ist die Behandlung bei den 
trockenen Nekrosen, die das Werk einer reinen Streptomykose 
sind, schwierig infolge des Ausbleibens der Verflüssigung und der Ent- 
leerung. Hier führt die primäre Exstirpation der subcutan gelegenen 
Nekrose in Blutleere und Chloräthylrausch zum Ziel. 
Unter möglichster Hautsparung wird die Nekrose freigelegt und, indem 
man sich scharf an ihre Grenzen hält, mit Pinzette und Schere heraus- 
präpariert. Zum Unterschied von der beim Karbunkel geübten Excision 
im Gesunden wird hart an den Grenzen der Nekrose ex- 
stirpiert. — Auch bei Sehnenscheiden- und Knochenpanaritien 
wird die subcutane Gewebsnekrose exstirpiert. — Die entstandene 
Wunde wird zunächst mit n Terpentinölemulsion getauchter 
Gaze locker gefüllt und, wenn sie ganz rein granuliert, mit Protektivsilk 
verklebt. Zur Hautregeneration dient die Scharlachsalbe. (Zbl. 
f. Chir. 1919. Nr. 24.) 

Technisches zur Eigenbluttransfusion bei Extrauteringravidität teilt 
Lichtenstein nach den Erfahrungen an der Leipziger Universitäts- 
Frauenklinik mit. Für die einfache Trichtermethode empfiehlt es sich, 
das Glasrohr unten quer zu seiner Längsachse abzu- 
schneiden und olivenförmig zu gestalten, sodaß der Gummischlauch 
das Lumen nicht verengt. Dadurch gelang es, in sechs bis acht Mi- 
nuten 1200 cem intravenös wieder einzuverleiben. Die Technik wird 
dadurch einfach, sicher und zeitsparend. — Das aus Tupfern durch 
Ringerlösung ausgelaugte Blut wurde außerdem in einigen Fällen von 
Tubenusuren als Klysma rectal verabreicht. (Zbl. f. Gyn. 1919, Nr. 22.) 

Eine Modifikation der Expressio placentae empfiehlt A. Müller 
(München) für die Fälle, wo durch: kräftiges Znsammendrücken des 
durch Reiben zur Contraction gebrachten Uterus nach Cred& die 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27.. 


berichtet W. Kausch (Berlin-Schöneberg). 
phlegmone möglichst frühzeitig zu ineidieren. Auf demselben Standpunkt 


Pladenta nicht gefördert wird. Mit den nach unten in das kleine 
Becken eingedrungenen Fingerspitzen wird der Uterus kräftig 

von beiden Seiten nach der Mitte zusammengedrückt 
und dadurch infolge der Verkleinerung der Anheftungsstelle der 
Placenta die Ablösung bewirkt. — Ist der schlaffe Uterus nicht zu 
umfassen, so kann man durch Druck gegen das Kreuzbein 
mit den Fingerspitzen die Placenta stückweise lösen. 


(Zbl. f. 
Gyn. 1919, Nr. 24.) K. Bg. 


Über einen Fall von chemischer Phlegmone nach Benzineinspritzung 


steht er auch bei größeren Furunkeln, namentlich des Gesichts, bei 
Karbunkeln, Panaritien und anderen Phlegmonen. Man soll hier nicht 
erst abwarten, bis sich Eiter gebildet hat. Der Verfasser hat von dem 
frühzeitigen Einschneiden niemals Schaden gesehen, wohl aber vom 
zu späten. In striktem Gegensatz zu Bier. konnte er bei schweren 
akut entzündlichen Prozessen keine Erfolge erzielen mit dem Stauen 
und Saugen, auch nicht mit dem Einspritzen von Eueupin. (D. m W. 
1919. Nr. 23.) | 

Die intravenöse Behandlung der Gonorrhöe mit Kollargol gib 
nach Fritz Lux (Mannheim) bei den Komplikationen, besonders der 
Arthritis gute Erfolge; bei der Urethralgonorrhöe mit Ceryixbeteiligung 
hat sie jedoch größtenteils versagt. (M.m.W.1919, Nr.22) DP. Bruck. 


Bücherbesprechungen. 


Max Böhm, Der Gliedersatz für den Schwerarbeiter, 
insbesondere für den Landwirt. Wiesbaden und Berlin 
1918, J. F. Bergmann und Julius Springer. 72 Seiten. M 4,80. 

In der vorliegenden Schrift beschreibt Verfasser sehr eingehend 
und klar Kunstglieder für Schwerarbeiter, besonders für den Land- 
arbeiter. An Hand von zahlreichen Zeichnungen und Abbildungen 
werden die Kunstglieder im Modell und bei der Arbeit vorgeführt. 

Die lang dauernde tägliche Beobachtung hat ihre Brauchbarkeit bewiesen. 

Für ein genaueres Studium verweise ich auf die interessante, 
lesenswerte Arbeit selbst. Werner Regen (Berlin). 


Köhler, Die militärärztliche Beurteilung und Behand- 
lung Lungentuberkulöser. Würzburger Abhandlungen aus 
dem Gesamtgebiet der praktischen Medizin. Bd. 18, H. 5/7. Leipzig 
und Würzburg 1919, Curt Kabitzsch, M 3,60. 

Die hier niedergelegten, ausführlich begründeten Gesichtspunkte 
sind zwar durch die veränderten Zeitverhältnisse zum Teil gegenstands- 
los geworden; doch zeigen einzelne Angaben, wie z. B. „Leute, deren 
Heilstättenkuren kürzer als acht Jahre zurückliegen, sollen keinesfalls 
als felddienstfähig erachtet, Tuberkulosegefährdete niemals länger als 
sechs Monate im Felde belassen werden“, noch. deutlich, wie verhängnls 
volle Wirkungen auf unsere schlimmste Volksseuche der Krieg nach 
Ansicht eines erfahrenen Beurteilers haben kann und sicherlich in zahl- 
losen Fällen gehabt hat. Hans Meyer (Berlin). 


Herm. Fischer, Die traumatische Apoplexia cerebri vor 


Gericht. v. Volkmanns Samml. klin. Vortr. Nr. 751/03. Chir. 211/13. 
Leipzig 1918, Ambr. Barth. Preis M 2,70. i | 


Aus reicher Erfahrung und unter Anführung zahlreicher Gut- 
achten bespricht Verfasser zunächst die frühe traumatische Gehim- 
und Meningealblutung, ihr Zustandekommen, die klinischen Erschel- 
nungen und Folgezustände wie Sprechstörungen, Lähmungen; Epi- 
lepsie, Spätepilepsie, Psychose, Diabetes, Lungenentzündung, Diabetes 
insipidus und tuberkulöse Meningitis. Dann folgt die Abhandlung der 
sogenannten traumatischen Spätapoplexie, für deren Vorkommen Ver- 
fasser eintritt, wenngleich er zugibt, daß sie nicht einheitlich zu el 
klären ist. Die kleine Schrift verdient größte Beachtung. 


C. Hart (Berlin-Schöneberg). 
Maxim Steiner, Die psychischen Störungen der manni 
lichen Potenz. 57 Seiten. Leipzig und Wien 1917, Franz 
Deuticke. M 2,50. 


Psychoanalytische Studie eines Dermatologen aus dem ydens: 
Freudkreis. Bei den sicher sexuellen Defekten darf man ja getos 
auch die Methoden, das diagnostische und therapeutische Arsenal del 
Freudianer zu Hilfe nehmen und wird Erfolge damit erzielen. Daru 
steht dieses Heftchen angenehm abseits von der Bibel der andere 
Psychoanalytiker, obgleich es dem Eingeweihten nichts Neues =", k 
Immerhin berührt es merkwürdig, wenn ein Arzt aus der Erfolglosigke 
seiner Behandlung einen Rückschluß auf die Art eines Leidens Zichen 


will (und zwar, ob die Impotenz angeboren oder erworben ist). Der 


Die Arbeit liegt unverändert schon in zweiter Auer 
> | z | 


Digitized by Google z 


Er empfiehlt, die Benzin- | 


umgekehrte Weg war bisher der bessere und wohl auch ehrlieheit: 


KT 3 - Te da EOR: A Bi fi 
- - Z yar \ Page Fai e- e p a t Fi 
$ Gi : ` - 2 = } + y 5 = rs 
. . A r E % kd s $ .. eW a 
ME nn. aS 1 Peas = Pal ne ic; ; 
i 5 5: E : vè ye ; „Yy ie g 
Ae ' : E Dt l ? 13 Ke 
R . ER & g W rt. DL 
` $ f T y ~ i ; 4 nn | ; m. Y 
! el ia 
ay : GPS 
ö DE > FREE 
N ir REN 
Hi; t. 5 
5 4 


.1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. ` 


-d 


Vereins- und. Auswärtige Berichte. . rt 
ni ar -Front . zu . machen. , Bei der Ausführung der Seuchenbekämpfungs- Ani, 

maßnahmen läßt sich Zweckmäßigeres leisten. Die Bestimmungen sind Be ‚| Del 
 verbesserungsfähig. Me E R a a ERTITEE IS fe: 
= Niemann: Grippe und Keuchhusten. In der von ihm geleiteten _ 


1 


Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 4. Juni 1919. 
Paul Rosenstein: Die Behandlung der Mastitis mit Eucupin 


ik und: Yasli Demonstration von drei Frauen, die mit dem Medikament | , en Ä mar n. In der von ihm tote ; 

Ll j hani ird .snätar vehalt Anstalt brach im Herbst vorigen Jahres eine Grippeepidemie -aus, die ~ kit | 
a i Orp aren poanie waren. Der vortrag: selbst wird später gehalten |. einen äußerst schweren und charakteristischen Verlauf nahm. Zuerst Male: 
ke 3 ra erkrankten zehn Schwestern und eine Amme. Dann griff die Krankheit Bu 17 


| ache über den Vortrag Jürgens: Neue Wege er a a A N EG nes iger I 
Aussprache | Sf 8 E se eben so 'explosiv auf die Säuglinge über, Zunächst wurden auf einer en i o 


des Krieges hat neben. der Unterernährung noch andere Gründe. Einer 
„derselben liegt:in der Ausbreitung der Übertragungsmöglichkeit. Es, 
it! - ‚sind. viele Tuberkulöse zu den Arbeitsstätten geströmt, .die früher nicht 


in T 
er 


‚Säuglingen, die noch ungemischt ernährt wurden,’ bekam die Hälfte 
fettreiche Kost, die andere Hälfte fettarme Gemische, mit Kohlehydraten 


RE E 


“rar vr Jaaa x 


stand, das: Fett steht: zur Immunität in gewissen Beziehungen. Von den ' ib 
N 
| 


nn ze 


"angereichert. Keine von den Kostformen- konnte’ naturgemäß den Tod 


1-1 
at ©. -der Seuchenbekämpfung. “ > er re A , DAA E E a JI Erea p 
W o l © Bönüiger: Der Umschwung der politischen Verhältnisse wird | Station von 14 Kindern acht, ergriffen, von "denen zwei sogleich, TE 0 e 
Ei.  .. für den Kampf gegen die Seuchen. von nicht so geringer Bedeutung par starben. Dann kamen auch die Ea Seaan 08 | BB 
wik ‚sein. Die Polizei, die früher für den Staatsbürger ein unentrinnbares | }&rankung war sehr schwer und gänz ch von der Bäug Fa Br 1 TE 
Ken, Schicksal war, wird heute nicht mehr respektiert, sondern bekämpft. | verschieden. Gleich se ersten T age fand. sich bei den Kin Orr AU Kine 
ie. Darin liegt, wie an einem Vorfall gezeigt. wird, eine erhebliche Gefahr. | gedehhte Dämpfung mit bronchialem Atmen und Knisterrasseln. Im Na i 
bi Die polizeilichen Maßnahmen. müßten mildere Formen annehmen und | ganzen erkrankten 52 Kinder, ‚von denen 43% einen schweren Lungen- ET teat 
M. -man müßte den breiten. Massen Verständnis für die Seuchenbekämpfung | Pefund zeigten. Drei ‘Säuglinge starben an schweren Ernährungs- j; i gh ai a 
= . beibringen. Insofern kann man auch von neuen. Wegen sprechen. Die | Störungen, die auf den Infekt zu beziehen waren. Bei den Pheumonien i TOR BR 
pi Entscheidung über die Frage, ob Staub- oder Tröpfcheninfektion für | fand sich mehrfach hämorrhagischer Schnupfen, einige. Male flüchtige i RETRE 
a. die Tuberkulose eine größere.Rolle spielt, ist noch nicht. gefallen, Man | Fxantheme. Die Sterblichkeit betrug 88%. Bakteriologische Unter- ME ea 
soll aber auch der Kontaktübertragung eine größere Bedeutung zu- se wurden nicht gemacht. > a E 1. RES 
wii schreiben. Wer Bacillen ausscheidet, trägt an den Händen große Mengen „Wenn Säuglinge so schwer erkranken, ist die Frage nach ihrer (EEE 
‚davon. Die außerordentliche Verbreitung der Tuberkulose während | Ernährung von Interesse. Gute Ernährung verleiht ‘besseren - Wider- | A 


die anderen Säuglinge, obwohl sie von ihnen nicht getrennt wurden. - 
.Man muß also annehmen, daß der Grippeinfekt diesen Keuchhusten. hat- 
‚entstehen lassen. Schon 1908 hat Czerny darauf hingewiesen, daß 
der Keuchhusten als klinischer Begriff ‚aufzufassen. ist, Geht ian von 
einer specifischen Infektion des Keuchhustens ab, so muß man sich der 
Frage der Disposition zuwenden. ' Man hat Beziehungen. zur Spasmophilie 
angenommen. Man muß äber den Husten der Spasmophilen vom Keuch- 
husten unterscheiden. Hier war auch von einem '-symptomatischen 
Keuchbusten, nicht die Rede, die Kinder waren nicht spasmophil.: Dem- 
zufolge ‚half die specifische Diät nicht. Nimmt man für die ‘Disposition 
zu Keuchhusten eine Übererregbarkeit des Hustenreizes an, so erschöpft 
‚man die Fragestellung zwar nicht, aber man genügt ihr. Zu der Über- ' 
erregbarkeit muß noch etwas Besonderes dazukommen, damit der Keuch- 
husten auftritt. Dieses Besondere in der beobachteten Epidemie:sieht 
N. in der Grippeerkrankung, die Beziehungen zum Husten hat.: Daß ` 
der Keuchhusten eine specifische, durch einen’ bestimmten Erreger ver- 
ursachte Erkrankung: ist, kann man nicht beweisen. Der fehlende 
bakteriologische Nachweis macht es unmöglich, Abortivfälle anzunehmen. 
In der Praxis soll man jeden Keuchhusten für infektiös halten.. Trotzdem 
‚braucht man die Kinder nicht immer zu isolieren, wie die Beobachtungen 
der Epidemie lehrten. Man muß annehmen, daß der essentielle Keuch- - 
husten — einen. symptomatischen lehnt N. ab — durch verschiedene 

| Infekte, die Beziehungen zum Husten überhaupt haben ‚müssen, ent- 
stehen kann. EF zer: “Fritz Fleischer. 


z — 


A ` die prophylaktische Impfung in Frage. Poan A | 
o Eckardt: Im .Kampf -gegen die Bacillen sind noch’ andere 
>` Faktoren zu ‚berücksichtigen, wie z.B. die Krankheitsbereitschaft des - 
‚Menschen. ‚ Die prophylaktischen Maßnahmen haben Fortschritte ge- 
zeitigt. - Die unentgeltliche Abgabe von. Diphtherieserum wäre dankbar 
zu begrüßen. Der Verlauf.der Infektionskrankheiten hängt mit davon 
‚.ab, wie der Organismus auf den Infekt reagiert, also-von der Disposition. 
| -Der Verlauf der. Tuberkulose hängt wesentlich ab von der Konstitution 
i . -des Kranken. Vielleicht bestehen Beziehungen zum Wassergehalt des 
Körpers, Durch Ernährungstherapie in. den ersten Lebensmonaten. kann 
~ man mit Erfolg Krankheitsbereitschaft bekämpfen. Durch Unterweisung. 
‚der Ärzte. über. diese Fragen kann ein neuer Weg der Seuchenbekänpfung 
eröffnet. werden. ‚Nicht der Bacillus, sondern der Mensch ist als Maß 
~ aller Dingė zu ‚nehmen. . ER Fr | 

`; Neufeld: Der bakteriologische Nachweis-der Diphtheriebaeillen 
kommt für die Behandlung der Krankheit zu spät.. Der Arzt muß, vor- 
‚her entscheiden, ob er das Serum anzuwenden hat. Die Wichtigkeit 
der bakteriologischen ‚Untersuchung beruht vor allem in dem Nachweis . 
-der Baeillen bei Bacillenträgern und der Umgebung des Kranken. Aber 
auch da sind wir noch: nicht auf der Höhe. Es gibt Stämme, von 
denen man nicht sagen kann, ob sie zur echten Diphtberie gehören. 

Es ist anzunehmen, daß die Diphtheriebacillen sich umwandeln können 
. ~ ~in harmlosere Saprophyten und da gibt.es ein Übergangsstadium. Bei 
Nasendiphtherie kommen. sicher auch echte Diphtheriebacillen vor. Die 
Wichtigkeit der” kindlichen Tuberkulose ist zu betonen. Die. Unter- 
Scheidung ‘in offene und: geschlossene Tuberkulose ist beizubehalten, 

Bei der Tröpfcheninfektion spielen die quantitativen Verhältnisse eine 
große Rolle. Die Staubinfektion tritt gegenüber der Tröpfeheninfektion 
‘, Zurück, Bei den meisten Erkrankungen, die von der Lunge aus ver- 
‚wittelt werden, kommt die Staubinfektion überhaupt richt in Betracht. 

u In der Praxis ist das Anzüchten einer Bacillenfurcht eins der wichtigsten 
Mittel zur Bekämpfung der Tuberkulose. Die Leute müssen wissen, 

. me außerordentlich -gefährlich das Zusammensein der Kinder mit 
hustenden Tuberkulösen ist, Eine entsprechende Belehrung feblt in 
fast allen Merkblättern. Die Anerkennung der Leistungen der Fürsorge- - 
Schwestern ist verdient. Sie sollten auch auf dem Lande wirken. Die 
Schwestern werden für die Belehrung der Familien. Gutes leisten. Die 
‚Belehrung der Kinder in den Schulen müßte. in größerem Umfang er- 
folgen, «Gegen: die einseitige Auffassung. der-Krankheit ist mit Recht 


rn rer 
az 
Nase 


J | 
En mehr gearbeitet‘ hätten. Der Tuberkelbacillennachweis ist von größter. ; | l en E PETE Kies i 
Wichtigkeit.  Baeillenstreuer sollen nach Möglichkeit ‘unschädlich ge- | Yerhindern- und auch Brustkinder starben. Aber bei den fettreich' er- | 
Ë,- „Macht'werden. Die’ Unterscheidung in offene und geschlossene Tuber- | Mährten Kindern gehörten die schweren Formen. der Erkrankung zu JEE i 
b; -` kulóse -ist gerechtfertigt.. Zweifelhaft ist es, ob man mit der polizei- | den Ausnahmen: Die köhlehydratreich ernährten Kinder starben in der I AE ie yet 
$ lichen Meldepflicht viel erreichen wird. Keinesfalls dürften die Folgen | Pegel. Nur zwei überstanden die Krankheit. Von den’änderen starben > 1 n 
= der Meldung Schikanierung mit unnötigen Maßnahmen sein. Besser ist | Dur drei. B S RN IR TEN ET : EE iog 
7 Belehrung ünd Besserung der hygienischen Verhältnisse. Man kann. | , . Die Kinder haben alle sehr stark gehustet. Bei einer Reihe von kn. 53 
en ‘dadurch aber die Infektion der Angehörigen auch nicht verhindern. . ihnen steigerte sich der Husten zu einem typischen Keüchhusten mit 2) En 
| _ Hierfür ist mehr zu erwarten von der Prophylaxe nach Friedmann, | Anfllen, Blauwerden, Wegbleiben, Erbrechen, Zungenbändchengeschwür, ie BE BR 
ne ‚Richtig angewendet, schadet sie. niemals und der Allgemeinzustand der. | Hämorrhagien.um die Augen herumi usw. Im ganzen waren neun Kinder En FEN 
+  ."skrofulösen Kinder bessert sich vielfach. Auch für Ehegatten kommt | SO erkrankt. Für eine Keuchhustenepidemie oder eine‘ Mischinfektion - I SE 
N m, | sprach nichts. Die Kinder übertrugen die Krankheit auch nicht auf © | E 
I ER u aen 


tom oe Yu: 
A Ne 

d x Be 
wien 


= | Dortmund. — ~ Ee | 

Klinis che Demonstrationsabende .der städtischen Krarikenanstalten;ı - 
E = | Februar—März 199... 0. u > n 

Rin dfl eise h.demonstriert einen Fall von Syringomyelie mit 


> 


y 


Spontanfraktur und Bildung einer Pseudarthrose: = ; _ 

| 45jähriger Kohlenhauer, früher gesund. Verunglückte vor neun 
bis zehn Jahren; ein herunterfallendes Kohlenstück streifte ihn an der 
rechten Schulter. Er verspürte keine Schmerzen, arbeitete weiter. 
Schmerzlose Anschwellung ‘des Armes.. Arm’ seitdem .etwäs schwach 
und ungeschickt. Arbeitet über Tage weiter. Vor fünf Jahren weitere 
Verschlechterung der: Gebrauchsfähigkeit des rechten Armes; Wieder- - 
auftreten einer schmerzlosen. Anschwellung.. - Vor- zwei Jahren 'zum 
.ersten:Male Pseudarthrose :des-rechten Oberarms. festgestellt. Seitdem 


- 


674 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. 


fast völlige Gebrauchsunfähigkeit des rechten Armes. Seit längerer 
Zeit Unempfindlichkeit gegen Hitzeeinwirkungen am rechten Arm. 

Die Untersuchung ergab vollkommene Pseudarthrose unterhalb 
des rechten Oberarmkopfes, Aufhebung der Schmerz- und Temperatur- 
empfindung im Gebiet des rechten Armes und des ganzen rechten 
Schultergürtels auf den Kopf übergreifend.. Berührungsempfindung 
erhalten. Atrophie des rechten Deltoideus, Cucullaris, Seratus, etwas 
weniger auch im Latissimus und im Pectoralis. Fibrilläre Muskel- 
zuckungen in beiden Armen. 

Es wird angenommen, daß die Syringomyelie bereits zur Zeit 
des Unfalls bestanden hat. Die Pseudarthrose, die erst acht Jahre 
später festgestellt wurde, war damals nach dem Röntgenbilde aber 
bereits ziemlich alt. Die Fraktur ist ebenfalls durch das relativ unbe- 
deutende Trauma infolge abnormer Brüchigkeit des Skeletts zustande 
gekommen. Da sie intrakapsulär saß und die völlige Pseudarthrose 


sich erst langsam entwickelte, blieb die Funktion lange Zeit auffallend 
gut erhalten. 


Rindfleisch bespricht die in der Kriegszeit in Dortmund 
vorgekommenen Fleckiieberfälle. 

Die Krankheit ist in der Zeit von Mai 1915 bis zum November 
1918 fünfmal in Dortmund eingeschleppt worden; nur zweimal kam es 
zur Übertragung der Krankheit auf eine weitere Person. Im ersten 
Falle erkrankte eine Schwester und dann erkrankte ein Schlafgenosse 
eines polnischen Arbeiters, der im Bette des Ersterkrankten geschlafen 
hatte. Die Erkrankungen verliefen zum großen Teile sehr schwer und 
endeten in vier Fällen tödlich. Bei Besprechung der Diagnose wird 
hervorgehoben, daß die Weil-Felixsche Reaktion sich gut bewährt hat. 
Die Agglutination erreichte in allen Fällen, die darauf untersucht 
wurden, einen hohen Titer (i : 1600). Die von Wiener beschriebene 
Farbenreaktion des Harns fiel ebenfalls in allen darauf untersuchten 
Fällen positiv aus, jedoch war derjFarbenunschlag bei anderen Krank- 
heiten mit stark positiver Diazoprobe (Bauchtyphus und schweren 
Tuberkulosen) der Fleckfieberreaktion ähnlich. Die von Fränkel 


beschriebenen Gefäßveränderungen konnten mehrfach nachgewiesen 
werden. 


Hansberg stellt einen 71 Jahre alten Kranken vor, bei dem 
er im Jahre 1910 die halbseitige Resektion des Larynx wegen Carcinoms 
gemacht hatte. Die Schleimhaut des Sinus piriformis und der hin- 
teren Wand des Aryknorpels wurde nach der Exstirpation auf die 
Wundfläche bis weit nach unten hin aufgelegt und zum Teil vernäht. 
Die Heilung erfolgte per primam mit dem Resultat, daß sich ein 
Stimm- und Taschenband in der aufgepflanzten Schleimhaut bildeten, 
wodurch eine gute Stimme erzielt wurde. Bis Herbst 1918 ist der 
Kranke gesund geblieben, dann trat ein Rezidiv an der früher gesunden 
Seite ein, weswegen die Tracheotomie gemacht werden mußte. In 
Anbetracht des Alters, vor allem des stark reduzierten körperlichen 
Zustandes wegen muß von einer Radikaloperation Abstand genommen 
werden. In diesem Falle trat erst nach acht Jahren ein Rezidiv ein. 
H. verfügt noch über drei andere Fälle, in denen einmal nach fünf, 
zweimal nach sechs Jahren das tödliche Rezidiv eintrat. 


Engelmann: 1. Über Erfahrungen mit dem Dämmerschlaf. 
In der Frauenklinik wurde der Dämmerschlaf in modifizierter Form bei 
fast 200 gutbeobachteten Fällen angewandt. E. hat früher auf Grund 
gewisser Erfahrungen und Erwägungen die allgemeine Anwendung des 
Dämmerschlafes abgelehnt. Neuerdings wendet er den Dämmerschlaf 
bei allen Frauen an, die es wünschen, falls keine Gegenanzeichen vor- 
liegen. Verschiedene Gründe haben ihn zu dieser Änderung seines 
Standpunktes veranlaßt. Einmal die Erfahrungstatsache, daß die Frau 
unter den augenblicklichen Verhältnissen nicht mehr die Widerstands- 
kraft besitzt wie früher und zweitens die Erwägung, daß auch von 
seiten des Arztes alles getan werden müsse, um die Gebärunlust 
vieler Frauen zu bekämpfen. Der Dämmerschlaf ist zwar keineswegs 
das Idealverfahren, als das er vielfach hingestellt wird. Es sollte viel 
mehr auf die unangenehmen Zwischenfälle hingewiesen werden, auf 
die man gefaßt sein muß, wenn man ihn anwendet: Hochgradige Auf- 
regungszustände, die Hilfeleistungen sehr erschweren, und die An- 
wesenheit eines geschulten Personals nötig machen; Versagen der 
Bauchpresse in der Austreibungszeit, wodurch öfter als sonst die An- 
wendung der Zange notwendig wird, wenn man nicht die Geburt sich 
ungebührlich in die Länge ziehen lassen will; asphyxieähnliche Zu- 
stände der Kinder, die öfter ein Eingreifen nötig machen und anderes 
mehr. Eine Anwendung des Dämmerschlafes im Privathaus wird ab- 
gelehnt. Für die Klinik haben wir jedoch zurzeit kein besseres Ver- 
fahren der dauernden Schmerzlinderung. Die gute Wirkung des 
Dämmerschlafs kommt auch in dem Verhalten der Frauen in den Tagen 
nach der Geburt zum Ausdruck. Es kann keinem Zweifel unterliegen, 
daß die Wöchnerinnen, und zwar auch die sensibleren Naturen unter 


diesen, einen viel frischeren Eindruck machen und sich auch viel 
schneller erholen, als man es früher zu sehen gewohnt war. 

2. Die Röntgentiefentherapie bei Myomen und gutartigen Bintungen. 
In der Frauenklinik werden seit 11/2 Jahren alle Myome und gutartige 
Blutungen mittels Tiefentherapie behandelt, und zwar nach der In- 
tensivmethode der Erlanger Frauenklinik (Symmetrieapparat). Die Er- 
folge sind sehr befriedigend; nur wenige Fälle brauchten operiert zu 
werden (6:80). Das Aufhören der Blutungen wurde meist in zwei, in 
einzelnen Fällen auch schon in einer Sitzung erreicht. Nur in zweifel- 
haften Fällen machte die Probeausschabung den Aufenthalt in der 
Klinik notwendig. Das neue Verfahren stellt danach einen außer- 
ordentlichen Fortschritt dar, indem auf ungefährlichem Wege und in 
kürzester Zeit Heilung und Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit der 
Kranken erreicht wird. Ebenso günstig sind die Erfahrungen bei 
anderen gutartigen Blutungen, von denen über 60 Fälle bestrahlt 
wurden. 

Auch über die Bestrahlung inoperabler und operabler Uterus- 
carcinome liegt eine nicht unbeträchtliche Zahl von Beobachtungen 
(etwa 90 Fälle) vor, die zur Fortsetzung der Versuche ermuntern und 
über die an gleicher Stelle später berichtet werden soll. 

Fabry: Trichophkytiebehandlung. Bei den oberflächlichen Formen 


| genügt Rasierverbot und dreimal pro die Einreibung mit 2- bis 4%higem 


Salicylcarbolspiritus. Bei tiefen Formen zur Beseitigung der Infiltrate 
neben dem obigen Spiritus abends eine resorbierende Salbe (Schwefel- 
salicyl), ferner Aufschläge mit heißen Kamillen oder Ichthyolsalicyl- 
lösung. Behandlung besonders hartnäckiger sklerosierter, umschriebener 
Infiltrate mit 10- bis 20 %igem Carbolspiritus (nur vom Arzt auszu- 
führen !). Galvanokaustische Eröffnung der Infiltrate. Röntgenbestrahlung, 
und zwar in einer Sitzung 8X Oberflächenbestrahlung und 15 X Tiefen- 
bestrahlung (0,5 Aluminiumfilter). _ Allgemeinbehandlung bei stark 
suppurierenden Fällen mit Leukogen, außerdem eine Anzahl mit Tricho- 
phytin, über welches ein abschließendes Urteil noch nicht abgegeben 
werden kann. 

Fabry: Silbersalvarsandermatitis. Aus der Krankengeschichte 
ist folgendes als bemerkenswert hervorzuheben: 1. Eine Patientin mit 
Lues I und II erhält zehn Silbersalvarsaninjektionen in Dosen von 0,1 
bis 0,2, und zwar vom 21. Dezember 1918 bis 20. Januar 1919, also 
jeden dritten Tag. Von jeder sonstigen, örtlichen und allgemeinen 
antiluetischen Behandlung war Abstand genommen worden. Während 
die ersten neun Injektionen ohne ernstere Störungen vertragen wurden, 
trat nach der neunten Injektion die Dermatitis auf, 2. Das Exantben, 
das mit Sicherheit als sogenanntes Arzneiexanthem’ aufzufassen ist, war 
im ersten Stadium urticariell, dann scarlatinös und endlich unter vielen 
nässenden Nachschüben squamös, und hat die ganze Körperoberfläche, 
einschließlich Kopf- und Gesichtshaut, sowie Volae und Plantae be- 
fallen. Gleichzeitig bestand hochgradige Defluvia capillaris sowie Nagel 
entzündung, starke Conjunctivitis und Abschuppung der Lippenschleim- 
haut. Es handelte sich also um eine hochgradige, universelle, zum 
Teil nässende Dermatitis, die Patientin jetzt bereits vier Wochen aus 
Bett gefesselt hat und auch noch nicht als abgeklungen zu betrachten 
ist. Es ist demnach eine Hautanaphylaxie nach Silbersalvarsan, die 
erst nach der zehnten Injektion sich entwickelte, im Gesicht begann 
und bald universell wurde. Der Urin war stets frei von Albumen, was 
ja bei derartigen Allergiefällen meist nicht der Fall ist. 3. Die Therapie 
war eine möglichst indifferente: Kamillenbäder, Puderbehandlung, Bor 
salbe im Gesicht und Borwasser gegen die Conjunctivitis. Roborierende 
Diät. Bettruhe wegen der allgemeinen Schwäche. 4. Die Wasser- 
mannsche Reaktion fiel am 25. Februar —+- aus. Am 8. März 1919 
erhielt sie 0,1 Silbersalvarsan, Praep. 102, worauf sie abermals mit 
einer universellen Dermatitis, mit Schwellung der Augenlider und der 
Mundschleimhaut reagierte (Temperatur abends 39,1 °). Urin frei von 
Eiweiß. Wassermann 10. März 1919 +++. Abklingen des ExanthemS 
in drei bis fünf Tagen. Mit Rücksicht auf den noch positiven Wasser- 
mann und die Silbersalvarsan-Idiosynkrasie wurde nun die Behandlung 
mit Novasurol fortgesetzt. Glücklicherweise scheint eine Quecksilber; 


anaphylaxie nicht vorzuliegen. Bis jetzt wurden gut vertragen ie 
0,2 am 17., 21., 24. und 27. März. E. 


——.— — 


Göttingen. 
Medizinische Gesellschaft, Sitzung am 4. Februar 1919. | 
= W. Heubner: Über die experimentelle Pathologie der Reizgas‘ 
vergiftung. Vortragender berichtet über die Ergebnisse zahlreicher: 
eigener Versuche, die von verschiedenen anderen Forschern und von 
ihm selbst ausgeführt wurden, um das Wesen der Erkrankung nach 
Einatmung von reizenden Gasen und Dämpfen aufzuklären. Er h 
die ursprünglich vorherrschende Ansicht, daß eine Schädigung des 


Digitized by Google | 


m re ig $ x en et 
ae re re Eur En Ri ne x : 5 - > en Gr . BE ; Sn u BR je Be, E 2 aE j na 
5 - ; 7 , k ; . l $ . 2 3 . f o’ urn T Rhei : 
6. Juli. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27.: Eh EP: (ee n 
' R . ' E š r ` $ . 5 2 ; . a . ; e B Per - E y - P i T zo En iX I o. T 2 
M B 2 o £ g N 7, ß 3 ` j ` en pagpa i 
photographische‘ Demonstration . der erzeugten schwersten capillären `- ur Bei Pai 

- i En S 


`- Epithels der Lungenalveolen .die Hauptursache aller Folgeerscheinungen 

sei, für unrichtig und lege nach dem Vorgange von Ricker das 
- . Hauptgewicht auf. die Veränderung der Circulation, die in den Lungen 
durch Reizstoffe in gleicher Weise gesetzt werden, wie an allen mög- 


Hyperämie der Magendarmschleimhaut). Auch schon beim Frosch läßt 
sich diese Wirkung nachweisen. Dieselbe Capillarvergiftung greift aber . 
außerdem im Gebiet des Sklettes.an. Die Knorpeiflächen der Gelenke ' 
zeigen blaue bis schwärzliche Verfärbung; an den Gelenkenden finden 


, 
An f : 
a ; 
D n . 
Vi 
ER 4 Mri y 
Sara 28 ` 
un PE FRE; a 4 
N SE 
y x BR, E 
aa N SER a Ps ” 
en I, ur 
Yan 
— Le 


lichen anderen Gewebsarten. Sie bestehen bei stärkster Einwirkung ( Be: i 
. in rasch eintretender Stase im' gesamten Lungengebiet und damit in | sich Sugillationen; die Epiphysendurchschnitte: zeigen hochgradigste eA o WAE 
akutem Stillstand des-Kreislaufs überhaupt, bei schwächerer Einwirkung | Hyperämie (Demonstration). Die histologische Analyse dieser Skelett- ee dient 
in „Prästase“, das heißt in verlangsamter Blutströmung, die bei längerer | veränderungen steht noch aus. Ob sie als lokale Wirkung an den a e aii poi 
Dauer starke Exsudation, also ausgebreitetes Lungenödem nach sich | Gelenken -oder auf dem Umwege eines chemischen Einflusses der ver- aa 
- zieht. Das Interessante an dieser Prästase ist ihr Beharrungsvermögen, | änderten Knochenmarksfunktion therapeutische Bedeutung besitzen, o iien ` 
= das heißt ihre Fortexistenz lange über die unter Umständen nur äußerst | bleibt noch zu analysieren. Jedenfalls ist aber hier zum erstenmal i ENA 
eine Brücke zwischen der experimentell pharmakologischen -Wirkung | et 
al 
ng 


kurze Einwirkungsdauer des Giftes hinaus; besonders deutlich wird 
dies bei der Einwirkung des Phosgens, das augenblicklich mit Wasser, 


Zr 
à 
x 


her so geheimnisvollen Giehtwirksamkeit 


des Colchieins und seiner bis A 
Oehme. a Es 


Tod kann bei wenig niedrigen Dosen durch akute Stase auch ohne 


Säuerung eintreten, wie Vortragender an einem Lungenpräparat demon- 
'striert; auch Gifte, die überhaupt keine Säure abspalten können, wirken 


-in gleicher Weise (z. B. Chlorpikrin). — Vortragender erörtert weiter 
die Veränderungen im Gesamtorganismus, die als Folgeerscheinung des 


Lungenödems bei-langsamer verlaufenden Vergiftungserscheinungen auf- 
treten — erhöhte Gerinnbarkeit des ‘Blutes und Blutdrucksenkung — 
und erinnert an die gleichsinnigen ‘Veränderungen bei schweren Ver- 
brennungen; er glaubt auch bei der Reizvergiftung die Bildung 


E gerinnungsfördernder und. blutdrucksenkender Stoffe in dem Lungen- 


gewebe annehmen zu sollen und .berührt damit das Gebiet des Zu- 
Sammenhanges zwischen Störungen des’ Gewebsstoffwechsels und der 
Gewebscirculation („nutritive Reizung“, neuere Untersuchungen von 


Ebbecke und Anderen). Auch. der allgemeine Stoffwechsel wird 
=- durch Einatmung von Reizgasen, z. B. Chlorpikrin, gestört, nachhaltiger . 

noch durch Thiodiglykolchlorid, dessen Wirkungen äuch den lokalen 
Zellstoffwechsel stärker betreffen und allgemein noch wesentlich pro- 


trahierteren Charakter besitzen als die der übrigen Reizstoffe. Trotzdem 
diese Substanz im Organismus langsamer zerstört wird als’z. B. Phosgen, 
lassen sich doch auch hier Wirkungen. weit über den Bereich hinaus 


erkennen, innerhalb dessen man die Gegenwart der wirksamen Substanz 


annehmen darf. . Vortragender möchte zwischen den typisch reversiblen 
und den typisch irreversiblen Giftwirkungen eine besondere Gruppe 
‚abgrenzen, die zwar nicht reversibel ist, aber sich auf Funktions- 
veränderungen beschränkt, also keinen raschen Gewebstod, herbeiführt; 


' ihr Resultat ist nach einmaliger kurzdauernder Einwirkung eine Dauer- 


erkrankung, die man als toxische „Pathobiose“ bezeichnen könnte. 
~ Löwe und Lipps: Pharmäkologisches. zur Colchicintherapie 


der Gicht. . (Vorläufige Mitteilung.) . Tierexperimentelle Studien mit. 


neuen, von Windaus- gewonnenen Körpern der Colchicinreihe, die 
zum Teil bereits von Löwe und Rüssemeyer angestellt wurden, 


‚zeigen, daß die Magendarmwirkung des Colchieins (tödlicher Brech- 


‚durchfall beim Säugetier) auch bei einer größeren Anzahl zum Teil 
wesentlich einfach gebauter Derivate wiedergefunden wird. Beim. Col- 
‚ehiein. und allen wirksamen Derivaten erwies sich die bisher nur nach 
der negativen Seite geklärte Magendarmwirkung bei der pathologisch- 
‚anatomischen und histologischen Analyse als Capillarvergiftung (mikro- 


doppelt so häufig nachzuweisen als bei Kindern von Müttern ohne 


Phänomen. Untersuchung derselben 162 Schulkinder: im Juli und im 
Februar ergab sich bei 84% keine Veränderung; bei den übrigen: 
‚häufiger ein Schwächerwerden oder Verschwinden im Februar. Zum’ 
gleichen Ergebnis und zu ähnlichen Zahlenverhältnissen bezüglich der: 
. Häufigkeit kam Frau Dr. Czastka an der Deutschen Lehrerinnen- 
bildungsanstalt. Dagegen fand Baß in New York für das Schulalter ` 


nur 29%. Ein solcher Unterschied fordert zu gleichartigen, Unter- 
suchungen in Landschulen und bei verschiedenen Rassen auf. Sthee- 


man will bei Vorhandensein des Phänomens geringeren Kalkgebhalt 
| des Blutes gefunden haben. Aber das von ihm verwendete Wrightsche . 
Verfahren ist ganz unverläßlich; deshalb sind gewichtsanalytische Kalk-. 


bestimmungen begonnen worden. Graphische Aufnahme des Phänomens: 


Die galvanische Erregbarkeit vom Stamm und vom Chvostek'schen 


Punkt aus gehen der mechanischen Erregbarkeit nicht parallel. Da- 
gegen: ist durch Untersuchung bei über 1000 Fällen ein Gleichgehen 


der Erregbarkeit vom Chvostekschen Punkt aus und der mechanischen: . 


Erregbarkeit des. Pectoralis recht wahrscheinlich. Pulays Angabe, 


daß das Phänomen durch Erkrankungen des Rachens bedingt werde, 
‘konnte in 83 Fällen nicht bestätigt werden. Zum Schluß wendet sich 
R. gegen Kleinschmidt, der 100 Kinder mit Facialisphänomen 


seiner Privätpraxis untersuchte und bei fünf nach anamnestischer Angabe 


.Erscbeinungen der Spasmophilie, bei einem Idiotie mit Krämpfen fand... 


„Keines der übrigen Kinder konnte im strengsten Sinn des: Wortes als 
gesund bezeichnet werden.“ Daraus zieht Kleinschmidt den 
Schluß, das Phänomen zeige „eine angeborene funktionelle Minder- 


wertigkeit des Nervensystems an“. Diese Folgerung ist noch nicht. 


berechtigt, denn Kleinschmidt hat den Fehler begangen, nicht 
auch 100 Kinder. ohne Facialisphänomen in der gleichen Weise nach- 


zuforschen. R. hat dies an Fällen der Sprechstundenpraxis versucht, 


wobei aber selbstverständlich — da die Anamnese’ ohne Rücksicht auf 
diese Frage aufgenommen worden war — Angaben über ein „neuro- 
pathisches“ Verhalten der- Kinder in früherer Lebenszeit, der Sicher- 
stellung entgingen.' Trotz alledem fand R. auch unter Kindern ohne 
Facialisphänomen ebensohäufig „neuropathische* Erscheinungen. Die: 
Entscheidung können nur Familienärzte durch gleichmäßige. Unter- 


‚suchung der Kinder mit und ohne Phänomen bringen. 


Rundschau. 


~ >. Hygiene und Küche. 
 Ein"Beitrag zur Konservierungsfrage 


| Von 
' ‚Dr. Emil Reiß, Frankfurt: a. M. 


| Der Weltkrieg hat uns kein einziges neues Nahrungsmittel ge- 
bracht. Während in der Chemie, Physik, Technik usw. hervorragende, 
zum. Teil bahnbrechende ‚Neuerungen dem Krieg zu danken sind, ist 
auf dem Gebiet der Nahrungsmittelerzeugung keinerlei bedeutungsvolle 
„Entdeckung zustande gekommen, so sehr man auch nach ihr gesucht 


hat, und so sehr man sie nötig gehabt hätte. Wohl hat man gelernt, 
aus Nahrungsmitteln. (Zucker, Milch, Vanille usw.) Sprengstoffe oder . 


` 
i - 


andere Heeresbedürfnisse zu gewinnen, aber der umgekehrte Versuch, 
etwa aus den Nitriten zu- Nahrungsmitteln zu. gelangen, ist nicht ge- 
glückt. Die in den ersten Kriegsjahren mit soviel Reklame in die Welt 


gesetzte Kunsthefe ist erstens nichts absolut Neues; denn in geringer - 


Menge wurde Hefe schon früher bei der Herstellung von Nahrungs- 
und Genußmitteln (Bier, Brot usw.) benutzt. Und zweitens hat. sich 
die Kunsthefe als wirkliches Nahrungsmittel, das in größeren Mengen 
dauernd genossen werden könnte, nicht bewährt. ‘Die zahlreichen Ge- 
müse und Kräuter, die man während des Krieges als Nahrung heran- 
gezogen hat, sind keineswegs .neuentdeckte, sondern nur aus früheren 
Zeiten wieder auferweckte Nahrungsmittel. Es haben also weder die 


technischen Wissenschaften vermocht, neue Nahrungsmittel herzustellen; 
noch ist es gelungen, irgendein von der Natur dargebotenes Kräutlein 


[j 
N 


.: T 
EN ER nn 
BOT DIE DZ e > 


. © Ai i 
El un a a  & 
aune S 
EETA a 
nn en i ; 
È San: weh 2 ATEA ` EN 
rs PS i: 
Ve Sen e A TUE TEn T ASTR TA aE 


rea S 
— 


_ m 


Ko 


als auch -bei der Berührung mit feuchtem Gewebe zerstört wird und | geschlagen.’ 
dabei die indifferenten Spaltprodukte HCl (beziehungsweise NaCl) und | T “ En 
CO2 (beziehungsweise HNaCO2) liefert. Vortragender hält es jedoch- P ; re SE 
ganz allgemein für eine Besonderheit der „Reizwirkung“, daß der | " rage o o | Een a 
- Wirkungserfolg besonders am Capillarkreislauf die Gegenwart des - . Verein deutscher Ärzte. Sitzung vom 14. Februar 1919. k an A al ir 
' Giftes wesentlich überdauert; damit hängt es auch zusammen, daß der | . W. Raudnitz berichtet über Untersuchung des Facialise- + Bl j l 
Wirkungsgrad der Reizgase nicht durch ihre Konzentration, sondern |. phänomens, welche G lej'zor vorgenommen hat. 2580 Kinder: 0 bis .. D a e 
durch ihre Gesamtmenge bedingt wird. Höchste Konzentration von |-i Jahr bei 8%, 1 bis 5 Jahre bei 26%, 6 bis 15 Jahre bei 58%. — . |; en 
Phosgen und verwandten Stoffen können bei der Einatmung infolge ‘| 300 Sinnesgestörte: bei Taubstummen seltener als bei Blinden. Ver- , — .." lail: 
' Bildung größerer Salzsäuremengen eine Säuerung des Lungengewebes | gleich des Phänomeüs bei annäherad 1300 Müttern und ihren Kindern; ET 
“hervorrufen, was aber nur eine akzidentelle Erscheinung ist; plötzlicher | zeigen die Mütter das Phänomen, so ist es bei ihren Kindern: beiläufig. i ie Ä 
N 
SIEN 


The 
er 


wien. 
= 


her: 


en ee 
Ser 


OE 
naea adma oan E p A 
TUE LRP aT a 
PE 
en 


n- Ta 


T 
paing 


apr pee en 
nn ae wg AIR, 
-i N 
AST 
rn 
EB De 


er 
a Tan, 
sr 


TODON AnA 
`~ 
Y 
no~ 


pe um.t. 
i E 


©. 


ur 


a a 
a 
` — t ST HAYA X 
ILON IT EST r 7 3 
E TENY 
we ne 


Caan, 


Oui 


s D 


ee E E 


n 
a Sek rn 


z 
a £ 
.—— ln 
AEN 2 
eo De N i ‚FE « 


-” OCA. 
« “rg - r- 
Er Ri 


Qe = 


| 
| j! 
au 
L 

5 

“ 
1 
iR 
f 
tite 
MERT) 
ALTS 
1 

$ 

13 £ 
iat 
k 
i 

N 
an 
Ar 
hi 
(en 


> ern 
ne = ar mn 
z PEI nr re 
ee et y “N 


„a r v 
rA EKIA = mn 
T — = A > 
Zr Er Ta D 
Pe \ 


r = SK Po e 
era 7 che 
Er a 
Em. 


ee _ = $ nn Fe. nt u jæ BE en ai 
e a a re T TAE Tp ea va = > - _ 
` pA = un - EL | u nen 2 x - 
um - IR Sen 17 tee a a rc rn = : e 
> = ur“ = We, ~ i: —-5 -a = — u ne > 3 — > e 
NE . age t= - er - = Fa = — en - i 
À \ Tage; De 5 re” Zt An Zee ne ne 
II nn - u m Er E - -== ee a = — bsan -— TR ne —: WER - -ry - e Ta a > 
ZU AT rrr — - mr a a ~ - 
T I re np pan = - Ce er 2a 7 B 


a e 


ee A 


nn Fin DE 


arooda BR 


rd Ku: 


2 nn Le — hj ante - nn ie Dr rr u u 
Zt m Sur ziehe = he rye T a —— 
4 Ze = m m —— — e _ - mr ` 
- -> — por K g = hg? A « 
. r e r 
= > ed Az = 5 > Pe" ..> >“ - zu 
di ee OR A pe = CETE t m ra 
ee a E a grtet 
vn Zu > agi 
3 + 


. verpflanzt. 


676. 


oder Tier aufzufinden, das nicht schon in früheren Zeiten zu Nahrungs- 
zwecken gedient hätte, 


Diese Tatsache ist interessant, aber nicht wunderbar. Die erste 


Notwendigkeit des täglichen Lebens ist Essen. Alles andere ist Luxus. 


Daher kommt es, daß der Mensch schon in den primitivsten Zeiten 
eine gewisse. Technik in der Auffindung und Zubereitung der Nahrung 
sich angeeignet hat. In den vielen tausend Jahren, die der Mensch 
auf Erden weilt, hat er alle Tiere und Pflanzen des Landes, des Wassers 
und der Luft, ja sogar die Gesteine der Erde aufs genaueste daraufhin 
durchgemustert, ob sie ihm zur Nahrung dienen können. Seine Findig- 
keit hat nichts übersehen und seine Erfindungsgabe hat jede bisher 
mögliche Art der Zubereitung erprobt. Man vergegenwärtige sich nur 
einmal die Summe menschlichen Witzes, die bis zu der Erkenntnis ge- 
braucht wurde, daß der Wurzelsproß eines beerentragenden Strauch- 
gewächses, den wir Spargel nennen, ohne Schaden eßbar ist. Man 
versteht dann leichter, daß im Laufe des ganzen menschlichen Erden- 
daseins nichts Genießbares unentdeckt geblieben ist, und daß während 
der jetzigen paar Jahre der Kriegsnot nichts mehr zu finden übrig war. 

Man sollte daher meinen, daß die Küche alles getan habe, um 
wenigstens durch Anwendung der modernsten und raffiniertesten che- 
mischen, physikalischen und technischen Hilfsmittel die vorhandenen 
Nahrungsmittel aufs vollkommenste auszunutzen und in zweckmäßigster 
Weise zu verarbeiten. -Davon ist die Küche jedoch weit entfernt. 
Hygiene und Küche, oder Küche und Fortschritt sind leider noch 
immer diametrale Gegensätze. Die Einrichtungen und Handleistungen 
in der Durchschnittsküche befinden sich in patriarchalischem Zustand. 
Ein Forscher der Ethnologie oder Urgeschichte würde reiche Funde 
machen, wenn er sich in die Geheimnisse der Küche vertiefen wollte. 
Zum Teil mag diese Rückständigkeit daher kommen, daß die Köchin, 
sofern sie nicht die Hausfrau selbst ist, gewöhnlich vom Lande stammt 
und die traditionellen Gebräuche der Bauern in die Stadtküche 

Von modernen Einrichtungen findet man in der Durchschnitts- 
küche nichts. Der „Wasserstein“ ist sicherlich ein Überbleibsel aus 
der Steinzeit. Noch nicht einmal für laufendes warmes Wasser ist im 
allgemeinen gesorgt. Nur in ganz großen Küchenanlagen (Restaurants, 
Krankenanstalten usw.) und in einigen wenigen ganz modernen Privat- 
häusern findet man zweckmäßige Spül- und Ablaufvorrichtungen. Im 
übrigen fehlen die allereinfachsten Apparate, die in jedem kleinsten 
chemischen Laboratorium vorhanden sind, z. B. ein Filtrierstutzen, 
meist sogar das Filtrierpapier, eine Zentrifuge, eine Schüttelvorrich- 
tung, eine Saugpumpe. An kompliziertere Apparate, z. B. zu Destillier- 
zwecken, ist nicht zu denken. Mit den primitivsten Mitteln, unter er- 
heblichem Zeitverlust und meist auf Kosten der Sauberkeit, suchen die 
Köchinnen diese Einrichtungen zu ersetzen, deren sie sehr häufig be- 
dürfen. 

Nur ein moderner und sehr zweckmäßiger Apparat ist in jeder 
Küche vorhanden, nämlich ein Trocken-Sterilisationsschrank, wie er 
besser gar nicht gedacht werden kann. Aber die Köchinnen wissen 
nichts von seiner Existenz und benutzen ihn daher auch nicht zu 
Sterilisationszwecken. Dieser geheimnisvolle Sterilisierapparat ist näm- 
lich der Bratofen. Alle möglichen mechanischen und chemischen Mittel 
werden in der Küche empfohlen und angewandt, um Gläser und 
Flaschen für Einmachzwecke zu reinigen, aber niemand denkt an das 
einfache und wirksame Mittel der Hitzesterilisation im Bratofen. Wir 
werden später sehen, .mit wie großem Vorteil sich diese Einrichtung 
bei der Konservierung von Nahrungsmitteln benutzen läßt. 

Gehen wir nun gar zu den Gewohnheiten der Köchinnen über, 
so gewinnen wir den Eindruck, daß so etwas wie Hygiene noch nie- 
mals existiert hat. Bekanntlich sind die Milchhändler zur Einhaltung 
strenger Verordnungen in bezug auf Reinigung und Art der Stand- 
und Transportgefäße verpflichtet. Letztere müssen mit Deckel ver- 
sehen sein. In gut eingerichteten Milchkuranstalten ist ein ge- 
sehlossenes System von Apparaten vorhanden, durch welches die 
Milch hindurchläuft, abgekühlt und in Flaschen eingeschlossen wird, 
sodaß sie nach Möglichkeit vor dem Eindringen von Keimen aus der 
umgebenden Luft geschützt ist. Sobald aber die Milch in die Küche 
kommt, wird sie in einen offenen Topf gefüllt und an freier Luft 
stehengelassen. Der Milchtopf hat nämlich, im Gegensatz zu allen 
anderen Töpfen, absichtlich keinen Deckel, und so steht die bisher 
sorgfältig unter Luftabschluß aufbewahrte Milch frei da, als schönster 
Nährboden für alle aus der Luft herabfallenden Bakterien und zum Er- 
götzen von Fliegen, Käfern, Bienen und eventuell anderen Haustieren. 
Unter dieser Behandlung wird die Milch natürlich schnell sauer. In 
gewöhnlichen Zeiten wird sie dann einfach weggegossen.. Noch nicht 
einmal die Verwendung dieser kostbaren tierischen Flüssigkeit zur Her- 
stellung von Quark oder anderem Käse ist im Durchschnitt der Stadt- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. 


köchin bekannt. Während in der Großindustrie verschiedenartige 
Methoden angewandt werden, um die gesamten Stoffe der Milch zweck- 


. mäßig zu verwerten, hat die Chemie auf die Küche noch keinerlei 
Einfluß ausgeübt, sei es zur Konservierung der Gesamtmilch, sei es zur 
Abtrennung ihrer Hauptbestandteile, etwa des Eiweißes, z. B. durch 


Alkoholfällung. 


Das Versagen der Küchentechnik trat am deutlichsten während 
des Weltkrieges zutage, als in Deutschland die Konservierung 
der Nahrungsmittel im großen Maßstab ausgeführt wurde. 
Niemals wird es sich errechnen lassen, welche Mengen von Nahrungs- 


"mitteln durch die Unkenntnis der Köchinnen und Hausfrauen während 


der Kriegsjahre zugrunde gegangen sind. Früher wurden in den 
Haushaltungen hauptsächlich Gelees und Mus hergestellt, und 
zwar vorwiegend von solchen Früchten, die von Natur aus_ eine be- 
sondere Dauerhaftigkeit besitzen, wie Zwetschen, Johannisbeeren, 
Stachelbeeren ‘usw. An feinere Früchte, wie Erdbeeren, Kirschen, 
Pfirsiche und dergleichen, hat sich die Hausfrau früher nur selten 
herangewagt. Die Methode war einfach. Die Früchte wurden unter 
Zuckerzusatz mehr oder weniger lang gekocht und das eingedickte, 


. dunkelfarbige Produkt in Gläser gefüllt, die, wenn es hoch kam, vorher 


mit Säuren, Schwefel oder heißem Wasser gereinigt waren. Als Ver- 
schluß diente das übliche Pergamentpapier. Ehe dieses aber aufgelegt 
wurde, ließ man den Gelee oder Mus an der offenen Luft erkalten. 
Damit wurde der Zweck des Abkochens natürlich wieder illusorisch, 
da allerhand Keime aus der Luft eindringen konnten. Wieviel außer- 
dem noch der in das Glas eingeführte Daumen der Köchin geleistet 
hat, sei nur zart angedeutet. Jede Hausfrau weiß, wie häufig in diesen 
Geleetöpfen nachträglich Schimmel auftrat. 


| Nun kam vor einigen Jahren als: große Neuerung das sogenannte 
Weckverfahren auf. Es ist im Prinzip nichts anderes als der 
Versuch, die Regeln der Antisepsis und Asepsis den Gewohnheiten 
des Küchenpersonals anzupassen. Das Verfahren verhindert eine nach- 
trägliche Infektion der durch Hitze sterilisierten Konserven. Durch 
eine besondere Federvorrichtung schließen sich nämlich die in einem 
großen Sterilisiertopf aufgestellten Rinmachgläser bei der Abkühlung 
von selbst. Beim Herausnehmen der mit Konserven gefüllten Gläser 
aus dem Sterilisiertopf kann der Inhalt also nicht mehr mit der Luft 
oder gar mit unsauberen Geräten, Fingern usw. in Berührung kommen. 
Auch der Verschluß (auf den Glasrand aufgepaßter Deckel mit einer 
Zwischenlage von Gummi) ist so gewählt, daß er nicht leicht lädiert 
werden kann. Damit war den Haushaltungen eine RKonservierungs- 
methode gegeben, die trotz völligen Mangels an hygienischen Kennt- 
nissen Erfolg versprach. Und nun wurde in allen Haushaltungen 
„geweckt“, was irgend erreichbar war, nicht nur Gelee, sondern auch 
Marmelade, Früchte der verschiedensten Art, Gemüse und sogar Fleisch. 
Der Erfolg entsprach dennoch nur zum Teil den großen Hoffnungen, 
die man darauf gesetzt hatte, und zwar aus Gründen, über die noch 
zu reden sein wird. E 
Das ganze Weckverfahren und die ihm nachgebildeten Methoden — 
so geeignet sie auch für die große Masse der Ungebildeten und Un- 
belehrbaren sind — ist entbehrlich für Jeden, der die Gesetze der 
Asepsis anzuwenden versteht. Wir brauchen nur die Methoden, di® 
uns vom bakteriologischen Arbeiten her bekannt sind, auf die Binmach- 


kunst zu übertragen, um den bei der häuslichen Konservierung größt- 
möglichen Erfolg zu erzielen, 


Das hygienische Verfahren der Konservierung: 


Dem entspricht das folgende Verfahren, das sich mir bei Ver- 
suchen in der eigenen Küche bestens bewährt hat. Zunächst tritt der 
Bratofen als Trockensterilisierschrank in seine Rechte. Der Boden des 
Bratofens wird mit Holzscheiten ausgelegt. Die vorher gut gespülten 
Einmachgläser, -töpfe, -flaschen usw., sowie das ganze für die Umfüllung 
erforderliche Instrumentarium (Trichter, Löffel, eventuell Passiertuch, 
Filtrierpapier) werden Stück für Stück in haltbares Papier eingewickelt 
(am besten Filtrierpapier, doch genügt auch‘ Zeitungspapier) UN 
auf die Holzscheite in den kalten Bratofen gelegt. Dann erst 
wird Feuer gemacht. Bei kräftigem Herdfeuer kann man, Wi 
mir entsprechende Messungen zeigten, im Bratofen leicht Tempe 
raturen von 170°, 200° und mehr erzeugen. Doch ist es besser, das 
Feuer etwas gelinder zu halten — etwa auf 110 bis 120° im Bratofen ~ 
was man daran erkennt, daß die Papiere, in welche die Gefäße em- 
gewickelt sind, nur bis zur leichten Gelb- oder Braunfärbung angesengt 
werden. Im Laufe meiner Untersuchungen konnte ich mich davon 
überzeugen, daß diese Sterilisation der Gefäße eine völlig genügen 
ist, Auf dem Herd werden inzwischen die zu konservierenden Ericht 
und dergleichen nach den üblichen Vorschriften im Topf erhitzt. I 


Digitized by Google 


p 


E ø 
ihr 


SERSBFESBEREES 


EST ES ERS 


u eem e ee e e e | _ - r a 
a a i EINER: 
- mm nn. 


m m a ne Na åE WA 


vo, e a —_ u m 
D - m ne une. ER 


eine sterile- Flasche mit Ventilverschluß (Glasaufsatz ‚wie auf Titrier- 


m mm. aeg us 


= vorher am besten durch Auskochen in einer 2%igen Salicylsäurelösung 


in den ‚meisten ‚Fällen vollständig. zum Ziele, das heißt zur Gewinnung 


kann — und. das ist bei der heutigen Minderwertigkeit von Gummi, 


‚stanzen zur Verfügung, die schon in kleinen Mengen: das Wuchern 
. Sogar zeitweise mit gesetzlichen Einschränkungen belegt waren, wagt 


‚auch bei langdauerndem Genusse völlig gefahrlos sind und doch zur 


freier Herstellung in den’ Handel gebracht, daß man ihre Anwendung 


Tabletten verbreitet worden, haben aber noch nicht die Aligemeine Ver- 


i 
A pe A a 


EA 1919 — MEDIZINISCHE ELINIE — Nr. 27. em er 
wendung gefunden, die sie , verdienen. Gewöhnlich genügt eine Tablette En 
‚für einen Liter der Konservenmasse, sodaß bei dem geringen. Preis der en aE 


das beendet, so läßt man das Herdfeuer ausgehen und schließt 
den Topf. : Wenn die Konservenmasse ebenso wie das Herdfeuer 
‘einigermaßen abgekühlt ist, nimmt man die Gefäße und Utensilien aus 
dem Bratofen heraus, wickelt ‘jedes einzelne erst kurz vor dem Ge- 
brauch aus, obne bei dieser und den folgenden Prozeduren mit dem’ 
Finger oder sonstigen unsterilen Gegenständen in die. Nähe der Gefäß- 
öffnung zu gelangen, und füllt die fertiggestellte Masse, Gelee, Mar- 
melade, Saft, Kompot usw. ein. Hat man Gläser mit: ‚gutschließendem 
Deckel (der. natürlich mitsterilisiert wurde); so ist das um so besser. 
Andernfalls nimmt man 'sterilisiertes Pergamentpapier. oder sogenanntes. 
Salicylpapier, doch*muß man bei dem Anbinden desselben schon ganz. 
besonders vorsichtig sein, soll die nachträgliche Infektion der Konserven 
verhindert werden. ‚Sicherer ist es dann schon, man läßt nach Füllung” 
und Schließung nochmals einige Zeit .bestimmte 'Hitzegrade - ‘einwirken. 
Dauer und Grad der anzuwenderden Wärme. wechseln erfahrungsgemäß 
je nach der verwendeten Substanz und dem gewünschten Endprodukt. - 
Darüber findet man alles Nötige in den‘ Koch- und Konservierungs- 
büchern. Besonders zweckmäßig , ist‘ das Verfahren z. B. bei der Be- 
reitung von’ Fruchtsaft. Wir wissen, daß an der Oberfläche der Früchte. 
eine große Masse ` von Keimen ‚jeder Art, Bakterien, Hefe, Schimmel- 
pilze usw. sitzen, Das- Vorhandensein der Hefe wurde bisher bei der. 
Bereitung von -Fruchtsäften: benutzt, ‚um durch einfaches Stehenlassen 
eine Gärung herbeizufübren. Natürlich ist das 'ein. sehr-schmutziges. 
(und auch langwieriges) Verfahren, denn außer der. Hefe vermehren 
sich noch ungezählte andere Keime. - Viel, 'zweckmäßiger ist es, zu- 
nächst durch gründliches Kochen sämtliche Mikroorganismen abzutöten. 
. Bebandelt man. den abgepreßten Saft weiterhin_ unter, aseptischen- 
Kautelen, wie oben‘ beschrieben, so gewinnt man einen ausgezeichneten 
unvergorenen: baltbaren Fruchtsaft; der ein viel stärkeres und reineres: 
Aroma besitzt als der vergorene, eine Tatsache, die den meisten Haus- 
_ frauen nicht bekannt zu. sein scheint. Will man aber vergorenen Saft 
- haben, so setzt man pach dem Sterilisieren. reine Hefe zu, füllt in 


: Tabletten die Ausgabe keine Rolle spielt. 


man sich darauf verlassen, daß die aus’ Früchten und den meisten Ge- 


scbmeckendes Produkt abgeben. 
‚Bedeutend schwieriger liegt die Sache _ beim Fleisch. Die 


Beeinträchtigung des Geschmacks: zu erhalten, ist das Gefrieren- 
= assen, Hierzu sind umfangreiche maschinelle Anlagen, große Kühl- 
ıäume usw. erforderlich. Das Verfahren wird bekanntlich in. Groß- 
 städten . und anderen großen Organisationen . in: "ausgiebigem _ Maße 
benutzt, auch Schiffe. verproviantieren ` sich auf diese Weise, ' 
‘weniger. sicher ist die Erhitzung des Fleisches. Die Hitze muß 
‘mindestens 145 ° betragen, wenn auch im Innern. des Fleisches .befind- 
“liche Mikroorganismen mit ‘Sicherheit getötet werden sollen. Die Hitze- 


'konserven herangezogen und erfordert ebenfalls besondere Einrichtungen: - 


Gefrierenlassen, kommen also für die Hausfrau nicht in’ Frage. Will . 


chemischen. Zusätze angewiesen. . Die Salieylsäure- ‚und ganz. besonders . 
die Benzoesäure sind hierfür zu. empfehlen. Selbstverständlich müssen - 


und. das Fleisch außerdem einer starken Erhitzung:. ausgesetzt werden. 


- scheinlich infolge der höheren Temperatur des Bratofens. Fleisch, das 


. servierung unverwendbar. Aber auch das nach allen Regeln der Kunst 
aufbewahrte Fleisch verdirbt‘ nach mehr oder’ weniger. langer Zeit. 

-Gewisse Fleischsorten kann man ein halbes Jahr, andere ein ganzes, ” 

. nur: wenige ausnahmsweise zwei Jahre mit. den häuslichen Methoden : 


flaschen usw.) über, Jäßt nach Wunsch kürzere’ oder längere Zeit ver- 
frisch erhalten. Bei längerem Konservieren-wird das Fleisch weich, 


gären und erhitzt dann: nochmals, wobei der die Flasche jetzt ver- 
- Schließepde Korkstopfen ` 'mit Draht. oder ähnlich befestigt sein muß, 
‚Zum Schluß. wird. der feuchte Stopfen ‚bis. zum Rande eingetrieben, 
` getrocknet und versiegelt. Oder man kann auch die Flaschen vorläufig - 
während des ; Erhitzens mit sterilen Wattebäuschen verschließen und 
‚diese dann ! durch; :Korkstopfen ersetzen. Die Korkstopfen werden 


Zustand ist es ungenießbar. Enorme- Vorräte von.Fleisch sind durch . 
diese Erscheinungen während des Weltkrieges verlorengegangen. Inter-‘. 
.essanterweise wird ähnliches schon aus dem belagerten Paris im 70 er 

Kriege, berichtet. Woher kommt dies alles? In allen. Kochbüchern . 
- wird die Erscheinung zugestanden; auch in chemischen ‚Abhandlungen 
über Konservierung ausdrücklich hervorgehoben, aber nirgends erklärt. 
Mikroorganismen können die Schuld nicht tragen, denn diese sind bei 


 sterilisiert: Bei. Einhaltung dieser: Prinzipien der. Asepsis gelangt man 
‘regelrechtem Vorgehen zerstört. .Es handelt sich vielmehr um. die. den 


‚eines auf lange Zeit hinaus’ baltbaren Produkts pflanzlicher Herkunft. 
Ä ‚Immerhin treten trotz dieser Maßnahmen zuweilen, und zwar.be-. 
sonders bei gewissen ‚empfindlicheren Früchten und. namentlich bei. 
-Gemüsen, nachträglich Zersetzungen auf, die ihren Grund .darin haben, 
daß entweder Keime bzw. Fermente in den inneren Pflanzenteilen nicht 
völlig abgetötet- wurden -oder die Verschlußvorrichtungen nicht ein- 
wandfrei sind. Um das zu verhindern, sollen in erster Linie nur ganz 
frische tadellose Grundsubstanzen Verwendung finden: Eine einzige 
faule oder ‚wurmige Frucht kann den ganzen übrigen Inhalt verderben. 
Außerdem aber ist es zweckmäßig, in allen den Fällen, in ‚welchen man 
nicht ganz. sicher für die Zuverlässigkeit des Verschlusses garantieren 


‚nicht von Kleinlebewesen abhängig, sondern :von -Fermenten der Zelle, 
und zwar speziell der tierischen, vielleicht auch mancher Pflanzenzellen. 
Die gewöhnlichen Erhitzungstemperaturen, ebenso die üblichen anti: 

|. septischen. Zusätze, wie Chloroform, Toluol, vermögen -nicht diese’ Fer- 
mente zu zerstören.. Hierzu. sind vielmehr sehr starke ‚Hitzegrade oder 

‘sehr ‚starke Konzentrationen von. Giften erforderlich. Die Autölyse 
bleibt gehemmt, solange das Fleisch gefroren. ist, tritt jedoch nach dem 
Auftauen um so schneller ein, sodaß sie durch ‚häufiges Gefrierenlassen 
und Wiederauftauen beschleunigt wird. Ist die Autolyse einmal im 
Gange, so ist es besonders schwer, sie aufzuhalten. Aus allem ergibt 
sich, daß nur ganz frisch geschlachtetes Fleisch zur Konservierung 
geeignet ist und daß auch dieses nur bei vorsichtiger Behandlung eine 
gewisse Zeit hindurch genießbar bleibt. Fleisch für viele Jahre 
haltbar zu machen, gelingt nur der fabrikmäßigen Büchsensterilisation, 
im Haushalt nur den alten Methoden des Räucherns, Einsalzens usw. 

-Wir sehen also, daß das Geheimnis der häuslichen Konservierung, 
: soweit eine solche überhaupt möglich ist, in der Reinlichkeit besteht. 
Diese läßt in der Durchschnittsküche. viel zu wünschen übrig. Die 
Grundlagen und Einzelheiten der Händedesinfektion einer Köchin bei-. 
_ zubringen, dürfte in den meisten Fällen mißlingen.. Es ist sehr be- 
(dauerlich, daß durch diese Umstände große Mengen yon Nahrungs- 
mitteln. während des Krieges zugrunde gegangen sind und noch täg- 
lich zugrunde. gehen. Reinlichkeit. in der Küche. ist Sparsamkeit. 
- Wir. haben allen Anlaß, uns auch für ‘die Zukunft großer Sparsamkeit 
im Lebensmittelverbrauch. zu ‚befleißigen. Auch wenn endlich einmal. 
Nahrungsmittel aus dem Ausland in größeren Mengen eintreffen, und 
der freie Handel wieder möglich ist, wird es noch lange Zeit recht 
‘knapp hergehen. Wir müssen dabei folgende grundlegenden Tatsachen 

berücksichtigen. Die Nahrungsmittelproduktion der ganzen Welt 
-riehtef sich nach dem tatsächlichen Verbrauch der Gesamtheit, - 
nicht etwa nach dem gesundheitsgemäßen Bedarf des einzelnen oder 
einzelner Völker „ewangeproduktiönen, wie sie die Zeit des Welt- 


Papier, Bindfaden usw. meistens der Fall —, die Asepsis mit der Anti- 
sepsis zu verbinden. Hier treten also die sogenannten Konservierungs- 
mittel in ihre Rechte. Eines der: besten verwendet man herkömmlicher- 
weise allgemein, eg ist der Zucker, der in genügender Konzentration 
ein ausgezeichnetes Konservierungsmittel ist, Vielleicht ist sein Fehlen 
bzw. seine geringere Konzentration eine. der Ursachen für die schlechtere 
Haltbarkeit mancher Gemüse (Spargel, Erbsen usw.). -Außerdem stellt 
die’ Industrie und Nabrungsmittelchemie eine ganze Auswahl, von Sub-. 


schädlicher Keime sowie fermentative Prozesse aufhalten. Da aber 
-unter ‚diesen Mitteln einige als gesundheitsschädlich 'verschrien, einige 


Sich das große Publikum nicht gern an diese Zusätze heran. Mit Un- 
recht!- Man’ kennt jetzt mehrere Stoffe, die in entsprechenden Mengen 


Konservierung genügen. Das sind in der Hauptsache die Salicylsäure 
(entgegen älteren Anschauungen), ferner die Zimtsäure und die Benzoe- 
Säure bzw. deren. Salze.. Namentlich die letztere wird heute von ver- 
schiedenen- Fabriken in so bequemer Form (Tabletten) und einwand- 


nicht versäumen sollte.. Unter den verschiedensten Namen sind diese 


.“ - Wenn man in der beschriebenen sauberen Weise vorgeht: und d S 
Sicherheit, halber noch den Zusatz von Benzoesäure -maçht, so kann - 


müsen hergestellten Konserven ein mehrere” Jahre‘ haltbarda, u sa 


einzige ‘sichere Methode, Fleisch unbegrenzte Zeit obne "wesentliche = o 


Schön Cy 


-sterilisation wird besonders zur fabrikmäßigen Herstellung von Büchsen- . 
' Diese beiden Methoden, die Anwendung extremer Hitzegrade und das. 


. man ‘durchaus im Kleinen: Fleisch konservieren, so ist man ‚auf. die E | | 


die oben skizzierten Reinlichkeitsmaßnahmen auf strengste eingehalten 
Gebratenes Fleisch- schein. sich länger zu halten als gekochtes, wahr- ' 


bereits. einige Tage gelegen hat, auch Gefrierfleisch, ist für die Kon- nu 


zerfällt und löst sich schließlich zum Teil-in der Brühe auf. - In diesem | 


Physiologen schon lang "bekannte: Erscheinung der Autolyse. Diese ist, 


De] 
Fa. 


2) 
BEE une 
an EL AT 


S 
1 
C~. K? EB re 
n Na ed Ne Ta a 
T i 
migra e 
a > CAN 
an nn L 
arn Eu a e ia 


Erpa 
re SN 


BEA 


< 


EA 
ATI 


terti ame, Tue, 


Re: 


N De ERSTER 


s 
7>. 
z Ma mman 
ur 


PEN BSR SEN 
a M PA 
I Su 2 AO - 


- 
a 
~A 
Ae 
= ——— ; 
re 
Pi baal 
- 
$ 


>' gi PEN 
SE RER 
==; ; 
KINTIEET f7 


F 
ke 
BER 
2 
nn i 


nn inun aat Ra A 
TRST. i- a T ne 
- Be en E Nd 2 
- k + ~ 
eS 
.. 


` 
’ 
- 
- 
N 
-e f 
-T . Kr Be 
. DE Zn Zu Su = i 
nn siis 
- E N 
T 
= ~ 
y n 
W 


Er 


d 
£ 
> 
ar 


I 9 ` 
Soa ve so 


= 
ERES E 
ET Dr 7 


$ 
- 
. 
ie 
= 
~ 


. 
Y 


BE a 
BR ean aon a u 
a, PER (SEHR Pas 
Ka Bin ET ee : 
: ELE J k: let 1 ' F ¿ 
. ERIE n Di ‘ 
é 


m un 
Ser ZTyreinio- 
RE E E 
tpe Fe 
zi aS Ea 
a a N NA 
en ae 
wen 


R 
: AE NE ONA 
LE ry: 
PAE TETE 


FEN 


ar ch Pie 
SEELE”. 


. 
Pe 
wm 
u 
emama e mie rn 
re . SEEN 
zte '; aS a i werren N ER 


PR Er 
; Br 
ET 


uni nn 
Di SS ur T 
es ENT 


+ 
Taara 


T ze 
ee 


en ‚ 
FE N 3 


FA.) r eT ex ` 

5 a A = - 
nm Erler en ei te: 
SEE a Fey Er tte er 


Naatp It e a u a 


K 
ko Ga `‘ 
- Ei r 


Tiya 


, . 


Te 
— e's 


. ee 
N 
5 © 


ae 
Br‘ 


Se 
TN 
Ja 
% 
Trwy 
m 


- 
e=. u 
_ 
tu e 
>e Tas. 
- 


- f ma 17 _ 
———.n weilte 
ee E A 


678 


krieges gebracht hat, können kurzdauernde Ausnahmen dieser Regel 
darstellen.) Mit einer erstaunlichen Schnelligkeit reguliert sich in nor- 
malen Zeiten Angebot und Nachfrage, Erzeugung und Absatz auf dem 
Lebensmittelmarkt der Welt. Die Nahrungsmittel wandern, wie jede 
andere Ware, stets dahin, wo sie am besten bezahlt werden. Die Ver- 
hältnisse, die im kleinen innerhalb eines Volkes bestehen, wiederholen 
sich in den Wechselbeziehungen sämtlicher Nationen der Erde. Die 
armen und auf geringem Kulturniveau stehenden Völker müssen hun- 
gern, damit die reichen Nationen in Üppigkeit leben können. Das war 
schon so im alten Römerreiche, wo die ganze damals bekannte Welt 
ihre ausgewählten Produkte den Gelüsten einer einzigen Stadt zur 
Verfügung stellte. In dem Zeitraum der Hochkultur, der dem Welt- 
krieg voranging, waren es ein paar Länder Central- und Westeuropas, 
sowie ein kleiner Teil von Nordamerika, die ihre Gesetze dem Lebens- 
mittelmarkt der ganzen Welt diktierten. Wechselt der Reichtum, so 
wechselt die Lebenshaltung ganzer Völker, und im Laufe der Jahr- 
hunderte wandern Luxuskonsumtion und Hungersnot von Volk zu Volk. 
Für unser ausgesogenes und plötzlich verarmtes Land lautet die 
Nutzanwendung aus all diesen Tatsachen: Arbeiten und Sparen. Un- 
sere Lebenshaltung wird ganz von selbst einfacher werden. Aber wir 
müssen darauf halten, daß die Ernährung wieder eine genügende, ab- 
wechslungsreiche und wohlschmeckende wird. Im großen muß das 
die deutsche Landwirtschaft erreichen, indem sie für den Hauptteil des 
Nahrungsquantums allein aufkommt und verhindert, daß wir erheb- 
liche Mengen wichtiger Nahrungsmittel zu unverhältnismäßig hohen 
Preisen aus dem Ausland beziehen müssen. Umgekehrt aber muß 
durch andere Produktionszweige so viel Geld beziehungsweise sonstige 
Ausfuhrware geliefert werden, daß gewisse Ergänzungsmittel der Kost 
sowie die Differenz zwischen inländischer Produktion und Nahrungs- 
bedarf eingeführt werden können. Im kleinen vermag die Küche 
gar manche Besserung herbeizuführen. Es wurde oben gezeigt, wie 
durch eine verbesserte Einmachkunst kostbares Material gespart und 
ein jederzeit verwendbarer Vorrat von Konserven angelegt werden 
kann, der dem täglichen Speisezettel einige Abwechslung verleiht. 
Auch für die sonstigen Zwecke sollten die Einrichtungen der 
Küche dem heutigen Stand der Technik etwas entsprechender ausge- 
staltet werden, damit Arbeit, Zeit und Nahrungsmittel vollkommener 
ausgenutzt werden können. Eine wirkliche Lösung der Ernährungs- 
frage kann aber nur die Chemie bringen, wenn es einmal gelingen 
sollte, aus den einfachsten Bausteinen die hochmolekularen Eiweiß- 
stoffe in genießbarer Form synthetisch herzustellen. Dann wird es 


wohl wesentlich leichter sein, auch arme Völker und Volksklassen in 
ausreichender Weise zu ernähren. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 


Das Heim für congenital syphilitische Kinder 
inFriedrichshagen-Berlin. Sein zehnjähriges Bestehen feierte 
am 29. Juni eins der segensreichsten Werke der praktischen Menschen- 
liebe, das Pflegeheim für erblich kranke Kinder in Friedrichshagen bei 
Berlin. Hier wird während ihrer ersten vier Lebensjahre eine Anzahl 
congenital syphilitischer Kinder gepflegt und behandelt. Da die Syphilis 
der Säuglinge im allgemeinen eine heilbare Krankheit ist, wenn nur 
die nötige Behandlung in sachverständiger Weise und namentlich lange 
genug angewandt wird, enthält dieses Heim lauter Kinder, denen von 
ihrer Krankheit nichts anzusehen ist. All die schrecklichen Formen 
der congenitalen Syphilis sucht man hier vergebens. Keine verblöde- 
ten Kinder, keine Tauben und Blinden, überall schöne, breite Schneide- 
zähne im Mund: die Hutehinsonsche Trias kommt hier, dank der 
Behandlung, nicht zur Entwicklung. Das Pflegeheim für erblich kranke 
Kinder ist ein vor allen Dingen ärztlich eingerichtetes, ärztlich wohl- 
versorgtes Institut. Es wird in hingebender Sorgfalt von einem der 
ersten Berliner Syphilidologen und seiner Gemahlin überwacht und über 
die schweren Nöte herübergebracht, die ein Privatinstitut mit geringer 
Subvention stets bedrücken und ganz besonders in den schweren Kriegs- 
jahren fast niedergedrückt haben. Sein Bestehen ist, durch die Beschei- 
denheit seiner Leiter, so gut wie gar nicht der Öffentlichkeit bekannt. 
Die sorgfältig durchgearbeiteten Jahresberichte, die einen Beweis für 
die glänzenden ärztlichen Erfolge — ich glaube, es ist dort noch nie 
ein Kind an der Krankheit selbst gestorben — darstellen, Kommen nur 
in die Hände der Mitglieder dieser Gründung, und dieser sind viel zu 
wenig. Wenn man mit der Zurückhaltung der Anstaltsleitung die 
häuserhohen Aufforderungen zu Gaben für Krankenhäuser, die dauern- 
den Annoncen in den Tageszeitungen, auf den Theatervorhängen ver- 
gleicht, wie man sie in England antrifft, ergreift den Besucher Bewun- 
derung für die Opferwilligkeit der wenigen, die hier beisteuern. Denn 
kaum kann ein schönerer Aufenthalt für die ärmsten aller armen Kinder, 
denen als einziges Erbteil eine schwere und jahrzehntelang sie bedro- 
hende Krankheit mitgegeben wurde, gedacht werden, die in einem, trotz 
aller Einfachheit blendend saubren Heim, mit schönem auf den Müggel- 
see mündenden Garten untergebracht sind. Als schwerkranke, kaum 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8. 


9 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 27. 


6. Juli. 


lebensfähige Wesen werden sie eingeliefert, in Kurzer Zeit erhalten sie 
Gesundheit und Kraft zur Entwicklung für den weiteren Lebenskampf. 
Für dieses Heim kann gar nicht genug Fürsprache ausgeübt 
werden. Jeder geheilte Syphilitische sollte hier beisteuern. Von allen 
denen sollte es unterstützt werden, die in ihrer Jugend einmal das 
Unglück hatten, syphilitisch infiziert zu sein, und die durch ärztliche 
Kunst so vollständig geheilt wurden, daß sie heiraten und Väter ge- 
sunder Kinder werden konnten. Jeder Arzt kennt aus seiner Praxis 
viele junge Ehemänner, die wegen ihrer früheren syphilitischen Erkran- 
kung der Geburt ihres ersten Kindes mit Bedrückung entgegensehen, 
denen die Tage der Schwangerschaft ebenso viele Sorgentage waren, 
und denen die Freude des Lebens erst an dem Tage aufging, als es 
ihnen vergönnt war, ihr Erstgeborenes frei von allen Krankheitszeichen 
stolz und freudig zu bewundern. Gar mancher von ihnen läßt jetzt 
schon, dankbaren Herzens, daß das Unglück kranker Kinder ihm er- 
spart geblieben ist, dem Heim Gaben zutließen. Aber bei weitem sind 
dieser Spender noch nicht genug. So unendlich viele wissen gar nicht, 
wo eine Gelegenheit besteht, um ihrem großen Dank für das gnädige 
Geschick Ausdruck zu geben. Bei ausreichender Unterstützung könnte 
diese Anstalt weit größer angelegt werden. Sie ist lange noch nicht 
groß genug. Hier ist der Ort wohlangebrachter Wohltätigkeit. Das 
Heim blüht viel zu sehr im verborgenen. Nur wenige wissen von seinem 
Bestehen und von seinem segensreichen Wirken. Mögen diese Zeilen, 
die ich nach der heute erlebten erhebenden Feier des-zehnjährigen Be- 
stehens niedergeschrieben habe, dazu beitragen, es in weiteren Kreisen 
bekanntzumachen, ihm neue Gönner zu verschaffen. 


[= 


Fälschungen von Arzneimittteln nehmen, wie die 
Handelsgesellschaft Deutscher Apotheker bekanntgibt, in bedrohlicher 
Weise zu. So wird berichtet, daß in Cocain, hydrochlor. 75 °/, Natrium- 
salicylat enthalten gewesen ist, ein anderes Mal das angeblich gleiche 
Cocainpräparat aus reinem Magnesiumsulfat bestanden habe, In einem 
srößeren Posten Neosalvarsan ist der überwiegende Teil der Ampullen 
mit einer anorganischen, wasserunlöslichen Metallverbindung gefüllt 
gewesen, Zwei als Styrax und Scabiol angebotene Präparate hatten 1n 
ihrer Zusammensetzung nichts mit den genannten Mitteln zu tun. 


Das Medizinische Warenhaus A.G. in Berlin besteht 
am 11. Juli 25 Jahre. Es ist aus dem Zusammenschluß einer Gruppe 
Berliner Ärzte zur Gründung einer Centralstelle für alle ärztlichen Be- 
darfsartikel entstanden, in deren wissenschaftlichem Fachausschuß eine 
Reihe führender Größen der deutschen Medizin (so Robert Koch, 
Waldeyer, Julius Wolff, Olshausen, Jolly, Eulen- 
burg) vertreten waren. Noch jetzt gehören — ununterbrochen 
25 Jahre — die Herren Hartmann und Küster dem Aufsichts- 
rate an. Nach dreijährigem Bestehen erfolgte die Einrichtung eines 
eigenen Fabrikbetriebes, der heute in ausgedehntester Weise alle Gegen- 
stände, vom kleinsten Instrument bis zum größten Apparat, der arzt- 
lichen oder Krankenpflegezwecken dient, herstellt. 


Die Fürsorgestellenkommission des Deutschen 
Centralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose 
veranstaltet vom 1. September bis 25. Oktober im Dienstgebäude der 
Landesversicherungsanstalt Berlin einen achtwöchigen Lehrgang 
für Tuberkulosefürsorgerinnen. Es ist in Aussicht ge- 
nommen, daß Teilnehmerinnen, die anerkannte Krankenpflegerinnen 
oder Säuglingspflegerinnen sind, nach Abschluß des Lehrgangs das 
Zeugnis als Tuberkulosefürsorgerinnen erhalten sollen. Die Ausbildung 
erfolgt unentgeltlich; die Teilnehmerinnen haben nur die Kosten für 
Wohnung und Verpflegung selbst zu tragen; im Falle der Bedürftigkeit 
können hierzu Beihilfen bewilligt werden. Zur Teilnahme werden 
außer den staatlich anerkannten Krankenpflegerinnen und Säuglings’ 
pflegerinnen auch andere Personen zugelassen, die schon längere Zeit 
in sozialer Fürsorge tätig sind und den Nachweis geeigneter Vorkenüt- 
nisse erbringen. Anmeldungen sind bis spätestens 20. August au die 
Geschäftsstelle des Deutschen Centralkomitees zur Bekämpfung der 
Tuberkulose, Berlin W 9, Linkstraße 29, zu richten. Über die Zulassung 
zur Teilnahme ergeht besonderer Bescheid. 


Breslau. Im 65. Lebensjahre verschied hier der leitende Arzt 
des Kinderkrankenhauses Lehmgrubenstraße, Geh. Sanitätsrat $ 
Toeplitz, hochverdient als langjähriges Mitglied der Stadtver 


ordnetenversammlung sowie um das ärztliche Vereinsleben in Stadt un 
Provinz, im besonderen durch die Herausgabe der „Schlesischen Ärzte- 
korrespondenz“. Die deutsche Turnerschaft betrauert in dem sr 
storbenen ihren ersten Vorsitzenden, dessen Stellvertretung nunll " 


auf den Breslauer Chirurgen und Direktor des Zahnärztlichen Instituts; 
Geheimrat Prof. Partsch, übergeht. 


Dem Kurator der Kölner Universität, Oberbürgermeister A de- 
nauer, wurde außer von der staatswissenschaftlichen auch von 
medizinischen Fakultät die Würde eines, Ehrendoktors verliehen. 


Hochschulnachrichten. Frankfurta M: orea 
licher Honorarprofessor Dr. Karl Ludloff, Direktor der Ort Š 
pädischen Klinik, zum ordentlichen Professor ernannt. =. En A 
Geh. Rat Prof. Lexer, Direktor der Chirurgischen Universitätsklinik, x 
den Ruf nach Freiburg zum 1. Oktober d.J. angenommen. — München: 


a.o. Professor der Augenheilkunde, Dr. Karl SchloeSSeT; zum 
Honorarprofessor ernannt. | 


in en’ OD nt ee Š ho 
e, mAN Be S Pig nar i d A - -~ tF u > 5 - R \ . 
. ; . Ka Ro gi pno r B ; i n P C : . RER * 3 
F j E ye ; i ; : 
í N 
De Bett eh 


418 Juli 1919. - 


Im 


ne 


ll a 
PR EA 
ei i 


TO 


r 


Ita $ 

any! 

ispi 

mia } E- > A | 

=) Wochenschrift für praktische Ärzte >= ` 

m. „Wochenschrift für praktische Arzte > 

ua £ a f l u . \ u l | | a BET K 2.0) © A brr . i ; K | ; s 

mi 00 | redigiert von. `` | En | Ey e nn Verlag von \ we; 

a SR x Geh. San.-Rat Prof. Dr. K. Brandenburg. . TE. Urban & Schwarzenberg 

F. Be ‘ Berlin Zu a ee on 3 = Berlin ` | 2 

e > Inhalt: Originalarbeiten: 1. Boas, Die Diagnose der`\verschiedenen Arten von Pylorusstenose. E. Paulicek, Ein bemerkenswerter Fall 

"von Staphylokokkensepsis, gleichzeitig ein Beitrag zur Frage der Entstehung und Bedeutung der musikalischen Herzgeräusche (mit. í Kurve). 
rsachen und die Behandlung der Enuresis nocturna. H. Rotky, Beitrag zur Kasuistik des interlobären Empyems. 


"Sieben, Die Ui 
> E. Richter, Neue kolloid-chemische Harnreaktion. — Aus der Praxis für die Praxis: L. Heim, Hyperhydrosis. — Referatenteil: F. von 
Gutfeld, Die Serologie des Fleckfiebers. — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- 


8 
A| - und Auswärtige Berichte: Frankfurt a. M. Göttingen. Kiel. Leipzig. Wien. — ‚Rundschau: G. Straßmann und H. Thiele, Schätzung 
a; ` der Gewichtsabnahme’ der Berliner Bevölkerung während der Kriegszeit nach Obduktionsprotokollen (mit 1 Kurve). — Tagesgeschichtliche Notizen. 
akt. Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht. der Vervielfältigung und: Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor. 
F ; `. Die Diagnose der verschiedenen Arten Daß z., B. eine sich er a Ha zu. arian 
b EE on aa | | anamnese“, womöglich mit Blutungen, heftigen Gastralgien, Er- 
. re u von Py lorusstenose. : brechen, abwechselnd mit langen Perioden von Euphorie im all- 
"i E E = Von gemeinen für einen gutartigen Charakter des Leidens spricht, 
al <” Prot Dr. L Boas. Berlin während umgekehrt eine in bezug auf frühere Verdauungsstörungen 
2 F | Ei . y. ke, P „| absolut ergebnislose Anamnese von vornherein Verdacht auf einen ` 
H Von dem Begriff der Magenerweiterung (Magendilatation, | malignen Prozeß weckt, wem sollte das wohl unbekannt sein? 
a: ..Gastrektasie), wie er von. den älteren Klassikern der Magen- | Aber.ebenso bekannt ist es oder sollte es sein, daß beide Anamnese- 
`  , pathologie (Kußmaul, v. Leube, Riegel, Ewald, | arten doch mit großer Vorsicht zu genießen sind. Es kommen da 
a . Penzoldt-und Andere) gebraucht und gelehrt wurde; ist heute | doch recht merkwürdige Ausnahmen vor. Ich brauche bloß-’an 
A nicht viel mehr als der Name übriggeblieben. Und auch dieser | das Pylorusuleus mit späterer maligner ‚Degeneration zu erinnern. 
1% ‚fängt allmählich an, der Vergessenheit anheimzufallen. Das be- | Die sonstigen subjektiven Zeichen sind noch weit weniger verläß- 
8 ‚deutet nicht .etwa, ‘Altes umzustoßen, . sondern ist vielmehr das. | lich. Ähneln’sie‘sich doch bei gut- und bösartigen Pylorusstenosen 
h. ‚Produkt zunehmender Erfahrung und Erkenntnis. Zwar wußte | zum großen Teil derart, daß eine zielbewußte Unterscheidung 
i schon Kußmaul, daß weitaus die größte Mehrzahl der so- | hierdurch kaum möglich ist. Der Schwerpunkt der Differential- -` 
„. genannten Magenerweiterungen auf mechanische Hindernisse am | diagnose liegt daher und wird immer liegen in der Feststellung 
a - Pförtner zurückzuführen seien, aber er drang mit seinen Anschauun- | objektiver Unterscheidungsmerkmale. RR Da 
S gen noch nicht durch. Erst die Biopsie der Chirurgen hat, wie |. Bevor wir.an diese herangehen, muß ich ein paar Bemerkungen 
rn wir es gar nicht dankbar genug anerkennen müssen, hier das | über die Diagnose. der Pylorusstenose als solcher vorausschicken. 
entscheidende Wort -gesprochen. Aber auch die innere Medizin | Es ist mir immer wieder rätselhaft erschienen, wie oft die Diagnose‘ 
r hat in sehr erheblichem Maße unsere Kenntnisse von dem Wesen | Pylorusstenose ‚verfehlt wird, nicht etwa von Anfängern oder Un-. 
i und der Diagnose der Pylorusstenose gefördert. Wir haben ge- | geübten, sondern selbst von Klinikern ersten Ranges. Und doch 
gibt es wohl kaum eine zweite Krankheit in der gesamten inneren 


„) lernt, nicht bloß die Verengerung des Pförtners mit großer Sicher- 
u heit festzustellen, sondern wir können heutzutage auch den Grad 
derselben mit großer Bestimmtheit beurteilen und abschätzen und 


| Pathologie, deren Erkennung in des ‚Wortes wahrster Bedeutung 


Geheimnis liegt lediglich in der guten Palpation, speziell aber in 


t, 

e haben damit auch zuverlässige Maßstäbe dafür gewonnen, ob und m 
o Wann eine obstruktive Stenose Gegenstand einer internen Behand- | dem. sicheren Nachweis der Magensteifung.: Obwohl. ich 

4 lung sein känn oder Indikation einer chirurgischen Therapie | schon vor 17 Jahren auf die. grundlegende Bedeutung ‘dieses 

| sein muß, | | i | Ber Symptoms die Aufmerksamkeit gelenkt und es auch in den ver- 
| ‚Aber damit ist 'der Fortschritt der neueren Zeit noch nicht | schiedenen Auflagen meiner Diagnostik und Therapie der Magen- 

| ‚erschöpft. Es ist noch nicht lange her, daß wir bei der Erörterung | Krankheiten gebührend hervorgehoben habe, ist. es noch immer in 
Ä ärztlichen wie in klinischen Kreisen viel zu wenig ‚bekannt und 


einer Pylorusstenose lediglich zwei Gruppen unterschieden: die 
Se benigne und die maligne Form. Weiter vermochten wir in der 
í Abgrenzung im besten Falle nicht hinauszugehen. Heutzutage 
dürfen wir uns damit nicht mehr begnügen. Wir sind nämlich nicht 
bloß ‚imstande, die carcinomatöse von der narbigen Pylorusstenose 
An weitaus der Mehrzahl der Fälle voneinander zu unterscheiden, 
| ron a wir können auch die Hauptrepräsentanten der sogenannten 
ne Stenosen bei. sorgfältiger: Beachtung aller in Frage. 
‘ommenden Kriterien zielbewußt voneinander trennen. ng 
~.: Die hierzu dienenden Unterscheidungsmerkmale sind noch 
nicht Allgemeingut der Ärztewelt, ja über ihren Wert gehen auch —. 
a verweise nur auf die vortreffliche: Bearbeitung dieses Kapitels 
A L. Kuttner in dem großen Handbuch von Kraus und 
wer &sch — bei Spezialforschern auf diesem Gebiete die Meinungen 
i auseinander, Um so wichtiger scheint es mir daher, die für 
de Unterscheidung der verschiedenen Formen der Pylorusstenosen 
pa maßgebenden Kriterien auf Grund eingehender Studien und Ei- 
‚“@hrungen zusammenfassend zu behandeln. u 
Pr Es bedarf keiner besonderen Auseinandersetzung, daß wir 
U on in der Anamnese ein ausgezeichnetes Hilfsmittel für die 
‚ Pnterscheidung maligner und benigner Pylorusstenosen besitzen. 


‚bewertet. Allenfalls fesselt die kaum zu verkennende peristaltische 
Unruhe (Kußmäul) die Aufmerksamkeit des Diagnostikers, die 
geringeren Grade und Abstufungen derselben finden nur ganz ver- 
einzelt die ihr gebührende Beachtung. a Wr 
` Die Magensteifung in ihren verschiedenen Stadien und Nuancen ` 
beruht auf der bekannten zuerst im Jahre 1885 durch Hofmeister 
‚und. Schütz, später durch eine große Zahl anderer Forscher (Hirsch, 
v. Mehring, Fr. Moritz und Andere) bestätigten Lehre, daß der 
‘ Magenfundus. und die Portio pylorica, was.die Motilität betrifft, zwei 
ganz verschiedene Eigenschaften besitzen, daß, während der Fundus‘ 
an der peristaltischen Aktion nur sebr wenig beteiligt ist, die Pars 


spielen. Das -Antrum pylori ist, wie O.Cohnheim sich treffend aus- 
drückt, der Motor für die Fortbewegung des Mageninhalts. -Wenn aber 
. dieser Motor etwa durch Verstopfung der Öffnung in seiner Funktion 
behindert ist, dann übernimmt sofort die Fundusmuskulatur vicariierend 
die Funktion des Pylorus. Sie beginnt sich systematisch zu kontrahieren,, 
umfangreiche peristaltische Bewegung auszuüben, und .zwar gerade so. 
lange bis das Hindernis beseitigt ist. Dann verharrt sie wieder. in 
Ruhestellung. Der Fundus des Magens könnte eine solche Kraftleistung 
mittels seiner - schwachen Muskelfaserlage niemals vollbringen, sondern 
‚nur durch eine sehr bald einsetzende echte Hypertrophie‘ der Musecularis 


X . 
. . 


P ZART o aT y 5 Kr " Busse 5 H È & 
Fun arg um re 3 E OEE SDS idani E ha n, ehe . Ba, Die i RE D a k 
< 3 = i A à ir nee ë aig A aE AA 5 u ME, A n E FEL E y er D ~ r ’ > ` EA . 
= è = uw. BEN Beh $ 5 SE . le 2 . . .. o7 Eä Ai G iy p a Fe 
toi z - 
a 5 = ` 


XV Jahrgang. 


so mit den Händen zu’ greifen ist, wie die Pylorusstenose. Das 


' pylorica und der Pylorus nach dieser Richtung hin die Hauptrolle © 


` $ 


y 


ER a u ei 
ri . "o & x 
Llaga a 
I nr Lenz ` rfen A 
sn 
Sn 
ie 
-1 -i ee 
ur a 
- 
4 


N 2 

.` a > 
SHE => ERBEN 
FF AKUTT 


TA A ns E on 


a S 
rau. 
ee m 


Dar Yan pags 

repe 

T Fe; 

write... oe 
ae EN Eee 


a 


= = 


en ml... 


ee u 
ae 
Dim. 


‚ i 
eoin: 
"iiig N, 
Tee nn a. < or: 
ta N 
æra 2 
mean ann 


Pa : 
x. i 
ea ER 
en Dy 3 EEE, 
en nn A 


— -a - 
AE EN 
en de 


r Eana da ET 
i er 


u 


& 


Pe 
se 

= 

ur an II 
fÀ 


en 
e ND a te 
p- rear 


Be - t A 
" t . a: 
a a a 
Eo l $ 
N = Ex PE 
De a en. 
X rer z ~ 
Sory o 
- > 
Er 


URLS 
Lu... 


KG: 


. 
+ 
-= ý 
<4 a 
ur 
en Pu we = E 


NELTENITT 
Zr > See 
C 


ET DEE we N une $ 
ie es nat Zr -= -. 
BE ZA RL a Ju 
= 


—n a 
sle m nn s 
A 


è 2 
Ze 
= 


aen 
umi eh 
u DR = o ET 
e Fin ann 
Se 
PA = 
- une e 
nn 
En 
y 


— a 


a 


ary, 
we. 


POEIER 


i TER 
An nn a 


e RTES 
ad: 


x. 
a 
+. 
Taa 
= 


San: a 
rn an 
~ 


ein, 


Hu; 
ems 


= =. è t 

. . B 
TITRIRIDTUT OT. 
A N a A ET 


piii 

. 

“ 

PE 
i i 1 9 
5g i 
> rN 
N y 


a 
y A 4 
SR į 3 
VER pa ' 
e 
t r 
r N 


i 

4 
Bu 
ae 
ES 
e 

' 

M 
(SH 
li 
hir 

£ W s € 

id 

» 
AR 


- were M 


Pe us N 


a a 


Be Fer ` 
- mah a DT GE e ta a 


nn -p Sr Ah 
- 


- Be 


DIR" u) 


- 
3 = ES 
[nn a nn 
$ - 


.. mir 
.‘e = 


moe -a 
. 
, ` 


e r o „=: 
= p] 


en a e 
ER Lgr “I. 


ar 


- 


Sn - 

m nn e 
- . 

k Sn ER 


El E E E 7 
N 


ec mamn ee "e 


e ay . s : . 
u an im tea mn rer 


Sogn 


N 
-à 
‚A 
N 
4 
I 


pi a 
ler 
mer \ 


KEERT A A en 
5 a ae ee a 2 
nn 


a Ram es 


ee Kar =. N 
TE a a ie er a re en 


f Eio = 
u A rar ir 


+ “. Rn E 
E E = 


> ern. LP ro) on NP a zen Pain 


Seren 
ER) 
er EN - 


>- 
„n 
Be. 


Oo ome ame 


Horae 
5 


eo 


ausgeprägt. . 


- bezeichnen 


. Hauptmablzeit. 


41919 — 


1. 


- 
” 


MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 98, 


im Sinne Virchows , die wir bekanntlich auch in allen Fällen von ob- 


‚struktiver Pylorusstenose feststellen können. Diese Hypertrophie setzt, 


wie wir schon durch dürch die grundlegenden Versuche von Nothnagel!) 
und Herczel?) an künstlich erzeugten Darmstenosen wissen, bereits 
am vierten oder fünften Tage ein und ist am neunten Tage deutlich 


Die gesteigerte Fundusfunktion kommt nun in ihren höchsten 


Graden als. peristaltische: Unruhe im Sinne Kußmauls, in ihren 


mäßigen Graden dagegen als Magensteifung zur Perception. Sowohl 
bei der peristaltischen Unruhe als auch bei der Magensteifung handelt 
es sich, wie wir durch zahllose Biopsien wissen, immer schon um sehr 
vorgeschrittene Grade von Pylorusstenose, also das, was wir als Striktür - 
Indessen — und das ist es, worauf ich im folgenden be- 
sonders hinweisen möchte — reagiert die Fundusmuskulatur nicht erst 
bei so ausgedehnten Hindernissen am oder in der Nähe des Pförtners: 
mit gesteigerter Contraction, sondern schon bei ganz geringen Hindernissen. - 
Nur reagiert die Fundusmuskulatur dann nicht mit dem groben Geschütz 
der krampfhaften Peristaltik oder. Magensteifung, sondern begnügt sich 
mit einem meist bescheideneren Kraftaufwand, das heißt. lediglich mit - 


‚ einer erhöhten Tonizität. oder, wie ich es bezeichne, mit einer ver- 


mehrten Fundusspannung. 


- Während nun die ausgesprochene Magensteifung ein Zustand. 
ist, den schon der mäßig Geübte nicht nur fühlen, sondern deut- 
lich seben kann, ist es ganz etwas anderes mit. der Fundus- 


spannung. Ihr Nachweis erfordert viel Übung, Zeit und Geduld. 


Erst wenn man sich mit der Palpation des normalen Magenfundus 
und dessen Spannungsverhältnissen . genügend lange beschäftigt 
hat, kann man dazu übergehen, päthologische Steigerungen der 
Spannungsverhältnisse nachzuweisen. Niemals gelingt dies z. B. 
bei leerem oder fast leerem Magen, sondern immer nur bei stark 
gefülltem Magen, am besten also ein bis zwei Stunden nach der 
Während ferner die eigentliche Magensteifung be- 
sonders bei größerer Belastung gewissermaßen rhythmisch erfolgt, 
ist bei der Fundusspannung hiervon keine Rede. Diese erfolgt 
selten- spontan, meist erst nach ausgiebiger Reibung des Fundus, 


‘ ‚die ich beim geringsten Verdacht auf beginnende Pylorusstenose nie 


zu unterlassen pflege. Die erhöhte Fundusspannung ist: vor allem 
fühlbar, in ganz leichten Fällen ist sie nur fühlbar, nicht sichtbar, 
in etwas ausgeprägteren dagegen auch als sichelförmige Prominenz 
bei guter Beleuchtung (möglichst fern von dem liegenden Kranken) 
mit dem Auge deutlich erkennbar. Wie schon in dem Namen 
zum Ausdruck kommt, bezieht sich der vermehrte Tonus aus- 
schließlich auf die Fundusregion, niemals dagegen dehnt er sich, 
wie bei ausgesprochener Magensteifung, bis auf diePortio pylorica aus, 
Die gesteigerte Fundusspannung hält meist nur kurze Zeit, wenige 


_Sekunden bis Minuten an und tritt erst bei'nochmaliger ausge- 
. dehnter Reibung des Fundus von. neuem in Erscheinung. Ab- 


norme Durchpreßgeräusche, wie man sie bei peristaltischer Unruhe 
und bei ausgeprägter Magensteifung in der Regel beobachtet, 
kommen bei der bloßen Fundusspannung nicht vor. Damit ist 


- eine Reihe wesentlicher Merkmale gewonnen, mittels deren sich 


-die leichteste Form der Fundusspannung von den ausgesprocheneren 


. Formen ausreichend unterscheiden läßt. Daß Übergänge zwischen 
beiden vorkommen, ist selbstverständlich. 


Es braucht kaum betont zu werden,. einen wie großen dia- 


'.gnostischen Wert es hat, wenn wir ohne Schlaucheinführung, 


ohne mikroskopische oder chemische oder Röntgenuntersuchung, 
lediglich gestützt auf die Palpation, mit Sicherheit sagen können: 
Hier liegt ein Hindernis am Pylorus vor®). | 


-= Wenn ich vorhin sagte, daß die gesteigerte Fundusspannung .das 
Reaktionsprodukt eines gleichwie gearteten Hindernisses an oder in 
der Nähe des Pylorus bedeutet, so hat man das Recht, für diese immer-. 
bin noch nicht allgemein bekannte Erklärung bestimmte Beweise zu 
fordern. Diese Beweise sind naturgemäß wirklich zwingend und ein- 
wandfrei nur auf bioptischem oder besser noch nekroptischem Wege zu 
erbringen. Der letztere wird der Natur der Sache nach nur ganz ausnahms- 
weise zu führen sein. Aber auch auf -erstgenanntem wird er nicht 
gerade häufig zu erbringen sein, da leichte Pylorusstenosen auf internem: 
Wege auf lange Zeit kompensierbar sind. Indessen kann man durch 
zahlreiche andere Methoden den Beweis der beginnenden Pylorusstenose 
führen, und zwar auf röntgenologischem Wege, durch die verschie- 
denen Motilitätsprüfungen, von denen ich die Leubesche Probemahl- 


zeit, das von mir eingeführte, Probeabendessen, die -Chlorophyliprobe, 
die 


Belastungsprobe des Magens mittels schaliger, häutiger Produkte 


1) Nothnagel, Zschr. f. klin. Med. 1886, Bd. 10, S. 208 u. f. 

2 Herczel, Zschr. f. klin. Med. 1886, Bd. 11. 

3) In einzelnen Fällen kann sowohl Steifung als auch Fundus- 
spannung bei Verengerung am Fundus infolge von organischem Sand- 
-uhrmagen vorkommen. Durch Röntgenuntersuchüng läßt sich .das 
leicht klarstellen. | 3 


(Korintben, Pflaumen, Reis, Spargel) (Strauß, “Bourget, 
Kemp usw.) hervorhebe. | | 
Von großer Wichtigkeit hierbei sind aber nicht bloß die Ergeb-- 
nisse der B elastungs-, sondern, worauf ich besonders hinweisen möchte, 
die der Entlastungsproben. Wenn man z. B. bei ausgesprochener 
Pylorusstenose mit entsprechend charakteristischer Magensteifung auf 
diätetischem oder auf diesem + geeigneten sonstigen Mitteln den Magen 
gradatim bis- zur morgendlichen Magenleere entlastet, was geschieht _ 
dann? Der Kranke ist von subjektiven Beschwerden frei oder so gut 


‚wie frei, die sicht- oder fühlbare Magensteifung ist unter keinen 


Umständen mehr auslösbar. Dagegen bleibt die Fundusspannung immer 
‚noch fühl- und bisweilen sichtbar. Ist etwa die Stenose geschwunden? | 
Keineswegs.. Nur bedarf der Magenfundus zur Überwindung des 
Hindernisses jetzt nicht mehr der früheren großen Kraftleistung, son- 
dern lediglich einer vermehrten Fundusspannung. Genau dasselbe ist 
. àber der Fall, wenn es sich von vornherein nur um eine geringe 
Pförtnerenge handele. Auch dann macht der Fundus keine größere 
Kraftanstrengung, als für die Überwindung des Hindernisses eben er-. 
forderlich ist. Eine Magensteifung wäre eine dynamische Kraftvergeu- 
dung, die Fundusspannung reicht vollkommen aus. Die Fundusspannung 
bei starker. Pylorusstenose verhält‘ sich also nach entsprechender 
Entlastung genau so wie bei mäßiger, nicht entlasteter Pylorusstenose. 


Auf Grund dieser rein palpatorischen Untersuchungsmethode- 
stehen wir demnach schon, und zwar nicht bloß bei ausgesprochenen, 
sondern schon bei den beginnenden Formen der Pylorusstenose auf 
festem Boden. Der Frage nach der speziellen Ätiologie 
der Stenose wird man dann aus der Anamnese und dem. sonstigen’ 
subjektiven Ensemble in einzelnen Fällen schon nähertreten können. 
Die sichere Beantwortung dagegen erfordert ‚naturgemäß weitere 
eingehende Untersuchungen. j | 

„Sie werden sich in erster Linie‘ auf die Unterscheidung 
zwischen maligner- und benigner Ursache zu erstrecken haben. 
Hierbei schaltet für die vorliegenden Betrachtungen der Befund 
‚eines charakteristischen Pylorustumors, der in der überwiegenden 
Mehrzahl der Fälle ohne weiteres als maligner anzusprechen sein. 
dürfte, aus. Wo es sich wirklich einmal um Raritäten handeln 
sollte, ist für mich wenigstens die richtige Diagnose ohnehin nichts 
anderes als ein Zufallstreffer. Indessen ist der 'umorbefund, wie 
für das ‚Carcinom. überhaupt, so auch speziell für den Pylorus 
längst keine Vorbedingung mehr für die Diagnose. Wir können 
heutzutage auch ohne diesen die carcinomatöse von den sonstigen 
Arten der Pylorusstenose mit einer an Sicherheit grenzenden Wahr- 
scheinlichkeit ‚unterscheiden. he: : u 

Maßgebend sind hierfür von objektiveren Symptomen drel 
Momente: I. das Verhalten der Magensäuren, 2. die Motilitäts- 
verhältnisse, 3. der okkulte Blutbefund. | 


| Was zunächst die Veränderungen der chemischen Funktionen 
betrifft, so sind sie sehr verschiedener Art. Gerade bei carci- 
nomatöser Pylorusstenose kann Salzsäure reichlich, normal -bis 
unternormal vorhanden sein, oder auch: ganz fehlen. Fehlt ste 
ganz, so tritt hierfür Milchsäuregärung ein. Sie ist zwar. kein 
specifisches Symptom für Magencareinome, wie ich in meinen ersten 
Veröffentlichungen annahm, aber falls ausgesprochen vorhanden, 
ist sie doch, wie neuerdings auch E. Schütz!) betont, ein recht 
charakteristisches Merkmal für die Annahme eines malignen Pro- 
zesses am oder in der Nähe des Pylorus. Genau dasselbe gilt, 
wie ich hier einschalten möchte, für den Befund der Boas- 
Opplerschen Baecillen, vorausgesetzt, daß sie sich in sehr reich- 
haltigen Mengen finden. a 
Weit wichtiger als die Sekretionsstörungen sind die Motilitäls- 
veränderungen beim stenosierenden Pyloruscareinom. Ganz alt- 
gemein kann man den Satz aufstellen, daß bei Careinomen des 
Pylorus die Motilität, von wenigen Ausnahmen abgesehen, Ste 
sehr hochgradig ist und, wie sich eigentlich von selbst versteht, 
im Gegensatz zu den benignen Formen kaum je Änderungen natt 
| der günstigen Seite erkennen läßt. Dabei zeigt das Pylorusearelnol 
| gegenüber den gutartigen Stenosen noch ein weiteres, praktise 
wichtiges Motilitätssymptom, das ich, jè länger, je mehr, diagnostise 
habe schätzen lernen. Es besteht, kurz gesagt, in der Tatsache, 
daß bei ersterem, falls, wie in der Regel, Stagnation besteht, ie 
unabhängig vor der zugeführten "Nahrung, eine wirklich konstante 
ist und bleibt, während bei gutartigen Stenosen, das heißt, den 
nicht bis zu den äußersten Graden vorgeschrittenen eine Reduktion 
der Diät (Entlastungsprobe), (zum Beispiel eine reinflüssige a 
den Magen restlos passiert. Bei der gutartigen Pylorusstenose ie 
die Motilität demnach labil, bei der malignen dagegen sta nn 
Woher kommt das? Einfach daher, daß bei der erstgenannt® 


1) Arch. f. Verdauungskr. 1915, Bd, 21, S. 421. 


N 


nn Tr 
BEER RER 


II re NAT L f 
. 


bee vu T i 


$ 
~ 
E 


. 
i r 


~ deutig. 
' Nischen und ambulanten Praxis niemals beöbachtet. 


sein. Es ist das etwa keineswegs eine theoretische Forderung, || 
- Sondern im Gegenteil ‘ein recht wichtiges, praktisches Postulat, 


5 
~ 
N: 
Rs 


en i 
a ne 
us” pa 
S a 
. = 
ER a a 
A -L 
ae 


= ringern kann. 


. ~ stande überzeuge. 
und breiartiger Kost morgens nüchtern leer, so kann man das Vor- 


. weisen. Häufig, aber keineswegs so. konstant findet man okkultes 
. Blut auch in den Stauungsrückständen des nüchternen Magens, be- 


“auf Grund nunmehr 20jähriger Erfahrungen den Satz aufstellen, 


Diagnose Magencareinom geradezu besiegelt. 


. Formen der Pylorusstenose, von denen wir besonders die nar- 


‘sind schon viele, keineswegs aber alle Fragen beantwortet. Wir 


zei en. 
x FRI. RE 
i ® . ar 


ER a E T Deu = ne FEN 

> Sra "n ar - + a 

un 2 E a 
we > 


Pr . 


zeug 


infolge 


samte Portio pylorica, ja sogar das Antrum pylori in ‚den. Prozeß 


miteinbezogen ist. Endlich hat die carcinomatöse: Pylorusstenose 
die Tendenz zu schneller Progredienz, während die rein narbige 
Stenose mindestens für lange Zeit- stationär bleibt. Aus allen 
diesen Gründen geschieht es (vorausgesetzt, daß nicht einmal der’ 


seltene Fall einer durch ausgiebige Autolyse bewirkten Pylorus- 


x insuffizienz eintritt), daß die Motilitätsstörung bei maligner Stenose 


sich zwar steigern, niemals aber wie. bei gutartigen Formen ver- 


a ` \ 


Die diagnostische Schlußfolgerung, die sich ` hieraus ergibt, 


' gipfelt in folgendem 'Satze: Wenn ‘bei einer Pylorusstenose mit 


zweifelhafter Ätiologie eine zunehmende Entlastungsprobe morgend- 


. liches Leersein des Magens ergibt, so spricht dies sehr erheblich. 


zugunsten eines- benignen Prozesses, Umgekehrt bietet perma- 
nente Stauung (also auch im nüchternen Zustande des Patienten) 
keine diagnostischen Unterscheidungsmöglichkeiten zwischen beiden 


Formen. - 


Bei der Differentialdiagnose: zwischen beiden Formen gehe ich 


im einzelnen so vor, daß ich den Kranken während drei bis vier Tagen 
 diätetisch allmählich- so entläste, daß ich ihm zuletzt eine rein flüssige 
(ealorisch übrigens ausreichende Diät) verordne und mich nun Tag für 
Tag von dem Leer- oder Gefülltsein des Magens in nüchternem Zu- 
Ist der Magen bei flüssiger oder gar bei flüssiger 


liegen eines Pyloruscareinoms mit großer Wahrscheinlichkeit ablehnen, 
während umgekehrt der positive Befund von Mageninhalt unter den 


„gleichen Bedingungen keinen bindenden Schluß gestattet. 


 „ Indessen sind wir auf diese Zeichen allein nicht ange- 
wiesen. Zu ihnen gesellt sich ‚als weiteres überragend wichtiges 
Symptom der okkulte Blutbefund, in erster Linie in den 


Fäeces, sodann auch im Mageninhalt. 
Das charakteristische Zeichen der okkulten Blutungen beim. 


.Magencarcinom überhaupt ist gegenüber den gutartigen Pro- 


zessen seine Konstanz.und seine Tenacität. Die von einzelnen Autoren 
aufgestellte Behauptung, daß okkulte. Blutungen bei scirrhösen 
Tumoren des Magens vermißt werden, habe ich schon früher 
zurückgewiesen!). Bei unzweckmäßiger Methodik, namentlich bei 
Anwendung unscharfer Reaktionen (z. B. Webersche Probe) können 


sie sich der. Feststellung entziehen, bei Verwendung genügend. 


Scharfer Reagentien dagegen lassen sie sich so gut wie stets nach- 


sonders bei Milchsäuregärung. Verschiedene Autoren (Zöppritz, 
Emmert, Gregersen) gehen sogar so weit,. ein einmaliges 
Fehlen von okkultem Blut in den Faeces als Gegenbeweis eines 
Magencareinoms anzusehen. Wie dem auch sei, muß auch ich 


daß der Nachweis dauernder, starker positiver Blutreaktion in den 
Faeces in Verbindung mit dem übrigen Symptomenkomplex die 


Im Gegensatz hierzu stehen die verschiedenen benignen 


big en, die sogenannte spastische Pylorusstenose, die. uleeröse 
Pylorusstenose und das stenosierende Ulcus mit maligner Dege- 
neration in den Kreis unserer Betrachtung ziehen wollen... 

„.— „Was zunächst die narbige Pylorusstenose betrifft, so liegen 
hier die Verhältnisse bezüglich der okkulten Blutungen ganz em- 
Ich habe sie unter den zahllosen Fällen meiner kli- 


Mit der bloßen Diagnose einer rein narbigen Pylorusstenose 


müssen unbedingt auch über den Grad der Stenose unterrichtet 


das auch unser therapeutisches Vorgehen in leitender Weise be- 
stimmt. Zu diesem Behufe können wir uns auch hier wieder in 
systematischer Weise der Be- oder Entlastungsproben bedienen. 
Bei von vornherein schwerliegenden Fällen ist die Entlastungs- 
probe die einfachste und’ am schnellsten zum Ziele führende. 
Finde ich z, B., daß rein flüssige. Kost in. Mengen von 1" bis 


) M. m. W. 1917, Nr.28, S. 737 bis: 789. 


) 
1 


Form es infolge der Hypertrophie der Muscularis oft gelingt, eine 
weitgehende Kompensation der Stenose zu erzielen. :Bei der carci- 
nomatösen Stenose : dagegen gelingt dies nicht, da'es sich nicht 
um einen glatten, sondern starren, unnachgiebigen, häufig. auch 
von Verwachsungen unbeweglichen. Cylinder handelt, 
und da außerdem nicht bloß der Pylorus selbst, sondern die ge- 


` R 


drittes Mal, dann bin ich. mit meinem Urteil schon fertig. Es 


'ich nach einigen Tagen mit .breiigweicher. Kost. Zeigen sich hier- 


‘operativen Eingriff gleichfalls vorhanden, aber sie ist nur eine 


auch bei’ dieser Kostform konstant leer, so geht man nach einigen 
Tagen zu fester Diät über. Ist auch. hierbei der Magen leer oder 


günstig, das heißt ein operativer Eingriff kommt vorerst nicht in 
Frage. Enthält der Magen aber bei dieser. dritten Kostform kon- 


Kostform gegenüber suffizient ist‘ nicht aber der dritten. Man 
‚bleibe also zunächst bei der zweiten, um dann nach kurzer. Zeit 


dritten Kost zu belasten: und das’ Resultat festzustellen‘), ` 
:,Durch ein derartiges planvolles Ausbilanzieren der moto- 
rischen Funktion kann man sich innerhalb kurzer Zeit nicht .bloß 
ein sicheres Urteil über den Grad, sondern auch: ein klares Bild 
über die Prognose und Therapie der Pylorusstenose verschaffen. 


Daß im Laufe der Zeit sich Änderungen nach der guten wie nach 


der schlechten Seite geltend machen können, ist selbstverständ- 
lich. Der Kranke mit narbiger Pylorusstenose bedarf eben einer 
dauernden Überwachung und systematisch fortzusetzenden Bilanz- 


prüfung seines Motordefektes. 


Schwieriger als bei“ dieser Form gestaltet sich die Erken- l 
nung und Abtrennung der ulc'erösen Pylorusstenose, 
namentlich gegenüber dem Pyloruscareinom. Die Unterscheidungs- 


merkmale sind folgende: einmal die. sich über Jahre, selbst Jahr- 


‘zehnte hin erstreckende Uleusanamnese mit ihrem Auf. und Ab 


von Schmerzperioden, Sodbrennen, Erbrechen, auch Bluterbrechen 
‚beziehungsweise Melaena, weiter die bereits oben erörterte Labilität 
der Motilitätsstörungen, die nüchterne Magenleere bei diätetischer . 
Entlastung und damit fortschreitende Besserung der subjektiven 


_ Beschwerden und schließlich das eigenartige Verhalten der okkulten 


Blutungen. Diese erfordern bei der ulcerösen Pylorusstenose eine 


‘besondere Besprechung. Sie zeigen nämlich wie beim Ulcus über- 


haupt die ausgesprochene Tendenz zur Rückbildung und schließ- 
lich zum totalen Schwinden,: aber sie sind doch, was Dauer und 
Intensität betrifft, wesentlich hartnäekiger als die Blutungen beim 
Ulcus ohne Stenose. So kann es denn vorkommen, daß:bei nur 


kurzer Beobachtungsfrist die Differentialdiagnose zwischen Pylorus- 


carcinom (eventuell auf der Basis eines alten Ulcus) und ulce-. 
röser Pylorusstenose auf Schwierigkeiten stoßen. kann. In der. 
Regel schützen hiervor allerdings: die bereits oben genannten Mo- 
mente, besonders das früher geschilderte Verhalten der Motilität 
bei Pyloruscarcinom. Immerhin pflege ich in solchen Fällen ein 
Pyloruscareinom erst dann mit Sicherheit auszuschließen, wenn die 
okkulten ‚Blutungen bei entsprechender Ulcuskur mindestens eine 
Woche lang durchaus schwinden. : Schwinden sie dauernd, so 
haben wir es bei Fortbestehen ‚der Motilitätsstörungen mit lang- 
samer Vernarbung des Ulcus zu tun. und gehen hierbei diagno- 
stisch und therapeutisch von den bei der narbigen Pylorusstenose 
geschilderten Grundsätzen aus. Bleibt aber die okkulte Blutung 
permanent oder kehrt sie in kleineren oder größeren Zwischen- 
räumen wieder, so trete ich selbst bei geringfügigen Motilitäts- 
störungen für ein operatives Vorgehen ein, besonders auch mit 
Rücksicht auf die später drohende Gefahr einer -malignen Dege- 
neration. jeder Perforation. Be = | RE | 
‚Sehr interessant gestalten sich die Verhältnisse bei der fälsch- 


lich so genannten spastischen Pylorusstenose,.die ich 
vor kurzem zum Gegenstand einer kleinen Abhandlung gemacht 
habe). Ich habe für diesê Form der Stenose oder besser Pseudostenose 
die Nomenklatur „Pyloritis ulcerosa“ vorgeschlagen, weil 
ich mit Kelling der Ansicht bin, daß das primäre Leiden das 
am oder in der Nähe- des Pylorus sitzende Ulcus ist und daß die 
Stenosesymptome lediglich di& Folge der submucösen Schwellung 


e 


) Eine genaue Darstellung der Be- und Entlastungsmethode be- - 


halte ich mir vor, 


2) D, m. W. 1917, Nr. 26. 


nehmen die Rückstände von "Tag zu Tag. ab, so ist die Prognose 
bezüglich einer langsam eintretendea Kompensation zunächst 


stant größere Rückstände, so weiß.man, daß er jetzt der zweiten. 


21 pro Tag den Pylorus nieht restlos passiert, und wiederhole - 
.ich diese’ Probe mit demselben Resultat noch ein zweites oder. 


. bei konstant größere Rückstände, so ist ‚die Indikation zu einem - 


relative. Man kann abwarten und zusehen, :ob ‘nicht doch noch | 
eine allmähliche Hebung der .Motilität eintritt. Ist aber der Magen 


und bei Besserung der subjektiven Symptome’von neuem mit der ` 


> 


liegt eine impermeable Striktur des.Pylorus vor, die nur, und zwar 
baldmöglichst auf operativem Wege zu- beseitigen ist. Ist dagegen 
bei dieser Diätform der Magen nüchtern konstant leer, so belaste 


4 

"P 
r nn 
ER RA 
EL « 
Bu, um 


N 
POLE RB 


m 
AE 
- 


rk 


£ . A Be: 
$ Re ‘ FR - 
2,8! : Bgo kran Fiy r 
1 .. «7 * a; 
s À A ta . a 
Ru EEEE 
Arte > ara, 
—n lin 


x 
= DEREN 
re NL N m 


rn: en en 


= 
~ 
“ A ad 
Du a en < 
ei a S AE en ann * 
æ = u Ai - . . 
= 


a 
-> 


Agorer ENER 


a EEES 
ne En 
meer 
xX 
- Sa 
N 


a he ee 
u r N 

eP Aa ER 
einen 


ER 


eu T 
ss a nr 
Pl an ne 0 
ET nr 
` 


ES 
FiA 


2 SZ = - Bd - 
. ee 
Br ee 
ae nn RL, je .. a 
rg 5 i an- er 
a fe 


ar, BR ag ER 
NANa gs g 


na 
ana. 
en SE er CON 
A e A =“ 
3 : 
t 


LANI 
3, Ar 


a E aA 
ya 
.- BER: 
en i 


`» 
iwN 


+ 
2 
"Rn? 
u... 


= 


SITE 


ERTL 


"> 
i t 
pP 


ae nn. $ 

e . “.- Pas 
5 5 . 

' r a s 


LUAN 
Rn E 


% 
Deere A : 


or AT 


B RE DEISE 


082 


der Portio pylorica beziehungsweise des Pylorus selbst sind. Hört 
die letztere auf, und das kann, wie ich beobachtet habe, schon in 
wenigen Tagen der Fall sein, so gehen damit pari passu auch 
die Stagnationssymptome zurück. Systematische Belastungsproben 
ergeben dann den restlosen Transport auch größerer und kon- 
sistenterer Nahrungsmittel.. Die Sarcine- und Hefeproduktion hört 
auf, Fundus- und Magensteifung sind nicht mehr nachweisbar. 
Die okkulten Blutungen, anfangs noch deutlich nachweisbar, 
schwinden schon innerhalb zehn bis zwölf Tagen vollständig.‘ Da- 
mit sind auch die Fälle von früher so genannter spastischer Py- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


e > aula 


ee u a 


Stenosearten halte ich eine sichere, ätiologisch gut. begründete 
Diagnose und Differentialdiagnose für recht schwierig. Wir können 
allenfalls den benignen Charakter der Pförtnerenge in der Regel 
mit großer Wahrscheinlichkeit feststellen, die spezielle Ätiologie 
dagegen wird, soweit ich urteilen kann, immer eine problematische 
sein. Was die erstgenannte Form, die stenosierende Gastritis 
betrifft, so möchte ich übrigens auf Grund mehrerer neuerer Bi- 
opsien der Ansicht Raum geben, daß es sich bei diesen keines- 
wegs immer um rein gastritische Hypertrophien der Pylorusmucosa, 
sondern um alte callöse Ulcera handelt. 


i Ich behalte mir vor, 
lorusstenose gegen die anderen genannten Formen gut abgegrenzt. 


Doch muß hervorgehoben werden, daß bei der großen Neigung 
des Uleus zu Rezidiven die ursprünglich intermittierenden Stenose- 
symptome durch Narben- und Retractionsbildung zu wirklichen, 
stationären, organischen werden können. Ich habe sogar einen 
Fall beobachtet, bei dem zuerst eine zweifellos intermittierende 
Pylorusstenose bestand, der im Laufe eines Jahres ein ausge- 
sprochenes Pyloruscareinom mit Lebermetastasen gefolgt ist. Wenn 
es richtig ist, daß die spastische Pylorusstenose keine primäre, 
sondern eine sekundäre ist, wenn es ferner richtig ist, daß mit 
der Heilung der ulcerierten Partie auch die Schwellung des Py- 
lorusringes abklingt, so ist das einzig rationelle Heilmittel die Be- 
handlung des Uleus, nicht die der Stenose. Ich verweise hier auf 
die vortreffliche Arbeit von Petrén, Lewenhagen und Thor- 
ling!) aus der mit aller Deutlichkeit hervorgeht, daß in Fällen 
von Pyloritis ulcerosa durch sachgemäße, eventuell zu wieder- 
holende Uleuskuren eine klinisch vollkommene Heilung erzielt 
werden kann. Daß bei Entwicklung einer Dauerstenose chirur- 
gische Indikationen eintreten können oder selbst müssen, bedarf 
nach dem Vorhergehenden keiner Betonung. 

Mit großen differentialdiagnostischen Schwierigkeiten verknüpft 
sein kann die richtige Erkennung des auf der Basis eines alten 
Ulcus entstandenen, mit Pylorusstenose verbundenen Careinoms. 
Ich halte zwar das Vorkommnis einer malignen Degeneration eines 
Ulceuscarcinoms nicht gerade für häufig, aber ich habe es doch 
mehrfach mit aller Bestimmtheit beobachtet und ‚in einer Reihe 
von Fällen mit Sicherheit diagnostiziert. Das ist natürlich ohne 
genaue Vorkenntnis der früheren Krankengeschichte oder noch 
besser der früheren objektiven Befunde nicht möglich. Wenn 
man aber die Kranken zunächst in dem Stadium des Ulcus genau 
zu beobachten Gelegenheit hatte, ist die Diagnose eines Ulcus 
carcinomatosum, besonders auch mit Pylorusstenose durchaus er- 
reichbar2). Sobald die Pylorusstenose im Carcinom auf der Basis 
eines früheren Ulcus zugrunde liegt, erfährt das Symptomenbild 
sofort eine gewaltige Änderung. Zunächst nimmt die Motilitäts- 
störung gradatim zu, wächst gewissermaßen unter den Händen, 
die früher labile Stauung wird nunmehr zu einer stabilen. Dabei 
können die sekretorischen Verhältnisse die gleichen bleiben wie 
in dem benignen Stadium, oder es tritt, wie dies vor langer Zeit 
Albu?) richtig betont hat, eine langsam anschwellende Sub- 
acidität, in seltenen Fällen — einen solchen Fall habe ich soeben 
beobachtet — totale Anaeidität mit entsprechend hohen Milch- 
säurewerten und Milchsäurebaeillen ein. Sind dies schon wichtige 
Kennzeichen, so gesellt sich zu ihnen als wichtigstes und ent- 
scheidendes das Verhalten der okkulten Blutungen. Gelang es 
früher, das heißt in dem Stadium der benignen Pylorusstenose, 
vorausgesetzt, daß es überhaupt mit okkulten Blutungen einher- 
ging, diese durch geeignete Diät dauernd oder doch auf lange 
Zeit hinaus zum Stillstand zu bringen, so gelingt dies in dem 
Stadium der carcinomatösen Degeneration nicht mehr. Bei noch 
so vorsichtiger Diät, bei noch so großer körperlicher Ruhe, ja 
sogar bei größter Euphorie blutet der Kranke unentwegt okkult 
weiter. Die okkulten Blutungen verhalten sich, wie man sieht, 
hier genau so wie bei dem primären Careinom. Innerhalb 10 bis 
14 Tagen ist es auf Grund meiner Erfahrungen möglich, bei 
guter klinischer Beobachtung die Diagnose eines Ulcus carcino- 
matosum zu stellen. 

Von den sonst in Betracht kommenden Pylorusstenosen sind 
schließlich noch die von mir als stenosierende Gastritis, weiter die 
tuberkulöse und schließlich die syphilitische Pylorusstenose zu 
erwähnen. Abgesehen von der großen Seltenheit dieser drei 


diese Frage an anderer Stelle genauer zu ventilieren. Aber ab- 
gesehen von den bei den letztgenannten Formen noch bestehenden 
Schwierigkeiten ist der Fortschritt, den wir bezüglich der häufigsten 
Repräsentanten der Pylorusstenose erlangt haben, ein recht be- 
deutender. Er wird auch nicht dadurch verkleinert, daß wir ibn erst 
durch längere systematische Krankenhausuntersuchungen erkaufen 
müssen. 

Der Vorteil, den wir durch die in allen Einzelheiten ge- 
sicherte Diagnose über die Art und das Wesen einer Pylorusstenose 
erhalten, kommt nicht bloß der internen Medizin diagnostisch, pro- 
gnostisch und therapeutisch zugute, sondern nicht zum wenigsten 
auch der operativen Behandlung. Die Idee der Probelaparotomie, 
dieses Eingeständnis unserer diagnostischen Ohnmacht, muß durch 
die verfeinerte Diagnosenstellung mehr und mehr überwunden 
werden. Der auf wissenschaftlicher Höhe stehende Diagnostiker 
darf sich heutzutage nicht mehr darauf ausreden, daß erst durch 
die Operation der Sachverhalt geklärt werden könne. Mindestens 
muß er dem Kranken und Angehörigen sagen können, ob ein 
maligner oder benigner Prozeß vorliegt. Kann er das, so kann 
er auch darüber Bescheid geben, ob dem Kranken dauernde oder 
nur vorübergehende Heilung in Aussicht steht. Auch dem Chi- 
rurgen gegenüber, dem er den Fall überweist, muß er ein mög- 
lichst lückenloses Bild mindestens von dem Wesen, der Art, der 
Lokalisation des Prozesses entwerfen. Irrtümer werden nicht unter 
allen Umständen zu vermeiden sein, aber sie dürfen höchstens 
unter besonders schwierigen diagnostischen Verhältnissen vor 
kommen. Es wird aber auch die noch immer in zahlreichen Köpfen 
spukende Vorstellung von dem operativen Eingriff als ultima 
ratio — die ich wissenschaftlich und praktisch immer bekämpit 
habe und immer bekämpfen werde — fallen gelassen werden. Es 
gibt weder eine prima noch eine ultima ratio bei der Abwägung 
der chirurgischen Eingriffe, sondern nur eine optima ratio. Vor- 
aussetzung dieser aber ist für das in Frage kommende Gebiet 
eine umfassende, in allen Einzelheiten klargestellte Diagnose der 
Art, des Wesens und des Grades der Pylorusstenose. 


Ein bemerkenswerter Fall von Staphylokokkensepsis; 

gleichzeitig ein Beitrag zur Frage der Entstehung 

und Bedeutung der musikalischen Herzgeräusche. 
Von 

Dr. E. Paulicek, Wien, 


em. klinischen Assistenten. 


Zu keiner Zeit mag der Klinik fieberhaiter Erkrankungen 
eine so reiche Ausbeute an Krankenmaterial beschieden gewesen 
sein als im Weltkriege 1914 bis 1918. Unter den vielen atypischen 
fieberhaften Krankheitszuständen, die wir während desselben 1m 
Felde zu sehen Gelegenheit hatten und deren Natur zum! größten 
Teil als typhöse erkannt werden konnte, haben sich zuweilen 
Fälle eingeschlichen, deren restlose Aufklärung bei den beschränkten 
klinischen Untersuchungsmitteln nicht immer möglich war. Aut 
bei letalem Ausgange konnte nur in einzelnen solchen Fällen eine 
fachgemäße Autopsie vorgenommen werden, sodaß so manche X 
nisch interessanten Krankheitsformen ungeklärt bleiben mußten, 
deren pathologisch-anatomische und pathogenetische Klarleguns 
eine wertvolle Bereicherung unserer klinischen Kenntnisse ge- 
bracht hätte. 2 

Der im folgenden beschriebene Krankheitsfall, der klinisch, 
bakteriologisch und anatomisch eingehend untersucht BR 
konnte, wurde deswegen der Veröffentlichung für wert erachtel, 
weil er in sinnfälliger Weise einerseits difterentialdiagnostische 
Beziehungen zu einer Reihe anderer Erkrankungen darbot, anderer: 
seits geeignet erscheint, etwas Licht in ein Gebiet zu buinen 
das gerade in den letzten Jahren recht stiefmütterlich behande 


Í 
$ 
+ 
+ f 
J < 
wur 
i . 
ı Fe . 
\ b a 
` TiN) 
NES 
\ Er 
CE À x i 
1 é D, 
è A 
r ia 
Wi 
| 
Y ii 
Pa - 
‘ a j 
1? 
$ \ 
T N í; 
D 
"= Bi 
x ki g 
A Kae 
[j g E 


’ 
u 
Zr 


m 
u... 


>y 
Ez rere; 
hr“ 


- 


fe oal Aian 
he e 
m s 


1) Mitt. Grenzgeb. 1913, Nr. 28, S. 256. l 

2) Es ist hierbei, wie auch bei dem primären Carcinom des Py- 
lorus, vorausgesetzt, daß ein typischer Tumorbefund nicht vorliegt. 
Daß durch diesen die Situation wesentlich erleichtert wird, bedarf 
keines Hinweises. 

3) D. m. W. 1906, S. 52, 


| FA | Hri Diöitized by Google 


18 Jah. 


Eier 


 Lebergegend deutlich druckschmerzhaft, Leber nicht vergrößert. 


104 bis 120. 


= ien Intercostalraum innerhalb der Mamillarlinie hoher Tympa- 


- unten vier Querfinger unter dem Ang. scap. beginnende, nach abwärts 


a- 
eote > š 
e—a EE N Sn T Sepa Ti GE 
£ - IB e x £ í 
-s tenpan e a i aa I 
mr ot _. Š pen 5 Rue ET 2 £ 
= un m et b TN % win ya i > k f k y Mi r k ’ A 
Rn Su 5 “ 1. š = % r 
Ai er s UARA k $ ; E i Ach ’ ne: 
r.. | i P i i i nan g y 
a u = a Dee š . ; 3 oe N 


- 


wurde, obgleich seine genauere Erforschung zu einer‘ Zeit, in der 
die Lehre‘ von der klinischen Bedeutung der Herzgeräusche so 
große Wandlungen erfahren. hat; eine dankenswerte Erweiterung 
unserer Kenntnisse in der Herzpathologie -zeitigen würde. 
Anamnese: Schütze Kr. Gr., 20 Jahre alt, Vater aus unbe- 
kannter Ursache gestorben, Mutter und fünf Geschwister gesund, Als 
Kind nur Masern mitgemacht. Im Sommer 1916 zum Militär einge- 
` rückt. Immer gesund gewesen. Nachdem sich der Kranke schon zirka. 
drei Tage vorher unwohl gefühlt und anfallsweise auftretende Schmerzen 
in der rechten Bauchseite verspürt hatte, begab er sich am 1. Juni 1917 
zur Marodenvisite. Seit: 2. Juni bei der’ Div.-San.-Kol. Nr..... mit 
Fieber bis 40,8%, kalte Umschläge .auf den Unterbauch, laut Angäbe 
dieser Anstalt damals Stuhl .normal,' Verdacht auf Appendixreizung. 
In den nächsten Tagen das Fieber etwas geringer, am 7. Juni 37,8° 
- bis 87,8°. Seit.drei Tagen Schwellung im linken ‚Schultergelenk. -Am 
8. Juni wurde der-Kranke mit Typhusverdacht ins Feldspital Nr..... 


transferiert. 


Status praesens: Körper lang, schmächtig, Schädel rück- - 


. wärts abgeflacht, Pupillen weit,, reagieren, Skleren bläulich. ‘Passive. 
. Rückenlage, leichte Somnolenz, Sprache nasal, Patient verschluckt sich 


zuweilen beim Trinken. Keine sichtbare Anomalie der Gaumensegel. 


Gaumen hochgewölbt, trocken und anämisch. Leichte Cyanose, Zunge | 


typhös, Andeutung von Nasenflügelatmen, Lungen lang, rechts hinten- 
unten relative Dämpfung, die axillar kuppelförmig ansteigt und nach vorn 
‚zu wieder abfällt; bei Lagewechsel kein auffälliger Unterschied; Atem- 
‚geräusch rechts hinten unten abgeschwächt. | B 
Herzspitzenstoß innerhalb der linken Mamillarlinie im fünften Inter- 
costalraum, systolisches kratzendes Geräusch, das beim Aufseizen 
stärker wird. Kein Fr&missement. Zweiter Pulmonalton betont. 
Weicher Meteorismus, keine Roseolen, Milz nicht tastbar, 
Traubescher Raum ' tympanitischh Rechtes Hypochondrium nn 
p- 
pendixgegend nicht druckschmerzhaft. Keine für Appendicitis typi- 
schen Druckpunkte. Auf der Bauchhaut vereinzelte kleine hanfkorn- 
große Eiterbläschen auf geröteter Grundlage. Beim Aufsetzen gering- 
` gradige Nackensteifigkeit, Bewegungen des Kopfes schmerzhaft, K er- 
nigsches Symptom negativ. Mäßige . Furunkelbildung am Rücken. 
Das linke Schultergelenk geschwollen und schmerzhaft. Schmerzen im 
Metatarsophalangealgelenk der “linken großen Zehe, ohne Schwellung 
desselben. - Stuhl normal. Fieber 38,70 bis 39,8%, Puls 96 bis 117, 


Respiration 82. 


=> Verlauf: 9,6. Gruber- Widalsche Reaktion: Typhus 1:200, 


1:400, Paratyphus A und B 0. 


2 10. Juni. Linkes Augenlid tieferstehend, linke Pupille weiter als 
die rechte. 


12. Juni. 
Aphonie. Herzdämpfung heute fast um 1 cm weiter läteralwärts rei- 
chend ‘als früher, medial vom Spitzenstoß ein lautes quiekendes- 
musikalisches systolisches Geräusch. Im fünften Intercostal- 
raum rechts vom Sternum einen Querfinger außerhalb der rechten Mamillar- 
linie Knisterrasseln. Rechtsseitige kuppelförmige Leberdämpfung' etwas 
höher reichend als früher. Schmerzhaftigkeit am Kreuzbein. Leuko: 
cytose. Ergebnis der Blutzüchtung: Staphylococcus pyogenes aureus. 
Im Harnsediment nur vereinzelte Leukoceyten, phosphorsaure Magnesia, 
= 18.Juni. Das Knisterrasseln rechts vorn heute mehr medial. 
Blaurote Verfärbung und Schwellung des Endphalangengelenks der 
zweiten Zehe rechts. Schmerzhafte Schwellung am Kreuzbein. Epi- 
gastrium links druckschmerzhaft. Herzdämpfung bis zur ersten Ma- 
'millarlinie, musikalisches Geräusch im gleichen, an der Basis extraperi- 


‚kardiales Reiben. Zu 
14. Juni. Pupillen eng. Zunehmende Blässe. Dämpfung rechts 


hinten unten intensiv, Atemgeräusch abgeschwächt, fernes Bronchial- 
atmen, Stimmfremitus nur wenig herabgesetzt. Knisterrasseln vorn 
geschwunden. s i | 
Probepunktion im zehnten Intercostalraum vier Querfinger rechts 
von der Wirbelsäule: Eiter mit Staphylokokken in Reinkultur. 
15. Juni. Abends nach Salicylklysma starke Kopfschmerzen und 


. Nackensteifigkeit.. | 


bewe 16. Juni. Somnolent, Nackensteifigkeit , deutlich, passive Dreh- 
ur sungen des Kopfes schmerzhaft. Kernig positiv. Zehen- und 
inkes Schultergelenk gebessert. Herzdämpfung überschreitet die Ma- 
millarlinie um { cm. Fieber geringer, Puls 108. Moc'Burn ey scher 
ruckpunkt angedeutet- Rectalbefund negativ. Rechte Lendengegend 


deutlich druckempfindlich, kein Ödem derselben. Rechts vorn unten 


Atmung geräuschvoll, Euphorie. | 
u } 17. Juni. Kopf in der Stirngegend beiderseits am meisten klopf- 
Kap ndlich. Nackensteifigkeit ausgeprägt, Nackenmuskel druckempfind- 
Nas. Pupillen mittelweit, die linke eine Spur größer als die rechte. 
Iinkenügelatinen, Zunge belegt, neigt zur Trockenheit. Über der 
-oxen Lunge rückwärts etwas verschärftes Atmen. Rechts hinten 


fe atensität zunehmende Dämpfung, über derselben Knisterrasseln, 
„aes Bronchialatmen und abgeschwächtes Vesiculäratmen. Herz- 


dämpfung nach links im gleicher nach rechts drei Querfinger rechts 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


Auffällige Steifheit beim Aufsetzen. 88,6° bis 40,0°, Puls |. 


Nasenbluten links. Keine.Milzschwellung nachweisbar, | 


\ e 


‚von der Medianlinie. An der Lungenherzgrenze und nach oben zu bis 
zum Unterrand der dritten Rippe pleurales Reiben. Rechts vorn ab- 
geschwächtes Atmen. Abdomen stärker meteoristisch, gespannt, allent- 
‚halben druckempfindlich, etwas mehr in der Ileocöcalgegend, am stärk- 
sten in der Lebergegend. Knöchelödeme. -Sonst Status idem. 


18. Juni. : Morgens 39,0°, Puls gut gespaunt. Patient somnolent, ! 


in der Nacht leichte Delirien. Heute Schmerzen in den Beinen, die 
ganze . Bauch- und Beinmuskulatur druckempfindlich.-. Nacken- und 
Rückenstarre im gleichen. Dermographismus.,. Herzdämpfung heute 
ein Querfinger weiter nach links reichend als gestern.. Musikalisches 
Geräusch: im gleichen, kein Reiben. Küppelförmige Dämpfung rechts 
deutlich ausgeprägt, links kein paravertebrales Dreieck. Kein lokales 


‚Hautödem. : Knöchelödeme zurückgegangen. Abends starke 'Kopf- 
schmerzen. BR u. Du a Zu Se 
Patient somnolent, auffallende Cyanose. ‚Obere Glied- - 


19. Juni. 
 maßen sehr rigid und bei Bewegung schmerzhaft, untere Extremitäten 
weniger steif. Sehnenreflexe gesteigert. Über dem rechten Knie eine - 
zirka pflaumengroße Schwellung mit Fluktuation. = > >. 2 5s 
Der Kopf wird in Halblinkswendung gehalten, passive Drehungs- 
versuche nach rechts äußerst schmerzhaft. vr De S 
Herzdämpfung nach links im gleichen, nach rechts und oben zu 
um eineii Querfinger verbreitert. Die. Dämpfungsgrenzen des: Herzens und 
der rechtsseitigen kuppelförmigen: Dämpfung ergeben einen mit seinem 
Scheitel bis zur sechsten Rippe- reichenden, nach oben offenen spitzen 
Winkel. Unterer 'Leberrand perkutorisch um zwei ‘Querfinger tiefer 
stehend als früher. Lebergegend äußerst druckempfindlich. An der 
Basis: des: Herzens, besonders rechts: pleurales Reiben. - Musikalisches 
Geräusch im’ gleichen. Traubescher Raum dauernd tyimpanitisch. 
Fieber seit. gestern dauernd hoch, Puls 120, weich, klein. .Linkes 
Schultergelenk noch geschwollen, aber nicht mehr so. schmerzhaft. 


En En Te 
i = zz ES =_ SE === 
t, m S= m a sa EEG as s zen ona em = 
n e E EE EAE EE EEEE 
VEGAN: =S <x = n 5 === 
g" d ZEBE=->EBESEBESE E55 Peer SE TEE 
M SSS 
miressa 
7, FEA E AES 
| 295 22 7 =A pn TE AAE = ses => 
77 = em zes, mm 
NITEEREZEErireiesesesssrzseesis 
z=eE= =A =s sone Zzy a 
E da e REEE E AEAEE 
4 1 III FT TR I Te us m 
a =< macman ami e ZEN E EEE pe = F anan Cae 
nor a EEEE E ERa 
as EEEE EE A EE EE REEE = 
PRIZE —=irRts8, =; ERA A Tezzre= 
"e a EEEE EN N AN A E N M A a G aE 
„ aE E E EEEE a A EE 
E EFEFEF zZ zz zz z_ ze EZ Een 
esse mmemsmm zZ ZZ — a ee 
50" pE eE SEES EEFSESESESESE = 
mE Sn EE E =+ 
i EE == == s==S= 
MH SS = SEES BES SSS>S5>SS55sSssss>>5 
| uN: 4 4 EEE TEEN BT TED LT a aa A a E 
f Bamarkasgea Tewp —— Puli., Tup. ssessss , Wıdal urerien. 


(e u zš _ nm -S S 


20. Juni. Linkes Ellbogengelenk stark druckempfindlich, etwas ge- 
schwollen. Schwellung des linken Kniegelenks stärker, auch subpatellar 
deutlichste Fluktuation. Das rechte Knie auch etwas geschwollen, jedoch 
nicht schmerzhaft. Starke Hyperästhesie der Haut des linken Unterarms. 

21. Juni. Sohlenreflexe gesteigert; beiderseits Fußklonus. 

Sonst Status idem. Ä 

Gruber-Widalsche.Reaktion: Typhus 1: 100, Paratyphus A und B, 
. 22, Juni. Im linken Hypogastrium oberhalb des Poupartschen 
Bandes. beginnend bis zur horizontalen Nabellinie auffällige Druck- 
empfindlichkeit. Sonst Status idem. | | 
28. Juni.. Entsprechend‘ der rechten Parotis eine teigige’ In- 
filtration und Schwellung mit Abhebung des Ohrläppchens, jedoch 
indolent. Über der Lunge rechts vorn oben und links hinten ver- 
schärftes Atmen, rechts hinten unten vereinzeltes Knisterrasseln. Herz- ` 
dämpfung ‚und die rechtsseitige Dämpfung im gleichen, ebenso die 

Schmerzhaftigkeit im linken Hypogastrium, die sich. heute unter das 
Poupartsche Band fortsetzt und den Verlauf der Gefäße einzunehmen 
scheint. Deutliche Schwellung des linken Unterschenkels. . Linkes 
Metatarsophalangealgelenk Nr. 1 deutlich gerötet und druckschmerzhaft, 
ebenso letztes Phalangealgelenk Nr. 2. 

‚Lumbalpunktion ergibt unter mäßig erhöhtem Druck eitrigen 

Liquor, der bakteriologisch Staphylococcus pyogenes aureus enthält, 
24. Juni. Nackenstarre im gleichen. Linke Parotisgegend seit 
heute ebenfalls geschwollen, -leicht druckempfindlich. Meteorismus 
nimmt :zu. Hand. meist am Genitale. Cheyne-Stokes sches 
Atmen. Kratzendes systolisches Geräusch über der Aorta von anderem 
Charakter als das an der Mitralklappe. Über der vorderen Lunge keine 
besonderen Erscheinungen, über den hinteren Lungenpartien ver- 
schärftes Atmen. Der Nabel etwas vorgewölbt. Ascites, Leberdämpfung 


| von Tympanismus überdeckt. 


! Harnbefund: Eiweiß 0,066%, im Sediment zahlreiche Leukocyten | 
vereinzelte hyaline Cylinder, rote Blutkörperchen und Epithelzellen., 
25. Juni. 5 Uhr 45 Minuten früh Exitus letalis. K 


683 


\ 


een 7 mie > 
aaa E A a N ie 
~e 5 s ES en E E E 
`- a 3 5 


u De ERDE 
De eae 
x 


m 
mn, 
SER ER 
- 
m 


` 
’ 
[7 
< 
K 
ra 
t 
‚Io 
Be 
MSU 
U yid 
N ii te 
Be, e BE 
KEC pyi 
a en; 
re a 
i BR 
IR oT A 
NS 
E Uag 
t 
TH 
Ri 
En 
Ko! 
BE 
er 
Ban 
vo! 
cr 
PR 
ER 
p> 
en 
ge 
Ae i 
A 
D as “ir 
Bath A 
RG 
j + 
PRE ETO RE 
me a n > 
taR. T R M 
AE 
arfa u 
RB ER 
Nee 
E 
AE 
TrA $ e 
wehren 
FON ep o 
n 
rT 
E 
j A DERES 
OE N E 
r 
ET E 
I ““ 
' 
[u An 
B a N 
[7 s i 
4 e y 
Th car e 
i en 
B Me ae) 
ir; n pi 
f “i it 
Fa E 
; BE 
ehe SEU 
4 TEREE 
# + GS TE 
| { ae 
P oe PR 
i; -i na 
K a SE aina 
y f Terre a eai 
í E TE 
f ARE E 
a ş 
ba x rA 0 mt 
ar ` i ji m l 
3 oek APTN 
$ h Dur Biva 
t y \ Pau EEE Er 
E ) Pene oca yeay 
t ..r t . H zho 
Ai a l ty 
i erya i d of A 
EE e o. u FREE 
- EaR 
f: Mn J ps 2 DER u 
en 
` iata A. 
Ki ERS Ki cr : 
P A Tae 
şi A o ly 
ER E a 
a 
42 Kal nf 
c \ RER ai ed 
PRES a 
TEDS o eN 
E : OA 5 N 
ı AELIAS “ul 
Be ` 
ER ee M 
N $ RA EN 
A f Be“ nern 
a R i nanaga" 
A 2a % 
nr: FRE I 
He kr t4 ira, 
| Were Re 
TT ee "he 
% yei HA ware “ 
AR 
En. ra Sie ay 
i É ART a t 
. TARN tae . Es 
+ Er Po 4 
P BEAN W) F 
Di ' AGEA A 
| p E $ 
t 2,20 Be 
ME... | 
g m: 
: RE: 
Pi | 
i 
N 
+ M ni 


e. o er u 
Br Ca h ur =: 
Eana N TEE S ENGEN, 


nn 
- PR ae a ae ER on Fr $ 
u ` SET » men Denon er 
= - RR En g 7 2 
ee PR ; G - i 
z ER one TE a ee 
= a E we rn. x i 
- a A ee Pe $ $ = 
Fan è’ 2) x $ WESER s > t 
o F = -’ A s ` 
PEN E S - eh a. N 
“le .l ` - Š Se, x 
+ a Rx =: a -r f x aaa p he 
us. y j ENLA i š Si 
D E E A e CEARA ar a ya“ 
e a ie a a ES Zr or. 
ET A ~ > PES x PERL Er; Be z 
RER EE EE ee 


5 N id 
Se m A E AA Sen 
FE Zn ne 

nn abe a Eee ia 
WERNE E E S E E E E 


-q tre. w, i 
LUA O FFEN n 
t 
= s 


-a VW PER 


net 
ne E Fre 


68 . 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 18. Juli. 


Klinische Diagnose: Kryptogenetische Staphylokokken- 
sepsis (möglicherweise ausgehend von einer ‘primären Appendieitis?). 
Subphrenischer Absceß rechts. Akute Endokarditis. akute- Dilatation 
besonders des rechten Herzens. Sekundäre eitrige Meningitis. Pleuritis 

. fibrinosa sin. Pleuritis’ adhaesiva bilateralis. Metastatische Ent- 
zündung des linken Schulter-, Ellbogen- und Kniegelenks sowie des 
Metatarsophalangealgelenks Nr. 1 links und des Endophalangengelenks 
Nr.2 des rechten Fußes. Beginnende Thrombose der linken Vena 
femoralis und iliaca? Bilaterale sekundäre Parotitis. Terminale 
Splanchnicusparalyse. Anaemia gravis. Habitus asthenicus. Eitrige 
Nephritis. 

Obduktionsbefund (Dr. A. Jarisch): i. Harte Hirn- 
haut mäßig gespannt; die Gefäße der weichen Hirnhäute sind stark 
“mit”Blut gefüllt, die Blutleiter enthalten reichlich flüssiges Blut. Die 
Hirnsubstanz ist auffallend fest, blaß und stark durchblutet. An den 
austretenden Blutpunkten fällt eine wäßrige Beschaffenheit des Blutes 
auf. Die ‚Ventrikel sind nicht erweitert, im rechten Unterhorn findet 

| sich wenig dickflüssiger gelber Liter. Ä 

I S0 - An der Basis, besonders in der Gegend des Chiasma n. opt. und 

DE | der Brücke geringe Mengen gelben Eiters. | 
ANRE. | E) 2. Im Abdomen zirka 150 cem klare gelbe Flüssigkeit. Darm- 

schlingen stark gebläht; der Dickdarm überlagert die Leber und drängt 
sie vom Rippenbogen ab. Zwerchfellstand rechts unterer Rand der 
vierten Rippe, links fünfte Rippe. 

3. Die rechte Lunge ist in ihrer ganzen Ausdehnung, die linke 

an der Spitze mit der Brustwand verwachsen. = | 

‚Rechte Lunge: Die Pleura ist mit einer festhaftenden faserigen 

Aufiagerung von grauroter Farbe bedeckt. Ober- und Mittellappen 

lufthaltig, auf der Schnittfläche von grauroter Farbe und schwach 
durebblutet. Der Unterlappen zeigt besonders in den basalen Ab- 
| schnitten erhöhte Konsistenz und ist luftleer; die Schnittfläche ist 

EHRE, © ‘ glatt, von grauer Farbe, der Blutgehalt gering. | 

Ein Linke Lunge: Die Pleura des Oberlappens zeigt vorr und an 

der Seite grauweiße, leicht abwischbare Auflagerungen; die. Pleura des 
Unterlappens ist matt. In der Spitze ein walnußgroßer verkalkter 
Herd. Im Unterlappen zahlreiche erbsen- bis kirschkerngroße Abscesse, 
die gelben Eiter enthalten. Die linke Lunge sonst überall luftbältig 
und mäßig blutreich. npe" 

Kebikopf und-Luftröhre ohne Besonderheiten. 

4. Im Herzbeutel 150 bis 200 ccm gelbe klare Flüssigkeit. Der 
linke Ventrikel ist kontrahiert und leer, der rechte Ventrikel ist er- 
weitert und enthält Speckgeriunsel. Die Klappenapparate sind beider- 
seits zart und schlußfähig. Der Herzmuskel ist von graubrauner Farbe, 

| trüb und von zahlreichen grauen Stippchen durchsetzt. Im linken 

Nl - vorderen Papillarmuskelfindetsich ein kirschkern- 

großer Absceß. Die Absceßhöhle ist. mit gelbem dick- 
flüssigen Eiter erfüllt und besitzt eine deutliche 
bindegewebige Kapsel. . 

5. Milz 12:8:3 cm, sehr weich, Pulpa ist reichlich abstreifbar. 
Die Nieren sind vergrößert; die Rinde ist ‚von grauroter Farbe, ihre 
Zeichnung ist verwachsen und sie überragt leicht die Schnittfläche. 
Die Nieren sind von zahlreichen miliaren Abscessen durchsetzt. 

` 6. Der Darm zeigt im unteren Ileum und an der Ileocöcalklappe 
Bartstoppelnarben, im übrigen ist er ohne Besonderheiten, 

Ä Appendix vollkommen frei und intakt. 

Br 7. Das Zwerchfell ragt auf der rechten Seite kuppelförmig weit 

en | |: | in den Pleuraraum ‚hinein. Auf Einschnitt an dieser Stelle entleeren 
Bi | | sich zirka 300 cem rahmigen Eiters. Am Durchschnitt durch die samt 
sa | dem Zwerchfell entfernte Leber zeigt sich die obere Hälfte des rechten 
A Ei .sowie ein Teil des linken Leberlappens von einem System hühnerei- 

i | bis. kirschkerngroßer, eitergefüllter Höhlen durchsetzt. Das Leber- 

oe | parenchym fehlt dort vollständig; es sind lediglich Stränge von Binde- 
|; | gewebe und Blutgefäßen übrig, die frei durch die Hohlräume ziehen. 

Rn ir | Die größten Kavernen finden sich im obersten Teil des rechten Leber- 

Due BRN lappens und kommunizieren frei mit einer ausgedehnten subphrenischen 

DE. = ‘ Absceßhöhle, die durch eine ringförmige Verklebung vom Peritoneal- 

E raum abgeschlossen ist. Die kleinsten Höhlen finden sich im unteren 

| Abschnitte und sind von einer deutlich ausgeprägten grauweißen 

M 2 Membran ausgekleidet. Das angrenzende erhaltene Lebergewebe zeigt 

F HERE zunächst Abplattung der Acini, ferner ist in einer zirka 2 cm breiten 

a "| Zone das Centrum der Acini braunrot und eingesunken, die Peripherie 
E ii EN gelb und prominent; auch in der übrigen. Leber finden sich Zeichen 

| von Stauung und Verfettung. In ’der Gallenblase wenig dunkle ein- 
| gedickte Galle. 
á "8. Das Pankreas ist vergrößert, sehr hart und knirscht "beim 

Durchsehneiden. Die graugelbe Schnittfläche zeigt keine Besonder- 


Der histologische Befund der Wand der Leberabscesse ergibt 
Granulationsgewebe, der des Pankreas entzündliche Pankreaseirrhose. 
Pathologisch-anatomische Diagnose: Multiple 
Leberabscesse (Echinokokkus? - Appendicitis restituta?), subphrenischer 
'Absceß. ‚Staphylokokkensepsis mit multiplen Metastasen: eitrige Me- ` 
ningitis, multiple Abscesse im linken Unterlappen, Absceß im linken 
vorderen: Papillarmuskel, embolische Nephritis, multiple Gelenks- und . 
Schleimbeutelentzündungen. Myodegeneratio cordis, Dilatatio cordis 
dextri, Hydroperikard.. Kompeessionsatelektase des rechten Unter- 
lappens, frische fibrinöse Pleuritis des linken Oberlappens. Akuter Milz- 
tumor, Muskatnußleber, Cirrhose des Pankreas, Lymphadenitis und 
Lympbhstauung im Retroperitonealraum. Alte adhäsive Pleuritis der 
rechten Lunge, alter tuberkulöser Herd in der linken Spitze. Abgelau- 
fener Bauchtyphus. ; | 
Bei der epikritischen Betrachtung obiger Kranken- ' 
geschichte kommen wir zu folgendem Ergebnis: Bei einem 20jäh-: 
rigen Kriegsteilnehmer mit asthenischem Habitus, der in der Kind- 
heit nur Masern ‚überstanden haben, sonst aber stets gesund ge- 
wesen sein will, kommt es ohne klinisch sicher feststellbare Ur- 
sache zu einer in wenigen Wochen zum Tode führenden, aus Blut 
und Eiter kulturell nachgewiesenen Staphylokokkenseptikopyämie, 
deren klinische Manifestation erst in Fieber. und Schmerzen in der 
rechten Bauchseite, welch letztere von einem Arzt auf eine Appen- 
dicitis bezogen .wurden, alsbald in einem Status typhosus, auf. 
Grund dessen der Kranke mit dem Vermerk „Typhusverdacht“ 
dem Feldspital übergeben wurde,- im weiteren Verlaufe in einer 
schmerzhaften Schwellung des linken Schultergelenkes, schließlich 
in der Ausbildung eines subphrenischen Abscesses der rechten 
Seite, eines spärlichen Pustelausschlages, einer fibrinösen Pleuritis 
links, einer eitrigen Meningitis, multipler Gelenkschwellungen, einer 
Pyurie und einer terminalen bilateralen Parotitis bei teils konti- 
nuierlichen, teils remittierenden Fieberschüben ohne Schüttelfrost 
zum Ausdruck kam. Außerdem gab das laute, im Sitzen sich 
verstärkende, rauhe systolische Geräusch an der Herzspitze mit 
dem am deutlichsten etwas einwärts von derselben hörbaren quie- 
kenden, musikalischen Beiklang, die ständig an Breite zunehmende 
Herzdämpfung, die Betonung des zweiten Pulmonaltones und die 
hohe Pulsfrequenz Anlaß zur Annahme einer septischen Endokar- 
ditis der Mitralklappe mit Verkürzung eines Papillarmuskelsehnen- 
fadens, während die in den letzten Tagen auftretende heftige, 
erst dem Verlaufe der großen Gefäße im linken Hypogastrium fol- 
gende und bis in Nabelhöhe reichende, später auch unter das linke 
‚.Leistenband sich erstreckende Schmerzhaftigkeit im Verein -mit 
einem mäßigen Ödem der ganzen linken unteren Extremität mit- 
einer Thrombose der Vena iliaca und femoralis in Beziehung gè- 
bracht wurde. Hinsichtlich der unklaren Ätiologie des Falles wurde 
mit Rücksicht auf das Auftreten .der ersten Beschwerden in der 
rechten Bauchseite sowie auf Grund praktischer Erfahrung an 
genommen, daß eine bereits abgelaufene Blinddarmentzündung, für 
die klinisch kein Anhaltspunkt mehr vorlag, den Ausgangspunkt. 
des ganzen septischen Prozesses bilde. 


Die Autopsie. bestätigte den ersten Teil der klinischen Dia- 
gnose vollauf, Sie ergab ferner, daß der septikopyämische Prozeb 
seinen Ausgang aller Wahrscheinlichkeit nach von der Leber nahm, 
in deren oberstem Anteil es zuerst zur Bildung multipler abscedie- 
render Iintzündungsherde gekommen ist, durch deren Einschmel- 
zung ein System verschieden großer Eiterhöhlen resultierte, das 
bei seiner weiteren zwerchfellwärts fortschreitenden Ausgestaltung 
zur Ausbildung eines großen subphrenischen Abscesses führte, 
eine Entwicklungsfolge, die am Leberdurchschnitt deutlich zu er- 
kennen war, und daß es von hier aus infolge frühzeitigen Éin- 
bruches in die Blutbahn zur metastatischen Ausbreitung des Pro- 
zesses über den ganzen Organismus gekommen sein dürfte, konnte 
aber das ätiologische Moment nicht in befriedigender Weise auf- 
klären. Man mußte sich in dieser Hinsicht auf die Vermutung 
vereiterter primärer Echinokokkusblasen oder, da die Appendix 
und ihre Umgebung vollständig frei war, einer Appendicitis resti- 
tuta beschränken. | | 


| } 


fed = a, We a EN ER 
Per 5 Bet “an 
. E Ru 4.“ 
i 7 = \ « 
. TA u Ben 
Ar En EA 
i A ‚ 
Baer ae x Ri 
“ Sai a Bys IAS 5 
Er eTA . 1 Kai 
D it, F Ex 
a, E E \ 
i Pok 2 po 
$ se r 
D P 
3 5 een, 
\ a F 1e 
ee y ne ENA k 
r H “ ` 2 
i - \ = STi y Cr ii 
i E aE ch 
Be ur N ee ea 1; 
. ” a 
g E a ein 
ee 1 S Fit 
E el 1 
N Der ve Lp 
. a. sė Wg 
’ PR $ 417 
N z bd Pur? 
` 
’ sa, . Zn 7; Ak 
» . i . » f 
f wA el 
DR ' 
rE a 
r n i t Í 
TAE A a a 
ya E Ri D 7 \ 
1 . i y4 
i . Fi 
i a a H it 
a g 
~ vr 
u en 
Eog agl >i 
E E { 
P i - >“ 
: N < nagl i) 
Tagen, iR 
Be x ge 2 I 
a h | f 
5 i 
=» i 
7 RR 
DE Pu 193 
er $ 
ih j i 
B } ae 
Wk Ai 1 = 
Pe AR p AE HEN 
i E air del 
a Fa bi taS 
` N ` lid, 
Fe A TANT 
t yo np T 
h Ma tn 
Be R Way | i 
$ i Bi hs iri 
r r ‘ TRH 
I A HEE i Aus! i 
i Í 1,471 
. Art x 
` Ee . ur 
Eo Be 1 Mariig 
E Schul PSI 
z : i 
$ Ar 
cd ; H i 4 
BE a. 
Ey N C I AU 
T s v 
; ‘3 007 HR 
+ a _ ` 
i t "A 
Pis un o 
1] 4 i 
i; =: Ui 
- a 
Pe EEE 
a Bu 1, 
b t i T, 
r 4 FA 
` | 
p ti o 13» 
i $ 2 i 
= i d 1! 
5 
3 . ee.‘ 
h i i 113 
| 
win: Í vn 
A - i Pr 
ve | IDAN 
T $ WEL 
fi f 1y 
t 10% 
3 E | ur 
w b ; P 
‘ 
“ SITSA 
N $ uan I 
4 j Pas 
D F 1 N 
i Da 
$ i 
14 
N 
4 
Hi 


” . 
= 
TI la ou ANNA 72m. DT ne .n 


ne turen 


PT $ 
Mere 


a ee 
wu, rt ENA 
. 


e n O o 
-a wen. 


vw. 


-.. ý & ea P u 
u ander ae EN 


EORR EF, PEN WET et unsre o 
-r Hapa aE mdee, - . 


heiten. | Zeigte nun der Wurmfortsatz keinerlei Residuen eines aee 
ES ER | 9. Entsprechend dem Verlauf der Vena iliaca sin. und der Vena | laufenen Krankheitsprozesses, so bewies aber an der Ileococar 
} e cava inferior findet sich ein Strang walnußgroßer grauroter Lymph- | klappe und am unteren Ileum der Befund der „Bartstoppelnarben 


drüsen, welche durch Züge prall gefüllter Lymphgefäße verbunden sind. 
Die Veränderung reicht nach abwärts bis zur Rosenmüllerschen 
Drüse, welche mit einbegriffen ist. 

. 10. Im linken Knie- und Schultergelenk ein eitriger Erguß, des- 
gleichen am Grundgelenk der linken großen Zebe. Links ist die Bursa 
olecrani vereitert und nach außen durchgebrochen. An der rechten 


= Fußsohle finden sich zwei bohnengroße Blasen mit blutigeitrigem 
Inhalte. .r = 


unzweideutig, daß der Verstorbene vor nicht allzulanger Zeit 
einen Typhus überstanden haben mußte. 


Hatten indes die klinischen Symptome zur Annahme einer 


septischen Endokarditis geführt, so belehrte uns die Sektion eines 
Besseren, indem sie bei vollkommen intaktem Klappenapparat einen 
kirschkerngroßen eitergefüllten, von einer bindegewebigen Membran 


begrenzten Absceß im linken vorderen Papillarmuskel aufdeckte: 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Ñr. 88. ZUIDER- ZIERENHUNS 685 SOn Bi 
Der Herzmuskel erwies sich als degeneriert, das rechte Herz war | zu verschieden großen. Abscedierungen. führenden entzündlichen BE F 
erweitert, der linke Ventrikel kontrahiert. An Stelle der vermuteten | Prozesses legte indes den Gedanken nahe, daß es sich um pyle- ® I ai) 
Thrombose der Vena femoralis iliaca sin. fand sich entsprechend | phlebitische Vorgänge handeln könne, deren Ausgangspunkt in EC 
dem Verlaufe der genannten Gefäße und der Vena cava inferior | zum Pfortaderkreislauf. gehörenden Organen, also vor allem im Be 
ein Strang bis walnußgroßer grauroter Lymphdrüsen, welche durch | Darm zu suchen wäre. Und wieder käme hier erfahrungsgemäß SOEU 
Züge prallgefüllter Lymphgefäße verbunden waren und nach ab- | in erster Linie eine Blinddarmentzündung in Frage, da aber hier- A paper 
wärts bis zur Rosenmüller schen Drüse reichten, letztere mit | für bei unserem Kranken mit: Ausnahme der initialen Schmerzen Bjeri 
einbeziehend, demnach eine retroperitoneale Lymphangitis, Lymph- | in der rechten Bauchseite, die sich viel besser auf die Leber- BURN 
adenitis und Lymphstauung. Bun. A ~ | erkrankung. beziehen. lassen, weder ‚klinische noch anatomische Une 
Im folgenden sollen nun in Anbetracht sowohl des nicht: | Anzeichen vorlagen, dagegen unweit des Wurmfortsatzes an der DN ES . 
alltäglichen klinischen Krankheitsbildes als auch des in mehrfacher | lleoeöcalklappe und im unteren Ileum „Bartstoppelnarben“.auf einen en, 
Beziehung interessanten pathologisch-anatomischen Befundes die | überstandenen Typhus hinwiesen, ‘so möchte ich letzterem Befunde en ae S 
einzelnen Besonderheiten dieses in verschiedener Richtung lehr- | am meisten Bedeutung für das Zustandekommen der Staphylo- ar, 
reichen Falles eingehender beleuchtet werden. Vor allem sei die | Kokkensepsis beimessen. : Denn es ist bekannt,. daß in allerdings BIER. 
Frage aufgeworfen, -ob wir uns in dem beschriebenen Falle auf | seltenen Fällen nach Typhus Leberabscesse auftreten können, und MEI 
die Annahme einer kryptogenetischen Sepsis beschränken müssen, |- zwar auf zweifachem Wege entweder von ulcerösen Veränderungen a Perey 
oder ob sich nicht Anhaltspunkte für eine primäre oder sekundäre | der Gallenwege oder aber infolge septischer. Erkrankungen der an 
Pathogenese des Krankheitsprozesses aus. der Krankengeschichte | Pfortaderäste, ausgehend ‚von Darmgeschwüren. ‚Es liegt nahe, ee Aaa" 
und dem Obduktionsprotokoll auffinden lassen. . Denn die-Autopsie | daß letzterer Vorgang sich bei unserem Patienten abgespielt hat, LE. 
war uns die strikte Antwort auf die Frage, auf welchem Wege | wobei der Umstand, daß der Patient, der, wiederholt befragt, stets ENEEIER 
die Staphylokokken in das aller Wahrscheinlichkeit nach zuerst | versicherte, nie ernstlich krank gewesen zu sein, seinen typhösen RORE r 
befallene Organ, -die Leber, hineingelangt ‚sind, schuldig geblieben. | Geschwürsprozeß ebenso wie seinen abgekapselten Lungenspitzen- la a 
Wir wissen, daß die Eitererfeger an jeder Stelle wie des äußeren | prozeß vermutlich ambulatorisch während der Kriegsdienstleistung, | H 
. Integuments so auch der Schleimhaut, vor allem des Harnapparates, | also. ohne jegliche körperliche und diätetische Schonung, über- TERAS 
ferner des Respirations-, Digestions- und Genitaltraktes, sofern sie | standen hatte, bei gleichzeitiger konstitutioneller (Furunkulose!) Eoo 
gerade ein Punctum minoris resistentiae bildet, in den Organismus | und konditioneller (übefstandener Typhusinfektion)?) Disposition za — -gip A 
eindringen und erst nur zu lokalen, eventuell später oder aber | Staphylokokkeninfekten für- -eine besonders günstige İnfektions- `  .:.latr-!. 
sofort zur Allgemeinerkrankung mit pyämischen Abscessen in ver- | Möglichkeit mit Staphylokokken der Nahrung von den Darm- f Air z 
schiedenen Organen führen können.. Zuweilen werden solitäre | geschwüren aus sprechen würde, sodaß also einem: primären I Ea 
. durch Staphylokokken: hervorgerufene Eiterherde innerer Organe | Typhus, in dessen Verlauf’ es zur sekundären Einwanderung der - "SE 
lange Zeit von den Befallenen latent herumgetragen, bis es ge- | Eiterkokken via Darmgeschwüre ‚in ‘die Pfortaderblutbahn und zu Bi ne 
legentlich eines auslösenden Momentes zum Aufflackern einer All- | einer vielleicht längere Zeit latent. gebliebenen circumseripten Bu. ©), 
gemeininfektion kommt. In der Haut sind es außer Verletzungen | Pylephlebitis im Innern der Leber gekommen sein mag, die ätio- I i 
nicht selten Furunkel, die zu einer solchen Infektion An- | logische Rolle in unserem Falle zufiele. U We, Ji S 
laß geben können. Tatsächlich wurde bei unserem Kranken Fu- . Mit dieser Voraussetzung. möchte der Vermerk. „Typhus--: Bel: 
runkelbildung am Rücken in mäßigem Grade festgestellt. Wir | verdacht“, mit: dem unser Kranker eingebracht wurde, wenigstens iS 
| ' möchten in dieser jedoch nur den Ausdruck für eine gewisse | scheinbar recht gut übereinstimmen. De facto entbehrte ‘auch das ee 
J : . Krankheitsbereitschaft des Patienten Staphylokokkeninfekten gegen- | weitere Krankheitsbild nicht einiger an einen typhösen Zustand . tl 
4 über erblicken, glauben hingegen auf Grund der mäßigen Ausbrei- | gemahnender Züge, welche die Differentialdiagnose erschwerten. RR 
Te ‘tung und sehr mitigierten Form dieses- Prozesses eher ein gutes | Denn der Patient bot vor allem ‘einen Status typhosus, eine Me en 
j. lokales Abwehrvermögen der Haut gegen derartige, von außen | Typhuszunge, hohes kontinuierliches Fieber mit einer im weiteren el 
3 kommende Schädlichkeiten supponieren zu können, wobei wir diese | Verlaufe zur Beobachtung kommenden typischen Zäsur, ‘einem he io 
i Furunkelbildung von dem später zu besprechenden, auf metasta- | neuerlichen Fieberschub, nachher remittierendes Fieber), endlich iiai Eeg 
lo- ‚tiischem Wege — also von innen kommend — entstandenen Pustelaus- | eine bis zum Tode anhaltende Continua, ferner meningeale FF Rea a n 
H ‚ schlag unseres Kranken streng abtrennen wollen. Wir sind der | Symptome, zu Beginn Illeocöcalschmerz — ein: bei Typhus nicht Sir BER 
> Meinung, daß derartige habituelle Furunkulosen mäßigen Grades | so selten vorkommendes Initialsymptom —, positive Gruber-Widal- oT 
N „wohl niemals zu allgemeiner Staphylokokkenpyämie Anlaß geben | sche Reaktion auf Typhus, schließlich einen asthenischen, wie für ` ai Se 
i - dürften, sondern nur hochgradige allgemeine Furunkulose des | Tuberkulose so auch für Typhus gewissermaßen prädestinierten SEE 
i ganzen Körpers, wie sie bei manchen Menschen im Sommer, z. B. | Habitus (die Obduktion ergab einen abgeheilten” tuberkulösen FE 
beim Tragen von Wollwäsche auftritt, oder einzelne große, tief in | Lungenspitzenprozeß), nicht zuletzt die- bei Typhuskranken sehr ee 
das Unterhautzellgewebe eindringende phlegmonöse Furunkel, wie | häufig zutreffende anamnestische Angabe, nie ernstlich krank ge- Te 
sie besonders häufig am Nacken, im Gesicht und am Gesäß zur | wesen zu ’sein. Von, diesen Krankheitszeichen war es insbesondere RE 
Beobachtung gelangen. Aber gerade von diesen von der Haut | der Fieberverlauf, der gegen Sepsis zu. sprechen schien, obgleich Ba Be 
ausgehenden Pyämien wissen wir, daß sie vornehmlich das Nieren- | andere Symptome, von denen alsbald die Rede sein soll, für ana’. ie 
lager, die Meningen und die Lungen heimsuchen nnd erst in-wei- | letztere Diagnose sehr bald in die Wagschale fielen. Zu Ye 
terer Folge auch andere Organe, aber nur sehr selten die Leber, Wir sind eben gewöhnt, mit dem Begriffe Sepsis vor allem eo: 2; 
die sich in unserem Falle zweifellos als das zuerst ergriffene Organ | die Vorstellung: remittierendes oder intermittierendes unregel- fi e onii 
‚erwies, Da aber primäre Leberabscesse 'ebenso selten vorkommen | mäßiges Fieber mit Schüttelfrösten und Schweißen zu verbinden, j RIE o 
dürften wie primäre Lebercarcinome, so erübrigt es uns, eine | wobei wir vornehmlich die Streptokokkensepsis als die bei weitem . | BR 
"solche Eintrittspforte beziehungsweise primäre Erkrankung aufzu- | häufigste septische Allgemeininfektion im Auge haben. . Dagegen Man: É 
finden, die das initiale Befallensein der Leber am plausibelsten | kommt der Staphylokokkeninfektion ein kontinuierlicher oder 11 ii: 
erklärt. Marigels eines sicheren klinischen und anatomischen An- | schwach remittierender Fieberverlauf zu, der sich von der typi- Kal Ba a 
haltspunktes kommt der Urogenitaltrakt, der Respirations- und | schen Typhuskurve nur durch die der Temperatursteigerung gleich BER... | 
Verdauungsapparat (Tonsille, Appendix) — die Supponierung einer | jm Anfang entsprechende hohe Pulsfrequenz, also das Fehlen der een ii 
Appendicitis restituta war nur ein hypothetischer Erklärungsversuch | relativen Bradykardie unterscheiden kann, während Schüttelfröste 4p a i 
— In dieser Hinsicht nicht in Betracht. Ä trotz vieler eitriger Metastasen selten sind. Nach Jochmann folh at 
: Wir müssen daher von der Annahme einer primären Staphylo-'| kommt ein intermittierender Fiebertypus sogar nur ausnahmsweise IE IE: Fr = 
kokkensepsis absehen und auf eine sekundäre Infektion recur- | vor, so besonders dann, wenn die Staphylokokkensepsis mit Endo- i Da 
rieren, wie sie sich z. B. auf dem Boden von Echinokokkusblasen, karditis kompliziert ist. | | on TE BE a H 
nach Infektionskrankheiten (Angina, Scharlach usw.) zuweilen | jn dem Fieber konnte also kein differentialdiagnostisches ei 
etablieren kann. De facto sahen die von einer bindegewebigen | Merkmal gegenüber Typhus erblickt werden. Gegen die Annalime ei 
Kapsel ausgekleideten Eiterhöhlen in der .Leber auf den ersten | einer Typhonose sprachen jedoch schon von.vornherein das Fehlen |; 
Blick vereiterten Echinokokkusblasen auffallend ähnlich, und wenn : nn n 3 n 
Sich auch mikroskopisch keine tierischen Membranen und keine | 1) Der Typhuskranke neigt zu Absceßbilduegen. — >- r 
Haken finden ließen, ` so mußte doch .auch diese Möglichkeit in | 2) Ein derartiger cyelischer Ablauf des Fiebers wird bei typhösen n. 
Betracht gezogen werden. Die genaue Untersuchung des einen | Erkrankungen sehr häufig beobäqhtet und soll. am anderen Ort ein- 2i 
. großen Teils des rechten und linken Leberlappens einnehmenden, | gehender gewürdigt werden. | x IE uA 


i a er Y 
- er ur», 
e-a oe a 


- Did tee. id sä 


"n 


da 


-~ 


! 
a 
EN 
"ka | 
r 
2 
$ 
"BR 
K 
iK 


a 


686 


ciner tastbaren Milzschwellung und der Roseolen sowie die hohe 
Pulszahl und die Leukocytose. Dagegen wiesen gleich zu Beginn 
der Beobachtung besonders die auf einen subphrenischen Absceß 
hindeutende kuppelförmige Dämpfungsfigur an der Lungenleber- 
renze, die schmerzhafte Schwellung des linken Schultergelenks. 
und der spärliche Pustelausschlag auf einen pyämischen Prozeß 
hin. Der weitere Verlauf und die bakteriologiseche Untersuchung 
des durch Probepunktion des subphrenitischen Abscesses und 
durch Lumbalpunktion erhaltenen eitrigen Exsudats im Verein mit 
der Blutzüchtung brachte volle Klarheit. 


Hatte nun zur Zeit der Spitalsaufnahme des Kranken eine 
Reihe.von Symptomen an eine typhöse Provenienz denken lassen, 
so mögen einige Tage vorher die initialen Schmerzen in der 
rechten Bauchseite mangels anderer Krankheitsmerkmale gar leicht 
den Verdacht einer Appendixerkrankung wachgerufen haben, wenn 
man von der guten alten Lehre ausgeht, daß man in praxi, falls 
ein junges männliches Individuum über Schmerzen in der Magen- 
oder in der rechten Bauchgegend klagt und dabei Fieber hat, an 
eine akute Appendicitis denken soll. Tatsächlich bestand bei 
unserem Kranken neben dieser Klage auch eine auffallende Druck- 
empfindlichkeit in der rechten Bauchseite, die allerdings weniger 
die Deocöcalgegend als das rechte Hypochondrium betraf. Konnte 
dieser Umstand die Entzündung eines dystopischen Wurmfort- 
satzes vermuten lassen, so mußte indes das Fehlen der typischen 
Druckpunkte und einer nachweisbaren Resistenz von der Diagnose 
Appendicitis abbringen und eher an eine an der Leberpforte oder 
in der Leber gelegene Erkrankung gemahnen. Hätten in An- 
betracht dessen die bei der Spitalaufnahme bereits . vorhandene 
Schwellung des linken Schultergelenks, der spärliche Pustelaus- 
schlag und die positive Succussio hepatis am ehesten an einen 
septischen Leberabsceß denken lassen Können, so legte der Nach- 
weis der kuppelförmigen oberen Leberdämpfungsgrenze das Be- 
stehen eines subphrenischen Abscesses nahe, der seinerseits frei- 
lich wieder in erster Linie mit einer abgelaufenen, vielleicht dysto- 
pischen Appendicitis in ursächlichen Zusammenhang hätte ge- 
bracht werden können, um so mehr, als für die Präexistenz einer 
anderen portalen Erkrankung (Ulcus ventriculi, Ulcus duodeni) 
keinerlei Anhaltspunkte vorlagen. Die später zeitweise sehr deut- 
liche Epigastralgie konnte sich geradeso mit dem subphrenischen 
Absceß wie mit einer Appendicitis oder mit einer Pankreasaffektion 
in Einklang bringen lassen. 

War bisher von der mutmaßlichen Ätiologie und der Differential 
diagnose gegenüber Typhus und Appendicitis die Rede, so möchte 
ich nun in bezug auf die Differentialdiagnose der Staphylokokken- 
sepsis nicht verabsäumen, die nicht zu unterschätzende Bedeutung 
der,bereits wiederholt zitierten Eiterpusteln auf erhabener geröteter 
Grundlage als septische Hautmetastasen hervorzuheben. Sie unter- 
scheiden sich oft kaum von gewöhnlichen Acnepusteln, zeigen je- 
doch ein viel distinkteres Aussehen als diese und gleichen mehr 
initialen Variolapusteln ohne die charakteristische Delle der letzteren. 
Außer ihnen können noch knotige Hautinfiltrate hämorrhagisch- 
embolischer Natur und Erytheme bei. Staphylokokkensepsis auf- 
treten. Bei Vorhandensein derartiger Hauterscheinungen soll man 
jedoch nie vergessen, daß dieselben im Verein mit Gelenks- 
schwellungen auch bei Rotzpyämie vorkommen, wo sie aber, wie 
. eigene Beobachtungen lehrten, in foudroyantester Weise mit Nei- 
gung zu raschem Zerfall und im Gegensatz zur Staphylokokken- 
sepsis erst terminal in Erscheinung treten. 

Waren die letztgenannten Metastasen allem Anscheine nach 
durch direkte Verschleppung der Keime aus der Leber via Blut- 
bahn zustande gekommen, so wies auch ein zweiter Weg, den der 
septische Prozeß nahm, zur Leberpforte als den Ausgangspuukt 
hin, der Lymphweg, was bei der Autopsie in zweifacher Weise 
zum Ausdruck kam: einerseits in der interstitiellen Pankreatitis, 


- andererseits in der retroperitonealen absteigenden Lymphadenitis 


und Lymphangitis längs der Vena cava inferior, der Vena iliaca 
sinistra und Vena femoralis sinistra bis zurRosenmüllerschen 
Drüse. Die Entzündung der Bauchspeicheldrüse war wie so oft 
symptomlos geblieben, während die der Lymphwege durch exzessive 
Druckempfindlichkeit der genannten Gebilde und Ödem des linken 
Beines manifest wurde, was zur Annahme einer septischen Venen 
thrombose geführt hatte, Quoad Diagnose wäre demnach gegebenen- 
falls daran zu denken, daß eine besondere Schmerzhaftigkeit des 
Poupartischen Bandes und des linken Hypogastriums (innere 
Lymphdrüsen!) sowie ein nur mäßiges Ödem der entsprechenden 
Extremität eher einer Lymphstramgentzündung zukommt als einer 
'Thrombophlebitis, der mehr eine Druckempfindlichkeit der Gefäße 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


A 


IE S en un 
a - 
in der Leistengegend und eine stärkere Ödembildung infolge 
Stauung im venösen Abfluß entspricht. Es ist nicht ausgeschlossen, 
daß in unserem Falle die Entzündung des Lymphstranges erst 
via Pankreas beziehungsweise auf demselben Wege wie die Pankreas- 
cirrhose erfolgte. 

Den sowohl klinisch als auch anatomisch bei weitem inter- 
essantesten Befund bei unserem Kranken bot aber das Herz. 
An demselben wurde — trotz des mehr typhösen Fiebertypus — 
vor allem auf Grund der physikalischen Phänome eine recente 
septische Endokarditis an der Mitralklappe mit Insuffizienz der- 
selben angenommen, ein übrigens bei Staphylokokkensepsis relativ 
häufig vorkommendes Ereignis; fand sie doch Jochmann unter 
23 Fällen neunmal und betont in seinem Lehrbuch der Infektions- 
krankheiten, daß sie bei Staphylokokkensepsis häufiger vorkommt - 
als bei Streptokokkensepsis. Unser Patient hatte ein lautes schaben- 
des systolisches Geräusch an der Herzspitze, zu dem sich alsbald 
ein etwas innerhalb derselben am deutlichsten hörbares lautes 
quiekendes musikalisches Geräusch beigesellte. Er bot ferner das 
für Endokarditis pathognomonische Verhalten der Herzdämpfung, 
die allmählich mit dem Spitzenstoße immer weiter nach außen 
rückte, während der zweite Pulmonalton betont wurde und schließ- 
lich eine Verbreiterung der Herzdämpfung auch nach rechts nach- 
weisbar war. Bei der Sektion erwies sich das rechte Herz be- 
trächtlich erweitert, die linke Herzkammer kontrahiert, der Klappen- < 
apparat jedoch überall intakt, sodaß an Stelle der supponierten 
organischen auf eine funktionelle Mitralinsuffizienz recurriert werden 
mußte. Die Ursache für eine solche war einmal in der Herzmuskel- 
degeneration zu suchen, vor allem aber konnte der durch einen 
Absceß in seinem Muskelfaserbestand reduzierte und verbreiterte, 
daher etwas verkürzte linke vordere Papillarmuskel infolge Mit-* 
verkürzung seiner Sehne und auf Grund seiner herabgesetzten 
Leistungsfähigkeit nur einen unvollständigen Klappenschluß” ge- 
währleisten, während die infolge Verkürzung stark angespannte 
Sehne bei jeder systolischen Contraction des Herzmuskels durch 
den andrängenden Blutstrom in lebhafte Schwingungen geriet, die 
als musikalisches Geräusch am deutlichsten an der Stelle, an 
welcher der vordere Papillarmuskel liegt, also etwas einwärts vom 
Spitzenstoß hörbar wurden. Wir haben es also hier mit einem 
typischen Sehnenfadengeräusch zu tun, dessen Entstehungsweise 
klar zutage liegt. 

Mit Rücksicht darauf, daß vor einiger Zeit Fortmann in 
einer Abhandlung über akzidentelle Geräusche am Herzen die 
pathognomonische Bedeutung der musikalischen Geräusche sehr 
in Frage stellte, möchte ich auf dieses Thema näher eingehen. 
Denn Fortmann neigt der Ansicht zu, daß es überhaupt keine 
Sehnenfadengeräusche gebe; wenigstens schließt er in diesem 
Sinne seine Ausführungen über akzidentelle Herzgeräusche gelegent- 
lich der Erwähnung der Sehnenfadengeräusche in Nr. 19 der 
M. Kl. 1917 mit dem Bemerken, daß v. Oppolzers dureh 
Sektion bestätigte Diagnose der Abreißung eines Sehnenfadens, 
die letzterer auf Grund eines eigenartigen musikalischen Geräusches 
stellte, auf Zufall beruhe, dieser kleine Irrtum jedoch dem wohl- 
begründeten Rufe v. O ppolzer s als eines ‘der feinsten Diagnostiker 
seiner Zeit keinen Abbruch tue, daß aber seitdem die Sehnen- 
fadengeräusche als medizinische Seeschlange immer von Zeit zu 
Zeit wieder auftauchen. a 

Mag es auch verschiedene Entstehungsursachen für mus 
'kalische Herzgeräusche geben, so ist doch die Existenz der 
Sehnenfadengeräusehe nicht zu bestreiten und der darin Erfahrene 
wird sie als solche auch am Timbre erkennen. Unser Fall zeigt 
aber obendrein, daß ihnen unter Umständen eine ganz besondere 

pathognomonische Bedeutung zukommen kann, indem sie uns über 
den Grad der Leistungsfähigkeit der Papillarmuskel zu unterrichten 
imstande sind, und wir in ihrem Auftreten den Ausdruck einer 
Papillarmuskelinsuffizienz der betreffenden Klappe 
erblicken dürfen. 

Daß eine solche isolierte Insuffizienz eines Papillarmuskels 
relativ selten zur Beobachtung kommt, mag seine Erklärung IN 
dem ans Wunderbare grenzenden Anpassungsvermögen der Papillar- 
muskeltätigkeit an die Herzarbeit und dem präzisen Zusammen” 
arbeiten sämtlicher Anteile des Herzmuskels finden. Bilden doch 
die Papillarmuskel einen äußerst exakten feinen Akkommodations” 
apparat der Herzklappen (Toldt). Ihre Länge, die genau ve 
Exkursionsgröße ihrer Ursprungsstellen entspricht, und ihre An- 
ordnung derart, daß jeder größere Papillarmuskel zwei Klappen 
zipfel mit Sehnenfäden versieht und somit jeder Zipfel mindestens 
von zwei Papillarmuskeln beherrscht wird, wobei jeder Sehnen- 


Digitized by Google = 


E u 
A 
s - 
wer - 


v i 
. èd 


wen 7% 


-r æ. 


{OARA a A Tr a 


THO āū- O ve 


-s - Fi 

F e. < P 
i -N A 
v r 


organischer (endokarditischer) Klappenveränderungen ais auch auf 
‚funktionelle Form bei intakten Klappensegeln, aber organisch ver- 


Weise darbot, - Mae 


vermutet worden. ‚Einige haben eine angeborene Schwäche des 
Sphincter vesicae angenommen, andere eine Übererregbarkeit des 


vai RABEN. 
' 


a aa n ln a E 
° 


ee. Er ep oa E w i a ng EEEREN z ; A ny 26 a à 

- rm me T z : en ee x : Sae g PIRE EEE E a Tade . a a 2 j 

en : et 3 a l ` , | =. A er j 
18. Juli. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — NL. 8. 1.000000 ,687. 


und Sphincters, andere wieder haben harnsaure Diathese, Phos- 
phaturie, Vulvitis, adenoide Vegetationen usw. als Ursache- ange- 
sehen. — Der Begriff der Enuresis nocturna ist kein einheitlicher. 
Es sollen hier nur Fälle in Betracht. kommen, welche nicht orga- 
.nischer Natur sind, also auch z. B. nicht jene rudimentären Formen 
von Spina bifida, die nur röntgenologisch festzustellen sind (Myelo- 
- dysplasie), ferner‘ auch. nicht die Enuresis, welche nur ein Be- 
gleitsymptom schwerer Neurosen darstellt (Tič général usw.). Es 
soll hier nur von Fällen die Rede sein, bei denen beim Fehlen: 


faden sich vor seiner Klappeninsertion fächerförmig ausbreitet, 
sowie die Hand in Hand gehende Contraction der‘ Kammerwände 
und der den 'Spannapparat .der Klappen regulierende Papillar- 
muskel gewährleistet während der ganzen Systole einen taädellosen 
Klappenschluß. Nur wenn. ein einzelner Papillarmuskel oder seine - 
Sehne eine besondere Beschädigung erfährt und auch dann nur 
unter für die Schallentstehung besonders günstigen Spannungs- 
verhältnissen der eigenen -oder einer kompensatorisch stärker‘ an- 
gezogenen Papillarmuskelsehne mag es zur Entstehung eines der- 
artigen musikalischen Phänomens kommen. ne 
Ob die von entarteten Muskelfasern oder von Teilen des 
atrioventrikulären Bündels herrührenden abnormen Sehnenfäden, ` 
die angeborene beziehungsweise atavistische Anomalien darstellen, 
ebensolche musikalische Geräusche unter Umständen erzeugen 
können, entzieht sich meiner Erfahrung, liegt aber a priori in dem 
Bereich des Möglichen. Immerhin kommt der Erkrankung des 
die Klappenzipfel steuernden Muskelsehnenapparates. eine bei 
weitem höhere klinische Bedeutung zu als. congenitalen Herzmuskel- 
anomalien und es wäre die Frage erlaubt, ob es sich in Fällen 
solcher „abnormer“ Sehnenfäden, in denen. musikalische Geräusche 
gehört wurden, nicht tatsächlich um Papillarmuskelsehnengeräusche 
bei einem in der Anlage gestörten Herzmuskel gehandelt hat- und 
das Geräusch fälschlich auf die „abnormen“ Sehnenfäden statt 
auf die anatomisch oder funktionell geschädigten Klappensehnen - 
bezogen wurde. Denn daß derartige musikalische Geräusche an 
der Mitralklappe auch rein funktionell temporär, z. B. bei erregter 
Herzaktion auftreten können, hat mir die tägliche Erfahrung bei 
Konstatierungen wiederholt gelehrt. Fa E O | 
Haben nun die Geräusche einen quiekenden metallischen 
Charakter mit einem leicht erkennbaren Grundton als Beiklang zu 
einem systolischen Geräusch, wie in unserem Fall, dann muß es 
sich um Schwingungen eines saitenartigen Gebildes, also eines 
Sehnenfadens handeln, ‚lassen sie einen tieferen Klang erkennen 
oder sind sie zwar laut,. aber mehr geräuschartig ohne leicht be- 
stimmbaren Grundton, dann kann man an Muskelgeräusche (Herz- 
muskelton bei erregter Aktion) oder auch an eine extrakardiale 
Entstehung derselben (z. B. kardiopulmonale Geräusche)!) denken; 
wollen doch‘ manche Autoren nur letzteren Entstehungsmodus 
gelten lassen, wogegen aber sofort einzuwenden wäre, daß intra- 
kardiale musikalische Geräusche nicht nur an der-Mitralklappe, 
sondern ja auch. an der Aorta bei Aorteninsuffizienz wiederholt — 
zuweilen auch als Distanzgeräusche — beschrieben und als Klappen- 
geräusche gedeutet wurden. Ä | 
Wir haben demnach zu unterscheiden zwischen musikalischen 
Geräuschen, die an der Mitralklappe und solchen, die an der Aorten- 
klappe auftreten. -Während letztere wohl ausnahmslos infolge 
organischer Veränderungen an den Semilunarklappen (abnorme 
Spannungsverhältnisse infolge Verwachsung und Verhärtung der 
Klappenränder). zustande kommen; : können erstere sowohl infolge: 


während der Nacht einmal oder öfter große Urinmengen entleert 


“Amnesie für diesen Vorgang besteht. Zur Klärung der hier vor- 
liegenden Verhältnisse ist es notwendig, einige physiologische Be- 
merkungen vorauszuschicken. _ > mr | 


und drei sympathische.” Von den cerebrospinalen ist eines .denı 


matismus zur Folge. Das corticale hat die Aufgabe, den Harn- 
‚drang zu‘ sistieren und die Miction willkürlich einzuleiten, di> 
- subcorticalen haben die. Aufgabe, -die Mietion bis zu Ende durch- 


und besorgt geregelten Blasenautomatismus nach Abtrennun;s 
höherer Hirnteile.. Außerdem gibt es, wie erwähnt, drei Zell- 


mitteln. 


‘tion eine isolierte Neurose peripherer Nerven, des Nervus hypo- 
gastricus beziehungsweise des Nervus pelvicus, angenommen 
worden; eine Vermutung, die wohl nur in seltenen Fällen zutreffen 
dürfte, und die bis jetzt niemand zu begründen versucht hat; zu- 
dem dürfte. die Differentialdiagnose von einer peripheren organi- 
schen Erkrankung recht schwierig sein. — Ferner wurde eine 
-Störung in den spinalen Ganglien angenommen. Hierfür spräche 


tären Formen der Spina bifida. Doch ist anzunehmen, daß es 
sich bei letzteren um spinalen Blasenautomatismus’ handelt, die 
Blasenstörung dürfte Incontinenztypus haben. — Weiterhin hat 
man eine Übererregbarkeit des vegetativen Nervensystems respek- 
tive eine mangelhafte Regulierung der sympathischen Blasen- 
centren durch die cerebrospinalen-angenommen. Wenn diese Ver- 
mutung richtig sein sollte, dürfte bis jetzt eine Begründunr 
fehlen, warum gerade im Schlaf diese Überempfindlichkeit be- 
stände, während im wachen Zustande der Blasenmechanismus 
normal arbeitet, | 

Von besonderem Interesse sind nun die neueren Feststellungen 
[Adler], welche die Tatsache ergeben haben, daß der kind- 
liche Mictionstypus dem Blasenautomatismus bei. isolierter corti- 
caler Blasencentrumsstörung gleicht. Wir haben es bei der Enu- 
resis noeturna zweifellos mit diesem kindlichen Mictionstypus zu 
tun, der in diesen Fällen während des Schlafes persistiert; e; 
dürfte sich also um eine Hypofunktion des corticalen Blasen- 
centrums handeln. Normalerweise ist dieses corticale Blasen- 
centrum einer Reihe von anderen Elementen der Hirnrinde, dic 
mit demselben durch: Assoziationsfasern verbunden sind, auch inı 
Schlaf untergeordnet. Bei der Enuresis nocturna ist nun wahr- 
scheinlich nicht nur das corticale Blasencentrum ganz oder teil- 
weise außer Funktion gesetzt, sondern auch diese übergeordneten 
Hirnrindenelemente samt ihren Assoziationsbahnen, sodaß der Reiz 
der gefüllten Blase automatisch. zur Entleerung führt. Für diese 
Auffassung sprechen folgende Tatsachen: 1. Die Urinentleerung 
kommt überhaupt nicht zum Bewußtsein, 2, es’ besteht voll- 
kommene Amnesie für diesen Vorgang beim späteren Erwachen, 
3. der Schlaf dieser Kranken ist ein abnorm tiefer, sodaß .man 
verhältnismäßig lange Zeit braucht, dieselben aufzuwecken. — Es 
handelt sich hier also zweifellos um einen krankhaften Zustand 
des corticalen Blasencentrums sowie einer Reihe anderer Hirn- 
rindenelemente nebst den entsprechenden Assoziationsbahnen, und 


Grund funktioneller (z. B. nervöser) Störungen im Klappenapparat 
entstehen. Unter diesen wieder bildet eine besondere organisch- 


ändertem Papillarmuskel die -Papillarmuskelinsuffizienz, wie sie 
unser Fall sowohl klinisch als auch anatomisch in anschaulichster 


v 
- 


‘Die. Ursachen und die Behandlung der ` 
| <  Enuresis nocturna. | 
Von as 5 
Be Dr. Sieben, a 
Spezialarzt für Haut-, Harn- und Nervenkrankheiten. 


‘Über die Ursachen der Enuresis nocturna ist schon vielerlei 


I 


Detrusor -oder ein- Mißverhältnis der Innervation des - Detrusors 
-eeen ee a , i . = 
H „) Es wäre an dieser Stelle daran zu erinnern, daß die normalen 
„etztöne bei stark ektatischem Magen oder bei Pneumothorax und 
.„moperikard, einen metallischen, oft schon auf Distanz hörbaren . 
„ang erhalten können, der, falls auch ein systolisches Geräusch am 
erzen besteht, fälschlich als musikalisches Herzgeräusch gedeutet 
werden könnte, . | | 


1) A. Adl er, Über den Druck in der Harnblase, -zugleich ein 
Beitrag zur Funktion des Blasenmechanismus, dessen Physiologie und 
. Pathologie. | (Mitt. Grenzgeb., 1918, Bd. 80, H. 4 u. 5.) | | 


nachweisbarer sonstiger Erkrankung des Nervensystems im Schlaf . 


werden, ohne daß der Vorgang dem Kranken zum Bewußtsein . 
kommt, und bei denen ferner beim . späteren Erwachen völlige 


Nach Adler 1) kommen für die Funktion der Blase ie drei 
Gruppen von Centren in Betracht, und’ zwär drei cerebrospinal» ` 


anderen übergeordnet.. Läsion eines derselben hat Blasenauto- 


zuführen, die spinalen, speziell:das sakrale beherrscht den Sphincter. - : 


stationen sympathischer Natur, das Ganglion mesentericum inferius,’ 
den Plexus hypogastrieus und. vesicalis, die wohl im wesentlichen ` 
ein geordnetes Zusammenwirken von Sphincter und Detrusor ver- .-- 


Von mancher Seite ist nun bei der zu besprechenden Affek- 


unter anderem auch die,Analogie der obenerwähnten rudimen- _ 


a 


Der SA AL a Vaa 


Sie at li 


E EE 
An BE 


ba 


- A 
2 5) z + 
wA aE 


e~ 
peg 
pupp 


aimn © oan o. 


aeina da D. 


I 
= 


SIITTTTRT 


> 


ur; 


TTET, 


teu~ 


til moo 
eat x 


LRE, 


Pre 


ON rin 


à FOUTE > er 
EA pi EN k Ga s ON Uioyoeee & 
se) A a: NN 3 
s »- - =- -2 $ è 4 s - - x g S, .. Wer id 
Ei KARIN, RES ur ee De ` ... RE ta- PESA N u eh Tuer. Cae y pi a, = d 
SER E N ET n na E E E E TITTEN EN AA a re E EE fr 227% Aa = A 
t; As . rE; P3 ws 7 ir n . + Er * ei Aer + Ki E ee cS k E T EEE 2. 7 >. kd er in an ER a a - . E en 2 2 z ... >: pi .- 
z ah en er EEN S Š rS , Be nen ee AE ea FE SE er RER E N En ee ER a Er Narnia ee aa E E 
A A an eek ` RL un We RE a EEE wo Pe a a E NE a a i E a a vu E a a ee 7 EAE E A ADE E E AA a - D en m 
\ Niet he, re. k EA Neue, “A Fr rn A en A wi, N E Fr he: a 3 *. F BE een Bi h pS A 3 RAN: wima TE ` . N a A = ; 
` R 5 Tr rn. è =$ x ` = - in = i . " > 5 A Pl re nu. an, Vi Bar A ai . wir 5 Dr = “ P Da Caia E - R 
- ET ER re Re . areon y h .-. -k i ee BE = ernten. Pará I ee ž a =- -= B ed er Sur Te 2 . te Jo e -> > & ER R DI Eee Zen 3 = x EUER 2 $ EN or 7-7 - fa ae 
d £ EEE EEE E Pa N : PETE RR. N BR „an a A ` k : i 2 S Da i è en E i 5 : orar eian a u i 4 27 - A O 2 : men 
A i: 2 « Du r t 2 i ET ea EE S + à 1» .-_ * .. i - A è è = y% 4 - >~ -9 * x: a. Jt kJ Š P ‘ r . r . 2s B: i u Pr u % + PA 4 
2 N SE AN T $ we Du ae rue 44,» X we! ER E aa ir - > 7 a ‘ 7 Trh 7 a E a Xa. uns š ER er Ska Bf r E E AN S a T PTN 3 = ee aT eO - oc- E P ale en . 2 NET. le En I.» 
ee eg Iar 5 a Ia wi nS T m ee ERS g EIER en a ee NSAN š BE Bar BER A U ee ae re. Ba LS WEN 3 : ee SE in na ET ee en en N Pa RER i re el HR we er) 
- ` a a ee N Pe . sy x r won 3 s’ f s ` r% CE Se z . ® u SEE je a ET nen enlarge ae è Fe 3 I RL Rz RUE ` ar =t k 2 Sure te -; : a a et Be E T SA . d wer i T A e er ; % ” ee er SR 
ai i w ie N, s 3 RUE a OTa š £ : Bi RE en a R i I ng i Ber SSR . : pAn x : MINE, : ` n PDA 
$ FEUERT a s i ~ ya en mAN a y . ' ~ P AA + ; . a R . ' . PEN -4 . en ee Vi ~ x R i ; Je RE .. PA Fray bK ` z., y y 2 wO oa kika P 5 un. : ga 2 Pass ws MS 
x x .. s= rroi e = PRE ve mee & $ ai ereo n a eg = x = Dr Saeg Pa A . A > 2 u ek s en en ae Pt 3 ~ ` z na y u. . ee Ponas, Par "= man. / Po Eur: RE FERIEN = Er -- Si - A - ae ann a 2 = < -7 £ S 
Pe EN $ M e ge, A pea . DER f à £ x And. ua D PN s T Ba S , ae Ne... es war 3 E =, Er R tri on CERTE M N tern E BR: men v- s e \ J2 metn a a dr .. pa = x AR SE u... N ` mem SR a e 2 5 N st f ene 
..- Pe a EEE 4 = piapa F ur ae te 2 5 - , a Fa x 5 $ B ` M - Der RT Bez, jr - 3 2 Sia = _ - vr Pr PR a š u. - RER Er ABI: p . = g FÜ Pi Note - ne A Cae Sa A ara be -e ` = = ur . B Pe i 
De Ze ze PAR en) BE k < I ne, ee ee unten Eh ; ee an A - Br en ao ee a Fe a EBEN TE Se, ee a Eee RT ES a g .; Ma: a . 0. a Se Be ae, EL TE RER Done nr g i z ; ; Pa TAS 
Kar ' a ~ x RE aA EN ae rag NEN ee an = Bey EEAS aa E er N a ai a re ee NE aa a A E x SS s ie A e ee RS Ba a A E A REED Ei, ee ee ze rear A AL er a WE A N an TA RT En a ee ER BED a A 


ve. 


Ge ne ie a DE In Dr Er Br 


_— 
> 


Ne a ee ee Ak en 


H 
i 
H 
u 
. . 
$ 
u 

? | 
1) 
Bir 
+» 
4 
an 
i 


S 


x m$ 
= oroe PRF 
- ET Ber ai 
= -- Ser ea z 
aa y g - P. 
B M < .- 
DE 2 > MY 


en 


T À sy Yodah ee 
- mE TETORIT I - 

b" ut a e p$ 
N e a EN a E 


E s Tae u 
-m aida at aia = 
ne en. _ ir sn ZN 
_ a r = - e 5 
> ae 2 Re v 


I e i 


ze 
Br e ain 
NO ME Te 


A = er 
Ben; 


en 


v 
N - 
mu = 


r aai - 
e he 


< we 


2. 


o 
en 


url 
Par ar p i = 
Taan 


M elin at Mer > M 
Aa P < L 
T 


rt 


BR 


C EAA r 


688 


zwar wahrscheinlich neurasthenischer Natur. Soweit die über- 
geordneten corticalen Elemente in Betracht kommen, liegt viel- 
leicht ein Ermüdungszustand vor. Für diese Auffassung der neur- 
asthenischen Natur der Krankheit spricht unter anderem der Er- 


folg der Psychotherapie, von welcher später die Rede -sein wird. 


Während z. B. beim epileptischen Äquivalent und beim Somnambu- 
lismus traumhafte Vorstellungen wirkliche motorische Akte, ja 
Handlungen auslösen, scheint bei der Enuresis nocturna das Gegen- 
teil der Fall zu sein: die Ausschaltung des Willens, der normaler- 
weise die Blasencentren beherrscht; der Reiz der gefüllten Blase 
vermag nicht irgendwie den Ablauf der traumhaften Ideenasso- 
ziationen zu beeinflussen. Wollte man aber den Zustand für epi- 
leptdid ansehen, müßte man annehmen, daß wie im epileptischen 
Dämmerzustand schon ein traumhafter unterbewußter Willensakt auf 
den heftigen Reiz der starkgefüllten Blase hin genügt, den 
Widerstand der Blasencentren aufzuheben. — Da die Krankheit 
spätestens im Alter von 20 bis 21 Jahren in der Regel von selbst 


zur Heilung kommt, dürfte es sich um eine Störung handeln, die 


mit dem Wachstum zusammenhängt. Der Gedanke liegt nahe, 
daß eine Störung der inneren Sekretion, vielleicht eine solche der 
Thymus vorliegt. Ob außer dieser auch die Hypophysis oder- an- 
dere Organe in Betracht kommen, müssen erst noch weitere Unter- 
suchungen ergeben. Die Hypophysis allein dürfte vielleicht hier 
weniger eine Rolle spielen, sondern eher bei insipidusähnlichen 
Zuständen. 

Jedenfalls ist die Enuresis nocturna, zumal stets mit psychi- 
scher Depression verbunden, ein fataler Zustand. Die Patienten, 
die deswegen den Arzt aufsuchen, machen stets einen etwas 
scheuen und ängstlichen Eindruck. Gewöhnlich wurde die Krank- 
heit schon durch monatelanges Wecken in der Nacht usw. von 
den Angehörigen zu beeinflussen gesucht. Jedoch ohne Erfolg. 
Es wird ein merkwürdiger Fall berichtet!), in dem ein Soldat sich 
Bohnen in die Harnröhre steckte, um das Bettnässen zu unter- 
drücken. Der Erfolg war eine Urethritis, und mit Mühe gelang 
es, die Bohnen, die in der Posterior sich befanden, wieder zu ent- 
fernen. 

Von ärztlicher Seite sind schon viele Mittel vergeblich angewandt 
worden, ich erinnere nur an Belladonna, Atropin, Opiate, Brom»Yohimbin, 
Eucupin usw., ferner interne Faradisation, kombinierte Massage, 
Metallkatheter, Ätzung des Blasenhalses {!). Auch ein Bettnässerbett 
“wurde konstruiert. Ferner wurde Psychotherapie angewandt. Diese 
hat in manchen Fällen tatsächlich etwas geleistet. In neuerer Zeit 
haben v. Nesnera und Knack wieder den elektrischen Strom an- 
gewandt; letzterer hat besonders starke Ströme benutzt und auch durch 
sonstige psychotherapeutische Maßnahmen den Zustand zu beeinflussen 
gesucht. Über den Erfolg äußert er sich?): „Mit diesem suggestiven 
Verfahren hatten beide Autoren übereinstimmend gute Erfolge, die 
um so beachtlicher sind, als trotz der Aufwendung aller möglichen 
Behandlungsmethoden es bisher wohl kaum gelang, die Bettnässer 
nennenswert zu beeinflussen.“ Auch Naber?) empfiehlt Faradisation, 
Mohr‘) Hypnose und Faradisation, Müller) empfiehlt in solchen 
-Fällen Narkotica, eventuell Verweilkatheter. Auch in dem Vortrag von 
Strauß) kam die Enuresis nocturna zur Sprache, eine besondere 
Therapie wurde jedoch nicht angegeben. 

Aus all diesem ist zu schließen, daß bei der Enuresis noc- 
turna eine dem krankhaften Zustand wirklich angepaßte Wasser- 
diät noch nicht empfohlen wurde. Ich wende diese Therapie 
schon seit fast zwei Jahren mit Erfolg an und bitte diese weiter 
unten beschriebenen Maßnahmen einer Nachprüfung zu unter- 
ziehen. 


Neuerdings hat man bei der Blasenschwäche mehr auf die 
Stoffwechselverhältnisse zu ‘achten begonnen. Rothschild 
empfiehlt kochsalzarme Ernährung, Freudenberg vermutet in 
dem freiwerdenden Ammoniak des Enuretikerharns die Ursache 
der Blasenschwäche und empfiehlt Darreichung von Phosphor- 
säure,. andere wieder sehen in den verminderten Ernährungs- 
verhältnissen der Jetztzeit die Ursachen der Polyurie und nehmen 
an, daß es sich um ähnliche Vorgänge handle wie bei der Ödem- 


1) Sommer, Zwei Bohnen als Fremdkörper in der männlichen 

Harnröhre. (Zschr. f. Urol. 1918, Bd. 4.) Eu 

2) A.V. Knack, Die deutsche Urologie im Weltkriege. (Zschr. 
f. Urol. 1919, Bd. 1.) 

3 Jul. Naber, Über Blasenneurosen. (M. Kl. 1918, Nr. 34.) 

% Fritz Mohr, Über die Behandlung der militärisch ein- 
gezogenen Blasenkranken. (M. Kl. 1918, Nr. 34.) 

5) Müller, Über nervöse Blasenstörungen im Kriege.. (M. m, W. 
1918, Nr. 283) - l 3 

6) Vortrag von Strauß: Sitzung. der Berliner Urologischen 
Gesellschaft vom 4 Februar 1919, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK! — Nr. 28. 


- - Be 
ei ed 


„er 62 


y 
"S 
-~ 


Aa 
. 

< r 

. 


krankheit. Nur Groß!), über dessen Arbeit ich erst jetzt einen 
Bericht lese, hat eine Einschränkung der Wasserzufuhr in der 
Nahrung, Vermeidung harnfähiger Substanzen, Bettruhe und 
Wärmeprozeduren empfohlen und damit Erfolge erzielt, 


In den letzten Jahren konnte eman die Enuresis nocturna 
häufiger als früher beobachten. Es wurde immer Harn von 
geringer Konzentration entleert, die Harnmenge war stets ver- 
mehrt, namentlich unter Berücksichtigung der in der Nacht un- 
freiwillig entleerten Mengen; dem entsprach eine vermehrte Flüssig- 
keitszufuhr. Es war nun zu versuchen, ob nicht durch eine be 
stimmte Regelung der Wasserzufuhr es gelingen würde, die Blase 
in der Nacht zu entlasten, das heißt, ob es nicht möglich wäre, 
den Druck in der Blase während des Schlafs unbedingt unter 
jenem Schwellenwert zu halten, bei dessen Erreichung der Auto- 
matismus eintritt. Es war ferner zu berücksichtigen, daß man 
mit einer allgemeinen Wasserentziehung allein wohl nicht so sicher 
zum Ziel kommen würde, daß vielmehr die Flüssigkeitsaufnahme 
an ganz bestimmte Stunden gebunden sein mußte, damit der 
größte Teil der Flüssigkeit noch am Tage ausgeschieden wurde. 
Namentlich war daher in dieser Hinsicht auch zu beachten, daß 
am Abend keine Flüssigkeitszufuhr mehr stattfand. Ferner wurde 
späterhin auch Wert darauf gelegt, Flüssigkeit nicht zu der 
Mittagsmahlzeit oder gleich nach dieser zu reichen, weil in diesem 
Fall die Wasserresorption lange verzögert wird. Daher mußten 
folgende Vorschriften beobachtet werden: Es dürfen höchstens 
600 bis 800 cem Flüssigkeit in 24 Stunden genossen werden, und 
zwar des Morgens 200 ccm, eine Stunde vor der Mittagsmahlzeit 
200 bis 350 cem und zwischen 3 und 4 Uhr- nachmittags weitere 
200 bis 250 cem. Von 4 Uhr nachmittags ab darf in keiner Form 
mehr Flüssigkeit aufgenommen werden. Damit gelang es in der 
Tat, die automatische Entleerung zu verhindern, und es ist auch 
in keinem einzigen Fall zu einem Rezidiv gekommen. Es hat 
sich gezeigt, daß mit diesen Maßnahmen’ die Krankheit völlig be- 
seitigt wurde. Demnach ist es nicht notwendig, Wärmeprozeduren 
und dauernde Bettruhe anzuwenden beziehungsweise hierdurch 
dem Körper dauernd Wasser zu entziehen, wie dies Groß aut 
Grund seiner Erfahrungen empfiehlt. Es wäre noch zu bemerken, 
daß in allen Fällen Brom und Valeriana gegeben wurde. Ich 
brauche hier nicht darauf hinzuweisen, daß wir uns täglıch von 
der günstigen Wirkung dieser Mittel nicht nur auf hystero-epilep- 
tische, sondern auch auf neurasthenische Zustände überzeugen 
können. Die obige Diät wurde mehrere (fünf bis acht) Wochen 
fortgesetzt und brauchte späterhin nicht mehr ganz so streng 
durchgeführt zu werden, immerhin ist zu empfehlen, stets von 
4 Uhr nachmittags ab zunächst keine Flüssigkeit mehr zu ge 
nießen. Es scheint durch diese Maßnahmen auch zu gelingen, 
den Schwellenwert, bei dem Automatismus erfolgt, allmählich zu 
erhöhen. Im allgemeinen ist es sehr leicht möglich, die Diät 
durchzuführen, wenn überflüssige Zufuhr von Kochsalz, Gewürzen, 
Zucker und Alkohol vermieden wird. Letzterer wird, soweit el 
überhaupt in Betracht kommt, am besten zunächst ganz verboten, 

Die Wasserdiät kann in der heißen Jahreszeit noch besonders 
reguliert werden. Falls besonders heiße Tage in die Zeit des 
Heilverfahrens fallen, ist Sonnenschutz beziehungsweise Aufenthalt 


in. kühlem Raum, Ruhe, am Nachmittag zwei Zulagen von JÈ 
50 g Eisstückchen zu empfehlen. \ | 


Es soll hier nicht behauptet werden, daß durch die an- 
gegebenen Maßnahmen die Erkrankung des Nervensystems plötz- 
lich beseitigt wird. Immerhin wird aber durch Ausschaltung eines 
übermäßigen Reizes und die Regelung der Harnentleerung et? 
Gesundung des komplizierten Mechanismus im- Laufe der Zeit 
erzielt, die durch die Darreichung von Brom, das nunmehr eine 
bessere Angriffsfläche zu haben scheint, noch gefördert wird. Bine 
spätere vorsichtige Belastung in Form einer kleinen Flüssigkeils- 
zulage, falls hierzu wirklich Bedürfnis vorhanden ist, wird ohne 
Schaden vertragen. Ferner wird durch den Erfolg ein erheblicher 
psychischer Einfluß auf den Kranken ausgeübt, der bei der 
Neurasthenie auch in dieser Form von Wert ist. 


Ob eine Organtherapie bei dieser Krankheit aussichtsvoll 
ist, muß erst die Zukunft lehren; man könnte von ihr höchstens 
erwarten, daß sie in ihrer Anwendung etwas bequemer ware. 


` 


1) Oskar Groß, 
gerufene Blasenstörungen. 
Berlin.) 


Über scheinbar durch Polyurie noys 
(M. Kl. 1918, Nr.43. Ref: E. Tobias, 


Digitized by Google F 2 ; 


u 


° 1919 — MEDIZINISC 


` . 


Beitrag zur Kasuistik des interlobären Empyems. 
| w b Von 5 we 
_ Prof. Dr. Hans Rotky, Prag. 


_ In Nr. 31 des XII. Jahrganges dieser Zeitschrift hat Ortner 
die Frage des klinischen Symptomenkomplexes des interlobären 
Empyems und die Differentialdiagnose dieser Erkrankung an Hand 
der einschlägigen Literatur und von acht Fällen eigener Beobachtung 
kritisch besprochen und kommt zu dem Ergebnis, daß bei nicht 
typischen Fällen von interlobärem Empyem die Fülle der zu über- 
windenden Schwierigkeiten bei der Diagnosenstellung nicht: gering 
ist, ja oft unüberwindlich sei, da -bei zweideutigem physikalischen 
Befund auch dem Röntgenbilde sowie der Probepunktion nicht die 
entscheidende ‚und ausschlaggebende Bedeutung zukommen muß. 
In dieser Unsicherheit der Verhältnisse ist jeder neue Anhalts- 
punkt, der zur Sicherung der Diagnose beiträgt, von willkommenem 

| Wert, und es ist Ortner zu danken, in dem „paravertebralen Kreis- 
-~ sektor“ eine Erscheinung erkannt zu: haben, die hier mit wenig 
"begrenzter Sicherheit die Erkennung eines interlobären Empyems 
= gewährleistet. Er bezeichnet mit diesem Ausdruck die Erscheinung, 
die analog dem: Rauchfußschen Dreieck an der Basis der 
rückwärtigen gesunden Seite .bei größeren Pleuraergüssen sich im 
Interscapularraume der gesunden Seite darbietet. Bei vier Fällen 
von abgesacktem rückwärtigen interlobären Empyem ließ sich. 
nämlich im Interscapularraum der gesunden. Seite in der Höhe 
des dritten bis sechsten Brustwirbels ein paravertebraler, ge- 
.  dämpften Schall gebender Kreissektor ‘erkennen, dessen Bogen- 
scheitel von der Wirbelsäule sich bis zu 2 em abhob. Über diesem 
Kreissektor ist das Atmungsgeräusch und der Stimmfremitus etwas 
abgeschwächt. Verfasser erblickt nun in dem Auftreten dieser 
Dämpfungsfigur nicht nur ein Erkennungszeichen für das Bestehen 
eines hinteren interlobären Empyems, ‘sondern auch einen diffe- 
rentialdiagnostisch , wichtigen Faktor gegenüber akuter Lungen- 
' Infiltration oder Lungenabsceß. ` i o u | 
Ä Ich möchte nun in aller Kürze über zwei Fälle berichten, 
. die ich unter Würdigung obigen Symptoms der richtigen Analyse 
= zuführen konnte. E l A au . 
Der eine betraf einen 26jährigen Mann, der in der Zeit einer 
_  Grippeepidemie an Grippe erkrankte. - Zunächst ‘entwickelte sich das 
 geläufige Bild einer katarrhalischen Affektion beider Lungenflügel unter. 
‚Fieber, Schweißausbrüchen und recht beträchtlichen allgemeinen Krank- 
‚heitserscheinungen. Nach einigen Tagen bildeten sich diese katar- 
-Thalischen Erscheinungen zurück, das Fieber erfuhr eine Remission, 
an . der Allgemeinzustand besserte sich. Nach weiteren drei Tagen setzte 
oi - unter leichtem Schüttelfrost wieder rasch ansteigend hohes Fieber ein. 
- Patient beklagte sich’über Schmerzen in dér rechten Rückenseite, -und 
. Schon am nächsten Tage ließen sich die Zeichen eines rechtsseitigen. 
\ Pleuraergusses erkennen. Es fand sich eine Dämpfung von der oberen 


t. 
— 


Mitte der rechten Scapula bis herunter zur Lungenbasis, gegen den 


va ‚Sehulterblattwinkel zu abfallend. Ein paravertebrales Dreieck 'an der 
gesunden Seite fehlte. Über dieser. Dämpfung abgeschwächtes, fast 

a  fehlendes- Atmen, ‚abgeschwächter Stimmfremitus, vorn, wie in einem 
| ‚Falle Ortners , über der ganzen Lunge Tympanie. Das Herz war 
‚Dach links verschoben. Es schien also zweifellos, daß ein exsudativer 

| Pleuraerguß vorliege, um so mehr, als das Röntgenbild eine ausgebreitete 
homogene Schattenbildung ohne besondere Abgrenzung bis zur Basis 

ergab. Groß aber war die Enttäuschüng, als die mehrfache Probe- 
Punktion, auch. mit langen Nadeln, an den hinteren unteren Lungen- 

partien ausgeführt, stets versagte. In diese Zeit fiel die obige Mit- 
teilung, und es mußte als ein willkommener Zufall bezeichnet werden, 

daß sie zur Aufklärung des Falles führte. Die in diesem Sinne vor- 
‚genommene neuerliche genaue Untersuchung ließ ganz deutlich im 
-linken Interscapularraum eine Dämpfung mit den maßgebenden Attri- 

buten erkennen. Die entsprechend der rechten rückwärtigen Inter- 
‚lobärgrenze vorschriftsmäßig ausgeführte Punktion ergab jetzt ein 

‚geröses, leicht getrübtes- und vereinzelte Eiterkörperchen enthaltendes 

Exsudat. Es wurde nun gleich im Anschluß daran eine größere Menge 

Exsudat durch Aspirationspunktion entnommen und, ohne daß man zur 

T orakotomie schreiten mußte, genas der Patient nach entsprechender 

Zeit, Nach der Punktion hellte sich der Perkussionsschall an. der 

< 4„ungenbasis auf. Die Atmung wurde hörbar und nur entsprechend 

dem Interlobärraume blieb eine Zone mit abgeschwächtem Atmen, die 

„dann auch später noch im Röntgenbild als streifenförmige Schatten- 

‚bildung erkenntlich war. a“ 

| ‘ Dieser Fall lehrt mithin den Wert des paravertebralen Kreis- 

Sektors und zeigt auch, daß die Dämpfung bis zur Lungenbasis 

; ‚durchaus nicht nur von der im Pleuraraum angesammelten Flüssig- 

- keit herrühren muß, sondern daß es sich bei der basalen Dämpfung 

hier wohl zweifellos um ein Kompressionsprodukt gehandelt hat. 


Be: omr at Ba, Tre . 5 b . x 
; epr a e A DOES ARTETA, Ae. : e TE ET a 
TE‘ BEE 5 DE I u E 3 ; eg ee 
$ Be vo“ Ba - a H TS wer rn, 


Fa 27 Ace 3 Se ` 
nea Ei j Zu 
è DE ) 


= Der zweite Fall verlief leider ungünstig. Es handelte sich um 


| einen- 30jährigen Mann, der 'unter Schüttelfrost, hohem Fieber und 
septischen Allgemeinerscheinungen erkrankte. ` Die Untersuchung 


ergab eine deutliche interscapuläre Dämpfung rechts mit einer Aus- 
dehnung bis zur Lungenbasis, wiederum mit fehlendem paravertebralen 
Dreieck und fast fehlendem -Atmungsgeräusch über dieser Dämpfung. 
Die vorsichtig ausgeführte Perkussion des linken Interscapularraumes zeigte 
wiederum das Vorhandensein eines paravertebralen Kreissektors. Die Blut- 
untersuchung ergab eine höhere Leukocytose (16000), das Röngenbild 
zeigte eine diffuse Schattenbildung, die Probepunktion: blieb erfolglos, 


an. der tieferen hinteren Lungenpartie ausgeführt. Da sich das Krank- 
‚heitsbild rasch verschlimmerte, entschied man sich zur Vornahme der 
' Thorakotomie, wobei sich ergab, .daß der Eiter sich aus der rechten. 


Interlobärspalte; ergoß. Trotz dieses Eingriffes konnte dem entzünd- 
lichen Prozeß kein Einhalt geboten werden, es kam .trotzdem noch zur 
eitrigen Entzündung und Exsudatbildung im ganzen Pleuraraum, schließ- 


"lich zur Entwicklung eines subphrenischen Abscesses, und. trotz ent- `. 
‚sprechender chirurgischer Behandlung konnte der nun schon septische . 


Patient nicht mehr gerettet werden. ` 


- Trotz eines in meiner Militärdienstzeit reichlichen Materials -' =. 
‚an pleuritischen Exsudaten, war es mir bei aller darauf.gerichteten . .- . 


Sorgfalt nicht möglich, mehr als zwei hier einschlägige Erkrankungs- 


formen zu finden. Es ist also wohl unzweifelhaft, daß interlobär . 
abgekapselte Empyeme nicht zu den häufigen Erscheinungsformen `` 
-pleuritischer Exsudate gehören. Es muß demnach das Interesse `.. 
gerade auf diese selteneren Formen gelenkt bleiben, weil mit der. 
“richtigen und namentlich frühzeitigen Erkennung auch die Genesung - 
‚des Kranken hier ganz besonders eng verknüpft ist. In meinen 
‚beiden Fällen vermittelte die .besprochene Dämpfungsfigur . in "der. 

| hier bestehenden Unsicherheit des übrigen gewohnten Symptomen- 
komplexes, ich meine die Inkongruenz : zwischen physikalischem 
‚Befund, Röntgenbild und Probepunktion, die richtige Diagnosen-. 
. In beiden Fällen handelte es sich um .rechtsseitige _ 

| interlobäre exsudative Ergüsse, und Ortner betont, :daß gerade > >` 
bei dieser Lokalisation die Dämpfungsfigur im linken Interscapular- ` 
raum besonders gut zum Ausdruck kommt, weil schon physiolo- ° ` 
gischerweise (Rechtshänder) der rechte Interscapularraum etwas ' 
kürzeren Schall gibt als der linke. Aber ich bin der Meinung, 
‚daß bei entsprechender Aufmerksamkeit auch. rechts: lokalisierte ` 
‚paravertebrale Kreissektoren nicht schwer zu erkennen sind; und. 
‚die Aufmerksamkeit des’Untersuchers wird sich immer dann dieser- ` 


stellung. 


Frage zuwenden müssen, wenn bei Dämpfungen, die ein bis zùr 


Basis reichendes pleurales Exsudat a priori annehmen lassen, das 


paravertebrale Dreieck. nicht vorhanden ist und die Probepunktion, 
an usueller Stelle ausgeführt, ein negatives Resultat ergibt, bei 


‚Ausschluß der von Ortner angeführten Eventualitäten. Daß 


auch interlobäre Ergüsse seröser Natur und nicht nur Empyeme 


.der hier skizzierten Fälle. 


Neue kolloid-chemische Harnreaktion. - 
Dr. Eduard Richter, Hamburg, 
früher Privatdozent für Physiologie. ee 
Meine. Untersuchungen über kolloid - chemische Metalldar- 
stellungen haben mich zur Aufdeckung von Reduktionskörpern 
innerhalb der Hypophyse und der Schilddrüse usw. geführt, Be- 


funde, 'welche. ich in einer Arbeit „Grundriß neuer Forschungen 


zur chemischen Biologie der Nebenniere, Hypophyse und Thy- 


| reoidea“ zur Veröffentlichung bringe. Die in der Hypophyse. und 
. Schilddrüse gefundenen Reduktiönsstoffe wirken in fast gleicher 
Form wie das Adrenalin. Der ‘von mir gefundene Adrenalin- 


fundamentalversuch zeigt, wie gewaltig. die reduzierende Kraft 
des Adrenalins in einer Verdünnung von 1:40000 und darüber 


hinaus noch ist. Der Fundamentalversuch ist so anzustellen , wie 


ich ihn eben schildern werde. Eine Abweichung von .dem Schema 
der Reihenfolge und. die Verwendung sehr großer Quantitäten im 


Sinne unserer anderen bekannten chemischen Reaktionen ist nicht 
zweckmäßig. Die- Reaktion verläuft so: Bringt man in 6 bis 


10 cem destillierten Wassers 0,25 com Adrenalin (gleich fünf 
Tropfen) einer Lösung von 1:1000, erhitzt diese schwache Adre- 


nalinlösung bis zum Kochen, und fügt nun 0,25 »bis 0,5 ccm 
1,1°/,iger Gold-Natriumchlorid-Lösung hinzu,. so sieht man eine 
rosarote oder amethystfarbene Färbung je nach der Quantität des 
kolloidal gefällten Goldes auftreten. (Die technische Auswertung. 


dieser Kolloidmetalle habe ich vorläufig unter Patentschutz‘ ge- 


HE KLINIE — Nè 28. 00 0 t 68 


das Auftreten dieser Dämpfungsfigur bedingen, zeigt der erste - ir 3 5 s 


ee er 


NE 
TE a. 


en 
I SEE > .—e 
. . 
PE DP 
-< a Pin ý . 3, GE SDR SR m. = K 
PER Bird er = =. OEP U +. -2 air p 2 ija Er ` SETS DEE 
; Er z i z s! . 5d .'. - ee 
Er + la ee a a -.. Bann fapa ANE 
y FREE A . & 


‘ 


ua 


IT 
“1. "IT 
ER eos 


ER 

- ri eh ” 

Er A EAN Mro eeg POIN F x mean 
ne en Ko 5 mn: 
ni 


et 
a 
- 


Bere 
I. 


` . 
A~ - d 
NT ten ETS 
vw, a 
= 


fest 
Te 
ER SEE 
z KESE Tiss E 
e, ee RT 
PR 


> m = 
erg 
el 


u a 
-e pma 
ai rS 
A Re 
pa 


an m 
. Pa oe 


ahn KAE A ma 
- 7 ni + AT YA 


sG LL 
ei 
VIER PER 
EEE Bi 
s EA EE 


ea 
~ oten’ t, are? 
a $ er x 


Pa DONNIE 
ST EEE a T LATI A NDT 
e-e SITE x rn nem en 
iyan Ma E e a 
žr 
TE 
- 


RT EN te 
-E 


ur d 


Tr e R ra 


e LEERE E a E T 


Pin E PO T E e EE ERE E E E O A TEE e E O e a a E 


onen a 


Dumme rn S 


690 


stellt, und zwar auch die Herstellung durch andere von mir ge- 
fundene tierische Reagentien usw.) Obgleich das Adrenalin in. 
1 cem in einer Verdünnung von 1:40000 arbeitet, zeigt es noch 
eine stark sich entwickelnde Reaktion. Es ist zweckmäßig, bei 
allen kolloidchemischen Reaktionen den Verlauf derselben eine 
Viertelstunde bis 24 Stunden abzuwarten und länger; denn 
schwächer reagierende Stoffe wie Adrenalin oder andere zu 
suchende Stoffe beanspruchen zuweilen eine derartig lange Reaktions- 
entwicklungsdauer. Immerhin wird es am besten sein, zwei Momente 
der Reaktion als maßgebend hinzustellen, nämlich den Reaktions- 
erfolg nach den ersten 15 Minuten und nach 24 Stunden. Adre- 
nalin und jene Körper, von denen ich in folgenden Zeilen be- 
richten will, reagieren am besten in neutraler oder schwach saurer 
Lösung. Heiße Lösungen haben eine zirka dreimal so schnelle 
Reaktionsgeschwindigkeit wie kalte, 

` Nicht allein in der Hypophyse, Schilddrüse und Nebenniere 
zeigt sich die Bildung stark reduzierender Stoffe, sondern im Harn 
sind ja, wie wir wissen, Körper, welche Reduktionsvermögen 
haben, als da sind Phenole, Glykuronsäure und Harnsäure. Die 
Harnsäure kommt im Harn in äußerst starker Verdünnung vor, 
ist jedoch in reinem Wasser von 18° nur löslich im. Verhältnis 
von 1:39500. Wenn der Harn die Harnsäure in übersättigter 
Lösung enthält, so soll ihm dabei seine kolloidale Beschaffenheit 
behilflich sein, wobei als hauptsächlichste der kolloidalen Urin- 
substanzen der Harnfarbstoff Urochrom wirksam ist (G. Klem- 
perer). Bei beschuppten Amphibien, Insekten, Reptilien, Vögeln 
ist die Harnsäure der Hauptbestandteil des Harns (Guano). Bei 
Vögeln soll die Harnsäure im Blute vorkommen. 

Das Entstehen der Harnsäure im Körper geschieht, wie be- 
kannt, durch Oxydation oder Desamidierung von Nucleinbasen. 
Die Ausscheidung der Harnsäure geschieht im Harn nur teilweise, 
da andere Mengen der Harnsäure im menschlichen Körper zu 
Harnstoffbildung führen. Die Quantität der ausgeschiedenen Harn- 
säure ist der Nahrung, dem Nuclein-Stoffwechsel des Körpers 
unterworfen. Vermehrte Muskelarbeit bringt vermehrte Harn- 
säureabscheidung, wobei sich diese aus Hypoxanthin im Muskel 
in seiner Ruhe und Arbeit bildet. Pathologisch sehen wir sie 
auftreten in stark saurem und sehr konzentriertem Harn bei ge- 
ringer Flüssigkeitsaufnahme oder starker Schweißabgabe, im-Fieber, 
bei Kachexien, bei Stauungszuständen, bei Nephrolithiasis, bei 
Gicht, Leukämie, Lebercirrhose, nach Phosphorvergiftungen. 

Bekannt sind ferner die Harnsäurekrisen der Neurastheniker, 
wobei es zu paroxysmenweise gesteigerter Harnsäureabsonderung 
im Urin ohne äußeren Anlaß kommt, Es zeigen sich dabei kardio- 
vasculäre Anfälle. Vigouraux hat die uratische Diathese als Ur- 


sache der Neurasthenie hingestellt. Andere Autoren meinen, daß | 


der gestörte Chemismus jedoch von der nervösen Erkrankung be- 
ziehungsweise Konstitution abhänge. Alle diese Befunde werden 
kritisch weiter verfolgt werden können, wenn wir, wie ich es in 
meiner vorzitierten Arbeit getan habe, über die Bildungsstätten 
der Reduktionsstoffe unseres Körpers und der davon abhängigen 
Sympathicusfunktion besser unterrichtet sein werden. Ich glaube 
über die angedeuteten Momente bereits ins klare gekommen 
zu sein, 

Ehe ich zur Prüfung des Harns mit meiner neuen Reduk- 
tionsprobe übergehe, will ich noch bemerken, daß die Harnsäure 
im Urin als neutrales harnsaures Natron gelöst zu sein scheint 
und innerhalb 24 Stunden in Mengen von 0,4 bis 1,4 g ausgeschieden 
wird. Das quantitative Verhältnis zu den von Hypophysis, Schild- 
drüse und Nebenniere gebildeten Reduktionskörpern muß ein kon- 
stantes sein. Das Verhältnis sämtlicher im Harn vorkommenden 
Purinbasen beträgt 8 bis 10°/, von der Harnsäuremenge (Sal- 
kowski). Die Vermehrung der Harnsäure steigt pathologisch 
um das Doppelte, ja Mehrfache ihrer normalen mittleren Aus- 
scheidungsgröße. Die Reaktion auf reduzierende Stoffe im Harn, 
welche ich nunmehr angebe, wird in der Weise veranstaltet, daß 
der zu untersuchende Harn vorher angesäuert wird. Zur An- 
säuerung können mit Ausnahme ganz schwacher Säuren fast alle 
Säuren genommen werden, die die Bindungen der Reduktions- 
stoffe im Harn beziehungsweise ihre Salze trennen, also z. B. 
Salpetersäure, Phosphorsäure, Schwefelsäure, Salzsäure, Milch 
säure, Citronensäure, Trichloressigsäure, Chromsäure; jedoch ist 
die Reaktion am schönsten mit 50°/,iger Phosphorsäure, konzen- 
trierter Milchsäure und konzentrierter Essigsäure auszulösen. Man 
sieht alsdann rote bis blaugraue Farbentöne auftreten. Während 
sich die drei genannten Säuren mehr zur qualitativen Erkennung 
der Reduktionsprobe eignen, könnte man die Metallfällung durch 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


V SOF a a 


13. Juli. 


Schwefelsäure oder Oxalsäure zur quantitativen Bestimmung aus- 
werten. Es ist noch erwähnenswert, daß die Probe nicht mit 
unverdünntem Urin anzustellen ist wegen der Eigenfarbe des 
Urins, sondern es muß genau so gehandelt werden, wie ich es im 
folgenden für die einzelnen Säuren schildern werde. Man kann 
alle Reaktionen vorher natürlich so ansetzen, daß man 50 cem Urin 
ansäuert, jedoch werde ich zur Ersparnis der heute mangelnden 
Ingredienzien kleinere Quantitäten namhaft machen, wobei natür- 
lich mit Meßpipetten gearbeitet werden muß. 


Salpetersäureprobe. Zuöccm Urin werden 0,3 cem konzen- 
trierte Salpetersäure gebracht. Von diesem angesäuerten gut geschüttelten 
Harn werden nach einigem Stehen 3 cem wie folgt verwendet: 

Zu 10 cem destillierten Wassers werden 3 ccm obigen angesäuerten 
Urins gebracht, alsdann zusammen gekocht und mit Meßpipette 0,25 cem 
einer 1,1 %igen Gold-Natriumchlorid-Lösung kalt hinzugetropft. Es er- 
folgt Violettfärbung. 

Phosphorsäureprobe. Auf 5 ccm Urin werden 0,3 cem 
50%iger Phosphorsäure gesetzt. Zu 10 ccm destillierten Wassers Zu- 
satz von 3 ccm des angesäuerten Urins, Kochen und Zusatz von 0,25 cem 
kalter obiger Goldlösung. Reaktion verläuft sehr schön, wobei man bis 
zu zehn Minuten und darüber wie oben geschildert zu warten hat. 

Schwefelsäurereaktion. Zu 8 cem Urin 3 cem 10%iger 
Schwefelsäure. Davon zu 10 cem Wasser 3 ccm angesäuerter Urin. Das 
andere wie oben. Gibt blauvioletie Reaktion. 

Salzsäurereaktion. Zu 10 cem Urin 0,7 bis 1 cem reine 
HCl, davon zu 10 ccm Wasser 3 ccm angesäuerter Urin, das andere 
wie oben. | 

Milchsäurereaktion. Zu8ccm Urin 1 cem konzentrierter 
Milchsäure, davon zu 10 cem Wasser 3 cem obigen Urins usw. Gibt schöne 
rosablaue Reaktion. | | 

Borsäurereaktion tritt nicht auf. 


Essigsäurereaktion. Zu 10 cem Urin 1 cem konzentrierter 
Essigsäure, davon zu 10 cem H20 3 ccm gemischt usw. Gibt schöne rote 
Farbreaktion. 

| Trichloressigsäurereaktion. 
konzentrierter Trichloressigsäure. Das gleiche wie früher. Gibt Violett- 
färbung nach fünf Minuten. 

Oxalsäurereaktion. Zu 10 cem Urin 5 cem konzentrierter 
Oxalsäurelösung. Das Weitere wie oben. Gibt blauviolette Reaktion. 


Am besten erweisen sich, wie schon gesagt, Phosphor-, 
Milchsäure- und Essigsäurereaktion für die qualitative Bestimmung 
der Reduktionsstoffe. Will man nun in Erfahrung bringen, welche 
Stoffe diese Goldsol-Reduktions-Reaktion verursachen, so macht 
man sich eine heiße konzentrierte Ammonium-Urat-Lösung. 10 cem 
derselben säuert man in 1 cem konzentrierter Essigsäure an. Gibt 
man zu 10 cem destillierten Wassers 3 ccm der angesäuerten 
Lösung, setzt dann die genannten Quantitäten Gold-Natriumcehlorid- 
Lösung hinzu, so bildet sich blaugraue Farbtönung. Derselbe Ver- 
such geht auch, wenn man zu 10 ccm Wasser 1 cem konzentrierter 
Uratlösung hinzusetzt. Die Farbe ist alsdann violett und tritt 
langsamer auf, sodaß zu schließen ist, daß die Reaktionsgeschwindig- 
keit von der Menge der Harnsäuremassen abhängig ist. Zu be- 
merken ist noch, daß die Ammonium-Urat-Lösung frisch bereitet 
sein muß, um Zersetzungen an sich zu vermeiden. l 


Es ist mir wahrscheinlich, daß, je nach der Beschaffenheit 


des Urins, die eine oder die andere Säure vorteilhaftere Resultate ` 


gibt. Für das Prototyp der qualitativen Bestimmung scheint mir 
vorläufig die Essigsäurereaktion als maßgebende. 


Da meine Meinung dahingeht, daß sämtliche Reduktions- 
körper im Harn die beschriebene Reaktion hervorbringen, so ist es 
vorläufig wohl angebracht, sie nicht als Harnsäureprobe direkt zu 


bezeichnen, sondern als Reduktionsprobe auf sämtliche reduzierende 
Substanzen im Harn, | 


Bei Gicht hat man Spuren von Zucker im Harn als uratisehe 
Glykosurie bezeichnet. Ich vermute, daß es sich bei dieser uratischen 
Glykosurie um Absonderung der beschriebenen Substanzen handelt, 
über deren Herkunft ich in meiner oben zitierten Arbeit berichte. 
Ich habe beweisen können, daß sämtliche im Körper erzeugten 
reduzierenden Stoffe, als da sind Adrenalin und die von mir 8% 
fundenen Körper Thyrealin und Hypophysalin, deren Darstellung 
mir gelungen zu sein scheint, eine Dilatation der Nieren- 
gefäße und verstärkte Diurese (Falta, Frankl-Hochw art, 
Magnus, Schäfer) hervorbringen. Es liegt für mich die 
Ansicht nahe, daß der Weg bis zur Harnsäurebildung so vor Si? 
geht, daß die ersten chemischen Stufen vom Muskel aus (vielleicht 
als Hypoxanthin) durch das Blut zu den Drüsen (Nebenniere, SC 
drüse, Hypophyse) geführt werden, dort den Sympathicus erregen 


Zu 10 ccm Urin 3 cem 


8, Jul. - 


`- stehen und wie sie z 


- gegeben werden. _ 3 nn; er 
Zunächst. kann ich den Schlußsatz, in dem die Behandlung‘ 


Folgeerscheinungen; Furunkeln usw., führt, insbesondere wenn 


‚übermäßiges Biertrinken in Betracht) eingeschränkt, oder wenn 


durch stark wirkende Mittel plötzlich aufzuheben, wie das unter 


£ mehreren Tropfen -Formalin entwickelt, die man ins Schuhwerk 
‚geträufelt hat, ohne daß sie mit der Haut in Berührung kommen 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


N i i So i : 
B e Pioi f 2 


- 


zwecks Einleitung. stärkerer Oxydation, ferner bei ihrem weiteren | der Hand d 
Transport durch die Blutbahn von Speicheldrüsen, Thymus,. Pan- 
kreas und Lymphdrüsen- zur dortigen Funktion ausgenutzt werden, 


dann, soweit sie noch nicht im Stoffwechsel völlig verbraucht 


oder im Darm verändert oder unverändert ausgeschieden sind, in. 


der Niere als letzte Produkte beziehungsweise im Harn erscheinen. 
Immerhin sind sie noch ‚befähigt, weitere Reduktionen vor ihrem 


- . Zerfall auszuführen. Es wird lnteresse bieten, die Reaktion an 


 Hyperhydrosis. 
Von | | 
Prof. Dr. L. Heim, Erlangen. 


| Unter dieser Überschrift hat Eugen Brodfeld in Nr. 19, 
S. 466, Behandlungsverfahren vornehmlich mit Formaldehydprä- 


- paraten mitgeteilt, die von bekannten grundsätzlich nicht ab- 


weichen, auch nicht’ hinsichtlich ihrer Nachteile. Daß solche be- 


des Schweißfußes unter allen Umständen als unschädlich für den 


- übrigen Organismus hingestellt und eine angenommene Schädigung: 


als ein Volksglaube bezeichnet wird, der jeder. wissenschaftlichen 
Grundlage entbehre, nicht unwidersprochen lassen. Haut und 


Nieren ergänzen sich gegenseitig in ihrer Tätigkeit; wenn bei 


gleichbleibender Flüssigkeitszufuhr der regelmäßige Abfluß. aus 


einem bestimmten Gebiet unterbrochen wird, muß ein anderes 


dafür eintreten. Übersteigt die vicariierende Tätigkeit die Leistungs- 


| fähigkeit. des anderen Organs, dann muß es zu Störungen kommen, 
zumal da mit dem Schweiß nicht allein Wasser, sondern auch 


andere Stoffe ausgeschieden werden. Wir können nur sagen, daß 
wir über. derartige Störungen noch nicht genug wissen. Erfahren 
hat man, daß eine unvermittelte Aufhebung der 'Schweißabson- 


derung an den Füßen bei empfindlichen Personen zu Hautjucken, 


ja zu quälenden örtlichen und allgemeinen Ekzemen mit ihren: 
nicht gleichzeitig die Flüssigkeitsaufnahme (vor allem kommt hier 


nicht dem Abfluß des Schweißes auf anderen Wegen, etwa durch 
Marschieren, Bergsteigen und andere Muskelanstrengungen die. 


Bahn geöffnet wird. ge 
Es ist nicht ratsam, eine lästige Fußschweißabsonderung 


anderen mit der von Brodfeld empfohlenen Einpinselung mit 
Formalinlösung oder mit einer Formalinsalbe geschieht, ganz ab- 
gesehen. davon, daß die Wirkung niemals nachhält, sondern daß 
nach dem Aussetzen des Mittels die neue wie früher schwitzende 
Haut wieder zum Vorschein kommt. Formaldehyd hat vor anderen 
voraus, daß er mit Ammoniak und dessen organischen Abkömm- 


lingen geruchlose Verbindungen eingeht. | 
Wirksam ist schon der Formaldehyddampf, der sich aus 


können. Aber selbst diese, vorsichtige Anwendung wird nicht 
immer ohne. nachteilige Folgeerscheinungen ertragen. Zu ihrer 
Hintanhaltung habe ich in einem Aufsatz „Kalte und nasse Füße“) 
folgende neue 'Anwendungsweise angegeben: a g 


| meiner jetzigen Untersuchungen. —— nn Y 


Aus. der Praxis für de Praxis. el... 


u vermeiden sind, soll im folgenden an-.. 


za vis s E . 
er. verschiedensten Krankheitsbilder: weiter‘ verfolgen 
zu können. 0: o er. 9 
| -Die gewaschene Niere selbst enthält, wie ich fand, keine 
| reduzierenden Stoffe, ‘ist also reines Ausscheidungsorgan und kein 
- Hormonorgan. Das Studium der Stoffe, welche ich nachwies, in 
den einzelnen Organen, im Blut von Nörmalen, Luetikern, Careinom- 
| kranken .und in den Geschwülsten: selbst, ist noch Gegenstand 


‚Es ist rätlich, derart, behandelte Schuhe einige. Zeit un- 
benutzt stehenzulassen, bis sich ‘der überschüssige Formaldehyd 


sind,. in eine Büchse oder Schachtel gelegt, in der ein kleines 
Gefäß mit Watte steht, die von Zeit zu Zeit mit-Formalin über- 


Rest von. Formaldehyd reicht dann hin, um eine sehr allmähliche 
-und milde Wirkung auf die Haut auszuüben. Während dieser 
` Zeit können sich die übrigen Schweißdrüsen und die Nieren daran 
‘gewöhnen, die vermehrte Ausscheidung mit zu übernehmen. Wenn 
nicht täglich ein Bad genommen werden kann, soll es doch in 
nicht zu großen Zwischenräumen geschehen, unbedingt erforderlich 
aber ist es, täglich die Füße mit nicht -zu warmem: Wasser zu 


waschen. | 


Nöch sei auf einen Punkt zur Hintanhaltung .der Luftver- | 
schlechterung in Wohnräumen, besonders im Schlafzimmer auf- 


merksam gemacht, nämlich auf das Bett. Für- die in "Rede 
stehenden Personen empfiehlt es sich, mit leichten, nicht zu engen 
Strümpfen schlafen zu gehen, das Bett gut zu lüften und es von 
Zeit zu Zeit, etwa ein- o 
auszuräuchern ... .“ 


bei dem von Brodfeld außerdem :besprochenen Achsel- und 
Handschweiß anwenden. lassen; bei jenem’ werden leicht aus- 
wechselbare, luftdurchlässige Einlagen, bei diesem Handschuhe 


ihre Dienste tun, wenn man sie bei Nichtgebrauch in die Forma- 


linbüchse gelegt hat. Ko 
Strümpfe im Bett zü tragen, ist namentlich zur kalten Zeit, 
wo sie eine Wärmeflasche entbehrlich .machen, jedem vorteilhaft, - 


-691 


gossen, wird, Dadurch sind sie den Dämpfen. von Formaldehyd - 
| ausgesetzt, die den Geruch beseitigen. Der den Sohlen anhaftende 


der zweimal jährlich, mit Formalindämpfen 


Diese Art der Anwendung wird. sich  zweifellös ebensogut 


verflüchtigt hat. Außerdem trage‘ man Einlegesöohlen etwa aus ` 
einfacher Korklage oder aus Stroh, deren mehrere Paare zumo. - 
Wechseln vorrätig sein sollen. Sie werden. besser. nicht, unmittel- 

bar mit Formalin befeuchtet, sondern wenn sie trocken ‚geworden 


S 


der an dem Übel der kalten Füße leidet, das für sich bestehen, aber - 


auch mit dem anderen einhergehen kann und durch es gesteigert 


wird. P. G. Unna hat darüber eine sehr lesenswerte Abhandlung!) _ 
geschrieben, der ich nur hinzuzufügen habe, daß bei dazu neigenden 


Personen der Gefäßmuskelkrampf und die mit ihm verbundene 


Erscheinung: der kalten Füße durch den täglichen Genuß von Tee 


und Kaffee ausgelöst wird. Die Vermeidung dieser Genußmittel 
geschah während des Krieges unter dem Zwange der Verhältnisse. 
Dabei wird mancher wahrgenommen haben, daß sich mit den 


kaffeinfreien Ersatzgetränken nicht nur ganz gut auskommen ` 


läßt, sondern daß sich auch gewisse in ihrem Zustandekommen 
vordem unerklärte. Beschwerden von seiten der . Verdauungs- 
organe, des Gefäß- und Nervensystems gebessert haben oder gar 


verschwunden sind. .  / 


) T r 
ez ; . 


` Referatenteil. = 
Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin | , 


. Sammelreferat. 


‚Die Serologie des F leckfiebers. 
Von Dr. Fritz v. Gutfeld. 
| I. Die Weil-Felixsche Reaktion. | 
A. Methodik und praktische Ergebnisse. 5 


Jag „U Anfang des Jahres 1916 teilten Weilund Felix(1) mit, 
» Sie aus dem Harne von Fleckfieberkranken einen proteusähn- 


1 


BI. f. Volksgesdhtspfl. 1919, H. 3/4, S. 28. 


lichen Keim .gezüchtet hätten, der mit dem Serum Fleckfieber- | 
kranker eine Agglutinationsreaktion 


Die Verfasser schreiben in der genannten Arbeit: „Diesen. 
Keim für den Erreger des Fleckfiebers anzusehen, halten wir uns ` 
nicht für berechtigt.“ „Dahingegen scheinen wir in diesem Mikro- 
organismus ein Hilfsmittel für die Fleckfieber-Diagnose zu be- 
sitzen.“ > ur aan 
Überblickt man die lange Reihe der seither über die Weil- 


Felixsche Reaktion erschienenen Arbeiten, so muß man die große 


1) Hyg. Rdsch, 1915, S. 398, 


| gab, ähnlich. der Gruber- . 
| Widalschen Reaktion beim Typhus. we : 


un ce S 
nn rn nn ni Sa 


i 
Í 
Ki 
Í 
t 
E 
' 
i 
i 
i 
t 


i 


——— 


Z= A 


= 


ar A ` v x a 

IE Ten en. 
s N Y r . 

i 


2 Ma 


en 
_ 


m non 


a ur 


men 
ne 
er) 


u an 
Any N 
` 


-in starken Serumkonzentrationen (1:25) auf. 


m" 
“Tr 
. 


692. 


— 


Zurückhaltung in den Hauptsätzen der beiden ersten Autoren | 


aufs höchste anerkennen. Die späteren Erfahrungen haben ihnen 
vollkommen recht gegeben. - 


Zwei Fragen waren nach Entdeckung der Reaktion zu beant- 
worten: 1. Ist die Reaktion specifisch, d. h. kommt sie nur bei 


_ Fleckfieber vor und tritt sie immer bei dieser Erkrankung auf? 


2. Ist der gefundene Bacillus der Erreger des Fleckfiebers? 
Beide Punkte haben eingehende Bearbeitung von den ver- 
schiedensten Autoren gefunden und sind jetzt wohl zu einer rest- 
losen Klärung gekommen, scweit man bei biologischen Reak- 
tionen überhaupt von restloser Klärung sprechen darf. Can- 
cik (2) fand die Weil-Felixsche Reaktion auf dem Balkankriegs- 
schauplatz in mindestens 90 % der Fülle bei einer Fleckfieber- 
cpidemie positiv. In vielen Fällen zeigte sie einen Anstieg von 
niederen oder keinen Titerwerten auf hohe. Bei anderen Erkran- 
kungen und bei Gesunden trat die Reaktion gar nicht oder nur 


Bei 40 sicheren 
Fällen von Bauchtyphus fehlte die Reaktion. 


Felix (8) beschrieb dann einen neuen Proteusstamm; es ist 


-dies der seither von allen Untersuchern verwendete Stamm X 19. 


Dieser Stamm ergab eine specifische Agglutination im Serum 
Fleekfieberkranker, die in noch bedeutend stärkeren Verdün- 
nungen auftrat als mit den früher benutzten Stämmen. „Die 
Diagnosenstellung wird dadurch in 75 % der Fälle bis zum 
4. Krankheitstag, in 25 % der Fälle bis zum 6. oder 7. Krank- 
heitstag ermöglicht.“ Dietrich(4) gab eine Beschreibung der 
Methodik. | 

Soucek(5) sieht den serologischen Nachweis des Fleck- 
typhus mittels der Weil-Felixschen Reaktion als einfach und ein- 
wandfrei an, ebenso Croner(6). 


Felix(7) schreibt: „Sera von Fleckfieberkranken aus der 
asiatischen Türkei zeigen die von W eil und Felix beschriebene 
Agglutination mit dem specifischen Proteus X 19 in 100%.“ — 
Heterologe Krankensera gaben dort keine positive Reaktion, d. h. 
höchstens in 10% eine Normalagglutination in starken, nicht für 
Fleckfieber beweisenden Konzentrationen. 

In einer größeren Arbeit sagt Oettinger(8): „Die Weil- 
Felixsche Reaktion hat für die Diagnose des Fleckfiebers ent- 
scheidende Bedeutung. Ihr positiver Ausfall ist für Fleckfieber 
beweisend; bleibt sie bei wiederholter Untersuchung während der 
ganzen Dauer der Erkrankung negativ, so ist Fleckfieber auszu- 


schließen.“ 


Arnstein(9) hebt auf Grund eigener Erfahrungen den 
Wert der Weil-Felixschen Reaktion für die Diagnose des Fleck- 
fiebers hervor. Die Specifität und Brauchbarkeit der Weil- 
Felixschen Reaktion betonen ferner Elkeles(10), Kra- 
mer(11), Salpeter und Schmitz (12). 

Wie bei jeder Agglutinationsreaktion spielt auch bei der 
Weil-Felixschen Reaktion der Titer, sowie die Temperatur und 
die Zeit der Ablesung bei der Beurteilung eine große Rolle. 

Alle Autoren sind darüber einig, dab die Reaktion für dia- 
gnostische Zwecke bei 37° vorgenommen werden muß. Über die 
Zeit der Einwirkung dieser Temperatur, beziehungsweise wann 
die Resultate abzulesen sind, herrschen jedoch Meinungsverschie- 
denheiten. 

Die Technik (13), die sich als brauchbar erwiesen hat, ge- 
staltet sich folgendermaßen: | 

Das Serum wird in folgenden. Verdünnungen zu je 1 cem 
angesetzt: 1:25, 1:50 — 1:200; in jedes Röhrchen kommt ein 
Tropfen einer 24 stündigen- Abschwemmung von X 19. Die Kul- 
tur darf 1—3 Tage alt sein, d. h., nach 24 stündiger Bebrütung 
darf sie noch 1—2 Tage im Eisschrank aufbewahrt werden. Je 
nach der Diehte der Kultur wird ein Schrägagarröhrchen mit 
1,5 bis 2 cem physiologischer Kochsalzlösung abgeschwemmt. 
Die Röhrchen kommen dann für 11%, bis 2 Stunden in den Brut- 
schrank. Ablesung sofort und nach etwa 6 bis 8 Stunden Zim- 
mertemperatur. Mitunter tritt in den starken Konzentrationen 
infolge anwesender Hemmungsstoffe keine Agglutination ein. 
Halbstündiges Erhitzen des Serums auf 56° zerstört diese hem- 
menden Körper. Weilund Felix sehen eine komplette Reaktion 
in der Verdünnung 1:50 bei Ablesung nach 8 Stunden für be- 
weisend an. Bei Wiederholung der Reaktion nach 12 Tagen 
bekommt man in Fleckfieberfällen bedeutend höhere Titerwerte. 

Andere Autoren verlangen höhere Titerwerte, jedoch muß 
bei der oben angegebenen Anordnung der Wert auf komplette 
Reaktion gelegt werden; dann ist auch der Titer 1:50 beweisend. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


B. Die Züchtung des Weil-F elixschen Bacillus: 
Die erste Züchtung eines durch Fleckfieber-Krankenserum 


agglutinablen Proteusstamms (X 1) gelang Weilund Felix (4. 


Es haben sich in der Folgezeit viele .Untersucher bemüht, aus 
Blut, Stuhl und Urin von Fleckfieberkranken und von Fleck- 


fieberleichen den Weil-Felixschen Bacillus zu züchten. Zeiß (15) 


Nach seiner Ansicht sind die speeifischen 
X-Bacillen während der Krankheit im Blute vorhanden und stehen 


gibt eine Methodik an. 


mit dem Fleckfieber in engem Zusammenhange; da sie aber gegen 


Mediumwechsel sehr empfindlich sind, gelingt die Züchtung nur 


selten, 


. Die Züchtungsresultate von Dienes (16) scheinen dem Autor 
selbst nicht einwandfrei zu sein. Felix (17) ist auch der Ansicht, 


daß die Züchtung deshalb so selten gelingt, weil die Keime gegen 


Mediumwechsel empfindlich sind; außerdem erfolge die Blutent 
nahme meist zu spät und das Blut sei für X 19 bactericid. Tn 
zwei Fällen ist ihm aber trotz mißlungener Isolierung aus dem 
Blute die Kultur aus Leichenorganen geglückt. 
X-Stämme für die Bildung der Agglutinine verantwortlich; sie 
müssen daher in jedem Falle von Fleckfieber im Organismus vor 
kommen. | | 
Friedbergerund Joachimoglu (18) empfehlen einen 
Kaliumtelluritagar als Nährboden. Zur Fortzüchtung benutzen 
alle Autoren neutralen gewöhnlichen Agar. | SR 
Wolft (19) bringt zahlenmäßig das Ergebnis vieler Züch- 
tungen von Proteusstämmen. Er fand unter 116 in Rumänien 
isolierten Proteusstämmen aus Nichtfleckfiebermaterial (Stuhl) 


dreimal den Typus X 19. Aus 350 Fleekfieberblutproben züchtete 


er siebenmal X 19, dreimal X 2, zehnmal Vulgaris. Von den 
selben Kranken wurden 450 Urinproben untersucht, darin wurden 
137 Proteusstämme gefunden: Einmal X 19, einige Male X 2, 
meist Vulgaris. Wolff schließt daraus, daß X 19 gar nicht 30 
besonders häufig beim Flecktyphus vorkommt. — Mehrere Auto- 
ren äußern die Ansicht, daß die X-Stämme nur in manchen Ge- 
genden vorkommen, beziehungsweise daß die Proteusstämme nach 
Gegenden verschieden sind. — Eigene Untersuchungen zeigten, dab 


in Berlin der Proteus bei weitem seltener vorkommt als beispiels 


weise nach den W olffschen Untersuchungen in Rumänien. 
Dagegen, daß die Proteusbacillen gegen ein Mediumwechsel 
sehr empfindlich sind, sprechen die Versuche von Braun und 
Schäffer (20). Diese Autoren haben Klecktieber-Proteus 
bacillen auf Agar gezüchtet, dem sie Carbolsäure, Sublimat, Al- 
kohol, Essigsäure, Salzsäure und Natronlauge zugesetzt hatten. 
Kulturell verhält sich der X-19-Bacillus im allgsmeinen Wie 
cin gewöhnlicher. Proteus. Jötten (21) fand bei Berücksicht- 
sung von Abspaltunesformen quantitative -Unterschiede gegen 
über verschiedenen Zuckerarten. Gewöhnlicher Proteus bildet 


auf Bouillon eine Haut, X 19 nicht; dagegen bildet X 19 schneller 
Indol als die Vulgarisstämme. 


C, Serologisches Verhalten des Weil-Felix 
schen Bacıllus. 
Von größtem Interesse ist das serologische Verhalten des 
X-19-Stammes. Weil, Felix und Mitzenmachere 
haben festgestellt, daß die Proteusstämme in zwei verschiedenen 
Formen wachsen, sie unterscheiden haucehbildende = H-Stämme 
und ohne Hauch wachsende — O-Stänme. Er 
Weil und Felix (23) unterscheiden die specifischen 
X-Stämme von den gewöhnlichen Proteusstämmen mit Hilfe des 
Krankenserums. Die gewöhnlichen Proteusstämme- teilen sie 1 
drei Gruppen ein, deren eine von künstlichem X-Immunserul 
gar nicht, die zweite schwach, die dritte stärker, aber nicht 2 
stark wie vom Krankenserum agglutiniert wird. „Nur das Sun 
des fleckfieberkranken Menschen ist zur Erkennung der sped i 
schen Proteusstämme geeignet.“ — Epstein und nr 
wetz(24) fanden gewöhnliche Proteusstämme, die vom Senn 
munserum bis zur Titererenze agelutiniert wurden, und nr 
auch mit gewöhnlichen Proteus-Immunseren x-Stämme des 
tinieren. Sie halten somit auch agglutinatorisch die Jden ; 
der X-Stämme mit den Vulgarisstämmen für erwiesen, — ER 
und Felix (25) weisen später nach, daß das mit der O-Form F 
X-19-Bacillus hergestellte Serum dem Krankenserum agglutin‘ 


torisch gleicht. Zu ähnlichen Resultaten gelangen Braun un 
Salomon(26), (27), Jakobitz (28) und Braun) 
Versuche » mit erhitzten X-19-Bacillen machten Sachs) 


Werner und Leoneanu(l), Braun und Salom a 
Braun(33), Felix und Mitzenmacher(34) und Andi 


Digitized by Google | 


Er macht die 


Er Sue a Be el m 
, r a ee 
18. Juli. u | 1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. 28. 698 > le 
D. Theorie der Reak tion 0.1." -Reichenstein(56) fand nur in 40% positive Komple-. - hr 
Zwei Fragen 'bleiben noch zu beantworten: ' Welche Rolle | Mentbindung bei Fleckfieber: Nach Wagner (57) wurden schon a 
‚spielt der Proteus X 19. beim Fleckfieber und wodurch kommt | YOT Jahren (von nieht in der betreffenden. Arbeit genannten’ De 
die Weil-Felixsche Reaktion zustande? Beide-Fragen hängen eng Autoren) Komplementbindungsversuche mit ‚Fleckfieberblut und - Beh 
li) . miteinander zusammen; Einige Autoren [Kuhn (85), Bapa- Fleckfieberorganextrakt (als Antigen) mit positivem ‚Resultat aus- Bu x 
ll} markus (86), Oettinger (87)] ‘halten die’ Weil-Felixsche Re- |: geführt. Er selbst arbeitete mit X-19-Antigen. Er erzielte in allen En ac 
a. aktion für eine Paragglutination, andere [Friedberger (88), Fleckfieberfällen positive Komplementbindung, mit Seren: von el Kun. 
iSt Schiff (89), Paneth (40), Wċil und Felix (41)] bestreiten | Nichtfleckfieberkranken.blieb die Komplementbindung.aus. Die po- ~ `- 25 
eS das. Epstein (42)und Elias(43) sehen in. der Weil-Felixschen | Sitiven ‚Fälle zeigten sämtlich auch die Weil-Felixsche Reaktion. ee RE 
ni? Reaktion den Ausdruck einer physikalisch-chemischen Verände- | I2 verschiedenen Körperflüssigkeiten ist der Gehalt an kom- A TEDI 
l - rung des Fleckfieberserums. Nach Braun und Salom on (44) | plementbindenden Antikörpern und auch der an Agglutininen für s a piii, 
at}  bandelt es sich um eine unter. dem Einflusse der Fleckfieberinfek- | X 19 verschieden hoch; auch gehen diese beiden Eigenschaften Sl. 
a) - tion erfolgte starke Vermehrung normaler, gegen besondere Pro- |. nicht parallel miteinander. Die Kompliziertheit:der Methodik | Be T 
IE teusstämme &erichteter Agglutine. ae ~ -| bietet‘ keinen Vorteil gegenüber der ebenso zuverlässigen und“ © >. ~ 3 o 
Bel. _ Auch die Frage, in welcher Beziehung. die X-Stämme zur | viel einfacher ausführbaren Weil-Felixschen Reaktion. vorläufig: 0 ee 
I: Tleektyphuserkrankung stehen, hat mehrfache Deutung erfahren, | Kann man Komplementbindung und Agglutination nur als eine - Bene 
kt, ` Oben war schon erwähnt, daß einige Untersucher die Weil- | Folge der ‘Receptorengemeinschaft des Fleektyphusantigens mit Be 
Mu  Felixsche Reaktion für eine Paragglutination halten, d. h. der | dem Proteus-Antigen. ansehen. — Über eigene Komplementbin- re 
I: Proteus X 19 erwirbt im fleckfieberkranken Organismus Agglu- | dungsversuche, die nur ein experimentelles und theoretisches. _ $ a Te 
st -° tinabilität. Felix (45) ist der Ansicht, daß die X-Stämme n ur | Interesse baben, wird an anderer Stelle zu berichten sein. ` Se Bor 0 
{| -îm kranken Organismus vorkommen und die Veranlassung zur | - a VRR E Sn 
nö Bildung der Agglutinine geben. Die gleiche Meinung äußern . HI. Die Rickettsien-Agglutination, be rc is 
= © Weil und Felix(46), Zeiß(47), Schiff(48) und Andere. — Otto und Dietrich(58) haben Versuche mit den im Darm Be AR 
-> Wohl völlig allein steht Friedberger (49) mit der Ansicht, daß | fleckfieberinfizierter Läuse ‚vorkommenden Rickettsien gemacht. | nt 
Èj ` X 19 der Erreger des: Fleckfiebers ist. Er widerlegt sich eigent- | Die Autoren benutzten ‚eine Aufschwemmung von rickettsia- v“ a ns vs 
5 < lieh selbst, da die vier Forderungen, die er an einen Erreger stellt: | haltigem Läusedarm; sie konnten bei starker Vergrößerung im eh Bi a 
& . . -konstantes Vorkommen bei der Infektion, Züchtung aus dem Kör- | Dunkelfeld eine deutliche Agglutination durch Einwirkung von De PFRI 
i per, Reproduktion der Krankheit durch Tierimpfung mit dem ge- | Fleckfieberserum in .der Verdünnung bis 1:200 beobachten. led. Sl 
TE fundenen Keim und Bildung specifischer Antikörper vom Proteus |. Allerdings beeinflußten auch Sera Nichtfleckfieberkranker die AEE N, 
6., = X19 nur sehr unvollkommen erfüllt werden. Außerdem sprechen Rickettsien, aber in geringerem’ Grade. - Ds u , jiti ipii 
JE. Tierversuche und die Befunde von W o 1f f(siehe oben) klar gegen | i | . ee hen IR 
t die. Möglichkeit einer solchen Auffassung. = IV.. Die Weltmannsche, Trübungsreaktion. .- en 
SE N TON Weltmann(59) fand, daß die Mischung von 0,1 Fleek-... UNE u 
l er 7 DEN f `. t4 , 7 i eo n DPA n 
TE E, ‚D auerdi agnos ti kum zu r Anstellung der fieberserum und 1,0 Áq. dest. bei Ziihmertemperatur eine sofort 7o v I7 P E 
a "Weil-Felixschen Reaktion. `- entsteħende Trübung gibt, die nach 15 Minuten am stärksten. ist. o 2. 
"Zwei Ursachen haben dazu geführt, nach einem Dauerdiagno- | Diese :Trübungsreaktion, die mit der Klausnerschen Luesreaktion .. Hl? 
io stkum zur Anstellung: der Weil-Felixschen Reaktion zu suchen. | große Ähnlichkeit hat, ist nach Weltmanns Angaben bei  .uafluikel, 
<- Einmal die Mitteilungen einiger Autoren von einer veränderlichen | Fleckfieber sehr stark. Ob die Reaktion absolut beweisend und i et 
‚ Agglutinabilität des häufig überimpften X 19 und zweitens das | Specifisch für Fleckfieber ist, konnte. damals noch äicht, fest- a 
Verlangen, die Reaktion ohne Laboratorium mit einfachen Mitteln | gestellt werden. Etwa ein Jahr später (60) gab Weltmann s > ir 
ausführen zu’ können. | > | eine etwas modifizierte Technik an: 1 Teil Serum zu 5 Teilen ee u 
Neubert (50, Cs.epai (1), Deszimirovics (52), | Wasser; Ablesung nach zwei Minuten. Seine weiteren Versuche Beh ie 
Bien (53) und Sa c h s (54) geben verschiedene Arten der Technik, | hatten ihm gezeigt, daß die Reaktion gegen Ende. der zweiten a Bu 
‚ähnlich der beim Fickerschen Typhusdiagnostikum an und sind | Krankheitswoche auftritt und gewöhnlich zwei Wochen nach der Dr ER 
Ä v. tan hi r | Entfieberung wieder verschwindet. Er betrachtėt die Trübungs- > s 


mit den Erfolgen recht züfrieden. Am sichersten bleibt aber 
mmer die Anstellung der Reaktion mit lebenden, frisch über- 


impften X-19-Baeillen. Die Frage nach einem Dauerdiagnostikum | 


dürfte jetzt, nach Beendigung des Krieges, keine praktische Be- 
deutung mehr haben, zumal erwiesen ist, daß die Agglutinabilität 
des X19 auch durch häufige Passagen auf geeigneten Nährböden 
Sich nicht wesentlich ändert. 


- H; Die Komplementbindungsreaktion bei :Fleckfieber. . 

Kolle und: $ chloßberger(55) haben mit dem Serum 

"von Fleckfieberkranken und Rekonvaleszenten Komplement- 
bindungsversuche angestellt unter Verwendung von Aufschwem- 

mungen des Weil-Felixschen Bacillus als Antigen. -Sie hatten 
‚ In einem hohen Prozentsatze der Fälle stark positive Resultate 
~ And schen in der Komplementbindungsreaktion ein weiteres 
‘Mittel (neben der ‚Weil-Felixschen Reaktion) zur .'frühzeitigen 
Stellung. der ' Diagnose und zur retrospektiven Erkennung 
 abgelaufener ` Fälle. —  Auffallenderweise tritt die Komple- 
‘ mentbindung nicht auf, wenn man Extrakte von Fleck- 


fieberorganen, in denen der Erreger sein muß (da T 
ie.. 


Tiere _ damit infizieren kann), als Antigen benutzt. 


Autoren nehmen daher an, daß die noch unbekannten Fleck- 


fiebererreger keine auf sie selbst eingepaßten Antikörper bilden, 
sondern nur solche, die zufällig, aber speeifisch mit dem Bacillus 
| reagieren. Wenn auch zahlreiche Fälle bekannt sind, in 
denen die von einem Antigen erzeugten Antikörper auch zu 

änderen Antigenen passen und mit ihnen reagieren, so ‘dürfte doch 

die Vorstellung ungewöhnlich sein, daß ein’ Antigen, das eine 

offensic : E Ä 

fiebervirus, keine Antikörper, mit denen es selbst reagiert, sondern 
-~ Aur andersartige, nämlich mit dem Bacillus X' 19 in Reaktion 
 tretende, erzeugen soll. r zu 


d 


| retisches Interesse. - a 


 kennung der Krankheit ġefunden. worden. © — 


htliche schwere. Erkrankung verursacht, wie das Fleck-. 


12. Salpeter und Schmitz, Zschr. f. Hyg. Bd. 85 
M. m. W. 1918, Nr. 1. 


reaktion als eine wesentliche Stütze bei der Diagnosenstellung des 
Fleckfiebers. — In derselben Nummer: der Wiener klinischen ` 
Wochenschrift (60) teilen Epstein und Morawetz ihre Er- 
fahrungen mit der Weltmannschen Reaktion: mit.‘ Die 
Reaktion. kann zur Entscheidung der Diagnose nicht heran- . 


gezogen werden, da sie in der Frühperiode noch. nicht eintritt und 


da sie in 6% bei Nichtfleckfieberkranken positiv, in 16% der 
untersuchten Fleckfieberseren negativ ausfiel. — Die Trübungs- 
reaktion wird außer in den genannten Arbeiten noch von 
Elias (61) und von Epstein (62) erwähnt. Sie hat nur theo- 


` PRE . 
r W ' me. ~ si 
j A A EEK 2% 


| V. Die. Thermopräcjpitinreaktion. © 
© Der Vollständigkeit halber sei noch der Thermopräeipitin- ` 
reaktion gedacht, die Friedbergerund Joachimoglu (63) 
bei einem Fleckfieberkranken mit positivem Resultat angestellt 
haben. 0,5 cem Liquor, auf der Höhe der Krankheit entnommen, 
wurden unter Zugabe von physiologische Kochsalzlösung fünf 
Minuten im siedenden Wasserbade gehalten, dann klar filtriert. 
Beim Überschichten des so vorbehandelten Liquors mit Fleck- 
fieberserum trat Ringbildung auf... Nachprüfungen der Methode 
fehlen. — | BE: | | ae 8 
Obgleich also der Erreger des Fleckfiebers noch nicht 
entdeckt ist, sind doch serologische Methoden zur. sicheren Er- 


Literatur: i. Weil und Felix, W. kl. W. 1916, Nr.2. — 2. Cancik, ebenda 
1916, Nr. 49. — 3. Felix, ebenda 1916, Nr. 28. — 4. Dietrich, D. m. W. 1916, 
Nr. 51. — 5. Soucek, M. m; W. 1916, Nr. 51 (Feldbeilage). — 6. Croner, Zschr. 
f. Hyg. Bd. 86, H. 1. — 7. Felix, Zschr. f. Immun.Forsch. Orig.-Bd. 26, H. 6, — 
8, Oettinger, Zschr. f. Bakt. Bd. 80, H. 6. — 9. Arnstein, W. kl. W. 1917,. H. 18. — 
10. Eikeles, M. K1.1919, Nr. 18. —11. Kramer, Tijdschr. vor Geneesk. 22. März1919.— 
H. 2. — 13, Weil und Fèlix, ._ 


— 14. Dieselben, W.-kl.'W. 1916, Nr. 2, — 15: Zeiß, 


7 


_— 


Kim 


. 
` 
\ 
Ki 
P 
1 
x 
s'i 
t 
i 
De 
s 
sa 
7 
gi 
ei 
á. 
iki 
I? 


en 


r 
kK] 
'e 
`, 
' 


emt ie a a himar en ne 


’ 
[rn 


694 


24. Epstein und Morawetz, ebenda 1917, Nr. 13. — 25. Weil und Felix 


-(Vucin) nach Klapp. 


‘allen Fällen zur Heilung. Auch die Erfahrungen bei Genitaltuberku- 


stimmen. 


Arch. f. Hyg. Bd. 87, H.5 u. 6. — 16. Dienes, D. m. W. 1919, Nr, 1. — i7. Felix, 
M. m. W. 1917, Nr. 39. — 18, r niodberger und Joachimoglu, ebenda 1918, 
Nr. 30. — 19. Wolff, B. kl. W. 1919, Nr. 2{. — .20. Braun und Schäffer, ebenda 
1919, Nr. 18. — 21. Jötten, ebenda 1919, Nr. 12. — 22. Weil, Felix und Mitzen- 
macher, W. kL W. 1918, Nr. 86.-— 23. Weil und Felix, ebenda 1917, Nr. 13. — 


‚ ebenda 


1917, Nr.48. — 26. Brann und Salomon, Zbl. f. Bakt. Bd. 81, 1u2 


H. . — 
27. Dieselben, ebenda Bd..82, H. 3 u. 4. — 28. Jakobitz, ebenda Bd. 81, H. 4 


u. 5. — 28. Braun, B. kl. W. 1918, Nr. 27. — 830. Sachs, D. m. W. 1918, Nr. 17. — 
31. Werner und Leoneanu, M, m. W. 1918, Nr. 22. — 32. Braun und Salomon, 
Zbl. f. Bakt. a. a. O. — 33. Braun, B. kl. W. a. a, O. — 34. Felix und Mitzen- 
macher, W. kl. W. a. a. O. — 85. Kubn, Zbl. f. Bakt. Bd. 80, H.i' bis 3. — 
36. Papamarku, Zschr. f. Hyg. Bd. 87, H. 3. — 87. Oettinger, Zbl. f. Bakt. Bd. 80, 
H. 6. — 38, Friedberger, D. m. W. 1917, Nr. 42 bis 44. — 39. Schiff, M. m. W. 1919, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


107. Tom 
er 


13, Juli, 


Nr. 6. — 40, Paneth, Arch. f. Hyg. Bd. 86; H. 2 u. 3. — 41. Weil und Felix, W. kl. W. 
1917, Nr. 13. — 42. Epstein, ebenda 1918, Nr. 36. — 43. Elias, ebenda 1918, 


. Nr. 11. — 44. Braun: und Salomon, Zbl. f. Bakt. a. a. O. — 45. Felix, Zschr, f. 


Immun.Forsch. Bd. 86, H. 6. — 46. Weil und Felix, W. kl. W. 1917, Nr. 13. — 
47. Zeiß, Arch. f. Hyg. Bd. 87, H.5 u. 6. — 48. Schiff, a. a. O. — 49. Fried- 
berger, D. m. W. 1917, Nr. 42 bis 44. — 50. Neuber, M. m. W. 1917, Nr, 21. — 
bi. Csepai, ebenda 1917, Nr. 26. — 52. Deszimirovics, W. kl. W. 1918, Nr.30.— 
53. Bien, ebenda 1919, Nr. 5: — 54. Sachs, D. m. W. 1918, Nr. 17. — 55. Kolle 
und Schloßberger, M. Kl. 1917, Nr. 10. — 56. Reichenstein, D. m. W. 1917, 
Nr. 18. — 57. Wagner, M. m. W. 1917, Nr. 24 (Feldbeilage). — 58. Otto und 
Dietrich, D. m. W. 1917, Nr. 19. — 59. Weltmann, W. kl. W. 1916, Nr. 19. — 
60. Derselbe, ebenda 1917, Nr. 13. — -61. Elias, ebenda 1918, Nr. 1i. — 


' 62. Epstein, 


ebenda 1918, Nr. 36. — 63. Friedberger und Joachimoglu, M. m. W. 
1918, Nr.30. | i 


5 Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) | 4 


Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 25 u. 26. 
Nr. 25. Franz (Berlin): Kriegschirurgie im Weltkrieg. Die gehalt- 


volle Übersicht geht besonders ein auf die Wundinfektionskrankheiten, 


die Wunddesinfektion, Behandiung der verschiedenartigsten Schußver- 


letzungen, der Extremitäten wie der inneren Organe, und die Leistungen 
der Wiederherstellungschirurgie. | Ä 


Hauke (Breslau): Wundbehandlung mit Isoctylhydrocuprein 


für vaterländische Kultur vom 4. April 1919. 


Stertz (Breslau): Verschrobene Fanatiker. Das übereinstim- 
mende Merkmal des in den geschilderten söchs Fällen zum Ausdruck 
kommenden verschrobenen Fanatismus ist die unbeirrbare und affekt- 
volle Vertretung von Ideen, die mit denen der Allgemeinheit und be- 
stehenden Ordnung unvereinbar sind. Nicht der Inhalt von Ideen ist 
krankhaft, sondern die dauernd lebhafte Affektbegleitung. Es besteht 
Beziehung zu- den paranoid Veranlagten. Die. Zurechnungsfähigkeit 
hängt von der Würdigung der ganzen Persönlichkeit ab. 


Fuchs (Danzig): Röntgentiefenbestrablung bei gutartigen gynä- 
kologischen Erkrankungen (Myome, Metropathien, Tuberkuliosen). Bei 
85°/, der Myome wurde bei Anwendung großer Dosen Verkleinerung 
erzielt. Die Tiefenbestrahlung präklimakterischer Blutungen führte in 


lose waren sehr günstig. Die Maximaldosis ist nicht sicher zu be- 


Nr. 26. Brugsch und Schürer (Berlin): Über gutartige epi- 
demische Gelbsucht. Die Verfasser beschreiben eine Epidemie von gut- 
artiger Gelbsucht, welche unter der Form des katarrhalischen Ikterus 
verlief. Die Krankheit ist infektiös, aber nicht stark kontagiös, wobei 


die indirekte Übertragung durch Nahrungsmittel (Mehl?) eine große 
Rolle spielt. 


Roedelius (Hamburg): Die tiefe Subpectoralis-Phlegmone. Tritt 
nach  Fingerverletzungen hohes Fieber, eventuell mit Schüttelfrösten, 
Spannungsgefühl bei Bewegung des Arms, schweres Krankheitsgefühl 
auf, so handelt es sich wahrscheinlich um eine Infektion tiefer sub- 
peetoraler Lympbdrüsen. Tritt nach einigen Tagen kein Rückgang der 
Krankheitserscheinungen ein, so ist operativ vorzugehen. 


Blumenthal (Berlin): Erfahrungen mit der Tuberkulose- 
vaccine Friedmann, insbesondere bei Wirbelsäulentuberkulose. Aus den 
mitgeteilten Fällen gebt der hohe Wert des Friedmannschen 
Mittels für die Heilung der Tuberkulose hervor. Aber erst die An- 
wendung bei frischen Fällen wird imstande sein, die chirurgische 
Tuberkulose zu heilen, bevor es zur Verkrüppelung gekommen ist. 

 Philipsborn (Nowawes): Ein durch das Friedmannsche Tuber- 
kuloseheilmittel geheilter Fall von Nieren- und Blasentuberkulose. Im 
Anschluß an eine einmalige Einspritzung trat bei der 24jährigen, ne- 
phrektomierten Kranken eine erhebliche Besserung ein, die zur Hei- 
lung führte. 


Goldberg (Breslau): Medianuslähmung nach paravenöser Neo- 
salvarsaniniektion. Das geschilderte Krankheitsbild ist die Folge einer 
perineuralen oder endoneuralen Infiltration des Nervens mit Neosalvarsan 
und ist prognostisch wegen der Länge des infiltrierten Stückes als un- 
günstig zu betrachten. 

Stern (Hamburg): Zur Prüfung des Denkvermögens an Bildern. 
Die abgebildeten Zeiebnungen eignen sich für die Prüfung der Intelli- 
genz, auch bei Schwachsinnigen. 

Hirschberg (Berlin): Galen und seine zweite Anatomie des 
Auges. Es fehlt noch die entscheidende Arbeit, welche G alen s eigene 
Gedanken und eigene Funde genauer feststellt. Reckzenh. 


Siehe Vereinsbericht Schlesische Gesellschaft 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 25. 
R. Stich (Göttingen): Über chirurgische Komplikationen bei 


‚Grippe. Vortrag, gehalten in der Medizinischen Gesellschaft zu Göttingen 


am 8. Mai 1919. 


F. Schieck (Halle a. S.): Über Iritis serosa. Der Name ist 
falsch. Nicht ausgetretenes Serum füllt die Vorderkammer, sondern 
das angestaute, am Ausfluß durch die verstopften Poren des Kammer- 
winkels behinderte Kammerwasser preßt die Iris nach hinten und bringt 
die Vertiefung der Vorderkammer mit sich. Mit der Zeit kann es zur 
Erblindung durch Glaukom kommen. Der Druck des gestauten Kammer- 
wassers bringt durch Einwirkung auf den Augenbinnendruck und da- 
mit auf die Sehnervenscheibe die glaukomatöse Exkavation und Atrophie 
zuwege. Öftere Punktionen der Kammer können Erleichterung schaffen 
(Atropin wende man nur dann an, wenn die Ausschwitzungen am 
Pupillenrand drohen, Synechien zu erzeugen). 


H. Straub (München): Über Herzerweiterung. Zunahme des 


‚Schlagvolumens führt nicht zu klinisch nachweisbarer Herzerweiterung. 


Nur durch die Beziehung des Ventrikelvolumens zu dem zu über- 
windenden Widerstande läßt sich die Stauungs-(myogene) 
Dilatation von der kompensatorischen (tonogenen) unter 
scheiden. Die Stauungs-(myogene)Dilatation ist eine Folge ungenügen- 
der systolischer Contractionskraft und braucht nicht mit vermehrter 


diastolischer Dehnbarkeit (Nachlaß des diastolischen „Tonus“) verbunden 
zu sein. 


‚Hermann Zondek (Berlin): Herzbeiunde bei Leuchtgas- 
vergifteten. Ein Beitrag zur Lehre von der Organdisposition des Herzens. 
Klinischer Teil. Es kommt zu einer starken, etwa eine Woche at- 


“haltenden Senkung des Blutdrucks. Die-anfängliche Tachykardie macht 


am dritten.oder vierten Tage einer Pulsverlangsamung Platz. Unregel- 
mäßigkeiten der Schlagfolge (Extrasystolie oder stärkere respiratorische 
Arhythmie) werden beobachtet. Es kommt zu akuter Dilatation des 
Herzens (bei leistungsfäbigem Herzmuskel tonogene, bei nicht- 
leistungsfähigem infolge verminderter Contractionsstärke und Abnabme 
der elastischen Fähigkeit myogene Dilatation). Die Lähmung des 
Vasomotorencentrums und die daraus folgende peripherische Gefäß- 
erweiterung setzen nämlich infolge des Ausfalles der unterstützenden 


Kraft der Gefäßcontraction dem Herzen einen erheblichen Widerstand 
entgegen. 


Arthur W. Meyer (Heidelberg): Über Intoxikationserschel- 
nungen (Schlafzustand, Krämpfe, peripherische Totalanästhesie) nach 
Novocain-Lokalanästhesie beim Menschen. Hingewiesen wird unter 
anderem darauf, daß bei unbeabsichtigter intravenöser Injektion schon 
auf relativ kleine Dosen (5 bis 7 ccm einer 1 %igen Lösung) schwere 
Kram pferscheinungen, wie bei Epilepsie, auftraten. 

Cl. Schilling und E. B o e c k er (Berlin): Über die Speicherung 
von Chinaalkaloiden in Blutzellen. Der Nachweis der Speicherung gelang 
mit der von den Verfassern beschriebenen Methode. 

R. Gassul (Berlin): Neurotische Radialislähmung nach ein 
extravenösen Neosalvarsaniniektion. Das Neosalvarsan war statt In die 
Vena cephalica der Eilbeuge in das tiefer gelegene Gewebe rn 
die Muskelnische zwischen Biceps und Brachioradialis injiziert nn 
Gerade an dieser Stelle liegt des Nervus radialis. Es kam ZU eime 
lokalen Arsenneuritis, die zur Lähmung der Radialis führte. 


Bentmann: Über die Malaria im Taurus (Kleinasien) p 
Bemerkungen zur Bewertung der Malaria-Schutzbehandlung durch C = 
Unter Berücksichtigung der epidemiologischen Bedingungen und e 
örtlichen Verhältnisse steht man bei kombinierter Anwendung z 
verschiedenen Methoden der Malariabekämpfung auch einer schwer” 
Malariainfektionsgefahr keineswegs machtlos gegenüber. Die Chinn 


end a 


' 
[] 
l 
t 
j 
t 
b 


nto 18. Juli: 


arei schen Netzschutz das wertvollste Mittel im Kampfe gegen die Malaria. 


. ist zwar heute mehr ein Bewohner der Ställe und damit der ländlichen 


Färbung. Die Färbbarkeit der Tuberkelbacillen nach Gram läßt sich 


' schnelleren Erweichung und Einschmelzung sowie einer im Verhältnis 


- Plexus chorioideus aus dem Seitenventrikel des Cerebrum. In dem mit- 


. ‚ödematösen findet sich am Herzen neben Bradykardie eine Dilatation 


kungen in den Bergen, seelische Alterationen). In den Lazaretten ` 
findet man oft erst nach mühevollem Suchen und unter Anwendung 


B N 1 © 
e l 


`- 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 98, 


schutzbehandlung ist neben der Bodenassanierung und dem mechani- 


Kur durchführen zu lassen. u, A Bu ee 
' Ernst Tänzer und Hans.Osterwald (Halle): Ist mit |. Pfla umer (Erlangen): Verwendbarkeit und. Technik der ‚Cysto- 
einer weiteren Verbreitung der Malaria in Deutschiand zu rechnen .oder \ | m ‚Menschen 
nicht? Anopheles sticht auch in unseren Breiten den Menschen. Er | SOllte man diese mit dem Harnleiterkatheterismus am Hunde fleißig 
Tierquälerei. Der Verfasser hat sie an manchem Tier monatelang 
mehrmals. wöchentlich ausgeführt. Die Tiere fressen auch während der 
. Untersuchung. ne ee aa Bee 

- Kayser-Petersen (Frankfurt a, M.): Zur Epidemiologie: der 
Grippe. Der Weg, auf dem die Infektion :in..eine. weltabgelegene 
Hafenstadt gelangte, konnte. festgestellt werden.. Dann "ging. die. Ver- 
breitung durch das enge Zusammenwohnen-: der. Soldaten ‘sehr schnell 
vor sich. ac 000.0." R.Bruck.: 


Kreise geworden, man hat aber anzunehmen, daß es sich hier nicht 
um eine Änderung der Lebensgewo.hnheiten, sondern der Lebens- 
möglichkeiten handelt. u ee m | 
Erwin Christeller (Königsberg): Über eine eigenartige 
Sperrvorrichtung an den Fingern.. Nach einer Demonstration im Verein 
für wissenschaftliche Heilkunde in Königsberg i. Pr. am 24. März 1919. 
A. Drucker (Dortmund): Kalkablagerung unter die Haut. In 
dem mitgeteilten Falle handelte es sich um eine Ablagerung von Kalk. 
in das Bindegewebe der Haut, wobei irgendwelche erheblichen Ver- 
änderungen an dem cutanen ‚und subcutanen Gewebe nicht nachzu- 


weisen waren. F. Bruck. 


Wiener medizinische Wochenschrift 1919,: Nr. 21 bis 24. ` = 

. -n~ Nr. 21, -Czyhlarz und Neustadt]: Über seltene Folgen 

der Grippeinfektion. An-vier Fällen werden die Beziehungen zwischen 
"Grippeinfektion und komplizierender Herzerkrankung illustriert. , Nur 
in einem Fall war das Vorherbestehen einer organischen Herzaffektion 

zu vermuten, in den übrigen siedelte sich das.Virus in einem anatomisch 


. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 25. . 
W. Stoeltzner (Halle.a. S.): Zur Kenntnis der Gramschen 


ri 


manifestierte sich die Herzaffektion als. Spätkomplikation. FR 

 — Luithlen: Aderlaß, ein. Teil der „Kolloidtherapie“. Man muß 
beim Aderlaß zwei Arten der Wirkung unterscheiden. Der experimen- 
telle Befund der Verminderung der Durchlässigkeit der Gefäße stellt 


nur einen Teil der Wirkung ‘auf den Organismus dar; außer der Be- 


auf die in dem Tuberkelbacillenwachs enthaltenen Wachsester und 
freien hochmolekularen Fettsäuren zurückführen. | 

W.Stoeltzner (Halle a.S): Das Indikationsgebiet des Tebelons. 
Die Tebelonbehandlung der Tuberkulose ist eine aktive Immunisierung. 
gegen das in den Tuberkelbaeillen in reichlicher Menge enthaltene 
Wachs. In einem allerdings nur 18 Meerschweinchen umfassenden 
: Versuch hat sich das Mittel bewährt. o 

F. Rohr (Halle a. S.): Tebelon bei Staphylokokken- und Strepto- 
kokkeninfektionen. Hochgradige Säuglingsfurunkulose und Drüsen- 
abscesse werden durch Tebelon günstig beeinflußt im Sinne einer 


Gefäßen bewirkt der Aderlaß eine Änderung des Stoffwechsels im 
‚Körper, Die Aderlaßtherapie kann mit Aussicht auf Erfolg bei. allen 


umlaufs, der Exsudation und der Transsudation aus den Gefäßen be- 
stehen, ferner bei den Fällen, bei denen die. Durchlässigkeit -der Ge- 
zur Schwere des Falles auffallend kurzen Heilungsdauer. fäße und damit die Empfindlichkeit der Haut gegen äußere Reize 
Perthes (Tübingen): Glückliche Entfernung eines Tumors des | herabgesetzt werden soll. Sie ist mit Vorteil anzuwenden, wenn eine 
soll und. kommt auch .bei den Erkrankungen in Betracht, bei’ denen 
Störungen der Blutbildung, des Stoffwechsels und der inneren Sekretion, 
‚besonders der Geschlechtsdrüsen. zu bestehen scheinen. Die entnommene 
Blutmenge kann bei einem erwachsenen Menschen 300 bis 400 cem 
betragen. Kleinere Blutentnahmen von 40 bis 100 ccm können jeden 
zweiten bis. vierten Tag wiederholt werden. Ba 
Nr. 22. Pappenheim: Die diagnostische und therapeutische 
Bedeutung der Lumbalpunktion. Es wird auf den Wert der Liquor- 
diagnose bei den verschiedenen Erkrankungen der Meningen und den 
einzelnen Formen der Lues des Centralnervensystems hingewiesen und 
der differentialdiagnostisch wiehtige Befund .bei jeder einzelnen Krank- 
heit ausführlich besprochen. Ä ee 
Finger: Die, soziale Bedeutung und: die ‚Bekämpfung der Ge- 
schlechtskrankheiten. Es werden die Aufgaben der Beratungsstellen 
ausgeführt und als einzig wirksames Bekämpfungsmittel die Forde- 
rungen nach Untersuchungszwang, Behandlungszwang, Anzeigepflicht 


geteilten Falle, war der Sitz im linken Occipitallappen richtig lokalisiert 
worden... a | | 
Hermann Zondek (Berlin): Das Myxödemherz, Bei Myx- 


beider Ventrikel. Im Elektrokardiogramm fehlen Vorhofszacken und 
Nachschwankung, aber nur bei- den normalen Ventrikelcontractionen, 
nicht bei extrasystolischen Erhebungen. Im Verlaufe: der Thyreoidin- 
darreichung - treten sie wieder‘ auf. Sollten die Zacken abnorm 
hoch werden (Basedowkardiogramm), so ist die Behandlung abzubrechen. 
Im umgekehrten Fall ist sie wieder aufzunehmen. 

G. Ganter (Greifswald): Über eine besondere Form von Atem- 
störung bei Fleckfieber. In dem genau beschriebenen Falle dürfte ein 
Gefäß in der Gegend des Atemcentrums von den für Fleckfieber 
typischen Veränderungen betroffen gewesen sein. Da sich die Störung 
jedoch wieder "vollständig zurückbildete, war es in der Gegend des 
Atemcentrums nicht zur Zerstörung von Ganglienzellen gekommen. 

0. Bruns (Göttingen): Über die mazedonische Malaria und ihre 
Behandiung. Es handelte sich um Erstlingsfieber nach monate- und 
jahrelanger latenter Infektion, hauptsächlich aber um echte Rezidiv- 
fälle. Diese Rückfälle traten wohl hauptsächlich auf durch das Auf- 
hören der bisherigen Chininprophylaxe. Dazu kamen Klimawechsel, 
Änderungen der Lebensweise, der Eintritt des Frühjahrs oder’ irgend- 
welche Schädlichkeit (Erkältungs- und Infektionskrankheiten, Strapazen, 
Erschütterungen, besonders -Eisenbahnfahrt, starke Luftdruckschwan- 


gestellt. | . a 
Nr. 28. Rétťhi (Wien): Die Beziehungen zwischen den Influenza- 
und „Grippe“erkrankungen der oberen Luftwege. Vergleiche der in 
den früheren Influenzaepidemien gemachten Erfahrungen bezüglich der 
Komplikationen von seiten der oberen Lufiwege mit den Beobachtungen 
der letzten Epidemie ergaben manche Ähnlichkeit in der Symptomato- 
logie. Bei beiden Epidemien wurde das Auftreten von fibrinösen Ein- 
lagerungen, gleichartige Rötung der Rachengebilde, Schleimhautentzün- 
dung, submucöse Laryngitis und Tracheitis, Perichondritis, Abscedierung, 
Gaumen- und .Kehlkopflähmung, das, Fehlen von. Geschwürsbildung 
beöbachtet. Verfasser neigt der Ansicht zu, daß es sich in den ver- 
schiedenen Epidemien nicht nur um verwandte, sondern ihrem Wesen - 
nach ganz gleiche Erkrankungen handelt. | i 
Nr. 24. Szenes: Bin Beitrag zur Kasuistik und Diagnose der sub- 
cutanen traumatischen Milzruptur. Vier Fälle von traumatischer Milz- 
ruptur zeigten die diagnostische Verwertbarkeit der Allgemeinsymptome; 
Anämie, Steigerung der Frequenz und Verschlechterung der Qualität 
des Pulses, Erbrechen — und der Lokalsymptome: Bauchdeckenspannung 
(wichtigstes Symptom!), Nachweis und Verhalten, frei verschieblicher 
Flüssigkeit im Abdomen, spontane Schmerzen und linksseitiger Schulter- 
schmerz (unzuverlässige Symptome!), Erschwerung und Abflachung der 
Atmung. Therapeutisch kommit nur die operative Blutstillung in Be- 


des Sedimentierungsverfahrens vereinzelte Gameten im peripheren Blut 
Es ist richtiger, die Kur schon auf positiven Plasmodienbefund hin zu 
beginnen und nicht ‚erst einen Rückfall mit Schüttelfrost und Fieber 
abzuwarten. Mit Chinin allein kommt man nicht aus wegen der durch 
den kontinuierlichen Chininschutz hervorgerufenen Chininresistenz der 
Plasmodien. Die täglich fortgesetzten kleinen prophylaktischen Chinin- 
gaben töten eben die Gametengenerationen nicht, sondern bilden im 
egenteil den Anreiz zur Entwicklung zahlreicher Dauerformen, die 
ann gegen Chinin immun sind. Daher kommt es, daß solche Malaria- 
kranke, die trotz ‘Chinin chronisch _weiterfiebern, durch Salvarsan 
prompt entfiebert werden. Auch die eminent zu Rückfällen neigende 
Mazedonische Malaria. kann allmählich dureh Selbstheilung ganz er- 


löschen, wenn der Kranke .die Stätte der Infektion verlassen hat, e ope 
Sollte das nicht der Fall Br = empfiehlt sich, in den ersten drei | tracht, die Splenektomie, in seltenen Fällen die Milznaht. ` 6.2. 


% 


69 5 | 
Jahren nach der Infektion jährlich ein- ‚bis zweimal eine je fünfwöchige 


skopie beim ‘Hunde. Vor der Anwendung der Cystoskopie am Menschen | 


üben. Die Hundecystoskopie, richtig vorgenommen, ist durchaus keine . 


völlig intakten Endo- beziehungsweise Perikard ‘an. ‚In zwei Fällen . 


einflussung der Circulation, der Exsudation und Transsudation aus den 


Hautkrankheiten durchgeführt werden, bei welchen Störungen des Blut- 


Vermehrung des Saftstroms behufs Entgiftung: der Haut erreicht werden: . 


und Bestrafung bei Gefährdung mit einer Geschlechtskrankheit auf- - . 


t- 


———— 


£ or 
In ea 
en a, -4 


To en aar 
Fr Aeme Bas 


m nn 
a eee 
su ER, — 
Ta e Gae od ; S k 
T NT Lo A f . 
TE ea er mr u Se u a gr ER Ta JS _ m 
D A E ` BE Zn De Hi s BF) MER te 
- a 


IE IT 


nn 
eat Se ` 
-terge 


nn Se T sp 


nt nt a EL UT 
Pr a 


Se = 
NUDES rT 


w. 


SE Pe i 3 
TE ee 
een een 


x hasidi 
mn 
EU Rea WE 
aes a Bug - 


nenn 
Seo OTE 


at 


- 
meee sim a n a 
SEARE 

mip- S 


Tan 
Er E 


iS PR 
an 
» = Pe 


De 
-i 


E Tiy 


epee 7 5 DIES EEE U EN HER 
ee an eg a N 


3 
; ; 
i t wi. 
— mn a as. 
w x 
~t 
rn 
BR 


Mumie. 
PRE Serge 
AEE CEE 

AER E 

~r, - 

rn 


Pos nare 


m En eisen in sen ae ae er ww = 


A BE N 
ee a 
= nem = 


u 
ee nd - 
- -4 b Ey -a r> 
pe A E 
-n = Tue* = Do 


ET a 


BI AT TE Be e u 1 > a 
ne a A å s —- 
a ar n 


i 
i 
$ 
k 
$ =: 
ME TE 
4 ei 
G 
UN 
i Y ‘ 
wi 599 
i 
ie 3 
4E 
1 
A ha 
|! E 
‚Ira 
F 
HEA 
LON $ N 
ee yi 
E 
» 2: pr 
BE 
Bi it 
r ET 
2, 
€ 
` un 
„N a 
Eu, u - 
ul 
ME- v2 t 
D Sa 
à h aE 
tA i 
AN Stl 
| 11 I u 
it ť N 
I ke X ; 
-N $ 
$ 
4 
‘i Wi 
"i [a 
BET) i 
) RA 
RS i 
iba r 
W 
i} 
{ $ 
' § 
‚la 
PAR 
J wi ’ 
| 
trlan E 
$ A 
En 3 
H gt 1 
} 
1 s 
SIDE 
Ha 
na 
Mg 
j 
i 
à w 
bj 
$ 


$ oC AOAIE, 
je 
TA = 
men :(° 
2) 
tg ih 
i 1 
ae 
SH 
i 
(i 4 4 
i] 
\ 
141 ap 


ne ya 


bi er aa 


= NE ar 


> IE mn aa, 


696 : _ 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


~ 


Wiener klinische Wochenschrift 1919, Nr. 18. 


Hamburger (Graz): Zur Tuberkulosebekämpfung: Ver- 
meidung der Erstinfektion. Die Tuberkuloseinfektion - findet außer- 
ordentlich leicht statt. Daher sind fast immer alle Wohnungsgenossen 
eines Bacillenhusters schon infiziert, wenn dessen Ansteckungsfähigkeit 
nachgewiesen ist. Es kommt daher die Expositionsprophylaxe in solchen 
Fällen immer zu spät und kann höchstens Reinfektionen verbindern, 
deren Gefährlichkeit mit der der Erstinfektion nicht verglichen werden 
kann. Die extrafamiliäre Expositionsprophylaxe stellt einen ungleich 
sicheren Erfolg in Aussicht und muß eine Hauptaufgabe der rationellen 
Tuberkulosebekämpfung sein. 

Chiari: Zur Klinik des Fleckfiebers. Verfasser widmet den 
einzelnen Symptomen, dem Fieber, dem Exanthem, den Herz- und Gefäß- 
veränderungen, den Lungenveränderungen, den Symptomen von seiten 
des Centralnervensystems eine gesonderte ausführliche Besprechung, 
die im Original nachzulesen ist. 

Löwy (Wien): Experimentelle und klinische Beiträge zum Fleck- 
fieber. Die Übertragung von Flecktyphusvirus von Meerschweinchen zu 
Meerschweinchen mit Blut gelang mit Sicherheit in 89,4 °/o der Fälle. Ver- 
fasser konnte die Beobachtung bestätigen, daß die Meerschweinchen sich 
nach überstandener Infektion gegen eine Reinfektion mit Fleckfiebervirus 
immun verhalten und durch Immunitätsversuche die Identität der an- 
sewandten vier Fleckfieberstämme nachweisen.‘ Angestellte Versuche, 
ob das Serum von entfieberten Meerschweinchen auch gegen eine In- 
fektion schützt und ob es sich zu einer Serotherapie eignet, gaben 
kein eindeutiges Resultat. Manche Meerschweinchen besaßen nach über- 
standenem Fleckfieber im Serum ‘Schutzstoffe, die andere Tiere bei 
gleichzeitiger Virusinfektion vor der Erkrankung schützten. Die Schutz- 
stoffe scheinen aber nicht regelmäßig vorhanden zu sein. — Bezüglich 
der Infektiosität des Harns flecktyphuskranker Menschen zeigte es sich, 
daß derselbe nicht infektiös war und auch "nicht immunisierte. — Die 
ätiologische Bedeutung der X-19-Stämme zum Fleckfieber wird unbe- 
dingt abgelehnt: die pathologisch - anatomischen Veränderungen von 
an Fleckfieber und Proteusinfektion verstorbenen Tieren sind ganz ver- 
schieden, ebenfalls das Krankheitsbild beim Meerschweinchen; ferner 
findet im Tierversuch zu keinem Zeitpunkt der Erkrankung Bildung 
von Agglutininen gegen X-19-Stämme statt; es fehlt bei lmmunisierung 
mit X19 die Immunität gegen Fleckfieber und umgekehrt. 

Stiglbauer: Über Schußverletzungen des Kniegelenkes in 
den späteren Stadien. Es werden folgende Behandlungsrichtlinien auf- 
gestellt: Infiziert übernommene Fälle sind strengstens ruhigzustellen, 
entsprechend festgestellter Notwendigkeit ist den Sekreten Abfluß zu 
schaffen, eventuell die Aufklappung vorzunehmen; bleibt der Patient 
immer noch septisch und läßt sich die Eiterung durch die Maßnahmen 
nicht beeinflussen, dann soll die Amputation nicht zu sehr hinaus- 
geschoben werden. Die Resektion hat zu ‘schwere Nachteile für die 
Mehrzahl der bereits sehr geschwächten Patienten. 

Schloffer (Prag): Zur Studienreform. Es wird neben einer 
sachgemäßen Reorganisation des Unterrichts in einzelnen Fächern die 
Zuweisung von wenigstens sechs vollen Semestern an den zweiten 
Studienabschnitt, die Änderung der Prüfungsordnung und die Ein- 
führung eines praktisch-klinischen Unterrichts gefordert. G. 2. 


Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 25. 


H. Kümmel; Zur Operation des hochgradigen Mastdarmvorialls. 
Die Maßnahmen, welche die Verengerung des Analringes bezwecken, 
ohne das erschlaffte Darmrohr in Angriff zu nehmen, haben keinen 
wesentlichen Erfolg. Die Verfahren, welche das Mastdarmrohr "nach 
oben ziehen und anheften, haben nur dann günstige Dauererfolge, wenn 
zur Fixation solche G e w e b e gewählt werden, die genügend Halt 
gewähren. Unter diesem Gesichtspunkte wurde bei Gebärmuttervortfall 
der Fundus des Uterus an das Periost der Symphyse in 
etwa 3 em Ausdehnung angenäht. Bei schwerem Mastdarmvor- 
fall wurde das nach oben gezogene Rectum an das derbe Ligä- 
mentum longitudinale anterius der Wirbelsäule in der 
Gegend des Promontoriums mit drei Seidennähten befestigt. Diese 
Methode der Rectopexie ist in tiefer Narkose bei Beckenhochlagerung 
schnell und einfach auch bei alten geschwächten Frauen anwendbar 
und gibt gute Erfolge. 

H. Küttner: Zur Vertebralisdiskussion. Bei frischen Ver- 
letzungen genügt die einfachere periphere Ligatur, aber bei Aneurysmen 
ist die ausgiebigste Freilegung des gesamten Gebietes und die 
centrale wie periphere Unterbindung vor der eigentlichen 
Aneurysmaoperation notwendig. | 

G. Perthes: Weiterer Beitrag zur Sehnenoperation bei irre- 
parabler Radialislähmung. Um die Folgen der Radialislähmung ohne 


Verzicht auf die Beweglichkeit des Handgelenkes auszuschalten, ge- 
nügt nicht das von Stoffel empfohlene Vorgehen, neben den 
zwei Kraftspendern des Flexor carpi ulnaris und radialis noch den Flexor 
sublimis des Mittelfingers heranzuziehen. Denn bei kräftigem Druck 
der Faust stellt sich die Hand in Volarflexion. Wo esauf einen 


zubehalten. | K. Bg. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 25. 


A. Mayer: Über Operation von Schenkel- und Leistenbrüchen vom 
Laparotomieschnitt aus. Für Bruchoperationen im Anschluß an gynäko- 
logische. Laparotomien wurde an der Tübinger Universitäts-Frauenklinik 
in der Weise verfahren, daß Schenkelbrüche. von der Bauchhöhle 
aus, also von innen her operiert werden, Leistenbrüche von der 
Bauchdeckenwunde aus, also von außen her. Die Bauchhöhle 
wurde dabei nicht durch Längsschnitt, sondern durch suprasymphysären 
Querschnitt eröffnet. Zweckmäßigerweise bedient man sich für beide Bruch- 
arten des etwas modifizierten suprasymphysären Querschnitts, das heißt 
man macht einen tiefliegenden und stark bogenförmigen Querschnitt durch 
die Haut bis auf die Fascie und legt dann den Fascienquer- 
schnitt möglichst hoch über den Hautschnitt hinauf. Die 
Leistengesend kann dann durch Verziehen des unteren Hautlappens 
nach unten außen zugänglich gemacht werden. 

F. Lönne: Zur Indikation und Prognose des Kaiserschnitls. 
Nach den Erfahrungen an der Städtischen Frauenklinik zu Dortmund 

gibt der transperitoneale cervicale Kaiserschnitt 
und Fundalschnitt die besten Erfolge. Die Wahl des Kaiserschnittes wurde 
nicht von dem freien oder nichtfreienInfektionszustand abhängig 
gemacht. Bei dem extraperitonealen Kaiserschnitt waren Bauchdecken- 
eiterungen häufiger und die kindliche Sterblichkeit höher. Durch die 
Eventration des Uterus und seine extraabdominale Eröffnung erscheint 
die Keimübertragung auf Peritonealabschnitte vermieden. < 

E. Rausch: Scheidenbildung bei angeborener Atresia vaginalis: 
Ein etwa 25cm vom Coecum entferntes Stück des ITleums wurde ab: 
gebunden und durchtrennt, die Kontinuität des Darmes durch breite 
seitliche Enteroanastomose wiederhergestellt, und das ausgeschaltele 
Darmstück in das durch den muskulären Beckenboden gebohrte Loch 
gezogen und der Darmwundrand mit dem Wundrand der äußeren Haut 
vernäht. Reaktionsloser Verlauf und guter Erfolg. 

W. Nacke: Äußere oder innere Überwanderung des Eies. Bei 
einer Frau, bei der vor sieben Jahren das rechte Ovarium und 
das rechte abdominale Tubenende durch Kolpotomie abge 
tragen worden war, wurde neuerdings wegen rechtsseitigel 
Tubengravidität laparotomiert. Falls das durch Naht damals ge 
schlossene Tubenende nicht wieder durchgängig geworden ist, 50 ist 


äußere Überwanderung auszuschließen. — Die Kolpotomie empfiehlt 
sich als Operationsmethode, um in nicht eiligen Fällen Klarheit zu 


beschaffen. l K. Bg. 


Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie Ba. 45, H. 1bist 

Klien: Beitrag zur anatomischen Grundlage und zur Physio- 
pathologie der kontinuierlichen rhythmischen Krämpfe nach Herderkran- 
kungen des Kleinhirns nebst Bemerkungen über einige Fragen der Klein- 
hirnfaserung. Es bestanden kontinuierliche rhythmische Krämpfe der 
gesamten Schluckmuskulatur vom Gaumensegel bis zum Zwerchtell, 
ferner synchrone Zuckungen im Orbicularis oculi, die nach Apoplexie 
auftraten und elf Monate bis zum-Tode andauerten. Es fanden sich 
bei der Sektion multiple Blutungen, ferner in der rechten Kleinhirn- 
hemisphäre eine apoplektische Cyste. Das Kleinhirn enthält motorische 
Centren. Die beobachteten Krampferscheinungen erklären sich dure 


Wegfall motorischer Kleinhirnimpulse auf die in Frage kommenden 
Kerne der Medulla oblongata. 


Jahnel: Über das Vorkommen von Spirochäten in den peri- 
vasculären Räumen der weiBen Substanz bei Paralyse. Verfasser fand 
in einem Falle von Paralyse Spirochäten in den perivasculären Sehrumpf- 


räumen. Es ist zu vermuten, daß es Parasiten sind, die aus den ad- 
ventiellen Lymphräumen auswanderten. 


Levy-Seitel: Zwei Fälle von Syringomyelie beziehungsweise 
Syringobulbie mit Nystagmus. Der Nystagmus bei Syringomyelie er 
kennt sich (nach Seidler) durch Schädigung der spinalen Acusticl” 
wurzel durch Spaltbildungen in der Medulla oblongata. 
praecox. Verfasser konnte im Gegensatz zu Hauptmann Ir 
Bumke bei Katatonie und Hebephrenie keine Abweichungen der Blut 
gerinnungszeit gegenüber der Norm nachweisen, 


Digitized by Google | | 


kräftigen Faustschluß ankommt, ist daher die Tenodesebei 


Schneider: Zur Frage der Blutgerinnungszeit bei der Dementia 


nodenkt 
Ehr: 


Fe Ge 
en N 
m, A 


x ` 
t 


Hauptmann:. Über herdartige Spirochätenverteilung in der 
‘Hauptmann beschreibt herdaitiges Vor- 
Technische Schwierig- 
keiten erlauben leider noch nicht die Ansammlungen von Parasiten zu’ 
bestimmten Gewebsveränderungen wie herdförmiger Markausfall (soge- 


Hirnrinde bei Paralyse. 
kommen von Spirochäten in der Hirnrinde. 


nannter Mottenfraß) in Beziehung zu setzen. 
Pfeifer: 


Kleinhirns. 


Bremme: Ein Beitrag zur Bindearmchorea. 


‚und Mitbewegungen sind Folge der Unterbrechung des’ Bindearmes. 


n, Henschen: Über die Geruchs- und Geschmackscentren. Hen- 
schen teilt 18 Fälle von herdförmiger Gehirnerkrankung mit, in denen 


die für den Geruchs- und Geschmackssinn in Frage kommenden Gehirn- 
Die Ergebnisse für die Loka- 


teile mehr oder weniger zerstört waren. 


-| lisation sind vielfach unsicher. Ist der Uncus‘ der einen Seite erhalten, 


aus den accelerierenden Blutdrüsen. 


erfolgen. In manchen Fällen sind Schlafmittel angezeigt. 
- genügen geringe Dosen. Die gewöhnlichen Dosen sind nicht zu über- 
- Schreiten. An, einer Reihe von Krankenberichten zeigt Yertasser seine 


so entsteht keine dauernde Geruchsstörung, ist der Uncus zerstört, so 
. treten vorübergehend Störungen auf. Eine einseitige Zerstörung des 
_ Ammonshornes führt zu keinen Geruchsstörungen. Die’ Geruchscentren 


'. sind bilateral innerviert, einseitige Läsionen ‚führen daher zu keinem 


Dauerausfall. Ein Geruchsgedächtnis ist neben dem Geruchssinn anzu- 
‚nehmen. Für den Geschmackssinn kommt das Amnonchötn und der 


=- Hippocampus nicht in Frage. 


Über die Restitution der nach einem Schädel- 


Bychowski: 
In einem 


schuß verlorengegangenen Sprachen bei einem Polyglotten. 


. Falle von schwerer aphasischer Störung zeigte sich, 'daß die Mutter- 


spräche am stärksten gelitten hatte, "während die zuletzt erlernte 
Sprache viel besser erhalten war. Verfasser vermutet, daß die zuletzt 


. _ erlernte Sprache in der Sprachregion rechts lokalisiert war, somit bei. 
er der Läsion. der linken Hemisphäre nicht mitbetroffen wurde. 


Bolten: Über das angioneurotische (akut umschriebene) Ödem. 
-Verfasser unterscheidet folgende Gruppen des angioneurotischen Ödems: 


‘1, Fälle, die. auf toxämisch-neuritische Vorgänge des Sympathicus be- 


ruhen, 2, Fälle, die auf Veranlagung beruhen und anderweitige Zeichen 
von Sympathicushypotonie aufweisen. Es besteht ein sehr enger Zu- 
‚sammenhang zwischen dem akuten Ödem, dem Hydrops articulorum 
intermittens und der Urticaria. Als ‚Äquivalente haben zu gelten: 
periodisches. Erbrechen, periodische Nies- und Schwindelanfälle, Ver- 
wandtschaft besteht; mit der Gicht. Das flüchtige Ödem ist eine Folge 
von Sympathicushypotonie. Wirksam ist die Behandlung mit Extrakten 


Ä Salomon: Die Lokalisation des Depeschenstils. Die Autoren 
sind darüber nicht einig, ob der Depeschenstil im Stirnhirn oder im 
Schläfenlappen lokalisiert sei. Verfasser neigt der Annahme zu, daß 
die frontale Lokalisation die richtige ist. Prüfung der grammatikali- 


. schen Kenntnisse ist in jedem Falle von Aphasie erforderlich. 


- — Jentsch: Hypnologisches und Hypnotherapeutisches. Verfasser 
teilt Erfahrungen . aus der hypnotherapeutischen Praxis mit. Hypo- 


taktische Zustände genügen in der Regel. zur Erzielung von Heil-. 
Manchmal 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. a 


Kontinuierliche, klonische, rhythmische Krämpfe: des 
Gaumensegels und der Rachenwand bei einem Falle von Schußverletzung des 
Nur klinische Beobachtung, angenommen wurde eine Läsion 
der linken Kleinhirnhemisphäre. Das Kleinhirn samt seinen Verbindungen 
. nach der Großhirnrinde, der Medulla oblongata und dem Rückenmark 
‘> stellt das Centralorgan für das myostatische Nervensystem dar. PN 
Patientin litt an` 
Mammacareinom, bald nach der Operation erkrankte sie mit. vor- 
wiegend rechtsseitiger Chorea. Die Sektion ergab eine Krebsmetastase 
in der Brücke, die den rechten Bindearm zerstört hatte, weitere Knoten 
fanden sich im Kleinhirn und in der Regio subtbalamica. Chorea, Hypotonie 


— 


jungierte Deviation bei geöffneten und geschlossenen Lidern. 
© Donath’ 


plegischer Anästhesie der Beine nach. 'Sehußverletzung der Hirnrinde. 


und Einteilung. Verfasser unterscheidet: 1. Hysterie, 2, Asthenie, 3. Neur- 


asthenie, 4. Psychogenie, 
"entwicklung der Persönlichkeit, Exacerbation des pathologischen Habitual- 
zustandes, Situationspsychosen), 5. umschriebene Anomalien des Trieb- und 


Willenlebens, 6. pathologische Charaktere. H. enne berg. 


Aus der neuen lanimalischön: Literatur. 


| ‘Rubow (Kopenhagen) fand, daß von 39 Patienten mit dauernd’ | 
erhöhtem Blutdruck 26 deutliche Symptome einer Nierenerkrankung im ` 
Urin dargeboten haben., Von den restlichen 18 Patienten war trotz -> 


normalem Urinbefund ein erhöhter RN im Blute vorhanden, sodaß: auch 


hier ‚eine Nierensklerose abgenommen werden darf. Im letzten Fall, der ‘ 
wohl an dauernder Hypertonie und consecutiver Herzinsuffizienz, "aber | 


keinem bestehenden ‚Nierenleiden litt, wurde festgestellt, daß. er fünf 


Jahre vorher eine akute Glomerulonephritis überstanden hat; von welcher 
(Hospitalstidende 1919, Nr. 22) 


die ` Herzsymptome herrühren dürften. 
- Eine bestehende Halsrippe sah Rovsin g in vier Fällen heftiger. 
Neuralgien, die auch zur Muskelatrophie am betreffenden Oberarm, dem. 
Vorderarm und der Hand geführt haben. In einem Falle war ein 


traumatisches, taubeneigroßes Aneurysma der Subelavia die Folge. dieser 


Aboormität, .die durch Röntgenaufnahme festgestellt und : durch den 
von Streißler im Jahre 1918 angegebenen operativen Eingriff be-. 
hoben werden kann. Die kleine, _ fast unblutig verlaufene Operation 
hatte in allen Fällen vollständige Heilung zur Folge. (Ibidem.) ` 

Vigo Topp (Kopenhagen). untersucht die Prognose der 

Krankheiten mit dauernd erhöhtem Blutdrucke und findet, daß letzterer . 
stets eine schlechte Prognose gibt, die Tödlichkeit war- dieselbe‘ 'hohe 
ob es sich um eine Nierensklerose, welche die häufigste Folge ‘der 
dauernden Hypertonie bildet, handelt, oder um ein ‚anderes mit dauernder 
Hypertonie einhergehendes Leiden. (Ibidem Nr. 28.) 
l Harald Boas und Wisin g (Kopenhagen) widersprechen dér 
vom Pariser Gamber ausgesprochenen Ansicht, daß die Appendicitis 
auf einer vorausgegangenen, oft congenitalen Lues beruht. Bei 67. an, 
Appendicitis erkrankten Patienten, die anamnestisch, klinisch und’ 
'serologisch untersucht wurden, fand sich kein’ Anhaltspunkt für eine ` 
syphilitische Ätiologie. (Ibidem.) 

Berstung eines Corpus luteum kann eine schwere intraperitoneale 
Blutung verursachen. Bartels (Kopenhagen) beobachtete zwei Fälle 
schwerer innerer Blutung, die unter der Diagnose akuter Appendieitis 
zur Operation kamen und bei denen eine intraperitoneale Blutung sich 
vorfand, als deren Ausgangspunkt. ein frisch geborstenes Corpus luteum 
anzusehen ist. 
mikroskopisch nicht nachzuweisen. Die Behauptung von Forßner, 
daß in solchen Fällen stets eine Ovarialschwangerschaft bestehe, bedarf 
noch weiterer genauer Beobachtungen. (Ugeskrift f. läger i919, Nr. 23.) 

-  Röntgenologische Beobachtungen am Duodenum teilt A ckerlund 
(Gothenburg) mit und hebt die. Wichtigkeit des Duodenalspasmus für. 
die Diagnose des Duodenalgeschwürs hervor. 
der beim Duodenalgeschwür. vorkommenden Bulbusdeformitäten. Findet 
. sich hier auch eine ‚begrenzte Empfindlichkeit, dann ist die Diagnose 
einer Bulbusläsion sichergestellt., Auch Duodenaldivertikel sind viel 


~ 697 


| Flesch: Die piyalologiidie und- pathologische Augenablenküng. 
Verfasser bespricht die ‚Augenbewegungen im Schlaf und ‚schlafähn- 
lichen Zuständen, bei Neugeborenen und frühzeitig Erblindeten, con- 


Corticale Sensibilitätsstörung der Unferextremitäten. 
nach Schädelschußverletzung. . Verfasser beschreibt einen Fall von para- 


J. Lewin: Die Psychopathien. . Ein Beitrag zu ihrer Charakteristik . 


(Letztere zerfällt in: - pathologische Weiter-. 


Zeichen einer Bauchschwangerschaft waren auch 


-Er bildet die Ursache 3 


jahre vor, 


Teil auf Grund von Erinnerungsfälschungen, primäre Affektstörungen, 


. Ständen, sondern auf manisch-depressivem Irresein, degenerativer Psycho- 


periodisch infolge von Verstimmungen alarshoem Penn usw. in 


häufiger, als man bisher angenommen hat. Die ausführliche Arbeit wird 
in deutscher Sprache veröffentlicht werden. (Hygiea 1919, H. 10.) 
Über Spirochätenfund bei -Paralyse berichtet Hall (Kopenhagen) 
Paraphrenie, sie'kommt vorwiegend bei Frauen nach dem 45. Lebens- | und kommt zu dem Schluß, daß die Paralyse einen aktiv syphilitischen 
Halluzinationen stehen nicht im Vordergrund, die Wahn- | Entzündungsprozeß im Gehirn mit besonderer Lokalisation in der Rinde. 
bildung ist wenig. einheitlich, frühzeitig kommt es zu,Größenwahn, zum | darstellt. Sie ist zum Unterschiede von’ anderen. spätsyphilitischen 
Leiden aktiv in der Richtung, daß man in der Regel in dem angegriffenen 
Gewebe zahlreiche, für Versuchstiere virulente Spirochäten vorfinden 
kann. Gewisse biologische Eigentümlichkeiten bei Paralysespirochäten 
scheinen darauf zu deuten, daß diese einen specifischen Typus des 
 syphilitischen Virus, der mit einer, besonderen Affinität. zum Nerven- 


le mager. ist, bilden. (Hospitalstidende 1919, Nr. 24.) 
| Kl emper er na), 


Methode und ihre Wirksänkeit. 
- Serko: Die Involutionsparaphrenie. An der Hand von fünf 
Krankengeschichten entwickelt Verfasser den Begriff. der Involutions- 


oft von circulärer Färbung, spielen eine Rolle, der Wahninhalt trägt 
präsenile Züge. Verfasser erörtert die Difterentialdiagnose gegenüber der 
Dementia paranoides, und den Formen der Paranoia und Paraphrenie. 

Bolten: Ein Fall von Toxikomanie (Beitrag zur Kenntnis der 
Dipsomaniegencse). Die, Dipsomanie beruht nicht auf epileptischen Zu- 


Pathie, in seltenen. Fällen auf organischen Grundursachen. Verfasser 


beschreibt einen Fall, in dem ein an Cyelothymie leidender Patient Druckfehlerberichtigung. In Nr. 26 der M. Kl. muß 


es S. 645, linke Spalte, Zeile 9. von unten, heißen: Hypofunktion. 
(statt Hyperfunktion) der Schilddrüse. | 


SToßen Mengen en Alkohol vermied. 


meena. bmg RA 
` u a — 


s i 
. -æ ` Eyi BR: g r A Be ; 
A 7 2 S ; F TA DOR 2 ? | 3 
ER or BERN i A een DON aa A ; ; : ; eat . RT: er 
A - - i i ; & pos .0. i TE E på & 
$ x Se x . -o Pr Pi Pr - P | n . z A ET a R REN r ; 
nn ee x eP a i Ke war N . Er Ne ’ ` 5 + BR igat RD 4 
3 B v”. EEE . g . ee R : En . . Io À. 
DeU w v$ Pana r E heh ET ki : ` N a E; A a Flyer 2 HERR un. ia Ta -ie A 
= g x y .. o a sis -< . P R Š o E TEO ar AAi 
ee n BR -4 ar PR nn. Sr A 5 $ De o 2 un At A 
a “ EEE s pég A ` AY AN As >. E ` e 2 ps, 
DURER A a aa e a A A Se, h = k š y f ; 2 n5 
EN Wenn. mn un a Ale ES RIR penaa ER FR en e aUe a 
5 "i a EN . Pa 3 FR: x ; S a 
5 Re i / 


sa 


rs a pue- o m ag 
-e aume indà 


” ——n. 
— 12230 2 


ETA 


Gee 


RETTEN TEEN, 


æ A rer) 


SEIA sen l re 


m A 


wo 
un 


ne u 
> 


ri, 
an 


Kay 


sr, AT 


PER 


CA Ie une Dyuti 
pena Serptl zien De ne ri 
nn. Ir e 


p 
Se 


= >, Fear 
` 


TE ertan Ai 4o 
ER PEAR EA 


rang 


1 

i 
a 
} 
|e 
i 
i 
j 
i 
i 
W 
y 
t 
| 
! 
fi 
I 


ea r 


u TE IT e a a rn m en Y 


Daum kn Da u ng Te O E O 


| 
! 
$ 
3 
y 
À 


698, 


Therapeutische Notizen. 


=, In vier Fällen von Balantidien-Enteritis hat Brenner (Kiel) 
erfolgreich die Ipecacuanhawurzel ängewendet. Man reiche morgens 
nüchtern, nachdem der Kranke eine viertel Stunde vorher sübeutan Pan- 
topon 0,015 oder Codein-Morphium aa 0,01 erhalten hat, 1 g pulveri- 
sierte Ipecacuanhawurzel, lasse den Patienten dann fünf bis sieben 
Stunden ruhige Rückenlage einnehmen und gebe ihm in dieser Zeit 
nichts zu essen und trinken. Meist bleiben Übelkeit und Brechreiz ver- 
: hältnismäßig gering. Verträgt der Kranke das Mittel gut, dann gebe 
mán es bis zu achtmal hintereinander, an acht aufeinanderfolgenden 
Tagen. Abgesehen von der medikamentösen Behandlung ist, besonders 
bei Schwerkranken, eine zweckentsprechende Diät notwendig, das heißt 
flüssig-breiige Kost, ohne gröbere Cellulosebestandteile. Bei allen hart- 
näckigen Dickdarmkatarrhen, die sich mehreren Mitteln „gegenüber 
refraktär verbalten, untersuche man den Stuhl wiederholt auf Balan- 
tidium coli. (M.m. W. 1919, Nr. 22.) 
` Über die Mutaflorbehandlung unter ‚besonderer Berücksichtigung 
der chronischen Ruhr berichtet Nißle (Freiburg i. Br.). Die Muta- 
florbehandlung bezweckt die Verdrängung jeder schädlichen Flora des 
Diekdärms durch einen antagonistisch stark wirksamen Stamm des 
Bacterium coli. Sie hat bei einer Reihe von mittelschweren, vorher 
erfolglos behandelten Fällen chronischer Ruhr niemals versagt. Sie 
wirkt ebenso günstig bei nichtinfektiösen Kolitiden, soweit sie auf 
abnormen Bakterienwucherungen beruhen. Ihr günstiger Einfluß läßt 
auch bei Rubrrheumatismus, perniziöser Anämie, Milchschorf, bei 
mancher Gicht ursächliche Zusammenhänge mit einer abnormen Darm- 
flora vermuten. (M. m. W. 1919, Nr. 25.) 

Die Behandlung des Heufiebers mit Optochinum hydrochloricum 
empfiehlt H a i k e (Berlin) nach dem Vorgange M üh sams. Nachdem 
der Arzt die Nase des Patienten von vorhandenem Sekret gesäubert 
und Schwellungen durch einen Cocainspray soweit als möglich beseitigt 
hat, nimmt er eine Pinselung aller Teile der Nase mit einer 1 %igen 
Optochinlösung vor (Optochinum hydrochloricum 0,25, Glycerin. pur. 2,0, 
Aq. dest. ad 25,0. Es ist zu beachten, daß das Optochinum hydro- 
chloricum, in Substanz unbegrenzt haltbar, in Lösung nach etwa 
i4 Tagen unwirksam ist, ebenso in Salben). Bei besonders empfind- 
lichen Patienten wird in der ersten Zeit der Behandlung, bei Kindern 
aber gewöhnlich eine schwächere Lösung (bis 0,5°/,) verwandt. In den 
Bindehautsack werden wenige Tropfen der Lösung eingeträufelt, nach- 
dem eine Anästhesierung durch einen Tropfen 1"joiger Holocainlösung 
vorangegangen ist. -Diese Behandlung wird mehrere Tage nacheinander 
fortgesetzt, bis eine Abschwächung der Reizsymptome eintritt; dann 
werden die Pingelungen nur jeden zweiten oder dritten Tag vor- 
genommen, während an den Zwischentagen der Patient selbst außer 

. den Einträufelungen in die Augen den Optochinspray zwei- bis drei- 
mal täglich, später seltener in der Nase anwendet (wenn nötig, nach 
vorherigem Cocainspray). (D. m. W. 1919, Nr. 25.) F. Bruck. 

Bei Schlottergelenken der Schulter nach Schußverletzung empfiehlt 
F. König (Marburg) die Schaffung eines das Schlottern verhindernden 
gelenkbandartigen Apparates durch zwei Periostknochenlappen, welche 
unter Erhaltung der Bewegungsmöglichkeit den Humerus knapp an 
der Schulterblatthöhe fesseln. Die Operation besteht nach Freilegung 
des Schlottergelenks und Ausräumung der Stelle des früheren Gelenks, 
sodaß ein ordentlicher Hohlraum entsteht, darin, daß vom proximalen 
Ende des Humerusstumpfes und von der Spina scapulae je ein i cm 
breiter, 5 cm langer und 2 bis 3 mm dicker Periostknochenlappen heraus- 
gemeißelt wird, deren Basis proximal beziehungsweise medial haften 
bleiben. Diese Lappen werden ersterer nach aufwärts zum Akromion, 
letzterer nach abwärts zum Humerus geschlagen und nach Heranbripgen 
des Humerus an die Scapula mit Aluminiumbronzedraht angenäht. Bis 
zur eingetretenen Knochenverschmelzung muß — etwa 112 Monate 
hindurch — im Gipsverband fixiert werden. (Arch. f. orthop. u. Unf.- 
Chir. Bd. 16, H. 3.) Peltesohn. 

Die specifische Behandlung der Tabes dorsalis ist nach Wichura 
(Bad Blankenburg im Thüringer Wald) stets, auch bei vorgeschrittenen 
Fällen indiziert, falls nicht bei gutem und beschwerdefreiem Allgemein- 
zustande klinisch ein Stillstand des Leidens anzunehmen ist. Von den 
Salvarsanpräparaten scheint Neosalvarsan am geeignetsten (0,075 bis 
0,45 in zwei- bis dreitägiger Darreichung). Quecksilber und Jod sind 
erst bei gebessertem Kräfte- und Ernährungszustande und außerdem 
nur in möglichst schonender Form und in kleinen Dosen (vom Jod 
1/2 bis 2 g täglich) zu geben. (M. m. W. 1919, Nr. 28.) | 

Zur Behandlung der Paralyse und der Hirnsyphilis empfiehlt 
A. Knauer Salvarsaninjektionen in die Carotiden. Bei sachgemäßem 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


Rasiererem „Trixo“, 
schmeidigmachende Hautsalbe wirkt. (Th. d. Geg., 1919, Juni.) 


we VRR T 


13. Juli. 


Vorgehen dürfte das Verfahren keine erheblichen Gefahren mit sich 
bringen. 
gehenden arteriellen Blutstrom der Carotiden bringt, dürfte es trotz 
dieses nur einmaligen konzentrierten Durchflusses in beträchtlicher 
Menge im Gehirn deponiert werden. 


Indem man das Mittel in den direkt in das Gehirn hinein- 


(M. m. W. 1919, Nr. 23.) 

; F. Bruck. 
Als zweckmäßigen Rasierseifenersatz empfiehlt Kritzler den 
welcher auch als entzündungsverhütende, ge- 


| Reckzeh. 
Die kombinierte Abortivtherapie der Gonorrhöe empfiehlt Hein- 


rich Loeb (Mannheim). Sie besteht im wesentlichen in Einspritzun- 
gen von i0’%biger Protargollösung und in unmittelbarem 
Anschluß daran in einer intramuskulären Injektion von 1/2 cem „Ar- 
thigon extrastark“. 
behandlung der Frau, da gerade durch die zur Abortivbehandlung 
geeigneten Männer im Inkubationsstadium ihrer Erkrankung nicht 
selten Übertragungen auf die Ehefrauen herbeigeführt werden. M. m. 


Wichtig ist auch die Präventiv- 


W. 1919, Nr. 25.) F. Bruck. 


Bücherbesprechungen. 


Gudzent, Grundriß zum Studium der Radiumtherapie 
Mit 30 Abbildungen und 2 farbigen Tafeln. Berlin-Wien, Verlag 
von Urban & Schwarzenberg. 254 Seiten. M 12,—, gebunden M 15,—. 

Das vorliegende Buch enthält in kurzen knappen Zügen eine 
erschöpfende Darstellung der ganzen Radiumtherapie und aller Fragen, 
die sich auf die medizinische Physik der radioaktiven Strahlung be- 
ziehen. Der Wert der Gudzentschen Veröffentlichung liegt darin, 
daß er in allen strittigen Fragen sich auf Grund .eigener experimenteller 

Nachprüfungen ein Urteil bildete und die so gewonnenen Ergebnisse 

in seinem Buche wiedergab. Gudzent bestreitet z. B. jeden Einfluß 

von «-, 8: und y-Strahlen radioaktiver Substanzen auf fermentative Prozesse, 
wobei es wünschenswert gewesen wäre, daß er auch auf die Bloch- 

Lutzschen Mitteilungen über die Einwirkung des Thorium X auf die 

Dopareaktion eingegangen wäre. Gudzent nimmt ferner mit Ent- 

schiedenheit Stellung gegen die Leeithinhypothese und bemißt weder 

den radioaktiven Substanzen noch den Röntgenstrahlen einen Einfluß 
auf die Lecithinzersetzung bei. Die einst so sehr umstrittene Frage 
nach der Zersetzlichkeit des Mononatriumurats scheint nach Gudzent 
jetzt noch nicht abschließend gelöst, er hält es aber für möglich, daß sehr 
große Dosen doch das Molekül des Mononatriumurats sprengen. 

Während Gudzent damit vieles früher Gesagte einschränkt, hält er 

auf Grund erneuter Prüfungsversuche die Ansicht aufrecht, daß die 

Blutharnsäure unter dem Einfluß der Behandlung mit radioaktiven Sub- 

stanzen schwinden kann. Von 13 erneut untersuchten Patienten Ver 

loren zehn die Blutharnsäure. Die ganzen Dosierungsfragen, die 

Emanationstherapie (Inhalation, Trink- und Badekur), das Injektions- 

verfahren löslicher Radiumsalze und die Thorium-X-Behandlung sind kurz 

und dabei äußerst anschaulich beschrieben, sodann ist (im Absebnitt 
über Bestrahlungstherapie) die Verwendung der radioaktiven Substanzen 
bei Hautkrankheiten, Tuberkulose, Metropathien, gutartigen und bösartigen 

_Neubildungen, Blutkrankheiten usw. eingehend erörtert. Das Buch ist 
als Grundriß zum Studium der Wirkung der radioaktiven Substanzen 

gedacht und füllt diesen Zweck vorzüglich aus. — Geheimrat His 

hat dem Buche ein Vorwort vorausgesandt, in welchem er dasselbe für 
den Facharzt und für alle größere Krankenanstalten als unentbehrlieh 
bezeichnet, ein Urteil, dem sich der Referent anschließt. 

Otto Strauß (Berlin). 


Martin Weiser, Medizinische Kinematographie. Dresden 
und Leipzig 1919, Theod. Steinkopf. 154 Seiten. M 5— a 
Die Kinematographie hat in der Medizin bis jetzt eine größere 


Bedeutung nicht erlangt. Ihre Verwendung blieb auf Unterrichtszwecke 
beschränkt, nur an wenigen Stellen bat man den Versuch gemacht, sie 
zu diagnostischen Zwecken heranzuziehen. Das Weisersche Buch 
bringt eine übersichtliche Zusammenstellung der bisherigen Leistungen 
der Kinematographie, soweit dieselbe den Interessen des Unterrichts 
dient. Über die Aufgaben der Röntgenkinematograpbie bei der Be- 
trachtung beweglicher Organe (Herz, Magen, Duodenum usw.) — im 
strengeren Wortsinn doch eigentlich das, was der moderne Arzt unter 
medizinischer Kinematographie versteht — geht Weiser mit einigen 
Worten hinweg, sodaß damit der praktisch wichtige Teil der zu er- 
örternden Materie unerledigt bleibt. Otto Strauß (Berlin). 


ran l a eae h A ar En o aai Fe m a eT 


ie ER 


= 


—— 7. 0 => 
_ un um. TZ- 
` 


Fe 


tr ar Tu TA ONA 
hd p e zet 


i GREN x . 
Grn 


.. nm. 
. 


x ner S - 
è 


we Frankfurt a. M. | 
- Ärztlicher Verein. Sitzung vom 5. Mai 1919. 


Kloiber: Die Röntgendiagnose des Ileus ohne Kontrastmittel. 

(Mit Demonstration: von Röntgenbildern.) Da die klinischen Symptome 
des lleus manchmal recht ungenügend entwickelt sind, hat man ‘schon 
früh zur Diagnose das Röntgenverfahren zu Hilfe genommen, das 
zwar sehr brauchbare Bilder gibt, aber doch an gewissen Nachteilen 
krankt. So ist mit der Riedermahlzeit außer dem Übelstand, daß wir in 
den überfüllten und bereits geschädigten Darm noch ein’ Kontrast- 
mittel einführen müssen, vor allem ein gewisser Zeitverlust gegeben, 

' weshalb sich dies Verfahren wohl beim chronischen, aber nicht beim 
‚akuten Ileus. verwenden läßt. Der Röntgeneinlauf eignet sich haupt- 
'sächlich nur zur Darstellung des Diekdarmileus, da er nur diesen Darm- 
abschnitt zu füllen vermag. Unter Umständen: läßt er aber auch da 
im Stich; trotz normaler Durchgängigkeit des Colons kann er nämlich 
an irgendeiner Stelle stehenbleiben, wie dies bei Hysterie, Neurose 
sowie in Fällen von Doppelflintencolon manchmal beobachtet wird. 
Eine zufällige Beobachtung vor dem Röntgenschirm veranlaßte 

mich, überhaupt auf die Einführung eines Kontrastmittels zu verzichten. 
Bei der Durchleuchtung eines Patienten zeigte sich nämlich vor Ein- 
nahme der Bariummahlzeit eine starke Aufhellung des Abdomens, und 
als Ursache dafür fand ich mehrere Gasblasen mit Flüssigkeitsspiegeln.' 
Auf diese Beobachtung hin wurde die Diagnose mit Ileus gestellt und 
die Operation bestätigte auch meine Annahme. Die Flüssigkeitsspiegel 
kommen dadurch zustande, daß infolge der Stauung sich Flüssigkeit 
im Darm ansammelt und infolge von Gärungsprozessen sich Gas bildet. 
Bringt man einen solchen Kranken in aufrechte Stellung, so trennen 
- sich Gas und Flüssigkeit und grenzen sich durch eine horizontale Linie - 
. gegeneinander ab. Man braucht nur eine Durchleuchtung vorzunehmen 
oder 'noch besser ein Röntgenogramm im Stehen anzufertigen, dann 
gelingt es leicht, die Flüssigkeitsspiegel mit den Gasblasen nachzu- 
weisen. Manchmal sind sehr viele, manchmal- aber nur wenige Gas- 
blasen vorhanden, was sich ‚nach dem Sitz der Erkrankung und der 
Dauer .der Einklemmung richtet. Daraus Jäßt sich bis zu einem ge- 
wissen Grade eine topische Diagnose entnehmen, indem wenige, in 
der Nähe des Magens befindliche Flüssigkeitsspiegel für. hochsitzenden, 
dagegen zahlreiche, besonders im kleinen Becken gelegene Flüssig- 
keitsspiegel für tiefsitzenden Darmverschluß sprechen. Bei der letzteren. 
 Schlußfolgerung muß man aber sehr vorsichtig sein, weil auch der 
Dickdarmileus” infolge Rückstauung seines Inhalts in den Dünndarm 
das gleiche Bild hervorrufen kann. Will man über den Ort der Ste- 


nose Aufschluß haben, dann muß man einen Röntgeneinlauf machen. 


In Fällen von paralytischem Ileus findet man hauptsächlich ein Über- 


wiegen der Gasblasen und nur ganz wenige Flüssigkeitsspiegel. 
~ 7 Ich habe seither dieses Symptom systematisch zur Röntgen- 


diagnose des Ileus verwertet. 


Erfahrung. gemächt, daß bei Ileus dieses Zeichen in mehr oder weniger 
‚ausgesprochener -Weise vorhanden war. Dann wurden auch zweifel- 
'hafte Fälle zur Untersuchung herangezogen, und auch da konnte immer 
festgestellt werden, daß beim Vorhandensein. von Flüssigkeitsspiegeln 


‚mit Gasblasen es sich tatsächlich um Ileus handelte. Die Röntgen- 


ina wurde durch die anschließende Operation ausnahmslos be- 
stätigt. PR | | 

E Flüsssigkeitsspiegel mit Gasblasen wurden, wie ich bei der nach- 
träglicken Durchsicht der Literatur entdeckte, ‘bereits von Schwarz, 
Aßman n, Novak und Weil beobachtet, die es freilich in erster 
Linie nach Einnahme von Kontrastmitteln „gesehen haben. Mein Vor- 


‚gehen unterscheidet sich dadurch, daß ich von vornherein auf jedes: 
Kontrastmittel verzichte, und daß ich die Untersuchung nicht nur bei 
‚Chronischem Ileus anwende, wie Schwarz und Weil es getan 


haben, sondern sie gerade beim akuten Ileus bevorzuge Ferner 


mache ‚ich‘ davon nicht nur bei hochgradigem Darmverschluß Gebrauch, 
: Sondern im Beginn der Erkrankung und in zweifelhaften Fällen, wo 


wir eine Diagnose vor allem notwendig haben. Endlich halte ich den 


Flüssigkeitsspiegel mit Gasblase_für ein patbognomonisches und damit 
' ausschlaggebendes Zeichen für die Diagnose des Ileus. 


Wir führen 


den Patienten daher gleich: der chirurgischen Behandlung zu. 
Als besonderer Vorteil des Verfahrens ist zu nennen, daß wir 


‚ dem Patienten das Essen des Bariumbreies ersparen und damit dem 


Darm keine unnötigen: Belastungsproben zumuten. Vor. allem wichtig 


Ist aber, daß‘ wir keine Zeit verlieren, bis wir ein brauchbares Resultat 


naaa aman, denn die Röntgenuntersuchung ohne Kontrastmittel erlaubt 
aca. spätestens zehn Minuten eine klare Diagnose abzugeben. Ein 


sa." > 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.2& 


r : Die Brauchbarkeit des Verfahrens wurde | 
an einem größeren Material sicherer Ileusfälle geprüft und dabei die 


Vereiis- und Auswärtige Berichte. in ne 


daß wir den Patienten zur Untersuchung in 


. Nachteil besteht darin, 
| aufrechte Stellung bringen müssen, denn nur dann bekommen 
Bild des Flüssigkeitsspiegel mit Gasblase. | Fo 


wir das 


! 


Göttingen. 


. Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 18. März 1919. 


Rupia syphilitica am rechten äußeren Ohr, in der rechten Regio prae- 


bogen, ‘eines papulo-pustösen gruppierten Syphilids in der linken Naso- 
labialfalte und eines talergroßen nierenförmigen' ulcerösen Syphilids in 


positiv. Interessant ist im vorliegenden Fall: die Anamnese: Er- 


handlung mit Hg-Injektionen jeden zweiten Tag und als je fünfte, 


Schon nach der 15. Injektion traten papulöse, bald eitrig werdende 
Stellen in der linken Nasolabialfalte auf,. welche. als lupös gedeutet, 
excochleiert und geröntgt wurden — ohne Erfolg. Inzwischen ent- 
wickelten sich auch die anderen oben genannten Hautveränderungen. 
20 Pfund Gewichtsabnahme seit Auftreten dieser als Syphilisrezidiv 
 anzusehenden Erscheinungen, —— > pi n 
Es bestand also im vorliegenden Fall tin refraktäres Ver- 
halten gegenüber Quecksilber und Salvarsan, nach- 
dem anfänglich ‘unter Hg-Spritzen die primären Erscheinungen prompt 
‚sich zurückgebildet hatten. Das auffallendste Symptom bildet die 


kombinierten speeifischen Behandlung. Eine Arzneifestigkeit gegen 
Quecksilber und Neosalvarsan anzunehmen, wäre mindestens gewagt; 
eher könnte man an .einen serumfest gewordenen Spirochätenstamm 
denken; vielleicht wäre es äuch möglich, daß bei der zarten Könsti- 
tution eine. Absättigung des Organismus mit den therapeutischen Kom- 


vorsichtiger Weise mit Silbersalvarsan vorgegängen werden. _ | 

v. Hippel demonstriert Diapositive eines Falles von Cysti- 
cercus im Glaskörper, welcher sich durch die ungewöhnlich. schöne 
Konservierung der Cysticercüsblase, sowie des Kopfes mit Saugnäpfen 
und Hakenkränzen auszeichnet. Der Fall war klinisch nicht diagno- 
stiziert worden, wegen des außerordentlich peripheren Sitzes des Para- 
sitea und wegen starker Glaskörpertrübung, die er verursacht hatte. 
Vielmehr war eine tuberkulöse Erkrankung angenommen worden. In 
dieser Beziehung war nicht ohne Interesse, daß auf Tuberkulininjek- 


die Tuberkulinbehandlung im Laufe der ersten drei Wochen eine ge-.. 
wisse Besserung herbeizuführen schien, der allerdings eine ganz akute 
_ Verschlimmerung mit Auftreten eitrigen Exsudats im Glaskörper folgte. 
Die anatomischen Veränderungen im Bulbus sind die bekannten, Riesen- 
zellen fehlten auffallenderweise vollständig. Se 

R Voigt: Uber therapeutische Erfahrungen mit- kolloidem. Jod- 
silber. Mit der intravenösen Injektion von kolloidem Ag J-sind be- 
friedigende Erfolge. erzielt worden bei neun Fällen von "Arthritis 
deformans und sechs Fällen von Arthritis rheumat. chron., bei denen 
bisher jede Behandlung erfolglos gewesen war. Die Schwellungen und 
Schmerzhaftigkeit gingen schnell zurück und das Gehvermögen wurde 
in allen Fällen erheblich gebessert, ohne daß Vortragender annimmt, 
es seien die Knochenveränderungen durch die Behandlung beeinflußt 
worden. Während hierbei eine Wirkung der Jodkomponente nicht in 
die Augen, fallend war, muß eine solche doch angenommen werden bei 
fünf Fällen von einfacher Struma — wo eine sehr erhebliche Verklei- 
'nerung des Kropfes erzielt wurde —, bei, vier Fällen von ausgedehnter, 
chronischer Lymphdrüsenschwellung — die zur Rückbildung gebracht 
wurde —, ferner wurden vier Fälle von anscheinend hereditärer.Lues, 
davon zwei. mit positiver Wassermannscher Reaktion mit kolloidem 
Ag J behandelt. Bei allen gingen die lokalen Erscheinungen zurück: 
die Geschwüre heilten schnell ab, die Wassermannsche Reaktion wurde 
‘allerdings nicht beeinflußt. Die einverleibte Jodmenge betrug. in den 
letzten. Fällen noch nicht 0,1 g Jod. Ein auffallend günstiger Einfluß 
auf das Allgemeinbefinden wurde bei allen Kranken beobachtet. sodaß 
dieses Verfahren zur Hebung der Kräfte bei einer Anzahl von Skorbut- | 
kranken angewandt wurde. Auch hier schien -gegenüber. den übrigen 


6. 


Riecke. demonstriert eine 28 jährige, zarte, abgeiagerte und l 
stark anämische Frau mit Erscheinungen einer Angina papulosa, einer 


auricularis. an der Stirnhaargrenze, am linken inneren Augenbrauen- ` 
der rechten Handfläche: Im Reizsekret der letztgenannten Verände- - , 
rung zahlreiche Spirochäten nachweisbar. Wassermannsche Reaktion 


krankung vor fünf Monaten an einem Genitalgeschwür mit ‚starker, 
schmerzloser Leistendrüsenschwellung. Auswärts spezialärztliche Be- - 


zehnte usw. Einspritzung wurde intravenös Neosalvarsan verabreicht. 


Entwicklung eines schweren Rezidivs während einer 


ponenten der:beiden Heilmittel eingetreten ist. Therapeutisch soll in 


tionen zweimal typische Allgemeinreaktion eingetreten war, und daß f 


Bala VET ta . 
- See Syn ung ye er a 
-= 2 x RE NS = 
F ENOT ARE RELET On naar tern FR 
Sue a Fer 


ne, > : 

jh e i n 32 ai = - pi . 

ITAR T te rn Di aa NA wre u, = = Lgo- e S = * e. ~re o 

en S r a S a re < T I e o i - g - AAEE PA p 
i z 5 == t SEIT jane e e Daea aee ann SE ® SUSI N Lee K eg m. 
Š > Sen = ein as, Re PR een e B a ah Ox < 
Kane == + oa, EN Tu yet = 

a REN a - >r. .. = _ ` r 

7 - PERN x SE an RE 
~ .- » Pe g 


t 
' 

[j 
m 

I 

R 
r 
pe 
aw 
2 
e 
N | 
t: 


meg Ja - - 
see- ig 
TEE 

went Zn 

Ar 


EFF a 
Kar 
Ta 


IE 
o a... 


ars it 


Ne 


men = 
- ea 


Nee - 
YPE TR anew > 
ee. min” 
n 


> 


ip mans 
Zoe 
Aare 


EEE, 
EN E 
A S Fx E 
g . 


Sg ggg 
< 


e 
i 
EN 
en 
l [i Br 
x i 
y Bi, BEE 
fai a eA 
13 I a 
KS A 
Pa Re 
1. Phi, a 
p E ng 
uf wo 
# PARI ; Du Ai 
e Wa 4 ur 
= Ef: EA 
14 If, 5 .. 
rn A 
t4 4 Fa] í 
g bi parf t 
LEO PIE BET 
t Kran. ! 
Í S CR A 
ie SER wi 
GA Kur aeReE 
j t t tige 
p NE TE e ef 
f ea ee ETE ' 
da f n a 
Pii ie a Dee 
IN: og ER DERN é 1 
f FE ae t 
LASA Bon eh 
feta wer - 
iia ug a A 
BR 
H i BO 
N Er iR 
GPi S 
| ah ine 
E SAE; 
PYT aa a SA a 
U Te 
P, Aj as (3 t 
E aE u Ba 
E NT: vr, 
hr,” (en ee | 
AN, TE EA 
t k RE 27 A S Zu 
H | g ee 
A ui. 2 
l ee, t, ~t 
f DEE g a. 
n KJ * $ 
$ et = s e, 
d Hy p Afp Pa r 
- SH Du i 
EER Gi YDER G 
-E i? RG E N 
1] Te GR a RE o 
} è ; R 
el RR EHE L e Vra 
7 | SER er 
| ABER PESADI Koyal 
gr! ’ Lee: RER 
13 Ihe nd Ser 
Zr Fre En en 
EA Le a a E T 
5 IR AR Br BE 
a 5% jt e . er 
wart A BL 
up Der è 
ar : 
hO pe ee 
er ae 
fos Ta 
Pa E S 
2 if 
i zi 1 
5 ER 
i en: 
ae 
“à 


[7 Gr Eng 
bd 


á 
SnU - 


700 


Fällen die Erholungszeit erheblich abgekürzt. — Für die Wirkung des 
Verfahrens kommen verschiedene Faktoren in Betracht: das artiremde 
Eiweiß — Schutzkolloid —, das Jod und das Silber, sowie auch die 
Fremdkörperwirkung des Hydrosols als solches. Vortragender nimmt 
an, daß nicht einer dieser Faktoren allein genüge, um die Wirkungen 
bei den verschiedenen Erkrankungen gleichmäßig zu erklären, obgleich 
der Gedanke naheliegt, es könnte sich um ähnliche Vorgänge handeln, 
wie bei der Proteinkörpertherapie. Für gewisse Fälle glaubt er jeden- 
falls eine besondere Wirksamkeit der Jodkomponente annehmen zu 
müssen. Zu intravenöser Injektion ist eine etwa 8 bis 24 Stunden 
. alte 1- bis 2%oige Auflösung des Trockenpräparates (v. Heyden) 


in heißem sterilen Wasser zu verwenden; länger als 48 Stunden ist 
diese nicht haltbar. 


Meyer: Über willkürlich bewegliche Glieder (mit Demonstra- 


tionen). Nach kurzer geschichtlicher Einleitung werden Vor- und Nach- 
teile der Arbeitsprothesen besprochen. Auch das Prinzip des .Carnes- 
armes, sowie des Lang’eschen Kunstarmes gestreift. An Hand von 
Lichtbildern wird alsdann die operative Umgestaltung der Amputations- 
stümpfe zum Zweck der Ausnutzung der in der Stumpfimuskulatur selbst 
schlummernden Kraft erläutert. Eingehender werden besprochen die 
altbekannten Verfahren von Waleher, Krukenberg und beson- 
ders von Sauerbruch Öperierter und mehrerer Patienten, die in 
Vorbereitung für eine derartige Operation sind. Das Verfahren ist 
auch für die untere Extremität ausgeführt. Vorläufg sind jedoch die 
Indikationen für die untere Extremität sehr eng gestellt. Es erscheint 
. jedoch aussichtsreich, durch breite Unterfütterung etwa des Quadriceps 

und des Gastrocnemius auch den Beinamputierten zwei Kraftquellen zu 
schaffen, die ihm für die Bedienung des Kunstbeines und die Geh- 
sicherheit von bedeutenden Vorteil sein könnten. 

Bruns: Über mazedonische Malaria und ihre Behandlung. Eine 
Verhütung der Infektion war trotz der Chininprophylaxe nicht gelungen, 
aber die Krankheitserscheinungen doch in der Mehrzahl der Fälle stark 
zurückgedämmt. Sehr viele erkrankten erst nach Aussetzen der Chinin- 
prophylaxe. Die diagnostische Provokation der Plasmodien verwirft 
der Vortragende. Er verlangt, daß man die „schlummernden“ Gameten 
nur dann zur Teilung und zum Ausschwärmen anreizen darf, wenn 
man gleichzeitig die nun ausschwärmenden Jugendfiormen zu vernichten 
vermag. Tberapeutisch hat sich am besten eine kombinierte Salvarsan- 
Chininbehandlung bewährt. Dabei darf man Salvarsan erst dann geben, 
wenn das Blut genügend mit Chinin angereichert ist, da Salvarsan 
stark provokatorisch wirkt. Gibt man Salvarsan jedoch am vierten 
Chinintag, so vermag das Chinin die durch Salvarsan zum Aus- 
schwärmen gebrachten Merocyten abzutöten. Salvarsan selbst tötet 
mehr die älteren Plasmaformen. Vortragender empfiehlt, falls die 
Malariaerkrankung der Kriegsteilnehmer im deutschen Klima nicht von 
selbst erlischt, wie bei der Luesbehandlung jährlich eine füniwöchige 
Salvarsan-Chinipkur durchzuführen. Oehme. 


Kiel. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 15. Mai 1919. 


Bernaud: Milchiniektionen bei Augenerkrankungen. An der 
Hand des Materials der Kieler Universitäts-Augenklinik der letzten zwei 
Jahre berichtet B. über seine Erfahrungen mit Milchinjektionen bei 
Augenkrankheiten in 500 Fällen mit 2000 Injektionen. In allen Fällen 
wurden 5ccm einer 20 Minuten lang gekochten Milch unter aseptischen 
Kautelen subcutan injiziert. Nach den Injektionen wurde eine einige 
Stunden anhaltende Temperatursteigerung beobachtet, die dann rasch 
abfiel. Schüttelfröste kamen nicht vor, ebenso wurden nie Gelenk- 
schmerzen oder urticariaähnliche Hautausschläge beobachtet. Bei wieder- 
holten Einspritzungen traten nie anaphylaktische Erscheinungen auf. 
Die therapeutisch bisher schwer zu beeinflussende Ceratitis parenchy- 
matosa zeigte auch auf Milchinjektionen keine merklichen Änderungen, 
höchstens konnte eine vorübergehende Milderung der subjektiven Be- 
schwerden festgestellt werden. Im Gegensatz hierzu konnten bei der 
Ceratitis eccematosa geradezu überraschende Erfolge erzielt werden, 
Liehtscheu und Schmerzen konnten oft schon nach der ersten Injektion 
zum Verschwinden gebracht werden. Auch bei der Iritis konnte in 
70 Fällen ein guter, bisweilen sogar sehr guter Erfolg erzielt werden, 
während in zehn Fällen jeder günstige Einfluß vermißt wurde. In 
einem Falle konnte die Druckerhöhung bei Iritis, das sogenannte Se- 
kundärglaukom, günstig beeinflußt werden. Von 24 Fällen von Chorio- 
iditis blieben acht Fälle vollkommen unbeeinflußt, sechs Fälle zeigten 
besonders in der Sehschärfe eine auffallende Besserung, und in zehn 
Fällen erklärten die Kranken, daß die Beschwerden nachgelassen hätten 
und das Sehen klarer geworden sei. Leichte Reizungen nach Opera- 
tionen und ‚Hypopyonbildungen nach leichteren Verletzungen können 


a S 
- + x Í 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


. ohne Befund. 


Er, n 
3 « D] Ily 
; m V. D i. 


z 


> m 4 
S 


nach Milchinjektionen zurückgehen. Über Erfolge bei der sympathischen 


Ophthalmie ist vorerst ein abschließendes Urteil nicht möglich. Bei 


Trachom konnte in keinem Falle ein Einfluß auf den trachomatösen 
Prozeß der Bindehaut festgestellt werden, dagegen zeigten die Horn- 


Bei Hornhautinfiltrat, 


hautulcerationen eine gute Heilungstendenz. 
Hornhautulcera, Conjunctivitis zeigte sich eine wechselnde Wirkung. 


a — Zn 
P t 


Bei elf Fällen von Gonorrhoe conjunctivae war in neun Fällen ein 
guter, bisweilen geradezu überraschender Erfolg, während eine gleich- 


zeitige Vulvitis gonorrhoiea ganz unbeeinflußt blieb. Bei Herpes corneae 


konnte ein deutliches Nachlassen der entzündlichen Erscheinungen 


beobachtet werden. Bei Primärglaukom, Amotio retinae, 'Tränensack- 
leiden, Neuritis, Neuroretinitis, multipler Sklerose konnten trotz mehr- 
facher Injektionen keine Erfolge erzielt werden. B. glaubt den günstigen 
Einfluß der Milchinjektionen vornehmlich auf die Temperatursteigerung 
zurückführen zu müssen, es handle sich hierbei nicht um eine des- 
infizierende, sondern um eine resorbierende Wirkung. Ein günstiger 
Erfolg bei einer Chorioiditis ist dann möglich, wenn die Exsudationen 
der Chorioidea die Neuroepithelien noch nicht so geschädigt haben, 


daß sie sich nach Aufsaugung des Exsudats durch die Milchinjektion” 


wieder herstellen können. In der Aussprache weist Heine darauf 
hin, daß im Gegensatz zu den guten Erfolgen der Kieler Klinik Köppe 
(Halle) keinerlei Erfolge gesehen hat. 

Thormählen zeigt einen Fall von juvenilen Glaskörper- 
blutungen, verursacht durch eine Erkrankung der Netzhautgefäße, 
Angiopathia retinalis, die an Kaliberschwankungen, Ein- 
scheidungen und Anastomosenbildungen hauptsächlich der Netzhaut- 
venen zu erkennen ist. Wichtigste Ursache ist Tuberkulose, daneben 
kommt Lues in Frage. Es werden weiter zwei Kranke von 40 und 
68 Jahren mit der von Fuchs 1893 zuerst beschriebenen Retinitis 
circinata vorgestellt. Ophthalmoskopisch zeigt sich eine graugelbe 
Trübung der Macula und in deren Umgebung in kreisfürmiger An- 
ordnung eine Reihe von weißen Flecken. Das Sehvermögen ist infolge 
des centralen Skotoms bedeutend herabgesetzt und bleibt bei dem 
chronischen Verlauf dieser Erkrankung dauernd geschädigt. Wegen 
der Prognose ist die differentialdiagnostische Abgrenzung gegen ähn- 
liche Hintergrundserkrankungen, Retinitis albuminurica, diabetica, 
Drüsen der Aderhaut, senile Maculadegenerationen wichtig. 

Wittig zeigt Patienten verschiedener Altersstufen mit Macula- 
degenerationen. Während bei älteren Kranken das Senium in Frage 
kommt, muß man bei Maculadegenerationen im mittleren und jugend: 
lichen Alter an familiäre Vererbungseinflüsse denken, wie sie in ähn- 
licher Weise bei Katarakten bei der Myotonia congenita angenommen 
werden. Bei den Maculadegenerationen im jugendlichen Alter hinken 
häufig in auffallender Weise die ophthalmoskopischen den akut ein- 
setzenden klinischen Erscheinungen erheblich nach. Eine weiter vor 
gestellte Optochinamblyopie zeigt in typischer Weise Ver- 
engerungen der Augenhintergrundgefäße und Opticusatrophie. Einen 
ähnlichen Befund zeigt eine vorgestellte Kampfgasamblyopl®; 
nur daß hier neben der Opticusatrophie die Gefäße noch stärker ver 
engt sind und die Retinatrübung sich auch über den sonst gewöhnlich 
erhaltenen „kirschroten Fleck“ erstreckt. s 

Heine stellt eine Ca-Kachexie mit Retina toxica, 
eine Poikilocytose mit Retinalgefäßanomalien, eine 
Tuberculosis iridis, eine Tuberculosis retinae und 
myotonische Pupillarreaktionen vor. Im Anschluß an 
die Krankenvorstellungen werden einige moderne augenärztliche 
Untersuchungsmittel demonstriert: Gullstrands Ophtbalmoskop, 
Cornealmikroskop, Nernstspaltlampe, grünes Augenspiegellicht, künst- 
liches Tageslicht, spektrale Strahlung. - 

Brock stellt einen seltenen Fall von Mycosis fu ngoides 
vor mit zwei handtellergroßen flächenhaften Geschwüren über dem 
rechten Stirnbein und über dem linken Seheitelbein, die seit acht Mo- 
naten bestehen, und livid tomatenrot gefärbten Infiltraten Ohne Ulcera- 
tionen, die das prämykotische Stadium dieser Krankheit darstellen. 
Differentialdiagnostisch kam Gumma in Frage, konnte aber nach Röntgen- 
untersuchung ausgeschaltet werden, da keine Knochenveränderung BE 
weisbar war. Drüsenschwellungen, die sonst bei der Mycosis beobachte 
werden, sind hier auffallenderweise nicht vorhanden. Innere Organe 

Schackwitz 
Leipzig. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 3. Juni 1919. 

Rille: a) Demonstration eines sehr seltenen Hantta 
(dritter überhaupt beobachteter Fall), der dadurch ausgezeichnet ist, In 
sich die Larve der Pterdemagenbremstliege (Gastopl \" 
equi) mit großer Geschwindigkeit maulwurfartig unter der Haut for 


Digitized by Google Em 


un 


meisten schien die natürliche 


1 z . 
En k . 


Liz - ET Far . ur” Eee a A TE a a u Be 1; - „e.. % he PER So aa b Pa En = 
r er a a , ae ee ae aR a 
= ror -. NE 1,7 f ae en KIN ot a 
i i 2 Le Der Rr aN 
= eh n - Zur Be wi San -, a 
. T t - 
= t er j X AE j 
+ -o7 = `e E SA 
A Z. 3 = seos f = ER En 
BR SIE i aie A ,7- A 3 EN N rn“ 
DE TH m . f EB BA en: Ser Po i EN rer „ os NE ne er rn 
ee a, rs y 5 s A s $ pm ` 2 $ So Mr B 7 i = u i ř EN i GEN R B a - . i. .. & è (ESF ET si f 
re: Euer bon "o o r is wo ' 27 “ s i : = + 8 . 5 x ; ee PR T Were 
ee 1919. — MED | | Nr. 28. ee, 
a ep „i; Se Zu ISt KK. ; T Be: a SE er. 
2 8dulke. 2°: 919. IZINISCHE KLINIK — Nr. 28. u en AO a Ta 
Si ` 2 f i a ` & ' = N = wi wi . s . ` En rig owa EEE | 
t 3 EA E i FR k [ Š . E . é 4 = y ` ; k nia eeu SARR 
“ '. = - -+ “ tyr ML 
: a TR T aT 
5 . oo. $ ` ö a E pear 
= E f ji DIE ER u 
f “jee rja’ 
N 
h? Ni “ 
31: iy 
e E 
4, ' 
el DPA 
waro 
’ 


inlich im Felde. Differentialdiagnostisch 


g 2 ; k k ? 
Sonnenbestrahlung die Bacillen abzutöten. `. ; d 

{ 

l 


oa : 
3 k bewegt. Infektion wahrsche | | 
“kommt Anchylostoma duodenale in Frage, das sich ebenfalls in’ die | und die Wundheilung zu beschleunigen. © © =. E a E 
. Haut einzuwühlen vermag. ee p a o a Reinhardt hat in den erwähnten Fällen die Baeillen genau ee Ss 
| b) Demonstration von zwei Fällen von norwegischer Krätze. | bakteriologisch "untersucht und auch Tierversuche mit den. Stämmen. `- `: Bi ni 
= Läwer:.a) Bemerkungen über intravenöse. Dauerinfusionen von | angestellt. Sie erwiesen sich zum Teil als hochvirulent. Mohr 0 Desay e = 
| "Kochsalz-Adrenalin beim peritonitischen Kollaps. - Der Vortragende ver-. ee. di, r SE | | a Ei a 
-> V fügt über drei Fälle, die im-schwersten peritonitischen Kollaps pulslos <% D E RE sa a En HERE 
2. eingeliefert wurden. In dem-einen Falle ließ er innerhalb von 30 Stunden | . I aea Wien. | u | or 
9% 1 Kochsalz:Adrenalinlösung intravenös einlaufen, im zweiten Falle | Gesellschaft für innere: Medizin u. Kinderheilkunde. Sitz. v. 3. April 1918, . 3“ ih 2 
innerhalb von drei Tagen 111, im dritten in zwei Tagen 121 150 cem. H. Schlesinger: Polyneuritis bei Hungerödem. Die inden — =+ r TE y 
Alle drei Fälle'bekamen zwar, vielleicht als unerwünschte Nebenwirkung | letzten Jahren veröffentlichten Mitteilungen über Polyneuritis betreffen `> | s Signin: 
der großen einverleibtén Flüssigkeitsmengen,‘ Pneumonien,: konnten |*vør allem die Ätiologie, deren Kreis wesentlich erweitert wurde (In- 00 EnA 
‚aber durch die Dauerinfusionen gerettet werden. In: dem einen Falle | fektionen, Kälteeinwirkung usw.). "Über den Zusammenhang von Poly- > s=: alati a 
‚universell, in den beiden anderen lokal auftretendes Anasarka ver- | neuritis mit Hungerödem ist bisher nichts bekannt.. Vortragender de- > >% > Be Rn 
schwand. nach zwei bis drei.Tagen. `, ~ |» monstriert‘ einen '18jährigen Kutscher, der im Dezember 1918 wegen a aape a 
-> b) Demonstration eines Falles von schwerster | Kriegsödems ins Spital’ aufgenommen wurde. Anfang Februar 1919 ° ` RE, 
Neuritis.nach Schußverletzung des Unterschenkels, bei dem‘ durch | klagte er über Parästhesien in den Extremitäten. .Das Ödem war zu . w ERE Si 
- nach Trendelenburg vorgenommene Vereisung des Nervus pero- | dieser Zeit fast verschwunden; eine andere Erkrankung hatte Patient . 7. a 
` naeus communis und des Nervus tibialis vollkommene Schmerzlosigkeit ‘| nicht durchgemacht. Es ergab sich bei der Untersuchung eine Bedeu- ` > e DARI S 
und damit Aufnahme der Funktion des Beines erzielt werden konnte. | tende Abstumpfung der Berührungs-, Schmerz- und Temperaturempfind.- ABl. e 
‚lichkeit, die proximal’ in der Mitte des Fußes abschloß. ‘Eine ähnliche. >s, j kli ii 
o Ba CHET “ 


 - L; empfiehlt des weiteren, bei allen Amputationen handbreit über der 

- `. Amputationsstelle den Nerven zu vereisen, wodurch das Auftreten von: 
"= Stumpfschmerzen sicher vermieden wird. = m. 

=. Sohn: Multiple Embolien bei Wismutfüllung einer Pleuraempyem- 

--höhle. Kollaps im unmittelbaren Anschluß an die Füllung der Empyem- 


Störung der Sensibilität, in den distalen Teilen am stärksten ausge- 
| sprochen, im Bereich ‚der Finger trat etwas später auf. Die tiefe Sen- . 
-sibilität war intakt. Die Störung des Temperatursinns erfuhr während 
der klinischen Beobachtung eine Ausdehnung, .die der anderen Quali- 
täten nicht. Die Haut- und Sehnenreflexe sind intakt; trophische Stö- 


ne, Sa 
A ei 


BEER: 
TH 


. 
R 


-i E oe 
= a 2. ee 
nn 7m mn 
ne TI 
Br 


ER RE 


-höhle, -sodann vollständige Amaurose mit normaler Pupillenreaktion, 

die‘allmählich fast vollkommen zurückgegangen ist. | rungen’ sind nicht vorhanden, keine Muskelatrophien, Paresen oder FREIE EEE 
- Seefelder geht näher auf die eigenartigen Augenveränderungen ! fibrillären Zuckungen. Hirnnerven frei, Gang normal, Blase .und Mast- FEE 

des Falles eio, in dem’ es ihm als erstem gelungen ist, eine Embolie | darm frei. Es handelt sich also um .eine rein sensible Polyneuritis: TREE 
: der -Aderhautgefäße ophthalmoskopisch nachzuweisen. nn Wegen des Fehlens aller anderen Momente muß man an. Nährschäden i gan Kr 
~ — - Läwen: Über Wunddiphtherie. .L. hat in dem ihm unterstellten | denken: Möglicherweise hat eine und dieselbe -Schädigung das Ödem al ehy 
‚ Reservelazarett 218 Fälle von chronisch eiternden Wunden untersucht | und die Neuritis herbeigeführt. — Ein anderer Fall von Polyneuritis PAP ia 
und davon in-124 Fällen Diphtheriebacillen gefunden. Sie fanden sich | mit chronischer Amyotrophie wurde vom Vortragenden bis zum Exitus > 7 ERU eVi 
> meist zusammen mit anderen Bakterien (Staphylokokken, Streptokokken, | beobachtet. Pat. war sehr unterernährt. Die Muskelatrophie und Are- 5o OD Eo CART 
Pyocyaneus:usw.). Irgendwelche specifische Veränderungen waren durch | flexie betraf hauptsächlich die Beine. — Ein weiterer Fall von Poly- RR a 
neuritis, den Vortragender noch beobachtet, ist durch Ataxie auffällig. E 


_ die Diphtheriebacillen an den Wunden meist nicht hervorgerufen, so- 
>:  daß’es den Wunden von vornherein nicht anzusehen ist, ob sie Diphtberie- | Daneben entwickelten sich langsam spinale Symptome, vor allem: Bläsen- ee 
` bacillen' entbalten. Nur in einem Falle handelte es sich um eine echt | störungen, :sodaß der Gedanke. einer Papneuritis wach wurde. An- 1. runs 
- diphtherische Phlegmone. Diphtherische Lähmungen als Folgeerscheinung | fangs bestand neben der Neuritis Kriegsödem, dann trat an dessen li 
..konnte der Vortragende nicht beobachten. Die Diphtheriebacillen ließen | Stelle Skorbut, nach dessen Heilung wieder Kriegsödem. Die Muskeln. 
sich auch auf ‘der. Haut entfernterer Körperteile bei den Wunden- | und. Nervenstämme der unteren Extremitäten sind stark druckempfind- 
- . diphtheriebäcillenträgern nachweisen. Infektionen der Rachenorgane, | lich, die Muskulatur derselben ist stark atrophisch, die Sehnenreflexe ` 
- auch’ schwere . tödliche, wurden beobachtet. Die Behandlungserfolge | geschwunden. Man muß also mindestens drei Formen der Inanitions- 
init Diphtherieserumeinspritzungen, Spülungen mit Dakinscher Lösung, | neuritis unterscheiden: 1. die rein sensible, 2. die amyotrophische, ` 
Bestrahlungen mit künstlicher Höhensonne usw. :waren negativ, am '| 8. die- ataktische. . pa pT - F 


O GE E e u 3 1. > 
z er i a A a CF 


\. 


‘Rundschau. 
es Personen, die durch. Überfahren oder durch Leuchtgasvergiftung 
rasch zugrunde gegangen waren, die unserer Berechnung zugrunde 
lagen. Dazu kamen alle anderen gewaltsamen Todesarten, sowie 
unaufgeklärte plötzliche‘ Todesfälle von Leuten, die scheinbar: 
vorher gesund gewesen waren und bei denen erst die. Sektion die 
| Todesursache ergab. Diejenigen Fälle von anscheinend plötzlichem 

Tod, .bei denen die Sektion eine . schwere chronische Krankheit 
ergab, die zu einer starken Abmagerung und Abnahme des Fett- 
polsters geführt haben mußte, wie z. B. ausgedehnte Lungentuber- ` 
kulose, die im Leben nicht erkannt worden war, haben wir nicht 
verwertet, da wir bei der Berechnung nur die gesunde Bevölkerung - 
berücksichtigen wollten. Das reichhaltige Berliner gerichtsärztliche 
‚Material kann aus den erwähnten Gründen, obwohl es .nur eine 
geringe Prozentzahl der Bevölkerung darstellt, doch ein gewisses 
Bild. des Ernährungszustandes der gesamten Berliner Bevölkerung 
abgeben. Eine gewisse Änderung in der Zusammensetzung hat 
dies Material während der Kriegszeit natürlich dadurch erfahren, 
daß von den Altersklassen zwischen 20 und 40 Jahren eine große 
Anzahl zum Heeresdienst.. eingezogen worden war. Ein Ausgleich _ 
ist jedoch dadurch zustande gekommen, daß unter den Obduzierten 
sich eine größere. Anzahl von aus’ dem Felde heimgekehrten oder 
auf Urlaub befindlichen Soldaten befand, die durch irgendeinen 
‚Unglücksfall zugrunde gegangen waren. Insofern kann man sagen, 
daß das Material eine wesentliche Änderung gegenüber der Friedens- 
zeit nicht erfahren hat und somit ein Vergleich zwischen den 
Friedens- und Kriegsjahren bei der Betrachtung der: gerichts- 
ärztlichen Sektionen möglich ist, . nn 

Wir haben: nur die Verhältnisse bei Erwachsenen be- 


n. 


Aus der Unterrichtsanstalt für Staatsarzoeikunde der Universität Berli 


i Schätzung der Gewichtsabnahme der Berliner Bevölkerung 
während der Kriegszeit nach Obduktionsprotokollen. 
. Dr. Georg Straßmann und Dr. Hans Thiele. 


. Da die Ernährungsverhältnisse der Bevölkerung Deutschlands 
während -der Kriegsjahre besonders in den Großstädten und In- 
dustriecentren gegenüber der Friedenszeit ungenügende waren, 
hat ‚der. größere Teil der Bevölkerung während der Kriegsjahre 
. erheblich: an Gewicht abgenommen. Es mußte sich diese Abnahme 
auch. bei. denjenigen Leuten bemerkbar machen, die zur gericht- 
lichen Obduktion kamen, » `. oai u 
„Einer Anregung‘. des Gerichtsarztes Dr. Marx folgend 
wählten wir als Maßstab des Ernährungszustandes die Dicke des. 
F ettpolsters der Bauchdecken, "die bei jeder Obduktion gemessen 
und festgestellt wird und ein Bild des ‚gesamten Fettpolsters ab- 
gelen ‚kann. Uns standen die Protokolle der Berliner gerichtlichen 
eichenöffnungen- aus den Jahren 1914 bis 1918 zur Verfügung. 
| Es war anzunehmen, daß sich infolge. der mangelhaften Ernährung 
der :Berliner Bevölkerung eine allmähliche Abnahme des Fett- 
polsters ‚bei den Leichen bemerkbar machen würde. Gerade die 
gerichtlichen Sektionen können ein Bild des Ernährungszustandes 
pe gesunden Bevölkerung abgeben, weil es sich hier meist um 
ui handelt, die plötzlich aus. voller Gesundheit heraus. einem 
~ Onfall. oder Verbrechen zum Opfer gefallen sind oder durch Selbst- 
: mord-geendigt haben: In der überwiegenden Zahl der Fälle waren 


> 


m enger m reed o  Imu 


02 = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 28. 


trachtet und daher die Protokolle derjenigen Leute benutzt, welche 
mindestens ein Alter von 20 Jahren erreicht hatten. Wir haben 
drei Altersklassen bei unserer Berechnung unterschieden: 1. Per- 


sonen zwischen 20 und 40 Jahren, 2. Personen zwischen 40 und | 


60 Jahren und 3. Personen über 60 Jahre. 


Wir sind bei der Berechnung so vorgegangen, daß bei jeder 
Leiche. der Jahre 1914—1918 Alter, Länge, Todesart und Dicke 
des Bauchdeckenfettpolsters festgestellt und dann für jedes Jahr 
das durchschnittliche Mittel des Fettpolsters im ganzen und das 
Mittel für die einzelnen Altersklassen berechnet wurde. Schwere 
chronische Erkrankungen haben wir, wie bereits erwähnt, aus der 
Berechnung ausgeschaltet. . Männliche und weibliche Personen 
haben wir aus dem Grunde nicht gesondert, weil das untersuchte 


Durchschnittliches jährliches Mittel 
des Bauchdeckenfettpolsters 


in Millimetern 


= P3 ajer j 
ur Pr te “sur 48 16 Ja 


haltig war, daß bei ge- 
sonderter Betrachtung 
beider Geschlechter 


er, hätten gemacht werden 
EE EEE EEE d können. 
NED 7 
ee E ee Die Zahl der unter- 
BEE EEE == Nr f Der T a 
| Ben een entfielen auf das Jahr 
BE EEE 


N 

en 1914: 120, und zwar auf 
een 2 a N nn Ben = 
—_ m : 59, auf dieJahre 
— zwischen 40 und 60: 
38 und auf die Jahre 
über 60: 23 Fälle. Im 
; Jahr 1915 wurden 84Fälle 
en -- = Durehschnittliches Mittel des Fettpolsters untersucht, von denen 
a Pe a es Fettoostes $7, den Altersklassen 

= chnittliches Mittel des Fettpolsters ; 
“yon Leuten der Jahre 20 bis #0. PaE A an 40, 
—__ = Durchschnittliches Mittel des Fettpolsters „en rsklassen 
l von Leuten der Jahre 40 bis 60. . zwischen 40 und 60 und 
— — — = Durehschnittliches Mittel des Fettpolsters 22 den Klassen über 60 
von Leuten der Jahre über 60. Jahre angehörten. 1916 


waren es 98 Fälle, und 
zwar 45 zwischen 20 und 40, 80 Fälle zwischen 40 und 60 und 18 Fälle 


über 60 Jahre. 1917 waren es im ganzen 75 Fälle, von denen 30 zwischen 
20 und 40, 26 zwischen 40 und 60 und i9 über 60 Jahr alt waren. 


. 1918 betrug die Gesamtzahl 85, davon standen 42 im Alter zwischen 


20 und 40, 25 im Alter zwischen 40 und 60 und 18 im Alter über 
60 Jahre. 
= Das Ergebnis der Berechnung für die einzelnen Kriegsjahre 
und Altersklassen geben wir an der Hand einer Kurve wieder, da die 
Aufführung aller Einzelheiten zu weit führen würde (s. Kurve). 
Im Jahre 1914 betrug die durehschnittliche Dicke des Fett- 
polsters für alle Fälle 1,88 em; für die Jahre von 20—40: 1,37, 
für die von 40—60: 1,81, für diejenigen über 60: 1,92 cm. 
Im Jahre 1915 war das durchschnittliche Mittel des. Fett- 
polsters im ganzen 1,80; für die Jahre 20—40: 1,95, für die 
Jahre 40—60: 1,70, für die Jahre über 60: 1,42. 
: Im Jahre 1916 betrug es im ganzen 1,53; für die Jahre 20—40: 
1,48, für die Jahre 40—60: 1,90, für die Jahre über 60: 1,41. 
Im Jahre 1917 betrug es im ganzen 1,22; für die Jahre 20—40: 
1,16; für die Jahre 40—60: 1,38, für die Jahre über 60: 0,83. 
Im Jahre 1918 betrug es im ganzen 1,16; für die Jahre 20—40: 
1,26; für die Jahre 40—60: 1,11, für die Jahre über 60: 0,55. 
Das Ergebnis war also folgendes: Das Fettpolster der 
Bauchdecken hat während der Kriegsjahre. allmählich abgenommen. 
In den beiden letzten Jahren 1917 und 1918 war die Abnahme 
erheblicher. Besonders ausgeprägt ist die. Abnahme bei den Leuten 
über 60 Jahre. Ein kleiner Anstieg war im Jahre 1916 für die 
Altersklassen zwischen 40 und 60 Jahren bemerkbar. Worauf 
dieser beruht, wissen wir nicht. Das Fettpolster der Leute zwischen 
20 und 40 Jahren ist 1917 und 1918 ziemlich das gleiche geblieben. 
Im übrigen ist jedoch die Abnahme ziemlich stetig. Da das 
Material im großen und ganzen sich von dem der Friedensjahre 


nicht wesentlich unterschied, dürfte man aus der Abnahme des 


Fettpolsters der gerichtlich obduzierten Leichen einen Schluß auf 
die Abnahme des Fettpolsters und somit auf ein allmähliches 
Zurückgehen des Ernährungszustandes der gesamten Berliner Be- 
völkerung während der Kriegsjahre schließen, welcher bei den 
Leuten über 60 Jahre in den beiden letzten Kriegsjahren besonders 
auffällig ist. 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W8. 


Material nicht so reich- | 


keit allgemein durch einen von 


"Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 


Frankfurta.M. Aus der Dr.-Stiebel-Stiftung sollen 


von der Administration der Senckenbergischen Stif- 
tung zwei Preise im Betrage von je etwas über 1000 M verliehen 
werden für die besten Arbeiten über die nachfolgenden Themen: 
1. Das Verhältnis der hellen (flinken) zu den trüben (trägen) Muskel- 
fasern ist, besonders in entwieklungsgeschichtlicher Hinsicht, weiterhin 
aufzuklären. 2. Es sollen Untersuchungen darüber angestellt werden, 
inwieweit der Befund ‚von Bakterien in den oteren Abschnitten des 
Magendarmkanals bei den lirnährungsstörungen der Säuglinge ätio- 
logisch von Bedeutung ist und welche Folgerungen daraus hinsicht- 
lich einer rationelilen Therapie gezogen werden können. 
' bis zum 1. Februar 1922 an 
Stiftung. 


Einsendungen - 
die Administration der Senckenbergischen 


Berlin. Eine Abscbiedsfeier für den aus seinem Amt aus- 


geschiedenen Ministerialdirektor Martin Kirchner fand in der 
Wohnung des Gefeierten statt. Vertreten waren der Ärztekammer- 
ausschuß durch seinen Vorsitzenden, die wissenschaftliche Deputation 
und der Apothekerrat, der ärztliche Ehrengerichtshof, das ärztliche 
Or OLE nen und der Generalstabsarzt und das Sanitätsoffiziers- 
orps. 


Verdienste Kirchners auf dem Gebiete der Seuchenbekämpfung 
zum Ausdruck. u 


In den Ansprachen und Adressen kamen der Dank und die 


— Nach einer Mitteilung der „Deutschen Tageszeitung“ ist eine 


Kasse durch eineEntscheidung desReichsversicherungs- 
amts zur Zahlung des Krankengeldes an einen Kranken verurteilt 

worden, welcher wegen eines Furunkels sich von einem Naturheilkundigen 
nn behandeln und die Behandlung und Erkrankung bescheinigen 
assen. 


des Geldes verurteilt, weil nach der R.V.O. alle Beweismittel zulässig 


Das Reichsversicherungsamt hat die Krankenkasse zur Zahlung 


sind, die zur Feststellung der Arbeitsunfähigkeit dienen. Wenn die 
Kasse ihre Satzungsbestimmungen so auslegt, daß die Arbeitsunfähig- 

ihren Kassenärzten ausgestellten 
Krankenschein nachgewiesen werden dürfe, so bedeutet das eine un- 
zulässige Beschränkung des Grundsatzes der freien Beweiswürdigung. — 
Es ist nicht zuleugnen, daß der hier vertretenen rechtlichen Auffassung 
und der Anerkennung der Unterschrift, trotz der Bedenken der Kasse, 
gewichtige Bedenken vom Standpunkt der Kassenverwaltung und vom 
Standpunkt der Ärzte entgegenstehen. 


Den geschlechtskranken Heeresentlassenen und deren Angehörigen 
wird von der Staatsregierung Gelegenheit gegeben, kostenlose ärztliche 
und fachärztliche Behandlung sowie kostenfreie Untersuchung nach 
Wassermann und kostenlose Versorgung mit Medikamenten gewährt 
zu erhalten, sofern sie nicht in der Lage sind, die durch die Militär- 
behörde oder die Krankenkassen gewährleistete kostenlose Behandlung 


in Anspruch zu nehmen, oder nicht imstande sind. ärztliche Behand- 
lung aus eigenen Mitteln zu bestreiten. 


Frankfurt a M. Am 27. Juni starb, erst 50 Jahre alt, das 
Mitglied des Städtischen hygienischen Universitätsinstituts Priv. - Doz. 
Dr. phil. Ernst Teichmann. Er war Zoologe und hatte sieh 


namentlich dem Studium der menschlichen Parasiten- und Protozoen- 
forschung gewidmet. 


Die Vereinigung wissenschaftlicher Hilfsarbel- 
terinnen hat ihr siebentes Vereinsjahr vollendet. Ihre Mitglieder- 
zahl ist auf über 200 angewachsen. Ein großer Teil der Mitglieder 
hat sich während des Krieges im Heeresdienst als Bakteriologinned 
und Röntgenologinnen bewährt. 

Auskünfte über Ausbildung, Berufs- und \ereinsangelegenheiten 
erteilen für die Medizinische Abteilung die erste Vorsitzende, Plise 
Wolff, Wilmersorf, Nassauische Straße 54/55, Sprechstunde Montag von 
51/a bis 7 Uhr; die geschäftsführende erste Schriftführerin Ida Pior- 
Res W 15, Düsseldorfer Straße 72, Sprechstunde Freitag von 5 bis 

r. l 

Die Stellenvermittlung für die Mitglieder befindet sich bel e 

Valerie Tarrasch, SW 11, Kleinbeerenstraße 28, Fernsp. Kurfürst 421. 


Sprechstunde Montag und Donnerstag 6 bis 7 Uhr, Mittwoch und Sonn- 
abend i2 bis 1 Uhr. 


Hochschulnachrichten. Halle a S: Als ae 
dozenten habilitierten sich Dr. Otto Götze und Dr. Frie ri je 
Loeffler für Chirurgie und Dr. Gerhart Linnert für er 
hilfe und Gynäkologie. — Leipzig: Dr. R. Mohr, Assisten por 
Uedizinischen Universitäts-Poliklinik, vordem Assistent der Medizinis AA 
Mniversitätsklinik und des Pathologischen Universitätsinstituts, 


TER 
— 


EEE 


re 
En- 
mm 


e t BEG EB 


i e RE 


* 


ra 


BR‘ 


© o Wochenschrift für praktische Ärzto = => 


g 


00 Mu. 


7 


Zr Ba SE 


`Y 


v 


; 3 - Fr Br en ur N 
a Fe - - redigiert von | er Š | a E Verlag von | ae 
. . Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenbwg : | 0700000 , Urbam & Schwarzenberg 
| f = - j E = ` | 
ann, Verlauf des 


Inhalt: Originalarbeiten: W. Löhlein, Aufgaben des praktischen Arztes im Kampfe gegen: die Blindheit.. G. -Lehim 2 
. -Typhus abdominalis nach Schutzimpfung. Klotz, Bemerkungen zur Diphtheriebehandlung. Sieben, Raynaudsche Krankheit und. Hysterie, 


‘<A. Lorand, Beitrag zur Frage über das Wesen der Bradykardie und der Angina pectoris und ihre Behandlung. G.-N.eug.ebauer, Isolierte 


subcutane Pankreasruptur. W. Karo, Eine weitere Verbesserung der Terpentinbehandlung. — Referatenteil: C. Hart, Über Entartung' und 
szeichen. —. Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: 
_ Berlin. Frankfurt a. M. Göttingen. — Rundschau:. Erinnerungen’ an Simon Schwendener. — Tagesgeschichtliche Notizen, - 


‚Entartung 


` 


‘Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Origimaipelträge vor. 


N 


1 


- 


-Aufgaben 
coo ouo gegen die Blindheit. - 

i | . E i Von - 5 T E 
` Prof. Dr. Walther Löhlein, Greifswald. 


N 


"unserer Volkswirtschaft fällt dem Arzt, und besonders dem prak- 


‚tischen Arzt, eine im einzelnen Falle wenig auffällige;. in ihrer 


Gesamtwirkung außerordentlich bedeutungsvolle Aufgabe zu: Es 
„gilt den Hauptpfeiler dieses Wiederaufbaues zu sichern und zu 
. erhalten: die Gesundheit und damit die Arbeitsfähigkeit unseres 


Volkes. “-Sie hat unter -den Einwirkungen des Krieges drinnen- 


...und draußen aufs schwerste gelitten, sie ist auch noch.auf lange 
. Zeit hinaus schwer gefährdet durch . die Möglichkeit der Ein- 


 schleppung ansteckender. Krankheiten, besonders der Geschlechts- | 


‚krankheiten‘ durch die zurückkehrenden Truppen.. Sie ist das 
ar ‚zusammengeschmolzene Kapital an Volkskraft, dessen Erhaltung 
un 
ist,- -So mag es nicht nutzlos sein, der der Friedenstätigkeit ent- 
wöhnten. Generation von jungen Ärzten, die jetzt nach, jahrelanger 
Unterbrechung‘ oder vielleicht zum ‚ersten Male überhaupt‘ sich 
einem eigenen. Wirkungskreise zuwendet, altbekannte Dinge its: 
‚Gedächtnis zurückzurufen, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit, 

‚ . Ohne Anspruch auf ein wissenschaftliches Gewand. ` AR 
Wenn ich aus einem solchen praktischen Gedankengange 


heraus von der. Bekämpfung der Blindheit spreche, so liegt auf 


‘der Hand, daß ich nicht denke an die Blindheit im wissenschaft- 
lichen Sinne ` des Wortes, das beißt, an den völligen Verlust der 
‚Lichtempfindung, sondern an alle die Menschen, die praktisch als 
blind bezeichnet werden. müssen, weil sie infolge weitgehender 
-Einbuße an ‚Sehvermögen. nicht mehr imstande sind, sich ihren: 


Unterhalt selbst dureh Berufsarbeit zu. erwerben. Allerdings wird- 
-damit die ‚Abgrenzung der zu besprechenden Fälle’ eine unscharfe, 


denn mit einem und demselben  Augenbefund erweist sich hach 
dieser Begriffsbestimmung der eine als blind, während der andere 
noch Hervorragendes zu- leisten vermag; ich denke nur an den: 
„Laboratoriumsdiener ungerer Klinik, der ein Auge verlor, und: auf. 
dem zweiten Auge ein großes centrales Skotom hatte; sodaß- er 
mit Hilfe eines starken Cylinderglases nur mühsam peripher ein 

. Zehntel Sehvermögen "aufbrachte:- trotzdem. überwand er durch 
ewöhnung und Geduld alle Schwierigkeiten und war genau. so 
brauchbar wie ein gutsehender.Gehilfe. Aber das sind Ausnahmen, 
die nur infolge einer ungewöhnlichen Liebe zur. Berufsarbeit und 
na dem Zwange der Dira nectessitas hin und wieder vorkommen. 

' „ “Mmerhin mag uns dies’ Beispiel daran erinnern, daß der Kampf 
z ee die Blindheit im praktischen Sinne nicht nur ein Kampf 


+ 


des praktischen Arztes im Kampfe’- | daß oft gerade der Arzt der Gegebene ist, um durch 


~. In dem mühsamen und entsagungsvollen Zusammenarbeiten. 
‚aller besonnenen Elemente zum Wiederaufbau unseres Volkes und, 


Mehrung: in Tausenden von Einzelfällen dem Arzt anvertraut 


` Abstrichpräparat. und meist schon das klinische Bild rasch zur ` 
richtigen Diagnose und damit auch ‘zur. richtigen Behandlung : 


dem üblichen ärztlichen Instrumentarium sein darf, sondern 


x š 4 As P 5 
- ~ = 3 v4 De - a { p 
i - AE x N 


psychische 
Beeinflussung darauf hinzuwirken, daß dem .hocligradig Schwach- ` 


© . Groß genug ist die Zahl der Fälle; in denen gerade :der 
praktische Arzt durch eine richtige Krankheitserkennung:und recht- 
'zeitiges Handeln die Gefahr der Erblindung abwenden kann, wenn 
‚auch die Behandlung des Leidens, im. einzelnen ‘oft nur dem. er- 
’fahrenen Augenarzt möglich sein wird. Blättern wir die Berichte 


der Blindenanstalten durch, so finden wir. über die. häufigsten . 


Ursachen der Erblindung ihrer Zöglinge je nach den. örtlichen 
‘Verhältnissen recht verschiedene Angaben. Eine. Infektions- ` 


krankheit aber werden wir überall in einem- hohen Prozentsatz 


der Fälle angeschuldigt finden: die Gonoblennorrhöe - 
der.Aug.en. Wohl hat die Einführung des Cred&schen Ver- ` 
fahrens, die fakultative, in manchen Ländern sogar obligatorische 
Einträufelung einer 1 % igen Höllensteinlösung in den .Bindehautsäck 
der Neugeborenen die früher ersehreckend hohe Zahl der gonorrhoisch. 
Erblindeten erheblich sinken lassen, aber noch immer sind die: - 
intra partum, oder in den ersten Lebenstagen durch Unvorsichtigkeit | 
oder 'Unsauberkeit übertragenen Gonokokken eine der häufigsten 


| Erblindungsursachen. Eine‘. dankbare. Aufgabe. fällt hier dem 


praktischen Arzte zu, wenn’ er die verbreitete Scheu der Eltern 


| gegenüber der: Einträufelung überwindet, der Hebamme. die sorg- 


fällige und saubere Ausführung der prophylaktischen Vorschriften 


zurückgehen möchte, sondern sofort den Arzt zuzuziehen, den ein 


` 


führen wird. Wenn hier ein Rat 'erlaubt ist, der in, die- Kompe- 


tenzen des. praktischen Arztes eingreift, so ist es.der,.wo es die 


äußeren Verhältnisse irgend ermöglichen, das an Gonorrhög er- 
krankte Kind zur Behandlung‘ der nächsten. Augenklinik zuzuführen. 


' Erfahrungsgemäß ist neben der Bekämpfung .der Infektion mit 
Argentum nitricum, .. Albargin, Protargol, Sophol, oder einem ähn- . 


lichen Präparat "die regelmäßige ‘Ausspülung des Bindehautsackes. 
durch Tag und Nacht in verhältnismäßig kurzen . Zeitabständen 


‚und. unter sorgfältiger Schonung der Hornhaut die Hauptaufgabe. | 
' Dies stellt.aber so hohe Anforderungen an die Pflege, wie sie in 
einem. kleinen Haushalt, in dem gleichzeitig die Wochenpflege 


stattfinden soll, kaum. erfüllt werden können. Nur so erklärt, es 


‚sich, daß man eine. so große Zahl 'gonorrhoisch- infizierter Neu- 


geborenen .am fünften bis zehnten Tage in einem völlig hoffnungs- 
losen Zustand in, das Krankenhaus -aufnehmen muß, obwohl viel- 


leicht: der Arzt durchaus richtige Anordnungen. getroffen, und auch 


die Angehörigen oft nach Möglichkeit denselben zu genügen ver- 


sucht haben. In diesen vierzehn Tagen ‚entscheidet sich das 


+}: sichtigen der: Wille zum Durchhalten ‘und das Vertrauen in diè- : 
‚| eigene Arbeitsfähigkeit nicht. verlorengehen. were 


immer ‚wieder .nahelegt und sie dazu erzieht, bei eitriger Ab- 
sonderung der Augen eines Neugeborenen nicht. erst tagelang-zu ` 
> warten, ob nicht von selbst oder durch Spülung die Entzündung 


Br 
PN 
. “ 
u 
BE 
= vr 
u his: 
4 © vH 
i A ya 
Se, H 2: 
O WEY. 
pen By 
3 + g „r 
u} i$ 
i a$ eo 
E? Aao) 
e RN 
s 


-e - Io - toii ~.. 
monie TI Ne a ER m LE ` a: 
nn x BR m Prem FRI 
i i a aa O i P = SAER 


e` Ss 


=A Wantan pa E 
. o 
- -7 = > 


t 
EL 39 E 


— Š 
us 
Ian aaa 


704 


Schicksal so manchen Kindes, und diese Erkenntnis müßte über 
die Hindernisse, die einer Verlegung in die Klinik ja sicher oft 
entgegenstehen, hinweghelfen. | 

Fast noch häufiger als bei der kindlichen Infektion mit Gono- 
kokken greift beim Erwachsenen der Prozeß von der Conjunctiva 
auf die Cornea über, und führt zu hochgradiger Schwachsichtigkeit, 
wenn nicht zu völligem Verlust der Sehkraft. Für den Arzt ergibt 
sich daraus die unbedingte Pflicht, bei der Behandlung einer 
urethralen Gonorrhöe den Patienten auf die große Gefahr der 
Übertragung der Keime auf die Augen durch Unsauberkeit — 
namentlich bei der Selbstbehandlung! — energisch immer "wieder 
hinzuweisen, und wenn eine ektogene Infektion eines Auges erfolgt 
ist, sofort das andere Auge nach Behandlung mit Argentum nitricum 
' durch dichtschließenden Uhrglasverband vor der Ansteckung zu 
schützen, ein Verfahren, das bei Neugeborenen meist schon zu 
spät kommt und dort auch schwerer durchzuführen ist, beim 
Erwachsenen aber sehr oft gute Dienste leistet. 

Nicht ohne Grund habe ich die Gonorrhöe des Auges an die 
erste Stelle der Formen von verhütbaren Erblindungen gestellt: Die 
gonorrhoische Infektion ist in Deutschland vermutlich nie so ver- 
breitet gewesen wie jetzt unter den ungünstigen Einflüssen des 
Krieges, und ihre sinngemäße Bekämpfung bildet auch vom Stand- 
punkte des Augenarztes eine der wesentlichsten Aufgaben, die dem 
Arzt bei der Wiederherstellung unserer Volksgesundheit begegnen. 

In ähnlicher Weise hat uns der Krieg eine zweite Infektions- 
krankheit der Augen gebracht, die vordem in weiten Kreisen des 
nördlichen und östlichen Deutschland schon mit Erfolg systematisch 
bekämpft — im Westen und Süden des Reiches nahezu fremd 
geblieben war: Die Körnerkrankheit der Augen oder 
das Trachom. Gewiß: Frühzeitig erkannt und sofort energisch 
behandelt ist das Trachom meist in einigen Wochen oder Monaten 
heilbar, ohne daß in der Mehrzahl der Fälle schwere Schädigungen 
des Sehvermögens zurückbleiben. Aber wer die verschleppten Fälle 
dieser bösartigen Krankheit in Rußland, Polen, in Galizien und im 


östlichen Deutschland kennt, und bedenkt, daß unsere Truppen 


jahrelang mit dieser trachomverseuchten Bevölkerung zusammen 
gelebt haben, daß tausende solcher trachomkranker gefangener 
Russen in Deutschland mitten unter der heimischen Zivilbevölkerung 
arbeiteten, der wird sich nicht wundern, wenn an vielen Orten des 
Reiches, die früher trachomfrei waren, diese tückische, weil in 
ihren Anfangsstadien oft fast beschwerdelos verlaufende Krankheit 
sich festgesetzt hat. Da wir nicht in der glücklichen Lage Amerikas 
sind, das es sich leisten kann, die Einwanderung Trachomkranker 
durch strenges Gesetz zu verbieten und auch tatsächlich zu ver- 
hindern, sondern dank der Arbeitsunlust unserer „Arbeitslosen“ die 
heimische Landwirtschaft schon jetzt wieder den Zustrom billiger 
Landarbeiter aus den trachomverseuchten östlichen Nachbarländern 
als dringend notwendig bezeichnet, so wird es wiederum der Arzt 
sein, der in mühsamer Einzelarbeit der weiteren Verbreitung dieser 
Seuche in unserer heimischen Bevölkerung wird entgegenarbeiten 
müssen. Freilich wird die erste Aufgabe sein, daß er eine wirk- 
lich sorgfältige Durchuntersuchung aller aus dem Osten zuwandernden 
Arbeiter vor ihrem Dienstantritt durchführt, die trachomkrank 
Befundenen meldet und einer energischen Behandlung zuführt, auch 
wenn das gute Einvernehmen mit dieser oder jener Gutsherr- 
schaft dadurch in Frage gestellt werden sollte. Wer z. B. im 
Baltikum die Scharen erblindeter Trachomkranker mit ihrem ewigen 
diehten Pannus, ihren nie ganz vernarbenden Ulcerationen der 
Hornhaut und der schließlichen totalen Eintrocknung des ganzen 
Augapfels, dem Xerophthalmus, gesehen und vergeblich alle Künste 
der Behandlung an diesen Endstadien versucht hat, der weiß, 
welche große Aufgabe der Prophylaxe sich hier dem deutschen 
praktischen Arzt in den kommenden Jahren eröffnet. Begegnen 
daher dem Arzt Fälle von frischem, noch secernierendem und also 
ansteckungsfähigem Trachom, so wird er nach Möglichkeit die An- 
gehörigen und die Arbeitsgefährten des Kranken auf Trachom unter- 
suchen, besonders auch bei Kindern auf die Gefahr einer Weiter- 
verschleppung der Krankheit in der Schule achten, und da, wo es 
sich um vereinzelte Fälle handelt, die erste Behandlung zweck- 
äßie einem Facharzt übertragen. 
TAE tet Cchan bei der Verhütung der Erblindung durch die schweren 
Infektionskrankheiten des Auges das Zusammenarbeiten des prak- 
tischen Arztes mit dem Facharzt Vorbedingung des Erfolges, so wird 
des letzteren Tätigkeit vollends abhängig von dem verständnis- 
vollen Eingreifen des praktischen Arztes in einer großen Gruppe 
von Fällen, die das kindliche Auge auf ganz andere Weise mit der 
Gefahr der Erblindung bedrohen: Bei den verschiedenen Formen 


maY N i a 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. 


des Strabismus, besonders bei dem Strabismus convergens. 
Da in dieser Hinsicht falsche Auffassungen sehr verbreitet 
sind, die unseren jetzigen Kenntnissen vom Wesen des Schielens 
durchaus nicht gerecht werden, so mag es erlaubt sein, etwas 
näher auf die Frage einzugehen. Das konkomitierende Schielen 
entwickelt sich in seiner häufigsten Form, dem Strabismus convergens, 
im allgemeinen in den ersten sechs Lebensjahren auf dem Boden 
einer ungenügenden Fusionstendenz und meist im Zusammenhang 
mit Hyperopie oder hyperopischem Astigmatismus. Bine weitver- 
breitete Ansicht, die nicht nur in den Laienkreisen besteht, sondern 
vielfach von den Ärzten älterer Schulen genährt wird, geht nun 
dahin, daß dieses sehr häufige und in hohem Grade erbliche Ein- 
wärtsschielen sich in den späteren Jahren verwachse, das heißt, 
einer Selbstheilung fähig sei. In der Tat sehen wir nicht so selten 
die auffallende Erscheinung der Ablenkung eines Auges nach innen 
von der Fixierlinie in den zwanziger Jahren ganz oder fast ganz ver- 
schwinden. Ist aber damit eineSelbstheilung erfolet? Durchaus nicht! 
Der kosmetische Fehler zwar, der ja für die Eltern meist das Maß- 
gebende ist, hat sich mehr oder weniger verloren, aber etwas 
anderes ist gleichzeitig unwiederbringlich verlorengegangen: Die 
Sehkraft des schielenden Auges. Und diese hochgradige sogenannte 
„Aamblyopa ex anopsia“ des schielenden Auges hätte fast stets ver- 
mieden werden können, wenn die Eltern nicht durch die tröstliche 
Hoffnung auf Selbstheilung davon abgehalten worden wären, eine 
gründliche Behandlung rechtzeitig vornehmen zu lassen, Wäre ein 
solches schielendes Kind in seinem dritten, vierten oder fünften 
Lebensjahre vom Augenarztuntersuchtworden, so wäre sein Brechungs- 
fehler korrigiert, die Sehfähigkeit des schielenden Auges hierdurch 
sowie durch zeitweise Ausschaltung des gutsehenden Auges mittels 
Verbandes oder Atropins systematisch erzogen, die Fusionstendenz 
durch stereoskopische Übungen gesteigert worden, und so — meist 
ohne Operation — nicht nur der kosmetische Fehler beseitigt, sondern 
der viel wichtigeren Erblindung des Schielauges vorgebeugt worden. 
Welche Bedeutung eine solche rationelle Behandlung in den hier 
allein in Betracht kommenden ersten sechs bis acht Lebensjahren 
haben kann, das lehrt der erste beste Fall, in dem einem sölchen 
nicht behandelten Schielenden durch einen unglücklichen Zufall 
das gutsehende Auge durch Verletzung oder Erkrankung funktions- 
unfähig wird: Nun soll das Schielauge in die Bresche springen, 
aber es hat längst seine Sehkraft eingebüßt und ist der ungewohnten 
Aufgabe nicht mehr gewachsen. Es ergibt sich daraus die Pflicht 
für den. praktischen Arzt, der fast stets zuerst von den Eltern um 
Rat gefragt wird, den Schielenden, auch wenn es zunächst nur ein 
periodisches Schielen ist, so früh wie möglich einem Augenarzt zur 
Untersuchung und Behandlung zuzuführen. Bei deren Durchführung 
wird er gute Dienste leisten können, wenn er die Eltern darüber 
belehrt, daß auch ein dreijähriges Kind die etwa verordnete Brille 
ohne Gefahr tragen kann, und wenn er die etwa nötige Atropin- 
behandlung des nichtschielenden Auges überwacht. Er wird dann 
oft genug die Freude erleben, daß das Sehvermögen des schielenden 
Auges in kurzer Zeit ganz außerordentliche Fortschritte macht, und 
sekundär auch die Schielstellung aufgegeben wird. Die Voraus- 
setzung für den Erfolg ist aber, wie gesagt, daß die Behandlung 


nicht in der Hoffnung auf eine Selbstheilung über das sechste oder 
achte Lebensjahr hinaus verschoben wurde. 


Man sieht, es bedarf keiner erheblichen spezialärztlichen 


Kenntnisse, um den Augenkranken einer Allgemeinpraxis in wichtigen 
Fragen der Prophylaxe ein wertvoller Berater sein zu können. Wer 
als Hausarzt die Augen offen hat, der wird nicht nur bald seine 
Familien mit erblicher Schielanlage kennen, sondern er wird auch 
bald Familien herausfinden, in denen hohe gefährliche Grade der 
Kurzsichtigkeit erblich sind, die oft durch Dehnungserschel 
nungen am hinteren Pol, Blutungen in ‚der Gegend der Macua 
oder Ablösung der Netzhaut zur mehr oder weniger vollständigen 
Erblindung führen. Kennen wir auch keine Mittel, diesen trosi- 
losen Verlauf mit Sicherheit zu verhüten, so wissen wir doch, da 


er durch übertriebene Naharbeit offenbar begünstigt wird. Man 


wird daher bei der Berufsberatung solcher junger Leute mit ou 
Myopie energisch darauf hinwirken, daß sie nicht Berufe ergre a 
die hohe Anforderungen an die Naharbeit stellen, — meist fu 

man die hohen Myopen als Schreiber bei Rechtsanwälten een 
allen möglichen Büros beschäftigt! Auch wird man sie von Be A 
fernhalten, die häufig zu Verletzung des Auges Anlaß goben 
sie durch ihre Myopie gezwungen sind, sich der Arbeit unver ei 
nismäßig zu nähern, und damit die Wahrscheinlichkeit der Augen 
verletzungen erheblich wächst. 


Seltener schon werden die skrofulösen Augen 


Digitized by Google 


20. Juli. 


... 


` steht es allerdings, mit. den eitrigen. Tränensackentzündungen, die .: :...:"1i 
Bar ae Rr s E, 


~- Rückfällen kommt es nicht 'so selten vor, daß mit jedem. Male 
für die Infektion oberflächlicher Wunden des Auges vielleicht noch :-*- Toodi 


neue dichte Narben 'zurückbleiben; bis die immer. wiederkehrenden 


are., sa 
- un. 
. æm- ee re RR} 


 Infiltrate und-Ulcera ‚allmählich die ganze Hornhaut beiderseits |- tior unden des 
gefährlicher. sind.” ‚Sie sind‘ durch medikamentöse Mittel selten. zu. + Ben, 


a Be ia A E a a na ee mi Mean E a AN 
TUN. a en a e n a 7 : pa wege 5 ee eh 
BREITEN a a A Br i EOR Tg ee 
T 2 ` 21919 — MEDIZINISCHE KLINIK — N. 00.0 70 
unge bari ET 3 O se j ; g nie. l A, i Sa n on . - i p ug ; N l AE l i: TER nis E Er kyla Kol 
: erkrankung:en’im Kindesalter die Gefahr der Erblindung mit | zündungen der Lider, der Bindehaüt oder des Tränensackapparates er 
oil f sich bringen, wenn auch kürzlich.eine Blindenanstalt diese Ätiologie |.begegnet, deren 'energische Behandlung in Angriff zunehmen. Die Be 
Sr s. a 1: u'yo. - S 7 63. R s. . ” Š - 49 BERN 2 .. ’ CE E „TV a s . H e Er. 
m i als die häufigste, Erblindungsursache ihrer. Zöglinge festgestellt | Augenheilkunde verfügt über eine solche-Reihe wirksamer bacteri- E Ar 
ia = — hat. Das ist als’ Ausnahme zu' betrachten. Immerhin ist zu be- | cider Mittel, daß in der Mehrzahl der Fälle eine kurze Behandlung a 
y smi e zæ °% yp. . ï ir & an re .: BEE Pr PE ; E, aS - .. ‚Dee BE Re . .4- 4 De 
Mi denken,. daß die. skrofulöse ‚Hornhauterkrankung wohl mit die | eitriger Bindehautkatarrhe.zum Ziele führt: Argent. nitr. und andere so 
ta “> häufigste Augenerkrankung ist, die. in die, Sprechstunde des prak- | Silbersalze, Optochin. hydröchl.. (gegen Pneumokokken), Zine.: sulf, | 
Mi. tischen Arztes kommt; und angesichts der großen Neigung zu. (gegen Diplobacillen), Greifswalder Farbstoffmischung Merck (gegen. a: o 
ke ‚Staphylokokken, Diplobacillen, Gonokokken ‚und. andere). Anders 7 zag 
T. | re, le 
Yen ng, “| 
uk 5 


-+2 Ma 


~ =` mit dichten .Narbentrübungen bedeckt haben, so daß ‘auch eine. | > sind dı likamer 1:2 
| | beeinflussen, auch -die Sondierung führt kaum auf die Dauer zum 


werden kann: 1. Die Verhütung der Verletzung an 
sich. Sehr-viele Gewerbe bedingen durch ‘die Art der Arbeit, 


-die sie. erfordern, eine erhebliche Gefährdung der Augen durch. 


abspringende Teile (Stein-, Stahl-, Kupfer-, Holzsplitter usw.). Der 
‚ Arzt kann in seiner Eigenschaft ‘als Kassen- oder Gewerbearzt, 
. oder als beamteter Kreisarzt die Häufigkeit derartiger Verletzungen 
erheblich einschränken. Er muß darauf dringen, daß in derartigen 


Betrieben die vorgeschriebenen ‚Schutzbrillen oder Drahtmasken 


nieht ‚aur:vorhanden sind, sondern auch getragen werden. Vielfach 
kann der dadurch bedingte Schutz erheblich verstärkt werden, 
indem -die einzelnen Arbeitsplätze durch Schutzwände aus Glas 
oder" Drahtgeflecht voneinander getrennt sind. Der Arzt wird. 
‚ferner dahin wirken müssen, daß zu solchem Berufe nicht Leute” 
: zugelassen werden, die durch schlechtes Sehvermögen gezwungen 
‚Sind, sich der Arbeit besonders zu nähern und damit sich der 
| Gefahr der Verletzung besonders stark auszusetzen. Im Falle, daß 
` nkorrigierte Brechungsfehler die übertriebene Annäherung des 
. Auges notwendig mai 
 „verordnen, ` | 
.„~ Die zweite Aufgabe in diesem Zusammenhang ist die Ver- 
hütung der Infektion bei Augenverletzungen: 
Die Hauptgefahr der meisten Augenverletzungen liegt ja nicht in 


den unmittelbaren .mechanischen Zerstörungen, die sie am Auge. 
anrichten, sondern ir 
den eindringenden ‚Fremdkörper, Holz, Stein, Strohhalm, Messer, 
Nadel erfolgt, läßt sie. sich. nicht verhüten. Die überwiegende 
Mehrzahl der Unfallerblindungen durch infizierte Verletzung beruht 
aber auf geringen -oberflächlichen Wunden, die mit pathogenen, 
Keimen des Bindehautsackes infiziert wurden und sich so zu dem‘ 
gefährlichen Ulcus serpens entwickelten, Da sich die Erreger 
solcher infizierter Wunden — meist Pneumokokken, Diplobacillen 
oder taphylokokken — besonders-reichlich in der chronisch ent- 
zündeten Bindehaut und bei der eitrigen Daeryoeystitis finden, 
de edingen diese eitrigen Prozesse eine ständige Gefahr für jeden, 
ver häufiger oberflächlichen Verletzungen des Auges ausgesetzt ist. 


Es sollte also der Arzt nie unterlassen, wo'er derartigen eitrigen Ent- 
_ í 


machen, wird der Arzt die entsprechenden Gläser | 


n der Infektion der Wunde, Soweit diese durch | 


‚Arztes sein, 


Dieser Rat scheint besonders heute geboten, wo wir mit einer großen. 
Zahl im Kriege verletzter Augen zu rechnen haben. - Treten in. 


solchen verletzten Augen erneut Reizzustände auf, und machen. 


augenärztliche Behandlung - anzuraten, da die. sympathische Ent- 
zündung erfahrungsgemäß noch jahrelang nach der. Verletzung des 
"Auges auftreten kann. . o0 | e u 


Wie falsch es wäre, eine Statistik der Erblindungsursachen.. 


aufzustellen an der Hand „der Insassen unserer Blindenanstalten, - 


das zeigt. ein klinisches Bild von ganz besonderer Bösartigkeit, 


das sehr häufig zur Erblindung führt, und dem wir doch in den 


Blindenanstalten nur. ganz vereinzelt begegnen würden: Das. 


Die Erklärung ergibt sich daraus, daß diese Erkrankung in der: 


überwiegenden Mehrzahl der .Fälle erst allmählich die Sehkraft : 
zerstört, und ihre: volle Entwicklung erst‘ in den letzten Lebens- ` 


jahrzehnten erfährt, in denen Erblindete selten noch-einer Anstalt 


zugeführt werden, Ganz falsch ‚wäre 'es,‘das Glaukom deshalb 
‚| als eine Krankheit nur des’ vorgeschrittenen Alters ansehen .zu ` 
wollen; im Gegenteil, wenn der Arzt. seiner Aufgabe, gegenüber . 


dieser. schweren Gefahr gerecht ‘werden will, so- muß er ‚wissen,. 


daß die. ersten Anfänge des Glaukoms meist schon weit zurück- 


reichen, ja gerade die Erkennung . dieser sogenannten Prodrome ` 


des 'Glaukoms ist die Kunst, die darüber entscheidet, .ob ein. Auge- 
durch Glaukom erblindet, oder nicht. ` Ist erst die richtige Diagnose 
aus dem äußeren Befund des’ Auges. mit Leichtigkeit zu stellen, 
dann ‚ist meist schon die beste Zeit. für den rettenden Eingriff 
verloren, und es wäre manchmal geradezu ein Fehler, in solchen 
Fällen überhaupt noch die Iridektomie, oder eine .Elliotsche 
Trepanation, oder eine Oyeliodialyse nach Heine auszuführen, 


Also die Erkennung der Frühstadien entscheidet auch hier. über . : 
| die Prognose; sie aber wird fast stets Aufgabe ‚des praktischen 


| _ und er darf daher die Anfangssymptome. eines 
beginnenden Glaukoms nicht falsch‘ deuten. Es sind ja. meist 


sich womöglich im nichtverletzten Auge Entzündungserscheinungen ` 
bemerkbar, so ist schleunige Überführung des‘ Betreffenden. in“ 


"Gl aukom, der vom Laien.mit Recht so gefürchtete grüne Star. - 


EL SITE as ER 2 E 
EHEN: en Ra  E L TT i aa ` 
= on en ae ne 3% NT "Morr en u IRNS 
a a 


RS 


FE. 
omame 


mr 


ae: 


iep- _ optische Iridektomie keine Besserung der.Sehkraft mehr verspricht. | m: ) EHA 
pi 2. Es ist also ganz falsch, wie es leider oft geschieht, diese Erkrankung‘ |. Ziel und treibt durch ihre Schmerzbaftigkeit oft den Patienten aus > \..". „nn: 
= leicht zu nehmen, und die Eltern damit zu trösten, daß die Rückfälle | der ‚Behandlung, ehe. ein: nennenswerter Erfolg erreicht De Le ee 
& im zweiten Lebensjahrzehnt seltener werden, um im dritten ganz. | diesen Fällen wird man im allgemeinen die. Entfernung des eitrigen > os C peupie 
sdi '.auszubleiben. Es gilt: vielmehr im Gegenteil die Eltern dazu zu | Tränensackes ausführen müssen, und dies wird wohl zweckmäßig. u. tik. 
“erziehen, daß sie ibre- Kinder. bei jedem Nachschub der Entzündung | dem Augenarzt ‚überlassen bleiben. Ist aber: eine Verletzung er-- u DypRT o 
Zi möglichst frühzeitig zur Behandlung bringen, damit der Entwicklung | folgt bei gleichzeitig: vorhandener Dacryocystitis,. so kann der Arzt. -1 hl 
=} -  perlorierender Hornhautgeschwüre vorgebeugt wird und durch |.als vorläufigen Ersatz für die Entfernung‘ des Tränensackes die... 3. $ pail Sn 
us . entsprechende Behandlung dafür- gesorgt werden kann, daß jeder | beiden Tränenpüunkte durch leichte Kauterisation verschließen und me nn a 
18 einzelne Rückfall: so. wenig Hornhautgewebe als möglich durch | so den. Zustrom von Tränensackeiter zur Wunde verhüten, bis. =)=; I. 
20 `.  trübes Narbengewebe ersetzt.. Die abwechselude Verwendung der | später die regelrechte Exstirpation des Sackes erfolgen kann. In) i aba, 
Ei’... gelben Quecksilbersalbe in 1 bis-5°, Stärke, der 5 bis 10°, | solchen Fällen eitrig secernierender Erkrankungen in der Umgebung iur; Bet : 
n  „Dioninlösung, der. Wärme in verschiedener. Form, der subconjunc- | des Bulbus ist auch die ‚kleinste Verletzung der Hornhaut durch- j win. 
us tivalen Kochsalzspritzen in 4 bis’ 10 °/, Konzentration ‚geben auch | aus ernst zu nelimen, wie denn überhaupt ganz allgemein anzu- Baer | ARE RRN 
a >- dem Arzt genug Mittel an die. Hand, in diesem ‚Sinne' einer Er- | raten ist, daß z. B. bei der Entfernung‘ kleiner Fremdkörper - Bee 
&.. _ ; blindung vorzubeugen. Gegen eine Komplikation sind diese | von der Hornhautoberfläche der Arzt es sich’ zur. Regel. machen. BOERI IE 
di ekzematöserkrankten Augen ganz besonders empfindlich. Màn muß | sollte, den Verletzten zum nächsten Tage nochmals ZU be- BE 
"> >- . stets vermeiden, solche Kinder der Pockenimpfüng zuzuführen, da | stellen, damit er ‘sich überzeugen kann, daß bei der Entfernung N Ki En 
fi =` auf dem Boden solcher ekzematöser Erkrankung“ eine Infektion des Fremdkörpers keine Infektion erfolgt ist, In den Kliniken sehen -= Eu = 
=. mit Kuhpöcken sehr gern haftet ‘und zu schwerer Erkrankung der | wir doch nicht so selten Leute: mit Hornhautinfiltraten oder Ge- a E Ea: IM 
d Hornhaut, -untet Umständen zur Erblindung Anlaß geben. kann. | schwüren, die nach Entfernung eines F remdkörpers entstanden sind, Bau Ra E 
p a Der praktische Arzt wird dies berücksichtigen müssen und- die | und die dem erstbehandelnden Arzt entgingen, U i Kor. n 
Ei. ‚Impfung solcher. Kinder erst nach. Abheilung der. ekzematössen | Eine besondere Bedeutung gewinnt die Verhütung infizierter - Pe: Ei ee 
;  _„Augenerkrankung vornehmen dürfen. ` | ~'o | -Verletzungen des.Auges 3. durch die Gefahr. der'symipatbischen Aa. 
r. =-  Größ ist das Gebiet der. Verletzungen, die'das Auge | Entzündung des nichtverletzten Auges, ist letztere doch nicht ` ll) 
J mit Erblindung bedrohen, und gerade hier wird fast stets der prak- | seltèn die Ursache völliger Erblindung des Betroffenen. Da wirden oder ` if EAE T 
“ tische Arzt der erste sein, -der ' einzugreifen ‚hat, und von dessen | die Erreger dieser besonderen Art von Infektion noch nicht kennen, und nn Eu kipon a 
` < ‚Nehtigen Maßnahmen derleichtereoder schwerere Verlaufdeseinzelnen | auch. das klinische Bild für den weniger Erfahrenen durchaus nicht af Meris aE 
=- ` Falles in hohem Grade abhängt. Drei Aufgaben sind es, durch | imraer eindeutig ist, so empfiehlt es sich für den Nichtspezialisten, alle - ; a : 
! ‘deren Erfüllung einer. Erblindung durch Verletzung. vorgebeugt nicht ganz oberflächlichen und entzündungsfrei_ abheilenden Ver- Es 
| ‚letzungen des Auges dem ‚Facharzt zur. Beurteilung zuzuführen. u 


A v7 t > > 
ı un 
a aa 


Be N 


E san ie AES % x 
ur N a 
i S a 2 
‚20. Juli. r 


ASE 
3 I 


706. = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 29. -| 


charakteristische Klagen, mit denen solche Patienten den Arzt | sorgt, und somit klagen diese Patienten darüber, daß gerade im. 
aufsuchen: Zeitweise, meist anfallsweise auftretende Kopfschmerzen, | Bereich des fixierten Gegenstandes das Sehen unmöglich ist. Da 
hauptsächlich in den Schläfen, oder Druckgefühl in den Augen | aber nicht immer dieses sehr auffällige Symptom des centralen 
werden begleitet von den eigentümlichen Sehstörungen, die sich | Gesichtsfeldausfalles besteht, so sollte jede Klage über Seh- 
meist in vorübergehendem Nebligsehen oder Rauchsehen äußern. | störungen in Fällen von Nebenhöhlenerkrankungen den behandeln- 
In vielen Fällen wird spontan die Angabe gemacht, daß während | den Arzt zur Hinzuziehung eines Augenarztes veranlassen. Findet 
eines solchen Zustandes um das Licht einer Lampe regenbogen- | sich dann Papillitis, eine lokal bedingte Stauungspapille, ein cen- 
artige Farbenringe auftreten: alles Folgeerscheinungen einer | trales oder ein Ringskotom oder eine Vergrößerung des blinden 
‚Steigerung des intraokularen Druckes. In solchen Fällen darf sich | Fleckes, so werder alle diese Anzeichen einer gefährlichen Schädi- 


der Arzt nicht begnügen mit der Annahme einer Migräne, | gung des Opticus unter Umständen zu einem energischen Vorgehen 
anämischer oder neurasthenischer Kopfschmerzen, arteriosklero- 


gegenüber der zugrunde liegenden Nebenhöhlenerkrankung 
tischer Beschwerden usw. Er muß durch Palpation beider Augen | zwingen, wenn nicht das Risiko einer Erblindung durch Optieus- 
festzustellen suchen, ob eine Drucksteigerung vorhanden ist; er | atrophie in Kauf genommen werden soll. Daß im Falle der Ent- 
wird nach einer glaukomatösen Exkavation der Papille fahnden und | wicklung einer Orbitalphlegmone, deren Eröffnung unter Umständen 
das Sehvermögen, vielleicht sogar das Gesichtsfeld prüfen. Aber | dringend angezeigt ist, ergibt sich aus der Erfahrung, daß gelegent- 
auch wenn ‘alle diese Untersuchungen ihm kein sicheres Anzeichen | lich in solchen Fällen eine totale Erblindung durch Opticusschädi- 
eines Glaukoms lieferten, wird er bei der charakteristischen Vor- | gung sozusagen über Nacht eintreten kann. Ein anderes Bild: 
geschichte die Hilfe des Augenarztes zu Rate ziehen, da schon in | Hirndrucksteigerung durch Tumor, Hydrocephalus, 
Frühstadien, die besonders beim sogenannten Glaucoma simplex | Absceß oder Trauma; die Stauungspapille des Sehnerven als 
oft auffallend symptomlos verlaufen, doch der erfahrene Augenarzt | besonders häufiges und, oft sehr frühzeitiges Symptom der intra- 
aus bestimmten Veränderungen des Gesichtsfeldes und aus den | eraniellen Drucksteigerung ist bekannt, und da sie in gewisser 
Resultaten wiederholter Druckmessungen bestimmte Schlüsse wird | Hinsicht lokalisatorische Hinweise bieten. und durch ihren wech- 
ziehen können. Gerade diese Frühdiagnose ist aber wie in so | selnden Grad unter Umständen auch die gröberen Änderungen in 
vielen Fällen auch beim Glaukom der wertvollste Faktor zur Ver- | der intracraniellen Drucksteigerung andeuten kann, so wird sie 
l- besserung der Prognose. als diagnostisches Hilfsmittel vom Arzt, besonders auch vom 
Er Aber noch in anderem Zusammenhang begegnet der prak- | Chirurgen, sehr geschätzt. Weniger verbreitet dagegen ist ihre 
tische Arzt der intraokularen Drucksteigerung und kann durch | Berücksichtigung als Zeichen einer schweren Schädigung und 
- Ihre rechtzeitige Erkennung Erblindung verhüten, wenn sie näm- | Gefährdung des Sehnerven; und doch darf man mit einigem Recht 
lich auftritt in ‚der Form des Sekundärglaukoms z.B. | fragen, ob ein solcher Patient großen Wert auf die Erhaltung 
nach iritischen Verwachsungen (Seclusio pupillae). Die Gefahr, | seines oft doch recht jämmerlichen Lebens legen wird, wenn er 
die in solcher Entwicklung liest, macht es dem praktischen | für die Hinausschiebung oder Unterlassung einer druckentlastenden 
Arzt zur Pflicht, bei jedem Falle von Regenbogenhautentzündung. | Operation den Preis seiner Erblindung zahlen muß. Es ist also 
besonders den rezidivierenden Formen (also bei Tuberkulose, Lues, | unbedingt zu fordern, daß in solchen Fällen die Funktion der 
Gelenkrheumatismus) mit allen Mitteln hintere Synechien zu ver- | Sehnerven sorgfältig überwacht wird, und: daß bei der Indikations- 
hüten. Sind erst mehrere solche Verwachsungen des Pupillar- | stellung zur Operation (Punktion, Trepanation, Balkenstich, Drainage, 
randes entstanden, so kann ein akuter Rückfall der Iritis über Nacht | Oceipitalstich) auch der Augenarzt gehört wird, damit die Operation 
die letzten freien Teile des Pupillarrandes zur Verklebung bringen, | nicht erst in einem Stadium erfolgt, in dem der Atrophierungs- 
die reguläre Circulation der Augenflüssigkeiten verhindern und so- | prozeß der Sehnerven schon nicht mehr aufzuhalten ist. | 
zur deletären Drucksteigerung führen. Sind Iritisfälle mit erheb- Noch eine Gruppe von Allgemeinleiden darf nicht über; 
lichen hinteren Synechien ausgeheilt, so wird daher der praktische | gangen werden: Alle die all gemeinen Infektions- 
Arzt stets gut tun, sie dem Facharzt zuzuführen, damit dieser, |krankheiten, die erfahrungsgemäß zur metastatischen Schädi- 
wenn nötig, eine prophylaktische Iridektomie zur Verhütung | gung des Auges neigen, Treten im Verlaufe einer Lues, einer 
späterer Erblindung durch Sekundärglaukom ausführen kann. | Gonorrhöe, eines Gelenkrheumatismus, Typhus, Scharlach, oder 
In einer großen Anzahl von Fällen wird die Gefahr einer | eines Puerperalfiebers Klagen über Augenschmerzen oder Seh- 
Erblindung abgewendet werden können, wenn der behandelnde | Störung auf, so soll ihnen der Arzt stets Beachtung schenken: 
Arzt nicht nur unterrichtet ist über die häufigen Zusammen- | Abgesehen von der metastatischen Panophthalmie, deren deletärem 
hänge bestimmter Augenerkrankungen 


mit | Ausgange vorzubeugen wir keine Mittel kennen, muß in allen 
Allgemeinleiden, sondern auch im gegebenen Falle sich | diesen Fällen in erster Linie gedacht werden an eine Iritis, deren 


dieses Zusammenhanges erinnert, und auf eine im Verlauf einer | Vernachlässigung durch Entwicklung eines Sekundärglaukoms Er 
Allgemeinerkrankung etwa zu befürchtende Augenkomplikation | blindung herbeiführen könnte, und an Neuritis optica, die un- 
sorgfältig achtet. Ein besonders in die Augen fallendes Beispiel | erkannt und unbehandelt in Atrophie überzugehen droht, Ein 
derartiger Zusammenhänge stellen die Fälle von Facialis- | besonders buntes Bild der metastatischen Prozesse am Auge liefert 
parese dar, bei denen durch Lähmung des Musc. orbicularis | nach den Erfahrungen der letzten Jahre die sogenannte „Grippe, 
oculi der Lidschluß entweder völlig aufgehoben ist oder doch | die daher auch hinsichtlich ihrer Augenkomplikationen durchaus _ 
während der Nacht unterbleibt; daraus ergibt sich bekanntlich die | nicht leicht zu nehmen ist. | | ; 
Gefahr der Eintrocknung des Hornhautepithels; dieses stirbt im Daß eine große Anzahl gewerblicher und arzneilicher Gifte 
Bereich der offenen Lidspalte ab, der Defekt wird durch conjunc- | das Auge der Gefahr der Erblindung aussetzen, ist seit langem 
tivale Bakterien infiziert, und das so entstehende „Ulcus e lag- | bekannt. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle handelt eS 
ophthalmo“ gefährdet das Auge auf das ernsthafteste. In leichten | sich dabei um Schädigungen des Sehnerven, die der Natur der 
Fällen genügt ein feuchter Verband, der die Lider gleichzeitig | Sache nach meist beiderseits auftreten und nicht selten zui 
mechanisch schließt. Bei ausgesprochener Lähmung des Muskels | Atrophie der Nerven und somit zur völligen Erblindung führen. 
wird man über den Augen eine feuchte Kammer anlegen müssen | Die häufigste Form der Giftschädigung des nervösen Apparats des 
durch einen möglichst dicht abschließenden Uhrglasverband; auch | Auges ist zweifellos die durch den chronischen Mißbrauch des 
ein zeitweises Vernähen der Lidränder kann gelegentlich in | Alkohols und des Niecotins, die in Gestalt einer retrobul- 
Betracht kommen. Oder denken wir an die erhebliche Gefährdung | bären Erkrankung des Opticus mit centralem Skotom aufzutreten 
des Auges bei Erkrankungen der Nebenhöhlen: | pflegt, aber relativ selten zur wirklichen Erblindung führt. Recht- 
Entzündungen der Siebbeinzellen, des Sinus frontalis oder der | zeitiges Weglassen des Giftes läßt meist eine teilweise Wieder 
Keilbeinhöhle bedingen nicht selten durch Übergreifen der Infektion | herstellung des Sehvermögens zu; eine Ausnahme machen die 
auf den Orbitalinhalt vielleicht auch durch Toxinwirkung eine | besonders schweren Vergiftungen mit M ethylalkohol, der, 
Schädigung des Sehnerven in seinem retrobulbären Abschnitte. | abgesehen von den seltenen Fällen, wo er versehentlich als Genub- 
| Bei diesen Prozessen, die im allgemeinen unter dem Bilde einer | mittel Verwendung fand, eigentlich nur als gewerbliches Gitt im 
PR URS: | retrobulbären Neuritis optica auftreten, ist daher stets auf etwaige | manchen Berufen eine Rolle spielt. Eine größere Bedeutung kr 
Be I Mi Störungen des Sehvermögens zu achten, und bei einiger Aufmerk- | kommt schon dem Blei zu, das die Maler, Bleihüttenarbel Sl 
Fe samkeit des Arztes werden die meist charakteristischen Klagen | Mennigearbeiter und andere mit einer Form der Neuritis optica 
I AEAEE iai: der Patienten richtig gedeutet werden. Es entwickelt sich näm- | bedroht, welche in 50%, der Fälle mit Atrophie der Sehnerven 
2 ‚et Ei ji ji~. lich in solchen Fällen meist zuerst eine Erkrankung des axialen | und Erblindung endet. Rechtzeitiges Erkennen der beginnende) 
N da KE fi: Nervenfaserbündels des Optieus, welches die Macula lutea ver- | Opticuserkrankung wird in solchen Fällen den Arzt oft ın en 
a aa Si e | bu} 
A ren Ze 


f i 4 
y U 
U r 


n -A ET u nn un a ee I We 


2 Be 


i 
i 


ale 
KA 
| 
A 
ai 
| 


er - 
ATZE ee 
a 


- i - A P m 
ei ur - u 
ee apta a a m —- 
=" ` nn Pt ~ f 


—— - 


bas 


-yy 
wad, + 


ae i faria 
4 rd 
Ze Br SZ Pr 


EU p er. - 
P ar € Ds 


pe ui 
uf | j i ER A iri h: 
DER Pet ASAL 


Digitized by Google 


Ink E 


J 
n 


E E T -_ 


\ 


© 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. 


Stand setzen, eine sicher zu erwartende Erblindung. zu verhüten, 


indem er den Betreffenden auf seine Vergiftungsquelle aufmerksam 
macht und ihn zur genauen Ausführung der für Bleiärbeiter vor- 
geschriebenen Vorsichtsmaßregeln anhält, nötigenfalls die betreffen- 


| den Betriebe auf die Durchführung dieser Schutzmaßregeln hin 


kontrolliert. Noch größer ist selbstverständlich die Verantwortung 


. - des Arztes, wo es sich um Verordnung von Arzneimitteln handelt, 
‘ "die bei ungeeigneter Anwendung die. Gefahr einer Erblindung mit. 


sich bringen. Gerade die specifische Chemotherapie -det letzten 
-20 Jahre hat uns gezeigt, mit welcher Vorsicht wirksame chemische 
Mittel erprobt werden müssen. Es ‘bedarf nur des Hinweises auf 
-die zahlreichen Fälle von Erblindung durch Opticusatrophie nach 


Anwendung von Atoxyl oder Arsacetin; für das Salvarsan 
scheint ja eine derartige gefährliche Giftwirkung auf den Sehnerven » 


trotz einzelner umstrittener Fälle nicht erwiesen zu sein. Und 
ganz neuerdings noch "haben wir bei dem Optochin. hydro- 
‘ehlorieum, dem Specificum gegen Pneumokokken, erlebt, daß seine 
Anwendung bei der Pneumonie in mehreren Fällen schwere Opticus- 
schädigung zurückgelassen hat, sodaß man zu dem: weniger gefähr- 
lichen Optochin. basicum ‘übergehen mußte. Daß auch der älteren 
Zeit derartige Erblindungsgefahren durch Arzneimittel nicht fremd 
waren, wissen wir aus der Bezeichnung der Chininamaurose, 
iner Form der meist nicht vollkommenen Erblindung, welche durch 


S Circulationsstörungen in den Gefäßen der Netzhaut und des Seh- 


nerven mit nachfolgenden Degenerationserscheinungen verursacht 


"wird, und die insofern etwas Unheimliches hat, als sie nicht an eine 


-tischer Ärzte am Platze. 


"bestimmte Maximäldose gebunden. ist. Es ergibt sich daraus die 


bekannte Forderung, bei jeder Chininkur vor Anwendung großer 
Dosen die individuell sehr verschiedene Empfindlichkeit zu erproben 


:- "und beim Auftreten ausgesprochener Sehstörung. das Mittel nur 
ee mit der größten Vorsicht anzuwenden, Ähnliches gilt von dem be- 
zannten Filix mas, welcher ‘schon in einer recht stattlichen An- 


zahl von Fällen durch beiderseitige Optieusatrophie zur Erblindung 


-` geführt hat. -Auch hier ist eine durchaus zuverlässige Maximal- . 
- grenze nicht bekannt, Vorübergehende Erblindung ist schon nach 


5,0 g beobachtet worden, man wird also auf. alle Fälle gut tun, 
diese Dosis nicht zu überschreiten. Da wir einmal bei den augen- 
gefährlichen Giften sind, so ist vielleicht. auch ein. Wort gegen 


die allzu häufige Anwendung des Atropins seitens vieler prak- 
Das Atropin ist in der Hand des er- 


fahrenen Arztes ein nicht mehr zu entbehrendes Arzneimittel, und 
wenn geringe Dosen gut vertragen werden, so darf man In den 


`- Fällen, wo eine energische Wirkung z. B. zur Lösung zäher 
'Synechien nötig ’erscheint, auch - zu höheren Konzentrationen 


übergehen. ‘Eine unnötige und unter Umständen unverantwort- 
liche Vernachlässigung liegt aber darin, wenn immer. wieder in 
der- allgemeinen Praxis Atropin bei Conjunctivitis und ähnlichen 
äußerlichen Erkrankungen des Auges angewandt wird, wo es keinen 
Nutzen bringen kann. Daß darüber hinaus eine direkte Gefahr in 


der Atropinbehandlung liegt bei solchen Augen, die zu glaukoma- 


| lauter 


 Fämilien darauf beschränken’ müssen, auf die Augen der Nach- 


die deletären Endausgänge solcher Prozesse möglichst zu verhüten 


sünftiges Leben halbwegs tauglich zu machen, so könnte doch: auch 


töser Drucksteigerung neigen, weil dadurch ein akuter Glaukom- 
anfall ausgelöst werden kann, ist ein Hinweis, den mit Recht 
jedes Lehrbuch .der Augenheilkunde enthält, indem es vor der 
Verwechslung eines. Glaucoma haemostaticum mit einer Iritis warnt.. 


Schon als von der 'hochgradigen Schwachsichtigkeit vieler 


5 Sehielaugen und ihrer Verhütung sowie von der. Prophylaxe der 
 Erblindung durch hochgradige Myopie die Rede war, ergaben. sich 


Hinweise auf die große Bedeutung, die die Erblichkeit bei diesen 
beiden Krankheitsbildern hat, und die größere Aufmerksamkeit, die 


~ man in letzter Zeit überhaupt dem Einfluß der Heredität und 


der Consanguinität entgegenbringt, hat uns darüber belehrt, 
daß der Kreis der vererblichen Augenleiden ein recht weiter ist. 
Die ‚Schielfamilien und Myöpenfamilien ‚sind besonders häufige 
Belege hierfür, aber auch z. B. vom Glaükom ist eine aus- 
gesprochene . Neigung zur Vererbung bekannt, ebenso ‚von der 
etinitis pigmentosa, der totalen-Farbenblindheit, dem Nystagmus:- 
Zuständen, die mit hochkradiger Schwachsichtigkeit verbunden 
Sind und in einem großen Teil der Fälle früher oder später den: 


Beireffenden zu einem im praktischen Sinne. Blinden stempeln. ` 


Wird im allgemeinen auch der Arzt sich als Hausarzt solcher 
kommenschaft von vornherein ein wachsames Auge zu haben, um 


un däs nicht in Betracht kommt, wenigstens die Betroffenen 
„ eine richtige Wahl der. Ausbildung und des Berufes für ihr 


die wachsende Einsicht der Laien in die Erblichkeit derartiger 


zer 


| kommt oder. nicht. 


Zustände gelegentlich dem Hausarzt. die Handhabe geben durch 
den Hinweis auf die besonders großen Gefahren, die die Consan- 
guinität der Eltern für die Nachkommenschaft mit sich bringt, 
derartige Verwandtenehen zu verhüten; auch die .die Prognose so 
sehr verschlechternde Summierung der hereditären Belastung von 


beiden Eltern. her (besonders deutlich bei hoher Myopie beider. 


Eltern!) ließen sich durch entsprechende Belehrung der Beteiligten 
vielleicht doch : in: manchen Fällen gerade durch : den Hausarzt: 
bekämpfen. Die Zahl der solchen: Erwägungen Zugänglichen würde 


ja stets ‘eine bescheidene bleiben, da die meisten dieser :vererb- 
lichen Minderwertigkeiten ‚des. Auges wie die hohe: Myopie, : die ' 


Pigmententartung der Netzhaut. und das Glaukom in dem.für die 


Heirat in Betracht kommenden "Lebensalter noch nicht zur Erblin- 


dung ‚geführt zu haben pflegen, und somit die große: Verantwortung: 


zum Bewußtsein kommt. Wenn. also. auch mit einem Erfolg der 


Aufklärung nur bei einem kleinen Teile der Fälle zu rechnen ist, 


so bleibt es dennoch Pflicht des betreffenden Arztes, im gegebenen 


Falle über die Gefahren der erblichen Belastung und besonders.der 
Blutsverwandtschaft für die Nachkommenschaft keinen: Zweifel zu - 


lassen. Ein großer Teil der vermeidbaren Erblindungen würde durch 


die Berücksichtigung derartiger Aufklärung verhütet werden können. - 


Die verschiedensten Fälle Erblindeter habe ich so in gedrängter 


Folge vorübergeführt, und immer war es die Prophylaxe, auf die 


-ich den Nachdruck legte;- und das aus. guten Gründen; denn ich 


glaube, so gut: es auf knappem Raum möglich ist, eindringlich 


gezeigt zu haben, wie viele vermeidbare Erblindungen ‘es gibt, und 


wie das verantwortungsbewußte Handeln des praktischen Arztes 
'in der Mehrzahl der Fälle. entscheidet, .ob es zur. Erblindung 
Der Erfolg unserer Therapie hängt eben in 


einer außerordentlich großen Zahl von.Fällen davon ab, ob’ der 


erstbehandelnde . Arzt die Gefahr frühzeitig genug erkennt und. 
„die .notwendige. augenärztliche Behandlung rechtzeitig herbeiführt. 
Zur Geringschätzung. ihrer, therapeutischen Möglich- 


keiten aber hat die Augenheilkunde ‘an: sich gewiß keinen 


Grund; im :Gegenteil möchte ich zum Schluß d.er Fälle gedenken, . 


die zu Unrecht als „blind“ gelten und so unnötigerweise vorzeitig 
um ihre Berufsarbeit und einen befriedigenden Lebensinhalt. ge- 
bracht werden. Um mit einem krassen aber nicht so seltenen 
Beispiel zu beginnen, 'so sei daran erinnert, daß es immer noch 
oft genug vorkommt, daß- Männer in den. fünfziger Jahren mit 


beiderseitigem vorgeschrittenen Altersstar. ihren Beruf. aufgeben, ` 


weil das Sehvermögen: ‚ihnen : das Weiterarbeiten nicht mehr 


ermöglicht, und ihnen- nach alter, fälschlicher: Auffassung: gesagt : 
wurde, ihr Star sei noch nicht reif, um operiert: zu: werden.: -In 
Wirklichkeit öperiert. man heute- einen Altersstar, sobald er-die . 
gewohnte Arbeit .nicht mehr erlaubt, ohne: seine. völlige Reifung 


abzuwarten. Noch, ein anderer, operativer Eingriff könnte: in ver- 
zweifelt erscheinenden Fällen sicher sehr viel häufiger Nutzen 


bringen, als es geschieht: Die optische Iridektomie, mit der man-- 
in vielen als erblindet bezeichneten Fällen doch noch ein gewisses ` 


Sehvermögen erzielt, welches. grobe Arbeit. ermöglicht und damit 
dem ‚Leben wieder einen Inhalt zu gebem erlaubt. Und neben 
den operativen Eingriffen sind.es die in den letzten Jahren außer- 
ordentlichen verbesserten optischen Hilfsmittel, durch die auch 
sehr geringe Reste von Sehvermögen bei.hochgradiger Myopie oder 
bei Schwachsichtigkeit verschiedener Herkunft durch Vergrößerung 
der Netzhautbilder wieder nutzbar gemacht werden können. Vor 
‚allem kommt in Betracht die Zeißsche Fernrohrbrille, die :auf. 
diesem Gebiete bahnbrechend ` wirkte und beispielsweise schon’ 
vielen Kriegsbeschädigten mit. nicht vollständiger Erblindung die 


Möglichkeit eröffnete, wieder einen Lebensberuf zu ergreifen. Die 


‚große praktische und. psychische Bedeutung dieses neuen Hilfs- 
mittels wird sich dem tief einprägen, der nur einmal gesehen 
hat, wie ein rüstiger Mensch: wegen hochgradiger Schwachsichtigkeit 
seine Lebensarbeit vor der Zeit hat niederlegen müssen, und wie 
er auflebt in dem Augenblick, wo'ihm das Sehen mit der Fern- 
rohrbrille die altgewohnte Arbeit wieder möglich machte. 

So beschränkt sich die Mitarbeit des praktischen ‘Arztes .im 
'Kampfe gegen die Blindheit nicht allein. auf das‘ außerordentlich 
dankbare Gebiet der Prophylaxe, sondern manchem, der für blind 


gilt, wird er die Fortschritte der augenärztlichen Therapie zugäng- 


‚lich machen und so dazu helfen können, daß aus einem Rest 


von Liechtempfindung ein  nutzbares Sehvermögen, ' aus einem 


Vegetieren wieder ein Leben wird. | Be 


\ 


707° 


für die Nachkommenschaft.. nicht in vollem Maße den Beteiligten: 


; ~ 
Dð PUEN Wise: s (MEFOS 5 2 
E x TARR, x S p TS . ` 
yo Er 38 ma s. - .. 5 i Her: Yv EE a twe 
Evar yasap en Ben NE ROBERT) ee - a a ET A 
Ai aa oa e on >. en e regen nz > ser 2 = r E , % Ee ROS 
Pr ee} D ji - rue tm: 4 > ee 3 a Ca wegen i = nei r 
ee ai PE E Son == É a; -i t 
ER = Eee ae Eu, a a e a ET as RER - = 
u a Fe ~ne “. un: = Sum, = T Aus : 
Mg Fear qaae rm pi PA reme seh aa j: Pe es EE p à, ‘ 
en IT TI NW Namen mn eng TTS IT N a en 2 u = 
E = Airi erp. Bu te. REIZE ee Er at i = Kia mae en Re S, FR 
PR $ 3 = : = re aN uk ae BR g a er i ART GE BE 

Sr =- ED uno age ee et a DENE. in 
m ` = . PE nn. een ua non er ee 

7 Crer ee a a * E E n ORRA 

wann 3 ee an va f RN N De Zr HE 

T : a 3 -i 
K, - te 
Ks R -. 


una LH. 
- e, s.~ 74 


San 
OER INK 
per eh 


3 PR So 
zn. . i 
ELITE 
na un: $ - - 
. E 


tin x a vo eny TETE T = 


u na 
IE Dee 
era NAT 
nn, a EN ER 

ee asia eng 
2 ren 
nn S 
menge 
er s ~. 
Be 


ur RENT 
$ 


A 
WERTE 

un 
yo 

nr 

_ 
> 
— 


nn 

CONES 
5 eh 
io. > 


TA 
N 
BER: 
— 


EEE, 
mn et ex 
BE æ 7 AR A hye i 
A a ENT 
war N 
ta 
_ 
a e- 
- 


en. £ 

; ae 
E rasen 7 mars: 
Er 

er x.’ 

Sean” 
ER 

a 
eers 


sipe, 

.- pts -< T- 
ae Tinn 
pr ; 

j Er 
S 


een ADEE re - 
Shin ec 
a EN Ya "7 
TE ee ppa un 
ent 2 et 


eg 
ser 
Fe 


708 


Aus der I. inneren Abteilung (Prof. Dr. L. Kuttner) des 
Rudolf-Virchow-Krankenhauses zu Berlin. 


Verlauf desTyphus abdominalis nach Schutzimpfung ). 


Von 
Dr. Gerhard Lehmann, Oberarzt der Abteilung. 


In Deutschland wurden zuerst im Jahre 1905 Schutzimp- 
fungen gegen Typhus mit dem Pfeiffer-Kolleschen Impfstoff 
bei den nach Südwestafrika gehenden Truppen ausgeführt. Von 
10935 Ungeimpften erkrankten 2133 — 19,5°/,; von 7181 Geimpften 
dagegen 1013 = 14,01°/,. Bei den Geimpften verlief in der Regel 
die Infektion leichter und schneller mit geringeren Komplikationen, 
während der Unterschied in der Morbidität zwischen Geimpften 
und Ungeimpften nicht sehr bedeutend ist (nach Dieudonné, 
Immunität, Schutzimpfung und Serumtherapie). 


Die während des Krieges durchgeführte Typhusschutzimp- 
fung des gesamten deutschen Heeres, das heißt mehrerer Millionen 
Menschen, bedeutet aber ein noch nie dagewesenes Experiment 
größten Stiles. Wenn überhaupt, so muß es an der Hand dieses 
Riesenmaterials möglich sein, über den Wert und somit über die 
Berechtigung der Typhusschutzimpfung zu entscheiden. 

Es ist notwendig, daß jedes Seuchenlazarett seine Erfahrungen 
über diesen Punkt vorbringt, aber es ist wichtig, daß diese in 
bezug auf die Gesamtheit doch kleinen Einzelerfahrungen nicht 
dazu benutzt werden, vorzeitig ein vielleicht falsches Urteil zu 
fällen. Was wir in Metzer Seuchenlazaretten beobachteten oder 
was in irgendeinem anderen Lazarett der großen Westfront ge- 
sehen wurde, ist nur ein kleiner Ausschnitt aus einer großen Epi- 
demie, der, als Ganzes betrachtet, falsche Bilder geben würde, 
als Teil aber dem großen Ganzen zugefügt, einen nützlichen Bei- 
trag liefern kann. | 

Ich will deshalb keineswegs an der Hand des hier beob- 
achteten Materials endgültig über den Wert der Typhusschutzimp- 
fung entscheiden, sondern ich stellte mir von Anfang an nur die 
Aufgabe, die diesbezüglichen Kranken recht genau zu beobachten, 
alle Krankheitssymptome im weitesten Sinne objektiv zu notieren 
und dann zu vergleichen, ob überhaupt und in welcher Beziehung 
sich der Krankheitsverlauf der Typhusschutzgeimpften von dem 
der Nichtgeimpiten unterscheiden würde. 


Allgemeines. Diesem Vergleich des Krankheitsverlaufes 
zwischen Geimpften und Nichtgeimpften kam es sehr zustatten, 
daß es sich in den ersten vier Monaten der Epidemie von Ok- 
tober 1914 bis Januar 1915 mit verschwindenden Ausnahmen um 
nichtgeimpfte Kranke handelte, während wir von dieser Zeit an 
nur dreimal Geimpfte zu Gesicht bekamen, das heißt nachdem 
wir eine sehr große Anzahl von Typhuserkrankungen bei Nicht- 
geimpiten gesehen hatten, konnten wir bei derselben Epidemie 
und demselben Material Typhuserkrankungen von dreimal Geimpften 
beobachten. Daß andererseits aber dieser Vergleich nicht ganz 
unter denselben Bedingungen stattfinden konnte, geht unter an- 
derem auch schon daraus hervor, daß eine Epidemie nichts Stehen- 
des, sondern etwas nach bestimmten Gesetzen Steigendes oder 
Fallendes ist und daß die vollständige Durchimpfung des deut- 
schen Heeres mit dem Abklingen der Epidemie zusammenfiel. 

Wenn dieser Arbeit nur 80 Fälle zugrunde liegen, so muß 
das seinen Grund darin finden, daß ich nur über Kranke, die ich 
selbst und genau beobachtet habe, berichten wollte, daß zwischen 
Impfung und ersten Zeichen der Erkrankung ein bestimmter Zeit- 
raum liegen mußte und daß die Impfung dreimal in dem gefor- 
derten Zwischenraum von acht Tagen durchgeführt werden mußte, 
Weiter habe ich die afebrilen Typhusfälle, die wegen ihres nur 
mit Vorsicht zu verwertenden Widals unüberwindlichen diagnosti- 
schen Schwierigkeiten begegneten, ganz außer acht gelassen. Des- 
halb haben die Zahlen, die ich an manchen Stellen glaubte un- 
umgänglich anführen zu müssen, nur einen bedingten Wert, wie 
überhaupt bei Typhus und in dieser Zeit, wo es nur von Zufällig- 
keiten abhängt, ob ein Kranker sofort ins nächste Seuchenlazarett 
kommt, oder einen Typhus levissimus im Schützengraben durch- 
macht, oder als „fieberhaft erkrankt“ ins Innenland abtransportiert 
wird. Trotzdem aber glaube ich, daß diese Zahlen ein ungefähres 
Bild der hiesigen Epidemie geben werden. 


1) Anmerkung. Die schon 1915 abgeschlossene Arbeit kann 
aus begreiflichen Gründen erst jetzt veröffentlicht werden. Das Material 


stammt aus einem Seuchenlazarett des Westens. Irgendwelche Literatur 
stand damals nicht zur Verfügung. 


m Aa OCN 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. 


er 


Als Zeitraum zwischen letztem Tag der Impfung und ersten, 
oft nur angedeuteten Zeichen eines Krankseins forderte ich für 
diese Fälle zum mindesten 30 Tage. Meist war die Zeit länger, 
durchschnittlich betrug sie 52,8 Tage. Ich hoffe damit dem Vor- 
wurf, daß die Infektion in das Stadium der negativen Phase ge- 
fallen sei, zu begegnen. 

Den Hauptwert legte ich stets auf die Beachtung der alt- 
bewährten klinischen Symptome: Auftreten und Verschwinden von 
Milzschwellung und Roseolen, Bestehen der auch uns für die 
Typhusdiagnose so überaus wichtig erscheinenden Anfangsbron- 
chitis, relative Pulsverlangsamung, Dikrotie und konstant bleibende 
Verminderung der Zahl der weißen Blutkörperchen, positive Diazo- 
reaktion, in zweiter Linie Meteorismus, Ileocöcalgurren, vorüber- 
gehende Störungen des Gehörs, die sich in manchen Fällen bis 
zur Taubheit steigerten, und schließlich die ganze Summe der Er- 
scheinungen, die wir gemeinhin unter dem Namen „Status typho- 
sus“ zusammenfassen, wurden täglich bei diesen Fällen in unseren 
Krankenjournalen notiert. Daneben zog ich aber auch die bakterio- 
logischen und serologischen Untersuchungsmethoden in ausgiebigster 
Weise zur Diagnostik und zur Beurteilung dieser Fälle heran. 

Von diesen 80 beobachteten dreimal geimpften Typhuställen 
waren 20 leicht, 25 mittelschwer, 28 schwer und 7 toxisch, es 
starben davon 12, das heißt 15°/,. Es wird gut sein, diese ein- 
zelnen Kategorien gesondert zu betrachten. 


Leichte Fälle. Unter den leichten Fällen — im ganzen 
20 — hatten wir zwei Arten zu unterscheiden. Die einen ähneln ganz 
den mittelschweren, mit 16- bis 20tägigen, meist remittierendem 
Fieberverlauf, haben Milz, Roseolen, leichte Darmstörungen und 
unterscheiden sich nur von diesen durch das geringe Hervortreten 
von subjektiven Erscheinungen, durch die meist geringe Dauer des 
Fiebers und durch das Fehlen von Störungen im Centralnerven- 
system. Fiebernd, aber niemals benommen, versichern sie, daß 
es ihnen sehr gut gehe, daß sie bald aufzustehen wünschen, aber 
erst außer Bett merken sie, wie krank und hinfällig sie eigentlich 
sind und eine oft recht lange Rekonvaleszenz deutet darauf hin, 
wie schwerwiegende Veränderungen ihr Körper durchgemacht hat, 

Die anderen mit oft recht hohem Fieber von vier-, sechs-, 
höchstens achttägiger Dauer, mit zeitig auftretender Milzschwel- 
lung, die nur zwei bis drei Tage anhält, spärlichen Roseolen in 
ein, höchstens zwei Schüben, machen einen recht kranken, ZU- 
weilen sogar bedrohlichen Eindruck. Alle Symptome auf wenige 
Tage zusammengedrängt, die Phase der typischen Fieberkurve oft 
verwischt, und nur in wenigen Fällen oft erkennbar. Kamen diese 
Fälle am zweiten oder auch am dritten Krankheitstage, sah man 
unter seinen Augen das Auf und Ab der Milzschwellung, das 
Kommen und Gehen der Roseolen, konnte man gar im Fieber- 
anfall noch Bacillen im Blut nachweisen, so war die Dia- 
gnose leicht und gesichert. Sah man aber diese Leute zuerst, 
wie so oft, am fünften oder sechsten Krankheitstage, mit ui: 
genügenden anamnestischen Angaben, vielleicht nur einen Tag 
im Lazarett fiebernd, am Abend die Milz noch deutlich fühlbar, 
am nächsten Morgen kaum nachzuweisen, mit bakteriologisch nega- 
tivem Befund, so war die Diagnose, die für sanitäre Vorschriften 
in ganzen Truppenteilen ausschlaggebend war, oft ungeheuer 
schwierig. Sie war deshalb so schwierig, weil die Gruber-Widalsche 
Reaktion, wie später ausgeführt werden wird, bei Geimpften viel 
an Wert eingebüßt hat. Diese Fälle, bei denen die klassischen 
klinischen Typhussymptome verkümmert auftreten, fehlen oder 
nicht mehr vorhanden sind, sind neben einer gründlichen klinischen 
Untersuchung zuerst bakteriologisch und serologisch anzufassen. 
Fällt der Nachweis der Typhusbaeillen im Blut in der kurzen, oft 
nur ein- oder zweitägigen Fieberzeit, wie es meist der Fall ist, 
negativ aus, so führen zuweilen tägliche Urin- und Stuhlunter- 
suchungen auf Typhus und Paratyphus zum Ziel, leider nut m 
wenigen Fällen. Die Gruber-Widalsche Reaktion wurde trotz ihres 
jetzt beschränkten Wertes bei diesen Fällen stets und oft al- 
gestellt. Ein deutliches Schwanken z. B. von 400 + bis 1600 + 
oder ein von Anfang an hoher Titer sprach im Verein mit anderen 
Symptomen für Typhus, wie ich in Fällen, die sich später alt 
Typhus durch Rezidiv entpuppten, zeigen konnte. A.. 

Auch das Blutbild verdient Beachtung. Die Leukopenie be 
Typhus ist ja bekannt, ferner gibt der Umschlag der Leukopenie 
in die Leukocytose während der Rekonvaleszenz wertvolle Aul- 
schlüsse. Dr. Soldin hat auf diese Weise während der Epidemi? 
in sehr mühsameh, sorgfältigen Untersuchungen die afebrilen Fälle 


zu klären gesucht, Er wird über seine Untersuchung an anderer 
Stelle berichten, 


Fr | 


N 
Ed 
J 
at 
zur 
EN 


awe, EATS w, g El u BE n Re De e E y a = 
re i a ade s a TOON i 
à - F . RER Wahr a š 
. hg Da er 2 A ` i 7 x 

' . . ` š í go“ ' ~ ` 

* - po N, E" non L è 

; ` . à 58 Sa ý Eoi N z 
: B Jg K > í B ro o, . Sa 
be EOE TE s werd. 


wi 5 
ne” I” r ` z 
worre T i W k “ 7 ' ` 5 a * 
& q rE 
> R > E PEE i e ’ ER A 3 . 
on * = . 5 4 F > y 
$ . x = z 
B ` 


-mye areen t S 
. t- ` f vet 
. . . ; = 
$ Ko hue gNr d ; nor re a Fa y i 5 
è - A ' ` pa a a a oe ee 
< i : i er ne U. 
z A. SN 


5 vot . s o 
ae s i ' : 4 ' ʻA 
5 M .. BE kart i F .. 
N 


. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. 


ee 5 
ee 4 


LA A 
ya ee Ng 
pogos ' 
a ER 
` 2 5 ne Puy 
win. 


Rn i 
fi m 


+ 
RI b 
MAARE a e 
- m y- -= K 
OE a Tree 35 
= 


_ 


go: Sal rt 


l 


: Ob diese Fälle für Typhus pathognomisch. sind; oder bei | das subnormale Temperaturstadium, das. der Entfieberung folgen e 
welchen anderen Krankheiten sie noch vorkommen, ist eine andere | soll, fand ich im vollsten Maße bestätigt. Ging die Temperatur i 
Frage, ich habe kürzlich bei einem sicheren Paratyphusfall die- | bei genauen Messungen nach der Entfieberung nicht mindestens nt 

selben Verhältnisse durch tägliche Leukocytenzählungen feststellen | auf 36° herab oder zeigten sich sehr hohe Tagesschwankungen, Be 

. können. Ni | | | 'so war fast stets irgend etwas, meist ein Rezidiv, zu erwarten. Die © 

-© Manchmal läßt sich auch retrograd, wie ich schon auf der |: geringsten Aufregungen, körperliche Anstrengungen, ja sogar Stuhl- 

Infektionsabteilung im Rudolf-Virchow-Krankenhause gesehen habe, | verstopfungen konnten: die Temperätur um einige Zehntelgrad in 

‘durch die in der Rekonvaleszenz auftretende Eosinophilie und | die Höhe treiben. Subfebrile Temperatursteigerungen bei geringen Sa 

ı oder fehlenden subjektiven Erscheinungen von zwei- oder drei- :. 7 

wöchiger Dauer in der späten Rekonvaleszenz, oft nach drei- bis er 


et 


€ 
ES At Fur Ze E 


FIT IT a 
mine. 


> -" >» 
SN 
Br = 
ern 
ke 2 
i Mra i a 
E a 


~ 
- 
Br 
mer 


` 
Jese 


. relative Lymphocytose die Diagnose „Typhus“ befestigen. 
- /Ko interessant auch diese Untersuchungen sind, so sollte 
“man doch nicht vergessen, daß sie einzeln für die Praxis nichts | vierwöchiger Fieberfreiheit,- konnten auch -bei genauester Organ- 3 ji; 

S pedini und nur im Verein mit anderen bewährten Symptomen | untersuchung nicht geklärt werden. Wirklich konsequent durch- Ey Jie 
‘in bescheidener, Weise die Diagnose Typhus. stützen können. ‘Es | geführte strengste Bettruhe — aber sonst auch nichts — be 0 ahpesi 
ist nicht richtig, jeden fieberhaften Darmkatarrh mit. einer Hunger- | seitigte stets diese Zustände. Ä ee 

- leukopenie ohne weiteres als Typhus anzusehen, wenn man auch Der Puls war bei Fehlen von Komplikationen stets relativ ver- :. 0,0, iiit 

in Kriegszeiten zuallererst daran denken muß. | -| langsamt, auf der - Höhe der Erkrankung meist ausgesprochen > > fy nn, 3 
EN , Ich habe unter mehreren Tausenden von Typhusfällen eine | dikrot, während der Erkrankung und während. der Rekonvaleszenz , ` K e 
‚: große Anzahl von -Krankheitsfällen gesehen, die sich nicht ohne | ungeheuer labil. Pulsfrequenzen bis 140 in der späten Rekon- 
weiteres in bekannte Schemata zwängen ließen. Ein. Teil von | valeszeiz ‚mit starken ‚subjektiven Erscheinungen waren nicht ; > © o hesi 

- ihnen ‚klärte sich später als Paratyphus B auf, ‘drei andere Fälle | selten und wurden zuweilen günstig durch Atropin "beeinflußt. `; fi u 
waren. als Icterus infectiosus, der ja nach Aussage verschiedener | Recht häufig stellte ich eine leichte Verbreiterung‘ des’ Herzens ee ht a 
Autoren bei Typhus so ungemein selten ist, anzusprechen, ein | nach links fest, und bei wirklich schweren Fällen fand ich stets et SER En 

die Herztöne auffallend leise. i ee a SB i 


kleiner Teil aber, mit mäßigem Fieber, deutlicher Milzschwellung Ä SR 
von kürzester. Dauer, mit Darmkatarrh einhergehend; konnte trotz | Nicht ganz selten hörte ich bei vorher Magengesunden nach 
‚sorgfältiger bakteriologischer Untersuchung nicht geklärt werden. | schweren Typhuserkrankungen in der Rekonvaleszenz Klagen über 
Es ist ebenso falsch, hier Typhus zu leugnen als Typhus anzu- | sehr starke Appetitlosigkeit, die, da sie wirklich bestand, die Ge- 
nehmen, vielleicht -handelt es sich um Darmkatarrhe mit noch | nesung verzögerte.. Sekretorisch wurden nach Magenausheberungen 
unbekannten Erregern, Ä | `- |:die verschiedensten Befunde — meist. Hypo- und Achlorhydrien: — ` -> ; 
-Es ist wenig. bei der Besprechung dieser sicheren, leichten | erhoben,;. motorische. Störungen aber niemals festgestellt. Diese . ' 
Typhusfäle hinzuzufügen. Komplikationen waren bei diesen | Fälle waren sehr schwer 'therapeutisch zu beeinflussen. _: 
20 Fällen, wie zu erwarten, recht selten. Einmal beobachtete ich Störungen des: Centralnervensystems waren bei den aus- 
. eine recht hartnäckige Retinitis optica, die auch vom Ophthalmo- | gesprochen fiebernden Fällen fast stets vorhanden. Insonderheit - 
logen bestätigt wurde, und zweimal in der Rekonvaleszenz auf- | fiel die Häufigkeit von starker, vorübergehender Schwerhörigkeit, 
tretende, 10 beziehungsweise 18 Tage dauernde Pulsirregularitäten | die sich in. manchen Fällen bis zur Taubheit steigerte, auf. . 
‚bei sonst negativem Herzbefund, die mit stark subjektiven Herz- |  Polyurien und andere Symptome, ' die sich auf Störungen : ` 
| | der inneren Sekretion zu beziehen und bisher wenig beachtet zu 


beschwerden einhergingen. . u I: 

Wenn Curschmann sagt, daß ‘seinen leichten und abor- | sein scheinen, traf ich öfter. | | eN 

tiven Fällen häufig Rezidive oder Nachschübe. folgten, so kann.| Als ernstere Komplikationen dieser schweren und mittel- . . . 
schweren Fälle sind folgende zu erwähnen: neben den harm- = 


ich das für meine Fälle nicht bestätigen. Einmal habe ich unter. | | 
diesen. leichten Fällen ein viertägiges, typisches 'Rezidiv am | loseren Störungen in der Schlagfolge des Herzens wurden fünf- Ee na 
20. Krankheitstage nach drei fieberfreien Tagen beobachtet und | mal plötzlich auftretende, sehr bedrohliche Zustände von Herz- `> "Fl 
nur einmal einen ‚Nachschub. Man ist wohl kaum berechtigt, | schwäche, die nach Aufsitzen, Defäkation oder im Bad in dr `> 

dieses seltene Auftreten von Rezidiven der Impfung, sondern eher | zweiten bis dritten Krankheitswoche auftraten, beobachtet; zwei- 
Zufälligkeiten, die in der geringen Anzahl der Fälle beruhen, | mal sah ich Pleuritis, viermal Pneumonie, einmal Empyem, welches © — >. 

an. i N -~ |-wie` zwei von den Pneumonien ad finem kam. Blutungen.traten a 
dreimal auf, von denen zwei direkt unter meinen Händen am 


zuzuschreiben. Z | 
‚Schwere und mittelschwere Fälle Die Be- ZU 
10. respektive :19. Krankheitstage verbluteten. In einem Falle 


Sprechung. dieser Fälle wird nur wenig Raum in Anspruch nehmen. | 19. respe ‚3. BT | 
Sie gleichen in ihrem Verlauf ganz den schweren und mittel- | trat tödliche Peritonitis nach doppelter Perforation im untersten 
schweren Typhuserkrankungen, wie wir sie in Friedensepidemien | Ileum ein. Viermal war Thrombose der Schenkelvenen, zweimal 
. und in der Zeit vor der Impfung zu sehen gewohnt sind. Ich | eitrige Parotitis mit Orchitis, zweimal Otitis media, die einmal zur 
will-daher nicht das schon oft beschriebene Bild eines schweren | Aufmeißelung des Warzenfortsatzes führte, zu verzeichnen, mul- 
oder mittelschweren Typhusfalles hier skizzieren, sondern nur ganz | tiple Abscesse, die nicht auf irgendwelche äußere Einwirkungen 
‚kurz die Untersuchungsdaten anführen. Unter den 80 Fällen hatte | zurückgeführt, werden konnten, finde’ ich siebenmal in meinen 
ich 28 schwere und 25 mittelschwere. Diese Fälle machten mit | Krankenjournalen. _In einem dieser Fälle wurde, durch diese 
wenigen Ausnahmen bei längerer Begbachtung diagnostisch wenig | Abscesse die Fieberdauer bis auf 100 Tage verlängert. Es wurden 
Schwierigkeiten. Fast alle hatten sie mehr oder weniger voll- | aus dem Absceßeiter die verschiedensten. Bakterien (Streptokokken, 
zählig die bekannten Typhussymptome. Im Anfang starke Bron- | Staphylokokken und Tetragenus). gezüchtet. _ 2 p 
 ehitis, deutlich palpable Milz bis zur Entfieberung, fast stets bei Unter, den 53 Fällen habe ich bei sieben einen Nachschub, 
der Ersterkrankung, meist aber auch im Rezidiv oder Nachschub, | und bei elf )Patienten typische Rezidive beobachtet. ‚Von diesen 
‚Roseolen am. fang der zweiten Woche, auftretend in. mehreren | elf Patienten hatten sieben einmal, drei zweimal ‘und einer drei- 
Schüben bis Zwölf Tage dauernd, wie. in der ganzen Epidemie | mal ein Rezidiv. Die Rezidive traten recht spät auf, durchschnitt- 
‚ recht‘ zahlreich, konnte ich doch in einem Fall über 800 fest- | lich am 29. Krankheitstage und dauerten . durchschnittlich fünf 
‚stellen. ‘Im Urin deutlich Eiweiß, fast immer Pulsverlangsamung | Tage. Milz, Roseolen wurden stets, in manchen Fällen auch 
und die charakteristischen vasomotorischen Störungen. Im Gegen- | Bakteriämie beobachtet, ‘Vor dem Rezidiv konnte ich in den zu- 
Satz zu unseren Berliner Verhältnissen fand ich gerade in der | fällig darauf untersuchten Fällen ein Sinken des -Agglutinations- 
‚ersten Zeit häufig Durchfälle, vier bis sechs am Tage; hielten die | titers feststellen. f pii | ee | 
‚Durchfälle länger als bis zum zehnten Krankheitstagge an, so) Toxische Fälle. Diese Fälle, von denen ich sieben 
handelte es sich fast ausnahmslos um schwere und schwerste Fälle. | unter den dreimal Geimpften zu’ verzeichnen habe, ‚sind alle bis 
Bei hochfiebernden Fällen war die Galleanreicherung, be- | auf einen gestorben.. Sie geben 'ein engbegrenztes klinisches Bild, 
sonders wenn sie mehrmals angestellt wurde, fast stets positiv, | vielleicht am ehesten mit der Scarlatina gravissima vergleichbar, 
über die Gruber-Widalsche Reaktion wird. später berichtet werden. | jetzt. nicht mehr so häufig und so rapid verlaufend wie auf der 
Die Fieberdauer betrug bei den schweren Fällen 28,6 Tage, |- Höhe der Epidemie, aber doch noch in seinen Hauptzügen er- 


bei den mittelschweren 17,4 Tage. Die Fieberkurve dieser Fälle  kennbar und, wenn deutlich ausgesprochen, ‘auch jetzt noch in 
der Zeit des Abklingens fast immer zum Tode führend. Aufs 


x 
a pn: 


me 


A 
. 
. . ; 
s S ` 
x 


_ ar In dieser Epidemie ungemein typisch, das Stadium der Febris- st imm 
h aus und auch der steilen Kurve war in vielen Fällen sehr lang | schwerste krank, oft schon am dritten oder vierten Krankheitstage E 
gezogen; ohne daß dafür Komplikationen verantwortlich ge- | — denn gerade diese Form scheint fast immer plötzlich mit Ne 
macht Werden konnten. Die Angaben Curschmanns über ! Schüttelfrost und Erbrechen. zu beginnen — kamen die Kranken i 
i . š u ; å ; i . l ' l ’ z 

` en ` E 

fa 


710 


ins Lazarett. Den Kopf leicht zurückgebogen, mit angedeutetem 
Meningismus, die Lippen trocken, leicht cyanotisch, retrahiert, so- 
daß die obere Zahnreihe frei bleibt, die trockene, bräunliche, be- 
legte Zunge zitternd im Hervorstrecken, das Gesicht maskenartig 
und ausdruckslos, bieten sie schon jetzt im Anfang ein Bild 
schwerster Erkrankung. Die Pulsfrequenz ist trotz Fehlens von 
Komplikationen von Anfang an sehr groß, und das überaus hohe 
Fieber — ich maß in einem Falle axillar 42,30 — zeigt nur ge- 
ringe oder ganz fehlende morgendliche Remissionen. Noch sind 
sie leidlich klar, antworten aber jetzt nur auf wiederholtes Fragen 
mit einer klosigen, Buchstaben, ja Silben verschleifenden Sprache, 
Im Urin reichlich Eiweiß, der Stuhlgang, von Anfang an diarrhoisch, 
kann nicht mehr gehalten werden, und der Leib ist in solchen 
Fällen dann oft zu ungeheuren Dimensionen aufgetrieben. Ein 
Teil bleibt bei leidlicehem Bewußtsein, ja zeigt eine fast tragisch 
wirkende Euphorie, nur die rastlos ständige Bewegung der Hände 
und das Murmeln und Sprechen im Schlaf deutet auf schwere 
' Störungen des Nervensystems. Ein anderer Teil fällt 24 bis 48 
Stunden vor dem Tod in ein tiefes Koma, vollständig bewußtlos 
mit gerunzelter Stirnhaut, oft ein furchtbar wirkendes Lächeln auf 
den Lippen, mit beschleunigter Atmung, zuweilen aber auch das 
tiefe Atmen des komatösen Diabetikers nachahmend, gehen sie 
unaufhaltsam dem Ende entgegen. Der Tod tritt bei beiden Teilen 
fast stets ein, meist unter dem Bilde der Herzschwäche. Diese 
Fälle geben, wie später ausgeführt wird, bei der Sektion so wenig 
grobe Veränderungen, daß auch der Pathologe nur „Schwere der 
Infektion“ als Todesursache bezeichnen kann. Diese bösartigen, 
besonders giftigen Fälle, die auf der Höhe der Epidemie die Mor- 
talität in einigen Regimentern bis zu 50°/, brachten, sind jetzt 
entschieden seltener geworden und verlaufen nicht mehr so rapid, 
sondern langsamer. Dies liegt nicht an der Impfung, sondern an 
dem Abklingen der Epidemie. Ich habe dasselbe schon in den 
letzten Wochen vor durchgeführter Impfung beobachtet. Dagegen 
verdient hervorgehoben zu werden, daß trotz regelrecht durch- 
geführter Impfung Fälle vorkamen, wo der Tod nur durch die 
Schwere der Infektion veranlaßt wurde. l 
Todesfälle. Eine gesonderte Besprechung verdienen die 
Todesfälle. Bei allen unseren Typhusleichen wurden Sektionen 


[Geheimrat Aschoff (Freiburg), Prof. Merkel (München)] aus- 
geführt. 


Von den hier besprochenen 80 dreimal geimpften Typhus- ` 


fällen starben zwölf, das heißt 15°/,. 


Diese Zahl würde sich noch in die von Curschmann an- 
geführte Mortalität von 9 bis 14% fügen, würde aber geringer werden, 
wenn man die mir unbekannte Zahl afebriler Fälle noch dazurechnen 
würde. Auch Griesinger hat diese Fälle gesondert angeführt, in- 
dem er von 510 Typhuskranken zunächst 40 leichte, subiebrile abzieht 
und dann erst für die übrigen 470 eine Mortalität von 18,8% berechnet. 

Es lag in unserem Material begründet, daß das Lebensalter, 
das sonst für die Prognose des Typhus so überaus wichtig ist, keine 
Rolle spielte. Der Jüngste dieser Gestorbenen war 18 Jahre alt, der 
Älteste 35 Jahre, das Durchschnittsalter betrug 26,5 Jahre. 

Drei, das heißt 25% von diesen Fällen, starben innerhalb der 
zweiten Woche, sieben, das heißt 58,3% in der dritten Woche, einer 


in de; ten Woche und einer am Ende der sechsten Woche. Wenn 
Curs ıann schreibt, daß die Mehrzahl der Todesfälle zwischen 
die zwei‘ Hälfte der zweiten Woche und das Ende der vierten Woche 
fällt, so ürde das ungefähr, falls eine so kleine Zahl überhaupt zu 


Vergleichen berechtigt, mit meinen Angaben übereinstimmen. 

Der Sitz der Geschwüre war meist Ileum, Ileocöcalklappe, Coecum, 
vereinzelt war auch das Kolon zum Teil in Mitleidenschaft gezogen. 

Der durchschnittliche Zwischenraum zwischen der letzten Impfung 
und den ersten Krankheitszeichen betrug 52 Tage, der geringste 30, 
der größte 110 Tage. Vergleichen wir diese Zahlen mit den Zahlen 
der dreimal geimpften Erkrankten, aber nicht Gestorbenen, so ist der 
Unterschied nicht so groß, daß wir ihn für den Tod verantwortlich 
machen können. 

Auf die einzelnen klinischen Symptome dieser zwölf Fälle, 
die von Anfang an bis auf einen, der am 19. Krankheitstage an 
einer profusen Darmblutung zugrunde ging, einen schwerkranken 
Eindruck machten, will ich hier nicht eingehen. Sie unterschieden 
sich in ihrem Verlauf in nichts von den anderen schweren Typhus- 
fällen. Ich will hier nur in aller Kürze die durch die Sektion 
bestätigten Todesursachen anführen. Von diesen zwölf Patienten 
starben: zwei an Pneumonie, einer an Empyem, einer an Peritonitis, 
"zwei an profuser Darmblutung, sechs an der Schwere der In- 
fektion. 

Nur diese sechs letzteren, die an der Schwere ihrer Infektion 
zugrunde gingen, kommen hier überhaupt in Betracht. 


Z 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. 


f l au 


Denn es sind für diese zur Beurteilung der Typhusschutz- 
impfung schwebenden Fragen von Anfang an zwei Dinge prinzi- 
piell zu unterscheiden, 1. trat der Tod durch eine Komplikation 
des Typhus oder 2. durch die Schwere der Infektion ein. 

Wenn wir uns damit abgefunden haben, daß ein dreimal 
Typhusschutzgeimpfter einen wirklichen Typhus akquirieren kann, 
werden wir stets auch mit der Möglichkeit rechnen müssen, daß 
er diesem Typhus erliegt. Dies hat mit der Schwere der Infektion 
oder, mit anderen Worten, mit der Wirkung der Impfung gar nichts 
zu tun. Jedem auf diesem Gebiete erfahrenen Arzt sind Fälle 
bekannt, wo Patienten mit einem Typhus ambulatorius kaum krank 
zu Fuß das Hospital aufsuchen und 24 Stunden später an einer 
profusen Darmblutung zugrunde gehen. Ähnliches gilt von der 
Peritonitis, in gewissem beschränkten Sinne von der eigentlichen, 
hinzugetretenen Pneumonie und vom Empyem als Nachkrankheit. 
Diese Todesfälle, so sehr sie selbstredend für die Statistik der 
Gesamtepidemie in Betracht kommen, haben hier nur eine unter- 
geordnete Bedeutung, Zur Bewertung der Impfung können wit 
nur die Fälle heranziehen, wo wir klinisch bei fehlendem, krank- 
haftem Organbefund den Eindruck einer Toxikose hatten und wo 
auch der Pathologe als Todesursache „Schwere der Infektion“ þe- 
zeichnen mußte. Ob diese Todesfälle allein den Toxinen der 
Typhusbacillen zuzuschreiben sind, oder es sich vielmehr um 
Mischinfektionen handelt, ob, diesen Infektionen gleichsam bahnend, 
eine besonders schwere Infektion durch Typhusbaeillen vorausgeht, 
möchte ich dahingestellt sein lassen. 

Der Sektionsbericht war immer derselbe: Nicht übermäßig 
starke Veränderungen im Darm, ein schlaffes oder hypertrophisches 
Herz, leichte Hypostase der Lungen, aber keine Pneumonie, eine 
große oft weiche Milz, Blutung, auch kleinste Absceßchen in den 
verschiedensten Organen, der Milz, der Leber, der Nieren, kurz 
alles Dinge, die als Folge einer schweren Infektion aufgelabt 
werden müssen. Diesem pathologischen Befund entspricht ein 
engbegrenztes klinisches Bild, das ich vorher zu skizzieren ver- 
sucht habe, | 

Sechs von zwölf, das heißt 50°/,, starben an der Toxikose, 
das würde den Angaben Cursehmanns genau entsprechen, 
Aber auch diese Zahlen haben bei der kleinen Anzahl der Fälle 
und bei Berücksichtigung nur eines Teiles der Epidemie geringen 
Wert, viel wichtiger ist die Tatsache, daß dreimal Ge- 
impfte an der Schwere der Giftwirkung Zu: 
gerunde gingen. Ob die Toxikose ohne Schutzimpfung noch 
schwerer gewesen wäre, ist vom praktischen Standpunkt ohne 
Interesse, die Impfung war jedenfalls nicht imstande, sie so herab- 
zuschwächen, um den Tod zu verhindern. 

Bakteriologische und serologische Dia- 
gnostik. Alle diesbezüglichen Untersuchungen wurden in dem 
direkt unserem Seuchenlazarett angegliederten Laboratorium [Vor- 
stand: Oberarzt Priv.-Doz. Dr. Bürgers (Leipzig)] ausgeführt. 
Im Fieberanfall der Ersterkrankung, des Rezidivs und Nachschubs 
wurde stets ein-, oft aber mehrere Male Blut zur Gallenanreiche- 
rung entnommen, und würden, wie ich schon vorher ausführte, 
in der Mehrzahl der Fälle Typhusbaeillen im Blut nachgewiesen. 
Ja, ich glaube, daß dies nach Wiederholung: im Fieberantfall stets 
der Fall ist. 

Hat sich also der direkte Nachweis der Typhusbacillen im 
Blute der Erkrankten nach Impfung in keiner Weise geändert, 50 
haben sich im Gegensatz dazu bei der Gruber-Widalschen Re- 
aktion zu diagnostischen Zwecken ungeheuere, fast ‚unüberwind- 
licheSchwierigkeiten herausgestellt. Trotzdem bei einzelnen Patienten 
täglich, bei einer großen Anzahl einen Tag um den anderen die 
ganze Krankheit und einen Teil der Rekonvaleszenz hindurch, diese 
Reaktion angestellt wurde, ist es mir nicht möglich gewesen; für 
die Diagnose allgemein gültige Gesetze aufzustellen. 

Es ist ja bekannt, daß die Gruber-Widalsche Reaktion’ bel 
Menschen, die mit Typhusvaccine geimpft wurden, sehr lange positiv 
bleibt. So konnte Bürgers bei unserem gesunden, aber 5° 
impften Pflegepersonal fünf bis sechs Monate nach der Impfung 
in einzelnen Fällen noch einen Widal bis 800 positiv nachweisen: 
Die bisher übliche Untersuchung mit Verdünnungen bis zu 4 
war deshalb zu diagnostischen Zwecken bei erkrankten Geimpiten 
von vornherein ganz wertlos; es wurde daher versucht, durch eme 
höhere Austitrierung des Krankenserums die Reaktion auch bei 
diesen Fällen zu verwenden. Es war nicht ausgeschlossen, 
gleichsam durch Summierung der durch die Impfung vorhandene? 
und durch die Krankheit neu entstandenen Agglutinine IN u 
hältnismäßig früher Zeit ein sehr hoher Titer entstehen wurde: 


„Google 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. 


Da 


20. Jali ER 


| Diese Hoffnung hat sich aber nicht erfüllt. Fällen, die allerdings 


schon in der dritten oder vierten. Woche einen sehr hohen Widal, 
2000 bis 3000, positiv zeigten und länger behielten,. steht. eine große 
Anzahl von Typhen gegenüber, die einen so niederen Widal auf- 
=- weisen, wie wir jhn bei gesunden, aber geimpften Individuen zu 
sehen gewohnt sind.. Ich glaubte. zuerst, daß der. Zeitraum 


-zwischen Impfung. und Erkrankung eine Rolle spielen könnte, das- 
heißt daß diejenigen, welche bald -nach der Impfung erkrankten, 


einen hohen, die ‘aber, welche erst, mehrere Monate nach der 
Impfung ihren Typhus akquirierten, einen niederen Widal zeigen 
würden, aber auch das hat sich keineswegs bestätigt. Wenn ich 
die sehr große Anzahl von Typhuskurven mit mehreren tausend 
Gruber-Widalschen Reaktionen noch einmal überblicke, -kann ich 
als einzige, für die Klinik brauchbare Gesetze nur herausschälen, 
daß ein in kurzer Zeit sehr schwankender Widal 
oder ein gleich von Anfang an sehr hoher Widal für 
Typhus spricht. So bescheiden der Lohn für die viele Arbeit 
des Bakteriologen ist, so habe ich auch davon am Krankenbett 
für die Diagnose in zweifelhaften Fällen erheblichen Nutzen ge- 
‘sehen. Mehr aber läßt sich, ich möchte das noch einmal betonen, 


vorläufig nicht sagen, man hat kein Recht, für den en, 
e- 


Regeln aufzustellen, die aus lauter Ausnahmen bestehen. 
größer das Krankenmaterial ist und je mehr Blutuntersuchungen 
man bei dem einzelnen Kranken anstellt, um so kritischer wird 
. man, und-um so mehr verwirft man Hypothesen, mit denen man 
im Anfang diese vielfachen Widersprüche zu überbrücken glaubte. 
' Bei 'einheitlichem Impfstoff, bei Berücksichtigung individueller 
Eigentümlichkeiten und bei Gebrauch verschiedener Typhusstämme 


wird sich- noch manches klären, auf jeden Fall ist vorläufig, so 


` sehr. dies vom Standpunkt des Klinikers aus zu bedauern ist, die 
Gruber-Widalsche Reaktion bei geimpften Typhuskranken als aus- 
nn agsebendbs Diagnosticum nur mit großer Vorsicht zu ver- 
werten, 2 Ze | | 


2; Vergleiche ich nun noch einmal im ganzen den Verlauf aller 
dreimal geimpften Typhusfälle mit den Typhuserkrankungen der 


| Nichtgeimpften, so kann ich nur sagen, daß der Verlauf des ein- 


| zelnen Typhusfalles nach: dreimaliger Impfung sich in keiner 
Weise unterscheidet, Alle bekannten klinischen Typhussymptome 


u wie überhaupt in dieser Epidemie, fast klassisch, . die Dauer des 
Fiebers keineswegs verkürzt, die Rekonvaleszenz nicht verändert 
und die Rezidive, die wir. bei schweren und mittelschweren Fällen 


mit 20,75,%, berechneten, nicht auffallend selten. Weiter konnte 


ich zeigen, daß die schweren toxischen Fälle, die fast stets den 
Tod bedingen, auch bei dreimal Geimpften vorkommen und nicht 
So ganz selten sind. _ e g | 


. „Wichtig. erschien mir f 
zwischen letzter Impfung- und ersten Zeichen der Erkrankung, das 


wir durchschnittlich für alle Fälle auf 52,8%, berechneten, irgend- 


welchen Einfluß auf die Schwere der einzelnen Erkrankung haben 


‚könnte. - Vergleiche ich aber die für ‘die einzelnen Kategorien aus- 


gerechneten Intervalle, so erhalte ich kaum merkliche Unterschiede, 
denn es.betrug für die leichten Fälle das Intervall’ 50,8 Tage, für 
die mittleren 50,7 Tage, für die schweren 54,5 Tage und die toxi- 
schen 54,9 Tage. | 
= Von einigem prak 
 antwortung der ‚Frage, ob der Ausfall der Impfreaktion. (das heißt 
starke, respektive schwache, "allgemeine oder lokale Reaktion) 
„aendwelchen Schluß auf die Schwere beziehungsweise‘ Leichtig- 
eit der späteren Typhuserkrankung. zuließe. Bei allen‘ meinen 
Kerne Typhuspatienten wurde. auf diesen Punkt der Vorge- 
2 m genau geachtet. Dabei brauchte ich mich nicht aus- 
da i a auf die subjektiven Angaben der Patienten verlassen, 
a ı Soldaten, die wir selbst geimpft und deren Impfreaktionen 
ihr genau beobachtet haben, später in unserem Lazarett wegen 
rer. Typhuserkrankung behandelte. Diesbezügliche Erhebungen, 


die ich bei einer sehr großen Zahl von Kranken anstellte, haben- 


Sn „einen Zusammenhang ‚zwischen Ausfall der Impfreaktion und 
ia. tödls Ro Erkrankung finden lassen. Ich habe sehr schwere, 
Reaktio ae E phuserkrankungen nach Impfungen mit stärksten 
reaktionslo, und die leichtesten Typhuserkrankungen nach völlig 
daß ich osen [yphusschutzimpfungen beobachtet. Ich weiß wohl, 
efinde mich dabei nicht im Einklang mit den meisten Autoren 


w/ 
Suchun 


en sagen; Auch der dreimal vorsehriftsmäßig 


a 


dauernde Typhusfälle im Lazarett sahen, die früher ihr. ı 


‚möglich, wenn m 


l wirksame Impfstoffe und .durch Steigerung der Dos 
waren in ausgeprägten: Fällen oft vollzählig vertreten, das Fieber, | schutz bei Typhus dann noch erhöhen lassen! | 


erner, ob vielleicht das, Intervall | 


tischen Interesse erschien weiter die Be- 


Stellung genommen worden ist. 


‚Zusammenfassend kann ich also als das Resultat meiner Unter- | 


mit Typhusvaccine Geimpfte kann an den ver- 
schiedensten Formen des Typhus erkranken — 


Trotz seiner Impfung kann. er nicht nuran den 


Komplikationen des Typhus, sondern an der 


Schwere der Infektion zugrunde gehen . 
< Diese beiden Tatsachen — die Möglichkeit einer Erkran- 


kung an Typhus überhaupt und die Möglichkeit des Todes infolge 
sinfektion — sind durch meine 


der Schwere: der eigentlichen Typhu 


Beobachtungen bewiesen. | | u N 
| l i ich bei einem Urteil über den Wert `; 


Dagegen kann ich m 


der Typhusschutzimpfung überhaupt nur auf Vermutung und :$ub-. > . -- 
'jektive Anschauung beschränken, weil die Zahl der Fälle zu klein -`> 7? 


und das Beobachtungsmaterial, wie schon erwähnt, nur als ein 


‚kleiner Ausschnitt aus einer großen Epidemie aufgefaßt werden kann. 


Wenn man’ die Tatsache, daß Zahl und Intensität der Typhus- . 


erkrankungen abnahm, ohne weiteres als Folge der. Impfung be- 
trachten wollte, würde man vergessen, daß jede Epidemie, nach? 
dem sie ihren Höhepunkt überschritten hat, allmählich ohne irgend- 
welches Zutun .abflaut, daß die vollständige Durchimpfung. des 
deutschen Heeres mit diesem Abklingen zusammenfiel, ~ '% unsere 
hygienischen Maßnahmen im Felde während des Krie, . immer 
mehr vervollkommnet wurden, daß wir später leichteste q kurz- 

renige 


Tage dauerndes Kranksein im. Schützengraben durchmachten und 


daß schließlich der Abschluß der Impfung in eine Jahreszeit fiel, 
wo der Typhus überhaupt nicht häufig ist. Alle. diese Umstände . 


können nicht durch die Tatsache aufgewogen werden, daß der 
jetzige Stellungskrieg meh 


i 


der fortschreitende. _ u p 

Eine wirklich. kritische: und nutzbringende : Beantwortung 
dieser noch schwebenden überaus wichtigen Fragen ist aber nur- 
an die ganze große Epidemie einheitlich über- 


blickt hat. . 


r Gelegenheit für Infektion bietet, als < 


Sollte eine deutliche Verringerung der Morbiditäts- und Mor- ` 


| talitätsziffern infolge der Impfung festgestellt werden; so darf bei 


Typhusepidemien die Impfung dringend empfohlen werden, denn 
die Unannehmlichkeiten, die sie mit sich bringt, sind gering) und 
vorübergehend. Vielleicht wird sich. mit -der Zeit durch besonders 


Bemerkungen żur Diphtheriebehandlung. 
| P Von e f 
Dr.. Klotz, Lübeck, a 
Direktor des Kinderhospitals. m 
| Feer?) hat kürzlich die Ergebnisse einer Nachprüfung der 
Bingelschen Versuche über Behandlung der Diphtherie mit ge- 
wöhnlichem Pferdeserum veröffentlicht und kommt zu einer strikten 
Ablehnung der Bin.gelschen Anschauung über Identität der 
Heilwirkung antitoxischen und gewöhnlichen Serums, 


Wenn ich mich kurz zu den Ausführungen Feers äußere, | 


so geschieht das weniger, um mich an der Diskussion über Wert 
oder Unwert der Diphtheriebehandlung mit gewöhnlichem Pferde- . 


serum zu beteiligen, als um auf einige Punkte aufmerksam zu - 


machen, die mir in dieser Streitfrage beachtenswert "erscheinen. 
Feer legt großen Wert auf den zeitlichen Unterschied der 


is der Impi- 


Membranabstoßung bei antitoxischem ‘Serum einerseits ‚und ge- 


wöhnlichem. Serum, andererseits. Diese ‚Differenz: -3,8 Tage bei 
Heilserum, 5,7 Tage bei gewöhnlichem 'Serum erscheint ihm 
besonders eindeutig und in die Augen fallend. Das ist sie in 


F.eers Fällen ohne Zweifel, Aber die Diphtherieliteratur lehrt uns, 


daß wir mit Schlußfolgerungen auf diesen Unterschied hin vor- 
sichtig sein müssen. Wenn wir freilich die Lehrbücher in dieser Frage 
zu Rate ziehen, so finden wir meist allgemein die Angabe, daß die 
Membranen unter Heilserum sich zeitiger abstoßen, als es in der Vor- 
serumzeit der Fall war. Dieses Dogma ist heute so zum Gemeingut 
geworden, daß man auf, Befremden und Widerspruch stößt, wenn 
man es bezweifelt. Es erscheint mir’ daher nützlich, darauf hin- 
zuweisen, daß in der Diphtherieliteratur mehrfach von kritisch 
vorgehenden Autoren in eindeutiger Weise: zu ‚diesem Thema 

So berichtet Meinshausen 2) 

2 Teer, Mm W. 1019, Noades 2 0 00", i 
T Da einshausen, a m à, Infekt, Krkh, Bd. 8, 


' . ar * 
f R - vg ià 4 x . r A - 
ie 5 En REN Se 2. BA 
P sa m x 
em ben 
- CECT 
ER“ USE rest. EER 
rn... SS ta = 


- s Be -. .. 
‘ 
ET DE 


> 
LT 2: 2 
Pe A 
= re va 
TAO te AP a 
A mAai a as ea 
x = ne s, x ee 
x ED u ae alas, 
BR T a TE 
R 
Sae 


ER Ra .. » a e e 
` a rs S art da 
- wu © ; -- er - FE - 
z EA ER iwan Ar ie eg 
e F CE E EET ENEN 


i NO E; a Y 
anu -J PER en LER Be EEE ee Zu! 
` - 3 j 
e; 3 a a - 2 + 
. et . z . 
& a x - 
EEE - 
a 4 n 
3 i- "a a Im = 
u -s oss., 


erai 
we 3 


{R 


EATA A ir ayp Loa o 
i rer line Ze Es 


mie 
men: 

rn te 

= 

~ 


en Nie a‘ 
- De e ga Zn 
ve 


"a, . > 
IN NIE 


it 
7 
J 
Ki 
$ 
I| 
E 
T? i 
3 s 
p: 
ti 
i 


N. 


712 


aus dem Eppendorfer Krankenhause, daß von 942 mit Serum 
behandelten Kindern nur 371 ihre Membranen am sechsten Tag 
verloren hatten. Erst der siebente Tag zeigte mit 182 den Höhe- 
punkt der Kurve. Ebenso war von 366 gespritzten Erwachsenen 
die Majorität, 199, erst am siebenten Tag belagfrei geworden. 
Andererseits hatten von 197 ohne Serum behandelten Diphtherie- 
kranken jeglichen Alters 90 bis zum sechsten Tag, 106 bis zum 
siebenten Tag ihre Membranen abgestoßen. Von diesen 197 
Kranken gehörten 92 dem Kindesalter an. Bei diesen ergab sich 
folgendes: Von 92 ohne Serum behandelten Kindern waren 
43 (46 °/,) bis zum sechsten Tage, 49 (53 °/,) bis zum siebenten 
Tage membranenfrei. Die entsprechenden Zahlen für die mit 
Heilserum gespritzten Kinder lauten 40 °/, beziehungsweise 58° /o. 
Es erhellt daraus, daß ein großer Unterschied im zeitlichen Ablauf 
der Membranabstoßung bei Gespritzten und Ungespritzten eigent- 
lich nieht besteht, und daß es nicht erlaubt ist, dogmatisch zu 
behaupten, wie es vielfach Brauch ist: nicht Gespritzte verlieren 
ihre Membranen später als Gespritzte. 


Die Frage der Membranabstoßung ist weiterhin von Meins- 
hausen noch in ihren Beziehungen zum Tag der Seruminjektion, 
zur Schwere der Erkrankung und zur Serummeäge studiert worden. 
Ich will aus seinen Ergebnissen hier nur kurz hervorheben, daß 
Meinshausen zu dem Ergebnis kommt — welches auch ganz 
meinen Erfahrungen entspricht —, daß die Serummenge ohne Ein- 
fluß auf die Lösung der Membranen ist. 


Feer betont in Übereinstimmung mit Heubner und 
anderen Autoren, daß er ein Übergreifen auf den Kehlkopf „nach 
ordentlicher Serumbehandlung“ zum ersten Male überhaupt erst 
bei der Behandlung nach Bingel mit gewöhnlichem Serum er- 
lebt habe, Was heißt nun aber „ordentliche“ Serumbehandlung’? 
Das ist doch ein ganz subjektiver Begriff. Wenn ein mittelschwerer 
Fall von vornherein mit 500 bis 600 1.-E. pro Kilo gespritzt wird, 
so ist diese Dosierung nach den herrschenden Anschauungen aus- 
reichend. Und trotzdem kommt es — selten gewiß, aber doch 
nicht so überaus selten, wie es nach Feer, Heubner und 
anderen scheinen könnte — zum Übergreifen der Diptherie auf den 
Kehlkopf. Wer solche Fälle erlebt hat, dem bleiben nur zwei 
Wege: entweder er geht mit der Dosierung noch höher und spritzt 
Dosen von 10000 oder 15000 und mehr oder aber er lehnt das 
Serum ab. Ich für meinen Teil neige zur ersteren Auffassung, 
aber ich kann den Einwand des Skeptikers: wie hoch soll die 
Steigerung der Dosen fortgesetzt werden, und bei welcher Dosis 
kann für ein Freibleiben des Kehlkopfes Gewähr geleistet werden? 
nur ausweichend beantworten. Ein großer Teil der Praktiker beurteilt 
bereits die Dosierung von 500 Einheiten pro Rilo für mittelschwere und 
schwere Fälle als zu weitgehend und lehnt es ab, Kinder einem 
Krankenhause zu überweisen, wo eine derartige Dosierung üblich 
ist. Außerte sich doch Beyer!) aus der Rostocker Medizinischen 
Klinik seinerzeit dahin, „daß die als suffizient anzusehenden Gaben 
sicher tiefer liegen, als man heute, dem Zuge der Zeit folgend, meist 
annimmt“. Bei der Behandlung von Diphtherielähmungen finden 
heute ganz enorme Dosen Anwendung. Es kann nicht wunder- 
nehmen, daß deren Berechtigung bestritten wird, zumal die Unter- 
suchungen Kleinschmidts?) ergeben haben, daß Auftreten, 
Abheilen oder Nichtabheilen der Diphtherielähmungen in keinerlei 
gesetzmäßigem Zusammenhang mit dem Antitoxingehalt im Blut- 
serum des Erkrankten stehen und daß die klinischen Erfahrungen 
hinsichtlich der Behandlung mit höchsten Heilserumdosen sich 
durchaus widersprechen. DieStrümpellsche Klinik z. B., ebenso 
Salge, haben die Behandlung der Diphtherielähmungen mit Heil- 
serum aufgegeben. 

Unstimmigkeiten in den Anschauungen über Erfolge und 
Mißerfolge der Heilserumbehandlung gibt es so viel, daß man seiten- 
lang mit ihrer Aufzählung fortfahren könnte. So berichtet Feer 
z. B. über mehrere, anfänglich mit gewöhnlichem Serum behandelte 
Fälle, bei denen nachträglich wegen kritischer Gestaltung des 
Krankheitsablaufes Heilserum gegeben wurde, und zwar mit 
sofortigem Erfolge. Das Heilserum übte also hier noch nach 
sechs bis zehn Tagen seine Wirkung aus; bemerkenswert, „weil es 
doch als ganz sicher gelten muß, daß das Heilserum desto wirkungs- 
loser bleibt, je später)es zur Anwendung kommt“ (Beyer), 

Ich komme nach}diesen Abschweifungen nochmals auf die 
Beweggründe zu meinen Ausführungen zurück. Es lag mir daran, 
zu erinnern, daß einwandfreie Statistiken zu dem Resultat ge- 


1) Beyer, M. KI., 1913. 
2) Kleinschmidt, Jb. f. Kindhlk., Bd. 85, H. 4, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. 


ähnlicher Schmerzen im. Daumen der rechten Han | 
lung kam. Eine wahrnehmbare Veränderung war an dem Daumen nicht 
zu bemerken. 

Zeigefinger vorhanden, der dritte, vierte und fünfte Finger fehlte. Auf 
Befragen gab die Patientin an, diese drei Finger wären ihr einer nach 
dem anderen, ebenso wie die Finger der linken Hand, abgestorben und 
dann amputiert worden. An der linken Hand war nur noch der Zeige- 
finger und die erste Phalanx des dritten Fingers vorhanden, die anderen 
Finger, auch der Daumen, fehlten. Sie gab noch weiter an, jedesmal, 


20. Juli. 


kommen sind, daß obne Serum behandelte Kinder ihre Membranen 
nicht später zu verlieren brauchen als mit Serum behandelte, und 
daß mit Heilserum behandelte Kinder selbst in leichten Fällen ihre 
Membranen zu einem weit späteren Termin verlieren können, als 
man nach den Lehrbüchern und aus den F eer schen Darlegungen 
schließen könnte, daß mithin das Moment der Membranabstoßung 
als Kriterium einer Behandlungsmethode nur bedingten Wert hat. 


Raynaudsche Krankheit und Hysterie. 


Von 
Dr. Sieben, 


Spezialarzt für Haut-, Harn- und Nervenkrankheiten. 


Die Raynaudsche Krankheit oder die symmetrische Gangrän 


ist eine recht seltene Affektion. Über dieselbe seien mir zunächst 
einige Bemerkungen gestattet. Sie kommt sowohl idiopathisch, 
wie auch im Verlauf der Hysterie, der traumatischen Neurosen, 
der Tabes, Syringomyelie, multiplen Sklerose, Epilepsie, des Morbus 
Basedow und der Rückenmarkstumoren vor. 

heim (1) entsteht sie vornehmlich auf dem Boden der neuropathi- 
schen beziehungsweise neurovasculären Diathese. Als Gelegen- 
heitsursachen werden angegeben: Anämie, Erschöpfungszustände, 
angeborene Enge der Aorta, Gemütsbewegung (namentlich Schreck), 
Einwirkung der Kälte, Kopfverletzungen, Infektionskrankheiten 
(Typhus, Influenza, Erysipel, Pneumonie, Lues, Tuberkulose), Blei- - 
vergiftung usw. In den Fingern, eventuell auch in den Zehen 
entstehen zunächst Parästhesien, Gefühl von Abgestorbensein, diese 
Teile werden blaß, kalt, selbst wachsbleich wie Leichenfinger 
(regionäre Ischämie). Es bestehen heftige Schmerzen, Hyperästhesie, 
und was besonders bemerkenswert ist, manchmal auch Hypästhesie, 
Es folgt dann eine blaurote Verfärbung der Haut der befallenen 
Finger (regionäre Cyanose), die allmählich in eine schwarze über- 
geht (Nekrose). In dem Stadium der Cyanose ist noch eine Rück- 
bildung möglich. Häufig kommt es vor, daß die ganze Phalanx 
oder ein Teil derselben mumifiziert, das tote Gewebe grenzt sich 
durch eine Demarkationslinie ab und wird im Verlauf von einigen 
Monaten abgestoßen, der Stumpf verheilt allmählich. Eine asym- 
metrische und selbst eine unilaterale Entwicklung des Brandes 
findet sich ausnahmsweise, aber doch auch nicht allzuselten. 


Nach Oppen- 


Wenn nun hier ein besonders merkwürdiger Fall beschrieben 


wird, so geschieht es hauptsächlich deswegen, weil derselbe lange 


Zeit zu wiederholten diagnostischen Irrtümern Veranlassung 8° 
geben hat. 


Es handelte sich um ein 19Y/2jähriges Mädchen, das wegen krampi- 
d in meine Behand- 


An dieser Hand war außer dem Daumen nur noch der 


wenn sie diesen eigentümlichen krampfartigen Schmerz in einem Finger 


verspüre, werde er in kurzer Zeit weiß wie Wachs und sterbe dann 
ab. Sie glaube bestimmt, daß nun auch der rechte Daumen In Kurzer 


Zeit absterbe. — Zunächst wurden ihr laue Bäder und Massage emp- 


fohlen, — Am anderen Tage erschien sie wieder mit einem Verband an 


der rechten Hand und präsentierte in der Tat einen völlig nekrotischen 
rechten Daumen, welcher vollkommen weiß verfärbt und in seinem 
Volumen etwas verringert war. An der Übergangsstelle in das gesunde 
Gewebe fand sich eine deutliche rote Demarkationslinie. Bei genauerel 
Betrachtung fanden sich zahlreiche parallele, ganz oberflächliche, kaum 
wahrnehmbare Rillen, die circulär um den nekrotischen Daumen ver- 
liefen. Patientin gab nun weiter an, daß auf dieselbe Weise ihr aut 
sämtliche Zehen abgestorben seien. Bei einer nun vorgenommenen 
körperlichen Untersuchung fand sich, daß sämtliche Zehen fehlten; 
außerdem waren an den Extremitäten ganz eigentümliche Narben von 
zum Teil frischroter, zum Teil blasser Farbe vorhanden, welche 1n Ge 
Breite etwa eines Fingers circulär verliefen; so rund um beide Hand- 
gelenke, ferner ebensolehe in der Mitte des linken Oberarms und des 
rechten Vorderarms, am rechten Ober- und Unterschenkel und linken 
Unterschenkel. Auf der Brust fand sich eine sehr große flächenhafte 
Narbe von etwa 25 cm Länge und 15 cm Breite. An der Körperober 
fläche war nirgends eine Störung der Sensibilität nachweisbar, IE): 
den Reflexen waren nur die Schleimhautreflexe . deutlich herabgesetzt: 
Sinnesorgane und innere Organe ohne Befund. Eine Prüfung 

Geisteszustandes ergab, soweit dies bei einer einmaligen Untersuchung 
möglich war, sonst keine Abnormitäten. Mit Sicherheit konnte aber 


Das » Google 


3 


Bi 
F © 
meer 7 ro — -~eo — ER 


= 
= 


u 
— 


in 
~> -—— nn. e ge am 
R - 


1343, 5 


a 
® 


14 


—i tn. = 
+ B ` 
n i 


- deutlich herabgesetzten Schleimhautreflexe auf Hysterie gestellt werden, 


20. Juli. on 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 29. 0000. 718 
während des letzten Kriegswinters ‚als: ein dem Artilleriearsenal 
in Wien zugeteilter Regimentsarzt Gelegenheit, bei Vertretung 


+ 


festgestellt werden, daß die Intelligenz vollkommen intakt war. Nach 
Beendung der Untersuchung wurde an die Kranke noch die. Frage 
gerichtet, woher der Carbolgeruch des abgestorbenen Daumens komme, 
Sie gab an, sie hätte zu Hause, ehe sie sich den Verband an der Hand 
angelegt habe, den Daumen mit verdünntem Carbolwasser abgewaschen, 
damit keine Eiterüng entstehe. Darauf wurde ihr auf den Kopf zú- 
gesagt, daß sie sich selbst alle diese Verletzungen beigebracht habe, 
indem sie einen dicken, mit konzentrierter Carbolsäure getränkten Bind- 
: faden um ihre Finger und Zehen gewickelt babe, um sie so zum Ab- 
sterben zu bringen. Weiter stellte sich heraus, .daß die eirculären 
Narben an den Extremitäten ebenfalls von Abschnürungsversuchen . 
«herrührten.- Die Kranke hatte sich ein in Carbolsäure getränktes Seil 
um die Handgelenke, späterhin um Arme, dann auch um die Beine 
geschnürt, im Glauben, diese ebenfalls schmerzlos zur Nekrose bringen 
zu können. Die Narbe auf der Brust rührte ebenfalls von einer Carbol- 
gangrän her, und zwar von einem Verband mit konzentrierter Carbol- 
säure. Die Diagnose mußte der ganzen Sachlage nach und infolge der 


des „Chefarztes der Landwehr-Waffenfabrik eine größere Anzahl 
‚Soldaten und Arbeiter zu untersuchen, welche infolge der durch 


Arbeit unzurgichenden knappen : Kost, insbesondere aber wegen 
der Verminderung der Brotration in den Streik getreten sind. Ich 


Alter von 20 bis 24 Jahren einen sehr langsamen Puls von 56 
bis 60 Schlägen in der Minute, ohne daß ich sonst an ihnen irgend- 
ein Anzeichen einer organischen Erkrankung des Herzens. fest- 
stellen. konnte. l ie, ® | 


` töne aufzufinden waren. Während meiner Tätigkeit im. Arsenal 


bei manchen der jugendlichen Soldaten und jugendlichen Arbeiter 


es handelte sich um hysterische Selbstverletzungen. Die Kranke täuschte 
und Arbeiterinnen zu beobachten. 


dadurch nach und -nach einer ganzen Anzahl von Ärzten die Raynaud- 


| die Not der Kriegsverhältnisse veranlaßten und für die schwere _ 


‘fand nun hier bei einer ganzen Anzahl von jungen Leuten im 


Auch fiel mir auf, daß bei einer solchen Anzàhl von jugend- — 
lichen Personen im Durchschnitt nur unreine. und dumpfe Herz- - 


hatte ich auch Gelegenheit, der Angina. pectoris ähnliche Anfälle: 


So: wurde ich von einem : 


sche Krankheit vor, von denen sie sich deswegen behandeln ließ. Der 
wichtigste-Unterschied von dieser Krankheit war aber, daß auf die 
regionäre Ischämie keine Cyanose folgte, sondern daß erstere direkt 
in das Stadium der Nekrose überging. Besonders zustatten kam der 
Kranken bei ihrem Betrug die anästhesierende Wirkung der Carbol- 
säure. Die raffinierte Täuschung konnte sogar den Arzt eines großen 
‘ Krankenhauses irreführen. Die Kranke nahm sich nämlich Carbol- 
säure und Bindfaden mit ins Krankenhaus. Nachdem ihr dort an beiden 
Füßen wegen Nekrose eine Zehe amputiert war, wickelte sie spät am 
. Abend den einen Verband auf, legte sich um eine weitere Zehe ihren 
Carbolsäurebindfaden, den sie.am anderen Tage wieder entfernte, nach- 
dem die Zehe nekrotisch war, und legte dann den. W.undverband wieder 


, an, worauf ihr dann später die nekrotische Zehe amputiert wurde. 


Dem Psychiater sind ja solche hysterischen Kunststückchen 
in großer Auswahl geläufig. Die Variationen der Hysterie sind 


.ja wohl auch so mannigfaltig, daß. eine Kasuistik im allgemeinen 
kein Interesse bietet und sich nicht verlohnt. Der Fall ist auch 
tatsächlich nur deswegen eigentümlich, weil es der Kranken gelang, 
die Raynaudsche Krankheit vorzutäuschen, die offenbar gleich von 


‚vornherein zum Teil in sie hineinexaminiert worden war, und eine- 


Anzahl von Ärzten damit mehrere Jahre lang irrezuführen. 
Aber selbst diese Variation der Hysterie scheint nicht ver- 


 einzelt dazustehen, haben doch Tesdorpf, Souques und 


Gilles dela Tourette (2) eine suggestive Behandlung. der 
symmetrischen Gangrän vorgeschlagen. Oppenheim (1) urteilt 
hierüber‘wohl mit Recht, daß es sich in den Fällen, in denen 
diese Therapie von Erfolg war, um eine Äußerung der Hysterie 
oder um arteficielle Produkte gehandelt habe. 


- 11H. Oppenheim, Nervenkrankheiten. Verlag von S. Karger, 
Berlin. — 2. Tesdorff, Souques und Gilles de la Tourette, 
These Le Galls. Paris 1902, 7: | S 


| Beitrag zur Frage über das Wesen der Bradykardie 
und. der Angina pectoris und ihre Behandlung. 


Von Ä 


Dr. A. Lorand in Karlsbad. 


. „In meinen vor einigen Jahren erschienenen Mitteilungen!) 
über die rationelle Ernährung des schwachen Herzens habe ich 
darauf hingewiesen, daß es infolge der durch die Kriegsnot- 
wendigkeiten erfolgten Beschränkungen unserer Ernährung zur 
Störung der. Herztätigkeit und zur Entwicklung eines dem 
Beri-Beri oder dem Skorbut mehr oder minder ähnlichen Zustandes 
(Avitamino se fruste) kommen kann. Meine Angaben wurden 
dann einige Zeit später durch das Bekanntwerden der wahren Natur 
der Kriegsödemkrankheit bestätigt, bei welcher von Gerhartz°), 
Schiff?) und anderen Autoren als ein charakteristisches Sympton 
die Bradykardie beschrieben wurde. Diese ist nun bekanntlich 
das Zeichen einer verminderten Funktionstüchtigkeit des Herzens. 
Gewöhnlich finden wir sie bei Leuten im vorgeschrittenen Alter, 


.am häufigsten bei‘ der Arteriosklerose, insbesondere der. Coronar- 


— 


Sklerose und bei den Erkrankungen des Herzmuskels. | 
B nter gewissen Umständen können wir sie aber nach meinen 
eobachtungen auch bei recht jugendlichen Personen ohne eine . 


Organische Erkrankung, des Herzens vorfinden. So hatte ich 


). Lorand, 'M. m. W.. 1916, Nr. 19 u. Nr. 51. 
p Gerhartz, D. m. W. 1917, H. 17. 
) W. m. W, 1917, S, 975, x" 


haben, wobei' ich hervorhob, daß gerade die an 


holländischen Forscher Gryns, 


konsultiert. Es bestand bei ihm ein Puls von kaum 60 ‚Schlägen, 
ohne daß bei ihm wie auch bei den anderen}in. noch jugendlichem 
Alter befindlichen Patienten sonstige Anzeichen einer Erkrankung 
des Herzens angetroffen werden konnte. Ich konnte als Ursache 


Kriegskost beschuldigen, welche der Hauptsache nach, es war zur 
lang nur in beschränkten Mengen) bestand. 


stehung von Angina pectoris-Anfällen abgeben kann, lehrte mich der 
Fall eines Patienten, welchen ich im Sommer 1917 beobachtet .habe, 
Dieser, ein Doktor der Philosophie und reicher Privatgelehrter, 40 Jahre 
alt, an starker Neurasthenie leidend, lebte seit einem’ Jahre, infolge 
Überempfindlichkeit seines Magens gegenYdie grobe Kriegskost, nur 
von einer Kost, welche der Hauptsache nach aus Bäckereien (Biskuits) 
und Mehlspeisen bestand. Einige Monate nach dem} Beginn dieser 
Kost traten bei ihm Anfälle. mit großen Schmerzen in der Herzgegend, 


Bei der Untersuchung fand ich einen Puls von 50 Schlägen. Der 


magert und wog nur 40 kg. | nr, 

Daß die Entstehung der Angina pectoris; mit Störungen in 
der‘Ernährung des Herzmuskels zusammenhängen dürfte, geht am- 
besten daraus hervor, daß wir sie in der Regel dort vorfinden, 


|-wo die für die Ernährung und die Funktion des Herzmuskels un- 


erläßlichen Substanzen, sei es durch die mechanische Behinderung 
des. Blutzuflusses, wie bei der Coronarsklerose (Kontraindikation 
deshalb der die Coronararterien verengenden Digitalis bei derselben,- 
bei deren Darreichung die Anfälle um so eher vorkommen) oder 


aber. infolge. ihres Fehlens in der Nahrung wie beim Beri-Beri ' 


(Häufigkeit der plötzlichen Todesfälle bei derselben unter Anzeichen 
der Herzschwäche) dem Herzmuskel nicht in genügenden Mengen 
zugeführt werden. Die sogenannte Pseudoangina der Neurastheniker 
dürfte, abgesehen von der Möglichkeit eines bei der vasomotorischen 
Neurose häufig vorkommenden lokalen Gefäßkrampfes, wohl mit dem 


.Umstande zusammenhängen, daß viele Neurastheniker, so wie ich 
dies oft in meiner Praxis beobachten kann, infolge Überempfind- 
lichkeit ihres Magens von einer sehr einseitigen Kost leben, mit 


völligem Ausschluß der schwerverdaulichen und vitaminreichen, 


grünen Gemüse und frischen Obstarten. In den Dörrgemüsen, , 


welche den wesentlichen Anteil der Kost der von mir beobachteten 


Soldaten und Fabrikarbeiter bildeten, sind die Vitamine nicht mehr 


enthalten, da sie beim Dörrprozeß ‚verlorengehen. 


Meiner Ansicht nach dürfte es sich hier nicht nur um das Fehlen 
von Vitaminen, sondern gleichzeitig auch von gewissen mineralischen 
Elementen als wie Kalk, Kalium und Phosphor handeln, welche, so wie 
ich schon in’meinen früheren Mitteilungen darauf aufmerksam machte, 
sicher ihren Anteil an der Entstehung der Nährschäden (Avitaminosen) 
hervor] Vitaminen reichen 
Nahrungsmittel gleichzeitig recht bedeutende Mengen von ihnen ent- 
halten. Auch habe ich schon vor sieben Jahren in meinem Werke 
über „Diè rationelle Ernährungsweise“ auf Grundlage der Arbeiten der 

di i Eickmann und Jebbink, 
wie von Nocht und Schaumann, die Entstehung des Beri-Beri 
dem Mängel an Phosphor .in der Nahrung zugeschrieben. Bezüglich 
der Wichtigkeit der verschiedenen mineralischen Stoffe für die Muskel- 
tätigkeit möchte ich darauf hinweisen, daß, so wie schon Berzelius 1) 
und auch Chevreuil darauf aufmerksam machten, -die Muskeln große 
Mengen dieser Salze enthalten, Wie ich schon früher hervorgehoben 


1) Berzelius, Lehrbuch der Chemie IX., 1840, S. 579. 


26 jährigen Feuerwerker wegen häufigen Herzbeklemmungsanfällen 


dieser Erscheinungen keinen anderen Umstand als die einseitige 
Winterzeit; aus Dörrgemüse und Kriegsbrot (dies auch eine Zeit- 


' Daß eine einseitige Kost bei langer Dauer den Anlaß zur Ent- 


Atemnot und Vernichtungsgefühl auf, welche sehr häufig auftraten. 


Patient war bis auf Haut und Knochen einem Skelett ähnlich abge- 


; : . 
= = s 
SARO PTENT R n e y e en 


pA AM I BG 


A 


“> 


IE 
Tan. 
zul 


BETA ET 
wor. un. _.I% 


BITTER: 
ven a 


> vr. 
ne a 


Me ~ Zus or 
wi ei 
zen Sera, 
Tg See 


m Ip 


s est Er 
EEE ET 
Be ES SER 

7 
en 


e un 
$ i is = 
DO . 
ka Nur 


Node 


714 


habe, ist insbesondere der am alleranstrengendsten und am unermüd- 
lichsten arbeitende Muskel, der Herzmuskel, an gewissen dieser Salzen, 
so an Kalk sehr reich, wie dieses aus den Untersuchungen von Ar on?) 
und Anderen hervorgeht. | 

Ebenso wie an Kalk enthält der Herzmuskel an Kalium 
und an Phosphor weit mehr als die anderen Muskeln des Körpers. 
Wie wichtig die Anwesenheit mancher dieser Salze für die Muskeln 
und so auch den Herzmuskel ist, zeigt schon der Umstand, daß 
tz wie die Ergebnisse der Physiologie uns lehren, der Kalk für 
Fa die Contractionsfähigkeit der Muskeln einfach unentbehrlich sei. 
S Bezüglich der Wichtigkeit des Vorhandenseins der Jonen dieser 
Elemente im Herzmuskel möchte ich auf das physikalische Gesetz 
hinweisen, welches besagt, daß, wenn Ionen in eine salzhaltige 
Flüssigkeit tauchen, dann ein elektrischer Strom entsteht. Wenn 
man also den Herzmuskel beim Tiere ausschneidet und seine 
Höhlung mit einer salz- und zuckerhaltigen Lösung ausfüllt und 
wenn dann bei der Berührung der die Kalk- und andere Ionen 
enthaltenden Herzwand mit der Salzflüssigkeit eine Zuckung, also 
eine Contraction des Herzmuskels auftritt, so beruht dies meiner 
Ansicht nach wohl auf dem eben erwähnten physikalischen Gesetze. 
Zweifelsohne findet das Ähnliche auch beim lebenden Menschen- 
herzen statt, den Anlaß zum Schlagen des Herzens gibt die Be- 
rührung der ionenhaltigen Herzwand mit der salzhaltigen Blut- 
flüssigkeit, die Arbeit des Herzmuskels aber geschieht wie die 
Arbeit aller Muskeln auf Kosten des Zuckers, der im Blute, wie 
auch in den Muskeln in Form von Glykogen vorhanden ist. Es 
wird nun leicht begreiflich sein, scheint es mir, daß, wenn nur 
wenig von diesen Ionen, so z.B. von Kalk oder zu wenig von 
den Salzen oder auch vom Zucker vorhanden ist, daß es dann 
mehr oder minder analog, wie im Experiment mit dem aus- 
geschnittenen Tierherzen, dann eine geraumere Zeit vergehen wird, 
bis ein Schlag ausgelöst wird. Die Pulse werden also weniger 
sein. Auf diese Weise erkläre ich mir also das Zustandekommen 
einer Bradykardie bei einer ärmlichen einseitigen und an Kalk, 
Kali, Phosphor usw. und an Zucker und Vitaminen armen Er- 
nährungsweise, wie dies bei der zur Kriegsödemkrankheit führenden 
der Fall ist. Hierbei stütze ich mich auch auf die Tatsache, daß, 
wie dies aus den Blutbefunden bei der Ödemkrankheit hervor- 
geht, so nach Jansens?) Untersuchungen der Kalkgehalt im 
Blute deutlich erniedrigt und auch der Zuckergehalt ein spärlicher 
ist. Weiter stütze ich mich noch auf die Tatsache, daß es mir 
E gelungen ist, durch eine sehr zucker- (honigreiche) Kost und an 
Oo Kalk, Kalium, Phosphor und an Vitaminen reichen Kost in einer 
Reihe von Fällen in einem jeden Falle die Bradykardie zum Ver- 
schwinden zu bringen. 

So behandelte ich letzten Sommer einen 55 jährigen an Arterio- ` 
sklerose leidenden Fabrikanten mit einem Durchschnittspulse von 54 
bis 56 Schlägen und Anfällen von Herzbeklemmung und Schmerzen 
in der Herzgegend. Nach einer mehrwöchigen Kur mit einer aus 
Milch, Eiern, Butter, frischen Gemüsen und Obst, Feigen und Rosinen 
und wenig weißem Fleisch bestehenden Kost mit Zugabe von 1/ bis 
!/,kg Honig täglich stieg der Puls nach drei Wochen auf 70 bis 72 Schläge 
und die Anfälle verschwanden beinahe gänzlich. Eine überraschende 
Wendung zum Besseren fand auch im Befinden des schon erwähnten 
Neurasthenikers statt. Nach einer ähnlichen, aber noch reichlicheren 
Kost mit täglichen Fleischzugaben und mit Honig stieg der Puls nach 
mehreren Wochen auf über 70 Schläge und die Angina-pectoris-Anfälle 
wurden viel seltener und auch gelinder, sie hörten später überhaupt 
auf, der Puls wurde normal und der Patient, der in 11/2 Jahren nahezu 


10kg an Gewicht zunahm, verlor auch einen großen Teil seiner neur- 
asthenischen Beschwerden. 

Durch eine ähnlich zusammengesetzte Kost mit reichlichen Honig- 
zulagen, wenigstens 1/s kg täglich, hatte ich in den letzten drei Jahren 
bei einer Anzahl der verschiedenartigsten Herzerkrankungen recht gute 
Erfolge, die allerbesten aber in Fällen von Erkrankungen des Herz- 
muskels, bei Arteriosklerose und bei Herzneurosen. Auch in einem 
Falle von Insuffizenz der Aorta hatte ich eine Besserung des Zustandes 
erzielt. Wenngleich ich auch dem Honig sowie dem Rohrzucker, den 
Rosinen, Feigen’und Trauben aus in meinen früheren Mitteilungen er- 
wähnten Gründen den Vorzug über den chemisch reinen raffinierten 
Rübenzucker gebe, kann man aber auch mit diesen gute Erfolge er- 
zielen, wie dies ein Fall beweist, welchen ich auch in meiner Mitteilung 
in den Jahreskursen. für die ärztliche Fortbildung!) kurz erwähnte. 
Es handelt sich hier um einen Fall von Tetanus beim Infanteristen 
Georg Sopronyi, welchen ich im Januar 1917 in dem V. Pavillon des 
Reservespitals Nr. 1 in Ungvar (Ober-Ungarn) beobachtete. Durch eine 


2) Aron in Oppenheimers Handbuch der Biochemie, I., S. 38. 
(Jena 1908.) 
3) Jansen, M. m. W. 1919, 34. 


En: ; : TE 2 j 
A JE f J . 2 HA -i 
ir = ni EN ern f GE - 


f. d. ärztl. Fortb., Augustheft 1917.) 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. 


) Die Grundregeln für die Ernährung von Herzkranken. (Jkurs. 


20. Juli 


Serumbehandlung wurden die Anfälle zum Verschwinden gebracht, 
aber es bestand noch trotz der täglich dreimaligen Verabreichung von 
Digalen eine bedrohliche Herzschwäche mit fadenförmigem Puls. Der 
Zustand des Patienten ließ das Ärgste befürchten. Ich verordnete nun 
eine tägliche Zuckerzulage von 100 g in die Milch und zur Mehlspeise, 
und der Zustand des Patienten besserte sich von diesem Tage an in 
ganz überraschender Weise. 
stehen, das erstemal seit seiner Erkrankung. Von Tag zu Tag nahmen 
seine Kräfte zu. 
fangs Mai mit der Marschkompanie an die Ostfront abgehen. 


Zwei Tage danach konnte er schon auf- 


Der Patient wurde ganz hergestellt und Konnte an- 


Bei der Behandlung des Tetanus sowie aller Infektionskrank- 


heiten wäre meiner Meinung nach wohl angezeigt, neben der’ 
Serumbehandlung gleichzeitig große Honig- oder Zuckermengen, 
am besten in Fruchtsäften, zu verabreichen. 
Meister der Medizin mit Vorliebe Fruchtsirupe bei den ver- 
schiedensten Infektionskrankheiten verordneten, dürfte sie hierzu 
wohl nicht allein die durstlöschenden tnd nährenden Eigen- 
schaften: dieser ziemlich calorienhaltigen Flüssigkeiten veranlaßt 
haben. 
Infektionskrankheiten nicht ausschließlich die Bekämpfung der 
Bakterien, sondern auch die Erhaltung und Stärkung der Herzkraft, 


Wenn die alten 


Jedenfalls aber müßte in der rationellen Behandlung der 
das Ziel unserer therapeutischen Bestrebungen bilden. 


Aus dem Kreiskrankenhause zu Striegau (Schlesien) 
(Leitender Arzt: Dr. Gustav Neugebauer). 


Isolierte subcutane Pankreasruptur. 


Von 
Dr. Gustav Neugebauer. 


Das Interesse der Ärzte für Erkrankungen der Bauchspeichel- 
drüse ist seit den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in 
ständiger Zunahme begriffen. Die pathologischen Unterlagen sind 
gefestigt, die Symptomatologie hat sich im Laufe der Zeit ver- 
feinert und die Diagnostik ist damit eine etwas sicherere geworden, 
wenn man auch jetzt noch wohl leider nur in Ausnahmefällen 
über die Wahrscheinlichkeitsdiagnose hinauskommen wird. Trotz- 
dem sind diese Fortschritte durchaus noch nicht Allgemeingut 
aller Ärzte, wie es wünschenswert wäre, geworden. 


Verwiesen sei bei Beginn dieser Arbeit auf die Monographie 
Körtes „Über die chirurgischen Krankheiten und Verletzungen 
des Pankreas“ und auf die entsprechenden Kapitel desselben 
Autors im „Handbuch der praktischen Chirurgie“ und der „Chirur- 
gischen Operationslehre von Bier, Braun, Kümmel‘, ferner 
auf die Arbeit von Guleke in den „Ergebnissen der Chirurgie 
und Orthopädie“ Bd. 4. Hier ist auch die umfangreiche Literatur 
bis 1912 zusammengestellt. : 


Die Behandlung der Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse 
ist fast ausschließlich ein Feld der Chirurgie geworden. Um s0 
mehr ist es notwendig, daß gerade der allgemein tätige Arzt der 
Frage sein Interesse und seine Aufmerksamkeit zuwendet, damit 
der Chirurg rechtzeitig einsetzen kann und nicht durch Zeitverlust 
die Prognose der Erkrankung verschlechtert wird. 

Bei der relativen Seltenheit der Erkrankungen der Bauch- 


speicheldrüse dürfte jeder neue Beitrag auch jetzt noch Beach- 
tung finden. | 


Am 10. August 1917 fiel der zwöltjährige Knabe A.M. von der Deichsel 
eines in Fahrt befindlichen voll beladenen Heuwagens, auf der er emer 
alten immer wieder beobachteten Unsitte gemäß gesessen hatte, Her 
unter; das Vorderrad des Wagens ging ihm quer über den Oberbauch. 
Er hatte sofort heftige Schmerzen im Leibe, stand aber selbst auf, 
wurde oben auf den Wagen gesetzt und nach dem Gutshofe gefahren. 
Bis dahin hatten die Schmerzen sich etwas gebessert, und er konnte 
nun, wenn auch mühsam, zum Arzt geführt werden. Seine Klagen 
waren Bauchschmerzen. Erbrechen war nicht aufgetreten. ; 

Bei der Untersuchung ging der sehr verständige und intelligente 
Junge in gebückter Haltung, da die Schmerzen dabei geringer waren: 
Fieber bestand nicht; der Gesichtsausdruck war ängstlich, der Puls 
klein und beschleunigt. Quer über den Oberbauch streifenartige flache, 
am Rücken etwas gröbere Hautabschürfungen. Eine Wirbelsäulen- 
verletzung war nicht festzustellen. Keine Lähmung der Beine, des 
Mastdarms und der Blase. 

~ __ Die Bauchdecken waren hart gespannt, besonders bei Berührung: 
Die Hauptschmerzen saßen oberhalb des Nabels und etwas links davon; 
hier war lauter tympanitischer Schall festzustellen. Rechts oberhalb des 
Nabels leichte Dämpfung. 
Den erhobenen Befund und die Schwere der verletzenden Gewalt 
berücksichtigend, wurde eine intraabdominelle Verletzung angenomme 


und der Junge sofort dem Krankenhause überwiesen, ° 


Digitized by Google Å 


} 


n 20. Juli. = 


Vier Stunden später, nachdem erst die Eltern herbeigerufen und 
zur Operationseinwilligung bewogen worden waren, wurde operiert. 


Die Dämpfung rechts oberhalb des Nabels war inzwischen größer, der 


Schmerz wieder stärker geworden. Der Puls war nach. wie ‘vor klein 
und beschleunigt; Fieber bestand nicht; Erbrechen war auch :in der 
Zwischenzeit nicht aufgetreten. Urin konnte aus freien Stücken ge- 
lassen werden; er war nicht blutig und frei von Zucker und Eiweiß. 

Der Bauch wurde in Äthernarkose durch einen mittleren Längs- 


schnitt vom Schwertfortsatz bis zum Nabel eröffnet. In der freien, 


Bauchhöhle wurde nur eine ganz geringe Menge Blüt festgestellt und 
ausgetupft. Leber und Milz sowie die Blase waren unverletzt. Am 
Darm, Mesenterium ‚und Netz war nichts Regelwidriges festzustellen. 
Beim Absuchen des Darmes ‚wurden an der Radix mesenterii einige 
flächenhafte Blutaustritte gefunden, von denen her wohl auch die 
geringe Blutung in. der freien Bauchhöhle stammte. Da die ganze 
Gegend dort -bläulich durchschimmerte, wurde nach stumpfer Durch- 
trennung durch das Ligamentum gastrocolicum auf das Pankreas ein- 


_ gegangen. Die Bursa war mit flüssigem Blute: gefüllt, das entfernt 


wurde. Der peritoneale Überzug der Bauchspeicheldrüse war ein- 
. gerissen. -Die Drüse selbst war neben dem Kopfe vor der Wirbelsäule 
. . ziemlich breit zerquetscht, die anliegenden Teile frisch blutig infitriert, 
‚keine Nekrose. Fettnekrosen waren in der nächsten Umgebung nicht 
festzustellen. Arterielle Blutung bestand nicht (Quetschung der Gefäße); 

. die parenchymatöse stand nach kurzer Tamponade. Von einer Naht 
der Drüse wurde bei dem mürben Zustande des zerquetschten Gewebes 
"Abstand genommen. Es wurde ein fester Tampon auf die gequetschte 
‚Stelle gelegt,;und derselbe durch die Bursa und den Bauchschnitt, der 
bis auf diese ‘Stelle geschlossen wurde, herausgeleitet.- Nach Lösung 
des Tampons wurden später dünnere Gummirohre eingelegt. | 
Nach subeutan gegebener Kochsalzlösung und Campher erholte 


sich der Junge bald. Nach der Operation auftretendes voluminöses | 


Erbrechen schwärzlicher Flüssigkeit konnte durch reichliches Magen- 
. spülen bekämpft werden. Die anfänglich reichliche gelbliche, fade 
riechende Absonderung: wurde langsam wäßrig. Die Wunde schloß 
sich im Laufe von acht Wochen im allgemeinen ohne weitere wesent- 
liche Störung des- Wohlbefindens. Die Bauchhöhle wurde durch‘ Zink- 
paste geschützt. Die Körperwärme stieg in den ersten Tagen nach 
` -der Operation nur-zweimal über 88°, sie war sonst stets normal. Urin 
blieb zuckerfrei. En Ä 
: Der-Junge ist von mir bis heute mehrfach nachuntersucht worden. 


- ‚Abgesehen ‚von der etwas strahlig gewordenen Narbe ‘in der Mittel- 
linie des Bauches, bietet er in jeder Beziehung durchaus regelrechten 
Bauch- und allgemeinen Befund.dar. Er hat keine Klagen, entwickelt. 
‚Sich gut und ist zuckerfrei geblieben. m 
Es handelt sich im vorliegenden Falle um eine isolierte 


Zerreißung der Bauchspeicheldrüse durch stumpfe Gewalt (Über- 


fahrung). i So oa 
- „ -isolierte Rupturen der Bauchspeicheldrüse sind im all- 

gemeinen sehr und in Hinsicht auf Erkrankungen des Pankreas 
im besonderen ziemlich selten. 1912 hat Guleke (siehe oben) 
30 derartige Fälle zusammengestellt, von denen 23 operiert und 


von diesen 15 durch die-Öperation geheilt worden sind. Die 
Nichtoperierten sind alle gestorben. Die Operation allein bietet: 


also Aussichten auf Heilung.. | 
. Der vorliegende Fall darf also ebenfalls zu den durch Ope- 


ration geheilten hinzugerechnet werden. Der einfache ünd un- 


 gestörte Verlauf der Heilung muß meines Erachtens vor allem auf 
‚die rasch vorgenommene Operation zurückgeführt werden, die 
vier Stunden nach der Verletzung erfolgte. Dieser ist es auch 
zugute zu rechnen, daß Fettnekrosen und peritoneale Erscheinungen, 
die zum mindesten die Heilung verzögert, wenn nicht in Frage 
gestellt hätten, nicht eingetreten sind.. ‚Dieser Erfolg bestätigt er- 
“ neut die alte Forderung, bei intraabdominellen Verletzungen in 
‚jedem Falle möglichst schnell die Operation vorzunehmen oder zu 
veranlassen. a A zu =i 2. 
.. Auffallend ist, daß bei Einwirkung stumpfer, breiter, ganz 
‚erheblicher Gewalten, wie es doch das Rad eines voll beladenen 
Heuwagens darstellt, nur eine isolierte Verletzung der Bauch- 
speicheldrüse vorkommen kann. Jedoch auch dieses wird ver- 
 ständlich, wenn man sich vergegenwärtigt, daß bei der Einwirkung 
der Gewalt. von unten nach oben, wie es hier der Fall gewesen 
' sem muß, da.sich am Rippenbogen selbst keinerlei Verletzungen 
oder Hautabschürfungen. fanden, die Bauchspeicheldrüse bei ihrer 
festen Lage quer- über die Wirbelsäule hinweg das einzige kon- 
sistentere -und voluminösere Organ ist, welches dem Druck der 
Gewalt nieht recht ausweichen kann. Die Aorta und: die Vena 
. Cava sind durch ihre’ etwas seitlichere Lage dazu sehr gut im- 
stande, . Ist doch auch andererseits während des Krieges vielfach 
festgestellt worden, daß selbst größere Gefäße dem mit enormer 
‚Geschwindigkeit eindringenden Geschosse ausweichen, konnten. 
te weichen häutigen Organe des Magendarmkanals sind durch 


eda 


© 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK) — Nr. 29. 


ee, ie N en e. 
3 a a u. 
l | a ‘ v 5 
u ER > 
ei + ? MEE r 
©, $s 7 
s 7 = . 
, 
4 " . 
f e ` . 
Ä 718 


. die.Fettmassen des Abdomens (Netz, -Appendices, retroperitoneales 
Fett usw.) bei flächenhafter :Quetschung eines besseren und wirk- 
 sameren Schutzes gesichert, > Die weiter nach oben zu sitzenden 
‚großen Drüsen können bei mehr von unten her wirkender Kraft 


unter dem ‚elastischen Rippenbogen nach oben zu in die dehn- 


baren Zwerchfellkuppen entweichen.‘ Zufall. und Glück spielen 


aber naturgemäß a 
Rollen. gr 


Bei, dieser Gelegenheit möchte ich. auf einen-acht J ahre zurück- 


liegenden Fall von akuter Pankréasnekrose beziehungsweise Pankreatitis _ 


aus meiner Assistententätigkeit (Krankenhaus Westend-Charlottenburg) 
hinweisen, bei welchem die ersten Krankheitserscheinungen fünf Tage 
zurücklagen, und bei dem erst am fünften Tage Krankenhausaufnahme 
und chirurgische Behandlung stattfanden: Der fettleibige Mann in 


mittleren Jahren mit der großen Hinfälligkeit bei wenig erhöhter - 


Körperwärme, mit dem kleinen Pulse, der großen Unruhe, der starken 
_ Empfindlichkeit und Spannung des Bauches im allgemeinen, besonders 
aber in der. oberen Bauchgegend, sowie mit der nachgewiesenen (ge- 
ringen) Zuckerausscheidung. wurde. zwar — nach gestellter Wahrschein- 
lichkeitsdiagnose — sofort operiert. Die massenhaften  Fettnekrosen 
im Netz und Mesenterium veranschäulichten in ‘klassischer Weise die 
zerstörende Wirkung des Pankreassaftes. - Trotz der rite vorgenommenen 
Operation starb der Mann bald. Hier war Diagnose und 
in chirurgische B 
zu Spät. | 


Erkrankung derselben übersehen, weil — wie oft schon betont — an das 
‚Pankreas nicht gedacht wird. Manche unklare Magen- oder Darin- 


-~katarrhe mit tödlichem Ausgange oder Bäuchfellentzündungen un- 


klarer Ätiologie — besonders bei den vielfach flüchtigen . Unter- 
suchungen in der Kassenpraxis — werden wohl auf das Konto 
der Bauchspeicheldrüse zu ‚setzen sein, und manche Pankreatitis 
mag unter der beliebten Diagnose „Darmkolik“* unerkannt ad 


exitum kommen. n à 
Zweck dieser Arbeit ist es, erneut auf das interessante Ge- 


biet der Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse hinzuweisen.. Nur ` 
in der raschen (Vermutungs-)Diagnose liegt hier das Heil des Er- 


krankten, da nur schnelles chirurgisches Eingreifen Erfolg bringen 


kann. Ist die Vermutungsdiagnose einmal gestellt, so lasse man 


sich durch vorübergehende. Besserungen nicht täuschen und von 


der Zuziehung chirurgischer ‚Hilfe abhalten. Solche Besserungen - 


sind erfahrungsgemäß meist trügerisch‘ Hat erst der Pankreas- 
saft Zeit und Gelegenheit in die Bauchhöhle zu kommen, so sind 


wird unvermeidlich. Die Operationen werden in solchen Fällen 


"schwieriger ‚und eingreifender;. die Mortalitätsziffer steigt von Tag 


zu Tag, ja von Stunde zu Stunde immer rascher an. (Die Schäd- 


lichkeiten des normalen Pankreassaftes beweisen die von Guleke | 


angestellten Versuche mit der „inneren Pankreasfistel“).  .: 


Eine weitere V erbesserung der Terpentinbehandlung. | 


i (Vorläufige Mitteilung.) = 
© Von Run 
Dr. Wilhelm Karo, Berlin. u 
- In mehrfachen Publikationen 1) habe ich seit Erscheinen 
der ersten Klingmüllerschen Veröffentlichung über Ter- 
 pentinbehandlung meine Erfahrungen mit der kombinierten 


Terpentin-Chininbehandlung, speziell mit Eucupin, -bei -urolo- . 


gischen Erkrankungen mitgeteilt. ‘Der mich leitende . Grund- 


gedanke der Modifikation der Klingmüllerschen Methode 
die .bei der Verwendung von Terpentinöl auf- 


war der, 
tretenden Nebenerscheinungen zu vermeiden und die Terpentin- 


wirkung zu ‚steigern. Von’ den durch die Injektion bedingten 


Komplikationen waren am lästigsten die oft sehr schmerzhaften, 


mit Fieber bis zu 89,9- einhergehenden, hartnäckigen Infiltrate. 
Durch Parallelfälle glaubte ich nachgewiesen zu haben, daß die 
"Infiltrate durch Zusatz: von Eucupin zu verhüten seien, mit fort- 
schreitender Erfabrung habe ich mich jedoch von der Irrigkeit 
meiner Annahme überzeugen müssen. Vielmehr bin ich durch 
weitere langwierige Kontrollversuche darüber belehrt worden, ‘daß 
die Infiltrate und das im Anschluß an die Injektion entstehende 
“Fieber lediglich auf Verunreinigungen des Terpentinöls zurück- 
zuführen sind, Meine ersten Versuche wurden unter Verwendung 


1) Th. d. Geg. 1918, Nr., 4, D. m. W. 4919, Nr.:10, 


Pd 
A 


uch bei solchen Sachen ihre unkontrollierbaren - 


berführung ` 
ehandlung nicht zeitig genug erfolgt. Die Hilfe kam . 


` So selten die Erkrankungen der. Bauchspeicheldrüse an und: 
für sich sind, so wird meiner Überzeugung nach sicherlich manche 


NME SNAREN 


hyD Rea a. a 
r ER, 
PER SHE ER EU TE 


Nekrosen und Peritonitis die unausbleiblichen Folgen, der Exitus 


keine uam 8” 
uero ne 
MEETS 


um 
~ 
i 


ta 
ps, 


DE LE FERE SU 
ne 
> 


nn... 0.8. 
ee 


a 


u: 
= 


116 


von Lösungen ausgeführt, die mit ein und demselben Terpentinöl 
hergestellt waren; ein neu bezogenes Öl zeigte dagegen eine ganz 
veränderte Wirkung. Das Eucupin vermochte bei den mit diesem 
Öl hergestellten Lösungen weder die Infiltrate noch das Fieber zu 
verhüten. 

Chemische Versuche, die ich auf Grund dieser neuen Beob- 
achtungen mit den verschiedenen Terpentinölen des Handels an- 
stellen ließ, ergaben die große Verschiedenheit dieser Präparate, 
und es stellte sich heraus, daß nur ein völlig gereinigtes und 
säurefreies Öl, das keine monocyclischen Terpenkohlenwasserstoffe 
enthalten darf, für meine Zwecke brauchbar ist. 

Gelingt es also, das Terpentinöl vollkommen zu entharzen 
und von Oxyden zu befreien, dann wird die Terpentininjektion 
absolut schmerzlos vertragen, es bilden sich keine Infiltrate, eben- 
sowenig tritt Fieber auf, Ein derartiges, nach einem bestimmten 
Verfahren absolut gereinigtes und entharztes Terpentinöl stellt mir 
seit einigen Monaten das Chemische Institut Dr. Ludwig Östreicher, 
Berlin W 35, Lützowstr. 89/90, her. 

Entsprechend meinen früheren Erfahrungen über Kombination 
von Terpentinöl mit Chininpräparaten, speziell mit Eucupin, ent- 
hält auch das gereinigte Terpentinöl einen Zusatz. Da sich indessen 
das Eucupinum basicum nur sehr schwer löst und oft wieder aus 
der Lösung ausfällt, habe ich mit Erfolg versucht, Chinin in 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. 


Diese 'Terpentin-Chininlösung wird von dem Chemischen Institut 
Dr. Ludwig Östreicher gebrauchsfertig in sterilisierten Ampullen 
unter dem Namen Terpichin in den Handel gebracht. Seit 
drei Monaten verwende ich ausschließlich diese Ampullen, ohne 
daß ich bisher ‘irgendeine unangenehme Komplikation erlebt habe. 
Die Wirkung der Terpichininjektion übertrifft die der Eueupin- 
Terpentininjektion bei weitem. In Fällen von frischer Gonorrhöe 
mit Harnzwang lassen auffallend rasch die Mictionsbeschwerden 
nach, wie ich es in meinen früheren Publikationen bereits erwähnt 
habe, die profuse eitrige Urethralsekretion versiegt meist innerhalb 
weniger Tage, wodurch die lokale Therapie der erkrankten Harn- 
röhre erleichtert wird. Ganz überraschend gut reagiert die weib- 
liche Gonorrhöe auf die Terpichininjektion; besonders günstig wird 
das Allgemeinbefinden der Kranken beeinflußt. In chronischen 
Fällen lockert sich das Cervicalsekret, 
Bei gonorrhoischen Komplikationen sah ich gute Erfolge, be- 
sonders bei Arthritis .gonorrhoica; bei Colieystitis und Enuresis 
desgleichen, ebenso bei Ulcera cruris, von denen ich allerdings 
nur wenige Fälle zu sehen Gelegenheit hatte. Überraschend war 
ferner die Wirkung bei Cystitis der Prostatiker, auch hier kohnte 
ich eine gute Beeinflussung des Allgemeinbefindens feststellen. 
Diese vorläufige Mitteilung hat den Zweck, die -Herren 
Kollegen mit einem neuen Fortschritt meiner Versuche bekannt zu 


Terpentinöl zu lösen, um eine energischere Chininwirkung zu erzielen. | machen und die Nachprüfungen in die richtigen Bahnen zu leiten, 


Referatenteil. 
Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolit, Berlin. 


Sammelreferat. 


Über Entartung und Entartungszeichen. 


Von 
Prof. Dr. Carl Hart, Berlin-Schöneberg. 


In der Konstitutionspathologie spielen Minderwertigkeit 
und Entartung eine große Rolle, eine so große sogar, daß man 
vielfach ganz vergessen hat, eine wie weit umfassende Bedeutung 
das Wort Konstitution überhaupt hat. Der Konstitutionsbegriff 
ist keineswegs nur ein solcher der allgemeinen Pathologie, wie es 
in dem in der Konstitutionslehre führenden Buche von Martius 
heißt, sondern ein biologischer, als welchen ihn übrigens Mar- 
tius selbst auch behandelt. Jeder Mensch hat seine eigene 
Konstitution, nicht zwei Menschen sind in ihr einander gleich. 
Einen Zustand von durchschnittlicher Leistungs- und Reaktions- 
fähigkeit können wir als normale oder nach Kraus physio- 
logische Konstitution bezeichnen, über die in ihr gegebene indi- 
viduelle Variationsbreite morphologischer und funktioneller 
Eigenschaften hinaus gibt es aber Abweichungen nicht nur nach 
unten, sondern auch nach oben, die sich als Höher- und nicht 
selten auch Höchstwertigkeiten von Leistungen darstellen. Daß 
gerade bei letzteren oftmals eine Disharmonie vorhanden ist, eine 
Lücke (Magnan, Moebius) in der Gleichwertigkeit der 
Funktionen, beeinträchtigt zunächst die Tatsache selbst nicht. 

Wie mit dem Konstitutionsbegriff, so steht es auch mit dem 
Dispositionsbegriff. Disposition bedeutet jetzt den Arzten schlecht- 
hin Widerstandslosigkeit, Empfänglichkeit gegenüber einer be- 
stimmten äußeren Schädlichkeit und in Hinsicht auf die Infek- 
tionskrankheiten faßt man Disposition gewöhnlich als aufgehobene 
Immunität auf. Es ist aber durchaus unrichtig, wenn man wie 
Brugsch dem Worte Disposition stets nur einen negativen 
Sinn geben will. Rössles Äußerung ist sehr treffend, daß 
schon die physiologische Reaktionsfähigkeit des Organismus eine 
gewisse Disposition in sich schließe, und schon vor Jahren hat 
sich v. Hansemann dagegen ausgesprochen, daß Disposition 
immer nur gleichbedeutend mit aufgehobener Immunität sein 
solle. Disposition könne vielmehr ein ganz bestimmter primärer 
Zustand sein, der nach irgendeiner bestimmten Richtung hin, so- 
wohl zum Krankwerden wie auch zum Verschontbleiben oder zur 
Heilung befähige. Unter Hinweis auf Virchows Ausführungen 
über die Erregung (Reizung) der Zellen, in denen er bemerkt, daß 
eine erhöhte Erregungsfähigkeit auf die Lehre von den Prädispo- 
sitionen hinweise, erklärt auch Wieland die Disposition als 
das Vorhandensein reizempfänglicher Körperzellen überhaupt, 
wie es auch Hueppe ausgesprochen hat. Die Disposition ist 
nach Wieland trotz des Wechsels ihrer Intensität ihrem eigent- 
lichen Wesen nach immer etwas Bleibendes, angeborene Immu- 
nität gleichbedeutend mit angeborenem Fehlen einer Disposition, 


| wie es auch Ehrlich annahm. Es sind also Disposition zu 


einer Krankheit und erhöhte Widerstandskraft gegen die gleiche 
Krankheit nur scheinbare Gegensätze, in Wahrheit Korrelate. 
Beide aber sind inbegriffen in der genotypischen (Kraus) Kon- 


stitution und schwanken in ihren Werten um deren physiologische 
Norm. 


Wenn die Ärzte so gut wie ausschließlich ihr Augenmerk 
auf die Minderwertigkeiten morphologischer und funktioneller 
Natur richten, so erklärt sich das sehr leicht daraus, daß sie es 
fast immer mit kranken Menschen zu tun haben, bei denen sich 
jene konstitutionellen Merkmale besonders aufdrängen oder auch 
gesucht werden. Selbst bei der Musterung Heerespflichtiger und 
in der Kriegsbeschädigungsfrage ist es, wie ein Hinweis auf die 
Abhandlungen von Kraus, Martius und O. Müller, um 
nur einige zu nennen, lehrt, so gut wie ausschließlich für die 
Ärzte darauf angekommen, wie mit Mängeln der Konstitution Be- 
haftete dem Vaterlande nutzbar zu machen waren, ohne sich und 
der Allgmeinheit zu schaden. Höherwertigkeiten kamen hier wohl 
nur bei solchen Untersuchungen in Frage, wie sie beispielsweise 
de la Camp bei der Ausmusterung zum Fliegerdienst geführt 
hat, zu dem man die physisch und psychisch Besten brauchte. 
Daß aber, wie das V eit insbesondere ausgeführt hat, nicht nur 
in ärztlicher, sondern auch in pädagogischer, sozialer und foren- 


sischer Hinsicht Unterwertigkeiten von größter Bedeutung sind, 
bedarf keiner näheren Begründung. 


Es ist nicht meine Absicht, die in der Psychiatrie und Kri- 
minalanthropologie eine große Rolle spielende Entartungsirag® 
hier eingehend zu besprechen, über die man sich am besten 1n der 
ausgezeichneten Abhandlung von Bumke unterrichten kam; 
aber zum Ausgangspunkt unserer Betrachtung müssen WII sie 
nehmen, nicht etwa nur, weil sie auf einen Psychiater, auf 
Morel, zurückgeht, sondern vor allem deshalb, weil ja die m 
Betracht kommende psychopathische Konstitution nichts andega 
als eine Teilerscheinung in der Konstitutionspathologie ist mi 


allerengsten Beziehungen zu physischen Zuständen und Funk- 
tionsäußerungen. 


Morel, auf den die Lehre von der Entartung zurückgeht, 
verstand unter ihr eine von Generation zu Generation fortschre- 
tende Verschlechterung der nervösen Gesundheit, die durch a 
liche Einflüsse bedingt sei; Entartung war ihm gleiehbedeuten 
mit krankhafter Abweichung vom normalen Typus der N 
Auch Bumke faßt wie Schallmayer, Grotjahn Sa 
die Entartung als einen Vorgang auf, die Verschlechterung CF 
Art von Generation zu Generation durch unzweckmäßige aa 
weichungen vom Typus durch Vererbung, äußere Faktoren 0% 
durch beide zugleich. Er meint, Entartung könne nur nn 
wenn sich von Geschlecht zu Geschlecht die Wirkung der schä 
genden Faktoren verstärke, also jede nachfolgende Generation 


Digitized by Google 


` „en . 
_ rg A woot ED a P a o a $ ‚ 

u — pri reg BY > x ` 2 a ? 4 SN, 
— m a a OM I .. . i P a & . K 4 Ko Rh, , . 
NIT, 2 . . f ne ae : EE pid A iok f 
TER y- ee, G : . N at i Ka = = He 3 
` i i . > D - - ae 

í P ; x ; ’ - ne A ; ß 
4 . 0 . es = . t s. 2 la 
` Doi 2% = , .. 
= . f , . ' . "e y an 
5 = . SN s: S E ` 2 Fa . 
; > . , 3 

‘ e k a i sig. d n 23 


MT. 


JE 90. Juli Z >- 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. = en er | 
. ` kränker oder schwächer werde als die vorhergehende. Die Begriffe | wand als solchen des Respirationsapparats, so vermag man ihm 
al - Entartung und pathologische Anlage dürften also nicht identi- | noch viel weniger zu folgen, wenn er aus der angeblichen 'Nei-. - . 
fiziert: werden. E DE - | gung eines minderwertigen Organs zum gesteigerten Wachstum 
ra | Nuni wird aber gerade in der Konstitutionspathologie letztere | die Geschwulstbildungen zu erklären’ sucht oder gar eine Über- 
- oft als Entartung, häufiger noch als Minderwertigkeit. bezeichnet. | kompensation der primären physischen Schwäche auf dem über- ` 
i Es wird unter Entartung kein Vorgang, sondern ein Zustand ver- | geordneten psychischen Gebiete für möglich und häufig hält. 
standen. Auch in der Psychiatrie betonen Definitionen der Ent- | Mozart’ hatte angeblich nicht normal gebildete. Ohren, Beethoven 
> artung wie die Moebius’, Kraepelins, Ziehens und | eine Anlage zur Ertaubung, ein anderer Komponist: vor ' dem 
| Sommers mehr den Zustand, eine bis. ins Pathologische | einen Ohr einen Naevus, alle drei überkompensierten die'physische 
gehende Abweichung vom normalen Zustand des Genus, eine un- | Mangelhaftigkeit durch ihren genialen Müsiksinn. Das mag noch 
ji - zweckmäßige Abweichung vom Typus infolge erblicher Belastung. | gehen. Aber wer. will es ernst nehmen, wenn etwa ein Bettnässer. 
IR So erklärt es sich, daß in der Psychiatrie die psychopathische Kon- | ein bedeutender Seemann wird, weil er viel von Wasser träumt? 
| stitution, erbliche Belastung und Entartung geradezu gleich- | Mit Recht hat Rössle hier scharfe Kritik geübt. Ein morpholo- ` 
gisch ‘verbildetes Organ, etwa eine embryonal gelappte Milz: und 


anomalien als ‚Degenerationszeichen (degenerative Stigmata) auf- 


. . faßt, weil man gewöhnlich in diesen nicht Abweichungen über- 


haupt, sondern nur ganz bestimmte von minderem Werte sehen 
wird. Ein Status degenerativus wird immer eine weitve 
Minderwertigkeit des Organismus bedeuten. 


Nur mit großer Vorsicht sollte man Konstitutionsanomalien . 


als degenerativ bezeichnen und letzteres Wort durch ein ein- 
deutigeres ersetzen. Nach Nae geli ist es wesentlicher, vor- 


handene konstitutionelle Abweichungen als für bestimmte Krank- 


heiten pathogenisch bedeutsam darzustellen, als sie gleich als 
Merkmale eines allgemeinen degenerativen Bodens zu erklären. 


Und weiterhin dürfte auch Koch in dem Ausspruche recht zu 


geben sein, daß es fehlerhaft ist, eine ganz bestimmte Form der 
unterwertigen Konstitution einer konstitutionellen Minderwertig- 
keit überhaupt gleichzusetzen. Eine zu hohe Bewertung der allge- 
meinen Minderwertigkeit alsiKrankheitsursache führt nach Koch 


schließlich. aus den Gedankengängen der Medizin hinaus in Gebiete . 


rein philosophischen Denkens. f 
Will man sehen, wohin in der Konstitutionspathologie eine 
‚allzu weit gehende Annahme und zu lohe Bewertung von Organ- 


' minderwertigkeiten führt, so lese man Adlers Studie, in der 


fast jede Krankheit, selbst bei epidemischem Auftreten, auf eine 
Primäre Minderwertigkeit des befallenen Organs zurückgeführt 
wird. Der an sich zweifellos richtige Gedanke, daß Organminder- 
Wertigkeit die Entstehung einer entsprechend lokalisierten Krank- 


‚bedeutend geworden sind. “Besonders kommt das zum Ausdruck 
inNäckes Definition der Entartung. Nach ihm ist das Charak- 
teristische für die echte Entärtung neben einer mangelhaften 
. physiologischen und psychologischen Tätigkeit irgendwelcher Art | 
und neben einer meist verminderten Widerstandsfähigkeit gegen- 
über den verschiedensten 'Schädlichkeiten als Anzeiger, „Signale“, 
dieser allgemeinen Minderwertigkeit auch das Bestehen gewisser 
körperlicher Merkmale, der sogenannten Degenerationszeichen 
- (Stigmata). Degeneration bedeute eine von der großen Menge 
der Menschen erheblich abweichende Reaktion auf verschiedene 
- äußere und innere Reize, die das Individuum stören und. schädigen 
- können, bedeute aber niemals an sich schon Krankheit, sondern 
| nur einen abnormen, krankhaften Zustand, der Allerdings leicht 
zur Krankheit führe. Entartung wird: also nach dieser Definition 
gleichbedeutend mit krankhafter Konstitution oder Disposition. 
~ Der Beantwortung der naheliegenden Frage der allgemeinen 
', Bewertung der konstitutionellen Besonderheiten hat auch Mar- 
tius in Seinem Buche über Konstitution und Vererbung eine 
wissenschaftlich-biologische Fassung des Begriffs „Entartung“ 
- (Degeneration) zugrunde gelegt. Er versteht unter ihr jede Ab- 
weichung vom Typus, d. h. vom mittleren Durchschnitt des nor- 
malen Menschen, soweit. sie erstens vererbbar und zweitens der 
Art schädlich ist. Auch hier wird also ein Zustand gemeint. Mit 
._ Recht hebt Martius.aber hervor, daß nicht jede Abartung eine 
Entartung ist, daß es Abweichungen nach oben und nach unten, 
Plus- und Minusvarianten, gibt, und auch Bumke meint, eine | 
Abart könne ebenso wertvoll sein wie der Durchschnittsmensch, 
ja sogar noch wertvoller, deshalb möge man sich, auch damit be- 
'gnügen, individuelle Besonderheiten zunächst lediglich als: Ab- 
+  Weichungen ohne jedes Werturteil zu bezeichnen. Wenn Bauer 
\  Abartung und Degeneration als Synonyma gebraucht, so ist das 
ebensowenig; glücklich, wie wenn er sämtliche Konstitutions- 


rbreitete 


heit be 


günstige, wird in Adlers Ausführungen geradezu zur Ab- 


surdi 
Adl 
keit 

Syste 


tät. Denn wenn es schon viel zu weit gegangen ist, wenn 


or kleine "Bildungsfehler als Kennzeichen der Minderwertig- 


nicht nur der ‚veränderten Stelle, sondern ganzer Organ- 
me ansieht,- wie beispielsweise eine Anomalie der Zahn- 


` bildung als Ausdruck der funktionellen Schwäche des Magen- 


‘ 


darmkanals, einen Nasenpolypen oder einen Naevus der Brust- 


‘Niere, kann funktionell durchaus vollwertig sein, wie umgekehrt 


ein funktionsschwaches Organ, wie beispielsweise die Niere bei 
orthostätischer (konstitutioneller) . Albuminurie morphologisch, 
wenigstens söweit uns heute zu urteilen möglich ist, keinerlei Ab- 
weichungen darzubieten braucht. Ein schiefes Nasenseptum’ be- 
weist noch nicht die. funktionelle Minderwertigkeit der Näse, 


ganz zu Schweigen von einer solchen etwa des ganzen Respira- - 


tionstraktus. . Eine gesetzmäßige Korrespondenz äußerer kleiner 


oder auch größerer Besonderheiten wie eines Naevus, einer Warze 
mit einem segmentären inneren Organfehler morphologischer oder - 


funktioneller Natur ist bisher ganz unbewiesen. Überhaupt be- 


darf die Frage der seit Morel so betonten Bedeutung‘ äußerer. 


Besonderheiten -und Abweichungen von der Norm. für die Be- 
urteilung der Konstitution einer eingehenden Prüfung. | 
Als sogenannte Degenerationszeichen spielen solche äußere 


Besonderheiten eine überaus große Rolle, nicht allein in der 


Psychiatrie und 'Kriminalanthropologie, wie sich. beispielsweise 
aus der oben angeführten Definition Näckes des Entartungs- 


begriffs und namentlich aus der Lehre Lombro sos ergibt, son- ` 


dern in der. Konstitutionspathologie überhaupt. Immer wieder 
stößt man auf. das Bestreben, aus äußeren Merkmalen mehr oder 
weniger weitgehende Rückschlüsse zu ziehen auf die gesamte Or- 
ganisation des Körpers und seine funktionelle Leistungsfähigkeit, 
auf seine Reaktionsart. a u l 
Was hat man nun unter den s 
zeichen zu verstehen und welcher Wert kommt ihnen zu? 
Bittorf bezeichnet als Degenerationszeichen solche Merk- 


' male, die beweisen, daß.ererbt (oder im frühesten Embryonalleben 


erworben?) dem Keime. Eigenschaften zukommen, die ihn ganz 


oder in einzelnen Organsystemen minderwertig für die Erfüllung 


der Lebensfunktionen machen als Bildungen, die aus den gesetz- 
mäßigen, der Onto- durch die Phylogenese gegebenen . Bahnen 
herausfallen. N ä cke rechnet zu ihnen alles, was die Variations- 
breite entschieden überschreitet oder, da sich deren Grenzen nicht 
sicher bestimmen lassen, ein selteneres Variationsphänomen ist. 


Die wichtigsten seien die physiologischen und psychologischen, . 
wiesen erst die somatischen 


also die funktionellen, aber meist 
auf sie hin. K 


' Liest man die Literatur nach über diese Degenerations- . 
zeichen, so treten sie einem in wahrhaft überwältigender Menge 


entgegen. Es gibt, um es kurz zu sagen, keine einzige Abwei- 
chung von der Norm, die nicht zu ihnen gerechnet worden wäre; 
eine Fülle der allerverschiedensten Erscheinungen ist kunterbunt 


'zusammengeworfen, worden. Näcke hat sich ihrer besonders 
liebevoll angenommen, seine Aufsätze unterrichten am besten über 


sie. Auch Baer widmet ihnen ein besonderes Kapitel in seinem 
Buche über den Verbrecher in anthropologischer Beziehung. Er 
führt als Degenerationszeichen auf Asymmetrie des Gesichts, 
Anomalien der Obrbildung, Anomalien der Iris, Strabismus, Miß- 
bildungen des Gaumens, der Kiefer, der Zähne, Bildungsfehler 
am Hals, Deformation des Thorax und der Wirbelsäule, Hernien, 
Hypoplasie und Mißbildung der Genitalien, . Naevi, Ichthyosis, 
Psoriasis. Unter den Degenerationszeichen des Schädels nennt 
Bittorf Entwicklungsstörungen des Hinterhauptbeins, der 
Schädelbasis, des Gesichtsschädels, Abnormitäten der Augen, der 


Nase, der Zähne, des Obres. Er weist außerdem auf die Be- 


deutung der. Naevi, Warzen, Angiome der Haut hin. 

Wir wollen es unterlassen, diese sogenannten Degenerations- 
zeichen bis ins einzelste aufzuzählen, da ja wohl schon allein aus 
Baers Angaben hervorgeht, welch verschiedener Natur sie sind. 
Binder und Grandenigo haben sich besonders mit den 
Anomalien des Ohres (Morelsches Ohr), Ganter mit denen 
des Auges, Talbot mit denen der Zähne und Kiefer be- 


ogenaunten Degenerations- 


1 
f. 
| 
MR 
1A 
a 
p. 
w 
w 
h 
le 
K l: 
r 
£ 
if 
“4 


> T 
a ne veme p a 
BE E a - 
~| BR 
vn. 
- 


718 


schäftigt. Als Merkmale der Anlage zum Schwerverbrechen 
spielen letztere bekanntlich in Lombrosos Lehre eine er- 
hebliche Rolle. Erwähnung finden soll noch der von Suchy 
beschriebene Trommelschlägeldaumen mit plattem, breitem 
Endglied und die von Ebstein beschriebene Flughaut- 
bildung am kleinen Finger, die, früher mit Kontraktur ver- 
wechselt, familiär und erblich, besonders bei weiblichen Indi- 
viduen, vorkommt und von Ebstein ebenso wie die abnorme 
Überstreckbarkeit der Fingergelenke als Degenerationszeichen 
aufgefaßt wird. 

Daß man neben solchen äußeren Stigmata degenerationis 
solche auch der inneren Organe kennt, bedarf kaum besonderer 
Betonung, Näcke hat auf ihr Vorkommen an Herz, Lungen 
Leber und Nieren hingewiesen und es namentlich bei Paralytikern 
studiert. Auch hier kommen Bildungsfehler der verschiedensten 
Art in Betracht, die man im wesentlichen wohl als Hypoplasien, 
abnorme Lappungen, Bildungshemmungen, Dys- und Heterotopien 
zusammenfassen kann. 

Es ist nun sehr bemerkenswert, daß alle diese äußeren und 
inneren Degenerätionszeichen uns nicht etwa nur bei der psycho- 
pathischen Konstitution begegnen, sondern auch bei allen an- 
deren Konstitutionsanomalien. Besonders sei auf das vonWiesel 
und v. Neusser gezeichnete Bild des Status thymico-lympha- 
ticus verwiesen mit einersolchen Fülle von Abweichungen von der 
Norm, Bildungsfehlern und Mißbildungen, daß es leicht verständ- 
lich wird, wenn der Status thymico-Iymphaticus nur noch als die 
"Teilerscheinung einer viel umfassender Konstitutionsanomalie an- 
gesprochen wird, wozu Bartels Prägung des Begriffs der hypo- 
plastischen Konstitution die erste Anregung gegeben hat. Aber 
dasselbe gilt auch für den Infantilismus und die Asthenia. univer- 
salis, deren Erscheinungskreise sich weitgehend mit dem des 
Status thymico-lymphaticus decken. 

Besonders haben sich auch die Gynäkologen mit den soge- 
nannten Degenerationszeichen befaßt, wie aus Arbeiten W. A, 
Freunds, Hegars und ihrer Söhne, Sellheims und 
A. Mayers hervorgeht. Als solche mit Genitalanomalien 
häufig vergesellschaftete Bildungsfehler finden wir bei 
diesen Autoren aufgezählt großen Hirnschädel bei kleinem 
Gesichtsschädel, mangelhafte Entwicklung des Skeletts, As- 
similationswirbel, Überwiesen der Rumpflänge über die 
Beine, Mikro- und Prognathie, Spitzbogengaumen, Hasen- 
scharte, Wolfsrachen, fliehende Stirn, Mikro- und Pro- 
enathie, Anomalien der Bezahnung, sSchmelzdefekte der 

ähne, Beekenanomalien, Hypoplasie des Gefäßsystems, mangel- 

hafte Schambehaarung, persistierende Lanugo, Maskulismus, 
psychische Störungen. Das ist nur eine kleine Auslese. Stieda 
bezeichnet die Chlorose als Degenerationszeichen, Kisch die 
hereditäre Fettsucht, deren Beziehungen zum Diabetes und zur 
Sterilität er hervorhebt. 

Das häufige Vorkommen von Bildungsfehlern bei Tuberku- 
lösen haben Kwiatkowsky und Zielinski, bei Basedow- 
scher Krankheit besonders Chvostek, bei Anlage zur Tuber- 
kulose R. Schmidt beschrieben. 

Kurzum, überall in der Konstitutionspathologie begegnen 
wir Angaben über sogenannte Degenerationszeichen, in denen 
man teils Merkmale einer bestimmten Konstitutionsanomalie wie 
beispielsweise der psychopathischen Konstitution, teils und haupt- 
sächlich aber solche einer weit im Organismus verbreiteten, $0- 
zusagen allgemeinen Minderwertigkeit sehen will. Kommt aber 
den Stigmata wirklich eine solche Bedeutung zu? 

Schon Näcke hat in seinen zahlreichen Abhandlungen der 
Lehre von den Degenerationszeichen gewisse Grenzen gezogen. 
Er macht zunächst einen scharfen Unterschied zwischen den 
„eingeborenen“ als den der Keimmasse inhärenten und den er- 
worbenen, welch letztere man am besten ganz auber Betracht 
lasse. In der Tat dürfte es nicht angehen, die Merkmale einer 
überstandenen Rachitis wie Skoliose und 'Thoraxdeformitäter oder 
die Skrofulose als Stigmata degenerationis zu bezeichnen. Die 
Rachitis ist eine Krankheit, und zwar, wiev.Hansemann sehr 
treffend ausgeführt hat, eine Domestikationskrankheit, selbst 
wenn ihr Auftreten noch an eine uns unbekannte individuelle 
Veranlagung gebunden sein sollte. Wie die Residuen der Rachitis 
müßte man folgerichtig auch alle anderen Krankheitsresiduen als 
Degenerationszeichen gelten lassen, was selbst deren eifrigste Ver- 
fechter nicht gelten lassen werden. Und die Skrofulose fassen 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 29. 


‚und zu suchen ist. 


20. Juli, 
wir doch heute als nichts anderes auf, als die eigenartige Mani- 
festation einer bestimmten Konstitutionsanomalie, der exsudativen 
Diathese, unter der Einwirkung eines specifischen Reizes, nämlich 
des Tuberkelbacillu (Escherich, Moro, Czerny u. A). Auch 
hier liegt also bereits eine Erkrankung vor, die zwar eine besondere 
individuelle Konstitution in charakteristischer Weise in Erschei- 
nung treten läßt, aber deshalb doch nicht als Degenerations- 
zeichen aufgefaßt werden darf. Erworben sind -auch vielfach 
Asymmetrien des Hirnschädels während der Geburt, worauf 
Sommer und Bittorf hingewiesen haben; erworben ist die 
von Knecht als Degenerationszeichen in Anspruch genommene 
Struma und noch manches andere körperliche Merkmal, in dem 
man ein „Signal“ der allgemeinen oder nur psychischen Minder- 
wertigkeit hat sehen wollen. 

Näcke hat dann weiterhin darauf hingewiesen, daß ein 
Stigma allein bedeutungslos sei, es vielmehr auf das gehäufte 
Auftreten bei einem und demselben Individuum ankomme, daß 
ferner nicht die Art, sondern der Grad der Anomalie ihren Wert 
bestimme.e Baer, Huebner. Richter, Metzger, 
Suchy u. A. heben gleichfalls hervor, daß man gelegent- 
lich sogenannte Degenerationszeichen bei völlig normalen 
und gesunden‘ Menschen findet, während sie andererseits 
bei Geisteskranken und Verbrechern fehlen können. Und 
Suchy wie Bumke weisen mit Recht darauf hin. 
daß Stigmata sogar in gehäufter Zahl bei besonders intelligenten 
Menschen manchmal anzutreffen sind, was sich freilich aus der 
bekannten Erfahrungstatsache erklären läßt, daß hohe Begabung 
oft einseitig und mit anderweitiger Minderwertigkeit gepaart ist. 
DohrnundScheele fanden bei Verbrechern einerseits und ge- 
sunden Soldaten andererseits einen so geringen Unterschied ım 
Vorkommen der sogenannten Degenerationszeichen, daß sie er- 
klären, die Lehre von ihnen hielte einer sachgemäßen Nach- 
prüfung nicht stand. 

Vollständig ablehnend gegenüber der angeblichen Bedeutung 
der Degenerationszeichen hat sich namentlich auch Bumke ge- 
äußert, der die Kritiklosigkeit geiselt, mit der man einen Zu- 
sammenhang zwischen körperlichen Belastungsmerkmalen und 
psychopathischer Anlage angenommen hat. Ebenso hat sich 
Sommer gegen die „Ausschreitungen der morphologischen Rich- 
tung“ gewandt. Sommer hat namentlich auf die Beobachtung 
Gewicht gelegt, daß bei familiärer Idiotie die Anlage zur Geistes 
krankheit vom einen, die körperliche Abnormität hingegen von 
anderen Elter vererbt war. Auch Stieda hat rund heraus er 
klärt, es seien weder die Abnormitäten noch die Bildungshem- 
mungen noch die Varitäten einzelner Organe als Degenerations 
zeichen aufzufassen, und insbesondere bestehe keinerlei Zusam- 
menhang zwischen ihnen und den Hirnfunktionen. 

Der einzige Versuch, einen solchen wenigstens wahrschein- 
lich zu machen, rührt von W olff her, der von der Voraussetzung: 
ausging, daß entweder nervöse Erkrankung und Degenerations- 
zeichen von einer gemeinsamen Ursache abhängen oder letztere 
von ersterer oder umgekehrt diese von jener. - Durch Versuche 
am Triton cristatus suchte er festzustellen, ob die Nerventätigkelt 
einen Einfluß auf morphologische Vorgänge ausübe, und da er 
fand, daß amputierte Hinterextremitäten bei Zerstörung ibrer 
Nervenbahnen sich nur mangelhaft bei ausbleibender oder fehler- 
hafter Funktion regenerieren, so schloß er, daß der So gelieferte 
Nachweis einer morphologischen Funktion des Nervensystems 
der Lehre von den Degenerationszeichen eine physiologische 
Grundlage gebe. Bumke wie auch Bittorf bezweifeln das 
Recht zu dieser Folgerung. Regeneration ist doch noch etwas 
anderes als normale Entwicklung. a 

Zudem dürfte aber ein derartig kKonstruiertes Abhängigkeit- 
verhältnis zwischen nervöser Erkrankung und Degenerations- 
zeichen dem Verständnis ihres Zusammenhangs wenig dienen. 
Nicht auf ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis kommt es ai, 
sondern man muß in den Stigmata den physischen wie psychischen 
Funktionsstörungen gleichwertige somatische Erscheinungen er 
blicken, für die eine gemeinsame einheitliche Ursache gegeben 
Die Versuche, einen Fehler aus einem anderen 
zu erklären, führen in der Konstitutionslehre nur ausnahmsweis, 
zu einem völlig eindeutigen Ergebnis. In den meisten Fällen F 
eine Koordination der Fehler, wenn sie sich gehäuft bei eine” 


Individuum finden, anzunehmen, was nicht immer richtig ar 
kannt worden ist. (Schluß folgt) 


Digitized by Google 2 


nor A - 2 Epa 8 ? i . 

ai: ® . vu s - -7 -. un D M ; 

or E E E “ot, ' TOON PIOR a DR 3 B f “ ` i - > ~z `. ; PER . i p Suia 3 E, : Bu \ A 

span A T E T Men ee - g š Š € Ti - N T.: PE . ~ v T {= d GE T s e . e sur a. - 
a E T a Ser = > ON a - i . PA a b 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. 


ii 


"Aus den neuesten Zeitschriften. 


Bi. 


2 i -7 (Siehe auch Therapeutische Notizen.) E E ; D TR 
n | = u . a Be i j ‚ l v e a RS 5 p. Ai i me A = A = ER - Höhen- 
Hp | Berliner klinische Wochenschrift 1919,.Nr. 27. langsam vor sich ging, wurde zehn Minuten lang mit künstlicher Höhe 
il p ; ; Berlin): Neu, Ww p er Beer ekämpfung. Be- | $Pane unter allen Kautelen bestrahlt. Es.kam zu einer heftigen Derma- 
e tee a dr Senchnbekämehung: De | Dede: nt, den Hals und da Hader Race Belang 
; IIRIENRBFR Röferat a : J | war die vorher blonde Haut dunkler geworden — wie nach Sonnen- 
ns Zu mn re pe aa hmen zur Bekämpfung der Tuber- | Prand.gebräunt. Es ist ferner eine sehr erhöhte Lichtempfindlichkeit, 
ie -  kulose Es ist die eg a ee d u vorher nicht, bestand en ‚hatte, zurückgeblieben (sehr kurzer Aufenthalt. 
il zu verlangen: am besten in einem Reichsamt zur Bekämpfung der Tuber- nn z Aem pa a E pew eie Jete un = 
| kulose oder einer selbständigen Abteilung eines neu zu gründenden | "P = ee = re: a , i P EE EA 
i Reichsgesundheitsministeriums. Die erste Maßnahme wäre die statistische | , _>enne (Bad euenahr): Läßt sic , Pi P i a wen 
È, Erfassung sämtlicher Tuberkulosekranken, sodann kämen Massenunter- e, ran a oo ae Sun nn 
: an a | + | l . PP emaß-. | der Steinbildung in den Gallenweg } n. D St; , und 
| een 2 Frage Zur eegea@llunE oer BRIOEOETDEN ON LEONE = weiter Infektion vor Zersetzung sind als konkrementbildende Ursachen 
t PTT . i o onach a anzusehen., Ländliche Arbeiter erkranken selten an Gallensteinleiden. _ **, 
In; F. Leppmann (Berlin): Polyneuritis nach (diphtherischer?) | Auzusehen., | rbei Tan n \allensteiniel m 
Te . ion; Mitteiluns a PR "älle. kenswert | Cymnastische ‚Übungen wirken : befördernd auf den Gallenabfluß, 
Wundinfekfion; Mitteilung zweier GN EeE Fale: Bomerkensw stauungbehebend, so methodisches 'tiefes- Ein- und Ausatmen, Be- j 


-war in dem einen Fall die hervorragende Beteiligung der. verletzten 
Gliedmaßen an den Lähmungserscheinungen. Fehlt diese, so wird der 
'  ursächliche Zusammenhang zwischen Trauma und Nervenleiden leicht . 
© übersehen. — . D Er Ä an a 

f Hirschberg (Dillingen): Zur Kasuistik von Tetanie infolge von 


wegungen, durch die der Druck in der Bauchhöhle gesteigert und die 


gegen die Leber gepreßt werden, also Rumpfbeugungen, Bewegungen 
der Oberschenkel im Hüftgelenk. Erforderlich ist. ferner: eine ver-. 
.  „Pylorusstenose. In dem mitgeteilten Fall bewirkten’ die Austrocknung | Wünftige Bekleidung, einfache, besonders fleischärmere Ernährungs- 
"von Nerven und Muskeln und die durch das heftige Erbrechen bedingte | Weise, gründliche Zerkleinerung der ‚Speisen, Vermeidung | des Alkohol- 
Bluteindickung den Ausbruch der Tetanie. Man muß daher die Diurese  mißbrauchs, Ä | u 
sorgfältig überwachen. ae = 
= Hirschberg (Berlin): Gälen und seine zweite Anatomie des 
Auges. Galens genanntes Werk stellt, wie die Ausführungen dar- 
legen, eine tüchtige Leistung dar mit wichtigen Neufunden. Be 
ar | a © Reckzeb. - 
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 26 u. 27. 
-© Nr.26. Ch.Bäumler (Freiburg i.'Br.): ‚Irrtümer in der Diagnose 
der Herzbeutelverwachsung. Ausführliche Beschreibung eines Falles 
mit eigentümlichem perkussorischen: Befund am Herzen. und ‘seiner. 
-' — Umgebung.“ Es handelte sich um eine erhebliche Hypertrophie aller 
 Herzteile; mit Ausnahme des linken Vorhofs. Zur Erklärung der Herz- 
hypertrophie wurde behinderte Arbeit des Herzens. durch Verwachsung 
mit dem Herzbeutel und dieses mit dem anliegenden Rippenfell als 
wahrscheinlich angenommen. Die Sektion ergab jedoch, daß eine Ver- 
wachsung des Herzens mit:dem Herzbeutel oder dieses mit der. Pleura 
- „Pulmonälis oder costalis nieht vorhanden war. Bei dem Fehlen einer 
chronischen Nierenerkrankung kann, da Patient Artist war und zu | 
diesem Beruf von Kindheit an erzogen wurde, als Ursache der offenbar 
primären-Hypertrophie und Dilatation des Herzens nur die berufliche, - 
in frühester Jugend begonnene körperliche Überahstrengung ange- I 
~ ~ nommen werden. | | i 
. Hans Much ' (Hamburg - Eppendort):: Unabgestimmte Schutz- 
- Impfung. Durch Behandlung mit normaler Meerschweingalle konnte 
man Meerschweinchen gegen die. überaus giftigen- ‚Gallenparatyphus- 
bacillen völlig schützen. In einem Versuch war dazu Menschengalle 
nötig. ‚Bei dieser Schutzimpfung werden die :natürlicherweise im 
Körper. vorkommenden Abwehrkräfte so verstärkt, daß sie die mächtige 
"Ansteckung mit einem gefährlichen Erreger überwinden. ey 
< Ed. Richter (Hamburg) : Zur chemischen Biologie. der Neben- 
' mere, Hypophyse und Thyreoidea. Das im Körper selbst in der Neben- 
. Mere hergestellte Adrenalin ist ein Reduktio nsmittel, und zwar 
das ‚feinste Reduktionsmittel, dabei organisch hergestellt, und trotzdem 
durch Kochen und schwache Säuren nicht zerstörbar. Dem.Oxydations- 
- „Pfozeß, wie er in den -Lungen zutage tritt, steht ein Reduktionsprozeß 
gegenüber. Auch die. Schilddrüse liefert ein gleichsinniges reduzieren- 
“des Hormon „Thyrealin“. Auch dieses reizt den Sympathicus, Das 
Sekret der Schilddrüse fördert nicht: nur das Kuochenwachstum und 
das der Keimdrüsen;, bei Hyperfunktion kommt es zu Polyurie, Glyko- 
Surie, Diarrhöen, Tachykardie. Auch die: Hypophyse sondert ein stark 
teduzierendes Hormon ab, „Hypophysalin“, das ‚die Diurese verstärkt, 
einen ‚der . glatten: Muskulatur hervorruft, am ‚Auge Myriasis 
. erzeugt. - : | a OR SR ER: a 
-> ‚Sehnitter (Offenbach a, M.): Zur frühzeitigen: Erkennung der 
gewerblichen Bleivergiftung mit Hilfe der Blutuntersuchung. Die. basophil 
Punktierten Erythrocyten bilden fast immer das erste. objektiv nach- 
weisbare Symptom der chronischen Bleivergiftung; sie fehlen niemals 
bei sonstigen deutlichen klifiischen Erscheinungen. Bei Vorhandensein 


‚dieses Sympt ä ‚Arbeiter sofort aus allen Blei-: -dex ; 
beschäftigungen entferne on j | 7 und der vorhandenen Salzmengen usw. reguliert sich die Absonderung 


~- Käte Röselar. (Berlin): Die Fol; en einer "Bestrahlung. mit | der Menge ‚des. Magensaftes und „die „Salzsäurekonzentration. in der 
künstlicher Höhensonne. Eine eiternde Wunde, deren Heilung nur | Weise, daß. die Quellung ein-Mazinum’ erlangt, Die ‚Rolle der Salz- 


Schlafkrankheit von dem Trypanosoma gambiense erzeugt ‘und durch 
die Glossina palpalis, eine nur in Afrika vorkommende Stechfliege, 


bekannten pathogenen Trypanosomenarten in jeder Glossinenspecies 
fänglichkeit als Reservoir des Schlafkrankheitserregers eine weit kleinere 
Bedeutung als der Mensch. Namentlich die Anschauungen der eng- 
lischen Forscher über die Gefahr, die den Eingeborenen vom Wild 
als Reservoir menschen-pathogener Thypanosomen droht, und. die zur 


bekämpfen. Die Prophylaxe besteht in Vernichtung oder Vermeidung 
der infektiösen Glossinen. ‘Die Glossina palpälis lebt in dichtem Busch 
an Seen und Flüssen. Wird das Dickicht ausgeholzt; so verschwindet 
sie. Damit aber das Buschwerk nicht schnell nachwächst, ist die An- 
lage und Pflege von Kulturpflanzen {z. B. Süßkartoffeln, Erdnüssen) 
nötig. Die Glossinen stechen nachts nur ausnahmsweise. Zur medi- 


Atoxyl bewährt (zwei Injektionen an zwei ‚aufeinanderfolgenden ` 
Tagen). | | 


und des Rleckfiebers. Bemerkungen zur Rickettsiafrage. Die Recnrrenz- 


Ei der infizierten Laus einzudringen. 'Sie kann auch durch den Stich 
der infizierten Laus übertragen werden (nicht nur durch eine Zer- 
quetschung der. Laus gegen die Haut des Menschen). Die Fleckfieber- 
laus. bleibt mindestens 24 Tage und wahrscheinlich während ihres ganzen 
Lebens Träger des Fleckfiebervirus. Die Fleckfieberrekonvales- 
zenten können Träger der infizierten Läuse sein. Die Riekettsia 
‚ Prowazeki ist der einzige beständig in großen Mengen in der Fleck- 
fieberlaus nachweisbare Mikroorganismus. _ PER: u as 

| Viktor Hoffmann (Heidelberg): Carcinom und Tuberkulose. 
‚Mitteilung eines Falles, wo das Rezidiv eines Kopfhautcareinoms äuf 
Iymphogenem Wege tuberkulös infiziert wurde (Nachweis von 


„(Halsdrüsen) der Nachbarschaft. Es kam nicht zu einer Dissemination 
der Tuberkulose, der Prozeß spielte sich vielmehr in einem lokal be- 
‚grenzten Bezirk ab. = re 


| als ‚bakteriologischer ‚Befund bei Gallenblasenentzündung. Eine Quelle 
der Infektion mit dem.Bakterium war nicht festzustellen. Wahrschein- 


‚in den. Gallengängen vorhanden gewesen sein. Tr 

J. Traube: (Berlin): Über die ‚Bedeutung der Magensalzsäure, 
„Diese hat in erster Linie die Aufgabe, Eiweiß- und Leimstoffe in einen 
möglichst gequollenen Zustand zu.versetzen, damit das Pepsin seine 
optimale Wirksamkeit entfaltet. Je nach der: Natur -der Eiweißstoffe 


er . 


x N 


unteren Partien gegen die oberen, die Hyponchondrien, und damit _ 


Nr. 27. F.K. Kleine (Berlin): Über die Ergebnisse der deutschen‘ | 


he rn Dunn 


'Schlafkrankheitsforschung. -Während man früher annahm, daß die - 


 weiterverbreitet werde, glaubt man jetzt, daß sich in Afrika, jede der ` 


entwickeln könne. Die Haustiere haben wegen ihrer geringeren Emp- 


Empfehlung der Vernichtung des Wildes geführt haben, sind zu. 


kamentösen Behandlung haben sich am besten Injektionen von 0,5 g 


Rocha-Lima (Hamburg): Die Übertragung des Rückfalltiebers S 


spirochäta vermag in das'Nervengewebe, in den Bileiter und in das, 


Tuberkelbacillen), und zwar von einem alten tuberkulösen Herd 


. Boehm und Ludw i g Bitte r: Bacterium enteritidis Gaertner. i 


‚lich dürften die Bakterien schon längere Zeit in der. Gallenblase oder 


sen 


Run on un 


tan - 
Zen mn an... IE 
Fr B AT D 7 
` A 
ad 


S O ae 
o _ 


RU a ra Aart a so EEE E aaa n S 
DE a i \ 2 T er 
u g x ee: f yr 


er ron 
un ln 
M oN ar == 
D 


pi P, pa 
v 


er, 

Re 
m TS - 
a RT ann ae RER A E T 


ea 
. ET ve. 


TLE 
Retama T 
T BA ” — 


TER FERTIGTE 
RENTE 


ne 
SINUA 


SEE 
ar 


i- 
R Te TT a 
= 


> = 
Fu: 3e- > 7I 
t- 0 nun 
= SE ei 
NUN Be 
»- Se zur 2 
Eee oem 


720 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. 0, Juli. 


säure im Magen übernimmt im Darm das Alkali. Der hohe Alkali- 
gehalt des Pankreassaftes führt die optimale Trypsinverdauung herbei. 

. J. Dubs (Winterthur): Akute Appendicitis im vorgeschrittenen 
Alter. Der Verfasser konnte in den letzten drei Jahren unter 500 
akuten Appendieitiden 25 Fälle jenseits des 50. Lebensjahres beob- 
achten. Das Charakteristische und Eigenartige des klinischen Verlaufs 
der Appendicitis im vorgeschrittenen Lebensalter ist, daß im Gegen- 
satz zum Kindesalter die Allgemeinsymptome stark zurücktreten hinter 
den lokalen. Abwehr und Reaktion des senilen Organismus auf Schä- 
digungen sind eben naturgemäß schwächer. Daher wird der Arzt leicht 
verführt abzuwarten. Sobald aber erst einmal Puls und Tempe- 
ratur in die Höhe gehen, ist die Perforation auch meist erfolgt. 

Niemann und Käthe Foth (Berlin-Halensee). Epidemische 
Grippe im Säuglingsalter. Von 52 Säuglingen, die in einem bestimmten 
Zeitraum überhaupt fieberhaft erkrankten, wiesen 43 einen ausgedehnten 
Lungenbefund mit reichlichem Knisterrasseln oder Bronchialatmen auf, 
und zwar gleich bei der ersten Temperatursteigerung oder im Verlaufe 
von ein bis zwei Tagen. Von den 52 Kindern starben 20. 

Franz Dörbeck: Die Infiluenzapandemie des Jahres 1913. 
(Schluß.) In dem ausführlichen Übersichtsartikel wird zum Schluß be- 
tont, daß, wenn in einer Influenzaabteilung die Krankheit milde ver- 
lief, das Hinzukommen eines Pneumoniekranken genügt habe, dem 
Verlaufe der Krankheit ein ganz anderes Gepräge zu geben. Die Pneu- 
monie wurde von dem Ankömmling auf den nächsten Nachbar und von 
diesem weiter auf die meisten Insassen übertragen. Es muß daher bei 
den ersten Anzeichen einer beginnenden Pneumonie der Kranke iso- 
liert werden. 

B. Bauch (Köln-Lindenthal): Partieller Riesenwuchs, verbunden 
mit Dolichocephalie. Nach einer’Demonstration in der Wissenschaftlichen 
Gesellschaft an der Kölner Akademie für praktische Medizin. 

E. Mathias (Breslau): Veränderungen in den autochthonen Pig- 
menten bei Inanitionszuständen. Bemerkungen zu dem Aufsatz Rosen- 
thals, 

Knopf (Goldberg i. Schles.): Was können die alten Ärzte uns 
bieten? Nützlich ist das offene Bekennen der Fehldiagnosen. 
Hiervon gibt der Verfasser eine kleine Blütenlese. F. Bruck. 


Der Apparat ersetzt dnrch Federkraft die mangelnde Streckung in den 
Fingerzwischengelenken. Die Hand bleibt, solange die Fingerbeuger 
nicht kontrahiert sind, automatisch geöffnet. Aber die Kraft der Finger- 
beuger muß hinreichen, den Widerstand der Feder zu überwinden und 
einen ausreichenden Handschluß herbeiführen. Durch den Apparat wird 
auch verhindert, daß eine Versteifung der Finger in der gebeugten 
Haltung eintritt. 

A. Adler (Frankfurt a. M.): Ein Acetonurometer. Beschrieben 
wird eine einfache, für den praktischen Arzt brauchbare Methode zur 
annähernd quantitativen Bestimmung des Acetongehalts im Urins. 


F. Bruck. 


Zentralblatt für innere Medizin 1919, Nr. 26 u. 27. 


Nr.26. Fritz Rothe: Über die sogenannte Chiningewöhnung 
und die Chininausscheidung im Urin bei Malaria. Auf einem; Lazarett- 
schiff bekamen zahlreiche Leute, die in Malaria verseuchten Gegenden 
gewesen waren, aber nie eine klinische Malariaerkrankung gehabt 
hatten, gleichgültig, ob sie Chininprophylaxe getrieben hatten oder 
nicht, häufige und jeder Behandlung trotzende Anfälle. Auslösend 
wirkten dabei Seekrankheit, ungünstige Unterbringung, psychische Er- 
regung und Anstrengungen. Die auslösenden Momente waren gleich- 
zeitig auch die Ursachen des refraktären Verhaltens der Erkrankung 
gegen Chinin und gerade der Allgemeinbehandlung kommt bei länger 
dauernden Malariaerkrankungen außerordentliche Bedeutung zu. Mit 
der von Schittenhelm und Schlecht angegebenen Methode 
untersuchte der Verfasser bei einer großen Anzahl Malariakranker die 
Chininausscheidungen im Urin und konnte dabei feststellen, daß die 
„chiningewöhnten“ Kranken prozentual mehr Chinin ausschieden, als 
die „Nichtehiningewöhnten“. Im allgemeinen ist die Ausscheidung bei 
der ersten Kategorie am ersten Tage der Kur höher, als bei Chinin- 
nichtgewöhnten, Während der Kur steigt die Ausscheidung nicht 
mehr so erheblich, hält dafür im allgemeinen jedoch längere Zeit an 
wie bei Chininnichtgewöhnten. Bei Chininnichtgewöhnten ist die Aus- 
scheidung meist vor 24 Stunden beendet. Man wird bei ihnen die 
: Prophylaxe am besten treiben, indem man zweimal wöchentlich 1 bis 

1,2 g und täglich 0,3 g Chinin verabreicht. 


En ‘ kn 


A 
i 
i 


Nr. 27. A. Adler: Über die Abhängigkeit der Harnreaktion von 
der Magensaitsekretion, sowie über die wechselseitigen Beziehungen der 
Reaktion der Körperflüssigkeiten überhaupt. Die Acidität des Harnes 
kann klinisch brauchbar durch die Bestimmung der H-Ionenkonzentra- 
tion festgestellt werden. Unter den gleichen äußeren Bedingungen 
wurden mit dieser Methode eine Reihe von Gesunden und Kranken 
untersucht. Sie blieben einige Stunden nüchtern und erhielten dann 
ein Ewaldsches Probefrühstück. Die stündlich entleerten Harne zeigten 
während der nüchternen Periode einen konstanten Wasserstollionen- 
exponenten (PH). In dem Harn, der eine Stunde nach dem Frühstück 
gelassen war, stieg der Exponent deutlich an, was eine steigende | 
Alkalescenz des Harnes bedeutet. Sehr viel erheblicher wurde dieser 
Ausschlag bei Erkrankungen des Magens mit Abscheidung abnormer 
Mengen von Säure in dem Magen, dahingegen fehlte der Anstieg der 
Alkalescenz ganz oder fast ganz in Fällen, bei denen die Mageninhalis- 
untersuchung ein Fehlen freier Salzsäure ergibt. Schränkt man bei 
normal secernierenden Mägen die Sekretion durch mehrtägige Atropin- 
darreichung ein, so behält der sonst bei der Nahrungsaufnahme nach 
dem Alkalischen hin sich ändernde Harn seine Reaktion auch nach Nal 
rungsaufnahme bei. Die Aciditätsbestimmung des Harnes stellt also 


gleichzeitig eine einfache Methode zur Prüfung der Magensatt- 
sekretion dar. W. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 26. 


L. Koeppe (Halle a. S.): Zur Theorie und Anwendung der 
Stereomikroskopie des lebenden menschlichen Kammerwinkels im fokalen 
Lichte der Gullstrandschen Nernstspaltlampe. Vortrag, gehalten im Ver- 
ein der Ärzte zu Halle a. S. am 28. Mai 1919. 

W. Spielmeyer (München): Die Kleinhirnveränderungen beim 
Typhus in ihrer Bedeutung für die Pathologie der Hirnrinde. Der Ver- 
fasser hat vor kurzem eine sehr eigenartige, akut auftretende Ver- 
"änderung im Kleinhirn beim Fleckfieber und beim Typhus 
abdominalis beschrieben, nämlich eine strauchige Gliazell- 
proliferation in der Kleinhirnrinde. Auch bei den akuten Schüben der 
progressiven Paralyse ließen sich gleichartige Wucherungen 
in der Molekularzone des Kleinhirns nachweisen. Desgleichen kommen 
auch bei anderen diffusen Hirnkrankheiten, die mit Veränderungen der 
Kleinhirnrinde einhergehen, Bilder von der Art des Gliastrauchwerks 
vor, so bei genuiner und bei symptomatischer Epilep- 
sie. Wir besitzen eben in dem Gliastrauchwerk der Klein- 
hirnrinde einen Index für das akute Anschwellen chroni- 
scher centraler Prozesse, wie der Paralyse und verschiedenartiger, mit 
epileptischen Zuständen einhergehender Erkrankungen. In der Mole- 
kularzone des Kleinhirns beziehungsweise in den Purkinjeschen Zellen 
haben wir es mit einem äußerst empfindlichen Apparat zu tun, der auf 
die allerverschiedenartigsten Schädlichkeiten reagiert. 

Erich Aschenheim (Düsseldorf): Über die Beteiligung des 
vegetativen Nervensystems und über trophische Störungen bei der in- 
fantilen Tetanie. Vortrag, gehalten in der Sitzung der Medizinischen 
Gesellschaft zu Düsseldorf am 17. März 1919. 

H. Determann (St. Blasien—Freiburgi. Br.): Über zu schnelle 
Magenentleerung. Langdauernde Darmstörungen können durch zu 
schnelle Magenentleerung, auch ohne Änderung des Magenchemismus. 
hervorgerufen werden. Die Aufklärung kann leicht durch Röntgen- 
beobachtung erfolgen. Die zu schnelle Entleerung wird meist verur- 

sacht durch eine lange Zeit hindurch fortgesetzte Brei- und Suppen- 
kost und wird oft unterstützt durch schlechtes Kauen, hastiges Essen, 
nervös-psychische Momente. Die Behandlung besteht in der Vermei- 
dung der Schädlichkeiten sowie in der Verordnung einer möglichst 
eiweiß- und fettreichen festen Kost und kleiner Opiumdosen. 

G. Grund (Halle): Über völlige Strecklähmung in den Inter- 
phalangealgelenken und einen Fingerstreckapparat zu ihrer Korrektur. 


~ u 

S ~ AMER E 

- n  — 
I = 

pan Drp Ai o - 


Tan 


w 
Pod 


ajre o AR E 
PT - 


ei 


u yE ` 
~- w [> >> 
ET Wenn 
= a - ar. 
1 - ® 
Fr Be 


> Zn Karl re 
~ me Pr 


m mre 


= wu 
„ie. Ds 


Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 1919, Nr. 12: 


v. Haberer (Innsbruck): Das Ulcus pepticum jejuni, seine Er- 
kennung und Behandlung. Es ist eine bisher unwiderlegte Erfahrungs 
tatsache, daß das Ulcus pepticum jejuni postoperationum ausschließlic 
nach Gastroenterostomien auftritt, und daß es so gut wie ausnahmslos 
im Anschluß an jene Gastroenterostomien beobachtet wird, die wegen 
gutartiger Magenerkrankungen, speziell wegen Ulcus des Magens a 
Duodenums ausgeführt werden. Die Häufigkeit des Leidens wird Al 
nicht ganz 2 % der Gastroenterostomien geschätzt. Spontanheilung ist 
nicht zu erwarten. Häufig sind lebensbedrohende Blutungen Sr 
Perforation bei den nach längerem Bestand regelmäßig zu kaloa 
Tumoren gewordenen Ulcera, Die Ätiologie ruht noch vielfat 
auf den schwachen Füßen der Hypothese. Die einstige Annahme, 
daß das Ulcus sich bei Anwendung der hinteren Gastroenterostoml® 
vermeiden lasse, da bei ihr die neutralisierenden Säfte des Duodenuni 
zu guter Wirkung gelangen, ist als irrig widerlegt. Die 17 ER” 


L 
EBENE Google 


di 


90. Juli. 


‘weiter blutete). 


‚sprüngen ist, gibt M. eine kurze „Klinik“ der Revolution. 


 schüssen. 


: Sichts. 
Schüsse, die von vorn nach rückwärts den Gesichtsschädel durchsetzen. 


2 u s .: A 
D ; - r 3 . = See ` . 
+ . Ken . N y ` % 3 1 
EN $ t 


v. Haberers sind sämtlich ‚nach typischer Gastroenterostomie retro- 
colica posterior. entstanden (18 davon waren auch primär .von ihm selbst 
operiert). Am häufigsten ist in diesen Fällen das Ulcus pepticum jejuni 
bei. gleichzeitiger Pylorusausschaltung aufgetreten, und v. Haberer 
sieht daher in dem verschlossenen Pylorus ein ätiologisch wichtiges 
Weiterhin sind neben der Hyperacidität auch chronisches 
Trauma durch nicht resorbiertes Nahtmaterial, unzweckmäßige Ernähıung, 
Gefäßsystemerkrankungen eventuell auf Grund von Lues wesentlich. 
Die nicht übermäßig schwierige Diagnosenstellung wird nicht selten 
durch einen von. Verwachsungen und Drüsenschwellungen bedingten 
palpablen Tumor unterstützt. Die Prognose bezeichnet v. Haberer 
als absolut schlecht, wenn die Erkrankung sich selbst überlassen bleibt. 
Die interne Therapie bietet ebensowenig Aussicht auf Ausheilung wie 

ist die 
gründliche Resektion. Von 13 so behandelten Fällen hatv. Haberer 
11 völlig geheilt, sie sind -rezidivfrei geblieben, 2 sind gestorben | 
an Blutungen, da der eine während akuter Blutung operiert werden 
großen flachen Magengeschwüren noch 
Prophylaktisch außerordentlich wichtig ist strenge 


Moment. 


palliative operative Methoden. Die Therapie der Wahl 


mußte, der. andere aus 


diätetische Nachbehandlung nach jeder Gastroenterostomie, bei der das 


. Ulcus nicht reseziert werden konnte. Da v. Haberer nämlich unter 


seinem besonders-großen Resektionsmaterial niemals ein postoperatives 
Jejunalulcus erlebt hat, ist er der Überzeugung, daß für diese Resek- 


-tionsfälle eben die beste Prophylaxe in der Entfernung des Ulcus 
duodeni beziehungsweise ventriculi gelegen ist. En 
Debrunner (Berlin): Über Störungen des menschlichen Ganges . 


und ihre diagnostische Verwertbarkeit.-— Bei der eingehenden Analyse 


. .pathologischer Gangarten ergeben sich zahlreiche typische, zur Diagnose 
- hinleitende Momente. | | 


Ritter. (Posen): Zur Versorgung des Appendixstumpfes: 


- Sehwierigkeiten :bei der Stumpfeinstülpung lassen sich durch seine 
‚Anheftung ar eine hochgezogene Coecumfalte beseitigen. 


-Marx (Berlin): Zur Psychologie der Revolution. Entscheidend 


= für die psychologische Betrachtung. der Revolutionen ist: allgemeine - 
‚Psychologie der Massen, Psychologie des in der Revolution stehenden . 
‘ Volkes und seiner führenden Köpfe. Durch.Darlegung der jüngsten 
Quellen der. psychischen Krise, aus der die jetzige Revolution ent-. 


Hans Meyer (Berlin). 


H. 3 und 4. 


~ E. Fröschels: Die sprachärztliche Therapie im Kriege. Es 
gibt kaum zwei Stotterer, deren Sprachfehler einander gleichen würden. 


Die Behandlung ist sehr mühevoll, besonders bei traumatisch bedingten 
Sprachstörungen oder soleben Leuten, die kein Interesse an ihrer Hei- 


lung haben. Isolieren, Faradisation versagen bei Stotterern fast immer- 
Die Übungsbehandlung beginnt mit Atemübungen, die Artikulations- 


übungen werden vor einem dreiteiligen Spiegel vorgenommen, damit 


der Patient seine und des Arztes Mundbewegungen sehen kann. Ver- 
fasser modifiziert das Gutzmannsche Verfahren durch besondere 
Suggestionstherapie: Sprechenlassen sinnloser Silben, ‘Überleiten zu 
Sätzen. Das zweite Verfahren besteht darin, die Aufmerksamkeit von 
der Artikulation abzulenken und auf die Phonation zu konzentrieren. 


Folgen Krankengeschichten von Jugendstotterern,. nach Kriegstrauma 


Stotternden usw. P Saa 

S. Gatscher: Über Funktionsstörungen nach verheilten Hals- 
i Acht Fälle. Verletzungen durch Querschuß in transversaler 
Richtung oder unilaterale Durchschüsse in sagittaler Richtung. in der 


Halsregion oberhalb der-Regio laryngea oder in dieser selbst. ScHädel- 


basis. ist nie attackiert. In sechs von den acht Fällen führte die. Ver- 
letzung zu einer Larynxläsion. Tracheotomie war nie ausgeführt 


. worden. Bei indirekten Verletzungen des Larynx werden Funktions- |. 
störungen nicht nur infolge Vagusbeschädigung, -sondern auch durch 


Narbenprozesse hervorgerufen. o 
l E. Urbantschitsch: Die Überrumplungsmethode bei hyste- 
rischer Taubstummheit (psychogenen Hör-, Sprach- und Stimmstörungen). 
Verfasser betont, daß er als erster die „Überrumplung“. mit starken 
faradischen Schlägen für hysterische Sprach- und. Hörstörungen bei 
Kriegsteilnehmern empfohlen habe. 5 | eo; 
E. Ruttin: Ohrbefunde bei sagittalen Durchschüssen des Ge- 

Unter. sagittalen Gesichtsschüssen versteht Verfasser die 


Diese Schüsse teilt Verfasser in: 1. tangentiale Schüsse im oberen 
F esichtsschädel, 2. im unteren Gesichtsschädel, 8. mehr minder wirk- 
Ich sagittale Schüsse, Ein- und Ausschuß liegen mehr minder in der 


-1919 — MEDIZINISCHB KLINIK — Nr.29. 


e OE 


— 


Mittellinie. “Verfasser gibt nur. Gehörorganschädigungen infolge Fern- 


respektive Nachbarwirkung. Vorwiegend schädigen die Tangential- 
schüsse des oberen Gesichtsschädels den Cochlearapparat, weniger die 
Tangentialschüsse des unteren Gesichtsschädels und die mehr reinen 
Sagittalschüsse. Die Ursache der Schädigung ist die auf das Felsen- 
bein sich übertragende 'Erschütterung. Von- 24 Fällen wurden sieben 


auf der Seite der Verletzung taub. Schüsse durch die Wangenweich- EE 
: teile schädigten das Gehörorgan wenig oder gar n ar 


i icht, -wenn der Ein- 
und. Ausschuß am Hals oder. Nacken ag. u Me, 


S. Gatscher: Hirnabsceß und Status hypoplasticus. . Ein auf 


‚dem Boden einer akuten Exacerbation eines Cholesteatoms entstandener 


vorliegenden Falle Asymmetrie) geben eine besondere Disposition des 
Gehirns für otogene Infektionen. FE va 2 
R. Spira: Ohrenkrankheiten und Militärdienst. . Aus Zensur- 


gründen konnte der ‘Artikel nicht: während des Krieges, veröffenlicht 


werden. Verfasser übt Kritik an den österreichisch-ungarischen Vor- 


schriften für die ärztliche Untersuchung der Wehrpflichtigen. _ 
ns a Bohn =  Haenlein. 


` 


. Therapeutische Notizen. 


Die Chinidintherapie . des Herzens empfiehlt G. v. Bergmann 
(Marburg). Das Chininderivat Chinidim ist besonders wirksam beim 
Vorhofsflimmern, und zwar wirkt es intensiver als Chinin. 


Durch Chinidin können indirekt — ohne Kombination mit Digitalis — 
‚auch schwerste Stauungen beseitigt ‚werden. ] 

flimmern bei hoher Ventrikelfrequenz (Delirium cordis). infolge .‘der für 
den Kreislauf ganz unzweckmäßigen ` Herzaktion -die Dekompensation 


Wird durch Vorhof- 


veranlaßt, so wird — ein leidliches Herz vorausgesetzt — nach Be- 
seitigung des Flimmerns die Stauung verschwinden. Hier ist die De- 


kompensation nur Folge der Rhythmusstörung (z. B. des Delirium 
cordis) Die Digitalis wirkt voraussichtlich der Regularisierung 


des Rhythmus durch Chinidin entgegen, man braucht aber die 
Herabsetzung: pathologischer Reizbildung und Reizbarkeit, das. scheint 


‚die. Voraussetzung zum Aufhören des Flimmerns zu sein. Erst nach 


erfolgter Regularisierung mag die Digitalis. notwendig werden. Man 


frage- sich aber; ob nicht rein durch die Regularisierung des Schlages 


schon die Stauungen verschwinden werden. Man gebe Pillen zu 
0,1 Chinidin sulfuricum, und zwar am Vortage zwei Pillen auf einmal, 
| | Das wird drei bis vier Tage fortge- 
setzt. (M. m. W. 1919, Nr. 26.) eo 


. Über die Wirkung: des Ovaradentriferrins berichtet Koslowsky | 


(Berlin-Lichtenberg) und gibt zugleich einen Beitrag zur Organtherapie 
endokriner Drüsen. Das Ovaradentriferrin wird empfohlen bei. Aus- 
fallserscheinungen infolge verminderter Funktion der Eierstöcke. Seine 


Wirkung ist an den Organanteil gebunden. Erfolg verspricht die Be- 


handlung mit dem Mittel nur dort, wo es als Ersatz oder Ergänzung 


dienen kann, Bei nicht genügend funktionierenden endokrinen Drüsen 
‚ist die Organotherapie eine Schonungstherapie. Nur so ist es zu er-. 
'klären, daß. nach genügend langer Darreichung der Ergänzungsstoffe 


die funktionsschwache Drüse ihre vollwertige Tätigkeit aufnimmt, und 
zwar dauernd. Die Amenorrhöe wie ein Teil der Menorrhagien und 
die Metropathie beruhen auf Hypo- oder Dysfunktion der Ovarien. Die 
Ovarien bedürfen eines besonderen Anreizes zur Funktion. Diesen Anreiz 
gibt vor allem die Hypophyse; diese ist der Keimdrüse übergeordnet. 
Ein Teil der Kriegsamenorrhöe ist aus dem Antagonismus zwischen 
Thyreoides und Ovarium zu erklären. (D. m. W. 1919, Nr. 27.) 

‚Zur Behandlung der Diphtherie mit gewöhnlichem Pferdeserum 


äußert sich von neuem -Bingel: (Braunschweig). Er will kéinen, 


Unterschied in den therapeutischen Erfolgen des gewöhnlichen Pferde- 
serums gegenüber dem antitoxischen Heilserum gesehen häben, bittet 
aber um Nachprüfung. (D. m. W. 1919, Nr. 27) *. F. Bruck. 


Einen Beitrag zur Behandlung der Malaria liefert Timpe ': 


(Dresden). Er ist der Überzeugung, daß bei frühzeitiger Anwendung 
des intermittierenden Behandlungsmodus mit steigenden Dosen bei 


chiningewohnten Kranken ein großer Teil derselben schneller als bisher. 
und höchstwahrscheinlich völlig geheilt werden kann (Th. d. Geg., 


1919, Juni). | | 0. Reckzeh. 
- Durch Bestrahlung mit künstlicher Höhensonne ist es K, Huld- 


schinsky (Berlin-Zehlendorf) bei vier schweren Fällen von. Rachitis. 


im Zeitraum von zwei Monaten gelingen, eine nahezu völlige Aus- 
heilung des Leidens zu erzielen, und zwar. unter sehr ungünstigen 


E 


rechtsseitiger Schläfenlappenabsceß. Für Status hypoplasticus sprechen 
 Anomalien im Gefäßsystem und in der Genitalsphäre. Eigentümliche - 
anatomische Verhältnisse des Schädels bei Status hypoplasticus. (im - 


+ 


| tags darauf morgens vier Pillen. Wird dies vertragen, folgen am selben : 
| Tage noch zweimal vier Pillen. | 


! 
P 
+] 
I: 
er 
ve, 
ve 
R: 
f 


a 


NE 


i : 
ah aa at aes a n 


aa a Lo 


EE E E 
TE o iago oe Po 
. 


ae mr .ın 


í A ‘ . . x £ Seh 
. : e S > 3 Bi > Er I 
u | a N t LS F i hi # . 4 = u á “ = i s $ a a 

BA PS Š y 5 er K Paz . 2 ` - . G ` ER š - A i 
a a Ban) 5 & 3 i “a TEE E u ' = = r ur . es -' 

IPG. - oi , n ay Fe a z 
5 zS ? B ‚ $ a $ n A . Ba ` . y 

£ x k Pz = =- .- = Be . “ - š E g “ ; i - ers 
= ' j Ghia MIIR 7x AO TSN Dte e. Sue nn d ; ` u" 
Pr oz G TTS R ea M e EEE BEE . a b3 Ir in -r 
3 ER TEEN gel bagy TE TER EL TIERE Fe TA De at a e n a w ke a 
` E T ae ee EEE Sn A ae K a SET 2. 7 : Pi en er SE ge: > 

en, a N ee ae TE ne a N ee TE Be na N 
Eee s TED Bo TV aaa a m a man nn NN 
. - RR ® B z APES . « sy e“ EER TE > pi 
- $ Bee STE EHE RR, ir SIR SS An ER eS Zee De 

` i = 4 le) rg Te e tgr em a 7 
SER a S š i 


mpy 
m“ 


722 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. 


KRIEEHT ZIFFERN un 
T 6 ze aa T = "7 E: A > 
A Km al C 


e. 
v 


-f 


äußeren Bedingungen (regnerische Wintermonate, Kriegskost, häufige 
Infektion, wie Schnupfen und Grippe). (D. m. W. 1919, Nr. 26.) 

Die Behandlung der kindlichen Vulvovaginitis gonorrhoica mit 
heißen Bädern verwirft Lade (Düsseldorf). Er sieht in den 
heißen Bädern eine Gefährdung des Kindes, die mit dem Erfolg 
in keinem Einklang steht. Denn in einigermaßen erheblichen Fällen 
tritt keine nennenswerte Besserung ein. Und milde Fälle der kind- 
lichen Vulvoyaginitis gonorrhoica sind auch ohne ein so eingreifendes 
Verfahren günstig beeinflußbar. (D. m. W. 1919, Nr. 36.) 

Die Behandlung des Lungenabscesses durch künstlichen Pneumo- 
thorax (Entspannungsbehandlung) ist auch nach F. Brüning (Berlin) 
zu verwerfen. Die einzig rationelle Therapie bei diesem Leiden bleibt 
vielmehr die operative Eröffnung des Abscesses. Sie bringt 
die Fälle, die überhaupt noch heilbar sind, in der großen Mehrzahl zur 
Heilung und verhütet oder beherrscht die üblen Komplikationen. 
(D. m. W. 1919, Nr. 27.) 

Eine schonende Methode der Nagelentiernung bei eingewachsenem 
Nagel empfiehlt Langemak. Man faßt das freie Ende des Nagels 
quer mit einer Kocher-Klemme und rollt nun den Nagel wie den 
Rand einer Sardinenbüchse nach hinten auf. Ist der Nagel sehr kurz, 
so löst man den vorderen Teil mit einem Elevatorium, bis der Nagel 
gut gefaßt werden kann. „Die Regeneration des gesunden Nagels 
wird auf diese Weise in wenigen Tagen erzielt.“ Die Methode ver- 
meidet eine Berührung des Nagelbetts. (D. m. W. 1919, Nr. 27.) 

Furunkel behandelt Ritter (Bad Salzbrunn i. Schles.) wie folgt: 
Ganz frische Herde mit nur beginnender Rötung der Haut mit Jod- 
tinktur; kleine Infiltrate mit Pustel oder gelbem Centrum mit einem 
Ichthyolwattebausch; große Infiltrationsherde mit umfangreicheren Ne- 
krosen nach den bisher bewährten Methoden. Meist läßt sich die Ent- 
wicklung größerer Infiltrationen mit der Ichthyol-Wattebauschbehand- 
lung vermeiden. Man nimmt dazu reines, altes Ichthyol. Mit dem 
Wattebausch läßt sich dann der einzelne Herd ohne Verband und Heft- 
pflaster sicher abschließen. Das Ichthyol ist wasserlöslich, was 
für die Reinigung der bedeckten Stelle von Bedeutung ist. (M. m. 
W. 1919, Nr. 23.) 

Zur Entiernung von Steinen in der männlichen Harnröhre emp- 
fiehlt Victor L. Neumayer (Kljuc, Bosnien) die W eb er sche 
Schlinge (in der Augenheilkunde zum Herausholen von Linsenresten 
oder ganzen Linsen verwandt). Damit gelang ihm in zwei Fällen die 
Entfernung eines Harnröhrensteins. (M. m. W. 1919, Nr. 23.) 

Die Röntgenbehandlung der Aktinomykose der Kopf- und Hals- 
gegend ist nach Otto Jünglin g (Tübingen) die Methode der Wahl. 
Die Behandlung tiefgreifender Prozesse soll aber nur mit ganz leistungs- 
fähiger Apparatur in Angriff genommen werden. (M. m. W. 1919, Nr. 26.) 

FE. Bruck. 

Für Fälle von Anämie, Erschöpfungszustände, Unterernährung 
empfiehlt Hirsch (Berlin) Haemarsin, ein wohlschmeckendes Präparat 
aus Kokodylsäure, glycero-phosphorsaurem Calcium und Strychnin. 
Man gibt dreimal täglich einen Eßlöffel. (Th. d. Geg., 1919, Juni.) 


Reckzeh. 


Bücherbesprechungen. 


Ersatzglieder und Arbeitshilfen für Kriegsbeschädigte und Unfall- 
verletzte. Herausgegeben von der „Ständigen Ausstellung für 
Arbeiterwohlfahrt, Berlin-Charlottenburg‘“ und der „Prüfstelle für 
Ersatzglieder, Berlin - Charlottenburg“. Mit 1586 Abbildungen. 
1121 Seiten. Berlin 1919, Julius Springer. M. 28,—, geb. M. 40,—. 

Bekanntlich hat sich schon ziemlich bald nach Ausbruch des 

Krieges die Notwendiskeit des Zusammenarbeitens von Ärzten und 

Ingenieuren herausgestellt, um den durch die Versorgung der Ampu- 

tierten mit Kunstgliedern plötzlich gestellten Aufgaben gerecht werden 

zu können, die an sich gute, aber unrationelle Einzelarbeit der 

Bandagisten in breitere Bahnen zu lenken, und hierdurch und durch 

Überbordwerfen veralteter Konstruktionen eine Vergeudung von Zeit, 

Arbeitskraft und &eld nach Möglichkeit zu verhüten. Zu diesem 

Zwecke wurde die Prüfstelle für Ersatzglieder errichtet. Die ihr auf 

diese Weise zuwachsende, während des Krieges wertvolle Gutachter- 

tätigkeit hat der genannten Vereinigung eine Fülle von Material 
an Ersatzgliedern und Arbeitshilfenkonstruktionen gebracht, zumal 
auch Deutsch-Österreich und Ungarn mit ihren entsprechenden Ver- 
einen ihre Konstruktionen zur Verfügung stellten. Das vorliegende 

Buch ist der Niederschlag der so zustande gekommenen Erfahrungen. 

In — man darf wohl, ohne sich der Gefahr auszusetzen, als Chauvinist 

verschrien zu werden, sagen — echt deutscher Gründlichkeit sind hier 

ab ovo bis Anfang 1918 alle irgend brauchbaren Gedanken und 


wichtigen im Bau von Kunstgliedern und Arbeitshilfen gemachten 
Erfahrungen gesichtet worden, und so ist ein Werk zustande ge- 
kommen, wie.es die Literatur bisher nicht besaß. 

Nach einer Zusammenstellung der dienstlichen Vorschriften 
über die Beschaffung von Ersatzgliedern für Heeresangehörige finden 
wir in einem von ärztlicher Seite bearbeiteten ersten Teil Abhand- 
lungen über die physiologische Mechanik der Extremitäten, über 
blutige und unblutige Herrichtung von Amputationsstümpfen, über 
Verhütung und Behandlung von Stumpfeontracturen usw. Den prei- 
testen Raum nehmen die Kapitel über den mechanischen und prak- 
tischen Aufbau der künstlichen Glieder ein, die von bekannten 


Männern des Ingenieurwesens und der Orthopädiemechanik bearbeitet 
sind, wobei auch auf die Berichte über die Normalisierung einzelner 
Teile der Ersatzglieder als einen der praktisch bedeutsamsten Fort- 


schritte hingewiesen sei. Eingehende Besprechung finden ferner die 


Lähmungen und ihre Apparatversorgung, sowie die mancherlei Hilfen 


für Amputierte, wie sie im täglichen Leben und bei der Arbeit not- 
wendig und zweckmäßig sind; endlich wird uns Wissenswertes über 
das fernere Schicksal der Amputierten in bezug auf ihre Leistungs- 
fähigkeit in Landwirtschaft und Industrie mitgeteilt. — Daß trotz der 
Fülle des Gebotenen nicht alles, was man zu suchen vielleicht 
berechtigt ist, in dem Werk enthalten, manches dafür mehrfach 
gegeben ist, ist bei der großen Zahl von Mitarbeitern wohl nicht 
zu verwundern. So vermißt man z. B. ganz eine eingehendere wissen- 
schaftliche Schilderung der Herstellung des Gipsabgusses, ferner der 
Aufhängevorrichtungen von Beinprothesen (die Dollingersche Dar- 
stellung lediglich seiner eigenen Methode erschöpft meines Erachtens 
diese Frage nicht!), obgleich auch hier prinzipiell wichtige Fragen 
auftauchen, eine Einheitlichkeit noch nicht erreicht ist und Ver 
besserungen noch zu machen sind. Anderseits ist eine Anzahl von 
Konstruktionen als brauchbar beschrieben, die sich in der Praxis 
nicht bewähren. Wie auf anderen Gebieten macht die Technik auch 
auf dem Gebiete der Ersatzglieder und Arbeitshilfen in Einzelheiten 
noch jetzt oder gerade jetzt wieder schnelle Fortschritte. Und 
doch werden diese den Kriegsversehrten erst dann den Erfolg der 
Ertüchtigung zum werktätigen Leben bringen, wenn mit der äußeren 
Ergänzung der verlorenen Glieder die psychische Aufrichtung kommt, 
ein Ziel, das, wie Beckmann in schöner Offenheit zeigt, leider 
nicht stets erreicht wird. Wenn ich aus der Fülle des Dargebotenen 
schließlich noch einige Punkte herausgreife, so geschieht es nur, weil 
sie für den Praktiker von besonderem Interesse sein könnten: 50 
betont z. B. Borchard die Wichtigkeit und Möglichkeit des Aus: 
baues der chirurgischen Methoden der Verlängerung des Stumpies, 
Schlesinger führt mit Recht aus, daß wir von der idealen Hand- 
konstruktion noch sehr weit entfernt sind und daß der Grundgedanke, 
die Kunsthand als Haltehand und nicht als Greifhand auszubilden, 
der richtige ist, weil er den Lebensbedineungen des Amputierten ab- 
gelauscht und angepaßt ist. Sehr richtig ist auch die Bemerkung, dab 
bei der individuell so verschiedenen Gangart der Menschen die Auf 
findung des jeweils Besterreichbaren von der Beobachtungsgabe, 
und daß der gute Sitz einer Beinprothese, die in der Hauptsache 
von der Paßrichtiekeit der Stumpfhülse herrührt, von der persün- 
lichen Geschicklichkeit des Bandagisten abhängt. 

Alles in allem liegt hier ein Buch von ungewöhnlicher Bedeutung 
vor; der endgültige Friedenszustand wird zeigen, ob unsere Gegner 
mit gleichen Erfolgen an der äußeren Ertüchtigung ihrer Schwer 
verletzten gearbeitet haben oder ob wir, was ich für unwahrscheinlich 
halte, schließlich auch hier unterlagen. Peltesohn-Berlin. 


Herbert Oczeret, Die Nervosität als Problem des moder: 
nen Menschen. 9 Seiten. Zürich 1918, Orell Füßli. (Frs. 3,80.) 
M 4,—. 

Das Büchlein enthält neben einer theoretischen Auseinander- 
setzung über den Begriff der Nervosität drei über sozial wichtige 
Themen geschriebene Kapitel: Zum Problem der Kindererziehung, der 
modernen Frau, des modernen Mannes. Das letzte ist lückenhaft und 
matt, die beiden ersten mit einer farbigen Beredsamkeit geschrieben. 
Überhaupt ist dieser praktische Arzt Oezeret ein gebildeter, psycho- 
logisch und daher auch psychotherapeutisch begabter Mann. Es yer- 
dient Anerkennung, wie er sich mit Theorien Freuds, Adlers, 
Jungs abfindet, wie er sie einander zu nähern, aus allen das pesis 
und praktisch Brauchbarste herauszudestillieren versucht. Mit seine! 
klugen Betrachtung menschlicher Konflikte neurotischer Komplexe, 
charakterologischer Eigentümlichkeiten ist das leicht geschriebene N 
chen ein kleiner Baustein am Gebäude wichtiger Zeitphänomene, ein 


bescheidener Beitrag zur psychologischen Weltbe traoa a ger 
"Singer. 


Distizes by GoOgle 


- 


| "der Mastitis mit Eucupin und Vucin. 
. „akuter eitriger Brustdrüsenentzündung behandelt; 
von Mastitis säugender Frauen und zehn aus anderen Ursachen. Durch . 


T u Vereins- und Auswärtige Berichte, e 


Coo oO. Berlin. | ' 
. Medizinische Gesellschaft, Sitzung vom 18. Juni: 1919. 


Vor ‚der Tagesordnung. zeigte Hensel die Moulage ` einer. 
#siblichen. rechten. Brust. Sie wies eine' große: Geschwürs- 


fläche auf (ausgedehnte Nekrose) als Folge einer: Paraffininjektion vor 
acht "Jahren. ‚Durch den. Fall wird‘ die“ Nutzlosigkeit und ‘Gefährlich- 


keit. des Verfahrens bewiesen. 


Paul Rosenstein: 


nn Tagesordnung. 
R: hat im ganzen \45. Fälle von 


‚eine. besondere Technik der Aspiration und Auffüllung. der Abscesse, 
sowie in anderen Fällen von parenchymatöser Mastitis durch Um- und 


-Unterspritzung der erkrankten Brustdrüsen ist es ihm gelungen, in 


allen - Fällen- ohne Operation die Patientinnen der Heilung entgegen- 
_ zuführen. ` 


-der eitrigen Mastitis und anderer eitriger. Erkrankungen drückt sich R. 


-noch sehr zurückhaltend `aus, .da ohne die genaue Kenntnis der jedes- 


mal eintretenden Reizerscheinungen leicht Mißgriffe in. der Behandlung 
vorkommen können. Deshalb rät R:, zunächst ‘die von ihm mitge- 


- teilten Erfahrungen von, sachverständiger chirurgischer Seite nach- 
..prüfen zu lassen, éhe man. die "Mittel den praktischen Ärzten in die, 


Hand gibt. 


‘Vueins (!/s°/ig) hat R. nicht beobachtet. Beide Mittel wirken gleich- 
mäßig gut. R. unterscheidet bei der, Heilung der eitrigen Mastitis 
‚und anderer eitriger Prozesse zwei Stadien: 1. das Stadium der akuten 
= Reizung, das zwei bis fünf Tage dauert und mit Zunahme aller Ent- 
 zündungserscheinungen einhergeht; 2. das. Stadium der Infiltration, das 
in.schweren Fällen wochenlang. dauern kann. In beiden Stadien sind 
. die Patientinnen bald gänz fieber- und schmerzfrei. Aus der Punktions- 
stelle entleert sich Eiter, eventuell auch Nekrosen; in anderen Fällen 
geht die Infektion ohne Fistelbildung - zurück; allmählich tritt ‚eine 
Restitution der indurierten. Gewebe wieder .ein. — Das kosmetische 
Ergebnis ist besonders bei Mastitis erheblich besser, als wie bei den 
‚Jandläufigen chirurgischen Eingriffen. 
Die Ungiftigkeit der Chininderivate Eueupin und Vuein ist durch 

R.s Erfahrungen erwiesen. (Selbsthericht.) - k 

; Aussprache. 
Brustdrüsen von ‘Meerschweinchen, 
ziehungsweisė Eucupin injiziert hatte. 
schweinchen mit Mastitiseiter krank gemacht und nach fünf Tagen in 
die-kranke Brustdrüse Eueupin gespritzt. 
‚Seite beobachteten schweren Gewebsschädigungen nicht bestätigen. 

; Hofmann: Zusammen mit Kettner hat H. über die Wir- 
kung des Vueins an der Bierschen Klinik gearbeitet. Im wesent- 
lieben kann er die Befunde von Rosenstein bestätigen. Die Er- 
‚folge sind .bei umschriebenen Eiterungen: gut, weniger gut bei ausge- 


in die er Kochsalzlösung be- 


.breiteten. Bei abscedierenden Mastitiden kamen Heilungen nach ein- . 


bis zweimaliger Injektion in fünf bis acht Tagen zustande. Vuein 
ist auch in größeren Mengen unschädlich. 
tionen-von 0,4 bis 0,5 g werden gut „vertragen. Bei Kindern sieht man 
nach Füllung geschlossener Eiterungen Pulssteigerungen mitunter für 
mehrere Tage. Zu der Behandlung infiltrierender Formen von Mastitis 
mit Vucin hat ‘er sich nicht entschließen können. 'In solchen Fällen 


wurde durch. allgemeine Maßnahmen eine lokale Abgrenzung des Pro-. 


zesses versucht, der dann. mit Vucin behandelt wurde. Schwierig ist 
mitunter die Behandlung mehrkammeriger Eiterungen. Die Füllung 
der Absceßhöblen ' 'soll nicht mit:zu großem Druck’ erfolgen, Gangränen 
dürfen nicht. eintreten. Mitunter kommt man obne 'Nachfüllung aus. 


‚Die. Vueinbehändlung eignet sich für abgegrenzte Prozesse und für die 


Diese kann man um- und unterspritzen. 
er 


eh der Karbunkel, 
; Sie heilen sämtlich aus. . 


Hammerschlag: Naturgemäß bietet der einfache‘ Absceß 
Von den bisher zur Behandlung der |. 


‚der Mamma die besten. Chancen, 
eitrigen Mastitiden - ‚angewendeten Methoden, die er sämtlich geprüft 
hat, bewäbrt sich ausgezeichnet die Behandlung nach Bier mit Stich- 
incision, ` Sie. gibt auch kosmetisch gute Resultate. Bei seinen Ver- 
suchen mit den Mor genrothschen Präparaten ist H. noch nicht 
zum. Abschluß gelangt. Technisch geht er etwa so vor wie Rosen- 
Stein; er verwendet aber doppelt so starke Lösungen. Die Resultate 
Sa mitunter ganz überraschend. In anderen Fällen, namentlich, wo 

A Biterhöhlen vorlagen, waren die Ergebnisse nicht so gut. Auf- 


ha . 


Die Behandlung. 


darunter 85. Fälle: 


Über -die Empfehlung des: Mittels zur allgemeinen Behandlung i 


Ein Unterschied in der Wirkung des Eucupins (!/2/,ig) oder des 


| eingehen. 
Klein zeigt mikroskopische. Präparat von. druck gesunder Tiere machen, . Streptokokken injiziert, an denen. alle. 


Schließlich: hatte er ein Meer-. 


‚Immunität entsteht verblüffend rasch. 
ersten Impfung bereits ausgebildet, sie ist schon .nach sechs Stunden. s 
vorhanden. Die Virulenz muß also kinetisch als Resüultante der An-. 
| griffskraft der Streptokokken und der: Immunitätsreaktion des Körpers - 
Daraus folgt, daß das Schicksal eines mit Strepto- ` 


Er‘ konnte die von anderer | 


Auch intravenöse Injek- - 


einwandfreien Ergebnisse erzielt. 


Z 


‘| fallend ist das. Nachlassen der Schmerzen. am eteten Tagé. Schmerz- = 
|- stillende‘ Zusätze hať er nicht gegeben. Die Behandlung kann wochen- u 
und: ‚monatelang dauern und es kommt mitunter zu ganz ‚erheblichen `~ 


Nekrosen. In. solchen. Fällen ist der kosmetische Erfolg nicht` gut. 


‘Das Verfahren ist zu empfehlen und irgendwelche Tatsachen, die von 

_ dem Verfahren abzuraten 'Veranlassung geben, „hat er nicht‘ gesehen. 
-~ Morgenroth: Die vor fast genau zwei Jahren von B ier: 

-| hier vorgetragenen Ergebnisse der neuen ‚desinfizierenden Behandlung 

‚sind während des'Krieges weiter- ausgebaut worden ‘und man beginnt < 


| die Kriegserfahrungen der Friedenschirurgie nutzbar ‚zu machen. ‘Aus. 
` Halle ist eine Veröffentlichung über Tiefendesinfektion bei, gewerblichen | 
‚Unfallverletzungen erschienen. 

schaffen, aus denen man zu endgültigen Urteilen kommen wird. Günstig - . 
lauten die Mitteilungen bei Gelenkeiterungen, bei denen man Konzen- 
trationen von 1:100 anwendet, obne Gewebsschädigungen . zu erhalten. 
Das ‚Mittel soll. zwar am Tier. versucht werden, aber in letzter Linie 


- entscheidet doch die Erfahrung am Menschen. 


. Man muß gewisse Standarderfahrungen 


Versuch ist nicht zu entbehren. - In eigenen, noch nicht abgeschlossenen 


_ Tierversuchen hat er festgestellt, daß man .zwischen der Einwirkung .. 
der Präparate auf gesunde und kranke Gewebe unterscheiden muß. 


Bei Anwesenheit von Staphylökokken” im Gewebe scheinen die Schädi- 
gungen des Gewebes größer zu sein als im gesunden Gewebe. 


rückzuführen. 


‚praktisch unempfindlich gegen Vucin. Beim Muskel. des Kaninchens 


"kann man beobachten, daß der. rote Muskel außerordentlich viel emp- > 


findlicher ist als der weiße. So muß auch beim Menschen jedes Ge- 


webe geprüft werden. Die Wirkungsweise des Vuci 


Streptokokken ‘und Staphylokokken handelt. . 
diese Annabme. ‚Immerhin ist daran festzuhalten, daß eine zweite.Wir- 
kung eine nicht geringere. Rolle spielt, das ist die Virulenzverminde- 
rung. Stellt man sich auf diesen mehr biologischen Standpunkt, -so 


: muß man annehmen, daß hier ein Zusammenwirken der Schutzkräfte,. 
‘die dem Organismus an und für sich‘ innewohnen, mit. “dem chemo- BR 


therapeutischen Wirken zusammenfällt.: Es ist M. gelungen, Mäuse mit 


Streptokokken zu infizieren, die eine chronische Streptokokkenerkran- - 
kung herbeiführen, an der die ‚Tiere erst nach vier. bis “sechs Wochen . 


Wenn man derartig kranken Tieren, die durchaus den Ein- 


anderen Mäuse in der bekannten Weise rasch zugrunde gehen, so 
bleiben die. vorgeimpften Tiere „gesund“, das heißt sie sterben erst an 


den Folgen der ersten Impfung nach vier bis sechs Wochen. Diese 
Sie ist 24 Stunden nach. der 


‚gedeutet werden. 
kokken infizierten Organismus sich in kurzer Zeit, wahrscheinlich schon 


in sechs Stunden, entscheidet. 
flussung eitriger Prozesse darauf an, möglichst schnell einzugreifen, 


wenn man dem Organismus zu Hilfe kommen will. Es kommt auf jede 
Stunde, ja auf jede Minute an. Schließt man sich .der Anschauung. an, 
daß die Virulenzverminderung eine große Rolle spielt, so wird man 


der Anwendung .der wirksamen Mittel auf dem Blutwege das Wort 


sprechen. Das heißt aber nicht für die intravenöse Injektion eintreten, 


gegen die gewisse Bedenken bestehen, - sondern ..es bedeutet die Befür- 


wortung der innerlichen Behandlung. Für die’ Wirksamkeit dieser Be- 


‚bandlung sprechen die Erfahrungen mit Optochin. | 
innerlichem. Wege. erfolgreich 


M. glaubt, daß die 


chemotherapeutische Antisepsis auf 


werden wird. | 
Bier: Auch nach ausgedehnten weiteren Versuchen hat sich 


heräusgestellt, daß das Vucin nur bei geschlossenen Abscessen wirksam 


er 


ist. 'Fortschreitende Prozesse mit Chininderivaten zu behandeln, er- | 


scheint . aussichtslos. Sie versagen auch. beim Pleuraempyem. Die 


'Saugbehandlung. der Mastitis ist, auch wenn kein Absceß vorhanden -_ 

| Man darf zugeben, > 
daß es Spontane Rückgänge gibt, aber .die Erfahrung lehrt doch. die 
Vorzüge der. Saugbehandlung. Entzündung macht keine Schmerzen, 

! Mit der inneren `’ 
Verabreichung von Eucupin hat B. bei ausgedehnten Versuchen keine 

Was sich von selbst zurückbildet, 


ist, gut. Schmerzen bilden eine ‚Gegenindikation. 


sondern lindert sie. Sie’ ist eine nützliche Reaktion. ` 


ist sehr schwer zu beurteilen. er 
. Rosenstein. Schlüßwort. 


no. 
$ 


Fritz Fleisch er. 


‘Der. tastende klinische E 


‚Das . 


ist'nicht auf‘ das Präparat, sondern auf die -Wirkung der Toxine zu- 
Nach seinen Erfahrungen ist das Unterhautbindegewebe 


beziehungsweise i 


Eucupins muß zweifellos dahin - ‚angenommen werden, daß es sich viel- 


fach. um . eine echte Desinfektionswirkung, um eine Abtötung. ‚der: 
Der. Tierversuch stützt E 


'Es kommt auch bei der lokalen Beein- 


en 


T 


TETEE NANN aa T 


NT 


mer aut 


` 


ENN 


TRN 


FEIN 


u m LT 


ya t 


poi is Mwoa a nn + 
Eee BE ugs į 
Jenna 


-a t à 
Ve a Be 


De 
N Bra u u IT sim 
.. f EIN nee E 


nn nn u u l 
Paii me A 


ES 2” EEE X 
esce Daa e. A bw enee 


Bla den} 
Tr er 


„run. 
Dura 


konis 2 2 SR Zee 
we SoS 


J 


wonse er 
A RR, 


nn 


em A 


ra ne u da a 


li 


wm. 


wet ir 


bei den Prüfungen die Leistungsprüfungen von den eigent- 


gemeine Leistungsfähigkeit versucht. 


724 -` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.29. 


, Frankfurt a. M. 
Arztlicher Verein. Sitzung vom 19. Mai 1919. 

Sippel: Die Unfruchtbarkeit der Frau: und die Möglichkeit ihrer 
therapeutischen Beeinflussung. Vortragender lehnt die homöoplastische 
Überpflanzung funktionierenden Ovarialgewebes zur Heilung einer durch 
Aplasie oder Atrophie der Ovarien bedingten Sterilität ab, einmal wegen 
der schlechten Erfolge solcher Transplantationen ‚überhaupt, dann aber 
auch deshalb, weil ein auf diesem Wege etwa zustande ‚kommendes 
Kind in Wirklichkeit nicht ein Kind der Frau sei, die es geboren habe, 
sondern jener anderen, von der das überpflanzte Ovarialgewebe stamme, 
denn es besitze alle die körperlichen. und geistigen Erbeigentümlich- 
keiten, die ihm durch die von jener Frau stammenden Chromosomen 
übertragen wurden. S. erörtert dann an der Hand einer Reihe von 
Skizzen die mannigfachen Momente, welche entweder auf das Ovulum 
oder auf die Spermatozoen in der Weise hindernd zu wirken vermögen; 
daß Unfruchtbarkeit die Folge ist. Er bespricht die Möglichkeiten, 
dagegen anzukämpfen und kommt zu folgendem Ergebnis: In vielen 
Fällen ist es möglich, einer vorhandenen Unfruchtbarkeit der Frau 
durch entsprechende Maßnahmen erfolgreich entgegenzuwirken. Diese 
Maßnahmen sind, wenn richtig und mit der nötigen Vorsicht ausgeführt, 
unschuldig und gefahrlos. Eine jede derartige Behandlungsform stellt 
jedoch nur einen Versuch dar, da man niemals wissen kann, ob nicht. 
neben den bekämpften Conceptionshindernissen noch andere bestehen, 
die wir nicht zu erkennen vermögen. Man kann und darf keinen Erfolg 
versprechen, sondern nur die Möglichkeit eines solchen betonen, eine 
Möglichkeit, die man durch die-guten Erfahrungen, welche man gemacht 
hat, stark zu stützen berechtigt ist. — Die Entscheidung darüber, ob 
ein Behandlungsversuch gemacht werden soll, ist dem Ermessen der 
Frau anheimzustellen. 

Goldstein berichtet über experimentell psychologische Prü- 
fungen zur Feststellung der Leistungs- und Arbeitsfähigkeit Nervenkranker, 
die er speziell an Hirnverletzten ausgeführt hat, die aber auch eine 
Übertragung auf andere Nervenkranke ermöglichen. Er unterscheidet 


ein dystrophischer Prozeß, der vorwiegend Temporales, Masseter, Sterno- 
‚eleidomastoidei, Schultermuskulatur sowie die Strecker und Beuger 
der Hand betrifft. Man kann jedoch sagen, daß, abgesehen von diesen 
Prädilectionsstellen, das ganze muskuläre System eine gewisse Dys- 


(sekundär), die nach Angabe des Patienten langsam sich im Verlauf 
des Leidens entwickelt hat. Die myotonischen Erscheinungen be- 
schränken sich auf den Faustschluß. Dagegen zeigt die elektrische 
Untersuchung in einer Reihe anderer Muskeln Nachdauer der Con- 
traction bei direkter faradischer und galvanischer Reizung. Katarakt 
wurde nicht gefunden (Prof. Igersheimer). Patellar- und Achilles- 


völligem Verlust der Libido sexualis. 


Keine Glatzenbildung. Keine 
nennenswerte Veränderung der Psyche. 


Der Fall entspricht somit im 


lich von Hauptmann zusammenfassend dargestellt wurde. 
Heubner demonstriert einen und bespricht zwei weitere Fälle 
von Atropinvergiftung, die durch Genuß des Fleisches von einem Ka- 


einige Stunden vor dem Tode 0,2 g Atropinum sulfuricum subcutan er- 
halten hatte. Die Symptome begannen bereits eine Viertelstunde nach 
der Mahlzeit, erreichten den Höhepunkt 3 bis 24 Stunden später und 
hielten zwei bis drei Tage an: Trockenheit des Gaumens und des Halses, 
Schwindelgefühl und Taumeligkeit, Kopfschmerz, Rötung und Erhitzung 
des Gesichts, Herzklopfen und Pulsbeschleunigung, Unsicherheit des 
Ganges und der Sprache, Mydriasis und Akkommodationslähmung, selbst 
Zuckungen und leichte halluzinatorische Verwirrtbeit in 
einem Fall. 

‚ Vehme: Aleukämische Lymphadeuie. Patient, seit mehreren 
Jahren in Beobachtung, leidet an multipler Tumorbildung der Haut; 
flache Tumoren am harten Gaumen; am Periost des linken Oberkiefers; 
in der linken Leistengegend entlang dem Verlauf des S Romanum 
wurstförmige Geschwulst. Milz in früheren Jahren tastbar, jetzt nur 
noch perkutorisch vergrößert. Afebrilität. Diazoleukocyten 3000 bis 
5000; 40 bis 50% Lympho, meist kleine, 8 bis 12°/, Eosinophile; ge- 
, ringe sekundäre Anämie. Zweimalige Probeexeision führte zur patho- 


lichen Arbeitsprüfungen. Bei den Leistungsprüfungen werden 
besonders einzelne Leistungen herausgegriffen, experimentell untersucht 
und ein Rückschluß aus dem Ergebnis der Untersuchung auf die all- 
Bei den Arbeitsprüfungen muß 
der Kranke die seinem Berufe entsprechende Berufsarbeit in der Werk- 
stätte leisten und die Beurteilung geschieht nach dem Arbeitswert, den 
er schafft. Jede dieser beiden Untersuchungsmethoden hat ihre be- 
sondere Bedeutung und ihre besonderen Vorzüge. Die Leistungs- 
prüfungen zeichnen sich besonders durch die Exaktheit, die Einfach- 
heit und leichte Wiederholbarkeit, sowie den Umstand aus, daß sie so 
lebensfremd sind, daß der Kranke gar nicht weiß, worauf es ankommt, 
sodaß das Moment der Arbeitsunwilligkeit bei' ihnen keine Rolle spielt, 
Der Vorteil der Arbeitsprüfungen liegt besonders in der Angepaßtheit 
an die wirklichen Arbeitsbedingungen, ihre Nachteile in ihrer Un- 
exaktheit, in der Möglichkeit, daß der Kranke absichtlich mangelhaft 
arbeitet usw. Am zweckmäßigsten hat es sich erwiesen, diese Methoden 
nebeneinander anzuwenden. | i | | 

Als Leistungsprüfung wurden verwendet der fortlaufende Re- 
aktionsversuch, sowohl als einfache Reaktion, wie als Wahlreaktion, 
das fortlaufende, Rechnen, die Untersuchung mit verschiedenen Ergo- 
graphen, die es einerseits ermöglichen, die Leistungen einer Extremität 
oder des ganzen Körpers festzustellen, andererseits durch ihre besondere 
Konstruktion nicht nur die Höchstleistung, wie es bei den meisten 
Ergographen der Fall ist, zu untersuchen gestatten, sondern auch die 
Dauerleistung unter den für den Patienten seiner Individualität nach 
optimalen Leistungsbedingungen. l 

G. demonstriert eine große Reihe von. Kurven, an denen sich 
zeigt, wie bei all diesen Untersuchungen die Abweichung der Gesamt- 
leistungsfähigkeit in deutlicher, je nach der Verschiedenheit des Falles 
verschiedener Weise in Erscheinung tritt. Besonders instruktiv ist der 
Vergleich dieser Kurven mit den Kurven der Arbeitsprüfung, weil er 
zeigt, daß der Ausfall der Leistungsprüfung tatsächlich einen Rück- 
schluß auf die Arbeitsfähigkeit des Untersuchten gestattet. 

G. hebt dann hervor, wie durch derartige Untersuchungen im 
Verein mit der klinischen Beobachtung die Untersuchung der Arbeits- 
fähigkeit Nervenkranker erst auf einen exakten, den wissenschaftlichen . 
Anforderungen genügenden Boden gestellt werden können. 


Hainebach. 


Danach müßte man den Fall den seltenen Beobachtungen genera- 
lisierter Sarkomatose der Haut beizählen. Klinischer Verlauf, Art und 
Wachstum der Tumoren, welche auf R-Strahlen gut reagieren und 
nicht schrankenlos in die Umgebung vordringen, Systemcharakter des 
Prozesses sowie Blutbefund sprechen aber für Aleukaemia lymphatica. 
Zudem zeigen die in der Literatur als generalisierte Hautsarkomatose 
niedergelegten Fälle die primäre Beteiligung von Schleimhäuten und 
inneren Organen, soweit sie nicht selbst, einer Zeit entstammend, wo 


dieser Affektion zuzuordnen sind. 


Lehmann demonstriert 1. einen 2i jährigen Studenten, der vor 
zwei Jahren durch Artilleriegeschoß (Granatexplosion in unmittelbarer 
Nähe) am linken Ellbogen verwundet wurde. Ellbogenschußfraktur, 
Radialis-Ulnarislähmung. Bei der Untersuchung fand sich eine Radialis- 
Ulnarislähmung mit 'charakteristischer Sensibilitätsstörung. Auffallend 


mung in Anbetracht der früheren Anamnese und des Fehlens jeglicher 
positiver hysterischer Merkmale nicht anzunehmen sei; eine In Resti- 
tution befindliche organische Lähmung glaubt L. aber auf Grund des 


schließen zu können. 


2. einen 21jährigen Soldaten mit partiellem Riesenwuchs ‚der 
linken unteren Extremität. Familienanamnese ohne Besonderheiten. 
Bei der Geburt fand sich ein Muttermal in der linken Lendengegend, 


und war drei Jahre lang im Felde. Erst im Anschluß an eine Zell 
gewebsentzündung des linken Beines wurde die Vergrößerung bemerkt. 
Bei der Untersuchung fand sich eine Verlängerung der ganzen linken 
Extremität um 4 cm, die Umfangsmasse der einzelnen Gliedabschnitt 
sind größer als auf der gesunden Seite, insbesondere fällt die unge 
wöhnlich große linke Zehe auf. Im Bereich des zwölften Intercostal- 
nerven und des Hio hypogastrieus sind ein nicht erhabener Naevus ceru- 
leus und ausgedehnte Telangiektasien. L. nimmt einen erworbenen 
Riesenwuchs an und hält es für möglich, daß der angeborene Naevus 
in dem Maße, wie er sich vergrößerte und sich Venenerweiterungeh 


bildeten, zu dem Zustandekommen der Makrosomie beigetragen hat 
(ausführliche Veröffentlichung andernorts). 


Fromme: Über eine endemisch auftretende Erkrankung des 
Knochensystems. Bei einer großen Reihe junger Leute meist IM 


Dur Göttingen. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 10. April 1919. 


Schmidt: Demonstration eines Falles von aftrophischer Myo- 
tonie. Bei dem 32jährigen Patienten besteht seit dem 20. Lebensjahr 


20. Juli. 


reflexe fehlen; keine sensiblen Störungen. Kleinheit der Hoden bei. 


ninchen (1,92 kg) zustande gekommen waren, das zu Versuchszwecken 


logisch-anatomischen Diagnose: polymorphzelliges Rundzellensarkom.. 


der Begriff einer Iymphatischen Leukämie noch nicht geformt war. 


war der normale elektrische Befund sowie der Mangel jeglicher Atrophie. ' 
L. faßt den Fall als Akinesia amnestica auf, da eine hysterische Läb- 


elektrischen Befundes und jeglichen Mangels von Muskelatrophie aus- . 


das sich vergrößerte. Der Patient wurde als k. v. Inf. ausgemustert 


plasie aufweist. Es besteht ferner eine Subluxation des Unterkiefers 


wesentlichen dem Bilde der atrophischen Myotonie, wie es erst kürz- 


ı a 13 vi Y 


a v1 
PA E Ee 


-LUP ee un ns 


DE En  ā a LT 
~ a ERR A 


“ % Š 


`~ 


2>; 
i 


> wohl kürzlich 
. Knochenerkrankung als :Spätrachitis mit Übergang in Osteomalacie auf 


"und führt sie auf, eine Summe von. Schädlichkeiten zurück, welchen 
im letzten langen Winter zumal die: schwerer arbeitende Bevö lkerung: |. 


lt, 


“unterliegen, daß das wichtige Krankheitsbild, das Ihnen Herr Fromme 


t 


| minen. ungenügend sei. 


yara er.” u 


_Pubertätsalter. beobächtet Fr. seit einigen Mohaten TA in den. 
"Knien, leichte bis hochgradige Gehstörung, in schweren. Fällen Gang- 


art wie bei Osteomalacie, Spontanfrakturen: an Uüter- und Oberschenkel, 


zum Teil erst röntgenologisch als solche aüfgedeckt, ‚Der übrige radio- 
 skopische Befund besteht in schweren Veränderungen an der Epipbysen- 
linie nach Art der raċhbitischen, Atrophien der Spongiosà mit teilweise 
eigentümlicher charakteristischer Lokalisation, -z. B. ‚streifenförmig im - 
Die Beschwerden der Kranken haben. 
bereits vor Monaten begonnen. 'F r. spricht die möglichen Entstehungs- | 


ursachen systematisch durch und setzt seine Fälle zu analogen, zuerst | 
. Er .faßt die 


unteren Drittel des .Femurs. 


aus Wien beschriebenen in Parallele. 


gewisser Altersklassen besonders ausgesetzt war. Als deren ‚wichtigste 
sieht er die ‘infolge. der Hungerblockade. mangelhafte Einährung an; 
‚diese war durch den Fortfall von grünen Gemüsen, Milch, Käse und 
` Fetten diesen Winter vielfach noch schlechter. als in vergangenen. 


- Jahren. Am. wenigsten : glaubt Fr. Ca- -Mangel daran beteiligt, mehr 


= neigt er zu der Annahme, daß die Zufuhr an Phosphor ‚und: an Vita- 
Auf die experimentellen Befunde, durch Mangel - 


an Phosphor oder an Vitaminen bei einseitiger Ernährung schwere : 


Knochenerkrankungen’ auszulösen, wird hingewiesen. 5 
Diskussion. Stich: 'Es.kann wohl: kaum einem Zweifel 


‚soeben. demonstriert hat, auf die großen- Ernährungsschwierigkeiten, 
unter - denen wir’ seit Jahren in Dentschland leiden, zurückzuführen ist. ' 


Ob die Krankheit‘ an anderen Orten ebenso gehäuft auftritt, wie hier, 


entzieht sich augenblicklich ‘unserer Kenntnis. Nur von einem Kliniks- 


‘bereich kann ich Ihnen Positives’ mitteilen, das ist der der Universität 


- Kiel.“ Von’ dort’ habe ich. durch Geheimrat Anschütz gestern -die 


"beobachtet wurden. Vielleicht liegt das an den besonderen Ernährungs- 
verhältnissen Kiels. 


. Pexöiketung. viel mehr Fische zu essen Gelegenheit haben: als wir 
hier in Göttingen. Noch auf eine andere Beobachtung aber wollte ich 
‚in Anschluß an den Vortrag von Herrn Fromme hinweisen. . Es 


hat anscheinend schon einmal bei uns eine Zeit gegeben, in der, aller- 


dings. lange nicht .so zahlreich, ähnliche ‚Knochenerkraükungen beob- 
achtet wurden. Bei’ der Durchsicht der Literatur zu einem, Vortrag 


über. chirurgische. Nachkrankheiten . der Grippe ‚fand ich im Archiv für. 


klinische Chirurgie ‘vom Jahre 1895 eine Arbeit von F. Franke, die 
Sich -mit Erkrankungen der Knochen, Gelenke und Bänder bei der 


_lüflüenza befaßt. In’ dieser Arbeit ‚sind neben anderen Erkrankungen | 


‘auch. Fälle- beschrieben, die ähnlich wie die von Fromme be- 
;schrigbenen aussehen. Ein Teil der Fälle hatte im Anschluß an die 


.. ta r 


Die meisten 


R fand Franke am Schienbein und erklärte sie damit, 


daß fast alle seine Patienten ihre ‚Beine selir anstrengen mußten durch 


. anhaltendes Stehen (Schriftsetzer,. Küchenmädchen usw.) oder Treten. 


Paz 


"mit dem Fuß (Näherin). Dabei: waren in einzelnen Fällen keine äußer- 


“ ‚Nachricht erhalten, daß Fälle, wie die hier gezeigten, bisher nicht 


Sie haben ja eben gehört, daß die. Fische be- |. 


‚sonders reich an jenen Stoffen sind, die wir für unseren. Knöchen- | 
-aufbau nötig haben und in Kiel, so denke ich, wird auch, die arbeitende. 


I 


"Kriegskost für ‚ ausgeschlossen, f 
Knöchenerkrankung nach: ‚Phosphormängel gegenüber: ‚der nach Calcium- TE 


der Krankheit in den Wintermonaten : ‚sehr‘ wohl‘ verständlich. ‚sei, 


zu erwarten gewesen. 


or 


” bei Drück auf. die 'ergriffenen Stellen; Auch, die antar der Digas: 


' Ostitis vorgenommene: Operation verlief. mitunter. ganz ohne greifbares 
Ergebnis; in anderen Fällen. hat die ‚Operatioh ‚einen. Befund zutage 
gefördert, ; der als - subakute Periostitis und „Osteöperiostitis ‚gedeutet 
wurde, ‚ahscheinend - ‚ganz selten“ nur fand. ‚sich richtige ‚Eiterbildung. 
'Im Mißverhältnis zu der: fast immer fieberlosen. Knochenerkrankung 
sahen Frankes Fälle oft ganz außerordentlich. mager und elend aus, . 


Fälle. 
Kranken ` war z. B. über: ein Jabr. im Krankenhaus. — MH! 


“natürlich nicht sicher, aber ich: ‚halte es immerhiù für. möglich; dag ` 
. heute vorgestellten Kranken. Wir müssen also. vielleicht :doch neben 


.soll, eine infektiöse Komponente für die Entstehung” des ‚Leidens mit 


.in Änspruch, nehmen. : pi i 
Heubner hält einen Mangel an "Bhosphaten - selbst. in. der - 


. betont auch den: ‚ Unterschied - der. 


mangel. Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen: den, vorgeführten. 
Kuochenerkrankungen und Vitaminmangel .scheint ihm ‚dagegen mög- 
| lich, selbst wahrscheinlich, da Ähnlichkeiten des: 'Krankheitsbildes mit- 
experimentell an Hunden erzeugten . „Avitaminosen“ . ‚unverkennbar 
sind. — Therapeutisch ‘empfiehlt sich vielleicht neben anderen vitamin- - 
reichen Nahrungsmitteln ein Versuch mit Apfelsinensaft, der sich nach ` 


Otto Heubner bei Morbus Barlöw. vorzüglich bewährt hat. Die . _ 


Anwendung von Phosphorlebertran darf nicht als, Ersatz für fehleņdes 


Phosphat. angesehen werden. ; 


Blühdörn betont ebenso ` wie Gö pper t, daß daš Auftreten’. 


da. 


fühlten sich matt und hinfällig, wie ‘ein Teil der heute beschriebenen. ie 


Die Krankheit hat zum Teil sehr lange gedauert, ‘einer der `.. 
“Ich bin - 


jene Fälle wenigstens zürzeit eine - ähnliche Krankheit hatten wie. die. ne 


der Ernährungskomponente, die durchaus im Vordergrund stehenbleiben. E 


die frühkindliche Rachitis und die in. ‚mancher ätiologischen Beziehung ; poe Be E ieie Jul 


mit’ ihr stehende Spasmophilie ebenfalls ‘gehäuft im Winter auftreten. 
Gerade, in diesem Jahr ist nach. dem. letzten trüben, ‘sonnenarmen- 
Sommer die. Frequenz dieser‘, Erkrankungen. außergewöhnlich ` ‚hoch. 
Wenn Fromm e sich - darüber ‚wundert,. daß ‚seine Krankheit ag 
in der hiesigen, kalkreichen ‚Gegend in größerem. Umfange auftritt, so 
muß das gleiche von der Frührachitis und der Spasmophilie gesagt 


werden. Das von ihm empfohlene Kalksalz, . Caleium: läcticum,, dürfte — 


wegen seiner schweren Löslichkeit und wegen seines relativ geringen 
 Kalkgehaltes weniger empfehlenswert sein als-andere Kalksalze. J eden- 
. falls für. die: ‚Behandlung - der. mit tetanischen Erscheinungen einher- 


gehenden Fälle, wie, sie’aus Wien berichtet werden,. ist das Caleium- Er 


‚chlorid in großen Dosen bei. weitem ‘vorzuziehen. BI. hat :in zwei | 
“Fällen ' von Tetanie Erwächsener. eine rasche, günstige. Wirkung. des 


 Calciumchlorids : beobachten können.. . . 
Oehme hält die Zurückführung : der Skeletterkrankung auf‘ 


Ca-Mangel ebenfalls für sehr zweifelhaft,‘ weil im Tierexperiment, wie 
die Literatur ‚und frühere eigene. Versuche zeigen, selbst - Se er 
‘Ca-Armut des Futters. nicht zu 'so schweren Störungen der endochon- - 
‚dralen Ossification : führt, wie sie hier laut R-Bild anzunehmen‘ sind. 

An einigen schweren Fällen 'hat’Oe. den: ‚Blut-Ca-Gehalt - -normal ge- 
funden (ií bis 18 mg/%, Methode von Jansen).. -Bei' lebhaften. 
osteomalacischen oder osteoporotischen Vorgängen ‚wäre wegen der oft 
verzögerten Ca-Ausscheidung ein Abweichen, von ‘der. Norm. eventuell‘: 


 křankung mit Tetanie fehlt den von Oe. untersuchten Fällen (elektrische 
 Erregbarkeit. der \Muskeln und Nerven normal). Obwohl qualitative - 
‚Wirkungen ‘der Nährstoffe zweifellos sehr "wichtig sind, verhält sich 
Oe. gegen- die Annahme von „Vitamin“mangel als- Krankheitsursache 
sehr. zurückhaltend. Die beobachtete -Skelettaffektion hat weder mit 


Skorbut noch mit Beri-Beri einen &emeinsamen Zug. . Das sind aber . 


die einzigen bislang als „Avitaminosen“ sichergestellten ne 
bilder. ‘Auch die Skeletterkrankungen. bei einseitiger Ernährung im. 
'Tierexperiment gehören alle deutlich zum Skorbut beziehungsweise zum 


Morbus MONGE BATION ‚Oo e.h m e, 


peol hachweisbaren Veränderungen vorhanden, nur lébhafter Schmerz 


a 


r 


- 


" Brinnerungen an. Simon Schwendener: 


im Kanton St. Gallen geboren. Trotz aller Ehren und Würden, die er 
"in seiner ruhmvollen 'Laufbahn erlangte, blieb er stölz duf seine Her- 


"kunft. Er studierte in Genf, und Zürich Mathematik und Physik, um 
nach beendetem Studium: àn- einer Schweizer Bürgerschule als Lehrer 


zu wirken. - Da sich Se b wendener zur Forschung berufen fühlte, 


Y chwenden er wurde im Jahre 1829 als Sobn eines Bauern 


DE 2  Rundschait. 
kette er nach slnigen Jahren zur Universität zurück. ' Insbesondere 


wurde er durch die mathematisch - histologischen Forschungen 


Nae gelis gefesselt, der in München das -botanische Ordinariat be- 


'kleidetė. 
‘lich mit Naeg eli, ‘dessen Assistent er geworden war, ein grund- 


'Jegendes. Werk über’ das Mikroskop. Alle späteren . Werke anderer 


‚In der Folge. veröffentlichte Schwend ener gemeinschaft- 


Autoren, die denselben ‚Gegenstand betreffen, schöpften aus dieser 
ouele: Insbesondere haben die optischen Forschungen a. 


` 


, 


Die in Wien beobachtete Kombination der Er- ` 


sen 


726 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 29. | A 


= 


auf den von Naegeli und Schwendener gegebenen Grund- 


lagen gefußt, Demnächst wurde Schwendener nach Basel berufen nicht ein besonderes Herstellungsverfahren. Die Entscheidung bedeutet, 
(1867). Hier publizierte er seine epochemachenden Untersuchungen | daß ein Name nach Ablauf des Fatentes nicht mehr handelsrechtlich 
über die mechanische Struktur der Pflanzen, in denen er als erster die | geschützt ist, wenn das nach dem Patent hergestellte Produkt all 
pflanzlichen Gewebe nicht nach ihrer topographischen Lage, sondern nach pemoniDekann giro or toni > 


ihrer physiologischen Beanspruchung unterschied, Nachdem Schwen- In Paris wird eine Var G inigung `a er chemischen 
dener an die Universität Tübingen berufen worden war (1877), | Gesellschaften aller alliierten Länder gegründet 


veröffentlichte er seine Forschungen über die mechanischen Prinzipien, | werden. Es wurde beschlossen, die Bildung einer Confédération der 
die der Blattstellung zugrunde liegen. In diesen Untersuchungen hat | Gesellschaften für wissenschaftliche wie auch angewandte Chemie in 
er das mathematische Kalkül für die Lösung botanischer Probleme Be Anschlag. Sorzuschla Dee a a 

À 3 J l u N en. L e escniusse 
IR a N $ ei Aa ZE Ra ne Koors richten sich gegen Deutschland und beabsichtigen seinen Ausschluß 
er E Anerkennung seiner REE Bedeutung Mitglied der Sn Be SS N und industrio teari 

$ schaftskrieg n m Kriege. : | 

Preußischen Akademie der Wissenschaften, Inhaber des Ordens Pour £ — 


le mérite und Inhaber des Bayerischen Maximilianordens. Im Jahre Nachdem die bei der Heeresverwaltung entbehrlich gewordenen 
1884 bekleidete Schwendener das Dekanat der Berliner Philo- | Verbandstoffmengen sich als sehr erheblich herausgestellt haben, 
sophischen Fakultät. Im Jahre 1888 wurde er als Rektor gewählt. ist eine Rationierung der Verbandstoffe für Krankenanstalten und für die 
Auch in Berlin veröffentlichte Schwendener zahlreiche her- ‚Krankenkassen mit eigener Yerbandstoffniederlage nicht mehr erforderlich. 
vorragende Arbeiten, z. B. über ‘das Winden der Pflanzen, über an NEE er Le sind aae M 
Spaltöffnungen, über Scheitelzellen. Die Mikrobiologie hat er durch die a Bedarf ohne besonderen OSTIN on Rnt AT 
fundamentale Entdeckung befruchtet, daß die Flechten aus der Symbiose | im freien Handel zu decken. 3 
von Pilzen und Algen resultieren. — Mit Schwendener ist eine 


dung beruht darauf, daß das Wort Aspirin eine Substanz meint und 


: Der bisherige Leiter der Medizinalabteilung, der Ministerialdirektor, 
der markantesten Gelehrtenerscheinungen ins Grab gesunken, ein | Wirkliche Geheime Obermedizinalrat Prof. Dr. Martin Kirchner 
Forscher, den man den Mathematiker und Ingenieur der botanischen | ersucht die Schriftleitung um Aufnahme der folgenden Danksagung: 

Wissenschaft nennen kann. E. Saul (Berlin). Bei meinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst haben Hunderte 


hochverehrter Männer aus allen deutschen Gauen, aus Staat und Ge- 


A - F meinde, aus Wissenschaft und Praxis, besonders aus den Kreisen, mit 
Tagesgeschichtliche Notizen. denen ich seit Jahrzehnten in gemeinsamer Arbeit in der Wohlfahrts- 
(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur pflege stehe, mir in überaus gütigen Worten ihre Teilnahme und ihr 


mit genauer Quellenangabe gestattet.) Bedauern über meinen Abgang ausgesprochen und in einer a mep 3 
sr r en ; en Verdienst weit hinausgehenden Weise bezeugt, daß ich nach Kräften 
hatten ey ERRANS ok an i ei bestrebt gewesen wäre, meine amtlichen Pflichten zu erfüllen und die 
En Be ER Wissenschaft zu fördern. 
des Rathauses Vertreter der Behörden und Organisationen der ER : e E £ 
akademischen Berufsstände zur Gründung einer Vereinigung zusammen- dürf = En u diese e und T euo, Sn om ea 
gefunden, deren Ziel Verbesserung der Fürsorge für unfreiwillig Feiernde | Sn. nn Mark darin au aoon Thre oütisen W aie 
aller akademischen Berufe ist. Die von Professor R'uppel geleiteten En Bann caru A een Ihre Se Wons hi a wi 
umfangreichen Vorarbeiten hatten die Notwendigkeit einer derartigen de SM Ar de AR ae ee N Sch K ar A 
Gründung ergeben. Die neue Vereinigung, die unter dem Namen a A E EASE IES an meint EEONNiaE nach Kräften zum 
x ; ; Ein ARE: \ rla weiterzuarbeiten. 
„Berufsamt für Akademiker“ in das Vereinsregister ein- & 


3 Berlin, den 15. Juli 1919. 

getragen werden soll, hat sich neben Berufsberatung, Auskunftserteilung ) Ar ERAS | ! ; | 
und Wirtschaftsfürsorge, insbesondere eine umfassend centralisierte Ministerialdirektor Martin Kirchner 
Stellenvermittlung für die Angehörigen sämtlicher akademischen Berufs- Nr I. 
sruppen zur Aufgabe gesetzt. In dem neuen Berufsamt werden nun- Im Verlage von Urban & Schwarzenberg, Berlin-Wien, sind sO- 


mehr alle sich anschließenden einschlägigen Organisationen zusammen- | eben folgende Neuerscheinungen herausgekommen: 1. „Die experimentelle 
gefaßt, wodurch eine erhebliche Besserung für die Angehörigen der | Bakteriologie und die Infektionskrankheiten“ von Prof. W Kolle 
akademischen Berufe zu erhoffen steht. Es sind bereits zur Organi- | (Frankfurt a. M.) und Oberstabsarzt Dr. H. Hetsch (Berlin), Band 1 
sierung der neuen Vereinigung einige Mittel zur Verfügung gestellt, | der fünften, vermehrten Auflage. 2. „Klinische Symptomatologie inner 
unter anderem hat sich auch die Stadt zu einem finanziellen Zuschuß | Krankheiten“ von Hofrat Prof. Dr.v. Ortner (Wien), Band 1; zweiter 
bereit erklärt. Immerhin werden noch erhebliche finanzielle Beihilten | Teil. 3. „Arzneitherapie des praktischen Arztes“, von Prof, Dr. C 
erforderlich sein, um eine ersprießliche Tätigkeit der neuen Vereinigung | Bachem (Bonn), zweite, vermehrte und verbesserte Auflage. = Es 
zu sichern. Das Interesse, das die akademischen Berufsorganisationen | Sei hiermit auf diese Neuerscheinungen hingewiesen; eine Besprechung 
Frankfurts an diesem Berufsamte haben, wird ihm seine Zukunft | an anderer Stelle dieses Blattes bleibt vorbehalten. | 
sichern. TEE É 

In der Versammlung. erklärten bereits 18 Organisationen ihren _ Mitteilungen über die Bewegung zur Bekämpfung des Alko- 
Beitritt. Zum Vorstande wurden aus der Versammlung gewählt: Ge- | holismus, über Maßnahmen der Gesetzgebung und wissenschaftlichen 
heimer Studienrat Prof. Dr. Wachsmuth als Delegierter der Frank- | Erfahrungen bringt die wissenschaftlich-praktische Vierteljahrssehrüt 
furter Universität (I. Versitzender), Stadtrat Dr. Roeßler als Dele- | „Die Alkoholfrage“ (Mäßigkeitsverlag Berlin-Dahlem). 
gierter der Stadt (stellvertretender Vorsitzender), Direktor Euler 


(Kassenwart), Assessor Dr. Eisner (Schriftführer). Berlin. Der Direktor der Städtischen Irrenanstalt Buch, 
Zuschriften sind vorläufig zu richten an Herrn Geheimrat Prof. | Meimer Rat Prof. Dr. Alfred Richter, ist im Alter von 69 Jahren 
Dr. Wachsmuth, Frankfurt (Main), Grillparzerstraße 83. gestorben. : DA 
Hochschulnachri i T] tsche Wissen- 
Wien. Die Organisation der Hilfsärzte in den Wiener Kranken- richten. Berlimzbou 


schaft hat einen außerordentli itt den Tod des 
anstalten und die Organisation der Arztinnen richten an die Absolventen entlichen Verlust erlitten durch 


der Mittelschule und deren Eltern eine dringende Warnung vor 


Fieres: ita; Oname Emil Fischer. Die Entdeckungen, Ë in 
ischers über d ü je Dal- 
dem Studium der Medizin. Die Anzahl der Medizinstudierenden naen Aufbau der Kohlen yarat UN AN j 
in diesem Jahr an der Wiener Hochschule betrug allein im i. Semester 


steine der Eiweißkörper, die Aminosäuren, seine Aufklärungen über dle 
etwa 2000, dabei sind infolge des Zusammenbruches die Ausbildungs- 


erneuter um nur Keen aus dem gewaltigen Lebenswerk, a 
annes zu nennen j j j izi raen 
möglichkeiten eingeschränkt und die späteren Erwerbsmöglichkeiten sehr , naben die Chemie und die Lie N 
erheblich erschwert worden. | 


POON nee: die Probleme anfaßte, da räumte er mit un 
grundlich auf. Er verstand es, die Kräf i itarbeiter in sel 
Tübingen. Um der Überfüllung von Stadt und Universität ee rafte Sean 

vorzubeugen, sind beschränkende Bestimmungen für die 


Laboratorien fruchtbringend auf ein Ziel hin zu vereinigen. In 
Studenten getroffen worden. Neuzugelassen werden männliche 


eaer Welke EN er die Schwierigkeiten in der Te u 
A ; 3 verband geniale Intuition mit ei j üdlicher AL 
Kriegsteilnehmer und Württemberger beiderlei Geschlechts, andere nur Lo) Ann u 

insoweit, als die Plätze reichen. ° Ausländer werden nur in Ausnahme- 


N En l F 4 c x r hat sich gerade für die Problems a 
F re Medizin her dem Chemik bhaft interessiert. 
fällen vom Ministerium zugelassen. Er hat bekanntlich zusammen mit M i e S entdeckt un 
damit eine ganz neue Klasse von Arzneimitteln geschaffen. Noch in 
den letzten Jahren hat er ein wirksames Arsenpräparat der Therapie 
geschenkt und sich um das Problem der Chemotherapie des Krebses 


Nach Zeitungsnachrichten aus Amerika hat der War Trade 
Board die Er Jen tsdhor Ola o TEP verboten bis auf 
diejenigen, die in den Vereinigten Staaten dringend benötigt i; SAE, ( 
kin ey at anten una s ip oe bestehendes Kan GEB die ee Nare R in en 
der faensen Firma B Nr C A BED In dem Prozeß die Geschichte der Medizin An tn Mn ny n: San.-Rat 
OREINEN Firma das Recht für Ton EA, m ana LOHR, der r Honigmann, der onein a S hül Rio Fi an der 
Wortes „Aspirin“ ab h chließlichen Gebrauch des | Gießener Universität habiliti a iin TES 

ortes „Asp abgesprochen worden. Die Grundlage der Entschei- Fach der inneren Medi abilitiert war, hat die Venia legendi 
izin, 


deno „erhalten. 
edruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin. W Ai | 
| urn 8, ve \ 
D Igıized by NI QO 


ut 
(i 


DO Nea 8O (764). 


TE r a Re RU 
-T ” % T 43 ` . Ed ' = a ir T. ` . - ha x a j a E 
ee YET u De TA ni Be BEN Ed a so \ F P x C; ’ ae i 
E u TR ns € N i TE ; ve i ; t f ee EA ; gar -2 zd , 
— N EN met Br" T RT N u 
Ei we hy a .. ý ® ; 5 5 iA y nn J z E j 
© F 5 . BR ler it . . , ; . 
í j i = 2 yes N j o 3 eg ö x yi 7 ` 4 
5 , KA f n i j i e` l 3 
E 27. Juli M 
: P : ; E ! e. 
i i jn E a u a R 
ILOA ` 
A 5 n . . = ‘ . j 7 


. 
E ® j 
. 
ww 


inische 


Wochenschrift für praktische Ärzte > ~ 


= Verlag von 


e. 


aa o redigiert von | u 
| Geh. San.-Rat Prof. Dr. K. Brandenburg ' Urban & Schwarzenberg. 
se Berlin er m Berlin 


- 


Inh alt: Originalarbeiten: G.-Winter, Die künstliche Sterilisierung der Frau bei Tuberkulose der Lungen und des Larynx. F Pinku S, Über 
die Behandlung der Syphilis mit Salvarsan (mit 1 Abbildung). G. Embden, Über die Bedeutung der Phosphorsäure für .die Muskeltätigkeit 


K. W. Eunike, Narkose oder Lokalanästhesie bei Laparotomien? E. Richter, Neue Blut- 


‘und Leistungsfähigkeit (mit 6 Abbildungen). 
untersuchungen auf reduzierende Substanzen. V. Gröger, Erfahrungen und. Beobachtungen bei der Grippe 1918. I. Gutmann, Zur-Be- 


handlung der akuten, nichtkomplizierten männlichen Blennorrhöe mit Choleval. — Aus der Praxis für die Praxis: Kost, Diagnostische Be- 


trachtungen aus der Praxis. — Referatenteil: Strauß, Strahlentherapie. (Fortsetzung) C. Hart, Über Entartung und Entartungszeichen. 


(Schluß.) — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Breslau. 


Freiburg i. Br.. Gießen. Greifswald. Königsberg i. Pr. Leipzig. Wien. — Rundschau: H. Kritzler, Einige Ratschläge für die Niederlassung 


. Moment zu neh 
tuberkulose so zu: gestalten, wie er bei derselben Frau etwa ver- 


. ħach bei dem sehr verschiedenartigen Verlauf der Lungentuber- 


a bei Tuberkulose der Lungen und des Larynx. 


'aus dieser Indikation werden heute zweifellos am häufigsten Sterili- 


_ wurden. Sie gel berichtet aus der Freiburger. Klinik, daß die 


Jo meiner Klinik wurden seit dem Jahre 1905 34 Sterilisationen 
ausgeführt, davon 15 wegen Lungen- und Larynxtuberkulose. Die 


. keit der- Lungenituberkulose, in der großen Fruchtbarkeit der tuber- 


. die Verschlimmerung, welche sie durch Schwangerschaft, Geburt 
= und Wochenbett erleiden kann, dauernd auszuschalten und ihr 


 Schlagene Exstirpation des Uterus und der beiden Adnexe, welche 


Werden wir uns auf Grund unserer allgemeinen Erfahrung ent- 


der- Schwangerschaft auf die Tuberkulose sehr verschieden ist; 


des Allgemeinarztes. E. Abderhalden, Emil Fischer f. — Zum 70. Geburtstag von Ludwig Brieger. — Tagesgeschichtliche Notizen. 
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor, 


den Verlauf der Tuberkulose in der Schwangerschaft liegen nun 
aber schon so zahlreiche Untersuchungen vor, daß wir die für die 


* Die künstliche Sterilisierung der Frau 
Sterilisation in Betracht kommenden Fälle -aussondern können. 


| Von . | 
: l 4 

| Prof. G. Winter, Königsberg i. Pr. 
_ Von allen Krankheitszuständen der Schwangeren bietet keine 


s0 häufig den Anlaß, die Notwendigkeit einer Sterilisierung-in Erwä- 
gung zu ziehen, als die Tuberkulose der Lungen und des Larynx; 


Lungenuntersuchungen und über ein. halbes Jahr nach Ablauf 
150 Tuberkulösen festgestellt, daß von 29 Frauen mit latenter 
schaft erfuhren, sondern sich nach der Geburt am normalen Ende 


sationen ausgeführt. Aus der Zusammenstellung von Schultz | mit latenter Tuberkulose Nachuntersuchungen angestellt und, ge- 
ergibt sich, daß von 876 der in den Jahren 1897—1917 veröffent- 
lichten :Sterilisationen, deren Indikation aus den Berichten zu 


ersehen war, 351 wegen Lungen- und Larynxtuberkulose ausgeführt rungen anderer, auch wenn sie nicht durch 5o klare Zahlen gestützt 


von dem gutartigen Verlauf latenter ‚Tuberkulose in dér Schwanger- 


Sterilisationen die Indikation abgab. À 
| schaft hat allgemein zur Ablehnung des künstliehen Aborts bei 


Tuberkulose in 80% aller 
Gründe für das Überwiegen dieser Indikation liegen in der Häufig- | Notwendigkeiteiner Sterilisation, solange die 
geheilte Tuberkulosen ebenfalls nicht in Be- 


[tracht kommen, da sie äußerst se 
wieder aktiv werden. - 


kulösen Frauen, in dem sehr häufig verschlechternden Einfluß der 
Schwangerschaft und in der unaufhörlich weiterschreitenden 


Krankheit auch außerhalb derselben. “s | | 
Die Absicht der Sterilisation bei einer Tuberkulose liegt darin, 


manifester ist. Die Nachuntersuchungen Sachses haben ergeben, 
daß ein’ Stationärbleiben des Prozesses in der Schwangerschaft 
nur in der Hälfte der Fälle zu erwarten ist und daß in 46% eine 
nachweisbare Verschlimmerung, teilweise bis zum Tode eintrat und 
daß dieselbe um so eher zu erwarten ist, je fortgeschrittener -die 
Tuberkulose überhaupt ist. Diese Erfahrungen lassen eine aktive 


das durch den Generationsprozeß hinzukommende progrediente 
men; man soll versuchen, den Verlauf der Lungen- 


laufen würde, wenn sie nicht verheiratet oder wenigstens kinderlos 
ware. Einen Einfluß auf den Verlauf. der Tuberkulose wird die 
Sterilisierung an sich niemals haben; auch die von Bumm vorge- 


den Gesanıtstoffwechsel günstig beeinflussen und durch den der 
Operation zuweilen folgenden Fettansatz einen günstigen Verlauf 


erzielen sollte, kann diese Hoffnung nicht erfüllen. _ u 
Eine individuell richtig begründete Indikation dürfte dem- 


durch den Umstand, daß doch die Hälfte aller Tuberkulosen in 
diesem Stadium keine - Verschlimmerung aufweist, 


durch die Schwangerschaft erleiden werden. Sachse hat durch 


aufgegangenen Schwangerschaften und in der schwangerschaftsfreien 
Zeit-beruhen; erst wenn dieselbe ergibt, .daß. Schwangerschaften 
jedesmal den Prozeß progredienter machen und ihn nach Ablauf 
derselben nicht mehr zum Zustand vor der Schwangerschaft 
zurückkommen lassen, wäre die Sterilisation in Erwägung zu 
ziehen. Eine so lange dauernde und sorgfältige Beobachtung kann 
aber. nur in einzelnen Fällen durchgeführt werden; meistens 


kulose nur. auf einer längeren Beobachtung der Kranken in ‘den vor- 
nach der gefährdenden Schwangerschaft nachweisen können, daß 


Tuberkulose beruhendes Fieber, starke und dauernde Gewichts- 
 abnahme ohne andere Ursachen, objektiv nachweisbare: Verschlech- 
terung des Allgemeinbefindens ohne andere Ursachen, rezidivierende 
Hämoptoe in der Schwangerschaft für fortschreitende Tuberkulose 
sprechen; noch sicherer aber wird dieselbe erwiesen, wenn durch 


scheiden müssen, 


Unsere Erfahrungen haben nun ergeben, daß der Einfluß .me } l lu | 
nachgewiesen wird. In diesem Stadium der Tuberkulose bringt 


von der gänzlichen Unbeeinflußbarkeit bis zum deletären Verlauf \ 
m einer Schwangerschaft kommen alle Übergänge vor. Über Wenn ein Bestehenbleiben der Tuberkulose auf diesem Standpunkt 


Meine Assistentin, Frl. Dr. Sachse, hat auf Grund genauer. 
der Schwangerschaft ausgedehnter Kontrolle des Befindens von, 
Tuberkulose 82,6% keinerlei Verschlimmerung durch die Schwanger- - 
derselben besserten, Pankow hat ebenfalls bei 29 Schwangeren 


funden, daß 84,2%, Frauen keinen verschlechternden Einfluß durch 
die Schwangerschaft erfuhren. Ähnlich günstig lauten die Erfah- 


| worden sind. Diese jetzt wohl als nahezu sicher geltende Erfahrung 


latenter Tuberkulose geführt. Damit entfällt auch jede 


Tuberkulosein dem Zustand der Latenz beharrt. 
Ich brauche kaum zu ‚erwähnen, daß vollkommen saus- ` 


lten in der Schwangerschaft 


| Die Aussichten... für ein Stationärbleiben der Lungentuber- ` 
kulose sind aber wesentlich ungünstiger, wehn der Prozeß ein u 


. Behandlung in Gestalt des künstlichen Aborts und etwa ange- 
‚schlossener Sterilisierung schon eher notwendig erscheinen; eine. 
prinzipielle Unterbrechung und Sterilisierung verbietet sich aber ` 


Man muß ` 


demnach versuchen, auf Grund des klinischen Verlaufs diejenigen 
Fälle auszuwählen, ‚welche voraussichtlich eine Verschlimmerung 


‘sorgfältigen Vergleich der klinischen Befunde mit dem Verlauf ` 


kürzdauernd hohes oder andauernd mäßiges nur allein auf der. 


mehrfach wiederholte genaue Lungenuntersuchung die Progredienz | 


die Schwangerschaft Gefahr und ihre Entfernung ist notwendig. 


. och 


i 
ER . N 
em nn 
ES nalen EEE NE a 
RE yar2 


Be RE N ; T Ta EN B 

a RE E Aha er Se 20. 

en en Markt TTR NG 
TIL ne ER 


æ. 


| ; i \ Fi $ 
ee aS Se z š C RERI 
une e g ~ E T =$ 5 z 
a 22 2 ee a un ee « er] ee TE 
ea SIT ST 


ee | En 
E vs Pu i 
ee Eh da z 
Be T N 
ATIF PEEP ATENT mann 


Je` y 
Re 
- k. x 
PASET AT 5 
ne yana 


.__ 
en 
o ae NE 

.. à BE 


» 7 u 
ee ae 
-hire y a a E m ER 
en II = 
Be IE -. 
a e ige 
er a 


SR Š - 
A 
nn. 
EEK - 
$ A E 
M ae 


Ar 
= 


In = 
u EA 
—. en 
- 


ee TE ore 
et S 
- 


ee ee 
EE ra 

pa 

~ 


Mn _. 
Near wen... Ti. 
BR x 
- un 

~ 


Fer denat gi 
En 
De 


Er 
= Tan -> 
TEN een I 2 
X EER 5 x AI Re " Rg 
BEE ee 


a ne ec au 


728 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 


97. Juli, 


zu erwarten ist, muß erwogen werden, ob durch Sterilisierung 
weiteren Schwangerschaften vorgebeugt werden soll. Die Indikations- 
stellung zur Sterilisation lehnt sich demnach eng an diejenige zum 
künstlichen Abort an; wo der künstliche Abort nicht indiziert ist, 
fällt auch die Notwendigkeit der Sterilisation fort. 


Wir'werden nun zu prüfen haben, ob in diesen Fällen der 
wiederholte künstliche Abort oder die Sterilisation mehr dem 
Interesse der Kranken dient. 


Die primären Resultate des künstlichen Aborts bei 
Tuberkulose sind sehr günstig, wenn die Ausführung desselben 
in zuverlässiger und geübter Hand liegt. Narkose, Infektion, Re- 
tention von Eiteilen, Verletzungen lassen sich vermeiden. Nur 


. allein der Blutverlust, die erzwungene Bettruhe und die Störung 


in der Ernährung sind in Anschlag zu bringen; sie genügen aber, 
um häufig Gewichtsverlust und vorübergehende Schwächeerschei- 
nungen auftreten zu lassen. Wiederholt sich der Eingriff fast in 
jedem Jahre, so wird zweifellos der Kräftezustand beeinträchtigt 
und dadurch der Entwicklung der Lungentuberkulose Vorschub 
geleistet. Die Sterilisation in jeder Form ist dagegen ein größerer 
und längerer Eingriff, weleher sicher mehr bedeutet als der ein- 
malige künstliche Abort. Ich kann den primären Erfolg der 
Sterilisation in Verbindung mit dem künstlichen Abort dem | 


gegenüberstellen. 17 Fälle von gleichzeitiger Sterilisation, in den 
ersten vier Monaten der Schwangerschaft ausgeführt und ein Jahr 
danach kontrolliert, ergaben für den Verlauf der Tuberkulose 
merkbar schlechtere Resultate als der einfache künstliche Abort, 
im ersten Stadium . . 88,8 °/, Besserung bei Abort 

gegen 75°/, bei Abort und Sterilisation, 


im zweiten Stadium 80 °/, Besserung bei Abort 


gegen 66°/, bei Abort und Sterilisation, 
im-dritten Stadium. . . . 


100 °/, Besserung bei Abort 
gegen 50°/, bei Abort und Sterilisation; 


zum Teil sind die schlechteren Resultate dadurch bedingt, daß nur 


jenigen 
des einfachen künstlichen Aborts an den Fällen meiner Klinik 


welche durch einfache Aborte erreicht sind, nicht hinter denjenigen 
der Sterilisationen zurückstehen, namentlich wenn alle Möglich- 
keiten für die Ausheilung der Tuberkulose herangezogen sind. 
Besserungen bis zur vollständigen Ausheilung der Tuberkulose 
sind eben nichts Seltenes, wenn die Kranken in die dazu not- 
wendigen Bedingungen, das heißt namentlich in die Lungenheil- 
stätten gebracht werden können. Außerdem ist der Einfluß der 
Schwangerschaft auf die Tuberkulose keineswegs immer in allen 
Schwangerschaften der gleiche. Äußere Verhältnisse, Änderung 
des Berutslebens, bessere Ernährungsverhältnisse beeinflussen die 
Tuberkulose in ihrem Verlauf derart, daß man in späteren 
Schwangerschaften sogar vom künstlichen Abort absehen kann, 
Ich habe unter meinem Material Fälle, bei denen ich die Schwanger- 


schaft mit bestem Erfolge zu Ende gehen lassen konnte, obwohl 


früher der künstliche Abort von anderer Seite eingeleitet worden 
war. Man würde allen diesen Unsicherheiten, welche die prophy- 
laktische Sterilisierung mit sich bringt, entgehen, wenn man sich 
mit seiner Indikationsstellung dem jeweiligen Zustande der Tuber- 
kulose und ihrer Beeinflussung durch die neuentstandene Schwanger- 
schaft anpassen würde. Für die überwiegende Mehrzahl der Tuber- 
kulösen, namentlich bei denjenigen Frauen, welche sich aus- 
reichender Behandlung nach dem ersten künstlichen Abort unter- 
ziehen können, ist dieser Standpunkt sehr wohl durchführbar. 
Wenn allerdings die Tuberkulose schon in ein Stadium der Pro- 
gredienz eingetreten ist, sodaß nach Ablauf der Schwangerschaft 
keine Ausheilung oder auch nur eir vorläufiger Stillstand zu er- 
warten ist, wird man am besten den sicheren Weg gehen, durch 
prophylaktische Sterilisierung einer etwaigen weiteren Verschlim- 
merung durch eine neue Schwangerschaft zu entgehen. 

Ich würde auf Grund unserer Erfahrungen über den Nutzen 
der Sterilisation und den Verlauf der Tuberkulose in der Schwanger- 
schaft folgende Leitsätze für die Sterilisierung bei Tuberkulose 
vorschlagen: i 


1. Die Sterilisation wird nur für diejenigen Fälle in Betracht 


. sucht durch die vaginale Uterusexstirpation und Entfernung der 


.lose“ in 80°/, Besserung erzielt; aber keiner stammt aus armen 


die schwereren Fälle sterilisiert wurden. Ähnlich lauten die | 
Resultate Ebelers. Wenn die Zahlen auch klein sind, so macht 
sich der ungünstige Einfluß des größeren Eingriffs doch deutlich 
bemerkbar. 

Viel schwieriger ist es, ein zutreffendes Urteil über die 
Dauererfolge einer Bebandlungsart zu gewinnen, d.h. die Frage 
statistisch zu beantworten, ob der Verlauf der Lungentuberkulose 
sich im ganzen günstiger gestaltet nach der gleichzeitig mit dem 
Abort vorgenommenen Sterilisation als nach etwa mehrfach wieder- 
holten Aborten; dazu bedürfte es über Jahre fortgesetzter Beob- 
achtungen und eines großen Vergleichsmaterials: dasselbe liegt 
bislang nicht vor und wird auch voraussichtlich niemals beschafft 
werden können. Ich kann aber folgendes Material zur Beantwortung 
dieser Frage anführen. | 


Bumm hat einen solchen Dauererfolg zu erreichen ver- 


kommen, welche auch den künstlichen Abort rechtfertigen. 


2. Die Sterilisation soll mit dem künstlichen Abort verbunden 
werden: 
a) wenn das Stadium der Tuberkulose Ausheilung oder auch nur 
_ temporären Stillstand vollständig ausschließt; 
b) wenn die Kranke vollkommen außerstande. ist, sich in eine 
geeignete Behandlung zu begeben oder in äußeren Verhält- 
nissen lebt, welche eine Ausheilung oder wenigstens Besse- 
rung der Tuberkulose nach dem Abort unmöglich machen. 

Die Tuberkulose des Larynx, sei es mit oder ohne 
gleichzeitige Lungentuberkulose, verlangt einen viel aktiveren 
Standpunkt. Die schlechte Prognose der Larynxtuberkulose ist 
durch mehrfache Statistiken zweifellos erwiesen; ihre Mortalität 
schwankt zwischen 60 und 100%; die große Sammelstatistik von 
Küttner ergab 93%. Aus diesen überaus traurigen Resultaten 
erwächst die prinzipielle Indikation zum künstlichen Abort; 68 
fragt sich nur, ob durch denselben der Zustand so weit zum Still- 
stand kommen kann, daß eine spätere Schwangerschaft ohne Ge- 
fahr für die Trägerin verlaufen kann. 

Unter meinem Material von 15 sicheren Larynstuberkulosen, 
welche während der Schwangerschaft die Hilfe der Klinik auf- 
suchten, ist zwölfmal die Unterbrechung ausgeführt: PR 

sechsmal bis zum siebenten Monat, davon starben fünf Im 

Wochenbett; ` Ä 


sechsmal nach dem siebenten Monat, davon starben ebenfalls 
fünf im Wochenbett. i 
Ebenso schlecht sind Pankows Resultate, welcher P 
vier Kranken nach Unterbrechung der Schwangerschaft ver 2 
Ebeler besserte bei zwei von drei Fällen den Zustand 
lieh und Kraus und Glaß erzielten von acht Frauen Allen 
allerdings sechs einen nur eircumscripten Befund darboten) = 
sechs Fällen, davon einmal bei diffuser Tuberkulose, einen er 
sügen Erfolg. Nach diesen Erfahrungen muß die her. 
künstlichen Unterbrechung der Schwangerschaft bei Larynx den 
‚kulose als so ungünstig bezeichnet werden, daß ein Erfolg zU R 
Ausnahmen gehört. Es kann demnach durchaus nicht erwuns = 
erscheinen, diesen Kranken das Risiko einer neuen Schw ur a 
schaft zuzumuten; hier muß, wenn man überhaupt etwas m = 
will, sofort die Sterilisation angeschlossen werden. Die ob: 
vorliegenden Erfahrungen mit längere Zeit fortgesetzten en 
achtungen sind spärlich. Unter meinem Material ist nur in: 
die Sterilisation mit dem künstlichen Abort verbunden D ran 
beide Frauen starben im Wochenbett; bei einer anderen 


Adnexe. Ed. Martin bringt für den Erfolg dieser Methode 
ein allerdings sehr kleines Vergleichsmaterial: sieben Fälle von 
einfachem Abort mit drei Todesfällen innerhalb eines Jahres und 
zehn Fälle von Bumms Operation mit günstigem Erfolg bei 
längstens einjähriger Beobachtung. Später berichtet er, daß von 
20 vor Jahresfrist operierten Frauen 4 an Phthise gestorben, 16 
sich erholt und teilweise beträchtlich an Gewicht zugenommen 
haben; demnach hätte er bei „schnell fortschreitender Tuberku- 


und ärmsten Kreisen. v. Bardeleben stellt aus seinem Ma- 
terial 20 Fälle von einfachem künstlichen Abort ‚mit einer Mor- 
talität von 45,5°/,, 18 Fällen von gleichzeitiger Sterilisation bei 
bei gleicher Indikation (vaginaler Uterusexstirpation) mit 5,6%iger 
Mortalität gegenüber; diese Fälle waren 2 bis -4!/, Jahre beob- 
achtet worden. Wenn die Beobachtungsreihen auch nur klein 
sind, so erlauben sie doch den Schluß, daß man mit 
der gleichzeitig mit dem Abort ausgeführ- 
ten Sterilisation gute Resultate und be ssere 
als durch den einfachen respektive wieder- 
holten Abort erzielen kann. Dabei ist aber zu be- 
denken, daß diese Frauen einer Gesellschaftsklasse ent- 
stammen, welche für eine Ausheilung der Tuberkulose nach-einem 
einfachen Abort keine Gelegenheit hatten, sondern sich schwerer 
Arbeit und schlechten Ernährungsverhältnissen und einem weiteren 
Verfall durch bald folgende neue Schwangerschaften aussetzen 
mußten. Statistiken aus dem Material besserer Stände liegen 
nicht vor; sie würden zweifellos ergeben, daß die Resultate, 


97. Jill. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 80. 


"wurde dem später nachfolgenden zweiten künstlichen Abort die 


Sterilisation angeschlossen mit: dem Erfolg einer anhaltenden 
Besserung. Ebeler erzielte ebenfalls einen vollen Erfolg durch 
Abort und Sterilisation im fünften Monat. . u d Be 
. Die ‚mitgeteilten Erfahrungen beweisen einmal, daß die Er- 
folge ‘des künstlichen Aborts bei der Larynxtuberkulose (mit Aus- 


nahme der ganz ceircumscripten benignen Form) sehr ungenügend 


‚sind und andererseits, daß eine anhaltende Besserung durch die 
gleichzeitig vorgenommene Sterilisation erzielt werden kann. 


Ich möchte danach für die Larynxtuberkulose 


die Forderung aufstellen, daß in allen Fällen, welche 
den künstlichen Abortindizieren und noch Aus- 
sicht. auf Erfolg bieten, die Sterilisation mit 


demselben zu verbinden. ist; bei ganz hoffnungslosen 


Fällen, wo nur noch ein Versuch zur Erhaltung des gefährdeten 


-Lebens mit der Unterbrechung der Schwangerschaft. gemacht 


werden: soll, wird man besser von der ‚gleichzeitigen Sterilisation 


absehen,. weil sie den Blutverlust vergrößert und die Operation 


verlängert. - | | 
Trotz meiner obigen Ausführungen und ihrer statistischen 


Belege halte ich die Indikationsstellung zur Sterilisation tuber- 
_ kulöser ‘Frauen noch nicht für so weit geklärt, daß ich auf die 


Mitteilung der Ansichten und Erfahrungen anderer Autoren ver- 


zichten könnte; ich führe deshalb folgende Stimmen an: . 


. Werner berichtet aus der Wertheimschen Klinik von 


25 Frauen, welche nach Sterilisation ein Jahr lang kontrolliert 
worden waren. Von ihnen war nur eine Kranke der Tuberkulose 
erlegen; 20 Frauen waren sehr wohl und arbeitsfähig und hatten 


 an-Gewicht, zugenommen; vier bei weit vorgeschrittener Tuber- 
kulose Operierte hatten keine Besserung erreicht; also 80% hatten 


vollen Erfolg. Dieser bemerkenswert gute Erfolg ist wohl zum 
Teil dadurch bedingt; daß nicht nur bei aktiven, sondern 


auch bei inaktiven Tuberkulosen, wenn die Kranken sehr herunter- 
gekommen waren oder andere Komplikationen hatten, sterilisiert 


worden war. 


Kaminer hält eine dauernde Sterilisation nicht für be- 


"rechtigt, weil er mit der Besserung respektive Heilung der Tuber- 
kulose rechnet; da dieselbe bei nicht gerade aussichtslosen Fällen 


unter günstigen Bedingungen eintreten kann, so will er. nur eine 


temporäre Sterilisation zulassen ev. nach Menge oder Sellheim. 
= ~ Dützmann, welcher sehr zahlreiche Sterilisationen aus- 
_ geführt hat, will sterilisieren, wenn bei jungen Tuberkulösen auch 
. die ‘zweite Gravidität den. Abort nötig macht; bei alten Tuber- 

kulösen -mit mehreren lebenden Kindern soll bei dem ersten 
schweren Lungensymptom und ungünstigem Allgemeinzustand 


 ‚sterilisiert werden. 


Häberlin will den Wunsch der Eltern den Ausschlag 


geben. lassen, wenn sie bei der Neigung der Tuberkulose zu Ex- 
acerbation auf weitere Kinder verzichten wollen. Arzt und Staat 
hätten nicht das Recht, diesem Wunsch entgegenzutreten. > 
-  Krönig betont vor allem das soziale Moment und hält die 
Sterilisation für wünschenswert, wenn bei fortschreitender Tuber- 


kulose keine. Gele 


geben ist. . _ | | 
-v..Jaschke stellt- sich ‚auf einen sehr radikalen Stand- 


punkt, weil die Erneuerung des Aborts bald wieder notwendig 
. wird und die Tuberkulose deshalb unaufhaltsam fortschreitet; er 
' hält die Sterilisation für unbedingt geboten. 
Neu verlangt die unbedingte Sterilisierung nach dem 
Wochenbett, Ä 
 - Fehling will bei manifester Tuberkul 
wenn der Abort eingeleitet werden muß. 
=> Bumm will die Sterilisation bei sehr Fruchtbaren aus- 
führen, welche sich jährlich zwei- bis dreimal mit neuer Gravidität 
an den Arzt wenden und dabei immer weiter herunterkommen. ` 


ose nur sterilisieren, 


Siegel begründet die Notwendigkeit der Sterilisation mit 


den schlechten Lebensaussichten, welche die Kinder tuberkulöser 
Mütter haben und führt die Mortalität dieser Kinder, welche nach 
. Weinberg und Winckel zwischen 37 und 78% schwankt, 
zum: Beleg. seiner Ansicht an; dem muß ich entgegenhalten, daß 
die Tuberkulose der Kinder nicht auf intrauteriner Infektion, sondern 
‚auf der. unter günstigen Umständen recht wohl ‚vermeidbaren 
'postnatalen Infektion beruht. E E E ER 
Diese Ansichten lassen sich wohl. dahin 


~ 


aur dann, wenn die Tuberkulose fortschreitet, 


genheit zur Ausheilung in den Sanatorien ge- 


zusammenfassen, daß-die Sterilisation nicht 
Prinzipiell ausgeführt werden soll, sondern. 


wenn immer wieder neue Graviditäten'zwerwarten 
sind und die für eine Ausheilung notwendigen 
Bedingungen nicht gewährt-werden können. 

: Bei der Sterilisation Tuberkulöser ist die’Methode nicht 
ohne Bedeutung auf den Erfolg; einmal, weil gewisse Methoden 
einen Einfluß auf den Verlauf der Tuberkulose selbst erzielen. 


sollen und andererseits, weil solche. Methoden zu bevorzugen sind, 


welche neben, der technischen Zuverlässigkeit eine möglichst 
schonende Ausführung und sicheren Heilungsverlauf verbürgen. 


Bumm hat als Erster mit der Sterilisation den Nebenzweck . 


zu verbinden gesucht, einen günstigen Einfluß auf die Krankheit 
selbst zu gewinnen;. er führte die vaginale Uterusexstirpation samt 
den Adnexen aus und glaubt damit den Gesamtstoffwechsel so 
günstig zu beeinflussen, daß die Widerstandsfähigkeit gegen die 
Tuberkulose erhöht würde;. es lag außerdem. in seiner Absicht, 
einen besonderen Fettansatz, wie er bei Kastrierten häufig. auf- 


tritt, zu erreichen und das für die Tuberkulösen oft verhängnis- _ 
Das Verfahren hat sich keiner 


volle Wochenbett auszuschalten. 
günstigen Aufnahme zu erfreuen gehabt, weil seine Begründung 


nur eine hypothetische ist, weil die Entfernung der Eierstöcke 


abgesehen von den Ausfallserscheinungen einen. schweren Eingriff 


in die Tätigkeit der sich gegenseitig beeinflussenden Blutdrüsen 


darstellt und der Vorteil des ausfallenden Wochenbetts durch die 
lange Rekonvaleszenz nach der Uterusexstirpation aufgewogen wird. 
Straßmann u. A. wollen durch .die : Uterusexstirpation 


_ zugleich den Menstruationsprozeß unterbrechen, dessen ungünstiger 
Einfluß auf den Verlauf oder zum wenigsten auf das Befinden der 


Kranken von allen Seiten anerkannt wird und’ von Cramer 
wissenschaftlich gestützt ist durch Gewiechtsverluste von drei bis 


‚sechs Pfund, welche er. nach Ablauf der Menses bei Tuberkulösen 


feststellen konnte. Dieser Gedanke gewinnt um so mehr Berechti- 
gung, wenn der Menstruationsprozeß durch: starke Blutungen oder 
Beschwerden ein besonders angreifender ist. 

Die von Krömer angegebenen und von Lehnberg, 
Ebeler, Späth empfohlene vaginale Corpusamputation und 


| die von Bardeleben befürwortete Corpusexeision stellen Ab- 
| weichungen dar, welche sich nicht im Prinzip, sondern nur in der 


Technik von der vaginalen Uterusexstirpatioh unterscheiden; sie 
stellen technisch wohl kein der vaginalen Uterusexstirpation über- 


legenes Verfahren dar. ZN 

Auch wenn man von diesen Nebenzwecken der vaginalen 
Uterusexstirpation absieht, so muß man doch betonen, daß sie 
eine sehr bequeme Verbindung: des künstlichen Aborts mit der 


Sterilisation darstellt; sie ist in den ersten: Monaten technisch leicht 


und fast ohne jeden Blutverlust auszuführen; die primären . 
J| Resultate sind in den -Händen aller Operateure ausgezeichnet, 


Ich habe sie elfmal ‘ohne jede Störung in der Rekonvaleszenz 
ausgeführt. Dem Vorschlag Henkels, auch in. späteren 


Monaten die Frühgeburt mit der Sterilisation in Gestalt der ab- 
dominellen ‚Uterusexstirpation: zu, verbinden, Kann ich nicht bei- 


' stimmen. 


Wenn auch keine primären Schäden dieser an und für 
sich ebenfalls leichten Operation folgten und zu folgen pflegten, 
so habe ich doch unter vier Fällen zweimal eine Exacerbation 
der Tuberkulose, einmal bis zu einem baldigen Tode beobachtet. 
Tuberkulöse ertragen Laparotomien sehr schlecht, wie ich auch 
bei Operationen größerer Tumoren mehrfach beobachtet habe; die 


 Erschwerung der abdominalen Atmung nach der Laparotomie und 


die dadurch verursachte ungenügende Ventilation der Lungen scheint 
der Ausbreitung der Tuberkulose günstig zu sein. u 


Wer den Uterus’ erhalten will, wird am besten die Steri- 


lisation an den Tuben ausführen; von den vielfach für. diesen 


Zweck empfohlenen Methoden scheint mir vor allem der Vorschlag _ 


von Menge und Stöckel Beachtung zu: verdienen, welche die 
‚Operation vom Leistenkanal. blutlos und einfach ausführten. Alle 


. Operationsmethoden, . welche den künstlichen Abort verlängern, 
komplizieren und blutiger machen, sind zu vermeiden: ebenso ist 


prinzipiell .der Tuberkulösen ein zweiter operativer Eingriff in Ge- 
stalt einer selbständig ausgeführten Sterilisation zu ersparen. 


-~ Ich glaube, daß- gerade bei Tuberkulösen die Röntgen- 
kastration eine. Zukunft hat, sobald ihre Erfolge auch bei jüngeren 


Frauen zuverlässig sind. Das schonendste Verfahren wird wohl 
in Zukunft der künstliche Abort respektive die künstliche Früh- 
geburt,. mittels Laminaria oder Ballon sein und die einige Wochen 
später folgende Röntgenkastration.. | en 

` . Literatur” 1. Schultz, Berechtigung und Indikation der 
künstlichen Sterilisation der Frau. Inaug.-Diss. Königsberg i. Pr. 1918, S.27. — 


2. Siegel, Gewollte und ungewollte Schwankungen der weiblichen Frucht- 


m. 


Prog 


a“ 
en x 


na 4 s po `h A er 
VENEN RENT Leyen 2 
EN Fe Te AN AB en 


- x i 
ae Ñ IRNSS z 


' 
me 
ter 
u 


_. 
`- 


= 


ass -o Ae, 
-a Fırn; mi 


Pe De 
CRR Ve nk elta He SE Er 
SLR 


s < RR 
= s ER a 
= re ns 
III HET 


a i 
ee = 


AETAT, 


nn: B x 
IAN SIENS E Sp OTa 


+ š ar x 
I ATONA AT cr 
Aa a E E ee 


== eu 


RT 


= 


> 


Sr sr - 
a mL u Run tn 
eer a = 


EA ASA s 


Se ee 


< 


ET TE R, 
un. el 


REDE SEHE 
me en Tr 
ade E 


rer 
a a 


5 
S 
i 
A 
X 
-4 
a 
, 


2 
4 
Í 


è. 
j 
fa 
v: 


n. 


re ern. 


` 


EEE a 
“one ei 


Da RE 


en ant, 
ae a 


PENERE 


730 


? 


barkeit. Berlin, Springer, S.126u.127. — 3. Bumm, Verhandl. d. Gesellsch. 
f. Geb. u. Gyn. in Berlin 1911, S.72. — 4. Sachse, Winter, Die Indi- 
kationen zur künstlichen Unterbrechung der Schwangerschaft 3.29. — 
5 Pankow und Küpferle, Die Schwangerschaftsunterbrechung bei 
Lungen- und Kehlkopituberkulose. Leipzig 1911, Thieme. — 6. Ebeler, 
Prakt. Ergebnisse der Geb. u. Gyn. Bd. 6. — 7. Martin, M. m. W. 1909, 
Nr. 24; Verhandl, d. Deutschen Gesellsch. f. Gyn. 1911, S.349. — 8. Kuttner, 
M. m. W. 1901, S.18551. — 9. Kraus und Glaß, M. Kl. 1909, Nr.26. — 
10. Werner, Zbl. f. Gyn. 1913, S. 1588.. — 11. Kaminer, Krankheiten der 
Ehe, II. Aufl., S.361. — 12. Dützmann, Zschr. f. Geburtsh. Bd. 48, S. 537. — 
13. Häberlin, M. Kl. 1906, S. 1311. — 14. v. Jaschke, Bericht der Natur- 
forscherversammlung, 1910, S.164. — 15. Neu, ebenda S. 165. — 16: Feh- 


ling, B.kl. W, 1918, Nr. 16. — 17. Bumm, Verhandl. d. Deutschen Gesellsch. 
f. Geh. u. Gyn. in Berlin 1911, S. 72. 


Über die Behandlung der Syphilis mit Salvarsan 5). 
Von 
Prof. Dr. Felix Pinkus. 


Technik der intravenösen Injektionen. 

Die Metallteile der Rekordspritze und Zubehör werden gekocht. 
Der Glaseylinder wird ebenfalls gekocht, oder in Spiritus auf- 
bewahrt. Die Stahlkanülen liegen, mit Mandrin versehen, trocken 
und können vor dem Gebrauch mit Spiritus durchgespritzt werden. 
Zum sicheren Treffen der Vene halte ich es für empfehlenswert, 
nicht einfach mit der gefüllten Spritze in die Vene einzüstechen. 
Dies geht zwar bei großer Übung und guten Venen meistens ganz 
glatt. Ich empfehle aber aus Gründen der Sicherheit nur die’ im 
folgenden beschriebene Technik, obwohl sie anscheinend kom- 
plizierter ist. Ich selbst wende sie stets an, da sie vor Schädigungen 
am sichersten bewahrt. Auch die schönste Vene weicht einmal 
aus und dann hat man den dicken schmerzhaften Arm. Das 
Instrumentarium sei folgendermaßen beschaffen. Die Nadel muß 


fest, nicht zu lang sein, damit sie sich nicht zu sehr elastisch biegt, 
denn dies 


hindert die 
nötige Kraft- 
anwendung. 
Eine solche 


dünne, kurzgeschliffene (30 bis 45° Schliff) Stahlrekordkanüle nicht 
unter 3 cm lang, aber auch nicht viel länger (Platiniridium ist nicht 
empfehlenswert) wird an einen Assmyansatz angesetzt. Von 
diesen Kanülen sei immer eine größere Anzahl bereit, da Ver- 
stopfungen, stumpfe Spitzen und ähnliche Hindernisse oft vorkommen. 
Der Assmyansatz unterscheidet sich von der älteren Straußschen 
Venenpunktionskanüle vorteilhaft durch seinen queren Klotz. Er hat 
eine weitere Hinteröffnung. In diese hinein paßt ein Zwischen- 
stück, das vorn dick ist, hinten so dünn gebohrt, daß die Rekord- 
spritze hineinpaßt. Dieses kann gerade oder in verschieden großem 
Winkel gebogen sein. Ich bevorzuge die geraden, weil es bei 
ihnen möglich ist, sie in jeder Richtung einzusetzen, während die 
gebogenen möglichst die Achse der Spitze einhalten müssen und 
durch die Aufmerksamkeit, die dem Einhalten der Achse gewidmet 
werden muß, unhandlicher sind. Die Länge der Kanülenkombination 
genügt auch beim geraden Zwischenstück, die Breite des Spritzen- 
endes auszugleichen. Vom Gebrauch speziell für die Veneninfusion 
gebaute Spritzen (z. B. mit exzentrischem Kanülenkonus) rate ich 
ab. Es ist praktischer, eine gewöhnliche und -bei Bruch leicht 
$ . ersetzbare Spritze von Standardtypus zu benutzen, da Reparaturen 
so weit bequemer sind. Die Spritze wird mit Wasser gefüllt und 
die Kanülenkombination durchgespritzt. Das benutzte Wasser kann 
mit dem Femelapparat frisch destilliertes oder doppelt destilliertes 
Wasser sein. Indessen genügt gut aufgekochtes frisches Leitungs- 
wasser, Es ist vorzuziehen, nicht gewöhnliches Glas, sondern nur 
Kochkolben und Gläser aus Jenaer Glas zu verwenden. Aus 
diesem Glas sollen sich beim Kochen keine mineralischen Bestand- 
teile herauslösen, die die Beschaffenheit des Wassers stören?! 
Zudem stellt, trotz des höheren Ankaufpreises, sich das Jenaer 
Glas durch seine größere Widerstandskraft gegen die Hitze beim 
Sterilisieren und Kochen billiger im Gebrauch. Das gut abgelaufene 
Leitungswasser wird in einem unverschlossenen Literkolben aus 
Jenaer Glas, der 1/2 bis 3/4 gefüllt ist, tüchtig aufgekocht, dann in 
kleinere (300 g) Kolben aus Jenaer Glas abgefüllt, sodaß etwa 
100 g in jedem Kolben sich befinden, und die Kolben zugleich mit 
Bechergläsern oder anderen kleinen Gefäßen aus Jenaer Glas im 
Er. Dampf nochmals sterilisiert. Hierzu genügt der Raum des Auf- 


m Anmerkung: Vergleiche die drei vorhergehenden Aufsätze 
Über die Behandlung der Syphilis mit Salvarsan“, von Prof. Dr. 
felix Pinkus, in Nr. 15, 17 und 28. 


4. 


s \ 
Ren - . 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 


gea - 


e e A 
2) RT uli. 


DAL A 


a 


satzes des Schimmelbuschapparates, in dem jeder Arzt seine Ver 
bandstoffkästen sterilisiert, oder es wird der Kochsche Sterilisator, 
der große Lautenschlägersche Desinfektionsapparat benutzt. Zu 
jeder Injektion wird ein Kölbchen des sterilisierten Wassers yer- 
braucht. Sehr empfehlenswert ist für kleineren Gebrauch der aus 
einer Retorte in einem Nickelkasten bestehende Apparat (erhältlich 
bei Louis & H. Löwenstein), aus dem das frisch destillierte Wasser ~ 
steril heraustropft und sofort verwendet werden kann. Die Kanüle 
muß scharf sein (Prüfung durch Darübergleiten mit dem Finger 
von oben, unten, rechts und links, ob sie keine Haken hat) und 


gut in nicht zu dünnem Strahl durchgängig sein, sodaß auch 
Blut bequem tropfenweise durch sie herausfließen kann. Auf 
Brüchigkeit wird sie durch energisches Andrücken auf die sterile 
Unterlage geprüft, es ist hierbei schon manche Kanüle aus der 
Fassung herausgebrochen; Bruch in der Kontinuität kommt bei 
den modernen Kanülen kaum vor, so häufig er auch bei den 
früheren Pravazkanülen war. Dann wird Assmyansatz + Kanüle 
vom Zwischenstück + Spritze abgenommen und allein für 
sich in die gut gestaute Vene eingestochen. Auf die Venenstauung 
ist das größte Gewicht zu legen. Der Schlauch kann ziemlich 
fest angelegt werden. Tritt die Vene nicht elastisch eindrückbar 
stark hervor, so muß der Gummischlauch, mit dem der Oberarm 
umwunden war, nochmals abgenommen werden; danach erfolgt 
sofort eine warme helle Rötung des vorher blassen oder eyanotischen 
Armes durch die einschießende arterielle Hyperämie. Das dauert 
nur wenige Sekunden. Darauf wird der Schlauch nochmals um- 
gewickelt und befestigt. Nun tritt die Vene weit stärker hervor als 
bei der ersten Abschnürung. Ist ‚sie noch nicht stark genug 
herausgetreten, so wird der Arm bis zum Oberarm oder wenigstens 
der Ellbogen einige Zeit tief in so heißes Wasser gesteckt, wie 
es der Patient ertragen kann, und nach einer Viertelstunde erst die 
Umschnürung vorgenommen. Diese Maßnahme ist sehr ratsam und 
wird bei Patienten, namentlich Frauen, deren Venen von früheren 
Injektionen als schlecht bekannt sind, gleich von vornherein als 
Vorbereitung angewendet. Kraftvolles Öffnen und Schließen der 
Hand nach der Umschnürung (Pumpen) verbessert gleichfalls das 
Hervortreten der Venen. Nun fühlt man den Venenstrang in der 
Ellbeuge, die Basilica oder die Cephalica oder die Mediana oder 
alle drei oder eine der längs des Vorderarmes vom Handgelenk 
her heraufziehenden Venen. Man sieht sie auch, aber auf das 
Sehen allein verlasse man sich nicht, da es keinen Eindruck für 
die Spannung der Vene und die Kraft bietet, mit der die Nadel 
geführt werden muß. Das leise tastende Gefühl mit dem Zeige- 
oder Mittelfinger gibt einen viel besseren Wegweiser. Die Vene 
muß unter dem Finger federn, muß allmählich dicker werden, 
darf nicht als harter dünner Strang zu fühlen sein, sondern w 
ein zusammendrückbarer Schlauch. Die harten Venen sind oft nur 
dicke Venenwandungen mit kleinem Lumen, in das sehr schwer 
hineinzutreften ist. Liegt die Nadel auch richtig in ihnen, so tritt 
doch kein Tropfen Blut heraus. Nun umfaßt man den Vorderarm 
fest mit der linken Hand, so fest, daß ein leichter Druckschmeiz 
entsteht. Dieser leitet den Kranken vom Stich der Nadel ab und 
kann ihn völlig gefühllos machen. Von der lokalen Anästhesie 
ist auch bei den empfindlichsten Patienten abzuraten. Chloräthyl- 
vereisung würde die Konsistenz stören, lokale Infiltration mit 
Eusemin oder dergleichen das Operationsfeld unübersichtlich 
machen. Zudem halten diese aufgeregten Kranken doch nicht 
still, und der Anästhesierungsstich oder das Gefühl des Erfrierens 
ist schmerzhafter als die Venenpunktion selber. Von der Erei 
legung der Vene durch einen Schnitt ist unbedingt abzuraten. 
Das feste Umfassen fixiert den Arm am einfachsten, zumal von 
dem Kranken keine Bewegung während des Einstichs” gemacht 
werden darf. Der geringste Ruck hindert auch geschickte und 
geübte Techniker genau zu treffen. Vier Finger der linken Han 
umfassen den Arm so kraftvoll wie möglich, Der Zeige U 
Mittelfinger bleibt frei beweglich, legt sich auf die Vene und spani 
die Haut nach dem. Operateur hin an. Nur durch straffgespannte 
Haut vermag man sicher, kraftvoll und doch mit vollem Ge 
durchzustechen. Das Schild des Assmyansatzes faßt man fes 
zwischen Daumen und Zeigefinger und durehstößt mit kräftigen 
aber sehr kurzen Ruck in kleinem Bogen von oben nach unten i 
Haut nach dem Oberarm zu mit der Nadel. Dies ist der wichtigst 
Moment. Die ganze Aufmerksamkeit, Auge, Verstand, Hand 2 2 
fest gespannt auf den beabsichtigten Punkt des Einstiches en 
sammengefaßt sein. Kein Wort reden oder anhören! Keine ni 
ruhe im Zimmer! Völlige Konzentration! Die Nadel m ai 1 
Vene richtig treffen! Gewöhnlich trifft man sofort in das Venen 


Digitized by Google pe 


PR} -te te Fiap A 
é 5 mg z S b ` . $ a is: 
> z= EN ee t i .. t = . $ ` i .. 5 - Bere 
=- db > ande > - m - ne Eee 5 7 = P Zu er SE. er ng PR Br N f a - A 
Rg p er u MR = 4 g „t . è ` . M T ‚ 4 2 - ona 7 i ir .. = - <4 3 ® ER re [ER T EZ 12 Zur Se Zee Mae 7 
ig ba x Fee = ra tr = = x er EE a y -* Tif ” sy ER a: E Ser . a i BE ee i ` h + * à = g M ER Fi Å = + p'a 
. e z = a i . . ; 30% En r .r ” BER $ - ; ` i : "a -7 ' 2 von F, en 

: N A ' Í nS BEN, ek t Zu * aa eo EEE ae „ me, 
; & ~ 2 v . . W i SY y 4 

; . 


N g ik y : ’ a . x 
: - Ss t - © - 
. Fi 9 N ar i a 2% 7 5 ` ze . r DE 
= į z rarai E wi 2 4 ig À ge te aono 
i u k * si BR: da 
v. 


’ aa WS PL Zn u 
T31 l aa, SER Do 
z a 4 ER DR 5 
; er wi 
N 


Fo 27. Jali 1919 — MEDIZINISCHE KLINIE — Nr. 30. Te wT AS E DR 
; . ME l \ : o D TE : Say. Ra. eg | a 
et lumen hinein, was das Gefühl des Hineinfallens ineine Öffnung. | sich gegangen:- man dichtet es durch festes Hineinschieben „des Ba 
in; ergibt. Ist die Nadel stark (für. Ungeübte und bei schlechten Venen | Assmyansatzes in die Kanüle, des Zwischenstücks in den Assmy- . < co. ary 
I ist die Punktion mit einer dicken Nadel leichter), so strömt alsbald | ansatz, der Spritze in das Zwischenstück. Jetzt kommt manchmal D ji 
wi. Blut hervor. Bei dünnen Nadeln, zu denen wegen der doch nicht | bei erneutem Ziehen am: Spritzenstempel -der Blutstrahl. Kommt  . -5 ee 
a. ganz gleichgültigen Narben in der Ellbeuge namentlich bei'Frauen | er nicht, glaubt man aber doch, daß- die. Nadel gut liegt,. so ver- Se 
iM | zu raten ist, tritt nach einigen Sekunden langsam.ein Tropfen | sucht man dies durch vorsichtiges Hineinspritzen des Wassers. he 
w: ` _ Blut heraus. Mit diesem Erfolg ‘sei man nicht zufrieden. Die | festzustellen. Läuft es gut und fühlt der. Kranke nichts, so ist = it. 
“ie Nadel hängt erst mit einem ganz kleinen Endchen in der Vene | alles in Ordnung. Man kann dann nochmals. ansaugen, oft `> 
m: und kann sich sehr leicht, verschieben, zumal sie durch das an- | kommt nun der Blutstrahl. In. zweifelhaften Fällen spritzt man MEL. 
ra hängende Schild sebr schwer ist und leicht außen auf dem. Arm | die ganze Spritze voll Wasser hinein. Zeigt sich keine Ver- E 
W= pendelt. Deshalb ` schiebt man die Nadel vorsichtig in der Vene | wölbung (Quaddel) und behauptet der Kranke auf wiederholtes .. . o pifo 
g © >- weiter vorwärts — man sondiert die Vene mit geringerer Kraft | Befragen, daß er kein schmerzhaftes Brennen fühle, so kann. man >- 7 Hr) ne 
«IE als beim Einstich —, wobei das Blut immer weiter fließen muß. | annehmen, daß das Wasser sich frei in das Venenlumen eigossen `> = = 7 IN w 
L ‘ Tut es dies nicht, so hat die Nadelspitze die :Vene wieder ver- | habe. Bildet sich an der Stelle, wo die Kanülenspitze unter der Eh o 
y =~- lassen., Meistens hat sie dann. die: Vene durchstochen. Dann kann | Haut liegt und leicht fühlbar ist, eine Vorwölbung, so ist ds =., E 
br < man sie wieder zurückziehen, bis wieder Blut fließt. Doch stört | Wasser nicht in die Vene gekommen, sondern in das Gewebe ge- e 
el ‘dann meistens ein Blutaustritt die weiteren Maßnahmen. Tritt |. treten. Wasserinjektion in das Bindegewebe. ist sehr schmerzhaft. = <07 Ren 
i eine Vorwölbung ein, so ist die Beurteilung erschwert, ob nachher | Der Kranke wird also meistens angeben, daß ‚er ein: heftiges. +." ggio 
H Wasser nebenbeifließt, zumal der Blutaustritt selbst. schmerzhaft ist. | Brennen spüre. Dann geht die Einspritzung: an’ dieser Stelle. .. cn: ©; 
H 3 Vielfach durchstößt man (und das ist das sicherste Verfahren) | nicht, die Prozedur muß an anderer’Stelle, am besten am anderen ° "Heil i 
1: - mit dem ersten Einstich nur die Haut und hat noch nicht das | Arm, von neuem begonnen werden, Von irgendwelcher Bedeutung T ABS: 1 
; =- Gefühl, in einem Lumen zu sein. Dann führt man unter Leitung | ist das ‚Danebenspritzen des Wassers nicht. ‚Der Schmerz vergeht .: -77 Pr 
A . des linken ‘Zeigefingers die Nadel langsam und vorsichtig etwas | Inein bis zehn Minuten und das Wasser saugt sich schnell wieder- auf. el, 
+ tiefer und ist dann fast immer in. der Vene. Man führt die Nadel.| Nun kommt es vor, daß der Kranke bei offensichtlichem Da- gute 
$ dann. weiter in die Vene hinein, bis sie zu dreiviertel oder fast | nebenspritzen (sichtbare Vorwölbung) behauptet, keinen Schmerz SEE. 
1 . -ganz bis zum Heft in der Vene ist. Nun ist sie fixiert, Drehen | zu fühlen, und andererseits — häufiger, daß er Schmerz angibt, - Bir J 
t» 7 —— -um ihre Achse schadet nichts,:es kann auch das Schild ruhig | obnè daß die Spur einer Vorwölbung zu sehen wäre.. In ersterem Fe un 
es etwas pendeln, ohne daß sie ihre Lage verliert. Die Kraft des Falle muß die Injektion natürlich unterbrochen werden,. denn ob- ' i a2 es 
2 ersten Stiches ist absolut verschieden von der des zweiten: ersterer | jektiver Befund geht immer über subjektive Angabe, im zweiten eh. 
- | Fall kann man sie fortsetzen, wenn genaueste Untersuchung er- eg 


er ein kurzer Ruck, letzterer ein langsames Einschieben. 
| h Es ist wichtig, zu bemerken, ‘daß die besten Venen. die- 
jenigen sind, welche unter einer ziemlich dicken Hautschicht: als 

. breite Röhre liegen, nicht die anscheinend leichter zu findenden, 

‚ oberflächlichen, blau durchscheinenden. Letztere sind oft sehr dünn- 

on wandig und werden leicht durchstoßen, oder sie sind so. dünn, 
g ' daß die Nadel in ihrem Lumen keinen Platz hat. | = 
i | Die Härte der Haut ist’ sehr verschieden. Bei Frauenarmen . 
rutscht die Nadel ohne allen Widerstand hinein wie in Butter, bei- 
mageren Männern ist manchmal starke Kraft nötig. Die Haut 

der Ellbeuge ist die weichste. Je. weiter man nach der Hand 

zu gehen muß, desto derber ist die Haut, und ist man etwa ge- 
zwungen, die Vene. auf dem’ Handgelenksende des Radius zu. 
.Hehmen, so stößt man sie hindurch wie durch Leder. Je derber 

die Haut ist, desto vorsichtiger muß der Einstich gemacht werden, 

‚ denn die Gewalt für diesen ist dann sehr verschieden von der 

ganz geringen Kraft, die für das Venensondieren benutzt werden 

darf. Sonst ist die Vene durehbohrt und oft die einzige Injektions- 

‚stelle verdorben. Der Versuch, am Fuß zu injizieren, gelingt in 
schwierigen Fällen auch nicht oft, da die Haut hier sehr derb, die 


gibt, daß die Flüssigkeit nicht ins Gewebe fließt. Der .geklagte 
Schmerz wird dann ‚meistens an die Einstichstelle lokalisiert, 
während an der Stelle, wo die Kanülenspitze liegt und die Flüssig-. 
‚keit ins Gewebe: treten müßte, nichts: gefühlt wird. Um alle" 
Tücken der Technik zu nennen, muß ich aber erwähnen, daß es 
vorkommt, daß die Nadel trotz vorherigen Probierens ihrer Festig- - 
keit und guten Fassung am Ansatz undicht ist. Falls die Kanüle, 
wie sehr. oft, in ‚ihrer ganzen Länge bis an die Fassung einge- 
stochen ist, kann aus dieser undichten Stelle sich, während der 
Hauptstrom durch die Kanäle fließt, eine kleine Quantität Wasser 
in die‘ Haut infiltrieren und. Schmerzen bereiten. : ` | 


Ein schwer zu beurteilender Punkt ist, ob die Nadelspitze 
nicht doch in die Venenwand eingespießt ist und diese in. unsicht- 
barer Form einige Tropfen Wasser eingepreßt erhält. Es ist daher, 
falls ein Zweifel dieser Art aufkommt (Angabe von Schmerzen an 
der Stelle der Kanülenspitze ohne sichtbares Infiltrat), sicherer, . 
die Nadel.ein wenig zurückzuziehen. - Man fühlt dabei, ob sie. en 
sich aus einer festeren Verbindung mit dem Gewebe löst (leicht: |... Als 
kratzendes. Gefühl) und danach frei im Venenlumen spielt. Ist die Ben 
Vene gut getroffen, was ja fast immer leicht geht, so wird nun erst 
das Neosalvarsan!) aufgelöst. Die Glasampulle wird mit ihrem Hals 
schnell durch die Flamme gezogen, ebenso die Feile, und der Hals 
der Ampulle ‚mit kräftigen Strichen .etwa .ein Viertel: herum an- 
gefeilt. Ein leichter Schlag mit der Feile bringt den Spitzenteil 
zum Abbrechen, aus dem Wasserkölbchen werden 2 bis 10 cem 
lauen oder kalten sterilisierten Wassers in ein steriles Becherglas - 
gegossen, auf dieses wird unter Bewegen des Gläschens das gelbe 
Pulver geschüttet und unter stetigem Bewegen des Gläschens 
gelöst. Mann darf nicht zu. stark schütteln, und ja nicht er- 
wärmen. Laues Wasser löst schneller; für die Injektion ist die 
Temperatur ganz gleichgültig. Mit derselben Spritze, welche vor- 
her das Wasser enthielt, wird. die Neosalvarsanlösung aufgesogen, 
die Spritze angesetzt, wiederum angesogen, um zu sehen, ob die 
Nadel noch richtig liegt, und dann die Mischung von Blut und 
Salvarsanlösung in die Vene eingespritzt. Es ist ganz gut, viel 
Blut in die Salvarsanspritze einzusaugen, da so vielleicht gewisse 
Umsetzungen zwischen Blut und Lösung bereits in der Spritze 
und nicht erst im Blutkreislauf vor sich gehen. Es ist deshalb 
empfehlenswert, das Neosalvarsan in weniger Wasser aufzulösen, 
als dem Volumen der Spritze entspricht. Während, der ganzen | 
' Injektion darf das Auge nicht. von der Stelle, wo die Kanülenspitze - :._..&l.. eo 
liegt, abschweifen. Zum Schluß; wenn die Lösung infundiert ist, inch 
wird nochmals Blut angesogen und wieder eingespritzt. Dann ist‘ | 


Venen englumig sind. | RER 
- .. Der Einstich, in dieser Art vorgenommen, wird -oft überhaupt. 
nicht gefühlt. | a. 

. Tritt nun Blut heraus, sò läßt man es in eine unter den 
Arm gestellte Schale fließen, mit dem’ ausgeflossenen Blut wird die 
Wassermannsche Reaktion angestellt. Inzwischen nimmt man die 

. Weiteren Mänipulationen vor. Aus, der dünnen Kanüle fließt in- 
. zwischen nie mehr als 5 bis 10 cem Blut aus. l l 

-~ Trifft man das Venenlumen nicht, so versuche man, unter 
‚halbem Herausziehen der Nadel, es durch erneutes Einstechen 
subeutan zu erreichen. . Meistens geht das nicht. Die Nadel muß 
‚herausgezogen, am anderen Arm oder an einer anderen Vene des- 
selben Armes ein neuer Versuch gemacht werden. Nur nicht die 

` Ruhe verlieren! : Jede Erregtheit stört. Noch mehr Konzentration 

und fester Wille, daß es gehen muß! Schlimmstenfalls’ geht es 
diesmal nicht. Morgen ist die Disposition. von Patient und Arzt 
vielleicht besser. a i g. 

„ „Nach dem Einstich in die Vene und nachdem genug Blut 
für die Wassermaunsche Reaktion abgeflossen ist, wird der Schlauch 
vom Arm genommen, die halb, mit Wasser gefüllte Spritze ange- 
‚setzt, angesogen: ein Blutstrabl tritt in das Wasser in der Spritze 
ein. Dies wird stets geschehen, wenu das Blut dauernd tropfte. 

Hat das Tropfen aber schon aufgehört, so kann die Nadel ver- 
` Stopft (durch Koagulation, deshalb keine ganz feinen Pravaznadeln 
nehmen) oder verrutscht sein. Manchmal saugt ihre Öffnung sich- 
Rur an der Venenwand an und wird durch Drehung oder Hebung 
der. Nadel wieder frei, Tritt kein Blut in das Spritzenwasser ein, 
sondern Luft, dann. ist in dem Kanülensystem eine Lösung vor 


u 


-1 Ich spreche hier nur von Neosalvaisan, weil dies zurzeit das 

gebräuchlichste Salvarsanpräparat ist. In einem späteren Teile werden. 

die verschiedenen Salvarsanarten zusammenfassend besprochen werden. 
» l . i N: E 


Pr 
N 


132 


man sicher, daß beim Herausziehen keine Spur der stark gewebs- 
reizenden Salvarsanlösung ins Gewebe gelangt. Darauf wird 
mit schnellem Zug die Spritze herausgezogen, der Arm hoch- 
gehalten, das an ihm klebende Blut mit Wasser abgewaschen und 
die Operation ist beendet. Verschluß der Stichwunde mit Pflaster 
ist überflüssig und zu widerraten, da Pflaster die Haut reizen 
könnte, eine Dermatitis, namentlich mit Eiterpustelchen, wie sie 
sich unter dem Zinkoxydpflaster leicht ausbilden, die nächste 
Injektion stören kann. Schlaffe Venen älterer Leute bluten leicht 
lange nach, teils nach außen, teils unter die Haut. Hier hilft 
minutenlanges Hochhalten des Arms; oft folgt doch eine Sugillation 
in der Haut um die Stichstelle herum, Mit all den beschriebenen 
Vorsichtsmaßregeln muß es gelingen, ein Danebenspritzen des 
Salvarsans zu vermeiden, Trotzdem kommt es auch dem Geübtesten 
gelegentlich vor. Dann entsteht ein großer harter, zuerst sehr 
schmerzhafter und jedenfalls wochenlang bestehender Knoten, der 
weitere Injektionen außerordentlich stört. Sehr große Infiltrate 
sind Fehler, die bei sorgsamer Technik sich nicht ereignen dürfen. 
Ganz besonders sind hühnereigroße oder noch größere Infiltrate, 
die die Bewegung des Armes auf lange erschweren, zuweilen sogar 
absceßartig erweichen und Eröffnung nötig machen, stets auf Un- 
achtsamkeit zurückzuführen. Gegen diese Infiltrate hilft am besten 
recht lange angewandtes heißes Bad mit folgendem feuchten Ver- 
band (Lig. ac. acet. ein Teelöffel in 250 g Wasser). Schlechtes 
Treffen der Vene erzeugt stets Blutergüsse unter die Haut, oft 
große Hämatome, die unter ausgedehnter Blau-Braun-Gelbfärbung 
abheilen, aber ohne Schaden sind. In seltenen Fällen folgen den 
Injektionen Phlebitiden im centralen, manchmal auch im peri- 
pherischen Venenverlauf. Durch sie kann eine früher gut durch- 
gängige Vene verlegt und durch ihren Verschluß zu erneuter Injektion 
unbrauchbar werden. Im allgemeinen wird die Vene auch durch 
oft wiederholte Einstiche nicht geschädigt. Mit den Venen muß 
um so sorgfältiger umgegangen werden, je weniger disponibel und 
je schwerer sie zu treffen sind. Vielfach besteht nur eine einzige 
leicht benutzbare; deren Intaktheit muß dann wie ein Heiligtum 
gehütet werden. 


Aus dem Institut für vegetative Physiologie der Universität Frankfurt. 


Über die Bedeutung der Phosphorsäure 
für die Muskeltätigkeit und Leistungsfähigkeit. 
Von 
Gustav Embden. 


Seitdem Liebig seine Vorstellungen von der überragenden 
Bedeutung der Eiweißsubstanzen im Tierkörper entwickelte, seitdem 
er namentlich die Hypothese aufstellte, daß Muskelkraft nur durch 
Umsetzung von Eiweißkörpern gewonnen werden könnte, ist die 
Frage nach den chemischen Quellen der Muskelenergie nicht zur 
Ruhe gekommen. Es hat lange gedauert, bis durch die Arbeiten 
der Voitschen Schule die Liebigsche Anschauungen endgültig 
als unrichtig erwiesen waren. 


Mit der Erkenntnis, daß die Muskelleistung nicht notwendiger- 
weise mit vermehrtem Eiweißverbrauch verbunden ist, war natürlich 
ein wichtiger Schritt vorwärts getan, aber nähere Vorstellungen 
über die Art der Contractionsreaktion waren hiermit noch nicht 
gewonnen. Ja, bis in die neueste Zeit hinein hat sich die An- 
schauung erhalten, daß es gewissermaßen keine bestimmte Con- 
tractionsreaktion gäbe, daß vielmehr die Muskelcontraction durch 
Oxydation verschiedenster Substanzen im Muskel selber hervor- 
gerufen werden könne, Besonders die von Zuntz und seiner 
Schule gemachte Feststellung, daß bei dem während der Muskel- 
tätigkeit erhöhten Stoffwechsel die verschiedenarligsten respira- 
torischen Quotienten, bald solche, die auf eine vorwiegende Kohle- 
hydratverbrennung, bald solche, die auf eine vorherrschende 
Oxydation von Fett und Eiweiß hinweisen, auftreten können, verlieh 
scheinbar dieser Anschauung eine starke Stütze. 


Wir wollen nicht in eine nähere Kritik der letztgenannten 
Untersuchungen eintreten, sondern nur hervorheben, daß man wohl 
nicht immer genügend scharf unterschieden hat zwischen den 
unmittelbar die Contraction hervorrufenden, intramuskulären 
chemischen Vorgängen und jenen, die im Anschluß an die Con- 
traction als Regenerationsvorgänge, teils intramuskulär, teils sicher 
wohl auch extramuskulär, sich abspielen und die, so unentbehrlich 
sie für die Möglichkeit andauernder Arbeitsleistung auch sein mögen, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 


doch nieht mit dem unmittelbar die Contraction verursachenden 
Reaktionskomplex verwechselt werden dürfen. 


Lange Zeit hat man kaum daran gezweifelt, daß die Con- 
tractionsreaktion, einerlei welche Substanzen dabei in Mitleidenschaft 
gezogen werden, ein oxydativer Vorgang sei. 


Das wurde völlig anders, als H i 11 mit sehr viel besseren Methoden, 
als sie vor ihm Fick zur Verfügung gestanden hatten, die bei der 
Muskelzuckung sich abspielenden Vorgänge thermodynamisch verfolgte. 
Von seinen zahlreichen Ergebnissen sei hier das für unsere Frage 
wichtigste erwähnt: Vermehrte Wärmebildung im Muskel findet statt, 
sowohl im Augenblicke der Contraction und offenbar als Ausdruck des 
unmittelbar zur Contraction führenden chemischen Hergangs, als auch 
im Anschluß an die abgelaufene Contraction. Hill faßt die letztere 
Form der Wärmebildung wohl mit Recht als den Ausdruck von Erholungs- 
vorgängen, von Vorgängen der Regeneration verlorengegangener 
Contractionssubstanz auf. Von grundlegender Bedeutung ist nun vor 
allem die Feststellung, daß bei Sauerstoffmangel, also unter anaeroben 
Verhältnissen, der mit der Contraction zeitlich zusammenfallende Anteil = 
der Wärmebildung erhalten bleibt, während der der Contraction nach- 
folgende Anteil verschwindet. Hill schließt hieraus mit Recht, daß 
die unmittelbar zur Contraction führende chemische Reaktion kein 
oxydativer Vorgang sei, im Gegensatz zu den an die Contraction sich 
anschließenden regenerativen Prozessen. Schon vor den Untersuchungen 
von Hill war ja gezeigt worden, daß auch in sauerstofffreiem Raum 
der Muskel noch lange Zeit arbeiten kann (Hermann), und in besonders 
klarer Weise geht das gleiche aus den Untersuchungen von 
Weizsäcker am blausäurevergifteten, zur Oxydation nicht mehr 
befähigten Herzen hervor. 

Auf Grund der Untersuchungen namentlich von Hill und 
Weizsäcker darf man mit Sicherheit annehmen, daß die un- 
mittelbar die Entwicklung kinetischer Energie verursachende 
chemische Reaktion kein mit Sauerstoffverbrauch einhergehender 
Vorgang, sondern eine andersartige, mit positiver Wärmetönung 
verlaufende Reaktion ist. 


Welcher Art dieser exotherm verlaufende Reaktionsmechanis- 
mus ist, dafür liefern namentlich die schon vor den Arbeiten 
Hills angestellten Untersuchungen von Fletcher und Hop- 
kins wichtige Anhaltspunkte. l 


Wenn man auch schon seit langer Zeit gewußt hat, daß Muskel- 
tätigkeit mit Säurebildung einhergeht, so gelang es doch erst diesen 
beiden Forschern, die an isolierten Froschschenkeln arbeiteten, ZU 
zeigen, daß der ruhende Muskel nahezu frei von Milchsäure ist, während 
bei der Tätigkeit ganz erhebliche Milchsäuremengen gebildet werden. 
Läßt man den ermüdeten Muskel nach der Arbeit in Sauerstoff aus- 
ruhen, so verschwindet die Milchsäure und mit ihr die Ermüdung. Ob 
dieses Verschwinden der Milchsäure der Ausdruck ihrer oxydativen 
Entfernung ist, ob die Milchsäure dadurch verschwindet, daß sie in 
die gleiche Vorstufe, aus der sie bei der Tätigkeit entstand, zurück- 
verwandelt wird, darüber ist noch keine Gewißheit gewonnen worden’). 
Sehr möglich erscheint es auch, daß der sauerstoffversorgte Muskel die 
Milchsäure, sowohl durch Oxydation, wie durch Regeneration zur Vor- 
stufe zum Verschwinden bringen kann. 

Über die chemische Natur der Milchsäurevorstufe haben Flet- 
cher und Hopkins keine bestimmte Vorstellung geäußert. Doch 
gelangte Fletcher noch im Jahre 1911 zum Ergebnisse, daß es sich 
bei der Milchsäurebildung im Muskel nicht um eine einfache fermentative 
Zuckerspaltung handeln könne. 

Daß Milchsäure als normales intermediäres Abbauprodukt der 
Kohlehydrate zu betrachten ist, geht allerdings aus zahlreichen expen 
mentellen Feststellungen mit voller Sicherheit hervor. Dennoch gelang 
der Nachweis, daß die im Muskel gebildete Milchsäure ein Kohlehydrat- 
derivat sei, zunächst nicht, im Gegenteil gewichtige Tatsachen schienen 
dagegen zu sprechen. Embden, Kalberlah und Engel zeigten 
zwar, daß aus frischem Muskel gewonnener Preßsaft bei kurzem Stehen 
erhebliche Mengen von Milchsäure bildet, eine Abhängigkeit des Um- 
fanges der Milchsäurebildung vom Gehalte des Saftes an Kohlehydraten 
ließ sich aber nicht feststellen. Vielmehr blieb der Zusatz von Trauben- 
zucker, Lävulose oder Glykogen ohne jeden Einfluß. Es blieb nich 
anderes übrig, als eine besondere Milchsäurevorstufe im Muskel A 
nehmen, die als „Lactacidogen“ bezeichnet wurde, ohne daß AU 
mit diesem Namen bestimmte chemische Vorstellungen verbunden 
werden konnten. "licht 

Das wurde erst durch weitere Untersuchungen ermöglien 
aus welchen hervorging, daß es im Muskelpreßsaft neben der 
Milchsäurebildung zur Bildung von anorganischer Phosphorsa m 
kommt, deren Menge unter bestimmten, leicht einzuhaltenden = 
suchsbedingungen, der von Versuch zu Versuch verschiedene 
Milchsäuremenge annähernd äquimolekular ist (Emb en 
Griesbach und Schmitz). Dieses Verhalten war nui 


1) Siehe hierüber: A. V. Hill, Ergebnisse der Physiologie, 
1916, S. 840. Embden, Meincke und S chmitz (nochan ai 1. 
öffentlichte Untersuchungen), 1. Parnas, Zbl. f. Phys., 1915, Bd. 39,5. 


Digtizec ey GOOGLE 


FRE É 


kaa a TE 


w S ORAS TLU SEE 2 DS 1 


a 

E 

z 
bil. 

E 

f 

| 

I 

u 


- phosphorsäu 


“7 -- 
`; > 


TE rn BE VL. e RO Ar 


. exotherme Reakti 


‚theoretischer, sondern auch all 


1919 — MEDIZINISCHE KLINÍK — Nr.30. 


>e 
t = 
BE un SE, 


d 


durch erklärbar, daß die im Muskelpreßsaft gebildeten beiden 


Säuren als Spaltungsprodukte ein und derselben Muttersubstanz 
anzusehen sind. Es gelang denn auch die Natur dieser. Mutter- 
substanz, wenigstens in ihrem charakteristischen Phosphorsäure- 
und Milchsäure bildenden Komplex, weitgehend aufzuklären: 


Embden und-Laquer konnten nämlich aus frischem Muskel 
vom Hund und Pferd eine Fraktion gewinnen, welche, im Gegen- 


satz zu allen anderen untersuchten organischen Phosphorsäure- 
verbindungen, ‘den Umfang der Milchsäure- und Phosphorsäure- 


bildung im Muskelpreßsaft steigerte und außerdem charakteristische 


Zuckerreaktionen gab. Aus eben dieser Fraktidn wurde schließlich 


‘eine charakteristische Osazonverbindung erhalten, die sich als 
völlig identisch mit einem Osazon aus Hexosediphosphorsäure er- 


wies, die unter gewissen Bedingungen bei der alkoholischen Hefe- 


= gärung in großen Mengen auftritt (v. Lebedew und Young). 
‘Ganz in Übereinstimmung hiermit konnte auch durch Zusatz eben 


dieser Hexosediphosphorsäure aus Hefe, im Gegensatz zu allen anderen 
Substanzen — außer dem Lactacidogen — der Umfang der Milch- 
säure- und Phosphorsäurebildung im Muskelpreßsaft gesteigert 
werden. 

stimmung im Aufbau der bei der Hefegärung auftretenden Hexosedi- 
ıre und des Muskelläctacidogens anscheinend die beiden 


Substanzen nicht völlig identisch sind. 0 
Das Lactaeidogen ist bisher n u r aus der quergestreiften Muskulatur 


. isoliert worden. Es fehlt auch in der. glatten Muskulatur, doch hat der 
‚ Preßsaft aus glatter Muskulatur und auch aus mehreren anderen’ 
‚ untersuchten Organen die Fähigkeit, Hexosediphosphorsäure aus Hefe 

und zum Teil auch Lactacidogen unter Milchsäure- und Phosphorsäure- 


bildung zu. spalten. Zusatz von Zucker rief unter den gleichen Versuchs- 


bedingungen nirgends‘ Vermehrung der Milchsäure ‚hervor. Hiernach . 


scheint die Annahme sehr naheliegend, daß nicht nur in der quer- 
gestreiften Muskulatur, sondern auch in anderen Organen, ja vielleicht 
im. Tierkörper ‘überhaupt, gerade so wie das offenbar bei’ der Hefe- 


gärung der Fall ist, der Abbau der Kohlehydrate stets erfolgt unter 


intermediärer Bindung an Phosphorsäure. Somit hat der Kohlehydrat- 


'abbau gleichsam eine synthetische Phase durchzumachen, und die 
Ablagerung des durch Synthese des Kohlehydrates mit Phosphorsäure 
‚entstandenen Lactacidogens ermöglicht ‘es dem Muskel, außerotdentlich 


rasch Milchsäure und daneben Phosphorsäure zu bilden, 


=, Die.Spaltung von Lactacidogen in Milchsäure und Phosphorsäure 
` ist ein exothermer Prozeß von einer Wärmetönung, die sich wohl nicht 


sehr wesentlich von der bei der Umwandlung von Traubenzucker in 
Milchsäure beobachteten unterscheiden dürfte, und es könnte die 
Lactacidogenspaltung in Milchsäure und Phosphorsäure diejenige 
on sein, welche die bei der Contraction nach Hill 


freiwerdende Wärme liefert und als unmittelbare Quelle der Entwicklung 
kinetischer Energie im Muskel anzusehen ist. | 

Es soll im folgenden nunmehr kurz besprochen werden, 
welche Umstände für die Bedeutung des -Laetaeidogens als 
Contractionssubstanz sprechen. Es wird sich bei dieser Besprechung 
ergeben, daß’ die Verfolgung dieser Frage keineswegs von rein 
SON em Anschein nach von ganz 
wesentlicher praktischer Bedeutung 'ist. i 
‚. Diẹ ‘den nachstehenden Auseinandersetzungen zugrunde 
liegenden Untersuchungen sind aus naheliegenden Gründen während 
des Krieges nicht veröffentlicht worden. Hier wird es nur möglich 


sein, die wesentlichen Versuchsergebnisse kurz zu schildern, wäh- . 


rend die ausführliche Publikation der Einzelarbeiten an anderer 


Stelle erfolgen wird. Ä 
~ Die Gründe, die dafür sprechen, daß das Lactacidogen 


als Contractionssubstanz anzusehen. ist, sind teils chemisch- 


anatomischer Natur, das heißt sie ergeben sich aus der 
vergleichenden Untersuchung der chemischen Beschaffenheit ver- 


Schiedenartiger ruhender Muskeln, teils sind sie chemisch- 
‚Physiologischer Art. | Ä 
| hen Tatsachen, 


. - Wir wollen zunächst die chemisch-anatomise 
die zugunsten der Bedeutung des Lactacidogens als Tätigkeits- 
substanz des 'quergestreiften Muskels sprechen, ins Auge. fassen. 
Es wurde oben erwähnt, daß die glatte Muskulatur im 
Gegensatz zur quergestreiften des Lactacidogens entbehrt, was 
bereits in einer früher veröffentlichten.Untersuchung als ein Hinweis 
darauf angesehen wurde, daß das Laetacidogen gerade- bei der 
rasch verlaufenden Muskeleontraction eine Rolle spielt!). Wir haben 
nunmehr zunächst untersucht, ob eine Beziehung besteht zwischen 
der Schnelligkeit der Contraction eines Muskels und seinem Gehalt 


an Lactacidogenphosphorsäure, den wir — in hier nicht näher zu 
Ba © ' Fr 

de ~) Martha Cohn und Rudolf Meyer, Über das Verhalten 
er Milchsäure und Phosphorsäure. im ‚Uteruspreßsaft. (Zschr. f. physiol. 
Chemie 1914, Bd, 988.58) | | | 


| Phosphorsäure, deren Differenz als Lactacidogen 


Es sei betont, daß trotz der weitgehenden Überein- 


schildernder Weise = als Differenz der im frischen Muskel und 
der nach. zweistündiger Einwirkung der Wärmestarre (bei welcher 
die Lactacidogenphosphorsäure quantitativ in anorganische Phosphor- 


säure umgewandelt wird) 
säure bestimmten. _ m. en ey | 
. “ Bekanntlich sind. die sogenannten weißen. Muskeln. durch die 
Schnelligkeit ihrer Contraction ausgezeichnet, dabei aber. leicht ermüd- 
bar. Auch rote Muskeln können schnell sein, gewöhnlich kontrahieren 
sie sich aber weit langsamer als die weißen Muskeln, und stets be- 
sitzen sie offenbar größere Ausdauer als die blassen. Beim Kaninchen, 
an dem ich gemeinsam mit Adler eine größere Anzahl von Ver- 


'suchen vorgenommen habe, wurde vor allem ein weißer, rasch.arbeiten- 


der Beugemuskel des Oberschenkels und außerdem: der rote Musculus 
semitendinosus verwendet, von dem man seit langer Zeit weiß, daß er 


sehr viel träger als der weiße Kaninchenmuskel arbeitet. Außer der. E 


sofort. und nach zweistündigem: Stehen vorhandenen anorganischen 


733 ° 
vorhandenen. anorganischen Phosphor-  - 
phosphorsäure angesehen 


wurde, wurde auch die 
‚...Gesamtphosphorsäure im 


` Abb. 1. } I 
| ER Ä Muskel ermittelt.- Die 
ar ERDE u : Differenz dieser Gesamt- _ 
„irele | Freie | Lactac- | h _ phosphorsäure und der 
< Pha phor: Fnosphor; Peirt eoi nach zwei Stunden vor- 
NT, = Pr 11 w 
ersotort |2 Stunden|” säure säure handenen anorganischen 
T RR 77 ee R Phosphorsäure, das heißt 
— lm A also die gesamte or- 
1| 99755 0,5872 |- 0,8112 |. 0,1608.  ganische Phosphorsäure, 
0,2397 0,3976 0,1579 0,2640 soweit sie nicht Läct- 
o |. 0,2815 0,6033 0,3218 0,2048 ‚aeidögenphosphorsäure 
0,2055 | 0,3800 0,1245 ' | 0,8477 ist, wird im folgenden 
g | 0,2529 0,5889 | 0,3310 0,1568 als Restphosphorsäure- .. 
0,1891 0,3481 | 0,1540 0,3305 bezeichnet. In der neben- 
Weißer Streckmuskel und roter Semitendinosus des stehenden Abb. 1 sind drei 
Kaninchens, derartige ‘Versuche am 


' weißen Beugemuskel und Semitendinosus des Kaninchens niedergelegt; 
die an der weißen Muskulatur gewonnenen Ergebnisse sind in Sperrdrück, _ 
die an der roten Muskulatur gewonnenen in gewöhnlichem Druck wieder- 

gegeben. Man sieht zunächst, daß die Menge der während des zweistündigen . 


Stehens ‘unter den Bedingungen der Wärmestarre gebildeten Phosphor- 
säure, das heißt also der Lactacidogenphosphorsäure, außerordentlich 
viel größer ist in der weißen Muskulatur als in der roten Muskulatur 
(Spalte 4, Tabelle I). In den drei in der Tabelle wiedergegebenen Ver- 
suchen schwankt der Wert für Lactacidogenphosphorsäure. in: dem 
weißen Beugemuskel zwischen etwa 0,31 und 0,33 %, im Semitendinosus 
hingegen zwischen etwa 0,12. und ‚weniger als’ 0,16%. Es ist also in 


der rasch arbeitenden weißen Muskulatur des Kaninchens annähernd 


die doppelte Menge Lactacidogenphosphorsäure als, in der langsam 
arbeitenden roten Muskulatur vorhanden. Umgekehrt verhält es sich 
mit der Restphosphorsäure, die sich in der langsamer, aber andauernder 
arbeitenden roten Muskulatur sehr viel reichlicher als in der weißen 
vorfindet (Spalte 5, Tabelle I). Noch weniger Lactacidogen als der 


Tote Semitendinosus des Kaninchens und. noch: sehr viel mehr Rest- 


phosphorsäure enthält der Herzmuskel. | 
Schon diese Untersuchungen an der Kaninchenmuskulatur zeigen 


also, daß tatsächlich die rascher arbeitende weiße Muskulatur mehr 
Lactacidogenphosphorsäure enthält als die lan | 


> 


Taube angestellt’). 
. Gerade diese bei 
Unterschiede in ihrem biologischen Verhalten. Der Hahn ist ein 
| . =. .sehr wenig. dauerhafter 


Abb. 2. Flieger, seine Flügel- 

a 5 ee nd bewegungen müssen als 
rasches Flattern. bezeich- 

Freie -Freie | Lactaci- = = net werden. Die Taube 
Phosphor- | Phosphor- | dogen- Rest- ist ein Flieger von ganz 


, s ; . | phosphor- i Piat 
Ne. | Säure [siuronach |phospbor-| A giure besonderer Ausdauer und 
bewegt sich mit großen, 


0 0/- 0 0 
h di k k | h .ziemlich rasch aufeinan- 
Weißer ee ee ; derfolgenden, ruderar- 
2) T . FR ss $ 

-gl osio | osz |. oas | omer. teen Flügelschlägen. 
6 0,8178 0,6247 0,3069 0,1197 - ie estimmung 
_ Roter Brustmuskel der Taube ‚der verschiedenen Phos- 
7| 02588 | 05032. | 0944 -| 04687  Phorsäurefraktionen er- 
8 | : 0,2664 | 0,4979 . | 0,2315 | 0,4520 gab nun beim Hahn einen 
| merklich höheren Wert an 


Lactacidogenphosphorsäure als bei der Taube 
Spalte 4)... Dies dürfte wohl unmittelbar mit dem besonders raschen 


Ablauf der Einzelbewegungen beim Hühnerflug zusammenhängen, doch 


<- 2) Noch unveröffentlichte Inaugural - Dissertation von Georg 
| Lyding, 1919. „an ” E 


` 


gsamer arbeitende rote, 
außerdem aber weit weniger Restphosphorsäure, und es lag nunmehr. 
.der Gedanke nahe, die Befähigung der Muskulatur zu lang andauern- 
‚der Leistung gerade mit der Höhe des Restphosphorsäuregehaltes in 
Verbindung. zu bringen. Weitere vergleichende Untersuchungen wurden 
am. weißen Brustmuskeln des Hahnes und dem roten Brustmuskel der . 


den Muskeln zeigen ja überaus charakteristische. . 


(Abb. 2, Versuch 4 bis 8, 


t 
- 
goi 


Seo sont 


A 
2 
ES ia Ead Be a 
Be ah C g S 
a he a. 


E 


ae e 
Kya hia iian 


š . Si l. s‘ Te 
BEIE LATER A: 


Ped y 

» 1 - 
EEE S iara RI O 
TORRE- ai o t LC . 


T N 
AT; TUN IR. 
\ i >: A aE 


TRE R ” . 
RNIT EP PRN eN 


KEL 


- De 
Wirren 


DIRT PN 
br ee 


` . 

PA 
trennten n 
aiD uiet 
L OED 


raten 


eur 


ee 
De 
Re: 
Fa Fu 


Se N 
nut ss 

maswes a 
LEN REN een, 


a ari a 


e aa 
pe 
EE 


Bee en 
= Free 
è 


TEEPE 


ans 
Parame t 
- 
Bas 


Dar mem 


ee. 
Er u 5% 


ITNT 


Sets, 
- 


- 
> 


-a o 


eo er 
-a 


a E a, a A: 


u. 
Ai A ep Drug 
š u ET E 
ei Fern -AR ain 
-~ š 


= 
on Iy 2 De Be 
Nez 
a 


= 
AN RT 


en] 


=. 


Te PaPe, mier oari bs 
Yun me ki = 
-~a 
a 


‘ 
e 
n DER 7 
I i 
F En 
4, i 
B N 
FREE RE 
NT 
v. SEOTI 
OENE Su ST RO 
+ AON un 
i 2. Are N 4 
fi z! N 
wur ai ei 
lm; 
È ia 
RE 
f A, 
“ (TE SERPIL 
! EN, 
W, k BL ar. 
ale og 
ie Novo 
2 En 
f: RN 4 R: 
u C = FR 
bd -i ae i 
yh irii, 
F N, > 
è a a By t 
7o reteg un) 
X: . en Ä 
n de ; 
Bd tt 
E ig 
` 


~ r 


t! 
P 
| 
hi 

li 

it 

I 

i 

R 
Vt a 


werden, wenn der Nachweis gelänge, daß es während der Muskel- 


734 


ist auch der Lactacidogengehalt der roten Brustmuskulatur der Taube 
ein recht hoher, wie denn auch dieser Muskel sicherlich als rasch 
arbeitender bezeichnet werden muß. Ein gewaltiger Unterschied besteht 
zwischen dem Restphosphorsäuregehalt im Brustmuskel beider Tierarten 
(Spalte 5); er beträgt beim Hahn ungefähr 0,1% und erreicht bei der 
Taube in allen Versuchen, die wesentlich zahlreicher als die hier wieder- 
gegebenen sind, den vier- bis fünffachen Wert. Die Anschauung, daß 
die Befähigung zu lang andauernder Muskelleistung mit dem hohen 
Restphosphorsäuregehalt zusammenhängt, erhält also durch diese Ver- 
suche eine gewichtige Stütze. 

In welcher Weise sich der Einfluß des Rest-Phosphorsäure- 
gehaltes auf die Dauerleistungsfähigkeit geltend macht, darüber 
können zunächst nur Vermutungen ausgesprochen werden. Es 
liegt nahe, daran zu denken, daß während der andauernden Tätig- 
keit Restphosphorsäure in anorganische Phosphorsäure und damit 
auch in Lactacidogenphosphorsäure umgewandelt werden kann, 
daß also die Restphosphorsäure gleichsam als eine Reservesubstanz 
für de Laetacidogenphosphorsäure zu betrachten ist, 
in Ähnlicher Weise wie offenbar das Muskelglykogen als ein Reserve- 
stoff für das Lactacidogenkohlehydrat angesehen werden muß. 
Konnte also der Beweis für den Übergang von Restphosphorsäure in 
anorganische oder Lactacidogenphosphorsäure während einer länger 
andauernden Muskelarbeit noch nieht erbracht werden, so gelang 
das in eindeutiger Weise unter etwas abweichenden Bedingungen, 

Bei Fröschen ist der Lactacidogengehalt in charakteristischer 
Weise von der Jahreszeit abhängig +). In der Winterruhe ist er wesent- 
lich niedriger als während des Sommers und Herbstes, ganz entsprechend 
der weit trägeren Beweglichkeit der Winterfrösche. Bringt man Winter- 
frösche in eine Temperatur von 28 bis 29° C, so steigt nach einigen Tagen 
der Lactacidogengehalt ganz beträchtlich an. Adler konnte nun in einer 
jüngst vorgenommenen, noch nicht veröffentlichten Untersuchung dartun, 
daß dieser Anstieg des Lactacidogens auf Kosten der Restphosphor- 
säure erfolgt. Hiermit ist die prinzipielle Möglichkeit des Übergangs 
von Restphosphorsäure in Lactacidogenphosphorsäure erwiesen. 

Die an Kaninchen, Hühnern, Tauben und Fröschen gewonnenen 
Ergebnisse lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Die 
Leistungsfähigkeit quergestreifter Muskeln spiegelt sich in dem 
Verhalten der verschiedenen Phosphorsäurefraktionen des Muskels 
wieder. Je rascher ein Muskel arbeitet, um so reicher ist er an 
Lactaeidogenphosphorsäure, je andauernder er zu arbeiten imstande 
ist, um so mehr Restphosphorsäure enthält er. 

Nach den oben gemachten Ausführungen ist das Lactacidogen 
als Tätiekeitssubstanz des Muskels zu betrachten, insofern seine 
unter Einwirkung des Reizes erfolgende Spaltung in Milchsäure 
und Phosphorsäure die unmittelbare Ursache der Contraction ist. 
Die Richtigkeit dieser Anschauung würde sehr viel wahrscheinlicher 


tätigkeit tatsächlich zu einer Spaltung des Lactacidogens unter 
Freiwerden von Milchsäure und außerdem von Phosphorsäure kommt. 
Das Auftreten von Milchsäure bei der Muskeltätigkeit ist — wie 
bereits oben erwähnt — längst von Fletcher und Hopkins 
am isolierten Froschschenkel erwiesen. Eine Vermehrung von an- 
organischer Phosphorsäure haben — in voneinander unabhängigen 
Untersuchungen — Parnas undWagner?), sowie F.Laquer‘) 
am gleichen Objekt vergeblich zu erweisen versucht. Laquer 
führt das darauf zurück, daß am isolierten tätigen Froschschenkel 
es vielleicht deswegen nicht zu Phosphorsäurebildung kommt, weil 
die synthetische Funktion der Kohlehydratphosphorsäurebildung der 
Phosphorsäureabspaltung die Wage hält. Tatsächlich weist schon 
der außerordentliche Unterschied in der Dauer der Leistungsfähig- 
keit eines in Luft und Ringerlösung tätigen Froschmuskels zu- 
gunsten des letzteren darauf hin, daß die Ursache der Ermüdung 
bei dem in Luft arbeitenden Muskel nicht in einer Erschöpfung 


- der Contraetionssubstanz, sondern in anderen Umständen gelegen ist. 


Ohne weiteres gelang der Nachweis der Phosphorsäureabspaltung 
aus Lactacidogen in Versuchen, die ich mit Meincke und Schmitz 
bereits im Jahre 1915 an Kaninchen und an Hunden anstellte. Läßt 
man Kaninchen gegen einen Widerstand arbeiten oder versetzt man 
Kaninchen oder Hunde in Strychninkrämpfe, so kommt es zu einer unter 
Umständen außerordentlich starken Verminderung des Lactacidogen- 
phosphorsäuregehaltes und einer entsprechenden Vermehrung des Ge- 
haltes an anorganischer Phosphorsäure. An Kaninchen, die durch 
Phlorizin glykogenarm gemacht wurden, deren Lactacidogen- 
bestand durch diese Vergiftung aber nicht wesentlich gemindert wird, 
kommt die bei der Arbeit im Muskel neugebildete anorganische Phos- 
phorsäure ihrer Menge nach unter Umständen weitaus stärker in Betracht 


1) Noch nicht veröffentlichte Inaugural-Dissertation von Camilla 
Wechselmann. 


2) Parnas und Wagner, Biochem. Zschr. 1914, Bd. 61, S. 387. 
3) F. Laquer, Zschr.f. physiol, Chemie 1914, Bd, 93, S. 161, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 


-_— 


als die Milchsäure. Offenbar gelingt unter diesen Umständen am cir- 
culierten Muskel die Beseitigung der Milchsäure leichter, als die der 
anorganischen Phosphorsäure. 
öftentlichte Versuche von Cohn machen es übrigens wahrscheinlich, 
daß es bei der Tätigkeit in den weißen Muskeln sehr viel leichter 
als in den roten zu einer Verminderung des Lactacidogenbestandes 


kommt, was mit der besseren Befähigung der roten Muskulatur zu 
Dauerleistungen im Einklang steht. | 


In jüngster Zeit vorgenommene, unver- 


Die Einwirkung der Arbeit auf den Phosphorsäurestoffwechsel 


des Muskels läßt sich nun aber nicht nur im Tierversuch, sondern 
auch am Menschen dartun. Schon seit langer Zeit ist es ja be- 
kannt, daß es durch angestrerigte Muskeltätigkeit zu einer ver- 
mehrten Phosphorsäureausscheidung in der 24stündigen Harnmenge 
kommen kann’). In erstaunlich deutlicher Weise trat diese Ein- 
wirkung hervor, als in einer gemeinsam mit Eduard Graie 
angestellten Untersuchungsreihe an zwei gesunden jüngeren 
Männern die Einwirkung der Muskeltätigkeit auf die Phosphor- 
säureausscheidung in kurzen (zweistündigen) Perioden untersucht 
wurde. Die Leute wurden während der ganzen Zeit vollkommen 
gleichmäßig ernährt und waren in der zu leistenden Arbeit (Drehen 
eines Ergostatenrades) sehr gut geübt. An den Arbeitstagen 
begann die Arbeit stets um 8 Uhr morgens, und wurde bis zu 
starker Ermüdung, die meist gegen 1 Uhr eintrat, in bestimmten 
Rhythmus ununterbrochen fortgesetzt. Nur zur Harnentleerung, 
die unmittelbar vor Arbeitsbeginn um 8 Uhr und dann in zwei 
stündigen Abständen erfolgte, wurden kurze Pausen eingeschaltet. 
Am deutlichsten war die Einwirkung der Muskelarbeit auf die 


Phosphorsäureausscheidung in der Periode von 10 bis 12 Uhr 


erkennbar. In der untenstehenden. graphischen Darstellung ist 


die Ausscheidung während dieser Zeit für diejenige der beiden 
Versuchspersonen, bei der die Einwirkung der Arbeit deutlicher 


es, gw 
ggn gsw | 


r 
03 


$ 


è 


mus | ns. 2m mea 


N 
PK 


3 
en: 


=.. mm seen." 
= nnman mamn 


- 
-> 
gms 
- 
- 


[} 

. + 

g u: pa pi ; 
Er Se, N A HEU 


Abb. 3. HsPOs-Ausscheidung bei Ruhe und Arbeit. 


hervortrat, wiedergegeben. Die Höhen der Linien entsprechen 
der Größe der HsPOs-Ausscheidung. Die Zahlen über den End- 
punkten geben die Ausscheidung in Gramm HsPO: wieder. - 
den Ruhetagen sind die Linien punktiert dargestellt, an den Arbeits- 
tagen sind sie ausgezogen. Man sieht die gewaltige Einwirkung 
der Arbeit auf den Umfang der Phosphorsäureausscheidung, die 1m 
der genannten zweistündigen Periode auf das Doppelte und Drel- 
fache des Ruhewertes ansteigen kann. Dabei sei hervorgehoben, 
daß die niedrigsten Ruhewerte erzielt wurden, als wir die Versuchs- 
person im Bette zubringen ließen. Alem Anschein nach führt 
schon das einfache Umhergehen zu einer gegenüber völliger Bett- 
ruhe vermehrten Phosphorsäureausscheidung durch den Harn. 
Schon Kaup hat in Selbstversuchen, von denen wir erst 
nach Abschluß unserer Arbeit Kenntnis erhielten, die Einwirkung 
der Muskelarbeit auf die Phosphorsäureausscheidung in ähnlich 
kurzen Perioden wie wir untersucht. Er kam dabei zu einem dem 
unseren vollkommen entgegengesetzten Ergebnis, insofern er eine 
deutliche Einwirkung der Arbeit auf die Phosphorsäureausscheidung 
durch den Harn überhaupt nicht feststellen konnte. Offenbar 
spielen individuelle Verhältnisse hier eine wichtige Rolle. M 
unseren beiden, lange Zeit durchgeführten Versuchen wären auc 
die in 24 Stunden ausgeschiedenen Phosphorsäuremengen währen: 
der Arbeit gegenüber der Ruhe ganz erheblich vermehrt. Die 
Phosphorsäureausscheidung durch den Kot war keineswegs ent- 


3 ') G.J. Engelmann, Arch. f. d. ges. Anat. u, Physiol. 1871, 
5. 114. Weitere Literatur hierüber siehe 18% Kaup, Einwirkung (07 


Muskelarbeit auf den St : 09. Neue 
Bd. 25. S. 254. n Stoffwechsel, Zschr. f. Biol. 19 


Digitized by Google 


peoo y 


b 


aA 


Ber 
~ 


Muskelarbeit zu ‚sehr großen Phosphorsäureverlusten durch den 


-Harn kommen kann. Der Einwirkung der. Muskelarbeit auf die. 
- . ‚Phosphorsäureausscheidung geht keineswegs eine solche auf die | 


N- oder Cl-Ausscheidung parallel. Fraglos. handelt es sich also 


.. um eine specifische Einwirkung auf die Phosphorausscheidung, eine 
. Einwirkung, die hach den bei Kaninchen und Hunden gemachten 
“ Erfahrungen wohl sicher auf die während der Arbeit vermehrte ' 


Lactacidogenspaltung in der Muskulatur zurückzuführen ist. 

“Wir haben bisher. nur über die Einwirkung der Arbeits- 
. leistung auf die. Phosphatausscheidung gesprochen. und möchten 
nun zu Versuchen’ übergehen, in denen wir umgekehrt den Einfluß 
von Phosphatzufuhr auf die Leistungsfähigkeit untersuchten. Solche 
. . Versuche lagen bei der Vorstellung, die wir uns über das Wesen 

des. Muskelchemismus bei der Arbeit gebildet hatten, nahe. ` 
.. Wenn es richtig war, ' daß die specifische, zur Contraction 


u führende chemische Reaktion in einer Spaltung des hexosephosphor- - 
„säurerartigen Lactacidogens zu Milch- und Phosphorsäure besteht, . 


so mußte umgekehrt die Muskelerholung mit Rückbildung von 
Lactacidogen äus Kohlehydrat und Phosphorsäure verbunden, ja 
durch diesen Vorgang wesentlich mitbedingt sein. Im Sinne einer 
voa Ewald Hering geprägten Ausdrucksweise wäre demnach 
„die unter Milchsäure- und Phosphorsäurebildung erfolgende Lact- 
'acidogenspaltung als dissimilatorische, die Rückbildung 
des Lactacidogens aus anorganischer .Phosphorsäure und Kohle- 
hydrat als assimilatorische Phase der Muskelarbeit zu be- 


trachten. Eine Erleichterung und Beschleunigung‘ der assimilà- 


' torischeh Phase und damit eine Verbesserung der Erholungsbedin- 
. gungen und eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit konnte dem- 
entsprechend vielleicht durch ‚Zufuhr der beiden Komponenten des 
. Laetacidogens, das heißt. durch Zucker- und Phosphatverabreichung 
erzielt: werden. | | | 
Versuche mit Zuckerverabreichung sind bereits vor längerer 


Zeit, namentlich von Zuntz und Schumburg, vorgenommen 


worden, Die ‚günstige Einwirkung des Zuckers auf die Leistungs- 
fähigkeit war zwar eine deutliche, jedoch nicht so beträchtlich, 


daß die Einnahme von größeren Zuckermengen, z. B. bei Märschen, 


‚allgemeinere Verbreitung gefunden hätte. 
' Eine Steigerung der muskulären Leistungsfähigkeit durch Phos- 
phatzufuhr zu erzielen, haben wir auf ziemlich verschiedene Weise und 


— wie gleich hier erwähnt sei — mit bestem Erfolge versucht. Eine. 


. größere Anzahl von langdauernden Versuchsreihen wurde am Ergo- 
- Staten vorgenommen. Das Rad des Ergostaten. wurde so lange gedreht, 
bis die Versuchsperson (es handelte sich um kräftige Soldaten, die 
Sich freiwillig zu diesen Versuchen gemeldet hatten) angab, nicht mehr 


weiter drehen zu können. Die Drehung erfolgte in einem ganz be-, 


stimmten Rhythmus, der durch ein alle zwei Sekunden ertönendes 
Glockensignal angegeben wurde. Die Bremsung des Rades war in den 
Vergleichsversuchen an ein und derselben Person natürlich stets die 
gleiche und nur ziemlich gering, weil es uns darauf ankam, die Ein- 


wirkung der Phosphatzufuhr gerade auf eine Muskelarbeit, die, wie etwa | 


der Marsch, nur durch ihre lange Dauer ermüdet, zu untersuchen. Das 

j Ergebnis ań fünf von den sechs ersten Personen, an denen wir Unter- 

“ suchungen 'yornahmen, war durchaus positiv, während sich bei der 
sechsten Person keinerlei deutliche Einwirkung des Phosphates auf 


u 2 
a» |x 3 
1 u 
3 H 1 X 
n 
14 19 30 | 
na au „ul rafle 
i 
8 pi i ! h l C l 
6 7 e er ’ R i I ý ` 1 | 
N 9 o t ' ! I i l L N 
g 12T, t >œ it i i K ti i 
4, ar t o ' > TR i 
Baus zaE al Kl “ir 
p E i gal u : } 1 ki t j 
E es N, AEs E ass et i a i 
3 | u tr Fe en 5 T E i I l ' i 
, | b ' p; ie i ' i 1l 
[] Å. d ; i èt ' ' I i 1] i t 7 i N 
1 ! t; i ; t t ) e t t í ı 4 E 
2: ze ra 5 li’ a Pos i ! 
| A r S r E E r E ) l 1 
f] £ i a n a | l i t l N 
TE a Pr N ' i i i Eu 
B E TEEGEE EEEEEEEEE oì? 
a E Ber | r l e ; a 0 1] i N 
i i f t ‘ ‘ N H « i ei t N i i r È : 
ea bh tr A a u u u + ur 1 iI f. 
er a a u H i aì l 
a Tas E AT |: if: 
/ TAS E e a etaa eane? ya N pa ! 
S A a E : E t.e: l j A 1 
, t ' t i r , è t I 
' : - m Aa t 3 ? ! i ° t 1 1 i ! u 
i ' ! ae | l ' l ' f i u | . 1 1 1 
3300 ye „7 Ra ZUR Wi WE AES vv Vor W 7 78459” "730: 
e ET g sg no cne ma ses so neo ow 1866 We my NO na a9 


i Sen Abb. 4 f 
die Leistungsfähigkeit feststellen Jieß. Zwei dieser Untersuchungen 
er „unten graphisch. dargestellt.‘ Die Höhe der Linien entspricht hier- 
ei der. Umdrehungszahl‘ des Ergostaten bis zur Ermüdung der Ver- 
Suchsperson, die Umdrehungszahlen sind am unteren Ende der Linien 
angegeben.. An den Tagen, an denen kein Phosphat verabreicht war, 


A ee) 


- 


mn ri ' ne en BD 
-27.Jui. | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. N u. ee... Ber, 
`. sprechend verringert, sodaß es fraglos unter der Einwirkung der | sind die.Linien punktiert, an den Tagen, an denen die Arbeit. unter a 
Phosphatwirkung erfolgte, sind sie ausgezogen. Wir seben in Abb. 4 ehe: 
Übung in einem von Tag zu Tag fort- we 


zunächst die ‚Wirkung ' der 
schreitenden .Ansteigen der Umdrehungszahl. In dieser Abbildung sind 
übrigens die ersten fünf. Arbeitstage. nicht mit dargestellt. Vom Abend 
des fünften Arbeitstages 'ab erhielt die Versuchsperson. einen mit einer. 
bestimmten Zuckermenge gesüßten, schwach ‚weinsauren  Scheintrank. 
Während ‘der folgenden fünf Tage, den ersten in unserer graphischen - 
Darstellung wiedergegebenen, erfolgt ein weiterer Anstieg der Drehungs- 
zahl. Am Abend des fünften auf der Abbildung eingezeichneten Ver- _ 
suchstages und am darauf folgenden erhielt. die Versuchsperson je 5g | EN 


LIT A 
Cre aa iia] 
Dont U aiae ge- 

A 


Be NT IS 

Ir 

ar De 
[ey 3 8 re 


primäres Natriumphosphat (NaH2PO.) in 250 cem Wasser. Der Trank © =o ii a 
wär ebenso wie der Scheintrank mit 10 g Rohrzucker gesüßt. - Eine Bere 
Einwirkung des Phosphats auf die Leistungsfähigkeit ist nicht erkenn- n ae a: 
bar... Möglicherweise hängt dies mit der Schlafstörung zusammen, die . ... adeng 
hier auftrat, wie sehr häufig,’ wenn man Phosphat zuerst des Abends . u an: 
verabreicht, -sich ‘bei wiederholter Verabreichung aber zu verlieren | ie 
pflegt. Wir werden auf diese Störung noch zurückkommen. Auf die KOE 
beiden ersten Phosphattage folgten wieder fünf Tage mit Scheintrank, ER 
während welcher — nach vorübergehendem Absinken der Drehungs-- Sul 
zahl — eine weitere Steigerung der Arbeitsleistung erfolgte. Während - a 
der letzten beiden Tage dieser Periode betrug die Drehungszahl 7848 ee al = 
und 7822. -Die Verabreichung des. Scheintrankes erfolgte während dieser, Jaja 
Zeit am Versuchsmorgen um 6!/a Uhr, 1!/, Stunden.. vor. Versuchs- Ba 
, beginn. -Zur selben Zeit wurden. an den nächsten beiden Tagen Den paR 
wiederum je 5 g Phosphat gegeben, die Drehungszahl stieg auf über: p. ij 
9000 an. Leider wurde versäumt, hier eine Nachperiode mit der gleichen Be re 
Ergostatenbremsung einzuschalten, vielmehr wurde am Nachtäge mit oh Hi É 
Scheintrank die Bremsung erheblich vermehrt, wodurch das Absinken BD CE 
auf 5220 Drehungen ‘sich erklärt. Vom i6. bis 18. Versuchstage hebt — .. Apii 
sich die Drehungszahl wieder auf 7600 bis 7700. Der Scheintrank eh 
‘wurde während der letzten Tage der Periode wieder am Vorabend um — = = ne 
9 Uhr verabreicht und am Abend des 18. und 19. Versuchstages er- N 
hielt die Versuchsperson je 7,5 g Phosphat mit der gleichen Zucker- Ze, ki. 
und Flüssigkeitsmenge wie vorher den Scheintrank. Die Drehungs- > A | 
Ey { 


iage bedeuten .eintägige V.ersuchspausen. 


reicht. Am Abend des 7. Versuchstages erhielt die Versüchsperson 


© 


‚ unseren.. | l 


‚sinken. 


suchen mit genau .der gleichen Versuchsanordnuug vorzunehmen. Die 


zahl steigt von 7700 am letzten Vortage auf je 9140 an’ den beiden 
Versuchstagen an, um an.den folgenden Nachtagen, dem 21. und 22. 
Versuchstage, wieder hahezu auf die Werte. der letzten Vortage. zu | 
Die Versuchsanordnung blieb. während der ganzen Folgezeit ci 
vom 23. bis 32. Versuchstage die gleiche. Jedesmal, wenn am Vorabend Rue, 
Phosphat (je 7,5 g) verabreicht war, erfolgte ein starker Anstieg der a 
Drehungszahl, an den phosphatfreien Tagen hatte diese fast konstante 
Werte erreicht. Im Prinzip ganz ähnlich verlief der in Abb. 5. dar- 
gestellte ‚Versuch, der von Anfang an wiedergegeben ist. Die größeren 
Zwischenräume zwischen dem 3. und 4, und dem 9. und 10. Versuchs- 
Auch hier wurde vom 
4. Versuchstage ab an den phosphatfreien Tagen Scheintrank verab- 


LIEWMITIER 
Sn IT 
a 


rt Ste 
= ” E ” 


- 


g 
}. 
(J 

X. 
a 
En 


zum‘ ersten Male 5 g Phosphat, wonach Schlafstörung eintrat. Eine 
merkliche Leisturigssteigerung trat am 8. Versuchstage nicht ein. Das 
Absinken der Leistung vom 9. zum 10. Versuchstage ist wohl auf Be 
Übungsverlust durch ‘die vorangehende Versuchspause zurückzuführen. ~ `. Tr chf! 
Am Morgen des 13. Versuchstages, 1!/2 Stunden vor Versuchsbeginn, | 
wurden wiederum 5 g Phosphat verabreicht; an diesem und allen fol- 
genden Phosphattagen erhebt sich die Arbeitsleistung: ganz wesentlich 
über die phosphatfreien Vortage und Nachtage. Sie ist bei dieser 
Versuchsperson auch nach langdauernder Übung an den phösphatfreien 
Tagen freilich nicht so gleichmäßig wie bei. der ersten, sodaß die 
graphische Darstellung dadurch: ein etwas unregelmäßiges Aussehen ET 
erhält. Das Gesamtergebnis ist bei dieser und einer Reihe weiterer Eee 
Versuchspersonen aber im Prinzip’durchaus das’gleiche. Herr Kollege Eon 


Sr 
N vy eege aaee e e, 
E E EA a. 
eE RT l 
= 
3 
2 


© PERS P ange Se 
RT ng 
win 
= 
A 


u. 
4 
_ vu 8% |.» Is 
, E PN 14e] ER 2, Jal: 
m SE P o! i ! 
Aa b à | f H i i N i i A I 
8 un If Lado fipif: 
a ERTETEN 
Silit je) E Ifo u 
jii E E a ar Dun Bas ar u are E E: 
! i 2 ! i i 1 1 | 
3 t d EE up È i i. ' i H : 
3 OPTI E PEI u u u Eu Eu un nu 
EEE II EEE EL ENTE. 
4 H td N l t ! ; 4 H i | ! i i h L i al- 
‚ bs ar u S DE i h ` - 1 | 
EEE O PETISE Bu Eu Bu Ba Du u u u u Du u u Be 5 i 
is Fj jiji pafa 1 ad] } : | h 
EE i i t i GE € i ` 
Ș i 12. ER Bo Da DIN il fi 4 i H } 4 
u a P „u u n” pp 9% PR an esn” e” inf a oa T 57 gen pa $ m & "4 RS 
Abb. | 


Ellinger, der Pharmakologe unserer Universität, hatte die Freund- _ 
lichkeit, in seinem Institut ebenfalls eine Reihe von Ergostatenver- 


Versuche führten im wesentlichen zu denselben Ergebnissen wie die 


736 


j819 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. ee. 


. Juli. 


Nunmehr wurde die Wirkung des Phosphates auch an der 
marschierenden Truppe erprobt, und zwar in einer ganzen Reihe 
von Versuchen, die zunächst bei verschiedenen Ersatztruppenteilen 
vorgenommen wurden. Im einzelnen soll auf diese Versuche hier 
nicht eingegangen werden. Sie waren stets so angeordnet, daß 
ein Teil der Truppe einen Scheintrank, ein Teil den Phosphat- 
trank erhielt, wobei in den späteren Versuchen meist die in drei 
Portionen verabreichte Tagesgabe von 7,5 g pro Mann eingehalten 
wurde. In allen Versuchen, in denen der Truppe wirklich starke 
Marschleistungen zugemutet wurden, besonders aber, wenn es am 
= Versuchstage. recht heiß war, war die günstige Einwirkung des 
Phosphates ganz unverkennbar. Öfter konnte die marschierende 
Kolonne, die Phosphat erhalten hatte, auch von Beobachtern, die 
über die nähere Anordnung des Versuches nicht orientiert waren, 
ohne weiteres an ihrer größeren Frische erkannt werden. Be- 
sonders sinnfällig war es, daß die Phosphatleute weniger schwitzten 
‚und daß starke Rötung des Gesichts, im Gegensatz zu den Mann- 
schaften, die Scheintrank erhalten hatten, auch bei sehr anstrengenden 
Märschen in der Hitze nur selten auftrat. Auch die Einwirkung 
auf die Stimmung der Truppe war unverkennbar. Von der Truppe 
unbemerkte Beobachter konnten wiederholt feststellen, daß zu einer 
Zeit, wo die Mannschaften ohne Phosphat völlig verstummt waren, 
die Phosphatsoldaten sich noch fröhlich lachend unterhielten. 
Mehrfach geschah es auch, daß die Phosphatmannschaften, welche 
zunächst in einem Abstand von vielen hundert Metern hinter denen, 
welche Scheintrank erhalten hatten, hermarschierten, während der 
späteren Marschperiode die vornmarschierende Kolonne einholten. 


Bei einem etwas größer angelegten Versuche an einer Infanterie- 
division im Felde ergaben sich gewisse Schwierigkeiten und Störungen, 
die im wesentlichen wohl durch die damals noch nicht genügend 
genaue Dosierung des Phosphats hervorgerufen waren. Aber auch 
hier wurden bei einem Regiment, bei dem Phosphatmannschaften 
mit Scheintrankmannschaften verglichen wurden, die gleichen 
günstigen Beobachtungen wie in der Heimat gemacht. Bei anderen 
Regimentern, bei denen der Vergleich mit Phosphatleuten und solchen 
mit Scheintrank nicht durchgeführt wurde, waren die Ergebnisse 
nicht eindeutig und zudem stellten sich bei zahlreichen Mann- 
schaften angeblich Störungen des Schlafes, bei manchen auch eine 
stark abführende Wirkung des Phosphates. ein, die in den Heimat- 
versuchen mit genauer Dosierung kaum jemals beobachtet worden war. 


Ganz kurz sei auch noch auf einige — zum Teil recht groß 
angelegte — praktische Anwendungsversuche hingewiesen, die bei 
Untertagearbeitern in Kohlenbergwerken verschiedener Bezirke zur 
Durchführung gelangten, Durch die mangelhafte Ernährung während 
des Krieges war die Gesamtleistung unter Tage, je Mann und Schicht, 
das heißt die durchschnittliche tägliche Förderleistung des einzelnen 
Untertagarbeiters, öfter außerordentlich stark gesunken, In mehreren 
Bergwerken konnte nicht nur das subjektive Wohlbefinden mancher 
Bergleute durch tägliche Verabreichung einer Limonade, welche 
3 g primäres Natriumphosphat enthielt, günstig beeinflußt werden, 
sondern in zwei langdauernden Versuchen in großen Bergwerken 
ging auch die Gesamtleistung unter Tage, je Mann und Schicht, 
merklich in die Höhe. In Abb. 6 ist für den einen dieser Versuche 
die Gesamtleistung unter Tage im Monatsmittel von Januar 1917 


Y ipa so Anm » Ad has rt 
ao, Fi Hu heuer he Hr GER! a re 


Abb. 6. 


ab dargestellt. Man sieht, daß diese Gesamtleistung von der 
Größe 79 im Januar 1917 unter der Einwirkung der Kriegsernährung 
auf die Größe 73 im Dezember 1917 absinkt. Ein weiteres starkes 
Absinken findet während des ersten Teiles des Januar 1918 (auf 
70) statt. Am 18. Januar beginnt die Verabreichung des Phosphat- 
trankes, die in diesem Falle durch die Bergwerksverwaltung so 
gut organisiert war, daß bei völliger Freiwilligkeit der Teilnahme 
am Versuch, von vornherein nicht viel weniger als 90 % der Beleg- 
schaft den Trank täglich vor Schichtbeginn genoß. Der aus der 


graphischen Darstellung deutlich hervorgehende Wiederanstieg der 
Förderleistung, der sich unmittelbar an die Phosphatverabreichung 
anschloß, wurde, nachdem er eine Reihe von Monaten trotz dauernd 
ungünstiger Ernährungsverhältnisse und trotzdem auch die Abbau- 
verhältnisse sich durchaus nicht gebessert hatten, angedauert 
hatte, von der in Frage kommenden Bergwerksverwaltung mit 
Sicherheit auf die Phosphatwirkung zurückgeführt. Die Anwendung 
des Phosphates in dieser Zeche ist, ebenso wie in einer Reihe 


anderer, erst durch die Ereignisse der Revolution unterbrochen 
worden. 


Es soll keineswegs verschwiegen werden, daß andere An- 
wendungsversuche im Bergbau weniger günstig als die beiden 
soeben erwähnten verliefen, ja, daß in mehreren Fällen ein posi- 
tives Ergebnis überhaupt nicht erzielt werden konnte. Die Organi- 
sation so groß angelegter Versuche ist überaus schwierig und 
mancherlei leicht verständliche Widerstände setzen sich ihrer 
Durchführung entgegen. Auch ihre Beurteilung ist eine äußerst 
verwickelte, sehr viel Erfahrung und Kritik erfordernde Aufgabe, 
Es darf vielleicht als ein für die Beurteilung der Versuche im 
Bergbau wichtiges Moment angesehen werden, daß gerade die eben 
angedeuteten Vorbedingungen für eine erfolgreiche Versuchsdurch- 
führung und Versuchsbeurteilung in den beiden fraglos günstig 
verlaufenen Versuchen besonders gute waren. Irgendwelche Ge- 
sundheitsstörungen wurden, von den unten zu erwähnenden 
Nebenwirkungen abgesehen, während der weit über ein Jahr 
sich erstreckenden Versuche an mehreren tausend Leuten nicht 
beobachtet. 

Wir haben bisher ausschließlich die Einwirkung des Phos- 
phats auf die muskuläre Leistungsfähigkeit besprochen. Sicherlich 
ist aber die Phosphatwirkung nicht auf die Muskulatur beschränkt. 
Schon bei den ersten Versuchen an Soldaten fiel die ausgeprägte 
psychische Frische der Phosphatmannschaften in die Augen. Zu 
einer genaueren Verfolgung der Einwirkung des Phosphates auf 
das Nervensystem wurde ich aber erst durch eine Selbstbeobach- 
tung geführt, die unabhängig von mir auch Herr Kollege Bethe 
anstelle. Wir nahmen gleichzeitig etwa um die Mittagszeit ein 
neues Phosphatpräparat zu uns, nur um uns über seinen Geschmack 
ein Urteil zu bilden. Ich bemerkte am Nachmittage, zu einer 
Zeit, wo ich starke Ermüdung zu spüren pflegte, eine auffällige 
Frische, die mit einer gewissen Euphorie verbunden war, Ich 
wies zunächst den Gedanken, daß es sich hier um eine Phosphat- 
wirkung handelte, von mir, am nächsten Morgen teilte mir aber 
auch Herr Bethe spontan mit, daß er sich am Nachmittage ganz 
auffallend frisch und leistungsfähig gefühlt habe. Daraufhin wurde 


nun die Einwirkung des Phösphats auf das psychische Verhalten 


an einer größeren Anzahl von Versuchspersonen, zunächst meist 
Ärzten, untersucht. Das Ergebnis war kein einheitliches, Manche 
Personen gaben an, überhaupt keine Einwirkung des Phosphates 
auf ihr Befinden zu verspüren, während zahlreiche andere eine 
deutlich erfrischende Wirkung bemerkt haben wollten. Mehrere 
Personen zeigten nach Phosphateinnahme eine ganz auffällige 
Steigerung der Lebhaftigkeit, die ohne weiteres auch ihrer Um- 
gebung bemerkbar wurde und sich in gesteigerter Gesprächigkell, 
in ausgesprochenem Tätigkeitsdrang, auch wohl in einer gewissel 
motorischen Unruhe, äußerte. Schon früher erwähnte ich, daß bel 
vielen Personen am Abend verabreichtes Phosphat zu Störungen 
des Schlafes führte. Nicht immer handelt es sich dabei um aus 
gesprochene Schlaflosigkeit, sondern öfter um einen eigenartigen, 
oberflächlichen Schlaf, aus dem man schon durch geringfügıb® 
Geräusche geweckt wird. Vielfach wurde auch eine günstige Ein- 
wirkung des Phosphats auf die Stimmung beobachtet: Personen, 
die durch die Kriegsverhältnisse sehr niedergedrückt waren, eMP- 
fanden nach der Einnahme des Phosphats eine gewisse psychische 
Erleichterung, und es ist mir eine Reihe von Fällen bekannt, W 
denen dauernde Einnahme von Phosphat in dieser Hinsicht dauern 
günstig wirkte. Lassen solche Personen das Phosphat fort, 5° 
tritt nach einigen Tagen eine Verschlechterung ihres psychischen 
Befindens ein, die durch neue Phosphatzufuhr beseitigt werden 
kann. Ich bin mir wohl bewußt, wie außerordentlich vorsichtig 
man in der Deutung gerade von derartigen psychischen Erschel- 
nungen sein muß, aber die Auswahl der Versuchspersonen 

es als ausgeschlossen erscheinen, daß es sich etwa nur um sus 
gestive Wirkungen oder dergleichen gehandelt habe, Übrigen® 
wurde die erregende Wirkung des Phosphates keineswegs von 
allen Versuchspersonen unbedingt angenehm empfunden: Neurasthe- 
niker fühlen sich im Gegenteil manchmal durch das Phosphat W 


ihrem psychischen Befinden ungünstig beeinflußt. Ausgesprochen 


L a, 3 > 
| NS N 
| -A wa | 
\ u % y ~ 

| AZT ~. 


L x IL < - 
IITI7Z AN ® N | 
IUZeO Dy WI 

Pd 


u un. e w a .- -= = 
s Tomt mg = 
. Š 


werden kann. 


. wieder sehr gut imstande. waren. 


'emnahme ‘sich wesentlich frischer fühlten. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 


unangenehme Nebenwirkungen des Phosphates, die mit Sicherheit 


~ oder Wahrscheinlichkeit. auf das Nervensystem zurückzuführen 
sind, wurden, von der Schlaflosigkeit abgesehen, nur ganz ver- 


einzelt beobachtet. So trat bei mehreren Personen einige Zeit 


-~ nach der Phosphateinnahme mehr oder weniger ‘starkes Herz- 
“klopfen, ein. Die Beschleunigung der Darmentleerung, die bei 
‚manchen Personen ‚eintritt und ja schon längst zur Verwendung . 
von Phosphat als Abführmittel geführt hat, dürfte vielleicht auch 
»nicht als reine Salzwirkung zu betrachten sein: es wäre denkbar, 


daß dabei auch die Erregung irgendwelcher nervöser Elemente 
innerhalb oder außerhalb der Darmwand eine Rolle spielt. Schlaf- 
losigkeit und abführende Wirkung, die sich unter Umständen bis 
zu Durchfällen steigern kann, verschwinden übrigens meist bei 
öfter wiederholter Anwendung des Phosphates. So klagten die 


Personen, mit welchen die oben geschilderten Ergostatenversuche . 
vorgenommen wurden, stets die ersten Male, wenn sie am Abend 


größere Phosphatmengen .erhalten hatten 


! , über Schlafstörungen, 
während sie später ausgezeichnet schliefen. | 


~ Jedenfalls mahnen die eben erwähnten Nebenwirkungen des 
'Phosphats zu durchaus vorsichtiger Anwendung. Das Phosphat 
kann 'kaum als eigentliches Arzneimittel bezeichnet werden, da | 


es .ein. vollkommen normaler Nahrungsbestandteil ist. Es be- 
sitzt aber ebenso wie andere anorganische Nahrungssubstanzen — 
ich erinnere nur an die Kalksalze — eine ausgesprochene physio- 
logische Wirkung. Vielleicht sind manche. bekannte Wirkungen 


von Nahrungs- ünd Genußmitteln, die bisher auf ganz. andere 


Bestandteile zurückgeführt wurden, ganz oder teilweise durch 


Phosphat’ bedingt; so z. B- die ausgesprochen anregende Wirkung . 


der ;Fleischbrühe, die bisher, ausschließlich auf (chemisch freilich 


nicht näher definierte) organische Substanzen bezogen wurde. 


Jedenfalls sollte viel mehr als bisher auf den Phos phatgehalt der 


"Nahrung geachtet werden. Besonders leicht lassen sich größere 


Phosphatmengen mit kleiehaltigem Brot dem Organismus zuführen, 
worauf Herr v. Noorden zuerst meine Aufmerksamkeit lenkte, 


nach dessen gemeinsam mit J. Fischer vorgenommenen 


E Untersuchungen das Phosphat aus der Kleie, im Gegensatz zu 


älteren Anschauungen, bei manchen Personen sehr gut resorbiert 


_. Nach den eben gemachten Ausführungen über die Einwirkung 


des Phosphats auf das Nervensystem könnte man vielleicht glauben, 
daß, das Phosphat ausschließlich eine Art Stimulans sei. Sicherlich 


ist es bis zu einem gewissen Grade ein Reizmittel für das Nerven- 
system, . freilich ein durchaus physiologisches, und man kann es 
bei der Art seiner Einwirkung auf das physische und psychische 

Daß 


Wohlbefinden geradezu’ als ein Genußmittel bezeichnen. 


dennoch das Phosphat auch unmittelbar auf den Muskel eine 
eistungssteigernde.. Wirkung ausübt, das geht aus Versuchen her- 
vor, die kürzlich von Fräulein Neugarten unter Leitung von 
Bethe im hiesigen Institut für animalische Physiologie am iso- 
lierten Froschmuskel angestellt wurden 1). a 

Über die Einwirkung des Phosphats bei eigentlichen Krank- 


 heitszuständen habe ich keinerlei eigene Erfahrung. Ich möchte 


aber doch ganz kurz auf das hinweisen, was die klinische Beob- 
achtung nach den mir gemachten Mitteilungen bisher ergeben 
hat, Das Phosphat wirkte ‚günstig in manchen Fällen von Er- 
schöpfungszuständen, wo es eine sichtbare ‚Steigerung der Frische 
und Leistungsfähigkeit hervorrief, Wiederholt habe ich von Per- 
sonen gehört, die infolge der ungünstigen Kriegsernährungs- 


- Verhältnisse so geschwächt waren, daß sie Gartenarbeit nicht mehr 


leisten konnten, wozu sie.bei regelmäßiger Einnahme von Phosphat 
ie i Hierher gehört auch wohl die 
Fr ‚einer. hiesigen. Säuglingsfürsorgestelle gemachte Beobachtung, 
aß schlecht ernährte, stillende Mütter bei dauernder Phosphat-- 
k Von anderer Seite 
an allerdings eine günstige Einwirkung des: Phosphats auf 
Fon Befinden Stillender nicht einwandfrei festgestellt werden. 
i p bei Rekonvaleszenten, besonders auch solchen nach fieber- 
E en Erkrankungen, soll das Phosphat günstige Wirkungen ent- 
F N Ferner wurde in einzelnen Fällen vón Otosklerose, die ja 
Be ach als eine Erkrankung nervöser Apparate angesehen wird, 
Ion gunstige Einwirkung auf’das Befinden, namentlich auf die 
übjektiven Ohrgeräusche, beobachtet. In manchen anderen Fällen. 


wurde ‚sie freilich vermißt. Keine günstigen Erfahrungen wurden 


und an, Gertrud Neugarten, Der Einfluß der H-Ionenkonzentration 
Musk In ‚thosphorsäure auf Erregbarkeit und Leistungsfähigkeit der 
ein. (Pflüg. Arch. 1919, Bd. 175, S. 94.) 


- 


gewonnen bei Neurasthenikern, bei denen — wie bereits oben er- 
wähnt — unter Umständen die ungünstigen Nebenwirkungen des 


Phosphats in den Vordergrund traten, sowie bei organischen Er- 


krankungen des Nervensystems. . Auch eigentliche Depressions- 


"zustände konnten durch Phosphat nicht gebessert werden. Ich _ 


verdanke diese klinischen Mitteilungen den Herren Kollegen 


Engel (Dortmund), Grober (Jena), Kalberlah (Frankfurt 
a.M.), v: Mettenheim (Frankfurt a. M.), Neuberger (Frank- 


furt a.M.), v. No o r.d-e n (Frankfurt a, M.) uùd' Vo B (Frankfurt a. M.). 


Die gesamten Beobachtungen über das Verhalten des Phos- . 


phats bei Erkrankungen ermöglichen es noch keineswegs, die kli- 


nische Anwendbarkeit dieser Substanz fest -zu umgrenzen. Das 
‚wird nur durch die Mitarbeit: zahlreicher praktizierender Ärzte er- 


möglicht werden können. Und gerade der Wunsch nach dieser 


Mitarbeit hat die Veröffentli 
Zeitschrift veranlaßt. | 

‚ Zum Schluß sollen nur noch 
wendungsform und Dosierung des Phosphats gemacht werden. Das 
Phosphat. wird am besten in stark verdünnter wäßriger Lösung als 
Trank genommen, und zwar des Morgens oder jedenfalls im Laufe des 
Vormittags, um Störungen des nächtlichen Schlafes zu vermeiden. 
Die täglich anzuwendende Menge beträgt 3 g reinstes primäres. 
Natriumphosphat (Na H2 P O: Natrium biphosphoricum), bei þe- 


sonders phosphatempfindlichen Personen weniger (2 g), bei wenig 


empfindlichen auch mehr (4 bis 5 g). Die täglicb. zu verabreichende 
Menge wurde .bisher meist auf einmal gegeben in einem großen 
Wasserglase voll Wasser. (etwa 200 ccm) ‚und kann mit Zucker 
oder Süßstoff gesüßt werden. Das „Natrium biphosphoricum“ 
kann in Pulverform oder Tabletten verschrieben werden. Eine 


| sehr angenehme Form, wie sie besonders bei stillenden Müttern 
zur Anwendung kommt, ist folgende: 45 g Natrium biphosphorieuni 
(primäres Natriumphosphat), 0,25 g.Krystallsaecharin, 1 cem Citronen- 


essenz (verwandt wurde.die Essenz der Firma Schimmel in Miltitz 
b.-Leipzig) auf 150° cem- kalten Wassers auffüllen. Von dieser 
Stammlösung messen sich die Patienten täglich 10 cem ab, die 
sie im Trinkglase mit frischem, kaltem Wasser auf etwa 200 auf- 
füllen und auf einmal trinken. Es muß streng darauf geachtet. 
werden, daß die sauren Lösungen nicht mit irgendwelchen Metall- 
teilen (Löffeln und so fort) in längere dauernde Berührung. kommen!), 
' Die wesentlichen Ergebnisse der vorliegenden Mitteilung 
sind folgende: | Zn 2; 
, 1. Das Lactacidogen, das nahe verwandt ist mit der bei der 
alkoholischen Hefegärung auftretenden “Hexosediphosphorsäure, 
ist allem Anschein nach .als | 


zerfällt es in Milchsäure und Phosphorsäure. ‚ 
2. Das Lactacidogen findet sich in rasch arbeitenden (weißen) 


quergestreiften Muskeln in wesentlich größeren Mengen als in lang- 


sam arbeitenden roten Muskeln, während die Menge der organi- 


‚schen Nichtlactacidogenphosphorsäure, die als Restphosphorsäure 


bezeichnet wird, von der Dauerhaftigkeit der Arbeitsfähigkeit des 
Müskels abhängig ist.. Je andauernder ein Muskel arbeiten kann, 
um so größer ist sein Gehalt an Restphosphorsäure.  — >| 
~. „83. Durch 'Muskelarbeit nimmt der Gehalt des Muskels an 
Laetacidogenphosphorsäure ab unter entsprechender Zunahme der 


anorganischen Phosphorsäure.  _ 


4, Die Spaltung des Lactacidogens bei der Muskeltätigkeit 
läßt sich auch. beim Menschen nachweisen durch das Auftreten 
besonders stark vermehrter Phosphorsäureausscheidung bei Muskel- 
arbeit, die namentlich deutlich hervortritt, wenn man sie in kurzen 


Perioden untersucht, 


5. Phosphorsäure ist hiernach eine für die Muskeltätigkeit 


wichtige Betriebssubstanz. Dementsprechend ruft die Zufuhr von © 


primärem Natriumphosphat (NaH,PO,) in Mengen von 5 bis 7,5 g 
bei vielen Personen eine oft sehr beträchtliche am Ergostaten be- 


stimmbare Steigerung der muskulären Leistungsfähigkeit hervor, 


~ 6. Auch die psychische Leistungsfähigkeit und Frische kann 
bei zahlreichen Personen durch Phosphatverabreichung gesteigert 
werden. ‚Ebenso können psychische und’ physische Erschöpfungs- 


zustände günstig beeinflußt werden. Inwieweit das Phosphat eigent- 


liche Krankheitszustände.zu bessern vermag, darüber müssen weitere, 
von klinischer Seite anzustellende Untersuchungen entscheiden. ` 


1) Natrium biphosphoricum wird zurzeit in größerem Maßstabe 
und in sehr reiner Form namentlich von den Chemischen Werken 
vormals H. & E. Albert in Biebrich am Rhein hergestellt. 


et 


Si es 
ie 
a | 

. u hi 
eur. Fu BR 
er 
u; DERT 
a Se 
ja r 
a i 
Re N 
TR, N 
' s 

3 tat 

t = ROR 
TRES x 
wi N 

z j 

N 


l: 
4 
PE 
F 
4 

LA 


chung der vòrliegenden Arbeit: in dieser, 


| einige Angaben über die’ An- f 


n 12 = 
ee: Br 38 ar N ya 
ff 5 | ” Ti % ~ i . 
k ' - s .. no * g ur 
RAN Se up ne 9 ae i 
 — nn nn ú "I je 
TESTER. kti ie — ® a 
3 een 


A Du . ne 
aeran, 


a en tue h a2 ea > 
. 


n- 


| die Contractionssubstanz des 
quergestreiften Muskels anzusehen. Unter Einwirkung des Reizes 


. 
. 
` 2 
5 i 
‘ 
Far k 
m I A 
el pr 
ua ne 
rim 
Pe 


5 T l a i : Ban F i l 
Te Tean ang Sn 


paos 
NE Tune, 
ER a, 
- 
4. 
e pa Ta 
-~N we. u .. 5 EIER 
a =, se ra - 
g -r E aR 
FR y 
ER 


ET Tan mar 
Ber an, DIE: 


~- 
E. 


ee E 
Zee 
run ai 


nn. 


~ 


oree o on 

Ant en 

->T aha, 
~ 
- 


iez SE E SR, . 
Re ; : PE 2 A 
= ; EB ee A EA 
TR T TEE EE REA 

ee a muy, ` TEP 
a E en ee $ č -. “ = Ph 
z Far : Ko er i 
r ` r 


-~e 
Ama 
= 
Leš ern 
= e R 5 


er 
Na Zn) 20 


ay _ 0 t.. 

a A en 
E e 
Do 


En oa 
NE E E 
e 


138 


—- en 


—m— ———n—— 1. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 80. in. 


Aus der Chirurgischen.Abteilung der städtischen Krankenanstalten 
Elberfeld (Chefarzt: Prof. Dr. Nehrkorn). 


Narkose oder Lokalanästhesie bei Laparotomien? 


Von 


Dr. K. W. Eunike, Oberarzt. 


Es ist ein vielfach besprochenes Kapitel in der Bauchhöhlen- 
chirurgie, ob man Lokalanästhesie oder Allgemeinnarkose anwenden 
' soll. Immer wieder finden sich Arbeiten, in denen mehr der Wert 
der Anästhesie zum Nachteil der Allgemeinnarkose betont wird. 
Aber ebenso gibt es zahlreiche Arbeiten, die das Umgekehrte be- 
_fürworten. Der Streit scheint schwer zu lösen, denn es gibt für 
beide Methoden genug Für und Wider. Und doch dürfte die 
Lösung nicht so unüberwindlich schwierig sein, wenn man sich 
auch hier nur vorhält, daß alle Theorien, die ein Gleichmaß hier 
für alles aufstellen, an der Verschiedenheit der Individuen scheitern 
müssen. Es gibt doch Menschen genug — und jedem Operateur 
werden solche in Erinnerung sein —, die schon bei dem Gedanken, 
daß sie „bei klarem Verstand“ operiert werden sollen, in eine 
solche Aufregung geraten, die schädlicher sein kann, wie der 
ganze eventuelle Nutzen der Lokalanästhesie. Ob der Narkosen- 
Shock oder der Shock durch psychische Alteration größer ist, 
dürfte doch sehr fraglich sein. Ich möchte in den erwähnten 
Fällen dem letzteren eine schädlichere Wirkung zuschreiben. 
Übrigens sind ja auch die Menschen in den verschiedensten Gegen- 
den verschieden sensibel. Während man einenorts recht gleich- 
gültige findet, der Schmerzempfindung gegenüber fast stuporöse, 
so sieht man andernorts wieder äußerst leicht aufgeregte und 
sensible, die sich kaum eine Injektion machen lassen. Gewiß ist 
deswegen zuvor Morphium oder ein Ersatzbetäubungsmittel zu 
geben, aber bei derartigen Aufregungen wird seine Wirkung 
äußerst geschwächt. Sicher ist, daß uns die Lokalanästhesie sehr 
Gutes leisten kann, nur muß man die Fälle dazu auswählen. Is 
scheint mir durchaus nicht zweckdienlich, jeden Fall nun syste- 
matisch lokalanästhetisch behandeln zu wollen. In einer Arbeit 
über die vorgeschrittene Peritonitis+) führte ich aus, daß gerade 
hier die sonst so oft vorzüglichste Dienste leistende Lokalanästhesie 
nicht zweckmäßig zu sein scheint. Es ist eben die psychische 
Aufregung für diese Kranken zu schwer und erklärt sich daraus 
der Nachteil. Daß der sogenannte Operationsshock nun überhaupt 
nicht bestehen soll, sondern daß, wie Finsterer annimmt, dies 
alles im wesentlichen durch Narkosenshock hervorgerufen sein soll, 
kann ich nicht annehmen. Die Operation als solche, insbesondere 
die Öffnung von Körperhöhlen, gibt unbedingt schon durch druck- 
und temperaturändernde Wirkung einen ungünstigen Einfluß auf 
den ganzen Organismus. Dem gegenüberzustellen ist, daß bei 
der Inhalationsnarkose — insbesondere der Äthernarkose — die 
Gesamtabkühlung des Körpers größer ist als bei der Lokalanästhesie. 
Finsterer stellt sich nun ganz auf den Boden der Lokal- 
anästhesie und es wird durch den infolge seines Aufsatzes hervor- 
gerufenen Streit mit Pfanner diese Frage von beiden Seiten 
weiter aufgerollt). Pianners Standpunkt ist in der Anwen- 
dungsfähigkeit der Lokalanästhesie längst nicht so radikal wie 
derjenige von Finsterer, und mir scheint auch Finsterers 
Glaube an den alleinigen Wert derselben zu orthodox. Es wird ja 
heutigestags doch keinem Einsichtigen mehr einfallen, auch in 
dieser speziellen Anwendung bei der Bauchchirurgie den Wert 
der Anästhesie zu verkennen. Aber da ist doch die Frage be- 
rechtigt, ob denn tatsächlich der Nachteil und die Gefahr der 
Allgemeinnarkose so groß sind, wie sie geschildert werden und 
wie gerade speziell Finsterer sie darstellt. Ich möchte darauf 
mit einem entschiedenen Nein antworten. Die Narkose in ihrem 
Verlauf und ihrer Nachwirkung hängt zum großen Teil ab von 
der Technik des Narkotiseurs und man kann nicht genug betonen, 
daß die gute Narkose eine recht große Kunst ist. Weiterhin ist 
das angewandte Narkoticum ganz besonders wichtig. Man hat 
immer mehr und mehr in der letzten Zeit die Chloroformnarkose 
zugunsten der Äthernarkose verlassen, und ich möchte sagen, daß 
bei einer sorgfältigen, reinen Äthernarkose die Gefahren längst 
nicht so erheblich sind, wie Finsterer sie darstellt. Es ist 
auch eine allgemeine Ansicht, die sich auch auf experimentelle 
Forschung stützt, daß bei Komplikationen seitens der Luftwege 
die Äthernarkose zu gefährlich wäre. Tatsächlich ist dies in dem 


1) M. Kl. 1918, Nr. 45. 
2) M. Kl. 1919, Nr. 12/16. 


allgemein gedachten Maße gar nicht zutreffend, sondern auch 
hier werden durchschnittlich die Äthernarkosen gut vertragen, 
sicher jedenfalls weit besser, als man glaubt annehmen zu müssen. 
Diese Lehre deckt sicher nicht die praktische Erfahrung. Wir 
haben die Chloroformnarkose nahezu ganz verlassen zugunsten 
des Äthers und sind dabei nur gut gefahren. Man muß aber auch 
nicht verkennen, daß sich viele sogenannte Komplikationen, die 
sich in der Zeit nach der Narkose einstellen, durch eine sorg- 
fältige und spezielle Pflege vermeiden lassen und oft gar nicht 
als Narkosenschädigungen angesprochen werden dürfen. Es liegt 
mir fern zu behaupten, daß etwa die Äthernarkose das allein 
souveräne Mittel wäre und daß die Lokalanästhesie ihr gegenüber 
keine Beachtung verdiente. Ich führte ja oben schon aus, wie. 
sich diese beiden Methoden zueinander verhalten; denn was ganz 
allgemein für die Inhalationsnarkose gilt, das hat für die Äther- 
narkose dieselbe Geltung, nur ist diese zurzeit die beste jener 
Narkosen. Auch die ja stets als erforderlich angeführten kurzen” 
Räusche bei schmerzhaften Akten der Bauchoperation kann ich 
mir durchaus nicht als so gleichgültig denken. Erstens wird doch 
dadurch die psychische Erregung ganz bedeutend erhöht, und 
dann ist es recht fraglich, ob man immer im „ganz kurzen 
Rausch“ diese Teile der Operation ausführen kann, da eben die 
Dauer des Rausches oft kürzer ist, wie die hierzu erforderliche 
Zeit. Verlängert man den Rausch, so ist man ja recht nahe bei 
der Narkose und hat nur noch allerlei Nachteile, wie Erbrechen, 
Unruhe usw., bei dem Erwachen aus dem Rausch zu gewärtigen. 

Alles dieses kann doch kaum günstig wirken. Immerhin 
gibt es auch hier sicherlich Fälle genug, wo dies Vorgehen ge- 
eignet ist. Daß nun aber der Wert der Lokalanästhesie so viel 
größer sein soll, daß man dank ihrer Anwendung keinen Fall 
von Ileus und diffuser Peritonitis nach Appendix perforatum ver 
lieren soll, kann ich nicht glauben. Es muß doch P insterer 
in dem angeführten Zeitraum nur günstigere Fälle gehabt haben, 
und wohl auch seiner Operationstechnik dies Verdienst anrechnen, 
denn die eventuellen Vorteile der Anästhesieanwendung können 
dies unmöglich erklären. BR: 

Ich bin nach der Erfahrung an unserem Laparotomiematerial 
der Ansicht, daß in der Anwendungsfrage, ob Inhalationsnarkose 
oder Lokalanästhesie, individualisiert werden muß und daß man 
nicht eine Methode ausschließlich zu Nachteil der anderen verwerfen 
soll. Gleichzeitig betone ich auch hier den Vorzug der remen 
Äthernarkose, die auch die Anwendung aller Mischungen zu über- 
treffen scheint und ich präzisiere meinen Standpunkt, daß die 
sorgfältig ausgeführte, reine Äthernarkose heute die beste In- 
halationsnarkose ist. Ferner wiederhole ich, daß viele Kompi 
kationen, die später auftreten und die der Betäubungsart zu- 
geschrieben werden, durch eine exakte postoperative Pflege ver- 
mieden werden. 

Somit soll man weder der Lokalanästhesie noch der ln 
halationsnarkose allein das Feld räumen, sondern beide haben 


ihre gleiche Berechtigung bei der Auswahl der jeweilig 86 
eigneten Fälle. 


- c — Y È P- Ñ J - : 
ree Zug, - De — -= nn Teia a = mai r . Zr =? = ze Er Boni” v Dr aae zG 7 f 71 N) rosa! A = ua 
- > Ç Bez Pe TAG art u? n ER A EPak eae Fu i m Be A Au » 
t : x 2 j In ZT ET d TU -a R Tr 
i k d ECN - f . T ON f í 


we a 
Rn 


| 
\ | 
u 
hi 
\ 
I 
E 
1 
E 
| 


Zi $ . 


Neue Blutuntersuchungen auf reduzierende 
Substanzen. 
Von 
Dr. Ed. Richter, Hamburg. 


Den Wert reduzierender Substanzen für den Körperhaushall 
habe ich in meiner Arbeit „Grundriß neuer Forschungen an 
chemischen Biologie der Nebenniere, Hypophyse und Thyreoidea“') 
festgelegt. Die von mir in der Hypophyse und Schilddrüse 88 
fundenen Reduktionsstofte, welche ähnlich reduzierend wirken wie 
das Adrenalin, habe ich anscheinend chemisch-kristallinisch dar- 
stellen können und entsprechend dem Adrenalin Hypophysalin und 
Thyrealin genannt. Qualitativ stellte ich diese Stoffe fest dureh 
die von mir gefundene Adrenalin-Goldsol-Reaktion. Ich wiederhole 
die Ausführung dieses Fundamentalversuches wie folgt: Bring! 
man in 6 bis 10 ccm destillierten Wassers 0,25 cem Adrenalin 
1 : 1000 (bis 5 Tropfen der Lösung), erhitzt diese schwache Adrenalin- 
lösung und fügt nun 0,25 bis 0,5 1,1 %iger Goldnatriumlösuns 
(oder 1%iger reiner Goldchloridlösung) hinzu, so sieht man em 
rosarote bis amethystfarbene Färbung je nach der Quantität des 
zugefügten und jetzt kolloidal gefällten Goldes auftreten, (Die 


1) D. Med. Woch. 1919, Nr. 26. 


Fr Digtized oy Google 


— y van kk- ra -s 
T = x a $ 


en memean vo 

2: rt E 2 

rar be NS Be wet ; 
* - # ‘ w > 


technische Auswertung dieser Kolloidmetalle habe ich mir. vor- 


läufig unter Patentschutz vorbehalten und zwar. auch die Her- 


~ stellung durch andere von mir gefundene tierische Reagentien.) 
Sehen wir hier schon, wie das Adrenalin innerhalb 1 ccm bei- 
- einer Verdünnung von 1:40000 noch. starke Reaktionen gibt, so 
läßt sich in weiteren Verdünnungsgraden feststellen, daß das Adrenalin’ 
- eine äußerst reaktive Substanz ist, ja daß die Reaktionsfähigkeit 
des Adrenalins den spektralanalytischen Nathweis. von Metallen . 


` bedeutend übertrifft. Zeigten R. Bunsen und Kirchhoff, 
`. daß sich Kochsalz spektralanalytisch. noch nachweisen ließe mit 
~= èiner Verdünnung von, 1:30 Millionen, so ist die Reaktionsfähig- 
keit des Adrenalins noch in einer Verdünnung von 1 g auf 80 


darauf hinwies, die Hy 
' Substanzen secernieren. 


Millionen cem Wasser klar und. deutlich nachweisbar, namentlich 


E wenn man die Reaktionen einige Tage ruhig stehen läßt. Staunen- 


erregend ist an dieser Reaktionsfähigkeit des Adrenalins nicht nur 


die Teilbarkeit der Materie, sondern auch die Wirkungsfähigkeit 
der geteilten Materie, _ 

Befunde über die ungeheure Wirksamkeit von Körpersubstanzen 
‚zu den Begriffen der Fermente; denn unter den beschriebenen 
‚Gesichtspunkten wird es . zweckmäßig sein, die Lehre von den | 
Fermenten einer- erneuten chemisch-kritischen Revision zu unter- 
‘werfen, zumal ich nach meinen Untersuchungen feststellen konnte, 


daß nicht nur die Nebennieren, sondern auch, wie ich schon oben 
pophyse und die Schilddrüse reduzierende -| 


Unwillkürlich leiten die eben mitgeteilten 


Während das Adr 


zu. sein. Wie sich die reduzierenden Substanzen im Harn ver- 


‚Substanzen im Blut geben. 
. geschilderten Methoden bei den einzelnen Krankheitsbildern zu 


halten, habe ich.in meiner Arbeit „Neue kolloidehemische Harn- : 
reaktion“ in dieser Zeitschrift bereits veröffentlicht. 


Für heute 


möchte ich vorbereitende Hinweise für das Studium reduzierender 
Es wird von Interesse sein, die’ dabei 


zumal sich die Methoden schnell mit wenig ent- 


„untersuchen, i 


nommenem -Blut bereits ausführen lassen. | 


Der qualitative Hinweis auf reduzierende Substanzen im: 


' Blut wird folgendermaßen ‚gemacht: Mittels Venaepunktion ent- 


nommenes, frisches Blut läßt man in Serum und Blutkuchen ab- 
setzen. Bereits mit 1 ccm Serum lassen sich die Reaktionen 


hervorbringen. _ 
selbstverständlich die Men 


` sprechend multiplizieren, | | ER 
aß auf je 1 cem frisches un- 


. lösung kochend hinzu, filtriert und preßt mittelst -Leinewandtuch 


Die Methode verläuft nun so, da 


zersetztes Serum je 3 g Magnesiumsulfat in einer Kugelschale ver- 


rieben wird; dazu fügt man je 4. ccm 4% ige Trichloracetsäure- 


den Filterrückstand noch einmal in ein kleines Filterchen hinein. 


. Beide vorerwähnten Filter dürfen nicht mit destilliertem Wasser, 


'gießt 


- sondern müssen ebenfalls mit 4% iger Trichloressigsäure angesäuert 


sein, alsdann läuft ein klares, saures, eiweißfreies Filtrat durch die 
Filter hindurch, fertig zur Reaktion. A | 


., Die Reaktionen stellt man so an, daß man zu 3 bis 5 com 
kochend heißem Filtrat 3. bis 5 Tropfen obig "erwähnter Gold- - 


natriumchloridlösung- (oder Goldchloridlösung) hinzufügt. 
Mit frischem Blutkuchen, welcher eventuell auf einem Draht- 


‚netz mittels .‚physiologischer Kochsalzlösung von anhaftenden Serum- 


resten gewaschen “werden kann, ist die Methode trotz des erhöhten 


Eiweißgehaltes qualitativ ebenso anzustellen: auf je 1 ccm bzw. 
‚je 1g Blutkuchen sind nötig je 3 g Magnesiumsulfat, mit welchem 


der Blutkuchen in der Reibschale innig verrieben wird. Dazu 
man auf je 1 cem Blutkuchen je 4 cem kochender 4%iger 


| a ein Leinentuch in ein frisch angesäuertes Filter. ‘Das 
ollieren ist nötig, weil die Reduktionsstoffe an den Eiweißfällungs- 
produkten . eventuell haften oder von ihnen mitgerissen werden, 


Das Ansäuern beider Filter mit 4°/,iger Trichloressigsäure ist auch 


hier nötig. Die Reaktion selbst wird mit. 3 bis 5 ccm klarem 


Ciweißfreiem saurem Filtrat in obig- geschilderter Weise angestellt. 


‚. Auch im getrockneten Blut läßt sich die Reaktion auf redu- 
an Substanzen nach der geschilderten Methode ebenso aus- 
. en, zumal.die betreffenden Reduktionsstoffe gegen Eintroecknung 


‚nicht empfindlich zu sein scheinen, wohl aber wenigstens zum Teil 


sind und eine Erwärmung. über 55° C nicht aus- 


thermolabil 
‘Das Übergießen mit kochender. Säure wird 


zuhalten scheinen. 


durch die Salzwirkung des Magnesiumsulfats und die Kälte der 


vorbereiteten Präparate. aufgehoben. Jedenfalls ist längeres Erhitzen 


` Serum. | 
Zusätze zur ‘Wassermanureaktion ‘haben. re 


a ( enalin als reine Base ebenfalls reaktions- 
fähig ist,: scheint das Thyrealin nur in sauren Lösungen reaktiv_ 


Steht mehr Blut zur Verfügung, so muß man. 
ge der anzugebenden Reagentien ent-. 


Trichloressigsäure, rührt alles gut um und läßt. erkalten. Alsdann 
filtriert _ man und kolliert wieder das Filter samt Rückstand 


e = ; 


für die Reduktionssubstańzen schädlich; so zeigt z. B. inäktiviertes 


Serum gegenüber nativem Serum ein und derselben Herkunft 
bedeutenden Ausfall der reduzierenden Substanzen im inaktivierten. 


(Zusatzextrakte, 
Cholesterin besonders in alkalischer Lösung.) . 5 

. Im Pferdeserum fand ich- sowohl im Filtrat als au 
kuchen zwar qualitativ verschieden, jedoch sehr deutlich mit der 


‚Reaktion nachweisbar, die reduzierenden Substanzen. Ebenso findet 


man im Menschenblut, im Serum. und im. Blutkuchen reduzierende 


Substanzen. Jedoch 'sind große Unterschiede vorhanden; öfters 


sind im Serum starke Reaktionen :möglich, während im.Blutkuchen. 
en; Serumsowohl' wie -i ; 


keine eintritt oder umgekebrt oder in beid 
Blutkuchen, zeigt sich: die Reaktion. 

-` Num habe ich bis jetzt parallel zur‘ 
nur Blut von Nichtsyphilitikern und Syphilitikern in oben geschilderter 
Form untersucht; die Reihe der Untersuchungen ist aber noch zu 


klein, um definitive Angaben machen zu dürfen. .Menstrualblut, 
welches man eintrocknen läßt und dann in obiger Weise behandelt, - 
zeigt starke Ausscheidung von Reduktionssubstanzen. Gewaschene >. 


Blutkörperchen geben keine Reaktion. nen Ä 
| as Wesen der Gerinnung 


' . Nicht ohne Interesse wird es Sein, d 
ziehen in Anbetracht unserer 


des Blutes einer Revision zu unter 
erwähnten Befunde,- denn auch hier  supponieren wir ein hypo- 


.thetisches Fibrinferment (Thrombin oder Thrombase) und machen . 
die Gerinnung fernerhin abhängig: von der Bildung aus der unwirk- ' 


samen Thrombogenvorstufe‘ beziehungsweise der Aktivierung des 
Thrombogens durch die Thrombokinase. Ferner aber machen wir 


die Gerinnung abhängig von Kalksalzen. ‘Wir supponieren also 
ıen Bezeich- 


einen Chemismus, dessen Klärung‘ durch die einzeln 
nungen eher ungeklärter als geklärt erscheint. - - 

Da nun Erwärmen bis zu 55 °C die Gerinnung 'besc 
ebenso Cholin-HCI, Glykokoll, Guanin, Gallensäure,. Harnsäure, 


| Hypoxanthin, Lecithin, Leucin, Nucleinsäure, Protagon, Taurin, 
Tyrosin, Xanthin beschleunigend wirken, da fernerhin Kälte und 


Ausfällen des Kalkes, Vermischen mit neutralen und Alkalisalzen, 


mit Alkalien oder‘ schwacher Essigsäure (ferner Aalblutserum, : _ 


Autolyse von Organen, Kobragift, Hirudin, Ixodes- und Anchylosto- 
mumsubstanzen) , gerinnungshenmend wirken, so ergeben - sich 


weitere Hinweise auf den Chemismus der durch Trichloressigsäure 
nicht angreifbaren Reduktionssubstanzen. Es ist wahrscheinlich, 
daß die Gegenwart der Reduktionssubstanzen die Gerinnung hervor-. 


bringt, während der Antagonismus des Oxydationsprozesses im 
g der Reduktionsstoffe 


"lebenden Körper oder die Verwesungszerstörun 


im toten Blut die Gerinnung erschwert. 


Das Blut von Hämatomen, von Krebs- und Tuberkulose- 


kranken habe ich noch nicht untersucht. Bezüglich der Tuberkulose 
möchte ich auf einige Befunde hinweisen. Bringt man zu 5 bis 
10 ccm heißen Kalkwassers 1 bis 2 Tropfen Kreosot oder Guajakol- ` 


spirituslösung und dann 3 bis 5 Tropfen obiger Goldlösung oder 
1°/,iger Silbernitratlösung, so sieht 'man starke Reduktionswirkung 


auftreten, indem die Metalle schwarz ausgefällt werden. Bekannter- _ 
maßen werden Kreosot und Guajakol nutzbringend unter der Rubrik _ 


Desinficientien bei Tuberkulose angewandt. 


Wir sehen fernerhin folgendes: Bei Hypofunktion der Neben- 
nieren durch Degeneration, wie sie sich oft an Tuberkulose, Typhus, 


Diphtherie oder bei Morbus Addisonii zeigt, tritt Kachexie unter 


dem Bilde'schwerer Abmagerung ein. Zu dieser gesellen sich als 
‚weitere Symptome Erbrechen, totale Appetitlosigkeit, Versiegen der - 
‚Magensaftsekretion, niedriger Blutzuckergehalt (ob Zucker oder 

Adrenalin?), niedriger Blutdruck, abnorm große Toleranz für Trauben- ` 


zucker, Diarrhöen, Erschöpfung, Tod. ‘Es ist also ohne weiteres 
klar, daß bei Tuberkulose eine Erschöpfung: der 'Nebennieren 
beziehungsweise eine Hypofunktion reduzierender’ Substanzen vor- 
handen ist. Es möchte sein, daß das Minus an Reduktionsprodukten 
überhaupt eine Konstitutionsanomalie und Disposition für Tuber- 


kulose liefert und daß uns zwei Aufgaben zur Behandlung der 


Tuberkulose nötig sind: 1. eine antibacilläre, 2. eine Wiederher- 


stellung normal quantitativer Reduktionsmengen. Von diesen Reduk- 


tionsmitteln werden nicht alle. geeignet sein (wie z. B. Kreosot) 
aber unter den vielen von mir geprüften und neu gefundenen wird 
es immerhin lolhnend sein, das eine oder das andere mit zur. Be- 
handlung der Tuberkulose heranzuziehen. . ' = | 

Physiologisch möchten die Beziehungen von "Schlaf: und 


‚Narkose im Vergleich zur Reduktionswirkung herangezogen 'werden. 
zumal in den Ganglienzellen des Gehirns ein labiles- Gleichgewicht | 


zwischen ‚Reduktion. und Oxydation. zunächst vorhanden scheint, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — N... 0.000.070. 


3holesterinisierte und glykocholsaure- 
duzierende Wirkung, - 


ch im Blut- 


Wassermannschen Reaktion 


hleunigt,  :.,.: 


è o 
E 


22 P 
aia et M ü 
N ... . š Da 
PE AEE ER: sé .- ba ża“ 
BER š x att 2 = a i A 2 x 
s BR: t Rs r . “ us ie 
` ` . zu is 
. 8 Pe RE E 


"er a 2 
IR a 
la 
ie OT CETA z ` 
ER ‚ ‘ u we 
Tr Doe ii 
m me Ton ENR, - 


x ts 
. E 
Ta ye a 
a 


5 E A ; ” 


u De a u a E 
, x al aas Kea Kon 
NE nen a a en 


Bee ee Zi 
TREL tae. 


ET 


anne 


rien re ie, 
went mei pa 


more urn wean 


’ 


er 


Lo’ 


740 


wie ich es in meiner Arbeit „Die biologischen Gesetze der Nerven- 
erregung des centrifugalen und centripetalen Nerven“!) berührt habe. 

Ich bin bemüht, die therapeutischen Effekte der kolloidalen 
Metalle klinisch weiter zu studieren. Das von mir auf diese Weise 
hergestellte Antisyphiliticum „Contraluesin“ (Apotheke Dr. Mielck, 
Hamburg) ist kolloidales Gold-Hg. Es hat sich seit zehn Jahren 
zur intramuskulären Behandlung der Lues aller Stadien bewährt 
und ist an in Frage kommenden großen Universitäts-Hautkliniken 
und im Felde als gutes Luesmittel ausgeprobt worden. — 


Aus dem Schlesischen Krankenhause in Teschen. 


Erfahrungen und Beobachtungen bei der Grippe 1918. 


Von 
Dr. Viktor Gröger, Sekundärarzt. 


Arzt und Laie stehen noch immer im Banne der plötzlichen 
Massenverbreitung und der schweren Verheerungen der Grippe 1918. 
Ich hoffe, durch den folgenden Bericht bei der Vielgestaltigkeit 
unserer 171 Fälle wenigstens die Symptomatologie der Pandemie 1918 
durch mehrere seltenere Krankheitsbilder zu bereichern. Denn 
der soviel umstrittenen Frage über den Erreger näherzutreten, war 
nicht möglich, weil das Schlesische Krankenhaus in Teschen bisher 
über keine eigene bakteriologische Untersuchungsstelle verfügte. 
Die bakteriologischen Untersuchungen verdanken wir der Liebens- 
würdigkeit des Herrn Stadtphysikus Dr. Walter Karell. Ich 
benutzte eine amtliche Meldung der Anstalt über die Epidemie und 
die Krankengeschichten vom 1. Januar bis 31. Dezember 1918. 

Die epidemiologische Untersuchung der 171 Grippe- 
fälle ergab folgende Resultate: Es erkrankten im Januar 1, Juli 2, 
August 5, September 28, Oktober 90, November 22, Dezember 23. 
Der Beginn der Massenerkrankungen, fällt also in den September, 
der Höhepunkt in den Oktober, im November und Dezember macht 
sich ein deutliches Abflauen bemerkbar. Zweifellos hat auch die 
herbstliche Jahreszeit mit ihrer naßkalten Witterung die Ausbreitung 

. der Seuche gefördert. — An diesen 171 Erkrankungen ist das 
mittlere Lebensalter von 15 bis 40 Jahren mit 126 (das ist 74 °/,), 
das kindliche unter 15 Jahren mit 27 (das ist 16 °/,), das höhere 
jenseits des 40. Lebensjahres mit- 18 Fällen (das ist 10 °/,) beteiligt. 
Es erkrankten also Personen des mittleren Lebensalters von 15 bis 
40 Jahren häufiger als oberhalb und unterhalb dieser Grenzen. 
Die ersten Lebensjahre und das hohe Greisenalter blieben fast 
ganz verschont. — Die Sterblichkeitsziffer von unseren 171 Fällen 
betrug 43 (das ist 25 °/,), 102 wurden geheilt entlassen, 26 befinden 
sich z. Z. noch in Pflege. Von den 43 Todesfällen entfallen auf das 
mittlere Alter 32 von 126 (das ist 25°/,), auf das kindliche 5 von 27 
(das ist 20 °/,), auf das höhere 6 von 18 (das ist 33 °/,). Diese hohen 
Sterblichkeitsziffern sind aber infolge statistischer Mängel nur relative. 
Denn es kamen fast durchwegs schwere Fälle und diese leider nur 
zu oft in sterbendem Zustande ins Spital. Eine Statistik, die sich 
nicht auf Spitalsfälle beschränkt, dürfte den aus der Vergangenheit 
bekannten Mortalitätszahlen der Influenza von !/,°/, bis 1°/, näher 
kommen. — Eines der beiden Geschlechter oder ein besonderer 
Beruf erscheint auch bei unserem Material nicht bevorzugt. Dagegen 
ist es auffallend, daß von den 171 Aufgenommenen nur 55 aus 
der Stadt Teschen selbst stammen, während der weitaus größere 
Teil von 108 Köpfen der ländlichen Umgebung angehört. Der Rest 
von 8 Kranken entfällt auf Soldaten, die die Grippe auf den Kriegs- 
schauplätzen erworben hatten. Über die Inkubationszeit und die 

Art der Weiterverbreitung wird wohl die Privatpraxis größere 

=T Erfahrungen gesammelt haben als die Spitalspflege. Die Haus- 
infektionen im Spital lagen gewöhnlich zwei bis drei Tage auseinander 
und erfolgten von einem Bett zum anderen. — Die P fe iff er sche 

Auffassung von der Tröpfcheninfektion im Sinne Flügges wird 

durch unsere Beobachtung bestätigt, daß die Infektiosität bei zu- 
nehmender Expektoration, nicht aber bei steigender Fieberkurve 
wuchs. — Bei den bakteriologisch festgestellten Fällen wurden 
nie Pneumo- und: Streptokokken ohne den Pfeifferschen Bacillus 
angetroffen, sondern im Gegenteil, bei allen bakteriologisch unter- 
suchten Fällen wurde stets der Influenzabaceillus nachgewiesen. — 

Einen Schluß auf die Immunität nach einmal überstandener Grippe 

ermöglicht vielleicht die Tatsache, daß ältere Personen (jenseits 
des 40. Lebensjahres), also solche, die möglicherweise die Grippe der 

Jahre 1889/90 überstanden haben, in sehr geringer Zahl erkrankten, 


1) Zschr. für die gesamte Neurol, 1919, Bd. 49, S. 378, 


Fin En 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 


27. Juli 


Jene vereinzelten Fälle, bei denen die Grippe in kürzeren Zeit- 
abschnitten zwei- oder mehrmals hintereinander bei ein und der- 
selben Person beobachtet wurde, dürften wohl so zu erklären sein, 
daß die Erreger beziehungsweise ihre Toxine noch nicht völlig aus dem 


Körper ausgeschieden waren und, durch äußere Umstände beeinflußt, 


zu einem wiederholten Aufflackern der Krankheit Veranlassung gaben. 
„Denn nach allen früheren Erfahrungen ist wohl anzunehmen, 
daß nach dem Überstehen der Influenza eine gewisse Immunität 
besteht, trotzdem die künstliche Immunität im Tierexperiment meines 
Wissens noch nicht gelungen ist“ (Wassermann in Ebstein- 
Schwalbe, Bd. 4). 

Nun zu den Krankheitserscheinungen der beob- 
achteten Fälle. Da lassen sich vier Gruppen ganz deutlich von- 
einander abgrenzen: 1. Influenza ohne besondere Komplikationen. 
2. Influenzapneumonie und metapneumonische Prozesse. 8. Ritrige, 
nicht metapneumonische Influenzametastasen. 4. Sonstige, nicht 
eitrige Influenzakomplikationen. 


1: Gruppe: 67 Fälle (d. i. 39 °/,). An dieser Zahl sind 
31 Männer, 28 Frauen und 8 Kinder beteiligt. Davon wurden 
30 Männer, 27 Frauen und alle 8 Kinder geheilt entlassen. Ein Todes- 
fall kam bei einem chronischen Nephritiker vor, der einer Haus- 
infektion zum Opfer fiel. Zu dieser Gruppe zähle ich nicht nur 
die typische Influenza des Respirationstraktus, bei welcher die 
Erscheinungen nicht über eine Bronchitis hinausgingen, sondern 
auch die gastro-intestinale und die cerebrale Form mäßigen Grades 
mit günstigem Verlauf. Die erste Form, der typische „Intluenza- 
anfall“, zeigt die bekannten Gliederschmerzen, plötzlich auftretendes 
hohes Fieber bis 40° C, große Mattigkeit und den laryngoskopischen 
beziehungsweise physikalischen Befund einer Laryngitis, Tracheitis 
oder Bronchitis mit Heiserkeit (in einem Falle fast völlige Stimm- 
losigkeit) und Hustenanfällen. Dreimal wurde starkes Nasenbluten, 
sehr oft Conjunetivitis beobachtet. Diese Form war die häufigste. — 
Die rein gastro-intestinale Form, die auch andererseits am häufig- 
sten bei Kindern beobachtet wurde, kam bei einem im Spital erkrank- 
ten zehnjährigen Knaben vor. Wiederholtes Erbrechen, unregel- 
mäßiger Stuhleang und Fieber bis 39,6° C standen im Vordergrund 
der Erscheinungen. — Die cerebrale Form wurde gleichfalls bei 
einem im „Haus infizierten“ siebenjährigen Mädchen gesehen. 
Benommenheit, Kopfschmerzen, Erbrechen und Fieber bis 40,2% C 
waren die vorwiegendsten Symptome. — Viel häufiger wurden 
natürlich Erscheinungen aller drei Formen beobachtet. In zwei 
Fällen war die intestinale und cerebrale Form kombiniert und gab 
bei gleichzeitigem Vorhandensein von Milzschwellung Veranlassung 
zur Vornahme der Gruber-Widal-Reaktion auf Typhus abdominalis, 
nach deren negativem Ausfall hierauf die Diagnose Influenza bakterio- 
logisch sichergestellt wurde, 


2. Gruppe. Unter den Komplikationen nimmt die Influenza 
Pneumonie bei unseren Fällen an Häufigkeit den ersten Platz ein: 
89 von 171 (das ist 52%), und zwar 45 Männer, 31 Frauen und 
18 Kinder. Davon wurden 27 Aufgenommene geheilt, 20 befinden 
sich noch in Pflege, 42 sind gestorben (das ist 52% Sterblichkeit) 
Der Verlauf war durchwegs ein schwerer, durch große Hinfällig- 
keit, rasch eintretende Herzschwäche und hohes Fieber bis 40°C 
und darüber gekennzeichnet. Auch hier wurde zweimal Nasen- 
bluten, einmal Zahnfleisch-Mundschleimhautblutungen beobachtet. 
Die Ausbreitung der Lungenentzündung erfolgte herdwelse, n 
10 Fällen war sie doppelseitig (8 }). Auswurf meist reichlich un 
rein eitrig. Rubiginöses Sputum sehr selten. Häufig wiederholten 
sich Schüttelfröste, ein kritischer 'Temperaturabtall war selten, 
meist erfolgte rasch tödlicher Ausgang unter dem Bilde zunehmen- 
der Herzschwäche. Einmal wurde auch eine hämorrhagische En- 
teritis mit schweren Darmblutungen neben der Pneumonie gesehen, 
Endlich war auch das Centralnervensystem durch das Auftreten 
hochgradiger Benommenheit oft vorwiegend beteiligt. In zwe 
Krankengeschichten finde ich ausgesprochene Schlafsucht, 10 einer 
dieser beiden auffällige Nackenstarre mit unwillkürlichen Harn 
und Kotentleerungen verzeichnet, 

Ganz besonders häufig waren diese Lungenentzündungen 
durch metastatische Thoraxempyeme kompliziert: 
29 von 89 (das ist 33%), und zwar 14 Männer, 6 Frauen, 9 Kinder, 
davon sind 6 geheilt, 18 noch in Pflege, 5 gestorben. Im Empyen- 
eiter wurde wiederholt der Pfeiffersche Bacillus in Reinkulturen 
nachgewiesen. Im Vordergrund der Erscheinungen stand neben 
dem physikalischen Befunde stets eine schwere Dyspnöe, oft Cyanost; 
ferner hohes Fieber und schlechte Herztätigkeit. Bisweilen konnte 
man eine Vorwölbung, mehrmals Ödem der kranken Thoraxseite 


f 


Digitizea Dy NI UJA 


i o Jdi 


“wahrnehmen, in einem Falle bestand Empyema necessitatis mit 


Fisteln. Stets radikal operiert, ging die Temperatur bei. diesen 


`. - Empyemfällen rasch und jäh -zur Norm zurück. Spätere Fieber- 
anfälle hatten gewöhnlich eine Eiterverhaltung infolge Herausfallen 


-' des Drainrohres, oder infolge Verklebungen zur Ursache. Auch 
Atemnot und Herztätigkeit besserten sich. Zurückbleibende Pleura- 
schrumpfungen mit skoliotischer Verkrümmung des Rückens wurden 
bei drei Kindern gesehen. | | ze | 
3. Gruppe. Zehn Fälle eitriger Prozesse ohne vermittelnde 
 Pneumonie, und zwar vier Fälle von Mastoiditis, davon zwei mit 
‘ - Durchbruch nach außen, zwei mit perisinuösem- Absceß. -Bei 
. drei Fällen sank die ‚Temperatur nach der Trepanation rasch herab, 
` nur bei einem ging sie mit geringen 'vormittägigen Remissionen 
nicht unter 38° C herab, schnellte sogar an mehreren Abenden 
Miss bis 39° und 40° C empor, der Puls blieb frequent und 
lein. 
‚sprungweise am Fuß-, Knie- und Handgelenk auf, die- incidiert 
wurden. Doch erst die Unterbindung der Vena jugularis interna 
hatte einen endgültigen Erfolg. — Ein anderer Fall von eitriger 
Gonitis befindet sich noch -in Pflege. Hier‘ wurde der pyämische 
Prozeß durch die Incision lokalisiert. Endlich mußten noch eine 
eitrige Parotitis und ein metastatischer Absceß des Unterschenkels 
im Gefolge der Grippe eröffnet werden. — Zweimal sahen wir 


auch Absceßbildungen in der Bauchhöhle, und zwar einmal eine 


_ typische Peritypblitis, ein anderes Mal einen von Netz überdeckten 
Absceß im Epigastrium. In beiden Fällen enthielt .der Eiter Rein- 
kulturen von Pfeifferbacillen. | 

. 4. Gruppe. Zwei Frühgeburten infolge Influenza-Bronchitis, 
zwei Fälle -von rheumatischer ‚Polyarthritis-Endokarditis, ein Fall 
von -melancholischer Depression als Folge der Grippe. | 

Bei allen vier Gruppen sei noch das septische Krankheitsbild 

‘der Allgemeininfektion betont, Ä | | 
=` Schließlich möchte ich noch die Frage berühren, inwieweit 
. der: Kräftezustand des Patienten. am Beginn der 'Erkrankung für 
ihren weiteren Verlauf maßgebend war. Im. allgemeinen erlagen 

der Seuche auch sehr kräftige, junge Leute. Im besonderen ge- 
statten die von uns „beobachteten Hausinfektionen (9 Männer, 
3 Frauen, 6 Kinder) mit genau 50% Sterblichkeit eine Schluß- 
 folgerung. Hier sahen wir alle Formen der: Tüberkulose in zwei 

Fällen auftreten, von denen je einer durch die hinzutretende 
Grippe verschlimmert wurde, der andere unbeeinflußt blieb. Dies 
stimmt übrigens auch mit den Beobachtungen in Hörgas überein 
(vgl. W. kl..W. 1918, No. 51) und ich möchte mich deshalb: der 
. ‘Ansicht E, Ladecks anschließen, daß Lungenkranke durch die 


Grippe nicht mehr gefährdet werden als Lungengesunde. Auch 


bei den übrigen Hausinfektionen handelte es sich um lauter 
durch schwere Krankheitsprozesse (Oberschenkelfrakturen, Frisch- 
operierte usw.) schon sehr geschwächte Personen, ‘deren Zustand 
das Hinzutreten der Grippe nicht wesentlich verschlimmert hat. 
‚Wir sahen ‘bei diesen 18 Fällen zwei Gruppen von genau gleich 
großen Zahlen (neun geheilt und neun gestorben) und fast völlig 
gleichartigen Erkrankungen sich gegenüberstehen, und können nur 
behaupten, daß der Kräftezustand des Patienten 
fürden Verlauf der Grippe scheinbar wenig 
maßgebend ist. Diese Folgerung möchte ich für die gesamte 
Pandemie 1918 auch aus der Tatsache ableiten, daß sich’ anderer- 
seits die gegenteiligesten Beobachtungen. gegenüberstehen: Bader, 
Diettrich, Kahler, Köppchen sahen nur ‚einfache, 
paster, Brasch, Gruber und Schädel nur schwere 
e. ‘ 

.. Daß sich jeder von uns über die Schwere der Komplikationen 
-~ bei den ersten Fällen wunderte, ist leicht zu verstehen. Wir waren 
nach dem jahrzehntelangen Fehlen epidemischer Grippeer- 
krankungen 'nur allzu leicht geneigt, die Komplikationen als etwas 
'  Hinzutretendes, Sekundäres zu betrachten, während sie ja doch, 
wie schon Wassermann von der Influenzapneumonie betont, 
eine unmittelbare Teilerscheinung der Influenzainfektion darstellen. 
Damit sollen die andererseits auch bei der Epidemie 1918 beob- 
achteten Fälle von croupöser Pneumonie bei Grippe nicht in 


Zweifel gezogen werden. Dies sind eben sekundär verunreinigte 
ioii ö mie 1889/90 hat gezeigt, 


Fälle, Mischinfektionen. Aber die Pande ¢ 
daß die Influenzapneumonie ätiologisch durch den Pfeifferschen 
‘ Bacillus hervorgerufen wird, daß.es also eine specifische Influenza- 
| | f Pneumonie ätiologisch 


pneumonie gibt, die mit der croupösen 
! ein} Pneumonie bei Tuberkulose. 


ebensowenig gemein hat, wie die käsige 


Daß die anderen Komplikationen auch Teilerscheinungen der all- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 80. 


Drei Tage post operationem traten ' pyämische.. Abscesse 


-ringen Komplikationen 


5 .. 
n EAN 
s ’ f 


OA 3 f GN \ 


gemeinen Influenzainfektion sind, dafür: spricht gleichfalls der 
specifische Baeillenbefund im Empyemeiter und im metastatischen 
Influenzaabscess. Und selbst, wenn man die Ätiologie der Grippe 
1918 auf Kokken oder ein noch unbekanntes Virus zurückführt, 


kann mit Rücksicht auf die. Krankheitssymptome das, Bestehen 
einer specifischen Grippe-Lungenentzündung nicht geleugnet werden: 
seltenes rubiginöses Sputum, seltener kritischer Temperaturabfall, 


Neigung zù Exsudatbildung und besonders zu Empyemen. Wir 
können uns àlle diese schweren Erscheinungen im allgemeinen 


und die Wirkung auf Herz.und Centralnervensystem im besonderen - 


viel leichter erklären, wenn wir annehmen, daß die Toxizität des 


Influenzagiftes eben eine größere, das Influenzavirus eben ein 
stärkeres. Herz- und 'Nervengift ist als das der Erreger der- 


‘croupösen Pneumonie, des gewöhnlichen Absceßeiters, Die toxische 
Herzwirkung des Diphtheriegiftes, die toxische Beteiligung des 


Centralnervensystems. bei Typhus abdominalis oder gar Typhus. 


exanthematicus ist uns ‘eben schon geläufiger als bei der nun 


erst. nach fast dre 
Grippe. > | 
Nun 'zur Therapie unserer 171 Fälle. Diese war größtenteils 


7 
7 


rein symptomatisch, bei Gruppe 1 und 2: Hydrotherapie, Anti- 


pyretica, Expectorantia und Herzmittel, die jedoch bei, Grippe- 
Lungenentzündung in gleicher Weise versagten. Zwölf Fälle dieser 
beiden Gruppen wurden nach der von P. Leitner (s. W.kl. W; 


1918, Nr. 43) angegebenen Bacellischen Sublimattherapie behandelt, : 


und zwar am ersten Tage intravenöse Injektion von 0,002 Sublimat, 


' im gegebenen Falle am zweiten und dritten Tag je 0,003, bei Herz- 
Wir sahen 


schwäche gleichzeitig Campher, Adigan- oder Coffein. 
gleichwie Leitner einen sehr guten Erfolg; es resultierte eine 


Mortalität von kaum 17 %/,, für die Influenzabronchitis allein von 0°/ 


für die Influenzapneumonie allein von 28%. — Allerdings wurde 
nur die geringe Zahl von zwölf Fällen mit Sublimat behandelt 


und nach den Angaben Leitners fast’ ausschließlich solche 


gewählt, die nach sehr kurzer Krankheitsdauer und mit sehr ge- 


Aufnahme gelangten. — oo. | 
Bei sämtlichen metastatischen Thoraxempyemen wurde. die 


typische Resektion der IX. oder X. Rippe nach Schede, ge- `` 


wöhnlich bei lokaler Novokainanästhesie, vorgenommen. Meistens 
genügte dieser Eingriff. In zwei Fällen wurden wegen. besonders 
großer Ausdehnung des Eiterherdes, beziehungsweise wegen Em- 


pyema necessitatis, mehrere Rippen reseziert. Die Nachbehandlung 


bestand anfangs in halb-, später. in ein- bis zweitägigem Verband- 


wechsel, eventuell Herzmitteln. Ausspülungen wurden nie vor- 


genommen. Zur Wiederentfaltung der Lunge hat sich uns früh 
einsetzende Atemgymnastik, Aufblasen von Luftkissen. usw. gut 
bewährt. In zwei Fällen mußte wegen Unnachgiebigkeit der starren 
Wandungen der Empyemhöhle nachträglich eine ausgedehnte 
Thorakoplastik mit Resektion mehrerer 
Pleuraschwarten vorgenommen werden. ae 

Bei Gruppe 3 war die Therapie gleichfalls eine operative. 
Der entzündete Warzenfortsatz ‘wurde stets aufgemeißelt, bei den 
zwei Fällen von perisinuösem Absceß wurde der Sinus sigmoideus 
freigelegt, bei einem der. beiden später wegen Pyämie die Vena 


jugularis interna unterbunden. — Metastatische Abscesse wurden 
incidiert, vereiterte Gelenke eröffnet. | 


-~ Gruppe 4. Die beiden Frühgeburten erforderten keinen be- 
sonderen Eingriff, der Gelenkrheumatismus wurde mit Salieyl, die 
folgende Endokarditis mit Digitalis behandelt. Jener Fall von 
Melancholie ging auf Brom deutlich und ‚rasch zurück. 


Zusammenfassung: Die Grippe in Teschen bevor- 
zugte das Lebensalter von 15 bis 30 Jahren und zeigte auch bei 
leichten Formen einen schleppenden Verlauf mit auffälliger Neigung 
zu Rückfällen. Das Krankheitsbild war ein sehr vielgestaltiges, 
machte aber stets den Eindruck einer schweren Infektion. Ein guter 
Kräftezustand hatte auf den Verlauf keinen besonderen Einfluß. 
Die häufigste Komplikation war die katarrhalische Lungenentzündung. 
Diese zeigte eine auffallende Neigung zur Empyembildung und 
trotzte, nicht sofort behandelt, jeder Therapie, Bei leichten Fällen 
hatte -die Bacellische Sublimatbehandlung einen sehr, guten Erfolg 


und erscheint. deshalb angezeigt. 


-< 


i Jahrzehnten wiederkehrenden .epidemischen 


(sieben  Grippe-Lungenentzündungen). zur. 


‚Rippen und Abtragung der i 


ei EA 
i I AST De a m 
oF Poog kr a T ee 
PELETE EEE 
ea paea fa 
er 


Mens: 


5 : 5 er 
Bi T G 
3 à 
WEITE ET ea 


nn 
men 


, y A 
2 - y y % 
~ . R 
ET u ee nen 


manman hY 


.n 
Bi 
` k . 
5 a 
D 
mess . 
A 
z een a 
mng 


mr Zee, 


er nn pri run 
= Pr 
= 
T 
nre 


we 
ne 


et ae 
une 


ee 
nan P$ — 
Re E e 


Í» 
STATE 
Be 


ar 
e: 
nn Ta 
een ia 
STE Ea 
T NA aa 
` 


-1 
Sure 


“gran. 
Be x $ 
aea POES y 


PEN 


en AEE E hd paN p 
DT tr u E nor 
2 oma EI N ED 


u de er 


ki 
Be E R E A 
` ies i & ; us 


er se iu 
ww E Az 


s w 
Maa 


A S VE i 


142 


Aus der I. dermatologischen Abteilung der Wiener Allgemeinen 
Poliklinik (Vorstand: Prof, G. Nob]). 


Zur Behandlung der akuten, nichtkomplizierten 
männlichen Blennorrhöe mit Choleval. 


Von 
Dr. Iro Gutmann, Aspiranten der Abteilung. 


Die blennorrhoische Infektion beinv Manne, welche teils durch 
den direkten Kontakt der Harnröhrenschleimhaut mit dem infizierten 
Sekret, teils durch Saugwirkung der Urethra (Schnappen beim 
Nachlassen der Erektion) zustande kommt, bewirkt eine Ein- 
wanderung und Ansiedlung der Gonokokken, vorwiegend am 
Orificium, aber auch an der Pars navicularis urethrae. Hier ver- 
mehren sich die Gonokokken und dringen teils nach den hinteren 
Harnröhrenpartien, teils tiefer in die Schleimhaut ein. Letztere 
reagiert auf die Invasion der Keime durch Hyperämie, Auflockerung 
und teilweise Desquamation des Epithels, Leukotaxis und Exsudation 
(Auswanderung von Leukocyten, welche die Gonokokken aufnehmen, 
ohne sie im Sinne Metschnikoffs Phagocytose zu zerstören!), 
und endlich durch Regeneration sowie teilweise Metaplasie des 
Epithels (Übergang des cylindrischen in teils kubisches, teils 
auch plattes Epithel). Diese Veränderungen an der Schleimhaut 
äußern sich durch die Absonderung eines zuerst rein serösen, 
dann serös-schleimigen, schleimig-eitrigen bis rein purulenten 
‚Sekrets, um dann unter dem Einflusse der Therapie (manchmal 
auch ohne Therapie, allerdings dann auch ohne Schwund der 

ıonokokken und ohne endgültige Heilung!) dieselben Etappen 
retrograd zurückzulegen. 

Durch die Therapie, und zwar die Lokaltherapie, der wir 
in dieser Studie allein Raum geben wollen, streben wir, ent- 
sprechend den geschilderten pathologischen Vorgängen an der 


Schleimhaut, Hemmung der Weiterentwickiung sowie endgültige 


Abtötung der Gonokokken, ferner Beseitigung der durch dieselben 
hervorgerufenen Schleimhautveränderungen an (Reparatio respektive 
Restitutio ad integrum). | 
Nach bewährten Erfahrungen eignet sich für die zitierten 
Aufgaben der Therapie die Gruppe der Silbersalze, von diesen 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 80. 


~ 


Be... : 
jad li, 
a ARAA 


und zwar früh am längsten, abends am kürzesten, in der Harnröhre 
behalten wurden. Von internen Mitteln wurde fast durchwegs Abstand 
genommen, nur bei Klagen über abendliche Erregungsztstände wurden 
Brom oder Atropin-Antipyrin, gegen Obstipation Pulv. Liquir. in den 
üblichen Dosen verordnet. Begonnen wurde mit einer 1/4% igen 
wäßrigen Cholevallösung, welche in achttägigen Intervallen, manchmal 
auch in kürzeren schon, gesteigert wurde, und zwar je 200 cem einer 
U, 1/2-, 3/4- bis 1 %igen Konzentration. Die Lösungen bis 1% wurden 
fast ausnahmslos ohne subjektive und objektive Reizerscheinungen ver- 
tragen, nur bei 1 %%igen Lösungen klagten manche über ein geringes 
brennendes Gefühl, welches dann auf einen 2- bis 4%igen Antypyrin- 
zusatz völlig verschwand. Höhere Konzenträtionen als 1 %iges Choleval 
wurden nicht benötigt. | j 
Der anfangs profuse Ausfluß wurde schon zu Beginn der 
zweiten Woche unter der Behandlung bedeutend geringer, der 
eitrige Charakter ging allmählich in schleimig-serösen über, um 
am Ende der dritten oder anfangs der vierten Woche ganz zu 
verschwinden. Hand in Hand ging damit die Klärung des Urins 
einher, während die mikroskopische Untersuchung sehr interessante 
Bilder bot: Die anfangs massenhaft, hauptsächlich intracellulär 
gelagert, vorhandenen Gonokokken verschwanden zwischen dem 
5. und 17,, im Durchschnitt um den 11. Behandlungstag herum, 
aus dem mikroskopischen Bilde, ebenso die anfangs das Gesichts- 
feld beherrschenden Eiterkörperchen, dagegen nahmen die zu Be- 
ginn nur spärlich vorhandenen epithelialen Elemente an Zahl zu, 
um dann ganz allein die Gesichtsfelder auszufüllen. Während die 
Zahl der Epithelien zu der der Leukocyten zu Beginn wie 1:0 
und noch geringer stand, entwickelte sich allmählich unter der 
Behandlung das Verhältnis wie ungefähr 1:4, 1:3, 1:2, 273 usw. 
bis zum erwähnten Vorhandensein reiner Epithelien. Dabei wäre 
eine Beobachtung von Interesse, und zwar: während in einzelnen 
Fällen die Gonokokken aus den -Leukocyten bereits ganz ver- 
schwunden waren, hatten die restlichen Keimbestände nur mehr 
an Epithelsäumen den Standort. 
Es bleibe vorläufig dahingestellt, ob es Zufall ist, oder ob die 
abgestoßenen Epithelien den mechanischen (?) Abtransport der noch 
vorhandenen Keime an Stelle der verschwundenen respektive ver 
schwindenden Leukocyten übernehmen, darüber sollen noch weitere 
Beobachtungen entscheiden. Sollte jedoch letzteres der Fall sein, so 
wären die Bedenken Schindlers wegen des vorzeitigen Schwundes 
der Leukoeyten aus dem Sekret unter dem Einflusse des Cholevals und 


hauptsächlich die der organischen Verbindungen, weil letztere sich 
durch ihre hervorragende Tiefenwirkung auszeichnen. Die früher: 
zur Behandlung der akuten Blennorrhöe herangezogenen nicht- 
organischen Silberverbindungen wurden später verlassen, erstens 
wegen ihrer starken Iıritation, zweitens, weil sie infolge ihrer 
Ätzwirkung durch Bildung von Silberalbuminaten der Tiefen- 
wirkung entgegentraten. Daß diese Auslegung jedoch nicht im 
vollen Umfange berechtigt ist, geht aus einer Reihe neuerer Er- 
hebungen hervor. So vertreten Unna und Golodetz die An- 
sicht, daß trotz Fällung der Eiweibkörper immer noch genügend 
Silber überschüssig bleibt, um in der Tiefe das antiseptische Ver- 
mögen äußern zu können. — Wir verlangen somit, daß ein gutes, anti- 
blennorrhoisches Präparat bactricid, antiphlogistisch, adstringierend 
und die Reparationsvorgänge am Epithel unterstützend wirken soll. 

Auf dieses Heilvermögen prüfte ich zunächst das Choleval 
(Merek). Choleval ist ein 10 °/, kolloidales Silber und gallensaures 
Natrium enthaltendes, von Dufaux in die Blennorrhöetherapie 
eingeführtes Präparat. 

Hier sei nun der Verlauf und Erfolg der Behandlung des akuten, 
specifischen Katarrhs der vorderen Harnröhre festgehalten, die Schilderung 
der Erfahrungen bei der komplizierten, posterior und chronischen 
Blennorrhöe, die derzeit noch nicht abgeschlossen sind, behalte ich mir 
für einen späteren Zeitpunkt vor. Bei dem zu Gebote stehenden, 

- ambulatorischen Abteilungsmaterial konnte die Abortivkur, das ist die 
Kupierung der Blennorrhöe durch Beseitigung der Gonokokken am Orte 
der Invasion (Pars navicularis), bevor sie weder weiter nach hinten, 
noch -in die Tiefe der Schleimhaut eingedrungen sind, leider nicht er- 
probt werden, da es sich um für dieselbe nicht mehr geeignete Fälle 
gehandelt hat. 

Die Untersuchnng sowie die Kontrolle fand jeden vierten bis 
fünften Tag durch Mikroskop und Zweigläserprobe statt. Öfter zu 
untersuchen war weder angezeigt, noch mit Rücksicht auf die Erwerbs- 
arten der Patienten möglich. Die Färbung geschah nach Unna- 
Pappenheim (Grüblers Methylgrün-Pyronin), welche brillante 
Bilder gibt, nur selten wurde die Differentialfärbung nach Gram heran- 
gezogen. Die Patienten wurden über den auf der Abteilung üblichen 
Behandlungsmodus instruiert. Sie injizierten sich selbst dreimal täglich 
je 10 ccm der verordneten Flüssigkeit, welche durch 10 bis 15 Minuten, 


des dadurch behinderten Abtransports der von ihnen aufgenommenen 
Gonokokken hinfällig, da die durch Choleval angeregte stärkere Des- 
quamation den Abtransport kompensatorisch bewirken würde, Diese 
Annahme bestärkte ein cholevalresistenter Fall, bei dem gleichzeitig 
mit dem beharrlichen positiven Gonokokkenbefunde parallel eine mangel- 
hafte Epithelbildung im mikroskopischen Bilde einherging: ö | 
Die Behandlung der Blennorrhöe wurde trotz negativen Gono- 
kokkenbefundes noch drei Wochen nach dem erwähnten Prinzip 
weiter fortgeführt, nach weiterer vierwöchiger Aussetzung der Be- 
handlung und gleichzeitiger Kontrolle unter chemischen und 
mechanischen Provokationen wurden die Patienten bei andauernd 
negativem Befund als geheilt entlassen. 
= Dabei ergaben sich folgende Zahlen: Von den beobachteten 
31 Fällen blieben 5 nach 8- bis 10tägiger Behandlung (mit bereits ne- 
gativem Gonokokkenbefunde) aus, 2 Komplikationen (1 Epididymitis, 
1 Posterior acuta) durch seitens der Patienten zugegebenes Selbst- 
verschulden (Exzesse), 3 Fälle von Resistenz trotz gewissenhaften Ver- 
haltens seitens der Patienten und regelmäßiger Behandlung, 1 Rezidiv, 
nachdem der Gonokokkenbefund bereits durch 14 Tage negativ wat 
bei letzterem Falle trat jedoch nach weiterer i4tägiger Behandlung 
vollständiger und endgültiger Schwund der Gonokokken und nach 9 
weiteren Wochen Heilung ein. Bei den restierenden 20 Fällen ent- 
sprach der Verlauf dem bereits geschilderten. an] 
Zusammenfassend können wir vertreten, daß dem Choleva 
bactericide, antiphlogistische, adstringierende Fähigkeiten Zu 
kommen und die Verbindung des kolloidalen Silbers mit dem 
Natrium choleinicum sich von den anderen, organischen ilber- 
präparaten durch ihre eytolitischen, epithelisierenden urinklärenden 
und bis zur Konzentration von 1% fast gar nicht reizenden Eigen- 
schaften vorteilhaft abhebt. 
Literatur: 1. Unna-Golodetz, Die Tiefenwirkung der SR 
verbindungen. (Derm. Wschr. 1917, Nr.20.) — 2. Schindler, Chole 
und Argaldon bei der akuten Gonorrhöe. (D. m. W.1917, Nr. 6) — 2 
Die Cholevalbehandlung der Gonorrhöe. (Ebenda 1917, Nr. 40.) 
faux, Uber ein neues, die Eiterkörperchen auflösendes Mittel. 


Urol. 1912, Bd. 6: M. m. W..1915, Nr. 39.) — 5. Pundt, Über 


5. 
(Zschr. f. Urol. 1917, Nr. 2) — 6. Stühmer, Zur Indikation der 
behandlung. (M. KI. 1917, Nr. 40.) — 7. Meyer. Die Behandlung 


lichen Gonorrhöe mit Choleval, (Ebenda 1917, Nr. 3.) 


— 


Digitized by Google; 


= Sich finden. können. 


| gleichzeitig besonders vielgestaltige Symptome hervorrufen können. | 


Grundsätzlich sollten. wir diese ziemlich umschriebene Gruppe bei 


- allen unklaren Krankheitsfällen zuerst der Reihe nach vor unserem 


chronischen Krankheiten, die Tuberkulose, ins Auge zu fassen, 


| Tuberkulose kann sich ja unter allen möglichen Krankheitssymptomen 
‘verstecken. Anamnese (Familienanamnese) und allgemeiner Habitus 


EEE nn en r; Be Ba ee i MN Br 

a AE Ä 2 N ar De 

u _. 1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 80, 783: o 
| a ; | E g | PER BE pir w e o T n o 
a| | =: 0... - Aus der Praxis für die Praxis. o Sa n 
i i a EN Aea © dag Greisenalter wo. typische Fieberkrankheiten (Pneumonie z. B.) . IE) 
t # Diagnostische Betr achtungen. aus der Praxis. ziemlich fieberlos verlaufen können. Unklare, an Sepsis erinnernde BEE 
| Y | Von ooo | Fieberzustände finden .sich bei manchen De) perni- Ipro 
a Kost. Li M : „| ziöse Anämie, Leukämie, hämorrhagische Diathese usw.). Docl hin | 
nf Dr. Kost, as S.-M. : ` į weisen hier Blutbild und Milztumor meist den richtigen diagnosti- E 
ri - 1. Diagnose bei unklaren Fällen. Welcher Weg | schen Weg. Auch Basedow und vielleicht manche andere endo- e 
JE steht uns offen, um auch bei sogenannten. unklaren Symptombildern | krine Störungen gehen gelegentlich mit Fieber einher. Von visceraler She 
© doch zu einer gewissen diagnostischen Klarheit zu kommen? Es | Lues und. malignen Neubildungen wissen wir ebenfalls, daß- sie = if m. 
“u. empfiehlt sich in solchen Fällen, eine bestimmte diagnostische. Fährte | von’Fiebererscheinungen begleitet sein können.  - a S a 
J | einzuschlagen und: innezuhalten, um von dem bedrückenden Gefühl = Nachdem die mehr akuten Krankheitszustände (Typhus, Sep- - E 
;l . loszukommen, etwas Wesentliches übersehen zu haben, Zunächst | sis) von uns bei unseren diagnostischen. Überlegungen genügend >` Be 
i sind alle diejenigen Krankheitsbilder ins diagnostische Kalkül zu | gewürdigt worden sind, wenden wir jetzt unsere diagnostische a 
i ziehen, die erfahrungsgemäß. besonders häufig sind und doch auch |' Aufmerksamkeit den mehr chronischen Krankheiten zu: .Da ist Euer 
in erster Linie die leider praktisch- immer noch wichtigste aller - Ye 


Auge vorüberziehen lassen und nach ihrer diagnostischen Bedeutung . 


für den vorliegenden Fall abwägen. 
Von akuten Krankheitszuständen sollte in erster Linie. bei 


allen nicht ganz klar liegenden Fällen der Typhus abdominalis 


(mit seinen Unterformen des Paratyphus) ins Auge gefaßt werden. 
Als Kardinal-Symptome sind anzusehen: Milztumor,. relative Puls- . 


_ verlangsamung, Leukopenie, positive Diazoreaktion. Neben diesen 
. mehr klinischen Symptomen. sind selbstverständlich auch -die 
bakteriologischen Untersuchungsresultate -von entscheidender Be- 


i deutung: Untersuchungen des Blutes (Gallenanreicherung) Stuhl-. 
Letzterer kann freilich auch bei unseren. 


untersuchung, Vidal. 
gegen Typhus geimpften. Soldaten positiv sein, ohne daß im be- 


treffenden Falle ein klinischer Typhus vorliegt. Die Diazoreaktion 


findet sich auch bei anderen differentialdiagnostisch in Betracht 
kommenden Krankheiten, wie Miliartuberkulose usw. Die Leuko- 


‘penie mit Lymphoeytose' ist dem Typhus, gegenüber den praktisch 


‚sonst in Frage kommenden Krankheiten, fast specifisch eigentümlich 


und deshalb von. ganz besonderer Wichtigkeit. Was die Roseolen 


- angeht, so ist man zu leicht Täuschungen ausgesetzt und. ist wohl 
. längst davon abgekommen, in der „typischen“ Typhusroseola das 
‘entscheidende Kriterium zu erblicken. Verwechslungen mit Floh- 


‘und. Wanzenstichen, Acnepusteln und allen möglichen anderen. 


= Eifloreszenzen sind zü leicht möglich. Ebenso sind "die erbsen- 

farbigen Typhusstühle diagnostisch kaum zu verwerten, da Obsti- 
-~ pation bei Typhus ja gar nichts Seltenes ist und andererseits soge- 
' „nannte Erbsenstühle auch bei anderen Intestinalerkrankungen 


.ten pathognomonischen Symptome- verhalte 
man sich äußerst skeptisch. Weder Bacillennachweis, 
noch serologische Reaktionen sind als ‘solche absolut beweisend. 
Nur im Rahmen des klinischen Gesamtbildes erhalten Einzel- 
Symptome ihre Bedeutung. Im ganzen kann man sagen, daß die 
klassischen Formen des Typhus abdominalis mit der klassischen 
Fieberkurve heute keineswegs mehr die Regel sind und daß daher 
alle oben erwähnten Gesichtspunkte beachtet sein wollen, um die 
Typhusdiagnose zu sichern oder auszuschließen. | 
. _ Ist für Typhus kein Änhaltspunkt weiter zu finden, so kommt 
In zweiter Linie bei der Diagnose unklarer Krankheitsbilder die große 


~ Gruppe der sogenannten septischen Erkrankungen (wie 


Bakteriämie, Pyämie, Grippe usw.) für unsere diagnostischen Er- 
wägungen in Betracht. Es empfiehlt sich also, Blutkulturen anzu- 
legen, respektive in einem. bakteriologischen Institut anlegen zu 
lassen. Däneben sind selbstverständlich stets Temperaturmessungen 
| notwendig. Man achte auf Auftreten von Sehüttelfrösten, die im 

allgemeinen gegen Typhus und für septische Zustände sprechen 
(intermittierendes Gallenfieber). Man prüfe die Gelenke, palpiere 
die Drüsen und inspiziere vor allem die Mund- und Rachenhöhle 
i (die Wurzel aller Übel). Nach versteckten ‚Abscessen (paranephri- 
tische, osteomyelitische, subphrenische, Prostata) ist zu forschen. 
Ohr, „Blase, Niere sind als die Quellen unklaren Fiebers zu berück- 
_ Sichtigen, besonders- bei Kindern, Das Fieber bei Kindern gehört 

überhaupt zu den dunklen Punkten in der Pathologie. Viele Kinder 
fiebern bei allen möglichen Gelegenheiten, ohne daß auch nur der 
geringste pathologische Organbefund nachzuweisen ist. . Die Dia- 
&nose: Febris ephemera usw. werden wir kaum als recht befriedi- 
gende Erklärung ansehen können. -Wahrscheinlich handelt es sich 

oft um Resorption von Toxinen aus dem Magendarmkanal oder aus 


| Drüsenmaterial usw. Das umgekehrte Verhältnis zeigt bekanntlich . 


Überhaupt nie ein einzelnes 
‚Symptom überschätzen! Gegen alle sogenann- 


sind voll zu würdigen, aber natürlich auch nicht zu überschätzen. 
(Man denke .an den tuberkulösen Zirkusathleten und ähnliche 
Vorkommtrisse.) So leicht es nun im allgemeinen ist, eine floride 


_ Phthise zu diagnostizieren, so schwer kann es sein, eine mehr . . --. 


latente Tuberkulose aufzuspüren. Alle diagnostischen Hilfsmittel 


sind heranzuziehen, um, über eine etwaige tuberkulöse Ätiologie 


ins klare zu kommen. Der sogenannte. physikalische Befund 
kann, namentlich ‘bei älteren. Leuten mit unelastischem Thorax, 
ganz im Stich lassen. Die subtil ausgeklügelten Methoden, um 


eine Spitzenaffektion nachzuweisen, sind gewiß beachtenswerte ..- 


Versuche, in der Frühdiagnose der. Tuberkulose weiterzukommen, 


‚aber doch sehr mit Vorsicht zu genießen (Krönigs Schallfeldeinengung, - B l 
Muskelrigidität, einseitige Sympathicusreizung usw.). Unentbehrlich TE 


bleibt natürlich die Temperaturmessung, namentlich achte man auf 


stärkere Differenzen zwischen Morgen- und Abendtemperatur bei ` 


subfebrilen Fieberzuständen. . Chirurgische Tuberkulose kann über- 
haupt lange Zeit ganz fieberlos verlaufen. Der Nachweis von 
Bacillen gelingt verhältnismäßig leicht (eventuell mit 'Antiformin) 


im Sputum;- aber sehr schwer in den- Faeces, im Urin und Blut, 
Pirquet ist wertvoll im frühen Kindesalter, wertlos im späteren 


Alter. 


Subcutane probatorische Tuberkulin-Impfung (0,2 mg bis 
1 cg) ist nur bei fieberfreien Fällen diagnostisch verwertbar, aber 
auch hier nicht. absolut eindeutig und doch nicht ganz indifferent. 


Mobilisierung von latenter Tuberkulose! Augenspiegeluntersuchung 
ist wichtig. bei Verdacht auf Hirntuberkulose, Meningealtuberkulose 


und Chorioidealtuberkel. Cystoskopie und Ureterenkatheterismus 


kann Aufschluß über Blasen- und Nierentuberkulose bringen. . Pal- 
pation des Nebenhodens, der Prostata, der Samenblasen, Eierstöcke 


kann eine genitale tuberkulöse Affektion aufdecken. Dyspnöe und fable . _ 
Cyanose ist oft das einzige Zeichen einer Miliartuberkulose. Viele 
zweifelbafte Hautaffektionen, besonders mit centraler :Nekrosen- 
bildung, sind tuberkulösen Ursprungs. Über die Vielgestaltigkeit 


des Lupus brauchen nicht viele Worte verloren zu werden. Daß -= ~ 
heutigentags 


die Röntgenuntersuchung für die Tuberkulose- 
Diagnostik unentbehrlich geworden ist, bedarf kaum noch eines 


"besonderen Hinweises. Hilusdrüsentuberkulose, aber auch sonstige 
Lungenherde, vor allem miliare machen im Röntgenbilde Symptome . 


bei Fällen, wo oft die anderen Untersuchungen im Stich lassen. 


S Neben der Tuberkulose steht als zweiter Proteus der Krank- M 
heiten und-ist fast von noch wichtigerer diagnostischer Bedeutung 


bei unklaren Krankheitsfällen die S y p hilis und Metasyphilis. Seit 
wir an der Wassermannreaktion einen zwar nicht völlig eindeutigen, . 
aber doch sehr wichtigen Anhaltspunkt für Lues haben, sollte in 
keinem unklaren, chronischen Krankheitsfalle die Untersuchung 


"des Blutserums oder der Lumbalflüssigkeit auf Wassermann unter- 
bleiben (bakt, Institut). Jung und alt, hoch und niedrig, weltlich 


und geistlich — alles stellt sein Kontingent zur Lues. Kein Organ 
bleibt verschont. ' Centralnervensystem und Kardiovasculärsystem 
an erster Stelle; aber es gibt auch Lungensyphilis und Nieren- 
syphilis! Alle ulcerativen Prozesse können specifisch sein. Kein 


"unklarer Krankheitsfall sollte ohne Jodkali ad exitum kommen. 


‘ Gehen wir einen Schritt weiter .in unseren diagnostischen . 
Erwägungen, so wollen wir uns jetzt ins Bewußtsein rufen, daß ganz 
uncharakteristische Krankheitsbilder hervörgerufen werden können 
durch Neubildungen sowohl benigner, wie maligner Natur, . 
Die Sektionsbefunde’ überraschen immer wieder durch Aufdeckung 
von Tumoren, die sich bei Lebzeiten trotz ihrer förmlichen Kinds- 
kopfgröße dem Nachweis entzogen haben. Auch .der. oft sehr 


x 


EN Se 

m wo 2 * d 
aar a et A 
De OAN AE aE 


ante 
. -x mei. > -a 
5 ae Se = 24 ; ws 
en Pd X ~ 


nine- FIT ee m 
I : In nn n mn BER H 
oraa E z: & 
rt N en he TUT Dun E an DEEP EN Se 
A 2 wr a aR e SEES: ES BR A An Sm g oe FT en ORT, ee en . Be Bere TSEAN > AA 2 
F u Zi vos = a 1 EDN, ane ` 
aei a ee ER -. ` E ONT Fe ns ER re = AU ER MN RE 
ge ee nad art weite Tr A dene Tas En ne na ee RE ee Ei ufp.r en 
en ae = Yen I‘ Pi AS 3 er er nun Se Be k 
een s Ea Gen = i a oo. de Ten Mar Dog TR E y T E ER EE pT aa er = 
Fer nt hami g n i i BR rs Er Poa pga alt nen ei ne a E aE I gen 
Zr ` bg p 22 uk, ‘i i te E Bee BE Te age ee 
rn. . P SPAA AT _ tr D 2 ner, PO CE i a à T Ua e T gees a een 
6 ern ` ee e OA ee a ae nn en u BAR, i an ra > 5 


$ P a “ 4 F Pr 
uns m Zul id 0 aa = K a \ ` . ER r i 
a - ‚ 5 Š . es RER . + . Pen k z x ` 
a ex} . s TE n EA Zu = & gn ra, Mon ` $ . er vr a ` ` 
P3 E Pa Gy P n er vo. P i Pa a . T $ Sr , 7 ey ` ' Er fi = 
i s ». A 2” . -y s x x 5 D RR, a San % = ` ` or u pr . F we í Pay RE ° 
ia x m 4 k a a RT A x R K g R3 ; i] 5 .. her 5 az $ AR BA r az 
me anna ; ER Er i E ee: . PE = 2 EB A- ga h`. a Re Belek 5 
22-7 ur tere A E . "i Lt 7 ` n ? i i = . ni . ' PE a gig r 8 
> = 2 u x x a A - KA ar j (ER . BER ği 
. 2 u a . ei f a i x es k 
: ; 2 ; en 


RE a 


S f 
ge SB TEA ER 


RL TE p e y 
ek Sen 
mo G F 
i An 
ESE 
Bak i 
u x 
a SE aa - Er 5 
- Iamo aeaa De 
Se win É 5 ý 
> BE ope 


mr 


4 ‘ . 
. i x 
i 7 
A E E E E 
e2 EE EN NATES 
p i FEAR 
a BP l a 
ng; 8 f 
ad -b m ns ` a ie 8 
ERINES 
-x er an an 
es w T.. gm 
se DE, 
Delhi. DER 
2 -14 > u na ` Par -t 
A BEE we 
Re ee: saka En 
ea We ee N 
er . ` # + as 


744 


chronische Verlauf beweist nichts gegen Carcinom. So sollen 
Blasencarcinome viele Jahre ziemlich latent bestehen können, ehe 
sie zum Exitus führen. Fieber ist, wie schon erwähnt, nichts gar 
so Seltenes bei malignen Neubildungen, sei es, daß es durch re- 
gressive Ulcerationen, was wohl das Häufigere ist, hervorgerufen 
ist, sei es, daß das Carcinom und Sarkom als solches pyrogene 
Stoffe absondert. Das Allgemeinaussehen der Patienten kann völlig 
täuschen, Patient kann trotz Carcinom (Mammacareinom usw.) 
glänzend aussehen. Und sehr kachektisch aussehenden Menschen 
braucht „nichts zu fehlen“. Trotzdem bleibt natürlich der Begriff 
der Carcinomkachexie zu Recht bestehen. Leider haben wir 
keine specifische Careinomdiagnose, wie mehr oder weniger im 
Tuberkulin bei Tuberkulose und in der Wassermannreaktion bei 
Lues. Alle die bis jetzt gefundenen serologischen und sonstigen 
angeblich speeifischen Reaktionen für Carcinom (Meiostagmin- 
reaktion usw.) sind praktisch noch nicht recht verwertbar. Okkulter 
Blutnachweis in den Faeces ist vielleicht immer noch der bis jetzt 
wichtigste diagnostische Anhaltspunkt für intestinale Neubildung. 
Das Röntgenverfahren muß natürlich auch nach Möglichkeit heran- 
gezogen werden, kann aber bekanntlich auch recht trügerisch sein 
und ist auch nicht absolut „pathognomonisch‘“, 

Eine weitere Quelle für unklare Krankheitsbilder aller Art 
können Vergiftungen bilden. Von chronischen Vergiftungen 
stehen an der Spitze Alkohol und Blei. Alkohol verschont kein Organ, 
täuscht oft auch Krankheitsbilder ganz anderer Ätiologie vor; 
alkoholische Pseudoparalyse und dergleichen. Die Anamnese be- 
züglich Potus darf also keine bloße Redensart bleiben. Die Diagnose 
einer chronischen Bleivergiftung ist aus Bleisaum und Blutbild 
(Erythrocyten-Tüpfelung) meist ziemlich exakt zu stellen. Nur muß 
man eben daran denken! Hirntumor, Basedow, Ileus — alles ist 
schon mit Bleivergiftung verwechselt worden. Auch die chronische 
Nicotinvergiftung macht alle möglichen nicht ohne weiteres ein- 
deutigen Symptome: Angina und Pseudoangina pectoris, nervöse 
Störungen, Sehstörungen, Dysbasia intermittens usw. Bei dem 
‚heutigen Zigarettenabusus der Jugend ist dieser Ätiologie ver- 
mehrte Aufmerksamkeit zu schenken. Von akuten Vergiftungen 
kommen neben Alkohol vor allem Kohlenoxyd, giftige Schwämme, 
Botulismusgift, Paratyphus in Frage. 

Den eigentlichen Vergiftungen im engeren Sinne stehen 
Krankheitsbilder nahe, die durch Stofiwechselstörungen hervor- 
gerufen werden und auch nicht immer offen auf der Hand liegen: 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 


Ya 


Namentlich Diabetes und Gicht in allen Formen können die Ursache 
zahlreicher mehr oder weniger okkulter Symptome werden und 
sollten stets wegen ihres häufigen Vorkommens differential- 
diagnostisch berücksichtigt werden. 

Eine ganz erhebliche Erweiterung hat unser diagnostischer 
Gesichtskreis erfahren durch Kenntnis der sogenannten inner- 
sekretorischen Vorgänge. Außer Addison und Basedow sind heute 
schon eine ganze Reihe anderer früher unklarer Krankheitsbilder 
auf Störungen des endokrinen Hormonstoffiwechsels zurückgeführt 
worden (Infantilismus, Diabetes insipidus usw.), Es dürfte sich 
also empfehlen, auch an diese Möglichkeiten zu denken. 

Nun bleibt noch eine Krankheit zu erwägen, die mehr als 
jede andere zu diagnostischen Fehlschlüssen Anlaß geben kann und 
bei jedem unklaren Krankheitsfall Beachtung verdient — es ist die 
Hysterie. Diese Krankheit kann Fieber, Tumoren, Ulcerationen 
und alles, was sich sonst noch denken läßt, gelegentlich erzeugen 
und beruht doch nur auf funktioneller Basis. Gewisse Wider- 
sprüche in den ganzen Krankheitserscheinungen, normales Blutbild, 
normale Pupillen, dazu hysterische Stigmata selbst müssen auf 
die rechte Spur leiten. Man denke jedenfalls an Hysterie — und 
manch dunkles Krankheitsbild wird sich aufhellen. 

Zurückblickend möchten wir noch einmal den Weg angeben, 
den wir bei unseren diagnostischen Erwägungen betreffs unklarer 
Symptombilder stets systematisch meines Erachtens einschlagen 
sollten. Bei akuten und subakuten Krankheitsbildern ist in 
erster Linie an Typhus zu denken. In zweiter Linie ist die Sepsis 
und ihre Spielarten (Endocarditis lenta usw.) abzuwägen. An 
dritter Stelle ist die Frage aufzuwerfen, ob Tuberkulose im Spiel 
ist. An vierter Stelle ist auf Lues zu fahnden. An fünfter Stelle 


| ist zu erwägen, ob eine Neubildung die Krankheitserscheinung zu 


erklären vermag. An sechster Stelle ist die Möglichkeit einer 
akuten oder chronischen Vergiftung ins Auge zu fassen. An 
siebenter Stelle die Störung des endokrinen Stoffwechsels und 
schließlich an achter Stelle oder auch an erster zu prüfen, ob 
nicht eine Hysterie uns vexiert und Gott weiß was vortäuscht. 

In einem weiteren Artikel sollen dann diese diagnostischen 
Erwägungen etwas erweitert und auf solche Krankheitsbilder aus- 
gedehnt werden, die zwar nicht von gleicher Häufigkeit und Dignität, 
wie die eben aufgezählten, sind; aber doch auch erkannt und be- 


achtet werden sollten, wenn wir dunkle Krankheitsbilder aufhellen 
wollen. i 


Referatenteil. 
Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin. 


Sammelreferate. 


Strahlentherapie. 
Von Stabsarzt Dr. Strauß, Berlin. 


II (Fortsetzung aus Nr. 27,) 


Was die Verwendung der Strahlentherapie im Kampf gegen 
die Tuberkulose betrifft, so ist es auffallend, daß dasselbe Ver- 
fahren, das bei der chirurgischen Tuberkulose solch glänzende 
Erfolge aufzuweisen hat, bei der Lungentuberkulose eigentlich nur 
in geringem Umfange zur Anwendung gelangt. Es haben sich 
zwar eine Reihe Forscher dem Problem der Behandlung der 
Lungentuberkulose mit strahlender Energie zugewandt, ich er- 
innere nur an die ausgezeichneten und an dieser Stelle schon 
eingehend gewürdigten Arbeiten von dela Camp, Küpferle, 
Iselin, Bacmeister und Manfred Fränkel. Außer- 
ordentlich energisch tritt neuerdings Brecke (25a) für die Sonnen- 
behandlung der Lungentuberkulose ein. Indessen kann man sich 
der Tatsache nicht verschließen, daß die Strahlentherapie der 
Lungentuberkulose bis jetzt nur von wenigen Ärzten angewandt 
wird. Schon lange beschäftigt uns das Rätsel, warum die Be- 
handlung mit strahlender Energie bei der chirurgischen Tuber- 
kulose alles, bei der Lungentuberkulose aber nur so wenig leisten 
sollte, Es war nun zu hoffen, als die von Deycke und Much 
begründete Lehre von den Partialantigenen mehr und mehr Be- 
deutung gewann, daß nun Licht in dieses etwas kompliziert 
liegende Kapitel der Therapie gebracht würde. Die Lehre von 
Deyceke und Much, deren kritische Bewertung außerhalb des 
Rahmens meiner Aufgabe liegt, hat für die Beurteilung der Wir- 
kung der Strahlentherapie etwas ungemein Anziehendes. Wenn 
es wirklich zutrifft, daß bei den einzelnen Formen der Tuber- 


| kulose das eine oder andere Partialantigen fehlt, so erscheint es 


a priori höchst wahrscheinlich, daß die Strahlenbehandlung in der 
Lage ist, ein solches fehlendes Partialantigen anzubilden und £0 
die Heilung herbeizuführen. Es wäre durchaus denkbar, dab die 
verschiedenen Strahlenarten hier ganz verschiedene Wirkung 
haben, daß z. B. die Partigenbeeinflussung beim Sonnenlicht eine 
andere ist als beim Radium, daß Finsenstrahlen anders wirken 
als Röntgenlicht. Dieser so außerordentlich nahe liegende Ge- 
danke scheint tatsächlich auch substanziert zu sein. So berichtet 
Wilhelm Müller (25b), daß das Sonnenlicht die gesamte 
Partialreaktivität fördere, daneben aber auch die Albuminreaktivität 
besonders anrege. Das Röntgenlicht soll die Fettsäurelipoidreakti- 
vität, das Quarzlicht die Nastinreaktivität verstärken. Es warg 
danach nur noch die Aufgabe der Serodiagnostik, im Einzelfall 
festzustellen, welcher Partialantikörper bei dem zu behandelnden 
Tuberkulosefall fehlt. Seine Zuführung müßte eigentlich dann bei 
leidliehem Allgemeinzustand in jedem Tuberkulosefall die Heilung 
herbeiführen. Eine ganz besondere Bedeutung müßte hierbei der 
Strahlentherapie zugesprochen werden und bei ihrer richtigen 
Anwendung sollte man a priori erwarten, daß ein solcher günstiger 
Einfluß auch mit Sicherheit erzielt wird. Diese Auffassung Verm 
tritt auch in verschiedenen Arbeiten Wilhelm Müller. Müller 
spricht der Strahlentherapie eine erste Stelle in der Tuberkulose- 
‚bekämpfung zu und befürwortet im speziellen bei der Lungen- 
tuberkulose eine Kombination von strahlentherapeutischen un 
speeifischen Heilmitteln. Es wäre auch hier schon das letzte 
Wort zu sprechen, und über den Heilwert der Strahlentherapie 
bei der Tuberkulose gar nicht mehr zu diskutieren, wenn es WI” 
lich feststände, daß die Lungentuberkulose albumintüchtig, die 
chirurgische Tuberkulose fetttüchtig ist. Dann müßte 1a die Zu- 
fuhr der entsprechenden Antikörper die Heilung herbeiführen. er 
das Röntgenlicht die Fettsäurelipoidreaktion stärkt, so wäre 2. a 


Digitized by Google A 


ER T ne En DB cn k- Fas” Tim TE 
i ODE ayee nn ~ mpg nn nn 
Ka F 
. 


Sih i en 


27. Juli. 


` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 


i 
ai 


\ 


bei der Lungentuberkulose die Verwendung der Röntgenstrahlen 


indiziert, während bei der chirurgischen Tuberkulose die fehlenden 
Eiweißantikörper durch das die Albuminreaktivität stärkende Sonnen- 
licht zugeführt werden könnten. Leider besteht aber hierin in 
den Kreisen der Spezialforscher selbst noch große Unsfimmigkeit. 


Die von Wilhelm Müller vertretene Fettüchtigkeit der an 
peripherer Tuberkulose Erkrankten und die Albumintüchtigkeit . 


der Lungentuberkulösen wird von Deycke (26) und Alt- 


staedt (26) bestritten., Altstaedt (27) spricht sogar bei 


. aktiven Lungentuberkulosen von einem Vorwiegen der. Fettanti- 
' körper im Immunitätsbild. Den Strahlentherapeuten wird es in 
jedem Fall in hohem ‘Maße verwundern, daß bei der’ peripheren 


Tuberkulose seitens der Speziälforscher nicht -eine verminderte 


Anbildung der Lipoide festgestellt wird. Ihr Fehlen müßte eigent- 
lich diese Tuberkuloseform erklären, ebenso, müßte man nach 


allen Erfahrungen, die wir bis jetzt auf dem Gebiete der Strahlen- 


forschung gemacht. haben, erwarten, daß die durch Bestrahlung 
entstehende Labilisierung der Lipoide zu einer Verminderung der 
. Lipoiduntüchtigkeit und damit zur Heilung führe. Insofern hat 
die weitere Entwickelung der Lehre von den Partigenen ganz 
andere Ergebnisse gebracht, als man erwarten durfte. Sicher aber 
dürfte es angebracht sein, die Strahlentherapie im Kampfe gegen 
die Lungentuberkulose in ganz anderem Umfange heranzuziehen, 
als es bis jetzt geschehen ist. ‚Der Hinweis, daß man in sonnen- 

reichen Ländern zwar wenig chirurgische, wohl aber viel Lungen- 
tuberkulose findet, worauf ich an anderer Stelle aufmerksam 
machte, stimmt ja zweifellos unsere Erwartungen ‘herunter. In- 


dessen ist es nach den vorstehenden Ausführungen auch nicht zu 


verwundern, daß ‚gerade die Sonne im Kampf gegen die Lungen- 
tuberkulose nichts 'leistet. Wir müssen eben hier das Röntgen- 
~ licht heranziehen. Daß hier die Bestrahlung der Milz, auf deren 

- Bedeutung Manfred Fränkel (28) auch wieder in seiner aus- 


'- gezeichneten, neuesten Betrachtung aufmerksam gemacht hat, zur 


Anbildung fehlender Partigene Veranlassung gibt, kann ich. im 
Augenblick nur vermutüngsweise aussprechen und behalte mir 
hierüber noch eingehendere Betrachtungen auf Grund von Labo- 
ratoriumsversuchen vor. Daß. man ja in allen die Therapie der 
 Lungentuberkulose betreffenden Fragen nie skeptisch genug sein 
` kann, das beweist der Umstand, daß sich heute die Mitteilungen 
mehren über die unglaubliche Zahl der dabei gestellten Fehl- 
diagnosen. De la Camp (29) gibt sie auf ger Albert 
Fränkel (30) auf 60, Blümel (81) sogar auf 80% an. Mag 
das vielleicht auch zu hoch gegriffen sein, sicher ist es, daß be- 
deutend mehr Lungentuberkulosen diagnostiziert werden, als tat- 
sächlich vorhanden sind, und es ist selbstverständlich, daß dann 


'viele Heilverfahren als wirksam bezeichnet und befunden werden, 


die auf die Tuberkulose einen Einfluß’ gar nicht ausgeübt haben. 
Wie unendlich verschieden aber auch die Strahlenwirkung bei 
tatsächlich vorhandener Tuberkulose sein kann, sehen wir in der 
Einwirkung von Bestrahlung auf tuberkulöse Peritonitis und Me- 
Senterialdrüsentuberkulose. Hier sollte man doch glauben, daß 
man-eine gleichartige Wirkung beobachten werde, und dennoch ist 
es nicht so. Während L a q u eur (82) und Lasser-Ritscher (32) 
eine ausgezeichnete Einwirkung der künstlichen Höhensonne bei 
‚ tuberkulöser Peritonitis feststellten — ein Urteil, dem ich mich 
voll und ganz anschließe — haben Keppler und Erkes (83) 
bei der 'Mesenterialdrüsentuberkulose, auf deren im Laufe des 
‚Krieges gehäuftes Auftreten P ayr (34) aufmerksam gemacht hat, 
einen ungünstigen Einfluß des Röntgenlichtes beobachtet. Es kann 


nis des Sorgoschen Verfahrens zu haben — in dieser Form 


Kehlkopftuberkulose behandelt, allerdings ohne mich von. einer. . -. = 


richtigen Wirkung überzeugen zu können. In neuester Zeit haben 


Pachner (86), Schulz (87) und Sonies (88) das Sorgo- | | 


sche Verfahren modifiziert. Der Patient sitzt nun nicht mehr mit 
dem Rücken gegen das Licht, sondern er wendet das Gesicht der 
Sonne zu, das Sonnenlicht fällt ihm. in den Mund. Sowohl die 

Pachnersche als die Schulzsche Modifikation des S orgo- .' 
schen Verfahrens lassen sich leicht und. einfach durchführen und , 
erscheinen recht zweckmäßig. Pachner berichtet über 21 Fälle 


. von Kehlkopftuberkulose, in denen er gute Erfolge erzielt hat. 
Schulz macht darauf aufmerksam, daß man bei der Benutzung 


seines Verfahrens auch künstliche Höhensonne in Anwendung. 
bringen kann. Daß die Kehlkopfbestrahlung nur ein Hilfsmittel 
darstellt und nicht die alten bewährten Heilmittel im Kampf 


: gegen die Keblkopftüberkulose überflüssig macht, wird nicht be- 


stritten. 1 | 2 
< Über die Behandlung der tuberkulösen Lymphome besteht . 


heute eigentlich ‚keine verschiedene Auffassung mehr. Man kann 
wohl sagen, daß; die prinzipiell-operative Therapie der Lymphome 
zur Zeit aufgegeben ist. Es ist bereits zur allgemeinen. Vorstellung 
geworden, daß die durch Bestrahlung zum Verschwinden ge- 
brachten Drüsen für den Organismus noch ‘durch Entwicklung 
immunisierender Substanzen von Bedeutung werden. Unsere 
Gegenwart neigt nun bei allen Bewertungen neuer Heilverfahren 


.zu Übertreibungen und man soll auch bei der Lymphombehandlung 
es nicht übersehen, daß ein ganz ansebnlicher Prozentsatz der 


tuberkulösen Drüsen durch eine Bestrahlung nicht. zur. Abheilung 
gelangt. Mühlmann (39) macht darauf aufmerksam, daß. bei 


_ Drüsentumoren, welche nach fünf bis sechs. Bestrablungen inner- 


halb 15 bis 18 Wochen nicht zurückgegangen waren, die Operation 


‚notwendig wurde. Er betont fernerhin, daß sich allzu große Dosen 


überharter Strahlen nicht bewährt haben. Eunike (40), der 
eine Vermehrung der Drüsentuberkulose während der Kriegszeit 
um 300°/, beobachtet hat, fand auch, daß eine größere Zahl der 
Fälle wenig oder gar nicht auf Bestrahlung reagiere. > 00000 
Für die Strahlenbehandlung nichttuberkulöser Drüsen (absce- 


divierende, fistulöse und käsig-phlegmonöse Bubonen) tritt Kautz (41) 


ein, der auch die Bestrahlung osteomyelitischer Prozesse empfiehlt, 


Kautz hebt die schmerzstillende Wirkung. der Bestrahlung .her- 


vor. Auch bei láng dauernder Behandlung wurde zunehmende 
Verschlechterung durch Albuminurie, amyloide Degeneration usw. 
nie wahrgenommen, verstümmelnde Operationen konnten vermieden 
werden. Kautz empfiehlt die Strahlenbehandlung auch bei den 
komplizierten Schußverletzungen, die mit Osteomyelitiden ver- 
gesellschaftet sind.  — —_ | | | 
Sehr bemerkenswerte Mitteilungen über die Strahlen- 
behandlung innerer Krankheiten macht Menzer. Menzer hat 
bei Magengeschwüren durch Bestrahlung Besserungen erzielt, ja 
sogar nach den vorgelegten Abbildungen sogar einen, Sanduhr- 


magen zur Abheilung gebracht. Die Mitteilungen über günstige 


Beeinflussung stomachaler Beschwerden durch Bestrahlung sind 
nicht neu, ich selbst habe mich hierüber schon auf Grund eigener 
Beobachtungen geäußert, ähnliche Angaben machen Kodon (43), 
Brügel (44, Wilms (45) und Grunmach (46). 'Indesen 
sind Heilungen organischer Magenerkrankungen in dieser Form, ' 
wie sie hier Menzer mitteilt, meines Wissens nach bis jetzt 
noch nicht beobachtet. Die Menzersche Mitteilung erfordert 
weitgehende Nachprüfung, umsomehr als Menzer den Eindruck 
gewonnen hat, daß die von ihm erzielten Erfolge dauernde sind: 
Daß tatsächlich Strahlenwirkungen vorkommen, die völlig 


a 


mn me nn 
u." ne, 


. ” . i 
ý 2 Á or 
; . PER ~- po ai 
y h =a > pA 
een arte m ea a 
r AURREA ze ERES ur Er un e 
$ RN Be a ee r 2 
5 um. NT TE un ge N Se 
nn. f 


Er N 
urn 
we 
> .+ 


p mE E ,. 
E R A x Ze f $ -=p - e 3 
« NE ei I WEST near 
EN RR: Sy. A h nn - N 
”. tres- en Teen ar >. 


en. 
Dr 
=- 
Aat 


——_ 
A EAE MERAN 


ari ig 
Bw nenn. 


ai 


en re, TH 
En DEN Es, Ra ee a A pE aS Er e 
a e E Te K er Ben on we i x 
zwar re. En ee er ie oo. Kae 

= E ö z 


LIT EA ee 


pe eera s eo 


re re 
REN 


z Th » 
RE SEST ER 
as SH Ma A 


® 7 7 
ET Ta ne nn 
| nn zen. Be fa 


m. oren 


nn ums. 
ee —— m 
Ten 


Bar, 
a ek 

u VL 

rer ; 


> . 
+ 
3 P 5 
` 
maten Zul rar 
Ae TETE 


däbei zu Einschmelzungen der tuberkulösen Drüsen und folgenden 
Peritonitiden kommen, was insofern vielleicht auch noch’von prak- 
 tischer Bedeutung werden kann, als diese Krankheitsfälle durch 
die im lleoeoecalwinkel gelegenen Drüsenschatten nur durch das 
„vöntgenbild kenntlich gemacht werden können und man sich also 
hier auch bei der diagnostischen Feststellung einer gewissen Vor- 

Sicht beim Gebrauch der Röntgenstrahlen befleißigen muß. | 
= Wieder stärker geübt als früher wird augenblicklich das 
Bestrahlen der Kehlkopftuberkulose. , Es war wohl Sorgo (85). 
der erste, der in Deutschland diese Methode. ausführte, die sich 
dureh große Einfachheit auszeichnete. Der Patient sitzt mit dem 
Rücken gegen die Sonne. Das Sonnenlicht wird durch einen 
Spiegel aufgefangen und in den Mund des Kranken geworfen. 
Der Kranke überzeugt sich nun durch das Spiegelbild, daß Rachen 
| er weicher Gaumen gut beleuchtet sind, führt jetzt einen Kehl- 
| ropiöpiegel ein und reflektiert die Strahlen in das Kehlkopfinnere. 
n dieser einfachen Form kann man Kehlkopfbestrahlungen leicht 
ausführen und ich habe schon vor vielen Jahren — ohne Kennt- 

l 


rätselhaft sind, ist unbestreitbar, Ich (47) habe schon -mehrfach 
darauf aufmerksam gemacht, daß es mir gelungen ist, in ganz 
verzweifelt liegenden Fällen von Epilepsie mit Bestrahlung einen 
sehr bedeutsamen Erfolg zu erringen. Wie dieser Heilungsvorgang- 
zu deuten ist, ist mir selbst unklar. Daß die reflexherabsetzende 
Wirkung der Bestrahlung hier eine Rolle spielt, ist ja zweifellos, l 
erklärt jedoch diese die so außerordentlich kompliziert liegenden ni 
Vorgänge nicht. Der naheliegende Einwand, daß es sich um o 
Suggestivwirkungen handle — eine Erwägung, die ich selbst zu- 
erst aufstellte — trifft auch nicht zu. Sr IE 
Über glänzende Wirkung von Bestrahlungen bei faustgroßen ' 
spitzen Kondylomen berichtet Winter (48). Er verwandte dabei 
beträchtliche Strahlenmengen. | | | | 
Literatur: 25a, Brecke,. Zschr. f. Tbe, 1919, Bd. 30, H. 3. — 25b. Wilhelm 
Müller, Beitr. z. Klin. d. Tbc. 1919, Bd. 40, H. 8 und 4; M, m. W. 1918, Nr. 2: ebenda 


Nr. 45. — 26. Deycke und Altstädt, M. m. W. 1918, Nr. 14. — 27. Altstädt 
Beitr. z. Klin.. d. Tbc., Bd. 39, H. 3 und 4, — 28. Manfred Fränkel, Strahlen- 


zO 


a Se aN 
s? RR aa A A A i 
« aeaea Doa MET. 
* a a Mr Sum ae g vi 
2 ARE e an Be ee 
an a 4 as o Ze 


—— 
~ 


i 9 - 
Sıe- Tr g E t e A aeae -s 


wie aT: 
7 a 


Sare ee ee Per 
(Re 


i . 
m mm ng 


en 
Base vr 


ERS, 
RW 

m E I OT a ; f 
mie ya R M sie a ER = 
e - er ve, Ba ee 


> vow n n 


ree 
nn a a iSS 


ER sm 


. F á 
-` % - 
kae aat 
NO IN Er uno m. 
t . t Tas ~ Be “ = 
RP Er CE u t> i m e e a a T ER are en 
Ta, ` Eak . wite won = 
be m." a, 
h 5 
te RR 
hon ee a 
à x - 
~ x PERETE i A E A ` 
3 € wire. un eye 
’ E hd VE I en eek fy Pia R Aak i 
DE Ser Eee O E TON pE Dotu ita rn SSe A E 
E ie BEA RE E ‘ - ES 
a j ‚ i - 23$ Sg W ia 
' ee A k er m 3 . s k 
- Ben > PA A Eea ae ` ` z A A X $ e 
ak a en Ú en ia - 5 


— a 
nn 
tu 


- >a, 5 
ae 


erde, 
.... 
- Die 
“a. Pa E 
L. . 


wena A 
- e enema mena 
sA 
sr ~ 


io n, 


ther. 1919, Bd. 9, H. 1. — 29. De la Camp, M. Kl. 1916, Nr. 18. — 30. Albert 
Fränkel, M. m. W. 1916, Nr. 31. — 31. Blümel, M. Kl. 1915, S. 884. — 
32. Laqueur und Lasser-Ritscher, ebenda 1918, Nr. 12. — 33. Keppler und 
Erkes, ebenda 1919, Nr. 13. — 34. Payr, Medizinische Gesellschaft Leipzig, 
Sitzung 8. April 1919. — 35. Sorgo, W. kl..W, 1904, Nr. 1 und ebenda 1905, 
Nr. 4. — 36. Pachner, M. m. W. 1919, Nr. 9. — 37, Schulz, D. m. W. 1919, 
Nr. 11. — 38. Sonies, M. m. W. 1919, Nr. 16. — 39. Mühlmann, D. m. W. 1918, 
Nr. 36. — 40. Eunike, ebenda 1919, Nr. 19. — 41, Kautz, M. m. W. 1919, 
Nr. 2, — 42. Menzer, Strahlenther. 1919, Bd. 9, H. 1. — 43. Kodon, Fortschr. 
d. Röntgenstr., Bd. 20, H.5. — 44. Brügel, M. m. W. 1916, Nr. 19. — 45. Wilms, 
ebenda 1916, Nr. 30. — 46. Grunmach, Verh. d. Deutsch. Röntgenges. 1914. — 
47. Strauß, D. m, W. 1919, Nr. 4. — 48. Winter, M. m. W. 1919, Nr. 8. 
(Schluß folgt.) 
Anmerkung bei der Korrektur: Die Arbeit war im 
Druck fertiggestellt, als Loose (Beitrag zur Klinik der Tuberkulose, 
Bd. 41, H. 3 und 4) sich. sehr zugunsten der Röntgenbehandlung bei 
Lungentuberkulose äußerte und dabei einer außerordentlich optimistischen 
Stimmung Ausdruck gibt. — Bei der Kehlkopftuberkulose hat Albrecht 


(Zschr. f. ärztl. Fortbild. 1919, Nr. 9) nennenswerte Erfolge von der 
Strahlentherapie nicht gesehen. 


Uber Entartung und Entartungszeichen. 


Von 
Prof. Dr, Carl Hart, Berlin-Schöneberg. 


| (Schluß aus Nr. 29.) 
Im Hinblick auf diese Koordination ist namentlich eine Ab- 
handlung Bittorfs bemerkenswert, der den Nachweis einer an- 
geborenen neuropathischen Anlage zur Tabes mit durch die Fest- 
stellung des gehäuften Auftretens der Degenerationszeichen zu 
führen sucht und dabei zur Annahme einer angeborenen Schwäche 
des ektodermalen Keimblattes kommt. Damit ist wenigstens eine 
Möglichkeit gegeben, äußere Degenerationszeichen in einen ver- 
ständlichen engen Zusammenhang mit den Nervenkrankheiten zu 
bringen, wieernachMoebius’ und Näckes Geständnis sonst 
ganz unerklärlich bleibt. Auch Bittorf£f betont, daß das einzelne 
Stigma nur wenig besagt und erst die Kombination mehrerer und 
ihre Besonderheit eine Schwäche des ektodermalen Keimblattes 
kenntlich machen. Das Bindeglied zwischen den äußeren Zeichen 
der nicht gesetzmäßigen Entwicklung und der Anomalie des 
Centralnervensystems wäre also der gemeinsame Ursprung der 
äußeren Bedeckung und des Centralnervensystems aus dem ek- 
todermalen Keimblatt. Nun fand B itt or f bei seinen Untersuchun- 
gen folgendes: Keine oder weniger als drei sogenannte Dege- 
nerationszeichen (Klassenweise zusammengefaßt) boten überhaupt 
keine Tabiker, während Vergleichspersonen in 15 % eines, in 
60% weniger als drei zeigten; von letzteren hatten keine aber 
mehr als 3, während Tabiker in 48 % drei bis fünf, fünf und 
mehr in 52 % hatten. Damit glaubt B itt or f die Minderwertigkeit 
des äußeren Keimblattes bei Tabikern bewiesen zu haben, da ein 
Rückschluß von den äußeren auf die inneren Abnormitäten statt- 
haft sei. 

Damit sind aber noch keineswegs alle Einwände gegen die 
Bedeutung der Stigmata degenerationis entkräftet, die besonders 
auch erhoben worden sind im Hinblick auf die Natur dieser 
Merkmale. Man sehe sich nur die kleine, oben angeführte Aus- 
lese an und wird sofort erkennen, daß ganz Verschiedenartiges 
recht kritiklos zusammengeworfen worden ist. WieStieda be- 
tont, kennt der Anatom den Begriff der Entartungszeichen nicht, 
er verlangt und sucht lediglich ein klares Urteil über die Art einer 
körperlichen Besonderheit. Von diesem Standpunkt aus hat 
Stieda die meisten sogenannten Degenerationszeichen als bedeu- 
tungslose Varietäten bezeichnet, worin ihm Bumke, Bauer, 
Naegeli u. A. später gefolgt sind. Letzterer meint, daß viele 
Stigmata lediglich als Mutationen in naturwissenschaftlichem 
Sinne aufzufassen seien, wie sie gleichzeitig an weit voneinander 
entfernten Stellen des Körpers auftreten können und nicht gleich 
nach anthropomorphistischen Gesichtspunkten auf ihre Nützlich- 
keit oder Schädlichkeit bestimmt werden sollten. 


So hat denn auch N ä ck e sich dazu bekannt, die sogenannten 
Degenerationszeichen ihrer Natur nach zu gruppieren, und zwar 
in anatomische Varietäten, in pathologische oder atavistische 
Pildungen. Einfache A-, Hypo- und Hyperplasien — vielfach 
nur ästhetische Fehler mit nur geringer oder überhaupt fehlender 
Beeinträchtigung der Funktion — erklärt er für weniger belang- 
reich als die pathologischen und atavistischen Bildungen. Ja, 
schließlich gibt Näcke sogar zu, daß man vorsichtigerweise 
überhaupt nicht von Degenerationszeichen, sondern nur von selte- 
neren Varietäten sprechen solle, wie Stieda es verlangt hat. 


tbropologische Studien auf Beziehungen der sogenannten Dege- 
nerationszeichen zu dem sozialen Milieu hindeuten. In der Tat 
haben Niceforo u. a. nachgewiesen, daß man die Stigmata bei 
Angehörigen der armen Bevölkerungsklasse weit häufiger antrifft, 
als bei solchen der wohlhabenderen, und man kann das durch- 
aus erklärlich finden, selbst wenn man alle auf Einflüsse der 
Domestikation, besonders auf die Rachitis zu beziehenden körper- 
lichen Merkmale außer Betracht läßt. Ungunst der Lebensver- 
hältnisse hemmt die Entwicklung, in den Großstädten wenigstens 
sind die Stätten der Armut auch die Schlupfwinkel der Laster, 
wo Syphilis und Alkoholismus ihren verhängnisvollen Einfluß auf 
die Nachkommenschaft ausüben. Aber man sieht, daß hier er- 
worbene Eigenschaften in Betracht kommen, und die Frage bleibt 
weiter bestehen, welche Bedeutung einem Naevus, einem Angiom, 
einer Anomalie des Ohres oder des Auges, wie Pigmentanomalien 
der Iris, einer schiefen Nase, zusammengewachsenen Augen- 
brauen usw, zukommt als Stigma degenerationis. 


So reformbedürftig die Lehre von den Degenerationszeichen 
sein mag, so sehr sie einer streng: wissenschaftlichen Begründung 
bedarf, läßt sie sich doch nicht kurzerhand als ganz falsch und 
unberechtigt abtun. Ein Hinweis auf die Angaben Wiesels, 
v. Neussersu. A. über das klinische und pathologisch-anatomi- 
sche Bild des Status thymico-Iymphaticus, auf die Literatur über 
die Anlage zur Tuberkulose, über die Asthenia universalis und den 
Infantilismus, über die Anlage zum Morbus Basedowii (Chvostek) 
lehrt, welch hohe Bedeutung man den sogenannten Degenerations- 
zeichen beimißt nicht nur für die Kennzeichnung. der psychopa- 
thischen Konstitution, sondern überhaupt als Merkmale einer 
fehlerhaften, zu den mannigfachsten Krankheiten disponierenden 
Konstitution. Wie Chvostek ganz mit Recht hervorhebt, sind 
es immer wieder dieselben Zeichen, die der Psychiater, der Neu- 
rologe, der Internist und der pathologische Anatom antrifft. Und 
ihre mehr oder weniger große Häufigkeit beim Lymphatismus, 
beim Eunuchoidismus, beim Infantilismus und bei der Asthenie 
lehren denn auch nach Chvostek, daß sie Ausdruck 
einer primären Degeneration des Organismus, also „Entartungs- 
zeichen“, sind. Zwar müsse man aus ihrer großen Häufigkeit 
den Schluß ziehen, daß es sehr viele entartete Menschen gibt, 
aber ihre Vorkommen auch’bei Menschen, die dauernd physisch 
und psychisch gesund bleiben, spreche noch nicht für ihre Be- 
langlosiekeite Chvostek meint, die Bedeutung der degenera- 
tiven Stigmata für die Beurteilung abnormer Körpervertassung 
sei allein schon durch die Tatsache außer Zweifel gestellt, dab 
sie rein empirisch aus klinischer Beobachtung gewonnen worden 
sind. Sie sind durch die Beobachtung am kranken Menschen 
gewonnen, abstrahiert von Menschen, die durch ihr ganzes Ge- 
baren und ihre Denkungsweise den Charakter des Patholo- 
gischen an sich trugen, beobachtet an Fällen, in welchen das 
Individuum auf irgend welche krankmachenden Reize in ab- 
normer, von der gewöhnlichen weit abliegenden Form rea 
gierte, oder sie sind aus Beobachtungen von Erkrankungen 
hervorgegangen, für deren abnorme Manifestation nur eine 
Modefikation durch eine abnorme Konstitution des betroffenen 
Individuums herangezogen werden konnte, oder sie sind endlich 
auffallend häufig bei Erkrankungen gefunden worden, bei denen 
die Eigenart der Symptome und des Verlaufs die hereditäre 
degenerative Genese vermuten und feststellen ließ. 


Dennoch sollte man cs vermeiden, von Degenerations- 
zeichen zu sprechen und lieber, wie beispielsweise Walton; 
Stieda, R. Schmidt vorgeschlagen haben, einen Ausdruck 
wählen, der kein Werturteil enthält. Immer wieder muß betont 
werden, daß ein verbildetes Organ nicht notwendigerweise mangel- 
haft zu funktionieren, also minderwertie zu sein braucht und daß es 
ganz und gar nicht angeht, aus dem Vorkommen einzelner un 
selbst mehrerer Bildungsfehler auf eine allgemeine Minderwerus- 
keit zu schließen.. Selbst wenn man glaubt, daß etwas Wahres an 
dem Bittorfschen Gedanken der Schwäche des ektodermalen 
Keimblatts ist, und Tuffier, der von einer physiologischen In- 
feriorität der Gewebe als Grundlage der Enteroptose sprach, Zi 
gesteht, daß wenigstens das Bindegewebe eine gewisse Schwäche 
zeigen kann, selbst wenn man eine Schwäche des gesamten MIN 
leren Keimblatts und seiner Derivate für möglich hält und in = 
die Grundlage des Status thymico-lymphaticus, der exsudative 
Diathese sieht oder sie wie Vogelin näherer Ausführung Buor 
scher Gedanken verantwortlich macht für mannigfache krankha J 
Zustände und Erscheinungen (Hernien, Varicen, schlechte Wunt- 


Digitized by Google A 


Er ý . y g .. > 
\ Ben eo. R ' i ge ; 
. y EN zu i Te 
. m a E è ` 


3 


dk 097. Juli. © 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 30. : 
Juno. mangelhafte Callusbildung), so wird man doch wohl | Das Morelsche-Ohr erklärt sich mit größter Wahrschein- ; 
A IER den Organismus in a a für minderwertig | lichkeit aus der großen Variabilität dieses Körperteils. Nachdem n 
Ji “erklären können. ` a 0.0.0... | sehon Schwalbe das sogenannte Darwinsche Höckerchen seiner 3 
E ` Die Konstitutionslehre darf auch hier nicht mit allgemeinen | Bedeutung als Degenerationszeichen entkleidet hat, betont be- , 
a Eindrücken arbeiten, sondern muß einen. streng wissenschaftlichen | sonders auch Kar.utz die Variabilität der Ohrform und nennt 
7 ` Standpunkt einnehmen, der es vermeidet, , mit dem Ausdrucke das Darwinsche Knötchen fast eine N ormalität. | = 
IE '„Degenerationszeichen‘“ sofort ein bestimmtes Werturteil abzu- | - Das wären einige Einzelheiten, denen, sich mühelos vièėle andere =“ ° 
t} geben. Diese Stigmata müssen zunächst als das gekennzeichnet, | anreihen ließen, um zu zeigen, daß die sogenannten Degenerations- 
13 ` werden, was sie tatsächlich sind: als Mißbildungen, Entwicklungs- | zeichen in großer Zahl nichts anderes als leicht erklärliche, rük- . © ` 
hemmungen, echte Infantilismen, Atavismen, progressive Varia-.| schrittliche oder fortschrittliche Varietäten darstellen. Denkt man i 
E tionen oder phylogenetische Senescenzen,. wobei die während des | sich die in ihnen zum Ausdruck kommende Variabilität ausge. .” 
Ts Lebens erst erworbenen Veränderungen des Körpers ganz aus dem | dehnt auf die gesamte. Organisation des Organismus und seine 


Funktionen, vergegenwärtigt man. sich das Schwanken der indi- Me 
viduellen Konstitutionen um eine abstrakte ideale oder physiolo- : nc- | gprs 
gische Konstitution, so kann man in den sogenannten Konstitu- . -> jats" 
 tionsanomalien gleichfalls Varianten der Konstitution, der: Anpas- 
sungsfähigkeit des menschlichen Organismus erblicken, die vom ^- 
Urbeginn alles Organischen gegeben (Schiefferdecker) und . da 
eine Eigenschaft der Menschheit nach Rib b ert.sind. Aber diese  y Gg Afh 
variablen Konstitutionen setzen sich nach Martius aus denb re ih 
Teilkonstitutionen der Zellen, Organe und Gewebe zusammen,’ die 
alle ihre Besonderheit haben und bald eine Plus-, bald eine Minus- . 
variante im’ Vergleich zur angenommenen Normalkonstitution 
darstellen können.- Eine allgemeine Minderwertigkeit des Orga- 
nismus setzt also eine gleichsinnige Variation -aller dieser Teil- . 
konstitutionen voraus, woraus: sich leicht erschließen läßt, wie 
wenig man sich für berechtigt halten darf, aus einer einzelnen 
Besonderheit oder selbst Kombination solcher auf. die allgemeine 
Wertigkeit des Organismus und seiner Funktionen zu schließen. 


‚In dieser Hinsicht dürften blastogene, ererbte Mißbildungen, 


. -Spiele bleiben.. 'Mit Staunen wird dann mancher erkennen, eine 
i © = wie natürliche Erklärung eine Erscheinung findet, die als Merk- 
F = mal der Minderwertigkeit gilt, Man spricht so gern vom artfest 
f - .. gewordenen Menschen und vergißt dabei, daß an ihm die phylo- ` 
. . genetische Entwicklung fortschreitet und sein Organismus be- 
i ` sondere Stellen aufweist, wo bald das zähe Festhalten am Über- 
| holten; bald ein Drängen nach Fortschritt deutlich wahrnehmbar ist. | 
- - Do erklärt es sich, daß viele der sogenannten Degenerationszeichen 
lediglich Varietäten sind von teilweise deutlich progressivem 
Charakter. Hierher müssen wir die außerordentlich große indivi- . 
duelle Verschiedenheit im Bau der oberen Thoraxapertur rechnen, 
sei es, daß es sich nach Wiedersheim um das Schwanken einer 
‚ Schon auf dem Aussterbepunkt stehenden -Bildung handelt, sei es, 
daß sich hier ein noch nicht ganz gefestigter, verhältnismäßig 
junger Besitzstand zeigt, wie ich es annehme. In beiden Fällen 
aber liegt die Erklärung in der phylogenetischen Rückbildung des 
‘oberen: Thoraxendes, auf dessen ungenügenden Fortschritt bei. 
. manchen Individuen das Vorkommen von Halsrippen hinweist. 


. 
-a à 


Ähnlich steht es um die Rückbildung am unteren Thoraxende. 
Man denke an.die Costa deċima fluetuans, die in Stillers Lehre 
von der Asthenia universalis eine so große Rolle spielt und ganz . 


wie die Polydaktylie, oder Atavismen, wie die Hyperthelie und 


Polymastie oder Infantilismen und einfache: Entwicklungshem- 


mungen (Hypoplasien) nicht anders zu beurteilen sein. Die Re- 


gar als Stigma der Minderwortigkeit gilt. Aber wie schon aktionsart eines Individuums auf äußere Reize hängt nicht ab 


'-Tandleèr, so sieht auch neuerdings Frey ganz mit Recht in 


dieser freien zehnten Rippe, die er bei der Züricher Landbevölke- 
rung in nicht weniger als 74 % nachweisen konnte, durchaus kein 


Degenerationszeichen,. sondern eine normale Erscheinung, die 


sich überall dort ungezwungen einstellt, wo die phylogenetische 
Entwicklung eine gewisse -Stufe erreicht. hat. “Sie ist eine Teil- 
erscheinung des am unteren Thoraxende sich abspielenden phylo- 
genetischen Rückbildungsprozesses, der wiederum bei einzelnen 
Individuen so sehr zurückgeblieben sein karin, daß eine dreizehnte 
und.selbst vierzehnte Rippe gefunden wird. R ug e führt als nor- 
male Variation am unteren Thoraxende nicht nur das Schwinden 
der zwölften, sondern auch das Freiwerden der zehnten Rippe an. 
Übrigens spricht auch Kraus neuerdings der Costa decima fluc- 
tuans jede Bedeutung ab und erklärt sie beim heutigen Menschen 
als eine sozusagen physiologische Erscheinung. _ 


Mit .der phylögenetischen Verkürzung der Wirbelsäule hängt 
das Vorkommen überzähliger, sogenannter Assimilationswirbel an 


‚ger Wirbelsäulen-Kreuzbeingrenze zusammen, das’ wegen. seiner 


Beziehungen. zur Form des-Beckens iu der Geburtshilfe eine bedeut- 
same Rolle spielt. Und so wäre noch manche andere Erschei- 


-nung zu nennen, deren Vorkommen: sich ganz natürlich erklärt 


aus der phylogenetischen Entwicklung des Menschen, insbesondere 


., aus der Beeinflussung des Organismus durch den Erwerb des auf- 
rechten Ganges und freien Gebrauchs der Arme. Hierüber hat 


Ruge unlängst eine kleine, sehr lesenswerte Broschüre geschrie- 
ben, die man neben dem bekannten Büche Wiedersheims 
über den Bau des. Menschen als Zeugnis für seine Vergangenheit 
zu Rate ziehen mag. A 

. Als besonders 'charakteristisches Zeichen‘ einer allgemeinen 
Minderwertigkeit gilt nach Kollert das zuerst von Graves 
beschriebene skaphoide Schulterblatt, gekennzeichnet vor allem 
durch den konkaven medialen Rand. Bartel zählt es unter den 
Merkmalen des Status hypoplastieus auf. Reye, Clemens, 


Dräseke ‚Chosten fanden es besonders häufig bei schwach- 


sinnigen Kindern und Idioten. Da Kollert selbst bemerkt, 


.daß zwischen dem normalen Typus des Schulterblattes mit kon- 
Me medialen Rand und der skaphoiden Form viele Über- 
pange vorkommen, so ist‘es kaum verwunderlich, daß War- 


Purg letztere als normale und völlig belanglose Varietät erklärt. 


N 


. Huebner, D, m. W. 1913, 


f. Psych. 1882, Bd. 38. — Rößle, 


its causes. 1898. — 


vom Organismus als Ganzem,' sondern von der Besonderheit und 


' Ansprechbarkeit seiner einzelnen Teile, wodurch die Lokalisation 


der Krankheit im Sinne der Zellularpathologie bedingt wird. Erst 
insofern die verschiedenen Varietäten, Bildungsfehler usw. durch 
ihre Besonderheit unter gewissen Reizen, die sonst unwirksam 
bleiben, zur Krankheit führen, bzw. ihren Sitz bestimmen, werden 


sie als. unterwertige Körpereigentümlichkeiten: charakterisiert, 


Da das aber bei vielen von ihnen nie, bei anderen nur ganz aus- 
nahmsweise oder selten der. Fall. ist, so kann man solche auch 


nicht als minderwertig bezeichnen oder in ihnen den Ausdruck _ 


einer Degeneration des Organismus schlechthin erblieken. 


Literatur: Adler, Studie über Minderwertigkeit von Organen. Berlin 
und Wien 1907, Urban & Schwarzenberg. — Baer, Der Verbrecher in anthro- 
pologischer Beziehung. ‚Leipzig 1893: — Bartel, Status thymicolymphaticus 
und Status hypoplasticus. Wien 1912, Deuticke. — Bauer, Die konstitutionelle 
Disposition zu inneren Krankheiten. Berlin 1917, Springer. — Binder, Arch. 


f. Psych. 1889, Bd. 20. — Bittorf, Zschr. f. Nervhlk. 1905. — Bumke, Über 


nervöse Entartung. ‘Berlin 1912, . Springer.. -- Chvostek, Morbus Basedowi. 
und die Hyperthyreosen. Berlin 1917, Springer. .— Derselbe, Zschr.” f. angw. 
Anat, u.Konstit.-Lehre 1913, Bd. 1. — Dohrn und Scheele, Vrtischr. f. gerichtl. M. 
1906, Bd. 31. — Ebstein, Zschr. f. Nervhlk. 1913, Bd. 47/48. — Frey, Korr. Bl, 
Schweizer Ae. 1918, Nr. 44. — Ganter, Allg. Zschr. f. Psych. 1898, Bd. 55,.— 
Derselbe, Arch, i Psych. 1904, Bd. 38; Allg. Zschr. f. Psych. 1913, Bd: 70. — 


Kisch, B. kl. W. 1904, Nr. 21. — Knecht, Zschr. f. Psych. 1884, Bd. 40, und 
1898, Bd. 54. — Kraus, Allgemeine und spezielle Pathologie der Person, Bd.1. 
Leipzig 1919. Thieme. — Kwiatkowsky, Przeglad lekarski 1900, Nr. i. — 
Lombroso, Der Verbrecher. Hamburg 1907. Deutsch von Fraenkel. — 
Martins, Konstitution und Vererbung. Berlin 1914, Springer. — Metzger, 
Allg. Zschr. f. Psych. 1889, Bd.45. — Morel, Traité des dégénérescences 
physiques, intellectuelles et morales de l’esp&ce humaine. Paris 1857. — 


Näcke, Allg. Zschr. f. Psych. 1898, Bd. 55; Arch, f. Krimin. Anthr. 1899, Bd. 1: .: 


Zschr. f. Psych. 1901, Bd. 58; Zschr. f. Morph. 1902,. Bd. 4; Mschr. f. Krimin.- 


Psychol. 1904,.Bd. 1; Vrtjschr. f. gerichtl. M. 1906; Bd. 82. — Naegeli, M. m, W.. 


1918, Nr. 8. — v. Neußer; Status thymicolymphaticus, Wien 1911,. Brau- 
müller. — Niceforo, Les classes pauvres Paris 1901. — Richter, Allg. Zschr. 
e, M.m. W. 1907, Nr. 338..— Ruge, Die Körper- 

formen des Menschen usw. Leipzig 1918, Engelmann. — R. Schmidt, W. kl. W, 
1911, Nr. 48. — Stieda, Biol. Zbl. 1902. Bd. 22, — Sommer; Zbl. f. Nervhlk. 
1893, Bd. 16; — Suchy, W. kl W. 1916, Nr. 51. — Talbot, De enerency and 
eit, Die mangelhafte Anlage. Halle 1911, Rektorats- 

rede. — Vogel, M. m. W, 1905, Nr. 39, und 1918, Nr. 16; Zbl. f. Chir. 1908, 
Bd. 91. — Wiedersheim, Der Bau des Menschen als Zeugnis für seine Ver- 
gangenheit, er a S pe ampp, — Wiesel, 
aticus. . d. Neurol, Bd, 3. Berlin 1913, Springer, — Wolfi ; 
Ärch. 1912, Bd. 169, | a TOn 


- 


Nr. 20. — Karutz, Arch. f. Ohrhlk. 1897, Bd. 30/31, — 


Status thymico- 


I, 
Er EZ 


SEELEN ` 
nen. 
7 Tui et ns 
Z k $ : £ `” Tr Auer en 
wu... x EFT SAES | eara: < a : A, p e 
CE se E a ari ak ee u ee ee 
De N ER deg - Zune er Be Re 2 
er Br Lea ER is.” 


“ern. 
= un! 


ie: 


euer ee æ A . 
he, aTa > PR Ges pan 


— 


EEE ee 5 


ums in An I nn 


EAN. BE - , 
re m nme > iO IE ann 


wo -f nn u re = 


‘ aufgeschraubt werden kann und dessen unteres Ende eine Platte von 


748 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 28. 


Fahr (Hamburg): Nierenveränderungen bei Influenza. Bei den 
Influenzafällen. in der Heimat sind erleblichere Nierenveränderungen 
selten. Im Felde fanden sich bei Influenzakranken Glomerulonephritiden, 
in der Heimat ungleichmäßige Formen von Nierenveränderungen, ent- 
sprechend der nicht einheitlichen Ätiologie des Grundleidens. 

Bittorf (Breslau): Endemisches Auftreten von Spätrachitis. Siehe 


Vereinsbericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur 
vom 16. Mai 1919. 


Rosenstein (Berlin): Behandlung der Mastitis mit Bukupin und 
Vucin. Siehe Vereinsbericht der Berliner medizinischen Gesellschaft vom 
18. Juni’ 1919. 


Cassirer(Berlin): Hermann Oppenheim }. Gedenkrede, Berliner | 


Gesellschaft für Psychologie und Nervenheilkunde vom 16. Juni 1919. 
Reckzeh. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 24 u. 27. 


Nr.24. Brüggemann (Gießen): Perichondritis des Kehlkopies 
nach Grippe. Sie verläuft entweder unter dem Bilde einer akuten, häufig 
abscedierenden Entzündung, die nicht selten zur Knorpelnekrose führt, 
oder aber mehr chronisch unter stärkerer Infiltration der Knorpel- 
umgebung, bei der es dann langsam unter langdauernder Eiterung zür 
Sequesterbildung im Knorpel kommen kann. | 

Grober: Über die Fortleitung des Herzschalles. Es handelt 
sich um die Grenzen der Hörbarkeit der Herztöne’ im Umkreise um 
die Herzdämpfung herum. Die vom Verfasser angegebene Methode 
bedient sich dabei des alten Bacei-Bianchischen binauriculären 
Stethoskops, auf dessen Aufnahmekapsel ein t/z cm langer Metallstab 


1,0 cm im Durchmesser trägt. 


W. Groß (Heidelberg): Untersuchungen über Bacillenruhr. In 
den Ruhrleichen finden sich in frischen Fällen so regelmäßig Ruhr- 
bacillen im Darm und später eine so ausgesprochene Agglutination für 
Ruhrbacillen, daß kein Anlaß vorliegt, anzunehmen, auch andere Krank- 
heitserreger können die Ruhr auslösen. Die Shiga-Kruse-Baeillen sind 
streng auf den Darm beschränkt. Die „giftarmen“ Bacillen werden 
auch in Leber, Milz und mesenterialen Lymphknoten gefunden. 


Korff-Petersen (Berlin): Untersuchungen über die Be- 
ziehungen zwischen Beleuchtungsstärke, Sehschärie und Lesegeschwindig- 
keit. Man soll bei Schülerplätzen nicht unter 25 Meterkerzen weißen 
Lichtes hinabgehen, da dann subjektiv ein Lichtmangel empfunden 
wird. Wünschenswert wäre aber zweifellos eine größere Lichtmenge, 
die man wohl mit 50 bis 60 Meterkerzen keineswegs zu hoch an- 
nimmt. Bei modernen Schulbauten wird die Erlangung einer solchen 
Lichtmenge, wenigstens für Tageslicht, auch auf keine technischen 
Schwierigkeiten stoßen. | 

W. Löhlein: Über hereditäre Ptosis der orbitalen Tränen- 
drüsen. Symmetrischen Tiefstand beider orbitalen Tränendrüsen siebt 
man nicht nur bei entzündlichen Erkrankungen oder als Folgeerschei- 
nung einer "Blepharochalasis, sondern auch als selbständiges 
Krankheitsbild, das wohl auf einen mangelhaft entwickelten Stütz- 
apparat der Drüse zurückgeführt werden kann. Die Sicht- und Fühl- 
barkeit der orbitalen Tränendrüsen beweist daher noch nicht eine auf 
Entzündung berubende Volumenzunahme. Diese Ptosis hatte sich 
spontan bei einem 18jährigen Mädchen gebildet. Beiderseits war das 
Oberlid in seiner temporalen Hälfte kugelig vorgewölbt und hatte sich 
der Schwere folgend gesenkt. (Es handelt sich dabei nicht um die 
dem Fornix conjunctivae aufsitzende kleinere palpebrale Tränendrüse, 
sondern um die größere orbitale, die hinter dem knöchernen Augen- 
höhlenrand gebogen in der Fossa lacrimalis der äußeren oberen Orbital- 
wand gelegen ist) Das gleiche Leiden hatte auch der Vater der Pa- 
tientin, bei dem es aber in den 20er Jahren spontan völlig ver- 
schwand. 

Eugen Schlesinger (Frankfurt a. M.): Wachstum und Ge- 
wicht der Kinder und der herangewachsenen Jugend während des Krieges. 
Der Rückstand im Längenwachstum ist ein Hinweis auf den hohen 
Grad der Unterernährung. Denn neben der Fettarmut war es gerade 
der Eiweißmangel, der die Kriegskost zum Aufbau des kindlichen 
Körpers unzulänglich machte, Oft ist die Gewichtsabnahme durch eine 
ungewöhnlich starke Wasserabgäbe zu erklären. Diese hat aber 
zur Voraussetzung und wird begünstigt durch einen starken Wasser- 
ansatz im Organismus infolge der Kriegskost, die durch ihren 
Wasser- und Kohlehydratreichtum zu Wasserretention disponiert. Gegen- 


über dem Gewichtsverlust, wie ihn während des Krieges die Er- 
wachsenen fast durchweg erlitten haben, ist derjenige der Kinder 


naturgemäß, bei dem geringeren Umfang ihres lettpolsters, viel 
geringer. 


~ 


Nr. 27. Hans Albrecht und Sophie Fun ck (München): 
Zur Behandlung der weiblichen Gonorrhöe. Nach einem in der Münchener 
Gynäkologischen Gesellschaft am 18. März 1919 gehaltenen Vortrage, 


W. Weiland: Diabetes und chirurgische Erkrankungen. Nach 
einem Vortrage in der Medizinischen Gesellschaft in Kiel. 


Leonhard Koeppe (Halle a. S): Ein neuer „Universal- 
bestrahlungsapparat“ für Augentuberkulose. Demonstrationsvortrag im 
Verein der Ärzte zu Halle a. S. am 28. Mai 1919. 


Schäfer (Dortmund): Mitagglutination im Dienste der Typhus- 
diagnose. Die Seren Typhus-, Paratyphus-B-Kranker und Schutz- 
geimpfter lassen durchschnittlich in einem Fünftel der Fälle Mitagglu- 


| tination erkennen. 


Joh. van Husen (Bonn): Hautentzündung durch Kalkstickstoff- 
dünger. Der Kalkstickstoff vermag nicht nur vesiculöse und bullöse 
Dermatiden an den freien Stellen (Gesicht und Hände), sondern auch 
fast über die ganze Körperhaut sich ausbreitende akute Entzündungen 
hervorzurufen. Daneben können auch heftig juckende, quaddelartige 
Efflorescenzen entstehen. Das Leiden entsteht durch Verunreinigung 
mit Ätzkalk. Bei heftigen Entzündungen mit diffuser Schwellung und 
mit Nässen der Haut sind Umschläge mit Salieyl- (0,1%) Resorein- 
(1%) Lösung von guter Wirkung. Die Augen werden durch eine 
Schutzbrille gegen das Hineingelangen von Kalkstickstofistaub ge- 
sichert, ferner sind Einfettung und Puderung der Haut prophylaktisch 
anzuraten. 

Taube: Ein handliches Besteck zur konservativen Behandlung 
der Gaumenmandeln und des Iymphatischen Rachenringes nach Dr. Röder- 
Elberfeld. Die Behandlungsweise - besteht in einer Aussaugung der 
Gaumenmandeln mittels eines Gläsröhrchens, in der Ausquetschung der 
Mandeln mit dem wattebekleideten Finger unter gleichzeitiger Aus- 
tastung der Mandelnischen, ferner in Auswischung des Nasenrachens. 


Das dazu nötige Instrumentarium ist bei Katsch, München, Schiller- 
straße 4, erhältlich. | F. Bruck. 


Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 26 u. 27. 


Viktor v. Hacker: Ersatz der Nasenspitze unter Verwen- 
dung eines ungestieiten Hautlappens. An der durch einen Pferdebiß 
der Spitze beraubten Nase wurde zunächst aus der Bedeckung des 
Septums ein Lappen nach abwärts verschoben und damit Nasenflügel 
und Septum umrandet. Auf die ganze Wundfläche wurde nach zehn 
Tagen ein ungestielter Hautlappen aus der Oberarmhaut aufgepflanzt. 


M. zur Verth: Die indirekten Fersenbeinbrüche (Kompressions- 
brüche) und ihre Einteilung. Die schweren Fersenbeinbrüche, die beim 
Seekrieg infolge Explosionen und hochgeschleuderten Schiffsdecks 
beobachtet wurden, werden eingeteilt in Schiefbrüche, Querbrüche und 
Längsbrüche und die schwereren Kompressionsbrüche mit 
Zersprengung des Fußgerüstes werden in Plantarflexionsbrüche, Dorsal- 
flexionsbrüche, Verdrängungsbrüche eingeteilt. Nach dieser Einteilung 
richtet sich auch sinngemäß die Behandlung der schweren Trümmer" 
brüche, | 

= Albert Fromme: Häufung "von Spontanfrakturen durch 
endemisch auftretende Spätrachitis. Bei schwerarbeitenden jungen 
Männern wurden Erscheinungen vom Spätrachitis beobachtet: Plattfuß- 
bildung, Auftreibung der oberen Tibiaepiphysen, Druckschmerzhaftg‘ 
keit der Knochen, erschwerter watschelnder Gang, röntgenologise 
eine Verdiekung der Epiphysen und Knochenatrophie. Infolge der 
Knochenatrophie sind Spontanbrüche und Einknickungen häufig, die 


j aber infolge der Einkeilung leicht übersehen werden. Das Röntgen- 


bild zeigt eine typische Frakturstelle an der Tibia und am Femur at 
der Stelle, wo die breite Epiphysengegend in die schmalere Diaphysen 
gegend übergeht. 

= Arthur Schäfer: Vereinfachte Operation des Nabelschntf“ 
bruches bei Säuglingen. Nach Umschneidung des Nabels werden vier 
Knopfnähte rund um den Nabel durch die Fascie gelegt und lang 
gelassen und nach Abtrennen des angehobenen Nabels mit dem Messer 
werden der obere und der untere und der rechte und linke Faden $0- 
= ll sodaß ein nach der Bauchhöhle zu eingestülpter Trichter 
ntsteht. 


R. Habs: Zu dem Aufsatz des Herrn Prof. Walzberg: Über die 


- 
j z - , 
` ‘ 


l 


Wolffs Überdachungsnaht seit Jahren ausgeführt. 


Nr. 27. Alexander v. Rothe: Neue Operationsmethode der 
Gastro- und Nephroptose. Das Verfahren besteht darin, daß das Magen- 
Leberligament gerafft wird und danach drei Fascienstreifen von i bis 
1!/2cm Breite aufgenäht werden. Dic Enden werden einerseits an der Leber, 
andererseits an der vorderen Magenwand sorgfältig vernäht. — Diese 
Fascientransplantation wurde auch bei Wanderniere angewendet und 


ein Streifen aus der Fascia lata um den unteren Nierenpol gelegt. 


Erwin Kreuter: Über Perforation des Coecum bei tiefem 
: Bei Frauen mit tiefsitzendem strikturierenden 
. Careinom des Diekdarms wurde die kugelige Auftreibung und das Bild 
- des Ileus bedingt durch eine riesenhafte Blähung des Coecum mit. 
kleiner Perforation. Nach Entleerung des’ Gases und des dünnflüssigen 
Kotes wurden die Punktionsstelle und die Geschwürsstellen übernäht 
Voraussetzung für das Eintreten 


des Krankbeitsbildes ist eine nach rückwärts undurchgängige Ileo- 


_ Dickdarmverschluß. 


und danach das Careinom reseziert. 


cöcalklappe. 


Carl Hammesfahr: Zur Frage der Pseudoappendicitis nach 
infektiößsen Darmerkrankungen. Mitteilung eines Falles von Wieder- 
aufflackern eines leichten Typhus, der für eine Blinddarmentzündung 


gehalten und operiert wurde. Trotz der Operation trat Heilung ein. 


=- L. Kirehmayr: Zur Technik der Oberschenkelamputation. Bei 
Oberschenkelamputationen wurde zur Vermeidung von Knochenverände- 
rungen derart verfahren, daß nach Durchtrennung der Knochenhaut 
. mit scharfem Messer und nach Abheben gegen den abfallenden Teil 
die Sägefläche dicht an die Knochenhautwunde gelegt wurde. Zur: 
Blutstillung wurde ein Muskellappen aus dem Rectus femoris in die 


Markhöhle, gelegt. | | Bg. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 26 u. 27. . 


Nr. 26. Arthur Mueller: Zur Behandlung des Schwanger- 
'schaftserbrechens. Das Schwangerschaftserbrechen wird nach Ansicht 
von Mueller bedingt dadurch, daß bei übererregbaren Frauen narbige 
entzündliche Verwachsungen im Beckenbindegewebe bestehen, welche 


durch die wachsende Gebärmutter gezerrt werden. Den Beweis für 
diese Ansicht sieht er darin, daß das Erbrechen durch Dehnung der 


Verwachsungen mittels. bimanueller Massage beseitigt werden kann. 
H. Peine: Über Stieltorsion entzündeter Eileiter. Mitteilung 


von zwei Fällen mit Stieldrehung entzündeter Tuben bei tripperkranken 


Frauen. Als Ursache für die Drehung gilt die geschwulstartige Aus- 
bildung einzelner Tubenteile und die Stauung infolge des erschwerten 


venösen Rückflusses. 


z Nr. 27. E. Weishaupt: Grippe und Peritonitis. Schwangere. 
- Frauen werden durch die Grippe gefährdet, wenn sie während der 
Geburt erkranken. Die Gefährdung beruht angeblich auf dem Gehalt 


des Blutes an Streptokokken. Dem Nachweis oder dem Fehlen von 
Streptokokken im Auswurf und im Blut wird eine große Bedeutung 
für die Prognose zugeschrieben. : 

James Bròck: Eine seltene Dammverletzung. Bei einem 
Mädchen, das wegen Notzucht beim Gericht klagte, wurde von dem 
Gerichtsarzt am Damm eine Narbe festgestellt, wie sie als Folge früherer 


Schwangerschaft beobachtet wird. Aber es ergab sich, daß diese Ver- 


eine Verletzung mit einem 


änderung des Dammes entstanden war durch 
Bg. 


Kuhhorn im Alter von vier Jahren. 


Zeitschrift für Ärztliche Fortbildung 1919, Nr. 13. 


Mulzer '(München): Die Feststellung der endgültigen Heilung 
der Gonorrhöe. Unter den neueren Provokationsverfahren wird von 
vielen Seiten der ‚Vaccineprovokation besonderer Wert beigemessen. 
Der Prozentsatz positiver Fälle, den Mulzer hierbei zu beobachten 
hatte, war nicht wesentlich verschieden von dem, den seine Entlassungs- 
behandlung ohne Vaceinereizung zu haben pflegte. Irgendwelche Unter- 
Schiede zwischen der Wirkung der intravenösen und intramuskulären 


Applikation der Vaccine konnten nicht festgestellt werden. Mulzer 
kommt zu dem Schluß, „daß die Gonokokken -Vaccine -Provokation 


allein nicht ausreicht, die Heilung einer Gonorrhöe mit einer ge- 


wissen Sicherheit festzustellen. Sie ist stets zu kombinieren mit einer 
gründlichen Untersuchung der ganzen Harnröhre und ihrer‘ Adnexe, 
sowie mit verschiedenen anderen mechanischen. und chemischen Reiz- 
methoden. In dieser Weise angewendet, ist sie nicht zu entbehren bei 
der Feststellung der endgültigen Heilung einer Gonorrhöe oder bei der 


Erteilung des Heiratskonsenses, da sie mitunter doch bessere Resultate 


‘ 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 80. 


Behandlung schlecht heilender Hautgeschwüre. Das von Walzbe rg 
empfohlene Verfahren wird von Habs unter dem Namen Julius 


.sofort ein Versiegen der profusen Schweißabsonderung 


ergibt als diese und zuweilen sogar die anderen Reizmethoden erst 

wirkungsvoller zu gestalten scheint.“ | | 
Karo-(Berlin): Konkrementbildung in den Harnorganen. Von aus- 

schlaggebender Bedeutung für die Diagnose einer echten Nierenstein- 


kolik ist. neben anderen charakteristischen ‚Zeichen das Auftreten von 


roten-Blutzellen im Harn. Die. Berechtigung einer internen Kausal- 
therapie erscheint nach den Ergebnissen der neueren Forschung zweifel- 
haft, denn die Bedingungen zur Steinbildung sind uns unbekannt. 


. Unsere Macht über die Vorgänge der Niederschlagbildung geht nur. 
bis zur Herabsetzung der Konzentration der Steinbildner. Eine gewisse - 


Skepsis ist also bei allen diätetischen Vorschriften zu bewahren, zumal 
bei demselben Kranken oft die verschiedensten Steinbildner gleichzeitig 
vorkommen. Die Indikationsthesen für einen operativen Eingriff sind 
von Israel präzis aufgestellt: über 48 Stunden anhaltende Anurie, 
akut infektiöse Prozesse, starke Blutungen, überaus häufige 'Koliken. 
Die Therapie der Blasensteine ist eine nur chirurgische, da die Steine 
bei interner Therapie, je länger sie in der Blase liegen, an Größe zu- 
nehmen. Karo gibt der Sectio alta gegenüber der Lithotrypsie den 


Vorzug. i E | | | 
~ Johnsen (Sa. Catharina, Brasilien): Akuter Ileus oder initialer 


Chok? Differentialdiagnostische Studie an. Hand eines schwierig zu wi 


beurteilenden Falles von Darminvagination bei einem Kollegen. . - 


Leonhard: Haftet der Arzt für die Garderobe des Patienten? Ea 
Der juristische Verfasser kommt zu einem ablehnenden Standpunkt ` 


bei Sprechstundenpatiėnten. 


Hans Meyer (Berlin). 


Therapeutische Notizen. 


Zuckerinjektionen gegen Hyperhidrose der Phthisiker empfiehlt 
Otto PaulGerber. Von einer 50°/,igen Lösung des Rohrzuckers in 


- sterilem Wasser mit Zusatz von 2 °/,, Novocain werden 10.ccm in die 


Glutäen injiziert. Fast stets genügte eine einzige Einspritzung auf 
Wochen. Eine Wiederholung darf. erst nach einigen Tagen stattfinden. 


| Bebandelt würden 22 Fälle der Hyperhidrosis bei meist vorgeschrittenen 


Phthisikern, specifischer Peritonitis’und anderem. Davon trat in 17 Fällen 
ein, das meist 

über Wochen andauerte. (M. m. W. 1919, Nr. 24.)  .. 0... 
Die konservative Ischiasbehandlung empfiehlt Wilhelm Becker 
(Bremen). Sie besteht 1. in Anregung der Bluteirculation, um die 
Muskelatrophie zu beseitigen, um die entzündlichen Produkte zur Re- 


sorption zu bringen und um die venöse Hyperämie im Nerven abzu- 


leiten; 2. in systematischer Nervendehnung, um Verwachsungen zu 
lockern, um den Nerv gegen Zerrungen unempfindlich zu machen. Das 
erste Postulat wird. erfüllt durch Massage, Vibration und Elektrisierung, 
das zweite durch einen vom Verfasser genauer beschriebenen Pendel- 


apparat, der bei gestrecktem Knie das Hüftgelenk immer _ 
stärker beugt, also eine allmähliche Steigerung ermöglicht. Die Dehnung ` 


des Nerven geschieht aber unter gleichzeitiger Erhitzung (in Form 


‘der heißen Luft), wodurch die Schmerzempfindung herabgesetzt wird. Als 


Heizquelle dient der elektrische Strom in Gestalt von Glühbirnen, wo- 
bei auch die Lichtenergie als starkes Reizmittel zur aktiven Hyperämie 
zur Geltung kommt. (M.m. W.1919, Nr. 27.) | 
Die intravenöse Strophanthintherapie wirkt nach L. Neumayer 
(Kaiserslautern) gerade bei Kompensationsstörungen ge- 
ringeren Grades undbeiden ersten Anzeichen der Herz- 
insuffizienz:schnell und sicher, Schon mit wenigen Injektionen 


wird in kurzer Zeit mehr erreicht ‘als mit der stomachalen Digitalis- _ 


therapie in Wochen. Man beginne mit 1/2 mg und steige auf 1 mg. 
Kinder erhalten die Hälfte. (M. m. W. 1918, Nr.26)  . | 
Über Fingereiterungen und ihre Behandlung berichtet W. Gun- 
dermann (Gießen. Bei jeder Paronychie wende man die 
Dauerstauung an. ‚Dann tritt in wenig Tagen Heilung ein und die 
Entfernung des Nagels wird nie notwendig, Ein Leukoplast- 
streifen von i cm Breite wird kräftig angezogen, um die Basis des 
erkrankten Fingers gelegt und bleibt hier liegen, solange das Pflaster 
hält. Hat der Eiter keinen Abfluß, so wird die Epidermis mit- der 
Skalpellspitze breit geschlitzt. Der Finger darf am Tage auf keinen Fall 
verbunden werden. Dagegen wird er zwei- bis dreimal. täglich je eine 
halbe Stunde lang so heiß wie möglich gebadet. Nachts wird ein 
kleiner Schutzverband angelegt. Auch für das Panaritium-articulare 
ist die Stauung mit den heißen Handbädern das beste. Panaritium 
subeutaneumcund Panaritium ossale müssen frühzeitig incidiert 
werden. Das Panaritium tendinosum behandle man-am besten 


im Krankenhause. Auch bei geringfügigen Fingerverletzungen 


greife man prophylaktisch 


l zum Staustreifen. (M.m; W. 1919, 
Nr. 24.) - ES | u 


Pa S $ g 
= ai : 5 
A a $ vo 
— x \ 
= 


= 5 sr z k an 
` = ` : ~ 
$ ť:? g 5 -. 
TT e mn o eaaa a an 
x ea RT 


ta 
A .. 

Ir a 
mn a 
Porem 


un 
Sun 


eg 
PETE ER 


tr nn Se 


a . PERS 
nn nt msn 
MAS] s 


paea 
am A a 
#1 


asear s 


e ma A 


en 3 
.-. 

RE SL A SENSE ae 
7 AnD i en rl 8 BEE Sa nt 

BEIEN 5 = x y F 


nachgewiesen. (M. m. W. 1919, Nr. 24.) 


‘Fleischkost oder durch mehrere Gramm primäres Natrium- 


750 _ 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. | 27. Juli. 

Die konservative Behandlung von Fingerverletzungen empfiehlt 
Holtz (Senftenberg i. Lausitz). Es handelt sich im wesentlichen um 
eine Extensionsbehandlung an der Fingerkuppe. - Durch 
deren Weichteile möglichst nahe der Endphalanx, ohne jedoch den 
Knochen zu berühren, wird ein Stift aus nichtrostendem Metall ge- 
stoßen oder ein Aluminium-Bronzedraht mittels Drillbohrers geführt. 
In geeigneten Fällen kann man auch einen Stift durch den die Finger- 
kuppe überragenden Nagel stoßen. Mittels dieses Stiftes findet die 
Extension an einer Cramerschen Schiene statt, die in geeigneter Weise am 
Arm fixiert wird. Durch ‘diese blutige Extensionsbehandlung hat der ` 
Verfasser völlige Beweglichkeit selbst bei schweren Knochen- und Ge- 
lenkverletzungen vom Fingergrundgelenk. an bis zur Endphalanx erzielt. 
(M. m. W. 1919, Nr. 26.) 

Bei Kniegelenkschüssen empfiehlt Wilhelm v.Goel das Vucin, 
als äußerst wirksames Prophylakticum. Durch die Vucinbehandlung kann 
eine Eiterung vermieden werden. (M. m. W, 1919, Nr.26.) F.Bruck. 

Einen Narkosebügel für Thorax- und Armoperationen empfiehlt 
R. Sommer nach den Erfahrungen der chirurgischen Universitäts- 
Klinik zu Greifswald. Aus 5 mm starkem, harten Eisendraht werden 
zwei abgerundete Quadrate von 82 mm Seitenlänge angefertigt. Die 
Quadrate stehen in einem Winkel von 90° von einander und sind durch 
Verbindungsstreben an ihren äußeren Winkeln verbunden. Ein Quadrat 
wird dem auf dem Tische liegenden Patienten über den Kopf gezogen. 
Das aus den Verbindungsstreben gebildete Dach bleibt oben. Über das 
Dach wird das sterile Tuch gelegt. Der Bügel ist zu beziehen bei dem 
Mechaniker Carbow, Greifswald, Langefuhrstr. 23a. (Zbl. f. Chir. 1919, 
Nr. 26.) | Be: 

Die Behandlung der kindlichen Skrofulotuberkulose mit Tebelon 
empfiehlt W. Stoeltzner (Halle a. S). Da die Trockensubstanz der 
Tuberkelbaecillen zu fast 40 °/, aus Wachs besteht, hat der Verfasser 
ein Wachspräparat —. Tebelon — herstellen lassen, das, unter die Haut 
gespritzt, zur aktiven Immunisierung führt. Voraussetzung dazu ist daher 
eine gute Reaktionsfähigkeit des Organismus. (M. m. W. 1919, Nr. 24.) 

In drei Fällen von Vulvovaginitis gonorrhoica im Säuglings- und 
Kieinkindesalter wurde die intravenöse Kollargolbehand- 
lung von Adolf Vollbrandt (Freiburg i. Br.) mit folgenden Er- 
gebnissen angewandt: In keinem Fall trat bleibende Heilung ein; doch 
wurde bei zwei Kindern zeitweises Verschwinden der Gonokokken 


. Die von Lucae zur mechanischen Behandlung der chro- 
nischen Beweglichkeitsstörungen im schalleitenden Apparat des Ge- 
hörorgans empfohlene federnde Drucksonde hat Busch (Bochum) ab- 
ändern lassen (von der Firma H. Pfau-Berlin) und damit den Eingriff 
zu einem fast schmerzlosen gemacht. Er empfiehlt daher die recht- 
zeitige Anwendung des Verfahrens. (M. m. W. 1919, Nr. 26.) 


F. Bruck. 


Bücherbesprechungen. 


Harnblasendivertikel. 100 Seiten. Mit 40 Abbildungen, 
einer schwarzen und drei farbigen Tafeln. Leipzig 1919, Georg 
Thieme. M 8,—. | 
Die dankenswerte ‚Monographie Blums über die Harnblasen- 
divertikel (Blindsäcke) gliedert sich nach Mitteilung vier von Blum 
mit' Glück radikal operierter Fälle auf die durch die Entwicklungs- 
geschichte erklärten Gruppen: 1. Sanduhrform der Blase als angeborene 
Bildung (drei Gruppen) und als erworbene Bildung, 2. die Doppelblase 
(Vesica duplex), 3. die geteilte Blase (Vesica bipartita, tripartita), 4. das 
angeborene Harnblasendivertikel (Vesica bilocularis oder multilocularis) 
der Seitenwand, der Vorderwand, der Hinterwand, 5. das erworbene 
Blasendivertikel, 6. das falsche Divertikel. 


Die pathologische Anatomie (Zahl, Größe, Wandveränderungen, 
Folgezustände), die Symptomatologie und Diagnostik, die Prognose und 
die Behandlung der Blindsäcke werden abgehandelt. Blum plädiert 
warm für die radikale Ausschneidung der entdeckten Divertikel, so 
lange der Patient noch kräftig ist, und verwirft alle Palliativoperationen. 
Eine reiche Kasuistik ist dem Buch beigegeben, wenn auch die moderne 
Literatur nicht vollständig ist und sein kann, da sie zu groß geworden 
ist. Bei den falschen Divertikeln vermißt man die Form der Durch- 
brüche von Fruchtsäcken in die Blase, die beschrieben sind und die 
Ausstülpung eines Divertikels durch die Harnröhre einer Frau (Bor- 
chard). Auf die Seltenheit der Blindsäcke bei Frauen hätte hinge- 
wiesen werden können. Zahlreiche Bilder und vier gute Tafeln tragen 
zum Verständnis des Gesagten viel bei. In meinem Referat (M. Kl, 


für den Praktiker das Wesentliche über die Mißbildung gesagt und der 
Standpunkt Blums in der Behandlung vertreten. Mankiewicz. 


Hans Brun, Über das Wesen und die Behandlung det 
Pseudarthrosen. Zugleich ein Beitrag zur Lehre von der 
Regeneration und Transplantation von Knochen. 1. Teil. Mit 121 
Abbildungen. 82 Seiten. Zürich 1918, Rascher & Cie. Frs. 8,— 

Das vorliegende Thema wird an Hand von 135 Fällen in 

6 großen Abschnitten behandelt (allgemeine Pathologie der Pseud- 

arthrosen, spezielle Pathologie, das klinische Bid, Ätiologie der Pseud- 

arthrosen, Diagnose und Prognose). 


Die optimalen Bedingungen für ungestörte Wundheilung sind: 


Das Hexamethylentetramin wirkt nur dadurch antiseptisch, daß 
sich aus ihm Formaldehyd abspaltet. Nach Paul Trendelen- 
burg (Freiburg) kann aber weder im Blute noch im Liquor cerebro- 
spinalis genügend Formaldehyd frei werden, um bactericid zu wirken. 
Die Leistungsfähigkeit des Mittels ist vielmehr auf eine Desinfektion 
des Blaseninhalts beschränkt, aber nur bei saurer Reaktion des Harns. 
Reagiert dieser neutral oder schwach alkalisch, so mache man ihn durch 


phosphat sauer; ist häufige und dauernde Katheterisation nötig, 
so käme das Einfüllen eines Säuredepots (50 bis 100 ccm einer 5- bis 
7°/oigen Lösung des primären Natriumphosphats) in die Blase nach jedes- 
maliger Harnentnahme in Betracht. (M.m. W.1919, Nr.24.) 

Zur Behandlung der Blasenpapillome empfiehlt Emil Müller 
(Erlangen) die von Prätorius vorgeschlagene Methode. Es werden 
hierbei die Papillomzotten dadurch nekrotisiert, daß eine 20 %ige 
Kollargollösung mittels eines Nelatonkatheters in die Blase injiziert 
wird. (M. m. W. 1919, Nr. 26.) 

Über die Aolanbehandlung der Hautpilzerkrankungen berichtet 
Hans Reese. Es handelt sich um 175 Fälle von Trichophytia 
profunda et superficialis. Aolan ist eine toxinfreie Milcheiweißlösung, 
die einen starken Reiz auf das myeloische System und damit auf die 
Abwehrkräfte des Organismus ausübt. Es handelt sich um eine immu- 
nisierende Therapie. Die unspecifisch angeregten Abwehrenergien 
(Leukocyten, Immunkörper usw.) gelangen aktiv an alle Herde, 
die Fremdstoffe (Infektionserreger) enthalten, und werden dort im Sinne 
einer lokalen Abwehrvermehrung wirksam. Das Ergehnis der Behand- 
lung war äußerst günstig. (M.m. W. 1919, Nr. 27.) 

Die Aolanbehandlung des weichen Schankers und, entzündticher 
Bubonen empfiehlt Antoni (Hamburg). Aolan (von der Firma 
Beiersdorf & Co., Hamburg, in Ampullen zu 10 ccm in den Handel 
gebracht) wird intraglutäal in einer Dosis von 10 cem injiziert. Der 
parenteral zugeführte Fremdstoff bewirkt eine Vermehrung der 
Knochenmarksfunktion, die den Zweck hat, den einverleibten 
Fremdstoff zu eliminieren. Gleichzeitig werden durch den neuen Reiz 

etwa vorhandene Abwehrvorgänge erhöht. Die durch Knochenmarks- 
reizung vermehrten Abwehrmittel wirken am Orte der Infektion 


heilend (Einschmelzung, Verflüssigung des Buboneninhalts). (M. m. W. 
1919, Nr. 27.) 


befinden, 2. die Bruchenden dürfen nicht durch schwer eitrige Prozesse 
in der Regeneration gestört sein, 3. zwischen den Bruchenden dürfen 
keine gröberen Zwischenlagerungen sein, 4. die Bruchenden müssen 
sich innig berühren, 5. die Bruchenden müssen in dieser Lage 
immobilisiert sein, 6. die Retention soll gleich im Anfang und auch 
später unter dem Reiz funktioneller Belastung stehen. — Doch 
wenn alle diese Bedingungen fehlen, braucht nicht immer 
eine Pseudarthrose zu entstehen. Sie wird bewirkt durch Éin- 
wachsenvonBindegewebezwischen die Bruchenden, das 
auf den Knochen destruierend wirkt. Was die Ursache dieser 
Bindegewebseinwucherung ist, ist noch unbekannt. Ist einmal emè 
. Bindegewebsnarbe zwischen den Frakturenden entstanden, dann ist 
die Prognose der Pseudarthrose, soweit sich aus der klinischen, histo: 
logischen und Röntgenerfahrung ergibt, schlecht., Der Abhandlung 
sind sehr instraktive Bilder beigegeben. S eh rt- Freiburg: 


Richard Kayser, Anleitung zur Diagnose und Therap!® 
der Kehlkopf-, Nasen- und Ohrenkrankheitêy 
9.10. Auflage. Mit 187 Abbildungen. 234 Seiten. Berlin 191% 
S. Karger. M 10,—. ' 
Die wenigst umfangreichen Lehrbücher erreichen höchste p 
lagen. Der Praktiker hat nicht die Zeit, in größeren W erken ort- 
zuschlagen. Das vorliegende Buch enthält die Vorlesungen der + . 
bildungskurse des Verfassers für praktische Ärzte. Es steckt mi 
jährige Erfahrung in dem Werkchen, Kenntnis dessen, was der | rak 


gebraucht. Diese Auflage ist um ein Kapitel über Kriegsverletzunge® 
vermehrt. Haenlein 


V. Blum, Chirurgische Pathologie und Therapie der 


1917, Nr. 2 und 3) über Blasendivertikel und ihre Komplikationen ist - 


1. An den Bruchstellen muß sich osteogenetisch gesunder Knochen 


i y ! e a ee 
E ee f t a „e ~ = we 
er po 3 $ ; A i l , E : Er = 2 
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. de, 2, 
x : ee ee ET AS S a AAA AE E D E, a S Sra e 
| i l z hr 

il 

A 


Vereins- und Auswärtige Berichte. | P 
| ‚gewebe war hyalinisiert, dazwischen fanden sich epitheliomähnliche Lin- T ; 
lagerungen. Der Tumor`muß als Mißbildung aufgefaßt werden, der a 
Züge aufweist, die an Elephantiasis erinnern, .und der gewisse Ähnlich- un Ba 
keiten mit einem. Adenofibrom ‘hat. . Poa a Br 
| Determann: Über. zu rasche Magenentleerung. Bei meistens > ©. 
nervösen, labilen Personen, die wegen wechselnder Magendarmbeschwerd en 
in Behandlung kamen, zeigte sich bei normalen Aciditätsverhältnissen 
des Magens, daß eine halbe Stunde nach dem Probefrühstück 'der- 
Magen bereits leer war. Durch röntgenologische Untersuchung wurde 
festgestellt, daß sich der Magen zu :schnell 'schubweise entleert. Oft 
| korrigierte das der Darm durch langsame Weiterbeförderung des Speise- 
breis, sodaß es nur selten zu einer mangelnden Ausnutzung der Nahrung 
infolge gestörter Resorption kam und der Stuhl keinen krankhaften Be-- 
fund bot. | De FI "7 NE 
Die Ursache liegt bei vielen Patienten in psychischen Einflüssen, 
Ärger, Sorgen, ferner spielen hastiges Essen und schlechtes Kauen eine 
wichtige Rolle. Von großem Einfluß auf die Magenentleerung ist die . 
| Beschaffenheit der Nahrung. So hemmt Fett die Entleerung. Wichtig 
Ist ferner der Aggregatzustand der Kost.- Wenn zu wenig Anreiz auf 


E | Breslau. - wur 
Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. : (Medizinische Sektion.) 
Sitzung vom 4 April 1919. | 
3 J. Pohl: Bemerkungen zur Einführung von Lupinenbrot in 
’ Breslau. Angesichts der erschreckenden Not. an eiweißhaltigen Nähr- 
mitteln verdient der Lupinensamen wegen seines hohen Stickstofigehalts 
Beachtung. Versuche mit Darreichung von Lupinentoxin per os zeigten, 
daß die Giftigkeit überschätzt worden ist. Die Giftfreiheit ist jetzt. 
leicht erreichbar. Die völlig entbitterte Lupine ist ein unschädliches 
und vorzüglich assimilierbares Eiweißpräparat, wie in Übereinstimmung 
mit älteren Tierversuchen. ein Menschenversuch an -einem Rekon- 
'. valeszenten erwies. Es kommt bei Züsatz von Lupine zu unseren 
Cerealienmehlen im Verbältnis 1:4 ein tadelloses Brot zustande. (Nach 
Autoreferat.) Looi Es 
=- Hauke: Wundbehandlung mit Isoctylhydrocuprein (Vucin) nach 
- Klapp. Klapps verschärfte Wundpropbylaxe, die aus der Wund- 
'ausschneidung einerseits und der Tiefenantisepsis mit Isoctyhydro- 
cuperin andererseits besteht, wurde in 56 Fällen angewandt. Es waren 


Ep SR R 


m nn. ..._ ZI I2.5 
Pa Sr 
BE RER} 
ee RE Fi 


pP . 


vera- BR 


PER FSB 


Pe en 
REN 


das 16 leichtere ‘und 6 schwere Weichteilverletzungen, 25 Knochen- 
Die Methode leistete da Gutes, , 


schüsse und .9 Gelenkverletzungen. l 
wo eine genügende Ausschneidung der Wunden möglich war, also bei 


förmiger Kost öffnet er sich schnell, große Nahrungsbrocken . bleiben 
länger im Magen liegen. So kommt es bei der heutigen Ernährung, 
die einen Mangel an Fett aufweist und in der die 


den Magen erfölgt, funktioniert der Pylorus nicht richtig. Bei brei- 


_ breiförmige Kost 


aT EAT A y NOE 
Dir 
a ee 


. den übersichtlichen, leichteren Weichteil- und Knochenschüssen. Die 
Sekretion blieb auffallend gering, die Wundflächen waren frischrot 
und blieben frei von Fibrin- und Eiterbelag. _ Die Granulationsbildung . 
setzte spät ein und war mangelhaft, die Narben bei genähten Wunden 
brauchten lange Zeit, bis sie genügende Festigkeit erlangten. Ausbleiben 

. “der Granulationen und verlangsamte Narbenbildung deuten auf eine 
"nicht unwesentliche Schädigung der Vitalität der Gewebe hin. Das 
zeigt sich bei schweren, unübersichtlichen .Wunden, wo die Wund- 
ausschneidung nicht vollkommen genug ist.. Abgesehen davon, daß es- 

. > hier trotz des Vucins bald zur Eiterung kommt, macht sich die schlechte 
Granulationsbildung recht unangenehm "bemerkbar. Klapps Indi- 

. kation, gerade diese Wunden der Vucinbehandlung zu unterwerfen, ist 

-anfeclhtbar. — Die schwere Form der Gasphlegmone wird durch Vucin - 

. nicht beeinflußt, die leichtere Form (Infektion mit dem Welch-Fränkel- 
schen Bacillus) Scheint günstigere Aussichten zu bieten. — Gutes leistet 
das. Vucin bei der Behandlung verletzter Gelenke; doch bleibt auch 
hier. Voraussetzung die exäkte, chirurgische Behandlung, die, abgesehen 

‚von den gröberen, die Resektion erfordernden Verletzungen; in der 

.  Kapselnaht beziehungsweise im Verschluß des verletzten Gelenkes ihre 
Aufgabe zu sehen hat. (Selbstbericht.) EmilNeißer. 


überwiegt, zu den erwähnten Störungen. . 

Die Therapie ergibt sich aus dem Gesagten: nervöse Störungen 
müssen beseitigt werden; die Patienten müssen sich mehr Zeit zum 
| Essen nehmen und gut kauen. In der Kost sollen: Gemüse und Obst 

fast ganz vermieden werden, Brei und Suppen möglichst zurücktreten, © > 
die Nahrung in kaubarer Form gereicht werden. Getränke sollen ein- © alle 2” 
geschränkt werden, ‘wobei zu beachten ist, daß Rotwein und Kaffee im - ".:,.7%% 
allgemeinen den Aufenthalt der Speisen im Magen verlängern. Die 

` Speisen sollen in’ schmackhafter Weise zubereitet sein, mit appetit- 

. anregenden Saucen, nicht zu wenig Gewürzen usw. Es sollen nicht zu ` 
häufige Mahlzeiten gereicht werden, da im Hungerzustand der Tonus 
des Magens gesteigert wird. Medikamentös unterstützend sind kleine Ban 
Mengen Opium (dreimal täglich zwei bis vier Tropfen Tinctura Opii © -2< | 
Simplex). Er | Ä Em 
Diskussion: Aschoff: Im Magen entwickelt sich bei 
Fleischfütterung der Isthmus ventriculi, der bei Darreichung von Fleisch- 
stücken noch stärker ausgebildet wird. Es scheint, daß die Verweil- 
dauer der Speisen im Magen :um so- länger ist, je stärker der Isthmus . 
ausgebildet ist. . Fehlt dieser ganz, so strömt der ganze Mageninhalt . 
gegen den Pylorus, und es kann so zu den von Determann be- 

" schriebenen Störungen kommen. Aschoff fragt, ob röntgenologisch 
etwas über die Isthmusbildung festgestellt werden konnte. re 

Determann: Die Isthmusbildung wurde bei der Rönigen-' 
durchleuchtung meist vermißt, | Er e | Ban 

G au B: Zweck, Einrichtung und Betrieb eines deutschen Frauen- en 
lazaretis im französischen Kriegsgebiet: Das von der Heeresverwaltung 
eingerichtete Frauenlazarett hatte zur Aufgabe die Unterbringung der 
_ geschlechtskranken Frauen und die Versorgung der Prostituierten. An- 

gegliedert war eine operative Abteilung für ‘geburtshilfliche und gynä- 
kologische Eingriffe an nicht geschlechtskranken Frauen. Für den 
Betrieb waren alle technischen Möglichkeiten vorhanden. Das geburts- ` > ' 
hilfliche Material war ziemlich klein, das gynäkologische sehr groß. 

Besonders kamen außerordentlich viel Tumoren zur Beobachtung, ferner. 
viel Tuberkulose, besonders der Nieren. Nur mit viel Mühe und Arbeit . 
konnten das Mißtrauen und die. Widerstände der aufgenommenen Frauen. 

beseitigt werden. - | H. Koenigsfeld. 


m 


a Freiburg i. Br. 
-Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 20. Mai 1919. 
Vorder Tagesordnung. Aschoff: Demonstration eines 

Falles von, ausgedehnter Adipocirebildung. Es handelt sich um 
einen Mann, der sechs Jahre- nach der Beerdigung ausgegraben wurde. | 
Die gesamte Haut und ein großer Teil der inneren Organe ist in Leichen- 
wachs umgebildet. Der Kirchhof, in dem die Ausgrabung stattfand, 

‚ liegt ziemlich hoch und hatte niemals Grundwasser. — = 
Ein Fall von Pseudomyxoma peritonei. Die mikro- 
Skopische Untersuchung ergibt eine histologisch gutartige Implantation 
der Zellen des geplatzten Ovarialtumors auf dem Peritoneum. 

,. Noeggerath weist auf die große Gefahr hin, die für die Säug- 
linge ‚entsteht, wenn wir, wie es im Friedensentwurf verlangt wird, 
emen großen Teil unserer Milchkühe abliefern müssen und die Säug- 
‚Inge anstatt mit frischer mit kondensierter Milch ernährt werden 
"müssen. Es ist das gehäufte Auftreten skorbutischer Erkrankungen zu 
befürchten.. | | i 

Kuhn (a G): Experimentelle Untersuchungen bei multipler. 


Re Gießen. . - 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 18. Mai 1919. 


Sklerose. Wird den Versuchstieren, Kaninchen und Meerschweinchen, Ä 

Blut oder Liquor eines. Falles von multipler Sklerose injiziert, so magern 23 Pe Se | ii 

die Tiere acht bis zehn Tage später ab, obwohl die Freßlust nicht nach- Berliner: Demonstrationen. 1. Ältere Frau mit dem von I I 
.Friedreich zuerst. beschriebenen -Krankheitsbild des Param yo- Zr. N 


‚läßt, Schreitet die Erkrankung weiter fort und endet tödlich, so zeigt 
sich eine eigenartige Lähmung, die in den hinteren Extremitäten be- 
&mnt und dann auf die vorderen übergreift. Es wurde auch ein Affe 


clonus multiplex. Merkwürdig trippelnder Gang, beim Liegen 
werden die Knie in Beugestellung gezogen. (stärkere Beteiligung der 
Beugemuskulatur an den Zuckungen); kurze, blitzartige Zuckungen, 


geimpft, der dann ebenfalls Lähmungen der hinteren Extremitäten zeigte, | ay Raron 
Im -Gehirn des Affen wurden dieselben Veränderungen wie bei der | zuweilen kurzdauernder Tetanus in der Muskulatur der Oberschenkel.. ee. 
multiplen Sklerose des Menschen gefunden. 2 Es ist nicht ganz sicher zu entscheiden, ob es sich in dem vorliegenden e 

“ Ulrich: Demonstration eines Mammatumors von zwei bis | Fall um. eine organische oder funktionelle Störung handelt. | ee 0, 
‚drei Mannsfaustgrößen, der durch Operation von einer 24jährigen Frau | 2. Ein auf den ersten Blick‘ ähnliches Bild bietet ein älterer `. 
gewonnen wurde. Daneben war der Rest einer normalen Mamma nach- |’ Patient, bei dem dauernd Pronations- und Supinationsbewegungen an _ B ETE 
zuweisen, Mikroskopisch zeigten sich die Drüsen erhalten, das Binde- | beiden Vorderarmen ausgeführt werden. Hier handelt es sich wohl a SS De : 


152 


sicher um Hysterie. Ganz ähnliche Störungen bestanden bei ihm 
schon früher und konnten durch Suggestion beseitigt werden. 

3. Vortragender demonstriert dann Präparate eines Falles, bei 
dem gleichzeitig nebeneinander die Symptome der progressiven 
Paralyse und der multiplen Sklerose bestanden. Die 
Sektion bestätigte die klinische Diagnose. 

4. Es werden weiter Präparate eines Falles von Myelitis 
disseminat. demonstriert, der in vivo die Erscheinungen einer 
akut verlaufenden multiplen Sklerose darbot. 

Huntemüller: Als beratender Hygieniker in der asiatischen 
Türkei. Nach kurzen Bemerkungen über Klima und ethnologische 
Fragen spricht Vortragender über seine Beobachtungen an Malaria- 
kranken. Bei Kranken ein und desselben Gebiets war die Chinin- 
therapie von ganz verschiedenem Erfolge, je nachdem die Patienten 
im Etappenlazarett oder im Deutschen Hospital in Konstantinopel be- 
handelt wurden. Der einzige Unterschied, der hier entscheidend sein 
konnte, war die Verpflegung, die im Etappenlazarett schlecht, bzw. 
nicht sehr günstig, in Konstantinopel dagegen gut war. Vor- 
tragender hat immer wieder die Erfahrung gemacht, daß gute Er- 
nährung für die Heilung der Malaria von ungeheurer 
Wichtigkeit ist. Bei der prophylaktischen Chinin- 
therapie ist es nötig, daß zwei Tage nacheinander Chinin gereicht 
wird, damit man (bei der Tertiana) mit Sicherheit die frische Sporulat. 
trifft. Vortragender bespricht dann die Theorien der Chininwirkung. 
Am meisten für sich hat diejenige, die annimmt, daß das in den Ery- 
throcyten aufgespeicherte Chinin das Eindringen der Plasmodien 
in die roten Blutkörperchen verhindert. Im Blutplasma werden dann 
die Plasmodien von den — von einem kräftigen Körper (Ernährung !!) 
gelieferten — Schutzsubstanzen abgetötet. Vortragender spricht dann 
über die therapeutischen Versuche bei Fleckfieber (dasElektro- 
kollargol schien günstig zu wirken) und schließt mit Mitteilungen 
über Erfahrungen mit der Cholera. St, 


mm tt re nn nn nn nn 


Greiiswald. 
Medizinischer Verein. Sitzung vom 23. Mai 1919. 


Pels-Leusden: 1. Totalexstirpation von Larynx und Pharynx 
bei einer 35 jährigen Frau nach der Gluckschen Methode in Lokal- 
anästhesie bei gleichzeitig bestehender sehr großer, Diagnose und 
Operation erschwerender Struma. Das Carcinom saß in dem seitlichen 
Teil des Hypopharynx am Übergang zum Ösophagus und griff auf die 
Larynxwand über. Heilung. 

2. 20 Jahre alter Leutnant mit hochgradiger Verkürzung des Ober- 
schenkels nach Schußverletzung und Versteifung des Kniegelenks. Die 
8t2 cm betragende Verkürzung wurde bis auf 2 cm nach der 
Kirsehnerschen Methode durch schräge Osteotomie und Nagel- 
extension ausgeglichen. Heilung in etwa acht Wochen. Kniegelenk 
jetzt bis um 70 Grad beweglich. Vollkommene Wiederherstellung der 
Dienstfähigkeit. 

3. Fall von retroperitonealer Cyste bei einem 12 Jahre alten 
Mädchen, hervorgegangen mit größter Wahrscheinlichkeit aus einem 
Urnierenrest. Der Inhalt der Cyste war verdünnter Urin (Unter- 
suchung durch Geh. Rat Bleibtreu). Der Fall wird anderweitig 
ausführlich veröffentlicht werden. 

Eg. Hoffmann: Der Verlust des Daumens ist bekanntlich 
für die Gebrauchsfähigkeit der Hand von viel schwerwiegenderer Be- 
deutung als der eines anderen Fingers. Wenn wir die Hand in bezug 
auf die Greifbewegungen mit einer Zange vergleichen, so fehlt beim 
Verlust des Daumens eine Branche der Zange. Deshalb bedeutet bei 
Erkrankung des Daumens die Erhaltung jeden Zentimeters einen großen 
Gewinn, ebenso die Erhaltung auch des vollständig versteiften Daumens 
gegenüber dem Verlust des Gliedes. Fehlen vom Daumen nur die 
beiden Phalangen, so läßt sich, wie der Fall, den ich Ihnen demonstrieren 
will, zeigt, eine Greifbewegung durch Isolierung des erhaltenen Meta- 
carpus erzielen. 

Herr V., 22 Jahre alt, erlitt am 18. August 1918 eine Granat- 
splitterverletzung der linken Hand. Nach zwei Tagen mußten die 
beiden Phalangen entfernt werden. Zugleich war eine komplizierte 

Splitterfraktur des zweiten und dritten Metacarpus vorhanden, nach 
deren Heilung eine Pseudarthrose an diesen Knochen zurückblieb. Als 
der Verwundete im Januar d. J. in unsere Behandlung trat, waren die 
erhaltenen Finger fast vollständig versteift, die Wunde bis auf kleine 
Ulcerationen geheilt. Es wurde nun mit aller Energie daran gearbeitet, 
die Finger wieder passiv und aktiv zu bekommen. Von einer Be- 


seitigung der Pseudarthrosen wurde abgesehen, da durch die damit 


verbundene längere Fixation die Steifigkeit der Finger noch zu- 
genommen hätte und hier die falschen Gelenke einen gewissen Ersatz 


7 Tn 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 


N 


27. Juli 


bilden für die vollständige Versteifung der Gelenke zwischen den 
Metacarpen und den Grundphalangen. Dafür wurde Ende Februar d. J. 
zum Ersatz des Daumens durch Isolierung des Metacarpus I geschritten. 
Es wurden die Weichteile zwischen den beiden ersten. Metacarpen 
gespalten, wobei der M. adductor policis fast ganz durchtrennt wurde. 
Zur Bedeckung der Wunde wurde ein Brückenlappen der Bauchhaut 
benutzt, der glatt anheilte. Nach acht Tagen wurde die Brücke dureh 
trennt und später noch eine Correction an dem überpflanzten Lappen 
vorgenommen. Sie sehen jetzt das Resultat. Die Bewegungen des 
neuen Daumens sind ziemlich ausgedehnt. Für diese Bewegungen war 
es sehr günstig, daß noch ein, wenn auch kleiner Rest der Basis der 
Grundphalange und die Sesambeine erhalten waren, an denen sich 
die kleinen Muskeln des Daumens ansetzen. Der neue Daumen kann 
abduziert werden, was die beiden Abduktoren in normaler Weise be- 
sorgen, er kann opponiert und, was das Wichtigste ist, mit ziemlicher 
Kraft adduziert, also an den ersten Metacarpus angedrückt werden. 
Herr V. kann ganz gut kleinere Gegenstände mit dem Gliede halten. 
Diese kräftige Adduktion ist wohl der Wirksamkeit des M. flexor policis ~ 
brevis zuzuschreiben, da der Adduktor polieis ja fast ganz/durchtrennt 
worden ist. Das Heranbeugen der Spitzen der erhaltenen Finger an 
den neuen Daumen gelingt wegen der Versteifung der Fingergelenke 
leider nicht. Die Fingerspitzen können nur bis auf 3 respektiv 2 cm 
dem Daumen genähert werden. Doch ist die Beweglichkeit allmählich 
eine immer bessere geworden, sodaß ich hoffe, daß dieses Ziel noch 
erreicht wird und damit der Nutzen des neuen Daumens für den Ver 
letzten noch ein größerer wird.. l 

Sommer demonstriert einen auf dem Prinzip der Schere aut- 

gebauten Apparat zur Behandlung stark verkürzter Unterschenkel- 
frakturen; nach drei Gesichtspunkten möchte er stark verkürzte Unter- 
schenkelfrakturen behandelt wissen: mit starker Extensionskraft, in 
Semiflexion, sowie mit frühzeitig beginnender Massage und Bewegungs- 
übungen. Der zu diesem Zwecke gebaute Apparat läßt den fraktu- 
rierten Unterschenkel durch sein eignes Gewicht an zwei Steinmann- 
nägeln seine Bruchstücke extendieren. Die Extensionskraft berechnet 
sich auf zirka 30 Pfund; dieselbe kann beliebig erhöht werden durch 
ein Laufgewicht. Die freie Lage gestattet frühzeitige Massage. Um 
Bewegungsübungen zu ermöglichen, sind Streben unter das Grundbrett. 
gesetzt. Diese- heben den ganzen Scherenapparat, wenn der Patient 
sie durch Zug am Zügel hochstellt, sodaß Knie und Hüftgelenk Ex- 
kursionen von der abgeflachten Semiflexion bis zur spitzen Beugung 
durchmachen. Mit den Bewegungsübungen wird in den ersten Tagen 
schon begonnen. — Anschließender Bericht über einen Fall. 

Müller demonstriert einen Fall von Arthropathia tabidorum 
beider Kniegelenke. Bei der 38jährigen Patientin, deren Ehemann sich 
vor 19 Jahren luetisch infiziert hatte, waren die ersten Symptome der 
Tabes vor vier Jahren aufgetreten: lancinierende Schmerzen und ga- 
strische Krisen. i . 

Vor 1t/2 Jahren Beginn der jetzigen Gelenkerkrankung. Es be- 
stehen am linken Knie: starker seröser Gelenkerguß, ödematöse 
Schwellung der benachbarten Weichteile. Schlottergelenk. Rechtes 
Knie: der Unterschenkel ist vollkommen nach vorn luxiert und proxi: 
malwärts verschoben, das Bein dadurch um 9 cm verkürzt. Im Röntgen: 
bilde: hochgradige destruktive und produktive Veränderung an den 
Gelenkenden. Intramuskuläre Knochenneubildung. Keine Knochen 
atrophie. Trotz dieser hochgradigen Gelenkzerstörung vermag die Pa- 
tientin noch zu gehen, hat nicht die geringsten Schmerzen. 

Reschke demonstriert einen Fall von Hautüberpflanzung, bel 

dem ein Defekt der ganzen Haut der Hohlhand durch einen Brücken- 
lappen vom Rücken her gedeckt wird. Das Heilverfahren ist noch Im 
Gange. Daneben wird ein zweiter, geheilter Fall von Brückenlappe- 
plastik gezeigt. Es wird über die Vorzüge des doppelt gestielten 
Lappens gegenüber dem einfach gestielten Lappen gesprochen. AS 
Schluß werden einige Photographien älterer Fälle projiziert, die nag 
derselben Methode behandelt worden sind. v. Tappeinet. 


Königsberg i. Pr. 

Verein für wissenschaftliche Heilkunde. Sitzung vom 12. Mai 1919. 

Borchardt: Unspecifische Wirkungen in der Organtheraple 
(Eigenbericht.) Trotz der großen Erfolge, die die Behandlung mi 
Organpräparaten in den letzten Jahren aufweisen konnte, ist das Di 
trauen gegen die Speecifität dieser Therapie nie geschwunden. 
Untersuchungen Brown-S&quards über die leistungssteigernden 
Wirkungen der Hodeninjektionen fanden vielfach kritische Ablehnung 
weil damals Mittel mit leistungssteigernden Wirkungen auf den En 
Organismus noch unbekannt waren. Auch für das Spermin, das ae? 
"bald die Rolle übernahm, die Brown-Séquard seinem „Lg“ 


Digitized by Google 


Be . = 
r —— 


+ z 13 ar 
Š 3 F a L a - ; . . Fe IS NE ae a 


hd G 
: P 
~ ma 2 ` er : ; 
1 j aA ‚ i 7 en, > 
z - x x . Ra E ei 
$ . ’ . Pi F 
‚ “v 


I er 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.:30. 753 En o 
z l m i N se Si j l f a g LO pE 
l ~ testiculaire“ zugedacht hatte, fand sich eine universelle Indikations- | muß man. unterscheiden zwischen der laufenden Desinfektion am. a a 
gi stellung. Ähnliche Wirkungen auf den Gesamtorganismus sind von | Krankenbett, die von gewissenhaften Pflegepersonen ausgeführt. oder ee 
| ` Léopold-Lévi und Rothschild auch den Schilddrüsenpräpa- |. gezeigt und überwacht‘ werden muß, und der Schlußdesinfektion, die. ..:L es 
N ` raten zugeschrieben worden, da sich Schilddrüsenbehandlung bei zahl- | von geübten Kräften durch mechanische Reinigung, Dampf- und Raum- ° © s a. Los 
reichen Krankheiten wirksam erwies, die mit Myxödem nichts zu tun | desinfektion ausgeführt wird ‚und wegen dèr damit. verbundenen Härten - Ben o 
| haben. Auch .Nebennieren- und Hypophysenpräparate haben leistungs- | und Umständlichkeiten für den Inhaber der Räume: von den Behörden. _ n 
i steigernde Wirkungen auf den Organismus. Gewisse organotherapeu- | nur für bestimmte. Krankheiten gefordert wird. :— Der Vortragende kr 
| tische Wirkungen kommen allen Organpräparaten zu (Blutstillung). | geht sodann näher auf die Ausführungsart der Formaldehyd- und Blau- Fa 
`-  . Aus allen diesen Gründen: ist verschiedentlich versucht worden, be- | säuredesinfektion.ein, berichtet über die bisher mit Blausäure. gemachten o o 
'. „stimmte, in allen Organen vorkommende Substanzen für die Wirkung | Erfahrungen in Kasernen usw., nach denen er weitere Versuche mit. . ` a! r 
' « * verantwortlich zu machen, wie Spermin (Pöhl), Cholin (Bayer), | dieser neuen Methode glaubt anraten zu können und fordert hierzu 00 ie 
Vasodilatin (Popielski) oder eine bestimmte chemische Konstitu- | geschulte Kräfte und Beobachtung aller Vorsichtsmaßregeln. = ` Eal 
| tion für die Wirkung heranzuziehen (Amine, Lipoide). Die Unter- Bu en Ea L bng = | Uri. 
A suchungen Weichardts über unspecifische Wirkung durch Proto- - oOo = SE 
= ©- plasmaaktivierung gestatten eine andere Deutung. Solche Wirkungen | Leipzig. | a | n Di 
' ‘kommen auch eiweißfreien Substanzen zu, können also auch bei den ana a A En ed a TE Bea 
specifischen Organpräparaten eine Rolle spielen. In eigenen Versuchen medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 17. Juni 1919, RR: Ei an “ 
konnte B: nachweisen, daß die nach Typhusschutzimpfung auftretende | Thiemich: Klinische Demonstrationen. a) Kind von zirka, en 
Agglutininbildung durch Suprarenininjektion erheblich gesteigert wird. | vier Monaten mit cerebraler (Littlescher) Lähmung -der jest 
Damit. ist der Beweis für die unspeeifische Wirkung des Adrenalins. | unteren Extremitäten. ‚Die Beine waren zunächst nur lang ausgestreckt u sl? | 
erbracht. Weitere Versuche müssen zeigen, ob auch bei anderen | und es. bestand eine gürtelförmige Furche im Bereich der unteren 0... Ieh, i 
- ‚ Organpräparaten solche unspeeifische Wirkungen anzunehmen sind. | Beckenregion, sodaß dadurch der Anschein einer doppelseitigen Hüft- ` -J> i: 
Jedenfalls lassen sich dadurch Viele organotherapeutischen Wirkungen, | gelenksluxation er weckt wurde. Erst später traten Erscheinungen von- ie 
Überkreüzung der Beine. auf. Spitzfußstellung besteht nicht, vielmehr. f: 5 b 


sind die Füße nach außen flektiert. Das Kind scheint. intellektuell 
normal zu sein. — b) Drei Fälle von.Hauttuberkulose (zwei. 
| Lichen serophulosorum, ein Lupus disseminatus). en 

Freise: Butter-Mehlnahrung nach Czerny-Kleinschmidt. Klinisches 

und Experimentelles. Die Butter-Mehlnahrung- wird in der. Weise her- ` 
gestellt, daß 20 g Butter auf zirka 150° (Schäumen der Butter -und 
Geruch nach Fettsäuren) erhitzt wird, was zirka drei bis vier Minuten 
dauert. Es wird nun die gleiche Menge Mehl (Kriegsmehl ist dazu e hapet, 
nicht zu gebrauchen!) dazu getan und die Mischung auf séėhwachem - De hi 
Feuer weitererwärmt, bis sie leicht braun und dünnflüssig geworden E | 
ist. Diese Mehlschwitze wird sodann in 150 g Wasser, in dem 15 g ur i 
| 


die bisher als specifisch angesehen wurden, im Sinne der Protoplasma- 
 aktivierung erklären. Die bisherige Annahme einer specifischen sub- 
stituierenden Organtherapie bedarf gewisser Finschränkungen. Für 
bestimmte Fälle (Schilddrüsenbehandlung des Myxödems) muß diese 
Annahme, aber unbedingt aufrechterhalten bleiben. Zu warnen ist 
davor, innersekretorische Störungen ex juvantibus zu erschließen. — 
Ob eine Organtherapie auf Grund- der Erfahrungen über unspecifische 
. Wirkungen berufen ist, ‘wegen geringerer Allgemeinwirkungen die 
Proteinkörpertherapie in geeigneten Fällen zu ersetzen, bleibt ab- 
zuwarten. | Ä 
 Müller-Heß: Über die Erwerbsfähigkeit der Geisteskranken 
nebst kritischen Bemerkungen zur Irrenfürsorge. Die hier bestehende 


Be epe oa 
ra ani e ETET 
m aa RA 
fi 2 
r 
Så 


RIITA 


um 
En 
BE Pen in i a E 
= RE ac Fi, RERE y RNG . 
EB EEE ER E E SA 
ge Garen En 


mu 
Peine! 


Pe 
m nn 


; š 
A D 

3 a z 

— 


Zucker aufgelöst sind, eingetragen und nochmals aufgekocht. Die | 


= Kontrolle der anstaltsentlassenen Geisteskranken hat ein überraschen- | ZUC A : : TS l ; 
des Resultat hinsichtlich : der Erwerbsfähigkeit der Geisteskranken er- fertige Lösung ward miy enspi schehden Mengen Milch Ci, #7  UEW) Bark 

geben: 80% sind im Laufe des Krieges als mehr oder weniger arbeits- versetzt. In der hiesigen Kinderklinik wurden zunächst 150 g dieser - - ji | 

Nahrung pro Kilogramm- Körpergewicht angewandt, allmählich wurde 2 fi E 

i Be 

“ E [u a 


bis 200 g gestiegen. Die Erfahrungen damit: sind sehr zufrieden-. 
‚stellend. Die bei dieser Ernährung entleerten Stühle der Kinder sind 
goldgelb, trocken, salbenartig und riechen nicht oder nur leicht faulig. 
Zuweilen werden sie stärker trocken, was sich aber durch weiteren 
' Zusatz von 15 bis 20 g Zucker beseitigen läßt. Wird die Czerny- 
sche Nahrung, was selten ist, nicht'vertragen, dann treten gervaisartige - 
Stühle danach auf. Das Absetzen von der Nahrung macht keine 
Schwierigkeiten. An den vorgestellten Kindern fällt eine gesunde” 
Hautfarbe auf, besonders wenn sie längere Zeit damit ernährt. worden 
sind. Der Turgor und der Tonus der Muskulatur sind gut,. es erfolgt 
eine vorzügliche Fettauspolsterung der Haut. Die Gewichtszunahme, 
zuweilen nach geringer Abnahme in den ersten Tagen, ist eine gute. 
Die Stimmung der Kinder ist heiter und ruhig. .Die Nahrung, die in 
ihrer Zusammensetzung der Frauenmilch ähnelt, ist in erster Linie in- 
diziert bei künstlich genährten, untergewichtigen Kindern unter 8000 g . 
in den ersten drei Lebensmonaten, vor allem dann, wenn der Zustand 
noch‘ ein solcher ist, daß von der Ernährung mit Frauenmilch abgesehen 


fähig ermittelt worden: Diese Tatsache‘ geht. darauf zurück, daß im 
Laufe des.Krieges durch den bestehenden Mangel an Arbeitskräften 
Arbeitgeber und Arbeiter. sich veranlaßt sahen, ihr Mißtrauen gegen 
anstaltsentlassene Geisteskranke und ihre Arbeit aufzugeben: Der Vor- 
tragende tritt für Familienpflege dieser Kranken ein. u we 
- Fischer: Die Behandlung der Tränenwege durch das Totische 
Verfahren., Der Vortragende hat in Erkrankungsfällen der Tränenwege 
von der üblichen Exstirpation des Tränensackes Abstand genommen. 
` Durch einen Schnitt legte er die mediale Wand des Tränensackes frei, 
entfernte sie und schaffte durch Aufmeißelung des Knochens einen 
breiten Abfluß nach dem Nasenraum. Primärer Wündverschluß. Diese 
‚ Operation zeitigte in allen Fällen einen raschen, ausgezeichneten Er- 
folg. Rückstauung der Tränenflüssigkeit mit allen: üblen Folgeer- 
‚scheinungen, wie man sie nach Exstirpation des Tränensackes beob- 
achten kann, ‚wurde vermieden. Wichtig‘für das Gelingen der Ope- 
ration ünd eine-Hauptbedingung für dieselbe ist, daß mindestens ein 


BEER, CEEE, 
annn ware 
EEE a T 
DL Te = 
Pe 
be 


“ - 

t “ 
ERS E 
TEA 

S 
x 


= 
Bean une 
"m ’ a 
A wein CS t 
PEOTI 


ml 


y i 
—_—_—n rn... 


nr: 
.- > WS 
US ay 
E 


mm: 


De HE o- ma-n naer ya 
wE TA TES 
SEE: 


- 


Tränenkanälchen durchgängig ist. 


r 
+ 


. Sitzung vom 26..Mai 1919. 


Fühner: Die Blausäurevergiftung und ihre Behandlung (mit - 


- Tierversuch). Nachdem zuerst in Amerika bereits mit gutem Erfolge 
Blausäure: zur Abtötung von Wanzen, Läusen usw. zur, Anwendung 
gebracht worden ist, kam dieses’ Verfahren in Deutschland erstmalig 
‚1917 zur Anwendung. Der Vorzug vor anderen Desinfektionsmitteln 


besteht in der starken Durchdringungsfähigkeit des Mittels, sein großer 


Nachteil in seinem niedrigen Siedepunkt und seiner leichten Wasser- 
löslichkeit. Vergiftungsgefahr tritt deshalb auf bei zu früher Benutzung 
desinfizierter Kleidungsstücke und Räume oder beim Entfernen der bei 
‚der Desinfektion benutzten Bottiche. Die ersten Vergiftungserschei- 
nungen bestehen in Reizung 'der Schleimhäute und in bitterem Ge- 
Schmack im Munde, Der Tod tritt, nach englischer Angabe, nach Ein- 
almung von 50 mg Blausäure ein. Entgiftung erfolgt durch Schwefel- 


werden kann, oder wenn die Beschaffung derselben auf Schwierigkeiten 
stößt. Sie wurde aber auch älteren .Kindern verabreicht. Kontra-, 
indikation ist das Bestehen einer schweren Ernährungsstörung, doch 
kann hier die Butter-Mehlnahrung nach anfänglichem Geben von Frauen- 
milch oder Eiweißmilch verabfolgt werden. In der hiesigen Kinder- 
klinik traten in 70 Fällen nur bei neun Mißerfolge mit der Butter-Mehl-. 
nahrung auf; doch konnten auch von diesen neun Fällen. sieben. 


sekundär damit ernährt werden, während zwei trotz dazwischenge- 


schalteter Frauenmilch eingingen. Nach den experimentellen Unter- 
suchungen des Redners ist die Fettausnutzung des Nahrungsgemisches 
sehr gut (92%) und kommt der Frauenmilch darin sehr nahe. E 

. Sachs: Untersuchungen über die Brregbarkeit des vegetativen 
Nervensystems bei spasmophilen Kindern. ‘Versuche an 18 Kindern mit . 
Pilocarpin, Atropin und Adrenalin, um die Erregbarkeit des vegetativen 
Nervensystems bei der Spasmophilie zahlenmäßig festzulegen und gegen- , 


E St aty ER Dr “ 
Fa a gun 
Er ’ k 


. 
= z ` d a 
z bi . : 
P er A ie - - ' i 
. 5 $ . i 
n e . N 
` 5 kd - i - s , 
: F , 
Pr ` Du Er ' TE i E 
r à ja n 
banana Te: - = 
“ “er un un ae ea gr 
RE RER Ku, L T re u 


A Zr; 
mug ni 


a 
TI Ann anna 

Ne 

n er . 
> > a gY ur Er 


-ma y 


„2.77 


über der Norm abzugrenzen. Die. Versuche waren negativ. und ließen 
nicht auf einen erhöhten Erregungszustand im vegetativen Nerven- 
system bei spasmophilen Kindern schließen. | Mohr. 


be.’ j 
er Pa 
WON pn men 
Pe EST er are ee * ` 
OT TESE Se een 
a x 


bindung. Zur Anwendung gelangt deshalb als Gegenmittel Natrium- 
thiosulfat. Bee | 
Selter: Neuere Desinfektionsverfahren. Der Vortragende ‚geht 


dad 
urn. er a X = . = 2 - 
INDIE SET LT NL ID een! EN, : i 
KiM k S E re REEL TEN Wien gan und BER SE y 
Daea E AE EN ET Auihercche Br E ae N eins 
= -< 3 “ . et, er . 
- az . on: ER p 
. 


ERDE 
IR" 
ee 
N u iih 
ta 8 
dy 
~ 


auf die Formaldehyd-Raumdesinfektion ein und wendet sich dann dem a 
‚  Aeueren Verfahren mit Blausäure zu, deren Nachteil. in der leichten i E 
. Adsorption an feuchten Gegenständen besteht.: Bei der Desinfektion : f | 
a ; . ; # ; $ g Ei n Ee 
Peb 
Eui 
Eo 


ee a 


17 | E 


m en nn ee Sit, O a wem 


k | 919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 


| Wien. | k 
Gesellschaft der Ärzte. Sitzung vom 16. Mai 1919. 


G. Riehl demonstriert zwei Männer mit Pferderäude. Die 
Krankheit wird durch einen dem Sarcoptes scabiei nahestehenden Er- 
reger hervorgerufen und war in Wien bisher nur aus den Beobachtungen 
an Tieren bekannt. Übertragung dieser Krankheit auf Menschen kam 
bei der Armee öfter vor. Während es für die Scabies bestimmte Prä- 


‚dileetionsstellen gibt, befällt die Pferderäude den ganzen Körper. Das 


Krankheitsbild ist weit. weniger cbarakteristisch als das der Scabies. 
Letzteres ähnelt einem Ekzem, das impetiginös geworden ist, die 
Pferderäude dem Lichen urticatus. Die Krankheit wird -nicht nur 
vom Tier auf den Menschen, sondern von Mensch zu Mensch über- 
tragen; es kann zu Erkrankung ganzer Familien kommen. Bei Tieren 
(Pferde, Kaninchen, Ziegen) verläuft die Krankheit oft tödlich; beim 
Menschen kommt es oft zur Spontanheilung, weil die Menschenhaut für 
den Sarcoptes equi keinen geeigneten Nährboden vorstellt, den er 
darum spontan verläßt. l 
M. Oppenheim stellt einen Fall einer pellagraähnlichen Haut- 
krankheit vor, die sich von der echten Pellagra durch das Fehlen von 
Diarrhöen unterscheidet, die allerdings früher bestanden. Das Gesicht 
ist scheckig gefleckt, hinter den Ohren leicht verrucös. An den Armen 
ist die Haut ähnlich verändert; die Veränderung schneidet scharf an 
der Stelle ab, wo die Rockärmel endigen. Der Verfärbung geht ein 
Erythem voraus, mit dessen Abklingen die Haut schuppig und verrucös 
wird. Ähnliche Veränderungen finden sich an Knie und Ellbogen, ad 
nates und am Fußrücken. Die Bilder ähneln sehr den Pellagrabildern 


‚Mercks; die Veränderung findet sich an den vom Licht getroffenen 


Partien, ihr erstes Stadium ist erythematös. Die Pellagraveränderungen 
der Haut kommen aber auch an Stellen vor, die nicht vom Licht ge- 
troffen wurden, weil jede Stelle der Pellagrahaut überempfindlich ist. 
Im Harn des Demonstrierten finden sich keine sensibilisierenden Sub- 
stanzen, weder Hämatoporphyrin noch dessen Vorstoffe. Eine Bestrah- 


lung im Kohlenbogenlicht war resultatlos, sodaß die Lichtempfindlich- 


keit der Haut nur gering sein kann. Die Ursache der Erkrankung mag 
im Kriegsbrot liegen. Jadassohn hat auf der letzten Kriegstagung 
der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft Photographien pellagra- 
ähnlicher Hautveränderungen mit dem charakteristischen Pellagrastreifen 
am Halse beobachtet. 


* Derselbe demonstriert ferner einen Fall von Lues framboesi- 


tormis. Die behaarte Kopfhaut weist Tumoren auf, die nur wenig über 


das Niveau erhaben, scharf begrenzt sind und aus einzelnen papulösen 
Efflorescenzen bestehen, sodaß die Oberfläche warzig aussieht. Ent- 
zündungserscheinungen fehlen. Die Tumoren haben Linsen- bis Zwei- 


Rundschau. 


Einige Ratschläge für die Niederlassung des Allgemeinarztes. | 


Von 
Marine-Stabsarzt Dr. H. Kritzler, Rüstringen (Old.). 


I. Einleitung. 


Kriegsende und Umsturz führen eine beträchtliche Anzahl von 
Ärzten ziemlich unvermittelt — die den Abschied nehmenden Sanitäts- 


. offiziere sogar ganz unerwartet — aus dem Heeres- und Marine- 


dienst in das bürgerliche Erwerbsleben. Die Niederlassung bringt 
für sie eine ganze Reihe von Entschlüssen und Entscheidungen mit 
sich, von denen die wichtige Frage: „Wie richte ich mich 
billig und zweckmäßig ein?“ in den nachfolgenden. Aus- 
führungen behandelt werden soll. 

Die Gefahr, daß der sich neu niederlassende Arzt zu teure oder 
unzweckmäßige oder unnötige Geräte und Hilfsmittel erwirbt, liegt 
nahe; denn es ist kaum zu erwarten, daß er — dies betrifft natürlich 
in erster Linie den jungen Arzt — völligen Einblick in die einzelnen 
Bedürfnisse seiner zukünftigen Tätigkeit besitzt; es gehört außerdem 
eine gewisse Sachkenntnis und ein gewisses Beschlagensein in den 
Preisverzeichnissen — nicht nur eines einzigen Geschäfts! — zum 
richtigen Einkaufen. Gerade in der jetzigen Zeit verlangt die Ein- 
richtung Überlegung und die Geschicklichkeit, das wirklich Nötige 
und Zweckmäßige von dem weniger Notwendigen und weniger 
Empfehlenswerten zu sondern; denn die Kriegsteuerung hat auch die 
Preise für ärztliche Gebrauchsgegenstände auf das Doppelte, teil- 
weise sogar auf das Drei-, Vier- und Fünffache hinaufgetrieben. 
Vielen Ärzten werden deshalb jetzt in den teuren Übergangsjahren 


27. Juli, 


kronenstückgröße. Die Haare sind schwer ausziehbar, auf Druck ent: 
leert sich kein Eiter. Die erste Vermutung war Trichophytie, dagegen 
sprach aber das Fehlen von: Eiter, von Entzündungserscheinungen und 
das feste Sitzen der Haare. Da der Kranke auch noch luetische Sym- 
ptome aufweist, handelt es sich um Lues framboesiformis. 

Derselbe stellt endlich einen Fall von tiefer Trichophytie der 
behaarten Kopfhaut vor:- Rötung, Entzündung und Eiterung und die 
leichte Ausziehbarkeit der Haare sichern die Diagnose. 

N. Seidel hat im Garnisonspital Nr. I nach dem Vorgang von 


S. Bondi die weiche Einhornsche Duodenalsonde zum Nachweis 


von okkulten Blutungen bei Ulcus ventriculi und Ulcus duo- 
deni benutzt. Bei Magengesunden ergibt die Stuhluntersuchung mit 
Benzidin auch bei Fleischgenuß am Tag vorher ein negatives Resultat, 


` Auch bei positivem Uleusbefund durch Röntgenuntersuchung kann die 


Benzidinprobe negativ sein. Wurde ‚bei negativem Stuhlbefund und 
positivem Saftbefund operiert, so wurde immer ein Geschwür gefunden. 


Die Grenze der Benzidinempfindlichkeit liegt bei „__ —.; Ausbleiben 
der Reaktion kann auch auf allzu große Verdünnung zu beziehen sein. 
Im Sekret der Schleimhaut ist natürlich die Konzentration viel größer. 
Man kann deutlich durch passendes Vorschieben der Sonde und zweck- 
mäßige Lagerung des zu Untersuchenden Mageninhalt, Sekret der Pars 
pylorica und Duodenalsaft gesondert gewinnen und je nach dem posi- 
tiven Befund das Ulcu$ lokalisieren. Bei Pylorospasmus ermöglicht 
Papaverin in einer Stunde das Eindringen der-Sonde ins Duodenum. 
Schleimhautläsionen kommen so gut wie nicht vor. Fleischlose Diät 
durch drei Tage ist nicht notwendig. Sondierung von acht zu acht 
Tagen ermöglicht es, den Verlauf des Falles genau zu verfolgen. Bei 
unsicherem Röntgenbefund gibt die Duodenalsonde ein sicheres Re- 
sultat. Die früher in Geltung gewesenen Kontraindikationen gegen 
das Probefrühstück fallen für die Sondenanwendung weg. 

E. Spitzer demonstriert Lichtbilder von Pellagrafällen, die er 
während seiner militärischen Dienstleistung in Rumänien gesehen hat. 
Niemals hat die Symptomentrias (Hautveränderungen, Diarrhöen, Psy- 
chose) gefehlt, niemals auch die charakteristische Nahrung vor Aus 
bruch der Krankheit. Unter den 120 Fällen waren 78 Frauen; Alters- 
grenzen für die Krankheit gibt es nicht. - Die Heredität spielt keine 
Rolle. Die Krankheit kann bis 15 Jahre dauern. Prodromalsymptome 
sind: Brennen im Mund, Brechreiz, Brennen der Haut des Hand- und 
Fußrückens. Das initiale Erythem ist durch Exsudation etwas über 
das Niveau der Haut erhaben und wird in wenigen Tagen bläulich- 
violett. Die Schuppung beginnt im Centrum der Erythemflecken. Die 
Schuppen sind braun mit schwarzem Saum. Der rosafarbige Saum um 
die Schuppen deutet das Fortschreiten der Erkrankung an. 


e 


die feldärztlichen Erfahrungen im Sichbeschränken und Sichbehelfen 
von großem Nutzen sein. 7 

Die nachstehenden Ratschläge sollen als Wegweiser dienen, 8% 
wissermaßen nur die große Linie angeben. In Einzelheiten wird man 
sich natürlich nieht an sie klammern können. Die besonderen Be- 
dürfnisse, der Geschmack, die Eigenart, der Geldbeutel eines jeden, 
das Vorhandensein gebrauchter, vom Vorgänger übernommener Ein- 
richtungsgegenstände, die Tatsache einer versuchsweisen oder sicher 


. dauernden Niederlassung, all dies spricht in den einzelnen Fragen 


einschneidend mit und wird den Sichniederlassenden oft auf eigene 
Pfade weisen, 

Selbstverständlich kann diese Arbeit das Thema nicht erschöpfen. 
Die Taktik und Praktik, die Technik und Strategie des Allgemein 
arztes’ ist ein so umfangreiches Gebiet — dessen erschöpfende Be- 
handlung ein ganzes Buch füllen und ein großes. fraglos recht dank- 
und fruchtbares Werk sein würde —; daß eine all den vielen Fragen 
gerecht werdende Bearbeitung in dem absichtlich eng umsteckten 
Rahmen eine Unmöglichkeit ist. Die folgenden Zeilen sollen nur den 
Zweck verfolgen, alles, was ihr Schreiber zweckmäßig und wissen? 
wert für den sich niederlassenden Arzt hält, mitzuteilen. Folgt = 
Leser nur einigen der angedeuteten Fingerzeige, so ist der Zwe 
dər Arbeit erfüllt. Ebenfalls war es natürlich nicht durchführbar, 
die Erzeugnisse aller ärztlichen Fabriken und Geschäfte m 2 
Arbeit zu verwerten, da nur wenige Preisverzeichnisse ZU Gebote 
standen. Die Hinweise auf besondere Modelle sollen nur dem nun 
die Auswahl erleichtern, umständliche Beschreibungen durch Anga” 
einiger besonderer Katalognummern vermeiden; irgendwelche Bevor 
zugung oder Anpreisung hat dem Verfasser selbstverständlich fem 


wor le. -2 =` 


: —_—— master met ar ie 
Lo — m te 7 i ; e) w 
—— R N no: > f ee Sale =; Ss 


oe : 
3 CE 


+ 
e 


"gelegen. Jeder Arzt. hat sowieso schon, meist aus Studentenzeiten - 


ns mäßigsten besonders für Ersatz, Instandsetzungen und mit Rücksicht 
auf gutes Bedientsein als alter Kunde treu. Nur möchte ich ‚sehr 
t  - - empfehlen, den Einkauf nicht zu  übereilen und sich 
| =- ` mehrere Preisverzeichnisse senden zu lassen, da jedes 
©- Geschäft einige, anderswo nicht zu bekommende eigene (gewöhnlich 
geschützte) Warengattungen besitzt, sodaß ganz einseitiges Einkaufen 
bei einem Geschäfte nicht angebracht erscheint. Die angegebenen 
: — Preise sind keine Kriegspreise; man muß im allgemeinen auf eine 
| ` - Erhöhung von 30 bis 200 % gefaßt sein. Auch. die Bücherpreise 'er- 
` Jeiden einen Teuerungszuschlag von mindestens 20 bis 30 %. Die 
Kriegsteilnehmer seien auf die Verfügung. der Medizinal- 
"abteilung des Kriegsministeriüums (siehe Deutsche Mili- 
- „tärärztliche Wochenschrift 1919, No. 1) hingewiesen, nach der man aus 
den Heeresbeständen, vorläufig mit Ausnahme der Besteckzusammen- 
‚stellungen und der umfangreicheren, kostspieligen Apparate, ärztliche 
- Hilfsmittel bei der M.-A. beantragen kann, was in erster Linie Einzel- 
instrumente betreffen dürfte (wohl auch Gummisachen, auf deren 
‚größere Aufspeicherung die Heenesgesundheitsverwaltung’ kaum Wert 
legen wird); die Bezahlung mit Kriegsänleihe wird dabei bevorzugt; 
man wende sich an sein zuständiges Sanitätsamt). | 


H. Die Einrichtung der Berufsräume. 
ee | a) Allgemeines. | | | 
- ‘Die Auswahl der beruflichen Räume unter den Zimmern des 
Hauses hängt in erster Linie davon ab, ob man ein eigenes Haus 
„`, Oder eine Stockwerkwchnung bezieht. Als Hauptgrundsatz für diese 
 . Wahl. hat die möglichste Trennung der ärztlichen 
~ Räume von der eigentlichen Wohnung zu gelten; 
Grund: Ansteckungsgefahr für die Familienmitglieder, Schmutzein- 
`  . Schleppung in die Wohnung, Störung der Berufstätigkeit durch 
.Küchen-, Kinder- usw. Lärm und umgekehrt Störung des Familien- 
lebens durch Rücksichtnahme auf die Sprechstunde. Wenn es geht, 
. mmmt man. ein besonderes Stockwerk für die Berufsräume, die aber 
wiederum mit- Rücksicht auf Schwächliche, Fuß- und Beinkranke usw. 
nicht zu hoch liegen dürfen. Mitunter läßt sich durch Ziehen einer 
Holzwand die gewünschte Trennung: erreichen oder man läßt unter 
Umständen (bei den häufigen Doppelwohnungen in einer Stocke). 
vom Treppenabsatz her eine besondere Tür als Wartezimmereingang 
ausbrechen, wählt das so eröffnete Zimmer als Warteraum, das un- 
mittelbar anstoßende als Sprechzimmer. Ob man sich ein beson- 
deres Behandlungszimmer einrichtet, hängt von der zur 
Verfügung stehenden Zimmeranzahl ab; jedenfalls ist es sehr zweck- 
| mäßig und angenehm. Hat man zwei Klosetts, so bestimme man 
ernes nur für die Kranken. Dieses ist, besqnders wenn es 


wo. 


` das einzige der. Wohnung ist, nach jeder Sprechstunde. gut zu | 


"reinigen, Sitzbrett, Zuggriff und Türklinke — zumal bei Ruhr-, 
Typhushäufung — mit heißem Lysol o. dergl. Wasser abzuwaschen. - 
Sehr empfehlenswert ist als Fußbelag für alle Berufsräume Lino- 
leum, dessen Anschaffung, leider jetzt kaum möglich, für spätere, 
billigere Zeiten in Aussicht zu nehmen ist. Gründliches Reinigen des 

` Fußbodens, der Berufsräume, tägliches Aufwischen mit heißer Des-. 

‚Infektionslösung in Zeiten von Seuchen und häufigere Desinfektion 

‚der Zimmer, besonders bei zahlreicher Klientel der einfachen Volks- 
kreise ist dringend anzuraten. Man muß sich eigentlich wundern, 
daß zu Zeiten von solchen Krankheitshäufungen, wie z. B. jetzt wäh- 
Tend der Grippegefahr, von Staats wegen eine regelmäßige Desinfektion 

‚, ` und Überwachung der ärztlichen Berufsräume (auf Staubfänger und 
> dergleichen) nicht angeordnet worden ist. Sollte es bei einer Neunieder- 
lassung an geeigneter. Wohnung fehlen, wie z. B. auf dem Lande, wo 
mitunter die Unterkunftsgelegenheit sehr beschränkt ist, so käme bei 
genügendem Platz im Hof, Garten, Obstgarten die Aufstellung eines 
kleinen Holzhauses (fertig von der Fabrik zum Zusammen- 
‚setzen geliefert, etwa 3 Räume, Warte-, Sprech-, Behandlungszimmer 

und Klosett enthaltend) in Betracht oder der Ankauf einer Döckei- 
schen Lazarettbaracke (Wirtschaftsbaracke), die jetzt nach 
dem Kriege vielleicht nicht allzuteuer von der Heeresverwaltung an 
Kriegsteilnehmer (siehe oben), gegebenenfalls unter Vermittlung 

der örtlichen Behörden (Bürgermeisterei usw.), abgegeben wird.. Wem 

an Krankenhaus untersteht, der verlegt zweckmäßig seine 
Sprechstunde dorthin’ — zum mindesten für die Kassenkranken — 

| ‘oder nimmt wenigstens dort zu einer. bestimmten Zeit die. nötigen 
kleinen ambulanten Eingriffe vor, wobei naturgemäß die Hilfeleistung 
der Schwestern und die bessere Einrichtung des Krankenhauses dem 

Arzt vieles erleichtert. und- die Einrichtung des Sprechzimmers für 

-kleine Chirurgie erübligt. ZN 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. ' 


| ‚her, seinen altgewohnten Belieferer und bleibt ihm auch am zweck- |. 


{| als Staubfänger 


. 


, u 


nn mn een 


| .b) Besonderes. X 
1.. Der Warteraum Der Warteraum 


digste an Sitzgelegenheit. Man nimmt am besten glatte, weißlackierte, 
bequem abwaschbare Holzstühle und -bänke und ein-bis zwei Holz- 


Decke, ebenfalls glatt und leicht abwaschbar; denn die mitgebrachten 
Säuglinge und Kinder werden gewöhnlich von ihren Müttern auf dem 


Tisch angezogen. Auf dem Tische stehe 1 Wasserflaschemit 

2 Gläsern.. Auch ein Spucknapf, am besten mit Kalkmilch `. 
gefüllt, sei nicht vergessen — Bronchitiker, besonders die unvermeid- 
lichen „alten Großväter“, leisten mitunter Gewaltiges im Räuspern —. 


Falls im Warteraum- keine Tapete vorhanden ist, so empfiehlt sich 
ein 1%—2m hoher Anstrich mitahbwaschbäarer Ölfarbe, 
unter Umständen nur dort, wo sich die Kleiderhaken befinden. Für 
genügendes Gerät zum Aufhängen der Überkleider 


— und zum Abstellen und Abtropfen der Regen- 
schirme muß gesorgt sein. Besonders auf letzteres weise ich hin, 


denn es sieht nichts übler aus als ein von kleinen Regenbächen 
‚durchzogenes Wartezimmer, dessen Feuchtigkeit natürlich überall: 


herumgetreten und in das Sprechzimmer verschleppt wird. 
Teppiche, Plüschvorhänge, Übergardinen sind 
| n von vornherein zu verbannen; 
höchstens sind als Teppiche einfache, leicht zu reinigende Strohmatten 


genügen kleine. Scheibengardinen, ein einfacher  Leinenrollvorhang 
(zum Abblenden der Sonne), sowie ein möglichst faltenarmer Quer- 
behang (sog. Lambrequin). Genügende Luftzufuhr wird durch Lüf- 
tungsklappe an einer der oberen Fensterscheiben (die Drehventi- 
latoren machen mehr Lärm als sie leisten), unter Umständen auch 
durch eine Lüftungsvorrichtung an der Türe — falls diese auf einen 


Flur. mit Fenstern geht — ermöglicht. Damit die Wand nicht zu öde, 


aussieht, sind einige Bilder aufzuhängen, wozu sich die billigen und 
doch künstlerisch wirkenden Steindrucke, wie sie Teubner- 


Leipzig verlegt, in glatten, einfachen Rahmen’am meisten eignen. 


Wenig schön und -anmutig wirken die. vielfach‘ üblichen, aus den 
. eigenen Räumen verbannten alten Familien- und Studentenbilder, die 


‚ja für die Besucher gar keine Bedeutung haben; Vergrößerungen 


längst verstorbener Tanten und, wie ich es sogar auch einmal erlebt 
habe, Anpreisebilder von. Singers Nähmaschinen lassen einen wenig 
angenehmen Eindruck zurück. Im Warteraum ist zweckmäßig eine 


zur „Beachtung“-Tafel) anzubringen, die besondere Wünsche 


Arztes der Kundschaft mitteilt, also z. B.:. 
1. Rauchen: im Wartezimmer verboten! 
2. Bitte Spucknäpf benutzen! Fe 
. Toilette eine halbe Treppe tiefer -links! 


des 


$ ~ 


Sonnabends! 


. Anmeldung ärztlicher Hausbesuche bis spätestens 9 Uhr or- 
beten; spätere Anmeldung stört die Einteilung der Tages- 


DA Ba 


arbeit und verursacht gewöhnlich Verspätung des Besüchs! 


7. Mit Rücksicht auf den aufreibenden ärztlichen Beruf wird 
gebeten, Eil- und Nachtbesuche nur bei wirklich dringlichen 
Fällen anzufordern! = a 
usw. | 


Ferner wird Frauen zum Zurechtsetzen des Hutes ein Spiegel 


im Warteraum immer willkommen sein. Der. Abschluß des 
Sprechzimmers gegen das Wartezimmer sei möglichst 
schallsicher. Der Arzt ist für die Wahrung des Berufsgeheimnisses 
auch in dieser Beziehung verantwortlich; die Langeweile der Warte- 
zeit läßt oft die Harrenden sehr neugierig die Ohren spitzen; beson- 
ders 'bei. der Frauen. und Geschlechtskrankenbehandlung lassen sich 


vom Wartezimmer aus von etwas Erfahrenen aus Klappern mit, 


Instrumenten, aus Spülungsgeräuschen usw. allerlei Schlüsse ziehen, 
die nicht erwünscht, zum mindesten unangebracht sind. Also Polster- 


türe oder wenigstens. Doppeltüre, am besten beides vereint; kein : 


‚staubfangender Plüschvorhang! Vor dem Wartezimmereingange liege 
ein Fußabtreter. Eine oder zwei solcher Fußmatten mit hin- 
weisendem Schilde; „Bitte Füße abtreten!“ schon auf der Treppe sind 


ebenfalls sehr angebracht; sie ersparen ‚wenigstens einen Teil des 


Schmutzes, von dem ja übergenug in das Arzthaus geschleppt zu 


werden pflegt. Auf der Außenseite der Wartezimmertüre hänge ein. 


s1) Weiße Pappschilder mit aufgeklebten oder gedruckten schwarzen 


Buchstaben fertigt jeder Buchdrucker rasch und billig 
Herstellung von Emailleschildern ist eben sehr teuer und dauert ge- 


wöhnlich sehr lange. | 


en enthalte | 
möglichst wenig Möbel, in erster Linie nur das Notwen- 


sessel oder Strohsessel für elendere Kranke; Der Tisch sei; ohne. 


— Kleiderhaken sind besser als die leicht umkippenden Kleiderständer- 


Des Zee 
Bei 
ne 


` pek 
- ` - Az, 
= ki t r = 5 
AAE Be e A E ee E E a. 
1223.21 5 SC rg Er an -2 Sam a 4 
x ee ie SSNS 


zulässig, die aber auch ‚völlig. entbehrlich sind. An den Fenstern . 


E =e 
es Er 
Lea Fe 


ki 
ir 


ka ee 
ES 


Den a 
no 
ER nu 


. Ausschreiben von Krankenscheinen nur Mittwochs und 


. Sonntags ärztliche Hausbesuche nur in dringenden Fällen! ` 


an. Die . 


P S 
Tez 


=a 


u, 
men. -P- E ti 
en Bag 


-l e 


= Pe} DEE FR 
anna Bere, nn er. 
rn nr au mern 
EG 


rire 


ch e es- 
TA 
E aT IR 1A 


i,e. 
lin 


s 
ns 
23.2 


PET 


DI un we 
met eurer "TR 
p 


p f N . en ` Eo 
TETTERE EIE A mem: ey > 


a E 


u... 


~ 


un nenn 
-~ PE 2 


emn 


Se a 


3 
Be er 
ee 


vte æ ie 


.un. 


er 


ern en: 


a a went 
Ben der een nn K 
era 2 en LRG ar 


an al 


rems Ja 
i aa 


a aaa E a 
` 


Tbo 


- schickte, die von dem genialen, unerreichten Meister die Kunst 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 


Schild mit der Aufschrift: „Wartezimmer. Sprechzeit von 
.. e bis... . Dr. N“, damit unnötiges Klingeln und Nachfragen 
vermieden wird; aus dem gleichen Grunde muß ein Schild den Weg 
zum Warteraum angeben, wenn die betreffende Tür innerhalb der 
Wohnung liegt, z. B.: „Wartezimmer 1. Türe rechts!“ 

Lesestoff für das Wartezimmer bereitzulegen, ist zwar üblich, 
aber sehr ‚unhygienisch; zum mindesten sind jahrelang im Warte- 
zimmer liegende Bücher, Zeitschriften etwas außerordentlich Un- 
appetitliches. Am besten wäre es, überhaupt keinen Lesestoff auf- 
zulegen und die Patienten dazu zu erziehen, sich eigenen Lesestoff 
mitzubringen. Will man sich jedoch dem üblichen, wie gesagt wenig 
gesundheitsmäßigen, Brauch fügen, so halte man Zeitschriften, die 
häufig gewechselt und verbrannt werden; ich mache auf den „Ge- 
sundheitslehrer“ (Antikurpfuscherblatt!) aufmerksam. In Epidemie- 
zeiten keine Wartezimmerlektüre auflegen! (Fortsetzung folgt.) 


daß.Phenylihydrazin mit Vertretern der Kohlehydratreihe 
leicht krystallisierbare Produkte liefert,. erleichterte die Kohlehydrat- 
forschung ungemein. 

Von fundamentalster Bedeutung wurde die Anwendung des 
Problems des asymmetrischen Kohlenstoffatoms auf dem Gebiete der 


sein von vier asymmetrischen Kohlenstoffatomen im Hexosemolekül 
auf Grund der Lehre von van’t Hoff und Le Bel auf 2$ 
| isomere Aldohexosen, das heißt Sechskohlenstoffzucker mit einer 
Aldehydgruppe. Somit waren 16 Verbindungen zu erwarten, die 
sich nur durch die Stellung der einzelnen mit den vier asymme- 
trischen Kohlenstoffatomen verbundenen Atomgruppen im Raume 
unterscheiden. Emil Fischer entwarf die 16 geforderten Kon- 
figurationsformeln und stellte — eine glänzende Bestätigung der 
Theorie des asymmetrischen Kohlenstoffatoms — bis auf zwei alle 
der von ihr geforderten Verbindungen dar! Ein unvergängliches 
Denkmal von Emil Fischers Forschungs- und Experimentier- 
kunst! 
Die gemachten Beobachtungen über die specifische Konfigu- 
ration der einzelnen Zuckerarten baute Emil Fischer unentwegt 
aus. Er zeigte, daß der Traubenzucker nicht nur in einer Form 


- Emil Fischer t. 
Von 
Emil Abderhalden, Halle a. S. \ 


Das deutsche Volk steht trauernd an der Bahre eines seiner | V€ 
größten Söhne. Die Kunde vom Hingang Emil Fischers | bindungen zu vereinigen, die nicht zu den Kohlehydraten gehören, 
wird auch im gesamten Auslande tiefste Trauer erwecken, gibt | das große Gebiet der Glukoside. Auf dieses Forschungsgebiet 
es doch kaum ein Land der Welt, das nicht zu ihm Schüler | ist Emil Fischer in seinen letzten Lebensjahren von ver- 
schiedenen Gesichtspunkten aus wieder zurückgekommen. Eine 
Fülle von Beobachtungen war das Ergebnis dieser Forschungen. 
Es sei z. B. an die Erforschung des Aufbaus des Amygdalins, des 
- Phlorhizins usw. erinnert. | 

Nicht unerwähnt möchte ich die Erforschung der Be- 
ziehungen der Kohlehydrate zu Alkoholen ud 
Säuren lassen. Emil Fischer zeigte, daß z.B. aus dem 
Traubenzucker durch Reduktion ein anderer sechswertiger Alkohol 
entsteht als z. B. aus Galaktose. Ebenso sind die durch Oxydation 
aus Kohlehydraten zu gewinnenden ein- und zweibasischen Säuren 
verschieden, je nach dem Zucker, von dem ausgegangen wird. Die 
gemeinsame Konfiguration verknüpft die zusammengehörenden 
Verbindungen Alkohol, Zucker und Säuren. 

Von großer Bedeutung sind ferner Emil Fischers Fot- 
schungen über den Bau der Glukuronsäure, die mit aller- 
hand Verbindungen gekuppelt im Harn erscheint, und des 
Chitins respektive des Glukosamins geworden. 

Die Studien über die Konfiguration der einzelnen Zuckerarten 
und speziell auch der Glukoside führten Emil Fischer zu 
Vorstellungen über die Wirkung der in ihrer Natur noch immer 
rätselhaften Fermente. Er beobachtete, daß für ihre Wirkung 


des Forschens und des Lehrens lernen sollten. Wie wundervoll 
klar und einfach wußte der begnadete Lehrer Emil Fischer 
die schwierigsten Probleme "darzustellen! Nur wenige Zuhörer 
ahnten jeweilen, wenn Emil Fischer, am Schluß einer seiner 
großen Forschungen angelangt, über ihre Ergebnisse berichtete, 
welche Fülle von Schwierigkeiten zu ihrer Erreichung über- 
wunden worden waren. | 
Unvergeßlich bleibt Emil Fischer allen seinen Schülern 
in seiner Tätigkeit als Forscher. Es gab für ihn scheinbar 
keine unüberwindbaren Schwierigkeiten. Die Beobachtungen an 
einigen Reagenzglasproben legten oft den Grund zu einer ganzen 
Reihe weittragender Forschungen. War ein Plan gefaßt, dann 
wurde er unentwegt verfolgt, bis die Früchte reiften. Sein geniales |- 
Auge sah den Weg genau vorgezeichnet. Bald übertrug sich der 
feste Wille Emil Fischers auch auf seine Schüler. Das 
Bewußtsein, daß ein 'gesetztes Ziel unter allen Umständen erreicht 
werden mußte, verlieh auch dem zaghaften Anfänger Mut und 
Kraft zur Überwindung größter Schwierigkeiten. Jeder wußte, 
daß EmilFischer nichts verlangte, was nicht ausführbar war. 
EmilFischers Forschungen sind durch ihre Großzügigkeit 
und Gründlichkeit ausgezeichnet. Sie erweckten frühzeitig weit über 
den Rahmen der Fachkollegen hinaus größtes Interesse, beschäf- 
tigten sie sich doch mit Problemen, die alle Naturforscher und vor 
allem die Mediziner fesselten. Es ist hier nicht der Ort, der ge- 
waltigen Fülle von Entdeckungen und Ergebnissen zu gedenken, 
die wir Emil Fischer verdanken. Wir wollen uns an jene 
seiner Forschungsgebiete halten, die jedem Mediziner vertraut sind. 
| Emil Fischer begann seine Forschungen auf einem der 
allerschwierigsten Gebiete der gesamten Chemie, nämlich mit dem 
Studium der Struktur und der Konfiguration der Zuckerarten. 
Es gelang ihm, ausgehend vom Formaldehyd, einen Zucker zu ge- 
winnen, der die gleiche Zusammensetzung hatte, wie der Trauben- 
zucker. Er unterscheidet sich von diesem durch das Fehlen der 
optischen Aktivität. EmilFischer nannte diesen ersten syntheti- 
schen Sechskohlenstoffzucker Akrose. Diese Großtat der syntheti- 
schen Forschung erweckte noch dadurch besonderes Interesse, weil 
bekanntlich angenommen wird, daß die mit Blattfarbstoff versehene 
Pflanze bei der Bildung von Koblehydraten auch vom Formaldehyd 
ausgeht. Sie läßt diesen aus Kohlensäure und Wasser hervorgehen. 
Emil Fischer hatte ohne Zweifel einen Vorgang im Reagenz- 
glas nachgeahmt, den die lebende Pfianzenzelle mittels des Chlo- 
rophylis bei Belichtung in gleicher oder doch. ähnlicher Weise 
vollzieht. l 
Die erwähnte Synthese war der Ausgangspunkt für viele weitere 
Forschungen. Emil Fischer zeigte, wie kohlenstoff- 
reichere Zuckerarten durch Anlagerung von Blausäure an 
die Aldehydgruppe der Zucker erhalten werden können, Er gelangte 
bis zu Zuckern mit neun Kohlenstoffatomen (Nonosen, 
Die Forschungen auf dem Gebiete der Kohlehydrate sind vor 
allem deshalb so schwierig, weil diese meistens nur sehr schwer zur 
Kıystallisation zu bringen sind. Die Entdeckung Emil Fischers, 


ist. Kleine Änderungen in dieser genügen, um ein solches für be- 
stimmte Fermente unangreifbar zu machen. Der berühmte Vergleich 
mit Schloß und Schlüssel beleuchtete weithin Emil Fischers 
Anschauungen auf diesem Gebiet. Sie wirkten tief befruchtend auf 
scheinbar weit abliegende Forschungsgebiete. Die gesamten 
Vorstellungen über die Verankerung von bè- 
stimmten Stoffen: Giften, Toxinen usw. aD 
bestimmte Substanzeninden Zellen, die speet- 
fische Auslese usw. gehen auf Emil Fischers 
grundlegende Beobachtungen über den Einfluß 
der Struktur des Substrates auf seine Angreif- 
barkeit durch bestimmte Fermente zurück. Die 
Immunitätsforschung hat sich vielfach diese Vorstellungen In AD- 
gepaßter Form .zu eigen gemacht. 

Ein Blick in die Forschungen und Vorstellungen auf dem 
Gebiete des Kohlehydratstoffwechsels zeigt uns, Wie 


gewesen sind. Ohne sie wären alle feineren Zellvorgänge noch in 
völliges Dunkel gehüllt.” Das gleiche gilt von dem Gebiete der 
Fermente, Überall stoßen wir fortwährend auf Emil Fise hers 
Forschungsarbeit. Sie hat erst der Erforschung des Zuckerstof- 
wechsels und seiner Störungen die Grundlage gegeben. A 
‚Ebenso umfassend ist die Bedeutung der Forschungen Em! 

Fischers auf dem Gebiete der Purine. Wenn wir heute die 
Beziehungen zwischen den Purinbasen Adenin und GuaniN 
und der Harnsäure schildern und ihren Abbau über Hypo- 
xanthin und Xanthin respektive direkt zu Xanthin darlege, 
dann. gedenken wir kaum noch an die Einzelheiten einer großen Re i 
außergewöhnlich schwieriger Untersuchungen Emil Fischer i 
Ohne sie wäre der ganze Purinstoffwechsel auch heute not 


27. Juli. 


Kohlehydratchemie. Emil Fischer schloß aus dem Vorhanden- 


vorkommt und erschloß bei den Versuchen, Zuckerarten mit Ver- 


die Konfiguration des Substrates von der allergrößten Bedeutung. 


befruchtend Emil Fischers Arbeiten über die Kohlehydrate 


Bde nr 2 


ua Zn ne -Aur 
sames mA T O ` zT S 
SA TEST : ei . a EN 5 
a ġ kè ' - f 2 = 


l -a 
L 


.. unaufgeklärt. Erinnert sei in diesem Zusammenhang noch an 
die Erforschung .der Struktur der anderen Bausteinart.der Nuclein- 
säuren, nämlich. der Pyrimidinbasen.. Endlich lehrte uns 
Emil Fischer auch eine Reihe von Alkaloiden: Coffein, 
llin in ihren nahen Beziehungen. 
„zum Xanthin kennen. ` ee Da 
‚In aller Gedächtnis sind noch die allgemeines Aufsehen er- 
.regenden Untersuchungen über die Struktur und den Aufbau der | 
Eiweißstoffe undihrerBausteine Emil Fischer 
entdeckte -eine Methode zur Isolierung von .Monoaminosäuren aus 
a Er veresterte. die 
‘ Aminosäuren mit Alkohol und destillierte die in Freiheit gesetzten 
` Ester unter vermindertem:. Druck. Durch Verseifung der Ester 


Theobromin, Theophy 


dem Gemisch der Spaltprodukte von Proteinen, 


bildeten sich die. freien: Aminosäuren,. dié. ‚Bausteine der Eiweiß- 


stoffe zurück. Diese geniale Methode förderte unsere Kenntnisse 


über den Gehalt der verschiedensten Eiweißstoffe an einzelnen 
Neue Aminosäuren, 


Aminosäuren in ganz außerordentlicher Weise. 
wie Protlin und Oxyprotlin, wurden aufgefunden und erkannt, daß 


'. andere, bis dahin als vereinzelt vorkommend betrachtete Eiweiß- 
 þausteine ganz allgemein verbreitet sind. | 


Emil Fischer begnügte sich nieht mit dem Studium der 


. tiefsten -Spaltprodukte der Eiweißstoffe, er wollte vielmehr wissen, 


in welcher Weise sie untereinander verknüpft sind. Mit kühnem Griff 
kuppelte Emil Fischer Aminosäuren zusammen. Der Ausbau 
dieses Forschungsgebietes, den ich von Anfang an miterleben und an 


. dem ich mitarbeiten durfte, zeigt in hellster Beleuchtung alle Emil 
Fischer.eigentümlichen, genialen Forschereigenschaften, die wir 


‘ löste die andere ab. 


au ihm so:sehr bewundern. In weit ausschauender Weise wurde jede 
nach anscheinend noch so kleine Beobachtung verwertet. Eine Methode 
Aminosäureester wurden in Anhydride 


(Diketopiperazine) verwandelt und durch Aufspaltung in Verbin- 


dungen übergeführt, die zwei Aminosäuren enthielten, und zwar - 
= So verbunden, daß die Säuregruppe der einen mit der Amino- |. 
gruppe: der anderen verkuppelt war. 


So entstand das erste 


Dipeptid. Bald folgte die Methode der Synthese von Poly- 


. chloriden- oder -bromiden auf Aminosäuren. 


halogenhaltigen Säure- 
i Die dann folgende 
Einwirkung von Ammoniak auf das Kuppelungsprodukt liefert 
dann das gewünschte Polypeptid. Zunächst wurden racemische 
Polypeptide’ aufgebaut. Bald folgte die Synthese von solchen, 


peptiden durch Einwirkenlassen von 


die als Bausteine ausschließlich die in der Natur vorkommenden 


Aminosäuren enthielten. Unter ‘Anwendung ‘der sogenannten 


. Waldenschen Umkehrung würden in höchst genialer Weise 


_ azylverbindungen dargestellt und dann deren Chloride oder 


Bromide zur Kuppelung mit optisch-aktiven Aminosäuren ver- | wie . | i 
wußte seine Mitarbeiter rasch für die geplante Arbeit zu- begeistern. 


aus. Aminosäuren von bestimmter optischer Aktivität Halogen- 


wendet. Schließlich glückte es Emil-Fischer, Eiweißbausteine 
und ao Peptido direkt zu chlorieren und zur Synthese zu ver- 


- Eine große Fülle von Beobachtungen umfaßt dieses Forschungs- 


„gebiet. ` Die verschiedenartigen: Polypeptide ergeben ein präch- 


tiges Material zu weiteren Studien über die Bedeutung der 


Struktur für dieAngreifbarkeitdurchFermente. 


‚Emil Pi scher bemühte sich‘auch bei den Aminosäuren, ihre 
Konfiguration festzustellen und Beziehungen zu Verbindungen. mit 


bekannter Raumstruktur zu finden. 2. 
„~ Emil Fisch ers Forschungen auf dem Gebiete der gesamten 
Eiweißchemie haben für die Aufklärung: des Eiweißstoff- 


' wechsels in allen seinen Phasen und die Erkenntnis der Be- 


ziehungen bestimmter Aminosäuren zum Traubenzucker die weitest- 
gehende Bedeutung gehabt, Wir sehen überall im Anschluß an 
Fischers Forschungen Physiologen, Kliniker nun am Werke, um 


‚auf den von. ihm gewiesenen Wegen Anwendungen auf den Zell- 


‚Stoffwechsel zu ziehen. ` 


| Name durch die. so wichtig gewordenen Arzneimittel Veron al. 


„= Die letzten Jahre brachten eine Reihe hochwichtiger Studien 
über Flechtenstoffe und speziell über Gerbstoffe. 
Weit über alle Kreise der Wissenschaft hinaus ist EmilFischers 


und Sajodin. gedrungen. 


Während des Krieges hat Emil Fischer sich lebhaft mit der | 


Frage der Ausn utzung des Strohs als Futtermittel 
beschäftigt. Durch Aufschließung wurde es verdaulicher und für 
Tiere, speziell Rinder und Pferde, besser ausnutzbar gemacht. 


Emil Fischer war ünausgesetzt tätig. Eine Fülle von 


länen hatte er noch vorbereitet. Schwer lastete der Krieg auf ihm. 
r, konnte es nie fassen, daß Kulturvölker mit Waffengewalt um 


Ihre Zukunft rangen. Der Tod zweier seiner Söhne, von denen ein 


à 


i 


1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 30. 


. Forschers. 


' entgegen, 


` : : R 
, y vi 

E F 

P., 


espa EE Fa EES 


’ Bu . 


> TENRMNAN/N 
besonders hoffnuigsvoller. in Rumänien OT erlag, beugte 
für einige Zeit die gewaltige Arbeitskraft des sonst so unermüdlichen 
Mehrfache . Krankheiten (Lungenentzündung, Darm- 
katarrhe) schwächten seinen Körper. Aber immer triumphierte über alle 
körperlichen und auch seelischen Leiden sein Forschergeist. Als ich 
Emil Fischer vor kurzem zum: letzten Male sprach, leuchtete 


aus seinen. Augen der alte, feste Wille, unentwegt weiter zu arbeiten. 


Voller Freude berichtete er über neue Erfolge seiner unermüdlichen 
Tätigkeit.. Er sprach. von. großangelegten neuen Plänen . und 


interessierte sich. auf das ‚lebhafteste für Arbeiten anderer. Nichts: 
‘ließ ahnen, daß der große Meister so bald von uns gehen würde. 


Er ist nach ganz kurzem Leiden sanft entschlafen. . > 
Emil Fischer ist unersetzbar. Die Lücke, die sein Ab- 


leben gerissen hat, wird uns von Tag zu Tag fühlbarer werden. Gerade - 
jetzt, in der Zeit des Wiederaufbaues des’ zusammengebrochenen - 
Vaterlandes, erhofften wir von seiner genialen Forschertätigkeit 
besonders viel. Doch wir dürfen nicht zu egoistisch sein! Emil 


Fischers Lebensarbeit hat uns eine reiche Fülle herrlicher Gaben 
gebracht. Er hat, alle Gebiete der Chemie, der. Physiologie und 


zahlreiche Gebiete der Medizin mit seinen Ergebnissen und Ideen : 


befruchtet. Generationen von Forschern finden ein vorbereitetes 
Feld zu 'fruchtbarer Tätigkeit. Ein gütiges. Geschick hat Emil 
Fischer mitten aus der erfolgreichsten Tätigkeit in einem. Augen- 
blicke fortgeholt, in dem er mehr und mehr erkennen mußte, daß 
in Zukunft die freie Forschung unter Mangel an Mitteln aufs 
schwerste gefährdet sein wird. Mit bangen Sorgen sah er der Zu- 
kunft der deutschen Forschertätigkeit entgegen. Sie begannen in 
den letzten Tagen ihn mehr und mehr zu bedrücken. 


Unvollkommen wäre das Bild der gesamten Persönlichkeit 


Emil’Fischers, wenn nicht noch seiner hohen Bedeutung als 


Mitbegründer und eifrigstem Förderer der Kaiser-Wilhelm-Gesell-. 


schaft gedacht würde. Ihm verdanken wir in allererster Linie den 
großzügigen Ausbau des Planes der Errichtung von reinen For- 


 sehungsinstituten. Schwer empfinden den Verlust Emil Fischers 
auch die Universität, die Akademie der Wissenschaften und vor 
Überall wird sein 


: klares Urteil, : seine tatkräftige Hilfe und sein weit über. sein 


allem 'die Deutsche chemische Gesellschaft. 


`~ 


Fachgebiet hinausragendes Wissen’fehlen. | 


Ich.kann von meinem Lehrer und :Freunde: nicht "Abschied 


nehmen, ohne seiner Persönlichkeit gedacht zu “haben. 
Entsprechend der Größe seiner geistigen Gaben war Emil Fischer 
in seinem Wesen einfach und ungemein. bescheiden. Die- For- 


schung war ihm alles. Ihr lebte er ganz. Neben ibr kannte er- 
' keine anderen Götter. Die gleiche scharfe Kritik, die er an seine 
Charak- 


. teristisch war, wie Emil Fischer Forschungen begann. Er. 


Arbeiten legte, übte.er auch an der Tätigkeit anderer: 


. Auch nicht einen Augenblick tauchten Zweifel auf, ob das erstrebte. 
. Ziel auch erreichbar sei. 


l Es mußte erreicht werden! War die 
erwartete Reaktion gelungen und träumte der. überglückliche 'Mit- 


arbeiter von weiteren kühnen Erfolgen, -so` wirkte die Stellung 


Emil Fischers zum vorgezeigten Befunde bald gründlich er- 
nüchternd! 


auch die gesuchte war. Hatte ihre Darstellung vielleicht Tage ge- 
fordert, so erforderte die Beweisführung oft Wochen!. Dieser keine 
Schwierigkeiten kennende Optimismus beim Beginn einer Forschung 
und die dann folgende unerbittliche Kritik an der eigenen Arbeit, 
das sind die charakteristischen Kennzeichen der Forschung Emil 


' Fischers. Er verlangte volle Hingabe an die Arbeit. Hatte 


er jemandes Fähigkeiten erprobt, dann brachte er volles Vertrauen 
ın” Jede Protektion. war ihm verhaßt. Genau so, wie er 
selbst. seinen Weg aus eigener Kraft gefunden hatte, verlangte er, 


| daß seine Schüler sich selbst zurechtfanden. 


Emil Fischers Name ist mit unvergänglichen ‚Lettern 


‚in die Geschichte. deutscher ‘Wissenschaft und damit der Wissen- 
‚| schaft der ganzen Welt eingegraben. Der Ruhm seiner Großtaten 
wird nie verklingen. x T VA E 9 u 


-Zum 70. Geburtstag von Ludwig. Brieger; a 
Die heutige Zeit eignet sich nicht zum Festefeiern. Wohl aber 


ist es geiade. jetzt am Platze, bei gegebener‘ Gelegenheit ‘solcher | 


Männer dankbar zu gedenken, die dazu.beigetragen haben, die Welt- 


f stellung und den Weltruf deutscher Wissenschaft zu fördern, welcher 
auch dio jetzige Katastrophe überdauern wird... Unter diesen Männern 


hat sich Ludwig Brieger, der am 26, Juli dieses Jahres das 


187° 


en IT De 
YE a De we ee 


er 
- zen. er 


$ 
EN EEE 
En Fa Size 
TEL. a 


s e 
en 
Sr a Re EZ 


. nen 
y in 3 


Trasu 
Mr LE: 
Ra, 


. iv um 


UT 
. 
-ne oan —— nn. 
Eu >. 


$ 
z voor RER a 
k i 
—mr, — {nt Denn nn pr 
III ea er Lom. 
IS RS Ankh 
N, 


-~ 


Nun setzte eine erbarmungslose Kritik ein!. Beweis 
mußte auf Beweis gehäuft werden, ob. die erhaltene Substanz 


N 
i F x .. .. 
E s . u . A 
ý D gi ATAF a 
` 
b TORTETETTET Ay nn 

EEE RR, ma em 

` ren LT FE 

"ta w 


T ERES 


CEON 


k TA- 


FEST 
EEE Eu S 


< 


Be oa Ten iin. 


ve. 


ee 


Sa RE 
~ b: s x .- A ee 
BR er - a re ie Fa un 
Bar ES ne sao e enne T L..\ 
s bi > RR Sa n er i - a 
PR IHR RN fru A % ron. -.. x han = a u Sa 
a er E A aa N ENTE a a E N u i 
er EUER HER WEN LITER En 2 


en N par = 


asr 
PaE ERE E ETOS a AE E 
ayaa p re 


- ae ET ei, en 


758 


70. Lebensjahr vollendet, durch seine ebenso erfolreichen als viel- 


seitigen Arbeiten in der Geschichte deutscher Forschung einen 
dauernden Platz gesichert. 


Geboren zu Glatz, studierte er in Breslau und Straßburg, wo er 
1875 das medizinische Staatsexamen absolvierte. Nachdem er kürzere 
Zeit in der Augenklinik von Hermann Cohn in Breslau assistiert 
hatte, war er von 1876—1878 Assistent an der medizinischen Klinik 
in Bern, die damals unter Quinckes Leitung stand. Im Jahre 1879 
übernahm er eine Assistentenstelle an der Frerichsschen Klinik 
in Berlin. Dort war ein Jahr vorher der junge Ehrlich Assistent 
geworden, und die beiden jungen Gelehrten, welche die Neigung 
zu chemischen Forschungen verband, traten sich hald zu dauernder 
Freundschaft und Mitarbeit näher. Brieger hatte bereits in Bern 
im Laboratorium von Nencki, danu bei Baumann physiologisch- 
chemisch gearbeitet. Das hervorragendste Resultat dieser Arbeiten 
war die Entdeckung des Skatol in den Faeces (1877). Zahlreiche 
andere Arbeiten über die aromatischen Fäulnisprodukte des Eiweißes 
schlossen sich dem an, weiterhin die 1885—86 veröffentlichten grund- 
legenden Forschungen über die Ptomaine. Die Bearbeitung der 
 Eiweißgifte führte Brieger dann weiter zum Studium der Spal- 
tungsprodukte der Bakterien und zu seinen ebenfalls 
grundlegenden Veröffentlichungen über Toxalbumine. 


Brieger war auch nach Frerichs Tod bis 1887 noch unter 
Leyden an der ersten medizinischen Klinik geblieben, nachdem er 
sich 1881 habilitiert und 1884 zusammen mit Ehrlich den Professor- 
titel erhalten hatte (es war dies das erste Mal, daß die Auszeichnung 
in dieser Form in Preußen verliehen wurde). Nach seinem Ausscheiden 
aus der Charite trat er dann bald mit Robert Koch in Beziehung. 
Die Gewinnung von Brieger und Ehrlich war für die Kochsche 
Schule ungemein fruchtbar, ‘denn ohne Hineinbeziehung der che- 
mischen Forschung wäre die damals einsetzende Begründung der 
Serumtherapie nicht denkbar gewesen. So schuf Brieger durch 
seine Untersuchungen über die Bakteriengifte, deren Eiweißcharakter 
er nachwies, durch seine Arbeiten über Toxine und Antitoxine, 
insbesondere bei Diphtherie und Tetanus, in hervorragender Weise 
mit an den Grundlagen für die Behringsche Serumtherapie. In 
dieser Glanzzeit der Forschung waren in dem Kreise der hervor- 
ragenden Schüler Kochs außer Ehrlich insbesondere Kossel, 
Wassermann, ©. Frenkel und Boer seine Mitarbeiter. 


Bei all diesen Arbeiten hatte Brieger aber den Kontakt mit 
der klinischen Tätigkeit nicht verloren. Nach seinem Ausscheiden 
aus der Charit& betrieb er zunächst eine Privatpoliklinik für innere 
Krankheiten. 1891 berief ihn Robert Koch zum Vorsteher der 
Krankenabteilung des Instituts für Infektionskrankheiten. Nachdem 
er bereits im Jahre 1890 zum Extraordinarius ernannt worden war, 
übernahm er 1897 von Ehrlich den Lehrauftrag für spezielle Patho- 
logie und Therapie. 1899 wurde ihm der Lehrauftrag für allgemeine 
Therapie erteilt. Als dann bald darauf die Gründung einer eigenen 
hydrotherapeutischen Universitätsanstalt zu Ber- 
lin in die Wege geleitet wurde, wurde Brieger auf Althoffs 
Veranlassung zum Leiter dieses neuen Instituts berufen. 


Mit Feuereifer übernahm er die neue und seinem bisherigen 
Arbeitsgebiete scheinbar fernliegende Aufgabe. Nach längeren Studien- 
reisen, die ihn vor allem nach Wien zu Winternitz und nach 
Würzburg, wo damals noch Hoffa tätig war, führten, eröffnete er 
zu Ende des Jahres 1900 das Institut. Aus bescheidenen Anfängen 
entwickelte sich dasselbe, dank der regen Tätigkeit seines Leiters, 
bald zu einer vielbesuchten Anstalt, zu der die Ärzte von ganz 
Deutschland und ebenso die Ausländer strömten, um sich Belehrung 
in dem bisher bei uns so vernachlässigten Fache der physikalischen 
Heilmethoden zu verschaffen. Die Anstalt erhielt eine größere Aus- 
dehnung, nachdem sie 1905 in die Räume des neuen poliklinischen 
"Instituts in der Ziegelstraße verlegt worden war. Als bald darauf die 
Krankenkassen Berlins ein eigenes hydrotherapeutisches Zentral- 
institut gründeten, wurde ebenfalls die Oberleitung dieses Instituts 
Brieger übertragen. Beide Anstalten haben sich im Laufe der 
Zeit zu vielbesuchten Stätten entwickelt, an denen die gesamten 
physikalischen Heilmethoden ausgeübt bzw. gelehrt werden. In zahl- 
reichen Abhandlungen hat Brieger die Bedeutung der von ihm 
vertretenen Heilmethoden propagiert. Neben den Einzelveröffent- 
lichungen seien Leitfäden der Hydrotherapie, die er mit seinen 
Schülern Krebs und Laqueur herausgab, erwähnt. Die von ihm 
angegebenen hydrotherapeutischen Behandlungsmethoden der Ischias 


und des Bronchialasthmas haben in weiten Ärztekreisen Einführung 


vefunden. Die neuerdings von ihm empfohlene Anwendung der 


— 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8, 


So pe -= 
\ ” Ts ai 


ki Er ve —— 
Diaa he u, - — 
ee cu mer 
0," g gea Ba: 


— 


a 


._ 


z = = 
i nn 
Dampfdusche zur Beförderung der Wundheilung beginnt sich eben- 
falls bei den Chirurgen einzuführen. .Daß Brieger aber dabei 
seinen alten Arbeitsgebieten nicht untreu geworden ist, zeigen 
die sich bis in die Gegenwart erstreckenden experimentellen Arbeiten 
über Immunisierungsmethoden gegen Typhus und Cholera, über neue 
Wege des biologischen Nachweises des Carecinoms und der Syphilis 
im Blutserum, über Chemotherapie bei der Maul- und Klauenseuche 
und anders mehr. | I 
Seit 1907 ist Brieger Präsident der Deutschen Balneolo- 
gischen Gesellschaft; auch war er mehrere Jahre lang erster Vor- 


sitzender der Deutschen Gesellschaft für Volksbäder und der Hufe- 
landschen Gesellschaft. > 


In voller Rüstigkeit und in jugendfrischem Arbeitsdrange voll- 
endet er das 70. Lebensjahr. Möchte ihm beides auch im folgenden 
Lebensjahrzehnt noch recht lange erhalten bleiben! Re 


A. Laqueur (Berlin). 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 


In der Preußischen Landesversammlung haben die Abgeordneten 
Abderhalden und Genossen folgende Anfrage gestellt: 


Bei dem Wiederaufbau der deutschen Volkswirtschaft werden die 


| Anregungen, die sie von der Wissenschaft erhält, von ganz besonderer 


Bedeutung sein? 


Gedenkt die Staatsregierung auch fernerhin der wissenschaftlichen 
Forschung diejenigen Mittel zur Verfügung zu stellen, die sie befähigt, 
im Interesse des Gesamtwohls des Volkes Landwirtschaft und Industrie 
durch wertvolle Entdeckungen und Errungenschaften zu fördern. 


Die amtlichen Zusammenstellungen über die Häufigkeit 
der Selbstmorde in Preußen stellen für die fünf Jahre 
von 1911 bis 1915 fest, daß im Jahre 1915 ein bedeutender Rück- 
gang der männlichen Selbstmorde eingetreten war, während die Zahl 
der weiblichen Selbstmorde in allen diesen Jahren nahezu unyer- 
ändert geblieben ist. Von je 100000 Personen starben durch Selbst- 
mord im Jahre 1911 32 männliche und 10 weibliche und im Jahre 1916 
22 männliche und 10 weibliche. Die Selbstmordziffer war am größten 
im Stadtkreis Berlin und in der Provinz Brandenburg. Sie war auch 
in den Provinzen Sachsen und Schleswig-Holstein wesentlich über dem 
Staatsdurchschnitt, unter dem Durchschnitt war sie besonders in Ost- 


preußen und Westfalen. Die Provinzen mit den niedrigsten Selbst- 
mordziffern für die Männer stehen im allgemeinen auch für die Frauen 
am günstigsten da. | 


Wien. Das Staatsamt für Kultus und Unterricht hat den deutsch- 
Österreichischen Hochschulen in einem Erlaß bekanntgegeben, daß die 
an den deutschen Hochschulen zurückgelesten Studien und der 


dort erworbene Doktortitel im allgemeinen auch in Deutsch- 
österreich gelten. 


— 


In Berlin, Dresden, Hamburg, Chemnitz und Breslau sind Ver- 
trauensmännerstellen -der tschecho -slowakischen Republik errichtet, 


welche die Einreisebewilligungen für den Besuch der Kurorte in 
Deutsch-Böhmen vermitteln. —_—______ | 


Die praktisch-wissenschaftliche Zeitschrift „Der Pilz- und Kräuter 
freund“ in Heilbronn vermittelt denjenigen, die sich in der Pilzkunde 
unterrichten wollen, Belehrungen und Anregungen. 


Hochschulnachrichten. Berlin: Dr. Franz Blu- 
menthal, Assistent der Dermatologischen Klinik, für Haut- und Ge- 
schlechtskrankheiten habilitiert. — Der Chirurg Prof. Dr. C. L. Schle ich 
feierte den 60. Geburtstag. — Geh. Rat Prof. Dr. Brieger, der Leiter 
der Hydrotherapeutischen Anstalt, der seinen 70. Geburtstag feierte, 
zum ordentlichen Honorarprofessor ernannt. — Zum Generalsekrel! 
des Centralkomitees zur Erforschung und Bekämpfung der Krebskr z 
heiten wurde Prof. Dr. Ferdinand Blumenthal gewählt. F 
Frankfurt a. M.: Als Nachfolger des Chirurgen Geh. Rat Prol. 
Dr. Rehn hat Prof. Dr. Schmieden (Halle a. S.) eine Berufung 
als Direktor der Chirurgischen Klinik erhalten. — Dr. Fleichmann 
für Ohrenheilkunde habilitiert. — Dr. Weil, früher Privatdozent ii 
Straßburg, für innere Medizin habilitiert. — Dr. Georgi für a 
teriologie und Hygiene habilitiert. — Prof. Dr. Teichmann; = 
teilungsleiter am Hygieneinstitut, 50 Jahre alt, gestorben. — arena y 
Dr. R. Feulgen, Assistent am Physiologischen Institut, tür Physio oE ; 
habilitiert. San.-Rat Dr. Honigmann für innere Medizin habilit AA 
— Halle a. S.: Dr. Linnert, Oberarzt der Frauenklinik, für Gyn der 
logie habilitiert. — Dr. Löffler und Dr. Goetze, Assistenten Der 
Chirurgischen Klinik, für Chirurgie habilitiert. — Tübingen: ität 
Direktor des Pathologischen Instituts der früheren deutschen Universität 


Straßburg, Mönkeberg, ist als Nachfolger von v. Baumg arten 
berufen worden. 


Digit Google AR 


u, 


= O Z Ouwe Fe S 


ee WE M å oaa M NH e M- Ei 


Nr. 31 (768). 


j o 


1 


4 


mm eg 


Medizinische Klini 


Wochenschrift für praktische Ärzte 


3 August 1919, 


| B redigiert von | Verlag von | 
Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg Urban & Schwarzenberg 
u Berlin So Berlin 


Inhalt: Originalarbeiten: W. Kolle und H. Schloßberger, Zur Frage der Heilwirkung des Diphtherieserums. W. Weitz, Über die 


Behandlung der Enuresis. Th. Messerschmidt, Anamnestische Erhebungen bei Skorbutkranken. A. Kirch, Bemerkungen zur Pathologie 


der „Hungerosteopathie“, Fr. Kaiser, Über Hernia obturatoria. G. Blumenthal, Erfahrungen mit der Meinicke- und der Sachs-Georgi- 
Reaktion. — Aus der Praxis für die Praxis: Ros'chke, Gallensteinkolik. O. Wiese, Zur Technik der Bauchpunktion. — Referatenteil: 


- XV. Jahrgang. 


Strauß, Strahlentberapie. (Schluß.) — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und 


Auswärtige Berichte: Breslau. 


Elberfeld. Frankfurt a. M. Kiel. Wien. — Rundschau: H. Kritzler, Einige Rats 
| des Allgemeinarztes. (Fortsetzung.) — Tagesgeschichtliche Notizen. 
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der tn dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Origin 


chläge für die Niederlassung 


albetträge vor, . 


Aus dem Institut für experimentelle Therapie zu Frankfurt a. M. | 


Zur Frage der Heilwirkung des Diphtherieserums. 
Experimentelle Untersuchungen und ` 
kritische Betrachtungen. 
Von: 
Kolle und Dr. H. Schloßberger. 
VIL’) 


Schlußbetrachtungen. . | 
Es ist selbstverständlich, daß über den Heilwert des Diphtherie- 


Geh. Med.-Rat Prof. Dr. W. 


serums beim diphtheriekranken Menschen in letzter Instanz der 


Kliniker entscheidet und es hat uns-vollkommen ferngelegen, wie 


uns von einigen Seiten bei der Kritik unserer seitherigen Ver- 


öffentlichungen zugeschrieben wird, die tierexperimentellen Ergeb- 
nisse als Beweis für die Heilwirkungen des Diphtherieserums beim 
Menschen zu betrachten. Wie schon eingangs unserer Arbeit 
hervorgehoben ist, war die Heilkraft des Diphtherieserums auf‘ der 
ganzen Welt anerkannt und therapeutisches Gemeingut fast aller 
Ärzte. geworden. Der Grund lag darin, daß sich die Ärzte dauernd 
und immer wieder von der Heilwirkung des Diphtherieserums 
überzeugen konnten. Diese von den Ärzten der ganzen Erde 


- bestätigte therapeutisch wertvolle Verwendung des Diphtherie- 


serums basierte aber auf den Tierversuchen von E. v. Behring, 
P. Ehrlich und ihren Mitarbeitern. Auf Grund dieser Tier- 
experimente hatten die Kliniker, zuerst Heubner, Baginsky, 

ossel, Soltmann, Körte, Monti, Ganghofer, 


Rindfleisch, später Schloßmann, Feer, Schreiber 


und andere die. Heilkraft des antitoxischen Diphtherieserums beim 
diphtheriekranken Menschen geprüft und anerkannt. So waren die 
Ergebnisse der grundlegenden Tierversuche durch klinische Be- 
obachtung bestätigt. - Aus den gleichen Erwägungen war es aber 
auch notwendig und für weitere klinische Prüfungen wünschens- 


wert, auf breitester Basis die angeblichen Heilwirkungen des nor- 


malen Pferdeserums bei der menschlichen Diphtherie im Vergleich 
= antitoxischen Diphtherieheilserum, namentlich gegenüber 
i enden Bakterien sowie bei der durch sie erzeugten Vergiftung 
m ‚Tierversuch, zu studieren. Der einzige Einwand, der der ex- 
perimentellen Begründung der Serumtherapie gemacht werden 


le war der, daß die Schutz- und Heilwirkung des Diphtherie- 
rams fast nur mit einem einzigen Stamme, jedenfalls nicht in 


A en Versuchsreihen mit verschiedenartigsten Diphtheriestämmen 
ni p üft wurde, und daß bei den Tierheilversuchen das Diphtherie- 
Kr Dicht die lebenden Bacillen zur Erzeugung der tödlichen 
ankheit verwandt wurde. 
Diese Lücke haben wir durch umfangreiche Versuchsreihen, 


zu d ` b ‘s R ° e 
| Sys eine größere Anzahl verschiedener, zum Teil aus 


RE, = 
) Fortsetzung aus Nr. 1, 4, 28 und 24 dieser Wochenschrift. 


frischem Diphtheriematerial rein gezüchteter, stark tierpathogenier 
Diphtheriestäimme benutzten, ausgefüllt. Wir konnten zunächst 


einmal im Meerschweinchenversuche feststellen, daß. 


das mittels keimfreier Bouillongifte des einen amerikanischen 
Stammes: hergestellte Diphtherieserum auch wirksam ist, sowohl 
gegenüber der Diphtherievergiftung mit heterologen Giften, die mit 


frisch gezüchteten für Meerschweinchen hochinfektiösen Diphtherie- 


stämmen hergestellt worden waren,“wie auch bei der Infektion der 


Tiere mit den lebenden Bakterien der verschiedensten Kulturen. 


Diese Wirksamkeit des Serums geht dessen Antitoxingehalt parallel 


und ist um so stärker und sicherer, je früher nach der Injektion. 


des Giftes beziehungsweise. der Bakterien die Anwendung des Heil- 


serums erfolgt. Je größer das Zeitintervall ist, um so größere - 


Antitoxinmengen müssen angewendet werden, um noch einen Heil- 


‘effekt zu 'erzielen. Es gibt einen Zeitraum, der nach 'der Größe 


der Infektionsdösis verschieden ist und bei dem es auch .bei An- 
wendung massivster Dosen hochwertigen Heilserums. nicht mehr 
gelingt, den. Tod der Meerschweinchen aufzuhalten, Im Gegen- 
satz zum antitoxischen Serum besitzt das normale antitoxinfreie 
Pferdeserum zwar eine gewisse Wirkung auf .den Verlauf der 
Diphtherieerkrankung des Meerschweinchens, die sich manchmal 
in einer Verzögerung des Todes, zuweilen auch in einer Ausheilung 
des Prozesses kundgibt. Sie tritt aber nur bei der Infektion mit 


schweinchen, denen Bouillongifte injiziert 
worden waren, konnte, selbst bei massiven. 
Dosen normalen Pferdeserums, keine Heilung,. 
sondern nur eine Verzögerung im Eintritt des, 
Todes beobachtet, werden. , | TE 
| Ferner konnten wir durch Versuche mit einer bisher für 
solche Versuche nicht benutzten Tierart, nämlich den weißen 
Mäusen, die sich gegenüber den Toluolgiften der verschiedenen’ 
Diphtheriestämme fast völlig refraktär verhalten, die jedoch, wie wir: 
nachweisen konnten, -der Infektion mit relativ geringen Mengen 
lebender Diphtheriekultur erliegen, zeigen, daß der Tod dieser 
Tiere nach Einverleibung lebender Diphtherie- 
bacillen infolge von Vergiftung durch ein mit 


den Bouillongiften identisches Toxin erfolgt, 


da das gewöhnliche- antitoxische -Diphtherieheilserum, das. mit 


Bouillongiften hergestellt ist, sowohl bei prophylaktischer, als auch _ 


therapeutischer Anwendung die Tiere mit Sicherheit zu- retten ver- 


mag. Dem gegenüber besitzt dasnormale Pferde-- 


serum beiden mit lebenden Diphtheriebacillen 


infizierten Mäusen weder prophylaktisch, noch 


im Heilversuch die geringste Wirksamkeit, 


Einen weiteren, Beweis dafür, daß das von den pi. 
pbtheriebacillen im Tierkörper gebildete Tosin 
mit dem in vitro gebildeten Gift identisch ist,” 
lieferten die von uns gemeinsam-mit Dr.Joseph in den. 


wenig virulenter Kultur und bei Injektion größter Serumdosen 
` kurze Zeit nach der Infektion in Erscheinung. Bei Meer-. 


— 


u 
je 


Ue, 


. m ven 
da 


a h ! 

Denen 3 = 
O EENI TE Pre nen 

En a ie ge 
Ba, ET E Eos E ve = 

Eee ne wis BR GR ` = ee = a 
gS . u R a " = f D i 
g A i Aea ` ' Cbe Sa 


mE © 
i NEPINON, 
ra u Lsi ie eree 


nn... k 


nagle Re a e a . EEE SEC E Ense. 007, 3 SEE PETE TV SEES DER SEE BR: 
A a gg a pe VE ZT, FRE n en 


ee io 


an RT] 
Immun 


DE a nen a a aata Zn rn Be en a E 


ar 2 TE A E EI re en ee ee ET 


760 


m Tu N a N e 


Höchster Farbwerken ausgeführten Immunisierungs- 
versuche mit lebenden Diphtheriebacillen an 
Pferden. Das derart gewonnene Serum besitzt Schutz- und 
Heilkraft, bei den mit lebenden Bakterien infizierten oder mit 
Diphtherietoxin vergifteten Meerschweinchen, und zwar: geht 
diese prophylaktische beziehungsweise therapeutische Wirkung 
dem nach Ehrlichs Methode bestimmten Antitoxingehalt, nicht 
der absoluten Menge des Serums, parallel. In dieser Hinsicht be- 
sonders beweisend waren die mit den verschiedenen Seris bei 
intracutan oder percutan infizierten Meerschweinchen und Kaninchen 
angestellten Versuche. Hier zeigte es sich, daß das normale 
Pferdeserum gegenüber lebenden Diphtheriebacillen im Heilversuch 
ganz geringe, im prophylaktischen Versuch fast gar keine Wirkung 
besitzt, da es weder die Entstehung der lokalen Infiltrate noch 
den tödlichen Ausgang aufzuhalten imstande ist, während das anti- 
toxische Diphtherieserum beides sicher verhindert. Eine 
Überlegenheit des mit lebenden Diphtherie- 
bacillen bei Pferden gewonnenen Diphtherie- 
serums gegenüber dem mittels Reagensglas- 
giften hergestellten, kann im Tierversuch nicht 
festgestellt werden. Auch diese Tatsache spricht dagegen, 
daß im Tierkörper andere Gifte von den Diphtheriebaecillen erzeugt 
werden als im Reagensglase. Die sichere Schutzwirkung 
des mit Reagensglasgiften hergestellten Di- 
phtherieantitoxins beim Menschen bildet das 
Schlußglied in der Beweiskette, daß nur der 


- Antitoxingehalt des Serums maßgebend für die 


Schutz- und Heilwirkung bei der menschlichen 
Diphtherie, die eine Toxinvergiftung ist, sein kann. 


Das Diphtherieantitoxin wirkt also heilend 
durch die direkte Neutralisierung dervonden 
Diphtheriebacillen im Reagensglase oder im 
Tier- beziehungsweise im Menschenkörper ge- 
bildeten Gifte, Diese Giftneutralisierung verläuft, wie der Tier- 
versuch zeigt, genau nach quantitativen Gesetzen durch Bindung von 
Toxin und Antitoxin, analog der Vereinigung einer Säure mit einer 
Base. Auf einer derartigen Giftneutralisierung, wie sie dem Antitoxin 
zukommt, kann die Wirksamkeit des normalen Pferdeserums, soweit 
man ein von Antitoxinen freies Pferdeserum besitzt, nichtberuhen. Die 
‘im Vergleich mit dem Diphtherieheilserum geringe Wirksamkeit des 
normalen Pferdeserums kann also nur auf einer Erhöhung der 
Resistenz, sei es gegenüber dem Vordringen der lebenden Infektions- 
erreger, sei es gegenüber den Giften, beruhen. Selbst wenn also 
in der menschlichen Therapie größere Dosen des normalen Pferde- 
serums tatsächlich konstant eine größere Heilwirkung entfalten 
sollten, so muß diese prinzipiell von der Heilwirkung des anti- 
toxischen Diphtherieserums absolut verschieden sein. Im Diphtherie- 
serum werden dem Körper fertige, direkt das Gift neutralisierende 
und damit die Diphtheriebakterien entgiftende Stoffe einverleibt, 
die fortlaufend die im Blute und in den Säften kreisenden Toxine 
abfangen und ihrer Giftwirkung berauben. Die Wirkung des nor- 
malen Pferdeserums kann aber stets nur durch Vermittlung des 
kranken Körpers erfolgen, der seinerseits, sei es antibakterielle, sei 
es giftneutralisierende Stoffe, auf den vom normalen Pferdeserum 
ausgeübten Reiz hin in verstärktem Maße produzieren muß. Da 
die Wirkung des normalen Pierdeserums im Tierversuch bei Ver- 
wendung von Diphtheriegiften, sowohl was Schutzwirkung wie auch 
Heilwirkung anbelangt, , fehlt, so kommen wir logischerweise zu 
der Schlußfolgerung, daß dem normalen Pferdeserum, soweit 
es überhaupt wirkt, nur unspezifische, resistenzerhöhende, sti- 
mulierende Wirkungen innewohnen, wie sie bis zu einem gewissen 
Grade bei der cutanen Diphtherieinfektion der Meerschweinchen 
zutage treten, weil hier die Diphtheriebakterien nur sehr langsam 
in die Haut und in das Unterhautzellgewebe eindringen und infolge 
davon die Giftproduktion nicht so rasch vonstatten geht, wie bei 
der subeutanen Verimpfung der Diphtheriebacillen. - Selbst größere 
Dosen des normalen Pferdeserums genügen aber im allgemeinen 
nieht, die mit virulenten Bakterien infizierten Tiere am Leben zu 
erhalten, wenn das normale Pferdeserum länger als vier bis sechs 
Stunden nach der Infektion einverleibt wird. Demgegenüber tritt 
im Tierversuche die sichere Heilwirkung des Diphtherieserums, 
falls die Dosis certe letalis nicht allzusehr überschritten wird, bis 
zu 12 bis 18 Stunden zutage. Das Maßgebende für die 
Sicherheit derHeilwirkung desDiphtherieserums 
im Tierversuche ist die Zeitdauer, innerhalb 
welcher nach der Infektion die Einverleibung 
des Antitoxinsg erfolgt. Das zeigt sich im Heilversuch bei 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. 


e rn ee en ge nn En nn Te ee nn en a m mn m m en nn mn u e ee _ 
u — au 5 -ee ~ 
m en en press Sa . s = = = 


TI m nn er 


3. August. 


Meerschweinchen, Mäusen, sowie bei Kaninchen (subcutane und 
intracutane Methode). 

Die fast absolute Sicherheit, mit welcher das Diphtherieheil- 
serum im Tierexperimente bis zu einem gewissen Zeitraum nach 
der Infektion oder Intoxikation seine Wirksamkeit entfaltet, regt 
notgedrungenermaßen den Gedanken an, ol das Material an Diphtherie- 
kranken eines jeden Krankenhauses ohne weiteres zu verwerten 
ist, um statistische Ergebnisse über die Heilwirkung des Diphtherie- 
serums, beziehungsweise über die Wirkung des normalen Pferde- 
serums [vergleiche die im Braunschweiger Krankenhause erhaltene 
Statistik!) zu gewinnen. Beim Krankenhausmaterial können die 
denkbar größten örtlichen Unterschiede sich bemerkbar machen, be- 
dingt durch die verschiedenen Gewohnheiten der Bevölkerung, den Arzt 
bei Erkrankungen der Kinder früh oder erst später zuzuziehen. Jenach- 
dem ein Krankenhaus aus einer besser situierten Stadtbevölkerung 
(Groß-, Mittel- oder Kleinstadt) oder aus Proletarierkreisen oder endlich 
aus einer ländlichen Bevölkerung seinen Zugang an Diphtheriekranken 
hat, werden erhebliche Unterschiede gerade nach dieser Richtung vor- 
handen sein. Jaman kann angesichts der so regelmäßig verlaufenden 
Tierversuche die Frage aufwerfen, ob überhaupt bei einer 
wahllosen Verwertung eines Krankenmaterials 
(abwechslungsweise Verwendung von antitoxischem Diphtherieheil- 
serum und normalem Pferdeserum) Unterschiede in der 
Heilwirkung des Diphtherieserums und des nor- 
malen Pferdeserums auf statistischem Wege 
eruiert werden können. Die Sonderung in Altersklassen, die Ein- 


‚teilung der Kinder nach ihrer Konstitution, nach dem Vorausgehen 


anderer Krankheiten unter Berücksichtigung gleichzeitiger Misch- 
infektion, hätte unbedingt in Rechnung gestellt werden müssen, 
wenn bindende Schlüsse gezogen werden sollen. Dazu gehören 
aber sehr große Zahlenreihen, wie sie jedenfalls in der Bingel- 
schen Arbeit!) nicht enthalten sind. Es ist auch wohl der Einwurf 
gerechtfertigt, daß ein großer Teil der Diphtheriekranken des Braun- 
schweiger Krankenhauses, von denen in der genannten Arbeit die 
Rede ist, auch ohne Anwendung des Diphtherieserums oder des 
normalen Pferdeserums genesen wäre. Dazu kommen die Schwan- 
kungen in der Letalität bei verschiedenen Diphtherieepidemien, 
über deren Ursachen wir noch völlig im unklaren sind. Beweisend 
wären nur solche Statistiken, welche Diphtheriefälle betreffen, bei 
denen eine hohe und ziemlich konstante Mortalität erfahrungsgemäß 
stets gegeben ist. Das sind vor allem die Diphtheriefälle 
beiKindernim Alter von ein bis drei Jahren, die 
nach den klinischen Ergebnissen, sowie nach den neuesten experimen- 
tellen Untersuchungen von F. v. Gröer und K. Kassowitz’) de 
höchste absolute Disposition gegenüber der Diphtherie besitzen, terner 
diejenigen Diphtherieerkrankungen, bei denen Tracheotomie 
notwendig wird. Gerade hier verfügen wir aber über sehr beweisende, 
auf viele Tausende sich erstreckende Zahlenreihen, durch welche 
die Herabsetzung der Diphtheriemortalität 
durch das Diphtherieantitoxin sicher bewiesen wird, 
[W. Körte’), F.Siegert®), E. Schultze’) und viele andere.] 
Die Tierversuche drängen zu der Frage, ob nicht überhaupt 
in allen Fällen, bei denen das Diphtherieheilserum versagt, die- 
Anwendung desselben zu spät erfolgte, ob nicht bereits eine 
sicher tödliche Dosis oder mehrere für den Menschen tödliche Dosen 
des Diphtherietoxins von dem lokalen Krankheitsherde aus resorbiert 
und verankert sind. Denn die von uns mitgeteilten Tierversuche, 
sowie die Untersuchungen von W. Dönitz, Marx, W. Berg-' 
haus, F. Meyer, G. Brüstlein, Ch. Schöne) haben 
gezeigt, daß bei Verwendung mehrerer sicher tödlicher Dosen des 
Diphtheriegifts nach einem bestimmten Zeitintervall eine Rettung 
der Tiere durch das Antitoxin niemals erfolgen kann. Das gleiche 
ergaben die von uns mit lebenden Diphtheriebakterien an Meer- 
schweinchen angestellten Versuche, Auch die Heilversuche mit 
Tetanusantitoxin beim tetanuskranken Menschen bilden einen sieht- 
baren Beweis dafür, daß die an die Zellen v erankerten 
ToxinedurchdasantitoxischeSerum nichtmehr 
neutralisiert werden. Beim diphtheriekranken 
Menschen, auch bei scheinbar leichter lokaler 
Erkrankung, istaber nie festzustellen, wieviel 
Toxin bereits resorbiert und an die lebens- 


3) A.Bingel, D. Arch. f. klin. M., Bd. 125. H. + bis 6. 
*) Zschr. f. Immun. Forsch. 1919, Bd. 28, S. 827. 

3 B. kl. W. 1894, Nr. 46, S. 1089. 

°) Jb, f. Kindhik. 1900, Bd. 52, S. 56. 

2 Arch. f. klin. Chir, 1908, Bd. 88, H. 2. ` 

) D. Arch, f. klin, M. 1918, Bd. 110, S, 805. 


Kt 


je? 


er F 


WE 
nk; 
E, 
e. 


T ewa a, qa. 2 


A RaR ED Zn = SED Ta E Oa VA 
A E Ara 


8, August. 


bi 


bezüglich der angeblichen Wirksamkeit des 


Dea an en a a a ae a 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.'31. 


a ZEN 3 r ”. 
a ’ 3 
i 3 N on . 
vi to l U> k 
' 4 + 


nn nn en nn e 


> 


r ` f} 


wichtigen 


Ohren nach 2, bzw. 4, bzw. 6 usw. Stunden abschneidet; ohne daß 


es zu wesentlichen lokalen Veränderungen gekommen ‚wäre, sind- 


häufig schon nach vier bis sechs Stunden tödliche Dosen des von 


den injizierten Bakterien in vivo erzeugten Diphtherietoxins resorbiert 
worden, an denen die Tiere im Verlauf der nächsten drei bis vier. 


Tage zugrunde gehen. Ebenso findet man bei den nach subcutaner 
oder besonders percutaner Infektion mit lebenden Bakterien ge- 
storbenen Meerschweinchen nicht Selten einen nur geringen lokalen 
Befund an der Impfstelle, während andererseits Tiere, die kurze 
Zeit nach der. Infektion sehr starke Reaktionen (Infiltrate) auf- 


_ weisen, auch ohne Serumbehandlung mit dem Leben davonkommen - 
können, wenn.die resorbierte , Giftdosis nicht eine’absolut tödliche 


(Dosis certe letalis) war. Die allgemeinen und lokalen 


.  Krankheitserscheinungen der Diphtherieinfek- 
` tion bilden demnach keineswegs einen Anhalts- 


punkt für die resorbierte Giftmenge. 


Es ist kein Grund einzusehen, auch fehlt jeder experimentelle 
Beweis dafür, warum das, was bei dem für die lebenden Diphtherie- 


-= baeillen relativ weniger empfänglichen Tiere zu beobachten ist, 
‚. nicht auch für den. Menschen, der durch eine bedeutend höhere 
© Empfänglichkeit. für die lebenden Diphtheriebacillen und ihre Gifte 
. ausgezeichnet ist, zutreffen sollte. Auf die zitierte Statistik des 

_ Braunschweiger Krankenhauses angewandt, würde daraus zu folgern | 


sein: Die Patienten, die im Krankenhaus starben, waren überhaupt 
‚nicht mehr zu retten, auch nicht mit größten Dosen Heilserum, weil 
bei ihnen mehr als eine tödliche Dosis Gift verankert war. Für alle 


mit Diphtherieserum oder mit normalem Pferdeserum behandelten 
. Kranken aber, die genasen, wäre der Nachweis zu erbringen ge- 
wesen, daß sie ohne Serumanwendung gestorben wären. Bei ihnen | 


war eben weniger als die tödliche Giftdosis verankert, sodaß die Er- 
krankung in Heilung übergehen mußte. Denn wir wissen, daß ältere 


_ Kinder, namentlich aber Erwachsene, zuweilen auch ohne jede Therapie 


die Diphtherieinfektion überstehen können. Worauf das beruht, ist 


-noch nicht sicher bewiesen, ist aber vermutlich. auf den Gehalt des 
‚Blutes an Normalantitoxinen zurückzuführen; F. v. Gröer und. 
- K. Kassowitz (l. ce) konnten neuerdings in Übereinstimmung 
‘ mit andern Autoren nachweisen, daß bei 84% der Menschen jenseits’ 

des Pubertätsalters Antitoxine im Blute kreisen. Auch die Tier- 


versuche deuten darauf hin, daß zuweilen die Abwehrreaktionen 
des infizierten Körpers — unter anderem Produktion von Antitoxin — 
so stark oder so rasch. wirkten, daß: die Dosis minima letalis des 
Giftes nicht gebildet, beziehungsweise nicht resorbiert und verankert 


_ werden konnte, Bis diese Argumentenichteinwand- 
frei widerlegt sind, muß der in dem Braun- 


Schweiger Krankenhaus gewonnenen Statistik 


normalen Pferdeserums. jede Beweiskraft ab- 


.86Sprochen werden. 


Für die praktische Anwendung und klinische Bewertung des 


Diphtherieserums aber ergibt sich aus den Tierversuchen die 
Forderung, das Diphtherieheilserum auch bei den scheinbar mit | 
‚ganz leichten Symptomen einhergehenden Halsentzündungen thera- 
peutisch anzuwenden. 


| | Durch Aufklärung, der Mütter und Er- 
mahnung, auch bei den geringsten Rötungen des Halses und 


sonstigen entzündlichen, diphtherieverdächtigen Erkrankungen der. 


Rachenorgane den Arzt zuzuziehen, durch Ausdehnung der Di- 
phtheriediagnose und möglichst frühzeitige Anwendung desDiphtherie- 
heilserums ist der Weg vorgezeichnet, die sicher vorhandene Heil- 


wirkung des Antitoxins weiter auszubauen. Bei frühzeitiger 


Anwendung des Diphtherieserums wird auch 
den Ansichten derjenigen Forscher Rechnung 


getragen, die den therapeutischen Effekt des 


Diphtherieantitoxins in erster Linie der 


Schutzwirkung desselben, durch die eine Ver- 


Siftung des Körpers . verhindert wird, zum 
Schreiben. Je eher nach der Infektion das Serum einverleibt 


nd 


') Zbl. f. Bakt, (Abt. I. Orig.) 1908, Bd. 47, S. 248, 


Organteile verankert worden ist. 
. Auch bei geringfügigenlokalen Erscheinungen 
'- — das läßt sich durch den Tierversuch jederzeit demonstrieren — 
können schön in kurzer Zeiteine oder mehrere 
sicher tödliche Dosen Diphtheriegift.durch die 
Bakterien erzeugt werden und resorbiertsein. 
Man kann dies nach 5. Belfanti!) z. B. dadurch nachweisen, 
daß man kleine Mengen lebender Diphtheriebacillen Meerschwein- 
chen auf der Innenseite des Ohrs unter die Haut spritzt: und die 


‚angestrebt werden. 


wird, ‘desto mehr Toxin kann. vor der Verankerung an- lebenswich- . 


tige Organe abgefangen werden. Die Tierversuche liefern Beweise, 
daß innerhalb eines bestimmten Zeitraums nach der Infektion, 
wenn noch keine tödliche Mindestmenge.des Giftes verankert ist, 
jedes mit lebenden Diphtheriebacillen infizierte Tier ‚durch das 
Antitoxin zu retten ist, Das gleiche Ziel muß beim Menschen 


wird es sich nach unseren . Untersuchungen niemals erreichen 


"lassen, daß die Heilresultate bei der menschlichen Diphtherie 100 °/, 
‚betragen. ; | 


Unsere Untersuchungen zeigen, daß nicht in einer Verbesse- 


“rung des Diphtherieserums, z. B. Versuch der Beifügung von 
‚antiinfektiösen Stoffen oder Gewinnung von Serum mit lebenden . 


Kulturen oder: Verwendung einer größeren Anzahl verschiedener 
Diphtheriegifte zur Immunisierung, größere Erfolge der Serumtherapie 
zu erzielen sein werden. Auch die -Steigerung der Antitoxinein- 
heiten über‘ 8000—5000 A.E. hinaus wird nach den Tierversuchen 
nicht zu einer wesentlichen Erhöhung der Prozentzahlen der Hei- 
lungen führen, sondern der Kernpunkt des Problems 


ist der Zeitpunkt, wann das Diphtherieheilserum 
nach dem Augenblick angewandt wird, in dem 


die Resorption der Gifte beim diphtherieinfi- 

zierten Menschen beginnt = | 

Aus der Medizinischen und Nervenklinik zu Tübingen - 
(Direktor: Prof. Dr. Otfried Müller). - 


Über die Behandlung der Enuresis. 
~ ' Von: = 
Prof. Dr. Wilhelm- Weitz, | 
Oberarzt der Klinik und Leiter- der- Poliklinik. 
In dieser Wochenschrift 1918, Nr: 30, habe ich zusammen 


mit Dr. Götz unsere auf Grund von Blasendruckmessungen ge- 
wonnene Anschauung über. ‘das Wesen der 


gelegt. ze 


Wir fanden,. wenn ich es noch einmal hier wiederholen darf, daß 
' bei fast allen -normalen Patienten nach Einlauf einer gewissen Bor- . ‘ 


wassermenge von-durchschnittlich etwa 300 cem der vorher sich. auf 
mäßiger ‘Höhe, vielleicht um 15 cm Wasser. oberhalb der Symphyse 


‘haltende Druck ziemlich plötzlich auf beträchtliche Höhen bis zu 2 und 


3 m anstieg und. unter ziemlich starken Schwankungen längere Zeit 
(bis zu drei Minuten und länger) erhöht blieb, um dann schneller oder 


langsamer wieder die Norm zu erreichen. Gesunde Menschen gaben 


dabei regelmäßig während des Bestehens der Druckerhöhung. ein starkes 
Druckgefühl oberhalb der Symphyse, einen schneidenden Schmerz in 
der Blasengegend und Kribbelgefühl in der Eichel an, Gefühle, die als 
Harndrang bezeichnet wurden. Das Gefühl war nicht vorhanden nach 
‚Ablauf der Welle, auch wenn’ die Blase stärker gefüllt war, trat aller- 
dings in ganz ähnlicher Weise auch ohne ‚stärkere Druckerhöhung auf, 
wenn der Inhalt der Blase eine gewisse individuell verschiedene Menge 
(durchschnittlich vielleicht 600. cem) überstieg. B a 
-© Das Gefühl, das während einer Druckwelle entsteht, wurde von 


| uns, da es durch eine Blasencontraction bedingt sein muß, als Con-. 
tractionsgefühl, das bei großer Blasenfüllung ohne Blasencontraction | 


vorhandene Gefühl: wurde als Dehnungsgefühl bezeichnet. 
Bei Enuretikern machten wir nun in vielen Fällen die bemer- 


kenswerte Beobachtung, daß zwar Druckwellen von normaler Höhe - ` 


und Dauer auftraten, daß aber bei diesen Druckwellen das Gefühl des 
Harndrangs überhaupt nicht oder jedenfalls nur in sehr schwacher oder 
unbestimmter Weise vorhanden war, l P 


Die” Entstehung der Enuresis erklärten wir uns auf folgende 


Weise: Beim normalen Menschen kommt es häufig infolge irgendeines ` 
äußeren Reizes oder irgendeiner Vorstellung zu einer Contraction der 
Blasenmuskulatur, die durch den Reiz der in der Blase vorhandenen - 
Urinmenge nicht notwendigerweise entstehen müßte. Die Contraction ` 
führt nicht jedesmal zur Harnentleerung, weil vom Großhirn aus, das 


von dem Entstehen der Contractionswelle in Kenntnis gesetzt wird, 


-der Sphinetertonus verstärkt- werden und der. vermehrte Tonus so’ 


lange anhalten kann, bis die Contraction des Detrusors abgeklungen 
ist.. Auch im Schlaf lernt der Gesunde im Verlauf der ersten Lebens- 
jahre in sein Unterbewußtsein die Empfindung: einer etwa entstehenden 
Blasencontraction in sich aufzunehmen .und mit Tonusverstärkung des 
Sphincters zu. beantworten. | z ' TE 

Beim Enuriker kommen die infolge irgendwelcher Reize ent- 
stehenden Contractionen (zu denen: es infolge Denkens an die Er- 


Wenn jede Angina bei Kindern von: den 
Ärzten so früh wie möglich und auch ohne die Ergebnisse der 
bakteriologischen ‚Untersuchung abzuwarten, mit Diphtherieserum 
behandelt würde, so müßte sich dann auch in der Statistik eine 
weitere Herabsetzung der Diphtheriemortalität ausprägen. Doch 


Erkrankung nieder- 


761 m = 


.. E y N Pr 
; 
SER 


2- 


, * ER 
[2 E ML; 3 " = 
a Pa ’. j & 
r . u 7 i m 
PI EET oer EPa -a > 7 
Wt he Re = 


. 


s*es’ 


Jma sman 
S en 


PRIZE E 


ER: = Ea 5 Ka 
A Fer 
> TE ; 
STE ade o nun Wei 
e a D a A er E 
Een, Po a E 


vs.. ym 


. g $ è 
ER ee 
‘ “ ö š 
Yoo 3 ai ` f 
i . $ N 
; $ 
ros Pear true : 
T iee A 7 Terr 
= ee Ike 


= 


-= Zu 
AAE E 


N en 
š r 
e a N 
ne a i F- 
TN i, 3 


N 


rana 
Er 


“iersiner, 


FR et er 
TTT in nn 


Kared 


Br e EAE 


x š et. 


a LUSS A Re 


eA Ea: 


C1 wo 


"Amer... 
` IR 


— [un .n ne 
m EEEE n 
- AS 


DED aa re, o 


u ET E 
-a i | 
En 


ar wo 
< Due 


er en E E KERLE 
ea N Ma See š 


Bee ne ae a S 


- s a 
a Ei 


en 


762 


- krankung und durch mit der Erkrankung zusammenhängende Träume 


wahrscheinlich häufiger kommen wird als normal) nicht ins Bewußtsein 
respektive beim Schlaf ins Unterbewußtsein. Es bleibt die Tonus- 


verstärkung des Sphincters aus und es kommt zum Harndurchbruch. ' 


Bei den ausgesprochensten Formen der Erkrankung kommt es 
weder tags noch nachts zu einer Empfindung für die Contraction und 
es resultiert daraus die Enuresis diurna et nocturna. In anderen Fällen 
wird vielleicht doch eine schwache Empfindung der Blasencontraction 
dem wachen Bewußtsein übermittelt, oder die beginnende Urinentleerung 
wird nicht durch die Blasencontraction, sondern auf andere Weise, 


vielleicht beim Durchtritt durch die Harnröhre, empfunden, und jetzt 


wird der Harn zunächst wohl durch die quergestreifte Muskulatur, dann 
durch verstärkten Sphinctertonus zurückgehalten. Es würde so die 


Neigung zum Harnträufeln beim Enuriker erklärt werden. 


Zur Enuresis kommt es demnach, weil eine Blasencontraetion 


auftritt und weil dieser Contraction, die nicht dem Bewußtsein | 


übermittelt wird, eine Vermehrung des: Sphinetertonus nicht folgt. 
Eine Behandlung der Enuresis wird also darauf hinzielen, nächt- 
liche Blasencontractionen zu verhindern und eine entstehende 
Blasencontraction dem Bewußtsein zu übermitteln. 

Durch ihre Wirkung in einer dieser Beziebungen kann man 
sich die Wirksamkeit der meisten angegebenen Mittel erklären, 
wenn sie auch aus anderen Erwägungen heraus eingeführt wurden. 

Die Verhinderung der nächtlichen Blasencontraction wird 
erstrebt durch die erste und natürlichste Maßnahme jedes . be- 
handelnden Arztes, die Flüssigkeitsbeschränkung am Spätnach- 
mittag und Abend. Denn wenn auch bei geringer Blasenfüllung 
irgendeine darauf gerichtete Vorstellung eine Blasencontraction 
auslösen kann, so wird eine stärkere Blasenfüllung doch ohne 
Zweifel die Vorstellung viel häufiger und leichter auftreten lassen. 
Die Hochstellung des Bettes am Fußende vermindert den Druck 
auf den Blasenhals und wird dadurch die Contractionshäufigkeit 
der Blase herabsetzen. In demselben Sinne wirken von den inner- 
lich gegebenen Mitteln die Belladonna, das Atropin und die Kom- 
bination von Belladonna und Opium, die die Reizbarkeit der Blase 
direkt herabsetzen, und das Chloralhydrat, das die Schlaftiefe ver- 
mehrt und dadurch auf das Urinieren gerichtete Vorstellungen 
zurückdrängt. Auf die Blase direkt wirken auch die vesicalen 
Cocaininstallationen. 

Die Wirkung der epiduralen Injektionen, sei es mit anästhe- 
sierenden Mitteln, sei es mit Kochsalzlösung, beruht ebenfalls auf 


‘der Tatsache, daß dadurch die Contractionshäufigkeit herabgesetzt 


wird. Die Wurzeln, aus denen die zur Blase gehenden und von 
der Blase kommenden Fasern stammen, werden im Canalis sacralis 
anästhetisch gemacht. Es wird die Leitfähigkeit der zur Blase 
laufenden, die Contraction befördernden Fasern; aber auch die 
der centripetalen Nerven, welche die in der Blase entstehenden 
Reize zur Contraction nach oben leiten, abgeschwächt. | 

Eine Reihe anderer Maßnahmen führt eine Verstärkung des 
Contractionsgefühls herbei, so die früher nicht selten angewandten 
und auch jetzt noch gelegentlich, wie ich es von einem mir per- 
sönlich bekannten, außerordentlich erfahrenen und gewissenhaften 
Arzt weiß, gebrauchten Methoden der mechanischen Unterbrechung 
der Harnröhre, sei es durch Abschnüren des Gliedes, sei es durch 
Verklebung der Harnröhrenmündung durch ein Collodiumhäutchen. 
Die Blase wendet gegen den Widerstand eine viel stärkere Con- 
traction an, und es kommt zu einer Dehnung der proximal vom 
Verschluß befindlichen Harnröhre. Beides muß zu einer beträcht- 
lichen Verstärkung des normalen Harndranggefühls führen. 

Die große Zahl der intravesicalen Maßnahmen fand ihre Be- 


- gründung in den verschiedensten Erwägungen über die Pathogenese 


der Erkrankung. 


Guyon glaubt an eine angeborene Schwäche des Sphincters 


und behandelt mit Faradisierung des Sphineters nach Einführung 
der Elektrode in die Harnröhre. Durch wenige Sitzungen erzielte 
er vollständige Heilung. Mir scheint es recht unwahrscheinlich, 


daß ein angeboren schwacher Sphincter durch kurze Behandlung | 


mit dem elektrischen Strom an Stärke in nennenswertem Maße 
zunimmt. Dagegen wird die mechanische Dehnung der Harnröhre 
und des Blasenhalses durch die eingeführte Elektrode und die 


| Irritierung durch den elektrischen Strom eine erhöhte Empfind- 


lichkeit dieses Blasenteils und damit eine Verstärkung des Con- 
tractionsgefühls hervorrufen müssen. In derselben Weise wirken 
meines Erachtens die Dilatationen der Harnröhre, wie sie von 
Oberländer angewandt wurden, mit und ohne den Gebrauch 
adstringierender respektive leicht ätzender Mittel, deren Wirkung sich 
Oberländer durch die Anschauung erklärt, daß von leichten 
pathologischen Veränderungen in der Harnröhre aus es infolge 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. 


-- ——— 


3. August. 


Reflexreizen zu vermehrter Blasencontraction käme und daß durch 
Dehnung und Ätzung die krankhaften Veränderungen geheilt würden, 
In derselben Weise erkläre ich mir die Wirkung des Winternitz- 
schen Psychrophors, einer hohlen Metallsonde, die durch die Durch- 
spülung mit kaltem Wasser zur Kühlsonde wird, das längere 
Liegenlassen von Bougies in der Harnröhre, die Einführung von 
Nelatonkathetern in die Urethra, die Kauterisation der Urethra 
posterior. So wirken auch die von Fuchs und Groß empfohlenen 
heißen Blasenspülungen, die gegen eine angeblich vorhandene 
Starrheit der Biasenwandung gerichtet sind. In derselben Weise 
dürfte auch eine stärkere Prostatamassage wirken, von der ich - 
glauben möchte, daß sie für eine gewisse Zeit eine Erhöhung der 
Empfindlichkeit des Blasenhalses erzeugt. 


Bei einer dritten Reihe von Maßnahmen dürfte sowohl eine 


Verminderung der Contractionshäufigkeit als auch eine Verstärkung 
des Contractionsgefühls in Frage kommen. Die häufigste Ursache 
der Enuresis im Schützengraben war ohne Zweifel die Einwirkung 
der Kälte und Nässe auf die unteren Extremitäten und die Blasen- 
gegend. Diese Einwirkung führt ohne Zweifel bei vielen Menschen 
zu vermehrten Blasenceontractionen. Bei Durchnässung und Ab- 
kühlung der Beine und des Unterkörpers kann aber ferner auch 
die Empfindlichkeit der Blase für die Contraction verringert werden 
und zwar dadurch, daß die Abkühlung und Durchnässung dem 
Teil des Rückenmarks sehr starke Reize zuführt, der auch die 
von der Blase ausgehenden sensiblen Nerven in sich aufnimmt. 
Die stärkeren äußeren Reize überdecken die von der Blase kommen- 
den schwächeren und lassen sie nicht zu Perception kommen 
(s. Weitz und Götz), ähnlich wie der Kältereiz einer in der Herz- 
gegend applizierten Eisblase unangenehme Herzempfindungen ver- 
drängt. Das Hauptmittel für die Behandlung der Enuresis ist in 
solchen Fällen die Vermeidung der Kälte und Nässe. 


Momente, die einerseits die Contraction befördern, andrer- 


seits durch ihre Reizwirkung den normalen Contractionsreiz über- 
decken können, sind Balanitis, Phimose, Rhagaden am After, 
Oxyuren mit Juckreiz, Folgezustände der Onanie usw. Die Be- 
handlung, die die Ursache der Erkrankung zu beseitigen hat, ver- 


ringert damit die Contractionsfähigkeit und verstärkt die Con- 
tractionsempfindung. 


.Über die Wirkung von operativen Maßnahmen, die der Ent- 


fernung von Wucherungen oder hypertrophischen Iymphatischen Ge- 
bilden im Nasenrachenraum dienen, möchte ich mich hier nicht 
bestimmter aussprechen. Ich möchte nur auf die jetzt nicht mehr 
ernsthaft zu bezweifelnde Erfahrung der Gynäkologen hinweisen, 
daß zwischen der Nase und dem Genitale ein Zusammenhang 


existiert, der nicht gut. anders als nervöser Art sein kann. Bei 


dem innigen Zusammenhang zwischen Blase und Genitale wird 
man auch nervöse Zusammenhänge zwischen Blase und Nasen- 
rachenraum nicht von der Hand weisen können; und dieser Zu- 


sammenhang läßt es möglich erscheinen, daß Gebilde, die hier 
einen chronischen Reiz ausüben, hinsichtlich der Blase einerseits 
contractionsbefördernd, andrerseits das Contractionsgefühl über- 
deckend wirken können. ; 

Auch die Suggestion in allen ihren Formen bis zur Hypnose 
scheint mir eine doppelte Wirkung haben zu können. Zunächst 
ist sie geeignet, das Großhirn von der Beschäftigung mit der Blase 
abzulenken und dadurch die Vorstellungen, die zur Blasencontraction 
führen, zu verhindern. Sodann wird sie die innere Aufmerksam- 
keit für die trotzdem entstehenden Contractionen schärfen und 
damit die Contractionsempfindung erhöhen können. à 

Daß es bei Prozeduren, die eine Verringerung der Contractions- 
häufigkeit herbeiführen, zu einer Dauerheilung kommt, hängt offen- 
bar damit zusammen, daß, wie bei Tage so auch nachts, die 
Blasencontractionen oft einen gewissen regelmäßigen Turnus zeigen 
und ein abweichender Turnus, wie er sich in nächtlichen Blasen- 
contractionen dokumentiert, verschwindet, wenn er eine gewisse 
Zeit unterbrochen ist, Auch der normale Mensch kann diese Er- 
fahrung machen. Folgt er öfters einem nächtlichen Harndrang, 
so pflegt sich dieser immer wieder um dieselbe Zeit bemerkbar ZU 
machen. Läßt er ihn ohne Blasenentleerung abklingen, so pflegt 
er gewöhnlich bald zu verschwinden. 2 

, Die Dauerheilung durch Steigerung des Contraetionsgefühls 
erkläre ich mir dadurch, daß die Bahnen und Centren, welche die 
Leitfähigkeit und Aufnahmefähigkeit für die Contractionsempfindung 
verloren haben, sie auch für die normale Contraction wieder be- 
kommen, wenn sie eine Zeitlang den verstärkten Reiz geleitet 
und aufgenommen haben, daß es also darauf ankommen muß, 
die Bahnen und Centren erst einmal für einen stärkeren Reiz eIN- 


| 
we 


æ.. 


FE 
`Y 


TH EN- BUT RE M e a N eE- 
: Te ge eu > 


. X a miao e 9 eh: 
"> ae; to posa -+ » ur . id - - 
h 5 . z e 
a ‘ a ‚ pi G u ` \ 
i PESEE -> i oo $ 
. x i % 


zufahren, damit sie nachher auch für.den normalen Reiz empfäng- 


lieh sind. 


. Aus einer früheren vorübergehenden’ Tätigkeit an der der- S 
matologischen Klinik in Kiel war mir als unerwünschte Neben- | 


wirkung bei den von uns zur Behandlung der Gonorrhöe gebrauchten 


Argentum-nitricum -Spülungen der Blase das danach auftretende- 


unangenehme, oft sogař schmerzhafte Gefühl bei der Urinentleerung 
bekannt. Das, was hier Nebenwirkung: war, mußte bei der Enuresis 
als erwünschte Folge der Behandlung angesehen werden. 
Ein Vorteil war dabei, daß durch verschiedene Konzentration 

er Lösungen sich der auf die Blase ausgeübte Reiz variieren, vor 


allem im Verlauf der Behandlung steigern ließ. 


Die Behandlung geschah im allgemeinen in folgender Weise: 


- Es wurde ein’ dünner, elastischer Katheter in die Blase eingeführt; . 
` der. Urin abgelassen, die Blase zweimal mit 100 bis 200 cem j- 
-“ Argentum-nitrieum-Lösung gespült und neue Argentum -nitrieum- 
“Lösung in einer nach. der Größe der Blase variierenden Menge 


von durchschnittlich etwa 150 ccm einlaufen lassen. , Die Entleerung | = 
. hypera 


der Blase von der Argentum-nitricum-Lösung wurde dem Patienten 
erst eine halbe Stunde nach der Füllung erlaubt: . Die Konzen- 


tration der‘ Lösung betrug gewöhnlich zu Anfang 1:4000, später 


1:3000, 1::2000, 1:1500, 1:1000, unter Umständen 1:750. Die 


stärkeren Konzentrationen wurden nur. angewandt, wenn die 
schwächeren sich als: nicht wirksam erwiesen.. Die Spülungen 


wurden aus äußeren Gründen bei den meisten Patienten ein- oder 
zweimal wöchentlich gemacht. (Bei stationärer Behandlung ' würden 


-= wir wohl die zweimal in der Woche vorgenommene: Spülung als 


` 


Regel ansehen.) Die Behandlung wurde abgesetzt; wenn bei den 


Patienten das Bettnässen mindestens drei Wochen ausgeblieben war. 


Wir haben die Behandlung im ganzen bei 42 Patienten be- 
gonnen. Die Zahl der wegen Enuresis Behandelten übertraf die 


' "Zahl der Patienten, die wegen der gleichen Krankheit sonst die 


Poliklinik während eines gleich langen Zeitraums Konsultierten, 


. beträchtlich, weil es sich in der Stadt und der Umgebung herum- 


‚sprach, daß unsere Behandlung vielfach Erfolg hatte. Wir konnten 
leider die. Behandlung .nicht immer so. durchführen, wie wir es 


wohl gewünscht hätten. Unseren Patienten, die zum größeren 


Teil von auswärts kamen, war es wegen der schlechten Zug- 


_ verbindungen und der ungeheizten Wagen vielfach unmöglich, die 
‘ Fahrt -nach Tübingen häufig genug zu machen, und sie mußten 
sie nach dem Waffenstillstand zum Teil ganz aufgeben. Die 


schlechten Zugverbindungen brachten uns ferner den Nachteil, 


' daß einige Patienten der Aufforderung, sich uns wieder vOorzu- 


‘stellen, nicht nachkommen konnten. ` 


"` Über die Resultate — ich berichte über alle Patienten, auch 


. 


“über die, welche durchaus ungenügend behandelt waren — ist 
‚folgendes zu sagen. | 


Absolut keinen Einfluß, trotz genügender Behandlung, mußten 


? 


= wir bei. zwei Patienten konstatieren. 


1. Die 83 jährige Elisabeth T. hat jede Nacht ihr Bett genäßt. 


‚Es werden vom 22. Januar bis 1. März elf Spülungen gemacht. ‚Zustand 


nachher wie vorher. : nn 
2. Der 47jährige Jacob R. ist Bettnässer seit einem Jahr. Bei 


. dafür hat. .Es findet sich ein Hämangiom an der hinteren Blasenwand. 


"Es werden acht Spülungen ohne jeden Erfolg vorgenommen. 


Ä Nur vorübergehende Besserung trotz genügender Behandlung 
= war bei zwei Patienten festzustellen. 


„. 8. Die 20 jährige [Patientin B. hat :seit frühester Jugend Bett- 
nassen, die längsten freien Perioden betrugen etwa 14 Tage. Bei zwei 


„an demselben Leiden erkrankten Schwestern hörte die Erkrankung bei 


der einen im Alter von 17 Jahren, bei der anderen mit der Ver- 
‚heiratung ‚auf, | Sr | 
'Vom 11. Oktober bis 11. Dezember neun Spülungen, zu Anfang 


‚Besserung; am Schluß Zustand wie vorher. 


on; 4. Alfred F., 12 Jahre, von Kindheit an Bettnässer, wird vom 
a> Dezember bis 15. Januar mit neun Spülungen behandelt. Während 
er Behandlung 'Besserung; nach Ablauf der Behandlung Zustand im 
Algemeinen wie vorher, — > en l 
ar Öfter würde bei ungenügender Behandlu 
S vorübergehende Besserung erzielt. | | 
A 6. Minna F., 18 Jahre, hat ihr Leiden seit frühester Kindheit, 
“big. 8.; 28. und 27. Januar je eine Spülung. Seit der ersten Spülung 
‚zum 14. Februar kein Bettnässen. - In den letzten 14 Tagen des 


ng eine nicht mehr 


bruar Bett fünfmal genäßt trotz einer Spülung am 22, Februar und | 
‚ Marz, ‚Patientin kommt nicht wieder; am 2. April gibt sie an, daß 


"der ‚Zustand wie vor der Behandlung sei. 


‘ 


7. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 81: - 


‚lungen. Nach der 
Bett uriniert. | E | n 
0.12% Else B., 20 Jahre, von Kindheit an Bettnässerin; tags nur 
: wenn sie aufgeregt war; - merkte nichts davon, als daß sie naB war. , 
Es werden vom 21. Juni bis 81. Oktober 23 Spülungen gemacht. Seit _- 
der Spülung Besserung; jetzt oft 10 bis 14 Tage frei, während es früher- 


: Cystoskopie drückt’ die Blase den eingelaufenen Borwasserinhalt in das | 28 Spülungen. 
. hochstehende Standgefäß zurück, ohne daß der Patient irgendein Gefühl | 


Vom 27. Januar ab sind 15 Spülungen gemacht. 
Besserung aufgetreten. Patientin näßt durchschnittlich einmal wöchentlich, . - 


20. Berta Schn., 11 Jahre, erst seit einem Jahre krank, :allnächt- 
liches Bettnässen. Vom 21. Februar bis 3. März drei Spülungen. Im 


. 


A: 


= 6. Bertha J., 6 Jahre, nie. ganz trocken; machte ‘gewöhnlich in :. 
‚der Nacht das Bett vier- .bis fünfmal naß; seit zehn Wochen, nach - Ke 
Diphtherie, Bettnässen etwa acht- bis zehnmal nachts. Nach der ersten . 
pülung am 10. Oktober bleibt Patientin ein& ganze Woche. trocken. - 
In der Woche nach der zweiten Spülung. am 17. Oktober ist siè wieder 
jeden Morgen naß. Nach der dritten Spülung, am 24. Oktober kommt 


Patientin nicht wieder. tee ee NA a 
7. Marie Sch., 19 Jahre, mit zwölf Jahren. Rippenfellentzündung ; 


seitdem fast allnächtlich das Bett genäßt. Auf die erste Spülung am . 
18.-Mai vier Tage. trocken, auf die Spülung am 25. Mai keine.. Besse- 


rung, nach dritter Spülung am 1. Juni kommt Patientin nicht wieder. 
8. Joseph O., 13 Jahre, seit frühester Kindheit Bettnässer. Nach 


vier Spülungen zwischen 17. Oktober und :26. Oktober verschwand das 

Bettnässen, trat dann nach einigen Wochen wieder-in alter Stärke auf. 

nn aon ta März- wieder mit drei Spülungen ohne wesentlichen Erfolg 
ehandelt. Br a), ur 5 ia. 


9. Willi B., 6 Jahre, seit zwei Jahren Bettnässer ' jede Nacht: 


trophie. Vom 11. bis 20. Juni drei Spülungen, nur am 18, Bett genäßt 
(was: als gute Besserung angegeben wird). Vom 2i. bis 23. jede Nacht 


Urin ins Bett. 24. Juni vierte Spülung. ~ Patient kommt nicht wieder. 
. Eine geringe Besserung war bei zwei Fällen zu konstatieren. 


11. Eugen B., 18 Jahre, von klein auf stets Bettnässer gewesen; 


jede Nacht ins Bett uriniert. Vom 24. September bis 15. Oktober werden 


sechs Spülungen gemacht und vom 29. Januar bis 3. Februar zwei Spü- 


höchstens an sechs hintereinander folgenden Tagen geschah. 
~ Ein gute Besserung wurde in folgenden Fällen erzielt: `- 


2.18. Karl.P., 18 Jahre, andauernd Bettnässer, durchschnittlich ° 
‚dreimal wöchentlich; neun Spülungen vom 18. August bis 26. September. _ 

‘Im letzten Monat der Behandlung nicht mehr naß gemacht. Am 5.Fe- 

'bruar schreibt die Mutter auf Anfrage: Seine Blasenschwäche: hat sich - 
‘durch die Behandlung bedeutend gebessert. Soviel ich gemerkt habe, 
ist er vor dem Urinieren von selbs 
lung selten der Fall war. 


t.aufgewacht, was vor der Behand- 


an 


14. Helmut G., 8 ‚Jahre, bis zum dritten bis vierten Jahre rein, 


‘dann Bettnässer, zurzeit jede Nacht naß. . Vom 7. Oktober bis 12. No- 


vember sechs Spülungen, am 16. Dezember und 3.Februar je eine Spü- 


lung. Zwischen 12. November und 16. Dezember keine Bettnässen; 
‚zwischen 16. Dezember und 3. Februar im ganzen dreimal bettgenäßt. 

- 15. Jacob R., 15 Jahre, seit einem Vierteljahr Bettnässen, und - 
zwar allnächtlich.. Vom 15. Januar bis 24. Februar sieben Spülungen. _ 


Näßt nach der. Behandlung zirka einmal wöchentlich. \ 


16. Lotte L., 4 Jahre, nie ganz rein. Im Jahre 1915 Diphtherie; 


danach Verschlimmerung; zwar nur gelegentlich Bettnässen, aber fast‘ 
täglich Kleider genäßt. Bis 17. Oktober zirka 20 Spülungen. .Am Tage ` 


wird nur noch gelegentlich das Kleid naß; Bettnässen selten. 


17. Anneliese B., 9!/; Jahre, bis Herbst 1913. reinlich. Dann 
nach Diphtherie und anschließendem Blasenkatarrh Bettnässen, fast . 


täglich trotz dreimaligen Weckens. Vom 24. Juni bis 17. Oktober 
25. Februar gibt Mutter an, daß Besserung unverkenn- 
bar sei. Bettnässen kommen jetzt nur jede vierte bis fünfte Nacht 
vor. Zuweilen wacht sie von selbst auf. PO 
Einige Fälle, bei denen gute Besserung erzielt wurde, stehen 
noch in Behandlung. u nz SE a 
18. Lotte D., 9 Jahre, seit fünf bis sechs Jahren jeden Morgen 
naß trotz zweimaligen Weckens. ‘Macht sich fünf- bis sechmal nachts 
naß, auch tagsüber wird die Unterkleidung öfter durchnäßt. Seit 


14. Februar 1919 zehn Spülungen. Jetzt wird im allgemeinen nur in 


jeder dritten Nacht das Bett genäßt. | 


`. 19. Margot Sch., 5 Jahre, ist nie ganz reinlich gewesen. Vor 


einigen Wochen Verschlimmerung; seitdem jede Nacht Bettnässen. 


März nur einmal ins Bett genäßt. 


21. Marie G., 18 Jahre, seit 61/2 Jahren nach Soolbadkur Enu- 


resis. Seit Herbst 1918 fast jede Nacht ins Bett‘ genäßt. Seit: 30. Ja- 
nuar 1918 elf Spülungen. Ganz wesentliche Besserung.‘ Durchschnitt- 
trocken. Am 3. April noch in Behandlung. | FE 

‚Bei mehreren Patienten war anfangs Besserung eingetreten, 


lich einmal wöchentlich Bettnässen, in den letzten acht Tagen ganz . 


man glaubte sogar an Heilung, bis nach längerer Zeit oft im An- 


` 


Behandlung wird höchstens jede zweite Nacht ins- 


Es ist entschiedene - 


früher sauber. Vom 80. November bis 11. Dezember fünf Spülungen. `- Ei 
‘Während dieser Zeit Besserung; am Schluß kein deutlicher Erfolg. . - .: 


10. Ernst F., 7 Jahre, Enuresis (nähere Angaben fehlen). Mandel- 


va 
~= 


`~ 


rid Ed 
3 = = 
rg 
<, mar er i 2e- 
Burn oT k 
we s = 
J 
en 


a g 
5 g 
ee Se 


mem eu 


> ee 
x t- r + $ ® A d 
` Bee ne ae SA -o 
L Dat e ra an _- 
LE LE TAN ETRE NT Te u 
= an Aa 
~ 


Se : : 
va. > EENE 
ENT TIRI atara 
ee ne S = 


à 
Bi 
mau’... 


ee f . ERN E 
` $ . “ ` 
à - - F K à e R Ser: teo 
` i i, . 
s edan aaa o a >- . sree ; = 
EEE TEE en SE 
ee A ER A, a Pr ERE RENT Se T e TOR Ri Tiri 
ai w, we... 5 er. Nr EEE y une, s 


Fe Be N 5 


pr 


Wem ven: 
RE 


~ 
PESE AE nn ay a 
A 3 Kr 


mu len. 
En a pE A 


-z ^s 


rak EE T S 


: 
Pi 
r 
x 
(3 
+ 
A 
[4 

t 


E 
= < 


- 
Kai 
~ 


tn ar a aa 
ER 


pi 


bpk nn Ý 
ı Bir 
$ 


764 


schluß an eine Erkältung oder eine vorübergehende Infektion ein 
Rückfall eintrat. | 

22. Marie F., 8 Jahre, mit drei Jahren eine Zeitlang trocken 
gewesen; danach Bettnässen, jetzt etwa zwei- bis dreimal wöchentlich. 
Vom 1. August bis 16. September 13 Spülungen. Danach in 31/, Mo- 
naten nur etwa dreimal bettgenäßt. 3. Februar. In den letzten 14 Tagen 


Bettnässen wieder häufiger vorgekommen. Kommt nach Spülung 
nicht wieder. 


23. Emma H., 18 Jahre, Bettnässen, besonders während der 
Periode Vom 18. Oktober bis 29. November fünf Spülungen. Bis Mitte 
Januar 1919 kein Bettnässen, dann in einer Woche dreimal. Kommt 
nach Spülung nicht wieder. | 


24. Johannes O., 5 Jahre, seit Kindheit Bettnässer, jetzt fast 
allnächtlich. Vom 5. August bis 4. Oktober zehn Spülungen. Von Ok- 
tober bis Januar höchstens'zweimal monatlich ins Bett genäßt. Anfang 
Februar 14 Tage Grippe, seitdem Verschlimmerung. Kommt nach Spü- 
lung nicht wieder. 

Sehr zahlreich waren die geheilten Fälle. 


25, Gertrud W., 6 Jahre, mit 31/2 Jahren Bettnässen aufgetreten, 
gelegentlich allnächtlich; wird jede Nacht zwei- bis dreimal aufge- 
nommen. Es -kommen Pausen von acht Tagen vor, in denen kein 
Bettnässen auftritt. Vom 6. Juli bis 2. November 18 Spülungen. 
30. Januar: Seit Anfang November kein Bettnässen mehr, mit Aus- 
nahme einer Nacht, in der Patientin an Nesselfieber litt. Wird nachts 
nicht geweckt, braucht nicht aufzustehen. 


26. Helene G., 9 Jahre, seit viertem Lebensjahr Bettnässerin, 
fast allnächtlich. Vom 26. August bis 1. Oktober zehn Spülungen. 


8. März 1919: Völlig geheilt. Manchmal steht sie nachts von selbst 
auf zum Wasserlassen. 


27. Anna D., 10 Jahre, seit, sechstem Lebensjahr Bettnässen. 
Seit vier Wochen fast jede Nacht. Im August und September mit 


Spülungen behandelt (wieviel?).. 24. Januar 1919: Nach der dritten 


Spülung ist kein Bettnässen mehr aufgetreten. Wacht von selbst auf, 
wenn Harndrang kommt, schläft meistens durch. Keine Flüssigkeits- 
beschränkung mehr. | 

28. Rosa H., 4 Jahre, war nie ganz reinlich. 
Bettnässen, manchmal mehrfach. Vom 10. bis 21. Oktober vier Spü- 
lungen. 8. Februar 1919: Nach Angabe der Mutter sei alles in Ord- 
nung, schläft entweder die ganze Nacht durch, oder ruft von selbst. 


29. Maria K., 13 Jahre, nie reinlich. Muß jede Nacht zweimal 
geweckt werden. Vom 26. Oktober bis 5. Dezember vier Spülungen. 
95. Januar: Seit dem 2. November kein Bettnässen mehr. Wacht von 
selbst auf, muß aber jede Nacht Wasser lassen. 


30. Friedrich K., 5!/2 Jahre, nie reinlich. Fast jede Nacht zwei- 
bis dreimal Bettnässen trotz Weckens. Vom 21. November bis 24. Fe- 
bruar 21 Spülungen. Seit der Behandlung kein Bettnässen mehr. 


31. Gerhard L., 7 Jahre, von klein auf Bettnässer, etwa jede 
Nacht. Vom 8. Mai bis 81. Juli 32 Spülungen. Im Anschluß daran 
14 Tage aufs Land. Ende Januar. Im November einmal nach Erkäl- 
tung das Bett genäßt, sonst andauernd trocken. 


39, Paul Sch., 12 Jahre, seit Geburt Bettnässer, im Winter jede 
Nacht, im Sommer etwas seltener. Epispadie. Vom 15. Juli bis 8. August 
neun Spülungen. Während der Behandlung nur noch einmal genäßt, 
mehrmals nachts aufgewacht. s 


33, Friedrich B., 11 Jahre, von Kindheit an Bettnässer. 
29. Juni bis 7. Juli fünf Spülungen. Seit der ersten Spülung ist kein 
Bettnässen mehr aufgetreten. Wacht vor Urinieren auf. 


34. Ludwig N., 13!/, Jahre, von Kindheit an Bettnässer, zurzeit 
alle zwei bis drei Tage. Vom 4. Juli bis 15. August zehn Spülungen, 
9. September: Seit Ende Juli völlig trocken; hat heute Nacht das Bett 
genäßt, kommt deswegen zur Spülung. 


35. Amalie J., 5!/a Jahre, eine Zeitlang trocken. 
bis Anfang Oktober zirka zehnmal das Bett genäßt. Vom 10. bis 26. Ok- 
tober drei Spülungen. 4. April: Seit Monaten kein Bettnässen mehr, 
vor einigen Wochen einmal tagsüber Kleidung benetzt. 


36. Max G., 16 Jahre, von Kindheit an Bettnässer (sehr häufig). 
Vom 18. November ab 14 Spülungen. 6. März: Nur im Dezember und 
Januar je einmal genäßt. 


37. Wilhelm Pf., 21 Jahre, von Jugend auf Enuresis, auch Hosen- 
nässer, wenn er nicht sofort Wasser lassen kann. Jetzt jede Nacht 
Bettnässen. Vom 25. November bis 21. Dezember acht Spülungen. Seit 
7. Dezember nicht mehr genäßt. s 


38. Hans St., 14 Jahre, seit Kindheit Bettnässer; jetzt jede Nacht, 
im Sommer etwas besser, immerhin noch drei- bis viermal in der 
"Woche. Vom 7. Januar Fis 17. März zwölf Spülungen. 1. April: Letztes 
Bettnässen vor drei Wochen. 


39. Carl W., 8 Jahre, häufiges Bettnässen. 
22. Januar: Patient hat nicht wieder genäßt. 

40. Martin E., 8 Jahre, häufiges Bettnässen. Vom 2. Februar bis 
17. März fünf Spülungen. 
Bettnässen mehr. 


Fast jede Nacht 


Vom 


8. Januar Spülung. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK 


Vom August | 


In der letzten Zeit der Spülungen kein 


A > me u 
$ ae. T 


== Nr. 31. | ni en hi ba 


l N A 
/Xrıcarıcat 
>. AUgUST 
ee mn LTR ' 
>I 


a 


41. Georg M., 8 Jahre. Seit Geburt Bettnässen, fast allnächt- 
lich. Vom 5. März bis 3. April drei Spülungen; während der Zeit der 
Spülungen nur anfangs zweimal Bettnässen, sonst trocken; ist noch in 
Behandlung. 

42. Franz H., 7 Jahre. Von klein auf Bettnässer, sehr häufig. 
Vom 14, bis 22. November vier Spülungen. Darauf auffällige Besserung, 
während des ganzen Winters nur einmal wöchentlich genäßt. Am 
a Februar und 6. März wieder je eine Spülung. Bettnässen hat auf- 
gehört. 

Sehr viele Patienten gaben an, daß sie nach der Spülung ` 
nachts aufgewacht seien durch Harndrang, den sie früher nie ver- 
spürt hätten. In anderen Fällen wachten die Patienten während 
der Nacht nicht auf und blieben sauber. Ich möchte glauben, 
daß hier im Unterbewußtsein ein Contractionsgefühl wahrge- 
nommen und mit Verstärkung des Spinctertonus beantwortet 
wurde. Man wird bei manchen Fällen sagen können, daß es auch ~ 
zu Rückfällen kommen kann, da die Beobachtungszeit noch nicht 
genügend lang ist. Es ist das ohne weiteres zugegeben. Trotz- 
dem wird man bei kritischer Durchsicht der Krankheitsberichte‘ 
zugeben müssen, daß unsere Behandlung im großen und ganzen 
eine recht erfolgreiche war. Sie führte oft zum Ziele, wo andere 
Behandlungsmethoden versagt hatten. Sie ist dabei durchaus un- 
schädlich und so einfach, daß sie überall bequem vorgenommen 
werden kann. | 

Die einzige Verordnung, die wir nebenbei noch gaben, war 
die Flüssigkeitsbeschränkung am Abend vorher, eine Maßnahme, 
die übrigens bei fast allen Fällen schon vor der Behandlung ohne 
‚Erfolg getroffen war. Von anderen Maßnahmen sahen wir ab, um 
zunächst erst einmal ein richtiges Bild über die Wirksamkeit 
unserer Behandlungsmethode zu gewinnen. Es dürfte sich aber 
vielleicht empfehlen, bei solchen Fällen, die durch die Spülungen 
nicht zur Heilung gelangen, Mittel zu gebrauchen, welche die 
Contractionshäufigkeit der Blase herabsetzen, also vor allem Bella- 
donna und Atropin, und in schwereren Fällen die epidurale In- 
jektion. 


Literatur: Fuchs und Groß, M.m.W. 1916, Nr.47. — Guyon, 
Die Krankheiten der Harnwege. Wien 1897. — Oberländer, B. kl W 
1888. — Weitz und Götz, M. Kl. 1918, Nr. 30. 


Anamnestische Erhebungen bei Skorbutkranken. 
| Von 
Priv.-Doz. Dr. Th. Messerschmidt, 


Vorstand der bakteriologischen Abteilung 
der hygienisch-chemischen Untersuchungsstelle Hannover. 


Im März bis August 1917 erkrankten nacheinander 28 Mann 
eines dem Karpathenkorps zugeteilten Landsturmregiments an 
Skorbut, und zwar beim I. Bataillon 6, beim Il. Bataillon 17, 
beim IlI. Bataillon 5 Mann, Bei den sämtlichen anderen Truppen: 
des Korps wurden im ganzen 3 Erkrankungen (2 in einem Jäger 
regiment, 1 in einem Artillerieregiment) beobachtet. Von den beim 
Korps befindlichen k. und k. Truppen wurden einige Skorbuttälle 
bei einer Bäckereikolonne gemeldet. Über diese stehen mir keine 
näheren Angaben zur Verfügung, auch hatte ich weniger Gelegen- 
heit, diese Mannschaften vor und während der Erkrankung zu 
beobachten und sie persönlich auszufragen; ich lasse sle daher 
aus den folgenden Betrachtungen fort, 

Bei den deutschen Truppen ließ sich folgendes feststellen: 
Meist drei Wochen vor dem Auftreten der Hautblutungen hatten 
die Kranken über „rheumatische“ Beschwerden in den Beinen 5° 
klagt, sich deshalb aber nicht krank gemeldet, da die Schmerzen 
selbst beim Bergsteigen nur gering waren. Die mehr oder minder 
großen „Verfärbungen“ der Haut an den Beinen erst führten die 
Kranken zum Arzt. Zahnfleischblutungen und Geschwure traten 
meist erst während der ärztlichen Beobachtung oder in den Laza- 
retten auf; diese waren bei einigen recht beträchtlich. Im ns 
waren die klinischen Erscheinungen — über die der behandelnde 
Arzt, Herr Stabsarzt Dr. Henneberg, besonders berichten wird — 
meist nicht bedrohlicher Natur, wenn auch in allen Einzelheiten 
typisch. Sämtliche Kranken wurden lediglich diätetisch mit grunel 
‚Gemüsen usw. behandelt und genasen. b 

Ätiologisch sind die Skorbuterkrankungen besonders deshal 
interessant, weil sie in gehäufter Zahl lediglich bei einem ans 
etwa 9 Regimenter beobachtet wurden. Die bei weitem gröb Š 
Zahl der anderen deutschen Truppenteile lebte unter völlig 
gleichen äußeren Bedingungen und blieb verschont. In der 


Digitized by Google 


Ar zur IA 


TIP -eeey aee 
Å. 
§ A 

b 


H e 


RR 


in ee 


za 
e 


be a A E N y = g k i 
wta BR Henne rm. nn nn je ua - 
a s 


... 


‚u eye 


un u u 


`~ 


Trn ee nn ru 
oe . "é 
. . ; 


ee Auguste o‘ 


'Skorbuterkrankungen- und 


3 ner mon ar 
HH Ur " = Ko F = 


: pereeo pana MEn T 7 
on ea G x Sr ER 


.. Literatur des Krieges wird (soweit ich sie verfolgen konnte) von 
Much (1) die Möglichkeit einer Infektion als Ursache des Skorbuts 
erneut besprochen. Brauer (2) hält ihn für die Folge verschie- 
denster Infektionen ohne specifischen Erreger. Zwei österreichische 
Autoren (3) denken an Schneeschmelzwasser als ätiologisches Moment. 
Dagegen ist die herrschende Ansicht, daß der Skorbut lediglich als 

Es scheint bei der nicht ganz ein- 
stimmig anerkannten Ätiologie nicht ohne Interesse, über die 
gen. und besonders die Verpflegung vor und zur 
Zeit unserer Erkrankungsfälle zu berichten. — SE 
1. Der allgemeine Gesundheitsstand des Land- 
-= ` sturmregiments (mit einem durchschnittlichen Alter von etwa 

- 40 Jahren) vor und während: der Skorbuterkrankungen war ausge- 
zeichnet. Mit Ausnahme von ganz vereinzelten typhusähnlichen 
Erkrankungen blieb das Regiment von ansteckenden Krankheiten 


Nährschaden aufzufassen ist. 


Lebensbeding 


jeder Art vollkommen verschont. Der. zehntägige Krankenstand 


war kaum höher als der unserer übrigen an Lebensalter wesentlich -. 
jüngeren Truppenteile und hielt. sich um 2,5 °/, der Iststärke ein-. 
‘ schließlich der ihren Dienst versehenden Leichtkranken. Die an 


Lebensalter jüngeren. Truppenteile des Korps standen damit 
kaum besser. 


Das Regiment hatte -mehr Kranke dieser Art 


als alle übrigen Truppenteile zusammen. 
vgl. Hirsch, wird für die Kriegsnephritiden ebenso wie für. den 


. Skorbut.der Mangel an Ergänzungssioffen (Vitaminen) in der Nah-- 
‚rung als ursächliches oder begünstigendes Moment angesprochen. 


Während in den zehntägigen Krankheitsberichten die Zugänge an 
Nierenentzündungen bei allen -übrigen Korpstruppen unter. 0,1°/, 
der Iststärke blieben, erreichten die Höchstzahlen (im März) beim 


~  Landsturmregiment fast 2°/, der Regimentsstärke; seit Januar 1917 

. hielt sich die Kurve stets über 0,9°/,. 

Landsturmregiments waren Erkältungen und sonstigen allgemeinen 
' Körperschädigungen — wie wir später näher selien werden — nicht 
' mehr ausgesetzt, als alle anderen Truppenteile; ein nachweisbarer 
' Grund für die gehäuften 'Nierenentzündungen, die teilweise fast 


Die Mannschaften des 


epidemieartigen Charakter trugen, ließ sich nicht erbringen. Ob 
für sie ähnliche Ursachen wie für den Skorbut in Frage kommen, 


` sei dahingestellt. Es ist immerhin auffallend, daß etwa 90 °/, der 
Nierenentzündungen des Korps beim. 


Landsturmregiment auftraten. - 


Die- allgemeinen :Lebensbedingungen der 


Mannschaften des Landsturmregiments wie auch der. übrigen. 


Truppen waren nicht ungünstig, wenn auch gänzlich anders, als sie 
es früher gewohnt waren. Sie lagen etwa 7 bis 8 Monate in Stellung 


"und zwar in einer Höhenlage um 1500 bis 1700 m. Klimatisch 


herrschten eigenartige und: interessante Verhältnisse. Nebel und 


Kälte wechselte mit warmer Höhensonne während des Winters 


_ und des Frühlings. Innerhalb von 24 Stunden waren in der Sonne 
tägliche | 


Schwankungen von 20 bis 25° C gehörten wochenlang zur Regel. 


Temperaturunterschiede von 40°C nicht selten, 
Während der ersten Monate des Stellungsbaues — August bis 
Oktober 1916 — waren die Unterkünfte aller Truppen schlecht; 
das Gelände war Urwald, von ‘Menschen nicht bewohnt und kaum 


betreten. 


selbstgebauten Blockhäusern. Rastlose Arbeit machte diese mehr 
und mehr zu hygienisch durchaus einwandfreien und behaglichen 
Unterkünften, Monatelang vor dem Auftreten der.ersten Skorbut- 
erkrankungen -lag die Truppe in diesen guten Häusern, die neben 
ausreichender Wärme reichlich Luft und Licht bekamen. Jeder 
Mann hatte zur Nacht: Mantel, Zeltbahn und mindestens zwei 
wollene Decken. Im ganzen allerdings war beim Landsturmregiment 
das II. Bataillon etwas ungünstiger gestellt als das I. und III. Bataillon. 
Es lag teilweise auf einem Hochmoor, teils.auf einer nicht bewaldeten, 


den kalten Winden stets zugänglichen Bergkuppe (1800 m). Die. 


nterstände waren demgemäß kleiner angelegt. Während nun 
dieses Bataillon am meisten Zugänge an Skorbut zählte (17), hatten 


Ä andere Jüngere -Truppenteile noch wesentlich schwierigere Wohn- 
‚bedingungen und blieben frei von Skorbut; auch die 8. Kompanie, 


die auf dem schlechtesten Posten des II. Bataillon lag; hatte weniger 
Erkrankungen als die günstiger liegende 6. Kompanie. Das I. und 


I. Bataillon baute seine Stellungen im oder in nächster Nähe des. 
‚Kiefernwaldes, ‘Wenn auch im Jahre 1917 das Landsturmregiment 


kon größeren Kampfhandlungen zu leisten hatte, so waren doch die 
örperlichen Leistungen jedes Einzelnen sehr bedeutend.. Der 


e 5 SE HR > ce Zr... O n Zeh a, aA 
Rat R er y t Ta + r> r o r a AA u x. ’ ` Ey de D . 
AR. r ri en ne N = A s -_ £ vo Ps 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 81. 


| ausgezeichnet. . 


Es darf indessen nicht unerwähnt bleiben, daß die 
Zugänge beim Landsturmregiment an Nierenentzündungen wesent- ` 


.lich höher waren. 
Von einigen Autoren, 


ut aE Als aber vom November beginnend, die Stellungen 
- fertig ausgebaut waren, -lagen die Mannschaften bald in warmen 


ellungsbau im steilen Gelände, oftmals in Fels und hartem Stein, 


der Bau der-Unterkünfte, das Freihalten der viele Stunden weiten 
Anmarschwege und Gräben von Schnee, das Herantragen yon Nutz- 
und Brennholz; all diese körperliche Arbeit in den Höhen. von 
über 1500 m erforderte die volle Kraft der Mannschaften. Im 


ganzen hatte es das neben einer weniger gegen die Unbilden der 


Witterung geschützte II. Bataillon darin ungünstiger ‘als das I. und 


II. Bataillon. Jüngere Truppenteile indessen hatten wesentlich mehr `. 
"| als das Landsturmregiment zu leisten und blieben frei vom Skorbut, | 
‘Von den Erkrankten des Landsturmregiments war einer unter . 

| 30; drei ‚unter, die übrigen über 40 Jahre alt. 00 

~ > Daß von dem Organismus der Mannschaften, die. also -nur 
selten unter 40 Jahre alt. waren, danach viel Mehrarbeit als zu . 

' Friedenszeiten verlangt wurde, steht außer Frage und zwar um so | 
mehr, als -es sich größtenteils um: Kinder der norddeutschen Tief- — 7: 
ebene . handelte, die auch an vorübergehenden Aufenthalt im.- Br 
Seelisch und körperlich im _ 
trugen indessen alle ihr so verändertes- Dasein ` . 


Gebirge nicht gewöhnt waren. 
Ernährungszustand' 


Ihrem subjektiven Eindruck nach hatten sich alle Kranken 


früher als kräftige und gesunde Leute gefühlt; weshalb die jüngeren 


Erkrankten nicht im Frieden Soldat geworden. waren, ließ sich nicht 


feststellen. Immerhin hatte doch die damalige ärztliche Untersuchung ° 


wahrscheinlich „körperliche Mängel“ gefunden. Beruflich gehörten 
' die Kranken zu den verschiedendsten Klassen: Landwirte, Fabrik- 
į arbeiter, Handwerker aller Art, Kaufleute usw. Sie stammten teils 


‚aus Städten, teils vom Lande. 


eine Infektion in gewöhnlichem Sinne. | 


. Das Landsturmregiment hatte, wie fast alle unsere Truppen, 
‚ausgezeichnetes .Trinkwasser aus Schichtquellen; einzelne - 
. Kommandos, ` unter denen Skorbuterkrankungen vorkamen, holten 
ihr Trinkwasser aus: hervorragenden Eisensäuerlingquellen. — Der 
Wasserträger der. Schichtquellen war zumeist Grauwacke, das’. 
Nährgebiet lag in früher unbegangenen und auch im’ Kriege nie 
betretenen Gelände. Nach geologischer Lage und häufiger - wieder- 
holten bakteriologischen und chemischen Untersuchungen war das _ 
: Wasser einwandfrei und wurde daher. ungekocht getrunken, sobald 
‚die Quellen ordnungsgemäß gefaßt und ihre Nährgebiete durch ° 
Einzäunung geschützt wären. Schneeschmelzwasser war weder zu 
Koch- noch zu Trinkzwecken dort benutzt, wo Skorbuterkrankungen. 


vorkamen; wohl aber in einem Regiment, das davon verschont blieb. 


Seit Februar 1917 benutzte das Regiment eine zentralgelegene, ` 


eigene Bade- und Entlausungsanstalt in vorderer Stellung. Die 


Mannschaften wurden durchschnittlich alle 14 Tage gebadet und 


entlaust. Wenn auch vor dieser. Zeit von ‘schwerer Verlausung 
der Truppen nicht die Rede war, so' konnte ich mich durch 
häufiges persönliches Nachfragen: und durch Untersuchen der 
Soldaten überzeugen, daß von Ende März an das Regiment praktisch 
läusefrei war. . Daß bei einzelnen Leuten 'sich auch später noch 


gelegentlich Läuse wieder einmal fanden, steht natürlich außer 
Frage. Von den Skorbutkranken gaben einige intelligente an u 


(unter diesen ein Offizierstellvertreter), seit Monaten völlig frei von 
Ungeziefer gewesen zu. sein. 
erkrankungen und Verlausung, wie ihn Much fand, ließ sich bei 
unsern Fällen nicht feststellen.. N ar | SU 

“ Die Verpflegung der Truppen. des Korps erfolgte nach drei 
Sätzen: Die fechtende Linie und die über 1000 m liegenden 
Staffeln bekamen größere Portionen und standen .sich auf etwa 


2600 bis: 2700 Calorien. Unter 1000 m angebaute Staffeln erhielten ` 


etwa 2300 Calorien, Dieser Unterschied war in: erster Linie durch 
eine geringere Brotportion bedingt. Die Etappenstraßen wurden 
nach dem dritten Satz etwas geringer verpflegt; im Gegensatz zu 
den beiden ersteren "hatten sie aber Gelegenheit,- durch Ankauf 


von Gemüse, Milch, Eiern usw. ihre Ernährung zu verbessern. 


Sie' blieben (die gelieferte Calorienzahl blieb hinter dem zweiten 


Satz zurück) frei von Skorbutt. . 


Qualitativ bekamen sämtliche Truppen die gleichen Zutaten 


geliefert. Da der Skorbut nach der herrschenden Auffassung als 


 Ernährungskrankheit angesprochen wird, die durch den Ausfall 


von lebenswichtigen Stoffen (Ergänzungsstoffe, Vitamine) bedingt 
ist, gebe ich im folgenden eine -eingehendere Schilderung der 


hS 


pe 


| Der Organismus der Einzelnen. 
war demgemäß körperliche. Anstrengungen und. Entbehrungen - 
mehr oder minder gewöhnt. ie o. PIE SR 
` Die Mannschaften lagen in Stellung oder in Reserve meist . 
bis zu. 16 Mann'in einem Blockhause. Die Skorbuterkrankungen - 
erfolgten niemals bei Bewohnern desselben Unterstandes und zwar  - 
weder. gleichzeitig noch zeitlich getrennt. . Diese Tatsache, sowie der - 
ganze Verlauf der Krankmeldungen sprechen entschieden gegen. 


Ein Zusammenhang .von Skorbut- _ 


. 

it =. 

` d ee re ge 

i = vn 

2.3 Arien 
ER,“ 


is i 
i -n a ~ 
te 


æ t 
wa 
nen 


a £ z 
wg k 


ae aa EE 
Aa nae E a ae un 
Se e 


; TEN ee 

Re: 4 = i AR: 

SPIE E u ne 
rennt. RT Tee 


- TEEN 

. rt a ; 
AR BR SER po E 
mir VYN INGEE rY, e game- 
se.i- - z = S 


S a 


ta a i á v. Z. 
RE nice: 
en... rm ogi 
I E uT 2 N 


np 
>, La 


Be u 


een 


a 
ren Tan 
Be 
< ~ 


Gaa ee an aa 
+ . - 


a ORTE 
re o 


Os - =le eea F 


E en EO E E RE a 

Se ro saugen BSR, u > 

ea IDEE Es zer K EGITATEA rapar, ~ pia ras a” Da 
Se SE aae Beta Bft a au Wem na en En En ee 


una RER 


= 
“Air 


766 


empfangenen Verpflegung. Außer geringen Mengen Fett düriten 
die fechtenden Truppen kaum mehr bekommen haben. Die 
Stellungen lagen im Gebirge etwa 70 km von Landstrichen ent- 
fernt, in denen freihändige Beschaffung nennenswerter Mengen 
Gemüse oder dergleichen möglich gewesen wäre. Der Ankauf 
irgendwelcher Zulagen waren damit praktisch ausgeschlossen. 


Tabelle 1 gibt die in der Zeit vom 17. Juni bis 23. Juni 
gereichten Nahrungsmittel nebst Calorienberechnung; ich wähle 
absichtlich ein konkretes Beispiel, das dem Durchschnitt ent- 
spricht. Für möglichsten Wechsel in der Reihenfolge wurde Sorge 
getragen. | ; 

Tabelle 2 zeigt, wie oft in den Monaten April bis Juni 
in dem zumeist befallenen Bataillon die gleichen Speisen ausge- 
geben wurden, wobei allerdings Änderungen in der Art der Zu- 
bereitung nicht berücksichtigt wurden. Kartoffeln, frisches grünes 
Gemüse, Milch, Sauerkraut, kurz die meisten Antiskorbutica ent- 
haltenden Nahrungsmittel konnten wegen der unregelmäßigen 
Lufttemperaturen (Wechsel von Frost und Wärme) und der über- 
aus schwierigen Wegeverhältnisse nicht oder nur selten nachge- 
schoben werden. Die Speisen wurden kompanieweise in offenen 
Kesseln ohne Druck gekocht. In den kochenden Speisen wurden 
Temperaturen von durchschnittlich 95° C gemessen (Erbsen-, 
Böhnensuppe). 

Tabelle 1. 
Verpflegung eines Mannes in einer Woche (17. bis 23. Juni 1917). 


Kohle- 


Eiweiß- Fett- Calorien 

| gehalt gehalt | hydratgehalt vom j 
A an ap p © Zg 
r ın z 5 S| > = E = Se 
Lebensmittel | Sul om! S| E Ber a 5 E58 
ı 8 3 |\.E 3| è t-i © | B > gg 
| EIS el S | 8 ZNS = =[6) 

5| 2 2 z za 2 | 8 = |2 

| «|? <| Z ET G 
| | B oja | g |°/o g | °/o | £ 
| | | | | 

Kommisbrot ‚8600 336 58,5 1866| 22,4 — 22,4 29121 92 | 2470 | 634,3 202 oral 
Rindfleisch, | | NT | EE s 
mager . . .11200] 247| 97,5| 240,81 20,4194| 172] — | — | — {8247| 155; — | 97 
Pökelfleisch 3 3001 781 97,51 76,11 4,5194 42| — | — | — 12584) 38; — 986 
Dorrüben | 300) 931720 67 15 — A1,5l71,4183,5 59,6] 22,8| 14| 21 | 258 
Kartoffeln . .| 150| 3 |805| 24] 0,3)—' 0,3| 31,4 99 | 31 82) 3 115 | 126 
Nudeln `| 4501495) 89| 44 | 2,703) 25| 340| 98 | 333 | 141 | 23) 1232 | 1396 
S Tossa | la 9947 76,9] 82) = 28 020 
Zucker =. . 2 || — | — | — [285 — 235 | — | — | 870 | 870 
Schmalzersatz | 180| — — ı — [178196 171 | —- | —) — | — 11539) — | 1539 
Käse, halbfett | 210| 68 | 95 | 646| — — — 51,6] 90 | 46,4] 220 | — | 172 | 392 
Blutwurst . .| 105112,4 97,51 12 ]12,4194 11,7] 26,2) — 26,2] 41 | 1051 97 243 
Schnaps, 40], . 200 Er | — | =E s= S — u | | — — | — == 560 
Marmelade . 120 — '— | — | i—. — 160 | — | 60 — |i- | 2 222 
Graupen . 100| 7,8) 80 | 62] 0,9198:  0,8| 76,5| 99 75,71 21 7 280 308 
Gries 100| 9,4 80| Tal 1 93; 091759199 | 2| æ | 8| 278 | 311 
e . „| 1501122! 80 | 9,8 1.008) 1,8] 114) 99 | 113 | 33 | 16| 418 | 467 
Hafergrütze. .| 1001139) 80 | 11 | 621931 _5,8l67,11 99 | 63,1] 37 | 52| 233 | 322 
vn | a an 8507 e Te en lss16 


18316 Calorien wurden in 7 Tagen gegeben; das heißt täglich 2616,5 Calorien. 


Tabelle 2. 


wurden bei II. Lst....mal die gleichen Zutaten 
verabfolgt: 


In den Monaten .... 


anie | 
| 
| 
| 
ji 
| 
| 
| 


E- 
A| 


g i gi | I, 
„si2|e|s 8Blus 88|8|22 |,|s 8388 
Monat A BB Sia le bag gal gSa |a 52984 
; ASBI E | 3 Bolo o HISIS | ® E 28.28 
E aö |S A ORTS) A SNS | AFTER 
ri | | 
| a | BEN EA | 
noai lolAın | Al 8 | 1 8) | 2) al al dr 18 
"all allen | a0 ale Tl le 
18|8|86 2] 8| 2a| a aj C 1] 2) 5, 1,11 | 18 
Mai : ‘| lee an ea el al 
sl el el — | 21-31 ale) al | 9 | > 
ro als ala ae le 
gije 8 gee 2 
Juni IE Ub% | RB EEG a er Aloe le || B0 
EAA NE AA E A S e 7a 
Era a E E ul —-|2| 41 — L| 4 e E ee] 
| 8 GR Er ED 3| 5L1ılıolı 
S 
In den 91 Tagen be- bizi E] RIE lat | 
kam d. Mann .. mal A za V paa | 
d. gleichen Speisen 15,3| 18,91 8,31 6:9 14 5,110,827] 2,7105) 15,6| 2,4 312) 57.8 


Die Zubereitung geschah von Köchen, meist Metzgern, die 
aus der gleichen Gegend stammten, wie die Mehrzahl der Mann- 
schaften; sie war also dem landesüblichen Geschmack weitgehendst 
angepaßt. Dem trugen auch die aus Mannschaften und einem Offizier 
bestehenden Küchenkommissionen mit ihren Änderungsvorschlägen 
in der Zubereitung Rechnung. Kein Kranker beklagte sich über 
das ihm bei der Kompanie gereichte Essen. Es hatte ihnen stets 
bis zum Auftreten der Hautblutungen gut geschmeckt und ent- 


\ 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIR — Nr. 51. 


5 m Z— 
EY E TSS 


sprach in Zubereitung und Menge im allgemeinen dem, wie sie 
es zu Hause gewöhnt gewesen waren. Der Mangel an Kartoffeln 
und frischem Gemüse wurde indessen allgemein empfunden und 
zwar besonders von den Mannschaften, die vom Lande stammten, 
Objektiv läßt sich indessen sagen, daß die Speisen an Anti- 
skorbutieis sehr arm waren. Abgesehen von den geringen Mengen 
Kartoffeln und Sauerkraut waren diese Ergsänzungsstoffe wohl nur 
in dem frischen Fleisch zur Truppe gekommen. 
Tabelle II zeigt, daß die vier Kompanien des I. Bataillons 
teils mehr, teils weniger frisches Fleisch empfingen. 5 
In Prozentzahlen umgerechnet bekam frisches Fleisch die: 
7. Komp.')an 100°/ der Tage. Bei ihr erkrankten 0,4% 


Das Ne Te Ei A 0,8%/, \ der Iststärke 
GN O8 DO KR = 2,0%, an Skorbut 
8: e „ 55,5°)0.. ar a 8,00% 


Wenn bei der geringen absoluten Zahl (17 Mann) der Kranken 
diese Angaben auch an Beweiskraft verlieren, so ist doch nicht 
uninteressant, daß in der Kompanie jeweils um so mehr Leute an 
Skorbut erkrankten, je häufiger Dauerfleisch an Stelle von frischem 
Fleisch gegeben wurde; d.h. da das frische Fleisch der haupt- 
sächlichste Träger der Antiskorbutica für die Truppe war, je 
weniger Antiskorbutica die Mannschaften bekamen. 

Ich wäre geneigt, diesen Zahlen beweisende Bedeutung bei- 
zumessen, wenn auch in anderen Regimentern ähnliches zu beob- 
achten gewesen wäre. Kamen doch, wie früher erwähnt, nur 
noch in einem Jägerregiment zwei, in einem Artillerieregiment em 
Fall von Skorbut zur Beobachtung, während alle anderen Regi 
menter frei blieben. Dabei, das sei ausdrücklich betont, lebten 
auch Kompanien dieser ebenso häufig von Dauerfleisch, wo äußere 
Gründe, wie z. B. die Schwierigkeit des Nachschubs und der 
kompanieweisen Verteilung dazu zwangen. Es läßt sich. zwischen 
den gesamten Lebensbedingungen des Landsturmregiments und 
denen der übrigen .kein Unterschied finden, und doch fallen fast 
90% der Skorbutfälle des Korps auf das Landsturmregiment. Diese 
Beobachtung im ganzen Korps findet ein Beispiel im klemen bel 
einem Arbeitskonnmando. Es bestand aus einem 39 Jahre alten 
Landsturmmann und 85 Jägern. Diese 36 Mann wohnten zusammen 
seit 23. Dezember 1916 in einer Baracke nahe ihrer Arbeitstätte, 
Der Landsturmmann war der Koch für die übrigen Leute. Set 
15. Januar war das. Kommando läusefrei, lag in guten, fast 
friedensmäßigen Unterkünften und war mit Arbeit nicht überlastet, 
zumal der Landsturmmann war in jeder Beziehung mit semem 
Dienst und seinem Leben zufrieden. Von den 36 Mann erkrankte 
er als einziger (am 3. Mai) an Skorbut. 

Die vorbeugenden Maßnahmen in der Truppe bestanden 
infolge der herrschenden Ansicht über die Ätiologie des Skorbuts 
in der Darreichung von Speisen aus grünen Wildkräutern, die seit 
Mitte Juni auch bei den höher gelegenen Unterkünften meist reich- 
lich wuchsen. Aus den Blättern von wildem Sauerampfer, VOL 
Brennesseln und von Sumpfdotterblumen wurde Spinat gekocht, 
der, wenn auch etwas herbe, so doch recht wohlschmeckend war: 
Aus den Stengeln von Pestwurz (Petarsites), die in großen Mengen 
vorkam, ließ sich eine.Rhabarberspeise bereiten, die gerne gegessen 
wurde. Die Pestwurz wurde auch ebenso wie obige Blätter als 
Zusatz zu Dörrgemüse gekocht. Ob diese Maßnahmen, verg t 
mit dem geplanten gelegentlichen Nachschub frischer Kartoffeln 
und Gemüse genügt hätten, den Skorbut verschwinden zu lassen, 
konnte nicht festgestellt werden. 

Ende Juli trat das Korps den Vormarsch in die Ebene aA 
Hier bot sich reichlich Gelegenheit zur Verpflegung mit Obst un 
frischen Gemüsen; aber- auch alle anderen Lebensbedingunget 
a sich vollkommen. Reichere Getechtstätigkeit, vermehrte 
körperliche Anstrengungen, schlechtere Quartiere, ungünstige lon 
wasserverhältnisse, zunehmende Verlausung, kurz wesentlic 
weniger günstige äußere hygienische Lebensbedingungen setzten — 
abgesehen von der Verpflegung — ein. Skorbutfälle kamen In- 
dessen nicht mehr zur Meldung. 


Zusammenfassend läßt sich aus unseren Beobachtungen 
folgendes sagen: 

In unserem Korps erkrankten 31 Mann in den Monaten 
März bis August 1917 an Skorbut. 090,3 %/, der Fälle kamen 1 
einem Regiment vor, das ein wesentlich höheres durehschnittliches 
Lebensalter hatte, als die übrigen 'Truppenteile. In diesem Re- 


giment stammten 60,7 %/, der Kranken aus einem Bataillon. Die 


1) Zu durchschnittlich 250 Mann gerechnet. 


Digitized by Google 


- on m 
. 


Pr Fi BA} v. 
rve 


à u a 


rn 
rn Te mer. o- a 
, T S P 
” t 
. . x 


. e 


: get A a s x 
Be e rn. nt S . Su z i 
— mat, u a Be a ae AL si ` ’ ; E u we 
s w oTr > -> " 
. > - ` 


3. August, 


befallen. 200 een en ur 
Die Erkrankungen traten zu einer Jahreszeit auf, wo. der 


‘Körper im Frieden reichlich Ergänzungsstoffe aus ‚grünen Ge- 
müsen aufzunehmen gewöhnt ist. Ob diese Beobachtung durch 


. ein jahreszeitliches Einstellen des Körpers auf gewisse Lebens- 


bedingungen bedingt ist, oder ob die Mannschaften an und für 
sich körperlich weniger. 'widerstandsfähig geworden waren, sei 
dahin gestellt. _ RE ae: mo A 

‘In dem zumeist .betroffenen II. Bataillon waren in den 
 Kompanien. die Erkrankungszahlen um so größer, je weniger Er- 
gänzungsstoffe aufgenommen wurden; solche waren. nach Art der 
Ernährung praktisch nur im frischen Fleisch gegeben. Nach Ein- 
- setzen einer Verpflegung mit grünen Gemüsen. hörte der. Skorbut 
- trotz Verschlechterung der . sonstigen Lebensbedingungen auf. 
. Im ganzen kann man sich des Eindrucks bei unseren Fällen 

nicht erwehren, daß neben der Verpflegung noch unbekannte Be- 


‚dingungen zum Zustandekommen des Skorbuts gehören, da die Zahl 


der Kranken im Vergleich zu der, welche bei gleicher Schädigung 
-~ gesund blieb, sehr klein ist (0,06°/, in sechs Monaten!). Infektionen 
~ oder Toxikosen (Brauer) scheinen keine .Rolle zu spielen. ` 


+ ' 


‚Literatur: 1. M. m. W. 1917, Feldärztl. Beilage. — 2. M. m: W. 1917, . 


S. 983, Ärztl. Verein Hamburg, 8. Juli 1917. 


1 


Aus der il. medizinischen Abteilung des Kriegsspitales 1 in Wien 
(Vorstand: Primarius Doz. Dr. Wilhelm Neumann). 

nn =. Bemerkungen | 

' zur‘ Pathologie der. „Hungerosteopathie“. 

Bo Ps 5 | Von l - 

: = Dre. Arnold Kirch, Assistenten der Abteilung. 


~ __ Zahlreiche Autoren haben in den letzten Wochen auf das 
: gehäufte Vorkommen von Osteomalacie beziehungsweise osteomalaeie- 


ähnlichen Zuständen hingewiesen. Wenn ich nun gleichfalls. meine . 


diesbezüglichen Erfahrungen mitteile, so ist vor. allem der Hinweis 
nötig, daß unser Krankenmaterial insofern anders geartet ist, als 
unsere Abteilung bisher nur Männerbelag hatte, unsere Beobachtungen 
mithin nur männliche Patienten hetreffen. * Seit Februar 1919, in 
£ obigem‘ Spital: tätig, hatte ich Gelegenheit, 31 Kranke, -.die sicher 
~ dem in Frage stehenden Krankheitsbilde zuzurechnen waren, zu 
sehen. Was die Intensität der Knochenveränderungen anlangt, so 
‚war diese sehr verschieden; während mitunter nur Druckempfind- 


lichkeit der. Rippen, eventuell auch des Beckens bestand, der 


watschelnde Gang auffiel oder überhaupt nur Schmerzempfindungen 
beim Gehen auftraten, Adductorenspasmus nachweisbar war, zeigten 


leisem Knirschen nachgab, frakturiert war. ‚Während nun in ein- 
zelnen Fällen hochgradige Schmerzhaftigkeit der befallenen Knochen 


‚Sich zeigte,. sodaß die Betreffenden unbeweglich im Bette lagen, 


oberflächlich 'atmeten, wiesen andere Patienten. mit hochgradig 
weichen Knochen nicht die mindeste spontane‘ oder Druckschmerz- 
haftigkeit auf, oline daß bei den Letztgenannten eine bestimmte 
Ursache (Tabes usw.) dafür verantwortlich gemacht werden konnte. 
Besonders schmerzhaft wurde manchmal der Druck gegen eine 
Stelle im sec | 
außerhalb der Mamillarlinie empfunden oder auch der Druck gegen 
den Rippenbogen, wenn man die Daumen an den Arcus costarum 
anlegte und nun ‘(beim liegenden Patienten) in ‚der Horizontalen 
vn Daumen cranialwärts preßte. Verkrümmungen der Wirbelsäule, 
p erbiegungen des Beckens saben wir nicht, ebenso fand sich das 
Kopfskelett frei von Veränderungen; gelegentlich wurden radiologisch 
ieie Atrophien im Bereich der Fußknochen nachgewiesen, wo- 
el es jedoch sehr fraglich ist, ob diese irgendwie hierherzu- 
rechnen sind. . Wichtig schien es uns zu sein, wie sich ' diese 
sen Knochen röntgenologisch präsentieren; da erlebten wir nun 
Ss Enttäuschung, daß Leute mit kolossal weichen Knochen, die 
j = wie decaleiniert anfühlten (in zwei zur Autopsie gelangten 
“älen waren auch die Beckenknochen leicht zu schneiden), ein 
Normales Röntgenbild aufwiesen, dagegen zwei andere Patienten 
En Druckschmerzhaftigkeit der Rippen ohne Weichheit derselben, 
ntengang eine allgemeine.Osteoporose erkennen ließen (Befund: 
Dr. Mittler). 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK. — Nr. 81. 


gesamten Lebensbedingungen der Truppen des Korps einschließlich - 
Verpflegung waren dabei ziemlich gleich. Es wurden ältere (über 
:,40 Jahre alte) Leute gegenüber jüngeren "Jahrgängen bevorzugt 


| zu. 


andere Kranke .eine geradezu unheimliche Malacie. der Rippen; aut 
leichten Druck konnte man fühlen, wie der Rippenknochen unter 


hsten oder siebenten Intercostalraum links, etwas, 


EPU Gur Ni 
r 


ET, 


—_ ——— nn, 
es mn mn nn 
nn - e e - 


daß die meisten jenseits der 50 waren, die schwersten Veränderungen 
wiesen Männer -um die 70 auf, bei diesen war das Skelett .im 
ganzen ‚grazil,. worauf Nägeli bei seinen. Fällen von“ echter. 
Östeomalacie hinweist, Ziemliche diagnostische Schwierigkeiten 


verursachte anfangs. ein Patient, der bei Berührung von Brust- E 
Oberbauchgegend .mit tonischer Starre der Thorax- und Bauch- . . 


muskulatur reagierte; diese an Tetanus gemahnenden Krämpfe 
traten auch beim. Husten, Sprechen auf, weiter zeigte. sich die 
Haut über dem Brustkorb ödematös, schließlich entpuppte sich. der 


merkwürdige Zustand als- Osteopathie, wobei die Spasmen der ." 


nn als Analogon des Adductorenspasmus aufzu- 
fassen sind.‘ Wiederholt (Schiff, Wassermann) wurde auf 
das Vorkommen. leichter Ödeme. bei dieser Osteopathie hinge- . 
wiesen; wir konnten eine Kombination von Hungerosteopathie mit 
schwerem ‚Morbus oedematosus (starkes Anasarka, Höhlenhydrops) 
bei einem 17 jährigen Burschen beobachten, der alte: rachitische 


Veränderungen außerdem darbot. Auf die.verschiedenen Symptome, -` 
die. in der letzten Zeit oft genug beschrieben wurden, wie Ad- . 
ductorenspasmus usw., gehe, ich nicht ein,. wende mich vielmehr 
‚der Deutung. des ganzen Symptomenkomplexes zu. Ein Faktor 


in der Frage der Ätiologie und Genese dieser ‚Erkrankung ist all- 


‚gemein anerkannt: die ungenügende Ernährung, wobei manche 


(Pick) mehr die Kalkarmut verantwortlich machen, andere 
(z. B. Latzka, .Porges) den Phosphormangel beschuldigen. 


'Zweifellos ist, wenigstens soweit bisher bekannt, daß dieses Krank- 


heitsbild nur in den Kreisen der 'ärmeren Bevölkerung auftritt. - 
Weiter aber suchte man die endokrinen Drüsen als Regulatoren 


‘des ‚Knochenauf- und abbaues in den Kreis der Betrachtung: zu‘ 


ziehen, hat doch Nägeli für die echte Osteomalacie eine Theorie 
der pluriglandulären Genese entwickelt und so ‚ist auch jetzt von 
verschiedener Seite eine (sekundäre) pluriglanduläre Insuffizienz . 


| als .auslösende Ursache hingestellt worden.: Demgegenüber weist 
HB. Schlesinger, gestützt auf seine neurologischen Befunde, 


besonders den. : Epithelkörperchen. eine dominierende: Rolle . 
Beziehungen. zwischen. den Epithelkörperchen und dem 

Kalkstoffwechsel sind wohl zweifellos, als ihr anatomischer Aus- . 
druck finden sich häufig Veränderungen der. Epithelkörperchen 
bei Osteomalacie, aber auch, wie.Nägeli betont, bei den anderen 
caleipriven Osteopathien. "Zweimal konnten wir das Auftreten von 
Tetanie bei‘ bestehender Osteopathie wahrnehmen; beidemal be- _ 
traf es Männer Ende 60 mit disseminierter Tuberkulose der Ober- 


lappen, Atherosklerose (Sektion), unter-unseren. Augen entwickelte 


sich das Bild typischer Tetanie. Das häufige Vorkommen von 

Strumen, wie es H, Schlesinger erwähnt, traf bei unseren 
Fällen nicht. zu, wir sahen nur ein einziges Mal eine Osteopathie 
kombiniert mit Struma. Für die Genese der in Rede stehenden ` 
Erkrankung scheint uns ein Umstand, auf den bisher wenig. Wert 
gelegt wurde, von Bedeutung zu sein. Ich möchte nämlich auf 
die. Auffassung Nägelis über die Rolle des Knochenmarkes bei 
Osteomalacie hinweisen. - Seiner Meinung .nach ist die Markhyper- _ 
plasie das. Primäre, die Knochenatrophie sekundär. Unzweifelhaft 
bestehen derzeit wenigstens in gewissen Bevölkerungsschichten 
Symptome,: die auf eine veränderte Knochenmarksfunktion hin- 
weisen; Hülse hat bereits 1917 hervorgehoben, : daß bei der 
Ödemkrankheit das Blutbild eine Veränderung erfährt in. dem 


. Sinne einer Leukopenie mit relativer Monoeytose, erinnert sei an 


die Bemerkungen Wassermanns,’ besonders aber noch an 
die Ausführungen Pollitzers jüngst, denen wir uns- voll an- 


‚schließen. Es besteht ein Torpor!) des Knochenmarkes, unter 
. Umständen wohl auch eine Insuffizienz desselben (Myelargie). Weiter- 


hin erscheint es naheliegend — in Analogie zu. vielfachen Vor- p 


‚kommnissen der Pathologie —, daß das funktionell minderwertige 


Knochenmark gewissermaßen kompensatorisch-hyperplastisch wird; 
inwieweit der ganze Vorgang hormonal beeinflußt wird, ist noch’ 
ganz dunkel im Gegensatz zu vielen Fällen der echten Osteo- 
malacie. Über. auffällige Blutbefunde bei der jetzigen Hunger- 
osteopathie habe ich nichts gelesen. Bekanntlich hat Neußer 
zuerst das Vorkommen von Eosinophilie und Myelocyten bei Osteo- 
malatie beschrieben und daraufhin zwei Typen unterscheiden 
wollen ; 'in der Folge hat Nägeli diese Befunde bestätigt. Unsere 
daraufhin gerichteten Untersuchungen ergaben nur einmal eine - 
Eosinophilie: 8°/, bei einer Gesamtzahl der Leukocyten von 5800, 


die bei dem Fehlen anderer unsächlicher Momente auf die Osteo. 
pathie bezogen werden konnte. Für sehr währscheinlich halte. ich - 


~ 9) Unter diesem Gesichtspunkt bedarf auch die Hämatologie der 
Grippe einer gewissen Korrektur. Ist die perniziöse Anämie häufiger 


Betreffs des Alters der Patienten wäre zu sagen, | geworden? 


eva ni. Pa ee 
u ww $ Me ane mar og arte ne: 
Cia D ee ` x 


A Yes ' vo. 7 E 
A Wa i N ‘ \ u Fe NEE a -t 
ki a ` Y s G a 2 um 
Be A . k, 
Marne Er $ K Jo E E 
ke ei ‘ S = ` i 
Tina aa a S LETE RR T Sp ee S X R 
TE, rd Tan, 


ATI E Bart. 
"IT Er Sr a - ur 


a a a 

NIIT I eT av < 
EEE en s 
u a a 


E OIE e Rare 
A 


ri rn: 
—— et In 
> n "eey 


ne 


` u 
ee 
url. l 2I aeg SALE ne D oT £ .., in == 
SE VENEN Ba EL EEE Re in ae Fa De aa a a TAA O $ ' 
E i, ar a Fr, ie ne Me E r ee a a e y 2 -= . a ee aT 
- < E Fe m EN ur au aM ne an 


ee ` P ` š 
- . by m S 4 4 
. j z . 2 PpS 
u ATni Er Erz Fa 
TIEFEN ET ITn mm 
- $ 2 ven: wa a 


` 


es, daß soundso oft die primäre Veränderung im Knochen selbst 
beginnt, handelt es sich doch häufig um sehr alte Menschen”oder 
etwas antizipiertes Senium, wo eine Osteoporose etwas „Physio- 
logisches“ wird. Freilich scheint, was H. Schlesinger mit 
Recht hervorhebt, der Unterschied zwischen Osteomalacie und 
Osteoporose kein scharfer zu sein, vielmehr ein“fließender Über- 
gang zu bestehen; um so gewagter dünkt es mir, aus Röntgen- 
befunden, wenn nicht gleichzeitig eindeutige klinische Symptome 
bestehen, Osteomalacie von Osteoporose zu differenzieren. Streife 
ich zum Schluß noch kurz die Frage der Therapie, so muß ich. 
zunächst hervorheben, daß mitunter;jdie „bessere“ Spitalskost 
allein sich als wirksam erweist, Phosphor, Eisen, Arsen, Kalk- 
medikation haben nach unseren bisherigen Erfahrungen einen ein- 
deutigen Effekt nicht erkennen lassen. Die Wirkung der Adrenalin- 
. Injektionen (racemische Form) zeigte sich gelegentlich in etwas 
Besserung der Knochenschmerzen, aber auch wenige Dezimilligramm 
riefen bei den alten Leuten öfter unangenehme Sensationen hervor. 
Unsere Auffassung wäre somit die folgende: Wir müssen von: 

der Tatsache ausgehen, daß infolge der quantitativ und vielleicht 
auch qualitiv verschlechterten (chronischen) Ernährung eine andere 
Einstellung beziehungsweise Umstellung!) des Organismus erfolgt 
ist. Es kann sich dies unter anderem am Knochenmark oder dem 
Knochen selbst dokumentieren. Ist die hormonale Korrelation?) 
intakt, so genügt entsprechende Nahrung, wie auch Porges 
hervorhebt, zum Ausgleich der Schädigung. Tritt eine Störung 
des regulatorischen Apparates (endokrine Drüsen) hinzu, so wird 
je nach der Zahl und Funktion der innersekretorischen Drüsen 
einmal mehr ein osteomalacieähnliches Bild entstehen: Hyperplasie 
.des Knochenmarkes, sekundär Druckatrophie des Knochens, ein 
anderes Mal direkte Störung des Knochenaufbaues, eine Osteo- 
porose oder auch Kombinationsformen, eventuell eine Rhachitis 
tarda bei jugendlichen Individuen. Demgemäß halte ich es für 
wichtig, je nach dem Falle (weisen die Knochenschmerzen mehr 


auf ein osteomalacieähnliches Bild hin?), die Therapie zu wählen, 


außer Phosphor auch Arsen, Eisen usf. anzuwenden. Dem- 
gegenüber stellt die echte Osteomalacie eine primäre Störung des 
hormonalen - Apparates im Sinne einer pluriglandulären Insuffizienz 
nach Nägeli vor. Ein hierhergehöriges Krankheitsbild sahen 
wir jetzt nicht. 

Literatur: Nägeli, M.m. W. 1917 Nr. 47, 1918, Nr, 21, 22, 23. — 
Hülse, M.m. W. 1917, Nr. 28. — Edelmann, W. kl W. 1919, Nr. 4. — 
H. Schlesinger, W. kl. W. 1919, Nr.10 und 13. — Wassermann, 
W. kl. W. 1919, Nr. 14. — Ges. d. Arzte in Wien (Sitz. 28. II. 19) in W. kl. W. 
1919, Nr. 11, (Sitz, 7. III. 19) in W. kl. W. 1919, Nr. 12. — Ges. f. innere Med. 
(Sitz. 20. Il. 19) in W.m. W., 1919, Nr. 16, (Sitz. 6. III. 19) in M. Kl. 1919, Nr. 15. 


Aus der Chirurgischen Universitätsklinik zu Halle a. S. 
(Direktor: Prof. Dr. Schmieden), 


Über Hernia obturatoria. 


Von 
Dr. Fr. Kaiser, Assistenten der Klinik. 


Die große Zahl von Hernien, die im eingeklemmten und 
nichteingeklemmten Zustande in die Behandlung des Chirurgen 
gelangen, geben zwar nach Art, Größe, Inhalt usw. fast jedesmal 
ein anderes Bild, beanspruchen aber doch nicht besonders unser 
Interesse. Nur wenige heben sich aus dieser Zahl durch besondere 
Eigentümlichkeiten heraus; zu diesen gehören bestimmte seltene 
Formen von Hernien: innere Brüche, uncystierte, lumbale, dia- 
phragmatische und obturatorische Hernien. Von den letzteren soll 
hier die Rede sein. Während des Krieges haben alle jenen Brüche 
an Zahl bedeutend zugenommen, die einen Schwund von Fett in 
den von ihnen passierten Bauchwandlücken zur Voraussetzung 
haben, also vor allem die Schenkelbrüche und von den seltenen 
Hernien die obturatorischen. Wie die Schenkelhernie, so bevorzugt 
auch die Hernia obturatoria ganz ausgesprochen das weibliche Ge- 
schlecht. Bei Literaturzusammenstellungen fand Thiele unter 


1) Erwähnt sei diesbezüglich (von Hypaeidität usw. abgesehen), 
daß wir selten bei hochfiebernden kavernösen Tuberkulosen vermehrtes 
Harnindican nachweisen konnten. Als Beweis für die „Dispositions- 
änderung“ diene ein Fall von Ca. ventrieuli mit frischer ausgedehnter 

berkulose. 
N chtiger gesagt, handelt es sich nur um eine durch Nahrungs- 
mangel hervorgerufene Unterbrechung der hormonalen Korrelation, 
ohne daß die in Betracht kommenden endokrinen Drüsen schwerer ge- 
schädigt sind (jüngere Individuen). 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. 


Ta URE 


==;r n 
s y $ BR er mn = P - z 
- ` s aí h -r 
voi A j NF. pe £ 
= N . . — d 
a. i 


si Pa 


26 Fällen nur 2, Berger unter 136 Fällen nur 18 Männer. In 


der klinischen Literatur herrscht hierüber Einmütigkeit, und die 
Äußerung Cornings in seinem Lehrbuch der topographischen 
Anatomie, daß die Hernia obturatoria das männliche Geschlecht 
bevorzuge, entspricht nicht den Tatsachen. 

Die Hernia obturatoria ist, ebenso wie der Schenkelbruch, 
eine ausgesprochen erworbene Bruchform. In der Membrana ob- 
turatoria ist oben innen für den Durchschnitt der Vasa obturatoria 
und des Nervus obturatorius eine scharf begrenzte Lücke ‘und an 
dieser Stelle am Schambein eine rinnenförmige Vertiefung, der 
Suleus.obturatorius, ausgespart. Der Canalis obturatorius, der neben 
dem Gefäßnervenbündel mit Fettgewebe ausgefüllt ist, entsteht 
durch die Begrenzung hinten vom Musculus obturator j internus, 
vorn vom Musculus obturator externus und hat nach Graser 
und nach Wullstein einen Durchmesser von 1 cm, und nach 
Graser eine Länge von 1!/, cm, nach Wullstein 2 cm, nach 
Waldeyer von 21/2 bis 3cm. Der Kanal zieht von hinten oben 
außen nach vorn unten innen und hat bei Frauen infolge der 
stärkeren Beckenneigung eine mehr vertikale Verlaufsrichtung; 
vielleicht auch ein Grund für die größere Häufigkeit dieser Bruch- 
form bei der Frau. Nach hinten, das heißt nach der Bauchhöhle zu, 
ist der Kanal überzogen von der Fascia transversalis und dem 
Peritoneum, die hier, besonders bei mageren Individuen, oft eine 
seichte Grube, die Fossa obturatoria, bilden. Nach vorn ist der 
Kanal überdeckt vom Musculus pectineus, der am horizontalen 
Schambeinast entspringt, schräg von oben medial nach unten 
lateral verläuft und unterhalb des Trochanter minor am Oberschenkel 
ansetzt; ferner vom Fettbindegewebe des Trigonum subinguinale 
und der Haut. Im Kanal liegen Nerv und Gefäße an dessen 
äußerer Wand derart, daß der Nervus obturatorius am weitesten 
außen oben, die Vene innen unten und dazwischen die Arterie liegt. 

Bei der Ausbildung einer obturatorischen Hernie tritt der 
aus Fascia propria (= transversalis) und Bauchfell gebildete Bruch- 
sack medial vom Nervus und den Vasa obturatoria in den Kanal. 
Sobald er diesen vorn verläßt, wird aus dem inkompletten ein. 
kompletter Bruch. Der Austritt erfolgt aus der vorderen Öffnung 
des Kanals, das heißt zwischen oberem Rande des Musculus obtura- 
tor externus und horizontalem Schambeinast. Überlagert wird 
der Bruchsack vom Musculus peetineus, und er liegt in dem Drei- 
eck, das gebildet wird innen vom Musculus adductor longus, 
außen von den Vasa femoralia, oben vom horizontalen Schambein- 
ast; er hat also ungefähr die Lage der Schenkelhernie, ist aber 
tiefer unter den Weichteilen versteckt. Bei weiterer Vergrößerung 
kann der obturatorische Bruch zwischen Musculus pectineus und 
adductor longus hervortreten oder die Fasern des Musculus pec- 
tineus auseinanderdrängen und an der Stelle der Schenkelhernie 
erscheinen. : ; 

Sehr oft bestehen neben der Hernia obturatoria, die nicht 
selten auch doppelseitig ist (Gladstone, Anderson), noch 
Schenkel-, Leisten- oder Nabelbruch (Zinn er). Verhängnisvoll 
wird die Kombination, wenn diese Hernien für die Ursache eines 
vorhandenen Ileus gehalten werden. 

Wiederholt reponierte oder operierte man solche Brüche und fand 
erst bei der Sektion die eingeklemmte Hernia, obturatoria (A uer- 
bach, Martini, Nußbaum, Pazi, Schmidt, Thilenius, 
Wilke). Anderson sah bei einem Falle gleichzeitig eingeklemmte 
Hernia obturatoria und Hernia femoralis. He 

Den Bruchinhalt bildet in 91% der Fälle (Sieck) 
Darm, meist Dünndarm in Form des Darmwandbruches (Zinnen, 


v. Meer, Bernhard, Zorn und Andere). 


| Aber auch alle möglichen anderen Unterleibsorgane wurden ge- 
funden, und zwar die Tube (Türschmidt, Gladstone), Ovanum 
(Lickley), Tube und Ovarium’ (Schopf), divertikelartiger Harn- 
blasenzipfel(Gladstone), Uterus(Brummer), Ovarialeyste (Kör t 8), 
Meckelsches Divertikel (Zorn), ferner Netz, Wurmfortsatz, Appendices 
epiploicae. 
Die Diagnose der Hernia obturatoria wird nur selten ante 
operationem, wohl niemals im nicht eingeklemmten Zustande, 
gestellt und dann ist es meistens nur eine Wahrscheinlichkeils- 
diagnose (Eckstein, Meyer, Dubs). Daran ist nicht Bie 
die versteckte Lage des Bruchsackes schuld, sondern auch ~ 
Seltenheit dieser Buchform, sodaß an sie meistens nicht geane 3 
wird. Viele beschäftigte Chirurgen bekommen sie ihr ganzes Lebe 
nicht “zuz Gesicht. P ve 
Eckstein konnte im Jahre 1911 193 Fälle aus der DU 
zusammenstellen, Wagner bis 1914 etwas mehr als 200 Fälle. 77 
dem wurde weiter eine Reihe neuer Fälle beschrieben te) 
vier, Zorn drei, Dubs vier, Könnecke einen, Eu nike sechs Falle). 


D 
Q 


Google 


zi 


_ Reposition Rezidive 


. „ Techt konstant und | 
Bruchgeschwulst nicht festzustellen ist. 


_ Perimetritis, 


a A  ! 
ge ET, re BTL 
N A e Span RR SER er, 2 2 A r Fer 2 r 
y J k : j Sii 2 PAR > a: 
i T 
; 
% 


Bu Die Diagnose wird ferner dadurch erschwert, daß die Sym- 
ptome wenig eindeutig und inkonstant sind, das heißt die 
Symptome - des eingeklemmten obturatorischen 


.  "Bruches, während der nicht eingeklemmte: überhaupt keine 
. Erscheinungen zu machen pflegt. er RE 
.-. De Symptome der.Hernia obturatoria in-. 
carcerata sind folgende: 1. Allgemeine Symptome. 
. der Einklemmung, des meist kompletten, selten des in- 
kompletten Deus mit den als -bekannt angenommenen Erschei- . 


nungen. Sehr oft beherrscht der Ileus das Krankheitsbild oder 
bleibt-das einzige, äußerlich auffallende Symptom. Die Kranken 
werden mit der Diagnose „Ileus aus unbekannter: Ursache“ oder 


 „Heus durch innere Einklemmung“ ins Krankenhaus eingeliefert. 
. Bisweilen gehen der definitiven Einklemmung Zeichen kurzdauern- 
der- Incarceration voraus 


(Bresler, Schwarzschild- 
v.Meer, Coulson, Schmidt), ebenso sind nach gelungener 


eingeklemmten- Darmschlinge kann auch sekundär ein Dünndarm- 
volvulus entstehen (Sieck, Dubs, v. Meer). 

2. Spontaner, "lokaler Schmerz 
Schenkelbeuge mit Zwangsstellung des Beines 
inBeugung, Adduction und Außenrotation. Bei 


dieser Stellung des Beines sind der Musculus pectineus, die Ad- 
‘ ductoren und der Musculus ileopsoas entspannt.” Doch ist diese 


Entspannungsstellung keineswegs immer, sondern nuf in etwa 2, 


‚der Fälle vorhanden. Bei völlig gestrecktem Beine. drückt der 


gespannte Musculus pectineus den Bruchsack in. die Tiefe und 


` knickt den Bruchsackhals über der Kante der Membrana obtura- 

. -toria ab.. Der spontane Schmerz ist unseres Erachtens ein sehr. 

. wichtiges Symptom. Er wird gahz umschrieben unterhalb des | 

- medialen Drittels des Leistenbandes, also in Gegend des Sitzes 

‚der Einklemmung lokalisiert und dürfte nur selten fehlen. Die 

‘ der Entspannungshaltung entgegengesetzten Bewegungen, also 

- _ _ Streckung, Abduction und Innenrotation vergrößern durch Span- - 

nung, vor ‚allem des Musculus ileopsoas, und Druck auf den 
 — Bruehsack den Schmerz. d n. 

` 8. Vorwölbung undDruckschmerzunterhalb |. 

.Qes medialen Leistenbanddrittels. Eine wirkliche 


Bauchgeschwulst ist höchstens in 30% der Fälle vorhanden 
(E. Meyer, Dubs); sie liegt tiefer und mehr nach unten und 
innen als die des Schenkelbruches (König),. viel häufiger aber 
ist, vor allem bei fettarmen Individuen, eine diffuse, un- 
Scharf begrenzte Vorwölbung, Abflachung im 


', Skarpaschen Dreieck vorhanden, die einem ‚bei scharfer 
' Beobachtung und genauem Vergleich beider Seiten kaum entgehen 
kann. Näch Graser ist eine nicht sichtbare Bruchgeschwulst | 


häufig palpabel, wenn man hinter‘ dem Adductor longus sich den 


aufsteigenden Schambeinast aufsucht und von hier, mit dem Finger 
‚nach hinten, außen. und ‘oben geht. Nach Entleerung der Blase 
‚und -in. Entspannungsstellung des: Beines ist per-vaginam 


at. f : . 
oder bei’bimanueller Untersuchung von Vagina 
und Rectum:aus oft eine Geschwulst oder ein an 


 dievordereBeckenwand herantretender Strang 
fühlbar. Der Druckschmerz ist umschrieben und von.außen und | 


eventuell von Vagina oder -Rectum aus auslösbar. Er scheint 
auch dann vorhanden zu sein, wenn eine 


4. Das Howship-Rombergsche Zeichen. Wir ver- 
stehen darunter Störungen im Gebiete des Nervus obturatorius,- 
die durch Druck der Bruchgeschwulst auf den 


Nerven entstehen, Im Anfange bestehende Reizung, die sich 
‚in neuralgischen Schmerzen an der Innenseite des Oberschenkels 
‘und Parästhesien in dem entsprechenden Hautgebiete äußert, kann 


später ‘völliger Lähmung mit Hypästhesie und Anästhesie der 
Haut und ‚Lähmung der Adductoren des Oberschenkels Platz 
machen. Die Schmerzen strahlen oft nach Hüfte und Knie aus 
und können: selbst bis zur Mitte: des Unterschenkels reichen, wenn 


-der Nervus: obturatorius durch Anastomosierung mit dem Nervus 


saphenus einen Ast bis: dorthin sendet. Meist wird gleichzeitig 


die unter 2. genannte Zwangshaltung des Beines eingenommen, 
und jede Bewegung steigert die Beschwerden. Die ‚Störungen 


können. konstant sein, sich progredient verschlimmern oder auch 


anfallsweise ‚auftreten, £ 
.In seltenen Fällen werden die gleichen Erscheinungen auch 


. verursacht durch andere Erkrankungen: Rheumatismus, Neuralgie, 
Peritonitis- oder Osteomyelitis des Schambeines 


A 


.1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. 


(Landerer). 


| gesehen worden (Schwarzschild, | 
Sprengel, Levit) Um das ausgezogene Mesenterium der. 


in der 


.Bruche zu verbessern. 


. me, 


t ` 


769 


Können, diese Erkrankungen als ursächliches 


Moment ausgeschlossen werden — und sie sind. recht- selten die -- 


Ursache einer Obturatoriusneuralgie' —, so ‘ist, zumal in Verbin- 
dung mit den. anderen Symptomen, das Howship-Rombergsche 


Zeichen außerordentlich wertvoll und eindeutig, leider aber nicht ..°. 


konstant, Nach Graser ist es nur in 50°/, nach Dubs. in 
50 bis 66°/, der Fälle vorhanden. Ä es | | 


Differentialdiagnostisch kommen nach Wull- 

‚stein subperitoneale Lipome und Eiterungen vom Becken oder - 
Bauchfell in Betracht, die entlang dem Canalis obturatorius wandern 
und nicht nur eine äußere Vorwölbung,. sondern. durch peritoneale 


Reizung auch Symptome des Darmverschlusses machen können, 
In der Behandlung des obturatorischen Bruches hat 
sich im Laufe der Zeit ein Wandel vollzogen. Von Taxis- 
versuchen, die heute auch bei den anderen Arten von Hernien 


| verpönt, oder doch nur bei bestimmter'Indikation im Beginne und 


mit größter Schonung anzuwenden, sind, ist bei der Hernia ob- 


turatoria stets strikte abzuraten, da die enge Bruchpforte und der- 
straffe. und scharfe Bruchring ein schnelles Absterben des: ein- 


geklemmten Darmes bedingen, und deshalb -auch frühzeitig durch. 


Ein Bruc hba n d ist bei der Hernia obturatoria völlig. 


unwirksam, da eine Einwirkung. der sich bei jeder Bewegung des 
- Oberschenkels verschiebenden Pelotte auf den. in der Tiefe ver- 
steckt liegenden Bruchsack, vor dem sich der 
'zeltartig ausspannt, unmöglich ist. _ 


= Die einzig richtige Behandlung: ist, wie bei jedem ein- 


geklemmten. Bruch, so vor allem bei der eingeklemmten Hernia. 
'obturatoria, die operative, Abwartende Behandlung kostet -` 
dem Kranken so-gut wie sicher das Leben. - Von 56 nicht ope-.: 2 


rierten -Fällen starben 55 (Thiele). Dem Kapitel der. Operation 


bei Hernia opturatoria haben. sowohl die älteren (Englisch, 


Fischer, Piequ& und Poirier, Rose, .Schmidt, 


Zinner, Hilgenreiner, Gelpke, Kindl, Wagner: ` 
und Andere) als auch die neueren Arbeiten (Hohmeier, Zorn, ` 
Könnecke,-Dubs) eine besondere Aufmerksamkeit und Sorg- 


falt gewidmet. Es fragte sich nämlich, ob der femorale- oder der. 


abdominale Weg bei der Freilegung des Bruches zu bevorzugen 


sei. Hier. hat sich ein Wandel vollzogen derart, daß anfangs 
die Herniotomie, jetzt die Laparotomie das 


Verfahren der Wählist, Wenn die Kombination — > 
beider Verfahren angewandt wird, haben sie `. 


in der Reihenfolge Laparotomie—Herniotomie, 
also umgekehrt wie es sonst eventuell 'bei 
Bruchoperationen üblich ist, zu erfolgen. 

. Die Hernia obturatoria wurde unter der Diagnose. Schenkelbruch 
zuerst operiert. von H. Obr& und von B. Cooper, mit richtiger 
Diagnose und glücklichem Ausgange zuerst von Lorinser. König 
operierte per herniotomiam zwei Fälle, den ersten 1880;. nach ihm ist 
die Herniotomie von .der vorderen. Schenkelseite -aus das Verfahren 
der Wahl. Per laparotomiam. hat wohl. zuerst Coulson.von innen 
her die incarcerierte Schlinge. befreit. Eix heilte einen Fall mittels 
Laparotomie und Resektion der brandigen Schlinge. : Manche Operateure 
wichen bald von der medianen Laparotomie ab, um den Zugang zum 


des Poupartschen Bandes. Tschmarke machte neben der medianen 
Laparotomie . noch einen Einschnitt oberhalb und parallel dem Pou- 
partschen Bande auf der kranken Seite, Zorn einmäl einen. Bauch- 


‚deckenquerschnitt auf. der Seite der Brucheinklemmung. es u 
' Während also die älteren Autoren (Englisch, König, =: 
 Lejars, Gerdes) die Herniotomie empfahlen, befürworten 


die neueren Forscher Bardenheuer,Borsz&eky,Gelpke,. 
Eckstein, Rutherforth, Meyer, Tschmarke, Zorn, 


AFFE 


| Taxis reponierte :obturatorische Brüche oft zum Tode geführt `- .: 
haben. Das Verfahren: steht heute außer dem Bereich jeder 
. Diskussion. eo ee a 


Musculus. pectineus- 


Löwenhard empfahl Einschnitt oberhalb 


Dubs) die Freilegung mittels Laparotomie, für die sich auch der 


_ Chirurgenkongreß 1900 entschied. A wen 
Für die „kombinierte Methode“, das. heißt. Laparotomie . 
und Herniotomie, traten zuerst Albertin, Dehner, Poelchen 


und Wagner und neuerdings Hohmeier ein; ob man'hierbei zwei 


getrennte Schnitte macht oder‘ vom Bauchschnitt aus 


den Schnitt über die -Bruchgeschwulst weiter fortführt 
(Kindl, Hohmeier), ist nicht von entscheidender Bedeutung. 


Der Widerstreit, ob Herniotomie oder Laparotomie empfehlens- 


werter ist, ist auch deshalb für viele Fälle müßig,. weil ja sehr 
oft die Hernia obturatoria nicht als solche erkanit wird und der 


"bestehende Ileus zur Laparotomie zwingt. Nach Eröffnung der 


Bauchhöhle ist der Sachverhalt leicht aufzuklären. Man sieht eine 
Darmschlinge nach der seitlichen Beckenwand ziehen und unter- 


t 


Pu Ta E .. 

k AE Sr 

í 

K P 

Ue TRAR 
An 


Á EEP no * A >. a 
- BITTER et, 


Eee Sub ar EA GNE 
ES ae, A ee 


e aqi a 
- 


- nt, á 
e. i 

a ts 5 

T eea 


me SET a 


Zeta A 
EIT a ye. 
; 


.- t “ 
=. e` “. 
z HN ý 
ree PR BER BR = 
RE ORO EEIE TE TI & 


2 


~ 


BLUE € = . 
= z - 
SE F . . PE toy .. 
- mi an Aie ` 
A je A SER y 
P . ta À > 7 r TS SE f g . 
ri PER N EEE x i . 
.. ` . N wi en Sr E 
E A A i 
SET TEE Tg Te Se A ng 
ET ED u E irn E 


Ky : na 
PANDRE 


re ee 
$ a “_ 
TRÁ e 


at, Fa +4 cr aa 
` “x> SAPEN YS ar 


Lu 
AAN TEITEE 
7: 


——— To inc 
Seit a cu 


Seep AIEE 2 
FAE 


ATAT 


-——— icio- Pi 
= Ae ng 


< 


ha EE: 


pesa 


- t 
tå -- —.. = 
nen nn 


en - a e 
nr rt en 
na EEE Pe 
X EN wi I 
E E 


u 


en ren 
E z g ’ 
Ba 


æ G 
ey 


NK ar ee 


nt... 


SET ta Ae 
-rg 


Date TuM M 
. 


EEEO 


Sp riea aea Sn 


nat EN ee 


er EEE E ACAR: 


— toren a 


cn N 
EZ ee E k 
3 Le 

> en An 


2 E He PR =. 
era ER o 


add SE Eee 


Es 


a, us 


KAESO EEEE OE 
a a a Bed E aa E 


770 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31.. 3. August. 
m m —  — — — — — — mn mn mm Ta s 
halb des horizontalen Schambeinastes in einer Bruchöffnung ver- 


schwinden. Sollte man noch im Zweifel sein,‘ so fühlt man mit 
dem Finger leicht unterhalb der Einklemmung die straff gespannte 


den Stumpf tief in die Bauchhöhle zurückzuschieben und ein Stück 
des Musculus peetineus über die Bruchpforte zu schlagen. Sträter 
verschließt den Bruchkanal dadurch, daß er einen mit zwei Fäden 
Membrana obturatoria. Die Operation muß anstreben, den Bruch | armierten Pectineusmuskellappen durch den Kanal zieht, über das 
gut freizulegen, und den Darm gründlich untersuchen und gut | Schambein heraufleitet und die Fäden über dem Poupartschen 
befreien zu können. Beide Operationsmethoden bieten gewisse | Bande knotet. Kind] hat die Methode einmal mit Erfolg an- 


Vor- und Nachteile. gewandt. Sudeck rät, zum Verschluß der Bruchpforte die Periost- 


Der femorale Weg: Unter geringer Beckenhochlagerung | ränder des Schambeins, die Membrana obturatoria und die Muskel- 
Hautschnitt im Skarpaschen Dreieck, und zwar nach Graser entlang 


ränder heranzuziehen. Da bei der Operation der eingeklemmten 
dem inneren Rande der Vena saphena magna, nach Sudeck beginnend | obturatorischen Hernie alles auf Zeitersparnis zugeschnitten sein soll, 
bis Sitze des ONE bach Wulle Bl a muß auch von der Methode der Bruchpfortenverschließung verlangt 
Mitte zwischen Tuberculum pubicum und Arteria femoralis senkrecht, werden, daß sie einfach ist und den Eingriff nicht unnötig verlängert. 
nach abwärts bis zum Schnittpunkte mit der Vena saphena magna. Die Die Prognose ist bei der Hernia obturatoria schlecht. Die 
Fascie wird in gleicher Richtung und Ausdehnung durchtrennt. Man | Mortalität schwankte bis vor kurzem zwischen 70 % und 80% 
dringt am Außenrande des Adductor longus in die Tiefe, legt den | (Rose 78,7 %, Graser 79%, Dubs 70%, Eckstein 70%) 
Musculus pectineus frei und sucht dessen inneren Rand auf. Mit einer | und hat Sich erst in allerletzter Zeit etwas gebessert. Schuld ist ` 
Donon an zieng > En caor einer ang DaLung hieran einerseits der meist schlechte Zustand der Kranken; ab- 
und Auseinanderdrängung seiner Fasern bekommt man meist nur schlechte DR > : 
Übersicht; man tut daher gut, auf eine Schonung des Muskels von vorn- Se Ernie alte PERDEN, meist Frauen, die oft erst 
herein zu verzichten, seinen Ursprung am Schambein abzutrennen und ihn | MeArere tage ‚nach gs der Erkrankung Zn Operation kommen; 
nach außen unten umzuklappen. Nunmehr liegt der Bruchsack frei vor | Andererseits die Schwierigkeiten bei der Operation selbst, die den 
uns; sollte er noch unter oder zwischen Fasern des Musculus obtura- | Eingriff. vergrößern und verlängern. 


toria externus sich vorsgeschoben haben, so müssen sie noch durch- Im Anschluß hieran mag im Auszuge die Krankengeschichte 
trennt und zurückgeschoben werden. Unter Verziehen des Musculus 


v | eines in unserer Klinik beobachteten i 1 
pectineus und der Schenkelgefäße nach außen und des Musculus adduc- | folgen: enSunuayor Er operierten Falles 
tor longus nach innen wird der Bruchsack isoliert und eröffnet. Der 


eingeklemmte Darm ist wegen der Gefahr der Perforation, besonders Frau R. L, a Jahre alt, eingeliefert am 29. März 1919. 
am scharfen Schnürring, mit äußerster Vorsicht zu behandeln. Schlüpft Vorgeschic hte: Die Frau gibt an, früher stets gesund ge- 
er unversehens in die Bauchhöhle zurück, so ist sofort die Laparotomie | Wesen zu sein, nur sei sie in den letzten Monaten stark abgemagert, 
nachzuschicken. Die Lösung der fest eingeklemmten Darmschlinge ist habe sich aber sonst nicht krank gefühlt. ‚Am 21. März 1919 erkrankte 
die verantwortungsvollste Aufgabe der Operation und bei Vorgehen | Sie mit langsam zunehmenden Schmerzen im Leibe, die sich besonders 
von oben oder von unten gleich schwierig. Sehr oft kommt man ohne | in den letzten Tagen anfallsweise steigerten. Blähungen gingen nur 
eine Erweiterung des Bruchringes, das heißt eine Spaltung der Mem- | Noch am ersten Tage spärlich ab, seitdem nicht mehr; auch hatte sie 
brana obturatoria nicht aus. Die obturatorischen Gefäße | in den ersten Tagen noch täglich einmal Stuhlgang; seit vier Tagen 
sollen normal nach oben und außen vom Bruchsack | !St solcher nicht mehr erfolgt. Seit gestern sind die Leibschmerzen 
liegen, und man muß die stumpfe Erweiterung oder bedeutend heftiger geworden und die Übelkeit und das Aufstoßen, die 
dieeinfache oder mehrfache Einkerbung der Mem- seit einigen Tagen bestanden, sind seit gestern in Erbrechen gelb- 
brana obturatoria unteninmen machen. Jedoch ist nicht | grüner Masse übergegangen. Die zu Rate gezogene Ärztin dachte 
nur die Lage der Gefäße zum Bruchsack inkonstant, sondern es kommen | Zuerst an Schenkelbruch, entschied sich dann aber für die Diagnose: „Ileus 
auch Ursprungs- und Verlaufsanomalien dieser und anderer Becken- | infolge innerer Einklemmung (?)“ und überwies die Kranke der Klinik. 
gefäße vor, sodaß mit der Gefahr einer unangenehmen, schwer zu- | . „Aufnahmebefund: Zart gebaute, grazile, schwächliche Frau 
gänglichen und schwer zu stillenden Blutung stets zu rechnen ist, | mit völligem Schwund des Fettpolsters, gering entwickelter Muskulatur, 
v. Bergmann erlebte eine solche Blutung aus der Arteria obtura- | Schlaffer atrophischer Haut und schlecht durchbluteten Schleimhäuten. 
torius, zu deren Stillung er gezwungen war, ein Stück des horizontalen | Das Allgemeinbefinden ist schlecht; die Gesichtszüge sind verfallen, 
Schambeinastes abzumeißeln. Um sich den Bruchring besser zugäng- | das Sensorium benommen. Auf Fragen gibt sie nur langsam und oft 
lich zu machen, haben Riedel und Kindl ein Stück des horizon- | unrichtige Antwort. i 
talen Schambeinastes reseziert und empfehlen dieses Verfahren für Beträchtliche Alterserscheinungen in Form von starrdilatiertem 
schwierige Fälle; Marcinkowski durchtrennte zu dem Zwecke bei Thorax, starker Schlängelung und Verhärtung der peripheren Schlag- 
Operation von außen das Pourpartsche Band. Ist die Darmschlinge | adern; arthritische Veränderungen an den Fingergelenken. 

befreit, und erweist sie sich als nicht mehr lebensfähig, so muß sie | _, Der Leib ist stark aufgetrieben bei bestehenden Darmsteifungen. 
reseziert werden. Da sie sich meist zu diesem Zwecke nicht weit | Klingende Darmgeräusche beim Betasten des Leibes. Auf Druck ist 
genug vorziehen läßt, so ist die Laparotomie anzuschließen. der Leib in den unteren Partien deutlich schmerzempfindlich, nicht 

Der abdominale Weg, die mediane Laparotomie, ist heute | aber in den oberen Teilen. Eine abnorme Resistenz läßt sich im Leibe 

das Verfahren der Wahl und stets als erster Eingriff zu empfehlen. | nirgends nachweisen. Geringer freier Erguß in der Bauchhöhle. Von 
Durch mehr weniger ausgiebige Finkerbung des unteren | der Kranken wird spontan ein umschriebener Schmerz unterhalb des 
Recetusansatzes auf der kranken Seite kann man sich | rechten medialen Leistenbanddrittels angegeben. Auch auf Druck be- 
den Zugang bedeutend verbessern. Folgt auf leichten Zug die einge- | Steht hier umschriebene Schmerzhaftigkeit. Der Schmerz sitzt dort, 
klemmte Darmschlinge nicht, wobei man die Entspannungsstellung des | wo sonst der Schenkelbruch auszutreten pflegt. Diese Gegend ist 
Beines zu Hilfe nimmt, so kann man verschiedene Wege einschlagen. | Techterseits auch im Gegensatz zu links, wo das Skarp a sche Dreieck 
Entweder erweitert man in der eben angegebenen Weise stumpf oder | tief eingesunken ist, diffus mäßig vorgewölbt. Von einer umschriebenen, 
scharf den Bruchring, oder man fügt die Herniotomie hinzu und kann | abgrenzbaren Bruchgeschwulst ist jedoch nichts festzustellen. Das 
außer dem Zuge an der Darmschlinge direkten Druck von außen an- | rechte Bein wird völlig ausgestreckt; keine neuralgischen Schmerzen 
wenden, oder endlich, man verzichtet nach der Empfehlung von Wilms | im Gebiete des Nervus obturatorius (Romberg —). Auch oberhalb des 
ganz auf die Lösung der Einklemmung und macht eine Anastomose rechten Leistenbandes ist eine abnorme Vorwölbung nicht zu fühlen, 
zwischen zu- und abführendem Darmschenkel. Das letztere Vorgehen | ebensowenig vom Rectum aus, das mit Kotballen gefüllt ist. 

ist bei schlechtem Befinden des Kranken durchaus empfehlenswert und | :, , Die Zunge ist belegt und trocken, der Puls beschleunigt, 120 pro 
der Ausspruch von Wilms zu beherzigen: „Jeder Patient mit einge- | Minute, schlecht gefüllt, unregelmäßig; Temperatur in der Achsel 38,44. 
klemmter Hernia obturatoria, bei dem eine Darmsektion nötig wird, | Massiges Erbrechen dünnflüssiger, gelbgrüner, nicht kotig riechender 
stirbt.“ Sick legte eine Darmfistel an. 


con Ds Apain ist derart, daß überlegt wird, ob Ope- 
Schwierigkeiten macht auch nach gelungener Lösung der | "@1on noch moglich ist, i : mE 
Darmschlinge Pae Radikaloperation, i: Verschluß der | Yon Peritoritis Ileus infolge innerer Einklemmung mit Zeichen 
Bruchpforte. Dieselbe bestehen zu lassen, ist nicht ratsam, da Sara ; ; z ' home 
An 5 ne ni ge Operation: Örtliche Betäubung mittels rho 

dann, wie früher erwähnt, R ezid D e der Ei ka klemmung | boider Umspritzung. Medianschnitt zwischen Nabel und Symphyse. 
vorkommen (Schwarzschild, Sprengel, Levit). Barden- | Nach Eröffnung des Bauchfelles entleert sich sanguinolente Flüssigkeit 
heuer machte in einem solchen Falle rezidivierender Einklemmung | in mäßigen Mengen. Der Dünndarm ist stark gebläht und dunkelrot 
bei der zweiten Operation einen osteoplastischen Verschluß der | injiziert, der Dickdarm einschließlich des Coeceums kollabiert. Bei 
obturatorisehen Bruchpforte mittels Lappens aus dem Schambeine; | mäßiger Beckenhochlagerung sieht man nach Herausholen der ge- 
hierzu ist die Laparotomie notwendig. Andere Autoren halten als 

Versorgung der Bruchpforte die einfache rosettenartige Raffung des 


blähten Dünndarmschlingen aus der Beckenhöhle und teilweiser Even- 

tration eine doppelläufige Dünndarmschlinge mit geblähtem zuführenden 
Bruchsackhalses und des angrenzenden Peritoneums zu einer Art 
Pelotte vom Laparotomieschnitt aus für ausreichend (Gelpke, 


und kollabiertem abführenden Schenkel nach der Gegend des rechten 
Wagner, Stierlin, Thellung, Dubs). Bei femoralem 


Foramen obturatorium hinziehen und unter dem horizontalen Scham- 
Vorgehen empfiehlt Graser, nach Abbindung des Bruchsackes 


i 


beinast durch die obturatorische Bruchpforte verschwinden. Unter E un 
kerbung des rechten Rectusansatzes am Scham 
beine ist die Besichtigung der Bruchpforte gut möglich und diese 


i iiin Digitized » Google 


[ 
u 


ar: EEE A Te E ë a Vu TER A w 


, Für: das Normalverfahren halten wir bei. 
Jeder Hernia obturatoria die mediane Laparo- 
tomieunterhalbdesNabels,eventuellmitquerer 
. Einkerbung des Rectusansatzes am Schambein. 
auf der kranken Seite; Versuch der Lösung der 
Einklemmung unter Entspannungsstellung des 
-Beines,eventuellauch unter stumpferDehnung 
‚nesBruchringes. GelingtdieLösungnicht, soist 
ei 
Bruchsack nunmehr vom Schenkel her frei- 
zulegen, die Schlinge dureh Zug und Druck zu 
efreien und eventuell zu resezieren. Bei 
schlechtem Allgemeinbefinden verzichtet man 
aufdie Lösung, macht Enteroanastomose oder 
' Kotfistel und tamponiert rings um die Ein- 
klemmung. ! 

Ist die Lösung gelungen, so ist die Bruch- 
Pforte zu verschließen, jedoch.mit möglichst 
einfachem Verfahren, meist wird Vernähung, 
108 -Bruchsackstumptfes mit der benachbarten 
| aa brana obturatoria unter Verziehung des 
‚ersteren möglich sein und genügen. 

‚„ Literatur: 4. ertin, i turatrice étranglée. Inter- 
Tag on par double voi N zi TT aoaia. (La Drorinde med. 

) — 2. Anderson,. Notes on three cases of intestinal obstruction. 


— 3. Derselbe, Two cäses of obturator hernia, one 
ang eral. „(Ebenda 1896.) — 4. Derselbe, A case of strangulated femoral 


urator hernia. ( benda 1892.) — 5. Auerbach, Ein Beitrag zur 


` 


ö = =. 


' Beitrag aus. dem Gebiete der Herniologie, 


‚turatoria incarcerata. (Zb 


MT 8. August. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 83L. BR. Be 
re : en RR i | a Pa R T A BERN Ri 5 S 
Sil leicht zugängig. Es zeigt sich, daß der zuführende Darmschenkel am | Lehre von der Hernia obturatoria. rn München 1890,)—&Bennety . cn .g® S, 
iter i Schnürring oben außen in Erbsengröße perforiert ist und kotige Massen |. A case of sirangülated obturator hernia. (The'Lane. 1895.) — 7. Bérard, . - , inte; 
ih} ©; entleert, Provlsoische Tamponade der Perforationstlle, Ta Douglas | De, la Here ic a (Buli med 1898) T 8 O. Bernhard, 0. IE 
tk t  - — und zwischen den abhängigen Darmschlingen findet sich eitrig-kotiger = la ob ria Incarcerata (I Dan ae a a 
Wai kotig riechender Inhalt. in der freien Bauchhöhle, der restlos ausgetupft Parr EREN HON, Murphy kmopf. (D: Zschr. f. Chir. Ba. ai S; 159.) ip Berger, aF piy 
a E Ae * ‘De la -hernie obturatrice.. (Thèse de Lyon :1896.) — 10. v. Bergmann,. E 
rl. wird. . Die Einklemmung sitzt 15 cm von. der Ileocöcalklappe entfernt, Über. einen Fall von -Hernia obturatoria incarcerata. (D. m. W. 1895.) — le 
ig | und ist so fest, daß an eine Lösung ohne Erweiterung des Bruchringes,| 11. Bergmann, Über einen Fall von Hernia obturatoria. (Prag m. Wschr. To 
ho nicht zu denken ist. Da große Eile not tut, wird auf die Lösung ver- | 1895.) — 12. Borszéky, Über die Operationsmethóden der Hernia obtu- ae 
|: -zichtet und es werden zu- und abführende Schlinge durch Anastomose | tatoria, (Beitr. z. klin. Chir. Bd, 54,.8.850.) —18. Bresler, Ein Fall von AER, 
wa . verbunden, Entfernung der provisorischen und Ersatz durch. definitive Mania Er eur Kai "ingulieres.: (Mömoire Ze: Pandemie i T i A 
Ri | | ‚ Tamponade. rings um: die .eingeklemmte Schlinge. Drainrohr in den |. de Chir. 1787, iE Coraline. FA der opucrephiechen An iloni. a 
nu Douglas. Herausleiten des Drainrohres und der Tamponenden aus dem | (1. Aufl :1907.) — 16. Demaux (Bull. de la sòc. anätomique 1839.) — iz 
2- . 2. s a ` D a D . . . I)... EE 
m. unteren: Wundwinkel; im übrigen Schichtnaht der Wunde. — Narkose | 17. Dehner, Zwei Fälle von Hernia obturatoria. (Inaug.-Diss. Fribourg - Roia, 
$ - -oder Rausch waren während der Operation nicht nötig. g | 1897.) — 18. Dén u.ée, Hernie obturatice étranglée, (Bull. et mém.`de la. in? 
o -` Digalen; Campher, Kochsalzinfusion, Heizen, halbsitzende Bettlage. |, soc. chir. 1901.) — 19. Dubs, Zur Kasuistik und Therapie der Hernia obtu- _ PS 
Jj po ND ‚anfäneli deutlicher B it wi . | ratoria incarcerata. (Schweiz. Rdsch, f. M. 1916. Bd. 5.) :— 20. Derselbe,  . a 
aT . Nach .apfänglicher deutlicher Besserung mit wiederholter Stuhl se on 5 nn ns Se 
jur e sit | on. | : Beiträge zur Klinik und Pathologie der Brucheinklemmung. (D. Zschr. f. ns Me: 
ot ' ‚entleerung tritt vom dritten Tage ab (1. April) Verschlechterung emn.. | Chir. Bd. 148, H. 1 u. 2) — 21. Eckstein, Die Lehre von der Hernia- © 0 C pipe n, 
DE * Temperatur steigt. wieder an; Leib wird stärker aufgetrieben und druck- | obturatoria. "(Inaug.-Diss. Breslau 1911.) — 22. I. M. Edler, Report of a ee Ha ; 
12 . . empfindlich in den abhängigen Teilen; es.tritt wieder Erbrechen ein | case of strangulated obturator hernia. (Ann, of surg., August 1900.) N a 
Bi. - und: Stuhlverhaltung. Trotz Anwendung von Herzmitteln, Kochsalz- | 23, I. Englisch, Über Hernia obturatoria, (Leipzig und Wien 1891.) —: Ea S 
"IR . infusionen usw: erfolgt am. fünften Tag nach der Operation, am | 24. I. Fabricius, ‘Über die operative Behandlung von Cruralhernien. H PH nt 
| a E 8. April 1919, der Tod. l PA O BE Sc N ne W. PA 31 ee = en Fis = Tr, Sean. A | ll 
-~ -Die Sektion ergibt geringe Mengen kotig-eitrigen Inhalts im e Hernia obturatoria.. (Leipzig .) — 20. Frank, Gehellter Fall von . DE a 
| | | Douglas und dem Beckenraum. Öberbauch frei von Peritonitis, Per- | usa u er a W. en de Aa Pi A a o propor X Aue 
82! - foration am eingeklenimten Darm ist pfennigstückgroß. Enteranastomose ane pioco d BEIUS -ODBILa 00: (N ne ee Benssung p © urn 
o> .oaulON ng ) tp & STOR. 5 $ Hernia obturatoria incarcerata sinistra, Laparotomie, Genesung.. (D. Zschr. Era 
-F hat gut gehalten: -Geringe Wundreaktion: Bauchdeckenwunde ist | f Chir. Bd. 102, S.259.) — 29. Gerdes, Ein Fall von Hernia obiuratoria Bun 
i kaum verklebt, j Br | -incarcerata. (D. m. W. 1895.) — 80. H. I. Gladstone, Obturator hernia- in 
ix . 0. Braune ‚Atrophie des Herzens, Arteriosklerose der Aorta und. | of the Bladder and of the Fallopian tübe. (Ann. of surg., Dezember 1901.) — BEINE 
t peripheren Schlagadern, diffuse Bronchitis: >- a i 2 1 y ner a pene roa yi Hemen (pruni. aore a Ka A a 
| T j : : < Antosi - Handb, d. prakt. -Chir., 4. Aufl.) — 32. Grier-Mauro, Case of.obturator e 
a RR D er ‚Fall entspricht insofern den ‚sonst mitgeteilten, als es hernia, The Lane. 1896.) — 33. Grüneisen, Hernia obtüratoria incar- 
|. sich um eine alte, abgemagerte Frau in sehr schlechtem Allgemein- | cerata, Laparotomie, Heilung. (Arch. f. klin. Chir., Bd. 9, H.8) — y? 
5: zustand. handelt. Es bestehen die Zeichen des kompletten Ileus | 34. N. Heuström, Fall. von. san a i (Hygiea B no r 
s! und von.den für Hernia obturatoria charakterisischen Symptomen; | Folge 2 BA, 8, Ab 1) = Derssibe, Fal, von, Bemis „ghiu 7 
8 i ‚spontaner lokaler Schmerz und Druckschmerz in der Schenkelbeuge. Bericht über 828 operativ behandelte Hernien. (Beitr, z, klin. Chir. äh, 
j und Vorwölbung im Skarpaschen Dreieck, die bei der Magerkeit der | Bd. 41.) — 87. Derselbe, Statistik über 2238 operativ ` behandelte . nn 
‘Frau besonders deutlich war; es fehlen die Zwangshaltung des | Hornien. venda Bd. 2 > a 23 > nr elb % Setene und Fa | 2 
2° u pig qas on) bergsche Zeichen. Di 4 richtige D iagnose Beläge zur Dehio dE Henia obturatoria. ; (Inaug.-Diss. Leipzi 1907. = i n 
9 ‚wurde nur deshalb nicht von mir gestellt; weil mir das Krankheits- | 40. F.Hohm eier, Zur Operation der Hernia ọbturatoria. (Zbl; f. Chir. PAR: 
A bild. der Hernia obturatoria aus eigener Anschauung unbekannt war. | 1917, Bd. 43.) — 41. Howship, Practical en a the a Se 
i In einem zweiten, gleichen Falle würde ich die Diagnose sofort | Appearances ot the surgigl üntases, 1840. 7 42. Kin d1, Hernia obturatoria Ki 
ñ- stellen. Der Allgemeinzustand zwang zur Vereinfachung des | Hernia obturatoria.. (Inaug.-Diss. Leipzig 1906.) — 44. W. Koennecke, e 
= Eingriffs, um der Frau nicht zuviel zuzumuten. Bei leidlichem zu zug a eingel | en u an a en a a 
Kr meinbe ü i s die j e’ - 1: Bd. 145, H. 1 u. 2.) — 45. König, Spez. Chir. Bd. 2, S. 501.) — 46. Körte, _ An 
5 a e bef Sa e er nn zn. Über zwei Fälle von Hernia obturatoria mit Demonstration eines Präparates, - i 
N -P u en ee. Odo EE an SONGEN. OCI Zbl. 1. Chir. 1904.) — 47. Landerer, Beitrag zur differentiellen Diagnose ` a 
abgekapselt worden sein und schlimmstenfalls eine Kotfistel | der Hernia obturatoria. (Hildebrandts Jahresberichte 1896.) — 48. Leiars, Br 
, ` . zurückgeblieben sein. ek Chirurgie d'urgence, Paris 1906. — 49. J. Levit, Seltene Hernien. (Caposis a, 
gen anÖigEmpfehlung von Wilms, in Fällen, wo die Lösung | Kt, En Behi Zil, (da hen = 
der eingeklemmten Schlinge unmöglich ist, am zu- und abführenden 1 — 51.:W.Lin hart, Vorlesungen über Unterleibshernien. (Würzburg:1866.) BR 
Därmschenkel. eine Anastomose herzustellen, habe ich erst bei.| — 52. MeMa'hon, Obturator hernia. (Ann, of surg. 1915, Bd..6;: Ref. i, i 
nachträglich Literat di fah nd ir bei der | Zbl. f. Chir. 1919, Nr. 19.) — 53. K. Maidl, Die Lehre von den Unterleibs 
te 3 . T ; . D >. I. a J3 ae . . y L ©. y - = 
Operation u ıbek Int, Das Verf hre i e "nir aus eigener | brüchen. ‚(Wien 1898. Spez. Chir. Bd. 1) — 54 Marcinkowski, Her- we 
e Doekannt. Das Verlahren wurde von mir aus eiger nja obturatoria. (Medycyna 1907, Nr. 29 u. 30; Ref. i. Zbl. f. Chir, 1907.) — a 
U cr peung als das einzig möglich erscheinende ee da, u | 55. A. v. M Über Ba ‚Einklemming im | a obtúratořium T 
eine Dünndarmfistel Ü l] nicht anlegen mochte. | sinistrum (Darmwandhernie), kombiniert mit. Volvulus ilei. (D.Zschr. f. Chir. . vn, Ban: 
“me Dunndarmfistel am zuführenden Schenke 5 Bd. 60, S. 583.) —. 56. Erich Meyer, Über Hernia obturatoria. (Arch. f. ee 
klin, Chir. Bd. 103, H. 2.) — 57. Narath, Eigenartige Hernia-cruralis nach | N, 


Einrichtung von Luxation femoris congenita. (Ebenda 1899, Bd. 59.) — 
58. Nicaise, Weitere Beobachtungen über den Bruchschnitt, (D. Zschr, 
f. Chir. Bd. 35.) — 59. Pieque et Poirier, Etude sur la hernie obturat. 
(R. de chir. 1891.) — 60. Riekmann Godlee, Three.cases of strangu- 
lated obturat. hernia. (Lanc. 1897.) — 61. Romberg in Dieffenbachs ope- 
rativer Chirurgie Bd. 2, S. 625.) — 62. Rose, Weitere Beobachtungen über _ 
den Bruchschnitt. . (D. Zschr..f. Chir.. Bd. 85.) — 68. Derselbe, Über eine 
Hernia obturatoria. (Zbl. f. Chir, 1896.) — 64. Rosenstein, Ein Fall 
von Hernia obturatoria operata. (B. kl. W. 1908.) — 65. Schmidt, Zur 


gutem Allgemeinzustand des Kranken der | Kasuistik‘der Hernia-obturatoria. (Zbl. f. Chir. 1901.) — 66. Scholz, Ein 


Fall von Hernia foraminus ovalis. (Woehenbl. d. k. k. Gesellsch. d. Ärzte 
in Wien 1860.) — 67. Sch-o pf, Hernia obturatoria, tubae et. ovarii sinistr. 


(W. kl, W. 1903, Nr. 8.) — 68. Schwarzschild, Osteoplastischer Ver- 


schluß einer Hernia obturatoria.nach dreimaliger Einklemmung im Foramen’ 
obtur. sinistr. (D. Zschr. f. Chir. Bd. 74, S.418 und Zbl. f. Chir. 1904) — 
69. P. Sick, Über Baucheinklemmung mit Volvulus und primäre Entero- 
stomie. (Bruns Beitr: Bd. 57, S. 336.) — 70. Sinigar, A case of strán- 
gulated obturatoria hernia. (Br. med. į: 1898.) — 71..Sudeck, Die. Ope- 
rationen. bei den Unterleibsbrüchen (in Bier, Braun, Kümmel, Chir. 
Oper. Lehre, U, Aufl. Bd. 4, S. 101.) — 72. Straeter, Die Radikalopera-' 
tion der Hernia obturatoria, (Zbl. f. Chir. 1905, Bd. 42.) — 73. Thiele... 
Die Hernien des eirunden Loches. (Inaug.-Diss. Berlin 1898.) — 74. Tonk- 
ing, Obturator hernia, (Lanc. 1903.) — 75. Tsehmarke, Kasuistischer 
(D. Zschr. f. Chir. Bd. 95.) — ' 
d, Hernia obturatoria tubae.. orng 1911, lek 7.) — ` 
71. Vinson, De la Hernie sous poubienne. (Thèse-de Paris 1894.) — 
178. A. Wagner, Zur Kasuistik und Operation der Hernia obturatoria. (D. . 
Zschr. f. Chir. Bd. 131.) — 79. Wullstein, Die Lehre von: den Hernien 


76, Türsehmi 


(in: Wulstein-Wilms, Lehrb. d. Chir. Bd.2.) — 80. Alfred Zinner, 
Zur Kenntnis der Hernia obturatoria und der Hernia cruralis „praevesicalis“. 
(D. Zschr. f. Chir, Bd. iR — 8i. L. Zorn, Zur Operation der Hernia ob- 


f. Chir.-1918, Bd. 11.) 


_ 


e EN Nee 


Aus der serologischen Abteilung des Instituts für Infektionskrank- 
heiten „Robert Koch“ (Geheimrat Prof. Dr. R. Otto). 


Erfahrungen mit der Meinicke- und der 
Sachs-Georgi-Reaktion. 


Von ! 
Dr. G. Blumenthal, Assistenten am Institut. 


Die Versuche, die Wassermannsche Reaktion unter Um- 
gehung des ziemlich umfangreichen und in jetziger Teuerungs- 
zeit besonders kostspieligen Tierapparates zu vereinfachen und 
durch weniger komplizierte Fällungsreaktionen zu ersetzen, sind 
bis jetzt noch nie imstande gewesen, brauchbare Ergebnisse zu 
liefern. Vielmehr litten die Ersatzmethoden alle an dem gleichen 
Fehler der Unspeecifität, und die Nachprüfung scheiterte stets an 
solchen Seren, die von schwer den Gesamtorganismus schädi- 
genden Krankheiten, z. B. dem Fleckfieber oder der Tuberkulose, 
stammten, wie es vor einiger Zeit mit der von Bruck ange- 
gebenen Methode der Fall war. 


Einen wesentlichen Fortschritt dagegen scheinen die von 
Meinicke (1) und die von Sachs und Georgi (2) vorge- 
schlagenen Fällungsreaktionen zu ‚bedeuten, wenigstens wenn man 
sich aus den bis jetzt erschienenen Veröffentlichungen, die teil- 
weise auf/den Ergebnissen von über 10000 Untersuchungen be- 
ruben, ein Urteil über ihre Leistungsfähigkeit zu bilden versucht, 


Allerdings hat v. Kaufmann (8), der aber leider nur über 
ein sehr kleines Material verfügte, bei der Grippe dauernd unspeeci- 
fische Meinickereaktionen gesehen, was v. Vagedes und Korbsch (4) 
später bei einzelnen Grippefällen bestätigen konnten. Ferner ist 
Reich (5) mit der Meinickereaktion ebenfalls zu unbrauchbaren Re- 
sultaten, gelangt. Diesen Angaben stehen aber die Untersuchungen 

“ von V. Vagedes und Korbsch, Nathan (6), Nathan und 
Weichbrodt (7), Kafka (8) Konitzer (9) und vor allem von 
Fritz Lesser (10) gegenüber, die auf Grund eines teilweise ziem- 
lich umfangreichen Materials zu einer verhältnismäßig sehr günstigen 
Beurteilung der Meinickereaktion gekommen sind und sie teils eben- 
bürtig der Wassermannschen Reaktion an die Seite stellen wollen, teils 
sogar so weit gehen, sie in gewissen Fällen der Wassermannschen Re- 
aktion für überlegen zu erachten. 

Die bis jetzt veröffentlichten Erfahrungen der Autoren mit der 
Sachs-Georgischen Reaktion sind durchschnittlich auch keine schlechten, 
wenn auch Konitzer bei einigen Grippefällen, ferner Reich bei 
zwei sicheren Ulcera mollia und Fritz Lesser unter 42 Ulcera- 
mollia-Fällen sogar zehnmal das Auftreten einer deutlich positiven 
Sachs-Georgi-Reaktion erlebt haben, die aber nach Abklingen der Er- 
krankung beziehungsweise nach erfolgter Abheilung der Geschwüre in 
das Gegenteil umschlug, also negativ wurde. Im übrigen aber lauten 
die Berichte von Fritz Lesser, Reich, Mandelbaum (11), 
Weichardt und Schrader (12), Kurt Meyer (13), Löns (4, 
sowie von Schroeder (15) über die Sachs-Georgi-Reaktion recht 
vielversprechend, sodaß die Autoren von der Brauchbarkeit derselben 
neben der Wassermannschen Reaktion mehr oder weniger fest über- 
zeugt sind. 

Infolge dieser$im allgemeinen günstigen Berichte mußte 
eigentlich eine Nachprüfung beider Methoden für überflüssig er- 
scheinen. Wenn dieselbe trotzdem von uns vorgenommen wurde, 
so lag dies zunächst daran, daß sich schon bei der Einübung bei 
beiden Methoden manches Mal recht erhebliche Unstimmigkeiten 
mit der Wassermannschen Reaktion zeigten, die auch durch das 
klinische Bild nicht als berechtigt anerkannt werden konnten. 
Vor allem aber war uns bei der Durchsicht aller oben erwähnten 
Arbeiten von vornherein aufgefallen, daß das untersuchte Material 
in der Hauptsache aus Haut- und Geschlechtskranken bestand, 
und daß der bei allen vorgeschlagenen Ersatzmethoden der Wasser- 
mannschen Reaktion stets besonders wichtigen Nachprüfung der 
Seren, die von schwer konsumierenden Krankheiten wie z. B, von 
Fleckfieber, Tuberkulose, Carcinom oder Meningitis epidemica 

stammten, unserer Ansicht nach nicht die gebührende Aufmerk- 
samkeit geschenkt worden war. Daran ändern auch nichts die 
Bemerkungen in einzelnen Arbeiten, daß „zahlreiche Seren von 
anderen Krankheiten wie z. B. Tuberkulose usw.“ in das Bereich 
der Untersuchungen mit hineinbezogen wurden. Denn genaue 
Angaben über deren wirkliche Anzahl fehlen überall. So war 
offenbar ihre Menge im Verhältnis zu der Zahl der von Haut- und 
Geschlechtskrankenstationen stammenden Seren so verschwindend 
gering, daß sie auf die Summe der Vergleichswerte kaum einen 
nennenswerten Einfluß ausüben konnten und daß dadurch dem am 
Schlusse stets herausgerechneten Prozentsatz keine allzu große Be- 
deutung beigemessen werden darf. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. 


an möglichst vielen normalen und von Syphiliskranken herrüh- 
renden Seren die Methoden richtig einzuüben und dann das be- 
sondere Gewicht auf die Untersuchung von Seren der bereits oben 
erwähnten Krankheiten zu legen und zu prüfen, ob beide Methoden 
einer solchen Nachprüfung standhielten. | 


an die Originalvorschriften. 


fügung, für dessen Herstellung der Verfasser auch leider bis heute 
keine Vorschriften gegeben hat. Wir haben zu unseren Untersuchungen 
zum Teil die von Meinicke vorgeschlagenen und von v. 
mann für die Feldiaboratorien bereiteten und geprüften Extrakte be- 

nutzt. Ferner besaß Fritz Lesser, der auf Grund seiner äußerst” 
zahlreichen Untersuchungen nächst Meinicke wohl über die größten 
Erfahrungen mit der Meinickereaktion verfügt, die große Freundlich- | 
keit, uns zwei Fläschchen von seinen.für die Meinickereaktion geeig- | 
neten Extrakten zu überlassen. Später verwendeten wir noch ein Anti- 

gen, das in unserem Laboratorium nach den von Sachs früher ge- 
gebenen Vorschriften vor einigen Jahren aus Ochsenherz mit Chole- 
stearinzusatz hergestellt war und annähernd mit den Original-Wasser- 
mannextrakten übereinstimmende Meinickereaktionen ergab. 


34 Augus Ar 


Ten nr DE er 


Daher war der von uns beabsichtigte Weg der, zunächst 


Bezüglich der Methodik hielten wir uns selbstverständlich streng 


Zur Meinickereaktion stand uns kein Originalantigen zur Ver- 


Wasser- 


Fritz Lesser war selbst so liebenswürdig, persönlich die 
ersten Versuche gemeinsam mit uns auszuführen, wofür wir ihm auch 
an dieser Stelle unseren verbindlichsten Dank auszusprechen gestatten. 

Die beiden von ihm zur Verfügung. gestellten Antigene sind 
nach dem gleichen Rezept, wie die von ilım empfohlenen und bei 
Leitz (Luisenstr. 45) für die Meinickereaktion gebrauchsfertig vor- 
rätigen Extrakte hergestellt. Fehlerquellen könnten daher unseres Er- 
achtens nach in dieser Hinsicht sowohl als auch bezüglich unserer 
Methodik von vornherein als ausgeschlossen gelten. 

Die Verdünnung der Extrakte geschah mit: der Bürette in” 

der vorgeschriebenen Zeit, wobei wir allerdings meist aus Spar- 
samkeitsrücksichten von der anfangs geforderten verhältnismäßig 
großen Mindestmenge von 12 ccm reinen Extraktes abweichen und 
von kleineren Grundmengen ausgehen mußten, was Fritz Lesser 
empfahl und auch Meinicke nach seinen letzten Veröffent- 
lichungen nicht mehr zu verwerfen scheint. Der Zwang, täglich 
oder mindestens jeden zweiten Tag über 10 ccm von dem recht 
kostbaren Antigen auch für eine geringe Zahl von Untersuchungen 
verbrauchen zu müssen, würde ja schon von vornherein die prak- 
tische Brauchbarkeit der Reaktion in Frage stellen. Die Einstellung 
der Bürette zwecks Erhaltung der richtigen Tropfenzahl gelang 
stets ohne Mühe, ebenso nahm das Einpipettieren von Serum und 
Extrakt, sowie das Ansetzen der zur Kochsalztitrierung notwendigen 
mehrfachen positiven und negativen Kontrollen so geringe Zeit in 
Anspruch, daß von uns in dieser Hinsicht im Vergleich zur Sachs- 
Georgi-Reaktion kaum eine Erschwerung gefunden werden konnte. 
Auch die verhältnismäßig nicht allzu große Mühe des Zusetzens 
der verschiedenen Kochsalzkonzentrationen zu den Kontrollröhrehen 
am nächsten Tage zur Bestimmung der jedesmal erforderlichen 
Kochsalzmenge ist von ganz untergeordneter Bedeutung. Aber 
bei der Ablesung des Vorversuches fällt meist schon auf, dab 
teilweise ganz erhebliche Schwankungen in der Löslichkeit der 
Flocken, die sich auch nicht durch das vorherige vorgeschriebene 
Schütteln beseitigen lassen, bei den verschiedenen Kontrollseren 
eine genaue Beurteilung der notwendigen Kochsalzkonzentrauon 
sehr erschweren, ja manches Mal eine definitive Entscheidung fast 
zur Unmöglichkeit machen. In dieser von Meinicke als wesent- 
lichen Vorzug seiner Methode stets betonten Zweizeitigkeit und 
speziell in diesem Vorversuche scheint uns dem subjektiven Er- 
messen jedes einzelnen Untersuchers ein allzu großer Spielraum 
gewährt zu sein, da sich nach unseren Erfabrungen unter vier 
positiven und vier negativen Seren kaum je zwei gleichmäßig 
reagierende Sera finden lassen. Wir haben uns dadurch zu 
helfen gesucht, daß wir schließlich die Kochsalzkonzentration stets 
gewählt haben, die auch das hartnäckigste negative Serum gelöst 
hat. Dabei mußte die Möglichkeit mit in Kauf genommen werden, 
daß dadurch zu wenig specifische positive Resultate erzielt wurden, 
was aber, wie sich‘ später zeigte, ganz und gar nicht der Fall 
war. Im Gegenteil haben wir noch trotz dieses Kochsalzüber- 
Se häufig zu viel unspecifisch positive Reaktionen auftreten 
sehen. 

Ein zweiter großer Nachteil der Reaktion "ist in dem Aus- 
bleiben einer eindeutigen primären Flockung nach dem Zusatz des 
mit Aqua destillata vorschriftsmäßig verdünnten Extraktes zu suchen. 
Anfangs gab Meinicke nur bei 2°/,, später bei 5°/ der Sera 
das Fehlen dieser Eigenschaft zu und führte dieses Verhalten auf 
ihren Gehalt an Fetten oder anderen, eine Trübung verursachen- 
den Substanzen oder auf gelösten Blutfarbstoff zurück. Im Gegen- 


E Google 


= Be Rn ec, R 
Pr en, - 


1:8 August. 


c. Vi 
> > ca 
yea 
. PJ - 


satz hierzu möchten wir der Ansicht von Konitzer beipflichten, q 


daß der Grund für das Ausbleiben der primären Flockung in' dem 


. jeweiligen. kolloidalen Zustande des Serums und nicht in gewissen 


Beimengungen zu suchen ist, da auch wir trübe beziehungsweise 
hämoglobinhaltige Sera :oft recht gut flocken und auch reagieren 
sahen. ° > | Er | 


Von den von uns mit. den Original- Lesserextrakten ge- 


z prüften 174. Seren mußten bereits 24 klare, sterile und meist auch 


- hämoglobinfreie Proben, also 13,74 °/,, weil sie schlecht oder gar- 


(d 


nicht flockten, von vornherein aus dem weiteren Versuche aus- 
geschaltet werden. Die Forderung Meinickes, das System 
so. einzustellen, daß mindestens 95°/, und möglichst alle Sera 


primär gut. geflockt werden, scheint uns demnach, nach dem Ver- 


sagen der Original- Lesserextrakte, . vorläufig noch auf einige 


‚Ein: dritter Mangel der Meinieckereaktion, auf den besonders 


wi, Schwierigkeiten zu stoßen. 


'v. Wassermann (16) in seiner Diskussionsbemerkung in der 


_ Bedeutung‘ dies unter Umständen sein kann, 


Medizinischen . Gesellschaft hingewiesen hat, liegt in der Unmög- 
lichkeit, Lumbalflüssigkeiten mit ihr zu untersuchen. Von welcher 

geht z.B. aus 
‚unseren Beobachtungen mit dem Patienten Nr. 340/341 hervor, 
von dem wir Blut und Lumbalflüssigkeit zur Untersuchung ein- 
gesandt erhielten. Bei’ beiden Flüssigkeiten fielen die Reaktionen 


sowohl nach Wassermann wienachSachs-Georgi positiv- 


aus. Während eine Prüfung der Lumbalflüssigkeit nach Meinicke 
von vornherein unmöglich war, konnte auch mit dem Blutserum‘ 
nach Meinicke kein Resultat erhalten werden, da die primäre 
Flockung desselben so unzureichend war, daß von einer weiteren 


. . ‚Untersuchung Abstand genommen werden mußte. 


‘Natürlich wollen wir aus diesem.Grunde allein kein ab- 


 sprechendes Urteil über die Meinickereaktion, die ja infolge ihrer 


s Unabhängigkeit vom Tierstall und ihrer relativen Einfachheit wohl 


für die Praxis reif ist. 


dem praktischen Arzt in die Hand gegeben werden sollte, fällen, 
‚da wir ja in der. Lang eschen Goldreaktion für die Untersuchung 


der Lumbalflüssigkeit eine genügend erprobte zuverlässige und 


‚jedenfalls verhältnismäßig einfach ausführbare Methode besitzen. 
-“./_ Indessen haben uns die. folgenden Befunde davon abgehalten, | 


uns-der Ansicht anzuschließen, daß die Meinickereaktion bereits, 


N 


, 


‚ Von den mit den beiden Lesserextrakten geprüften 174 Proben 
reagierten; `> | “> T 
`- 1. 89 nach Wassermann deutlich positiv. Von diesen fielen in 
der ersten. Phase bereits 5 aus. 
Meinicke 80 positiv = 88,24 % und 4 negativ = 11,76 %. ` 

-2. Einen negativen Wassermann ergaben 126 Sera; durch Aus- 


bleiben der primären. Flockung wurden auch wieder 19 ausgeschaltet. 


reaktion die verschiedene Ätiologie beider Erkrankungen bewiesen 


' waren 4, zweifelhaft 2 und negativ 3. | 


‚eines Carcinoma uteri, sieben Fleckfieberfälle, eine Psoriasis vul- 


: reagiert haben und somit den Beweis erbrachten, daß. derartige 
Sera zur Anstellung einer Meinickereaktion völlig zu verwerfen sind. | 


Von den 107 übriggebliebenen, gut geflockten Seren zeigten dann 
‚einen negativen Meinicke nur 68 = 58,88% und einen positiven Meinicke 
dagegen 44 = 41,12%. > —- - | Ze: 
8 Von den übrigen 9, nach Wassermann zweifelhaften Seren 
fielen durch schlechte Flockung keine primär aus, nach Meinicke positiv 
Diese Ergebnisse entsprechen ungefähr den Werten, die 


Reich in seiner Arbeit angegeben ‘hat; sie stehen mit den Ver- 


öffentlichungen zahlreicher anderer Autoren im gewissen Gegen- 
satz und finden ihre Erklärung darin, daß, wie schon eingangs 
erwähnt wurde, der Schwerpunkt unserer Untersuchungen auf die 


Prüfung solcher Seren: gelegt wurde, die entweder von schwer 


konsumierenden Krankheiten stammten odef aber bisher zu den 


. Nachprüfungen nicht herangezogen wurden (Sera Neugeborener 
und Placentarblut). | 2 


~- .osetzen sich unsere44, mit dem negativen 
Wassermann nicht übereinstimmenden Resul- 
tate zunächst aus 24 Fällen zusammen, bei denen einwandfrei 
das Vorhandensein einer syphilitischen Infektion klinisch aus- 
geschlossen werden konnte, Unter ihnen befanden sich. sechs. 
Schwere Tuberkulosen, ein Lupus vulgaris (wobei gleich bemerkt 
werden muß, daß mehrere Fälle von Lupus erythematodes stets 
negativ reagiert haben, also hier gleichsam durch die Meinicke- 


werden konnte, ferner eine Careinommetastase nach Operation 
garis, außerdem acht direkt bei der Geburt aus den Placentar- 


beziehungsweise Nabelschnurvenen 'entnommene Proben, die viel- 
leicht ihres Gehaltes an Gallenfarbstoffen wegen unspeeifisch positiv. 


- 
. 


Von den übrigen 84 waren nach‘ 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 81 000 


genten Fälle setzen sich zum Teil aus Blutproben von: Patienten 


‘zu erhalten waren, zum größeren Teile aber wurde bei diesen 


Lues in der Anamnese zugegeben, und auch die zurzeit bestehen- 
den Krankheitserscheinungen ‚sprachen für das Fortbestehen einer . - 


derartigen Infektion, sodaß hier der Meinicke gegenüber dem 
Wassermann eine deutliche . Überlegenheit zeigte. ` 5 
Gegenüber den erwähnten Fehlresultaten bei Tuberkulösen 
und Fleckfieberseren möchten. wir nicht. .unerwähnt lassen, daß 
eine ganze Anzahl: von Sarkom-, Carcinom- und Tuberkuloseseren, 


aber auch einige von Fleckfieberkranken stammende Proben nach. 
Meinicke einwandfrei. negativ reagiert haben, sodaß wir, ab- 


gesehen vom Fleckfieber- und, vom Placentar- beziehungsweise 
Nabelschnurblut, einen unspeeifisch positiven Meinicke nur bei 
einem Teil der oben erwähnten Erkrankungen, aber nicht als 


Regel gefunden haben. Vielleicht ist ein gewisses Stadium der 
betreffenden Krankheiten dafür verantwortlich. zu machen, da. 


diesen falschen Befunden ja auch häufig- richtige negative Re- 
sultate-gegenüberstehen. ar AR =: = | 
So haben wir uns auch nicht mit den Erge 


Lesserextrakten zufrieden gegeben, sondern auch noch die von uns 


speziell für- die Komplementbindung hergestellten und an min- 
destens tausend ‚Seren ausprobierten und als gut befundenen 
Antigene I und XX zur Anstellung der 'Meinickereaktion benutzt, ' 


ferner einen Ochsenherzextrakt, der vor etwa sechs Jahren nach 


der Vorschrift von Sachs (mit Cholestearinzusatz) hergestellt - 
war, und schließlich die Original-Wassermannextrakte 23. und 24, 


von denen leider keine allzu großen Mengen uns zur Verfügung 


| standen. Da unsere Antigene I und XX aber ‘genau nach den 
Originalvorschriften von v. Wassermann hergestellt ‘worden: 


waren, die mit unseren Extrakten' erzielten Resultate auch mit 
‚denen der Original-Wassermannextrakte, abgesehen von ganz 
unbedeutenden ‚Abweichungen, stets übereingestimmt haben, 
glaubten wir unter unseren Antigenen ‚wenigstens eine für. die 


Anstellung der Meinickereaktion brauchbare Operationsnummer : 


herausfinden zu müssen. Aber leider war dieses Bemühen vergeblich. 

Extrakt I und XX reagierten allerdings mit einigem sicher 
-syphilitischen Material bei der Meinickereaktion positiv, ergaben 
aber mit so vielen Proben falsche positive beziehungsweise nega- 
tive Resultate, daß wir, bald gezwungen waren, sie als unbrauch- 
bar zu verwerfen. Der Ochsenherzextrakt, der. ja mit Cholestearin 
versetzt worden war, lieferte, . was nach den Anschauungen 


Meinickes zunächst nicht zu .erwarten war, weit bessere . 
Ergebnisse als die beiden Lesserextrakte, und die beiden Original- - 
Wassermannextrakte. zeigten. fast die gleiche Anzahl unspecifischer . 
ene, nämlich 33,33% zu viel _°' 


‚negative und 17,24% zu viel positive Resultate: 


Reaktionen wie- diese . beiden Antig 


D 


Bei der Meinickeresktion sind die Unterschiede im Ausfall’ 


der einzelnen 'Reaktionen meist recht eklatante und die Mehrzahl 
der von sicher luetischen Personen stammenden Seren ergeben . 
auch eindeutige und zum’ Teil sogar -im Vergleich zum Wasser- - 


mann zahlreicher positive Reaktionen. Ferner liefern Proben von 
völlig gesunden Individuen in der Regel auch einwandfreie negative 
Resultate nach Meinicke. Rs ee ATA E 

Andererseits muß aber mit aller Schärfe. auf die große Be- 
deutung der Tatsache hingewiesen werden, daß Seren, die von sicher 
nicht syphilitischen, aber an anderen schweren, von Lues klinisch 


manchmal mit Sicherheit nicht trennbaren, Erkrankungen leiden- 
den Patienten stammen, ebenfalls nach der von Meinicke vor- .- 


geschlagenen Versuchsanordnung unspeeifische positive Reaktionen 
ergeben können. Und nichts ist gefährlicher, als einen Menschen 
fälschlicherweise zum Luetiker zu stempeln! Der Weg, den. 


Meinicke uns weist, mag aussichtsreich sein. Vorläufig ‘steht - 
uns noch kein einwandfreier Extrakt zur Ausführung seiner Rė- 


aktion zur Verfügung. Solange nicht Meinicke selbst genaue 


Vorschriften über die Herstellung eines-solchen herausgibt, müssen -~ . 
wir vor der Ausführung seiner Methode ‚mit irgendeinem beliebigen 


Wassermann- oder auch Lesserextrakt warnen, da die damit 


: erhaltenen Resultate vorläufig weder nach der positiven, noch nach 


der negativen Seite hin diagnostisch verwertet werden dürfen. 


Auch bei der Nachprüfung der Sachs-Georgi-Reaktion be- 


folgten wir natürlich streng die Originalvorschriften.. . 
Bei der Sachs-Georgi-Reaktion war es uns durch die Liebens- 


würdigkeit des Herrn Prof. Sachs; wofür wir uns auch an dieser 


Stelle unseren verbindlichsten Dank auszusprechen gestatten, vergönnt, 
in der Hauptsache mit mehreren Originalextrakten zu arbeiten. Da- 


Die übrigen 20, von der Wassermannschen Reaktion diver- -~ _ 


zusammen, über deren. klinischen Befund nähere Angaben nicht _ 


bnissen mit den . 


> ig ` 
= ve ` x 
mn „a anne, 


AU KEN UrT, 


ki p5 f 
A B he a 
een erraten T n a EEA 


D k 
awang port 
were 


. ee os ` 
. + $ ` 4 * 
ieg , a i s 3 
Tr gen 12 eu 
eg ” 
“ > 


+ 
tg r ae i s 
mr NE 
= en 
a = 


Tr ene.icıer 
un ELBE EN 2 
an R 


— nn 


© 

i art 
Semi oe 
T: ou 


. f: 
` ire 
KTE sal 

ET aes 


RAE en 
ir E aia 


— 


RT Tr ea a SS 
Ka DE Ana een u aan N 5 s 
+ Fe ö 


nur. 
u FE 


en 
t. a se Eure n ig = 
N ee er 


Hi ae 


En Bu 
wur 


nr Tr. 
Bu age + 
- 


1161 
E 
ET 
K3 
aia 
y Et) 
| 4 x 
| 


ee ep 
ERTL TSF 
ragt È 7 


EEE TEE 
DE TATAR AYY, 
A. cr 


m, Er Pen 7 GE a 


774 


neben haben wir noch den oben erwähnten Ochsenherzextrakt benutzt, 
der vor etwa sechs Jahren nach Sachsscher Vorschrift hergestellt 
und mit 1 % Cholestearin versetzt worden war und auch seltsamer- 
weise trotz dieses Gehaltes an Cholestearin, wie schon erwähnt, für 
die Meinickereaktion verhältnismäßig brauchbar war. 


Die Methodik ist noch einfacher als die Meinickesche 
Versuchsanordnung und bietet den Vorteil der Einzeitigkeit und 
des Fehlens der Kochsalztitrierung, wodurch die Fehlerquelle der 


‚subjektiven Beurteilung der jeweilig erforderlichen Kochsalz- 
konzentration von vornherein ausgeschaltet ist. 


Die vorgeschriebene Alkoholkontrolle scheint uns für die Sera eigent- 
lich überflüssig zu sein, da wir bei über 1000, allerdings stets sterilen und 
ziemlich frisch untersuchten Serumproben nie eine spontane Ausfällung er- 
leben konnten. Nur für die Lumbalflüssigkeiten dürfte eine solche wegen 
des verschiedenen Eiweißgehaltes von Liquor und Serum unerläßlich sein. 

Ferner möchten wir aus Sparsamkeitsrücksichten den Vorschlag 
machen, wie in letzter Zeit beim Wassermann, auch hier mit reduzierten, 
also etwa mit der Hälfte der von den Autoren empfohlenen Dosen zu 


arbeiten, zumal dies auf die qualitativen Verhältnisse keinen Einfluß 
auszuüben vermag. 


Die ‘Sachs-Georgi-Reaktion hat vor der Meinickereaktion, 
abgesehen von ihrer erstaunlich einfachen Ausführung, der ver- 
hältnismäßig: leichten Ablesung und der Einzeitigkeit als Vorteil 
noch die Möglichkeit voraus, daß Lumbalflüssigkeiten mit ihr 
untersucht werden können. | | 

Zur Ablesung der Befunde haben auch wir das vorgeschlagene 
Agglutinoskop benutzt, nicht etwa, weil wir dadurch bessere Ergebnisse 
zu erzielen glaubten. Denn die Ablesung mit einer guten Lupe liefert 
mindestens die gleichen guten Resultate. Wir haben uns nur deshalb 
dazu entschlossen, weil das Arbeiten mit einer Lupe zur Begutachtung 
der Ausfloekung stets ein ziemlich starkes Zurückneigen des Kopfes 
erfordert, das bei Prüfung von über 100 Röhrchen schließlich rasch 
zur Ermüdung von Augen und Nerven führen kann. Beim Agglutinoskop 
dagegen wird der Blick ohne Anstrengung nach abwärts gerichtet und 
vor allem gewährt der kleine Apparat den großen Vorteil, daß man zu 
derselben Zeit zwei verschiedene Röhrchen zu vergleichen vermag. 

Mit der von Sachs und Georgi angegebenen Methode 
wurden im Ganzen 1255 Untersuchungen an Serumproben von 
rund 800 Patienten!), von denen 364 eine positive, 933 eine nega- 
tive und 103 eine zweifelhafte Wassermannsche Reaktion ergeben 
haben. Nach Sachs-Georgi zeigten von den wassermann- 
positiven Seren 73,29 % einen positiven und 26,71 % einen nega- 
tiven Ausfall. Von den wassermannnegativen Seren dagegen waren 
nach Sachs-Georgi 89,90% negativ und 10,10% positiv, während 
von den wassermannzweifelhaften Seren nach Sachs-Georgi 
16,52% zweifelhaft und 33,45% negativ reagiert haben: 


Für die Originalextrakte 21, 22a, 23 und 24, ferner für den 
Ochsenherzextrakt lauten die entsprechenden Werte: 


Extrakt 21. Geprüft 244 Sera. Davon: 


Wassermann Sachs - Georgi Sachs - Georgi 
positiv 56 | positiv 38 — 58,04% | negativ 23 — 41,96 % 
negativ 170 | negativ 165=%95,88 „ | positiv 7= 41%, 
zweifelhaft 18 | zweifelhaft 3= 16,67 „ | negativ 15 = 83,33 ., 


Extrakt 22a. 


Geprüft 333 Sera. Davon: 
Wassermann Sachs-Georgi Sachs - Georgi - 
positiv 92 | positiv 74 — 80,43% | negativ 18 = 19,57 % 
negativ 212 | negativ 187 = 88,21 „ | positiv 25 = 11,79 ,„ 


zweifelhaft 29 | zweifelhaft 8 = 27,59 „ 


negativ 21 = 7241 „, 
Extrakt 23. Geprüft 224 Sera. 


Davon: 


Wassermann Sachs- Georgi | Sachs - Georgi 
positiv 47 | positiv 36 = 76,60 %0 | negativ 11 = 23,40 % 
negativ 159 | negativ 137=87,29 „ | positiv 


» | 22 = 1271 „ 
zweifelhaft 18 | zweifelhaft 3= 16,67 „ | negativ 15 = 83,33 „ 


Extrakt 24. Geprüft 454 Sera, Davon: 


Wassermann Sachs - Georgi Sachs- Georgi 
positiv 121 | positiv 105 = 86,78% | negativ 16 = 183,22 0% 
negativ 301 | negativ 245 — 81,40 „ | positiv 56 = 18,60 „ 


zweifelhaft 32 | zweifelhaft 10 = 31,25 „ 


negativ 22 — 68,75 „, 
Extrakt O.H. Geprüft 159 Sera. 


Davon: 


Wassermann Sachs -Georgi Sachs- Georgi 
positiv 48 | positiv 81 = 64,58% | negativ 17 = 35,42% 
negativ 91 | negativ 88 —%6,70 , | positiv 8= 33 


zweifelhaft 20 | zweifelhaft 1=5 


„ | negativ 19 = 95 $ 
Aus der Zusammenstellung geht hervor, daß die wenigsten 
unspecifischen positiven Resultate der Ochsenherz- und der Sachs- 
| u: Für die liebenswürdige Überlassung der Serumproben gestatten 
wir uns, den Herren dirigierenden Ärzten und Assistenten im Rudolf 
Virchow-Krankenhause unseren verbindlichsten Dank auszusprechen. 


J T 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. 


Baal, 
> 


3. August. 
Georgi-Extrakt 21 liefert und daß mit der steigenden Operations: 
nummer, die sich nach schriftlicher Mitteilung von Sachs selbst 
nur durch den wachsenden Cholestearingehalt unterscheiden, auch 
die unspecifischen Resultate an Zahl zunehmen, bis sie mit Ex- 
trakt 24 ihren Höhepunkt erreicht haben. | 


Wie es auch bei der Meinickereaktion der Fall war, stellen 
die Fleckfieberkranken ein ziemlich hohes Kontingent für die 
falschen positiven Reaktionen. Von 41 untersuchten, nach 
Wassermann negativ und klinisch ebenfalls nicht auf Lues ver 
dächtigen, typischen Fleckfieberfällen waren 24 — 53,54% positiv 
und 17 — 41,46 % negativ. | z 

Außerdem war nach Sachs-Georgi annähernd der gleiche 
Prozentsatz von Placentar- beziehungsweise Nabelschnurblutseren 
wie beim Meinicke positiv. Ferner reagierte je ein Fall von zwölf 
malignen Tumoren, von vier Lupus-erythematodes-Fällen, von zwei 
an Lupus vulgaris Leidenden und von zwei Scharlachkranken 
positiv. Dazu kommen noch ein Psoriasis-vulgaris-Fall und zwei 
mit Ulcera mollia Infizierte, bei denen die Richtigkeit der Dia- 
gnose durch spätere längere Beobachtung einwandfrei bestätigt 
wurde. Auch bei allen anderen Fällen konnte das gleichzeitige 


Bestehen einer syphilitischen Infektion anamnestisch und klinisch 
so gut wie ausgeschlossen werden. | 


Vor allem aber hat uns der unverhältnismäßig hohe Prozent- 
satz der unspecifisch positiven Sachs-Georgi-Reaktionen bei 
Schwindsüchtigen überrascht. Von 19 Tuberkulösen haben I4= 
% zum Teil sogar sehr starke Sachs-Georgi-Reaktion er- 
geben. 

Aus diesen Gründen scheint uns also auch die Sachs- 
Georgi-Methode noch nicht reif für die Praxis zur Diagnose der 
Lues zu sein. Für sie gilt in der Hauptsache dasselbe wie für 
die Meineckereaktion, was schon verschiedene Autoren betont 
haben, nämlich, daß vor allem die Extraktfrage noch völlig un- 
gelöst ist. Wir haben selbst zweimal den Versuch unternommen, 
aus Rinderherzen verschiedener Herkunft nach der Originalvor- 
schrift brauchbare cholestearinierte Extrakte darzustellen, haben 
aber beide Male nicht den erwünschten Erfolg gehabt. 


Es soll auch hier nicht bestritten werden, daß die grobe 
Mehrzahl von syphilitischen Individuen eine deutliche positive 
Sachs - Georgi- Reaktion zeigten, daß ferner mehrere Fälle von 
Lues II und Lues III, bei denen der Wassermann negativ war, 
nach Sachs-Georgi einwandfreie positive Ausschläge ergeben haben, 
und daß man wiederum mit dem Serum völlig gesunder Personen 
nach Sachs-Georgi in der Regel auch eindeutige von den positiven 
Befunden unschwer unterscheidbare negative Resultate erhält. 


Leider lassen sich aber die, wie oben erwähnt, zu einem 
erheblichen Prozentsatz unspecifisch reagierenden Erkrankungen 
klinisch nicht immer sicher ausschließen, sodaß auch hier die 
große Gefahr der falschen Luesdiagnose besteht. | 


Im Gegensatz zur Meinickereaktion liegen aber betreits der 
Lumbalflüssigkeit die Dinge hier wesentlich anders. Nach dem 
Resultat unserer, allerdings der Schwierigkeit der Material- 
beschaffung wegen nur in bescheidener Anzahl vorliegenden, der- 
artigen Untersuchungen scheint hier eine Unspeeifität nicht zu 
bestehen. Drei Lumbalpunktate von Paralytikern reagierten nach 
Wassermann und Sachs-Georgi gleichmäßig positiv, zwei wasser- 
mannnegative Liquoren auch nach Sachs-Georgi glatt negativ und 
sechs von Meningitis-epidemica-Kranken stammende Lumbalilüssig- 
keiten nach Wassermann sowohl, wie nach Sachs-Georgi einwand- 
frei negativ. Das mit einem Liquor eines an tuberkulöser Menin- 
gitis leidenden Kindes erhaltene Resultat kann leider nicht ver 
wertet werden, da derselbe schon in der Alkoholkontrolle eme 
ziemlich grobe Floekung ergab und dementsprechend auch mit 
den Extrakten flockte. Er war bereits mehrere Tage vor der 
Untersuchung entnommen worden und muß wohl in dieser Zeit 
der Zersetzung anheimgefallen sein. Weitere Beobachtungen In 
dieser Richtung dürften schon wegen der Unspecifität der von 
Tuberkulösen stammenden Seren sehr wünschenswert sein, zumal 
sich die Lumbalflüssiskeiten ja von den Seren bezüglich ihres 
Gehalts an Eiweißkörpern und des kolloidalen Zustandes derselben 
recht beträchtlich unterscheiden: £ 

So scheint uns also auch bei der Sachs-Georgi-Reaktion 1m 


ihrer jetzigen Fassung die Frage ihrer Brauchbarkeit für Lumbal- 
flüssigkeiten vorläufig noch nieht entschieden zu sein. 


‚Ob ein engerer Zusammenhang der Meinicke- und Sachs-Georgl- 
Reaktionen untereinander und mit der Wassermannschen Reaktion be- 
steht, haben wir dadurch zu klären gesucht, daß wir stets gleichzeitig 
mit der Fällungsreaktion mit denselben Antigenen die Komplement- 


Digitized by Google | 


a re T ö ; 2 j ‘ — fe 

Ba . x 7 , S E i an u _ ee f 

G ae ER e T Ee E a o a T ; Br BR a Er. f TEIG x ; i Cafes = 2 = er a DAN? | E l Pa EN ee ee 
2075.78, August. . u: 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK. — Nr. 81. n/a a 
bindung nach der Original-Wassermannmethode ausgeführt haben?), da | Mangel suchten wir aber dadurch abzuhelfen, daß wir der zur Serum- = -> ii 

. - ja die Möglichkeit bestand, dass die uns in die Hand gegebenen Ex- | verdünnung benutzten physiologischen Kochsalzlösung in Analogie mit \,.. ar. 

- trakte vielleicht selbst‘ die Schuld an den unspeecifischen Reaktionen | den früheren Beobachtungen von Sachs eine bestimmte Säuremenge, . - co gn yai 

- ‚tragen konnten." In allen oben ausführlich. erläuterten Fällen erhielten | bis zum Gehalt von etwa~*/z. n-Salzsäure, binzufügten. Unsere Ver- ee, 

. wir aber stets ein richtiges, mit unseren Original-Wassermannextrakten..| suche hierüber konnten aus äußeren Gründen noch nicht zum Abschluß. % fen er 

` nur einige Male in. ganz unwesentlicher Weise abweichendes Resultat. | gebracht werden. Vielleicht. lassen ‘sich: noch bessere Resultate mit, ` hei 

dem von Emden und Much (17) empfohlenen Leucin erzielen... el 


Für weitere Versuche käme- in. Betracht, entweder den Extrakt :  - 
mit 0,6%iger Kochsalzlösung anzusetzen . und dafür der Serum- ar 
verdünnung irgendeine der genannten Substanzen von verstärkendem 
. Einfluß. beizugeben oder aber auch umgekehrt. zur Extraktbereitung die 
12%ige Kochsalzkonzentration zu wählen und dafür. zur Ausmerzung `’ =: 
der unspecifisch positiven Resultäte dem Serum eine gewisse Menge `o -< -< 
von n-Lauge hinzuzufügen. Auf jeden Fall aber möchten wir an der 
von Sachs und Georgi geforderten Einzeitigkeit der Methode festhalten... .'. . ' | en 

` ` Die. Kernfrage liegt'aber noch immer in der richtigen Aus- ._ . 
wahl des Antigens. Sölange diese noch der Lösung bedarf,. ist . ...- d 
bei beiden Methoden. nicht an eine Ergänzung oder gar an einen .:: -4 
Ersatz ‘der . Wässermannschen Komplementbindungsmethode zu . -> - Eu = 
derken, einer Reaktion, die sich, nach den Originalvorschriften a 

l 


‘Die an denselben Tagen mit.den gleichen, für die Komplementbindung 
also. brauchbären, Antigenen angesetiten. „Lipoidfällungs“- beziehungs- - 
weise „Lipoidlösungs“versuche ergaben aber völlig abweichende Aus- 
schläge. So haben wir Sera beobachtet, die mit denselben Extrakten 
nach Vassar nann negativ und nach Sachs-Georgi positiv oder um- 
‚gekehrt nach Wassermann positiv und ‘nach Sachs-Georgi negativ 
reagiert haben, ferner Sera, die wiederum mit den gleichen Lesser- 
extrakten nach Wassermann negative und nach Meinicke positive und, 
umgekehrt nach Wassermann, positive und nach Meinicke negative. 
Ergebnisse zeigten. Drittens gab es darunter zahlreiche Sera, deren | 
Reaktion wiederum..nach Meinicke beziehungsweise Sachs-Georgi völlig 
"differierte, sodaß ein edger Zusammenhang zwischen den drei. Me- 
` _ thoden unwahrscheinlich ist. “Wir sind gezwungen, für die Ausfällung 
-der Globuline aus den Seren völlig andere Gesetze anzunehmen, wenn wir. 


x un‘ 
KUREN 
en - 
t R, ae} 


PEST II 
ee ee er 
u Ne: ; 


i 
a " ` 
i ï ee . R 
OE z = 
ar} A x í 
riaa wW Te 
ET en a wien 


RITA De van 


aE R A 
Te loe moet a a emam AR È a 
ne Siah ER ara: 


ers 

DER 
$ PERRON) 
orme parae m 


m ret 


S E 


vna i 
: Der 
-4 nun 
Si ar 
A 


% Bakra kang E Ba 


_ dieselbe. in einem salzfreien oder salzreichen Medium vornehmen wollen, nxen, -eme D, £ „gen Vriginalvorsc Be ı 

re Trotz aller dieser nicht gerade günstigen Resultate mit- den | Ausgeführt, im Felde wieder überall bewährt hat, die mit-Serum a 
"> beiden-Reaktionen möchten wir dennoch zu weiteren Versuchen | Und Lumbalflüssigkeit gleich gute Ergebnisse liefert und immer <.< | iaia 
. auf dem von.Meinieke und Sachs und Georgi beschrittenen | Wieder aufs neue ihre völlige Unabhängigkeit von dem Gehalt der, un, 
Wege raten). Die im Anschluß an die genaue Ausarbeitung der | untersuchten Flüssigkeiten an Fetten, gelösten Blut- oder Gallen- . een ‘ir 
` Methodik notwendigen Fällungsversuche der Autoren haben schon |.farbstoffen bewiesen hat. Mn Br ae 
FH - heute einen, wenn auch vorläufig noch geringen Lichtblick auf | ‚Zusammenfassung: .Die Meinicke- und die Sachs- č — >o i Ni. 
1 | ' das. Dunkel der kolloidalen Vorgänge im Serum geworfen und zu | Georgi-Reaktion bedeuten im Vergleich zu .den” bis dahin vor- ` = Cupp g3) 
e -. Theorien geführt, deren Anwendung anch auf andere Gebiete der | geschlagenen Flockungsmethoden zweifellos einen großen-Eortsebritt. ... ati... 

“ Serologie Aussicht auf Erfolg verspricht. u ei ‚Die sind aber in ihrerjetzigen Versuchsanordnung wegen der großenZabl , = | a a 
N =~; Die weiteren Versuche hätten sich unserer Ansicht nach in | der unspecifischen positiven wie negativen Befunde.als selbständige >°. °. bi. t 
8’. folgender ‘Richtung zu bewegen. ‚Wiederholte ‘Versuche haben. uns | Methoden für die praktische Luesdiagnose noch. nicht geeignet, zumal ©... ul... 
FB . gezeigt, daß sich bei Heraufsetzung der Kochsalzkonzentration, mit der | bei beiden Methoden die Extraktfrage nicht völlig. gelöst ist... ° > S lu... 
z| jedesmal die Extraktverdünnung bei der Sachs-Georgi-Reaktion angesetzt | Literatur: 1. Meinicke, B. kl W. 1917, Nr. 25, SR opi 

. wurde, wie:nicht anders zu erwarten war, die. Zahl der positiven Aus- | ebenda Nr. 50, S. 1208, ebenda 1918, Nr. 4, S:83; D. m, W. 1919, Nx-T, . a 
Di „Schläge vermehrte, daß bei einer Konzentration von 1,2% fast alle | S. 178, ebenda Nr. 12, S- 823; Zschr. f. Immun. Forsch. .1918, Bd.. 27, Zu E po i 
Hi u a. positive Reaktionen ergaben, bei den höheren nn R = u 2: en u Be 28, = A 3 a na md oe 0 r gi ; : i ee 
t aber die unspecifisch positiven Resultate zu überwiegen begannen. Da- . KL W. 1916, NT. 52, D. Mm. W.: 1917, NT. 45, D. 1404, ebenda 1919, =- >, o 3 
A her -mußte ‘die Konzeñtration von 1,2 % in gewisser Beziehung als das N 16, 3 a: M. es u S. HT a an Kunz I: ee 

ar Optimum angesehen werden. Allerdings erreichte auch bei ihr schon | 2'158 2 5 F Reich D m W OO NET Se eo Nathan e a 
2° Kulosenelne zienak howäöhllehe Höher Desonders, bei Tuber- | W KI. 108, Ai ii 1008 <7, Nathan umd Wolekbrodt, M mW ya 
ia | TE na Ul > ne. , ann . Nr.46, S.1280. — 8. Kafka, M. m. W. ‚ Nr. 50, S. 1417. — 9. Ko- "0. erlnign 
re Er _ Ließen wir dagegen die Reaktionsvorgänge sich in einem salz- | nitzer, M.'Kl. 1919, Nr.14, S.338, — 10. F.Lesser, M. m. W. 1918, ER 2 i A 
Bjo ärmeren Medium abspielen, so zeigte sich eine deutliche Abnahme der | Nr. 32, S. 875; D. m. W. 1918, Nr. 42, S. 1158;-B. kl. W. 1919, Nr. 10, S. 224. — . . 4> aa 
t, ` ünspecifischen Reaktionen, und zwar erwies sich hier die Konzentration | 11. Mandelbaum, M.m. W. 1918, Nr. 43, 5.1180. — 12. E. Weichardt > S poule u 
p von 0,6% als die brauchbarste, da bei ihr sogar auch die Tuberkulosen | a et Ban mn g en a E T BE a 
u». glatt negativ reagierten. Selbstverständlich konnte dieser. Erfolg nur | D, m. W. 1919, Nr. 21. S:579. — dig. Schroeder. M KL 1919 NL 0 he ig 
f, = af Kosten, der wassermannpositiven Sera erreicht: werden, da sich | S515, — i6. v. Wassermann, Verhandl. Berl.. med. Ges., 19. Februar > ` T i l 

bei dieser Kochsalzkonzentration 'die Stärke ihrer Reaktionen bedeutend | 1919, Diskussion. — 17. Heinrich Embden und Hans Much., Beitr. . Ba ya a 
abschwächte, teilweise sogar in die’ negative Seite umschlug. ‘Diesem ! z. Klin. d. Infekt. Krkh. 1914, Bd. 3, S. 119. 2 % Sn, Ba a 

o N = i Aus- der Praxis für die Praxis. 0 i Apa einet 
u Gallensteinkolik. | | befindlichen Lumens der "Troikartkanüle durch*Darmschlingen nach a ft u 
l Voi a Ablaufen eines Teiles des Ascites, wodurch eine einigermaßen ee i 
l gründliche Entleerung ohne eventuellen mehrfachen Einstich zur SEPE 


d 


A 


Unmöglichkeit werden: kann. Beides, die Gefahr der Darmverletzung 
und den unangenehmen Zwischenfall der Darmvorlagerung kann 
man meines Erachtens gut vermeiden durch nachstehende Methode, 
die sich mir bewährt hat: ` FRE EHER = 6, | 
An: der für die Punktion gewählten Stelle Lokalanästhesie, 


2 Dr. Roschke, Bad Salzuflen. a. | 
. * >` _ [m der Absicht, durch lokale Anämie — ähnlich der Therapie 

der Stirnhöhleneiterung — eine. Abschwellung der entzündeten 
. Gallenblase und dadurch eine Lageveränderung des eingeklemmten 
| ` Steines oder bessere Abflußmöglichkeit des Sekretes zu 'ermög- 


=N a 5 
wen. Par 
Dr ee 

ERNST Se 
Pia ET er ER." ARE 
un Be Fo 
WETTE NT 
Kr Adam eu 
t 
pa 
Ca GE 


da 


utei Sr 
a E T A 
ANAA 


ee; KR .* 
ET an ne 
u y Se 
ne Aea 
ir 


lichen, habe ich. mit scheinbar gutem Erfolg Novocain = Supravenin- | gründlich in die Tiefe! Nach Eintreten der Anästhesie langsames | 
tablettten (0,1 Novoc.) je eine Tablette in zwei-. bis dreistündlichem `| Durchbohren der Haut-Faseien -Muskelschicht mit dem Troikart, | BEER 
dann Herausziehen des Stiletts unter Steckenlassen der Kanüle, in ; 


Zwischenraum gegeben. Für Mitteilungen über Beobachtung dieser 
Therapie wäre ich dankbar. f | | | 


die nun eine ‚passende Salomonsche Nadel, wie sie bei der An- 
legung des künstlichen Pneumothorax ‚Verwendung findet, ein- 
geführt wird. Die Salomonsche Nadel ist vorne geschlossen und 
stumpfigerundet und trägt seitlich (analog dem Magenschlauch) 
eine relativ große Öffnung. Mit dieser „Nadel“ wird nun die. 
untere Fascie. und das Peritoneum durchbohrt. (Eine. analoge 
Technik hat sich uns übrigens bei der Anlegung des Pneumo- 
thorax nach der Stichmethode bewährt.) Die Vorzüge der Technik 
sind folgende: Die stumpfe „Nadel“ vermeidet eine Verletzung des- .. '; 
‚Darmes, . auch bei Verschi&bungen und .beim Zurückdrängen vor- - = pi 
liegenden Darmes, der andererseits nicht. als Abflußhinderung ii BE 
wirken kann, da die Abflußöffnung sich seitlich befindet und. 

‚das stumpfe „Nadel“ende den Darm zurückdrängt. Andererseits 
ermöglicht der außerhalb der Bauchhöhle befindliche Nadelansatz 

ein bequemes Befestigen des Schlauches zum Ersatz .des ab-~ 
gelassenen Exsudäts durch Stickstoff, „eine von Schlesinger 
empfohlene Methode, die sich mir 'erst -letzthin bei einem Fall von 
exsudativer tuberkulöser Peritonitis ausgezeichnet bewährt hat. 


e 


ahaa F 
ee : š 
= Oemar pan č 
REES" F ramea 
BERN Ñ 3 
Anene ee => -- 


Ä | Zur Technik der Bauchpunktion. 
$ Er eR Kurze Mitteilung. ` 
Tg 00 Vo a 
ee - Oberarzt Dr. 0. Wiese. . | 
_ _ Neben der Gefahr der Gefäßverletzung, die aber durch die 
Wahl.der Einstichstelle sicher zu vermeiden ist, besteht eine zweite 
3 ‚Gefahr in der Möglichkeit der Darmverletzung durch das Stilett 
des Troikarts; unangenehm und die Entleerung des : Abdomens 
. . erheblich hindernd wirkt die Verlegung des in der : Bauchhöhle 


rn ER 


en. 
en en a nn ne > ne A EN, 


An om = -a m 


~ `) Zur:Komplementbindung wurden natürlich die Extraktverdün- 
nungen wie üblich durch Überschichtung der Kochsalzlösung mit dem 

i Extrakt hergestellt, — 2) Eine Nachprüfung der von Sachs neuerdings 
angegebenen Modifikation, die Versuche volle 24 Stunden im Brutschrank 

En lassen, konnte aŭs äußeren Gründen nicht mehr vorgenommen werden. 


nn pe 
N N een 


Yo’ 


Tre er 


unge aba ge 


Lem a Te ED be IT a E 


od din Tr he ee I ED m 


- | em m nn 


Cerren e 


bis elf Tage lang 50 bis 100 mg Radium eingelegt, eine Dosierung, 


776 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. 


' 8. August. ` 


Referatenteil. 
Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin. 


Sammelreierat. 


Strahlentherapie. 
Von Stabsarzt Dr. Strauß, Berlin. 


I. '’ (Schluß aus Nr. 30) 


Die heute in der Therapie übliche Verabreichung großer Dosen 
von Röntgenstrahlen, sowie von Strahlen radioaktiver Substanzen 
bringt es mit sich, daß man dem Blutbild bei der Bestrahlung eine 
ganz andere Aufmerksamkeit schenken muß wie ehedem. Nachdem 
Heinmecke (49) darauf aufmerksam gemacht hat, in welch hohem 
Maß die hämatopoetischen Organe durch Bestrahlung zu beeinflussen 
sind, sind eine Reihe von Autoren an die Betrachtung des Blutbildes 
im Anschluß an Bestrahlungen herangegangen. Zu einem völlig ein- 
heitlichen Ergebnis sind hier die einzelnen Beobachter noch nicht 
gelangt. Wenig Meinungsverschiedenheit besteht hinsichtlich der 
roten Blutkörperchen. Übereinstimmend gehen hier die Arbeiten 
von Schweitzer(50), Helber und Linser (öl), Milchner 


und Mosse (62), Nürnberger (53) und Anderen dahin, daß | 


der erythroblastische Apparat durch Bestrahlung nicht nennens- 
wert beeinträchtigt wird. Es scheint, daß erst sehr hohe Mengen 
von Strahlen nötig sind, um eine Schädigung der roten Bluf- - 
körperchen herbeizuführen. So erwähnt Schauta (54) eine Ab- 
nahme der Zahl der roten Blutkörperchen und des Hämoglobin- 
gehalts nach relativ hohen Radiumdosen. Es wurden hier drei 


die heute nicht mehr angewandt wird und die außer dieser Be- 
einflussung des Blutbildes auch sonst noch schwere örtliche Ein- 
wirkungen zur Folge hatte. Ganz anders steht es jedoch mit den 
weißen Blutkörperchen. Hier scheinen schon kleine Dosen eine 
beträchtliche Beeinflussung des Blutbildes hervorzurufen. Wenig- 
stens beschreibt Wöhler beim Menschen schon nach Bestrahlungen 
von 1!/, bis 3 Minuten Dauer Hyperleukocytosen, die nach 5 bis 
8 Stunden ihren Höhepunkt erreichen und nach 24 Stunden wieder 
abklingen. (Ich habe diese Mitteilung einst nachgeprüft und mich 
von einer immer eintretenden Hyperleukocytose nicht überzeugen 
können.) Immerhin ist aber die hohe Empfindlichkeit der weißen 
Blutkörperchen gegen Röntgenlicht ganz unbestreitbar, es frägt 
sich nur, ob diese starke Beeinflussung der hämatopoetischen Organe 
eine lang- oder kurzdauernde ist. Hierüber gehen die Mitteilungen 
auseinander. So spricht Schweitzer in seiner vozüglichen 
Betrachtung des Blutbildes nach Mesothoriumbestrahlungen, daß 
in den von ihm beobachteten Fällen die Leukocytenzahl, die immer 
im Anschluß an die Bestrahlung von 8000 auf 9000 bis 12000 
gestiegen war, sich nachher verminderte und nach drei bis vier 
Wochen um 3000 bis 6000 sich verringerte. Sie schwankte zwischen 
3500 und 6200. Dieser Leukocytenabfall setzt schon nach 24 Stunden 
ein und schreitet nach 48 Stunden fort. Erst acht Wochen nach 
der Bestrahlung konnte Schweitzer wieder normale Leukocyten- 


werte feststellen. Damit stimmen nun andere Beobachtungen 
nicht überein. i 


Arnold (86) hat z. B. ein Ansteigen der Leukocyten von 
7800 auf 10000 nach einer Strahlendosis von 100 X beobachtet, 
betont aber, daß diese Hyperleukocytose schon nach 24 Stunden 
abklinge, dann einem Sinken unter die Norm Platz macht, um 
am sechsten Tage schon wieder regelrechte Werte zu erreichen. 
Auch nach stärkerem Absinken der gesammelten Leukocytenziffer 
hat Arnold nach einer Karenzzeit von acht bis zehn Tagen 
wieder regelrechte Werte beobachtet. Ungefähr dieselbe Ansicht 
vertritt Nürnberger. Er hat sechs bis acht Tage nach der 
Bestrahlung wieder regelrechte Werte beobachtet und nimmt im 
Schlusse seiner Ausführungen entschieden Stellung gegen die An- 
sicht, daß eine dauernde Schädigung der hämatopoetischen Or- 
gane durch Verabreichung großer Strahlenmengen entständen. 
Ebenso wie über die zeitliche Dauer der Beeinflussung des Blut- 
bildes durch die Strahlen verschiedene Angaben bestehen, so sind 
auch die Mitteilungen über das Verhalten der Lymphocyten nicht 
eindeutig. Zunächst tritt im Anschluß an die Bestrahlung ein 


Sinken der Lymphocytenwerte ein, was ja bei der außerordent- 


lichen Strahlenempfindlichkeit der lymphoiden Elemente ohne 
weiteres zu verstehen ist. Hierüber sind alle Beobachter nur einer 
Meinung. Jedoch sind die Ansichten über den Fortgang der 


Lymphopenie auseinandergehend. Schweitzer sagt hierüber: 
„In der zweiten Woche nach der ersten Bestrahlungsserie tritt 
aber bei Fortbestehen einer Leukocytenverminderung ein typischer 
Wechsel in der prozentualen Zusammensetzung der leukocytären 
Elemente ein, und zwar in der Weise, daß langsam eine deut- 
liche prozentuale und bisweilen schon absolute Zunahme der 


Lymphocyten bei gleichzeitig starker Verminderung der Neutro- 
philen einsetzt.... Je länger die Bestrahlung fortgesetzt wird, . 
desto ausgesprochener wird das umgekehrte Verhältnis der beiden 
Hauptleukocytenarten zueinander. Schweitzer nimmt an, 
daß die postaktinische Lymphocytenvermehrung nicht allein auf 
stärkerer passiver Ausschwemmung beruht, sondern in vermehrter 
Funktion der Bildungsstätten begründet ist. Eine Steigerung der 
Lymphocytenwerte im Anschluß an Bestrahlungen hat auch 
Nürnberger beobachtet. Er beschreibt zunächst den akuten 
Anstieg der Neutrophilen und den damit verbundenen Schwund 
der Lymphocyten. Nach ein- bis dreitägiger Dauer sinken die 
Neutrophilen auf normale und subnormale Werte, während die. 
Lymphocytenzahl ansteigt. Der Unterschied in den Mitteilungen 
von Schweitzer und Nürnberger liegt darin, daß der 
letztere ein viel früheres Auftreten der Lymphocytose beobachtet 
hat als ersterer. Gar keine Zunahme der Lymphocyten hat Ar- 
nold festgestellt. Aus den von ihm mitgeteilten Tabellen ist 
nirgends ein Ansteigen der Lymphocyten zu entnehmen. Da nun 
die Literatur über diesen bedeutsamen Punkt keine Übereinstim- 
mung ergibt, so habe ich in einer großen Anzahl von bestrahlten 


| Fällen das Blutbild auf seine postaktinische Veränderungen nach- 


kontrolliert. Meine Untersuchungsergebnisse waren nicht überein- 
stimmend. Die Hyperleukocytose und den Lymphocytenabsturz 
habe auch ich beobachtet. Darin stimmen meine eigenen Wahr- 
nehmungen durchaus mit den bisherigen Mitteilungen überein. 
Aber alle weiteren mitgeteilten Einzelheiten kann ich nicht regel- 
mäßig bezeichnen. Ich habe auch schon nach drei Tagen eine 


‚ deutliche Hypoleukocytose und eine starke Vermehrung der Lympho- 


cyten beobachtet, ich sah aber letztere auch ganz ausbleiben und 
öfter das Blutbild absolut beherrscht von den Erscheinungen der 
Leuko- und Lymphopenie. Es erscheint überhaupt nach vielen 
Beobachtungen, die ich während der letzten Jahre bei der Be- 
trachtung. des Blutbildes gemacht habe, daß man hinsichtlich 
dessen, was man als Norm aufzufassen hat, manches früher un- 
bedingt als feststehend Angenommene revidieren muß. Ich habe 
früher schon darauf hingewiesen, daß ich bei der polnischen Be- 
völkerung eine Zunahme der großen mononucleären Zellformen 
beobachtet habe, die sicher nicht — wie man hätte annehmen 
können — eine Folgeerscheinung der Typhusimpfung waren, da 
es sich gar nicht um geimpfte Individuen handelte. Heute sieht 
man, daß auch sonst an vielen Stellen ähnliche Beobachtungen 
gemacht werden, die uns zum mindesten das eine lehren, daß 
däs Blutbild während des Krieges eine Veränderung erfahren hat. 
Es sei hier, da dieses Thema außerhalb des Rahmens meiner 
Betrachtung liegt, auf die Arbeiten von Klieneberger (50) 
Bokelmann und Nassau (57), Lämpe und Saupe (58) 
sowie auf die Ausführungen von Krehl (59) und die Betrach- 
tungen von Koch, der schon 1915 eine enorme Vermehrung der 
einzelligen weißen Blutkörperchen nachweisen konnte, verwiesen. 
Es sei hier nur so viel gesagt, daß man neben der von mir beob- 
achteten Vermehrung der großen mononucleären Leukocyten auch 
allgemein eine Lymphocytenvermehrung fand. Es sei ferner erwähnt, 
daß schon in Friedenszeiten ein Lymphocytenanstieg bei Kohlen- 
hydraternährung festgestellt wurde [Keuth e (61). Wenn also 
eine Abhängigkeit des Blutbildes von der Ernährung vorhanden 
ist, dann darf man sich nicht wundern, wenn wir augenblicklich 
im Anschluß an Bestrahlungen so eigenartige Verschiebungen IM 
Blutbilde festzustellen vermögen. Ich möchte daher in der Be- 
urteilung der Folgezustände der Bestrahlungen im Augenblick _ 
größte Vorsicht anempfehlen und vor allen Dingen die postakti- 

nische Lymphocytose, die ich ja auch genügend oft selbst wahr- 


genommen habe, vorläufig noch nicht als einen reinen Bestrah- 
lungseffekt bezeichnen. 


Nach vorstehenden Ausführungen haben wir im allgemeinen 
von einer Bestrahlung keinen: Einfluß auf die Erythrocyten zu @f- 
warten. Es berührt daher eigenartig, daß doch immer wieder 
Mitteilungen gemacht werden über günstige Erfolge, die man bel 


i cythämischen Zustandes, Lüdin (63), perhorresziert, 


~ =.. gewonnen. |] 

: ,. homogene Strahlung in der Tiefe zu verwenden, sind die Erörte- 
tungen über das zu verwendende Filter, unter welchem wir mit 

einer homogenen Strahlung rechnen können, in stetem Fluß. Es | 


: VOR 


m ET 5 
. er Z 
P Ba 
Ne .. . ; m E 
N 


1919 


_ Polycythämie "mit der Strahlenbehandlung gemacht hat. Während 

‚sich noch Wetterer in seinem bekannten Handbuch dieser 

.  Behandlungsart kühl gegenüber verhält, sind in neuester Zeit 
= wieder Mitteilungen erfolgt, welche über eine günstige. Wirkung 


der Bestrahlung zu berichten wissen. So hat: M ön c'h (62) durch 


| intensive Bestrahlung eine Herabsetzung der Zahl der roten- Blut- | 


körperchen von 7480000 auf 3804000 beobachtet und knüpft 


-daran die Bemerkung, daß pathologische Blutbestandteile weniger 
widerstandsfähig gegen die Bestrahlung sind als normale. Mönch 


hat auch die Milz bestrahlt,. was ein anderer Beobachter des poly- 
schont die Milz absolut und. bestrahlt nur die Knochen. Nach: 
Lüdin ist die Resistenz der Erythrocyten eine verminderte. 


damit: eine Herabsetzung 
5100000.. 2.0 
Daß auch. Röntgenschädigungen -mit Röntgenstrahlen, günstig 


. beeinflußt ‚werden können, weist in einer ausgezeichnet geschrie- 
benen Abhandlung Holzknecht (64) nach, der bei einem Beob- 
achtungsmaterial von 50 Röntgenkeratosen und 10 ulcerierten Epi- 


theliomen mit harten gefilterten Strahlen vorzügliche Resultate 
erzielte. Daß man auch bei Verbrennungen mit Narbencoitrac- 


turen durch Bestrahlungen ein günstiges Ergebnis erzielen kann, 
‚teilt Kohler (65) mit, der in drei Fällen mit härtesten Röntgen- . 
‚strahlen in mittelgroßen Dosen wieder volle Beweglichkeit zu er- 
‚reichen vermochte. a 8 EEE 
., Wie ‚ich bereits bei früherer Gelegenheit an dieser Stelle 
auseinandergesetzt habe, ist der Hang der Gegenwart immer mehr 
auf die Verwendung harter Strahlen . gerichtet. Selbst bei ober- | 
„.flächlichen Dermatosen werden Filtrierungen durch 0,5 mm .Alu- 
minium empfohlen. Selbstverständlicherweise hat: hierdurch _ die’ 


es 


Filterfrage eine überragende Bedeutung für die Strahlentherapie 
Da unsere Bestrebungen . darauf hinausgehen, eine 


sind die verschiedensten Filter (Aluminium, Kupfer, Zink, Messing) 


~ im Gebrauch. Über jedes dieser Filter existieren zahlreiche Ver- 
 öffentlichungen.- Die -Mehrzahl. dieser Mitteilungen haben nur ein 
einseitig physikalisch-technisches Interesse, . der Praktiker erhält 
_ bei-der Lektüre dieser Veröffentlichungen für die ihn am meisten 
Interessierende Frage nach dem zweckmäßigsten Filter keine ab- 


schließende Antwort. Zweifellos. ist aber auch die Antwort darauf 


nicht leicht zu geben, indem gewisse verschiedenartige Eigen- 
` schaften dieser Filtermetalle immer zu berücksichtigen sind. Wir 
wissen z.B., daß das heute immer noch am meisten verwandte 
 Aluminiumfiter in vieler Beziehung an filternden Eigenschaften 


hinter. dem Zink und Kupfer zurücksteht, Nach den Unter- 


 _Suċhungen von Goos (66) absorbiert Aluminium in einer Stärke 
3 mm nur. so viel harte Strahlung ‘als 0,125 mm Kupfer und 


0,1385 mm Zink. Die mittelharten und weichen Strahlen werden 
von Kupfer und Zink viel stärker absorbiert. Verglichen mit dem 


Aluminium absorbiert. Kupfer harte Strahlen 24mal ‘so stark, 
- mittélstarke 38 mal -so stark ‚und weiche Strahlen 32 mal so stark. 


Goos ‘spricht hieran von -einer durch 1 mm Kupfer gefilterter 
Strahlung als von einer „fast homogenen Strahlung“, sodaß man 


eigentlich nicht darüber im Zweifel sein kann, daß das Kupfer- 


filter optimale Bedingungen für die Bestrahlung schafft, was auch 
literarisch vertreten wird. Und dennoch kann man nicht sagen, 
daß dies so unbedingt der Fall ist. So haben Krönig und 


= Friedrieh nachgewiesen, daß die Stärke der biologischen Wir- 
. kung von Strahlen, die durch 3 mm Aluminium gefiltert waren, 
eine für die Haut | 
Kupfer der Fall 
. awel ‚Hautpartien einer Patientin mit inoperablem Darmcareinom 
mit je .einer Erythemdosis (165 e der von König und Frie- 
| drich im Anschluß an Kohlrausch so bezeichneten Einheit). Die 
eine Hautpartie wurde mit 1 mm Kupfer, die andere mit 8 mm 
Aluminium gefiltert. Nach 54 Tagen sah man an der mit Kupfer 


geringere ist, als dies bei Filterung durch 1 mm 
war. Krönig und Friedrich bestrahlten 


gefilterten .Bestrahlungsstelle ein deutliches Erythem mit starker 
eine minimale Haufreaktion auf. Dieselben Beobachtungen konnten 
Kr Onig und. Friedrich auch beim Froschlaich machen. 
Laichklumpen ‘von Rana esculenta,, denen 80 e appliziert wurden, 
Singen unter Kupferfilterung sämtlich zugrunde, während die 
unter 3 mm Aluminium bestrahlten teilweise am Leben blieben 


Be i s 

eSa "de 122 ze Su BEE Wale vor 

TAUER N E a % e T 

7 à E i IE H ur ` P \ > i 5 
` d a 7 ý a .. 


— MEDIZINISCHE KLINIK —. Nr. 31. 


Lüdin- 


; Da 
` bei diesem Leiden eine Wucherung des erythroblastischen Knochen- 
-~ marks vorliegt, so ist die systematische Bestrahlung sämtlicher 
-<° Knochen indiziert. .Lüdin erreichte | 
.. der Erythrocytenzahl von 7 300.000 auf 


Hautrötung. . Die mit Aluminium bedeckte Hautstelle wies nur 


le, : noai EP i 
u pe Pe ae ae Be a ae Sa i A a 
4 à AA a . ze ae er le Ps DE Zu Zur ee Ze ee nette 
ae i TENA 2 x al BB ` .. K rS f t N 
=> o a i ee z ; 


raae. 


und nur Wachstumshemmungen zeigten. Man ersieht "hieraus, 
daß die. Hautschonung bei Verwendung der Kupferfilterung. trotz 


‘der 32 mal so.starken Absorption der weichen Strahlen keine so 
große ist als bei Verwendung der Aluminiumfilter. Wir sehen 
ferner, . daß man bei der Kupferfilterung viel vorsichtiger sein 
muß, mit- einer Wiederholung der Bestrahlung. Opitz (67). hat : `’ 

hieraus auch schon die Konsequenz gezogen, indem. er es ver... © 
meidet, bei Kupferfilterung vor, sechs Monäten die gleiche Stelle  . 


Wir sehen 


wieder zu bestrahlen, was man ja bei Verwendung: von Aluminium- 


wertschicht von Zink, Kupfer und Messing eine um 8 herumliegende, 


so.ist sie für Aluminium in 3 mm Dicke nur 5 cm, auch der. 

_ Dosenquotient gestaltet sich ganz anders. Wir benötigen also bei 
Verwendung des Aluminiumfilters eine viel stärkere Oberflächen- ` 
'belastung, um dieselbe ‚Tiefendosis zu erreichen, als bei der Filte- 
rung durch die drei vorgenannten Metalle. Es könnte also nach 
theoretischen Erwägungen gar kein Zweifel darüber bestehen, daß _ 
die ganze bisherige Aluminiumfilterung nicht mehr als zeitgemäß 
anzusehen ist, und zugunsten. der schwereren Filter aufgegeben . 
‚werden müsse, . wenn nicht eben, die erwähnten Beobachtungen 
von. Krönig und Friedrich uns darüber belehrten, daß die . ` 
biologischen Reaktionen und die physikalischen Beobachtungen - 
nicht immer zu einem- sich deckenden ‚Resultat gelangen. Es ist =  ..: 
daher gut zu verstehen, daß sehr' viele und bewährte Kenner der. -> :: 4 


Strahlentherapie bei der weiteren Verwendung des Aluminium- 
filters verbleiben. u Zu : l 


Was nun die drei sogenannten Schwermetalle Zink, Kupfer ` 
und ‚Messing betrifft, so ist,- wie bereits ausgeführt, die Halbwert- ` 
schicht und: der Dosenquotient bei diesen. ziemlich gleich, ein © 
Unterschied besteht nur in der Zeit, die. man zur:Erreichuig einer 
bestimmten Tiefendosis nötig hat. Diese. ist beim Zink kürzer als. 
‘beim Messing und wesentlich kürzer als beim Kupfer. 
daher für die: Verwendung des Zinks als Filtermaterial auch noch > 
ein ökonomischer Grund sprechen. 


Es würde 


| | Ob nun dem Zink: auch noch 
eine höhere Hautschonung zukommt, sodaß der stärkere biologische 
Reiz, den Krönig und Friedrich für das Kupfer ‚fanden, in 
Wegfall gerät, wäre noch zu erörtern... Wintz und Baumeister 


haben die Erfahrung gemacht, daß das Dreieinhalbfache der Be- | 


strahlungszeit, die für das Aluminiumfilter sich als Erythemdosis 
feststellen ließ, unter Zinkfilter noch keine Reizung der Haut her- 


 vorrief. Die größere Hautschonung bei der Verwendung des Zink- 


filters - betont auch Glocker (69) auf Grund seiner strahlen- 
analytischen Forschung. Er fand, daß die durch Zink gefilterten 


‚Strahlen entschieden ärmer an mittelharten und weichen Bestand- 


teilen sind. In einer weiteren im Verein mit Reusch (70) ver- 


öffentlichten Betrachtung betont Glocker (70), daß ein Filter | 
von 0,5 mm Zink die. harten, mittelharten und weichen Strahlungs- 


komponenten in demselben Maße schwächt wie ein Aluminium- 
filter von 13 mm. - Diese Berechnung deckt sich ungefähr mit: der 


von Walter, der für die Absorption sehr harter Strahlen fand, E 


daß 0,5 mm Zink .12 mm Aluminium entspricht, Es stellen somit 


Aluminium und Zink. gleichwertige Filter dar, sobald äquivalente . 


Dieken angewandt werden. Das Zink würde in einer Stärke von 


0,5 mm eine große Menge von Vorzügen besitzen, dem’nur ver- 


glichen mit dem Aluminium in 3 mm Dicke der eine 'Nachteil 
gegenübersteht, daß eine längere Bestrahlungsdauer erforderlich 
ist. Das Zeitverhältnis zwischen aluminium- und zinkgefilterter 
Strahlung beträgt 1:2. E u pe m 

“Alle diese Angaben über die physikalischen Eigenschaften 
der verschiedenen zur Filterherstellung verwandten Metalle sind 


-außerordentlich wertvoll für die gesamte Strahlenforschung. Ob 


sie immer unbedingt zutreffend sind, muß späteren Nachprüfungen 


vorbehalten bleiben. So sprach z.B. Schatz (72) früher davon, _ 


filtern. im. ällgemeinen schon nach drei Wochen kann. Es-ist _ ee: 
somit zu verstehen, daß man neben dem gewiß sehr große Vor- , .; 
züge bietenden Kupfer iminer noch nach anderem Filtermaterial 
forschte: Sebr gute Bedingungen scheint in dieser Hinsicht das: 
Zink zu bieten. Für die. Verwendung dieses -Metalls treten: be- : `’ 
sonders Wintz und Baumeister (68) ein. In der sehr lesens- 
werten Abhandlung von. Wintz und Baumeister finden sich a 
‘außerordentlich bemerkenswerte Angaben ' über vergleichende wi 
- Untersuchungen, die bei den. verschiedenen Metallen angestellt 
worden .sind. Zunächst ergibt sich hieraus, daß. die Halbwert- 
schichten -bei Zink, Messing und 'Kupfer annähernd gleich sind. 

(sie betragen für Zink 8,2, für Messing 8 und für-Kupfer 7,9em), f 
ebenso. besteht hinsichtlich der’ Dosenquotienten kein ‚besonders. 
großer Unterschied.. Anders liegt dies damit verglichen bei.dem 
meist verwandten 3 mm dicken Aluminiumfilter. War -die Halb- ` 


pr “z . a 
Y, Biken ei Se 
. "r Taa = 


ey aT Y 


PE as 
ern 


$ 1 b h enter Ku + - 
Boan F < : oe 
“e bi "re 


A Er y 
2 i "i ta ETA 
ne en 


AR 


f 

Irtam pagt 
er 
u 
ei 


ea : gå 
en anne 


A 
Be u se a n 


Ra 
...... 


x 
a 
BE R 
u We 5 
SEE 


vr. 


N ns FEW N IT SZ 
ae ne En 


sr 
=. 


au ze 2 
—. 
E ia D- 


m - A k s: 
= L4 Be, > p E a P 3 
` . S S Ea: o ME ' n ee a 
E 5 R, 2 a ` ap i Fo ER BE; a 4 i wi un. 
m ; e n ; en ... nn - E EE Mo TE ER 
Ae a a : A $ T [u EP AE a E ee P E e a E si 
Fe u s 5 . ee an altes : EN a © F> .. & De Nee = 
> .. RUE Pi MER E AAS o re a PA ge. , n F Pra r r “ 
irn 5 ERBEN IRRE, EEE N ne E Wer ., ale SSR 
z = p 2 ý AE + EA A Re . k Ca 
3 »2u ne. 5 Ade PR Fe 
= men. DEP DEP ta -o ~e ar ar 


TUN: ; 3 


y -` + ao n 
mpa a nenn en 


AT e, AT UEa > nn 
Bi au EPOE DENET R 


arr 
nn 


ve. 


boops ae Miia BEER z ee 
y N n r end ers at p n _ 

EL Se ze og Er BE NN AT a 

e E T 


en t, 
“x wer on. 
EEE er. 
s Re 
= 


ee Er 
» 


Snap: ink 
Min. 
Pa 

A 


AN a Son. 
aa 5 a Ne > 
-e A b. PTEN B 
eh TA OEA punye 
Po RE ED End Eu ee ERDE x 
: ; i RE 
Par ERRA N R 3 


m 2 A 
E et si Ss = een ran ; 
ee ee ee TEN ae 

no ~ 5 fici is u Fa 


re a h SE Y NETTE, 


Be EEE AES rer 
Een 3 
3. tà 
E] “2... 


1N S 


Be p 
A ine 
Be re vn va 
; wage z & 


i 
= Ss ah ae 
Re: 

' 

-~ 


ANDREEA 
NE TTS Ra 
ee 3 ne 2 Ta Ba = 


Ba rn 
oi pen 


= 


u NR En 


nn. we 


— De Te Zar O 


R 


— 


dab die Halbwertschicht eines 3 mm dieken Aluminiumfilters 2,25 
bis 2,5 betrage, also ein ganz anderes Ergebnis, als es Wintz 
und Baumeister zu verzeichnen haben. 


Literatur: 49. Heinecke, ebenda 1903, Nr. 48; ebenda 1904, Nr. 18. — 
50. Schweitzer, ebenda 1916, Nr.9. — 51.Helber und Linser, ebenda 1905, Nr.15, — 
52. Milchner und Mosse, B. kl. W. 1904, Nr. 49. — 53. Nürnberger, D. m. W. 
1919, Nr. 24 und 25. — 54. Schauta, Zbl. f. Gyn. 1914, Nr. 27. — 55. Arnold, 
M. m. W. 1916, Nr. 5. — 56. Klieneberger, ebenda 1917, Nr. 23 (Feldärztliche 
Beilage). — 57. Bokelmann und Nassau, B. kl. W. 1918, Nr. 15. — 58. Lämpe 


E: Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 28. 
ý H. E. Hering (Köln): Pathologische Physiologie. Erste Vor- 
lesung am 5. Mai 1919 in Köln, | 

V. Kafka (Hamburg): Zur -Liquordiagnostik der infektiösen 
nichtluischen Meningitis. Die Liquordiagnostik der akuten infektiösen 
Meningitis wird durch neuere Reaktionen (Hämolysin- und Kolloid- 
reaktionen, Reaktion nach Braun und Husler, Fibringlobulin- und 
modifizierte Ninhydrinreaktion) in hohem Maße ergänzt und verfeinert. 
Eine positive Wassermannsche Reaktion der Rückenmarksflüssigkeit 
‘kommt bei einwandfreier Technik und sicher negativer Blut- 
reaktion im Verlaufe der infektiösen nichtsyphilitischen Meningitis so 
gut wie nie vor. 

E. Glaß (Hamburg): Zur Narkotisierung mit Chloräthyl. Das 
Chloräthyl ist ein geradezu ideales Mittel zur Einleitung der Dauer- 
narkose. Deren Fortsetzung erfolgt dann am besten mit Äther und 
Sauerstoff aus dem Roth-Dräger-Apparat oder bei O-Knappheit mit 
der Schimmelbuschschen Tropfmaske. Ferner kommt der Chlor- 
äthylrausch in Betracht, und zwar 1. als Analgesierung bei er- 
haltenem Bewußtsein, 2. als eigentlicher Rausch (Somnolenz), 3. als 
protrahiertes Analgesiestadium oder als protrahierter Rausch. Statt 
Mull kann man auch Kreppapier (Handtuchersatz) auf der Tropfmaske 
benutzen, das sich zu kurzen Analgesierungen besonders eignet, da es 
sich rascher und gleichmäßiger als Gaze durchtränkt. 

Kurt Holzapfel (Berlin): Ulcus molle und Primäraifekt. 
Auch bei noch so typischem weichen Schanker muß man an Chancre 
mixte denken und im Dunkelfeld auf Spirochäten untersuchen (man 
verwende dabei nur das durch Expression aus der Tiefe gewonnene 
Serum). Findet man Spirochäten und ist die Wassermannsche Reaktion 
negativ, so liegt eine frische, reine primäre Lues vor, die zur Ein- 
leitung der Abortivkur berechtigt (bekanntlich wird die Wasser- 
mannsche Reaktion schon in der sechsten bis siebenten Woche post 
infectionem positiv). Lassen sich bei Verdacht auf Uleus mixtum 
keine Spirochäten nachweisen und ist die Wassermannsche Reaktion 
noch negativ, so darf man keine antisyphilitische Behandlung einleiten. 


Landesausschusses für hygienische Volksbelehrung. 


F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 28. 
Arnold Löwenstein (Prag): 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. 


Karl Bornstein (Berlin-Schöneberg): Ein Weg zur hygieni- 
schen Volksbelehrung. Bericht über die Gründung des preußischen 
Der Verfasser 
erinnert hierbei an den bekannten Ausspruch: „Die Aufgabe des Arztes 
im 20. Jahrhundert wird es sein; sich selbst überflüssig zu machen.“ 


Atiologische Untersuchungen 
über den fieberhaften Herpes. Die Blasen beim Herpes febrilis enthalten 


und Saupe, M. m. W. 1919, Nr, 14. — 59. Krehl, Verh. D. Kongr. f. i | 
Warschau 1916, Kongreßbericht S. 194. — 60. Koch, D. m. W. 1918, an 
61. Keuthe, ebenda 1907, Nr. 15. — 62. Mönch, M. m. W. 1919, Nr. 10, — 
63. Lüdin, Zschr. f. klin. M., Bd. 84, H. 5 und 6. — 64. Holzknecht, B. kl. W. 
1918, Nr. 49. — 65. Kohler, Med. Naturwissensch. Gesellsch. Jena, Sektion f. 
Heilkunde, 27. Juni 1918. — 66. Goos, Fortschr. d. Röntgenstr., Bd. 24, H. 5. — 
67. Opitz, M. Kl. 1918, Nr. 33 und 39. — 68. Wintz und Baumeister, Fortschr. 
d. Röntgenstr., Bd. 24, H. 3. — 69. Glocker, ebenda, Bd. 24, H. 2. — 70. Glocke 
und Reusch, ebenda, Bd. 24. H. 6. — 71. Walter, ebenda, Bd. 24, H. 5. — 
72, Schatz, Strahlenther. 1912, Bd. 1, H. 4. 


=> 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Lasarios, eines Laien. Die Grundlage des Verfahrens besteht 
darin, daß es möglich ist, die natürliche Atmung dadurch in bestimmter 
Weise abzuändern, daß man sich sowohl bei der Einatmung als auch 
bei der Ausatmung .einen bestimmten Vokal möglichst lebhaft vor- 
stellt. Jedem Vokal gehört eine bestimmte, von der natürlichen 
verschiedene Art der Atmung an. Der Verfasser versucht nur anzu- 
deuten, unter welchen Umständen man von der Methode etwas er- 
warten kann. - 

Sofus Wideröe (Kristiania): Über die therapeutische Haut- 
impfung mit Alttuberkulin. Tuberkulinapplikation auf die intakte Haut 
ruft eine nicht nur diagnostisch, sondern auch therapeutisch wertvolle 
Reaktion hervor. Diese ist nicht nur lokaler Art, sondern übt auch 
einen allgemeinen Einfluß aus. Durch cutane Tuberkulinapplikation ist 
es dem Verfasser gelungen, das Leben tuberkulöser Meerschweinchen 
erheblich zu verlängern. 

J. Dubs (Winterthur): Pneumokokken- und Colistrumitis. In 
einem Falle trat zwei Monate nach einer croupösen Unterlappen- 
pneumonie und einer eitrigen Brustfellentzündung in einer schon 

viele Jahre vorher vorhandenen Struma eine Strumitis auf. In einem 
anderen Falle entstand nach bloßer Stuhlverstopfung in einer alten 
Struma eine Colistrumitis. Irgendwelche traumatische Läsion des Kropfes 
(Stoß, Schlag oder Quetschung) war nicht vorausgegangen. 

Eidam (Gunzenhausen): Neun Jahre Säuglingsfürsorge durch 
die Hebammen des Bezirksamts Gunzenhausen als Fürsorgerinnen. Nach 
den Erfahrungen des Verfassers sollten sämtliche Hebammen im Reich 
ungesäumt als Säuglingsfürsorgerinnen aufgestellt werden. 

G. Seiffert (München): Bayerns Gesundheitswesen im Frieden 
und Krieg. Die Friedensarbeit hatte zur Bekämpfung übertragbarer 
Krankheiten im Kriege ausreichende Vorkehrungen getroffen Es 
mußte nur das Vorhandene ergänzt werden. Eine Zunahme der über- 
tragbaren Krankheiten im Kriege war von vornherein zu erwarten, 
trotzdem darf man aber mit den erzielten Erfolgen zufrieden sein. Ganz 
besonders gilt das für die Typhusbekämpfung. Dem starken An- 
schwellen der Erkrankungen in dem ersten Kriegsjahr folgte bald ein 
Sinken. F. Bruck. 


Zentralblatt für innere Medizin 1919, Nr. 29. 


E. Grafe: Weitere Beiträge zur Kenntnis der Anpassung des 
tierischen Organismus an die Größe der Nahrungszufuhr, Im Laufe der 
während des Krieges bestehenden Unterernährung ist die Beobachtung 
allgemein gewesen, daß nach ursprünglich stärkeren Gewichtsabnahmen 
etwa vom Winter 1916/17 ab, geringere Gewichtsabnahmen und schließ- 
lich oft ein Stillstand der Gewichtskurven eintrat, ohne daß die Er- 
nährung reichlicher wurde. Es muß daran gedacht werden, daß solche 


ein Virus, das auf die Kaninchenhornhaut leicht übertragbar ist und 
eine der Keratitis herpetica des Menschen ähnliche Krankheit hervorruft. 
Das Virus ist aber im Blute Herpeserkrankter nicht nachweisbar, 

Wilhelm Stepp (Gießen): Der Restkohlenstofi des Blutes 
bei Gesunden und Kranken (mit besonderer Berücksichtigung des Diabetes 
mellitus). Um die nicht stickstoffhaltigen organischen Substanzen des 
enteiweißten Blutes hat man sich bisher nur wenig gekümmert. Zu 
seinen Untersuchungen über den Restkohlenstoff des Blutes bediente 
sich der Verfasser, ebenso wie Mancini, der Phosphorwoliram- 
säure. Es werden damit nicht nur sämtliche koagulablen Kiweiß- 
körper, sondern auch Albumosen, Peptone, die Harnsäure, sowie andere 
in kolloider Lösung im Blut befindliche Körper niedergeschlagen. 
Man bekommt somit in das Filtrat nur nicht eiweißartige Kohlenstoff- 
haltige Substanzen. Es handelt sich also hier um den durch Phosphor- 
wolframsäure nicht fällbaren Restkohlenstoff. 
Hochstetter (Tübingen): Über gehäuites Auftreten von Spät- 
rachitis. Mitgeteilt werden vier Fälle. Auf Phosphorlebertran und bei 
Bettruhe besserten sich die Erscheinungen verhältnismäßig rasch. 

R. Koch (Frankfurt a. M.): Eine neue Methode der Atem- 
gymnastik. Der Verfasser berichtet über die Methode Leser- 


Anpassungsvorgänge sich auch bei einer den Bedarf überschreitenden 
Nahrungszufuhr geltend machen. In der Tat macht man analoge Beob- 
achtungen auch bei Mastkuren. Auch hier tritt allmählich ein verlang- 
samter Gewichtsgewinn und unter Umständen ein Gewichtsstillstand 
ein. Die zugeführte größere Calorienmenge führt schließlich nur ZU 
einer specifisch-dynamischen Wärmesteigerung. Es existiert also eine‘ 
Luxuskonsumtion. Um zu prüfen, von welchen Faktoren ihr Zustande- 
kommen abhängig sei, wurden einer Hündin die Keimdrüsen exstirpiert. 
Die Kastration verhinderte nicht das Zustandekommen einer Luxus 
konsumtion. Einer zweiten Hündin wurde zunächst die Schilddrüse 
unter Schonung der Epithelkörperchen exstirpiert, längere Zeit danaclı 
ebenfalls die beiden Ovarien herausgenommen. Das Resultat war, da 

die Abhängigkeit der Verbrennungen von der Intensität der Ernährung 
aufhörte, sobald die Schilddrüse exstirpiert war. Die nachträgliche 
Entfernung der Keimdrüsen brachte nichts prinzipiell Neues. Die 
Luxuskonsumtion, die Anpassung an Überernährung, der Hunde is 

somit nicht lediglich eine primäre Eigenschaft der Körperzellen, sondern 
bei ihrem Zustandekommen spielt die Funktion der Schilddrüse eine 
bisher unbekannte, wichtige, wenn nicht die entscheidende Rolle, 
während die Ovarien dafür nur von untergeordneter Bedeutung N 


Di Google 


-.;- r “> een aey 


Be August, 


selbst wenn der Eingriff eine Narkose benötigt 


£ strahlungsbehandlung aufgenommen werden. 


Ben m ee 
— -y i ET N m 
rn F \ 
BA $ 2% 
= l . ‘ 
1919 — M 


9 3 


Mog Aus der neuesten Skandinavischen Literatur. 
“` Die: Entfernung der Mandeln bei rheumatischen Erkrankungen übt 


‚der letzteren aus. Der.unmittelbare Erfolg ist in frischen ‚Fällen eine 
rapide Senkung der Temperatur und sofortige Besserung des Allgemein- 
'zustandes. _Rezidiven kann man durch die Operation im fieberfreien 
Stadium vorbeugen. Sehr günstig wirkt der Erfolg bei hämorrhagischer 


Nephritis nach Angina, (Hygiea 1919, Nr. 18.) 


` Einen Fall akuter, spontaner Magenerweiterung im Anschluß an 
eine Influenza beobachtete Bohmansson (Stockholm). : Während der 
‘ Lösung einer Influenzapneumonie bei einem 22jährigen, früher gesunden | 
' „Mann trat plötzlich massenhaftes Erbrechen auf, der Bauch von einem 


die linke Hälfte ausfüllenden Tumor aufgetrieben, sonst nicht gespannt. 
Unter Annahme eines hohen Ileus wird die Laparotomie gemacht, wo- 


bei es’sich zeigt, daß die ganze Bauchhöhle von dem lokal erweiterten 


‚Magen ausgefüllt ist, das Entleerungsvermögen des Magens ist derart 
geschwächt, daß ‘er nur durch manuelle Nachhilfe entleert werden kann. 
Ein Hindernis für die Passage besteht nicht. Der Patient. stirbt_unter 


peritonitischen Erscheinungen. 


‚normal. (Hygiea 1919, Nr. 12.) Sun Se E a 
~ Der Einfluß der Influenza auf tuberkulöse Prozesse ist nach Beob- 
achtungen von Rohrbeck in einem Sanatorium ein sehr ungünstiger. Ins- 


. . besondere sind die schwereren Formen für Influenza sehr empfindlich und 
der Verlauf der Tuberkulose gestaltet sich sehr ungünstig. - Die Isolierung 
. tuberkulöser Personen, namentlich der schwereren Formen, ist bei Influenzä- 
epidemien strengstens durchzuführen. (Ugeskrift f. läger 1919, Nr. 24.) 


. . „Die-Frage, wie lange Rekonvaleszenten nach Scharlach isoliert 
bleiben sollen, untersucht V. Bil (Kopenhagen), indem er nächforscht, 
wie häufig ein aug dem Krankenhaus entlassener Patient Familienmit- 


glieder infiziert und ob durch eine Verkürzung der Isolationszeit eine 
.- Vermehrung der Scarlatinserkrankungen zu verzeichnen ist. Die genauen | ` 
~ Nachforschungen und Berechnungen ergaben, daß eine Isolationsperiode:) 


yon .38 Tagen,. vielleicht auch schon 35 Tagen, genügt, um weitere 


Infektionen zu vermeiden. Auch die Rücksicht auf eventuell später 


auftretende Komplikätionen gibt keinen Grund für die Verlängerung 


der Isolierung. . ersonen, die noch Ohrenfluß oder Schnupfen haben, 


sollen jedoch zurückbehalten werden. (Ibidem Nr. 25.) i 
Über die Influenzafälle auf der Gebärabteilung berichtet Hauch 


(Kopenhagen) und findet, daß der Geburtsakt für Kranke mit Influenza- 
pneumonie sehr gefährlich ist, in ernsteren Fällen stirbt die Frucht vor 


der Geburt und die.tote Frucht ‚gibt. für die Mutter eine sehr schlechte 


Prognose. Eine in der ‚Schwangerschaft erworbene Influenzapneumonie 


übt keinen ernsten Einfluß im Verlaufe der Schwangerschaft auf Mutter 
oder Kind. Eine Pneumonie während des Wochenbettes hat keine be- 


' Sonders schlechte Prognose. (Ibidem Nr. 2) 0... l 
agen) und findet, 


Dieselbe Frage behandelt Petersen (Kopenh 
daß der’ gefährlichste Teil der Entbindung die Austreibungsperiode ist 
und daß, wenn diese sich in die 'Länge zieht und die Kranke zu sehr 
angreift, sie durch ‘einen Eingriff möglichst abgekürzt werden muß, 
) , die bei der Influenza- 


pneumonie stets gefährlich ist. (Ibidem Nr. 28) | nn 

Die Behandlung der Wahl bei Morbus Basedowi ist nach Norden- 
hoft (Aarhus) die Röntgenbestrahlung. Er verfügt bereits über 100 er- 
folgreich behandelte Fälle. Er gibt jedoch sofort eine Volldosis bei der 
ersten Bestrahlung, da die wiederholte Applikation kleiner Dosen eher 
reizend auf das Drüsengewebe wirken und einen erhöhten Hyper- 


‚thyreoidismus hervorzurufen imstande sind. . Auch muß stets auf das 


Vorhandensein einer Thymusdrüse ‚geforscht und diese mit in die Be- 
' (Ibidem Nr. 28.) . 


Klemperer (Karlsbad). 


Ban E Therapeutische Notizen. | e 


Die operative Beseitigung der Mastdarmfistel durch Spaltung oder . 


Exeision genügt oft nicht. In einem erheblichen Prozentsatz rezi- 
divieren entweder die Fisteln aus nicht entfernten Nebengängen, 


oder der Kranke tauscht sein früberes, immerhin 'harmloses Leiden 


| (Je gegen eine äußerst lästige Incontinenz. Das von W. Stemmler 


ena) empfohlene ‘und genauer beschriebene Verfahren vermeidet diese 
beiden Nachteile, ‚Verletzungen des Schließmuskels und seiner motori- 


` schen Nerven sind bei vorsichtigem stumpfen Abschieben der Weich- 


teile vom Fistelstrang, wie es der Verfasser empfiehlt, auch bei hoch- 


 teichenden ischiorectalen Fisteln ausgeschlossen. . Sämtliche Seitennähte 


der Fistel werden bei stumpfem Präparieren gut sichtbar; ihre restlose 
ntfernung verhütet Rezidive. Die Heilungsdauer beträgt sechs bis 
acht Tage gegenüber vier bis acht Wochən bei dem alten Verfahren. 


. @. m. W, 1919, N.) 


EDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. 


‚nach Nordlund (Stockholm) einen günstigen Einfluß auf den Verlauf. | 


` Magen und Darm erwiesen sich als 


“teilung' der Gasbrandbakterien au 


7 = $ 


Das Neosalvarsan, das bei Malaria tertiana fast nie , 


versagt, ist nach W. Neumann bei Quartana ebenso unwirk- 
sam wie bei Tropica. (D. m. W, 1919, Nr. 28) 00a 


Stellen sind: die infraclavieulare Gegend, die vordere Brustseite (hier 
wirken die Eingriffe oft atembeengend), ferner die Rückenhaut (tritt 


‚hier ein Absceß auf, so kann. der Kranke nicht auf dem Rücken liegen) 


und besonders die Beugeseiten der Extremitäten (da bei einer etwaigen 
Vereiterung hier, besonders auf der Innenseite des, Oberschenkels, die 
Nähe. der großen Gefäße höchst unerwünschte Komplikationen schaffen 
könnte). Wichtig ist die gründliche Befreiung der: mit Alkohol des- 


infizierten Spritz’e und Nadel vom anhaftenden‘ Alkohol durch - 
wiederholtes energisches trockenes Durchspritzen. Sonst kann es zu 


Schmerzen und Schwellungen kommen. (D.m. W. 1919, Nr.28) 
Die „Heintze & Blanckertz“schen Impifedern empfiehlt 


Erich Mar tini bei Massenimpfungen gegen Pocken. 12 bis 24 Impf- _ 


federn, in Holzfederhalter (kantig zur Vermeidung ües Herabrollens) 
‚gesteckt, werden ausgeglüht, worauf die . Impfung‘ mit den zuerst 
ausgeglühten begonnen wird,.da diese inzwischen ‘abgekühlt sind; die 


benutzten werden gleich wieder ausgeglüht und kommen erst wieder ` 
heran, nachdem alle vorher äusgeglühten verwendet worden sind. Die 


Impferfolge fielen übrigens :bei einigen angeblich vor 47 bis 21 Jahren 


 pockenkrank. gewesenen mit ausgedehnten Pockennarben bedeckten 


Personen unzweifelhaft positiv aus. (D. m. W. 1919, Nr. 28.) - l 
Bei einem Hämophiliker hat Oscar Orth (Heidelberg) die 
‚direkte Blutübertragung von Mensch zu Mensch (Ein- 


schiebung der Arteria radialis des Spenders in die Vena. mediana des 


Empfängers) mit Erfolg ausgeführt; (M. m. W. 1919, Nr. 28.) 


u Bücherbesprechungen.. u 


Arbeiten aus dem Königlichen: Institut für experimentelle Therapie und ..: 
t a. Mi Heft6. Jena ~ >`: 


. dem Georg -Speyer - Hause zu Frankfur 
G. Fischer. Preis brosch. M 1,—. E 


H. Sachs und H. SchloßBberger, Untersuchungen über dee 


thermostabilen Receptoren der X-Stämme, mit Bei- 
trägen zur Kenntnis. der Weil-Felixschen Reaktion 


(Serodiagnostik des Fleckfiebers, III). Weitere Beiträge 


zu der serologischen Unterscheidung. der X-2- und X-19-Bacillen (Agglu- 


tination, Komplementbindung). Bei der Weil-Felixschen Reaktion wurden 


meist die erhitzten (eine Stunde 80°) Bacillenaufschwemmungen der 
O-Form rascher agglutiniert als die erhitzten Bacillenaufschwemmungen 


der H-Form. ‚Der Endtiter wies in der Regel keine wesentlichen Unter- 
schiede auf. Bei der Agglutination durch Fleckfieberserum scheint die 


Agglutinabilität der O-Form durch Erhitzen der Bacillenaufschwem- 


mungen auf 50 bis 55° in manchen Fällen nicht wesentlich zu leiden, 
während bei gleichartigem ‚Erhitzen der H-Bacillen die Agglutinabilität 


schwindet oder abnimmt, um erst bei höheren Temperaturgraden wieder 
gesteigert zu werden. Erhitzen -der Fleckfiebersera. auf 60° ergibt 


häufig Proagglutinoidzonen; größere Mengen Fleckfieberserums sind | 


wirkungslos, während geringere noch zur Agglutination _ führen. 


Zwischen H- und O-Form und zwischen lebenden und erhitzten Bacillen- _ 


aufschwemmungen bestand dabei kein wesentlicher Unterschied. Für 
die Herstellung eines Fleckfieberdiagnostikums . zur Ausführung der 
Weil-Felixschen Reaktion. ist der Auswahl der Bacillenaufschwemmungen 
mehr Beachtung als bisher. zu schenken. 
hitzten Zustande gegenüber der H-Form Vorteile zu besitzen. 

H. Sachs und W. Georgi, Die Ausflockung des Lig uor 
cerebrospinalis durch cholesterinierte Extrakte. 
Die Ausflockungsreaktion zur Liquoruntersuchung. steht in bezug auf 
Empfindlichkeit bisher der Wassermannschen Reaktion nach. | 


...H.Schloßberger, Die Hämotoxine der Gasbrandbak- ` 
terien.’ Auf der Blutplatte wirken die meisten der bei Gasödem 


gefundenen Anaerobier hämolytisch., Ein Teil der Stämme, insbeson- 


sondere die unbeweglichen beziehungungsweise unbegeißelten,. secer- 


nieren bei Züchtung in geeigneten Nährböden (5° Peptonbouillon) 
ein filtrierbares, aber sehr wenig haltbares Hämotoxin. Das Gasbrand- 


hämotoxin hat keine äntigenen Eigenschaften. Hämotoxinbildung, Viru- 


lenz sowie Produktion echter Toxine gehen nicht parallel. Der. von 
Zeißler zur Differenzierung der verschiedenen, bei Gasödemerkran- 
kung des Menschen gefundenen Bakterientypen empfohlene Menschen- 
blut-Traubenzucker-Agar ist für diesen. Zweck ungeeignet. Eine Ein- 


haltens ist nicht möglich. 


Ma 


| Alle Infusionen und Injektionen macht man nach Bonne am 
besten nur an der Außenseite der Oberschenkel ‘(hier werden auch die 
Injektionen am wenigsten schmerzhaft empfunden): Ungeeignete 


ESBEUCK Sode ee 


Die O-Form scheint im er- -~ 


f Grund: ihres hämolytischen Ver- 


Tè 
W R ETA 


* i . 
p 1 i 
rur e bi 
SE 
Tenera g 


rE 3 z, 
ae * 
. Eure pos 
m— nn. 


s . 5 
. i R N 
4 an; 

s Gt . . g ` 
: SEE: 
i Be = 
+ 
EUR A j 
z rs z 
= m—n, 


im. 


TeS WELET OE IA EN a .- 
trennen ae ae 
a a an 
x OEA 


wael. Euni A 


rss. 
ment md 
N 2 
A \ 3 z 
en a nn 


ne 
» . 
ee Pe 
a a 


m... 


a Kent a De a 
mem i 
x L ee 
= 


er 
FRE RE en Amen 
ka 4 


fl 

Tn ERE liebes: 

ee Nu, Te 
ei. 


ee en Fan 
ee ee 


-- 5 
niet. s 
5 Fun ur 


i 


= 
min 


u E rl er a a 


L a TEE E u nd. Te 


aT, w a - 


-t 
nu 


> 

een ve 
- 

a. en 


~ 
- 
Zn 
Anl - 
Te Re rt 
Pi be en Ri 


` 
er 
ee 


a 
Te mpina a m 


mern oan a 
i onsa Hu. ` 2 og 


e ni tart p 


L ES Sa 
raa E E 
aan 


u. 


an 


a 


780 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. 


Ä Breslau. | 
Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. (Medizinische Sektion.) 
Sitzung vom 9. Mai 1919. 

Klestadt: Zur Behandlung der Kehikopistenosen mit Tost- 
schen Bolzen. An einer Reihe von Fällen, auch Kriegsverletzten, 
werden die mit dem Tostschen Verfahren erzielten guten Erfolge 
demonstriert. | 


F. Röhmann: Zur Frage der Entstehung und Specificität bak- 
teriologischer Immunkörper. In Übereinstimmung mit R. Pfeiffer 
wird angenommen, daß der bakteriologische Amboceptor ein Cymogen 


beziehungsweise eine Summe verschiedener specifischer Cymogene ist, ` 


die durch das Komplement aktiviert werden. Ihre Bildung in den 
Organen und ihr Übertritt ins Blut erfolgt prinzipiell in derselben 
Weise, wie dies ganz allgemein beim Auftreten peptolytischer Enzyme 
im Blute nach parenteraler Zufuhr von Eiweißstoffen geschieht. 


Sitzung vom 16. Mai. | 

Küttner: Die Verschüttungsnekrose ganzer Extremitäten und 
andere Formen chirurgischer Nekrose und Gangrän. Die Verschüttungs- 
verletzungen nahmen an Bedeutung zu, je größer die Verwendung der 
Betonklötze bei den Feldbefestigungen wurde. Damit sah man auch 
Nekrosen ganzer Extremitäten ohne Verletzungen und Zerschmetterungen 
auftreten, wie sie aus Friedenszeiten nicht bekannt waren, nur Ana- 
logien in der Drucknekrose bei Erdbeben besitzen. Immer sind die 
unteren Extremitäten betroffen. Bei der einen Gruppe sind die zu- 
führenden Gefäße verschlossen, bei einer zweiten durchgängig. Bei 
der ersten Art entwickeln sich ohne Wunde, ohne infektiösen Prozeß 
alle Zeichen der Nekrose. Die Thrombose der Arterie erfolgt primär, 
die der Vene sekundär. Ausschlaggebend für den Ausgang ist der 
Allgemeinzustand, die operativen Aussichten sind zweifelhaft. Bei der 
zweiten Gruppe liegen die Verhältnisse günstiger, die Circulation 
in den Hauptgefäßen ist frei. Man muß eine Untergruppe unterscheiden 
mit Nekrose der oberflächlichen Gewebsschichten infolge des intensiv 
von außen nach innen wirkenden Drucks, bei der die Grenze des 
Gewebstodes die Fascia cruris bildet und alles, was darunter liegt, 
auffallend gut erhalten ist. Hier wird es, insbesondere bei sehr aus- 
gedehnter Blasenbildung der Extremität, zur Absetzung kommen. Bei 
der zweiten Unterart sind die tiefen Gewebsschichten hochgradig be- 
teiligt, die Muskulatur ist schwer geschädigt, zeigt auch im Querschnitt 
ein buntes Bild. Die Entwicklung erfolgt viel langsamer, multiple In- 
cisionen können günstigere Ernährungsbedingungen schaffen, nur müssen 
sie aseptisch erhalten werden zur Vermeidung der Amputation. Der 
Mechanismus unterscheidet sich von der Gruppe Ub wohl durch die 
größere Rolle des kontinuierlich wirkenden Drucks. 

Diskussion. Dreyer: Auffallend war im Kriege auch die 
Nesselgangrän bei einigen Graden über Null, von Bedeutung dabei 
wohl auch die einschnürende Wirkung der Wickelgamaschen. 

Honigmann: Wenn die Arterie von einer Gewalt (Kurbel- 
schlag am Oberarm) getroffen wird, was sehr selten ist, kann bei sehr 
geringfügiger Verletzung Gangrän auftreten, 

Bittorf: Rachitis tarda. In der Medizinischen Universitäts- 
poliklinik kamen bisher acht junge Männer von 15 bis i8 Jahren zur 
Beobachtung, die, meist schwer arbeitend (Lehrlinge) und nicht zu 
Hause verpflegt, seit eineinhalb bis zwei Jahren über Schmerzen in 
den Beinen klagen, welche meist in der Ruhe verschwinden, etwas 
abhängig von der Witterung sind, gewöhnlich .im Winter oder in den 
Frühjahrsmonaten exacerbieren. Man findet etwas aufgetriebene Epi- 


physen, bei schlimmeren Fällen erheblichere Verdiekungen, eine Ver- 


änderung des Ganges, etwas Watscheln. Im Röntgenbild sieht man 
an der Grenze zwischen Epi- und Diaphyse eine Rarefikation des 
Knochens. Eine Übererregbarkeit des Nervensystems (Tetanie) ist fast 
immer, manchmal ein Leiden des Knochenwachstums mit diesen Störungen, 
die auf den Mangel an Kalk und Phosphorsäure, bei der langen eintönigen 
Ernährung ohne Milch, Käse, Butter, Eier zurückzuführen sind, ver- 
bunden. Außer der Sorge für eine zweckmäßige Änderung der Er- 
nährung kommen Phosphorlebertran und Kalkmedikation in Betracht. 

Diskussion. Melchior zeigt einen i7jäbrigen jungen 
Menschen mit dem gleichen Krankheitsbild in vorgeschrittenem Stadium 
(hochgradige Deformität der Beine, die wie Genuvarum aduelescentium 
aussieht, jedoch Hervortreten von Knochenschmerzen und Druck- 


schmerzhaftigkeit in Hinterhaupt, Jochbein, Wirbelsäule, im Röntgen- 


bild Infraktion an einem Unterschenkel). Auch hier sind Zeichen einer 


Tetanie vorhanden, die ja postoperativ jetzt sehr häufig ist, wohl manifest 
wird infolge der. Ernährungsverhältnisse. Emil Neißer. 


Vereins- und Auswärtige Berichte. 


3. August. 


Elberfeld. 
Ärzteverein. Sitzung vom 8. April 1919. 
Mantzel berichtet über einen vor einigen Stunden von ihm 


beobachteten Fall einer schweren Antipyrinvergiftung. Ein kräftiges, 
23 Jahre altes Mädchen erhielt wegen heftiger, durch Grippe ver- 
ursachter Kopfschmerzen ein Pulver, bestehend aus Pyraz. phenyl.- 
dim. 1,0, Coffein 0,1. Bereits wenige Minuten nach dem Einnehmen 
des Pulvers trat eine lebhafte Scharlachröte des ganzen Körpers auf. 
Gleichzeitig wurde der Puls jagend und kaum fühlbar und es stellte 
sich heftiges Druck- und Angstgefühl in der Herzgegend ein. Als M. 
die Kranke etwa eine Stunde später sab, war die Scharlachröte bereits 
verschwunden und an ihre Stelle eine ausgedehnte Urticariaeruption 


getreten. Der Puls war immer noch sehr klein, etwa 160 in der Mi- 
nute, Ä 


Einige Stunden später gingen sämtliche Erscheinungen zurück. 
Römer spricht mit Vorstellung von Kranken über das gehäufte 


Auftreten von Späfrachitis. R. stellt fünf Fälle von rheumatischer Knie- 
alfektion mit Verbiegung der unteren Extremitäten vor (zwei Varus-, 
zwei Valgusstelluugen und einen beginnenden Fall ohne Verbiegung), 
von denen er einen genauer beschreibt: 18jähriger Postaushelfer, der 
immer gesund war, seit Herbst 1917 mit Knieschmerzen erkrankt, be- 
merkt seit Mitte 1918 Verkrümmung der Beine: Varusstellung der 
Unterschenkel und Plattfußstellung der Füße. Röntgenaufnahmen der 
an das Kniegelenk anstoßenden, verdickten und auf Druck schmerz- 
empfindlichen Epiphysen weisen im Gegensatz zum normalen Bilde eine 
anscheinend durch schichtförmigen Schwund der Knochensubstanz be- 


dingte horizontale Streifenbildung auf, sodaß Vortragender auch nach 
Vergleich mit Aufnahmen von Epiphysen eines vierjährigen schwer 
rachitischen Knaben zu der Auffassung kommt, daß es sich um Rachitis 
tarda handle, welche sich ätiologisch aus der Kriegsernährung erkläre, 
die das männliche Geschlecht erfahrungsgemäß schlechter assimilieren 
könne Therapie: Phosphorlebertran, Solbäder, Roborantien. 
Prognose gut, da die jugendlichen Patienten durch Wachstum nach 
besserer Ernährung und Stillstand der Erkrankung die Verkrümmungen 
mehr oder weniger ausgleichen werden. 

in der sich anschließenden Besprechung weist Funceius 
darauf hin, daß bei der Röntgenaufnahme die breite Epiphysenlinie 
fast den Eindruck einer Epiphysenlösung mache, während die für die 
kindliche Rachitis charakteristischen papillenartigen Erhebungen, die 
von einem Gewebsteil in -den anderen übergreifen, fehlen. Die ent- 
stehende Knochenverkrümmung halte er für eine Belastungsdeformität. 
Er glaube nicht, daß es sich bei der vorliegenden Erkrankung um eine 
wirkliche Spätrachitis handle, zumal da immer nur die Kniegelenke 
befallen zu werden schienen, während sich bei der Rachitis doch auch 
an anderen Körperstellen Zeichen der Erkrankung fänden. 


Nehrkorn ist ebenfalls der Ansicht, daß die Krankheit mit 


| der kindlichen Rachitis nur den Namen gemeinsam habe: auch sei €s 


zweifelhaft, ob die Krankheit auf Ernährungsstörungen beruhe, da sie 
auch in Friedenszeiten beobachtet worden sei bei Individuen, bei denen 
mangelhafte Ernährung sicher nicht in Betracht komme. Die Ätiologie 
sei allerdings dunkel. Während die Knochenverkrümmungen sich mit 
der Zeit bessern, bleiben die Plattfüße zurück. Allzu großen Erfolg von 
der Phosphor-Lebertranbehandlung dürfe man sich nicht versprechen. 

Fink hat die von ihm beobachteten Fälle als eine Art Barlow- 
scher Krankheit aufgefaßt, was von Kleinschmidt und dem Vor- 
tragenden als mit dem Röntgen- und klinischen Bilde durchaus UD- 
vereinbar angesehen wird. 

Hartje meint, daß das Fehlen der papillären Erhebungen auf 
dem Röntgenbild kein Grund dafür sei, die Veränderungen als nicbt- 
rachitischen Prozeß anzusehen, da bei älteren Individuen mit vor- 
geschrittener Knochenbildung das Bild ein anderes sein könne. 

Lange hebt die häufige Plattfußbildung bei dem Leiden hervor, 
die ihm bei Rachitis nicht so häufig zu sein scheine. t 

In seinem Schlußwort betont Römer, daß er wohl an | 
habe, mit seiner Diagnose auf Widerspruch zu stoßen. Vielleicht ia G 
es sich um eine ganz neue und eigenartige Krankheit, jedenfalls aber 
um eine konstitutionelle Erkrankung, bei deren Behandlung 
Roborantien in erster Linie in Betracht kämen. cher 

Nehrkorn berichtet unter Vorlage pathologisch-anatomise t 
Präparate über einen Fall von Röntgenverbrennung ` des Bauches M 
schweren Darmveränderungen: Die Entstehung der Röntgenverbrennung 


bei der jetzt 4öjährigen Frau im Sommer 1917 und den Verlauf des 


Leidens im folgenden Vierteljahr hat bereits v. Franquc') be 


')v. Franqué, Zbl. f. Gyn. 1918, Nr. 1. 


En m 


i a: e 
d. i 

mox 

| 

D 

| . 

i 


i Hasselwand er schen Apparat. - 


' zu veranschaulichen. 


‚Sionen oder Zerträmmerungen zu schließen, ist bekannt. 


3. August: . 


= 


schrieben. -Die Bestrahlung war geschehen mit der Coolidgeröhre und 
Messingfilter, und die Verbrennung war nach der dritten Serie bei Ver- 
abfolgung von im, ganzen 520 X. eingetreten. Im Dezember 1918 hat 
sich inmitten des handtellergroßen, 1 cm tiefen Verbrennungsgeschwürs 
der rechten unteren Bauchgegend eine Darmfistel gebildet. Die Kot- 
benetzung hatte die Beschwerden an der Wunde noch außerordentlich 
. gesteigert. Da keine Möglichkeit gegeben schien, der Qual. und dem 
Siechtum der Kranken anders Einhalt zu ttn, wurde trotz des sebr 
schlechten körperlichen und auch seelischen Zustandes der Versuch 
~ einer operativen Heilung gemacht. Durch Winkelschnitt mit medianem 

und rechtem queren Schenkel wurde die Bauchhöhle eröffnet. Die 
: untere lleumschlinge, die oberhalb der Bauhinschen Kfappe eine tiefe 
Einziehung. zeigte. infolge Geschwürsbildung, wurde reseziert und der - 
: obere Ileumstumpf mit dem Colonascendensende zur Seite anastomo-, 
` siert, der Wurmfortsatz entfernt und. Ileum und Appendixstumpf wurden 


in das Coecum eingestülpt. | 
führbar, weil die Darmwand stark verdickt, unelastisch und morsch 


Die Darmnähte waren sehr schwer aus- 


war. Auch die Bauchmuskulatur war äußerst morsch, dabei aber sehr 
gefäßreich. Der Verschluß der Bauchwunde gelang infolge der Starr- 
heit des Gewebes nur unvollkommen. In den nächsten Tagen trat Gangrän 


. der Bauchdecken ein zwischen Geschwür und Operationsschnitt, es 


bestand völlige Darmlähmung, und Patientin ging in höchster Er- 


schöpfung neun Tage nach der Operation zugrunde. Vortragender zeigt 


die entfernten Darmteile und Ovarien. Mikroskopische Präparate lassen 


(die völlige Degeneration der Ovarien und: an den Darmschnitten den 


geschwürigen Zerfall sowie die Hyperplasie und hyaline Degeneration 
von Muskulatur und Submucosa erkennen. Im Anschluß an den Fall 


bespricht N. die "Einwirkung der Röntgenstrablen auf die inneren 


Organe, die quantitative und qualitative Dosierung bei Tiefenbestrahlung, 
sowie Behandlung der Röntgenverbrennungen, die nicht immer zu ver- 


meiden, aber sehr schwer zu heilen sind: \ 


| Frankfurt a. M. l 
| ‘ Ärztlicher Verein. Sitzung vom 2. Juni 1919. E 
Flesch: Uber das Lesen der Röntgenbilder. Die Erfahrung im 


Kriegslazarett hat in vielen Fällen gezeigt, daß Fehlschläge im Auf- 
suchen von Projektilen namentlich bei älteren Steckschüssen durch 


eine en Ausnutzung des Röntgenbildes sich hätten ver- 
meiden E 


assen. Es genügt nicht, wenn der Operateur sich beim Auf- 
suchen der Fremdkörper auf das Betrachten der neben dem Operations- 
tisch aufgestellten Platten und allenfalls die von dem Röntgenmechaniker 

Ein 


< oder der Röntgenlaborantin gemachten Berechnungen verläßt. 


eigenes Studium der Platten kann oft mehr erreichen als gar manche 
der subtilst ausgedachten Bestimmungsmethoden, . ja selbst als die für 
die . genaue Ortsermittlung ideale stereoskopische Betrachtung im 


' Vorbedingung für das richtige L 


einer einfachen Vorrichtung, welche es ermöglicht, mittels einer ge- 
wöhnlichen Lampe die verschiedenen Änderungen im Projektionsbild 
| Beispielsweise, daß bei zwei nur wenig ver- 
schiedenen Aufnahmen der Schatten eines Geschosses einmal rechts, 
das andere Mal links von dem Knochenschatten projiziert wird. Man 
kann ferner damit zeigen, wie, Objekte von genau gleicher Größe, z. B. 


zwei Schrapnellkugeln, je nach ihrer Höhenlage verschieden groß er- 


scheinen Können, daß ferner schon die bei der stereoskopischen Auf- 
nahme des Fürstenauverfahrens übliche Verschiebung der Licht- 
quelle (Röntgenröhre) genügt, um einen Größenunterschied beider 


Sehatten desselben Gegenstandes vorzutäuschen. .Daß kleine Unter- 


Schiede der Helligkeit der Knochenbilder oft ermöglichen, auf Impres- 
Weniger 


beachtet scheint zu sein, daß je nach dem Abstand von der Platte der 
Schatten dichter oder lichter erscheinen kann, sodaß daraus auf die 


‚Lage und Stellung bei Gebilden von bekannter Form, z. B. Infanterie- 


geschossen, Rückschlüsse möglich sind. Das kann große praktische 
Bedeutung gewinnen, wenn z. B. festgestellt wird, daß die Basis oder 


- die Spitze eines Geschosses der Haut zugekehrt liegt, oder. daß von 


Teilstücken eines Geschoßmantels der eine in größerer Tiefe als der 


i 


andere zu guchen ist. . 


‚Wichtige Schlüsse ergeben sich auch aus dem Vergleich der 
P. rojéktionsbilder bei Aufnahme in. verschiedenen Ebenen. So kann 
beispielsweise aus der Anordnung einer größeren Zahl von Geschoß- 
fragmenten in einem Kreis bei der einen, in einer langgestreckten Reihe 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIE — Nr. 81.. 0.0000. 


.kardiographisch gefunden werden.  . 


esen der Platten sind die. 


-Kenntnis des Strahlenganges und der daraus sich ableitenden Ver- 
- Sehiebungen des Projektionsbildes, ferner die Beachtung aller Fein- 
heiten. der Schattierung, die erst ein genaues Studium erkennen läßt. 
Das Verständnis der Projektionsverschiebung erleichtert das Studium 


'artgleiche kolloide Veränderungen. erkennen. 
rheumatismus war keine Beziehung zu einer Entstehung durch Kälte 


des die Bruchstücke zurücklassenden Projektils erschlossen werden. 
. _ ~ Der Vortragende erläutert die vorgeführten Tatsachen an einer 
Anzahl nach Röntgenplatten angefertigter Zeichnungen in epidiaskopischer 


_ Projektion. Bei der Herstellung. der Bilder ist so verfähren worden, . 
daß nach Abpausen der Konturen die Schättierungen mit Bleistift und 
: Wischer so eingetragen werden,' daß die hellen Stellen der Platte 


dunkel, die dunklen hell getönt wiedergegeben sind.. :Die so entstandenen 


‚Bilder entsprechen den photographischen Abdrücken, ermöglichen aber 
besser als solche die Wiedergabe der für das Lesen des Bildes maß-. 
Ausführlich wird darüber in -einer in Vor- ' 5 


gebenden Verhältnisse. | A: 
bereitung befindlichen Arbeit über Schußkanäle gehandelt werden.. 


| Kiel. u i 


Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 5. Juni 1919. 


Frey: Der akute Tod Herzkranker.. Unter akutem Tod“ versteht | 


man das plötzliche Versagen von Herztätigkeit und Atmung. Diese 
Erscheinungen sind durch eine Störung der Contractionskraft des 


-Herzens ebensowenig zu erklären, wie ‚durch eine Störung der Reiz- 
bildung oder Reizleitung. weil bei allen diesen Zuständen die Atmung 


ganz &ewöhnlich eine Zeitlang wenigstens weitergeht. Aus diesem 
Grunde kann auch das Herzkammerflimmern (Hering) nicht zur 


-Erklärung des plötzlichen Stillstandes der Herztätigkeit und Atmung 


herangezogen- werden; durch das Flimmern wird allerdings die .‚Blut- 


circulation akut unterbrochen, die Atmung wird aber wie bei dem. 
 Adams-Stokesschen Symptomenkomplex durchaus nicht stillstehen, - . 
sondern es stellen sich erst die charakteristischen anämischen cerebralen _ 


Reizerscheinungen ein (Krämpfe) und erst hinterher sistiert die Atmung. 
Bei zahlreichen sterbenden Kranken konnte. Kammerflimmern elek 


Der springende Punkt in der ga 
tionelle Konnex zwischen Atmung und Bluteirculation, der direkte Ein- 


fluß des Centrums der . Atmung auf die Centren der Bluteirculation _ 


(Vagus und Vasomotorenapparat). Normalerweise fließen diesen Centren 


von der psychischen Sphäre und zahlreichen anderen Organen her 


Impulse zu, welche die Atmung, den Tonus der Gefäße und die Herz- 
tätigkeit in zweckmäßiger Weise regulieren. Beim Herzkranken befindet 


‘sich dieser Mechanismus in einem Zustand erhöhter ‚Empfindlichkeit. 


Schon 'normale Reize können exzessiv starke Effekte auslösen. ` Von 


grosser Wichtigkeit scheinen vom Herzen selbst ausgehende Erregungen ` 


zu sein, welche den Centren zugeführt werden und gelegentlich plötz- 
lichen Stillstand der Herztätigkeit und Atmung verursachen. Man kann 
in solchen Fällen von einem Reflextod sprechen. | 


Aussprache: v. Starck, ‘Weber, Jores, Runge, ` 


Frey. . ; 


Schade: Einzelformen der Erkältung (Fortsetzung des Vortrages 


vom 3. April, siehe S. 624 dieser Wochenschrift). Als Hauptergebnis. des 
ersten Vortrages sollte''der Beweis erbracht sein, daß die sogenannten 
Erkältungskrankheiten in regelmäßiger Folge nach abkühlenden Ein- 


wirkungen auftreten und daß die Kälte auf drei Arten den Körper 


krank machend beeinflußt, lokal als „Gelose“, Schädigung des Gewebs- 


kolloids im Sinne einer Ausfällung, fortgeleitet als reflektorische Ver- 


änderung der Blutversorgung oder. als „Neurose“ und allgemein durch 
eine Abnahme der Immunität. Bei den Erkältungen der Haut ist die 
lokale Schädigung, die „Gelose“ in Form der Sprödigkeit des Epithels, 


.der Frostbeulen und der Gefäßerweiterungen am deutlichsten zu er- 
kennen. Zur Eigenart des Erkältungsschadens gehören eine relative 


Wirkung, eine Inkubationszeit, ein Zeitgesetz der Latenz und das Statt- 
haben einer Cumulationswirkung. Analoge Verhältnisse sind bei Hitze-, 


 Lieht-, Röntgen-, usw. Wirkung schon seit langem bekannt. Die Er- 


kältung des Muskels, das ‚heißt der Muskelrheumatismus läßt ebenfalls 
Beim akuten Gelenk- 


feststellbar. Bei Abkühlung der Nerven werden Hyp- und Parästhesien 
beobachtet, die in den meisten Fällen reversibel sind; gelegentlich sind 


aber auch Übergänge zu bleibenden schwereren Schäden beobachtet. 


Als spezielle Kolloidstörungen durch die Kälte wird ferner auf die 
Veränderungen im Blut bei der paroxysmalen Hämöglobinurie und auf 


die von Aufrecht beobachteten Fibrinausfällungen nach Kälte- 


einwirkung: hingewiesen. Ein optischer Nachweis der Gelose ist in 
einem von Freytag (Leipzig) mitgeteilten Fall’von vorübergehender 


Trübung der Hornhaut in der Kälte gegeben. — Die durch .Kälte aus- 


gelösten 'Neurosen betreffen die Blase, die.Niere und den Darm. Die 


Schädigung der Immunität durch Kälte ist erkennbar -an dem regel- 
mäßigen Anstieg der Infektionskrankheiten nach Erkältungskrankheiten. 
Das hierhergehörende Hauptgebiet dürften aber die Erkältungskatarrhe 


in der anderen zur ersten senkrechten Aufnahme ein spiraliger Weg 


tro- ` 


nzen Frage ist der enge funk- 


; ` 
> 4 Pr m 
a E EE 
BoF eV TISO 
nenn 


mr 


` 
-ea un on 
-; 


De 
rn 


Da .. s [2 
ee ee am 2. 


DOYO asa ned nd 


anga aain 


iz 
>Froru Nmr a 


Eyga 


ara mar 
w Ea 


"a as 


m AA UE m N 
- NN ER 


ram 


un otta, m 
TA e y 
. BR 


ee 
“mm. f BE a RR 


. 
FR 
rn 
ae 


re 


Zar 


Pr 


rag wa an: 
TEE ad Ben 
a ne Ta A AA a 
ee 


En 


ab. > 
Ben en Mn a E T 
e E ems P 


a ee 
Zur ame. 
“ern. 


war 

Seal ta- 
x ` 

ET SE 


ee rn 

never mar ve en FE 
ver ne . à vo’ f 
5 mra 


2 ern 


RE 


nen. 


PERL ze 


182 


der Luftwege sein, deren Zusammentreffen mit der Kälte, speziell dem | 
Parallelgehen mit den Erfrierungen durch Massenbeobachtung sicher- 
gestellt wird. Die Möglichkeit des Mitwirkens einer Gelose bei diesen 
Katarrhen wird nahegelegt, wenn man sich die große thermische Arbeit 
vergegenwärtigt, die von der Schleimhaut der Atmungswege geleistet 
werden muß, um die Außenluft auf Körpertemperatur zu bringen und 
ihr die nötige Feuchtigkeit beizumischen. Diese Arbeit soll die Arbeit 
der Haut um ein Mehrfaches übertreffen, und wird um so größer, je 
kälter die Außenluft und je größer die Atmung ist. Die bislang als 
Rhinitis idiopathica atrophicans bezeichneten Erscheinungen werden 
vom Vortragenden als Erkältungsschäden der Nase, als Gelosen, auf- 
gefaßt. Es ist anzunehmen, daß derartige Gelosen, wenn auch weniger 
ausgesprochen, auch in den tieferen Atmungswegen vorkommen. Diese 
Auffassung findet im klinischen Bild wichtige Stützen. Der Beginn der 
Erkältungskatarrhe ist flächenhaft, eine Aura geht voraus und auch 
die eigenartige Gesetzmäßigkeit des „Wanderns“ der Erkältung scheint 
gut einer Gelose zu entsprechen. Neben der Kältewirkung spielt gleich- 
wohl bei den Katarrhen die sekundär sich anschließende Infektion eine 
große Rolle. Es werden drei verschiedene Formen der Katarrhe unter- 
schieden: reine Erkältungen, Erkältungen mit sekundärer Infektion und 
rein infektiöse Katarrhe, zu denen in erster Linie die unabhängig von 
allen Wetterverhältnissen auftretende echte Influenza zu rechnen ist. —- 
In der Empfindlichkeit gegen Erkältungen zeigen sich große individuelle 
Differenzen. Auch bei den ungünstigen Witterungsverhältnissen erkrankt 
jedesmal nur ein relativ geringer Prozentsatz des Menschen. Außer 
Körpergröße, allgemeinem Ernährungszustand und Kleidung sind es 
auch innere Ursachen, die die Wirkung der Kälte beeinflussen. Die 
dem einzelnen Körper zur Verfügung stehende Wärmemenge ist ver- 
schieden, besonders ungünstig sind anämische und Hungerzustände. 
Die vasomotorische Leistungsfähigkeit gegenüber der Kälteschädigung 
zeigt ebenfalls große Unterschiede. Besonders auffallend sind aber die 
Unterschiede in der Organresistenz bei verschiedenen Individuen. Wenn 
man von den selteneren Fällen der paroxysmaler Hämoglobinurie, der 
Thomsenschen Krankheit und dergleichen absieht, so zeigt sich gesetz- 
mäßig eine größere Disposition zur Erkältung bei der Jugend gegen- 
über dem Alter. Besonders kälteempfindlich sind außerdem die Fälle 
von exsudativer Diathese, Iymphatischer Konstitution, erethischer Kon- 
stitution und Tuberkulose. Als lokale Momente, welche die Erkrankung 
durch Kälte befördern, sind verlegte Nasenatmung, Bacillenherde in 
den Tonsillen, Hautblässe und Schweiße von größter Wichtigkeit. Bei 
besonders empfindlichen Individuen scheint sogar schon eine geringe 
Störung der thermischen Gesamtregulierung zu genügen, um am Ort 
der Exponierung eine Gewebsschädigung eintreten zu lassen. 
Aussprache: v.Starck,Weber,Paulsen,Steffens. 


Schaekwitz, 


Wien. 
Gesellschaft der Ärzte. Sitzung vom 23. Mai 1919. 


F. Vollbracht berichtet über Erfahrungen mit Calciumchlorid- 
harnstoii. Vortragender hat auf der Klinik Chiari das R o s esche 
Präparat in einer Anzahl von Fällen intravenös verwendet, in denen 
rasche Caleciumwirkung nötig war. In sechs Fällen von Heufieber, die 
Vortragender zusammen mit K. Kofler beobachtete, wurden über- 
raschende Erfolge erzielt, darunter bei Personen, die acht bis zwölf 
Jahre vergeblich behandelt worden waren. Nach zwei Tagen wurde 
die Injektion wiederholt. Bei Asthma bronchiale wurden befriedigende, 
wenn auch nicht so imponierende Erfolge wie bei Heufieber beobachtet. 
Bedeutende Erleichterung nach zwei bis drei Injektionen. In manchen 
Fällen war nach einigen Wochen eine Wiederholung der Kur nötig. 
Vollständig refraktäre Fälle wurden nicht beobachtet. In gewissen 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. 


3 August, 


Fällen von Rhinitis (hervorgerufen durch Überempfindlichkeit gegen 
Staub) und Rhinorrhöe wurde gute Wirkung des Präparates festgestellt. 
Alle Injektionen waren intravenös und wurden ambulatorisch vorge- 
nommen. Niemals. wurde besondere Erregbarkeit oder unangenehme 
Sensation nach der Injektion wahrgenommen, noch auch lokale Reiz- 
erscheinungen an der Injektionsstelle, keine Störung der Atmung oder 
Cireulation. Einzelne Fälle mit Tachykardie zeigten eine langanhaltende 
Verminderung der Pulsfrequenz und Rückgang der Herzbeschwerden. 
Auch bei kompensierten Klappenfehlern wurde das Präparat immer gut 
vertragen. Der Harn war immer eiweißfrei. Vortragender hat immer 
10 cem einer 10°/,igen Lösung injiziert. 
E. Zak: Vasomotorische Phänomene bei Aortenerkrankungen. 
Bei aortenkranken Menschen kann man an der Haut auf dem Manu- 
brium sterni und seitlich von demselben eine Zone finden, welche durch 
ihre Farbe leicht ins Auge fällt, sobald man sie nur einmal zu sehen 
gelernt hat. Diese Zone macht den Eindruck eines roten Halbmonds, 
dessen Enden mehr oder minder stumpf, ungefähr in der Mitte der 
Clavicula liegen, während die untere, annähernd halbkreisförmige Kontur 
bis zur Christa sterni oder auch noch etwas tiefer reicht. In extremen 
Fällen hat der Halbmond düsterrote Farbe, in weniger ausgesprochenen 
Fällen sieht man die ganze in Rede stehende Gegend von eimem ana- 
stomosierenden Netz ektatischer Capillaren durchzogen, welche bei Be- 
trachtung von einiger Entfernung den Eindruck machen, als ob ein 
leicht rötlich gefärbter, halbmondförmiger Fleck am Schlüsselbein her- 
unterhänge. In ganz leichten Fällen ist der Halbmond durch distinkt 
gelegene Capillarmaschen "markiert. Natürlich kann man nur in solchen 
Fällen tatsächlich von einem „Halbmond“ sprechen, bei welchen nicht 
Insolation oder Schädigung der betreffenden Hautstelle durch Luft und 
Wetter anzunehmen ist. Diese Hautveränderung fand sich ganz be- 
sonders bei Aortenkranken. — Durch vergleichende Untersuchungen 
gesunder und kranker Personen ließ sich zeigen, daß bei herzkranken 
Menschen die Hautcapillaren in der Gegend des Manubrium sterni 
stärker für mechanische Reize ansprechbar sind als in der Norm. Auch 
psychische Reize, die zu einem lokalen Erythema pudicitiae vorn auf 
der Brust führen können, zeigen bei. Herzkranken die stärkere An- 
sprechbarkeit dieses Capillargebietes. Der „Halbmond“ ist demnach 
der Spezialfall einer am Manubrium sterni und seitlich von demselben 
befindlichen Dilatationsbereitschaft der Hautcapillaren. Es läßt sich 
zeigen, daß die halbmondförmige rote Zone einen Teil der Headschen 
hyperalgetischen Zone bildet. — Diese rote Zone ist ebenso segmentär 
angeordnet wie die spinale Hyperalgesie bei Aortenkranken. Es wurde 
auch ein segmentales Ausstrahlen eines am Manubrium sterni gesetzten 
mechanischen Hauterythems nach in continuo gelegenen, aber einem 
benachbarten Rückenmarkssegment entsprechenden Hautgebieten beob- 
achtet. Es läßt sich schließlich zeigen, daß das durch mechanische 
schmerzhafte Hautreize hervorgerufene sekundäre Erythem (irritatives 
Reflexerythem L. R. Müller) segmentäre Ausbreitung zeigt und bei 
entsprechender Versuchsanöordnung an der oberen und unteren Thorax- 
partie die Verlaufsrichtung eines „Halbmondes“ nimmt. Da auch lokaler 
Schmerzreiz an der Haut in der sensiblen Sphäre segmentär ausstrablt 
(Goldscheider), so lassen sich Hyperalgesien der Haut und der 
Halbmond bei Aortenkranken ungezwungen auf die von der kranken 
Aorta zum Rückenmark fließenden Erregungen zurückführen. Der 
Halbmond entspricht dem Reizzustand der vasomotorischen Zellen im 
Rückenmark, ebenso wie die hyperalgetischen Zonen dem Reizzustand 
der schmerzempfindenden Fasern und Ganglienzellen des gleichen Seg- 
ments entsprechen. In den Bereich der erhöhten Reizbarkeit sind auch 
die von den unteren Hals- und oberen Brustsegmenten versorgten Haut- 
gebiete des Schultergürtels und der oberen Extremitäten einbezogen, 
sodaß durch mechanische Reizung vom „Halbmond“ aus Vasodilatation 
in den genannten Gebieten erfolgen kann und umgekehrt. Der Halb- 
mond ist eine Objektivation einer H ead schen Zone 


Rundschau. 


Einige Ratschläge für die Niederlassung des Allgemeinarztes. 


Von ; 
Marine-Stabsarzt Dr. H. Kritzler, Rüstringen (Old.). 
(Fortsetzung aus Nr. 30.) 

2, Das Sprechzimmer. Sprechzimmier, Arbeitszimmer und 
sog. „Herrenzimmer“ werden im allgemeinen, wenigstens für den 
Anfänger, ein einziger Raum sein müssen. Es empfiehlt sich deshalb, 
zumal angesichts der jetzigen Teuerung, bei der Wohnungseinrichtung 
kein vollständiges Herrenzimmer, sondern nur die nötigen Teile ZU 
kaufen, da die meist zu einem Herrenzimmer gehörigen Sessel, Tisch, 


Sofa mit Umbau u. dergl. bei Benutzung des Zimmers als Berufs- 


raum, ebenso wie alle anderen unnötigen und staubfangenden Ein- 


richtungsstücke unangebracht sind. Ar 

Für das Sprechzimmer braucht man an Möbeln: 1 Schreibtisch, 
1 Schreibtischstuhl, 1 Bücherschrank, 1 Instrumenten- und os 
bandmittelschrank, 1 Arzneischränkchen, 1 Untersuchungsdiwan; 
1 frauenärztlichen Untersuchungsstuhl, 1 Verbandtisch, 1 Tisch a 
chemische usw. Untersuchungen, 1 Verbandstoffabfalleimer, 1 Wasel- 
vorrichtung, 1 Instrumentenkocher, 1 Wage, 1 Sehprobenbeleuchtungs- 
kästchen, 1 Irigatorgestell, 2 bis 3 gewöhnliche Stühle, 1 Hocker, 
1 Tritt (mit 2 Stufen) und Beleuchtung. 


Digitized by Google 


eee 


Tun 


qT% 
= 


= 
> 
TEETE 


= S. 

a Z 
— — we n m To eeg Ő bna aa T eey nun 
l ų ` + 


`~ 


ks 


a 
= 
m 
= 


- en 


Fer Eure ee 


8 August. 


‚sorgen ‘sich mitunter mit Giften' bei ihrem ärztlichen Brotherrn, der 


lieh ist wie z. B. ein Förster für die Verwahrung seiner Schußwaffen. 
Welche.Arzneimittel der Allgemeinarzt zweckmäßig dauernd zur Hand. 
haben muß, darüber später Eingehenderes. ` 


` oder 


‚ Sehr praktisch Diwan und Stuhl vereinen; hat man doch ein Gefühl 


 Fußstützen, des Spülbeckens. Zweckmäßig scheint ein einfacher Tisch 


zur frauenärztlichen Untersuchung, durch Verlängerungsplatten zur 


kann (Me dizin. Warenhaus -Berlin: mit allem Zubehör und 


et pi 2 e ~ e ".Yyv fef E E eD 
& .. Ba us Sr oi el, n NO u BE d ae Saga Ba a a T Fe Hy Š ` + vr.“ 
-~ y 5 F NER e E Ae E 7083 ” F i ke - an, Mas sag Se ii Pa % a ns ; 
yema w t . Y DaI E : t; EAE gia SE, A : es -A ` Be ie T ` en 2 [A 4 
m wiy ` > Re . = t mn N Hi PR z - k Si F K a = ` > oooi, 
pap: u S O E Fr . Pos a We - és a = i ' ` ` = S, i tre ein 
Eros u ur a Ee Er : z RE are 1er TR N EN S ioe 
5 Ka u n Bu e Ze ER . bi x 2 u 3 get geh 
= = = ma ' i : ren 
a ; EAR 
A - ÁA? 
A 


r 


Je einfacher und glatter diese, am besten weiß zu lackierenden: 
Möbel. sind, desto mehr werden sie den gesundheitlichen Anforderungen. 
ä Für den Fußboden- 
belag ‘gilt das: gleiche wie für den des Warteraums; am zweck- 
mäßigsten ist Linoleum. ` Außer einer Matte unter dem`Schreibtische - 

© (zum: Warmhalten der Füße des Arztes) und einer etwas größeren 
 entkleideter Kranker) lasse man 


und den ärztlichen Bedürfnissen. entsprechen. 


Matte - (zur : Untersuchung 
"Teppiche weg. 


Der Schreibtisch sei möglichst groß; es eignen sich beson- 


ders die. leicht übersichtlichen Tische mit Fächeraufbau, u. a. mit 
- Rolladen, den man rasch vor: Unbefugten, ohne etwas-vom Schreib- 
. ‚tisch wegräumen zu müssen, verschließen kann, sog. „Sekretäre“. Je 
- mehr. Fächer im Aufbau enthalten sind, desto besser kann. man die 
heutzutage ‘unzähligen Kassenscheine, Rezeptzettel, Vordrucke usw. | 
einordnen und finden. Solche Schreibtische zeigen. z. B. die bekannten 
~. Geschäfte Soennecken, | 
Evens & Pistor (Kassel) empfiehlt eifen recht zweckmäßigen |. 


Zeiß, 


' Schreibtisch „Dresden“ (nach Dr. Sperber; 268 M). 


- Als Schreibstuhl ist ein Sessel mit bequemer Armlehne 
und niedriger Rückenlehne zu wählen, ferner die’ „amerikanischen 
Schreibtischsessel“, deren Einrichtung zum Drehen des Sitzes ohne 

: - Verrücken des Stuhles sehr bequem ist, während die Mehrzahl wohl ' 
-© von der Schaukeleinrichtung absehen wird. | | 


'Als.Bücherschrank ist sehr empfehlenswert ein sog. zu- 
sammensetzbarer Bücherschrank, der aus beliebig vielen und großen 


_ neben- und aufeinander gesetzten Kästen mit einschiebbaren . Klapp- 
türen besteht; sie eignen sich auch gut als Instrumenfenschränke. Je. 


nach Vergrößerung der Bücherei, des Instrumentars kauft man neue 
Abteile zu; verschieden große Kästen bringen Lebendigkeit: in die 
sonst etwas eintönig wirkenden Schränke, ‘z. B. größere Unterabteile 
für Soennecken-Ordner. . Solche Schränke stellen Soennecken 
Zeiß, Vahland (Bremen): u. a. her. | l 
AnInstrumentenschränken gibt es viele schöne; zweck- 


mäßige Muster:bei den einzelnen Geschäften (siehe das Preisverzeichnis_ 


von B- B. Cassel- Frankfurt (Main) „Die Raumkunst im ärztlichen 


_ Sprechzimmer“, z. B. Nr. 5075 b, Modell B, zweitürig; 120 Mì. ` Auch 


ein weißlackierter Küchenschrank, die es heutzutage auch in sehr 


gefälligen Formen gibt, eignet sich gut als Instrumentenschrank; in 
‚ das Oberteil. mit den Glastüren kämen die Instrumente, in das offene 


Zwischenteil in der Sprechstunde oft gebrauchte Gegenstände, in die 


Schubläden. und in“den unteren Schrankteil Verbandzeug, Schienen, 


Gummisachen, Nebengeräte, Besteckkästen usw.; eine häufig vorhan- 
dene herausschiebbare Platte wird sich vielfach gut benutzen lassen. 
Glasplatten sind zur Lagerung ‘der Instrumente sehr- sauber, aber auch 
sehr teuer; wenn- man sich zur Regel macht, nur einwandfrei ge- 
säuberte und getrocknete Gegenstände in den Schrank zurückzulegen, 
So genügen 'vollauf saubere‘ Handtücher, die man mit Heftzwecken 
‚glatt legt. und nach Bedarf erneuert. Beim Kauf eines solchen 


. Schrankes sehe man hauptsächlich auf gutes Schließen der Türe, deren 


Spalten man gegebenenfalls mit Filzstreifen dichten kam. . 
„Ferner benötigt man eines — nicht zu kleinen — verschließ- 


| baren Wandschränkchens zur sicheren Aufbewahrung scharf- | ` 
_ wirkender und giftiger Arzneien, von denen sich mit der. Zeit eine 


große Menge 'ansammelt. Mit seinen Arzneien sei der Arzt über-- 
haupt sehr vorsichtig; ich kenne einen Fall, in dem ein Arztkind eine 
'herumliegende Sublimatpastille als „roten Bonbon“. aß und elend- 
starb. Auch liebeskranke, lebensüberdrüssige Dienstmädchen ver- 


natürlich für die sichere Bewahrung seines gefährlichen ` Handwerk- 
Zeugs vor Unbefugten "menschlich wie rechtlich ebenso verantwort- 


Als Untersuchungsdiwan nehme mai eine wachstuch- - 
lederbezogene . Chaiselongue .(70 bis 90 M). Cassel (Frank- 
fúrt) empfiehlt einen Diwan: „Für jeden Arzt“, den man — im Gegen- 


. Satz zu älteren Formen, die durch (oft nieht leichtes) Ziehen betätigt |. 
. werden —- durch einfaches Kurbeln èrhöhen und zu einem frauen- 


ärztlichen Untersuchungsstuhl umwandeln kann. Obwohl diese Diwans 
der Unsauberkeit betreffs der schubladenartig ein- und auszuziehenden. 


zur Vereinigung von Diwan und Stuhl zu sein, den man durch Ver- 
stellen der. geteilten Tischplatte und Anbringen von Beinhaltern 


allgemeinen Körper- und Bauechuntersuchung in Strecklage benutzen 


a; 
aa 


- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. 


Vahland. (Bremen) an; 


die leider zurzeit nicht mehr die große Friedensauswahl haben. Zweck- 


Kassel: Preis?) aus. 


Bauch, Rücken, Beine), zum Massieren, Elektrisieren usw. sehr be- 
quem ist, nicht so ‚gefährlich nach Operationssaal aussieht und auch 
von. älteren und ungeschickteren Leuten keine Kletterei wie die 


Stuhle vornehmen. 2 u Sn E Ne N, 
Sog. „Instrumenten- bezw. Verbandtisch e“, auf 
denen man seinen Bedarf zu -kleineren Eingriffen und ıVerbänden 


‚Flaschenständern, wegdrehbaren Schüsseln, Fächern und Schüben); von. 
Rollfüßen rate ich wegen der geringeren Standfestigkeit (Umfallen: von 
Flaschen, Zertrümmerung der. Glasplatten). ab. Wer sparen will, der 


unteren (die Breite des Tisches aber nur halb einnehmenden) Platte. 


das sehr leicht zu säubern und sehr widerstandsfähig gegen Hitze, 
Säuren usw. ist; Lackieren der Platte ist nicht zu "empfehlen, ` da 
nach einigem Gebrauch der Anstrich bald verdorben ist urd wenig 

schön aussieht. GIas ist natürlich als Belag sehr sauber, aber teuer 

und muß sehr vorsichtig behandelt werden. p BR 

_ oder besser noch darüber auf einem Wandbrette dje. nötigen A r-z nei- 

sind . hübscher, aber teurer; nach dem Preisverzeichnis des Medizi- 


' Maschen mit einer schildartigen rauhen Fläche, auf die’ man den 


auf dem Waschtische (siehe unten). | 

| en a a E Arzneiflaschen I 

. Weiße 1000-g-Flasche „Spiritus dilutus“. . 00. 
. Weiße 1000-g-Flasche „Solutio Alumin. acetic.. 3.%“;. .. 
. Weiße 1000-g-Flasche „Solutio acidi boric. 3%... k 

. Braune 1000-g-Flasche „Hydrogenium peroxydatum“. 


. Weiße‘ 500-g-Flasche „Benzinum“. 

. Braune 500-g-Flasche „Aether“. 
. Braune 100-g-Flasche „Tinet. Jodi“, ` 
. Weiße 100-g-Flasche „Mastisol“.  ' 


oo. 


~ k 


OPADA 


brauchte Instrumente, -. nicht. | 
‚spiegel. u... dergl. umfangreichere Geräte. in. ihnen aufbewahrt 


werden,‘ ferner ein zu dreiviertel mit Desinfektionsflüssigkeit ge- . 


fülltes Einmacheglas von etwa 10—12 cm Höhe und 7—8 em ` 
lichter Weite, in dem die am meisten zu Verbandzwecken gebrauchten 
- 9)Zul:Spiritu sdilutusist unge fähr 60% und kommt 
praktisch dem meist benutzten 70-%-Spiritus gleich; er hat den Vor- 


‚teil,‘ daß er in der Apotheke vorrätig ist, während der 70 %ige erst Sa 
hergestellt werden muß, also teurer wird; ebenso ist es teurer, wenn- 
man 60 % verschreibt, da dieser auch. erst gemischt werden. muß, `. 


weil eben Spir. dilut. nur ungefähr 60 %ig ist (1. Teil Weingeist und - 
61—60 Gewichtsteile Spiritus). 
Zu 2.: Haltbarer gemacht 
1 Liter.. i | 
Zu 5.: 


durch Zusatz von 1 gA. boric. auf 


Zu 6.: Benzin kann durch Tetrachlorkohlenstoff ersetzt ‘werden. | 
Zu 8.: Am besten in der von Marine-Oberstabsarzt Dr. Scheel 


` angegebenen Flasche, deren Glasstopfen einen fest’ angebrachten Pin- 
‚sel trägt (Vertrieb: Evens & Pistor, Kassel). Jodtinktur darf 


verstellbareu Gesäßteil 79 M; Kopp & Joseph- Berlin: mit Bein- 
‚haltern und Fußstützen 85 MZ Will man sich einen besonderen 
frauen-geschlechtsärztlichen Untersuchungsstuhl . anschaffen, - 
so:erkundige man sich am besten bei.den' verschiedenen Geschäften, 


. mäßig ist der Untersuchungsstuhl, nach Sims,. neueste Form: (!) 
(z B. bei Bott & Walla, München: 160.M. bezw. einfacher .. 
125 M); ebenso. sauber und gefällig sehen die Modelle „Perfekt“ 
(Cassel-Frankfurt:. 120.M) und „Rekord“ (Evens & -Pistor-. > 
Diese Untersuchungsstühle. ersetzen zur Not, 
auch die ‚Untersuchungschaiselongue, die ich persönlich allerdings 
nicht missen möchte, weil -sie für viele Untersuchungen (Brust, 


tischhohen Untersuchungsstüble verlangt; manche frauenärztliche Ein- 
griffe (Behandlung in Seitenlage, Untersuchungen usw.) lassen sich. 
oft auf dem Diwan ebensogut, mitunter sogar besser wie auf. einem `` 


zurechtlegt, auf dem man Hand- und Fingeroperationen ausführt, gibt 
es bei den einzelnen Geschäften in reichlicher Auswahl: mit allen . 
möglichen Verbesserungen und Feinheiten (Glasplatten, Aufsätzen, 


nehme einen einfachen, nicht zu großen,. etwa. 80—100 cm langen, 
| 60—80 cm breiten Küchentisch mit 1 bis 2 Schubladen und einer 


Die Tischplatte selbst wird am besten mit Zink ble ch: beschlagen, 


Auf dem. Instrumenten- bezw. Verbandtisch. stehen ‚ganz ‚hinten. 2% 
flaschen (richtige ` Standflaschen ‚mit: aufgebrannter Inschrift- 
nischen Warenhauses, Berlin, etwa 2 M). Evens & Pistor-haben . 


‚Inhalt aufschreiben 'kann, was beim Wechseln der Flüssigkeiten 'sehr a 
bequem ist; solche Flaschen empfehlen sich auch als Standgefäße' - 


. Weiße 1000-g-Flasche „Solutio Hydrargyri oxycyanati 2/0“.  . 


= Für den Instrumententisch braucht -man ferner . zwei. 
‚Schalen aus Emaille, -eine für saubere, eine ‘für ge- 
zu- flach, d&a- auch ` Scheiden- 


3 Teile Wasser; 100 Teile der Mischung enthalten 69—80 Raum- bezw. ` 


zB _ Diese "2 9foo Lösung wird mit gleichen Teilen warmen l 
Wassers gemischt (= 1°/o Lösung), l e A en 


An .. . 
3 a PER, 


ya Be OA, 
u & 


ve, . ee ER f 
+ y >? . e > 
i S & = PS \ 8 
; . : Sih A 
P . ” A A + 
j oe A B “ 
5 “ ' á . wi i 
ai 783 Sa 
Di A er a 
2 a - 
, 
4 ` 
- 


: Var wer - paes 
æt t j pot m . ty č 
. A ne, . 
< ‘ 
- 
m 


h ` n eut 1 
= 


` 53 $ 
ee} BE Ed Nee 


x 
5 A 7 En 
a 


4 
un 
RT 
ar 
7° 


a, e 
st 


. en, En: 
= Bt „am, ve S ip 
EDO OT awe AE a a a L l 


= , 
. $ E A 
£ RETTET Era EES 
Be ke 


ENTE 
X 
i- s 


3’ i. 
DATLEU NIUN ee 
- - Sag ai -e 

ET 
EN, La -, 


mern. 
Bi; 


pi 
MEAT OE 
= -3 mn 
a ETA -r 
u 


un 


“em: Bo 


„ro 


ee 


— 


u. 


rer 


meaDee Zeunen 


R -em 
a 


ran — nn 


“au a 


NAT ir 


=- -eo Antennen 
tentan a i i o a a aar a a a a 


entre 


-d ER BE Er; 
A nn y a- uw 


ee 


D DE 5 9 PER 
a... -g 


784 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. 


a; 
KO 


Instrumente, wie 2—3 Pinzetten, 2 Scheren, 1 Ohrpinzette, 1—2 ge- 
bogene Kornzangen (sehr bequem zur Entnahme von Tupfern aus 
den Verbandtrommeln, von Instrumenten aus dem Kocher, zum Auf- 
legen und Abnehmen von Verbandstücken usw.) stehen. Ein zweites 
ebensolches Glas dient für die Aufbewahrung der sehr praktischen 
weiblichen Glaskatheter. In einer mit Nickeldeckel versehenen 
länglichen Glasschale 20:10 cm (z. B. Fa. Cassel-Frankfurt 
Nr. 5453) liegen Holzmundspatel, die wegen ihrer Billigkeit nach Ge- 
brauch einfach weggeworfen, aber auch mehrmals nach Auskechen 
wieder benutzt werden können; das Aufstellen von Spateln in einem 
deckellosen Glase ist wegen des Verstaubens nicht sauber. Ferner 
braucht man eine runde Schüssel (aus starkem Glase, Emaille, 
Porzellan) zum Tränken der feuchten Verbände (Durchmesser etwa 
25-30 cm). 

Für de Ausführung der. chemischen und mikro- 
skopischen Untersuchungen gebraucht man einen zweiten, 
dem vorigen ähnlichen Tisch, ebenfalls mit Zinkblech beschlagen. 
Er steht am besten so vor einem Fenster, daß er die eine Hälfte der 
Fensterbreite einnimmt, wodurch gutes Tageslicht, besonders für das 
Mikroskopieren, gewährleistet ist und trotzdem das Fenster nicht 
sanz verbaut wird. Wenn Gasleitung vorhanden ist, so führt man 
diesem Tische zur Speisung eines Bunsenbrenners, der rascher 
arbeitet als eine Spirituslampe, Gasanschluß zu. Sehr bequem für 
das Arbeiten ist es, wenn der Tisch durch einfache Holzfüße um 


etwa 30—85 cm erhöht ist. (Fortsetzung folgt.) 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 


Frankfurt a.M. Der Ärztliche Verein wird in seiner nächsten 
Tagesordnung über die folgende Entschließung verhandeln, 
welche zu den gegenwärtigen Bestrebungen der Ärzteschaft und zu 
den bevorstehenden weiteren staatlichen Eingriffen in die ärztliche 
Berufsarbeit in kurzen Sätzen Stellung nimmt. Der Berichterstatter, 
Herr Kollege Schlosser, stellt fest: 1. Die Frankfurter Ärzte- 
schaft betrachtet es als Pflicht der deutschen Ärzteorganisation und 
jedes einzelnen Arztes, an dem Wiederaufbau der Volkskraft tatkräftigen 
Anteil zu nehmen. 2. Sie erblickt den Weg zum Ziel in einer 
Zusammenfassung aller Wohlfahrts- und Heilbestrebungen in einem 
Reichsministerium für Volkswohlfahrt mit einem Arzte an der Spitze, 
in der-gesetzlich vollberechtigten Mitarbeit der ärztlichen Organisatio- 
nen in den sozialen Verwaltungskörpern; 8. in der Erhaltung eines 
medizinisch und sozialwissenschaftlich gleich vollkommen vorgebildeten, 
durch erleichterte Fortbildungsmöglichkeit ständig geschulten freien 
Ärztestandes; 4. in einer durch Ausdehnung auf die Familien der Ver- 
sicherten erweiterten -gesetzlichen Krankenfürsorge für das werktätige 
Volk; 5. der die ganze Ärzteschaft durch gesetzliche Zulassung aller 
arbeitswilligen Ärzte im Rahmen der „gewerkschaftlich organisierten 
freien Arztwahl“ dienen kann; 6. und der ein leistungsfähiger Ärzte- 
stand sowohl durch ausreichende Honorare — müßten sie auch durch 
Staats- oder Gemeindezuschüsse erst ermöglicht werden — wie auch 
in der Privatpraxis durch eine endlich zeitgemäße Gebührenordnung 
erhalten wird. 7. Die ein möglichst vollkommenes Heilwesen erst 


sichernden Wechselbeziehungen zwischen Staat und Ärzteschaft gewähr- 


leistet nur eine einheitliche gewerkschaftliche Organisation der Ärzte, 
die von beiden Seiten als die einzige für Vertragsabschlüsse zuständige 
ärztliche Instanz anerkannt werden kann und muß. 


Potsdam. Die Zunahme der Ruhrerkrankungen, die 
in verschiedenen Städten in den letzten Wochen festgestellt worden ist, 
aber im allgemeinen innerhalb bescheidener Grenzen bisher geblieben 
ist, hat sich in der Brandenburger Vorstadt in Potsdam, zu einer 
größeren und schwereren Epidemie entwickelt. Infolge einiger Todes- 
fälle ist die Ärzteschaft zur Bereitschaft und zur Anzeigepflicht bei 
verdächtigen Erkrankungen aufgefordert worden und sind Vorkehrungen 


in der städtischen Desinfektionsanstalt und im Krankenhause ge- 
troffen worden. | Ä 


Berlin. Der Dekan.der Medizinischen Fakultät gibt- bekannt, 
daß aus der BErich-Rathenau-Stiftung ein Preis von 10000 M 
verfügbar ist, der ganz oder zur Hälfte für auf eigenen Forschungen 
und Erfahrungen beruhende Arbeiten zugesprochen werden kann, durch 
welche die Heilung der Herzkrankheiten infolgevonGelenk- 
-rheumatismus gefördert wird. Sollte ein Mittel gefunden werden, 


man nie in den Instrumentenschrank stellen oder mit Metall und 
Gummi zusammenpacken, da die Joddämpfe, besonders bei den rasch 
angefressenen Korkstopfen, die Vernicklung und die Gummisachen 
zerstören und die Instrumente rosten lassen. Auch in die Außen- 
tätigkeit nehme man Jodtinktur nicht in der Verbandtasche oder im 
Geburtsbestecke mit, sondern trage die betr. Flasche in einem außen 
. an den Handtaschen angebrachten besonderen Fach oder in der 

Manteltasche mit sich. Hierzu eignet sich am besten die 
Scheelsche Flasche zu 50 g mit nickelplattierter Transporthülse 
(3 M) oder die ebenso empfehlenswerte Jodflasche „Ideal“ (Bott 
& Walla, München), 
und über dem Glasstopfen eine 


dicht abschließende Holzkappe 
trägt (2 M). 


Krankheiten des Urogenitalsystems, auf ‘Händedesinfe 


die am Glasstopfen einen Hartgasaufträger 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin weigitizeg y 


a” Mn, a 
. ver X m l 


das die Entstehung von Herzkrankheiten im Verlauf des akuten Gelenk- 
rheumatismus ausschließt, oder aber ihre Heilbarkeit sicher verbürgt, 
so kann dem Entdecker nach eingehender dreijähriger Prüfung der ganze 
Kapitalbestand der Stiftung von 200000 M ausgehändigt werden. Be- 


werbungen bis zum 1. August 1920 an den Dekan der Medizinischen 
Fakultät. 0 ; 


Das württembergische Ministerium des Innern verbietet 
in einem Erlaß betreffend das Kurpfuschertum den 
gewerbsmäßig Krankheiten behandelnden nicht approbierten Personen 
1. Fernbehandlung, 2. Behandlung mittels mystischer Verfahren, 3. Be- 
handlung gemeingefährlicher und sonstiger übertragbarer Krankheiten, 
4. Behandlung von Geschlechts- und Frauenkrankheiten, 5. Behandlung 
von Krebskrankheiten, 6. Behandlung mittels Hypnose, 7. Behandlung 
unter Anwendung von allgemeinen Betäubungsmitteln, 8. Behandlung 
unter Anwendung subcutaner oder intravenöser Einspritzungen. 


Ein Erlaß zu der bekannten Reichsverordnung zur Bekämpfung 
der Geschleehtskrankheiten bestimmt folgendes; Die Be- 
lehrung einer Person, die’ an einer mit Ansteekungsgefahr verbundenen 
Geschlechtskrankheit leidet, hat seitens desjenigen, der sie ärztlich 
untersucht oder behandelt, in jedem Falle mündlich zu erfolgen. Die 
Belehrung hat sich zu erstrecken auf die Bedeutung der Krankheit für 
den Kranken und seine Umgebung sowie auf die Bedeutung ihrer 
Folgen, ferner auf die Übertragbarkeit der Krankheit und deren Dauer 
und auf das Verbot, während der Dauer der Übertragbarkeit der Krank- 
heit den Beischlaf auszuüben. Es ist zweckmäßig, diese mündliche 
Belehrung durch Aushändigung einer schriftlichen oder gedruckten 
kurzen und leichtfaßlichen Belehrung nachhaltiger zu gestalten. 


— 


Als Verluste des Sanitätskorps nach den bis zum 10. Januar 1919 
fortgeführten Verlustlisten werden in absoluten Zahlen und im Ver- 
hältnis zur Kopfstärke angegeben: 


Sanitätsoffiziere |Sanitätsoffiziere 


Zivil- 
wieder- „iss Red einschl 
ange- eur uus- | Jand- 
stellte laubten-]| und sturm- | Summe 
aktive ehem. es Be- standes Feld- pflich- 
aktive urlaub einschl unter- tige 
ten. |approb.| ärzte | Ärzte 
standes Arzten | y 
| ao | Yon JR, oo DR | i fon 


Gefallen oder nach Ver- 


wundung gestorben . |531)|34,0] — | — | 6 | 4,0[309 135,0] 147 |32,6| 47| 6,0] d 23.0 


Infolge Krankheit oder 


anderer Ursache ge- 
storben 


64 141,1] 28 |s6,9| 87 157,5 |826 137,01 107 123,7] 151 119,5 | 763 31,3 
S e l a 
Sümme A SNE ur sl 28 Isc.ol 93 Isıaless la los: [ss [198 splis 54,2 


N 1) Darunter: 1 Generalarzt, 2 Generaloberärzte, 6 Oberstabsärzte, 19 Stabs- 
ärzte, 14 Oberärzte, 11 Assistenzärzte. 


l Mit Rücksicht auf die Verkehrsunsicherheit und die Schwierig- 
keit der Unterkunft in Berlin ist die für den September geplante 
Tagung der Freien Vereinigung für Mikrobiologie auf 
Ostern nächsten Jahres verschoben worden. r | 


Magdeburg. Im September und Oktober werden praktische 
Fortbildungskurse in der inneren Medizin, Kinder- und Frauenheilkunde 
für kriegsapprobierte und bisher gefangene, heimgekehrte Ärzte statt- 


finden. Auskunft: Prof. Dr. Schreiber, Magdeburg, Sudenburger 
Krankenhaus. ea 


‚ _ Prof. D. MagnusGustavRetzius ist, 76 Jahre alt, gestorben, 
Die Studien des hervorragenden Anatomen betrafen vor allen Dingen 
das Centralnervensystem. So veröffentlichte er eine große Monographie 
„Das Menschenhirn, Studien in der makroskopischen Anatomie“. Ver 
gleichend anatomische, äußerst wertvolle Untersuchungen sind in seinen 
Büchern „Das Gehörorgan der Knochenfische“ und „Das Gehörorgan 
der Wirbeltiere“ niedergelegt. Sammlungen eigener Arbeiten und der 
seiner Schüler wurden als „Biologische Untersuchungen“ herausgegeben. 


Berlin. Prof. Dr. Fürbringer, der ehemalige Direktor 
des Krankenhauses Friedrichshain wird am 7. August 70 Jahre alt, 
1879 zum Leiter der Medizinischen Poliklinik in Jena ernannt, wurde 
er 1886 zum Krankenhausdirektor in Berlin gewählt und hat hier vie? 
Jahre hindurch durch seine lebhafte Beteiligung an dem wissenschalt- 
lichen Leben und durch seine ausgebreitete Tätigkeit als vielgesuchter 
Konsiliarius eine führende Stelle eingenommen. Seine JOLWICESS 
klinischen und experimentellen Arbeiten beziehen sich besonders aut 

ktion, Klimato- 
therapie und anderes mehr. Seit mehreren Jahren lebt er im Ruhestand. 


‚Hochschulnachrichten. Berlin: Dr. Benno Cpo 
hat einen Lehrauftrag für Gewerbehygiene an der Technischen Hoc 
schule erhalten. — Frankfurt a. M.: Dr. Grosser für Kinder 
heilkunde habilitiert. — Halle a. S.: Priv.-Doz. Dr. Herman! 
Straub, Assistent der I. medizinischen Klinik in München, Zu 
Leiter der Medizinischen Poliklinik als Nachfolger von Prof. Man 
berufen. — Jena: Dr. Jacobshagen, Assistent am Anatomischen 
Institut, für Anatomie habilitiert. — Wien: Priv.-Doz. Dr. Ruß (Hygiene) 


erhielt den Professortitel. Dr. er für innere Medizin, Dr. Raca 
für Kinderheilkunde habilitiert Br | 


Pl 
j; 


Ca 


a NE 


ra 


nn nn 


UT 


Ps 


“ „sehon große Fortschritte erzielt wurden, ersehen Sie, um nur ein 


ne 


.. gen ‘über die Paralyse, 


' Sklerose der Gefäße des Nervensystems zurückzuführen sind. 


‚wichtigsten Punkte zu skizzieren, sei mir im Rahmen eines kurzen 


' .stehung offenbar noch sehr komplizierte Gifteinwirkungen ` eine 


` 


. . a e 4: 
situa -`~ 


Va een N Fa ve 2 ” á m re i agree 
cà “rt 2 2 e . se é Pi wi i DIT 
$ nn a SS au z ; A 
y A ot ! u v > i & . V s $ pe to 
id S ae 2 i ~ ; e 
ES a e Need S s . k . FIR: 
T ry $ RA a = oia aa Ai 5 s a A Er R > E s 
on a a A en ; EEE : \ ae: 2 A 4 j í y : TaT i ; 
"Fo Bd +: BR pe ` -7 A Tae > = Sa * Í y ko = x ea i 5 Z 5 = re f nog = 3 ` % - Z 4 iz- ` 
i ea ae ` 7 = 2 4 . A $ 7 x PER e ai 
rr EATS BEE a un : 4 f i y ate : Ea x 5 > a 7 DALS NR 
- tý Greene Pe Eee d a r ` E f s4 R 
-e x ne u ah > 2 ar FE e $ R ' = - r 2 ` : { 
NP 82 (766). .. - 10. August 1919 
E -9 i i inaf o x 
A í > i « 5 $ s . a y 
f i ` - f Io = zn 
: | 2 ; 2 


E R eo. IYttuaahn Å nr e 
-Wochenschrift für praktische Arżte -= . ` 
| a ~- ‚redigiert von ` E ; 3 j | I En f | u | Velie von“ g yan 
Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg ` = © Urban & Schwarzenberg 
BE oan ‘Berlin en Br -© Berlin - i 
l ind W..Löwenteld, ` 


Inhalt: Originalarbeiten: A. Jakob, Über die Arteriosklerose des Nervensystems (mit 4 Abbildungen). Œ. Nob 


Epidemische Bartflechtenverbreitung in Wien. F; Kalberlah, Die Behandlung der multiplen Sklerose mit Silbersalvarsan-Natrium. G. v. Bonin, 


Zur Statistik der eingeklemmten Brüche unter dem Einfluß der Kriegsernährung. R. Löwy, Zur Klinik des Pneumotyphus. ‚Witte, Arbeits- `` 


- leistungen und Nahrungsverbrauch von-Schwerarbeitern. — Ärztliche Gutachten aus dem Gebiete’ des Versicherungswesens: H. Engel, Zur Frage 
der sogenannten Spätapoplexien nach Unfall. — Referatenteil: ERhonheimer, Die Purpuraerkrankungen im Kindesalter, — Aus den neuesten 


Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. ‚Breslau. Frankfurt a. M: Gießen. 
Hamburg. — Rundschau: H. Kritzler, Einige Ratschläge für die Niederlassung des Allgemeinarztes (Fortsetzung.) — Tagesgeschichtliche:Notizen. 


> i 


d Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor. 


Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung un 


| = Aus der ‚Staatskrankenanstalt Hamburg-Friedrichsberg. | 
‘. „ Über die Arteriosklerose des Nervensystems. 


Von BE: 


‚  Prosektor- Dr. A. Jakob. 


2 M. H.I- Wie in der übrigen Medizin so ist es auch das- 


- Bestreben der neueren psychiatrischen Richtung, vornehmlich 'der 
Kraepelinschen Schule, ätiologisch einheitliche, nach klinischen 
Symptomen genauer umschriebene und ‘auf Grund histologischer 
Untersuchungen als Krankheitseinheiten aufzufassende .Zustands- 
bilder zuKrankheitsgruppen zusammenzufassen und sie 
gegen ‘andere anderer Genese äbzusondern. Daß auf diesem Wege 


Beispiel von. vielen zu erwähnen, aus unseren heutigen Anschauun- 
der durch klinische und anatomische. 


' Feststellungen ein bestimmter Platz als eine in:ihrer Ätiologie er- 


-kannte Krankheitsform angewiesen werden konnte. E 
` . Auch auf dem Gebiete der nervösen und psychischen. 

<- Erkrankungen des Rückbildungs- und Greisen- 
' Alters ist es notwendig, eine genauere Differenzierung der ein- 
zelnen Prozesse vorzunehmen, um sich vor klinischen Irrtümern 
zu schützen und der therapeutischen und prognostischen Erfassung 
‘des einzelnen.Falles.gerecht zu werden. Sie wissen ja, daß es 
 Paralysen gibt, die gelegentlich erst im späten Alter zum Aus- 

- bruch kommen, -daß sich Phasen des manisch-depressiven Irreseins 
' zum erstenmal in auffälligerer Art bei einem Greise zeigen können, 
daß Tumoren eine: schwerere‘ Gefäßerkrankung. des Gehirns vor- 
‚täuschen können und dergleichen mehr; nicht.jede im’ Alter erst 
auftretende psychische oder nervöse Erkrankung ist deshalb ‘schon 
 @ine Alterserkrankung. Desgleichen ist es eine klinisch wie. histo- 
logisch erkannte Tatsache, daß bei den psychischen Erkrankungen 
des Rückbildungs- und Greisenalters im wesentlichen zwei 'große 
Gruppen zu unterscheiden sind; einmal diesenilen Prozesse, 
die auf einer eigenartigen Parenechymerkrankung der 
Großhirnrinde ohne wesentliche Gefäßbeteiligung, 
beruhen, und: dann die Erkrankungen, die auf eine Arterio- 


‚Von der Arteriosklerose. des Nervensystems. die 


Vortrags gestattet, | Mn 
'. . Die Pathogenese.der arteriosklerotischen Erkrankungen 
‚des Nervensystems fällt im wesentlichen mit der der allgemeinen 
‚Arteriosklerose zusammen.: Ich ‘will hier nur darauf hinweisen, 
daß diese Gefäßstörung, die sich allmählich beim physiologischen 
- ‚Altern entwickelt, als eine Abnutzungskrankheit (Jores, Mar- 


chand, Asch off) aufgefaßt. wird, daß aber bei ihrer Ent- 


heute noch nicht eindeutig bestimmbare Rolle zu spielen Scheinen, 
Worauf neuere experimentelle Versuche hindeuten. So ist es nach 


- 


wie Adrenalin, Hydrastin: und dergleichen beim Kaninchen degene- 


‚| rative Gefäßveränderungen zum. Teil. mit sekundären. Gehirn- 


störungen zu erzeugen, die Borstsche Schule. (H u eck) konnte 


| bewirken, was auch wir durch eigene Untersuchungen zu bestätigen 


dann. die Giftstoffe nach Infektionen und schließlich die Lues; 
denn wir sind heute noch nicht in der Lage, wie dies namentlich 
.Nißlund Alzheimer für das Centralnervensystem betonen, 
die regressive luische Gefäßerkrankung von der arteriosklerotischen 
zu trennen. Zudem spielen noch hereditäre Momente (Webers. 


Cramers „Kraftnaturen“) eiñe ‚große Rolle. ea R a 

Weshalb: aber im einen Fall mehr oder ausschließlich- die 
Gefäße des peripheren Körpers, im anderen die des Nervensystems 
erkranken, darüber ist trotz vieler ‚klinischer statistischer - Er- 


kanntlich den Satz ausgesprochen: „Jeder bekommt seine Arterio- 
sklerose vorzugsweise in dem Gefäßgebiet,:. das-‚er am “meisten 


erkrankungen in das Alter von 60.und 65 Jahren und .beginnen..all- 
mählich steigend von 40 Jahren an; dabei ‘ist bemerkenswert, daß 
die Arteriosklerose des hohen Alters am: häufigsten das ganze 
Gefäßsystem befällt, während die frühzeitig. auftretende Erkrankung 


häufiger sich auf einzelne Gefäßgebiete beschränkt, Die eigentlich 


dem Vorgange J osu6s und Er b s vielfach gelungen, mit Giften | 


„Gefäßbelastung‘“) und individuelle Veranlagungen (Affektmenschen, 


hebungen noch nichts Sicheres bekannt, Romberg hat. be- 


angestrengt hat.“ Aber der Beweis für die. allgemeine ‚Richtig: 
keit dieser These steht noch dahin. Wie die universelle Arterio- . 
sklerose, so ist auch die Gehirnsklerose vornehmlich eine Erkrankung 
‚des männlichen Geschlechts, was in.den.Lebensbedingungen ‘seinen 
Grund haben dürfte (Kraepelin). Nach Kraepelins genauen 
Feststellungen fallen die meisten arteriosklerötischen Gehirn- 


durch Cholesterinverfütterung Intimaverfettungen der Aorta 


in der Lage waren; ähnliche Veränderungen erzielte Lubarsch | 
| durch ungeeignete Ernährung und Klotz und Salty kow durch: 
. besondere Bakteriengifte. Dazu kommt noch, daß nach der klini- 
‚|. schen Erfahrung. verschiedene Gifte die. Arteriosklerose beschleu- 
| nigen können, so in erster Linie Alkohol, Tabak und. Kaffee, 


senilen Erkrankungen pflegen sich rund ein Jahrzehnt später zu: 


entwickeln als die der Arteriosklerose (Kraepelin). 


Bei den arteriosklerotischen Erkrankungen des Nervensystems a 


steht die Gehirnaffektion weitaus im Vordergrund des klinischen 
Interesses. Die Arteriosklerose der peripheren Nerven, 


die sich als ein langsam progredientes Leiden, in der Form einer . 


Neuritis zeigt — auch das intermittierende Hinken und die Crampus- 
neurose gehören zum Teil hierher —, ist zumeist nur eine Partial; 
erscheinung: einer schweren allgemeinen Arteriosklerose und daher. 
nicht ‘leicht zu übersehen.. Ähnlich ist es’ mit.der Arterio- 
sklerose desRückenmarks, die nur ausnahmsweise als 
isolierte Erkrankung in Erscheinung tritt; in den meisten Fällen 
ist sie mit der allgemeinen Gefäßerkrankung des Gehirns komi- 
biniert- und tritt dann an Reichhaltigkeit und- Wichtigkeit der 


"Symptome gegenüber der Gehirnbeteiligung stark in den Hinter- 
‘grund. Ja, es ist auch in solchen Fällen mit deutlicher, anatomisch - 


en 

Vent m as 

Ba rt 3 e 
Hu nor 


wen y 
nn. ir 


N 
0. pea 
ee 

"euer 


~<. 


. 
-e 
nt 
a 


Pi ` 
-. ‚ 
Ira N ARE Fe 
ie ae 
-a 
— 


£ a.. E Sr 
ale 
ran 
N: BE RE En 
x. Se: Fis AP 


i Holata ee 
u. x k { 
X == ‘a O e 
meer NE BITE O ae WEST 


“ . Ti u w aa 
TA ER eee errama ner 
- EN E - 3 

2 


Alle e eman. = 
se roemes- eee e ei 


tinme a 
t 
vo 


"n 


vw 


P} 
N 


Pa ` 
G 
EnO A o a 


ba s 


- 


` 
. 


RITT RR - 
a See 
& 


vr ur 
Bu 


4 
x: 


ad 22 "Sur Vene 
ee ` a 


r Ten 
x 


i 


> a 


C 


atte 


m-t 


D 


Ya 


a rn | ET NEST Er rn z 
o i go ; l E Bez 2 - / P m : x È ’ er a ne Be : . TEEN \ : 2 PER BE = zu = 
Le Su Zeh en an ee N Ja $ mo ne u y 4 Er : Ga mea EOS , Er nr ER ra 
u on an a a a F i 7 3 BR En an har ar ee en y ` ; RAS AI a A ia N a N en 
u AR 0.0.1919 = MEDIZINISCHE KLINIK. — Nr.32. 0.2.00. Li iO; August, 
a An a e ate kn : ' ii Er . R : : l ; _ - - — = 5 > == — == i ii z s - = = 
i pu i$ N p 3 _ 2 : AER , ; 2 u . z v i ’ : . R 3 , . -à i , j 4 E 
Ei Ei En „.erwiesener Rückenmarksbeteiligung durchaus : nicht leicht, die | arteriosklerosen auf eine ausgedehnte Ventrikelblutung 
IT ` . spinålen. Symptome von den. cerebralen zu trennen, da wir der- | zurückzuführen. Se N. 
a ee g gleichen: Extremitätenerscheinungen: (‚Greisenlähmung“) auch: bei.) - Ich hatte Gelegenheit,, einen in dieser Hinsicht interessanten - 
Ns. reinen Gehirnprożzessen sehen. Nach meiner.eigenen. anatomischen |-Fall zu behandeln: Rechtsanwalt; Ende der 40er, erkrankte,plötzlich 
ARE... Erfahrung ist die Beteiligung des: Rückenmarks, bei der arterio- | nach einer leichten Influenzd — beächten Sie, bitte, diese _tückische -, 
A Pre kle h n Erkrankunz des Centralnervens tems im:alleemeinen | Krankheit in der Anamnese — mit anfallsweise auftretenden sensiblen 
AREER ae Be mso i RAUDE AS NEIN A ASNS daß únd motorischen Reizerscheinungen, die sich in schmerzhaften; tonischen: 
TER s af, En eine. geringe, was vielleicht darin seinen Grund haben mag, "da Krämpfen: in der Rumpf- und Beinmuskulatur kundtaten; dabei be- 
: T pal N ‚die Medulla spinalis ihre eigene Gefäßversorgung hat (nach. Ad am- | standen ganz;leichte zackige Temperaturen, zeitweise Erbrechen und alb 
Bel sh Tea kieviez durch einen Ast der linken Arteria hypogastrica -als gemeine, aber geringgradige Beeinträchtigung des psychischen Geschehens, 
: Ben Maläßeno ou. Arteria magna spinalis neben den Intercostalarterien). ~.. | FürLues keine Anhaltspunkte (Blut: W.-R.negativ); Alkoholismus, nament- _ 
ESS Do Pa 0 u ‘häufiger und wichtiger aber ist die A’rterio-.|lich.schwere Rotweine -; deutliche familiäre Gefäßbelastung. Objekt 
jei I ea a Eee en re a e ee ee jetzt die ge- war festzustellen nopen don Zeichen enr leigaten per T | 
I ea na ae Se er r je | Sklerose: . lebhafte. Kniesehnenreflexe ohne Klonus oder Babinski,- 
! ril LEN © läufigsten Bilder in knappen U aD entwerfen Tnöchte. m. : beiderseits =; Hyperästhesie, namentlich an den unteren Extremitäten; - 
ix ee T N überall in den Organen, 30 führt, sie auch bier. vornehmlich an nirgends. sichere neurologische Ausfälle oder Herderscheinungen. 
i a ER a den’ Arterien, aber auch an.den Venen zu Wandverdickungen und |. Psychisch nur Erschwerung und Verlangsamung des Gedankenahlaufs 
vr ira hd. >... Elastieadegenerationen, zu a bedeutenden - ap ce | mit starkem Krankheitsgefühl und Aue) u Lu weinorickar SUT aREE 
ERHEBEN bis zu Gefäßverschluß, zu Aneurysmabildungen, zu, 'Gefäßzer- | Im Urin in den ersten Tagen meiner Beobachtung Spuren Eiweiß und 
4 En ine) Br de E i = Fi i as ? = u ° e a4 PER: i \ j a ini i % 
sd N NE reißungen, ‘und als Folge davon sehen wir in den. erkrankten | Zucker ohne Formelemente. Augenhintergrund: einige kleine Netz 
SE re Bezirken Ta engster Abhängigkeit zu den Gefäßen Ernährungs- | hautblutungen, sonst normal. onne i (ich wi r en Kranker an E 
EN SR Ä ar RE A al Ann T Pavan n inem Falle von Meningitis zugezogen worden) schloß ich auch 
PRUS nen nee u ya ohne Lumbalpunktion aus de vorden, ich nicht wagte wegen ~ 
AE pEi e H . Von ‚der : Lo k alis atio 2 des- Krankheitsproz Be ausgehend, . der Wahrscheinlichkeitsdiagnose. Gehirnblutung und der nachgewiesenen 
Ele a cantis lassen‘ ‚sich zwei größere Gruppen von arteriosklerotischen Gehirn- Netzhautblutungen. Unter symptomatischer Behandlung und absoluter 
zip ie 2. > ‚erkränkungen- nn i Tara jene, si reg sich Ne Ruhe erholte sich. der Kränke im Läufer Allen ‚woche gut ana achnel) 
rar RTL ig Aoa o -. Leiden vornehmlich im Hirnstamme: un en DAasalen | die Schmerzkrämpfe verloren sich völlig; die Temperaturen 
TEEN U e eden vornehr n. | N x ramp ) ' ET E, Shan. 
EE BA Á Stammganglièn etabliert, und solchen, bei denen in erster | normal und die Psyche wie vor der Erkrankung. Einige Tage spare 
a 1] K: N LUE “ Linie “das Hemisphärenmark und die Rinde be- | war Patient plötzlich eines Morgens verändert: er hatte Mühe, sich örtlich 
KRIET EEA soan ists a e see Ea „on e und zeitlich zurechtzufinden, sich se dm en 
va jr ee KR: RER pi ka ae - bei völli rankhei ühl ichtiger Beurteilung S 
N ale ~ < Die erste Gruppe, ‚die von Jacobsohn als schwere a Keine eheren Penisan nee Segen früher die Reflexe 
TER We A Form der Arteriosklerose. des Centralnervensystems be- | „n den unteren Extremitäten etwas schwächer und wieder frische 
: ASRR BS schrieben wordenist, zeichnet sichinfolge ihrer Lieblingslokalisation an | Netzhautblutungen ohne ' sichere Stauungspapille; mehr neuritische. 
MERINEO a ganz bestimmten Stellen (Kerngebiete der Medulla oblongata, äußerer | Verwaschenheit. Die ‚krampfartigen Schmerzattacken kehren mit 
I) apat aky da "o Teil des Linsenkerns, innere Kapsel) durch aufdringliche a . leichten Keane ar Natii Er dar Kuh ng 
a FRE A U | o gische Ausfallssym die zumeist: lektiform auf- | Besserung mit gutem subjektiven Befinden, objektiv nu 
RIESEN. + usfallssymptome aus e zumeist: apopie sesserung, Mit gutem subjektive: 2, g 
ys Tark z logische En, A a en ne d der Merkfähigkeit und des. VOrabsTEERaD au Se AN Ben . 
E REN En! nn ruhe dann plötzlich schwerer komatöser Zustand, apoplektiform au! 
yo, e: - ~|  tretend: vorübergehend motorische Reiz- und Lähmungserscheinungen 
No, EEE x Le e: perg sat IO F ; en, 
HE N Dir: ni S men in verschiedenen Gebieten, rasch wechselnd ;Pupillenreflexe; conjupiert; 
In Ehi } i =. Blicklähmung und. Fehlen der Reflexe an den ee FEN EEE s 
SA ES ERS aN | leichter Spannung und fraglichem Babinski. Im Augenhintergru 
ee N < | pillenverwaschenheit deutlicher, wieder beiderseits frische en 
KRONE | keine sichere Stauungspapille. Puls nicht verlangsamt. Nach einigen ® - 
En Ir RS 'en völliger Bewußtlosigkeit allmähliches Reagieren auf Vorgange UN 
ar PO VER, s gt g g 2 . . so on dys- 
N" I: | - Personen der Umgebung, langsame sprachliche Äußerungen V Fr 
tige er Bi So |" arthrischemCharakter. KeineSchlucklähmung. Reflexe an den un an 
: lbs ni E Er bleiben erloschen mit. jetz unten ser d 
A a a 5 =) plötzlich wieder apoplektische Anfälle; Cheyne-Stokessches 
sl beat en | © Tod.:. Die .Differentialdiagnose war: Diffuse und Be = 
HERE ERS e p A Pi Gehirnblutungen oder Pachymeningitis a 
N e e & rhagica; Ätiologie: Arteriosklerose bei früherem Alkoholin et 
aegra SE RA S Influenza ebenfalls mit in Betracht zu ziehen.. Die Sektion pa e 
e T ; =. -mäßige allgemeine und etwas ausgesprochenere Sklerose der n ro 
o sQ. ` *— H: Gehirngefäße. Die Seitenventrikel, der Sylvische Aquaedukt u za 
a la en =; vierte Ventrikel waren mit frischem, zum Teil geronnenem Blu n En 
ei rk lan ne ~ o| füllt, die Wandung der Seitenventrikel: bereits blutig ers FE 
u a F CA Beweis für das bereits: längere -Bestehen: der Blutung. Keine } ach} 
sieh Ja 4 meningitis. haemorrhagica. ? 
er RERA ——T M. H.!- Dieser Fall zeigt die Schwierigkeiten der er 
TEE EN Re <>| Diagnosenstellung, namentlich auch die ‚Schwierigkeiten Ta 
aaria 0 n a S =| Abgrenzung gegen die hämorrhagische Pachym èr ht 
. Vi > on ces a Are ©. glitis, die- sich nach meinen Erfahrungen anatomist or 
; AES Frontälsehnitt durch. das Großhim. Weigertsche Markscheidenfärbung. Klinisch: häufig bei der schwereren Gehirnarteriosklerose findet, zumeist RU! , 
Ih s Frontalschni - a : ; y l OEN e . Einsetzen 
= Arterjosklerotische Hemiplegie mit sensorischer Aphasie und gemeiner Verblödung. als Nebenbefund. Jedenfalls muß man bei allmählichem i 
peoo : Hı = die größten der zahlreichen Herde im Hemisphärenmark. H2 = großer Herd im . : 
Ta iR en ua "linken. Corpus striatum. Hs- größere Herde in. beiden Schläfenlappen. T. = beide 


von allgemeinen Hirnsymptomen ohne ausgesprochene Herderschei- 


Te . _ "Sehläfenlappen zeigen. das BU der en Merkgot nungen stets an solche.flächenhaft sich ausbreitende Meningeal- - 


n e (Binswangers. 
ncephalitis subeorticalis- chronica). Photogramm. > > 


E ' 
. £ 
A + $, 
oo ` 
a, + 
Bine rl 
ie bh 
! y u WE SNe 
- ee Sy 
r . eye 
le a 
DAUA 
0 ehe 
2 P 
N 
Dr er 
98%, 


‚treten und zu den bekannten Bildern der Bulbär-.und Pseudobulbär- 
Paralyse mit allen ihren klinischen Váriationen führen, je nachdem 
dje. einzelnen Gehirnnervenkerne selbst oder ihre centralen Ver- 
"bindungen getroffen..werden.. Nicht .selten ist dabei auch das 
:Kleinhirn in Mitleidenschaft gezogen,. hier ist wieder. als Prä- 
@lectionssitz das Mark des Nucleus. dendatus zu nennen 
Alzheimer.  .. 0000. nr yo. 

.: ; Die Prognose, dieser Fälle ist, dem Sitze der Erkrankung 
-an vitalwichtigen Stellen. entsprechend, immer eine ungünstige, 
wenngleich sich. häufig das Leiden. recht. in. die.Länge zieht.. Stets 


. aber: bleibt die Gefahr einer- neuen Erweichung:-oder Blutung. be- 


stehen, und immer muß man bei.solehen Kranken damit rechnen, 
daß ein ‚Blutaustritt in. die Gehirnhöhlen. erfolgt. Es war mir am 
Sektionstisch mehrfach möglich, den plötzlichen. Tod von. Gehirn- 


:blutungen denken, wobei zu berücksichtigen ist, daß namentlich 
rascher. Wechsel der Symptome für die Diagnose spricht. die 
sichsubduraleHämatome, so wird das Krankheitsbild a D 
Tumorerscheinungen eindeutiger. . Häufig kommt man in solche 
Fällen freilich nicht über Vermutungen. hinaus, und A 
nicht selten die Erfahrung, daß die Pachymeningitis haemorrhagie? 
fehlt, wo man sie erwartete, und da am Leichentisch -sich offen 
barte, wo man.nicht an sie- dachte: 


e @ b e 3 .. ~ . 3 T 
| Sie ist.ja:in solchen Fällen auch." nur Teilerscheinung, de 
allgemeinen cerebralen Arteriosklerose und wird von 


‚Symptomen häufig überdeckt. Diese psychischen Krankheitsbilder 


der. eigentlichen. Großhirnarteriosklerose möchte ieh 
Ihnen noch in den. wichtigsten. Formen ‚schildern. o 
- „Wir verdanken den wichtigen- Arbeiten und Untersuchungs? 
Binswangers und Alzheimers die großen Fortschritte, 


Bilden 


man macht, 


na DT ee ae = ~, . i Bi es en s Be de nong 

E ern 1919 — MEDIZINISCHE KLINIKE — Nr. 82. D aa ee S o 
I ee a Abgrenzung der ver- | riosklerotische Epilepsie eine der vielen Formen.der a 
ars ‚schiedenen Formen ‚arterloszlero scher ‘Geistesstörung "gegenüber | ätiologisch verschiedenartigen‘ Epilepsien darstellt; © m. 
wi. nn a nr 00. = PEE gemacht |. ~ - Die nervöse Form der Gehirnarterioskierosg — =. AES 
ee ar x] a wi “de hi ee ee der‘ Gehirn- | ist in‘ Ihren Hauptzügen; charakterisiert durch, einen neurs. =: 7 n 
Ñi = artèriosklerose: „Wie der histologische Befund der -Hirnarterio- | asthenischen Symptomen komplex; Kopischmerz- Ge- =. qis 
„į Sklerose ein durchaus specifischer und eigenartiger ist, so ist auch | dächtnisschwäche: und rasche geistige, - vielfach. auch körperliche- : "che 
> das klinische Bild ‘ein so wohlcharakterisiertes,. ‚daß in den aller- | Ermüdbarkeit.: Diese Erscheinungen :stellen zu- gleicher Zeit uch ge En 
hi meisten Fällen die ‚Diagnose intra vitam mit aller. Sicherheit :ge- | die Initialsymptome jeder-Gehirnarteriosklerose _ le 
| = > `| Ich möchte Ihnen zunächst in knappen. Umrissen das Wesent- genauer geschildert. Der Beginn der Erkrankung, fällt... zumeist Ei 
w © Jichste des- histologischen Bildes schildern, das diese etwas früher als der bei den ausgesprochen. schweren Formen, a Wil, 
h = Fälle charakterisiert; auch hier ist es wieder Alzheimer ` der | häufig schon in. das fünfte Dezennium, gewöhnlich in das sechste _ wa ahha 
Wf —  . ‚uns;am besten darüber orientiert hat und dessen Angaben ich an und siebente.. Der Kopfschmerz ist sehr quälend und wird. meist ch 
ù! = meinem Material voll bestätigt fand. Ich habe oben erwähnt, daß | in: die-Stirne lokalisiert; nach Pick. unterscheidet . er . sich vón SLAN 
m: : sich bei den groben Formen der Hirnarteriosklerose größere Herde dem neurasthenischen. wesentlich (durch seine Ständigkeit. und. Zu: _ ne 
S in der Nervensubstanz feststellen lassen; solche in dem Rinden- nahme bei körperlichen Anstrengungen und momentanen Blut- ee 
m> -  .gewebe' selbst gelegenen größeren Zerstörungen spielen nun für ‚drucksteigerungen. Die Schwindelerscheinungen treten spontan "3 
" dié arteriosklerotischen Geistesstörungen bei weitem nicht die-Rolle, “auf, namentlich bei Lagewechsel und bei Anstrengungen, während 2 
‚wie .man es vermuten würde; vielmehr kommt es infolge der dureh . sie in Ruhe fehlen.: ‚Bei stärkerem Hervortreten dieser Störungen Ben 

die Gefäßerkrankung bedingten Ernährungsstörung ‚zu mehr muß -man ‘stets auch an 'arteriesklerotische Labyrintberkrankung ji: 

Be p g E e ae. a L 2. ‚denken und..nur genaueste Untersuchung mit Hilfe. der Barany- — =- Es 

schen Methoden kann hier. die Diagnose entscheiden. Häufig. sind Ba 5 

e- leichte Schwindelgefühle  .die. Frühboten der. Erkrankung, Bi 


gerad 

die ‘den anderen Symptomen ‚längere Zeit. vorauseilen.- Ebenso. ist‘ 

der Schlaf unregelmäßig und besonders das Einschlafen „erschwert. | 

| Die Gedächtnisschwäche - offenbart sich am deutlichsten in der, > 

Abnahme‘ der Merkfähigkeit, in dem Versagen der Erinnerung an > <. =- 
und Zahlen- 


- 
D ayri era 

rn age 

Ei .. 


ER TR S 
n EN I 
EN 


BA 

a A 4 
z e 
POREN a AR 
% E 


4 T 
7% AT Tr ne: 
p 2 er 
Fa VE S 
ý 23, 


% 


mO EB m ve) 


q 5 i by k r a t x 

- FU WR: -®. ae er} nr 
u ann a E E nE. A RI 
Di; En ma 27. nern non, 5 


A ne Sid seo oa a 
n 5 .. 
een. 
eh. DE: a 
Eben ED nnd 
FR FRE RE T u: 
SP > Fa 4: =- Ran 


z! 
u: 
r = "relativ frische Eindrücke; besonders leidet das Namen- / | 
2 = gedächtnis. Dazu tritt sehr leicht Ermüdbärkeit, die sich. auch n  .. : 
i Schriftproben dokumentiert ( Kra e p elin.) Abnahmedergeistigen vl 
l Regsamkeit und Prodúktivität und dadurch. bedingte Verminderung © o= Pi 
i der Leistungsfähigkeit. Dieses -Versagen, namentlich neugestellteo -> 
; ki P Aufgaben gegenüber, ist sehr charakteristisch und komimt: den urn 
Kranken. selbst. quälend. zum Bewußtsein; denn sie behalten noch ..:...“ 
` lange ein gutes Urteil über ihr Versagen, haben das Gefühl und ve en 
| I die Angst blödsinnig zu werden, sind reizbar und gewöhnlich eh 
Sa depressiver weinerlicher Stimmung. ‚Dabei fallen .sie: ‘durch ihre ee 
Sa gemütliche, Stuinpfheit auf und: andererseits durch den Mangel an > > yoi 
- Ai Selbstbeherrschung Gemütsbewegungen’ ‘gegenüber. “Gelegentlich ee E 
a gesellen sich noch passagere.leicht motorische Ausfallserscheinungen -- ehe! 
ee en ar iu —— | Qeichte. Schwächezustände, vorübergehende apraktische Störungen) u 
 Arteriosklerotisch-hyaline Gefäßerkrankun ) mit Aneurysmabildung einer kleinen | und sensorische Störungen „hinzu, : diese , besonders, auf, optischem u; bi 
“ -  Riņdencapillare in er Großhimnrinde, | 2 Verödungsbezirk. (Klinisch: Arterio- | und akustischem Gebiet. (Hemianopsien, Migräne und Augenflimmern, eis p 
2 sklerotische Demenz.) Nißls Toluidinblaufärbung. Mikrophotogramm. u Öhrengeräusche).. i Einer . meiner ‚Krankeri...litt namentlich‘ -durch | Br 5 Ä 
ae en. | ein. ständiges Surren im:Kopfe. „wie von. ‘einer Maschine‘; seine Zr. 
diffusen Ausfällen und Verödungs bezirken, die | Suggestion “auf. die Umgebung. war so' stark, ` daß es- äuch ‘Schon we, 
deutlich in ihrer Lage abhängig von Gefäßen sind ünd histologisch’| geine Frau’ beim. Hören. an seinem Köpfe vernahm,- ©: Ba 
Be a A onmenS Erweichung“ (Alzheimer) darstellen. | - Beachten Sie namentlich‘ die starken `d epr essiven mit a 
Bei: der makroskopischen Betrachtung des Gehirns kann man diese Angstzustände denen its sch wair- nn p 
Stellen häufig an ihrem Farbunterschied in Rinde und Mark er- |, ungen Beirsolchen Kranken. die ©. 3S0 AWAN- she 
kennen, besser noch durch den tastenden Finger als härtere Be- | gefahr ik sich. brin gen). eh J 
zirke -(infolge der. Gliawucherung) ; in vielen Fällen aber werden | Tun gen und Beziehungsi desn ninii. 
20 nd zungen. erst mikroskopisch "sichtbar, sun man am | mehr den Charakter einer ernster zu ‚neimenden Psychose, deren o fi 
- Bektionstisch noch kein endgültiges Urteil abgeben kann. | Beurteilung und Abgrenzung gegenüber dem : manisch- depröuefren ne fi 
Die- Lokalisation dieser Gewebsstörungen. kann nun | Irresein eine strittige Frag wi bes 
eine sehr verschiedene: sein: ‘einmal können mehr die kurzen | pelin und Ander a ps 
. Rindengefäße erkranken und die Prozesse führen dann zu | arteriosklerotischen Ver | | Be: 
diffusen chronischen Störungen des.Rindengewebes, häufiger zu | durch diese Symptome das Krankheitsbild der. beginnenden Gehirn- E 
fleckförmigen Verödungen der Rindensubstanz (Alzheimers.| arteriosklerose fast ausschließlich bestimmt war. ‚Das Auffallende 2 Ban 
„Señile Rindenverödung“),; oder sie bedingen bei dem alllmählichen | bei solchen Zuständen ist, daß- sie nicht selten‘ stationär bleiben ee I. 
Verschluß der Gefäße eine Narbe mit reichlicher Gliawucherung | und gelegentlich - 
(Alzheimers „perivasculäre Gliose“). Ein andermal erkranken | lichen Kranken, die | ' Jo 
vorzugsweise die lahgen Gefäße des Hem isphären- | zustande neben den Erscheinungen der beginnenden Gehirnarterio- EC 
"mark 0.8, diese Fälle hat: Binsw ange r. bekanntlich -als sklerose (Kopfschmerzen, Schwi Kt 
„Encephalitis subcortiealis chronica“ bezeichnet. Schließlich kann | jammerte ‘dauernd, 'zeigte starken Angstaffekt: „es ist alles sehr ER 
sich die Erkrankung in verschiedenen Gehirnregionen in verschie- | schlimm“; „alles BE 
dener Stärke. zeigen, und ihre Hauptlokalisation in bestimmten | usw. Sie war dabei gehemmt, in 
Hirnteilen — ich nenne die Schläfenlappen als Prädilectionssitze und litt namentlich’ unter der „unbestimmten_Angst“. Nach vier nr 
` für soleh' schwerere Affektionen — wird: das. Krankheitsbild nach | Monaten besserte sich‘ ganz -allmählich der psychische Zustand IH 
der Seite der Herdstörungen hin in mannigfacher Weise variieren. | und nach weiteren zwei Monaten war ihre Stimmung gleichmäßig, . a 
© _ `. Aus dem Gesagten erklärt sich schon die Buntheit,' die uns | sie ‚hatte Krankheitseinsicht und beschäftigte sich‘ wieder wie in Ice 
in den klinischen Bildern begegnet. Hier lassen sich im wesent- | gesunden Tagen. Nach fast zwanzigjährigem Zwischenraum tritt Si 
lichen zwei große Gruppen unterscheiden: die leichte. Form,‘ die | wieder ein ganz ähnlicher schwerer Verstimmungszustand' bei der. Ei, 
Windscheid als. die nervöse Form der Ar terio- |- jetzt 73jährigen Frau auf. In der Zwischenzeit hatte sie-nur hin fiss 
skłerose bezeichnet hat, und die schweren progtTe- ‚und: wieder Schwindelanfälle, wär aber rege und beschäftigte sich - no 
dienten Form.en; von letzterer kann man wieder eine Gruppe | Im ‚Haushält viel. Sie wurde allmählich wieder: völlig : apathisch, Fi 
abtrennen, die sich durch Anfälle auszeichnet und die als arte- | verweigerte fast jede Nahrungsaufnahme, hatte Beziehungsideen, `- WE 
2 i g l H à Sn 


A r o- 


x. not 
TIERE REGEN h x 
5 una a 2.0: 
zo uI ia 


~ 
. 


De + ne 
ee er A Aa 


~ [a9 
> - 
Br 


- 


er 


eng 2 


788 2 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. 


ee N). 200% ur 


offenbar auch Gehörstäuschungen und litt unter starkem Angst- 
alfekt, den sie in die Herzgegend lokalisierte; dabei spielten ihre 
Hände in dauernder Unruhe. In diesem depressiv-ängstlichen Zu- 
stand, der zeitweise sich als schwerer Stupor darstellte, blieb sie 
bis zu ihrem Tode an Herzschwäche nach einem Jahre. Bei der 
Sektion fand sich eine allgemeine Arteriosklerose und eine solche 
der Gehirnarterien; bei der mikroskopischen Untersuchung konnte 
ich im Gehirn nirgends Erweichungsherde nachweisen, ebenso- 
wenig größere Ausfälle des nervösen Gewebes; dagegen war das 
Nervenparenchym diffus chronisch verändert, wobei Gliawucherungen 
und chronische Ganglienzellerkrankungen deutlich auffielen; hin 


und wieder sah ich auch Lichtungsbezirke um die erkrankten kleinen 
Rindengefäße. 


Der so erhobene histologische Befund deckt sich 
im wesentlichen mit den Veränderungen, die auch Alzheimer 
bei der nervösen Form der Arteriosklerose be- 
schrieb. . Kraepelin und Pick denken bei der Pathogenese 
dieser nervösen arteriosklerotischen Zustände an umschriebene 
Gefäßkrämpfe im Gehirn, an die Einbuße von vasomo- 
torischer Aussprechbarkeit und schließlich an „schwere 
durch die Entartung der Gefäßwände bedingte Beeinträchtigung 
des Austausches von Stoffen zwischen Blut und Gewebe“ (Krae- 
pelin), welch letztere vornehmlich den diffusen Untergang ner- 
vöser Gewebsbestandteile verursachen dürfte. Auch die besonders 
von Pick und Kraepelin betonte Alkoholintoleranz 


solcher Fälle kann im Sinne der insuffizienten Vasomotorentätig- 
keit gedeutet werden. 


Die schwere progressive Form der arterio- 
sklerotischen Hirnerkrankung zeigt gewöhnlich im 
Beginne ganz ähnliche Erscheinungen, wie wir sie soeben bei der 
nervösen Form besprochen haben. Dazu gesellen sich nun bald 
deutlichere psychische Ausfälle und apoplektiforme Zustände, die 
nicht selten auch das Krankheitsbild einleiten. In ausgesprochen 
schubweisem Verlauf kommt es allmählich zu einer tiefen Ver- 
blödung, die aber einen vorwiegend partiellen Charakter (Alz- 
heimer, Simmerling, Buchholz) behält und bei starker 
Einbuße der Merkfähigkeit und des Wissens oft noch durch gutes 
Urteil und scharfe Kritik überrascht. So bewahrt der Kranke 
auch Krankheitseinsicht und -gefühl, und die geistige Persönlich- 
keit bleibt lange- in ihrem Kerne erhalten; daher kommt es, 
daß der Arteriosklerotiker, wie es Alzheimer mit Recht her- 
vorgehoben hat, in der Regel den Eindruck eines „Hirnkranken“ 
und nicht den eines „Geisteskranken“ macht. Das Affektleben 
der Kranken ist im allgemeinen abgestumpft und ihr Gesichts- 
ausdruck hat etwas maskenartig Starres; doch herrschen auch hier 
depressive Verstimmungen vor, die gelegentlich mit starken, ängst- 
lichen Erregungszuständen einhergehen; namentlich sind die apo- 
plektischen Insulte, deren neurologische Ausfallssymptome sich 
rasch zurückzubilden pflegen, von heftigeren ängstlichen und auch 
halluzinatorischen Verwirrtheitszuständen gefolgt, die ebenfalls 


gewöhnlich bald abklingen. Selten beobachtet: man dabei auch 
manische Zustandsbilder. £ 


So erinnere ich mich eines Kranken, der mit 50 Jahren erstmals 
ganz plötzlich mit starker psycho-motorischer Erregung erkrankte, in 
der er bei gehobener Stimmung sehr viel sprach, Größenideen äußerte, 
sehr gereizt war und Gesichtshalluzinationen hatte; dabei zeigte er 
deutliche hemiplegische Symptome. Die Erregung klang in einigen 
Wochen ab und der Kranke konnte wieder seinem Berufe nachgehen. 
In den nächsten neun Jahren kehrten solche Erregungszustände von 
ganz kurzer Dauer ab und zu wieder, bis sie schließlich in den letzten 
zwei Jahren größere Heftigkeit annahmen und seine Aufnahme in eine 
geschlossene Anstalt zeitweise nötig machten. Die letzten Jahre be- 
merkte er selbst die nahende psychische Veränderung und suchte frei- 
willig die Krankenanstalt auf. Ausgesprochen manische Attacken 
wechselten nun mit depressiv-ängstlichen Erregungen, doch waren die 
Reden mehr zerfahren als ideenflüchtig; auch Sinnestäuschungen op- 
tischer und akustischer Art untermischten das Bild. Hemiplegische. 
Erscheinungen waren in Spuren vorhanden, wobei noch Reiz- 
symptome in Form von rhythmischen Zwangsbewe- 
gungen im einen Arm auffielen. In der Erregung starb er plötzlich 
an Herzschwäche. Die Sektion ergab allgemeine Arteriosklerose, be- 
sonders der Gehirngefäße, ältere und frische kleine Erweichungsherde 
im Mark der einen Großhirnhemisphäre und mikroskopisch zahlreiche 
kleinere über den Hirnmantel zerstreute Rindenherde als Ausdruck der 
Arteriosklerose der kleinen Rindengefäße. 


Sehr wichtig bei der Untersuchung solcher Kranken ist die 
Beachtung der neurologischen Ausfallserscheinungen und auch der 
Störungen von seiten der anderen Organe. Reflexdifferenzen, 
Monoplegien und Hemiplegien, Sprachstörungen von dysarthrischem 


und aphasischem Charakter, leichte Apraxien variieren in buntem 
Wechsel das Krankheitsbild; Pupillenstörungen werden vielfach 
beobachtet (Bumke). Die Temporalarterien sind geschlängelt 
und verhärtet. Die Augenhintergrunduntersuchung gibt-uns aber = 
ein besseres Bild über die vorliegende Gefäßerkrankung im Gehirn 
als der Zustand der peripheren Gefäße (Pilez). Nach Merz- 
Weigant und Wintersteiner sehen wir die arterioskle- 
rotisch veränderten Netzhautgefäße - als weiße Linien mit. hellem 
Reflex und stark geschlängelt mit verdünnter Blutsäule, die- 
streckenweise eingeschnürt ist. Die Netzhaut zeigt senilen Glanz 
und sieht trübe aus. Daß man stets’ den Blutdruck, das Herz und 


Bu >. E 

A ng un 
AF 22 f e 
~ 
A ab ur 


= 3 - k .- ~ - z "a 2 A - Bir 
a RU r nn ie a mn - s r r- 
a - Paisi a > 
Á af Bra - “ č = - Dd N is - ` > = d 
, r u ar s - - e m - - 


UT ee ER, 
ee 


mm earme oM 


„ee 
ee 


ie ei = < _—— = EEE EL UT w E 
einge an _ _ > . de -_ u K 
dm e O se — o2 „oe eaat rn WE A D A S OT 
e pa Ah ra en m -~ pr Te = >. 5 A ® x - - ne =. - 
Per 22 p2 pee a oani - _— u r Eala en e 
aaa = - Tiere ö == b - - —r - u er 
5 ez "y aain nn =- —— were vn 3 In bo Á ppe -sidik = .. -+ 
o es Senne m een —— - 3 ze 


ee N Zr 


„ar 


= r 
a 


wer 
EA 
A 


m 6 


7 nr ee, 


nn 
er 


Arteriosklerose der langen Markgefäße mit Erweichung. (Oberhalb des fast ver- 


schlossenen Gefäßes [g] großer Erweichungsbezirk.) linisch: Schwere arterio- 
sklerotische Demenz, — Modifizierte Malloryfăärbung. Mikrophotogramm. 


die Nieren (Schrumpfniere, Diabetes!) genau untersuchen mub, 
brauche ich ja kaum zu erwähnen; sehr häufig sind aber gerade 
diese begleitenden körperlichen Erkrankungen die Ursache des 
Todes. ? $ 

Bei der Sektion dieser Fälle sieht man eine erhebliche 
Sklerose der basalen Hirngefäße, kleine oder auch größere Er- 
weichungen im Hemisphärenmark, namentlich -im Gebiet der 
inneren Kapsel; mikroskopisch lassen sich in der Rinde zahlreiche 
von arteriosklerotisch erkrankten Gefäßen abhängige Herde fest- 
stellen, die über die ganzen Hemisphären verbreitet sind. 


pie 


4 r 
. DÉC ru A 
ne yr -4a mrs a u N 
„617% ) ne S E- in ar 
N Pe ne ET í ` 
> Ao < 8 D - -je . m - 
` a rE, SEI HZ HN Ps 
ie $ = > P er - — 
Ma aim taa rono Ea e 
~ ~ - 7 
i m = 7 T 
ee a AAA Aa r E 
a 
a xes 
= _ y- hauen 
er - 2 — r 7 z Sal z 
es He rf. p $ - 


Ds, 
ta 


eqn 


9 
HEKI 


Di SEE 


~ 
4 


- yP 


un Du 
FE SEE T e dpo - 


a < eange Tn a er 


e; 
-inn p 
Rz 


7 
» wi . 
~ 7 
u + > D 
u - P, y A 
- me o S 5 > 
Sda 7 


Wei einig a 


Alert eae 
Cse ==- 
Kir 


Bed 


re 


s pápi ’ 
á 


> "SEE rad y- 
Pie - i 
Be, 
P 


ns 
u 2722 77 


nr we U TEE m 
Serge 
-— Y r =m 
Fran a 
: 2 
= ~ — = 
2 ~ e= = 
ee 


= een 3 


Abb. 4. 
Arteriosklerose der langen Markgefüße (g) mit perivasculärer Gliawucheruhß 
(namentlich um g und g1). g = fast verschlossenes Gefäß. Klinisch: Langsanı p 


grediente Verblödung. — Modifizierte Malloryfürbung. Mikrophotogramtl. 
Demgegenüber ist die arteriosklerotische Unterform der 
Encephalitis. subcorticalis chronica (BinS- 
wanger), wie schon kurz erwähnt, auf eine vornehmliche Er- 
krankung der langen Markgefäße zurückzuführen, die zu schwerer 
Veränderung und herdförmiger Atrophie des tieferen Marklase® 
führt, wobei die eigentlichen Markleisten der Windungen un 


=m 


5 z ( 4 % 
Digitized oy GOOLE 
L 1O Uzea Oy O & 


- 
>. ata Aa 


. er. Sr 
4 TE, 


ee 
m | JE 
NT . > 


nt, : FR 
-_ 


` 
Sa 


© me mn een s - Be . rm. oo. .”- ` 
. Pd 


‚die kurzen Assoziatiönsbähnen ‚im. allgemeinen verschont ‚bleiben: 
. (Alzheimer, Buchholz und Andere). Klinisch zeichnen 


‚sich diese Fälle neben den allgemeinen, oben erörterten psychi- 
schen Erscheinungen durch apoplektiform auftretende Herd- 
symptome aus, namentlich auf dem Gebiete der höheren Sprache; 
ich erinnere hier nur daran, daß die meisten der klinisch wie 


` physiologisch so überaus wichtigen Untersuchungen über Aphasie. 
“ und Apraxie (Wernicke, Liepmann, Kleist, Forster, 
.Stertz und ‚viele Andere) an derartigen Fällen, freilich im..Be- 


ginn der Erkrankung, gemacht wurden. In: den späteren Stadien 


- :kommt es zu sehr weitgehenden _Verblödungen, . wie Bins- 


- wanger sich ausdrückt, zu dem „Blödsinn der großhirnlosen 
'Versuchstiere“. Nur nebenbei sei erwähnt, daß sich diese Form 
sehr häufig mit der 'erstgenannten groben ‚Birnarteriosklerose kom- 


 — biniert, und daß: sich der postapöplektische' Schwachsinn gerade 
. ` auf die Miterkrankung : des’ diffusen Markes und gelegentlich auch 


. der Rinde zurückführen läßt. 


Alzheimer hat noch von der gewöhnlichen Form der 


` Arteriosklerose der' kleinen Rindengefäße zwei. histologisch anders 
‚geartete Bilder abgetrennt . (senile. Rindenverödung. und peri- 
‚ vasculäre Gliose), die sich mehr auf umgrenzte Windungsbezirke 


beschränken, während das übrige Gehirn ohne ‚erhebliche. pätho- | ` 
logische Veränderungen sein kann. Klinisch ist die: Differenzierung | 


dieser Unterformen noch. zu. wenig geklärt, um. schon: größere 
diagnostische Bedeutung zu baben. © nn 
| Schließlich ‘noch 'ein.Wort über die arteriosklerotische 


Epilepsie! “Alzheimer ‚nennt hier zwei Formen:. einmal 


‚die kardio-vasale Form und dann Epilepsie, mit Gehirnherden.- Die 
erste Form. zeigte sich bei ‘Personen mit schwerer peripherer, 
namentlich _Coronarsklerose ‚in Form: epileptischer. Insulte, ‘deren 


Beziehungen zu. den. Störungen. des .Blutkreislaufes `. augenfällig. 
. erscheinen; diese. Beobachtungen stehen.in ihrer.Patliogenese den 


. 


Psychosen bei Kreisläufsstörungen nahe, die Stran sky und ich 


eingehender geschildert haben.. Die zweite Form der arterio- 


sklerotischen Epilepsie ist durch epileptische Anfälle charakterisiert, 


die neben dem gewöhnlichen arteriosklerotischen Prozeß einher- 


' gehen, und die, wie Kraepelin meint, sich vornehmlich bei 


früheren Trinkern zeigen. Redlich hat. betont, daß solche 


epileptische Anfälle manchmal alè Frühsymptome der arterio- 


sklerotischen Hirnerkrankung auftreten. Histologisch findet man 


dabei, wie Spielmeyer angibt und wie es auch meinen Er- 
_ fahrungen entspricht, gewöhnlich ganz diffuse Veränderungen, wie 


sie. der arteriosklerotischen ‚Rindenerkrankung entsprechen; in 
einem‘. Falle konnte ich besonders' zahlreiche arteriosklerotische 


. 


‚Rindenherde feststellen. ° 7 


- Bei: der Besprechung der Differentialdiagnose der 
arteriosklerotischen Seelenstörungen möchte ich nur die Schwierig- 
‚keiten hervorheben, die sich im Beginn der Erkrankung zeigen 


namentlich in:der. Abgrenzung gegenüber der Neura sthenie 


„und Paraly se. Jeder Neuraästheniker im Arteriosklerosenalter, 


der früher: sich gesund: fühlte, und der mit nervösen Klagen. zu 


Ihnen kommt, muß Ihnen für Arteriosklerose verdächtig erscheinen. 
Denn’ die Erfahrungen des Krieges haben. uns wieder ‘die alte 
Wahrheit: bestätigt, daß die Neurasthenie auf einer angeborenen 
Schwäche- des Nervensystems beruht; also in’ der Disposition: be- 
 diügt: ist. . Genaue -körperliche Untersuchung wird’ wòhl. auch in 


` „den . meisten Fällen die -Diagnose stützen können, andererseits 


werden ° Ihnen ` Merkfähigkeits- und psychische  :Ermüdbarkeits- 
Prüfungen in der Erkennung des Falles ‘wertvolle ‘Hilfen sein. 
Von besonderer‘ Wichtigkeit ist die Abgrenzung. gegenüber der 


 Faralyse: Reflektorische Pupillenstarre kommt bei der. Arteriosklerose 


nur ganz ausnahmsweise. vor, die Sprachstörung, die für Paralyse. 


in der Art ‚des. Silbenstolperns. charakteristisch ist, zeigt sich hier 
mehr -als "Dysarthrie in -'artikulatorischer Veerwaschenheit und 
‚Schließlich: tritt auf. psychischem Gebiete der partielle Intelligenz- 


defekt. mit . erhaltenem Urteil gegenüber der Kritiklosigkeit ‚und 


cer. ‚allgemeinen: intellektuellen Schwäche des Paralytikers auf- 
dringlich ‘hervor. ‘In allen Zweifelfällen müssen genaue Blut- und 
Liquoruntersuchungen mit ihren Verfeinerungen (Käfka und 
Andere) die Diagnose zu Sichern suchen. Sehr schwierig kann bis- 
weilen die Abgrenzung’ gegenüber gewissen Formen von atypischer 
Paralyse,.von Gehirnsyphilis und gegenüber den anderen Krankheits- 


, Prozessen ‘des Rückbildungsalters sein; doch muß ich es mir ver- 
Bagen, näher. darauf einzugehen, ` | 


-Die Behandlung fällt mit der Therapie der Arterio- 


. „Sklerose zusammen und ist vornehmlich — und "mit, diesem Hin- 


wels möchte ich mich heute ‚begnügen — eine diätetische und 


___ 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr; 82. 


Te TE a a Te N m nn ve ee 
. >o sesent men v- sene m a t.. unit, v 


nA i en n u, msi = KDA U T € ae E = j p u 
En nen t . « >, Fe . z7 7 aA % ; o & é 1 4 
s JE kr LPS 
r E : e A Er \-. 
s. 


= mn ana amo ot am ea e oo o sere eoe = am 
-~ x aae: ` - * S = - 


symptomatische... Stets. ist. der Allgemeinzustand, die ‘Nieren: und. 


das Herz ‚genau. unter Kontrolle zu halten, andererseits dem Körper 
‚und.der Psyche möglichste Schonung und Ruhe zu geben; namentlich 
ist alles zu vermeiden, .was den Blutdruck plötzlich steigern ‚kann. 


So ist: dem Kranken. Vorsicht bei Defäkation und Coitus anzuraten,- 
der. Genuß von ‚Kaffee, Alkohol und Tabak zu untersagen. . Be- 


‚achten Sie auch. die Suieidgefahr der depressiven Arteriosklerötiker 
und sorgen Sie rechtzeitig für entsprechende Überwachung und 


Pflege! Schließlich noch eins: gerade im Beginne der. Erkrankung 


ist der Arteriosklerotiker sehr zugänglich und dankbar für psychische . 

Suggestivbehandlung; ich hatte einen Kranken, der mich bat, ich 
möchte ihm meine beruhigenden Worte ‚aufschreiben, Ich schrieb 
‚Ihm meine Tröstüngen auf, an deren Inhalt ich freilich nicht glaubte. _ 


= Aus'det Abteilung für Haut- und: Geschlechtskrankheiten : 


der: Allgemeinen Poliklinik, Wien. `` 


Epidemische -Bartilechtenverbreitung in Wien. - 


Von 


Die gewaltige Zunahme mykotischer Hauterkrankungen, die 


wir. in den letzten Jahren beobachten konnten, hat unsere An- _ 
schauungen über das epidemiologische Verhalten der einzelnen 

Krankheitsformen wesentlich geändert, und diesbezüglich neue und ` 
beachtenswerte Gesichtspunkte geschaffen, Bereits vor dem Kriege _ 


war das epidemische Auftreten einzelner Dermatomykosen. wohl- 


bekannt; so wurden Mikrosporieepidemien bei Schulkindern zuerst .. 
-in Paris, dann aber auch in Deutschland beobachtet und. be- 


schrieben, Bruhns und Cohn haben über epidemieartiges Auf- 
treten seborrhoischen Ekzems berichtet. Dagegen gehörten: ge- 


häufte Erkrankungen aller jener Formen, die durch die Gruppe 
‚der Trichophytiepilze bedingt sind, vor dem Kriege zu den Selten- 
‚heiten, die Vorbereitung ‚dieser, meist als Herpes tonsurans, 
Sycosis barbae, Kerion Celsi sich manifestierenden Pizerkrankungen ' 


war vorwiegend eine nur 'sporadische, wenn auch die speziell in 


Großstädten beobachtete größere Zahl solcher Erkrankungen bereits 
zur Erfassung der epidemiolögischen Zusammenhänge: und: der 


Übertragungsweise geführt hatte, Die immer: mehr zunehmende 
Kenntnis über. die Vielheit, der Triehophytonpilze konnte solche 
Untersuchungen wesentlich fördern. Seit Sabouraud nach- 


weisen konnte, daß es sich bei den Trichophytieerkrankungen nicht ` 


um einen bestimmten Erreger handelt und die einzelnen Varie- 
täten in Gruppen vereinigt-hat, die auch Beziehungen zum klinischen 
Verlauf zeigen, wurden vielfach Untersuchungen vorgenömmen, 
die die Häufigkeit und das Vorkommen: einzelner Spielarten ‚in be- 


stimmten Städten und Gegenden zum Gegenstand ‚hatten. So. 
konnte M, Kaufmann-Wolf in mehreren Arbeiten die ätio- 


logischen Beziehungen bestimmter Dermatomykosen zu gewissen 
Erregerü feststellen; W. Fischer unterzog die in ‚Berlin‘ vor 
dem Krieg vorgekommenen Dermatomykosen eingehenden ‚Studien 


bezüglich ihrer Erreger und 'konnte zeigen, daß gewisse Varietäten 
sich in ‚größerer. oder geringerer Häufigkeit fanden, andere gänz- 


lich fehlten, Es ‚schien dadurch nachgewiesen, daß die 'Pilzflora 
der Dermatomykosen in einzelnen Städten und Ländern eine ziem- 


‘lich konstante sei und von anderen Gegenden erhebliche Ab- 


weichungen zeigen könne; ja Bessunger, der die in.Bonn 
vorkommenden Hautpilzerkrankungen untersuchte, spricht geradezu 
von einer Stabilität. der Erreger. ee 

Im Verlauf des Krieges zeigte sich nun ein stetiges An- 
schwellen der als Dermatomykosen bekannten 'Erkränkungen, ins- 
besondere der Trichophytien; Arbeiten aus letzter Zeit wiesen nach, 
daß es sich in Deutschland in 'vielen Orten und Gegenden jetzt 


um. wahre ‚Trichophytieepidemien handelt, das gleiche lehrte die 


Beobachtung der in den letzten Monaten stets. an Zahl wachsenden 


Fälle. in Wien. Welche Momente sind nun für diese epidemische 
| Ausbreitung in Betracht zu ziehen? ` Um dieser Frage näherzu-. 
‘treten, müssen wir zunächst könstatieren, daß anscheinend in der 
‚Beteiligung und der Häufigkeit einzelner Varietäten als Erreger der 
_Triehophytie eine wesentliche Verschiebung stattgefunden Bat, ° 


Bekanntlich unterscheiden wir nach Sabourauds Schema erstens 


‚eine Gruppe . von Trichophytönpilzen (Endothrix), die vorwiegend 
 menschenpathogen ist und gewöhnlich zu oberflächlichen Formen - 


der. Erkrankung führt, ihr nahe steht die zweite als Neoendothrix 


"bezeichnete Gruppe, “während eine dritte (Ektothrix) zunächst 


=. a n A ` 
Be i 
b E ` - 
ý OD 
` 
~ 7 
\ 89 2 
' ` d r 
- $i, 
.. hr 


` klinische Beobachtung wies auch in vielen Fällen das gleichzeitige 


‘ mäßige, reizende Behandlung sein. So wertvoll übrigens der 


. Häufigkeit hat bereits Fischer hingewiesen. 


790 .1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22. 10. August. 


4 


tierische Parasiten umfaßt, die nur gelegentlich den Menschen be- 
fallen und dann in der Regel zu den tiefen Formen der Sycosis 
parasitaria Anla geben. Es hat sich nun gezeigt, daß in letzter 
Zeit einerseits einzelne Pilzvarietäten in Orten, deren bisheriger 
Flora sie fremd waren,. gefunden wurden, andererseits ließ sich 
ein stärkeres Hervortreten der tierpathogenen Ektothrixgruppe in 
der Ätiologie der Trichophytien nachweisen. So konnte Fischer 
zeigen, daß in Berlin eine bedeutende Zunahme des Trichophyton 
gypseum zu verzeichnen ist gegenüber den dort früher an erster 
Stelle beobachteten Trichophyton cerebriformederNeoendothrixgruppe. 
Eigene Untersuchungen konnten bestätigen, daß auch in Wien das 
Trichophyton gypseum als häufiger Erreger der Trichophytie zu 
betrachten ist; es zeigte sich dabei auch die bemerkenswerte 
Tatsache, daß dieser Pilz nicht nur bei tiefen Formen, sondern 
auch bei oberflächlichen Erkrankungen nachzuweisen war. Die 


_ 


starken Zunahme der Erkrankungen und der wechselnden Frequenz : 
. der Kunden heute bereits alle Rasierstuben mehr oder weniger 
gefährdet!). Übereinstimmend werden auch die einzelnen Maß- 
nahmen, wie Vermeidung von Pinseln, gemeinsamen Kämmen, 
Bürsten, Tüchern und sonstigen Toiletteartikeln gefordert und ent- 
sprechende Vorschläge gemacht. | 
Von vielen Seiten wird Desinfektion der Rasiermesser, 
Scheren, Kämme usw. mit verschiedenen Desinficientien gefordert, _ 
Schütz hingegen legt darauf geringeren Wert, da er sich von 
der kurzen Einwirkung der Desinficientien wenig Wirkung auf 
die resistenten Sporen der Trichophytonpilze verspricht, und ver- ` 
langt hauptsächlich mechanische Reinigung und häufigen Wechsel 
der Instrumente. Genauere Versuche über die Resistenz ver- 
schiedener Trichophytonpilze gegen Desinfektionsmittel könnten 
darüber entscheiden, | 
Die Massenerscheinung der Infektion bringt es mit sich, daß 
wir fast täglich Gelegenheit finden, unseren Mitarbeitern nebst den 
allgemeingeläufigen Formen der oberflächlichen annulären, circi- 
nären und scheibenförmigen Erkrankung nicht nur die meist in 
multiplen Herden auftretende profunde knotige Type in wechselnden 
Varianten demonstrieren zu können, sondern auch vielgestaltige 
Ausbrüche, die von vornherein in ihrer Zuständigkeit fraglich er- 
scheinen. Namentlich die in dispersen Aussaaten in die Erscheinung 
tretenden fein schilfernden ekzemähnlichen Schübe sind in dieser 
Hinsicht bestens geeignet, die richtige Einschätzung zu erschweren 
und die diagnostische Vermutung auf falsche Fährten zu lenken. 
Bei flüchtiger Betrachtung können ähnliche, von bohnen- bis heller- 
großen unregelmäßig begrenzten feinschilfernden Flecken bestrittene 
Ausschläge im Bereiche des Gesichts, des Halses und Nackens für 
ekzematöse Vorstufen, wie sie etwa der sogenannten Pityriasis alba 
oder den mit nur mäßigen entzündlichen Reaktionserscheinungen 
einhergehenden Arten des seborrhoischen Ekzems entsprechen, 
imponieren. Genährt wird der Eindruck des nicht infektiösen 
einfachen Hautkatarrhs womöglich noch durch das sehr häufige 
gleichzeitige Befallensein der Handrücken und Vorderarme, wo 
mechanische Insulte (Waschen, Reiben) rasches Abstoßen infizierter 
Öberhautpartikeln bedingen und intensiver gerötete Koriumstellen 
zutage treten. Dazu kommt noch, daß unbehindertes peripheres 
Wachstum und Confluenz dicht eingestreuter Herde zu aus- 
gedehnter Plaquebildung Anlaß bietet. Genauere Betrachtung 
solcher scheinbar banaler Ausbrüche lehrt jedoch, daß der eine 
oder andere Herd doch im Sinne starker exsudativer primitiver 
Plaques zu deuten ist. Man findet am Standort der Ersterscheinungen 
(Unterkieferrand, Hals, Nacken) größere Scheiben mit betonten 
Follikelsäumen, die in der Mitte kaum mehr schilfern und an der 
Kuppe einzelner Marginalfollikel nadelstichgroße Pusteln tragen. 
Auch pflegen solche Herde mäßig gerötet zu sein, während das 
Gros der Blüten vom Kolorit der normalen Haut kaum abweicht, 
In praktischer Hinsicht minder belanglos ist eine weitere 
klinische Invasionsform der Pilze, weil sie wenigstens nach unserer, 
bisher sich auf etwa 300 Fälle erstreeckenden Erfahrung nur ver- 
einzelt zu verfolgen ist. 
~ Es handelt sich hierbei um dispers und in Herden auf- 
tretende Schübe kleinster, den Haartaschen entsprechender Knötchen- 
aggregate, deren zugespitzte Elemente von der gesunden Um- 
gebung kaum verschiedene Färbung aufwiesen. Gelegentlich bieten 
solche miliäre follikuläre Bestände mattviolettes Aussehen und 
feinsten, fadenförmig sich verjüngenden Schüppchenbesatz. AM. 
ehesten sind solche Herde in Nachbarschaft tiefinfiltrierter Gesichts- 
und Nackenknoten, aber auch bei ausgebreiteten, auch die Extremt- 
‚täten einbeziehenden Eruptionen, an den Flanken, an den Ober- 
schenkelbeugen, ad Nates anzutreffen. Diese in der Literatur als 
lichenoide Trichophytie (Pellizari, Lewandowski,Jada®- 
sohn, Guth) festgehaltene Variante wurde meist bei Kindern 
simultan mit tiefen Infiltrationsknoten der behaarten Kopfhaut 
(Kerion Celsi) beobachtet. Wir sahen in vereinzelten Fällen 
Effloreseenzen ähnlicher Anordnung mit derbknotigen Läsionstypen 
(sogenannte furunkuloide Trichophytie) des Gesichts und der Sub- 
mentalgegend vergesellschaftet auftreten, Mit den schwersten 
Erscheinungsformen steuerten im Anfang der Massenerkrankung 
Heimkehrer zum Krankheitsbild bei. Der Sycosis parasitaria ent- 
. sprechende bis ganseigroße multiple, Kinn-, Nacken- und Halsherde 
gehörten zu den alltäglichen Beobachtungen. Nach einiger Zeit 


Nebeneinander von tiefen und oberflächlichen Herden nach, sodaß 
wir unsere Anschauungen über die ätiologische Beteiligung der 
RR S Trichophytonpilze dahin modifizieren müssen, daß 
wohl nicht selten jetzt auch oberflächliche oder zunächst ober- . 
flächliche Formen der Trichophytie durch Vertreter der Ektothrix- 
gruppe bedingt sein können. Eine Erklärung dieser Tatsache 
findet sich vielleicht darin, daß durch oftmalige Passage von Mensch 
zu Mensch sich die Pilze bis zu einem gewissen Maße an ihr 
Medium adaptiert haben. Maßgebend für den Übergang ober- 
flächlicher zu tiefen Formen mag wohl auch gelegentlich unzweck- 


kulturelle Nachweis der Erreger für die Wertung der Verbreitung 
einzelner Pilzvarietäten ist, wird für den Praktiker’ schon wegen 
der langen Dauer der Kulturmethoden gewöhnlich der mikro- 
skopische Nachweis von Pilzen (Aufhellen von Haaren und Schuppen 
in Kalilauge und nativ untersuchen) genügen. Der Pilznachweis 
gelingt so bei oberflächlicher Formen meist leicht, während aller- 
dings im Eiter der tiefen Sycosis parasitaria nur ausnahmsweise 
Pilzelemente aufzufinden sind. | 

Die Befunde über die zunehmende Rolle der tierpathogenen 
Gruppe der Trichophytonpilze führen nun von selbst zu dem Schluß, 
daß das stetig gehäufte Auftreten der Trichophytie auf Einschleppung 
durch heimgekehrte Soldaten zurückzuleiten ist; und zwar wird 
es sich zum großen Teil um Leute handeln, die Gelegenheit hatten, 
sich an Tieren, besonders Pferden, zu infizieren. Auf die Rolle 
des Trichophyton gypseum für diesen Infektionsmodus und seine 
| Daneben müssen 
aber auch ganz allgemein die außerordentlich günstigen Verhält- 
nisse für die Übertragung aller Trichophytiearten von Mann zu 
Mann berücksichtigt werden, die gerade beim Militär gegeben 
waren. 
Als wichtigster Faktor für das epidemische Anschwellen, 
insbesondere der Sycosis parasitaria ist seit langem die Über- 
tragungsmöglichkeit in Rasierstuben. erkannt worden, zeigt doch 
die überwiegende Mehrzahl der’ Trichophytieerkrankungen gerade 
diese Form, woraus sich auch die ungleich stärkere Beteiligung 
des männlichen Geschlechtes erklärt. Weniger häufig ist wohl 
Übertragung durch Berührung, gemeinsame Handtücher, Wäsche 
usw. anzunehmen, wenngleich auch diese Möglichkeit in Betraeht 
zu ziehen ist, besonders wenn es sich um Frauen handelt, Praktisch 
wohl kaum zu verwerten ist die von Kister und Delbanco 
erwiesene Übertragungsform durch Papiergeld, es müßten ja sonst 
viel öfter Lokalisationen auf den Handinnenflächen vorkommen, 
als es tatsächlich der Fall ist. Wir konnten im Gegenteil bei 
einem solchen Fall von ekzematoider Trichophytie wieder den 
Zusammenhang mit der Rasierstube nachweisen, denn der Er- 
krankte war Friseur. Auch wird‘ die harte Haut der Hand- und 
Fingerinnenflächen von vornherein einem derartigen Infektions- 
modus keinen günstigen Angriffspunkt bieten, Ä 

Es ist demnach klar, daß eine wirksame Bekämpfung und 
Verhütung’ der Weiterverbreitung der Trichophytie zunächst ein- 
schneidende hygienische Maßnahmen in den Rasierstuben erfordert. 
Vorschläge in dieser Richtung wurden bereits von verschiedenen 
Seiten gemacht. (Zwei Merkblätter des Kaiserlich Deutschen Gesund- 
heitsamtes 1918, Schütz, Zumbusch, Meyrowsky, 
Saalfeld und Andere.) Alle diesbezüglichen Bestrebungen be- 
tonen in gleicher oder ähnlicher Weise die Notwendigkeit eigener 
hygienischer Rasierstuben für Hautkranke. Diese Maßregel er- 
scheint jetzt um so mehr geboten, als es sich zweifellos nicht mehr 
um einzelne verseuchte Rasierlokale als Infektionsquellen handelt, 
die man ja leicht ausschalten könnte, es sind vielmehr bei der 


1) Inzwischen wurde über Veranlassung von Hofrat Prof. Riehl 


von der niederösterreichischen Landesregierung eine Rasierstube für 
Bartflechtenkranke errichtet, die allen hygienischen Anforderungen 1 
jeder Weise entspricht. 


i 


EN Pi āū o FN fN 


Er. 


ee 


E jH ë Ee" >. ā PR. 
3 er N 


mm rg ee een. 
x ' . $ E Pa: 
z b 
. ` * S s 


en 
a. 


een 


Din cz 


pa Su. 

; ` ..Y.. De g 

+ sm RE - « Er rar X » 

BE TTS Te į i -4 EORR 

BELL RIL OIVA aans Rn Se g A S . \ re pA 

- ` DNAN , es ö a ` ... EN x , 
RE EB: FE Fe aoa o R 


PAR ca 


a a a 


#8. - wen T> er 


1919 — 


steuerten mit ..superfiziellen Scheiben Flecken, Ringen gemischte 


iurunkuloide derbnodöse Infiltrationsformen . zur Vielgestaltigkeit _ 


der Bilder bei. In jüngster Zeit griff in auffälliger Gehäuftheit 


i E - die Infektion auf Frauen über, während Kinder mit verhältnismäßig 


geringen Zahlen in die Epidemie einbezogen erscheinen. Die letzteren 
.” „bieten meist das typische. Symptomenbild solitärer Herpes-tonsurans- 


Celsi-Formen haben wir bisher kaum gesehen. er 
‚Ohne diesstellig das Immunitätsproblem der. Pilzerkrankungen 
anschneiden zu wollen, wäre doch anzuführen, daß .Eruptionsart, 
Dispersionsart, und in weiten Grenzen schwankender ‚Keimgehalt 
der Ausbrüche, nicht in letzter Reihe auch "die. Konfiguration der- 
~- einzelnen Efflorescenzgruppen Umstimmungs- beziehungsweise Über- 
`.  empfindlichkeitsverhältnisse Sehr nahelagen. 


Was die Behandlung betrifft, so. möchten wir an dieser Stelle 


' nurin aller Kürze die lokalen Maßnahmen streifen, welche sich 


uns im Verlauf der -Epidemie als rasch zum Ziele führend bewährt | 
auch bei peinlichster Kontrolle der ` 


haben‘). Freilich sehen wir 
.:  Behandlungsdurchführung oft viele Monate "verstreichen, „ehe die. 
restlos erfolgte Tilgung der Ausbrüche behauptet werden darf. Es 
-< ist nicht angängig, von „Heilung“ zu sprechen, wenn die klinischen 
_ Veränderungen scheinbar der Norm gewichen sind, die mikroskopische- 
Untersuchung oder das Kulturverfahren jedoch noch den Pilznachweis 
gestatten. Vor einer ähnlichen allzu optimistischen Einschätzung 
‘- des Leistungsvermögens der bisherigen, in Ansehen stehenden. 
Sterilisiermethoden können wir nicht eindringlich genug mahnen! 
Die in den letzten Monaten verfolgten Reizformen haben gelehrt, 
daß selbst die scheinbar leichtesten, nur aus kleienförmig schilfernden 
‚Herden bestehenden kleinfleckigen Aussaaten ohne nennenswerte 
. infiltrative ‚Begleiterscheinungen auf die einfachsten Prozeduren - 
prompt reagieren, scheinbar ` spurlos abklingen, um bei ausgesetzter 
Therapie von neuem sich zu entwickeln. So beobachten wir Kranke, 
die nach wenigen Wochen aus der Behandlung ausblieben und 
nach ein bis zwei Monaten mit tiefknotigen Varianten sich neuerlich 
einfanden. “Es darf wohl mit Sicherheit angenommen werden, daß 
bei dem’größten Teil dieser Patienten es sich nicht um Reinfektionen, 
sondern um neuerliches: Aufflackern des nicht völlig behobenen, 
latenten Zustandes handeln dürfte. Hierbei sind es keineswegs 
Immer die Standorte der makulösen Ersterscheinungen, welche den. 
- Sitz der. mit Recht so berüchtigten tiefen Knoten abgeben. Es 
Sind uns Serien von Kranken geläufig, die mit’ einzelnen, wenigen 
.. Makulösen : oder eireinären, feinkleienförmig schilfernden Stellen 
‚der linken Unterkiefer und Halsgegend in Evidenz gehalten wurden, 
` die.dann mit nodösen Formen in der Gegend des rechten Kiefer- 


= winkels, -der rechten Wange oder der rechten Submaxillarregion | 


,  Wiederkehbrteù. 2 | nra 
‚ „Daß die Patienten sich vom Zustand befreit erachten, darf 
bei der verhältnismäßig langen Latenzfrist der Keimansiedlungen 
Dicht wundernehmen. Frau Kaufmann -Wolf berichtet über eine 
bei der Arbeit mit ‘dem Trichophyton. equinum nahestehenden 
Pilzarten erworbene Infektion, die, an der Palmarfläche der linken 
‘ Hand lokalisiert, unter der üblichen Behandluug rasch verschwand. 
= Alljährlich im Sommer zur Zeit der heißesten Tage kehrt der Aus- 
bruch mit bläschenbildenden Vorboten unter Juckreiz wieder. Da 
eine Reinfektion mit der gleichen Pilzart höchst unwahrscheinlich 
Ist, nimmt die gutorientierte Pilzforscherin ein neues Aufflackern 
der alten Affektion nach monatelanger völliger Latenz an (regel- 
mäßiger mikroskopischer und experimenteller Pilzuachweis bei. den 


Nachschüben). i 


m, © der Reihe der Voraussetzungen der Lokalisation der. 
Triehophytonpilze an der Oberfläche und in der Follikulartiefe 
spielt, wie erwähnt, der mechanische Insült (Kratzen, Reiben, 
Quetschen) sicher eine wichtige Rolle. Zweifellos kommt aber über- 
dies durch das Alter, die Konstitution und Rasse bedingte Terrain- 
.bereitschaft hinzu. In Würdigung der geläufigen, die Ausbreitung ' 
‚ın der Fläche und gegen die Tiefe zu unterstützenden Momente 
‘dst die Frage des Rasierens vielfach erörtert worden. Wir glauben 
nicht, daß bei vorsichtigem Rasieren neue Eingangspforten der 
Pilzinvasion geschaffen werden. Wir verhalten die Kranken wo- 
möglich zum Selbstrasieren, das zweimal wöchentlich erfolgen 
soll. Es ist selbstverständlich, daß ‚alkoholgereinigte Messer von 
762 gesunden Peripherie aus in die Richtung der Krankheitsherde 
; geführt werden müssen. Dies gilt namentlich für die sykosiformen 
‚und fürunkuloiden Typen. Heiße Seifenwaschung mit Zellstoff 
en e 2 l $r 
flechi 3 Eine Arbeit über allgemeine. und specifische Therapie der Bart: 
echten ist in der W, kl. W: 1919, Nr. 19, erschienen. 


A 


3 FE 
a? Ze 


MEDIZINISCHER 


- > Scheiben unbehaarter Körperstellen (W angen, Hals, Nacken).- Kerion- - 


Lücken fördernde Behandlung ziehen wir, .w 


und nicht 


C. Hoffmann, ebenda 1919, Bd. 68. 
-Triehophytin, Vaccine und Terpentin. (p: m. W. 1918.) 
‚Schweiz. Korr. BI. 1912. — Lesser, 


A 2 
In 
Ei è 


De She 
x 


KLINIK ONE 


oder Wattebauschen, Warmwasserabspülung, Trocknen und s0- 
fortiges Betupfen ‚der gesunden und ergriffenen Stellen mit 1- bis . 
. 20/ igem. Salicyl- respektive Resorein-Alkohol sind anzuschließen. 


In der Sprechstunde. werden die im Bereich infiltrierter Herde. 


gelegenen Haare epiliert, wozu die Kromayersche Pinzette sich am 


besten bewährt., Es gelingt in wenigen Minuten, selbst dichte 
Knotenaussaaten völlig haärfrei zu machen.. Da die Haarschäfte 


meist von Eiterung. umspült, in den Follikeln bereits gelockert | ; 
sind, gelingt die Epilation verhältnismäßig leicht, ohne allzu starke : 
Schmerzen zu- verursachen. 


| Der aus den sehwammig- aufge- 
lockerten Taschenbeständen quellende Eiter wird sorgfältig mit 


'Sublimattupfern weggewischt und die klaffenden, vielfäch- ulcerös 


zerfallenden Follikulartrichter mit konzentrierter Carbolsäure: geätzt. 
Hierzu eignen sich ausgezeichnet gerillte, in 'feinste Spitzen aus- 


. laufende Glasfedern, wie solche zum Kopieren. verwendet werden 
und selbst heute noch in Papierhandlungen wohlteil- zu erstehen - 
‚sind. -. Wiederholung der Epilation und Kauterisation nach Bedarf. 


& 


Die Patienten selbst haben nebst abendlicher Heißwasserwaschungen | 
mit den erwähnten alkoholischen Desinficientien die.Stellen zu ` 
betupfen und 10 %iges weißes Präcipitat (Hydrargyrum bichloratum .. | 


ammoniatum) auf Gaze gestrichen oder auf 'die Herde appliziert 
aufzulegen. Als ganz ausgezeichnete, die 
stoßung der infizierten Massen und die Benarbung der gereinigten. 
‚ nur irgend’ möglich, 


heiße Burowumschläge heran. Dies ist allerdings: in der wirke 


Resorption, die Aus- > 


samsten Form, leider nur in der privaten Klientel, durchführbar. 


Die Patienten legen sich. die ‚essigsauretonerdegetränkten Gaze- 


kompressen gut adaptiert auf die erkrankten Gebiete und befestigen 


darüber Kautschukthermophore. ` Die elektrischen Wärmeentwickler ga 


produzieren mitunter sehr unregelmäßig ‚ansteigende, intensive‘ 
Hitzegrade, deren längere Einwirkung nicht erwünscht. erscheint. 


verwendet werden, freilich entwickeln die nur in kleinen Bezirken 


hat immer wieder wärmste Fürsprache erfahren. Nach unserem 
Eindruck können wir nur restlos jenen beipflichten, welche unter. 


den lokalen Prozeduren der Wärmeanwendung: die erste ‚Stelle ` 


‚Bei der großen Not an Thermophoren können auch Glühlampen . 


ot genügend intensive Wärme. Die Wärmebehandlung der 
Sycosis. parasitaria ist schon von H eb ra empfohlen worden und. 


zuweisen. Wo es irgendwie nur ‚angängig ist, kombinieren wir. 


stets die mechanisch-chemische Therapie mit dieser ganz vorzüg- 
lichen physikalischen. ge w (5 

Es ist selbstredend, daß die epidemische Massenerscheinung 
schlägen gezeitigt hat, 


'gebricht. Man wird wohl auf verschiedenen Wegen dem gleichen 


Ziel sich nähern : können. Nur ein Wort möchten wir noch. über 


strahlen als das souveräne Epilationsmittel, "Bei entsprechender Vor- 


Ä ng. Überwachung der Röntgen- 
röhren).. erzielt man prompte Epilation ohne unliebsame Früh- oder 


Spätreaktionen. 


flackern des Prozesses und eine verschleppte, auf viele Monate 


Sich erstreckende Krankheitsdauer befürchten müssen, vermögen 


die Röntgenstrahlen nicht. mit besserem Erfolg zu gewährleisten 


Röntgenologen von Rang und 
Ansehen vertreten. schon lange nicht mehr die anfänglich ver- 
keimtötenden Vermögens der 


Wschr. Bd. 66, Nr. 16. — H. Fuchs, Arch. f. Derm, Bd. 121. — Galewsky. 


Derm. Wschr. 1918, Nr. 10. — C. Graft enried, ebenda Bd. 66, Nr.21. — 
— Holzhauser und Werner, 
— Jadassohn, 
(Arch. f. Derm. Bd. 86.) 
— M. Kaufmann- 


r 


| 'estschrift. 
— Derm. Kongr. London 1896. (B. kl. W. 1904.). 


der Bartflechte allerorten, wo sie grassiert,: ein Heer von. Vor.: : 
| An diesen Kritik zu üben, müssen wir i 
uns um so.eher versagen, als es uns an Vergleichsmöglichkeiten : 


~ die schon seit geraumer Zeit - eingebürgerte Strahlenbehandlung ` ` 
der Trichophytie einschalten. Seit. jeher schätzen wir die Röntgen-- 


_ bereitung der zu behandelnden Stellen (Rasieren, Krustenentfernung) - 
und Strahlendosierung (Eichung . und 


‚Aber worauf es hauptsächlich ankäme: nämlich | 
die prompte, komplette Aufsaugung der knotigen Restinfiltrate, 
von welchen wir erfahrungsgemäß immer wieder.ein neues Auf- ' 


a 
pa 
es M 
j 


Kaea a EEE 
Beee Teya 


N 1 -am 78 
- or 


" z 
—— m 


Den 


~ as N a FR "A 
R : 5 è SE EINE DE EE PS 2 FE 
: . P I E EA O u Fir er: 
en . $ 7 > ER E E ta > E E 
a = a 5 j x DE AAY Sa a: poney a 
2 y - er Pa . . i 
K a E un EEE U Rare PRA ES F x 
Box > ` Å" x 3 t ». er Pa 3 ka: Pod t * i 
pe F Be Fa x le, . n : ; ; â 
een ae SE ne Tg = ee a ee ee 
m 2a S: 
m er ee Te DR — e i, rea- ee x - 
as se ea rss ar DALE = een sae Ah 5 
> x SEE 
ç -+ 


x PAE ne S 
ETS y re ERS a 


s AA ra 


-7i TAS 
Sen e ER ea s- 
RE EI Et Eee ge EN 5 
EI Te E D r . - 1% - 


~ 
PEA via E 

Fe tempe toeea t o CL. 

x EA eo 


AE in Bun 
p 


úa i 
Da 

` ` 

I een bh --- 


= 
$ 


are} 


792 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. 


Wolf, Arch. f. Derm. Bd. 121, Nr.4. — Dieselbe, Derm. Zschr. 1915, 
Bd. 22, Nr.8. — Dieselbe, ebenda 1914, Bd. 21, Nr.5. — Dieselbe, 
Derm.Wschr. Bd. 67, Nr.48.— KisterundDelbanco,D.m.W.1918, Nr. 25. 
— E.Klebe, Speeifische Behandlung der Trichophytie. (Diss. Frank- 
furt à. M. 1913.) — H. Landau, M. KI. 1918, Nr. 41. — Lewandowski, 
Arch. f. Derm. Bd. 123. — C. Mense, Derm. Wschr. 1918, Nr. 17. — 
F. M. Meyer, M. m. W. 1918, Nr. 22. — Derselbe, B. kl. W. 1918, 
Nr.371. — Meyrowsky, M. m. W. 1918, Nr. 19. — E. F. Müller, Zur 
Kenntnis der Immunität bei Hautpilzerkrankungen. (Derm. Wschr. Bd. 67.) 
— A. Neißer, Arch. f. Derm. 1902, Bd. 60. — Nourney, Derm. Wschr. 
1918, Nr. 25. — Pellizari, Giorn. ital. d. mal. verven. e. d. pell. 1888. — 
C. Philip, Derm. Wschr. 1917, Bd. 66. — Plaut, Arztl. Ver. in Ham- 
burg, Sitzung vom 11. Juni 1918. (M. m. W. 1918, Nr. 27) — Richter, 
Derm. Wschr. 1918, Bd. 66, Nr. 7. — E. Saalfeld, B. kL W. 1917, Nr.52. — 
Sabouraud, Les Teignes Salinier. Toulouse 1910. — Th. Sachs, B. kL W. 
1918, Nr. 32. — E. Schertin, Mikrosporie-Epidemie. (Diss. Straßburg 
1913) — H. E. Schmidt, Arch. f. Derm. Bd. 112. — J. Schütz, M. 
m. W. 1918, Nr. 22. — Sklarek, Arch. f. Derm. Bd. 135. — Unna, Histo- 


pathol. d. Haut. (Heft f. Strahlenther. 1916.) — L. Zumbusch, M. m. W 
1918, Nr, 25. 


Aus der Frankfurter Nervenheilanstalt Hohe-Maırk. 


Die Behandlung 
der multiplen Sklerose mit Silbersalvarsan-Natrium. 


| Von 
Dr. Fritz Kalberlah, Direktor der Anstalt. 


Die Silbersalze galten schon seit langem als ein bewährtes 
Heilmittel bei organischen Hirn-Rückenmarkserkrankungen, bei denen 
sie besonders von Charcot und Erb warm empfohlen wurden. 
Vor allem bei der multiplen Sklerose wurde dem Argentum nitricum 
unter den vielen Mitteln, die hier versucht wurden,. der meiste 
Erfolg zugeschrieben. Erb berichtet sogar von „evident günstigen 
Wirkungen“, die Charcot, wenn auch nur vorübergehend, damit 
erzielt habe. Leider bestätigten sich jedoch in der Folge die Er- 
wartungen, welche man an das Mittel knüpfte, nicht, sodaß es in 
der Praxis schließlich wohl kaum noch angewandt wurde. In 
neuerer Zeit wurde dann Silber wieder in kolloidaler Form als 
Kollargol und Elektrargol mit angeblich gutem Erfolg bei der 
Sklerosis multiplex gegeben (Oppenheim, Schaffer, Mar- 
burg u. A.). Ich selbst hatte allerdings nur einmal unter vielen 
Fällen den Eindruck, daß Elektrargol auffällig günstig auf den 
Verlauf dieses Leidens einwirkte. Jedenfalls veranlaßte mich 
gerade diese eine Beobachtung, einen Fall von schwerer akuter 
multipler Sklerose mit Fiebersteigerungen, der also besonders 
günstige Aussichten bot, einmal mit einem anderen Silberpräparat, 
nämlich mit Silbersalvarsan zu behandeln, das ich damals auf Ver- 
anlassung von Herrn Geheimrat Kolle in ausgedehntem Maße bei 
Malaria in dem von mir geleiteten Lazarett verwandte. Silber- 
salvarsan zu versuchen lag um so näher, als auch Neosalvarsan 
wiederholt bei multipler Sklerose empfohlen war, sodaß auf diese 
Weise eventuell die Silber- und Salvarsankomponente vereinigt als 
Heilfaktor benutzt werden konnte!, Der überraschende und 
augenfällige Erfolg bei dem betreffenden Soldaten gab mir dann 
Veranlassung, das Mittel in einer ganzen Reihe von Fällen von 
frischer und alter multipler Sklerose in Anwendung zu bringen. 


Ich gab Silbersalvarsan, das mir Herr Geheimrat Kolle 
freundlichst zur Verfügung stellte, stets intravenös, und zwar ein 
bis zweimal wöchentlich, teils in der Klinik, teils ambulant in der 
Sprechstunde, in Dosen von 0,1 bis 0,15 in 10 cem destilliertem 
Wasser gelöst. Höhere Dosen, die von Malariakranken anstands- 
los vertragen wurden, wirkten besonders bei schweren Fällen von 
multipler Sklerose entschieden ungünstig, lösten Schwindel aus 
und verschlechterten, wenn auch nur vorübergehend, die Lähmungs- 
erscheinungen, In den gegebenen Dosen wurde aber Silbersalvarsan 
gut vertragen, besonders wenn die Injektion sehr langsam aus- 
geführt wurde. Der oft geklagte Mißstand beim Silbersalvarsan, 
daß man das Einströmen des Blutes aus der Vene in die Spritze 
nicht deutlich sehen könne und infolgedessen nicht sicher merke, 
ob man in der Vene sei, habe ich niemals störend empfunden, da 
man einmal bei Glasspritzen sehr wohl den Blutstrom von der 
Silberlösung unterscheiden kann und da außerdem der leicht und 
zwanglos zurückweichende Spritzenkolben stets am sichersten Auf- 
schluß darüber gibt, ob die Kanüle im Venenlumen liegt. Silber- 


1) Siehe: Kolle und Ritz, Experimentelle Untersuchungen über 
die Wirkung des Silbers und seiner Verbindungen auf die Kaninchen- 


syphilis, mit besonderer Berücksichtigung des Silbersalvarsans. (D.m.W, 
1919, Nr. 18.) 


nn m mn nn mn nn nn 


10. August, 


lösung, die neben die Vene gerät, macht außerordentlich schmerz- 
hafte und hartnäckige Infiltrate. Nötig ist natürlich eine sehr 


sorgfältige Lösung des Silbersalvarsans in dem leicht angewärmten 
Wasser. Ü | 


Im folgenden teile ich kurz die Krankengeschichten der von 
mir behandelten Fälle mit. 


Fall I. H. K., Soldat, 24 Jahre. Vor dem Kriege gesund. Im 
Juni 1917 Abnahme der Sehkraft auf beiden Augen, Anfang August 
plötzliche Gehschwäche, die so rapide zunahm, daß er sich schon nach 
wenigen Tagen nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Taubheit in 
den Beinen, Unfähigkeit, den Urin zu halten. Bei der Aufnahme im 
Lazarett im Herbst 1917 Nystagmus beiderseits, Sehnervenatrophie, 
Patellarreflexe gesteigert, Babinski beiderseits, Fehlen der Bauchdecken- 
reflexe, Herabsetzung der Sensibilität in beiden Beinen-bis zur Nabel- 
höhe, spastische Lähmung beider Beine, völlige Unfähigkeit, zu gehen 
und zu stehen, starke Ataxie der Beine, Wassermannsche Reaktion im 
Blut und Liquor bis 1,0 negativ, keine Lymphocytose. Wiederholt 
wurden leichte Fiebersteigerungen beobachtet, für die eine Ursache nie- 
mals festgestellt werden konnte. Das Befinden des Mannes besserte 
sich trotz konsequent durchgeführter Bettruhe nur wenig. Erst als er 
im Frühjahr 1918 zehn Spritzen Silbersalvarsan 0,1 erhielt, nahm die 
Kraft der Beine schnell zu, sodaß der Patient wieder gehen und stehen 
konnte. In den folgenden Wochen besserte sich die Gehfähigkeit so 
erheblich, daß er im Sommer als garnisonverwendungsfähig Heimat 
entlassen werden konnte. Der Gang war sicher und ausdauernd, nur 
noch ganz leicht spastisch, Fiebersteigerungen wurden nicht mehr beob- 
achtet, das Schwanken bei Augen-Fußschluß, die Sensibilitätsstörung 
und Blasenschwäche waren verschwunden, dagegen blieben Babinski, 
Neuritis optica, Herabsetzung des Sehvermögens und Aufhebung der 
Bauchdeckenreflexe unverändert. Leider kann ich keine genaueren 
Daten geben, da mir die Krankengeschichte des Lazaretts nicht mehr 
zugänglich ist und ich nur auf einen kurzen Auszug, den ich mir damals 
machte, angewiesen bin. 

Es handelt sich hier um einen Fall von akuter multipler 
Sklerose, der anscheinend aus voller Gesundheit unter Fieber- 
erscheinungen in kurzer Zeit zu schweren Lähmungen führte, 
Auftreten und Verlauf der Krankheit erweckten hier besonders stark 
den Verdacht, ein Leiden infektiöser Natur vor uns zu haben. 
Überimpfungen von Blut. und Liquor intraperitoneal aut Meer- 
schweinchen blieben jedoch resultatlos, Der Erfolg der Silber- 
salvarsaneinspritzungen war hier ganz fraglos. Monatelange Ruhe 
und verschiedene medikamentöse Mittel waren fast ohne Erfolg 
geblieben, bis in einem zeitlich ganz unverkennbaren Zusammen- 


hang mit den Einspritzungen die Besserung, fast bis zur völligen 
Heilung fortschreitend, einsetzte. 


Fall II. Fräulein B., Modistin, 31 Jahre. Früher gesund. £ 

Juni 1918 trat plötzlich eine Schwäche im linken Arm und Bein und 
Taubheit in der ganzen linken Körperseite auf. Die Lähmungserschei- 
nungen verschwanden nach einigen Wochen restlos. Ende Juni Auf- 
nahme in der Städtischen Nervenheilanstalt Hohe-Mark. Objektiv 
ließen sich damals außer Zittern der Hände keinerlei Krankheiis- 
erscheinungen nachweisen. Die Wassermannsche Reaktion im Blut war 
negativ. Patientin klagte über Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit. 
Mitte August klagt Patientin einen Tag über Doppelsehen und am 
folgenden Tag über Erblindung des linken Auges. Die Untersuchung 
der Augen durch Herrn Professor Schnaudigel ergab: Im linken 
Auge starke Einengung des Gesichtsfeldes und ein sehr großes, absolutes, 
centrales Skotom. Visus: Erkennen von Handbewegungen auf zwei 
Meter, Augenhintergrund normal. Diagnose: Retrobulbäre ‚Neuritis, 
mit Wahrscheinlichkeit infolge von multipler Sklerose, falls die Neben- 
höhlen normal seien. Untersuchung der Nebenhöhlen (Professor Spieß) 
ergab völlig normale Verhältnisse. . 
Patientin erhielt ambulant seit Anfang September wöchentlich 
eine Silbersalvarsaneinspritzung 0,1. Nach der dritten Spritze bereits 
erhebliche Besserung. Augenärztlicher Befund am 20. September: 
Retrobulbäre Druckempfindlichkeit verschwunden, Visus links 7%, kleinste 
Schrift wird gelesen, centrales Skotom verschwunden, Farben cent 
erkannt. Oberhalb des Fixierpunktes noch streifenförmiges, absolutes 
Skotom. Am 9. Oktober: Skotom verschwunden. Visus links !/ 
Kleinste Schrift wird gelesen, subjektiv völliges Wohlbefinden, auch 
keine Kopfschmerzen mehr. Zittern der Hände besteht fort, ebenso 
leichter Nystagmus beim Blick nach rechts. Störungen von seiten der 
Reflexe fehlen dauernd. 

= „ Eine Nachuntersuchung am 19. April 1919 ergab normale Ver- 
hältnisse, kein Nystagmus, kein Zittern der Hände mehr. 


_ Obgleich auch hier der Erfolg der Silbersalvarsaninjektionel 
scheinbar sehr augenfällig ist, möchte ich diesen Fall doch nur 
mit Reserve verwerten, Wenn auch die Diagnose multiple Sklerose 
kaum bezweifelt werden kann, so braucht doch das schnelle 
Verschwinden der Augensymptome durchaus nicht als ursächlicher 
Erfolg der Einspritzungen angesehen zu werden, da wir ja gerade 
im frühesten Beginn dieses Leidens ein vorübergehendes Auf- 


Anfang 


a > 
T Po S 
Iy = ee Er my | P ; |N = d i 
Digitized by KU) OQ le 
J X 


a’ 


` 10. August. 


yrn’ F Zo t 
e g a EE 12° 21.20 22 Kl Du Ze z ` 
ae ET EEE TES . 


- 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 32 ` 


flakern und Verschwinden solcher Einzelsymptome häufig sehen: 


‘und gerade die Flüchtigkeit dieser Augenstörungen bekannt: ist. 


gemacht, sodaß der Mann, der bei Beginn der Behandlung sehon voll- 
kommen invalid war, bis 


-15 E 


auch 


| entwickeltes Krankheitsbild mit besonders schweren Gehstörungen. 


- 


. Veränderungen der. Sprache bestanden nicht, 


Auch die linksseitigen Lähmungserscheinungen waren ja kurz 


` vorher ohne jede Therapie wieder verschwunden. : Immerhin ist 


der prompte Erfolg der Behandlung bemerkenswert, gerade weil 
wir es mit einem ganz frischen Fall, sehr starken Ausfallserschei- 
nungen und mit einer wenigstens vorläufig restlosen Heilung zu 


. Wn habem . ooe E 
Fall II. L. Sch., Schlosser, 45 Jahre. Früher gesund, keine` 


Geschlechtskrankheiten. Im Herbst 1917 Auftreten von Taubheit in 


den Händen und in beiden Beinen bis zur Höhe des Nabels und: Un- 


sicherheit im Gehen. Keine Blasenstörungen. . Der Zustand ver- 
schlimmerte. sich im Laufe des Winters, sodaß im Dezember Arbeits- 
unfähigkeit eintrat. Als Patient im Februar in meine Sprechstunde 


‚kam, war er kaum imstande, die wenigen Schritte von der Elektrischen 
ohne Unterstützung zu gehen. Er mußte sich auf 
- zwei Stöcke stützen. | 2 N 


in meine Wohnung 


Die körperliche Untersuchung ergab: Innere Organe normal, Hirn- 


| nerven und Sinnesorgane zeigen normales- Verhalten. Leichte Ataxie 
der Arme, Fehlen der Bauchdeckenreflexe, Gang stark spastisch-paretisch, ' 
starke Spannung der Muskulatur, Romberg deutlich, Kloni, Babinski 


beiderseits, Kochgradige Steigerung der Patellarreflexe, leichte Hyp- 
ästhesie an den Beinen, Wassermann im Blut und Liquor negativ, keine 
Lymphocytose, ne RR | 
Verlauf: Von Mitte März bis Mitte Mai zehn intravenöse Infusionen 
von Silbersalvarsan (0,1 in 10 ccm. Wasser in achttägigen Zwischen- 


_ räumen). Es trat im Laufe der Behandlung: erhebliche Besserung in 
der Gehfähigkeit ein, sodaß Patient bei den letzten Einspritzungen be- 


reits ohne Stock kam. Die Besserung machte auch in den- letzten 
Wochen noch weitere Fortschritte, sodaß er Ende Juli seine ‚Arbeit 


‘als Schlosser in der Eisenbahnbetriebswerkstätte wieder ‚aufnehmen 


konnte. Objektiv war der Befund unverändert geblieben, bis. auf die 


- deutliche Besserung der Gehfähigkeit und erheblich geringeres Schwanken 


bei Augenfußschluß. _ 
Am 18. September ist notiert: Patient kann leichte Schlosser- 


arbeiten dauerud ohne Beschwerden ausführen, ermüdet nach längerem 
‚Gehen noch leicht, besonders im rechten Bein. Rombergsches Symptom 


nur noch angedeutet. Gang noch leicht spastisch, doch kann er ohne 


. Stock gehen. Patient erhält noch zwölf Silbersalvarsau-Einspritzungen. 


‚Die Besserung hat daraufhin noch weitere leichte Fortschritte 


jetzt, im.Sommer 1919, dauernd regelmäßig 
arbeiten: kann. | a = | | 


Fall IV. Herr M., Eisenbabnsekretär, 82 Jahre. Keine besonderen 


Krankheiten früher, Lues negiert. 1915 Neuritis optica. Im Winter 


‘1916 bis 1917 Erschwerung des Urinlassens, taubes Gefühl in den 


Frühjahr 1917 Gefühl von Eingeschlafensein 


Händen, Schwindelanfälle. 
unsicherer, schwankender Gang, 


in den Beinen, Steifigkeit beim Gehen, 


besonders das rechte Bein klebt beim Gehen am Boden. Seitdem schnell: 


» g 


fortschreitende Verschlimmerung. 


` Körperlicher Befund im September 1918: Kein Nystagmus, Seh- 


nervenpapillen beiderseits abgeblaßt, Bauchdeckenreflexe fehlen, Inten- 
tionstremor. der Hände, ausgesprochen spastisch-paretischer Gang, hoch- 
gradiges Schwanken bei Augen-Fußschluß, gesteigerte Patellarreflexe, 


:_Babinski und Kloni beiderseits, Sensibilität normal, leichte Incontinenz 
‘der Blase. Wassermann im Blut‘ und Liquor: bis 1,0 negativ, keine. 


Lymphocytose. | | | | BA 
‚ Verlauf: Patient erhält von Mitte Oktober bis Mitte Dezember 
inspritzungen Silbersalvarsan 0,1. Eine zweite Kur von Mittb 
Januar bis Mitte März (zehn Einspritzungen) und eine dritte von Anfang 


‚September 1918 bis Ende Januar 1919 (wieder zehn Injektionen). Schon 


während der ersten Kur hatte sich das Befinden des Patienten, vor 


allem ‚seine Gehfähigkeit, bedeutend gebessert, besonders aber nach 
der zweiten Kur, sodaß er Mitte April 1918 seinen: Dienst nach 
einer mehr als halbjährigen Pause wieder aufnehmen konnte. Objektiv 


“hat. die Gehfähigkeit deutlich zugenommen, der Gang ist sicherer, doch 


besteht auch heute noch immer eine starke spastische Parese der Beine, 


die Blasenschwäche hat sich nur wenig gebessert. Er 

klagt 15. April 1919: Patient, der bisher dauernd im Dienst tätig war, 
2 

den nächsten Wochen zu einer Wiederholung der Kur in die Klinik 

kommen. o f | 

Beide.Fälle zeigten, als sie in Behandlung traten, ein voll- 


Der Beginn des Leidens lag schon ein bis drei Jahre zurück, doch 
war erst in letzter Zeit schnell fortschreitend eine erhebliche Ver- 
schlimmerung eingetreten. Beide Kranken konnten sich nur müh- 
sam, steif und unsicher auf Stöcke gestützt fortbewegen und waren 
völlig arbeitsunfähig. Psychische Störungen, intellektuelle Schwäche, 

Gerade bei der 


Schwere des Zustandes war der Erfolg hier um so auffälliger, be- 


sonders bei Fall III. Beide Patienten sind jetzt seit zehn respektive 


zwölf Monaten imstande, im weitesten Maß tätig zu sein. 


‚zurücklegen konnte. ` 


kein Nystagmus. 


in letzter Zeit über -stärkere Unsicherheit im Gehen und will in 


leichte | 
in dem linken Bein, das sie beim Gehen nachschleift. Abnahme der 


Fall V. Fräulein M., ohne Beruf, 24 Jahre. Früher gesund, 1914 


eigenartig. taubes Gefühl im Hals und Ohrensausen, die Erscheinungen 
verschwanden nach mehreren Wochen wieder. Im Februar 1917 trat 
Doppelsehen und heftiges Erbrechen auf und der Gang wurde unsicher | 
und steif, auch merkte Patientin eine Erschwerung im Sprechen. Urin 
konnte sie schwer halten. Im Städtischen Krankenhaus Offenbach fand ° 
sich eine negative Wassermannsche Reaktion im. Blut, die Gehfähigkeit 
besserte sich etwas, das Doppelsehen verschwand. Im Frühjahr 1918 
nahm die Erschwerung des Gehens und der Sprache wieder zu. ` Seit- 
dem rapide Verschlimmerung, zuletzt trat taubes Gefühl in den Händen 
‚auf und eine Schwere im rechten Arm, sodaß sie kaum noch essen und 
schreiben konnte. Ende August Aufnahme in der Städtischen Nervenheil- 


anstalt Hohe-Mark. . : 


Die körperliche Untersuchung ergab: Augenhintergrund normal, 


Sehvermögen links herabgesetzt, Nystagmus beiderseits, starker Inten- 
' sionstremor, Gang stark spastisch-paretisch, außerordentlich unsicher, 
schwankend, starkes Taumeln bei Augen-Fußschluß, Fehlen der Bauch- . 


deckenreflexe, Patellarreflexe hochgradig gesteigert, Babinski beider- 
seits, Sensibilität intakt, ‚Sprache verlangsamt, leicht schmierend, leichte 


Euphorie, | | | 
_„. Verlauf: Patientin erhielt zehn. Spritzen Silbersalvarsan 0,1. Die 


Gehfäbigkeit besserte sich in.diesem Falle, trotzdem eine ausgesprochene : 


Ruhe und Kräftigungskur durchgeführt wurde, bis zur Entlassung am 


22. Oktober nur wenig. Als: Patientin am 6. Januar 1919 wieder in 


meine Sprechstunde kam, gab sie an, daß sie erheblich besser gehen 
könne. In der Tat- war der Gang viel sicherer und. ausdauernder, so- 
daß sie beim Trambahnstreik mehrmals den weiten Weg aus der Vor-. 
stadt von Frankfurt in meine Sprechstunde zu Fuß ohne Ermüdung 


Patientin macht: zurzeit wieder eine Kur durch; 
Hier liegt der Beginn des Leidens schon etwa vier Jahre 


zurück, die Sprache ist deutlich gestört, es bestehen leichte 
psychische Veränderungen. Während der Kur in der Klinik zeigt 
sich ein sichtbarer Erfolg nicht, aber in den folgenden Wochen 
besserte sich die Gehfähigkeit, besonders die Ausdauer ‘sehr er- 
heblich, sodaß die Patientin, die hier in der Klinik kaum imstande 
‚war, kurze Spaziergänge mit unsicheren, steifen und schwankenden `` 
‚Schritten im Park zu machen, jetzt weite Wege ohne Ermüdung 
zurücklegen kann. s f nn ER 

Fall VI. Fräulein E., 89 Jahre. Früher gesund, kein Anhalts- 
Vor zehn Jahren Sehnervenentzündung (Professor. 
Schnaudigel). Herbst 1915 leichte Schwäche im linken Bein, die 
im Mai 1917 'nach einer seelischen Erregung stark zunahm. . Seitdem :: 


unkt für Lues. 


fortschreitende Verschlimmerung, besonders der Gehfähigkeit. Seit dem 
Herbst kann sie Uria und Stubl schwer halten, es trat Taubheit in der 
linken Hand und im Fuß auf und starker Schwindel. 

Körperlicher Befund am 6. November 1917: Zittern des’ Kopfes, 
Abblassung der rechten Sehnervenpapille, Sehver- 


mögen. 5/7 beiderseits. Tremor der Hände, Fehlen der Bauchdecken- 


reflexe, deutliche spastische Parese in beiden Beinen, Gang steif und: `- 
| unsicher, hochgradige Steigerung der Patellarreflexe, Kloni und Babinski 


beiderseits, Schwanken bei Augen-Fußschluß,. Herabsetzung der Sensi- 
bilität im linken Bein, Wassermann im Blut und Liquor negativ bis 
1,0, keine Lymphocytose. u | 


‘ Verlauf: Patientin erhält 20 Spritzen Silbersalvarsan olin à 


wöchentlichen Pausen bis Anfang Mai 1918. Die Gehfähigkeit . der 


Patientin, die .beim Beginn der Behandlung kaum imstande war, zu 


Fuß in die Sprechstunde zu kommen, ‘sondern meistens einen Wagen 


benutzen mußte, besserte sich langsam aber ständig, sodaß sie schließ- 


lich ohne Begleitung wieder gehen konnte. Sie verzog dann nach 
auswärts, von wo sie mir im Juni schrieb: „Zu meiner Freude kann 


ich Ihnen mitteilen, daß sich mein Befinden seit Wochen bedeutend - 


gebessert hat, ich laufe viel sicherer und ermüde nicht so schnell.“ 
Ende August kehrte die Patientin nach Frankfurt zurück, Die Geh- 
fähigkeit hatte sich gegen früher tatsächlich 'gebessert, nur das Zittern 
des Kopfes war noch sebr ausgesprochen, auch waren: die Störungen 
von seiten der Reflexe und Sensibilität usw. im übrigen unverändert 
geblieben. Patientin ‘erhält nochmals zehn Spritzen Silbersalvarsan, 


die Gehfähigkeit nahm während der Kur noch etwas zu, doch war die 


weitere Besserung nicht mehr erheblich. 


Hier liegen die ersten Anfänge der Erkrankung zehn Jahre 
zurück, deutlich traten aber die Krankheitserscheinungen erst-in 


den letzten drei Jahren hervor. Der Gang wurde auch hier nach 
der Kur viel sicherer und ausdauernder. | — 


Fall VII. Frau E., 88 Jahre. Früher gesund. Seit sechs Jahren | 


Taubheit in der linken Körperseite, seit einem Jahr Schwäche 


Sehkraft, kann den Urin schlecht halten. In letzter Zeit Verschlimmerung, 


besonders Abnahme der Gehfähigkeit, pelziges Gefühl in Händen und ` 


Füßen., Im November 1918 Aufnahme in der Städtischen .Nervenheil- 
anstalt Hohe-Mark. | a 

Befund: Hirnnerven und Sinnesorgane zeigen normales Verhalten, 
kein Nystagmus, Augenhintergrund normal, Intensionstremor der Hände, 
grobe. Kraft im linken Arm und Bein herabgesetzt, spastisch-paretischer 


798° 


[4 * 
x % 
OT ng ara. 
TTM LE PAS 


H 
- 


s 


, z 
Z . 
er ern rya 


2 
gS e 
' 5 
TERE 
en 
BE -.. 
x Ae i 


m 
PN 


` 2. 
s $ ” . Pr Z » 
a ER TEA u g 
En ; . 
. er >. > Ei ar Pr i o , 
” kJ + . d ’ Pd (a . Ke TA `Y y a B 
. à 5% $ “> 2 + E k . % £ ar N 
+ X 2 ia . n . g. N 
ei 2 ; Za n yete P Re u 
et: PEA ER g . 5 i 
ET a a a a a AS .. A 
TANI 9 ie N Ne Lr- Be rn = pr 
ee E E ea, 


ut nu nn. 
Ur ut 2. I. 
PETER ER T: 

3.» = 


Be nur 
voten. 
a 


' 
.— 
— 


we 


u ann 
EZ, ia 


- Fe 
meer 


ee a 


SEN G’ 


EER TA 
E EN 


- es.. hai 
Be ee ee 
ý 3 $ . 


- 


- BEER GER = $ -. Pa 5 ae K 
BT p e ee, 
at Be en en): 


a Doi r; 
ts. 


ý raa 2 


1 
$ - " = ? g . x - Pr 
` ` 2 o: a FE - - 
er . t 5 . kg ` m . e i er 
: X * j “tn 2 - 
P: , i f . . i D A A “ i . 
” % 5 ; oe Š . ? N : , 
. R * x x 3 + AP S . X . 5 
ty wa ‚ À . e. ' 
7 3 AL e x a N Kane: er A Syur S -rx 
EEEO - È ae. $ on 3 X ' .. Pe p ow g - 
- _ P} ` E a Ta 3 ` - ER ... 5 
` g ma e E z a 
ER - ~ r EE SEA Pe ` 
3 En wi ` Be NR es . y 
x5 = - paes x RE m ee or g 2 ee ee IT ATZE S - en ` 
3 5 32 b ç ze ne 9 gi j - >e u. ner a un TE oA 2 


or 
Rare eee z 
r WAE aT AN ee, 


weh ne to lel . 


794 


Gang besonders links, Taumeln bei Augen-Fußschluß, Patellarreflexe 
beiderseits gesteigert, links mehr wie rechts, Babinski beiderseits, 
Bauchdeckenreflexe fehlen. Wassermannsche Reaktion im Blut negativ. 
Leichte Demenz, euphorische Stimmung. 

erlauf: Sie vertrug die Infusionen nicht gut, es trat wiederholt 
starker Blutandrang nach dem Kopf und Schwindelgefühl auf. Eine 
Besserung in dem Befinden der Patientin konnte weder objektiv noch 
subjektiv festgestellt werden. Auch als sich die Patientin Mitte Januar 
wieder in der Sprechstunde "vorstellte, war keinerlei Änderung ein- 
getreten. Auf eine erneute Einspritzung Silbersalvarsan (die betreffende 
Fabrikationsnummer mußte allerdings später als nicht einwandfrei 
zurückgegeben werden) trat heitiges, tagelanges Fieber auf und eine 
mehrere Tage anhaltende Verschlechterung der Gebiähigkeit, sodaß die 
Kur vorläufig abgebrochen werden mußte, doch drängt die Patientin 
‘sehr auf Fortsetzung derselben, da sie zufällig mehrere Patienten, die 
wegen multipler Sklerose mit Silbersalvarsan behandelt sind, kennt und 
den auffallenden Erfolg des Mittels, besonders auf die Gehfähigkeit, 
gesehen bat. 

Im Gegensatz zu den anderen Patienten vertrug diese Kranke, 
bei der ich schon vier Jahre vorher die Diagnose multiple Sklerose 
auf Grund der objektiven Symptome stellen konnte, die Injektionen 
nicht gut, ein Erfolg blieb aus. 


Fall VIII. Herr N., 44 Jahre. Schon seit acht Jahren leichte Geh- 
störungen, in den letzten Jahren zunehmend. Ermüdbarkeit und 
Unfähigkeit, Stuhl und Harn zu halten, Impotenz und große Reizbar- 
keit. Aufnahme in der Städtischen Nervenheilanstalt Hohe-Mark am 
5. August 1918. 

Körperlicher Befund: Kein Nystagmus, Ablassung der Papillen 


beiderseits, Gang spastisch, Sehnenreflexe stark gesteigert, leichte 
Stuhlincontiuenz. 


Verlauf: Patient erhält 10 Einspritzungen 0,1 Silbersalvarsan. 
Objektiv tritt keine Veränderung ein, doch gibt Patient selbst an, daß 
er viel weniger ermüdbar sei und besser gehen könne. Die Darm- 
schwäche und Potenz haben sich nicht verändert‘). 

Fall IX. Frau E., Oberleutnantswitwe, 51 Jahre. Seit acht Jahren 
Klagen über Schwindelgefühl, langsam zunehmende Sehschwäche und 
vermehrten Harndrang. Im Winter 1916 in der Medizinischen Klinik in 
Tübingen, dort wird konstatiert: Sehnervenpapillen verwaschen, starke 
Ataxie beider Beine, Intensionstremor des rechten Armes, Sehnenreflexe 
stark gesteigert, Romberg stark ausgesprochen, Bauchdeckenreflexe 
vorhanden, Wassermann im Blut und Liquor negativ, keine Lymphocytose. 
| In letzter Zeit rapide Abnahme des Sehvermögens und der Geh- 
fähigkeit. Am 14. Sptember 1918 Aufnahme in der Städtischen Nerven- 
heilanstalt Hohe-Mark. 

Körperlicher Befund: Nystagmus, Sehnervenpapillen abgeblaßt, 
Sehvermögen hochgradig herabgesetzt, Intensionstremor besonders 
-rechts, hochgradig spastisch-paretischer Gang, Kloni beiderseits, Bauch- 
deckenreflexe erhalten, Sprache leicht skandierend, Stimmung euphorisch. 

Patientin erhält 11 Spritzen Silbersalvarsan 0,1. Das Sehvermögen 
verschlechtert sich trotzdem von Woche zu Woche, sodaß sie bis Mitte 
November völlig erblindet ist. Auch sonst objektiv keine Veränderung. 

Auch bei diesen beiden Kranken handelt es sich um alte, 
weit fortgeschrittene Fälle mit deutlichen psychischen Veränderun- 
gen, bei denen nur eine geringe, im letzten Falle sogar gar keine 
Besserung erzielt werden konnte. Leider gelang es bei der letzten 
Kranken nicht, die rapid fortschreitende Erblindung aufzuhalten. 


Außerdem stehen zurzeit eine Reihe weiterer Fälle in 
meiner Behandlung, die entschieden günstig auf das Mittel re- 
agieren, besonders bezüglich der Gehfähigkeit, über die ich aber 
heute noch nicht berichten kann. | 

Selbst bei vorsichtigster und kritischster Betrachtung der 
behandelten Fälle kann man demnach einen günstigen Einfluß 
des Mittels auf den Verlauf der multiplen Sklerose und die Inten- 
sität der Krankheitssymptome nicht bezweifeln. In ganz frischen 
Fällen gelang es sogar, eine ganze Reihe von motorischen und 
sensiblen Ausfallserscheinungen zum Verschwinden zu bringen, 
und eine wenigstens vorläufige Heilung, respektive eine fast an 
Heilung grenzende sehr weitgehende Besserung herbeizuführen, 
während in den älteren Fällen besonders die spastisch-paretischen 
Erscheinungen von seiten der Beine und die Ataxie erheblich 
gebessert wurden, sodaß die Gehfähigkeit deutlich an Sicherheit 
und Ausdauer zunahm. Die Störungen von seiten der Reflexe 
(Fehlen der Bauchdeckenreflexe, Babinski usw.) blieben dagegen 
unbeeinflußt, ebenso in den meisten Fällen die Blasenschwäche. 
Kein nennenswerter Erfolg wurde mehr erzielt bei den alten 
Fällen, in. denen der Beginn schon viele Jahre zurücklag und die 
ausgesprochen chronisch verlaufen waren, besonders wenn sich 


1) Anmerkung bei der Korrektur: Die Gattin des Patienten gibt 
mir jetzt an, daß das Befinden ihres Mannes sich seit der Kur deutlich 


gebessert habe, der Gang sei sicherer, die Reizbarkeit geringer, ebenso 
die Blasenschwäche, 


a a > „oe: 5 a 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. 


psychische Anomalien (Demenz mit Euphorie) und Sprachstörungen 
eingestellt hatten. Die Schädigungen von seiten des Nervus opticus 
zeigten natürlich keine Änderung, wenn schon Atrophie eingetreten 
war. 

fort, während in einem ganz akuten Fall ein großes Skotom und 
die Amblyopie völlig zum Verschwinden kamen, wobei ich aller- 
dings ausdrücklich noch einmal auf die äußerst flüchtige Natur 
dieser Augenstörungen hingewiesen haben möchte. Überhaupt 
soll man bei der Verwertung von Heilerfolgen 
beider multiplen Sklerose sehr vorsichtig und 


In einem Fall schritt sogar die Erblindung rapıde weiter 


zurückhaltend sein, weil gerade bei diesem 
eigensinnigen Leiden unerwartete Remissionen 


und Schwankungen sehr häufig sind und beson 


ders die Gangstörungen oft eine eigenartige 
suggestive Beeinflußbarkeit zeigen. Der günstige 
Einfluß der Bettruhe und guten Anstaltspflege, der ja bei dieser 


Erkrankung hinlänglich bekannt ist, scheidet allerdings bei mehreren 


meiner Fälle aus, wo die Behandlung ambulant in meiner Sprech- 
stunde stattfand. | | 

Fast immer wurde Silbersalvarsan gut vertragen und der 
Allgemeinzustand besserte sich, was wohl hauptsächlich der 
roborierenden Wirkung der kleinen Argentum- und Arsendosen 
zu verdanken war, (Kolle und Zietz a.a. 0.) 

Sollte sich die neuerdings wieder von verschiedenen seiten 
ausgesprochene Vermutung von der infektiösen Natur der multiplen 
Sklerose bestätigen, besonders wenn sich zeigen sollte, daß es sich 
dabei um eine Spirillose ähnlich der Lues handelt (Siemerling, 
Räcke, Kuhn und Steiner), dann würden wir vielleicht in 
dem Silbersalvarsannatrium ein ähnlich speeifisch wirkendes Mittel 
vor uns haben, wie in dem Salvarsan bei der Syphilis. Es würde 
dann unsere weitere Aufgabe sein, ähnlich wie das für die Tabes 
und Paralyse gilt, dem Heilmittel irgendwie durch geeignete Mab- 
nahmen, über die ich später berichten werde, den Weg zu -den 
Krankheitsherden zu bahnen, falls wir nicht gerade Gelegenheit 
haben, das Leiden in seinem Beginn zu behandeln, in dem die 
Erreger vielleicht noch in der Blutbahn oder doch in deren nächster 
Umgebung leicht angreifbar sich befinden. Ich möchte diese 
Frage in diesem Zusammenhang aber nur kurz berührt haben, 
denn wie Strümpell ganz richtig betont, ist die infektiöse Natur 
der multiplen Sklerose vorläufig durchaus nicht bewiesen. 

Der Zweck dieser kurzen Mitteilung soll sein, daß auch von 
anderer Seite eine Nachprüfung meiner Erfolge mit diesem Mittel 
bei der multiplen Sklerose vorgenommen wird, die anscheinend an 
Häufigkeit immer mehr zunimmt und jedenfalls hier in unserer 


Gegend neben der Tabes und Paralyse das häufigste - organische 
Nervenleiden ist, 


Aus der Chirurgischen Klinik in Heidelberg 
(Direktor: Geh. Rat Enderlen). 


Zur Statistik der eingeklemmten Brüche unter 
dem Einfluß der Kriegsernährung. 


Von 
Dr. Gerhardt v. Bonin. 


Es ist viel über die veränderten Ernährungsbedingungeh, 
unter denen das deutsche Volk seit etwa 1916 leidet, und über ihre 
gesundheitlichen Schädigungen diskutiert worden. Ganz abge- 
sehen von ihrer praktischen und politischen Bedeutung, haben 
diese Probleme wissenschaftlich ein zweifaches Interesse. 
sind einerseits methodologische Fragen der Bedeutung statistischer 
Forschungsweise, die sich hier aufrollen, andererseits sachliche 
Fragen der Ernährungsphysiologie — dies Wort im weitesten 
Sinne genommen —, die durch dieses „Massenexperiment” eine 
Klärung erfahren. / 

Auf die allgemeinen Fragen der Statistik, zu deren el 
gchenderen Behandlung eine gewisse mathematische Kenntnis der 
höheren Analyse erforderlich ist, sei an dieser Stelle nur kurz 
eingegangen). Die Massenerscheinungen, die statistisch he- 
arbeitet werden sollen, sind vom mathematischen Standpunkt aus 


1) Ausführliche Darlegungen finden sich bei Czuber; Wahr- 


scheinlichkeitsrechnung, und Blaschke, Mathematische Statistik. 
Ferner die Darstellungen von Fick und Liebermeister eme 
m ` 


älteren, sowie de Montet und Aebly aus der neueren 
schen Literatur, 


> 
EI s, Google 


er 


u 


= an vielen Krankenhäusern beobachtete Zunahme 
= klemmten Hernie zurückgeführt. Gelegentlich ist wohl auch eine 
Abhängigkeit anderer Erkrankungen, wie Appendicitis, Ulcus 


auch weitere Literatur. . 


en re In 
4 e u ne AE A Fe: el 


als Größen zu betrachten, deren Wert aus einer Reihe von Einzel- 


. beobachtungen zu berechnen ist, und es finden auf sie die Me- 
. ` thoden Anwendung, d 
‚ und in der Fehlerrechnung entwickelt werden. en i 
EE Es ist als erstes ohne weiteres einleuchtend, daß die Siche- 
rung der Schlußfolgerungen. von der Zahl der Beobachtungen, mit 
anderen Worten, von der Größe des vorliegenden Materials ab- 
' hängt. Die mathematische Untersuchung erstreckt sich zunächst. 
..... darauf, ob in dem vorliegenden: Material überhaupt ein gesetz-: 
. mäßiger Verlauf zu erkennen ist. Nach dem Vorgang von Lexis 


eren Theorie in der Wahrscheinlichkeits- 


geschieht ' das durch Feststellung‘ des: sogenannten Dispersions- 


.. quotienten, oder durch Untersuchung, ob ein ‚sogenannter „typi- 
. „scher Mittelwert“ vorhanden ist. Auf Einzelheiten einzugehen, ist‘ 
<. -jedoch hier nicht der Ort; wir”hoffen, in Bälde diese Fragen im 
Zusammenhang -darstellen zu können. u ee 
"Über den: Dispersionsquotienten sei nur noch bemerkt, daß 
: ` es sich. beweisen läßt,-daß wir dann’ ein gesetzmäßiges Verhalten 
-. “anzunehmen berechtigt sind,- wenn er nur wenig von 1 ver- 
=- schieden ist, das heißt, wenn die einzelnen Werte normale oder. 


höchstens geringe. übernormale Dispersion. zeigen. Liegt eine 
‚unternormale Dispersion vor, beträgt also der Quotient weniger 
als 1, so läßt sich darauf schließen, daß der betreffenden Massen- 


-erscheinung nicht mehr eine konstante oder variable Wahrschein- 


lichkeit, sondern ein zwangsmäßiger Ablauf zugrunde:liegt, wäh- 
rend bei übernormaler Dispersion eine einheitliche Grundwahr- 


. “scheinlichkeit nicht vorhanden ist. . .... 


Wenn wir also auch imstande sind, durch mathematische Metho- 


den ein Urteil über die Zuverlässigkeit statistischer Ergebnisse zu ge- 


winnen, so ist doch nicht zu vergessen, daß neben diesen eben kurz an- 


 gedeuteten Überlegungen noch ändere Gedankenreihen: das endgültige: 
‚ Urteil über die zur Untersuchung vorliegende Frage beeinflussen und 
. das Maß seiner Gewißheit bestimmen helfen. Da ist vor allem hervor- . 
`  zuheben, daß wir das statistisch erlangte Resultat um so eher an- 
zunehmen bereit sein werden, je klarere sachliche Vorstellungen - 
. Wir über die Natur des vorliegenden Problemes. haben und je 
‚besser das erlangte Resultat mit’ diesen ‘Vorstellungen in Einklang 


zu bringen ist. ‚Das gilt ganz besonders für medizinische Fragen; 


-denn das Objekt dieser Wissenschaft, der Mensch, steht unter so 


vielgestaltigen, im einzelnen überhaupt nicht: zu überblickenden 
-Bedingungen, daß wir auf eine zahlenmäßige Darstellung der End- 
‚ergebnisse allein unser Urteil nicht gründen können. Mit anderen 
Worten, nur bei klarer Problemstellung werden statistische Unter- 


ty 


= suchungen überhaupt von Wert sein‘). 


Inder Chirurgie hat man auf die Kriegskost vor’ allem eine 
der einge- 


‚ ventriculi oder Carcinom, von der Kriegsernährung — allerdings 
‘ ohne zu einem Ergebnis, ob vermehrt oder vemindert, zu kommen 
., — angenommen worden. 


F Anders bei den. Incarcerationen von 
Brüchen, bei denen- von überall eine Zunahme berichtet ‘wird. 


Nachdem schon 1916 aus der Marburger Klinik von König und 


Wiemann ihr gehäuftes Vorkommen gemeldet war,' kamen 
später weitere Berichte aus Lübeck von Doose, aus Elberfeld 


von Eunike und schließlich sogar aus der Schweiz. (Winter- 


thur) von Dubs. Aber sämtliche Berichte stützen sich auf ver- 


i hältnismäßig niedrige Ziffern und geben zum Teil, . wie 
 Eunike, nur Prozentzahlen an, oder nehmen, wie Doose, 


keine Trenriung von Männern und Frauen vor. Weiterhin gehen 


‚in den Einzelheiten die Schlußfolgerungen auseinander. In Mar- 


burg sind z. B.. Darmwandbrüche während des Krieges in auf- 


‚ fallender Häufung‘ beobachtet worden; Eunike glaubt aus- 


seinem Material schließen zu dürfen, daß seit 1917 die Zahl der 
eingeklemmten. Brüche wieder abnehme, beides Dinge, die von 


.  änderen nicht bestätigt. wurden. Dieser -Stand der Frage regte 
“zu. einer Durchsicht des relativ größeren Materials’ der Heidel- 
' berger Klinik. an. | re RE | 


Die Veränderung unserer Ernährung und die Wirkung auf 


die Incarceration ist ausführlich von Wiemann erörtert; eine. 
erneute eingehende Darstellung. ist daher überflüssig, es, sei nur 


mit wenigen Worten das Wichtigste erwähnt. Gegenüber der 


Fiedensnahrung betrug das Nahrungsdefizit. während der letzten 
') Eine eingehende Besprechung dieser logischen Fragen findet 
Logik; S. 899 u, 595 ff. Siehe hier 


sich vor allem bei v. Kries, 


- 


` einer schon jetzt beginnenden Zu 


‚Zeit: Eiweiß 46,8%, Fett 69,0%, Kohlehydrate. 29,2%.'). . Wir 
haben. also annäherungsweise etwas mehr als zwei Drittel: Kohle- 
hydrate, die Hälfte des Eiweißes und ein Drittel'des Fettes, das 
‚wir. früher verbrauchten, 'zur ‚Verfügung. Unter diesen Bedin- 
gungen kam es zù einer, ja auch im täglichen Leben oft beobach- 
teten Abmagerung. Die Möglichkeit des Auftretens von Brüchen 
war en erheblich gewachsen. `- u on 
` f u aer 


~ 


Leicht gärungsfähige Kohlehydrate, Ceilulose ‘und schlacken- 


. reiche Gemüse überwogen und führten zu 'vermehrter-Flatulenz ` `. 


und Blähung. im Darm, weiter auch zu erhöhter: Reizbarkeit der 


. vermehrter Darmtätigkeit äußerte, je nach der allgemeinen. Kör- 


perbeschaffenheit des Individuums. Neben dieser Ernährungsver- - 
schiebung ist noch ein Faktor zu berücksichtigen: ‚die allgemein `- 
erhöhte Arbeitsleistung während des Krieges. Das gilt besonders ` 


auch. für die überwiegende Anzahl der Frauen. : . 


="  Vermehrte Blähung des Darmes, verbunden mit gesteigertet .. ".: .. 
körperlicher Arbeit auf der einen, häufigeres Auftreten von ` - 05: 
Brüchen infolge Abmagerung auf der anderen Seite, sind also < 
die Faktoren, die eine Häufung der incarcerierten . Brüche von’ 


vornherein wahrscheinlich machten. . 


der zugunsten "der Zuverlässigkeit: der ‚Statistik spricht, nämlich 
‚die Dringlichkeit der Erkrankung. ' Während. vielfach Patienten, 


schaltet Zufälligkeiten aus, die bei anderen Klassen von Erkran- 


. Zeitraum von 1908 bis 1918 sind in der Tabelle’ aufgezeichnet, 


patienten berücksichtigt worden sind. :Die Tabellen geben ' zum 
Vergleich die Zahlen der anderen Autoren, soweit sie ‚mitgeteilt 
sind. Es zeigt sich nun, daß. in Heidelberg die Gesamtzahl bis 
1915 nur geringe Schwankungen aufwies. In der Tat ergibt die 
genauere mathematische Prüfung den Dispersionsguotienten 
gleich 1,008, zeigt also eine durchaus normale Dispersion. Ferner 


.bis 1918 nicht auf Zufall beruhen, nach der Theorie gleich 0,9998, 


| Brucharten — die selteneren Brüche, wie. Nabel-, Bauchwand- 


usw. Brüche, sind wegen ihrer geringen Zahl außer acht gelassen - 
—, zeigt, daß der. an der Hauptkurve bis 1915 zu beobachtende. 
‘gleichmäßige Verlauf bis 1914 auch für die einzelnen Brucharten 


gilt, für das Jahr 1915 aber täuscht. Denn hier zeigt die männ- 


liche. Kurve ein deutliches Absinken, das sich sicher 'zum Teil . . 4025 
aus der verminderten Zahl: von’ männlichen Einwohnern erklärt; + ° s; 
das aber nicht so starke Differenzen gegen frühere Jahre aufweist, : 


als daß ein ‚Zufall ganz ausgeschlossen werden könnte. . Auch ist. 


nicht zu vergessen, daß Incarceration häufiger in höherem Alter 
vorkommt, am häufigsten im ‚sechsten Jahrzehnt, ‘wie das unsere 


eigenen Erfahrungen und auch. die anderen Kliniken — es’ sei auf 


die Angaben Hilg.enreiners hingewiesen — zeigen. _ Die 


Abnahme. der männlichen Leistenbrüche wird ‚wettgemacht mit. 


lichen Schenkelhernien. en | | mer 
1916 ist ‘die Zunahme der Hauptkurve fast ausschließlich 
durch eine Häufung der weiblichen Schenkelbrüche bedingt. ‘Das ' 


‚liegt aber wohl nicht daran, daß tatsächlich die Frauen durch die 
Ernährungsverschiebung mehr getroffen worden ‚sind, sondem. ` 
"zum einen- Teil daran, däß in den späteren: Jahren des ‚Krieges 
so viel Männer durch den Militärdienst aus.der-Beobachtung aus- 


schieden, daß die wohl Auch dort vorlandene prozentuale; Ver- 
mehrung ausgeglichen wurde. Zum anderen läßt sich, anführen, 


daß vermehrte schwere Arbeit bei Frauen einen größeren Einfluß 
haben kann als bei den von jeher arbeitsgewohnten -Männern. 


Eine -Zunahme der männlichen Schenkelhernie, wie sie’ in Mar- 


burg beobachtet wurde, ist an unseren Kurven nicht zu erkennen: 
‚Bis 1918 bleibt die Kurve der weiblichen Schenkelbrüche - 

‚auf etwa derselben Höhe. Die geringen Schwankungen lassen 

sich jedenfalls durch Zufälligkeiten zwanglos erklären. Dagegen 


zeigen die weiblichen Leistenbrüche ‚für 1917 .und..1918 eine Zu- 


.... 3) Die Zahlen entstammen. einer amtlichen Denkschrift, die mir 
vor einigen Monaten vorlag. > s - aoa 


=. Ist so die. erste Forderung nach Klarheit der theoretischen. 
| Vorstellungen erfüllt, so kommt: noch. ein zweiter Umstand hinzu, 


‚Eine genauere Prüfung, getrennt- nach "Geschlechtern und. 


nahme der eingeklemmten weib- 


| deren Behandlung aufgeschoben werden konnte, abgewiesen. . 
wurden, galt das nicht für incarcerierte Hernien. Dieser Umstand — ' 


kungen — das gilt besonders für freie Brüche! — das statistische BR 
‘| Bild hätten trüben Können. Die gefundenen: Ergebnisse: für den - 
Zu bemerken ist, daß für die Zeit des ‘Krieges nur die Zivil- . = 


a 


ist die Wahrscheinlichkeit dafür; daß die hohen Werte von 1916 ` 


ER 
FE Be Er 


Be” Zu 


5 EN. Ab R T DT Taa 3 ^ oz nn. Tang 2 ne > Ba 
Te TEN ECAA Re F er 3 y. LE a Be 
en A Bee, = 7, 
ee, - , D a ar u r > t 
Be ee ee N E DE: a » 
5 r a eng ' er A a i pa . J - oo Parag { ö N 6 De É 2 : - ALOE! ? vr 3 j x a ` 5 Ra i ME: E P : 
` ug Aig i a er 5 el e . Pe a RER BE: 5 ` u ; a se x N : N Be . ~ y i f pi a : R .. 
10: August.. Ä 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. . | Bar a 
ee EI mae - . z 7 N ; Ba -. F ES a pe 2 m ~ u a A = j 


| | quantitativen. Unterernährung kam aber noch eine 
‘veränderte "Zusammensetzung und Beschaffenheit der Nahrung. . .: ee 


I; Ars 


Darmmuskulatur, die sich zum Teil in Obstipation, zum Teilin .: 


. 3 
Ba ae Per: 

a E E a EN da 
June u > 7 
TAEI ne nenn, 
2 ' ee WU er 
e ee u. 

z = unten 
~ 
ie; 


Koi 
RT 
e. t t oe Bee 
s bosero d 
x 6. ~ „bu, Le 
Ti SO AA o i ET t 
. Eg i ` EE S ) gö : p 
: j $ DRE S, 
r EE 
\ Eeg, 
‘, n AS A EL 
. TOROS 
$ . E 
A otir r’ wa 
% Eier 
u. 
i 


cr 
Sr 


+ 
p MAR Rau. 
een me 
A X > 


ne- 


A 


TES 
* 


erh EEE siam 
i 


sehr in die Augen fällt, in ihren relativen Beträgen (100%) aber 


EN 
x 


796 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. 


nahme, die zwar wegen der geringen absoluten Werte nicht so 


derlen in Würzburg Resektionen bei eingeklemmten Brüchen 
während des Krieges wesentlich häufiger notwendig wie 
vorher. Auch König berichtet, daß er in Marburg vor dem 
Kriege in 10%, während desselben in 18% der Fälle zur Re 
sektion schreiten mußte, daß allerdings glücklicherweise die Mor- 
talität trotzdem herunterging. | 


Die statistischen Erhebungen über eingeklemmte Brüche von 


doch dieselbe Größenordnung erreicht, wie die der Schenkel- 
brüche. Wir sehen also mit der Dauer des Krieges eine Verschie- 
bung des Verhältnisses der eingeklemmten Schenkel- zu Leisten- 
brüchen bei den Frauen. 1916 war es wie 1:10, 1917 und 1918 
wie 1:4. Das mag einen Fingerzeig geben zur Beurteilung der 
zugrunde liegenden Faktoren. Wie oben erwähnt, kann die Zu- 
nahme der Incarcerationen einerseits durch Zunahme von 
Brüchen - überhaupt, andererseits durch Zunahme von Ein- 
klemmungszufällen in schon bestehenden Brüchen bedingt sein. 
Die anamnestischen Angaben lassen bei etwa zwei Dritteln den 
zweiten, bei einem Drittel des Gesamtmaterials den ersten Modus 
vermuten; ganz zuverlässig sind, wie auch Wiemann ausführt, 
derartige Angaben nicht. Aber aus der Änderung des Verhält- 
nisses von Schenkel- zu Leistenbrüchen scheinen Schlußfolgerungen 
erlaubt. Denn an und für sich ist nicht einzusehen, warum die am 
Darmtraktus wirkenden Ursachen irgendwie die eine Bruchpforte 
gegenüber der anderen bevorzugen sollen. Die größere Häufigkeit 
der incarcerierten Inguinalhernie scheint daher auf ein vermehrtes 
Vorkommen derselben überhaupt hinzudeuten, das heißt auf eine 
Entstehung infolge der Abmagerung während des Krieges. In 
der Tat fand sich unter den weiblichen Leistenbrüchen 1917 nur 
zweimal, 1918 nur einmal die Angabe, daß der Bruch schon 
mehrere Jahre bestehe, alle anderen hatten eine Hernie erst wäh- 
rend des Krieges, zum Teil sogar überhaupt noch nicht bemerkt. 


Weder die Häufigkeit der Darmwandbrüche und die der 
Darmgangrän, noch die Mortalität ist während des Krieges ge- 
stiegen. Die Zahlen sind: 


1908 1909 1910 1911 1912 1913 


Grundwahrscheinlichkeit. | 
Die Zahl der männlichen incarcerierten 
Brüche bleibt bei den Zivilpatienten bis 1915 
ungefähr auf gleicher Höhe, wohl.dadurch 
bedingt, daß ihre relative Zunahme durch. 
die Abnahme der absoluten Zahl der männ- 
lichen Bevölkerung infolge militärischer 
Einberufung wettgemacht wird. 


eingeklemmten Brüche beruht fast allein auf 
der Zunahme der weiblichen Patienten, und 
zwar steigt die Zahl der Schenkelbrüche 
sehon 1916, die der Leistenbrüche erst 1917 
deutlich erkennbar an. 
Die Häufigkeit der Darmwandbrüche hat 
nicht erkennbar zugenommen, ebensowenig 
die der Resektionen. Die Mortalität zeigte 
gleichfalls keine deutliche Änderung. 


F Literatur: Doose, D. m. W. 1917, S. 1449. — Dubs, D. Zschr. 
Darmwandbrüche . 2 EBI 1 1 2 1 f. Chir. 1919, Bd. 148, S.52. — Eunike, M. KI. 1917, Nr. 52 und D. m. W. 
Gangrän (Resektion) 6 7 7 10 3 1918, S. 321. — Hilgenreiner, Beitr. z. klin. Chir. Bd. 69, 5.431. — 


D 
modestalle ss 7 8 4 7 6 9 König, D. m. W. 1917, S.6. — Wiemann, D. Zschr. f. Chir. ‚Bd. 140. 


S. 161. — Über Statistik: Aebly, Korr. Bl. Schweizer A. 1918, 
| 1914 1915 EG 1917 1918 Nr. 25. — Fick, Med. Physik. — Liebermeister, Volkmanns klinische 
Darmwandbrüche 9, 4 6 8g 6% Vorträge, Innere Medizin 1815—1877, Nr.39. — de Montet, Korr. Bl. f. 
Gangrän (Resektion) 9 5 4 9 g Schweizer A. 1916, Nr. 52 u. 53. 
Todesfälle . . . . 2 1 6 7 8 


Das prozentuale Verhältnis ist also ungefähr das gleiche 
geblieben. Eine Erklärung für die starke Häufung der Darm- 
wandbrüche in dem Marburger Material ist zunächst nicht zu 
geben, aber die Möglichkeit eines Zufalls scheint bei den relativ 
niedrigen Zahlen doch nicht ausgeschlossen. 

Daß auch die Zahl der Gangrän und damit der Resektionen 
während des Krieges nicht hinaufging, ist aller Wahrscheinlich- 
keit nach eine lokale Eigentümlichkeit, durch die auch zur 
Kriegszeit günstige ärztliche Versorgung der Landbevölkerung 
und die relativ guten Verkehrsverhältnisse der hiesigen Gegend 


a 


Aus der I. medizinischen Abteilung des Franz-Joseph-Spitales in Wien 
(Vorstand: Prof. Wiesel). 


Zur Klinik des Pneumotyphus. 


Von ; 
Dr. Robert Löwy, Assistenten der Abteilung. 
Durch die Züchtung des Typhusbaeillus mittels der Gallen- 


anreicherung aus dem strömenden Blut, die in frischen Fällen m 
mehr als 90 % gelingt, ist der Beweis erbracht, daß die durch 


und Gallenkultur ohne Darmerscheinungen beobachtet wur en. 
Schon Mader hat dem Abdominaltyphus den Pneumotyphus ent- 
gegengestellt, ein Krankheitsbild, das dann von französischen Autoren 
durch eine Reihe sicherer Fälle abgegrenzt wurde. Auch yon 
deutschen Autoren folgten dann eine Anzahl gleichartiger ‚Beob- 
achtungen. Es sei nur auf Ortner), Posselt?), Rau‘) ver 


ea) Sie olw a) 


11 


Als Hjo mlo =le ef= 
Sle £ 
vje plo ~= el= o= 


1918 81 


Männliche Weibliche den Eberthschen Bacillus hervorgerufenen Erkrankungen als Al. 
Gesamtzahl Leisten- Brüche Leisten- Brüche gemeininfektionen anzusehen sind und dje so häufige Affektion 
f Schall Schenkel; des Darmtraktes eine Folge des Umstandes ist, daß dem Darm 
zi z % EEE = || „ | bei der Ansiedlung der Typhusbakterien nur die Rolle emer 
zz een en en 5 (een Prädilectionsstelle zukommt. Durch diese Tatsache waren auch 
galka tiae Zeps 8 | 2 | 5% jene Erkrankungsformen erklärt, die wohl durch den Eberthschen 
Ei SE = E Eee | a ER ER E> Bacillus hervorgerufen, eine septische Allgemeininfektion oder ver 
| | 8 | | | | | schiedene andere Organerkrankungen ohne klinisch nachweisbare 
eN 23 | | | 5 | | | | | Darmerscheinungen bewirkten und auch der autoptische Befund 
si o Bien | BR | keinerlei Darmveränderung ergab. Eine Reihe solcher Beob- 
RL | g| | | 17 | achtungen, die in der Literatur niedergelegt sind, hat Posselt’) 
1910 | 50 | Se | | A | kritisch zusammengefaßt. Besonders häufig finden wir bei In- 
u, | 24 | fektionen durch den Typhusbacillus eine Beteiligung der Lungen, 
1911 | 52 | 1 | | z | | meist wird sie aber als sekundäre auch dann aufzufassen Sein, Di 
| | Fen | | j | | sie die klinischen Symptome einer croupösen Pneumonie zeigt und i 
1912 | 44 | a E | Nachweis des Eberthsehen Bacillus im Sputum gelingt. Ni 
18 Al w allzu selten findet man frühzeitig pneumonische Erscheinungen 
j018 | 45 | 21 | 10 | 16 | 7 rOl im Vordergrund des klinischen Bildes. Es sei nur an die Typhus- 
selbe ES I 2 le epidemie unserer Armee im Jahre 1914/15 erinnert, in deren Ver- 
p 3 3 lauf sehr häufig Pneumonien mit positiver Widalscher Reaktion 
5 6 | 8 
w G 
6 7 
18 
12 
20 
6 


1) Lubarsch-Ostertag 1916 I. — 2) Posselt, l. c. 


1) Nur bis 15. August 1917. ®) M. m, W. 1911. 


(2 
Digitized by Google 


bedingt. So waren z. B. nach einer Mitteilung von Prof. En- P 


1908 bis 1918 lassen aus dem Zivilmaterial der Heidelberger Klinik 
folgende Schlüsse zu: Die Häufigkeit incarcerierter 
Hernien vor dem Kriege entspricht in ihrem — 
zahlenmäßigen Verhalten einer konstanten 


Die von 1916 ab beobachtete Zunahme der | 


2 


D 


- or. 7 >? 
a T——— IT 3. we 
wss EEST A IIT S j i ` 
m ee 2 . à ’ : 
35 E Sraa Er L Be 
s Ta Eo AF 


a 


wiesen. Vereinzelt liegen auch Veröffentlichungen über Pleuritiden; 
aus deren Exsudat Typhusbacillen gezüchtet ‚wurden, vor. Es 
wird allerdings. meist über ein eitriges Exsudat. berichtet, aber 


auch seröse und. hämorrhagische Ergüsse wurden gesehen. 


"Rosenthal und Vincent fanden Pleuritiden mit serösem 
Der‘ 


Exsudat, aus denen ‚sie Typhusbaeillen züchten konnten. 
cytologische Befund ergab fast durchschnittlich Lymphocyten, was 


. Vincent auch zur Annahme veranlaßte, daß es sich in- seinem 
Fall um eine tuberkulöse Pleuritis handelte, in. deren Erguß der 
Demgegenüber wäre auf 
die Mitteilung Briands!) zu verweisen, in der eine Plenritis 
ohne nachweisbare Tuberkulose mit positivem Paratyphusbefund 


Eberthsche Bacillus angereichert wurde. 


niedergelegt wurde. 
Die Krankheitsgeschichte, die im folgenden mitgeteilt 


= goll als Baustein zur Klärung. d 
- typhus dienen. ` 
F. J., 64 Jahre alt. 


von der Nahrungsaufnahme. 


er sich sehr matt und suchte deshalb das Spital auf. 
Hausgenossen war kurze Zeit vorher an Bauchtyphus erkrankt. _ 


. -Aus dem Status: Der Patient ist mittelgroß, der Knochenbau ist 
entsprechend, sein Ernährungszustand schlecht. Die Pupillen sind 
mittelweit und reagieren auf A. und L. Auch die anderen Hirnnerven. 
sind frei. Die Lippen sind leicht eyanotisch, Ödeme bestehen nicht. 
. Der Thorax ist starr, sein Tiefendurchmesser relativ groß.‘ Lungen-- 

befund: rechts hinten.sonorer Lungenschall bis zum Angulus scapulae, 

von dort an Dämpfung, sonst über der Lunge heller Lungenschall. Das | 
Atemgeräusch ist allenthalben vesiculär, das Exspirium verlängert; nur. 
über der Dämpfung ist das Atemgeräusch etwas schwächer und ist be- 
sonders: in der Axilla deutlich bronchial; stellenweise ist feuchtes 
Rasseln zu hören. Der Stimmfremitus ist verstärkt. Der Herzspitzen- 
stoß ist nicht tastbar, die Herzdämpfung nicht verbreitert, die I 

ie 
Arteria.radialis ist rigid, geschlängelt, der Druck erhöht. Der Puls regel- 


 töne sind rein, der: zweite Aortenton ist deutlich akzentuiert. 


mäßig, seine Frequenz 70. Es besteht erhöhte Temperatur (— 38,8 ©). 
Das Abdomen ist unterhalb des Thoraxniveaus, Milz und Leber sind 
nicht vergrößert. Die Reflexe ohne Besonderheiten. 


` _ . 18. Dezember. Dämpfung ist rechts hinten über der Lunge un- 
verändert, das Bronchialatmen noch hörbar, in der Axilla sind feuchte 


‚Rasselgeräusche und trockenes Rasseln zu hören. | 


18. Dezember. Über der Dämpfung das Atemgeräusch sehr stark 
abgeschwächt, kein Bronchialatmen mehr zu hören. Auch der Stimm- 
fremitus ist abgeschwächt. Bei der. vorgenommenen Pleurapunktion 
2 Im Sediment des Punktates findet 
man zahlreiche Leukocyten und Lymphocyten. Der Eiweißgehalt ist 
872% (Esbach). Die bakteriologische Untersuchung ergab Typhus- 


wurde seröse Flüssigkeit entleert. 


bacillen in Reinkultur (Prosektor Prof. Stoerk). 


Ä 23. Dezember. - Blutbefund: .4 900000 Erythrocyten, 9200 Leuko- 
: eyten, die differentielle Zählung ergibt: Polynucleäre 83%, Mono- 
nucleäre 6/0, Erythrocyten 29/0, Basophile1%o. Türcksche Reizzellen 1°/,. | 


Die Widalsche Reaktion im Blut ist stark positiv. 
~ _ 81. Dezember. Es bestehen noch geringe abendliche Temp 
steigerungen. Der Patient fühlt sich subjektiv wohl. Status idem. 
-Bei der wieder vorgenommenen Pleurapunktion ergab sich seröses 
Exsudat, aus dem nach Anreicherung in Galle wieder Typhusbacillen 
in Reinkultur gezüchtet wurden. Das Blutserum agglutiniert. Typhus 
1:4000, Paratyphus A 1:300, Paratyphus B 1:2000. 
; Am 4, Januar tritt unter heftigem Kältegefühl Temperatursteigerung 
bis 89° C ein. Der Harn wird dunkel verfärbt. Harnbefund: Sauer, 
specifisches Gewicht. 1017, Albumen positiv, Urobilin negativ, Urobili- 
 _ nogen (spektroskopisch) 1:2 positiv, Diazo negativ. Im Sediment findet 
man zahlreiche rote und weiße Blutkörperchen, hyaline und belegte 
Cylinder. Aus dem Harn konnten Typhusbaeillen. gezüchtet werden. 
‚ Auch-die, aus der Pleura entleerte Flüssigkeit ergab eine Reinkultur 
von Typhusbacillen. | B | "i | 
‚9. Januar. Patient fiebert andauernd. Die Harnmengen sind klein 
(600 bis 700 ecm.in 24 Stunden), aus dem Harn wurden wieder Eberthsche 
acillen gezüchtet, 7 P T 
12. Januar: Der Patient ist fieberfrei; klagt aber über intensive 
Kreuzschmerzen.. Die Zunge ist belegt, trocken. Sonst über der Lunge 
Ä die Dämpfung noch in einer Ausdehnung von drei Querfingern nach- 
Di 16. Januar. Im Harn ist Blut (chemisch) noch stark positiv; die 
lurese ist auf 1400 bis 1600 angestiegen. Das Blutserum agglutiniert, 


-3) Zschr. f. Heilk. Bd. 82. 


` ° 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. 


wird, 
er Frage des primären Pneumo- 


| Die Familienanamnese ist ohne Belang. 

Der Patient kann sich an Kinderkrankheiten nicht erinnern und gibt. 
àn, immer gesund gewesen zu sein. Zum erstenmal erkrankte er im 
August 1918 mit Schmerzen in der rechten. Oberbauchgegend. Die 
Schmerzen traten anfallsweise, meist gegen Mittag auf und ließen, wenn 
er sich niederlegte, an Intensität nach. Sie waren aber unabhängig 
Kältegefühl und Fieber bestanden nicht. 
Seit Mitte Oktober hatte er keine Schmerzanfälle mehr. Anfangs De- 
zember verspürte er intensive Schmerzen in der rechten Brustseite, 


die besonders beim tiefen Atemholen recht heftig wurden. Seither fühlt 
Einer seiner 


eratur- 


Typhusbaeillen 1:2000, Paratyphus A 1:300, Paratyphus.B 1:2000; das 
Pleuraserum agglutiniert den Pleurastamm: bis 1:1200. 

27. Januar. Der Patient ist auffallend blaß, Die Schleimhäute sind 
stark anämisch, die Arterien schlecht gefüllt. Riva-Rocei 142/90. — Harn- 
befund: Albumen positiv, Blut chemisch positiv. Im Sediment sieht 
man massenhaft. rote Blutkörperchen, vereinzelte Blutcylinder, hyaline 


'Cylinder und spärliche feingranulierte. ‚Esbach {1 °/o _ Be, 
8i. Januar. Der Patient ist stark: anämisch, der Puls ist klein, 


die Harnmengen gering. — Blutbefund: Erythrocyten 2500000, Leuko-- 
eyten 14300 (polynucleäre Leukocytose). Sahli-45. . Ga A a 
8. Februar. Exitus. . BR 
„Klinische Diagnose:. Pleuritis subacu 


rhagica (Nephrotyphus?). - ar LEE 
 . .. Obduktionsbefund (Prof. Stoerk): Recente hämorrhagische Nephri- 
tis mit ziemlich zahlreichen Blutpunkten in der gequollenen trans- 

renten Rinde. Cystitis mit spärlichen kleinen Blutungen. Ältere 


a 
Pleuritis, respektive Residuen derselben über dem rechten Unterlappen: . 


Mehrfache Synechien der Gallenblase. Allgemeine Anämie, _ Ä 
Mikroskopischer Befund der Niere: An zählreichen Glomerulis 


‘zeigen sich die Veränderungen einer ziemlich jungen, glomerulitischen 
Schädigung, und zwar sowohl solche der jüngsten Stadien mit Kern- 


vermehrung im Schlingenbereich infolge von Endothelwucherung und 


von Leukocytenansammlung im Schlingenlumen, wie auch der an-. 


schließenden Phase mit Proliferation des Kapselepithels. Kombiniert 
mit diesen Veränderungen: zeigt sich dann an einzelnen Malpighischen 
‚Körperchen frische Blutung in dem Bowmanschen Raum, beziehungs- 
weise in die anschließenden Abschnitte der zugehörigen Kanälchen- 
lumina. Von diesen Veränderungen ist aber nur ein Teil der Malpighischen 


Körperchen läßt charakteristische Veränderungen nicht. erkennen. 

Gelegentlich ist das Auftreten perivasculärer Infiltrate zu sehen. _ 
. Das Epithelprotoplasma der Tubuli contorti zeigt in sehr aus- 

gedehnter Weise die Veränderung der „vasculären Degeneration“. 

-© ` Galle und Milz sind steril. u 


Der in der dritten Krankheitswoche erhobene bakteriologische - 


Befund des an eine Pneumonie sich anschließenden pleuritischen 
Exsudates, welcher eine Typhüsreinkultur ergab, ließ. drei Mög- 


lichkeiten der Erklärung offen: Entweder handelte es sich um 


einen abgelaufenen Darımtyphus mit Anreicherung des Eberthschen 
Bacillus in einem tuberkulösen Exsudat;: dafür wäre der. cyto- 


logische Befund, der neben Leukocyten auch Lymphocyten ergeben 
hatte, verwertbar gewesen. Oder wir hatten es mit einem Bacillen- Er 


träger zu tun, vielleicht in der Gallenblase. (Cholecystitis typhosa 


mit sekundärer Einwanderung der Typhusbaeillen in die Pleura 
woran man mit Rücksicht auf: die ahamnestisch erhobenen 


Schmerzen in der Gallenblasengegend denken mußte, und endlich 


\ 
konnte-es sich um einen jener seltenen Fälle von primärem 


Pleuropneumotyphus handeln, analog der obenerwähnten Beob- 


| achtung von Briand., > 3 Ä 
Durch die hochpositiven und allmählich absinkenden Agglu- 
tinationswerte des Serums auf den TyphusB (31. Dezember Typhus . 
1:4000, 16. Januar 1:2000) konnte. wohl ausgeschlossen werden, 
daß wir bei der vorliegenden Beobachtung es nur mit einem Ba- 


cillenträger und nicht mit einer durch den Eberthschen Bacillus 
hervorgerufenen Erkrankung zu tun hätten, da so hohe Agglu- 
tinationswerte unbedingt für eine noch bestehende Erkrankung 


sprachen, ganz abgesehen davon, daß für. einen abgelaufenen 


Därmtyphus keine anamnestischen Angaben verwertbar waren, 
Die Lymphocytose, welche die ceytologische Untersuchung 
des Pleuraergusses ergab, scheint, entgegen der von französischen 
Autoren vertretenen Ansicht, mit zu den Eigenheiten der Typhus- 
pleuritis zu gehören. | 
klinisch noch später anatomisch ein Anhaltspunkt. für eine tuber- 
kulöse Pleuritis gefunden. werden. Damit war aber auch die Mög- 


lichkeit. einer Anreicherung der Typhusbacillen in einem schon 


bestehenden tuberkulösen pleuritischen Erguß ausgeschlossen 
worden. Da die bei der Autopsie vorgenommene bakteriologische 
Untersuchung der Galle und Milz ein negatives Ergebnis. hatte 
und sich auch weder am Darm noch an den mesenterialen Lymph- 


drüsen Veränderungen fanden, die für einen abgelaufenen Typhus 
' verwertbar gewesen wären, war es wohl eindeutig, daß es sich in 


der oben. beschriebenen Beobachtung um einen reinen Pneumo- 
pleuratyphus gehandelt hat. Erwähnenswert ist noch der Um- 


stand, daß eine Hausgenossin des Patienten, die drei Wochen 


vorher erkrankt war, wegen eines Darmtyphus in unserer Anstalt 
in Behandlung stand. | 

Ganz kurz sei noch 
Plötzlich setzte unter Schüttelfrost eine Hämaturie ein mit gleich- 
zeitiger Olygurie, welche unter: den Erscheinungen einer Anämie 
zum Tode führte. Das Fehlen der Ödeme, das Ausbleiben jeder 


; f es E O 
EN 
“Ne » 
5 Er v ` 
D K 
TO . a 
4 . ' 


ta typhosa; Nephritishaemo- 


Körperchen -betroffen: sicherlich mehr als die Hälfte der 


Denn in unserem Falle konnte weder 


auf die Affektion der. Niere verwiesen. 


Pr TN Po run in) ; 
- u ERBE a Ca 


Be R , 5 i 
(a . . ` S r 

X - R 

mr m ER k - 

-> zr: nenne S 
š N 2 E N EN a ' Se 
F Fu BE FE 
} Ea =- : - EIER "i A n 


+ 
rm [nen \ 
TREE 


RE Ren Fe an AR a 
. i Ne Ba f 
We A i un Ya I š . 


s: 5 AT g d . $ 5 
x A . S 7 
alles . ; . 

rn nenn un š 

u nn nn è 
T - FE . : a e pene 

SIRRI DE Z u RI N ee m 
; E E 5 2 RAEN sw 


> 


198 


größeren Drucksteigerung deuteten wohl schon klinisch darauf hin, 
daß wir es nicht mit einem diffusen glomerulitischen Prozeß zu 
tun hatten, eine Annahme, die durch den mikroskopischen Befund 
bestätigt wurde. Der positive Bacillenbefund im Harn kann nicht 
eindeutig verwertet werden, da vor dem Auftreten der Hämaturie 
eine bakteriologische Untersuchung des Harnes nicht vorgenommen 
worden war. Der histologische Befund macht es aber wahrschein- 
lich, daß der Eberthsche Bacillus oder seine Toxine zu dieser 
herdförmigen Nephritis Volhard-Fahr geführt haben; eine Form 
einer renalen Erkrankung, die wohl bei Streptokokkeninfektionen 
relativ häufig, bei typhösen Erkrankungen nur selten beobachtet wird. 

Unsere Beobachtung zeigt, wie eine Reihe der in der Literatur 
niedergelegten, daß bei Infektionen durch den Eberthschen Bacillus 
auch die Lunge als primärer Lokalisationsort des Typhus B in 
Betracht kommt; lokale histogene Disposition und Beschaffenheit 


der Toxine dürften, wie Posselt hervorhebt, für die primäre 
Organerkrankung entscheidend sein. 


_ 


Arbeitsleistungen und Nahrungsverbrauch von 
i Schwerarbeitern. 
Von 


Bergrat Witte, Recklinghausen. 


In einer Bekanntmachung der preußischen Regierung über 
die Zustände im oberschlesischen Steinkohlenbergbau vom 20. März 
1919 ist angegeben, daß die Leistung. eines Arbeiters je Kopf und 
Schicht im Frieden 1,3 t, gegen Ende des Krieges 0,8 t und im 
März 1919 nur noch 0,5 t Kohle betragen hat. Ein derartiger 
Rückgang der Leistungen ist nur durch die vollkommen unzureichende 
Ernährung der Bevölkerung in den Verbrauchsgebieten zu erklären, 
Für jedes Lebewesen ist ein zahlenmäßiger Zusammenhang zwischen 
Arbeitsleistung und Nahrungsverbrauch feststellbar. Beispielsweise 


hat man für ein Pferd von 500 kg Lebendgewicht folgende Ver- 
brauchszahlen ermittelt: 


Bei schwerer Arbeit 7500 g Stärkewert und 900 g Eiweiß 
„ mittlerer „ 58008 600 g 
„ schwacher „ 4600 g 400 g 


Aus diesen Zahlen geht hervor, daß eine Einschränkung des 
Nahrungsverbrauchs genügt, um aus einem Sch w er arbeiter einen 
Schwacharbeiter zu machen. Auf die Rückkehr der Friedens- 
leistung ist also erst dann zu rechnen, wenn der Bevölkerung die 
Friedensernährung verabfolgt wird. Zahlenmäßige Feststellungen 
über den Friedensverbrauch an Nahrungsmitteln sind deshalb gegen- 
wärtig von besonderem Wert. 

Umfangreiche Erhebungen über den Nahrungsverbrauch der 
oberschlesischen Bergarbeiter, deren Leistungsrückgang in der 
eingangs erwähnten Bekanntmachung beklagt wird, sowie sonstiger 
'Schwerarbeiter des oberschlesischen Industriebezirks hat der Berg- 
assessor Kuhna in den Jahren 1591/1892 vorgenommen und in 
dem Werke „Die Ernährungsverhältnisse der industriellen Arbeiter- 
bevölkerung in Oberschlesien“!) veröffentlicht. In der zahlenmäßigen 
Auswertung der Einzelerhebungen sind jedoch verschiedene Un- 
genauigkeiten nachweisbar, sodaß der von Kuhna ermittelte 
Durchschnittsverbrauch als maßgebend nicht anzuerkennen ist. Da 
die Verbrauchszahlen für jeden Haushalt einzeln angegeben sind, 


war es möglich, Durchschnittssätze für den Verbrauch von folgenden 
Gesichtspunkten aus neu zu berechnen: 


1. Der Nahrungsverbrauch von Arbeiterfamilien läßt sich 
entweder für den Kopf der Familienangehörigen oder für die Ver- 
brauchereinheit, das heißt den Erwachsenen, berechnen. In letzterem 
Falle sind die Kinder mit einem ihrem Verbrauchsanteil entsprechenden 
Satze zu berücksichtigen. Der Verbrauchsanteil der Kinder wird 
verschieden geschätzt. Kuhna hat einen zu niedrigen Satz an- 
genommen, denn er hat beispielsweise Kinder bis zu zwei Jahren 
einschließlich als !/,, Einheiten bewertet. Die Neuberechnung ist 
für den Kopf der Familienangehörigen durchgeführt und die Zahl 
der Kinder unter 14 Jahren besonders vermerkt, 

2. In Hausständen mit Viehhaltung wird in Rücksicht auf 


die Tierfütterung auf reichliche Nahrungsabfälle hingearbeitet. Um 


den Betrag der Mehrerzeugung an Abfällen wird also in vieh- 
haltenden Hausständen der menschliche Verbrauch zu hoch an- 
gegeben. Zwecks genauer Erfassung des menschlichen Verbrauchs 
einschließlich der zugehörigen Wirtschaftsabfälle sind bei der Neu- 


a) Leipzig 1894, Verlag von Duncker & Humblot. 


Ei = er e = 
j [73 ‘ mE z u ÅER z 
à In wer Ei ~! P KEO „_ Ak 2 
pi iD m. - 2 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. 


RN: Aa 


a er 
u E 
10, A 
Y ER 
ne A P 


ausgeschieden. | 
3. Infolge mangelhafter Auswahl oder unzureich 


` 


nem 


angaben, die sich nur unmittelbar im Anschluß an die Erhebung richtig- 


Tafel I. 
Verbrauch, berechnet auf den Kopf und Tag, getrennt nach fünf Gruppi 
von Haushaltungen. | 


Gruppe 
Ä $ 
I LI LI IV ae 
| 

8 8 ee | Ez 

| | ger 

Mela A N TE 239 | 26 | 293 | 23 | 209 

Tot... s SR N A E E ESE 47 39 Se 

Hülsenfrüchterfek 5, 0 3 or Pr 15 15 |: aori seo 

3 Ce a EEE o a 13 14 | 13 | 14 | 16 

Kartotleli 7. mr ee 482 591 512 | 549 659 

TAU RT DR A A a 148 175 183 | 181 | 18 
Zücket m T E ET A 2 N: Dr) 33 35 | 30 32. 

Milch ee A E {27 | 12 79 TOA 

Buttermilch aa a rn re) 30 27 |, 72] Seoul 

UOTE EN RR RE a E E 10 10 | 6 amt 10 

Rügen a he N 5 5 M > 

Sehweinetlcisch EEE 45 86 || 32 Se N 

E SAE EA A A T u Am gga EE) 

Bott T ee SE 10 6 en 2 | 1 

WurgtrAa ar o S ORL RATE 7 6 jo BiA: 

Rindfleisch) aae mes a er 24 52 | 8 2.1 RPS 

Hering. Gr ee A 11 6 | 9 Er! 6 

Bad IT Er ee I a a aa a 4 2 | u 3 3 
E a 


Summe RKohlehydrate | 
Fett 


N 
SEE, | 385 | ao] sie 38 
R er ET A E 60,8) 95| Bull 603] 559 
AEE Nwel n en ee a A 565, 629| 534| 535| 538 
i i n 
Nährwert (Calorienwert) -. . . 2.2... | 2180 | 2339 | 2236 | 2292 | 2150 


*) Einschließlich anderer magerer und mittelfetter Fleischsorten. 


Der Verbrauch, berechnet auf den Kopf der Familienangehö- 
rigen und den Tag, ist in Tafel I, getrennt für fünf Gruppen von 
Haushaltungen, dargestellt. 

Gruppe I. 16 Haushaltungen in Kattowitz und Königs- 
hütte mit 100 Personen, darunter 54 Kindern unter 14 ‚Jahren. 

Gruppe II. 14 Haushaltungen in Laurahütte, Myslowitz 


und Schoppinitz mit 68 Personen, darunter 38 Kindern unte 
14 ‚Jahren. | 


Gruppe Ill. 13 Haushaltungen in Miechowitz und Mikult- 
schütz mit 68 Personen, darunter 37 Kindern unter 14 Jahren. 


Gruppe IV. 15 Haushaltungen in Zaborze mit 86 Personen, 
darunter 42 Kindern unter 14 Kindern. 


Gruppe V. 14 Haushaltungen in Zabrze mit 75 Personen, 
darunter 45 Kindern unter 14 Jahren. 

Die ausnutzbaren Nährstoffe (Kohlehydrate, Fett, Biweiß) 
und der Nährwert (Calorienwert) sind nach der Nährwerttafel von 
König berechnet. Da die oberschlesische Arbeiterschaft fast 
ausschließlich haus backenes Roggenbrot verzehrt, ist der Ver- 
brauch an Getreideerzeugnissen in der Hauptsache als Mehlver- 
brauch nachgewiesen. Bemerkenswert ist der der Gewöhnung 
und dem Geschmacke der Bevölkerung in Ostdeutschland ent- 
sprechende hohe Verbrauch an Kartoffeln und Kraut. 

Weiterhin ist in Tafel II der Durehschnittsverbrauch für den 
Kopf und Tag innerhalb der untersuchten 72 Haushaltungen der 
Gruppen I bis V mit 397 Personen, darunter 214 Kindern unter 
14 Jahren, nachgewiesen. Dem Durchschnittsverbrauche von 
2236 Calorien steht ein Höchstverbrauch von 2339 Calorien m 
Gruppe II und ein Mindestverbraueh von 2150 Calorien m 
Gruppe V gegenüber. Der Mehrverbrauch von rund 5% und der 
Minderverbrauch von rund 4% liegen innerhalb der bei gleich- 
artigen Erhebungen als zulässig zu erachtenden Fehlergrenzel: 
Das Durchschnittsergebnis von 2236 Calorien für den Kopf und 
Tag kann deshalb als brauchbare Grundlage für die Schätzung 


des Nahrungsbedarfes von Schwerarbeiterfamilien al 
gesehen werden, 


. „In Arbeiterfamilien, deren erwachsene männliche Familien: 
mitglieder keine schwere körperliche Arbeit verrichten, hat man 
einen Durchschnittsverbrauch von 1900 Calorien für den Kopf 


Digitized by Google 


due Br 
. MAN 


yugust. 
berechnung alle viehhaltenden und ackerbautreibenden Hausstände 


ender Auf- 
klärung der Haushaltungsvorstände, die die Aufzeichnungen über 
den Verbrauch liefern, kommen gewisse Fehler in die Verbrauchs- 


S 


z 


ar 


stellen lassen. Faßt man die Einzelangaben orts- oder gruppenweise 
zusammen, so kann man die ungefähren Fehlergrenzen der Erhebung ` 
feststellen und einzelne aus dem Rahmen der übrigen Zahlen 

herausfallende Ergebnisse als offensichtlich fehlerhaft ausscheiden. 


7.10; August.: 


-~ 
m 


....hat, in. die Rubrik Nr. 8: 


daraus hervor 


Tafel. 


Verhriuch, berechnet auf den Kopf und Tag, im Durcbsehnist der 


fünf Gruppen’ von’ Haushaltungen. 


| . sfe Calo- ` 


S Fett |Eiweig |‘ rien- 

TO 2 ` | wert 

ge | 8. 8- g: ' 

Mehl SE AT E E E E 257 m | 26 | 3216 812 
r N a ee ee ee 22 11 -0,1 0,9 48 
Hülsenfrüchte Say a a Ar ar A 15.) 7 0,1 2,5 39. 
Reels wen ae de a A o 14 ' ii 0,1 0,9 48 
Kartoffeln a OR a GEN 564 lii 1,1 8,3- | : 493 
Kraut»... 2. 8 en a e 0 150 5 0,5 156 ; 30 
- Zueker ar. a ee ee ie Ya 82 32 — . — 127. 
Milch 113 -5 ‚88 |: 86 76 
Butterzatich E E 33 1 | 02 1,0 12 
u nr ae en he ee lee aa 9 — 78 — 69 

7 3 = 04. 1,0 9 

Schweinefleisch - el a a 41 — 14,3 5,8 161 

poki ae a ae a ne 28 — 19,1 2,3 190 

Bet. E SE E E E 4 _ 38 | — 35 
U A er de 5 — 1,8 0,8 21 
Rindfleisch u Dr RL NE Be Be ee 26 — 1,8 5,0 . 42 
ME . 2.2220. ee E OA 8 — 1,8 1,5 19 
Eier er daada a Rh an a ee Sa ee 3 — 0,3 0,4 ‚5 


h | 354 5 58,6 | 57,1 | 2236 


- 7 Einschließlich anderer magerer und mittelfetter Fleischsorte en. 


s id Tag festgestellt), Für die Gesamtheit der Arbeiterfamilien 
kann-man mit einem Durchschnittsverbrauche, der zwischen 1900 


5 “und: 2236 Calorien liegt, also rund 2100 Calorien beträgt, rechnen. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINK — Nr. 32. 


| ermittelten physiologischen ` Bedarfe, 
gegenwärtig bestehende, die eine. tägliche Nahrungszuteilung mit 


799 - 


raam 


Niimi man in. ET mit Wërishófter an, daß- . 
Kinder unter 14 Jahren die Hälfte des Nahrungsverbrauchs der -` 


Erwachsenen haben und daß in Arbeiterfamilien die Kinder diè E 2 o, l 


Hältte der. Kopfzahl stellen, só errechnet ‚sich der Durchschnitts- 
‚verbrauch der Erwachsenen zu‘ 2800 Calorien, derjenige der 
Kinder zu 1400 Calorien je Kopf und Tag. Innerhalb-der Gesamt- 


Kinder rund 30% der Kopfzahl. Für ganz Deutschland ist hiernach 


| mit einem Durchschnittsverbrauche von rund 2400 Calorien für 
| den Kopf und Tag.zu rechnen. - -. 


Der nach den Aufzeichnungen der cudad Haushaltungen 
errechnete Verbrauch deckt sich mit dem auf Grund von Versuchen 


einem Nährwert von rund 1400 Calorien für die Verbraucher vor- 


` sieht, setzt sich mit den einfachsten statistischen und physiologischen 


Erfahrungszablen in Widerspruch. Der: Zustand, daß der Bedarf 
nur zu drei Füufteln. gedeckt wurde, war nur durch die gewaltigen 
Zufuhren. des Schleichhandels aufrechtzuerhalten. Die Folgen - 
waren eine vollständige Erschöpfung in den Verbrauchsgebieten, 


| ein früher nicht für möglich gehaltener Tiefstand der Arbeits- 


leistungen und ein Widerstand weiter Kreise gegen jede geregelte 
Arbeitstätigkeit. Eine Steigerung der daniederliegenden Leistungs- 


| fähigkeit ist nur nach Maßgabe der Erhöhung der Rationen für ~ 


| die erwachsenen Verbraucher :bis zur Wiederherstellung def 
Friedensrationen, das heißt bis: zur Deckung, des vollen Nahrungs- 
bedarfs aus inländischer ‚Erzeugung in SERDESNIE, mit den Zu, 


i fuhren des Auslandes, zu er warten. 


Ärztliche Gutachten : aus deni Gebiete des. Versicherungswesens (Batch und Privat Versicherung). 
Redigiert von San.-Rat Dr. Hermann Engel, Berlin W30. 


Zur Frage der sogenannten Spätapoplexien nach Unfall. . 


Von 


San. Rat Dr. Hermann Engel, Berlin- ee 
. Gerichtsarzt des Oberversicherungsamtes Groß-Berlin. - 


Der :59 jährige Müller R. erlitt am 30. März 1917 vormittags 


- 11 Uhr 45 Minuten einen Unfall durch Sturz von einer Leiter. 


. Die Zeugen bekunden, daß der Vorgang sich kurz vor zwölf Uhr 

abgespielt hat. Während V. eine Laterne holte, sei R. von anderen 
-~ von der Unfallstelle ` herausgeschafft gewesen nd hätte mit einer 

‚stark -blutenden Wunde am Kopf auf einer Bank gesessen und 
gejammert. Es ist also eine irrige Angabe, wie sie auch schon 
- yon dem Zeugen-'W. als solche bezeichnet war, wenn R. bei der 
- Pölizeilichen Untersuchungsverhandlung angab, er habe dreiviertel 
Stunden bewußtlos gelegen oder gar in dem Schreiben vom 11. April 
1918 ‚behauptet, der Unfall sei vormittags 91/2 Uhr eingetreten, 


und er sei erst um 121/4 Uhr zum Bewußtsein zurückgelangt. 


ur -Die Annahme des erstbehandelnden Arztes Dr. M., an der 
linken Schläfengegend habe. sich ‘eine narbige Vertiefung (Delle) 

 vorgefunden, ist durch die Gutachten des Dr. H. vom 28. Februar 
.. 1918 und des Medizinalrat Dr. St, vom 21. August 1918 widerlegt. 


| R. ist vom 80. März 1917 bis 12. April 1917, also nur 14 Tage 
| rank und arbeitsunfähig gewesen, vom nächsten Tage an war. 


‚ er gesund und .erwerbsfähig; und hat dann vom 13. April bis 
4 Juli 1917 gearbeitet, 
| In dem Arztbericht vom 17. November 1917 hat Dr. M. die 
"Tatsache, daß R. am 5. Juli 1917 einen Schlaganfall bekommen 
„Sind an dem Verletzten noch sonstige 
Gebrechen, welche bereits "vor der Verletzung bestanden haben, 
bemerkt worden und welche?“ eingetragen. | 

Wenn auch der Vermerk auf die Einschränkung „welche 
bereits vor der. Verletzung bestanden“ nicht zutrifft, so geht doch 


Zusammenhang mit dem Unfall stehend betrachtete. Erst in seinem 
chreiben vom 23. November 1917 kommt Dr. M. zu dem Schluß, 


‚daß der Schlaganfall offenbar „mehr oder weniger“ mit der erlittenen l 


bori zusammenhänge. . 
Dr. G. kommt zu dem Schluß, daß es sich um ‘eine direkte 
Unfällfolge bei dem Schlaganfall nicht gehandelt habe, immerhin 


hät der Unfall eine wesentliche Verschlimmerung eines schon | 


vorbestehenden Leidens (Entartung der Gehirnarterien) herbeigeführt, 
Saa, 
1) Vergleiche Technik und Wirtschaft 1919, H. 1, 


‚von Arbeitern“ ‚ „Die Ernährung 


daß Dr. M. den Schlaganfall damals als außer | 


| weswegen der Schlaganfall mit einiger Wahrscheinlichkeit als Unfall- 


folge anzusehen sei. 
Dr. H. sagt: Ganz von der Hand zu weisen ist- ein Zusammen-... | 


hang (zwischen’Unfall und Schlaganfall) wohl nicht, wenngleich 


die. Zeit von drei Monaten zwischen Untal und ‚Schlaganfall eine ` 


recht lange. ist. | 
Medizinalrat Dr. St verneint in seinem Gutachten vom 


21. August 1918, daß der Schlaganfall direkte Unfallfolge sei. Er 
führt weiter aus: Der.Unfall war jedenfalls kein leichter, da sicher 
Bewußtlosigkeit vorhanden war, also Gehirnerschütterung bestand. 


Daran hätten sich andauernd Kopfschmerzen und.Schwindelgefühl 


geschlossen, das heißt Zustände, die eine gewisse Reizbarkeit : ` 
im Schädelinnern erkennen ließen, jedenfalls herrührend durch 
Circulationsstörung (Blutüberfüllung) im Anschluß an. die Gehirn- | 


erschütterung. 
und’ zudem in einem besonders staubigen Betrieb arbeitete, so sei - 


klar, daß’ dabei der Kräfteaufwand wiederum ein gesteigerter sein 


müßte, was ebenfalls auf die Blutverteilung im Gehirn ungünstig ® 
l einwirken müßte. 


Da nun diese schädlichen Momente ein weit- 
gehend gebrechliches Schlagadersystem trafen, so könne doch mit 
Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß die dauernde Blut- 
überfüllung der Gehirngefäße infolge. des Unfalles genügte, um die 
Zerreißung vollends herbeizuführen. | i 
Hiernach verurteilte das Oberversicherungsamt die Berufs- 
genossenschaft zur -Zahlung der Hinterbliebenenrente, wogegen 


| Rekurs beim. Reiohsversicherungsamt eingelegt wurde. . 


Begutachtung. 


Die Ursache eines Schlaganfalles durch Gehirnblutung. ist 
stets in einer Erkrankung der Wandungen der kleinen. Gehirn- 
arterien zu suchen. Am häufigsten finden wir sie daher bei solchen 
Personen, die an allgemeiner Aderwandstarre (Getäßverkalkung, 


Arteriosklerose) leiden. 
Bei R. bestand. eine solche, wie die ärztlichen Gutachten 


erweisen, in hohem Grade. 


. „Eine weitere unbestrittene Erfahrung geht dahin, daß die 
große Mehrzahl der Gehirnblutungen im reiferen Alter, in den 
fünfziger Jahren vorkommen, also in der Zeit, in der "auch die 
Aderwandstarre ihre ' höheren Grade erreicht. R., stand kurz vor 


"Vollendung des 60. Lebensjahres. 


‚Bei derartiger Sachlage kann ein Schlaganfall schon beim 
Husten, Räuspern, Niesen, Pressen, also bei den täglichen Vor- 


| kommuissen. des Lebens, ja sogar während .der Beitruhe ohne 


jedes veranlassende äußere Moment ‚eintreten, 


 bevölkerung Deutschlands stellen ‘die Erwachsenen rund 70%, die,’ =.. 


Eine Rationierung wie de `> >c 


er ee) 
= LE < 


. f aa $ = 


Da nun R. unter Überwindung: seiner Störungen 


K“ RT er à t- = RI en ma . s 
K : Er er . A Se i Zg . A ee $ 
, ? s $ 23% Pe . se er i 3 Jaa . 
f S f ee F 0, - Dual = BR Ze ae, am 2 5 SUDE a - 
F 0 a Pe ” 2 4 = i ki f . ’ e # s ,. 
E3 X Kt 5 $ 5 . k i . Br - a .. ’ z A ` R R s = 2. ä 
s k - nz -< f - N ` B > . 5 
piae o ES > .- a A re ý esik . oe en, ` M a A SS 1. y 2 X Pe b NS 
7 mre Ten ie wir roer x 4 x . Pe: ES $ ieS a en El . o we EN ; $i e i ; 
x $ s RC ra o (br = > A - BET: - š 3 nn : ; GaS a £ y ie Eau E a e à 
ee PER Er ie u 288 78 ”. ; a = . 8 ` MEE a TE e D aE RS ar a A F A E “ ~- oA 5 = ka n = g hr 
F k z A = g 3 ea = 7 aun 2 Š u > = 3 $ aN . 2 5 Se BP 5 N a N - ' . e . 
4 ER " An s Be a Ta - 4 KH “ den, mm -% = ~ een 3 ` 2 > Sr + © ee ‘ sora er y a? 
AR En Š Sea TR 4 e a E - Ize 2 $ è - > ` a € P „u R Kg - 
: ` à ` - s en Ba i ENa a ER . Be 5 = a ri. a x R x 3 = u. g 
a Bun Zur = - EEE E Š Any rain, EEE EZ ZEN E EA wer eg r e a Ler ve PET EEE N a, ee & Sn | 2 ` -- r kos 
4 € = ~ ED E S rg ; - E 5 a neg, g ran . Al o Sa ay, = N > v k ra Venetien s emgan k or, ` .. R 
Er Ra aa aae E a eo ae N a ES ze - . ._ APR eu z ee : des a Be ee T Er Pa Ne 1 an “ j ETN A A ae Dre E e 
` 2 = T HUTE SAT ES P Rn i e oN: 2 - = re EG age? SR ac m `. an Be ee Er 2 Br de i .. 4 ee Pai y wa Part 
- z443 r A oo. ee EEE E . ER - Ce tr P - a ne e ak A S ae - 3 , 
S 2 EN Eu m ar te, 2 à R E er ee EN ph ‘ z P z 
Ten F A A Ne a DT EE ee E ` Dre - & a Der a IE IR ER E ` -= rt asa 
Pe N Rn N ie a $ x A Ba ee k ia a 
X E ge RE ET = _ er z R A z . 5 ; dte Í = „in 
A = a E - * Hg a A rg A Alias shi. G o. ya 


DL TR De ou 
SP ra 


Ben 


w. 


sehr SEE 
In ae 


ei eg! 
Dr a 
E a N e: 


en. - 
we 
ZERI 


2a ty SE Aa OR " 
en R DU a = = . 
.. er BA m. Troa 
Se T a 
B : 2 
A = x 


PE PRE 0 ER? roy 
in engen 
DERS NA AEA = k Dair ee ag ei 
.. kn j 5 
Su 


800 


Soll daher ein Schlaganfall als Unfallfolge anerkannt werden, 
so muß verlangt werden, daß derselbe unmittelbar oder wenigstens 
in begrenzter Zeit der beschuldigten Gelegenheitsursache folgt. 
Insofern bieten die nach erheblichen Kopfverletzungen ‘alsbald 
auftretenden Gehirnblutungen keine Schwierigkeit für die An- 
erkennung als Unfallfolge. 

Nun hatBollinger in derFestschrift fürRudolfVirchow 
1891 auf die sogenannten traumatischen Spätapoplexien (Schlag- 
anfälle einige Zeit nach dem Unfall) aufmerksam gemacht. Es 
sind Fälle beobachtet worden, in welchen am 3., 8., 9., 20., ja 
sogar am 52. Tage nach einer Kopfverletzung eine Spätblutung 
einsetzte. Der letzte Zeitraum erscheint allerdings recht lang. 

Langerhans und v. Monakow legen den Hauptanteil 
an der Entstehung der Spätblutung nach Unfällen auf die Gefäß- 
veränderung. Diese Anschauung wird ärztlich allgemein geteilt 
und ist hier auch von den Vorgutachtern vertreten worden. 

Thiem vertritt den Standpunkt, daß die schädliche Ein- 
wirkung auf das Gehirn und seine Gefäße, nämlich heftige dauernde 
Kopfschmerzen, Erbrechen, Pulsverlangsamung, Schwindelanfälle 
usw., Sich sofort zu erkennen geben muß. 

Erbrechen und Pulsverlangsamung wird aber hier von keinem 
der beteilisten Ärzte erwähnt. Kopfschmerzen und Schwindel- 
anfälle sind andererseits ein so gewöhnliches Attribut der Ader- 
wandstarre in den Hirngefäßen, daß sie mit hoher Wahrscheinlich- 
keit schon vor dem Unfalle bestanden haben, wenngleich sie dem 
R. während seiner gewohnten Arbeit weniger, vielmehr erst bei der 
durch den Unfall bedingten Arbeitsunterbrechung zu Bewußtsein ge- 
kommen sind. Es fehlte also der beweisendste Teil von Hirnreiz- 
erscheinungen. Da nun der Verletzte schon nach kurzer Zeit 
obendrein noch eine Zeitlang in derselben Weise, wie vor dem 
Unfalle gearbeitet hat, so wird man sich den hierfür von Thiem 
(Handbuch der Unfallerkrankungen, Stuttgart, Ferdinand Enke 1910, 
II. Band, I. Teil, Seite 143) aufgestellten Anschauungen anschließen 
müssen, nämlich, daß hier nur ein zufälliger, rein zeitlicher Zu- 
sammenhang angenommen werden kann. 

Es kommt noch eins hinzu. Wenn einem solchen Schlag- 
anfalle Gefäßveränderungen vorausgehen müssen, so muß eine 
gewisse Zeit vergehen, ehe diese Gefäßveränderungen so weit fort- 
geschritten sind, daß sie das Bersten des Gefäßes möglich machen. 
C. Mendel nimmt den notwendigen Zeitraum auf eine bis sechs 
Wochen an. Die Ausbildung dieser Veränderungen wird jeden- 
falls um so schneller eintreten, je schwerer bereits die Gefäß- 
wände zur Zeit des Unfalles geschädigt waren, wie es hier der 
Fall war. 


Hier liegen zwischen Unfall und Schlaganfall 95 Tage, von 
denen R. 84 Tage gearbeitet hat. 

Dieser Zeitraum ist meines Erachtens ein viel zu großer, 
um zwischen beiden Ereignissen noch einen ursächlichen Zu- 


sammenhang auch nur mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen 
zu können. 


| 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. 
nI 


\ stellen. 


a < h ia e 
-A NA Es 
10. Aug Ist, 
j » WAST 
: Ze 


Ich gelange daher zu dem Schluß: 


Es ist nicht mit Sicherheit, aber auch noch nicht einmal 
mit ausreichender Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß der von 
R. am 5. Juli 1917 erlittene Schlaganfall ursächlich, mittelbar 
oder unmittelbar mit dem Betriebsunfalle vom 80. März 1917 in 
einem ursächlichen Zusammenhang steht, weil 


a) R. sich in einem Lebensalter befand (fast 60 Jahre alt), 
in dem bei der vorhandenen starken Gefäßerkrankung Schlag- 
anfälle auch ohne äußere Unruhe einzutreten pflegen, EN 

b) der Zeitraum, zumal bei der schon weit vorgeschrittenen 
Gefäßerkrankung zwischen Unfall und Schlaganfall, ein viel zu 
großer ist, 

c) sichere Hirnreizerscheinungen in der Zwischenzeit nicht 
nachgewiesen sind, da Kopfschmerzen und Schwindelanfälle ge- 
wöhnliche Nebenerscheinungen der Aderwandstarre sind, 

d) R. noch 84 Tage nach dem Unfalle wieder gearbeitet hat. 


Das Reichsversicherungsamt gelangte zu folgender Ent 
scheidung: | 

Die Frage, ob der Schlaganfall, weleher am 5. Juli 1917 bei 
dem Kläger zu einer linksseitigen Lähmung geführt hat, mit dem 
am 80. März 1917 erlittenen Sturz im Zusammenhang steht, ist 
eine rein medizinische, die lediglich an der Hand der ärztlichen 
Gutachten beantwortet werden kann. Das Reichsversicherungsamt 
hat nun dem Gutachten des San.-Rat Dr. Engel vom 18. No- 
vember 1918 vor den Gutachten der früher gehörten Ärzte den 
Vorzug gegeben. Dr. Engel verneint aus überzeugenden Gründen 
den ursächlichen Zusammenhang. Der Kläger litt an einer bereits 
weit vorgeschrittenen Schlagaderverkalkung, die bei seinem Alter 
von fast 60 Jahren jederzeit auch ohne äußere Einwirkung einen 
Schlaganfall befürchten ließ. Weiter liegt zwischen Unfall und 
Schlaganfall ein Zeitraum von 98 Tagen, worunter 84 Arbeits- 
| tage. Dr. Engel betont, daß dieser Zeitraum viel zu groß ist, 
um die Annahme einer Spätblutung, wie sie mitunter nach Un- 
fällen beobachtet ist, wahrscheinlich zu machen. Schließlich fehlt 
es auch an unzweideutigen Brückenerscheinungen, die eine schäd- 
liche Einwirkung des Unfalls auf das Gehirn und seine Gefäße 
erkennen lassen. Denn Kopfschmerzen und Sehwindelgetühl 
können als solche nicht gelten, da sie eine gewöhnliche Begleit- 
erscheinung vorgeschrittener Schlagaderverkalkung sind, sonstige 
Hirnreizerscheinungen, wie Erbrechen und Pulsverlangsamung, 
sind aber in der Zwischenzeit nicht nachgewiesen. Da ferner alle 
Ärzte darin einig sind, daß der rechtsseitige Leistenbruch des 
Klägers nicht als Unfallfolge anerkannt werden kann, war die 
Berufsgenossenschaft berechtigt, eine Entschädigung für den Be- 
triebsunfall vom 30. März 1917 abzulehnen. Die angefochtene 
Entscheidung war deshalb aufzuheben und die ablehnenden Be- 
ETIM 20. März 1918 
scheide der Beklagten vom 


a a A wiederherzu- 


Referatenteil. 


Sammelreierate. 


Die Purpuraerkrankungen im Kindesalter. 
Von Dr. E. Rhonheimer, Zürich. 


Es ist heute nicht mehr daran zu zweifeln, daß Glanzmann(l) 
mit seiner neuen Einteilung der Purpuraerkrankung im Kindes- 
alter in dieses bisher so verworrene Gebiet neues Licht gebracht 
hat, und sein Verdienst ist um so größer zu bewerten, als bereits 
in einer Besprechung der Purpuraerkrankungen vom Standpunkte 
des Internisten W. Schultz (5) in den Ergebnissen der inneren 
Medizin und Kinderheilkunde die Glanzmannsche Einteilung 
im großen und ganzen übernommen hat, Im Gegensatz zu der 
alten Einteilung nach dem Sitze der Blutungen (Purpura rheumatica, 
Purpura abdominalis) unterscheidet Glanzmann zwei große 
Hauptgruppen, die anaphylaktoı de Purpura einerseits, den 
Morbus maculosus Werlhofii andererseits. 

Die Bezeichnung anaphylaktoide Purpura wurde 
deshalb gewählt, weil die mannigfaltigen Syndrome dieser Gruppe, 
ausgehend von der neueren Anaphylaxielehre, unter einem einheit- 
lichen Gesichtspunkte betrachtet werden können. Immer handelt 
es sich um eine infektiöse Ätiologie bei dieser Purpura- 
gruppe. Auch bei den sogenannten primären Formen spielen latente 


Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin 


Infekte eine Rolle, wenn sich auch der Wunsch, einen speeifischen 
‚ Erreger, einen „Bacillus purpurae“ zu finden, als trügerisch und 
unerfüllbar erwiesen hat. Auch die Melaena neonatoruM 
ist wahrscheinlich infektiösen Ursprungs. Der fieberlose Verlauf 
spricht in keiner Weise gegen eine infektiöse Ätiologie, wenn mal 
bedenkt, wie labil die Wärmeregulation des Neugeborenen ist, und 
wie leicht es an Stelle des Fiebers zu Auskühlung und Kollaps 
kommen kann. Auch die hämorrhagischen Symptome im Gefolge der 
akuten Exantheme gehören hierher, aber wahrscheinlich nut 
diejenigen Formen, bei denen die Eruptionen des Exanthems sekundär 
hämorrhagisch werden. Es kann also im Verlaufe der verschiedensten 
Infekte zu dem Symptom der Purpura kommen, Dabei handelt es 
sich wohl nicht um eine specifische Eigentümlichkeit der Mikroben, 
Purpura zu erzeugen, sondern wir müssen die Ursache in emer 
Veränderung beziehungsweise Sensibilisierung des Terrains suchen, 
auf dem sie sich entwickeln. Den Beweis dafür, daß es sich um 
einen anaphylaktoiden Symptomenkomplex handelt, sucht Gl ai x 
mann teils in Ergebnissen von Tierversuchen, teils in der Ähnlich- 
keit mit der Serumkrankheit, einer sicher auf Anaphylaxie 
beruhenden Erscheinung. k 

Bessau (2) will sich mit der Bezeichnung der anaphyla“- 
toiden Purpura nicht einverstanden erklären. Er hat durch SEE. 

Untersuchungen die Art der Giftwirkungen bei den Infekten fest- 


| 


— 


e 
u 
> 
i 
1 
l 
‘ 
t 
\ 


vorliegenden Material keine anaphylaktischen Gif 


dem Auftreten der Purpura zugrunde liegt. _ 


de A 


10. August. | _ 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 82. 


zustellen versucht, und es zeigte sich ihm, daß.die Rolle anaphylak- 
tischer Giftwirkung bei infektiösen Prozessen nur eine beschränkte 
ist; gesetzmäßig treten anaphylaktische Giftwirkungen z. B. bei den 
Masern auf, bei der Mehrzahl der Infektionen sind sie aber nur 
in Ausnahmefällen in höherem Maße beteiligt. Gerade die. Masern 


hätten aber keine gesetzmäßigen Beziehungen zur Purpura, Anderer- . 


seits erzeuge z. B. die Meningokokkeninfektion, die nach dem bisher 

iftwirkungen ver- 
ursache, besonders häufig schwerste Purpura. Auch behauptet 
Bessau, daß der anaphylaktische Symptomenkomplex beim 
Menschen Beziehungen zur anaphylaktoiden Purpura vermissen 
läßt. Er enthalte zwar deren Begleitsymptome — Fieber, Urticaria, 
Erytheme, Exantheme, Ödeme, Gelenkerscheinungen, abdominale 


Symptome, Albuminurie —, aber das Hauptsymptom, die eigentliche 


Purpura, fehle. . 
Im Gegensatz zu Bessau bilden die Beobachtungen Wid - 


mers (6) über das Vorkommen von Purpura simplex bei 


` Serumkrankheiten eine Stütze der Glanzmannschen 
Theorie. Widmer beschreibt den Fall eines fünfjährigen Knaben,, 
‘ der an Diphtherie nach Scharlach litt, mit Erscheinungen von Serum- 


anaphylaxie nach Diphtherieseruminjektionen, von denen die letzte 
intravenös gegeben wurde: zwei Minuten -nach Beginn am rechten 


Arm ausgedehnte Purpura, die sich rasch über den ganzen Körper 
* ausdehnte. Bei zwei anderen Kindern trat die Purpura erst 20 be- 
ziehungsweise 23 Tage nach der Injektion im Verlauf ausgesprochener 


| Serumkrankheit in die Erscheinung, 
Die Entstehung der Blutungen bei der anaphylak- 


. 


toiden Purpura erklärt Glanzmann dadurch, daß eigenartige 


‚Gifte sich bilden, welche eine lähmende Wirkung auf die Vaso- 


motoren. (Sympathicus) ganz besonders des Splanchnicüsgebietes 
ausüben, wodurch es zu einer enormen allgemeinen Blutdruck- 


senkung kommt. 
in ihnen und in dem zugehörigen Venennetz an und staut sich. 


- Die Folgen der Capillarlähmung sind reichliche Transsudation von. 
fibrinöser Flüssigkeit mit Blutaustritt. Offenbar ist die enorme 


Vasodilatation infolge -von Capillarlähmungen, die bis zur Rhexis 
gehen kann, auch auf der äußeren Haut derjenige Prozeß, welcher 


~ Im Blut zeigt sich bei der anaphylaktoiden Purpura eine 
Veränderung der Blutplättehen, vor allem ihrer Zahl, 


= die normalerweise zwischen 200 000 bis 300 000 beträgt. Im all- 


gemeinen kann man sagen, daß die anaphylaktoide. Purpura mit 
einer . Vermehrung der Plättchenzahl einhergeht. Schultz nennt 
sie deshalb auch athrombopenische Purpura. Eine 


Thrombopenie bis zu hohen Graden wird nämlich immer beim 


Morbus Werlhofii beobachtet. Man hat deshalb die Blutplättchen- 
zählung als eine wichtige Methode zur Unterscheidung der 
beiden Purpuraformen bezeichnet. Dies stimmt aber nicht, wie 


auch Schultz besonders hervorhebt, ‘weil dieselbe Ursache, 


nämlich die Anaphylaxie, sowohl eine abnorm hohe wie eine 
abnorm niedrige Plättchenzahl bedingen kann. Glanzmann 
unterscheidet bei der anaphylaktoiden Purpura 1. eine chronisch 


 intermittierende Form, 2, eine akute infektiöse, 3 eine foudroyante 


infektiöse Form (Purpura fulminans Henoch). Die chronische Form 
geht nun gewöhnlich mit einer Vermehrung, die akute infektiöse 
und die foudroyante Form mit einer leichten Verminderung der 
Blutplättchen einher. Wahrscheinlich besteht bei allen diesen Zu- 
ständen, wie bei der Anaphylaxie, ein gesteigerter Plättchenzerfall. 
Die Vermehrung bei der chronisch intermittierenden Form ist als 
Regenerations- beziehungsweise Kompensationserscheinung aufzu- 
fassen, welche natürlich unter Umständen ungenügend sein oder 


‚fehlen kann, sodaß die ursprüngliche Verminderung hervortritt. 


Bei dieser Sachlage darf nicht die Rede davon sein, daß das 
Ergebnis der Blutplättchenzählung auf die Zuteilung einer 
Purpura zu der einen oder anderen Gruppe entscheidenden Ein- 
fluß haben kann. | | 

, „Vielmehr sind es die rein klinischen Merkmale, 
die die Diagnose einer anaphylaktoiden Purpura stellen lassen 


und die deshalb zum Teil in Wiederholungen hier nochmals auf- 


geführt seien. Alle diese Symptome stehen auch im Gegensatz 
zu den entsprechenden Symptomen beim Morbus Werlhof, Die 
Blutungen sind Petechien, selten größer und zeigen gewöhn- 
lich sym metrische Anordnung. Meist besteht Fieber, 
k otide: mit allgemeinem Unwohlsein, leichten oder stärkeren 
poPischmerzen, Appetitlosigkeit und, belegter Zunge. Fernere 

egleitsymptome sind: Urticaria, multiforme Erytheme, Ödeme, 


r 


ed 


Da besonders die contractilen Elemente der 
Mesenterialcapillaren gelähmt werden, so sammelt sich das Blut 


Gelenkschwellungen und -schmerzen, abominale Symptome (blutige 


| Durchfälle mit Koliken), Albuminurie und hämorrhägische Nephritis. 


Die Prognose’ der anaphylaktoiden Purpura ist bei der 
chronisch intermittierenden Form eine gute; verdüstert wird sie 
besonders durch stärkere intestinale Symptome und durch hämor- 
rhagische Nephritis; aber gewöhnlich ist trotzdem der Verlauf ein’ 
gutartiger. Zweifelhaft ist die Prognose bei der akut infektiösen 
Form, schlecht in der Regel bei der fulminanten Form, aber überall 
kommen Ausnahmen vor. I | | 

| Was die Therapie der anaphylaktoiden Purpura anbetrifft, 
so spielt dabei der Kalk eine wichtige Rolle, indem er die Fähig- 
keit hat, die kleinsten Blut- und Lymphgefäße, die infolge des 
Capillargiftes im Stadium der Lähmung und dilatiert sind, abzu- 
dichten und weniger durchlässig zu machen. Dadurch wird die 
Transsudation von Plasma sowohl. wie von roten Blutkörperchen 
verhindert. Man gibt z. B. von Chlorcaleium 5 bis 7 g pro Tag 


innerlich. Außerdem wirken Gelatine und Serum, sub- 


cutan angewandt, sicher günstig bei der anaphylaktoiden Purpura. 
Gelatine gibt man vom 10°/oigen Merckschen Präparat etwa 10 cem, 
die gleiche Menge Serum, und zwar entweder gewöhnliches steriles 


'Pferdeserum oder auch Diphtherieserum. Gleicherweise wird auch 


Pepton empfohlen. Es handelt sich bei allen diesen Mitteln 
um die Zufuhr artfremden Eiweißes. Glanzmann sucht nun 
deren günstige Wirkung auch auf Grund der Anaphylaxie- 
lehre zu erklären. Mit der Zufuhr von artiremdem Eiweiß 
erreicht man eine Desensibilisierung. Eine erneute Zufuhr von 
Pepton, einige Zeit nach der ersten Injektion, bleibt im Tier- 
experiment wirkungslos. Es entsteht ein, Zustand sogenannter 
Antianaphylaxie durch Absättigung des Antikörpers. In ähnlicher 
Weise werde bei der anaphylaktoiden Purpura die Sensibilisierung 
für bakterielle Produkte durch Zufuhr weniger giftigen artfremden 
Eiweißes herabgesetzt oder aufgehoben. = 


Der Morbus maculosus Werlhofii. 

‚ Seine Unterscheidung von der anaphylaktoiden Purpura ge- 
schieht auf Grund folgender Merkmale: 1. Der Morbus Werlhof 
tritt mitten in völligem Wohlbefinden auf, und ‘es besteht im Beginn 
nie Fieber, während die anaphylaktoide Purpura mit den 
Zeichen eines Infektes (Fieber, allgemeines Unwohlsein usw.) ein- 
setzt. Oft: ist beim Morbus’Werlhof der ganze Verlauf fieberfrei. 


Nach umfangreichen Blutergüssen oder im Gefolge komplizierender 
' Infekte kann natürlich auch beim Werlhof Fieber sekundär auf- 


treten. 2, Die Begleiterscheinungen der anaphylaktoiden Purpura 
wie Urticaria, Erytheme, Ödeme, Gelenkschwellungen und -schmerzen, 
Polyneuritis, intestinaäle Koliken mit Melaena, hämorrhagische 
Nephritis sind dem Morbus Werlhof fremd. Wohl kommt es auch 
zu intestinalen Blutungen, aber diese erfolgen meist 


ohne Schmerzen. An Stelle der hämorrhagischen. Nephritis 


tritt die reine Hämaturie. 3. Beim Morbus Werlhof finden 
sich neben den Petechien stets große Flecken oft in Form von 
Striemen (Vibices). Charakteristisch sind fünfmarkstück- 
und handtellergroße Ekchymosen, welche im frischen Zustand 
eine düster violettrote Farbe. zeigen. Später geht .die Farbe durch 


Umwandlung des Blutfarbstoffes in ein bläuliches Grün und schließ- - 


lich in bräunliches Gelb. über. 4. Während‘ die Efflorescenzen 
der anaphylaktoiden Purpura sich vor allem an den Extremitäten, 
mit besonderer Vorliebe in der Nähe der Gelenke lokalisieren, und 
zwar gewöhnlich auffallend symmetrisch unter Freibleiben des 
Kopfes, treten die Ekchymosen des Morbus Werlhof regellos 
an allen Körperstellen, öfter auch am Kopf auf, und sie zeigen 
nie symmetrische Anordnung. Die leichtesten Traumen 
der Haut, wie Druck der Strumpfbänder oder anderer Kleidungs- 
stücke, können für die Lokalisation der Blutungen maßgebend sein. 


Beim Morbus Werlhof sind subcutane und intramuscüläre, 
Hämatome, die der anaphylaktoiden Purpura fremd sind, eine 


häufige Erscheinung. 5. Auch Epistaxis und Stomator- 
rhagie, bei, der anaphylaktoiden Form selten, sind beim Morbus 
Werlhof gewöhnlich vorhanden. Die Ekehymosen finden sich be- 
sonders oft am Gaumen oder am gesunden Zahnfleisch. Auch 
conjunctivale Blutungen kommen häufiger vor. 6. Während die 
Blutplättehen in. den typisch chronisch intermittierenden Fällen 
der anaphylaktoiden Purpura vermehrt sind, geht der Morbus 
Werlhof mit einer Verminderung der Plättchenzahl 
einher. In akuten fulminanten Fällen findet man zwar auch bei 
der anaphylaktoiden Purpura eine Verminderung, und dieses Unter- 


scheidungsmerkmal ist deshalb kein absolut charakteristisches; bei 
den typischen Fällen des Morbus Werlhof ist jedoch die Verminderung 


801 


mut. on y- o= 


ER Fe Han a 
a s LPSa “ > 


~= ee r 
= : 


E ee a 


E 
rn BE 
i i 


ie rue 


ae aa E 
a RR 


Tr men. 


802 


eine So: hochgradige (mindestens unter 30000) wie nie bei der 
anaphylaktoiden Purpura. 7. Während man bei der anaphylaktoiden 
Form außer einer posthämorrhagischen Anämie keine nennenswerte 
Veränderung des Blutbildes beobachtet, kommt es beim Morbus 
Werlhof allmählich zu dem Bilde der aplastischen Anämie. 
Der Plättchenschwund besteht zuerst allein; dann setzt ein all- 
mählichker Granulocytenschwund ein unter kompensato- 
rischer Zunahme der Iymphocytären Elemente; schließlich schwinden 
auch die roten Blutzellen auf so niedrige Werte, wie bei keiner 
anderen Anämieform, ohne jegliche Regenerationserscheinungen. 
Diesem eigenartigen Verhalten des Blutes gehen schwerste anato- 
mische Veränderungen des Knochenmarkes parallel, welche bis zu 
einer vollkommenen Vernichtung und Auflösung aller seiner zelligen 
Elemente führen können. An Stelle des vollkommenen Markschwundes 
kann man, wie im Blut, einen Ersatz der Granolocyten durch lympho- 
cytenähnliche Elemente finden. Diese Befunde veranlassen Glanz- 
mann, den idiopathischen Morbus Werlhof als eine 
Knochenmarkskrankheit, eine Myelopathie beziehungsweise 
Myelophthise aufzufassen und den leukämischen und den 
aleukämjschen Markveränderungen an die Seite zu stellen. 


Wie bei der anaphylaktoiden Purpura unterscheidet Glanz- 
mann auch beim Morbus Werlhof eine chronisch inter- 
mittierende, eine akute und eine fulminante Form. 
Neben dem idiopathischen Werlhof gibt es noch einen sympto- 


matischen, der am häufigsten bei der Leukämie beob- 
achtet wird. 


Was die Prognose betrifft, so ist sie auch hier bei der 
chronisch intermittierenden Form im allgemeinen gut; immerhin 
muß sie reservierter gestellt werden in Hinsicht auf lebens- 
bedrohende Blutungen in inneren Organen und auf den Endausgang 
in aplastische Anämie. Auch die akute Form braucht nicht immer 


ungünstig zu verlaufen. Fast immer letal ist die Prognose der 
fulminanten Form, 


Die Therapie hat drei Aufgaben zu erfüllen: 1. Lokale 
Behandlung der Manifestation, 2. allgemeine Behandlung der 
Manifestation, und 3. Beeinflussung der Krankheit als solcher. Was 
die lokale Behandlung der Blutungen betrifft, so kommt vor allem 
bei den häufigen Nasenblutungen eine sachgemäße Tamponade in 
Betracht. Die Quelle der Blutungen sitzt meist ganz vorn am 
Septum, wo sie durch ein geringes Trauma, oft auch bloß durch 
Niesen ausgelöst werden kann. Es ist daher meist ganz unnötig, 
die Bellocq sche Tamponade auszuführen. Als zweckmäßig hat 
sich die Verwendung von „Koagulen-Vioformgaze“ für 
die Tamponade erwiesen. Bei weniger starken Blutungen kommt 
man auch durch oft wiederholtes Binträufeln einer 10°/,igen 
Koagulenlösung in die Nasenlöcher zum Ziele Auch 
iunerlich kann das Koagulen gegeben werden (5,0/200,0 
Aqua zweistündlich ein Eßlöffel). Besonders bei Magen- und Darm- 
blutungen ist diese Applikationsart indiziert. Die allgemeine Be- 
handlung der Manifestationen findet am sichersten durch eine 
direkte Bluttransfusion statt. Dadurch werden dem Blute 
normale Blutplättehen mit ihren wirksamen Stoffen, an denen es 
Mangel leidet, zugeführt. Auch die direkte subeutane In- 
jektion von 5—10 cbm Normalblut ohne vorhergehende 
Defibrinierung genügt. Außerdem ist für möglichste körperliche 
und geistige Ruhe zu sorgen. Zur Beeinflussung der Krankheit als 


Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 29. 


Kleinschmidt (Berlin): Die Verwendung von Buttermehl- 
nahrung zur Säuglingsernährung. Das Prinzip der neuen Nahrung ist 
eine Fettanreicherung der üblichen Kuhmilchverdünnung in einem un- 
gefähr dem Fettgehalt der F rauenmilch entsprechenden Mengen- 
verhältnis; sie wird erreicht durch Herstellung einer Einbrenne aus 
gleichen Teilen Butter und Weizenmehl. Die guten. Ernährungserfolge 
sind zurückzuführen auf günstige Stickstoffausnutzung, gute Fettresorp- 
tion und Mineralstofibilanz. 


E. und F. Müller: Ein Kraft- und Mineralstofiwechsel in der 
Nordsee. Siehe Vereinsbericht Verein f. inn. Med. u. Kindhlk., Berlin, 
14. April 1919. 


Hasebroek (Hamburg): Über das Problem der selbständigen 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


FOUR 


i Aar 
a 
n 


« u 
solcher hat man auf möglichst günstige hygienische Verhältnisse ib. 
Bedacht zu nehmen, insbesondere auch auf eine mannisfaltigeee 
mischte Kost mit reichlich Gemüse und Obst. Als ein direktes a 
Specificum für die Behandlung der Krankheit ist das Arsen in 
Form der Solutio Fowleri zu empfehlen. Es bewirkt eine Reizung 

des Knochenmarks zur Abgabe von vermehrten Blutplättchen. 

Schultz erwähnt noch besonders die von Kaznelsonmt 
Erfolg- ausgeführte Milzexstirpation. >: g 


In einer späteren Arbeit hat nun Glan zm ann (4) gezeist, 
daß gewisse Fälle von Morbus Werlhof ein ausgesprochen heredi- 7 
täres Vorkommen: zeigen und damit große Ähnlichkeit mit der < 
Hämophilie haben. Er nennt diese Fälle „hereditäre hä- 
morrhagische Thrombasthenie“. Im Gegensatz zur 
Hämophilie, bei welcher nur die Männer erkranken, die 
Frauen jedoch, ohne selbst zu erkranken, die Krankheit auf die 
Kinder übertragen (Familie Mampel) auch wenn sie an Männer 
aus anderen, mit jener Neigung nicht behafteten Familien verher 
ratet sind, zeigen bei der hereditären hämorrhagischen Thromb- 
asthenie beide Geschlechter gleich häufig Mani 
festationen der Krankheit. Ein weiteres differentialdiagnostisches 
Merkmal geben die bei der Hämophilie häufigen Gelenkverände 
rungen durch Blutungen und ihre Folgezustände ab, welche 
vor allem Knie- und Ellbogengelenke betreffen (Blutergelenke), , = 
Solche Gelenkblutungen kommen bei der hereditären häamor- 
rhagischen Thrombasthenie äußerst selten vor. Im allgemeinen ~ 
sind auch die Blutplättchen bei der Hämophilie vermehrt im 
Gegensatz zur hereditären hämorrhagischen Thrombasthenie (Mor- 
bus Werlhof). Der Verlauf und die Symptome dieser als Diathese 
aufzufassenden Form des Morbus Werlhof sind kurz folgende: Meist 
zeigen sich die ersten Manifestationen im zweiten bis dritten 
Lebensjahr, wenn die Kinder gehen gelernt haben und dabei noch 
öfter zu Fall kommen. Auf die geringsten Traumen bekommen 
sie dabei ungewöhnlich große bläuliche Ekehymosen. In etwas 
schwereren Fällen findet man wiederholt krisenartig. auftretendes 
starkes Nasenbluten; kleine Schnittwunden bluten oft auffallend 
lang und stark. Besonders nach Zahnextraktionen können sehr 
erhebliche Blutungen auftreten. Meist sind sie aber nicht so 
lebensgefährlich, wie bei der Hämopholie, indem der Verblutungstod 
recht selten einzutreten scheint. Auch Menstruations- und Geburts: 
blutungen können abnorm stark sein. Als Ursache der Blutungen 
kommt bei der hereditären hämorrhagischen Thombasthenie nicht | 
nur die geringe Zahl der Blutplättchen, sondern auch ihre funktio- 
nelle Minderwertigkeit (Thrombasthenie) in Betracht. 
Zum Schlusse sei noch bemerkt, daß zur Unterscheidung der 
verschiedenen Purpuraformen von Glanzmann die Blutgerin- 
nungszeit, die Thrombenbildung, die Retractilität des Blutkuchens 
usw. herangezogen werden, Methoden, die jedoch nur vom Häma- 
tologen anzuwenden sind. Ich habe es deshalb unterlassen, diese 
Untersuchungsmethoden hier zu berücksichtigen. 


5 


Literatur: 1. Glanzmann, Beiträge zur Kenntnis der Purpura im Kindes- 
alter. (Jb. f. Kindhlk. 1916, Bd. 83, S. 271 und 379.) — 2. Bessau, Zur Frage” 
der anaphylaktoiden Purpura. (Ebenda 1916, Bd. 84, S. 296.) — 3. Glanzmann, 
Erwiderung auf die Bemerkungen von Bessau. (Ebenda 1916, Bd. 84, 8. 302) 
— 4. Derselbe, Hereditäre hämorrhagische Thrombasthenie. Ein Beitrag Zui 
Pathologie der Blutplättchen. (Ebenda 1918, Bd. 88. S.1 und 113.) — 
5. Werner Schultz, Die Purpuraerkrankungen. (Erg, d. Inn. M. 1919, Bd. 16.) 


— 6. H. Widmer, Über das Vorkommen von Purpura simplex bei Serum: 
krankheit. (M. Kl. 1917. Nr. 39.) 


extrakardialen Blutbewegung. Verfasser bespricht die Faktoren, welehe 
für eine Eigenarbeit der arteriellen Gefäßwandungen sprechen im a 
einer aktiven Anpassung an die Pulswelle und bringt schwerwiegende 


Beweise für das Vorhandensein eines selbständigen extrakardialen 
Kreislaufs. 


Deetz (Arolsen): 


Einige Worte zum Thema der Seuchen- 
bekämpfung. 


Bemerkungen im Anschluß an den Vortrag von 
Jürgens über „Neue Wege der Seuchenbekämpfung“ (Nr. 23 diese! 
Wochenschrift). an 
Zondek (Berlin): Nephritis colica? Verfasser betont die Mög 
lichkeit einer Kombination von Hämaturie nach Nephritis mit einer 
kolikauslösenden Störung, die durch einen kleinen Stein oder AN 
schwellung der Schleimhaut eines oder einiger engen Kelchhälse Rra 
ursacht ist. Mit der Dekapsulation kann man wohl die Koliken 5 
seitigen, aber nicht die Nephritis heilen.  Reckzeh (Berlin). 


Digitizea Dy Google A 


I 


en 
u 
Ed 


Se 
= 
| 


| run 
1 Ser am 26. April 1919. - | urteilende Fälle Beachtung. | 
TiS Fritz Munk (Berlin); Über das Wesen und die Diagnostik der F, Leichtweis (Davos-Wolfgang): Grippe und Lingen iber: he 
iit. Heberdenschen Knoten. Nach einer Krankendemonstration im Verein | kulóse. Im Gegensatz zu anderen-Autoren hat der Verfasser beobachtet, : > `, > 
iw für innere Medizin und Kinderheilkunde in Berlin am 24. März 1919, | daß die Grippe für alle Patienten mit größerem Lungenbefund eine `- 
m Schottmüller: Zur Ätiologie der Influenza. ` Nach einem außerordentlich gefährliche Komplikation gewesen sei. Die auffallend 
E Vortrage im Ärztlichen Verein in Hamburg am’ 17. Janta 1919. > `- | bohe Zahl der-Todesfälle läßt sich auch ohne weiteres erklären, wenn’ : 
ns Hermann Müller jun. (Zürich): Der Spechtschlagrhythmus -man bedenkt, daß bei’den Schwerkranken ein großer Teil -der Atmungs- | 
M bei schweren Grippekranken. Er besteht darin, daß nur laute.erste | oberfläche durch die ausgedehnte Tuberkulose außer’ Funktion: gesetzt 
"Pi - - Töne über dem Herzen gehört ‚werden. (Der ‚Specht schlägt im Ein- |, war. Aus dem gleichen Grunde waren auch die Patienten mit künst- 
mi - takt an die Baumstämme. Es folgt so-ein Ton dem anderen in gleichem | lichem Pneumothorax sehr gelährdet, von vier starben. zwei an Pneu- 
f Abstand, und ein Ton gleicht dem anderen in Lautheit und Charakter.) | monie der gesunden Seite. Dazu kommt noch, die Herabsetzung der- 
wi Das Symptom hat im Verlaufe einer akuten Infektionskrankheit: eine Herzkraft: infolge der chronischen Krankheit, Auch davon konnte sich | 
Me fast absolut ominöse Bedeutung, indem es meist Minuten bis wenige ‘der Verfasser nicht überzeugen, daß eine durchgemachte Tuberkulin- l 
ii Stunden vor dem Tode auftritt. Bei. der paroxysmalen Tachykardie kur einen schützenden oder mildernden Einfluß auf die Grippe ausübte. 
"| ‚ist es eine unschuldige Erscheinung. G. Ledderhose: (München): Kritisches zur Reichsversiche- 
yi Rietschel (Würzburg): Zur Sterblichkeit der Kinder im ersten rungsordnung. Neben unseren wirtschaftlichen Interessen -müssen die i 
Mn | und zweiten Lebensjahr. Die bakteriell verdorbene Milch und die bak- | bei der Behandlung ünd Begutachtung. der Versicherten ‚gewonnenen `. 
al teriell verdorbenen Nahrungsmittel sind als ätiologischer Faktor der | ärztlichen Erfahrungen erneut zu Worte kommen.‘ Der Verfasser ver- : 
Pi | - Sommersterblichkeit auszuschließen. ` Bakteriell vergiftete ' Nahrungs- ziehtet darauf, die- ‚schwierigen wirtschaftlichen. Probleme zur. erörtern, a 
” l mittel machen Massenvergiftungen . bei jungen und alten Leuten, und. die sich für die Ärzte aus der.K X r æn k.e n versicherung entwickelt EA 
" davon kann im Sommer gar keine Rede sein. haben, und faßt- nur die Unfall- und Inyaliditäts versicherung a 
J! -Kißkalt: Erwiderung auf die vorstehenden Bemerkungen. jns Auge. i 
gi K. W. Eunike (Elberfeld): -Seltene Peritonitisform. Es handelt H. Schäll (Königsfeld): Die Bestimmung. von Ardon und Acet-. E 
3” l sich um einen Krankheitszustand; der sich durch Gasauftreibung des essigsäure mit dem Autenrieihschen Colorimeter. Unter Einhaltüng. be- - ~ 
PE - Leibes, Stuhlverstopfung, ‘Leibschinerzen „bei Erbrechen‘ (oft. gallen- | stimmter Vorsichtsmaßregeln ist man sehr wohl imstande, die Lagalsche: ME 
j . artig) dokumentiert. - Gegen Ileus spricht eine‘ vorhandene, wenn auch Probe zur colorimetrischen Acetonbestimmung zu verwenden. ` a 
A ` meist. leichte Resistenz des Bauches. Der Beginn ‘ist nicht stürmisch, |, ‚ Max Scehülein ‘(Frankfurt a. M): Über isolierte Abrißfraktür ' = 
J! vielmehr entwickelt sich das Leiden langsam. Zwei‘ Fälle dieser des Trochanter minor. In dem mitgeteilten Falle- waren außer dem 
w chroni seh en Peritonitis werden mitgeteilt. Es handelt sich dabei | L 'u-d1o ff schen Symptom keinerlei zur Diagnose verwertbaren Sym- . 
a nicht nur um Verwachsungen, sondern um ausgedehnte Schwarten- | ptome vorhanden. Auch 'war das Verhalten des Ludlo f f schen 
S bildung. -Diese dürfte auf eine primäre, reine Serosaerkrankung Symptoms im weiteren Verlauf -der Erkrankung besonders auffallend. 
k zurückzuführen - sein, ‚deren Zustandekommen allerdings nicht aufzu- ~ (Das, ‘Symptom besteht bekanntlich darin, 'daß bei Fraktur des Trochanter‘ 
“ | ‚klären ist. minor der sitzende Patient sein Bein nicht weiter heben kann.) Re 
s ; C. Brahm (Berlin): ‘Über Harnstoffbestimmung in. Blut "und Otto Simmonds (Frankfurt a.M.): Gehäufte Fälle von Pa-' _ 
A Harn. , Der, Verfasser verwirft den von Citron beschriebenen | .cialislähmung in einer Familie.. Es handelt sich um ein fast vereinzelt `. ` 
y Apparat, dastehendes Vorkommnis.. Denn es erkrankten, in einer Familie der _ 
i Maximilian Rosenberg (Frankfurt a. M.): Über die dia- Vater und’zwei”seiner vier Kinder, nämlich. ein Sohn und eine Tochter, 
3 . gnostische Verwendbarkeit des „Plantarpunktes“. Die auffallende Druck- ‘und von seinen beiden anderen Töchtern von der einen deren beide 
4 . empfindlichkeit der Mitte der. Fußsohle, wenn man den pathologisch Töchter, von der anderen ihr Ehemann, im. ganzen also sechs: Mit-, 
A veränderten Nervus plantaris ' medialis gegen Sehnen und Knochen | glieder. u az 
je . (os cuneiforme I)- da drückt, wo seine Teilung in mehrere Äste erfolgt, ‚Kassa ge (Freibı urg i. B. j Salvarsanto d? Ein Salvarsanto d. 
zeigt sich, außer bei eklatanfer Neuriti s, bei Wurstvergiftung, all- im gewöhnlichen Sinne lag nieht vor: es fehlten die Encephalitis, die 


Ei 


EHZ. 


. * A ~- i . Fa 
FR : u, a Le ee © ne . 
Ben ea BR: En * - mr m x i 5 
Pe a I Tah ai 2 - 
Fi a wei, Ee BP Bun oe i SE E À 
FR o an Zero. = SF z . - 
10, August. - Ea pn 
! eh b- ; (3 3 . x 3 
N. DE y 
` x 3 x - a o 
a e a 


AN 


~ 


. 
`N 


- heiten und. besonders bei Hochschwangeren. 


PETE Vor.‘ ER Er Nun, Ag 2 ` 
k e -= ‘Ur, im: Bu e: = TEE 0% ee) 5 
oey EA Bu 20 9250 mr sa, an wong TER, Saal ee ee a eg REN TER x Per SA , od . es 
0» 7,98. Zus RE Bu Le Re oa GR p uS `e $ A E AA Re $ EE z ö u i - SEEN Gt RE Ay E a S Ve ee 
e m re E -> le t ri EN aaor DOTA EA . - p - EN er È Ser E » m en nt ae + 
A ; EIK A . RR A i 


x ` 
% vo. 2 SE E. o oaea A wa Va, TAn N .. 5 . . 
‘ er I ù $ 4 $ . CE - 3 as Ve è = 
mer = . oral! i i - . ber are =% =: s Fer i Wr 
$ ‘ = oo. > d ne aa ET f ee Iak” i a = 
2 . 5 . 2 5 % . ` 2 i i R i z 


1919 — MEDIZINISCHE | KLINIK: e Ba EA a 


~ 


des Wachsanden Knochens gda in i der Konstitution des N 
Knochens charakterisieren, . also um die Rachitis, die Rachitis tarda, 


Deutsche medizinische Wochenischrift 1919, Nr.: 29. 


Martin Kirchner: Zur Abwehr in Sachen des Friedmann- 
schen Tuberkuloscheilmittels. Die Polemik richtet sich bauptächlich ` 
gegen Dührssen, Mitgeteilt werden Teile ‘eines, Ehr lichschen. | 
Gutachtens, wonach das Mittel zwar unschädlich ist (indem ` die Kul- 
turen des Friedmanäischen . Schildkrötentuberkelbacillus bei Verimpfung 
auf Meerschweinchen und Kaninchen niemals tuberkulöse. oder auch | 
nur tuberkuloseähnliche Veränderungen hervorriefen), hingegen sowohl 
therapeutische als auch immunisierende : Wirkungen bei tuberkulose- 
infizierten Meerschweinchen vermissen ließ. 
Theodor-Brugsch (Berlin): Das Eiweißminimum der Nah- 
Vortrag, gehalten im Verein für innere Medizin und Kinderheil- 


(Osteomalaeie oder Osteoporose). - 
Ernst Kretschmer Tübingen): 


rung, dazu. 

KarlHu n di esh a gen a (Straßburg i, Ej: Zur Verfeinerung der 
Wassermannschen Reaktion nach Dr. M. Mandelbaum. Das Verfahren 
verdient zum mindesten für besonders , wachlige. ‚und schwer zu be: 


gemeiner Phthise, oft bei Kachektischen, bei akuten Infektionskrank- 
Hierbei reagiert 


Zusammenhang des Todes mit- dem Salvarsan war nicht aufzuklären: 
die, Nervensubstanz auf die im Körper kreisenden antitoxischen. Pro- 


Fritz Densow (Jena): Über einen Fall von traumatischer 


ferner um ‚die Erweichungen. oder den ‚Abbau der. Knoehensubstanz 5 


Entwurf zu einem einheit. 
lichen Begutachtungsplan für die Kriegs- und Unfallneurosen. Der: Ver-. 
 fasser.gibt zunächst einen Umriß in Form einer neurologischen. und 
einer - en Tabelle, ‚und. darauf die austuhräebe Erläute- i 


= 
' 


dukte mit einer erhöhten Empfindlichkeit. 

= Koslowsky (Berlin - Lichtenberg): Aus der Praxis. Hinge- 
wiesen wird auf die chronische Grippe, die sehr häufig irr- 
tümlich für Blutarmut, Bleichsucht gehalten wird, und auf. das sehr 
gehäufte Auftreten der Oxyuren (recht oft wurde kurze Zeit, 

“ bevor die Würmer nachweisbar waren, eine allgemeine Urticaria beob- 
= `> achtet); dabei: wird betont, daß das durch. viele schmutzige Hände 
gehende Brot als Überträger der Würmer in Betracht kommen könne, 
 . BE Oppenheimer 
nach Genuß von Asthmatee. Das Aussehen der Stramoniumblätter ver- . 
leitet zur ‚Teebereitung. Im. vorliegenden Falle wurden zwei Tassen 


dieses Tees, eine Messerspitze auf die Tasse, getrunken. Danach war 


die Akkommodation fast völlig gern (Ophthalmoplegia interna). 
‚Bruck 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 29.- 


En W. V. Simon (Frankfurt a. M.): Über Hungererkrankungen 
es Skeletisystems . ‚(Hungerosteopathien). Es handelt sich um Skelett- 
| erkrankungen, 


(Zehlendorf): "Vergiftungserscheinungen 


die sich durch Störungen im physiologischen Aufbau 


Spätapoplexie. In dem mitgeteilten Falle war der apoplektische Insult- - 


als Folge des Unfalls aufzufassen. Irgendein blutdrucksteigerndes Er- 
eignis ‚hatte das Platzen eines durch ein 4 raum a geschä digten 
DEIN BER ON Gefäßes bewirkt. . ' F. Bruck. 


Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 29. : 


.Erwin Kreuter: -Experimente über : die Entstehung der so- 
genannten Nebenmilzen nach ‚Milzverletzungen. Bei Affen wurde die 
Milz entfernt, ohne die Kapsel zu verletzen. Danach wurden niemals 
Neb enmilz en im Bauchraum gefunden. Nach Zurücklassuig eines 
kleinen Milzrestes entstanden kleine Knötchen in der Umgebung.- Nach: 
Abschabung der Pulpa und. Verteilung: im Bauchraum entstanden 
allenthalben Knötchen. Aus den Affenversuchen folgt, daß beim 


| Menschen das Auftreten milzähnlicher Knötchen nach Milzverletzungen 
zu erklären ist durch Ausschwemmung und Anpflanzung 


von Gewebsteilen. Die Anpflanzungen sind sehr lebönsfähig. 
Nach 17 Monaten ist unverkennbares EAEE in den Knötchen äus- 


gebildet. 


Cai à 
>. 
$ -r 
= u, 


. va a .. a 
a En i 
C Aer, 5 2 


Purpura cerebri, ‚ja auch das als Minimum geforderte.Hirnödem. Der č ` 


È > . x F k - > ” 
BE a ae TANAN Eee re N a T Fha 
teg r ... ps 5 5 i er k . 

. Eu ` x re Ir 


ET P3 
ee et 


PR) 2 
. ein 


BR T 
' 


N E T a 
een 


A N 


a F Eid I 
Wry e: 
ki 


. = 
°, 
„e 


mame w A 
3% 
een 
a u è 


s hy 
2- 


Ba 
SE E ; vr 
EEE ET an a. 
Rn ae Ye a E ORR aa a ehr f A 

rate SE on a a 
Rs e g PN ` 


De © 
v’ PTa kd 
RES i Le 
SEET et TE a 2 
N TER. 


re 
rn nen Aue 
NT ER ET 
$ $ 


C a 
TOITA IT S er. 
TP: = ` 
[2 y 


-_ 


Ki EEA Ba i 
N DR ae ee ie wo. 
A . s . . 
MEO mæ nr Pa mame mea e 
. e = m, - Sa ~ n pm w 
ee Se Br Er ee a nd vv... 


Ira 
- 7, 
P 


pe 


Temata 
soe, 


at 


DK en 3 


=- et X 
.. fi Au 


ra 


ee a. 


Fe 
` - 


I een Ef 


a} 
EN ETT T 
RR 


Th. Kölliker: Exartioulatio intertarsea anterior oder Chopart? 
Es wird empfohlen, an Stelle des Chopart die Exartieulatio intertarsea 
anterior zwischen Schiffbein und Keilbeinen mit Durchsägung des 
Würfelbeines auszuführen. Die Methode bietet den Vorzug eines län- 
geren Stumpfes und einer breiteren Stützfläche und Erhaltung eines 
Teiles der Bänder, 

H. Flöreken: Zu M. Kirchners Aufsatz: Über in letzter Zeit 
beobachtete Häufung übler Zufälle der Lumbalanästhesie. Auch in dem 
Landeshospital Paderborn wurden bedrohliche Reizerscheinungen von 
seiten der Hirnhäute nach den Lumbalanästhesien beobachtet, aber als 
Ursache wurde nicht eine Verderbnis der Tropacocainlösung ange- 
nommen, sondern es ergab sich, daß von den Metallteilen der Nadel 
und der Spritze sich reichlich kleine Splitter ablösten. Nach sorg- 
fältiger Vorbereitung der Nadel und der Spritze wurden Beschwerden 
nicht mehr beobachtet. Es wird daher angenommen, daß die vom 
Kriegsmetall abgelösten Teilchen an den üblen Neben- 
erscheinungen schuld sind. 

Konrad Hofmann: Die seitliche Verschiebung des Rectus 
abdominis statt querer Durchschneidung, besonders bei der Freilegung 
der Gallenmenge. An Stelle der queren Durchschneidung wird die 
Rectusverschiebung empfohlen. Nach dem Schnitt in der Mittellinie: 
bis.zum Nabel und dann rechtwinklig über die ganze Breite des Rectus 
wird der dreieckig umschnittene Weichteillappen mit der Fascie vom 
Rectus losgelöst. Der Muskelbauch läßt sich mit den untergeschobenen 
Händen leicht um seine ganze Breite nach außen verschieben. Danach 
läßt sich das Bauchfell in genügend großer Ausdehnung eröffnen. 


Bg. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 29. 


Franz Jaeger: Ist das Tenosin ein brauchbarer Secaleersatz? 
Die klinischen Erfahrungen sprechen dafür, daß das Tenosin ein 
brauchbarer Secaleersatz ist. Das synthetisch hergestellte Präparat ist 
imstande, Wehen zu erzeugen und zu verstärken. Die erste Wehe 
tritt auf die subcutane oder intramuskuläre Injektion nach zwei bis 
fünf Minuten auf, 

Werner Wolff: Ein Fall von Pyocyaneussepsis. Bei einer 
27 jährigen Frau entwickelte sich im Anschluß an eine Laparotomie 
wegen lleus nach Abklemmung durch Verwachsungen in den nächsten 
Tagen eine allgemeine Sepsis mit Hautblutungen und Hautnekrosen. 
Als Ursache der Sepsis erwies die Blutkultur und die Abimpfungen 
aus der nekrotischen Hautstelle sowie die Untersuchung der Organe 
nach dem Tode die Infektion mit Pyocyaneus. Bemerkenswert war 
das Auftreten von Harncylindern im Urin, die mit einer Unmenge von 
Pyocyaneusbacillen beladen waren. K. Bg. 


Die Therapie der Gegenwart, Juli 1919. 


Neumann (Berlin): Über die Beziehungen des vegetativen 
Nervensystems zur inneren Medizin. Verfasser gibt eine instruktive 
Übersicht über die Symptome des erhöhten Vagus- und Sympathicus- 
tonus an den einzelnen Organen und schildert die entsprechenden 
vegetativen Neurosen; ferner werden die bei Aufnahme des Status des 
vegetativen Nervensystems besonders zu beachtenden Punkte angeführt 
und die pharmakologische Prüfung mit Adrenalin, Pilocarpin, Adrenalin 
geschildert. 

Landauer (Berlin): Beitrag zur Frage der Darmlipome. Mit- 
teilung eines Falles von innerem (submueösem) Lipom des Dickdarms. 
Die Krankheitserscheinungen waren denen eines Magengeschwürs ähn- 


lich. Die Blutungen waren vielleicht arteriosklerotischer Natur. Die 


Operation brachte Heilung. 
Klein (Berlin): Über abdominelle Pseudotumoren. 


darmtraktus und gemischte Formen unterscheiden. 


pauma 


Nach dem 
Sitz lassen sich Tumoren der Bauchdecken, des Netzes, des Magen- 


In keinem Fall 
sollte die Wassermannsche Blutuntersuchung unterlassen werden. Die 


Fu 


FN g 


—_[ . 
—. 


ü r ' N \ =... d 
10. August 


(m 


Therapeutische Notizen. 


Vor dem Otalgan (Extr. Opii und Pyrazolon. phenyldimethylie 
enthaltend) warnt A. Barth (Leipzig). Daß die beiden Bestandteile 
des Mittels örtlich im Ohr schmerzlindernd wirken Können, ist be- 
kannt. Aber sie täuschen dadurch nur eine Besserung vor und führen 
zur Unterlassung der notwendigen Paracentese. Daß sich 
unter dieser Behandlung manche akute Mittelohrentzündung zurück- 
bildet, ist selbstverständlich. Es geschieht auch ohne sie. Aber durch 
die Einträufelungen wird auch die Epidermis aufgeweicht und quillt 
so, daß dadurch das Trommelfellbild oft verwischt wird. Man erkennt 
dann nieht, ob das Trommelfell vorgewölbt ist. Und wenn man meint, 
die Paracentese ausführen zu müssen, so läßt sich nicht unterscheiden, 
was Trommelfell, was Gehörgangswand ist. (D. m. W. 1919, Nr. 28) 

In drei Fällen von akuter Magengeschwürsperioration in die freie 
Bauchhöhle wurde von K. W. Eunike (Elberfeld) nach dem Vor- 
gange v. Haberers die Magenresektion vorgenommen. Der 
Verlauf war in allen Fällen glatt, die Wundheilung primär. (D. m. W. 
1919, Nr. 28.) F. Bruck. 

Über die therapeutische Anwendung des kolloidalen Jodsilbers 
(v. Heyden) berichten Voigt und Corinth (Danzig). Das intra- 
venös injizierte Jodsilberhydrosol bewirkt in der Mehrzahl der Fälle 
eine Leukocytose, die sich bei Wiederholung staffelföürmig zu steigern 
scheint. Bei chronischen Erkrankungen, welche erfahrungsgemäß auf 
Jod reagieren, wurden therapeutische Erfolge erzielt, ebenso bei chro- 
nischem Gelenkrheumatismus und Arthritis deformans. Andere Jod- 
präparate sollen daneben nicht gereicht werden. (Ther. d. Geg., Juli 


1919.) Reckzeh. 


Bücherbesprechungen. 


Emil Kraepelin, Ziele und Wege der psychiatrischen 
Forschung. 37 Seiten. Berlin 1918, Jul. Springer. M 1,40, und 

Emil Kraepelin, Hundert Jahre Psychiatrie, Der gleiche 
Verlag. 112 Seiten. 

Die Titel der beiden Kraepelinschen Arbeiten umreißen ihren 
Inhalt; die kleinere weist mit ihrem Gesicht in die Zukunft psychiatrischer 
Forschung, die größere geht den langen Weg und auch die breiten 
Irrwege psychiatrischer Denkweise rückwärts, Ein vortreiflicher 
historischer Führer, der, abseits von erstarrender Beschreibung des 
Dagewesenen, Irrtümlichen, Überlebten, jedem denkenden Arzt, Erzieher 
und Juristen eine Fülle von belehrendem Material liefert. Singer. 


Max Nassauer, Der moderne Kindermord und sein® Be- 
kämpfung durch Findelhäuser. Leipzig und Würzburg 
1919, Verlag von Curt Kabitzsch. Brosch. M 3,—. 

Max Nassauer ist nicht der einzige, der für Errichtung von 
Findelhäusern („Mutterhäuser“ will er sie nennen) eintritt; aber er ist 
der einzige, der so entschieden und tapfer dafür kämpit und — der 
nicht müde wird. Und das ist ein Verdienst, sein Verdienst. 

Warum es eigentlich eines Kampfes bedarf, eines hartnäckigen 
Kämpfers, um eine Sache, deren Durchführung für die Nation emen 
Fund von Tausenden von Kindern, nein Hunderttausenden, bedeutet, 
ist für den Wissenden ein Rätsel. 300.000 verbrecherische Fehlgeburten 
(zurzeit sind es sicher mehr. B.) im Jahr können uns durch Mutter- 
häuser verhütet werden! 

Das Mutterhaus des Verfassers soll nieht einfach das wieder- 
erstandene Findelhaus des Mittelalters sein, dessen ursprünglicher 
Zweck war, für das geborene Kind zu sorgen. Diese Aufgabe 
lösen heute unsere vorbildlichen Fürsorgeanstalten für Neugeboren®. 

„Für das ungeborene Kind vor allem soll eine freizugige 
Anstalt geschaffen werden und für das geborene soll sie die Mutter 
ersetzen in den Fällen, in welchen die natürliche Mutter durch Not, 
Schande, mangelhaftes angeborenes Mutterempfinden ihrer Mutterpflicht 
oder ihrem Muttergefühl nicht nachzukommen vermag.“ 


Verfasser stellt sich vor, daß unsere sozialen Einrichtungen der 
Nächstenliebe, die Kranken- und Waisenhäuser, die Kranken- und In- 
validenversicherung, die beabsichtigte Mutterschaftsversicherun& das 
Ziel des Mutterhauses mit in ihre Ziele aufnehmen. Unsere sonia 
Fürsorge hat es fertiggebracht, die Sterblichkeit von 19°/w% auf he 
zu drücken, das Mutterhaus wird den Geburtenüberschuß von nur 13 
(Rußland 40°/,0!) wieder heben. 

„Jede Hand, die heranwächst, wird eine helfende sein zum Aul- 
bau des neuen Deutschland“ sagt Verfasser. Wir wünschen ihm für 
seine Bestrebungen Anklang im neuen Deutschland; des Verständnisses 
und der Mitarbeit seitens der Ärzteschaft darf er sicher Sein. 

Fuhrmann 


Lues kann das Bild eines Carcinoms vortäuschen, auch lokalisierte Ent- 
zündungsprozesse an.der Flexura sigmoidea. 


Klemperer und Dünner (Berlin): Die -Behandlung der 
Brustiellerkrankungen. Die Behandlung der Pleuritis sicca, serosa, des 
Empyems sowie des Pneumothorax wird übersichtlich geschildert, die 
Bülausche Heberdrainage eingehend erläutert. i 

Finkbeiner (Zuzwil): Über die Lokalisation der Grippe- 
pneumonien. Die Lokalisation hängt mit der Aufstellung des Kranken- 
bettes zusammen. Die Pneumonie fand sich immer der freiliegenden 
Seite des Einzelbettes entsprechend. Dies beweist die Bedeutung 
lokaler Abkühlung und ihrer Verhütung. Reckzeh (Berlin). 


(Köln). 


Digitized by Google | 


en August. 


KS 

W u 
|. 

r 


pers 


Vereins- und Auswärtige Berichte, 


| "Berlin. - | | i 
Medizinische Gesellschaft, - Sitzung vom 25. Juni 1919. ) 


Vor der Tagesordnung stellte Paul Manasse einen. 


Kranken vor, bei dem er einen Ersatz des Daumens und Auswechslung 

zweier Finger der rechten Hand mit Erfolg vorgenommen hatte, 
Tagesordnung. Paul Manasse: ` Kriegsverletzungen 

- peripherischer Nerven. Vortragender schätzt die Zahl der im’ Weltkriege 


` wegen Schußverletzung der Nerven behandelten Fälle für die deutsche‘ 
- Armee auf weit über 100000. ‘Von diesen ist ein zurzeit nicht näher. 
bestimmbarer Prozentsatz ohne Operation entweder völlig oder nahezu. 


vollkommen ‚geheilt, hauptsächlich -Fälle von sogenannter Commotio 
nervorum oder leichter Quetschung ‘der Nerven. Bei. schwerer Zer- 
 störung von Weichteilen und Knochen in der nächsten Nachbarschaft 
. des ‘Nerven, bei teilweiser Zerreißung desselben bleibt Spontanheilung 
wegen. der exzessiven Narbenbildung, die den Nerven. im gänzen ‘oder 
einzelne seiner Bahnen schädigt, aus, ebenso bei ‘Anwesenheit von 
Fremdkörpern ‘im Nerven oder bei völliger Zerreißung desselben: Jede 
Durchtrennung einer Nervenfaser hät die - "Degeneration des. ganzen 
' Abschnitts ‘unterhalb der Verletzungsstelle und in. geringerem Grade 


-des centralen Anteils. oberhalb der Läsion zur Folge. An dër Regeneration | 
. beteiligt sich dèr centrale Anteil durch Neubildung histologisch und 
-Diese Neubildung: geht aber | 


"über eine kurze Strecke nicht hinaus, was bei Nervendefekten ‘deutlich 


funktionell- vollwertiger - Nervenfasern. 


in die Ersċheinung tritt. Zur Regeneration des. peripherischen "Ab- 
schnittös bedarf es des direkten Anschlusses desselben ‘an die Sprossen 
des centralen. ‚Endes. Beide Anteile ‚des Nerven wirken an dem Auf- 


bau gemeinsam. 
= Die‘ klinischen Erscheinungen : decken sich nicht mit dem 


‚patholögisch-anatomischen Befunde in dem ‚Sinne, daß einem bestimmten 


‚klinischen Bilde jedesmal ein und dieselbe anatomische Veränderung 


. entspricht; Dies gilt besonders für‘ die frischen Verletzungen. Eine 
klinische Sonderung der Fälle gelingt meist erst nach mehrmonatlicher | 


Beobachtung. Diejenigen ‘Verletzten, welche fortschreitende Besserung 
zeigen, bleiben unoperiert. Die anderen, bei denen keine Besserung 
“eintritt oder ‘die zunächst erfolgte Besserung keine Fortschritte macht 
oder einer. Verschlechterung weicht, kommen für die Operation in Be- 
 tracht, Schußneuralgien werden operiert, ‘wenn unblutige Maßnahmen 
wirküngslos sind. >`, 
Die Neurolys e ist E wenn nur äußere Narben den 
Nerven drücken und keine ernstere Schädigung im Innern desselben 
- stattgefunden hat. Bei innerer Narbenbildung ist die sogenannte 
Endoneurolyse erforderlich, welche oft die Erhaltung unversehrt 
- gebliebener Kabel gestattet und die Resektion auf das- unbedingt ge- 


botene Maß beschränkt. 
Bei der Nervennaht werden möglichst narbenfreie Abschnitte 


der. Nervenenden durch epineurale Nähte - vereinigt. 
unterliegt im einzelnen noch der Kontroverse. Größere Nervendefekte 
‚lassen sich durch Dehnung bei’ der ‚Operation (S chüller) und durch 
. geeignete Gelenkstellung vielfach ausgleichen. ‘Dort, wo dies nicht ge-. 
lingt, führt die protrahierte Nervendehnung (Bethe, :E/Müller), die 
 Knochenresektion (Lo ebker)' oder -die temporäre Knochendurch- 


 trennung (Kirschner) eine entsprechende Annäherung der Nerven- 


ach herbei und ermöglichen die direkte‘ Nervennaht, 
. Dem gleichen .Zwecke dient die Nervenverlagerung 
` Bteinthal, Wrede und, Andere). 
“Die, Ni ervenplastik erstrebt die Überbrückung von Nerven- 
defekten dnrch Lappenbildung : aus den Nervenenden (Létiévant) oder 


`- durch freie- -Transplantation von menschlichen oder tierischen -Nerven 


(Foerster, Bethe, Landerer. und Andere). 


Die Nervenpfropfung (Letievant) ‚weist eine Reihe 


guter Erfolge auf, noch mehr die direkte Kapaeing von N erven in. 

den gelähmten‘ Mnskel (Hacker). 

Die Tubulisation mit Knochenröhren (G u ck), präparierten 

Gefäßen, Gummidrains; Gelatineröhren ‚ Edingerröhrchen hat keinen vollen 

Heiler rfolg bei den Nervenschüssen bisher ergeben. 

_ „ Eine zuverlässige Sammelstatistik ist zurzeit nicht möglich. Aus 
der ; ‚größten Einzelstatistik in der deutschen Literatur von Foerster 

geht hervor, daß bei der Nervennaht 40,7% Heilung, 52,6 % Besserung 

und 6,7% Mißerfolg beobachtet worden. sind. Dieses Resultat Foersters 

ist von keinem anderen Autor erreicht worden, bleibt aber.noch weit 


Ä hi nter den Ergebnissen der Nervennaht aus der Friedenszeit zurück. 


= Bei der Neurolyse hat Foerster 75,6 % Heilung; 16,9 % Besse- 
ung und 6,8 % Mißerfolge gesehen. "Andere Autoren verfügen über 


À sehr vie] RENEO: u | | 
er, . -` s $ l K 


“i919 = MEDIZINISCHE ı KÍINIK - = Nr a on n 


Die, Methodik | 


und leichte Pigmentation in der 'Schläfengegend zu verzeichnen. 


In: den I Fällen; wo die enre nen Methoden nicht äusführbar 
sind, bieten die Sehnen- und Muskelumpflanzungen sowie: die Arthrodesen 
vielfach einen funktionell brauchbaren Ersatz. - (Selbstbericht.) ` 

Aussprache. 


zur Besserung plötzlich haltmachen und die Lähmung stationär bleibt. 


Ein Mittel besitzen ‘wir nicht, um festzustellen, ‘ob "der Nerv durch- -- 
. trennt ist und eine schwere anatomische Läsion vorliegt. Deshalb ist die 


Schuster: Vom heurolögischen Standpunkt | 
ist wenig hinzuzufügen. . Die. Wartezeit bis zur Operation soll zwei bis ` 
drei Monate betragen, weil die Nerven sich erholen können. Man sieht 
auch, . daß nicht vollkommen gelähmte Nerven nach- anfänglicher Tendenz 


- 


Frage, der Operation lediglich auf Grund des Verlaufs- der klinischen 


Entwicklung zu stellen. Der größte Teil der Fälle macht‘ einen‘ opera- 
tiven Eingriff erforderlich. Wenn die Statistiken so verschieden sind, 


so liegt das daran, ‘daß nicht alle Chirurgen in der Lage sind; eht- ua 


sprechend zu arbeiten. Die einzelnen Nerven’ zeigen verschiedene Er- 
gebnisse. ‘Die Nervenplästiken geben wenig gute‘ Resultate. 


urtellung der‘ Brtolge ist auch für den Neurologen schwierig. | 
5 Fritz Kaeischer” 


Brela 


Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur, (Medizinische Sektion. y 


Sitzung vom 28: Mai 1919, ng 


| Bittorf: Demonstrationen über Nieren- respektive Nebennieren- ne 
tumor mit Änderung der Geschlechischaraktere.. | 
_Pseudohermaphroditismus masculinus Beziehungen zwischen N ebennieren 
und Keimdrüsen, seltener sind Fälle wie der bei einem 26jährigen ` 
Jungen Manne, bei dem zunächst Atemnot, dann Schwellung der m 


Mamma, Hodenverkleinerung, Potenzabnahme - und Vorwölbung der 


Oberbauchgegend, ausgehend von einem inoperablen Nebennierentumor, 


einhergehbend ` mit leichter Pigmentation und „bereits. mit Knoten- 


bildung in der Leber, auftraten. 
Klestadt: Zur operativen Behandlung der Labyrinthitis und 


muß außer Urotropin und Lumbaälpunktion zeitige- Operation (Modus 


Neumann) liegen. Das Labyrinth muß so gründlich wie möglich aus. 
'geräumt werden, dann ist die otogene. Meningitis als nicht so aussichts- 


los anzusehen, wie es vielfach geschieht. 


F, Sehaefer: Zur Röntgenbehandlung der Höpepkıfsistäinoren 


ist bisher viel mehr zur Diagnostik der Hypophysiserkrankungen als zu 


‚deren Therapie herangezogen worden. In Anbetracht der Infektions- 
und Pneumoniegefahr ‚der Operationen ‚sind die sehr guten Erfolge, die 


die radiologische Behandlung von acht Fällen in den letzten zwei- 


einhalb bis drei Jahren in bezug‘ auf das Sehvermögen ergab (unter 
acht Fällen nur zwei Versager), besonders wertvoll. Es wurde von der. 


Stirn- und Schläfengegend her bestrahlt mit einem ‚solchen Strahlen- 


gemisch,, daß 15 bis 20% der Strahlen in die Tiefe zur Hypophysis 


gelangen. Die Erfolge treten verschieden rasch und in verschiedener 


| Ausdehhung: ein, jüngere Personen reagieren besser als ältere, manch- 
mal tritt nach anfänglicher. Besserung ein Stillstand ein. Als gering: 


fügige Nebenerscheinungen. sind lediglich vorübergehender Haarausfall 


Sitzung vom 80. Mai 1919. | EN, 

Fi orschbach; Zur Therapie der Polycythämie. Bei einem 

Fall von typischer Polyeythämie, ‘der 19i5 mit Aderlässen behandelt 
wurde, wurde 1916 ein Versuch mit 21 Röntgen-K'nochenbestrahlungen 


ohne "Erfolg gemacht. . 56 Bestrahlungen vom 24. September 1917 bis 


21. Juni 1918 wirkten. bezüglich des Blutbefundes und der subjektiven 
Beschwerden sehr gut. Eine Wiederholung hat ‚sich bisher nicht als 


nötig erwiesen. 
Diskussion. Minkowski berichtet über. zwei Fälle, wo 


Milzbestrahlungen sehr schnell Verkleinerung des Organs bewirkten. 


Rosenfeld weist auf dielange Wirkung von Thorium-X-Behandlung, 


hin. Frank betont die Wichtigkeit der genauen Blutkontrolle, da 
die Bestrahlungen auf das Knochenmark verderblich wirken und ein Um- u 


schlagen. in eine perniziöse Anämie bewirken können. Lorenz er- 


Die Be- 


Meist beweist ein - 


‘ihrer Komplikationen. Im Heilplan der otogenen Hirnhautentzündungen 


LG 


und der Akromegalie mit temporaler Hemianopsie. ' Das Röntgenverfahren E 


wähnt als Folgeerscheinungen wiederholter Blutübertragungen von sich 


auf perniziöse Anämien das sehr hohe Ansteigen seines eigenen Hämo- 
globingehalts und. seiner eigenen Blutkörperchenwerte. | 
Dreyer:.. Osteochondritis deformans coxae ‚juvenilis. Flexion 
und Rotation des Hüftgelenks sind frei, Abduction ist nur eingeschränkt, 
im Röntgenbilde schwere Zerstörungen. Die Prognose des auch in 
mehreren Generationen Dr ODBCHE Een Leidens ist günstig. i 5 


= . 


ES 


4 A a á " r 
. - . A & 
~ enges a y Liae 2 
3 En Ur E i A 


ser 
8. 
X 


S ae u . 
in er 
Pa $ mE a? er: 


SREE EAN 


R San 
o EEE er 


RE Mae = ne 

NE 

BR ; mn mn nn tan 
Tem .. 


` coi Eu 
. = = É 
- z SA EO 
| eg - 
hss sxa nn ETE p n, 
sa S 


Zen. 


aan inp- 
m ean 


u ng 
eG 
PE N SEEN 
ee 
weten 


TE 
-i 


` 
-mE tey 


s y ' 
E gog 4 . 
-` à 
T r > Fa 
b a 
à = E 
k - 
4 . E 
Se u dan 
~ 


i T en 
. I 
ne Boa se en LEY 
R ee, © f á 
SIEDE Se « ° £ 
Be E EA et er Ne 
rem er cms ru 
u FaRo T T7 Ye r e dpe a 
. ~> SE nt Pead 
e a Er - >. 


` 


"er a 


ap A 
erg 

` e 
CET a 


an. agt haa ee 
tn t D mniıN, EA 


zn, te 
I N E 


ar 4 SA 


. 
e err 


wen 
In MER e 


a 


Ponal deai? aF 
Sanr apaa 5 


PEN a 
ER IT UT, 
Rune ae un ER H 


u 


Tr A a 


N — 


30 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. ita 


10. August. 


n 


vi 
hir in u 


S ; Diskussion. Levy begründet die von ihm vorgeschlagene | lich energischer zu behandeln, ohne gezwungen zu sein, mit Hg Ar 
Eo Bezeichnung Coxa vara capitalis mit der Deformation des Kopfes. Die TREAN 


z l ; € oft bei Lues cerebrospinalis, bei Tabes fast immer sehr schlecht ver- 
Fälle sind nicht ausnahmslos! prognostisch günstig, es gibt Übergangs- | tragen wird, zu kombinieren. M 
formen zur echten Coxa vara cervicalis. 


Uhthoff: Schieloperation auf beiden Augen bei so hochgradiger 
Querstellung, daß die Hornhäute ganz verschwunden waren und 
diePatientin gar nichts mehr sehen konnte, hat eine befriedigende Stellung, 
bei der allerdings noch ein Strabismus convergens da ist, zustande 
gebracht, 

Frank: Blutbefunde bei Purpura variolosa. Bei den gewöhn- 
lichen Pocken findet man sehr bald vom vesiculären Stadium an eine 
außerordentlich starke Lymphocytose bei einer nicht unerheblichen 
Gesamtzahl der Leukocyten, auch einige kernhaltige rote Blutkörperchen 
und einige Myelocyten. In dem Maße, wie die Pocken schwerer werden, 
insbesondere bei Purpura varolosa, tritt eine größere Änderung des 
Blutbildes ein: Blutplättchenmangel, Sinken der Prozentzahl der neu- 
trophilen Zellen, dadurch Überwiegen von kleinen Lymphocyten und 
Plasmazellen, sehr viele kernhaltige rote Blutkörperchen, in anderen 
Fällen Vorwiegen von Myelocyten und Normoblasten, wie sie nur der 
Careinose des Knochenmarks-zukommen.- Es ist daran zu denken, daß 
das Pockenvirus eine schwere Knochenmarksschädigung hervorruft, daß 
sich kleine Herdchen entwickeln, die sehr bald der Nekrose verfallen 
und Myelocyten und Normoblasten in die Blutbahn hervordringen. Das 
Sinken der neutrophilen Zellen und die wenigen Blutplättchen sind als 
Folge der toxischen Einwirkung zu deuten. 

Diskussion. Henke unterstreicht die praktische Bedeutung 
der Befunde bei unklaren Fällen, in denen auch Probeexeisionen aus 

der Haut (Gefäßschädigungen) zur Diagnose führen können. 
Emil Neißer, 


Gießen. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 28. Mai 1919, 


v. Eicken: i. Über Pulsionsdivertikel der Speiseröhre und ihre 
Behandlung. Vortragender gibt zunächst einige anatomische Er- 
Jäuterungen. Die Pars fundiformis und die Pars obliqua 
des Hypopharynx sind ein Locus minoris resistentiae (man spräche 
richtiger von Divertikeln des Hypopharynx). Das erste bei der Ent- 
wicklung eines Divertikels ist ein Schleimhautprolaps zwischen den 
Maschen der Muskulatur hindurch. Bei der Laryngoskopie deutet 
der Befund von schaumigem Schleim im Hypopharynx auf ein Divertikel. 
Bei der Sondierung bleibt man meist 14 bis 15 cm von der Zahn- 
reihe hängen, manchmal gelingt es, entlang der hinteren Wand doch in 
den Ösophagus zu kommen. Die Ösophagoskopie klärt die Verhältnisse 
vollkommen auf. Vortragender bespricht dann die Operationsmethoden 
(Umschnürung des Sackes, der sich dann in wenigen Tagen abstoßt). 
Demonstration von Operierten. 

2. Lange Grifielfortsätze als Ursache von Schluckbeschwerden. Bei 
einer Patientin, die über-Schluckbeschwerden klagte, wurde in der 
Tonsille ein hartes Gebilde gefühlt, das sich als der Processus 
styloideus erwies. Bei einem anderen Patienten wurde die gleiche 
Veränderung zufällig gefunden, ohne daß wesentliche Beschwerden 
bestanden. Von einem weiteren Patienten mit gleichem Befund wurden 
sehr starke Beschwerden geklagt. Die langen Fortsätze lassen sich 
ohne besondere Mühe abtragen. Vortragender demonstriert noch eine 
größere Zahl von Schädeln, die alle einen abnorm langen Processus 
styloideus aufweisen. | 

3, Demonstrationen mit der Stereolupe. Die vom Vortragenden 
konstruierte, von Leitz gebaute Stereolupe gestattet stereoskopisches 
Sehen im Kehlkopf wie im Ohre, was von größter Bedeutung für die 
Tiefenwahrnehmune ist. Ferner erlaubt sie von der Seite zwei Beob- 
achtern gleichzeitig Einblick in die untersuchten Höhlen, was für den 
Unterricht von großem Vorteil ist. \ j 

Brüggemann: Über Hörstörungen infolge von Detonationen. 

In den großen Artillerieschlachten des Krieges meldeten sich die Leute 
scharenweise wegen Hörstörungen krank. Recht häufig fanden sich | 
die schon vom Frieden her bekannten lanzettförmigen Per- ! 

forationen, wobei die verschiedenen Schichten des Trommelfells 


-r 


Frankfurt a. M. 
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 16. Juni 1919. 


Grosser: Erythema infectiosum. Die 15 bei Kindern von ein 
bis zwei Jahren beobachteten Fälle verliefen alle ganz leicht, Tempe- 
ratur höchstens 38°. Das Hauptcharakteristikum ist die an das Gesicht 
des Weintrinkers erinnernde livide Infiltration des Gesichts. Das 
Exanthem ähnelte den Röteln, doch fehlten die Drüsenschwellungen; 
Zusammenfließen der einzelnen Eiflorescenzen zu „Großflecken“ wurde 
nur einmal gesehen. In keinem Falle wurden Hausgenossen angesteckt, 
Es handelt sich um eine selbständige Infektionskrankheit. 


G. L. Dreyfus: Silbersalvarsan bei Iuetischen Erkrankungen 


des Nervensystems. D. hat an 54 Patienten mit 500 Einspritzungen das 
Silbersalvarsannatrium klinisch und ambulant studiert. Es wurden be- 
handelt mit Frühlues des Gehirns 3 Kranke, Lues cerebrospinalis 
12 Kranke, Tabes 26 Kranke, Lues latens 6 Kranke, multiple Sklerose 
4 Kranke, Polioencephalitis superior 1 Kranker, Landrysche Paralyse 
1 Kranker, Malaria tropica 1 Kranker. Eingehende Besprechung der 
Technik. 

Die Dosierung ist bei luetischen Erkrankungen des Nervensystems 
wesentlich komplizierter als bei anderen Stadien der Lues. Für alle 
Stadien ist eine einschleichende Behandlung notwendig, um 
Reaktionen zu vermeiden. Klinische Patienten können mit größeren 
Dosen behandelt werden wie ambulante. 

Die Frühlues des Gehirns verträgt Einzeldosen bis 0,25 (0,75 
pro Woche, Gesamtdosis 4 g und mehr). Bei Lues cerebrospinalis und 


Lues seropositiva wird als höchste Einzeldosis 0,2 empfohlen (0,4 pro 
Woche, 3 bis 4 g Gesamtdosis). Bei der Tabes sind ganz langsam ein- 


verschiedene tiefe Einrisse zeigten. Die Hörprüfung beschäftigie 
sich mit der Plüsterzahl, dem Rinneschen und Web erschen 
Versuch und der Feststellung der oberen und unteren Tongrenze. 
Bei der Durchuntersuchung ergaben sich nun verschiedene 
Kategorien. Meist handelte es sich um Schwerhörigkeit durch 
Schädigung des Hörnerven. Bei ausgedehnten Blutungen 
im Mittelohr fanden sich Hörstörungen vom Typ der Mittel ohr- 
schwerhörigkeit. Bei einem dritten Typ von Schwerhörigen 
muß man eine Lockerung derG ehörknöchelchen annehmen. 
Eine andere Erklärung wäre gegeben durch die Annahme einer 
Labyrintherschütterung (ähnlich der Gehirnerschütterung) 
Die Restitution erfolgt in der Regel sehr schnell, oft in wenigen Tagen. 
Zuweilen kommen auch vollkommen Taube, bei denen sich am Ohr 
keine Veränderungen finden. Hier ist die Diagnose oft sehr schwer, da 
psychogene Störungen sehr oft mit organischen kombiniert vor- 
kommen. Bei Veränderungen am Vestibularis muß man m der 


X À l- | Regel auch Störungen am Cochlearis erwarten. St 
schleichende Dosen notwendig, 0,15 Höchstdosis (0,3 pro Woche, 2 bis me 

3 g Gesamtdosis). Die Wirkung des Silbersalvarsans auf die subjek- 

tiven Beschwerden der Kranken war eine sehr gute und übertraf das, Hamburg. 


was man von Neosalvarsan und Salvarsannatrium zu sehen gewohnt ist. 

Der Einfluß des Silbersalvarsans auf den Liquor wurde in zahl- 
reichen Fällen verfolgt. Auch die Liquorwirkung ist eine intensivere 
als die der anderen Salvarsanpräparate. Unangenehme Nebenwirkungen 


Ärztlicher Verein. Sitzung vom 15. April 1919. | 
Hermel zeigt Mikrophotogramme”von Spirochäten in Paralyse- 
herden (mit Benutzung der Jahnelschen Methode). A 
Vorträge über Kriegswirkung auf Ernährungsverhältnisse, 


wurden nicht beobachtet. Der angioneurotische Symptomenkomplex 
kann durch geringere Konzentration vermieden werden. Am empfind- 
lichsten sind gegen das neue Präparat die Tabiker, bei welchen ver- 
schiedentlich wegen des Gefühls allgemeiner Zerschlagenheit andere 


Morbidität und Mortalität. 


2, Fahr: Auf das eigentliche Gebiet der Kriegsseuchen. Wi 
F. nicht eingehen. Er will sich vielmehr nur allgemein mit den »C 


digungen befassen, die die schlechte Ernährung hervorgerufen hat 
Vortragender wiegt seit Jahren jede Leiche. Der Rückgang des Körper- 
gewichts ist so augenfällig, daß man kaum Worte darüber zu u 
braucht. Trotzdem will er auf ein größeres Material eingehen. m 
Krankenhause sind gerade die ärmeren Kreise gestorben. Diese N 
sicher nicht überernährt. F.s Durchschnittszahlen sind geringer ABS 
von anderen veröffentlichten, und zwar deshalb, weil die Korte 
gewichte nicht von Gesunden, sondern von Kranken gewonnen wu an 


Salvarsanpräparate weitergegeben werden mußten. Die Tabes bedarf 
einer besonders vorsichtigen und streng individualisierenden Behandlung. 
Zusammenfassend stellt D., bei luetischen Erkrankungen des 
Centralnervensystems, das Silbersalvarsan über die anderen Salvarsan- 
präparate. 
Das neue Präparat bedeutet auch für den Neurologen eine sehr 
wertvolle Bereicherung. Er ist instand gesetzt, seine Kranken wesent- 


Digitized by Google P 


RERE EE BTA 
NL 
Ser: u > gi A nor ` 
nr u UND 3, Ena KS TuT E 
ve Te Bruder ER Ni; 


« SE aiu 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32... 


toe pa £ 5 1 . 
t n ` T 
ER ik B ; 
Be Miaa, E EL Seh, 
ul en 


4 re 


D E E a PR t 
è B ~ 


ER; Zu; $ -a 
BE a S E 
- | T0-August 
: AU AUSUSL 
x 2 


a 


. Außerdem’ wog. Vortragender nicht Patienten mit Kleidern, sondern 

nackte Leichen. F. berichtet zunächst: über zwei Todesfälle an Inanition 
 . (Hunger!). -Zuerst eine 35 jährige Frau mit 24,5 kg Gewicht.‘ Magen 
' und Darm waren völlig kollabiert. Es wurde deshälb die Diagnose 


Verhungern un | 
Fall, Tod nach’ Ohnmacht, wurde nichts gefunden, was den Tod er- 


klären konnte. Körpergewicht 29 kg bei 1,64.m Körpergröße. Vor- 


i tragender verfügte im ganzen über. mehr als 5000: verwertbare Wä- 
gungen. Die Gewichtsabnahme war 


De se 


A N. 


am höchsten bei. den Jahrgängen ‘zwischen 51 und 


d nicht Marasmus senilis gestellt. In -einem zweiten | 


am geringsten bei den Säuglingen, | geschleppte, Fälle von 'Weilscher Krankheit. 


schnittlich 10,5 kg). Stark zugenommen hat .die Tuberkulose, beson- 


‚ders diè Kindertuberkulose. _Aufgefallen sind F. ferner: frische .Herde 
bei älteren Leuten, besonders im Darm. Die‘ schlechte Ernährung; in - 
erster ‚Linie der Fettmangel, ist für die Tuberkulosezunahme verant- . 
| wortlich zu machen. Im Jahre 1918. zeigte. ferner die akute gelbe 


Leberatrophie eine auffällige Zunahme... Das 'hat natürlich mit..der Er- 


'nährung nichts: zu tun. ' Wahrscheinlich handelte 'es nn an ein on. 
Reißig, 00 


t 


h h ` ° k i Yu 
j er x - i “ - Par ‘ se” i R d h | | i | >. Er 
J . . a iai- 3 " x ke è . . g é 2: E 


Einige Ratschläge für die Niederlassung des ‚Allgemeinarztes. 


. 0.000... Von 
Maärine-Stabsarzt Dr. H. Kritzler, Rüstringen (Old.). | 
. u Prea A AE e (Fortsetzung aus- Nr. 31.) : 
"Als Verbandstoffabfalleimer genügt natürlich jeder 


_ einfache 'Emailleeimer (Nichtemailleeimer lassen sich nicht gut rei- 


 nigen!), bei dem man nur darauf zu achten hat, daß der Griff nicht 
auf dem freien’ Rande des Eimers aufliegt, ‚sondern ‚über die lichte 


Weite des Eimers herübergeht und fußbodenwärts herünterhängt; es 
kommen sonst zu. leicht Verschmutzung des Handgriffs und der aus- 


. leerenden Hände mit Blut und Eiter vor. ' Ein Deckel ist mit Rück- 
sicht auf die Kranken (Ekel vor Blut, Eiter, unappetitlichen Verband- 


. Testen) nötig. Es gibt Eimer mit Siebeinsatz, in’dem sich die festen. 


Bestandteile von der Flüssigkeit trennen,. was für das Weggießen 
. „(Unannehmlichkeiten der Klosettverstopfung!) wichtig ist. Ebenso 

' billig wie geschickt erscheint mir der „Klipp-Klapp“-Eimer 
(des Geschäfts: Cas sel- Frankfurt: 8,50 M, mit -Siebeinsatz 18 M), 


dessen Deckel mit dem Fuße geöffnet wird und sich nach Öffnen von 


‚selbst schließt; seine Entleerung geschieht ebenfalls: obne ‚Berührung 
der Hände mit dem Inhalt. _ | a SD Ä 
Als Waschvorrichtung lasse man sich am besten ein 


wasserzufuhr einbauen; der Wasseranschluß ist ein zwar nicht ganz 


billiges, aber immer angebrachtes und sich lohnendes Stück der Ein- 


‚ Yiehtung. Je bequemer die Waschgelegenheit ist, desto mehr wird 
‚Man — zu‘seinem eigenen und seiner Kranken Vorteil — sie be- 

nutzen. Falls man keine richtige Rohrleitung anlegen lassen will, 
läßt sich auch manchmal: durch eine einfache Schlauchleitung (Irri- 


' gatorschlauch, Anschluß an den Gartenschlauch o. dergl.). Wasser 


für die Sprechstundenzeit in das Arztzimmer leiten; man führt den 
‚Schlauch, dessen Ende mit einem Hahnstück verschlossen ist, durch 
 @n Loch im Fenster oder in der Türe in das Zimmer und hängt ihn 


über dem Waschbecken auf. Ist ein Wasseranschluß nicht möglich, : 


so muß man sich mit einer Waschvorrichtung behelfen;. Evens 
& Pistor-Kassel empfehlen z: B. recht zweckmäßige Waschtische 
- „Ideal“, Nr.:19860 (74 M), Nr. 19862 (182 M), Nr. 19850 (180 M), 
Nr. 19785 (158 M) oder die Ausführung „Perfect“, die mir infolge 


‚ihrer gediegenen, größte Sauberkeit. gestattenden Ausführung be- 


sonders gut gefällt und einen Wasseranschluß leicht entbehren läßt; 


‚Nr. .19862° (132 M) und Nr. 19865 (167 M). Alle diese ‚Formen haben 
"Wasserbehälter mit Schwenkhebelhaho, ein oder zwei Glasstand- 


gefäße (für Desinfektionsflüssigkeiten) mit Schwenkhähnen, Ablauf- 
emer, ‘Handtuchhalter usw. Die Zusammenstellungen, mit Irri- 


E gatorständern empfehle ich ` nicht, ebensowenig die vielfach ge- 
brauchten und auch von den Geschäften in äußerlich recht gefälligen. 
Formen vertriebenen Wasch s chränke, deren kastenartiger Bau |, 


“ nicht der Reinlichkeitsforderung in ärztlichem Sinne entspricht. Am 


. billigsten: und sehr gut sauber zu halten ist ein einfaches Wasch-. 
gestell, wie sie z, B. für Dienstboten, in Geschäftsräumen vielfach . 


benutzt werden, mit gewöhnlicher Emailleblechschüssel; am besten 
besitzt man zwei-Kannen, eine für kaltes und eine für heißes. (für 
die ‚Sprechstunde immer bereit zu haltendes). Wasser;. ein beson- 
‚derer Eimer zur Aufnahme des gebrauchten Wassers. ist, (außer 
` dem oben schon angeführten Verbandstoffeimer) nötig; ein zweites 
‘Gestell enthält die Schüssel mit der.vom Arzte bevorzugten Desinfek- 
tionsflüssigkeit (s. a. sp. die Desinfektion . im ‚Sprechzimmer und: in 


der Außentätigkeit). Beide’ Gestelle zu vereinen ist zu widerraten, 


-weil -zw leicht. beim gewöhnlichen Händewaschen. die Desinfektions- 
‚Nüssigkeit. beschmutzt oder. verseift wird. Dagegen kann das zweite 
 Gestell-zweischüsselig sein, was für Alkoholbehandlung der Hände vor 
„der Benutzung . der Desinfektionsflüssigkeit zweckmäßig ist. Diese 


, ‚Instrumente. benutzen, sondern dazu eine ‚besondere ‚Schüssel oder 


drei Schüsseln würde ich nie zur etwaigen Ablagerung gebrauchter 


ı besser.eine Emailleschale (viereckig:45:35:11 (s. o.) nehmen. Diese 
Schale darf deshalb nicht zu flach sein, weil sie auch. umfangreichere 
Geräte, Milchglasröhren, Scheidenhalter. usw. aufnehmen, muß. Bei 
dieser. Gelegenheit möchte ich darauf hinweisen, daß der Arzt es sich. 


‘unbedingt zur Regel machen muß, ‘sich nach Abfertigung eines 
irgendwie berührten Kranken die Hände zu waschen. Gewöhnt man 
sich dies nicht als ganz automatische Tätigkeit an, so vergißt man 


es leicht im Drange. der Arbeit. Auch der. einfache Mann hat heutzu- ` 
tage seine Begriffe von Gesundheitspflege und ärztlicher Sauberkeit; - 
‚mitunter wird man sogar scharf bezüglich . seiner. Maßnahmen von 


Überschlauen und Überbelesenen überwacht, was man sich ganz be- 
sonders für die geburtshilfliche Tätigkeit merken muß. 
‚Ist eine Wasserleitung. vorhanden, so..steht in deren: nächster 


‚Nähe, am’ ‚besten. anf. einem .eiserren: oder ‚blechbeschlagenen, nicht 
‚zu hoch angebrachten Wandbrett der Kocher, in dessen Umgebung 
auch ..die Wand zweckmäßig mit Blech bekleidet ist., Ist Gas vor- - 
‚handen, so genügt zum Erhitzen ein länglicher Brenner, am -besten - 
von der Länge des Kochers. Sehr bequem ist, wenn man an Gas-.und 
‚Wasserleitung einen „Junker“schen Warmwasserappa-. 


rat anschließen läßt, aus dem man mittels Schlauches je nach, Bedarf 
Kocher, Waschbecken, Verbandschüsseln usw.. füllen kann (bei Glas- 


a sachen, Spritzen kein zu heißes Wasser nehmen!). Der „Junk.er“-. 
genügend breites -Anschlußbecken, im Zentralheizungshaus mit Warm- ` ‚sche Apparat — 75 M; einfacheres System „Fletscher“ 83 bis 88 M — 


ist. auch für. Spiritusheizung eingerichtet zu. haben (58 M; -Preisver- 


'zeichnis Medizinisches Warenhaus Berlin). Als Kocher 
: — die .Nickelinkocher. sind jetzt teuer — genügen größere Fisch- . 
kocher mit. Siebeinsatz aus Emaille; für 'kleinere Instrumente (Injek- ` ` 
tiohsspritzen usw.) halte man sich aus Sparsamkeitsgründen einen 
‘kleinen viereckigen Kocher’ (kleiner Spargelkocher), den man mit 
einer kleinen Spiritusfllamme heizen kann. Anstatt Gasbrenner gibt. 


‘es auch sehr leistungsfähige längliche Spiritusbrenner (außer in ärzt- 
lichen Geschäften: auch bei den Spirituscentralen erhältlich). © `` 
Als Wage, die zur Überwachung der Kranken, zur Feststellung 


des. Behandlungserfolges,, für verschiedenartige. Untersuchungen , 
‚(Lebensversicherung usw.) erforderlich ist, nehme man vorläufig eine -. _ 
kleine Federwage, z. B. „Jaraso-Wag.e“ (überall käuflich, 18 M; ©. 


es gibt auch noch etwas gediegenere Wagen dieser Art zu 30. bis 40 M). 
Man sei sich aber klar, daß diese Wagen mit der Zeit durch Nach- 


lassen der Feder nicht unbeträchtlich in ihrer Zuverlässigkeit verlieren `. 


und daß man für bessere Zeiten sich die Anschaffung einer richtigen 
Laufgewichtswage vorbehält (z. B. Evens & Pistor-Kassel: 


85 bis 125 M, Modell 100 SP, 101 SP, 101 SPM, letzteres mit auf. 
der Wage angebrachtem Meßstab zur Feststellung der Körperlänge). 


Die üblichen Sehprobentafeln (Snellen, Roth): hängt 
mah gegenüber einem Fenster auf. Sehr praktisch ist. ein. Seh- 


probenbeleuchtungsapparat, der auch bei ungünstigen 


Lichtverhältnissen: Sehschärfenuntersuchungen gestattet, was 'für 
‚Bahn-, Knappschafts-, Postärzte wichtig ist. Diese Apparate sind-für 


‚elektrisches Licht, Gas oder Petroleum eingerichtet und kosten M e-- 


dizinisches Warenhaus-Berlin) 27,50 M., mit Sehproben- 
tafeln etwa 33 M. Hängen letztere frei — ohne Beleuchtungsapparat 


‚— an der Wand, šo empfiehlt es sich, über die — auf Pappe aufge- 
| zogenen — Tafeln Deckpappdeckel zu hängen, die einerseits die 
_ Tafeln. vor Sonnenbräunung, Fliegenbeschmutzung usw: schützen, 
andererseits Auswendiglernen der Tafeln durch irgendwie Interessierte ` 
vermeiden; aus. letzterem Grunde sind auch mehrere Tafeln: (Buch- 
staben, Zahlen, Haken — letztere für Nichtleser, Kinder —) vorrätig 
‘zu halten, die zur Raumersparnis übereinander hängen., Um stets 


‚einen Zeigest.ock. bereit zu halten, wird ein entsprechender Stab 


mit Band .neben den Tafeln an der Wand. aufgehängt. ` Den. Be- _ 


leuchtungsapparat kann man sich ‘auch selbst herstellen; zur Be- 
leuchtung nimmt man dann am’besten 3 Kerzen; zur Anfertigung sehe 
‚man sich die Abbildung in einem Preisverzeichnis. an.. Auf dem. Füß- 


‚boden messe. man die Strecke von der Wandstelle, wo die Sehtafeln 


‚70 Jahren (durch: © >>) 


=u . 
m yrun- e Ee 
R en ner 

Inmtin i 


onaga ane 


` MAs gtoeta 


Zà 
; . ' 5 y ra 5 ` 
2 ee 2 Sara i 
ET nee X 
es AT EEN E ES 


mn 


ae, a 


m: 


ie SL GE Te 


ma) ie a 


BRENNT 


` e SEE 


t 
r f E 
P Br 
v ES In BA) T 
rys TARE 
ne, 
a Ra i RETo i EZ 
ANES ETS 7 Au 
ME LEE re 
aa S e ne E 
E Pin KN 
. u nr. pei N E t PY 
een et 
$ nase Le A 
5 De 
Ra EP 
PA Ea neee" 
eae e k ges 
tr ’ 0 eX 
ee fe a 
a 
` E E 
re } t, 4 Le 
EEE TE u 
` aA v een 
AT gh 
i ES 
s B e ON E o 
P ALEE R Aa 
a ' Wt 
BR 
ze } siin S1 E 
E E TE 
BAA T ne: 
tet 
f cf Shen, o 
BS IB Hegon Er no’ 
P riei T . 
$ r E E, 
. FEN A 
en TEEN, ee 
g A ee a 
A A 35 ER Sed 
TO En, 
. A a ee SE ‘ 
: f et 
De FE arany 
i { Paia niii hi 
; UT 
Peer t ee Ki 
ra 
gr A nu 
i yii Fa Bi 
A epo keri s4 
d aa E at ‘ . 
‘i . > w i : ly 
de Y Srde im 
Non a -s 
Ben o a BL 
. IR ‚m 
De ER 
3 PB: ae 
en 7 Fai koi nai 
e a a N i, 
PRA fk a rs, ei 
BEE aal Ki R: 
a e N ale E 
NEST a N 
x ap pA TEAR y 
Bu e E ee A 2) 
he ata 
ber u TE 
a 1 voch 
ne Poart et 
Fe uia t ir S wit 
- er ret a D 
DE 
= w Cat z PS 
A ao ap DETS 
ee 
a SEA y i Pe h 
PENE SOERA S 
ut SER 
FREE er el 
Bu eg Te: 
H KI BE E ' ifi 
n ~ DRN RAOS 
’ BT 
ma d pi. s } A 
Male er aa 
g o iss. N 1: 
ë in ote 
. JH “ oo ; 
4 } A 2 
as AN ne 
, I CAFE 
` pe o vog AE 
a OPO ed 
Bi ` ieue aS 
a “ s. 
. Bd wN sapa r 
Er Ba 
i bez”; et 
5 Eee Sy EHE 
. I a Er 
r RR e - EETA 
EN OE . P i 
. n 4 
i i Yu er DINN 
ʻi f ; 
kik EEA $ fh 
. rg i i 
as a 
ee ee nd 
. . 
r ry 
pè E e -i 
re Et 
a , Dea 
i Mae! pr r (4 
BERG: 0 5 
5 st or ee 
vs x in 
en. ug 
DER ‘ ap 
t a og BR 
sa P a on 
. Mm ei, 
e Pa 
“, ‘ 
Sl 


Ei 
A 


ji 
| 
| 
j! 
|| 
t 
# i 
I 
N Í 
I 
1 


808 


hängen, bis zum Fenster ab und bringe alle halben Meter eine Marke 
an; ich empfehle als einfachste Vorrichtung: Einschlagen von 1 bis 
6flachköpfigen Nägeln, und zwar bei 1 m 1 Nagel, bei 2 m 2 Nägel 
usw.; für die ganzen Meter nimmt man gelbe Nägel; die halben Meter 
bezeichnet man sich jedesmal nur mit einem weißköpfigen Nagel. Die 
gleiche Strecke benutzt man zur Prüfung der Hörfähigkeit. 
Hat man nicht mehr als 4 bis 5 m Zimmerbreite zur Verfügung, 
so drehe man bei der Untersuchung zuerst dem Kranken den Rücken 
zu, was auf 4 bis 5 m ungefähr der 6-m-Prüfung bei gewöhnlicher 
Stellung des Arztes, mit dem Gesicht nach dem Untersuchten, ent- 
spricht. Um eine etwas längere Prüfstrecke zu erhalten, benutzt 
man zweckmäßig auch einen Schrägdurchmesser des Zimmers. 

Zur gewöhnlichen Spülung und zur Druckspülung, 
die bei der Frauen- und Geschlechtskrankenbehandlung nötig ist, 
empfehle ich ein besonderes Irrigatorgestell, das trotz Roll- 
füßen möglichst standfest — auch bei hohem Auszug der Tragestange 

— sein und zwei angehängte Abstellgefäße für gebrauchte und 
ungebrauchte Spülansätze haben soll. Solcher in der Höhe verstell- 
barer Irrigatorständer führt jedes ärztliche Geschäft mehrere Formen. 
Die Verbindung eines solchen Ständers mit Waschtisch, Verbandtisch, 
Flaschenständer ist nicht anzuraten; entweder steht der Ständer 
. nicht da, wo man ihn braucht, oder der Tisch, an dem er befestigt ist; 
das Verbundensein der beiden verschiedenartig gebrauchten Teile er- 
schwert häufig sehr ihre Anwendung. Steht der Behandlungsstuhl 
so, daß der Irrigator an der Wand aufgehängt werden kann, so emp- 
fiehlt sich eine, leicht auch selbst herstellbare Zugvorrichtung 
mit Schnur; Georg Härtel-Breslau führt eine solche 
einfache Einrichtung, die für die Janetspülung gedacht, sich 
auch für frauenärztliche Zwecke eignet (ich rate, zum Schutz gegen 
Verstaubung den Irrigator mit Deckel versehen zu lassen). Die Spül- 
kanne sei aus Glas, damit man das 'Ablaufen der Flüssigkeit. über- 
wachen kann; einen Reserveirrigator halte man sich wegen der 
leichten Zerbrechlichkeit vorrätig, ebenso zur rascheren Kranken- 
abfertigung gebrauchsfertige oder Stammlösungen der am meisten 
benutzten Spülflüssigkeiten, in 5-Liter-Handflaschen, billiger in 
Wein- (= 750 g) oder Sekt- (= 1000 g) Flaschen. i 

Im Sprechzimmer braucht man außer dem Schreibtischsessel 
zwei bis drei einfache, glatte Holzstühle, die am besten weiß 
lackiert werden. Ganz zweckmäßig sind auch weißlackterte 
schmiedeeiserne Stühle, nach Preisverzeichnis Bernhard Hadra, 
Berlin C.: 12,50 M. Bringt man an einem Stuhl einen Universal- 
kopfhalter an, etwa den von Evens & Pistor-Kassel 
angegebenen Halter „Monopol“ (15 M), so erspart man sich einen 
‘besonderen Operationsstuhl für Mund-, Nase- und Öhreingriffe. Letz- 
teres Geschäft zeigt auch einen für den Kranken recht bequemen 
Holzstuhl mit Armlehne (Nr. 21170; 21 M) an, der sich besonders 
für die genannten Arbeiten eignet. 

Zum Sitzen vor dem frauenärztlichen- Stuhl ist sehr bequem ein 
drehbarer Hocker, Drehsessel, der am besten ebenfalls aus Schmiede- 
eisen und weißgelackt ist. Auch ein drehbarer Klavierschemel — 
aber nicht mit Plüschsitz! —, der weiß gestrichen wird, läßt sich gut 
dazu benutzen. Man braucht den Drehschemel ferner zum Mikro- 
skopieren und zur Lungenuntersuchung beim sitzenden Kranken, den 
man sich — besonders bei Kindern — in bequeme Höhe dreht; letztere 
Untersuchung wird durch das Fehlen einer störenden Rückenlehne er- 
leichtert und ermöglicht, zumal bei Benutzung eines Schlauchhörrohres, 
ein sehr angenehmes Arbeiten des Arztes, der dabei ruhig sitzen kann. 

Zum Aufsteigen auf den frauenärztlichen Stuhl benötigt man 
eines zweistufigen Holz- oder Schmiedeeisen- Trittes, zweckmäßig 
weiß gestrichen Bernhard Hadra: 20 M), den der Arzt auch 
zum Hochstellen eines (eigenen) Fußes bei der frauenärztlichen Unter- 
suchung sowie zum Aufstützen der unteren Gliedmaßen (des Kranken) 
‘bei Verbänden benutzt. 


(Fortsetzung folgt.) 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) . 
| Berlin, Bekanntmachung des Reichsministers des Innern über 
Nachweis der Lateinkenntnisse durch Inhaber des Reife- 
zeugnisses einer Oberrealschule bei der Zulassung zu den Prü- 
fungen für Ärzte. Der Staatenausschuß hat beschlossen: Der 
86 Abs. 3 der Prüfungsordnung für Ärzte vom 28. Mai 1901 in der 
Fassung vom 12. Februar 1907 wird wie folgt abgeändert: Inhaber des 


der lateinischen Sprache die Kenntnisse besitzen, welche für die Ver- 
setzung nach Obersekunda eines Realgymnasiums erforderlich sind. Als 
Nachweis hierfür dient entweder ein mindestens  genügendes Prädikat 
im Lateinischen im Reifezeugnis einer Öberrealschule mit wahlfreiem 
Lateinunterricht oder ein auf Grund einer Prüfung ausgestelltes Zeug- 
nis des Leiters eines deutschen Gymnasiums oder Realgymnasiums, 


Berlin. Ein Erlaß des Ministers des Innern über die Ergeb- 
nisse der in den Jahren 1916 und 19i7 ausgeführten Schutz- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 32. en, 


der Anweisung zur Ausführung des 


Reifezeugnisses einer Oberrealschule haben nachzuweisen, daß sie in | 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8. 


u O Ano ar 
m AN . AUZUSL., 


impfungen gegen Cholera und Typhus teilt mit, daß die f 
Impfungen gegen Cholera fast ausnahmslos ohne erhebliche Störungen 
des Allgemeinbefindens vertragen wurden. Die auf die Impfungen 

gegen Typhus folgenden Reaktionen hielten sich in mäßigen Grenzen. 
Wenn die Typhusschutzimpfungen auch nicht immer vor der Erkran- 
kung an Typhus schützten, so spricht manches dafür, daß sie diese 
doch wesentlich mildern. Es wird daher ersucht, weiterhin für die 

Vornahme der Schutzimpfungen einzutreten und auch auf die Kreis- 
medizinalbeamten einzuwirken, der Abneigung der Bevölkerung und 

der Ärzte gegen die Vornahme dieser Impfungen entgegenzutreten. 


Berlin. Ein Erlaß des Ministers des Innern über Abänderung 
Freuerbestattungs- 
gesetzes bestimmt folgendes: Die Leichen sind in dem Sarge ein- 
zuäschern, in dem sie zur Verbrennungsstätte gelangen. Die Särge 
müssen aus dünnem Holz oder aus Zinkblech gefertigt werden. Die 
Fugen der Holzsärge sind mit Schellack, Leim, Kitt oder ähnlichen 
Stoffen zu schließen. Eisen oder Bronzeteile dürfen weder zur Ver- 
bindung noch zur Verzierung an den Särgen angebracht werden. 
Holzsärge sind durch Holzzapfen, Metallsärge durch Löten zu ver 
schließen. Für die Größe und Höhe der Särge ist den Verbrennungs- 
einrichtungen entsprechend ein Höchstmaß vorzuschreiben. Als Unter- 
lage für die Leiche sowie zum Stopfen etwa in den Sarg hineinzu- 
legender Kissen sind Säge- oder Hobelspäne, Holzwolle oder Torimull’ 
zu verwenden. Die Auskleidung des Sarges sowie die Bekleidung der 
Leiche kann in der üblichen Weise erfolgen, doch sind zur Befestigung der 
Auskleidung Metallstifte und zur Schließung der Kleidung Nadeln, Haken 
und Ösen unzulässig, dagegen einfache umsponnene Knöpfe gestattet. 
Für die Ausstellung der geforderten amtsärztlichen Bescheinigung 
ist derjenige beamtete Arzt zuständig, in dessen Amtsbezirk sich die 
Leiche zur Zeit der Anforderung der Bescheinigung befindet. Für die 
in größeren Krankenhäusern Verstorbenen können von der Central- 
behörde Ärzte der Anstalt zur Ausstellung dieser amtsärztlichen Be- 
scheinigung ermächtigt werden. 


A 


Einen bemerkenswerten Beitrag für den Umfang, den die Ver- 
untreuungen der Heeresbestände durch Diebstähle angenommen haben, 
gibt die Mitteilung, daß allein aus der Sanitätsabteilung Altdamm bei 
Stettin Heilmittel im Werte von weit über 200 000 M, im wesentlichen 
Salvarsan und Chloroform, entwendet worden sind. 


Berlin. Die Berliner Gesellschaft für Chirurgie beabsichtigt, 
ihre durch den Krieg und durch die unruhigen Verhältnisse unterbrochene 
Tätigkeitim Oktober d. J. wieder aufzunehmen. Der derzeitige Vorsitzende 
(Geh.-Rat Prof. Dr. W. Körte, Berlin W, Kurfürstenstr. 114) bittet, An 
meldungen für Vorträge an ihn einzusenden. Die Eröffnung der Sitzungen 
wird, sobald genügendes Material eingegangen ist, durch die medizinische 
Fachpresse und das rote Blatt angezeigt werden. 


Die Hallenser Rektorenkonferenz hat zugunsten 
der ehemaligen deutschen Straßburger Universität eine Kundgebung ern 
lassen und die Erwartung ausgedrückt, daß die Fakultäten und ihre 
Mitglieder alles tun werden, was in ihrer Macht steht, um die aus ihren 
Ämtern verdrängten Straßburger Kollegen in gleichwertigen Stellen 
unterzubringen. Den aus Eisaß-Lothringen stammenden deutschen 


Sud nen sollen an deutschen Universitäten tunlichst die Wege geebnet 
werden. | 


Berlin. Der Jahresbericht der Spirituscentrale für 1918/19 zeigt 
einen Rückgangin der Spiritusproduktion, wie ihn das 
Brennereigewerbe noch zu keiner Zeit erlebt hat. Der Grund ist darın 
zu suchen, daß durch den Friedensvertrag im Osten fruchtbare, für 
Kartoffelbau und Brennerei wichtige Provinzen genommen wurden un 
fast ein Drittel der bisherigen deutschen Spiritusgewinnung damit ver- 
lorenging, 

Infolge eines mehrfach geäußerten Wunsches nach Herausgabe 
neuer Briefe von Theodor Billroth bitte ich, wie vol 
25 Jahren, um gefällige Einsendung von Originalbriefen. Dieselben 
werden möglichst rasch und unversehrt zurückgeschickt. 


Berlin. Geh. Obermedizinalrat Prof. Dr. Pistor, der ehe- 
malige vortragende Rat im Kultusministerium, beging das 60jährl&® 
und Geh. San-Rat Dr. Armand Jung feiert am 10. August seim 
50jähriges Doktorjubiläum. -—— | 


Hochschulnachrichten. Berlin: Priv.-Doz. Alb: Nee 
mann hat den Professortitel erhalten. — Bonn a. Rh.: Am 3. Augus 
hat die rheinische Friedrich-Wilhelm-Universität ihren 400 jährige 
Gründungstag gefeiert. Bei dem akademischen Festakt hat die Men 
zinische Fakultät zu Ehrendoktoren ernannt: den Landeshauptmann $ 
Rheinprovinz Dr. v. Renvers, den Physiker Prof. v; LaTe 
(Berlin) und den Bildhauer Karl Menser (Bonn a. Rh), die P a 
sophische Fakultät den Physiologen Geh.-Rat Zuntz (Berlin). n 
Frankfurta. M.: Prof. Hermann Freund, von der trühere 
deutschen Universität in Straßburg, zum Honorarprofessor ernannt. t 
Dr. Franz Högel, Vorsteher der Röntgenabteilung am Heiler N 
Geist-Hospital, für innere Medizin habilitiert. — Freiburg tät 
Priv.-Doz. Dr. Wieland, von der früheren deutschen er 
Straßburg, für Pharmakologie habilitiert. — Halle a. S.: Der Dire os 
des Pharmakologischen Institutes, Prof. Gros, nach Köln periten of 
Der ehemalige Direktor des Pathologischen Instituts, Gehizkau sni 
Dr. Eberth, feierte das 60 jährige Doktörju ilät 


DIGMIZCO vA 


mn 
F 


ae 


=, 


SE 2.5 


Auswärtige Berichte: Berlin. Braunsch 


ee tt N 


17. August 1919. 2 


Nr; 88 (767). xV. Jahrgang. 


edizinische Klini 


Wochenschrift für praktische Ärzte 


redigiert von — | Verlag von 
Geh. San.-Rat Prof. Dr. K. Brandenburg Urban & Schwarzenberg 
Berlin Berlin | n y . 


Inhalt: Originalarbeiten: W. Benthin, Lymphdrüsen bei Erkrankungen der Gebärmutter. O. Groß, Einiges zur Diagnostik und Pathologie 


_ der Pankreaskrankheiten. A. Jolles, Über die neuen Methoden zum Nachweis von Indican. W. Schultz, Zur Differentialdiagnose der Maul- 


und Klauenseucheninfektion beim ‚Menschen (mit 1 Abbildung). J. Ruhemann, Epikrise zur Influenza 1918. F. Lesser, Zum serologischen 


Luesnachweis mittels Ausflockung. — Aus der Praxis für die Praxis: Kost, Diagnostische Betrachtungen aus der Praxis. — Referatenteil: 


H. Kritzler, Neuere, für den Allgemeinarzt verwertbare Ergebnisse aus dem geburtshilflichen Schrifttum der Kriegsjahre 1914—1916. (Fort- 


setzung.) F. Pinkus, Haare und Nägel. — Aus den nenesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und 
weig. Breslau. Frankfurt a. M. — Rundschau: H. Kritzler, Einige Ratschläge für die Niederlassung 


des Allgemeinarztes. (Fortsetzung.) — Tagesgeschichtliche Notizen. 
Der Verlag behält sich das ausschließliche ‚Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor. 


ER ET pE a ET AR 


| Aus der Universitäts-Frauenklinik Königsberg i. Pr. 
(Direktor: Geheimrat Prof. Dr. Winter). 


Lymphdrüsen bei Erkrankungen der Gebärmutter. 
a e Von ` 
Prof. Dr. W. Benthin, Oberarzt der Klinik. 


. Entsprechend der reichlichen Versorgung des Genitalgebietes 
mit Blutgefäßen ist auch der Lymphgefäßapparat stark ausgebildet. 
Die klassischen Untersuchungen Mascagnis und Cruveilhiers, 
der namentlich die bei puerperaler Infektion natürlich injizierten 
Lymphbabnen zur Darstellung brachte, waren es hauptsächlich, 
die den anatomisch-physiologischen Grund legten. Systematische 
Untersuchungen der Lymphbahnen des weiblichen Genitales wurden 
In neuer Zeit vorzüglich durch Sappey und Poirier mit einem 
verbesserten Quecksilberinjektionsverfahren angestellt. Wesentlich 
erweitert wurden unsere Kenntnisse durch das Bekanntwerden des 


Gerötaschen In jektionsverfahrens. Durch die interstitielle Ein- 


spritzung leichtflüssiger Terpentin-Äther-Farblösungen mittels 
einer besonders konstruierten Spritze gelang es, die Lymphbahnen 


' In-ungeabnter Weise zur Darstellung zu bringen. Hierdurch wurde 


es erst ermöglicht, das wissenschaftliche und erhöhte klinische 
Interesse, das an der Kenntnis des gesunden und kranken Lymph- 
apparats in steigendem Maße genommen wurde, zu befriedigen. 
_ , Nach den grundlegenden Untersuchungen von Brichos, 
Peiser, Polano und Krömer, die sich speziell auf die hier 
Interessierende Beckenregion beschränken, unterscheiden wir heute 
trotz der-nicht seltenen Inkonstanz der Anordnung drei Hauptbahnen, 


die durch eine Anzahl von je zu zwei, vier und mehr gelegenen 


bis zur Niere herauf zu verfolgenden Lymphdrüsen (26 bis 36 nach 
Krömer), die sich an den Knotenpunkten des Lympbgefäßsystems 
finden, unterbrochen werden. Die Lymphgefäße der äußeren Genita- 
lien und des vorderen Teils der Vagina bilden die erste Hauptbahn, 
Ihr Saftstrom mündet in die oberflächlichen und tiefen Leistendrüsen. 


der Cervix ergießt sich die abgeführte Lymphe in die retroperitoneal 
gelegenen Glandulae hypogastricae, die in der Gefäßgabelung 
zwischen. der Arteria iliaca und hypogastrica in der Nähe des 
Abganges der Arteria uterina liegen, und in die Glandulae iliacae 
(2 bis 3), die der Arteria iliaca auf- beziehungsweise angelagert sind. 
Die Glandulae iliacae empfangen außerdem noch Lymphe aus dem 
unteren Abschnitt des Corpus. Die Lymphbahnen durchziehen, 
unter Einschaltung kleinerer, in den Parameirien gelegener Lymph- 
drüsen, isoliert das Becken. Zum Teil verlaufen sie in der Basis 


des beiderseits vom Uterus ausgespannten Ligamentum latum. 


Daneben führen kleinere Lymphgefäße des oberen Scheiden- 
abschnittes und der Cervix zu den vor den Foramina sacralia 


liegenden Glandulae sacrales. Die Lymphbahnen des oberen 


Corpusteils und des Fundus uteri vereinigen sich an den Seiten- 


Aus dem hinteren Scheidenabschnitt, aus der Portio vaginalis und 


 knoten der Gebärmutter, durchziehen den oberen Teil des Liga- 


mentum latum und steigen beiderseits zu dem Ligamentum 
infundibulo-pelvicum auf und gelangen zu den Glandulae lumbales. 
Diese liegen jederseits seitlich der Aorta nahe der Teilungsstelle 


‘der Aorta in die beiden Arteriae iliacae communes (inferiores), und 


als letzte Etappe, noch etwas weiter hinauf, etwa in Höhe des 


-unteren Pols der Niere, die Glandulae lumbales superiores. Währenä 


die parenchymatösen Lymphspalten und Lacunen der Mucosa die 


‘ Drüsen netzförmig umspinnen und bis zum Oberflächenepithel 


reichen, sich in der Grenzschicht zwischen Mucosg und Muscularis 
sammeln und in größeren Kanälen überall anastomosierend die 
Muskulatur durchbrechen, bleiben die abführenden Stämme, deren 
Lumina im übrigen durch zahlreiche Klappen in regelmäßigen 
Abständen unterbrochen werden, bis zu den ersten Lymphdrüsen- 
stationen unverzweigt. Doch stehen die Drüsen unter sich, von 
Etappe zu Etappe durch ein mehr oder minder ausgeprägtes 
Anastomosennetz- in ständiger Kommunikation. Nicht unerwähnt 


sei, daß die uterinen und subperitonealen Lymphbahnen im 


Zusammenhang stehen. 
Die Kenntnis dieser Verhältnisse ist nun von großer Tragweite 


für das Verständnis päthologischer Erscheinungen im. Bereich des 


Genitalgebietes. Sie ist das um so mehr, als die meisten gynäkolo- 
gischen Affektionen auf entzündlicher, bakterieller Basis entstanden 


sind. Der Weg, den die Infektionserreger machten, ist, wenn nicht 
die Blutbahn direkt in Betracht kommt, vorzüglich durch den 


. Verlauf der Lymphbahnen vorgezeichnet. 


Entsprechend der Funktion der Lymphdrüsen als Filter ist 


es natürlich, daß bei allen Krankheitsprozessen der Gebärmutter, : 


bei denen die Lymphbahnen alteriert sind, und eine Abschwemmung 


von Infektionsmaterial möglich ist, sei es, daß es sich um bakterielle 


Keiminvasion handelt oder um eine maligne Neubildung, die 
zugehörigen Lymphdrüsen in geringerem oder größerem .Umfange 
beteiligt sind. Der außerordentliche Reichtum des Uterus an 
Lymphbabnen ist der Grund dafür, daß bei Gebärmutterent- 
zündungen die benachbarten Lymphdrüsen sehr häufig in Mit- 
leidenschaft gezogen werden respektive als Schutzwehr in Funktion 
treten. Leider wird dieser Schutzwall besonders bei Erkrankungen 
im Wochenbett, wo die Lymphbahnen besonders reichlich entwickelt 
sind, bei großer Angriffskraft der infizierenden Keime nicht selten 


überrannt, sodaß den Keimen, wenn diese nicht von vornherein ` 


unter Umgehung der Lymphdrüsen direkt in die Gefäße aktiv 
eindringen, der Weg in die Blutbahn auch auf diese Weise offen- 
steht. Da zwischen den Vasa afferentia und efferentia Anastomosen 
bestehen, so beobachtet man bei besonders virulenten Keimen, 
vorzüglich im Wochenbett, daß die Lymphdrüsen vollständig über- 
sprungen werden, sodaß ihre Schutzwirkung gar nicht zur Geltung 
kommt. Bei Abschwemmung oder Invasion virulenten Keimmaterials 
gerät die Drüsensubstanz in einen akuten oder chronischen Reiz- 
zustand. Durch Hyperämie, serofibrinöse Durchtränkung, durch 
Vermehrung der Iymphocytären Elemente und Aus- beziehungsweise 


810 


. vergesellschaftet ist. 


1919 — MEDIZINISCHE | 


LINIK: — Nr. 38. | 47. August 


Einwanderung von Leukocyten tritt eine Schwellung ein, die zu 
einer Vergrößerung des Organs und damit zu einer Kapselspannung 
führt. Zuweilen gebt die Entzündung auch auf die Kapsel über 
oder sogar darüber hinaus in die Umgebung oder springt, unter 
Überwindung der ersten Etappe, auf die nächst höher gelegenen 
Drüsenkomplexe über. -Bei Anwesenheit eitererregender Bakterien 
tritt dann in der Folge eine seröse eitrige, abscedierende 
Lympbhadenitis ein, die unter Umständen mit einer Periadenitis 


Lymphadenitis können sich Phlegmönen bilden oder auch, wenn 
die Keime die eingeschalteten Lymphdrüsen überwinden, eine 
Allgemeininfektion resultieren. Sind die Drüsen größeren Venen 
angelagert, kann der Entzündungsprozeß auf diese übergreifen 
und zu einer Thrombophlebitis Veranlassung geben. Da die Drüsen 
in ihren kleinen Kapselvenen auch Thromben enthalten können, 
liegt die Möglichkeit vor, daß bei mechanischer Reizung mit 
Bakterien durchsetzte Thromben sich loslösen und den Ursprungsort 
für Embolien darstellen. Die in die Drüsen eingeschleppten 
Bakterien werden zwar meist bald vernichtet, bei Abscedierung 
aber können sie sich hier und in der Umgebung oft lange gut 
halten und unter Umständen zu entzündlichen Exacerbationen 
Veranlassung geben. — $o wichtig in wissenschaftlicher Beziehung 
die Kenntnis des Iymphatischen Apparates für das Verständnis 
der Ausbreitungsmöglichkeiten von Krankheitsprozessen ist, 
praktisch spielt die Beteiligung der Lymphdrüsen, wenigstens in 
diagnostischer Beziehung von gynäkologischem Standpunkt aus, 


- keine Rolle. 


So wenig Schwierigkeiten die Erkennung der akut entzündeten 
Lymphdrüsen in chirurgischer Beziehung bietet, bei den Becken- 
lymphdrüsen ist der Nachweis der Beteiligung der Drüsen bei 
entzündlichen Krankheitsprozessen außerordentlich schwierig, wenn 
nicht gar unmöglich. Bei den leichteren Graden der Entzündung 
entgehen die Veränderungen bei der immerhin recht schwierigen 
Zugänglichkeit für die Palpation auch dem geübten Beobachter. 
Ist es zu einer entzündlichen Exsudation des Beckenbindegewebes 
gekommen, so hindert schon die oft außerordentliche Schmerz- 


 haftigkeit bei frischer Entzündung an der Exploration. Bei stärkerer 


Ausdehnung der Erkrankung verdeckt wiederum diese die Er- 
kennung. Die Entzündung der Drüsen und die dadurch hervor- 
gerufenen palpatorischen Schwierigkeiten sind auch der Haupt- 
grund, daß den Lymphdrüsen bei der Diagnose der chronischen 


Infektionskrankheiten, der Tuberkulose und Syphilis, eine so unter- 
geordnete Bedeutung zukommt. Wichtiger als die Erkrankungen ` 
- der Lymphdrüsen bei bakterieller Infektion sind in diagnostischer, 


prognostischer und nicht zuletzt therapeutischer Hinsicht die 
pathologischen Veränderungen der Drüsen bei malignen Tumoren, 
insbesondere beim Gebärmutterkrebs. 


Das Befallen- oder Nichtbefallensein der regionären Lymph- 


- drüsen entscheidet über das Schicksal der Krebskranken. Die Häufig- 


keit des Übergangs des Carcinoms auf die Drüsen ist nach Sitz, Aus- 
breitung und Charakter desselben verschieden. Die Häufigkeit der 
Drüsenbeteiligung wird von den Pathologen- selbst bei fort- 
geschrittenem inoperablen Careinom nicht über 35% angenommen, 
Die Angaben der Kliniker schwanken nach Winter zwischen 
90 und 60%. Die Tumoren wachsen im allgemeinen kontinuier-. 
lich in die Umgebung. Namentlich unter den evertierend wachsenden 
Portiocareinomen sind. Fälle bekannt, bei denen trotz der Mächtig- 
keit der Tumoren sich weder bei der Radikaloperation noch bei 
der Sektion Krebskeime in den allerdings geschwollenen Lymph- 


drüsen vorfanden (Cullen, Broese, Gellhorn, Kröner 


und Andere). Freilich sind solche Fälle selten. Die Erfahrung lehrt 
jedoch, daß dem Sitze nach Portio- und ebenso Corpuscareinome ver- 
hältnismäßig erst spät Metastasen setzen.. Eine Ausnahmestellung 
nimmt das Cervixearcinom ein. Schottländer und Kermauser 
haben unter 73 Fällen, die daraufhin untersucht wurden, 32 mal, 
also in 43,8°/,, earcinomatöse Drüsen gefunden. In drei von 
diesen Fällen waren die Drüsen bereits erkrankt, obwohl nach- 


weislich das Careinom noch umgrenzt lokalisiert war, die Parametrien 


nieht infiltriert beziehungsweise vollständig frei waren. Auch 


. andere Beobachtungen (v. Rusthorn, Döderlein, Wert- 


heim und Andere) zeigen, daß bei Cervixcarcinom die Drüsen 
sehr frühzeitig befallen sein können. Gewöhnlich werden aber 
doch, wie das durch eingehende klinische Untersuchungen erwiesen 
ist, regionäre Lymphdrüsenmetastasen erst beobachtet, wenn das 
Carcinom, die Grenzen der Gebärmutter überschreitend, bereits 


in die Umgebung, in die Parametrien oder das Ligamentum latum | 


eingebrochen ist. Je weiter das Carcinom außerhalb des Uterus 


Als weitere ‘Komplikationen der akuten ` 


in den Parametrien fortschreitet, um so häufiger treten Drüsen- 
metastasen in die Erscheinung. Daneben gibt es aber doch Fälle, 
bei denen die Drüsen, noch ehe das parauterine Gewebe affiziert 
ist, Carcinomkeime aufweisen. Insbesondere disponieren manche 
polymorphzelligen,. stark anaplastischen, besonders bösartigen 
Cervixcareinome und Endotheliome zu einer solch sprunghaften 
Weiterverbreitung. Daneben ist auch eine gewisse körperliche 
Prädisposition insofern nicht zu verkennen, als sehr vollsaftige 
Personen, insbesondere Schwangere und Wöchnerinnen, erfahrungs- 
gemäß sehr frühzeitig eine Aussaat in die Drüsen zeigen. Jeden- 
falls darf nicht übersehen werden, daß man nach Winter 
immerhin in zirka 20 %, der Fälle mit klinisch und histologisch 
carcinomfreien Parametrien doch eine Miterkrankung der Drüsen 
zu erwarten hat. Trotzdem kommt den Drüsen bei Entstehung 
von Rezidiven nicht die Rolle zu, die man hiernach annehmen 
könnte, wenigstens zunächst nicht. Die Carcinomrezidive entstehen 
in der Mehrzahl der Fälle nicht in den Drüsen, sondern lokal 
durch Zurückbleiben von Careinomresten. Nach den Feststellungen 
Winters manifestierten sich drei Viertel aller Rezidive zunächst 
lokal. Späterhin erkrankten dann die Drüsen allerdings. Es ist 
jedoch sicher, daß im Verhältnis zur Häufigkeit des Importes von 
Carcinomzellen sie doch relativ selten krebsig entarten. Teil- 
haber weist in seiner‘ letzten Arbeit über die Entstehung und 
Behandlung des Uteruscarcinoms erneut darauf hin, daß Metastasen 
in den Lymphdrüsen, nach Entfernung des Primärtumors, sogar 
spontan, infolge Aufhörens des Importes von Krebszellen, durch 


| Hyperämie, durch reichliche Stromabildung und Rundzelleninfiltra- 


tion sich zurückbilden können. 


Bemerkenswert in anderer Beziehung ist, daß in den Drüsen 
bei Carcinom gelegentlich Bakterien gefunden werden. So wurden 
unter Anderen von Rühle in einem Falle Streptokokken bei 
einem Cervixcarcinom in einer carcinomatös infiltrierten Drüse 
nachgewiesen, obwohl die Parametrien noch nicht infiltriert und 
das Carcinom scharf umschrieben war. Dieser Keimbefund ist 
deswegen bedeutungsvoll, als dadurch die plötzlichen und ohne 
besonderen Befund an den Organen, vorzüglich beim Collum- 
carcinom (Bumm), auftretenden Temperatursteigerungen eine 
Erklärung finden. Es erscheint auch nicht zweifelhaft, daß der 
Grund für das Auftreten von Fieber nach Radiumapplikation gleich- 
falls hauptsächlich in der Aussaat von bereits in Lymphbahnen 
und infiltrierten .Lymphdrüsen vorhandenen virulenten Keimen — 
meist sind es Streptokokken — zu suchen ist. 


Sind die Lymphdrüsen careinomatös infiziert, so richtet sich 
die spezielle Lokalisation nach dem Sitz des primären Entstehungs- 
ortes. Beim Portiocareinom erkranken entsprechend dem Verlauf 
der Lymphbahnen die Glandulae hypogastricae und iliacae In erster 
Linie, selten sind die Glandulae sacrales beteiligt. Handelt es sich 
um Cervixcarcinome, so sind ‘auch hier die Glandulae iliacae die 
Hauptbeteiligten. Dagegen treten die parametranen Lymphdrüsen 
an Bedeutung gewöhnlich zunächst zurück. Hat sich das Carcinom 
im Corpus entwickelt, so erkranken im wesentlichen die Lumbal- 
drüsen. Nur ausnahmsweise findet man Metastasen in den Leisten- 
drüsen, die ja durch die im Lig. rotundum gelegenen Lymph- 
bahnen mit dem Fundus uteri in Verbindung stehen. 


Im allgemeinen sind also den Hauptlokalisationsstellen des 


Carcinoma uteri, deren jeder ein bestimmtes Abflußgebiet des Lymph- 


stromes zukommt, verschiedenartige Drüsenstationen, Metastasen- 
etappen zugehörig. Durch die Anastomosen der Drüsen unter sich, 
durch retrograden Transport ist allerdings die Möglichkeit der 
Beteiligung auch anderer Drüsen, als der primären Lokalisation 
des Krebses am Uterus eigentlich entspricht, gegeben. 


So bedeutungsvoll in jeder Beziehung die Frage nach der 
Beteiligung der Drüsen bei Carcinom der Gebärmutter ist, SO ist 
doch nicht zu leugnen, daß der Untersuchung auf Drüsenmetastasel 
bei Uteruscareinom doch nicht die Bedeutung zukommt, wie 
man: annehmen könnte, Einigermaßen sichere Anhaltspunkte gê- 
winnt nian, wenn man von den äußerlich leicht fühlbaren Inguinal- 
drüsen absieht, nur bei der Operation. Absolut sichere Anhalts- 
punkte erhält man auch dann nicht immer. Der Nachweis Ein 
Vergrößerung, der Schwellung und Härte kann täuschen und 18 
kaum Beweis für careinomatöse Infektion. Obschon gewöhnlic 
bei Krebsinvasion die Drüsen vergrößert und verhärtet sich a- 
fühlen, so können andererseits in ganz normal und unverdächtig 
sich anfühlenden Drüsen bereits Careinomkeime sich mikroskopl8® 
vorfinden. Bei der genitalen Exploration sind die parametraneN 
Drüsenknoten verhältnismäßig leicht zu fühlen, doch bleibt die 


17. August. 


Beurteilung ‘dieser linsen- bis erbsengroßen Gebilde auch dann 
IC Die Sakraldrüsen und die am. häufigsten be-- 
teiligten Iliacaldrüsen sind nur bei bimanueller rectaler Unter- 
suchung in Narkose unter hober Einführung der touchierenden | 


noch unsicher. 


Finger bei genügender Größe und Härte zu fühlen. Die Lumbal- 


drüsen aber sind nur vom Bauche her in. großen Ausnahme- | 
a unter den günstigsten Umständen bei dünnen Bauchdecken, 
fühlbar. Eee? i | 
~ .„..In dieser Hinsicht liegen, wie Döderlein mit Recht be- | ` 
sonders.hervorhebt, für den Gynäkologen die Dinge viel komplizierter, | 


als für den Chirurgen, der die Ausräumung der Drüsen beim 
Careinom als eine Conditio sine qua non verlangt. Die Präparation 
namentlich der in der Tiefe gelegenen Drüsen stellt bei dem Reich- 


- tum der in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen großen Gefäße 


`~ 


jetzt geübt wird 


und bei den beschränkten, schwer zugänglichen, unübersichtlichen 


Raumverhältnissen selbst dann, wenn Verwachsungen der Drüsen 
mit der Unterlage und der Umgebung noch nicht vorhanden sind, 
außerordentliche Anforderungen an die Technik. Sind die Drüsen 
bereits carcinomatös verändert, so wird das Auffinden zwar erleichtert, 
infolge der derben Verwachsungen mit der Umgebung aber wird 
selbst bei vorsichtigstem Vorgehen die Gefahr der Erzeugung von 
Nebenverletzungen vergrößert, eine. Gefahr, die um so deletärer 
wird, als gerade die Hauptdrüsenstationen den leichtverletzlichen, 
hier besonders reich entwickelten und großen Venen auf- 


gelagert sind. Oft ist die Verwachsung eine so innige, daß eine 
Vereinfacht 


radikale Entfernung geradezu ausgeschlossen ist. 
wird die Drüsenexstirpation’ dadurch, daß es praktisch, wenn 


auch wünschenswert, so doch nicht notwendig ist, alle Drüsen zu 


entfernen. Zunächst haben statistische Untersuchungen (Baisch, 
Pankow, Cullen) ergeben, daß wenigstens bei Corpuscareinomen 
die Drüsen nur äußerst selten carcinomatös sind. In den Fällen, 


‚wo sie miterkrankt waren, hatte das Primärcareinom zumeist 
die Grenzen des Uterus überschritten, war in das Parametrium 


eingedrungen _ oder auf die Serosa übergegangen, sodaß die 
Folgerung durchaus berechtigt ist, daß man, wie es wohl allseits 
, beim Corpuscareinom von der Drüsenausräumung 


absehen kann, _ l , 
- Desgleichen ist bei den beginnenden Portiocarcinomen, da 


auch bier erfahrungsgemäß nur in besonderen Fällen (in der Gra- 
vidität, Wochenbett) Metastasen nur ganz ausnahmsweise gefunden 


. werden, die Drüsenexstirpation überflüssig. Es bleiben also nur 


noch die vorgeschrittenen und die Cervixcarcinome übrig. Nun 
haben Untersuchungen an Frauen, die ‚unmittelbar post operationem 
starben, ergeben, daß vorzüglich die iliacalen und hypogastrischen 
Drüsen careinomatös erkrankt sind. Diese sind somit hauptsäch- 
lich zu entfernen. Die Lumbaldrüsen werden, da nach Krömer 


, bei Verstopfung der ersten Drüsen die Aussaat retrograd nach 
‚den tiefergelegenen Drüsen erfolgt (Gld, obturatoriae ischiadicae, 
lliacae-externae), beim Carcinom des Gebärmutterhalses gewöhnlich 


nicht infiziert. .Sie können nur Metastasen aufweisen, wenn 
Tumormaterial durch das seitlich am Uterus verlaufende, kommuni- 
zierende Lympbgefäß oder durch kollaterale, parametrane Kanäle 
verschleppt wird. — | ee 
‚Praktisch genügt also meist auch bei Cervixcarcinom die iso- 
lierte Drüsenexstirpation. Von den meisten wird auch auf aus- 
giebige Entfernung des Bindegewebes beim Careinom größeres 
Gewicht gelegt als auf die vollständige Entfernung der Lymph- 


drüsen. Die Königsberger Klinik verzichtet z. B. seit einer Reihe, 


von Jahren (Mai 1915) auf eine prinzipielle Entfernung der Drüsen. 
Wir überlassen die Vernichtung eventuell sich entwickelnder, 
Testierender Drüsenmetastasen der aus prophylaktischen Gründen 


stets angewandten Strahlentherapie. 


Literatur: Bruhns, Arch. f. Anat. Phys., Anat.-Abt. 1898. — 
Bumm, Zentralbl. 1913, Nr. 1. _ Cruveilhier, Anat, deseriptive T. IH, 
Paris 1854. — Cullen, The cäncer of the uterus 1900. — Död on 
Krönig, Operative Gynäkologie, 3. Auflage. — Gellhorn, a 
Glands in Uterine Cancer Reg. from American Gynäcology, Nov. De 
Gerota, Anat. Anz. 1896, — Krömer, Arch. f. Gynäk. 1918, Bd.73 — 
Leopold, Arch. f, Gynäk. 1918, Bd. 6 — Peiser, Zschr. f. Geburtsh. 
1918, Bd, 43. — Poirier, Progrès médical 1889 u. 1890. — Polano, 
Mschr. f. Geburtsh. 1803, Bd. 17. — Rühle, Zschr. f. Geburtsh. 1918, Bd. 74, 

) Traité d’Anatomie descriptive 1888, Bd. 4, Paris. — 


ul — Sappe ? 
 Schottlän d E r- K'e rmauner, Zur Erkenntnis des Uteruscarcinoms, 1912. 


— Teichmann, Das Sa 


; ugadersystem. Leipzig 1861. — Winter, Gynäk. 
Diagnostik 1907, 3. Auflage, | 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 33. | 


' zuführen. 


-= -meem ame ama. to o= va. em o m'a. ma me o aon en ee 


Aus’ der Medizinischen Klinik in Greifswald 
| (Direktor: Prof. Dr. Morawitz). 
Einiges zur Diagnostik und Pathologie 
der Pankreaskrankheiteii. 
| Von. | | 
Prof. Dr. Oscar Groß, Greifswald: - 


Seitdem durch die grundlegenden Untersuchungen Min- 
kowskis und Mehrings über den Pankreasdiabetes: die Auf- 


 merksamkeit der Kliniker und Pathologen- auf die Bauchspeichel- 


drüse gelenkt war und durch die weiteren Forschungen und 


Beobachtungen die Lebenswichtigkeit dieses Organs erkannt wurde, 


seitdem uns im Laufe der’ letzten Jahrzehnte die Pathologie mit 


einer ganzen Reihe wichtiger Erkrankungen, lie das Pankreas 


betreffen, bekannt gemacht hat, war das Streben ‘der Klinik darauf 
gerichtet, diese Leiden frühzeitig zu erkennen und die Kranken 


rechtzeitig der Behandlung: zuzuführen. a waren es vor. 


allem chirurgische Erkrankungen, die das allgemeine 
Interesse wachriefen. Aber die anatomische Lage der Baüch- 
speicheldrüse setzte der Untersuchung außerordentlich große, 
Schwierigkeiten entgegen. In der Tiefe der Bauchhöhle' verborgen, 
überlagert von anderen Organen, ist sie der nal schwer 
zugänglich. Nur ganz grobe Veränderungen und Größenunterschiede 


lassen sich. so feststellen und: nur vermutungsweise können diese ` 


als zur Bauchspeicheldrüse gehörig angenommen werden. ' Es 
wär daher ein anderer. Weg zu beschreiten, wollte man zu dia- 
gnostisch verwertbaren Resultaten kommen. Wie an anderen 
Organen versuchte man äuch hier die Funktionsprüfung 


heranzuziehen, und wir werden sehen, daß dies mit Erfolg ge- 
Das ersckien um so notwendiger, .als auch die sub- . 


schehen ist. | 
jektiven Beschwerden bei den Pankreaserkrankungen meistens 


unklar und uncharakteristisch sind. und von den Kranken nach 
anderen Organen lokalisiert werden. Weniger sind es die ganz 
schweren,. unter dem Bild einer schweren diffusen Peritonitis ver- 
laufenden Erkrankungen dieser Drüse, nämlich die oft zum. Tode 
führenden vor allem den Chirurgen interessierenden Fettgewebs- 
nekrosen, als die mehr chronischen und leichten akuten 


Krankbeiten, ferner die funktionellen Störungen, die das Interesse: 


des Internisten wachrufen. Unsere Aufgabe ist. es, diese Leiden 
frühzeitig zu erkennen und einer entsprechenden Therapie zu- 
| Gelingt es auch heute noch nieht immer, ohne opera- 
tiven Eingriff die Art der vorliegenden Erkrankung festzustellen, 
so ist es doch schon ein großer Gewinn, daß wir in den meisten 
Fällen erkennen können, daß überhaupt eine Pankreas- 
erkrankung vorliegt. _ ae ee ne 
Wir wissen ja, daß der Bauchspeicheldrüse in der Haupt- 
sache zwei Funktionen zukommen, eine äußere und eine innere 


Sekretion. ln re l 
- Das von dem Pankreas in den Dünndarm entleerte Sekret 


enthält, wie uns die Physiologie gezeigt hat, für die Verdauung 
hochwichtige Fermente. Im Bauchspeichel ist das stark pepto- 
lytisch wirkende, das heißt eiweißspaltende Trypsin, ferner ein 
fettspaltendes Ferment, das Steapsin, und ein kohlehydratver- 
dauendes, die Diastase. Die Wirkung des Bauchspeichels ist 
so stark und unentbehrlich, daß bei seinem Ausfall ein Ersatz 
durch andere Drüsensekrete nicht möglich ist. Auf die Dauer ist 
ein vollkommener Abschluß des pankreatischen Saftös vom Darm 


oder eim Versiegen des Bauchspeichels mit dem Fortbestand des \ 


Lebens unvereinbar, da die Nahrung nicht genügend ausgenutzt 
wird. Dieser Funktionsausfall wird mitunter schon deutlich, wenn 


man den Stuhl nach Verabreichung einer Schmidtschen . 


Probediät untersucht. Wissen wir doch, daß das Bindegewebe 
durch den Magensaft verdaut wird, daß aber die Auflösun 
Muskelfasern eine Funktion des Bauchspeichels ist. 

Unsere Kenntnisse von der äußeren Sekretion der Drüse 
hat man nun weiter ausgebaut, um 
zugänglich zu machen, 


Zunächst besteht die Möglichkeit, den Pankreassaft direkt ` 
zu gewinnen und nach einer der bekannten Methoden zur Unter- 


suchung auf Fermente zu prüfen. Diese Methoden haben 'den 
großen Vorteil, daß die Prüfung der Wirksamkeit des Bauchspeichels 
nicht im Körper des zu Untersuchenden, sondern vor den Augen 
des Untersuchers im Brutschrank vor sich'geht. Boas war wohl 


| der erste, der diesen Gedanken praktisch verwertete und zeigte, 
.daß man nach, Einführung eines Magenschlauches- in .den leeren 


g der 


die Funktion einer Prüfung- 


wra . Sen - 
armer vw -.. 


|... ENT, 
Be an Bu RT 
. hi 4 "o ee 


‚312 


Magen und Massage der Pylorusgegend in Seitenlage einen Rück- 
fluß von Pankreassaft in den Magen durch Sprengen des Pylorus- 


verschlusses erzielen kann, Natürlich besteht der gewonnene Saft, 


den man in den meisten Fällen in für die Untersuchung hin- 
reichender Menge aushebert, wie bei allen diesen Methoden, aus 
einem Gemisch von Darmsaft, Pankreassekret und Galle. Selbst- 
verständlich ist nur ein positiver Ausfall beweigend, denn es 
gelingt nicht immer, auch nicht bei den Gesunden, Pankreassaft 
zu bekommen. Und das ist der Nachteil dieses einfachen Ver- 
fahbrens, das schon durch sein Prinzip einen ganz erheblichen 


Fortsehritt in unseren Bemühungen um eine funktionelle Pankreas- 
diagnostik darstellt. 


‘ Eine wesentliche Verbesserung dieser Methode ist das von 
Volhard vom Tierexperiment auf den Menschen übertragene 
Boldyreffsche Verfahren. Gießt man, wie Boldyreff ge- 
zeigt hat, einem Hund mittels der Schlundsonde Öl in den Magen, 


‘so löst .sich der Pylorusverschluß und es strömt Dünndarminhalt, | 


also auch der darin enthaltene Pankreassaft, in den Magen zu- 
rück. Ein großer Vorteil vor dem Boasschen Verfahren besteht 
vor allem auch darin, daß nach Einführung des Öles das Pankreas 
reflektorisch zu secernieren beginnt. Nach Volhard wird dieses 
einfache Verfahren beim Menschen so angewandt, daß man dem 
zu Untersuchenden in nüchternem Zustand 300 cem reines Ölivenöl 
einfließen läßt. Hebert man den Mageninhalt nachher wieder aus, 
so bekommt man eine sich in zwei Schichten absetzende 
Flüssigkeit, deren unterer Teil Pankreassaft enthält und auf 
dessen Bestandteile, besonders auf Trypsin, nach einem der weiter 


= ` unten zu besprechenden Verfahren untersucht werden kann, Der 
‘Volhardsche Vorschlag hat sich in der Praxis gut bewährt und 


hat auch uns. ausgezeichnete Dienste geleistet. Da aber bei 
Säurevermehrung und bei Magensaftfluß ein Rückströmen aus- 
bleiben kann, so bedeutet es eine wesentliche Verbesserung, daß 
Lewinski darauf aufmerksam gemacht hat, daß diese Fehler- 
quelle durch gleichzeitige Verabreichung von Alkali vermieden 
werden kann. Durch die Neutralisation der Säure wird der durch 
sie hervorgerufene Spasmus des Pförtners gesprengt und der 
Dünndarmsaft kann nunmehr in den Magen zurückfließen. Liegen 
dann nicht mechanische Hindernisse vor, die man ja doch wohl 
immer durch die Anamnese und die wohl stets vorhergegangene 


‘'Magenuntersuchung festgestellt hat, dann wird ein Rückströmen 


des Dünndarmsaftes nicht ausbleiben. 


Manchen Menschen ist das Öl unangenehm, zurzeit ist es 
kaum zu beschaffen. v. Koczikowskys Vorschlag verdient 
vielleicht deshalb Beachtung, daß man statt des Öls den Patienten 
200 cem Sahne trinken lassen kann. Man braucht dann nur ein- 
mal den Magenschlauch einzuführen, außerdem wird die Sahne 
von den Kranken zweifellos lieber genommen als das Öl. 

Man kann das Öl- oder Sahnefrühstück ganz vermeiden, 
wenn man sich eines der von Groß oder Einhorn. angege- 
benen Apparate bedient. Besonders die Einhornsche Duo- 
denalsonde scheint sich in der Praxis bewährt zu haben, wenn 
mir auch das Volhardsche Verfahren einfacher und mindestens 
ebenso zweckmäßig erscheint. Ein ganz dünner, zirka 1 m langer 
Gummischlauch, an dessen einem Ende sich eine siebartig durch- 
bobrte Olive befindet, wird von dem zu Untersuchenden ver- 
schluckt. Die Olive wandert aus dem Magen in den Zwölffinger- 
darm und bleibt dort liegen. Abgesehen von dem leicht ent- 
stehenden Speichelfluß entstehen für den Kranken durch den ganz 
dünnen Schlauch keinerlei Beschwerden, Durch Aspiration mit 
einer Spritze gelingt es, Dünndarminhalt für die Untersuchung zu 
gewinnen. Der Nachteil des Verfahrens vor dem Volhard- 
schen ist die Unsicherheit, daß die Kapsel auch wirklich in den 
Zwölffingerdarm gelangt. Außerdem ist die Möglichkeit einer 
wohl meistens harmlosen Schleimhautverletzung bei der Aspiration, 
wie ich das einmal erlebt habe, nicht ausgeschlossen, 
| Es lag nahe, den Stuhl selbst auf die in ihm noch ent- 
haltenen Reste von Pankreassekret zu untersuchen, und zwar ist 
es auch hier das Trypsin, das man vor allem zur Untersuchung 
herangezogen hat. Die Methoden des Trypsinnachweises sind auch 
hier dieselben wie bei der direkten Gewinnung des Bauchspeichels 


durch die angegebenen Verfahren von Boas, Einhorn, Vol- 
hard-Boldyrefi. 


Es ist zweifellos das Verdienst von Kaufmann und Schlecht, 


zuerst eine auch für den Praktiker leicht ausführbare Methode 
zur Trypsinbestimmung angegeben zu haben. Die Autoren 
gehen so vor, daß sie die zu untersuchende Flüssigkeit mit einer Platin- 
öse als Tröpfchen auf Löfflersche Serumplatten, wie man sie zu bak- 


| En 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38, 


17. August. 


—— 


teriologischen Untersuchungen braucht, bringen. Die Platten kommen 
in den Brutschrank und werden von dem Verdauungssaft angegriffen, 
sodaß eine kleine Delle entsteht. Durch Verdünnungen der Ferment- 
flüssigkeit ist es sogar möglich, gewisse quantitative Schlüsse zu ziehen, 

An Stelle der vom Magen aus so gewonnenen Flüssigkeit kann 


man die Platten auch direkt mit verdünntem Stuhl beschieken und so 


den Nachweis von Trypsin leiten. Daß man gegebenenfalls auch die 
Methoden von Mett (eiweißgefüllte Glasröhrchen) oder Grützner 
(Fibrinflocke) benutzen kann, möge der Vollständigkeit wegen hier an- 


. gegeben werden. Zur Stuhluntersuchung eignen sie sich aber nicht, zu 


vergleichenden quantitativen Bestimmungen sind sie wegen der Ungleich- 
heit des in ihnen enthaltenen Eiweißmaterials ebenfalls nicht anwendbar. 

Eine von Koslowsky und mir angegebene Methode zur 
Funktionsprüfung der Bauchspeicheldrüse hat sich in der Praxis be- 
währt und wird mit Erfolg zur Erkennung von Pankreaskrankheiten 
angewandt. Nach diesem Verfahren ist es möglich, rasch und exakt 
den qualitativen und vor allem auch den quantitativen 
Nachweis auf Trypsin im Stuhl zu führen, und wir werden weiter 
unten sehen, daß man dädurch in der Tat diagnostisch erheblich weiter 
kommt. Zur Untersuchung benutzt man das Caseinum purissimum nach 
Hammarsten (Grübler). 0,5g des Caseins werden in 11 einer 
1%0oigen Sodalösung aufgelöst, indem man die Flüssigkeit beinahe zum 
Sieden erhitzt und umschüttelt. So erhält man eine in dicker Schicht 


"leicht opalescierende, in der dünneren Schicht des Reagenzglases aber 


klare Lösung. Versetzt man einige Kubikzentimeter der Lösung in der 
Eprouvette mit einigen Tropfen verdünnter (1%iger) Essigsäure, 80 
fällt das Casein natürlich aus. Dies tun aber nicht die Verdauungs- 
produkte des Caseins, die Caseosen. Will man also einen Stuhl auf 
das Vorhandensein von Trypsin untersuchen, so geht man folgender- 
maßen vor: 

Der zu untersuchende Patient erhält — da die Nahrung, der der 
Stuhl entstammt, natürlich von großem Einfluß ist und bei Biweiß- 
nahrung das peptolytische Ferment am stärksten im Bauchspeichel aus- 
geschieden wird — ein rohes Beefsteak, dem zur Kotabgrenzung etwas 
Carmin zugesetzt ist. Der dann nach 12 bis 15 Stunden gewonnene 
rotgefärbte Stuhl wird zur Untersuchung verwandt. Er wird mit der 
dreifachen Menge 1%oiger Sodalösung in einer Reibschale zerrieben 
und filtriert. Fast stets erhält man ein klares, dunkelgelb gefärbtes 
Filtrat, das zur Untersuchung verwandt wird. Eine eventuell auf- 
tretende Bakterientrübung senkt sich bald zu Boden, sodaß die darüber 
stehende klare Flüssigkeit abgegossen werden kann. Will man den 
nach Volhard oder Einhorn gewonnenen Duodenalsaft unter- 
suchen, so kann man dies natürlich nach dem gleichen Verfahren tun. 
.- In einem kleinen Erlenmeyerkölbehen bringt man 100 cem der 
Caseinlösung mit 10 cem des Stublfiltrates zusammen und bringt das 
Ganze in einen Brutschrank. Setzt man nun zu kleinen, von Zeit zu 
Zeit entnommenen Proben ein paar Tropfen verdünnter Essigsäure, 
so sieht man, daß die zuerst auftretende Trübung allmählich schwächer 
wird und schließlich ganz ausbleibt, das heißt das Casein ist ganz vel- 
daut. Die Zeit, die hierzu notwendig ist, wird festgestellt. 

Es konnte nun weiter gezeigt werden, daß bei pankreas- 
gesunden Menschen die zur Verdauung nötige Zeit zwar schwankt, 
aber daß sich diese Schwankung doch in ziemlich konstanten 
Grenzen bewegt, nämlich zwischen 8 und 15 Stunden, meist 
zwischen 12 bis 14 Stunden. Liegen Pankreaserkrankungen VOR, 
so tritt eine nach Tagen zu berechnende Verzögerung der Ver- 
dauung ein, wenn diese überhaupt eintritt. Ich kann hier auf das 


. mir zur Verfügung stehende kasuistische Material nicht eingehen, 


möchte aber nicht unerwähnt lassen, daß bei einer ganzen Reihe 
durch die Autopsie sichergestellter Fälle diese Untersuchung 
niemals versagt hat und die Diagnose auf eine Pankreasel- 
krankung mit Sicherheit hat stellen lassen. Auch in der Lite- 
ratur liegt eine große Reihe von Beobachtungen vor, die meine 
Angaben bestätigen. Auf die rein theoretischen Einwände, die 
man gegen die Methode gemacht hat, bin ich an anderer Stelle 
ausführlich eingegangen. Ich brauche sie hier nicht zu wiederholen. 

Es ist interessant, daß dieses Verfahren schon dann einen 
stark positiven Ausfall gibt, wenn auch nur ein Teil des Or- 
gans erkrankt ist. Der erste von mir mit Hilfe des Verfahrens 
diagnostizierte Fall war ein kirschkerngroßer Krebs der Bauch- 
speicheldrüse. Es liegen hier die Verhältnisse wohl ähnlich denen 
am Magen. Auch hier kommt es ja häufig zu völliger Anacidität, 
wenn nur ein Teil von einem Krebs befallen ist. 

‚ Statt des Trypsins läßt sich zur Funktionsprüfung der Bauch- 
speicheldrüse nach einem Vorschlage Wohlgemuths auch die 
Untersuchung der Faeces auf diastatisches Ferment 
benutzen. Das Stuhlfiltrat wird zur Stärkelösung zugesetzt und 
der Verlauf der Verdauung durch Zusatz von Jod beobachtet 


Die Methode hat sich auch mir bewährt, sodaß ich die Resultate 
Wynhausens und Anderer bestätigen kann. 

Auch der Harn kann nach der Wohlgemuth sehen 
Methode auf amylolyti 


sches Ferment untersucht werden. Bei Ver- 


a en 7 
en: E 4 


.17. August. 


schluß der Pankreasausführungsgänge ist es infolge der Resorption 
‚vermehrt. : | . COE RN en 
~ Es sind noch Methoden angegeben worden, die den Verdauungs- 
l por im Körper selbst vor sich gehen lassen.. So verwendet 
ahli sogenannte Glutoidkapseln, das sind mit Formaldehyd gehärtete 
Gelatinekapseln, die nur durch den Pankreassaft gelöst werden sollen, 
-und . die mit Jodoform oder Salol gefüllt sind. Sie werden also erst 
im Dünndarm gelöst, wenn das Pankreas "funktioniert, der Inhalt wird 
resorbiert- und es kann aus der Zeit, in der die Jod- oder Salicyl- 
' reaktion im Harn beziehungsweise Speichel auftritt, auf die gute oder 
‚schlechte Pankreäsfunktion geschlossen werden. ie 
A. Schmidt benutzt die Eigenschaft des Trypsins, Zellkerne 
zu verdauen, zur Prüfung des Pankreas. Der Kranke verschluckt kleine 
Beutelchen aus Seidengaze, in denen sich gehärtete Fleischwürfelchen 
befinden. Die Beutelchen werden im Stuhl aufgesucht und ihr Inhalt 
darauf untersucht, ob die Zellkerne verdaut sind. In Gemeinschaft mit 
Kashiwado hat Schmidt seine Methode dahin modifiziert, daß 
er den Patienten nicht mehr gehärtete Fleischstückchen in Gaze- 
beutelchen, sondern mit Eisenhämatoxylin gefärbte isolierte Kerne aus 
Thymusgewebe mit Lykopodium vermischt schlucken läßt. Das Ge- 
- misch ist im Handel (Merck, Darmstadt) zu haben. Das Pulver ist 
‚dann bald in dem Stuhl nachweisbar und wird auf das Vorhandensein 
von Zellkernen untersucht. i | 
Schmidt kommt zu folgenden Regeln: „Finden sich die ge- 
färbten Zellkerne in den Faeces bei genügender'Passagezeit (mindestens 
sechs. Stunden) nicht wieder vor, so kann man mit Sicherheit den 
Schluß auf eine normale Funktion des Pankreas machen. Sind die 
Kerne alle oder größtenteils erhalten, so muß eine erhebliche Störung 
‚der Pankreassekretion vorliegen. a 
Ein Verfahren, das auch an dieser Stelle erwähnt werden muß, 
ist die von Winternitz angegebene Prüfung nach Verabfolgung 
von Monojodbehensäureätbylester (Pankreasdiagnosticum Winternitz). 
Das Präparat, das nur durch den Bauckspeichel gespalten werden soll, 
wird dem zu untersuchenden Patienten in Mengen von 8 bis 5 cem 
zugleich mit einem Probefrühstück gereicht. Bei normaler Pankreas- 
funktion soll durch den Bauchspeichel das Diagnosticum gespalten 
werden, sodaß man nach drei bis füof Stunden im Speichel und Harn 
Jod nachweisen kann. Es ist notwendig, das Präparat mit einem 
Probefrühstück zugleich zu verabfolgen, da „das Pankreas in nüchternem 
Zustande kein oder zu wenig Sekret liefert, um Spaltung und Re- 
sorption des Esters zu ermöglichen, daß dagegen bei Anregung der 
Pankreassekretion durch Nahrungszufuhr promptest der erwartete Er- 
folg eintritt“. Vorbedingung für die Anwendungsmöglichkeit des Ver- 
fahrens ist die Anwesenheit von Galle im Darm, da sonst mangelhafte 
Spaltung und Resorption eintritt. Fälle von chronischer und akuter 
Pankreatitis, bei denen wesentliche Veränderungen im Stuhl nicht vor- 
anden waren, konnten mit dieser Methode sichergestellt werden. Ich 
. kann die Angaben von Winternitz insofern bestätigen, als auch 
hier bei mehreren Fällen von chronischer Pankreatitis ein positiver 
Ausfall der Probe erzielt wurde, doch haben wir auch bei vollkommen 
Pankreasgesunden Individuen trotz strikter Einhaltung der Vorschriften 
wiederholt ein Ausbleiben der Esterspaltung beobachtet. Diese Mög- 
lichkeit ist bei der Benutzung der Probe zu beobachten. 


äußeren Sekretion sind nun auch genaue Untersuchungen über 
die Ausnutzung der Nahrung gemacht. Diese Untersuchungen 
eignen sich nicht für den Praktiker, da sie nur in einem gut ein- 
gerichteten Laboratorium durchführbar sind. Ich will sie däher 
nur streifen. Abelmann zeigt zuerst am  Versuchstier. die 
Schlechte Ausnutzung der Nahrung nach Pankreasexstirpation, 
Vor allem ist es die Fettausnutzung, die daniederliegt, 
Die- klinische Erfahrung bestätigt dies auch. Finden wir doch 
auch bei schweren Veränderungen der Bauchspeicheldrüse schwere 
Steatorrhöen. Der Stuhl enthält große Fettmengen, die im 
frisch abgesetzten Stuhl wie Öl obenauf schwimmen, um beim Er- 
kalten wie Stearin zu erstarren. Fast 100 % des gesamten ein- 
‚geführten Fettes können so verlorengehen, aber auch die Kohle- 
hydrat- und Eiweißausnutzung ist aufs schwerste geschädigt. 
Hierbei handelt es sich aber nicht nur um den Ausfall der 
aueren Pankreasfunktion. Denn ist bei erhaltenem Pankreas 
der Bauchspeichel durch Verlegung des Ausführungsganges ab- 
geschlossen (Tumor! - Stein D, so bekommen wir ein ganz anderes 
Krankheitsbild, 'Niemals kommt es zu diesen schweren Steator- 
thöen, wie wenn die Drüse selbst destruiert ist. | 
Auffällig ist es dabei, daß bei den schweren Erkrankungen 
des Pankreas tatsächlich nur die Fettresor ption leidet. Die 
F ettspaltung ist normal, ja sie kann sogar vermehrt sein. 
Hier ` scheint ein Widerspruch zu bestehen: aufgehoĐene Fett- 
resorption : bei normaler. oder sogar übernormaler Fettspaltung, 
Aber dieser Widerspruch ist dadurch zu erklären, daß in diesen 
"ällen die Spaltung der Neutralfette durch Bakterienwirkung her- 
‚orgerufen ist, sie kann nicht durch Fermente verursacht sein, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


813 


— 


Der Anschauung Ehrmanns und Kruspes, daß die Re- 
sorption nur deshalb so vermindert ist, weil das Fett da, „WO es re- 
sorbiert werden konnte, im Dünndarm nämlich, noch nicht gespalten 
war, sondern erst im Dickdarm gespalten wurde“, vermag ich nicht 
beizustimmen, zumal ich mich .an der Leiche eines an Pankreasschwund 
gestorbenen Menschen, der sehr viel freie Fettsäure- ausschied, über- 
zeugen konnte, daß das Fett des Dünndarminhalts bereits in dem 
oberen Dünndarmabschnitt, sicherlich durch Bakterieneinwirkung, ge- 
spalten war. | a, er 

‚Lombroso konnte am Versuchstier zeigen, daß die Fett- 
resorption eine Funktion der inneren, Sekretion der Bauehspeichel- 


drüse ist, Exstirpiert man die Drüse ganz, dann: ist die Fett-. 


resorption viel schlechter als bei Unterbindung des Ausführungs- 
ganges. Und dasselbe gilt zweifellos auch bei dem Menschen, 
wie ich an genauen Stoffwechseluntersuchungen zeigen konnte, 
die ich an Pankreaskranken vorgenommen habe. Wir müssen 


also annehmen, daß die Steatorrhöe durch den Ausfall einer 


inneren Funktion der Bauchspeicheldrüse zustande kommt. Auch 
die Keratorrhö,.e, das heißt das Vorkommen unverdauter 
Muskelfasern, im Stuhl soll nach Ehrmann für Bauchspeichel- 
drüsenerkrankungen typisch sein. Die Eiweißverdauung braucht 
im übrigen bei Pankreaserkrankungen nicht gestört zu sein, | 

Besonderes Interesse hat in den letzten Jahren eine von 
Cammidge im Jahre 1904 angegebene Methode der Pankreas- 
diagnostik hervorgerufen, über deren Wert auch heute die Akten noch 
nicht geschlossen sind, obwohl eine ganze Literatur darüber vorliegt. 
 . ` Nach Cammidge soll nämlich der Urin Pankreaskranker mit 
Phenylhydrazin mikroskopisch nachweisbare charakteristische Krystalle 


geben. | 

Die Reaktion wird folgendermaßen angestellt: 20 com des zu 
untersuchenden Harns werden mit i ccm Salzsäure (1,16) auf dem 
Sandbade vorsichtig in einem Kölbchen erhitzt, auf das man zur Ver- 
meidung starken Eindampfens der Flüssigkeit einen Glastrichter stülpt. 


Nach Abkühlen des Inhalts wird wieder mit destilliertem Wasser auf 


das frühere Volumen von 20 cem aufgefüllt, zur. Neutralisation der 
Salzsäure 4 g Plumbum carbonicum unter Umschütteln zugesetzt und 
vom Niederschlag abfiltriert, bis das Filtrat völlig klar ist. Hierzu 


werden nunmehr 4 g dreibasisches Bleiacetat zugefügt, umgeschüttelt 


und nochmals filtriert. In dem klaren Filtrat wird das überschüssige 
Bleiacetat durch Zusatz von 2 g Natriumsulfat ausgefällt, kurz bis zum 
Sieden erhitzt und abermals filtriert. Das hierbei gewonnene Filtrat 
wird gut abgekühlt und 10 cem davon mit Aqua destillata auf 28 ccm 
aufgefüllt, mit 1 cem 10%iger Essigsäure, 2 g Natriumacetat und 8 g 
Phenylhydrazin. muriaticum versetzt und auf dem Sandbad — am 
besten mit aufgesetztem Rückflußkühler.— zebn Minuten gekocht und 
heiß filtriert. Beträgt die Menge des Filtrates weniger als 15 ccm, 


wird auf diese Menge mit Wasser aufgefüllt. 
"Das Ganze soll nun zwölf Stunden stehen, wobei bei positiver 


Reaktion ein Niederschlag auftritt, der bei mikroskopischer Unter- 


aus büschelförmigen Krystallen besteht. Diese sind in 30%iger 


Se: 
H2504 löslich. 
Da es für die Anstellung der Reaktion notwendig ist, daß der 


zu untersuchende Harn auch nicht die geringsten Spuren. von Zucker 


Außer diesen relativ einfachen Methoden zur Prüfung der enthält, so muß, wenn dies der Fall ist, der Zucker vorber durch Ver- 


gärung entfernt werden. Enthält der Harn Eiweiß, so ist auch dies 


noch zu beseitigen. 
Über das Wesen und die Ursache der Probe, die, wie man an- 


nimmt, auf dem Zugrundegehen von Pankreasgewebe beruht, ist mit 


Sicherheit nichts bekannt. | | 
Cammidge selbst nahm zunächst an, daß es bei Pankreas- 


 erkrankungen infolge von Fettzerfall zur Ausscheidung von Glycerin 


im Harn kommt. Dies werde durch Salzsäure in Glycerose um- 
gewandelt, das mit Phenylhydrazin ein Osazon bildet, Gegen diese 
Anschauung liegen gewisse Bedenken vor, wie auch Cammidge 
selbst später annahm, es handle sich um Osazone aus einer den Nucleo- 
proteiden des Pankreas entstammenden Kohlehydratgruppe. Dr 
Und zwar sollte es nicht gärungsfähige Pentose sein, .deren 
Isolierung in freiem Zustande nicht möglich war. Der Schmelzpunkt 
der’ Phenylhydrazinverbindung wurde von Cammidge auf 178 bis 

180° angegeben. 2 
nahme über die Natur der Krystalle ist bestritten. 


Auch diese Annal i 
worden, andere Theorien sind noch weniger erwiesen. Vielleicht 


besteht die Anschauung von Schumm und Hegler zu. Recht, 


daß wenigstens ein Teil der positiven Cammidgeproben nur positive- 
Traubenzuckerproben sind. Das dreibasische Bleiacetat soll Pentosen, 
Traubenzucker, Rohrzucker und Fruchtzucker nur ungenügend aus- 
fällen, sodaß durch den gelösten Rest eine positive Reaktion bewirkt 
werden kann. 

Ist man sich, wie man aus diesen Ausführungen ersieht, über 
die Natur: der Reaktion noch ganz im unklaren, so steht ebensowenig 
der praktische Wert der Probe fest. 

Während manche Autoren in allen Fällen von Pankreaserkrankungen 
die Reaktion positiv gefunden haben und überall da, wo’ sie positiv war, 
eine sichere Pankreaserkrankung vorgelegen haben soll, sprechen andere 
der Reaktion jeden praktischen Wert ab. So bestätigt Eichler auf 


an Se a 
ER = DT er 
: i a i a 
N -~ 


ee E ek 
Se IE: 


. m a am o- 


TLIRE OOTO ne -rua = 
a a i A a Te ia 
. t Ci - AA Sn: 5 i 


t 


EM e ea 
re aa ak- 
N Fe 


, 


TEE Taan Sa one 


Te 


- 
Tra”. 
` 


Seen 
a R 


814 


-m 


— m TI 


Grund von Untersuchungen, die er an drei Hunden mit experimentell 
bervorgerufener Pankreatitis machte, den Wert der Methode. Fiorio 
undZambelli untersuchten den Harn von zwölf Patienten beziehungs- 
weise das Verhalten der Cammidgereaktion. Bei fünf dieser Patienten 
wurde bei der Sektion oder Operation das Pankreas erkrankt gefunden 
und gerade bei diesen Fällen war die Reaktion positiv. So fanden sie 
auch einen positiven Ausfall bei Pyämie, wobei sich dann bei der 
Autopsie ein Eiterherd in der Bauchspeicheldrüse fand. In einigen 
Fällen bewirkte das Übergreifen eines krankhaften Prozesses auf das 
- Pankreas ein Positivwerden der zuvor negativen Reaktion. 


So kommt auch Dreesmann zu dem Schluß, daß wir in der 
Cammidgereaktion ein wertvolles diagnostisches Mittel haben. Von 
zwölf Untersuchungen fand er einen positiven Ausfall bei je einem 
Fall von akuter und chronischer Pankreatitis, von malignem Tumor in 
der Pankreasgegend und Cholecystitis. Maß stellte die Reaktion an 
20 durch Autopsie sichergestellten Fällen an. Sechsmal bekam er einen 
negativen Ausfall. In allen Fällen waren Veränderungen an der Bauch- 
speicheldrüse nicht vorhanden. Bei positivem Ausfall fanden sich in 
64% Veränderungen der Drüse (Atrophien verschiedener Art, Tumor, 
‘chronische Pankreatitis), in 36% waren trotz des positiven Ausfalls 
Veränderungen nicht vorhanden. Maß folgert, daß negativer Ausfall 
Pankreaserkrankungen. ausschließen läßt, positive sie sehr wahr- 
scheinlich macht und spricht ihr erheblichen Wert für die Pankreas- 
diagnostik zu. 

In den beiden Fällen von Pankreaserkrankungen Caros und 
und Wörners bestand ebenfalls positive Cammidgereaktion, ebenso in 
dem Fall von Pankreascyste von van der Willigen, wo die Reak- 
tion auch nach der Operation noch positiv blieb. 

Besondere Wichtigkeit schien die Reaktion durch die Unter- 
suchungen Kehrs zu bekommen, der der Reaktion für die Indikations- 
stellung der Gallensteinoperation ganz besonderen Wert beilegte. In 
einem außerordentlich hohen Prozentsatz der von ihm wegen Gallen- 
steinen und deren Folgeerscheinungen operierten Patienten glaubt er 
bei der Autopsia in vivo eine Pankreatitis festgestellt zu haben, ein 
Befund, der bei den meisten Fällen schon vor der Operation durch 
den positiven Ausfall der Cammidgereaktion erhoben werden konnte, 
sodaß er schließlich einen operativen Eingriff von dem Ausfall der 
Probe abbängig machte. 

Auch Riedel kam zu ähnlichen Ergebnissen bezüglich der 
Cammidgeschen Reaktion, sodaß damit in der Tat ein außerordentlich 
wichtiges diagnostisches Hilfsmittel gewonnen zu sein schien. 

Klauber stellte die Reaktion bei Patienten mit Geschwülsten 
des Magens, Pankreaserkrankungen und bei solchen, bei denen Ver- 
dacht auf eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse bestand, an. War 
der Sitz der Erkrankung nicht das Pankreas, so fiel die Reaktion 
stets negativ aus; war aber die Bauchspeicheldrüse — wie die Autopsie 
ergab — erkrankt, so fiel die Reaktion zwar mitunter auch negativ 
aus, doch ging: dieser Periode stets ein positiver Ausfall voran; danach 
müßte man die Probe also wiederholt anstellen, vor allem im Anfangs- 
stadium der Erkrankung, sodaß nach Klaubers Ansicht die Methode 
einen hohen praktischen Wert behält, ein Resultat, zu dem auch andere 
Untersucher kommen. 

Doch haben sich die Erwartungen, die man an den Wert der 
Probe gestellt hat, soweit man bis jetzt übersehen kann, nicht ganz 
erfüllt. Ebensowenig, wie man sich bis heute über die Ursache und 
das Wesen der Krystalle im klaren ist, sind die Akten über die prak- 
tische Bedeutung geschlossen. Denn die Sicherheit und damit der von 
so manchen Untersuchern behauptete diagnostische Wert konnte durch- 
aus nicht immer bestätigt werden. Gerade durch die Empfehlung er- 
fahrener Chirurgen, die imstande zu sein schienen, nach Anstellung der 
Probe das Resultat mit dem autoptischen Befund bei der Operation 
zu vergleichen, schien der Wert der Methode gesichert. Aber die 
Untersuchungen zeigen, daß man sie weit überschätzt hat. 

Grimbert und Bernier fanden die Probe aller von ihnen 
untersuchten 40 Harne teils gesunder, teils kranker Menschen positiv, 
sodaß die genannten Untersucher der Probe jeden diagnostischen 
Wert absprechen. Zu ähnlichen Resultaten kamen Mayesima, 
Grosser und Kern, Sorrentino und Andere, andererseits 
wurde die Probe bei sicheren Entzündungen der Bauchspeicheldrüse 
vermißt (Albrecht). Dasselbe zeigten auch Tierversuche (Eichler 
und Schirokauer). Wir können diese Mitteilungen aus eigener 
Erfahrung durchaus bestätigen. Wir fanden die Probe sowohl bei 
durchaus sicheren Fällen chronischer Pankreatitis, die durch Autopsie 
sichergestellt waren, als auch nach künstlich hervorgerufenen Ver- 
letzungen der Bauchspeicheldrüse, die sich aus anderen diagnostischen 
Hilfsmitteln mit Sicherheit dokumentierten, negativ. 

In vielen Harnen von Patienten, bei denen auch nicht die Spur 
eines Verdachtes einer Erkrankung der Bauchspeicheldrüse vorlag, und 
bei denen uns alle anderen zu Gebote stehenden Hilfsmittel im Stiche 
ließen, erhielten wir dagegen einen positiven Ausfall, ohne daß wir 
dafür eine Ursache ermitteln konnten und obwohl die Methode unter 
allen Kautelen angestellt war. Wie können wir uns nun ein solches 

durchaus entgegengesetztes Verhalten der Resultate und damit der 
Anschauungen über den Wert der Methode erklären? Auf den ersten 
Blick erscheint dies fast unmöglich. Aber bedenken wir, daß in vielen 
Fällen, in denen ein genaues Übereinstimmen der Uniersuchungsresul- 
tate mit dem. objektiven Befund angegeben wurde, letztere sich auf 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 33. 


die bei Laparotomien erhobenen Tatsachen stützt. Und das ist be- 
sonders die vermehrte Konsistenz der Bauchspeicheldrüse (Kehr), die 
die Diagnose chronische Pankreatitis stellen ließ. Es ist aber, worauf 

wir bei Besprechung der Pankreatitis noch zu sprechen kommen wer- 
den, zweifellos falsch, die Diagnose „Pankreatitis“ aus der bei der 


wir nicht zu sagen. 


5 


AR. CR h 
; win. 


17. 


Operation festgestellten Verhärtung der Bauchspeicheldrüse zu stellen. 


Es kommt sehr häufig vor, daß der Operateur eine steinharte, schein- 
bar krankhafte, sehr schwer veränderte Drüse in der Hand zu haben 
glaubt, während die Sektion und die mikroskopische Untersuchung 


zeigen, daß krankhafte Veränderungen vollkommen fehlen. Ob es sich 
dabei um Stauungserscheinungen oder sonst etwas handelt, vermögen 

Die Tatsache steht aber fest, und es erscheint 
uns in hohem Grade wichtig, darauf hinzuweisen. Denn nur so ist 
der außerordentlich häufige Befund von chronischen Pankreaserkran- 


kungen zu erklären, den Kehr angibt. Und wenn man berücksichtigt, 


wie oft-die Cammidgereaktion auch ohne Pankreaserkrankungen einen 


positiven Ausfall ergibt, so sind die Resultate Kehrs verständlich, 


Im übrigen hat Kehr, wie er in einer späteren Publikation zu- 
gibt, später mit der Cammidgereaktion, deren positiver Ausfall ur- 
sprünglich für ihn die strikte Indikation zu einem operativen Eingriff 
abgab, auch schlechte Erfahrungen gemacht. | 


Im großen und ganzen können wir aber jedenfalls sagen, daß 
die Probe nicht das gehalten hat, was man sich von ihr versprochen 
hat. Zweifellos ist die eigentümliche Reaktion trotz oder vielleicht 
gerade durch ihr rätselhaftes Wesen von großem theoretischen Inter- 
esse, ihr praktischer Wert ist noch ungeklärt. (Schluß folgt.) 


Über die neuen Methoden zum Nachweis von Indican. 


Eine zusammenfassende Darstellung. 
Von 


Prof. Dr. Adolf Jolles, Wien. 


In dieser Zeitschrift!) ist eine interessante Arbeit von 
Felix Deutsch über „den Indicannachweis im Liquor cerebro- 
spinalis bei akuter Urämie“ erschienen, in der Verfasser darauf 
hinweist, daß „die Indicanprobe mit der von Jolles für das 
Serum angegebenen modifizierten Obermayerschen Probe angestellt 
wurde“. Diese Angabe beruht anscheinend auf ein Versehen des 
Verfassers. Meine Methode stellt durchaus keine Modifikation der 
Obermayerschen Probe dar, sondern ist eine ganz neue Reaktion, die 
mit der Obermayerschen Probe in gar keinem Zusammenhang steht. 

Die Obermayersche Probe beruht bekanntlich, ebenso ‘wie 
die Methode von Jaff&, auf der Überführung des Indicans dureh 
oxydierende Agentien in Indigo. Während Jaffé als Oxydations- 
mittel Chlorkalk vorgeschlagen hat, welches im Überschuß zu- 
gesetzt den gebildeten Indigo weiter verändert, hat Obermeyer 
Eisenchlorid empfohlen, bei welchem eine Überoxydation nicht zu 
befürchten ist. Bei meiner Methode kommt die Indigobildung 
überhaupt nicht in Frage, sondern sie beruht auf der gemeinsamen 
Oxydation von Thymol und Indoxyl mittels Eisenchlorids, bel 
welcher Reaktion ein neues Indoxylderivat von cörulignonarügel 
Struktur entsteht, das ich als 4-Cymol-2-indolindolignon identifi- 
ziert habe?). 


Die Bildungsweise des neuen Farbstoffes läßt sich wie folgt 
veranschaulichen: 


Ds Cs H7 H GH 
C C 
noA „ Aw aoe ne 
u N — CH 
Gola ie C CHEN Ch 
B e O CH; TAH 
Indoxyl, Thymol, eörulignonartiger Farbstoff 
tautomere Form 


hypothetische 
tautomere Form 


Die hervorstechendste Eigenschaft des bei der gemeinsamen 
Oxydation von Thymol und Indoxyl entstehenden 4-Cymol-2-indol- 
indolignons ist seine Fähigkeit, mit 1 Molekül Säure Salze zu bilden, 
die eine tiefviolette Farbe zeigen. Dies ist auch die Ursache der 
Färbung der Chloroformauszüge bei der von mir vorgeschlagene 
Indicanreaktion. 

Nachweis von Indican im Harne:), Zirka 10 000 
Harn werden mit 2 ccm einer 20 %isen Bleizuckerlösung versetzt, 


1) M. Kl. 1919, Nr. 2, S. 44. 
~) Mschr. f. Chem., Bd. 36, H. 6, S. 88 


°) Zschr. f. physiol. Chem. Bd. 87, S. 310 und Bd. 94, 5.79. 


4-Cymol-2-indolindolignon. 


Digitized by Google | 


Par: TEL 25 er er E Lux, aha an FR a 5 MT ee ke 
z > ee an E ey ee ft Xa T x rt T N E E h Ti N ar, an Se EEE Ze Ser; ee - i FR 
RE < Tr at Fa = 5 N. Se ia ER e De aa RE E zoo ke D ee -4 . > kon 
goryn m. a ten SR EP og ee or u a Fe Be N SR >” En er ee n p Bi 8 a NAS 
. x as e : k- . p p a uoe gp z . . 4 2 - $ 2 = rm f 2 ` a P V 
tr. N f sie : ž f 7 e Sa i . K 2 E 3 Er FO EE 2 . > Bi en ET Ää EA Ea TA a X + 
aa NEET, z i , ; A 2 EREE a . ; u .. . g ` N et . : N : i 
FELARE FRE HAER ` i 3 7 e - : í ; š Be - wre a . - Pe go - E Be neh, Si aaa ~ ` ur 
2 De Re Ra - en % ‚ ~ 
2 oe ` i gx e . 
sl 


= ri a 
„mer 
Be 8 


. š 
+ 


u 
© Pa ao 


er 
r. 


17. August. ` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Ni 88. 


umgeschüttelt und klar filtriert. Zum Filtrat setzt man 1 ccm |; durchgeführte. quantitativ 
. einer 5%igen alkoholischen Thymollösung und schüttelt um. | 48,6 mg Indican pro Liter Harn.  —— RE E Ä 
. Hierauf fügt man etwa 10 cem 'einer rauchenden Salzsäure zu, | - Nachweis von Indican. im Blute. Gestützt auf 
- welche 5 g.Eisenchlorid je Liter enthält, schüttelt nochmals um | die Arbeit von J. Tschertkoff*) über „Indicanämie . und 
und läßt zirka 15 Minuten, stehen. Nachher fügt man zirka 4 ccm 
' Chloroform hinzu und extrahiert durch wiederhöltes sanftes Schütteln 
den Farbstoff, wobei sich das Chloroform je nach dem Gehalt des 
`” "Harns an Indican mehr oder weniger intensiv violett färbt... . 
| Die Probe ist außerordentlich empfindlich, denn sie gestattet 
in 10 cem Harn noch 0,0032 mg Indican nachzuweisen, während. 
. „die Obermayersche Probe bei Vorhandensein von 0,013 mg Indican 

in 10 ccm Harn ein vollkommen negatives Resultat lieferte,‘ Meine 

. -Probe ist somit ceteris paribus etwa viermal so empfindlich, als. 
-die Obermayersche Reaktion. u nn, 

‚Die große Empfindlichkeit meiner Probe erklärt sich daraus, 
daß zur Bildung‘ eines Moleküls des Farbstoffes nur ein Molekül 
Indöxyl (beziehungsweise indoxylschwefelsaures Kalium) erforder- 

- lieh ist, während zur Bildung eines Moleküls Indigo deren zwei 
gebraucht werden. — Außerdem hat die Thymolreaktion den Vor- 
.teil, daß nur ein Produkt resultiert, während alle Methoden, 
welche auf der Oxydation des „Indicans* zu Indigo beruhen, 
stets zu Lösungen führen, welche durch größere oder geringere 
Mengen von Indigrot oder Indigbraun verunreinigt sind. — 
Meine zweite neue Indicanreaktion beruht auf der An-. 
wendung von «-Naphtholt), wobei allerdings zu berücksichtigen ' 
. ist, daß bei der gemeinsamen Oxydation von œ Naphthol und: lnd- 
' oxyl zwei isomere Farbstoffe, nämlich 2-Cymol-2-indolindigo und 
-4-Cymol-2-indolignon, entstehen. Für qualitative Zwecke wird die 
@-Naphtholprobe in gleicher Weise wie die Thymolprobe ausgeführt. 
Dagegen erscheint die «-Naphtholprobe für quantitative Zwecke 
' von vornherein nicht geeignet, da sie — wie erwähnt — zu zwei 
isomeren Stoffen führt, deren Mengenverhältnis offenbar von .den 
: ‚äußeren Reaktionsbedingungen abhängig ist. ” | | 
- Zur ‚quantitativen Indicanbestimmung habe ich eine colori- 
metrische Methode in Vorschlag gebracht, bei welcher als Standard- 
‚lösung eine Auflösung von 0,01 g synthetisch gewonnenem 4-Cymol- 
2-Indolignon in 100 cem Chloroform erforderlich ist. — Wichtig ist 
‘die sorgfältige Extraktion des Indolignons äus dem zu untersuchen- 
. den Harne, wozu namentlich bei indicanreichen Harnen eine größere 
Anzahl von Ausschüttelungen mit Chloroform vorgenommen wer- 
den muß, um so weit.zu kommen, daß das Chloroform nur mehr 
schwach gefärbt erscheint. — i r 
 ._ -feh muß der- Ansicht von Rosenberg?) beipflichten, daß 
‚meine quantitative Methode für klinische Zwecke noch zu um- 
ständlich ist. nt ee 
=- Man kann aber auch aus dem Ergebnisse der qualita- 
tiven Probe, wenn dieselbe stets unter gleichen Bedingungen 
‚ausgeführt wird, die Intensität der Indicanreaktion so weit ab- 
Schätzen, daß -man den Indicangehalt als vermehrt beziehungs- 


weise stark vermehrt angeben kann... | 
.  „Jeh habe zu diesem Zwecke ähnlich wie Unglaub?) ein 
"mit Marken versehenes Reagenzglas verwendet. Bis zur untersten 
Marke (Volumen 15 cem) wird der Harn beziehungsweise der nach 
Bleiacetatfällung filtrierte Harn eingefüllt, hierauf mit einer Pipette 
Í com der 5°/,igen alkoholischen Thymollösung hinzugefügt und 
umgeschüttelt. Dann fügt man bis zur nächsten Marke, die gleich- 
falls einem Volumen von 15 cem entspricht, die rauchende Salzsäure 
hinzu, welche pro Liter 5 g Eisenchlorid enthält und läßt zunächst 
etwa 15 Minuten stehen. Alsdann. wird bis zur obersten Marke 
(Volumen 5 cem) Chloroform aufgefüllt und wiederholt sanft, 
geschüttelt. | a 
‚Das gebildete Indolignon setzt sich rasch, klar und durch- 
sichtig ab, und man erhält stets nur die charakteristische violette 
Farbe des 4-Cymol-2-Indol-Indolignons, I 
ala Nach ` diesem klinischen Verfahren läßt sich eine 
? teigerung der Harnindicanausscheidung ganz gut beobachten. 
ied Bei einem Falle von Ileus habe ich 1 cem Harn mit destil-- 
R Wasser auf 20 cem aufgefüllt und von diesem stark ver- 
Unnten. Harne 15 cem zur Durchführung der Reaktion verwendet, 
‚wobei noch eine sehr deutlich positive Reaktion wahrgenommen 
werden konute. Die im vorliegenden Falle von. mir gleichzeitig 
`) Zschr. f. physiol. Chem. Bd. 95, S. 32. 
„) Ebenda 1915, Bd. 94, 8.84. 
| a en W. 1916, Bd. 68, S.11.0 i 
Leipzig 1919. en sogensnnten N im Inaug. as 


chronischer Nephritis im Blute Indican mittels meiner Thymolprobe 
wie folgt qualitativ nachweisen können: Zirka 3 cem Blut wurden 
in einem. Reagenzglase aufgefangen, bis zur Koaguülation stehen- 
gelassen, hierauf mit etwa der dreifachen Menge (zirka :10 cem) 
einer 20°/,igen Trichloressigsäure versetzt, gut umgeschüttelt und 


und fügte dann etwa 10 &cm einer rauchenden Salzsäure hinzu, 
‚welche 5 g Eisenchlorid pro Liter enthielt, und schüttelte nochmals 
um. Nach etwa */,stündigem Stehen wurde der gebildete Farbstoff 
mit etwa 2 ccm Chloroform ausgeschüttelt, wobei das Chloroform eine 


deutlich rosaviolette Farbe zeigte. > ke En 
Nach Tschertkoff, der seine Versuche mit Ober- 


mäßig bei denjenigen Nierenkranken, die eine erhebliche Harnstoff- 
retention (von 1,5 °/,) im Serum haben. Dagegen findet 
sich bei Gesunden und Kranken ohne Nieren: 
insuffizienz,unabhängig von der Diät, niemals 
Indiecan.im Serum. = | 7 


der Medizinischen Universitätsklinik in Gießen den Indicangehalt 


ständen unter Anwendung meiner neuen Methode zum Gegenstande 
eingehender ‚Untersuchungen: gemacht, die zu sehr interessanten 
‚und wertvollen Ergebnissen geführt haben. E 


mäßiger Bestandteil des menschlichen Blutes 
ist, womit der Begriff Indicanämie seine pathologische 
Bedeutung verloren hat. In 100 cem Blutserum ist Indican im 
Blute in einer durchschnittlichen Menge von 0,045 mg vorhandei, 
die normalerweise vorkommende Variationsbreite schwankt ungefähr 


Nahrung blieb ohne wesentlichen Einfluß. Die quantitative 
Indicanbestimmung im Blute erweist sich nach Haas als eine 
brauchbare Nierenfunktionsprüfung. Werte von 0,160 mg Indican 
in 100 Serum sprechen eindeutig für eine: Niereninsuffizienz. Ist 
eine schwere Darmerkrankung mit außergewöhnlich starker Indican- 


als renale Hyperindicanämie anzusehen. Im urämischen Koma 
wurden Zahlen. bis zu 2,7 mg erreicht. | oo. 


Max Rosenberg‘) hat an der I. inneren Abteilung des Städti- 
falls zur Bestimmung des Indicangehaltes bei Nierenkranken und Nieren- 


Verfahren angewendet, dem nur der Charakter einer ungefähren 


folgendes: . | | | 
' „Die quantitative. Indicanbestimmung nach Jolles ist trotz 


unleugbarer Vorzüge von den bisherigen quantitativen Methöden meiner 
Ansicht nach für klinische Zwecke noch zu umständlich. Wir: nehmen 
daher nur eine ungefähre Schätzung des Indicans vor, indem wir fest- 
stellen, wieviel Kubikzentimeter Filtrat erforderlich sind, um eben eine 


0,0082 mg Indican in 10 cem Flüssigkeit nachweisen lassen, ist auf 


lich. War die Indicanreaktion mit-10 ccm negativ, so wurde sie mit 
12, 15 usw. cem in einem entsprechend längeren Glase mit entsprechend 
größerer Menge Chloroform. wiederholt; war sie positiv, so wurden 9, 
8 usw., 8, 21/, 2, 13/1, ?/io 8/19 USW., 1/1 cem des Filtrates gewonnen, 
mit Wasser auf 10 cem aufgefüllt und dann in der gleichen Weise- 
verfahren. Aus der Stärke der Reaktion mit 10 cem. läßt: sich bei 


ungefähre untere (Grenze für eine positive Reaktion zu’ prüfen sind. 
Wichtig ist, daß der Patient kein Jod in der letzten Zeit erhalten hat, 
da sonst die Jodreaktion die Indicanreaktion verdeckt. Auch muß das 
Serum nur wenige Stunden nach der Entnahme untersucht werden, weil 
sonst Indican: durch Zersetzung. oder Oxydation verlorengeht. Der 


2 r m. W. wL Nr. 29; > 1718. e £ 

Georg Haas, Über Indicanämie. (M. m. W. 1915 ; 

S. 1048.) | u | DE = = 

ER 3) Oeorg Haa r x ca | u a des menschlichen Blutes 
unter normalen. und pathologischen Zuständen: (D. Arch. f. klin. M, 

1916, Bd. 119, S. 176.) | Sn 


bei Nierenkranken und Nierengesunden. (M: m. W. 1916, Nr. 4.) 


e colorimetrische Bestimmung - Er , 


Urämie (Azotämie)“ habe ich im,-Jahre 1915 bei einem Falle von 


durch ein kleines Filter filtriert. Zum Filtrat setzte ich !/, cem _ 
einer .5°/,igen alkoholischen Thymollösung hinzu, schüttelte um . 


mayers Reagens durchgeführt’ hat, findet sich Indicanämie regel- . 


In den Jahren 1916 und 1917: hat Georg Haas n) 3) an | 


des menschlichen Blutes unter normalen und pathologischen Zu- © 


_ Zunächst hat Haas festgestellt, daß Indican ein reg& + 


Su ar EBEN 2 
ERPE s ESS 
N rt men Sen en urn $ 
BEE ra S ar A a EA 
F 5 


a El, - A + g - 
A : R 
. ns ~ . 1.” 5 i ? 
mr wes Pte fe eÀ >» 
a ar a 2 D mar, 
A ae es 


zwischen 0,026 mg und- 0,082 mg in 100 Serum. Die Art der: < 


bildung auszuschließen, so sind auch die Werte 0,15 und 0,14 


ww. 


schen Krankenhauses Charlottenbürg-Westend meine Indicanprobe eben- ° 


g . 
N Š 
er Lem 
BR Er mis 5 
$ mw EEE 
rd An N aT 
res mn -Å a, 
SENT TEE en 


gesunden herangezogen, jedoch statt der quantitativen Methode: ein 


a ` = Bg be 
rt nee 
pad 8 5 
Ii = 
x 
aa 


Schätzung: zukommt. Hierüber berichtet Rosenberg wörtlich 


x a ar AR 
ba Be Se S RAT On 
KA Zn eeh. drre in 
NE EEE Se A 
Zn. rer Su Zn 
à 
AR 


positive Indicanreaktion zu erhalten. .Da nach Jolles sich noch 


diese Weise-eine ungefähre Berechnung der Indicanmenge leicht mög- 


gr pong 


TANSY 
ven 
> 


einiger Übung leicht schätzen, welche weiteren Verdünnungen als 


3 = 
Ge anog D 
TSi t tr i i p 
haine Daat dk se aa - 
EU č 
er 
3 
- 
Cal 
B 
Sg 
Tor. 


Ir r -< È 
d Ho~ e Nery, men n 
3 u - no RE GT E" 
CA en 


Fe 
a ii r 4 
pea 
Pa a + 
EN" 
ua: 
ge vw 


4 Max Rosenberg, Über Indicanämie und Hyperindicanämie l 


ER a E N a Er fe 
aa ren De u 
` R . F: 

à 


Py. 
N 


DE RT IT Be ren 
Din. “rinee-, Te nA 
a on SE Fio ie 


Are 
e ENT 


ie mei EDL, 23e ; 
. en er TE Pen 
te anei 3 
IST EEE a > 


pns PR s = a- z. 
EER 
ze 
I a 


xX 
$ 
ne Een 


ee 
Ta -à E 


C 
Meat a o na S e 


en 


b~ 
u 
X 
= Pi 
E AP 


Th 
Ki e. 


RE 


ar. 
or. 


> 
Aaa a 
ne Zee “al 
REES et N 
r Ca 2 
z we, 
as 
- 
S 
nn once 
vE wuh a nn 


= 
zri 
RENTE 


I. 


= 
w 
Fi ei. 


. 
j FIRE SERSRE- TU = 


a a SEE an a ERIEN VAE E MEAE I E GEAN AEA I AALE a a E 


j 
1 


:816 


fü —— ER 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 17. August, 


m 


Thymolprobe gebührt meiner Ansicht nach vor der «-Naphtholprobe der 
orzug, weil die schwache Rosafärbung des Chloroforms leichter zu 
erkennen ist als die leicht bläuliche Farbe, die dem Chloroform im 
durchscheinenden .Licht an und für sich in geringem Grade zukommt.“ 
Auf Grund dieses Verfahrens hat M. Rosenberg eine größere 

Zahl von Untersuchungen angestellt und gelangt zu dem Ergebnisse, daß 
die Grenze, von der ab die Hyperindicanämie unbedingt für Nieren- 
insuffizienz spricht, etwa an dem Punkte liegt, wo sich das Blutindican 
mit der Obermayer-Tsehertkoffschen Methode nachweisen 


Haas sind meinem Institut von praktischen Ärzten im Jahre 1918 

drei Blutproben mit dem Ersuchen um Feststellung des quantita- 

tiven Indicangehalts übermittelt‘ worden. Ich habe diese Gelegen- - 
heit benutzt, um bei den drei Patienten neben der Harnanalyse 

auch die Reststickstoffbestimmung durchzuführen und gestatte mir 

nachstehend über die Ergebnisse zu berichten. 


4 l tko ) Í | Indican- | Rest- 

läßt. Demgegenüber hat G. Haas in einer zweiten Arbeit?) auf Grund Karben | gehalt | stiekstoff | piutdruck 
‚eines eingehenden Versuchsmaterials darauf hingewiesen, daß die | Teen ee 
Obermayer-Tschertkoffsehe Probe der quantitativen Indican- | | 


bestimmung . im Sinne der Thymolreaktion nicht nur in quantitativ 
chemischer, sondern auch in praktischer Beziehung unterlegen ist, da 
sie erst positiv wird bei einem Indicangehalt von 0,25 bis 0,82 mg in 
100 cem Serum, also bei einem Werte, der bereits eine mittlere Nieren- 
insuffizienz anzeigt. | 
Haas konnte ferner bei einem Nephritiker innerhalb einer 
achttägigen Versuchszeit eine von 0,26 mg auf 0,47 mg in 100 Serum 
ansteigende Hyperindicanämie konstatieren, während sich der Rest- 
stickstoff des Blutes an der oberen Grenze des Normalen hielt. 
Daraus ergibt sich nach Haas praktischerweise der Schluß, daß 
nicht in allen Fällen das Verhalten des Reststickstoffs im Blute 
Aufschluß darüber gibt, ob eine Insuffizienz der Nieren für die 
Gesamtheit der stickstoffhaltigen Substanzen vorliegt oder nicht. 
Die Bedeutung, welche dem Blutindican bei Nephritikern 
als Grundmesser für die vorhandene Nierenerkrankung neben den 
anderen Funktionsprüfungen (Reststickstoff) zukommt, hat G. Haas 
veranlaßt, meine Methode für klinische Zwecke derart zu 
modifizieren 2), daß mit Hilfe derselben in einfacher Weise eine 
Orientierung über den Grund der vorliegenden Nierenstörung 
möglich erscheint. Verzichtet man nämlich auf die für die 
Praxis umständliche quantitative Indicanbestimmung, so genügt die 
Ausführung der qualitativen Bestimmung, wenn sie derartig aus- 
probiert ist, daß sie nur in nierenpathologischen Fällen positiv 
ausfällt. Zu diesem Zwecke hat Haas bei Nierenkranken mit 
- bekanntem Indicangehalt und bei Fällen, wo es sich um den 
Grenzwert — etwa von 0,15 mg Indican in 100 Serum — handelte, 
die Serummenge bestimmt, bei der noch gerade eine qualitative 
Reaktion auftritt, 


ij 


| 
0,29 mg | 0,106 g | 180 mm Hg 


l Specifisches Gewicht 1029 
16. August | 24 ee Harnmenge 820 cem 
' es AR l > g pro Liter | 


iu ® ? ki 79 kki 
chronische | zahlreiche Kyaline und granulierte 
Nephritis | Cylinder, einzelne Wachseylinder, 
i : wenige Leukocyten | l 
u Specifisches Gewicht 1012 017 mg | 0,0% g |160 mm Hg 
22. Oktober | 24stündige Harnmenge 2100 cem | 
1918 NaCl 3,06 œ pro Liter 
; Alb. 2,08 g S | 
chronische | granulierte und hyaline Cylinder, | | 
Nephritis rote und weiße Blutkörperchen | | 
HI Specifisches Gewitht 1026 0,036 mg | 0058 g i110 mm Eg 
14. November | 24stündige Harnmenge 760 cem | | 
1918 NaCl 1048 g pro Liter | 
Dr. K. Alb. 026g „ 3 
akute reichliches Sediment: granulierte | | | 
` Nephritis () | und hyaline Cylinder, reichliche | | 
Erythrocyten, wenigeLeukocyten, | | 
vereinzelte Nierenepithelien ` | 


im Sinne der Untersuchungen von Haas ergaben die In- 
dieanzahlen bei I und II eine Niereninsuffizienz. Bei III ergab 
der Harnbefund trotz des sehr geringen Albumingehalts ein reich- 
liches Sediment mit auffallend zahlreichen renalen Elementen. 
Der Indicangehalt im Blute deutete auf keine Niereninsuffizienz 
hin. Ich hatte bei III Gelegenheit, den Harn in Zwischenräumen 
von 14 Tagen durch längere Zeit zu untersuchen. Noch nach 
sechs Wochen beständ Oligurie und im Harnsediment fanden sich 
zahlreiche renale Elemente und zahlreiche meist deformierte rote 
Blutkörperchen. Erst nach acht Wochen konnten nur Spuren 
Albumin, vereinzelte hyaline Cylinder und spärliche Erythrocyten 
nachgewiesen werden, und nach zehn Wochen war die Harnmenge 


Nach G. Haas versetzt man im Reagenzglase je 2 und je 1,5 cem | und der Harnbefund . normal. — Wahrscheinlich dürfte es sich 
Serum mit derselben Menge Wasser und dem doppelten Volumen | bei III um eine herdförmige Glomerulonephritis im Sinne V ol- 
20 °/,iger Trichloressigsäure, schüttelt gut durch und filtriert vom | hards gehandelt haben. — Die schönen Arbeiten von Haas 
Niederschlage durch ein Faltenfilterchen von etwa 6 cm Durchmesser 


möglichst quantitativ ab. Nach Zugeben von etwa 7 Tropfen 5°/, iger 
alkoholischer Thymollösung und Durchschütteln wird dasselbe Volumen 
konzentrierter Salzsaure, in der Eisenchlorid von 5 °/,. gelöst ist, dem 
Filtrat beigemengt und ebenfalls durchgeschüttelt. Sodann wird das 
Gemisch zwei Stunden stehengelassen und nach dieser Zeit mit 2 ccm 
Chloroform kräftig durchgeschüttelt. Ist das Chloroform bei Verwendung 
von 1'/, cem Serum und bei Betrachtung im durchscheinenden Licht 
soeben rosaviolett verfärbt, so handelt es sich beim Fehlen oder Vor- 
handensein einer nur leichten Indicanurie im Harn (beim Prüfen mit 
Obermayers Reagens) ebenfalls um eine Retentionserscheinung. 
Bei ausgesprochener Indicanurie sind die Fälle einer Retention höchst 
verdächtig; weitere Aufklärung kann nur eine quantitative 
Indicanbestimmung, eventuell. eine Bestimmung des Reststickstoffs 
bringen. Die Ablesung der Proben erfolgte eine halbe Stunde nach 
dem Ausschütteln mit Chloroform. | 
Wenn man sich rasch und oberflächlich orientieren will, ge- 
nügt es nach Haas, das enteiweißte, thymolhaltige Filtrat mit 
der eisenchloridhaltigen konzentrierten Salzsäure nur etwa 20 Mi- 
nuten in Reaktion treten zu lassen, da bei Serum mit einem In- 
diecangehalt von über. 0,3 mg in 100 cem Serum schon in dieser 
kurzen Zeit eine deutliche positive Reaktion erhalten wird. In 
solchen Fällen jedoch, wo es sich um die Entscheidung der Frage 
handelt, ob es sich um beginnende Niereninsuffizienz handelt oder 
nieht, empfiehlt Haas, die 2- und 1,5-ccm-Probe in der oben ge- 
schilderten Weise auszuführen, wobei man möglichst mit Nüchtern- 
serum arbeiten und dasselbe nicht länger als 12 Stunden stehen- 
lassen soll. Diese einfachen Reagenzglasproben scheinen in der 
Praxis bereits Eingang gefunden zu haben, da ich in der Literatur 
speziell bei Nierenaffektionen schon mehrfach Angaben über die 
Indicanprobe nach Jolles-Haas vorgefunden habe. — Wahr- 
scheinlich angeregt durch die interessanten Publikationen von 


gestatten die Annahme, daß die Indicanprobe im Blute als eine 
einfache Methode zum Nachweis der chronischen Niereninsuffizienz 
einen dauernden Platz in der Nierenfunktionsprüfung erlangen wird. 
Nachweis von Indican im Liquor cerebro- 
spinalis. M. Rosenberg hat in einer interessanten Ab- 
handlung „Über stickstoffhaltige Retentionsstoffe im Blut und in 
anderen, Körperflüssigkeiten bei Nephritikern“ !) darauf hin- 
gewiesen, daß im Lumbalpunktat das Indican selbst bei starker 
Hyperindicanämie fehlt, oder wenigstens in so geringer Menge 
‚vorhanden ist, daß es sich auch mit meiner sehr empfindlichen 
Thymolprobe nicht nachweisen läßt. Man muß daher nach 
Rosenberg annehmen, daß das Indican von den Epithelzellen 
der Plexus chorioidei retiniert wird, wenigstens solange dieselben 
| in normaler Weise funktionieren. | Te 
Felix Deutsch hat die Frage des Indicannachweises im 
Liquor cerebrospinalis bei echter Urämie zum Gegenstande 
einer eingehenden Untersuchung an der II, medizinischen Abteilung 
des Krankenhauses Wieden in Wien gemacht) und die Lumbal- 
flüssigkeiten einer größeren Reihe von Urämien auf ihren Gehalt 
an Indican mittels der Thymolprobe untersucht. Deutsch hat 
zur Untersuchung nicht unter 20 cem Liquor herangezogen, oft 
aber mehr, falls der Liquor reichlich abfloß. Im übrigen verfuhr 
Deutsch zur approximativen Indicanbestimmung nach meinem 
von Rosenberg modifizierten und schon früher beschriebenen 
Verfahren. Deutsch hat eine Reihe positiver Indicanbefunde 
‚erhoben und gelangt zu dem bedeutungsvollen Ergebnis, daß der 
positive Ausfall der Indicanreaktion im Lumbalpunktat immer für 
schwerste Nierenerkrankung spricht. Das Indican tritt jedenfalls 
erst terminal und nur selten im Liquor auf, Sein Nachweis ist 


. 


prognostisch von übelster Bedeutung. 


1) G. Haas, Die quantitative Indicanbestimmung im Blute als Darstellung von Indican. Das sogenannte Harn- 


Nierenfunktionsprüfung; zugleich eine Erwiderung auf diesbezügliche | indican besteht bekanntlich aus indoxylschwefelsaurem Kalium 
Bemerkungen von Dr. Rosenberg, D. Arch. f. klin. M. 1917, | und 
Bd. 121, S. 304. 


etwas Indoxylglueuronsäure, Zu den wichtigen physiologisch- 


2) G. Haas, Das Blutindican und seine praktische diagnostische 1) B. kl. W 
Bedeutung. (M. m. W. 1918.) | ) . 1916, Nr. 49, S. 1814. 


3) M. Kl. 1919, Nr. 2, S. 44. 


De ne IE A NN a r NENN ES 


oder aphthenähnliche Veränderungen der 
-  oberfläch e, welch& die Innenfläche der Lippenschleimhaut, die 


beiderseits bis bohnengroß fühlbar, 


nicht vergrößert. 


Allgem meinzustand Campher und Digitalysat gegeben. Heute Besserung. 


17. August | 


oheinischen Präparaten, seldhe bisher aus chemischen Fabriken in 
reinem Zustande nicht. bezogen ‚werden konnten, gehört das indoxyl- 


- “schwefelsaure Kalium (Indican). Diese Tatsache ist darauf zurück- - 


zuführen, daß die bisher angegebenen. Methoden zu’ seiner synthe- | 
tischen : Darstellung . sich nicht als züverlässig erwiesen haben. 
"Aus inenschlichem Harn gelingt.es zwar, wie G. Hoppe-Seyler 


. gezeigt 'hat!), .indoxylschwefelsaures Kalium rein ‚darzustellen. 


. Dieser Weg ist aber zur Darstellung des Präparates.zu umständ- 


lich, ganz abgesehen davon, daß die Ausbeute eine sehr geringe‘ 
ist. Nun. habe ich im Verein mit E. Schwenk?) eine neue 


synthetische Darstellung des Harnindicans in Vorschlag gebracht, 


welche im Prinzip auf der Kondensation von Chlorsulfonsäure und : 


. N-Acetindoxyl beruht. Nach diesem Verfahren ‚gelingt es, in guter 
Ausbeute das indoxylschwefelsaure Kalium in schönen weißen 


Kiystallen zu gewinnen, wodurch das Harnindiean zu einem leicht. | 


zugänglichen Körper geworden ist. 
. In Kürze wird das Präparat. in den größeren aheinschen 


| Fabriken Deutschlands zu Versuchszwecken erhältlich sein. 


l S des II. inneren Abteilung is Krankenhauses 
OR OEN DUTE Westend (Oberarzt: Dr. Werner Sch un 


Zur Differentialdiagnose der 
Maul und Klauenseucheninfektion beim. Menschen. 
TE 5 Von 
. Werner Schultz, 
Am 2. August 1918 ‘wurde mir auf der Infektionsabteilung 


l | ein unter. der Diagnose Scharlach eingeliefertes Kind vor- 
gestellt, dessen eigenartiger Befund sogleich den Verdacht erweckte, 


daß hier etwas Abweichendes vorlag. 


‚Der: Fall gestaltete sich ‚nach unseren. Aufzeichnungen fol- ar 


gendermaßen:. 
Hans Joachim H., 2 Jahre 4 Mouse. alt. 


19. August 1918. 
Anamnese: Familie gesund. ‚Früher keine Krankheiten. Be- 


ginn der jetzigen Erkrankung am 17. August. mit Fieber. Die Augen 
waren entzündet. Ohrenschmerzen. sollen bestanden haben. Am 


Aufgenommen am 


` 18. Augüst traf ein Ausschlag auf. — Nachträgliche Auskunft seitens 


des‘Vaters ergibt, daß ‘das Kind im Verlaufe eines zwei Monate langen |. 


Landäufenthältes ' ungekochte Milch genossen hat, die von maul- und 
klauenseuchekranken Kühen stammte. Die letzte Aufnahme von in- 


; fektiöser Milch. soll mindestens 14 Tage zurückliegen. 
gutem Er- 


-.. Status: ° Schwerkrankes, kräftiges Kind 
‚nährungszustand. Sensorium frei. Temperatur 40,1° nel Mäßige. 
rachitische Symptome: Rosenkranz, Zeichen von verspätetem Fontanellen- 


- schluß, . Beiderseits Conjunctivitis und Blepharitis, Lidränder mit Krusten 


bedeckt: “Am Naseneingang beiderseits Borken. An der Oberlippe 
links herpesarti. ge Eruption. Mundwinkel gerötet, feucht, 
mit dünnem, weißlichem Belag und _ beginnender R hagaden- 


bildung. 
Symmetrisches diffus rotes Exanthem am Gesäß, dem Serotum 


und der Hinterfläche der Oberschenkel, welches sich an den Grenzen: 


‚nach dem Mons pubis, der Vorderfläche der Oberschenkel und den 


Unterschenkeln zu allmählich in kleinste Flecken auflöst. An: beiden 
Armen "finden sich ebenfalls meist unterpfennigstückgroße, unregel- 
mäßig begrenzte, vielfach confluierte hellrote Flecke. 


In der Mundhöhle sieht man teils fleckige, teils diffuse -diphtherie- 
Schleimhaut- 


Zunge, den weichen Gaumen, die Gaumenbögen und Tonsillen, weniger 


intensiv. die Wangenschleimhaut betreffen. 
Submaxillar-, Cervical-, Axillar-, Cubital- und Inguinaldrüsen, 


Lungen- und Herzbefund bieten keine Besonderheiten. 
„Der Puls ist sehr klein, weich, hochfrequent, 156 in der Minute. 


- Der Leib ist ‚weich, nicht druckempfindlich Leber und Milz sind 


‚Urin: Albumen —, Urobilinogen —. 
Pupillen- und Patellarreflexe nicht abweichend von der Norm: 


20. August. Nachts wurden in Rücksicht auf den bedrohlichen 


alsabstrich ergibt ne = 
gativen Befund für. Soor. Nasen- und 
Mandelabstrich für Diphtherie kulturell negativ. 
= 22, August. Beläge der Mundhöhle- haben an Zahl und Größe 
genommen. Exanthem im Rückgang. Abstrich aus der Mundhöble 
o 


) D. m. W: 1916, Nr. 40. 
2) Biochem. Zschr. 1915, Bd. 68 und Bd. 69. 


1019 - MEDIZINIS CHE B ELINIE — Nr. 38, 


geschlossen werden. 


vom 2i. A ergibt, Reinkultur. von ‘s tap h ylococ cusp yo 2 


genes aureus. Blutleukoeytenzahl, 11 500. 


‘24. August. Exanthem völlig verblaßt, Temperatur bisher ı re- ` 


mittierend. bis 89,5°, 39,2°, 89, 6°, bleibt ab heute unter. 38, 82. 
25.. August. Urin: Albumen —. 


.26. August. Die ‘Umgebung des Mundes ist getötet, ‘oberfläch-: 


lich infiltriert, nässend, teils: papulös. verändert, teils-mit Bläschen be- 


setzt. Die Lippen bluten bei leichter Berübrung. Es: besteht anhaltend. | 


‚stärker Speichelfluß. 

- ` . Im Bereiche der linken 
Wange findet. sich eine iso- 
‚lierte Gruppe von leicht gelb- 
lich gefärbten Bläschen auf 
gerötetem und. infiltriertem 
- Grunde. k 

27. August. Temperatur 
nach . weiterem ‘Iytischen Ab- 
fall annähernd normal. Be- 
finden gebessert. Nahrungs- 
' aufnahme und Schlaf gut. X 

28. August. Neue Erup- ko 
-tionen von herpesartigen Bläs- a 
chen in der. Umgebung des k -S | Br: 
Mundes. _Blutuntersuchung | 
auf Rotz ergibt Agglutination ` igi nach Moulage, 


1:50 positiv, Komplement- : 
:ablenkung negativ. Nach dem Ergebnis. dieser Untersuchung Patho- 


1 logisches Institut der Tierärztlichen ‚Hochschule, Berlin) liegt Kom 


Anhalt dafür vor, daß Rotz’ besteht. 
: 2, September. Beläge der Mundhöhle bis auf geringe. Reste: auf 


der Innenfläche der Lippen zurückgegangen. Rhagaden der ‚Mundwinkel, 


noch vorhanden. 
4. September. Erneuter Anstieg auf 88,8°. Keine neuen Ràchen- 


erscheinungen, kein Organbefund. _ 
í 7. September. Rhagaden beider Mundwiükel bestehen noch. An. 


der linken: Mundseite noch oberflächliche Infiltration der Haut. . 


8. September. Temperatur bis. 88,1%. ` 
9: September. 'Kieferwinkeldrüsen beiderseits stark geschwollen. 


Submentaldrüsen erbsengroß fühlbar. 

‘10. September. Temperatur gesunken, Kind steht auf.: _ 

11..September. Auf Wunsch der Eltern annähernd. geheilt ent. 
lassen. Keine ‚Sehuppung der Haut. 

‚Die T’hı erapie bestand, abgesehen von Herzmitteln bald’ nach 
der Einlieferung, in Behandlung der Conjunctiven mit i%iger gelber 
Aüugensalbe, der Mundschleimhaut mit 10%i igem ROBIN HN und 


' Spülungen mit Wasserstoffsuperoxydlösung. - 


Es handelt sich, kurz zusammengefaßt, um den Fall einer 
akuten : fi eb erhaften Erkrankung eines.2 Jahre 4 Mo- . . - 


nate alten Kindes, deren wesentliches Charakteristicam. eine . 


Symptomentrias 
erkranküung mit aphthen- oder 
ähnlichen Veränderungen der Mundhöhle, 
cireumoralen Affektion entzündlichen Charakters mit 


| Bläschenbildung, und einem Ausschlag auf der 


äußeren Haut, der sich teils diffus, ‚searlatiniform, + 


teils fleckig präsentiert: | 
Soor, Diphtherie und Rotz konnten bakteriologisch . aus“ 
Gegen Scharlach, Masern oder Lues sprach 
‘der Verlauf überzeugend. Sporotrichose wurde später in den. 
Kreis der differentialdiagnostischen Erwägungen gezogen, aber bei 
vorgerückter Rekonvaleszenz nicht. näher verfolgt. Den. gewich- 
tigsten Faktor für die Beurteilung lieferte die anamnestische An- 
gabe des vorangegangenen Genusses ungekochter 
Milch von maul- und klauenseuchenkranken 


Kühen. 


\ ` 


wohl ‘bezüglich der Charaktere der Schleimhautaffektion, wie des 
‘Hautexanthems gegenüber. den zusammenfassenden Abhandlungen ` 
unserer Literatur Abweichungen bietet. Die Darstellungen der 
„Stomatitis epidemica“ von Garre& (1897), Mikulicz und. 
Kümmel (1909, Hets.ch (1913) schildern die Affektion der 
Munäschleimhaut -als Bläschenauss-chlag. Speziell bei 


| Mikulicz und Kümmel wird im Anschluß an Siegel’ 


diese Eigentümlichkeit des Exanthems als wichtig: für die Diffe- 
rentialdiagnose gegenüber der Stomatitis aphthosa unterstrichen. 
Demgegenüber ist daran zu. erinnern, daß außer anderen 
Autoren Ebstein (1896) einen Fall ausführlich beschrieben 'hat,. 
bei. welchem analog dem unsrigen die Entwicklung von Blasen. 
oder Bläschen auf der Mundschleimhaut ‘ausdrücklich verneint ` 
wird. Es handelte sich um einen 27jährigen Kandidaten . der- 
Medizin, dessen Erkrankung auf .den. sonu 3 ‚von. Stippkäse, 


1 


an u 


ist,. bestehend in: Schleimhaut- 
diphtherie-. l 
einer’ 


Es. ist nun ‚bemerkenswert, daß der beschriebene Fall: So- T 


era a = 
ET I a ma 


. 
m N ee oe 
wi 
` 
` 
E. = 
u Pre EP 
EN 80 5 
en 
. a x . 
ee a 
Neen is 


£ Sia 
ee 5 
t‘ gom A . 
d s4 aa 2 
r è K E . 
: “ . 
DR . ne oa N 
N rs a a EA 
~ x v0. 
U u bern. ` 
3. (a teaa g 


E P DR, py . REF: 
m Eratu S y% Ne N 
t EEE er z= SLAR TEN 2 ar 2 
ais ee el LE NE ENTE E A 
wi = ee Se ee 
e 
ES 


ER .. 
moter. 
Yu: 
: ` 
— 
EIER 


ers ka El . K aon 
A y N Bess Kd + 
h É ta . s 4 P 
REA 
x weten 
KIVER NE EEEE. 
ET a e Eu e F u ee 
a RE eu A ae ee ` 
p - en! a 
w . 


Ay 


= Ld 
Pi g KI 3 
$ ee Re A ` gi “g 
‘ 4 , ö â 
- ba, S i 5 E i 
ea a8 . z . ER 5 ai ` EE. 
x n g - Kn 2 = ne 
AANT INEI TOON erana en; 
NE De ER Eee 
ro u meinen Nantes‘ 2 
T EEE TIL NIT E 
i Eee $ * j ae | 
A Neger F A 
= ` , se E 
EEE Rn ee a i 
er 
T SEEN 


. r- . 
.. . Br . š . B 
e A a t D ua. P S 

s e % f ' 


f 2 Kamp IR Be 
: P s K “ $ : . y 
Š A t De Br . f 3 s x 
u R Taj E rà 1 i 
ae a 
= at, - 17w s k x 
‘ > R a N, j 
> Di à en 
een - > 
TEEN en nen = 
EI a O E E ra> Tenge 
3 e E E E ee a 
Arena E RE EN ST 
s er 
et er. a 
a ` EA s 
A LS We eg x E 
Se Be ee en E 
Wen ne Ge ner HL 
BEN. rear. * RSS SIR SAE a : 
iin N Sn ee 
2 s. en nn rn na un 
x a ai 


a> 
EN Dasa 
we: ©. 


5 u 
g han aane e E 

Bw A A 
-> — 3 


ner 


RR CN.. Lon.et 
Ra 


>. 
> . oo. Gi 
. a ern * Sa 
Es ie 9 


S 


raa R 


= 


Area ne 


m 


ee 


-ya 

n- tn. 

SS e a a 
une nee 


"a: 


2-0 
æ ..- Inn. aE 
Fe er d EE RR 
Pr 
- Rn a C ee AN 


Bern 
DENE 


a 5 BR 
Zı 

a‘ r 

e- "e 
Teen. TI 


ee ng 
nn 


K 
Wen 
AR 


- Les’ ES 
mr Det Lin Z = 
= 


$ 
E 
Sem 
m. 
SS "a 


en Er Nuang 
Be nn Name 
r 


N 

Eat E 

en ES 

OSIOTA ea taos 
FI AT N 
I... E EE S O S S 


D 
neh... 
Ener ze 
e Rmi 
we 

Zi 


= 
r 


a 
Fa 
-< 
ren A 
á r è BT E E Br REENE Br: F 
= PAE -= "AS as -- e CR e Kea E ee 
š EET $ = : eae 4 EE RS! 


ey ra. 
BI 


IR RT 
‘ ex 
a- ae Be 
BR 
Ay 
= 


A, e 
r.a r - nt 7 - 
e Seea a ET I et ; 
er larte wa NEE, & Zu 
aaa ae en en Dee, 
ee ER En er RE 
e A ne VD 


Fr. 
ee 
east 
en . 

Rare 
toat g 


iu Ye nag 
NR 


(2 
EE 2 - 0 a 
an - hu een = 
Speer es 2 gre 
$ ? < 


-pa ST -E d Ş I> 
EEE 7 En - > 


e e a a] 
i 


IE ET 
: RIIN 


ne En 


u 


we 


u ni 


ESP me 


ar 


ER Sn N] 


818 


von maul- und klauenseuchenkranken Tieren herrührend, zurück- 
geführt wurde. | 


Wegen eines klein- und großfleckigen maculo -papulösen 
Exanthems wurde die Erkrankung anfänglich für Masern ge- 
halten. Nachdem in diesem Falle zunächst mäßig starke Con- 
junetivitis, geringe Laryngitis und Schwellung und Rötung des 
weichen Gaumens bestanden hatten, bildeten sich am fünften 
Krankheitstage in der Gaumen- und Mundschleimhaut unter Zu- 
nahme der entzündlichen Erscheinungen der Mucosa kleine linsen- 
große his etwa einen Quadratzentimeter große grauweißliche, 
rundliche, mit zahlreichen Kokken durchsetzte Infiltrate, welche 
von einem schmalen roten Hofe umgeben waren, an welche sich 
eine Anschwellung der umgebenden Schleimhaut schloß. Vor- 
nehmlich fanden sich die genannten Veränderungen an den Rän- 
dern, sowie auch an der unteren Fläche der Zunge. Am fünften 
Krankheitstage war der Prozeß im Munde noch weiter fortge-. 
schritten. Neue Herde von gleichartiger Beschaffenheit hatten sich 
an den vorderen Gaumenbögen neben der Uvula und an der 
Lippenschleimhaut entwickelt. Von da an trat ein Stillstand ein. 


Von sonstigen Parallelen meines Falles mit dem von Eb- 
stein beobachteten sind folgende Tatsachen zu erwähnen: 
Diarrhöen fehlten in beiden Beobachtungen. In Ebsteins Fall 
war das Exanthem am 11., die Munderkrankung am 17. Krank- 
heitstag beendet, in meinem war am 8. Krankheitstage von Exan- 
them nichts mehr zu sehen, und ebenfalls am 17. der Mund bis 
auf geringe Beläge auf der Innenfläche der Lippen völlig ge- 
reinigt. In beiden Fällen wurde von Hautschuppung nichts þe- 
merkt." 

Abweichend ist in meinem Falle der mehr scarlatiniforme 
Charakter des Exanthems, der sich auf Gesäß, Scrotum und Ober- 
schenkel lokalisiertte und am Rande fleckig in die normale Haut 
überging. Ein schwächerer fleckiger Ausschlag wurde an den 
Armen beobachtet. Das von mir beobachtete Aussehen des Exan- 
thems muß das seltenere sein, denn die obenerwähnten Abhand- 
lungen sprechen nur von morbilliformen Ausschlägen. 

Eine weitere Abweichung gegenüber den früheren Beob- 
achtungen bietet die verhältnismäßig lange Inkubationszeit meines 
Falles von mindestens 14 Tagen, Sie wird durchschnittlich auf 
drei bis sechs Tage angegeben. 

Es kann nicht Aufgabe eines kurzen Beitrags sein, die zahl- 
reichen Formen an Haut- und Schleimhautaffektionen anzuführen, 
die auf Maul- und Klauenseuche zurückgeführt werden. Solche 
Zustände sind nach der neueren Arbeit von M. Fischer: 

| Angina mit Stomakace, Conjunctivitis mit pustulösem Haut- 
ausschlag von herdförmiger Anordnung. 

Angina mit Belag, Fortgang mit Geschwürsbildung der 
Rachenteile, kombiniert mit bläschenförmigem Ausschlag um den 
Mund, Cervicaldrüsenschwellung, Mittelohrbeteiligung und Pana- 
ritium, schließlich Lippenaffektion, Ptyalismus und Halsdrüsen- 
schwellung. 

Fieberhafte Stomakace mit panaritialer Eiterung an Finger- 
und Zehennägeln. 

Stomakace allein. 

Geschwürige Prozesse der Mundhöhle mit Lippenaffektion, 
Gedunsenheit des Gesichts, Anorexie und Erbrechen. 

= Ebensowenig soll auf Fälle eingegangen werden, bei denen 
insbesondere an den Extremitäten infolge lokaler Infektion 
Blasen- oder Bläscheneruptionen, eventuell kombiniert mit son- 
stigen Infektionserscheinungen, auftreten. Ihre Erwähnung möge 
lediglich dazu dienen, die Aufmerksamkeit auf die Buntheit 
und Diffizilität der Symptomatologie zu richten, 
die mangels eines geklärten-Erregernachweises 
dringend weiterer klinischer Grundlagen bedarf. Dies um 
so mehr, als ohne Zweifel Krankheitszustände beobachtet werden, 
welche ausgesprochene Charaktere bieten, ohne daß ein Zusammen- 
hang mit Maul- und Klauenseuche zu ermitteln ist. 

So hatten wir kürzlich Gelegenheit, im Erkrankungsfalle einer 
30jährigen Ehefrau die Kombination von ausgedehnten aphthen- 
ähnlichen Erscheinungen im Munde mit eigenartigem Exanthem 
der äußeren Haut zu beobachten, ohne daß sich für die Diagnose 
Maul- und Klauenseuche Anhaltspunkte gewinnen ließen. Ledig- 
lich der Genuß von Butter unbekannter Provenienz käme in Frage. 

Die fieberhaft verlaufende Krankheit begann mit Blepharo - Con- 
junctivitis und einer Stomatitis, die lebhaft an den zu Anfang dieser 
Arbeit beschriebenen Fall erinnerte. Die Lippen waren teils hochrot, 
blutend, teils oberflächlich weißlich belegt, wie mit einem Ätzschorf. 
Weicher Gaumen, Wangenschleimhaut links und Zunge, besonders 


deren Unterfläche, zeigten unregelmäßig landkartenähnlich begrenzte 
aphthenähnliche Beläge von etwa Erbsen- bis Bohnengröße, mit meh- 
rere Millimeter breitem geröteten Saum. KM 

Auf der äußeren Körperhaut, besonders an den Streckseiten der 
Arme, spärlicher auf Brust, Bauch und Rücken, und ganz vereinzelt 
an den Streckseiten der Beine sah man leicht erhabene, kreisrunde, 
vielfach kokardenartig aussehende Effloreseenzen von Linsen- bis Mark- 
stückgröße, letztere mit leicht erhabenem Rand, von rötlichlivider 
Farbe, und einem ebenfalls am Rande etwas erhabenen, bräunlich tin- 
giertem Centrum, das an den vorgeschrittenen Stellen von einer Blase 
eingenommen wurde. Die Efflorescenzen verursachten leichten Juckreiz. 

In diesem Falle wiesen auch die äußeren Genitalien Verände- 
tungen auf, Es bestanden kondylomähnliche entzündliche Wuche- 
rungen in der Umgebung des Anus, besonders zwischen diesem und 
hinterer Commissur. Die hinteren Teile der Labien und der Vulva 
waren hochrot, entzündlich geschwollen und äußerlich papulös ver- 
ändert. Die kleinen Labien waren, ebenfalls durch entzündliche 
Schwellung, auf das Drei- bis Vierfache ihres normalen Umfanges ver- 
größert und größtenteils ebenso wie die Innenflächen der großen La- 
bien an ihrer Oberfläche mit dünnem, weißlichem, schorfähnlichem Be- 
lag versehen. Der Befund der inneren Organe war ohne Besonder- 
heiten. Blutleukocytenzahl: 10700. Der Urin enthält anfangs Spuren 
Eiweiß, vereinzelte granulierte und Epitheleylinder, ferner Erythrocyten 
und Leukocyten. 2 

Der Fall lief, vom 10. Krankheitstage durch eine Pleurapneu- 
monie kompliziert, in Genesung aus. Vom 16. Tage ab war die Kranke 
fieberbrei. Sie wurde geheilt entlassen am 34. Krankheitstage. 

Lues war durch die Anamnese, den negativen Ausfall der 
Wassermannschen Reaktion und die ohne specifische Behand- 
lung ziemlich rasch erfolgende Abheilung mit größter Sicherheit 
auszuschließen. Der Abstrich aus der Mundhöhle ergab Strepto- 
kokken und Staphylokokken, keine Diphtheriebacillen, wiederholt 
untersuchtes Sputum Streptokokken und Staphylokokken, keine 
Tuberkelbacillen. Venenblut kulturell verarbeitet war steril, des- 
gleichen am 22. Tage untersuchtes Pleurapunktat. Wir sind nicht: 
der Ansicht, daß dieser zweite Fall mit Maul- und Klauenseuche 
in Verbindung gebracht werden kann, und glauben ihn dem Kapitel 
des Erythema exsudativum multiforme einreihen zu 
müssen, 

Schließlich bekamen wir noch .den ebenfalls fieberhaft ver- 
laufenen Fall eines 17jährigen Mädchens, Erica A., zur Beob- 
achtung, bei welchem sich aphthenähnliche Beläge im Munde mit 
einem teils masern-, teils scharlachartigen Ausschlag kombinierten. 
Cireumorale Veränderungen fehlten, Lues war auszuschließen, mit 
Maul- und Klauenseuche konnte ein anamnestischer Zusammen- 
hang nicht ermittelt werden. (Aufnahme Nr. 3447, 1913.) 

Diese Beobachtung, sowie einzelne Bemerkungen in der 
Literatur zeigen, wie schwierig die Beurteilung der Fälle ist, ZU- 
künftigen klinischen und ätiologischen Ergebnissen muß es vor 
behalten bleiben, weiter zu erhärten, daß die beiden eingangs 
aufgeführten Fälle von mir und Ebstein den durch die Ana- 
mnese nahegelegten Zusammenhang besitzen. 

Literatur: Siegel, Die Mundseuche. (Arch. f. Laryng. 18%, 
Bd. 3, S.173) — Ebstein, D. m. W. 1896, S.129. — Garrè, Behandlung 
von Milzbrand, Rotz, Aphthenseuche und Aktinomykose. En d. Therapie 
innerer Krankheiten von Pentzoldt und Stintzing. Il. Aufl. 1897, Bd. 1.) 
— Mikulicz und Kümmel, Die Krankheiten des Mundes. Jena 1909, 
S.47. — M. Fischer, Über Maul- und Klauenseuche. (M. KI. 1912, Nr. 1, 


S.14) — Hetsch, Maul- und Klauenseuche. (Kraus und Brugsch, 
Spez. Pathol. u. Ther. innerer Krankheiten 1913, Bd. 2, 2. Hälfte, S. 521.) 


Epikrise zur Influenza 1918. 


Von 
San.-Rat J. Ruhemann. 


Die örtliche Provenienz hat diesmal der pandemischen in zwei 
getrennten Schüben, im Juli und Oktober grassierenden Grippe 
den Namen „spanische Krankheit“ verschafft. Nur die gewaltige 
Weltseuche des Jahres 1580 bekam in Deutschland neben vielen 
anderen Bezeichnungen den Namen „spanischer Ziep“, was sicher 
den Ausbruchsort bedeutet haben wird. Sonstist bei Keiner anderen 
Grippepandemie Spanien der Ausgangsort gewesen mit Ausnahme 
einer 1602 herrschenden Epidemie, bei welcher der Name „spanischer 
Pip“ angeführt wird. Ganz im Gegenteil kamen die Mehrzahl der 
größten Weltepidemien von Osten her über Europa, meist von 
Rußland aus, sodaß der Name „russischer Pips“ (1782), russische 
oder nordische Krankheit (1782) gegeben wurde. 1782 sprach man 
in Italien von morbo und catarro russo; 1889/90 wurde die Influenza 
in Italien auch al ien als „Influenta 


. S „malattia tedesca“, in Spanien 
Russa“ bezeichnet. 


A 
| 


f £ 
ed by Kl ogl - 


e RE E E- E 


Mei 


17. August, 


zu 


-von Tausenden an weit entlegenen Punkten. Für die miasmatische 
- Natur spricht ferner der. Umstand, daß der eiserne Wall, der vom. 


‘ hatten wir in dem nach Westen verriegelten Deutschland die Grippe 


- . kontagiöse Krankheit zu bezeichnen. Dies noch einmal zu”betonen, 


die Pandemie 1889 die miasmatische Verbreitung der Influenza 


_ Weltseuchen betreffend, zugrunde, so sehen wir, daß 


' 16 im Sommer (Juni bis August), 24 im Herbst (September bis 


terisierte Influenzen seit 1892, dem Ende der großen Pandemie 
Immer, anfangs mehr in saisonepidemischer Form, dann spora- 
- disch, gelegentlich endemisch überall in der Welt bis zu der letzten 


TEEN, La 9-7 e d 
ER ra Fa a a : : 


? 


-1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 83. 


` 


Erinnerungshalber möge angeführt werden, daß neben den ı Pandemie vorgekommen sind;. die Influenzabacillen - 


vielen Namen, die der Krankheit beigelegt wurden, die beiden 
Hauptbezeichnungen, nämlich Grippe (1732/33) in Frankreich, In- 
fluenza (1742/43) in England aufkamen. | u 

So auffallend wie der wenigstens bei dem ersten Schube im 
großen und ganzen von Westen nach Osten gerichtete Gang der 
Epidemie, so beweisend gegen den spanischen Herdausgang und 
für die miasmatische Nascenz ist das isochrone Erkranken 


dings in den letzten Jahren eine Abnahme zeigte. 


Sam waren, überall verstreut hatte, trat alsdann 1891/92 wieder 
eine Weltepidemie auf, da die Toxität und Quantität der Pfeifferschen 
Bacillen gewaltig und ubiquitäres Vorhandensein dörselben -fraglos 
'war. Wenn wir nun daran erinnern, daß z. B. 1729/30 eine mächtige 
Influenzapandemie herrschte, der bereits 1732/33 eine beinahe ebenso 
intensive und extensive Weltepidemie folgte, daß dasselbe 1830/31 
und 1833 der Fall war, so. geht aus dieser dreimaligen Beobachtung 
einander in beinahe gleichen Intervallen folgenden Pandemien ein 


Ärmelkanal bis zur Adria ging und sicher Cholera abgehalten 
hätte, von der Grippe einfach übersprungen zu sein schien. So 


früher als in der Schweiz, in dieser gleichzeitig mit Konstantinopel, 
Schweden und- Finnland. Die ungemein infektiöse pandemische 
Form der Krankheit verbreitet sich nach dem miasmatischen Aus- 
bruch auf dem Wege des Verkehrs, von Person zu Person, und 
demnach sind wir berechtigt, die Grippe als eine miasmatisch- 


bald wieder eintretenden Weltepidemien Recrudescenzen der pri- 


traten; denn vor. 1889 war die letzte große, aber nicht der von 
1889 gleichkommende (1831/33 war eher gleich intensiv) Influenza 
ist. nicht unnötig, da H. Buchner (M. m. W. 1890, S. 445) ein | 1847/48, vor der 1830/31, die von 1799/1800 zu beobachten ge- 
Influenza-Miasma für eine Fabel hielt, und Leichtenstern 
ebenfalls gelegentlich der Pandemie 1889/90 ein ubiquitäres Miasma 
als ein Nonsens bezeichnete. Ich hatte unter anderem bereits für 


wesen; es la 
bis 1830 40 und 30 Jahre Intervall vor. 


irregulär verteilten, sporadischen Influenzen ein -endemisches An- 
wachsen derselben in Saisonform besonders in den Monaten Januar 
bis März; Der Gang der Influenza läßt sich am besten, was ja 
im kleinen sicher den großen Verhältnissen entspricht, durch die 
Zahl typischer, meist durch Influenzabacillennächweis gekennt- 
zeichneter Fälle meiner Praxis beweisen, die den Monat Januar 
betreffen (10), nämlich a I 
i895 1896 1897 1898 1899 1900° 1901. Ä 
9 2 87 18 gi 52 53 Influenzen 


aus dem gleichzeitigen Befallenwerden von Europa und Amerika 
hergeleitet. | an 
Wie ich schon .in meinem Buche‘ „Die Influenza in dem 
Winter 1889/90“ (1) in Übereinstimmung mit vielen Autoren betonte, 
haben weder die Temperatur der Luft, noch barometrische Ein- 
flüsse, noch Witterungs- und Windverhältnisse eine entscheidende 
Bedeutung für die Massenentwicklung und Verbreitung des Virus. 
Das hat sich auch bei der letzten Pandemie bestätigt, die in der 
schönsten Jahreszeit und obendrein in einem von den Kriegs- 
stürmen und. dessen Folgen freien Lande ihren Beginn nahm. 
Sonst haben sich die meisten Pandemien in den für die Erkältungs- 
krankheiten günstigen Monaten gezeigt. | 
' © Legen wir die Hirschsche Tabelle, das Auftreten der Grippe- 


1902 19084), 1904 1905 1906 1907 1908 


* 1907. berichtete Alb. Woldert über eine mit zahlreichen 


Curschmann (86) in Leipzig 1908 beobachtete Epidemie ‚war 
| nicht von häufigen Lungenentzündungen begleitet, repräsentierte 


. Januar mit. . 14,88 °/, Juli mit... 6,07% sich als Pneumokokkengrippe, schaltet also äus dem Rahmen der 
© - Februar mit. . 10,86% August mit ... 4,47 /o- | Influenzabaeillengrippe Ey Überhaupt sinkt seit dem Jahre 1908 
März mit ... 8,94 / 0 September mit 7,67 W 0 im ganzen die Häufung der Influenzafälle, deren sichere Diagnostik 
i ve mit... 7,08 do Oktober mit. . ar 20 und Abgrenzung gegen Grippen anderer Provenienz und Erkältungs- 
Do u na DO November mit 8,95 %/o krankheiten immer schwieriger wird. Allein es zeigen doch viele 
Juni mjt... 8,43% Dezember mit 11,82%, sporadische Fälle den’ klinischen Charakter der typischen Influenza, 
ihre charakteristische lange anhaltende Prostration usw., ihre patho- - 


belastet sind. Stellt man nach Quartalen zusammen, so haben von 
125 unabhängig voneinander verlaufenden Epi- und Pandemien 50 


: Ä ancen U | gnomonischen Komplikationen, die centralen atypischen Pneumonien, 
im Winter (Dezember bis Februar), 35 im Frühling (März bis Mai), 


Bronchopneumonien, Ohraffektionen,. Myokarditis usw. und werden, 
wie wir weiterhin sehen werden, vielfach durch den Nachweis der 
Pfeifferschen Bacillen in ibrer Influenznatur sichergestellt: on 
1910 berichtet Madison [Amerika] (43) über eine Influenza- 
bronchitis. Te er ne 
| Im Februar 1912 begegnet man wieder  gehäufterem Vor- 
kommen von Influenzen, das dann auch im Dezember 1912 zur Beob- 
achtung gelangt. So wurde am 10. Dezember von einer Influenza- 
epidemie im Aschaffenburger Jägerbataillon berichtet. Für das 
perennierende Fortkriechen und Aufflackern der Krankheit sprechen 
weitere Notizen. So beobachtete Ende 1914 Otto Seifert (73) 
im Lazarett in Würzburg 38 Fälle von ’Influenzalaryngitis. Im Winter 


‘ 


November) ihren Anfang genommen. 
Immerhin beweist diese Zusammenstellung, daß die winter- 


lichen Einflüsse für die Auslösung beziehungsweise Verbreitung der 
Pandemien doch in Frage kommen, wobei die Vermutung :naheliegt, 
daß, je giftiger die Bacillenstämme, je intensiver die mischinfi- 
zierenden Bakterien sind, sie um so weniger der Unterstützung 
der Witterungseinwirkung bedürfen. Es scheint auch, daß diese 
Sommer- beziehungsweise Herbstweltseuche bezüglich Virulenz der 
ätiologischen Faktoren nichts zu wünschen übrigließ. In weit 
höherem Grade als bei den Pandemien spielen dagegen die 
Witterungsmomente für das endemische, saisonniere und.sporadische 
Auftreten der Influenza. eine Rolle. 3 , 

Wie läßt sich nun die ubiquitäre Verbreitung der die Pan- 
demie.bedingenden Influenzabacillen beziehungsweise die ubiquitäre 
Nascenz der Influenza beweisen? | 
| Würden wir nur die meist einen fokalen Ausgang zeigenden 
Pandemien in Betracht ziehen, würden wirmit Pfeiffer annehmen, 
daß nur die Weltepidemien von den Influenzabacillen bedingt 
werden, -nicht aber die endemischen und sporadischen Grippen, 
So wäre, wie es auch bei der jüngsten Influenza der Fall war, die 
Eruption.von einem Herde aus das Wahrscheinliche; denn es würde 
Sich: zwischen den durch lange Zwischenräume getrennten Welt- 
Influenzen kein kontinuierlicher Zusammenhang finden lassen; aber 


bei einem Infanteriebataillon im Engadin, J. Karcher (66) machte 


Februar 1916 an der italienischen Front aufgetretene Influenza, 


N 


Influenzaendemie gesehen. oo. | 
‘Wollen wir nun einen inneren Zusammenhang zwischen der 


Pandemie 1889/92 und der von 1918 beweisen, so dürfen wir uns 
klinische Diagnose „Influenza“, die ja, falls es sich um nicht- 


grippe usw. schwer abgrenzbar ist, beschränken, sondern müssen, 
um absolute Sicherheit zu erlangen, auch die Erhärtung des Krank- 
heitsbildes durch den Nachweis der Influenzabacillen dartun und 
zeigen, daß bis zu der Entstehung der Pandemie von 1918 die 


dieser ist in deutlicher Form zu erkennen. | 


Es läßt sich, was aus den weiteren Betrachtungen ersichtlich. 


wird, zeigen, daß. echte, durch Influenzabacillennachweis charak- 


i Influenzen bei: Soldaten. 


819 


Grippe war ein dauernder; oft nicht erkannter -` 
Bestandteil unserer Krankheiten, wobei sich aller- ` 


= Nachdem die Pandemie 1889/90 die Influenzabaeillen, die. 
damals zwar noch nicht entdeckt, aber jedenfalls ätiologisch wirk- > : 


, 
! ~. . 


- analoges epidemiologisches Verhalten hervor; es waren die sekundären 


 mären Weltseuchen, deren Vorgänger aber vor Jahrzehnten auf- 


gen also zwischen Epidemie 1848 bis 1889 und 1800 . 


. In den Jahren 1893 bis 1908 repräsentierten sich neben 


16 67 101: 1.10.19 50 Influenzen. 


Pneumonien. komplizierte Grippeepidemie in Texas, (70); die von 


1914/15 beschrieb W. Hoffmann (67) eine Influenzaepidemie- _ 


militärärztliche Beobachtungen über Influenza in der Schweiz, eben- 
falls Winter 1914/15. Victor Baar (75) berichtete über eine im , 


1916 wurde im Dezember in der Kinderstation in Leipzig eine 


bei .der Betrachtung der Intervallverhältnisse nicht. nur auf die 


epidemische Zustände handelt, gegenüber der Diplo-, Pneumokokken- ` 


1) In Wien beobachtete Preßli.ch (17) im Winter 1808/04 viel 


a 


. x re B Fa è 
aja .- 

è er) 
fu en en ee ann gun 
5 ae en E oe en Sn 

x re = eá po 


le Ss 
FR . Er 
N 


T aano 
-rsd 


STN un HN 
3 ur oou 


0m 
ER 
u 


or 


’ z- 
E a 
i A et. Br 
pa ee ea aa E 
g EM re 


EEE? : 
. 3 
N & ` 
‚ N az ec 
rn Ba I rg an £ 
MOa aa a EAn a aaa ae iaasa AN 
Ae aoe B u NE RE 


` ra - 
EE 
PEET mer 
Re X 


3 . 
Dee aunfe ander. 2a 5 Se} 
Be la I tn 
Eae V rao 


rn 


= 


gea 5 y 
- Eur? K eog J E ` 
® a R s z . 
IENE ea o ntg oe $ . 7 
Cr re a STR. TET Ei 
ERFREUT near are 
we `- f m - a - u i -a e 


mvr, 


m. 


vr 


Ea” 

saian re : f ` z 5 
FIRA even aa 
A IR k >> * ad “ 


in g I a = i 
SPALTE ERINI SRAT gp, o ran: 
a mr Re 


rs 


TEEN a ee a Kine 
EF ia G - 


aeg: nen nn. Pr 
ae e a 

aA ee ae 

re ° F ` $ = 


k ~ 


ee en 


DE Ba M a y RR $ H aR - 


-rt e IR, er PE AE BEA ~- 
RITE BARA a S ET ee a a N 
` ` ne “eo .0c0r 


-- A ur ah » 5 In: 
a x4- 


Pe 7 EEE eo. - m Gks - 
- Fe - PER N $ 


820 


Influenzabaeillen, sei es bei typischen Influenzen, sei es bei Grippe- 
komplikationen, sei es saprophytär, vorhanden gewesen sind. 

Ein größeres Material, das derartige Argumente beibringt, 
ist in meiner Arbeit über endemische Influenza nach eigenen Beob- 
achtungen zusammengetragen (12) und erhärtet auch die Tatsache 
der lange persistierenden, ja perennierenden Influenzabacillen. Die 
zahlreiche Kasuistik, die das Gebiet der typischen und larvierten 
Influenza möglichst weit umgrenzt, reicht bis zum Jahre 1903. 


R. Pfeiffer (91) gibt an, daß z.B. Selter in Bonn von 
1904 ab Influenzabaeillen nicht mehr zu sehen bekommen habe, 
daß seit 1908 im Institut für Infektionskrankheiten Influenzabacillen 
nieht mehr erhoben worden sind, obwohl darauf besonders geachtet 
wurde. Trotz dieses negativen Ergebnisses seitens einer derartigen 
autoritativen Persönlichkeit ergibt aber die nun folgende Zusammen- 
stellung, daß bis zu dem Jahr 1917 der Nachweis von Influenza- 
bacillen bei Influenzen und ihren Komplikationsaffektionen und 
Nachkrankheiten ausreichend geführt werden konnte. 


So hat Preßlich (Wien) (17) 1904 den Befund von In- 
fluenzabacillen bei endemischer Influenza, desgleichen in demselben 
Jahre A. Köppen (18), so Schneyer (20) bei Influenzapneumonie 
1905, Clineiu und v. Popescu (bei Lungengangrän nach Influenza) 
(21) 1906, Ghedini (24) bei Influenzapleuritis und -peritonitis, Eller- 
mann (22) bei Influenza. Scheller (37) hatte im Winter 1906/7 in 
90% der Fälle positive Influenzabacillenbefunde im Sputum, im Winter 
1907/8 in 20°/o der Grippen; 1906/7 fand Scheller 24°/o Influenza- 
bacillenträger, 1907/8 18°/,, Sommer 1908 1’. 0/, Bacillenträger, Winter 
1908/9 entsprechend dem ganz geringen Auftreten von Influenza keine 
Bacillenträger. Im Jahre 1907 wies Ghedini (31) Pfeiffersche Ba- 
cillen im Blute nach, Spät (Prag) (27) solche bei Influenzabacillen- 
pyämie, Dudgeon und Adams (28) solche im Knieeiter und in der 
Cerebrospinalflüssigkeit bei Influenzapyämie mit Arthritis und Meningitis, 
Saathoff (München) (29) bei Influenzasepsis, M. Weinberger 
(Wien) (26) solche in Reinkultur auf den Klappenefflorescenzen bei 
Endokarditis, Wohlwill (Hamburg) (32) Influenzabaecillen im Bronchial- 
baum, Nager (61) in Reinkultur bei Influenzaotitis. ne 

1908 hatte Marmorstein (83) positiven Befund bei grippöser 
Aortitis. 

1909 erhob Knina (34) positiven Befund bei Cholecystitis, 
Weil (85) fand Influenzabacillen im Knieeiter, Wilson und Miller (88) 
bei Bronchopneumonie, Franz Weitlaner (41) bei Influenza mit 
Appendieitis. 

1910 führte Madison (43) in allen Fällen von Influenza- 
bronchitis den Nachweis von Pfeifferschen Bacillen, 
E. Batten (45) bei fünf Influenzameningitiden im Lumbalpunktat, 
Jundell (Stockholm) (53) bei Influenza. 

1911 sah B. Fischer (Frankfurt a. M,) (50) Influenzabaeillen 
in Reinkultur im Meningealeiter, Pleuraexsudat und in der Lunge bei 
einem Fall von Meningitis, Ghedini (45) solche bei Arthritis und 
Urethrocystitis nach Influenza in den Gelenken und im Urethralsekret, 
E Reiß und H. Gius (Frankfurt a. M.) (47) bei Sepsis (Influenza- 
bakterieämie) im Venenblut, E. T. Fraser (48) im gomitischen Eiter, 
W. Tsehirkowski (51) wies Pfeiffersche Bacillen bei einem Fall 
von Hornhautvereiterung, einem Fall von Orbitalphlegmone und gleich- 
zeitiger Iridochorioiditis und bei postoperativer Infektion nach, 
H. Voigt (52) bei Respirationserkrankungen von Kindern. 

1912 züchtete Mich. Clarke (55) bei schwerer Septikämie 
Influenzabacillen aus dem Blute, Wirth (56) fand solche im Binde- 
hautsekret bei einer kleinen Influenzabaeillen-Conjunctivitis-Epidemie, 
ebenso G. Schwartzkopff (Rostock) (64) im Conjunetivalsekret. 

‘1913, F. R. Nager (Zürich) (61) beobachtete Influenzabacillen 
mikroskopisch und kulturell im Lumbalpunktat bei Meningitis und 
Otitis, Klinger (62) im Lumbalpunktat bei Meningitis, Roß und 
Moore (London) (60) im Lumbalpunktat in Reinkultur bei Meningitis. 
Räskay (63) wies im Urin kulturell einwandfrei bei Erkrankungen 
des Urogenitalapparates Influenzabacillen nach, wobei es interessant 
war, daß in einem Fall von Pyclitis calculosa die Influenza vor zwei 
Jahren aufgetreten war. 

1915 fand Hübsehmann (65) im Bronchialsekret und in 
ziemlich großer Verbreitung Influenzabacillen, H. Thaler und Zucker- 
mann (68) solche bei genitaler, zu Puerperalfieber führender Influenza- 
infektion, Arneth (71) solche im Frühjahr 1915 bei einer größeren 
Anzahl von Influenzen durch kulturellen Nachweis. 

1916. W. Hildebrandt (69) wies im Sputum bei Influenza, 
die sich durch Myositis komplizierte, Pfeiffersche Bacillen nach, 
G.Comessati (64) im Sputum bei schwerer Influenza. Ch.H.Nam- 
mack (74) fand unter 50 bakteriologisch untersuchten Grippen 17 mal 
echte Influenzabaeillen. 

1917. P. Huebsehmann (78) konnte in drei Fällen von 
Influenza im Lungenschnitt Pfeiffersche Bacillen nachweisen, Benno 
Stein (79) hatte positiven Urinbefund bei Influenza mit Darmerschei- 
nungen, Tobler (80) in den Meningen, im Blut, im Peritoneum bei 
Influenzameningitis. Adolf Edelmann (81) konnte bei zwei Fällen 
von gastrischer Influenza Pfeiffersche Bacillen im Stuhl nachweisen, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 33. 


Frederick 


17. August. 


Dieses für sich selbst sprechende positive Material ist zwar 


nicht erschöpfend zusammengestellt, aber es genügt als Stichprobe 
und in Verbindung mit den von mir 1891 bis 1903 geschilderten 
Befunden (12), welche 115 Fälle mit mehr als 200 positiven Influenza- 
bacillenergebnissen illustrieren, und den sonstigen klinischen Beob- 
achtungen der täglichen Praxis, um den Beweis für das ubiquitäre 
Vorhandensein der Pfeifferschen Baeillen und das dadurch ermög- 
lichte pandemische Aufflammen der Epidemie 1918 zu erbringen. 
Wenn also Pfeiffer an die perennierende Ubiquität der von 
ihm entdeckten Influenzaerreger nicht glaubt und R. Schneid er(89), 
der die pandemische Influenza von der endemischen scharf trennte, 
ebenfalls eine ubiquitäre Dispersion der Influenzabacillen in Abrede 
stellt, so muß ich doch daran festhalten, daß von der letzten Pan- 
demie von 1892 her, durch Fortpflanzung des ätiologischen Momentes 
die jüngste Weltseuche entstanden ist. Biermer (94) hat ja bereits 


1865 die Hypothese der ubiquitären Influenzaerzeugung aufgestellt. 
Hierbei spielt auch das perennierende saprophy- 


täre Verhalten der Influenzabacillen eine vielfach nicht genügend 


anerkannte Rolle. Ich habe vor zirka 15 Jahren (12) S. 5 u.f. 


an meinem Beobachtungsmaterial nachgewiesen, dab man che 
Menschen die Pfeifferschen Bacillen bis zu 


91% Jahren bei sich tragen, daß nach klinischen, Ergebnissen 
dieser latente Mikrotismus viel längere, bis zu zehn Jahren sich 
erstreckende Dauer haben kann, allerdings im Anschluß an die 
Pandemie 92, aber auch in dem letzten Jahrzehnt erhoben sich 
Stimmen, die ich im obigen Sinn verwerten kann, ie 


So fand Wohlwill (Hamburg) (82) bei systematischer Unter- 
suchung von Bronchialsekret, das den Leichen steril entnommen wär, 
Influenzabacillen bei Phthisikern und bei Kindern im ersten Lebens- 
jahre, namentlich bei Infektionskrankheiten und stand nicht an, in 
diesen Kranken die Vermittler‘ und Weiterverbreiter der Influenza- 
infektion zu sehen (1907); weiterhin fand Jochmann (6) S. 11 typische 
Influenzabaeillen in den Jahren 1904/5 bei Masern, Scharlach, Diphtherie 
und Keuchhusten. Kreetz (12) S.86 sah 1902 bei 950 beliebigen 
Kindern (in epidemiefreien Zeiten) 47 mal Influenzabacillen; es wären 
aber nur bei zwölf Fällen wirkliche klinische Erscheinungen eruierbar. 
Auf dem perennierenden Persistieren der Pfeifferschen Bacillen fußend, 
sprach W. Hellpach (1910) (90), ähnlich N. Filatoff (12) S. 87, 
von den jahrelang rezidivierenden Influenzaerscheinungen, Georg 
Stieker (1912) (58) betonte, daß die Influenzaerreger allmählich zu 
Saprophyten geworden sind oder wurden, bis sich die Menschen all- 
mählich ihrer entledigen; Armbruster (1916) (72) spricht von dem 
chronischen Influenzabacillenmikrobismus bei Kindern. 

Wenn auch die Influenzabacillen recht zarte, leicht vergäng- 
liche Mikroorganismen darstellen, so haben wir doch gesehen, da 
sie endogen unter für sie günstigen Bedingungen recht lange 
konservierbar sind; aber ich habe bereits 1907 auf ihr ektogen®® 
Persistieren z. B. in Wohnungen, die eng und sonnenscheinarm 
sind, hingewiesen (9) und stelle diesbezüglich eine gewisse Parallele 
mit der Perennität von Tuberkelbacillen, Diphtheriebacillen, Menıngo- 
kokken usw, Die Wohnungen stellen vielleicht auch, wie sich 
wenigstens klinisch ergibt, Propagierungsstätten für die Aktion der 
Influenzabacillen dar. Ich habe in einer Familie 19 Jahre lang 
das immer wieder neue Auftreten von Influenzen beobachtet, und 
zwar in derselben Wohnung und habe, wie dieses aus der Dar- 
stellung hervorgeht (6) S. 6 bis 9, bei einer Anzahl von Familien (18), 
die jahrelang dieselbe Wohnung inne hatten, die Influenzaattacken 
von 1892 bis 1903 zusammengestellt, wonach die Möglichkeit einer 
von der Behausung aus erfolgenden Infektion nicht ganz vol der 
Hand zu weisen schien. 


Ergibt sich aus diesen Betrachtungen die Tatsache, daß von 
1892 her Pfeiffersche Bacillen in ubiquitärer Verteilung Vorm 
handen waren, so ist zum Nachweis der ätiologischen Gleichartig- 
keit der Pandemien 1889/92 und 1918 für letztere das Argument 
noch zu führen nötig, daß die Influenzabacillen auch hier das 
ursächliche Moment darstellen, 


s Pfeiffer fand 1892 die Influenzabacillen durchgängig und 
in Reinkultur. Er war deswegen zu’ strikten ätiologischen Schluß- 
folgerungen berechtigt. 1918 hatte neben einer großen Anzah 
negativ berichtender Autoren die Mehrzahl der Untersucher, deren 
Einzelergebnisse aufzuführen die Arbeit zu sehr belasten würd®, 
einen positiven Befund an Influenzabacillen (vergleiche E. Friet- 
berger und P.Konitzer) (87), besonders bei dem zweiten 
Schub der Grippe, in sehr differenten Prozenten, von 2% au bis 
allerdings 100% (R. Korbsch) (85), sehr selten in Reinkullln 
oft nur Diplo- und Pneumokokken, oft in den schweren, kom Jizierten 


Fällen wenig oder keine Influenzabaeillen, sondern vorwiegeg 
Pneumo-, Strepto- und Staphylokokken. 


Digitized by Googl a 


= -, j 5 . 3 b i . 
ro ; . - t » ` e 5 ` y 2 B $ Ey . 
OR RIE R ` ; I j RE - e; 
. t " s $ > re! i 
\ 2) ' . g 2 h 7 BF GE 
g + i - N‘ i PB 


17. August, -  1919°— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 88: BU. en 


u f 


gehenden Formen, als 1889; Gleiches betrifft die vielen Empyeme, I 


Bei‘ einer Reihe von Fällen war specifische Agglutination | | 
das schnelle Übergehen- seröser Pleuritis -in die eitrige ‚Formen. 


“der nicht ganz gleichen Bakterienmischverhältnisse neben dem 
| Ablauf der letzten Epidemie auch das klinische Bild nicht völlig 
© übereinstimmend. Er | | 

Bevor ich auf die Schilderung der differenten Erscheinungen 
der beiden Pandemien eingehe, möchte ich die Bemerkung ein- 


teiligung der Menschen über 40 Jahre an’ der Krankheitsakqui- 
rierung und eventuell meist in ganz milder Weise. _ k 
--- Folgende Zusammenstellung statistischer Zahlen, die 1889 
A. Ripperger (13) und für 1918 [G. Hoppe-Seyler (83)] 
flechten, daß auf Grund des Nachweises. der Influenzabacillen die | beigebracht hat, läßt.ein Bild der übereinstimmenden Menge der 
e | ' Influenzen nach den Altersverhältnissen gewinnen. er 


Grippepandemie 1918 unter der Rubrik Influenza geführt werden | | 
mag, wenn auch, was nicht bezweifelt werden kann, eine Anzahl Von 47000 ärztlich behandelten Influenzafällen in Bayern (1889/90) 


m | # 
I | besonders mit Hilfe des Levinthalschen Hämoglobinagars zur | S 
ra | diagnostischen Verwertung vorliegend [Fromme (92), Th. Fürst | Dagegen war das Bild der Nachkrankheiten und. Komplikationen, RN 
m | (93)]; es gelang der Befund specifischer Antikörper im Blutserum | soweit sie die weiblichen Sexualorgane (Blutungen, Aborte usw.), a 
Si ‘durch Nachweis von Komplementbindung mit specifischem Antigen. | das Herz, das Nervensystem (Krämpfe,- Encephalitis, Meningitis, en 
in Für die Wirksamkeit eines filtrierbaren invisiblen | Neuritis, Neuralgie), die. psychischen Erkrankungen, - das Auge- o 
ý |. Virus sind noch. keine stichhaltigen Beweise gebracht. ‚ „| (Conjunetiva, Cornea und die inneren Teile) betrafen, diesmal nicht u 
at Kurz auf Grund der positiven Befunde und in Übereinstimmung | so bedeutend, variabel und ausgeprägt wie 1889/92. Hier scheint 
m: . mit der Majorität der Autoren, insbesondere auch mit R. Pfeiffer | das. Überwiegen der Influenzabacillen seine Wirkung ausgeübt zu _ Po 
MH - muß- -man die ätiologische Bedeutung der Influenza- | haben, während bei. der 1918 so im Vordergrunde stehenden C 
-H ' bacillen auch für die jüngste Pandemie an- | schweren Komplikabilität der Affektionen seitens der Lunge die K 
H: erkennen und die Erklärung für das scheinbare Zurücktreten | Strepto- und Staphylokokken ihre Hand im Spiele gehabt haben. e 
ti der Pfeifferschen Bakterien in der gerade durch sie begünstigten, | Bei der letzten Pandemie wurde vielfach consecutives Effluvium' Be 
J schnellen und überaus starken, überwuchernden Mischinfektion | capillorum berichtet, ‘wofür bei der vorletzten Weltseuche keine IR 
Š. suchen; wer die oft beschriebene und experimentell wiederholt er- | Notizen vorliegen. . on ; a e 
l wiesene Neigung der Influenzabacillen zur Symbiose und Verstärkung Was nun die epidemiologischen Verhältnisse betrifft, Be 
nr der Entwicklung anderer pathogener Mikroorganismen kennt, wird | so ist diesmal der in zwei zeitlich getrennten Schüben erfolgende_ 
j in dem Zurücktreten der Influenzabacillen und in. der Überwucherung | Ablauf der Influenza von ‘der in wenigen. Wochen 'erfolgenden a) 
k durch andere Bakterien keinen Gegengrund für die ätiologische | Durchseuchung der einzelnen Gegenden .1889/90. wesentlich. ver- FAR 
IF ‚Stellung jener, aber wohl ein Verständnis für gewisse klinische Ab- | schieden. Dagegen sehen wir, daß die früheste Kindheit und das - ` e 
1- sonderheiten der diesmaligen Influenza und den eigenartigen Genius | höhere Alter relativ geschützt war, daß das Gros der Erkrankungen - a 
5 - epidemicus ‘(die ungemein vielen, schweren Pneumonien, akuten | besonders die Blüte der Jahre heimsuchte; das war in beiden et 
j. Empyeme, die foudroyante Sepsis usw.) gewinnen; denn trotzdem | Pandemien der Fall, nur daß diesmal gerade die schwersten | EN 
eine Reihe von Autoren die absolute' Analogie der Pandemien | pneumonischen Komplikationen, die meisten Todesfälle das dritte > > — popsi 

y 1889/92 und 1918 behaupten, so ist wahrscheinlich auf Grund | Jahrzehnt des "menschlichen Alters betrafen. Das war 1889/92 ONE 
u nicht so evident. . Ganz auffallend war diesmal die geringe Be-_ BR RE ee 
ae 


~ Pneumokokkengrippen mit untergelaufen ist;. man kann eben aŭs | waren die verschiedenen Lebensalter beteiligt wie folgt: m 
dem einfachen Bilde der Grippe nicht oder nicht immer entscheiden, | 1 Jahr 2—5 6—10 11-15 16—20. 21—80 31—40 41--50 51—80. A ea 
s de es a. ar a A oder nn mn 1,5%, 54% 66% 72% 114% 222% 198% 138%: 7,7% E | N 
bedingte Grippe. handelt; ist der Nachweis in einem Falle nach | `> . = ‘61-70 71—80 über 80 Jahre Be : ee, 
a a oder anderen Seite entschieden, so va > in ns ae | 86A Z0 $ EA | p m 
. Umgebung . auftretenden Fälle sicher bakteriologisch ebenso be- | . | ar | - ver ee 
urteilt werden müssen (Familienepidemien); bei Reinkulturpändemien | en en ET ae PRORA ar f payr, ae E u ! i 
'.wie bei der von 1889/92 konnte man deswegen alle Fälle'als | > °. nis 29 30—39 40—49- 0—59. über 60 Jahre Be, 
Influenza :eo ipso bezeichnen. Bei der letzten Pandemie war | 20,9% 246% 48%, 319% 14,6% | | Ze poti p 
bakteriologisch erst, zu erweisen, ob man die betreffenden Fälle | s SUR N N F a ae 
als Influenzen oder Grippen wissenschaftlich bezeichnen dürfe; bei | - Im Städtischen Krankenhause zu. Kiel wurden 1918 mit Grippe - an, 
den sporadischen Fällen ist die bakteriologische Entscheidung erst |, aufgenommen: | u | u i 
` recht notwendig, Pu i wi | 0-9 10—19 20—29 80—89 40—49 50—59 60—69 70—79 Jahre LE 
Mag man nun bezüglich der ‘ursächlichen Wirksamkeit der 3,1% 17,7% 43,8 /o. 219° > 38 lo 1,6/0 | 05% . on 
Influenzabacillen .einen ätiologischen Standpunkt einnehmen wie . Bei der Betrachtung dieser Übersicht kommt man zu der a 
man will, so ist doch klar, daß, wenn auch klinisch vielfach | Anschauung, daß. hier Immunitätsverhältnisse vorliegen müssen, ; - 


die mit dem Überstehen ‘der Krankheit zusammenhängen; weil 
das sonst so differente Befallen der einzelnen Altersklassen durch ` 
ein doch zurzeit ungemein starkes Virus nicht zu erklären: wäre; 
aber die Immunisierung. hängt nicht nur, wie z. B. Bäumler 
für 1889 annahm, indem er die Durchseuchung von 1847/48 als 
maßgebend dafür in Betracht zog, etwa von der Pandemisierung 
| von 1889/92 ab,. sondern sie vollzieht sich auch. allmählich in 'der 
ganzen intercurtenten Zeit;. denn ich habe gezeigt, daß die In- 
 fluenza, also die Influenzabacillengrippe, wiederholt und noch ‚nach 
vielen Jahren, wenn auch meist in immer schwächer werdender 
Form den einzelnen: befällt, und bis zum Jahre 1917 zu beob- . 
achten war. So kommt es, daß die 1889 schon Lebenden, die 
jetzt 29 bis 80 Jahre alt sind, eher und oft. Gelegenheit fanden, 
sich gegen Influenza zu immunisieren, . als die. damals noch nicht 
auf der Welt ‚befindlichen Individuen, und so am wenigsten der . 
‚Seuche zum Opfer fielen. ‘Von denjenigen Menschen, die, älter als 
30 Jahre, befallen wurden, konnte ich oft hören, daß: sie 1918 zum 
erstenmal an Influenza erkrankt wären, also nicht immun geworden 
waren. Für die jüngsten Lebensjahre scheint die Annahme einer 
natürlichen ‚Immunität vorliegend zu sein. EI E 2% 
Hohlweg (95) erklärt die hohe ‚Mortalität der Jugend- 
lichen damit, daß gerade bei diesen, den kräftigsten Individuen, 
der Abwehrmechanismus gegenüber den eingedrungenen Bakterien 
| am besten. ausgebildet ist und es deswegen zu einem überstürzten 
'| Abbau der Mikroorganismen, zu einer schweren Intoxikation komme. 
Dies ist 1889/90 trotz der gerade die Jugendlichen betreffenden 
großen ‚Morbidität: nicht zu, konstatieren gewesen; ‘es läßt sich 
nicht. annehmen, _ daß die seinerzeit besser als jetzt genährten 


ee A 
5 
> ITA e 
SEUNG, Re 
TL nra rei 
w w } 
E mia Y 


F T 


keine Differenzen zwischen der durch Influenzabacillen bedingten 
. oder durch Diplopneumokokken . verursachten "Grippe ° gefunden 
. werden mag, der Nachweis der Influenzabacillen eine besondere 
- ` Note gibt; es sind ‘aber nach meiner Ansicht. auch klinische 
Differenzen vielfach vorhanden. ER 
Wo aber Influenzabacillen allein oder mit den Kokken ge- 
Meinsam gefunden werden, spreche man: von Influenzabacillen- 
grippe oder Influenza-Pneumokokkengrippe oder schlechtweg von 
Influenza; wo aber keine Pfeifferschen Baeillen nachgewiesen 
Sind, nehme man die Bezeichnung Grippe oder speziell Pneumo- | 
kokkeni-, Pneumokokken-Streptokokkengrippe. Zurzeit kann der 
Name Influenza wissenschaftlich nur nach dem bakteriologischen 
‚ Ergebnis festgelegt. werden. Die Influenza ist eine Grippe, aber 
nicht jede Grippe ist eine Influenza. en 
‘ Die Unterschiede, die wir‘zwischen den beiden Paßdemien 
finden, sind zunächst klinisch bemerkenswert; es mögen nur 
einige Punkte erwähnt werden; die. gastro-enteritiden, die ‚schweren 
“rScheinungen im Pharynx, Larynx und in den.Bronchen, die 
eigenartigen Affektionen des Ohrinnern und des Trommelfells, die 
Neuralgien usw...waren weder in der Menge noch in der 1889/92 
beobachteten Intensität vorhanden. Die Prostration, „die wunder- 
bare Depression der Nerven“ (G lu ge) war bei den unkomplizierten 
Fällen früher trotz der damaligen guten Ernährungsverhältnisse 
‚weit: ausgeprägter als’, jetzt, wo es sich doch meist um unter- 
 ernährte Menschen handelte. Dagegen war. die wesentlichste 
Komplikation der Influenza, die Lungenentzündung in ihren ver- 
‚ Schiedenen. Formen, diesmal verbreiteter und unvergleichlich -inten- 
siver, besonders in den.mit Sepsis und schnellem: Exitus einher- 


D 


t 


> _ ______: 1910 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. _______ WERE 


Nr. 24. — 65. Hübschmann, Influenza. (M. m. W. 1915, Nr. 32.) — 
66. J. Karcher, Militärärztliche Beobachtungen über Influenza, Bronchitis, 
Pneumonie aus den Wintermonaten 1914/15. (Korr. Bl. Schweizer Ä. 1915, 
Nr. 35, S. 1101.) — 67. W. Hoffmann, Influenzaepidemie bei einem Infanterie- 
bataillon im Engadin. (Ebenda 1915, Nr. 12) — 68. H. Thaler 
und H. Zuekermann, Über eine genitale Influenzainfektion bei einer 
Gebärenden als Ursache eines Puerperalfiebers. (Mschr. f. Geburtsh. 1915, 
H.5.) — 69. W. Hildebrandt, Influenzamyositis. (M. m. W. 1916, Nr. 45.) — 
70. Alb. Woldert (Texas), An original investigation of an epidemie of 
grippe followed by a large number of cases of neumonia. (New York med. 
Record 1907, 5. Jan.) — 71. Arneth, Über Influenza im Felde. (D. m. W. 
1916. Nr. 21.) — 72. Armbruster, Bedeutung der chronischen Influenza 
für die Chirurgen. (Zbl. f. Chir. 1916, Nr. 45.) — 73. Otto Seifert, Chorditis 
fibrinosa (Influenzalaryngitis). (Arch. f. Laryng. 1916, Bd. 30, H. 1) — 
74. Ch.N.Nammack, Med. Rec. 1916. Ref. im Korr. Bl. f. Schweizer A. 1916, 
Nr. 34, S.368: Bakteriologisches von der letzten Grippeepidemie. — 75. Viktor 
Baar, Influenzaepidemie im Februar 1916. (M. m. W. 1917, Nr. 6) — 
76. Stephan, Neuer Infektionserreger bei epidemischer Influenza. (Ebenda 
1917, Nr. 48.) — TT. Robert Scheller, Influenza oder Grippe? (D.m. W. 
1917, Nr. 32.) — 78. P. Huebschmann, Über Influenzaerkrankungen der 
Lunge und ihre Beziehungen zur Bronchiolitis. (Beitr. z. path. Anat. 1917, 
Bd. 63, H. 1.) — 79, Benno Stein, Darmerscheinungen und Urinbefunde 
bei Influenza. (W. kl. W. 1917, Nr. 34.) — 80. Tobler, Influenzameningitis. 
(Korr. Bl. Schweizer A. 1917, Nr. 28.) — 31. Adolf Edelmann, Die 
Diagnose der gastrointestinalen Influenza. (W. kl. W. 1917, Nr. 36.) — 82. A 
Report on the Influenza Epidemie in the British Armies and France 1918. 
(Br. med. J. 1918, S. 505.) — 83. G. HoP pe TSG (Kiel), Zum Krank- 
heitsbild und zur Behandlung der Grippe. (D. m. W. 1919, Nr. 3, 8. 67.) — 
84. Eugen Fränkel, Über Erkrankungen der Nasennebenhöhlen bei In- 
fluenza, (Ebenda 1919, Nr. 4, S. 89.) — 85 R. Korbs ch, Zur Bakteriologie 
der Influenzaepidemie. (M. Kl. 1919, Nr. 3.) — 86. A. Hoffmann und 
E. Keuper, Zur Influenzaepidemie. (Ebenda.) — 87. E. Frie dbergerund 
P.Konitzer, Zur Ätiologie der derzeitigen Influenzapandemie. (Ebenda 1919, 
Nr. 5.) — 88. Nager, Erkrankungen des Gehörorgans bei Influenza. (Zschr. 
£ Ohrhik. 1907, Bd. 53, H. 2 und 3, S. 157.) — 89. R. Schneider, Über 
die Verbreitung der Influenzabaeillen. (Zbl. f. Bakt. 1909, Bd. 5, S. 503.) — 
90. Willy Hellpach, Die Rückfallsgrippe. (D. m. W. 1910, Bd. 37, Nr. 11 
und 12.) — 91. R. Pfeiffer, B. kl. W. 1919, Nr. 5. — 92. Fromme (Düssel- 
dorf), D. m. W. 1918, Nr. 51. — 9. Th. Fürst, M. m. W. 1919, Nr. 3. — 
94. Biermer, Virch. Handb. d. spez. Path. u. Ther., Bd. 5, Abtlg. ], 1865, 
S.599. — 95. H. Hohlweg (Duisburg), Zur Pathologie und Therapie der 
Grippe. (M. m. W. 1919, Nr. 5.) — 96. Riese, B. kl. W. 1918, Nr. 4. — 
97. H. Hosenberg, ebenda 1919, Nr. 10. — 98. Bingel, D. Arch. f. klin. 
M., Bd. 125. — 99. H.Bettinger, M.m. W. 1919, Nr. 5. — 100. H. Hodel, 
Korr. Bl. f, Schweizer Ä..1919, Nr. 10. — 101. F.Köhler, M. m. W. 1919, Nr. 5. 


en nn 


Zum serologischen Luesnachweis mittels Ausilockung. 


Eine Modifikation der Meinickereaktion. 
Von 


Dr. Fritz Lesser. 
Die Ausflockungsreaktionen von Meinicke und Sachs- 


Georgi, die beide auf denselben Endeffekt hinauslaufen, dab 
nämlich beim Zusammenbringen von Serum mit einem geeigneten 
Organextrakt syphilitische Sera eine direkt sichtbare Ausflockung 
zeigen, stellen, soweit die bisherigen Nachprüfungen ergeben haben, 
einen bedeutenden Fortschritt in der Serodiagnostik der Syphilis 
dar. Wenn auch jede Reaktion für sich keinen vollwertigen Er- 
satz für die Wassermannsche Reaktion darstellt, so ergänzen be- 
ziehunesweise stützen sie die letztere in vielen klinisch fraglichen 
und serologisch zweifelhaften Fällen. Ob ein positiver Ausfall der 
Meinickereaktion oder Sachs-Georgi-Reaktion ohne Bestätigung 
durch die Wassermannsche Reaktion mit Sicherheit auf Syphilis 
schließen läßt, wird erst die Zukunft entscheiden. 
Die meisten Nachprüfungen, besonders der jüngsten Zeit, 
beschränken sich ausschließlich auf die Sachs-Georgi-Reaktion; 
die Meinickereaktion ist ins Hintertreffen geraten. Der Grund 
liegt in der einfacheren Technik der Sachs-Georgi-Reaktion. Ob- 
schon die Meinickereaktion bedeutend leichter auszuführen ist 
als die Wassermannsche Reaktion, wird sie doch noch an Einfach- 
heit von der Sachs-Georgi-Reaktion übertrumpft. Dje Zweizeitig- 
keit der Meinickereaktion empfindet der Untersucher als eine 
erschwerende, umständliche Manipulation. Wenn man beide 
Reaktionen technisch miteinander vergleicht, muß man sagen: 
wenn die Sachs-Georgi-Reaktion fertig ist, fängt die Meinicke- 
reaktion erst richtig an: Da noch nicht entschieden ist, Ob das 
Prinzip, das den beiden Reaktionen zugrunde liegt, dasselbe ist, 
aber in praktischer Beziehung schon feststeht, daß beide Reaktionen 
mehr leisten als jede einzelne, so liegt es im klinischen Interesse, 
beide Reaktionen in der Praxis zur Anwendung zu bringen. 
Bestrebungen, die Meinickereaktion weiter zu vereinfachen, 
um sie bezüglich der Technik mit der Sachs-Georgi-Reaktion 
konkurrenzfähig zu gestalten, erscheinen daher gerechtfertigt. ; 
Die Meinickereaktion läßt sich so modifizieren, daß beide 
Ausflockungsreaktionen sich nur durch die Anwendung verschiedener 
Extrakte und deren Verdünnungsflüssigkeit unterscheiden. 


Individuen weniger bakteriolytische Eigenschaften gehabt haben 
als die unterernährten jungen Männer von 1889. Es lag wohl 
diesmal daran, daß die Art der Mischinfektion toxischer gewesen 
ist als 1889/90. Ich konnte an dem mir zur Beobachtung vor- 
liegenden Material gerade im Gegenteil finden, daß meist schwache, 
unterernährte Leute jüngerer Jahre (zwischen 18 bis 30 Jahre) 
den schweren Influenzaattacken unterlagen. 


Die Behandlung schwerer Fälle mit dem polyvalenten Re- 
konvaleszentenserum scheint aussichtsreich zu sein; sonst sind 
keine neuen therapeutischen Gesichtspunkte entwickelt worden, mit 
Ausnahme der als nieht ungünstig bezeichneten Verwendung des 
Strepto- und Antistreptokokkenserums [Riese (96)], [Hosen- 
berg (97)], des Diphtherieserums [Bingel (98)], [Bettinger (99), 
der Kolloidmetalle (Stähelin, Demieville, H. Hodel (100) 
und der gleich von Anfang an einsetzenden Behandlung mit heißen 
Vollbädern [F. Köhler (101)]. 


Literatur: J. Ruhemann, Die Influenza in dem Winter 1889/90. 
Leipzig 1891, G. Thieme. — 2. Derselbe, Zuder Influenzapandemie 1891/92. 
(B. kl. W. 1892, Nr. 6.) — 3. Derselbe, Über die zurzeit in Berlin herr- 
schende Influenzaepidemie. (D. m. W. 1892, Nr. 4.) — 4. Derse lbe, Eine 
kurze meteorologische Bemerkung zu der jetzt grassierenden Influenza. (B. 
kl. W. 1900, Nr.9) — 5. Derselbe, Beziehungen des Sonnenscheins zu 
der Saisonepidemie des Winters 1904/5. (Ebenda 1905, Nr. 11.) — 6. Der- 
selbe, Über das Wesen der Erkältung. (Zschr. f. physik. diät, Ther. 1903/4, 
Bqd.7,H.6.)— 7. Derselbe, Neuere Erfahrungen über die Influenza. (Berlin. 
Klin., Sept. 1900, H. 147.) — 8. Derselbe, Die chirurgischen Komplikationen 
der Influenza. (Zbl. f. d. Grenzgeb. d. Mediz. usw. 1902, Bd. 5, Nr.9.) — 9. Der- 
selbe, Zur epidemiologischen Bedeutung der Influenzabacillen. (B. kl. W. 
1907, Nr. 37.) — 10. Derselbe, Die Beziehungen des Sonnenscheins und 
der Helligkeit zu der Grippe des Januar 1908. (Ebenda 1908, Nr. 8.) — 
{1. Derselbe, Grippe und Herz. (Ebenda 1910, Nr. 5.) — 12. Derselbe, 
Die endemische (sporadische) Influenza. (Wien. Kl. 1904, H. ií u. 2, 88 S.) — 
13. A. Ripperger, Die Influenza. (München 1892, J. F. Lehmann.) — 
14. M. Flesch, Über Influenza im Säuglingsalter. (Jb. f. Kindhlk., Bd. 31, 
S 443 u. ff.) — 15. Fehling, Korr. Bl. f Schweizer A. 1890, S. 279. — 
i6. Jochmann, Beiträge zur Kenntnis der Influenza und Influenzabacillen. 
(D. Arch. f. klin. M., Bd. 84, H. 5 u. 6.) — 17. Preßlich (Wien), Klinische 
Beobachtungen über endemische Influenza, (W. m. W. 1905, Nr. 39.) — 
i18. A. Köppen, Zur Diagnose der Influenza und zur Pathogenese ihrer 
Symptome. (D. m. W. 1905, Nr. 39.) — 19. Dobrzyniecki, Zahnerkran- 
kungen bei Influenza. (W.m. W. 1905, Nr. 8.) — 20. Schneyer, Fall von 
doppelseitiger Parese des Gaumensegels im Verlauf einer Influenzapneumonie. 
(Spitalul 1905, Nr. 9.) — 21. Clineiu und v. Popescu, Influenza kom- 
pliziert mit Lungengangrän und nachfolgendem Pneumothorax. (Spitalul. 
1906, Nr. 4.) — 22. Ellermann, Influenza. (Hospitalstid. 1906, Nr. 38.) — 
93, Livierato, Influenza und Infektionskrankheiten. (Gaz. di ospedali 
1906, Nr. 93.) -— 24. Ghedini, Influenzapleuritis und Peritonitis. (Gaz, 
di ospedali 1906, Nr. 128.) — 25. Derselbe, Zbl. f. Bakt. 1907, Bd. 43. — 
96. M. Weinberger (Wien), Zschr. f. klin. M. 1907, Bd. 62, S. 457. — 
27. Spät (Prag), Influenzabaeillenpyämie. (B. kl. W. 1907, Nr. 88.) — 
28. Dudgeon und Adams, Iniluenzapyämie mit Arthritis und Meningitis. 
(Lancet 1907, Nr. 4384) — 29. Saathof! (München), Influenzaasepsis und 
experimentelle Influenzabaeillenseptikämie. (M. m. W. 1907, Nr. 45.) — 
30. Tedesco (Wien), Influenzauntersuchungen. (Zbl. f. Bakt., Bd. 153, H. 6.) — 
31. Ghedini, Ricerca del bacillo di Pfeiffer nel sangue e nella milza degli 
influenzati. (Gaz. di ospedali 1907, Nr. 21.) — 32. Wohlwill (Hamburg), 
Influenzabacillenbefunde im Bronchialbaum. (M.m.W. 1908, Nr.7.) — 33. Mar- 
morstein, Contribution A l’&tude des aortites grippales. (Rev. de Med. 
1908, Mars 10, Bd. 25, H.3.) — 34. Knina, Der Influenzabacillus als Er- 
reger der Cholecystitis. (W. m. W. 1909, Nr. 36.) — 35. Weil, Influenza- 
bacillen als Bitererreger. (W. kl. W. 1909, Nr. 48.) — 36. Curschmann, 
Grippeepidemie in Leipzig 1908. Med. Ges. in Leipzig, 12. Januar 1909. (D. 
m. W. 1909, Nr. 27.) — 37. Scheller, D. m. W. 1909, Nr. 48, S. 2147. — 
938 Wilson und Miller, Influenzabacillen als Erreger der Broncho- 
pneumonie. (Lancet 1909, 4. Dez.) — 39. Kilau, Die Erkrankungen des 
Gehörorgans bei Influenza. (Ther. Mh. 1909, Bd. 23, 2. Sk, ee = 
40. Possek (Graz), Influenza-conjunctivitis. (W. kl. W. 1909, Nr. 10.) — 
4. Franz Weitlaner (Purkersdorf), Influenza und Appendicitis. (W. 
kl. W. 1910, Nr. 48.) — 42. Sch eller (Königsberg), Verbreitung der Influenza- 
bacillen. (Zbl.f. Bakt. 1910.) —43. Madison, Influenzabronchitis. (J. of Am. Ass. 
1910. 6. August.) — 44. C. Rose, D. m. W. 1910, S. 18348.) — 45. Frederik 
E. Batten, Influenzameningitis. (Lanc. 1910, 19. Juni.) — 46. G. Ghedini, 
Arthritis und Urethrocystitisnach Influenza. (Gazz. di ospedali 1911, Nr.99 u. 100.) 
47. E. Reiß und H. A. Gins (Frankfurt a. M.), Influenza-Bakteriämie. (M. 
m. W. 1911, Nr. 42.) — 48. E. T. Fraser, Lanc. 1911. — 49. D. Savini 
und Th. Savini-Castans, Zbl. f. Bakt. 1911, Bd. 60, S. 493. — 50. B. Fischer 
(Frankfurt a. M.), D. m. W. 1911, S. 95. — 5i. W. Ts chirkowski, Der 
Influenzabaeillus Pfeifferi in der Pathologie einiger Augenerkrankungen. 
(Klin. Mbl. f. Aughlk. 1911, Bd. 2, S. 467 bis 483.) — 52. H. Voigt, Zur 
Bakteriologie der Respirationserkrankungen im Kindesalter. (Jb. f. Kindhlk. 
1911, Bd. 73, H. 2, S. 142 bis 158.) — 53. Jundell (Stockholm), ‚Influenza. 
(Hygiea 1911, Nr. 3.) — 54. G. Schwarzkopff, Dissert., Rostock 1912, — 
55° Mich. Clarke, A case of general infection by the influenzabacillus. 
(Lanc. 1912, Bd. 182, S. 1465.) — 56. Wirth, Über eine kleine Influenzabacillen- 
Conjunetivitis-Epidemie. (D. m. W. 1912, Nr. 32.) — 57. O. Leichtenstern, 
Influenza. Verl. A. Hölder, Wien 1912. 2. Aufl. — 58. Georg Sticker 
(Bonn), Zur historischen Biologie des Erregers der pandemischen Influenza. 
(4. Heft der Sammlung zur historischen Biologie der Krankheitserreger heraus- 
gegeben von Sudhoff u. Sticker.) — 59. G. Schmus, D. m. W. 1913, Nr. 21, — 
60. Ross und Moore, Influenza-meningitis. (Br. med. J. 1913, 25. Okt.) — 
61. F. R. Nager (Zürich), Influenzataubheit. (D. m. W. 1913, Nr. 26, S. 1288.) — 
69, Klinger, Korr. Bl. Schweizer A. 1913, Nr, 34. — 68. Räskay, Die 
Rolle der Influenzabaeillen bei Erkrankungen des Urogenitalapparates. (Virch. 
Arch. 1913, Bd. 213.) — 64. G. Comessatti, Riv. crit. di clin. med. 1914, 


: j r 
Bin. 
Ir. 
a | 
N . 
wu, 
1 DEST 
Ti 
BE ` 
B Air 
ke y 
ot 
À : 
ur 
Ii = 
Per: 
‘= ie 
i 
j 4 
“ 
i 
Ài 
Í Er: 
Ras 
ae -7 
En i 
i “ 3 
Ze 
st 
gu 
AL 
b 7 u 
e 
ECN 
D) 
re 
A 
A 
H A 
i S7 
VE 
: DA 
’ 
j - 
i | Hes 
l e. 
i] 1 
$ 
MEI 
Pip 
E. 
Ti 
MEA 
ei 
hun)" 
44 
A 
N 
\ 
v 
Iis -= 
j 
4 
| 
an 
4 
w 
F. 
773 
i 
“E 
ME - 
Hr 
Dr 
A 
D 
[i 7 
A f r. 
D 
A J 
n gy 
g? : 
i5 
i D 
AN: y 
t 
LDA 
‚re 
N A 
i: 
Ba) | 
I: 
' EL 
I 
ta 
j 
Be. 
HE 1 
N ? 
i = 
EN I 
N 
f 
$ 
y r: 
p 
= = 
j 
HU 
f 
HU 
f 
IE. r, 
10 ’ 
1H 
(ii 
Hm, 
nl 
` 
\ 
i 
Y 
KIT > 
JN 
N 
AN 
Bu | 
dl 
V 
r 
i f 
ji 
1 
ý I4 
ý 
M 
WE, 
u 
l 
KUID 
i N 
114 
N (m 
W p: J 
TAn 
BE 
HOR 
H A, 
ji 3 
} 
u 
mE. 
I \ 
| | 
Dii 
F | 
E 
T 
MEY- 
Ert 
sl ur 
ih 


| 
} 


a b A 
aep i 


‘P ard 
* Br: a 


SF Google 


-r 


+ 


17. August. 


Bei der Sachs-Georgi-Reaktion findet cholesterinierter Rinder- 
herzextrakt, mit physiologischer Kochsalzlösung verdünnt, Ver- 
wendung, bei der Meinickereaktion alkoholischer Menschenherz-. 
extrakt, der mit stärkerer NaCl-Lösung verdünnt wird. Die 
Konzentration der Kochsalzlösung muß hierbei, ebenso wie der 
Cholesterinzusatz bei der Sachs-Georgi-Reaktion, für jeden Extrakt 
durch Versuche ermittelt werden. Die einmal festgestellte Menge 


. bleibt alsdann konstant. Die Konzentration schwankt zwischen. 


1,4 und 2,6%, Kochsalzlösung. . | u | | | 
~. -In der Art der Extraktverdünnung bin ich vonder Vor- 
schrift der Autoren abgewichen und habe, nach Empfehlung durch 


'G. Blumenthal, für beide Reaktionen das von Sachs und 


Rondoni für die Wassermannsche Reaktion angegebene Über- 
schichtungsverfahren gewählt. Zuerst gibt man die Verdünnungs- 
flüssigkeit in das Reagierglas, alsdann läßt man alkoholischen 
Extrakt an der Wand des schräg gehaltenen Reagierglases zufließen 
und beginnt dann langsam’ zu schütteln, um in immer stärkeren 


_ Exkursionen eine vollständige Vermischung und eine größtmögliche 
milchige Trübung (den höchsten Grad des Lipoidausfalles) zu er- 


reichen. Ei EL 
- » Die Sera für die Meinickereaktion dürfen nur 15 Minuten 
bei 55° inaktiviert werden. Dies genügt auch für die Wasser- 
mannsche Reaktion und Sachs-Georgi-Reaktion. 

-  DieTechnik der modifizierten Meinickereaktion gestaltet 


sich demnach folgendermaßen: 0,2 inaktives Serum + 0,8 verdünntes 


Extrakt: schütteln, über Nacht Brutschrank. Am. nächsten Tage Ab- 


lesung unter dem Agglutinoskop. Positive Sera zeigen Flockung, nega-. 
tive. sind klar. Als Kontrolle läßt man negative und ‚positive Ver- 


gleichssera mitgehen. Die Verdünnung des Extraktes muß kurz, vor der 
Anstellung der Reaktion erfolgen. Der verdünnte Extrakt. darf_keine 


Floekung zeigen. p 


Durch die von mir angegebene. Modifikation wird also die 


| Zweizeitigkeit. der Meinickereaktion in die einzeitige Methode, wie 


[2 


bei der. Sachs-Georgi-Reaktion, übergeführt. € 
Meinicke hebt die Zweizeitigkeit dls einen besonderen Vor- 
zug seiner Reaktion hervor und erklärt die Zweizeitigkeit geradezu 


..als das Wesen-seiner Methodik. Ich hatte mich dieser Ansicht bisher 
insoweit angeschlossen, als ich in der zweizeitigen Ausführung der 


Reaktion eine Kontrolle sah, die alle an sich nicht flockenden Sera 
ermittelte und für die Reaktion ausschaltete. Dieser Kontrolle braucht 


man auch bei der beschriebenen einzeitigen Modifikation der Meinicke- _ 
. . reaktion nicht verlustig zu gehen. Man setzt von jedem Serum 


noch eiw zweites Röhrchen nach der Originalmethode, also 0,2. Serum 
r08mit Aqua destillata verdünntes Organextrakt, an. und 
vergewissert sich, daß nach 18- bis 24stündigem Aufenthalt im 
Brutschrank bei allen Seren Flockung eingetreten ist. 

=- Die Erfahrungen an etwa 500 Fällen, die nach der: be- 
schriebenen Modifikation und gleichzeitig nach der Originalmethode 
untersucht wurden, haben mich nun belehrt, daß die Flockungs-. 
kontrolle des Serums überflüssig ist; zuweilen zeigten Sera, die 


nach der Originalvorschrift von Meinicke angesetzt -waren, ‚am. 
Ende“ der ersten Phase sehr mangelhafte Flockung und fielen. 
. trotzdem bei der Modifikation wunschgemäß positiv aus. Ich muß 
ferner die von Reich und Leonor Michaelis mitgeteilte, 

Beobachtung bestätigen, daß. im allgemeinen bei der Original-. 


Meinickereaktion syphilitische Sera stärkere Flockung zeigen als, 


N - 


nichtsyphilitische. Durch Vervollkommnung der . Organextrakte') 


is für die Praxis. 


FE : - Aus der Prax 


: Diagnostische, Betrachtungen aus der Praxis. 
2 | "Von . | Zu 
| | Dr. Kost, Limbach S.-M.. 
_ __ D.:Seltenere Ätiologie unklarer Kran, 
bilder. Während es relativ leicht war, die Gruppe jener Krankheiten 
und Krankheitsursachen zu umgrenzen, die in erster Linie: berück- 


_ sichtigt werden müssen, wenn es gilt, unklarediagnostische Fälle aufzu-. | | 
‘| noch unsere Beachtung schenken sollen... Trotzdem sollen uns 


klären, so ist eg weit schwerer, auch nur einigermaßen systematisch alle 


‚die Möglichkeiten aufzuzählen, die sonst noch praktisch ätiologische 


Bedeutung für die Diagnose kryptogener- Krankheitsbilder besitzen. 


Jeder Arzt wird, je nach seinen Erfahrungen, diese Ätiologie: ver-- 


Schieden einschätzen und bewerten, und es wird kaum- möglich 


= 1) D. m. W: 1918, Nr, 42, Die Firma Leitz, Berlin NW, Luisen-. | 
straße 45, hält Extrakte mit Angabe des Kochsalztiters vorrätig. 


1919 —-MEDIŻINISCHE KLINIK >— Nr.’ 88. 


| Meinickereaktion zu verfolgen. 


.0,9 phys. NaCl-Lösung + 08 behrlich! 0,2 inakt. 


kheits-. 


goi 


ist überhaupt die Zahl der an: sich nicht flockenden Seren sehr gering, 
(3 bis4%), und dabei handelt es sich meist um nichtsyphilitische Sera. 


Aus all diesen Gründen kann man von dem Ansetzen des 


'| zweiten Röhrchens als Flockungskontrolle absehen. 


“: Aber. in einer anderen Beziehung erscheint das. Kontroll- 


| röhrchen von Vorteil, : Liefert nämlich das nach der modifizierten 

‚Methode: untersuchte Serum ein zweideutiges oder unerwartetes ' 
: Resultat, so kann man sofort. das Kontrollröhrchen nach der Original- 

Jımethode zu Ende führen und somit das mit der Mödifikation er- 

‚haltene Resultat durch die Originalmethode kontrollieren. ee 
: . "Der Grad der Flockung ist sehr von der Temperatur: des 
Brutschranks abhängig. Höhere Temperaturen ‘begünstigen die - 
Flockung und gestalten ‘das Endresultat prägnanter. Reich). 
hebt hervor, daß die Beurteilung -des endgültigen. Resultats :bei 
der Meinickereaktion nicht -leicht sei, da häufig Übergangsfälle 
‚vorkämen. Diese Schwierigkeit tritt bei der modifizierten Meinicke-: 
reaktion fast nièmals in.. Erscheinung, die Resultate sind ganz. 
eindeutig. Überhaupt bewegt sich bei der von mir angegebenen: . 
Modifikation sowohl der Grad der. Extraktverdünnung wie der zu 

wählende Kochsalztiter in viel weiteren Grenzen, als. bei der 

Originalmethode. Diese vergleichenden Untersuchungen ‚wurden ` 
von meiner Laborantin Margot Kilinski ausgeführt. Dem: 


Untersucher ist ein größerer Spielraum gewährt, ohne daß- eine: 


' Beeinflussung der Endresultate zu befürchten ist, 


‘Sehr interessant ist es, die Entwicklung der modifizierten- 
Zuweilen zeigen sämtliche. Sera: 
sehr bald’ (schon: fünf bis zehn Minuten nach dem Extraktzusatz) 

Ausflockung, und in.der Folgezeit schwinden .die Flocken bei den 


‚nichtsyphilitischen Seren wieder, ‚bei den syphilitischen nicht. Bei 
‚manchen Extrakten kommt es bei den nichtsyphilitischen Seren 
‚überhaupt nicht zu -einer Zwischenflockung, sondern es: flocken: 


nur die syphilitischen Sera aus. Ich konnte auch beobachten, daß: 


sehr bald sämtliche Sera ausflockten, daß dann nach einstündigem: 


Aufenthalt im Brutschrank. sämtliche Flocken wieder verschwunden 
waren und daß dann die syphilitischen Sera wieder von neuem: 


ausflockten. Alle diese Verhältnisse lassen sich mit den von Sachs, ` 


Meinicke und Georgi vertretenen theoretischen Anschauungen. 
in Einklang bringen, beziehungsweise stützen sie experimentell. ` 


u P  Meinickereaktion a | 
„Conroi- e ir Meinickereaktion . 
| Sachs ee Ban en nach , o iginalmethode 


Hauptversuch:_ ‚Hauptversuch: | Hauptversuch:. >: 
erum + 0,9 phys. | 0,2 inakt. Serum + | 0,2 inakt. Serum + 0,8 mit Aq. 


0,1 inakt. 
aCl-Lösung +. 0,5 verd. cho- | 0,8 mit ermittelter | dest. verd. Extrakt. 18-bis 24: 
Kochsalzlösung . | Stunden Brutscehrank.. Proto-. - 


lest. Rinderherzextrakt. Zwei 
über | verd. Extrakt. 18 bis | kollierung der Flockung. © Er-. 


, Nacht Zimmertemperatur. 24 Std. Brutschrank. | mittiung des Na0l-Titers an: 
Kontrollen: Kontrollen: on V - 

a) negatives und positives Ver- | a) neg.'u. pos. Ver- | positiven Vergleichsseren. Zum, 

gleichsserum, b)’ Serumkon- | gleichsserum, b) Se- | Hauptversuch Zusetzen. von 

trollen: 0,1 inakt. Serum -+.|rumkontrollen ent- | 1c¢m der ermittelten A 


Kon trollen: . 


Stunden Brutschrank, 


mit phys. NäCl-Lösung verd., | Serum + 0,8 mit Aq. 
Alkohol. Kein Serum. darf | dest. verd. Extrakt. | a) positives und negatives Ver-: 


Flockung zeigen... c). Extrakt- | 18 bis 24 Stunden | gleichsserum, b) positive und 


kontrolle: 0,5 verd. Extrakt + | Brutschrank. Jedes | negative Vergleichssera äls-Vor- 
1,0. phys. NaCl-Lösung. Darf | Serum soll- Flok- | versuch zur Ermittlung des: 
. keine Flockung zeigen. kung zeigen. Kochsalztiters (s. oben). - ; 


r 


Endergebnis: S 
` nichtsyphilitisehe 


= i 


Sera zeigen keine Flockung = negative Reaktion." 


_ 


sein, eine völlige Einigung darüber zu erzielen, welche Krank- 
heiten. sonst noch bei der Diagnose unklarer Fälle besondere 
Wichtigkeit besitzen und Beachtung‘ beanspruchen dürfen. Diffe-- 
rentialdiagnostisch können ja eben nahezu alle irgendwie erdenklichen. 
Krankheitsbilder gelegentlich in Betracht kommen, und es bleibt 
immer mehr oder weniger dem willkürlichen Ermessen anheim- 


"gestellt, eine bestimmte Gruppe herauszugreifen, denen wir 
` nach Würdigung der im vorigen Aufsatz behandelten, in erster 


Liniein Betrachtkommenden Krankheitsbilder 


diese Bedenken nicht abhalten, ‘mit einem gewissen durch’ die 
Praxis geschulten Blick jetzt einige ätiologische Momente ins Auge 
zu fassen, durch deren Vernachlässigung unsere schönsten dia-- 
gnostischen Gebäude leicht einstürzen können und die daher dem 
diagnostischen Baukünstler stets gegenwärtig sein sollten. 


1) D..m.:W...1919, Nr.. 7. 


Versuchen mit negativen. und: - 


yphilitische Sera zeigen Ausflockung = positive Reaktion;. ai 


k] . a Ihn 


emamna 


. 
ee 
a EESE N ner moe 


Bo : : p 
' i DE i TT pi 
erapr C AT 2 
. 
nn ET ne tn. un. an 
q mememe n a A = =. 


s . 
Tea az 


. 
3 ne: 5 
ren m aeee a 

5 Fr, 


i yA . x 
m ea. . . w 3 : 
- -o . 
Í- . . ne Su Se 
- ` E 2 3 . = 


OT ron nn 


R . T . 
II T Sos . 5 
Kaie fugado abad 15 Mh A oad 

... rare rt 
a ET Teak E 


te, 
Em DR 


P 
. > d .® 

T ega- 
SET Ser 
NE 


en 


ler By eng ar A Tu À 


og s KS ï 
3 ` TA e M a 
ARE a EA n 
TE USE E A 
Me: poi e . ER re ee sra ne a 
a Rt A 3 
ta 


~eo- 
ax Sm- Se N 
Er .- — CEPE u 1 nn. 
Bir È © oo. 
u. m TA ® . o 


ne 


NT men 
> z» ve 
=- æ \ 
no. 


S 
ae 2 
À Kae 


Sera 


„r 


u o 
- . 


Serra. 
ar 


many 
` 


w. an 


i Nono‘ 


ar, 


man nn 


— 


SST. 


ee an en 
eye: 


-_. 


"n mn. 
5 “TI 


— 
cn 


a DM 
en 
a ’ + 
ee Be P 


824 Bi 


Gerade jetzt nach dem Kriege sollten wir stets daran denken, 
daß irgendwelche sogenannte exotische oder tropische 
Krankheiten auch bei uns eingeschleppt sein und Erkran- 
kungserscheinungen machen können, die unseren gewöhnlichen 
diagnostischen Überlegungen ferner liegen. An erster Stelle wäre 
da wohl die Malaria zu nennen, die ja nicht einmal als absolut 
exotische Krankheit gelten darf und auch bei uns da und dort 
endemisch vorkommt, aber eben doch früher manchen Ärzten über- 
haupt nicht zu Gesicht kam. An Malaria sollte bei allen chroni- 
schen Kachexieformen gedacht werden, namentlich, wenn sie mit 
bestimmten periodischen Erscheinungen einhergehen, seien diese 
nun Fieber oder Neuralgieformen periodischen Charakters. Typische 
Malariaformen mit ihrem „Wechselfieber* sind ja natürlich kaum 
zu verkennen. Aber chronische Malaria mit den ganz atypischen 


- Fieberanfällen kann doch lange Zeit verkannt werden, wenn unsere 


Aufmerksamkeit gar nicht darauf eingestellt ist. Der Nachweis: der 
Plasmodien gelingt bei chronischer Malaria keineswegs immer ganz 
leicht, und es müssen eventuell provokatorische Mittel heran- 
gezogen werden, um die Diagnose zu sichern. Der Milztumor ist 
zwar meist nachweisbar, ist aber doch nicht immer so massiv und 
in die Augen und Hände springend, daß er nicht übersehen werden 
könnte, Die dunkelsten Symptome (Aphasie, Krämpfe, Ödeme usw.) 
können gelegentlich auf Malaria, namentlich der perniziösen Form, 
beruhen. Also Malaria muß auf unserer diagnostischen Wanderung 
als wichtiger Markstein verzeichnet werden. Neben ihr sind die 
anderen sogenannten tropischen Krankheiten von relativ unter- 
geordneter Bedeutung. Tropische Ruhr mit ihrer Neigung 
zu Leberabscessen verdient bei allen unklaren Leberaffektionen 


 jedensfalls Erwägung und Erwähnung. Beri-Beri, Schlafkrankheit, 
Kala-Azar, Gelbfieber, Sprue usw. sind enorm selten bei uns und |. 


machen auch meist so besondere Symptome, daß ihre Deutung 
wohl gelingt, wenn die Anamnese Anhaltspunkte für Tropenätiologie 
bietet. Ä 

Cholera, Flecktyphus, Pocken, Pest, Re- 
currens sind uns durch den Krieg auch wieder näher auf den 
Leib gerückt, müssen also wieder mehr berücksichtigt werden als 
vor dem Kriege, bieten aber für unsere spezielle Frage der dunklen 
Krankheitsfälle wegen ihrer meist sehr augenfälligen Symptome 
weniger Interesse. | 
© Aus den exotischen Ländern wollen wir wieder zurückkehren 
in unser nächstgelegenes alltägliches Leben und wollen uns da 
klarmachen, daß gewisse Berufsschädlichkeiten, vor allem in der 
Form sogenannter Gewerbekrankheiten, uns oft vor 
diagnostische Rätsel stellen können. Trotz aller Gewerbehygiene 
erwachsen aus zahlreichen Berufsarten fortdauernd somatische 
Schädigungen, die diagnostisches Interesse gelegentlich ver- 
dienen. Von der chronischen Bleivergiftung war wegen ihrer 
Wichtigkeit schon im vorigen Aufsatze die Rede. Aber auch 
Phosphor, Quecksilber, Mangan usw. machen bekanntlich alle mög- 
lichen dunklen Krankheitsbilder und verdienen Beachtung. Schwere 
Lungenerkrankungen müssen nicht immer tuberkulös sein, sondern 
können auf irgendwelchen von Berufsschädigungen herrührenden 
Pneumokoniosen beruhen. Ganz besonders notwendig ist es auch, 
an Arzneimittel-Abusus (Morphinismus, Cocainismus, 
Schlafmittelmißbrauch) zu denken. Auch Idiosynkrasie 
gegenüber Arzneimitteln und gewissen Speisen ist zu berück- 
sichtigen, wenn wir uns.vor unklare Symptome gestellt sehen. 

Daß Darmparasiten, die als mehr oder minder harm- 
lose Schmarotzer im Darme vieler Menschen leben, auch zu den 
allerdeletärsten Gesundheitsstörungen Anlaß geben können und oft 
recht unklare Krankheitsbilder erzeugen, sei besonders hervor- 
gehoben. Die schweren Anämieformen durch Anchylostomum sind 
genügend bekannt, aber auch alle anderen Helminthen können 
ganz uncharakteristische Krankheitserscheinungen oft recht schwerer 


- Art heraufbeschwören, und Stubluntersuchungen auf Wurmeier 


bringen oft Licht in bis dahin ganz dunkle Symptombilder (Anämie, 
Nervensymptome, Kolik- und Ileuserscheinungen, Hautsymptome 
usw.). Wie lange auch Trichinose wegen ihres nicht ganz 
eindeutigen Krankheitsbildes verborgen bleiben kann, ist bekannt. 

Man denke weiter an das Vorliegen sogenannter übler 
Gewohnheiten und ähnliches, wenn man gar nicht recht weiß, 
was man mit einem Krankheitsbilde anfangen soll. Onanie bei 
jüngeren und älteren Kindern sei erwähnt. Die üble Gewohnheit 
des Haareessens kann außer zu harmlosen Magenstörungen auch 
zu den tollsten Magentumoren, den sogenannten Trichobezoaren, 


Anlaß geben und den besten Diagnostiker in Verlegenheit bringen, 


Törichte EB- und Trinkgewohnheiten, nicht nur auf 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 383. 


17. August. 


Nicotin- und Alkoholabusus beruhend, können auch ganz bizarre 
Krankheitsstörungen hervorrufen. Sexuelle Unzuträglich- 
keiten (auch außer der Onanie). können für Mann und Frau, 
besonders aber letztere, eine unerschöpfliche Ursache für manches 
unerklärliche Weh und Ach werden (Coitus interruptus, Homo- 


 sexualität, unglückliche Liebe, unanalysierte und zuviel, „freud-. 


analysierte“ Patienten usw.). Auch eine Gravidität „der Unschuldigen*“ 
(bei höheren Töchtern, Kriegerwitwen usw.) sollte nicht übersehen: 
und nicht der Anlaß zu einer Blamage des diagnostischen Künstlers 
werden. 

Rechte Schwierigkeiten bilden für den Diagnostiker ferner 
Mißbildungen aller Art, weil gar zu häufig nicht daran ge- 
dacht wird. Gewiß ist ein Situs transversus, eine Dextrokardie 
nichts allzu häufiges, aber sie kommen eben doch gelegentlich 
vor und können Fehldiagnosen herbeiführen. Häufiger sind schon 
die angeborenen Mißbildungen des Herzens, die sich nicht immer 
durch Blausucht zu verraten“ brauchen. Congenitale Zwerchfell-. 
defekte mit ihren Folgen, congenitale- Hufeisennieren, okkulte Spina 
bifida, Meckelsche Divertikel.und Diverticulitis seien als Beispiele 
dafür angeführt, was alles dem Diagnostiker das Leben schwer. 
machen kann. Auch die selteneren Tumoren und ähnliches 
(Echinokokkus, Cysticereus, Aktinomykose, Sklerom) seien hier er- 
wähnt. Auch des atypischen Auftretens von Carcinom, Paralyse 
usw. im Kindesalter sei gedacht. Erwähnt sei auch, daß ein 
Magentumor einmal ein Leiomyom oder Myxom oder sonst eine 
benigne Neubildung sein kann und daß die Entscheidung, ob 
Carcinom oder callöses Uleus vorliegt, manchmal erst auf dem 
Sektionstisch getroffen wird. Aber damit sind die Quellen für Fehl- 
diagnosen immer noch nicht erschöpft. 

Das Kindesalter, wo wir noch keine Anamnese erheben 
können und das Greisenalter, wo die Anamnese eher zuviel 
Material liefert, vor dem wir ratlos stehen, bereitet unseren dia- 
gnostischen Bemühungen manche unüberwindliche Schwierigkeiten. 
Die okkulten Fiebererscheinungen im Kindesalter sind schon früher 
erwähnt; die Vielgestaltigkeit des Lymphatismus und der sonstigen 
kindlichen Diathesen zeigen uns recht deutlich, auf wie wackligen 
Füßen oft unsere schönsten exakten Diagnosen stehen und wie 
wenig mit lokalistischen Krankheitsbildern und Diagnosen oft getan 
ist. Und das Greisenalter mit seiner physiologischen Involution 
und seinen „normalen“ Abnormitäten, seiner verminderten Reaktions- 
fähigkeit, seinen ganz veränderten Elastizitätsverhältnissen macht 
es uns erst recht nicht leicht, immer zu einer klaren, erschöpfenden 
Diagnose zu kommen; die Obduktion zeigt gerade hier immer 
wieder erschreckend, wie sehr wir mit unserem „objektiven Befund“ 
an der Wahrheit vorbeigeschossen haben, 

Aller dieser Momente sollten wir uns bewußt bleiben, wenn 
wir darangehen, in unklaren Fällen zu einer Diagnose zu gelangen. 
Natürlich machen die hier aufgezählten Punkte keinen Anspruch 
darauf, erschöpfend alles das darzustellen, was bei der Diagnose 
okkulter Krankheitszustände beachtet sein will. Wie schon ım 
Anfang erwähnt, können alle überhaupt erdenklichen Krankheits- 
bilder oder Zustandsbilder gelegentlich fundamentale diagnostische 
Bedeutung bei der Aufhellung dunkler Symptome gewinnen. Be- 
grife wie Vagotonie, Sympathikotonie, multi- 
glandulärer Symptomenkomplex, Asthenla unl- 
versalis, Avitaminosen mögen ein Hinweis darauf sem, 
wie fließend wieder unser ganzes bisheriges diagnostisches Schema 
geworden ist und wie vieles bei der Diagnose unklarer Fälle be- 
rücksichtigt und zum Teil in ganz anderer Beleuchtung als früher 
gesehen sein. will, wenn wir diagnostisch den Nagel auf den Kopf 
treffen wollen, 

Ein. Skeptiker könnte heute wohl sagen, daß wir es streng 
genommen stets und überall mit „unklaren Symptomen“ zu tun 
haben und daß es verlorene Liebesmühe ist, klare, exakt eindeutige 
Symptomenkomplexe in der ganzen klinischen Pathologie heraus; 
arbeiten zu wollen. Vor allem die individuelle Reaktion bel 
einzelnen Patienten kommt bei unserem ganzen Diagnostizierei 


meist gar zu kurz, und der sogenannte Allopath könnte da vom 


Homöopathen mit seinen individuellen Kraitlinien usw. auch in 
diagnostischer Hinsicht vielleicht noch mancherlei lernen. 

_ Die Punkte, die wir hier etwas ausführlicher aufgezählt haben 
und bei der Diagnose unklarer Krankheitsfälle berücksichtigt sehen 
möchten, halten sich von diesen letzterwähnten problematischen 
Dingen zunächst ziemlich fern und möchten nur das wieder einmal 
gebührend hervorheben, was als gesichertes diagnostisches Besitz- 
tum gelten darf und was dennoch nicht immer gebührend ge- 
würdigt wird. | 


i e. 


=a 


En S on SEE ë o F Tr O 


‚17. August. 


De nn Er, 
= ~ ornen tg ein 
$ - 


M OD S RL Ea 


| Sammelreierate. 


Neuere, für den Allgemeinarzt verwertbare Ergebnisse aus dem 


geburtshilflichen Schrifttum der Kriegsjahre 1914—1916. 


‘Von Dr. Hans Kritzler, Gießen. u 
‚(Fortsetzung aus Nr. 14, 1918.) 


8. Dammschutz, Dammnabt. 


= Salus- Prag (1) lenkt die Aufmerksamkeit auf ein D am m -- 
schutzverfahren, das darin besteht, bei im Scheideneingange 
sichtbarem Kopfe zwei Finger, später, sobald es möglich, auch vier. 


Finger, zwischen Kopf und Damm einzuführen, beim Beginn der 
Preßwehe die Hand so zu drehen, daß die Greiffläche dammwärts 
sieht, und dem vordrängenden Schädel gewissermaßen die Dehnung 
‚des Scheidenringes Uurch Abwärtsdrängen des Dammes vorzu- 
kereiten, zum Teil sogar abzunehmen. Diese Dehnung verbindet 
er mit einer „Zitterbewegung“, die als eine Art Erschütterungs- 
massage besonders zweckmäßig sein soll. Salus erleichtert auf diese 
Weise den Durchtritt. des Kopfes und vermeidet Dammrisse. 
Salus veröffentlicht in seiner Arbeit ein Verfahren, das Ru- 
dolph-Magdeburg (2). (3): schon vor drei Jahren empfohlen 
hat: Die Leitsätze des letzteren geben eine rasche Übersicht über 


das zweckmäßige Vorgehen, das Rudolph auch in der Wehen- 


pause anwendet: energischer Druck mit verdoppelter, verdreifachter 
Kraft wie sonst in der Wehe, zwei-, dreimal nach rechts und links 


nach den Sitzbeinhöckern zu und nach der Mitte des Dammes zu, 
‚jedesmal beginnend, sobald der Kopf zurücksinkt. Die Dehnungen 


regen nach Rudolph in der Austreibungszeit auf reflektonischem 
Wege die zum Stillstand gekommene Wehentätigkeit an und ver- 
stärken die Wehen; Scheide und Damm werden in bester Weise 
zum Durchtritt des Kopfes vorbereitet (Dammschutz); der Kreißenden 
wird. die Hauptarbeit bei der Dehnung des Scheideneingangringes 


_ abgenommen (Kraftersparnis); der Geburtsverlauf wird abgekürzt; 


‚die Dehnungen geben dem Geburtshelfer genaue Kenntnis von dem 
Bau des Dammes; vor jedem Eingehen mit der ganzen Hand sind 


‚bei Wendungen, Nachgeburtsausräumungen die Dehnungen auszu- 


führen, ebenso vor Anlegen der Zange (nicht während des Heraus- 
ziehens des Schädels), was besonders in Allgemeinbetäubung sehr 


rasch geht. Diese „Gleitdruck*-Dehnungen sind, wenn auch nicht 


roh, so doch kräftig auszuführen. Die Schmerzempfindung der 
nichtbetäubten Kreißenden ist bei der Anwendung der Dehnungen 
gering, häufig spornen die Frauen den Arzt zu weiterem „Mit- 
helfen“ an. Das Rudolphsche, von Salus neuempfohlene 
‘Verfahren ist fraglos — wenn die Keimverhütung dabei gewahrt 
wird! (Ber.) — geeignet, einen nicht unbeträchtlichen 
Bruchteilvon Dammrissen zu verhüten; seine An- 
wendung vor Eingehen mit der Hand, vor Zangen- 
anlegung (s. o.) erscheint besonders wertvoll. l 
Straßm ann (8) empfiehlt eine Vereinfachung der 


Dammnaht. Er hält die übliche Art, „Freilegung des Risses, 


‚Nachsehen, wo die Faltensäule abgerissen ist, Annähen der Falten- 
säule, Zusammenbringen der Wundtiefe durch versenkte Nähte, 
Naht der Scheidenschleimhaut und der Dämmhaut“ unter den 
außengeburtshilflichen Verhältnissen für nicht geeignet. Meist ist 
die Scheide bis hoch hinauf, besonders nach Zangengeburten, ab- 
gerissen, oft rechts und links der Faltensäule, und das Rißende ist 
mitunter, auch für den Geübteren, schwer erreichbar. So kommt 
es, besonders unter, schwierigen äußeren Verhältnissen — nachts, 
schlechte Beleuchtung, ungeübter und ungenügender Beistand —, 
zu einer Wundtasche oder zu einem Gang unter der Scheidennaht, 
die außerdem durch die Anschwellung des Scheidengewebes, durch die 
Verunreinigung der Wunde mit Blut und Fruchtwasser erschwert 
Wird. Die geringste Verhaltung stört aber die Wundheilung außer- 
ordentlich, die Fäden der versenkten Nähte eitern oder schneiden 
durch. Die schon von H eg ar -betonte Bedeutung der Dammnaht 
für die. Entstehung des Wochenbettfiebers erklärt Straßmann 
mit der oben angeführten Art des Vorgehens, nämlich der Naht 
der Scheide, die nach seiner Erfahrung ebensogut, sogar besser 
OhneNaht — auch in der Tiefe — heilt und deshalb ebenso- 
wenig wie der Gebärmutterhals genäht zu werden braucht. 


Straßmann läßt deshalb — Dammrisse dritten Grades natürlich 


p senommen — bei jedem Dammriß die Scheide, die fast ‚nie 
blutet, in Ruhe; er besichtigt und betastet sie, sofern der Schließ- 
Muskel nicht beteiligt ist, nur auf Risse des Kitzlers. Die Naht, 
die nur den Damm vereinigt, beginnt am untersten Ende der 


ar en nee on rn ns , 

at Referatentei. | Aa e 

Redigiorb von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin, Ä | 
` |} Wunde, also bei Rissen zweiten Gra 


'826 


After; hier wird der fortlaufende Faden verknotet. Durch Anziehen 


des Fadens werden die Wundränder gehoben, wodurch auch die 


Benutzung einer Pinzette unnötig. wird. Es werden nun fortlaufend 
die Ränder von hinten nach vorn, und zwar möglichst hoch hinauf 


|.zusammengezogen, bis die großen und kleinen Schamlippen erreicht 
sind. Mit diesem Nahtverfahren kann man einen viel höheren Damm 


erzielen als bei dem üblichen Nähen der Scheidendammrisse von 
innen heraus, die Heilung: erfolgt sicherer, weil keine Verhaltung 
mit nachfolgender Nahtsprengung vorkommen kann. Daß auch 


_ die Scheide besser vernarbt, als wenn man sie näht, hat Straß- 


mann in mehrjähriger. Betätigung erfahren; Senkungen und Vor- 


fälle sind dänach nicht geklagt worden. Das Verfahren Straß- 


manns bedeutet für den Allgemeinarzt eine große Erleichterung 
der Dammnaht, dessen . Ausführung durch drei klare Abbildungen 
veranschaulicht wird. | i a | 


9. Behändlung der Nachgeburtszeit, 


Die Dresdener Frauenklinik (Prof. Dr. Kehrer) hat, wie 


Kreiß (4) berichtet, bei Nachgeburtsblutungen mit 
ausgezeichnetem Erfolge die unmittelbare Blutadereinver- 
leibungvonHypophysin (Höchst) erprobt, die sich besonders 
bei den außengeburtshilflichen: bedrohlicheren Fällen bewährt hat. 
Kreiß unterscheidet nach Kehrer eine Hypotonie und eine. Atonie 


der Gebärmutter. Erstere ist häufiger, bei ihr antwortet die Gebär- 


mutter auf alle kräftigen Reize; bei der letzteren, selteneren Form 
bildet die Gebärmutter einen schlaffen, weichen, kaum tastbaren 
Sack, der weder durch chemische, thermische, elektrische, noch 


"mechanische Reizung zur Zusammenziehung gebracht werden kann, 
:sodaß häufig nur die supravaginale Amputation die Frau vor dem 
Verblutungstod retten kann (oder die vaginale Totalexstirpation, 


wie siez.B. Dührßen bei Gebärmutterzerreißung vorgeschlagen 


‚hat; Ber.). Kreiß hat das Hypophysin in mehr als 30 klinischen und 
‚poliklinischen Fällen von Hypotonie angewandt; er spritzt 0,5 bis 
‚10cm (8) langsam, etwa im Verlauf einer halben Minute, ein. 
Die langsame Einspritzung verhütet einen Kollaps, der bei raschem 


Einverleiben unter Blässe, beschleunigter, flacher Atmung, kleinem, 
fliegendem Pulse mitunter eintritt, im allgemeinen jedoch unbedenklich 
ist, da er meist in wenigen Sekunden vorübergeht, aber bei kreis- 
laufschwächlichen Frauen doch zweckmäßiger vermieden wird. Der 
Erfolg ist verblüffend, gewöhnlich schon während der Einspritzung 
wird die Gebärmutter so hart, daß sie oft in ihren Umrissen. sich 
durch die Bauchdecken abzeichnet. In dieser Dauerzusammen- 
ziehung bleibt die Gebärmutter 10 bis 20 Minuten, es erfolgt eine 
augenblickliche Blutstillung; daran schließen sich langdauernde 
Wehen, bis schließlich die Gebärmutter, wenn sie nicht durch 
mechanische Reize gestört, also wenn sie ganz in Ruhe 
gelassen wird, in einem mittleren Zusammenziehungszustand 
beharrt. Später hat Kreiß mit dieser Hypophysineinspritzung in. das 
Blut eine solche von Tenosin (Bayer &Co.) in die Muskulatur 
verbunden, deren Wirkung sich an die des Hypophysins anschließt 
und diese ablöst, da sie erst nach 10 bis 15 Minuten eintritt. 
Kreiß zieht Hypophysin anderen Hirnanhangauszügen vor, da es, 
künstlich hergestellt und deshalb stets gleichmäßig zusammengesetzt, 
eine zuverlässig gleiche Wirkung sichert. Das sonst sehr zweck- 
mäßige Tenosin, ein künstlicher Mutterkornersatz, das 0,005 g 
p-Oxyphenyläthylamin und 0,002 g £-Imidazolyläthylamin in 
Í cem enthält, eignet sich nicht für die unmittelbare Ein- 
verleibung in die Blutbahn, wie einige Versuche K.s dartun, da 
die schwere Kollapswirkung (des zweiten Teilstoffes) außerordentlich 
gefährlich werden kann. Kreiß schreibt: „Wir fürchten uns nun nicht 
mehr vor der Gefahr der hypotonischen Nachblutung, seitdem wir 
wissen, daß sie fast stets augenblicklich durch intravenöse Injektion 
von Hypophysenpräparaten zum Stillstand zu bringen ist.* Man 


bereitet sich am besten in der Außentätigkeit bei jeder Geburt — - 
Auskochen einer entsprechenden Rekordspritze (unter anderem auch 


schon vorheriges Auffüllen der Spritze mit Hypophysin), Auswählen 
der geeigneten Ellbogenbeuge, Bereithalten eines zusammen- 
gelegten Handtuches zur Stauung — ‚auf diese Hilfeleistung vor, 
eine ‚kleine Mühe, die sich sicher manchmal belohnt macht. Auf 
Hypotonie muß man gefaßt sein, wenn bei engem Becken 
die Gebärmutter eine große Arbeitsleistung hinter sich hat, wenn 
während Eröffnungs- und Austreibungszeit Wehenschwäche 
bestanden hat, ferner, wenn die Gebärmutter — nach Sturz- 
geburten oder raschem operativen Herausholen des Kindes (Zange, 


des unmittelbar. über | dem l 


‚826. 


Wendung, Extraktion) — unvermittelt entleert worden. 
ist, schließlich bei übermäßiger Dehnung der Gebär- 
mutter durch sehr großes Kind, Zwillinge, 
Hydramnion, bei Doppelbildung und Myom der 
Gebärmutter, bei UnterentwicklungderFortpflanzungs- 
teile, bei atrophischer Gebärmutter herunter- 
ekommener Frauen und bei außergewöhnlicher 
Dünnwandigkeit der Muskulatur, wie sie nach zu tief 
gehenden Abschabungen und Nachgeburtslösungen nicht selten sind. 
| Fieux -Bordeaux (5) empfiehlt die Trendelenburgsche 
Beekenhochlegung bei schweren atonischen 
Nachgeburtsblutungen, die sich überall leicht behelis- 
mäßig durch Erhöhen des unteren Bettrandes (mittels eines unter- 
geschobenen Stuhles) herstellen läßt. Diese Lage veranlaßt ein 
‘Sinken des auf diese Weise anderthalb Handbreiten tiefer als der 
Scheideneingang stehenden Gebärmuttergrundes gegen das Zwerch- 
fell und eine Ausziehung: der Scheide. Der Gebärmutterscheiden- 
schlauch füllt sich mit Blut und unter dem Druck dieser Blutmasse 
kommt es (ähnlich wie bei dem wehenanregenden Einlegen eines 
Gummiballons, Ber.) zum Stillstand der Blutung. In fünf Fällen 
hat Fieux dies Hilfsmittel angewandt und mit ihm stets vollen Erfolg 
erzielt; nach Beckenhochlegung verliert die Frau keinen Tropfen 
Blut mehr. (Fieux erwähnt — wenigstens in dem vorgelegenen 
Auszug; die Arbeit selbst stand Ber. nicht zur Verfügung — nicht 
die bei der Beckenhochlagerung bestehende Gefahr der Luftembolie, 
Ehe man die Trendelenburgsche Lage herstellt, müßte man 
durch einen fest angelegten Wattebausch und durch fest zusammen- 
gebundene [nicht nur zusammengelegte] Beine die Scheide 
sicher gegen Lufteintritt verschließen; man vergesse nie die alte 
geburtshilfliche Regel: „Das Becken e iner Frisch- 
entbundenen darfnur untergleichzeitigemAuf- 
richten des Oberkörpers gehoben werden!‘) 

Maudler-Wien (6) bespricht die Anwendung des künst- 

lich dargestellten salzsauren Salzes von Paraoxyphenyläthylamin, 
des Hauptvertreters der wirksamen Mutterkornstofte, das unter dem 
Namen „Uteramin“ von der Chemischen Fabrik Zyma A.-G. 
(St. Ludwig i. Els. und Aigle i. Schweiz) vertrieben wird. Das 
Uteramin hat eine gleichbleibende Wirkung, ist wasserhell durch- 
sichtig, schmeckt besser als die üblichen Mutterkornarzneien (leicht 
salzie) und besitzt den Vorzug der praktisch vollkommenen Un- 
eiftigkeit; Einspritzungen mit Uteramin machen keine Schmerzen 
und keine örtlichen Reizerscheinungen. Maudler gebrauchte das 
Mittel als Lösung (dreimal 20 bis 30 Tropfen) und als Täfelchen 
‚(täglich 3 bis 4 Täfelchen) bei Gebärmutter- und Regelblutungen, 
Metropathie, bei Gebärmutterschleimhautentzündung und Aus- 
schabung beziehungsweise Ausräumung nach Fehlgeburt, bei 
schlechter Gebärmutterrückbildung, Rückwärtsbeugung, -knickung, 
Anhangsgesehwülsten. In den Fällen, in denen Uteramin versagte, 
blieb auch Mutterkorn wirkungslos. (Ber. zieht, wie sich das von 
selbst versteht, deutsche Arzneien ausländischen Herstellungen vor. 
Bei dem jetzigen Mangel an Mutterkorn ist es jedoch zweckmäßig, 
auch letztere zu benutzen, da von diesen gewiß noch manche 
Vorräte im Reiche vorhanden sind.) 

Kister- Breslau (7) lenkt die Aufmerksamkeit auf ein ein- 
faches und zweckmäßiges Mittel, das die Beurteilung der 
Nachgeburt hinsichtlich ihrer Vollständigkeit 
erleichtert, nämlich die Einspritzung von M ilch in die 
Nabelschnurblutader. Ist die Nachgeburt vollständig, so 
fließt keine Milch heraus (bekanntlich ist der mütterliche Kreislauf 
von dem des Kindes völlig getrennt); fehlen jedoch einige Zotten- 
lappen der Nachgeburt, was bei sehr zerklüftetem Mutterkuchen 
mitunter nicht leicht zu erkennen ist, so fließt die eingespritzte 
Milch an den betreffenden Stellen heraus. Das Verfahren läßt sich 
natürlich nicht bei mit der Hand ausgeräumter Nachgeburt an- 
wenden. da letztere bei der Abschälung mehr oder minder verletzt 


3 . 


und zerrissen wird. Das Einspritzen von Flüssigkeit in den Mutter- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 33. 


Aae 


— 


5 = 5% f 
17. August. 


kuchen ist nicht neu (Mojon, Genua, 1828); es wird in dem 
geburtshilflichen Schrifttum von 1918 mehrfach erwähnt (s. später 
erscheinende Berichte), da diese Auffüllung des Mutterkuchens von 
dem Amerikaner Gabaston zur Lösung einer verhaltenen Nach- 
geburt wieder empfohlen und von mehreren deutschen Geburts- 
helfern, Rukop, Traugott, mit Erfolg angewandt worden ist. 

Quellenangabe: 1. Salus, Über mein erfolgreiches Vorgehen beim Damm- 
schutz. (Zbl. f. aym. 1916, H. 3.) — 2. Rudolph, Über den von mir empfohlenen 
Dammschutz. (Ebenda 1916, H. 21.) — 3. Straßmann, 1. Zur Dammnaht. 
(Ebenda 1915, H. 21.) — 4. Kreiß, Zur Bekämpfung der postpartalen Blutungen 
durch intravenöse Pituitrininjektionen. (Ebenda 1914, H. 3) — 5. Fieux 
(Bordeaux), Trendelenburgsche Hochlagerung bei Atonia. (Ann. de gyn. et 
obstetr. 1914, Februarheft. — 6. Maudler, Uteramin in der Praxis. (B. kl. W. 
1914, H. 43.) — 7. H. Küster, Über die Beurteilung der Placenta hinsichtlich 
ihrer Vollständigkeit. (M. Kl. 1914, H. 34) (Fortsetzung folgt) 


Haare und Nägel. 
Von Prof. Dr, Felix Pinkus. 

Bettman n (1) beschreibt einen Fall von Alopecie des Bartes 
und des Hinterhauptes nach Kieferschuß. Die Alopecie der beiden 
Stellen trat 23 und 22 Tage nach Röntgendurchleuchtung auf, wobei 
jedesmal die Haare ausfielen, welche der Röhre am meisten ange- 
nähert gewesen sind. Vielleicht besteht in diesen Fällen wie in 
anderen ähnlichen eine starke Röntgenüberempfindliehkeit. B ett- 
mann ist der Ansicht, daß psychische Erregungen wesentlich mitbe- 
teiliet seien und führt drei Fälle an, in denen er bei Soldaten den 
Verlust sämtlicher Haare beobachtet hat; in diesen Fällen war nicht 
wie sonst bei totalem Haarverlust ein einzelnes shockartig wirkendes 
psychisches Trauma vorhergegangen, sondern nur eine langdauernde 
Störung des seelischen Gleichgewichts. 

Calle (2) beschreibt zwei Fälle von s0 eigentümlicher 
Faltung der Kopfhaut, wie sie bisher nicht bekanntgegeben ist. 
Die ganze Kopfhaut ist in vorzugsweise längsverlaufende dicke 
Falten gelegt, die den Eindruck von Gehirnwindungen machen. 
Auf den Falten stehen die Haare weiter auseinander, während Sie 
in den Gräben zwischen ihnen dicht zusammengedrängt sind. Die 
Veränderung ist offenbar ein universeller Grad der lokalen Ver- 
änderung, die seit einigen Jahren um den Hinterhauptwirbel herum 
als Cutis verticis gyrata bekannt ist. 4 

Nach mehrfachen Tuberkulineinspritzungen und bei wieder- 
holten Malariaanfällen sah Fischer (8) mehrmals hintereinander 
auftretende Querfurchen an den Fingernägeln, wie sie auch sonst 
bei hochfieberhaften Krankheiten und post partum als einfache 
Furchen auftreten. Die Ursache ist hohes Fieber; die Wieder- 
holung der Furchen war niedriger als die erste Furche, sodaß es 
scheint, als ob die Wiederholung des Fieberanfalls keine so starke 
Einwirkung hätte wie die erste Reaktion. 

Heller (5) beschreibt Blutungen in das Nagelbett als 
vieariierende Menstruation bei einer Frau kurz vor der Menopause: 
Ihm ist nur ein einziger ähnlicher Fall (v. Lesser) bekannt. 

Haxthausen (4) beschreibt einen neuen Fall von Ringel- 
haaren bei einer 18 jährigen Patientin. Die Haare waren, Wie m 
allen bisher beschriebenen (etwa 20) Fällen mit großer Regel- 
mäßigkeit aus hellen und dunklen Stellen abwechselnd zusammen- 
gesetzt. Das ganze Kopfhaar machte einen moireartigen Eindruck. 
Die hellen Stellen (unter dem Mikroskop schwarz zu sehen, da das 
durchfallende Licht die Werte umkehrt) waren durch Luftgehalt 
in der Haarrinde erzeugt. Die Kranke war völlig gesund (bis au 
das Geschlechtsleiden, wegen dessen sie im Hospital war), kem 
Zeichen der Erkrankung von Drüsen mit innerer Sekretion war 
aufzufinden. 

> Literatur: 1. Bettmann, Über Alopecie nach Kieferverletzung: (Derm. 
Wschr. 1919, Bd. 68, S. 38—87.) — 2. Luis F. Calle (Arequipa), Cuir chevelu 
encéphaloide. (Bull. de la Soc. franc. de Dermat. et de Syphil. 1914, 191 bis 195.) 
— 3. W. Fischer (Berlin), Über mehrfache Querfurchenbildung der Nägel n 
Tuberkulininjektionen und bei Malaria. (Derm. Wschr. 1918, Bd. 61, S, 490 
bis 499.) — 4. Haxthausen (Kopenhagen), Pili anulati. (Derm. Zschr. 1911. 
S. 298 bis 303.) — 5. J. Heller, Zur Kasuistik seltener Nagelerkrankungel. 
(Derm. Zschr. 1918, Bd. 26, S. 315 bis 316.) 


Aus den neuesten Zeitschriiten. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


_ Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 30 u. 31. 


Nr.30. Langstein und Putzig (Berlin): Auslese und Konstitution 
in ihrer Bedeutung für die Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit. So- 
weit der Nachwuchs nicht lebensuntauglich ist, werden wir ihn erhalten 
müssen, nicht nur aus nationalen Notwendigkeiten, sondern auch aus 
“einem Gebot der Ethik heraus. Nicht Abbau, sondern Aufbau der 
Fürsorgebestrebungen ist notwendig. Die Erscheinungen, welche durch 


eine konstitutionelle Minderwertigkeit hervorgerufen werden, ‚sollen 
durch zweckmäßige Maßnahmen der Ernährung, Pflege und Erziehung 
bekämpft werden. x 

Ponys (Marburg): Frequenzausschlag bei Tiefatmungsprüfung: 
Die Differenzen der Tiefatmungsausschläge, die sich in einer Verschle- 


bung des Gesamtausschlages äußern, hängen mit differenter Empfind- 


lichkeit des peripheren Apparates zusammen. Ob es sich Gabe 


qualitative Differenzen der Vagusendigungen und der nervösen 


a: 


Digitized by N oogle | 


bog -= 


ni pi 


ER, 
— 


etts 


> 
1 


wS 


a rn en jr ME Se a hg 
Po Se . 4 
- 


17. August. "1919 — MEDIZINISCHE KLINIK —.Nr. 88. 


mittlung auf die Reizbildungsstellen handelt, oder ‚auch um, Empfind- 
lichkeit des Sinusknotens selbst in seinem muskulären : Anteil, ist 


unsicher. 


G. Straßmann (Berlin): Über plötzlichen Tod durch Glottis- 


` ‘ödem. Fs wird ein Fall beschrieben, in welchem die Sektion sechs 


Wochen nach dem Tode sowohl die makroskopische wie mikroskopische 
Feststellung einer entzündlichen Larynxinfiltration und damit die Er- 
kennung der Todesursache ermöglichte. In. einem anderen mitgeteilten 
Fall gelang es nicht, die Ursache des tödlichen Glottisödems zu er- 


kennen. 


` 


lehrt, daß Milzbrandsepsis keine Gegenanzeige für das Stillen bildet, 
wenn der Allgemeinzustand durch die Schwere der Infektion nicht so 
sehr geschädigt ist. F | 
W. Hofmann: (Frankfurt a. M.): Blutstillende Wirkung des 
Bergelschen Fibrins. Der mitgeteilte Fall zeigt, daß das Fibrin als 
lokales Blutstillungsmittel durchaus zu empfehlen ist. 

Renner: Absichtlich erzeugte Terpentinphlegmone. Der Geruch 
nach Terpentin, der mikroskopische Befund einer intensiven, nekroti- 
sierenden, eitrigen Entzündung und Durchsetzung mit feinsten öligen 
'Tröpfchen, die keilförmige Gestalt des Herdes und der Austritt gelber 
Tröpfehen ließen, keinen Zweifel, daß es sich um die Folgen einer 
Terpentineinspritzung handelte. | 

Loewenberg (Charlottenburg): Konservierung und Versendung 
von: spirochätenhaltigem Reizserum in Capillarröhrchen zwecks Früh- 
diagnose der Lues. Die Spirochäten bleiben in Capillarröhrchen min- 
destens drei bis vier Tage lang erkennbar, sodaß eine solche Ver- 
sendung. möglich ist. | i | 

Silberstein (Schöneberg): Fall von Abnabelung und Ex- 
pression der Placenta 17 Stunden nach der Entbindung. Der mitgeteilte 
Fall zeigt, wie lange man in solchen Fällen mit der Expression der 
Placenta ohne Schaden warten kann. Ä 
| Schlesinger und Gattner (Berlin): Einfluß der Essigsäure 
auf die Benzidinreaktion. Das eigentliche Reaktionsprödukt bei der 
Benzidinreaktion ist eine blau gefärbte Substanz. Die Bedenken gegen 
die Eindeutigkeit des Reaktionsausfalls erscheinen nach den mitgeteilten 
Versuchen hinfällig. E on gs i 

~ _ Nr. 8i. Moser (Zittau): Kriegshernien und deren Operationserfolge. 
Aus den angegebenen Zahlen geht hervor, daß auch die Operationen 
der eingeklemmten Brüche keinen schlechteren Erfolg geben, als vor 
dem Kriege. Das Ergebnis der Ausführungen ist kurz dahin zusammen- 
zufassen, daß Ernährungsstörungen, wie sie durch den Krieg ent- 
standen sind, mit größter Wahrscheinlichkeit durch Schwächung der 
Muskulatur zu vermehrter Hernienbildung, mit Sicherheit aber zu yer- 
.mehrter Brucheinklemmung geführt haben, daß aber die Operation der 
Eingeweidebrüche trotzdem nicht weniger aussichtsreich ist als früher. 
Klopstock (Berlin): Über die intracutane Tuberkulinreaktion. 
Als zweckmäßigste Technik ergab sich die gleichzeitige intracutane 
Injektion von 1/1000, "1000; 1/100 mg Tuberkulin und 1/10 mg Glycerin- 
bouillon in 0,1 cem Flüssigkeit. 
 Kulinprobe gehen nicht einander parallel. Die Tuberkulinreaktion ist 
nur ein Ausdruck der biologischen Wechselbeziehungen zwischen Mensch 
und Tuberkelbaeillus und zeigt uns nicht an, wer in dem Kampfe als 
Sieger hervorgegangen ist. Zu | ` 
| Bönniger (Berlin): Über tödliche Blutungen bei Probepunk- 
tionen der Lunge. Es ist zu warnen, bei alten und geschwächten Leuten 


die .Probepunktion zu machen, wenn man nicht sicher ist, daß -ein 


größeres Exsudat vorhanden. . | 
Loewy (Berlin-Steglitz): Über einen neuen „Bedrohungsreilex“, 
Hambur ger (Graz) beschreibt einen „psychogenen C remasterreflex“ 
das heißt Contraction des Musculus cremaster bei Annäherung an die 
Oberschenkelgegepd der betreffenden Seite, in der normal bei Berüh- 
Tung der Hautreflex ausgelöst wird. Verfasser will nicht bestreiten, 
daß es sich hier um einen Vorgang handelt, der den Bedingungsreflexen 
nahesteht. Das rasche Auftreten aber führt er darauf zurück, daß der 


Cremasterreflex wie der Scrotal- und Ohrmuskelreflex in Muskeln ent- 


stehen, die gewöhnlich nicht innerviert werden. 

PNET Amann (Leipzig): Vorschläge zur Organisation des Kriegsent- 

Schädigungsverfahrens. Am wichtigsten erscheint eine wirklich aus- 
ein Entschädigung in allererster Linie der Schwerbeschädigten. 

< orner ` scheint es empfehlenswert, die Organisation des Kriegsent- 
schädigungsverfahrens mit der der sozialen Fürsorgegesetze des Frie- 
Vent zu verbinden und eine Vereinfachung, zugleich aber auch eine 
ertiefung des gesamten Gutachtenwesens herbeiführen. 

ns Kayser (Berlin-Wilmersdorf): Über den gegenwärtigen Stand 
üserer. Kenntnisse von der’ Lungensyphilis der Erwachsenen. Die 


. mit ziemlicher Sicherheit die Diagnose auf Lungensyph 


Vogt: Milzbrandsepsis und Lactation. Der mitgeteilte Fall |. 


Intracutane und subcutane Tuber- 


- 


'Lungensyphilis ist weit häufiger, als man bisher annahm. Anamnese 


und sonstige luische Krankheitszeichen, charakteristischer physika- 
lischer Lungenbefund, subakuter bis chronischer Verlauf mit nur leichten 


_Fiebersteigerungen und geringfügigen Hämoptysen, Fehlen eines Tu- 
berkelbacillenbefundes und positiver Wassermann, charakteristisches. ` 
‚Röntgenbild und klinisch wie röntgenologisch nachweisbarer Erfolg der 


specifischen Therapie sind die Hilfsmittel, die uns heutzutage gestatten, 
ilis zu stellen. 


Reckzeh. 
Deutsche medizinische Wochenschrift 1 91 9, Nr.30, x 


Reaktion bei Fleckfieber. Das Wesen der Weil-Felixschen Reaktion ist 
noch nicht ganz geklärt; die Annahme, daß es siclı bei ihr um: eine 
Art der sogenannten Paragglutination handelt, ‘ist am‘ wahrschein- 
lichsten. Die X-Bacillen, die die Weil-Felixsche Reaktion mit dem Blut 
Fleckfieberkranker geben, stehen mit der Ätiologie des Fleckfiebers 


in keinem Zusammenhange. A 


Ernst Alts ta edt (Lübeck): Praktische Herzgrößenbestinimung. 
Der Arzt, der sein eigener Röntgenologe ist und über einen Ortho- 


diagraphen nicht verfügt, soll die Herzmaße oder das wichtigste Herz- . 


maß, den Transversaldurchmesser, und. seine Beziehung zur Lungen- 


| breite, also den Herz- und Lungentransversaldurchmesser, selbst be- 
Nahedurchleuchtung bei seitlich verschiebbarem 


stimmen, und zwar mit 
Röhrenfokus. 


E. Meinicke (Ambrock bei Hagen i. W): Eine neue Im-. 


munitätsreaktion. Es handelt sich um den serologischen Antikörper- 
nachweis bei rotzkranken Pferden. Enthält das untersuchte Serum 


Rotzantikörper, so flockt das mit Rotzbacillen antigen beschickte Röhrchen - 
über Nacht im Brutschrank aus. Diese neue Reaktion ist eine ein- 


zeitige Globulinflockungsreaktion im kochsalzhaltigen Medium. 


G. Bessau (Breslau): Ist die aktive Immunisierung gegen Heu- . 


fieber ungefährlich? In einem Falle entstand nach subeutaner Injektion 
von Pollengift bei einem zu Heufieber disponierten Menschen ein Ver- 
giftungsbild, das sich aus allgemeinen Symptomen (Urticaria, Ödeme, 
erschwerte Atmung) sowie aus den für den Heufieberanfall charakteri- 
stischen Zeichen zusammensetzte. | l | 

W. Arnoldi (Berlin): Über einige Fermente in der (normalen 
und pathologisch veränderten) Aortenwand. Was den Fermentgehalt an- 
betrifft, so bestand kein Unterschied zwischen normaler und patho- 
logischer Aortenwand. Fermentative Einflüsse als Ursache der patho- 


logischen Wandveränderungen der Aorta ließen sich nicht nachweisen. 


Oscar Loew (München): Über den Kalkstoffwechsel bei 
Schwangerschaft. Die in der Schwangerschaft sich entwickelnden Zu- 
stände, wie Zahncaries, Knochenerweichung, Tetanie, Eklampsie, uterine 
Dyspepsie, Hautkrankheiten, Nierenentzündung beruhen wesentlich auf 
einer Störung des Kalkstoffwechsels. Enthält nämlich die mütterliche 
Nahrung nicht eine genügende Kalkmenge für den. Foetus, der diese 
zu seiner Entwicklung braucht, so wird der mütterliche Kalkvorrat der 
Knochen, Zähne, Weichteile angegriffen (daher: Osteomalacie, Zahn- 


caries, Funktionsstörungen der Nerven und Drüsen). Der Foetus reißt- 


nämlich den Kalk an sich, der in dem ihn durchströmenden Blute ent- 
halten ist. Dieses Blut sättigt sich dann wieder bis zum normalen 
Kalkgehal. Um Kalk in geeigneter Weise ‚zuzuführen, reiche man 
Kalzan (milchsauren Kalk mit milchsaurem Natron). | 
Willi Kache (Breslau): Zur Technik der: intravenösen In- 
jektion. Um sicher zu sein, sich im Lumen der Vene zu befinden, 
saugt man bekanntlich Blut an. Dabei verstopft sich aber häufig die 
feine Kanüle mit geronnenem Blut. Diese Blutgerinnung in der Kanüle 
kann nun vermieden werden, wenn man die trockene Kanüle, bevor 
das Medikament in die Spritze gezogen wird, mit Paraffinum liquidum 
durchspritzt. Auf diese Weise kann man unter wiederholtem Ansaugen 
von Blut die Kanüle genügend weit in der Vene vorschieben, ohne 
durch eine Verstopfung über die schließlich tatsächlich richtige-und 
gute Lage der Kanüle getäuscht zu werden. Zur Vermeidung einer 
Embolie ist nach dem Durchspritzen mit Paraffinum liquidum: mehr- 
maliges Durchspritzen von Luft erforderlich, um alles: Über- 
schüssige aus Spritze und Kanüle zu entfernen. j 


P. Kaufmann (Altmorschen) : Über chemische Phlegmone. Der | 


Verfasser hat schon im Jahre 1889 nachgewiesen, daß man durch In- 
jektion chemischer. Substanzen, bei völliger Abwesenheit von 
Bakterien, eitrige Phlegmone erzeugen könne. Auch die eitererregenden 


Bakterien wirken erst durch die von ihnen im Gewebe erzeugten ` 


chemischen Produkte. - 
E. Zurhelle (Bonn): Berichtigung zu meiner Arbeit „Zur 


-Kenntnis der Alopecia diffusa nach Grippe“. Der zur Behandlung der 


i827 


R. Otto (Berlin): Die Proteus-X-Bacillen und die Weil-Felixsche 


Tr nn nn 
“on 


-— a- 


n Br 
` 
1 
mn a me a. PIE 
~ = agoa 
PB ER SE TE e ETS 


— . - 

Be ASe bine reenn . 

ee a Torg TE 
Are: Due zu erg 


mr wen, 
ee 


. - > 
. A Š 
u i 
N Rn meee nenn 
< er = N an 
EI A E E N A. RETRA 
or . aiai nA X 
. . - Pr BAER - Ai 
LER as 2 ER A 5 - BT a E 
= STE =. 2 = ` i Pause S - 202 
ee .. ` kj 
EG f ER x 
De e ` . 
- Fa r x CAEN R es z . 


828 


Kopfhaut empfohlene Sublimat-Anthrasol-Spiritus muß Glycerin oder 
allenfalls als Ersatz Glykol enthalten, aber nicht Perkaglycerin. 
F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 30. 


= W.H. Jansen (München) und Franz Müller (Berlin): 
Beitrag zur Lösung der Brotirage. (Nach backtechnischen Versuchen 
und Stoffwechseluntersuchungen am Menschen.) Das Korn muß vor 
der Vermahlung gründlich gereinigt werden. Die Ausmahlung des 
Brotgetreides ist auf 80% festzusetzen. Zur Streckung des Brot- 
getreides soll Kartoffelwalzmehl (im Notfalle bis zu 25 0%) zu- 
gesetzt werden. Zu dessen Beschaffung ist die Kartoffeltro ck- 
nung zu fördern durch Kartoffeltrocknungsanstalten. Die Teig- und 
‚Brotausbeute eines Brotes aus 75 Teilen 80 % igen ausgemahlenen Roggen- 
Weizenmehls und 25 Teilen Kartoffelwalzmehls ist als solche gut zu 
nennen. Das Kartoffelbrot ist von würzigem Geschmack und guter 
Bekömmlichkeit. Seine Verdaulichkeit ist besser als diejenige des 
Kriegsbrotes. Zum Schluß weisen die Verfasser auf den großen Eiweiß- 
ansatz hin als Ausdruck des Riweißhungers infolge vorhergegangener 
"Unterernährung. Diese Eiweißanreicherung gelingt auch durch mehr 
vegetabilische Kost, was sich aus der eiweißsparenden Wirkung der 
Kohlehydrate erklärt. 

H. Groll (München): Die „Hyperplasie‘‘ des Iymphatischen 
Apparates bei Kriegsteilnehmern. Die bei Kriegsteilnehmern als Norm 
gefundene Häufigkeit der Iymphatischen Hyperplasie (56% im Durch- 
schnitt, 86% bei.den 19- und 20jährigen) dürfte dafür sprechen, daß 
ein so starkes Hervortreten des Follikulärapparates bei jugendlichen 
Individuen die Regel ist. Der Verfasser glaubt, wir hätten bisher bei 
den Sektionen den Befund an Lymphdrüsen usw. oft als normal an- 
gesehen, während in Wirklichkeit schon eine Reduktion durch die 
Todeskrankheit oder akcessorische Krankheiten und Ernährungs- 
störungen vorlag, ganz ähnlich wie ja auch lange Zeit die akcessorische 
Thymusinvolution unerkannt blieb, daß also große Lymphapparate in 
den ersten Lebensjahrzehnten für normal zu halten seien. Der Ver- 
fasser stützt sich dabei auf über 2000 im Felde ausgeführte Sektionen. 
Er warnt daher vor einer allzu häufigen Diagnose eines Status (thymico-) 
lymphaticus nicht nur bei Kindern, sondern auch bei (jugendlichen) 
Erwachsenen. Der Status Iymphatieus sollte daher im Sinne Wiesels 
nur als „Teilerscheinung einer viel umfassenderen Konstitutionsanomalie“ 
aufgefaßt werden. Übrigens herrscht eine weitgehende Übereinstim- 
mung in dem Verhalten von Thymus und Lymphdrüsensystem nicht 
nur nach der positiven Seite hin (Thymushyperplasie und Status lympha- 
ticus), sondern auch nach der negativen (Involution). 

Baisch (Heidelberg): Zur Frage der Sehnenoperationen bei 
irreparabler Radialislähmung. Zurzeit scheint die Sehnenverpflanzung 
einschließlich der Tenodese der Handstrecker die sicherste und 
beste Methode zu sein, namentlich bei Patienten, die häufig zufassen 
müssen, wobei die Dorsalhebung unbedingt nötig ist. Nur da, wo auf 
eine freie Betätigung des Handgelenks und namentlich auf die Mög- 
lichkeit der Volarbeugung Wert gelegt werden muß (Musiker), ist die 
reine Transplantation ohne Tenodese vorzuziehen. 

A. Seitz. (Gießen): Über die klinische Bewertung der Tricho- 
monaskolpitis. Es handelt sich um eine besonders hartnäckige, häufig 
rezidivierende Form der Kolpitis, charakterisiert durch das reichliche, 
dünne, gelbschaumige Sekret und durch den regelmäßigen Befund 
reichlicher Exemplare der Trichomonas vaginalis. Andersartige Infek- 
tionen (Gonorrhöe) sind dabei nicht ausgeschlossen. In diesem Sekret 
sind aber gleichzeitig Bakterien in erhöhter Zahl an- 
wesend. Darauf ist in dr Schwangerschaft Rücksicht zu 
nehmen, indem man unter der Geburt vaginale Eingriffe, da sie zu 
einer Erhöhung der Virulenz der Mikroben führen, nach Möglichkeit 
vermeidet. Schwangere mit Trichomonaskolpitis sind eben zu puerpe- 
raler Infektion besonders disponiert. 

R. Bahrdt (Leipzig): Zur Diagnose der Gallensteine. Respi- 
rationsorgane und Cholecystitis. Vortrag, gehalten in der Medizinischen 
Gesellschaft zu Leipzig am 6. Mai 1919. 

A. Rothacker (Jena): Untersuchungen über Verdauungsleuko- 
cytose. Gewöhnlich ungefähr eine Stunde nach dem Essen ist eine 
Vermehrung der Gesamtleukocyten zu beobachten, die in der Regel 
drei Stunden nach der Nahrungsaufnahme das Maximum (Vermehrungen 
von 800 bis über 3000 Zellen) erreicht. Aber die Verdauungsleuko- 
cytose ist weder regelmäßig, noch wird sie bei demselben Individuum 
immer in gleichem Maße beobachtet. | 

Krüger-Kroneck (Kiel): 


kuliert und der linke Oberschenkel amputiert war. F. Bruck. 


pe á: - 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 33. 


Ein einfacher Stützapparat. Er 
hat sich bei einem Patienten bewährt, dem der rechte Oberarm exarti- 


17. August, 


Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 30. 


W. Noetzel: Zur Operation des Anus praeternaturalis und zur 
Naht des Dickdarms nach Resektion. Die Kombination der seitlichen 
Anastomose mit der Circulärnaht nach dem Verfahren von Mikulicz 
für Anlegung eines Kunstafters ist auch die beste Vereinigung der 
Diekdarmenden nach der Resektion. 

M. v. Brunn: Zur Frage der Lumbalanästhesie. An den Ver- 
sagern und langanhaltenden Kopfschmerzen nach der Lumbalanästhesie 
ist nicht die Technik oder das Präparat schuld, sondern die Rigenart 
der Kranken. Die zuchtlos gewordenen Kriegsbeschädigten wider- 
streben mehr als die unter gleichen Verhältnissen behandelten anderen 
Kranken. Verwendet wird 1 ccm 5%iger Tropacocainlösung, einge- 
spritzt wurde in dem Zwischenraum zwischen dritten und vierten Lenden- 
wirbeldornfortsatz. 

Georg Schmidt: Die Gitternaht. Die fortlaufende Gitter- 
naht nach Art des „Gretehenstiches“ der Näherin hält jeden Punkt der 
Körperspaltlinie unter Fadendruck, lagert breite Außenflächen anein- 
ander und erzielt parallel zur Körperspalte einen ununterbrochenen 
äußeren Längsabschluß. 

E..Glaß: Seltene Muskelhernie des Musculus tibialis anticus. 
Infolge einer Verletzung des rechten Beines durch gegengeschleuderte 
Erdmassen bildet sich an der Vorderseite des Unterschenkels eine 
flache, weiche, eierförmige Geschwulst, die im Liegen und auf Druck 
verschwindet. Der Musculus tibialis antieus ist an dieser Stelle vom 
Schienbein losgelöst. Heilung durch Muskelraffung und Fascienplastik. 

K. Bg. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 30. 


Emil Ekstein: Über Kriegsamenorrhöe. Die Kriegsamenor- 
rhöe wird gleichgestellt der Amenorrhöe der Stillenden. In beiden 
Fällen besteht die Ovulation fort und kommt Schwangerschaft zu- 
stande. Dabei setzen trophoneurotische Störungen die Leistung der 
Eierstöcke teilweise herab. Die Fälle sind in den letzten Jahren sehr 
viel seltener geworden. 

James Brock: Ein schurziörmiges Hymen. Mitteilung eines 
Falles eines schurzförmig, unterhalb der kleinen Schamlippen heraus- 
hängenden lappenförmigen Hymens. K. B 


Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 1919, Nr. 14. 


Mühlens (Hamburg): Über Malaria. Zusammenfassende Über 
sicht über neue epidemiologische, klinische und therapeutische Kriegs- 
erfahrungen. Bis zu neuen Forschungsergebnissen über die angesichts 
der zahlreichen Rückfälle sehr verbesserungsbedürftige Behandlungs- 
methode mit Chinin tut man gut, an der alten Methode mit Nach- 
behandlung festzuhalten. Energische Terrainsanierung durch systematische 
Mückenvernichtung gibt gute Resultate. 

Greiner (Magdeburg): Über Gingivitis und Alveolitis spirillo- 
fusiformis (Alveolarpyorrhöe). Vorschlag dieser neuen Nomenklatur für 
die Alveolarpyorrhöe, da auch Greiner in allen Fällen gramnegalive 
Spirillen in Symbiose mit grampositiven fusiformen Baeillen fand und 
in ihnen die specifischen Erreger ebenso wie die der Angina Vincenti 
sieht. Die souveräne Heilmethode, die in allen Fällen von Alveolar- 
pyorrhöe zum Ziele führt, ist die intravenöse Neosalvarsan-Injektion, 
allein oder in Verbindung mit der lokalen Therapie. 

Was die Franzosen von der deutschen Kriegschirurgie halten und 
was sie in Wirklichkeit geleistet hat. In einer Veröffentlichung des 
Sanitätsdepartements des Kriegsministeriums widerlegt Geh.-Rat Körte 
französische, im Januar dieses Jahres durch Funkspruch verbreitete 
Angaben an Hand einer die deutschen Kriegsverluste bis März 1918 
enthaltenden Statistik. Hans Meyer (Berlin). 


Aus der neuesten skandinavischen Literatur. 


Über Spirochätennachweis bei Paralyse berichtet Hall (Kopen 
hagen). Die beste Methode hierfür ist die von Jahnel angegebene 
und es kann festgestellt werden, daß die Paralyse ein aktiv-entzündlicher 
Prozeß im Gehirn, speziell in dessen Rinde ist, daß man in dem 
angegriffenen Gewebe zahlreiche für Versuchstiere virulente Spirochäten 
nachweisen kann. Gewisse biologische Eigentümlichkeiten der Paralyse- 
spirochäten scheinen dahin zu deuten, daß sie einen specifischen Typus 
des syphilitischen Virus bilden, der mit einer besonderen Affinität an 
das Nervengewebe ausgestattet ist. (Hospitalstidende 1919, Nr. 24.) 

Uber das Verhältnis des Lumbalpunktates bei Gehirn- und Subdural- 
abscessen gelten nach Borries (Kopenhagen) folgende Typen: Voll- 
ständig klare Cerebrospinalflüssigkeit bei unkomplizierten auch tödlichen 
Gehirn- und Subduralabscessen ohne eine Spur von Pleocytose. Di 
getrübte Lumbalpunktat bei gutartig verlaufenden Abscessen mi 


t? n Y neet 


oogle 


ME zu. w Fu- S 


. Schmücking (Peine) 


_ Salbe beseitigen, weil eine andere angewandt werden soll, so geschehe 


‚ ringförmig abgrenzt. Durch diesen Randwall werden in fingerbreitem 


- zur Heilung zu bringen, die bisher allen Heilungsversuchen trotzten, 


. 17. August. 


"minimaler, makroskopisch nieht sichtbarer Leptomeningitis; das gleich- 


- falls gutartige Cerebrospinalflüssigkeitsbild bei sekundärer, die Gehirn- 


„äbscesse begleitender, nachweisbarer Leptomeningitis und endlich das 
‚gewöhnlich ungünstig verlaufende Bild einer Cerebrospinalflüssigkeit 
bei der sekundären, nachweisbaren diffusen Leptomeningitis. (Hospitals- 
tidende Nr. 25.) l 

| Über das Vorkommen der Pfeifferschen Bacillen bei Influenza be- 
richtet Kristensen (Kopenhagen) in einer ausführlichen Arbeit vom 
‚staatlichen Seruminstitut. Das Resultat geht dahin, daß der‘Bacillus 
nur in 35 % des Expektorats gefunden werden konnte, daher sicherlich 
nicht in allen Fällen die Infektionsursache bildet. Das relativ häufigere 
Vorkommen bei Gesunden als bei Kranken ohne Rücksicht darauf, ob 
erstere die Krankheit überstanden haben oder nicht, spricht gegen die 
Annahme des Influenzabacillus als des eigentlichen Influenzavirus, doch 
gibt es verschiedene Typen dieses Baeillus und es ist möglich, daß die 
Pfeifferschen Bacillen, die bei Gesunden gefunden werden, einem 
anderen Typus angehören als dem bei der Influenza gefundenen. Eine 


exakte Beantwortung der Frage über die Bedeutung des P f ei f f e r schen , 


Bacillus für die Influenza kann derzeit nicht gegeben werden. (Ibidem 
Nr. 26/27.) Ä Klemperer (Karlsbad). 


“ 


Therapeutische Notizen. 


Über einen Fall von Wiedereintritt der Menses nach dreijähriger 
Pause berichtet Th. Haupig (Bad Rothenfelde). Im wesentlichen 
‚wurde der Erfolg bei der 41 Jahre alten Patientin durch elek- 
trische Wärmebehandlung mit anschließender Thure- 
Brandt-Massage erzielt. (M. m. W. 1919, Nr. 29.) 

- Zur Behandlung des akuten Gelenkrheumatismus empfiehlt 

intramuskuläre Melubrininjektionen. 

Komplikationen hat er dabei nie gesehen, besonders auch keine nach- 
- folgende Endokarditis. (M. m. W. 1919, Nr. 29.) 

Die intravenöse Anwendung des Trypaflavins bei Infektions- 
krankheiten (Influenza, Pneumonie, akute Coliinfektion der Harnwege, 
- Sepsis) empfiehlt K. Bohland (Bonn). .Man gibt Trypaflavin (neu- 
tral) in Lösungen von 1:200 in Mengen von 10 bis 40 cm (also 0,05 
bis 0,2 Substanz), öfter wiederholt. Kinder erhalten Dosen bis 0,025. 
Auszuschließen sind Kranke mit akuter hämorrhagischer Nepbhritis. 
Beiinnerlicher Darreichung, auch in Geloduratkapseln, tritt sehr 
rasch heftiges Erbrechen ein. (D. m. W. 1919, Nr. 29.) 

Die Behandlung einiger der häufigsten Hautkrankheiten in 
der allgemeinen Praxis bespricht Richard Rohrbach (Bremen). 
‚Er. betont dabei unter anderem: Von den dermatologischen Heilmitteln 
-wirkt der Puder am wenigsten intensiv, die Trockenpinse- 
lung stärker als der Puder, noch stärker die Pasta und am inten- 
sivsten die fette Salbe und das Pflaster. Jede Ekzemtherapie 
muß mit der Beseitigung des Nässens anfangen, weil erst 
nach dem Aufhören des Nässens die eigentliche Behandlung und end- 
gültige Beseitigung der Ekzemkrankheit mit den differenten anti-ekze- 
matösen Mitteln einsetzen kann. Mit Umschlägen oder feuchten Ver- 
bänden (wasserdichter Stoff durchlocht), und zwar mit 2%igem Re- 
Sorcinwasser, gelingt es immer, einen Nachlaß der Hyperämie 
(Rötung und Schwellung) zu erzielen. Salben müssen mit regelrechten Ver- 
bänden auf der kranken Stelle fixiert werden. Die Salbe wird auf die 
glatte Fläche eines Lintfleckes gestrichen (nicht auf die kranke Haut) und 
der Lintfleck mit: Mullbinden befestigt. Salbenreste dürfen von der 
kranken Haut nicht durch Reiben entfernt werden. Muß man die alte 


dies vorsichtig durch zartes Abtupfen mit Benzin. Hervorragend be- 
währt hat sich bei allen Furunkeln, die noch nicht centrale Absceß- 
bildung zeigen, die Injektion von 1--3—5 Tropfen Acid. carbol, 
liquefact. mit feiner Kanüle und Pravazspritze mitten in das Infiltrat 
hinein. Diese Einspritzung kann man mehrmals wiederholen. Oft ge- 
nügt ein- bis zweimalige Applikation. Danach Pflaster oder trockner 
Verband. (M. m. W. 1919, Nr. 80.) 

Über die Behandlung callöser Wunden mit Scarification berichtet 
Steiger (Essen). Die Stauung, die mangelhafte Lympheircu- 
lation, trägt die Hauptschuld an dem schlechten Heilvermögen. Sie 
wird vor allem erzeugt durch einen harten Wall, der das Geschwür 


Abstande etwa zwei Zentimeter lange Schnitte geführt, und zwar bis 
auf den weichen Grund durch. Die sonstige Technik des operativen 
Verfahrens wird genauer beschrieben. Es gelang so, viele Geschwüre 


(M. m. W, 1919, Nr. 30.) F. Bruck. 


. 829 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38° 


. 


= Bücherbesprechungen. 


Prof. Dr. phil. et med. W. Helipach. Die Neugestaltung des 
medizinischen Unterrichts. Berlin-Wien 1919, Urban & 


= Schwarzenberg. i i 


und temperamentvollen Ausführungen Hellpachs zum größten Teil 
bekannt. Es ist mit großer Freude zu begrüßen, daß sie jetzt in 
Buchform vorliegen und auf diese Weise der großen Öffentlichkeit zu- 


Studiums war schon vor dem Kriege in weiten Kreisen Einmütigkeit 
 „dokterte“ man an. Auswüchsen herum; ohne der Sache auf den Grund 


kritischen Studien zurück, was bei ihren „hierarchischen“ Anschauungen 
nicht wundernehmen kann. Nach den Kriegserfahrungen beginnt man 


das Unzulängliche Ereignis zu werden pflegte. Es mehren - sich die 
kritischen Vorschläge zur Neugestaltung des medizinischen Studiums; 
ich erinnere nur an die Arbeiten Schwalbes und Fischers. 
Aber in allen bisherigen Publikationen trat doch immer eine gewisse 
Scheu zutage, das Kind beim Namen zu nennen. Diesen Fehler 
vermeidet Hellpach völlig. Er sagt, was ist und spricht jedem, der 
sein Studium retrospektiv überblickt und die Anforderungen der ein- 
fachsten ärztlichen Tätigkeit am Krankenbett mit seinen Universitäts- 
kenntnissen vergleicht, auf jeder Seite aus der Seele. Deshalb soll 
die Arbeit Hellpachs an dieser Stelle nochmals auf das wärmste 
empfohlen werden. y a 2 

Soweit die 'Gedanken Hellpachs in dieser Wochenschrift 
noch nicht erschienen sind, werden sie die Leser ebenso fesseln wie 
der bereits publizierte Teil des Buches. In treffender Weise geißelt 
er den Lehrbetrieb in den Kliniken mit seinen Krankenvorstellungen 
vor ein paar hundert Studierenden, von denen zwei oder drei aufgerufen 
werden. „Die Klinik“ ısoll nicht abgeschafft werden, aber sie soll nicht. 
der Anfang, sondern das Ende sein! Zunächst lerne der- Student 
Kranke behandela! Sicher soll der Klinizist kein Techniker der Heil- 
kunst, kein Routinier werden! Die Pathologie soll die Grundlage des 
Studiums werden — sie muß unter radikaler Änderung des jetzigen 
Systems zusammengefaßt werden, indem verschiedene Disziplinen von 
ihr aufgesogen werden. Die spezielle Pathologie und Therapie müßte 
nicht nur theoretisch, sondern auch in seminaristischen Kursen gelehrt 
werden! Sehr wichtig ist „Gestaltung der Arztpersönlichkeit. mit dem 
Kern- berufsständischer Gesinnung“! | | 

In den Schlußbetrachtungen geht Hellpach in offener Weise 
mit Mißständen ins Gericht, die ja in Ärztekreisen schon vielfach das 
Gesprächsthema gebildet haben: mit der exklusiven Stellung der Hoch- 
schullehrer gegenüber der Ärzteschaft, ihrer bedauerlichen Inanspruch- . 
nahme durch große Praxis, worunter der Unterricht leidet, mit dem 
geringen Lehrtalent vieler Lehrer, besonders aber mit der jetzigen Art 
der Berufung. Sie muß von Grund aus geändert werden! Hellpach 
schlägt vor, auch hier der Bewerbung freien Lauf zu lassen. 

Die Reform des Examens wird in plastischer Darstellung be- 
gründet, auf ‘das Unwürdige des Zensurwertens. hingewiesen und 
schließlich die Erwerbung des Doktorgrades durch den öden Formalis- 
mus der Dissertation erfrischend gegeißelt. | | 

Viele Köpfe werden entsetzt wackeln beim Lesen der Arbeit 
Hellpachs. Hoffen wir, daß ihr guter Kern recht bald im Interesse 
der Ärzte und der Gesamtheit der Ausgangspunkt: der Neuordnung des 
medizinischen Studiums wird. O. Nordmann (Berlin-Schöneberg). 


Winterstein, Die Narkose. 
819 Seiten. M 16,—. | 
- Ohne Berücksichtigung praktisch-medizinischer Interessen sucht 
Winterstein in der Monographie eine erschöpfende, kritische Dar- 
stellung der der Narkose gewidmeten allgemein - physiologischen ` 
Forschungsarbeit zu geben. Es ist charakteristisch für die heute er- 


reichbare physiologische Erkenntnis namentlich auf jeglichem : patho- 


logischen’ Gebiet, daß die Wertabschätzung der verschiedensten Theorien 
— jede belegt und bestritten von mehr zahlreichen als beweiskräftig 
fördernden Einzelarbeiten — ein Werk wie das vorliegende zum über- 
wiegenden Teil füllen muß. Der Weisheit letzter Schluß bleibt eben 
für alle Fragen der pathologischen Physiologie noch verborgen. — Die 
vortreflliche äußere Ausstattung des Buches gibt Hoffnung, daß alle 
Kriegsausgaben nun endgültig der Vergangenheit angehören werden. 
E Hans Mey,er (Berlin). 


J 


' Den Lesern dieser Wochenschrift sind die überaus. lehrreichen 


gänglich werden. Über die Reformbedürftigkeit .des medizinischen 
zu konstatieren, jedoch äußerten sich nur wenige zu der Frage. Meist 


zu gehen. Die Hochschullehrer hielten sich im allgemeinen bei diesen - 


überall einzusehen, daß in der Ausbildung der Ärzte in mancher Hinsicht . 


Berlin 1919, Verlag Julius Springer. | 


-—— 
| 
are U reg dee 


- 


830 -4919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 33. o 17. August 


sX Thie - ° =- 
a ———— * Tee 


Vereins- und Auswärtige‘ Berichte. 


au RR BERN a ie jetzigen Aus’ 
= Ä Theorie der Eiweißmast. Auf ihr beruhen auch die jetzig 

ie Par | en 16. Juli 1919 führungen Bornsteins. Das deutsche Volk hat mindestens 25/0 

AN ers >... Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom °. 


= Me seines Eiweiß eingebüßt. Es hat sich auf einen niedrigeren, Pani 
n Vor der Tagesordnung stellte B urckhardt ein Mädchen vor | „ingestellt. Der geringere Calorienverbrauch wird ermög en og 
E - mit Keloiden an beiden Fußsohlen und Händen. Samson schlägt | Finschmelzen des Eiweißes, was mit entsprechend großen Gewichts- 


i i ei Sjwei -ieder ersetzt werden, 
| mit Fibrolysin vor. 5 verlusten einhergeht. Das verlorene Eiweiß muß wie | | 
a. M z osordnung : Bornstein: Kriegslehren r die Frie- | Brot essen wir wegen der Kohlehydrate, nicht wegen des in der Kleie 


| 4ensernährung. | enthaltenen Eiweißes, das nur zu 600/. ausgenutzt wird, im übrigen aber 
ee el u, Deutschland ist auch ohne Zufuhr jederzeit imstande, seine | mit dem Kot abgeht. Mit großen Kleiemengen kann D dam E, 
ze Einwohner auskömmlich und gut zu ernähren, auch bel, wachsender | nicht die erforderliche Eiweißmenge ‚zuführen. Wir ver Er a 
E: Bevölkerungszahl. Noch harren große Gebiete von Ödländereien der | Kleie an Schweine. Nun ist das Halten von SERWEIDEN Sr R 
en Urbarmachung, noch ist es -möglich, die Ertragsfähigkeit des ‚Bodens Luxus, aber wie gern greifen wir auf das Schweinefett A a 

ee um 30% und mehr zu steigern. Nur 1ebenswichtige Nahrungsmittel für | Fettbedarf läßt sich nicht durch Kohlehydra'< a E a, 
ee | Mensch und Vieh dürfen angebaut werden. Für Hopfen und Tabak lichen Öle geben für diese besonders gebauten Fette er rsatz. 
aba - darf es im neuen Deutschland keinen Boden geben. Höchste Pflicht | Sie sind unentbehrlich. Die Großstädter können sich nicht nur Sn 
en ist es, das Volk auf eigner Scholle satt zu machen. - Brot und Kartoffeln ernähren. Das Fleisch spielt bei pia pe ne 
po -IE Wissenschaft, Staat und Gesellschaft sollen der Landwirtschaft | Rolle. Sein Eiweiß ist bequem zu nehmen und belästig en CA 
2i helfen, daß sie ihrer höchsten Pflicht, das Volk richtig und gut zu ©T- | nicht. Fleisch hat auch einen hohen Sättigungswert. Die Win = 
Ey. ' nähren, restlos genügen kann. Ihre Arbeit soll richtig eingeschätzt und | den Kosten der Nahrungsmitteleinfuhr ist heut u an 1818 
en hoch bewertet werden. Weder.Unterschätzung noch wucherische Über- | darauf ankommt, die frühere Kraft wiederzugewin on. aa daB wir 
2g schätzung. Landwirte und Händler, die, nur an ihren eigenen Vorteil weniger Fleisch gebraucht hat, findet seine Begründung darin, i & 
m denkend, das Gesamtwohl in unverantwortlicher Weise schädigen, sind | inzwischen zu einem Industriestaat geworden sind. pin goma SaM 
$ F außerhalb der Volksgemeinschaft zu stellen. , in der Ernährung ist ebenso nötig, wie wit ihn auch In a Sr Br 

e IlI. Von der Gesamtnahrung, die der deutsche Boden überreich genießen. Der rein national- ökonomische Standpunkt IS 
| Ä bietet, ist zunächst. die für den Menschen bestimmte in mehr als ge- nährungsfragen nicht zu rechtfertigen. 


Fuld: Bei den heruntergewirtschafteten Menschen ist es nigh 
erlaubt, jetzt theoretische Experimente zu machen. Wir Ba ia 
einer Ernährung zurückkehren, die möglichst bewährt ist, ; enrol 
Friedensernährung. Die Anträge auf Bewilligung von | jun nn 
nehmen zu. Das ist durch die Zunahme -von allerhand DoT en 
der Verdauungsorgane erklärt. Diese Störungen geben a en 
Genuß von Krankenbrot zurück. Die Frage, ob wir mehr Milch 
bekommen können, ist zu verneinen, weil die Milch nicht hat he | 
geschafit werden können. Konservieren läßt sie sich nicht. 

Bornstein: Schlußwort. Eritz Fleiseh®" 


nügender Menge sicherzustellen. Von den 230 Billionen Calorien, die 
K in Friedenszeit auf deutschem Boden erzeugt wurden, hat der Mensch 
X, dämals noch nicht ein Drittel gebraucht: ein Beweis, daß er niemals 
a zu hungern braucht. Jede ungerechtfertigte Nahrungsmitteleinfuhr, der 
Ig eine besonders jetzt nicht zu verantwortende Geldausfuhr entspricht, 
3 ist überflüssig. Das Brotgetreide ist höchstmöglich auszumahlen, da 
2 in der.Kleie wertvollste Substanzen für den Menschen vorhanden sind, 
li u Eine Ausmahlung von nur 80 bzw. 820/9, wie sie jetzt wieder einmal 
ite zur Abwechslung beliebt wird, läßt sich in keiner Weise rechtfertigen. 
l Das Vieh braucht nicht wichtige Teile der Menschennahrung: es gibt 
a y genug Viehfütter. Falls nicht, ist die Viehhaltung dem Viehfutter an- 
a zupassen. | | 
a, 2 IV. Bei guter Ernte ist eine Sparpolitik à la Joseph in Ägypten 
2” zu betreiben. | 
Ea E V. Wer Brotgetreide ins Vieh verfüttert, wer Riesenmengen Gerste, 
A G Weiżen, Kartoffeln, also beste Nahrung in schädliche Genußmittel um- 
wandelt, versündigt sich bewußt oder grob fahrlässig am Volkswohl. 
| Er zwingt das Volk entweder zur Unterernährung oder zum Ersatz der 
un dadurch verlorengegangenen Nahrungswerte durch kostspielige Einfuhr, 
2 schädigt direkt und indirekt das Volkswohl, das jetzt mehr denn je 
vor Schaden zu bewahren ist, | | 
VI. Fleisch ist nicht in beliebiger Menge zu produzieren. Die 
Menge des letzten Friedensjahres war, eine enorme mit fast 70 kg pro 
| Kopf und Jahr. Andere schätzen sie noch höher. Die Hälfte, also 
E mehr als ein Pfund pro Kopf und Woche ist mehr als genügend. Der 
Schlachtviehbestand, speziell an Schweinen, hat sich dem für ihn vor- 
handenen Futterbestand anzupassen, und nicht umgekehrt. Milchkühe 
dürfen nur in äußerstem Notfall abgeschlachtet, Milch darf in keiner 
Form zur Mast verwandt werden.‘ Bei der Umwandlung von Menschen- 
| nahrung in Fleisch gehen mindestens 80°/o des Nährwertes verloren, 
au | es tritt eine unverantwortliche Vergeudung von besten Energie- 
T spendern ein. j l ; 
VII. Solange infolge der schlechten Wirtschaft noch Mangel an 
Lebensmitteln herrscht, ist die Einfuhr in den nötigen Grenzen zu ge- 
7 statten. Reis und auch Südfrüchte sind als schwer entbehrte Zusatz- 
ae nahrungsmittel stets einzuführen. Genußmittel, wie Kaffee, Tee, Kakao, 
die zur Erhöhung der Tafelgenüsse uns unentbehrlich geworden sind, 


-sind in kleineren Mengen zuzulassen; jeder überflüssige Luxus ist zu 
unterbinden. 
ER 


3 VIIE Der Arzt hat auf Grund genauesten Studiums der Er 
nährungsfrage Regierung und Volk aufzuklären: . er ist für die Ge- 
sundheit des Volkes in erster Reihe verantwortlich. Die Alkoholfrage 
erfordert ein besonderes Studium. Nur der Arzt soll bestimmen, ob 
und wann und in welcher Form und Menge Alkohol in genau dosierter 
Form zu verabreichen ist. Der Umwandlung von Nahrungsmitteln, 
d. h. energiespendenden Mitteln in energielähmende, muß er sich mit 
aller Energie widersetzen. (Selbstbericht.) 


"Aussprache. Brugsch: In den letzten 20 Jahren ist kaum 
' eine, Theorie so bestimmt abgelehnt worden, als die,B,o rnst e insche 


Verein für Innere Medizin. Sitzung vom 93. Juni 1919. 


= J.Citron: ‚Die Tonsillen als Eingangspiorte für EA 
Es ist eine alte Kenntnis, daß die Tonsillen eine en ler 
pforte für Infektionen sind. {hr anatomischer Bau disponier ler 
hand Krankbeiten. Dazu kommt, daß die Mundhöhle a sich in 
weise eine Fülle pathogener Keime enthält. Regelmäßig FR „ber nich 
ihr Streptokokken, Staphylokokken, Pneumokokken uSW., kan Fa 
ohne weiteres zu Erkrankungen führen. Eine restlose Au Jlen is 
Grundes hierfür ist bisher nicht vorhanden. Für N dene ve 
sichergestellt, daß Lymphocyten dort entstehen. ‚Die ar Blut- 
Tonsillen weist Epithellücken auf, durch welche hindure Rie ; 
körperchen treten können. Das Austreten von Lymphocy 
daß ein Lymphstrom nach außen ihr Ausschwemmen powi: © Es sind 
andere Funktionen den Tonsillen noch zukommen, ist a le Epithel- 
jedenfalls wichtige Abwehrorgane. Andere nehmen an, è en können. 
\ücken Wunden darstellen, durch welche Infektionen eindringen o liegt, 
Die klinische Beobachtung lehrt, daß die Wahrheit In e ı Tonsille 
Man muß zwischen der normal arbeitenden und der kran ns er un 
unterscheiden. Sie ist zweifellos ein wichtiger Bakterienta 8 or 
Bakterienaufbewahrer, von wo aus Infektionen ausge kocyten, in 
malerweise fehlen den Tonsillen die bakterientötenden Leuko@) > 
pathologischen Fällen sind sie zahlreich vorhanden. 
Bacillus suipestifer Mäusen ‚bei, indem man ihnen e Tagen zugruß @. 
tränktes Stückchen Brot gibt, so gehen die Tiere In sechs ag h 
Nach etwa zwei Tagen ist der Bacillus im Blut der Tiere, en Magen 
im Darm vorhanden. Bringt man den Bacillus direkt 10 Bei 
so bleiben die Tiere wochenlang oder überhaupt eh n Lücken des 
Fressen dringt nämlich der Bacillus in die physio ogni Blntbahn usw. 
Rachenrings und von da auf dem Lymphwege in (I illus auch 20 
Beim Typhus des Menschen findet man den Typhusbac anzunebmen 
nächst in der Blutbahn, sodaß der gleiche Infektion Yee | heiten Ver 
ist. Man findet bei einer großen Reihe von Infektions N eichwertig zu 
änderungen an den Tonsillen. Sie sind nicht alle Ë Eingangspfo 
beurteilen. Sie beweisen nicht, daß die Tonsillen als vom Blu 
zu betrachten sind, die Tonsillen können auch sekundär 

aus erkranken. 


PER Pa e a ž 


Au nn 


| | Zu jenen: Infektionen ‘der Tonsillen, die ‚im wesentlichen durch 
Strepto-, Staphylo- und Pneumokokken bedingt sind. und an die sich 


Gelenkrheumatismus, Purpura und Nephritis anschließen, gehört die 


chronische Tonsillitis. Man findet bei ihr einen chronischen Katarrh 
_ der Schleimhautoberfläche und der 'Folliculae, sowie den Tonsillen- 
pfropf,' der nicht immer ohne weiteres sichtbar ist. Die Kenntnis von 
der Bedeutung dieser Krankheit ist alt. Nicht nur: der akute Gelenk- 
. - heumatismus, sondern auch der sekundäre dürfte der chronischen 

Tonsillitis zuzusprechen sein, während der primäre -chronische nichts 


damit zu tun hat. Zum .akuten Gelenkrheumatismus gesellen sieh aller- 


einer akuten Nephritis. In alten Fällen findet man ganz andere Bilder 


wie die Lipoidnephrose. . Nephritis:und Tonsillitis haben nicht dieselben 


Höhepunkte. Zuerst. kommt die Tovsillitis und dann erst die Nephritis. 
Eine Erkrankung der oberen Luftwege war nach den eigenen Beobach- 


tungen der Nephritis in 89,3% der Fälle vorausgegangen, die Zahl. 


dürfte aber noch größer sein. Der Nachweis der Infektion von den 
Tonsillen aus. ist zwar bei der Nephritis nicht direkt. zu. führen, aber 
die Annahme dürfte doch zutreffend sein. Denn wenn man in Fällen 


“von nicht heilender Nephritis die Tonsillen ‘ungeschickt auspreßt, so 


erzeugt man Gelenkschmerzen, Hämaturie usw., weil die Streptokokken 
in die Lymphbabnen eingepreßt werden. Die gleiche Beobachtung 


_ kann man bei Tonsillektomien machen. Bei Sektionen von Nephrifis- 
kranken findet man regelmäßig Veränderungen an den Tonsillen. 


7 Dio kryptogene Sepsis hat fast immer die Tonsillen als Eingangs- 
pforte. Man findet bei den tonsillären Erkrankungen nicht selten auch 
eije Rändgingivitis. Die chronische Tonsillitis verursacht oft Fieber, 
das für.tuberkulösen Ursprungs gehalten wird. Die meisten Fälle von 


sogenannter Grippe sind keine Grippeerkrankungen, sondern chronische 


Tonsillitis. Daher gibt es Rezidive, während die Grippe Immunität setzt. 
Die Keime, die wir gewöhnlich in der Mundhöhle haben, sind avirulent. 
Impft man aber derartige Keime von Tier zu Tier, so gewinnen sie 


‚höchste Virulenz. Eine solche Virulenzsteigerung der Mundkeime erklärt 


das Zustandekommen .ausgebreiteter Glomerulonephritiden im Felde. 
Bemerkenswert war, daß zugleich die Erkrankungen an kryptogener 


Sepsis sich. häuften. | Ä j 
- . Die Infektionsherde müssen beseitigt werden. Das beste Ver- 


fahren ist die Tonsillektomie. Bei strenger Individualisierung erreicht 
man damit gute Ergebnisse. Wunderkuren sind allerdings nicht zu er- 
warten. Von der Entfernung der Tonsillen darf man sich nicht durch 


‚die fehlende Kenntnis von ihrer Funktion abhalten lassen, 


Aussprache. Schulz: Einer Reihe von Menschen, bei 
denen ‚die ‚Tonsillen ein Locus minoris resistentiae sind, erweist man 
durch die Entfernung der Tonsillen einen Dienst. Es fragt sich, ob 
man das nicht auf die Rachentonsillen übertragen darf. Die Purpura 
ist ihrem Erreger nach unbekannt. Erkrankt jemand nach einer Ton- 
sillitis an Purpura, so ist das nicht die Folge der Angina, ‚sondern einer 


Erkrankung durch den betreffenden Erreger. . Gegen den Zusammenhang 


zwischen Nephritis und Angina sprieht der Scharlach, der nicht durch 


Streptokokken bedingt wird. | 
zu- | 


-~ , Westenhöffer: In fast allen Punkten kann Citron 
gestimmt werden. Man kann die Ausführungen noch ‚ausdehnen auf 
die anderen Lymphgebiete. Alle wiederholten Infekte gehen an den 
Nieren nicht spurlos vorüber. Viele Menschen erkränken aber nicht: 
gerade ‚weil sie Tonsillen haben. Die Jymphatischen Apparate sitzen 
an allen den Stellen, die Verbindung mit der Außenwelt haben. Am 
Schlundring sind -die Jymphatischen Anordnungen Randgebilde. Weit 
entfernt von ihnen sitzen die Contractionen hervorrufenden muskulären 
Teile. Ebenso bilden in den Därmen die Lymphgebilde Ruheorte. An 
der Oberfläche aller dieser-Lymphgewebe gehen die Keime zugrunde 
und nur wenn das nicht geschieht, werden die Menschen krank. Aber 
Millionen werden nicht krank. Je empfänglicher ein Mensch für aller- 


hand Infektionskrankheiten ist, um so variabler ist seine ganzelymphatische 
Ausdruck der Schwäche. Der verschiedene Bau dieser Einrichtung 
erklärt es, weshalb in einer Familie das eine Individuum erkrankt, das 
andere nicht. Leute, ‘die häufig an katarrhalischen Erscheinungen der 


oberen Luftwege erkranken, ‘werden nach W.s Beobachtung weniger 


„use von fibrinöser Pneumonie befallen als’andere. Bei der Tuber- 
ulose fehlt der sichere Boden der Beziehungen zwischen Tonsillen und 
Lüngenerkränkung: a Er 
Mandel, Tugsch: Ein indirekter Beweis für den Zusammenhang der 
ee Jahren der Gelenkrheumatismus schwindet. Das hängt mit 
febril, trophie des Iymphatischen Apparates zusammen. Chronisch sub- 

le Temperaturen der Kinder kommen bei Pharyngitis, nicht aber 


bei’ der Tonsillitis superficialis chronica vor. Die Zahl der Fälle von Ton- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 33, .. saasina. er. 


. Tonsillektomie entfernt werden. > s= 


organe. 
. lichen scharlachkranken Kindern die Tonsillen entfernt und damit: auch 


‘in schweren Fällen Erfolg ‘hat, sodaß kein Kind. ihm starb. Durch 


Einrichtung gebaut. Die lympbatische Konstitution ist bereits ‘der 


In mit dem Gelenkrheumätismus liegt darin, däß.mit den zu- 


of F 


sillitis ist gewaltig und die Erkrankungen an Gelenktheumätismus ‘sind i 


demgegenüber Seltenheiten. Es müssen also ‘andere Prozesse dabei mit- 


‘wirken. Es muß mindestens zu einer Erkrankung der. Lymphwege ge- 
kommen sein. ‘Viel wichtiger als die Erkrankungen ‘der Mandel’ sind 
‘die Erkrankungen des lymphatischen Apparates in der Tiefe.. In ihnen 
' liegt auch die Gefahr. Das erklärt, daß die. Tonsillektomie. nicht immer 


wirkt. Die Beziehungen’ der Endokarditis zu chronischen Erkrankungen 
der Mandeln sind unmittelbare: Das Blat braucht nicht immer der 
Vermittler zu sein; es können die Lymphwege hierfür in Frage kommen. 
Der Mandelabsceß und nicht die Tonsillitis gibt den Anlaß zu Sepsis. 


 händ Exantheme, z. B. Purpura. ‚Nicht selten findet man Erscheinungen | Der Erreger der Angina ist keineswegs -mit Sicherheit festgestellt. 


Finder: Der an Anginen sich anschließende Rheumatismus 
muß nicht immer ein typischer'Gelenkrheumatismus sein. Es können 


Schmerzen ‚in einzelnen - Muskelgruppen usw. auftreten. .Die Angina 


braucht auch nicht schwer fieberhaft aufzutreten. Man soll sich nicht mit 


: einer oberflächlichen Inspektion der Mundhöhle begnügen; man muß 


vielmehr die Tonsillen kunstgerecht untersuchen. Bei der sicheren 
Diagnose Tonsillitis chronica müssen die- Mandeln ‘am ‘besten durch 

„Fritz Meyer: Die Mandeln sind Eintrittspforten und Schutz- 
M. berichtet über das Verfahren eines Landärztes, der sämt- 


Ausqguetschen 'oder konservative Behändlung wird nichts. erreicht. "Die 
Fälle schwerer, schnell verlaufender Sepsis werden durch die Chemo- 
therapie in Verbindung mit- Serotherapie günstig beeinflußt :werden 
können. -Bei ehronischer Tonsillitis findet man prämenstrusle Tem- 
peratursteigerungen wie bei der Tuberkulose, sodaß es zu: Verwechslungen 
kommt. Ä an... a 


Sturmann: Vor Übertreibungen der -Tonsiltektomie ist. zu 


warnen. Von jeder Stelle der oberen Luftwege aus kann es zur In- 
fektion der Tonsillen kommen. Es gibt sekundäre Anginen, wie man. 

Tonsillektomierte: :Menschen 
‚sind nachher oft im Halse krank und bekommen Anginen. Der Schutz 
durch die Tonsillen ist lokal. Die Nephritiker werden nicht geschützt, 
| weil die Nierenerkrankung auch durch Infektion von anderen Körper- 


stellen erfolgen kann, 7 


nach Nasenoperationen feststellen- kann. 


Fritz Fleischer. 
“Braunschweig. 
Ärztlicher Kreisverein. -Sitzung -vom :17. Mai 1919. 


Krukenberg: Über. einen Fall von tödlichem Puerperalfieber 


durch den Bacillus, phlegmones emphysematosae Fraenkel ohne voratus- 
gegangene innere Untersuchung. Der Infektionsweg.ist wahrscheinlich. 


50 zu erklären, daß die Frau bei Entleerung eines Klistiers auf der 


Betipfanne Preßwehen bekam und die Fruchtblase sich. aus der Scham- 
spalte so weit vorwölbte, daß sie mit dem entleerten Klistierwasser 
in Berührung kommen konnte. Ausbruch des Fiebers 16 Stunden 
nach diesem Ereignis mit Schüttelfrost und Temperatur von 40,5". 


‚Wehen ‚schlecht, Becken. platt {lonj. diag. 10 em). Kind 20 Tage 


übertragen, 5000 g schwer, 59 cm lang, Kopf hochstehend beweglich, 


großer Umfang 39, kleiner 87,5, geräder Durchmesser 13 cm, 


biparietaler 11 cm, "großer. schräger 145 cm. Da Temperatur vier 
Stunden nach dem Schüttelfrost auf 37° gesunken war, wird noch 
zwei Stunden abgewartet. Jetzt nötigten Nachweis von Tympania 
uteri, Temperatur 40,5°, zeitweises Sinken der kindlichen -Herztöne bei 
unverändertem Hochstand des Kopfes zum extraperitonealen Kaiser- 


schnitt. Nach der schwierigen Kopfentwicklung ist die vorher er-' 
 haltene Umschlagstelle . des Bauchfells breit eingerissen und -wird 


sofort vernäht. . Aus der Uterushöhle entweichen ..stinkende Gasblasen. 


Das Kind hat keinen Herzschlag mehr und kann nicht wieder belebt: 


werden,- ist aber anscheinend frisch tot, da .die Haut keine Verände- 
rungen aufweist, Aus der bei der Abnabelung durchschnittenen 
Nabelschnur entweicht Gas unter zischendem Geräusch. Versorgung 
der Uterusbauchwunde unter. Drainage. nach oben und nach der 
Scheide. Im kindlichen Blut wird der Fraenkelsche Bacillus emphyse- 
matödes durch anaerobe Züchtung nachgewiesen, die aeroben Kulturen 
bleiben steril. Die Sektion des Kindes am folgenden Tage’ zeigt 
Fruchtwasseraspiration in die-Lungen, sodaß die Infektion des Kindes 
zweifelsfrei auf. diesem Wege stattgefunden hat, im übrigen Schaum- 
organe. Die Mutter stirbt in der Frühe des vierten Wöchenbettages. 
Die’am zweiten Wochenbettage vorgenommene Blutkultur bleibt aerob 


und anaerob steril. Aus dem 'Herzblute wird bei der acht Stunden 


post mortem vorgenommenen Sektion der Fraenkelsche Bacillus ge- 


züchtet, -eg finden sich: weiter Schaumleber‘ und Niere, ausgedehnte 
jauchige Endometritis puerperalis und jauchige-Phlegmonen im Be- 


reiche -der` Bauch- und Uteruswunde.- ‘Der . Blasenurin war gelb- 


erman 


rennen 


NIN 


- ANETTE a - ER 

ET, MEN NINE n rae: 
an a E N RL 
De ee 3 ik i ge 


832 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 83. 


braun, eine Hämoglobinurie fand sich nicht, auch die von 
Weitz für die- Infektion mit Gasbacillen für charakteristisch 
erklärten cyanotischen Flecke im Gesicht wurden im Leben nicht 
beobachtet. Die bei Tympania uteri gewagt erscheinende Ent- 


‚bindungsart war durch den dringenden Wunsch der Mutter nach 


einem- lebenden Kind und durch ‘die noch kurz vor der Operation 
nachgewiesenen Lebenszeichen des Kindes (Kindsbewegungen, Herz- 
töne) bei dem Mißverhältnis zwischen Kopf und Becken gewählt. 
Bei vorheriger Kenntnis des Infektionserregers wäre die Perforation 
voraussichtlich die bessere Entbindungsart gewesen. 

| Kempf. 


| Breslau. 
Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. (Medizinische Sektion.) 
Klinischer Abend vom 20. Juni 1919. 


Minkowski: Magenkolonfistel. Kotiges Erbrechen ist das 
Hauptsymptom, im Abdomen fühlt man einen beweglichen Tumor. 
Wismut und Tierkohle in den Darm eingegossen, erscheinen etwa in 
zehn Minuten im Magen, womit der Beweis für die Kommunikation 
zwischen Magen und Kolon gegeben ist. Die Operation ist indiziert. 
Es nebmen, wie in der Diskussion Küttner bemerkt, nach 
seinen Erfahrungen gleichzeitige Resektionen des Magens und des Colon 
transversum einen glatten Verlauf. | 

Rosenthal: Hämolytischer Ikterus. Bei dem jetzt 20 jährigen 
Mädchen trat mit vier Jahren im Anschluß an einen Schreck ikterische 
Verfärbung ein, die mit Schwankungen bis jetzt weiterbesteht. Das 
Allgemeinbefinden ist gut, zeitweise treten kolikartige Leibschmerzen 
auf, es fehlen alle cholämischen Erscheinungen. Der Urobilingehalt 
der sehr intensiv verfärbten Stühle ist anscheinend gesteigert, im Urin 
ist reichlich Urobilin und Urobilinogen, kein Gallenfarbstoff, im Serum 
jedoch reichlich Bilirubin nachweisbar. Die Milz ist stark vergrößert, 
und es besteht eine mäßige Anämie, ein offenbar gesteigerter Blut- 
zerfall dem Blutbilde nach und eine eigentümlich herabgesetzte Resistenz 
der roten Blutkörperchen, die sich in physiologischer Kochsalzlösung 
fast auflösen. Die mit der Duodenalsonde gewonnene Galle ist auf- 
fallend intensiv grün verfärbt, enthält das Fünf- bis Sechsfache des 
normalen Gallenfarbstoffs. Ein familiäres Auftreten des hämolytischen 
Ikterus, für dessen Milzätiologie (Dysfunktion, die zum gesteigerten 
Zerfall der Erythrocyten: führt, vielleicht aber auch Vorliegen einer 
Anomalie der Blutbildung) die mehrfachen Erfolge der Milzexstirpation 
sprechen, liegt hier nicht vor, nur besteht bei der Mutter der Patientin 
eine physiologische Hyperbilirubinurie, also vielleicht schon eine ge- 
wisse Anomalie der Gallensekretion. Die Milzexstirpation ist auch hier 


geplant. 


Minkowski: Milzexstirpationen bei perniziöser Anämie. Erster 
Fall in sehr schlechtem Zustande, mit hämorrhagischer Diathese, wies 
bereits sechs Stunden nach der Operation eine Besserung des Blut- 
befundes auf, der sich in den seitdem vergangenen sechs Wochen 
ebenso wie das Allgemeinbefinden immer günstiger gestaltet hat. 


Jm z weit en Fall, der von vornherein verloren schien und 
auch wirklich in 24 Stunden starb, war bereits nach einer Viertelstunde 
ein Einfluß auf das Blut zu konstatieren. 


Allgemein ist zu sagen: Wenn auch in der Mehrzahl der Fälle 
die Besserung nur vorübergehend ist, soll man doch bei Versagen der 
anderen Mittel (Salvarsan zum Beispiel) und bei Verschlimmerung 


die Milzexstirpation vornehmen, ohne bis zur äußersten Kachexi6 zu 
warten. 


l Disk uss ion. Küttner: Es gibt wenige Operationen, die 
sich so verschieden für die Technik stellen, wie die Milzexstirpation 
So lagen in dem ersten Minkowskischen Falle sehr ausgedehnte 


Verwachsungen vor; im zweiten dauerte die Exstirpation fünf 
Minuten. l 


Rosenfeld berichtet über einen Erfolg von 1!/« Jahr Dauer. 


Schenk: Milzwirkung des Adrenalins. Die Patientin mit hämo- 
Iytischem Ikterus hat während der Vorstellung eine Injektion von 1 ccm 
Adrenalin bekommen und zeigt nun 20 Minuten danach eine um drei 
Querfinger kleinere Milz. Das Adrenalin ist ein sympathicotropes 
Mittel, das gibt die Erklärung. Es kann diagnostische Hinweise mannig- 
facher Art geben (Milz- oder Nebennierentumor, Blutkrankheit, Banti, 


Typhus, Malaria), auch ein entscheidendes Urteil über die Weiterfü 
von Bestrahlungen herbeiführen. HeLUIBERDE 


Fr an k: Pneumoperitoneum zur Röntgendiagnostik der Abdominal- 
organe. Die nach dem Goetz-Rautenberg schen Verfahren auf- 
genommenen Bilder zeigen, daß man damit wertvolle Aufschlüsse er- 


17. August, 


halten kann, wenn andere Methoden versagen. Die Deutung ist nicht 
immer leicht, und das Verfahren muß der Klinik und dem Kränken- 
haus vorbehalten bleiben, kann nicht in Röntgeninstituten vorgenommen 
werden. : 


Bittorf: Botalismus. Sehstörung mit Doppelbildern, Schling- 


beschwerden, Trockenheit im. Halse, Stuhlverstopfung, Erschwerung 
der Harnentleerung, Schwindel bestehen jetzt schon 14 Tage, wenn 
auch gebessert, sind auf den Genuß von Pferdefleisch-Zervelatwurst 
zurückzuführen . (Zeit der Nahrungsaufnahme 9 Uhr, Erkrankung 
12 Uhr). 


Schäffer: Herzblock. Die vollkommene Dissoziation zwischen 


Vorhof und Ventrikel geht aus zahlreichen, bei der Patientin vor- 
genommenen Versuchen beziehungsweise Elektrokardiogrammen hervor. 


Emil Neißer. 


Frankfurt a. M. 
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 80. Juni 1919. 


Dr. v. Gerhardt: Arzt und Blindenwelt. G., der selbst seit 
früher Jugend nur noch Sehreste besitzt, gibt eine Schilderung von der 
Psychologie des Blinden. Der plötzlich Erblindete, wie unsere Kriegs- 
blinden, macht zuerst einen Zustand schwerer Depression durch, bis er 
sich unter Zuhilfenahme aller übrigen Sinne, besonders des Gehörs als. 
des am weitesten reichenden, abzufinden lernt. Die Depression ist 
nieht nur Folge des Gefübles der Isolierung, sondern auch der Nerven- 
anspannung und -ermüdung durch die Überanstrengung der übrigen 
Sinne. Diese werden als Ersatz für den Gesichtssinn für die Orien- 
tierung benutzt, und viele, namentlich gänzlich Erblindete, setzen ihren 
Stolz darein, sich allein zu bewegen und möglichst wenig aufzufallen, 
ja, sie sind sehr unangenehm berührt, wenn sie als Blinde erkannt 
werden. Viele völlig Erblindete werden dabei vom sogenannten Fern- 
gefühl unterstützt. Seit der Geburt oder seit früher Kindheit Er- 
blindete haben keine Vorstellung von Licht und Farbe. Das Schicksal 
der Blinden kann durch entsprechende Fürsorge und durch Zuführung 


zu einem geeigneten Beruf wesentlich erleichtert werden. Die Gesell- 
schaft für Blindenforschung widmet sich der erst in den Anfängen 
liegenden Erforschung des Seelenlebens der Blinden und der Besse- 
rung ihres Loses. 
nicht über die zu ihrem Besten bestehenden Einrichtungen unterrichtet 
sind, auf diese aufmerksam zu machen oder die nächste Blinden- 
anstalt zu benachrichtigen, die dann ihrerseits die nötigen Schritte. 
tun wird. 


G. bittet die Ärzte, alle Blinden, die selbst oft 


Eugen Schlesinger: Wachstum und Gewicht der Kinder 


und der herangewachsenen Jugend während des Krieges. Messungen 


und Wägungen in Krippen, Horten, Volks-, Mittel-, Realschulen, Gym- 


nasien und Fortbildungsschulen. Vergleich mit den Ergebnissen der 


Untersuchungen an genau denselben Krippen und Schulen, d. b. bei 


Kindern aus demselben sozialen Milieu, vor demKrieg. Eine Hemmung 


des Längenwachstums ließ sich 1916 mit Sicherheit aus- 
schließen; 1917 war aber ein Rückstand um i—2 cm, gegenüber den 
Durehsehnittswerten aus der Friedenszeit schon bei den Kleinkindern, 
noch mehr bei den Schulkindern, 1918 bereits bei den Neugeborenen 
festzustellen. 1918 hatte keine weitere Vergrößerung dieses Rück- 
standes stattgefunden. Bei den Kindern aus vermögenden Familien, 
aber auch bei solchen von nur mäßiger Allgemeinentwicklung, war die 


Hemmung deutlicher und regelmäßiger; 1918 waren unter den Schul- 


neulingen dreimal soviel ausgesprochen kleine Kinder als sonst; 
ähnlich im 18. Jahr infolge Verzögerung des Pubertätsantriebs. Anderer- 
seits waren die auffallend großen, schlanken Knaben mit dispropor- 


'tioniertem Längenwachstum, wie sie in den vermögenden Familien 


nicht so selten sind, seltener geworden. Es steht zu erwarten, dai 
diese Hemmung im Wachstum sich unter besseren Lebensverhältn1s8e 
wieder restlos durch Nachwuchs ausgleichen wird. 


Bei Beginn des Sommers 1916 zeigten infolge verstärkter re 
abgabe anstatt wie sonst etwa 20° der Schulkinder 80% und 1 Ge- 
50°%/0 eine vorübergehende, aber doch mindestens mehrmonatige & 
wichtsabnahme von 1/2—1!/2 kg, ebenso viele einen Gewichtsstillstand. A 
1916 war ein Rückstand im Körpergewicht infolge a 
kleinerung des Fettansatzes von etwa. 1/2 kg bei den achtjährET 
Kindern festzustellen, bei den Lehrlingen bis zu 2/2 kg; 1911 en 
schon die jüngsten, künstlich genährten Säuglinge einen Rückstand = 
200 g, die älteren Säuglinge von 1/2 kg; die Schulkinder blieben à 
2—38, die älteren Gymnasiasten und Lehrlinge um 4—5 kg zurück, 0 
sprechend einer Einbuße von 6—9°/o des Körpergewichts. Ein Tei 
Rückstandes war auf Hemmung des Massenwachstum® zurü 


à 3 , en 
Der Gewichtsrückstand war zum guten Teil begründet in der langsam 


'® 


SEFESSSSE 


m. 
= 


u A SE SA 


T- 


Ss S 


. Als Zimmerbeleuchtung ist am besten eine einfache Mattglasbirne 


=> g 
A E oR 


- lampen mit Scheinwerfer, Radfahr- oder Autocarbidlaternen lassen 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


17 


; August. 


. 


Reparation von Gewichtsverlusten nach leichtesten: Gesundheitsstörungen. 
Die Kinder des Mittelstandes büßten früher an Gewicht ein als jene 
der breiten Volksmasse, 1918 lagen die Verhältnisse ähnlich wie 1917. 


als. die Hemmung im Längenwachstum, .oder beides war. gleich groß. 


immer größer geworden; hier überwog die Hemmung im Längenwachstüin 
über den Rückstand im Körpergewicht, also eine Hemmung vorzüglich 
‚in der Richtung, in welcher sich, vor allem der einseitige Vorsprung 
im Wachstum der .gutsituierten Kinder” vor ihren minderbemittelten 


D 


t 3 LEDENE s j 
` Der Livische Index ponderalis y PX Gevi wurde bei 


den minderbemittelten Volksschülern kleiner oder unverändert gegen- 
über normalen Zeiten gefunden; hier war der Gewichtsrückstand stärker | Altersgenossen bewegt. 


= Rundschau. 


Wartezimmer, an dessen Türe zum Sprechzimmer ein deutliches 


Einige Ratschläge für die Niederlassung des Allgemeinarztes. 
| u Schild: „Eintritt des nächsten Patienten erst nach 


Von | | 
Marine-Stabsarzt Dr. H. Kritzler, Rüstringen (Old.). 
x (Fortsetzung aus Nr. 32.) 
Zur Zimmerbeleuchtung braucht man eine Schreib- 
tischlampe mit abnehmbarem Schirm (bei elektrischem Anschluß 
mit Mattglasbirne, bei Gasglüh- oder Petroleumlicht halte man sich. 
einen über den Glascylinder zu stülpenden, mit Lichtloch versehenen . 
Toncylinder), die man auch zur Reflektoruntersuchung benutzen kann. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur- 

l | mit genauer Quellenangabe gestattet.) o Boa 

| Das Medizinalblatt für Medizinalangelegenheiten veröffentlicht in 
Nr. 82 das Gutachten von Ehrlich über den Friedmann schen 
Tuberkuloseimpfstoff. Eswird einleitend vermerkt, daß der Wunsch 
| nach Veröffentlichung der von Prof. Ehrlich in den Jahren 1918/14 
erstatteten Gutachten über die von ihm mit dem Impfstoff F ried- 


(82—50 Kerzen) mit 'glattem Milchglasreflektor und möglichst lang 
ausziehbarer Leitungsschnur; für nächtliche Hilfeleistungen, bei denen 
die Beleuchtung oft außerordentlich bedeutungsvoll werden kann, z. B. 
bei Blutstillüng, halte man sich außerdem eine 100- bis 150-Kerzen- 
Lampe, die man vorkommendenfalls rasch einschrauben kann, vorrätig. 
Bei Gasbeleuchtung muß man für halbwegs genügendes Zimmerlicht 
mindestens zwei, am besten drei bis vier Lampen haben, die man sich 
am zweckmäßigsten. für sogenanntes „hängendes Gaslicht“* ein- 
richtet; für letzteres eignen sich ebenfalls wie bei der elektrischen 
Lampe am meisten die tellerförmigen, glatten Milchglasreflektoren. 
‚Hat man weder Gas noch elektrisches Licht, so behelfe man sich für 
nächtliche Fälle mit ein oder zwei sogenannten „Küchenlampen“, 
deren blanke Reflektoren recht gute Beleuchtung geben; auch Carbid- | 


hervorgehoben, zunächst aus 


Innern vom 31: Mai 1918: -. - | a 
„Am gestrigen Tage erhielt ich das in Abschrift beigelegte Tele- 


. gramm des Herrn Prof. Dr.. Schleich in Berlin, in dem er mich bat, 
dem Dr. Friedmann. per Kabel-die Unschädlichkeit seines Mittels 
für Meerschweinchen zu bestätigen, da die- New Yorker Sanitätsbehörde 
Dr. Friedmanns dortiges Institut 
lichkeit des Mittels erwiesen sei. - En > N ch 
=` ` Ich habe daraufhin in dem abschriftlich beigefügten Telegramm 
an Herrn Prof. Schleich die Abgabe jedes Urteils strikte abgelehnt. 


sich für solche Zwecke ausgezeichnet verwenden. Sehr bequem für 


Bei den Gymnasiasten dagegen. war sehr deutlich dieser. Index fast 


=. Hainebach. : | 


Zr BEE 


Außerordentlich.bequem ist eine Klingel vom Schreibtisch zum. 


gegebenem Klingelzeichen!“ hängt. (Fortsetzung folgt) l 


atii 
= ne 


manns angestellten Untersuchungen in letzter Zeit von neuem er- 
hoben worden ist: Aus den gutachtlichen Äußerungen von Ehrlich, 
die vollständig und wörtlich wiedergegeben werden, seien einige Sätze - 
einem Schreiben, an. den Minister des . 


gesperrt habe, ‚bis die Unschäd- 


Zu der Ablehnung des Wunsches des Prof. Schleich. veranlaßten | 


nn uw 


` gewesen ist, wird gewiß diesen stets hilfsbereiten Begleiter nicht 


Te En nen rt Seren Wurm Wehe ihn 


' det- Birne), 
sein von Stechdosen angewiesen ist, sondern Sich den. An: 
schlüß durch Aussehrauben der üblichen Birne z. B. der Decken- 
‚des _ Schraubkontakts herstellt, 


die üblichen Nasen-, Ohbr-, Mund-, Kehlkopf-, äuch für Scheiden- und 
Mastdarmuntersuchungen ist eine elektrische Stirnlampe 


mit Stahlkopfspange oder Fiberstirnreifen zum 
"unmittelbaren Anschluß an die Stromleitung (z.. B. Dörffel & 


Färber, Berlin, Chausseestr.: 22,50 M). Bei fehlendem 


elektrischen Anschluß nimmt man solche Stirnlampen, die aus einer 


kleinen Taschenbatterie (wie bei den bekannten Feldtaschenlaternen) 
gespeist werden; ein sehr handlich verpacktes Modell bringt Bott & 
Walla-München mit weiß strahlender, nach jeder Richtung ver- 


stellbarer Metallfadenlampe, Fiberstirnband- und Dauerelement (das 


Ganze in fester Ledertasche) in den Handel (20 M; Ersatzelement 
0,75 M; Ersatzbime 1 M). Das gleiche Geschäft führt auch eine, 


ein besonders’ weißes Licht spendende Reinlichtuntersuchungslampe 
„Bxcelsio,r“, deren Glühbirne von einem eigens gefärbten Glase | 


umgeben ist; die durch dieses Reinlichtglas austretenden Strahlen 
der Lichtquelle sind gemischte, weiße, dem Tageslicht gleichende 
Strahlen, die sich gleich gut zum Lesen, Schreiben, zur mikrosko- 
Pischen und zur Reflektoruntersuchung eignen. Nicht genug kann 
man dem Allgemeinarzte eine kleine elektrische Taschen- 


‘laterne empfehlen, die zur. Rachenbeleuchtung, zur seitlichen Horn- 


hautbeleuchtung, zur Beleuchtung bei nächtlichen Gängen außer- 
ordentlich viele und gute: Dienste erweisen kann; wer im Felde 


mehr missen wollen;- mit einer Sicherheitsnadel am weißen Mantel 
oder durch letzteren hindurch in einen Westenknopf eingehängt, be- 
währt sich das billige. Gerät auch sehr in der geburtshilflichen Außen- 
tätigkeit (Dammnaht u. dergl.). Ist man in einem Bezirk tätig, in 
dem elektrische Beleuchtung allgemein ist, wie sich das. heützutage 


` Ja'vielfach auch auf dem Lande: findet, so ist es zweckmäßig, im 


Geburtsbesteck bzw. im Wagen eine elektrische Birne mit 
langer. Schnur und unter Umständen mit Re- 


flek tor.. (ähnlich den Handlampen, wie sie in -Kliniken zur- 
Operationsbeleuchtung üblich sind) mit sich zu führen; anstatt 


Stechkontakt nimmt man einen Schraubkontakt (wie an 
sodaß man nicht auf das (seltene) Vorhanden- 


beleuchtung und Einschrauben | | 
Auf diese Weise läßt sich die Beleuchtung überall dorthin leiten, wo 


‚nan sie. braucht, was bei allen außentätigen Eingriffen eine ganz un- 


u ? 


‚gemeine Erleichterung bedeutet. 


mich außerdem noch die zahlreichen Mitteilungen in der Presse (z. B. 
Frankfurter. Zeitung vom: 11. Mai, Kölner Zeitung vom 28. Mai d. J.) 
über die Art des Auftretens Dr. Friedmanns in Amerika. Eurer 


` Exzellenz gestatte ich mir dabei noch zu berichten, daß es bei der bis- 


herigen kurzen Prüfungszeit tatsächlich ganz unmöglich und ausge- 


Unschädlichkeit des Mittels. im Tierversuch abzugeben. Die Unschäd- 
lichkeitsprüfungen der mir von Herrn Dr. Friedmann. übergebenen 
Kultur werden. unter meiner persönlichen Leitung an verschiedenen 
Tieren mit verschiedenartiger Applikationsart fortgesetzt.“ f 

. Einige Monate später, unter dem 4. August 1918, erfolgte ein 
vorläufiger. Bericht über die Unschädlichkeitsprüfung des Fried- 
mannschen Impfstoffes im Versuch durch den Leiter. der prüfungs- 
technischen Abteilung am Kgl. Institu 


Herrn Stabsarzt Dr. Boehncke: DEE 
„Wie aus vorstehenden Angaben hervorgeht, sind die Nachprüfungs- 


ergebnisse leider stark. beeinträchtigt durch die in unseren Stallungen 
in den Frühjahrsmonaten, wie gewöhnlich, herrschenden Seuchen. So 
viel-jedoch läßt sich auf ‘Grund unserer Ergebnisse wohl sagen, daß 
nach Injektion ‘der dem Institut von Dr. Friedmann zur Verfügung 
gestellten Original- beziehungsweise der .von dieser hierselbst. weiter- 
gezüchteten Kultur auch in konzentriertesten Dosen. als tuberkulöser 
Art anzusprechende Organveränderungen weder bei Meerschweinchen 
noch Kaninchen bei verschiedenster Applikationsart sich konstatieren 


ließen“ = ar ne. ER 
Erst unter dem 26. Januar 1914 zeigte Ehrlich das endgül- 


.. 


t ige Ergebnis der Prüfung mit einem Begleitschreiben an den E 


Minister des Innern an, in dem’ er folgendes ausführt: . RE 

` „Das Ergebnis der in dem Bericht näher geschilderten Unter- 
suchungen, die unter meiner Leitung von dem Leiter. der prüfungs-. 
technischen Abteilung, Stabsarzt Prof. Dr: Boehncke angestellt sind, 
läßt sich wohl mit Sicherheit dahin präzisieren, daß die von Dr. Fried- 
mann dem Institut übergebenen Kulturen seines Schildkrötentuberkel- 
bacillus bei. der Verimpfung auf kleinere Versuchstiere (Meerschweinchen 


und Kaninchen) niemals tuberkulöse oder auch nur tuberkuloseähnliche 


Veränderungen hervorgerufen haben. ‚Auf die Entscheidung der Frage 
der Schädlichkeit oder Unschädlichkeit der Friedmann schen Kultur 
im Tierversuch waren die im hiesigen Institut angestellten Versuche 
in der Hauptsache gerichtet. Nur nebensächlich. konnte die Frage eines 
immunisierenden oder therapeutischen Wertes dieser Bacillenkultur im 
Tierversu > Dei uer d 
suche die-durch zahlreiche Stallseuchen bedingten. Tierverluste gerade 
hierbei sich überaus störend. bemerkbar machten“ 7, 7.00 
„Der ausführliche Bericht, selber bestätigt zunächst die Angaben 
des vorläufigen Berichtes, daß „durch Injektion selbst größerer -Quantitäten 


der dem Institut von Dr. Friedmann zur Verfügung gestellten Originals. 


. „.. 


r. s 
r S Ey a s. TTE BELA h 


schlossen erscheint, ein endgültiges, bindendes Urteil in der Frage der- 


t für experimentelle Therapie, 


Ban nn. K j 
r a tere 
Ro . 3 - en 
—— [msn NWennıt rer 
= RL 5 FE A E 


ch behandelt werden, da bei der langen-Zeitdāuer dieser Ver- - : 


= ar, 
er en m 
Fe 


OR mn 


a EEEE 

STRA A en - = 

Be E BER N 
$ » 


a agia 
oa 
` ren 


Nomen er 


DEREN EN x 
1 E a Pe 


a een T a ; S 


er ns = nn Pipo ta 
Er 22 on 4 wer 
.. rer m "h 23 u. 


er 


- - ` ET 
, 5 . x - .. x s 2 
.. a », ia 3 Š . l 
a ` LI -Eainig iA € ` 
Ne eg: Tina =. NT Diem nn . 
f =: ooer iae RER = sy 


u une ara A a ale — nn 


Er 
N 


ze 


pe ne ru ns 
ne Se EB 


ne Per ~- 
en 
rF i 


RENS 
en 
Br,“ 


ae 


hr 
Í 
aj 
pi >’ 
Tal 
E 


i: 
F N 


EEE TEEN NIEREN. 
= E SESA Rea Vo 19. = 4 W ar Bez 
I a a. pe pr- al = 7 
A i 4 né nr 
pet 2 E a EN a 
Ir, - 


ai e a zorna 
nn Un ==- = z= FA 
na 


me wir Et; LE 
= a Be ee À iod no 


ee 
re 


=- v PN 
jan 


ELSE 


a <et = 


SBS 


gso eae 


o rec 
e 


p dCi 


834 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


17. August. 


nam ÁÁ a 


kultur beziehungsweise der von dieser hierselbst weitergezüchteten 
Kulturen schädigende Wirkungen, insbesondere Organveränderungen 
tuberkulöser Natur weder bei Meerschweinchen noch bei Kaninchen 
hervorgerufen waren, so haben auch die später an Meerschweinchen 
mit weiteren Kulturen des Friedmannschen Bacillus vorgenommenen 
Injektionen gezeigt, daß eine schädigende Wirkung für gesunde Meer- 
schweinchen durch die Injektion dieser Bacillen nicht ausgelöst wird, 
wobei jedoch eine (im Bericht vom 16. September 1913 bereits erwähnte) 
Friedmannkultur vom 1. August 1913 bei mehreren Tieren eine deut- 
liche Toxizität zeigte, wie unten noch näher ausgeführt ist.“ 

Weiter heißt es dann: 

„Es hat sich bei allen diesen Tieren niemals eine auf die Ein- 
führung der Friedmannschen Bacillen zurückzuführende bleibende Organ- 
veränderung, besonders tuberkulöser Natur, eruieren lassen; selbst bei 
den mit massivsten Dosen (bis 3,0 cem der obigen Kulturverdünnung) ge- 
spritzten Meerschweinchen ergab der Obduktionsbefund der intereurrent 
eingegangenen Tiere keine auf die Injektion der Friedmannbacillen 
zurückzuführenden Organveränderungen, ein großer Teil dieser Tiere 
befindet sich auch zurzeit noch in gutem Ernährungszustande am Leben.“ 

Von einiger Bedeutung sind dann die Mitteilungen über Tier- 
versuche zum Nachweis von Heilwirkungen. Es heißt in dem_-Bericht: 

„Die weiterhin gemäß dem Erlaß vom 19. Februar 1913 — M 10275 — 
angestellten Versuche zur Feststellung der specifischen Wirksamkeit 
der Friedmannschen Kultur im Tierversuch wurden im Hinblick auf 
die bei der notwendigen langen Versuchsdauer ganz besonders störend 
wirkenden zahlreichen Stallseuchen von vornherein auf weniger breiter 
Basis angelegt.“ 

Aus den mitgeteilten Protokollen wird dann folgender Schluß ab- 
eleitet: 

n „Es ergibt sich aus vorstehendem, daß beim tuberkuloseinfizierten 
Meerschweinchen weder die vorherige noch gleichzeitige beziehungs- 
weise spätere Injektion von Friedmannkultur irgendeinen Einfluß in 
prophylaktischer oder therapeutischer Hinsicht auf den Verlauf der 
Tuberkuloseinfektion auszuüben vermag.“ 

Dr. F. F. Friedmann ist, wie bereits vor einigen Wochen an 
dieser Stelle mitgeteilt worden ist, von dem Minister für Kunst, Wissen- 
schaft und Volksbildung zum außerordentlichen Professor in der medi- 
zinischen Fakultät der Universität Berlin ernannt worden mit dem Lehr- 
auftrag, Vorträge über die Behandlung durch sein Heilmittel abzuhalten. 
Aus Auseinandersetzungen in den Tageszeitungen ist es bekannt ge- 
worden. daß diese Ernennung ohne Mitwirkung der Fakultät und gegen 
ihren Willen erfolgt ist. — 

Wien. Es wird uns aus Wien geschrieben: Die Assistenten 
der Krankenanstalten beanspruchen die Gleichstellung 
mit den Scheuerfrauen hinsichtlich der Bezüge. Diese Forde- 
rung wird von maßgebender Seite durch das Argument zurückgewiesen, 
daß die Scheuerfrau deswegen höhere Bezüge beanspruchen darf, weil 
ihre Tätigkeit eintönig und aufreibend, die des Assistenten jedoch ab- 
wechslungsreich und anregend ist. Von einer gegenwärtig maßgebenden 
Stelle wird auch nicht nur den Petenten, sondern überhaupt allen 
geistig Arbeitenden nachdrücklich nahegelegt, daß sie sich mit der Tat- 
sache abzufinden haben, daß die Umwälzungen unserer Zeit eben Wert 
und Bedeutung der körperlichen Arbeit zu voller Evidenz gebracht 
haben und sich daraus mit Konsequenz auch die materielle Höher- 
bewertung der physischen Arbeit ergibt. 

Würden die Assistenten so weit sich versteigen, mit Rücksicht 
auf ihre längere berufliche Ausbildung höhere Löhne zu fordern als die 
Scheuerfrauen, so wäre es vielleicht verständlich, wenn solche Forde- 
rungen unter dem Bann der gegenwärtig vorherrschenden Anschauungen 
zurückgewiesen würden. Es wird jedoch nur Gleichstellung verlangt 
und man kann sich nur schwer vorstellen, daß auch darin schon eine 
Ungebühr liegen soll. Mit einer Weltanschauung, welche Assistenten 
und Scheuerfrauen als Arbeitende gleich bewertet, könnte man sich 
noch ruhig auseinandersetzen, schwerer ist es jedoch, sich in eine Auf- 
fassung hineinzufinden, welche die Scheuerfrau gerade deshalb, weil sie 
eine rein mechanische, keinerlei Vorbildung erfordernde und gewiß 
auch maschinell leicht ersetzbare Arbeit leistet, über den Assistenten 
mit seiner langjährige berufliche Ausbildung voraussetzenden, an die 
Persönlichkeit gebundenen, stete Initiative erfordernden und maschinell — 
wenigstens bei dem gegenwärtigen Stand der Technik — nicht ersetz- 
baren Arbeitsleistung stellt. 

| Berlin. Ein Erlaß des Preußischen Kultusministers bestimmt, daß 
das Zwischensemester nicht nur im Sinne der ursprünglichen 
Verfassung den Kriegsteilnehmern offen steht,sondern daß auch diejenigen 
Studierenden zugelassen werden können, die nach dem Wortlaut des 
Erlasses einen Anspruch auf Zulassung zum Zwischensemester nicht 
haben. Diese Studierenden werden jedoch nur soweit ‚zugelassen, als 
der vorhandene Raum dazu ausreicht und nur insoweit, als die Vor- 
rechte der Kriegsteilnehmer dadurch nicht beeinträchtigt werden. Für 
diese Studierenden ist das Zwischensemester auch nicht auf die zur 
Ausbildung vorgeschriebene Anzahl von Semestern anzurechnen, wohl 
aber gelten die belegten Vorlesungen und Übungen. Die Bestimmung 
und Verantwortung darüber, ob der vorhandene Raum auch für Nicht- 
kriegsteilnehmer ausreicht, ist Sache der Lehrer und Dozenten. 


Die Statistik der Selbstmorde in Preußen im Jahre 1915 

b folgendes: | 
Ser Dach überwiegt bei beiden Geschlechtern in allen Jahren der 
in zweiter Linie steht bei den Männern 
Hang zum Ertränken 
Sowohl bei 


]bstmord durch Erhängen; I 
Er Erschießen, bei den Frauen das Ertränken. g. 
beobachtet man bei den Männern erst in dritter Linie. 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8. x 


Männern wie bei Frauen ereignet sich verhältnismäßig oft Selbstmord | 
durch Vergiftung. 


Die Gründe zu erklären, weshalb im Einzelfalle Selbstmord statt- 


findet, ist anerkannt schwierig. Die Nachforschungen danach sind in 
den meisten Fällen ergebnislos. 
stellen, daß bei den männlichen Personen nicht ganz .ein Viertel, bei 
den weiblichen nicht ganz ein Drittel aller Selbstmorde infolge von 
Geisteskrankheit geschehen; dabei spielt nicht selten erbliche Belastung 
eine Rolle. 
Scham, Gewissensbisse, Trauer, Kummer, Lebensüberdruß, sowie auf 
körperliche Leiden zurückzuführen. | i 


Im allgemeinen aber kann man fest- 


Eine größere Zahl ist auf psychische Ursachen, wie Reue, 


Was die Jahres- und Tageszeiten anbelangt, in denen die Selbst- 


morde erfolgten, so stellte sich für 1915 wie im Vorjahre das Ergebnis 
heraus, daß das Frühjahr und der Sommer, insbesondere die Monate 
März, April, Mai, Juni, Juli und August, und von den Wochentagen 
im allgemeinen der Montag und Dienstag bevorzugt wurden. 


Hinsichtlich des Alters der Selbstmörder ergibt sich, daß der 


Hang zum Selbstmord mit zunehmendem Alter wächst. 


Nach den Religionsverhältnissen setzte sich für 1915 die Zahl 


der Selbstmörder zusammen aus 5180 Evangelischen, 1274 Katholiken, 
56 sonstigen Christen; und 140- Juden; 126 waren unbekannter Religion. 


Rostock. Zum 500jährigen Jubiläum der Universität hat die 
Stadt Rostock ihrer Universität ein größeres Grundstück zum Bau 
einer Klinik als Festgabe geschenkt. 


Die Düsseldorfer Akademie für praktische Medizin hat 
die Berechtigung erhalten, bis auf weiteres klinischen Unterricht zu 
erteilen. Ferner hat sie die Genehmigung zur Abhaltung des ärztlichen 
Staatsexamens erhalten. Vom 22. September bis 20. Dezember 1919 
wird an der Akademie ein Zwischensemester und vom ð. Januar bis 
Ende März 1920 das Wintersemester abgehalten. 


Jena. Ernst Haeckel ist im Alter von 84 Jahren gestorben. 
1834 zu Potsdam geboren, studierte er in Würzburg und Berlin unter 
Joh. Müller, Virchow und Kölliker Medizin und Naturwissen- 
schaften. Nach kurzer Tätigkeit als praktischer Arzt in Berlin wandte 
er sich den Naturwissenschaften zu. In Italien machte er während der 
Jahre 1859/60, namentlich in Neapel und Messina, zoologische Studien, 
1861 habilitierte er sich in Jena für vergleichende Anatomie und wurde 
1865 ordentlicher Professor der Zoologie. Haeckels Untersuchungen 
beziehen sich meistens auf Gattungen niederer Seetiere, welche er auf 
verschiedenen Reisen an der Nordsee und am Mittelmeer beobachtete. 
Im Jahre 1866 lernte er in London Darwin kennen. Er wurde sein 
überzeugtester und eifrigster Anhänger in Deutschland. Haeckels 
Lehre der Descendenztheorie beruht auf dem Satze, daß sich die durch 
Anpassung erworbenen Veränderungen vererben. Die Entwicklungs 
geschichte des ‘einzelnen Embryos soll in abgekürzter Weise eine Ent: 
wicklungsgeschichte der Arten geben. Haeckel hat Stammbäume der 
Tiere und Pflanzen entworfen und sie bis zu den einfachsten Organismen 
zurückgeführt. Haeckel war ein sehr fruchtbarer Schriftsteller. 
Mit außerordentlichem Erfolge und mit ungewöhnlichem Geschick 
hat er es verstanden, wissenschaftliche Ergebnisse und Folgerungen, 
die er aus diesen Ergebnissen gezogen hat, allgemeinverständlich und 
übersichtlich darzustellen. Seine Anschauungen über Entwicklung und 
Vererbung brachten ihm lebhafte Auseinandersetzungen mit wissenschaft- 
lichen Gegnern. Allgemeiner bekannt geworden ist seine „Natürliche 
Schöpfungsgeschichte“, seine „Entwicklungsgeschichte der Menschen” 
und „Die Welträtsel. Gemeinverständliche Studien über monistische 
Philosophie“. In seinen Welträtseln hat er die Ergebnisse einer langen 
Lebensarbeit und den Inhalt seiner Weltanschauung in klarer und fesselnder 
Form niedergelegt. uni | 
Die in der vorigen Nummer Seite 808 erbetenen Originalbriefe 
von Theodor Billroth sind einzusenden an Dr. G. Fischer, 
Hannover, Warmbüchenstr. 28. 

Hochschulnachrichten. Berlin: Geh.-Rat Für- 
bringer wurde bei Gelegenheit seines 70. Geburtstages zum 
Ehrenmitglied des Vereins für innere Medizin und Kinderheilkunde 
ernannt. — Geh.-Rat Prof, Dr. Grunmach, 71 Jahre alt, 8e 
storben. — Dr. Gläßner, Assistent der Chrirurgischen 
der Charité, den Professorentitel erhalten. — Prof. Neuberg 
zum ordentlichen Honorarprofessor ernannt. — Der Oberarzt an der 
III. medizinischen Klinik, Dr. Sehirokauer, hat den Professoren 
titel erhalten. — Bonn a. Rh.: Dr. Sioli und Dr. Poppelreute! 
für Psychiatrie habilitiet. Dr. Habermann für Dermatologie 
habilitier. — Frankfurt a. M.: Prof. Bartels, Privatdozent 
an der früheren deutschen Universität Straßburg, für Augenheil- 
kunde habilitiett. Dr. Reiß für innere Medizin habilitiert. 
Jena: Als Nachfolger von Geh.-Rat Binswanger ist Prof. Wollen- 
berg, Direktor an der Psychiatrischen Klinik an der früheren deut- 
schen Universität Straßburg, berufen worden. — Köln: In der Medi- 
zinischen Fakultät der neugegründeten Universität wurden zu Pro- 
fessoren die bisherigen Professoren an der Kölner Akademie für prak- 
tische Medizin ernannt: Aschaffenburg (Psychiatrie), Die trich 
(Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie), Frang enheiM 
(Chirurgie), Füth (Geburtshilfe und Gynäkologie), Hering (Rigy 
meine und experimentelle Pathologie, Külbs (Innere Medizin), 
Moritz (Innere Medizin, Müller (Hygiene), Siegert (Kinder 
heilkunde), Preysing (Öhren-, Hals- und Nasenkrankheiten), P10 

sting (Augenheilkunde), Tilmann (Chirurgie), Zin er aut- 


Geschlechtskrankheiten). — Leipzig ;,,Der chiru > eier de 
- n den 


Kinderkrankenhauses, Geh.-Rat Tillmanns, tři 


ian 
mi z 
i sodi 
a 


-> M- 


} 
n a 
i 
| 


wi 


Nr. 84 (768). 


a EE r e e a e E E 


Medizinische. 


Wochenschrift für praktische Ärzte 


redigiert von - | | | Verlag von 
Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg Urban & Schwarzenberg. 
= Berlin | Berlin | 


I nhalt: Originalarbeiten: G. Winter, Die künstliche Sterilisierung der Frau bei Herz- und: Nierenkrankheiten. W. Wechselmann, 
Über die Grenzen der Abortivbehandlung der Syphilis. C. Bachem, Über Kohletherapie und ein neues kolloidales Kohlepräparat. O. Groß, 


Einiges zur Diagnostik und Pathologie der Pankreaskrankheiten. (Schluß) B. Coglievina, Zur Behandlung der Grippe O. Grißlich, 


Ein Fall von Magenverätzung durch konzentrierte 50%ige Chlorzinklösung. — Aus der Praxis für die Praxis: E. Brodfeld, Die durch 
Insektenstiche und -bisse erzeugten Hautveränderungen. — Referatenteil: A. Laqueur, Physikalische Therapie. — Aus den neuesten Zeitschriften. 
— Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Elberfeld. Greifswald. Leipzig. Wien. — 


24. August 1919." n, XV. Jahrgang. 


Ds ARETFAER EEE TA SG U BA a RE 


Rundschau: H. Kritzler, Einige Ratschläge für die Niederlassung des Allgemeinarztes. (Fortsetzung.) — Tagesgeschichtliche Notizen. 
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Origtnalbeiträge. vor. 


Die künstliche Sterilisierung der Frau bei Herz- 
o und Nierenkrankheiten. 
Von 
Prof. G. Winter, Königsberg i. Pr. 


Erkrankungen des Herzens können zu einer verhängnisvollen 

' Komplikation der Schwangerschaft werden; sie führen nicht selten 
zum Tode während derselben, in der Geburt oder im Wochenbett. 

Die Häufigkeit dieses unglücklichen Ausgangs ist schwer richtig 

einzuschätzen;- der Prozentsatz der Mortalität hängt ab von der 

Art des Materials, von der Verwertung der gänzlich symptomlos 

verlaufenden kompensierten Herzfehler, von der Richtigkeit der 


Diagnose und anderem; dementsprechend schwankt er in breitem 
Maße. Fellner hat die Mortalität bei 148 schweren inkompen- 
sierten Herzfehlern der Literatur auf 38,5 °/, berechnet; an 39 
dekompensierten Fehlern meines klinischen Materials betrug sie 


.18%,.° Fromme berechnete aus 2130 Fällen der Literatur — 


kompensierte und dekompensierte gemischt — die Mortalität auf 
11,40%, v. Jaschke sah unter 546 einheitlich beobachteten 
herzfehlerkranken Frauen 9 Todesfälle, 1,64°/ Seitz berechnet 
aus 849 Fällen von sechs Autoren, welche der Komplikation von Herz- 
fehlern und Schwangerschaft ihre besondere Beachtung geschenkt 
haben, eine Mortalität von 2,5°/.. | 
Man kann demnach wohl die Mortalität der 
Herzfehler während des Generationsprozesses 
insgesamt auf etwa 2 bis 3%, und diejenige der 
Dekompensierten auf etwa 20%, schätzen, 
, Auf dieser Tatsache, daß jede fünfte Frau, deren Herzfehler 
im Generationsprozeß zur Dekompensation führt, zugrunde geht, 
beruht die Bedeutung der künstlichen Unterbrechung der-Schwanger- 
schaft; ‚sie soll dem Tode oder wenigstens der lebensgefährlichen 
Verschlimmerung durch den Generationsprozeß vorbeugen. Die 
Indikationsstellung zur künstlichen Unterbrechung muß sich der 
überaus verschiedenen Prognose des Einzelfalles anpassen. Ben- 
thi n hat unter Zugrundelegung des. Materials meiner Klinik und 
der in der Literatur niedergelegten Erfahrungen folgende Indi- 
kationen für die Unterbrechung der Schwangerschaft aufgestellt: 


a) bei schweren Köompensationsstörungen mit drohender 


Lebensgefahr infolge von Herzklappen- und Herzmuskelerkran- 


kungen; 
hei b) bei leichteren Kompensationsstörungen mit Stauungser- 
scheinungen, wenn dieselben einer Digitalistherapie nicht weichen 


oder sehr bald wieder neu auftreten; 


tezi C) bei in der Schwangerschaft frisch auftretenden oder 

ezidivierenden Klappenerkrankungen; | 

Her > bei gewissen Komplikationen, Twelche den Verlauf der 
zkränkheit ungünstig beeinflussen, so z. B. bei. chronischer 

ephritis und schweren Lungenkrankheiten, sobald Kompensations- 


Störungen auftreten. 


. Die Herzklappen- oder Herzmuskelerkrankungen an sich, 


brechung der Schwangerschaft nicht verlangen. Ebensowenig soll 


| man eine Schwangerschaft prophylaktisch unterbrechen, nur weil 


während früherer Schwangerschaften oder Geburten schwere Stö- 
rungen aufgetreten sind. | Sr = 

Von diesen Indikationen muß man ausgehen, wenn man die 
Frage beantworten will, ob es zulässig ist, eine Herzkranke das- 
Risiko einer . weiteren Schwangerschaft laufen zu lassen, nachdem 
einmal wegen schwerer Störungen die Schwangerschaft unter- 
brochen werden mußte oder ob man sicherer handelt, wenn man 


dieser Frage ein sicheres Urteil darüber zugrunde legen können, 


einer Schwangerschaft zu der für eine neue Schwangerschaft not- 
wendigen Leistungsfähigkeit erholen kann und müßte vor allem 


dem einmal ein künstlicher Abort ausgeführt worden ist, verwerten); 
nach künstlicher Unterbrechung der Schwangerschaft. Einen ge- 


‚bieten, welche an Frauen mit schweren in der Schwangerschaft 
aufgetretenen Kompensationsstörungen angestellt wurden. Baisch 


so weit erholten, daß sie sich subjektiv wohl und voll arbeitskräftig 
‚gefühlt haben; man kann wohl annehmen, daß diese in einem 


Zustand waren, welcher eine neue Schwangerschaft zuließ. Jeder, 


der über große Erfahrungen bei Herzkranken verfügt, wird solche 


Fälle vollständiger Kompensation nach Ablauf einer gefahrdrohenden . 


Schwangerschaft erlebt haben. | 

Die Ursachen sowohl für die schweren Störungen. während 
der Schwangerschaft als auch für die oft erstaunlichen Besserungen 
nach derselben liegen in dem sehr variablen Zustand des Herz- 
muskels; von seiner Beschaffenheit hängt die Gefahr und die Mög- 
lichkeit der Erhaltung der Schwangerschaft ab. Wenn die Insuf- 
fizienz des Herzmuskels auf anatomischen. Veränderungen beruhte, 


welche irreparabel sind oder sich sogar im weiteren Verlauf noch 
mehr entwickeln, so könnte man mit einer Kompensation des 


Herzens nach Ablauf der Schwangerschaft nicht rechnen. Dem .- 
ist aber nicht so. Es finden sich wohl nicht selten bindegewebige 
Schwielen oder fettige Degeneration in der Muskulatur, welche 
aber in auffallendem Mißverhältnis zu den schweren Kompensations- 
störungen stehen; meistens aber auch diese nicht. Aschoff 


und Tawara vertreten die Ansicht am schärfsten, daß die bis- 
her beobachteten anatomischen Veränderungen am hypertrophischen 
Muskel keineswegs genügen, um die Insüffizienz zu erklären und 
‚fassen dieselbe sogar als Folgeerscheinungen der Insuffizienz auf, 
Merletti leugnet sogar jede Strukturveränderung der Muskulatur. 
Die autoptischen Befunde genügen nicht zur Erklärung und Krehl 


selbst die allgemein als prognostisch ungünstigste anerkannte: 
Mitralstenose, sollen in gut kompensiertem Zustande die Unter- 


stets die Sterilisation ausführt. Man müßte für die Beantwortung 


ob ein Herz. sich nach einer schweren Kompensationsstörung in 


die Erfahrungen über den: weiteren Verlauf des Herzfehlers, nach- 
leider verfügen wir in der Literatur nicht über Nachuntersuchungen, 


wissen Ersatz hierfür können die Nachuntersuchungen von Baisch 


stellt fest, daß von 23 Frauen *6, d.h. ein Viertel, sich- wieder . 


aa aii - 


me 


836 


nimmt deshalb unbekannte Schädigungen vielleicht chemischer 
Natur an; es handelt sich demnach wohl meistens um Ermüdungs- 
zustände auf nervöser Grundlage. Gerade aus diesem Grunde, 
weil der Herzmuskel nicht notwendig krank, sondern meistens nur 
vorübergehend geschädigt ist, kann die Schwangerschaft außer- 
ordentlich verschieden verlaufen, je nachdem äußere Einflüsse auf 
das Herz wirken. Der Grund für die Kompensationsstörung liegt 


viel: mehr, als in dem pathologisch-anatomischen Zustande des ` 
‚Herzens, in den äußeren Einflüssen, als da sind Arbeit, Sorge, Er- 


regung, Ernährung und anderes; da diese in den einzelnen 
Schwangerschaften sehr verschieden sein können, so kann der 
Zustand des Herzens’ in ihnen ebenfalls sehr verschieden sein. 
Wenn man auch berücksichtigen muß, daß das Herz, welches auch 
außerhalb der Schwangerschaften Schädigungen ausgesetzt ist, im 
allgemeinen in spätere Schwangerschaften weniger leistungsfähig 
eintritt, so kann man niemals von vornherein annehmen, daß die 
neue Schwangerschaft dieselben Störungen haben muß wie die 
früheren; man steht bei jeder Schwangerschaft einer neuen, oft 
gänzlich veränderten Leistungsfähigkeit des Muskels gegenüber. 
Am schwersten belastet wird die Arbeitsfäbigkeit des Herzmuskels, 


‘wenn extrakardiale Erkrankungen neben der Schwangerschaft die- 


selbe erhöhen; dazu gehören Kyphoskoliosen, chronische Nieren- 
und Lungenkrankheiten; wenn letztere einer Besserung nicht zu- 
gänglich sind oder sich sogar weiterentwickeln, so wird man auf 
ein Ausbleiben von Kompensationsstörungen in späteren Schwanger- 
schaften nicht rechnen können. | 

Unter Zugrundelegung dieser Erwägungen über die aus- 
schlaggebende Bedeutung: der Funktionsfähigkeit des Herzmuskels 
wird man vollständig von einer Sterilisation Abstand nehmen 
können bei allen kompensierten Herzklappenfehlern; selbst die nach 
allen Erfahrungen prognostisch so ungünstige Mitralstenose recht- 
fertigt eine. -prinzipielle Sterilisation nicht, solange sie keine 
Kompensationsstörungen gemacht hat. Die Erwägung der Not- 
wendigkeit einer Sterilisation beginnt erst, wenn schwere Kompen- 
sationsstörungen in der Schwangerschaft aufgetreten sind, nament- 
lich dann, wenn dieselben schon einen künstlichen Abort not- 
wendig gemacht hatten. Für gewöhnlich soll auch in diesen 
Fällen, selbst wenn schwere Störungen bis zu Lebensgefahr in 
einer Schwangerschaft oder Geburt aufgetreten sind, die Sterili- 
sation nicht prinzipiell in Aussicht genommen werden, weil der 
Zustand des Herzmuskels in späteren Schwangerschaften ein viel 
besserer sein kann und Störungen vollständig ausbleiben können; 
sollten dieselben sich aber trotzdem wieder einstellen, so wird 
abermals, und zwar sofort ein künstlicher Abort ausgeführt werden. 
Gerade diese auf dem jeweiligen Zustand des Herzmuskels und 
dem Grade der von außen auf ihn einwirkenden Schädigungen 
beruhenden Verschiedenheiten im Verlauf der Schwangerschafts- 
dekompensationen lassen den Herzfehler besonders geeignet er- 
scheinen für den eventuell zu wiederholenden Abort gegenüber 


| der Sterilisation. 


Von diesem Verfahren müssen aber Ausnahmen gemacht 
werden, Eine Sterilisation nach künstlichem Abort oder mit schwer 


- dekompensationsverlaufender Schwangerschaft ist erwünscht: 


1. bei Mitralstenosen, wenn dieselben einmal zu 
schweren Kompensationsstörungen in der Schwangerschaft oder Ge- 
burt geführt haben. Die Ausnahmestellung dieses Vitiums gegen- 
über allen übrigen beruht auf der allseitig anerkannten schlechten 
Prognose desselben. Ich führe zur Begründung dieses aktiven 
Standpunkts die Erfahrungen von Kautsky an. Die Mortalität 
bei 25 Mitralstenosen im Generationsprozeß betrug 28°/, gegenüber 
0°/ bei den übrigen Herzfehlern; die Morbidität, das heißt das 
Auftreten von Kompensationsstörungen betrug bei Mitralstenosen 
68°%/, in der Gravidität, 13°, im Partus, 9°), im Puerperium 
gegenüber 6,4°/, 0°/, und 0°/, bei den übrigen Herzfehlern, das 
heißt 90°/, aller Mitralstenosen machen zu irgendeiner Zeit 
Kompensationsstörungen; ich verzichte auf die pathologisch-anato- 
mische Begründung dieser Tatsache, sondern verweise auf die 
Arbeiten von Kautsky. Kautsky selbst formuliert seine 
Indikation zur Sterilisation dahin, daß bei Primiparae, welche in 


_ der Gravidität Kompensationsstörungen gehabt haben oder schon 


dekompensiert in die Gravidität eingetreten sind, sofort die 
Gravidität zu unterbrechen und die Sterilisation anzuschliesen sei; 
bei Multiparae, welche früher dekompensiert waren, soll sofort 
unterbrochen und sterilisiert werden; außerhalb der Gravidität soll 
jeder Frau mit Mitralstenose, welche schon ein oder mehrere 
Kinder hat, der Rat gegeben werden, sich sterilisieren zu lassen. 


Ich halte den Standpunkt von Kautsky, namentlich in bezug | 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. 


2 ne — a 


Zu WEZ ra 


24. August. 


Ca 


auf die letzte Forderung, für zu weitgehend; denn selbst Mitral- 
stenosen bringen keineswegs immer Lebensgefahr, wie z. B. auch 
die von Benthin aus meiner Klinik mitgeteilten Fälle beweisen, 
Man darf auch bei diesem prognostisch ungünstigen Herzfehler 
nicht generalisieren, sondern die Leistungsfähigkeit des Herz- 
muskels im einzelnen Fall beurteilen lernen; wenn derselbe sich 
aber einmal in der Schwangerschaft als ungenügend erwiesen hat, 
und nicht in der Pause eine bedeutende Besserung desselben ein- 
getreten ist, soll man sterilisieren. 

2. bei allen übrigen Herzfehlern, welche im 
Verlauf einer früheren Schwangerschaft oder 
Geburt schwere Kompensationsstörungen bis 
zur Lebensgefahr gezeigt haben, 

a) wenn dieselben nicht auf zufällige ungünstig einwirkende 
Einflüsse in der Schwangerschaft zurückzuführen waren und 

b) wenn keine Gelegenheit zur Kräftigung des Herzens in 
der Schwangerschaftspause gegeben war; 

= ©) wenn in etwa späteren Schwangerschaften dem Herzen 
nicht die nötige Ruhe und Schonung gesichert werden kann; 

d) wenn infolge großer Fertilität neue Schwangerschaften 
schnell aufeinander folgen. 

Es soll demnach auch bei Herzfehlern, welche in früheren 
Schwangerschaften Dekompensation gezeigt haben, nicht prinzipiell 
sterilisiert werden, sondern erst dann, wenn der Herzmuskel auch 
dem Einfluß der Schwangerschaft. allein (ohne besondere dazu- 
kommende schädigende Einflüsse) nicht mehr gewachsen ist und 
wenn er sich als besserungsunfähig erwiesen hat. 

Dieser Standpunkt ist konservativer, als er von den meisten 
Autoren vertreten wird. Kautsky z. B. verlangt prinzipielle 
Sterilisierung bei Vitium cordis, da es ein irreparabler Zustand 
ist, welcher bei jeder neuen Gravidität von neuem zur Herz- 
insuffizienz führen kann. Fromme verlangt die Sterilisierung, 
wenn eine Verschlimmerung durch die vorausgegangenen Geburten 
objektiv nachzuweisen ist; er glaubt sich auf die Beobachtungen, 
daß Schwanyerschaften mit Kompensationsstörungen solche auch 
ohne Kompensationsstörungen folgen können, nicht verlassen zu 
sollen. Fellner will sterilisieren in allen Fällen, wenn eine 
Lebensgefahr in früheren Schwangerschaften bestauden hat und 
ferner, wenn trotz entsprechender Behandlung die Schwanger- - 
schaft vorzeitig beendet werden mußte; er verlangt eine welt- 
gehende Berücksichtigung des sozialen Elements und will sich 
bei arbeitenden Frauen viel früher zur Sterilisation entschließen; 
nach diesen Indikationen lat er zwölfmal die Sterilisation aus- 
geführt. Hellendahl verlangt die Sterilisation, wenn die 
Frau bei vorausgehenden Geburten durch einen Herzfehler in 
Lebensgefahr kam, wenn trotz aufmerksamer Behandlung wegen 
fortbestehender Dekompensation die Unterbrechung hat gemacht 
werden müssen oder schließlich, wenn dieselbe durch Mitralstenose 
oder chronische extrakardiale Komplikation notwendig geworden 
ist. v. Jaschke will bei der von ihm so benannten chronischen 
Herzinsuffizienz sterilisieren, wenn sich die Ursache, z. B. Unter- 
ernährung, Überanstrengung, nicht entfernen läßt oder wenn sie 
auf Gefäßhypoplasie beruht; akute Insuffizienz rechtfertige zunächst 
ein Abwarten. His und Külbs genügt zur Indikationsstellung 
ebenfalls die Tatsache einer wesentlichen Verschlimmerung währen 
der Gravidität oder schon früher bestandener Kompensations- 
störungen; nur wenn der Herzmuskel sich als medikament08 
sehr beeinflußbar erweist, wenn ein Kind dringend gewünscht 
wird oder wenu unter dauernder ärztlicher Kontrolle eine gute 
Funktion des Herzmuskels garantiert werden oder wenn nach em- 
oder mehrjähriger Schonung eine Kräftigung des Herzmuskels 
erzielt werden kann, kann von der Sterilisation Abstand genommen 
werden. Beide Autoren. tragen ebenso wie ich den wandelbaren 
Funktionsfähigkeiten des Herzmuskels Rechnung. Henkel will 
prinzipiell sterilisieren, wenn bei sorgfältig beobachteter Schwanger 
schaft und Geburt schwere Kompensationsstörungen eingetreten sind. 

Wenn man diese Meinungsäußerungen überblickt, gewon 
man den Eindruck, daß Unsicherheit in der Prognose die meisten 
Autoren zu einer prinzipiellen Sterilisierung treibt, daß aber doch 
einzelne sich bemühen, die Fälle mit Kompensationsstörungen n 
und während der jeweiligen Schwangerschaft zu sondern UN 
Gruppen auszuwählen, welche die Sterilisation verlangen oder 
ausschließen; ich glaube, daß man hierbei am vertrauensvollsten 
den oben von mir aufgestellten Grundsätzen folgen kann. Man 
soll weitgehend die Anpassungsfähigkeit des Herzmuskels prüfen 
und ihm seine Arbeit für die Dauer erst dann abnehmen, wen 
er dieselbe nicht mehr leisten kann. 


war R 


NUR nm dr 


wu. 


En VA CLANA x 


De W We 


2d. August. | 


-des Blutdrucks und von chronischen. Lungenkrankheiten, z. B: 


it. Hellendahl und v. Jaschke wollen ebenfalls den 


ee ` 
E io 3 
' - 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34 "887 


~ — 8, wenn extrakardiale Zustände die Arbeit des besser noch die Röntgenkastration In Anwendung gezogen werden: i 
Herzens in der Schwangerschaft besonders steigern. Hierzu gehört | Wer die vor allem von Kautsky empfohlene und auch an meiner 


vor allem die Kyphoskoliose mit Raumbeengung im Thorax und | Klinik mit bestem Erfolg ausgeführte Sectio caesarea im Beginn 
Verdrängungserscheinungen; sobald in , solchen Fällen einmal | der Eröffnungsperiode oder am ‘Ende der Schwangerschaft aus- 
schwere Kompensationsstörungen aufgetreten sind, darf man für 
spätere Schwangerschaften keinen besseren Verlauf mehr erwarten. 
Dasselbe gilt von chronischen Nephritiden mit starker Erhöhung 


verbinden. Die Aufnahme der Röntgenkastration in die Methoden 
der Sterilisation wird wohl eine Verschiebung der Indikation insofern 
‚bringen, als man sich überhaupt nur mit der: künstlichen Unter- 
brechung. der Schwangerschaft begnügt und .stets die Röntgen- 
kastration nach einigen Wochen folgen läßt. l | | 


Nierenkrankheiten. | r 


, Emphysem, Tuberkulose. Sobald nachgewiesen werden kann, daß 
die Kompensationsstörungen zum wesentlichen Teil auf die durch 
sie besonders gesteigerte Arbeit des Herzens zurückzuführen ist, 
so wird man eine Sterilisierung ausführen müssen, sobald eine 
Besserung der extrakardialen Krankheitszustände nicht zu erwarten ' | 

der Schwangerschaft in die.Erscheinung treten; am häufigsten sind 

‘chronisch wirkenden Komplikationen eine besondere Bedeutung 
für die Indikationsstellung beimessen. Akute extrakardiale Prozesse, 


z.B. Pyelitis, Infektionskrankheiten, können die jeweilige Schwanger- | Möglichkeit ‚einer ferneren Schwangerschaft durch Sterilisation 


Nierenkrankheiten können in verschiedener Form während 


die Nephropathie, die Pyelitis, die chronische Nephritis; seltener. 
die akute Nephritis. Die Frage, ob'bei einer dieser Formen die - 


dauernd ausgeschaltet werden muß, hängt ab von dem inneren: 


zu langdauernd und schwer’ wird. 
‚Eingriff durch Hervorholen des Uterus und. durch das technisch 


ist, Es wird vor allem eine sicher wirkende tubare Methode oder 


schaft lebensgefährlich komplizieren, verlangen aber eine Sterili- 
sierung nicht, da sie für spätere Schwangerschaften keine Störungen 


- hinterlassen. Ä | | | 
4. bei Herzmüskelerkrankungen, sei es, daß sie 


in Verbindung mit Herzklappenfehlern oder als reine Myokarditis 
auftreten. Während die relativ günstige Prognose des. Herzfehlers 
in der Schwangerschaft darauf beruht, daß anatomische lebens- 


gefährliche Veränderungen im Herzmuskel fehlen und die auf 


nervösen oder chemischen Einflüssen beruhenden „Ermüdungs- 
zustände“ vorübergehen und von genügender Widerstandsfähigkeit 


. abgelöst werden können, handelt es sich hier um Prozesse dauernder 


Einwirkung. Entweder sind es bindegewebige Schwielen oder 
diffuser Ersatz der Muskulatur durch Bindegewebe, Atrophien, 
fettige Degeneration, chronische infektiöse Zustände, arteriosklero- 
tische Prozesse; stets ist die Leistungsfähigkeit mehr oder weniger 
herabgesetzt und wird in jeder Schwangerschaft sich aufs neue 
und meistens in fortschreitender Weise einstellen. Die Gefahr der 
Herzmuskelerkrankungen der Schwangerschaft drückt sich in den’ 
Resultaten der Nachuntersuchung aus, welche Baisch an neun 
Frauen mit Herzmuskelkrankheiten in der Gravidität vorgenommen 
hat; von ihnen starben fünf bald nach dem Wochenbett, zwei in 
den. nächsten Jahren und nur zwei erholten sich gut. Man wird 
diesen Gefahren durch die Sterilisation entgegentreten müssen, 
sobald bei sicher zu diagnostizierender Herzmuskelerkrankung auch 
nur einmal Dekompensationen in der Schwangerschaft aufgetreten 
sind. Ob es feineren Beobachtungen später gelingen wird, einen 


Unterschied zwischen den verschiedenen Formen und Ursachen 


der Herzmuskelinsuffizienz zu machen, muß dahingestellt bleiben; 


„vorläufig wird dieser aktive Stand punkt bei allen Muskelerkrankungen 


. 


allseitig geteilt. Ä 

„Trotzdem diese Zurückhaltung in der Indikationsstellung zur 
Sterilisation, wie ich sie zu begründen versucht habe, keineswegs- 
von allen Autoren geteilt wird, tritt diese Operation bei Herzfehlern 
doch in der Praxis sehr zurück; Sehultze hat in der Literatur 
‚seit 1897 nur 20 Fälle sammeln können. In meiner Klinik ist 


. einmal- bei einer Herzkranken von einem meiner Oberärzte die 


Sterilisation in Verbindung mit Abort im sechsten Monat durch 


` vaginale - Uterusexstirpation vorgenommen worden. Es handelte 


sich um eine Frau mit Stenose und Insuffizienz der Mitralis, welche 


‚in früheren Schwangerschaften und Geburten keine Herzstörungen 


bemerkt hatte und auch in der jetzigen eine sehr unbedeutende 
Kompensationsstörung zeigte; es wurde nur rein prophylaktisch 
aus Furcht vor schweren Störungen im weiteren Verlauf der 
Schwangerschaft und Geburt operiert. Ich vermag dieser Indikation 
nicht beizutreten. | 

Über die Wahl der Methoden läßt sich folgendes sagen: 

Die 'Sterilisation soll möglichst mit der Unterbrechung der 
Schwangerschaft verbunden werden, ohne daß aber dadurch der 
Kingriff für das im Stadium der Dekompensation befindliche Herz 
In den ersten Monaten der 
Schwangerschaft wird sich am meisten die vaginale Uterusexstir- 
pation empfehlen, welche Abort und Sterilisation in einer leichten 
und fast unblutig auszuführenden Operation verbindet. Das gilt 
aber nur bis zum vierten Monat, Jenseits dieser Zeit wird der 
Schwierige Abbinden kompliziert und verlängert; man wird sich 
deshalb besser mit der Entleerung des Uterus begnügen und die 
Sterilisation nach einigen Monaten ausführen, nachdem das Herz 
wieder kompensiert und wenigstens leistungsfähig gemacht worden 


Zusammenhang des Nierenleidens mit der Schwangerschaft, von 


Ausheilung nach Ablauf der Schwangerschaft. 

i Die Nephropathie ist eine, Schwangerschaftstoxikose 

und hat als solche ihre Würdigung in dem betreffenden Kapitel 

schon ‘gefunden; eine Sterilisation kommt bei ihr nicht in Frage. 
Die akute Nephritis entbehrt jeden inneren Zusammen- 

hanges mit der Gravidität und scheidet deshalb vollkommen aus 

den Erwägungen über die Sterilisation aus; .übrigens heilt sie 


Die Pyelitis und Pyelo.nephritis bietet während 
der Schwangerschaft selten eine ernste Gefahr und heilt nach der 
Schwangerschaft gewöhnlich ab; sollten Residuen bleiben, so sind 
dieselben meistens chirurgischer oder interner Behandlung zugäng- 


lich. Für die Indikation kommen diese Formen deshalb nicht in 


Betracht; Löhnb.erg hat aus diesem Grunde sterilisiert; er gibt 
keine Mitteilungen über den Grad und Verlauf der Krankheit. 
Nephrolitkiasis kommt ebenfalls nicht in Betracht 


wegen der erfolgreichen chirurgischen Behandlung. Hoffmann 


hat einmal sterilisiert wegen Nierensteinen mit zeitweiser Anurie; 
genaue Angaben fehlen. | we. A 

© Die Nephritis chronica, sowohl in der Form der 
diffusen Glumerulonephritis als auch als genuine Schrumpfniere, ist 
eine sehr ernste Erkrankung; sie steigert sich meistens während 


der Schwangerschaft und bringt die Trägerin durch ihre Kompli- 


kation nicht. selten in Lebensgefahr. Ebenso wie diese Form der 
Nephritis die einzige ist, ‚welche die künstliche Unterbrechung der 


Schwangerschaft notwendig macht, ist sie auch die einzige, welche - 


uns. zu der Erwägung zwingt, ob man nicht im: Interesse der 
Kranken durch Sterilisation dauernd jede Möglichkeit einer Schwanger- 
schaft ausschalten soll. ` en 
Wir müssen bei der Aufstellung der Indikation trennen 
zwischen den ohne jede weitere Komplikation verlaufenden Nephri-. 


tiden und solchen, bei welchen den Komplikationen die Hauptrolle 


in der Prognose des Krankheitsbildes zufällt. Die Nephritis 
chroniea ohne jede weitere Komplikation, welche 
nur mit hochgradiger Albuminurie, Ödemen, Ausscheidungen 
in seröse- Höhlen und anderen von ihr abhängigen Krankheitser- 
scheinungen einhergeht, verschlimmert sich zweifellos sehr häufig 
durch die Schwangerschaft. Worauf diese Steigerung der Nieren- 


insuffizienz beruht, ob auf erhöhter Arbeitsleistung oder auf‘ toxi- 


schen Einflüssen, wissen wir nicht. Aus klinischer Beobachtung 


‚steht aber fest,. daß die Verschlimmerung keineswegs immer ein- . 


tritt, daß sie verschiedene Grade in den einzelnen Graviditäten 
aufweist und daß sie nach Ablauf der Schwangerschaft wieder so 


weit zurückgehen kann, daß die Nephritis als Folge des Genera- 
tionsprozesses keine Fortschritte aufzuweisen hat. Jedenfalls kann 
‚von einem regelmäßigen Fortschreiten der Nephritis durch eine oder - 


mehrere Schwangerschaften nicht gesprochen werden. In .meinem - 
klinischen Material finden sich mehrere Fälle von chronischer Ne- 
phritis, welche die Frauen trotz wiederholter Schwangerschaften, 
in einem Falle sogar zwölf, nicht dauernd schädigte. Sachs 


hat durch Nachuntersuchungen von 25 chronischen Nephritiden aus 


dem Material meiner Klinik festgestellt, daß von 9 Frauen mit 
Nephritis chronica ohne weitere. Komplikationen sich 7 objektiv 
und subjektiv gut befanden trotz 'Weiterbestehens ihrer Nephritis, 
demnach also die Schwangerschaft ohne dauernde Schädigung‘ 
durchgemacht hatten. Es liegt also kein Grund vor, diese Frauen 


zu sterilisieren, sondern man wird die etwa in einer späteren 


. der in ihr auftretenden Lebensgefahr und von der Möglichkeit einer 


meistens während oder nach der Schwangerschaft vollständig aus.: 


führt, wird am besten sofort mit derselben die Tubensterilisation - 


ea 


[Ed aS S O 


easi FE Zu 


= Sa 
ar OT ur ren een een 
i E - S er 
- 3 


. 


aae T 


-2wa M 


z i f 
j LT Aa APA RNE -AE ra nn 
ir = ` . "Ten. Be 
r AT us 


838 


Schwangerschaft auftretenden ernsten Störungen durch künstlichen 
Abort rechtzeitig beseitigen. 

Weit ernster wird die Prognose der chronischen 
Nephritis durch ihre Komplikationen; bei jeder 
einzelnen müssen wir die Berechtigung der Sterilisation prüfen. 

Die Urämie ist die ernsteste Gefahr und nur selten wird 
eine Schwangere trotz sofortiger Unterbrechung der Schwanger- 
schaft am Leben erhalten bleiben. Unter meinem Material fanden 
sich vier Urämien, von denen eine in der Geburt, drei bald da- 
nach starben. Sollte es wirklich gelingen, eine chronische Nephri- 
tica durch einen bei den ersten Anzeichen eingeleiteten Abort 
am Leben zu erhalten, so muß die Sterilisation stets vorgenommen 
werden, da eine so schwere Nephritis niemals wieder gravide 
werden darf. 

Von seiten des Herzens, sei es, daß es sich um eine 
Komplikation mit einem Klappenfehler oder um das sogenannte 
Nierenherz handelt, können sehr ernste Störungen ausgehen. Die 
Gefahr wird dem schon an und für sich mit den Anforderungen 
der Schwangerschaft ringenden kranken Herzen durch den ge- 
steigerten Blutdruck der Nephritis gebracht; ein Unterschied besteht 
hierin zwischen den Klappenfehlern und dem Nierenherzen nicht, 
da sich bei beiden Veränderungen hypertrophische Zustände der 
Muskulatur finden, und die Prognose wesentlich von dem Zustande 
derselben abhängt. Solange die Muskulatur funktionsfähig bleibt, 
können Kompensationsstörungen ausbleiben oder ohne Gefahr ab- 
laufen; wenn aber Kompensationsstörungen auftreten, so wird es 
stets viel schwerer sein, derselben bei gleichzeitiger Nephritis 
durch geeignete Behandlung in der Schwangerschaft Herr zu 
werden, als wenn es sich um Herzkrankheiten allein handelt; 
Sachs berichtet aus meinem Material, daß es bei Nierenkrank- 
heiten niemals gelungen sei, eine Kompensation zu erreichen, so- 
lange die Schwangerschaft weiterbestand. Die Nachuntersuchung 
von zehn Fällen, welche Komplikationen ihrer chronischen Nephritis 
mit Herzkrankheiten hatten, ergab eine Mortalität von 40°/, im 
Partus oder gleich danach; noch viel ernster wird die Prognose 
bei Herzmuskelerkrankungen sein, bei welchen Baisch schon 
ohne Nephritis eine Mortalität von über 50°/, bei oder nach dem 
Wochenbett und weitere 25°) in den nächsten Jahren nachwies. 
Im Gegensatz zu den reinen Herzfehlern, welche in verschiedenen 
Schwangerschaften je nach den wechselnden Anforderungen einen 
recht verschieden schweren Verlauf darbieten können, wird man 
bei gleichzeitig bestehender Nierenerkrankung wegen der dauernden 
Belastung mit einer weiteren Abnahme der Leistungsfähigkeit des 
Herzens rechnen müssen, sodaß spätere Schwangerschaften im 
allgemeinen noch ernstere Komplikationen bieten werden. Man 
muß deshalb bei Komplikationen von Nephritis chronica mit Herz- 
krankheiten, sobald in einer Schwangerschaft Kompensations- 
störungen aufgetreten sind, die Sterilisation fordern müssen. 


Augenkrankheiten sind häufige und ernste Kompli- 
kationen der chronischen Nephritis. Die Retinitis albu- 
minurica beansprucht von ihnen wegen ihrer Häufigkeit und 
wegen ihrer engen Beziehungen zur Nephritis die größte Bedeutung. 
Die Retinitis albuminurica ist bei chronischer Nephritis ohne 
Schwangerschaft eine Komplikation von übelster Bedeutung und 
zeigt meistens das in absehbarer Zeit bevorstehende Ende an. 
Das ist bei gleichzeitig bestehender Schwangerschaft durchaus 
nicht der Fall. Allerdings beobachtet man recht häufig das erste 
Auftreten während der Schwangerschaft oder die schon vorher 
bestehenden Veränderungen steigern sich schnell; nach dem Ab- 
laut der Schwangerschaft gehen die Veränderungen aber nicht 
selten wieder zurück. Ebenso wie die chronische Nephritis sich 
durch die Schwangerschaft verschlimmert und nach Ablauf der- 
selben bald wieder bessert, geht es mit ihrer Begleiterscheinung, 
der Retinitis albuminurica; ebenso wie ferner die Verschlimmerung 
der chronischen Nephritis in der Schwangerschaft etwas Un- 
berechenbares ist und in den verschiedenen Schwangerschaften 
sehr verschieden sein kann, so ist es auch mit der Retinitis albu- 
minurica. Sachs teilt aus meinem Material einen Fall mit, bei 
dem in der zweiten Gravidität eine Retinitis albuminurica bestand, 
in der dritten dagegen sich keine Spur von Retinitis und volle 
Sehschärfe fand. Ein weiterer Fall hatte in der dritten Schwanger- 
schaft schwere Veränderungen von Retinitis albuminurica mit pro- 
sressivem Charakter und Sehschärfe von 1/19 und 1/1. Patientin 
erhielt den Rat, sich sterilisieren zu lassen, befolgte ihn aber 
nicht und ward bald wieder gravide. Die Nachuntersuchung nach 
einem Jahre ergab ein Residuum der Retinitis mit Sehschärfe 5/s; 
trotzdem also nach dem schweren Verlauf der Retinitis in der 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. 


mn = 


Ta | y — 
> e "P p ey ET. -A 
Ra "KE 


àù 


24. August, 


dritten Gravidität noch eine weitere Gravidität aufgetreten und 
bis zum siebenten Monat getragen war, zeigten die Augen keine 
dauernde Zunahme der Retinitis. Diese Beobachtungen lehren, 
daß die Retinitis albuminurica bei Schwangeren keine sich konstant 
weiterentwickelnde Erkrankung darstellt, sondern ihr Verlauf aus 
uns unbekannten Gründen ein wechselnder ist und daß die schweren 
Erscheinungen in der Schwangerschaft auftreten und mit ihr zu 
vergehen pflegen; je länger die Gravidität aber andauert, um so 
progredienter entwickelt sich die Retinitis ‚und um so leichter 
bleiben Veränderungen zurück. Daneben muß aber betont werden, - 
daß die mit Retinitis albuminurica sich komplizierenden Nephri- 
tiden an sich viel schwerer zu verlaufen pflegen, wie Sachs 
durch seine Nachuntersuchungen beweisen konnte. Die Kompli- 
kation mit einer Retinitis albuminurieca kann nach obigen Er- 
fahrungen an sich keineswegs die Sterilisation verlangen; man 
wird die Schwangerschaft, welche ja nicht selten künstlich wird 
unterbrochen werden müssen, vorübergehen lassen und nach dieser 
Zeit feststellen, ob sich die in der Grävidität hinzugetretenen Ver- 
änderungen wieder zurückgebildet haben; in diesem Falle kann 
man von der Sterilisation absehen. Wenn aber die Veränderungen 
bestehen bleiben oder sich gar- weiterentwickeln, so muß unter 
allen Umständen sterilisiert werden. 

Adam nimmt einen aktiven Standpunkt ein und möchte 
sich „mit der Sterilisation einverstanden erklären“, weil die mit 
Augenstörungen einhergehenden chronischen Nierenleiden für das 
Augenleiden und das Sehen von ungeheurer Bedeutung sind. 

Die Ablatio retinae, welche im Verlauf der Retinitis 
albuminuria bei chronischer Nephritis eintreten kann, ist stets ein 
vorher so unberechenbarer Faktor, daß sie keinerlei Berücksichtigung 
in der Indikation zur Sterilisierung beanspruchen kann. 

Das Material an Sterilisationen bei chronischer Nephritis, 
welches in der Literatur niedergelegt ist, ist spärlich und erlaubt 
kaum, die besonderen Indikationen zu erkennen und an ihrem 
Erfolg zu prüfen. | ! 

Kouwer hat einmal wegen chronischer Nephritis mit 
Retinitis albuminuria sterilisiert und „denkt an den Fall mit leb- 
hafter Reue“. 

Hoffmann erwähnt aus der Berner Klinik drei Fälle, 
ohne die besonderen Umstände, welche die Sterilisation erforderten, 
mitzuteilen. 

An Meinungsäußerungen in der Literatur über die Not- 
wendigkeit der -Sterilisation fehlt es. nicht, ohne daß freilich die 
Ansichten wissenschaftlich begründet sind. Chrobak z. B. 
nennt die chronische Nephritis „vor allem unter den Indikationen 
zur Sterilisation“. 

Richter verlangt Warnung vor neuer Schwangerschaft, 
weil die Gefahr für die Frau wächst und „dem Grabe ımmer 
näher bringt“, | 

Kermaner will sterilisieren, „wenn man aus früheren 
Beobachtungen oder aus der Anamnese (z. B. Zunahme der 
Augen- und Herzsymptome) den Eindruck gewinnt, daß in weiteren 
Schwangerschaften lebensdrohende Gefahr zu sehen wäre“. 

Die Nephritis chronica an sich kann nach meinen Aus- 
führungen niemals allein eine Sterilisation rechtfertigen; sie soll 
nur in einzelnen Fällen, welche eine dauernde Schädigung des 
Herzens:oder der Augen mit Bestimmtheit erwarten lassen, ausgeführt 
werden. Allerdings kann ein aktiver Standpunkt wohl dadurch 
gerechtfertigt erscheinen, daß die Aussicht auf eine weitere Zahl 
lebender Kinder bei Nichtsterilisierten nicht sehr groß ist. Die 
Prognose für das Kind ist sehr schlecht; bei meinem Material pon 
48 Graviditäten mit chronischer Nephritis endeten nur II = 23% 
mit reifem lebenden Kinde. 

Literatur: Fro . fî. Gynäk. 1918, 
Bd. 16, S. 29. — v.Jasch R ES Po Zati 1" Geburtsh 
Bd. 78, S. 175. — Benthin, s. Winter, Die Indikation zur künstlichen 
Unterbrechung der Schwangerschaft S. 73. — Baisch, Verhandl.d. Deutschen 
Ges. f. Gynäk. 1913, Bd. 15,S.40.— Aschoff und Tawara, Die pathologisch- 
anatomischen Veränderungen der Herzschwäche, Jena 1906. — Rrehl, Patho- 
logische Physiologie 9. Aufl,, S.413. — Kautsky, Arch. t. Gynäk. Bd. 106. — 
Fellner, Mschr. f. Geburtsh. Bd. 37, S.594. — Derselbe, Die Beziehungen 
der inneren Krankheiten usw., Wien, Deuticke, S.85. — Hellendahl, MIKI 
1907, S. 703. — His und Külbs, Krankheiten der Ehe 2. Aufl, S. 321. — 
Henkel, s. Placzek, Die künstliche Unterbrechung der Schwangerschaft 
usw., S. 182. — Seitz, Döderleins Handbuch der Geburtshilfe 2. Bd., 5. 286. 
Löhnberg, Prakt, Ergebnisse Bd. 6, S. 139. — Sachs, s. Winter, mdi 
kationen zur künstlichen Unterbrechung der Schwangerschaft S. 112. — Adam, 
S. Placzek, Künstliche Fehlgeburt usw., S. 317. — Kouwer, Zbl d Gyn. 
1902. S.82. — Hoffmann, Zschr. f. Geburtsh. Bd. 75, S. 321. — Chrobak, 


An f. Gyn. 1905, S. 647. — Richter, Krankheiten der Ehe 2. Aufl., 5.410. ~ 


Kermanner, Erkrankungen der weiblichen Genitale und Beziehungen Zut 
inneren Medizin Bd, 1, S. 192, N | 


g 
| 
N o E “ | 


a a R a 
in : 2.24. August. g 


a 


Aus der Dermatòlogischen A 
= | Ä hauses in Berlin. . . | 
_ Über die Grenzen der Abortivbehandlung der Syphilis. 
u | „Von A = | 
_ Prof. Wilhelm. Wechselmann. s 


t 


Durch die Einführung des Salvarsans in die Syphilisbehand- 
~ Jung ist in vielen Fällen mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit 
. eine Abortivheilung bei Primäraffekten erreicht, wenigstens soweit 

eine solche aus Fortbleiben sekundärer Symptome und der Wasser- 


- Reinfektion geschlossen. werden kann. Von vornherein liegt die 


Annahme nähe, daß ein solcher Erfolg mehr oder weniger von dem 


. , - Zeitpunkt abhängig sein dürfte, in welchem ein spirilloeides Mittel, 
wie das Salvarsan, zur Anwendung gelangt, so zwar, daß die 


... der Infektion es einverleibt wird. Im. Verfolg dieser Anschauung 
glaubt Wassermann, daß jeder'Syphilitiker zwei biologisch 
‚getrennte. Stadien durchmacht; der biologische Markstein ist die 
Wassermannsche Reaktion. Wenn diese auftritt, sind die Spirochäten 
aus der Blut- und Lymphbahn in die Gewebe eingedrungen und 
"Gewebsbewohner geworden, .in der Vorwassermannperiode sitzen 
sie in einem umschriebenen Gewebestück (Primäraffekt) und halten 


` reaktiven Tätigkeit der eigentlichen Körpergewebe, auf die ein- 
` gedrungenen Spirochäten ist es in diesem Stadium noch. nicht 
gekommen. Die restlose Vernichtung der Spirochäten gelingt in 
der Vorwassermannperiode bei Anwendung der spirillociden Mittel 


H. - fast regelmäßig, während dies im zweiten Stadium der Nach- 


wassermannperiode nicht "annähernd mit der gleichen Gewißheit 


zu erreichen ist. 


daß daraus der Schluß gezogen wird — den Wassermann nur 


: bedingt zuläßt —, daß eine solche Sterilisation in der Vor-Wasser- | 
mannperiode durch die Zufuhr zumal ungenügender Salvarsan- 


mengen nun unbedingt gelingen müßte. Man muß sich vielmehr 
bewußt bleiben, daß die Verhältnisse der Durchseuchung des Körpers 

bei der Syphilis von Anfang an ganz verschieden sein können, 

~ sodaß man für die Bedingungen der Heilung auch bei einem so 
.. hervorragenden Mittel, wie es das Salvarsan darstellt, sicher nur 
: Regeln, aber keine. Gesetze aufstellen kann. Folgende Beobach- 
. » hingen. (von mir und Dr. Eitke) beweisen, daß auch’ in der 
- Vorwassermannperiode die Sterilisatio magna mißlingen kann. . 

- 1. Patient T., 87 Jahre. Letzter Verkehr am 9. Februar 1919, 

~ am 12. Februar Geschwür am Bändchen, auf die untere Eichelfläche 

- übergreifend; keine deutlichen Drüsen am 18. Februar, Spirochäten. 

- + W.R,O mit vierfacher Serummenge 0. 19. Februar 0,3,. 21. Fe- 
bruar 0,45, 24, Februar 0,45, 28. Februar 0,45 Neosalvarsan, W. R. —, 

Stern —. Gegen ärztlichen Rat ungeheilt entlassen. | 
. - Im Juli: 1919 stellte er sich bei Kollegen Pinkus mit Er- 


'scheinungen sekundärer Syphilis vor. 


' Es ergibt sich also, daß vier Injektionen mit 0,3 resp. 0,45- 


Neosalvarsan hier keineswegs zur Sterilisation genügten, trotzdem 
sie etwa zehn Tage (?) nach der Ansteckung vorgenommen wurden. 
. Dies war auch bei der Entlassung mit ganz ungeheiltem Schanker 
vorausgesehen worden. | 
2. Lu aufgenommen am 24. Februar 1918. Letzter Verkehr 
vor 14 Tagen: in Charleroi, vorheriger im Dezember. Seit sechs 
“Tagen wunde Stelle am Glied. Primäraffekt am inneren Vorhaut- 
‚blatt. 27. Februar 1918. W.R. negativ. Stern negativ. Spiroch. 
pall. + 4,2-Natriumsalvarsan und 1 g Hydrarg. salieyl. 4. April 1918. 
W.] Am 24. Juni W.R. + +++, Stern +++. In der 
Zwischenzeit kein Geschlechtsverkehr. Nach 4,5 g Neosalvarsan und 
l g: Hydrarg. salicyl. im September 1918 W.R. negativ. 
l ‚Es genügte also hier schon 14 Tage nach der Ansteckung in 
der Vorwassermannperiode eine ausgiebige kombinierte Kur nicht‘ 
mehr, um ein serologisches Rezidiv nach 21/, Monaten zu verhüten. 


„ide ‚zurück; im Felde hatte er keinen Geschlechtsverkehr; nach 

Ta Rückkehr verkehrte er nur mit seiner Ehefrau. Diese zeigte 

ni Untersuchung am 15. April 1919 ein Leukoderm und 

5 RÄ+ +++, sodaß man mit Sicherheit bei ihr eine Infektion 
. In den letzten Monaten. des Jahres 1918 annehmen kann. 


—— 
hd » 


3. Patient Kr., ein’ verheirateter Mann, kehrte 1918 aus dem 


m pogi wunde Stelle in der Kranzfurche; deutliche Verhärtung. der 
mgebung, geringe Inguinaldrüsenschwellung. . W.R.O mit vier- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. © 


Ä bteilung des Rudolf-Virchow-Kranken- 


mannschen Reaktion durch ein bis zwei Jahre, sowie‘ aus der 


Sterilisation desto leichter erreichbar erscheint, je kürzere Zeit nach . 


sich hauptsächlich in den Blut- und Lymphcapillaren auf. Zu einer | 


| .des Körpers stattfindet. 
‘ Gerade die Anhänger des Salvarsans müssen davor warnen, . 


| Schankers in der Leiste 


geknüpft ist. 
16. Dezember 1918. Es besteht seit acht Tagen eine schmierig , 


facher Serummenge 0,. Stern: 0. 14x 0,3 Salv. Natr. 24. Februsr 1919. E p ; 
W. R.0, Stern 0. 8. März nochmals 0,3 Salv. natr. 14. April maculo- = v 
papulöses Exanthem seit acht Tagen, W. R.+ + + +, Stern ++ ++. 


18. April, 28. April, 5. Mai, 20. Mai 1919 je 0,2 Silbersalvarsan . am- 


bulant. Da die letzte ‚Einspritzung: schlecht vertragen wurde, am - | 


6. Juni, 20. Juni je 0,2 Sulfoxylat. Am 20. Juni waren am Hoden- 

sack neue Papeln aufgetreten, W. R.+ +++; à 

oxylat, Papeln abgeheilt. .. ` | 
Es waren also auch: hier t 


in der Vorwassermannperiode .Spirochätenherde der: Vernichtung . 


entgangen,. ja: es ist wahrscheinlich, daß hier salvarsanresistente 


Spirochätenstämme sich ausgebildet haben, welche nur durch sehr -`~ 
mit kräftigen 'Salvarsanpräparaten geheilt 


intensive Behandlung 
werden können. 


“ Die Vorstellung, daß die Syphilis im Anfang nur eine lokale 

| Erkrankung sei, ist schon sehr alt; schon Jean de Vigo (1508) 
entfernte auf ihr fußend die venerischen Geschwüre chirurgisch 
und seitdem ist die Excision des Primäraffektes immer und immer. 
. wieder gemacht worden, in der Absicht, die Allgemeininfektion zu 
. verhindern. Der Erfolg war zweifelhaft; sicher. ging in der über- 
wiegenden Mehrzahl der Fälle die Syphilis ihren gewohnten . 


‚Gang. Aber auch die Fälle, wo bei genügend langer Beobachtung 


keine ‘Zeichen von Syphilis beobachtet wurden, stammen aus `- 
älterer Zeit, in der mangels Kenntnis der Spirochaete pallida  : 


weder die Diagnose des syphilitischen Primäraffekts sichergestellt 
werden konnte, noch eine Allgemeininfektion — ohne Erscheinungen 


auf der Haut und den sichtbaren Schleimhäuten — durch negative . 


Wassermannsche Reaktion mit an Sicherheit grenzender Wahr- 


scheinlichkeit für ausgeschlossen angesehen werden konnte. Manche 


Erfahrungen bewiesen dagegen sicher, daß schon wenige Stunden 
nach dem ‚infizierenden Beischlaf eine "Allgemeindurchseuchung 
Wie etwa in den bekannten Versuchen 
von Schimmelbusch nach .der Impfung von Milzbrand- 


bakterien in den Schwanz der Maus schon: nach wenigen Minuten 
die Abtragung des Schwanzes nicht mehr: imstande ist, die All-. 


gemeininfektion zu verhindern, so ist auch die schon fünf Stunden 
nach dem Beischlaf ausgeführte ausgedehnte. Excision einer 
kleinen Erosion nicht ‚mehr imstande gewesen, die Allgemein- 


‘infektion zu. verhindern (Reiß). ‘Ist gar schon ein Primäraffekt 


aufgetreten, so muß man mit einer- Allgemeininfektion sicher 


rechnen; Wolff berichtet über einen Patienten aus der Made- 
lungschen Klinik in-Straßburg, der kurze Zeit nach Auftreten 
der Sklerose sich aus Verzweiflung mit dem Rasiermesser den . 


Penis an der Wurzel abschnitt und doch syphilitisch wurde; 


Fournier berichtet von einem Studenten der Medizin, welcher 
Die Eichel des jungen 
Mannes wurde täglich von Fournier sorgfältig untersucht. _ 
Erst am 24. Tag zeigt sich eine: kleine Verletzung‘ der Vorhaut; | 
welche. sofort in weitem Umkreise ausgeschnitten wurde; die 
Wunde heilte ohne Induration, aber die sekundäre Syphilis trat 
‚in der üblichen Weise auf. Wir wissen auch- aus Autopsien, daß’ 
die Lymphdrüsen sechs bis neun Tage nach. dem Auftreten des 
ngegend, ja bis zur Fossa iliaca hinauf 


mit einer, Syphilitischen coitiert hatte. 


erkrankt siad. `- : 
- Danach ist wohl die 


wunde Stelle, in welcher Spirochäten nachgewiesen sind, anzu- 
sprechen —, auch schon die Allgemeininfektion, stattgefunden hat. 
Treffend sagt daher Gerber, die Initialsklerose ist sozusagen 


die Anmeldung eines Gastes, der schon längst in der betreffenden: 


Wohnung sich befindet, Nun wissen wir aber noch durch die 
Feststellungen Eiekes (Derm. Zschr..:Bd. 27, H. 6), daß der 
Zeitpunkt des Auftretens der Wassermannreaktion wesentlich 
von dem Sitz des Schankers abhängt;-:sie tritt am frühesten bei 


Schankern am Bändchen auf, erstmalig in der dritten bis vierten 


Woche, regelmäßig in der fünften bis sechsten Woche. Bei den 
Primäraffekten der Eichel und. am inneren Vorhautblatt ist dagegen 
der Eintritt der positiven Wassermannreaktion ein wesentlich 
verzögerter. Die anatomische Begründung hierfür liegt in der 
verschiedenen Gewebsbeschaffenheit und der 'verschiedenartigen 


Verteilung der Blut- und Lymphgefäße. | 


Es ist aber anzunehmen, daß das erste Auftreten der Wasser- ~ 


mannschen Reaktion an ein bestimmtes Stadium des Primäraffektes 
Das 'syphilitische Infiltrat infareiert zunächst die 
Lymphspalten, was als eine Schutzvorrichtung gegen das Vor- 


dringen ‘der Spirochäten anzusehen ist, wird alsdann durch neu- 
gebildete Capillaren vascularisiert; später tritt eine regressive . 


t 


m 30; Juni 0,2 Sulf- 


rotz ausgiebiger Salvarsananwendung. 


Annahme berechtigt; daß, wenn man 
erst einen Primäraffekt erkennen kann — und als solcher ist jede 


Eis t- 


<t 


TAA 


A eaa e Beh : 
m a r z r ir uÀ 
< F P RR r Ea K P 
S a s . 


. a 


` a .. = 
Da a E a 


= ~ 


> 


yo P et, Base EN 


un Bun, 
at O 


` i z 
> 1 > wa S 
` Fe A 2 ON f E ş 
on x ' £ St * 
RR i \ 
. 855 Bu E 
? 3 % 
ee L e Peer ee 
- `~, = A 
FW m ak Sa T et 
Fe N = z 
2% Er 


ER PB 
> ae BR 


Le Zeit 
Tun ie Na 


E a 


pe pa 
REET ES 


ee 


i 
- RE Ri Er 
WITTEN 
a 


A E EA 

“ > ` 3 % p s 

> BER e` SES FR E SA N 
RRT E- y ANID e eea y š ka 
a TE SE MILE NETT ea nn ne 

DT ee ee NT, EL TMIN 

j =. ee Ba S 


a . z D + 
x . P 7 ln 5 5 
rn 3 ; p ai wa - . 
uns s ; DE 
ae maren Anne 
re ee T re katze TESTATE an RATT T- 
ES E aa SE Ba 


“ir ar, u ` . Epo i vi a 2 
* ee K > i x 1 DE  \ 
2. Se ` 


Sm . 
un mon nie 


ee 5 3 

a NF nt ee y a Teg ó 

Sun EEE EN ee ei Ban: EN VET 2 Zu 
- ee re ER RR 
SE: a - iOm 


~ e 
Ea 
RN L 


ER = 
SE a AT A EE- 
a N re 


EEE en 


uns A 


+ 
pu 


Be BER N a 


en nun 


+t r p 
u T T EEE B y - 
te ->` 


2 re ae 2 - 


840 o 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 81. 


un m- m l e m a e a, nn a nn 


Metamorphose ein, deren Produkte durch Resorption schwinden 
oder aber auch sekundär in ein Lymphgefäß durchbrechen (E h r- 
mann). Erst zu dieser Zeit tritt meines Erachtens wahrscheinlich 
die Wassermannsche Reaktion im Blute auf. 

Es fällt nua den speeifischen Mitteln außer der Tötung der 
Spirochäten auch die Aufgabe zu, das syphilitische Infiltrat zum 


- Verschwinden zu bringen; ja meistenteils ist dies die Vorbedingung, 


damit das spirillocide Mittel an die Spirochäten heran kann. Diese 
Aufgabe können aber die Mittel desto leichter erfüllen, je mehr 
schon durch die natürlichen Heilkräfte des Körpers die.syphilitischen 
Infiltrate ihrer Rückbildung entgegensehen. So sehen wir häufig, 
ja fast regelmäßig, daß junge derbe Sklerosen und papulöse 
Syphilide durch eine Reihe von Quecksilber- oder Salvarsanspritzen 
gar nicht verändert werden und erst in einem späteren Zeitpunkt 
bei Fortsetzung derselben Behandlung plötzlich zur Rückbildung 
und Aufsaugung kommen. | 

. Es können also, so paradox es klingt, die Heilungsbedingungen 
für einen jungen Primäraffekt unter Umständen schwieriger sein, 
als für einen älteren. Dieselben Verhältnisse gelten aber für jede 
Ansiedlungsstätte von Spirochäten in den Geweben. Der Vorteil 
der frühen Salvarsanbehandlung besteht darin, daß die in der 
Blutbabn kreisenden Spirochäten leicht vernichtet werden, während 


die schon aus den Capillaren in das Bindegewebe übergetretenen 


und durch einen Zellwall geschützten Spirochäten erst später den 
Heilmitteln genügende Angrifispunkte zu geben brauchen. Die 
klinische Beobachtung hat in früheren Zeiten die meisten Syphilido- 
logen zu der Auffassung geführt, daß das Quecksilber seine 


“_ Hauptwirksamkeit erst entfalten könnte, wenn schon sekundäre 


Symptome aufgetreten wären; hierin lag nach den obigen Aus- 
führungen ein Körnchen Wahrheit, zumal in Rücksicht auf die 
geringe spirilloeide Kraft des Quecksilbers. Bei der gewaltigen 
Überlegenheit des Salvarsans in dieser Hinsicht ist der Vorteil 
der frühen Behandlung einleuchtend und durch die Erfahrung 
überzeugend erwiesen. So ergaben auch die experimentellen Unter- 
suchungen von Wechselmann und Arnheim!) über die 
Widerstandsfähigkeit lokaler Spirochätenherde gegenüber reiner Sal- 
varsantherapie, daß sieben Primäraffekte nach reichlicher Salvarsan- 
zufuhr so weit beeinflußt waren, daß sie, auf Kaninchen überimpft, 
nicht mehr angingen. Im Gegensatz dazu gaben drei von Fischl 
mit Quecksilber und ungenügend Salvarsan behandelte Fälle von 
Primäraffekt (zweimal) und Condylomata lata (einmal) bei der 
Impfung Durchwucherung der Kaninchenhoden mit Spirochäten. 

Immerhin können nach Sterilisierung des Primäraffektes durch 
Salvarsan im Innern des Körpers noch Syphilisherde bestehen, 
welche der Weiterentwicklung fähig sind, zumal wenn schon Wochen 


nach der Ansteckung verflossen sind, auch wenn die Wassermann- 


sche Reaktion noch negativ ist. Man darf sich daher nicht ver- 
leiten lassen, in solchen Fällen nach Abheilung des Primäraffektes 
schon nach wenigen Einspritzungen mit der Behandlung aufzuhören 
oder gar eine Heilung ohne besonders häufige und genaue Kontrolle 
durch genügend lange Zeit (ein bis zwei Jahre) anzunehmen, Erst 
so werden wir feststellen können, welches das Mindestmaß von 
Salvarsan ist, um im Frühstadium eine sichere Sterilisation zu 
erreichen. Viel spricht dafür, daß gerade in diesen Frühstadien 
diejenigen Grundsätze, welche Ehrlich für die Sterilisatio magna 


nach seinen experimentellen Erfahrungen aufgestellt hat, die 


richtigen sind, und wir werden planmäßig erforschen müssen, ob 
nicht gerade in diesen Fällen höhere Einzeldosen nötig sind, um 
die Heilung mit einer einzigen Einspritzung oder einer Kur sicher 
und mehr oder weniger ausnahmslos zu erreichen. 


Aus dem Pharmakologischen Institut der Universität Bonn 
(Direktor: Geh.-Rat .Prof. Dr. Leo). | 


Über Kohletherapie und ein neues kolloidales 
Kohlepräparat. 
Von 
Prof. Dr. C. Bachem. 


Die von Lowitz 1791 gemachte Entdeckung, daß Holzkohle 
imstande ist, gefärbte Flüssigkeiten zu entfärben — ein Verfahren, 
das besonders die Zuckerindustrie zum Entfärben des Zuckersaftes 
ausnutzte —, blieb von der Medizin 40 Jahre anscheinend unbeachtet, 
bis um das Jabr 1930 Kohlepulver als Desodorans für die Hände 


13) D. m. W. 19i4, Nr. 19. 


RR 


24. August. 


—— EIGEN ESEER EI Sl nn Sr han ar In Be Me a Dt Er an ne 7 S AE De u el 
en = LATS 


derer, die mit verwesten Leichen in Berührung gekommen, empfohlen 
wurde. 
lösungen durch Schütteln mit Kohle von dem vorhandenen Metall 
befreit werden können. Unter Benutzung dieser Entdeckung rettete 
Hort?) einen Patienten vom Tode der Sublimatvergiftung und 
der französische Apotheker Thouery nahm, überzeugt von der 


Graham!) fand fast zu gleicher Zeit, daß Metallsalz- 


entgiftenden Wirkung der Holzkohle, vor einer Kommission 1 g 


Strychnin, hinterher 15 g Kohlepulver und blieb vollkommen gesund. 
Im Laufe der Jahre wurde Kohle als Antidot bei zahlreichen 
Alkaloid- und anderen Vergiftungen benutzt, daneben auch als 


Wundheilmittel auf die Empfehlungen Neumanns, Pithas 
und Anderer, also bereits in der vorantiseptischen Zeit. Auch als 


Desodorans zum innerlichen und äußerlichen Gebrauch, sowie in 


Großbetrieben (Kanalgasen) fand gepulverte Holzkohle immer mehr 


Anwendung. Die bei Erkrankungen des Magendarmkanals (Cholera, 
Ruhr, Typhus, Enteritis, übermäßigen Darmgase usw.) so aus- 


gesprochene Wirkung der Kohle kam in Mißkredit, als Nothnagel 
und Roßbach (Handbuch der Arzneimittellehre 1387) den Ge- 
brauch zu innerlichen Zwecken als nachteilig bezeichneten, indem 
sie die irrige Auffassung vertraten, die Kohlepartikelchen reizten 
die Magendarmschleimhaut. Seitdem war der Gebrauch der Kohle 
in der Heilkunde, abgesehen als Gegengift bei akuten Vergiftungen, 


-ein sehr beschränkter und erst in den letzten Jahren sind Kohle- 


präparate wieder mehr in Anwendung gekommen. 


Der Gebrauch der Kohle wurde um so umfangreicher, als 
neben der bislang üblichen Holzkohle (Carbo Ligni pulveratus, D.A.B.) 
die gepulverte T ier k o h 1 e (Blutkoble, Carbo animalis s. Sanguinis) 
in die Therapie eingeführt wurde. Den Wirkungsmechanismus dieser 
Mittel aufgeklärt zu haben, ist hauptsächlich dasVerdienst Adlers’), 
Wiechowskis‘undStarkensteins). Es gelang zu zeigen, 
daß Tiere, denen man tödliche Gaben der verschiedensten Gifte 
zuführte, am Leben blieben, wenn gleichzeitig eine nicht zu kleine 
Gabe einer guten Tierkohle gereicht wurde. Der Einfluß der Kohle 
auf das betreffende Gift stellt sich als eine Oberflächenwirkung dar, 
die sich in Adsorptionserscheinungen äußert; solche Vorgänge treten 
auf, wenn sich in flüssigen Lösungen feste Körper von grober 
Oberfläche befinden und man darf wohl die Wirkung so erklären, 
daß an der Trennungsfläche eine Anreicherung der gelösten Substanz 
vor sich geht. Der Grad dieser Adsorption ist abhängig von der 
Feinheit der einzelnen Teilchen sowie von der Natur des gelösten 
Präparates, indem nicht alle Metallsalze, organische Gifte usw. 
gleichmäßig adsorbiert werden. Um- einen genügenden Grad der 
Adsorption zu erreichen, ist es erforderlich, daß die Kohle lange 
genug mit dem zu adsorbierenden Stoffe in Berührung kommt, 
was bei der oralen Aufnahme wohl stets der Fall sein dürfte. 
Dagegen ist ein allzulanges Verweilen im Darm oft unzweckmäßig, 
da der Prozeß der Adsorption ein. reversibler sein kann, das heißt 
das von der Kohle adsorbierte Gift vermögen die Lebensvorgänge 
allmählich wieder von dieser zu trennen. Die Bedeutung dieses 
praktisch wichtigen Punktes wird uns später bei der Besprechung 
der einzelnen Kohlesorten wieder begegnen. 


Mißerfolge beim therapeutischen Gebrauch sind oft auf die 
ungeschickte Wahl eines Kohlepräparates zurückzuführen. Die 
bisher im Handel sich befindlichen Sorten sind etwa folgende: 


1. CarboLigni(Tiliae) pulveratus, gepulverte Holz-(Linden-) 
Kohle des D.A.B. und der meisten anderen Pharmakopöen. Unser 
Arzneibuch verlangt nur, daß sie schwarz sein mub, an Wasser: 
nichts abgeben darf, daß sie ohne Flamme verbrennen muß und 
höchstens 5 % Rückstand hinterlassen soll. Sie war früher über- 
wiegend im Gebrauch und dürfte durch die folgenden Präparate 
in den Hintergrund gedrängt worden sein. — Neben der Linden- 
kohle finden sich noch hin und wieder die Kohlen anderer Pflanzen, 
z. B. der Pappel, im Handel. 1 g Carbo Ligni pulveratus besitzt 
ein Volumen von etwa 2,4 cem. 


2.Carbo animalis (Pharm.gallica, japonica und americana), 
meist durch Verkohlen von Blut oder Knochen gewonnen. Feines 
schwarzes Pulver von hoher Adsorptionskraft. Neben der Carbo 
sanguinis Merck scheint die Tierblutkohle -der Chemischen Fabrik 
Freiweinheim a. Rh. von besonderer Güte zu sein. Von dieser 
entspricht 1 g ebenfalls etwa 2,4 cem. 


1) Graham, Schmidts Jb. d. ges. M. 1834, Bd. 4. 

» Hort, Schmidts Jb. d. ges. M. 1834, Bd. 4. 2 788 

%) Adler, Kongr. f. ion. Med. 1914, S. 832 u. W. kl. W. 1912, 3.79 

) Wiechowski, Kongr. f. inn. Med. 1914, S. 329 u. Fortschr. 
d. M. 1900, S. 400. 


5 Starkenstein, M. m. W. 1915, S. 27. 


aani a e e nn IF 
- a? “ s PEN » Tr P ai , , * 
= at % 


——.- 
az- 


.— 
s>. 
u 


= Er wea 


UO Oer = 2 Zu u u 3 


CMA ü EM TiNa EG-ET S PAGi Syn} 
i È 


= loidale Kohle. 


~ Größe eines roten Blutkörperchens oder weniger, Carcolid ist sehr 


.. Teilchen ein Filter und das Filtrat bleibt schwarz gefärbt. 


we: 


-~ sichtigung des Carcolids und der Kohle Hofmann nach verschie- 


zu haben. 


. meines Erachtens mit Recht, auf Widerspruch gestoßen und 


- graphie „Über Wund- und innere Behandlung von verschiedenen 


. weiter unten. 


‚ sitzt vielmehr.eine viel geringere Entfärbungskraft Methylenblau - 


Nr. 747/48, 


I 


i kt Jr a p x Br Yai : xš 
= w Be È = . $ war 5 . ` ETTE 2 
sagpro oraaa PIET Sr . Ä ` - ” 2 er a j , En 
Er r x CF 22,9 Pg 2 s \ SE t . I $ ” oo. x. Pi . A RI P 
$ E "P 1 £ r An He [3 ` PR i . ka . = ta = ig 7 
z . N B a . x _ c*a . -~ D 
u ER . t . ` ` Ai ` å 
. = t: s = ké 
a . P “ iu ay, 


on 


» 


"94. August: 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr %4 © 0 BH 


. Zu diesen beiden Koblearten hat sich. neuerdings die 
kolloidale. Kohle gesellt; sie ist keine Pflanzen- oder Tier- 

` -kohle und wird nach einem“besonderen Verfahren gewonnen; 
‚dabei zeichnet sie sich durch. einen hohen Grad von Feinheit aus: 
die einzelnen Teilchen sind nur mikroskopisch nachzuweisen. Von 
dieser Modifikation sind bereits zwei Präparate im Handel, das 
Carcolid (Boehringer-Waldhof), sowie eine -von Geheimrat Hof- 
mann, Technische Hochschule Charlottenburg, dargestellte kol- 


‚als andere bisher bekannte Kohlesorten, die man auf Grund des 
‘ Ausfalls. der Entfärbungsprobe als die besten ansah. In einer 
Reihe von Fällen mit Darmkatarrhen hatte Walther recht gute 
Erfolge mit Carcolid zu verzeichnen. Es „ne Ä 
Sehr bald nach dem Erscheinen der Waltherschen Arbeit 


folgten Darstellung der kolloidalen Acetylenrußkohle, deren Eigen- 


mentelle Untersuchung neben dem Carcolid hielt ich schon des- 
-halb für um so wünschenswerter, als Walther. sich fast aus- 
‚schließlich auf rein klinische Angaben. beschränkt. .Neben diesen 
beiden kolloidalen Kohlen zog ich des Vergleichs halber auch 
eine recht gute Tierkohle in den Kreis der Untersuchungen, - die 
bereits genannte Tierblutkohle der chemischen Fabrik Freiwein- 
heim a. Rh. (im folgenden kurz als „Kohle Weinheim“ bezeichnet). 
In einigen Versuchen: wurde auch Carbo Ligni mituntersucht. 


| 3. Carcoltd, anscheinend eine feine Rußkohle, die mit 
Wasser eine Suspension gibt, das Bestreben hat, oben zu 
schwimmen und deren suspendierten Teilchen jedoch leicht sedi- 
mentieren. In einer 15°/ igen Lösung ist ein Teil kolloidal gelöst, 
ein anderer Teil suspendiert. Die einzelnen Teilchen besitzen. die 


. .voluminös: 1 g entspricht etwa 4,6 cm. | 
| 4. Die kolloidaleKohleHofmaaun, eine nach einem 
besonderen Verfahren hergestellte Acetylenrußkohle, die eine solch. 
feine Verteilung gewährleistet, daß in einer verdünnten, schwach 
alkalischen Lösung die einzelnen Teilchen nur etwas größer sind : 
als Tuberkelbacillen. 1 g entspricht einem Volumen von nur 
.1,6 cem. In, Aufschüttelungen oder Lösungen passieren die 


geht, so zeigte sich das auch von Walther erwähnte eigentüm- 
liche Verhalten der kolloidalen Kohle, eine nur geringe Methylen- 
'blauentfärbung herbeizuführen, bestätigt. Die Wie c h ow s ki sche 
Probe, die ein einminutenlanges kräftiges Schütteln der betreffenden 
Die mir zur Verfügung stehende Lösung enthielt 0,20, Kohle | 2500S vorsieht, ergab, daß | 


und sedimentiert so gut wie nicht. Auch Aufschwemmungen, 03 g a Wenen fast 20 cem a 
durch einfaches Schütteln mit Kohle bereitet, halten die Teilchen | _ ois Careolid ~ 0? entfärben. _ 


0,1: g Carbo Ligni weniger als !/, „ 

. (Übrigens. ist die Entfärbung auch teilweise abhängig von 
der Stärke des Schüttelns und der Konzentration der Methylen- 
' blaulösung.) | | u 

| ‚Wollte man diese Probe als’ alleiniges Kriterium ‘der: Güte 
gelten lassen, so dürfte als brauchbares Präparat nur die Kohle. 
Weinheim. in Frage kommen, während die beiden kolloidalen Kohle- 
sorten (Carcolid‘ und Kohle Hofmann) eine bedeutend geringere 
Entfärbekraft zeigen. | ar! 
‚Eine quantitativ genauere Bestimmung der Adsorptions- 
fähigkeit hat Joachimoglu!) angegeben, indem er die Jod- 
adsorptionsfähigkeit der einzelnen Kohlearten titrimetrisch 
` bestimmte: ‚Man versetzt eine genau abgewogene Menge Kohle 
(etwa 0,1 oder 0,2 g) mit 25 bzw. 50 cem !/,0-Normal-Jodlösung, 
schüttelt */, Stunde im Schüttelapparat, zentrifugiert, entnimmt 


` stunden- bis tagelang suspendiert und sedimentieren nur’ sehr 
langsam, während das: in gleicher Weise behandelte Carcolidpulver 

. sich viel schneller in zwei Schichten trennt.- In verdünnten Säuren 
fällt die Kohle bald aus, nachheriger geringer Zusatz von Soda. 

bringt sie teilweise wieder in Lösung. _ ` \ | 

Ich habe nun einzelne Kohlesorten unter besonderer Berück- 


. denen Richtungen hin verglichen und glaube durch die Ergeb- 
nisse einige Hinweise zur therapeutischen Verwendung gegeben 


<~. Als Kriterium für die Adsorptionsfähigkeit einer Kohle hat 
man seit einigen Jahren die entfärbende Kraft gegenüber 
einer: Methylenblaulösung hingestellt (Wiechowski) und be-. 
hauptet, daß die adsorbierende Kraft parallel ginge mit der Ent- 
färbung einer solchen oder ähnlichen Lösung. Diese Ansicht ist, 


Natriumthiosulfat; hieraus berechnet man die an Kohle adsorbierte 
Jodmenge. — Auf diese Weise ergibt sich: = 
0,1 g Kohle Weinheim adsorbiert 6,6 cem '/,-Normal-Jodlösung ` 


de Bruine Ploos v. Amstel!) drückt dies in seiner Mono- 


Krankheiten mit reiner amorpher Kohle“ recht deutlich aus in 


. den Worten: „Die von Merck und Wiechowski vorgeschrie- 1,» „ Hofmann A 0, ME 
bene Entfärbungsprobe von: Methylenblauchlorhydrat hat für die Le. 5 Carcolid  ,„ 1:6. , ze: 
0, „ ” Carbo Ligni ” f 2,1 ” è Pè] 


Feststellung der Adsorptionskraft der Kohle nicht den geringsten 
Wert.“ Diese Vorschrift, die auch das österreichische Ministerium | 
des. Innern zur Prüfung einer therapeutisch brauchbaren‘ Kohle 
gibt, lautet: a) 0,1 fein gesiebte und bei 120° getrocknete Kohle 
muß mindestens 20 .cem einer 1,5°/,‚igen Lösung von Methylen- 
blauchlorhydrat medicinale beim Schütteln in verschlossene Ge- 
fäße innerhalb einer Minute vollständig entfärben (keine Filtration). 
b) Wird eine Aufschüttelung von 3 g Kohle in 65 ccm der unter 
a) beschriebenen Methylenblaulösung getrunken, darf der inner- 
halb der nächsten 24 Stunden ausgeschiedene Harn keine Grün- 
färbung zeigen. = : 

' Über eine weitere, auf gleichem Prinzip beruhende, von 
Joachimoglu eingeführte Probe mit freier Jodlösung siehe 


Unter den verschiedenen Arten von Tierkohlen fand Joachimoglu 
Unterschiede bis zum doppelten Wert (von 7,7 bis 15,9 cem). _ 
Vorstehende Tabelle zeigt also, daß die Tierkohle eine wesent- 
lich höhere Jodadsorptionsfähigkeit besitzt als die kolloidalen Kohle- 
arten. Daß aber der Grad der Jodadsorptionsfähigkeit in vitro 
nicht maßgebend ist für die Intensität der Adsorption im Orga- 
nismus, hat ebenfalls Joachimoglu bewiesen. Er zeigte, daß 
das von der Kohle adsorbierte Jod, das sich in vitro durch Aus- 
waschen mit Wasser nicht mehr von der Kohle. mechanisch trennen 
| läßt, nach dem Einnehmen per os im Magendarmtraktus wieder 
abgespalten wird und als Jodid fast vollständig im Harn er- 
scheint. Der Vorgang, der sich im Reagenzglas als irreversibel 
darstellt, wird also im Darm reversibel. 
Von einer therapeuthisch brauchbaren ` Kohle soll nach 
Joachimoglu 0,1 g mindestens 10 cem !/,-Normal-Jodlösung 
adsorbieren. Es ergab sich aber auch hier, wie bei der Methylen- 
blau-Schüttelmethode, daß auch die brauchbaren Sorten kolloidaler 
Kohle ein nur geringes Jodadsorptionsvermögen besitzen. Ebenso- 
‘wenig nun, wie die Jodadsorptionsprobe für die therapeutische 


‚ Neuerdings hat nun Walther?) über die Erfolge berichtet, 
die er mit der erwähnten kolloidalen Kohle Carcolid erhielt. Da 
diese kolloidale Kohle infolge ihrer Feinheit und großen Volumens 
eine äußerst große Oberfläche darstellt, müßte sie — theoretisch 
betrachtet — imstande sein, mehr Farbstoffe zu adsorbieren als 
andere Kohlesorten ; dies ist jedoch -nicht der Fall: Carcolid be- 
obenerwähnten Methylenblau trink probe gesagt werden. Danach 
soll der Harn innerhalb eines Tages keine Blaugrünfärbung zeigen, 


gegenüber, als z, B. Carbo medicinalis (Merck) oder die von mir 
wenn die mit Methylenblaulösung geschüttelte Kohle getrunken 


vergleichsweise untersuchte Tierblutkohle Freiweinheim. . Dabei 
soll aber diese kolloidale Kohle in therapeutischer Beziehung i s 
Ä wird. ` Diesbezügliche Versuche stellte ich an mir selbst an; das 


)-de Bruine Ploos v. Amstel, Volkmanns Vortr. 1918, Ergebnis veranschaulicht folgende Tabelle: | 


. °) Walther, Ther. d. Geg. 1918, Nr.6, S. 192. ) Joachimoglu, Biochem. Zschr. 1916, Bd. 77, S. i. 


mindestens ebenso wirksam, wenn nicht sogar noch besser sein, 


erhielt ich Kenntnis von der durch Geh. Rat Hofmann er- 


schaften bereits im vorigen kurz erwähnt. wurden. Die experi-- 


' Was zunächst die Adsorption von Farbstoffen an- 


getrockneten Kohle mit einer 1,5°/,igen Methylenblauchlorhydrat- | 


genau die Hälfte der zugefügten Jodlösung und titriert diese mit -. 


Güte einer Kohle allein maßgebend ist, kann dies auch von der - 


er un a are k - è 


m T 


J ` 
i 
ip j 
i 
y i 
‚äh, 
E 
E 
TA E 
u} 
k 3 
: 
l 


u oau ee et ‘M u 


sigs ae — 
4 Ani u d nr ie 


Gate 


e 7 
_- u m 
> E >e x 
A isr A , - yet - 
zen - e a os . m. er mi ^ ni h 
air m pas g pA m s E ape ae 
iX Zn a RAN A u 
maD yae BIT, DB rt 
7. u . re - Sy 
5- er en Ee > : 
praune -e ~me >25 
= A u € Aut -~ Fu 
tr * 1 s 
» z s De f ` euer bô x 
-Sahi KTT a . = - - 
= - an wer S b a d Ay - J s. m 
E 2 van nS - 
ELITE TEN I NEBEN ; "HE 
f im >», gm d .* EF 37% 
O e FE N y 4 à c ir 
E er . 5.0 ut; € . > yS 
u a IT r “> 
rS a 
à P P . 
” “7 - á i 


a 
f A X 
Tr ah nd nn a 


g 


842 TAGA = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. 


0,033 Methylenblau färbt den Harn nach 2 Stunden blau, bleibt 
40 Stunden deutlich blau. | 


i g Kohle Weinheim + 22 cem 1,5/,, Methylenblau: In 50 Stunden 
- keine Blaufärbung. 

-i g Carb. anim. (unbek. Herkunft) mit gleicher Menge Methylen- 
.blaulösung geschüttelt: Keine Blaufärbung. 

2 g Carcolid + 14 cem Methylenblaulösung (mehr wird nicht 
adsorbiert, s. 0.): Zirka 20 Stunden zum Teil starke Blaufärbung. 

1 g Kohle Hofmann + 22 ccm Methylenblaulösung: 40 Stunden 
lang — besonders in den ersten 24 Stunden — Blaufärbung. 


Keine Blaufärbung ergab sich also bei der Kohle Weinheim sowie 
bei Carbo animalis (die übrigens schon viele Jahre alt war), während 
bei den kolloidalen Kohlesorten eine bis 40stündige, teilweise er- 
hebliche Blaufärbung bemerkt wurde. Auch hier erwies sich also 
im Darm die Bindung an kolloidale Kohle als reversibel. 


Der quantitative Grad der Adsorption von chemisch 
einfach zusammengesetzten Giften durch Kohlepräparate, der 
nur im Organismus eine bedeutende Höhe zu erreichen scheint, 
läßt sich in vitro weniger deutlich zum Ausdruck bringen; jeden- 
falls scheint längeres Schütteln erforderlich. Ich prüfte nach dieser 
Richtung die adsorbierende Fähigkeit der Kohle gegenüber Car- 
bolsäure (Carbolwasser) und Oxalsäure. Bei einminuten- 
langem Schütteln adsorbieren | 


0,2 g Kohle Weinheim 


% cem Carbolwasser) d. h. das Filtrat zeigte 


02,  „ Hofmann 08 „ i. auf Bisenchloridzusatz 
0,2 „ Carcolid weniger als 0,5 „ s keine, bzw. deutliche 
0,2 „ Carbo Ligni „ ,„ 0,5, > Violettfärbung. 


Wurde 0,01 Oxalsäure in !/,°/,iger Lösung mit je 0,2 der 
betreffenden Kohle !/, Stunde im Schüttelapparat geschüttelt, so er- 
gab das Filtrat auf Zusatz von Caleiumchlorid bei Kohle Weinheim 
nur eine Opalisierung, bei Kohle Hofmann eine schwache und bei 
Careolid eine etwas stärkere Trübung. Die Adsorption war also 
bei Kohle Weinheim am stärksten, etwas schwächer bei Kohle 
Hofmann und am schwächsten beim Oarcolid. 


Bei der Beurteilung der Aufsagung von Giften ist die Stärke 
der Adsorption von Gasen von Wichtigkeit, und zwar schon 
deshalb, weil es Aufgabe der Kohle ist, bei Autointoxikationen 
usw. die Gase des Darms an sich zu reißen und unschädlich zu 
machen. Zur Prüfung gelangten Schwefelwasserstoff und 
Kohlensäure. In einem Glascylinder, wurden 0,2 bis 0,4 g 
Kohle mit 50 cem Wasser versetzt, 2 cem Schwefelwasserstoifwasser 
zugefügt und kurze Zeit geschüttelt. Über den Cylinder gehaltenes 
Bleiacetatpapier zeigt den Grad der Adsorption des Gases durch 
die Kohle an. Das Bleipapier über dem Cylinder -mit 


0,2 & Kohle Weinheim schwärzte sich fast sofort 
0,4 g Carcolid P SR 
0,2 g Kohle Hofmann 5 „ nicht | 
OR o „+ 3 cem Schwefelwasserstoff schwärzte sich nur 
wenig. 


‚Etwas abweichend hiervon gestaltete sich das Resultat 


bei der Adsorption der Kohlensäure: In einem 36 cem ` 


fassenden Cylinder, der mit 0,5 g Kohle beschickt ist — um die 
Kohle möglichst weit zu verteilen, wurde der Cylinder horizontal ge- 
legt, sodaß die Kohle genügend mit dem Gas in Berührung kam —, 
adsorbierte f IE 
0,5 g Kohle Weinheim in 2 Tagen 20 ccm CO, (im 2. Versuch 17 ccm), 
0,5 g Carcolid 2 2 ” 1 2 ” ” 2. 2) 5 „ 
0,5 g Kohle Hofmann „2 , rn en ch Š 4.5 „ 

Bei der‘ı Kohletherapie dürfte jedoch die Kohlensäure- 
adsorption im Gegensatz zu der des Schwefelwasserstoffs von unter- 
geordneter Bedeutung sein. | | 

Ich komme nunmehr zur entgiftenden Wirkung der einzelnen 
Kohlesorten im Tierkörper: Zusatz von 2 bis 4 mg kolloi- 
daler Kohle zu !/, bis 1/10 mg Strychnin ergab, daß Frösche, die 
nach alleiniger Einspritzung der gleichen Strychninmenge nach 
12 bis 15 Minuten Streckkrämpfe bekamen, nach Carcolid oder 
Kohle Hofmann (besonders wenn die Mischung einige Zeit ge- 
schüttelt wurde) erst später Krampferscheinungen oder nur ge- 
steigerte Reflexerregbarkeit zeigten. Ausgesprochen deutlich war 
die verminderte Wirkung, wenn die Kohle-Strychninmischung 
(+ Wasser) 24 Stunden gestanden hatte. 


Von Substanzen, die hohe Molekularverbindungen darstellen 
und dabei äußerst giftig sind, wählte ich das Diphtherie- 
toxin, das mir entgegenkommenderweise von den Höchster 
Farbwerken zur Verfügung gestellt wurde. Die Giftigkeit war so 
eingestellt, daß 0,0016 g für 100° g Meerschweinchen tödlich ist. 


Die Kohle wurde jeweils mit dem Toxin im Mörser 1) etwas ver. 


—— nn 


BE GE EG ve 


k P" 
Kas 


> 


-a 


va er 


rieben, dann mit etwa 5 cem Wasser aufgenommen und den 


Tabelle: 
Tiergewicht Toxin- Menge und Art der 


O bie 


g menge Kohle £ | A 
375 0,01 0,0 Nach zwei Tagen tot 
400 0,01 0,1 Kohle Weinheim Bleibt am Leben | 
375 0,1 0,5 9 9 non E MR. 
420 02002 t Nach sieben Tagen tot 
580 OS OO > „ 26 Stunden tot 
580 0,1 0,12 Carcolid Bleibt am Leben ; 

565 ER Am folgenden Tage tot 
400 0,3 0,12 ” 2 ”` l o» | 
270 0,05 0,06 Kohle Hofmann Bleibt am Leben 

270 0,2 0,12 » DE " i 

220 0,4 0,12 ~ 3 ” 2». we 

250 Orte EAn | Am folgenden Tage tot 


Ein Vergleich der auf dieser Tabelle verzeichneten tödlichen 
Dosen lehrt, daß die tödliche Gabe Diphtherietoxin bei gleichzei- 
tiger Kohleverabfolgung bei der Kohle Hofmann ein Vielfaches 
ist gegenüber der Kohle Weinheim und dem Carcolid. Diese hohe” 
entgiftende Wirkung auch anderen Bakteriengiften gegenüber zu 
erproben, sei hiermit angeregt. e 


Die sonstigen Versuche. mit Kohle Hofmann bieten wenig 
Charakteristisches: Gaben von 1 g und mehr werden von Hunden 
gut vertragen, der (schwarz gefärbte) Stuhl ist normal. Die Fein- 
heit der Teilchen gestattet auch eine intravenöse Injektion 
kleiner vollkommen (kolloidal) gelöster Mengen: 25 cem’ einer 
‘(durch Alkalizusatz) hergestellten 0,2°/,igen Lösung in dreimaligen 
Abständen mit je drei bis fünf Minuten Pause bewirkten bei Ka- 
ninchen lediglich eine geringe Blutdrucksteigerung; auch 10.cem 
einer 1°/,igen Lösung beziehungsweise Verreibung ergaben nur 
geringe Blutdruckschwankungen; jedoch erfolgte hiernach eine 
halbe Stunde später Tod durch Embolie, offenbar infolge Zu: 
. sammenballens der-einzelnen Teilchen. Eine intravenöse Injektion 
therapeutisch wirksamer Mengen verbietet sich also beim Menschen. 


Daß die Köhle Hofmann auch auf: kleinere Lebewesen in- 
folge der Kleinheit ihrer Teilchen erstickend wirkt, läßt sich sehr 
deutlich an Kaulquappen zeigen: In einer Aufschwemmung 
von 0,5 g Kohle und 50 cem Wasser in einem Becherglase, bringe 
man einige Kaulguappen und schwenke das Glas von Zeit zu 
Zeit um. Nach einigen Stunden sind alle Tiere, die mit der 
Kohle Hofmann in Berührung kamen, tot, während in den Gläsern _ 
mit Kohle Weinheim, Carcolid und Carbo Ligni die Tiere tage- 
lang am Leben bleiben. Diese Erscheinung kann nur so gedeutet 
werden, daß die mikroskopisch kleinen Teilchen der Kohle Hoi- 
mann in die feinen Körperöffnungen oder Schwimmhäute bezie 
hungsweise Gefäße der Tiere eindringen und diese verstopfen. 


Aus den im vorstehenden mitgeteilten Versuchen geht her- 
vor, daß wir in.der kolloidalen Kohle einen in mancher Beziehung 
physiologisch interessanten Körper haben, der sich in physikalischer 
und pharmakologischer Hinsicht von der bisher üblichen Tier- 
und Pflanzenkohle in manchen Punkten wesentlich unterscheidet, 


Die bereits von de Bruine Ploos v. Amstel als u 
richtig erkannte Behauptung, daß Tierkohle für den therapar 
tischen Gebrauch besser sein solle als andere Kohlearten, konn 
‚ich in einigen Punkten bestätigen. Insbesondere wirkt die Kone 
Hofmann infolge ihrer außergewöhnlich feinen Ver- 
teilung auf Diphtherietoxin im Tierversuch stärker en ten 
als einige der bisher genannten Kohlearten. Schwefelwassersto 
wird in hervorragendem Maße von Kohle Hofmann adsorbiert un 
desodoriert. Bei Autointoxikationen sowie bei exogene 
Vergiftungen dürfte daher das neue Präparat gute Aussichten at 
Erfolge haben. Die bisher vielfach übliche Anschauung, daß 
Güte einer Kohle abhängig ist von dem Grade der Methylenblau- 
färbung, die ebenfalls — wie oben erwähnt — von de Bin 
Ploos v. Amstel und Walther bestritten wird, kann a 
ich auf Grund meiner Versuche nicht teilen; offenbar spielen pe 
den kolloidalen Kohlen bisher noch nicht erforschte physikalisch 
chemische Verhältnisse mit. _ > $e. 

: 1) Die im Porzellanmörser hinterbleibende Schwarztärbung, läst 
sich durch Verreibung mit etwas konzentrierter Schwefelsäure un 
auffolgendem Abscheuern mit gepulvertem Bimsstein entfernen. 


ta - 
M 


Digitized. by Google Er 


`y 
”. 
= 
PT] 
er 


Zn 


= [|— 


‚es deutliche Verfettung, 


ger UST IT 
en u au su a NS e $ - 1: 
~ DA AC BEE k FE . Pr k 


24. August. 


Besondere Angaben. über.die Art der Darreichung (Pulver, 
Tabletten usw.), Dosierung und Indikationen zu machen, erübrigt 


sich, sie sind die gleichen wie für die anderen bekannten Kohle- 
präparate. . Bei der Kohle Hofmann ist das geringe Volumen 


gegenüber anderen Kohlearten von Vorteil. | 
Über Versuche mit metallisierter (Silber, Schwefel, Selen) 
kolloidaler Kohle gedenke ich in einer weiteren Arbeit nach einiger 


Zeit berichten zu können. 


Aus der Medizinischen Klinik in Greifswald 
| (Direktor: Prof. Dr. Morawitz). 
Einiges zur Diagnostik und Pathologie 
der. Pankreaskrankheiten.. 
Von 


Prof. Dr. Oscar Groß, Greifswald. 
| (Schluß aus Nr. 33.) 


Innere Sekretion des Pankreas. Schon bei Be- 


' sprechung der Nahrungsausnutzung bei Pankreaserkrankungen . 


haben uns die Resultate der Stoffwechseluntersuchungen darauf 
hingewiesen, daß die Bauchspeicheldrüse außer der äußeren Se- 
kretion sehr wichtige Funktionen "besitzt, deren Erklärung uns 
durch die Annahme .einer inneren Sekretion, wie wir sie ja heute 
für die meisten Drüsen des Organismus annehmen müssen, inne- 
wohnen. Nachdem schon die älteren klinischen Beobachtungen 


auf einen Zusammenhang zwischen . Pankreaserkrankungen und . 


Zuckerkrankheit hingewiesen hatten, bewiesen uns die Entdeckungen 


des experimentellen Pankreasdiabetes durch v. Mering und. 


Minkowski, daß in der Tat enge Beziehungen zwischen dem 
Kohlehydratstoffwechsel und der Bauchspeicheldrüse bestehen. Es 
würde zu weit führen, in extönso auf dieses Gebiet eihzugehen, 


wegen dessen auf die Lehrbücher über Stoffwechselkrankheiten 
und Diabetes mellitus, vor allem auf die klassischen Werke 


Nau nyns und.v. Noordens hingewiesen sein möge. Wir 
müssen uns hier mit dem Pankreasdiabetes insoweit beschäftigen, 


- als die Glykosurie ein Zeichen einer Erkrankung der Bauchspeichel- 


drüse ist, Klinisch war das Zusammentreffen von 'Zuckerkrank- 


_ heit’ und Pankreaskrankheit schon lange und zu oft beobachtet, 


als daß es sich um ein rein zufälliges Zusammentreffen handeln 
konnte. So berichtet Bright (41) über das Zusammentreffen von 
Pankreasleiden mit Diabetes, der später wieder verschwand und 
auch bis zum Tode des Patienten nicht wieder auftrat, 

; Bei 80 Obduktionen Zuckerkranker im Wiener pathologischen ' 
Institut (Rokitansky) aus den Jahren 1838—1870 wurde das Pan- 
kreas 18mal auffallend klein, schlaff, blutleer gefunden, jedesmal zeigte 
Schwund auf ein Viertel mit Konkrementbil- 
dung in den Ausführungsgängen, Umwandlung in einen schwieligen 
Strang. Auch Recklinghausen fand zweimal hei Diabetikerleichen 
sehr -schwere Veränderungen. des Pankreas. Ähnliche Beobachtungen 
teilte Hartsen (42) mit, bei denen das Pankreas bis zur Unkenntlich- 
keit in einen bindegewebigen Strang verwandelt war. 

~ Frerichs fand das Pankreas 28mal von normaler Beschaffen- 
heit, 12mal atrophisch. „Binmal war es bis auf einzelne Teile voll- 
kommen verfettet mit Konkrementbildung im Ductus Wirsungianus, in. 
einem anderen Fall fand sich im Kopf der Drüse ein Carcinom, ein 
drittes Mal eine Umwandlung der Drüse in einen Absceß. Unter seinen 
Beobachtungen führt er an, daß sich bei Kranken der Diabetes un- 
mittelbar an eine akute Erkrankung des Pankreas anschloß. Derartige 
Beobachtungen liegen in der älteren Literatur in größerer Zahl vor, 
ohne daß man aber bei ihrem Studium den Eindruck gewinnt, daß 
zwischen Pankreaserkrankung und Diabetes ein ursächlicher Zusammen- 
hang angenommen worden wäre. Vielmehr hat man den Eindruck, 


‚daß die bei der Autopsie festgestellte Pankreaserkrankung mehr als ein 


zufälliges Zusammentreffen notiert wurde, ebenso wie sich öfter ja auch 
Krankheiten der Nieren oder anderer Organe vermerkt finden. 

Es ist zweifelloses Verdienst französischer Forscher, zuerst 
auf die innigen Beziehungen zwischen Zuckerkrankheit und Er- 
krankungen der Bauchspeicheldrüse hingewiesen zu haben. Schon 
Lanceraux hatte 1880 auf diese Beziehungen aufmerksam 
gemacht, fünf Jahre zuvor hatte Bouchardat ähnliche An- 
schauungen vertreten, ohne daß aber diese Beobachtungen be- 
stätigt oder ihnen wesentlicher Wert beigelegt worden wäre. Den 
Untersuchungen deutscher Forscher war es vorbehalten, den 
stringenten Beweis von dem Zusammenhang zwischen Diabetes 
und Pankreas einwandfrei zu erbringen. Diese Großtat experimen- 
teller Forschung war die Entdeckung des Pankreasdiabetes beim 
Hunde durch v.Mering und Minkowski im Jahre 1889 (45). 
Das Wesentlichste der umfangreichen Untersuchungen, ' die zu 


1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. 


843 


allgemein bekannt und schon zu oft des ausführlichen erörtert 
sind, ist die Tatsache, daß die komplette Entfernung der Bauch- 
speicheldrüse beim Hunde ‚eine schwere Zuckerkrankheit erzeugt, 
die manchen Formen des menschlichen Diabetes mellitus äußerst 
ähnlich ist und in vielen Punkten auf das genaueste mit ihm 
übereinstimmt. Nur wenn die Bauchspeicheldrüse vollkommen 
entfernt ist, kommt es zu einem Pankreasdiabetes; bleibt ein 


kleiner Teil der Drüse zurück, so genügt. dieser zunächst, um 


die Ausbildung eines Diabetes hintanzuhalten, der erst dann auf- 
tritt, wenn der Drüsenrest der Degeneration anheimfällt (Sand- 
meyer). Nicht bei allen Tiergattungen gelingt es, durch Ent- 
fernung der Bauchspeicheldrüse einen "Diabetes hervorzurufen, 
eine Tatsache, . die uns hier nicht weiter. beschäftigen soll. Aber 
auch bei Kaltblütern und Vögeln können wir einen Pankreas- 
diabetes erzeugen. Da, wo im Hundeversuch ‘nach angeblich 
totaler. Pankreasentfernung der Diabetes ausblieb, war das Ex- 
periment, wie Minkowski zweifellos mit Recht annimmt, nicht 
sachgemäß ausgeführt, indem Reste der Drüse im Körper zurück- 


geblieben waren, | 
bei den pankreasexstirpierten Tieren ein konstantes Verhältnis 
von Harnzucker (D) zu Harnstickstoff (N). Dieses Verhältnis D:N 
beträgt 2,8, nach Minkowski der Beweis, daß wirklich eine 
komplette Entfernung der Drüse vorgenommen ist. Das Wesent- 
lichste dieser Zahl sieht Minkowski in der Tatsache, daß sie 
das Maximum der Zuckerbildung aus Eiweiß angibt. Neben der 


_ Glykosurie finden wir auch beim experimentellen Pankreasdiabetes 


Vermehrung des Blutzuckers, der Werte bis 0,75 erreichen kann. 
Daneben besteht ausgesprochene Glykogenarmut, respektive kom- 
pletter Mangel. Nach Minkowskis Anschauungen ist die 
Wirkung der Bauchspeicheldrüse auf ein in ihr vorhandenes 
inneres Sekret zurückzuführen. Dies beweisen seine Versuche 


partieller Exstirpation, seine Transplantationen der Bauchspeichel- 


drüse unter die Haut, während die Tatsache, daß bei experimen- 
tellem Pankreasdiabetes. injizierte Pankreasextrakte und Pankreas- 
venenblut ohne Einfluß auf den Diabetes sind, durchaus kein 


Gegenbeweis ist. Die Versuche Pflügers; nervöse Einflüsse - 


verantwortlich zu machen, sind ebenfalls durch Minkowskis 
Versuche als widerlegt zu betrachten. | 


Der experimentelle Pankreasdiabetes zeigt uns, wie schon 


erwähnt, weitgehende Ähnlichkeit mit der Zuckerkrankheit des 
Menschen. Auch bei ihm kommt es zur Hyperglykämie, der aus- 
geschiedene Zucker ist Traubenzucker, eingeführter. Traubenzucker 
verläßt den Körper völlig unausgenutzt, andere Zuckerarten werden 
wieder als Traubenzucker ausgeschieden. Polysaccharide erfahren 
eine bessere Ausnutzung, zum Teil vermehren auch sie den 
Traubenzuckergehalt des Harns. Dabei muß aber berücksichtigt 
werden, daß wegen des mangelnden Pankreassaftes eine wesent- 


liche Ausnutzung dieser Körper vorhanden ist, wie ja überhaupt 


der Kot reich an unausgenutzten Nahrungsresten sein muß. 

Die Fähigkeit des Organismus, Glykogen in sich abzulagern, 
wird aufs schwerste geschädigt (Minkowski, Kausch), das 
in der Leber enthaltene Glykogen verschwindet bald fast voll- 
kommen. | | ` 
Das sind alles Dinge, die wir auch beim menschlichen 
Diabetes in höherem oder geringerem Grade finden können, je 
nach Art und Schwere des vorliegenden Falles. Und wir glauben, 
daß man Minkowski wohl recht geben muß, daß man für 
jede Art des menschlichen Diabetes Störungen in der Bauch- 
speicheldrüse annehmen muß. Damit soll keineswegs gesagt sein, 
daß stets anatomisch nachweisbare Veränderungen vorhanden sein 
müssen. : Funktionelle Störungen können genügen. Manche Formen 
des leichten Diabetes bei sicheren Pankreaserkrankungen zeigen 
genau dasselbe klinische Bild und dieselbe Beeinflußbarkeit wie 
andere, in denen scheinbar Veränderungen der Bauchspeichel- 
drüse fehlen. Zwei Dinge sind es, die die Annahme .bewirkt haben, 
daß nur in Ausnahmefällen der Diabetes die Folgeerscheinung 
einer Pankreasstörung ist: 1. die eben erwähnte Tatsache, daß 
bei den meisten Diabetikern anatomisch nachweisbare Pankreas- 


veränderungen fehlen; 2. der Umstand, daß andererseits trotz . 


schwerster anatomischer "Veränderungen des Organs der Diabetes 
entweder völlig fehlt oder doch nur-m einer ganz leichten Form 


auftreten kann. | | 
Was den erstgenannten Punkt betrifft, so erscheint es viel- 


leicht nicht recht wahrscheinlich, daß rein funktionelle, anatomisch 


nicht nachweisbare Störungen die Ursache des Diabetes abgeben 


‚sollen, Es wäre merkwürdig, daß, wenn ein jahrelang bestehender . 


`~ 


Die weiteren Untersuchungen Minkowskis ergaben nun 


Oe tee. 


nr 
Pr 


2 . 
e g . 
em eu me um a ra ra w a 


sn o a ae Er A a a A aa 


.. = a 
Taea yeee ra nn a 
2 Ra : ~ Ai: ; ; í ry 
. 3 4 i a E RA Pana ; 
- N u a RR ne er 


- . 
TIYO e en Teen. go 
ee‘ Er A Gira 


- 
en nn 


Et Se erg 


5 
i 
nt an i a 
Bi i; , DO S . 
uns y F ea B 


` E 
re EL Tg nn na ne 
EEE Re a er San RE Sie ga 
É r :® > > M F 
r er X 


‚ 
TOT ng 
A SEE: — 
et 


844 


Diabetes durch funktionelle Störung der Bauchspeicheldrüse hervor- 
gerufen ist, diese Störung — die doch immerhin recht erheblich 
sein muß — mit unseren doch zweifellos feinen mikrochemischen 
Färbemethoden nicht nachweisbar sein soll. Anders ist dies 
natürlich bei vorübergehender Glykosurie. 


Neue Untersuchungen — unter denen die eingehenden Ar- 
beiten Weichselbaums und Heibergs zuerst genannt zu 
werden verdienen, scheinen uns aber neue Wege gewiesen zu 
haben, indem diese Untersuchungen bei Diabetes stets Ver- 
änderungen der Drüse nachweisen konnten. Nicht nur Degene- 
ration oder Entzündungserscheinungen des Drüsenparenchyms sind 
es, sondern besonders quantitative Veränderungen der Langer- 
hansschen Inseln (Heiberg), denen dadurch eine sehr 
wesentliche und weittragende Bedeutung beigelegt wird, sind 
nachweisbar. Es handelt sich, wie gesagt, oft mehr um quantitative, 
als um qualitative Veränderungen. Heiberg hat nach einer 
besonderen Methode die Inseln gezählt und ihr Volumen gemessen 
und dabei weitgehende Unterschiede zwischen dem Pankreas des 
Diabetikers und dem gesunder Menschen gefunden. Die Zahl der 
erhaltenen und funktionstüchtigen Inseln steht nach Heiberg 
im umgekehrten Verhältnis zur Schwere der Zuckerkrankheit. Er 
hat in einer großen Anzahl von Arbeiten seine Anschauungen zu 
beweisen gesucht, und wir möchten bei der Wichtigkeit, die uns 
diese Untersuchungen zu haben scheinen, auf den heutigen Stand 
der Frage nach der Bedeutung der Langerhansschen Zell- 
haufen kurz eingehen. 

Die Langerhansschen Zellinseln oder Zell- 
haufen, auch Gefäßinseln genannt, liegen zwischen dem übrigen 
Drüsengewebe und stellen, wie der Name sagt, größere oder 
kleinere Zellhaufen dar. Sie haben, wie Kühne und Lea ge- 
zeigt haben, ein reichliches Gefäßnetz, das weit erheblicher ist als 
das des anderen Drüsengewebes. Außerdem haben sie eine starke 
Nervenversorgung (Pensa). Der ganze Zellhaufen ist umgeben 
von einer Bindegewebskapsel, die vielleicht nicht ganz homogen, 
sondern an einzelnen Stellen unterbrochen ist. Die Zellen selbst 
unterscheiden sich von den sekretorischen Zellen des Pankreas 
durch ihre Form. Sie sind polygonal, zu Säulen geordnet. Der 
ganze Zellhaufen ist oval oder rund. Nach Heiberg besteht 
die Drüse zu zirka 3°/, aus Inseln. „Rechnet man das Gewicht 
eines Pankreas zu 80 g, so ist das der Langerhansschen 
Inseln 2,4 g.“ 

Die Anschauungen über die Zellhaufen haben im Wandel 
der Zeit des öfteren gewechselt, und so kommt es auch, daß 
heute die Frage über ihre Bedeutung noch nicht endgültig gelöst 
ist. Während man früher die Langerhansschen Inseln 
als lymphoide Organe betrachtete, stehen sich heute zwei prinzipiell 
verschiedene Anschauungen gegenüber. Die eine betrachtet die 
Inseln als feste, dauernd vorhandene Zellgruppen, die im Gegen- 
satz zu dem übrigen Drüsengewebe, das mehr das äußere Sekret 
zu bilden habe und dessen Zellen auch in Verbindung mit den 
Ausführungsgängen stehen, die Träger der inneren Funktion -der 
Bauchspeicheldrüse bilden. Die Langerhansschen Inseln 
spielen dabei vor allem im intermediären Kohlehydratstoffwechsel 
eine wesentliche Rolle. 

Die Vertreter der anderen Anschauung glauben in den Inseln 
keine specifischen Zellmassen, denen besondere physiologische 
Aufgaben zukommen, sehen zu dürfen, sondern sie bestreiten ihre 
Konstanz und nehmen an, daß dauernd Übergänge von Drüsen- 
gewebe in Zellinseln und umgekehrt vorkommen. 

Dieser fortwährende Übergang von Acinusgewebe in Insel- 
gewebe wurde zuerst von Laguesse behauptet, der insofern 
eine eigenartige Stellung im Kampf der Meinungen einnimmt, als 
er zwar einerseits für dieses „Balancement“ eintritt, andererseits 
aber das Vorhandensein einer Bindegewebsmembran um die Inseln 
anerkennt; dabei räumt er den Inseln physiologisch eine Sonder- 
stellung ein. Sie sollen die innere, die Acini die äußere Sekretion 
besorgen, trotzdem aber sich ineinander verwandeln können, um 
nebeneinander bald die eine, bald die andere Aufgabe zu erfüllen. 

Drüsengewebe und Zellinseln werden aber als „artgleich 
und physiologisch gleichwertig“ angesehen (Helly). 

` Gegen die Gleichwertigkeit der Inseln und des Parenchyms 
spricht eine Reihe von Tatsachen, die von den Gegnern dieser 
Anschauung ins Feld geführt werden. Vor allem sind die Inseln 
mit einer dünnen Bindegewebskapsel umgeben (Diamare, Hei- 
berg). Ferner soll die Art der Nerven- und Gefäßversorgung 
der Inseln dafür sprechen, daß wir es bei ihnen mit selbstän- 
digen Gebilden zu tun haben, Ferner scheint die wesentlich 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. 


24. August, 
En a a ee ne en SE a a 


größere Widerstandsfähigkeit der Inseln, die auch wir zu beob- 
achten Gelegenheit hatten, für eine anatomische und physiologische 
Selbständigkeit der Inseln zu sprechen. i 

Die Untersuchungen Herxheimers scheinen allerdings 
diese Befunde nicht zu bestätigen. Vielmehr kommt auch er auf 
Grund seiner Untersuchungen zu dem Schluß, daß es sich bei den 
Inseln nicht um selbständige Gebilde handelt, sondern daß auch 
im postembryonalen Leben Übergänge von Inselgewebe in Paren- 
chymgewebe vor sich gehen. Zunächst leugnet er auf Grund von 
Serienschnitten die Existenz einer abgeschlossenen Kapsel um die 
Inseln, stellt vielmehr das die Inseln umgebende Bindegewebe auf 
dieselbe Stufe wie das intraacinöse Bindegewebe des übrigen Pan- 
kreas. An den Langerhansschen Inseln mancher Tiere fehlen 
kapselähnliche Gebilde überhaupt vollkommen. Es darf daher die 
sogenannte Kapsel nicht als Beweis gegen eine Umwandlung der 
beiden Zellarten benutzt werden. 

Weiterhin konnte Herxheimer die von Lazarus be 
schriebene Vergrößerung und Hyperämie beim Phloridzindiabetes, 
die ebenfalls als Beweis der specifischen Bedeutung der Inseln 
herangezogen wurden, nicht bestätigen, ebenso wie er die noch 
zu besprechende nach Gangunterbindung auftretende Atrophie des 
Parenchyms unter Erhaltenbleiben der Inseln nicht als Stütze der 
Inseltheorie anerkennen kann, Gerade weil ein Teil des Pankreas 
zugrunde geht, soll sich der Rest in eine widerstandsfähige Form 
umwandeln, „welche am besten Widerstand leisten kann und zu- 
gleich die höchste Potenz der Funktion in bezug auf Kontrolle 


des Kohlehydratstoffwechsels darstellt, das heißt eben die Langer- 
hansschen Zellinseln“. 


Auch v. Hansemann vertritt die Anschauung, dab die 
Inseln durch Umwandlung aus dem Parenchym entstehen Können. 


Plattenrekonstruktionen zeigten ihm niemals vollkommen abge- 
schlossene Inseln. 


Diese Frage der Entstehung der Zellinseln bedarf zunächst 
einer Lösung, ehe ihre Bedeutung für den Diabetes mellitus ent- 
schieden werden kann. Das eine geht aus einer großen Reihe 
sorgfältig durchgeführter Untersuchungen hervor, daß mikroskopisch 
sichtbare Veränderungen an den Inseln bei allen Formen des Dia- 
betes mellitus fehlen können, daß andererseits schwerste Verände- 
rungen an den Inseln vorhanden sein können, ohne daß klinisch 
ein Diabetes nachweisbar wäre, daß aber drittens Inselverände- 
rungen und Diabetes zu häufig nebeneinander vorkommen, als 
daß ein zufälliges Zusammentreffen angenommen werden könnte. 

So fand Karakaschoff bei Diabetes mellitus die Langer- 
hansschen Inseln stets normal, mitunter sogar gewuchert. Die 
Wucherung faßt er als vicariierendes Wachstum auf, indem daraus 
eine Neubildung von Drüsengewebe hervorgehen soll. Da, wo 
Drüsengewebe zugrunde geht, soll es zu dieser Wucherung der 
Inseln kommen. Gerade die Inseln bilden den widerstandsfähigsten 
Teil des Pankreasgewebes, das beim Pankreasdiabetes in toto ge 
schädigt wlrd. Geht dabei das Parenchym zugrunde, so bilden 
die widerstandsfähigeren Inseln neue Acini. 

In späteren Untersuchungen desselben Autors an der Bauch- 
speicheldrüse von vier an schwerem Diabetes gestorbenen Patienten 
soll die Umwandlung von Inselschleifen und die Auflösung ganzer 
Inseln in Acini sehr deutlich gewesen sein. Auch an embryonalen 
Organen angestellte Untersuchungen bewiesen ihm, daß sich auch 
in der fötalen Entwicklung das Parenchym aus den Inseln ent- 


‚wickelt, daß diese im postfötalen Leben gewissermaßen als Reserve- 


organe zu betrachten sind. 


Man hat versucht, das Experiment zur Lösung der Frage 
nach der Stellung der Langerhansschen Inseln zu Hilfe zu nehmen 
und ist dabei zu äußerst interessanten Resultaten gekommen. 


Eine wichtige Stütze für die Selbständigkeit der Langerhans- 
schen Inseln in anatomischer und physiologischer Beziehung schienen 
die allerdings nicht unwidersprochen gebliebenen, schon oben erwähnten 
Versuchsresultate von Lazarus zu bilden. Durch lange fortgesetzte 
Vergiftung von Meerschweinchen mit Phloridzin, die zu langdauernder 
Glykosurie mit zunehmender Kachexie und sehr erheblichem Gewichts 
verlust führte, konnte eine sehr beträchtliche Hypertrophie der Baue. ; 
speicheldrüse hervorgerufen werden, Diese Vergrößerung kam fas 
allein auf das Konto einer ungeheuren Hypertrophie und Hyperplasie 
der Langerhansschen Inseln zu stehen, die zum Teil zu einer 
derartigen Größe auswuchsen, daß sie makroskopisch erkennbar Ve 
und deren Zahl auf ein Vielfaches der Norm anwuchs. Schien dami 
der Beweis einer Selbständigkeit der Inseln erbracht zu sein, SO sprachen 
die Versuche weiterhin für eine wichtige Rolle, die sie im Kohlehydra 
stoffwechsel zu spielen hatten. Aber, wie gesagt, die Untersuchungen 
schienen den Nachprüfungen nicht standzuhalten, Die meisten nachpll” 


= = 
Digitized by Google 


a A x : 
WAA bar ` : kt 3 - . ke re 
rm E a T 2. j A à de s Bu g , r 3 
T a e aa ro RE, k ; : . am a i poy a s 
{ . - . Be N . k , : . - 
de Di gi 3 ur . i $ P i ö è Eia “ $ m 2 i . 
pe w i k . B - N i 


{2 > OP nn. EEE TA ü Fa 


i 24. Aŭgust. = 


. zes a 3 aik . . 

I. , ; : o i ; = ; . 
i Er k : 5 P 2 - ` > x j a 

. \ A i 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 384. 


ne nm m m img. u a a 


ten~ — 


fenden Autoren konnten sie nicht bestätigen (Liersum und Pole- 
naar, Tiberti, Hertel, Herxheimer). 
=.  . Kontrolluntersuchungen (Herxheimer) ergaben, daß sich im 
Meerschweinchenppankreas schon unter normalen Verhältnissen zahlreiche‘ 
auffallend große, hyperämische Zellinseln vorfinden, die sich in ihren 
Massen den von Lazarus nach Adrenalin- und Phloridzinvergiftung 
gefundenen durchaus gleich verhalten. Heibergs Untersuchungen an 
Mäusen stimmten hiermit überein. Die Versuche Lazarus’, die eine 
besondere Stütze der Inseltheorie zu bilden schienen, hielten also der 
- Kritik der Nachuntersuchungen nicht stand. Experimentelle Vergif- 
. ‚tungsversuche, ähnlich denen von Lazarus, ebenfalls dazu geeignet, 
eine Stütze für die sogenannte Inseltheorie abzugeben, waren die von 
Hirata, der nach Verabreichung von Arsen, das schon früher bei 
Diabetes mit gutem Erfolg gegeben worden war, bei Meerschweinchen 
Inselhypertrophien beobachtet hatte. Die Tiere erhielten täglich 2 bis 
' 8 mg Liquor Kalii arsenicosi subceutan, Die hiernach auftretende, bei 
den Kontrolltieren nicht beobachtete Vergrößerung der. Langerhans- 
schen Inseln war durch eine Zunahme der Zellen bedingt; das Drüsen- 
parenchym wurde durch die Arsenmedikation nicht geschädigt. _ 
Ähnliche Resultate hatten schon Carnot und Amet nach 
Phosphor- und Arsenikvergiftungen 'erbalten. Nachprüfungen an 
Tieren und Menschen, die Heiberg anstellte, ergaben nichts, 


die Langerhansschen Zellhaufen sehr gut erhalten geblieben 


Koblehydratstoffwechsel habe ich schon weiter oben hingewiesen. 
Autoptisch ist das Volumen des Organs durch die Bindegewebs- 
wucherung erheblich vermehrt, ähnlich wie das im ersten Stadium 
der Lebereirrhose der Fall ist. Auch mikroskopisch fällt das- 
‚wuchernde ` intraacinöse Bindegewebe auf. Zu einer Schrumpfung 
kommt es zunächst nicht. Später jedoch schrumpft das Binde- 


gewebe. 
und der zur Autopsie kam, konnten wir eine Schrumpfung des. 


meistens der Kopf sklerotisch erkrankt‘ war, habe’ ich nicht beob- 
achten können, kommen aber vor. ı | E 

Der Prozeß geht, wie man annimmt, im allgemeinen von den 
Blutgefäßen aus. Lues und Arteriosklerose werden dabei eine 


‚wichtige Rolle spielen. Auch durch chronische Stauung (Gallen- 
| Nach 


gewebswucherung unter gleichzeitigem Zugrundegehen des Drüsen- 
parenchyms. Dabei ist bei einigen von mir untersuchten Fällen .. 
auffällig gewesen, daß trotz des Zugrundegehens des Parenchyms 


waren. Auf die Bedeutung dieser Tatsache für den intermediären. 


Drüsengewebes feststellen, sodaß man nur einen dünnen und. 
kurzen Strang vorfand, Fälle, bei denen nur ein Teil der Drüse, - 


auf die Art der 


verhärtung) und Pankreasschwund. 


„was in der Richtung quantitative Veränderungen der, Inseln. 
infolge der Arsenikvergiftung deuten könnte, kurz gar nichts, was 
= Sich gebrauchen ließe, um die von Carnot und Amet auf- 
„gestellten Ansichten zu stützen“. 


Inselzellen bei Leberleiden, die Ohlmacher zu beobachten 


‘ geglaubt. hatte, fanden ebenfalls durch Heiberg keine Be- 


stätigung. | | 
Man könnte nach alledem als typischen Befund bei schweren 
- Pankreaskrankheiten einen Diabetes erwarten. Aber das ist nicht 
der Fall. Im Gegenteil: während, wie schon erwähnt, schwerster 
Diabetes fast stets Veränderungen am Pankreas vermissen läßt, 
fehlt umgekehrt die Zuckerkrankheit bei schwerstem Pankreas- 
schwund. Ein typisches Beispiel bot ein von mir beobachteter 
Patient mit schwerstem Pankreasschwund. An Stelle der Drüse 
fand sich nur ein bindegewebiger Strang, das Drüsengewebe war 
so gut wie vollkommen geschwunden. Aber. die mikroskopische 
Untersuchung zeigte, daß in dem Bindegewebe die 


Langerhansschen Inseln in großer Menge vorhanden 
Der Mann hatte zu Lebzeiten | 


und yöllig intakt erhalten waren. 
trotz seiner schweren Organerkrankung nur einen ganz leichten 
Diabetes und war durch Regelung der Diät bei relativ: hoher 
Toleranz gegen Kohlehydrate leicht, zuckerfrei zu bekommen. In 
einem zweiten Fall konnte ich ganz analoge Verhältnisse feststellen. 
Das spricht doch sehr zugunsten der Anschauung, daß für die 


‚Innere Funktion des Pankreas soweit sie für den Kohl- 


hydratstoffwechsel in Betracht kommt, die Zel- 
haufen maßgebend sind. | ar: 
Der diagnostische Wert der Glykosurie bei Pankreaskrankheit 


‚ist früher zweifellos überschätzt worden. Tritt Glykosurie auf, so 


ist sie natürlich mit in Betracht zu ziehen, fehlt sie, so spricht 
das keineswegs gegen eine Erkrankung der .Bauchspeicheldrüse. 
Wiederholte Harnuntersuchungen, vor allem nach etwas reichlicherer 
Zufuhr von Kohlehydraten, vielleicht auch von Traubenzucker sind 
notwendig. : | 
Berücksichtigt man die erwähnten Methoden, untersucht man 
den Stuhl, | 
Probekost, so ist es heutzutage sehr wohl möglich, Pankreaskrank- 
heiten zu diagnostizieren. Natürlich gestattet es keine der an- 
gegebenen Verfahren, einen Schluß auf die Art der vorliegenden 
Erkrankung zu ziehen. Nur daß das Organ erkrankt ist, können 
wir feststellen. Erst das ganze klinische Bild läßt einen Schluß 
Erkrankung zu. | | | 
| Es kann nicht der Zweck dieser Ausführungen sein, eine Dar- 
stellung aller Pankreaskrankheiten zu geben. Vor allem möchte 
ich an dieser Stelle verzichten, auf die Leiden einzugehen, die 
akut unter stürmischen Erscheinungen der Peritonitis einsetzen 
und einer chirurgischen Behandlung bedürfen. Vielmehr þe- 


Schränke ich mich auf die Erkrankungen, die das besondere 


Interesse des Internisten wachrufen und die zweifellos häufiger 
vorkommen, als dies im allgemeinen angenommen wird. Gerade 
zur Feststellung dieser Leiden mögen, die oben angeführten 
ethoden :dienen. í | u 

Pankreaseirrhose (besser Pankreassklerose, Pankreas- 

: Die Cirrhose 
der. Bauchspeicheldrüse ist eine Erkrankung, die ein Analogon 
ur Lebereirrhose bildet und oft mit ihr vergesellschaftet voi- 


Kommt, Pathologisch-anatomisch handelt es sich um starke Binde- 


Specifische Veränderungen der 


_ Bauchspeicheldrüsen wirklich Sklerosen waren. 
da sehr viele Irrtümer unterlaufen und so die erschreckend hohen 


vor allem auch unter Beachtung der Schmidtschen |. 


stein!) sollen derartige Sklerosen hervorgerufen werden. 


atropbie und Ikterus. 


steinoperationen will.sie Kehr 69 mal gefunden haben. Das.er- 


daß viele Fälle durch die makroskopische Untersuchung überhaupt 


heit noch häufiger. Aber ich glaube, daß die hohen Werte Kehrs 
verursacht sind durch die Art der Feststellung. _Die Diagnose 


| wurde gestellt 1. durch die Cammidgereaktion, 2. durch die 


 Palpation bei der Laparotomie. | 


tümern Veranlassung gibt und auch bei Pankreasgesunden positiv 
ausfällt. E u 


härtung der Bauchspeicheldrüse betrifft, so wird ein jeder, der 


öfter Sektionen gemacht und auf die Bauchspeicheldrüse geachtet 


hat, zugestehen, daß man da noch mehr Irrtümern ausgesetzt ist. 
Ich konnte oft feststellen, daß ein scheinbar induriertes, steinhartes 


Pankreas mikroskopisch untersucht vollkommen normal war. Und ` 
ich möchte meine Zweifel aussprechen, ob alle die von Chirurgen 


bei Laparotomien als hart und daher sklerotisch angesprochenen 
Ich glaube, daß 


i 


Werte Kehrs zu erklären sind. 


Ätiologisch spielen, wie gesagt, Gefäßerkrankungen, Stauungs- ` - 


erscheinungen (Alkohol!) die wichtigste Rolle. eoi 
k Die Kranken klagen über Druckgefühl in der „Magengegend“, 
über Aufstoßen, mitunter besteht Verstopfung, öfter Durchfall, sie 


ind meistens appetitlos, magern ab, aber niemals so hochgradig 


wie bei der zweiten Form. Leichter Ikterus tritt mitunter auf. 
In der Anamnese spielen mitunter Gallensteinanfälle eine Rolle. 
Das alles sind Symptome, die nichts Charakteristisches an sich 


haben und auch bei anderen Magendarmaffektionen vorkommen 


können. Die Diagnose kann also nur durch eine genaue Unter- 
suchung unter Berücksichtigung der obengenannten Momente 


gestellt werden. Mitunter besteht ganz leichter Ikterus. Objektiv 
findet man eine uncharakteristische Druckempfindlichkeit in der 


Pankreasgegend, aber diese kann auch fehlen. Nach Schmidt- 
scher Probekost findet man, .mitunter erst bei wiederholter Unter- 
suchung, Muskelfasern im Stuhl. Auf die Bedeutung und 


‚Wichtigkeit der Schmidtschen Probekost kann nicht. oft genug 


` 


hingewiesen werden.. 


Untersucht man den Stuhl mittels der Caseinmethode, so 


findet man stets eine sebr starke Verzögerung oder vollkommene 
Aufhebung der Caseinverdauung. Die Ausnutzung der Nahrung 


ist eine relativ gute. Der Urin enthält keinen Zucker, `’ 


Die Erkrankung. kann jahrelang bestehen und kann sich, 


wenh die ursächlichen Momente wegfallen, zweifellos zurückbilden. 


Die Therapie muß nach Möglichkeit eine ätiologische 


(Lues!) und daher oft (Gallenstein!) eine chirurgische sein. Im 
übrigen dürfte sich in allen Fällen die Verabreiching von Pankreon’ 
empfehlen, | l 


Heß bewirkt die totale Verhinderung des Sekretabflusses Pankreas- . 


Die Erkrankung, wenigstens in ihren leichteren Formen, : ist. 
| sicher häufiger, als man früher angenommen hat. Bei 220 Gallen- 


scheint mir allerdings viel zu hoch! Wenn man berücksichtigt, - 


nicht festgestellt werden können und daß oft nur die mikroskopische ` 
Untersuchung die Veränderungen zeigt (O ser), so wäre die Krank- 


Über den Wert der Cammidgereaktion habe ich eingehend ° 
gesprochen und dargelegt, daß sie außerordentlich leicht zu Irr- _ 


Was die Beurteilung der ‘palpatorisch feststellbaren. Ver- 


T =E, ” '’ 


Bei einem Kranken, der sein Leiden mehrere Jahre hatte | 


WE Da 0 ad 
u . 


548 


4 


-tnw 
elle, ar 
lee 


NET Ear nn nn e e 
veS EP . ß 
Er en .— rm. 
- wi = 
= FRE ER 


.- ee E pl 
ER Ren i o 7 


v 
s 
not 
Fe, 
Eo 
e se 
w 
ao 
: 
. 
D ' 


E RN 


Tie ie 
Ze re EN 
er ae Re 


R x + 
Sr en a ee EA 
Po pi: x 


ARE 
Aa 


mie I m 
nn DO TI a tL 
. nn re 
ee A en or 


ER 
EN, 


. « i pi 
. ` ‘ 7 i ' ` i 
R R a : x = = ni a ö 
pr 5 ar = ` eo a ` ` 
; \ a 
< ; A F ' Na ee A i a AS 5 
i a- + % u 5 2 .. en gi = u o a ® 
A m ’ TEDE ' š az j g 
A R ? 5 5 N . E z g 
a a CE ana a nean a a . f , 
Aa ea - - 3 
Fak A Gi EEE ur ee A i z S 
a RR a EAN EEE zu an TAN e a a g 
- > r E: Š - k 2 a A A L O ET Den 
Se a aa I a E $ arD Sa i E E 
Soe E ante l 
z = => .. Bi à - ii pA S 
st .- .. E P a Fre ar aut s$: 


ae TE 
ea 


L 


= 
a > 
r . 
"s 


E 


E a 
i A 
t n? 
s + U 
3 dr 
j "à 
iD. rai 
$ a 
R EA ~ 
= > 
D Bir d 
| PU: 
Pr = 
d A 
a r I 
H ', 
- AoT 
UE.: A f 
rm 4 
1 j A h A: i 
"o J 36 
A z 
Br | 7 Eu 
. A 12 > 
« u i Fe 
h + = 
u r 
Eua ESS 
er: y 
1 £ e 
N 
2 
R mT 
A y r 
ul 
-s o 
Í I p t s 
uE ae 
j I E - 
OR ‘ 
1 ni 
3 A 
2 T 
'] 4 u je 
$ i Cai 
un 
N | P- 
^ EE 
pe 
H r7 
u un 
iz J X 
i APRI - 
4 ur 
Í r 
$ 5 
1 zu E 
N, x 
I “A 
i 
; f u 
i y u‘ 
u 4 A 
i Kl F- 
TE 
il 
p 
i 
~ í 
1 p iu, 
IE ri 
i 
1 
í 
{ t 
mu 
Ti i 
t E 
j [V 
\ 9 
N { 
N G y 
19 a 
| m Bun 
ar i im 
IE 
i io 
A NA A i 
aan Yen y 
Bar, KIN. t 
1a Er 
W © 4 PB 
A “ 
| il 
I Ik 
j Bil 
URS j 
T 
(h 7 \ 
| ! 

IER T ' 
I aNg ' 
ME 
IS min } 
N UA 

A AA: 
A RN t 
TAR: 
E | EEE 
I: { 
4 N f 
¢ 
| 1 E 
E 
iR 
i 
| Br. 
f " 
itis t 
AIAR. 
$ tgi 
i, 
+) 

N ht | 
\ > i 
Alı 

i3 P 
W 
210 
K. M 
PE \ le \ 
ui? 
a [mal f 
H iM Hi 
IRIA 7i 
iR m y 
INN ı 
J IM 
anal, | 
x “Sy i} 
IT WERE: 
| $9 $ vi 
E 
T y Aan 
ri 7, 
(H p 
N Dr. 
Im | KU 
E EE 
r i $ > 
i t NE o- 
ES 0 N 
E I bi (o 
Í Fit: 
i A e a' 
ia & 
HERE 5 
1: ae A 
RN l 
D m Mr h e 
i a nt: > 
ldi h 
1 Y l! x 
Ig. i 
1, 200 
\ I: Ta me 
1 DIE In dr 
(Esl 7 
TA, j Y- 
S OT 
{) Fr 
j in: ME = 
Im. RN ® 
A f RN 
| nn ii) 
lan 
f A H 1 
y i 
a i NIIE 
N i 
\ I 
{ w r 
Die Em) 
| A 3 
ih 
EHE: 
Be | ar 
“Bi 4) 
RIE 
ih AEN ii 
N rn 
5 
ı) alad 
I ME 
UR Nu 
E ER) 
Hi HiG 
| fi 
a a 


846 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. 


Eine zweite, viel schwerere Form der Pankreatitis ist der 
Pankreasschwund (Pankreasphthise), der meistens die Folge 
chronischer Intoxikationen zu sein scheint. Bleivergiftung, vor 
en aber Alkohol scheint eine ätiologisch wichtige Rolle zu 
spielen, 

Pathologisch-anatomisch finden wir einen schlaffen, 
weichen Bindegewebsstrang, in dem die Langerhansschen 
Haufen enthalten sind, an Stelle der Drüse. In den größeren 
Drüsengängen finden sich feine Konkremente, wie ich stets beob- 
achtete. Diese sind nicht etwa die Ursachen der Erkrankung, 
sondern die Folge des durch sie krankhaft veränderten Sekretes. 
Die Konkremente führten niemals zu einer Verlegung des Ganges, 
da sie stets pulver- oder grießförmig waren. Auch hier ist das 
Bindegewebe gewuchert. 

Das Krankheitsbild ist außerordentlich schwer und stürmisch 
und die Prognose absolut ungünstig. DieKranken leiden an Erbrechen, 
vor allem aber an heftigen, aashaft stinkenden Durchfällen. Der 
Stuhl .enthält dann gewöhnlich große Mengen von Fett, es besteht 
das typische Bild der Steatorrhöe. Frisch gelassen ist er ein 
„Olstuhl“, das heißt auf dem Stuhl schwimmt eine dicke Fett- 
schicht, die nach dem Erkalten zu einer stearinartigen Masse er- 
starrt.. Im Stuhl finden sich große Mengen unverdauter Fleisch- 
fasern. Die Caseinprobe ist stets positiv. Das Casein wird auch 
nach Tagen nicht verdaut. Es läßt sich damit die Diagnose 
stets sicherstellen. Der Urin enthält Traubenzucker, doch be- 
steht aus oben angeführten Gründen gewöhnlich kein Diabetes 
der schweren Form, obwohl dies nach den Beobachtungen Albus 
auch vorkommt. Bei sachgemäßer Diät geht der Zucker bald 
zurück, die Toleranz gegen Kohlehydrate ist meistens nicht er- 
heblich. 

Subjektiv leiden die Kranken sehr unter dem Gestank der 
Faeces, der sich auch der Atmungsluft mitteilt und sich im ganzen 
Zimmer verbreitet. Es besteht außergewöhnliche Mattigkeit und 
Hinfälligkeit, extreme Abmagerung. i 

Diese Abmagerung rührt von der fast vollkommen auf- 
gehobenen Ausnutzung der Nahrung her. Wie ich zeigen konnte, 
ist diese völlig aufgehobene Fettresorption nicht etwa die Folge 
des Fehlens der Bauchspeicheldrüse, sondern, analog den Versuchen 
Lombrosos, durch das Fehlen einer die Fettresorption be- 
dingenden inneren Funktion der Drüse verursacht. Nach ein bis 
zwei Jahren gehen die Kranken an Erschöpfung zugrunde. Aut- 
optisch findet man neben den geschilderten Pankreasveränderungen 
häufig eine Lebercirrhose, die auf dieselben Ursachen zurück- 
zuführen ist. 

Therapeutisch empfiehlt sich auch die Verabreichung von 
Pankreon. Die Behandlung kann nur eine symptomatische sein. 

Beide Krankheiten werden insofern öfter miteinander ver- 
wechselt, als sie beide oft unter dem Sammelnamen Pankreas- 
cirrhose gehen. Wenn auch bei beiden das Bindegewebe ge- 
wuchert erscheint, so ist das doch das einzige Gemeinsame beider 
Leiden. Auch mit der als Pankreasatrophie,einer Alters- 
erscheinung bezeichneten Veränderung der Bauchspeicheldrüse, hat 
der Pankreasschwund nichts zu tun. Bei alten Leuten finden wir 
ziemlich häufig bei der Sektion stark atrophische Bauchspeichel- 
drüsen, die zwar in toto verkleinert sind, die aber aus, wenn 
auch atrophischem, Drüsengewebe bestehen. Erscheinungen macht 
diese Pankreasatrophie klinisch im allgemeinen nicht. Auch in 
den von Hansemann beschriebenen Fällen von sogenannter 
diabetischer Atrophie handelt es sich um ein ganz 
anderes Leiden, wenn auch hier frische Wucherungen des Binde- 
gewebes und fibröse Entartung vorhanden sind. Zur Vermeidung 
von Verwechslungen schlage ich daher vor, nur die oben be- 
schriebene Erkrankung als Pankreasschwund (Pankreas- 
phthise) zu bezeichnen. 

Achylia beziehungsweise Hypochyliapan- 
creatica. Die Häufigkeit dieser Erkrankung, die allerdings in 
der Mehrzahl der Fälle kaum diagnostiziert wird, da sie nur mit 
Hilfe der Funktionsprüfungsmethode der Bauchspeicheldrüse nach- 
weisbar ist, verlangt schon allein, daß man dies Verfahren häu- 
figer in Anwendung bringt. Im allgemeinen kommt sie vergesell- 
schaftet mit der Achylia beziehungsweise Hypochylia gastrica vor. 
Ist bei einem Kranken Salzsäuremangel festgestellt, sind orga- 
nische Ursachen, vor allem ein Katarıh des Magens auszuschließen, 
bestehen Durchfälle, so liegt der Verdacht vor, daß neben der 
Achylia gastrica eine Achylia pancreatica besteht. Man war lange 
darüber im unklaren, wie die Durchfälle bei Achlorhydrien zu er- 


klären seien. Bald wurden Bakterien, die infolge Fehlens der 


C —— 


d un e 


E K 


24. Augu 


antiseptisch wirkenden Salzsäure wuchern und einen Darmkatarrh 


hervorrufen sollten, beschuldigt, bald machte man mechanische Rei- 


zung der im Magen ungenügend verdauten Ingesta schuldig. Auf- | 


fällig hätte es dabei immerhin bleiben müssen, daß bei den mit 
HClI-Mangel einhergehenden organischen Erkrankungen des Magens, 
bei denen die Amylorrhexis und die übrige Magenverdauung auch 


nt 
a | 
SU 


in Mitleidenschaft gezogen war, Durchfälle meist fehlen, Heute 
wissen wir (Schmidt, Groß), daß die Ursachen in einer 


funktionellen Schwäche der Bauchspeicheldrüsensekretion zu suchen 
ist. Untersucht man den Stuhl des Kranken nach dem von mir 
angegebenen Verfahren, so läßt sich in diesen Fällen stets ein Mangel 


ar: 


an Bauchspeichel nachweisen, der sich in einer außerordentlichen 


Verzögerung (nicht Aufhebung) der Caseinverdauung doku- 


Dauert sie, wir wir oben gehört haben, normalerweise 
10—14 Stunden, so wird hierbei das Casein in 1—2X24 Stunden 


Wir fanden bei Magenachylien fast immer nur dann 


mentiert. 


verdaut. 


herabgesetzte Trypsinwerte, wenn die Kranken an Durchfällen 


litten. War der Stuhl normal, so gab auch die Caseinprobe nor- 
male Werte, 


Die Kranken haben die üblichen Beschwerden der Achyliker, 


daneben aber im übrigen zum Symptomenkomplex gehörende 
Durchfälle, durch die sie außerordentlich belästigt werden und die 
gewöhnlich auf Diätregelung allein nicht reagieren. Der Stuhl 
nach Schmidtscher Probekost zeigt viel Bindegewebe als 
Folge der schlechten Magenverdauung, Muskelfasern findet man 
nicht oder nur in geringer Menge, Niemals kommt es zur 
Steatorrhöe. Ebenso kommt es niemals zur Glykosurie, Die 
Krankheitserscheinungen sind niemals so ausgesprochen und heftig, 
wie bei anatomischen Pankreaserkrankungen. 

Über die anatomischen Grundlagen kann ich natürlich An- 
gaben nicht machen, da die Erkrankung relativ harmlos ist und 
nicht zum Tode führt. Zweifellos handelt es sich wie bei der 
Magenachylie um eine rein funktionelle Erkrankung. Beide sind 
der Ausdruck derselben Konstitution. Ist bei vielen Pankreas- 
erkrankungen die Therapie überhaupt machtlos, kommt bei den 
meisten nur ein chirurgischer Eingriff in Frage, so bietet die 


Pankreashypochylie ein dankbares Feld für den Internisten. Um’ 


so wichtiger ist die frühzeitige Diagnosenstellung. 


Die Einwirkung auf die Salzsäureproduktion des Magens 
allein ist stets wirkungslos. Dagegen verschwindet das ganze 
Krankheitsbild, wenn man neben der Salzsäuremedikation, die am 
besten durch das Acidolpepsin — zweifellos viel besser als durch 
offizinelle HCl — vorgenommen wird, Pankreasferment künstlich 
zufübrt. Am besten hat sich mir das Pankreon (Chemische 
Fabrik Rhenania, Aachen) bewährt. 

Daß man dabei auf die Diät zu achten hat, ist selbst- 
verständlich. Aber meistens muß man dies in umgekehrtem Sinne 
wie gewöhnlich tun. Durch ihre lange Erkrankung sind die 
Menschen in der Wahl ihrer Speisen außerordentlich vorsichüg 
geworden. Oft habe ich es erlebt, daß sie nur von Schleimsuppen 
und Breien aller Art lebten, in der steten Furcht, ihr Leiden 
könnte sich verschlimmern, Diese Kranken gehören dann meistens 
zu den dankbarsten Patienten, wenn man sie veranlaßt, die reiz- 
lose Kost ganz beiseite zu lassen und im Gegenteil eine an Reizen 
reiche Nahrung zu nehmen. Abgesehen von ausgesprochen schwer 
verdaulichen Speisen habe ich diese Leute alles essen lassen und 
ihnen empfohlen, zu ihrer Mahlzeit ein Glas Wein zu trinken. Da- 
neben natürlich die kombinierte Pankreon-Acidolpepsinbehandlung, 
wobei darauf zu achten ist, daß das Pankreon nicht in zu kleinen 
Mengen (3X8—6 Tabletten, eventuell auch mehr) zu jeder Mahlzeit 
genommen wird. | 

Das Krankheitsbild ändert sich meist mit einem Schlag. 
Die Durchfälle hören auf, der Appetit und das Körpergewicht 
nehmen zu. So habe ich oft gesehen, daß Patienten, die jahre- 
lang trotz (oder infolge) strengster Diät immer wieder Durchfälle 
hatten, sich ‚sofort als geheilt betrachteten. Haben die Patienten 
die Medikamente eine Zeitlang genommen, so kann man all- 
mählich ınit der Menge heruntergehen und sie schließlich ganz 
weglassen, ohne daß Durchfälle auftreten. Die Stuhluntersuchung 


zeigt dann, daß sich die Pankeasverdauung wieder eingestellt hat. 

Literatur: 1. Abelmann, Die Ausnutzung der Nahrungsstolft 
nach Pankreasexstirpation. Inaug.-Diss. Dorpat 1890. — 2. Albu, Beitr. ZW 
Diagnostik der inneren und chirurgischen Pankreaserkrankungen. lin 
1911. — 3. Boas, Über Darmsaftgewinnung beim Menschen. f. klin. 
M. 1889, Bd. 10.) — 4. Boldyreft, Über den selbständig und künstlich her- 
vorgerufenen Übergang von Pankreassaft in den Magen und über die BE. 
deutung dieser Erscheinung für die praktische Medizin. — 5. Bright zitier 
nach Claessen, Krankheiten der Bauchspeicheldrüse, Köln 1841. = 
6. Cammidge, Beobachtungen im Harn bei chronischen Pankreaserkran 


‚Google 


mE 


. © 
PE 


5 
en Ne ee 
fe 


mE 


a 


PE 


rn G a e 1 


nn 


24, August. 


ARRS 


See 
‚ a 


= wE eA 


T 


£ klin. M. Bd. 108, S. 106.) — 26. 


ne a EE Re W iai R 


'kreås und Diabetes. 


- däs Pankreas des Meerschweinchens. 
Bd..19,.S.371.) — 40. Karakaschoff, 


| diagnostische Be 


döcrines du pancréas chez le 


- Osservazioni 


a . 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 84. 


- 


i 


D 


kungen. (Proe.-Royal Soc. London 1909, Serie B 81, 
selbe, On the results of the „pankreas-reaction“ and on the diagnostic 
value of an analysis of the faeces in diseases of the. pancreas. (Br. m. J.. 
1910, July 2.) — 8. Carnot et Amet, De la degen6escence des ilots de 
Langerhans en dehors du diabète. (Cpt. r. de Biol. 1905, IL) — Caro und 
Wörner, Beitr, zur Diagnostik von Pankreaserkrankungen. (B. kl; W. 1909, 


- Nr. 8) — 10. Diamare, Sul valore anatomico e morfologico delle isolo di 


Langerhans. (Anat. Anz. 1899, Nr.16.) — 11. Dreesemann, Diagnose 
und Behandlung der Pankreatitis: (M. Ki. 1908, Nr. 38/89.) — 12. Derselbe, 


` M. m. W. 1909, Nr. 14.) — 18: Ehrmann, Stoffwechsel- 'und Stuhlunter- 


suchungen an einem fall von chronischer Pankreatitis. (Zschr. f. klin. M., 


Ba. 69, S. 190.) — 14. Eichler, Exp. Beitr. zur Diagnostik der Pankreas- 


erkrankungen. Die Cammidgesche Pankreasreaktion im Urin. (B. kl. W. 
1907, S.'769.) — 15. Eichler und Schirokauer, Zur Diagnose der Pan- 
kreaserkrankungen. Die Cammidgesche Reaktion. (Ebenda 1909, Nr. 8, 
S. 352.) — 16. Einhorn, Weiteres zu meiner Perlenverdauungsprobe. (Arch. 


f | 
- f. Verdauungskr. 1907, Bd. 12, S. 35.) — 17. Derselbe, Studien mit der 
Perlenprobe zur Funktionsprüfung des Verdauungsapparates. (Ebenda, Bd, 13, 


S. 475.) — 18. Derselbe, Über 


Gewinnung von Duodenalinhalt beim Men- 
schen. B. kl. W. 1910, Nr. 12, S. 522.) — 19. Derselbe, Über protaal tirchat 


Fermentwirkungen des menschlichen Darminhalts unter normalen und krank- 


haften Bedingungen. (Inaug.-Diss. Breslau, 1907.) — 20. Fiorio e Zam- 


belli, Sul Valore diagnostico dei cristalli di Cammidge nelle malatti pan- 


(II Morgagni Spet. 1908, Nr. 9.) — 21. Fles, zitiert nach Seegen, 


ereatiche. 
(Donders und Bertius Arch., Bd. 3.) — 


Noch etwas über Diabetes ‘mellitus. 


22. Grimbert et Bernier, Sur la reaction de Cammidge. (Soc. d. 1. biol. 


1909, Bd. 66, S. 1020.) — 23. O. Groß, Die Wirksamkeit des Trypsins und 


einfache Methode zu seiner Bestimmung. (Arch. f. exper. Path. u. Ther. 1907, 
Bd. 58, S. 159.) — 24. Derselbe, Zur Funktionsprüfung des Pankreas. (D. 
m. W. 1909, Nr. 16.) — 25. Derselbe, Versuche an Pankreaskranken. (Arch. 
Ä | - Derselbe, Die Funktionsprüfung der 
Verdauungsdrüsen. (Erg. d. wiss. M. Bd. 2, H. 11/12.) — 27. Derselbe 
er :das. gleichzeitige Vorkommen von Achylia gastrica und pancreatica. 
nr m. W: 1912, Nr..51.) — 28. M. Groß, Eine Duodenalröhre. (Ebenda, 
910, Nr. 22, S. 1177.) — 29. Derselbe, Kurze Erwägungen über die grob-.. 
physikalischen Eigenschaften des menschlichen Duodenalsaftes. (W. kl. W. 
1912,-S. 1527.) — 30. Grosser und Kern, Die Bedeutung der Cammidge- 
reaktion. --(Mschr. f. Kindhlk. 1910,. Bd. 9, S.20.) — 31. v. Hansemann, 
Verhandlungen der Deutschen Pathologischen Gesellschaft 1909, Sitzungs- 


. bericht. -— 32. Hartsen, zitiert nach Seegen, Noch etwas über Diabetes 


mellitus. (Donders und Bertius Arch., Bd. 3.) — 33. Heiberg, Die Krank- 
heiten des Pankreas, Wiesbaden 1914. (Hier ausführliche Literaturangaben.) 
— 33a. Derselbe, Bemerkungen über einige vermeintliche durch Intoxi- 
kation und Leberleiden hervorgerufene Veränderungen der Langerhansschen : 


_ Inseln. (Ztschr. f. exper. Path. u, Pharm. 1911, Bd. 8.) — 34. Helly, Studien 
über Langerhanssche Inseln. (Arch. f. mikr. Anat. 1906, Bd, 67.) — 35. Hertel, 


Beitr. zur. normalen und pathologischen Anatomie der Langerhansschen 
Inseln des Pankreas, (Inaug.-Diss. Gießen 1909.) — 36. Herxheimer, Pan- 


lungen ‚der Deutschen Pathologischen Gesellschaft 1909, Sitzungsbericht. — 
3. Heß, Pankreassklerose und chronische Pankreatitis. (Mitt. Grenzgeb. 
1909, Bd. 19, S. 637.) — 39. Hirata, Über die Einwirkung des Arsens auf 

(Arch, intern. d. Pharm. u. Ther. 1909, 


Über das Verhalten der Langer- 


hansschen Inseln des Pankreas bei Diabetes mellitus. (D. Arch. f. klin. 
M. Bd. 82, S. ae Be 41. Derselbe, Neue Beiträge zum Verhalten der 
Langerhansschen Inseln beim Diabetes mellitus und zu ihrer Entwicklung. 
Ebenda Bd. 87, S. 291.) — 42. Kashiwado, ebenda 1911, Bd. 104, S. 584. 
— 48. Katzenstein, Zur Diagnostik der Pankreaserkrankungen. (Inaug.- 


- Diss, Greifswald 1914.) — 44. Kehr, Über die Erkrankungen des Pankreas, 


unter besonderer Berücksichtigung der bei Cholelithiasis vorkommenden 
Pankreatitis chronica. (Mitt. Grenzgeb. 1909, Bd. 20, S.45.) — 45. Der- 
selbe, Die Bedeutung der Cammidgeprobe in der Indikationsstellung bei 
der Gallensteinkrankheit. (M. m. W. 1909, Nr. 21.) — 46. Klauber, Die 
Bedeutung -der Cammidgeschen Reaktion. (M. Kl. 1909,-Nr. 11, 5.395.) — 
41. Kos e Der Nachweis des Trypsins in den Faeces und seine 

/ eutung. (Inaug.-Diss. Greifswald 1909.) — 48. v. K o zicz- 
kowski, Zur Prüfung der Pankreassekretion und deren Bedeutung für die 


Diagnostik. (Zschr. f. klin. M. 1909, Bd. 68, S. 264) — 49. Laguesse, 


Nouvelle démonstration experimentelle du balancements dans les fots en- 
S pigeon. (Cpt. r. de la soc. biol. 1910, Bd. 68, 
. 867.) — 50. Laza rus, Experimentelle Hypertrophie der Langerhans- 
schen Pankreasinseln bei der Phloridzinglykosurie. (M. m. W. 1907, Nr. 45, 
on — 51. Lewinski, Zur funktionellen Darmdiagnostik. (Ebenda 

il, Nr.18, S. 988.) — 52. Derselbe, Die 'Gewinnung des Pankreas- 
ri aus dem Magen und ihre diagnostische Verwendbarkeit. (D. m.’ W. 
908, Nr. 87.) — 58, van Liersum und Polenaar, Ist Phloridzin im- 
stande, Hypertrophie und Hyperplasie der Langerhansschen Inseln hervor- 


' zurufen? (Arch. f. exp. Path. u. Pharm. 1910, Bd. 69, S. 266.) — 54. Lom- 


broso, Über die enzymatische Wirkung des nicht mehr in B se- 
— 55, Der- 


: cernierenden: Pankreas. (Hofmeisters Beitr. Bd. 11, S. 81.) 


Selbe, Kann. das nicht in den Darm secernierende Pankreas auf die Nähr- 
srolfresorption einwirken? (Arch. f. exper. Path. u. Pharm. Bd. 60, S. 99.) — 

. Ders elbe, Zur Frage über die innere Funktion des Pankreas mit be- 
sonderer Rücksicht auf den Fettstoffwechsel. (Ebenda1907, Bd. 56; S. 357.) — 
ia Derselbe, Über die Funktion des Pankreas bei der Resorption 
Se Nahrungsmittel. (Lo Sperimental 1905, Bd. 59, S. 626; Ref. Zbl. f. 

offw. 1906, S. 56.) — 58. Maas, Über die Bedeutung der Cammidge- 
22 don für die Erkrankung des Pankreas. (M. Kl. 1909, Nr. 5y — 
b ‚ Mayesima, ber den Wert und das Wesen der Cammidgereaktion 
e Pankreaserkrankungen. (Mitt. Grenzgeb. 1912, Bd. 25, S. 403) — 
aio Mering u. Minkows ki, Diabetes mellitus nach Pankreasexstir- 
A i3 on. (Arch. f. exper. Path. u. Pharm. 1899, Bd. a) — 6i. Minkowski, 

rungen der Pankreasfunktion als Krankheitsursache. (Erg. d. Exper. Path. 


_ u Ther. 1896.) — 62, Ohlmacher, Am. j. of med. se. 1904. — 68. Oser, 


Die Erkrankungen des Pankreas. Nothnagels Handbuch, Bd. 19. — 63. Pensa, 
Int sulla distribuzione dei vasi sanguigni e dei nervi nel pancreas. 
ner. Mschr. f. Anat.-1905, Nr. 22.) — 65. Recklinghausen, zitiert nach 
eegen: Noch etwas über Diabetes mellitus. (Donders und Bertius Arch., 


S. 872.) — 7. Der-- 


. het pancreas. 


Pankreas. (B. kl. W. 1909, Nr. 35.) 


(D. m. W. 1906, S. 829.) — 37. Derselbe, Verhand- | 


der klinischen Untersuchungsmethoden 1909, 


Bd, 3.) — 66. Sah li, Lehrbuch | 
Nr.1.- — 68 Derselbe, D 


5. Aufl. — 67. Derselbe, D. m.:W..1899, . 
Derselbe, Korr. f. Schw. A. 1905, Nr. 8/9. — . 


Arch. f. klin. M, Bd. 61. — 69. 


"70. Schlecht, „ber eine einfache Methode der Prüfung der Pankreasfunktion 
bei gesunden-und kranken Menschen. (M. m. W., Bd. 55, Nr. 14.) — 71. Schmidt. 
‘Funktionelle Pankreasachylie. (D, Arch. f. klin. M. 1906, Bd. 87, S. 406.) —. 


72. Derselbe, Die Funktionsprüfung des Darmes mittels der Probekost. 


Wiesbaden 1908, 2. Aufl — 73. Derselbe, Klinik der Darmkrankheiten: . 


Ebenda 1912. — 74: Derselbe, Über die neueren Untersuchungsmethoden 
der Darmfunktion und ihre Ergebnisse. (D. m. W..1908, Nr. 93.) — 75. Sch umm 


und Hegler, Über die Brauchbarkeit der sogenannten Pankreasreaktion 
nach Cammidge. M. m. W. 1909, Nr. 37.) — 76. Derselbe, Zur Kenntnis - 
der Pankreasreaktion nach Cammidge. (Ebenda 1909, Nr. 40.) — 77, Sor- 

rentino,' La reazione del Cammidge nelle urine normale. (Rif. med., ' 


April 1910, Nr. 17) — 78. Stegemann, Über eine neue Methode. der 


Pankreasfunktionsprüfung. — 79. Tiberti, Ulteriori rieherce sperimentali 
interno alle isolo del Langerhans. (Lo Sperimentale Juli/August 1908, Nr. 4.) 
olhard, Über die Untersuchung des Pankreassaftes beim Menschen . 
und eine Methode zur quantitativen Trypsinbestimmung. (M. m. W. 1907, 


— 80. V 


Nr.9.) — 81. Weichselbaum, Über die Veränderungen des Pankreas 
beim Diabetes mellitus. (Sitzungsberichte der K. Akademie -der Wissen- 
schaften, Wien, Math.-Naturwissensch. Klasse, März 1910, Bd. 119, 3. Abt., 
S.73: W. kl. W. 1911, S. 153.) -— 82. van der-Willigen, Een cyste van 
Neederlandsche Tidschrift voor .Geneskunde 1909, Bd. 2, 
Über eine neue Methode der Funktions- 


— 83. Winternitz, 
— 84. Wöhlgemuth, 


Nr. 13 


prüfung des Pankreas.- (Kongr. f. inn. Med. ee 
„Bd.9,H.1)—85.Der- 


Untersuchungen über die Diastase. (Biochem. Zse 
selbe, Uber eine neue’ Methode zur quantitativen Bestimmung des dia- 


statischen Ferments. .(Ebenda H.1, D. m. W. 1907, S..959.) —. 86. Der- 
selbe, Beitrag zur: funktionellen Diagnostik des Pankreas. (Kongreß f. 


inn. M. 1911.) — 87. Wynhausen, Zur 


Zur Behandlung der Grippe. 2 | 
Von 


Dr. Benvenuto Coglievina, Triest, 
gew. Ldst.-Oberarzt und Chefarzt einer internen. und’ der psychiatrischen 
nr "Abteilung im Festungsspital in Trient. | 


Vorausschicken möchte ich einige orientierende ‚Bemerkungen: 


Anfangs November 1918 mußte ich — auf Befehl meines Komman- 


danten — bei dem jähen Zusammenbruche des österreichischen Heeres in 
Trient zurückbleiben und das Spital dem gegnerischen Kommando über- 


_ geben. Erst spät ist es mir gelungen, auf mühevollen Umwegen nach Graz 


zurückzukehren. Dadurch hat sich erstens die Veröffentlichung der 
Arbeit verzögert und weiter war es mir auch nicht möglich, die seither 
erschienene einschlägige Literatur zu berücksichtigen. Auch war ich 
aus äußeren Gründen nicht in der Lage, das gesamte Material derart 


zu sichten und zu verarbeiten, wie dies in ruhigeren Zeitläuften durch- 
. führbar gewesen wäre. Bei der allgemeinen Flucht gingen viele der 


Krankengeschichten verloren, da die halbwegs rekonvaleszenten eben- 
falls flüchtenden Kranken meine Abteilungskanzlei stürmten und die 
meisten Krankendokumente an sich nahmen, die ihnen angeblich zur 
Legitimierung dienen sollten; natürlich gerieten hierbei auch manche 
für diese Veröffentlichung geeignete Abschriften der Krankengeschichten 


in Verlust. ` 


Nach dem speziell von pathologisch -anatomischer Seite ge- 


schilderten Krankheitsbilde handelte es sich bei der vorjährigen 


Grippeepidemie meist um Fälle, die unter den Erscheinungen 


einer mehr minder schweren infektiös-toxischen Allgemeinerkrankung 


verliefen. Be 
Ich will hier, um eine Wiederholung des’ von autoritativer 


Seite (Oberndorfer, Schmor|) anderwärts bereits Dargeleg- 
ten zu vermeiden, von einer Schilderung der pathologisch-anato- . 


mischen Befunde Umgang nehmen; nur einige vergleichend-sym- 
ptomatische Tatsachen möchte ich hier erörtern. P 
Als Leiter einer internen Abteilung hatte ich in Trient reich- 


lichst Gelegenheit, ziemlich schwere Influenzafälle zu behandeln. 


Hierbei fiel mir besonders der Umstand auf, daß fast alle diese 
Kranken Symptome aufwiesen, die speziell mit den beiden Krank- 


heitsbildern des Fleckfiebers sowohl wie auch. der Kampfgasver-. 


giftung eine gewisse Ähnlichkeit hätten. An das Fleckfieber ge- 
mahnten außer der fast stets mit mehr oder weniger starker 


Intensität auftretenden Conjunctivitis die bereits vom ersten Krank- 


heitstage an vorhandenen katarrhalischen Erscheinungen der 


" Atmungsorgane, ein Prozeß, der sich im weiteren Verlaufe 


der Erkrankung nur gar, zu oft zu der mit Recht so gefürchteten 
„Influenzapneumonie“ verdichtete. Diese Komplikation trat übrigens 


weit häufiger. auf, als ich dies bei Fleckfieberkranken zu beobachten 
Gelegenheit hatte. Bei beiden Krankheitsgruppen trat sehr oft. 


Epistaxis auf und stets verliefen solche Fälle — sowohl bei Fleck- 
fieber als auch bei.Grippe — ganz glatt; das gleiche gilt betreffs 
der Hämoptoe. Eine weitere Ähnlichkeit boten die auch bei Influenza- 
kranken sehr häufig in Erscheinung tretenden Störungen seitens 


des Centralnervensystems; .betrefis meiner diesbezüglichen an Fleck- 


S 


4 
4 


847, 


quantitativen Funktiortsprüfung des 


. EEE TREE RC REES 
el u ne a at = - 


848 


fieberkranken gemachten Beobachtungen verweise ich auf meine 
einschlägigen Veröffentlichungen?). 

Ziemlich oft (in 15 °/, der Fälle) sah ich bei den Grippe- 
kranken fibrilläre Zuckungen im Gesicht sowie in anderen Muskel- 
gebieten auftreten, wie auch deutliche ataktische Störungen (35 °/,). 
Einige Fälle (2°/,) zeigten deutlich katatone Erscheinungen, die 
einige Tage (auch noch nach Abklingen des Fiebers) andauerten. 
Bei zahlreichen Kranken (80°/,) kam es zu äußerst heftigen 
Erregungs- und Verwirrtheitszuständen; die Mehrzahl dieser Fälle 
war objektiv halluzinant, bei einem Kranken bestanden außer Ge- 
hörs- auch Geschmackshalluzinationen. Auffallend war "bei dieser 
Gruppe von Patienten, daß vorwiegend eine heitere Verstimmung 
bestand. l . 

Was die ein katatones Verhalten an den Tag legenden Fälle 
anbelangt, so erinnerte mich gar mancher an den von Ruju im 
Jahre 1907 publizierten Fal, der in der Rekonvaleszenz nach 
Influenza katatone Erscheinungen darbot. 

Ähnliche Beobachtungen betrefis der akuten psychischen 
Störungen bei Grippekranken haben vor etlichen Jahren Sch’mitz, 
Cannia, Cristiani u.a, als Influenzapsychosen beschrieben. 

Die Sektion jener Fälle, welche die eben beschriebenen ner- 
vösen Störungen aufgewiesen hatten, ergab stets außer einer etwas 
geringen Hyperämie des Gehirns keine pathologischen Veränderungen, 
wie sie beispielsweise von Schmorl erwähnt wurden. (Die Sek- 


tionen wurden vom Leiter der Kriegsprosektur in Trient, Oberarzt 
Dr. H. Peters, vorgenommen.) | 


Im Anschluß an die kurze Schilderung meiner an Grippe- 
kranken gemachten psychiatrisch-neurologischen Beobachtungen 
will ich noch eines beachtenswerten Falles Erwähnung tun. Es 
handelte sich um einen Grippekranken, der unter Erscheinungen 
von Meningismus auf meine Abteilung gebracht worden war: es 

. bestanden heftige Kopf- und Nackenschmerzen, Erbrechen, leichter 
Opisthotonus, Nackensteife, „Kernig“ positiv.‘ Die mehreremal vor- 
genommene Lumbalpunktion ergab außer einem ziemlich stark er- 
höhten intralumbalen Druck nichts Pathologisches. Der Zustand 
des Patienten besserte sich nach jeder Lumbalpunktion sichtlich 
und es kam schließlich nach sechs Wochen zur völligen Genesung. 
Es dürfte sich aller Wahrscheinlichkeit nach bei diesem Kranken 
um eine Meningitis serosa gehandelt haben, wie dies kürzlich von 
Wachter für einen ähnlichen Fall angenommen wurde — 
In der Folge hatte ich noch viermal Gelegenheit, derartige 
unter meningitischen Symptomen eingebrachte Grippekranke zu 


behandeln; bei allen diesen Fällen erreichte ich mittels der Lum- 


balpunktion und mittels der noch zu erörternden medikamentösen 
Therapie Heilung. ! 
Als eine weitere Ähnlichkeit zwischen der vorjährigen Grippe- 
epidemie und dem Krankheitsbilde des Fleckfiebers wäre noch 
- zu nennen: Zweimal beobachtete ich bei Grippekranken ein un- 
gefähr zwei Tage dauerndes Exanthem. Bei dem einen Falle 
handelte es sich um ein ziemlich reichlich vorhandenes über dem 
Stamme und über die oberen Extremitäten sich ausbreitendes, 
zum Teil konfluierendes masernähnliches Exanthem, während bei 
dem anderen Kranken nur spärlich verteilte blaßrosarot gefärbte 
Roseolen zu sehen waren. Das bei den meisten Fleckfieberkranken 
auslösbare Stauungsphänomen fiel bei diesen beiden Influenza- 
kranken negativ aus. Die beiden ein Exanthem aufweisenden 
Fälle verliefen auffallend leicht. Dieser Umstand stimmte auch 
mit meinen Erfahrungen überein, die ich während meiner 23monatigen 
Tätigkeit als Fleckfieberarzt auf dem nördlichen Kriegsschau- 
platze zu machen Gelegenheit hatte: Bei leichteren Fleckfieber- 
fällen kam es oft schon in den allerersten Tagen zu einer pete- 
chialen Umwandlung des Exanthems,, zu einem sogenannten 
hämorrhagischen Exanthem, während bei manchem viel schwereren 
Kasus geradezu das Gegenteil der Fall war. Ich berichtete hier- 
über bereits ausführlicher in den oben erwähnten Fleckfieber- 
arbeiten. — Da gerade von Hauterscheinungen die Rede ist, 
möchte ich hier noch hinzufügen, daß ich bei einem Grippekranken 
eine ziemlich heftige Urticaria beobachtete. — Was die zweite 
Erkrankung anbetrifft, mit welcher mancher schwere, mit Pneu- 
monie komplizierte Influenzafall einige Ähnlichkeit hatte, so ist es 
die bereits erwähnte Kampfgasvergiftung. Durch die bis in die 
allerfeinsten Verästelungen der Bronchien reichende Entzündung 
kommt es zu einer Verstopfung derselben und mithin zu Luft- 
hunger und Cyanose; unter den Erscheinungen von Asphyxie 


1) D. m. W. 1916, Nr.27; M.K1.1917, Nr.i und besonders ein im 
Druck befindlicher Aufsatz in der W. m. W | 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. 


24. August. 


gingen die Patienten zugrunde. Derartige Kranke boten, wie dies 
speziell von pathologlsch-anatomischer Seite geschildert worden 
ist, die Merkmale der Erstickung. 


Nach diesem Exkurs über die Vergleichung der Grippe mit 


dem Fleckfieber sowie mit der Kampfgasvergiftung will ich nun 
auf die Therapie der Grippe eingehen. 


Bei der Wahl des therapeutisch geeignetsten Mittels leitete 


mich unwillkürlich der Gedanke an die Ähnlichkeit der eben 
geschilderten Krankheitsbilder. 
Fleckfieber als auch bei Kampfgasvergiftung, Erkrankungen, von 
welchen ich ziemlich viele und ziemlich schwere Fälle zu sehen 
und zu behandeln Gelegenheit hatte, an Medikamenten bewährt 


hatte, das wendete ich nun in etwas modifizierter Form bei der 
Behandlung der Grippe an. 


Was sich mir bisher sowohl bei 


Die anfangs bei den ersten auf meine Abteilung gebrachten 


Influenzakranken eingeschlagene Therapie mußte ich, da sie sich 
als wenig aussichtsreich erwies, bald fallen lassen; sie hatte 
nämlich in der Anwendung von Antipyretieis bestanden, welche 
in den verschiedensten Kombinationen gegeben worden waren. 


Und nun begann ich wegen des teils fleckfieberartigen, teils 


wiederum mehr septischen Aussehens mancher Fälle die Wirkung 


des kolloidalen Silbers auf den Verlauf der Grippe zu versuchen; 


ich verwendete „Dispargen“, und zwar in Form intravenöser In- 
jektionen. Dieses Präparat war bereits früher bei zahlreichen 
Fällen von Sepsis, Erysipel, Bauchtyphus und Tetanus erfolgreich 


angewendet worden (Wischo, Wirgler). 


Ich selbst hatte es vor einigen Jahren mit glänzendem Er- 
folge bei eitriger Meningitis (intralumbal) ‚sowie bei Fleckfieber 


(intravenös) injiziert. 


Diese Versuche der Grippebehandlung mußte ich leider, wie- 


wohl das „Dispargen“, und zwar speziell, wenn gleich im Anfang 


der Erkrankung in Anwendung gebracht, gute Resultate zu zeitigen 


versprach, abbrechen, da mir mein „Dispargen“-Vorrat ausgegangen 
war und ich leider infolge Postsperre und wegen mancher anderer 


„strategischer“ Maßnahmen keinen „Zuschub“ von „Dispargen* 
erhalten konnte. 


Des weiteren versuchte ich es mit Calcium chloratum, 
welches Mittel ich in der Folge, dies will ich schon hier vorweg- 


. nehmen, stets in Anwendung brachte, und zwar mit einer ziemlich 


geringen Zahl von Mißerfolgen. 


Der Grund zur Wahl dieses Mittels waren die Heilerfolge, 
welche ich bisher stets auch bei sehr schweren und eine ziemlich 


infauste Prognose bietenden Fällen von Kampfgasvergiftung erzielt 


hatte. Die Ursache dieser günstigen Wirkung des Caleiumchlorids 
dürfte sicherlich auf die bekanntlich entzündungswidrige Fern- 
wirkung zurückzuführen sein, welche nach H. Meyer und seinen 
Schülern den Kalksalzen zukommt (Tappeiner). Experimentell 
wurde ja festgestellt, daß nach Chlorcaleiuminjektionen „die Pleura- 
und Perikardergüsse, die durch manche Infektionen und Vergiftungen 
sonst erzeugt werden“, ausbleiben (Chiari und Januschke), 
Die Dosierung war die folgende: einem Teile der Kranken gab 
ich das Chlorcaleium per os, und zwar zweistündlich einen ERlöffel 
einer Lösung von 10,0:150,0,. Die andere Gruppe der Influenza- 
kranken erhielt das Chlorcaleium in Form von subeutanen Injek- 


tionen; ich injizierte zweimal täglich je 5 com einer 1 %igen wäßrigen, 


sterilen Chlorcaleiumlösung. Meistens genügten zehn bis zwölf 


Injektionen; die Höchstzahl der einem Grippekranken gegebenen 
Chlorealeiuminjektionen betrug 20. | 


Unterstützt wurde diese Art der Therapie (bei beiden 
Gruppen der mit Caleiumchlorid behandelten Patienten) durch 
Verabreichung von täglich 5 g Hexamethylentetramin per os. 
Damit beabsichtigte ich — mich stützend auf die seinerzeit von 
Zak wie auch von Heitmuller gemachten Erfahrungen — 
eine Desinfektion der Lunge durch Urotropin. Übrigens haben 
die von Zweig wie auch von Sachs vor einiger Zeit erzielten 
günstigen Resultate bewiesen, daß Hexamethylentetramin auch 
schon an und für sich imstande ist, bei Grippe gute Dienste ZU 
leisten. Ich selbst hatte vor einigen Jahren bei einer ziemlich 
stattlichen Anzahl von Fleckfieberkranken, bei welchen ja stets 
mehr oder minder schwere Lungenerscheinungen aufzutreten pflegen, 
damit äußerst gute Erfahrungen gemacht; ausführlicher habe ‚ich 
darüber in meinen diesbezüglichen Arbeiten und speziell in einer 
demnächst im Drucke erscheinenden zusammenfassenden Veröffent- 
lichung berichtet, ER 

Mit dieser Art der Behandlung erzielte ich die günstigsten 
Resultate auch bei den schwersten Kranken. Natürlich ist es 
vorteilhafter, wenn man schon möglichst frühzeitig, das heißt 


ent E ET ra- Er 


t 2 


24. August. 


schon in den allerersten Krankheitstagen, mit den Injektionen- 
(welche Anwendungsform des Caleiumchlorids sich mir schließlich 
am besten bewährte, da wahrscheinlich dadurch eine intensivere 
Wirkung des Mittels erreicht werden kann) zu beginnen, bevor es 
noch zu der mit Recht so. gefürchteten Lungenkomplikation ge- 


kommen ist. Aber auch bei schon bestehendem pneumonischen 
Prozeß versagte das Caleiumchlorid in nur 11/,°/, der Fälle. 
Schon .nach den ersten zwei bis drei Injektionen fühlten 
sich die vordem stark ceyanotischen und asphyktischen Kranken 
objektiv und subjektiv tatsächlich wohler und die Erkrankung zeigte 
bald danach trotz ihres meistens ziemlich langwierigen Charakters 


` ein definitives Einlenken zur schließlich eintretenden völligen 
Genesung. | “i 


November 1918. 


Ein Fall. von Magenverätzung durch konzentrierte. 


50°%/oige Chlorzinklösung. 
Von 
Dr. Otto Grißlich, Stuttgart. | 
Am 28. März dieses Jahres wurde ich zu dem 50jährigen Kauf- 
mann E. gerufen Derselbe hatte aus Versehen durch Verwechslung 


des Arzneiglases einen Eßlöffel der hochkonzentrierten Chlorzinklösung 
folgenden Rezeptes: Chlorzink 75,0, Aqua destillata 75,0, zu sich ge- 


nommen. Da sich sofort heftige Leibschmerzen einstellten, wurde ich 


telephonisch angerufen, worauf ich sofort anordnete, dem Kranken eine 
größere Menge Milch zu reichen, was teilweise möglich war. Die Art 
der genommenen Arznei war mir noch unbekannt. Ich eilte in die 
Wohnung des Kranken, den ich bei heftigem galligen Erbrechen antraf. 
Sofort nahm ich die Magenspülung vor, die ausgiebig gelang. Den 
Rest der Arznei schickte ich in die Apotheke zur sofortigen Feststellung 
des Ätzgiftes. Das Aussehen des Kranken war verfallen, immer und 
immer wieder stellte sich Brechreiz ein. Der .Puls war unregelmäßig, 
hochgradig verlangsamt, nur 42 Pulse in der Minute, durch die Reizung 
der geschädigten Vagusendigungen der Magenschleimhaut bedingt. Auf 
‚der Zunge war in deren Mitte ein 4 cm langer, 1 cm breiter Ätzschorf; 
eins zweite Verätzung, mehrere Millimeter tief, fand sich unterhalb des 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. 


z kd 


849 


Zäpfchens im Schlund, von Bohnengröße. Die Pulsverlangsamung war 
ohne weiteres auffallend, da der Verletzte früher einen Puls von 72 
aufwies. Die ganze Magengegend. war äußerst druck- und klopf- 
empfindlich, die Magengrenze war gut abtastbar, der Magen fühlte ‚sich 


| durch die Bauchdecken bretthart an. Um Puls und Herzkraft zu er- 


höhen, wurden sofort zwei Spritzen Oleum camphoratum verabreicht. 


| Der Puls blieb langsam, betrug weiter 42, wurde aber regelmäßig. Da 


gegen Abend Gastrospasmus mit heftigen Magenschmerzen sich ein- 
stellte, wurde eine Spritze Morphinlösung gegeben, worauf die Schmerzen 


. nachließen und der Kranke eine gute Nacht hatte. -Am zweiten Tage 


-ging der Puls auf 45, am dritten auf 48, am vierten auf 52 und langsam 
wieder auf 72 in die Höhe. Am ersten Tag erlaubte ich nur Milch, 
am zweiten Milch, Kaffee und Tee bis inklusive: fünften Tag. Von da 
an ließ ich Milch-, Grieß- und Kartoffelbrei bis zum zehnten Tag reichen. 
Der Stuhl war angehalten und mußte durch Karlsbader Salz und Klistier 
geregelt werden. Die am ersten, zweiten, dritten, vierten und fünften 
Tage vorhandenen Schmerzen und Spasmen des Magens wurden durch 


ein ständig aufgelegtes elektrisches Wärmekissen. auf ein geringes Maß. 


herabgedrückt. Die änfänglich vorhandene Temperatursteigerung auf 
38,8° C im Mastdarm war nach fünf Tagen zur Norm zurückgekehrt. 


Vom zehnten Tage gestattete ich leichte gemischte Kost, vom 14. Tage 


wurde des Versuch auch schon mit gemischter gröberer Kost gemacht 
und diese auch schon gut vertragen. Inzwischen hatte sich der Schorf 
auf der Zunge und im Schlund abgestoßen. Die verätzten Stellen 
lassen sich’ noch nach vier Wochen als hellrote Stellen -rasch erkennen. 
War bis zum zehnten Tage das Allgemeinbefinden empfindlich ge- 


schädigt gewesen, so besserte sich dieses von da an rasch und gut 


und nach vier Wochen konnte der Verunglückte die frühere Kost ohne 
Beschwerden von seiten des Schlundes, der Speiseröhre und des Magens 


vertragen. Der Urin war stets eiweiß- ‘und zuckerfrei geblieben. Da . 


die letale Dosis von Chlorzink 6,0 beträgt, der Verunglückte aber einen 
EBßiöffel der 50 %/oigen Chlorzinklösung: Chlorzink 75,0, Aqua destillata 75,0 
einnahm, also in einem Eßlöffel etwa 10,0, ist. der Schluß berechtigt, 
daß der Kranke durch das ausgiebige Erbrechen, durch die sofortige 


ausgiebige Magenspülung einerseits, sowie durch den unmittelbaren 


Milchgenuß andererseits, gerettet wurde. Durch den raschen Genuß der 
Milch war im Magen die Möglichkeit zur Bildung unlöslichen Zink- 


‚albuminats gegeben. 


Aus der Praxis für die Praxis. 


Die durch Insektenstiche und -bisse erzeugten 
Hautveränderungen. 
Von 
Dr. Eugen Brodield, Wien. 


. Die auf der Haut lebenden oder dieselben zur Nahrung auf- 
suchenden oder gelegentlich durch einen Biß sich unangenehm 
machenden Insekten sind die Kopflaus, Kleiderlaus, Filzlaus, der 
Floh, die Wanze, Mücke, Gelse, Biene und Wespe. Alle die Ge- 
nannten ` erzeugen charakteristische Veränderungen an der Haut, 
die leicht zu erkennen sind und welche durch die angewandte 
Therapie leicht zu bekämpfen sind. 

a % x 

m 

‚,. Die Kopflaus (Pediculus capitis) sitzt auf der Haut des Kopfes, 
Ist von graugelber Farbe, zirka 2 mm lang, kommt auch auf den 
Cilien vor; das Weibchen legt etwa 50 Eier (Nisse), welche auf 
den Haaren vermittels einer Chitinmasse befestigt sind und sich 
als hirsekorngroße, weißliche Knötchen erweisen. Sie erzeugt 
ein starkes Jucken und sekundär ein impetiginöses Ekzem mit 
gelbbraunen Borken in verschiedener Extensität. In stärkeren 
Graden sind die occipitalen und cervicalen Drüsen geschwellt, am 
Nacken oft auch eitrig zerfallen. Daneben findet man auch infolge 
des Juckens entstandene Kratzeffekte, Die Haare sind verklebt, 
In höheren Graden verfilzt, sodaß der Kamm nur schwer durch- 
geht, ‚Dadurch wird das Kämmen erschwert und die Läuse wuchern 
ort; in höchsten Graden (welche man aber jetzt kaum findet) 
entsteht der Weichselzopf(plica polonica); so benannt, 
a er ın früheren Jahren besonders in der Weichselgegend bei 
er dortigen auf Reinlichkeit wenig achtenden Bevölkerung an- 
getroffen wurde. Der Volksaberglaube ging dahin, daß in diesen 
erfilzten Zopf sich irgendeine Krankheit zurückgezogen habe, 


A b derselbe ein Noli me tangere war, Die Läuse hatten dort 
ungestörtes Leben und trugen ihrerseits noch weiter zur Ver- 


Kung der Haare-bei. Leider hatten diese Ansicht auch noch 
zte ın der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. 


Die Therapie der durch Kopfläuse gesetzten Hautverände- 
rungen ist. eine sehr dankbare. Die Läuse werden durch ein- bis 
zweimaliges Einreiben mit Petroleum sicher abgetötet. Die Ein- 
reibung nehme man am besten abends vor dem Schlafengehen 
vor und bedecke den Kopf mit einer Flanellhaube. Dieselbe bleibt 
acht bis zwölf Stunden liegen. Nach dieser Zeit folgt Abwaschen 
des Kopfes mit warmem Wasser und Seife. Um der an den Haaren 
klebenden Nisse Herr zu werden, werden erstere mit einem Staub- 
kamm, der in Essig getaucht ist, gekämmt. Das gesetzte sekundäre 
Ekzem wird mit 5°/oiger weißer Präcipitatsalbe (auch am Abend) be- 
handelt. Oder man verwendet die Zinnobersalbe, und zwar: 


Rp. Hydrarg. sulfur. rubri . . . . 08 
Sulfur. sublimati . . . . . . 128 
Ol. Bergamottae . . . . . . 08 
Vasel. americ. ad. . . . . . 50,0 
M. D. S. Salbe. | 


Der Weichselzopft muß mit der Schere radikal behandelt 
werden. Nur ein totales Abschneiden des übelriechenden Filzes hat 
einen Erfolg. Die Schwellung der Cervicaldrüsen wird nach all- 
gemeinen chirurgischen Grundsätzen behandelt (Umschläge mit 
essigsaurer Thonerde, eventuell bei Eiterung Incision). | 

Finger sagt, daß die Krankheit. wohl leicht zu diagnosti- 
zieren ist, jedoch häufig nicht erkannt wird, weil man oft bei der 
sozialen Stellung des Patienten nicht den Verdacht auf Kopfläuse 
hat. Er rät daher, bei jedem impetiginösen Ekzem der Kopfhaut 


ohne Rücksicht auf die Stellung des Patienten auf Pediculi capitis ' 


zu untersuchen. š 3 
: R 

Viel gefährlicher für den Menschen ist die Kleiderlaus 
(Pediculus vestimenti); wissen wir doch, daß sie die Übertragerin 
des Fleckfiebers ist, eine Erkrankung, die die meisten Ärzte erst 
während des Weltkrieges genau kennengelernt haben. | 

Die Kleiderlaus ist größer als die Kopflaus, zirka 3 mm 
braun, schlanker und viel behender. Sie lebt nicht auf der Haut, 
sondern in den Falten der Wäsche, besonders über dem Nacken, 


Di. A wen Ins, Ne 4 ra #3 A 2 = 


— A, 


ee: 
94 A 


92 
Y 


August. 


i: 


——— 


850 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. 


Fe 


an den Schultern, am Gürtel, kurz dort, wo die Wäsche sich dem 
Körper enger anschließt. Sie kommt auf die Haut nur zum Saugen. 
Durch ihren Biß werden Quaddeln erzeugt, die infolge des Juckens 
zum Kratzen führen. Deshalb findet man die Kratzeffekte haupt- 
sächlich an den früher genannten Stellen. Man sieht hier läng- 
liche, mit Borken besetzte Excoriationen, oft parallel zueinander 
gestellt; die Haut ist dunkelbraun pigmentiert, dazwischen weiß- 
liche Narben. Immer findet man bei dieser Gelegenheit die Läuse 


und deren Eier in der Leibwäsche; damit ist die Diagnose sicher- 
gestellt. 


In alten Zeiten sprach man viel von der Läusesucht 
(Phthiriasis), welcher Krankheit Sulla und König Philipp II. er- 
legen sein sollen. Man glaubte, daß eine besondere Läuseart diese 
Krankheit bewirkt haben sollte; dies ist nicht erwiesen, es dürfte 
sich vielmehr um eine geschwürige Dermatose gehandelt haben, in 
deren Geschwüren sich Fliegenmaden eingenistet hatten. 


Die Übertragung ist ungemein leicht, denn eine Kleiderlaus 
kann in einer Stunde 6 m zurücklegen, also mit Pausen in einem 
Tag mindestens 24 m, wobei sie gut drei Tage hungern kann. 
Dabei ist ihre Vermehrungsfähigkeit ungemein groß, binnen sechs 
Wochen ist bereits die dritte Generation ausgeschlüpft. Die, Kleider- 
laus legt zirka 80 Eier, die Jungen sind in 5 bis S Tagen reif. _ 


Wenn eine Laus am 1. Januar 80 Eier lest, von denen 30 
zugrunde gehen, so hat sie am 7. Januar bereits 50 Nachkommen, 
nehmen wir an 25 Weibchen und 25 Männchen. Die ersteren 
können am 14. Februar (6 Wochen) 1250 nicht zugrunde gehende 
Eier ablegen. Am 21. Februar bis 625 neue Weibchen usw. Ende 
Dezember hat die erste Laus 152 587 890 600 Nachkommen. 

Die Therapie besteht in gründlicher Desinfektion der Leibes-, 
Bettwäsche und der Kleider, am besten in den neuester Zeit er- 
richteten Entlausungsanstalten. Die Veränderungen der Haut 
müssen mit gründlichem Waschen mit Seifen im warmen Bade, 


Anwendung von Lassarscher Pasta, sowie antiekzematösen 
Mitteln behandelt werden. 


Bei vernachlässigten Fällen führt Rasieren der Haare 
zum Ziele. $ Er 
* 

Verhältnismäßig der ungefährlichste unter den „Plagegeistern* 
der menschlichen Haut ist der Floh (Pulex irritans). Dieser 
schwarzbraune Geselle findet sich an allen Stellen der Körper 
haut, und da er sehr beweglich ist, kann jeder Mensch, auch 
der peinlich sauberste, von ihm befallen werden. Das Sekret 
seiner Speicheldrüse enthält einen Giftstoff, welcher beim Biß das 
lästige Jucken und die weiteren Veränderungen der Haut bewirkt. 
Dieselben repräsentieren sich als punktförmige Hämorrhagien mit 
einem linsengroßen, hyperämischen Hof. Bei empfindlicher Hauta 
sieht man auch Quaddeln, die oft auch hyperämisch sind und in 
folge Kratzens mit Börkchen besetzt sind. Pe 

Die Therapie besteht, wenn überhaupt notwendig, im Be 
pinseln mit spirituösen Mitteln, z. B. Spirit. Coloniensis, peinlichster a 
Reinhaltung der Leib-, Bettwäsche, der Kleider und der Wohnung. 
Letzteres geschieht in vernachlässigten Fällen durch Schwefeln, 
Räuchern mit Formaldehyd, Benetzung des Zimmerstaubes mit 
Seifenwasser. Prophylaktisch wird die Haut mit Ol. Caryophyl- 
lorum eingerieben. rl 

Durch die auf Ratten lebenden Flöhe kann die Pest über 
tragen werden; in den Mittelmeerländern soll eine Hundeflohart 
eine Art tödlicher Milzkrankheit übertragen. 


A 


* * 
* 


DieBettwanze (Cimex lectularius) ist in Europa 
erst spät eingeführt worden aus dem Orient, in London erst im 
17. Jahrhundert. Dieser braune, übelriechende Plagegeist sondert 
bei seinem Biß aus den Speicheldrüsen ein Sekret ab, das den 
heftigen brennenden Juckreiz erzeugt. Die Haut erscheint an den 
Bißstellen in Quaddeln als Urticaria aufgehoben, mit centraler 
Hämorrhagie und oft mit Blasen besetzt. Diese Hautveränderungen 
finden sich auch reflektorisch an von der Bißstelle entfernten 


Er Stellen; außerdem sind an der Haut zahlreiche Kratzeftekte und 
Rp. Zinei oxyd. 


AN nk EST EN Excoriationen. In schlimmen Fällen, wo die Wanzen durch lange 
een in E A S = Zeit der Haut zusetzen, kann es sogar zu Ekzemen und Geschwürs- 
M.D.S. Salbe. ; bildung kommen. eN Fo. | 
N ; Die Therapie besteht in Anwendung spirituöser Mittel oder 

x 


in Einreibung mit: 


Die verhältnismäßig „harmloseste“ unter den Läusen ist die Rp. an = E Fr 
Filzlaus (Pediculus pubis, Phthirius pubis oder Morpio); sie ist M D S ne . 90, 
kleiner als die anderen Arten, 13/4 mm lang, platt gedrückt, fast EEE 


farblos und hält sich dauernd auf der Haut auf. Fast ausschließ- 
lich hält sie sich am Mons veneris, doch kommt sie in vernach- 
lässigten Fällen auch in den Achselhöhlen, an den behaarten 
Extremitäten, der behaarten Brust, auf den Wimpern und in der 


Bartgegend vor. Bis jetzt wurde sie nur bei der kaukasischen 
Rasse angetroffen. 


Das durch ihren Biß veranlaßte Jucken führt zu knötchen- 
förmigen Ekzemen, manchmal auch Papeln, Borken und Kratz- 
effekten. Am Abdomen, besonders an den unteren Partien, an 
den Seitenteilen der Brust, überhaupt an den Lieblingstellen der 
Laus, findet man bei längerem Bestand, linsengroße, eigentümliche 
stahl- bis blaugraue Flecken, die auf Druck nicht schwinden und 
nach zwei bis drei Wochen vergehen. 


Maculae coeruleae, Tâches bleues. Nach Oppenheims 
Untersuchungen entstehen diese dadurch, daß ein Ferment im 
Speichel der Filzlaus beim Eindringen in die Haut aus dem Hä- 
moglobin einen grünen Farbstoff erzeugt, der durch die Oberhaut 
blaugrau durchschimmert. Der Nachweis der Laus und ihrer Eier 
(gelbbraune, schwarzpunktierte Knötchen an den Haaren) sichert 
die Diagnose. 


Die Therapie besteht in Anwendung von Ung. hydrarg. einer. 
(Vorsicht wegen Ekzem) oder 30%/,iger weißer Präcipitatsalbe oder 
Sublimatpinselung, und zwar: 


Gründliche Reinigung der Wohnung und namentlich der Beit- 
gestelle ist eine Notwendigkeit. 

Auch durch Wanzen können Krankheiten übertragen werden, 
z. B. durch die indische Abart Cimex rotundus die Kalaazar 8% 
nannte Krankheit (starke Vergrößerung der Milz), und in Brasilien 
wird durch eine Wanzenart eine Trypanosomenkrankheit übertragen. 

$ * 
* 

Die Mücken (Culex pipiens) oder Gelsen be 
fallen den Menschen nur zum Saugakt. Starkes Rauchen, Be 
streichen der Haut mit Ol. caryophyllorum oder mit Ammonl& 
liqu. pura sind prophylaktische Schutzmittel. Der Stich der em 
zelnen Mücke ist mehr oder weniger harmlos, nicht so der ganze! 
Schwärme. Es entsteht meist eine lokale Entzündung und Rötung, 
Quaddeln, oft auch Schwellung. In schwereren Fällen findet man 
Pulsbeschleunigung, Ohnmacht, oft auch Kollaps. Die Hautatfel- 
tionen gehen mit Jucken einher; Schaudinn schreibt dieses 
Jucken der Kohlensäure aus dem Ösophagus der Mücke zu, deren 
Ergießung mit einer Infektion von Hefepilzen aus dem Saugmagen 
der Mücke einhergeht. RERE ~. 

Die Therapie besteht in Anlegen von kalten Umschläge 
oder solchen mit Liquor Burowii, Betupfen mit Ammonia Liquid. 
pura. In schwereren Fällen 5%ige Mentholsalbe, 


k * 
x 
Rp. Mercur. sublim. corros. . . 0,15 Bienen- und Wespenstiche erzeugen Rötung, aut 
Spir. vini diluti "Py deln und Schwellung und sind sehr schmerzhaft. Pxtrani in 
Aqu. destill, . . . . „an 150, Giftstachels, kalte Umschläge oder mit essıgsaurer Tonerde 

(Finger) Betupfen mit: on 
oder Waschung mit: Rp. Acid. salicyl. . . . 05 Rp. gea cario en 
-Rorre o a a OO Spir. vini Mentholi . : > te 30 
i N N u 0.29 5,0 oder Lian ai ca 5 70 

Spir. Coloniens. . . „aa 100,0 1. D. S. äußerlich Opir. VIDLT en 2 

> (Joseph) M. D. S. äußerlich 


. BE, Google 


7 gr 
or 
+ 


rn 


2. August. 


_ näher aufgeklärt. 


a u. Bl. E 


.F 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 3. 


n x 


Reieratenteil. 


i | l | Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin 


Sammelreierate. 


_ Physikalische Therapie. 
Von Dr. A. Laqueur. 


ii Die Untersuchungen von E. Weber zur Prüfung der Leistungs- 
fähigkeit des Herzens mittels der von ihm ausgearbeiteten plethysmo- 
graphischen Methode haben auch die Beeinflussung der Herzkraft | 
durch physikalische Faktoren in mancher Beziehung |- 
Neuerdings hat Weber (1) die ‚Wirkung | 
„zunutzen, ist schon früher von verschiedenen Seiten , empfohlen 
worden, so von Leyden und Goldscheider für die sogenannten 


der natürlichen und künstlichen Kohlensäure- 
bäder bei Herzkranken durch die plethysmographische 


. - Arbeitskurve kontrolliert. Indem er dabei den günstigen Effekt 


der CO,-Bäder auf die Herzkraft und die Blutverteilung bestätigte, 
konnte er zugleich zeigen, daß die natürlichen Kohlensäure- 


'bäder (Bad Altheide) den künstlichen sowohl in bezug auf Regel- 
. mäßigkeit wie bezüglich der Dauer der Wirkung überlegen sind. 
Von Interesse ist ferner, daß verdeckt genommene Bäder, bei 


denen eine Einatmung des Kohlensäuregases ausgeschlossen ist, 
stärker und besser wirken als unverdeckte Bäder. In manchen 
Fällen von Herzkrankheiten, wo eine Hypertrophie des linken Herzens 


' vorhanden ist, trittnun im Kohlensäurebade infolge des Reizes der 


Kohlensäure eine Überreizung des Herzmuskels ein, erkennbar 
an: einem nachträglichen Ansteigen der plethysmographischen Ar- 


beitskurve. Diese oft unvorteilhafte Wirkung läßt sich paralysieren 


oder abdämpfen durch Anwendung der allgemeinen H o c h.- 
frequenzbehandlung. Für sich allein kann die Hochfrequenz 
ebenfalls eine günstige Reizwirkung auf den Herzmuskel ausüben, 
doch ist dieselbe nicht so stark und besonders nicht so anhaltend 
als die der Kohlensäurebäder. | 

‘Die klinischen Indikationen der Kohlensäure- 
bäder bei Herzaffektionen, insbesondere bei herzkranken 
Soldaten, hat Wenckebach (2) einer kritischen Betrachtung 
unterzogen. Er sieht als das dankbarste Objekt für die Anwendung 


der CO,-Bäder diejenigen Fälle an, bei denen ein erhöhter 


Blutdruck die Hauptursache der Herzbeschwerden ist. Weiter 


‘eignen sich besonders dafür die Fälle von Herzinsuffizienz in der 
Rekonvaleszenz, hingegen hat er sich von der Heilwirkung dieser 


Bäder bei Hypotonie, bei allgemeiner körperlicher und Kreis- 
laufschwäche nie überzeugen können; er zieht hierbei belebende 
und erfrischende hydrotherapeutische Maßnahmen. bei 


_ weitem vor. Überhaupt will Wenckebach die Hydrotherapie 


zur Beeinflussung des Kreislaufes und zur Bekämpfung von dessen 


‚Störungen in viel weiterem Umfange angewandt wissen, als es bis- 


her geschehen ist. Besonders eignen sich dafür die konstitutionellen 
ormen der Herzschwäche und toxisch, mechanisch oder reflektorisch 
hervorgerufenen Krankheitszystände des Herzens, sowie die psychi- 


schen und rein subjektiven Herzbeschwerden. 
- Bei Herzerweiterungen, die im Felde erworben oder 


| verschlechtert waren, hat Rudolf Kaufmann (8) eine günstige 


klinische Beeinflussung durch Kohlensäurebäder beobachtet 


und in frischeren Fällen auch röntgenologisch durch Teleaufnahmen 
‘einen Rückgang der Dilatation öfters beobachten können. 


. „ Noch eine andere Kriegserkrankung, die Malaria, bietet 
ein dankbares Objekt für die Hydrotherapie. Th. Zangger (4) hat 
durch Halbbäder von 28° Temperatur und fünf Minuten Dauer, 
dreimal wöchentlich gegeben, in einer Reihe von Fällen eine 
dauernde Beseitigung der Anfälle erreichen können. Durchschnitt- 
lich genügten zu diesem Zwecke acht Bäder. u an 
Während zur Beförderung der Wundheilung von physi- 


kalischen Methoden hauptsächlich das Licht in seinen verschiedenen 


Formen und die heiße: Luft verwandt werden, sind’ neuerdings .| 
‚wieder zur Behandlung phlegmonöser Prozesse warme 


Bäder empfohlen worden. So von Isenberg (5), der hierbei heiße 
lokale Wasserbäder 'anwandte, ebenso von Albert Sachs (6), 
der phlegmonöse Entzündungen fast ausnahmlos durch zwei bis 


Zusatz von Sapo kalinus zur Heilung gebracht haben will. Die 
äder werden zweimal täglich in der genannten langen Dauer an- 
gewandt, und zwar so, daß stets die ganze Extremität bis zur 


| Schulter respektive Hüfte in das Wasser eintaucht, selbst bei ganz 


perlpherem Sitz der Phlegmone. Auch zur Behandlung schlecht 
heilender Amputationsstümpfe wird das Verfahren empfohlen. 
Zur eigentlichen Wundbehandlung hat, einer Empfehlung 


von L. Brieger (7a) folgend, der Referent (7b) die heiße. 


drei Stunden lang dauernde Bäder von 36° Temperatur mit etwas. 


Da mp fdusche, die unter einem Druck von. ein bis eineinhalb 
Atmosphären steht, bei Kriegsverletzten in vielen Fällen erfolg- _ 


reich angewandt. ` Neben frischeren Verletzungen hat sich das Ver- 
fahren insbesondere. bei älteren Weichteilwunden mit 
Eiterung und schlechter Heilungstendenz, sowie bei älteren 


| Knochenverletzungen ebensoleher Art bewährt. Namentlich zur 
Beseitigung der Jauchung und zur Beförderung der Reinigung der . ` 


Wunde eignete sich das Verfahren. 


Den recht erheblichen mechanischen Drue k, welchen ` 


im Bade das Wasser auf den Körper ausübt, therapeutisch aus- 


kinetotherapeutischen Bäder, von Straßburger und von War- 
schawsky zur Behandlung des Emphysems. R.Eisenmenger (8) 


hat nun eine Methöde angegeben, um den hy:drostatischen 
Druck im Bade nach Wunsch verstärken oder abschwächen zù. ~ 
können. Es geschieht dies mittels besonderer Vorrichtungen, welche 

‚ein wechselweises Ansteigen und Absinken des Wasserniveaus er- ` 


möglichen. Als Indikationen für diese Prozedur nennt Eisen- 
menger die Magendarmatonie, Stauungen in den Abdominal- 
organen, chronische ‚Bronchitis, Emphysem, ‚Asthma bronchiale, 


.gastrische Krisen, Herzaffektionen verschiedenster Art (Regulierung 


der Blutverteilung in den Abdominalorganen), chronische Erkran- 
kungen’ der Nieren, der Milz und des Pankreas. 

Die vor einigen Jahren von Otto Weiß: empfohlene soge- 
nannte Fieberbehandlung der Gonorrhöe, die in 


Applikation von sehr heißen Wasserbädern zwecks Herbeiführung - 


einer die Gonokokken schädigenden allgemeinen Hyperthermie 
besteht, hat sich in der Praxis, wie es scheint, wenig bewährt. 
E. Nast (9) berichtet von sieben Fällen von .kindlicher Gonorrhöe, 
welche ohne Resultat nach jener Methode behandelt wurden, und 
H. Hecht (10). hält ebenfalls die Methode für wenig brauchbar, 

Eine größere Rolle. spielt dagegen- die Diathermie- 
behandlung der Gonorrhöe und ihrer Komplikationen. 
Wilhelm Müller (11) hat die von Börner und Santos 
früher angegebene Methode der Diathermieanwendung bei der 
Urethralgonorrhöe modifiziert und vereinfacht ‘und erzielte damit 
sowohl bei akuter wie bei chronischer Gonorrhöe, allerdings in 
Kombination mit Spülungen sehr gute Erfolge. Auch gonorrhoische 
Infiltrationen, Prostata- und Samenblasen- 
erkrankungen wurden durch das Verfahren sehr günstig 


beeinflußt. Bei den 


insbesondere bei der. hartnäckigen Prostatitis. Im übrigen drückt 
er Sich aber zurückhaltend über die Leistungsfähigkeit der Diathermie 
bei der 'Gonorrhöebehandlung aus. 


| Wohl allgemein anerkannt ist die günstige Wirkung der 
Diathermiebehandlung von :chronisch-entzündlichen Exsudaten 


der weiblichen Adnexe unddes Beckens. Walther 


Lindemann (13) behandelt derartige Affektionen in der Weise, 


daß eine breite Elektrode in das Rectum eingeführt. wird, 
während eine zweite große Elektrode auf die untere Bauchgegend 
aufgelegt wird. Die Stromstärke variiert dabei zwischen 1,5 und 
2,0 Ampere. Ferner hat Lindemann zur vaginalen Behandlung 
eine besondere Elektrode konstruiert, welche schalenförmig die 
Portio vaginalis umgreift und bei Erkrankungen der Cervix 
Anwendung findet. | i 


Von neueren Indikationen der Diathermie | 
seien weiter noch die Gallenblasenentzündung, sowie 


postoperative Verwachsungen in der Gallenblasengegend mit Kolik- 


schmerzen erwähnt [Grube (14) und Referent (15). Ferner 


das Oppressionsgefühl und die sonstigen subjektiven Beschwerden 
bei an Angina pectoris leidenden Patienten [Tobias (16) 
und Referent]. Doch warnt Tobias 'davor, die Indikation 
für Diathermiebehandlung nun auf alle Gefäßstörungen auszudehnen; 
bei intermittierendem Hinken hat sich ihm das Verfahren nicht 


bewährt, Ebenso ist bei der Neuralgiebehandlung nach Tobias 
Vorsicht in der Indikationsstellung und Technik geboten. Die 
.Diathermie eignet sich z. B. nicht für akute, mit starken Reiz- 
erscheinungen verbundene Ischias, auch nicht für Trigeminus- 


neuralgie. Bemerkenswert sind die Erfolge, die Tobias mit der 
Diathermie des Leibes -bei spastischer Obstipation 
erreicht hat, auch sonst beobachtete er gelegentlich eine günstige 
Einwirkung des Verfahrens bei Obstipation. Schließlich hat er 


letztgenannten Affektionen hat auch 
H. E. Schmidt (12) mit der Diathermie gute Erfolge. erzielt, - 


5 o 


ZA 
- s 
d 


anem nn ne am * - 
aie -_—n.. Per 
ee N el y u - = ga EEE 
Ser \ = x 
2 


mm nennen e 


an nn 


S naa - De E nS EN) 
Selen, a se 


852 


bei einer seltenen Erkrankung, der Induratio penisplastica, 
in drei von vier Fällen, die sonstiger Therapie bisher getrotzt 
hatten, durch sechswöchige tägliche Diathermiebehandlung wesent- 
liche objektive Besserung erzielen können. 

Für die Technik der Diathermiebehandlung ist eine 
Mitteilung von Christen und von Beeren (17) bemerkenswert, 
welche im Gegensatz zu dem neuerdings geübten Verfahren wieder 
eine Umwiceklung der Metallelektroden mitfeuchtem 
Material empfehlen. Sie benutzen dazu eine dünne, 0,5 mm starke 
Filtrierpapierschicht, die mit möglichst konzentrierter Kochsalzlösung 
angefeuchtet ist. Dadurch wird der Übergangswiderstand geringer, 
als es bei direkter Elektrodenapplikation der Fall ist. Dickere 
Schichten von feuchtem Material erhöhen dagegen den Widerstand, 
wie seinerzeit schon Bangert (18) zeigte. Neue Modelle von 


Diathermieapparaten, bei denen die Funkenstrecke anderweitig — 


durch eine Glühkathodenröhre beziehungsweise einen Röhrensender — 


. ersetzt wird, haben Christen, Hartenstein und Bergter (19) 


sowie H. Faßbender (20) beschrieben. 


Besondere Diathermieelektroden zur Einführung in die 


Körperhöhlen (Rectum, Blase, Vagina) hat ferner A. Teil- 


haber (21) angegeben. Bei rectaler Anwendung hat auch er 


die spastische Obstipation günstig beeinflussen können. 


Er empfiehlt, bei dieser Applikation den Mastdarm mit Salzlösung 
zu füllen, um dadurch eine gleichmäßigere Verteilung des Stromes 


zu bewirken und so die Anwendung höherer Stromstärken (auch 


bei Erkrankungen des Beckens und der weiblichen Adnexe) zu 


ermöglichen. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. 


der künstlichen Höhensonne beobachten. 
vacs (27) eine Erhöhung der Tuberkulinempfind- 
lichkeit während der Bestrahlungskuren eintreten. Nach 
R. Levy (28) besteht keine Regelmäßigkeit in dem Eintritt einer 
fieberhaften Reaktion nach der Quarzlichtbestrahlung Tuberkulöser. 
A. Laqueur und Frau Lasser-Ritscher (29) sahen bei der 
Höhensonnenbehandlung von tuberkulöser Peritonitis öfter 
Erhöhung der Körpertemperatur, namentlich nach den ersten Be- 
strahlungen eintreten, und sie empfehlen deshalb, in fieberhaften 
Fällen die Bestrahlung nur jeden zweiten Tag vorzunehmen. Auch 
Rost (30) weist besonders auf die lokalen Herdreak- 
tionen bei Bestrahlung von Tuberkulosefällen mit Quarzlicht hin, 
und er warnt schon aus diesem Grunde energisch vor der An- 
wendung dieses keineswegs indifferenten Mittels durch Laien, die 
jetzt leider vielfach: üblich geworden ist. 

Als Kontraindikation der Bestrahlungen mit der 
künstlichen Höhensonne nennt F.R. Kautz (31) die syphilitischen 
Entzündungsprozesse, besonders die Lymphadenitis luetica, 
da hierbei die Bestrahlung verschlimmernd wirkt. In zweifelhaften 
Fällen von Lymphdrüsenschwellungen läßt sich der negative Er- 
folg der Höhensonne sogar differentialdiagnostisch verwerten. Auch 
bei malignen Tumoren ist die Höhensonne kontraindiziert. 
Bei anderen Affektionen, so bei Hautdefekten und bei sekundärer 
Anämie ist eine genaue zeitliche Begrenzung der Höhen- 
sonnenbehandlung notwendig, wenn der günstige Effekt nicht in 
das Gegenteil verwandelt werden soll. 


24. August, 


Ebenso sah J. Ko- 


Er konnte auch experimentell dadurch eine Abtötung von Staphylo- 


| Derselbe Autor hat bei nicht-tuberkulösen 
Eine neue Indikation für die Anwendung der Hochfre- 


quenzströme (d’Arsonvalisation) stellt von der 
Porten (22) auf, der bei der Spondylitis deformans 
durch die Hochfrequenzfunken, welche mittels einer Graphit- 
elektrode. auf die Wirbelsäule täglich fünf bis zehn Minuten lang 
appliziert wurden, bemerkenswerte subjektive Besserungen erzielen 
konnte. Gauß (23) hat bei der weiblichen Gonorrhöe 
mit guten Resultaten Hochfrequenzströme mittels einer 
in die Vagina eingeführten Vakuumelektrode angewandt. Er erklärt 
diese Erfolge durch die Strahlenwirkung der Ströme; da jedoch 
bei der genannten Anwendungsart auch eine erhebliche Erwärmung 
eintritt, so muß zum mindesten ein Teil des günstigen Effektes 
auf de Wärmewirkung bezogen werden. 

Zur Beförderung der WundheilunghatA.Gautier(24) 
die Strablenbündel des Hochfrequenzstroms, die in 7 cm 
Entfernung von der Haut appliziert wurden, erfolgreich benutzt. 


durch die Höhensonnenbestrahlung, teilweise in Kombinationen mit 
Röntgenstrahlen, gute Erfolge erreicht (32). Auch für sich allein 
wirkte die Höhensonne, namentlich bei der Osteomyelitis, günstig 
ein. Pyodermatosen (Furunkel, Karbunkel, eitrige Schweiß- 
drüsenerkrankung, akute. Paronychie) hat Ph. F. Becker (88) 
teils mit Quarzlicht, teils mit weißem Kohlenbogenlicht sehr erfolg- 
reich behandelt. 

Die Beeinflussung der Leukocytose durch die künst- 
liche Höhensonne geschieht nach C. Näcke (34) in der Weise, 
daß nach der Bestrahlung zunächst die weißen Blutkörperchen an 


sie wieder die normale Zahl. Das natürliche Sonnenlicht hat eine 
ähnliche Wirkung auf die Leukoeytenkurve. Nach P. Weill (85) 
ist der Einfluß der Höhensonnenbestrahlung auf das Blutbild 
nicht einheitlich, er ist z.B. abhängig von der Tageszeit,in der 
bestrahlt wird. Wenn vormittags bestrahlt wird, läßt sich nach- 
mittags eine Lymphocytose beobachten. B 
Eine große praktische Bedeutung hat die von P. Rein- 
hard (86) zuerst mitgeteilte Anwendung der künstlichen Höhen- 
sonne zur Provokation latenter Malaria erlangt. 
Es gelingt damit in vielen Fällen das Erscheinen der Parasiten IM 
peripheren Blute in kurzer Zeit zu erreichen. Die Bestrahlung 
erfolgt dabei täglich in 60 cm Distanz, dauert zuerst nur fünf Mi- 
nuten und wird rasch auf eine Stunde Dauer ausgedehnt. Der 
Effekt tritt, falls überhaupt, nach spätestens acht Sitzungen em. 
Dieselbe Wirkung läßt sich auch mit der Siemens-A ureol- 
lampe erzielen. A 
Diese Siemens-Aureollampe, die sich neuerdings 
in der Therapie einzubürgern beginnt, enthält im Gegensatz zu der 
künstlichen Höhensonne nicht nur violette und ultraviolette Strahlen, 
sondern alle Strahlen des Lichtspektrums und kommt somit dem 
natürlichen Sonnenlicht in physikalischer Beziehung näher, als das 
Quarzlampenlicht. Ihre näheren Eigenschaften sind von K. Ban- 
gert (37) genauer beschrieben worden. Auch therapeu- 
tische Erfahrungen liegen bereits vor. So haben Ulrichs 
und Wagner (88) die Aureollampe zur Beförderung der Heilung 
von Wunden, bei Knochenfisteln, ferner bei rheumatischen s 
krankungen und Ekzem erfolgreich angewandt. Disque (39) be 
außer bei der Wundbehandlung, wobei er den gelblich-roten lang- 
welligen Strahlen der Aureollampe eine große therapeutische Be- 
deutung zuweist, auch bei Knochentuberkulose, Anämie, allgemeiner 
Körperschwäche, Skrofulose usw., ferner auch bei schmerzhaften 
Erkrankungen (Neuralgien, Rheumatismus usw.) mit der ame 
lampe günstige Erfolge erzielt. Bei Hautkrankheiten zieht er OD 
Quecksilberquarzlampe (Höhensonne) wegen der intensiveret 
chemischen Wirkung ihrer Strahlen der Aureollampe vor. 2 
v.Roznowski(40) berichtet über im ganzen günstige Resulta l 
der Aureollichtbehandlung, insbesondere bei der Lungen 


kokken und Streptokokken hervorrufen. Bei der praktischen 
Anwendung der Hochfrequenzströme spielt daneben auch die 
Ozonwirkung eine wichtige desinfizierende Rolle, 

Mit seinen, den Hochfrequenzströmen in vieler Beziehung 
ähnlichen oscillierenden Strömen hat Th. Rumpf (2b), 
ebenfalls im Hinblick auf eine Desinfektionswirkung, 
interessante Versuche vorgenommen. Er konnte nämlich experi- 
mentell nachweisen, daß aus Jodsalzen durch die oscillierenden 
Ströme das Jod freigemacht wird, und daß Kulturen von 
Mikroorganismen, denen geringe Mengen von Jodsalzen zugesetzt 
waren, bei Applikation jener Ströme erheblich im Wachstum ab- 
geschwächt werden. Bei der d’Arsonvalisation blieb diese Wirkung 
aus. Auf Grund seiner Versuche empfiehlt nun Rumpf eine 
Kombination voninnerlicher Jodverabreichung 
mit nachfolgender Applikation von osecillie- 
renden Strömen. Er hat mit dieser Methode bei Lungen- 
tuberkulose sowie bei Pleuritis auf tuberkulöser Basis ermu- 
tigende Erfolge erzielt, für deren Specifität eine deutliche primäre 
Reaktion in der erkrankten Lunge im Gefolge der Applikation spricht; 
nach Abklingen der Reaktion trat dann Besserung ein. Auch bei 
anderen Infektionskrankheiten würden sich entsprechende Versuche 
empfehlen. Ä 

Die Anwendung der künstlichen Höhensonne bei 
der chirurgischen Tuberkulose hat entsprechend der- 
wachsenden Ausbreitung dieser Krankheit eine große Bedeutung 
gewonnen. Auf alle diesbezüglichen Arbeiten hier einzugehen, würde 
zu weitführen, zumal die wichtigsten davon schon kürzlich in einem 
Referate über Strahlentherapie in Nr. 13 des diesjährigen Jahrgangs 
dieser Zeitschrift Besprechung gefundenhaben. Erwähntseien abereine 
Reihe von Mitteilungen, welche für eine specifischeBeein- 
flussung der Tuberkulose überhaupt durch die ultra- 
violetten Strahlen sprechen. So konnte Grau (26) specifische 
Herdreaktionen bei Bestrahlung von Lungentuberkulose mit 


Drüsen- und Knochenerkrankungen (Osteomyelitis) 


Zahl abnehmen, und zwar im peripheren Blute, stärker als im Blut - 
eines unbestrahlten Körperteils. Nach zirka zwölf Stunden erreichen 


2. Ay 

| 
ah Ude 
empii 
wn k 


ma £ 
erde 


a 


ET O RA a ER Fe Nr 


= glühlampe) hat E. Engelhorn (43) eine besondere Technik 


24. August, E 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 84. . 
tuberkulose, wo die Erfolge im allgemeinen den bei der | eine deutliche Beeinflussung des Harnsäuregehaltes des 
‚, Quarzlichtbestrahlung gemachten entsprechen, auch bezüglich der | 

fieberhaften Reaktion nach den ersten Sitzungen. 

Während die Aureollampe ein Gemisch von. chemisch wirk- 

samen (kurzwelligen) und langwelligen, chemisch weniger differenten, 

aber größere Tiefen- und Wärmewirkung entfaltenden Strahlen 

darstellt, werden daneben auch jetzt noch Lichtquellen, die. vor- 

. -wiegend nur die letztere Strahlenform, also Lichtwärme- 

‚strahlen, enthalten, angewandt.. Es werden zu diesem Zwecke 

neuerdings hochkerzige Glühlampen (Metallfadenlampen) 


Nach E. Steinitz (47) geht dieser bei Anwendung: intensiverer 
Trink- und Emanationskuren eine primäre Erhöhung des Harnsäure- 
gehaltes des Blutes voraus, bei kleineren Dosen der Emanation 


spiegels. 


 (Oberschlema im Erzgebirge) hat Mittenzwey (48) teils durch 
Bade-, teils durch Trinkkuren, hauptsächlich bei Gelenkver- 


- benutzt. Hans L. Heusner (41) verwendet einen derartigen | änderungen chronisch-entzündlicher Art, unter denen die. 
Apparat, Solluxlampe genannt, teils zur Ergänzung des | chronische Form der Polyarthritis rheumatica exsudativa vorwiegend 
vertreten war, gute Resultate erzielt. Weniger geeignet zeigten . 


Ultraviolettlichtes der Höhensonne, teils auch für sich allein als 
Wärmequelle, z. B. zur Behandlung der Gonorrhöe und ihrer 
Komplikationen; hierbei wird die Genitalgegend in einem Abstande 
von 60 cm zirka eine Stunde lang bestrahlt (42). Zur intra- 
vaginalen Bestrahlung mit einer hochkerzigen Glühlampe (Nitra- 


sich die troekenen chronischen Gelenkveränderungen. Bei 
Neuralgien (Ischias) waren die Erfolge unsicherer; besser: bei solchen 
Neuralgien, 
waren. 
der Arteriosklerose, wo sich häufig eine Blutdruck- 
senkung, besonders nach den ersten Bädern, zeigte. 
wurde die Psoriasis. durch Trinkkuren günstig beeinflußt. Bei 
labilem Nervensystem ist große Vorsicht bei Anwendung der radio- 
‚aktiven Bäder am Platze. Der Emanationsgehalt des hier ver- 
wandten Quellwassers betrug 450 bis 1000 Mache - Einheiten 


im Liter. 


angegeben. Er hat damit vor allem bei Erosionen der 
Portio, dann auch bei entzündlichen Erkrankungen der Vagina 
sehr gute Erfolge erzielt. s | | 
= Der Vollständigkeit halber sei bier noch eine Mitteilung von 
O. Müller (44) über die Behandlung des Erysipels mit 
. Rotlichtbestrahlung erwähnt. Diese Erkrankung soll da- 
durch in kürzester Zeit zur Heilung gebracht werden. Bei dem 
ungemein wechselvollen Verlauf des, Erysipels ist aber der wirk- 
liche Wert eines jeden therapeutischen Eingriffs und somit -auch 
des letztgenannten nur schwer zu beurteilen. | 
Zum Schlusse noch einige Worte zu der in den letzten Jahren 
halbwegs in Vergessenheit geratenen Radium-Emanations- 
therapie. -Gerade die spärlichen Veröffentlichungen: der letzten 
Zeit haben aber gezeigt, daß die Diskreditierung dieser einst so ge- 
priesenen Behandlungsmethode nicht zum geringsten Teil darauf 
beruht, daß bei uns die Dosierung der zu Trink-, Bade- und 


f. physik. diät. Ther., Bd. 22, H. 1. — 3. R. Kaufmann, ebenda, Bd. 22, H. 11. — 
4. Th. Zangger, Korr. Bl. f. Schweiz. A. 1918, Nr. 52. — 5. Isenberg, M. m. 
W. 1917, Nr. 41. — 6. Albert Sachs, Die Behandlung d. Zellgewebsentzündg: 
mit langdauernden Bädern, Breslau 1917. — 7a: L. Brieger, D. m.W. 1917, Nr. 19. — 
Tb. A. Laqueur, Zschr. f. physik. diät. Ther., Bd. 22, H. Í. — 8. R. Eisenmenger, 
Ther. d. Geg. 1918, H. 4. — 9. E. Nast, Ther. Mh. 1917, H. 11. — 10. H. Hecht, 


12. H. E. Schmidt, B. kl. W. 1918, Nr. 8. — 13. .W. Lindemann, M. m. W. 1917, 
Nr. 21. — 14. K. Grube, M. Kl. 1918, Nr. 17. — 15. A. Laqueur, Zschr. f. physik. 
diät. Ther., Bd. 22, H. 8 u. 9. — 16. Tobias, B. kl. W. 1918, Nr. 34. — 17. Christen u, 
v. Beeren, B. kl, W. 1919, Nr. 3 — 18. K. Bangert, Zschr. f. ‚Days diät. Ther. 
Bd. 20, H. 9. — 19. Christen, Hartenstein u. Bergter, M. m. W. 1918, Nr. 50. — 


20. H. Faßbender, Zbl. f£. Röntgenstr. 1918, Nr. 7/8. — 21. A. Tue naber a m. 


>` 8583 


Blutes, und zwar im Sinne einer Verminderung desselben. 


‚erfolgt von vornherein eine allmähliche Senkung des Harnsäure- 


Mit einem neu erbohrten, stark radioaktiven Quellwasser. 


die infolge von Narbenveränderungen entstanden 
Sehr gut waren die Erfolge bei der Tabes, ferner bei 


Weiter 


Literatur: 1. E. Weber, D. m. W. 1918, Nr. 45. — 2, Wenckebach, Zschr. ` 


Derm. Wschr. 1917, Nr. 36. — ii. Wilheim Müller, ebenda 1917, Nr. 28. — 


Inhalationszwecken verwandten Radiumemanation eine viel zu 


geringe war. So fordert Riehl (45) bei der Anwendung von- 
emanationshaltigen Umschlägen, mit denen er bei Ischias, 


Herpes zoster und Gelenkerkrankungen gute Resultate erzielte, einen 
Gehalt von 200000 bis 300000 Mache-Einheiten für die dazu verwandte 
Flüssigkeit. Auch F a lta (46) steht in seiner kürzlich erschienenen 
Monographie über die Behandlung mit radioaktiven Substanzen 
auf dem Standpunkt der Verwendung verhältnismäßig hoher 
Dosen. In diesem sehr lesenswerten Buche sind eine große An- 


-zahl von sich über Jahre erstreckenden  Krankengeschichten mit- 


geteilt, aus denen auch für den skeptischsten Leser die Wirksam- 
keit der Radiumemanation, sowie des Thorium X, namentlich bei 
chronisch-rheumatischen Gelenkerkrankungen 
und bei der Gicht hervorgeht. Bei letzterer zeigte sich auch 


W. 1918, Nr. 32. — 22. v. d. Porten, Zschr. f. physik. diät. Ther. Bd. 22, 
enstr. usw. 1917, Nr. 8 S. 867. — 25. Th. Rumpf, M. m. W. 1917, Nr. 17. — 


M. m. W. 1918, Nr. 10. — 29. A. Laqueur u. V. Lasser-Ritscher M. Kl. 1918, 
Nr. 12, — 30, Rost, D. m. W. 1918, Nr. 27. — 31. Kautz, M. m. W. 1918, Nr. 28. 
— 32. Derselbe, ebenda 1919, Nr. 2. — 33. Ph. F. Becker, D. m. W. 1918, Nr, 46. 
— 34. C. Näcke, Über d. Einwirkung der künstl. Höhensonne auf die Leu- 
kocyten. Dissert. Jena 1918. — 35. P. Weill, Zschr. f. Tbe. Bd. 30, H. 1. — 
86. P. Reinhard, M. m. W, 1917, Nr. 37. — 87. K. Bangert, Zschr. f. physik. diät. 
Ther., Bd. 22, H. 5. — 38. Ulrichs u. Wagner, D. m. W. 1917, Nr. 18. — 39. Disque, 
Ther. d. Geg. 1917, H. 10. — 40. v. Roznowski, ebenda 1918, H. 10. — 41. H. L. 
Heusner, Ther. Mh. 1918, H. 6. — 42: Derselbe, D. m, W. 1917, Nr. 11. — 
43. Engelhorn, M. m. W. 1917, Nr. 46. — 44. 0. Müller, ebenda 1917, Nr. i1. — 
45. Riehl, W. kl. W. 1917, S. 458. — 46. Falta, Behandlung innerer Krankheiten 


mit radioaktiven Substanzen, Berlin 1918. — 47. E. Steinitz, Zschr. f. physik. 
“u. diät. Ther., Bd. 22, H, 8/9. — 48. Mittenzwey, Ther. d. Geg. 1919, H. 5. 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


_ Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 32. 


< Klinkert (Rotterdam): Die Pathogenese der sogenannten pri- 
mären Hypertonie. Die Untersuchung spricht stark für die alte Auf- 
fassung, daß Hypertonie als Folge des Nierenleidens zu betrachten ist. 
Die klinisch konstatierte Anlage der Neurarthritiei für Gefäß- und 
Nierensklerose hat drei Ursachen: 1. Der oft erbliche Minderwert des 
ganzen Gefäßsystems oder gewisser Teile desselben (Nieren, Herz, 
Gehirn); das familiäre und erbliche Auftreten von Schrumpfnierenleiden 
ist die klinische Äußerung desselben; 2. die oft übermäßige und zweck- 
widrige Ernährung bei diesen Personen; 3. die größere Abnutzung des 
Gefäßsystems dieser Personen infolge des emotionellen Charakters, welcher 


sie kennzeichnet. 
Fritzsche (Basel): Über tödliche primäre parenchymatöse Magen- 
blutungen, In den beschriebenen beiden Fällen schien die Sektion zu- 
nächst im Magen eine Stelle aufgedeckt zu haben, die als Quelle der 
Blutung in Betracht kommen konnte: eine spaltförmige Läsion der 
Schleimhaut mit vielleicht leicht blutig gefärbten Rändern. Die histo- _ 
logische Untersuchung ergab jedoch in beiden Fällen nur das Vorhanden- 
sein einer kleinen Dehiscenz der Drüsen der Tunica propria bei intakter 
Muscularis mucosae, die benachbarte Schleimhaut zeigte weder Nekrose 
noch entzündliche Infiltration, noch eine Gefäßveränderung, noch eine 
Blutung. Bei dem Fehlen jeder vitalen Reaktion kann daher diese Läsion 
nicht als intravital entstanden gedacht werden. Klinisch läßt sich die 


- 


- 


:vor 100 Jahren. 


Diagnose einer parenchymatösen Blutung in den rasch zum Tode 
führenden Fällen kaum stellen, denn das Fehlen anderer Symptome 
spricht nicht sicher gegen das Bestehen eines Geschwürs' oder einer 
anderen Ursache der Blutung. Auch pathologisch-anatomisch muß die 
Diagnose einer idiopatbischen parenchymatösen Magenblutung per exelu- 
sionem gestellt werden. oo 

Lade (Düsseldorf): Das Lochsche Absaugverfahren bei Diphtherie. 
Das Verfahren besteht in Absaugen durch Verwendung einer Wasser- 
strahlpumpe mit vorgeschalteter Flasche, durch deren doppelt durch- 
bohrten Stöpsel einerseits eine Rohrleitung zur Pumpe, -andererseits 
eine Rohrleitung zu einem Saugansatz führt. Die Absaugvorrichtung 
stellt eine wertvolle Bereicherung unserer therapeutischen Mittel bei 


Diphtheriekranken dar. | 


Schereschewsky (Berlin): Praktische Ergebnisse der Chinin- 


Luesprophylaxe in der Armee. In. all, den Fällen, wo das Prophy- 
lakticum angewendet wurde, sind trotz den besonders großen Infek- 
tionschancen keine Neuinfektionen aufgetreten. * Es wird die Einfüh- 
rung eines zusammengestellten Schutzbestecks vorbereitet, das eine 


. zuverlässig hergestellte Chininsalbe in der als wirksam erprobten Stärke 


und Mischung, sowie ein Gonorrhöeprophylakticum-Choleval-Schutz- 
stäbehen von Merck (Darmstadt) enthält. ; l 

Loewy (Berlin-Steglitz): Bin Fall von traumatischer Neurose 
Mitteilung eines Falles aus Humboldts Briefen an. 
eine Freundin (Charlotte Hildebrand). l T: | 


23. Gauß, Zbl f. Gyn. 1917. — 24. A. Gautier, zitiert: nach Zbl. ft. Rönt- 
"26. Grau, ebenda 1917, Nr. 48. — 27. Kovacs, Ther. Mh. 1917, H. 3. — 28. R. Levy, - l 


` 
j r 
— ane nn a 
Sun ee Se es ae 


» . 
` - 
Br 
-> 
— 


s 
. 
SEIT nn aa 


i . 
. ” 
nn o aaa e ar 
£ = 2 
ee a T a — smee e n. Ben 
5 è 


. 
u EEE 
” 


ale 3 u 


mr. 


Agi 


77 


az -ak 


T Ees a n x 
r a N; 


UI 
BMS Yy ne 


 SE ee NE er 


854 


-r 
Csik 
© 
” 


ZEN N 
“re 


Behla (Berlin): Zur Reform der Todesursachenstatistik in 
Preußen. Unter Berücksichtigung der hier hervorgehobenen Vorteile, 
der Ersparnis an Raum und Miete, an Kosten von unnützen Abschrei- 
bungen, der schnelleren Fertigstellung dringender Statistiken usw. muß 
die geplante Reform als praktisch durchführbar, zweckmäßig und im 
Interesse des Medizinalwesens durchaus als notwendig erachtet werden. 
Die ärztliche Leichenschau ist ein Postulat der Neuordnung des Medi- 
zinalwesens. Reckzeh. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 31. 


J. Grober und W. E. Pauli (Jena): Untersuchungen über 
die biologische Wirkung der Kathodenstrahlen. Aus der gleichen Energie- 
quelle kann man mittels der Kathodenstrahlen eine viermillionenfach 
stärkere Energie bei der Absorption durch dasselbe Präparat ent- 
wickeln, als mittels der Röntgenstrahlen. 


F. Neufeld und O. Schiemann (Berlin): Chemotherapeu- 
tische Versuche mit Akridiniarbstoiien. Die untersuchten Mittel ver- 
mögen im Tierversuch von der Blutbahn aus Bakterien zu töten. 


H. Selter (Königsberg i. Pr.): Der Wert der Schlußdesinick- 
tion. Vortrag, gehalten im Verein für wissenschaftliche Heilkunde in 
Königsberg am 26. Mai 1919. 


H. Fühner (Königsberg i. Pr.): Die Blausäurevergiitung und 
ihre Behandlung. Nach einem am 26. Mai 1919 im Verein für wissen- 
schaftliche Heilkunde in Königsberg i. Pr. gehaltenen Vortrage. 

L. F. Meyer (Berlin): Über Sklerodermie beim Säugling. Nach 
einer Demonstration im Verein für innere Medizin und Kinderheil- 
kunde zu Berlin. 

Fritz Passini (Wien): Pankreaserkrankung als Ursache des 
Nichtgedeihens von Kindern. In drei Fällen, die sich jedem Diätver- 
fahren gegenüber refraktär erwiesen, fanden sich pathologische Ver- 
änderungen der Pankreasdrüse. Ob deren Sekret an Menge geringer 
oder ob es qualitativ minderwertig war, ließ sich nicht feststellen. 

Hermann Müller jun. (Zürich): Über die Pirquetreaktion 
bei Grippekranken. Das Grippetoxin als solches ist nicht von Einfluß 
auf den Ausfall der Reaktion, sondern erst der schwere allgemeine 
Zustand bei der Grippepneumonie. Dieser läßt, wie das Danieder- 
liegen der Kräfte auch unter anderen Umständen (Kachexien usw.), 
die Pirquetreaktion negativ ausfallen. Aber das Verschwinden der 
Reaktion ist für Grippe nicht typisch. Andererseits ist eine erhöhte 
Disposition der Grippekranken zur Tuberkulose nachweisbar. 

Erwin Popper (Prag): Über einen brauchbaren, . einfachen 
Test bei der Untersuchung initial-paralytischer Kranker. Der Verfasser 
verwendet die bekannte Aufgabe, von 100, immer 7 subtrahierend, 
zurückzuzählen. Der Test gibt aber nichts weiter als den ersten An- 
stoß zur Vermutung einer Intellektstörung, Er ist nur unter 
allen Kautelen zu verwerten. Man darf nur die ganz sicheren 
Fehler verwenden. | 


E. F. Curt Heinemann (Berlin): Gedanken über einige 
chirurgische Beobachtungen in der Türkei. Eine erhebliche und sehr 
verderbliche Rolle spielt die Noma, die Erkrankung der Elenden und 
aufs äußerste Geschwächten. Bestätigt wurde die Erfahrung, daß durch 
eine Verletzung oder Verwundung, durch eine Operation oder einen 
in Verbandwechsel ein typischer Malariaanfall ausgelöst wird. Die 
wi Darreichung von geringen Dosen Chinin in den ersten Tagen nach 

Kl operativem Eingriff oder größeren Verbandwechseln ist daher praktisch. 
Auffallend häufig waren Hämorrhoiden und Mastdarm- 
vorfälle, die auf dem dauernden Reizzustand der unteren Dick- 
darmabschnitte infolge chronischer Dysenterie beruhen. Aber ätiolo- 


Defäkation, bei der Arbeit und der Siesta). 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. 


gisch in Betracht kommt auch hierbei die Hockstellung (bei der 
Diese schädigt die Becken- 


24. August. 


en 


je Ta = 


lebendige Kraft des rasanten Geschosses, auf den flüssigen Inhalt des 
Herzens übertragen, führt zur Sprengwirkung. Infolge dieser hydro- 
dynamischen Druckwirkung bewegen sich die Flüssigkeitsteilchen mit 
außerordentlicher Geschwindigkeit gegen die sie umschließenden Wände 
und verbrauchen ihre lebendige Kraft fast vollständig zu Zerreißungen. 
Der Tod tritt infolge von Verblutung ein. | | 


Franz Zernik (Wilmersdorf): Kriegsunterernährung und 
Arzneimittelwirkung. Unter dem Einfluß der Kriegsunterernährung hat 
sich die individuelle Empfindlichkeit gegen Arzneimittel abnorm ge- 
steigert. So zeigten Patienten nach abendlichem Einnehmen von 1/2 g 
Tinct. Opii oder von einer Pantopontablette (0,02 g) am nächsten 
Morgen noch starke Benommenheit und charakteristisch enge Pupillen. 
Vom Adalin genügt jetzt 1/2—1 Tablette, vom Veronal 1/2 Tablette zur 
Schlafwirkung, auch besteht am nächsten Morgen noch Benommenbeit, 
Ferner kommt es häufiger zu Quecksilber- und Salvarsanvergiftungen 
bei der Syphilisbehandlung, auch zum Auftreten von Ikterus nach 
Salvarsaninjektionen. Silberhaltige Haarfärbemittel erzeugen jetzt auch 
öfter statt einer glänzend dunklen Färbung im besten Fall eine matt: 
graue, manchmal auch gar keine (durch den Ausfall einer redu: 
zierend wirkenden, fettartigen Substanz im Haar). 


Jacob Wolff (Berlin): Carcinom und Tuberkulose. Fälle, wo 
sich beide Prozesse zusammen vorfinden, sind in der Literatur mehr- 
fach beschrieben worden. F. Bruck. 


Be 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 31. 


M. Pfaundler: Über Körpermaße von Münchener Schulkindern 
während des Krieges. Nach einem am 28. Mai in der Münchener Gesell- 
schaft für Kinderheilkunde gehaltenen Vortrage. 


W. Autenrieth (Freiburg i. B.): Über den Ameisensäuregehall 
des Harns, normalerweise und nach Eingabe verschiedener Substanzen. 
Ameisensäure kann als ein normaler, ziemlich konstant vor 
kommender Bestandteil des menschlichen Harns angesehen werden. Zu 
den Stoffen, die im menschlichen Organismus wenigstens zum Teil in 
Ameisensäure übergehen und die daher eine starke Vermehrung des 


Ameisensäuregehalts des Harns hervorrufen, gehört in erster Linie der 
Methylalkoho|l. 


G. L. Dreyfus (Frankfurt a. M.): Silbersalvarsan bei Iuetischen 
Erkrankungen des Nervensystems. Nach einem am 16. Juni 1919 m 
Ärztlichen Verein zu Frankfurt a. M. gehaltenen Vortrage, 


L. Borchardt (Königsberg i. Pr): Über Jeistungssteigernde 
Wirkungen des Adrenalins und Hypophysins. Beide Substanzen be- 
wirken in sehr charakteristischer Weise eine Steigerung der nach 
Typhusschutzimpfung auftretenden Agglutininbildung. Es handelt sich 
dabei um eine Protoplasmaaktivierung. Diese Wirkung ist 
auch bei anderen Organpräparaten vorhanden. Sie besteht neben der 
bekannten specifischen Substitutionswirkung. 


S. Meyer (Düsseldorf): Experimentelle Studien über den Ein: 
iluß antitoxischen und normalen Pferdeserums auf die Infektion des 
Meerschweinchens mit lebenden Diphtheriebacillen, mit Mischkulturen 
von Diphtheriebacillen und Streptokokken sowie auf die Vergiltung mil 
reinem Diphtherietoxin. Nach den ausführlich mitgeteilten Versuchen 
wohnen dem normalen Serum heilende Kräfte gegen die diphtherische 
Infektion inne, die man dem erkrankten Körper nicht entziehen soll 
Deshalb sind die Versuche, den antitoxischen Titer des Serums immer 
höher zu treiben, also die Immunisierungseinheiten auf immer klei- 
nere Serumquantitäten einzuengen, nicht der optimale 
Weg zur Bekämpfung und Heilung der diphtherischen Erkrankung: 


Rudolf Selig (Stettin): Tenotomie oder Nervenoperation bei 
Spasmen an der unteren Extremität? An dem Adduetoren hat mal 


bodenmuskulatur durch dauernde Überdehnung. Beobachtet wurden 
ferner sehr viele und schwere Fälle von Skorbut, der einen wesent- 
lichen Einfluß auf den Verlauf chirurgischer Erkrankungen spüren 
ließ. Sehr häufig war die chirurgische Tuberkulose, be- 
sonders die Drüsen- und Knochentuberkulose (bei dieser hauptsächlich 
Gelenkaffektionen). Die Sonnenbehandlung der Knochentuberkulose 
führte zu keinem Erfolge, sodaß man schließlich, also nach längerem 
Bestehen des Leidens, zum Messer greifen mußte, wobei sich dann 
häufig weniger günstige örtliche Verhältnisse als bei frühzeitiger 
Operation vorlanden. 

Georg Straßmann (Berlin): Schwere Schußverletzung des 
Herzens. Das Herz war, wie die Sektion ergab, in derartigem Maße 
zerrissen, daß sich die einzelnen Herzabschnitte nur noch mit Mühe 
unterscheiden ließen. Eine so starke Zerreißung spricht dafür, daß 
das Herz beim Treffen des Geschosses gefüllt war. Denn die 


eine leicht ausführbare Dosierung bei der Beseitigung schwersi 
Spasmen, wenn man den Nervus obturatorius an seinem Stamm m 
intrapelvinen Teil angreift, Die Operation wird genauer beschrieben. 


0, Müller (Bad Kösen): Beitrag zur Bildung des Kraitkanals 
beim Sauerbrucharm. Mitteilung eines kleinen technischen Vorschlags. 
Erich Klose (Hirschberg i. Schles.): Muskelstarre und Muskel- 
spannung (Hypertonie). Auf reflektorischem Wege kommen 
beide Erscheinungen zustande, bei erhöhter Reizbarkeit der Centren 


aber entsteht (durch eine auf dem Wege der motorischen Nerven dem 
Muskel zufließende bei er 


(der Muskelsubstanz selbst) dagegen M 
spannung, „Hypertonie“. 


W. Sehweisheimer (Münch in rak: 
; i en): Ein Vorschlag zur P 
tischen Bekämpfung des Alkoholismus. Er geht dahin: Beibehaltung 


(2° I 
Digitized by 008 E 


; l = 24. August, | 


.- . Coecumkuppe wird eine etwa markstückgroße Partie in den Peritoneal- 


- und eingestülpt, einige Tage später wurde eine. sekundäre Hautnaht 
- gemacht. 


. mit Neigung zu Wadenkrämpfen,. Die  Nervendruckpunkte der 
Beine sind empfindlich, besonders ist: der plantare Schmerz- 


‚ Lumbalanästhesie. Bei einer Patientin von 40 Jahren wurde wegen 


. Yon 8 cem einer 5%igen Novocainlösung mit Suprareninzusatz in Am- 
_ pullen von Meister, Lucius & Brüning trat vollkommene Schmerzlosig- 
keit ein, aber nach der Operation stieg die Temperatur und wurde die 


anfälle auf mit Abducenslähmung und röchelnder Atmung, also das 


des. im ‚Kriege notgedrungenerweise hörgeskeinien: praktisch alkohol- Die ; Therapie der RN A ugust 1919.. 


- freien Bieres („Kriegsbier“) auch im Frieden: als für gewöhnlich zum 
Ausschank gelangendes „Bier“. F. Bruck. 


“Zentralblatt für innere Medizin 1919, Nr. 31. 


W. Ehrmann: Puerperalscharlach, geheilt durch TEEN 
leszentenserum. Der differentialdiagnostisch anfänglich schwierige Fall 
(Sepsis?) wurde nicht nur durch den weiteren Verlauf, sondern auch 
durch den Erfolg der Therapie gesichert. Die Erfahrungen der Frank- 
furter Klinik mit dem Serum, die sich seit 1911 auf über 200 Schar- 
lachfälle erstrecken, sind fast durchweg günstig, wenn es früh genug 
zur Anwendung kam. Das Vertrauen zu der Behandlungsweise wird 
durch. den Erfolg bei diesem schwersten Puerperalscharlach noch er- 


` höht, W. 
m Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 31. | l 
S. Widerö e: Zur Technik der Appendikostomie. ` Von der 


Der gewöhnliche Diabetes . ist als Systemerkrankung die Kombination 


Körpergewichtsbilanz. ‚Man soll den Kranken so einstellen, daß die 


menge sich wenig über dem Eiweißminimum hält. Als Eiweißminimum 
rechnet Verfasser für animalisches. Eiweiß Fleisch, Eier ‚und Milch- 


50 bis 60 g, für Gemüseeiweiß (Kohlarten) 60 bis 70 g. 
Joerdens (Dresden): Beitrag zur Therapie des Schwarzwasser- 

fiebers. - Die hier mitgeteilte Krankengeschichte eines Patienten mit 

 Schwarzwasserfieber bei Tropica- und Tertianarezidiv bringt insofern 


beiden ersten Infusionen, der Eiweiß- und Hämoglobingehalt jedesmal 
‘derartig rasch zurückging, daß Verfasser sich wohl berechtigt glaubte, 


dieses als einen Erfolg der Therapie anzusprechen. 


schlitz eingenäht. In der Mitte liegt der Wurmfortsatz, der 5 cm von 
Stekel (Wien): Technik ‘und Grenzen der Psychoanalyse und 


der Wurzel ‚entfernt abgeschnitten . wird. Der eingeführte Katheter 
-wurde in den ersten sieben Tagen nur zur Drainage benutzt. Danach 
wurden täglich Darmspülungen mit Tannin vom Wurmfortsatz aus 
. gemacht, die rasch zur Verheilung der Geschwüre führten. Nach Ab- 
schluß der Behandlung wurde der Wurmfortsatz kurz abgeschnitten 


Iytikern modifiziert worden. Die Psychoanalyse’ hat uns einen tiefen 


einer anderen Methode unmöglich wäre. Psychoanalyse und Suggestion . 
sind ..aber Gegensätze. 
© Klein (Berlin): Über abdominelle ` Pseudotumoren. Als letztes 


Ferd. Schultze: Die Behandlung der Peroneuslähmung durch | und einziges wirkliche Sicherheit gewährendes Auskunftsmittel bleibt. 


die ostale Plastik. Um den Kampf-gegen die Maschine durchzuführen, 
. wurde 'seit Jahren die Arthrodese des Fußskeletts geübt und dadurch 
jede Fußdeformität maschinenfrei und lauffähig ge- 
macht. Zunächst wird im Osteoklasten der Fuß bearbeitet 
und modelliert. Nach Rekonstruktion des Fußskeletts wird, die ostale 
Plastik durchgeführt, welche in der Bildung eines Furnierschnittes der 
ganzen dorsalen Oberfläche des Fußes von den. Grundgelenken der 
Zehen bis zum Fußgelenk besteht. Durch die Plastik wurde eine 
dauernde Mittelstellung des Fußes erreicht. Der Knochenlappen wird 
am vorderen ünteren Rand des äußeren Knöchels und an der äußeren 
Ebene des Calcaneus durch Pargutmibe fixiert. Der Peroneusschuh 
ist zu entbehren. K. Bg. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 31. 


Maximilian Rosenberg: Über ein _Symptomenbild ant 

der Basis leichtester physiologischer Schwangerschaftstoxikose des Nerven- 
‚Systems. Während der Schwangerschaft gibt es eine, physiologische 
‚Veränderung des Nervensystems, die mit der Geburt endigt: allgemeine, 
centrale und: periphere Übererregbarkeit und Schmerzen in den Beinen 


entscheiden, ob Caareinom oder fibromatöse Hyperplasie vorliegt. Erst 
- die Untersuchung der Präparate deckt weten die Benignität -der 
Pseudotumoren auf. 

Klemperer und Dünner (Berlin): Krankheiten des Ver- 
dauungsapparates. Sehr instruktive Besprechung der Behandlung der 
Mund-, Speiseröhren- und Magenkrankheiten. 

R osenthal (Charlottenburg): Die Behandlung der Furunkulose 
mit Opsonogen. Von den angeführten 14 Kranken konnte Verfasser 
elf noch zirka sechs Wochen nach der Kur beobachten, sie sind sämt- 


‚daher zur Behandlung der Purunkalosg das Opsonogen anraten. 
oe | ROCKueh, 


Therapeutische Notizen. 


Über "den Wert käuflicher Pepsinpräparate berichtet O skar 

Groß (Greifswald). Der Pepsinwein stellt eine irrationelle Medi- 
kation dar. Schon der Wein als solcher hemmt menschlichen Magen- 
‚saft in seiner peptischen Kraft. Der Pepsinwein ist aber vor allem 
wegen des darin gelösten Pepsins unwirksam. Er sollte daher von 
der Liste der offizinellen Präparate gestrieben werden. — Der Wert 
der Pepsin-Salzsäuredrage6es ist äußerst gering. — Beim 


punkt in der Mitte der Fußsohle bei Fingerdruck deutlich 
empfindlich. Möglicherweise handelt es sich um Vergiftung durch Stoff- 


wechselveränderungen. 
M. Orlovius: Spina bifida occulta, eine Kontraindikation gegen 


Dem Acidol-Pepsin kommt allerdings ein gewisser Grad pepti- 


‚aber recht kurz, sodaß die fermentative Wirkung einer Tablette, die 
außerdem nur der von wenigen Kubikzentimetern Magensaft gleich- 
kommt, keine allzu große Rolle spielen dürfte. (D. m. W. 1919, Nr. 30.) 

Jodcalciril und Bromcalciril (von der Caleion-Gesellschaft, Berlin, 
Nollendorfstr. 29/30, in den Handel gebracht) sind feste Verbindungen 
von Jod und Brom mit organischen Kalksalzen. Sie wirken in kleineren 
Mengen oft da, wo Jod, Brom einerseits und gleichzeitig eine Kräfti- 
gung der Zellen durch die Kalksalze andererseits angezeigt ist, Auf- 
‚nahme und Ausscheidung von Jod und: Brom sind langsamer, 
sodaß die gegebenen Mengen längere Zeit ihre Wirkung entfalten 
können. Infolgedessen genügen kleinere Mengen der Doppelsalze. Die 
beiden Mittel sind außerdem fast. völlig frei von Nebenerscheinungen. 
(D. m. W. 1919, Nr. 30.) 

Die Salvarsanprophylaxe empfiehlt KarlTaege (Freiburgi. Br.). 
Er geht dabei so weit, Personen der Salvarsantherapie zu ‚unterwerfen, 
bei denen überhaupt noch nicht ein Geschwür aufgetreten war, die 


einer Bierstockgeschwulst die Operation in Lumbalanästhesie gemacht, 
obgleich ein Haarnaevus und eine kleine narbige Ein- 
ziebung der Haut in der Höhe des ersten bis zweiten Kreuzbein- 
wirbels. auf eine verborgene Spina bifida hinweisen. Nach Injektion 


Kranke” schläfrige. Die Sehnenreflexe erloschen. Es traten Krampf- 


Bild des Meningismus. Es ergab sich, daß das Rückenmark sehr weit 
herunterreichte und im unteren Teil gespalten war. Der Tod war die 
Folge der unmittelbaren Einspritzung in die Rückenmarksubstanz. Die 
Spina bifida occulta, ist also eine Gegenanzeige gegen die Lumbal- 
anästhesie. 

Th. Mich olitsch: Beitrag zur Uterusperforation. Bei- einer 
Patientin war vor einem halben Jahr von ärztlicher Seite eine Aus- 
kratzung gemacht worden, nach welcher die Kranke dauernd an 
Schmerzen, Fieber und Blutungen litt. Nach der operativen Entfernung 
der Gebärmutter fand sich in. der Muskelmasse der Gebärmutter ein 
Kanal, der neben der Uterushöhle lag. Offenbar war dieser Kanal 
dadurch entstanden, daß bei der ersten, vor Monaten vorgenommenen 


Operation mit Hegarstiften i in der Gebärmutter Berumgenoln worden ist, 
u K, Bg. 


waren. So wurden sieben Frauen behandelt, an denen nichts festzu- . 

stellen war, die aber mit ihren harte Schanker aufweisenden Männern 

entweder vor dem Auftreten dieser Schanker oder kurz nachher ver- 

kehrt hatten. (M. m. W. 1919, Nr. 80.) 
Methylenblausilber (Argochrom) als Antigonorrhoicum beim Weibe 

haben Robert Brandt und Fritz Mras angewandt. Bei Cervix- 

‘| und Uterusgonorrhöe werden von einer frisch bereiteten 1 %i igen a 


1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK. L Nr. 34. COR: _ : - Oo 855 


Brugsch. (Berlin); Wesen und Behandlung des Diabetes mellitus. ` 


von Hemmungsstörung des Verbrauchs mit Ausschüttung des Zuckers. 
Bei der Einstellung treffen wir auf Kranke, deren calorischer Nah- 
rungswert ‘weit über die Norm. geht, mit positiver oder negativer ` 


" Nahrungsmenge gerade ausreichend bemessen wird und die Eiweiß- 
‘eiweiß, ferner Kartoffel- und Reiseiweiß 30 g, für Broteiweiß (Kleber) Be 


eine Bestätigung der von Matko angegebenen Therapie, als nach den - 


Psychotherapie. Die beschriebene Art der Technik ist von vielen Ana- . 


Einblick in den seelischen Mechanismus der Neurosen gewährt, die mit n 


die Probelaparotomie. Hat man die pathologischen Veränderungen im 
Auge, so kann es wohl gelegentlich auch dann noch schwer sein, zu . 


lich obve Rückfall geblieben. Nach seinen Erfahrungen möchte er 


„Pepsaro“ treffen die Angaben der Fabrik in keiner Weise zu. — 


scher. Wirkung .zu. Seine Einwirkungszeit‘auf den Mageninhalt ist 


aber in -besonders starker Weise der Ansteckungsgefahr ausgesetzt | 


ee ee 


z E a E AE 


2O N-e IA 
en TA 
i 


856 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. 


chromlösung täglich 1/2 bis 2 ccm tropfenweise mit der Braunschen 
Spritze instilliert. Danach werden Tampons an die Portio gelagert. 
Sowohl der klinische Verlauf als auch der mikroskopische Befund 
scheinen eine gewisse Überlegenheit dieser Behandlungsmethode wahr- 
scheinlich zu machen. Kontraindiziert ist diese Therapie bei recenter 
Gonorrhöe mit.rein eitrigem Ausfluß und bei akut entzündlichen Adnex- 


komplikationen, ferner bei kontrahiertem inneren Muttermund. (M.-m. 


W71919, Nr. 30.) F. Bruck. 


Perlbänder zur Drainage großer Wundhöhlen empfiehlt Oswald 
Seemann. Bei großen Knochen- urd Muskelwunden an den Extre- 


Erörterung findet. 
Weise gelungen. 


Literatur ziemlich allein dasteht, kann nur auf das dringendste empfohlen 
werden, 


z 24. August, 


Das ist dem Verfasser in nahezu vollkommener 
Das Werk, das in seiner Art in der deutschen 


Sehrt (Freiburg). 


K. Baisch, Leitfaden der geburtshilflichen und gynä- 


kologischen Untersuchung. Mit 97 zum Teil farbigen 


Abbildungen. Dritte Auflage. 250 Seiten. Leipzig 1919, Georg Thieme, 


Das beliebte Buch Baischs ist während des Krieges in seiner 


‘ mitäten wurden Perlbänder in die Wunde eingelegt an Stelle von Mull- 


zweiten Auflage (1913) aufgebraucht worden und erscheint jetzt in 
dritter. Ursprünglich (1911) geschrieben für die Münchener Medizin- 
studierenden hat es seinen Aktionsradius ständig erweitert und ist 
heute keinem Mediziner der süd- und südwestdeutschen Universitäten 
unbekannt. Selbst ins Spanische ist das Werk übersetzt (und ich kann 
dem geschätzten Verfasser verraten, daß auch schon eine Übersetzung 


streifen. Die Bänder wurden 10 bis 15 Tage ruhig liegengelassen und 
die Wundhöhle und die Filtermasse mit Wasserstoffsuperoxyd gespült. 


Ein lockerer Verband mit Mul} und Zellstoff genügte zur Absaugung 
des Eiters. (Zbl. f. Chir. 1919, Nr. 81.) 


über die Erkrankungen der Abdominalorgane behandelt, wobei 


Die Behandlung weiblicher Gonorrhöe mit intravenösen Kollargol- 
injektionen empfiehlt Fr. Franzmeyer. Neben den örtlichen 
Scheidenspülungen wurde 2%ige Kollargollösung v. Heyden be- 
nutzt. 'Es wurden 3 bis 8 ccm in steigenden Dosen in zweitägigen 
Abständen gespritzt. In letzter Zeit wurde das zehnfach starke Elektro- 
kollargol v. Heyden angewandt. 20 Fälle von Tripper der Harnröhre 
wurden geheilt. Dauernd negatives Sekret wurde bei kombinierter Be- 
handlung nach durchschnittlich 24 Tagen erhalten. (Zbl. f. Gyn, 1919, 
Nr. 81.) K. Bg. 


— 


ee Bücherbesprechungen. 


cD. Nordmann, Praktikum der Chirurgie. Ein Leitfaden für 


Ärzte, chirurgische Assistenten und Medizinalpraktikanten. Mit 410 teils 
farbigen Abbildungen, davon 26 auf 16 Tafeln. Zweite, erweiterte 
und vollkommen umgearbeitete Auflage. 824 Seiten, Berlin-Wien 
1919, Verlag Urban & Schwarzenberg. Preis M 28,— broschiert, 
M 82,— gebunden und Teuerungszuschlag. 

Das Werk behandelt in einem allgemeinen und speziellen Teile 
in zusammen 28 Kapiteln das große Gebiet der Chirurgie in einer 
selten anschaulichen und interessanten Weise. 

Es gibt wenig derartige Werke, die in so ausgezeichneter Weise 
das Wissenschaftlich-Essentielle mit dem praktisch Wesentlichen ver- 
binden. In der französischen Literatur kann vielleicht das bekannte 
Buch von Lejars damit verglichen werden. — Der Referent vermag 
aus der Fülle des Gebotenen nur einzelnes herauszuheben. In sehr 
klarer Weise wird z. B. die Diagnose der einzelnen Erkrankungen 
behandelt, ich erwähne nur die Symptomatologie der Gehirn- 
erkrankungen, weiter auch das Kapitel über die spezielle Untersuchung 
des Rückenmarks bei Verletzungen und Erkrankungen (eingehende 
Besprechung der Segmentdiagnose mit Abbildung der Segment- 
schemata). Besonders instruktiv ist auch in Bild und Wort der Abschnitt 


alles Unwesentliche weggelassen und durch Hervorheben des Wesent- 
lichen das Verstehen dem Lernenden erheblich erleichtert wird. Sehr 
interessant ist die Abhandlung über die Epityphlitis. Zu begrüßen 
ist ferner, daß in diesem chirurgischen Werke auch die wichtigsten 
gynäkologisch- chirurgischen Erkrankungen behandelt sind. Auch 


der Umstand ist besonders hervorzuheben, daß hier praktisch so außer- 


ordentlich wichtige Erkrankungen, die sowohl in Lehrbüchern wie in 
den Vorlesungen der Universität meist recht stiefmütterlich abgetan 
werden, wie das Panaritium und die Sehnenscheiden- 
phlegmone, eingehende Erörterung finden. In dem Kapitel Nerven- 
naht wird mit Recht ein genaues Schema der von den einzelnen 
Nerven  versorgten Muskeln und deren Funktion gebracht. Es würde 


zu weit führen, all das zu erwähnen, was hierim Gegensatz zu anderen 


Werken dem Leser geboten wird, zumal Verfasser scheinbar Neben- 
sächliches und doch in Wahrheit so Wichtiges bringt. Aber gerade 
mit auch dadurch wird das Werk für den Praktiker bei seiner 
Tätigkeit am Operationstisch und Krankenbett so bedeutungsvoll (Ab- 
handlung über Lokalanästhesie, Verbandtechnik, Blutleere, subeutane 
und intravenöse Infusion und anderes mehr). k 

Die teilweise farbigen Abbildungen sind ausgezeichnet und 
können sich jedem Spezialwerk ruhig an die Seite stellen (Magen-, 
Darm-, Hernien-, Epityphlitisoperation). — Zu er- 
wähnen ist auch, daß die Erfahrungen der Kriegschirurgie ein- 
gehend berücksichtigt sind. 


Es ist zweifellos nicht leicht, ein so großes Gebiet, wie es die 
Chirurgie ist, so zu behandeln, daß auf der einen Seite aus der Summe 
der Erkenntnisse die einfache Linie klar hervortritt, daß auf der 
anderen Seite das wirklich .Brauchbare und Wesentliche eingehende 


gnostische Instrumente: 


in eine Sprache, die sich von rechts nach links liest, im Manuskript 
vorhanden ist). 


Der Leitfaden verdient seine Beliebtheit. Er ist gefällig, ich 


möchte sagen, liebenswürdig geschrieben und enthält trotz seiner Kürze 
alles, was zu einer erschöpfenden Einführung gehört. 
Einteilung und treffliche Abbildungen unterstützen die Absicht. Sehr 


Übersichtliche 


schätzenswert finde ich die — in unterschiedenem Drucke — gegebenen 
differentialdiagnostischen Winke. 


Für überflüssig halte ich zwei besprochene und abgebildete dia- 


könnte vielleicht auch die Gerinnungsfähigkeit des Colostrums beit 
Kochen im Gegensatz zur Milch angeführt werden. In der Abbildung 
der äußeren Geschlechtsteile auf Seite 140 wäre etwa eine Andeutung 
der vier Mündungen der Vorhofsdrüsen erwünscht, um so mehr als 
später zweimal (Seite 190 und 222) von den Bartholin (nicht Bar- 
tholini)schen Drüsen die Rede ist. Auf Seite 150 kann beim Lesen 
des Ureterverlaufs das Mißverständnis entstehen, als läge der Harn- 
leiter an der berühmten Kreuzungsstelle vor der Uterina. 
Diese kleinen Aussetzungen- sollen und können das günstige 
Urteil über das Buch keineswegs beeinträchtigen; der Leitfaden ist 
dem Mediziner warm zu empfehen. Fuhrmann (Köln) 


Carl Oppenheimer, Grundriß der organischen Chemie, 
Zehnte, neubearbeitete Auflage. Leipzig 1918, Georg Thieme. 183 Seiten, 
Gebunden M. 4,— und 25°%0 Teuerungszuschlag. 

Bei aller Kürze klar, verständlich und anregend geschriebene all- 
gemeine und spezielle organische Chemie, die die für den Arzt physiologisch- 
chemisch und pharmakologisch wichtigsten Gruppen und Verbindungen 


.knapp behandelt, die neuesten, insbesondere auch kriegswirtschaftlichen 


Erfahrungen (Essigsäure, Alkohol und Aceton aus Acetylen, Carbid; 


künstlicher Kautschuk; Perkaglycerin und Glykol als Glycerinersatz; 


Glyceringewinnung aus Melasse; Härten der Öle usw.) verwertet ‚und 
dem Leser die Grundgesetze der Chemie näherbringt. Vorliegender 


Grundriß gehört zu den nicht überflüssigen Büchern, die dem Arzt 
empfohlen werden können. E. Rost (Berlin). 


Alex. Schminke, Die Kriegserkrankungen der querg®- 
streiften Muskulatur. v. Volkmanns Samnıl. klin. Vorträge 
Nr. 758/59. Inn. Med. 258/54. Leipzig 1918, J. A. Barth. Preis M 1,80. 
- Verfasser gibt eine erschöpfende Darstellung der Kriegserkran- 

kungen der Skelettmuskulatur mit woh) vollzähligem Literaturnachwels. 

Die Schrift ist ein kritisches pathologisch-anatomisches Sammelreferat 

über die Muskelverletzungen, ihren Verlauf und ihre Folgen, über die 

anaeroben Wundinfektionen, unter denen der Gasbrand an erster Stelle 
steht, über die Muskelveränderungen bei den verschiedensten Infek- 
tionskrankheiten. C. Hart (Berlin-Schöneberg). | 

L. R. Müller, Bericht über die Malaria in der Türkel 
im Jahre 1916. Sammlung klinischer Vorträge Nr. 762. Leipzig, 
J. A. Barth. l 

Bei der gerade in diesem Jahre ungewöhnlich starken Ausbrel- 
tung der Malaria (bis zu 80°/, der Mannschaften) gelang es doch, alle 

Kranken, zum Teil freilich nach monatelanger Kur; geheilt und dienst- 

fähig zu entlassen. Als ernsteste Komplikation kam gleichzeitige Er- 

krankung an Ruhr vor. Chininprophylaxe und Chinintherapie haben 
beide nicht das gehalten, was man von ihnen erhoffte. In Zukunft 
muß mehr Wert auf den persönlichen Schutz gegen die Mücken und 
das Aussuchen der Plasmodienträger gelegt werden. 
Hans Meyer (Berlin). 
Sahli, Über die Grippe. Bern 1919. K,J.Wyß Erben, 398. M 1.80. 
Das Muster eines gemeinverständlichen Vortrages für Laten: 
Der Aufsatz mit seiner Fülle von treffenden und prächtigen Bemer- 
kungen bringt sicher auch vielen Ärzten Lehrreiches und u 


Bg. 


den Zweifelschen Veramesser und die 
Uterussonde. Als Unterscheidungsmittel zwischen Colostrum und Milch 


| 
| 


-= |, Pte 


` ; oo 


Berlin. a 


Verein für Innere Medizin. Sitzung vom 19. Juli 1919. 


Henius: Die Behandlung von. Lungenkrankheiten mit dem 
_ künstlichen Pneumothorax. Das Pneumothoraxverfahren wurde bereits 
1822 von Carson zur Behandlung von Lungenkrankheiten empfohlen. 
1881 publizierte Hörard die Beobachtung, daß einseitige Lungen- 
tuberkulose bei Hinzutreten eines nicht mit Empyem komplizierten 
‚Pneumothorax besonders ‚günstig verlaufe. 1882 empfahl Forlanini 
das Lungenkollapsverfahren‘ zur Behandlung einseitiger Lungentuber- 
kulose. 1898 veröffentlichte unabhängig von Forlanini Meur phy 
sein Verfahren der Behandlung einseitiger Lungentuberkulose mit dem 
künstlichen. Pneumothorax.” 1906 erschienen Brauers Veröffent-, 
lichungen über seine Erfahrungen mit dem künstlichen Pneumothorax. Seit 
dieser Zeit wurde das Lungenkollapsverfahren vielfach insbesondere bei 
Lungentuberkulose angewandt. Heute sind sich die maßgebenden . 
` Autoren darüber völlig einig, daß diese Methode Hervorragendes leistet, 
daß sie in den Fällen, in welchen sie angewendet werden, kann, erheblich 
mehr Sicheres und Augenfälligeres schafft wie jede andere Behandlungs- 
methode, Behandlung der Lungentuberkulose einschließlich der neuesten 
Modebehandlungen.- Sehr oft verschwindet sogleich das Fieber, der 
. Auswurf sistiert, der daniederliegende Appetit hebt sich. In einer großen 
Zahl schwerer und schwerster Erkrankungsfälle erfolgt volle klinische 
Heilung mit voller Arbeitsfähigkeit, in zahlreichen Fällen Besserungen, 
- die Heilungen fast gleichkommen. Leider ist trotz der guten Erfolge 
das Verfahren bei den praktischen Ärzten so unbekannt, daß viele 
Patienten zu spät dieser Behandlungsmethode oder überhaupt nicht zu- 


geführt werden. 


"Die Erfolge des Verfahrens sind naturgemäß abhängig von der 


Indikationsstellung und der Methodik. 

Indikationen sind für uns: u | 

‘ 1. Einseitige kavernöse Lungentuberkulose oder kavernöse Lungen- 

tuberkulose, wenn auch die andere Seite 
nicht progredient erkrankt ist; 


2, Einseitige infiltrative tuberkulöse Prozesse, die sich über 


mindestens einen Lappen erstrecken; 
.8. Einseitige käsig-pneumonische Prozesse; 

“4. Hämoptoe; Ras. u 

5. Bronchiektasien und central gelegene Lungenabscesse. 

- In diesen Fällen darf aber nur ein kurzer Behandlungsversuch 
gemacht werden. Bronchiektasien machen wegen bestehender Pleura- 
verwachsungen große Schwierigkeiten. Wir sind dazu übergegangen, 
auch frühe Formen der Lungentuberkulose, Spitzen- und Oberlappen- 
infiltrationen mit hartnäckigem Fieber mit diesem Verfahren zu behandeln, da 
man es dann noch weniger mit Verwachsungen und öfter mit Einseitigkeit 
zu tun hat. Wir sind Anbänger der Stichmethode. Die Brauersche 
Schnitimethode hat den Nachteil, daß man den Versuch, einen freien Pleura- 
spalt zu finden, nach einmaligem Mißlingen, was leicht geschehen kann, doch 


nicht wird öfter widerholen können. Die gefürchtetste Komplikation ist | 


die Gasembolie. Wir vermeiden diese bestimmt mit unserer Technik. 
Zusamenfassend möchten wir unsere eigenen Erfolge wiedergeben und 
können dieselben als recht gute bezeichnen. Ein Teil der Patienten 
ist klinisch geheilt (schwer kavernöse Phthisen) und voll arbeitsfähig. 
Wir möchten daher auch unsererseits das Verfahren wärmstens empfehlen 
und zur Weiterarbeit in dieser Richtung auffordern. (Selbstbericht.) 
Aussprache. Rosenthal:spricht sich für die Brauersche 
Methode aus. Sie sei gefahrlos. F. Klemperer: Die Technik ist 
ziemlich gleichgültig. Mit einem bestimmten Prozentsatz Luftembolie 
ist zu rechnen. Trotz der Unfälle benutzt K. die Stichmethode. Zinn 


. Spricht sich für die Stichmethode aus. Man solle sich in der Praxis 


weit mehr mit dem Verfahren beschäftigen und die praktischen Arzte 
sollten dem Spezialisten vielmehr Tuberkulöse zu dieser Behandlung 
zuführen. Henius:. Die Stichmethode hat den Vorteil, daß man die 
Anlegung des Pneumothorax an vielen Stellen in verschiedenen 
Sitzungen versuchen kann. Das ist bei der Schnittmethode kaum 
möglich, | | | En 
W. Alexander: Über Quinckes Theorie der Neuralgie. Da 
der Neuralgie ein ausgleichbarer Vorgang zugrunde liegen muß, haben 
die ` meisten Theorien vasomotorische Schwankungen angenommen. 
Quincke hat die Theorie aufgestellt, es möchte sich bei der Neuralgie 
um ähnliche Vorgänge im Bindegewebe des Nervenstammes handeln, 
wie bei der Urticaria und dem akuten cireumseripten Ödem. © 
Kann Ödem überhaupt Neuralgie machen? Alle bekannten Ödem- 


formen verlaufen ohne Schmerz, wenn nicht durch die Grundkrankheit 
gleichzeitig Neuritis besteht oder das Ödem entzündlich bedingt ist : 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. 


geringgradig vor allen Dingen 


Vereins- und Auswärtige Berichte. 


(Phlegmone, Arthritis usw.). Gegen solche wirkt aber die Bier sche | 


Stauung (auch ein Ödem!) schmerzstillend. Die Lange sche Injektion 
ist sogar Heilmittel gegen Neuralgie. Auch die Schleich sehe Quaddel 
ist schmerzlos. Die anatomischen und experimentellen Untersuchungen 
'Klippels beweisen nicht den Zusammenhang zwischen Ödem und 


Neuralgie. — Klinisch sind Neuralgie und Quinckesches Ödem nicht in 
| ursächliche Beziehung zu bringen. Sogar das Glottisödem’bei Quinckescher . 


Krankheit verläuft schmerzlos. Die Ursachen beider Krankheiten 
'sind ganz verschiedene, ebenso das Prädilektionsalter. Das Quinckesche 
Ödem wandert lebhaft im Gegensatz zur Neuralgie, die in‘den befallenen 
Nerven festsitzt. Neuralgie ist häufig, Quinckesches Ödem. selten. Neur- 
algiker haben nie Quinckesches Ödem, Quinckesches Ödem macht nie 


Neuralgien. Es müßte also gerade eine isolierte Quaddel im Neurilemm- 


ohne Hauterscheinungen auftreten, wenn Quinckes Theorie richtig wäre. 
Die Meningitis spinalis serosa eystica hat mit dem Quincke schen Vor- 
gang nur äußerliche Ähnlichkeit, der Mechanismus ist gänzlich anders. 

Für dieMyalgie hat Quincke dieselbe Theorie herangezogen. 


Bei Myalgie sind noch nie anatomische Veränderungen gefunden worden. | 


Zwei Fälle von Cassirer, die mit Ergüssen in die Muskulatur einher- 
gingen, waren mit: anderen vasomotorisch-trophischen Neurosen kompli- 
ziert. Es müßten erst Fälle gezeigt werden, bei denen gleichzeitig 
Quinckesches Ödem der Haut und Myalgie auftritt und verschwindet. 


Ad. Schmidt gibt. die Möglichkeit feinster Strukturveränderungen . 
"bei Myalgie zu, lehnt aber die Quinckesche Theorie ab. Denselben 
Standpunkt müssen wir der Quinckeschen Neuralgie-Theorie 


gegenüber einnehmen. | 2 EM Fleischer. 
| Elberfeld. | 
Elberfelder Ärzteverein. Sitzung vom 13. Mai 1919. 


Nehrkorn spricht über plastischen Ersatz der fehlenden Vagina. 


Vortragender bespricht die verschiedenen Formen der Mißbildung der 
weiblichen Geschlechtsorgane und ihre operative Behandlung. Bei dem 


Ersatz der fehlenden Vagina kommen zwei Operatiousverfahren in Be- 
tracht, das nach Baldwin-Mori, die den Vaginalschlauch aus einer 


Dünndarm- oder Flexurschlinge bilden und das nach Schubert, der 


die Vagina durch einen Recetumabschnitt ersetzt. M. hat letztere Operation 
ausgeführt. Dabei wird zunächst die Haut zwischen Urethra und Damm 


excidiert, dann wird der Mastdarmschlauch nach Umschneidung des Anus 


‚bis etwa 3 cm oberhalb des Schließmuskels ausgelöst, in die von der 
Vulva stumpf gebobrte Bucht gezogen und dort durch Umsäumung der 
Schleimhaut an die Haut befestigt. Nach:Steißbeinresektion wird das 

‘ Rectum so weit mobilisiert, daß nach Abtrennung der analen 12 cm 


durch Verschluß mit zweireibiger Naht des unteren Darmlumens die 
Scheide fertig‘ gebildet werden und das obere Darmende durch den 
Sphincter bis zur Annähung an die Analhaut herabgezogen werden 
kann. Der Erfolg war einwandfrei. Die Operation erscheint indiziert 
bei Frauen, die obne Kenntnis ihrer Mißbildung die Ehe eingegangen 


sind, und bei Mädchen, wenn das Fehlen der Scheide‘ zu schweren 


psychischen Störungen führt. | 
In der anschließenden Besprechung betont Martin, daß nach 


den Erfahrungen, die in der Berliner Frauenklinik gemacht worden sind, - 


die vom Vortragenden gewählte Methode, die Verwendung des Mast- 
darms, die ungefährlichere zu sein scheint, denn die Gefäßversorgung 
des zur Scheide verwandten. Stückes sei ungleich leichter zu erreichen, 


als wenn man eine Dünndarmschlinge bis zum Damm hinableitet. M. - 


weist besonders auf die Bedeutung der Nachbehandlung bin, da die 
Erfolge leicht durch eine N arbenzusammenziehung beeinträchtigt werden. 

Ortloff spricht über die operative Behandlung der Ozaena nach 
Wittmaak. Nach einem kurzen Überblick über den gegenwärtigen 
Stand der Ozaenafrage bespricht Vortragender die neue Theorie Witt- 
maaks und ihre praktischen Konsequenzen. Wittmaak hält die 


Ozaena für eine Erkrankung, die auf der Grundlage epithelmetaplastischer | 


Prozesse entsteht. Es kommt im Verlauf der Krankheit zu einer Ver- 


nichtung des Selbstreinigungsmechanismus der Nase, nämlich der Flim- 
merepithelbewegungen und des reflektorischen Schneuzaktes. In der - 


Mundhöhle, die einen ähnlichen histologischen Aufbau aufweist wie die 
Schleimhaut der Ozaenanase, treten infolge der fortwährenden Sekretion 
der großen Speicheldrüsen keine solchen Erscheinungen auf. Wittmaak 


hat daher versucht, die Nase unter ähnliche biologische Reinigungs- 


verhältnisse zu bringen, wie sie in der Mundhöhle bestehen. Er hat 


das erreicht durch 


Kieferhöhle. | 
Vortragender hat die Wittmaaksche Operation an einem 


Kranken ausgeführt, und zwar einseitig, da infolge einer starken Septum- 


Einpflanzung des Ductus Stenonianus in die. 


SET SEERBEES CHEN 
IT ILITII TI 
en Lerm- 
Lo $ 
a t is À 


E E iera a aE 
.r 7 >i 


Fi fi 2 Cu: - 
NORE Eag o a e a Re R I E a -e 


pan 


= 


858 


— 


verbiegung die Ozaena auf der engen Nasenhälfte gering war. Die 
Operation hat sofort -dauernd jede Borkenbildung und jeden Foetor zum 
Schwinden gebracht, und zwar nicht nur auf der operierten Seite, 
sondern auch auf der nichtoperierten. Vortragender erklärt sith das 
durch das Einfließen von Sekret in die nichtoperierte Nasenhälfte durch 
die Choane, besonders während des Essens. Die Operation hat eine 
Schattenseite: Während des Essens ist die Speichelsekretion derartig 
stark, daß das Sekret zur Nase herausfließt, eine Erscheinung, an die 
sich der Patient aber rasch gewöhnt hat. Jedenfalls bedeutet die 
Wittmaak sche Operation einen gewaltigen Fortschritt in der Therapie 
der Ozaena. J 

Bei der Besprechung regt Butzengeiger an, die lästige 
Sekretion aus-der Nase dadurch zu beseitigen, daß man eine Kommunikation 
zur Mundhöhle herstellt, in der Weise, daß diese Verbindung den harten 
Gaumen sehräg durchsetzt, damit der untere Teil bei der Speiseaufnahme 
als abschließendes Ventil dienen kann. Auf diese Anregung erwidert 
Ortloff: Praktisch dürfte es vielleicht sein, die operierte Kieferhöhle 
von einer Zahnalveole aus anzubohren und die Öffnung mit einem 
Gumminagel zu verschließen. Während des Essens wird der Nagel 
entfernt, sodaß das Parotissekret dann aus der Kieferhöhle durch die 
neue Öffnung in die Mundhöhle zurückfließt. Im vorliegenden Fall ist 


ein solcher Eingriff unnötig, da der Patient sich an den Sekretausfluß 
aus der Nase gut gewöhnt hat. 


Greifswald. 
Medizinischer Verein. Sitzung vom 20, Juni 1919. 

Friedberger und van der Reis: Über ein eigentümliches 
Verhalten der Haut Fleckfieberkranker. Fleckfieberkranke werden mit 
abgetöteten Weil-Felix-Bacillen subcutan gespritzt in der Erwartung, 
bei diesen Patienten eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber diesem 
Eiweiß in Form einer jintzündungsreaktion analog der Pirquetschen 
Reaktion zu finden. 

Wider alles Erwarten reagierten von 14 Fleckfieberkranken nur 
einer mit ausgesprochener Entzündungsreaktion, einer erst auf die zweite 
Einspritzung (siebentägiges Intervall). Dagegen zeigten von 63 Gesunden 
beziehungsweise an anderen fieberhaften und chronischen Erkrankungen 
Leidenden bei gleicher, selbst geringerer Dosis 60 deutliche Entzündungs- 
reaktion. Bei dreien, bei denen die Reaktion ausblieb, handelt es sich 
um einen Fall von Malaria und um zwei Gesunde, von denen der eine 
(Unterarzt) früher an einem ’'Fleckfieberlazarett tätig war, die andere 
(Schwester) zurzeit mit der Pflege der Fleckfieberkranken beschäftigt 
ist. Beide geben allerdings bestimmt an, nie Fleckfieber gehabt zu haben. 

Auffallend ist ein verspätetes Eintreten der Reaktion bei allen 
Fällen von Tuberkulose. 

Es gelang wiederholt, noch vor Anstellung der Weil-Felixschen 
Reaktion bei Patienten die Diagnose „Fleckfieber“ zu stellen 
beziehungsweise auszuschließen, was nachher durch den klinischen Ver- 
lauf und die Weil-Felixsche Reaktion erhärtet wurde. Weitere Unter- 
suchungen an einem größeren Fleckfiebermaterial und bei anderen 
Kranken sollen darüber Aufschluß geben, ob das Verhalten der Fleck- 
fieberpatienten insofern specifisch ist, daß neben der Weil-Felixschen 
Reaktion diese Reaktion die Diagnose gestatten, sowie darüber, ob 
diese merkwürdige Resistenz nur gegenüber diesem specifischen Keim 
besteht und ob sie früher auftritt als die Weil-Felixsche Reaktion. 

Peiper demonstriert einen Fall von 1. Situs viscerum inversus, bei 
dem, soweit nachweisbar, eine Verlagerung sämtlicher Eingeweide besteht. 
Das Röntgenbild besiegt die klinische Diagnose. 2. von Friedreichscher 
hereditärer Ataxie bei einem 4!/,jährigen Mädchen. Der Krankheitsverlauf 
ist ein ausgesprochen progressiver und hat schon nach einem halben 
Jahre zu völliger motorischer Hilflosigkeit geführt. 3. von Diphtherie des 
Penis und des Nabels bei einem Neugeborenen. Gileichzeitiger Befund 
‘von Dibaeillen auf Nasen- und Rachenschleimhaut ohne Erkrankung, 
Die Infektion stammt von der Mutter. Diese litt an einer starken 
Leistenintertrigo. Im Sekret Dibacillenbefund positiv. Im Anschluß 
hieran bespricht Vortragender die Häufigkeit von Bacillenträgern unter 
den Neugeborenen. Bei einmaliger Untersuchung wurden 36°/, Bacillen. 
träger unter den Kindern des Säuglingsheims bei der Aufnahme kon- 
statiert. Des weiteren wird vom Vortragenden auf das häufigere Vor- 
kommen von Vulva- und Hautdiphtherie in den Kriessjahren 
hingewiesen. Der Vortragende führt die Häufigkeit der sonst hier 
seltenen Affektionen zurück auf die mangelhafte Reinlichkeitspflege der 
Haut, bedingt vornehmlich durch das Fehlen von Seife. 

Vorkastner: Zur Symptomatologie der Pseudobulbärparalyse. 
Demonstration eines Falles von Pseudobulbärparalyse. Rechtsseitig 
bestehen Residuen einer Hemiplegie. Das hervorstechendste Symptom 
dieses Falles ist ein starker Trismus. Die Genese dieser Erscheinung 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. 


wird einer Besprechung unterzogen. Sie ist als ein Analogon der 
spastischen Contracturen bei Läsionen der Pyramidenbahn anzusehen. 
Ferner wird auf das Vorkommen amyostatischer und cerebellarer Erschei- 
nungen bei der bulbären Paralyse hingewiesen. Die amyostatischen 
Erscheinungen erklären sich dadurch, daß die Putamina der Linsenkerne 
Lieblingssitz der Herde sind. Manche pseudobulbären Paralysen haben 
den Gang von Paralysis-agitans-Kranken. In diesem Falle lassen 
athetoseartige Überstreckungen der Finger bei Greifbewegungen an eine 
Linsenkernbeteiligung denken. Die unregelmäßige Wackelbewegung, 
die bei solchen Greifbewegungen im rechten Arm auftritt, ist eine 
cerebellare Erscheinung. Zu ihrer Erklärung wird unmittelbar die vor 
der corticobulbären Projektionsfaserung verlaufende fronto-pontino- 
cerebellare Bahn herangezogen. 

Göttel: Ein Fall von primärem Herzsarkom. Dabei handelt es 
sich um eine 62 jährige Frau, die im Juli 1918 plötzlich unter den Er- 
scheinungen einer Thrombose der Vena cava superior erkrankte und am 
2. März starb. Die klinische Diagnose war auf Thrombrose der Vena 
cava superior gestellt worden. Die Sektion ergab einen kugeligen 
Tumor, der vom Septum des rechten Vorhofs ausgegangen war und 
sich als ein Rundzellensarkom erwies. Dieses habe den rechten Vorhof 
ganz ausgefüllt und eine Thrombose in der Vena cava superior hervor- 
gerufen, während die weitere Hohlvenenöffnung freigeblieben war. 

Frank berichtet über eine neue Methode der Kreislauisiunktions- 
prüfung, die er mit der von ihm für die graphische Bestimmung des 
Maximal- und Minimalblutdruckes angegebenen Versuchsanordnung 
ausführt. Das Prinzip derselben ist die graphische Bestimmung des 
Venendruckes unter den durch die Versuchsanordnung geschaffenen 
Bedingungen. Aus der Höhe dieses Druckes und aus der Form der für 
die Bestimmung angewendeten Volumenkurve ist ein Rückschluß auf 
die hierbei vom Kreislauf geleistete Arbeit möglich. 


Leipzig. | 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 1. Juli 1919. 
Rumpel: Demonstration einer 77 jährigen Patientin mit un- 
gewöhnlich großem, durch Operation entferntem Nierenstein (221/4 g); 
der bei der röntgenologischen Untersuchung eine auffallende Beweg- 
lichkeit gezeigt hatte. : 
Gehrels: Demonstration eines 14 jährigen Knaben, der wegen 
Nierensteinen operiert worden war und bei dem sich bei der Operation 
eine perirenale Hydronephrose gefunden hatte. 
Payr: Demonstration eines Falles von Ovarialtumor (Der- 
moideyste), der durch den darin enthaltenen Knochen bei der röntgeno: 
logischen Untersuchung das Bild eines Ureterensteines erweckt hatte, 
zumal auch die Chromocystoskopie und der Ureterenkatheterismus in- | 
folge der durch den Tumor veranlaßten Abkniekung des Ureters in 
diesem Sinne gesprochen hatte. | ni 
Kleinschmidt: a) 52 jährige Patientin, die vor zirka einem 
Jahre wegen eingeklemmten Leistenbruches operiert worden war und 
bei der jetzt wegen infolge von Adhäsionen mit nachfolgender Inya- 
gination erfolgter Dünndarmstenose die Darmresektion vor 
genommen werden mußte. b) zwei Fälle, bei denen wegen Wirbel- 
fraktur durch Sturz aus dem Fenster (erster und zweiter Lendenwirbel) 
mit gutem Erfolge die Laminektomie vorgenommen worden wär. 
c) Beugecontraetur der großen Zehe. Es handelt sich 
um eine rein muskuläre Contractur in den Beugern der großen Zehe 
durch lange Ruhigstellung des Beines. Der schwache Muskelbauch 
des Musculus extensor hallucis brevis wird dadurch zuerst geschädigt, 
sodaß die stärkeren Beugemuskeln (Musculus flexor hallueis brevis, 
Musculus abductor hallucis und Musculus adductor hallucis) überwiegen. 
Nach der von Payr ausgearbeiteten Operationsmethode, die recht gute 
Erfolge gezeitigt hat, werden die Sesambeine der großen Zebe entfernt. 
Payr: Zur chirurgischen Behandlung der Obstipation. Zur 
operativen Behandlung eignen sich die Fälle, bei denen es sich UM 
angeborene oder durch adhäsionserzeugende Prozesse erworbene Ver- 
änderungen der Lage, Größe und Form von Darmabschnitten handelt, 
Je mehr anatomisch nachweisbare Befunde vorhanden sind, um so eher 
kann man sich nach P. zum chirurgischen Eingreifen entschließen. bel 
funktioneller Obstipation zu operieren, hält P. nicht für gerechtfertigt. 
Die Operation käme da höchstens bei schwerer intestinaler Autointoxi- 
kation mit Abmagerung in Frage. P. unterscheidet eine Obstipation vom 
Ascendens-, vom Transversum-, vom Sigmatyp und eine proctogen® 
Obstipation (Dyschezie). + Die von den Amerikanern und Engländer 
vielfach ausgeführte Ileosigmoideostomie hat in Deutschland einen 
schlechten Ruf, da nach anfänglich gutem Erfolge Kotstauung H 
Coecum durch rückläufigen Transport des Kotes stattfindet. Es 18 
deshalb nachträglich noch öfters der ganze Dickdarm reseziert worden. 


Digitized by Google 


m E 


su. t 


ru sm W pi 


Einige Ratschläge flir die Niederlassung des Allgemeinarzte 


24. August. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. 


P. fübrt daher die lleosigmoideostomie nur ausnahmsweise und nur 
bei Insuffizienz der Valvula Bauhini, bei der eine Kotstauung vermieden 
wird, aus (drei Fälle). Er wendet meist die Transversosigmoideostomie 
an, eventuell auch die Typhlosigmoideostomie. Oft kommt P. auch mit 
kleineren Operationen aus, vor allem mit der Durchschneidung des 
Ligamentum phrenicocolicum beim Transversumtyp der Obstipation, 
ferner mit der Durchtrennung von Adhäsionen an der Flexura sigmoidea. 
Dagegen hält P. die Methode der Annähung des Coecum mobile nicht 


für empfehlenswert, noch weniger die Raffung beim Megasigma. _ 
Mohr. 


Wien. 
Gesellschaft der Ärzte. Sitzung vom 30. Mai 1919. 


J. Haß demonstriert vier Fälle einer eigenartigen Erkrankung 
der Tibia. Seit einigen Monaten beobachtet Vortragender unter den Patien- 
ten des Ambulatoriums ein eigenartiges, in der Literatur bisher nicht be- 
schriebenes Symptomenbild. Es handelt sich durchwegs ‘um Männer 
von 18 bis 20 Jahren, die seit einiger Zeit in einem oder beiden Knie- 
gelenken Schmerzen haben. Die Schmerzen beginnen allmählich, treten 
besonders bei der Belastung, also z. B. beim 'Treppensteigen, auf und ver- 
schwinden bei Bettruhe. Die Schmerzen steigern sich und geben 
schließlich Anlaß zu sehr erheblichen Gangstörungen, indem die Patienten 
die Belastung des schmerzhaften Beins möglichst kurzdauernd zu gestal- 
ten suchen. Bei schweren Fällen kommt es zu einer Verkrümmung des 
Beins im Sinne der O-Beine. Eine äußere Veranlassung für diese Er- 
krankung ist nicht nachweisbar, ganz besonders kein Unfall. In jeder 
anderen Hinsicht füblen sich die Patienten vollkommen wohl; der sonstige 
Befund ist normal, insbesondere besteht keine Druckempfindlichkeit und 
keine spontane Schmerzhaftigkeit an verschiedenen Stellen des Skeletts, 


keine Deformierung am Rumpf, wie etwa bei der Osteomalacie. Unter- 
. halb der oberen Epiphyse der Tibia ist der Knochen verdickt. Typische 


Fraktursymptome fehlen; das Röntgenbild zeigt in allen Fällen an be- 
stimmten Stellen der Tibia, nämlich an der Grenze von oberer Epiphyse 
und Diaphyse eine querverlaufende Aufhellung Fromme in Göt- 
tingen hat auf Spontanfrakturen bei Adolescenten hingewiesen, ebenso 
Eisler auf Spontanfrakturen bei juveniler Osteomalacie. Im ganzen 
hat Vortragender sechs Fälle beobachtet, von denen er vier demonstriert: 
1. Ein 20jähriger Hilfsarbeiter der Straßenbahn leidet seit März d. J. an 
dumpfen Schmerzen im linken Knie und in der Tibia, seit drei Wochen 
besteht ein O-Bein infolge Verbiegung des Schenkels, am inneren Rand 
der Tibia ist im Röntgenbild eine periostale Verdickung nachweisbar. E. 


‚geht so, daß die Zeit der Belastung des kranken Beins möglichst kurze 


Zeit dauert. 2. Ein 20jähriger Schlosser hat seit Mai 1918 Schmerzen im 
rechten Unterschenkel, im Juni 1918 hörten die Schmerzen auf, er 
blieb schmerzfrei bis April 1919, dann traten wieder Schmerzen auf. 
Die Veränderungen sind die gleichen wie im Fall 1. 3. Ein 18jähriger 
Maschinenschlosser leidet an Schmerzen in beiden Knien seit November 
1918, die nach unten gegen die Füße ausstrahlen. Einreibungen blieben 
ohne Erfolg, ebenso eine fünf \Vochen dauernde Heißluftbehandlung. 


` Patient geht stark wackelnd. Die Schmerzen wurden immer intensiver, so 


daß Patient oft bettlägerig war. An beiden Seiten der Tibia periostale 
Auftreibungen. 4. Ein i8jähriger Gymnasiast leidet seit September 1918 
an Schmerzen in beiden Kniegelenken, seit einem halben Jahr hat sich all- 
mählich ein O-Bein entwickelt. (Demonstration von Röntgenbildern.) Es 
handelt sich um das typische Bild einer mit mathematischer Genauigkeit 


immer an derselben Stelle des Skeletts lokalisierten Spontanfraktur., 


Diese Erkrankung ist ebenso wie die sogenannte Osteomalacie, von der 
in den letzten Monaten viel die Rede war, ein Dokument der Zeit und 
ist als Erkrankung infolge schlechter Ernährung anzusehen. 

W. Pick demonstriert drei Fälle der von Riel 1917 zuerst demon- 
strierten Melanodermie, die dann später von Meirowsky und Hoff- 
mann in der Berliner, dermatologischen Gesellschaft vorgestellt wurde. 
Riehl nahm als Ätiologie Schädlichkeiten aus der Nahrung an, die 
deutschen Autoren zogen äußere Schädlichkeiten und Verunreinigungen 
von Ölen, Fetten und Seifen heran. Vortragender demonstriert drei Lehr- 


linge aus der Telephonfabrik von Czeja und Nissel. Alle drei Lehrlinge 


arbeiten an einer Drehbank; das Öl,,das zum Schmieren der Drehbank 
benutzt wird, wird mit Seife verdünnt. Die Erkrankung hat im Früh- 
jahr begonnen, die Schmerzen sind besonders stark bei direktem Sonnen- 
licht. Alle arbeiten seit kurzer Zeit in diesem Betrieb; die alten Ar- 
beiter wissen seit jeher, daß es sich um eine Lehrlingserkrankung handelt, 
die von dem verspritzten Öl herrührt. Ob auch das versprayte durch 
die Atmung aufgenommen wird, läßt sich noch nicht beurteilen, Unter- 
suchungen darüber sind noch im Gange. 

K. Ullmann: Zur herrschenden Bartflechtenepidemie in Wien. 
Die Epidemie herrscht etwa seit Jahresbeginn in Wien und hat, wie 
eine Rundfrage bei Wiener Kollegen ergeben hat, einen großen Teil 
der Bevölkerung ergriffen, besonders die Männer. Die Infektionsherde 
sind die Rasierstuben. Die Verseuchung nimmt immer noch zu, weil 
der Trichophytonpilz sehr schwer abzutöten ist. Außerdem ist die 
Erkrankung anfangs oft fast schmerzlos und relativ gutartig. Mangel 
an Desinfizientien, Seifen usw. hindert auch die Bekämpfung der Tricho- 
phytie. In Deutschland besteht die Epidemie fast zwei Jahre; von einem 
Rückgang ist nichts zu bemerken. Vortragender bespricht die Diagnose, 
speziell die Differentialdiagnose, z. B. gegenüber Furunkulose und para- 
sitärem Ekzem, und die Bedeutung der Röntgenbehandlung, die von mancher 
Seite über-, von anderer unterschätzt werde. Die konstante Applikation 
feuchter Wärme gibt sehr gute Resultate; vielleicht könnte für diesen 
Zweck eine Centralanstalt organisiert werden. Die Trichophytintherapie 
mit dem Höchster, dem Züricher und Wiener Präparat ist noch ver- 
vollkommnungsbedürftig sowohl bei superficieller Erkrankung äls auch 
bei furunkuloider tiefer Perifollikulitis und Knoten der Subeutis. Der 
Erlaß des Staatsamtes für soziale Verwaltung wird-wohl kaum von dem 
Erfolg begleitet sein, daß die Epideniie zurückgeht, zum Teil auch 
wegen der Gleichgültigkeit des Publikums. | 


G. Nobl spricht sich gegen die Ullmannsche Methode der 


‚Verwendung des Hydrothermoregulators aus. 
K. Ullmann erwidert, die Methode nicht als die einzige zum 
F. 


Ziel führende bezeichnet. zu haben. 


1 


Rundschau. 


, . Von 
Marine-Stabsarzt Dr. H. Kritzler, Rüstringen (Old.). 
l (Fortsetzung aus Nr. 33.) 

= Und nun noch einiges über die Anordnung der ange- 
führten Möbel im Sprechzimmer. Ich nehme ein ver- 
hältnismäßig kleines zweifenstriges Zimmer an. Der Schreibtisch muß 
möglichst gut beleuchtet sein und so stehen, daß das Licht zur Linken 
des Arztes einfällt (siehe Skizze 1 und 2). Rechts vom Schreibtisch 
steht ein Stuhl für den Kranken, dessen Gesicht so bei der Befragung 
usw. gut beleuchtet wird (8). Den Platz vor dem Schreibtisch- 
fenster und um den Schreibtisch herum lasse man frei, damit man 
bei Augen-, Rachen- und dergleichen Besichtigungen mit dem Kranken 
nahe an das Fenster herantreten kann. Etwa 2m vor dem Fenster 
liege eine größere Matte (4), auf der der Untersuchte bei Ganznackt- 
besichtigung stehen und einige Schritte machen kann. Zwischen 
diesem und dem zweiten Fenster steht der Verband- und Instru- 
mententisch (5), vor dem zweiten Fenster, aber dessen eine Hälfte 
freilassend (s. 0.), der Untersuchungs- und Mikroskopiertisch (6). 
Etwa 2m vor diesem Fenster steht der frauenärztliche Unter- 
Suchungsstuhl (7), dessen vordere Seite nach dem Fenster zu sielt, 
damit man gute Beleuchtung bei der Besichtigung und Behandlung 


s. | hat, davor der Hocker (8), der so für Untersuchungsstuhl und Mikro- 
| skopiertisch gleichzeitig zur Verfügung steht. Vom. Untersuchungs- 
‚stuhl hat man dann auch den Verbandtisch nicht “weit, der wieder 


vom Schreibtisch aus zum Entnehmen von Spateln z. B. leicht er- 
reichbar ist. In der Ecke neben dem Mikroskopiertisch ist ein ge- 
eigneter Platz für den Irrigatorständer (9), der so nicht weit vom 
Untersuchungsstubl und bei Nichtgebrauch nicht im Wege steht. An 
der Wand neben dieser Ecke steht der Instrumentenschrank (10). 
Die andere Ecke dieser Wand wird durch die besondere Aufstellung 
des Bücherschrankes (11) als Dunkeluntersuchungs- und Auskleide- 
raum (s. 0.) abgegrenzt; je nach dem Platz steht schräg vor dem Ein- 
gang oder halb oder ganz in dem Auskleideraum die Chaiselongue (12). 
Falls in dieser Ecke der Ofen steht, verlegt man die Ankleideecke 


'in die vierte Ecke. Angenommen, daß in dieser Ecke (s. Skizze) 


der Ofen steht, so kommt an die Wand gegenüber vom Schreib- 
tischfenster die Sehprobeneinrichtung (13), zwischen diesen und dem 
Ofen (14), auf dem im Winter Wasser warmgehalten wird, das Wand- 
brett oder ein kleiner blechbeschlagener Tisch mit dem Aus- 
kocher (14), zwischen Ofen und Tür, also nahe und vom Schreib- 
tisch bequem zu erreichen, der Waschtisch (15). Die Wage (16) 


| steht neben der zweiten Tür, an deren Pfosten eine Zentimeter- 


einteilung zur Längenbestimmung angemalt ist; noch einfacher 
heftet man mit Heftzwecken eim einfaches Zentimetermaß (0,30 bis 


359 ° 


"e. MM 
—— EEE 
ET TE TH nn ne IL u, - 


i r - 


en 
NT 


ria. 


-Duat a een srie a nn un nz ch a 
h Eee 


p. + RN 5 wart; ; 5 = 71 2 
à u? P es u 
S EEE 7 3 n a a Feen A 
e I a a er 3 w NAR LAN r: À pe 
TENN +2, >» Ea "e Jare P ih 
> i I Fih u . ae 
y . (mM rs i ann . A = 


BER S S . 
Bar - 
ix 
x 
USE i id 
ee he 


a 
S Aane 
m 2 = — mn p= T>, P r atea n 
=s m ne ae er 7 
- fe - nae r T S T a T Fre Ei e Ta he ur 
. im =% r wur ai a wi. -z - pi egs k E - > I 
K AT DE E Sa he > en - j a r ni = - < > 
p a x N J ye > un a ~ < - u ae ’ . rn . xe 
r mem m : x en ir Pre Berge 
r n š yy - s 
5 £ T aired SA er 
yX ze ans > > 
e = P TAN eS - 7 É Ber a., re "o 
zes Eu Press a A 70 ea i s i 
x a en I: = 5 > en 
TEL > rn a _ ~ TE aS Ey om 
— Zz ~ 2 Tar t pen AS i 23 
rn a EN on nA me che 
> z „In k Ta. or E 
z u ee “isa 5 $ era? zum AS 
SIE : AEE E n Ta à$ 
IR à sisi „ ory ae S s > 
a pa P nn EE EO A = A ." Par - ? "i 
y « ; i ae EPS 
> J à å ta x m > 
$ “ * Te. 
. -> 


une en a ADS ine. 


_ 


nn re rn er ee m 


EI TR, 


TTE- n hgm 
he n E 2 EI 


a Pa 
Ar 
BE 


ae D 


uro „' sad a PA E 
er ne Ka T- 
= = 


Fe 
u 


” . ea ` 
ag en ee - - 


>a 

SETS a aa 
- a 

. a . 


u 


a ` y- 
ee 


ed = er AS 
Boi ea 


860 


`~ 


0,50 M.), mit dem 1. Zentimeter in der Höhe von im beginnend, an 
den Türpfosten. Hat man elektrische Beleuchtung, so’ muß der Aus- 
zug der Reflektorhängelampe so lang sein, daß man die Lampe (s. 0. 
Beleuchtung) überall da hinführen und aufhängen kann, wo man sie 
braucht, also z. B. über dem Mikroskopieruntersuchungstisch, Ver- 


| Fenster þm] Fenster 


| eye 


— 0 — = 


16 — Tür 
| auf den Gang 


bandtisch, Auskleideecke; man. befestigt an ausprobierten Stellen 
Schnuren mit Haken an der Wand, mit denen man die Lampe in der 
gewünschten (schwebenden) Stellung festhält. Die Skizze zeigt die 
angegebene Möbelverteilung, die natürlich anderen Größenverhält- 
nissen, anderem Tür- und Fensterbau jentsprechend ‘angepaßt 


werden muß. (Fortsetzung folgt.) 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 

Berlin. Der Streik im chemischen Großhandel macht sich für 
die Apotheken, besonders in Groß-Berlin, durch seine Folgen unliebsam 
bemerkbar. Seit dem 5. August haben die Angestellten und Arbeiter, 
die im chemischen Großhandel. beschäftigt sind, die Arbeit nieder- 
gelegt. Die Ursachen sind angeblich die so oft gehörten. Es soll sich 
handeln um die Forderung einer Entschuldungssumme und. um eine 
Gehaltserhöhung für die Angestellten. Die Stockungen in der Ver- 
sorgung der Apotheken sind im Laufe der Zeit immer stärker hervor- 
getreten. Mit Notwendigkeit hat sich die bedenkliche Folge entwickelt, 
daß’ der Betrieb schwer ersetzbarer Arzneimittel beeinträchtigt worden 
ist und daß verschiedene wichtige Präparate den Apotheken aus- 
gegangen sind. Die Streikepidemie macht sich hier an einem Punkte 
der Wirtschaft bemerkbar, wo sie unmittelbar die Krankenversorgung 
und Krankenbehandlung trifft. Es wiederholt sich die Schädigung der 
kranken Bevölkerung durch das Streiken der Arbeiter, wie sie in den 
Februar- und Märztagen dieses Jahres gegeben war infolge der Still- 
legung der Gas- und Elektrizitätswerke. War in jenen trüben Tagen 
die Arbeit des Chirurgen und Geburtshelfers durch den Ausfall von 
Feuerung und Licht gestört, so ist es diesmal die Tätigkeit des internen 
Arztes und die Seuchenbekämpfung, welche in bedenklicher Weise be- 
einträchtigt wird. Es liegt in der Natur der Sache, daß in erster Linie 
diejenigen Apothekenbetriebe leiden, welche große Mengen von-Arznei- 
mitteln kaufen und umsetzen, ohne: sich große Lager zu halten, und 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 34. 


politischen Kämpfen gerade derjenige Teil der Beyalkert 2a 
muß, der infolge seiner Krankheit auf Schonung und Rücksicht 
einen berechtigten- Anspruch erheben darf. RAR 


Br l : 
5 . 5 -3 n 5 — - 


a‘ 


z A 

gira 5 
mn. 
AT 


. i ] Fa PRAN 
Der Preußische Kultusminister hat im Namen der Preußischen 
Staatsregierung die medizinischen Fakultäten ermächtigt, die Würde eines. 


Doktors der Zahnheilkunde (Doctor medicinae dentariae) zu ver 


leihen. Die Verleihung des Doktors der Zahnheilkunde ist gebunden 
an die Anfertigung einer wissenschaftlichen Abhandlung und einer 
mündlichen Prüfung. Sie kann aber auch als eine Ehrenerweisung 
durch freies Zugeständnis der Fakultät erfolgen. Nur in Deutschland 
approbierte Zahnärzte werden zugelassen. Bei einer Meldung ist das 
Reifezeugnis eines humanistischen Gymnasiums, eines Realgymnasiums 
oder einer Oberrealschule, die Approbation als Zahnarzt, der Nachweis 
eines achtsemestrigen Studiums und eine in deutscher Sprache ab- 
gefaßte Dissertation mit Lebenslauf vorzulegen. x N 
Baden: Die Universitäten Heidelberg und Freiburg haben mit 
Genehmigung der Badenschen Unterrichtsverwaltung die Verleihung 
des Doktors einer Zahnheilkunde eingeführt. ee 1, 


Berlin. Ein Erlaß des \lınisteriums des Innern bestimmt, daß - 
das Verbot der Beförderung von Fleckfieberleichen mit der Eisenbahn 
und auf dem- Seewege aufgehoben wird, weil die Verbreiter des Fleck- 
fiebers, die Kleiderläuse, falls sie sich überhaupt bei der Leiche be- 
finden, bei der vorgeschriebenen luftdichten ‚Abschließung in einem 
Metallbehälter nicht mehr nach außen gelangen können. 7° 


Fortbildungskurs für Ärzte über Tuberkulose 
Der für dieses Frübjahr geplante und infolge der allgemeinen Lage 
verschobene Fortbildungskurs für Ärzte über „Fortschritte auf dem 
Gebiete der Tuberkulose“ wird nunmehr in der Zeit vom 8. bis 24. Ok- 
tober in Essen stattfinden. Auskunft und Anmeldung bei dem Vor- 
sitzenden der wissenschaftlichen Abteilung des Essener Ärztevereins, 
Prof. Dr. Pfeiffer, Essen, städtische Krankenanstalten. 


Berlin. Die Gesamtzahl der tödlichen Verunglückungen 
belief sich im Jahre 1915 auf 16619, worin die Kriegsverletzten nicht 
einbegriffen sind. Unter diesen Personen waren 12884 männliche und > 
3735 weibliche. Die Zahl der weiblichen Verunglückten ist gegen das 
vorige Berichtsjahr angestiegen. Über Dreiviertel aller tödlichen: Ver- 
unglückungen stehen mit einer mechanischen Berufsart in Zusammen- 
hang. Die meisten Verunglückungen kamen auf industrielle Berufs- 
gruppen, von denen das Baugewerbe besonders schwer betroffen ist: 


Berlin. Das Reichsernährungsministerium bestimmt, daß reines 
Bienenwachs, das zum Bestreichen von Backformen angeboten wird, 
nicht als Ersatzmittel anzusehen ist, wohl aber Mischungen von Bienen” 
‚wachs mit Erdwachs. Anpreisungen, aus denen der Käufer nicht mit 
Sicherheit ersehen kann, in welcher Hinsicht das. Backwachs Butter 
und Fett zu vertreten vermag und welche den Käufer veranlassen, 
das Backwachs auch zum Backen von Eierkuchen ‘und Eierspeisen als” 
Ersatz für Fett zu verwenden, sind als irreführende Angaben ani 
zuführen. BE u Rn | TE 

Leipzig. Nach dem Genuß von selbstgebackenem Kuchen 
erkrankten 14 Personen unter Vergiftungserscheinungen, an denen zwei 
gestorben sind. . Es wird angenommen, daß die Vergiftung von dem 
zum Backen verwendeten Bittermandelöl herrührte. = | 


Berlin. Geh. San.-Rat Prof. Dr. :Carl Ruge und Geli 
Med.-Rat Prof. Dr. Paul Ruge begingen das 50jährige Doktor- 
jubiläum. a g 


Hochschulnachrichten. Berlin: Prof. Lentz, vol 
tragender Rat im- Ministerium des Innern, zum, Geheimen Ober 
medizinalrat ernannt. Der Oberassistent am zahnärztlichen. Institu 
H. J. Mamlok hat den Professortitel erhalten. 


Der Direktor des 
NEL dazu gehören die umfangreichen '‘Apothekenbetriebe in den 


großen Anstalten, besonders in den großen städtischen 
AH ABan 1% Krankenhäusern. Es ist recht unangenehm für viele Kranke, 
a a daß seit Wochen kein Karlsbader Salz mehr verordnet werden kann, 
a aune. daß Glycerin und Rieinus selbst in kleinster Menge nicht mehr gegeben 
werden können ‚und daß das Kodein ausfällt. Bedenklicher ist, daß seit 
Wochen nicht mehr die Desinfektion in der vorschriftsmäßigen Form 
vorgenommen werden kann und kein Formalin in den Desinfektions- 
anstalten zur Verfügung steht. Es ist beklagenswert, daß gerade in 
einer Zeit, wo die Infektionen des Magendarmkanals einen größeren 
Umfang annehmen, wo die Ruhr eine größere Anzahl von Menschen 
befällt, die notwendigen Desinfektionsmaßnahmen nur in unzureichen- 
der. Weise durchgeführt werden können. Es ist zu bedauern, daß das 
hemmungslos wütende Streikfieber hier einen Betrieb ergriffen hat, 
dessen Störung eine Gefährdung der Gesundheit zur Folge hat. Denn 
die mangelhafte Belieferung unserer Apotheken mit Desinfektions- und 
Arzneimitteln ist mehr als eine Belästigung der Kranken. Sie bedeutetin 
einzelnen Fällen geradezu eine Schädigung und sie muß in ihren weiteren 
Folgen als eine Bedrohung auch der gesunden Bevölkerung gelten. Es 
ist bemerkenswert, daß naturgemäß gerade diejenigen Apotheken am 
meisten leiden, welche einen großen Umsatz haben und ihren Bedarf an 
Arzneimitteln auf legalem Wege und nicht auf dem Wege des Schleich- | 
handels decken. Denn das ist ja das Bezeichnende in dem Verkehrsleben - 
dieser merkwürdigen Zeit, daß die Lähmung des freien Handels durch 
Trap: Streikerei oder durch beschränkende Bestimmungen sofort das „Schieber- 
N SN tum“ auf den Plan ruft. Es ist dringend zu wünschen, daß die Streik- 
a freudigkeit in dem chemischen Großhandel etwas 'eingedämmt wird. 
In jedem Falle ist es zu beklagen, daß unter den Lohnkämpfen und 


Hygienischen Institutes Geh, Rat Prof. Dr. Flügge beging das 
50 jährige Doktorjubiläum. 


Der Vorsteher der anatomischen Abtei- 
lung am Pathologischen Institut, Prof. Ceelen, zum ao. Professor 
ernannt. — Breslau: Prof. Hofmeister von der früheren 
deutschen Universität in Straßburg ist als Nachfolger des TERN, 
benen : Prof. Röhmann in das in ein Ordinariat umgewandelt? 
Extraordinariat für physiologische Chemie berufen worden. ara ni 
furt a. M.: Der Prosektor am Anatomischen LENU Priv Darang : 
ießen: Dr i 
Feulgen für Physiologie habilitiert. — Göttingen: Als Nao 
folger des nach Bonn: übersiedelnden Geh. Rats Hirsch ist Prof | A 
E. Meyer, Direktor der Medizinischen Klinik an der früheren deutsche ; 


Pongs, Assistent 


“nz 
im ym 
i . 


- 
-e 


EER F 
N von pa Be 


y or- = 


- Ş 2 s 
A HS - peer: ae d 
-+ Tip ee OFT r” y r G 
A Ag a : i on. EA 2 
2 er u PP Se 
orz SPAS eure EG 2 Zu X 
e ro re i N 
5 `< > 4 Tekst yy" ati p K A ME he 
2 r Tid e - rs er Dre mann s - 
— ‘ - - ~ * 
ea er ke u > ` -a E d 
è da . u. > KT E nn 
D ' . i > J . x . . 
4 n P 
“ i * 
. 


Wi en: Dr. Poller zum Moulagenpräparator und Leiter des „lo 
für darstellende Medizin“ im Wiener allgemeinen Krankenhaus nen 
mit einem Lebrauftrag für den Unterricht im medizinischen Zeit j, 
Malen und Modellieren. — Bern: Die Privatdozenten Honat 


kalt: 
daly 
ee 
543 


Br RT ER nn Ei TU Ta N x Kr N NS aa a A 


- des Säuglingsalters. R. Meißner, Ü 


‘Gießen. Leipzig. —. | | 
ar N des Allgemeinarztes. (Fortsetzung) Vom deutschen Arzt im Auslande. — Tagesgeschichtliche Notizen. 


keineswegs infolge -einer primären, psychischen Erkrankung das .Durst- 


der Folge dahin erweitert wurde, daß sie diese Arbeit nicht: mehr 


worden, welche die Polyurie des Diabetes insipidus als lolge eines 


_ Erachtens nach mehr als Streit um „bildliehen Ausdruck“ [Veil(9)], hat 


knüpft. Zu deren Erhärtung können aber die von Mey.er:angegebenen 


< 


l 
i 
Š 
+ . . - erg 
x XP 
. i R ` 
7 : 
.. 7 ` Ey 
Pan} 
i z s ’ 
i 
+ Pr 3 P 
i 5 A - : 
. + ; x . 


Wochenschrift für praktische Ärzte 


je redigiert von a } , Verlag von 
i Geh. San.-Rat Prof. Dr. K. Brandenburg Urban & Schwarzenberg ö 
f l . Berlin 


Berlin 


U 


Inhalt: Originalarbeiten: C.Oehme, Über das Wesen des Diabetes insipidus. F. Högler, Ein Fall von Sepsis bei paradentären Abscessen 


(mit 2 Fiebertabellen und 1 Abbildung). H. Steuernthal, Über ein gehäuftes Auftreten von Ernährungskrankheiten bei Kindern jenseits 
ber den Einfluß der Grippe auf schon bestehende Krankheiten und über einige ihrer. Folgezustände. ` 


Th. Vaternahm, Zur Differentialdiagnose des Turmschädels. G. Stern, Diphtherie und Leberfunktion. — Fortschritte der praktischen 


Arzneibehandlung im Kriege: C. Bachem, Antiarthritica. — Referatenteil: Lißmann, Neuere Arbeiten auf dem Gebiete der Sexualfunktions- ` 


störungen. — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechüngen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Dortmund. 
Rundschau: Agricola, Die Sozialisierung der ärztlichen Hilfe. H. Kritzler, Einige Ratschläge für die Niederlassung: 


> 


Der Verlag behält sich das ausschlie pliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor. 


‚Aus der Medizinischen Klinik zu Göttingen 
(Direktor Geh. Med.-Rat Prof.. Dr. C. Hirsch). Pea 
Über das Wesen des Diabetes insipidus. 
Von. 
Prof, Dr. C. Oehme, Assistenten der Klinik. 


| trinker die Blutkonzentration nicht steigert, hat sich in neueren Unter- 
suchungen ‘desselben Autors (9), welche die älteren Angaben (8) be- 


| Trennungsmerkmal bleibt also, abgesehen vom klinischen Gesamtbild; 
der suggestiven Beeinflußbarkeit des Vieltrinkers usw., nur die trotz 
des Durstes anhaltende Polyurie mit nicht oder relativ wenig an- 
steigendem specifischen Gewicht beim sogenannten „echten“ Diabetes ` 
insipidus. f = ! MAR: 

Ein bindender Beweis für Konzentrationsschwäche ist aber. 
darin deshalb nicht gegeben, weil bei der gleichzeitigen, oft,sehr 
‘starken Bluteindickung, die von fast allen, Autoren übereinstimmend 
konstatiert worden ist, der: Gesunde auch nicht derartige Harn- 
mengen produzieren würde. Gelegentliche kleine, spontane Harn- 
portionen (11) von niedriger Konzentration (besonders NaCl) sind 
` zuweilen darauf zurückzuführen, daß Polyuriker, die sekundär 
natürlich auch Vieltrinker sind, keine Vorräte an Salzen und kein 
Ausscheidebedürfnis dafür haben. Das gleiche Vorkommnis nach 


- Zu den Krankheitsbildern, die zwar praktisch einen verhältnis- 
mäßig bescheidenen Raum einnehmen, aber durch den Einblick, 
den sie in verschiedene Gebiete der Physiologie und Pathologie 
gewähren, umfangreiche Literatur und auch experimentelle Forschung 
hervorgerufen haben, gehört der Diabetes insipidus., ` Ä 
'-, Zwei getrennte Tatsachenreihen geben in neuerer Zeit hierfür 
Richtung. E.Meyer (1) hat im Gefolge von Tallquist (2) gezeigt, | 
daß Wasserdiabetiker bei Zulage von Fleisch, Kochsalz — nicht Harn- 
stoff, Phosphat — nur die Menge, nicht oder doch sehr viel weniger 
das specifische Gewicht (beziehungsweise die NaCl-Konzentration) des 
Harns variieren, während beim Normalen gerade dieses relativ mehr als das 
Volum nach solcher Belastung ansteigt. War schon durch die ältere Fest- 
stellung (3), daß auch im Durstversuch unter Zunabme der Blut- (beziehungs- 
weise Serum-).konzentration bei diesen Kranken die Polyurie noch an- 
dauert, prinzipiell die primäre Polydipsie, bei der unter diesen Umständen 
onzentriertere Harnportionen erscheinen, vom Diabetes insipidus abge- 
trennt, und war diese Wesensverschiedenheit gegenüber Schwenken- 
bechers (4) und Reichardts (6) Auffassung durch den Nachweis 
E. Meyers sichergestellt, daß bei der Mehrzahl der Wasserdiabetiker 


| übt. Allgemein biologisch scheint es jedenfalls unangemessen, die 
Leistungsfähigkeit eines Organs als geschwächt: zu ‚betrachten, so- 
lange es den Bedürfnissen des Gesamtorganismus in vollem Umfange. 


zugleich die gesamte Tätigkeit der Drüse mehr"oder minder un- 
gefühl abnorm eingestellt ist, so ergab sich die einfachste Beschreibung | zureichend ist. Daß die wasserdiabetische Niere nur’ bei -hin-. 
der neuen Befunde. in dem Satze, daß die Niere nicht mehr in der 


normalen Weise die harnfähigen Stoffe konzentriere, ein Satz, der in genügender Menge ausscheide, daß also die Polyurie ein Kompen-. 


sationsvorgang sei, wird seit langem und auch neuerdings 
wieder behauptet. In der Tat geht die absolute Menge N und 
NaCl im Harn im Durstversuch manchmal stark zurück und es 
treten „urämieähnliche“, von Übelkeit und Erbrechen begleitete 
' Erregungszustände auf, Darauf die Diagnose Urämie, Nieren- 
insuffizienz zu basieren, scheint uns aber aus vielen Gründen nicht 
gerechtfertigt. Bei älteren Beobachtungen (3b) ist die Retention. 
in einer Periode eingeschränkter ° Flüssigkeitsdarreichung ohne- 
: Körpergewichtszunahme und ohne stärkere Krankheitserschei- 
nungen so groß, daß bezweifelt. werden darf, ob der Kranke, 


leisten könne, obwohl unter dem Einfluß von interkurrentem Fieber 
oder ‚Theoein oder Hypophysenextrakten ein gewisses Konzentrations- 
vermögen mindestens in den meisten Fällen zutage tritt. Licht- 
witz (6) wies nach, daß die Konzentrationsunfähigkeit beziehungsweise 
Schwäche bei einer Gruppe dieser.Kranken — vielleicht bei allen, 
wenn man streng zueinandergehörige Blut- und Härnkonzentrationen 
vergleicht — sich nur auf das Cl-Ion bezieht. Da diese Funktions- 
störung- der -makro- und mikroskopisch intakten Niere bei unserer 
Krankheit, wie man seit langem weiß, einer anatomischen Grundlage 
entbehrt, kann sie nicht in eine Reihe mit analogen Veränderungen bei: 
destruktiven; renalen Prozessen gestellt werden. Soweit die Hypothese 
der -Konzentrationsschwäche, über die Tatsachenbeschreibung hinaus- 
gehend, von einem Unvermögen der Niere spricht, ist ihr auch ver- 
schiedentlich die ältere Auffassung (2, 7, 7a, 19e, 8) entgegengehalten 


liegt, tatsächlich die angegebenen Speisemengen verzehrt hat. 
_ Kleinere Retentionen, in anderen Fällen vorübergehend beob-: 
achtet, fallen unseres. Erachtens zweifellos in den Spielraum, 


eizzustandes des Organs ansieht. Die Diskussion hierüber, unseres 


guter, rascher Elimination zugelegter NaCl-Gabe im Durstver-. 
such (13) oder mit stark negativer Stickstoffbilanz gegenüber, die 
Reaktionsweisen der Diabetiker nicht mehr entscheidend herangezogen | gelegentlich sogar den Verdacht auf Einschmelzung von Körper:, 
werden, seitdem sie auch bei einzelnen primären Polydiptikern in nr eiweiß 'erweckte (9). Auch bewältigt die Niere des Insidipuskranken: 

| die Ausscheidung der verschiedenen körperfremden Substanzen; 


D: Hand .der beigebrachten Krankenbeobachtungen vielfach an die 
ifferentialdiagnose zwischen primärer Polyurie und Polydipsie. ange- 


Sonst dem Insipidus zugesprochenen Weise (10) und -auch bei Gesunden 


zuweilen sehr wechselnde Verhältnisse unter derartigen Bedingungen | die zur Nierenfunktionsprüfung jetzt üblich sind, genau'so gut 


St August 1919: © © .XV. Jahrgang. 


beobachtet worden sind. Auch der yon Veil (10) einmal erhobene | 
Befund, daß.der Wasserdiabetiker im Durstversuch entgegen dem Viel: 


reichender Flüssigkeitszufuhr Salze und Stoffwechselprodukte in: 


dessen: Appetit unter . solchen Bedingungen meist darnieder- 


der den’ Wasser- und Salzverschiebungen schon beim Normalen - 
zukommt. -Diesen Ergebnissen- stehen andere mit besonders. . 


stätigen, "nicht als grundsätzlicher Unterschied. erwiesen.- Wichtigstes. , 


Atropin (12) rührt wohl von der hemmenden Wirkung her, weiche 
es nieht nur auf die Wasser-, sondern auch auf die Molendiurese aus- 


nachkommt. Bei sicheren, histologisch faßbaren Erkrankungen des ` 
Nierenparenchyms ‚kennen wir Konzentrationsschwäche nur da, wo 


, 4 


80 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


Tir O e 
me 


3. August, 


wie eine normale, nur mit größerer Wasserermenge (14). Anstieg 
der Blut-U+-Konzentration im Durstversuch bei zwei Patienten 
Leschkes (14b) von 40 (50) auf 140 (180) mg % genügt, ab- 
gesehen von dem etwas auffällig hohen Anfangswert unserer 
Meinung nach entgegen der Ansicht des Autors nicht für die 
Diagnose einer drobenden Urämie, weil Erhöhung des BlutUt, 
wie unter Anderen v. Monakow (15) überzeugend dargetan hat, 
weder an manifeste noch an latente Niereninsufßzienz streng gebunden 
ist, und weil in anderen Fällen manchmal trotz Anstieg des N-Um- 
satzes kein abnormer Wert des Reststickstoffes gefunden wurde (9). 
Dem durstenden Insipiduskranken droht also, wie unter Anderen 
mit Recht auch E. Meyer, Ellern (10a) und Veil betonen, 
keine Niereninsuffizienz, wobl aber eine Störung seines Wasser- 
bestandes und osmotischen Gleichgewichtes: Verdurstung, „Aus- 
trocknung“. Die Auffassung der Insipiduspolyurie als kompen- 
satorischen Vorganges, von der polyurischen Form der Schrumpf- 
niere entlehnt, übersieht nicht allein die Veränderungen, welche 
als Mechanismus der Polyurie bei organisch Nierenkranken 
(Blutdruck, Läsionen von Gefäßen und Zellen mit Permeabilitäts- 
änderung usw.) gedeutet werden können, ohne allerdings sie völlig 
genügend zu erklären, sondern auch das sehr viel niedriger 
fixierte specifische Gewicht des Harnes beim Wasserdiabetiker, 
welches eine gewaltige osmotische Verdünnungsarbeit der Niere 
anzeigt, zu der ein insuffizientes Organ, in dem noch viele Zellen 


den Regeln grober Filtration und einfachen osmotischen Ausgleichs 
gehorchen, nicht mehr imstande ist. 


Eine zweite Vorstellungsreihe über das Wesen des Insipidus 
geht von dem häufigen Zusammentreffen mit Prozessen an der 
Hirnbasis, insbesondere Hypophysenveränderungen, aus. Da man 
schon seit längerer Zeit weiß, daß Hypophysenextrakte ausge- 
sprochen auf die’Nierensekretion wirken (16), und da nach Hypo- 
physektomien im Tierversuch zuweilen Wochen, selbst Monate 
dauernde Polyurien beobachtet worden sind [Cushing, 
Crowe, Homans (17), lag die Annahme einer Störung der 
Sekretion dieser endokrinen Drüse als Ursache unserer Krankheit 


‚nahe; teils vermutete man eine direkte physiologische Regulation 


der Harnbildung durch jene Hormone, teils dachte man sich das 
Hypophysensekret, dessen Ableitung in den dritten Ventrikel aus 
histologischen Bildern von Kolloidwanderung bervorzugehen schien 
(17, 18), auf nervöse Centren für die Nierenfunktion einwirken (19), 
die, am Boden des vierten Ventrikels lange bekannt, neuerdings 
nahe der Hypophyse in ‚der Hypothalamusgegend nachgewiesen 
sind. (20). _ 

Besprechen wir zunächst die Ergebnisse der Tieroperationen, so 
stehen den von amerikanischer Seite nach Exstirpation der Hypophyse 


öfters gefundenen Polyurien negative Resultate von Aschner (21), 


Camus und Roussy (20) sowie Leschke (14b) gegenüber, deren 
verbesserte Technik Nebenverletzungen der nahe benachbarten Polyurie- 
centren sicherer vermeiden ließ. Allerdings könnte die von Cushing 
und Mitarbeitern öfters gewonnene Erfahrung, daß eine durch Auto- 
transplantation der Hypophyse hervorgerufene Polyurie nach Entfernung 
des Transplantats verschwindet, und die nicht seltene Hyperplasie der 
Pars ibtermedia nach partiellen Resektionen in Zusammenhang mit der 
von Magnus und Schäfer (16a) entdeckten diuretischen Wirkung 
intravenös injizierter Hypophysenextrakte gebracht werden. Es scheint 
uns auch hiernach keineswegs unwahrscheinlich, daß durch Resorption 
von Hypopbysensubstanz Polyurie zustande kommen kann. Ob aber 
und in welchem Umfange das in der menschlichen Pathologie eine 


_ Rolle spielt, darüber wissen wir nichts. Denn über die Art der Nieren- 


funktionsstörungen bei derartigen Vorkommnissen im Tierversuch sind 
wir bislang nicht unterrichtet. Vielmehr ist die auf die genannten ex- 
perimentellen Daten sich stützende Hypothese einer Überfunktion der 
Hypophyse, speziell ihres Mittel- und Hinterlappens, als Grundlage 
unserer Krankheit von den meisten, außer E. Frank (22), wieder ver- 


‚lassen worden, weil Hypophysenextrakte beim gesunden und kranken 


Menschen (28) ebenso wie im Tierversuch (19a) nach einer kurz- 
dauernden, beim Menschen meist nicht beträchtlichen Harnvermehrung 
die Diurese, wenigstens in der großen Mehrzahl der Fälle, hemmen. 
Immerhin könnte der mehr oder weniger kontinuierliche Strom eines 
Hormons in kleinsten Dosen anders als akute Zufuhr relativ größerer 
Mengen wirken. Um dies sowie überhaupt die Frage, ob nach der 
Wirkungsweise des vermuteten Inkretes eine Erkrankung der Hypophyse 
den Diabetes auslösen könne, zu entscheiden, wurde vor zweieinhalb 
Jahren eine experimentelle Analyse der nierenwirksamen Extraktstoffe 
unternommen (24). 

Zunächst ist ein indirekter Einfluß auf die Niere durch die 
der Hypophyse naheliegenden Centren auszuschließen. Im normalen 
menschlichen Liquor lassen sich (ohne Gerinnung) Stoffe nach- 
weisen, die wie Hypophysenextrakte auf biologische Testobjekte 
(glatte Muskeln der Kaninchenohrgefäße, Uteri usw.) wirken. Sie 


| durch Bepinselung mit Phenol, erhalten. 


unterschwelliger Konzentrationen anzuführen. 
‚eines solchen konstanten Einlaufs reagieren, onkometrisch ge- 


entsprechen einer Konzentration von etwa 1:10000 bis 1:200.000 
Pituitrin. Natürlich bringt diese Methode keine Identifikafion der 
Körper. Künstlich in die Hirnventrikel von Versuchstieren ein- 
gebrachte Hypophysenextraktlösung von etwa der genannten Ver- 
dünnung ist jedenfalls völlig belanglos für die Harnsekretion. Eine 
centrale Wirkung dieser Substanzen anzunehmen, verbietet auch 
ihre pharmakodynamische Verwandtschaft zur Wirkungsweise 
anderer sympathicomimetischer Stoffe wie Adrenalin, welche 
peripher in der sogenannten neuroplasmatischen Zwischensubstanz 
angreifen. Wie die Adrenalinwirkung bleibt auch sowohl die 
kurzdauernde initiale Förderung als auch die ihr folgende Hem- 
mung durch Pituitrin nach Durchtrennung aller Nierennerven, 
Zerstörung der in den oberen Gefäßschichten ziehenden Fasern, 
Hiernach dürfte ein 


pbysiologischer Einfluß. der Hypophyse auf die Centren der-Nieren- 
funktion unwahrscheinlich sein. 


Für die Theorie der hypophysären Insipidusgenese bleibt 
also nur eine direkte Hormonwirkung. Gegen die Möglichkeit 
einer Überfunktion der Drüse ist nun außer obigen Gründen das 
Fehlen einer Sensibilisierung der Niere bei Dauerinfusion an sich 


Vor und während 


messen, die Gefäße des Organs nach Injektion von Adrenalin, 
Salzlösungen, Theocin usw. in gleicher Stärke, und die ent- 
sprechenden Reize wirken im Durchschnitt etwa gleichmäßig 
diuretisch; soweit in einigen Versuchen eine Injektion 5°/,iger 
NaCl-Lösung nach beziehungsweise noch unter Pituitrin etwas mehr 
Harn zu treiben scheint, ist jedenfalls Wasser- und Salzsekretion in 
gleicher Weise betroffen, ganz im Gegensatz zu der niedrig 
konzentrierten Harnflut des Kranken. Wie steht es nun mit der 
Annahme einer Unterfunktion ? 


Die Diuresehemmung durch Pituitrin ist in breiten Grenzen un- 
abhängig von der Geschwindigkeit seiner intravenösen Zufuhr; Aus- 
bleiben einer continuierlichen Hormonwirkung könnte also in der Tat 
durch Fortfall einer Hemmung die diabetische Diurese erklären, um 
so mehr, als in- erster Linie und vorwiegend die Sekretion des Wassers, 
nicht die der gelösten Stoffe gehemmt wird. Die von Frey und 
Kumpieß (25) für den Normalen behauptete, von Leschke (14b) 
beim Kranken gefundene Zunahme der molaren Diurese fehlt oft in 
den hierin sich wechselnd verhaltenden Tierversuchen, fehlt in anderen 
Krankenbeobachtungen (9, 11, 19c). Auch in einem Selbstversuch, 
dem sich ein zweiter Veils (9) beigesellt, bleibt der absolute Wert 
der Cl-Ausscheidung während der Diuresehemmung derselbe wie mM 
der Vergleichsperiode bei konstanter Nahrungszufuhr. Wie hiernach 
zu erwarten, ist Hypophysenextrakt ein Antagonist aller Stoffe, welche 
den wasserabsondernden Mechanismus der Niere erregen, während die 
Abscheidung gelöster Stoffe primär nicht beeinflußt zu sein braucht. 
So sieht man im Tierversuch die diuretische Wirkung kleiner Mengen 
hypertonischer Salzlösung oder Theocin bei passend gewählten Dosen 
durch Pituitrin abgeschwächt, aber unvermindert die absolute Cl-Ver- 
mehrung des Harns durch Purinderivate. Hierzu kommt, daß auch dùrch 
steigende Dosen Pituitrins die Harnsekretion nicht unter ein gewisses 
Maß herabgedrückt werden kann; als Lösungsmittel für harnfähige 
Stoffe (volume obligatoire Ambards im Gegensatz zur eigentlichen 
Wassersekretion) wird Wasser in kleinen Mengen immer noch eliminiert. 
Infolge des Antagonismus zwischen Pituitrin und diuretischen Reizet 
gelingt es auch nicht, obwohl wiederholte Gaben des Mittels zunächst 
und in größeren Pausen unvermindert wirken, bei fortgesetzter Appli- 
kation die Harnabsonderung dauernd in einer für den Organismus 
scblieflich unerträglichen Weise zu unterdrücken. Die gleichsam Si 
anhäufenden diuretischen Reize erfordern im Tierversuch immer höhere, 
nicht mehr harmlose Dosen und durchbrechen schließlich vorüber: 
gehend die Hemmung. So hat Veil (9) auch am [nsipidu skranken 
beim Versuch, die Polyurie dauernd einzuengen, einen cyelischen 
Verlauf der Wirksamkeit gefunden, ähnlich Grote (19e) eine „Kol 
an Mehrausscheidung nach Abklingen der Wirkung einer 
njektion. 

Nun spricht aber der Diabetes-insipidus-Kranke keineswegs aul 
alle Reize mit Steigerung der Polyuriean. Zwar kann der Untersok 
verschiedener Salze und des Harnstoffs im Wirkungsgrad hier mi? 
herangezogen werden, weil die nach stomachaler Gabe eintretenden 
Blutveränderungen nicht ohne weiteres zu vergleichen sind; aber 
auch auf Theocin wächst die Harnmenge bei vielen dieser Kranken 
oft nicht wesentlich, obwohl die Leistungsgrenze der Niere en 
Vergleich mit der NaCl-Polyurie keineswegs erreicht ist, die 
kann deshalb das Wesen des Prozesses in dem Ausfall = i 
Wassersekretion bemmenden hypophysären Hormons sehen. en 
geht auch, worauf Leschke jüngst hinwies (14b), aus ir 
klinischen und pathologischen Erfahrungen hervor, in denen é i 
völliger Zerstörung der Hypophyse, wie z. B. bei der bislang e 


vereinzelt beschriebenen Kachexie infolge Atrophie dieses Organs, 


DENT NEIN TR ET 


rn u 


De DE EZ EUR, 
» 


na NVN -oT 


\ 


781. August. 


a 
E ri 
os 


beeinflussung zu. 


des Zwischenhirns die centrale Regulation der gesamten Wasser- 


und’ Molenverschiebung im Körper: in der Weise beeinflußt, daß. 


eine dauernde abnorme Steigerung der Wasser- 
diurese bei gleichzeitiger korrelativer Hemmung 
der Molendiurese. stattfindet“, Dabei verhalten sich 
Veils vier neu beschriebene Fälle im Durstversuch, bei ver- 


. schiedener Köst, nach NaCl-, Theoein- oder Pituitringabe usw. 


sowohl hinsichtlich der Harnbeschaffenheit wie insbesondere der 


u Blutzusammensetzung und intermediären Verschiebungen nicht ein- 
. `- heitlich, vielmehr zerfallen sie in zwei Gruppen, die unter andggem 


durch 'Hyper- und Hypochlorämie charakterisiert sind. a 

| Insofern sich diese Auffassung auf den Ausfall der Pituitrin- 
versuche gründet, weil diese Substanzen, obwohl unspeeifisch, dem 
Gewebe die angeblich geschädigte Fähigkeit, „Wasser festzuhalten“, 
bis-zu einem gewissen Grade wiedergeben sollen, ist anzuführen, daß 
wir einen Einfluß auf den Wasser- und Chloraustausch zwischen Blut 
und Geweben durch. Hypophysenextrakte in Dosen, welche die 
Diurese stark hemmen, ‚nicht gefunden haben (26). Verfolgt man 
an Tieren mit abgebundenen Nieren die Carotisblutkonzentration 


(Hb. Serum E, NaCl) nach peroraler Wassergabe oder intravenöser. 


Ringerinfusion, so hat Pituitrin keinen deutlichen Einfluß’ auf die 
vorübergehende Blutverdünnung, aus deren allerdings etwas ver- 
zögertem Rückgang in einem Teil der Versuche wir keinen wesent- 


lichen Schluß ziehen möchten. Keineswegs hemmt Pituitrin, wie . 
‘ der glatte Einstrom von Flüssigkeit ins Gefäßsystem nach Aderlab 


zeigt, irgendwie die Wasserabgabe der Gewebe ins Blut. Auch 


‚isolierte Zellen, wie Erythrocyten, und überlebende Froschnieren 


verhalten sich bei Gegenwart von Pituitrin ° gegen Verschiebung. 


. des osmotischen Gleichgewichts ihrer Umgebung wie in der Norm }). 


“Die übrigen Feststellungen Veils hinsichtlich des Wasser- und 


Salzaustausches zwischen Blut und Geweben im Diabetes insipidus 
unter verschiedenen Bedingungen beweisen meines Erachtens eben- 
falls nicht, daß die primäre Störung im intermediären Stoffwechsel 


. liegt.. Schwanken zum Teil schon normalerweise diese Vorgänge, 


er und Bluteindickung im Durstversuch führen. 
finde 


[z. B. Diabetes mellitus (28)], 


namentlich abhängig von den gleichzeitig meist nicht genügend 
übersehbaren Funktionszuständen der Organe, besonders der großen 
Drüsen, so sind größere Abweichungen bei dem stark gesteigerten 
Wasser- und Ionenwechsel des Kranken zu erwarten, und der 
Mangel an auffindbarer Gesetzmäßigkeit, der namentlich bei Veil (9) 
zutage tritt, spricht .für ihre sekundäre Natur. Herabgesetzte 
Speicherung in den Geweben oder Beschränkung der extrarenalen 
Wasserabgabe könnte als primärer Vorgang nicht zu fortdauernder 
Übrigens 

t sich Anhydrosis nur in vereinzelten Fällen (27, 1c,.3e), und 
der nach älteren Beobachtungen zuweilen sehr niedrige, Wert der 
extrarenalen Wasserabgabe kommt auch bei anderen Polyurien vor 
`” Also kann allein in extrarenalen Faktoren die Ursache 
des Wasserdiabetes nur dann gesehen werden, wenn wir uns die 


‚ Harnflut durch ‚wechselnde Bedingungen ausgelöst denken, was 


einem Verzichte, sie zu verstehen, vorläufig gleichkommt. Es 
erscheint bei dieser Sachlage berechtigt, veränderte Inner- 
vation der Niere, bei intaktem Organ, als Wesentliches im 
= i . ze s 

- 1) Eine in unseren Versuchen bemerkbare, übrigens nicht erhebliche 


Beeinflussung des Quellungszustandes der Erythrocyten muß zunächst 


ne Betracht bleiben. Es feblen bislang alle tatsächlichen Unterlagen, 
W en den beherrschenden osmotischen Gesetzen eine Abhängigkeit des 
asserwechsels vom Quellungszustand und Dispersitätsgrad der Plasma- 


Iingewiesen, 


Kolloide zu erkennen. Doch sei auf solche Möglichkeiten ausdrücklich. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 35. - ~ 


Diabetes insipidus nicht auftrat. Wo bei Veränderungen an der 
Hirnbasis und im Zwischenhirn, aber intakter Hypophyse, 
Diabetes insipidus bestand, ist es viel zwangloser, zur Erklärung 
statt einer sekundären Funktionsschädigung der Drüse eine Nachbar- 
schaftswirkung auf die hier nachgewiesenen Centren anzunehmen. 
=- Auf- Grund eigener Untersuchung lehnen in Übereinstimmung 
-= mit der-pharmakologischen Analyse auch Veil und Leschke 
~. . einen. hypöphysären Ursprung des Insipidus ab, jedoch schreiben 
sie wie Camus und Roussy den nervösen Centren im Zwischen- 
hirn eine wesentlich weitergehende Rolle als ausschließlich Nieren- 
3 Veil, der ebenfalls in seiner. letzten Arbeit (9) 
die. Hypothese. der Konzentrationsschwäche fallen läßt, geht so 
weit, die Niere gänzlich in ihrer ätiologischen Bedeutung zu deposse- 
dieren und die primäre Störung in Anomalien des Salz- und 
-  Wasseraustausches zwischen Blut und Geweben zu verlegen, den 
: er‘ sich wiederum abhängig von uervösen Centren im Hirnstamm 
denkt, ähnlich wie nach Leschke (14b) „eine Funktionsstörung 


Krankheitsprozeß zu betonen. Hierfür kommt, wegen der so häu- - 


figen Kombination’ des Insipidus mit Prozessen an der Hirnbasis, 


. dem von Aschner sowie Camus und Roussy gefundenen . 


Polyuriecentrum am Boden des dritten Ventrikels eine: ganz 


besondere Bedeutung zu, während die Claude Bernard- 


Eckhardsche (29) Hydruriestichstelle in der Rautengrube 


` praktisch eine sehr viel geringere Rolle spielt. Indessen gibt 


es einerseits bekanntlich eine ganze Reihe Fälle von Diabetes 


insipidus idiopathicus ohne irgendwelche anatomische Grundlage, 
|. andererseits wahrscheinlich noch mehrere Stellen‘ des Central- 


nervensystems, die zur Nierenfunktion Beziehung. haben, ferner 


sehr ähnliche Polyurien bei Erschwerung des Harnabflusses und - 


Pyelitis (1a, 30), die wahrscheinlich zum Teil ebenfalls auf nervösem 

Wege entstehen, bei peripherem Sitz des schädigenden Reizes. 
Demgegenüber: darf der Anteil des Nervensystems an der 

Harnbildung nicht überschätzt werden. 


lagen von NaCl, H,O, U+ bewältigen nach unserer Erfahrung 
„entnervte“ Nieren vollkommen (24). Einzig die Frage, ob den 


normalen Harnkonzentrationen auch völlig normale. des Blutes o 


unter solchen Umständen entsprechen, bedarf noch der genaueren 
Feststellung. .In einigen Versuchen war es hinsichtlich des NaCl 
der Fal. Eine Erhöhung der .Blutkonzentration 
einzelner harnfähiger Stoffe infolge nervöser 
Verschiebung der Reizschwelle braucht durch- 
aus keine für den Gesamtorganismus wesent- 


liehe Retention herbeiführen. Übrigens ist die An- 
wesenheit ‚peripherer Centren bis zu den zahlreichen Ganglienzell- 


haufen im Sinus renalis zu berücksichtigen, die sich wegen der 
unvermeidlichen Narbenbildung -um die Gefäße. durch die üblichen 
Methoden schwer ganz allein, ohne Circulationsänderung, aus- 


schalten lassen. 


tation en masse, nach der sich wahrscheinlich der peripher nervöse 


Apparat wieder erholt. Jedenfalls aber können nach unserer Er- - 


fahrung Tiere mit nur einer, vom Centralnervensystem isolierten, 
Niere auch nach möglichst ausgiebiger Zerstörung der peripheren 
Ganglien bis in den Nierenhilus 'hinein lange Zeit wie normal 
leben, ohne Ödem oder sonstige Krankheitszeichen darzubieten. 
Die nervöse Theorie des Insipidus schließt also ihrerseits die 
Vorstellung einer Konzentrationsschwäche aus, und auch die Annahme 
Leschkes (14b) einer vom Zwischenhirn abhängigen Steigerung 
der Wasserdiurese ‘bei gleichzeitiger korrelativer Hemmung der 
Molendiurese . nimmt, abgesehen davon, daß eine Retention, wie 
erörtert, im allgemeinen nicht festgestellt wird, dem Organ zu 
Unrecht einen Teil seiner autonomen Funktionsbreite. | 


Wenn nun für die Leistung der Niere im Rahmen des gesamten 
Stoffwechsels die Abhängigkeit vom Nervensystem anscheinend wenig- 
'stens für die durchschnittlichen Verhältnisse nicht erforderlich, anderer- 
seits neben der vasculären eine sekretorische Innervation: durch das 


reiche Umsponnensein der Drüsenzellen von Nervenfasern (32) und 


durch, allerdings noch umstrittene, experimentelle Daten (36), zum min- 
desten wahrscheinlich ist, so liegt nahe, anzunehmen, daß das Nerven- 
system die Reizschwelle des Organs reguliert, und _ 
die ältere Auffassung des Insipidus als eine Reizbarkeitssteigerung, speziell. 


des wasserabsondernden. Mechanismus, ‘gewinnt wieder eine Stütze. 
Dafür spricht auch die Wirksamkeit des die Erregbarkeit der Wasser- 


sekretion berabsetzenden Pituitrins, ferner der Umstand, daß die in der 


Mehrzahl der Fälle nach NaCl-, Phosphat-, U+-Gabe abgestuft eintre- 
tende Steigerung der Polyurie dem Grad der Hydrämie‘ parallel 


geht, welche diese Substanzen nach den osmotischen Gesetzen und ` 


nach Lage des jeweiligen gesamten Wasser- und Salzstoffwechsels im 
Körper erzeugen. Die relative Fortdauer der Polyurie während des 
Durstversuchs rührt nicht allein von der Herabsetzung der Reizschwelle 
für Wasser her; die mit der Bluteindickung sich könzentrierenden, ge- 


lösten Stoffe, auf welche der wassersekretorische Apparat ja schon . 


normalerweise unter Umständen (z. B. bei der Salzdiurese) anspricht (33), 


werden als Reize. wirksam. Daß Bradyurie, Überwiegen der Nacht über . 


die Tagportion, etwas verzögerte Ausscheidung besonderer (auch intra- 
venöser) Wasserzulägen vorkommt, wie Veil (9) neuerdings auch nach 
intravenöser Zuckerzufuhr sah, widerlegt unserer Ansicht nach diese 
Hypothese nicht, ehe nicht die Flüssigkeitsaufnahme der Gewebe dabei 


' im ‘Einzelfalle bekannt ist; derselbe Kranke Veils zeigte Bradyurie 
auf perorale H:0-Zufubr nicht mehr nach Regelung seiner Diät. Für - 


die Verschiebung der Tag- und Nachtmenge sind neben dem Kreislauf 

wahrscheinlich physiologische Schwankungen im Tonus der sympathisch 

und parasympathisch innervierten Organe wichtig. Aber es ist zuzugeben 

daß nicht alle Einzelbeobachtungen sich leicht unter die Hypothese 
| ' = 


8 


Transplantierte Nieren 
leisten ihre Arbeit anscheinend wie normale, wobei specifische >. 
Gewichte des Harnes bis zu 1050 beobachtet sind (31); auch Zu- 


Es scheint in Carrels (31) Versuchen die 7 
Konzentration des Harns bei Verpflanzung der Niere an:den Hals 
sich anders verhalten zu haben als nach sogenannter Transplan- _ 


-~ 


7 . 
s 

x emn ep a 
SLND T Eea. 


pov 


‘ k s ' ae 
A Ea 2 b i . T 
.. H a (nk i f 
Eee, CUTER ae ng 
R T 5 TA u RN 


= Ne ony Are“ S . 
St 3 a 
P: Ne ` k 
E . 
PEAP 
Te nn ge 5 
a en TEE Te Te re an 
2 =; ._ ne dar: ee x . Foi Fa 


; “ š . 
TEE ne 
A a Y ; 3y Een a 
Dr ne nie 


mitten; 
Ri 


een 


S > . 


MR a ei ee RE ` 


a E E E ee ae ra r a 
De = Hit) aa ee 


ee ee, ET 
- z f ine 


. ’ 
š 3 © 3 r P a B . 
a a * y or. x 
B A x t - N 
ur nn e i “ - 
BINICH: En ee Tene ee O- aea me un. « 3 
i S ai 7 E 5 E 2 -e TTS TI nn 
et = eps 2 RG ne u raS .n $ ; 
vi GE „> tert tele VE Br Br, 
. sten SE? ed Neo 


PER Re Einer N LEHRE. 


Du a 
| 


864 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK ae Nr. 35. 


-Ji 


einordnen lassen, welche für die Mehrzahl paßt. Auch nach U+-Gabe 
ist neuerdings (14b) entgegen zahlreichen anderen Befunden (1a, 37, 
6, 8, 9) dieselbe Zunahme der Harnmenge wie nach NaCl, bei einem 
anderen Kranken (9; Fall IM) verhältnismäßig wenig ausgesprochene 
NaCl-Polyurie trotz eintretender Serumyerdünnung gesehen worden. 
Das wechselvolle Verhalten gerade einiger kürzlich beschriebener 
Fälle (9) wurde bereits erwähnt. Zweifel, ob einzelne unterlaufen sind, 
die nicht zum echten Insipidus gehören, tauchen um so eher auf, als, wie 
erörtert, die früher charakteristisch genannten Unterschiede zur primären 
Polydipsie bei genauerem Studium sich immer mehr verwischt haben (10). 
Nach Veils schönen Selbstversuchen zieht längere Zeit fortgesetzter 
hoher Flüssigkeitskonsum, dessen Folgen sekundär natürlich auch für 
den Insipidus gelten, eine Reihe von Veränderungen in der Blutzu- 
sammensetzung und der renalen Reaktionsweise nach sich, die sich nicht 
allein auf die bekannte Entsalzung des Körpers beschränken; im Blute 
nimmt die Elektrolytkonzentration sogar zu. 

Es muß hiernach wenigstens für eine Anzahl der Fälle mit 
einer sekundären oder der Nierenstörung koordinierten Beteiligung 
extrarenaler Faktoren in krankhafter Weise, die, wie oben begründet, 
als primäres Moment allein keinesfalls ausreichen, gerechnet werden. 
Über eine nervöse Beeinflussung des Wasser- und lonengehaltes 
der Gewebe, etwa wie der Glykogenspeicherung, für die Aschner 
(19b) ebenfalls am Boden des dritten Ventrikels ein Centrum wahr- 
scheinlich gemacht hat, wissen wir bisher freilich nichts. Der 
größte Teil der extrarenalen Wasserabgabe (Haut, Lunge) wird in 
erster Linie von den im Hirnstamm gelegenen Centren der Tem- 
peraturregulation beherrscht, und man darf wegen des zweck- 
mäßigen Zusammenarbeitens aller wasserabgebenden Organe wohl 
eine centrale Leitung des gesamten Haushaltes vermuten. Aller- 
dings sind nach oben Gesagtem die extrarenalen Verhältnisse 
keineswegs bei allen Diabetes-insipidus-Kranken gleich: die Per- 
spiratio insensibilis ist zwar in Prozenten der gesamten Wasser- 
ausfuhr, wie zu erwarten, fast immer sehr stark, absolut aber 
manchmal nicht oder nur wenig vermindert (3a und c, 28, 35). 
Jedoch die Annahme, daß das Nierencentrum mit den von der 
Bluttemperatur erregten Orten der Wärmeregulation, soweit sie die 
extrarenale Wasserabgabe beeinflussen, in gewisser Verbindung 
stehe und daß ihre Erregungszustände sich einander entgegen- 
gesetzt bewegen, würde den bisher schwer verständlichen Rückgang 
der Polyurie und des Durstgefühls im Fieber und bei Erzeugung 
starken Schweißes (Dampfbad) in manchen Fällen begreiflich 
machen. Im Durst besteht umgekehrt gerade Tendenz zur Ein- 
sparung extrarenaler Flüssigkeitsabgabe, mithin kann da auf dem 
Wege dieser hypothetischen gekoppelten Reaktion der Erregungs- 
zustand des krankhaft gestörten Nierencentrums nicht in Richtung 
einer Abnahme der Harnmenge verändert werden 1). In diesem 
modifizierten Sinne, weder durch Eingreifen in den Konzentrations- 
mechanismus der Niere, noch durch eine primäre centrale Ver- 
änderung des ganzen mineralischen Stofiwechsels scheint uns das 
Wesen des Diabetes insipidus in einer Störung der wahrscheinlich 
im Zwischenhirn lokalisierten Regulationscentren der Wasseraus- 
scheidung zu liegen. 

Literatur: 1.a) E. Meyer, D. Arch. f. klin. Med. Bd. 83, S.1; 

b) Fortschr. d. deutsch. Kl. Bd. 2, S.271; c) Sml. Abh. d. Verdauungskrkh. 
von Albu 1914, Bd. 5, H. 2. — 2. Tallquist, Zschr. f. klin. M. 1908, Bd. 49. 
S. 181. — 3. a) Strubell, D. Arch. f. klin. Med. Bd. 62, S. 89; b) Seiler, 
Zschr. f. klin. M. Bd. 61, S. 1; c) Gerhardt, Nothnagels Spec. Path. u. Ther. 
Bd. 7, i. 1919. — 4. Schwenkenbecher, M. m. W. 1919, S. 2564. — 
5. Reichardt, Arb. psych. Klin. Würzb. 1908, H.2. — 6. Liehtwitz, 
Arch. f. exper. Path. u. Pharm. Bd. 65, S. 128; Kongreß f. inn. Med. 1910, 
Bd. 27, S. 756. — 7. Engel, Zschr. f. klin. M. 1909, Bd. 67, S. 129. — 
7a) Finkelnburg, D. Arch. f. klin. Med. Bd. 91, S. 345. — 8. Forsch- 
bach und Weber, Zschr. f. klin. M. 1911, Bd. 73, S.228, — 9. Veil, 
Biochem. Zschr. 1918, Bd. 91, S. 820. — 10. Derselbe, D. Arch. f. klin. Med. 
Bd. 119, S. 376. — 10a) Ellern, ebenda 1913, Bd. 109, S. 85. — 11. Licht- 
witz und Stromeyer, ebenda Bd. 116, S. 127. — 12. Hoppe-Seyler, 
M. m. W. 1915, Nr. 48, 1916 Nr. 2. — 13. Socin, Zschr. f. klin. M. Bd. 78, 
S,294, — 14. a) Eisner, D. Arch. f. klin. Med. S. 438; b) Leschke, 
Zschr. f. klin. M. 1919, Bd. 87. Separatabdruck (Anders - Seiler l. c.) 
15. v. Monakow,D. Arch. f. klin. Med. Bd. 123, S. i. — 16. a) Magnus 
und Schaefer, Proc. ofRoyalsoc. S.9 in Il of physiol. Bd. 27; b) Schae- 
fer und Herring, Phil. Transactions of Royal Soc. of London 1908, Ser. B, 
_Bd.199. — 17. a) Cushing, Crowe, Homans, Hopkins Hosp. Bull. 
1910, Bd. 21. S. 151 und Bd. 22; b) Schaefer, Berner Univ. Schr. H.3. — 
18. Biedl, Innere Sekretion 3. Aufl., Bd.2, Lit. — 19. a) Römer, D. m. W. 
1914, S.108; b) Aschner, B. kl, W. 1916, Nr. 28; M. m. W. 1917, Bd, 64, 
Nr.3; ec) Rosenfeld, B. kl. W. 1916, Nr.21; d) Eisner, Th. d. Geg., 
August 1916; e) Grote, D. Arch, f. klin, Med. Bd. 122, 3. 223, — 


OÖ 


1) Nach dieser Annahme müßte die Fieberoligurie auch des Nicht- 
diabetikers mindestens teilweise centralen Ursprungs sein, und in der 
Tat hat, wie ich nachträglich feststelle, R. H. Kahn eine reversible 
Abnahme der Harnmenge durch Erwärmen des Carotisblutes gefunden 


(ohne Steigerung der allgemeinen Körpertemperatur) [A. f. Physiol. 
Engelmann 1904. Suppl.-Bd. S. 81]. 


20. Aschner, l. c.; Camus und Roussy, Soc. Biol. 1913, Bd.75,8.483und. 
638; ebenda 1914, Bd. 76, S. 121, 773 und 877, zit. nach Zbl f. Bioch. u. Bioph. 
Bd. 16 und 17. — 21 Aschner, Pflüg. Arch. Bd. 146, S. 1. — 22. E. Frank, 
B.kl. W.1912, Nr.9; ebenda 1916, Nr.16, Sitzungsber. d. med. Sekt. d. Schles. Ges. 

f. vaterl. Kultur Breslau. — 23. v. d. Velden, B. k. W. 1913, Nr. 45. — 

24. C. und M. Oehme, D. Arch. f. klin. Med. 1918, Bd. 127, S. 261. — 
25. Frey und Kumpieß, Zschr. f. d. ges. exp. Med. Bd. 2, S. 65 
26.C. Oehme, ebenda 1919, Bd.9. — 27. Günther, Zschr.f. klin. M.1 
Bd. 78, S.53. — 28. Mohr, in v. Noordens Handb. d. Path. d. Stoflw. 
Bd. 2. — 29. Eckhard, Beitr. z. Anat. u. Phys. 1869/70, 2. Aufl., Bd. 4-67 
Zschr, f. Biol. Bd. 44. — 30. Fr. v. Müller, Vöff. Sanitätsw. 1917, H. 65. — 
31. Carrel und Guthrie, zit. nach Lobenhoffer, Mitt, Grenzgeb. 1913, 
Bd. 26, S.194. Lit. — 32. S 


33. Magnus, Arch. f. exper. Path. u. Pharm. Bd. 44, S. 415; auch in 


a1, 


mirnow, Anat. Anzeiger 1901, Bd.19. — 


ppenheimer, Handb. d. Biloch. Bd. 3, 1. — 34 Winkelmann, 


M: KI. 1907, Nr. 37. — 35. Weber und Gros, Erg. d. Inn. M. 1908, Bd. 3. — 
36. Asher, D. m. W. 1915, Nr. 4. Lit. 


Aus dem Hygienischen Institut der Technischen Hochschule Danzig. 


Erfahrungen über percutane Schutzbehandlung 
bei Ruhr. 


Von 
Prof. Dr. J. Petruschky, Vorstand des Instituts. 


Die percutane Schutzbehandlung gegen Tuberkulose ist seit 
etwa acht Jahren im Gange und findet mehr und mehr Beachtung 
und Verwendung. Aber es ist sehr schwierig, bei einer so chronischen 
Krankheit die Wirkungen in statistisch übersichtlicher Weise zu- 
saflmenzufassen!). Wesentlich leichter ist die Wirkung bei der 
Vorbeugung gegen akute Krankheiten zu übersehen, wenn der 
Verwendungskreis ein nicht allzu kleiner ist.. Die percutane Schutz- 
behandlung gegen Ruhr, welche ich bereits 1914 in Vorschlag ge- 
bracht hatte, ist erst in den Jahren 1917 und 1918 für militärische 
Zwecke zur Verwendung gelangt. 


Die erste Gelegenheit zu einem größeren Gruppenversuch 


bot die Ruhrepidemie in Marienburg 1917, 


Im Einverständnis mit dem Garnisonarzte OberstabsarztDr.Koeppel 


und unter dessen Leitung wurde die Schutzbehandlung bei Mannschaften 
zweier Truppenteile von den zuständigen Truppenärzten durchgeführt. 
Das Material wurde vom Hygienischen Institut der Technischen Hoch- 
schule Danzig, welches als Kriegslaboratorium tätig war, zur Ver- 
fügung gestellt. 


Die Technik ist folgende: Es wird abwechselnd auf ge- 


sunde Hautstellen, zum Beispiel auf die Innenfläche der Unter- 
arme und der Oberarme das Material eingerieben in der Dosenolge 
von 2 bis 4 bis 6 bis 8 Tropfen mit ein bis zwei Tagen Zwischen: 
raum. Die Einreibung geschieht mittels Glasstabes oder mit dem 
Daumenballen der anderen Hand des Patienten. 
Temperatur ist nicht erforderlich, da eine Temperatursteigeruns 
durch die Einreibungen nicht veranlaßt wird. 


Messung der 


Das Material ist multivalent, das heißt, es enthält nicht nur 
die verschiedenen Ruhrerreger, sondern auch Paratyphus- und 
Gärtnerbacillen, natürlich alles in abgetötetem Zustande. 


Über den Verlauf des Schutzbehandlungsversuchs geben folgende 
Zahlen Aufschluß: 

Gesamtmannschaftsbestand beider Abteilungen betrug im Beginn 
der Epidemie 3974 Mann, davon wurden prophylaktisch mit Linimentum 
antidysentericum eingerieben eine Gruppe von 880 Mann. Nicht ein- 


gerieben wurden also 3594 Mann. Die Erkrankungsziffer bei den nicht- 


eingeriebenen betrug 1113 Mann — 31,2%, davon starben an 
35 Mann = 3,1 °%. Die Zahl der Schutzbehandelten betrug 380 Mann, 
die Erkrankungsziffer bei den Schutzbehandelten betrug 8 Mann = 2,1%, 
davon starb keiner 0 Mann = 0 ?/o j 

Demnach ist der Prozentsatz der Erkrankungen bei den 
nicht der Schutzbehandlung Unterzogenen 15 mal so groß als 
bei den Schutzbehandelten. Der Prozentsatz der T od es fälle 
bei den Nichtbehandelten war noch um etwa die Hälfte größer 
(8,1 °/0) als der der Erkrankungsfälle (2,1 °/,) bei den Schutz- 
behandelten. 

Außerdem ist das Liniment auch therapeutisch im Lazareti 
verwendet worden, und zwar in ähnlicher Weise wie bei der 
Schutzbehandlung. Eine statistische Zusammenstellung ist hier- 
über erklärlicherweise nicht gut möglich, da bei der Verschieden- 
heit des Krankheitsverlaufs ein Vergleich der Schwere des Verla 
sehr unsicher ist. Übereinstimmend war jedenfalls die Angabe, 


‘) Die Wirkung auf das Körpergewicht ist neuerdings I 
Schmidt in einem anschaulichen Versuche zur Darstellung gebrät 


worden (vergleiche: Die Pet egen Tuber- 
kulose. M. K. April 1919), ruschky sche Tnunction, K geg 


£ ve 
WE 


Digitized by Google 


Pa ne F : a 
. ` G i 4 
5 - i Fi ` -Å ar E ? En : 
“or g . 
ar - ` j —_ . Dr 
2 - 
r 


31. August. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 85: 


daß eine toxische Wirkung bei der Anwendung durch die Haut | einzeln in ihr zerkleinert u 
niemals hervorgetreten ist, die Kranken, vielmehr eine wohltätige | nirgends kommt. . 
‚Wirkung. zu verspüren glaubten und die Fortsetzung der Behand- 
` Jung wünschten. Die gleichen Angaben habe ich aus dem Felde 
‚erhalten, wo’ einzelne Offiziere das Liniment auf ihren Wunsch 
in der Rekonvaleszenz verwenden konnten. ee 
Der zweite Versuch wurde auf Veranlassung der Medizinal- 

. abteilung des Kriegsministeriums im Jahre 1918 bei: einer Ruhr- 
epidemie in Westfalen gemacht. —— ` 3 | ns 
‚. Der Bericht des Stabsarzt Dr. Dietrich hierüber ist mir. auf 
Veranlassung der_ Medizinalabteilung des Kriegsministeriums gütigst 


4 


| daher für Arzt und Patienten das 
 beunruhigende Verfahren... > Be ee 

-. Die Methode ist wie geschaffen für die der Hygiene seit 
langem vorschwebenden,. im Kriege bereits teilweise nach der 


übermittelt worden. u | F 
Es handelte sich offenbar um eine besonders schwere Rubr- 


epidemie. - Gleichzeitig mit der Linimentbehandlung wurde bei 
einem Teil der Mannschaften *die Schutzbehandlung mit dem. Ruhr- 
Impfstoff Boehncke („Dysbacta“) vorgenommen, wodurch ein be- 
sonders bemerkenswerter Vergleich der Wirkung ermöglicht wurde. 
~. -— _ Die Gesamtzahl der gefährdeten Mannschaften wurde im Beginn 
der Epidemie in drei Gruppen geteilt, von denen. die eine Gruppe un- 
‘behandelt blieb, die zweite mit „Dysbacta“ Boehncke, die dritte mit, 
Linimentum’antidysentericum schutzbehandelt wurde. Alle drei Gruppen 
umfaßten zusammen 1580 Mann. Die Zahlenergebnisse waren folgende: 


Von den .Unbehandelten erkrankten . . . . . .. 98% 
. . 54,409/o 


cutane Immunisierung.wird das Ziel der Zu- 
kunft sein . B T Se 
Folgende Linimente sind bisher auf meine Veranlassung 


-ant 


Lin, Tuberculini comp. 1:25 und`1: 5.. 


beziehen kann. l 
Von der bisher erschienenen Literatur sind 


es starben von den Erkrankten . . . . 
Von den mi a] ) ten. . 8,6? | | | 
es an a en erranik sn Bar hierunter angegeben: 1. Petrusehky, Über Vereinfachung der speziellen. - 
ER Therapie für die Tuberkulosebekämpfung in größerem Stil. (Beitr. z. Klin. d. ` 

er, Bemerkungen zu vorstehender Arbeit. 


Tbc. 1914, Bd. 30)..— 2. C. Spengl 
(Ebenda Bä. 31; daselbst weitere Literatur.) — 3. Petruschky, Ergänzung 
zuden vorstehenden Bemerkungen Spenglers. EbendaBd.31.) — 4. Derselbe, 
Über Tuberkulösebekämpfung durch- Sanierung von Familien und Ortschaften. 
' Vortrag aus der Internationalen Tuberkulosekonferenz 1913. Sonderausgabe 
Leipzig 1914, Leineweber. — 5. Bernheimer, Zur Tuberkulinbehandlung 
- Augenkranker. (W. m. W. 1918, Nr. 42 und Klin. Mbl. f. Aughlk. 1913, Okt.- 
Nov.) — 6. Petruschky, Tuberkulosebekämpfung und percutane Behand- 
| lung. (Klin. ther. Wschr., Bd. 23, Nr. 10—12.) — 7..Kraus,: Tuberkulose- 

 bekämpfung. . (Zschr. f. Tbe., Bd. 29, Nr. 2.) — 8. Neufeld, Über einige 


Von.-den mit Lin. antidys. Behandelten erkrankten’ 8,5/0 
es starben von den Erkrankten 2. 14,890 
~. Aus dem Ergebnisse ist zu ersehen, daß die Mortalität zwar 
nicht auf Null herabgesetzt werden konnte, daß aber statt der ge- 
waltigen Sterblichkeitsziffer von 54,4°/, bei den Nichtbehandelten, 
` bei'Dysbacta-Behandlung sich nur 21,4°/o, bei Linimentum-antidysen- 
. tericum-Behandlung: nur 14,3°/, Todesfälle ergaben, bei Liniment- 
behandlung also um mehr als 40°/ weniger als bei den Un- 
behandelten! er 
2 Diese Höchstleistung der Linimentbehandlung im. Vergleich 
zur Injektionsbehandlung dürfte eine Überraschung sein für alle 
diejenigen, welche der percutanen Wirksamkeit der Antigene noch 
Skeptisch. gegenüberstanden. Die Zahl der Skeptiker- war nicht 
gering- Auch Dietrich, der Berichterstatter über den west- 
fälischen Versuch, betont seine ursprünglich große Skepsis in seinem 
Berichte, _ Auch ich bekenne gern, daß ich den ersten An- 
gaben C. Spenglers über percutane Anwendung des Tuber- 
kulins skeptisch gegenüberstand, aber ich habe mich allmählich 
überzeugt, daß die Haut nicht .nur ein brauchbares, sondern ein 
ganz hervorragendes Organ ist für die Aufnahme und 
Verarbeitung flüssiger und fester Antigene. Ganz besonders hat 
mich die rasche’ Verarbeitung der hartschaligen Tuberkelbacillen 
durch die zarte Oberhaut des Meerschweinchens überzeugt"). In 
wenigen Stunden gelangen die auf die Hautoberfläche eingeriebenen 
Bacillen in das Corium. Welche Kräfte dabei.wirksam sind, ist 
noch rätselhaft, Nach weniger als 24 Stunden sind sie bereits in 
Granula aufgelöst und nur noch nach Gram färbbar. Nach 48 Stunden 
sind. sie -vollständig („parenteral“) verdaut. „Es ist erklärlich, daß 
dieser Verdauungsprozeß mit weniger hartsehaligen Bakterien, als 
Tuberkelbacillen es sind, noch rascher vor sich gehen muß, zumal 
wenn beim Menschen Hautflächen in Anspruch genommen werden, 
mit denen die Fläche des kleinen Meerschweinchenohrs kaum in 
Vergleich zu stellen ist. Bei der percutanen Methode könnte man, 
venn es nötig wäre, die ganze Körperoberfläche zur Mitarbeit 
!eranziehen, während bei der Einspritzung unter die Haut immer 
ur an einer kleinen Stelle des Unterhautgewebes ein .mehr oder 
veniger erhebliches Depot von Bacillenmaterial niedergelegt wird, 
essen Verarbeitung an dieser eng begrenzten Stelle erfolgen muß. 
st ‚die vollständige Verarbeitung nicht möglich, sò wird ein Teil > 
es Materials durch einen Eiterungsprozeß —. der Eiter ist dann 
ollständig ‚steril — ausgestoßen. Dies ist z. B. regelmäßig der 
all, wenn eine nicht ganz minimale Menge abgetöteter oder wachs-- | 
Insunfähiger Tuberkelbaeillen unter die Haut gespritzt wird, wie 
B. bei den von Ko ch einige Zeit hindurch in Versuch gezogenen; 
äter aber nicht mehr verwandten Emulsionen abgetöteter Voll- 
ıkterien oder bei der von Friedmann immer noch empfohlenen 
nspritzung lebender Schildkrötenbacillen. Bei der Einreibung 
T Vollbakterien von TB auf die Haut tritt keinerlei Eiterung ein, 
e Bakterien werden als Vollbakterien von der Haut aufgenommen, 
) Vgl. Tuberkulosebekämpfung und: pereutane Behandlung. Klin. 
r. Wschr, Jahrgang 28, NE 10. en, = j 


Nr. 2.) — 9. Spaet, Verbreitung der Tuberkulose im Kindesalter'und deren 
Bekämpfung. (M. m. W. 1918, Nr. 18.) — 10. Sehmidt, Über die Petruschky-: 
nunction bei Lungentuberkulose (Th. d. Geg.. 1919, April.) — 


-folgerichtige Bekämpfung. — Ein zwanzigjähriges Jubiläum! (Klin. ther. 


“(Tbe. Fürsorgeblatt 1919, Nr. 4.) — 13. M. m. W. 1919, Nr. 4 (Kleine Mitteilungen 
über Tuberkulosesanierung in Fürth. — 14. Petrwschky, Weitere 
Erfahrungen über specifische-Pereutanbehandlung. (Tbe. Fürsorgeblatt 1919, 
Nr.9) — 15. Jaenicke, Jahresbericht 1918 der Fürsorgestelle Apolda. 


- (Vorstand: Prof. Dr, W.. Falta). 
‚Ein Fall von Sepsis bei paradentären' Abscessen'). 
u 0, Von re ee 
‚Dr. Franz Högler, Assistenten der Abteilung. 
| Das Vorkommen von Sepsis bei paradentären (W eise r). 
oder paradentalen (v. Wunschheim) Abscessen ist so wenig. 


am Platze erscheint. = a ea 

15. April 1918. N. N., 54 Jahre, höherer Beamter. Familien- 
anamnese ist belanglos. Als Kind hatte der Patient Lungenentzündung, 
mit zwölf Jahren Masern. .Vom 16. bis 20. Lebensjahre traten öfter 
' Magenkrämpfe von 8- bis 14tägigen Perioden auf. Sonst war Patient 
bis ins 40. Lebensjahr gesund. Zu.der. Zeit traten auch nervöse Herz- 
beschwerden auf. Dieses Leiden schwand nach einigen Jahren. Vor 
fünf Jahren hatte der Patient eine Geschwulst des Oberkiefers. .Der 


‚hatte der Patient wieder eine Zahngeschwulst, aus der sich Eiter ent- 
leerte. Auch diese Zahngeschwulst schwand nach sorgfältiger ärzt- 
licher Behandlung. Seither hatte Patient hier und da leichte Schmerzen. 
im ersten rechten oberen Molarzahn. Vor einigen Wochen traten vorüber- 

| gehend Ohrschmerzen äuf. Am 5. März bekam Patient ein Gefühl von 
'Abgeschlagenheit und Mattigkeit.. In den’ nächsten Tagen kamen: 

Schmerzen, besonders in den Waden und Oberschenkeln dazu, Profuse 


aufeinander folgenden Tagen ein. Kniegelenke, Fußgelenke und Ellbogen- 
gelenke schwollen kurz danach an, waren sehr druckempfindlich, ge- 
rötet und fühlten sich heiß an. Patient merkte dann, daß nach ein- 
bis .zweistündigem Reißen in den Gliedern an der Streckseite Knoten 


1) Der Fall wurde am 24. Januar 1919 in der Gesellschaft 
Ärzte in, Wien von Herrn Prof. Falta vorgestellt, er der: 


— 


nd “verdaut, | sodaß es zur. Eiterung | 
-` Die Methode der Einreibung leistet also nicht nur ein gleiches, 

sondern weit mehr als die Methode: der Einspritzung bei der Ver- 

arbeitung bakterieller Impfstoffe und bewirkt dabei keine Schädigung, - 


nicht einmal eine- merkliche Belästigung‘ des Patienten. Sie ist 
einfachste und am ‚wenigsten `: 


subeutanen Methode durchgeführten Immunisierungen gegen die 
bekannten bakteriellen Seuchen. Percutane, nicht sub- ` >. 


hergestellt und zur Prüfung durch andere Ärzte ausgegeben worden: 
Lin. anfidysentericum, Lin. antityphosum, Lin. anticatarrhale (ent-. 
hält Antigene gegen. Pneumo-, Strepto-, Staphylokokken), Lin. 
icatarrhale cum, Lin. Tuberculini comp. 1:1000 und 1:150, 


| Die Ausgabestelle ist die ‚„Hageda“ (Handelsgesellschaft | 
Deutscher Apotheker in Berlin), von welcher sie jede Apotheke 


die wichtigsten Arbeiten 


neuere Gesichtspunkte der Tuberkulosebekämpfung. (Zschr. f; Tbe., Bd. 29, ` 


sche 
11. Petrusehky, Primäre, sekundäre und tertiäre Tuberkulose und ihre ` 


Wschr., Jg. 24, Nr. 2980.) — 12. Ziller, Sanierung einer. Wohngemeinschaft. 


Aus der III. medizinischen Abteilung des Kaiserin-Elisabeth-Spitals 


bekannt, daß die genaue Mitteilung eines diesbezüglichen Falles 


Zahnarzt konstatierte einen 'Eiterherd. Nach sorgfältiger Behandlung . 
wurde die ‚Geschwulst zum Schwinden gebracht. Vor fünf Monaten 


nächtliche Schweiße und typische Schüttelfröste stellten sich in zwei. 


=». 


>. 


TER ER 
IHNEN 
A re 


$- TE Ze 
N 2 <- 
: . 
ARTIST 
aE e E 
- 


wu 
en 


LE NT 


I. 8 


en. 
gs 
L 
2 

C ee UP ZEN ER De 


[| 

1 

l A 
i À 

i 
DE 
‘@ 

| $ 


Du Tr 2 = = 
"= 


866 = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. 


und Knötchen auftraten, die sehr druckschmerzhaft waren. Diese 
Knotenbildung soll sich mit jedem Schüttelfrost wiederholt haben. 
Patient bekam zu Beginn Novatophan und Urotropin, es trat jedoch 
keine Besserung ein. In der Folgezeit fieberte Patient täglich über: | 
39°, Die typischen Schüttelfröste mit den profusen Schweißausbrüchen 
häuften sich. Die Knotenbildung an den Streckseiten, der Extremitäten 
setzte ebenfalls nicht aus. Patient machte dann eine Behandlung mit 
Credescher Salbe mit, die ohne jedweden Erfolg blieb. Patient gibt 
ferner an, trotz des langen Fieberzustandes nicht wesentlich abge- 
magert zu sein. Er fühlte sich jedoch so matt und elend, daß er nicht 
mehr allein gehen konnte. 

i Potus sehr mäßig, Nikotin ziemlich stark. Venerische Affektionen 
negiert. Ernährung in der letzten Zeit gut. Urinuntersuchung negativ. 

Status praesens: Großer Patient von kräftiger Konstitution. 
Muskulatur mäßig, Paeniculus adiposus stark reduziert. Haut und 
sichtbare Schleimhäute sind anämisch. Lippen sind blaß, leicht cya- 
notisch, Haarwuchs normal. Keine Ödeme. Kein Ikterus. Sensorium frei. 

Pupillen sind weit, rund, prompt auf Licht und Konvergenz 
reagierend. Zunge ist belegt und trocken, Zähne sind defekt. Alveolar- 
pyorrhöe. Leichte Vergrößerung beider Thyreoideaseitenlappen. Sonst 
ist am Halse nichts Abnormes. Thorax symmetrisch, gut gewölbt, arku- 
läre Kyphose der oberen Brustwirbelsäule Acne vulgaris am Rücken. 

Pulmones: rückwärts Grenzen beiderseits 11. Brustdorn, gut 
verschieblich, keine Spitzendämpfung. Kein abnormer Perkussionsschall. 
Bei der Auscultation rauhes Vesiculäratmen mit vereinzelten bronchi- 
tischen Erscheinungen. Vorn rechts unterer Rand der sechsten Rippe, 
links unterer Rand der vierten Rippe gut verschieblich. 
und Auscultation wie hinten. 

Cor: Iktus in der Rückenlage nicht palpabel, Herzdämpfungs- 
figur in normalen Grenzen. Auscultation: an der Spitze dumpfer erster 
Ton, zweiter Ton. Über der Pulmonalis: erster Ton, zweiter Ton. 
Über der Aorta: erster Ton, klingender zweiter Ton. Am Erbschen 
Punkte derselbe Befund. An der Tricuspidalis zwei dumpfe Töne. 
Arteria radialis leicht geschlängelt, wandverdickt, Füllung und Spannung 
an der unteren Grenze der Norm. Puls rhythmisch, äqual. Frequenz 72. 
Abdomen unter dem 'Thoraxniveau. Bauchdecken von normalem Tonus, 
Leber in normalen Grenzen, Milz ist perkutorısch vergrößert, der 
untere Milzpol ist deutlich palpabel. Sonst ist Abdominalbefund ohne 
Besonderheiten. Haut und Sehnenreflexe lebhaft. Rectalbefund : 
Schleimhaut gut verschieblich, keine abnorme Resistenz, keine Schmerz- 
haftigkeit zu konstatieren. Prostata normal. 

Decursus morbi: 15. April 1918. Erythrocyten 4100000, Sahli 72, 
Leukocyten 10400. (N. = 74%, Lymph. = 16 %, Mon. = 9 %, Eos. = 
1,5 %.) Blutkultur negativ, Körpergewicht 57,30 kg, Stuhl leicht obsti- 
piert, kein Sanguis, kein Schleim, 

16. April. Fieber 39,8% Schüttelfrost mit profusen Schweiß- 
ausbrüchen nachher. | 

Im Bereiche der Streckseite des Unterschenkels sind mehrere 
haselnußgroße rote Knötchen mit hämorrhagischer Mitte aufgetreten. 
Die Knötchen sind spontan und druckschmerzhaft. Therapie: Bettruhe, 
Veronal 0,5. Peo 

18. April. Patient klagt über Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit. 
R.R. 90 Rhinoskop. Befund von Herrn Med.-Rat Dr. Hanszel 
negativ. Schüttelfrost mit nachfolgendem Schweißausbruch um 
12 Uhr nachts. $ } , 

19. April. Blutkultur negativ. Schüttelfrost, Fieber bis 39,5 °. 

92. April. Im Bereiche der linken Schulter und Streckseite des 
Oberarmes sind mehrere haselnußgroße Knötchen aufgetreten. Vier 
Stunden zuvor hatte der Patient Reißen und Schmerzen in den Schulter- 
selenken und Schüttelfrost. Therapie: Chinin sulfur. 0,3 am 

94. April, Patient fiebert fast täglich unter Schüttelfrost bis 40 9, 
dabei hat er äußerst heftige Schweißausbrüche. Therapie: Chinin. 
sulfur. 0,3 x 2. - ; 2 ý $ : 0 Auf 

29. April. Täglich typische Schüttelfröste, Fieber bis 40°, Auf- 
treten von Knötchen an der en Malariaplasmodien sind trotz 

ersuchungen nicht zu finden. 2 
deren 16.250 (N. = 76%). Patient fühlt sich matt 
und abgeschlagen, Appetit leicht gestört. Es besteht Obstipation. 
Therapie; Extr. condurang. fluid dreimal zehn Tropfen, Einlauf, 

"8 Mai. Patient bekommt, da er seit einigen Tagen uper Sod- 
brennen klagt, ein Probefrühstück. Ausgeheberte Menge beträgt 120 cem, 
ist gut verdaut und mit etwas Schleim gemengt. Freie HOI 60. Ge- 
GIET 82. Mikes BODEN ne verdaute Stärkekörner, 

; Ö zeine langen >t . A 
Sn hent klagt über leichte Schmerzen im ersten oberen 
folarzahn. k 
sag: Gingiva leicht sl TS Su prne 
leicht blutend. Eine BAND EN ET keit des Zahnes. Extrak- 
ur Gänze bloß. Klopfempfindlichkei ; N 
liegt fast zur Sani leert sieh ein Tropfen Eiter. Schüttelfrost 
tion des Zahnes. Es omais 40° auf. Dabei erscheinen Knötchen 
tritt fast täglich mi am. Therapie: Gurgeln mit H202. 
am Unterschenkel un 15 intravenös. 
6. Mai: Blektrargo! o cem N. fe fieberfrei, fühlt sich wohl. 
leichen. Patient ist heute ne ' ; 
7. Mai. Desgle Fieber bis 40,2°, profuser Schweißausbruch. 
Sn non Sol 000, Sahli 80, Leukoeyten DNH 
eT 12. Mai. Elektrargol 5 ecm, täglich Schüttelfrost, 


Perkussion 


p e o j Ba > u or EP TE 


Fieber bis 40,50, Puls ist gut gespannt, Frequenz beträgt 84, R.R. 90, 
Obstipation. Diurese ist gut, Körpergewicht beträgt 56,90. i 


negativ. 


ef 


z 


. 31. August, 


14. Mai. Leukoeyten 12000, Malariaplasmodien trotz mehrfachen 


Untersuchungen nicht nachzuweisen. - Täglich Schüttelfröste, Auftreten 
von neuen Knötchen. 


15. Mai. Probepunktion in den Pleuren negativ. Röntgenbefund 


\ = | 


= 
a IN 
“= ml I ` A 
e m| © SH 
a: d 
> 
y h 


Fiebertabelle I. 


19. Mai. Fieber täglich bis 40,5° mit Schüttelfrösten. Auftreten 
neuer Knötchen an den Ober- und Unterextremitäten. Therapie: Arsen- 
zäpichen 0,001, jeden zweiten Tag Einlauf. 

28. Mai. 
gegangen. 

2. Juni. . Leichte Gingivitis. Therapie: Jodpinselung. 

8. Juni. Körpergewicht 56,1 ke, Patient fühlt sich sehr schwach 
und elend, 


10. Juni. Erythemknoten an den Streckseiten der oberen und 
unteren Extremitäten. 

11. Juni. Consilium mit Herrn Prof. Weiser. Nach der An- 
sicht Prof. Weisers läßt sich gegenwärtig für den septischen Prozeß 
kein Anhaltspunkt seitens der Zähne finden. Diagnose: Es besteht 
eine so ziemlich alle Zähne der gelichteten Zahnreihe des Oberkiefers 
betreffende Alveolarpyorrhöe mäßigen Grades. Dagegen läßt sich weder 
durch die manuelle Untersuchung, noch an den die rechte und 
linke Oberkieferhälfte betreffenden vor einigen Tagen aufgenommenen 
Röntgenplatten ein Anhaltspunkt für Granulome, blinde Abscesse oder 
vereiterte radikuläre Cysten konstatieren. In den Kieferhöhlen besteht 
kein Empyem. Die Arsenzäpfchen werden ausgesetzt. 


15. Juni.. Patient gibt leichte Schmerzen am linken Ober- 
kiefer an. Die von dieser Seite des Oberkiefers aufgenommene Rönt- 
genplatte ergab an den periapikalen Partien der Wurzelspitzen des 
ersten und des zweiten Prämolaren und des ersten großen Mahlzahnes 
scheinbar keine Aufhellungsherde. Auch mußte zur Zeit des Consi- 
liums mit Herrn Prof. Weiser der erste große Mahlzahn links oben 
als lebend bezeichnet werden. Nachdem aber der Patient über 
Schmerzen in diesem Zahne klagte und derselbe auch klopfempfindlich 
wurde, entschloß man sich am 15. Juni dennoch zur Extraktion, 
welche durch einen der Herren Sekundärärzte ausgeführt wurde. Bei 
der Extraktion wurde zwar die Krone dieses Zahnes frakturisiert, aber 
beim Zieben zweier Wurzeln dieses Molaren entleerte sich überraschen- 
der Weise etwas Eiter. 

24. Juni. Patient hat fast täglich Schüttelfrost. An zwei Tagen 
hatte das Fieber ausgesetzt. Es sind keine Erythemknoten mehr aul- 
getreten. ) $ ji 

25. Juni. Leukocyten: 8500. (N.= 74?/o, Lymph. = 22%, Sahli 
— 680/0, Mon. = 49/0.) 

Blutkultur: Auf Blutagar geht Staphylococcus albus auf Far 

30. Juni. Die Temperaturzacken und Schüttelfröste sind wie 
früher. Therapie: Pyramidon 0,1 x 4. 

2. Juli. Leoukocyten: 6000. | jT, ae 

4. Juli. Fieber bis 39,5, typischer Schüttelfrost, keine Erythem 
knoten. Körpergewicht 58,3 kg. 

5. Juli. Patient ist heute fieberfrei. Re `< 39.8? 

6. Juli. Blutkultur negativ, Schüttelfrost mit Fieber bis 89,0 » 
Pyramidon wird ausgesetzt. hüttel- 

13. Juli. Patient fieberte in der letzten Woche unter Sr 
frost fast täglich noch bis 89,5%. In den letzten Tagen Je Ya 3 
mehr bis 38%. Veranlassung zu nochmaliger Durchsuchnpnt An 
traktionswunde und Entfernung eines letzten Stückes der fraktur 
Zahnwurzel. Es entleert sich etwas Eiter. | Patient 
15. Juli. Nach einem fieberfreien (!) Tag hat 
leichten Schüttelfrost und fiebert bis 39%. bessert 

17. Juli. Patient ist heute fieberfrei und wird geb® 
in die häusliche Pflege entlassen. I 0 

i8, Juli, Patient hat leichten Schüttelfrost und Fieber bis 3$ 
sonst fühlt sich Patient wohl. 


Blutkultur: Auf Blutagar ist Staphylococcus albus auf- 


Fiebertabelle II. 


e pe 1 wohl, 
23. Juli. Patient ist seit 18, Juli fieberirel, fühlt sich 
und ist bei gutem Appetit. 


Digtizes oy Google 


es 


rd 


- 
wen. 


Mar: Zr FR Fu n ya 
k 1 tz pe > 
. j Br 
E © 


I 
= ~ 


0 SD E 
Zr ' ` 


31. August. 


` 
. 


+ 


- 4. August. Patient ist andauernd fieberfrei und nimmt 
-~ an Körpergewicht zu. Keinerlei subjektive Beschwerden. Leuko- 
-© „eyten:.7700. : ~ | | ne 

j ‚ 14. Dezember. Dem Patienten geht es andauernd gut.. Er hat 
seit Juli kein Fieber mehr. | | | 

=- Seit Ende August 

kung aus. - Ba l | | 

- Überblicken wir nun die Krankengeschichte des Falles, so 


muß man wohl das Krankheitsbild als Sepsis bezeichnen, da nahezu. 


' fünf Monate hindurch fast täglich Temperätursteigerungen bis ‘über 
"40°.C und Schüttelfröste bestanden. In den ersten 1!/, Monaten 


fand sich außerdem ein in Schüben auftretendes Erythema nodosum. 


‘- ‚Ein Ausgangspunkt für die Sepsis, konnte anfangs nicht festgestellt 
werden. =: 


es waren nie bei Druck Pröpfe herauszubekommen; es bestand 
keine Endokarditis; auch für einen subphrenischen oder paranephri- 
tischen Absceß konnte kein Anhaltspunkt gefunden werden. Das 
 Zwerchfell war normal beweglich, auch röntgenologisch. Die 
. Leber stand nicht tiefer... Die Milz war während der ganzen Dauer 
-der Krankheit perkutorisch vergrößert und deutlich tastbar.. Auch 
_ die Untersuchung der Nebenhöhlen durch Dr. Hanszelergab nor- 


malen Befund. Wegen der täglich wiederkehrenden hohen Tempe- 


ratursteigerungen und der Schüttelfröste wurde auch an eine 


. Malaria quotidiana gedacht; die Blutuntersuchung war aber immer 


negativ. Da der Patient angegeben hatte, daß er vor fünf Jahren 

: und dann: ein zweites.Mal fünf Monate vor Beginn der Erkrankung 

~ an einem Zahnabsceß. gelitten hat, und da sich bei ihm einige 
“alte Zahnwurzeln im Kiefer fanden und Alveolarpyorrhöe vorhanden 
war, und da endlich nach der Extraktion des ersten oberen rechten 


. „Molarzahnes sich ein Tropfen Eiter entleerte, so baten wir Herrn 
- ‚Prof,-Weiser zu einem Consilium. Prof. Weiser 'konnte jedoch- 


‘zur Zeit seiner Untersuchung der Mundhöhle und auf Grund 
der einige Zeit vorher aufgenommenen Röntgenplatten der rechten 


und linken Oberkieferhälfte.nur Alveolarpyorrhöe mäßigen Grades 


- konstatieren, während für periapikale Abscesse, wie Granulome, blinde 
Abscesse -oder vereiterte Cysten keine Anhaltspunkte vorlagen. 


Prof. Weiser meinte daher, daß mit den zur Zeit seiner. 


_ Untersuchung (11. Juni 1918) vorhandenen Affektionen der. Zähne 
ein- derart schwerer septischer Prozeß’ nicht gut in ursächlichen 
- Zusammenhang gebracht werden könne, wogegen es als vollkommen 
erklärlich erscheinen würde, wenn in Begleitung oder im Gefolge 
eines akuten periapicalen Abscesses, in Begleitung oder im Gefolge 


der eitrigen Infektion einer radiculären Zahnwurzelcyste oder, wenn 


aach dem Durchbreehen eines blinden Abscesses in die Kieferhöhle 
eine allgemeine Sepsis aufgetreten wäre; solche Fälle sind nicht 
gerade häufig, sie sind aber sehr wohl bekannt und haben auch 
‘schon. mitunter ad exitum letalem geführt. 5 
"Der weitere Verlauf der Krankheit hät aber doch einen der- 
artigen Zusammenhang mehr als wahrscheinlich gemacht. 

| Die erste Extraktion des ersten Mahlzahnes rechts oben am 
ö. Mai hatte zwar keinen wesentlichen Einfluß auf den Krankheits- 


Verlauf. Nach der Extraktion des linken oberen Molarzahnes am 
‚15. Juni jedoch verschwand das Erythema nodosum, die Tempe- 
ratursteigerungen und Schüttelfröste dauerten aber noch weiter an. 


- _ , Nach der Extraktion der letzten Zahnwurzel am 13. Juli, 
bei der. sich ebenso wie bei den früheren immer etwas Eiter 
entleerte, sank das Fieber wenige Tage nachher 
ab und am fünften Tage nach der Extraktion trat 


Völlige Entfieberung ein. Das Allgemeinbefinden besserte 


Sich rasch und im Verlaufe von wenigen Wochen hatte sich der 


“ Patient ‚vollständig erholt. Däs zeitliche Zusammen- 
treffen zwischen der Entfernung der letzten 


Zahnwurzelund der Heilung ist jedenfalls höchst 
auffällig. Die Pyramidonbehandlung, die neun Tage vor der | 


letzten Extraktion eingeleitet worden war, kann als Ursache der 
Entfieberung mit Sicherheit ausgeschlossen werden, da sie nur an 
einem Tage das Fieber herabzudrücken vermochte, und schon zwei 
Tage ‚später, als wieder ein Schüttelfrost auftrat, ausgesetzt wurde. 

. In der Literatur. haben wir einen analogen Fall nicht auf- 
finden“. können. Zwar berichtet Clemm von einem Fall von 
Sepsis bei Alveolarpyorrhöe,-Liehtwitz hat aber schon mit 
Recht darauf aufmerksam gemacht, daß es sich bei diesem überdies 
letal ausgehenden Fall um eine Osteomyelitis des . Unterkiefers 


gehandelt hät. Nur in der amerikanischen Literatur wird. 


den eitrigen Zahnaffektionen größere Bedeutung für das Zustande- 
kommen- für Allgemeininfektionen zugemessen. | 


` Die Tonsillen waren auch bei sorgfältiger Untersuchung normal, . 


ct 


übt er seinen Beruf wie vor der Erkran-. | 


. æ- ~ 
® 


i s % a 
mas reee ner A Fa e. oy S we 


EN 5 
3 a Y 
Ba o Aa 
2 à 
\ 


Br B 


00.02.1919 — MEDIZINISCHE KLINIK. — Nr. 85. 


f ` 


Ich verweise ‘auf die. Angaben von Hartzell und Henrici. 
Sie stützen ihre Ansicht einerseits auf den Erfolg der Zahnbehandlung 
bei solchen Zuständen, ‘andererseits auf die. experimentellen Unter- 


| suchungen mit dem aus den Zahnabscessen gewonnenen infektiösen 


Material. Speziell wurden für die Iritis, Endokarditis, Nephritis und 


gewisse Formen der chronischen A 


rthritis Zahnwurzeleiterungen als 


Eingangspforte angenommen. - | PE e. 

~- Rhein weist- darauf. hin, daß am Übergang des Zahnfleisches 
in die Zahntasche sich normalerweise ein Epithelspalt befindet, welcher 
geeignet ist, Allgemeininfektionen Vorschub zu leisten. Auch Goadby 


erwähnt Fälle von Arthritis deformans, die durch Zahnextraktionen und | 
mit Unterstützung einer aus dem infektiösen Material der Alveolar- : 


taschen und des Zahnabsceßinhaltes hergestellten Autovaceine geheilt 


'worden sind. Henrici hat mit den aus den Wurzelabscessen und 
Alveolartaschen gezüchteten Bakterien, speziell mit dem. Streptococcus 


viridans bei Kaninchen Sepsis, aber‘ auch Endokarditis und Nephritis 
erzeugt, und glaubt den Ausfall, dieser Experimente als Stütze für seine. 


_ Ansicht, daß.die vorhandene Allgemeininfektion durch Zahnerkrankungen . 
vermittelt ist,‘ verwenden zu können, da auch bei seinen Patienten 


die begleitenden Erscheinungen durch dieselben Erreger hervorgerufen - 


wurden. 


5 Was unseren Fall anbelangt, so ist nun zu bedenken, daß 

Zahnwurzelentzündungen zwar sehr häufig sind, daß aber eine - 
Allgemeininfektion als ein ziemlich seltenes Vorkommnis. dabei :an-: 
' gesehen werden muß. Darüber, ob in unserem Falle eine be- 


sondere : Virulenz der. in den Kieferabscessen vorhandenen. Er- 
reger ‘oder eine besondere Disposition des Kranken die Ursache 


der Allgemeininfektion war, läßt‘ sich nichts Sicheres aussagen ` 
‚ mangels einer genauen bakteriologischen: Untersuchung. Jedenfalls ` 

erschien uns unsere Annahme,» von dem Zusammenhang der Ab-. 
scesse im Bereiche des Zahnsystems und-der septischen Erkrankung >~ 


nicht unverständlich im Hinblick auf die in den letzten Jahren 
immer häufiger gemachten Erfahrungen, daß auch sonst von kleinen 


chronischen Eiterungen: langwierige septische Erkra 
‘Infekte ausgehen und unterhalten werden können. . 
` Allgemein angenommen ist dies ja.heute bei der chronischen 


Tonsillitis, bei der oft nur einige Eiterpfröpfe gefunden werden. 
Der Erfolg der Tonsillektomie beweist aber dann, daß eine gleich-' 


zeitig vorhandene, meistens in Schüben auftretende Endokarditis 


oder‘ Glomerulonephritis, oder endlich. langwierige rheumatische 
Prozesse der Gelenke, Muskeln und Nerven (chronische Poly- 
arthritiden, chronische Myalgien und Polyneuralgien) von da aus 


unterhalten worden sind (Ottfried Müller, 


W. Falta, Adolf, Schmidt und viele Andere, _ 
"Auch parametritische Prozesse, chronische Appendicitiden und 


‚chronische Ruhr könnten eventuell als Ursache die 
Erkrankungen in Betracht kommen. 


Die völlige Richtigkeit unserer. Annahme, daß. in dem 
oben beschriebenen Falle unserer Abteilung die chronische Sepsis 


doch mit Iniektionsherden im Bereiche. des- Zahnsystems 


: zusammenbing, 
wurde nach- 
träglich durch 


die Deutung er- 
wiesen, welche, 


der von‘ Prof. 
Weiser!) zuge- 
zogene Röntgeno- 


loge Dr. Fritz. 
Pordes der am. 


8.Juni in unserem 
Röntgenlabora- 


torium aufgenom- Dr Ka: u 
Links oben (von außen gesehen): 3 röntgenologisch 
‘ohne Besonderheiten;. 4 Anfangsteil beider Kanäle gefüllt, 
periapikales Gebiet ohne Besonderheiten; 5 wie 4; 6 die Spitzen- 


menen Platte ge- 
geben hat. Dr. 


Pordes gab zu, 


daß in den pe- 


riapicalen Um- 


gebungen der bei- 


den Prämolaren 


und des ersten- 


Molaren der lin- 


ken Oberkieferhälfte żwar'keine Aufhellungsherde bestehen, er. 
entdeckte jedoch einen subapicalen, an der palatinalen Radix des 


alveolen sämtlicher drei Wurzeln sind gut zu sehen und rönt- 
enologisch ohne Besonderheiten. Die palatinale Radix pro- 

ziert sich. durchs Antrum (A—A—A die untere Begrenzun 

des Antrums). An der palatinalen Radix — subapikal — noe 


im Gebiete des Antrumfeldes — zumindest projektivisch — ein 


etwa bucheckergroßer, mit einer Kompaktalinie gut abgegrenz- 
ter unregelmäßig dreieckiger Resorptionsraum, in welchem 
die Peridontalspalten der palatinalen Radix aufgehen. 


t 


ersten groen Molaren liegenden merkwürdig-polygonalen, von 
einer Lamelle begrenzten Hohlraum, den er als einen zweifellos 


r 
s 


is 1) Herrn Prof. Weiser sind wir für das Interesse, das er dem 
Falle entgegenbrachte, zu großem Danke verpflichtet. | | 


r 867 


nkungen oder, 


Paeßler, 


ser septischen - 


ee 
s E A 

LEE TI NN NTE Ra 

= nn Seien 


4 

STATH 
g a ir Ki ji Fi r 
t.-- = Zu: P T 


— en 
a OTEN 


rs =N 
ee 


Tina 
ua. 


Nele 52 
NEE BIENEN 


OR 
R en 


+t. A z 
-~ e o g aaee mei 
».. 77 Ka Sarnen 
eis e t ., 


$ DEE 
ul url LA 


u... PCR ER 


si t `a 
er a Pa 
me EE NE S 7 D E $ 


868 


un 


paradentären Absceß deutete, wie solche im Verlaufe von 
Alveolarpyorrhöe nicht selten vorkommen. 
R Bei der Vorstellung unseres Falles in der Gesellschaft der 
Arzte hat Falta darauf hingewiesen, daß er Fälle von chronischer 
Polyarthritis gesehen hat, die nach sachgemäßer Behandlung von 
Zahnwurzelabscessen sich wesentlich besserten. Es scheint daher 
sicherlich die Forderung gerechtfertigt, daß man bei krypto- 
genetischen septischen und rheumatischen Prozessen auch den 
Zähnen eine besondere Aufmerksamkeit zuwende. 

Literatur: Clemm, D. m. W. 1915, Nr. 34, S. 1012. — Licht- 
witz, M. m. W. 1916, Nr. 29, S. 1052. — Thomas B. Hartzell und 


Art. Henrici, The dental path. Its importance as an avenue to infektion. 
(Surgery, Gynecology and Obstetries Volum 12, January 1919, Nr. 1.) 


FA 


krankheiten bei Kindern jenseits des Säuglingsalters. 


Von 
Dr. Hugo Steuernthalz-Essen-Ruhr. 


Über ein gehäuftes Auftreten von Ernährungs- 


In letzter Zeit ist über ein gehäuftes Auftreten der Rachitis 
von den verschiedensten Seiten berichtet worden. Durch eine Reihe 
wertvoller Arbeiten haben sich unsere Kenntnisse über diese Stoff- 
wechselstörung, insbesondere über ihre Beziehungen zum Mineral- 
stoffwechsel wesentlich vertieft. In folgendem möchte ich die 
Aufmerksamkeit auf eine zurzeit ebenfalls recht häufige Ernäh- 
rungskrankheit bei Kindern jenseits des Säuglingsalters lenken, 
deren Zugehörigkeit zu den Mineralstoffwechselkrankheiten mir 
außer allem Zweifel zu sein scheint, die aber in ihren Wechsel- 
beziehungen zwischen Ernährung und Stoffwechsel noch keineswegs 
völlig geklärt ist. | | 

Das Charakteristische der Erkrankung ist darin gegeben, daß 
vordem gesunde Kinder selbst bei calorisch ausreichend bemessenem 
Kostmaß in ihrer körperlichen Entwicklung stehenbleiben und weiter- 
hin oft bedeutend an Gewicht verlieren. Mit dem mehr oder weniger 
starken Schwund des Fettpolsters werden auch die Skelettmuskeln ein- 
seschmolzen und nehmen manchmal ganz beträchtlich an Masse ab. 
Dementsprechend klagen die Kinder über leichte Ermüdbarkeit. Manche, 
die eben zu laufen angefangen haben, wollen nicht mehr auf den Beinen 
stehen. Die Haut ist infolge des fehlenden Turgors welk und schlaff, 
die Gesichtsfarbe blaß, die Schleimhäute blutleer. Der Appetit ist 
häufig herabgesetzt, oft aber auch gut, geradezu im Mißverhältnis zu 
dem schlechten Ernährungszustand. 

Außer einer meteoristischen Auftreibung des Leibes, die zuweilen 
beobachtet wird, deutet nichts auf eine Beteiligung der Verdauungs- 
organe hin. In den wenigen Fällen, in denen eine Funktionsprüfung 
des Magens vorgenommen werden konnte, fanden sich annähernd nor- 
male Säurewerte. Die meist 'breiförmigen Stuhlentleerungen erfolgen 
in der Regel ein- bis dreimal täglich. Der Urin reagiert fast durchweg 
alkalisch auf Lackmuspapier. 

Bei der Untersuchung der Entleerungen, die systematisch in den 
Fällen vorgenommen wurde, fand sich eine saure Reaktion in einem so 
hohen Prozentsatz, wie wir es in früheren Zeiten auch nicht annähernd 
erlebt haben. Die chemische Untersuchung ergab das Vorhandensein 
von Milchsäure, durch die die saure Reaktion der Faeces bedingt 
wurde. Mikroskopisch fanden sich meist reichlich Cellulosereste, 
Kleberzellen, mit Lugol blau gefärbte Stärke und jodophile Bakterien. 
Den außerordentlich häufigen Befund an Askariden und besonders an 
Oxyuren, über den mehrfach berichtet worden ist, Kann ich nur be- 
stätigen. Ich möchte ihn aber bei den in Frage kommenden Fällen 
als Nebenbefund ansprechen, da die geschilderten Symptome auch bei 
parasitenfreien Kindern vorkommen und nach erfolgreichen Wurmkuren 
nicht verschwinden, wenn nicht gleichzeitig sonstwie therapeutisch ein- 
gegriffen wird. 

Es ist selbstverständlich, daß bei diesen Fällen alle diejenigen 
ausscheiden, deren Ernährungsverhältnisse durch anders geartete 
Störungen, z. B. Infektionskrankheiten, beeinflußt werden, obgleich sich 
die Schädigungen durch unzweckmäßige Ernährung bei gleichzeitig 
bestehenden ÖOrganerkrankungen noch in erhöhtem Maße geltend 
machen müssen. 

Das geschilderte Krankheitsbild steht fraglos mit der ein- 
seitiren Kohlehydraternährung der Kinder in ursächlichem Zu- 
sammenhang. Die Häufung derartiger Fälle in den letzten Monaten 
ist nicht weiter verwunderlich, wenn man sich vorstellt, in wie 
liohem Maße man bei der Ernährung der Kinder infolge des 
Milchmangels auf Kohlehydrate, noch dazu auf stark cellulose- 
haltige Brot- und Gemüsenahrung angewiesen ist, ein Mangel, der 
in den Großstädten so groß war, daß Kindern über zwei Jahren 
monatelang keine oder nur wenige saure Milch verabfolgt werden 
konnte, die für sehr viele, insbesondere die Kleinen und Schwäch- 
lichen, kaum in Betracht kommt. 


za en un 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. mii 


nt = 


31. August. 

Wie hat man sich nun die Entstehung der vorliegenden 
Stoitwechselkrankheit infolge einseitiger, wenngleich calorisch aus- 
reichender Kost zu erklären? Die Vitaminenlehre (1) die eine 
Zeitlang für derartige Störungen als Erklärung herangezogen 


wurde, ist nach unseren heutigen Anschauungen nicht mehr halt- 


bar 2). Urbeanu (8) hat uns gezeigt, daß es die Kalium- 
verbindungen sind, die für den normalen Assimilationsprozeß der 
mit der Nahrung aufgenommenen Eiweißstoffe zur Bildung von 
Nerven- und Muskelsubstanz die ausschlaggebende Bedeutung . 
haben. Werden mit der Nahrung zu geringe Mengen Kaliumsalze 
aufgenommen, so vermag der Körper sein Stickstoffgleichgewicht 
nicht aufrechtzuerhalten. Ragnar Berg (4) hat nach aus: 
gedehnten Versuchen bewiesen, daß der Bedarf des Körpers an 
Eiweiß bei säurereicher Kost größer ist als bei basenreicher. 

Die Ernährungsflüssigkeit, die aus dem Darm in den Säfte- 
strom übergeht, stammt in unseren Fällen, wie wir schon angeführt 
haben, aus Nahrungsstoffen mit überwiegend sauren Valenzen. 
Nach der Lehre Bergs muß erst eine Neutralisation der Säuren 
vor sich gehen, bevor die Nahrungsstoffe in das alkalische Milieu 
des intermediären Säftestroms diffundieren. Die Gegner dieser 
Anschauung haben hervorgehoben, daß die Epithelzelle des Darmes 
über eine elektive Fähigkeit verfügt, auch aus einem sauren 
Milieu die notwendigen Nahrungsstoffe ohne Neutralisation diitun- 
dieren zu lassen. Nicht das Milieu, sondern die Konstitution der 
Eiweißkörper sei maßgebend. Aus den Versuchen Osborne 
und Mendels und den Arbeiten Abderhaldens (5) wissen 
wir, daß es der Gehalt an gewissen Aminosäuren ist, der den Wert 
für die Ernährung bestimmt. Nun enthalten aber die Cerealien 
und Leguminosen, aus denen die Nahrung unserer Fälle vorwiegend 
besteht, alle bekannten Aminosäuren. Da ist es in der Tat nicht recht 
verständlich, warum die Kinder bei dieser Kost so stark abmagern. 
Die Lehre Ragnar Bergs gibt uns dafür die Erklärung. 
Die Epithelzelle bedarf der Basen zur Absättigung der Sauren. 
Da sie diese nicht in genügendem Maße aus der Nahrung ent- 
nehmen kann, so sucht sich der Körper der drohenden Acidosis 
zu erwehren, indem er Muskeleiweiß einschmilzt, das- dann 10s- 
besondere durch den so gelieferten Ammoniak zur Neutralisation 
der Säuren verwandt werden kann. Als klinischen Ausdruck 
dieses Vorgangs sehen wir. den auffallenden Muskelschwund. 

Dieser Prozeß der Einschmelzung von Eiweiß geschieht 
durch Hydrolyse, wodurch das Eiweiß in einfachere Bruchstücke 
gespalten ‘wird. Den Sauerstoff für diese Oxydation im inter 
mediären Stoffwechsel liefern die roten Blutkörperchen. Die stärkere 
Inanspruchnahme und ein rascherer Verbrauch der Erythrocyten 
spielt vielleicht bei der Entstehung der Blutarmut, die unsere 
Fälle durchweg auszeichnet, eine gewisse Rolle. 

Die Alkaleszenz des Urins ist nach R. Berg ein Zeichen 
dafür, daß ein Basenüberschuß im intermediären Stoffwechsel 
vorhanden ist, der in unseren Fällen sicher zu einem großen Teil 
auf Kosten des Körperbestandes an Eiweiß zustande kommt, 

Auf die Alkaleszenz des Urins bei säurereicher Kost hat 
vor kurzem noch Dr. Gertrud Fuhge (6) hingewiesen, die 
die Versuche Bergs über den Stickstoffbedart bei säure- und 
basereicher Kost nachgeprüft hat. 

Die Tatsache, daß säurereiche Kost saure Reaktion ‚des 
Stuhles und neutrale bis alkalische Reaktion des Urins bewitkl 
hat unter anderem E. Schloß schon 1917 (7) erwähnt. 

Eine nähere Erklärung bedarf noch die auffallende Beob- 
achtung, daß in unseren Fällen ein stark saurer Stuhlgang 59 
häufig ohne Durchfall einhergeht. Offenbar hat man sich den 
Hergang so zu denken, daß durch die allmähliche Gewöhnung des 
Darmes an die zur Säurebildung neigende Kost die Regulations: 
vorrichtungen in den autonomen Ganglien so abstumpien, da 
schließlich sogar ein stark saurer Inhalt keine erhöhte Peristal 
mehr auslöst. Die mangelnde Selbstregulierung durch die Ab- 
stumpfung des Darmes ist für die Intensität der Schädigung 1 
intermediären Stoffwechsel nach dem Gesagten von größter Be- 
deutung. Denn während bei einer akuten alimentären Störung der 
Darm sich des sauren Inhalts durch schnelle Passage und rasche 
Entleerung entledigt, bleibt in unseren Fällen der saure 1 
längere Zeit den resorbierenden Darmepithelien ausgesetzt UN! 
kann hier leichter tiefergreifende Schädigungen hervorrufen, WIE 
wir sie oben schon näher kennengelernt haben. ER. 

Die Therapie in unseren Fällen steht nun mit diese” 
Anschauungen durchaus im Einklang. Die Erfolge, die wirit 
dieser Beziehung zu erzielen vermochten, geben uns ex juvantibus 
den Beweis, daß die Schädigungen durch den: Säurereichtum der 


Digitized by Google 


br A 


= 


31. August. ` 

Kost hervorgerufen werden. Unsere ganze Sorge geht. zu 
dahin, den Stuhl: alkalisch werden zu lassen, da auf diese Weise 

Gleichzeitig 

ne fortschreitende Besserung 


Fuhge, Arch. f. Kindhik. 1919, Bd. 36. — 7. G. Sch 


TR) 


die Alkalizufuhr aus dem Darm gewährleistet ist. 
wird der Urin sauer und damit setzt ei 
des Krankheitsbildes ein. 


Durch Zufuhr einer alkalireichen Kost, vor allem in Form von 
Milch, ist es möglich, auch ohne Erhöhung des Caloriengehalts der 
- Nahrung zunächst dem Gewichtsverlust der Kinder Einhalt zu tun. 
Durch -Vermeidung der stark schlackenhaltigen Nahrungsmittel, 
nötigenfalls durch mechanische Zerkleinerung der Speisen wird eine 
stärkere Gärung. hintangehalten. Ist auf diese Weise erst einmal 
die Alkalizufuhr aus dem 'Darminhalt möglich, so wissen wir aus 
:: den Versuchen R. Bergs, daß nicht nur an Eiweiß gespart, 
sonder auch eine bessere Ausnutzung der Kohlehydrate bewirkt 


wird. Damit geht eine Gewichtszunahme und in wenigen Wochen 
meist auch ein Verschwinden der übrigen Symptome Hand in Hand. 
. „Nach den bisherigen Ausführungen käme theoretisch als 
Heilmittel auch die kaliumreiche Kartoffel in Betracht. 


Nahrungsmittel ist.. 
Kartoffel von 1,7 % eine so große Menge erforderlich “sein, um den 


Eiweißbedarf zu decken, daß schwere Verdauungsstörungen. die 


notwendige Folge wären. 


. "Zur Bekämpfung der Anämie hat vielfach auch in diesen 
Fällen. eine Eisenarsenkur wertvolle Dienste geleistet. 
Literatur: 1. Casimir Funk, Die Vitamine ‘und ihre Bedeu- 


tung. Wiesbaden 1914, J. F. Bergmanns Verlag. — 2. Schaumann, Ther. 
Mh., Bd, 29, März 1915. — 3. Urbeanu, Die. Gefahr einer an Kaliumver- 
bindungen zu armen Ernährungsweise usw. Urban & Schwarzenberg,“ 1916. 
— 4 Ragnar Berg, M. m. W. 1918, Nr. 87. — 5. Zitiert`nach Stepp, 


Einseitige Ernährung usw. (Erg. d. ‚Inn. M., Bd. 15.) — 6. Dr. 
Atiologie der Rachitis usw, (Erg. d. Inn. M., Bd. 16.) 


Aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universität Breslau 


(Direktor: Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Minkowski). 


Über .den Einfluß der Grippe auf schon bestehende 
Krankheiten und über einige ihrer Folgezustände. 
| Von | | | 
R. Meißner. 


Es ist wie bei früheren Influenzaepidemien auch bei der 


| jetzigen oft beobachtet worden, daß die Prognose der Grippe durch 
: ‚einige sie begleitende Krankheiten sich wesentlich verschlechterte. 


Vor allem erhöhte auch diesmal, wie bei der Epidemie 1890, die 
doppelseitige Influenzapneumonie die Mortalität der Grippe erheb- 


lieh. "Wie hier durch andere Begleitkrankheiten die Grippe in 


einer typischen Weise beeinflußt wurde, so konnten wir bei unserem 
Krankenhausmaterial auch andererseits beobachten, welchen Ein- 
fuß die Grippe selbst auf andere, schon bestehende Erkrankungen 


ausübte, wie sie auf einige von ihnen verschlimmernd wirkte, wie 
Sie andere ganz unberührt ließ, wie sie schließlich ‘auch eine 


Besserung der ursprünglichen Erkrankung hervorrief. Ä 
Auf den näheren Verlauf unserer Grippefälle will ich hier 


nicht eingehen. Er ähnelte ganz dem so.oft beschriebenen anderer 
Krankenhäuser. Erwähnen will ich nur, daß auch bei uns während. 


der ersten Grippeperiode in den Se- und Exkreteni nür vereinzelte 
Influenzabaeillen gefunden wurden und daß damals Lungenkompli- 
kationen selten waren. In der zweiten Periode dagegen fanden 


- Sich sehr häufig Pfeiffersche Influenzabacillen, und die Lungen- 


erkrankungen im Gefolge der Grippe waren zahlreich. Die Magen- 
darmerscheinungen traten sehr in den Hintergrund und Erkran- 
kungen des Centralnervensystems' wurden durch die Grippe nur 


vereinzelt hervorgerufen. Milzvergrößerungen (ohne Malaria und 


Typhus) sahen wir zweimal, und unsere Blutuntersuchungen, die 
Schon im August vorigen Jahres abgeschlossen 


waren, bestätigten die Angabe der Autoren, die damals zuerst 


Blutbefunde nach Grippe. veröffentlichten [z. B. Bittorf2), Ci- 


tron?) Levy): Kurz nach dem Entfiebern Leukopenie und im 


2) B 3) M. m. W. 1918, S. 1227 und B. kl. W. 1919, S. 884. — 
» kl, W. 1918, Nr. 88, —, ’) D, m. W, 1918, Nr. 85. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 85. 


nächst. 


Es ist 


_ jedoch hinreichend bekannt, daß die Kartoffel für den kindlichen 


- Magen ein schwer zu bewältigendes und schlecht aufschließbares 
Zudem würde bei einem- Eiweißgehalt der 


Gertrud 
loB, Pathologie und 


i 


differentialdiagnostischen Bilde Vermehrung. der M 
Kosten der polynucleären Neutrophiien.  —ž . 


Was nun die Fälle anbelangt, auf, welche die Grippe ver- 


K m 


schlimmernd wirkte und auf die ich hier etwas näher eingehen‘ 


will, so konnten wir folgendes feststellen: 


Ein seit Wochen schon bestehender Pemphygus' wurde wegen. 


akuter 'hämorrhagischer Nephritis eingeliefert. Er hatte Tags zuvor 
die Grippe bekömmen, am Morgen der Aufnahme wurde, Broncho- 


: pneumonie festgestellt, nach zehn Stunden war er tot. Es fanden sich 


außer der Nephritis bronchopneumonische Herde in beiden Unterlappen. 

Ein anderer Krarker, der dreiviertel Jahr vorher eine akute 
Nierenentzündung ‘durchgemacht hatte, und den wir sechs Wochen auf 
Ödembildung beobachteten, ohne daß er irgendwelche Anschwellungen 
je gezeigt hatte, erkrankte ebenfalls an Influenza. Es waren in’ dem 


fast täglich üntersuchten Harn dauernd nur Spuren Eiweiß und ver- 
‚ einzelte rote Blutkörperchen zu finden gewesen.. Am Tage nach dem 


‚Auftreten der Grippeinfektion- schwoll ‘der Kranke innerhalb zweier 
Stunden an Kopf, Armen und Beinen außerordentlich stark an, hatte 
21/4 0/0 Eiweiß, sehr viel gekörnte und granulierte Cylinder, bekam 
abends eine Bronchopneumonie und starb über. Nacht. eo 


Fin Infanterist mit ausgeheiltem Oberschenkelschuß bekam Grippe’ 


und plötzlich schwere Hämaturie, die nicht auf ein Medikament. be- 
zogen werden konnte. Der Harn sah dunkelrot aus, im Sediment war 


das ganze Gesichtsfeld voll Erythrocyten, ‘wenig Leukocyten, keine 
Cylinder, ganz vereinzelte Epithelien. Mit dem Sinken der Temperatur - 


sank auch der Blutgehalt des Harns, Patient hatte aber drei: Wochen 


... Praktisch. kommt für diese Kinder als Heilmittel nur die | später noch Spuren Eiweiß im Harn, reichlich Erythrocyten und jetzt 
' Milch_in Frage, die als Alkalispender durch nichts zu ersetzen ist. 
Mit der Beseitigung der Darmparasiten wird praktischerweise_ 


. gewartet, bis eine Gewichtszunahme begonnen hat. 


auch vereinzelt granulierle Cylinder, die früher bei ihm nie vorhanden 


waren. Es entwickelte sich hier also erst im Anschluß an eine Grippe: 


aus einer reinen Hämaturie das Bild einer hämorrhagischen Nephritis. 


Ein französischer Kriegsgefangener, der zur.-Wutschutzimpfung 


der Station zugeteilt worden. war, bekam Grippe, die zuerst. normal 


verlief. Am düitten fieberfreien Tage. ging _er wieder zum Impfen, 


fühlte sich sehr wohl, ebenso am folgenden Tage. An diesem Abend 


plötzlich hohes Fieber, Bruststechen, blutiger Auswurf. Am nächsten 


Morgen croupöse Pneumonie im linken Unterlappen. Die Atmung war 
jetzt sehr schmerzhaft, die linken unteren Intercostalräume verstrichen, 
der Traubesche- Raum und der ganze link® Unterlappen gedämpft. 


. Leukocyten 26300. Eine Probepunktion ergab jetzt, 48 Stunden nach 


Beginn des Rezidivs, reichlich Eiter. 3/4 Liter desselben wurden ' zu- 
nächst wegen der noch bestehenden Pneumonie durch "Bülausche 


‚Drainage entleert. Nach Abklingen der Pneumonie Empyemoperation.. 
‚Acht Tage nachher hat sich der Patient schon sehr gut erholt, stirbt 


aber an'einer plötzlich einsetzenden Nachblutung.: 
_ ‚Eine Schwester der Klinik. erkrankte nach einfacher Laryngitis 


| an Grippe und ganz plötzlich setzten bei ihr schwerste Erstickungs- 


anfälle ein (Tracheobronchitis crouposa). Stundenlange Inhalation von 


Sauerstoff und Atropininjektionen waren notwendig, um die. Lebens- 


gefahr zu beseitigen. wer Ä z 2 l 
= Schließlich. wurden bei zwei- Malariakranken, die sechs be- 
ziehungsweise-zehn Wochen schon fieberfrei gewesen waren, durch die 


hinzukommende Grippe neue Maälariaanfälle ausgelöst; und zwar unter- 


schieden die Patienten die die Grippe begleitenden Symptome ‘sebr 


wohl von dem Malariafieber, das ungefähr zehn Tage nach Abklingen 


der Grippe wieder einsetzte. Ä nz | 
Im Gegensatz zu diesen durch Grippe hervorgerufenen un- 


günstigen Komplikationen beobachteten wir aber einige .Fälle, die‘ 


sich indifferent. verhielten, obgleich wir bei ihnen eine Verschlim- 
merung für möglich gehalten hatten. So überstanden verschiedene 
Patienten mit offener Lungentuberkulose, ein: anderer mit .Aorten- 


insuffizienz, ein anderer mit chronischer interstitieller Nephritis die 


Infektion ohne besondere Beschwerden und Folgen. . z 

. Ja, wir konnten sogar bei einigen Erkrankungen feststellen, 
daß sie durch die Grippe günstig beeinflußt wurden.- 

| So vergaß ein habitueller Erbrecher, als ihn das Fieber schüttelte, 
sein Erbrechen völlig und ließ es auch später. Zwei Hysteriker, die 
beide. das Laufen verlernt hatten und von denen der eine steif wie ein 
Stock wochenlang im Bett gelegen hatte, wurden nach der Grippe 
wieder geschmeidiger und liefen sehr schön. : 

- Am auffallendsten war die günstige Wirkung bei einem Asthma 
‘bronchiale, das seit Monaten täglich vier bis fünf heftige Asthmaanfälie 
hatte und an dem der ganze Asthmäarzneischatz durchprobiert war. 
‘Nichts linderte seine Anfälle, außer Asthmolysin, zuletzt auch dieses 


kaum noch. Seine Brustbeklemmungen und seine Seblaflosigkeit nahmen’ 


zu. Dakam die Grippel Acht Tage hatte er keine Anfälle, 
und er schlief wie nie während der letzten Monate 


die ganze Nacht hindurch. Leider haben sich mit dem Ver- _ 


schwinden der Grippe auch seine Anfälle wieder eingestellt, es. gelang 
aber jetzt meist, durch plötzliches heftiges Anfahren des Patienten sie 
zu kupieren. Das Fieber und das plötzliche Erschrecken des Patienten 


sind wohl als Momente anzusehen, welche die regelmäßige Wechsel- 


wirkung von Erregung des Vaguscentrums, Bronchospasmus, Schleim- 


` 


Asthmaanfall inhibieren. 


ononucleären ‘auf. Erz 


hautschwellung und subjektive Empfindung stören, und dadurch den 


N z 


4 2 
ER RE: r 1 
NE ie lisa, 1 s 
er EN. ee me 
nal ze fr ee Be á Pi 


REN 


x 


D we 2 = 
iP, 2 ii , 
= ` ý 
è > > 
ET u 

ya N “ urn aa Fe riet 
y Bar E E a EA 

ý A Du „er EA a A 
si E re ti š 2: 


' Baden 

ER ET y 
PR Dr SR 
N ` 


E e n 


870 


Wie diese Beispiele zeigen, waren es nervöse Erkrankungen, 
welche die Grippe günstig beeinflußten, besonders bei psychisch 


labilen Individuen übte diese Infektionskrankheit eine heilende 
Wirkung aus. 


Es ist jetzt mehr als ein halbes Jahr vergangen, seitdem 
die zweite große Welle der Influenza uns überflutete, aber noch 
immer zeigen sich ihre Spuren. Nicht nur, daß frische Grippe 
in wechselnder Menge noch festgestellt wird, es mehren sich jetzt 
auch die Fälle, welche als Nach- oder Spätkrankheiten der Grippe 
aufzufassen sind. Diese schließen sich zum Teil direkt an die 
Grippe an, zum Teil setzen sie aber erst nach einer Latenzperiode 
von mehreren Wochen ein. Zu diesen Erkrankungen möchte ich 
zuerst die einseitigen und doppelseitigen Myalgien zählen, die 
wir seit sechs Monaten in unserer Poliklinik außerordentlich häufig 
zu sehen bekommen. Sie zeigten den Typus des echten Muskel- 
rheumatismus: eine oder mehrere Muskelgruppen, besonders des 
Rückens, waren diffus sehr stark druckempfindlich, ohne daß ein 
abgegrenzter Schmerz an einem der Nervendruckpunkte festzustellen 
war. Die Patienten klagten, daß sie früher diese Schmerzen nie 
gekannt hätten, daß sie dieselben aber seit der Grippe nicht los- 
geworden wären. Die Schmerzen blieben nicht an einer Stelle, 
sie träten bald hier, bald dort auf und nähmen bei schlechtem 
Wetter besonders zu.. Außer dem Rücken fanden wir öfter den 
Nacken beteiligt, auch die Lendenmuskulatur war in einigen Fällen 
befallen, die Extremitäten aber außerordentlich selten. Fieber 
bestand nie. Bei Ausschluß aller anderen Möglichkeiten mußten 
wir in diesen Fällen zur Diagnose Muskelrheumatismus 
gelangen. Die von Bittorf!) zuerst beschriebene Eosinophilie 


oft als differentialdiagnostisches Moment wichtig. 


Daneben begegneten wir sehr häufig anderweitigen Klagen 
über Rücken- und Brustschmerzen, die stets an derselben Stelle 
saßen und in ihrer Ausbreitung dem Bereich der Intercostalnerven 
entsprachen. Auch diese Schmerzen hatten vor der Grippe nicht 
bestanden. Vielfach traten die Schmerzen in Anfällen auf 
oder steigerten sich anfallsweise. Bei diesen Patienten ließen 
sich fast regelmäßig Valleixsche Druckpunkte, aber keine 
Sensibilitätsstörungen im Bereich der entsprechenden Nerven und 
keine Veränderung der Bauchdeckenreflexe feststellen. Hier handelte 
es sich alsoum reine Intercostalneuralgien, während 
wir Trigeminusneuralgien fast nie sahen. 
Weiter kamen aber auch echte Intercostalneuri- 
tiden zur Beobachtung, Fälle, in denen die Erkrankung außer den 
sensiblen auch die motorischen Fasern ergriffen hatte. Hier fanden 
sich neben den Druckpunkten Schmerzen im Bereich eines oder 
mehrerer (zwei bis drei) Nerven, Hyper- und Hypästhesien (fast 
nie Anästhesien), besonders der Schmerz- und Temperaturemp- 
 findung und Herabsetzung oder völliges Fehlen des entsprechenden 
Bauchdeckenreflexes. Mitunter war eine deutliche Parese des ent- 
sprechenden Bauchmuskelabschnittes sichtbar, die entweder nur 
den oberen Rectus abdominis betraf, der sich beim Stehen und 
bei intendiertem Beugen schlaff vorwölbte. Oder die Parese er- 
streckte sich auf die seitlichen Bauchmuskeln, wodurch Asym- 
metrie des Leibes durch Ausbuchtung entstand [Minkowski>)]. 
Einmal bekamen wir mit denselben Symptomen auch noch einen 
Herpes zoster zu Gesicht, der drei Wochen nach der Grippe 
auftrat, | 

Die Abschwächung oder das völlige Fehlen des gleich- 
seitigen oberen Bauchdeckenreflexes ließ sich fast immer bei Er- 
krankungen des achten und neunten Intercostalnerven, aber auch 
bei der des siebenten nachweisen. Das Spinalcentrum für den 
oberen Bauchdeckenreflex verlegte man bisher in den Bereich des 
achten und neunten Dorsalwirbels®). G. Soederbergh zeigte 
nun vor einigen Monaten in seiner Abhandlung: „Zur Sympto- 
matologie der siebenten und achten motorischen Dorsalwurzel“?) 
an Hand von drei Fällen von Druckläsion, daß eine segmentale 
Innervation der Bauchmuskeln tatsächlich existiert, daß Dorsal- 
wurzel 7 hauptsächlich den gleichseitigen Reetusmuskel oberhalb 
des Nabels und ungefähr das obere Drittel der seitlichen Bauch- 
muskulatur innerviert, und daß Dorsalwurzel S hauptsächlich 


1) D. m. W. 1919, Nr. 18, S. 354. 


2) Minkowski, Beiträge zur Pathologie der multiplen Neu- 
ritis. (Mitt. a. d. M. Kl. Königsberg 1888.) | 


3 Flatau, bei Lewandowsky, Handb. d. Neurol. Bd.1, 
S. 664. 
4 Neurol. Zbl. 1919, Nr. 5. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. S 


außerdem das mittlere Drittel der lateralen Bauchwand bis | 
unterhalb der horizontalen Nabellinie versorgt. 


Parese zeigen kann, 


konnten wir in den darauf untersuchten Fällen bestätigen und war 


— 
A W . 


n 
kas kur 


Die Intercostalneuritis der siebenten Zwischenrippennerven 


mit abgeschwächtem oder fehlendem gleichseitisen oberen Bauch- 
deckenreflex, wie wir sie nach Grippe oft sahen, kann als Bestä 
tigung der Erfahrung Soederberghs gelten. Es ist dabei noch 
zu betonen, daß von den beiden oberhalb des Nabels gelegenen 
Bäuchen des Musculus reetus bei isolierten Erkrankungen von 
Dorsalwurzel 7 dieser oberste isoliert einen Reflexausfall und 

Die linke Seite war bei diesen Intercostal- 


neuralgien und -neuritiden wie gewöhnlich öfter befallen als 
die rechte. 


Eine andere häufige Folge stellt der plötzliche starke 


Ausfall des Kopfhaares weiblicher Personen 
dar. 


Einige Wochen bis Monate nach überstandener, meist 


schwerer Grippe bemerkten diese Patientinnen, daß sie das Haar 
in ganzen Büscheln verloren. Einige Male ging dieser Hausaus- 
fall mit heften Schmerzen der Kopfhaut einher, wie es schon 


Galewsky!) und Zurhelle?) beobachtet haben. In anderen 
Fällen verlief der Haarausfall ohne die geringste Schmerzemp- 


findung. Eine nervöse Konstitution lag durchaus nicht immer vor. 


Wie oben schon erwähnt wurde, konnten wir gleich vielen 
Autoren feststellen, daß die Grippe auf schon bestehende oiiene 
Lungentuberkulose nicht wesentlich verschlimmernd einwirkt. Da- 


‚gegen schen wir jetzt öfter Patienten, die zwar mit Tuberkulose 


belastet, früher entweder überhaupt nie lungenkrank waren oder 
nur leichte beziehungsweise abgeheilte Erkrankung gezeigt hatten, 


Ət. August, 
I Fe X 


Be 


En 
etwas 
= Di) 


4 


die aber nach überstandener Grippe dauernden Husten 


behielten und nun unter dem Bilde schnell fortschreiten- 
der Tuberkulose erkrankten. Hierdurch wird die schon von 
früheren Grippeepidemien bekannte Tatsache bestätigt, daß sich 
vielfach an Influenza progrediente Tuberkulose anschließt, dab 


Grippe gleichsam provokatorisch auf latente Lungentuberkulose 
wirken kann. | 


Zur Diiferentialdiagnose des Turmschädels. 


Von 


Dr. Th. Vaternahm. 


Die eigenartige Erscheinung des Turmschädels hat in den 
letzten Jahren in steigendem Maße das wissenschaftliche Interesse 
in Anspruch genommen. Die häufig im Gefolge dieser Schädel- 
anomalie auftretende schwere Schädigung der Sehnerven hat zunächst 
fast ausschließlich die Ophthalmologen veranlaßt, sich mit diesem 
Leiden zu beschäftigen. Sind es doch die teils langsam sich ent- 
wickelnden, teils plötzlich sich einstellenden Sehstörungen, die 
den Befallenen zwingen, den Augenspezialisten um Rat zu fragen, 
oft lange bevor andere Begleiterscheinungen in 1 
auftreten, daß ärztliche Hilfe gesucht werden muß. Wenn sich 
heute weitere Kreise der Medizin eingehender mit dieser Erkrankung 
beschäftigen, so geschieht dies, teils um die Diagnosenstellung ZU 
verschärfen und überhaupt das ganze klinische Bild weiter zu Ver- 
vollständigen und zu vertiefen, teils um gegen die Ursachen der- 
Störung im Schädelwachstum und deren Folgezustände au 
operativem Wege vorzugehen. Es sei hier nur kurz an die mit 
wechselndem Erfolg begleiteten operativen Versuche von Anton- 
Braman, Schumacher, Schloffer und Anderen erinnert, 
die durch Entlastungstrepanation, Balkenstich oder Kanaloperation 
das Gehirn von dem übermäßigen Druck des vorzeitig verknöeherten 
Schädels zu befreien suchten. Ein bedeutsamer Schritt in der 
Stellung der Diagnose erfolgte mit Hilfe der Röntgenuntersuchung. 

Da trotzdem eine richtige Diagnose auch heute noch, selbst 
bei Anwendung aller modernen Hilfsmittel und Untersuchungs- 
methoden unter Umständen ihre Schwierigkeit hat, andererseits 
die Kenntnis von der Verbreitung der Turmschädel und ihrer Folge- 
zustände nicht genügend bekannt ist, möchte ich zur Klärung der 
Diagnose „Turmschädel“, die teils mit Recht, teils mit Unrecht 
En wird, einen Beitrag zur Differentialdiagnose dieses Leidens 
liefern, 

Im klinischen Bild des echten Turmschädels lassen sich zwe 
Gruppen von Symptomen unterscheiden: einmal solche, die schon 
bei rein äußerlicher Betrachtüng sofort in die Augen fallen un 
auf den richtigen Weg der Diagnose führen; dazu gehören in erster 


P Galewsky, M. m. W. 1915, Nr. 14. 
) Zurbelle, D. m, W. 1919, Nr. 20. 


Digitized by Google 


solchem Grade _ 


-> 81.-August. 


s 


= 1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — N... 0 00O 


. “a ' > 
Ken sr $ : on Be o ; ; 
TE A dh n % ‘ 3 N E i -l 

AE Soeg Gt A. a 


z \ 
+ 


‚starkes Hervortreten der Augäpfel (Exophthalmus), ein meist offener 
Mund und. steiler, hoher Gaumen, kurz ein Gesichtsausdruck, wie 


er ähnlich bei adenoiden Wucherungen beobachtet wird. Daneben 


finden sich Krankheitserscheinungen, die erst bei genauerer Unter- 


suchung zutage treten, nämlich Atrophie des Sehnerven, periodisch 


auftretende oder sich steigernde Kopfschmerzen von ausgesprochen 


- -~ migräneartigem Charakter. Vor allem aber ergibt das Röntgenbild 
einen höchst charakteristischen Befund. | 
Haüpterscheinungen können nun noch eine Anzahl von .anderen 


als Nebenbefund kommen, die als weniger regelmäßige Begleit- 
erscheinungen . des Turmschädels nur gelegentlich , beobachtet 


werden; so Nystagmus, Verkrümmung der Nasenscheidewand, 
- Krampfanfälle, zum Teil epileptiformer Art (Benedikt), Geruchs- 


l _störungen (Marchand), Herabsetzung der Hörschärfe (Frey), 


starke -Venenzeichnung an Stirn, Schläfe und Hinterhaupt mit oft 


deutlicher- Pulsation (U h t.h o £ f). Auch psychische Störungen finden 
sich nicht selten, uad zwar nach zwei Richtungen hin: die Kinder 
können eine ganz auffallende geistige Regsamkeit an den Tag 


Krankheit fortschreitet, meist merklich zurück, sodaß Kinder‘ mit 


Turmschädel in ihrer weiteren geistigen Entwicklung im all- | 


gemeinen hinter Gleichaltrigen zurückstehen. Bemerkenswert er- 


= scheint auch :die Tatsache, daß sich dieses Leiden weit häufiger 
(in 60°/,) bei Knaben als bei Mädchen findet. 


“  Sehwierigkeiten bei’ der Diagnosestellung ergeben sich nun 


aus dem. Umstand, daß die einzelnen, zum Bild des Turmschädels . 
‚gehörigen Krankheitserscheinungen nicht immer sämtlich gleich- 
zeitig vorhanden oder vollkommen und hochgradig ausgebildet zu. 
-~ sein brauchen, daß manche von ihnen vielmehr erst allmählich im 


Laufe des. Wachstums der betreffenden Kinder zur Entwicklung 


. kommen: So pflegt der Sehnervenschwund nicht vor dem dritten 


Lebensjahr aufzutreten (Vorschütz), ist andererseits aber stets bis 
zum siebenten Jahre nachweisbar, offenbar aus dem Grunde (Merkel), 


weil bis zü diesem Termin der Schädel unter dem Einfluß des 
wachsenden Gehirns die stärkste Volumenszunahme erfährt. 


Die 


für Turmschädel charakteristische Kopfform kann aber auch ohne 
anderweitige Symptome bestehen, andererseits können eine Anzahl 


' für Turmschädel typischer Krankheitszeichen vorhanden sein, obne | 


‚daß die Schädelanomalie deutlich ausgesprochen. ist. In dieser 
schwierigen Lage hoffte man in der Durchleuchtung mittels der 
Röntgenstrablen ein sicheres Mittel zur Erkennung dieser patholo- 


gischen Kopfform gefunden zu haben. Das typische Röntgenbild 


des. ausgebildeten Turmschädels zeigt bekanntlich neben der meist 


-vorhandenen Verkürzung der mittleren und vorderen Schädelgruben 


und Steilstellung des Stirnbeins vor allem zwei Eigentümlichkeiten: 


; Die vorzeitige Verwachsung einzelner Kopfnähte, besonders häufig 


der Sagittalnaht und Coronarnaht, sowie die mehr weniger starke, 
über den ganzen Schädel verbreitete verstärkte Ausprägung der 


Impressiones digitatae. 


Diese Eindrücke, welche die Gehirnwin- 


dungen des in seinem Wachstum durch frühzeitige Synostose der 
Nähte behinderten Gehirns dem kindlichen’ Schädelknochen ein- 


. prägen, in denen also das bestehende Mißverhältnis im Wachstum 


zwischen Schädelinhalt und Kapsel anatomisch zum Ausdruck kommt, 
geben dem Schädel im Röntgenbild ein eigenartiges, marmoriertes 
Aussehen von größter Prägnanz. Strebel hat diesen Vorgang als 


.  „Selbsttrepanation der Natur“ bezeichnet, während Uhthoff von 
 „Besorptionserscheinungen“ am Schädeldach spricht. oo 


Die Form des Schädels ist meistens oxycephal. Man war 


. sich keineswegs immer über die eigentliche, dem ausgesprochenen 


Turmsehädel zukommende Form einig, Gegenwärtig ist der 


Sammelname „Turmschädel“ der Ausdruck für solche Schädel 


mit prämaturer Nahtsynostose, die eine auffallende Höhenentwick- 


lung bei geringer Ausdehnung der Längsachse aufweisen. Im 
allgemeinen rechnet man jetzt den Turmschädel also zu den 


brachycephalen Schädelformen, doch sind.auch dolieocephale be- 


schrieben worden (Hirschberg undGrumnach). Die. älteren 
Autoren dagegen verstanden unter Turmschädel ausschließlich den 
Öxycephalus, und auch bis in die jüngste Zeit wird von einzelnen 


Autoren an dieser Annahme festgehalten (Hannot, Petry, | 


Wieland), | 


Selbst die neuesten Lehrbücher bezeichnen den Turmschädel 


noch. als „Oxycephalus“; Fee.r' macht hierin eine Ausnahme in- 
Sofern, als er den Turmschädel mit „Pyrgocephalus“ bezeichnet 
und die Oxycephalie nur als eine Abart dieser Kopfform an- 


erk 
die 


ennen will, ibr aber die. gesamten klinischen Erscheinungen, 


Zu diesen klinischen 


"der frontalen Nähte gegen den Verlauf der sagittalen übermäßig 


| immer noch zu groß für das noch kleinere Gehirn ist, also nicht - 
derartige Druckerscheinungen auftreten können, wie beim Turm: ` 


‚wir beim Turmschädel zumeist eher eine Frühreife konstatieren 
‚können. a | 
finden sich nun’ oft solche, die zwar abnorme Schädelbildung vom 


Linie außer der charakteristischen Kopfform ein mehr weniger | Schüller trat dieser Auffassung des Begriffes Turmschädel : $ we 


entgegen und stellte auf Grund eines großen Materials (er unter- 
suchte 67. Turmschädel) nach den schon von: Virchow an- . 
gegebenen, überhaupt vorkommenden Schädeldifformitäten infolge 
prämaturer Nahtsynostose eine Tabelle der wichtigsten, hierdurch 

bedingten Mißbildungen des Schädels auf. Er teilt die Schädel- ` 


| difformitäten in folgende drei Grundtypen ein: 1. Turmschädel , : ir 


(Turricephalie), 2. -Kahnschädel (Skaphöcephalie),- 3. Schiefköpfe 
(Plagiocephalie), o ya | | a 
= `- Sehon durch den Umstand, daß Schüller für den Turm- 
schädel gar keine bestimmte 'Formbezeichnung angibt, sondern 
sich mit dem ganz allgemein gehaltenen Ausdruck der „Turri- 


‘cephalie“. begnügt, läßt er für die Diagnose einen. genügend 


weiten Spielraum in betreff der Form des Kopfes. Damit‘ ist die - 
Schwierigkeit der Diagnosestellung bei demjenigen Krankheitsbild _ 


behoben, das zwar alle sonstigen. für den Turmschädel typischen =. 


klinischen Erscheinungen aufweist, ' dessen Kopfform jedoch nicht | 
die Oxycephalieconfiguration_ darbietet und. das man aus diesem O 
Grunde früher nicht als echten Turmschädel ansehen wollte. Die - 


"legen, wenigstens in früher Jugend,.später geht diese, wenn die | am häufigsten :vorkommende und beschriebene Form des Turm- 


schädels ist nach Schüller allerdings die oxycephale, das heißt 
ein Schädel mit steiler hoher Stirn bei annähernd kreisförmigem _ 


horizontalen Umfang des Craniums, breiter, nach den Seiten ab- | <: 


fallender Scheitelgegend, die sich wegen der frühen Obliteration 


ausdehnt, wodurch eine abnorme Höhenentwicklung bedingt wird. 


Dieser am häufigsten vorkommenden Art stehen. zwei andere > 


gegenüber; die zwar von der gewöhnlichen Form des Turmschädels 
im weiteren Sinne abweichen, jedoch infolge ihrer ganzen: sonstigen | 
klinischen Erscheinungen, wie besönders auch nach dem Röntgen- `- 


befund als solche angesprochen werden müssen. . Es ist dies ein- 


mal die mikrocephale Form, bei welcher der Schädel durch seine 
kugelförmige Gestalt-infolge annähernd gleichmäßiger Ausdehnung 
in allen Durchmessern und rückfliehender Stirn bei kleiner Circum- 
ferenz .Mikrocephalie vortäuschen kann, dann. eine weitere Art; 


die sich durch übermäßige Breiten- und Höhenentwicklung bei ea 


geringer Länge auszeichnet. —— > | r 

Die Schwierigkeit der Diagnose bei der mikrocephalen Form -~ 
kann im Fehlen wichtiger klinischer Erscheinungen, wie sie zum > 
Bild des Turmschädels gehören, liegen. Dagegen spricht 


‚aber vor allem das Röntgenbild. _ Die Impressiones sind deutlich 
‚ausgeprägt, eine Erscheinung, die man beim Mikrocephalus eigentlich 


nie auch nur andeutungsweise findet, einzelne Nähte fehlen, während 
sie „bei Mikrocephalus erhalten sind und somit eine Kraniostenose 
sogleich ausschließen lassen. Schwierigkeiten können. höchstens 
dann entstehen, wenn doch gelegentlich einmal beim mikrocephalen 
Schädel eine Naht vorzeitig verknöchert, doch fehlen meistens in. 
solchen Fällen die klinischen Folgeerscheinungen, da durch die 
angeborene Bildungshemmung des Gehirns der kleine Schädel 


schädel. Außerdem ist bei der Mikrocephalie auch im kindlichen 
Alter meist schon ein gewisser Grad von Idiotie vorhanden, während 


Unter den Fällen, die in Kliniken. zur Beobachtung kommen, as 


Typ des Turmschädels aufweisen, ohne jedoch seine klinischen 


| Erscheinungen zu besitzen, wie andererseits auch solche, die wohl - . 


ähnliche klinische Erscheinungen bieten, ohne daß, die Kopfform 


' wesentliche Unterschiede von der normalen aufweist. Bei ober- 


flächlicher Betrachtung kann man diese Fälle zunächst für „formes. 
frustes“ des Turmschädels halten. Bei genauerer Untersuchung - 
und Beobachtung stellt sich aber heraus, daß diese Fälle unter eine 
ganze Reihe von Erkrankungen eingereiht werden müssen, die 
entweder die Kopfform im Sinne. des Turmschädels beeinflussen 


oder ähnliche . klinische Erscheinungen wie der Turmschädel z = 


hervorbringen können. Es kommen dafür folgende Erkrankungen 
in Betracht: 1. Hydrocephalus, 2. Tumor cerebri, 3. Rachitis, 
4. Lues, 5. Schädeldifformitäten infolge traumatischer Einflüsse.. 
=. Die Differentialdiagnose des Turmschädels gegenüber dem 
Hydrocephalus kann schon insofern Schwierigkeiten bieten, . 


‘als eine charakteristische Eigenschaft des,hydrocephalen Schädels. 


außer seiner‘ abnormen Größe auch eine gleichzeitig vorhandene 


Deformierung der gesamten Kopfiorm ist. Diese kann, wie- man 


besonders häufig beim Hydromikrocephalus beobachtet, oft täuschend 


der echte Turmschädel unbedingt zeigen muß, zuweist, Erst _ dem Turmschädel vom mikrocephalen Typ ähneln; es kommen aber 


— 


paSis Are pi Fat N 
np B a a a Fe ai 
es er 
r 4 A ' en : 
N . ý A. 
+ U y ié i Poa y 


T , r 
tn E 2 hai v 

en ee u . BIEGEN 
! E a r ` Wear 


Kl BE an he ca 2727 2 ES EEE = 
Hoa TES .. u yc “ & > 


- er $ % t- 
ra 3 $ K = 5 Ta 
oœ : Sape . Bun 
Pr Tre nur. an ae e 2 i $ s 
- . PLENN ET aaa, Saa 
j = . ae ” Es b 
u . ` PR En: bi ta & 
U ea E i X en Br 


r ; . 
. j >~ 
. . 2 E s 
a Eo 
s ER : es z 
a = = ea © js 
. NEE TEMI raara ~ e ba —— une, 
+ ` ġ 


: 
K “ 
Deren wen, 
. 2 


en a EA 
. a : 
Se Sat bhreab A 
er - 5 ea . p 


sene 
r 


- . B f 
s H rape + ae 
4 2 i ga Er S z 
ne ai Š ER 5 - 
> Š 


E 
` 
ee 0. 
Caa 


mene 


. a . j 
OT EA T a 
E F ý 4 2 Pa A er 


PERE. 
s... i 
naaa 

APEE 
s ee 


= 


a y En FUN: nn 
SEEN ee ee ee Oe - 
re a u Ile ee E T E 


LEERE SEE SEN EBEN 


Fe De 
& 


~. EE 
en 


, 
3 
- - r 
nn ` B 
2 - 
f ; 
meeer, te eein 
ta- REIT 
ee . 
- N .. 
a BR - 


Ru: 
Po =, 

FI an Bu à . ‘ 
- + o D 
pt mn ln 
ú ia aA one en 
3 r EI E 

= ann. Ze 


Be a Er ar 
Tas - 7 


A 5 ai. Rn è 
u nn 


872 


auch andere Kopfformen vor, wie z. B. die dolicocephale (R edsl ob), 


die so entsteht, daß bereits in frühester Jugend, sei es auf rachi- 
tischer Basis oder infolge einer Meningitis ein Hydrocephalus auf- 
tritt, daß dann während eines kurzen Stillstandes der Zunabme 
der Flüssigkeitsansammlung eine, meist auf eine Naht, in diesem 
Falle auf die Sagittalnaht beschränkte Synostose eintritt, und bei 


. erneutem hydrocephalen Erguß durch den Druck alle anderen 


noch nachgiebigen Stellen des kindlichen Schädeldaches vorgetrieben 
werden, woraus dann die dolicocephale Kopfform resultiert. Da 
diese Kopfform, wenn auch seltener, so doch auch beim Turm- 


schädel vorkommt, kann die Unterscheidung gerade gegenüber 


dieser Form des Hydrocephalus erschwert werden. Dazu kommt 
weiter, daß auch der Hydrocephalus, besonders der chronische, 
ähnlich wie der Turmschädel, zu mehr weniger ausgedehnten 


Druckusuren der Schädelwand führen kann, die uns im Röntgen- 


bild als verstärkte Impressiones digitatae oder Wandverdünnungen 
entgegentreten. Volland beschreibt einen derartigen Fall, bei 


dem er starke Impressiones und wulstartiges Hervortreten der Juga : 


beobachtet hat. Hingegen sind beim Hydrocephalus die Nähte immer 


vorhanden, oft sogar erweitert. Auch die Schädelbasis zeigt nicht 


die weitgreifenden Veränderungen wie bei der Turricephalie, also 
Vertiefung der Schädelgruben, Veränderungen in der Gestalt der 


Sella, Verengerung des Canalis opticus, denn die „resistentere Basis 


des Schädels leistet der Formveränderung meist größeren Wider- 
stand als das nachgiebigere Schädeldach (Impressiones) und zeigt 
sich daher wenig verändert“ (Schüller). Dagegen sind auch im 
klinischen Bild des Hydrocephalus, ganz ähnlich wie beim Turm- 
schädel, heftige Kopfschmerzen eine häufige Erscheinung, auch 
Sehstörungen können eintreten. 


Auch intracranielle Tumoren können bekanntlich sekundäre 


Veränderungen am Schädelskelett hervorrufen, indem entweder als 


Folge der intracraniellen Drucksteigerung, besonders bei der Plastizi- 
tät des jugendlichen Schädels, oder durch den häufig infolge der 
Anwesenheit von hirndrucksteigernden Prozessen entstehenden 


Hydrocephalus Vergrößerungen des gesamten Schädels und Ver- 


änderung der Schädelform bewirkt werden, die, gepaart mit ge- 
wissen klinischen Erscheinungen, die Differentialdiagnose gegen- 
über dem Turmschädel erschweren. Ein Unterschied in der Form 
und der Schwere dieser klinischen Erscheinungen liegt natürlich 


in der Art dieser intracraniellen Geschwulst, in ihrem Sitz und in 


dem Grad der Ausdehnung, welchen sie bis zu dem Zeitpunkt der 
Untersuchung erreicht haben. Die Wirkung kann die gleiche sein 
wie bei dem Turmschädel, die Ursache ist eine andere. Die Be- 
schwerden bei Tumoren bestehen in fast immer und ständig vor- 
handenen Kopfschmerzen bis zu schwerster Art, es können durch 
den Druck auf die Gehirnnerven schwere Schädigungen des Seh- 


‚apparates, Hörstörungen (Acusticustumoren) und Geruchsbeein- 


trächtigungen vorhanden sein, alles Symptome, denen wir auch im 
Bild des Turricephalus begegnen. Als differentialdiagnostisches 


Mittel ist in solchen Fällen eigentlich nur die Röntgenuntersuchung‘ 


entscheidend. Zwar kann durch den längere Zeit hindurch 


` dauernden intracraniellen Druck auch hier die Schädelwand aus- 


gedehnte Druckusuren zeigen, die sich besonders an dem noch 
sebr nachgiebigen Schädeldach des kindlichen Kopfes unter Um- 
ständen deutlich nachweisen lassen und für Turmschädel zu sprechen 
scheinen, doch sind sie bei Tumoren nie über den ganzen Schädel 


“ maschenartig verbreitet, sind vielmehr je nach Sitz des Tumors 


auf die &ine oder andere Stelle des Schädeldaches in stärkerem 
oder schwätherem Maße lokalisiert. Auch Druckusuren der Schädel- 
basis, die besonders die Sella mit fast vollständiger Destruktion 
oder schweren Usuren angreifen, sind bei Tumoren typische Er- 
scheinungen, viel schwerer in ihrer Art als beim Turmschädel; 
auch Verdünnungen der Schädelwand bei Tumoren wurden beob- 
achtet (Albers-Schönberg). Der wichtigste Unterschied 
aber gegenüber dem Turmschädel tritt uns im Röntgenbild in der 
Nahtdehiszenz entgegen, das heißt in der Erweiterung der Naht- 
fugen, die durch den Druck im Schädelinnern entsteht und sich 
im Bilde als deutliche helle Streifen oder Zacken nachweisen läßt. 
Diese Nahtdehiszenz tritt um so deutlicher auf, je jünger das be- 
fallene Individuum ist und bildet das wichtigste differentialdia- 
gnostische Mittel gegenüber der Nahtsynostose des 'Turmschädels. 

Was die Rachitis anbetrifft, so kann sie die Differential- 


diagnose gegenüber dem Turmschädel derartig erschweren, daß 


mitunter eine sichere Diagnose überhaupt nicht gewonnen werden 
kann. Das geht schon daraus hervor, daß der Rachitis als ätio- 
logisches Moment für den Turmschädel neuerdings eine große Be- 
deutung beigemessen wird. Die rachitische Knochenerkrankung 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38, 


TTTT us 


“ BL. August. 


des Craniums führt Infolge der abnormen Nachgiebigkeit des 
Schädels unter gleichzeitiger Einwirkung des Innendruckes zu 
hydrocephalen Erweiterungen, die einen 'Turmschädel vortäuschen 
können. Andererseits tritt im Anschluß an die Verkalkung des 
osteoiden Gewebes nach Schluß von Nähten und Fontanellen be- 
kanntlich eine abnorme Dicke und Dichte der Schädelwand ein 

(rhachitische Hyperostose). Gelegentlich kann es im Anschluß an . 
diese Hyperostose zu einer Synostose von Nähten (Wall der Fon- 
tanelle!) mit ihren Folgeerscheinungen kommen. Dies ist allerdings 
selten, und in der Regel pflegt die rachitische Veränderung des 
Schädels nicht solch schwere klinische Erscheinungen wie der 
Turmschädel aufzuweisen, unterscheidet sich hierin also wesentlich 
von diesem. Auch äußere Druckwirkungen, wie das Liegen auf 


harten Kissen u. a., können den durch äußerst geringen Kalkge- 


halt sehr weichen Knochen des kindlichen .Schädels turmschädel- 
artig deformieren. | 


Etwas näher eingehen müssen wir.auf die etwaigen Bezie- 
hungen zwischen Turmschädel und Lues congenita, die 
differentialdiagnostisch von Bedeutung sein können. Verschiedene 
Autoren nehmen die Lues, die ja nicht selten zu Erkrankungen 
des: Schädelknochens führt, als ätiologisches Moment der Turri- 
cephalie in Anspruch. So führt Backmann die skaphocephale 
Form, die-beim Turmschädel mitunter vorkommt, auf Lues zurück. 
Fournier, der sich eingehend mit den Veränderungen des 
Schädels durch die congenitale Lues beschäftigt hat, gibt auf 
Grund seiner großen Erfahrung wichtige Aufschlüsse über diese 
Frage. Er rechnet die luetischen Verbildungen der Kopfform zu 


. der Parasyphilis und schreibt darüber: „Nach den Zähnen ist der 


Schädel häufig der Sitz hereditärer Stigmen. Er ist bald in toto 
deformiert, und zwar kugelig (cräne en boule) oder stark in die 
Höhe gezogen (Acrocephalus oder Oxycephalus) oder sein Volumen 
ist vergrößert, bisweilen monströs (Hydrocephalus)“. Treten zu der 
luetisch-oxycephalen Deformierung des Schädels noch weitere 
klinische Erscheinungen, wie wir sie ähnlich beim Turmschädel 
beobachten, hinzu, so ist die Stellung der Diagnose unter Um- 
ständen sehr erschwert. 

Die congenitale Lues kann sich durch Wachstumsstörungen 
in den Nähten der Schädelknochen äußern, die dem Turmschädel 
sehr ähnliche Kopfformen erzeugen. Dabei kommen bekanntlich 
auch Kopfschmerzen vor, die einmal als „nächtliche Kopfschmerzen“ 
der Periostitis luetica, andererseits auch in Form typischer Migräne- 
anfälle auftreten. Auf luetischer Basis kann eine diffuse Hy- 
perostose des Schädels einerseits und eine entzündliche Aftektion 
der Meningen andererseits den Symptomenkomplex der Migräne 
auslösen, vermutlich infolge eines entstehenden Mißverhältnisses 
zwischen Schädelvolumen und Schädelinhalt. Die Bedingungen 
sind hierzu bei der congenitalen Lues gegeben, wenn dem wachsen- 
den Schädelinhalt die hyperostosierende Tendenz der luetischen 
Schädelperiostitis hemmend entgegentritt (Nonne). Ferner sind 
Opticuserkrankungen in Form von Papillitis und Atrophie als Be- 
gleiterscheinungen der Hirnsyphilis nicht selten. Gelegentlich ist 
die Periostitis luetica auch an der Schädelbasis lokalisiert, wo 816 
schwere destruktive Veränderungen des Knochens hervorzurufen 
vermag, besonders in der Nähe der Orbita. Hier kann siè als 
charakteristisches, sehr auffallendes Augensymptom einen ên- 
oder beiderseitigen Exophthalmus verursachen (Zapper®) 
Handelt es sich um eine luetische Schädelmißbildung und nicht 
um einen echten Turmschädel, so sind in der Regel noch weitere 
Stigmen der Lues vorhanden. Äußerlich kommen da in Betracht 
zwergbafter Wuchs, Sattelnase, Rhagaden am Mund und die Hut- 
chinsonsche Trias: ausschlaggebend ist das Röntgenbild. Dieses 
zeigt bei Lues congenita im jugendlichen Alter ein mehr wenigèt 
normales Bild des Schädelknochens, falls nicht bereits weitgehende 
Prozesse, wie Ostitis, Gummen, Hyperostosis luetica vorhanden 
sind, die aber nicht zu verwechselnde Ossifikationsanomalien bel 
der Röntgenaufnahme bedingen. Das wichtigste Unterscheidungs" 
mittel gegenüber dem Röntgenbild des Turmschädels ist, daß bel 
Lues die Nähte erhalten und keine verstärkten Impressionen Vor- 
handen sind, also das typischste Zeichen eines echten 'Turmschädels 
fehlt. Zwar kann die flächenhafte Ostitis syphilitica im Röntgen- 
bild auch fleckige Aufhellungen des Knochenschattens zwischen 
normalen und sklerotischen Knochenpartien zeigen, die aber schon 
nach ihrer ganzen Natur und Anordnung nicht mit Impressiones 
verwechselt werden können. Wichtig und entscheidend kaun bei 
derartigen, zunächst zweifelhaften Fällen eine sorgfältige ADA- 
mnese, sowie die Wassermannsche Blutprobe werden. ni 

Zum Schluß möchte ich noch auf solche Fälle kurz hin- 


bi August. 


| weisen, die besonders bezüglich (der Kopfform im ersten Augen- 


blick an Turricephalie denken lassen. Es sind dies einmal Schädel- 
anomalien, die durch traumatische Einflüsse entstanden sind, zu- 
nächst nach Geburtstraumen, bei Beckenenge infolge Einwirkung. 


` der Zange beim Geburtsakt, Schädeldifformitäten. durch anormale 


- - Lage im Becken. Bar | 
~, Letztere Fälle sind vielleicht geeignet, ganz neue Gesichts-. 
punkte für die Entstehung der Turricephalie überhaupt zu bringen. 
So nimmt Thoma, der eingehend die Entstehung der Schädel-'| 


“ - difformitäten und der frühzeitigen .Synostose . bearbeitet hat, an, 
. daß die pathologischen Wachstumsdifformitäten des Schädels schon 
zum größten Teil aus der Fötalzeit stammen, und daß die bereits 


In utero infolge äußerer Druckwirkungen entstandenen individuellen . 


Besonderheiten und pathologischen Difformationen der Schädel- 
kapsel nach der Geburt in ihren allgemeinen Umrissen. bestehen 
bleiben, weil bei dem ‘plötzlichen Wegfalle der äußeren Druck- 
‘.. wirkungen. in utero der Druck des Schädels auf das Gehirn .nur 

- geringe Änderung erfährt, obwohl er nicht bestreitet, daß auch nach 
der Geburt der Schädel noch ausgiebiger Änderungen seiner Gestalt 
erfahren kann.. Den oben erwähnten Druckwirkungen in utero 
mit Thoma auch die größte Bedeutung für das Zustandekommen 
der fötalen ‘Synostose zu, indem durch den Druck an.den Naht- 
rändern Materialspannungen erzeugt werden, welche zu Knochen- 


bildungen gerade an diesen Stellen anreizen. . Nach seiner Ansicht 


wird, der Turmschädel von der prämaturen Synostose nicht 


beeinflußt, denn es gibt oxycephale Schädel, die- durchaus frei 


-von jeder Nahtsynostose sind. Indem also T h.o m a behauptet, daß 
~. die Nahtsynostose eine Folge des deformierenden Drucks auf den 
Schädel in der fötalen Zeit ist, läßt er einen Grundgedanken der 
von Virchow begründeten Schädellehre fallen, wonach die meisten 
Schädeldifformitäten Folgeerscheinungen der prämaturen Naht- 
synostose sind. Die Auffassung von Thoma würde vielleicht 
' durch den folgenden Fall eine Stütze erfahren. Bumm gibt 
nämlich eine Abbildung eines brachycephalen Schädels, den er 
damit erklärt, daß bei der Geburt in Vorderhauptslage während 
der Passage durch den Beckenkanal der Kopf in fronto-oceipitaler 


Richtung komprimiert wird, hierdurch seine brachycephale Form 


‚erhält und nach langdauernder Austreibungsperiode zum richtigen 


và 


` Turmschädel wird. | | 
~ _ Auch andere gewaltsame traumatische Einwirkungen auf den 


Kopf im frühen Kindesalter, wenn die Schädelknochen noch weich 


und nachgiebig sind, können zu turmschädelartigen Konfigurationen | 
des-Schädels den Anlaß geben, wie die noch heute in Frankreich .| 


geübte künstliche Erhöhung des Schädels (Déformation relevée) oder 
die Erzielung gewisser Kopfformen als barbarische Volkssitte, wie 
es Ploß-Bartels beschreibt, wonach besonders die Flathead- 
Indianer und die Manalaus im nördlichen Borneo durch frühzeitiges 


Anlegen von Brettern auf. den Kopf der Säuglinge der Schädel- 


kapsel eine künstliche Form geben. Des’ weiteren kommen aber 
‚ auch dem Turmschädel ähnliche Formen als Rasseneigentümlich- 
keit vor, wie sie Toldt als Hyperbrachycephalie bei Alpen- 
' bewohnern und Südslaven als häufiges Vorkommnis beschreibt, 
Lu Schan bei den Armeniern. l 


Diese eben erwähnten Kopfformen stehen der echten Turri- 3 
` Experimentell stellte Rosenthal bei diphtherisch gemachten 


Kaninchen fest, daß „mit Fortschreiten der Diphtherievergiftung- 
eine zunehmende Paralyse der Leberfunktion“ auftritt, ‘„die- in | 


cephalie vollkommen fern, kommen aber klinisch anderweitige Er- 
 Scheinungen, wie sie zum Bild des echten Turmschädels gehören, 
hinzu, so kann sich die Differentialdiagnose unter Umständen sehr 
Schwierig gestalten (Formes frustes). Die obige Betrachtung zeigt, 
daß nur auf einzelne Symptome hin, wie. Impressiones digitatae, 
Verwachsung der Nähte, Kamm- oder Firstbildung auf dem Scheitel, 
vor allem aber aus der Schädelform allein die Diagnose Turm- 
schädel nicht gestellt werden darf, denn auch andere Erkrankungen, 
wie Rachitis, Hydrocephalus, Tumor, Lues oder traumatische Ein- 
flüsse ‚vermögen gelegentlich die Kopfform so zu verändern, und 
klinische Erscheinungen hervorzurufen, die einen echten Turm- 
Schädel  vortäuschen können. Hat man aber diese Krankheits- 
ursachen ausgeschlossen, dann: bleibt ein Rest ätiologisch noch 
_ Dicht geklärter Fälle von Schädelverbildungen übrig, die man als 

„senume Turmschädel“ bezeichnen muß. : 
> Vielleicht spielen dabei konstitutionelle Momente eine Rolle 
. (Bauer), Denn der Turmschädel kann angeboren sein (Küttner) 
und familiär auftreten (Manchot). Da meist'gleichzeitig andere 
Bildungsfehler bei den nämlichen Individuen sich nachweisen lassen, 
könnte es gich vielleicht bei dem echten Turmschädel auch um 
eine Entwicklungsstörung handeln. e a 
Ä Bei dieser bestehenden Unklarheit hinsichtlich der Ätiologie 
des echten Turmschädels wird gelegentlich die Differentialdiagnose, 


_ 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. 


-und der durch obi 


namentlich zwischen „Fórmės frustes“ des echten Turmschädels 
ge Krankheiten ‚bedingten Schädeldifformitäten 


+ 


nicht möglich sein. 


Literatur: Anton, Operative Druckentlastung des Gehirns bei - 


Tumoren und. anderen Gehirnkrankheiten. (W. kl. W. 1910.) — Bauer, 
Die konstitutionelle Disposition zu inneren Krankheiten 1918. — Behr, 


| Zur Entstehung der Opticusveränderungen bei Turmschädel. . (Bericht d. 


ophthal, Gesellschaft Heidelberg 1910.) — Behr, Die. Entstehung der’Seh- 
nervenveränderung. beim Turmschädel. (Neurol, Zbl. 1911.) — Bullinger, 


Über Sehnervenatrophie bei Turmschädel 1907. — Eskuchen, Über die 


Genese der Sehnervenatrophie bei Oxycephalen. (M. m., W. 1912.) — Feer, 


Lehrbuch, der Kinderheilkunde 1914. — Fournier, Hereditäre Syphilis 
(Beitr, z. kl. - 


1910. — Herzog, Beitrag zur Pathologie des: Turmschädels. 


‚Chir: 1918.) —Heubner, Über Turmschädel, (Charité A. 1910). — Hirsch- | 
berg und Grumnach, Über doppelseitiges Sehnervenleiden bei Turm-. . 


schädel. (M. m. W. 1909.) — Ho.chsinger, Demonstration eines Falles 
von Turmschädel. (Versammig. deutsch. Naturforscher ‘u. Ärzte, Wien 1913.) 
— Derselbe, Ein Fall von angeborenem Turmschädel. (Mschr. f, Kindhlk. 


1914) — Hollenbaäch, Balkenstich 1911. — J ae nicke, Augenverände- 


rungen bei Turmschädel 1912. — Kirsch, Zwei Fälle von Turmschädel. 
(Zschr. f. Aughlk. 1911.) — Küttner, Der angeborene Turmschädel., (M. 
m. W. 1913.) — Man chot, Familiäres Auftreten von Turmschädel. (Ärztl. 
Verein Hamburg 1911.) — Meyer-Betz, Über Oxycephalie. (D. m. W. 
1911.) — Pfaundler und Schloßmann, Handb. d. Kindhlk. 1912: — 
Reyher, Das Röntgenverfahren in der Kinderheilkunde 1912, — Schloffer, 
Zur Behandlung der Sehstörung beim Turmschädel (Kanaloperation). (Ver- 
handlungen d. deutsch. Gesellsch. f. Chir. 1913) — Schminke, Turm- 
schädel. (Demonstration in Münchner Med. Gesellsch. f. Kindhlk. 1913.) -— 
Strebel, Über die Selbsttrepanation.der Natur bei Turmschädel und über 
das Wesen des Turricephalus. (Schweiz, Korr. Bl. 1915.) — Sehumacher, 


Entlastungstrepanation oder Balkenstich bei Turmschädel? (M. m. W. 1912.). 


— Derselbe, Turmschädel und Hydrocephalus. . (Schweiz. Korr. Bl. 1912.) 


— Schüller, Röntgendiagnostik_der Erkrankungen des Kopfes 1912. — 
Derselbe, Demonstrationen von Röntgenbildern bei Turmschädel. (Ver-. 
— Thoma, Untersuchungen 


ein f. Psychiatrie u. Neurologie, Wien 1913.) — | | 
über das Schädelwachstum und seine Störungen 1907/18, Bd. 188, 206, 209, 
212, 223, 224, 225. — Uhthoff, Zur Pathogenese der Sehstörungen bei 


. Schädeldeformität. (Bericht der ophth. Gesellsch. Heidelberg 1910.) — Der- 
Über die Augensymptome bei der Erkrankung des Nervensystems | 


selbe 
1915. — Virchow, Untersuchungen über die Entwicklung. des Schädel- 


grundes : 1857. —' Vorschütz, Zur Frage des operativen Eingriffes bei 


Turricephalie. (D. Zschr. f: Ch 
schödelL (M. m.: W. 1911.) A 


ir. 1909.) — Vorschütz, Über Turm- 


wi ` | i = g i 
. Aus der Medizinischen Universitätsklinik Rostock 
(Direktor: Geh. Rat Prof. Dr. Martius) 
- Diphtherie und Leberfunktion. 
| © Von M | 
‘Dr. Georg Stern. ee 


Betrachten wir die Aufgaben der Leber, so imponiert als 


ihre wichtigste Funktion die Kohlehydratverarbeitung.’ Als Aus- 


druck ihres Kohlehydratstoffwechsels sehen . wir den Blutzucker- 
spiegel "an, Untersuchungen über die Höhe des Blutzuckers bei 


der Diphtherie wurden nach Tworoger von Hegler und. 


Schumm angestellt, die dabei im allgemeinen erhöhte Werte ge- 


funden haben, ohne jedoch Genaueres über den. Grad .der Erkran- 


kung und die Bedingungen der Blutentnahmen anzugeben. T w o- 
roger selbst stellte fest, daß der Blutzuckerspiegel im Verlaufe 
der diphtherischen Erkrankung schwankt und sich mit dem 
Steigen der Blutzuckerwerte die Prognose des Falles verschlechtert. 


einer Störung der intrahepatischen Glykogenfixation beruht“, Die 
Ursache dafür sucht er in einem Ausfall der. Nebennierenfunktion. 
Ein Fall von Diphtherie mit Schädigung des Kohlehydrat- 


stoffwechsels mit Glykosurie, den wir kürzlich in unserer Klinik | 


beobachten konnten, sei hier kurz mitgeteilt: | f 
W. V., stud. med., 25 Jahre alt. Vor zwei Tagen plötzlich an Hals- 


schmerzen und Schluckbeschwerden erkrankt. In der Rostocker Poli-- 
klinik wurden Diphtheriebaeillen gefunden und Aufnahme in die Klinik 


veranlaßt,. Ä u | 
Großer Patient in.gutem Ernährungszustande. Rachen 'stark ge- 


rötet, geschwollen. Tonsillen hypertrophisch-mit ausgedehnten flächen- 
haften Membranen und zahlreichen Pfröpfen. Zäpfchen zeigt deutlich . 


nekrotische Partien. Halsdrüsen palpabel.. Lunge ohne Besonderheiten, 


Herz nicht verbreitert. «Aktion langsam, unregelmäßig. Töne laut, rein. 


Leber nicht vergrößert und druckempfindlich. Abdomen ohne. Be- 
sonderheiten. Patellarreflexe beiderseits +. — Am ersten ‚Tage im 
Urin Albumin —, Saccharum + (0,4%) Aceton 4+. Acetessigsäure +, 


Reaktion sauer, spec. Gewicht 1029, zugleich positiver Baeillenbefund. 


Am zweiten Tage: Saccharum +- (0,2%/0), Aceton und Acetessigsäure —. 
Am dritten, vierten und fünften Tage Saccharum + (0,2%) Aceton und 
Acetessigsäure —. Vom sechsten Tage an dauernd im Urin keine 


überlasteten Kreislauf stark in Mitleidenschaft gezogen und in 


874 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. N 31. August. 
pathologischen Bestandteile und zugleich negativer Baeillenbefund. 
Temperatur in der Klinik nie über 87,5° C. l 

Der Fall ist interessant, durch die wenn auch nur wenige 
Tage andauernde Ausscheidung von Zucker, Aceton und Acet- 
essigsäure, die wohl zweifellos auf eine Störung des Leberstoff- 
‚wechsels hindeutet. Daß die Leber bei dem mit Diphtherietoxinen 


der Galaktoseversuch vorgenommen: 1. Beim frisch Erkrankten 
mit positivem Bacillenbefund, 2, bei derselben Person im Stadium 
der Rekonvaleszenz und bei negativem bakteriologischen Befund. 
Die Differenz der Zuckerwerte ergibt den Grad der Schädigung 
der Leber. 
Ausscheidung individuell ist, jedoch beim selben Individuum und 
bei gleicher Zuckerart auch in verschiedenen Zeiten ungefähr der- 
selbe ist, ‘vermied ich so Fehlerquellen, die durch Vergleich mit 
andern „Normalausscheidern“ hätten entstehen können. 


Was nun die Galaktose speziell betrifft, so fand ich bei 
Minkawski die Angabe, daß von eingegebener Galaktose Leber- 
kranke häufig mehr ausscheiden als Gesunde,. also die Toleranz 
herabgesetzt ist, eine Ansicht, zu der auch die Lävuloseversuche 
von W, Schmidt führten. Daß die Galaktose an der Glykogen- 
bildung beteiligt ist, ist — wenigstens beim Kaninchen — durch 
die Untersuchungen Weinlands nachgewiesen. Mit diesen 
stehen in Einklang die Ergebnisse Sommers und ebenso auch 
die von Brasch, welch letzterer eingehende Galaktoseversuche 
am Menschen und am phloridzindiabetischen Hunde und Kaninchen 
machte. Die Fähigkeit der Galaktose, in Glykogen überzugehen, ist 
jedoch nur beschränkt und infolgedessen findet sie sich spurenhaft 
als Glukose, zum weitaus größten Teile jedoch als Galaktose im 
Urin wieder. Eine Differenzierung der beiden ausgeschiedenen 
Zuckerarten — etwa durch Oxydation der Galaktose zu Schleim- 
säure — war für unsern Untersuchungszweck unnötig, somit wurde 
nur der Gesamtzuckergehalt der Urine zunächst qualitativ nach 
Nylander und Fehling, dann quantitativ polarimetrisch 
bestimmt. Die so erhaltenen Werte dürften, da sie mit dem.auf 
Traubenzucker geeichten Polarimeter ermittelt wurden, zwar etwas 
zu hoch sein, da die Galaktose. stärker nach rechts dreht als der 
Traubenzucker. Nach Angahe von R. Bauer wurde deshalb der 
erhaltene Wert mit 5/s oder 0,62 multipliziert, allerdings unter Ver- 


nachlässigung der ja nur äußerst geringen Glukose-Ausscheidungs- 
mengen. 


ihren physiologischen Leistungen alteriert wird, ist klar. Darauf 
deutet ja auch die Leberschwellung und Schmerzhaftigkeit, die 
wir bei vielen Diphtherikern finden. Hat doch gerade die Leber 
als Entgiftungsorgan der Diphtherietoxine eine besondere Wichtig- 
keit. Ein Bild von ihrer Beanspruchung zeigen uns Autopsien 
von Diphtherieleichen. Baginsky, Jochmann, Quincke 
und Hoppe-Seyler und viele Andere fanden bei Sektionen von 
an- Diphtherie Gestorbenen parenchymatöse Schwellung, Verfettung 
und Trübung nebst leukocytärer -Infiltration dieses Organs. 

Es ist nun von Interesse, sich auch beim Lebenden ein Bild 
von dem Grade der Leberschädigung zu machen. Als beste und 
häufigste klinische Untersuchungsmethode zum Nachweis einer 
Störung der Leberzellen gilt nach Krehl die Urobilinurie. Ist doch 
die Urobilinurie nach Meyer-Betz der allgemeine Ausdruck 
einer Leberschädigung. So wurden denn Urobilin, Urobilinogen, 
Bilirubin und Zuckeruntersuchungen bei Diphtheriekranken systema- 
tisch vorgenommen. 

Es wurden täglich die %4-Stunden-Urine sämtlicher Diphtheriker 
von der Aufnahme in die Klinik bis zum Abklingen des bakteriologi- 
schen Befundes untersucht. Zur Methodik sei bemerkt, daß als Urobilin- 
probe die von Hausmann an unserer Klinik eingeführte und von 
ihm auch beschriebene Bogomaloffsche Probe, die sich seit Jahren 
bestens bewährt hat, angewandt wurde. Urobilinogen wurde mit salz- 
saurer Lösung von Dimethylparaminobenzaldehyd, Bilirubin nach 
Gmelin und Zucker mit Nylander und Trommer nachge- 


wiesen. 


Von 50 Diphtheriekranken — etwa zur Hälfte Kinder und 
größtenteils klinisch mittelschwere Fälle — wurden im ganzen 
253 24-Stunden-Urine untersucht. Hiervon enthielten Urobilin 2 
Urine = 0,79%. Urobilinogen wurde in 20 Urinen nachgewiesen. 
5 davon rührten von Tracheotomierten her, die stark asphyktisch 
gewesen waren. ° Die Ausscheidung wurde bei diesen auf die 
Asphyxie zurückgeführt und deshalb nicht berücksichtigt; also- 
15 = 5,92°%%. Bilirubin wurde kein einziges Mal nachgewiesen 
und Saccharum 5mal, abzüglich 2 nach Tracheotomie = 8 oder 
0,79°/0. ~- 

i en nur sporadisch auftretenden Ausscheidungen sind 
‚prozentual so gering, daß wir aus ihrem Auftreten keine Schlüsse 
in bezug auf die Leberschädigung ziehen können. Jedenfalls stehen 


Die Galaktose wurde den Patienten früh morgens 6'/, Uhr 
in nüchternem Zustand in 200 ccm Wasser gelöst auf einmal ge- 
geben und immer ohne Widerstreben von den Kranken genommen. 


meist innerhalb zwei bis fünf Stunden. In den Nachmittags- 


im Urin beobachtet. 


Bemerkt sei noch, daß die Toleranzgrenze für Galaktose bei 
Erwachsenen zwischen 30 und 40 g liegt. 


TE 
die Werte in Widerspruch zu Tugendreich, der Urobilinurie | Nr.| Datum | Krankheit Patient EN e hiaan Tu 
in 7%, seiner Fälle findet, und Labbé, der nach Meyer-Betz FREE 
behauptet, sie in 87 %, gefunden zu haben. iasi oe nee BEA 973 

Die geringgradige Ausscheidung läßt sich dadurch erklären, 18.3. | Di. — z hi Pa ir 464g 281 
daß selbst wenn ein Teil der Lebersubstanz geschädigt ist, noch | ?| 10.3. | Di + Göhrend, 4 Jahre 40g 2g | re 
geringe Mengen von Zellen genügen, um die Funktion des ganzen | 3 "5 3 = a n 5 en (4 
Örganes aufrechtzuerhalten, wie wir es auch beim Pankreas und 8.3. | DL en os 332 8 218 
der Schilddrüse in gleichem Maße sehen. 4| 183.3. Di. + Schubert, 19 Jahre 50 € ing 109 

Außer dieser Kontrolle der Urobilinausscheidung im Urin | „| 23 | Pi— Men a g 
wurden nun Belastungsproben der Leber mit Koblehydraten, auf de ee i = = 
die Fischler zur Beurteilung von Leberstörungen hinweist, vor- 6| m3.| DLF . Saß, 12 Jahre 108 = | = 
genommen. Solche Versuche über den Einfluß der verschiedenen | „| %3 | Di — » » N l 
Zuckerarten bei gesunden und kranken Menschen und Tieren DA PEE y Rohde aay NE LE | ou 
(Assimilationsbestimmungen) wurden ausgeführt von Strauß, | 8| 29.3. | Di + Bull, 7 Jahre 108 383g P 
Worm-Müller, Moritz, Rosenfeld, Miura, Linossier '1.4| Di — ir | 
und Roque, Hofmeister, Fr. Voit, Blumenthal. j ee pa Schröder, 5 Jahre aog | A | aag 
Ferner liegen nach Fr. Voit Beobachtungen vor von Külz w| oa S e r E 3 ni 08 
Seegen, Frerichs, Palma, Hayceraft,Bohland und Bal po N 7 3136 | 19 
Anderen. Es ergaben sich nun Widersprüche vor allem über die | "| 124. | Di + Bussek, 7 Jahre 40 & 2,708 | i 
"Reihenfolge der Ausscheidung der verschiedenen Zuckerarten, =. Dr » » EE A 
Während bei Worm-Müller die Glykose an erster, die Laktose 


an dritter Stelle steht, steht bei Moritz und v. Noorden 
Laktose an erster, Glykose an letzter Stelle. Leider konnten die 
Versuche nicht mit mehreren Monosacchariden vorgenommen werden, 
da außer Dextrose, die ich von vornherein als zu unübersichtlich 
ausschaltete, nur geringe Mengen von Galäktose (Kahlbaum) 
zurzeit erhältlich waren. Auch war es dieserhalb unmöglich, die 
von Gerhartz noch kürzlich zur Leberfunktionsprüfung emp- 
foblene Lävuloseausscheidung, wie sie Hohlweg und W.Schmidt 
anwandten, zu prüfen, 

Da es mir nun darauf ankam, ein Bild von der Intensität 
der Leberschädigung des betreffenden Kranken zu erhalten, wurde 


Wir finden also fünfmal eine etwas höhere Ausscheidung 1 
Stadium der Reparation als in dem der frischen Erkrankung 
(Fall 1, 2, 3, 7, 10), viermal dagegen (Fall 4, 8, 9, 1a), ware 
andererseits im akut entzündlichen Stadium die Ausscheidung‘ 
mengen höher als bei der Wiederherstellung des Patienten. 2 
Fall 5 und 6 war die Toleranz für Galaktose so hoch, daß 2m 
haupt keine Ausscheidung stattfand. Bindende Schlüsse ar i 
Galaktoseverarbeitung bei Diphtherikern haben sich somit a 
Versuchen nicht ergeben; von einer Toleranzerhöhung für Ga 
tose, wie sie R. Bauer bei Lebercirrhosen fand, kann bel 

Diphtherie jedenfalls nicht die Rede sein. Wenn Wagner aalis 
daß normale Toleranz für Galaktose nur gegen Icterus catar 


Da nun, wie Hofmeister nachwies, der Grad der 


lhre Ausscheidung fand immer im Verlauf einiger Stunden statt, 


stunden wurde kein einziges Mal ein Auftreten von Galaktose 


t 


u 


= e 
-w 


er 
“a 


= 31. August. 


`. thal, Arch. f. Path. u. Pharm. B 
` diphtherischer Croup, 1913. — Joch mann, Lehrbuch der Infektionskrank- 


dst reizlos und kann daher auch subeutan 


mre mpi g te 
mori T3 oT 


r° 


= -01919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 85: " _ 


s ' z Eg TOR a 1 `. 
! Ace, ee i ER a Bee .. > © 7 . OF k: ; 
1 Ei - 1 - : R x De By .. “en . - Pe 
ú wa È ` ž .. . š - ` Ex uw n - a 4 ee f . X 
. . Sr . er i SUEN a6 


g "875 E - | 


ER 5 


7 - 


l B ; iR e 


`o 


„spricht, bei allen andern Leberschädigungen aber vorkommen kann, 
. so erscheint diese Ansicht wohl richtig: Ebenso sagen auch Wörner 
und 'Reiß, daß die pathologische älimentäre Galaktosurie auf 


bestimmte Gruppen von Leberschädigungen hindeutet, und Retz- 


`. Laff erklärt sie’ebenfalls. nur in vereinzelten Fällen als differential- 
- diagnostisches Hilfsmittel. P a D a R 7 
`. Zusammenfassung. Fortlaufende Urinuntersuehungen 
‚ von Diphtherikern ergaben, daß die Urobilinurie ‘bei dieser Er-* 
 krankung : nicht zu Schlüssen auf die Leberfunktion verwertet 
-werden kann. . Ebensowenig kann auch die Ausscheidung von‘ 

per os.zugeführter Galaktose zur Beurteilung von Leberfunktions- 


störungen dienen. - 


Literatur: Tworo ger, Inaug.-Diss. Breslau 1918. — -Ro se n-~. 
| Baginsky, Diphtherie und 


‘f. klin. M. Bd. 58. — Franz Blumenthal, Inaug.-Diss. Straßbur 


"1917. — Hohlweg, Zur funktionellen -Leberdiagnostik. (H 
| M. Bd.100. — Min- 
kowski, Merings Lehrb. d. inn. M. 1913, — Weinland; Zschr. f. Biol.’ 


 ganismus. (Hab. Schrift, Würzburg 1898.) | 
Bd. 5 W, 1906; S.19 und S. 2538. — Tugend- 


(Erg. d. Inn“ M: 1913.) 


thologie der Leber, 1916. — Strauß‘, B: kl. W. 1898, Bd. 35. — Derselbe, 
D. m. W. 1897, Nr. 18. — Worm:-Müller,'Pflüg. Arch. Bd. 34:.und 36. — 
Moritz, D. Arcb. f. klin. M. Bd. 46` — Derselbe, Verhdl.: d. X. Kon- 
gresses 1. inn. Med. — Rosenfeld, D. m. W. i 
Path: u. Pharm. Bd. 25. — Fr. V.o it, D.-Arch.. 
| g 1903. 
— v. Noorden, Die Zuckerkrankheit,. 1895. — Gerhartz, D. m W; 
ab. Schrift, 


Hofmeister, Arch. f. exp. 


Gießen 1909) — W. Schmid, D. Arch. f. klin. M. A 

Bd. 40. — Sommer, Die Verwertung des Milchzuckers im tierischen. Or- 
— Brasch, Zschr. f 
0. — R. Bauer, W. m. -25 

reich, Arch. f. Kindhlk. Bd.-88. — Wagner, Zschr. f. klin. M., Bd. 80. — 

Wörner und Reiß, D.m.W.1914. — Retzlaff, M.K1.1913 (mit Literatur) 


+ 


al 


. en: ` Fortschritte der praktischen Arzneibehandlung im Kriege. = i a E 


CE S Antiarthritica, | 
` :Von Mitteln gegen die Gicht haben sich einige Derivate 


. des Atop-hans sowie das neuerdings hergestellte Sanarthrit 
. eingebürgert. | Zr au 1 | 


` In den neueren Atophanderivaten sollen einige Nebenwirkungen’ 


| der. Muttersubstanz, wie schlechter Geschmack, Magenbeschwerden 
usw., ausgemerzt ‘werden. Außer ‘dem bereits vor dem Kriege 
‚dargestellten Acitrin (Phenylchinolinsäureäthylester) und Nov- 


atophan (Methyl-Atophanäthylester) wurde das Novatophan-K 
(=Kriegs-) vor einigen Jahren als Ersatz des damals schwer her- 


stellbaren Atophans empfohlen; es ist der Methylester des Atophans | 
und wirkt zwar bei Gicht, Rheumatismus usw. unschädlich, doch | 


übertrifft es das ursprüngliche Atophan nicht, womit die Indikationen 


~. für den Gebrauch des Novatophan-K recht spärlich sein dürften. 
 Gewisse Vorzüge gegenüber dem Atophan scheint zu besitzen das 


Es | Iriphan, | 


das Strontiumsalz der Phenylchinolinearbonsäure. Es ist ein gelb- 


lichweißes Pulver, in kaltem Wasser schwer, in heißem leicht 


löslich, desgleichen in verdünnten Alkalien. In verdünnter Salzsäure 
löst es sich mit schwachgelblicher Farbe. Der Strontiumgehalt ‘| 


beträgt 14%. 


Die pharmakologische Wirkung gleicht der des ‚Atophans, 


' auch hinsichtlich der Schnelligkeit des Eintritts. Ein Vorzug des 


Iriphans besteht in der fast völligen Geschmacklosigkeit. Weiterhin 


wird durch die Bindung an Strontium die Verträglichkeit gegen- 


über dem Atophan- erhöht, d. h. Sodbrennen, Aufstoßen, Magen- 
drücken ‘werden bei Iriphangebrauch vermieden, Gegenüber dem 


n A 


Atophan hat Iriphan noch den Vorteil, daß das Ausfallen der 


Harnsäure und ihrer Salze in den Harnwegen verhindert wird, 


sodaß eine eventuelle Steinbildung in den Harnwegen vermieden 


wird... | u 
Die Indikationen sind die gleichen wie beim Atophan, 
ebenso die Dosierung: drei- bis viermal täglich ein bis zwei Ta- 
bletten (& 0,5), die in Wasser leicht zu einem feinen geschmack- 
losen Pulver zerfallen. 
= Hersteller: Leceinwerk Dr. E.Lav.es, Hannover. 


= Ein weiteres, im Kriege dargestelltes Atophanderivat ist das 


En  Hexophan. | a | 
Ersetzt man im Atophan die hier unwirksame Phenylgruppe 


durch 
bonsäure oder Hexophan. Gelbbraunes, fast geschmackloses Pulver, 


das in Wasser und Alkohol nahezu unlöslich, dagegen in Alkalien 
leicht löslich ist. Ein solches Salz wurde eigens unter dem Namen | 
| die nächsten Injektionen um einige Teilstriche mehr oder weniger. 


Unmittelbar nach den Injektionen soll der Patient das Bett hüten, 


Hexophan-Natrium in den. Handel gebracht. Letzteres. Präparat 
| 1, intramuskulär und’ in- 


travenös injiziert werden. = 

„Die Wirkung ist die der Komponenten: gegen Gicht und 
Theumatische Erkrankungen, außerdem auch gegen Myositis, Ischias 
usw. Bei der Gicht ist es sowohl im akuten wie im chronischen 


kommt auch dem Hexophan zu. In manchen Fällen wurde beob- 
achtet, daß Hexophan besser wirkt als Atophan bzw. Salieylsäure 


allein, | A i 
Nebenwirkungen werden nicht bekanntgegeben. | 


‘Von Prof. Dr. C. Bachem, Bonn a. Rh. an: Zu re. 

3 = | _ Dosierung: Innerlich dréi- bis viermal täglich 1g Pulver 
oder Tabletten; man beginnt mit viermal täglicher Darreichung. 
und geht auf dreimal täglich zurück. Hexophan-Natrium wirkt ` 
subeutan und intramuskulär zu 0,5:3,0 Aqu. steril. injiziert, zu ` 


(Originalpackung 25 Tabletten.) m 


die-Salieylsäure, so erhält man die Oxyphenylchinolindicar- 


nicht genommen: werden. Eine: andere Kur darf man 


Stadium indiziert; die dem Atophan eigene antiphlogistische Wirkung Ä 


intravenösen Injektionen genügen noch kleinere Gaben. 
Originalpackung: Röhrchen mit 10 und 20 Tabletten. 
Hersteller: Höchster Farbwerke. 


en Die Behandlung ‚der chronischen. Arthritiden wurde in an- 
"dere Bahnen gelenkt. durch die neuerliche Herstellung und An- 
‘wendung von o | ne EA 


| Sanarthrit (Heilner), | 
‘ Heilner ‘ging bei der Darstellung dieses Präparates von 


. der Theorie des lokalen Gewebsschutzes aus und. präzisiert . 
seinen Standpunkt etwa folgendermaßen: Die zwischen bestimmten 
normalen physiologischen Stoffwechselprodukten (z. B. Harnsäure) und 


bestimmten Geweben (z. B.Knorpel) bestehende chemische Affinität 


darf sich im Zellbetrieb des Organismus nicht. durchsetzen, da ` 
sonst durch Eindringen dieser Stoffe ins Gewebe eine Schädigung NER 
| | Es besteht nach Heilner ein, > 
angeborener, physiologischer lokaler Gewebsschutz, durch welchen, :_ 
wie durch ein stets erneutes Schutzgitter bestimmte Affinitäten - 


desselben: die Folge sein müßte. 


(Harnsäure) vom Eindringen in die das Gelenk ‚bildenden: Gewebe 


(Knorpel) abgehalten. werden. Wird dieser lokale Gewebsschutz - 
durch patbologisch bedingte Umstände durchlöchert, so dringt: der 
physiologische Affinitätsträger als Schädling in das Gewebe ein. 
Durch Eindringen der Harnsäure in den Knorpel entsteht so die 
Gicht, durch die Homogentisinsäure die Arthritis- deformans alcap- > 


tonurica. a ae Be: 
' Die chemische Zusammensetzung des wirksamen Be- 


_ standteils im Sanarthrit, das auf eine. besondere Art aus dem Tier- > 
knorpet gewonnen wird, ist noch unbekannt. Wahrscheinlich sind 
mehrere chemische Individuen an der Wirkung beteiligt, jedenfalls - 


ist die Chondroitinschwefelsäure allein an der Wirkung unbe- 
teiligt. Für die Stärke der Wirkung ist das Alter und, die Spezies 
des: den Knorpel liefernden Tieres von Bedeutung.  Sanarthrit 
stellt eine farblose kolloidale Flüssigkeit dar. Durch die intravenöse 


Anwendung des Mittels, das für den Organismus unschädlich ist, 


wird die stetige’ Erneuerung des daniederliegenden lokalen Ge- 


` websschutzes auf fermentativem Wege bewirkt. Wir sehen also . _ 


hier die erste kausale Therapie der chronischen Arthritiden. _ 


` Zur Verwendung gelangen: zwei Sorten: Stärke I und I 


(letztere wirkt intensiver). Die Kur. besteht in der Regel aus 


sieben Einzelinjektionen,“ mitunter kommt man mit weniger aus, 


manchmal sind 12 bis 15 nötig. Zwischen den einzelnen Injektio- 


nen soll bei schwacher Reaktion ein Zwischenraum von zwei bis. 
vier, bei starker ein solcher von vier, bis sechs Tagen liegen.. Man ` 


beginne meist mit 1 ccm (= 1 Ampulle) der Stärke I und variiere 


an den Zwischentagen ist.dies nicht notwendig. Eineinhalb: Stunden 


vor und vier Stunden nach der Injektion ist nichts zu genießen. 


Am Injektionstage sollen andere Medikamente nach Möglichkeit 
, erst fünf 


Monate nach "Beendigung der ersten einleiten. 


-Besonders charakteristisch Tür die Wirkung des Sanarthrits 
ist das Auftreten der Reaktionen.. Diese können verschiedene 


Stärke besitzen und sich in lokalen Erscheinungen (Schmerzen in 
den erkrankten-oder früher erkrankten Gelenken) oder in Allgemein- 


heiten, 1914. 2 Quincke und Hoppe-Seyler, Krankheiten der Leber, | 
1912. — Meyer-Betz, Lehre. von Urobilin. Inn. M: 1 ae 
Hausmann, D. m. W. 1913, Nr.8. — Fischler,. Physiologie und Pa- 


| 888. — Miura, Zschr.._ - ` 
îi. Biol. Bd. 32. — Linossier und Ro'que,. Arch. d. med. exp. 1895. — Sr 


Biol. ..- 


` ` 
i 
`~ 
š -' 


F a. 

E 

u en tun 
3 Te 

REAL: a é 


eu 


——. 


un name 
va, - 
N 3 


., z > 
u 
.... ... 


.. 


ee 
U... 2 


se 


- ox: - A uy . 
a u Be . 
RAN EU STTTER. Suse ne 


‚ & 
x N. D u 
E 3 Du a % 
3 a Bu ne te a 
nn rn nn len - 
£ me P ee Be 
er r in ta x 


Er EE IE TE e TEN P ee en u 
x en OL NL LLZ 
p a - Fa - 


x > 


. 


=. O EA EES 
. BE Be Tee 
pa ae . 


. 
+ . 
B ; $ 
gaai t! 
a & Fb T 
ebene k 
plz a nenn 
E Ter ee m Dann 
x "to. x $ 
Saa 
erg 


Pac, 


u. ın 
e 


” . 
EL we, 


ee 
Bee a E KESTA ehe . 
Aue PETE Er 


` daß gleichzeitige Blasenstörungen lange vor den Sexualstörungen 


7 


876 


erscheinungen (Frösteln, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Durst, Tem- 
peratursteigerung bis 39° äußern. Außerdem kann es in schweren | 
Fällen neben den genannten Symptomen zu Schweißausbruch, 
Diarrhöen und Temperatursteigerung auf 40° kommen. Sämtliche 
Reaktionen klingen aber meist im Laufe eines Tages ab und machen 
bald einem entschiedenen Wohlgefühl Platz. Voraussetzung für 
eine nachhaltige Heilwirkung ist die Erzielung mindestens einer 
und bei mehr als fünf Injektionen möglichst zweier starker Reak- 
tionen. Natürlich sind die Kranken auf das Auftreten der Reaktionen 
aufmerksam zu machen. | 
Indikationen: Arthritis deformans, Periarthritis destruens, 
chronischer 'Gelenkrheumatismus und Arthritis urica, ferner bei 


akuten und subakuten entzündlichen Prozessen der Gelenke. In 


der Regel bilden hohes Alter und kompensierte Herzfehler keine 
Gegenanzeige. Die Anwendung ist unzweckmäßig bei reiner luetischer 
Arthritis deformans (die antisyphilitisch behandelt werden soll) und 
geradezu ‚konträindiziert bei allen akuten und chronischen Nieren- 
erkrankungen, 

Originalpackungen: Stärke I (gelbe Etikette) zu ein und zehn 
Ampullen à 1,1 ccm, Stärke II (grüne Etikette) zu ein und zehn 
Ampullen à 1,1 ccm. 

Hersteller: Luitpold-Werke, München. 


* * 
* 


>, 


4919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. 


31. August, 


Diabetes insipidus. 


Die in vielfacher Beziehung pharmakologisch interessante 
Wirkung der Hypophysenpräparate wurde therapeutisch 
bei der Behandlung des Diabetes insipidus von zahlreichen Autoren 
in den letzten Jahren mit Erfolg ausgenutzt. Worauf im einzelnen’ ‘ 
die Wirkung beruht, ist noch nicht mit Sicherheit festgestellt, doch 
wird die Tatsache der starken Reduktion der Harnmenge bei gleich- 
zeitigem normalen speeifischen Gewicht fast allgemein zugegeben. 
Das Konzentrationsvermögen der Niere wird also erhöht, zumal 
bei Einschränkung der Kochsalzzufuhr. Die Wirkung scheint nur 
bei intramuskulärer oder subeutaner Injektion einzutreten, nicht 
bei innerlicher Darreichung. Die ungezwungenste Erklärung für 
die Wirkung dürfte sein, daß beim Diabetes insipidus die normale 
Funktion der Hypophyse daniederliegt. Ob diese Ausfallserschei- 


nung allein das Bild der Krankheit hervorruft, bleibe hier unerörtert. 


Von der handelsüblichen Stammlösung injiziere man alle 
zwei Tage 1 ccm der Präparate Pituitrin, Coluitrin, Hypophysin 
oder Pituglandol (obwohl zwischen den einzeln hier genannten 
Präparaten Unterschiede in der Wirkung bestehen sollen). Der 
günstige Einfluß pflegt sich schon bald zu zeigen. Schädliche 
Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Während in einigen 
Fällen die Wirkung nur vorübergehend war, konnte in anderen 
von einer dauernden gesprochen werden. 


Referatenteil. 


Sammelreierate. 


Neuere Arbeiten auf dem Gebiete der Sexualfunktionsstörungen. 
Von Dr. Lißmann, Nervenarzt, München. 


Ein großer Teil der während des Krieges erschienenen Ar- 
beiten auf dem Gebiete der Sexualfunktionsstörungen und der 
verwandten Gebiete fußt auf dem Boden der Lehre von der inneren 
Sekretion der Keimdrüsen, ein anderer Teil behandelt geschlechts- 
mechanistische Störungen und deren Therapie im allgemeinen, ein 
kleiner Teil der Veröffentlichungen gilt den Einwirkungen des 
Krieges auf die Sexualfunktionen. 

Zu den letzteren gehört der Vortrag von Pick (1). Dieser 
hat in seiner Lazarettabteilung die Vita sexualis von 100 Patienten 
erforscht und dabei unter 25 Offizieren 10, unter 75 Mannschaften 
3 Leute gefunden, die, vor dem Kriege sexuell vollständig normal, 
nun aber die verschiedensten Störungen der Geschlechtsfunktionen 
zeigten, besonders mangelnde oder stark abgeschwächte Libido, 
Prektions- und Ejaculationsfähigkeit. In der Mehrzahl der Fälle 
handelt es sich um Granäterschütterungen oder Lawinenverschüt- 
tungen. Genetisch kommen vor allem Commotionsneurosen in 
Frage. Obgleich sich eigentlich sonstige spinale Symptome nicht 
zeigten, könnte man an kleine Herde im Lumbosakralmark mit 
Läsion des Centrum genitospinale denken. Ähnliches ergaben 
die Forschungen H. Mayers (2). Bei 150 Fällen von schweren 
Verletzungen des Centralnervensystems ergab sich eine große 
Reihe schwerer Störungen der Geschlechtsfunktionen, meist völliger 
Ausfall, bei schwerer Erschütterung des Gesamtorganismus oder 
bei Kontusionen des Rückenmarks, besonders Sakralteiles.. Man 
muß eben an kleine medulläre Herde denken. Interessant war, 


zurückgingen. Der seltenen, aber um so interessanteren „disso- 
ziierten Potenzstörung*“ widmet Boehnheim (3) eine Arbeit. 
Die Erkrankung tritt bei Affektionen des unteren Rückenmarks 
auf und kann, da Blasen- und Mastdarmstörungen theoretisch und 
praktisch zur Topik versagen, gut zur Lokalisationsdiagnostik ver- 
wendet werden. Unter dissoziierter Potenzstörung versteht man 
das Fehlen des Orgasmus bei erhaltener Libido und Erektion, bei 
fehlender oder stark verlangsamter Ejaculation. Orgasmus und 
Ejaculation sind neurologisch zusammengehörig. Der Reiz, den 
der durch die Ductuli ejaculatorü und durch die Pars prostatica 
in hindurchtretende Samen auf das Rückenmarksgrau ausübt, 
gelangt entweder direkt nach Art der Sehnenreflexbogen in das 


= spinale motorische Ejaculationscentrum oder indirekt über ein 


hypothetisch angenommenes cerebrales zur Contractionsauslösung 
der Ejaculationsmuskeln, der Musculi bulbi et ischiocavernosi. 
Störungen der Ejaculation bei erbaltener Erektion weisen stets, 
sofern sie medullär und nicht durch urethrale Strikturen oder 
prostatische Narben bedingt sind, auf einen Krankheitsherd im 


Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolif. Berlin, 


Conus der Medulla hin und können als Frühsymptom pathologischer 
Conusprozesse gut verwendet werden. 


Die Abhängigkeit des Fortpflanzungsvermögens vom Biweiß- 
gehalt der Nahrung und damit die Einwirkung der Blockade in 
dieser Richtung hat Grumme (4) gezeigt. Die Beobachtung und 
richtige Beurteilung der praktischen Lebensvorgänge sind zur 
Klärung der Eiweißbedarfsfrage viel wichtiger und wertvoller als 
alle Laboratoriumsexperimente. Alle 'Errechnungen der Eiweiß- 
minima dürfen nicht über die Tatsache täuschen, daß eben das 
Eiweißminimum nicht das Optimum ist. Das Zurückgehen der 
Milch- und Eierproduktion in der Landwirtschaft ist eben allein 
auf den Mangel an eiweißhaltigen Kraftfutter zurückzuführen. 
Eine Beobachtung Grummes beweist dies schöner als alle 
Laboratoriumsversuche. Unter 400 Gänseeiern von kartoftelgefüt- 
terten (also eiweißarm) Tieren waren nahezu 90°, unfruchtbar, 
während 300 Eier von Tieren, die außer mit Kartoffel auch mit 
Körnerfutter (also eiweißreich) ernährt waren, fast alle befruchtet 
waren. Die Beziehungen des Fortpflanzungsvermögens zum Nab- 
rungseiweiß sind damit unverkennbar bewiesen und werden weiter- 
gehend erläutert von Vaertin g (5); denn mangelhafte Ernährung 
erzeugt bei Frauen Veränderungen der Sexualfunktionen, die sich 
in schweren oder leichten Menstruationsstörungen (geringer Blut- 
verlust, Verspätung oder Ausbleiben), Contractionszuständen des 
Uterus und allgemeiner Rückbildung der Sexualorgane zeigen. 
Diese Tatsache wurde auch bei Kaninchen und Hunden nach- 
gewiesen, und während des Krieges ergaben zum Beispiel die 
Abfohlergebnisse des bekannten Gestütes von Weinberg ein äußerst 
schlechtes Resultat. Es ist also zweifellos, daß mangelhafte oder 
verschlechterte Ernährung die weibliche Sexualfunktion herabsetzt. 
Die Feststellung dieser Tatsache veranlaßt Vaerting zu der 
Annahme, daß der geringere Geschlechtstrieb der Frauen und 
der frühzeitigere Eintritt des Klimakteriums im Vergleich zum 
Manne auf die als selbstverständlich beziehungsweise notwendig 
angenommene geringere Ernährung der Frauen im allgemeinen 
zurückgeführt werden muß. Dabei sind die Geschlechtsausgaben 
des Weibes (menstrueller Blutverlust und Bildung. des kind- 
lichen Organismus) sicherlich nicht kleiner als die des Mannes 
(Samenverlust), auch der Größenunterschied der Körper ist, mie 
so allgemein und außerdem findet sich. dieser Unterschied in der 
Ernährungsquantität nirgends beim, Tierreich. Die Praxis, daß die 
Frau geringer ernährt‘ wird als der Mann, besteht also nicht ZU 
Recht und ist die Ursache des geringeren Geschlechtstriebes un 


des früheren Klimakteriums. Die Einwirkungen des Krieges & 


das männliche Geschlechtsleben werden in zwei Arbeiten VOR 
Lißmann (6 und 7).gezeigt. Die Wirkung der durch den 
Schützengraben bedingten absoluten Abstinenz zeigte sioh M 
erster Linie in Herabminderung der Potenz, auch bei Leuten, die 
keinerlei neuropathische Veranlagung aufwiesen. Dies konnte DI 
nur aus den Erzählungen der aus dem Urlaub zurückgekebrieN 


Aoa’ 


à 


a 31. August. 


Mannschaften. und Offiziere konstatiert werden, sondern wurde 
auch durch eine Rundfrage bei den Kontrollprostituierten eines 
direkt hinter der Front gelegenen Etappenstädtchens bestätigt. 
Ihre direkt von der Front kommenden Kunden zeigten sehr häufig 
Potenzunsicherheit bis. Impotenz. Diese Erscheinungen gingen 
‚jedoch im allgemeinen rasch zurück oder konnten mit Hebung der 
Ernährung und vor allem mit epiduralen Yohimbininjektionen, (8) 
- gut behoben werden. Einen anderen Weg zur Behebung der 
Impotenz geht H. Maier (9) bei der Heilung einer acht Jahre 
dauernden spontalistisch-neurotischen Impotenz. Der Mann litt. 
unter der bekannten Hemmung, daß ihn frühere Onanie impotent 


gemacht habe; er machte während acht Jahren die allerver- 


: schiedensten Behandlungsmethoden mit Lecithin, Kaltwasser-Psycho- 
therapie inklusive Analyse erfolglos durch. Da der vergebliche 
Wunsch nach einem Kinde die beiden Eheteile beherrschte, ent- 
schloß sich Maier zur künstlichen Befruchtung mittels Sperma- 
` injektionen. Dies gelang und mit der Geburt eines Knaben war 
die hemmende Minderwertigkeitsvorstellung des Ehemannes und 
damit die Impotenz völlig behoben. Vom mehr urologischen 
Standpunkt. aus betrachtet Lewy (10) die Sexualneurasthenie: 
Ein großer Teil. der scheinbar nervösen Formen dieser Erkrankung 
hat seine Ursache in organischen Veränderungen der Genitalorgane. 

. Die genaue, insbesondere auch endoskopische Untersuchung ist 
unerläßlich, und gar nicht..selten findet, man im hinteren Harn- 
röhrenabschnitt Veränderungen : des Colliculus seminalis (Auf- 
-. lockerung, papilläre Beschaffenheit. später Verdickung, schwielige 
Degeneration und Infiltration)... Mit Kaustik und mehrfachen 
‚Ätzungen läßt sich der Zustand und damit die Sexualneurasthenie 
beseitigen, die Potenz wieder herstellen. Gegen - störende. nächt- 
liche Erektionen empfieblt Winderl (11), viermal täglich zwei 
Styptoltabletten zu nehmen. Den oft außerordentlich heftigen 
Schmerzen “er männlichen Genitalgegend gelten zwei Arbeiten 
von Porosz (12) und Luce (18). Es gibt heftige epididymitis- 
artige Schmerzen des Hodens und der Leistengegend, welche bei 
vollständigem Fehlen der gewöhnlichen kausalen Momente wie 
Gonorrhöe, Urethritis, Prostatitis, Cystitis und Inguinalhernien im 
Anschluß an frustane Erregungen sexueller Art oder an starke 
Inanspruchnahme der Bauchpresse auftreten und die nach einem 
Coitus vollständig verschwinden. Es handelt sich dabei um ein, 
‚Regurgitieren des Samenblaseninhältes in die Vasa deferentia ent- 
weder bei Prostataatonie oder um starken, der Ejaculation ent- 
gegengesetzten Widerstand des Sphincter spermaticus. Der Vor- 
gang ist Teflektorisch von ödematöser Anschwellung der Nebenhoden 
begleitet, Coitus, Pollution oder Onanie bringen Heilung. Vier 
solcher im Felde  beobachteter Fälle beschreibt Lißmann (7). 
. Eine andere Form der Hodenschmerzhaftigkeit erläutert Luce 
(13). Es handelt sich um das schon von Cooper: als Irritable 
testis geschilderte Krankheitsbild, das mit außerordentlich starker 
Schmerzhaftigkeit des Hodens, in den Beinen, Rücken und er- 
höhter Reizbarkeit des Magens verbunden ist: Da die exstirpierten 
Hoden keinerlei Veränderung zeigten, war man sich über die 
Sehmerzgenese, ob spinal oder sympathischer Herkunft, nicht 
klar. Bei dem von Lüce geschilderten Fall, in welchem, wie 
gar nicht selten, die starke Schmerzhaftigkeit. zur vom Patienten 
energisch geforderten Kastration geführt hatten, stellten sich sieben 
Jahre. später die gleichen intensiven Genitalschmerzen ein, führten 
zu Morphinismus und Suieidversuch. Bei der Autopsie ergab sich 
eine chronische Pachymeningitis und Wurzelneuritis, ausgehend 
von einer Caries 'superficialis des zweiten bis ‚vierten Lenden- 
wirbels, Die chronische toxische Reizung der Nervenfasern und 
die Lymphstauung innerhalb der Nervenscheiden war die Ursache 
der unerträglichen durch die Kastration natürlich nicht beseitigten 
Neuralgien.. Im Gegensatz zu dieser seltenen spinalen Form der 
Hodenneuralgien stehen die etwas häufigeren orchidogenen Formen bei 
Gichtikern, Masturbanten und nach frustranen sexuellen Erregungen. | 

‚Wenden wir uns nun den neueren Arbeiten über die Sexual- 
funktionsstörungen zu, welche auf‘ dem Boden der Lehre von der. 
en Sekretion der Keimdrüsen stehen, so muß vor allem 
À IT8Cchfelds während des Krieges erschienener neuen großen 

exualpathologie (14) in zwei Bänden gedacht werden. Im Gegen- 
2 Pıum gleichnamigen Werke Krafft-Ebings, der noch in 
Hr, Ergebnissen der psychiatrischen Forschung: wurzelt, behandelt . 
list Schfeld im I. Teil den Geschlechtsdrüsenausfall, den Infan- 
Ion aus, die Sexualkrisen und ‘die Onanie (Ipsation), im II. Teil 
ne Hermaphrodismus, die Androgynie, den Transvestitismus und 
ie Homosexualität, sowie den Metatropismus ganz unter dem 
»esichtswinkel der von den Keimdrüsen gelieferten männlichen 


+ 


fangreich und muß im Original gelesen werden. Ein Teil seiner 
Gedankengänge ist schon in. einer kleineren Veröffentlichung über 


Geschlechtsdrüsenausfall (15) niedergelegt. Dort behandelt er die 

' Wirküng des Geschlechtsdrüsenausfalls in allgemeiner körperlicher 
und in‘ besonderer Hinsicht auf. den Geschlechtstrieb, wobei ein 

deutlicher Unterschied sich ergibt bei angeborenem und erworbenem. 


Geschlechtsdrüsenausfall. Die -Niċht- beziehungsweise Unter- 
entwicklung oder die sich homosexuell riehtende Entwicklung der 
sekundären Geschlechtscharaktere und der Mangel an Geschlechts- 
trieb sind die Hauptcharakteristica des Keimdrüsenausfalls. Der 
Grad dieser Erscheinungen ist vom Angeborensein oder von der 
vor- oder -nachpubischen Kastration abhängig. Hier .muß. eine 


Arbeit von Strohmayer (16) erwähnt werden, der untersucht, 
welche Kräfte bei der Entstehung und Inhaltsprägung der Zwangs- 
 vorstellungen wirken und der als symptombildend die Sexualität 

des Kranken findet. Es ist ihm aufgefallen, daß sich ‚bei den 


Zwangsvorstellungen der Neurotiker}stets weit in die Kindheit 


zurückreichende Sexualphantasien oder  -handlungen sadistisch- 
masochistischer Art finden. Das Äquivalent des sadistischen Partial- 
triebes stellen die „Schädigungsgedanken“, das masochistische 


Äquivalent die „Zwangsgrübeleien,- Zwangsbefürchtungen und 


Zwangszweifel“ dar. Im Gegensatz zu Freud.glaubtStrohmayer 


nicht an einen :Heilerfolg psychoanalytischer Aufdeckung des Zu- 
sammenhangs von Sexualität und Neurose, sieht diesen Zusammen- 
hang überhaupt weniger psychisch als organisch ‚bedingt an. Denn 


“bei den Perversionen handelt es sich um eine Art Mischungsfehler 
innersekretorisch die Sexualität garantierender Drüsenprodukte. Die- 


polymorphkomplexe Sexualanlage schließt hetero- und pervers- 


sexuelle Triebe in sich; ihre innersekretorische Dyskrasie ‘bedingt 
‘die psychische Dyskrasie, deren Entwicklung zur späteren Zwangs- . 
neurose von zufälligen Erlebnissen abhängt. Etwas skeptisch steht - 


noch Löwenfeld (17) den psychosexuellen Konsequenzen gegen- 
über, .welche aus der Hormonenlehre neuerdings gezogen werden. 
Er beschäftigt sich mit der Frage, welehe Bedeutung der inneren 
Sekretion der Keimdrüsen für die Richtung des Sexualobjektes zu- 


zuerkennen sein mag. Die Hormone der inneren Keimdrüsen- 
sekretion wirken steigernd auf den Geschleehtstrieb, auf andere 


psychische Vorgänge und entwicklungsfördernd für die sekundären 
und tertiären Geschlechtscharaktere. ‘' Nach den. Experimenten 


Steinachs war es gelungen, eine kastrierte männliche Ratte 
durch Implantation einer weiblichen Pubertätsdrüse, nicht allein. 


in ihren sekundären körperlichen- Geschlechtscharakteren, sondern 


auch in ihrem ganzen psychischen Verhalten zu feminieren, und 
ebenso wie umgekehrt ein weibliches Tier durch Übertragung einer 


männlichen Keimdrüse zu maskulinisieren. Diese tierexperimentellen 


Ergebnisse lassen sich aber nicht ohne weiteres auf den Menschen 


übertragen, weil bei diesen das Sexualobjekt sich als ein Komplex 
von Vorstellungen erweist, die von der Elektivität, vom Alter und 


‘von der temporär variablen Triebrichtung des Individuums abhängen. 
Insbesondere glaubt Löwenfeld nicht, daß die von Steinach 


und Hirschfeld angenommene Zwittrigkeit der Pubertätsdrüse 


und die damit begründete Wechelswirkung ihrer männlichen und . 


weiblichen Hormone als Grundlage der Homosexualität angesprochen 
werden darf, weil erstens die anatomisch-zwittrige Beschaffenheit 


der Keimdrüsen bei Urningen noch nicht erforscht ist (diese könnten 


sich ja auch bei normalen Menschen finden), zweitens Urninge auch. 


längst vor der Entwicklung der Pubertätsdrüsen bereits homosexuelle 
Neigung zeigen und drittens auch bezüglich ihres homosexuellen 


Objektgeschmackes großen Variationen unterworfen sind. 
Dämit kommen wir zu den beiden gegensätzlichen Veröffent- 


'lichungen Kräpelins (18) und Hirschtelds (19) über die 


pathologischen Grundlagen der Homosexualität. Ersterer faßt sie 


nicht als Folge einer. besonderen angeborenen Hirnorganisation auf, .. 


sondern als Einwirkung ungünstiger geschlechtlicher Ergebnisse 
auf psychopathische Persönlichkeiten mit früh erwachtem, nicht 


beherrschtem Geschlechtstrieb. Sie stellt éin Stehenbleiben auf 
einer niederen Stufe der auch von Normalen  durchzumachenden 
Geschlechtsentwicklung dar und kommt meist unter Mitwirkung - 
des Alkohols, durch Verführung, Literatur. oder mutuelle Onanie. 
Strafrechtlich ist Abschaffung ` 


des $ 175, dagegen ein Schutzalter von 21. Jahren zu fordern. 


frühreifer Individuen zustande. 


Diesen ‘Anschauungen tritt Hirschfeld gegenüber mit Beob- 


achtungen, die nicht an einem kleinen forensisch-psychiatrischen: 
Material, sondern an‘ 15000 Homosexuellen seiner. Sprechstunde - 
gemacht sind. Die Homosexualität ist somatisch und nicht psycho- 


s 


© 1919 —- MEDIZINISOHE KLINIK: — Nr. 3. 0.00 


und ` weiblichen Hormone, die er Andrine und Gynäcine nennt. 
Das herrliche Werk ist zum Referat an dieser Stelle viel zu um- - 


r 


878 


logisch bedingt und beruht auf einer mangelhaften Differenzierung 
der Pubertätsdrüsen und ihrer Hormone. Daher können homosexuelle 
Handlungen der Jugend oder die Lektüre die angeborene hetero- 
sexuelle Triebriehtung nicht mehr- verändern. Dagegen ist Hirsch- 
feld einig mit Kräpelin, daß die Homosexualität wie alle 
anderen sexuellen Atypien mit besonderer Häufigkeit bei angeborener 
Psychopathie zu finden ist, nur ist es fraglich, ob letztere oder 
die Intersexualität das primäre Moment dabei ist. Ein verschiedenes 
männliches und weibliches Schutzalter ist nicht, dagegen vermehrte 
sexuelle Aufklärung, Vermeidung Körper und Geist schädigender 


‚Gifte (Alkohol) und eine rationelle Vererbungshygiene zu empfehlen. 


Die homosexuelle Veranlagung ist nicht Sache der Jurisprudenz, 
sondern der Medizin. Kräpelin meint hinwiederum in einer 
Entgegnung, diese geschlechtliche Atypie müsse eben im großen 
Zusammenhang der Entartungsvorgänge und .nicht einseitig im 
Kampfe gegen den $ 175 angesehen werden. Hirschfelds 


Anschauungen finden nun aber ihre praktische Bestätigung in zwei 


Operationserfolgen, welche Steinach undLichtenstern(20) 
erzielten, Die Rattenexperimente Steinachs hatten gezeigt, 
daß es möglich ist, die sekundären Geschlechtscharaktere eines 


kastrierten Tieres physisch und psychisch durch Einpflanzung der 


andersgeschlechtlichen Pubertätsdrüse dieser entsprechend’ umzu- 
stimmen, Pflanzt man aber kastrierten Tieren beidgeschlechtliche 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 85. 


| mangelhaften inneren. Sekretion der Keimdrüsen und sekundär 


unter dem Namen Testogan (für Männer) und Thelygan (für 


31. August, ` | 


Karo (21) hat bei Erkrankungen der Sexualorgane, speziell bei 
Prostatismus, dessen Symptombild durch häufige Tenesmen, Dysurie 
bei klarem Harn und Residualharn und allerlei nervöse Symptome 
im Bereich des Harntraktus charakterisiert ist, mit Testieulin in 
Form von Injektionen gute Erfolge erzielt; ebenso bei den nervösen 
Sexualerkrankungen der Frau, wobei es sich als ein hervorragend 
wirkendes Tonicum auszeichnete. Ähnliches berichtet J; Bloch 
(22). Die Erwägung, daß die sexuelle Insuffizienz auf einer 


dadurch auf einer unzureichenden Erotisierung des Gehirns durch 
die Sexualhormone beruht, fernerhin die Annahme, daß das 
Yohimbin nur die nachgeordneten niederen Sexualcentren und 
nur wenig nachhaltig beeinflusse, hat ihn veranlaßt, Yohimbin- 
und Hormonwirkung. zu vereinigen. Er ließ ein derartiges Präparat 


Frauen) herstellen. Bei Impotenz und allgemeiner Sexualneurasthenie, 
besonders der Kriegsteilnehmer, hat er damit gute Erfahrungen 
gemacht, was mit einigen Krankengeschichten belegt wird. Das 
Mittel kann oral, per anum und injectionem angewendet werden. 
Im Zusammenhang damit sei noch eine große Arbeit Dardels 
(23) angeführt. In der im allgemeinen den Chirurgen angehenden 
Veröffentlichung wird hervorgehoben, daß bei 60 Patienten mit 


kryptorchen Hoden dieser stets ein mehr oder weniger starkes 
Zurückbleiben in der Entwicklung zeigte, histologisch sich eine 
starke Vermehrung der Interstitialzellen, dagegen ein Zurückbleiben 
der generativen Hodenteile ergab. Die Ursache dieser Hoden- 
atrophie ist in der mangelhaften Blutversorgung des Organs zu 
finden, sei es wegen der anormalen Lage der Gefäße oder anor- 
malen Beweglichkeit; denn wurden die Testes auf operativem 
Wege ins Scrotum verlegt, so vergrößerten sich dieselben bis zur 
normalen Entwicklung, wenn die Operation bereits vor der Pubertät 
gemacht wurde. Psychische Anomalien fand Dardel (merk 
würdigerweise) bei seinen Kryptorchen nie. 


Literatur: 1. Fr. Pick, Über Sexualstörungen im Kriege. (M. m. W. 

1918, Nr. 36.) — 2. ayer, er Störungen der sexuellen Funktionen als 
Kriegsfolge bei nervenkranken und kriegsverletzten Soldaten. (M. m. W. 
1917, Nr. 12.) — 3. Böhnheim, Über die topische Bedeutung der dissoziierten 
Potenzstörung. (Zschr. f. Nervenheilk., Bd. 57, H. 1.) — 4. Grumme, Ab- 
hängigkeit des Fortpflanzungsvermögens vom: Eiweißgehalt der Nahrung. 
(M. m. W. 1916, Nr. 34.) — 5. M. Vaerting, Über den Einfluß der Ernährung 
auf die Entstehung der weiblichen Geschlechtsmerkmale. (Gyn. Rdsch. 1911, 
H. 13 und 14.) — 6. Lißmann, Neurosexologische Beobachtungen in der 
Front. (M. m. W. 1918, Nr. 11.) — 7. Derselbe, Die Wirkungen des Krieges 
auf das männliche Geschlechtsleben. (Verl. d. ärztl. Rdsch. O. Gmehlin, 
München 1919.) — 8. Derselbe, Zur Impotenzbehandlung. (Neurol. Zbl. 1914, 
Nr. 7.) — 9. H. Maier, Zur Kasuistik der psychischen Impotenz. (M. m. W. 
1916, Nr. 40.) — 10. E. Lewy, Aphorismen über Sexualneurasthenie. (Th. d 
G. 1917, H. 4.) — il. Winderl, Meine Erfahrungen mit Styptol bei Erektionen. 
(M. m. W. 1916, Nr. 50.) — 12. Porosz, Inguinalschmerz bei jungen Männern. 
Zschr. f. Sexualwiss. 1914, Bd. 1, S. 221.) — 13. H. Luce, Beitrag zur Klini 
er Hodenneuralgie. (Zschr. f. Nervenheilk., Bd. 51, S. 190.) — 14. M. Hirsch- 

feld, Sexualpathologie I. und I. Teil. (Verlag A. Marcus & Weber, Bonn 
1917/18.) — 15. Derselbe, Über Geschlechtsdrüsenausfall. (Neurol. Zbl. 1916, 
Nr. 8.) — 16. Strohmayer, Über die Rolle der Sexualität bei der Genese ge- 
wisser Zwangsneurosen. (Zschr. f. d. ges. Neurol, Bd. 24, H. 1 und 2) T 
17. Löwenfeld, Sexualchemismus und Sexualobjekt. (Zschr. f. Sexualwiss. ch 
Bd. 4, H. 5.) — 18. Kräpelin, Geseblechtliche Verirrungen und Volksvermen 
rung. (M. m. W. 1918, Nr. 5.) — 19. Hirschfeld, Ist die Homosexualitä; 
körperlich oder seelisch bedingt? (Ebenda 1918, Nr. 11.) — 20. Steinach un 
Lichtenstern, Mit Erfolg ausgeführte Hodentransplantation am Menschen. 
(Ebenda 1916, Nr. 19 und 6.) — 21. Karo, Weitere Erfahrungen über Organ 
therapie bei Erkrankungen der Sexualorgane, speziell bei ProstatismuS. ( der 
d: G. 1916, H. 4.) — 22. I. Bloch, Weitere Mitteilungen zur Behandlung er 
sexuellen Insuffizienz mit Testogan und Thelygan. (M. Kl. 1916, Nr. An 
23. Dardel, Klinische Erfahrungen über Kryptorchismus. (D. Zschr. f. CA. 
1917, Bd. 142, H. 1. 


Pubertätsdrüsen ein, so entwickelt sich ein somatischer und 
psychischer Hermaphrodismus. Wir müssen also den Herm- 
aphrodismus als eine unvollständige Differenzierung der embryonalen 
Keimstockanlage auffassen, die normalerweise sich vollständig 
entweder zu einer männlichen oder weiblichen Pubertätsdrüse 
i differenziert und entsprechend ihrem männlichen oder weiblichen 
! Hormon auch das Nervensystem - männlich oder weiblich zu 
Oo žy erotisieren pflegt. Die häufige Homosexualität der Pubertätszeit 
o x erklärt sich somit als noch unvollständige Differenzierung der 
zwittrigen Pubertätsdrüse, die Homosexualität als Stillstand der 
männlichen und überwiegender Aktivierung der weiblichen Pubertäts- 
drüsenzellen und ihrer entsprechenden Hormone. Die praktische 
FRE. Anwendung dieser neuen Ergebnisse beim Menschen gelang in 
zwei Operationen. Einem Soldaten waren durch ein Geschoß beide 

pi Hoden zertrümmert und entfernt worden. Es stellten sich Libido- 
E und Potenzverlust, Scbnurrbartausfall, Zurückgehen der Körper- 
| behaarung, Fettansatz, Depression ein. Diese Erscheinungen gingen 
nach Einpflanzung eines kryptorchen Hodens sämtlich zurück und 
zweieinhalb Jahre nach der Operation hat der wieder völlig normale 
potente Patient geheiratet. Im zweiten Falle handelt es sich um 
einen von Jugend auf homoseguell empfindenden Mann, der stark 
weiblich entwickelte Körpermerkmale (großer gewölbter Busen, 
weibliche Körperbehaarung) und weibliches Benehmen aufwies und 
sich stets passiv homosexuell betätigt hatte. Später mußten ihm 
infolge Tuberkulose beide Hoden weggenommen werden; dann 
ne | wurde ihm der kryptorche Hoden eines normal empfindenden Land- 
20 | sturmmannes in den Musculus obliquus implantiert, Bereits zwölf 
a: . Tage nach der Operation war der Patient normal, das heißt anders 
ae geschlechtlich erotisiert, konnte sechs Wochen später „mit großer 
ee Befriedigung und Glücksgefübl* den Coitus mit Mädchen ausüben 

| ‘und verliebte sich dann in vollständig normaler Gesundheit. 

| _Selbstverständlich hat sich . die Organotherapie auch diese 
Ze. Ergebnisse der inneren Sekretionslehre längst zunutze gemacht 
a und sind wir in der Impotenzbehandlung von Brown-Sequards 
Spermainjektionen über Spermin, Spermiol, Horminum masculinum 
und femininum zum Testiculin, Testogan und Thelygan gelangt. 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


i (Siehe auch Therapeutische Notizen.) 
' Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 33. 


Gennerich: Kriegserfahrungen in der Luesbehandlung unter 
besonderer Berücksichtigung des Silbersalvarsans. Die Einführung von 
Maximaldosen für die Salvarsanpräparate der Luesbehandlung dürfte 
eher Nachteile als Vorteile bringen. Will man den Versuch machen, 
die Gefahren der Salvarsanbehandlung noch weiter zu beschränken, 
so muß der Hebel an ganz anderer Seite eingesetzt werden. Kurze 
Fortbildungskurse in dieser Materie genügen noch nicht, um den 
Therapeuten mit allen Aufgaben der Behandlung sicher vertraut zu 

N machen. Hierzu bedarf es einer längeren klinischen Erfahrung, wozu 
= die größeren Kliniken und Krankenhäuser eine geeignete Einrichtung 
schaffen müßten. 


Lehmann (Berlin): Ulcus pepticum und vegetatives Nerven- 


system. Die positive pharmakologische Reaktion und Stigmata IM 
vegetativen Nervensystem finden wir beim Uleus pepticum nicht hau- 
figer als bei anderen Krankheiten Jugendlicher. Stigmata in geringen, 
aber auch in ausgeprägtem Maße sind häufige BegleiterscheinungeN 
bei den verschiedensten Krankheiten; und die übergroße Zail a 
Jugendlichen sind so labil im vegetativen Nervenapparät, daß sie au 
die pharmakologische Prüfung stark oder überaus stark ansprechen. 
Eine wirklich anerkennenswerte Störung im vegetativen Nervensystem 
fand Verfasser nur in etwa 20% der Fälle von Ulcus pepticum. 
Bittorf (Breslau): Nebennierentumor und Geschlechtsdrüsen- 
ausfall beim Manne. Es bandelė sich um ein jugendliches männliches 
Individuum mit einer offenbar von der linken Nebenniere (Niere?) a | 
ee großen Geschwulst, Hypernephrom, bei dem gleichzeitig m 


eziehungsweise kurz nach Auftreten der ersten Zeichen der beginne" 


oo ten 5 


1919 _ MEDIZINISCHE KLINIK) — Nr. 85: O O O 


Aa Geschwaulstentwickling eine Vergrößerung der Brüste; ‚Schwund 


-der Hoden. eintrat. 
Niemann (Berlin): Grippe und Keuchhusten. Vortrag, gehalten 


„in der Sitzung der Berliner medizinischen Gesellschaft am 4. Juni 1919. 


| Joseph (Berlin): 
zur Verhütung (der Anbituellen Schulterverrenkung. Mitteilung eines er- 


_ folgreich operierten Falles. 


Ostrowski (Berlin-Grunewald): Über die Entstehung von Gas- 


brand nach -Coffeininjektionen. In den: beschriebenen Fällen wurde die 


gleiche Coffeinlösung aus dem gleichen Behältnis für zahlreiche Kranke. 
verwendet, und jedesmal erkrankte an den verschiedenen Beobachtungs- : 


orten immer nur ein Patient ünter den Erscheinungen des Gasbrandes. 
Die endgültige Klärung. müssen weitere bakteriologische und. klinische 
„Untersuchungen bringen, die vor allem auch zu ergründen hätten, ob 


Reckzeh. 


.. sich in OR eIMIOSURDER, Gasbrandbaeillen. längere Zeit lebend erhalten. 
‘=. können. , G 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919; Nr. 32. 


H. Strauß (Berlin): Über lordotischè Urobilinogenurie im Rahmen . 
der Funktionsprüfung der Leber. Die bei lordotischer Haltung (im Stehen 
. oder Liegen) auftretende Urobilinogenurie dürfte auf einer Stauung'in: 
der Leber beruhen (auch bei ausgeprägter Leberstauung infolge von |: 


Herzmuskelinsuffizienz kann man sebr häufig eine Dauer-Urobilinogen- 
urie beobachten). Aber die lordotische Position genügt nicht allein, 
man muß. noch eine nicht mehr ganz vollwertige Leber- 
' funktion annehmen. Man könnte daher den Befund der lordotischen 
Urobilinogenurie neben den anderen Funktionsprüfungen der Leber 


diagnostisch verwenden. 


H. Finkelstein: Zum Pylorospasmus der Säuglinge. Vortrag, |. 


„gehalten im Verein für ‚Innere Medizin und Kinderheilhunde in Berlin 
“am 2. Juni 1919. 


-0. Herbst (Berlin-Rummelsburg): Über Kalkmangel bei ieit : 


“Hichen. Er-ist zu erklären durch das Fehlen der Milch. Dazu kommt, 
daß bei der Kriegsernährung (kleiehaltiges Brot, viel Kohl, Kohlrüben und 
Dörrgemüse) und dem an Nahrungsresten. reichen Kote auch die Kalk- 
verluste relativ groß sein müssen. Der Kalkmangel ist eine der Haupt- 
ursachen .der Osteoporose. Nicht anzunehmen ist, daß auch ein Mangel 
„an Phosphorsäure in der Nahrung bei der’ Skeletterkrankung eine er- 
‚hebliche Rolle spiele. Denn die Nahrung ist gewöhnlich sehr viel 
` reicher -an .Phosphorsäure als an Kalk, und das Brot z. B. enthält 


ziemlich große Mengen davon. 


`M. Zondek (Berlin): 
‚schenkel, Ein Beitrag zur Umbildung an Amputationsstümpfen. Mit- 


i teilung eines Falles, der die vortreffliche Eignung des distalen Endteils 
des Musculus quadriceps und des Ligamentum patellae superius zur 
‚belastungsfähigen osteoplastischen Stumpfbildung zeigt. 

=. Rodu Bois-Reymond (Berlin): Die Veränderungen an den 
Muskeln der Stümpfe. Ein Beitrag zur Umbildung an Amputafions- 
stümpfen. Es ist sehr wahrscheinlich, daß auch die bei der Ampu- 
tation durchschnittenen Muskeln bei der Bewegung des Stumpfes mit- 
wirken. Muskulatur- und Knochenbildung in "Amputationsstümpfen 
können. sich sehr verschieden verhalten. Es muß schließlich gelingen, 


die Bedingungen zu ermitteln, unter denen ‘sich ein kräftiger, neuer: 


_ Muskelansatz oder eine schützende Knochenplatte im Stumpf entwickelt. 
.Dann wird. es auch möglich sein, schon bei der Operation auf die beste 
‚Stumpfbildung hinzüwirken. 

. EMeyer (Königsberg i i. ‚Pr.): Irrenanstalten, Trinkerheilanstalten 
und Nervenheilstätten. Staatliche Trinkerheilanstalten und staat- 
liche Nervenheilstätten sind erforderlich. Sie sind am besten den 
Anstalten. für G eisteskranke, wenn auch als selbständige 
‚Einrichtungen, anzugliedern. 

Erich Friedlaender (Lemgo): Die Infektiosität der Lues 
‚ latens und ihre praktische, Bedeutung für die Irrenpflege. Ein 18 jähriger 
Mann, a an unverkennbarer Hebephrenie leidend, bei dem kein Anhalt 
für eine bestehende oder überstandene syphilitische Erkrankung vorlag, 
' auch. ohne einen dafür sprechenden körperlichen und geistigen Befund, 
aber. mit starker positiver . Wassermannscher Reaktion im Liquor, 


während sich das’ Blut gleichzeitig in einer seronegativen Phase befand 


und alle übrigen Liquorreaktionen negativ waren, beißt einen Pfleger 
in die Hand. Es entwickelte sich bei diesem eine Wunde von zweifel- 
los speeifischem Aussehen. : Auch reagierte das Blut des Verletzten 
stark- positiv (Zeichen einer früher überstandenen syphilitischen Er- 
krankung waren nicht nachweisbar). In dem vorliegenden Fall kam 


-€S nun sehr schnell zum Primäraffekt ‚und zur positiven Reaktion im 


aber zu berücksichtigen, daß das syphilitische Virus 
höchstwahrscheinlich unmittelbar in die Blutbahn ein- 


\ 


 Blute, Es ist 
durch den Big 


Die operative Fesselung des Oberarmkopfes | 


‘(außer Kopfschmerzen keine Symptome, 


fanden sich ähnliche Veränderungen wie in der Keilbeinhöhle. 


Osteoplastische Amputation am Ober- _ Warzenzellen). 


. mannschen Heil- und. Schutzmittels für Tuberkulose. 


zum u Pylorus , reichend. 


‚gespannten Strömen (über 200000 Volt). 


+ 


gedrungen ist a daß daher die lokale wie die eende Giftwirkung 


~ viel rascher zur Geltung. ‚kommen mußte als bei sexuellen Infektionen, ' 


die ja meist nur eine intracutane Einimpfung des Giftes darstellen. - 
H. Grau (Rheinland- -Hornef): Sekundärerscheinungen der Tuber- 


kulose. Die Tuberkulose ist eine Allgemeinkrankheit, deren letztes 


Stadium die von oben nach unten, langsami fortschreitende Lungen- 
tuberkulose zu sein pflegt. Der Nachweis des Primäraffektes. hat beim 
Erwachsenen keine praktische Bedeutung. Um so wichtiger. sind die . 


Sekundärerscheinungen, die wie bei der Syphilis unter dem Zeichen 


der hämatogenen“ Dissemination und multiplen Herdbildung stehen‘ 
- floride Erkrankung der Drüsen, vor allem der Bronchialdrüsen, und - 
‘die davon ausgehende Blutäussaat der Tuberkelbacillen. Diese Aus- 
saat, kann den Lungenkreislauf allein oder den gròßen Kreislauf mit- 
betreffen. Eine handgreifliche, disseminierte 'Tuberkulose der Lungen 
oder anderweitige. manifeste zerstreute- -Organherde geben über eine `’ 
erfolgte Aussaat sichere Auskunft. -Es ist aber auch beim Fehlen grober 


tuberkulöser Veränderungen eine Reihe von Anhaltspunkten für 
eine erfolgte derartige Aussaat vorhanden. Dazu gehören: 1.- multiple 


kleine Drüsenschwellungen, 2. Polyarthritis 'rheumatica acuta (und 

chronica), 3. Erythema nodosum, 4. Pleuritis exsudativa initialis (sie ` 
nimmt, wie die Röntgenbefunde ergeben,. 
Bronchialdrüsentuberkulose ihren Ausgang, die zur hämatogenen Aus-.: 
' saat von Tuberkelbacillen in die Lunge führt), 5.. IONUBEHAIOEISEN, nach- ` 


weisbare, feinberdig-disseminierte Lungentuberkulose, — ~ 
Paul Prym (Bonn): Erkrankungen- der Nasennebenhöhlen: und: 


des Mittelohrs bei Influenza. Es handelt sich um Obduktionsbefunde.. 
In’ 92 Fällen wurde die Keilbeinhöhle eröffnet. Dabei fanden- 


sich 7imal Veränderungen von leichter "Rötung bis zu völliger Ver- ` 
eiterung (in zehn Fällen allerdings nur eine leichte Injektion “oder 
Rötung .der. Schleimhaut, die‘ vielleicht auf der Grenze des Patho- N 


logischen steht, in über der Hälfte der Fälle Eiter oder schleimig- 


eitriger Inhalt, wobei .der Eiter meist gelblich, graugelb, mitunter etwas ` 


grünlich war). Im Leben waren die Erkrankungen nicht aufgefallen 
die auf Nebenhöhlenerkran- 


kungen hinwiesen). Die Stirnhöhle wurde 83 mal untersucht, 10 mal 
Man 


kann die Entzündung der Keilbeinhöhle wegen ihrer Häufigkeit: 


bei Grippe zur Dia gnose bei der Obduktion verwerten. Unter- 


sucht wurde ferner in 88 Fällen das Gehörorgan,. wobei .28 mal 


Veränderungen gefunden wurden: (26mal- akute Veränderungen, von . 
‚leichter Rötung des Trommelfells und der Schleimbaut bis zur Ver- 
eiterung, und zwar fand sich 19 mal Eiter, davon mal auch in’den `. 
- Die für Influenza klinisch’ so charakteristische Myrin- . 


gitis bullosa haemorrhagica sah der Verfasser in keinem Falle. 
Alfred Harf (Berlin): ‚Einklemmung des Meckelschen Diver- 


iie in einer Schenkelhernie. 
operative Therapie am Platze. 


gnose gut. 
H. Kreutzer (Belzig): Die. Art der Abgabe des F. F. Fried- 
Das Mittel wird 


nur auf ausdrückliche Genehmigung Friedmanns abgegeben. Diese 
wird ‘aber nur, wie äus einem mitgeteilten‘ gedruckten Formular 


‚Friedmanns hervorgeht, für solche Fälle erteilt, die Friedmann 


_ für geeignet hält. 
"auszufüllen, die genau angibt, in welchem Stadium der Erkrankung sich 


Aus diesem Grunde hat der Arzt vorher eine Liste 


die in Aussicht genommenen Fälle befinden. 


Otto Strauß (Berlin): Über die Notwendigkeit einer neuen 


‘Nomenklatur in der Magenbetrachtung. Der Verfasser schlägt folgende 


Ä Einteilung und Benennung der einzelnen Magenabschnitte vor: 1. For- 


nix (Gewölbe des Magens), 2. Corpus ventriculi (Körper des Magens), 


von der Kardia und der oberen ‚Segmentschlinge bis zum Isthmus ven- 


8. Flexura ventriculi (Magenbiegung), vom Isthmus bis. zum 
4. Antrum pylori ee vom Sphincter bis 
| CR Bruck. 


triculi, 
Sphincter antri, 


Í 
Münchener medtzihische: Wochenschrift 1 9] 9, Nr. 32, 


Kurt Warnekros (Berlin): Carcinombehandlung mit höchst- 


so härter, das ist penetrationsfähiger die Strahlung. 
die Steigerung der Durchdringungsfähigkeit der Röntgenstrahlen kann 


die überliegende und die die Neubildung bedeckende Gewebsschicht: 


entlastet und die Wirkung der Strahlen in der Tiefe derjenigen 


durchschlagssicheren Transfoßmator Dessauers zur Erzeugung durch- 
dringungsfähiger Röntgenstrahlen und durch die verbesserte Fürstenau- 


Coolidge-Röhre für N ul 


879. 


in der Regel von einer ` 


In jedem derartigen Falle, ist nur eine 
Bei rechtzeitigem Eingriff” ist die Pro- 


Je höher die Spannung, um, 
‚Und nur durch 


an der Oberfläche nähergebracht werden. : Dies wird erreicht durch den 


Auf diese Weise ist eine 


elende und schwerkranke Patientin durch vier Bestrahlungen von je 
80 Minuten Dauer, das heißt in zirka fünf Stunden, klinisch von 
ihrem weit vorgeschrittenen, inoperablen Uteruscarceinom geheilt worden. 
Der Verfasser empfiehlt hierbei, um einer solchen Kranken möglichst 
rasch über die Shockwirkung der intensiven Röntgenbestrahlung hin- 
wegzuhelfen, das schwer veränderte Blut durch vollwertiges zu er- 
setzen. Nach Abschluß der drei-"bis viertägigen Bestrahlungsserie er- 
halten daher die Frauen eine direkte Bluttransfusion. Am zweck- 
mäßigsten wählt man Blutsverwandte (Tochter, Sohn, Schwester, Bruder), 
denen aus der Armvene je nach ihrer Konstitution 500 bis 1000 cem 
Blut entnommen werden. 

Gilbert (München): Über Iritis septica. Es handelt sich um die 
sehr schwer und ungünstig verlaufende rezidivierende, vorwiegend eitrige 
Iritis („Iridoeyelitis mit rezidivierendem Hypopyon“). Es empfiehlt 
sich dabei die Opsonogen-Antistaphylokokken-Vaceinbehandlung. 

F. Oehleeker (Hamburg-Barmbeck): Direkte Biuttransiusion 
von Vene zu Vene bei perniziöser Anämie. Nach einem Vortrage im 
Hamburger Ärztlichen Verein am 4. März 1919. 

Jacques Neumann (Hamburg-Barmbeck): Foudroyante Gas- 
phlegmone nach subcutanen Coffeininjektionen. In drei Vällen schwerer 
Influenzapneumonie traten nach subcutaner Injektion von 20 %igem 
Coffein-natrio-salieylicum Gasphlegmonen auf, die in kurzer Zeit zum 
Tode der Patienten führten. Wahrscheinlich war die Pflegerin, die 
die Injektionen machte, Trägerin von Gasbacillen und hatte daher bei 
diesen Eingriffen den Kranken die Gasbacillen verimpft. 

Kurt Scheer (Frankfurt a. M.): Die Bedeutung der Sachs- 
Georgischen Reaktion für die Luesdiagnostik im Kindesalter. Die Re- 
aktion scheint sehr empfindlich zu sein und auch in Fällen von Lues 
positiv auszufallen, wo die Wassermannsche Reaktion negativ ist. Diese 
Empfindlichkeit ist in der Pädiatrie nicht unerwünscht. Selbstver- 
ständlich wird man sich bei positivem Ausfall der Reaktion ohne kli- 
nische Symptome nicht mit einer Untersuchung zufriedengeben. Durch 
ihre einfache Ausführung hat die Reaktion auch vor der Meinecke- 
schen einen wesentlichen Vorsprung. Eine vom Verfasser beschriebene 
Mikromethode hat noch den Vorzug, daß man bei ihr mit einem Mi- 
nimum von Serum auskommt. 

AladärReichart (Pistyan): Halbseitige Sensibilitätsstörungen 
und andere halbseitige Erscheinungen bei Ischias. In weitaus den 
meisten Ischiasfällen läßt sich im Bereiche des kranken Beines 
eine Sensibilitätsstörung nachweisen. Diese kann sich aber auch auf 
das ganze erkrankte Bein erstrecken, beschränkt sich also nicht auf 
das Gebiet des Nervus ischiadicus, ja sie kann sogar lückenlos die 
ganze Körperhälfte, oder doch einen großen Teil dieser ein- 
nehmen. Der Verfasser nimmt an, daß eine periphere schmerzhafte 
Affektion durch Ausbreitung des Reizes im Gehirn und die Projektion 
in die Peripherie eine Sensibilitätsstörung hervorrufen könne, deren 
Ausbreitung: größer ist, als es die peripheren Ursachen erklären. 

Arnold Löwenstein (Prag): Traumatische reilektorische 
Pupillenstarre. In dem mitgeteilten Falle war die linke Pupille licht- 
starr, direkt wie konsensuell, und reagierte auf Konvergenz myotonisch. 
Bei der Konvergenzreaktion verengt sich die Pupille gleichzeitig im 
ganzen Sphincterteil und wird weniger als í mm, gegen 2 mm rechts. 
Dabei deutliche Entrundung. Die Konvergenzreaktion ist verlangsamt 
(dauert drei bis fünf Sekunden). Ebenfalls braucht die geringfügige 
Erweiterung der Pupille auf 1'» mm, ziemlich unabhängig von der 
Konvergenzdauer, ungefähr drei Sekunden, die Entspannung der Kon- 
vergenzreaktion ist also auch verlangsamt. Auf Cocain rechts Er- 
- weiterung auf 4/2 mm bei Tagesbeleuchtung, links auf 21/2 mm. 

Heinrich Landgraf (Bayreuth): Noch ein Beitrag zur 
Askaridenerkrankung der Gallenwege. Bei der Operation des mitge- 
teilten Falles zeigte sich die Leberoberfläche mit einer Anzahl bleistift- 
starker Gänge bedeckt, die zwischen Lebersubstanz und Peritoneal- 
überzug verliefen. Aus zweien dieser Gänge ragte je ein Spulwurm 
i/, bis 1 em mit dem Kopfe in die freie Bauchhöhle hinein. 
In der ektomierten Gallenblase fanden sich außer einer Anzahl Chole- 
sterinsteinen noch drei lebende Würmer. F. Bruck. 


Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 32. 


A. Läwen: Die Anwendung der Nervendurchfrierung nach 
W. Trendelenburg bei Amputationen und der Operation traumatischer 
Neurome. Die Unterbrechung der Nervenstämme durch Vereisung ihres 
Querschnittes oberhalb der erkrankten Strecke verdient eine weitere 
Anwendung bei Amputationen und bei der Operation traumatischer 
Neurome. Die Durchfrierung muß hoch, die Durchschneidung tiefer 
vorgenommen werden. Es muß noch ein Nervenstück erhalten bleiben, 
das degeneriert. Die Nervenstämme werden vorgezogen und 8 cm 


oberhalb der Amputationsfläche vereist. Danach fallen die Amputations- 
schmerzen fort. Die Vereisung des Nervenquerschnittes hat bei der 
Entfernung schmerzhafter Neurome von Amputationsstümpfen gute 
Dienste geleistet. Die Operation empfiehlt sich bei Stumpfverbesserungen. 
Georg Magnus und Oskar Wiedhopf: Zur Frage der 
Unterschenkelamputation wegen trophischer Ulcera am Fuß bei Ischia- 
dicuslähmung. Trophische Geschwüre im anästhetischen Gebiet nach 
Schußverletzung des Nervus ischiadicus erfordern unter ‚Umständen 
die Absetzung. Für diesen Fall ist vor der Operation die meist scharfe ~ 
Grenze festzustellen zwischen dem Hautgebiet, das vom Nervus saphenus 
aus versorgt wird. Die Schnittführung wird so gewählt, daß der” 
Stumpf ausschließlich von sensibel und trophisch intakter Haut aus’ 
dem Saphenusgebiet gedeckt ist. Das geschieht durch einen langen, 
zungenförmigen Lappen aus der Innenseite. Die Absetzung erioletin 
der Mitte des Unterschenkels. J 
W. Herhold: Neuere Anschauungen über das Wesen des 
Shocks. Das Ausschneiden zerstörten Muskelgewebes aus zerietzten 
Wunden scheint nicht nur für die Desinfektion wirksam zu sein, sondern 


auch gegen Aufsaugung von giftigen Stoffen aus der Wunde, welche 
zum Shock führen können. K. Bg. 


- 


Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. b2% 


Bernhard Schweitzer: Über die Entstehung der Genital- 
flora. Die neugeborenen Mädchen wurden unmittelbar nach der Ge- 
burt, dann noch einmal im Laufe des ersten Tages und an den folgen: 
den Tagen bis zur Entlassung, täglich untersucht. -Es galt nachzu- 
prüfen, wann die Keimansiedlung in dem Genital- 
traktus des neugeborenen Mädchens erfolgt, welche 
Momente für die Herkunft der Genitalflora in Betracht kommen und 
welcher Art die Zusammensetzung der Genitalflora ist. Es ergab sich, 
daß unmittelbar nach der Geburt die Scheide und das’ 
Rectum in allen Fällen keimfrei waren, dagegen waren besonders 
im Munde und in einigen Fällen in der Vulva bereits Keime. Vom 
vierten Tage an wurde keine Scheide mehr keimfrei gefunden. In dem 
alkalisch reagierenden Mundspeichel tritt die Stäbchenflora zurück, ln 
der Vulva überwiegt die Stäbchenflora ein wenig die Kokkenflora, da- 
gegen überwiegen in der sauer reagierenden Scheide die Stäbchen. In 
der Scheide kommt die Zuchtwahl der Keime zugunsten der Stäbchen- 
formen am stärksten zur Geltung. Die gefährlichen Streptokokken 
treten ganz zurück. Bestimmend für die Keimansiedlung ist die 
mütterliche Scheidenflora. — Während beim Neugeborenen der Säure- 
gehalt von Anfang an in der Scheide vorhanden ist und das Über- 
wuchern der Stäbehen fördert, fehlt die Selbstreinigung in der er- 
öffneten Scheide nach Atresie. Es empfiehlt sich daher, vor Eröffnen 
einer atretischen Scheide die Vorhofflora im Sinne einer erwünschten 
Vaginalflora zu beeinflussen, was durch leicht saure Sitzbäder 
zu erreichen ist. 2 

C. Mayer: Zur Mitteilung M. Graefes „Über Prolapsgefühl ohne 
Prolaps als Kriegserscheinung‘. Das eigenartige Symptom eines quälen- 
den Prolapsgefühles findet sich bei pellagrakranken Frauen, 
welche schlecht ernährt und nervös sind. K. Bg. 


Wiener klinische Wochenschrift 1919, Nr. 20 bis 26. 


Nr. 20. Dörr und Schabel: Experimentelle Untersuchungen 
über Infektion und Immunität bei Fleckfieber, II. Mitteilung. Es ist 
trotz vielfacher Variationen der Versuchsbedingungen bisher nicht ge 
lungen, Meerschweinchen durch zwei- oder dreimalige subeutane Ein- 
spritzung verschiedener Impfstoffe gegen eine massive Dosis Fleck- 
fiebervirus (Gehirnemulsion von Passagemeerschweinchen) sicher zu 
schützen. Die Impfstoffe wurden teils aus virulenten Organen fleck: 
fieberinfizierter Meerschweinchen, teils aus infizierten Kleiderläusen 
dargestellt, indem die in solchem Material enthaltenen Fleckfieber- 
erreger durch Zusatz von 0,1 % bis 0,5% Phenol, durch rasches Trocknen 
oder durch längeres Stehenlassen abgetötet wurden. 

Bondi: Über Habitus im allgemeinen und Habitus des Dia- 
betikers im besonderen. Die Untersuchung auf bestimmte Habitus- 
merkmale, Körperlänge, Brustumfang und Brustbehaarung ergab, daß 
sich bei den Diabetikern fast dreimal soviel Menschen mit grofem 
proportionellen Brustumfang fanden, als nach der Berechnung, die aus 
der Kontrolluntersuchung von 4000 Soldaten resultierte, zu erwarten 
war. Die Beachtung der Merkmalskombination zeigte, daß im Vergleich 
zu den Kontrolluntersuchungen unter den Diabetikern nahezu fünfmal 


are Menschen waren, die eine starke Breitendimension mit gleich- 
zeitiger starker Brustbehaarung aufwiesen. 


en Google 


=, „Pa 
.“ u 


ze. 


De ES 8 
I IT IT LETTER en 
+ Br N : Een 
` y \ Tè 
\ ur 


. vor 


781. August, 


 Nr.21. Karplus: Zur Pathologie des Halssympathicus. Ver- 
fasser hat 82 Fälle von Sympathicusverletzung durch Halsschuß beob- 
achtet und erörtert ausführlich die okulopupillären, die vasomotorischen 
. und sekretorischen Erscheinungen. In sämtlichen Fällen war eine aller- 
_ dings oft geringe Lidspaltenverengerung vorhanden, in 23 Fällen be- 
stand Enophthalmus, nie Exophthalmus. Der Enophthalmus beruht 
wahrscheinlich auf Erschlaffung des Musculus orbitalis, wobei das Ver- 


balten des Muskels zu den Orbitalvenen die Hauptrolle spielt. Fast 


in allen Fällen fand sich das Symptom der sogenannten sympathischen 
‚Pupillenreaktion, das in Erweiterung der Pupillen auf Schmerzreiz be- 
steht. Vasomotorische Störungen fanden sich nur selten und .wenig 


hochgradig, doch ließ sich in einer Reihe von Fällen, bei denen die 


bloße Inspektion ‘keine vasomotorische Störungen aufdeckte, besonders 
bei Prüfung mit ätherischem Senföl eine deutliche Alteration der vaso- 
motorischen Erregbarkeit nachweisen, Von Sekretionsstörungen fanden 


sich am häufigsten Störungen der Schweißsekretion, .und. zwar bei 
| können, und zweitens dem Sonnenlicht. 


schwerer Läsion des Sympathicus fast durchweg eine Herabsetzung der 
Schweißsekretion, bei leichten Fällen bald verminderte, bald vermehrte 
Sekretion. . 
`.. — Lenk (Wien): Der röntgenologische Nachweis von Gas in den 
Weichteilen und seine diagnostische Bedeutung. Bei Verletzung der 
' Atemwege kommt dem röntgenologischen Nachweis von Luft in den 
‚ Weichteilen in jenen Fällen eine diagnostische Bedeutung zu, bei denen 
‘die Luftansammlung einer Palpation nicht zugänglich ist, z. B. An- 


sammlung im hinteren Mediastinum. Ähnliches gilt für manche Fälle 


| retroperitonealer Darmverletzung. Für die Frühdiagnose der malignen 
. Infektion mit anaeroben Bacillen kommt der Röntgenbefund nicht in 
. Betracht, Auch die benigne Form der Gasphlegmone respektive der 


Gasabsceß läßt sich röntgenologisch gewöhnlich nicht von mitgerissener 


Luft unterscheiden.. Nur der radiologische Nachweis von Gas in den’ 
der Verletzung sichert die Dia- 


Weichteilen mehr als zehn Tage nach 
gnose Gasphlegmone. 
Nr. 22. Deutsch: Über peripher bedingte dissoziierte Empfin- 
dungslähmung. Die. Empfindungsläihmung wurde bei :der Lumbal- 
anästhesie mit 1.cem einer 10%igen Tropacocainlösung studiert. Es 
. ergab sich für die Reihenfolge des Auftretens der dissoziierten Empfin- 


_ dungslähmung folgendes: 
` dann die Schmerzempfindung, gleichzeitig oder später die Hitzeempfin- 


dung, nach einer längeren Pause die Berührungsempfindung und zum 


Schluß die Lageempfindung. Der Verlust der Sehnenreflexe eilte ge- 
wöhnlich. der Kälteempfindungsabspaltung voraus. Die Hautreflexe 
erloschen gleichzeitig oder unmittelbar nach dem Kälteempfindungs- 
verlust. Das Erlöschen der Anästhesie spielt sich so ab, daß -zuerst 
das Lagegefühl und die Berührungsempfindung, dann die Schmerz-, 
Kälte- und Wärmeempfindung zurückkehrt. | a 
= Pozenel: Beitrag zur Radikaloperation des Mastdarm 
Verfasser hat in mehreren Fällen mit gutem Erfolge die totale Becken- 
boden-Muskelplastik vorgenommen. Ihre Anwendung kommt in allen, 
besonders in schwersten Fällen, an Erwachsenen und älteren Kindern 
beiderlei Geschlechts in Betracht. Durch ‚die perineale und dorsale 
Beckenbodenplastik wird eine anatomische Überkorrektur des defekten 
muskulären und fasciellen Beckenbodens, ferner eine Fixierung des ge- 
‚sSunkenen, Mastdarmrohres an seinem natürlichen Halte und der Ver- 
' Schluß der Bruchpforten erzielt. | i 
= Nr.28. Sehüller: Fremdkörper im Gehirn. Die Gefahren 
‚der Absceßbildung und der Ortsveränderung des Fremdkörpers müssen 
dazu veranlassen, bei jedem frischverletzten Fall mit Fremdkörper im 
Gehirn die Extraktion vorzunehmen. .' Von den alten Fällen sind nur 
jene zu operieren, bei denen das Bestehen eines Abscesses oder eine 
e Wanderung des Fremdkörpers festgestellt ist. Eine Kontraindikation 
=, bietet die Anwesenheit zahlreicher kleiner verstreuter Splitter. Als 
weitere Indikationen zur Extraktion kommen in ‚Betracht: motorische 


und sensible 'Reizerscheinutgen, wie. Epilepsie, schwere Trigeminus- | 


neuralgien, Kopfschmerzen, psychische Störungen, ferner die Giftwirkung 
des Fremdkörpers, speziell der Bleischaden, und endlich die sogenannte 


Psychologische und eventuell die militärische Indikation. Bewährt bat- 


Sich die Methode der Extraktion metallischer Fremdkörper unter der 
Kontrolle des -Röntgenlichts mit der Holzknechtschen Gehirn- 
projektilzange. _ Als Behandlungsmethode der Hirnwunde kommt die 
Bar anysche Methode der primären Okklusion der Wunde und Al- 
brecht-Demm ersche Methode der Entfaltung der Hirnwunde 
. mittels Tamponade ‚und gleichzeitigem Ablassen großer Liquormengen 
Mittels der Spinalpunktion in Betracht. 


Nr. 24. Henszelman: Die Mobilisation der inaktiven Malaria 


und ein- neues therapeutisches Hilfsmittel, Verfasser hat bei chronischer 


me, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 88. 


Es fiel aus: zuerst die Kälteempfindung, - 


vorfalls. 


Malaria mit continuierlichem Fieber durch Darreichung von dreimal 
0,1 g Benzol pro die typische Fieberschwankungen hervorgerufen und 
dann mit Chinin vorzügliche Heilerfolge erzielt. et 

- Nr. 25. Kautsk y: Heuschnupfenfragen: Verfasser kommt auf ` 


_ Grund langjähriger Selbstbeobachtungen zu folgenden Schlüssen:: Zur Aus- 


lösung des Heuschnupfenanfalls gehört ein ganzer Komplex notwendiger 
Vorbedingungen, Die wichtigste ist ein familiär konstitutioneller Faktor, 
der im vorliegenden Falle nicht nachweisbar mit anderen degenerativen- 


| Stigmata verknüpft war, abgesehen von einer.gutartigen Myopie. Die | 
Disposition des Heuschnupfers ist abhängig von einer Reihe von Fak- 


toren, die die Erregbarkeit seines Nervensystems beeinflussen: die Er- 
nährung, dem geographisch-klimatischen Milieu, der Jahres- und Tages-: 
zeit. Der bei niedriger Reizschwelle wirksame Reiz besteht aus zwei: 


Komponenten, erstens den specifisch artfremden ‚Eiweißkörpern, die 


gelegentlich unter besonders günstigen Umständen durch unspecifische, 
wohl lediglich mechanisch reizende feine Fremdkörper ersetzt werden 


Wilhelm Müller: Klinische und immunbiologische Unter- 


‚suchungen mit den wasserlöslichen Bestandteilen der Tuberkelbacillen. 
Verfasser hat ausführliche Untersuchungen über das von Deycke- 


Much als M. Tb. L. bezeichnete .Partialantigen des Tuberkelbaeillus 


‚angestellt. Es enthält die wasserlöslichen Bestandteile des Virus und 
wurde bis heute infolge seiner angeblich hohen Giftigkeit aus der `: 


Partialantigentherapie gänzlich ausgeschieden. Es ergab sich; daß bei 
intramuskulärer. und subcutaner Anwendung das Partialantigen M. Tb. L. 
so wirkt wie die übrigen Partialantigene, ja daß es bei leichten Fällen ` 
sehr wohl noch in 100 fach stärkerer Konzentration angewendet werden 
kann wie die Partialantigene A und das Partialantigengemisch. M. Tb. R.. 
Bei mittelschweren und schweren Fällen muß ‘es wie ein Tuberkülin 


gehandhabt werden. Der dem M. Tb. L. vindizierte schädliche Einfluß 
konnte im Laufe einer vier- bis sechsmonatigen Injektiouskur nicht 


festgestellt werden. In manchen Fällen trat Besserung des klinischen 


Befundes und oft auch Heilung auf. Das Partialantigen M, Tb. L. folgt 


dem Gesetze der positiven dynamischen Immunität. und unterscheidet 
sich in seiner klinischen Wirkung prinzipiell nicht von den übrigen 
Partialantigenen, indem auch hier das Prinzip der Quantität als oberste 
Voraussetzung für seine therapeutische Verwendung gilt. POEP 
l Weltmann und Molitor: Über die Serumreaktion bei einem 
Fall von X 19-Infektion (Mischinfektion mit Paratyphus A) in ihrer Be-, 
ziehung zur Weil-Felixschen Fleckfieberreaktion. Bei einem Fall von 
unzweifelhaft. sichergestellter Infektion mit einem X-Stamm, der eine 
vollkommene Übereinstimmung mit den specifischen X-Stämmen zeigte, 
ließ sich im Krankenserum nicht die für- Fleckfieber charakteristische 
Reaktion auslösen. Eas A ME 
Nr. 26. Cafasso und Löw (Graz): Über- die Brauchbarkeit 
der Agglutinprüfung für die Diagnostik der Ruhr. Unter 158 unter- 
suchten Ruhrfällen konnten die Verfasser bei .der Serumprobe in 
97 Fällen, das heißt in 61%, ein positives Resultat. gewinnen. Von: 


` 


diesen gehören elf dem Typus Flexner, drei dem Typus Y und der 


Rest dem Typus Shiga-Kruse an. Der kulturelle Nachweis gelang nur 
23mal. Die Agglutinationsprobe erweist ‘sich z. B. sehr brauchbar in 
Fällen, wo die akuten Erscheinungen vorüber sind und nur noch die 
Folgezustäinde der Erkrankung vorhanden sind. Auch im akuten . 
Stadium sind die Resultate bessere als die des kulturellen Nachweises, 
wenn nur die Probe zur richtigen Zeit angestellt wird. Hingegen ver- 


| sagt die Reaktion, in leichteren Fällen leider recht; häufig. 


Bader: Über die klinische Bedeutung der Muchschen Modifi- 
kation der Gramschen Färbung. Die neuere Färbemethode nach Gram: ` 


Much zeigte unter verschiedenartigsten Bedingungen keine Vorzüge 


gegenüber der alten Ziehlschen Methode. Unbedingt. muß diese als 
die souveräne. Tuberkelbacillenfärbung bezeichnet werden, da sie bei 
leichtester Technik größte Sicherheit in der Diagnose gewährt. G. Z. 


5 Therapeutische Notizen. 


Das Tenosin ist nach E. Kosminski (Berlin) ein unschäd- - 
liches, äußerst wirksames Mittel bei allen -ätiologisch noch so ver- 
schiedenartigen Blutungen in der Gynäkologie. Es empfiehlt sich sogar 
da, wo das Secaleinfus versagt, Wichtig ist die exakte Dosierungs- 
möglichkeit dieses ‚synthetischen Präparats. (D. m. W. 1919, Nr.'30.)' 

Das Kollargol (Heyden) hat Hubert Schorn (Berlin) in der `. 
Augenheilkunde angewendet. Speziell in der 5%igen Lösung und Salbe 
ist es ein außerordentlich wertvolles Mittel, das besonders in der Be- 
handlung secernierender Conjunctivitiden, oberflächlicher Hornhaut- 

I . 


ee z 3 


Pe 


Du u e 


sem = 


ao 
ai gl : 
u 

i 


ai i 
ng Aa 


. restlos ausgeheilt,. Die Heilung konnte noch nach 5Ye Jahren kon- 


1919, Nr. 82.) 


. Ein klinischer Leitfaden. Zweite Auflage. 256 Seiten. Berlin und Wien 


.tungen, worunter sich auch Veronal, Methylalkohol finden, sondern 


Ser 


882 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. 


31. August. 


erkrankungen, sodann bei Verletzungen und in der Nachbehandlung 
von Operationen sehr gute Dienste leistet. Das Mittel verursacht 


selbst bei empfindlichen Patienten niemals eine nennenswerte Reizung. 
(D. m. W. 1919, Nr. 30.) 


Eucupin empfiehlt Fritz Rosenfeld (Stuttgart) bei der Be- 
handlung der Grippe sowie des akuten Gelenkrheumatismus. Bei der 
Grippe gelang es dadurch in der Mehrzahl der Fälle, die Pneumonie 
zu verhüten, der beginnenden Pneumonie aber wenigstens den gefähr- 
lichen Charakter zu nehmen. Man gebe dreimal täglich 0,5 g Eucupinum 
basicum in Oblaten drei bis vier Tage lang. Auch beim akuten Ge- 
lenkrheumatismus hat sich Eucupin bewährt, entweder allein oder mit 
Natrium salieylicum (je 1,0 g mit 0,5 g Eucupin,. dreimal täglich). 
(D. m. W. 1919, Nr, 81.) | | 

. Die Behandlung der Lungengangrän mit Salvarsan empfiehlt Oskar 
Groß (Greifswald). Auch in einem sehr ausgesprochenen Fall ziemlich 
akut entstandener Lungengangrän, bei der es zu einer großen Höhlen- 
bildung mit Plätschergeräuschen gekommen war, konnte durch intravenöse 
Salvarsaneinspritzung innerhalb kurzer Zeit eine vollkommene Heilung 
erzielt werden. Diese dokumentierte sich zunächst in dem Verschwinden 
der elastischen Fasern und des fötiden Geruchs aus dem Sputum, der 
allmählich innerhalb von zwei Monaten vollkommen verschwand. Der 
röntgenologische Befund bewies die wirkliche vollständige Ausheilung. 
M. m. W. 1919, Nr. 31.) 

. Einen Fall von Moellerscher Glossitis und einen solchen von 
chronischer Gingivitis hat Friedrich Schultze (Bonn) erfolgreich 
mit Röntgenstrahlen behandelt. (M. m. W.1919, Nr. 81) = 

Das Friedmannsche Mittel bei Lungentuberkulose ist nach Vietor 
Bock (Charlottenburg) ungefährlich. Frühfälle von Tuberkulose werden 


Anführung der Besonderheiten, wie die Verfärbung des Harns 
nach Einnahme von Methylenblau, Istizin, Thymol usw., eine genaue 
: Erörterung der Kontraindikationen bei der Einleitung einer Sal- 
varsankur, der strikte Rat, z. B. beim Extractum Filieis „die ge- 
setzliche Maximaldosis von i0 g nicht zu überschreiten“, die Angabe 
der Dosierung für die beiden Geschlechter und die verschiedenen 
Altersstufen, ebenso die Empfehlung, ausländische Geheimmittel 
(wie das Tuckers gegen Asthma durch Atropinsulfat und Natriumnitrit) 
zu ersetzen, und der Hinweis, daß bestimmte Stoffe und Zubereitungen 
billiger sind als das Erzeugnis unter Wortschutz. Im einzelnen 
wäre es aber erwünscht, doch noch vorsichtiger bei der Empfehlung 
neuerer, nur wenig erprobter Mittel dem praktischen Arzt gegenüber 
zu sein, wenn auch hier und da das Urteil zurückhaltend ist, und bei 
solchen erst verhältnismäßig wenig angewendeten Mitteln, wie Dial, 
den Arzt nicht durch die Worte „Nebenwirkungen wurden kaum beob- 
achtet“ in den Glauben zu versetzen, es wirke grundsätzlich anders 
und sei weniger different als das naheverwandte Veronal. Insbesondere 
sollte aber der Universitätsprofessor den Arzt über die Nutzlosigkeit 
zahlreicher Mischungen, die neuerdings von den Fabriken auf den Markt 
gebracht werden, wirksam aufzuklären versuchen. — Wenn auch jedes 
ernst zu nehmende einschlägige Lehrbuch dem Arzt die Möglichkeit 
geben will, „das richtige Mittel am richtigen Platze in richtiger Form zu 
verordnen“, so wird doch der vorliegende Leitfaden dem beschäftigten 
praktischen Arzte recht willkommen sein und zweifellos eine häufig in 


neuer Auflage sich einstellende Erscheinung auf dem medizinischen 
Büchermarkt bilden. E. Rost (Berlin). 


Georg Liebe, Die Lichtbehandlung (Heliotherapie)in 
den deutschen Lungenheilanstalten. Leipzig-Würz- 
burg 1919, Curt Kabitzsch, 61 Seiten. M. 3,50. | 

- Die vorliegende Schrift, eine Untersuchung über den jetzigen _ 

Stand der Anwendung der Lichttherapie in den deutschen Heilstätten, 

verdankt ihre Entstehung einer Anregung Kirchners, der Licht- 

behandlung in den Heilstätten mehr Aufmerksamkeit zu widmen als 
das bisher geschehen sei. Sie stützt sich nur auf ein statistisches 

Material, das von Mitgliedern der Vereinigung der Lungenheilanstalts- 

ärzte beigebracht wurde und macht ausführliche Mitteilungen über die 

bisherigen heliotherapeutischen Einrichtungen und Methoden unserer 

Heilstätten und die Erfahrungen ihrer Ärzte mit der Lichtbehand- 

lung. Da die Literatur über den Gegenstand, allerdings bis- 

weilen sehr flüchtig mit berücksichtigt ist, eignet sich die Schrift 

Liebes auch für diejenigen, die sich über die Wirkung der Luft- 

und Sonnenbäder, der künstlichen Lichtbäder und der Röntgenstrahlen 

auf die Lungentuberkulose überhaupt zu unterrichten wünschen. Der 

Zweck der ganzen Arbeit wäre besser erreicht worden, wenn die 

Beurteilung der Lichterfolge weniger einseitig geschehen, wenn der 

Kreis der angefragten Anstalten nicht so eng gezogen worden wäre 

und man auch die Kliniken um ihr Urteil gebeten hätte. 


! Gerhartz (Bon). 

Roßbach, Die Massenseele. Psychologische Betrach- 
tungen über die Entstehung von Volks-(Massen)) 
Bewegungen (Revolutionen). München 1919, Rud. Müller 
& Steinicke. 34 Seiten. 

Das Gebiet, über das sich Roßbach in seinem Vortrage ver- 
breitet, ist der exakten Forschung kaum zugänglich. Immerhin ergibt 
die Geschichte der Revolutionen und anderer Volksbewegungen 
manches Gesetzmäßige hinsichtlich der Äußerungen der „Massenseele 3 
Intellektuell erscheint sie tiefstehend, von einer überwertigen [dee 
beherrscht, primitiv, wandelbar und launisch, sehr suggestibel, von 
ihrer Macht und Kraft überzeugt, automatisch handelnd, von starken 
Affekten geleitet, grausam, zu den gemeinsten und edelsten Taten be- 
einflußbar. Nur ein starker Willensmensch vermag Führer der Masse 
zu werden. Unsere politischen Führer waren willensschwach und ohne 
Kenntnis von dem Wesen der Massenpsychologie. 

Der Vortrag bietet manchen anregehden Gedanken, wenn auch 
der Begriff „Massenseele* erhebliche Bedenken hervorrufen muß, 
Henneberg 
Leo Zimmermann, Saladini de Asculo compendium aroma- 

i ariorum. Leipzig 1919, Johann Ambrosius Barth. 142 Seiten. 
. 8, —. 


statiert werden. (D. m. W. 1919, Nr. 81.) 


Zur Frühbehandlung der Syphilis äußert sich L ev en (Elberfeld). 
Sofort nach Feststellung eines spirochätenhaltigen Ulcus ist thera- 
peutisch energisch vorzugehen. Aber daß man dadurch im seronegativen 
Stadium die Spirochäten immer vernichten kann, dürfte zweifelhaft 
sein. Nach langen Jabren klinisch vollkommenen Freiseins von syphi- 
litischen Erscheinungen kann unvermutet wieder ein Ausbruch erfolgen. 
Trotz Anwesenheit von Spirochäten im Körper kann die Wassermann- 
sche Reaktion lange Zeit negativ sein. - Und auch schon zur Zeit des 
Auftretens des Primäraffekts können sich Spirochäten inner- 
halb der Organe befinden. .Die Ansicht Wassermanns, daß 
in dem Stadium, wo die Reaktion noch negativ ist, der Syphilitiker 
nur Träger der Spirochäten, aber noch nicht eigentlich syphiliskrank 
sei, ist irrig. Ein Bacillenträger beherbergt die Bacillen unter Um- 
ständen dauernd nach vorübergehender Erkrankung oder auch ohne 
solche, ohne daß er weiterhin zu erkranken braucht. Von dem „Spi- 
rochätenträger“ ist aber anzunehmen, daß er mit einer an Sicherheit 
grenzenden Wahrscheinlichkeit den Ablauf einer typischen Syphilis 
zeigen wird, wenn er unbehandelt bleibt. (D. m. W. 1919, Nr. 31.) 

Die Behandlung des weiblichen Trippers mit intramuskulären 
Injektionen von Kochsalzchlorcalciumlösung nach v. Szily und 
Stransky hat, wieW.Schönfeld (Würzburg) ausführt, im ganzen 
derartige Schattenseiten (Schmerzen, Infiltratabsceßbildung), daß eine 
weitere Nachprüfung in ihrer ursprünglichen Form nicht gerechtfertigt 
erscheint, zumal da die Erfolge äußerst mäßige sind. (M. m. W. 


F. Bruck. 


nn 


Bücherbesprechungen. 


C. Bachem, Arzneitherapie des praktischen Arztes, 


1919. Urban & Schwarzenberg. M 10,—. 


Der 1918, S. 402, besprochene Leitfaden hat sich in der zweiten 
Auflage erweitert und verbessert. Mehr als 50 Arzneimittel sind neu ein- 
gefügt, die Zahl der Rezepte ist auf 350 gestiegen, ein therapeutisches 
Register dazugekommen. Ähnlich dem vorzüglichen Lehrbuch der 
klinischen Arzneibehandlung von Penzoldt, der,sich allerdings 
meist auf eigene klinische Erfahrungen und Beobachtungen zu stützen 
vermag, verzichtet Verfasser auf pharmakologische Erörterungen, gibt 
zu jedem der 34 nach klinischen Gesichtspunkten ausgewählten Kapitel 
eine zusammenfassende Einleitung und erörtert bei den einzelnen 
Arzneimitteln nur das für den Arzt praktisch Wissenswerte. Erfreulich 
sind nicht nur der Abschnitt über die Therapie der Vergif- 


In diesem Buche wird zum ersten Male die deutsche uprene 
einer etwa 1448 erschienenen Druckschrift neben dem lateinischen Te 3 
gegeben, die ein Unterweisungsbuch für angehende Apotheker 
bereiter aromatarius) darstellt und als abschließend für die H eilmitte i 
lehre des Mittelalters angesehen werden kann. Der ar 
dieser für die Geschichte der Arzneibehandlung wichtigen Schrift wir 
durch ein eingehendes Register sehr erleichert. E.Rost (Berlin). 


die Erwähnung der Nebenwirkungen bei den einzelnen Mitteln 
die Mahnung zur Vorsicht bei besonders gefährlichen Stoffen, die 


31:. August. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 85.. 


Vereins- und Auswärtige Berichte. | | 
relativ oft auch im jugendlichen Alter. ` 6. Pilzförmiges Aufschießen 
und schnelles Wachstum. . a) Papillomatöse Form relativ. gutartig, _zu- 


weilen multipel. 
auftreten an: a) der zuerst befallenen arolle, b) . oft auch an einer 


anderen Stelle. 


i Dortmund. 
Klinische Demonstrationsabende der städtischen Krankenanstalten 

2,8 Ä _ April—Mai 1919. 

| ee 1; Wiederholter Kaiserschnitt bei ankylofisch quer- 
verengiem Becken. Der Fall ist insofern bemerkenswert, als die An- 
kylose in beiden -Hüftgelenken so hochgradig war, daß die Knie, nicht 
mehr als eine Handbreit voneinander entfernt werden konnten. Außer- 
.dem bestand eine extreme Lordose der Lendenwirbelsäulen. Die- Co- 
habitationen sind offenbar more bestiarum ausgeführt worden. | 

-Der Operations- und Geburtsverlauf war ein vollkommen glatter. 

- Die Frau konnte: ebenso wie beim ersten Kaiserschnitt am zehnten Tage 
mit gut entwiekeltem Kind entlassen werden. 

. 2. Congenitale Mißbildung durch amniotische Abschnärungen. In- ` 
teressant ist bei der vorliegenden Beobachtung der Umstand, daß die 
die Abschnürung verursachenden amniotischen Fäden als bindfadendicke 
Stränge an der Placenta nachzuweisen waren. 

Das Neugeborene. zeigte folgende Mißbildungen: Am rechten 
Unterschenkel dicht oberhalb des Fußgelenkes eine tiefe Abschnürungs- 
furche. Der Fuß ist stumpfwinklig nach außen abgeknickt und zeigt 
 ödematöse, elephantiasisartige Schwellung des Fußrückens. An der 

rechten Hand fehlen der zweite und dritte Finger, am kleinen Finger 
ist dicht ‘am zweiten Interphalangealgelenk eine Abschnürungsfurche. 
An der linken Hand fehlt am vierten Finger -die zweite und dritte 
Phalanx, am dritten Finger die dritte Phalanx. Zeigefinger und kleiner 
Finger zeigen am End- und Mittelgliede Abschnürungsfurchen. 

l ‘3, Zwei Fälle von Uterusperforation mit Darmverletzung. Beide 

Fälle kamen kurz nacheinander zur Beobachtung. | 

Im ersten war mittels Abortzange ein Stück des Coecums in 
die Perforätionsöffnung hineingezogen worden. Das Stück wurde 
reseziert und der Uterus supravaginal amputiert. Glatter Heilungsverlauf. 

” "Im zweiten Falle war die Verletzung mittels Kornzange ge- 
schehen und ein Stück Dünndarm von seinem Ansatz weggerissen. 
Das Stück wurde reseziert. 

. . Mit Rücksicht auf das Alter der Patientin, die Kleinheit der 
Öffnung und die Kürze der Zeit, die seit der Perforation verflossen 
war, wird von einer Entfernung des Uterus abgesehen und nur die 
Perforationsöffnung vom Bauch her umschnitten ` und vernäht. Auch 
hier glatter Heilungsverlauf. 

Hinweis darauf, daß das Schicksal solcher Patienten in der 
Hauptsache von der Erkennung der stattgehabten Perforation und der 
sofortigen Überführung in die Klinik abhängt. 

Der glückliche Verlauf des konservativen Vorgehens im zweiten 
Falle wird E. veranlassen, diesen zum erstenmal gemachten, Versuch 
~ bei geeigneten Fällen zu wiederholen. 

Fabry: Über Lupuscarcinom. Für die exfoliative Form 
des Lupusist charakteristisch: 1. Große Flächenausdehnung 
mit Lokalisation im Gesicht, den Extremitäten und am Körper. 2. Ser- 
piginöses Fortschreiten unter spontanem Abheilen centraler Stellen und- 
unter Exfoliation mit oberflächlicher Vernarbung. Das Lupuscarcinom 
findet auf diesem Boden eines flächenhaften ‘Lupus die günstigsten Be- 
dingungen für sein Entstehen.  Pathologisch-anatomisch erklärt sich der 
Vorgang so, daß bei der Spontanbeilung des Lupus nur zu leicht Horn- 
perlen abgeschnürt werden. Diese können jederzeit der Anlaß werden | 
zu atypischer Epithelwucherung, also zum Lupuscarcinom. Methodisch 
mitSchridde durchgeführte Untersuchungen von Lupus initialis und 
serpiginosus, zeigen, daß eine Verlängerung der Hornpapillen immer 
die erste Reaktion auf ein Lupusknötchen in der Cutis ist, 

Zu unterscheiden ist natürlich echtes Lupuscareinom, also Car- 
cinom auf oder in lupösem Gewebe und Careinom in Lupusnarben. 
Histölogisch findet ‘sich aber in klinisch anscheinend ausgeheilten 
Lupusnarben fast. immer noch Lupusgewebe. Die Lupuscareinome 
pflegen schnell zu wachsen, denn der Boden, auf dem sie’ entstehen, ist 
für die Entwicklung äußerst günstig. Sie entstehen oft an mehreren 
Stellen i im Bereich des.Flächenlupus zugleich oder häufiger nacheinander. 

Häufigkeit des Vorkommens. F. hat sein früheres 


Tillmann lautet: Nach der mikroskopischen Untersuchung handelt 
Epithel finden sich dichte kleinzellige Infiltrate und an mehreren Stellen 


Der Befund im Falle Räggel: 
suchung zeigt, daß es sich um einen papillären, nicht verhornenden 


Plattenepithelkrebs handelt. Unter. dem Epithel finden sich dichte 
kleinzellige Infiltrate und an mehreren Stellen Tuberkel mit Riesenzellen. 
Röntgentherapie mit Vorsicht, denn bei häufig wiederholten. Bestrahlungen 
von Lupus ist Careinomentwieklung beobachtet worden. Eigene Er- 


durchführbar. 
Gerade beim spontan heilenden pas sclerotisans ist die Mög- 


lichkeit zu oft gegeben, daß Fpithelkeime überwuchert im Narbengewebe 
eingeschlossen werden. Die Keime können schlummern, aber jederzeit 
zum Wachstum gelangen. Traumen, Insulte befördern diese, Auch 
diese Art von Careinom ist geeignet, ein Streiflicht zu werfen auf die 
Genese der Carcinome überhaupt und rechtfertigen den. Standpunkt der 
pathologischen Anatomie, die keine andere Theorie w wie die des atypischen 


Epithelwachstums gelten lassen will. 
Bei den beiden zuletzt operierten Fällen war a: Umstand, ‚daß 


Heilung der Carcinome. In beiden Fällen mußte wegen der Größe des 


Carcinoms Haut implantiert wer den und die Implantationen hafteten gut, 
regnen en folgt.) 


Gießen. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 18. Juni 1919. 


. tienten mit multiplen cartilaginären Exostosen, die 
das ganze Skelettsystem betreffen mit Ausnahme “des ‚Kopfes. 


Mutter leiden an derselben Störung. 
Specht:. Erfahrungen mit“ der Thiesschen rhythmischen 


Stauung. Vortragender schildert zunächst den Thiesschen Apparat 
in seiner ursprünglichen Gestalt,- die neuerdings. eine praktischere 
Modifikation erfahren hat (durch einen Aneroidbarometer, 
der mit einer Kohlensäurebombe verbunden ist, wird regelmäßig der 
Gaseinfluß unterbrochen und dann wieder betätigt). Gegenüber dem 


ein Fortschritt, als während der Staupause das venöse Gebiet ent- 


lastet wird. 
“drei Minuten Pause. 
.gedehnte Gewebseinschmelzung. - 


Bei sehr starkem Ödem riskiert man aus- 
Bei Gelenkinfektionen 


dagegen ausgezeichnet. Von 144 Fällen, die ohne vorherige 


18,5%. Bei 98 chirurgisch behandelten Fällen: war die Mortalität 
48,1%. Anfangs wurde 2—3, später 6—8 Tage gestaut. Im Gegen- 


phlegmone versagte die rhythmische Stauung völlig bei der so- 
noch über die vermutliche. Art der Wirkung. Das Basödemserum 


war weniger wirksam als die rhythmische Stauung. 


Plattfüße. Gegen®tand des orthopädischen Turnens sind vor allem 
noch nicht fixierte Haltungsanomalien (krummer Rücken, Skoliose). 


(10 Fälle) und das jetzt in Behandlung stehende Material (5 Fälle) | y ortragender demonstriert eine eroße Zahl von Übungen und erläutert 
nochmals durchgesehen und folgendes festgestellt: 1. Ausdehnung des | ihre anatomischen Wirkungen, i | Ä St 
Lupus auf große Flächen, und zwar in squammöser exfoliativer Form. ENIE ER 
2. Langes Bestehen, Jahre, Jahrzehnte. 3. Trauma zuweilen, so in den : L j 
‚beiden vorgestellten Fällen, bei- dem einen Lokalisation des papillösen eip zig. 
Careinoms 'in . der Gegend der linken Schulter, des anderen in der Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 15. Juli 1919. 

` v. Strümpell: a) Diagnose der Osteomalacie mit Demonstra- . 


Gegend des linken Olecranons. 4. Nur in einem Fall Entwicklung .des 
tionen. In den letzten zwei Jahren sind fünf Fälle von Osteomalacie 


Careinoms auf einem Lupus exulcerans; in. diesem Falle besonders 
im Krankenhause zu St. Jakob beobachtet worden, die sämtlich Frauen: 


rapides Wachstum. 5. Meist im Alter zwischen 40 und 60 ei 


- g 3 
’ 7 m ` x F z 3 $ ' E yi = $ . 2 G 
, pi a , ne a : TE S a i 
* . N ` EL ; g3 Ea 5 7 EoI E ` : 
s a ` i 2 A MS: $ g 
; . ' . ` m i ; ; <o 
R . .. 7 . i `~ = A er, 
; ai f . N , 7 
; l ] ay ; Zu i 
er i Eee f 


b) Uleus-exedens-Form, maligner. 7. Rezidive’ können 


Der pathologisch-anatomische Befund (Se hridd e). in dem Fall i 


es sich um einen nicht verhornenden Plattenepithelkrebs, Unter dem. 


- Tuberkel mit Riesenzellen. ` 
Die mikroskopische : Unter: | 


fahrungen mit dem modernen Apparat. für Röntgentiefenbestrahlung 
haben wir nicht. Chirurgische Behandlung zu ‚bevorzugen, :WO en 


Deere mir e a an 
a T e A 
a . 


ai i * 
— re... 
PTR TI PEST TD nen 
è 5 SE R a 4 - PE bi Se, 
SF + N m 
a = 


"mitten im lupösen Gewebe operiert wurde, ‘kein Hemmnis für die | 


Sundheim demonstriert vor der Tagesordnung einen Pa- 


Heredität ist hier nachweisbar: ein Onkel, ein Bruder und die 


alten Bierschen Verfahren ist die rhythmische Stauung insofern 


Vortragender staute gewöhnlich zwei Minuten, darauf _ 


waren die Erfolge nicht so sehr günstig, bei der Gasphlegmone `. 
Wundrevision gestaut wurden, starben 21, das sind .14,5%.. l 
Von 38 Fällen mit vorheriger Wundrevision stärben 7, gleich a 
satz zu der gut beeinflußbaren sogenannten braunen Gas- 
genannten blauschwarzen Form. Vortragender spricht .dann .: 


Brüning: Orthopädisches Turnen mit Vorführungen.. Infolge | 
der schlechten Ernährung findet man zurzeit sehr. viel Skoliosen und Re 


` 
oo. A A u B < 
Kr S , a E i E 
x % i - 
s % A h 
I>. v E . pe Ç > a 
en ar . 7 $ ` ee g 
- P 7 ee i -gm $ . Fo - R ó 
ea 4 aE Lean mt m p apra m $ D , P er x 
R i E a wen à A ö TR nn tn an en i 
À, -. SE a T, a FE Bar E PETE m nn en een nn een ha 
BESTER ee -2 un De 3 . ga i ne ” we enoo 
BAR A RI RDE - Fe Ak - - ` jE y De ars `oe . 
$ a EP 5 FAA ` 4 z Pe I FE En ER Re, ee ee R 
Br ER n ia Be EE a “ ir 
= werner Eee SER NAA 


š -> 
x x 
nre: se Srne a er yeee re 
b Sia re a E A 
er = In 2 a et 


y 
a array Aep 
ee ge 
: a 
were = `. 


er 
> 


Towa- =e s- 


884 


betrafen. Die Krankheit ist also hier sehr viel seltener, als sie nach 
Berichten aus Wien dort zu sein scheint. Drei der Fälle werden vor- 
gestellt, es handelt sich um eine ältere und zwei jüngere Frauen. Die 
Krankheit wird oft im Anfang nicht erkannt wegen der wenig prä- 
gnanten Erscheinungen, denn es treten dabei zunächst schmerzhafte 
Empfindungen ohne jeden objektiven Befund auf, vor allem in den 
Beckenknochen, der .Wirbelsäule, dem Kreuzbein und im Thorax. 
Charakteristischer sind die eigentümlichen Gehstörungen, und zwar 
wird der Gang mehr humpelnd als watschelnd. Das Knochensystem 
wird äußerst druckempfindlich, besonders auch die Rippen, an denen 
häufig ein auffallendes Federn beim Zusammendrücken derselben fest- 
zustellen ist. Bemerkenswert ist weiterhin eine Verkrümmung der 
Wirbelsäule in Form einer runden Kyphose, hauptsächlich der oberen 
Brustwirbelsäule, wodurch die Kranken oft erheblich kleiner werden, 
ein Zeichen, das sie zuweilen zuerst zum Arzt führt. Röntgenologisch 
sind besonders deutlich die Veränderungen am Becken, das die be- 
kanrte Kartenherzform bekommt, aber schon lange vorher eine Aufhellung 
der Knochenstruktur erkennen läßt. Häufig tritt schon vor dem 
Manifestwerden der Krankheit Amenorrhöe auf. Die osteomalacische 
Lähmung betrifft die Heber der Beine, vor allem den Ileopsoas. Es 
ist noch nicht sicher entschieden. ob es sich dabei um eine Muskel- 
lähmung handelt, oder ob sie durch die Verschiebung der Ansatz- 
punkte des Muskels hervorgerufen wird. Ob außer den Ovarien noch 
andere innersekretorische Störungen, wie die Wiener Schule annimmt, 
für die Entstehung der Erkrankung verantwortlich zu machen sind und 
inwieweit dabei die langdauernde Unterernährung eine Rolle spielt, 
läßt Str. ungewiß. Therapeutisch hat sich am besten Phosphor- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. 


- PIE an. 
lebertran, lange Zeit hindurch fortgegeben, bewährt. Die Schmerze 
ließen bei dieser Medikation nach und die Kranken fingen wieder an 
zu gehen. Ferner wird Kalk verabreicht. Die Wiener Schule ver- 
wendet weiterhin Adrenalin subeutan; über den Erfolg dieser Behand- 
lung fehlt Str. die eigene Erfahrung. EEM e.: 

b) Fall von congenitalem Myxödem. Es handelt sich um ein 
Kind von fünf Jahren von kretinoidem Typ, das gehen, aber nicht 
sprechen kann. Die Haut ist spröde, das Haar kurz und struppig. Als 


therapeutischer Versuch soll dem Kinde eine Basedowschilddrüse im- 
plantiert werden. 


Läwen und Reinhardt: Krankheitsbild der Oxyuriasis des 
Processus vermiformis. Durch die Oxyuriasis des Wurmfortsatzes können 
echte appendieitische Anfälle mit akutem oder mehr subakutem Beginn 
ausgelöst werden. Charakteristisch sind das seröse Rxsudat und die 
Eosinophilie, die die richtige Diagnose zu stellen erlauben. Bei der 
anatomischen Untersuchung zeigt sich durch die Oxyuren das Epithel 
zum Teil zerstört, abgewühlt; die Parasiten können bis in die Sub- 
mucosa eindringen, ebenso auch in das Iymphatische Gewebe. Sie 
liegen in mikroskopischen Schnittpräparaten in der Regel reaktionslos 
im Gewebe. Doch können appendicitische Anfälle, auch öhne daß die 
Oxyuren in das Gewebe eindringen, ausgelöst werden; es findet sich 
zuweilen vollkommene Verlegung des Lumens des Wurmifortsatzes 
durch die zusammengeballten Eingeweidewürmer mit consecutiver Kot- 
stauung. Auch chronische appendieitische Störungen, bei denen sich 
anatomisch oft Lymphstauung und eosinophile Zellen in der Darmwand 


finden, können durch das bisher nur wenig bekannte Krankheitsbild 
veranlaßt werden. | Mohr. 


Rundschau. 


Die Sozialisierung der ärztlichen Hilfe 1). 


Von 
Augenarzt Dr. Agricola, Hannover. 


I. 


Das in unserer ärztlichen Presse oft in verschiedensten 
Sinne gebrauchte Wort Sozialisierung ist dem Sprachschatze der 
sozialistischen Volkswirtschaftslehre entnommen und bedeutet dort 
eine Umbildung von Großbetrieben mit dem Ziel der Ersetzung 
kapitalistischer Privatwirtschaft durch sozialistische Gemeinwirt- 
schaft und erhöhter Beteiligung der Arbeitnehmer und Allgemeinheit 
an Gewinn und Betriebsführung. 

Sie sehen sofort, in wie begrenztem Sinn ein solcher Begriff 
auf unsern ärztlichen Einzelbetrieb — und davon soll heute allein die 
Rede sein, nicht von dem Gesundheitswesen im allgemeinen — 
übertragen werden kann. Sowohl Objekt wie Zweck des Sozia- 
lisierungsverfahrens sind hier und dort ganz wesensverschieden. Aber 
der Begriff ist nun einmal gewaltsam auch auf unsere Verhältnisse 
bezogen und wir müssen uns nun wenigstens bemühen, ihn mit einem 
vernünftigen Sinne zu erfüllen. Ich fasse diesen Sinn dahin zu- 
sammen: Sozialisierung der ärztlichen Hilfe bedeutet eine neue 
Regelung der sachlichen Beziehungen zwischen Arzt und Kranken 
mit dem wirtschaftlichen Ziele der Ersetzung ärztlicher 
Privatwirtschaft durch gemeinwirtschaftlichen Betrieb und dem 
idealen Zweck der Gewährung bestmöglichster ärztlicher Hilfe 
in gleichem Maße an alle Glieder des Volkes. Zugleich bedeutet 
für uns Ärzte Sozialisierung der ärztlichen Hilfe die Setzung eines 
ganz neuen Abhängigkeitsverhältnisses; nämlich zwischen Ärzten und 
den ihnen überzuordnenden bürokratischen Instanzen, den Funktio- 
nären des Staates, der Gemeinde oder sonstiger Vergesellschaftungs- 
körper, eines Verhältnisses, wie es analog schon zwischen Ärzten 
und Kassen besteht. Hier kann das Ziel der Sozialisierung nur er- 
höhte aktive Teilnahme der Ärzte als Arbeitnehmer an der Führung 
des Betriebs und Sicherung gerechter Arbeitsbedingungen sein. 

Zwei Formen der Sozialisierung ärztlicher Hilfe sind möglich: 

1. Aufhebung der freien ärztlichen Praxis durch Enteignung, 


Führung des ärztlichen Betriebs durch beamtete Ärzte, bürokratische 
Leitung desselben durch Öffentliche Funktionäre. 


2. Erhaltung der freien ärztlichen Praxis in ihrer alten per- 


sönlichen Form; dagegen schrittweise organische Umwandlung ihres 
wirtschaftlichen Charakters zu einer Öffentlich-rechtlichen Angelegen- 
heit bei gesteigerter sozialer Bindung des Arztes, 


1) Referat, gehalten vor der Ärztekammer der Provinz Hannover 
am 18. Juni 1919. 


N A nen 5 


— 


Nach dieser ersten Umgrenzung unseres Problems fragen wit, 
welche Motive haben denn eigentlich zu der Forderung einer Soziali- 
sierung der ärztlichen Hilfe geführt und welche Stellung‘ müssen 
wir Ärzte zu ihnen einnehmen? Es ist vor allem das Bewußtsein des 
Armen und wenig Bemittelten, daß ihm zur Wiederherstellung seiner 
enschütterten Gesundheit nicht die gleichen ärztlichen Möglichkeiten 
zu Gebote stehen, wie dem Reichen, obwohl gerade für ihn die 
körperliche Gesundheit in Hinblick auf seine wirtschaftlichen Lebens- 
notwendigkeiten ein noch unentbehrlicheres Gut bedeutet wie für 
den Reichen. Es wird niemand leugnen wollen, wie gerade auf 
diesem Gebiete der menschlichen Gesundheit die Beschränkungen der 
wirtschaftlichen Schwachen als besonders drückend und besonders 
bitter empfunden werden müssen. Die klare Einsicht dessen hat ja 
auch schon lange das soziale Gewissen geweckt und die bekannten 
großzügigen Einrichtungen privater und staatlicher Fürsorge ge- 
schaffen, die nach einem möglichen Gerechtigkeitsausgleich in dieser 
Richtung streben. Trotzdem sind gerade die krankenversicherten 
Klassen die Träger des Sozialisierungsgedankens, weil sie das Mab 
der ihnen gewährten Hilfe als ungerecht und unwürdig empfinden. 
Wir Ärzte wissen es ja am ehesten, alle jene sozialen Einrichtungen, 
so großzügig und großarti& sie auch sein mögen, leisten nicht mehr 
als ein unumgänglich notwendiges Mindestmaß ärztlicher Hilfe. 

Gewiß, niemand wird die Gewährung jedes ärztlichen Luxus 
an jedermann fordern; aber mehr als die Kassen leisten, heischt der 
Volkswille allerdings. Er fordert die Garantie einer möglichsten 
Höchstleistung an ärztlicher Hilfe. Diese Forderung findet 
bei uns Ärzten lautesten Widerhall, einhellieste Unterstützung. Denn 
sie bedeutet eine Reform, einen grundsätzlichen Neuaufbau des 
ganzen Versicherungswesens. Das aber ist seit langem Hauptforde 
tung unseres Programms. | N 

Für die wirklich Wohlhabenden liegt zweifelsohne €m 
Bedürfnis nach freier ärztlicher Hilfe nieht vor. Diese Kreise sollen 
aber auch nach dem Sozialisierungswillen des Volkes nicht die 
Nehmenden, sondern im Interesse eines gerechten Ausgleichs die 
Gebenden sein. Weite Kreise des Mittelstandes aber werden sich 
in den kommenden Jahrzehnten oft bitterer Not gegenübersehen, 
der der Einzelne ohne die vorausschauende Fürsorge der Allgemein 
heit unterliegen muß. Für diese Schichten kann die Bedürfnisirag® 
nicht verneint werden. Ein solches Sozialisierungsstreben, das dem 
Reichen das Notwendige beläßt und dem Armen das Notwendig? 
gibt, wird bei uns Ärzten sympathischer Aufnahme und Unterstützung 


gewiß sein können. Nur über Maß und Art solchen sozialen Aus- 
gleichs heißt es sich zu einigen. 


* x 
* 


Neben dem wirklichen Bedürfnis der Kranken wird I 
em auf ganz anderem Gebiet liegendes Motiv für die Sol 


Digitized by Google 


- ` 


. `’ 


i r . 
a P e ee e y 
taa pR E a, a o, a r 
ia a me Tye Ser 5 w .. 
. A 
e > 5 k si 


. = rgs i in DR > Do 
Re _ 5 ; nos i 
: o >; = 3 


- durehgesetzte :Bindungen wird bei der Ärzteschaft kaum auf Wider- 


-stand .stoßen.. Die Selbstorganisation der freien Arztwahl durch die 


-- Die 
‘ihrer Aufgabe, -Schädlichkeiten ‚abzuwehren, 


‚. Träger ihrer Aufgaben längst Beamte. 
Arzte und die Pflege der ärztlichen Wissenschaft und Kunst ist längst | 


Ärzte hat die ‚Fruchtbarkeit solcher organisch entwickelter- Gebun- 
denbeit durchaus erwiesen. Und jede, Sozialisierung' auf dem Wege 


' einer allgemeinen Volksversicherung hat solche -gesetzliche Birt 
dungen zu ihrer ersten Voraussetzung. Strittig sein. kann wiederum. 


zur das Maß solcher äußerer Gebundenheit. — . SR 
öffentliche Gesundheitspflege ist . gemäß 
denen der 


machtlos gegenüberstehen- würde, längst sozialisiert, die ärztlichen 
Auch die Ausbildung der 


Staatssache geworden. Es .ist jetzt nur die aktuelle Frage, ob der 


Staat diese: gewaltigen Organisationen noch dadurch krönen soll, 
daß er durch ‚gesetzliche Maßnahmen, durch Erhebung der ärztlichen: 


Privatwirtschaft zu einer Öffentlich-rechtlichen auch noch. jedem 


Bürger die Garantie bestmöglichster. ärztlicher Hilfe gewährleisten 


"soll. Auffassung des Sozialismus ist dies auf jeden Fall. Dies geht 


‚nicht nur aus der-Forderung des. Erfürter Programms nach Unent- 


geltlichkeit der ärztlichen Hilfe für jedermann hervor. - Ganz allge- . 


méin sieht der Sozialismus im Staate den Fürsorger, die allmächtige 
Vorsehung dea Einzelnen. 


erkannt. Im freien Spiel der Kräfte, in der aus Selbstverantwortungs- 
gefühl, geborenen Selbstfürsorge des Einzelnen glaubte er dessen 


Gesundheit besser geborgen, als durch eine Art bevormundender Für- - 
gegenüber zeiner . 


sorge, die das Verantwortungsgefühl des Einzelnen 


‚sozialen Pflicht, gesund zu sein oder zu ‘werden, lähmt. 


/ Welche Ansicht aber nun auch die unsere sein mag, seit dem 


"Siege der Revolution ist die sozialistische Anschauung die im Staate 


‘ herrschende, und wir müssen uns 


‚das über uns verhängte Schicksal sein. Wir können ‚nicht mehr mate- J. 
-Tielle iind ideelle. Forderungen stellen, als ständen wir noch in der 


praktisch mit ihr auseinander- 
setzen. - | | | 


Prüfen wir also in möglichster Unbefangenheit die praktischen - 


Möglichkeiten einer Sozialisierung. Die rein verwaltungstechnischen 
Fragen freilich und die finanzieller Art können hier unmöglich er- 


örtert werden oder doch nur, soweit sie entscheidend auf‘ ‚unsere. 


ärztlichen Gesichtspunkte zurückwirken. 


Als oberste Richtschnur gelte uns 
der Allgemeinheit der Kranken, erst in zweiter Linie das 
der Ärzteschaft. Gewiß, - jede Einrichtung, die die - sittlichen 
Standes ge- 


und materiellen Lebensnotwendigkeiten unseres 
fährdet, gefährdet auch das vitale Interesse, das die Allgemein- 
heit an der Erhaltung eines auf voller ethischer und beruflicher Höhe 
stehenden: Arzttums hat. Wir werden deshalb mit allen Mitteln und 


uns möglichem Nachdrucke geltend machen müssen, daß durch die , 


‚Vernichtung .der geistigen Werte .eines ganzen großen, hochver- 
dienten, für das Staatsleben’ hochbedeutsamen, ja. ganz unentbehr- 


‚lichen. Standes die Allgemeinheit selbst am allerhärtesten getroffen 


‚würde, _ 


.- Nicht aber wollen wir in beschränkt. einseitigem Standesinter- 
‚esse. uns allgemeinen Notwendigkeiten verschließen. Die bittere wirt- 
‚schaftliche Not, der unser Vaterland entgegengeht, wird auch uns. 


in ihre Strudel reißen. Harte Arbeit und gerimger Lohn. wird auch 


‚Blütezeit vor dem Kriege. Die Not der Gegenwart. würde_einfach 


über sie hinweggehen.. Voraussetzung solcher Bescheidung freilich 
‘wäre, daß alle Glieder und: Stände des. Volkes sich wirtschaftlie 


‚umstellen lernten und nicht aus unserem Verzicht ungerechten Ge- 
‘winn zögen, - ee A ; (Fortsetzung folgt.) 


2 ? ` $ 
— 


TE 


Einzelne 


Der alte Staat hat diese. Pflicht nur 
gegenüber den wirtschaftlich ganz Schwachen und Unmündigen an- 


zunächst das Wohl.. 


~., Fe Te IL AANE A 


ETM a S 


Schmerzäußerungen erspart. -Außerhalb der Spr echzeit 


halte man das Sprechzimmer verschlossen; einen . 


Schlüssel habe der Arzt selbst, einen zweiten. eine zuverlässige ‚Persön- 


lichkeit des Haushalts (Hausfrau, Haushälterin). Das Abschließen ist . 
besonders da- wichtig, wo Kinder und nichterprobte Dienstboten: im - 


Hause sind, um unerwünschte Neugierde (ärztliche Bücher!) fern- 


zuhalten und Unglücksfälle durch ‚starkwirkende Arzneimittel. zu `>. 
vermeiden. | a | a 


„Im allgemeinen ‚wird bei kleinerer Wohnung (Stockwerkwohnung) 


ein Telephon auf dem Flur, unter -Umständen -mit Wecker. im. - 
. Schlafzimmer, genügen. Im Arzthause empfiellt sich. ein Telephon 


mt Um- und Durchschaltkasten. für Anschlüsse nach ‘dem 


Sprechzimmer (am bequemsten ein. sogenanntes Tischtelephon), vach 
dem Schlafzimmer (Telephon auf dem Nachttisch), nach dem Vertreter- : 
zimmer, nach der Wohnung des Chauffeurs beziehungsweise Kutschers 
(falls dieser nicht im Hause wohnt). Das .Zentral(post)telephon ist auf- 


dem Flur, der Diele oder dergleichen anzubringen, möglichst in der 
Nähe der Küche. Für ein’Arzthaus ist außerdem eine kleine Haus- 


telephonanlage (wichtigste Wohnzimmer, -Sprech- und Behand- 
sehr zweckdienlich, da es viel. `- 


lungszimmer, Küche, Stall, Kutscher) 
Lanferei und Ruferei erspart. 
| Vomi deutschen Arzt im Auslande. u 
“Vor dem Kriege standen die deutschen medizinischen Fakultäten 


im Ausland bekanntlich im‘ besten. Rufe. Ein Dr. med. Heidelbergensis 
durfte in.Amerika darauf rechnen, den meisten amerikanischen Ärzten 
|: vorgezogen zu werden. 
„Morgenblatt“ (Kristiania) ein - norwegischer Arzt aus China, ` die 
einen für alle anderen beschämend ` 


‚Noch kürzlich erklärte im norwegischen 


deutschen Ärzte hätten in Ostasien , | 
hoben Ruf“ genossen. Beider hät die feindliche Propaganda auch hier 


auf diesem Gebiet gearbeitet. Mit Vorliebe verbreitete man Nachrichten . 
über. barbarische Behandlung Gefangener durch deutsche Ärzte, Schauer- . 
märchen, die auch in der neutralen Presse Widerhall fanden. Das ist 
um so bedauerlicher, als der großen Überproduktion an’ Ärzten in : 
Deutschland in anderen Weltteilen ein fühlbarer Mangel gegenübersteht. , 
So können z. B. in Nordnorwegen, diesem zwar etwas unwirtlichen, aber `. 


reiche Entwicklungsmöglichkeiten bietenden Teile des Landes nicht 
einmal die gutbesoldeten staatlichen Kreisarztstellen besetzt werden. 


‚Man hat einzelne Stellen jetzt mit Isländern besetzt, ‘den Mangel aber ` 
noch nicht beseitigen können. Ohne daß bisher Stellungsgesuche aus : 


Deutschland. vorlagen, erklärte sich offenbar infolge der feindlichen 


Preßhetze der norwegische Medizinaldirektor in eiüem Interview-gegen 
die Anstellung deutscher Ärzte. Er begründete dies- mit. der- durch. den 


Krieg verursachten oberflächlichen Ausbildung vieler deutscher „Kriegs- 
ärzte“, die durchaus einseitig auf die‘Bedürfnisse des Feldes zugeschnitten 


gewesen sei. -Ich bin überzeugt, daß die jungen Ärzte, -die sich berufen . 

fühlen, die deutsche medizinische Wissenschaft im Auslande zu ver- 

' treten, diese Äußerungen bei ihrer Ausbildung beachten werden. - . 
© | i po ' > Dr. A. Jürgens. 


=- Tagesgeschichtliche Notizen. 
Na der redaktioneli gezeichneten Mitteilungen nur 
a TEREA OT Quuffensngahs gestattet) 7 


-- Es lohnt sich die‘ Frage aufzuwerfen, warum die als Heeres- . 
'bestände lagernden Vorräte an Arzneimitteln noch immer nicht in zu- 


reichender Weise für den Vertrieb in den "Apotheken freigegeben 


rel - Denn auf. der einen Seite liegt unzweifelhaft eine Knappheit 
zo vor und ganz besonders auch an solchen Arzneistoffen, 
welche in _zweckmäßiger Tablettenform vorrätig gehalten werden. 


Gerade in dieser Weise zubereitete Arzneimittel haben sich aber in un- 


en a eh ka BP DE Teak EEE o 2 
- Ede RE ae . 
” . We: ia Be a A s.. .. -. . a 
E i e i BEN RR: wur. aS A a f -i rE ur: an, es ; 
EN LITE a A 
BEN: ANSZIR ILS net 
N f e i m. if INPiH 1” WEL y o 
X A f $ >F. į 2 4: . A 
j Kos ’ P 


ee a 7 REIER Ca 
| 8t August:, O O 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — N. 85.. 00O O O 0000o o 88 n, 
_ sierung ins Feld geführt. Ein- Şpottwort sagt, ein kluger ‘Arzt mache Einige Ratschläge .für die Niederlassung des Allgemeinarztes: 
. seinen Kranken nicht”allzu rasch. gesund. Diese angebliche wirt- o A E e a E a a Von a S e E a TO T, 
schaftliche Interessiertheit. des Arztes an der Krankheit ist- es, die. ee a T E E n 
zwischen Arzt und Kranken tatsächlich .oft eine gewisse Spannung | Marie Salsa Dr. M, Kritzier, $ NE 34) KE 
‚aufrechterhält, wobei dann freilich vergessen. wird, daß der Arzt doch | Die Tü ER S h E a T T ; W rte- f A 
‚auch ein ser wesentliches geschäftliches Interesse an der raschen |. ,. ZP AUTE n_zum ‚Sprechzimmer, „mit. Aus nahm N ni res 
Heilung des Kranken haben muß. Es: ist: dieses Motiv des MiB- |. "Immer, schließt man am besten von innen ab, damit einem nicht `- = 
trauens Teil eines viel allgemeineren. Die hemmungslose freie ärzt- | Wnerwartet. Ungeschickte oder Zudringliche. mitten in Untersuchjingen Mu 
' liche Konkurrenz und. Privatwirtschaft hat zusammen mit dem Not- | Mneinplatzen. Entläßt man Kranke nicht -dureh das- ‚Wartezim ns 2: 
stande der Ärzte nicht selten-zu’ Formen des ‚Wettbewerbs geführt, | 50 schließt man die Türe zum Flur sofort. wieder hinter ihnen ab. = — 
diè mit den hohen ethischen Zwecken der’ ärztlichen Tätigkeit in | Fin vorzugsweises „Hintenherumannehmen“ von Kranken ist abu- >, 
‚traurigem Gegensatz standen. Eine planvolle Einschränkung solcher | Taten, da es zu kleinen „Revolutiönchen, zul mindesten AU Un, a t 
ungezügelten freien ärztlichen Wirtschaft durch maßvolle, am`besten | Nehmen ‚Zwischenfällen und Erörterungen im Wartezimmer- ‚führen . 
aus uns selbst herausgeschaffene, vom Staate sanktionierte und.| Kann. Solche: Kranke: bestellt man. sich am besten‘ zu einer.. be-. Ra 
Si & | ider- | $Stimmten Zeit‘ unmittelbar vor oder nach der Sprechstunde. Alle B 


Verbände, Eingriffe oder dergleichen stellt man auf das: Ende der > >: 
Sprechstunde zurück, da man- sich-selbst auf diese Weise Zeit, deR ~ 

-| Michtchirurgischen Kranken aber den Anblick. eines in Tätigkeit ge- u 
 wesenen Zimmers mit blutigen’ Verbandstoffen und gebrauchten.In- `> -` i 
. strumenten sowie das Anhörenmüssen nicht immer `zu- vermeidendr 


Zr 
on... u 
j DE . 


i 
a een: 
TER A 
: ; 


. ` el ae 
š $ E 
r . AA BEP E 
5 T A A . 

jo. an) ea a 

T i a TI P diea en 
A a ES 

S - TE e E AS Bas Wen 7 


EN 


3 
x C = 
aAa 2 
TI 

5 >. -w ale 


~ 


’ 
k L E erty 
Laer ` t 
al CH 

A 
t ai B EL 
uf nt 
Se, Far 

ne DEE A 

$ na ra 
Beer: m“ 

.. “a 
4 e oa ek 
Fre u on 

z l. Tor. ee 
K Lir o 
f MPRE OA 
yo Ze Ri r 
S E Sa 
a #0 er + , 
EN 
ORERE Ea 

ne Br 19 
| 
ME ET AN A 
paea [En hr 
se nl = 

A * ari ; I, 

ee N T na 
a eae t 
Fytti (Ei H 1A 
2 .y p 
AE E O tr In 
De Sa 
Cd a E A- 
STE we 

N: ! 
D $ ı 
opa D 
RA £ E Pa 
sa oral Egt 
eo ooer a 
ta 
REISE E 
Te, 
Ba n CPER oa 
ER 
4 ae Dr et 
2 en Li g T 
gr b lata IA 
e T ELN 
h 2 aN FENA 
FENG 
ne EN 
ATA Sees h 
MPE I t . 
è Er FE By 
SR ee 
Sa r Ar, 
g E A 
EERI ETT S 
ed 
e Ki 
í ? t 
t ria Sla A 
ie Patapi E 
N g 2 eh 
l e 
ar Seide 
-I ! Be 
as abt 
& ang 
end 
Elle . 
f ' ven 
a} 
a 
e 
t 1 
N 
x 
akd 
—— 


886 


geheuren Mengen ‘unter den Heeresbeständen aufgehäuft. Wir brauchen | 
nur hinzuweisen auf die Chinintabletten, auf die Pyramidontabletten, 
auf die Kalomel- und auf die Solvenstabletten. Bekannt ist ferner, in 
welchen gewaltigen Mengen in der Chirurgie gebräuchliche Wundmittel 
von der Heeresverwaltung angesammelt worden waren, so ballonweise 
Liquor aluminis acetici und ähnliches. Nun muß ohne weiteres zu- 
gegeben werden, daß die Heeresbestände seit der Auflösung des Heeres 
im November beträchtlich zusammengeschrumpft sind, nicht deswegen, 
weil noch Kriegserkrankungen und Kriegsverletzungen Arzneibehandlung 
erforderten, sondern weil die zuchtlos gewordenen Soldaten plünderten 
oder plündern ließen, Es ist anzunehmen, daß auch jetzt noch täglich 
und nächtlich die trotz alledem noch immer nicht unbeträchtlichen 
Heeresbestände wie Schnee in der Sonne zusammenschmelzen durch 
Diebstähle aus den Beständen. Denn woher anders erklärt sich die 
Herkunft der beträchtlichen Mengen Salvarsans und anderer wertvoller 
Arzneimittel, die im Schleichhandel angeboten und verschoben werden. 
Fast täglich -berichten die Tageszeitungen über Feststellungen ent- 
wendeten Heeresgutes. Da also anscheinend die Unmöglichkeit be- 
steht, die Bestände unter den gegenwärtigen Zuständen vor Ver- 
untreuung zu schützen, so wäre es um so mehr an der Zeit, das, was 
hier noch lagert, der Allgemeinheit auf legalem Wege so rasch als 
möglieh zugänglich zu machen. Es wäre das Gebot der Stunde und 
‘ ein berechtigter Schluß aus den gegenwärtigen Verhältnissen, die 
Arzneimittel aus den Lagerstellen für den Verkauf herauszubringen. 
Der Einwand, daß es sich um Schwierigkeiten in der Verrechnung 
handelt, ist schwerlich zutreffend und es wäre auch unnötig, die Frei- 
gabe der Arzneistoffe durch umständliche Abrechnungsverfahren zu 
erschweren. Um die Fehlbeträge in den rechnerischen Aufstellungen 
nicht noch durch weiteres Lagern und durch weiteren täglichen Verlust 
infolge unkontrollierbarer Abgänge zu vergrößern, wäre eine schnelle 
Leerung der noch lagernden Bestände erwünscht, vor allem aber halten 
wir sie deswegen für geboten, weil einer unzweifelhaften Notlage und 
einem zweifellosen Mangel an Drogen dadurch in wirksamer Weise ab- 
geholfen werden kann. Welches auch die Gründe sein mögen, die die 
Liquidationskommissionen unserer Heerestrümmer dazu veranlassen, 
Arzneivorräte der allgemeinen Nutznießung vorzuenthalten, von einem 
Verdacht bleibt die Verwaltung sicher frei. Es ist dem Fiskus nicht 
zuzutrauen, daß er sich mit weitschauenden geschäftlichen Plänen zum 
Vorteil der Staatskasse trägt etwa in dem Sinne, daß er die Waren 
so lange auf Lager zu halten sucht, bis spätere Zeiten und Gelegen- 
heiten die Möglichkeit schaffen, zu höheren Preisen an das Ausland 
zu verkaufen.. 

Es möge bei dieser Gelegenheit nicht unerwähnt bleiben, daß 
in dieser Richtung eine Verdächtigung liegt, welche gegen einen Teil 
des pharmazeutischen Großhandels und der pharmazeutischen Groß- 
industrie erhoben wird. Es wird behauptet, daß die vielfach unzu- 
längliche Versorgung mit Arzneimitteln durch den Großhandel nicht 
allein die Folge von Betriebsstörungen sei, sondern daß diese unlieb- 
same Stockung auch noch andere Gründe habe. Als solche weitere 
Ursache wird bezeichnet, daß der Großhandel an einigen Stellen Waren 
in erheblichem Umfang auf dem Lager zurückhält, anstatt sie den 
Apothekenbetrieben zuzuführen. Mit diesen Beständen soll nämlich 
das in absehbarer Zeit erwartete große Arzneimittelbedürfnis der öst- 
lichen Grenzländer, vor allem der Länder des früheren russischen 
Reiches, gedeckt werden, und diese Zurückhaltung soll nicht nur aus 
reiner Nächstenliebe für die notleidenden Länder zu verstehen sein, 
sondern angeblich auch aus der Erwartung, dort die Waren vorteil- 
haft absetzen zu können, sobald die Handelsbeziehungen wieder auf- 
genommen sein werden. Gegen diese Absichten ist, falls sie sich als 
zutreffend bestätigen sollten, gewiß nichts einzuwenden, nur sollte 
dabei einiges nicht ganz unberücksichtigt bleiben: Die Deckung der 
Arzneimittelbedürfnisse in der Heimat soll und darf nicht leiden unter 


der Konjunktur und unter einer einseitigen Betonung rein geschäft- 
Jicher Gesichtspunkte. 


Die Bewegung der Bevölkerung in Preußen in 
den Kriegsjahren nach der „Statistischen Korre- 
spondenz“. Der Weltkrieg hat infolge der durch die Heranziehung 
der lebens- und zeugungskräftigsten Männer für den Kriegsdienst und 
die im Verhältnis zu allen früheren Kriegen in den 4! Kriegsjahren 
entstandenen entsetzlichen Verluste tief in die Bevölkerungsbewegung 
hineingriffen. Endgültig lassen sich diese Verluste noch nicht berechnen. 
Einen Anhaltspunkt geben aber die vorläufig festgestellten Zahlen über 
die Bevölkerungsbewegung in Preußen aus den Jahren 19i4 bis 1918. 
Es liegen zurzeit die Nachweise über die vierteljährlichen Auszählungen 
der Geburten und Todesfälle für den Gesamtstaat bis zum 1. Oktober 1918, 
also nahezu bis auf einen Monat vor Kriegsende, vor. (Vgl. Tabelle.) 

Das erste Vierteljahr 1915 hat noch 297 255 Lebendgeborene und 
57 820 Geburtenüberschuß. Entscheidend zum Nachteil wenden sich 
die Verhältnisse im zweiten Vierteljahr 1915; die Zahl der Lebend- 
geborenen geht infolge des Ausfalls an N atg nen Männern 
seit dem August 1914 auf 224508 zurück, an Stelle des Geburten- 
überschusses erscheint bereits ein Ausfall von 6101 auf. dem Plan. 
Der Geburtenrückgang verschärft sich im dritten und vierten Viertel- 
jahr 1015: es gibt nur noch 192 586 und 176 865 Lebendgeborene, der 
Geburtenausfall zeigt 49061, geht dann auf 13969 zurück. Der Geburten- 
rückgang nimmt in den Jahren 1916, 1917 und 1918 weiter zu. 

Von Belang ist, daß mit dieser Nachweisung der gesamte Be- 
völkerungsausfall im Kriege noch nicht ganz erfaßt ist, und zwar weil 
eine große Anzahl von Todesfällen noch gar nicht standesamtlich ge- 
meldet war; insbesondere ist zu beachten, daß die Todesfälle von Kriegs- 
gefangenen nur mangelhaft gemeldet sind: sodann spielt die Anzahl der 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 35. 


Geburten, Sterbefälle!) und Eheschließ 


m nn nn 27. + ne _ P J 


> T D 


<3 


31; August. 


ungen 
im Preußischen Staate. S San 


E : Lebend- Tod- - Ge- Geburten- | Eheschlie- 
Vierteljahre geborene | geborene | storbene | überschuß| Süngen - 
1914: 1. Viertelfahr 292 804 | 9 707 162 775 - 130029 64 212 
2. = 292 599 9149 154 427 138 172 496 
3. = 293 912 8 188 226 362 - 67550 82 759 
4. 5 287 265 904 223 KA 64 001 44 730 
zusammen 1 116 580 35 948 166 828 399 752 | 286197 
1915: 1. Vierteljahr 297 255 9 553 239 435 + 57820 40, 70% 
2, ~ 224 508 6 877 230 609 — 6101 45 145 
3. s 192 586 5919 241 64T | — 49061 43 256: 
4. E 176 365 5758 190 334 | — 13%9 48 461 
| zusammen 890 714 28 107 902 025 — 11311 177 566 
1916: 1. Vierteljahr 185 597 6 306 205 278 — 19981 40 920 
2, z 171 020 5 336 191 409 — 2% 389 44 313 
3. > 166 100 4917 202 237 | — 36137 41 218 
4 A 153 306 5 076 188 745 | — -35439 50 421 
zusammen 676 023 | 21 635 187 669 | — 111 646 176 872 
1917: 1. Vierteljahr 174 197 > 5 795 221 991 — 417 38 943 
2. z 157 716 4 7169 227 666 | — 69950 49 529 
83. { 148 206 4 082 213481 | — 6518 49 145 
4 - 124 325 4 021 1855341 | — 61016 6036 
zusammen 604 534 18 667 848 479 — 43 945 198 573 
1918; 1. Vierteljahr 155 457 4 907 172 222 — 16765 45 377 
2, a 149 823 4 603 210 534 — 60711 57 604 
3. $ 156 854 4 541 229 677 — 72823 64 475 


toten „Vermißten“ (nach den, gewöhnlichen Schätzungen können drei 
Viertel der über 600 000 im Weltkriege „Vermißten“ als gefallen oder 
gestorben angesehen werden) eine große Rolle. So ist es leicht mög- 
lich — die genauen Zahlen werden wir schwerlich vor Ablauf eines 
Jahres feststellen können —. daß der gesamte Bevölkerungsrückgang 
allein in Preußen seit Ende 1914 sich nicht nur auf 567201, sondern 
auf rund 0,9 bis eine Million erhebt, fürs ganze Deutsche Reich auf 
etwa 11⁄2 Million. Mit anderen Worten: Das bisherige Gebiet des Deutschen 
Reiches zählt möglicher- oder wahrscheinlicherweise anstatt 68,2 Mil- 
lionen zu Ende des Jahres 1919 nur noch 66,7 Millionen. Nach den 
Verhältnissen in den Städten von über 40 000 Einwohnern zu urteilen, 
setzt sich die Übersterblichkeit auch noch im ersten Halbjahr 1919 fort: 
ob in der zweiten Jahreshälfte 1919, besonders im vierten Vierteljahr, 
infolge Rückkehr der Männer sich eine erhebliche Steigerung der Ge- 
burten einstellen wird, steht noch dahin; selbst wenn dies aber der 
Fall wäre, haben wir für das ganze Jahr 1919 — nach den Verhalt- 
nissen in den größeren Städten zu urteilen — mit einem Geburten- 
fehlbetrag zu rechnen, sodaß das ganze bisherige Gebiet des Deutschen 
Reiches zum Jahresschluß kaum über 66 Millionen Bevölkerung zählen, 
der Deutschland verbleibende Rest aber, falls außer Elsaß-Lothringen 
und dem Saargebiet noch Oberschlesien, Posen, drei Viertel von West- 
preußen, der Regierungsbezirk Allenstein und Nordschleswig verloren 
gehen, die 1910 rund 9,2 Millionen Bevölkerung zählten, nur noch etwa 
rund 57 Millionen Bevölkerung aufweisen dürfte; je nach dem Ergebnis 
der Abstimmung kann sich diese Zahl noch bis auf 60 Millionen erhöhen. 


Ein Erlaß des Ministeriums des Innern macht darauf aufmerk- 
daß vom Centralkomitee des Preußischen Landesvereins vom 
Roten Kreuz an die Stadt- und Landkreise neben den Krankenbaracken 
auch fahrbare Desinfektionsgeräte, die inzwischen mit Ausstattung für 
Desinfektoren ergänzt worden sind, vertraglich abgegeben werden können. 


sam, 


Eire neue medizinische Halbmonatsschrift „Der Landarzt“ er- 
scheint unter der Leitung von Dr. Diehl in Neustadt a. Donau. 


Geh. Rat Prof. Dr. Naunyn, der seit seinem Rücktritt Ber 
der Leitung der Medizinischen Klinik der früheren deutschen Universita 


in Straßburg i. Els. im Ruhestand lebt, feiert am 2. September den 
80. Geburtstag. 


Hochschulnachrichten. Breslau: Der Direktor ge 
Frauenklinik, Geh. Rat Prof. Dr. Küstner, beging den 70. Gee $ 
tag. Er ist seit 26 Jahren Direktor der Universitätstrauenklinik. ven 
akademische Feier, bei der der Jubilar als Mensch, Forscher, Lehr 
und Fakultätsmitglied gewürdigt wurde, fand bereits am nn 
des Semesters im Hörsaal der Klinik statt. Als besondere PUp 
wurde dem ausgezeichneten Gynäkologen eine Festschrift darge e 
— Heidelberg: Dr. Edlbacher für physiologische C Dr 
Dr. Rodenwaldt für Hygiene und Bakteriologie habilitiert. — Privat 
Dr. Seidel (Augenheilkunde), Priv.-Doz. Dr. Rost (Chirurgie) Een: 
den Professortitel erhalten. — Dr. Gans für Dermatologie habili ne 
Jena: Als Nachfolger des nach Freiburg übersiedelnden En ik in 
Lexer ist Prof. Gulecke, Direktor der chirurgischen ellings- 
Marburg, berufen worden. — Kiel: Prof. Aichel zum en Mul- 
vorsteher am anatomischen Institut ernannt. — München: å Pe chen 
zer, bisher Privatdozent für Dermatologie an der früheren IST 3 
Universität in Straßburg i. Els., hat den Professortitel on EE Fa 
Würzburg: Zu ordentlichen Professoren wurden ernann Prof. 
Lehramt scheidende ao. Prof. Dr. Helfreich und aO: 0. Ge- 
Kirchner (Ohrenheilkunde) bei Gelegenheit der Feier seinen fessor 
burtstages. Basel: Prof. Doerr (Wien) zum 0. wählt. — 
der Hygiene und Vorsteher des Hygienischen Instituts elite Ci 
Graz: Dr. Erlacher für orthopädische Chirurgie habi 


s ‘olt den 
Wien: Priv.-Doz. Dr. Ruß (experimentelle Pathologie) erhiel 
Professortitel. 


—— 


ich der standesamtlich gemeldeten Mlitärtel ZZ 


rs i> . 


rrirtndesfälle- 
1) Einschließlich der standesamtlich gemeldeten Militärtod 


Nr. 36 (770). DONNE 


7. September 1919. 


ledizinische® 


et Wochenschrift für praktische Ärzte 


4 


` -= redigiert von Verlag von 
Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg Urban & Schwarzenberg 
| Berlin ' Berlin - 


Inhalt: Originalarbeiten: G. Winter, Die künstliche Sterilisierung der Frau bei cerebralen Erkrankungen. W. Birk, Über Behandlung. 
Über Stenose des Aortenisthmus (mit 2 Abbildungen). R. Doerr und 


Lommel, 


der Diphtherie mit gewöhnlichem Pferdeserum. F. | 
L. Kirschner, Beitrag zur Diagnose der Fleckfieberinfektion beim Meerschweinchen. E. Mosler und E. Herzfeld, Der systolische 


Paneth, Refraktometrische „Abbau“-Studien. 


Gottschalk. Influenzaempyeme. Heise, Über Zibosal 


. Blutdruck im' Kindesalter. L. 
 (borylsalicylsaures Zink), — Aus der Praxis für die Praxis: Fuhrmann, Ratschläge aus der Geburtshilfe. — Referatenteil: St. Lichten- 
stein, Neueres über Malaria. F. Pinkus, Gonorrhöe. — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. 


e Berichte: Berlin. Dortmund. Gießen. Leipzig. — Rundschau: Agricola, Die Sozialisierung der ärztlichen Hilfe. (Fort- 


Vereins- und Auswärtig 
I setzung.) G. B. Gruber, Pathologische Anatomie und Heilkunde. — Tagesgeschichtliche Notizen. 


Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor, 


~ 


Die künstliche Sterilisierung der Frau 
| - bei cerebralen Erkrankungen. > 
| Von | | Ä 
. Prof. G. Winter, Königsberg i. Pr. 


Psychosen. 


| Die Sterilisierung psychisch kranker Frauen wird aus mehr- 
an sehr verschiedenartigen Indikationen empfohlen und aus- 
geführt. | | 
1. Mit der Kastration, das heißt der Entfernung der Keim- 
drüsen, beabsichtigte man nach dem Vorgange von Hegar einen 
heilendenEinfluß zu gewinnen auf diejenigen schweren 
‘Formen von Hysterie und Hysteroepilepsie, welche durch den 
menstruellen Vorgang ausgelöst oder wenigstens ungünstig be- 
einflußt werden. Auch bei dem von Schultze angeregten Zu- 
Sammenarbeiten von Gynäkologen und Psychiatern ist ebenfalls 
der Kastration zur Heilung von ausgesprochenen Psychosen, welche 
in ätiologischer Verbindung mit der Tätigkeit der Keimdrüse stehen, 
em Platz eingeräumt worden. Obwohl die Kastration die dauernde 
Sterilisierung- zur Folge hat, ist letztere doch nur ein unbeab- 
Sichtigter -Nebeneffekt; deshalb kann diese zu Heilzwecken aus- 
geführte Kastration in ihrer Beurteilung hier keinen Platz finden, 
wo essich um die Festlegung der Indikationen für die Sterilisierung 
der Frau handelt, welche nur allein die Ausschaltung des Gene- 


rationsprozesses beabsichtigt. 


2. Die Sterilisierung aus eugenetischen Gründen 


hat in der Psychiatrie eine große Bedeutung gewonnen, weil durch 
zahlreiche Statistiken und große Erfahrungsreihen die Vererbung 
gewisser Psychosen sichergestellt ist. Ich habe deshalb in dem 
Kapitel der eugenetischen Indikation eingehend erörtert, ob und 
Inwieweit man durch Sterilisierung der Frau diesen Erfahrungen 
Rechnung tragen muß; an dieser Stelle soll diese Indikation keine 
weitere Besprechung finden. | 

- 8. Sozialpolitische Erwägungen darüber, ob 
man berechtigt ist, den Nachwuchs körperlich oder moralisch de- 
generierter Menschen, insbesondere von Trinkern, Verbrechern, 
Imbecillen, welche der Gesellschaft eine Gefahr und dem Staate 
eine große Last und Sorge bereiten, durch die Sterilisierung der 


Frauen auszuschalten, haben in dem letzten Jahrzehnt einen großen 


Umfang angenommen und vor allem in Amerika, danach in der 
Schweiz zu praktischen Vorschlägen und sogar zu Gesetzgebungen 
über Handhabung dieses Verfahrens geführt. In Deutschland be- 
finden wir uns erst in den Anfängen dieser sozialpolitischen Er- 
wagungen, und praktische Folge ist denselben bislang weder durch 
staatliche Anordnungen noch durch Ausführung dieser Operation 
segeben. Sollte es, was wohl.nicht anzunehmen scheint, zukünftig 
der Fall sein, so würde die Indikationsstellung ganz in die Hände 


iner staatlichen Kommission oder der Anstaltsärzte gelegt werden | 


_ und der einzelne Arzt keine Gelegenheit finden, seinen Ansichten 
hierüber Ausdruck und Folge zu geben. Aus. diesem Grunde sehe 
ich hier, wo es sich um die Aufstellung wissenschaftlich an-- 


erkannter Indikationen für die ärztliche Tätigkeit handelt, von 
der Erörterung dieses auch noch ungeklärten Gegenstandes voll- 


ständig ab. 


4. An dieser Stelle findet nur die Sterilisierung Platz, welche 


an psychisch Kranken vorgenommen wird in der Absicht, der 


Verschlimmerung oder dem Wiederauftreten 
der Psychosen inspäteren Schwangerschaften 
oder Wochenbetten vorzubeugen. Die Grundlage 
für diese Indikation, ebenso wie derjenigen für den’ künstlichen 
Abort, liegt in dem über allen Zweifel sichergestellten ätiologischen 


` Zusammenhang der Psychose mit dem Generationsprozeß. Die 
' Psychiater haben im letzten Jahrzehnt dem Studium dieses Zu- 


sammenhanges zwischen der Psychose und Schwangerschaft oder 


Wochenbett große Beachtung geschenkt, und es ist den Forschungen - 


von Alzheimer, Bonhöffer, Friedmann, Siemer- 
ling, Strohmayer, vor allem aber von E. Meyer zu 
danken, daß sich daraus bestimmte Indikationen für die Unter- 
brechung der Schwangerschaft haben formulieren lassen und daß 
auch schon über die Sterilisierung dieser Kranken bestimmte Vor- 
schläge gemacht worden sind. Die Forschungen- obengenannter 


‚Autoren haben in übereinstimmender Weise die Zahl der Psychosen, 


welche man ätiologisch und symptomatisch in sicheren Zusammen- 


hang mit dem Generationsprozeß bringen kann, ‚sehr eingeengt 
und es sind nach dem Urteil der meisten erfahrenen Autoren nur: 


zwei Erkrankungen, welche als Indikation für die künstliche Unter- 


brechung der Schwangerschaft und für die Sterilisation in Betracht 


kommen können. - | 
Bei der ersteren Art, den depressiven Zuständen 


der Ps ychopathen, handelt es sich um eine psychogene 
Erkrankung, welche nach Friedmann als unmittelbare Reaktion 
auf einen starken psychischen Reiz einsetzt und? welche ver- 


schwindet oder wenigstens in Heilung. übergeht, wenn es gelingt, 


die psychisch erregenden Reize auszuschalten. ‘ Einen solchen 
Reiz kann die Schwangerschaft abgeben. Meyer sieht diese 
affektbetonten Ideen der Kranken, welche er als „Schwangerschafts- 
komplex“ bezeichnet, in Befürchtungen, daß sie den Generations- 
prozeß nicht überstehen, daß sie ein geisteskrankes Kind bekommen 
könnten und anderen 'Wahnideen. Strohmayer spricht in 
diesem Falle von „überwertigen Ideen“, welche zu einem melan- 
cholischen Zustandsbild mit vorwaltender Angst, mit sprunghaften 


Phantasiebildern und richtigen Angstanfällen führen. Die. Gefahren 


dieses Zustandes bestehen nach Meyer, Strohmayer, 
Bonhöffer in Selbstmordgedanken und -versuchen, starkem 
körperlichem Verfall infolge von Unterernährung und Nahrungs- 
verweigerung, welche selbst bei Anstaltsbehandlung nicht immer 
zu vermeiden ist. Aus diesem Grunde sind sich die Psychiater 
darüber einig, daß in schweren Fällen die Unterbrechung der 


XV. Jahrgang 


se A rl +5 y 
a: Te, > 
NE Rise, ` j> A A f ir 
Un AE DAR a ~ m 7 

P 


888 


Schwangerschaft in Frage kommen kann, welche meistens mit 
einem Schlage das Krankheitsbild ändert und die Psychose, auch 
in schwersten Fällen, zur baldigen Ausheilung bringt. l 

Bei diesen Krankheitszuständen psychopathischer Frauen 
könnte eine Sterilisation nur dann in Betracht kommen, wenn 
sichere Rezidive ebenfalls schwerer Art in späteren Schwanger- 
schaften zu erwarten wären. Darüber besteht ebenso wie in bezug: 
auf die Rezidive manisch depressiver Kranken keine Sicherheit. 
Meyer hebt hervor, daß sehr wohl eine Umstimmung des Indi-- 
viduums eintreten könne, daß die Stimmungslage sich so weit 
bessern könne, daß bei einer neuen Gravidität ein günstiger Ver- 
lauf erwartet: werden könne und daß der affektive Zustand dieser 
Psychopathen sehr wechselnd sei und warnt aus diesem Grunde 
vor einer Sterilisation. Strohmayer steht nicht auf diesem 
ablehnenden Standpunkt, wenigstens bei den Rezidiven manisch 
depressiver Kranken, und rät zu einem öfteren Gebrauch nament- 
lich auch aus eugenetischen Gründen wegen der starken Vererbungs- 

möglichkeit dieser Psychosen. Es scheint so, als ob die Sterilisation 
nicht oft aus diesem Grunde bislang ausgeführt worden ist. 
Stengel berichtet einen Fall von Meyer, welcher nach dem 
dritten Rezidiv eines schweren Depressionszustandes die Sterilisation 
- ausführen ließ. | 

Es will mir bei der Unsicherheit der Voraussicht von Rezi- 
diven und bei der wechselnden Prognose derselben richtiger er- 
scheinen, von der Sterilisation Abstand zu nehmen und lieber den 
künstlichen Abort zum zweiten Male einzuleiten, um so mehr, als 
man auf einen prompten Erfolg nach Ansicht aller Psychiater 
rechnen kann, l 

Eine viel sichere Grundlage für die Sterilisierung bietet die 
Dementia praecox, weil ihr zum mindesten zeitlicher Zu- 
sammenhang mit dem Generationsprozeß feststeht, weil sie sich 
in Schüben im Anschluß an denselben weiter entwickeln kann und 
in schweren Fällen langsam zur Verblödung führt; ob wir an Stelle 
des nur zeitlichen Zusammentreffens der Dementia praecox mit 
der Schwangerschaft auf Grund der Abderhaldenschen Unter- 
suchungen über den Abbau von Drüsen mit innerer Sekretion 
einen wirklichen inneren Zusammenhang zu setzen berechtigt sind, 
wird die Zukunft lehren. Jedenfalls zeigen die statistischen Tat- 
sachen sowohl die Abhängigkeit als auch die Weiterentwicklung 
der Dementia. praecox in Verbindung mit dem Generationsprozeß. 

Herzer teilt 107 Fälle von Dementia praecox mit, welche 
in Verbindung mit dem Gererationsprozeß entstanden, davon waren 
92 zuerst während eines solchen erkrankt. 

Runge sah unter 15 Fällen von Dementia praecox 5, 
welehe in mehreren Schüben während des Generationsprozesses 
erkrankten, bis sie schließlich verblödeten. 

Aschaffenburg sah unter 10 Dementia-praecox-Kranken 
bei 9 neue Schübe bei einem späteren Generationsprozeß, von denen 
dann 2 definitiv verblödeten. 

Elfes teilt 4 Fälle mit, welehe durch die Schwangerschaft 
ungünstig beeinflußt wurden und bei erneuter Schwangerschaft 
frische Schübe bekamen. 

Quensel sah unter 5 Fällen, welche nach der Ausheilung 
der Dementia praecox wieder schwanger wurden, bei zweien neue 
Schübe eintreten. | 

Trotz dieser Erfahrungen über den ungünstigen Einfluß des 
Generationsprozesses auf Entstehung und Weiterentwicklung der 
Dementia praecox hat die künstliche Unterbrechung der Schwanger- 
schaft in der Absicht, einen heilenden Einfluß auf die Erkrankung 
zu gewinnen, keinen Anklang bei den Psychiatern gewonnen, weil 
auf denselben bei einmal ausgebrochenem Schub nicht mehr zu 
rechnen ist. Dagegen wird sie empfohlen, z. B. von Strohmayer, 
wenn eine Frau bei einem früheren Generationsprozeß einen Schub | welche später wieder schwanger wurden, traten keine psychischen 
mit relativer Genesung durchgemacht hat; in diesem Sinne tritt | Störungen wieder auf. Die Psychiater lehnen selbst den künst- 
er auch für den künstlichen Abort ein, wenn ein neuer Schub der | lichen Abort bei Hysterie allgemein ab, nur Strohmayer hå 
Erkrankung im Anzuge ist oder wenn wenigstens Reste der alten | die Indikation in den seltenen Fällen für gegeben, WO sich auf 
Erkrankung noch vorhanden sind. Siemerling hält ebenfalls -| dem Boden der Hysterie schwere Depressionszustände nach dem 
den een Bar a nn yanri des Generations- | Friedmann-Meyerschen Typ (siehe oben) entwickeln; a 

rozesses aufgetretenen Schüben für erlaubt. iner Tan : {2 oe ~ tarn üherbau 
3 In der Anaig den während des Generationsprozesses auf- nicht PE ung bei Hysterie ist bei den Beyond ; 
tretenden Schüben mit ihrer nachfolgenden Verblödung entgegen- | 
Bi zuwirken, könnte nun auch die Sterilisierung bei Dementia praecox 


und unterstützt seine Forderung durch ihre Tende 
Vererbung. | 
R a e ck e betont wenigstens die Notwendigkeit, 
vor neuen Schwangerschaften zu bewahren. es 
Obwohl die Ansichten der Psychiater s u einig 


{Á 
© 
B 
un 
er 
p 
© 
er 
B 
pas) 
te 
(a>) 
Lar | 
e 
& 
pi © 
ct 
(ao) 
lar | 
g 
fe 
-s 
IQ 
cD 
un 
ct 
= 
er 
cD 
Ee 
>} 
= 
a 
ap 
‚© 
> 
z 
r3 
g 
= 


Die Sterilisierung hat bislang in der Psychiatrie in dem hier 
zu erörternden Sinne noch keine große praktische Bedeutung ge- 
wonnen; ich entnehme der von Stengel bis auf die letzte Zeit 
tortgesetzten Tabelle nur zwölf Fälle, bei welchen Psychosen den’ 
Anlaß gegeben zu haben scheinen und zwar von Kehrer, 
Meyer, Häberlin (4 Fälle, Griffith, Hofimann, 
Oberholzer (2), Good. Soweit die Nachprüfung der Indi- 
kationen unter Zugrundelegung der jetzt allgemein gültigen 
psychiatrischen Krankheitsbilder möglich war, bilden depressive 
Zustände einmal und Dementia praecox dreimal die Indikation. 


Hysterie. 


Die Hysterie hat keinen ätiologischen Znsammenhang mit 
dem Generationsprozeß. Man kann nicht einmal sagen, daß der 
selbe einen besonders günstigen Boden für ihre Entstehung und 
für die Verschlimmerung ihrer Erscheinungen darbietet; im Gegen- 
teil haben Hysterische während der Schwangerschaft oft besonders 
gute Zeiten. Aber selbst in den seltenen Fällen, wo zweiellos 
die Schwangerschaft mit ihren Befürchtungen und Beschwerden 
die hysterischen Krankheitserscheinungen steigert, kann man bel 
dem wechselnden Verlauf der Krankheit niemals mit annäherndet 
Sicherheit auf eine weitere Verschlimmerung oder ein Wiederauf- 
treten in späteren Schwangerschaften rechnen. Es fehlt demnach 
jeder Anlaß für eine dauernde Ausschaltung des Generations: 
prozesses; um so mehr, als es niemals zu einer Lebensgefahr oder 
zu einer schweren Gesundheitsschädigung kommt. Dasselbe gilt 
auch von den auf hysterischer Basis entstandenen Psychosen, 
welche sich ebenfalls durch einen ausgesprochen gutartigen 
Verlauf auszeichnen; Runge teilt mit, daß von neun Fällen 
hysterischer Psychosen in der Schwangerschaft fünf nach mehr- 
monatigem Verlaut in der Klinik abheilten, zwei gebesserb ent 
lassen wurden und nur zwei ungebessert blieben; in drei Fällen 
von Graviditätsdepression hysterischen Charakters waren aller- 
dings Suicidversuche gemacht worden. Selbst der künstliche 
Abort wurde in allen diesen Fällen vermieden; bei Frauen, 


cR ; ni EN ? Neurasthenie. | 

ausgeführt werden. Meyer will die sterilisierung wohl in Er- Die Neurasthenie in ihren schwersten Formen der vollständige! 

wägung ziehen, obwohl damit keine sichere Prophylaxe gewährt Erschöpfung des centralen und Berner Nervensystems jst nich | 
werden kann, Strohmaye r hält es für durchaus statthaft, die | selten ‘die Folge zahlreicher und schnell hintereinanderfolgende! 

E Sterilisierung im Intervall auszuführen, wenn eine Dementia praecox nii 


? 4 : Alm en ıeburten in Verbindung mit schwer iliä nd pekuniären 
im Anschluß an den Generationsprozeß erstmalig glücklich endete | Sorgen und Lasten, Weren Fa an tale HER Bedeutung 


>A . 7 l 
2 | Digitized by G OOQIC 


pr 


7. September. | 


| dieser neurasthenischen Zustände für die Frage der künstlichen 
-Sterilisierung habe ich ihr unter der Marke „Erschöpfungszustände“ 


ein eigenes Kapitel gewidmet. = 


Epilepsie. | Ä 


hi 


schaft tritt die Epilepsie in das ruhigere Stadium der graviditäts- 


freien Zeit zurück, Nur in seltenen Fällen kann eine Lebens- 
gefahr eintreten, -wenn nämlich die Anfälle sich zu einem Status 


epileptieus steigern, wie Sachs durch Zusammenstellung aller aus 
der Literatur gesammelten. Fälle beweisen konnte, Die Epilepsie 


. kann auch. eine dauernde Gesundheitsschädigunpg durch die sich 


mit ihr verbindenden Geistesstörungen im Gefolge haben; dieselben 
können in schweren Fällen bestehen bleiben und in dauernde Ver- 
blödung. übergehen; in solchen Fällen ist von Kraus, Hoche, 
Chrobak, Binswanger die Unterbrechung der Schwanger- 
schaft empfohlen worden, obwohl keineswegs sicher mit einem Er- 


 folg gerechnet werden kann. ee, 
‚Es würde nach vorliegenden Ausführungen die Notwendig- 


keit einer ‚Sterilisation erwogen werden müssen, wenn durch einen 
Status epilepticus eine Lebensgefahr bestanden hat oder bei 


"späterer Schwangerschaft eine Wiederkehr der Geistesstörung oder 


Zunahme der Verblödung zu befürchten ist. Erfahrungen liegen 
hierüber sehr wenig vor. Der Status epilepticus ist ein so ernster 
Zustand, daß nur wenige Frauen die Geburt überstanden haben; 
in diesen Fällen -wird man das Risiko eines zweiten Status 
epilepticus in einer späteren Schwangerschaft nicht’ übernehmen 
dürfen, ‚sondern die Kranke durch Sterilisation vor ihm schützen. 


' Ebenso wird man der Weiterentwicklung einer. nach Schwanger- 
.. Schaftsepilepsie eingetretenen Verblödung durch Sterilisation ent- 
. gegenwirken. Die Tatsache, daß die Epilepsie in der Schwanger- 
schaft oder im Wochenbett rezidiviert, kann an sich keine Indi- 


kation zur Sterilisation abgeben; erst wenn der Verlauf derselben 
Immer ernster wird und in den späteren Schwangerschaften Sym- 
ptome von Verblödung hinzutreten, wird man der vollständigen 
Ausbildung derselben durch rechtzeitige Sterilisation entgegen- 


‚wirken müssen. Als Typen solcher Fälle mögen gelten: 


 Curschmann: Auftreten der Epilepsie in der siebenten 


Schwangerschaft. Alle zwei Tage Krämpfe der unteren Gesichts- | 


hälfte und Zungenmuskulatur mit Zungenbiß, ohne Bewußtsein- 
störung; Verschwinden der Anfälle einen Monat nach dem -Partus. 
In der achten Schwangerschaft traten die Anfälle wieder auf, 


‚häuften sich auf 20—30 pro Tag, dauerten+länger und dehnten 
. Sich auf die Kaumuskeln im Facialis aus. Zugleich trat Psychose | 


mit Hallueinationen auf. 
Jolly: Auftreten puerperaler Egilepsie nach dem ersten 
Wochenbett; im vierten Wochenbett Dämmerzustand; im fünften 


Wochenbett nach einem Anfall schwere hallueinatorische Er- 


fegungszustände; im neunten Wochenbett vier Wochen dauernde 
hallueinatorische Verwirrtheit. Zunehmende Verblödung. 

__. Am häufigsten ist die Sterilisation Epileptischer vorgeschlagen 
und ausgeführt worden in der Absicht, ihren Nachwuchs, welcher 


an hereditärer Epilepsie zu erkranken droht, auszuschalten; ich 


werde hierauf bei der eugenetischen Indikation zurückkommen. 
Die Kasuistik über Sterilisation Epileptischer ist sehr spär- 


lich; ich finde nur zwei Fälle bei Häberlin notiert, ohne daß 


Erklärungen über die Notwendigkeit derselben gegeben worden sind. 


Chorea gravidarum. - - 


Bei der. Chorea gravidarum wird man nach dem Vorgang 
von Pinele's zwei Formen unterscheiden müssen; die eine Form 
entwickelt sich allmählich, bietet leichtere Symptome und geht in 
über; die andere Form entwickelt sich plötzlich, verläuft sehr 
schwer, kompliziert sich häufig mit Psychosen und endet meist 
tödlich. Die Prognose der ersten Form ist sehr günstig; nach 
Pineles starb ‘von 92 Kranken keine einzige; von 36 Frauen 
der schweren Form starben nach ihm 83°%%. Die Gefahr der 


schweren Form: beruht nach Sachs: = . | 
1; auf den Folgen der Krämpfe; das sind Kräfteverfall, er- 


Pai 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 


_ Der Einfluß der Schwangerschaft auf den Verlauf .der 
Epilepsie ist ein unregelmäßiger;. nach Nerlingers Statistik‘ 
über 92 Frauen mit 157 Schwangerschaften blieb die Epilepsie in 

'30.%, demFälle unverändert, in 85%, wurde sie günstig und in | 
36 °/, ungünstig beeinflußt. Auch in denjenigen Fällen, wo eine 
Verschlechterung offenbar ist, wird der Allgemeinzustand der. 
Schwangeren nur selten beeinflußt und nach Ablauf der Schwanger- | 


der Schwangerschaft oder bald nach der Entbindung in Genesung. 


. BRUT ug ' Bine À R F 
3 j i an ee A EE 
X + X T g A = FE 3 


schwerte Nahrungsaufnahme, 'Respirationsstörungen, schweren Stö- . 


rungen des Allgemeinbefindens;. 


2 auf Psychosen, welche vorzugsweise bei der schweren’ 


' Form auftreten; u nn Br er Tr 
| 3. auf Komplikationen, z. B. septischen Prozessen, Pneumonie; . ` 


Herzfehlern, cerebralen' Störungen. 


Da die Schwangerschaft. demnach bei der zweiten Form, : 


der plötzlich eintretenden und sich ‚schnell verschlimmernden 


Chorea. mit Lebensgefahr einhergeht, so kann auch nur bei ihr 
‚die Unterbrechung derselben. in Frage kommen. Der Erfolg der- 


selben ist bei diesen Fällen ein sehr ungenügender; nach Pineles 


blieben nur: 50% von 55 mit künstlicher Unterbrechung der. 
Schwangerschaft behandelten Frauen am Leben. Ebensowenig- 


werden die Komplikationen günstig beeinflußt; ‘namentlich die 


‚Psychosen können sich nach dem Eingriff weiter .entwickeln, 


Sachs hat demnach auf Grund der vorliegenden Erfahrungen 


die Indikation für die Unterbrechung der Schwangerschaft bei.‘ ` 


bestehender Chorea dahin formuliert, daß er | 


1. alle Fälle von ganz 'akut einsetzender, sehr schnell sich 
| entwickelnder Chorea als hoffnungslos ausschließt, und | 


2. von .den übrigen, nicht ganz so schwer sich entwickeln- 


den Formen die Unterbrechung der Schwangerschaft, vorschlägt 
für alle akut einsetzenden Fälle und von den langsam einsetzen- 
den für die durch die Intensität und Ausdehnung der Muskel- - 
zuckungen zu Lebensgefahr sich steigernden Fälle, für die mit 
Komplikationen von Herz, Lunge und Nieren verlaufenden Fälle . 
und schließlich für die mit Psychosen sich komplizierenden pro- 
 gnostisch besonders ungünstigen Fälle. . 


Bei der Hoffnungslosigkeit der schweren Formen der Chorea 


und bei dem unsicheren Erfolg der Schwangerschaftsunterbrechung 


muß die Frage aufgeworfen werden, ob die Verhütung einer 
Schwangerschaft durch Sterilisation angezeigt erscheint. Natürlich 


können nur solche Fälle dafür in Betracht gezogen werden, welche . 
mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit das Auftreten. einer. 


Chorea während einer neuen Schwangerschaft erwarten lassen. 
Das sind zunächst die aus einer Jugendchorea sich entwickelnden 
Fälle; nach Pineles haben 27°, nach Kroner 31°/, ihrer 


Fälle von Schwangerschaftschorea sich aus einer Jugendchorea . 


entwickelt. Umgekehrt liegen keine Zahlen darüber vor, bei wie- 
viel Fällen von Chorea sich eine ungünstige Steigerung durch die 
Schwangerschaft erwarten läßt; man kann wohl annehmen, daß 
es.in der Mehrzahl der Fälle geschieht. Aber gerade diese aus 


der Jugendchorea sich entwickelnden Fälle von Schwangerschafts- 


chorea haben eine besonders günstige Prognose; von Kroners 
151 Fällen starben nur zwei, von Neumanns Fällen kein 


einziger. Es kann demnach kein Grund vorliegen, jugendliche 


Choreatische zu sterilisieren in der Absicht, eine Lebensgefahr in 
der Schwangerschaft zu vermeiden. 


Ernster stünde die. Sachlage schon, wenn mit regelmäßigem. 


Rezidivieren der Chorea in weiteren Schwangerschaften zu rechnen 
wäre und das ist in der Tat nicht selten. Pineles hat 
65 Fälle rezidivierender Schwangerschaftschorea unter 426 Frauen 
zusammengestellt, das sind 15%, — Die Zahl der Rezidive 
schwankt zwischen 2 und 5; gelegentlich liegen freie Schwanger- 
schaften dazwischen. .Aber gerade diese Fälle von rezidivieren- 


der Schwangerschaftschorea haben sich auffallend häufig aus der 


Jugendchorea mit ihrer ausgesprochen günstigen Prognose. ent- 
wickelt; dementsprechend verliefen auch nür 8 von den 65 Fällen 
tödlich. Die Prognose der rezidivierenden Chorea mit ihren 12°/, 


` steht erheblich unter dem Durchschnitt der Choreamortalität, welche 


Pineles auf 16,6%, berechnet. Der Satz Kroners, daß eine 
in der folgenden Schwangerschaft rezidivierende Chorea .stets 
stärkere Erscheinungen macht und größere Lebensgefahr bringt 
als in der ersteren, mag in einzelnen Fällen seine Berechtigung 
haben, erlaubt aber bestimmt keine Verallgemeinerung; ebenso- 
wenig die Annahme Mühlbauers,.daß die rezidivierende 


Chorea beim zweiten und ' dritten Rückfall den Tod der Mutter 
zur Folge hat. Auch die Fälle von rezidivierender Chorea geben 


uns demnach nicht das Recht, prinzipiell die Sterilisation zu ver- 


langen aus der Furcht vor lebensgefährlichen Zuständen in späteren 


Schwangerschaften. Die Indikation .kann meines Erachtens erst 
dann gefunden werden, wenn schon in früheren Schwangerschaften 
so schwere Zustände bestanden haben, daß Lebensgefahr (siehe 
oben) droht oder wenn etwa psychotische Zustände aus früheren 
Schwangerschaften zurückgeblieben sind.. In diesen Fällen wird 


‘man die Sterilisation- schon um so eher ausführen müssen, als. die 


künstliche Unterbrechung bei einer oder mehreren Sehwanger- 


BBD 


ha Fra a: ae 
> 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. ie; 


schaften keine sicheren Aussichten auf Erfolg zu bieten vermag. 
Die Indikation muß demnach sich dem Einzelfall anpassen und 
wird nicht häufig gestellt werden können. 

bauers Berichten nur einen Fall aus der Breslauer Frauenklinik, 
welcher durch vaginale Uterusexstirpation (in Verbindung mit 
künstlichem Abort) sterilisiert wurde wegen eines Rezidivs in der 
dritten Schwangerschaft. Hier war in der ersten Gravidität eine 
Chorea aufgetreten mit günstigem Ausgang; in der zweiten hatten 
sich zu der sehr schweren Chorea psychische Zustände gesellt, 
welche aber nach Einleitung des künstlichen Aborts sich sehr 
besserten,‘ In der dritten Gravidität hatten sich wiederum schwere 


choreatische Zustände mit psychischen Störungen entwickelt, welche , 
Die Sterilisation, 


trotz künstlichen Aborts zum Tode führten. 


welche natürlich durchaus berechtigt war, konnte demnach sich 
nicht mehr auswirken. Unter ähnlichen Umständen führte Hannes 
die vaginale Totalexstirpation aus bei rezidivierender Chorea in 
der dritten Schwangerschaft, ohne einen Erfolg damit zu erreichen. 


Erschöpiungszustände. 


Ich-schließe hier unter dem Namen „Erschöpfungszustände“ 
eine Störung des Allgemeinbefindens an, welche sich bei Frauen 
infolge zahlreicher schnell aufeinander folgender Geburten in Ver- 
bindung mit der durch die Vermehrung der Kinder erhöhten 
Arbeit und Sorge entwickelt hat. Rein medizinisch betrachtet 
handelt es sich um chronische Anämien leichteren Grades und 
neurasthenische Zustände, welche sich in Appetitmangel, Obsti- 
pation, Schlaflosigkeit, Reizbarkeit, psychischen Unlustgefühlen, 
beschränkter Arbeitsfähigkeit und ähnlichen Symptomen zeigen. 
Diese Frauen -sind nicht gesund und nicht krank; sie sind aber 
infolge der zahlreichen Geburten in einen Zustand geraten, welcher 
- sie für ihren Beruf als Hausfrau und Mutter unbrauchbar, für den 

Genuß des Lebens gleichgültig und für ihre Umgebung zur Qual 
macht. 

Es hängt diese Folge zahlreicher Geburten eng mit 
der sozialen Lebensstellung der Frau zusammen. Bei Frauen 
besserer Stände, welche sich nach jeder Geburt großer Ruhe und 
Pflege hingeben und ihren Nachwuchs geschulten Händen über- 
geben können, kommt es selten zu ausgeprägten Erschöpfungs- 
zuständen, während die unbemittelte Frau, welche den vom Wochen- 
bett nicht genügend erholten Körper schwerer Arbeit hingeben 
und die Nerven zu immer größerer Kraftanstrengung aufpeitschen 
muß, namentlich bei ungenügender Ernährung bald und immer 
schneller der Erschöpfung anheimfällt; in dieser Indikation ver- 
binden sich demnach somatische und soziale Momente. 

Der Grad des Erschöpfungszustandes ist natürlich individuell 
sehr verschieden und nicht nach objektiven Zeichen zu messen; 
er wird sich bei Frauen, deren Fertilität weiter in Anspruch 
genommen wird, steigern, während er bald abnehmen oder voll- 
kommen verschwinden kann, wenn dieselbe eine Zeitlang, eventuell 
vollkommen ausgeschaltet wird. Die Sterilisation könnte hier aus 
einer körperlichen und geistigen „Ruine“ eine Frau und Mutter 
machen, welche alle Berufspflichten vollauf zu erfüllen imstande 
ist, sich dem Leben hingeben und der Umgebung eine leistungs- 
fähige Gesellschafterin sein kann. Trotz dieses unzweifelhaften 
Nutzens und Segens, welchen die Sterilisation der Frau und der 
ganzen Familie zu bringen imstande wäre, muß man ihr die 
Berechtigung aberkennen, weil die Erschöpfungszustände keine 
Lebensgefahr oder dauernde Gesundheitsschädigung mit sich bringen 
und weil sie einfach und sicher mit medizinischen und sozialen 
Hilfsmitteln erfolgreich zu bekämpfen sind. Der Arzt wird die 
Aufgabe haben, die anämischen und neurasthenischen Zustände 
zu beseitigen, und der Ehemann durch gesteigerte Arbeitsleistuug 
die Bedingungen zu schaffen, welche der geschwächten Frau die 
ihr nötige Erleichterung schaffen. Man wird auch von dem Ehe- 
mann verlangen können, daß er seine Frau durch Enthaltsamkeit 
oder Schutzmittel vor weiteren Schwangerschaften bewahrt. Die 
Aufgabe des Arztes ist mit der Behandlung 
dieser Erschöpfungszustände erledigt. 

Einen ernsteren Charakter können diese Erschöpiungszustände 
annehmen, wenn sich auf dem Boden derselben psychische Krank- 
heitszustände entwickeln. Strohmayer betont, daß man nie 
wissen könne, wann aus diesen Erschöpfungszuständen stupuröse 
Psychosen sich entwickeln können, von denen ein nicht unbeträcht- 
licher Prozentsatz eine infauste Prognose im Sinne einer Defekt- 
heilung oder gar Verblödung hat; auch Puerperal- und Lactations- 
psychosen könnten sich aus diesen Erschöpfungszuständen entwickeln. 
Es ist wohl zuzugeben, daß unter solchen Umständen die Unter- 


Ich finde in Mühl-. 


ei en : ø - 
. Deptembper. 


— — 
——z SET ee, 
= v 


brechung der Schwangerschaft in Frage kommen kann; eine 
Sterilisation wird wohl deshalb niemals angezeigt sein, weil auch 
diese Erschöpfungszustände in der graviditätsfreien Zeit erfolgreich 
zu behandeln sind und unter günstigeren Umständen nicht zu 
rezidivieren brauchen. a | 
Es ist nicht wunderbar, daß gerade diese Indikation der ~ 
Erschöpfungszustände auch ohne eine sich daraus entwickelnde 
Psychose sich unter den ersten Indikationen findet, welche für de 
Sterilisation überhaupt aufgestellt wurden; der Nutzen ders BI 
ist ein so offensichtlicher, daß sie sich dem durch seine Kunst 
zum Helfen bereiten Gynäkologen von selbst aufdrängt, Kehrer 
denkt zunächst an schwere chronische Anämie, welche, durch‘ 
jede neue Schwangerschaft gesteigert, vorzeitigen Marasmus zur 
Folge gehabt hat; er zieht daraus die Konsequenzen und sterili- 
sierte zwei Frauen aus diesem Grunde. Krönig hält ebenfalls 
die infolge rasch aufeinanderfolgender Geburten bei ungenügender 
Ernährung und mangelhafter Blutbildung eintretende Gewichts- | 
abnahme oder schwere neurasthenische Erschöpfungszustände, 
namentlich bei Frauen aus der unbemittelten arbeitenden Klasse, 
für eine Indikation zur Sterilisation; aber auch Krönig hält sie 
für hinfällig, wenn der Mann sich zur Anwendung antieonceptioneller 
Schutzmittel entschließt und diese von Erfolg begleitet sind, 
Häberlin erkennt zwar an, daß die Indikationsstellung im Falle ` 
von allgemeinen psychischen und physischen Erschöpfungszuständen 
kompliziert und unsicher sei, will sie aber im Prinzip gelten lassen, 
wenn die individuellen und sozialen Ursachen derselben nicht zu 
beseitigen sind. Meyer will in Fällen schwerer nervöser Er 
schöpfung auf Vermeidung späterer Schwangerschaften ev. auf 
spätere Sterilisation dringen. Wegen nervöser _ Erschöpfungs- 
zustände sind gelegentlich Sterilisationen ausgeführt worden, 50 
z.B. von Kehrer, Häberlin, Stöckel, Hoffmann 
‘s scheint so, als ob in den letzten Jahren diese Indikation, welche 
so eng mit den sozialen Verhältnissen verquiekt ist, ganz mit der 
sozialen Indikation zusammengeflossen ist; wenigstens läßt sich 
schwer in der Literatur ihre Weiterentwicklung verfolgen. Tch 


habe eine Verbindung dieser doch noch als einen körperlichen 


Krankheitszustand aufzufassenden Erschöpfungszustände mit der 
reinen sozialen Indikation für unrichtig gehalten. | 


Organische Krankheiten. 7 


Organische Krankheiten komplizieren sich nicht ganz selten 
mit der Schwangerschaft; so sind beobachtet worden; 1. zu Läb- 
mungen führende Erkrankungen, das sind Myasthenia gravis, 
Apoplexie, Thrombose, Embolie; 2. Tumoren, z. B. Hypophysis- 
tumoren; 3. entzündliche Prozesse. 


Die meisten dieser Krankheiten stellen zufällige Komplika- 
tionen der Schwangerschaft dar und nehmen ihren Verlaul 
unbeeinflußt durch dieselbe; bei einzelnen ist ein Einfluß der 
Schwangerschaft dadurch außer Frage gestellt, daß sie in mehreren 
Schwangerschaften rezidivieren können, so.z. B. die Myasthenia 


gravis und namentlich die sogenannte, bei mehreren Familien- 
mitgliedern augenscheinlich auf hereditärer Basis vorkommende 
Schwangerschaftsapoplexiee Nur in diesen Fällen könnte der Ge- 
danke einer Sterilisation erwogen werden; für die Myasthenla 
gravis steht es fest, daß die Lähmungserscheinungen sich m 
späteren Schwangerschaften verschlimmern können. Apoplexiel 
können in späteren Schwangerschaften Tod oder schwere Lähmun- 
gen zur Folge haben. Obwohl Beobachtungen, welche die Lebens- 
gefahr oder schwere Gesundheitsschädigungen durch spätere 
Schwangerschaften beweisen, bislang nicht vorliegen, mub die 


Sterilisation in einzelnen dieser Fälle als gerechtfertigt ange- 
sehen werden. 


l Literatur: Bonhoeffer, B. kl. W. 1918, Nr. 1. — SL: 
ling, Döderleins Handbuch der Geburtshilfe, Bd. 2. — Meyer, SeT 
Winter, Die Indikationen zur künstlichen Unterbrechung der chwangn | 
schaft, S. 223. — Derselbe, Arch. f. Psych., Bd. 55, S. 275. — BE 
mayer,siehe Placzek, Künstliche Fehlgeburt und künstliche pin A 
barkeit, S. 167 und 186. — Stengel, Die künstliche Sterilisierung der 1“ 
vom psychiatrischen Standpunkt. Inaug.-Dissert. Königsberg 1919. — Rage 4 
M. Kl. 1912, S. 1456. — Häberlin, ebenda 1906, S. 1310. — Hofmi a 
Zschr. f. Geburtsh., Bd. 75, S. 320. — Oberholzer, Kastration und a 
lisation von Geisteskranken in der Schweiz. Inaug.-Dissert. Zürich ln, 
Runge, Arch. f. Psych., Bd. 48. — Sachs, siehe Winter, Die INN 
kation zur künstlichen Unterbrechung der Schwangerschalt, 9. 158, RD 
Pineles, Die Erkrankungen der weiblichen Genitalien usw. Wien, i iT 
Bd. 2, S. 868. — Kroner, Inaug.-Dissert. Berlin 1897. — Müblbautt 
Praktische Ergebnisse, Bd. 6. — Kehrer, Zbl, f. Gyn, 1897, 5. 90 
Krönig und Döderlein, Operative Gynäkologie, S. 345. — her Na- 
mann, M. m. W, 1904, Nr. 26. — Jolly, 73. Versammlung Deutst R Ge- 
aanne na und Ärzte, Hamburg 1901. — Hannes, Prakt. Erg. € 
urtsh. x 


Digitized by Google 


7. September. 


_ Über Behandlung d 
E = Pferdeserum. 


| Von 
= Prof. Dr. W. Birk, Tübingen. 


mußte. Er-hat 471 Fälle von Diphtherie mit Heilserum und 466 
Fälle mit gewöhnlicher: Pferdeserum behandelt und hat keinen 
Unterschied im Erfolg sehen können. . | 


| Angesichts dieses Ergebnisses drängte sich ihm, wie er. 
schreibt, die Frage auf, ob wirklich das Antitoxin allein die 
günstigen Wirkungen hervorrufe, oder ob nicht ein so kompliziert 
gebauter und für den menschlichen Organismus so differenter 


Körper wie das Pferdeserum an sich schon diejenigen 
günstigen Wirkungen hervorbringe, die wir bisher dem Antitoxin 
zuzuschreiben gewohnt waren. Er weist dabei auf den mächtigen 


Einfluß, den die Einführung des artfremden Eiweißes im Körper 
hervorruft, hin: die Serumkrankheit und die Veränderung des Blut- 


bildes. Er weist ferner darauf hin, daß der Gedanke, daß eine In- 


fektion in einem durch die Einspritzung von Serum umgestimmten 
Organismus anders, das heißt günstiger verlaufe, durchaus nicht 


etwas Neues sei. Denn man habe ja bereits bei allen möglichen 


anderen Infektionskrankheiten: Scharlach, Sepsis, Pneumonie, Ery- 


' Sipel usw.. Serumeinspritzungen gemacht, und zwar Diphtherie- 


serumeinspritzungen, die doch in solchen Fällen nie specifisch 


hätten wirken können. , Ä 
An der Wirksamkeit des Serums an sich zweifelt er also 


. nicht. Hingegen fragt er: Wodurch wirkt das Serum über- 
‚haupt? Specifisch durch seinen Antitoxingehalt oder unspeeifisch 
als artfremdes Serum durch irgendwelche uns noch nicht näher 


bekannten Stoffe? | | | 

Seine Überlegungen haben eine gewisse Berechtigung. Man 
hat in der Tat den Eindruck, wenn man bei Infektionskrankheiten 
im Kindesalter in verlorenen Fällen, z. B. bei septischen Masern, 


intravenös größere Mengen Pferdeserum gibt, daß der Verlauf der 
Krankheit zuweilen überraschend und in günstigem Sinne be- 


einflußt wird. 
Man 'muß in diesem Zusammenhang auch an die viel ge- 


übten Milcheinspritzungen bei Augenkrankheiten und bei Syphilis 
denken, die ja letzten Endes auch auf nichts anderes hinauslaufen, 


als auf eine Umstimmung des Körpers durch artfremdes Eiweiß. 


Nimmt man dann noch hinzu, daß seine Theorie sich auf 


eine große Zahl: von Fällen — fast 1000 Beobachtungen — auf- 
ebnisse Beachtung 


baut, so muß man schon zugeben, daß seine Erg 


verdienen und einer: Nachprüfung wert sind. E 
In Kiel herrschte im vergangenen Winter eine schwere 


_ Diphtherieepidemie, die die Gelegenheit gab, die Angaben Bingels 
nachzuprüfen. Infolge meiner Übersiedlung .nach Tübingen 


blieben die Versuche liegen, Soviel hatten sie uns aber schon 
gezeigt, daß die Behauptungen Bingels 
richtig seien. - 

Vor allem war es. eine kleine Gruppe von Fällen, die den 
'schwankend gewordenen Glauben an das Heilserum wieder- 
herstellten .und- die ich deshalb bekanntgeben möchte, da ich 


But 


glaube, daß:ihnen eine unzweifelhafte Beweiskraft innewohnt. 


.. Es sind nämlich die Fälle, die mit der falschen Diagnose 
„Diphtherie“ auf die Diphtheriestation aufgenommen wurden: Das 


ist in früheren Zeiten stets ohne nachteilige Folgen für die Kinder 
geblieben. Sie erhielten die ihrem örtlichen Befund und ihrer 
Krankheitsdauer entsprechende Heilserummenge und waren da- 
| durch immunisiert, sodaß sie — selbst wenn sich im Laufe der 
nächsten Tage Diphtheriebaeillen in ihrem Rachen ansiedelten — 
doch nicht krank wurden. 5 | | 

g ein: die Kinder bekamen statt 


„_. Jetzt trat aber eine Änderung eir | 
Heilserum gewöhnliches Pferdeserum, und nunmehr erkrankten 


Sie nach einigen Tagen an typischer Diphtherie, das heißt mit 
anderen Worten: das Pferdeserum verlieh ihnen nicht ' den im- 
Munisatorischen Schutz, den ihnen früher das Heilserum ge- 
währt hatte, . | a 

Ich lasse zunächst die Fälle hier folgen: l 
„Fall 1. I. B., 11 Jahre alt. War morgens noch in der Schule, 
ist mittags mit Halsschmerzen und Schluckbeschwerden erkrankt und 


wird wegen Diphtherie zur Aufnahme geschickt. | 
Pr ns F hten Mandel befindet | 


Befund; Temperatur 88,9%, Auf. der rec 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 
er Diphtherie mit’ gewöhnlichem 


= | Stückchen ‚aufgelöst. _ 


sicherlich nicht 


‘Mandeln. 


. TA 7 ee E i i A A t 3 x B N 
h lo u ee ea Por = ; a So 


, eirg 


..— eee e pta o 
`~ 


; T ; \ DS - Ex ; 
sich ein ziemlich großer, anscheinend -zusammenhängender Belag, der 
jedoch nur. locker haftet. Behandlung: 20 cem Pferdeserum, `.. mT 
' 2. Tag. Bakteriologischer Befund: keine Diphtheriebacillen. Der - 
en in kleine, nur noch teilweise haftende 


Belag hat sich inzwisch 


8. Tag. Fieberfrei 


| | i i l : ‘frei von Belag. 
r Unter dem-obigen Titel hat vor einem Jahre Bin gel eine |. 
Arbeit veröffentlicht, die notwendigerweise großes Aufsehen erregen 


9. Tag. Das Kind ist bisher fieberfrei gewesen, heute erfolgt ein 
neuer Fieberanstieg bis auf,88,1°. Zugleich bestehen Halsschmerzen 
und findet sich ein feiner. schleierförmiger Belag auf der. rechten Mandel. 


_ Bakteriologischer Befund: Diphtheriebacillen +. Diagnose: Dipbtherie. 
4000 Einheiten Heilserum. = SE | 


11. Tag.‘ Abgefiebert. | m 
12. Tag. Rachen frei. . 2 


Fall 2. A. B., 11 Jahre alt. Gestern- Halsschmerzen, "heute 


bohnengroßer Belag auf der linken Mandel. ‘Wird mit der Diagnose 


„Diphtherie“ zur Aufnahme geschickt. Temperatur 40°. Erhält-40 cem (!) 


Pferdeserum, = | : | ar Ä 
2. Tag. Temperatur 88°.. Bakteriologische Diagnose: Keine 
Diphtheriebacillen. ns EM | DAR: 
3. Tag. Fieberfrei. Belag abgestoßen, Rachen abgeblaßt. 
4. Tag.: Abends neue Halsschmerzen. Temperatur 88°. Rachen 
wieder stark gerötet. . Grippe? (Es war die Zeit der Grippeepidemipg.) 


5. Tag. . Temperatur 38,7°. Auf beiden .Mandeln. neue Beläge. 


Bakteriologischer Befund: Diphtheriebacillen +. Diagnose: Diphtherie. 
4000 Einheiten Heilserum. u AN 
7. Tag.. Fieberfrei. E: | | 

8. Tag. Beläge abgestoßen: © i 


: Fall 8. E. S., 1'/⁄2 Jahre. Zwei Geschwister liegen seit meh- 


reren Tagen auf der Klinik wegen Diphtherie. Gestern schlechter 


Appetit, heute erbsengroßer Belag auf der einen, drei ‚linsengroße Be- 


läge auf der anderen Mandel. Temperatur 88,8% Wegen des geringen 


Fiebers und im Hinblick auf die Diphtherie der Geschwister wird. 


ebenfalls Diphtherie angenommen und Pferdeserum gegeben. Ergebnis 
der bakteriologischen Untersuchung am nächsten Tag: Diphtherie- 


bacillen negativ! 


8. Tag. Abgefieberf, Rachen frei. 
6. Tag. Abends Temperatur 88°. 


7. Tag. Temperatur 39%. Auf beiden Mandeln neue erbsengroße 


Beläge. Bacillenbefund: jetzt positiv. Diagnose: Diphtherie. 1000 
Einheiten. - a T Va 
8. Tag. Abgefiebert. 
9. Tag. Rachen frei. 


Fall 4. O.M., 3 Jahre. Am Tage vor der Aufnahme mit Müdig- 
keit, Fieber und laufender Nase erkrankt, geschickt wegen Nasen- und 
Mandeldiphtherie. l | 

Befund: Foetor ex ore, Naseneingang sehr wund, starker, etwas 
blatig gefärbter Ausfluß. Auf beiden Mändeln kleine.Beläge, grünlich- 
‚weiß, rechts mehr als links. Kieferdrüsen haselnußgroß. 

Behandlung: 20 ccm Pferdeserum. Einträufelung von Serum 
(1:30) in die Nasenlöcher. Bakteriologisches Ergebnis am nächsten 
Tag: keine Diphtherie. a | DE 

3. Tag. Beläge weg. 


7. Tag. Fieberanstieg auf 38%. Auf der rechten: Mandel zwei, 


' 


auf der linken ein linsengroßes Stippchen. | 
: , 7. Tag. Auf beiden Mandeln je ein zehnpfennigstückgroßer Be- 


lag. "Diphtheriebacillennachweis +. Diagnose: Diphtherie. 3000 


Einheiten Heilserum. 


9, Tag. Temperatur 88,2%. Beläge kleiner. - 
10. Tag. Abgefiebert. . ` Te 
12. Tag. Rachen frei, 


Fall 5 M. M., 6 Jahre. Seit zwei Tagen Belag auf beiden 


Befund: Mandeln beiderseits stark vergrößert, tragen besonders 


rechts grünlichweiße Beläge, die zum Teil zusammenhängen. Starke 


Kieferdrüsenschwellung. Temperatur 37,8%. 20 cem Pferdeserum. 

‚2. Tag. Bakteriologische Diagnose: Diphtherie —. . m: 

8. Tag. Beläge abgestoßen, nur am Winkel Zwischen Zäpfchen 

und rechtem Gaumenbogen sitzt noch ein kleiner: Belag. Abends Tem- 
peraturanstieg auf 38,7% ; | | | 

4. Tag. Auf der ganzen rechten Mandel sitzt wieder ein großer 

zusammenhängender Belag, 


Diphtherie. 3000 Einheiten. Ä 
5. Tag. Abgefiebert. Beläge unverändert. 
6. Tag. Belag rechts ganz abgestoßen, links haftet er noch. 
8. Tag. Rachen frei. Ausgedehnter Serumausschlag. 


Fall6. W. B., 5 Jahre. Seit drei Tagen Halsschmerzen. Auf 
beiden Mandeln dicke Beläge, die den Eindruck machen, daß sie aus 
dichtstehenden einzelnen Pfröpfen bestehen. Diagnose des Hausarztes: 


Diphtherie. Diagnose ist fraglich, trotzdem bekommt das Kind 20 cem 


Pferdeserum. Temperatur 38% «+ 


, die Mandeln sind bis auf zwei kleine Stippchen 


| auf der -linken ein linsengroßer neuer. 
Morgens 89,3°, abends 38°, Bakteriologisch: Diphtherie +. Diagnose; 


ee o Sue 


e 


= 


=5 2 
EINTTITTETIT I  rn 
; Be „er 
` ~ ie i ro r = 


on; ———.- 

re ee e entre. tu 
Pr B 2 

` a. edge 


ET 
a 


car Tr: 


ec, ES Er Nee ee ar 
A a i 3 nål ee 2 T aa un aE 1919 _ “MEDIZINISCHE: KLINIK - — N. e Seemee" f 
igi REPA i ani D a ur z 2 o GE 
te i Ate M 3 Si A "9. ag ‚Bakterlölogisch: keine , Diphitherie. Beläge unverändert tekad iid E dén Gebrauch . des Ansari B. 
IEOR a SR Temperatur 878°. h - cirsoides“ nahelegte.  Ebensolche stark. pulsierenden Arterien ver- 
Ik An... 2008. a AA al: ‚röBtteile abgostol N,“ a Di, ag ge... | Tefen unter der Haut. und in der Muskulatur des Rückens bis, 
El o Aat Ser echten Mandel Hächehafler Belag, aut der Inken ein | Hein zum Nacken, ee te, 
| k tl AE se | graüweies. Stippchen; Bekteriologläch: m, Te s Diagn onei; handelte. h V F eshe de 
RUER | Ele a6 .Diphtherie. -4000 Eihheiten.. : andelte. sich um eine Verengerung: oder um einen Versc er 
Po W 5 DR EE 7 = >S ‚Tag., ‚Fieberabfa]l uw a a | ` Aorta." -Die beschriebenen Arterien an der Oberfläche des Rumpfes: 
ni | e pile N i. rg Re -I N l ‘waren stark. ausgebildete Anastomosen, die das Blut auf Umwegen'-. 
ln N AR ee ld e n-a a diesen Fällen wurde: erst ‚iritümlich angenommen, .dem’- durch die‘ Verengerung ‚abgeschlossenen unteren Strombeit 
KB BRE 6 La 08 es sich um iphtherie ‘handele. Der. Irmtum passierte: dem | ‚der Aortä zuführen. E s 
l E j HE IN ii N j TA WA o Arzt, der das- Kind in die Klinik schickte, wie auch: ‚dem klini- . In der Praxis des einzelnen’ Arztes ist dies aaa eine große 
i Eke UE TN s ‚schen, Assistenten, der das- Kind: aufnahm, "Man sieht daraus, daß. Seltenheit. Immerhin ist die’Stenose der Aorta an der Einmündung ` 
N ji: | En, nn ur6 Pi a an handelte, in denen das klinische Bild: | -des Ductus arteriosus Botalli, oder die Persistenz des hier physiologisch: 
a A AUE k T a a er - Diphthħerie glich. Außerdem herrschte eine | eingeschalteten Isthmus aortae unter den congenitalen Mißbildungen: 
E TREE i N a n 80 Wa P N in’der Stadt,.kein Wunder, da8. maù | des Kreislaufappartes verhältnismäßig häufig, sodaß Vierordtin 
ee HI MR RE NL Ee Unke an Diphtherie dachte, Die nachfolgende bakteriologische..| | seinem Werk über die angeborenen Herzerkrankungen im Jahre 1898. 
SEE Kar CLE © ntersuchung lieferte dann, aber den Nachweis, daß keine Di- | sich auf: -180 Fälle: beziehen ' konnte. : Nicht wenige von diesen. . 
paket ln E RERE). . ‚phtherie vorlag, und-die weitere Entwicklung bestätigte das: Jeden- |. starben im frühen Kindesalter, doch ‚zeigt der Senior der von 
; l pi Ai MARE RRE IE i -= falls wurden. die. Kinder, ‘zunächst auf die Diphtheriestation gelegt | Vierordt zusammengestellten Reihe, daß man auch 92 Jahre. 
TE Al PME AE 1 . „umd „erhieltęn eine. Einspritzung ‚von gewöhnlichem Pferdeserum, | diese „Krankheit“ zu ertragen ` vermag, ‘und zeigen viele sonstige 
RES, Kl ELNE ai . und zwar weit größere Dosen. als Bingel. sie gegeben hatte. | Fälle, "daß -es sich nicht nur ‘um eine die Teratologie angehende, 
Bar O oa. =- Dieangebliche „Diphtherie“ ‚heilte-ab; aber nun. steekten | sondern: auch um eine den ‘Arzt am Krankenbett besehättennäe. 
| Sid IAEN $ NE Ra a” sich 2 Kinder nach verschieden langer . Zeit, meist, sehr, bald, mit | "Störung: handelt. Se 
gi d a ARTUN MALL G, wirk N ae an. i ls : Die V.erengerung, die pis: “zum ‘gänzlichen Verschluß sieh 
SEE ci FIIR ke > Si i ie schon erwähnt, ist es üher auch vorgekommen, daß "steigern, kann; findet sich bei ‚diesen Fällen in der Strecke dicht. 
. N N RASE PE = EN ein Kind mit der falschen Diagnose Diphtherie auf die Di- - unterhalb. vom Abgang der linken’ Subelavia bis an oder dicht 
a | acer 4. | ` 'Phtherieabteilung gelegt wurde. Aber ‘niemals ist eins der Kinder | unter. der. Einmündungsstelle des Ductus. Der als Isthmus be. 
fe RN 7 SEE an Diphtherie erkrankt, und zwar deshalb nicht, weil es..| zeichnete Teil -der Aorta’ kann auch gänzlich fehlen, sodaß keinerlei _ 
et |; ||. ame i lurch. die Heilserumeinspritzung geschützt war., | Verbindung zwischen auf- und absteigender: Aorta besteht. Als 
u a N DE: ©) Ä Diese immunisierende. Wirkung, fehlt dem Gefäße, die durch: Umleitung des Blutes in: erhöhtem. Maße in An- : 
T Ak T gewöhnlichen Pferdeserum. Das geht aus den oben spruch genommen werden, pflegen schon die Aorta anonyma, die, - 
BEER ii i RAIDE IEE i: PR ‚wiedergegebenen ‘Fällen ganz - einwandfrei hervor. Es besteht | Carotis communis sinistra . "und die linke Subelavia erweitert: zu. 
ia | HOSEN SIT ` >` also — trotz Bingel — sehr wohl ein Unterschied‘ zwischen | sein. Das ist auch bei unserem Fall deutlich. ` Von diesen Arterien 
; w 3 Hi H h H Ik / ‚Heilserum und. gewöhnlichem Pferdeserum. Und diesen Unter- |, werden mit großen kollateralen Blutströmen gespeist die Mammaris, Ei 
Bee | WEN schied hat- man offenbar im ı Antitoxingellalt des Heilserums zu |-die Ceryicalis profunda, die Transversa colli, die Intercostalis suprema, 
BRRERIESR MAMEI i suchen. i En n$ die Thoracica longa. Diese und andere ‚Anastomosen leiten das 
u BER | | Blut in die mächtig erweiterten Bahnen ‘der. vorderen Äste der 
| i : AN | | Aus ER Medizinischen Polikli ik in J aha: Intercostales der Aorta, der Lumbares, der Circumflexa ilium interna 
ToT | AR ‚und anderes mehr, Noch 'mancherlei seltsame Umwege ergeben 
oe a an di _ Über Stenose des Aortenisthmus. sich aus dem Zwang ` der, Not: Von der Thyreoidea leiten Wege 
a ANEN N | EN über die Gefäße der Speiseröhre — es:mag dahingestellt bleiben, 
I ee AA P E Gi oue o g on i ob. bei. unserem. Fall vermehrte Blutfülle dieser Wege an. der. 
TEE BES RRIS | Mr É Lommel. | nn Fa beteiligt ist = als ein Kuriosum 'erwähne ich weiter an 
CHOR ONIA olsi E © 4 Fa ei dem erweiterte Kollateralbahnen. im Verlauf der Spinal- 
EP EEE |. | Die. 38 jährige Kranke; bei der die seltene Diagnose einer | arterien zu tödlicher Druckerweichung. des Rückenmarkes führten. 
ers mar JISH ı | .:Stenose des Aortenisthmus gestellt ‚wurde, suchte ärztliche Hilfe |- Diese zum größeren Teil doch oberflächlichen, der Beob- : 
ne i ‚ ‚auf wegen andauernder Schmerzen in der Magengegend, die, von | achtung also zugänglichen Kollateralarterien sind die auffallendste 
on a N | Nahrungsaufnahme ganz unabhängig, Sich in letzter Zeit so steigerten, Erscheinung i im Krankheitsbild der Aortenstenose am Ductus Botalli. 
Kamel daß sie fast zu Ohnmacht führten; dabei trat Aus- oe Sie ist inmeiner Beobachtung 50 auf . 
re strahlung der. „rheumatismus“ähnlichen Schmerzen - ms —— gg arten, © fallend daB j ‘die Diarnose eindeutig 5 
Be in dem Rücken auf. Herzerweiterung und Herz- Ben E stl f: N: ach Vi j St kommt aber 
en `: klappenfehler war- schon vor vielen Jahren fest- u SCH LBRO? 
ur ‚gestellt: worden, eine Schilddrüsenschwellung stellte 
Be Ku | ‚sich im 14. Lebensjahre ein. 
RE | 1313. EY oE | - - Bei der Untersuchung fiel zunächst eine 
a. RE Kae starke Verunstaltung des Brustkorbes auf. Die 
> TS a Le auf der Abbildung ersichtliche Trichterbildung be- 
en En ABTEI An - steht angeblich seit frühester Kindheit... Die Herz- 
e TE: | tätigkeit ist stark fühl- und sichtbar, “der: stark ` 
a. MAARRE SIN, | hebende Spitzenstoß des mächtig- hypertrophierten = 
LE AERAR AB i E linken Herzens befindet sich ebenso wie die links- 
2 > ii E okis seitige. Begrenzung der. Herzdämpfung etwa 8 cm 
BE i aS | außerhalb der Brustwarzenlinie.e Die Carotiden: 
Be | lS EEA und‘ die Subelavien pulsieren stark. Über dem 
E E SORGE RENEA gänzen ‘Herzen, am deutlichsten aber über. der 
We a URS, 1 Als Si , :Herzbasis ist ein systolisches Geräusch laut hörbar. 
3200.07 ERELE INE 0, > °. "Dieses mit: Verbreiterung und Hypertrophie des 
a | ib ‘. linken Herzens konnte auf die Annahme einer 
AOO n PMBDREDTREREN Balken Si Aortenklappenstenose hinleiten. Aber auf den 
í Ba er A SH . ersten Blick sprach dagegen das starke Pulsieren 
a we | | der stark sicht- und fühlbaren Carotiden und 
ES E  Subelavien, deren Bewegung gerade das Gegenteil . 
* eines Pulsus tardus darstellte. ; 
| er en die Erkennung des wahren. | 
Ar i Zustandes nicht Jeicht gewesen ohne einen ganz eigenartigen Be- |. nur in BIN einem m Viert icklun ober- 
J fund, eine Art. D Caput Medusae in: der Oberbauchgegend, das | flächlicher Kollateralen ei darie o arke E Ins Minderzab 
7% aber nicht. Na enen, nn aus lebhaft pulsierenden Arterien -die Diagnose sı so leicht t gemadh wird.. Können doch erhebliche Blut- 
` y w a 


7. September. 


. mengen den Umweg finden.durch mäßige Erweiterungen tiefliegender 
Anastomosen, etwa der Pericardiaco-pbrenica. Nicht wenige Fälle 


sind daher- erst bei der Leichenöffnung festgestellt worden, äls 
„surprise. d’amphitheätre“ (B a rié). | 


. "Auch da, wo die oberflächlichen Anastomosen stark entwickelt 


sind, kann dieses Symptom sehr wechseln, wie ich an meinem Falle 


sah. Als die erhebliche Insuffizienz des Kreislaufes durch Digitalis | 


wesentlich ‚gebessert war, hatten gleichzeitig die vorher starken 


und lebhaft pulsierenden Gefäßkonvolute recht erheblich an Größe. 


und Fühlbarkeit abgenommen. Bei ‚geringerer Ausbildung hätte 
eine derartige Abnahme möglicherweise bis zur Unfühlbarkeit führen 
können. Es ist daher wünschenswert, die Stenose auch noch aus 
anderen Erscheinungen als die Anastomosenbildung erkennen zu 
können. Als ein hierzu geeignetes Symptom wird seit langem. eine 
Zunahme der Verspätung des Femoralpulses gegenüber dem Radial- 
puls erwähnt. Sie wird von manchen Autoren als diagnostisches 
Hilfsmittel hoch bewertet, von anderen wird ihr Bestehen. bei den 
= von ihnen beobachteten Fällen ausdrücklich verneint. Als Unter- 
suchungsmethode diente anscheinend nur die Betastung der Schlag- 
adern. Es ist aber nicht leicht, ohne genaue Zeitschreibung ein 
sicheres Urteil über die Zunahme der Pulsverspätung gegenüber 
der Norm zu gewinnen. Man muß, wie mir aus eigenen Arbeiten 
' über die‘ Pulswellengeschwindigkeit geläufig ist, nicht nur eine 
gute Schreibmethode (Spiegelsphygmograph)' zur Verfügung haben, 


sondern auch die ganz außerordentlich starken gesundhaften und . 


krankhaften Schwankungen der Wellengeschwindigkeit (bis zu 200°/,) 
in Betracht ziehen. Da es mir aus äußeren Gründen leider nicht 
möglich war, die Methode mit notwendiger Genauigkeit auf meine 
` Kranke anzuwenden, so muß ich dahingestellt sein lassen, ob die 
Pulsverspätung ein diagnostisches Hilfsmittel von Bedeutung genannt 
werden kann. ei | 
: Nicht viel mehr kann ich aus eigener Erfahrung über die 
Ergebnisse der Röntgenuntersuchung sagen. Es ist klar, daß dieses 
wertvollste Hilfsmittel für die klinische Erforschung des Medi- 
' astinalraumes für die Erkennung einer Aortenisthmusstenose be- 
sonders viel verspricht. Bei nicht zu ungünstigen Verhältnissen 
kann ja, wie aus Untersuchungen von Siebert aus meiner Poli- 
klinik hervorgeht, die Brustaorta orthodiagraphisch ausgemessen und 
. 50 auch geringe Erweiterungen diagnostisch festgelegt werden. 
Aber im vorliegenden Fall gelang es mir leider nicht, ein klares 
Bild des Mediastinums zu gewinnen, da der Mediastinalraum durch 
die tief eingezogene Trichterbrust sehr eingeengt, wenn nicht auf- 
gehoben war: Wo bei Abwesenheit dieser ganz vereinzelten Kom- 


- plikation der Verdacht einer Isthmusstenose auftaucht, wird das 


Verfahren methodisch angewendet werden müssen. ; 

‚ Ein solcher Verdacht wird auftauchen müssen, wenn bei Er- 
scheinungen -von Aortenklappenstenose, also vor allem bei Hyper- 
trophie des linken Herzens und bei einem vorwiegend an der 
Herzbasis hörbaren systolischen Geräusch nicht ein Pulsus tardus, 
sondern im Gegenteil ein besonders stark gefüllter Puls an der 
sehr weiten Arteria subelaviae und an den Carotiden wahrgenommen 
wird. Dabei ist zu bemerken, daß nur in einem Teil der Fälle 
— zu denen der von mir beobachtete gehörte — ein systolisches 
Herzgeräusch- gehört wird, das überdies nicht immer an der Basis 
deutlicher, sondern oft über dem ganzen Herzen wahrnehmbar ist: 
In allen Fällen scheint. aber als notwendige Folge der durch die 


Stenose ‚verursachten Mehrarbeit des Herzens eine Herzhypertrophie 


zu. bestehen. Hier wird die Hypertrophie des linken Ventrikels 
verbunden mit. starkem Pulsieren der Carotiden und Subelavien, 
aber ohne das erwartete .diastolische Geräusch, den Kundigen auf 
die abseits liegende Möglichkeit einer Isthmusstenose hinlenken. 
Ein auffallend: kleiner. Femoralpuls ist geeignet; hier noch weiter 
zu führen.. (In meinem Fall war die Kleinheit des Femoralpulses 
nicht sehr deutlich.) Man muß sich einmal mit dem Krankheits- 
bild und: den: eben . geschilderten weniger kennzeichnenden Er- 
Scheinungen auseinandergesetzt haben, um dann Aussicht zu haben, 
daß später auch -bei weniger offen liegenden Fällen die Erinnerung 
an. das seltene Vorkommnis sich über die Bewußtseinsschwelle 
hebt; . Immerhin bleibt die Diagnose ohne die Kollateralen und 


ohne’ ein ‘sicher: zu deutendes Röntgenbild gewagt, sodaß eine 
sewisse Unsicherheit bestehen bleibt auch bei sonst ziemlich lücken-' 
oser. Symptomreihe. Als solche: führt Hochsinger (nach: | 


vierordt) bei einem von ihm diagnostizierten Fall (41/,jähriger 
Xnabe) an: Congenitales Herzleiden mit hebendem Spitzenstoß 


Mm .siebenten Intercostalraum, starke Voussure*), mächtige excen- 


| ) Voussure bedeutet laut Wörterbuch 'Rundung, Hervorwölbun 
er. Herzgegend. Es wird offenbar vorausgesetzt, daß der „gebildete“ 


1518 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nu 20.00. 


‚zweiten Töne rein.‘ 


+ Y - = j 
E . x 7 G 7 2 h 
a B $ a a a 
er 
. $ no. * Š 1 j 


\ 


trische Hypertrophie des linken Ventrikelä ohne Beteiligung des : 


rechten Herzens, systolisches Fremisserment über dem Herzen und 


dem das Sternum überragenden elongierten Aortenbogen sowie in 
den erweiterten Carotiden ünd Subelavien. Femoralpulse leicht zu 
unterdrücken, verspätet gegen die sehr schwachen (Gefäßanomalie?) 


Radialpulse;. systolisches ungemein lautes. Geräusch über dem 
oberen Drittel des Manubrium 


. Als unterstützendes Symptom gesellte sich zu diesera Befund 
noch eine Hypospadie. Barie rechnet bei den von ihm zusammen- 


gestellten Fällen 37%. angeborene Mißbildungen, sei es am Herzen i 


oder an anderen Organen, heraus. Wie in dem hier beschriebenen 
Fall die Trichterbrust mit der Erkrankung im Zusammenhang zu 
bringen ist, wird sogleich zu besprechen sein. Vorher aber noch 
ein paar Worte über.die subjektiven Beschwerden und die funktionellen’ 


Störungen.‘ Meine Patientin suchte ärztliche Hilfe auf wegen 


Schmerzen in der Magengegend, auch im Rücken, die bei dem 
Mangel. anderer Erklärungsmöglichkeiten als Gefäßschmerzen in 
den beschriebenen arteriellen Konvoluten gedeutet werden :mußten. 
Daneben bestanden die Zeichen mäßiger Kreislaufinsuffizienz, die, 


wie die Mitteilungen über gute körperliche Leistungsfähigkeit in. 


anderen Fällen ergeben, ja keineswegs notwendige Begleit- 


„erscheinungen des Zustandes sind, aber doch verhältnismäßig: oft 
vorkommen. Digitalis wirkte nicht nur gegenüber den 'Insuffizienz- 
erscheinungen sehr günstig, sondern beseitigte sehr rasch und. 


vollständig die Schmerzen. Im Verlauf einer dreijährigen. Beob-. 


achtung stellten sich. noch zweimal jedesmal unter Nachlassen der: 


Herzkraft die sehr heftigen „Magenschmerzen“ ein; jedesmal. ver- 


schwanden sie in überraschender Weise nach Digitalisgebrauch, 


Suggestive Wirkung schien mir dabei nicht im Spiele zu sein. 
Eine Komplikation, die, soviel ich sehe, sonst nicht erwähnt 


wird, fand sich noch bei meiner Kranken; eine Erhöhung des Blut- 

druckes auf 190 mm Quecksilber. Albuminurie bestand nicht. \ Ob 
die Hypertonie mit der anatomischen Störung-an der Aorta ursächlich 
in Verbindung zu bringen ist, etwa durch Schädigung der aas- 


gleichenden Wirkung des Nervus depressor, der. nach Köster 
seine Reize aus der Wand des Aortenbogens empfängt, muß dahin- 
gestellt bleiben. Dagegen war die linksseitige Herzhypertrophie 


und die Schlängelung und Starre der Arterien von der Hypertonie. 


sicher beeinflußt. 


Über die Pathogenese der Mißbildung aus meiner einzel- 


stehenden und anatomisch nicht nachgeprüften Beobachtung. mit- 


zureden, scheint unangebräacht zu sein. Und doch liegt ‘es nahe, - 


das seltsame Zusammentreffen einer Isthmusstenose und einer 
Trichterbrust auf Zufälligkeit oder inneren : Zusammenhang zu 


prüfen. Ich finde, soweit ich den Stoff übersehe, nichts derartiges 


erwähnt, a j 
Erklärungsversuche der Isthmusstenose wurde in mehrfacher 
Richtung unternommen. Endzündliche Vorgänge wurden in offen- 


bar willkürlicher Weise herangezogen. Beim Neugebörenen ist 


‚der Isthmus ein zunächst nicht vollwertiges etwas engeres Schalt- 


stück zwischen auf- und absteigender. Aorta, daher soll dann die 
Verengerung kommen. Übergreifen des zur Verödung neigenden 


Gewebes: des Botallischen Ganges auf die Aortenwand soll ebenso . 
Sollte nicht auch die Trichterbrust eine mechanische 


wirken. 
Schädigung der Brustaorta verschulden können? Zur Ablehnung 


eines. derartigen Zusammenhanges scheint mir weder die Tatsache, 
daß die meisten Kranken mit Trichterbrust keine Herzerkrankungen, ` 
noch die, daß die mit Aortenverengerung keine Trichterbrust zu 
haben pflegen, hinzureichen, Die Frage liegt so, ob unter die 


wohl anzunehmende Vielheit möglicher Herz- und Aortenschädigung" 
die tiefe congenitale Einsenkung des Sternums ‚gehören kann; - . 
Wie entsteht die (angeborene) Trichterbrust? Nach: einer 


Monographie. von Wolostnich zeigt fast jeder einzelne Fall 


eine andere Entstehungsmöglichkeit. Nach W. Ebstein handelt 
es sich um ein zu langsames fortschreitendes Wachstum des 
Sternums. Eine andere Erklärung (Zuckerkandl) weist auf 


‚den Druck der im Uterus fest an. die Brust angepreßten Kindes- 


teile (Kinn, Ferse) hin. Die weitaus meisten Fälle der Mißbildung 
entstehen nach Bystrow intrauterin. Mehrfach wurde Trichter- 
brust in Verbindung mit Defekten der Brustmuskulatur, der Rippen- 
knorpel; der Brustwarzen beobachtet; auch zahlreiche Mißbildungen 


Leser das weiß. Sollte esaber nicht zeitgemäß sein, unsere mit Griechisch | 


und Latein so reich verbrämte Fachsprache von manchem beliebten 
französischen Zierat: zu befreien und das „frémissement“, das „Tetre- 
cissement“, den „arc de cercle“ und dergleichen in schlichtem Deutsch 
zu benennen? ° | a E 


a 


D: 


sterni und dem Aortenbogen; die 


Sen men 


- = . 
RAT NAE En een 
a, EN a wi i 


Dame mn e em oy 
3 man e, 

P TEE 

E ... wa et 


. > à 
+ 
ne wi 
ee Bar sr. 
a, P 
ao on -` 
> CNEL Be 


Tr EN ; 
ie, N 5 San- eme oo, 
aE ö . R 5 
p$ F >» tre š 


894 


anderer Körperteile werden in Verbindung mit Trichterbrust auf- 
gezählt. Angeborene Herzfehler finde ich freilich, soweit ich die 
Literatur übersehe, zwar mit Bauch- und Zwerchfellspalten, aber 
nicht mit Trichterbrust vereinigt. 

Wie congenitale Trichterbrust auf Herz und Aorta einwirken 
‚kann, beschreibt in anschaulicher Weise Frühwald. Das Herz 
ist im ganzen nach links verlagert, seine einzelnen Höhlen sind 
in mancher Richtung beengt und verschoben. Die aufsteigende 
Aorta liegt der hinteren Brustbeinwand eng an, liegt zu weit nach 
links, die Ebene des Aortenbogens liest fast genau sagittal. Die 
Strecke zwischen Abgang der Anonyma und der Carotis communis 
sinistra ist verkürzt; nicht seitlich, sondern dorsal von ihr liegt 
der Ursprung der linken Subelavia. Der sagittal gestellte Aorten- 
bi. bogen preßt eine tiefe Delle in die Trachea, die absteigende Aorta 
p: ist durch die Speiseröhre nach links und hinten verdrängt. Diese 


nur 2cm von der Konvexität des gegenüberliegenden Wirbelkörpers 
entfernt lag, läßt erkennen, daß derartige Mißgestaltungen einen 
bedeutenden Einfluß auf die Entwicklung der Kreislauforgane aus- 
üben können, ohne daß damit freilich ein schlüssiger Beweis für 
unseren Fall geliefert wäre. Bei unbefangener Beurteilung wird 
man in unserem Fall die Entstehung mit großer Wahrscheinlichkeit 


mit der angeborenen Rindrückung des Brustbeins in Verbindung 
bringen. 


Mehr als dies wird kaum behauptet werden können. 


der es genau kennt. 
Literatur: Vierordt, Angeborene Herzerkrankungen. 


Literatur. 


in Wien (Vorstand: Prof. R. Doerr). 
Beitrag zur Diagnose der Fleckfieberiniektion 
beim Meerschweinchen. 


Von 
R. Doerr und L. Kirschner. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 


Beschreibung mit der Angabe, daß die tiefste Stelle des Trichters | 


Doch 
ist auch eine eindringendere Klärung der Pathogenese nicht der 


Zweck dieser Zeilen, die für den am Krankenbett tätigen Arzt 
einen Hinweis auf ein Krankheitsbild bringen sollen, das selten, 
aber doch vielleicht häufiger ist, als es erkannt wird, und das in 
nicht ganz auffälligen Fällen nur von dem nicht übersehen wird, 


Noth- 
nagels Handb. d. spec. Path. — Siebert, Mitt. Grenzgeb. der Chir. u. inn., 


Medizin 1911. — Wolostnich, Jnaug.-Diss. Petersburg. Daselbst weitere 


Aus dem bakteriologischen Laboratorium des Militärsanitätskomitees 


Bei der Durehführung ausgedehnterer Untersuchungen über 
den Infektionsablauf und das Zustandekommen der Immunität 


aca 
ae. =“ 
i 


7 ne, rain K 
ie S ‚eptem Der, 


—— 1. 


Meerschweinchen (B) intraperitoneal und läßt die Fieberreaktion 
bei diesem Tier ungestört ablaufen; nach erfolgter Defervescenz 
wird B der Prüfung auf seine Immunität durch eine zweite Ein- 
spritzung sicher virulenter Hirnemulsion unterworfen. Die Immu- 
nität stellt man also nicht bei dem fraglichen Meerschweinchen A ~ 
fest, sondern erst bei dem mit dem Virus von A infizierten Passage- 
meerschweinchen B, was insofern irrelevant ist, als es sich ja bloß 
darum handelt, die specifisch immunisierende Wirkung der fe: 
brilen Krankheit überhaupt zu konstatieren, nicht aber den schützen- 
den Effekt bei einem bestimmten Versuchstier. Zweckmäßie er- 
scheint der geschilderte Vorgang aus dem Grunde, weil der höchst 
bedeutungsvollen Aussage über die Übertragbarkeit des Fiebers ein 
Versuch mit Organvirus zugrunde gelest wird, welcher ungleich 
konstantere Resultate liefert als die Verimpfung von Blut (Land- 
steiner und Hausmann, Doerr und R. Pick); au 
diesen Vorteil muß man naturgemäß verzichten, wenn man das 
Ausgangstier A überleben lassen will, um dasselbe der Immuni- 
tätsprobe zu unterziehen, weil dann nichts anderes übrig bleibt, 
als zur Übertragung von A auf ein zweites Meerschweinchen das 
Blut von A zu verwenden. ge 
Es liegt indessen auf der Hand, daß diese und ähnliche 
Arbeitsmethoden einen speziell unter den jetzigen Verhältnissen 
schwer zu bestreitenden Aufwand an Tieren bedingen und dab 
man unverhältnismäßig lange warten muß, bevor man zu einem 
abschließenden Urteil über die Natur einer beobachteten Fieber- 
reaktion gelangt; bei der von Doerr und Schnabel ange- 
gebenen Technik verstreichen bis zur Erledigung der Kontroll- 
versuche durchschnittlich fünf Wochen. Wären wir in der Lage, 
außer den aufgezählten funktionellen verläßliche morphologische 
Kennzeichen zur Diagnose der experimentellen Fleckfieberiniek- 
tion der Meerschweinchen heranzuziehen, so müßte sich hieraus 
ein erheblicher Gewinn an Zeit und Material ergeben. Auch würde 
dadurch der Experimentator von Zufälligkeiten unabhängig, welche 
oft noch nachträglich eine längere Versuchsreiche total oder pan 
tiell entwerten, wie z. B. eine Sekundärinfektion oder ein. vor 
zeitiger Exitus bei den Kontrolltieren der Kategorie B des obigen 
Schemas. | 
Wir dachten daher schon im Sommer 1918 daran, in den 
Organen fleckfieberinfizierter Meerschweinchen, namentlich im Ge- 
hirn solcher Tiere, nach histologischen Veränderungen zu fahn- 
den, welche mit den Gefäßerkrankungen und perivasculären Zell- 
anhäufungen, wie sie von E. Fraenkel, Ceelen, Benda, 
Albrecht, später auch von Aschoff, Bauer, Herzog, 
Jaffé, Nicol, Grzywo-Dabrowski beim Fleckfieber des 
Menschen beschrieben wurden, in Parallele gesetzt werden könnten. 
Die Aussicht, auf diesem Wege zu positiven Resultaten zu Be 
langen, schien uns nicht sehr groß, hauptsächlich wegen der Ver 


beim Fleckfieber!) ergab sich das Bedürfnis, die Diagnose des 
experimentellen Fleckfiebers der Meerschweinchen auch auf an- 
dere Kriterien als die bisher bekannten zu stützen, 
Da das Serum fleckfieberkranker Meerschweinchen in keiner 
Phase des Prozesses die Reaktion nach Weil-Felix liefert, 
standen uns für die Erkennung einer vorhandenen oder abge- 
laufenen Infektion lediglich das Verhalten der Körpertemperatur, 
die Übertragbarkeit des Fiebers und die nach der Entfieberung 
zurückbleibende aktive Immunität zu Gebote. Von diesen drei 
Merkmalen ermöglicht aber kein einziges — an und für sich be- 
trachtet — eine sichere Deutung der Versuchsergebnisse; nur ihre 
Koinzidenz in jedem Einzelfall gestattet den exakten Schluß auf 
einen specifischen Fleckfieberinfekt und bietet so die erforderliche 
Gewähr für eine richtige Entscheidung prinzipiell wichtiger Frage- 
stellungen. Eine in praxi gut funktionierende Versuchsanordnung, 
welche bei genügender Einfachheit alle gewünschten Aufschlüsse 
gibt, läßt sich nun allerdings ohne besondere Schwierigkeiten er- 
mitteln. Doerr und Schnabel?) benutzen folgendes Schema: 
Das infizierte Meerschweinchen (A) wird täglich zweimal thermo- 
metriert. Steigt die Körperwärme nach Ablauf der Inkubations- 
periode an, so wird das Tier am zweiten oder dritten Fiebertag 
durch Entbluten getötet und obduziert. Falls sich bei der Sektion 
herausstellt, daß die Ursache des Fiebers nicht in einer Sekundär- 
infektion (Eiterung, Peritonitis, Pneumonie usw.) gelegen sein kann, 
wird die Schädelkapsel eröffnet, das Gehirn aseptisch herausge- 
nommen und mit 10 ccm steriler NaCl-Lösung fein emulgiert. Von 
dieser Emulsion injiziert man 1 cem einem zweiten normalen 


schiedenheiten im zeitlichen Ablauf der natürlichen Erkrankung 
des Menschen und der experimentellen Infektion der Meer 
schweinchen, dann auch wegen der auffälligen Differenzen 1m der 
Schwere des klinischen Krankheitsbildes. Beim Menschen schliekt 
sich an eine Inkubation von 10 bis 14 Tagen ein Fieberstadium 
von meist 15 tägiger Dauer an; die Endothelnekrosen im Gehirn 
sind aber nach den recht genauen Angaben von Herzog nieht 
vor dem siebenten Krankheitstag, die perivaseulären knötehen- 
artigen Zellansammlungen nicht vor dem neunten Krankheitstast 
sichtbar, was ungefähr dem 17. bis 19. Tag nach dem Moment 
der Infektion entsprechen würde. Bei einem mit Organvirus init- 
peritoneal infizierten Meerschweinchen verfließen dagegen bis zum 
Temperaturanstieg nur fünf bis sieben Tage und die fieberhalte 
Reaktion erstreckt sich ebenfalls nur über wenige Tage (fünf bis 
sieben); am 11. bis 14. Tage post infektionem sind die Tiere 1 
der Regel schon afebril, ihre Organe vom 16, Tage nach der In: 
fektion angefangen avirulent (Doerr und R. Pick). Dazu 
kommt noch, daß man die Meerschweinchen, um eine sichen 
Übertragung (Passage) zu bewerkstelligen, bereits am zweiten oder 
dritten Fiebertag tötet. Infiziert man die: Meerschweinchen mi 
menschlichem Kleckfieberblut oder mit Emulsionen infiziert 
Kleiderläuse, so wird zwar die Latenzperiode verlängert (Lant 
steiner und Hausmann); die febrile Phase bleibt aber w 
Vergleich zum Menschen) nicht nur in rein zeitlicher Beziehung 
rudimentär, sondern auch hinsichtlich des Grades der das SA 
begleitenden sonstigen Erscheinungen, vor allem der nervose 
Symptome. S l X 

Schon die Durchmusterung der ersten histologischen Eu 
rate ergab indessen die Unstichhaltigkeit dieser Überlegungel: 
In den mit Hämalaun-Eosin gefärbten Schnitten durch das 


1) Doerr und Pick, W. kl. W. 1918, Nr. 30, 
2) Doerr und Schnabel, W. kl. W. 1919, Nr. 20. 


Digitized by Google 


~< 


chen zustandekommen müssen; es kann das um so weniger be- 
fremden, als der Infektionsablauf beim Meerschweinchen gewisser- 
maßen rudimentär ist und als auch beim Menschen nicht immer 
histologisch nachweisbare Herde im Centralnervensystem gefunden 
werden (Grzywo-Dabrowski z. B. konnte sie: bei 55 Sek- 
tionen nur 45 mal = 85% konstatieren). Aber selbst diese Deutung 
bedarf einer Einschränkung. Vor allem waren ‚wir nicht in der 
Lage, bei jedem Tier Schnitte durch das ganze Gehirn anzu- 


infizierter Meerschweinchen fanden sich eigentümliche, präcapil- 
laren oder capillaren Gefäßchen benachbarte Zellherde,, welche in 
mehrfacher Hinsicht den „Knötchen“ im menschlichen Fleckfieber- 
gehirn gleichen. Es handelte sich dabei zunächst ausschließlich 
um Tiere, welche mit Meerschweinchengehirn (der 89. bis 102. Pas- 
- sage) intraperitoneal geimpft worden waren, sodaß die Inkubationen 
nur fünf bis sieben Tage betrugen; die Entnahme des Gehirns 
war am 9. bis 15. Tag post infectionem erfolgt. Später wurden 
auch die Gehirne von Meerschweinchen untersucht, welche mit 
Läusevirus oder menschlichem Fleckfieberblut infiziert worden 
waren; auch hier ließen sich die gleichen pathologischen Ver- 
änderungen nachweisen. ne 
. Identische Befunde haben inzwischen Otto und Diet- 
rich, Nicol, Bauer, Grzywo-Dabrowski und Ku- 
czynski veröffentlicht, deren Arbeiten wir hier aus Raum- 
mangel nicht ausführlich zitieren können. Wenn wir die Ange- 
legenheit in der vorliegenden Mitteilung neuerdings erörtern, so 
wird damit einerseits eine Bestätigung der angeführten Publika- 
tionen, andererseits eine in vielen Punkten wünschenswerte Er-_ 
gänzung der darin enthaltenen Angaben bezweckt. ° -> 


Rest (das Großhirn und ein Teil des Hirnstammes) zur Weiter- 
‚verimpfung verwendet. Da es uns weiter darauf ankam, ein 
möglichst expeditives diagnostisches Verfahren zu ermitteln, berück- 
sichtigten wir nur Zellanhäufungen, die schon bei’ schwacher Ver- 
größerung in die Augen sprangen, unterließen hingegen feinere 
Untersuchungen an Capillarendothelien, welche geeignet gewesen 
wären, Nekrobiosen einzelner Zellen oder stark rückgebildete Herde 
zu entdecken. Der Schluß, daß nur positive histologische Befunde 


dem sonstigen Resultat des Tierexperiments decken, gilt demnach 


D 


Zunächst seien die durchwegs ' negativen Kontrollunter- ns 
suchungen hervorgehoben, welche ausgeführt wurden: | lediglich unter gewissen Voraussetzungen. - oe ie 

an 9 normalen Meerschweinchen, | _ _Sehwieriger erscheint es, sich mit dem Fall der Rubrik 4 
„ 2 Meerschweinchen mit ausgedehnter Impftuberkulose, abzufinden. Das betreffende Meerschweinchen (Nr. 120) war 21 Tage 
a8 y „  Pneumonie, nach intraperitonealer Injektion emulgierter Hirnsubstanz spontan 
et ie „Peritonitis, . eingegangen; das verimpfte Gehirn stammte von einem’ zweiten 

„1 „ „ Spontanem Ödem, | Tier (Nr. 68), welches zu Immunisierungszwecken zwei. subeutane 

» 1 „ -Welches infolge quantitativ insuffizienter | Einspritzungen von ursprünglich virulenten, jedoch durch vier 

‚ Nahrung eingegangen war (Hungertier), | Wochen im Kühlschrank aufbewahrten Hirnemulsionen erhalten _ 
| | hatte. Nr. 68 fing zu fiebern an, und zwar — wie die Sektion 


1 graviden Meerschweinchen, 
1 normalen Kaninchen, RE 
1 Kaninchen, welches infolge einer Infektion mit Paratyphus B 


- verendet war, | nn 
7 Kaninchen, welche 10, 12, 14, 15 und 18 Tage vorber eine. 
Injektion von virulentem Gehirn fleckfieberinfizierter Meer- 


schweinchen erhalten hatten, und endlich = 
“ „ 5 Meerschweinchen, die eine intraperitoneale Infektion mit 
© Yao bis 1/4 Öse einer 24 stündigen Agarkultur X 19 (0-Form) 


8,9, 10, 11 und 12 Tage überlebten. | 

Bei den Tieren dieser Gruppe wurde stets das ganze Gehirn 
(samt Kleinhirn und verlängertem Mark) lebenswarm fixiert und 
nach der Einbettung in Paraffin in sagittaler Richtung in Schnitte 
zerlegt. Veränderungen an den Capillaren oder abnorme Zell- 
anhäufungen konnten nirgends wahrgenommen werden. Besondere 
‚Wichtigkeit besitzen die zwei am Schlusse der vorstehenden Liste 
angeführten Serien. Die eine spricht — gleich vielen anderen 
Gründen — gegen die Behauptung, das den Proteusbacillen vom 

Typus X19 eine -ätiologische Bedeutung beim Zustandekommen 
` der natürlichen Fleckfiebererkrankung des Menschen zufällt, die. 
andere lehrt, daß die geringe Empfänglichkeit einer Tierspecies (Ka- 
ninchen) nicht nur im Ausbleiben der Fieberreaktion ihren .Aus- 
druck findet!), sondern auch im Fehlen der für die Fleckfieber- 
Infektion des Menschen und des Meerschweinchens charakteristi- 
schen pathologischen Veränderungen im Gehirnparenchym. 

Die zweite Gruppe, welche etwas genauer analysiert werden 
soll, bestand aus 80 Meerschweinchen, welche zu verschiedenen 
Fleckfieberversuchen verwendet ‚worden waren. Wieweit hier die 
histologischen Befunde im Gehirn mit den Ergebnissen der sonsti- 
gen Methoden (Temperaturmessung, Prüfung auf Übertragbarkeit 
und Immunität) übereinstimmten, ist aus folgender Tabelle zu 


entnehmen: | 


ergab — infolge einer schweren eitrigen Mediastinitis. Nun wissen 


lebend erhält; und im vorliegenden Experiment wurde diese Tat- 
sache noch durch mehrfache Kontrollen erhärtet.. Nr.68 konnte 
also nicht mit Fleckfieber infiziert sein und ebensowenig Nr. 120; 
auch war ja seit der intraperitonealen Injektion von 120 ein relativ 


| Zeit keine typische Fieberbewegung gezeigt. Trotzdem fand sich 
im Marklager des Scheitellappens von Meerschweinchen Nr. 120 
ein kleiner, aus wenigen endothelialen Elementen, polynucleären 
Leukocyten und Gliazellen bestehender Zellherd, der um. eine 
centrale, durch eine feinkörnige Masse (Thrombus) verschlossene 
Capillare konzentrisch angeordnet war und den wir unter anderen 
Umständen unbedenklich für ein „Fleckfieberknötchen“. erklärt 
hätten. Diese einzige Ansnahme vermögen wir derzeit nicht be- 


Den Zeitpunkt des ersten Auftretens 
änderungen im Gehirn fleckfieberinfizierter Meerschweinchen suchten 
wir in der Weise zu fixieren, daß wir eine Reihe von Meer- 
schweinchen zu gleicher Zeit mit den gleichen Mengen virulenter, 
durch Gaze filtrierter Hirnemulsion intraperitoneal infizierten und 
die Tiere in Intervallen von 24 Stunden töteten, um ihre Gehirne 
histologisch zu untersuchen, | | 

Versuch: Das fleckfieberinfizierte Meerschweinchen Nr. 86 
(dritte Passage) hatte eine typische Fieberkurve und wurde bei einer 
Temperatur von 39,8°C am zehnten Tag post infectionem getötet; 


| durch sterile Gaze filtriert. Von dieser Emulsion erhielten die Meer- 

schweinchen 55, 56, 57, 58, 59 und 60 je i cem intraperitoneal am 
5. Februar. | ZZ IE 

Nr. 59 wurde am 8. Februar (dritter Tag post infectionem) - ge- 

tötet, das Gehirn histologisch untersucht; es fanden sich keine-auf- 


fälligen Veränderungen. | . 
Februar (vier Tage post infectionem) getötet, 


- „Zahl der unter- | Ergebnis 
Er Meer E der bistologischen Untersuchung des Tier- Nr. 55 wurde am 9. 
in des Gehirns experiments | lieferte dasselbe negative Ergebnis, ebenso das am 10. Februar (fünften 
45 us Tag post infectionem) getötete Meerschweinchen Nr. 60. Alle drei yor- 
a positiv positiv bezeichneten Tiere zeigten im Intervall zwischen Injektion und Tötung 
22 negativ negativ | keine fieberhafte Steigerung der Körpertemperatur. | 
2 negativ positiv ' Bei Nr. 58 erhob sich die Körperwärme am 11. Februar (sechsten 
: = positiv negativ Tag post infectionem) von 37,9 auf 88,9°C. Knapp nach der Thermo- 
metrierung wurde das Tier getötet. In der Medulla oblongata unter- 


halb der Oliven saß ein Herd, der sich um ein etwas größeres (prä- 


Die Brauchbarkeit der histologischen Untersuchung des Meer- 
capillares) Gefäß gruppierte. Das Gefäß war durch einen hyalinen 


schweinchengehirns zu diagnostischen Zwecken wird also durch 
a Angaben der beiden ersten Horizontalreihen bekräftigt, durch 
ze Daten der dritten und vierten Rubrik hingegen in Frage ge- 
stellt, Das Fehlen histologischer Veränderungen im Gehirn bei 
Sonst positivem Ausfall des Infektionsversuchs würde allerdings 
nur beweisen, daß die pathologischen Prozesse im Gehirn inkonstant 
9 Doerr und Pick, erscheint demnächst. _ 


gebacken waren, obturiert, die Wandendothelien sahen stark gequollen 
aus, ihre Kerne blau gefärbt und undeutlich conturiert, augenscheinlich 
im Zerfall begriffen, da verschieden gestaltete Chromatinschollen im 
Cytoplasma der Endothelien zerstreut lagen. Die perivasculäre Zell- 
masse setzte sich größtenteils aus adventialen Zellen mit großen, 
‘blassen, scharf umrandeten, ovalen oder langgestreckten Kernen zu- 


2 


- 1} September. ` © ` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 86, | 898 
sind, daß sie nicht bei jeder Fleckfieberinfektion der Meerschwein: 
fertigen; in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle wurde nur das 


Kleinhirn und die Medulla oblongata histologisch verarbeitet, der 


"verwertbar Sind, negative jedoch bloß dann, wenn sie sich mit 


| wir, daß sich das Virus in Organemulsionen nicht sehr lange 


langes Intervall verstrichen und das Tier’ hatte während dieser 


friedigend aufzuklären. | | 
der histologischen Ver- 


sein Gehirn wurde mit 10 ccm NaCl-Lösung emulsiert, die Emulsion 


Thrombus, in welchen noch ein paar gut erhaltene Erythrocyten ein- . 


b Takni 


aii Aa aaan 
AN: ~ P 
= > u 


ut Tin ent enteernır- St 
à ` = 3 5 E ug 


andren SE a 
x Piar -~ = 
S Tonga men, BI z 
& te 
Bee = E R . Ed ~ 
= Zn ER E REP E 


aik S 


Er u a. 


m A — ——— — 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 


———— 


| EG 
infizierten Meerschweinchen keine besonderen nervösen Störungen 
zeigen und sehr selten spontan verenden. Meist sieht manin 
einem Schnitt nur eine größere Zellanhäufung, weniger oft zwei, 
nur ausnahmsweise drei oder gar mehr. Die Herde sitzen in der 
Regel im verlängerten Mark, mehr oder minder tief ventral von 
Boden des vierten Ventrikels, sind aber manchmal auch in der 
Brücke oder caudalwärts. vom Calamus seriptorius anzutreffen. In 
anderen Fällen erscheinen sie im Marklager des Großhirns oder 
seltener des Kleinhirns, hie und da auch in der Kleinhirnrinde 
peripher von der Körnerschicht. | 


Häufig standen die Zellanhäufungen in unverkennbarer Lage- 
beziehung zu präcapillaren oder capillaren Gefäßen und wo dieser 
Nachweis nicht geführt werden konnte, mag der Umstand Schuld 
tragen, daß uns von den meisten Herden nur einer oder wenige 
Schnitte zur Verfügung standen, nicht aber eine lückenlose Schnitt- 
serie. Die Gefäße durchsetzten die Zellherde oft central oder 
oder etwas excentrisch, sodaß man den Eindruck erhielt, daß eine 
von der Gefäßwand ausgehende Noxe die Entstehung der Herde 
veranlaßt haben mußte. Diese Auffassung wurde zuweilen dadurch 
gestützt, daß die Zellen, wenigstens in dem der Gefäßwand un- 
mittelbar benachbarten Gebiet, eine ringförmige oder konzentrische 
Anordnung um das Gefäßlumen zeigten, oder daß sich das Gefäß 
selbst als stark verändert erwies. Im letzteren Falle war das 
Lumen gewöhnlich durch eine feinkörnige bis hyaline Thromben- 
masse verschlossen, die Endothelien (meist nur ein oder zwei 
dieser Zellen) erschienen gequollen, ihre Kerne vergrößert, unschari 
begrenzt, blaß gefärbt, in verschiedenen Stadien des Zerfalls be- 
griffen. Nicht selten bemerkte man in der Nachbarschaft solcher 
Gefäße kleinere oder größere, das Hirnparenehym auseinander- 
drängende Hämorrhagien mit gut erhaltenen oder bereits 
‚abgeblaßten Erythrocyten. Auch dort, wo keine Blutungen 
sichtbar waren, lagen vereinzelte rote Blutkörperchen an der 
Außenwand der Gefäße oder in weiterer Entfernung von der- 
selben zwischen den Elementen der Zellanhäufung verstreut, 
ein Befund, der wohl ebenso wie die Anwesenheit von poly- 
morphkernigen Leukocyten und Eosinophilen an den gleichen 
Stellen auf gesteigerte Diapedese bezogen werden dürfte, Hin- 
‚sichtlich der Eosinophilen konnte die Richtigkeit dieser Erklärung 
insofern bestätigt werden, als sich in den Lumina der Geläße 
(und zwar nicht nur der den Herd durchsetzenden, sondere 
auch jenen im benachbarten normalen Hirngewebe) auffallend viele 
eosinophile Leukocyten vorfanden. Außer den eben genannten Blut- 
zellen enthielten die Herde Gliazellen, die im Vergleich mit der Um- 
gebung nicht vermehrt schienen, und bei entsprechender Lokalisation 
Ganglienzellen; es handelt sich woh) hier durchwegs um autoch- 
thone Zellformen, die auch keine auffällige Mitbeteiligung, an dem 
pathologischen Prozeß, der sich an der betreffenden Stelle abge- 
spielt hatte, erkennen ließen, Der Hauptmasse nach setzen sich 
aber die Zellaggregate aus Zellen mit großen, blassen, längsovalen 
oder stabförmigen, zuweilen halbmondförmigen Kernen mit seharfen, 
membranartiger Begrenzung und netzartiger Innenstruktur 2u- 
sammen, welche den Kernen der Endothelien und noch mehr 
jenen der Adventitiazellen bis in alle Einzelheiten glichen. In 
einem Fall (Nr. 57 des angeführten Versuches) war ein solcher 
Kern in mitotischer Teilung (Stadium. der Tochtersterne) begriien: 
Abschließend sei erwähnt, daß die Art oder Provenienz des 
zur Infektion benutzten Virus aut die Entstehung der Zellherde 
keinen Einfluß ausübte. Die Herde wurden hei Meerschweinchen, 
die mit Organ-(Passage-) Virus geimpft waren, ebenso beobachtet, 


wie nach Infektionen mit menschlichem Fleckfieberblut oder mit 
Verreibungen infizierter Kleiderläuse. 


# sammen, enthielt aber auch einige Erythrocyten, neutrophile und 

eosinophile polymorphkernige Leukocyten, sowie die präexistenten 
Elemente der Glia. In der Nachbarschaft des Herdes war eine kleine 
Blutung ins Hirnparenchym zu sehen. 

Nr. 57 fing fast gleichzeitig mit Nr. 58 zu fiebern an und wurde 
am 12: Februar (als die Körpertemperatur 39,5° C erreicht hatte) ge- 
tötet (am siebenten Tag post infectionem oder am zweiten liebertag). 
Die histologische Untersuchung ergab einen ganz außergewöhnlich 
großen und dichten, die Bezeichnung „Knötchen“ rechtfertigenden 
Zellberd in der Marksubstanz des Kleinhirns, der Lage nach dem 
Dache des vierten Ventrikels entsprechend. Der Herd, welcher an 
einer Hälfte seiner Peripherie von einer halbmondförmigen Blutung 
umgürtet war, bestand vorwiegend aus adventitiellen- (endotheloiden) 
Zellen vom beschriebenen Typus und aus vereinzelten polymorph- 
kernigen Leukocyten. Etwas abseits von der Mitte, in der Nähe der 
Hämorrhagie konnte man eine konzentrische Schichtung der Zellen 
(um ein verschlossenes Lumen einer Oapillare?) wahrnehmen. 

| r: 56, am 14. Februar (neunter Tag post infectionem, vierter 
Fiebertag) bei einer Körpertemperatur von 39,50 C getötet, zeigte im 
Anfangsteil der Medulla oblongata (nur diese wurde untersucht!) 
mehrere lockere Zellanhäufungen, welche aus Elementen mit großen, 
blassen, stäbchenförmigen Kernen und auffallend vielen eosinophilen 
Leukocyten bestanden; an einer Stelle des im Schnitte relativ kleinen 
Areals fand sich ein durch gequollene und desquamierte Endothelien 
verschlossenes Lumen eines präcapillaren Gefäßes, in dessen Lymph- 
scheide eosinophile Leukocyten lagen. 

Wir verfügen außerdem noch über eine andere Beobachtung, 
wo das Meerschweinchen dreimal 24 Stunden nach einer intra- 
peritonealen Injektion sicher virulenten Passagehirnes in der fieber- 
freien Inkubationsperiode eingegangen war und wo die sorgfältige 
Durchmusterung von Schnitten durch das ganze Gehirn keine 
histologischen Veränderungen erkennen ließ. Man kann daher 
sagen, daß diese Veränderungen entweder gleichzeitig mit dem 
Einsetzen des Fiebers oder sehr bald nach diesem Zeitpunkt nach- 
weisbar werden, daß sie aber in der zweiten Hälfte der afebrilen 
Latenzperiode, in welcher sich das Gehirn bereits als hochvirulent 
erweist (Doerr und R. Pick) noch nicht vorhanden sind; die 
Ansiedlung und Vermehrung der Fleckfiebererreger im Gehirn 
geht somit dem Auftreten der mikroskopischen Gewebserkrankung 
voraus, sodaß die zeitliche Prämisse für eine ursächliche Wechel- 
beziehung beider Vorgänge erfüllt erscheint, 

Die Zellenanhäufungen bleiben nicht nur während des ganzen 
febrilen Stadiums bestehen, sondern noch geraume Zeit nach der 
Defervescenz (mindestens 11 Tage); sie überdauern also auch die 
Zeit, während welcher sich das Gehirn als infektiös erweist, und 
bilden sich nach dem Verschwinden der Erreger aus dem Organis- 
mus nur allmählich zurück. Es konnten positive histologische Be- 
funde erhoben werden bei Meerschweinchen, welche die intra- 
peritoneale Infektion mit Passagehirn 10, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 
18, 19 und 27 Tage überlebt hatten; einzelne von diesen Tieren 
wurden im Fieberabiall, andere knapp nach erfolgter Entfieberung, 
fünf von ihnen kürzere oder längere Zeit, nachdem die Temperatur 
zur Norm zurückgekehrt war, getötet. Meerschweinchen Nr. 43 z.B. 


war am 17. März 1918 mit virulentem Passagehirn intraperitoneal 


infiziert worden, begann am 22, März zu fiebern und erreichte 


am 26. März 40,1° C; an diesen Kulminationspunkt schloß sich 
eine lytische Entfieberung an, die am 2. April beendet schien. 
Am 13. April (elf Tage nach der völligen Defervescenz) ging das 
‚Tier spontan ein und zeigte bei der Sektion außer einer starken 
Abmagerung keine makroskopisch sichtbaren pathologischen Be- 
funde. Mikroskopisch fanden sich aber in demin toto geschnittenen 
Gehirn recht zahlreiche Zellherde verschiedener Größe, vorwiegend 
in der Medulla oblongata, deren Charakter nicht wesentlich von 
dem Baue der Knötchen jüngeren Datums abwich. Ein anderes 
Meerschweinchen (Nr. 14), welches 33 Tage nach einer intra- 
peritonealen Einspritzung von Passagegehirn und 16 Tage nach 
der Entfieberung spontan eingegangen war, bot dagegen keine von 
der Norm abweichenden histologischen Verhältnisse dar und zeigte 
auch keine Residuen abgelaufener Prozesse. Die Rückbildung: der 
Zellanhäufungen erfolgt daher anscheinend wie beim Menschen 
bis zur völligen Restitutio ad integrum. 

Ein durchgängiger Parallelismus zwischen der Dauer der 
Infektion und dem Grade der Entwicklung der Herde ließ sich 
nicht feststellen. Bei den mit virulentem Passagehirn intraperitoneal 
geimpften Tieren hatte es im allgemeinen den Anschein, als ob 
die Zellanhäufungen zwischen dem 9. bis 13. Tag, vom Momente 
der Impfung an gerechnet, an Zahl und Umfang ihre maximale 
Ausbildung erreichen würden. 

Die Zahl der Herde ist, selbst wenn das ganze Gehirn sagittal 
geschnitten wird, niemals groß, konform der Tatsache, daß die 


t 
{ 
| 
N 


Į A 
i ji 
TE- f 
= OS 
al 
i RB: :- 
N ec 
ls 
| 2 
i 
f P] 
t 
MEN 
J 
t € ui 
j > 


pp a merla santt tin e pai ze 5 = 
—— Au a a ana er 
; 2 ur 12 Rei, O a ja 


ja 


Zusammenfassung. i. Beim fleckfieberinfizierten 
Meerschweinchen treten im Gehirn eigentümliche Zellanhäufungel 
auf, welche mit den beim Menschen von E. Fraenkel, 
Ceelen, Benda, Herzog, Jaff&, Nicol und Anderen 
beobachteten biologisch gleichwertig sind (Otto und Dietrich, 
Bauer, Nicol, Grzywo-Dabrowski, Kuczynski) 

2. Diese Herde können bei normalen oder aus anderer UF 
sache erkrankten Meerschweinchen nicht nachgewiesen werden, 
sind also für die Fleekfieberinfektion des Meerschweinchens Cha: 
rakteristisch. i ’ 

3. Sie finden sich nicht bei Kaninchen (für Fleckfieber weng 
empfänglichen Tieren), wenn man dieselben mit Fleckfiebervitl® 
zu infizieren trachtet. j 

4. Die Herde treten nach intraperitonealer Infektion von WI” 
lenten Meerschweinchenorganen (Passagevirus) am sechsten fag? 
auf, bald nach dem Einsetzen der speeifischen Fieberreaktion; 


ne Google 


} 


T: ‚September er. 


‘aN 


fehlen. aber in der A E also zu einer Zeit,. während 
"welcher die hohe Virulenz des Gehirns die erfolgte Ansiedlung . 
‚und Vermehrung der Erreger in diesem- Organ beweist. Sie über- 
dauern das Fieberstadium und die Infektiosität des Gehirnes und | 
bilden sich erst längere- Zeit nach dem Verschwinden der Erreger ; 


- 


‚aus dem infizierten Tier völlig zurück. 


be 5. Die Herde sind gering an Zahl und können in allen Ab- 
schnitten des Centralnervensystems zur Entwicklung. gelangen, am | 


`~ häufigsten allerdings in der Medulla:oblongata. > . 

6. Sie besitzen konstante. Lagebeziehungen zu capillaren, oder 
- präcapillaren Gefäßen; letztere erweisen sich häufig als thrombo- 
siert, ihre Endothelauskleidung als krankhaft verändert. Die Bil- 


S - dung der Herde kann somit, ‚soweit sich dies morphologisch er- 
schließen läßt, als ein. sekundärer, von einer primären Gefäß- 


 schädigung. abhängiger Prozeß aufgefaßt werden (Kuczynski). 


- 7. Die Provenienz des Virus (Mensch, Laus, _Meerschwein- 


- chen). hat für die Entstehung der Herde keine Bedeutung. 
‘8. Da die Herde bei einem gewissen Prozentsatz der sicher 


fleckfieberinfizierten Meerschweinchen (zirka 15 bis 20 %) fehlen, 


kann die Diagnose der experimentellen Erkrankung. dieser Tiere 
_ zurzeit nicht- ausschließlich auf die histologische Untersuchung des 
"Gehirns aufgebaut werden. Es empfiehlt sich aber, das im Text 
angegebene Versuchsschema für Fleckfieberexperimente dahin zu 
ergänzen, daß .man von den auf eine‘ Impfung hin .fieberhaft 
reagierenden Meerschweinchen nur das Großhirn zur Übertragung 
‘verwendet, das Kleinhirn mit der Medulla oblongata dagegen ein- 
bettet und in mit Hämalaun - Eosin gefärbten Paraffinschnitten 
. histologisch untersucht. Das Auffinden der charakteristischen 


Herde erleichtert die kritische ne zweifelhafter Ergebnisse | 


wesentlich, 

Literatur: Albrecht, Österr. E ETA 1915, Nr. 36/38, —_ 
- Aschoff, M. Kl. 1915, Nr. 29. — Bauer, M. m. 1916, Nr. 15 u. 34. — 
Benda, ebenda, 1916. — Ceelen, B. Kl. W. 1916, Ne 20. — Fraenkel, 
M. m. W. 1914 u/ 1915. — Grzywo- Dabrowski, Virch. Arch. Bd. 295, 
H. 3. — Herzog, Zbl. f. Path. Bd. 29, H. 4. — Jaffe, M. KI. 1918. — K u- 
ee 'Zbl.- f. Path. Bd.29, H.2. — Lamdsteiner und. Haus- 
mann, M. Ki. 1918, Nr. 21. — Nicol, Zieglers Beitr. Bd. 65, H. 1. — 
Otto und Dietrich, Zbl. f. Bakt, Bd. 82, o, E.t, 


— 


Ad dér II. medizinischen Klinik dèr Universität Berlin 
(Direktor: Geh. Med. -Rat Prof. Dr. Goldscheider). 


Der systolische Biekiruck im Kindesalter. 
Von . 


Dr. Ernst Mosler und Dr. Ernst Herzfeld, 


Ą Assistenten der roli; 


` - -Trotzdem unsere Kenntnisse vom Blutdruck in den letzten 
Jahren so erheblich gefördert worden sind, muß es wundernehmen, 
daß in der-Literatur der kindliche Blutdruck verhältnismäßig so 
wenig Beachtung gefunden hat. Gerade bei der Bewertung der 
Resultate von Kindern stößt man oft auf Schwierigkeiten, weil 
‘es natürlich nicht angängig ist, die Durchschnittswerte der. 
- Erwachsenen mit denen bei Kindern zu identifizieren.‘ 
muß von vornherein annehmen, daß sich auch bei den einzelnen 
Altersstufen Unterschiede finden. 
Wir haben’ bereits vor dem Kriege bei etwa 150 Kindern, 
die herzgesund waren, Blutdruckuntersuchungen angestellt. Die 
der befanden sich im Alter zwischen 5 und 14 Jahren. 
-Es konnten hierzu nur besonders ruhige Kinder genommen werden, 
um für derartige Untersuchungen jegliche nervösen Momente- aus- 
zuschalten. , l 
- Es wurde bei unseren Untersuchungen nur das palpatorische | 
Maximum festgestellt, und zwar mit dem Apparat von Tykos, 
den der eine von uns in der Hufelandschen Gesellschaft 1) 
am 18. Januar 1912 vorgeführt und wärmstens empfohlen hat. 


Dieser Apparat stimmt vollkommen mit dem Apparat von Riva- 
Rocci überein, was auch in diesen Versuchen in häufigen 


Parallelmessungen sich bestätigt hat. 
Die Kinder. mußten sich mehrere Minuten ruhig hinsetzen Jo 


beziehungsweise, hinlegen und erst dann wurde mit der Blutdruck- 
messung begonnen. Die gefundenen Werte sind, um jegliche 


Zufälligkeiten zu vermeiden, mit geringen Ausnahmen das Mittel 


aus drei Untersuehungen. 
3 BKL, W.1912, 10, 


Denn man | 


| geben. 


Es seien im folgenden. die. in den ezani Lebensaltern u 
und. Zwar ihre ‚oberen und R 


gefundenen Werte wiedergegeben, 
unteren Grenzen, n We 


-Alter | Obere Grenze Untere Grenze 


ur: 
5 88 86 
‘6 - 100 84 
T 102 - 100 ° 
‚8 100 96 
9 104 - 88 


_ Gruppieren wir nun auf der Grundlage x vorstehenden Tabelle 
die Kinder in vier Altersstufen: p on | 


Alter” | Obere Grenze | EE | Breite 


4-5 BB > 19 10 
6—9 | ~- 1% 0.76 8. 
‚i-2e |. 18 84 28 
13—14 | © 18 . 96 A 


- Die Unterschiede zadien den gefundenen höchsten: mä 
geringsten systolischen Werten. in den einzelnen Altersstufen be- 
wegen sich bei den 6- bis. l4jährigen innerhalb gleicher Grenzen, 


während die Breitenunterschiede im jüngeren ` Älter wesentlich i 


geringer sind. 
| Bisher haben wir nur die hödhsten und niedrigsten systo- 


lischen Werte bei den verschiedenen Lebensaltern in den Kreis 
unserer Betrachtung gezogen, es empfiehlt ‚sich aber nun, die 


‚Durchschnittswerte aus. den einzelnen. Untersuchungen zu be- 


stimmen, da die Grenzwerte nach oben und unten doch nur ver- 
_ einzelt zur Beobachtung gelangen nnd in der Hauptzahl' der Fälle 
die Ergebnisse viel‘ geringeren Schwankungen unterliegen. 


- Alter | Bintdruckwert Alter . | Blutdruckwert 
-4 84 10 102 
6 87 12 98 
ar ‚7 | 86 . 13 109 
‘8 | 91 44° 110 
9 | -91 | u 


Wir haben außerdem’ bei 'den untersuchten Kindern noch . 
Körperlänge und 'Gewicht festgestellt. Wenn auch nicht verkannt 
werden soll, daß häufig für ihr Alter schwächliche Individuen auch `. 


einen geringeren Blutdruck aufweisen als andere Kinder der be- 
treffenden Altersstufe und umgekehrt, so konnte doch von einem 
gesetzmäßigen Verhalten zwischen Größe und Gewicht. einerseits 


und Blutdruck andererseits nicht die Rede sein. Da es gar nicht 


möglich ist, zwischen den einzelnen Lebensaltern. scharfe Grenzen 


zu ziehen — häufig wohl auch nur wenige Monate die Kinder von- 
einander trennen —, erscheint es zweckmäßiger, auch die in vor- | 


stehender Tabelle gefundenen Durchschnittswerte nach den eur 
stufen der zweiten Tabelle zu gruppieren, ' 


‘Alter | Obere Grenze | Untere Grenze 
4-5 284 82 
6—9. 91 86 

< 10—12 a. - 93- 
13—14 10 - 109 


Diese Untersuchungen sind, wie schon eingangs gesagt, vor 
dem Kriege angestellt worden und erst jetzt kommen wir infolge 
jahrelanger Tätigkeit im Felde dazu, dieselben zu veröffentlichen. 
Da unsere Versuche durch den Krieg unterbrochen wurden, so 


war es nicht möglich, in großer Anzahl die Amplituden und Herz- . 


maße, wie ursprünglich beabsichtigt, festzustellen, weshalb wir auf 
eine doch nur unvollkommene Wiedergabe hier "lieber ganz ver- 
zichten. 
Wenn auch heute die Blutdruekwerte im allgemeinen bei 
den einzelnen 'Individuen sich in etwas niedrigeren Grenzen als 
vor dem Kriege bewegen, so dürften besonders die Durchschnitts- . 
‘werte trotzdem ein ‚getreues Bild der aigenbloklichén Verhältnisse 


| Der kindliche Blutdruck steigt mit: uhehmendeni: Alter, um 
bei älteren Kindern schon mit dem der Erwachsenen übereinzustimmen. 


REEL. RLINIE-— Nr.86: 002 000 on | 897... 


== | Obere ‘Grenze A Untere Grenze 


€ . a g: A H 
- = š s R f 
- EJA = è 
« y EC E À 7 x 
BE j Br - x ` KRE gs . . X 
: . MG hr Re . - u - Pen u; F 7 = a 5 > 
p E , ` z ' i ž ” 5 e x i “ ME 
z Taea x à L aa ei ATOE E E Ts ZA . $ í s e AELA en 
” y > k va 2 3 00% {f ş à 
PB; A $ Be . È 7 3 : % Doa 
` % x an s ; 
“ t e 


BS nae 


iii ® Pr k . 
2 a n 
Br 2 Sr 
ten rn nn ar nie 
ia a . Are i 
NONNI s s 


PB 


PR ER 


PER n 


er 
| 


U a edat 


et, 


DA SER ES GER 


Bra 


m Dia EK 2 e 
a a aa en EI A a 


. A t "i - - -a 
W . se à N 5 . F - p Bi . u 
` . $ 2 1 £ . 
TEL ee rn Pr ch Be \ Be 
NT un rn na Biene 
RER ! ne ae nr Se ee 


- ee ee 


FES 
en 7 BR SE S a a 


. 
Rue zZ 


a KR e 
In ng Tna TE 
Fe > rn k 
OE EET x z 


anye gs 


Ne 
Pai ece 


w” 


$ æ- _ 


: ` - o 
ER 5 Be % E 
DENT ten an e ra Sa # u 
ne ee an er ET rn rigen 
R er AE RE GET Sieh, B Oi = s ir 
Er, ea R een ei . 


— 


ne 


- mar 2 r- ~ 
ir e a - - ï A ~= - 
-i - Zu ae Re Fed - “ es 7 e 
- en ~ rr -e T- en BR 
een = n a s, 4 - d = DN- N nee Sr 
` nn wer: . = ae 


urn di DET 


u u 


Zu ne 


pi 
i 
Pa 
| 
t 
l i 
| T 
t I 
n À N 
E Í 
I & ER il 
| Ea 
W x i 
1 
f 
Ni J 
f 


20. Ei 
s 2 RER ESE 
EEE ane or = 
z = : ee BET 
z z 22 _—— un, ee 75 ge < 
~. 


Y 
i 


898 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 


nnm 


Aus dem Institut für Infektionskrankheiten „Robert Koch“ 
(Abteilung: Prof. Dr. C, Schilling). 


- Refraktometrische „Abbau‘‘-Studien. 


Von 
Dr. L. Paneth, Assistenten am Institut. 


Wohl keine biologische Reaktion ist in den letzten ‚Jahren 
so vielfach angewendet, nachgeprüft, empfohlen und verworfen 
worden, wie die von Abderlialden angegebene; sicherlich 
aber steht nirgends das Gesamtresultat in solch schreiendem Miß- 
verhältnis zu der Summe der aufgewendeten Arbeit. Nicht ein- 
mal in den wichtigsten und einfachsten Fragen, wie Specifität 
der Reaktion, praktische Anwendbarkeit auf klinischen Gebieten, 
ist auch nur annähernde Übereinstimmung erzielt worden, viel- 
mehr stehen extreme Ansichten nach wie vor unvereinbar gegen- 
einander. 

Die Gründe dieser Erscheinung dürften, soweit sie objektiver 
Natur sind, vor allem in der eigentümlichen Technik der Abder- 
haldenschen Methoden zu suchen sein. Ein näheres Eingehen 
auf diese darf ich mir um so eher ersparen, als C. Langet) 
die Methodik des Abderhaldenschen Dialysierverfahrens 
einer eingehenden Kritik unterworfen hat, in welcher die überaus 
zahlreichen, schwer oder gar nicht vermeidbaren Fehlerquellen 
des Verfahrens klar beleuchtet sind. Wegen aller Einzelheiten 
auf die zitierte Arbeit verweisend, führe ich hier nur Langes 
Schlußfolgerung an, „daß die Technik des Dialysierverfahrens in 
der von Abderhalden angegebenen Form nicht zu ausnahms- 
los richtigen Resultaten führen kann, selbst wenn die absolute 
Specifität der Serumfermentreaktion als erwiesen betrachtet werden 
könnte“. 

Zu allen methodischen Bedenken tritt nun noch ein beson- 
ders schwerwiegender Mangel: de Unmöglichkeit einer 
quantitativen Bestimmung der Reaktions- 
stärke. Und das bei einer Methode, deren außerordentliche 
impfindlichkeit gegen geringe Variationen der Versuchsbedin- 
sungen auch von ihrem Erfinder zugegeben wird! (Man denke an 
Abderhaldens Vorschrift über das Kochen des Dialysats mit 
Ninhydrin und vieles andere.) 

Das zweite von Abderhalden angegebene Verfahren, 
die polarimetrische Methode, vermeidet eine ganze Anzahl der 
dem Dialysierverfahren eigenen Fehlerquellen, vor allem jene, die 
aus der unsicheren Qualität der Hülsen entspringen. Dagegen ist 
die Herstellung der Peptone offenbar recht schwierig, und wohl 
auch nur dort anwendbar, wo größere Mengen des Substrats zur 
Verfügung stehen, also nicht für die theoretisch besonders wich- 
tigen Probleme der gegen Bakterien etwa auftretenden Fermente. 

Einen quantitativen Charakter hat das Verfahren nur schein- 
bar, da die abgelesene Änderung des Drehungsvermögens ledig- 
lich die algebraische Summe der neuentstandenen Rechts- 
und Linksdrehungen darstellt, deren absolute Summe — die 
allein als Maß des Abbaues gelten könnte — nicht einmal an- 
nähernd erschlossen werden kann. 

In dieser Lage bedeutete das von Pregl und deCrinis 
ausgearbeitete refraktometrische Verfahren?) einen wesentlichen 
Fortschritt. Sein Prinzip ist sehr einfach: Wenn ein festes Organ- 
substrat abgebaut wird, so muß die in Lösung gehende Substanz- 
menge das Brechungsvermögen der umgebenden Flüssigkeit 
erhöhen (ob es sich um echte oder kolloidale Auflösung handelt, 
kommt zunächst nicht in Betracht); diese Zunahme des 
Brechungsindex wird bestimmt. 


Die Messungsmethode gründet sich auf die Beobachtung der- 


renze der Totalreflexion in einem Fernrohr. Die Lage 
dieser Grenzlinie wird auf einer konventionellen Skala abgelesen, deren 
einzelne Werte den verschiedenen Brechungsindices entsprechen. — 
Die genaue Beschreibung des Apparats und seiner Anwendung ent- 
nimmt man am besten dem Katalog von Carl Zeiß, Meß 165, vierte 
Ausgabe. 

Es leuchtet ein, daß diese Methode die Hauptmängel der 
früher besprochenen vermeidet; denn 1. ist sie technisch klar und 
einfach; die Unsicherheiten der Hülsen und der Ninhydrinreaktion 
fallen gänzlich weg, auch die Substratbereitung ist auf eine exak- 
tere Basis gestellt; 2. bedarf sie nur geringer Mengen von Sub- 


strat und Serum, besonders wenn man das Ergänzungsprisma mit 


1) Biochem. Zschr. 1914, Bd. 61, S. 198. 
2) Fermentforschung 1917, Bd. 1. 


kleinem Ausschliff verwendet; 3. ist sie quantitativ insofern, 
als hier — im Gegensatz zur polarimetrischen Methode — jeder 
Abbauvorgang die Refraktion des Lösungsmittels in gleichem 
Sinne. verändert und man daher mit gutem Recht die Zunahme 


des Brechungsindex als relatives Maß des erfolgten Abbaues an- 
sehen kann. i 


wendung die so lange schon strittigen Fragen einer unanfecht 
baren Entscheidung entgegenzuführen. Da sie merkwürdigerweise 
hierzu noch wenig verwendet worden ist, habe ich mich ent- 
schlossen, diese Arbeit in Angriff zu nehmen, deren erste Resul- 
tate ich hiermit in Kürze bekanntgeben möchte. 


geschickt: 


Gründen der Raumersparnis stets nur ein Protokoll wiedergegeben, 
das als Typus aller gleichartigen gelten Kann. 


Werte auf die gleiche Temperatur (meist 17,5°) reduziert. 


der (konventionellen) Werte der Refraktometerskala in die Brechungs- 
indices Abstand genommen; man entgeht so auch der Gefahr, eine” 


Ei 


Be‘ 5 — m u 
Ee k è P CR i = NGT 


7. September. 


Die Methode schien somit geeignet, bei planmäßiger An- 


Bezüglich der Protokolle in dieser Arbeit sei folgendes voraus; 


1. Wo mehrere Versuche in gleichem Sinne ausfielen, wurde aus 


9. Der Übersichtlichkeit halber sind in jedem Protokoll alle” 


3. Aus dem gleichen Grunde wurde von einer Umrechnung 


größere Genauigkeit vorzutäuschen, als tatsächlich zu erzielen war. 


Zur Orientierung über die in Frage kommenden Zahlengrößen werden 
einige Angaben genügen. 


Skalenteil 0 entspricht dem Brechungsindex 1: 32736 
20 


” ” ” » 1: 33513 
A i $ 3 1:34975 
Sa 760 $ o a 180008 


2 2 

0,1 der Skala entspricht etwa vier Einheiten der fünften De- 
zimale des Brechungsindex. Die Fehlergrenze überstei&t bei exaktem 
Arbeiten, insbesondere genauer Beachtung der Temperaturverhältnisse, 
nicht = 0,05 Skalenteile. — Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß es 
sehr vorteilhaft ist, wenn während der Ablesung die Temperatur der 
Zimmerluft mit der des Temperierbades übereinstimmt; man erspart 
dann sehr viel Zeit, während man sonst vor jeder einzelnen Ablesung 
wenigstens fünf Minuten warten muß, bis der Inhalt des Refrakto- 
meters die Temperatur des Temperierbades angenommen hat und der 
abgelesene Wert sich konstant einstellt. 

Bezüglich der Reduktionen, die durch 'Temperaturänderung, S0- 
wie durch den Zusatz der Kochsalzlösung, in welcher Erythrocyten und 
Bakterien aufgeschwemmt sind, notwendig werden, kann ich mich hier 
auf theoretische Erörterungen nicht einlassen. Es genüge der Hinweis, 
daß innerhalb der einander sehr ähnlichen speeifischen Gewichte der 
in jedem Versuch zusammengemischten Flüssigkeiten der Brechungs- 
index als additive Größe angesehen werden kann, und dab 
dieser Annahme gemäß — die ich auch durch spezielle Versuche verifi- 
zierte — die Reduktionen in unseren Tabellen vorgenommen sind. 

Schließlich sei noch bemerkt, daß ich den Ausdruck „Abbau“ m 
dem in der Abderhalden-Literatur üblichen Sinne verwende, ohne da 


mit zu den theoretischen Vorstellungen, denen er entspringt, Stellung 
zu nehmen. — | 


Zunächst sollte die Leistungsfähigkeit der Methode an einem 
unzweifelhaft specifischen Lösungsprozeß erprobt werden — am 
Vorgang der Hämolyse. In mehrfachen vergleichenden Versuchen 
ergab sich, daß die refraktometrische Änderung der umgebenden 
Kochsalzlösung in der Tat als exakter Ausdruck der hämolytischen 
Destruktion der Erythrocyten betrachtet werden kann. Bemerkens- 
wert ist, daß noch gesetzmäßige Unterschiede festgestellt werden 
konnten, die sich jeder anderen Art der Ablesung, auch der 
kolorimetrischen, entziehen. (Auf die theoretischen und praktischen 
Schlußfolgerungen, die aus diesem Verhalten gezogen werden 
können, gehe ich an dieser Stelle nicht ein.) Als Beispiel diene 
folgendes Protokoll (siehe Tabelle 1): 

t Der Versuch wurde folgendermaßen angestellt: Mischung vol 
Komplement und Amboceptor, erste Ablesung, Zusatz der Erythro: 
cytenaufschwemmung, 1/2 Stunde Wasserbad bei 87°, Zentrifugiere, 
zweite Ablesung. 

Man beachte hier die feine Differenzierung des Brechungs: 
index in den sechs ersten Röhrchen, die für die gewöhnliche Ab- 
lesung sämtlich „komplette Lösung“ aufwiesen; in 1 und 2 para- 
doxe Hemmung geringen Grades (regelmäßiger Befund ber übn- 
lichen Versuchen), in 3 das Maximum der Lösungskrait, hierauf 
wieder allmähliche Abnahme, Die Kontrollen zeigen, dab das 
Komplement in merklichem Grade eigenlösend war, während 
Amboceptor, Blut und Kochsalzlösung sich korrekt verhielten. 


Zur Prüfung des Abderhaldenschen Grundversuchs 


wurden 31 Sera von Schwangeren und 28 Kontrollsera untersucht; 
die meisten davon wurden mehrfach, für verschiedene Versuchs- 


a 
L£ » 
d 
| 
Mn ZN.» ı | |1 i 
IANNITI => AN AA ri N = É 
IJIOITIZeO DV N B ' 
L/NIJILIZUU MY EEE 
Pi 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK —. Nr. 36. i P 


7. Séptember. 


is E Sa E l Tabelle T i ! | n. a | / 


Röhrchen Nr 


1:6400. 


i: 12800 | 1:25600 


Amboceptor . 1:100 - 1:200 ! 1:400 ł : 800. 

Komplement 1:10 -| 1;10 1:10 j] 1:10. ‚11:10 1:10 1:10, FE mit r S) 

Blutkörperchen . | 1:20 1:20- 1:20 1:20 1:20 1:20 - 1:20 | 
1. Ablesung . 20,1 20,2. 19,7 200 - 

2. Ablesung . 20,5 20,4 19,76 20,2 

Differenz . aie f ; | 04 02 0,05 02° 

Reduzierte Differenz 1,0 1,2 13.1012 \|, 12 10 11 08 0,5 0,35 0,05 0,3 

! Lösung | Lösung Lösung | Lösung | Lösung | fast mäßige |fast Hem-| Hem- |fast Hem- l 
emp Lösung Lösung mung mung mung i az 


Makroskopisch . 


°. Jt 


Lösung - 


anordnungen, verwendet. 


_ hierbei wesentliche Differenzen ergeben hätten, 
wurden zwei normale Placenten verwendet, die genau nach den 


Verfahren von Pregl-und de Crinis präpariert. waren, das 


sich von der ursprünglichen Abderhaldenschen Vorschrift 
hauptsächlich darin unterscheidet, daß durch Ätherbehandlung die. 


-fettartigen Substanzen entfernt werden. Es mag hier erwähnt 
werden, daß mehrfache Kontrollversuche mit einer dritten, 'genau 
nach .Abderhalden hergestellten Placenta stets, in gleichem 
‘Sinne ausfielen. Die Substrate erwiesen sich bei wiederholter 


Prüfung stets ninhydrinfrei. 

~ — Nachfolgend zunächst das Protokoll eines Versuchs mit 
drei Schwangeren-, drei Normalseris und zwei Placentasubstraten. 
Vom Serum wurde in jedem Röhrchen 1,0 cem, vom Substrat 
0,02 g verwendet. Der Versuch wurde in der Anordnung von 
Pregl und de Crinis angestellt, also: das trockene. Substrat 
mit siedender -Kochsalzlösung quellen lassen, K.S. abpipettiert, 


Serum zugesetzt, zentrifugiert, erste Re fraktionsbes tim- 
hierauf 20 Stunden bei Zimmertemperatur belassen, 


mung; 
zentrifugiert, zweite Refraktionsbestimmung. Um 
einen etwa ‘durch Verdunstung während der Manipulationen 


oder dergleichen eintretenden . Fehler korrigieren zu können, 
wurden ` noch beide Substrate mit einer konzentrierten Kochsalz- 
lösung angesetzt, deren Brechungsvermögen dem der Sera 
entsprach. | 

Als Resultat ergibt sich, daß die P2 im allgemeinen « ein 
wenig stärker ‚angegriffen wird als. P1, aber beide Substrate ganz 
gleichsinnig reagieren. Vergleicht man Durchschnitt, Maximum 
und Minimum des Abbaues durch Schwangeren- und Normalsera, 
wie in der kleinen Tabelle 3 geschehen, so zeigt sich, daß alle 
. drei Werte für Schwangere deutlich höherliegen als für Normale, 
aber — das Maximum der ‘Normalen (0,75) übersteigt das Mi- 


nimum ` ‘der Schwangeren (0,55)! 


| Die ersteren stammten. durchweg von ` 
gesunden Frauen des letzten Schwangerschaftsmonats,. die Kon- 
trollen durchweg von gesunden Männern. Alle Sera wurden in 
aktivem Zustande längstens 24 Stunden nach Entnahme (in- 
zwischen auf Eis aufbewahrt) untersucht, viele nach mehrtägigem 


sterilen . _Aufbewahren ` nochmal nachuntersucht, ohne daß sich 
Als Substrate 


| 


‘und De Crinisschen- Anordnung dem Nachweis 
zweitens, daß bei halbstündiger Einwirkung .von 37° der Prozeß 


Mannigfache. ‚Variationen der Versuchsanordnung. haben mich: 


überzeugt, daß erstens während des: ersten Zentrifugierens schon ein 
wesentlicher Teil’ des Prozesses abläuft, der somit bei der Pregl 


im wesentlichen bis zu Ende abläuft, zumindest-durch, weiteres 


. Zuwarten, sei es bei Brut- oder bei Zimmertemperatur, die relativen 
Unterschiede, auf die allein es ankommt, nicht deutlicher werden; 
drittens, daß der Einfluß. der. Substratquellung, wie aus unseren 


Kontrollen hervorgeht, nicht wesentlich ist, überdies leicht rech- 


nerisch eliminiert werden kann. Als Beispiel diene folgende kleine 


Tabelle Nr. 4, excerpiert aus einem Versuch, der im übrigen ganz 


gleich dem in Tabelle Nr.:2 mitgeteilten mit: drei Schwangeren- und 

drei normalen Seris angesetzt war. Wie man sieht (Tabelle Nr. 4), . 
sind die Unterschiede, nach einer halben Stunde 37°, eher noch deut: 
licher als auf Tabelle Nr. 3; der prinzipielle Mangel freilich, daß das 


Maximum der Normalen das Minimum der Schwangeren übersteigt; 
ein Grenzwert somit nicht e a Verden 
kann, findet sich auch hier. 

Alle weiteren Versuche dieser Art, die ich anstellte, felen 


genau in gleichem Sinne aus; natürlich kann es, da ja das durch- 


schnittliche Abbauvermögen der Schwangerensera wirklich 
höher liegt als das der Normalen, leicht einmal vorkommen, daß 
in einer kleinen Versuchsreihe älle Sera im Sinne der 
Specifität und der diagnostischen Brauchbarkeit der Reaktioh funk- 
tionieren; arbeitet man aber weiter, so kommt man stets wieder 
auf den in obigen Tabellen ausgedrückten Sachverhalt zurück. 


Wenn demnach der’ in unseren Versuchen zutage tretende 


Abbau keinesfalls als specifisch für ‚Schwangerschaft angesehen 


werden kann, so war doch die Frage zu erwägen, ob es nicht doch. 


ein eigenes, nur den Schwangeren zukommendes Abbauvermögen 


gäbe, das bloß durch ein nebenher existierendes, allen Seris zu- 


kommendes Abbauvermögen verhüllt wurde)? Mit anderen Worten: 
ob nicht in der Abderhalden-Reaktion ein specifischer und 
ein unspecifischer Anteil enthalten sei? Viele Widersprüche 
würden sich damit aufklären .lassen.- 

' Der quantitative Charakter unserer Methode gestattet. auch 
diese Hypothese exakt nn Wenn wirklich das Bunde 


| | Ta b elle 2. 

a —— " ee 
Röhren N. ` a |d 2 | sl al | er e Jo | ol alel | u 
Substrat Kor ani | Pi - | P2 | Pı | Pa Pi . P2 | Pı | Pa Pı | P: P: | P2 Pı: | P, 
Serum ae E aae n Sı | Si | S2 ; & Ss Ss | Nı Ni‘ ‚N i l N? N; | | Ns — || NaCl konz. | NaCi konz. 
| 566 | 58, 54,5 | 56,1 54,7 63,7 g 48,9 46,9 48,0 | 44,0 Fi K 

?. Ablesung . | 5725 | 50% 55,8 57,16 559 | Bao. 497 | 478 | 48,75 | 44,96 
Differenz . . ; 0,75 0,75 1,0 1,05 1,2 1,35 0,8 0,9 | 0,75 0,95 |o 
Reduzierte Differenz 0,55 0,5, | 0,8 0,85 10: 1,15 0,6 0,7 0,55 0,75 

| Tabelle 3 serenserum ein specifisch auf -Placenta. eingestelltes Abbau- ` 

BUS LLND: vermögen (neben anderen unspeeifischen) enthält, dann muß- 


` u p 
meee a Aa ug a A GE SEES EEE 


a u | Maximum | Durchschnitt | Minimum. 


Schwangere . <.. 1,15 0,8 | 0,55 
Normale . , 07 0,5 0,25 
Tabelle 4. 


| -Maximum | Durchschnitt | Minimum 


; Nach 30 Minuten bel 37° 5 08 
Schwangere | Nach weiteren 20 Stunden En. er | 
: Zimmertemperatur 17 1,3 0,85 
RE ‚| Nach 30 Minuten bei 37° |: 1.0 0,65 0,25 
Normale . « | Nach weiteren 20 Stunden i i 5 
1,0 0 0,25 


Zimmertemperatur 


— 


die Differenz des specifischen gegen den un- 
a... Abbau für. Schwangerensera größer 


sein als für Normale. 
Als unspecifisches Substrat diente uns Rinderherz, genau 


auf gleiche Weise. (Pregl und De Crinis) zubereitet wie die 


Placenten. — Die Vorversuche fielen ermutigend aus, und es ergab 
sich schließlich, daß die übersichtlichsten Resultate. erhalten wurden, 
wenn man von. unserer Placenta H 0,02, vom Rinderherzen 0, 03 


in „Jedes Röhrchen nahm. 


HYKS. = 0,85 0h ige Kochsalzlösung. . 
" 2) Ähnliche Vermutungen sind z.B. von Otto und Blum en- 


th al ausgesprochen. Zschr. f. ‚Immifschg, 24, =. 


' Sämtliche : Röhr- : 


‚entgeht; 


Dann ergab. nämlich die Differenz: 


x NS 


$ x 
en... nn e aart 


E rmen ea n, 


, 
- + en » i 2 “i ` 
ai . 4 5 = 
mem nn naar a San in 9, UNE IT CN 
- nen k ‘ © mern . & > 
he ee, I. Ba are weht er di 
« i ea N ee Ton m 


Pe f & 5 x. 

} - rn © Eu 
s E T Ft 5 5 i 
a a aO TA ea PA RE ie sr er 


e © X 
MT ge 
% ; , rt 


' i oe 
ET nn nn nn 
` r 
i Edk E 7 3 ş 


` win... PER AR 


Zu mn nen: 
2. 
OEN 
Ag an 
.. RE 


© = 


oe 7 Fi 
Te A 


Röhrchen Nr. 


Placentaabbau minus Rinderherzabbau für Schwangere einen posi- 
tiven, für Normale einen negativen Wert. 

Der erste systematische Versuch dieser Art ist in Tabelle 5 
wiedergegeben. Man sieht: auch hier ein Normalserum (Ns, Röhr- 
chen 11), das Placenta stärker abbaut als ein Schwangerenserum 
(Ss, Röhrchen 5). Aber dieses Serum Ns wirkt eben auch auf das 
unspecifische Substrat besonders stark ein (Röhrchen 12), sodaß 
die Differenz der Abbaugrößen nahe bei Null bleibt. — In gleichem 
Sinne fielen mehrere Versuche aus, sodaß man schon hätte glauben 
können, eine praktisch brauchbare Methode gefunden zu haben, 
wenn nicht 1. die Spannung zwischen dem Minimum der Schwan- 
geren und dem Maximum der Normalen so sehr klein wäre (in dem 
mitgeteilten Versuch 0,2 — vgl. S> mit N, —) und 2. sich schon in 
unserem Material doch noch einzelne Sera (hier nicht ausführlich 
wiedergegeben) gefunden hätten, die sich der Gesetzmäßigkeit nicht 
fügten, nämlich zwei Normalsera, für welche die Differenz der 
untersten Zeile einen kleinen positiven Wert (0,2 und 0,1) ergab, 
sowie ein Schwangerenserum, für welches sie + 0 war. 

Ich möchte gleichwohl nicht in Abrede stellen, daß es auf 
diesem Wege, also durch rechnerische Ausschaltung 
des unspecifischen Abbaus, doch gelingen könnte, 
bei Wahl noch geeigneterer Substrate, eine praktisch brauchbare 
Methode zù finden. Dieselbe hätte den Vorteil großer Einfachheit, 
da eine einzige Ahblesung für jedes Röhrchen (am Schluß des Ver- 
suchs) ausreichend wäre, und man nur nötig hätte, die für jedes 
Serum gefundenen beiden Werte zu subtrahieren. Alle Korrek- 
turen wegen Verdunstung, Quellung, Temperaturänderung fielen 
weg, da alle solche Fehler bei dieser Differenzmethode einander 
aufheben. — Immerhin ist hier zu bedenken, daß alle meine Ver- 
suche mit dem für Abderhaldens Hypothese gün- 
stigsten Versuchsmaterial angestellt sind. Wenn man 
statt Serum von gesunden Männern solches von Carcinomatösen, 
Tuberkulösen usw. nimmt; wenn man andererseits anstatt Hoch- 
schwangerer Gravide der ersten Monate heranzieht — die ja allein 
für die praktische Diagnostik in Frage kämen —, so ist nach den 
Angaben der Literatur wohl zu befürchten, daß die Unterschiede 
wieder erheblich unsicherer werden, und daß ein für die extremen 


Fälle (Hochschwangere — Normale) vielleicht aufstellbarer Grenz- 
wert wiederum verwischt wird, 


vi 


Wenn die bisherigen Versuche einen sicheren Beweis für das 
Vorkommen placentaspecifischer Abbaufermente im Schwangeren- 
serum nicht ergeben hatten, so schien es noch wünschenswert, zu 


Tab 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 


Tabelle 5. 


—_—_ 


En | ER EEE: 
| 
Substrat : P2 [Rinderherz | Pa |Rinderherz| P Rinderherz | 
Serum . , - s Sı Sı | Sa S2 S3 | S3 
1. Ablesung. . . | 47,6 47,6 59,8 59,8 62,4 62,4 
2. Ablesung . 49,2 48,5 61,9, 61,4 63,6 63,4 
Differenz . . 1,6 | 0,9 Dile 1,6 | 1,2 1,0 
ER ENT 

Differenz der Differenzen +0,7 | + 0,5, 0,2 


u) E. 


a 
ei 


As) 


Na 


'. DEpPtember 


E o 


$ | Ka Fan 
Í "y. a 

|| | i | i s TORIR 
| P2 Rinderherz | P2 |Rinderherz | Pa |Rinderherz à P2 A 
| Ni N | Mm Ns | Na N3 NaCl konz. 
"| i A , "3 
| 59,210 7592 | | 
I 608 | 60,7 | 
KA ae 
i = 0,4 | = 0,0 =r 0,0 


ausgestaltet, die er auf Abbau eines Bakterienschutzkolloids durch 
das agglutinierende Serum zurückführt. Be o 

Ich habe zunächst Mansfelds Grundversuch genau nach” 
‚seiner Methodik wiederholt, und zwar, um alle Unklarheiten von 
seiten der Gruppenagglutination auszuschalten, mit zwei im System ~ 
weit auseinanderliegenden Species, nämlich Typhus- und Cholera- 
bakterien nebst den entsprechenden agglutinierenden Seris. Das 
Resultat läßt sich kürz dahin zusammenfassen, daß bei Würdigung 
aller Kontrollen keinerlei Andeutung eines specifischen Abbaus 
zu bemerken war. i A N S), 


Mansfeld kann der Vorwurf nicht erspart bleiben, dab 
er eine entscheidende Kontrolle unterlassen hat: er setzt zwar den 
Paratyphusstamm mit verschiedenen Kontrollseris an, nicht 
aber das Paratyphusserum mit Kontrollstämmen verschiedener 
Arten: so bleibt, zumal seine Abbauwerte absolut recht gering 
sind, die Möglichkeit offen, daß sein Paratyphus-B-Serum aus 
irgendeinem Grunde ein stärkeres enzymatisches Vermögen besab 
als seine übrigen Sera und so, da es nur mit Paratyphusbakterien 
angesetzt wurde, speeifischen Abbau derselben wvortäuschte. In 
meinen Versuchen, die ganz nach der gleichen Methodik, aber 
als komplette Kreuzversuche angestellt wurden, war, wie 
gesagt, nichts dergleichen zu konstatieren. 


Es war aber noch folgendes zu erwägen: Vielleicht war 
Mansfelds Hypothese an sich richtig, konnte aber bei seiner 
Versuchsanordnung nicht zum Ausdruck kommen. Besonders 
konnte hier die weitgehende Denaturierung des Bakteriensubstrals 
(durch langdauerndes Kochen, Ätherextraktion usw.) Bedenken 
erregen. 

Ich durfte daher die Mühseligkeit nicht scheuen, mit un 
veränderten lebenden Bakterien zu arbeiten, die — im Gegensatz 
zu Mansfelds Arbeit — während des Versuchs tat; 
sächlich agglutiniert wurden. Da hier bestimmi 
bereits in den ersten Minuten ein wesentlicher Teil der Reaktion 
abläuft, der der Beobachtung entginge, wenn die erste Ablesuns 
(nach Mansfelds Vorgang) erst nach Vermischen und Zen 
trifugieren der Röhrchen erfolgte, ging ich, analog der Behandlung 
des hämolytischen Versuchs, folgendermaßen vor: Serumverdünnung 
1 ccm, erste Ablesung, Zusatz 1/2 cem homogener Bakterien- 
Kochsalzsuspension, eine Stunde Wasserbad, Zentrifugieren, zweite 
Ablesung. Die durch die Kochsalzlösung, welche die Bakterien 
enthielt, entstehende Verdünnung läßt sich leicht rechnerisch mit 
hinreichender Genauigkeit eliminieren (vergleiche oben). 


elle 6. 


mem ma Te ne i m  — — ——— A A — ——— 
| | 
Röhrchen Nr, | 1 | 2 | 3 | N G | DER! | 8 | A a al) | Le | 14 | d6 | E 
4 Antigen ; E 2. | Ty Ty | Chol | Chol | Ty Ty | Chol | Chol | Ty | Chol | = | | one Alle Be 
Agglutin. Serum e Ty Ty Chol | Chol || Chol | Chol NS LY, | Shj | K | Ty | Ty | Chol | Chol = au 
| 1:10 | 1:1000 | 1:10 | 1:3000|| 1:10 | 1:1000| 1:10 | 1:1000. | | 3:10 1 1000 | 1:10 | 1:1000 
A  — - —— EEE — > er O EEE a 
| 
1. Ablesung 3 BAR 19,5 21,7 | 19,5 21,7 19,4 21,4 19,5 | 19,4 19,4 21,3 19,4 21,5 | 19,4 | 19,4 
2, Ablesung. To ANI 20,0 21,5 20,2 21,5 19.9 21,3 202 || 19,9 20,1 20,7 19,4 20,9 | 19,45 19,4 
Differenz . T — 02 0 |— 02 0,7 11— 0,2 05 I— 0,1 0,7 | 0,5 0,7 1— 0,6 00 i— 0,6 | 0,05 Æ 0,0 
Reduzierte Differenz . 0,4 0,; 0,6 0,7 | 0,5 0,5 0,6 07 i| 05 07 |Æ 0,0 |= 00 0,1 ` 005 |Æ 0,0 


untersuchen, ob in solchen Fällen, wo zweifellos specifische Pro- 
zesse stattfinden, mit unserer, wie wir sahen, sehr empfindlichen 
Methode ein Abbau zu konstatieren sei. Mansfeld} meint, 
solche Abbauvorgänge konstatiert zu haben, indem er agglu- 
tinierendes Serum (in der Verdünnung 1:10!) auf ein Bakterien- 
präparat einwirken ließ, das nach Pregl und de Crinis, also 
durch wiederholtes Kochen, Ätherextraktion usw. zubereitet war; er 
hat seine Resultate zu einer kompletten Theorie der Agglutination 


1) Zschr. f. Immun, Forsch, 1918, Bd. 27, Nr. 3. 


Aus der Tabelle 6 ersieht man: Der Zusatz von Typhus 
bakterienemulsion bewirkt ein Ansteigen des Brechungsindex wi 
0,4 bis 0,5 — Choleraemulsion von 0,6 bis 0,7 (offenbar n 
rührend von den in Lösung gehenden Leibessubstanzen ann 
ganz gleichgültig ob die Bakterien mit homologem 0 a 
heterologem Serum, in starker oder schwacher Konzentration, © 
mit reiner Kochsalzlösung zusammengebracht wurden. 
lich erwähnt sei, daß die Aeglutinationen sehr 


nn 


stark und 


1) Kochsalzlösung in entsprechender Menge. _ 


Digitized by Google 


Sur 
m, 
Fa 


R. 63 
Tu 


O W 


er 


un Fa; ”- F 
rep m e Te : i 2 _ 
. E er { . 


7. September. 


sihnig aus. 


= _ = Zusammenfassung. 1..Die Bestimmung des Licht- 
brechungsindex mittels des .Zeißschen Eintauchrefraktometers 

stellt -eine genaue und einfache Methode. dar, ùm im Verlauf | 

biologischer Reaktionen den Übergang kleiner Mengen fester Sub- 


stanz in. Lösung quantitativ festzustellen. 


2. Bei hämolytischen Reaktionen läßt sich der Grad der 
... Hämolyse mit der erwähnten Methode genauer und sicherer als 
auf irgendeine andere der bisher üblichen Arten messen. 
= <- 8. Für.den sogenannten Abbau von Placentagewebe durch 
~ Sebwangerenserum 
 .Schwangerensera bauen im allgemeinen etwas stärker ab 
:als normale; jedoch ist der Unterschied im Verhältnis zur Variations- 
‚breite gering, und vor allem nicht konstant: es gibt Normalsera, 
` die stärker abbauen als. manche Schwangerensera, wenn auch 
sehr -hohe Werte nur bei Schwangeren, sehr niedere nur bei 
= Normalen gefunden wurden; mit anderen Worten: die Abbauzonen 
der Normalen und ‚der Schwangeren decken einander zwar nicht 
_ völlig, aber sie überschneiden einander. Es’ ist daher nicht . 
. angängig, einen Grenzwert aufzustellen, und eine sichere Diagnostik 
~- somit unmöglich. | i sa i 
| 4, Etwas aussichtsvoller erscheint der Versuch, im Placenta- 


ergibt die Methode folgendes 


abbau eine specifische und eine unspeeifische Komponente zu 


. trennen; jedoch sind auch auf diesem Wege völlig befriedigende 


Resultate bisher nicht erhalten worden.. - | | 
.: 5, Die Angaben von Mansfeld über specifischen ‘Abbau 
von pfäparierter Bakteriensubstanz durch agglutinierende Sera 


konnten nicht bestätigt werden. | 
‚6. Die theoretischen Folgerungen des genannten Autors über 


die Rolle von Abbauprozessen beim Vorgang der Agglutination 
werden noch besonders dadurch widerlegt, daß auch bei .tatsäch- 
licher Agglutination von frischen lebenden Bakterien keine Spur 


eines specifischen Abbaus festzustellen war. 


An der Ausführung der zahlreichen, zum Teil recht mühseligen 


"Versuche war die wissenschaftliehe Hilfsarbeiterin des Instituts, Fräulein 
lse. Krüger, beteiligt. | 


Iniluenzaempyeme. 
Von 


| Dr. Gottschalk, Mayen. 
Die für den Patienten gefährlichste, für die Entscheidung des 


| Arztes schwerwiegendste Komplikation der Influenza sind entschieden ° 
. die Empyeme. Daß bei starker Dämpfung auf einer Rumpfhältte, 

aufgehobenem Stimmfremitus und abgeschwächtem Atmungsgeräusch 

` daselbst, verbunden mit hohem Fieber, die Diagnose feststeht und 


nach ‚Probepunktion die Entscheidung getroffen wird, ist selbstver- 
ständlich. - Diese Fälle scheiden bei unserer Betrachtung aus. Will 


‚sich die. Influenzapneumonie nicht lösen, besteht auffallende starke 


Dämpfung über einem Lungenlappen mit länger anhaltendem, sich 
gleichbleibendem Bronchialätmen, öfters auch schlürfendem Atmen, 
ist der Stimmfremitus auf der befallenen Seite normal oder ab- 
geschwächt, zeigt die Temperaturenkurve mehr oder minder steile 
Zacken, _ etwa 37,5 bis 38,5° C morgens und 40° abends, wird 
viel gehüstelt, ohne daß wegen der Rippenfellschmerzen der Aus- 
wurf entleert wird, so handelt es sich stets um Empyem. Bei 
diesen Symptomen wird oft nicht an Rippenfellentzündung gedacht, 
daher lieber einmal zuviel wie zuwenig die Probepunktion bei 
Pneumonie machen! Die Entstehung dieser schnell sich bildenden 
Grippeempyeme erfolgt nach einer als Experiment dienenden Sektion 


` folgendermaßen: Pneumonie des Unterlappens, starke Anschoppung, 


hierbei Auftreten kleiner bronchopneumonischer Abscesse der Ober- 
fläche, von- diesen ausgehend Infizierung des Rippenfelles (Pleura 
pulmonalis), fibrinöser der Lunge anhaftender Belag und weiter 
eitriges Exsudat im Rippenfellraum, das meist massenhaft Strepto- 
kokken enthält. | | : 

_ Die zu treffenden Maßnahmen, wenn die Diagnose feststeht, 
werden am besten durch eine Reihe von Krankengeschichten erläutert: 

Gr.: Grippepneumonie mit Empyem. '19jäkriger Soldat, der mit 
hohem Fieber, jagendem Puls eingeliefert wurde. Es bildete sich rechts 


- hinten unten Dämpfung mit Bronchialatmen. Da letzteres anhält, die 


N 


emperaturkurve Zacken aufweist, der Stimmfremitus auf der rechten 


' ` {919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 
vollkommen der Regel nach stattfanden, sodaß, wenn an ihnen 


l -ein Abbauvorgang beteiligt wäre, er unbedingt hätte in die. Er- 
scheinung treten müssen. Alle weiteren Versuche fielen gleich- 


Resultat: 


m jik P r x 
Se - .. i : N è , a 
z i ; Eh 0% r ady . ` oui 
= 5 rd á n s \ en ` 5 No 
. - no . à \ ` 


Seite abgeschwächt ist; wird die Probepunktion gemacht, die rahmigen 
wurden, sank die Temperatur und hob sich das Allgemeinbefinden,. 
von einem Militärarzt beim Durchmarsch festgestellt worden war. Da 


‚der Zustand sich nicht besserte, wurde ich nach vielen Wochen des 
Krankenlagers in das einsame Eifeldorf gerufen. © Befund: Links vorn 


901 


Eiter ergibt. Nach Thorakotomie,; wobei mehrere Liter Eiter entleert 


-und hinten Dämpfung, abgeschwächtes Atmen, ‚aufgehobener Pectoral- 


lobuläre Pneunomie. 


nach langsamer Rückgang des schweren. Krarikheitszustandes. _ 
-= Hubert K., 26 Jahre alt. Patient erkrankte am 8. Februar 1919 


gerufen. Seit drei Tagen Hüsteln, hohes Fieber, Schwerhörigkeit, 
Durchfälle, ‚ Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Befund: Tempera- 
tur 40°, Puls 96, Rachen rot; rechts hinten Mitte und unten Dämpfung 
mit Bronchialatmen, links hinten unten Knarren. Linkes Trommelfell 
im linken oberen Quadranten gerötet, am Hammergriff besteht Sugillation. 
Diagnose: Rechtsseitige lobäre Pneumonie. Therapie: Infus: Digitalis 
'1,5/150,0' zweistündlich, Infus. Ipecac. dreistündlich. Am 24. Februar 


besteht rechts hinten Mitte und unten Dämpfung mit feuchtem, mittel- 

: blasigen Rasseln. Campher-Digitalis aa 0,1 zweistündlich. Am 4. März: 
‘ Patient liegt seit Tagen in Delirien und reagiert nicht mehr recht. 
Unwillkürlicher Stuhl- und Urinabgang. Rechts hinten unten Atmungs- 


geräusch abgeschwächt, Schall gedämpft, rechts hinten oben Schall ge- 
dämpft, mittelblasiges, feuchtes Rasseln. Probepunktion rechts hinten 
unten ergibt dünnflüssigen Eiter, nachmittags Thorakotomie.in Lokal- 
anästhesie mit Entleerung von reichlich jauchigem Eiter. Hiernach 
Blaufärbung, schwacher Puls, akute Kreislaufschwäche,. ‘der Patient 
nachts erliegt. i eo 5,8 | 

Maria N., 26 Jahre alt, erkrankte am .7. März 1919 mit Fieber, 
Hinfälligkeit, Kopfschmerzen, will bereits Mitte Januar an Grippe ge- 
litten haben. Am 14. März gerufen. Befund: Sehr blasse, elende, einen 
schwerkranken Eindruck machende Patientin, die mühsam nach Luft 


ringt und über Schmerzen in.der rechten Rumpfseite, besonders beim : 


Husten klagt. Befund: Temperatur 40% Puls 100, rechts hinten von. 


der Mitte des Schulterblattes ab Schallabschwächung, rechts hinten | 


fremitus. Die linke Mamma ist vorgewölbt, rechts hinten unten besteht - . 
Probepunktion links hinten ergibt Eiter. Im 
' Krankenhause Thorakotomie, wobei 5—6.1 Eiter entleert wurden. Hier- 


an Hinfälligkeit, Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit.. -Am 22. Februar 


unten Dämpfung mit aufgehobenem 'Stimmfremitus, rechts hinten. Mitte 


hat das abgeschwächte Atmungsgeräusch einen bronchialen Beiklang, 
rechts hinten unten ist es völlig abgeschwächt. | 
ergibt ziemlich dünnflüssigen, gelbgrauen Eiter, der mikroskopisch zabl- 
reiche Eiterkörperchen und außer vereinzelten Pneumokokken keine 
Bakterien enthält. Am 15.März, nachdem die Atemnot noch zugenommen, 


für eine Thorakotomie der Zustand zu bedrohlich erschien, Thorakocentese, . | 


die 300 ccm eitrig-flüssigen Exsudates entleerte.e Hiernäch Zurück- 
gehen der Atemnot, Sinken der Temperatur. 'Sputum rostfarben, Urin 
eiweißhaltig. Nach einigen T'agen wieder stärkere Atemnot, abend- 
licher Temperaturanstieg bis 38,7. Dämpfung nach oben ausgedehnter. 
Erneute Thorakocentese, etwas höher wie die erste, beförderte 1850 ccm 
eines trüb-serösflockigen, nicht mehr eitrigen Exsudates zutage. Atmung 
in den nächsten Tagen freier. Am .28. März wieder hohe Abendtempe- 


ratur. Probepunktion rechts hinten unten ergab dicken Eiter. 80. März. 


Thorakotomie, wobei reichlich dünnflüssiger Eiter und Gebröckel ent- 
leert wurden. Hierauf sank die Temperatur nach einigen Tagen zur. 


Die Probepunktion ` 


Norm. Die Atemnot verschwand völlig. In diesem Falle war der Zeit- 


punkt der Thorakotomie (Nachlassen der schwersten Entzündungs- i 


erscheinungen, geringere Atemnot wie anfangs) richtig gewählt. Die 
zuvor gemachten Punktionen- hätten dem Patienten vorübergehende Er- 
leichterung verschafft und ihm über die schwerste Krankheitsperiode 


hinweggeholfen. 


A 


Bei zwei. Patienten wurde der Eiter im 'Rippenfėllraum erst , 


bei der Autopsie nachgewiesen. 

Stefan J., am 26. Oktober 1918 aufgenommen. Bis 1. November 
nur sehr hohes Fieber, kein Befund auf Lunge. Leichte Periostitis am 
linken -Oberkiefer infolge Caries eines Zahnes. Am 1. November links 
hinten unten und links seitlich unten. Dämpfung mit Knisterrasseln, 
links seitlich unten hauchendes, kein Bronchialatmen. 8. November im: 
Bereich der Dämpfung überall Bronchialätmen, kein Rasseln. Dünne 


Stühle. 5. November. Jagender Puls, 166. 6. November. Links hinten _ 


von der Mitte des Schulterblattes ab ausgesprochene Dämpfung mit stark 
abgeschwächtem weichen Atmen. 

wie rechts. Vor der Probepunktion Exitus. 
monie des linken Unterlappens, bronchopneumonische Herde daselbst 
mit kleinen bronchopneumonischen Abscessen. Aus Rippenfellsack 
werden 21 eines fibrinös-gelbeitrigen Exsudates entleert. Fibrinöse Be- 
läge der ganzen Pleura links. Rechte Lunge frei, nur leichte An- 
schoppungen der rückwärtigen Partien des Unterlappens. Milz viermal 
so groß wie normal. Fettleber. Ä | 


Stimmfremitus daselbst schwächer 
Die‘Autopsie ergab Pneu- _ 


L., hochfiebernder, delirierender Patient, der keine klaren Ant- 


worten gibt. 20. Oktober. Links hinten Mitte und links hinten unten 
Dämpfung mit zahlreichem Knisterrasseln, rechts hinten Mitte und rechts 
hinten unten Dämpfung mit mittelblasigen Rasseln, links vorn von der 
Mitte der dritten Rippe ab Bronchialatmen; weiter unten mittelblasiges 


-Margarete R., 16 Jahre alt, Am 5. Januar 1919 gerufen. Patientin .° > 
hatte Grippe mit anschließender Lungenentzündung durchgemacht, wie 


’ 


Sig 1 


>» i ; -< - 
t - % É 5 ; 
5 . 
aa m Zu m e 
2 g re a er A wr eam Zen 
z BR a Ra: 


TAR ir: x Br h 
N sr a . rn B 
F . z a > ; < Lues 
©. 2 í ` i . 2 . 
gs we - oo. Fe . DTA EN 
Tr re z > 
- < ONAE e ern p 
es ii a ae un nperare, 


u RER Eee RES 
= eu, Fein 
KA RA u 


T ~ 2 


Ye lu 


i 
f 
2 
i å, 
$ 
7 
G 
\ 
s 
$ 
t vn 
t 
- 
Fr r 
hr 
` 
i 4 n -s 
f z 
P 
. 
yi 
11 
i Py 
I 
u 
pe 
' 
ki 
N De . 
e A 
t > 
[3 
i or. 
j í 
N (er 
1] "X 
i H 
i i į N mM 
i ! l > 
N yl A Y 
E i } N ~ 
4 HM 
Í ie ii N 
I 4 -N 
| ST 
| wu 
| j pa 
[} A m 4 
i i 
\ s 
t s 
H 
| as er 
I | 
i R) Ge) 
ł we ' - 
| VB 
e Fu 
| Mi 1S 
$ |] { bi & 
N SH ' 
| | ir i 
Í . vy 
|] Í ‘ I 
j 
H IV. (Bi 4 
| i 
uI i 2 
Wr 
1 2,7 
ur m 
ı wu 5 
j Li 
e q 
i H 
i 7 
K a W >- 
È i 
EH 
$ fi 
N A 
> e A 
N UTOT Dii i 
1 EEN 
| t } J ‘= 
| pU Rn 
HP a: A 
IE A 
Iib > il 
i } ra 
I N nn ff: 
E Une 
1 l Wg aai j 
Vi i K 
IE 4 
IR i 
K omi - 
Fo 
$ Re! 
HR ar 
} jA | 
BH i ie 
BE Ji 
3 i 
i h 
i IM! s. u > 
1} TS 
A “ i iS 
CS 
u = 
` Ee 
{ [i 1 ji [2 
< A 
EU! i I 
ji TEE ih 
LN su 
BE 
p Fit > 
} IA A- 
= | 7 
. > 
i 47i 
" Pn "7 4 
, i MM 
tit EE 
t TI- 
D Í u ı 
J [i 
Woi 
i t 
` N” i ak 
IF- h Aa 
| Bl vr e 
ul N ! 
Bid ah i A 
Dit cr y 4 
Tie 14 > 
t i ein I 
1; FA E y 
Mi | y 
Y i { l] pee 
Š SENETA I- 
W i { = 
1) t 
aama E SA 
K Ir : Vi 
j i 
e Vi 
1 $ 
1] 
i 
4 


- fläche. 


‚nicht vorgenommen. 


Rasseln. 22. Oktober. Links hinten überall mittel- bis großblasiges 
Rasseln, der Kranke ist nicht zum Zählen zu bewegen, infolgedessen 
der Stimmfremitus nicht geprüft werden kann. Auch rechts vorn zahl- 
reiches Rasseln, keine Dämpfung. Exitus. Autopsie: Beide Oberlappen 
frei. Linker Unterlappen zeigt zahlreiche kleine Abscesse auf der Ober- 
Starkes linksseitiges Iimpyem. 11, 1 eines fibrinös-eitrigen 
Exsudates werden entleert. Auch an rechter Pleura pulmonalis alte 
fibrinöse Auflagerungen. Im rechten Unterlappen keine Blutungen und 
Verhärtung des Lungengewebes. Bronchitis und Peribronchitis. 
-In einem dritten Fall, wo nach dem Befund ein linksseitiges 
Empyem bestand, wurde die Probepunktion verweigert. Patientin starb. 
Schwester E. R., kräftige, jugendliche Person. Am 1. November 

mit Kopfschmerzen, Fieber, Hinfälliekeit und Schwindelgefühl erkrankt, 
versah jedoch noch den Dienst auf ihrer Stations Ab 3. November 
bettlägerig, hohes Fieber. Links hinten unten Schallabschwächung, 
vereinzelte knackende Geräusche. 4, November. Links hinten unten 
Dämpfung mit Bronchialatmen, fünf dünn-wäßrige Stühle, wenig Aus- 
wurf. 5. November. Links hinten Mitte und links hinten unten Dämpfung 
mit Bronchialatmen und abgeschwächtem Stimmfremitus. 6. November. 
Stark galliges Erbrechen, fünf dünn-wäßrige Stühle. Viel Hüsteln, 
kein Auswurf. 7. November. Stühle wie gestern. Kein Auswurf wegen 
Rippenfellschmerzen. Links hinten Mitte Dämpfung mit Bronchialatmen, 
links hinten unten Schallabschwächung mit weichem, hauchendem 
Atmen. Rechts hinten oben vereinzeltes Rasseln. Pulsirequenz hoch, 
seit Beginn der Erkrankung 110 bis 120. Gallenblase druckempfindlich. 
daselbst Schalldämpfung. 8. November. Puls 116, Auswurf rostfarben, 
Stühle dünn. Rechts hinten Mitte weiches hauchendes Atmen mit klein- 
blasigem Rasseln, Schallabschwächung, rechts hinten unten weniger 
deutliche Schallabschwächung; links hinten Mitte und links hinten unten 
starke Dämpfung mit Bronchialatmen. Stimmfremitus daselbst auf- 
gehoben. Probepunktion wird verweigert. Am folgenden Abend Exitus. 
Es bestand demnach nach dem physikalischen Befund eine eitrige 
Rippenfellentzündung links hinten unten und eine Lungenentzündung 
im rechten Mittel- und Unterlappen, ein schwerer septischer Zustand. 
Möglicherweise hätte eine Punktion Linderung-gebracht. Sektion wurde 


Daß bei konservativer Behandlung auch fibrinös-eitrige Exsudate 
in Heilung übergehen können, beweist der folgende Fall: Joseph M., 
eingeliefert am 12. Oktober mit hohem Fieber. Kein Lungenbefund, 
17. Oktober. Schallverkürzung rechts hinten unten mit reichlichem Rasseln 
und bronchialem Atmen. Auswurf stark blutig, rostfarben. 21. Oktober. 
Auswurf blutig, rechts hinten von der Mitte des Schulterblattes ab 
Dämpfung, abgeschwächtes Atmen mit vereinzeltem Rasseln. Stimm- 
fremitus daselbst vorhanden. Hohes Fieber, jagender Puls, große 
Hinfälligkeit, dünne Stühle. 23. Oktober. Das Atmungsgeräusch ist im 
oberen Teil der Dämpfung bronchial mit klingendem Rasseln, im unteren 
Teil ganz abgeschwächt mit vereinzeltem Rasseln. 25. Oktober: derselbe 
Befund. Stimmfremitus rechts hinten vorhanden, sogar gegenüber links 
verstärkt. Probepunktion rechts hinten unten ergibt fibrinös-gelbgraues 
Exsudat. Offenbar bestand eine Pneumonie des rechten Mittellappens 
und eine fibrinöse Pleuritis rechts hinten unten. Wegen des außer- 
ordentlich schweren Krankheitszustandes wurde nach Beratung mit dem 
Chirurgen von der T'horakotomie Abstand genommen und versucht, mit 
warmem Prießnitz nebst Campher-Digitalis die Pleuritis zum Aufsaugen 
zu bringen, sowie auf die Pneumonie einzuwirken. Bis 28. Oktober 
dauerten die bedrohlichen Erscheinungen namentlich seitens des Herzens 
an. Dann trat kritische Entfieberung ein. Rasseln rechts vorn und 
hinten Mitte nebst unten. Dämpfung nur noch im rechten Unterlappen. 
8. November. Rechts vorn unten sowie rechts hinten unten nur noch 
vereinzeltes Rasseln. Der Klopfschall hellt sich auf. Patient steht auf, 

Auf Grund der behandelten Fälle komme ich zu folgendem 
Ergebnis bezüglich des Vorgehens bei Grippeempyemen: Besteht 
rein eitriges Exsudat, das Streptokokken enthält, empfiehlt sich die 
Thorakotomie, bei Pneumokokken versuche man durch Punktionen 
die stürmischsten Erscheinungen (Atemnot) zu bekämpfen, um bei 
einer gewissen Latenz nach Abklingen der Entzündung die Rippen- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 6. 7 


a À 
4 i a 
$ Ki A < $. 
- 


ICU tb 
4 ah 
baek c 9 emper 1 

ne s e E are 


. U 


4 Fo 


resektion vorzunehmen, falls der Zustand des Kranken es erfor 
Zu diesem Zeitpunkt fällt die Gefahr der bedrohlichen Kreislauf- 


schwäche nach der Operation so gut wie fort. Fibrinöse Exsudate 
können auch mit symptomatischer Behandlung ohne Punktion m 
Heilung übergehen. Man punktiere bei Empyemen ziemlich unten, 


da sonst öfter seröses Exsudat entleert wird, während der Eiter 


infolge Sedimentierung der Flüssigkeit an der tiefsten Stelle steht, 


Y 


Über Zibosal (borylsalicylsaures Zink). ag 


Von 
Dr. Heise, Berlin. 


Die günstige Beurteilung, welche das Zibosal. schon wieder- 

holt in den Fachblättern erfuhr, veranlaßte auch mich zu Ver 
In meiner Praxis bediene ich mich 

Urethritis, Leukorrhöe, bei 
Wunden (auch septischen), sowie Ekzemen, die ich teils mit 
Zibosallösung, teils mit dem fünfprozentigen sterilen Zibosalbolus 


suchen mit diesem Mittel. 
des Mittels häufig bei Gonorrhöe, 


(Originalpräparat derselben Provenienz) behandle, 


Die Anwendung ist denkbar einfach; z. B.: bei Gonorrhöe 


und Urethritis: lauwarme Einspritzungen mit 0,5 bis 1°%igen 
Lösungen dreimal täglich je zwei bis drei Spritzen hintereinander. 


a > 
dert, 


2 


ne 


s 


Br e 
D: 
Ba 


SE 


E « 


i 


Die Lösung muß jedesmal zwei bis drei Minuten in der Harnröhre 


bleiben. 
und hört meist nach zirka 14 Tagen ganz aut. 
acht bis zehn Tage weiter gespritzt. Nach drei bis vier Wochen 
Heilung, bis jetzt stets ohne Rezidiv. Diese Behandlung wurde 
auch in Fällen mit starker Entzündung und reichlichem Ausfluß 
stets gut ertragen. Strikturen kamen nicht vor. Bei Fluor albus: 
Ausspülungen mit lauwarmer Lösung 4 bis 10:1000 und nach- 
heriges Auspudern .mit 5°/,igem sterilen Zibosalbolus oder bei 
starkem Foetor Ausspülen mit Aufschwemmungen von ein bis fünf 
EBßlöffel dieses Boluspräparates. Rasche$ Nachlassen und Geruch- 
loswerden des Ausflusses, der meist schon nach kurzer Behandlung 
ganz verschwindet. 

Bei Wunden, Brandwunden, Panaritien, Ekzemen: Behandeln 
mit 1/4- bis 1%, igen Lösungen oder feuchte oder trockene Anwendung 
von Zibosalbolus je nach Fall oder auch 1- bis 5%, ige Salben 
oder Pasten gab wiederholt ganz auffallend rasche Erfolge. 

Aus meinen Versuchen geht hervor, daß das Zibosal rasch 
und gut bactericid wirkt, aber ohne zu ätzen, und stets gut 
ertragen wird. Seine sekretionshemmende, epithelisierende und 


Die Sekretion sinkt gewöhnlich rasch auf ein Minimum 
Dann wird noch“ 


desodorisierende Wirkung ist besonders ausgeprägt und bedingt | 


seine hervorragende Verwendbarkeit bei Erkrankungen des Uro- 
genitalsystems und in der Chirurgie. 

In allen Fällen bedeutet seine Anwendung eine wesentliche 
Abkürzung der Kurdauer, wobei die rasche Behebung auch der 
subjektiven Beschwerden immer dankbar empfunden wird. Neben- 
bei bemerkt sind seine Lösungen farb- und geruchlos und hinter- 
lassen keine Flecken auf Instrumenten und Wäsche. 

Auf Grund meiner Erfahrungen kann ich Versuche mit 
Zibosal sowohl als auch mit dem sterilen 7Zibosalbolus, den ich 
teils als Streupuder, teils in abgekochtem Wasser aufgeschwemmt 
zu Spülungen, teils mit Wasser zur Paste verrührt zum Auftragen 
oder Autlegen vielseitig verwende, nur empfehlen. _ i 


Es wäre von Interesse, die Erfahrungen weiterer Kollegen 


mit diesem Präparat zu hören. 


Aus der Praxis für die Praxis. 


Für den jungen Praktiker. 


Ratschläge aus der Geburtshilfe. 
Von 
Dr. Fuhrmann, Hebammen-Lehranstalt Köln. 


Die Wissenschaft der Geburtshilfe, eine Tochter der Chirurgie, 
ist in den letzten 50 Jahren so weit ausgebaut, gründlich durch- 
gebildet worden, daß sie beinahe ‚eine „exakte“ Wissen- 
schaft geworden ist. „Exakt“ deswegen, weil auf eine bestimmte 
Frage die Antwort ein für allemal bestimmt ist, wie in der Mathematik. 
Diese Festigkeit im Bau der geburtshilflichen Wissenschaft kommt 
daher, daß die physikalischen Grundlagen, auf denen sich die 


Vorgänge bei der Geburt, auch bei der nieht natürlichen, 
abspielen, so genau erforscht und erkannt sind, daß sie geburts- 
hilfliche „Sätze“, wie in der Mathematik, geworden sind. Die 
Lösung einer gegebenen "geburtshilflichen Aufgabe ist nur m 
einem Sinne richtig, eben im Sinne ihres Satzes, Gesetzes. 

= Wenn die Aufgabe lautet z. B.: „Geburtsbeendigung sofort 3) 
bei: Kopf vorangehend, im Becken, Weichteile erweitert, Kind 
lebend, so ist die Lösung nur richtig auf eine Weise, das ist 
durch Zangenanwendung; oder es sei gegeben dieselbe Voraus; 
setzung: lebendes Kind, erweiterte Weichteile, Kopf vorangehend 
über dem Becken und es sei zu lösen dieselbe Aufgabe: sofortige 


') Wegen Schüttelfrostes der Mutter z. B. 


Digitized by Google 


pos 

I ae urn 
p i = 2 
2 


x 1 
i 
Zn e , 


f 
` t 
sein’ 


ire dem 


ZUR nta 
yos 
i ` % . 
ur Eu i 
a SER Bu ® 


~ verbieten oder. ob er Kohlehydrate geradezu ausschließlich genießen 


| soll. Solche Zwiespältigkeit ist in der Geburtshilfe selten; die 


u eindeutig, wie oben gesagt. Und wo sie doppeldeutig' ist, ist sie 
es, weil die Hilfe seitens des Facharztes dann im Gegensatze steht 


'siotomie und der extraperitoneale (= supersymphysäre) Kaiser- 


' Knochenring’an einer Stelle durchtrennt und es der. Knochenkugel 
. ermöglicht und überläßt, den Ring beim Durchtritt zu spreizen, 


. er die Kug£l verkleinert. In Ansehung der Klarheit der Indikations- 


_ die Schwierigkeiten machen; Umstände, welche gerade diesem 


oder zwei Fingerspitzen, stehen zur Untersuchung zur Verfügung. 


im gewöhnlichen Leben meist neckischer Natur, in der Geburts- 


sich um Tasteindrücke, die -ohne weiteres ins Anatomische zu 


vor allem deswegen, weil die tastende Fläche klein ist und weil 


übertragen ist.. So in der Geburtshilfe. Noch etwas kommt bei 


-  Kindesteiles zu den Beckenräumlichkeiten (harten und weichen) 


“ nicht nur hören, sondern auch fühlen. 


$ T SEET 2 
; = -mmmn soRU A G g zu 5 i a u 3 
nm. _ i i .. , . N 
es ' E x A A: E ; . 
r n 2 is 5 . 5 > $ a E r za 
. er ` . z nis 
- a ' P - e. 


ED j í z I! 
` Sert j 


7. September: > 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 86. - 


Geburtsbeendigung !), so ist die Antwort nur in einem Sinne 

richtig: Wendung und Extraktion. a D oc 
Aber wenn ein Diabetes mellitus zu behandeln ist, so be- 

 ginnt für manchen Arzt der Zweifel, ob er die Kohlehydrate völlig 


Reform des Medizinstudiums die Geburtshilfe immer leer ausgeht; 


lassen soll (Noordens Hafer-, Mosses Kartoffelkur), und wenn | kräftung in der Heimat verloren haben und daß wir jährlieh 


- weiter verlieren. : a a N 
| Neben der bedeutenden Schwierigkeit der geburtshilflichen 


ist, so erhebt sich die Frage, -ob der Darm ruhiggestellt oder — 
Diagno se besteht noch eine andere, diejenige der. Technik, 


im Gegensatz — behufs Entleerung in Bewegung gesetzt werden 


Antwort auf die Frage, das heißt die Indikation ist — meist — 
 — und tut das auch sehr häufig. 


zu derjenigen des Praktikerss. Pinard hat natürlich Recht, wenn 
er in seinem Pariser Hörsaal mit. großen Buchstaben schreibt: 
„La perforation Q'un enfant vivant a vécu“, denn ihm stehen in 
seiner Klinik zur Verfügung die Hebosteotomie?) oder die Symphy- | | Sell 
bildung. Das kann ein zielsicherer und fleißiger Arzt, Und diesem 
schnitt, aber der Landarzt hat nicht minder recht, wenn er an 
Pinards Stelle im Bauernhause das lebende Kind perforiert. - 
Beide lösen die 'gestellte Aufgabe: sofortige Entbindung, das heißt, 
Durchfübrung einer Knochenkugel durch. einen zu engen Knochen- 
ring, auf verschiedene Weise: Der Kliniker dadurch, daß er den 


„Ratschläge“ gelten: 


zu verschaffen. „Becken“ geburtshilflich heißt kleines Becken. 
Eine räumliche Vorstellung auf Grund des Tasteindruckes auf die 
| Zeigefingerspitze. Als Regel stelle man sich auf, zunächst nur 
oder dadurch, daß er den Knochenring überhaupt vermeidet, gar | mit einem Finger fühlen zu lernen. . Bei Vielgebärenden darf 
nicht durch die Kugel betreten läßt; der Praktiker dadurch, daß | man auch zwei Finger (Zeige- und Mittelfinger) in die Scheide 


a 


| zur Untersuchung. | 5 


stellung wäre die.Geburtshilfe eine leicht zu erlernende, einfach | Es E g 
Der’ Anfänger beginne mit der fleißigen Austastung eines 


zu beherrschende : Wissenschaft; wenn nicht zwei Umstände wären, 


Zweig der Heilkunde eigen sind. Das ist einmal die Diagnose 
und zum andern die Technik, das heißt die Ausübung. ` 
.Die Diagnose bietet in der Geburtshilfe deswegen 
eine besondere Schwierigkeit, weil das Objekt der Erkennung 
(dseyıyvdoxw) nur für einen Sinn zugänglich ist. Nur der 
Gefühlssinn und auch dieser nur in beschränktem Maße, nur eine 


das Becken auszutasten. Es ist unärztlich, Frauenleiden (in engerem 
Sinne) ohne innere, das heißt bimanuelle Untersuchung in Be- 
handlung zu nehmen. Bei der inneren . Untersuchung sei die 
Regel, den Finger nicht aus der Scheide zu nehmen, ohne getastet 


Linea interspinalis, liegt in der Ebene der Beckenenge?), ihr querer 
Durchmesser, also die Länge der Spinallinie, ist etwa 11 cm, 
ebenso groß wie der gerade. Durchmesser des Beckeneingangs, die 
Conjugata vera (obstetricia). Die Spinallinie ist ein geburts- 
hilflich sehr wichtiger Ort deswegen, weil ‘hier der. tiefste 


Wie unzuverlässig der Tastsinn ohne Überprüfung durch den 
Gesichtssinn ist, weiß im allgemeinen jeder Laie, im besonderen 
aber jeder Geburtshelfer. Um Täuschungen auszuschließen, die 


hilfe aber von einem schweren Unglück gefolgt sein können, bedarf 
es der Erziehung des Tastsinnes. Sie fehlt dem jungen 
Praktiker. Allerdings ist ein Unterschied zwischen geburtshilflichem 
Tasten und „Palpieren“. Bei der Palpation®) (des Pulses, des 
Herzstoßes, des Pectoralfremitus, einer Organ-, einer Tumorgrenze, 
der vermehrten Spannung des Bulbus beim Glaukom) handelt es 


Schädels dann steht, wenn der ganze Kopf selbst 
ins Becken eingetreten ist?) A 


deswegen, weil in der. Höhe der Ebene der Spinallinie, 
also der Beckenenge, der äußere Muttermund steht, 
gleichweit entfernt von beiden Seiten wänden' des Beckens; 
dem Kreuzbein etwas näher als der Symphyse®; voraus- 
gesetzt ist: Normalschwebung der .normalgestellten, nicht 
schwangeren, gesunden Gebärmutter. 3. die Steißbeinspitze; 
sie gehört (geburtshilflich) schon dem Beckenausgang an; 
bei ihr steht die kindliche Nase, wenn (bei Hinterhaupts- 
lage) der Nacken unter der Schoßfuge sich entwickelt hat’). 


übersetzen sind; schwierig wird diese Umdeutung sofort, wenn — 
unter Ausschluß des Auges — eine Körperhöhle (eine Pleura- 
Absceßhöhle, das Rectum, die Scheide) auszutasten ist; schwierig 


der spärliche Tastbefund ins Körperhafte, Stereometrische zu 


Ihr hinzu. Anders, wie bei einem Tumor in einer Körperhöhle, 
heißt es bei der Kreißenden: die- Ausmaße des vorangehenden ung | 
| | ‚ist geburtshilflich ebenfalls 11 cm; beim Vorbeigleiteri des Kopfes 
erkennen; immer auf Grund engumschriebener Tasteindrücke unter | wird das ganze.Steißbein nämlich zurückgestreckt; das gynäko- 
Völligem Ausschluß anderer Hilfsmittel. Aufzubauen auf den so | logische Maß Steißbeinspitze — Unterrand der 'Schoßfuge ‘ist 9 cm. 
erhobenen. Befund sind dann folgenschwere Entschlüsse, die häufig 
Sofort, ohne Verzug, in die Tat umzusetzen‘ sind. Der Eingriff 
selbst spielt sich abermals ab außerhalb der Prüfung durch das 
Auge, wickelt sich in so kurzer Zeit ab, daß er —. häufig — inner- 
halb von Minuten die Entscheidung bringt über Gesundheit und 
Leben zweier Menschen. | E 
i „Kein Geburtshelfer, kein Arzt und insbesondere kein Anfänger 
P die Ansicht, kann die Ansicht haben, daß die übliche Aus- 
ildung für diesen hohen und schweren Zweig der ärztlichen Kunst 
2 Voken Nabelschnurvorfalls z. B. ` | a 
Pubiotomie © Song 707 .= Mannbarkeit, Schamgegend, Schambein, 
„` palpo = betaste. Diejenigen Ärzte, welche die Fingerperkussion 
ausüben, haben den Plessimeter.(öhchen:Porkussion Gebrauchern gegen- 
ver den Vorteil, daß sie den Luftgehalt des perkutierten Gewebes 


fühl zu bekommen dadurch, daß man auch bei gynäkologischen' 
} Untersuchungen sich — in’ der Vorstellung — seiner bedient; 
im Ernstfalle, das heißt bei der Kreißenden, wird man dann 
selbsttätig über ihn verfügen, -4. Schoßfugenoberrand; er liegt im 


furt a. M., Neue Zeil 23, liefert ein montiertes knöchernes Becken mit 
verstellbarem Kindsschädel. ee 
2) „Die Ebene der Beckenenge wird bestimmt durch das untere 
Ende des Kreuzbeins, die Spitzen der Spinae ischii und den Scheitel 
des Schambogens“.. Waldeyer, Das Becken. 1899. Seite 48. Leider 
zieht Bumm (9. Auflage, Seite 163) die Ebene zwar durch beide Spinae 
ischii, aber durch den „Knick des Kreuzbeins am dritten Wirbelkörper“ 
‚und zur Mitte der Schoßfuge und nennt sie Beekenmitte“. — - 
$ Franz in Penzoldt-Stintzing, 4. Auflage, VII. Band. S. 81/82 
+ Menge in Penzoldt-Stintzing 1 c., S. 402. - i l 
5) Siehe Bild und Erläuterung in Bumm 1. €, 8.212. | 


908 
‘genügend sei. Um so verwunderlicher berührt es, daß bei jeder _ 
um so verwunderlicher, .daß sie leer ausging bei der jüngsten . 
‚Reform am Kriegsende,. als man schon wußte, daß’ wir zwei 
Millionen ‘Männer im Kriege, eine Million, Menschen an Ent- 

- ein Kranker mit begimnender Wurmfortsatzentzündung zu beraten `|- 100000 Kinder und 50 000 Frauen an mangelhafter Geburtshilfe pr 

Hat der Geburtshelfer die Klippe der Diagnose vermieden, so 
kann immer noch die Klippe der Technik das Verderben bringen 

‚Wie kann nun der junge Praktiker — die übliche mangel- | 
hafte Vorbildung mit drei „selbständig geleiteten“ Geburten vor- _ 
ausgesetzt — den Anforderungen einer sach- und fachgemäßen. ;; 

Hilfe bei der Geburt gerecht werden? Antwort: durch Selbstaus- - 
Problem — ngdßinue = eine zu lösende Aufgabe — sollen diese - 


-Die erste Aufgabe ist für den jungen Geburtshelfer, sich 
eine klare und zutreffende räumliche Vorstellung vom „Becken“ - 


führen, in der Narkose bei allen Frauen selbst, die ganze Hand - 


(verhüllten) knöchernen Beckens!). Er lasse niemals eine Gelegen- - 
heit entweichen, ohne bei der Lebenden (auch der Nichtschwangeren) 


zu haben: vier Knocheripunkte, nämlich t. Spina ischii dextra, 
-2. Spina ischii sinistra. . Die Verbindungslinie zwischen beiden, die ' 


Knöochenpunkt (nicht die Kopfgeschwulst!) des kindlichen ` 


Die, Spinallinie ist auch ein gynäkologisch wichtiger Ort 


Die Entfernung der Steißbeinspitze vom unteren Schoßfugeprand 


Es ist sehr nützlich, diesen Maßstab von ii cm in das .Ge- h 


% Die Firma B. B. Cassel, medizinisches Spezialhaus, Frank: ` 


A 


a a remis! 


z _ roue . - i — De‘ - ur a a a =e 
N ER % ī . 
a —— z Á 3 re Jii ar 
n m a - un um e _ ~ ba -iot - . = ie 
u A P O E A - s 
= z= n D F di b r 


| 
! 
f 
j] 
i { 
RAR 
iag 
a 
| i 
g) 
„al 
1 
Al 
"äh 
‘i 
E 
4 
I 
i 


904 


Beckeneingang. Abgetastet wird er-bidigital, das heißt so, daß 
der innere (Zeige-) Finger auf dem obersten Punkt der Hinter- 
fläche der Schoßfuge, der Daumen außen auf dem obersten Punkt 
der Vorderfläche ruht. Die Höhe der weiblichen +) Schoßfuge ist 
öt/, cm, also gerade die Hälfte des oft wiederkehrenden Maßes 
im weiblichen Becken, 1i cm. An ihrer Hinterfläche fühlt der 
vorbeigleitende Finger eine Erhabenheit, die Eminentia retropubica. 
Von ihr aus bis zum nächstliegenden Punkt des Vorberges sind 
{1 em, die genannte Conjugata vera (obstetricia). 

also die kürzeste Verbindungslinie zwischen Promontorium 
und Symphysenhinterfläche. In vielen, besonders den älteren 
geburtshilflichen Lehrbüchern wird die Vera definiert als die Ver- 


 bindungslinie zwischen Mitte des Promontoriums und oberem 


Symphysenrand. Das ist nicht die engste Stelle zwischen den 


beiden Knochen und sie allein belangt den Geburtshelfer. 
Jene Entfernung heißt heute Conjugata?) anatomica. 


Manche Becken — übrigens männliche häufiger als weib- 
liche?) — haben zwei Vorberge, indem nicht nur die Ver- 
bindung‘) fünfter Lendenwirbel — erster Kreuzwirbel, sondern 
auch diejenige erster Kreuzwirbel — zweiter Kreuzwirbel, ein 
Promontorium bildet. Wenn das untere „falsche“ Promontorium 
näher an der Eminentia retropubica liegt als das obere „wahre“, 
so ist geburtshilflich die untere Vera (Conjugata vera inferior 
[Kehrer]) in Betracht zu nehmen, weil hier nun die engste Stelle 
ist. Zwei Vorberge bestehen beim sogenannten einfach platten 
Becken („einfach“ zum Unterschied vom allgemein verengten und 
zugleich platten); aber nicht bei jedem einfach platten Becken ist 
das untere Promontorium näher der Symphyse als das obere. 


Bei jeder Gelegenheit wiederholte Abtastung dieser vier 
Knochenpunkte an der Lebenden und Nachprüfung der Tasteindrücke 
am Knochenbecken — mit und ohne Augenschein — gibt allmählich 
diejenige Sicherheit, welche der Arzt braucht, um die Untersuchungs- 
ergebnisse zum Ausgangspunkt für seine Maßnahmen, insbesondere 
die körperlichen Eingriffe machen zu dürfen, Die Abtastung des 
Vorbergs bei regelrechtem Becken ist — ohne Narkose — eine 
unnütze Belästigung, ja Quälerei; bei verengtem Beckeneingang 
mit einer Verkürzung der Vera in so starkem Maße, daß die Ver- 
engerung bei der Geburt eine Rolle spielt, also von 8,5 cm nach 
abwärts, kommt das Promontorium dem eingeführten Finger sozusagen 
von selbst entgegen. „Grenzfälle*, das heißt Gebärende mit einer 
Vera zwischen 11 cm und 8,5 cm, werden zur Tastung des Vor- 
bergs und einwandfreien Messung der Conjugata diagonalis>) zweck- 
mäßig narkotisiert. 

Nachdem der junge Arzt sich auf die angeregte Weise eine 
gelungene Vorstellung von der Beckenräumlichkeit zu eigen ge- 
macht hat, gehe er daran, sich mit dem Inhalt des Raumes zu 
beschäftigen. Da ist zunächst und vor allem der Uterus®). Der 
nichtschwangere, „typisch“ liegende Uterus ist auch das Haupt- 
richtungsorgan für die Umsicht (Orientierung) im Becken- 
innern. Es ist nicht zu argwöhnen, daß Frauen mit typisch 
liegendem Uterus keine Gelegenheit zur „innerlichen“ Untersuchung 
geben; es gibt Frauen genug, welche ihr Unterleibsleiden zum Arzt 
führt ohne Änderung von Lage und Form des Uterus; man über- 
sehe nicht, daß Hysterie von dozeo«') (die Gebärmutter) kommt 
und daß bei diesem funktionellen Leiden eine Abtastung der inneren 
Geschlechtsorgane angezeigt ist. Selbstverständliche Voraussetzung 


1) Der männlichen 5,0 cm W aldeyer lacı 
2) „Conjugata“ (sc. axis) stammt von Roederer, der die Ebene 
des Beckeneingangs als eine Ellipse betrachtete und demgemäß der 


kleinen Axe die übliche mathematische Bezeichnung „Conjugata“ gab. 
Waldeyer l. c. 


Alk, © 


4) Die Verbindung zwischen letztem Lenden- und ersten Kreuz- 
beinwirbelkörper ist durch eine Bandscheibe hergestellt; der am deut- 
lichsten fühlbare Punkt des wahren Promontoriums liegt in der Mitte 
des Oberrandes des ersten Kreuzbeinwirbelkörperss. Die Kreuzbein- 
wirbel untereinander sind knöchern verwachsen, die Zwischen- 
bandscheiben fehlen bei ihnen. 

5) Die Vera wird bekanntlich aus der Diagonalis geschätzt, indem 
man 2 cm (bei hoher) oder 2*/2 cm (bei niederer Symphyse) vom Maße 
der Diagonalis abzieht. 

6) Uter — Schlauch; oödag — Euter. 

7) gregos — der Schlauch (Kraus, zitiert nach Guttmann. 
Medizin. Terminologie). 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 86. Bes 


für jede innerliche Untersuchung beim Weibe ist vorausgegangener 
Katheterismus der Blase, a. ae 


Die Vera ist - 


wer p EL 
NI > ee en 


emper, 
Fe ~ — - 


=< 


Der Uterus!) liegt ganz innerhalb der Beckenhöhle, symmetrisch 
in der sagittalen Medianebene, der vorderen Beckenwand etwas 
näher als der hinteren, und zwar zwischen den Ebenen des Becken- 


eingangs und der Beckenenge?)., Die Beckeneingangsebene wird 
dabei vom Fundus uteri nicht ganz erreicht, Der äußere Mutter- 


ist so ausgebildet, daß Waldeyer geradezu von einem „Psendo- 


gelenk“ spricht, welches dem Organ erlaubt, „scharnierartie* dem 


Füllungsgrad von Blase oder Mastdarm zu folgen. 


Die Tuben sind — außer in Narkose oder bei schlaffer 


Bauchwand — schwer zu tasten; aber die Bierstöcke sind fühlbar. 
Sie liegen im (kleinen) Becken, und zwar daumenbreit unterhalb 
des Beckeneingangs, an der Grenze zwischen mittlerem und hinterem 


Drittel der Beckenhöhle, in einer Sagittalebene, gelegt durch die 
Mitte des Poupartbandes. 


Becken liegen sie in der Fötalzeit, beiengem Beckenund 
in der Schwangerschaft. Die Befühlung des gesunden 
Eierstockes ist leicht empfindlich; sie gelingt oft leichter vom 
hinteren Scheidengewölbe aus, weil dasselbe mit 8,0 cm (vom 
Orificium externum vaginae gemessen) um Í bis 2 cm weiter als 
das vordere in die Beckenhöhle hineinragt. Eine Erleichterung 
für die äu Bere Untersuchungshand ist es, sie dort auf den Leib 
zu legen, wo äußerer Rectusrand und Obliquus-Aponeurose sich 
berühren, also handbreit oberhalb der Schoßfuge, Mammillarlinie; 
dort ist die Bauchwand muskelleer®) und kann deshalb nicht 50 
kräftig in Abwehrspannung gestreckt werden. Man läßt die 
Exploranda tief durch den offnen Mund atmen und benutzt jede 
Ausatmungsphase, um langsam mit den Fingerbeeren (nicht -spitzen; 
cave Nägeldruckspuren auf der Haut!) in die Tiefe zu dringen. 
Voraussetzung: Flache Rückenlage mit etwas erhöhtem Steiß und 
Kopf (nieht Schulter), gebeugten und abduzierten Beinen, Lediglich 
zwecks innerer Untersuchung die ad maximum gespreizten Ober- 
schenkel an den Leib anzulegen, ad maximum zu beugen, also 
die „deutsche Gebärlage“®) einnehmen zu lassen, ist zu radikal, 


Den Untersuchungsfinger versieht man mit einem Überzug von 
Seifenschmiere (nicht -schaum),. 


Dierunden Mutterbänder sind nicht zu fühlen; bei 
Hochschwangeren sind sie häufig sogar zu sehen und so gut wie 
immer zu fühlen; als bleistiftstarke Stränge kann man sie IM 
Leistenkanal und darüber hinaus tasten und die Bauchhaut über 
sie hinwegrollen. Da im Liegen die schwangere Gebärmutter 
meist rechts und rückwärts (im Stehen links und vorwärts) liegt, 


Ligamentum rotundum besser als das rechte fühlen. Man meinte 
einmal, aus einem kräftig entwickelten Mutterband auf krälüse 


Uterusmuskulatur und demgemäß auf kräftige Wehen schließen zu 
dürfen; das war irrig. 


puerpural, gesund“. 

> Menge in Penzoldt-Stintzing 1. c. 403. i 

°®) Der Amerikaner Hodge hat aus praktisch geburtshiltlichen 
Gründen vier einander parallele Ebenen (die üblichen vier sl 
einander nicht parallel) durch das Becken gelegt: 1. Parallelebene ist 
die Beckeneingangsebene (Vorberg—Schoßfugen-Oberrand). 2. Parallele 
Ebene ist die oben „parallele Beckenweite“ genannte. 8. Parallele Ebene 
geht durch die Spinae ischii, parallel zu den vorigen; sie heißt auth 
Spinalebene. 4. Parallelebene durch das Steißbein, wieder parallel zu 
den drei vorigen, heißt auch Beckenbodenebene. 

*) Waldeyer,].c. 


5) Siehe Bild 319 und 322 in Spalteholz’ Handatlas der Ana- 
tomie des Menschen. ; 

°) Die sogenannte englische Gebärlage ist Seitenlage mit e 
beugten Beinen, welche durch ein dazwischengelegtes Kissen gesprem 
sind. lm preußischen Hebammenlehrbuch ist diese Lage für den Aus 
tritt des Kopfes (Dammschutz) vorgeschrieben. 


{> 
Diniti l | | En 
Digitized by KF OO) g le 


a e 


Die Fierstöcke liegen „hinter dem 
Tubenvorhang“ +), das heißt im kleinen Becken erst. vom ersten" 
Lebensjahr ab; oberhalb des Tubenvorhanges, das heißt im groben 


so kann man bei der Liegenden das linke, stärken gestrafite” 


1) Uterus schlechtweg‘ heißt hier „nicht schwangerer, nicht 


SE OM ana H Yw 


ar Ee bu 


Sn TT OAIE- 


er am ne 


Dt a5 Ei a 


> YAN Ban 


ien 


_7..September. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 


Referatenteil.. 


t 


;  Rediglert von Oberarzt Dr. Walter Wollt, Berlin. Bo 


a Sammelreferate. 


_Neueres über Malaria. 
-Von Dr. St. Lichtenstein, Berlin. 


` Die Frage der dualistischen oder unitaristischen Auffassung 


der Malariaätiologie ist auch in der letzten Zeit wieder aufgeworfen 
‚worden, und zwar auf Grund von Erfahrungen, die an Malaria- 
kranken in ausgesprochenen Malariagegenden während längerer 
Zeit — bis 23/4 Jahre lang — gesammelt wurden. Der Charakter 
der Malariaerkrankungen, die ©. Mietens beobachtete, -~ war 
folgender: Von Ende Juni bis Ende Juli konnte nur Tertiana fest- 
gestellt werden, von Ende Juli bis Anfang August waren es zur 
Hälfte Tropica- und zur Hälfte Tertianafälle, dann bis zum Ende 
des Jahres waren lediglich Tropicafälle zu verzeichnen. Die Tropica- 
fälle des Vorjahres konnten dann als Tertiana diagnostiziert werden. 
Die Ursache solchen Verhaltens sieht C. Mietens in äußeren 
Einflüssen, die den Charakter der Malaria bestimmen sollen, wie 
‚Schwächung und somit eine geringe Resistenz des Körpers, und 
ganz besonders das Klima, das wohl in erster Linie ausschlag- 
gebend für das Auftreten der einzelnen Parasitenformen sein müßte. 


- Die Annahme, daß ein Übergang einer Parasitenform in eine andere 


` möglich sei, und die Gameten auch Verwandlungsformen darstellen, 
sind bei dem oben geschilderten Charakter der Erkrankungen nahe- 
liegend. Über ähnliche Beobachtungen an einem Material von 
mehreren tausend Malariakranken während einer Zeitdauer von 
23/, Jahren berichtet C. Seyfarth. Anfang Juni traten ver- 
einzelt Neuinfektionen von Malaria tertiana auf, vermehrten sich 
allmählich und erreichten Anfang Juli den Höhepunkt. Von Mitte 
Juli ab trat Tropica auf, die Fälle vermehrten sich stark, in dem 
‚gleichen Maße nahm Tertiana ab, sodaß von Ende Juli bis Ende 


- Oktober die Tropica vorherrschte. Von Anfang November . kamen 


wieder Tropica und Tertiana, von Mitte November traten wieder 
Tropica und Quartana auf. Von Anfang Dezember bis Ende März 
zahlreiche Quartanafälle, gleichzeitig aber auch vereinzelte Tropica- 
und häufigere Tertianarezidive. > Die überstandenen Tropicafälle 


vom letzten Herbst wiesen von Anfang Februar an Tertianarezidive 


auf. Im März, April und Mai konnten hauptsächlich Tertiana- 
Tezidive und nur vereinzelte Tropicarezidive festgestellt werden. 
Auch eine künstliche Erzeugung von Tertianarezidiven bei Tropica- 
gametenträgern gelang, und zwar durch Injektionen von Ergotin 
oder ‚Adrenalin, sowie von Diphtherie- und anderen Schutzseren. 
C.:Seyfarth ist auf Grund dieser Beobachtungen zu der An- 
nahme einer Parasitenumwandlung geneigt. Man müsse drei Arten 
von Malariaparasiten unterscheiden; Übergänge der einzelnen Para- 


‚ Sitenarten sind möglich und kommen unter ganz bestimmten Ein- 
flüssen, wahrscheinlich klimatischen, zustande. Die Möglichkeit 


einer Umwandlung einer Parasitenform in eine andere würde von 
großer praktischer Bedeutung sein, insofern als die Chemotherapie 
der chronischen Malaria sicherer sich fundieren ließe. Auch Plehn 


` -berichtet über Fälle, bei denen die Annahme eines Typuswechsels 


der Malariaparasiten als die einzig richtige erschien, und eine 
Spezielle „Mischinfektion“ nach der Sachlage der Bedingungen nicht 
gut möglich war. So konnten bei einem Kranken typische halb- 
mondförmige Gameten nachgewiesen werden, nachdem wochenlang 
nur die großen Tertianaparasiten mit den großen runden Gameten 
zu Sehen. waren. Bei anderen Malariakranken, die aus Polen und 
Galizien kamen, bei denen die Erkrankung klinisch infolge der 
charakteristischen Fieberkurve als Tertiana diagnostiziert wurde, 
sahen die Parasiten mehr den Quartanaformen ähnlich aus. — Eine 


.  Aualistische Auffassung vertritt dagegen H. Wörner auf Grund 


seiner Beobachtungen auf dem Balkankriegsschauplatz. Die im 
Frühjahr festgestellten Tertianafälle hält er für Rezidive einer im 
Vorjahre eingetretenen. Infektion, die wahrscheinlich infolge der 
Chininprophylaxe latent blieb. Die Tropicafälle, welche noch vor 
em Tertianarezidiv auftraten, ‚hält der Autor für eine sekundäre 
Superinfektion, u 
Nicht nur die Frage des Unitarismus oder Dualismus, sondern 
auch die Prophylaxe und die Therapie der Malaria dürften viel- 
leicht mit Rücksicht auf den vielfach von dem sonst gewohnten 
de abweichenden Verlauf der Erkrankung, die an einem un- 
Sewöhnlich reichen Material während des Krieges studiert werden 
konnte, auch von anderen Gesichtspunkten aus behandelt werden. 


| Während sonst das Auftreten von'Plasmodien im peripheren Blute 


ein Beweis dafür ist, daß nach einem Verlauf von 48 bis 72 Stunden 
ein Fieberanfall folgen wird, konnte vielfach A. Plehn bei Maze- 


Die Tertianarezidive wiesen in den 
längeren fieberfreien Perioden hauptsächlich Bläschenformen und 
vereinzelt Tropiecahalbmonde auf. Auch das Auftreten von zahl- 
reichen Gametenformen, die sonst nur selten sind, ist hervorzuheben. 
Bemerkenswert war ferner die Nichtbeeinflussung der aktiven 


Parasiten durch Chinin. Während der Chinintage und sogar nach 
einer energischen dreitägigen Chininkur verblieben sie im Blut, : 


um erst später zu verschwinden. Andererseits kam es häufig vor, 
daß Fieber und Parasiten ganz ohne Verabreichung von Chinin 


oder bei der Anwendung der prophylaktischen Halbgrammgaben' 


verschwanden. Wieder gab es Fälle von typischem Malariafieber 
mit charakteristischer Temperaturkurve, ohne daß es möglich war, 


_ Parasiten im Blute nachzuweisen. Das Blutbild zeigte eine kolossale 


Vermehrung der großen mononucleären Leukocyten, die Erythro- 


cyten wiesen stets die basophile Körnelung auf. Der Blutdruck 
war ungewöhnlich niedrig.. Die Milzvergrößerung fehlte selten, 


öfter die Lebervergrößerung. u = 

| Daß die Abweichungen von dem sonst gewohnten klinischen 
Bilde der Malaria die Prognösestellung erschweren, ist ohne weiteres 
ersichtlich. Es besteht das Bestreben, auch an weiteren Symptomen 
einen Anhaltspunkt für die Diagnose zu finden, sowie Methoden 
anzuwenden, die bei latenter Malaria oder bei Plasmodienträgern 
einen typischen Anfall auslösen. Als solche provokatorische Maß- 
nahmen bewähren sich körperliche Anstrengungen, Abkühlung oder 
Bestrahlung der Milzgegend mit der Quarzlampe, ferner Injektionen 
von Milch, Nucleohexyl, Salvarsan. In der letzten Zeit wird von 


:Sehittenhelm und Schlecht sowie von Abl auf das 
` Adrenalin als das beste und zuverlässigste Provokationsmittel hin- 


gewiesen. Über den Ausbruch latenter Malaria nach einer Tetanus- 
injektion berichtet O. Hagen. Einen anderen Fall, bei dem nach 


Entfernung eines 21/2 Jahre im Körper gelegenen Infanteriegeschosses 


Malaria diagnostiziert werden konnte, führt Siegfried an. Die 


Wirkung wird hier dem Blei zugeschrieben, das infolge der teil- . 


weisen Auflösung des Bleikerns des Geschosses ins Blut gelangt 
ist. Nach V. Schilling sprechen bei negativem Parasitenbefund 
ee one basophile Punktierung und Großmononueleose für 
Malaria, we 

Das Verhalten der Blutzellen bei Malaria hat Engel an 
50 Malariafällen . eingehend untersucht., An den weißen Blut- 
körperchen gelang es nicht, irgendein für Malaria allgemein cha- 


rakteristisches Merkmal zu finden. Unter den Neutrophilen waren 
| die unreifen Formen in der Mehrzahl. Auch Myelo- und Meta- 


myelocyten traten manchmal. bis zu 3°/, auf, Die eosinophilen 
Zellen fehlten gewöhnlich während der Iniektionszeit oder machten 
nicht mehr als 1—2°/, aus, um nach überstandener Krankheit auf 
eine erhebliche Prozentzahl (13°), in einem Falle) zu kommen, 
Was die großen Mononucleären’ betrifft, so scheinen keine Be- 
ziehungen zwischen der Anzahl von Parasiten und Mononuücleären 
zu bestehen. Nach Ablauf,der Malaria nimmt ihre Prozentzahl 
stark ab. Bei' manchen Mononucleären kann man im Protoplasma 


kleine rotviolette Stäbchen und Körnchen beobachten, die wohl als. 


Chromatinreste von Parasiten, zu deuten sind. Die Zahl und die 


Formen der Lymphocyten standen in keinem Zusammenhang mit 


den Entwicklungsstadien der Malariaparasiten. Die Zahl der 
azurophilen war größer als die der azurfreien. In wenigen Fällen 
konnten kleine Lymphocyten mit negativer Granulation, in 
anderen Fällen negative Granulation zusammen mit azuröphiler 
beobachtet werden. Über das Verhalten der Parasiten selbst 
macht Engel folgende Angaben: Der Tertianaparasit kann 


morphologische Merkmale aufweisen, die für Tropica charakteristisch 


sind. In solchen Fällen erkennt man die Zugehörigkeit des 
Parasiten zur Tertianaform nach dem Bilde der infizierten Ery- 
throeyten. Manche Tertianaparasiten entwickeln sich nicht zur 


Ringform, sondern zu stark basophilen Vollparasiten. Nicht jeder . 


Parasit, der einen Erythrocyten infiziert hat, entwickelt sich weiter, 
Er kann im Blutkörperchen zugrunde gehen. Die infizierten Ery- 
throcyten quellen nicht immer auf und blassen nicht immer ab. 


C. Seyfarth empfiehlt als bestes Mittel, um der Malaria vor- 


zubeugen, die prophylaktische Blutuntersuchung, die oft und 
regelmäßig durchgeführt werden muß, und zwar am 1. und 15. 


jeden Monats. Auf diese Weise ist es leicht, eine frühzeitige In- 


905 


doniern zahlreiche Plasmodien im Blut feststellen, ohne daß Fieber . 
| sich nachträglich einstellte. 


REED ENT mw. nn 
& re RI AE 


nn 
Po ee DT nn E 
er epas rn nun: 
= air = s ie e . ` : 
- z N won EN 


906 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 


fektion zu erkennen und durch eine gleich einsetzende Chinin- 
behandlung auszuheilen. Was die Behandlung der Malaria betrifft, 
so äußert A. Brunner auf Grund eines sehr reichen Materials 
im Klosterbrucher Reservespital die Meinung, daß die bekannten 
von Koch, Nocht, Ziemann und Teichmann angege- 
benen Kuren nur bei leichten Fällen erfolgreich sind, dagegen 
bei schweren komplizierten Fällen versagen. Da schlägt Brunner 
die von ihm und seinen Mitarbeitern nach biologischen und pharmako- 
technischen Prinzipien ausgearbeitete Chininmodifikation vor. Und 
zwar bei schwersten Malariafällen eine sofortige endovenöse In- 
jektion von 0,6 bis 1 g Chinin, dann nach einer Pause von zwei 
bis drei Tagen eine weitere Behandlung, wie sie auch für schwere 
Fälle indiziert ist, nämlich je 1 g Chinin, dreimal täglich drei Tage 
lang, nach einer  sechstägigen Pause weitere drei‘ Chinintage 
à 3g usw., bis das Blut nach dreimal wiederholter Untersuchung 
keine Parasiten mehr enthält, Für blutarme Kranke sind in den 
chininfreien Tagen intramuskuläre Injektionen von 0,1 Natrium 
kakodylicum. angezeigt. Bei Tertiana sollen 3 g pro die vier Tage 
lang gegeben werden, nach neun Tagen Wiederholung usw. bis 
zum völligen Verschwinden der Parasiten aus dem Blute. Bei sehr 
hartnäckigen Fällen soll 0,6 Neosalvarsan intravenös gespritzt 
werden. M. Mayer fordert für eine planmäßige Bekämpfung 
der Malaria, mit deren Zunahme im Frühjahr zu rechnen ist, 
energische Behandlung der Malariafälle und wohlorganisierte Mücken- 
bekämpfung, da die Anophelen in Deutschland sehr verbreitet sind, 
Errichtung von Untersuchungsstellen und Stationen für Malaria- AR Dee ERTE, ; ; À 
kranke, o Ne Kontrolle abgelaufener Malariafälle. wert ar r ` ann oe a E paa aD 
Eine neue Methode zur Färbung der Malariaparasiten gibt en E: y ae Kt ae al PIE A Ri se hei 690 
L. Stach an. Die Farblösung besteht aus einer Mischung von ke Ei an J Sna Bin f ee A S e E Tio 2 
T'hionin, Methylenblau und Eosin. Absoluter Alkohol ist nicht not- ee En So ví u e een az BE rad 
wendig, es genügt 96- bis 98 % iger. Ebenso kann statt destillier- 5 2 a Se i ak a nn 1 an auch anne 
ten Wassers Leitungswasser genommen werden. Beides — unter ae DAN eat sun S N Saai a cn teren 
den jetzigen Verhältnissen — Vorteile gegenüber der Giemsafärbung. | ; ee En x ET ae itel SI ER die frei an einer 
Die Farblösung gibt keine Niederschläge und sie kann mehrmals ee 4 ne er eh EDS ea ie okokken s0 
pentet eraon, enig wirkten, daß die Gonokokken recht erheblieie TALI (N 
Literatur: 1. Abl; Über die Anwendung des Adrenalins bei Malaria. N Sehe Minuten) lebend blieben (1°/ Protargol 4°, Argonin, 

(M. m. W. 1919, Nr. 7.) — 2. A. Brunner, Erfahrungen über Intensivbehand- 0 , 


lung der Malaria im Hinterlande. (M. m, W. 1919, Nr. 4.) — 3. C. S. Engel, '/so00 Argentum nitricum). 
Beitrag zum Verhalten der Parasiten und der Blutzellen bei Malaria. (Zbl. 


lich: Ä ;hreibt ei ber zum Ende 
f. Bakt. 1918, Bd. 81, H.7.) — 4. 0. Hagen, Ein Beitrag zur latenten Malaria. Michael(4) beschreibt einen sehr schweren, a 
( 


M. m. W. 1919, Nr. 6.) — 5. M. Mayer, Ergebnisse und Probleme der Ma- | doch günstig verlaufenden Fall von Gonorrhöe, in welchem sich 
lariaforschung im Kriege. (B. kl. W. 1919, Nr. 4.) — 6. C. Mietens, | 


Über die | nacheinander eine große Reihe mit hohem Fieber verlaufender 
Beziehungen ann Le an Moea aatia A m We M Nr. n) Komplikationen einstellte. Zur Urethritis anterior gonorrhoica ie 
— 7. A. Plehn, Zur Parasitologie, Klinik und Therapie der Malaria. (M. m, W. AA 7 ct : A e 2 en 
1919, Nr. 6 und 7.) — 8. V. Schilling, Die Malariadiagnose im Blutpräparat unter Temperaturanstieg eine Urethritis posterior, Prostatitis 


ohne Parasitenbefund. (D. m. W. 1918, Nr. 43.) — 9. Schittenhelm und. Schlecht, Epididymitis hinzu. Außerdem bestanden sehr schmerzhafte 
Über den Wert provokatorischer Adrenalininjektion bei latenter Malaria. (M. 


W. 1918, Nr. 47) 10 seta U N poa ( Hämorrhoiden “mit Prolaps der Rectalschleimhaut. Hier ieia 
m. W. 1918, Nr. 47.) — 10. C. Seyfarth, Umwandlung der Malariaparasiten | sich keine Gonokokken. Die Prostata abscedierte nach der Brase 
oder Mischinfektionen? (Vorläufige Mitteilung.) (Zbl. f. Bakt. 1919, Bd. 82. H. 7.) . f f BE en 3 ge 2 s | 

— 11. Derselbe, „Die prophylaktische Blutuntersuchung*, ein neues Hilfsmittel hin (große Eitermengen im Urin), die Hämorrhoidalvorwölbung® 
der „Malariavorbeugung“. (M. m. W. 1918, Nr. 45.) — 12. L. Stach, Neue Methode | wurden stärker und wiesen nun auch Gonokokken auf. Hiera 

zur Färbung der ‚Malarjaparasiten, cal: f. Bala. ‚1918, ‚Bd. 81, H. 9) ar folgte eine Phlebitis der Vena femoralis und saphena am linken 
13. H. Wörner, Dualismus oder Unität in der Malariaätiologie. (D. m. W. 1919.) Oberschenkel, AAG malen am dto Kniekehle, Er Aud 


einer als artfremdes Eiweiß wirkenden Komponente zusammen. Die 
letzteren beiden lassen sich auch durch andere Stoffe (Typhus- 
vaccine, Pferdeserum, sterilisierte Milch) erzeugen, doch ist die 
Heilwirkung nicht mit der specifischen der Gonokokkehvaceine 
eleichzustellen. Letztere bringt eine weiteehendere Resolution der 
krankhaften Entzündungsteile zustande, als die nichtspecifischen 
Eiweißarten. Andererseits wirkt die Gonokokkenvaceine auch 
nicht rein speeifisch, sondern auch als artiremdes Eiweiß, wie ein 
interessanter Fall Luithlens beweist, in welchem nach jeder 
Arthigoneinspritzung eine nichtgonorrhoische Thyreoiditis mit = 
Fieber und Schwellung reagierte. i 


Hecht (2) hat von der Anwendung hoher Körpertemperaturen 
bei der Gonorrhöe keine Heilerfolge gesehen. Weder heiße Voll, 
noch“ heiße Halbbäder, weder Impfung mit fiebererzeusenden 
Vaccinen und Bakterienextrakten, noch die hochfieberhafte Krank- 
heit selbst hat je einen Erfolg gehabt. Nur einen einzigen Fall’ 
von komplizierter Gonorrhöe hat er gesehen, wo nach langdauerndem 
Typhus mit schwerem Decubitus die Gonorrhöe geheilt erschien. 


(5) Zur Fortzüchtung der Gonokokken über längere Zeiträume 
ist Wechsel des Nährbodens (zuweilen für jede Überimpfung) not- 
wendig, von Ascitesagar auf Menschenblutserumagar und umgekehrt, 
Ein guter Nährboden ist Menschenblutserumnutroseagar, der vor 
dem nutrosefreien Nährboden den Vorzug hat, daß er in der Hitze’ 
sterilisiert werden kann. Die übrigen Nährböden werden unter 
offenbar großer Erfahrung durchgesprochen und beurteilt. Bemerkens- 


Te n 


am Damm. Der ganze Verlauf der stürmischen Erscheinungen 
Gonorrhöe. nahm drei Monate in Anspruch, war mit starken psychischen 
Von Prof. Dr. Felix Pinkus Reizerscheinungen verbunden und mit sehr starker körperlicher 

| . Dr. Feli . Decrepidität. | 
Ein neun Jahre altes Mädchen (6) mit Vulvovaeinitis gonor- Unter 150 Gonorrhöefällen hat Dreißner (1) 17mal gute 
rhoica hatte seit drei Tagen eitrige, Gonokokken enthaltende Conjunc- | Erfolge vom Ammoniumpersiffat bei Gonorrhöe gesehen. Man kanni 
tivitis rechts. Außer Kalipermanganatspülungen und 2°/,iger Prot- | 


| mit dem Mittel also gelegentlich eine Gonorrhöe der Heilung zu 
argoleinträufelung wurde 0,05 und nach zwei Tagen 0,1 Arthison | führen, wie übrigens bei sorgfältiger Behandlung mit jedem anti- 
intravenös eingespritzt. Am Abend nach der zweiten Injektion | septischen oder adstringierenden Medikament, sodaß an Stelle 
40,5°, am nächsten Tage ist das Kind schmerzfrei, das Auge geöffnet, | antiseptischer sogar immer wieder die adstringierenden Mittel 
Schwellung und Rötung fast verschwunden. Am vierten Tage | empfohlen werden, wie kürzlich eine Resorein-Zineum-Sulto- 
nach der Aufnahme Temperatur 38,5—40,7°, am fünften Tage | carbolicumlösung (Unna) als ganz besonders abortiv wirkendes Mittel. 
36,7—39,3°, fast keine Eiterung mehr, keine Gonokokken. Vom | Auf Grund seiner Erfahrungen glaubt Dreißner das Mittel, 
sechsten Tage an ist die Temperatur normal, das Auge bleibt geheilt. | das Smilovici als gänzlich wirkungslos verwirft, zur Gonorrhöt- 
Auch aus der Vagina waren die Gonokokken eine Woche lang | behandlung heranziehen zu dürfen. da es den Nährboden vielleicht 
verschwunden, traten dann aber wieder auf. verschlechtert und sehr billig ist 7 

Luithlen (83) gibt einen umfassenden Abriß der Therapie erae Ae 3 2 in 
der gonorrhoischen Komplikationen (von der Urethritis posterior be- Cholevals unde Behandlung der akuten Gonorthöc.  (Derm; Wscht 1916, 
einnend bis zur Endokarditis); diese Arbeit wird als orientierendes i 


Bd. 62, 5.409 bis 418.) — 2. H. Hecht (Prag), Zur Fieberbehandlung der Gonorrhöe. 
Werk von bleibendem Wert sein. Luithlen hält die specifische 8) | = 


DETU Wschr. 1917, Bd. 65, S. 861 bis 865.) — 3, Fr. Luithlen, Über et 
Vaceineanwendung für außerordentlich wertvoll und empfiehlt, sie erapie der gonorrhoischen Komplikationen. (Arch. f. Derm. 1916, Ba iei 


h es 3 Š 2 L > N S phi Ia TAN) i rini sati i ntial- 
so früh wie möglich zu beginnen. Die Restitutionswirkung: ist in a 4. M. Michael, Beiträge zur Kasuistik und Differe 


diagnose seltener frühluetischer und e hoi likationen. (Derm: 
frischen Fällen weit besser als nach längerem Bestehen der Kom- | Zschr. 1917, S. 416.) — 5. Paldrok. (ornan Erhmupgeni mie Gonokokken. 
plikation,. Die Wirkung der Gonokokkenvaceine setzt sich aus | Perm. Wschr. 191 


einen durch i 9, Bd. 68, S. 87 bis 42.) — 6, A. Sommer (Altona), un 
einer specifisch antigonorrhoischen, einer temperatursteigernden und ! von on, A sana a 
| y e ` ` H ; , UAU: 


Digitized by Google 


pa 
= 


NE WTA EN woa 


a, h ; š 
z ® ' R . 
ag TE NT T . ; : 
Tor or > i . : $ 7 3 
t B j $ R ` - > $ š Paai 
- = 5 - S & f s f; 
a j : 


7.-September. 


- ' ‚ 
r 200. ae á `~ ii w Na > 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nî. 36. 


- 


Aus den neuesten Zeitschriften. ° 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) “ 


Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 34: 


Rosenthal und Patrzek (Breslau): . Über Cholesterinver- 
armung des Blutes unter dem Einfluß der Kriegsernährung. Mit den 
engen Beziehungen zwischen Körperlipoiden und Körperimmunität 

wächst die Lipoidverarmung bei. unserer chronisch hungernden Be- 
völkerung über den begrenzten Rahmen eines klinischen Symptoms 
hinaus. Das Sinken des Lipoidspiegels im chronisch hungernden Or- 
ganismus bedeutet damit mehr als der einfache Ausdruck ges Darnieder- 
liegens eines Partialstoffwechsels im Stadium der chronischen Inanition, 
_es wird darüber hinaus bis zu einem gewissen Grade ein Indikator für 
die Widerstandskraft des Organismus im Kampfe gegen die Infektionen 
und im engeren gegen die Tuberkulose. 
| ' Kroner: Bemerkungen zur Kriegsbeschädigtenfürsorge. Die | 
Bewilligung von Renten für leichte Dienstbeschädigungen — bis 20 
oder 25% — läßt sich wirtschaftlich nicht rechtfertigen. Das jetzige 
Verfahren bildet überdies eine Quelle dauernder Unzuträglichkeiten. 
Diese kleinen Renten sind daher zu beseitigen; dafür sind die Renten 
. der Schwerverletzten, namentlich der Verstümmelten, und 'die. der 


Hinterbliebenen höher als bisher zu bemessen. 


Prausnitz (Berlin-Wilmersdorf): Zur Kasuistiik der Nabel- 
diphtherie des Neugeborenen. Selbst wenn die bakteriologische Unter- 

' suchung des Nasen- und Rachensekretes einen negativen Befund für 
Diphtherie ergeben würde, so darf man noch immer nicht die Di- 
phtherie des Nasenrachenraumes als nicht bestehend ansehen. An- 
` dererseits darf aber nicht geleugnet werden, daß die klinischen Er- 
‚scheinungen von seiten des Nabels so im’ Vordergrunde stehen können, 
daß die Diphtberie des Nasenrachenraumes vollkommen an Bedeutung 
verliert: Die Nabeldiphtherie kann bei eventuell: unterlassener Unter- 
suchung vollkommen übersehen werden, .da das Gedeihen des Kindes 


durch sie in keiner Weise beeinflußt zu werden braucht. 


Popper (Prag): Über ein eigenartiges Reflexphänomen.: Dem 


menschlichen Rückenmark wohnt wohl eine Reihe durchaus verschie- 


` dener Automatismen oder Reflexmechanismen inne und, die Erschei- 
' ungen, die einmal als Beugereflex einem bestimmten Zwecke (dienen 


oder ihre bestimmte phylogenetische Entwicklung haben, imponieren 


eben in einem anderen Zusammenhang als Automatisierung der Gang- 


phänomene. In mehreren Fällen nun gelang es, ohne daß den Kranken 
irgend etwäs davon bewußt geworden wäre, durch Stiche in die Fuß- 


Sohle, und zwar anscheinend besonders bei Stich in .die laterale Sohlen- 
‚hälfte, eine Reflexbewegung hervorzurufen, die die Muskulatur, ein 


wenig den Strecker des Oberschenkels, ganz deutlich und das Bild be- 

herrschend aber den Sartorius zur. Anspannung brachte. Die Kranken 

empfanden weder den auslösenden Reiz, noch die Contraction. 
Müller (Hamburg): Über Reizempfindlichkeit der Haut. Durch 


‚Intracutäne Injektion von 0,1 bis 0,2 cem Aolan ist es möglich, be- 


stimmte Reaktionen im Körper hervorzurufen, die bei intramuskulärer 
oder subeutaner Einverleiburg von Aolan nur von der ö0- bis 100fachen 


' Dosis erreicht werden. Es müssen demnach irgendwelche Eigenschaften 
der Haut imstande sein, die Reizempfindung zu erhöhen. 


Sluyters (Utrecht): Zur Wertbestimmung des Digitalisblattes. 


Nach dem Verfahren von Heffter. (Alkoholextraktion am. Soxhlet- 
apparat mit 96% Alkohol) erhält man aus Digitalisblättern einen Ex- 


trakt, der am Frosch eine stärkere tödliche Wirkung besitzt als Ex- 
trakte nach dem Straubschen Verfahren. Bei der Wertbestimmung 
an der Katze dagegen wirken die Heffterschen Extrakte schwächer 
als die nach Straub dargestellten. _Wahrscheinlich werden bei der 
Alkoholextraktion Stoffe mit nicht digitalisartiger Wirkung ausgezogen, 
welche am 'Frosche tödlich wirken. ee an 

' Gennerich: Kriegserfahrungen in der Luesbehandlung unter 


‘besonderer Berücksichtigung des Silbersalvarsans. Trotz der wertvollen 


Dienste, .die uns das milde wirkende Neosalvarsan während des Krieges 


‚geleistet hat, gelingt es doch nicht leicht, sich von den früheren Er- 


fahrungen über die unvorhergesehene Toxizität des Präparates freizu- 
machen. Der Gesamteindruck des Silbersalvarsans ist nach 1!/, jähriger 
Anwendung der, daß das Präparat von jugendlichen Individuen recht 
gut vertragen wird. Bei allen älteren Individuen, insbesondere bei 


Frauen, muß man von vornherein mit kleiner Dosierung (nicht über 
: 0,2 Silbersalvarsan) behandeln. Das Silbersalvarsan eröffnet die Mög- 


lichkeit, bei frischer Sekundärsyphilis mit einem Infektionsalter bis zu 


drei Monaten auf weitere Nachbehandlung zu verzichten oder sie auf 
| Reckzeh. 


ein sehr-geringes Maß herabzusetzen. 


. werden vom Vucin nicht abgetötet. Die Vueinbehandlung kann daher 


f 


e Deutsche medizinische Wochenschrift. 1919, Nr. 33. . 
Perthes (Tübingen): Beobachtungen bei elektrischer Reizung 


histologischen Befunde. Die jungen Nervenfasern, die sich infolge von 
entwickeln, sind vor Abschluß der Regeneration nur mit größerer 
faradisch erregbar,. auch wenn sie bei neurologischer Untersuchung 


völlige Entartungsreaktion zeigten. be a = 
Franz Breslauer (Berlin): Die Gehirnerschütterung. Das 


klinische Bild der Gebirnerschütterung inklusive der Bewußtlosigkeit = 


entsteht durch Druckschädigung des Hirnstammes am Boden der 
" Rautengrube. Eine Stoßwirkung, die den gesamten Schädelinhalt, 
vordere und hintere Schädelgrube, trifft, erzeugt von der Medulla 
oblongata aus die Vagusstörungen und Bewußtlosig- 
keit. Wird also die Medulla oblongata überhaupt von der Druck- 
wirkung erreicht — und das Zeichen dafür ist Puls- und Atemver- 


nung zu Setzen. _ Ä 
Gasödemerkrankung mit Vucin. Die Sporen von Gasödembacillen. 


nt 


eine specifische Serumbehandlung nicht ersetzen. Trotzdem verdien 


„sie zur Unterstützung dieser mit herangezogen zu werden. © 
E. Vogt: Praktische Erfahrungen mit der Händedesiniektion 
nach Gocht. Bei dieser Methode wird die Seife durch feines Ala- - 
bastergipspulver ersetzt. Die mechanische Reinigung: der . 
Hände ist bei der Gipswaschung viel ‚intensiver, weil Gips viel tiefer _ 


in die Hautporen und Falten eindringen kann und die Epidermis 


mehr auflockert. Dadurch werden die Bakterien hinausgeschwemmt, 


und das Vordringen des dann folgenden Alkohols in die-Tiefe wird 
erleichtert. Auch wird die Haut sehr geschont und so gut wie nicht: 
angegriffen, weil Gips weniger Hautfett löst als die Seife. Die Me- 
thode, die sich sehr gut bewährt hat, besteht in folgendem: Die Hände 
werden angefeuchtet, Handrücken und Handfläche in Gipspulver ein- 
getaucht. Hierauf folgt die Waschung ganz genau wie beim Gebrauch 
von Seife (Bürste ist nicht notwendig). Die ganze Waschung wird 
unter einem Strahl warmen Wassers vorgenommen, zehn Minuten 
lang. Dann werden die Gipsreste abgespült und Hände und Unter- 


arme drei Minuten lang mit 70%igem Alkohol abgerieben (mit einem - 


Mulltupfer). | | 


Otto Hirschberg (Frankfurt a. M.): Isolierte Luxation einer 
Beckenhälite und Technik der Reposition. .In dem mitgeteilten Falle ` 
war das Becken nur in seinem Bandapparat (im (Sacroiliacal- _ 
gelenk) auseinandergerissen, während die Knochen des -Beckenringes . 


völlig intakt blieben. Die Reposition geschah durch einen mit Hacken- 
bruchschen Klammern zusammenschraubbaren Gipsverband und führte zu. 


‚vollem Erfolge. 


Eugen Förster (Bonn): Einwirkung der Lumbalpunktion auf 
das weibliche Genitale? Vor einer Lumbalpunktion soll man sich einiger- 


maßen 'Gewißheit über bestehende Gravidität, besonders in den ersten , 


Monaten, verschaffen. Denn in einem vom Verfasser beobachteten 
Falle kam ‘es in der auf die Punktion folgenden Nacht zum Abort. 


punktion versucht werden. 


Es könnte daher unter Umständen eine Abtreibung durch Lumbal- 


Im Anschluß daran wird über die Strikturen berichtet. a 
Arnold Hahn (Berlin): Zur Frage der quantitativen Bestim- 
mung des Harnstofis im Urin mittels Urease. Der Verfasser vertei 
sein Verfahren v. Horväth und Kadletz gegenüber. . u wen 
Wilhelm Karo (Berlin): .Prostatahypertrophie, eine häufige 


Fehldiagnose. ‚Man soll nicht, lediglich auf Grund einer Harnverhaltung: 
älterer Herren die Diagnose „Prostatahypertrophie“ stellen. : Dies wird `. 


an zwei Beispielen gezeigt. In dem einen handelte es sich um eine 
auf Tabes dorsalis beruhende . centrale inkomplette Blasenlähmung, 'in- 
dem anderen um eine harte Urethralstriktur. Hier bildete eine akut: 
einsetzende komplette Harnretention, wie wir. sie bei Prostatikern zu 
seben gewohnt sind, das einzige klinische Symptom der Urethral- 
striktur. In diesem Falle mußte der Harn mehrfach durch Capilar- - 
punktion der Blase oberhalb der Symphyse entleert werden, - >an 


freigelegter verletzter Nerven im Vergleich mit dem neurologischen und 
Verletzungen nach voraufgegangener Degeneration der -alten Fasern — 


 Stromdichte erregbar als normale. Fasern. Verletzte Nerven sind des- _ 
halb in der Periode der Regeneration oft bei direkter Freilegung 


änderung —, so ist eine begleitende Bewußtlosigkeit ‚auf ‚Ihre Rech- 


- F, Klose (Berlin): Experimentelle Versuche zur Therapie der. 


J. J. Stutzin (Berlin): Zur Klinik des Urogenitalsystems. Mit- ` 
geteilt werden Fälle von Tuberkulose, von Tumoren und von Traumen. 


digt 


I 
= 
Sr: 
a ; 
Mi 
1 


o ME To R 
F e » 


Yy 
na 5 a - 


908 


J. R. Spinner (Zürich): Zum Problem der Phosphorvergiitung. 
Bei Vergiftungen sind der Therapie wegen die Daten möglichst genau 
zu ermitteln, die uns die Reaktionszeiten bestimmen lassen. Kann man 
doch durch Zeitberechnung feststellen, wie weit das Gift bereits im Körper 
eingedrungen sein kann, wie es schon gewirkt haben kann. Das 
dient zur Basis für eine rationelle symptomatische Therapie. Ferner 
zeigt der Ikterus bei einer Phosphorvergiftung, daß das Gift schon 
längere Zeit im Körper gewirkt hatte, daß die Degeneration der Leber 
bereits die Kompression der Gallenwege zur Folge haben konnte. 
Dieser Status entspricht schon einem Passieren des Phosphors im 
Dünndarm. Der noch nicht umgesetzte Phosphor hat sich in den 
Dickdarm gerettet, wo die Resorptionsbedingungen bereits ungünstiger 
sind. Ausführlicher hingewiesen wird darauf, daß bei der Phosphor- 
vergiftung sowohl drei Phasen der reaktiven Resorption wie 
auch drei Perioden der ablaufenden Vergiftung zu unter- 
scheiden sind, | 

Leopold Feilchenfeld (Berlin): Aus der ärztlichen Praxis- 
Non liquet. Es werden einige Fälle mitgeteilt, die auf den ersten Blick 


leicht diagnostizierbar erschienen, aber schließlich doch zu einer anderen 
Auffassung zwangen. F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 33. 


Paul Lindig (Freiburg i. Br.): Das Casein als Heilmittel. Ein 
Beitrag zur Frage nach dem Wesen und dem wirksamen Faktor der 
Milchtherapie. Der Verfasser glaubt im Casein den Stoff in der 
Milch gefunden zu haben, dem wohl die Heilwirkung, nicht aber 
die mancherlei Nachteile der parenteralen Milchtherapie anhaften. 
Während man aber bei der Milch auf subcutane oder intramuskuläre 


sich durch die Gefahr der Fettembolie von selbst —, läßt sich das 
Casein in 5%iger Lösung (in Ampullen von 1 ccm von der Chemischen 
Fabrik v. Heyden, Radebeul-Dresden, in den Handel gebracht) intra- 
venös injizieren. Das Mittel erwies sich erfolgreich bei Puerperal- 
fieber, bei septischen Aborten und auch bei gonorrhoischen und tuber- 
kulösen Adnexentzündungen. p 

A. Läwen und Ad. Reinhardt (Leipzig): Uber endemische 
Wunddiphtherie und gleichzeitige Befunde von Diphtheriebacillen auf der 
Haut und im Rachen; zugleich ein Beitrag zur Kenntnis der Wund- 
bakterienflora. . Vortrag über die wesentlichen Ergebnisse der Arbeit in 
der Sitzung der Medizinischen Gesellschaft zu Leipzig am 3. Juni 1919. 

Walter Hesse (Halle a. S.): Ein auscultatorisches Phänomen 
bei Kehlkopfdiphtherie. Auscultiert man bei Kehlkopidiphtherie an der 
Seitenplatte des Schildknorpels oder bei der meist gleichzeitig vor- 
handenen Trachealdiphtherie im Bereiche des Ringknorpels oder der 
oberen Trachealknorpel, so hört man (sowohl bei der stridorösen Atmung 
mit Einziehung als auch bei der nichtstenosierenden Form) einaußer- 
ordentlich rauhes und verschärftes bronchiales Atem- 
geräusch. Dadurch läßt sich die auf Kehlkopfdiphtherie be- 
ruhende Heiserkeit von der katarrhalischen unterscheiden. Diese 
Auscultation gibt auch in Fällen von Rachendiphtherie darüber Auf- 
schluß, ob eine begleitende Heiserkeit die Folge einer eventuell die 
''racheotomie erfordernden Kehlkopfdiphtherie ist. 

S. Bergel (Berlin); Zur Lymphocytenlipase. Das Vorhanden- 
sein einer Lipase, also eines fettspaltenden F’erments, in den Lympho- 
eyten läßt sich direkt nachweisen, wenn man Lymphdrüsenbrei oder 
tuberkulösen Eiter, der sehr viele Lymphocyten enthält, auf Wachs- 
platten bringt. Dann wird das Wachs aufgelöst. Nun bestehen be- 
kanntlich die Tuberkelbacillen zu einem beträchtlichen Teil aus einer 
wachsähnlichen Substanz. Daher sind die Lymphocyten und deren 
Bildungsstätten, vor allem die Lympbhdrüsen, infolge ihres lipolytischen 
Vermögens eine mächtige Waffe des Organismus gegen den Tett- 
'bestandteil des T'uberkelbacillus (Selbstheilung gegenüber der Tuber- 
kulose). | 

OttoJüngling(lübingen): Der „relative Wertigkeitsquotient“, 
ein einfaches Kontrollmaß für die Qualität und Quantität der Röntgen- 
strahlung. Der Verfasser beschreibt eine Meßmethode, die sich ihm 
recht gut bewährt hat; sie beruht auf der Feststellung des relativen 
Wertigkeitsquotienten für zwei verschieden gefilterte Strahlungen. 

E. Meinicke (Ambrock bei Hagen i. W.): Uber die dritte 
Modifikation meiner Luesreaktion. Sie gehört mit der von Sachs 
und Georgi angegebenen Ausflockungsreaktion in die Gruppe der 
einzeitigen kolloidalen Globulinflockungsreaktionen mit Ausfällung der 
positiven Sera im kochsalzhaltigen Medium. 

W. Gaehtgens (Hamburg): Die Serodiagnostik der Syphilis 
mittels der Ausilockungsreaktion nach Sachs und Georgi. Sie sollte 
nicht als Ersatz, wohl aber als wertvolle Ergänzung und Verschärfung 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 86. 


_ Aorteninsuffizienz. Es handelte sich nicht um eine Schrumpin 


‚Applikation beschränkt ist — die intravenöse Milchinjektion verbietet ` 


. 

so FH CEN 

ve; bantam t ~ 
7. September, 
— Be — -s -W 
I x S 5% Pr T E 


y e . es “npe. T. a S >g 
der Wassermannschen Reaktion neben dieser regelmäßig zur Anwendung 


á 
> 


kommen. aE Et 
W. H. Veil (Frankfurt a. M): Über Selbstheilung einer in der 
Gravidität entstandenen chronischen Nephropathie durch Entstehung einer € 
Hyposthenurie und Niereninsuffizienz, sondern um eine gutartige 3 
sklerose. Der Verfasser schließt, daß mit den Veränderungen infolge 
des diastolischen Zurückströmens des Blutes in den linken Ventrikel eine 
Entspannung des peripheren arteriellen Kreislaufs durch Wirkung auf 
die Widerstände in den Capillaren eingetreten sei. Durch die Herab- 
setzung des diastolischen Spannungszustandes im gesamten arteriellen 
Gebiet werden vermutlich angiospastische Zustände unmöglich gemacht. 
Walter Thierry: Ein Fall von Totalgangrän des Skrotums 
und der Penishaut. (Heilung durch Plastik.) Zur Plastik diente die 7 
Oberschenkelhaut mit Zuhilfenahme der Leistenbeugehaut, —. Zu 
M. Bischoff (Magdeburg): Ein Vorschlag zur Behandlung der 
Brightschen Nierenerkrankung im akuten Stadium. Bei der diffusen 
Glomerulonephritis handelt es sich bekanntlich um eine Blutleere 
aller Glomeruli beider Nieren und der kleinsten Nierenarterien (funkio 
nelle angiospastische Drosselung der Nierengefäße). Das Um- 
gekehrte ist bei Alkoholvergiftung der Fall. (Der Be  — 
trunkene erfriert deswegen so leicht, weil bei ihm die Capillaren und“ Fg 
kleinen Gefäße der Haut auf den .Kältereiz nicht reagieren, sondern 
weitbleiben und daher eine raschere Abkühlung des Körpers statt 
findet.) Der Alkohol Jähmt die Innervation der Gefäßmuskulatur: 
Während bei der Ischämie der Blutdruck ganz gewaltig ansteigt, finde 
sich ferner bei toxischer Alkoholwirkung eine Blutdruckernie- 
drigung (infolge der Weite und des verminderten Stromwiderstandes” 
in den kleinen Gefäßen und Capillaren); auch findet unter der Alkohol- 
einwirkung eine lebhafte Diurese statt, und zwar wird durch die 
erweiterten Nierengefäße in der Zeiteinheit den ausscheidenden Epir 
thelien ein höheres Rlüssigkeitsquantum zugeführt. Um nun eine’ 
arterielle Hyperämie der Nieren herbeizuführen, schlägt der 
Verfasser vor, den bisher in der Nierenbehandlung geradezu verpönten 
Alkohol, und zwar in einer wirklich toxisch wirkenden Menge zu” 
reichen. Dabei wähle man, um das Gefäßsystem durch die Flüssig- 
keitszufuhr nicht zu belasten. eine konzentriertere Kormdes 
Alkohols (Grog oder Glühwein wegen der gleichzeitigen Wärme- 
zuführung). KEN 
Christians: Gesundheitsparlamente. Die Vorbedingungen lür 
die Begründung eines Gesundheitsparlaments im Sinne von A, Fischer 
dürften nicht gegeben sein. "F. Bruck. 


ie u 


Wiener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 25 bis 30. 


Nr. 25. Müller (Wien): Über die Druckverhältnisse des Liquor 
cerebrospinalis bei Rückenmarkskompression. Verfasser hat in zehn 
Fällen von raumbeengenden Prozessen im Wirbelkanal den von 
Queckenstedt angegebenen Versuch nachgeprüft. Dieser besteht 
in Kompression der Halsvenen und gleichzeitiger Beobachtung des 
Verhaltens des Liquors im Steigrohr. Wird durch einen Prozeß, der 
die Duralichtung verengt, die Passage für die Liquorverschiebung De 
hindert, so kann der Liquor kaudalwärts nur langsam oder gar nicht 
abströmen, sobald der Druck durch die Schädelkompression am Halse 
in der Schädelhöhle steigt. Das Niveau des Liquors bleibt dann un’ 
verändert oder der Liquor steigt zwar, aber nur langsam und ruek: 
weise in die Höhe. Verfasser hat an seinen Fällen die Übereinstim 
mung zwischen dem positiven Ausfall des Versuchs und den erhobenen’ 
Operations- beziehungsweise Sektionsbefunden feststellen können. Wenn 
der Versuch auch nichts über die Art und. Ausbreitung des raum 
beengenden Prozesses sagt, erscheint das Symptom doch eine wertvolle 
Unterstützung für die Diagnose der Rückenmarkskompressionen. 

S. Wassermann: Neue Gesichtspunkte zur Pathogenese des 
Pyodermatosen im Kriege. Es wird eine Reihe von Krankengeschiehlel 
mitgeteilt, die als Beweis dienen sollen, daß die häufigsten Kriegs 
dermatosen, Impetigo,. Vesiculopustulosis, Furunkulose und andere, 
Folgezustände hauptsächlich endogener Momente sind. Die Befunde, 
die auf komplexe Störungen endogener Natur hinwiesen, waren kurz 
folgende: ein Iymphocytotisches beziehungsweise leukopenisch-Iymph0- 
cytotisches Blutbild, das selbst auf der Höhe eitriger Hauterscheinung@l 
anzutreffen ist und lange anhält und bei Genesung ins Normale über 
geht. Verner ein eigenartiger roter Blutbefund (bisweilen hochwertige 
Erythrocyten-Hämoglobinbefunde), sowie bemerkenswerte Efflorescens: 
inhalte. Verfasser nimmt tiefgehende Zustandsveränderungen toxisch- 
dyskrasischer Natur infolge der Kriegsernährung an. Die Hauterschei Í 
nungen sind nur ein Anzeichen einer allgemeinen Eropholabilität: Die 
Rolle der Bakterien und der anderen exogenen Faktoren muß ‚anders 


Digitized by Google | 


Tà 


en —n a y E 
- . 


2727 TE Zee 


+ RR 
4 x 


RRON September. Eau u m 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. we = 909 
m bewertet, ihre primäre, pathogenetische Bedeutung wesentlich einge“. reichen, wenn man die künstliche Atmung nach Silv es ter in der 
schränkt werden. Man kann die genannten Dermatosen zum Teil zu | Weise vornimmt, daß man nicht nur die Arme, sondern auch die 


der Gruppe der sogenannten Deficiency diseases rechnen. Beine bewegt. Dies geschieht in.der Weise, daß man die unteren‘ 
Extremitäten regelmäßig, vertikal erhebt (während der Thorax- `- 


nld © Nre, 27.und 28. Kobl (Wien): Hautzustände endokriner Vor- | an E T ER 
na Aussetzung und ihre organotherapeutische Beeinflussung. (II. Demon- | ’erengerung., sodaß zugleich arterielle Auspressung in die Beine _ 
Na strationsvortrag.) Es werden an Hand vorgestellter Fälle diè Zusammen- | folgt) und wieder senkt (während der Thoraxerweiterung, 
ii hängè mit Störungen innersekretorischer Drüsen und die Erfolge der | S0438 zugleich venöse Ansaugung aus den- Beinen stattfindet), und 
kė  Organotherapie- bei folgenden Erkrankungen besprochen:: Alopecie, | War bis zur wagerechten, wenn ‘der Körper flach aufliegt oder — 
er Akne vulgaris und conglobata, Menstrualexantheme, Graviditätsderma- | besser — bis zur Überstreckung in den Hüftgelenken, wenn er mit 
1) tosen, -Trichophytie, Ichthyosis, Morbus Addisoni. | oo Een R rA Rand eines Tisches, einer Böschung usw. ragt. 
dei: = i N en m (BD. m. W. 1919, Nr. 88. I 
e - Nr. 29. Schütz: Resektion oder Gastroenterostomie. An einem Die von Saudek empfohlenen intraskrotálen Kochsalzinjektiönen 
ia Material von über 200 Fällen wurde die Erfahrung gewonnen, daß so- | zur Behandlung der Epididymitis gonorrhoica sind in 80 Fällen von Georg 
„i wohl beim pylorusfernen als beim pylorusnahen Magengeschwür, sowie | Eisel (Rostock) nachgeprüft worden. Bei allen — ganz frischen oder 
beim Uleus duodeni der Resektion der Vorrang gebührt. Die Gastro- | alten Fällen — machte sich die sofortige Schmerzlinderung 
ai enterostomie hat sich nur auf jene Fälle zu beschränken, wo es sich | bemerkbar. Bei ganz frischen Fällen wurde außerdem auch ein Still- 
b nachweislich um eine narbige Stenose am Pylorus oder Duodenum. | stand der Entzündung und eine starke resorptionsfördernde Wirkung 
ms g handelt, sowie auf jene Fälle von Ulcus überhaupt, wo die Resektion | beobachtet. (M. m. W. 1919, Nr. 83.) - - F. Bruck. 
2: wegen der Lage des Geschwürs oder der vorhandenen schweren Kom- | | | ee. 
pa plikationen nicht ausführbar oder ihre Vornahme wegen des körper- ' , 


E lichen - | . | int. EIN ER 
ichen Zustandes des Kranken nicht ratsam erscheint Bücherbesprechungen. 


îy. : 3 $ a 

a: — Nr. 80. Oppenheim und Lokisch: Über die Behandlung I Ba | 

iz des Harnröhrentrippers mit Suspension von Tierkohle in Argenfum-pro- | Igersheimer, Syphilis und Auge. 625 Seiten mit 150 Abbildungen. 

15 teinicum- oder Protargollösungen. Die Suspension von Tierkohle in Berlin 1918, J. Springer. Preis M 54,—, geb. M 61,— und Teuerungs- 

er ` Argentum-proteinicum-Lösung ist der Suspension derselben in Wasser zuschlag. Ä nn | en 

p allein bei unkomplizierten Fällen von Urethritis acuta totalis vorzu- © Det Verfasser, der schon durch eine Reihe hervorragender’ 

m ziehen. Es. ist von Vorteil, bei stärkeren Reizsymptomen ein bis drei.| Arbeiten auf dem Gebiete der Syphilis des Auges bekannt geworden 

y Permaiganatspülungen vorausgehen zu lasser. Die Behandlung ist | ist hat in dem vorliegenden Werke eine ausgezeichnete Monographie 

i reizlos, unschädlich und kürzt die durchschnittliche Behandlungs- | über die Syphilis des Auges geschaffen. Igersheimer hat den Titel 
dauer ab. Syphilis und Auge gewählt, um darzutun, daß er das Buch nicht allein 


C kigi 


- 


bei Enuresis nocturna mit Nutzen angewendet. 


den Wassergehalt der festen Nahrungsbestandteile. G. Z. 


Therapeutische Notizen. 


. Die intrakardialo Injektion, zur Bekämpfung der Asphyxia pallida 


der Neugeborenen empfiehlt E. Vogt. Man injiziert im oberen Winkel 
des vierten linken -Intercostalraumes, dicht am Sternalrand; 
dann kommt man in den rechten Ventrikel. Eingespritzt wird: 0,5 


physiologische Kochsalzlösung mit 8 bis 10 Tropfen Suprar enim 


oder 0,2-bis 04 Hypophysin. Ist das Herz durch intrakardiale 
Injektion angeregt, sind die Luftwege frei, zeigt sich eine beginnende 
Rotfärbung der Haut, so injiziert man intramuskulär 1 oder 
2 com Coffein. Damit werden die Gefäßgebiete. im Bereiche des 
Splanchnicus zur Contraction gebracht. Das Blut strömt 
in vermehrter Menge dem rechten Herzen zu und verbessert 
somit die Herzarbeit. Gleichzeitig werden die Herzgefäße selbst erweitert. 
Die Wirkung des Coffeins besteht ferner in Reizung des Atemcentrums 
sowie in Anregung der Großhirnfunktionen. (D. m. W. 1919, Nr. 32.) 

T o | = F. Bruck. 
~ Ein einfaches Mittel gegen das Schwangerschaitserbrechen emp- 
fiehlt v. Wild (Kassel), nämlich die Magenspülung. Der Magen 
wird mit einer dünnen Kochsalzlösung ausgespült, bis die Lösung klar 
abläuft. Auf diese Weise gelang es, alle brechenden Schwangeren zu 
heilen. In den meisten Fällen genügte eine Magenausspülung, um 
das Brechen dauernd zu beseitigen. Inwieweit hierbei Suggestions- 
Wirkung in Frage kommt, wird offen gelassen. Gleichzeitig wurde 
Bettruhe ‘und Umschläge angeordnet. Die Angabe, daß besonders 
solche Schwangere das Erbrechen bekommen, die früher Menstruations- 
beschwerden gehabt hatten oder bei denen Verwachsungen im kleinen 
Becken bestehen, ist nicht zutreffend. (Zbl. f. Gyn. 1919, a 7 

| . . Bg. 

u Über das Bewegen des Körpers Scheintoter zur Wiederbelebung 
a Georg Schmidt (Berlin). Durch die Schultzeschen 
Dewingungen beeinflußt man auch den Inhalt des Blutröhrennetzes. 
a8 gleiche kann man auch beim scheintoten Erwachsenen er- 


[4 


‚ -Nobel (Wien): Über don Wasserhaushalt des kindlichen Or- 
ganismus. Die systematische Beschränkung der Flüssigkeitsmenge wurde 
Mit gutem Erfolg 

wurde die Flüssigkeitsbeschränkung bei Pleuritiden, bei akuter Nephritis, 
exsudativer Perikarditis und hydropischen Zuständen anderer Art 
‘durchgeführt. Bei Erkrankungen des Herzens mit Stauungszuständen 
ist die günstige Wirkung der Therapie der mechanischen Entlastung | 
des gesamten Kreislaufs zu verdanken. Wichtig ist, bei der Berechnung 
des Wassergehalts der Nahrung nicht nur den „fließenden“ Anteil der- 
' selben als Flüssigkeit in Rechnung zu stellen, 'sondern ebenso auch 


"vermeiden ist. 


nur empfohlen werden. 


für den Gebrauch des Augenarztes bestimme, sondern um auch dem 
Nichtophthalmologen zu zeigen, wie die allgemeinen Syphilisprobleme 


. durch das Studium am Auge und am Augenpatienten gefördert werden 


können. Er hat deshalb dem speziellen Teil auch einen allgemeinen Teil: 
„Die syphilitische Infektion“ vorausgeschickt, der ebenso wie der 


spezielle eine große Reihe eigener Untersuchungsergebnisse enthält. 


Besonders wertvoll erscheint es, daß er den weniger erörterten oder um- 
strittenen Problemen einen relativ breiten Raum eingeräumt und auch 
von der eigenen abweichende Ansichten zum Ausdruck gebracht hat, 


Das Buch ist trotz: der schlechten Zeiten, was Papier, Druck und ` 


Abbildungen angeht, vortrefflich ausgestattet... Adam (Berlin). 
Hans Brun. Über das. Wesen und. die Behandlung 
.der Pseudarthrosen. Zugleich ein Beitrag zur Lehre von 
der Regeneration und Transplantation von Knochen. 2. Teil. 239 
Seiten. Mit 128 Abbildungen. Zürich 1919, Rascher & Co. 
Fres. 5,40. | | 
Nach einer. kurzen Besprechung der: konservativen Behandlungs- 
methoden . werden nacheinander in.großen Abschnitten behandelt: 
die operative Behandlung, die mikroskopischen Untersuchungen von 
freien Knochentransplantaten am Menschen, die Ergebnisse fer auto- 
plastischen Methoden, die Bedeutung der funktionellen Belastung, das 
Verhalten bei Komplikationen, das Verhalten der bei der Autoplastik 
verwendeten Fremdkörper (metallisch), die sekundären Schäden an 
den Transplantaten, das- Schicksal der Knochendefekte an der Ent- 
nahmestelle des Transpläntates. 
Was die Resektionsmsethoöde der Pseudarthrose betrifft, 
so verfährt Verfasser so, daß er zuerst durch die Resektion eine 


rasche Konsolidation in guter Stellung erreicht und dann den Knochen . 


später an gesunder Stelle nochmals aufsägt zum Zweck der Ver- 
längerungsosteotomie. Was die autoplastische Methode be- 


| trifft, so ist Vorbedingung die Asepsis. Vor allem muß unter 
'|- Blutleere alles narbige Bindegewebe — wie bei der Resektions- . 


methode —, das die wesentliche Ursache der Pseudarthrose ist, exzi- 
diert werden, es müssen große Berührungsflächen der Knochen- 
enden mit dem Transplantat geschaffen werden, auch muß das Trans- 


plantat stark sein. Prinzipiell muß Transplantatsspongiosa an Lager- 


spongiosa gebracht werden, wobei jede Interposition von Periost zu 
Das Transplantat muß innig dem Lager anliegen, 
was entweder durch Bolzung, durch Fremdkörper oder durch Kiem- 


mung erreicht wird. .Die Bolzung eignet sich‘ nur für die Über- 
brückung großer Defekte. Einen großen Wert legt Brun auf die 
funktionelle Belastung. Recht interessant sind die Erörterungen der 

- mikroskopischen Befunde. — Die beigegebenen Bilder sind instruktiv. l 


Das Werk, das ein so wichtiges Thema eingehend behandelt, kann 
Sehrt (Freiburg). 


nz 


nt or 
rn nn -= 


=z RTTA 


ey 
$ 
Li 
i M' 
ı0 
5 
l x 
x 
d] 
u 
Day 
A 
iia 
l r 
1 
{ 
Lir 


7 Er. Er 
ern 


Be kr an 
i 


_ 


910 


Vereins- und Auswärtige Berichte. 


se 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 


T = 
- mn a I = ur s 
ia un w y T y 1 - z z 7 eo TA ia S; 
N nr Al eS E Se 


“> -5 
> 


— 


Berlin. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 23. Juli 1919. 


Vor der Tagesordnung demonstrierte Burckhardt einen Fall 
von Ankylose des linken Ellenbogens und berichtete über 
sein operatives Vorgehen. Rosenbaum zeigte einen Kranken mit 
Herpes zoster an der rechten Hals- und Gesichtshälfte, bei dem 
zugleich eine Lähmung des rechten Gesichtsnerven, des unteren 
Trigeminusastes und des rechten Abducens bestand. s 

| Tagesordnung. S. Bergel: Beiträge zur Biologie der 
Lymphocyten. Die Untersuchungen des Vortragenden, die durch eine 
sroße Reihe von mikrophotographischen Aufnahmen und mikroskopischen 
Präparaten erläutert wurden, führten zu dem Ergebnis, daß die Fette 
und Lipoide eine elektive chemotaktische Anziehung auf die auch außer- 
halb der Gefäße befindlichen Iymphocytären Elemente ausüben, daß nur 
diese und nicht die Leukocyten die Fetttröpfehen in ihren Körper auf- 
nehmen und verarbeiten, daß die Lymphocyten die Fähigkeit besitzen, 
aktiv aus den Gefäßen auszuwandern, Protoplasmafortsätze auszustrecken, 
mit denen sie die Tröpfchen erfassen, sich den kugelförmigen Fett- 
tropfen mit einem Teile ihres Zellkörpers dicht anzulagern, ihn zu um- 
fassen, daß sie also amöboide Beweglichkeit haben, daß auch schon die 
kleinen Iymphocytären Formen Fetten gegenüber phagocytäre Eigen- 
schaften besitzen und daß bei der Aufnahme und Verarbeitung dieser 
Fettstoffe in dem Zelleibe gesetzmäßige Veränderungen an dem Zell- 
kern und an dem Protoplasma während der einzelnen Stadien des 
Funktionsvorganges festzustellen sind. Diese Veränderungen, Ab- 
plattungen, Krümmungen, Einkerbungen, exzentrische Lage des Kerns, 
Größerwerden des Protoplasmas bei der Tätigkeit und Rückkehr zur 
runden Form des Kerns mit geringem Protoplasma in der Ruhe spielen 
sich indessen nur innerhalb einer gewissen Breite ab, stets behalten die 
Lymphocyten ihre sonstigen charakteristischen Hauptmerkmale bei und 
niemals finden Übergänge des Jymphocytären Typus in den des leuko- 
cytären statt. Die Gruppe der Lymphocyten ist weiter zu fassen, als 
Ehrlich es getan hat; auch die mononucleären Zellen und die Über- 
gangsformen, die charakterisiert sind durch einen zwar gekrümmten und 
eingebuchteten, aber niemals polymorphen Kern und durch ein un- 
granuliertes, basophiles Protoplasma, sind funktionell zur Gruppe der 
Jymphocytären Elemente zu rechnen, da man feststellen kann, daß Zell- 
formen mit derartigen morphologischen Kennzeichen sich aus beziehungs- 
weise zu typischen Lymphocyten umbilden können. 

der Exsudatzellen nach Öl- beziehungsweise Lipoidinjektionen ist häma- 
togenen Ursprungs, ein Teil stammt von Adventitiazellen ab und nur 
ein geringer Teil ist endothelialer Herkunft. Die bei gewissen Er- 
krankungen regelmäßig gefundene Vermehrung der großen einkernigen 
und der Übergangs-Formen, gleichzeitig mit oder auch ohne Lympho- 
cytose, kommt durch die gesteigerte funktionelle Inanspruchnahme und 
dadurch bedingte Gestaltsveränderung der Lymphocyten zustande. Die 
klinische Bedeutung der Lymphocytosen als Abwehrreaktion des 
Organismus gegenüber Krankheitserregern fettartigen Charakters ist 
durch den Befund des fettspaltenden Ferments in den Lymphocyten 
biologisch verständlich geworden und gewinnt noch durch den Nach- 
weis der amöboiden Beweglichkeit, der elektiven Emigrationsfähigkeit 
und der phagocytären Eigenschaften der Lymphocyten an Sicherheit. 

(Selbstbericht.) 

Aussprache Wolff-Eisner: Die Zusammenhänge der 
Lymphocyten mit der Fettresorption sind anzuerkennen. In den Ex- 
sudaten liegen die Dinge so, daß die Endothelzellen sich aus ihrer 
Lagerung im Zellgefüge loslösen und selbständige Zellen mit Eigenleben 
werden. Sie bekommen morphologisch die Form der mononucleären 
Zellen. Sie erweisen sich als phagocytär. Daß aus den Lymphocyten 
derartige Zellen werden, kann man nicht beweisen. Bei den Versuchen, 
die sich nur auf Fett beziehen, kann man den Eindruck des post hoc 
ergo propter hoc gewinnen. -Injektion von Lipoiden führt unter allen 
Umständen zu Lymphocytenexsudaten. 

Schilling: Die großen mononucleären Zellen stellen ein 
eigenes System dar. Morphologisch sind sie etwas ganz anderes als 
die Lymphocyten. Ihre Azurgranulation ist eine feinkörnige Bestäubung 
des Protoplasmas, aber keine echte Granulation. Die Sonderstellung 
wird auch bewiesen durch die große Monocytenleukämie. Wahrschein- 
lich stammen die Zellen aus dem myeloischen System. Das trifft aber 
nur teilweise zu. Man muß am besten eine trialistische Anschauung 
aufstellen. In der Milzpulpa finden sich endotheloide Zellen, die 
zwischen dem myeloischen und Iymphatischen System stehen. Die 


Zellen, die aussehen wie große Monocyten, brauchen keine mononucleären 
Zellen sein; es können endotheliale Gebilde sein. 


Der größte Teil 


Mosse steht auf dem Standpunkt der dualistischen Theorie, 
Die Versuche von Bergel hält er aber nicht für beweisend im Sinne” 
dieser Lehre. Man findet bei chronischer, Iymphatischer Leukämie 
Lymphocyten in den Gefäßwänden. Dadurch wird aber ein aktives 
Auswandern nicht bewiesen. Zur Prüfung der Frage nach der Ent 
stehung der großen Lymphocyten hält er eine Untersuchung der Keim a 
centren für erforderlich, um die Vermehrung der großen Lymphoblasten 
festzustellen. Er fragt, ob bei Entfettungskuren Lymphoeytosen ge- %“ 


funden wurden. 


Wolff-Eisner: Wenn in den Exsudaten die Zusammensetzung‘ 
der morphologischen Elemente anders ist als im Blut, so kommt eine 
aktive Auswanderung in Betracht. Die Stellung einer Zelle ist nicht 
allein nach den Azurgranula zu beurteilen, die etwas Inkonstantes sind. 

Schulz: Da man die großen mononucleären Zellen irgendwo 
unterbringen muß, man mit der Bezeichnung lymphoid aber auch nichts 
sicherstellt, so sind einzelne Autoren auf den Gedanken gekommen, = 
daß es sich um ausgewanderte Bindegewebezellen handelt, die in einen 


primitiven Zustand: zurückgekehrt sind. Damit kommt man zu der Mög- 
lichkeit, daß die Zellen lokal entstanden sind. i 


Bergel: Schlußwort. Fritz Fleischer, 


| Dortmund. . 
Klinische Demonstrationsabende der städtischen Krankenanstalten, 
April—Mai 1919. (Schluß aus Nr. 35) 
H enle stellt einen 3!% jährigen Jungen vor, der am 2. Januar 191) 
mit den typischen Erscheinungen der Hirschsprungschen Krankheit ein- 
geliefert wurde. Er hatte vom ersten Tag seines Lebens an nur mittels 
Darmspülung Stuhlentleerungen. Trotzdem täglich ein- bis zweimal 
gespült wurde, nahm die Schwellung des Leibes mehr und mehr zu, 
ebenso wurden die Beschwerden immer größer und die Dauer der Er- 
leichterung nach den Spülungen immer kürzer. Da das Kind mehr und 
mehr herunterkam, entschloß sich die Mutter zur Operation. Diese 
wurde zweizeitig nach Mikulicz ausgeführt. Die Flexur nahm den 
größten Teil des Bauches ein, reichte bis zur Leber hinauf und war in 
ihren unteren Teilen bei hochgradig hypertrophischer Muskulatur bis 
armdick. Das Rectum war von normaler Weite; ebenso war der ober- 
halb der Flexur gelegene Diekdarm nur wenig erweitert. Wie immer 
bei zweizeitiger Resektion wurden die zur Vereinigung bestimmten 
Darmabschnitte durch mehrreihige Serosanaht breit aneinander gelagert, 
und zwar bis zur hinteren Beckenwand hin. Trotzdem das Kind vor 
der Operation nach den Spülungen wiederholt kollabierte, überstand es 
den von einem Medianschnitt zwischen Symphyse und Nabel ausge: 
führten Eingriff sehr gut und erholte sich nach der Operation zusehends. 
Etwa einen Monat nach der Resektion wurde die Spornquetsche an- 
gelegt, und zwar unter Kontrolle eines in das Rectum eingeführten 
Fingers, der ohne Schwierigkeit den Sporn abtasten konnte. Nach 
vollkommener Durchtrennung des Sporns ging Patient auf zwei Monate 
nach Hause und kam dann zum Verschluß ‘des Anus wieder zur Auf‘ 
nahme. Der Verlauf war wiederum glatt. Der Junge konnte am 
zwölften Tag nach Hause entlassen werden. Seither ausgezeichnetes 
Befinden. Patient hat zweimal täglich ohne Kunsthilfe Stuhl. Bein 
Verschluß der Kotfistel wird grundsätzlich das Peritoneum breit er- 
Öffnet. Man kann dies ruhig wagen, wenn man die Haut etwa 2m 
von der Schleimhaut umschneidet und abpräpariert. Die Haut wit 
dann über der Darmöffnung durch eine Reihe von Hakenklemmen fest 
verschlossen, sodaß ein Austritt von Stuhl ausgeschlossen ist. Die 
Eröffnung der Bauchhöhle erfolgt am besten, nachdem man den Schnitt 
im Bereich der Narbe um 4—5 cm verlängert hat, also etwas abseits 
von der Darmöffnung. Sobald sich ein Finger in das Peritoneum èm; 
führen läßt, macht die Lösung des Darmes keinerlei Schwierigkeit: Er 
wird mit Tüchern umsteckt, angefrischt, wobei die mitgenommene Haut 
fortfällt, durch mehrreihige quere Naht verschlossen und versenkt. Man 
darf nun hoffen, daß der Darm nicht, wie es bei Verschluß ohne Er- 
Öölfnung des Peritoneums immer der Fall sein muß, mit den Bauchdecken 
fest verwachsen bleibt. Dadurch wird er in seiner Bewegungsfreibeit 
gehindert und in seiner Tätigkeit zweifelsohne gehemmt. Wenn ma 
eine mehrfache Nahtreihe anlegt und eventuell noch die Naht durch 
übergelegte Netzstreifen deckt, besteht keine Gefahr einer Perforation: 
Um eine Kotstauung nicht zustande kommen zu lassen, wird in solchen 
Fällen in den ersten 10—14 Tagen nach der Operation Karlsbader Salz 
gegeben, öfter ein Darmrohr eingeführt und gelegentlich noch mit vor- 
sichtigen Darmspülungen nachgeholfen. Außerdem war bei Gelegenhei 
der zweiten Operation der Sphincter ani kräftig gedehnt worden. 
Einen ganz ähnlich verlaufenen Fall hat H. in der Zeit von 


Digitized by Google 


Ds 


a U LT. ar u EST, 


- 7. September 


‘ der Fälle, eine otitische Sepsis 


` von Augenhintergrundsbildern. Die Farbe des Augenhintergrunds, wie 
"wir ihn sehen, wird wesentlich mitbestimmt durch die benutzte Licht- 


Es gelang ihm damit kleinste Blutungen oder Gefäße zu erkennen, 
die. sonst nicht wahrzunehmen sind. 


| Einzelheiten im Augenhintergrund erkennen. Auch Feinheiten 
‚ Licht gesehen werden. Vortragender bespricht die alte .Streitfrage, 

ia, die Maculafarbe auch im’ lebenden Auge vorhanden sei, und | 
erichtet dann über eigene Erfahrungen. . Statt des im Kriege nicht 


(Höchst) 0,1 : 100,0 in einer Schichtdicke von 20 mm, wobei rotes 


— gie a T EL 
un gi E a d ae Te Se p i . 
Te f < Be i a 


Ba g 


` 


» 
b. i ' . 
. y y 


-. 8. Juni bis 81. August 1918 zur Heilung gebracht. Auch in diesem 


` 


Fall ist der Erfolg ein vollkommener. 


= .. Das zweizeitige Vorgehen hat hier besonders große Vorteile 
Vor allen Dingen kann man mit der Resektion so. nahe: an den After 
herangehen, wie es bei einzeitigem Verfahren, zumal bei. der großen 
Differenz. der zu vereinigenden Darmabschnitte nur sehr schwierig und 
nicht ohne wesentliche Gefahr für den Patienten ausführbar ist. Da 
.. aber der anzunehmende’ Ventilverschluß meist am Übergang des dank 
seinem Mesenterium beweglichen Darmabschnittes in den fixierten zu 
suchen ist, muß die Resektion möglichst tief ausgeführt werden: So 
war es in den beiden Fällen möglich, mit der Spornquetsche die 
Anastomose so tief auszuführen, daß sie ohne jede Schwierigkeit vom 
- Anus aus mit dem Finger erreicht und auf ihre genügende Weite kon- 


trolliert werden konnte. 


. Hansberg: Vorstellung eines 22 Jahre alten Kranken, der 
"infolge ‘schwerer ofitischer Sinusthrombose, entstanden nach 
. Grippe, operiert wurde. H. bespricht eingehend die Indikationen 
` zur Frühoperation bei akuter otogener, Sepsis und macht auf die 
"Gefahren aufmerksam, die bei zu langer exspektativer Behandlung ein- 
treten. Die Krankheitserscheinungen, von denen das Fieber zweifellos 
das wichtigste ist; können, einzeln beobachtet, in den Frühstadien der 


Erkrankung trügerisch wirken. Das ganze Krankheitsbild, 
der Gesamteindruck des Kranken muß für unsere Maß- 
nahmen bestimmend sein. Strenge Individualisierung ist unbedingt 


 -notwendig. Ein bestimmter Zeitpunkt, wann eingegriffen werden 


soll, läßt sich ebenso wenig wie bei der akuten Appendicitis- angeben, 


er ist von der Schwere des jeweiligen Falles abhängig. Ausdrücklich’ 
. Sei darauf aufmerksam gemacht, daß bei der akuten otogenen Sepsis 
‚nicht, wie bei der puerperalen, ein Mißverbältnis zwischen Fieber | 


und Puls, also Kleinheit und starke Frequenz ‘desselben, beobachtet 
wird. Wo dies in die Erscheinung fritt, ist die Erkrankung bereits 
sehr weit vorgeschritten und der Kranke befindet sich im Zustand 
der baldigen Auflösung, sodaß eine Operation nicht mehr in Frage 
kommt. Die .Früboperation ist bei der akuten otogenen Sepsis viel 
wichtiger als bei der akuten Appendicitis, da diese Erkrankung nach 
statistischen Erhebungen ohne operativen Eingriff nur in 10—12% 
aber so gut wie ausnahmslos 


Gießen. — 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 2: Juli 1919. 
er Im Hörsal der Augenklinik. 
Vossius: Über Tränendrüsengeschwülste. Die höchst seltenen 
Tränendrüsengeschwülste bestehen‘ meist aus Carcinomen oder Sar-- 
komen, auch Adenome und Chondrome kommen vor. Tumoren der 


zum Tode führt. 


Tränendrüsen mit Tumoren der Speicheldrüsen sind als Mikuliczsche 
, Krankheit ‘bekannt. 


Nach einigen Bemerkungen über Mitteilungen aus 
der Literatur zu dieser Frage berichtet Vortragender über 8 Fälle (aus 
seinem etwa 80.000 klinische Patienten umfassenden Gießener Material) 
von Tränendrüsentumoren. Bei zweien handelte es sich um Sarkom 
(sie sind in Doktordissertationen näher beschrieben). Der dritte Fall wurde 
jüngst vom Vortragenden operiert: 50 jähriger Mann, mit einem Tränen- 
drüsentumor des rechten Auges: Der Tumor erwies sich bei der 
mikroskopischen Untersuchung als Tuberkulose. Als Ursache wird ein 
Trauma durch einen Kuhschwanz angegeben. Der bis tief in die Orbita 
sich - erstreckende Tumor hatte Ptosis und Verdrängung des Bulbus 
nach außen und unten innen zur Folge gehabt. | 

Jeß: Das Augenspfegeln im rotfreien Licht mit Demonstrationen 


quelle. Gullstrand nahm als erster eine Lichtquelle aus vor- 
wiegend kurzwelligen Strahlen, nämlich eine Quecksilberbogenlampe. 


Sie erscheinen hier schwarz 
auf hellem Grund. Vogt hat in Verfolgung der Gullstrand schen 
Ideen "nach eingehenden Studien ein Farbfilter von Kupfer- 
sulfatlösung und Erioviridin konstruiert, das bei der 
Untersuchung mittels des Spektralapparats alles rote Licht entfernt, 
und ‘konnte wichtige, auf die gewöhnliche Weise nicht sichtbare 


an den brechenden Medien können mit” dem rotfreien 


erhältlichen Erioviridins benutzte er „Filterblaugrün“ 


ei vollkommen ausgelöscht wird. Mit Hilfe einer Mikrobogenlampe. 
onnte Vortragender die Gelbfärbung des hinteren Augenpols sowohl 


/ 


1919 — MEDIZINISCHE KL 


I- Mileh. usw, 


Magens verbunden. 


` Hy 


NIK — Nr. 36. 5 


bei' normalen wie bei pathologischen Fällen beobachten. Später wurde 


‘Fein von Zeiß geliefertes rotfreies Filterglas benutzt. 
Zur Ergänzung der gewöhnlichen Ophthalmoskopie ist: das andere Ver- ` 


fahren. fast unentbehrlich geworden. : | En 
. ` Eyer: Über Ulcus’ rodens der Hornhaut. Nach kurzen Be- 
merkungen über. Wesen der Erkrankung und die bisher im allgemeinen 


' 


überraschend schnell. abheilte. Die Heilung erklärt -sich wohl durch 


Um solche Wirkungen handelt, es sich höchstwahrscheinlich auch bei 
den therapeutisch benutzten Injektionen von artfremdem" aD: 

A RE STIE EE NE l | Dt. 
ER EEE Leipzig. | a Tan, 
` ` . „Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 29. Juli 1919. ~ ` 
: „ Marchand: Zur pathologischen Anatomie der ‘Osteomalacie- 
Es handelt sich beim normalen: Knochenwachstum um Resorption 
bereits gebildeter und Apposition von ‚neuen. Knochen. 


schied nicht gemacht werden ‚kann, Störungen: in dieser normalen 
"Resorption und: Apposition auf. Doch erfolgt in. der Regel der 
'Schwund in einer Weise, welche sich der normalen Knochenresorption. 
durchaus anschließt und welche .man als lacunäre Resorption des 
Knochens bezeichnet. Eine“ Rolle spielt bei der Osteomalacie des 


| weiteren die Halisterese, womit ‘man.. eine Form des Knochen- 
schwundes bezeichnet, bei welchem zunächst nur: eine Auflösung der 
Kalksalze stattfindet, während die Grundsubstanz des Knochens sich 


noch eine gewisse Zeit lang, wenn auch verändert, erhält. Auch 
Übergänge zwischen der Osteomalacie und: der Ostitis deformans 


— Sodann Demonstration eines in Scheiben zerlegten schwer 
rachitischen Thorax eines zweijährigen Kindes mit durch die De- 
formität hervorgerufener hochgradiger Verschiebung von Herz und 
Lungen. ar N 
Wandel: a) Über einige seltene im Felde beobachtete Ver- 
giftungen. . Es handelt sich um einen durch .Aderlaß und subcutane 
Wasserstoffsuperoxyd-Einspritzungen geheilten Fall.von Nitrobenzol- 


vorgiftung (Mirabanöl) und um 16 Fälle von schwerer Vergiftung nach _ 


dem infolge von. Verwechslung mit Petersilie. erfolgten Genusse von 
Gartenschierling. Von diesen 16 Fällen starb einer unter zu- 


nehmendem Taubheitsgefühl und schlaffer Lähmung der unteren 


Extremitäten. Das Alkaloid konnte. nachgewiesen: werden. | 
b) Über Gärungsdyspepsie des Darmes. Das zuerst von Stras- 

burger undSchmidt vor ungefähr 15 Jahren aufgestellte Krank-' 

heitsbild ist dadurch charakterisiert, daß besonders die Verdauung 


der Kohlehydrate gestört ist. Es sind daher bei der mikroskopischen 


Untersuchung der Stühle massenhafte Stärkekörner festzustellen. Die 
Stühle selbst sind sehr massig, sodaß sie das zwei- bis dreifache 
Volumen normaler Stühle haben, riechen stark sauer, sind nicht ge- 


| formt, sondern. breiig und zeigen noch nach der Entleerung Gärung 


(sie gehen auf ‚wie ein Hefeteig). Die dabei gebildeten‘ Gase sind 
in der Hauptsache CO2 und CH4, sie können durch die Gärungs- 
probe nach Strasburger und Schmidt nachgewiesen werden. 
Schleim fehlt in den Stühlen, die sehr häufig (zwei- bis vier- bis 
zwölfmal- hintereinander) abgesetzt werden, fast immer. Besonders 
charakteristisch ist der sehr stark saure Geruch, besonders nach 
Essigsäure, den vor allem die frisch abgesetzten Stühle zeigen. Von 
den Kohlehydraten sind es besonders die Erbsen, Bohnen und das 


'stark-kleiehaltige Kriegsbrot, vielfach aber auch die Kartoffeln, die 


die Gärungsdyspeptiker nicht aufzuschließen vermögen. Doch gibt 
es auch solche, die selbst Reis nicht zu verdauen vermögen. - Ver- 
tragen werden W-eizengrieß, Weißbrot, feines Weizenmehl, Mondamin 
und die Kindermehle. Die Eiweißverdauung ist’ meist vollständig . 
erhalten, während die Fettverdauung in hochgradigen Fällen eben- 
falls - geschädigt ist. 
Gärungsdyspeptikern Essigsäureester und Alkohole nachzuweisen. 
Vielfach sind mit der Gärungsdyspepsie hyperacide Zustände des 
Es- kann dabei zu heftigen Darmspasmen mit 
Gassperre kommen, die sich in. heftigen Koliken kundtun, die oft 
nachts zu gleicher Zeit einsetzen.. Therapeutisch ist dabei das Ab- 
stumpfen der überschüssigen Salzsäure zu empfehlen. . Beim Ent- 
ziehen der sämtlichen Kohlehydrate, der kausalen Therapie, entsteht 
oft starke Obstipation. Zusatz von Kohlehydraten, besonders in 
Form von. Musen von Spinat, Mangoldt, Möhren sind dann;sehr ge- 
eignet, zumal sie auch viel Alkalien enthalten, Wichtig ist des 
weiteren die Vermeidung von nicht ganz einwandfreien: Fetten. 
| Ä Mohr. 


— 


übliche Behandlung berichtet Vortragender über einen Fall, wo unter > >. 
‘dem “Einfluß eines Gesichtserysipels ein vorhandenes Ulcus rodens ..' 


die mit dem hohen Fieber einhergehenden Stoffwechselveränderungen..- 


Bei der 
Osteomalacie treten ebenso wie bei der ‚Rächitis, zwischen denen, ` 
wegen der histologischen Ähnlichkeit der Prozesse ein. scharfer Unter- 


fibrosa kommen vor. Histologische Präparate erläutern das Gesagte. 


Wandel gelang es, in den Stühlen von 


| O 2 


- 


-we 


~r. 


`~ 


pi anf, Se rege = 


e! ' a 2 R 5 A 
+ h E 
en we ` id 
ur Er 
TU men Tr ar ende Preg en a . 
ES ` . Te FT Se Ar KB OLES Te 
` + x By + a RE 
a m me u... = F 
® oree - “rel =-- id 


urn Pe 


s.. ie 


u si E a TN 


-. 


LJ 
+ 
a en, 
pafi e TONAN aer 
; ee 
i A C es 
$ En - - Eee er . 
- eaey oO Fi pi p 8.1; ai $ 


912 


Rundschau. 


Die Sozialisierung der ärztlichen Hilfe. 


Von 
Augenarzt Dr. Agricola, Hannover. 
(Fortsetzung aus Nr. 35.) 

Die dem Laien am einfachsten dünkende und wohl auch unserer 
Regierung noch immer am meisten am Herzen gelegene Lösung des 
Problems der allgemeinen Sozialisierung ist die der Ausdehnung 
der Versicherungsgesetzgebung auf immer weitere Schichten- des 
Volkes, ja schließlich auf seine Allgemeinheit; gerade also das, 
= was die Ärzteschaft auch heute noch aufs äußerste bekämpft. Und 

auch das Volk will keine weitere Verkassung, und würde sie ihm 
gegen seinen Willen aufgezwungen, so würde es dies Joch sehr bald 
wieder abschütteln! Denn, um es noch einmal zu sagen: Das Volk 
will für jedermann eine möglichste Höchstleistung an ärztlicher 
Hilfe, nicht aber jenes oft so traurige Mindestmaß, das die Kassen 
gewähren. 

Die staatliche Krankenversicherung ist nun zweifelsohne eine 
Form der Sozialisierung, wenn auch nur für beschränkte Volkskreise; 
sie darf deshalb als ein Experiment in dieser Richtung gelten, dessen 
Ergebnisse uns nicht gleichgültig sein dürfen, 

Mit Rücksicht jedoch, m. H., auf Ihre begrenzte Zeit und Ihre 
eigene besondere Sachkenntnis auf diesem Gebiete beschränke ich mich 
darauf, ‚oft Gesagtes ohne Beweis hier noch einmal festzulegen. Es 
handelt sich um drei prinzipielle Punkte: | 

1. Zu den Pflichtleistungen der Kassen gehört nicht nur die 
Gewährung freier ärztlicher Hilfe, sondern auch, als viel wesent- 
lichere finanzielle Leistung, die Gewährung von Krankengeld. In 
der Notwendigkeit nun, die Verfügung über dessen Gewährung in 
‚ weitgehendem Maße der freien Entscheidung der Ärzte überlassen zu 

müssen, liegt die eigentliche Quelle der Konflikte zwischen Ärzten 
und Kassen. 

Gerade aus diesem Grunde ist dringend zu wünschen, daß bei 
einer etwaigen Sozialisierung diese beiden Leistungen nicht wieder 
miteinander verkoppelt werden. 

2. Bezahlung nach Pauschale und fixiertes Kassenarztsystem 
lassen bei Kassen und Ärzten ein Interesse an ärztlichen Höchst- 
leistungen nicht aufkommen. Beides muß deshalb, soll sich die 
jetzige Kassenmisere nicht auf das ganze Volk ausdehnen, für eine 
Sozialisierung unbedingt abgelehnt werden. 

3. Die finanzielle Gebundenheit der Kassen. 

Nur wenn den Kranken zugleich mit der Garantie der wirklich 
guten ärztlichen Hilfe auch die Wahl des Arztes sichergestellt wird, 
tritt die Sozialisierung in den Bereich des sozial Zweckvollen. Beides 
scheitert aber bei den jetzigen Kassen an deren finanzieller 
Gebundenheit. Denn mag man auch noch so sehr überzeugt sein, 
daß die Kassen uns Ärzten gegenüber so gut wie niemals an die 
Grenze ihrer Leistungsfähigkeit gehen, die gesetzlich beschränkte 
finanzielle Lage der Kassen einfach zu übersehen, wäre töricht. 

Es ist ein unbestreitbares Verdienst von Köbener, gerade 
auf diesen Punkt hingewiesen zu haben. Die bisherige Kranken- 
versicherung ist durchgeführt worden ohne jede auch nur einiger- 
maßen ausreichende vorherige statistische Feststellung des etwa ein- 
tretenden ärztlichen und finanziellen Bedarfs. Die bekannte Kala- 
mität, die Abwälzung des finanziellen Risikos auf unsere Schultern 
und die dadurch bedingte Entwürdigung unserer Tätigkeit zu seelen- 


loser Massenarbeit zum letzten Schaden der Kranken war deshalb die 
unausbleibliche Folge. 


* * 
* 


Damit sind die drei wesentlichsten Mißstände des bisherigen 
Kassenwesens genannt. 


. Auf Grund dieser Erfahrungen wäre zu fordern als Vorbedin. 
gung jeder Sozialisierung;: 

1. Schaffung klarer 
des etwa entstehenden 
ziellen Bedarfs. 


Man muß sich freilich fragen: Läßt sich überhaupt volkswirt- 
schaftlich für den Fall einer Vergesellschaftung der gesamten ärzt- 
lichen Hilfe — besonders ohne Anstellung der Ärzte mit festem Ge- 
halte — der entstehende ärztliche und finanzielle Bedarf auch nur 
einigermaßen vorausbestimmen? l 

Bei jeder Form der Sozialisierung wird mit absoluter Sicherheit 
die Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe ganz gewaltig steigen. Jeder 
würde mit jeder Kleinigkeit zum Arzte laufen oder, was noch schlim- 
mer wäre, ihn zu sich rufen. Bis zu einem gewissen Grade sehen frei- 


Verhältnisse bezüglich 
ärztlichen und finan- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 


7. September. 


a E a D 


lich auch darin die Sozialisierungsanhänger keinen Übelstand, 6r- 
blicken darin vielmehr das Lebendigwerden eines bisher nur durch 
wirtschaftlichen Zwang unterdrückten Bedürfnisses, eine auch im 
Interesse der Volksgesundheit erwünschte Erscheinung. In gewissem 
Umfang also wird man sich mit solch erhöhtem Konsum abfinden 
müssen. Hemmungslosen Mißbrauch aber hinreichend zu verhüten, 
muß trotzdem erste Pflicht sein. Sollte dies nicht gelingen, so halte 
ich eine Sozialisierung der gesamten ärztlichen Hilfe überhaupt 


für unmöglich. Dies wird noch klarer durch folgende sehr beachtens- 
werte Erwägung Köbeners, 


Jede Sozialisierung, die von einer Veramtung der: Ärzte ab 
sieht, muß den allgemeinen Charakter einer Versicherung tragen. 
Es ist aber versicherungstechnisch eine Unsinnigkeit, gegen eine 
wirtschaftlich ganz unbekannte Größe, jede Krankheit schlechthin 
mit ihren wirtschaftlich gänzlich unübersehbaren Notwendigkeiten, 
zu versichern. Versicherungstechnisch kann die Sozialisierung ärzt- 
licher Hilfe nur soweit durchgeführt werden, als eine Krankheit einen 
einigermaßen fest umgrenzbaren Krankheitsfall darstellt. Köbener 
erwähnt als solche die Geburtshilfe und die Geschlechtskrankheiten. 


2. ModifizierteBezahlung nach Einzelleistung 
indem Sinn eines Entgeltes nach Grund- und Ex- 
traleistung. Als Grundleistung gälte die ärztliche Beratung in 
und außer dem.Hause des Arztes. Als. Extraleistung eine solche, 
deren Entgelt die Liquidierung einer gewissen Summe rechtfertigt, 
etwa 5—10 Mark. Damit würde die Bezahlung nach Einzelleistung, 
soweit sie ihrer Größe nach wirklich als solche charakterisiert werden 
kann, durchaus gewahrt und zugleich im Rahmen des wirtschaftlich‘ 
Möglichen gehalten. 

Wirtschaftlicher Nutzen und fachliche Höchstleistung stehen 
nun einmal im praktischen Leben, solange Menschen Menschen sind; 
im engsten Verhältnis zueinander. Heißt es doch selbst im Berichte 
der Sozialisierungskommission über Sozialisierung des Bergbaues: 
„Die gesamte Kommission ist der Meinung, es könne keinem Zweifel 
unterliegen, daß zum mindesten heute noch in weitaus den meisten 
Fällen die höchste Leistung dadurch hervorgeholt werden muß, dab 
man die Motive sozialen Pflichtgefühls und sachlicher Arbeitstreude 
mit einem wirtschaftlichen Interesse am Produktionserfolge verbindet. 

Weitgehende Kontrollmaßnahmen müßten schützend gegen 
Mißbräuche eintreten. Solche haben sich sohon vielerorten auber 
ordentlich bewährt und die Bezahlung nach Einzelleistung selbst unter 
beschränkten Kassenverhältnissen ermöglicht. Sie müssen amtlichen 
Charakter tragen, die Kontrollkommissionen von Ärzten und Soziall- 


sierungsinstanzen paritätisch besetzt, weitgehende Strafgewalt in ihre 
Hände gelegt werden. | 


8. Organisierte freie Arztwahl Es handelt 
sich hier um die Gewährung eines seiner Berechtigung nach s0 
klar zutage liegenden Menschenrechts jedes. Kranken, um eine = 
fundamentale Notwendigkeit für den Ärztestand, daß vor diesem 
Kreise weiteres darüber nicht ausgeführt zu werden braucht, Auch 


sie hat sich selbst unter dem jetzigen Kassenverhältnis als ökonomisch 
möglich erwiesen. 


4 Anerkennung der standesärztlichen o 
ganisation als vertragschließender Partei. k 
komme später darauf zurück, gehe deshalb hier nicht darauf em. 
(Fortsetzung folgt) 


— 


Pathologische Anatomie und Heilkunde”). 
Von 
Georg B. Gruber. 


M. H.! Mehr als 150 Jahre sind vergangen, seit der greise 
Giambattista Morgagni seine berühmten füni Bände ie 
den Sitz und die Ursachen der Krankheiten herausgegeben n 
Mit dieser Großtat im Entwicklungsgang der medizinischen Wissam 
schaft ist der pathologischen Anatomie ein volles, unangezweifeltes 
Daseinsrecht im Rahmen der Heilkunde erworben und gesich 
worden. Von jenem Zeitpunkt ab sah man in der pathologische) 
Anatomie die Grundlage der allgemeinen Pathologie überhhl 
und damit wurde die gesamte Heilkunde nachhaltiger und ns 
fassender auf die Bahn der Naturforschung gedrängt, als i 
jemals früher durch das Wirken noch so bedeutender Ärzte ua 
Forscher — ich erinnere an Vesal und Harvey — der 


1) Vortrag, gehalten im Ärztlichen Kreisverein Mainz. 


o 7. ‘September. 


darf gewiß sagen, daß.die pathologisch-anatomische Betrachtungs- 


zu lösen vermag, die uns.das kranke Leben und sein Abschluß 


‘»widrige Veränderungen eintreten zu lassen vermögen, das ist noch 
. dunkel. Das Fragezeichen, das zu Morgagnis Zeiten vor das 


‘ _ Aufgaben moderner pathologischer Forschung, in dieses Dunkel 


und auf Wegen, der sich eine lediglich auf morphologischer Be- 


> 


1 


= ` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 


gut, . Man bedenke die Faustschen Worte über das ewig ent- 
rückte Ziel menschlichen Sehnens und Forschens: >> > 
„Nach drüben ist die Aussicht. uns verrannt. 
Tor, wer dorthin die Augen blinzelnd richtet!“ 


gewesen, Von Morgagni ging der anatomische Gedanke eines 
. Krankheitssitzes aus. Dieser lokalistische Gedanke wurde: 
aufgenommen, rege bedacht und gewälzt — an Hand der Leichen- 
betrachtung. Mehr und mehr konzentrierte sich der Geist auf das’ 
Objekt, das als Substrat des Pathologischen angesehen wurde, bis 
in Virchows Cellularpathologie ein unbestrittener. 
Höhepunkt erreicht war. Nicht daß damit sofort eine Peripetie 
begonnen hätte. Die Bedeutung von Virchows Lehre fand 
allgemeine Anerkennung, sie leitete eine Ära ein, in der die 
pathologische Anatomie geradezu als die Mutter aller medizi- 
nischen Disziplinen Rat zu spenden hatte, überall wo irgend noch 
 Unklarheit, Verworrenheit und Dunkel der Aufklärung bedurften. 
.Alle praktischen Disziplinen hängten sich an ihre Brust und man 


‘von der. Nutzlosigkeit pathologisch-anatomischer Arbeit wirklich 
berechtigt,_so stünde sie mit der Tatsache doch in grellem Wider- 
spruch, daß in den letztvergangenen zwei Jahrzehnten die patho- 
logisch-anatomischen Arbeitsstätten sich in-Deutschland stark ver- 
mehrt haben. Kaum gibt es noch ein großes modernes Kranken- 
haus, das nicht über eine Prosektur mit einem fachmännischen 
Leiter verfügte. 


weise Licht über manch geheimnisvolles Krankheitsgeschehen ge- 
‚bracht hat, es sei nur an -die Lehren von den Kreislaufstörungen, 
von Thrombose und Embolie erinnert. _ 
-`:Jedoch blieb die Erkenntnis nicht aus, daß auch der patho- 
logisch-anatomischen Betrachtungsweise Grenzen gesteckt sind, 
daß auch die pathologische Anatomie nicht restlos all die Rätsel 


leuchten, möchte ich in folgendem versuchen. A ne 

= RÖBle?)} hat einmal die Tätigkeit von uns mo- 
dernen pathologischen Anatomen mit dem Betrieb 
eines großen Bahnhofs verglichen, der fortgesetzt unter‘ der Un- 
ruhe des Rangierbetriebes. steht; die großen, schnellen Züge, welche 
die Verbindungen ins Weite: herstellen, laufen dort nur. in be- 
schränktem Maße ein und aus. Unter.dem Rangierbetrieb ist zu 


täglich darbieten. Wohl wissen wir, was die Zelle ist, welche | verstehen 
Bedeutung ihr zukommt, ja wir kennen auch ungefähr die Zell- 

funktion in ihrer Gesamtheit. Aber wie die Zelle im ein- 
zelnen ihre Funktion erfüllt, wie ihre Einrichtung, die. Zell- 
organe tätig ineinandergreifen, auf welche Weise diese Organ- 
zellen im formativen oder nutritiven ‚Sinne oder in der ganz spe- 
cifischen Hauptfunktion der jeweiligen Zelle regelrechte oder regel- | 


licher Seite kundgegebener unklarer Zusammenhänge in Einzel- 
Die Mitarbeit an umfassenderen 


riumsuntersuchungen erheischt: | 
Forschungszielen stellt jeweils einen Zug ins Weite vor. Je größer 


mehr wird diese weitere mit dem Gebiet der allgemeinen patho- 


Die Vorliebe für das Schürfen und Suchen nach 


Organ als den vermutlichen Krankheitssitz gestellt worden sein | doch verdeckt. 


. mag, heüte finden wir es jenseits der Zelle. Und’ es ist eine der 
Vornahme: der Sektionen unsere wichtigste Aufgabe zu sehen. 


Die Methode, nach der seziert wird, die 
Technik mag dabei zunächst eine ganz untergeordnete. Rolle 
spielen. Was hilft mir der elegante Sekant, der sich um jene 


mit'neuen Mitteln, auf neuen Wegen hineinzuleuchten, mit Mitteln 


trachtungsweise fundierte pathologisch-anatomische Forschung 


Und wäre die Anschauung von der absoluten Sterilität, also 


Dies ist wohl der- beste Beweis, daß zwischen 
Heilkunde, Heilkunst ünd pathologischer Anatomie noch heute 
nutzbringende Beziehungen bestehen. Sie einigermaßen zu: be- 


fällen und die Erledigung diagnostisch interessierender Laborato- 


Sprach, und was man von ihr erhoffte. 


_ nicht ohne weiteres bedienen zu können scheint. 
Man ist wohl versucht, hieraus den Schluß zu ziehen, die 


Ära der pathologischen Anatomie sei vorüber. Ja, meine Herren, 
die ‚Zeiten sind allerdings vergangen, in denen man mit ver- 
hältnismäßig geringen Untersuchungsmitteln bei konsequenter Be- 
trachtung ‘der Objekte gewissermaßen täglich etwas Neues fand; 
es waren die Zeiten, in denen die mikroskopierende pathologische 
Anatomie „noch selbst im Werden war“ und „Nebel ihr die Welt 
verhüllten“, um Goethesche Worte zu gebrauchen. Die Nebel- 
schleier von damals sind durchdrungen worden, sie sind gefallen; 
allein die Rätsel, welche Werden, Sein und Vergehen des Menschen 
dem forschenden Sinn bieten, sind nicht gelöst; sie sind minu- 
tiöser, anscheinend schwieriger greifbar geworden. 
| Nun könnte sich wohl die Meinung vernehmen lassen — 
und. diese Meinung würde manchmal von inoffiziellen Stellen aus- 
gesprochen: „Die pathologische Anatomie hat der Heilkunde, 
namentlich der praktischen Heilkunde nicht geleistet, was sle ver- 
Sie kam auf den toten 
Punkt, nun ist sie ganz steril geworden.“ Konsequenterweise 
muß aus dieser Meinung eine Geringschätzung unserer Disziplin, 


eine Interesselosigkeit gegenüber pathologisch-anatomischer Tätig-. 


keit erwachsen. Und tatsächlich, das ist nicht zu leugnen, be- 
gegnet man gerade im Kreise der jüngeren Mediziner gar nicht so 
selten Kollegen, welche aus solch geringer Einschätzung der 
pathologisch-anatomischen Tätigkeit keinerlei Hehl machen. Zwar 
Sind es nicht immer absolut stichhaltige Gründe, die sie vor- 
bringen. Momente einer selbst zurechtgezimmerten, angeblich 
ästhetischen Lebensauffassung spielen da öfter eine Rolle, als man 
glauben sollte. Was aber die Hauptursache für solche Anschauung 
Ist, das macht sich bald in einer gewaltigen Überschätzung der 
einen oder anderen Disziplin oder Forschungsrichtung kund, welche 
gerade erst ausgebaut‘ wurde oder noch im Ausbau ist, ‘welche, 
um es trivial zu sagen, eben Mode ist. So ist die Ära bakterio- 


‚logischen Überschwangs dagewesen, aus ihr gebar sich die Zeit 


des serologischen Pyramidenbaues, von dessen Spitze aus man 
auch längst noch nicht das ersehnte Licht einfangen kann. So 
groß die Fortschritte jeder neuen Forschungsart unbestritten sind, 


- ‚alle Aussichten erfüllt sie nicht, kann sie nach allgemein mensch- 


lichen Erfahrungen nicht erfüllen. Darum ist enthusiastische Über- 


| je hätzung _ neuer Forschungsgebiete und neuer Methoden auf 
Kosten älterer, die immerhin auch etwas geleistet haben, nicht 


Schwierigkeiten der Leichenöffnung herumschlängelt, welche nun 


einmal mehr physische Kraft und Ausdauer als Eleganz erfordern? 


Von größter Wichtigkeit aber ist und bleibt die Forderung, 


< 


ie täglich an uns herantretende Arbeit, welche die -- 
Vornahme der Leichenöffnungen, die Aufklärung täglich von ärzt- - 


die Klein- und Einzelarbeit ist, welche der Tag heischt, desto = 
logischen Forschung verbindende Tätigkeit zurückgedrängt oder . 


` wissenschaftlichen Schätzen darf uns aber. nie abhalten, in der ` 


beider Leichenöffnung die Beantwortung keiner 


Frage unversucht zu lassen, welche von ärztlicher, 
klinischer Seite an den Sekanten heranfritt. Natürlich hat alles 


seine Grenzen, und darf nie der Respekt vor dem Toten außer 


acht gelassen werden. Diese Grenzen einzuhalten, wird aber 


leicht sein, wenn Sekant und klinischer Arzt sich in freundschaft- . 


licher Weise vereinigen, um bei der Leichenöffnung zu lernen, 
sich gegenseitig zu belehren. Ein gutes Sektionsprotokoll 
hat ohne eine voraufgegangene gute Krankengeschichte 
‘keinen Wert. Wie sich diese zwei Schreibwerke vervollständigen, 
so sei es mit dem Kliniker und dem pathologischen Anatomen. 
Und meinen sie es beide ernst und gut, meine Herren, dann wird 
nicht der eine den anderen leise oder laut einen Stümper nennen, 
dann wird jene leider manchmal von ärztlicher Seite geäußerte 
Scheu vor dem pathologischen Anatomen als dem Aufdecker, 
Richter oder gar stummen Ankläger ärztlicher Schwächen oder 
Fehlschlüsse und Fehlgriffe gar nicht bestehen können. Der 
Obduzentsollund will kein gehässiger Merker 
sein! Freilich sieht er die Unzulänglichkeiten ärztlichen 


Schließens und Handelns oft genug; es ist gar leicht für ihn, sie, 


aufzudecken. Allein seine Erfahrung und die Berücksichtigung 
der Umstände, unter denen der Kliniker arbeitet — abgesehen 


von Schwierigkeiten im jeweiligen Fall — geben ihm die Mög- 


lichkeit ruhiger und taktvoller Erklärung des Gefundenen. Über- 


sehen — absichtlich oder unabsichtlich — soll der Sekant nichts, 


aus dem, was er gefunden. All das wird sich aber in einer wür- 


digen und stachelfreien Form erledigen lassen, .wenn der behan- 


delnde und der obduzierende Arzt mit gleichem Interesse dem 


Leichnam gegenüberstehen, der’ noch dazu dienen kann, manch 


kleines Lebensrätsel zu lösen. l we | 
Der Vers .vom Türfries des Sektionsraumes der Sorbonne: 


„Hic locus est, ubi mors gaudet succurrere vitae“, der als’ Sinn- 
spruch an die Wand mancher Prosektur geschrieben worden ist, 
kann sich so erfüllen. Aber nur so! Wenn der Obduzent ganz 
allein auf den Leichnam und auf seine autoptische Wahrneh- 


1) Rößle, Jkurs. f. ärztl. Fortbildg. 1918, S. 1, ı: 


: soll auch gegenüber dem behandelnden Arzt nie einen Hehl machen 


ee Er Bee 
a nee > . 


- krimineller Natur und Fragen der traumatischen Folgen, gegen- 


914 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 36. 


7. September. 


mung angewiesen ist, wenn der behandelnde Arzt nicht beigeht, 


weil der Fall für ihn uninteressant oder erledigt ist, weil er 


daran doch nichts lernen zu können meint, wenn die Kranken- 
geschichte des Verstorbenen mit einzelnen diagnostischen Wahr- 
nehmungen nicht festgelegt ist, dann wird die Tätigkeit des patho- 


logischen Anatomen bei weitem unfruchtbarer für ihn selbst; auf die . 


Dauer muß er dabei unlustig werden. Er wird mehr und mehr 
zum Verwalter eines Leichenhauses als zum Prosektor in einer 
Gemeinschaft von ärztlichen Interessenten, Und dann kann es 
wohl auch vorkommen, daß er, dem man keine klinischen An- 
haltspunkte für seine Arbeit gibt, sich bei der Obduktion wie ein 
Detektiv vorkommen muß, der eine komplizierte Sache ohne Wissen 
der vorausgegangenen Umstände erschließen soll; das ist gewiß 
mitunter reizvoll und schärft den Geist, zwingt zu strenger Logik 
und Beweisführung, Allein diese Tätigkeit ohne Beziehung zum 
Kliniker wirkt auf die Dauer lähmend oder vergrämend. Sie 
schließt uns zu sehr vom Leben ab und verdirbt uns viel am 
Forschungsmaterial und der Arbeitsfreude. Man denke nur daran, 
daß die gerichtlichen Sekanten, die ja oft genug ohne genauere 
Kenntnis der Vorgeschichte des Todes ihrer Untersuchungsobjekte 
arbeiten und deren Tätigkeit in Fällen gewaltsamer Tötung wirk- 
lich der eines Detektivs ein wenig ähnelt, abgesehen von Fragen 


über dem Prosektor einer Klinik nicht so oft in der Lage sein 
können, epikritische Früchte aus ihren Eindrücken an der Leiche 
zu ziehen. Gerade die epikritischen Überlegungen sind es aber, 
welche eine enge und fruchtbare Beziehung zwischen Obduzent 
und behandelndem Arzt schlingen: am Krankenbett weiterer Pa- 
tienten, am Operationstisch wirken sich oft genug im guten Sinne 
die Eindrücke aus, die ein selbstkritisierender Arzt aus dem Ob- 
duktionssaal mitgenommen. 

Früher, meine Herren, als der Keimfreiheit oder Keimarmut 
der Hände des Arztes, der auch in Geburtshilfe und kleiner Chir- 
urgie tätig war, noch nicht das große Gewicht beigelegt wurde, 
als dies jetzt mit Recht geschieht, da ist der Wert der 
Leichensektionen für ihr späteres ärztliches Handeln all- 
gemeiner von den praktizierenden Ärzten anerkannt worden als 
heute, Unsere Väter scheuten sich nicht, in vielen Fällen, die 
sie verloren hatten, selbst die Obduktion vorzunehmen und sich 
zu belehren. Das waren gewiß keine schlechteren Ärzte, als wir sie 
sind. Im Ernst und im Eifer für die ärztliche Einsicht und Kunst 
es beispielsweise einem Kußmaul gleichzutun, danach wird 
der ärztliche Nachwuchs stets Verlangen tragen müssen; so müssen 
wir alle uns auch ein Beispiel an ihrer Aufrichtigkeit gegen 
sich selbst nehmen! Alte Lehrer der pathologischen Anatomie, wie 
Buhl und Bollinger, legten es ihren Studenten immer wieder 
ans Herz, wenn sie erst einmal praktizierten, doch auch dann und 
wann selbst Leichenöffnungen vorzunehmen und vor sich selbst 
über ihre diagnostische Kunst strengste Rechenschaft abzulegen. 
Die Zeit wurde anders; heute, das muß ohne weiteres zugegeben 
werden, kann der Praktiker nicht arglos wie früher obduzieren, 
operieren und entbinden alles am gleichen Tage; täte er es ohne 
genügenden Schutz seiner Hände vor Beschmutzung mit Leichen- 
material, könnte er gar leicht vor den Kadi gerufen werden. 
Gleichwohl hat sich erfreulicherweise in manchen Städten, z. B. 
in München, die Gepflogenheit, am Sektionstisch die klinische 
Wahrnehmung zu kontrollieren, in den Kreisen der praktischen 
Ärzte fortgepflanzt, sei es, daß sie dafür die private Hilfe der 
Prosektoren oder der gerichtlichen Pathologen anrufen. Ich darf 
hier nicht vergessen, die auch medizingeschichtlich interessante 
Tatsache zu erwähnen, daß sich hier in Mainz die Ärzteschaft 
schon vor Jahrzehnten zu einem Verein zusammengefunden, 
welcher gerade der praktischen anatomischen Betätigung seiner 


Mitglieder förderlich war und die Vornahme von Leichenöffnungen 
begünstigte. 


IE (Fortsetzung folgt.) 
Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 


Berlin. Kopfverletzte, besonders auch die aus der Ge- 
fangenschaft zurückkehrenden, werden darauf aufmerksam gemacht, 
daß die Stadtabteilung der Schule für Kopfschußver- 
letzte der Kriegsbeschädigtenfürsorge weiterbesteht. Sie wird von 
Vertretern aller Stände und aller militärischen Dienstgrade besucht. 
Der Unterricht ist durchaus Einzelunterricht, der sich der Vorbildung, 
dem Grade der Beschäftigung und dem Bedürfnis des Teilnehmers 
streng anpaßt. Die Teilnahme am Unterricht ist unentgeltlich, 
ebenso ärztliche und berufliche Beratung, falls sie gewünscht werden 
sollte. Anmeldungen vormittags von 10— 12 und Montags und Donners- 
tags von 5—6 Uhr Bergstr. 58. In vielen Fällen hat sich beobachten 
lassen, daß die durch Kopfschuß Verletzten noch lange Zeit nach der 
Lazarettentlassung unter den Folgen der Verwundung zu leiden und 
dann besonders über Hemmungen in der Auffassung und im Gedächtnis 
über Mängel im Konzentrieren, über allgemeine Befangenheit und One 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8. 


r 


sicherheit, Störungen im Sprechen, Schreiben und Rechnen, sowie 
unsicheren Gebrauch der gelähmt gewesenen Glieder zu klagen haben, 
gleichgültig, welchem Beruf sie angehören oder sich widmen wollen. 
Die Erfahrungen haben bewiesen, daß diese Mängel durch einen systema- 
tischen Einzelunterricht bedeutend gemildert, wenn nicht beseitigt 
werden können. Vor allem war mit-dem Unterricht stets eine Hebung 
der Stimmung und Steigerung des Willens verbunden. 


Der Deutsche Verein für Öffentliche Gesund- 
heitspflege veranstaltet am 27. und 28. Oktober d. J. in Weimar 
seine Hauptversammlung. Am 26. Oktober tritt erstmalig ebenfalls in 
Weimar der vom D. V.f.ö. G. gebildete Hauptausschuß zu- 
sammen. Zum Eintritt in diesen Hauptausschuß hat der Verein eine 
Anzahl Hygieniker, Sozialhygieniker und Medizinalstatistiker; sowie die 
Vertreter zahlreicher Centralorganisationen, die sich auf dem Gebiete 
des Gesundheitswesens betätigen, eingeladen. Der Hauptausschuß soll 
insbesondere Stellung nebmen zu den geplanten Maßnahmen auf den 
Gebieten der Gesetzgebung und Verwaltung, soweit sie die Gesund- 
heitspflege betreffen; er soll aber vor allem Gesetzesvorschläge aus- 
arbeiten und den Regierungen und Parlamenten unterbreiten. Er wird 
sich so zu einem Deutschen Gesundheitsparlament ent 
wickeln. Auf der Tagesordnung der diesjährigen Hauptversammlung 
stehen drei Gegenstände: Hebung der Volkskraft durch Er- 
nährung und Körperpflege, Sozialisierung des 
Heilwesens, die Frage der Vergesellschaftungdes 
Wohnungswesens. Auskunft erteilt die Geschäftsstelle 


desHauptausschusses desD.V.f.0.G.inKarlsruhe, Herren: 
straße 34. u 


Königsberg i.Pr. In Ragnit i. Ostpr. erscheint als 
jüngstes ärztliches Standesblatt die „Ostpreußische Grenz: 
warte“. Sie bringt in einer Vornummer eine beachtenswerte Rede 
des Dr. Brenke in der Hauptversammlung des Ärztlichen Landes: 
verbandes der Provinz Ostpreußen. In dem Referat: „Wie befestigen 
wir das System der ärztlichen Organisation innerhalb der lokalen Ver- 
eine“ wird ausgeführt, daß Ostpreußen in Zukunft noch viel abge- 
legener vom Reiche als bisher ist. Den Ärzten erwächst daraus die 
Nötigung und die Möglichkeit, sich auf sich selber zu stellen. Es wird 
Provinzialisierung der Stellenvermittlung und der Cavetetafel empfohlen 
und die Anstellung eines halbamtlichen ärztlichen Sekretärs für die 
Provinz als Leiter eines Ärztebureaus, ferner die Herausgabe einer 
provinziellen Standeszeitung, die jetzt unter dem Titel „Ostdeutsche 
ärztliche Grenzwarte“ erscheint. Am Schluß des Blattes werden als 
grundlegende Forderungen der Ärztegewerkschaft genannt: 
Für jeden Arzt angemessene Entlohnung, richtig bemessene tåg- 
liche Arbeitszeit, ausreichende Ferien, Sicherung für Zeiten der Krank- 
heit und Invalidität, Ermöglichung des Ruhestandes in noch rüstigem 
‘Alter, Sicherstellung der Hinterbliebenen. Jedes System der Rege- 
lung des ärztlichen Dienstes, das diese Forderung nicht erfüllt, ist zu 
bekämpfen. l 

Berlin. In der Medizinischen Fakultät wurden für 1920 fol- 
gende Preisaufgaben gestellt: 1. Für den Staatlichen Preis: „Inwieweit 
gestattet die cutane Reaktion mit Tuberkulin und den Partialantigenen 
einen Rückschluß auf den Status und die Prognose einer Tuberkulose? 


2, Für den Städtischen Preis: „Anatomische Verfolgung der Muskel 
vergrößerung durch Muskelarbeit“. 


Berlin. Vom 1. September 1919 ab sind die Geschäfte der 
Medizinalabteilung des Ministeriums des Innern und des Staats- 
kommissars für das Wohnungswesen auf das Ministerium für 
Volkswohlfahrt übergegangen. 


Frankfurta M. Am 24. August ist der ao. Professor der 
Neurologie Geh. Med.-Rat Dr. August Knoblauch im Alter yon 
erst 56 Jahren gestorben. Er war Direktor des Städtischen Siechen- 
hauses und auch lange Jahre 1. Vorsitzender der Senckenbergsehen 
naturforschenden Gesellschaft. Sein Hauptwerk, das ihn weiteren 


Kreisen bekannt gemacht hat, ist „Klinik und Atlas der chronischen 
Krankheiten des Oentralnervensystems“. 


Rom. Der bekannte Physiologe Prof. Dr. Luciani, 76 Jahre 
alt, gestorben. = 


Breslau. Der Vorsteher des Medizinaluntersuchungsamie 
Dr. Kathe, hat den Professortitel erhalten. 


Hochschulnachrichten. Göttingen: Prof. Fuchs 
(Straßburg) zum Direktor des Anatomischen Instituts ernannt. AR 
Freiburg: Der Direktor des Orthopädischen Instituts, Prof. Dr. Ri 
schel, tritt in den Ruhestand. — Halle a. $.: Priv.-Doz. Dr. Zander 
hat den Professortitel erhalten. — Jena: Zum Direktor der Psychiatri 
schen Klinik ist als Nachfolger Prof. Binswangers der Oberarzt der 
Klinikund bisherigeVertreter, Prof. Berger, berufen worden. — Leipzigi 
Der ao. Professor Hofrat Pfaff, Direktor des Zahnärztl. Instituts, zum Dr. 
med. dent. hon. causa ernannt, Die Privatdozenten Dr. Knick un 
krankheiten), Dr. Schweitzer (Geburtshilfe), Dr. Assmann Bu 
Medizin) und Dr. Bürgers (Hygiene) zu ao. Professoren emain 
— München: ao. Professor Ledderhose zum Honor 
professor ernannt. Der Direktor der II. medizinischen Klinik, 
Friedrich v, Müller, wurde zum Rector magnificus der T 
versität gewählt. Mit dieser Wahl ist das Herkommen, wonach h- 
Rektoren nach der Reihenfolge der Fakultäten gewählt werden; Ce 
brochen worden, denn Friedrich v. Müller hatte erst vori 
Jahren, 1914/15, diese Würde bekleidet. — Innsbruck: Dr. BIST. 
Le paene habilitiert. — Prag: Dr. Hecht für Dermatologi 

abilitiert. | | > 


IC» See 


u; 


E X. Jahrgang- en 


Te ge 
D 
“ 
a 


14. September 1919. 


Li Nr, 87 (771). 7 
Fan m 
Ins .® .® © | | | © , 
erana | = | | | 
naht br: | 
ts ee Di | m | | 
e Gem: | | u "ES | TE | | 
Ihe oe ® : 20 Y 
van Woc hrift für praktische Arzt 
T  Wochenschri praktische Arzte 
er Tet z Ea | l : 4 
pr | i redigiert von -Verlag von f 
nst: . Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg Urban & Schwarzenberg 
aha a | Berlin | | | | Berlin 
e ie —— = | n 
Jr , INA ' K; 
ig Inhalt: Originalarbeiten: G. Winter, Die künstliche Sterilisierung der Frau bei Erkrankungen des Stoffwechsels .und der endokrinen Drüsen. 
mm: F. Pinkus, Über die Bebandlung der Sypbilis mit Salvarsan. F.Eiermann, Beitrag zur Behandlung der Tuberkulose mit dem Friedmann- _ 
a ‚schen Mittel. A. M. Marx, Ein Fall von akuter tödlicher Formalinvergiftung. G. Stiefler, Ein Fall von angioneurotischem Ödem nach _ 
(du: © Atophangebrauch. H. Schmidt, Über die Wirkung der Atmungs- und Widerstandsgymnastik und ihre Indikationen bei chronischen Herz- 
oral! und Kreislaufstörungen. — Referatenteil: L. Freund, Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen. — Aus den neuesten Zeitschriften. — | 
alt! Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Braunschweig. Breslau. Greifswald. — Rundschau: ; 
if Agricola‘, Die Sozialisierung der ärztlichen Hilfe. ee 3 Ener Pathologische Anatomie und Heilkunde. (Fortsetzung.) — _ 
yhe E E i gr | = agesgeschichtliche Notizen. | | = Bp | 
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor. 
end - | a Ä i | 
ei, T | | 
sw: d 8 o oge © l | ° 2 « . : e i 
a Die künstliche Sterilisierung der Frau Bl on Be a > en Be ya Da der. 
[eh e y kunstliche Abort außerdem die Opferung der Frucht verlangt, so 
hi bei Erkr ankungen des stoffwechsels und der ist er der Strumektomie zweifellos unterlegen und kann .nur in 
Mr; endokrinen Drüsen. | | Frage kommen, wenn man der in Lebensgefahr befindlichen Kranken 
Ir | Von einen großen chirurgischen Eingriff nicht mehr zutrauen kann. 
la SER aa Die Überlegenheit der Strumektomie ‘gegenüber dem.künst- 
n À g ; mie gegenüber dem .küns 
z A Be Prof. G. Winter, Königsberg i. Pr. lichen Abort spricht auch zugleich das Urteil über die Sterilisation. 
wè. Es erscheint mir zweckmäßig, gewisse Krankheiten des Stoff- | Dieselbe könnte nur in Erwägung gezogen werden, wenn die 
E  wechsels mit denjenigen der endokrinen Drüsen in einem gemein- | Strumektomie nicht ausgeführt werden kann oder soll. Dann fragt 
‚m samen Abschnitt zu behandeln, weil auch diese durch die Alteration | €S Sich, ob man durch Sterilisation weiteren Schwangerschaften 
tØ der inneren Sekretion zu Störungen im Stoffwechsel führen. Es | entgegenwirkt oder bei jeder neuen Schwangerschaft zunächst 
ee sollen uns. hier nur diejenigen Krankheiten beschäftigen, welche ‚beobachtet, ob wieder Störungen eintreten und ev. den künstlichen 
I zu so schweren Störungen der Schwangerschaft führen können, daß | Abort wiederholt. Der- Morbus Basedowii ist nun keineswegs 
sg: ein Fortbestand derselben oder das Eintreten einer neuen zu | eine Erkrankung, welche sich ständig zum üblen Ausgang weiter 
ai;  SChwersten Gesundheitsschädigungen oder gar zum Tode während | Entwickelt und selbst in den Schwangerschaften der einzelnen 
des Generationsprozesses führen kann; es sind der Morbus Kranken ist der Grad der Symptome ein sehr verschiedener. Seitz 
T Basod owii,der Diabetes, die Tetanie und die Osteo- | berechnet überhaupt nur in 60 %/o der Fälle Verschlimmerungen 
‚x  malacie. Ich unterlasse es, an dieser Stelle die Rolle, welche | Und wenn man die Anamnese in den 98 Fällen seiner Sammel- 
je die Störungen des Stoffwechsels oder der inneren Sekretion in dem | Statistik ‚auf die Erscheinungen in früheren Schwangerschaften 
xë  Krankheitsbilde spielen, zu begründen, sondern verweise auf meine | Prüft, so sind es immer nur einzelne Fälle (zirka 6 bis 7%/,), bei -- 
wë eingehenden Ausführungen in dem gleichlautenden Abschnitt in denen in mehreren Schwangerschaften schwere Erscheinungen auf- 
meiner und meiner Schüler Monographie: „Die Indikation zur | traten. Die Gefahr geht vom Herzen aus und das sog. „Kropfherz“ 
‚ge künstlichen Unterbrechung der Schwangerschaft“. oder „Basedowherz“ ist ein Herz mit höchstwahrscheinlich ganz 
| en | lest Muskulatur, welches nur den thyreotoxischen Einflüssen 
zu Er | unterliegt; diese Einflüsse sind aber durchaus wechselnde. Da 
ie Morbus Basedowii. lee nach diesen Erfahrungen mit einer wiederholten Lebensgefahr nùr- 
de ias Die Symptome der Morbus Basedowii verschlimmern sich in ! selten zu rechnen ist und dieselbe ev. durch einen rechtzeitigen 
e die schwangerschaft, ‚weil die Hyperfunktion der Schilddrüse durch | künstlichen Abort sicher abgewendet werden kann, so ist für. eine 
RR Hyp a a en in a 70 A a %o en Sterilisation keine Indikation gegeben. ze poa 
o “trophie derselben noch gesteigert wird. Die schwersten Er- In bezug auf die Str $ 
g ‚ Seheinungen gehen vöm Herzen aus und äußern sich insubjektiven | nur mechanische und Keine? nr 
in? ‚und objektiven Kompensationsstörungen; verschlimmernd kann auf | | denselben Standpunkt. : a i 
die Funktion des toz; a sehri Mor ee Mansten kann man denselben Standpunkt vertreten, wie beim Morbus 
auch dieerhöhte A beitel  gelahrdeten are ın KE ip Basedowi; da die Strumektomie eine gute Prognose hat und alle 
# des Morbus e Arbeitsleistung wirken. Die Steigerung aer Symptome | Erscheinungen restlos beseitigt, wird eine Sterilisation ebensowenig 
nach der Sa ae ag a or a. a wie der künstliche Abort an die Stelle derselben treten dürfen. 
A ; statistik von Seitz nur in 0 | i . Ai 
diesen sind es wiederum nur einzelne, bei welchen die Symptome . . 
insbesondere die Insuffizienz des Herzens, eine gefahrdrohende Höhe ER Diabetes mellitus. | 
jf ent, Seitz berechnet die Mortalität auf zirka 4 °/o und glaubt, | Der wirkliche Diabetes mellitus im Gegensatz zu der kaum 
A venn die Fälle, bei welchen wegen schwerer Krankheitssymptome | eine klinische ‚Bedeutung beanspruchenden Glykosurie ist eine 
p die Schwangerchaft unterbrochen werden mußte, hinzugerechnet | ernste Komplikation der Schwangerschaft, sei es, daß er sich erst 
4 Würden, daß in einem Viertel aller Fälle mit dem Auftreten von | während derselben entwickelt hat oder daß eine®iabetica schwanger 
4 cbensgefähr gerechnet werden müßte. Die Abwendung der Lebens- | geworden ist. Man kann die Mortalität der Graviden ungefähr 
, $Selahr kann durch die Strumektomie in der Schwangerschaft ge- | auf 20 bis 25 °/, schätzen und muß die Ursache für die in der 


a Tu 
NN 


BE i ea w E MET en a gen 


TE 


uree- 


schehen, welche nach Kocher nur eine Mortalität von 2, 3°/, hat; 
Be die allerdings noch spärlich vorliegenden Resultate beweisen, 
Kann mit einem vollständigen Nachlassen der gefährlichen Symptome 
nach der Operation gerechnet werden. Die künstliche Unterbrechung 


der Schwangerschaft hat bei den bis jetzt vorliegenden 17 Fällen 


keine besseren Resultate gezeitigt; die Komplikation mit Thymus- 


Schwangerschaft oder bald nach der Geburt auftretende deletäre 
Verschlimmerung vor allem in dem Coma diabeticum suchen; 
seltener sind Kombinationen mit einer toxischen Nephrose und die 
sich anschließende Lungentuberkulose zu beschuldigen. Die Be- 
rechtigung zur künstlichen Unterbrechung der Schwangerschaft ist- 
allgemein anerkannt und ihre Indikationen sind auf Grund meiner 


918 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


persönlichen Erfahrungen und der in der Literatur mitgeteilten 


Beobachtungen und Untersuchungen von mir folgendermaßen 
formuliert: sie ist nötig: | 


ad 
u 


Höhe weiter entwickeln und welche trotz wiederholter Schwanger- 
schaften keine Lebensgefahr mit sich bringen. Der rezidivierende 
Diabetes, welcher in der Zwischenzeit vollständig verschwindet, ist 
jedenfalls der prognostisch günstigere und dürfte auch wegen der 
Unregelmäßigkeit, mit welcher er wiedererscheint und wegen seiner 
wechselnden Intensität am wenigsten einen sterilisierenden Eingrifi 
rechtfertigen. Im Gegensatz hierzu sind aber diejenigen Fälle von 
Diabetes, welche schon vor der Schwangerschaft bestanden haben 
und solche, welche in der Gravidität "aufgetreten sind und nach 
Ablauf. derselben nicht wieder verschwinden, viel ernster aulzu- 
fassen. Bei diesen Fällen wird die Sterilisation ausgeführt werden 
müssen, wenn schon einmal in der Schwangerschaft ernste oder 
gar lebensgefährliche Erscheinungen aufgetreten sind. Dieser aktıye 


re FO 
hm 


a) wenn drohendes Koma durch Auftreten von Acidosis sich 


anzeigt’und durch innere Mittel und Änderung der Diät 
Be - nicht bekämpft werden kann; 


b) wenn toxische Nephrose auftritt. 


BEN 


- ro gri DRA 
a e 
- WEHT ni 
EN T: 
Sarrate TT 


z- 


Er 
CITT 
REN 
a 


Eine Indikation nur auf Grund von diabetischen Symptomen 


oder aus prophylaktischen Gründen habe ich als zu weitgehend 
abgelehnt. 


Im Gegensatz zu den vielfachen Erörterungen über Not- 
wendigkeit und Erfolg der künstlichen Unterbrechung der Schwanger- 
Mi: schaft ist bis jetzt die Frage kaum erörtert worden, ob der Diabetes 


etwa auch eine Sterilisation verlangt mit der Absicht, für alle 
Zukunft den etwa in späteren Schwangerschaften auftretenden 
Gefahren zu begegnen; es finden sich nur gelegentlich Andeutungen 
darüber, z. B. hält Stolz eine Sterilisation für berechtigt, wenn 


Standpunkt wird dadurch noch an Berechtigung gewinnen, daß die 


Prognose für das Kind bei schweren Diabetesfällen sehr schlecht 
ist; zirka 50 bis 60°/, Mortalität. LN 


Über die Methode läßt sich so vi 


el sagen, daß man bei Dia- 
beticis, welche im allgemeinen operative Eingriffe schlecht ver 
tragen, den künstlichen Abort in frühen Monaten am besten mit 
der Sterilisation in Gestalt der vaginalen Uterusexstirpaton ver- 
bindet. In späteren Monaten wird man sich wohl am besten mit 
der einfachen Uterusentleerung begnügen und später, wenn die 
Kranke den gefahrdrohenden Zustand überwunden hat, eine tech: 
nisch möglichst einfache Operationsmethode, z. B. an den Tuben 
Wenn man die Notwendigkeit einer Sterilisation auf Grund | oder besser noch eine Röntgenkastration folgen lassen. 
unserer Erfahrungen über den Verlauf des Diabetes in der ` 
f Schwangerschaft erörtern und eine Indikation dazu aufstellen will, 
(i pan muß man zunächst einige Vorfragen beantworten. 
Ir} r 


i. Ist überhaupt mit einer Wiederkehr des 
Diabetes in späteren Schwangerschaften zu 
rechnen? Die Kombination beider Zustände kann in zweierlei 
Formen auftreten; entweder wird eine Diabetica schwanger oder 
eine vorher gesunde Schwangere bekommt Diabetes in der Schwanger- 
schaft. Im ersteren Falle wird man immer auf ein Wiederauftreten 
in der Schwangerschaft, meistens sogar in verstärktem Maße, 
rechnen müssen, wenn er nicht etwa in der Zwischenzeit zur Hei- 
A | lung gekommen sein sollte. Wenn aber eine vorher gesunde Frau 
Mae In >i erst während der Schwangerschaft diabetische Symptome be- 

| | kommen hat, so können alle Symptome nach Ablauf derselben 
A Im Ci A | verschwinden und die Kranke später frel bleiben. Gar nicht selten 
| | treten aber in einer neuen Schwangerschaft wieder Erscheinungen von r dahin formuliert 
Diabetes auf und so kann er sich bei mehreren Schwangerschaften 


| „ne SL en worden, daß sie nur in schwersten Fällen vorzunehmen ist bel 
kin Bi wiederholen. So z. B. beobachtete Williams Diabetes in sieben | denen trotz innerer Medikation die Anfälle sich nicht nur haue 
SAREE hi aufeinanderfolgenden Schwangerschaften; ich selbst ihn einmal in 

= zwei, einmal in vier Schwangerschaften. Diese Wiederkehr des 


und schwerer werden, sondern durch Ausdehnung auf Zwerchiel 
i ; ; und Kehlkopf die Atmung unmöglich machen und unter Hinz 
| Diabetes bei Frauen, welche in der Zwischenzeit gesund sind, hat | treten von Bewußtseinsstörungen Lebensgefahr bringen. Nach 
ER. 3 | man geradezu als „rezidivierenden Diabetes“ bezeichnet. Man muß | dieser Indikation ist mehrfach mit Erfolg die künstliche Unter 
Kr N demnach in solchen Fällen damit rechnen, daß in späteren 
| | | Schwangerschaften Diabetes wieder auftreten kann, aber auch da- 


der Diabetes in mehreren einander folgenden Schwangerschaften 
naa eine entschiedene Neigung zum Fortschreiten zeig. Henkel 
HC sagt, daß in den meisten Fällen eine sterilisierende Operation der 
künstlichen Unterbrechung anzuschließen sei, da jede neue 
Hi ii Schwangerschaft eine Verschlimmerung des Leidens zur Folge hat. 
a a TE Mitteilungen über erfolgte Sterilisation liegen überhaupt nicht vor. 


Tetanie. 


Während der Schwangerschaft besteht eine erhöhte Neigung 
zur Tetanie und die während des Generationsprozesses auftretenden 
Fälle verlaufen gewöhnlich viel schwerer als diejenigen außerhalb 
derselben. Die sonst auf die oberen und unteren Extremitäten 
beschränkten Krämpfe dehnen sich während der Schwangerschalt 
nicht selten auf die Muskulatur des Gesichts, des Kehlkopis, des 
ganzen Rumpfes und des Zwerchfells aus; dadurch treten Störungen 
in der Atmung ein, welche unter schwerem Glottiskrampf mil 
Aufhebung des Sensoriums zum Tode führen können. Seit 
konnte an 83 genau beschriebenen Fällen die Mortalität aut T 
berechnen; nach ihm sind Schwangere, welche gleichzeitig mit 
anderen Krankheiten behaftet sind (Lues, Vitium cordis), besonders 


gefährdet. Auf Grund dieser Erfahrungen ist die Indikation zu 
Unterbrechung der Schwangerschaft von mi 


I brechung der Schwangerschaft vorgenommen worden. 
an!) Teen: OD a R a A : Die Erwägung, ob bei Maternitätstetanie die Sterilisation UL 
Ne u mit, dab selbst der rezidivierende jabetes nicht In Jeder x NS Ehe zunehmen ist, um ‘etwaiger Lebensgefahr in späteren Schwanger 
RELET SWA: WRN schaft aufzutreten braucht. Auf der Tatsache der Wiederkehr | schaften vorzubeugen, muß sich auf die Erfahrung stützen; wie 
a ANG {Va} i | - . ` £ > ` S l Aa . M 73 = . . . I. a a j F 
KE E Lio an aa soa er A nenn S0 | sich die Tetanie in späteren Schwangerschaften verhält. Deb 

an ii iM LE see biet t i RRRA i ONN steht daß REPON to- | fahrung liegt nun vor, daß die Tetanie eine große Neigung aro 
Ag gnose bietet. Erst w ‚de er Diabetes in 

lei, 

ua! 


Ki i späteren Schwangerschaften immer ungünstiger verläuft und die 
EINE Si tE Prognose durch den Einfluß derselben immer schlechter wird, 
Ba E a! würde die Frage der Sterilisation dringend werden. 
De an au daher die Frage aufwerien: 


in späteren Schwangerschaäften wieder aufzutreten, sodaß mehr" 
der Begriff der „rezidivierenden Schwangerschaftstetanie” aufgeste 
worden ist. Seitz hat bei seiner sich auf 25 Jahre erstreokendil 
Zusammenstellung in einem Viertel der Fälle Rezidive in späteren 
Schwangerschaften feststellen können, darunter Beobachtunget y 
Tetanie in 6 oder 7 hintereinanderfolgenden Schwangerschalel 
Kehrer hat 25 Fälle von rezidivierender Schwangerschaftstetin 
darunter einmal in 9 Schwangerschaften, und 8 jälle von rend 
vierender Wochenbettstetanie zusammengestellt. an. 
Auf Grund dieser Erfahrungen ist von Frankl-Hot 
wardt die Forderung ausgesprochen worden, weitere Conceptione 
zu verhüten; Porger will vor einer Empfängnis warmen, wen 
einmal eine Schwangerschaftstetanie bestanden hat. Dieser aktivé 
Standpunkt ist von Kehrer bekämpft worden im Hinblick Se 
die günstigen Erfahrungen, welehe man mit innerer Therapie, k 
allem mit Kalksalzen, erzielt, während Fellner die Sterilise 
ablehnt, weil noch kein Fall bekannt geworden ist, wo die Tewm 
in der Gravidität bedenkliche Symptome gemacht hat, Wennai 
diese günstige Prognose Fellners nach neueren Erfahrung“ 


nicht mehr aufrechterhalten werden kann, so trifft sein Einwar 


doch Insofern das richtige, als nicht das Rezidiv an sich den Gm 3 
zu einer Sterilisation abgeben darf, sondern nur die Berürchtue 
einer dabei auftretenden Lebensgefahr; eine solche Betircbtue 
ist aber keineswegs an sich berechtigt, Obgleich die Tetanie 2 


N 


a ua 


Ba» Re 


u —-—m—n 
-ma A 


Wir müssen 


moè o oè 


-a 

= 

Nun 
k r 
z— 
ee 


2, Wie gestaltet sich die Prognose des Dia- 
betes in späterenSchwangerschaften? Williams 
äußert dazu, daß der intermittierende oder rezidivierende Diabetes 
später in sehr wechselnder Intensität auftreten kann; er kann ganz 
ausbleiben, er kann leicht, er kann auch in viel schwererer Form 
auftreten. Ich selbst habe einen Fall von Diabetes beobachtet, 
welcher schon .in der ersten Schwangerschaft nachgewiesen wurde, 
sich in zwei weiteren verschlimmerte und zum Tode des Kindes 
führte, und schließlich in der vierten Gravidität das tödliche Koma 
Biik herbeiführte; ich möchte glauben, daß in diesem Falle eine Sterili- 

di, sation der Frau da® Leben erhalten hätte. In Offergelds Zu- 
sammenstellung von 63 Diabetesfällen finden sich sechs Fälle 
welche Beobachtungen über mehrere Schwangerschaften enthalten: 
zwei Frauen starben in einer späteren Gravidität an Koma; zwei 
nicht im Anschluß an die Schwangerschaft an Diabetes resp. Phthise 
zwei überstanden alle Schwangerschaften. Es steht demnach. wenn ` 
| auch die Mitteilungen spärlich sind, außer Zweifel, daß der Diabetes 

in späteren Schwangerschaften zum Tode führen kann; es ist aber 
nicht leicht, zu sagen, welche Fälle sich zu dieser gefahrdrohenden 


u 
in 

f En 

er Ber 
nn Sale 
ST za 
on ny 


un) e 
GE 


a > . e 
e a O g ai 
= 
EL Me 
-= - 


ETF 


PP 
Gr 


Fa 


t . 
N us 
nt 

u N ur 


m 


rn RI ' 


- 


14 September. 


-. ersehen. 


+ oder des chromafinen Systems. 


hüten, nicht beipflichten. 


_ künstlichen Unterbrechung der Schwangerschaft, 8.147 und S. 150. — Stolz, 
S do rgeld, Arch: } Gynäk., Bd. 86. — Kehrer, Arch. f. Gynäk. Bd. 99, 


a Schwan erschaft, Wien 1907, S.5. — Frank, 
-Gynäk., Bd. 107, S, 277. 


wor z * 
NETT 7” S ur Pa p s 
= . 


z Er 


.—. 


Verschonung früherer Graviditäten: oft erst in späteren Jahren auf- | die. Behand] as i ais mit Sàlvarsan 1 n 5 
tritt und rezividiert, so schieben sich doch gelegentlich auch jetzt Über die Behandlung l der Sy p hilis mit Salyar San, ) T 
| In einer Reihe von | Ä | a: 
Fällen kann sich die Tetanie allmählich schwerer entwickeln. 


wieder tetaniefreie Schwangerschaften ‘ein. 


Die von Kehrer mitgeteilten Krankengeschichten von 25 rezi- 


divierenden Schwangerschaftstetanien erlauben ein Urteil über 


die Möglichkeit und . Häufigkeit’ fortschreitender Verschlechterung 
des Leidens. Unter den 25 Fällen finden sich 8, welche mit 
leichter Tetanie in den ersten Schwangerschaften beginnen, sich 
‘ allmählich verschlimmern und bei 3 derselben trat der Tod ein. 
Wenn man die Berichte dieser drei Fälle liest, gewinnt man wohl 
den Eindruck, daß diese Kranken hätten am Leben erhalten werden 
. können, wenn sie rechtzeitig sterilisiert worden wären. Zwei der 
Todesfälle traten während der Geburt am normalen: Ende der 


=. Gravidität ein;. hier hätte vielleicht die künstliche Unterbrechung 


der Schwangerschaft das Leben erhalten können; der dritte Fall 
kam trotz künstlicher Frühgeburt zum Tode; ob dieselbe hier -zu 
spät eingeleitet worden ist, läßt sich aus dem kurzen Bericht nicht 
| - Trotz dieser Tatsachen liegt nach meiner Ansicht keine Be- 
_ rechtigung_vor, alle Frauen mit rezidivierender Tetanie zu . sterili- 

sieren, selbst wenn der Krankheitszustand ernster werden sollte; 

sondern man wird für -gewöhnlich mit dem rechtzeitig eingeleiteten ` 


- künstlichen Abort auch im Wiederholungsfall der Lebensgefahr 


begegnen können. . ; 


Die Kasuistik ist sehr spärlich. Bislang ist nur ein Fall von 


- Sterilisation mitgeteilt, welche Frank im Anschluß’an den künst- 


lichen Abort ausführte bei einer Frau, welche er in der früheren 
‚Schwangerschaft wegen schwerer Tetanie mit künstlichem Abort 
aus Lebehsgefahr befreit hatte; da er jetzt ohne ernste Gefahr nur 


. aus prophylaktischen Gründen eingriff, kann die Sterilisation nicht 


gerade als indiziert erachtet- werden. 


| Osteomalacie. -5 
Die Abhhängigkeit der Osteomalacie von der Schwangerschaft 


- ist durch. vielfache klinische Erfahrung festgestellt, obwohl wir die 


Erklärung derselben bislang noch nicht zu geben’ imstande sind; 


wahrscheinlich handelt es sich um eine Hyperfunktion der Ovarien 
Der Gedanke,. der Weiterent- 


"wicklung der Osteomalacie zu gefahrdrohendem Zustande in der 


- ‚Schwangerschaft dur&h die Unterbrechung derselben entgegen- 


zuwirken, hat trotzdem keine Berechtigung finden können, weil die 


‘Interne Behandlung und vor allem die Kastration nach Schmidts 


Bericht über 328 Fälle in 87°/, vollständige Heilung und in 9%, 
Besserung zu erzielen imstande. ist. Unter diesen Umständen 
hat die Sterilisation noch viel weniger Berechtigung. Die Kastra- 
tion bei Osteomalacie macht die Frauen selbstverständlich steril, 


-ist aber in dem hier zu erörternden Sinn nicht als Sterilisation 


aufzufassen, weil sie durch Entfernung der Eierstöcke die Krank- 
‚heit zu heilen anstrebt; die Sterilisation ist hierbei ein hicht be- 
absichtigter Nebeneffekt. Als Sterilisation im wahren Wortsinn 
wird man z; B. -eine Resektion der Tuben mit Erhaltung der 
Ovarien zu verstehen haben. Diese Operation ist zweimal in der 
Fehli n g schen Klinik ausgeführt worden, ohne daß der Mitteilung 
der Fälle eine Berechtigung für das Abweichen von der von 
Fehling selbst inaugurierten Kastrationstherapie zu entnehmen 
ware. Obwohl man bei schwerer Osteomalacie junger Frauen die 
‚Unterbrechung der Schwangerschaft der sie dauernd unfruchtbar 
machenden Kastration vorziehen kann, um sie danach einer: 


_ energischen inneren Behandlung zuzuführen, kann man der Tuben- 


Sterilisation, in der Absicht weitere Schwangerschaften zu ver- 


. „Literatur: Seitz, Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für 
Gynäkologie, Bd. 15, S. 332 und S. 363. — Winter, Die Indikation zur 


Dig Sterilisation des Weibes. Volkmanns Vortr. Gynäkologie, Nr. 222-224, 
9. — Henckel, s. Placzek, Künstliche Fehlgeburt usw., S. 143. — 


8. — Frankl-Hochwardt, Handb. d, spez. Path. u.. Ther. von 


Nothnagel, Wien 1909. — Fell Die Beziehungen innerer Krankheiten 
r ! 907. S. 5. schr. f. Geburtsh. Bd. 32, 


6.. — Schmidt, Zschr. f. Geburtsh., Bd. 75. — Benzel, Arch. f. 


RA 


1919. — MEDIZINISCHE. KLINIK N... 00 > 917 


- ` 


- — Prof. Dr. Felix Pinkus, Berlin. 


. des syphilłitischen Exanthems. 


5. Behandlung der Syphilis nach dem Ausbruch T 


E a) Dieerste Kur. =. 

Die Syphilis hat einen typischen, chronologisch genau ge- 
| regelten Verlauf. Wir teilen sie nach ihren Erscheinungsformen - 

in drei zeitlich aufeinanderfolgende Stadien, das primäre, das 

sekundäre und das tertiäre Stadium. Die Einteilung stammt von 

der Beobachtung unbehandelter Kranker her, an welchen sie am 

deutlichsten zu erkennen ist. 

Sicherung der Diagnose sich vollkommen entfalten lassen mußten, 


war primäres und Beginn des sekundären Stadiums gleichfalls © _ 


noch sehr klar zu unterscheiden; die tertiäre Syphilis war in gut 


‚behandelten Fällen sehr selten geworden. ' Jetzt haben ‚wir eine 
noch weit größere Verschiebung des Krankheitsbildes erzeugt, 


da wir uns aufs äußerste bemühen, schon den kaum entstandenen 
. Primäraffekt zu behandeln und das sogenannte sekundäre Stadium,, 


das die ansteckenden Erscheinungen hervorbringt; völlig ausfallen 


zu lassen. Wir haben im dritten Abschnitt dieser Abhandlungen 
gesehen, wie sehr die Behandlung des frühen, noch : wassermann- 
negativen Primäraffekts erstrebenswert ist, da sie die Möglichkeit 
der völligen‘ schnellen abortiven Heilung erwarten läßt. 

Von diesen therapeutischen Gesichtspunkten aus müssen wir 
die Syphilis anders einteilen, nämlich: . 

i. in die Periode kurz nach der Infektion, welche sich bis etwa 
zum 30. Tage nach dem Eindringen der Spirochäten erstreckt und 

2. in diejenige nach' dem 30. Tage. 

Nur die‘ erste Spanne Zeit ist es, wo nach unserem bis- 
herigen Wissen leicht und mit vollem Vertrauen auf einen ganzen. 
Erfolg die Krankheit abortiv zum Erlöschen gebracht werden kann, 


wo der Körper des Kranken überhaupt nicht die Änderung er- 


fährt, welche mit dem Beginn des sekundären Stadiums abge- 
schlossen ist, wo er im Zustande der Infizierbarkeit verbleibt, das 
heißt, wie wir hoffen, -wieder so. gesund und syphilisfrei wird, wie 
er vor der Infektion war. Die ganze spätere Zeit setzt der Be- 
handlung erheblich. schwerere Widerstände entgegen. | 

‚ In der Praxis ereignet es sich nun sehr viel öfter, daß ein 
Mensch mit nicht ganz frischer Syphilis sich ' hilfesuchend. vor- 
stellt, als daß er mit dem ganz frischen Primäraffekt zur Unter- 
suchung gelangt. Wer wenig auf seinen Körper achtet, zeigt dem _ 
Arzt erst Erscheinungen, die sein Wohlbefinden stören, also ältere 
Sklerosen, die schon Verschwärungen und Vorhautschwellungen 
gemacht haben, große .Drüsenschwellungen oder gar erst die 
fertigen Exantheme mit Papeln am Geschlechtsteil und After sowie 
Plaques am Gaumen, der Zunge, den Lippen. Oft kommen erst 


: Allgemeinerscheinungen nervöser Natur zum Vorschein, die. beim. 


genauen Dufchforschen- des Krankheitsfalles die syphilitische Natur 
erkennen lassen. Von den Fällen, welche im tertiären Stadium, 
namentlich wegen ulceröser Haut- und Nasenrachenerscheinungen, 
wegen der Leiden innerer Organe oder nervöser Nachkrankheiten 
zur Behandlung kommen, ist hier noch nicht die Rede. ‚Das ist 
die Syphilis, die der praktische Arzt behandelt, so: kommen die 
Patienten in die Sprechstunde und: wollen von. ihrer Syphilis be- 
freit werden. Auch diese Fälle ‘sind heilbar, denn die Syphilis . 
ist in jedem Stadium, wo noch keine metasyphilitischen Verände- 
rungen eingetreten sind, bis zum völligen Erlöschen des Leidens 
beeinflußbar und. auch früher stets beeinflußbar gewesen. Wie 
sind wir mit diesen Fällen in früherer Zeit verfahren und .zu 
welcher Änderung der Behandlung zwingen die neuen Erfah- 
rungen?*Sehr viele Fälle sind durch die lange und häufige Wieder- 
holung gründlicher Quecksilberkuren zweifellos gut geheilt 
worden, aber bei weitem nicht alle. Seit der Zeit der neuen 
Syphilisforschung, namentlich mit Hilfe der Wassermannschen . 
Reaktion, haben wir gelernt, daß eine, erheblich größere Behand- 
lungsmasse notwendig ist, als wir früher für ausreichend ange- 
sehen haben. Sowohl länger muß: die einzelne Kur sein, als 
auch die gesamte Behandlungsdauer, und namentlich muß die 
einzelne Kur sehr erheblich stärker gestaltet werden. 20 Sublimat- 
spritzen zu 0,01, 10 Salicylspritzen zu 0,1 oder eine vierwöchige 
Einreibungskur mit 3 bis 4 g grauer Salbe sind als viel zu geringe 
Kuren zu betrachten. , Viel längere Behandlung und vielfach nur die 


starken unlöslichen Injektionen genügen zur Erreichung des Ziels, 


3) Vergleiche die Aufsätze in Nr. 15, 17, 28, 80, ` 


Als wir die Syphilis noch zur ` 


918 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


diese starken Kuren sind aber auch früher schon- nicht immer 
ausführbar gewesen. Es gibt eine Grenze, über die hinüber in 
vielen Fällen das Quecksilber ohne erhebliche Beeinträchtigung 
des Wohlbefindens nicht angewandt werden kann. Es Dlieb-da- 
durch eine ganz erhebliche Anzahl von Fällen hinter dem ge- 
wünschten Maß der Behandlung zurück, blieb mit vollem Be- 
wußtsein zu schwach behandelt. Für diese Fälle hat das Sal- 
varsan eine wichtige und erfolgreiche Unterstützung gebracht. 
Aber nicht nur für diese Fälle hat die Hinzunahme des Salvarsans 
sich bewährt, sondern auch in allen übrigen. Das Salvarsan hat 
ohne Zweifel auch die stärkste Quecksilberkur gründlicher ge- 
staltet. Da taucht alsbald die Frage auf, ob nicht reine Salvarsan- 
behandlung auch bei der ausgebrochenen sekundären Syphilis 
vorzuziehen sei und was uns etwa zwingen könnte, Quecksilber 
trotz des guten Salvarsanerfolges zu verwenden. Darüber werden 
werden wir alsbald ausführlich sprechen. Die Stellung des Sal- 
varsans hier ist gegen die beim Primäraffekt von mir als not- 
wendig erklärte Behandlung eine ganz andere. Dort riet ich 
dringend von der Beifügung einer Quecksilberbehandlung ab, 
weil sie nicht nur überflüssig ist, sondern weil sie auch den 
gleichmäßigen Fortschritt der ansteigenden Salvarsanbehandlung 
durch ihre oft unerwünschten Nebenerscheinungen stören könnte, 
Bei der sekundären Syphilis ist die Quecksilberbehandlung als 
vollwertig mit heranzuziehen, ja sie bietet gewisse Vorzüge, die 
die Salvarsankur nur bei äußerster Vorsicht besitzt. 

Es würde die Besprechung erschweren, wenn wir alle Stadien 
der sekundären Syphilis hier gleich zusammen abzuhandeln ver- 
suchten. Es ist besser, eine Einteilung in der Art zu machen, 
daß wir zunächst über die sichtbare syphilitische Eruption und 
dann über die Behandlung der latenten sekundären Syphilis mit 
positivem oder negativem Wassermann sprechen, Die letztere Ab- 
teilung wird, da vieles sich wiederholen müßte, hierbei kürzer 
werden können. Ganz besondere Bedeutung wurde immer schon 


der ersten antisyphilitischen Kur zugesprochen, die 
gegen ein frisch herausgekommenes Exanthem 
sich richtet. Ä 


Im dritten Monat nach dem Datum der Infektion (also in 
unserem Beispiel der Infektion am Neujahrstage etwa 15. bis 
30. März) erscheint bei unbehandelten Fällen die-sekundäre Erup- 
tion. Verläuft die Krankheit ganz dem Schema entsprechend, so 
tritt gegen die neunte Woche vom Infektionstermin ab ein all- 
mählich sich verstärkendes allgemeines Schwächegefühl mit Blässe, 
Kopfschmerzen, Nachtschweiß, unklarem Übelbefinden auf, zu dem 
sich Schmerzen in den Gliedern wie beim Fieber, oder auch wirk- 
lich Temperaturerhöhung, Schmerzen in den Rippenbögen, in den 
Schultern und Beinen sowie Schlaflosigkeit gesellen. Zugleich oder 


ein bis zwei Wochen später bedeckt sich der ganze Rumpf mit 


einem Ausbruch etwa fünfpfennigstückgroßer rosa Flecke, die bei 
Abkühlung weit stärker hervorkommen, dabei livide werden und 
ihren Platz im Laufe der Beobachtung nicht wechseln. Ihre Farbe 
vertieft sich, nach einem Bestand von ein bis drei Wochen 
tritt in ihnen ein bräunlicher Ton hinzu, während die Flecke 
srößer, schmutziger und verwaschener werden, dies ist die Ro- 
seola syphilitica. Zugleich können am Genitale, am After, 
im Mund (besonders an den Tonsillen, Gaumenbögen, Uvula, Lippen) 
papulöse und durch Epithelverlust weißliche, nässende Eruptionen 
hervorkommen, auch der Primärafiekt, eine Schwellung des Penis 
oder der Labien von der Primärperiode her kann noch bestehen. 
Nicht immer ist dieser erste Ausbruch ganz so, wie er soeben 
geschildert wurde. An Stelle der Roseola kann ein Ausbruch 
linsengroßer, flacher, später etwas schuppender, stark infiltrierter 
Knötehen (beim Anfühlen härter, als das Auge es vermutet) er- 
scheinen, aus welchem sich die verschiedenen Formen des papu- 
lösen Exanthems schneller oder langsamer herausbilden können: 
krustöse Papeln, zerfaltende Papeln oder Rupia, follikuläre grup- 
pierte Papeln, centrale Papeln mit Satelliten, grobe exzentrisch 
fortschreitende Papeln als Syphilide en nappe, als circinäres Sy- 
philid und wie die verschiedenen selteneren Formen sich darstellen, 
kombiniert mit Genital-, Anal-, Mundpapeln. Dieser große Aus- 
bruch macht den Eindruck einer schweren Hautveränderung. Er 
besteht unbehandelt lange Zeit, kombiniert mit fortschreitendem 
Übelbefinden und nervöser Überreiztheit, die den Kranken mit 
schwerem Leiden behaftet erscheinen lassen. Der unbeeinflußte 
Verlauf ist dann weiterhin so, daß nach einiger Zeit, nach Wochen 
und Monaten, die Haut wieder sauber wird, unter Umständen mit 
Hinterlassung von braunen Flecken, aber auch von Depigmentie- 
rungen, besonders am Halse der Frauen (Leukoderm), mit zeit- 


14. September. 


weisem fleckförmigen Haarausfall am Kopf, an Augenbrauen und 
Lidern. In dieser Zeitspanne, in welcher das Leiden durch seine 
subjektiven Beschwerden die Veranlassung gibt, ärztliche 
Hilfe aufzusuchen, kann der Körper für jeden Eingriff außerordent- 
lich empfindlich sein, Er kann auf den Anfang der Behandlung, 
in welcher Form sie auch mit den Mitteln unserer sicher wirk- 
samen antisyphilitischen Therapie eingeleitet wird, ganz unerwartet 
stark reagieren. Es muß deshalb ärztliche Regel sein, bei voll 
ausgebildeter Syphilis die Behandlung langsam und vorsichtig 
einschleichen zu lassen, soll nicht eine zu starke Nebenwirkung 
ihren Fortschritt hemmen. Dies gilt für alle unsere Mittel, die ja 
absolut nicht indifferent sind. Außer dieser Überempfindlichkeit aller 
Syphilitiker im Beginn der Behandlung kommt in einzelnen Fällen 
eine andere, als individuelle Abnormität zu betrachtende Idiosyn- 
krasie vor, das heißt eine unendlich erhöhte Überempfindlichkeit, 
die dem betreffenden Menschen nach seiner Naturanlage gegen 
diese Heilmittel innewohnt. Eine solche Idiosynkrasie ist häufe 
gegen Jod, nicht selten vorhanden gegen Quecksilber, sehr selten 
gegen das Salvarsan. Die Empfindlichkeit gegen Jod geht bei 
vorsichtiger Steigerung vielfach vorbei und es gelingt, den Kranken 
an sehr hohe Joddosen (Jodkali 3,0 und mehr täglich) zu gewöhnen, 
Nur’die Hautüberempfindlichkeit gegen Jod, ganz besonders die 
Jodacne und die schweren Fälle von Jodexanthemen, scheint un- 
überwindlich zu sein. Ganz ebenso ist es beim Quecksilber. 
Stomatitis und Enteritis treten nach den ersten Hg-Dosen oft aut 
und wiederholen sich seltener im Laufe der Kur oder bei deren 
Wiederholungen. Nur die Hautüberempfindlichkeit gegen das 
Quecksilber ist selten vorübergehend. Es kommt zwar vor, dab 
Kranke, welche gleich von der ersten Hg-Dosis eine ausgedehnte 
Dermatitis bekamen, nach deren Abheilung und beim Wieder- 
beginn der Hg-Behandlung unempfindlich gegen Quecksilber sind, 
Es sind sogar sehr eigentümliche Fälle beobachtet worden, wo 
diese Überempfindlichkeit sich nur auf die Hautpartien bezog, 
über welche die erste Quecksilberdermatitis ausgebreitet war, und 
in denen erst an deren Rande eine neue Hg-Dermatitis begann. 
Aber meistens ist der Quecksilberüberempfindliche dauernd gegen 
jede Hg-Berührung empfindlich. Die schweren universellen Queck- 
silberdermatitiden sind sehr gefährlich, sie können — meist infolge 
septischer Komplikation — zum Tode führen. Sie brauchen nicht 
ganz im Anfang der Kur aufzutreten, ja sie kommen manchmal 
erst nach 10—30 Einreibungen oder Einspritzungen zustande, Se 
kommen entweder plötzlich oder in langsamer Steigerung emer 
kleinen, vielleicht nicht für beachtenswert gehaltenen lokalen 


Quecksilberreizung hervor zu irgendeinem beliebigen Zeitpunkt 
der Kur, öfter sogar an deren Ende. 


* 


Das Salvarsan wirkt meistens erst nach mehrfacher Bin- 
führung: mit unliebsamen Nebenerscheinungen, die aber dann un 
so schwerer und zum Teil lebensgefährlich sind. Sie werden il 
einem besonderen Abschnitt besprochen werden. Hier sei nur el 
wähnt, daß die gewöhnlichen Vergiftungserscheinungen, die den 
Vergiftungen mit arseniger Säure gleich sind, beim Salvarsan selten 
vorkommen. Enteritis, Nierenreizung, Polyneuritis kommen kaum yot 
allgemeine Dermatitis ist nicht ganz selten, durch ihren masernähl- 
lichen Anfang erkennbar und oft von schwerem, wenn auch, ebeni 
wie bei der Hg-Dermatitis, nur bei Komplikation mit Sepsis tödlichen 
Ablauf. Die Gefahr des Salvarsans liegt in einem ganz anderen Gebiete 
als dem der einfachen Giftwirkung. Wer diese Eigentümliehkeiel 
unserer sogenannten Antisyphilitica kennt, wird sie in jedem a 
Behandlung kommenden Falle vorsichtig tastend und semer G 
antwortlichkeit bewußt verwenden. Als Regel muß gelten, Br 
kleinen Dosen zu beginnen und die individuelle 
sistenz festzustellen. Nie kann vor dem gemachten Versuch 
urteilt werden, ob der Kranke zur großen Mehrzahl der Reakug 
losen gehört, denen man alles zumuten kann, oder ob er fi 
Überempfindlicher ist, bei dem die größte Vorsicht angeblann, 
ist, Deshalb muß von vornherein in jedem Falle an die I p 
Möglichkeit gedacht werden. Die Quecksilberkur beginnt mit E 
licher Einreibung einer kleinen Menge von Unguentum Ur 
(3 g) unter Kontrolle des Urins (Biweißuntersuchung), des Ne 
(auf Stomatitis) und der Haut (auf Dermatitis) oder mit nr Sb 
Einspritzung eines löslichen Quecksilbersalzes (0,005 bis 0,01 en 
limat oder Hg-Cyanat oder einer anderen gebräuchlichen 1018 
Hg-Salzlösung). Der Beginn der Kur zeigt, welcher 4 ra 
Kranke ist. Meistens wird die Medikation ohne alle Stor M 
ertragen. Aber es kommt — als häufiges Ereignis — Vo der 
der Eingeriebene alsbald eine entzündliche Hautrotung, von 


5 rt Cine 
mit Quecksilbersalbe bedeckten Stelle ausgehend, zeigt, 


_ nach der Beendigung den Rückfall je nach der Stärke des Präparats 


‚tastend empirisch gemacht. 


a i E A 2 


14. September. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 87. = > o 
wirklich große Erfolge gehabt hàt, um so mehr, je öfter ich gesehen 


nach wenigen Stunden an Leibschmerzen, Durchfall mit blutigem. | habe, daß gerade solche Fälle es sind, in denen Reinfektionen nach | 
vielen Jahren eingetreten sind: ein Zeichen, welches als Beweis 


Stomatitis, eine Eiweißausscheidung im Urin; daß der Eingespritzte 
nac 
Stuhl, Eiweißurin und Mundentzündung. erkrankt. Dann heißt es, 
sofort die Kur zu unterbrechen, bis alle Reizerscheinungen vorüber 
sind, und erst nach achttägiger Pause nochmals einen Versuch, 
wenn nötig mit Wechsel der Methode, zu wagen. Nur selten ist 
die Überemipfindlichkeit von einer solchen Art, daß sie sich wieder- 
holt, noch seltener, daß sie sich bei allen Anwendungsarten des 
Quecksilbers zeigt. Ist‘dies der Fall, dann muß diese Behandlungs- 
- weise aufgegeben werden. Geschehen muß aber etwas, denn in 
solchen Fällen ereignet es sich, da alle physikalisch-diätetischen 
Behandlungsmethoden, mit Wasser, Hunger, Schwitzen mit oder 
ohne Medikamente, zu nichts führen, daß die schwere Anämie, 
die schweren tertiären Zerstörungen der unbehandelten ‚Syphilis 
hilflos mit angesehen werden müßten. 
> - In diesem Fall steht uns das Salvarsan zur Verfügung. 
Auch dieses muß aber mit kleinsten Gaben für den Anfang ge- 
geben werden. Das Salvarsan besitzt für die Syphilisbehandlung 
eine viel stärkere Reizwirkung als alle anderen Mittel. Auf eine ganz 
kleine erste Dosis (Dosis I) reagiert, der frisch Sekundärsyphilitische - 
sehr oft mit hohem Fieber bis 40°. Beginnt man mit Dosis !/, 
(= 0,075 Neosalvarsan), so wird die Fiebersteigerung meistens 
geringer oder ganz vermieden, durch noch 'einmal Dosis !/, nach 
einer halben Woche, Dosis I nach einer Woche, Dosis I nach ein- 


'undeinhalb Wochen gelingt es meistens, ‘die Fiebersteigerung | mals in Publikationen -und nicht veröffentlichten Gutachten aus- ` 


zu verhüten, sodaß dann weiterhin ungenierter gestiegen werden 
kann. Dies ist also ganz dieselbe Art, wie wir im Primäraffekt- 
stadium zu handeln rieten, nur daß es hier nicht so wichtig ist, 
schnell die ausreichend hohe Salvarsanmenge einzuverleiben. , 
Kupierung der Krankheit durch massive Dosen kommt nicht in Be- 
tracht. Allmähliche Abheilung der Erscheinungen ohne Schädigung 
ist weit wichtiger. Deshalb können wir hier viel bedächtiger 
vorgehen. | 


] ! 

„Für gewöhnlich wird man mit solchen Schwierigkeiten nicht zu 
kämpfen haben. Die Hg-Kur verläuft meistens ohne Störung. Sie be- 
steht bei Einreibungen in 30 oder mehr Tagesgaben von 3,0 bis 4,0 bis 
5,0g Unguentum cinereum (Hg-Resorbin, Hg-Vasenol, Hg-Vasogen) in - 
Touren von vier bis sechs Einreibungen mit je einem zwischenge- 
 Schalteten Ruhetag und Bad; bei Einspritzungen in 30täglichenSpritzen 
1°/, löslicher Salze (Sublimat, Cyanat usw.) zu 1 cem = 0,01 g bis 
2 com =.0,02 g oder sogenannter unlöslicher Salze (Hg-Salieyl, besser 
Hg-Thymolacetat, am besten Kalomel: aber sehr schmerzhaft) von 
0,02g bis 0,05 g täglich bis alle zwei Tage, 0,1 g alle vier Tage 8 bis 12 
Spritzen, Oleum cinereum (nur anwendbar in der Form des 40°/,igen 
Mereinols oder. des schwedischen Amalgampräparats Merecuriolöl) zu 
0,2 bis 0,8ccm = 0,08 bis 0,12 Hg alle Woche einmal, sechs Spritzen. 
Diè Kur soll nicht länger dauern als 6 Wochen, sonst ist sie ver- 
zeitelt. Jede dieser Kuren hat die Wirkung, die sichtbaren Er- 
scheinungen in 10 bis 14 Tagen zum Verschwinden zu bringen, 


auf sechs Wochen (Sublimat und Hg-Salicyl) bis drei Monate (Hg- 
Thymolacetat und Kalomel) oder noch länger (bei guter Wirkung 
durch Oleum cinereum) zurückzuhalten. Manchmal ist die vorher 
positive Wassermannsche Reaktion am Ende der Kur negativ. Viel- 
Tach ist sie es ‚aber noch nicht, oder sie ist es nur für kurze Zeit, 
und auch die körperliche Erscheinung der Syphilis, Plaques auf 
der Mundschleimhaut, Papeln am Genitale und am After, Haut- 
exantheme kommen 6 bis 12 Wochen nach der Kur wieder hervor. 
Nach der ersten Hg-Kur ist in dieser Zeit von 1:/, bis 3 Monaten 
der klinische Rückfall die Regel, in den Fällen meiner eigenen 
Beobachtung etwa in 90%. Seltener. ist ein Rückfall‘ nach der 
Zweiten Kur, noch seltener nach weiteren Wiederholungen, welche 
dann in dem wirklichen Sinne der chronisch intermittierenden Be- 
handlung durchgeführt werden. Die Behandlung in ihrer reinen 
Form soll nämlich, im Gegensatz zur symptomatischen Behand- 
lung, die 'Krankheitsstoffe bereits treffen, ehe sie zu einem durch 
‘yphilitische Symptome erkennbaren Rückfall geführt haben. Das 
wurde früher, vor der Kenntnis der Wassermannschen Reaktion, 
Daher stammen die schematischen 
Angaben, daß im Anfang der Syphilis ein Jahr lang alle drei 
Onate, später seltener behandelt werden soll, also etwa im ersten 
ahre je eine Kur im ersten, im fünften, im neunten Monat, im 
zweiten Jahre im 13, und 19. Monat, im dritten Jahre im 25. und 
S . Monat, und am Ende der vier Jahre noch einmal, und daß die 
YPhilisbehandlung die beste sei, wo sie so gelingt, daß nie wieder 
ĉin äußeres Zeichen der Krankheit hervorkommt. Ich bin nach 
meinen Erfahrungen der Überzeugung, daß diese Behandlungsart 


der restlosen Ausheilung der ersten Erkrankung angesehen wird. 
Die symptomlose chronisch-intermittierende Hg-Behändlung gelingt 
Oft freilich deckt sich die chronisch-intermittierend beabsichtigte 
Quecksilberbehandlung mit der symptomatischen, da eben vor dem 
Termin des Schemas Rückfälle der Krankheit eine Wiederholung 
der Kur notwendig machen. Das ist besonders der Fall, wenn es 
nur gelingt, die leichteren Hg-Präparate anzuwenden. Dies alles 
ist leichter geworden, aber auch aus seiner schematischen-Einfach- 
heit verschoben, seit die Möglichkeit besteht, am Blutbefund fest- 
zustellen, ob die Krankheit wirklich: latent und ganz symptomlos 


. [ ist, oder ob der positive Wassermannbefund noch vorhanden ist, 


den wir als sicheres Symptom noch vorhandener Syphilis ansehen 
müssen. Die Kuren werden nunmehr länger und kräftiger wirksam 
‚sein müssen, dafür eventuell seltener. Es besteht kein Zweifel, 
daß es gelingt, mit sorgfältiger Quecksilberbehandlung allein die 
Syphilis zu heilen. Ebenso sicher ist es aber, daß die Hinzu- 
fügung des Salvarsans zur Quecksilberbehandlung es uns: ganz 
bedeutend erleichtert, dieses Ziel zu erreichen. Ich für meinen 
Teil bin der Überzeugung, daß dies.mit Salvarsan allein leichter 
. geht, als mit Quecksilber allein. Ich habe diese Überzeugung mehr- 


gesprochen, und bin daher in die Liste derjenigen aufgenommen 
worden, welche für die 'reine Salvarsanbehandlung der Syphilis. 
eintreten. So sehr ich das Salvarsan auch in den Vordergrund auf 


Grund meiner praktischen Erfahrungen zu stellen geneigt bin, ist 
‚diese Ausdeutung meiner Anschauungen doch nicht richtig. Meiner 


Erfahrung nach verläuft die Syphilis zu verschieden, als daß es 
möglich wäre, ein so einseitiges Dogma zu vertreten. Die Syphilis 
betrachte ich als eine Bürde, die der Mensch neben seinem sonstigen 
Leben tragen muß, als eine Zugabe, die ihm anhaftet und die man. 
allmählich ihm abnehmen muß, immer kräftiger an ihr zerrend, 


+80 stark wie die Körperkräfte es erlauben, sie von ihm abzureißen, ` 


bis zum Schluß nur der Mensch — syphilisfrei — wieder allein 
und gesund für sich steht. Mit Quecksilberbehandlung allein gelingt 
es oft, aber immer schwer und mit großen Mühen. Mit Salvarsan- 


behandlung gelingt es -oft leichter, aber die Haftung der alles 
infiltrierenden, festgesaugten Krankheit ist so vieltausendfach, hier 
leichter durch das eine Mittel, hier durch das andere lösbar, daß 
es falsch wäre, theoretischer Gründe halber sich nur für das eine 
allein zu entscheiden. Bei Einhaltung möglichst starker Behand- 
lung darf doch die Behandlung nie schematisch sein. Mal hier, 
mal dort muß eingesetzt werden, kein Vorteil. darf außer acht 
gelassen werden, nie darf der Glaube aufkommen, nun sei bereits 
genug geschehen, bis immer wiederholte Untersuchung von jahre- 
langer Dauer ergibt, daß alles gut sei. Das Mißtrauen in die 
Stärke der ausgeübten Therapie kann nicht groß genug sein, der 
Heilkraft der Natur nicht wenig genug vertraut werden. Deshalb 
bin ich für die Behandlung der Syphilis, die nicht mehr im Stadium 
des frühen wassermannnegativen Primäraffektes zur Behandlung ` 
gelangte, der Ansicht, daß wir beide, miteinander sich gut ver- 
tragende Mittel anwenden sollen. | 
je später die Syphilis zur. Behandlung kommt. 
Bewußtseins, daß bei der Syphilisbehandlung möglichst wenig . 
schematisch vorgegangen werden darf, muß doch eine gewisse 
Regel aufgestellt werden, nach welcher der Arzt sich richten soll, 
der keine eigene große Erfahrung des Syphilisverlaufs gewinnen 
kann und dessen Material einschlägiger Fälle zu klein ist. Wir 
müssen hier verschiedene Menschenklassen unterscheiden: 1. Männer 
i der Jugend und im kräftigen Alter, 2. Frauen, 3. ältere Leute, 
verschiedener Stärke sein. 


Um so mehr ist dies der Fall, 
Trotz des klaren \' 


Kinder. Für alle diese Kategorien muß die Behandlung von 


Die häufigste dieser Klassen ist die erste, die kräftigen jungen 


Männer. Ein kräftiger Mann verträgt die stärkste Kur und sie 
muß ihm, da die Behandlung det Syphilis nie kräftig genug sein 

kann, auch zugemutet werden. Die jetzt übliche Behandlung (erste 
Kur), wie man sie in der Praxis am häufigsten antrifft, gestaltet 

. sich meist folgendermaßen: Es wird eine Schmierkur mit Unguentum 

cinereum 3,0 bis 4,0 bis 5,0 g gemacht, oder eine Spritzkur mit 

folgender Anordnung, wobei das Salvarsan bei beiden Kuren an 

‚dieselbe Stelle kommt. | Br 


1. Tag 1. unlösliche Injektion 0,05 (Hg-Salicylicum) 
3. „ 2. 1,0 g derselben Emulsion = 0,1 ` | 
ö&, „ Neosalv. dos, III | 


919 


um so sicherer, je stärkere Hg-Kuren verwendet werden können. . 


920 


8. Tag 3. Hg-Spritze 1,0 
ii. „ 4. Hg-Spritze 1,0 
14. „ Neosalv. dos. III _ 
17. „ 5. Hg-Spritze 1,0 
20. „ 6. Hg-Spritze 1,0 


23. „  Neosalv. dos. III 
26. „ 7. Hg-Spritze 1,0 
29. „ 8. Hg-Spritze 1,0. 


Diese Kur kann nicht’ als besonders stark gelten; weder was 
das Quecksilberpräparat, noch was den Salvarsangehalt betrifft. 


Außerdem ist sie durch die Anwendungsform. des Salvarsans ge- 
fährlich. 


Was das Quecksilber betrifft, so ist Hg-Salieylicum zwar das 
wenigst durch Schmerzen belästigende und deshalb gebräuchlichste, 
aber es ist auch das schwächste aller sogenannten ungelösten 
Hg-Salze. Es macht die meisten Nebenerscheinungen, die nicht 
dem Hg-Gehalt, sondern der Zusammensetzung des Salzes zuzu- 
schreiben sind: Fiebersteigerung, namentlich nach der ersten Spritze; 
Magendarmstörungen in Form allgemeinen Unwohlseins (nicht als 
Durchfall, wie er bei der akuten Hg-Intoxikation gewöhnlich ist) — 
hierzu kommen Reizwirkungen auf die syphilitischen Eruptionen 
(Herxheimersche Reaktion), die auf seinen rapiden Durchgang 
durch den Körper zu beziehen sind. — Es wirkt am wenigsten 
lange vor Rezidiven behütend. Aber es ist, wie gesagt, das schmerz- 
loseste und in der Praxis beliebteste. Viel besser wirken Hg- 
Thymolacetat und Kalomel. Ihre Ausscheidung geht langsam vor 
‚sich, die schlagartige Reizwirkung des Hg-Salicylicums fehlt bei 
ihnen. Aber sie sind recht schmerzhaft, das Kalomel ganz be- 
sonders, und selten gelingt es, eine Kalomelkur mit acht-bis zehn 
0,1-Gaben ohne Unterbrechung durchzuführen. Seiner geringen 
Schmerzhaftigkeitwegen wird diesen Mitteln dasO]. cinereum (Mercinol, 
Mercuriolöl) vorgezogen, es wirkt auch therapeutisch außerordent- 
lich stark. Trotz dieses Vorzugs ist es kein Mittel für den all- 
‚gemeinen Gebrauch, denn die Hg-Intoxikationen sind bei ihm sehr 
häufig. Schwere monatelang dauernde Stomatitiden können noch 
Wochen nach dem Ende der Kur auftreten, schwere Enteritis und 
blutige Kolitis kommen vor, die den Kranken mindestens sehr 
schwächen, wenn nicht geradezu sein Leben gefährden. Trotz 
dieser Nachteile würde ich, wenn Quecksilber verwendet werden 


muß, doch zum Gebrauch dieser stark wirkenden Mittel lieber als 
zu denen des Salieyl-Hg raten. 


Was das Salvarsan betrifft, so glaube ich nach meinen 
Erfahrungen nicht zu viel zu sagen, wenn ich behaupte, daß drei 
massive Dosen, wie oben angeführt, für gefährlich zu halten sind. 
Das Salvarsan wird meistens in der Form des Neosalvarsans an- 
gewandt, das eine bequeme Handhabung (einfache Auflösung in 
frischabgekochtem Wasser, Gesamtmenge 2—10 ccm) gestattet. 
Die Manipulation mit dem Salvarsannatrium ist fast ebenso bequem, 
nur muß die angewandte Wassermenge doch besser 10—30 cem 
betragen; das alte Salvarsan ist durch seine Schwerlöslichkeit, die 
Notwendigkeit der Neutralisierung mit Natronlauge und die Not- 
wendigkeit, etwa 10 ccm auf 0,1 zu verwenden, schwerer zu hand- 
haben. Ob das Silbersalvarsan, das am besten in 50 cem Wasser 


aufgelöst wird, das Neosalvarsan verdrängen wird, ist noch nicht 
festzustellen. 


noch die üblichste Anwendungsform. 


Weiterhin erscheint mir die Kombination des Salvarsans 
gerade mit dem Hg-Salieylicum nicht besonders glücklich aus 
folgendem Grunde: Sowohl das Salieylquecksilber als auch das 
Salvarsan besitzen die Rigentümlichkeit der schlagartigen Wirkung, 
das heißt der Reizwirkung (Schwellungswirkung) auf die syphili- 
tischen Produkte neben ihrer Heilungswirkung. Diese Kombination 
zweier reizenden Substanzen erhöht die Gefahren, die in dieser 
Reizwirkung, namentlich im Anfang einer antisyphilitischen Kur 
liegen. Wir bezeichnen sie als Herxheimersche Reaktion. Die 
Reizwirkung liegt im Anfang der Kur, weil da noch am meisten 
reaktionsfähige Stoffe schwellungsbereit vorhanden sind. Späterhin 
hat sie kaum mehr eine Bedeutung. So unwichtig sie für die Haut- 
erscheinungen der Syphilis ist, so gefährlich ist sie beim Sitz 
syphilitischer Reaktion in inneren Organen wie Leber, Nervensystem, 
Herz. Im weiteren Verlauf der Kur, wenn die syphilitischen 
Gewebsveränderungen abgeklungen sind, kommen die Reizerschei- 
nungen nicht mehr in Betracht. Im Anfang der Kur sind sie von 
der allergrößten Bedeutung und können zu schweren Schädigungen 
führen. Viel geeigneter ist deshalb die Kombination des Salvarsans 
mit den weniger allgemeinreizenden Quecksilberdarreichungen, der 
Schmierkur, der Thymolacetat- und Kalomelkur oder den löslichen 


{919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 
2 


Zurzeit ist die frisch hergestellte Neosalvarsanlösung 


z Tr jr 
t ve a 
m ER S 
` x ` P 


E i 
H E AES T 
14. September 


Injektionen. Unter dieser Anschauung würde sich die Behandlung 


‚dann folgendermaßen gestalten: 


1. Schmierkur, fünf Einreibungen zu 3,0. Hg cinereum (Hg 


Resorbin, Hg-Vasenol), Bad am sechsten Tage, fünf Einreibungen ° 


zu 4,0 Hg. cinereum, Bad, fünf Einreibungen von eventuell 5,0 Hg. 
cinereum, falls keine Störungen (Stomatitis, Enteritis, Albuminurie) 
eintreten, sonst nùr 4,0 oder weniger, wenn nicht etwa gar eine 
Unterbrechung der Kur nötig ist, und weiterhin noch 15 Einreibungen 
zu 5 mit 4,0 oder 5,0 Hg. cinereum. Gesamtdauer demnach 36 Tage 
(6 + 5 Einreibungen + 6 Badetage). In diesen 36 "Tagen erfolgen 
am vierten, siebenten, zehnten usw. Tage Neosalvarsaninjektionen’ 
von Dosis I, Dosis I, Dosis II, Dosis II, Dosis II und so fort Dosis Ill 
oder auf Dosis IV und V steigend, falls keine Störungen irgend- 
welcher Art auftreten, also insgesamt zwölf Salvarsanspritzen mit 
der Gesamtdosis von mindestens 30 Dosierungen Neosalyarsan 
entsprechend 3,0 Salvarsan. Se | | 

2, Täglich eine lösliche Injektion von je 1 com Sublimat, 
1% Hg eyanat. + 0,3°/, Acoin, Injectio Hirsch (Hg. oxycyanat. mit 
Acoin) oder alle drei Tage von Embarin, Arsenohyrgol und ahn- 
lichen Präparaten 30 Tage laug, dazwischen jeden dritten Tag 


eine Neosalvarsaneinspritzung in der bei der Schmierkur an- 
geführten Dosierung und Steigerung, | | 


3. Zweimal wöchentlich je eine Injektion von I ccm Hg. 
thymolacet. oder Kalomel 10°/, in Ol. Olivarum oder Ol, Amygdal. 
dule., im ganzen acht bis zehn, dazwischen jeden dritten Tag die 
obengenannte Salvarsanserie, aber so eingestellt, daß an jedem 
Tag einer von beiden Eingriffen ausgeführt wird, nur bei besonders 
hoher Erträglichkeit .kann wohl auch Neosalvarsan- und Queck- 
silbereinspritzung an einem und demselben Tag erfolgen. 


4. Wöchentlich einmal je eine Einspritzung von Ol 
cinereum (Mercinol 40°, oder Mercuriolöl) 0,25 g — 0,1 Hg, im 
ganzen sechs, dann wieder die genannte Salvarsanserie, die hier, 
da die Kur länger dauert, auch mit etwas längeren Zwischen- 
räumen gegeben werden kann. Während all dieser Behandlung 
(mit Ausnahme der -unlöslichen Queksilberemulsionen) wird am 
besten noch Jodkali oder eins seiner modernen Ersatzmittel ge- 
geben, deren stärkste Jodostarin und Alival, deren mildeste a- 
jodin, Jodglidine, Lipojidin und Jodfortan sind. Meistens wird 
nach diesen Kuren die positive Wassermannsche Reaktion erloschen 
sein. Sollte dies nicht der Fall sein, so müßte eine Reihe von 
Salvarsangaben in halbwöchigen Pausen zugegeben werden. 


Die hier aufgeführte Syphilisbehandlung stellt wohl die 
stärkste Methode medikamentöser Syphilisbehandlung dar. Sie 
lückenlos zu erreichen, dürfte das Ziel unserer Wünsche sein, und 
ihm müssen wir uns möglichst anzunähern versuchen. Nach 
Beendigung der Kur erfolet allmonatlich Kontrolle der Wasser- 
mannschen Reaktion, diese bleibt meistens fünf bis sechs Monate 
negativ, worauf die Kur, wenn es angeht, in derselben Stärke zu 
wiederholen wäre. Oft genügen zwei, manchmal aber erst vier 


bis fünf von diesen Kursen, um. eine dauernd negative Wasser 
mannsche Reaktion zu erzielen. 


Wird das Quecksilber nicht anstandslos ertragen, so geil 
die Behandlung. von selbst mehr auf die Salvarsanreihe hinüber. 
Dies geschieht sehr häufig. Es ist auch eine Gesamtdosis von 
2—4—5 g Salvarsan allein für sich oft ausreichend, das gë 
wünschte Ziel zu erreichen. | 

Der Grund, Quecksilber, Salvarsan und Jod zu gleicher Zeit 
anzuwenden, trotzdem Quecksilber allein und Salvarsan allein 
ebenfalls Verschwinden aller Erscheinungen und negative Blut- 
reaktion erreichen lassen, ist einerseits die praktische Erfahrung 
und die Festhaltung am erprobten Alten, andererseits die Theorie. 
Letztere beruht darin, daß wir wissen, daß Quecksilber und sal 
varsan die Vernichtung des syphilitischen Virus auf verschiedene 
Weise bewirken und daß es auch gewisse Lokalisationen des Vinis 
(namentlich in inneren Organen, Gehirn, Leber) gibt, auf yau 
das Jod schneller und besser wirkt als die beiden anderen Mittel 
Beim Salvarsan scheint die Heilwirkung zum größten Teil m der 
Abtötung der Syphilisspirochäten zu liegen, beim Quecksilber 7 
diese direkte antiseptische Wirkung nur in viel geringerem M 
denkbar, es greift hauptsächlich in einer anderen, aber DIS der 
noch nicht sichergestellten Form ein. Der Angriftspunkt ba hl 
Mittel sowie des Jods ist vermutlich verschieden. Es warg an 
möglich, daß beim Vorgehen mit nur einem einzigen Medikanl“ n 
eine Seite der Syphilisgiftwirkung oder einzelne stellen, N ich 
Erkrankung festsitzt, unbeeinflußt blieben und trotz der Unmo& ar 
keit, die Virushaftung nachzuweisen, die Spirochäten doch we 


Digitized by Google = 


Jun» è 
"S t T 


. S 7 Ae ; 7 ? a 
è j T 
2 g R ` s f... 


1 


% 


IL Set: 


raran 


5 ` 
E 


Aus dem Reservelazarett Heilstätte Bischofsgrün ` 
(Leitender Arzt: Dr. H. Brandes). 

Beitrag zur Behandlung der Tuberkulose mit dem 

Friedmannschen "Mittel. 


: wirkten, Da wir Schaden durch die Kombination nicht anrichten, 
de kak. soll sie möglichst in jedem Fall benutzt werden. = | 

Nun ist die Kur in den oben ausführlich geschilderten 
1: B stärksten Formen. aber fast nur für den Fall des kräftigen jungen 


nf Enee Mannes ausführbar. 2 Ä 


vennii: Für Frauen habe ich mich nie von der generellen Anwen- 5 

NE dungsmöglichkeit der ungelösten Hg-Salze oder des Mereinols | i Von u 

mm: überzeugen können. Viele Frauen ertragen zwar eine oder auch Dr. Fritz Biermann 

lime zwei Kuren mit diesen Mitteln ganz gut, und man wird namentlich (jetzt Assistenzarzt am Stadtkrankenhause Dresden-Friedrichstadt). 
en} | nicht zögern, bei besonderer Bösartigkeit oder Hartnäckigkeit der | : u ae BERN: 

Tier Eruptionen von den stärksten Anwendungsformen Gebrauch zu $ nn en nn die an en er 
inie E a E n a ann aaie Teberkulosemitiel In dea Jahren 1912/14 und. dureh 
wa g ich en re 2. = re kan die schönen klinischen Erfolge, welche durch Goepel (Leipzig) 
ME ur zu ihrer Veruns ent- En Fe e aure o€ Zl 
a schlossen habe. Nach Jahren, wenn die jugendliche Fülle nach- nn nun ich an nen a 

J MS „läßt, treffen wir bei Frauen, die mehrere Spritzkuren durchgemacht kaita Oele a. „(aas B e u ee re Se = 

p haben, nicht selten unter dem schlaff gewordenen Fettpolster des Soldate ei en ert, laza I 7 san mi i Pai 5 a oa e E | 
ms. PoR in höckerige Er nn an Ti 2 Ta goho Privatklinik Aanerer va bekommen Es handelte Pich 
gem! che Erinnerun e mit den u r. Jugend ver-. | Ä e | D- 
nei "bunden a Loi den und derei Bokan älung darstellen: um Erfolge bei. chirurgischer und Lungentuberkulose, die fast 
N N 


ni! Injektionen in vielen Fällen leichter anwendbar. Natürlich ist es 
. mögfich, den Kranken zur Übernahme auch der unangenehmsten 
Kuren zu bewegen. Immer aber sehe ich, daß es schwer ist, die 


Sehr wertvoll für die Beurteilung des Mittels sind natürlich die 
Mitteilungen über Fälle, die kereits vor einem und mehreren 


I i > Kranken zur Durchführung einer ordentlichen ausreichend langen Jahren | behandelt worden sind. Br PR | : 
jmt. Quecksilberkur anzuhalten, wenn sie erst einmal die Behandlung Es sei verwiesen auf anerkennende Veröffentlichungen von 
Me mit Salvarsan kennen gelernt haben, und sehe, daß die Kranken Goepel (1), Koelliker (2), Kühne (8), Thun (4), Palmie (5), 
ie mehr und mehr auf die Anwendung der reinen Salvarsanbehand- | ,?P® (©, Deuel (7), -Immelmann (8, Charlemont (9), 
d ~ lung hindrängen. Man kann zwar auch von dieser mit geringer . Er ae A = "8) - g2), ki ee > de 
an Di = ° a / aa x Sr n ili orn ; ön- 
en un en und das geschieht in ausreichendem Maße n | niger (17), Bock (18), auf die Übersichtsberichte der Zeitschrift für 
g  . Bupe osester Weise, zum Teil durch Arzte 1n den Tageszeitungen, Tuberkulose 1914/15 (19), die ungünstigen Mitteilungen von Brau er (20), 
ink 7 ‘ die ihr Alter und ihre praktische Erfahrung in die Wagschale | Bandelier-Roepke (21), Strauch und Bingel (22), Wind- 
geld werfen. Wenn man nicht vorsichtig vorgeht, sind die Neben- | rath (28), den Artikel zur Abwehr in Sachen des Friedmann- 
= ` erscheinungen der Salvarsananwendung wirklich nicht selten sehr | ‚schen Tuberkuloseheilmittels von. Kirchner (4). - en Y B 
wm stark. Beim langsamen Ansteigen, Zurückgehen mit der Dosis bei | _ Da durch die mit dem Kriege und Ententefrieden ver- 
a © der geringsten Nebenwirkung und häufiger Wiederholung kleiner | knüpften gesundheitlichen Schädigungen die Tuberkulose stark. 
wt- Mengen kommt kaum eine nennenswerte Schädigung vor. Wirk- | zugenommen hat, beziehungsweise weiter zunehmen wird, ist: es 


zwingende Notwendigkeit, alle neuen Erfahrungen in der Tuber- 
kulosebekämpfung möglichst bald zu veröffentlichen, um ein Ur- 
teil über den Wert oder Unwert einer Heilmethode zu’ gewinnen. 
a Meine Beobachtungen, die dadurch, daß die Patienten vom’ 
Militärdienst in ihre einzelnen Heimatstaaten entlassen wurden, ab- ` 
geschlossen beziehungsweise unterbrochen sind, erstrecken sich auf 
.87 Fälle. Die Patienten wurden vor sieben bis zehn Monaten be- 
handelt und in der Mehrzahl drei bis vier Monate in der Heilstätte, in 
Einzelfällen ambulant beobachtet. Durch kürzliche. Einberufung war 
Gelegenheit, 14 Fälle sechs bis zehn Monate nach der Impfung selbst, 


pss liches Aufblühen blutarmer und magerer Frauen habe ich dagegen , 
15? namentlich nach dem Neosalvarsan so oft gesehen, daß ich — falls 

jez beim Salvarsan überhaupt von einer reinen Arsenikwirkung ge- . 
0” > sprochen werden kann (was ich bezweifle) — vielmehr diese 
an körperliche Erholung als Arsenwirkung ansehen würde, als die oft 
nee als Arsenvergiftungen geschilderten Nebenwirkungen, die, 
‚ae Zum größten Teil ganz anders zu deuten. sind. 

Img} Was die Behandlung älterer Leute betrifft, so ist es bekannt, 
pE’ daß die Syphilis vom 40. Jahre an, und mit jedem Jahrzehnt er- 


s$ heblich steigend, die Behandlung schwerer macht, Hier setzt bei | nachzuuntersuchen, von zwölf Fällen -liegen die derzeitigen Befunde 
pkt frischen Infektionen die allgemeine Schwäche des Organismus und a G A ud ee a a i ne 
Ja di Dr on er übrigen Patienten habe ich bis jetzt nichts erfahren. Zur Beurteilung 
I Fee Möglichkeit jeden nn an 5 ea dieser letzten Fälle werden demnach nur die Beobachtungen in den 
gor - mahnt: T eh ne, en ` poe l pe Get. und | ersten zwei bis drei Monaten nach der Behandlung gewertet. N 
ar rzuguc e gleichzeitige ankung Ne Die Versuche mit dem Friedmannschen Mittel setzte 


ich zunächst nicht fort, da am hiesigen Krankenhause wegen der 
gehäuften Pockenfälle allgemeine Pockenimpfung eingeführt ist, 
und nach verschiedenen Publikationen in diesen Fällen. eine 
Friedmannsche Impfung bei Tuberkulose kontraindiziert sei. - 
Palmie (5) betont, daß zwischen vorausgegangener Pocken- 
impfung und der Behandlung nach Friedmann ein größerer 
Zeitraum von mindestens zwei Jahren verstreichen söll. Da’nach 
neuerer persönlicher Mitteilung Friedmanns eine vorherige 
Pockenimpfung kein Gegengrund gegen die Vornahme der Fried- 
mann schen Injektion ist, stellte ich neuerdings im Einverständnis 
mit Prof. Dr. Arnsperger und unter dessen Aufsicht weitere ä 
Untersuchungen an. > . , e ana a N 
In der Indikationsstellung zur Friedman n schen Therapie 
hielt ich mich im allgemeinen an die Leitlinien, wie siè von 
Friedmann und Goepel ausgearbeitet Sind. Um ein Urteil 
über die Reaktion der drei verschiedenen Stärken des Mittels zu 
gewinnen, wich ich von denselben insofern ab, als ich auch die 
Injektion mit Dosis „stark“ subcutan durchführte. Diese Fälle” 
waren es vornehmlich, die zur späterhin zu beschreibenden Absce- 
- dierung führten. Drei Fälle, die von. vornherein aussichtslos 
schienen, wurden entgegen der Friedmann schen Forderung 
solaminis causa behandelt, da die Patienten auf Grund von be- 
handelten Mitinsassen der Heilstätte geschilderter Besserung drin- 


gitt Nervensystems zu größter Vorsicht und zwingt, das Jod mehr in 
Benutzung zu nehmen, als es in der Jugend erforderlich ist, mit 
ne) kleinen Hg-Dosen vorzugehen, beim Salvarsan auf die allergeringsten 
i Reaktionserscheinungen zu achten und die Dosierung nur sehr all- 
er mählich zu steigern. Daß das Salvarsan auch hier ‚trotz größten 
g’ Leichtsinns völlig störungsfrei wirken kann, ist gar kein Grund, von 
“> der unsere ganzen Besprechungen durchziehenden Furcht vor der 
‚5 $Sroßen Dosis abzugehen. — | | pe 
S = Für die Behandlung der Kinder und speziell der frischen 
sg  ugenitalen Syphilis der Säuglinge wird das Salvarsan ganz all- 
hi ; gemein gelobt. Es kann in Milligrammdosen (0,002—0,015) intra- 
a venös (Schädelvenen) bei ausreichender Übung wohl verwendet 
" Werden, erfordert aber eine so -geschickte Technik, daß es für die | 
ni Verwendung in der allgemeinen Praxis kaum in Betracht kommt. 
po Dagegen ist es leicht, das Neosalvarsan in denselben Mengen intra- 
4 gi glutäal zu benufzen und es wird nach der Aussage aller Kenner 
y hier erstaunlich gut und mit glänzendsten Erfolgen ertragen. Eigene 
f Hahrung besitze ich in dieser Frage nicht. Injektionen bei Kindern 
H Wie bei Frauen kommen mir immer als Notbehelfe in schweren 
7 Fällen vor. Die interne Hg-Therapie hat mir so gute Erfolge ge- 
s bracht, daß ich von der Gabe der Protojoduretpulver: täglich 
) 0,002 + 1,5 Sacchar. lactis beginnend und bis 0,02 steigend, bisher. 


nicht abearansen hi | 
pf = gegangen bin. gend darum gebeten hatten. Diese drei Fälle wurden, nicht .als 
M nt | Versuche zu helfen aufgefaßt, ERSTER SEN un a 
14 | | 5 

Y - 

ng 


14. September. ` `° 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.8. u. 921 


922 


nl : 
m i nn nn e 


Die Impfungen wurden an der Vorderfläche eines Ober- 
schenkels handbreit oberhalb der Kniescheibe subcutan nach der 
Goepelschen Impftechnik durchgeführt. Zur intravenösen In- 
jektion habe ich mich in keinem Falle wegen der wiederholt be- 
schriebenen stürmischen Reaktionserscheinungen entschließen 
können, auch wenn ein Durchbruch des erweichten Impfherdes als 
sicher bevorgestanden hatte. Nach vorliegenden Veröfientlichungen 
ist man jetzt von der intravenösen Nachinjektion fast ganz abge- 
kommen (auch Friedmann), zumal sich trotz derselben sehr 
häufig eine Abscedierung nicht vermeiden ließ [Baum (25)]. 
Erwähnenswert ist des letzteren Mitteilung über die direkte Ein- 
führung des Mittels in den Krankheitsherd, z. B. mit einer Platin- 
öse durch einen Fistelgang bei offener chirurgischer Tuberkulose. 
Diese Methodik hat einigermaßen ihre Berechtigung, solange man 
in bezug auf Dosierung mit dem Autor, der es als gleichgültig 
bezeichnet, welche Menge von Kaltblütertuberkelbacillen einge- 
führt werden, übereinstimmt. Etwa erwünschte Berührungs- 
wirkung dürfte nicht anhaltend sein, da das Mittel zum großen 
Teil sicherlich bald von den Lymphbahnen in den Körper, mit 
Sekret durch die Fistel aus dem Körper getragen sein wird. Die 
mit Ausnahme von Baum allseitig anerkannte Wichtigkeit der 
dem einzelnen Krankheitsfalle anzupassenden Dosierung verbietet 
von vornherein diese ungenaue direkte Applikationsmethode. —- 
In fast allen von mir beobachteten Fällen war der Impiverlauf 
derart, daß im subeutanen Gewebe ein (mitunter zwei) erbsen- 
bis mandelkerngroßes derbes Infiltrat nach 2—3—5 mal 24 Stunden 
aufgetreten ist. Es finden sich darunter allerlei Zwischenformen. 
Rötung der Haut ist öfter sichtbar gewesen. Ein leiser, bren- 
nender Schmerz wurde bald nach der Impfung, ein zeitweises 
heißes, leicht juckendes Spannungsgefühl nach mehreren Wochen 
und Monaten öfter geäußert. In Einzelfällen ist nach Abheilen 
des abseedierten Impfdepots durch feine Narbenbildung im sub- 
cutanen Gewebe wieder eine derbe Infiltration aufgetreten. Auf 
Grund fortdauernder Heilwirkung auch nach erfolgter Abscedierung 
wird angenommen, daß nur so viel des Impfdepots durch den 
Körper eliminiert wird, als erforderlich ist, um drohenden ana- 
phylaktischen Erscheinungen vorzubeugen. Diesen Vorgang selbst 
schon als solche zu betrachten, ist nicht angezeigt, da niemals 
anaphylaktische Symptome, wie Fieber, Exanthem, Kollaps einher- | 
gegangen sind. Es sei hier vorgreifend betont, daß 
Heilvorgänge in einer Reihe von Fällen beobachtet 

wurden. Am überzeugendsten waren dieselben in den Fällen, 
bei denen an der Injektionsstelle zuerst eine etwa kirschkern- 
große Infiltration, die allmählich resorbiert wurde, entstanden war. 
Fälle, bei denen die Resorption gestört war, was sich in wieder- 
holtem -An- und Abschwellen, teilweiser Erweichung des Herdes, 
stärkerer Rötung, feiner Fistelbildung aus dem Injektionskanal 
und Abscedierung zeigte, schienen in ihrer Heilwirkung gestört, 
zumindest verlangsamt. Ob die Vorgänge am Impiherd wirklich 
prognostische Bedeutung, etwa im Sinne als Immunitätstiter, ge- 
winnen können, bleibt dahingestellt. In einem Falle, der durch 
starke Heilungstendenz bald nach der Impfung ausgezeichnet war, 
erweichte das Infiltrat und abscedierte. An der Impistelle, so- 
wohl in der Cutis als auch im subcutanen Gewebe war zunächst 
Gewebsnekrose in Einmarkstückgröße aufgetreten. In der Um- 
gebung wurde die Haut mit dem darunterliegenden Gewebe 
adhärent, blaurot und leicht unterminiert. Ausgesprochene Knöt- 
chen waren nicht feststellbar. Prießnitzumschläge, wie von 
Friedmann angegeben, und Salbenverbände vermochten den 
einschmelzenden und granulationsbildenden Prozeß nicht aufzu- 
halten. In der Annahme, daß es sich um pathogene Wirkung 
des Präparates handelte, wurde energische Höhensonnenbestrah- 
lung angeordnet mit dem Erfolge, daß rasch eine Vernarbung 
eintrat. Irgendwelche weitere Erscheinungen im Impfherd dieses 
Falles wurden bis jetzt nicht beobachtet. Eine Erkrankung re- 
eionärer Lymphdrüsen ist nie aufgetreten. Es sei hier an die 
Westenhöfersche Mitteilung (26) des mikroskopischen Be- 
fundes am Impfherde eines mit dem Friedmann schen Mittel 
geimpften und bald verstorbenen amerikanischen Arztes erinnert, 
bei dem zwischen den Muskelfasern zellreiches junges Narben- 
gewebe mit einer Anhäufung epitheloider Zellen und reichlich 
Lymphocyten, Langhanssche Riesenzellen und säurefeste Stäb- 
chen festgestellt werden konnten. Auch Bandelier (21) nimmt 
an, daß durch die Beobachtungen von Bischof, Schmitz 
und Fromme (27) die Pathogenität der Friedmannschen Schild- 
krötentuberkelbacillen für den Menschen bewiesen sei, Demgegen- 
über stehen die beachtenswerten Mitteilungen von Kruse (10), 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


‚daß auf Grund seiner Untersuchungen und umfangreicher Erfah- 
rungen Friedmanns nicht der geringste Grund zu der An- 
nahme vorliegt, das Friedmannsche Mittel könne bei Warm- 
blütern fortschreitende Tuberkulose erzeugen. Durch die Ehr- 
liehschen Versuche ist die Unschädlichkeit des Mittels für den 
Warmblüter bewiesen; die therapeutische Wirkung bei mit hu- 
manen 'Tuberkelbacillen geimpften Versuchstieren konnte jedoch 
durch diesen Forscher nicht festgestellt werden. | 
herige, noch gleichzeitige beziehungsweise spätere Injektion von 
Friedmannkultur konnte irgendeinen Einfluß in prophylaktischer 
oder therapeutischer Hinsicht auf den Verlauf der Tuberkulose- 
infektion ausüben [Gutachten Ehrlichs nach Kirchner (4) 
Die Unschädlichkeit für den Menschen ist nach Kruse dureh 
die tausendfache Erfahrung an schutzgeimpften Kindern bestätigt, 


tuberkulose konnte wiederholt ein Zurücktreten 
nungen festgestellt werden. 


Rückenschmerzen, Stechen in Brustbeingegend, Kopfschmerzen; 


Weder die vor- 


Ein strenges Abwägen der Leistungsfähigkeit des Fried- 


mannschen Mittels, der Emulsion avirulenter und atoxischer 
Schildkrötenbacillen, die dem Typus humanus homologe Antigene 
besitzen sollen, ist in den nun zu schildernden Fällen unmöglich, 
da weitere Heilfaktoren, wie systematische Freiluftkuren, Ruhe, 
Sonnen- und Höhensonnenbestrahlungen, in Einzelfällen angewandt 
wurden; die Ernährung kommt kaum als solcher in Betracht, da 
von einer Reichlichkeit nicht gesprochen werden kann. 


Die Behandlung mit dem Mittel wurde bei fünf Frühfällen, 


elf Fällen mäßig fortgeschrittener und elf Fällen aktiver forige- 
schrittener Lungentuberkulose, bei vier Fällen chirurgischer Tuber 
kulose kombiniert mit inaktiver Lungentuberkulose, einem Fall 
chirurgischer Tuberkulose und fortgeschrittener Lungentuberku- 
lose, vier Fällen rein chirurgischer Tuberkulose, einem Fall’von 
Lungen- und Bauchfelltuberkulose ausgeführt. Von der Wieder- 
gabe der Krankengeschichten muß ich des Raumes wegen ab- 
sehen. 


werden einzelne kurze Auszüge beigefügt. 


Zur Illustrierung meiner Beobachtungen und Epikrisen 
Bei Frühfällen und wenig fortgeschrittener aktiver Lungen 
toxischer Erschel- 
Rein subjektive Beschwerden, mie 
Schlaflosigkeit, wurden nicht mehr geäußert. 


Schwinden der 


Nachtschweiße scheint ein Frühsymptom der Heilwirkung zu sein 


Pleuritische Erscheinungen verschwenden mitunter auffallend 


rasch. Das Fieber wurde öfter günstig beeinflußt, ging mitunter 
rasch und dauernd zurück. i | 


Beispiele: 

H. H., Müller, 83 Jahre. Eltern früh gestorben, 15 
sund. Patient 1903 in Sanatoriumbehandlung wegen Bronchitis un 
Lungenspitzenerkrankung; geheilt. September 1915 ins Feld. März 
1916 auf Lungenbeobachtungsstation, Tuberkulinkur, Dezember 1910 
dienstfähig, September 1918 stärkerer Husten, Auswurf, Stechen Al 
rechter Brust- und Rückenseite; 4. November 1918 in Heilstätte mit 
folgenden Beschwerden: Atemnot, Mattigkeit, Stechen unter henen 
Schulterblättern, Nachtschweiße, Hüstelo und Auswurf. Appetit, Schla 
gut. Befund: Körpergröße 1,84 m, Gewicht (folgende Gewichtsangabti 
ohne Kleider) 74 kg. Leichte Seiten- und Tiefenverkrümmung der 
Wirbelsäule, Schultergürtel hervortretend, Halsdrüsenschwellung. Rechte 
Lungenspitze schallverkürzt, verschärftes Ausatmen, trockenes Knister 
rasseln. Linke Spitze vorn in Oberschlüsselbeingrube, hinten Hok 
erster bis dritter Brustwirbel stärker schallverkürzt, Darüber rauha 
Atmen mit verlängertem und verschärftem Ausatmen, vereinzelt tein: 


blasige Rasselgeräusche, übrige Lunge frei, Körperwärme subfebril 
Auswurf frei von Tuberkelbacillen. 


Röntgenogramm: Doppelseitige streifige Hilusspitzentrübung (linke 
Spitze mehr wie rechte) mit verbreiterten Hili. Mehrere knötchen: 
förmige Schattenflecke. geringe , 


7. November 1918 


Geschwister gê- 


0.2 cm 
ganz schwach subeutan. 14. November 1918 geringe Schmerzen an Impi: 


ember 1918 Körpergewicht 77 kg. 26. Januar 1019 
Auswurf, keine Nachtschweiße, Appetit, Schla fi: 
unverändert, überall Bläschenatmen, keine Nee 


kein Husten, kein 
Perkussionsbefund 
geräusche, 


Körpergewicht 81,5 kg. — 25. Juli sehr guter 

meinzustand, Temperaturen nie über 37,2°,; zuweilen etwas Au 
Voll arbeitsfähig als Müller, ie 
beiden Spitzen, rechts ober alb 1 


hts hinten oben 
rechts hi Tmpistelle E 


mit spärlich schleimigem Auswurf 
jektiver Befund: Hinten über be 
Schlüsselbeins en 
vereinzelt 


geringe Schallverkürzung; 
aktionslos, 


Knisterrasseln. Körpergewicht 80,0 kg. 


A 


Gaffky IV. Friedmann 0,8 ccm schwach subcutan. 


—— irn 


14. September. 


“ 


Luftwege. 


Auswurf, ab und zu Nachtschweiße, Mattigkeit. Objektiver Befund: 
` Körpergröße 1,84 m, Gewicht 72 kg. Brustkorb schmal, abgeflacht. 
Rechts vorn starke Schallverkürzung bis Schlüsselbein, rechts hinten 

-bis Gräte rauhes, im Exspirium verlängertes Atemgeräusch. Über 
. linkem Unterlappen Höhe achter bis elfter Brustwirbel Schallverkürzung, 
leicht abgeschwächtes Atmen, Knarren, pleuritisches Reiben, Puls be- 
schleunigt, labil, Auswurf frei. 

l Röntgenogramm: Lungenfelder frei mit Ausnahme geringer Ver- 
schleierung rechter Spitze. Verdichtete Hili. Hilusunterlappenbahn 
-verbreitert (links mehr denn rechts). Leichte Tropfherzform. Rechts 
alter Hilusspitzenherd ohne Aktivität. LinksHilus- 
drüsentuberkulose mit Rippenfellentzündung. 

Friedmann 0,5 cem schwach subeutan. 15. Januar 1919 gutes 
' Allgemeinbefinden, keinerlei Schmerzen, keine Nachtschweiße. Pleu- 
ritisches Reiben verschwunden. Übriger Lungenbefund gleichbleibend. 
25. Januar 1919: Patient ist beschwerdefrei. Über rechter Spitze gleich- 
:bleibender Befund. Schallverkürzung und abgeschwächtes Atmen links 
hinten unten nicht mehr feststellbar. An Impfstelle .eine markstück- 
große gerötete, nicht fluktierende Stelle. Körpergewicht 76 kg. Fe- 
bruar 1919 kein krankhafter Befund. Entlassen.: 21. Juli 1919 gutes 
Allgemeinbefinden, kein Husten, kein Auswurf, keine Nachtschweiße, 
fieberfrei, arbeitsfähig. Mit Ausnahme von geringer Schallverkürzung 
rechter Spitze hinten und in Höhe ersten Brustwirbels und an um- 
schriebener Stelle links vom Wirbelsäulenrand Höhe vierten Brust- 
‚wirbels bis inneren Schulterblattrand kein krankhafter Befund. Impf- 

„ Stelle reaktionslos. 

In einem Falle (Heredität positiv) noch nicht ausgehellter Hilus- 
drüsentuberkulose mit pleuritischen Erscheinungen 

(Befund der Inneren Universitätsklinik Straßburg) wurden dahier 
mehrere Wochen lang Schmerzen in Blinddarmgegend geäußert, die 
zuerst als Symptom tuberkulöser Lokalorganerkrankung gedeutet 
wurden. ‘Da eigentliche Verdauungsstörungen fehlten (Stuhlbefund ohne 
Befund), wurde schließlich angenommen, daß es sich um Fernleitung 
eines Entzündungsreizes auf sensible Fasern des Nervus vagus oder 
phrenicus (?) durch den Krankheitsherd am rechten Hilus oder der Pleura 
- handelte. | 
| Röntgenogramm: Verbreiterte Hili mit kleinen dichten Schatten- 
..leoken. und verbreiterte rechte Hilusunterlappenbahn. 12. September 1918 
Friedmann 0,5 ccm ganz schwach.‘ Vier Wochen später keinerlei 
‘ Beschwerden. Vor der Impfung reichlich Nachtschweiße, hernach nie- 
mals wieder. Gewichtszunahme 6 kg. Impfinfiltrat war sechs Monate lang 
feststellbar. 2. August 1919 kein krankhafter Befund. Patient fühlt 
sich völlig gesund, ist voll arbeitsfähig. Klinisch geheilt. 

In dem folgenden, näher zu beschreibeuden Falle standen 
neurasthenische und pleuritische Beschwerden, die wenige Wochen 
nach der Impfung völlig verschwanden, im Vordergrund. Dieser 
Fall ist als einziger dadurch ausgezeichnet, daß sich die Röntgen- 
lumineszenz der kranken Lungenpartie verbessert hat. 

J, M., Landwirt, 81 Jahre, Heredität positiv. 17. Lebensjahr 
Lungenentzündung. August 1914 ins Feld. August 1915 Lungen- 
entzündung. Februar 1918 Husten, Stechen im Rücken und auf der 
Brust. Ab 8. Mai 1918 Häöilstättenbehandlung. Stärkere Atemnot, 
ziemlich Husten, Auswurf, reichlich Nachtschweiße, Appetit schlecht, 
Schlaf unruhig. Objektiver Befund: Körpergröße 1,69 m, Gewicht 
62,6,kg, Atembewegungen mäßig, rechte Brustseite zurückbleibend. 
Über rechter Spitze vorn, hinten bis zur Gräte und unten Höhe neunten 
bis elften Brustwirbels Schallverkürzung. Über der Spitze: hauchendes 
Atem, vereinzelt Rasselgeräusche. Rechts hinten unten abgeschwächtes 
‘Atmen, sonst ohne Besonderheit. Auswurf eitrig, Tuberkelbacillen 

‚saffky IV. 25. Juli 1918 Körpergewicht 61,0 kg. 2. August 1918 
Appetit, ‚Schlaf gebessert, sonst gleiche Beschwerden. Über rechter 
„itze bis zweiter Rippe, hinten oben bis Gräte Dämpfung, darüber 
‚Aauchendes Atmen, feuchte Rasselgeräusche. 

Shi 8. Oktober 1918. Röntgenogramm: Rechts massiver Schatten der 
pitze bis oberen Rand dritter Rippe. Im übrigen Oberlappen ver- 

einzelt, zerstreute kleine Schattenflecke. Rechter Hilus streifig ver- 

ao tort: Reiche peribronchitische Strangzeichnung. Rechte Zwerch-. 

I Ikuppe nach oben konkav verzogen. Rechtsseitige Ober- 
sppentuberkulose infiltrativ-knotig-fibröser Mischform. Pleuri- 

tische Verwachsungen. | 

Klinisch gleichbleibender Befund. 


Auswurf Tuberkelbacillen 
19 12. Oktober 
nn erbsengroßes derbes Infiltrat. 18. Oktober 1918 vermehrtes Stechen 
ren Brustseite und am linken Rippenbogen. Über rechter Spitze 
eg Rasselgeräusche vermehrt. Auswurfsmenge vergrößert. 16. De- 
An er 1918 Auswurf frei von Tuberkelbacillen (wiederholte Unter- 
P Taen): li. Januar 1919 Körpergewicht 70,5 kg, Auswurf frei. 
’ Na De 1919 keine Mattigkeit, kein Husten, mäßig Auswurf, keine |- 
kulischweiße, Appetit, Schlaf gut. Bei Höhensteigen Kurzatmigkeit, 
Tpergewicht 70,5 kg. Auswurf frei. Rechte Brustseite bleibt bei 


H. H., Abiturient, 18 Jahre alt, Eltern gesund, einziger Bruder 
in Davos wegen Lungentuberkulose. Patient öfter Katarrh der oberen 
September 1918 Herzneurose und Bronchitis. Dezember 

1918 linksseitige Rippenfellentzündung. 1. Januar 1919 Stechen in 
. Herzgegend und linker Brust- und Rückenseite, mäßig Husten, wenig 


1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 98 


:Atembewegung leicht zurück. Vorn in früher beschriebener Ausdehnung 
Schallverkürzung. Rechte Spitze wenig durchatmet. Keine Rassel- 
noch bronchitische Geräusche. Rechts hinten neben der Wirbelsäule, 
Höhe dritten Brustwirbels, gedehntes, trockenes Knarren. Linke Lunge 
frei. Das Röntgenogramm läßt leichte Aufhellung der getrübten Spitze 
erkennen. . Im Schirmbild hellt sich die Spitze leicht auf, während 
früher nie lufthaltiges Gewebe sichtbar wurde. Nachuntersuchung 
stebt aus. 

Im Gegensatz zu.den Mitteilungen anderer Beobachter wurden 
in mehreren Fällen Herdreaktionen festgestellt. Sie waren aus- 
- gezeichnet durch vermehrten Husten und Auswurf, vermehrte 
oder überhaupt erstmalig zu hörende Rasselgeräusche, durch Auf- 
treten vergrößerter oder früher nicht erkannter Dämpfung, zwei- 
mal durch leichte Fiebersteigerung. Auf Grund vorausgegangener 
Beobachtungen dieser Krankheitsfälle ist nicht anzunehmen, daß 
es sich um spontane, im Krankheitsprozeß beruhende Änderungen 
des Krankheitsbildes, sondern um typische Herdreaktionen handelte. 

E. B., Fabrikarbeiter, 27 Jahre, Eltern an ‘unbekannter Krank- 
heit früh gestorben. Keine Geschwister. 17. Lebensjahr. operative 
Entfernung - tuberkulöser Halsdrüsen. August 1914 ins Feld bis 
April 1918. Dort plötzlich stärkere Lungenblutungen. Über ver- 


rechtem Schulterblätt, häufig Nachtschweiße, Appetit, Schlaf gut. Ob- 
jektiver Befund: Körpergröße 1,62 m, Gewicht -61,7 kg. Am Hals kleine 
Drüsenschwellungen, links Narben. Über beiden Lungenspitzen Schall- 
verkürzung, sonst überall normal lufthaltiger Klopfschall. Über rechter 
Lunge Bläschenatmen mit geringem Knacken über der Spitze. Über 
linker Spitze verschärftes, verlängertes Ausatmen. Vereinzelt Knarren 
.und mäßig über den Oberlappen verstreute, feuchte Rasselgeräusche. 
Auswurf eitrig, schleimig, enthält. regelmäßig Tuberkelbacillen (Gaffky V 
‚bis II). 7. August 1918 subjektives Befinden und objektiver Befund 
unverändert. 

Röntgenogramm: Leichte doppelseitige Hilusspitzentrübung. Ver- 
mehrte peribronchitische Strangzeichnung mit knötchenförmigen Ein-. 
lagerungen. Beiderseitige Oberlappentuberkulose. 
Knotig-fibröse Form rechts, knotig-uleeröse Form links. 8. Oktober 1918 

Friedmann 0,5 ccm, ganz schwach subeutan. 15. Oktober 1918 


Patient fühlt sich matt, zerschlagen: Über linker Spitze und Ober- - 


lappen bis zur Höhe vierten Brustwirbels vermehrte Rasselgeräusche, 
verschärftes Atmen. Umschriebene Dämpfung in Höhe des dritten 
Brustwirbels. ‚Temperatursteigerung bis 38,2. Impfstelle einmarkstück- 
groß gerötet, druckempfindlich. 17. Oktober 1918: Patient ist fieberfrei. 
asselgeräusche vermindert. Dämpfung zurückgegangen. 9. November 
1918 Infiltrat erweicht. 12. November 1918 Impfstelle mit kleiner Öff- 
nung durchgebrochen. Es entleert sich mäßig seröse Flüssigkeit. 
1. Dezember 1918 Auswurf frei von Tuberkelbacillen. 14. Januar 1019 
gutes Allgemeinbefinden, geringe Atembeschwerden, kein Husten, 
morgens wenig Auswurf. Keine Nachtschweiße. Appetit, Schlaf gut. 
Objektiver Befund: Körpergewicht 62,2 kg, über linker Spitze ganz 
geringe Schallverkürzung, leicht verschärftes Atmen, kein Knarren, 
keine Rasselgeräusche, Auswurf seit Wochen regelmäßig frei von 
Tuberkelbacillen. 18. Juli 1919 Patient ist arbeitsfähig. Befund ent- 


spricht dem Entlassungsbefunde. 


Ä Weitere Fälle fortgeschrittener Lungentuberkulose blieben zu- ’ 
nächst unbeeinflußt, dann traten die toxischen Erscheinungen zurück. 
Die Auswurfsmenge und der Bacillengehalt wurden geringer, zum 
Teil negativ. Diese heilende Einwirkung hat jedoch in der Hälfte 
der Fälle nicht angehalten. Der Krankheitsprozeß setzte in 
letzteren Fällen erneut ein und ist jetzt aktiver denn vorher. 


Beispiele; 

P. O., Maurer, 83 Jahre alt, Heredität +. Im 8.,10. und 14. Lebens- 
jahre Lungenentzündung.. 1906- Nierenleiden. September 1914 zum 
Militär einberufen. November 1914 ins Feld. Februar bis August 1916 
Lazarettbebandlung.wegen Lungenspitzenkatarrhs. November 1916 wieder 
ins Feld. Februar 1918 Krankmeldung wegen Brustbeschwerden. An- 
schließend Lazarettbehandlung. Einweisung in die Heilstätte am 2. Sep- 
tember 1918 wegen linksseitiger offener Lungentuberkulose und Rippen- 
fellentzündung. 3. September 1918. Subjektives Befinden: Allgemeine 
Mattigkeit, starke Kurzatmigkeit. Stechen auf linker Brustseite, mäßiger 
Husten, Auswurf. Nachtschweiße. Objektiver Befund: Körpergröße 
1,71 m. Gewicht 62,5 kg. Beide Lungenspitzen, links mehr denn 
rechts, schallverkürzt, darüber verschärftes und verlängertes Ausatmen. 
Über linkem Oberlappen Giemen und Schnurren. Links hinten unten 
Höhe achten bis elften Brustwirbels Schallverkürzung, darüber ab- 
geschwächtes Atmen, feinblasiges feuchtes Rasseln, Auswurf: Tuberkel- 
bacillen wechselnd positiv und negativ. . 

l 7. Oktober 1918. Subjektives Befinden gleichbleibend. Über 
linkem Unterlappen jetzt mittelblasiges Rasseln, sonst gleichbleibender 
Lungenbefund, 

Röntgenogramm: Reichlich vom rechten Hilus ausgehende 
Schattenstränge. Mehrere im .Oberlappen verstreute miliare Schatten- 
flecke. Linke Spitze leicht getrübt. Hilusschatten stark verbreitert 


schiedene Lazarette am 27. August 1918 in die Heilstätte. Subjektives - 
Befinden: Starke Mattigkeit,- geringe Atembeschwerden, Stechen unter 


924 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.37. 


mit derben Drüsenschatten. Über den ganzen Unterlappen verbreitet 

mäßig dichte Herdschatten von verschiedener Stärke. Rechts- 

seitige beginnende Lungentuberkulose, ausge- 

dehntere lJinksseitige Lungentuberkulose mit reich- 

licher Aussaat von 'Tuberkeln in dem Unterlappen — knotig-fibröser 
orm. 


9. Oktober 1918. Friedmann 0,3 cem schwach (nach den 
Leitlinien wäre ganz schwach angezeigt) subcutan. 

17. Oktober 1918. Kirschkerngroßes derbes Infiltrat. Lungen- 
befund gleichbleibend. — Beurlaubt für die Dauer von acht Tagen. 


Erkrankte am 23. Oktober an Grippe mit linksseitiger Lungenentzündung. 
In die Heilstätte am 3. Dezember 1918 zurück. 


4. Dezember 1918. Körpergewicht 60,0 kg. Über beiden Spitzen 
und links hinten unten Schallverkürzung. Über den Spitzen verlängertes 
Ausatmen. Über linker Lungenwurzel und Unterlappen katarrhalische 
Geräusche. 


An Impfstelle einmarkstückgroßes, 
frei von Tuberkelbaeillen. | 


23. Januar 1919. Über beiden Lungen keine Nebengeräusche. 

12. August 1919. Gutes Allgemeinbefinden. Vollarbeitsfähig als 
Maurer und in eigenem landwirtschaftlichen Betrieb. Keine Nacht- 
schweiße. Morgens leichter Hustenreiz, vom Kehlkopf ausgehend. 

Objektiver Befund: Körpergewicht 60,5 kg. Über beiden Spitzen 
und linkem Unterlappen geringe Schallverkürzung. Überall Bläschen- 
atmen, über beiden Spitzen leicht verlängertes Ausatmen. Keine Neben- 
geräusche. Schirmbild: entspricht dem Röntgenogrammbefund. Kehl- 
kopfibefund (durch San.-Rat Dr. Mann): Stimmbänder gerötet, walzen- 


förmig verdickt, schließen bei Phonation nicht ganz. Für Tuberkulose 
nichts Speeifisches. — Kein Auswurf. 


In diesem Falle ist der Heilverlauf unverkennbar. 


J. R, Landwirt, 26 Jahre alt, Heredität 0. August 1914 ins 
Feld, dreimal verwundet. Im Urlaub Juli 1918 starke Lungenblutung. 
Nach Lazarettbehandlung am 17. September 1918 in die Heilstätte. 
Subjektives Befinden: Mattigkeit, Stechen im Rücken und Brust beider- 
seits, Kurzatmigkeit, ziemlich Husten, mäßig Auswurf, Schlaf schlecht. 
Objektiver Befund: Körpergröße 1,82 m, Gewicht 83,0 kg. Rechte 
und linke Spitze stärker schallverkürzt, rechts bis zweiten, links bis 
dritten. Brustwirbel. Rechts Bläschenatmen, links Bronchovesiculär- 


atmen, trockene Rasselgeräusche und Knarren, Auswurf frei von Tu- 
berkelbacillen. 


Röntgenogramm: Doppelseitige Spitzenhilusflecken. Peribronchiale 
Aussaat. — Doppelseitige Oberlappentuberkulose 
knotig-fibröser Form. 8. Oktober 1918 Friedmann (0,3 ccm ganz 
schwach subeutan. 12. Oktober 1918 Impfstelle gerötet. 15. Oktober 
1918 kirschkerngroßes . Infiltrat. 6. November 1918 Körpergewicht 
87,7 kg. 22. Januar 1919, Subjektiver Befund: Mäßig Atemnot, Druck- 
schmerz auf linker Brustseite und Rücken. Keine Nachtschweiße, 
ziemlich viel Auswurf. Objektiver Befund: Körpergewicht 86,0 kg. 
Rechter Lungenbefund wie bei der Aufnahme, links geringe Ver- 
größerung des schallverkürzten Bezirkes. Verlängertes und verschärites 
Ausatmen, feines Knistern bis mittelblasiges Rasseln über Hilusspitzen- 
bahn. Impfstelle zeigt derbes, kirschkerngroßes Infiltrat. Reichlich 
Auswurf, frei von Tuberkelbacillen. 17. Juli 1919: Vor einigen Wochen 
Lungenbluten, jetzt Husten, ziemlich eitrig geballter Auswurf, Mattig- 
keit, Schlaflosigkeit, stärkeres Stechen beiderseits. Nachtschweiße. 
Objektiver Befund: Körpergewicht 80,0 kg. Über beiden Oberlappen 
ausgedehnte Dämpfung, verschärftes bis hauchendes Atmen. Reichlich 
fein-, mittel- und großblasige Rasselgeräusche. Schnurren und Giemen. 


Ferner: R. Sch., Metallschläger, 31 Jahre. Heredität 0. 1913 
Heilstättenbehandlung wegen rechtsseitigen Spitzenkatarrhs. Mai 1915 
ins Feld. Oktober 1915 verwundet. -April 1918 Lungenentzündung. 
6. September 1918 in die Heilstätte. Subjektives Befinden: Stechen 
auf rechter Brustseite. Schulterblattschmerz rechts, starke Mattigkeit, 
ab und zu Nachtschweiße, mäßiger Husten und Auswurf. Objektiver 
Befund: Körpergröße 1,66 m, Gewicht 56,0 kg. Rechter Oberlappen 
bis vierte Rippe stark schallverkürzt, desgleichen rechts hinten, Höhe 
- ersten bis dritten Brustwirbels. Darüber rauhes vesicobronchiales 

Atmen, ziemlich reichlich, trockene fein- bis mittelblasige Rassel- 
geräusche und Knarren. Linke Spitze schallverkürzt, mit verlängertem 
und verschärftem Ein- und Ausatmen. Auswurf eitrig, enthält Tuberkel- 
bacillen. G. II. 19. September 1918. Körpergewicht 58,0 kg. 

9. Oktober 1918. Röntgenogramm: Rechte Spitze bis zweite 
Rippe derb getrübt. Durch verbreiterten Strangschatten Verbindung 
mit dem verdichteten Hilus. Reichliches peribronchitisches Strangnetz, 
mit. mehreren kleinen, zum Teil sehr scharfen Schattenflecken, Linker 
Hilus verdichtet. Tuberkulose rechten Oberlappens, 
infiltrativ-knotig-fibröser Mischform. Links zweifelhaft, 

Subjektives Befinden unverändert. Rechts 
Lungenbefund. Linke Lunge ohne Besonderheit. Friedmann 
0,3 ccm ganz schwach subeutan. 14. Oktober 1918 an Impistelle 
erbsengroßes Infiltrat, druckschmerzhaft. 14. Dezember 1918 Aus- 
wurf wiederholt frei von 'Tuberkelbacillen. 16. Januar 1919: Gutes 
Allgemeinbefinden, keine Nachtschweiße, Gewicht 57 kg. - Gleich- 


teigiges Infiltrat. Auswurf 


gleichbleibender 


bleibende starke Schallverkürzung über rechtem Oberlappen, verstärktes 
Ein- und Ausatmen, Knarren, keine Rasselgeräusche, Auswurf frei von 


Tuberkelbaeillen. 18. Juni 1919: Starke Atembeschwerden. Stechen 
a Brust beiderseits. Viel Husten und Auswurf, Nachtschweiße, Mattig- 
eit. 


rechtem Oberlappen ausgedehnte Dämpfung, abgeschwächtes Atmen, 


dichtes fein- und mittelblasiges feuchtes Rasseln, ‚das sich auf den 
Mittel- und Unterlappen fortsetzt. 


verlängertes Ausatmen, mittelblasige Rasselgeräüsche. — Jetzt pneu- 
monische Verdichtung rechts, aktive Spitzentuberkulose links. Aus- 


wurf reichlich, geballt, enthält wieder Tuberkelbacillen. Körperwärme 
erhöht. 


lauf, andere fortdauernde Heilungstendenz, 


noch die’ Therapie indiziert ist, sondern um Fälle, die unter Nr.2 
und 3 des Friedmannschen Leitlinienschemas einzuordnen 
sind. Aber selbst schwerere Fälle dürften von der Behandlung 
nicht ausgeschlossen werden, wenn das Mittel tatsächlich die 
wiederholt beschriebene Unschädlichkeit und überragende Wirk- 
samkeit in sich vereint. 


vornherein einigermaßen -günstig lautet, ist eine ganze Reihe 
von Heilmethoden bekannt. 
in der Auswirkung der Heilkräfte diesen gleichstehen, dann mübte 


es diesen seiner einfachen Anwendungsart und relativen Billigkeit 
wegen vorgezogen werden. 


vor allem eine soziale Indikation. 


schien es zunächst, als ob der Prozeß stationär bliebe, als ob die 
Widerstandskraft des Körpers gesteigert sei. 


schlimmerung ein; Komplikationen 
Fieber, wurden beobachtet. 


werden, daß das Fortschreiten der Krankheitsprozesse nicht den 
Eindruck machte, als ob eine Schädigung durch dasselbe vor 
liege. Von einem Heilmittel, dem die aussichtsvollsten Perspek- 
tiven nachgerühmt wurden, von dem man sagte, die Sehnsucht 


warten, daß es auch einmal dort das erreicht, was spontan ohne 
Therapie eintreten kann, denn die Tuberkulose kann in jedem 


bestritten.“ 


sich nach vier W 


14. September. 


Nicht arbeitsfähig. Objektiver Befund: Gewicht 52,0 kg. Über 


Linke Spitze stark schallverkürzt, 


Andere gleichartige Fälle zeigen ähnlichen ungünstigen Ver- 


Es handelt sich hier nicht um Grenzfälle, für die gerade 


Für Fälle, bei denen die Prognose von 


Sollte das Friedmannsche Mittel 


Es bestünde dann für das Heilmittel 


Diese Frage ist ungelöst. 
In den drei Fällen wenig aussichtsvoller Phthise 


Bald trat jedoch Ver- 
, wie Hämoptoe, Kehlkopfaffektion, . 


Zugunsten des Friedmannschen Mittels muß gesagt 


Robert Kochs habe sich in ihm erfüllt, darf man aber er- 


Stadium ausheilen. Turban (27): „Daß auch käsig-fibröse Fälle 
mit: beträchtlicher Erweichung, mit ausgesprochener Kavernen 
bildung, ohne chirurgische Eingriffe noch gänzlich ausheilen können, 
wird neuerdings von den pathologischen Anatomen nicht mehr 


In vier Fällen chirurgiseher Tuberkulose mit zwe 
Frühfällen und zwei Fällen zweifelhafter Lungentuberkulose traten 
zunächst Reaktionserscheinungen, wie stärkere ERiterungen, Erweichen 
von Drüsenpaketen, auf. Zwei dieser Fälle sind ausgeheilt; im dritten 
heilte ein hühnereigroßes Halsdrüsenpaket ab. Es besteht nur no 
ein mandelkerngroßer Bindegewebsrest. Neuerdings trat in der Nähe 
des abgeheilten Herdes eine kirschgroße derbe Drüse auf, die jetzt 
mit Röntgenbestrahlung erfolgreich behandelt wird. Es war die Impi- 
wirkung nicht bis zum völlig ausheilenden Prozeß gesteigert. Im 
vierten Falle blieb der Krankheitsprozeß stationär. Krankhafte Lungen: 
befunde konnten in keinem der Fälle jetzt festgestellt werden. 


Ein Fall von Spina ventosa mit multiplen Knochenherden 


(15 jähriges Mädchen) blieb unbeeinflußt. Acht Monate nach det 
Impfung ist der Befund unverändert. | 


© Ein vierjähriges. Kind (Heredität +) kam im Januar 1919 wegen 
Mittelhandknochentuberkulose mit Fistel nach dem Hand: 
rücken zur Behandlung. Friedmann 0,5 cem stark subcçutan. 
Es bestand damals kein Anzeichen weiterer tuberkulöser Erkrankung. 
Zunächst wachsendes Kräftegefühl, auffallende Besserung des Appetils. 
März: Schwellung linken Ellbogengelenks. April: Drüsensehwellung 1 
linker Achselhöhle. Ende Juni: Linksseitige Mittelhandtuberkulose UN’ 
verändert; fistelnde Ellbogengelenktuberkulose links, allgemeine Drüsen- 
schwellungen. Lungenbefund zweifelhaft. In diesen beiden Fällen 


vermissen wir jede Heilwirkung; in dem letzten ist vielmehr eilt 
deutliche Verschlechterung zu erkennen. 


Dezember 1918 kam ein Fall von Bauchfelltuberkul0®° 
zur Behandlung. Im Vorjahre in der Heilstätte behandelte Rippenfell 
und Lungentuberkulose war als latent oder ausgeheilt beurteilt'word£l: 
August 1918: Zunehmendes Dickerwerden des Leibes bis zu 86 cm 
Kolikartige Leibschmerzen, ab und zu Durchfälle. Deutliche Undulatio2. 
Fieber. 3. Dezember 1918: Friedmann 0,8 oem stark sut 
cutan. Gleichzeitig energische Strahlentherapie, Ascites verringern 

‚Wochen. Temperaturen bald normal. März 1919: Sen 
gutes Allgemeinbefinden. Ende Juni. Subjektives Befinden: Keiner 
Beschwerden, nur bei längeren Spaziergängen Schmerzen in untere) 
Darmabschnitten. Patient ist als Rekonvaleszent nach Arosa über 
wiesen. Objektiver: Befund: Leibumfang 76 em, keine Und un 
Lungenbefund: Keine Zeichen aktiven Prozesses. In diesem nn 
die oben beschriebene Bestrahlung des jetzt reaktionslosen Impihe 


p 


2 5 
. W 
Tie 


Zae <5 K 
AON E r G g 


.. Röntgenstrahlentherapie), da eine überlegene Wirksamkeit der 


u Te NT” BETEN 
SeT i a z 


Be 3 ~ ; 


. 
~ 


t4. September. 


erforderlich. Der glänzende Heilerfolg wird vor allem auf die ener- 
gische Sonnen-Höhensonnenbestrahlung zurückgeführt. 

-Es sei hier nochmals betont, daß die Wirkung des Fried- - 
mann schen Mittels in den von mir behandelten Fällen nicht 
einwandfrei beurteilt werden kann, da weitere Heilfaktoren eine 
Rolle spielten. . | | 

~ Der Heilwert bei chirurgischen Tuberkulosen erscheint durch 
die zahlreichen veröffentlichten Erfolge bewiesen und hat sich in 
‚eigenen Einzelfällen, nicht allgemein, nach meinen Beobachtungen 
bestätigt. Doch ist trotz der Erfolge bei chirurgischer Tuber- 
kulose vor Optimismus zu warnen. Vor allem sollte man davon 
Abstand nehmen, dem Friedmann.schen Mittel jetzt schon 
größere Bedeutung denn anderen bewährten therapeutischen 
Mitteln zuzusprechen (man vergleiche meine Zuflucht zur Helio- 


ebenda 1919, Nr. 26. — 17. Bönniger, ebenda 1916, Nr. 26. — 18. Bo c 
.D. m. W. 1919, Nr. 31. — 19, Zschr. f. Tbe, 1914/15. — 20. Brauer, Beitr 
z. Klin. d. Tbe. 1914, Bd. 831. — 21. Bandelier-Roepke, Lehrbuch d. 
spez. Diag. u. Ther. d. Tbe. — 22. Strauch und Bingel, D. m. W. 1918, 
r. 13. — 23, Windrath, M. Kl. 1919, Nr. 6. — 24. Kirchner, D. m. W. 
1919, Nr. 29. — 25. Baum, ebenda 1918, Nr, 44. — 26. Westenhöfer, 
B. kl. W., 1913, Nr. 27. — 27. Turban, Zschr. f. Tbe., Bd. 26. — 28. Much, 
Erg. d. Hyg. — Bakteriologie. Weichhardsche Sammlung 1917, Bd. 2. — 
29. Schmidt, M. KI. 1919, Nr. 21. — 30. Kreutzer, D. m. W. 1919, Nr. 32. 


-| -e nm nn nr 


Aus Prof. Dittrichs gerichtlich-medizinischem Institut der 
deutschen Universität in Prag. k 


Ein Fall von akuter tödlicher Formalinvergiftung !). 
k Von | | 


Methode noch nicht bewiesen ist. Jeder chirurgische Tuberkulose- un . , 
Dr. Anton Maria Marx, Assistenten am Institut. 


fall bietet ein Problem, das einmal mit der Strahlen-, der Chemo- 
therapie, durch die Operation, das andere Mal mit der Therapie . 
der zahlreichen aktiven und passiven Immunisierungsmethoden | 
gelöst wird, in manchen Fällen sich selbst löst. Ein größeres 
Problem bietet jeder Einzelfall der Lungentuberkulose. Bewährte 
Heilmethoden stehen uns zur Verfügung — obenan die hygienisch- 
diätetische Heilstättenbehandlung, in geeigneten Fällen vervoll- 
ständigt durch eine specifische Kur. Ausschlaggebend für den 
Erfolg der Tuberkulosebekämpfung ist die frühzeitige Sicherung 
der Diagnose. Die Fälle, bei denen die Phthise im Anfangs- 
stadium steht, sind für die Phthisiotherapien, ausgenommen die 
Kollapstherapie, das eigentliche Feld und- ihnen gegenüber konnten 
eine große Anzahl der Mittel ihre volle Wirksamkeit beweisen: 
Es macht den Eindruck, als ob auch das Friedmannsche 
Mittel in einer Reihe derartiger Phthisen seine Heilwirkung be- 
stätigt habe. Doch gestatten die bisher. veröffentlichten Fälle 


selten. In der Literatur fand ich im ganzen bloß sieben derartige 
Fälle [Andre (1), Klüber (2), "Zorn (8), Gerlach (4, 
Levison (5), de Rechter (6) und Potron (7)2)l. Nur in 
den Fällen von Levison und de Rechter war der Ausgang 
tödlich und es sind dies auch die einzigen Fälle, über die, soweit 
mir bekannt, ein Obduktionsbefund vorliegt. Es erscheint des- 
halb gerechtfertigt, im nachstehenden über einen weiteren akuten 


heit hatte. | 

' Am 22. März dieses Jahres wurde von der medizinischen Klinik 
des Hofrates v. Jaksch die Leiche einer 27 Jahre alten Frau in unser 
Institut eingebracht, welche am 20. März dort aufgenommen worden 
war. Laut Erhebungen hatte die Frau am Morgen des 20. März in 
Selbstmörderischer Absicht etwa !/, Liter einer Formalinlösung ge- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK —.N, 7. we 


Nr, 6. — 15. Blumenthal, ebenda 1919, Nr. 26. — 16, Philipsborn = 


Akute Vergiftungen mit Formalin sind im allgemeinen recht 


tödlichen Fall zu berichten, ‘den ich zu untersuchen Gelegen- 


behandelter Lungentuberkulose kein abschließendes Urteil über 


dessen Wert. 


“ Nach Kraus (12) hat diese Methode von vornherein etwas 
ungemein Bestechendes, und schon rein theoretisch ein günstiges 
Demgegenüber steht das Muchsche (28) 
Es liegt der Verdacht nahe, daß bei den gelungenen 

Fällen in dem Impfstoff Tuberkelbacillen waren, die noch nicht 
völlig ihrer krankmachenden Kraft beraubt waren und zugleich 
mit den krankmachenden auch schutzerzeugende Fähigkeiten be- 
saßen. Die neueste Deutung [Schmidt (29)] geht dahin, zum 
‚allermindesten einen hochprozentigen, unspecifischen Wirkungs- 
komplex als Effekt der Schildkrötentuberkelvaccineinjektion anzu- 


Vorurteil für sich. 
Mißtrauen. 


nehmen (Protoplasmaaktivierung, Proteinkörpertheorie). 


. Ich fasse das Ergebnis meiner eigenen Beobachtungen dahin. 


zusammen: { 


~ In einer Reihe von Fällen verschiedener Tuberkulosen ist 
nach der Impfung eine Umstimmung des Krankheitsverlaufes 
— Heilungstendenz — klinische Heilung — eingetreten. Es wird 
angenommen, daß dies mit der Impfung in ursächlichem Zusammen- 
hange steht. Mit bewährten bisherigen Heilmethoden erzielt man 


erfahrungsgemäß ähnliche Erfolge, 


‘Andere Fälle blieben in ihrem Krankheitsverlauf unbeein- 
flußt. Es waren größtenteils Fälle, die noch in der Indikations- 


grenze anderer Heilmethoden standen. 


Die Unschädlichkeit des Mittels scheint mir bewiesen zu sein. 
| Ob diese Therapie vor allem in der Bekämpfung der Lungen- 
tuberkulöse einen Fortschritt bedeutet, bedarf erst weiterer Er- 


fahrungen. 


, Da heilungsfördernde Fähigkeiten des Mittels beobachtet. 
Sind, berechtigt und zwingt es zunächst zu einer aktiven Stellung- |. 


nahme. Die Art der Abgabe des Mittels ist bedenklich. Es be- 
steht die Gefahr, daß dasselbe nur im Kreise gewünschter Thera- 
Peuten Verwendung findet. Die Einwendungen von Kreutzer (80) 
sind vollberechtigt. Im eigensten Interesse des Mittels liegt es, 
wenn eine voreilige Aufrollung der Friedmannschen Tuber- 
kulosefrage in der öffentlichen Tagespresse unterbleibt. Zugunsten 
Friedm anns wird angenommen, daß er den marktschreie- 
tischen Aufsätzen einzelner Tageszeitungen fernsteht. 

v.n Literatur: Goepel, D. m. W, 1918, Nr. 6. — M. m. W. 1918, 
Nr. 30. — D. Zschr. f Chir. 1918—144, Bd. 1u.2f. — 2. Koelliker, 
B. kl, W, 1918, Nr. 7. — 3. Kühne, ‚ebenda 1918, Nr.7. — 4. Thun, 
Ther. Mh. 1918, Aprilheft. — 5. Palmie 

M. m. W, 1918, Nr. 28. — 7. Deuel, ebenda 1918, Nr. 28. — 8. Immel- 
mann, B. kl. W. 1918, Nr. 33. — 9. Charlemont, M. m. W. 1918, Nr. 40. 
= 10, e D. m. W. 1918, Nr. E KORET a A 
raus, D. m. W. 1918, Nr. 52. — B. kl. W. ‚Ar. 49. — 
18. Thoenes, B. kl. 16 r.2. — 14. Tillmanns, ebenda 1919, 


bi 


D 
W. 1919, N 


D. m. W. 1918, Nr. 15. — 6. Pape, | 


trunken, welche ihr Geliebter, ein kleiner Selcher, mit dem sie im 
gemeinsamen Haushalte lebte, zur Desinfektion von Gedärmen ver- 
wendete.. Sofort nach Verschlucken der Flüssigkeit verspürte sie ein 
Brennen auf der Brust und in der Magengegend; etwa eine viertel 
Stunde später trat Erbrechen ein. Nach der zwei: bis drei Stunden 
später erfolgten Aufnahme auf die Klinik klagte sie über die gleichen 
Beschwerden. Es wurde sofort eine Magenausspülung vorgenommen. 
Die Hauptsymptome bestanden in hochgradiger Dyspnöe, Cyanose des 


Das Bewußtsein war erhalten. Im weiteren Verlaufe änderte sich das 
Bild nicht wesentlich. Trotz Verabreichung aller möglicher Analeptica 
(Campher, Coffein, Strophanthin, Kochsalzinfusion) besserte sich der Puls 
nicht. Verabreichte Tierkohle wurde erbrochen. Die Diurese war nicht 
gestört; die kurz nach der Aufnahme vorgenommene Untersuchung des 


Harns auf Zucker, Eiweiß, Indican, Aceton, Acetessigsäure fiel negativ ` 


aus. Die Temperatur war an den beiden ersten Tagen normal, am 
dritten Tage trat nachmittags eine Temperatursteigerung bis 37,8° auf; 
um 9'/ Ubr abends des 22. März, also etwa 62 Stunden nach Auf- 
nahme des Giftes, trat der Tod ein. | 

Bei der Sektion fand sich äußerlich an der Leiche nichts 
Auffallendes. Es bestand starke Hyperämie und starkes Ödem des 
Gehirns und der Lungen. An der Lungenoberfläche und am 
Epikard vereinzelte Ekchymosen. Im Herzen reichliche Blut- und 
Speckgerinnsel, der Herzmuskel fest. In der Bauchhöhle fanden 
sich etwa 200 ccm eitrigen Exsudates. Leber und Nieren sehr 
schlaff, die Leberläppchenzeichnung verwischt, beide Organe hyperämisch. 

Die Schleimhaut der Lippen, des Mundbodens und der 
Wangen zeigte keihde Veränderungen, die des Rachens und 
Kehlkopfeinganges war gerötet, jedoch intakt. 

Der Schleimhaut der Speiseröhre hafteten Teilchen er- 
brochenen Mageninhaltes an. Sie war von graurötlicher Farbe, trocken 
und etwas gerunzelt. Diese Veränderungen waren im oberen Teile 


nur schwach ausgesprochen und nahmen gegen den Magen hin 'an 


Intensität zu. 

Der Magen war etwas. kontrahiert, von außen, insbesondere 
im Bereiche der großen Kurvatur und des Pförtners, von grauroter 
Farbe und enthielt etwa 100 cem bräunlicher, mit grauweißen Flocken 
(abgestoßenen Schleimhautschorfen) untermengter Flüssigkeit. Die 
Schleimhaut des Magens war stark gewulstet und auf der Höhe der 
Falten in einen grauweißen, krümeligen Schorf verwandelt. Ent- 
sprechend der kleinen Kurvatur und in der Gegend knapp oberhalb 
des Pylorus waren die Schorfe von ausgesprochen weißer Farbe. Die 
Schorfe ließen sich leicht abziehen, die darunterliegenden Schichten 
waren graurötlich. Im Bereiche des Fundus fehlte an einzelnen Stellen 
die Schleimhaut vollständig. Die Magenwand .war im ganzen verdickt 


'und von schwärzlichem Blute durchsetzt, eh 


1) Vorgetragen im Verein Deutscher Ärzte in Prag am 16. Mai 1919. 
2) Die Arbeit von Potron konnte ich mir leider derzeit nicht 
verschaffen, noch auch ein verwendbares Referat über dieselbe finden. 


N 


Gesichts und der Hände und sehr frequentem, kaum fühlbarem Puls. . 


sapal jmen 


p aa ngpa 
= é a - 7 


—t yer arr: . à 
d N; Pr ra ~ ad - 
> x sd “ wer $ > iy EG e m 
B BE nn — ann ee an - - > - má Aei = 
EN re æ 
a a 5 


r ` 
N ren, 
vold h en + 


$ 
} 
5 
y 
i 
E 
(> 
i |} 


- Hyperämie. 


926 


Die mikroskopische Untersuchung ergab parenchymatöse 
und fettige Degeneration der Leber, parenchymatöse Degeneration 
der Nieren mit fleckweiser Nekrose der Epithelzellen der Harn- 
kanälchen, insbesondere im Bereiche der Markstrahlen, sowie starke 

Der Herzmuskel zeigte keine Veränderungen. 
Im untersten Teile des Ösophagus zeigte sich mikroskopisch 
an einzelnen Stellen ein Verlust des Schleimhautepithels mit Nekrose 


der Tunica propria an dieser Stelle. An anderen Stellen war das 
Epithel vollkommen intakt. 


Schwere Veränderungen zeigte der M a gen. Das gesamte Deck- 
epithel der Magenschleimhaut war nekrotisiert; an zahlreichen Stellen 


waren die Magenschläuche in die Nekrose miteinbezogen und stellen- 
weise reichte die Nekrose bis an die Muscularis mucosae. Die Sub- 
mucosa zeigte ausgedehnte Blutungen und kleinzellige Infiltration, welche 
bis knapp unter die'Serosa reichte. Dadurch erschien die Magenwand 
in toto verdickt und aufgelockert. 


Im Aufstrich vom peritonitischen Exsudat fanden sich 
reichliche kurze Ketten grampositiver Kokken. 

Die Flüssigkeit, von welcher die Frau getrunken hatte, zeigte ein 
milchiges Aussehen und war schon durch ihren intensiv stechenden 
charakteristischen Geruch als Formalin zu erkennen. Beim Stehen 


. setzte sich ein weißer Bodensatz ab, während die darüber stehende 


Flüssigkeit vollkommen klar und farblos wurde. Es handelte sich also 
um eine alte Formalinlösung, bei der sich bereits Trioxymethylen ge- 
bildet hatte; der Mann gab an, die Flüssigkeit schon ein Jahr in Ge- 


brauch zu haben. Die quantitative Untersuchung ergab einen Formalin- 


gehalt von 47%. 


- Da durch die Untersuchung der Flüssigkeit die Art des ein- 
genommenen Giftes festgestellt war, wurde von der chemischen 
Untersuchung der Leichenorgane Abstand genommen, um so mehr, 
als nach den Erfahrungen, die über die Nachweisbarkeit der 
Formiate mitgeteilt sind, es recht zweifelhaft erschien, daß der 
Nachweis gelingt. | 

So berichten unter Anderen Crespolani (8) und Filippi 
und Motolese (9), daß Formalin sich in allen Organen nachweisen 
lasse, ebenso konnte auch in dem Falle de Rechters das For- 


malin im Mageninhalt, in Zunge, Speiseröhre, Pharynx und in 


Spuren auch in der Leber und in den Nieren nachgewiesen werden, 
Desgleichen gelang der Nachweis im Herzblut. Fleig (10) hin- 
gegen kommt auf Grund seiner Untersuchungen zu der Ansicht, 
daß der größte Teil der Formiate im Körper oxydiert wird. Nach 
demselben Autor sollen die per os genommenen Formiate sich im 
Darme durch die Einwirkung. der Mikroorganismen zu Kohlensäure 
und Wasserstoff zersetzen. Gadamer (11) gibt in seinem Lehr- 
buch der Toxikologie die Möglichkeit des Nachweises von Formalin 
in den Organen zu, jedoch nur in solchen Fällen, wo die Unter- 
suchung ohne Verzug in Angriff genommen wird, da das Form- 
aldehyd durch große Massen organischer Stoffe je nach der Natur 
dieser mehr oder weniger schnell in schwer oder nicht nachweis- 
bare Formen übergeführt wird. In unserem Falle hätte die Unter- 
suchung der Organe frühestens 74 Stunden nach Aufnahme des 
Giftes und 12 Stunden nach dem Tode vorgenommen werden 


können, Die Untersuchung des Mageninhalts hatte, wie voraus- 
zusehen war, ein negatives Resultat, 


Vergleichen wir nun die pathologischen Veränderungen be- 
ziehungsweise den Krankheitsverlauf in unserem Falle mit den in 
den eingangs zitierten Mitteilungen enthaltenen Angaben, so finden 
sich in mancher Hinsicht Unterschiede. | 

Die hauptsächliehsten Veränderungen zeigte in unserem Falle 
der Digestionstraktus, insbesondere der Magen, wo es zu einer aus- 
gedehnten Nekrose der Schleimhaut mit akut entzündlichen Ver- 
änderungen in der Submusosa gekommen war. Der Grad der 
Veränderungen glich dem, wie wir ihn sonst bei der Einwirkung 
von Ätzgiften zu sehen pflegen. Die Veränderungen in unserem 
Falle waren viel hochgradiger, als sie von Levison (5) und 
deRechter (6) in den von ihnen beobachteten Fällen beschrieben 
wurden. Im Falle Levisons war der Tod 20 Minuten nach 
dem Genusse von 30 g 40°/,igen Formalins unter großen Schmerzen, 
Cyanose und Herzschwäche eingetreten. Bei der 30 Stunden nach 
dem Tode vorgenommenen Obduktion fand er das Blut flüssig 
und von dunkelrotbrauner Farbe. Die Schleimhaut der Speiseröhre, 
des Magens und des Zwölffingerdarms war schokoladebraun und 
hart wie Leder. Ähnlich waren die Veränderungen im Falle 
de Rechters. Eine geisteskranke Frau hatte zirka 45 ccm einer 
32%0/,igen Formalinlösung auf einen Zug getrunken. Sie erkrankte 
sofort unter heftigen Schmerzen und Erbrechen schwärzlicher, mit 
Blut untermengter Massen. Der Puls klein, kaum fühlbar; Tod 
nach 20 bis 30 Minuten. Bei der Obduktion fiel zunächst die gute 
Konservierung der Leiche auf. Die Schleimhaut der Zunge, Wange, 
Speiseröhre, des Magens, Duodenums und eines 1 m langen Stückes 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


gi nie da 


re 
EA 


des obersten Dünndarms war wie gegerbt, die Wand dieses Teiles 
des Digestionstraktus in seiner ganzen Dicke gehärtet. Die be- 
troffenen Gewebe hatten lederartige Konsistenz. Sämtliche dem 
Magen anliegenden Organe, und zwar Zwerchfell, die Basis der 
linken Lunge in einer Dicke von 2 bis 3 mm, die untere Fläche 
des linken Leberlappens und der Milz und die vordere Fläche des 
Pankreas, waren durch das Formalin gehärtet. 


Tommasi-Crudelli (12) hat die anatomischen Verän- 
derungen bei Formalinvergiftung experimentell studiert, indem er 
einerseits eine Reihe von Tieren mit Formalin (L ccm pro 1kg) 


 fütterte, andererseits eine Reihe von Tieren Formalindämpfen aus- 


setzte. Bei der ersten Reihe trat der Tod sehr bald unter Depression 
und Lähmung der. sensuellen und motorischen Sphäre ein: Die 
anatomischen Veränderungen waren auf den Magen und Darm 
beschränkt und bestanden in Nekrose und Desquamation des be- 


kleidenden Schleimhautepithels und in intensiver Hyperämie und ` 


hämorrhagischer Infiltration der Schleimhaut. Bei der zweiten 
Gruppe, bei welcher die Vergiftung durch Inhalation von Formalin- 


dämpfen verursacht worden war, trat der Tod zwischen 48 und 


72 Stunden ein. Hier fanden sich die schwersten Veränderungen 


im Bereiche des Respirationsapparates. Ausgedehnte Nekrose mit 
exsudativer Entzündung und diphtheroider Veränderung der Schleim- 
haut der gesamten oberen Luftwege und kleinzellige Infiltration 
der umgebenden Gewebe; in den Bronchialverzweigungen bis in 
die kleinsten Bronchiolen Zeichen einer akuten eitrigen Entzündung 
mit Ektasie und Ruptur der Bronchiolen und im Lungenparenchym 
stellenweise pneumonische, hämorrhagisch-eitrige Herde. 

Der Unterschied im anatomischen Befunde in unserem Falle 
gegenüber den Veränderungen im Falle Levisons (5) und dem 
deRechters(6) undjenen, welcheTommasi-Crudelli(l2) 
bei seinen Tierexperimenten fand, ist durch die “verschiedene 
Dauer der Einwirkung des Giftes auf die Magenschleimhaut be- 
gründet. Während der FallLevisons und der de Rechters schon 
nach 20 beziehungsweise 30 Minuten tödlich endeten und bei den 
Tierexperimenten Tommasi-Crudellis der Tod „sehr bald‘ 
eintrat, vergingen in unserem Falle bis zur Aufnahme der Frau aut 
die Klinik und Durchführung der Magenspülung mindestens drel 
bis vier Stunden, innerhalb welcher Zeit die trotz des kurz nach 
Aufnahme des Giftes eingetretenen Erbrechens immerhin noch 
reichliche Menge konzentrierter Formalinlösung auf die Magen- 
schleimhaut wirken konnte, und bis zum Eintritt des Todes m 
ganzen 62 Stunden. Auch der Umstand, daß das Gift zeitlich 
früh, also auf leeren oder fast leeren Magen genommen wurde, 
hat die deletäre Wirkung desselben begünstigt. p. 

Diese Abhängigkeit der Intensität der Wirkung von der 
Dauer der Einwirkung, wie sie in den genannten Fällen zutage 
tritt, erklärt sich aus der toxikologischen Wirkung des Form 
aldehyds. Formaldehyd wirkt adstringierend und härtet tierisohes 
Gewebe unter Koagulation von Eiweiß. Wegen der härtenden, 
die Organzellen fixierenden Eigenschaft wird es insbesondere ID 
der histologischen Technik zur Konservierung verwendet. Net 
dünnte Lösungen von Formalin verändern das Eiweiß nur auf 
der Oberfläche, während ihrem tieferen Eindringen der durch die 
Eiweißkoagulation gewissermaßen gebildete Schutzwall einen 
Widerstand entgegensetzt. Daher findet man auch bei Binlegen 
großer Organe in eine verdünnte Formalinlösung die centralen 
Partien entweder gar nicht oder nur mangelhaft fixiert. ‚Eine 
konzentrierte Lösung vermag bei längerer Einwirkung auch in die 
Tiefe einzudringen und führt am Lebenden dann auch In der 
Tiefe zu einer Koagulation und schließlich zur Nekrose, der zellen. 
Diese nekrotischen Partien erzeugen als Fremdkörper wirkend eime 
reaktive Entzündung, welche schließlich zu deren Abstoßung führt. 
In dem Falle Levisons und dem de Rechters sowie den 
ganz akut verlaufenden Fällen der Versuche Tommasi-Ürl- 
dellis hatte das Formaldehyd nur zu einer Härtung der Ge 


webe beziehungsweise Nekrose des Deckepithels geführt; für eme 


Entzündung und Abstoßung der nekrotischen Partien war die eit 
zu kurz, 


In unserem Falle hingegen war es bereits ZU Ex 
gehender Nekrose und zum Teil zur Abstoßung der Schorfe Br 
kommen, es waren also Veränderungen erzeugt worden, a in 
sie bei der Einwirkung von Ätzgiften finden. Ein Untersehle he- 
der Wirkung des Formaldehyds gegenüber jener der Ätzgifte 

steht jedoch darin, daß — wenigstens bei den meisten Atze" 
— das Gift einerseits meist rasch auch in die tieferen Gem e 
schichten eindringt und da zu Nekrose führt und andererseits 

Bildung von Geschwüren eine direkte Folge der ätzenden kung 
stanz darstellt, während das Formalin erst bei längerer Binwit 


Digitized y Google 


14. September. 


menge SEE au i = > ooo ARE 
r- Sram h A o o u N 
RR = à E en en, een E G pT i rn 
14 September. — 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — N... Te i j 
i ; x ~- aa 0 . $ ; . u > z E REN z FE. PESER 
y “und. nur in konzentrierter. Form auf die tieferen. Gewebsschichten. :skopische Untersuchung“ des Leichenblutes in unserem. Falle zeigte, FR a on Fi 
} einwirkt- und. die Defektbildung- eine sekundäre Erscheinung in- | das normale Oxyhämoglobinspektrum.  . I aL e a N E ai 
+ - folge-der durch das Gift verursachten reaktiven Entzündung bildet. | .. Die akute Peritomitis, welche sich in unserem Falle- ^- RE 
Neben diesen lokalen Veränderungen fanden sich außerdem: | fand und welche, wie aus-dem Temperaturverlaufe zu entnehmen.. E j u. if: i 
» > als Zeichen der Resorption parenchymatöse beziehungsweise fettige | war, erst in den letzten Stunden ante mortem ‘aufgetreten sein. . a oA Aa o 
K Degeneration von Leber und Nieren und eine Nekrose der Nieren- | dürfte, ist bei dem Mangel jeglicher anderen Ursache. auf die `` or Be z y, 
E epithelien. Dieser Befund. steht im Einklang mit dem von Tom- | schwere Schädigung ‘der Mägenwand, durch-welche die Keime‘  . .. ii pii: i i 
ao masi-Crudelli, welcher in seinen Fällen neben Hyperämie | per diapedesin in die Bauchhöhle gelangen. konnten, zurüek- -+ <ie: ae j í 
i eine‘ protoplasmatische Schädigung der Epithelzellen der Tubuli. | zuführen. - l = # E E a Bu i po 
oE - und in den nicht so ganz akut verlaufenden Fällen von-Vergiftung |- .. Die unmittelbare Ursache -des Todes nach Formalinvergiftung. rl Be 
‚durch. Formalindämpfe außerdem eine Desquamation der Zellen | ist‘natürlich je nach der Dauer der Vergiftung verschieden. Tom- Be. rec AEA 
; ‚nachweisen konnte. RE: | | ` | massi-Crudelli hält den. Tod für reflektorischer Natur.. Die- ne 
G Auch der klinische Verlauf unseres Falles. zeigte Abwei- | akut zum Tode führenden Vergiftungen, -wie-im Falle Levisons, > I Ki 
T chungen. von: jenem in den bisher mitgeteilten Fällen. In den | müssen, wohl als: Folge einer cerebralen Schädigung oder. als Aus- - f AERE 
Fällen von Klüber (2), Gerlach (4) und Levison (5) stand | druck -einer allgemeinen Shockwirkung angesehen. werden. : In . ar Ai 
i im Vordergrunde der. Erscheinungen eine tiefe, an eine- schwere |' protrahierten Fällen käme die, Schädigung der Nieren und die ` ; Piet Hi 
; | Alkoholintozikation erinnernde Bewußtlosigkeit, welche sofort nach | dadurch hervorgerufene Anurie, die: gelegentlich. zu Urämie führen | ini pri Al; 2 
| Aufnahme’ des Giftes einsetzte. und bis zu 15 Stunden anhielt | könnte, als unmittelbare Todesürsache in Betracht. In unserem >, 74 T Hg ) a 
| (Gerlach). Im Falle Zorn (3) war das Bewußtsein zwar er- | Falle war die hochgradige, auf nervöser. Basis beruhende Herz- i ENTER 
| halten geblieben, doch. bestanden Schwindelgefühl. und Angstzu- | schwäche die Ursache des Todes, -> œ >. ee a S | Elle Sie 
/  stände. Diese Erscheinungen, welche ganz akut. einsetzen und | . Unser Fall zeigt, daß konzentriertes Formalin, per os ge:. ... hi Es 
| für eine direkt schädigende Wirkung des Formalins auf das Zen- | nommen, vor allem lokal wirkt. und zu schwerer. Nekrose der a RT: 
| - tralnervensystem sprechen, fehlten in unserem Falle. Das Bewußt- | Magenschleimhaut führt und daß es deshalb mit Recht den Ätz- ve BR R, 
sein war die ganze Zeit über bis knapp vor dem Tod erhalten und | giften. zuzurechnen ist. Der Unterschied. in seiner Wirkúng gegen- BEN pE i 
die Patientin zeigte sich, wie der erste Assistent der Klinik, Pro- | über den anderen Ätzgiften ist nut ein gradueller und die In- ` Fa E, i Hj 
fessor Přib ram, dem ich auch die sonstigen Mitteilungen über | tensität abhängig-von der Dauer. der Einwirkung des Giftes. Da- Beer ji 
den klinischen Verlauf verdanke, mir mitteilte, sehr erregt und | neben zeigt sich seine Resorptionswirkung durch Degeneration der fr INR J 
-. überempfindlich. So mußte eine intravenöse . Kochsalzinfusion | parenchymatösen Organe, insbesondere der Nieren und die direkte _ ` ` + On Ki; 
wegen heftiger Weigerung der Patientin unterbleiben. Die hoch- |. Schädigung “des Nervensystems. Eine blutschädigende Wirkung u Be Di 
gradige. Herzschwäche und Dyspnöe, die in unserem Falle vom | des Formalins konnten wir nicht feststellen. _ Be RER 
Beginn der Erkrankung an das Krankheitsbild beherrschte und | ` Literatur: 1. André, J. de Pharm., Juill. 1899, Ref, Virchow- nie | 
auch in den früher mitgeteilten Fällen mehr minder stark ausge- e na n N N T e Dor - m Mk et = a IE: Hi : 
sprachen war und welche in unserem Falle durch koin Mitel be- | SEAL NE foon. Joran met a nee Ss SEAR oetan O 
a onnte, . CK ; Ee | A. int. de med. legale 1914. — 7: Potron, Gaz. méd, Avril 1914 — ee ER RE | 
m makroskopisch noch auch mikroskopisch irgendwelche krank- . no z ye p otani po Ga da u er. = , 2 ni ppi ana M J A Le 26; u a = Fipa BSE: 
l ä ö - . im., Rei. Chem. Zbl. 1900, II. S. und Virchow-Hirsch, BARUN LP 
en gefunden wurden, ASTYoBen Ursprungs 5e ne 1900,- p S. 897. — 10. Fleig, Arch. intern. de Pharmacodya, et de | a iN 
u. a ee = Ä 'her., Bd. 17, S. 147—230, Refer. Chem. Zbl. 1908, I. S. 1486. — 11.Gadamer, En TE ES, 
ng Ein o Symptom, welches in den Fällen von eo. j ren Toxiko! en a T n i omi maL A rado 1 i A o I PEN Hi 
orn un erlach beobachtet wurde und auch in den Lehr- | : a A: „7, 19. RODErt, Lehrb, oX., 2.. Aufl., Bd. 2,- SR 
und Handbüchern der- gerichtlichen Medizin und Toxikologie bei | > Hälfte, S 54 i wenkns Tandb. d, äratl. Sachverst-Tätigk, B. 7, 1, rl 
der Symptomatologie der. Formalinvergiftung . angeführt. wird | Bd. 1, S. 888. '—- 16. Pahl, Arch. f. exper. Path. u, Pharm., Bd. 31. — ~oo prouba | 
[Kob ert (13), Gadamer (il), Erben (14), Wach- 17, Jakobsen, Verh. d. Ges. D. Naturi. u. Ärzte 1904, Bd. 2/2, S.:32 und | "ER ; uf 
holz. (15)], die Anurie, fehlte in unserem- Falle. In den oben ar re Bd. 1, S. 695. — 18. Puppe, Vrtlischr. f. gerichtl. M. 1899, . naeh [it 
zitierten Fällen. hielt die Anurie. durch 19 beziehungsweise 20 | . "7 | Er Ä E | ERS 
und 12 Stunden an. | i | : a a en S ORE S z m RE ll 
u Die Erklärung für das Auftreten der Anurie ist leieht | Ein Fall von angioneurotischem Ödem nach 2 a: | 
eben, wenn man die schwere Schädigung der Nierenzellen be- Zu € SERIES CHR EEE Se dr T E a 
rücksichtigt, wie wir sie in unserem Falle efnden haben. Wes- Atophangebrauch. . `, Eh ns I | 
halb es trotzdem ‘hier zu keiner Anurie kam, obwohl in den oben P u | Von a OE PAB D ii | 
- zitierten Fällen mit Rücksicht auf den ganzen Verlauf die Nieren- Dr. Georg Stiefler, Linz a. D.. ain i 
Schädigung nicht so hochgradig gewesen. sein konnte, vermag ich - Ne arzt aoar P n N “fi | 
nicht zu erklären. Die Nierenschädigung ist der Ausdruck einer = ee = En Er ns w 
direkten Schädigung durch das Gift; zwar nicht durch das Form- . Kürzlich’hatte ich Gelegenheit, in einem Falle von multiplen ee | if | 
aldehyd als solches, sondern durch Ameisensäure, zu welcher, | Myalgien auf Grundlage einer üratischen Diathese während der a ER ; RAN 
wie unter Anderen Pohl (16) zeigte, das Formaldehyd im Körper | Darreichung von Atophan trophoneurotische Störungen als initiale Poo El, | 
oxydiert wird und die bei Formalinvergiftungen im Harn erscheint. | Nebenerscheinungen zu beobachten, die ich in der mir zugäng- SRSSSTEaRN| 
=; umereinstimmung mit An der ia 7 r h 5 : in ‚die Unter- | lichen Atophanliteratur nicht erwähnt fand. E e = [i ae | 
„ungen Jakobsens (17), der fand, daß bei Fütterung eines | Bei der 49jährigen Frau, einer Neuropathin, traten nach Ge- E EH | 
P mit Formalin ein Viertel des verfütterten Formaldehyds brauch geringer Atophandosen (dreimal 0,5 a die) am Aben«l: des pis: an EN 4 | 
| irekt in den Harn übergeht, ein Zehntel an Ammoniak zu | zweiten Tages im Verlaufe weniger Stunden: umschriebene ödematöse ne Oz al, 
Hexamethylentetramin gebunden ist, der weitaus größte Teil aber.) Schwellungen der 'Augenlider beiderseits und der Oberlippe, im gerin- . SL OE E Bo Ar 
der Oxydation zu Ameisensäure und Kohlensäure unterliegt. | geren Grade auch der großen und kleinen Schamlippen auf, verbunden E RRi 
Kl a er und Gerlach konnten in ihren Fällen Ameisensäure | mit an Fer en Mi ‚Daununz: Brennen, an ee srl, 
Im ahhioas oas i r namentlich am Geschlechtsteil), ohne daß eine wesentliche Verände- Ep E CEH El 
Kae kn aaühresen; eine Untersuchung des Harns in unserem | pung dor Parbo der Haut und der Schlelmbäuto tzustlln war Di gli 
Fe J $ . S Schwellung der Augenlider und- Oberlippe war so intensiv, daß sie Ä : P casan ASA] 
Ir. Ä | ; : „| eine arge Verunstaltung des Gesichts bedingte. Objektive Sensibili- sin 
BALL: manchen Autoren wird dem Formalin auch eine blut- | tätsstörungen fehlten. Der ausgeschiedene Harn hatte eine dùnkel- Rte koipua 
Schädigende Wirkung zugeschrieben (Kobert, Wachholz, | braunrote Farbe; das Gesamtbefinden der Kranken war nur wenig be- TREE Bu RT 
Se dame r) Wachholz bespricht die‘ Formalinvergiftung | einträchtigt, irgendwelche Anzeichen einer Allgemeinintoxikation wie RE EEE 
direkt bei den‘Methämoglobin bildenden Giften im Anschluß an | Unwohlsein, erhöhte Pulsfrequenz, Herzklopfen, wie sie Brugsch han an 
Ä die Vergiftungen mit Kalium chlorieüm, Nitroglycerin usw. und sagt, fand, fehlten, die Muskelschmerzen hingegen waren wesentlich geringer Biag DEINER 
' daß das Formalin in seiner Wirkung auf das Blut dem Hydroxyl- | geworden. Atophan- wurde in derselben Stärke weiter verabreicht und >- Nut ah ai I 
amin -oleiche Wir heban i | nach drei Tagen waren die ängioneurotischen Ödeme vollkommen ver- e piiama d 
klini ee _ Wir haben in unserem Falle weder durch ‚den schwunden, der weitere Atophangebrauch durch acht Tage. erfolgte TONER Aa 
E noch auch durch den un oe ohne jegliche Störung. Als die Kranke nach vierwöchiger Pause neuer- Fyak niger il 
nah spu dafür gewonnen, daß das Form eı der - | lieh Atophan in derselben Dosierung zu sich nahm, 'setzten-am zweiten Be 1:2: 14 a ani 
; ame per og hämolytisch wirke. In vitro. verwandelt Formaldehyd Tage wiederum die oben beschriebenen Störungen: in gleicher Ausbil- Selrgaellos 
| nach P uppe (18)das Hämoglobin des Blutes in Hämatin. Die spektro- | dung, Intensität und Dauer ein. > 0 Lest nn EREE e sr r 
f l atr f 
ad 
\ ` a ei 


\ 


ze ši ~ _ ` PA EEN > Sp ie < we T 9” 
= ma pn i s-e — 2 = Le me re = Ar 
serh’ ~ r maney e LETN Ze e AT a 5 wer Je 
aop mrg a0: u A 74 = È 3 Den rn <r T RES. le PER 
s te MT z A er A et a a CAS 
Ten + ` -ai MA AS IT, LUT - uns — = - = 
d ur Se rn a aM . - e~ T: 
= mer A aak aA Ere Jers " - u DPA - A, 
- —— mt E — A oh PEY 
a eena ia T “nesha Be ee ra we en re ti tg T 
EEE EN: en na = ru 3. El, AN ee 
3 paea i- >. È .4 * P I APE Aa UPT ia E 
u E E d er) ga AAR. ` 
PoR x I,“ BR Pe ʻ b, aC . x N en 
t i } go i 
í E > ö ` > a ~ 5 


er 
Pe v2 >. 
ee aA 


eg .—_ 
-ee nn nn 


D F EEE ——uu 
un en ee ER nee - | a 
- a. 3 aer 
= e- - y v~ nr 


ne ner el nn ee ee 
g ee . ` 


I ake ei Was 


To - to 2 ” = 
Sb: ae 
o: 


na eeng 
r > 
-r 2 


u 
a Sn 

——.- 

Br 


ad 


f 2 
i ’ 
W i > u 
d g b IIe 
u Po T- 
i E j = 
J wi; 
> Tad h 
4 > et 
“ po 
Ee ee! 
I d w 
(Br TS 
4 s: 
u. 
` $ ‘ 
i e ‘ Im, 
en 2 
A 
IN 
w LES K 
7 mm 
Pre 
- tt 
u 7 
. $- 
k T 
$ % Tan 
iA 
t Ai 
N e In 
t 
mac 
T EEANN 
b 
OE SA 
(i b > 
: E 
WOY 
A paii 
r Er.‘ 
nie: 
IH 
i Nr? 
y 
` tt 
i i CRER 
BYRE 
1 . ET 
h 4 
f ii - 
Win 
$ 
r i 
t 
‘ J _ $ <} 
E IL 
ie ` «+ 
i 
+ 
| TRG: I 5 
$ HE 
+ Ir H 
{ "i 
i | . 
f 1,% ` 
j 
5 
i : N : 
> 
t i 
3 VER 
\ i 4i 
3 
E N Se 
a É 
; : Y o 
w Ey 
Ji Í {i 
u. 
72 a 
. < 
1 i N 
Ni E 
| t vu 
$ W A 
i & Y 
Va E 4 
| IN N 
BETE E 
TERES OR 3 
j ABTEI SR E 
t 4 
* . 4 mr k 
i 
ẹ ` | “1, 
a RL 
i NT Se 5 
121% ' 
E ERREN AUE Ji 
t A > = t w 
DaN yW 
i ch en 
TERN oT 
t am t 
WIN) 49 
ia, s 
> j | m g 
I zu! Cy 0 
in) er 
1 r |: 
| Y ut 
AR) $ 
RET Slp 
\ Í fi 1] 
jad Hi t Bau A 
$ D iE 
i wS $ 
Se 
ARL Sitan G 
A T he ` 
en” - 
an Bri ` y t La 
Hl ira > 
\ H pa 
N A Re” ~ 
JE: DRN 
E. 
a Aa 
KH un i 
TER SARA Es 
“u RB. y 
I. i i 
AA S NUN | 
Taw. i 4 
JELEI Se 
T WER Ei 
T HE 19 
€ am ji > 
} tN < WIE + y 
~ P ~ ` 
RPEN hi 1% 
N { H a in, 5 
' kp" y. i 
N i . 
i i í 
ä À JED j a } 
T Ey H i 
td i P 
i are mi an, 
| Br) Ari 3,57 a 
í 4 Na RRS 
5 P A = j £ D 
A "i Wi h p 
REPEDE Ata “m F 
TIR PA e A Up yi 
ì A IE Pi, 
i u} 34 Y 
4 IN IX 
. DT m); 
h Ab. i N srl 
7 ja ~ d 
* u (i 4 Du I j - 
SER (ich NER 
A EE a 
e ER In! TAL 
n E in VA y ? 
1 n ‘3 u 
a AT 
ELSE | hr 
1. PASES i 
Ir 5% al 
Au B Kar» EN ", 
TA | reams 
' EA S I 
„lat vn i 
A] + Pur? < 
i44 W 14 N Al 
f f Thy 
` t | y 
| TAR AS $ 
mhk 
UA kkp J i 
or 3 , 
. eg -4 ] 
rE. rule % 
Me url « | 
Í r 
t Br» 124. h 
y EEVI R +- TAT g 
A PEII FH le 
er LE 1057 Wu 
u‘ Siah 
"mi Er. aueh, 
- Ha 
Da) Le A 
i Dan zen WE h 
i Fi p F. 
FEHER A i 
i nt Do EN 
d gi ı9% \ 
s à ah 4 H E 
4 m ” i* 
13 1 Pr R 
A r t 
i . i 
t e y 
y $ I aa z 
- s Hai 
ara i E MEt 
l | f N 
t 4 
PAS 
5 
s k 
; i air 
1 T. H 
g sah } ’ S 
+ 
Ele 
j~ i At À 
$ I f 
VES t: d 


Ce imme a n 


928 


Beim typischen Quinckeschen Ödem fehlen bekanntlich, 
“abgesehen von dem lästigen Gefühl der Spannung, subjektive Stö- 
rungen; in unserem Falle weisen die vorhandenen Sensationen 
des Brennens und Juckens auf eine urticarielle Mitfärbung hin. 
Bekanntlich steht ja die Quinckesche Krankheit der Urticaria 
zweifellos sehr nahe, von der sie überhaupt nicht vollkommen zu 
trennen ist (Cassirer). Das reine Bild des akuten umschrie- 
benen Ödems wird im Gegensatz zur Urticaria nach Aufnahme 
bestimmter Nahrungsmittel, Medikamente‘ sehr selten beobachtet; 
ätiologisch ist von wesentlichem Belange die neuropathische Kon- 
stitution, wie diese auch bei unserer Kranken nachweisbar ist. Der 
Fall erinnert hinsichtlich des Juckreizes, namentlich des Pruritus’ 
vulvae an eine Beobachtung Huber-Pestalozzis, der nach 
Atophangebrauch Pruritus cutaneus universalis mit urticariellem 
scharlachähnlichen Exanthem beobachtete. Bemerkenswert ist in 
unserem Falle, daß die angioneurotischen Störungen bereits am 
zweiten Tage, also nach relativ geringem Atophangebrauch, einsetzten, 
einige Tage anhielten, um dann trotz weiterer Darreichung der- 
selben Atophandosis vollkommen zu verschwinden. Daß sie’ als 
Nebenerscheinungen -des Atophans aufzufassen sind, beweist ihr 
Rezidivieren bei Wiederverabreichung des Atophans nach längerer 
Pause; der Umstand aber, daß sie bei fortgesetztem Atophan- 
gebrauch verschwanden, zeigt, daß die individuelle Empfindlich- 
keit des betreffenden Organismus, beziehungsweise Nervensystems, 
gegen die Phenyleinchoninsäure nur rein initiale Erscheinungen 
bedingte, die ‘der alsbald folgenden Gewöhnung an das Medika- 
ment vollkommen unterlagen. Bemerkenswert ist weiterhin auch 
die Lokalisation der Ödeme an Augenlidern, Oberlippe und an 
Vulva, an drei anatomisch insofern ähnlichen Regionen, als sie 
den Übergang von der Haut in die Schleimhaut innerer Organe 
(Augenbindehaut, Mundhöhle, Scheide) gemeinsam haben. 

Eine Erklärung der in unserem Falle klinisch festgestellten 
neurochemischen Nebenerscheinungen des Atophans finden wir bis 
zu einem gewissen Grade in den experimentellen Studien über die 
Pharmakologie des Atophans von Starkenstein und Wie- 
chowski, die bei verschiedenen Tieren unter Atophanwirknng 
leichte Krämpfe und Paresen beobachteten, nach intravenöser Injektion 
von Atophan centrale Reizung des Vagus- und Vasomotorencen- 
trums mit nachfolgender Herabsetzung der centralen Erregbarkeit, 
Miosis am atropinisierten Auge sahen. Nach den Studien Hutters 
über die toxische Wirkungsweise des Atophans an Kaltblütern 


ist für die Toxizität die Phenylgrupppe am Chinolinkern verant 
wortlich zu machen. 


Literatur: Brugsch (B. kl. W. 1912, Nr, 34) — R.Cassirer 

-Die vasomotorisch-trophischen Neurosen. (Handbuch der Neurolgie, Bd. 5.) — 

Huber-Pestalozzi(Korr.Bl.f. Schweizer Ärzte 1915, Nr. 20). — L.Hutter 

(Zschr. f. exper. Path. u, Ther. 19. Bd, H. 2.) — E. Starkenstein und 
W. Wiechowski (Prag. m. Wschr. 1913, Nr. 3). 


Über die Wirkung der Atmungs- und Widerstands- 
gymnastik und ihre Indikationen bei chronischen 
Herz- und Kreislauistörungen. 


| Von 
San.-Rat Dr, H. Schmidt, Bad Nauheim, Sanatorium. 


Bei jeder Herzmuskelschwäche tritt eine Verlangsamung des 
Blutstromes ein. Das langsamer fließende Blut gibt in der Zeit- 
'einheit weniger Kohlensäure ab und nimmt weniger Sauerstoff 
auf; die Atmung leidet. Das Gasbedürfnis der Gewebe wird ge- 
steigert, das der Kranke durch erhöhte Nutzbarmachung der Aus- 
gleichsvorrichtungen, über die der Körper verfügt, seines Atmungs- 
apparates, zu befriedigen sucht. Während der Gesunde in der 


Ruhe nur ein geringes Gaszufuhrbedürfnis hat und mit mäßigen 


Blutmengen diesem genügt, muß der Kranke auch in der Ruhe 
größere Gasmengen in den Lungen austauschen. Das Herz und 
vermehrte Atembewegungen werden hierzu in Anspruch genommen, 
das ist in noch höherem Maße bei Bewegung der Fall. Die Kräfte 
des Atmungsapparats ermüden infolge gesteigerter Anforderungen 
bei Sauerstoffmangel, infolge Erregbarkeitsveränderungen im At- 
mungscentrum und aus anderer Ursache. Bei jeder Störung des 
Blutumlaufs wird auch mechanisch die kreislauffördernde Wirkung 
der Atmung und Zwerchfellbewegung beeinträchtigt. Schon 
durch die ersten Grade der Herzschwäche wird das vom Splanch- 
nicus versorgte große und weitbare Gefäßgebiet beeinflußt; der 


Bauchinhalt wird vermehrt, der Leib vorgewölbt, Meteorismus tritt 


auf, das Zwerchfell wird hochgetrieben und in seiner Beweglich- 


= _ -S.Sn 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


 stützung des kleinen und großen Kreislaufs. 


vý G EE G ,- 
? D Pi - > 
s Jsa - p: 
E E a 7 _ 2 
Y s Fat A i 
-; 


R 
pd 


T =, £ ka 
Das ww. G . he 


nr Ei 


2 14. September. A 


T 


keit nach unten gegen den vergrößerten Bauchinhalt beschränkt 
Durch den Hochstand des Zwerchfells tritt eine Verkleinerung der 
Brusthöhle, Entspannung der Lungen, Verminderung ihrer Re- 
traetionskraft und der Atmungsfläche ein. Die Atmung wird da 
her erschwert, der Blutdruck im arteriellen System gesteigert und 
die Sauerstoffaufnahme vermindert. Der negative Druck in der 
Brusthöhle und dadurch seine Saugwirkung” auf den venösen 
Kreislauf werden. geringer. Durch die mangelhafte” Zwerchiell- 
bewegung aber werden alle Effekte dieser beeinträchtigt, die 
Lüftung und Luftfüllung der unteren Lungenteile, die Unter ` 
Die Bauchgefäße 
werden ‚ungenügend leergepumpt, es kommt zur Blutüberfüllung‘ 
in diesem großen und weitbaren Gefäßgebiet mit seinen Folgen 
der arteriellen Anämie im übrigen Gefäßsystem. Vor allem aber 
wird die Leber getroffen. Wenckebachs!) Überlegungen ver 
danken wir die Erkenntnis von der großen Bedeutung der Zwereh- 
felltätigkeit für die Unterstützung des Kreislaufs in der Leber. 
Ich zitiere ihn wörtlich: „Wenn man bedenkt, daß bei der Zwerch- 
fellbewegung zugleich der Bauchinhalt komprimiert wird, daß un: 
mittelbar unter dem Diaphragma die blutreiche Leber liegt und 
die großen Lebervenen unmittelbar am Zwerchfell, ganz nahe dem 
rechten Vorhof in die Vena cava inferior einmünden, so begreift 
man leicht, welche große Bedeutung die tadellose Wirkung dieses 
Mechanismus für die Fortbewegung des Blutes aus dem Bauche 
zum Herzen haben muß. Die Leber, welche eine große Rolle als 
Blutreservoir in physiologischen und pathologischen Zuständen 
spielt, wird unmittelbar von der Bewegung des: sie fast ganz ein- 
hüllenden Diaphragmas getroffen. Kann man die Leber passend 
mit einem blutaufsaugenden Schwamm vergleichen, so ist das 
Zwerchfell die Hand, welche den Schwamm ausdrückt.” 
Betreffen die Störungen des Blutumlaufs den kleinen Kreis- 
lauf und führen in ihm zu Stauungen, so bewirken diese in den 
Lungen die Bildung von Bindegewebe und setzen die Beweglich- 
keit der Lunge herab; sie wird starrer. Die Alveolen, deren Blut- 
gefäße überfüllt sind, erfahren eine Verkleinerung des Binnen- 
raumes. Der Luftwechsel, die Lufterneuerung in den Alyeolen, 
der Gasaustausch im Blut werden geschädigt. Die in- und ex- 
spiratorische Bewegung der Lungen, ihre elastischen Kräfte sind 
herabgesetzt und nunmehr auch die Beweglichkeit des Zwerch- 
fells nach oben beschränkt, das Ansaugen des Blutes in den 
Brustkorb und sein Durchströmen durch die Lungen erschwert: 
Und zu der Blutüberfüllung in den Lungen tritt eine Verlang- 
samung des Blutstromes hinzu. Durch Verminderung des in der 
Norm beträchtlichen Sauerstoffüberschusses im Blut wird dann 
noch weiter die Leistungsfähigkeit des Herzmuskels geschädigt: 
Bei Hochstand des Zwerchfells infolge Meteorismus kann sich auch 
die Herzform selbst verändern und dadurch die Leistung des 
Herzens stören. Man sieht im Röntgenbilde, wie das Herz m die 
Höhe getrieben, die Spitze nach oben und außen gerückt ist, 80- 
daß es mit seiner Längsachse mehr horizontal und mit breiterer 
Fläche auf dem Zwerchfell zu liegen kommt; der Aortabogen wird 
dann stärker gekrümmt und gedehnt, gewiß kein gleichgüluger 
Zustand für die Herzbewegung und die Blutbeförderung. 50 folgt 
ein Schaden aus dem anderen. l 
Verfolgen wir röntgenoskopisch die Atmung bei Heiz 
kranken, so sehen wir, daß das Zwerchfell stets viel geringel® 
Ausschläge macht als bei Gesunden, daß es oft hoch-, seltener 
tiefgestellt ist. Bei der großen eirculatorischen Bedeutung, die 
gute Atmung und Zwerchfelltätiekeit als Förderer des Kreislauß 
haben, werden wir versuchen, beide durch Erhöhung ibret 
Leistungen dem schwachen Herzen nutzbar zu machen. Jn der 
schwedischen Atmungsgymnastik besitzen wir ein Heilmittel, das 


durch Förderung des gestörten Atemmechanismus und der gê- 
störten Zwerchfellfunktion wirkt. 


Wir lassen den Patienten eine ruhige und vertiefte Bim- und 
Ausatmung einüben, die im Beginn nicht hastig und erst m der 
Endphase zu verstärken ist, achten darauf, daß sich besonder 
das Zwerchfell daran beteiligt, Bauch - Brustatmung. Wahre 
der Einatmung wird der Brustkorb des Kranken durch En 
Gymnasten gehoben, während der Ausatmung gesenkt, eyentue 
wird letztere durch 'Thoraxpressungen noch unterstützt. Oder 
wir begleiten Ein- und Ausatmung durch zweckmäßige von Mor 
Gymnasten auszuführende Bewegungen der Arme (heben In 


') Wenckebach, Über pathologische Beziehungen zwi 


Atmung und Kreislauf beim Menschen. (Volkmanns Sammlung 
nischer Vorträge, Nr. 140/141.) ` Be 


ie 
DA Eo E 


- 
- 
E 
} J ~ ung — 
et „es 
N a R Ta 
[4 n A 
« hr 
2 An w 


Digitized by Google 


Pi Š 


e = 


14. September. 


_ è 


.- senken, Arme horizontal-, seitwärts-- und zusammenführen, Arme 
-. rollen und kreisen) oder durch Bewegungen der Beine (beugen, . 


-~ - strecken,. spreizen) und durch solche, die die .Bauchhöble peri- 
 — odisch komprimieren und erweitern, -und so die großen Venen 


© . gegen das Herz bin entleeren helfen (Beuge- und Kreisbewegungen - 
~. des Ruinpfes, in liegender Stellung Einatmung, Ausatmung und | 
 passives Aufwärts- und Vorwärtsbeugen des ‚Oberkörpers, oder. 
passives Andrücken der Oberschenkel: bei gebeugten Knien an 
die Bauchwand). Durch die vertiefte Einatmung wird die Rück- 


Kebr des venösen Blutes zum rechten Herzen erleichtert, und zwar 
um so.mehr, je stärker der - Druck in der Brusthöhle durch- die 
inspiratorische Ausdehnung und Raumvergrößerung: des Thorax 
- herabgesetzt und der Druck. im Bauch durch, Tiefertreten -des 
Zwerchfells: gesteigert wird. Die Einatmung bewirkt ein ‚erhöhtes 


 Zuströmen des Blutes aus der oberen :Hohlader in. das rechte. 
‘Herz und ein erhöhtes Ansaugen des Blutes aus den Lebervenen 


- ‚in die: untere Hohlader und zum rechten Herzen. Durch Senkung 
des Zwerchfells. wird die Lungenspannung. und ihre fördernde 
Wirkung auf den Lungenkreislauf vermehrt, die Durchströmung. 
.der Lungengefäße gefördert. Der Einatmung folgt eine verstärkte, 
auch stoßweise eventuell mit Kompression des Thorax einher- 
gehende Ausatmung. Der Bauchinhalt wird vom. Druck entlastet 
und bewirkt ein vermehrtes Zuströmen aus dem Gebiet der Pfort- 


ader in. die’ Leber hinein und aus den unteren Körpervenen in 
Hofbauer!) hat die funktionelle Bedeutung: 


die Bauchgefäße. 
der Retractionskraft, der Lungen nachgewiesen, die nicht bloß die 
. wesentlichste, normalerweise wirksame exspiratorische Kraftquelle, 
-sondern auch eine überaus wichtige Hilfskraft der Circulation darstellt; 
Außer diesen Wirkungen scheint die verstärkte. Tätigkeit 
' des Atmungscentrums die nervösen Apparate des Herzens und 
-der Gefäße zu beeinflussen [Paeßler, Romberg?)j]; durch 
passive Atembewegungen werden automatisch — ohne Zutun des 


'Kranken — aktive Atembewegungen. ausgelöst.- Die Atmungs- 


' muskulatur wird gekräftigt und. die muskulären Kräfte: der Bauch- 
wand werden zur Förderung des. rückläufigen Blutlaufes heran- 
gezogen. Vor allem wird die mangelhafte Zwerchfellfunktion, die 
verringerte Contractionsfähigkeit mit ihrem. schädigenden Einfluß 
‚auf. die Spannung der Lungen und ihre elastischen. Kräfte und 
auf die Förderung des venösen Blutabflusses gebessert; die circu- 


latorischen Kräfte der Atmung und Zwerchfellbewegung werden - 


geübt und die Vorgänge der Assimilation durch vermehrte Sauer- 
stoffzufuhr begünstigt. er 
: Die Verordnung von Atmungsgymnastik erfordert genaue 
' Überlegung und Beurteilung der im einzelnen Falle bestehenden 
Veränderungen; Wir verfahren bei regelrechtem und hohem 
Zwerchfellstand mit beschränkter Beweglichkeit anders wie’ bei 
Tiefstand desselben, bei Störungen des Blutumlaufs, die vornehm- 
lich den kleinen Kreislauf betreffen, anders wie bei .denen des 
großen Kreislaufs. Während der Einatmung. soll der Kranke die 
Bauchwand locker lassen, um das Niedersteigen des Zwerchfells 
zu erleichtern, das den auf seiner Unterfläche lastenden und 
durch Stauungen vermehrten Widerstand überwinden muß. Bei 
'Stauungen im Leib und Blutdrucksteigerungen dürfen niemals 
Rumpfbewegungen ausgeführt werden; wir werden aber die 
Bauchmuskelfunktion, welche die Zwerchfelltätigkeit und den ganzen 
Atemmechanismus beeinflußt, zu heben. suchen. Ist der Zwerch- 
` fellhochstand durch abnorme Gasbildung erzeugt und die schwere 
‘Atmung zum Teil auf Starrheit des unteren Brustkorbs zurück- 
zuführen, so begünstigen wir die vertiefte Einatmung durh. Brust- 
heben, und fördern die saccadierte Ausatmung durch Thorax- 
pressungen, Eine zweckmäßige Ernährung, die die Gasbildung 
‚und Ausdehnung des Magens und Dickdarms und die oft 
bestehende .Obstipation - beseitigt, muß mit dieser Behandlung 
Hand in Hand gehen. Zur Vermeidung einer Lungenblähung 
wird .die Ausatmung verlängert und in ihrer Endphase verstärkt. 
Besondere ‚Aufmersamkeit ist dem Verhalten der rechten Herz- 
kammer zu leihen, da eine übermäßige Blutzufuhr zum rechten 
Herzen bei bestehender Schwäche desselben Dilatation verursachen 
kann;. durch. Förderung der Exspiration, Kompression des Thorax, 


: 


wird diese vermieden, 


Pr Beträchtliche Cireulationsstörungen kommen vor: bei Tief- 
‚Stand des. Zwerchfells, wenn das Herz seine Unterlage teilweise . 


oder ganz verloren hat. Wenckeba ch hat diese Zustände 
o druck 3). Hofbauer, Die circulatorische Funktion. des Thorax- 
uckes. (B. kl, W. 1918, Nr. 49.) nn 


> Paeßler, Romberg, D. Arch. f. klin. M., Bd. 64. 


\ -~ 
TE a ; 


© | 0 1919-— MEDIZINISCHE KLINIK — N... 


 atmung dadurch erleichtert. 


Eiga Pe euer a i “ er 2 = Bl Des 
we Be Sn f . a ard < >- ers 
r.-.-. y > RS o - “= ee = 
eh D i 1 B # zi A g - = 4 
” ’ s Ne w 
l : . i 
~ YE i = , 
~ $ 
. 
e~ < X 
- X 


. 
fa 


die Form einer Birne zeigt (Thorax piriformis) und beim langen, 
das Herz noch weiter von seiner Unterlage entfernt und der Kreis- 
wird, durch Vertiefung und gleichzeitigen Druck auf die Bauch- 


suchen. Durch eine. geeignete. Bandage, die. den. Bauchinhalt 
nach oben bebt, sind unter Umständen die Circulationsstörungen 


gänzlich zu beseitigen. Bei Tiefstand. des Zwerchfells infolge 


Thoraxanomalien: ist dieser‘ durch das- Tiefstehen der unteren 


Thoraxapertur verursacht; die Beweglichkeit des, Zwerchfells und- f 


seine Pumpwirkung auf die Bauchgefäße sind erhalten. “Die 


erreichen, wie die. Brustform noch zu ver- 


t : 


Ich betone. ausdrücklich, daß diese 


wandt. werden kann, weil sie nur geringste Anforderungen an die 
Beförderung des Blutes Arbeit ab und hebt seine Ernährung. 


wird verbessert. Sie kann teilweise im Liegen, also auch bei 


bettlägerigen Patienten, vorgenommen werden und ermöglicht die 
feinsten Abstufungen. Das subjektive "Wohlbefinden muß nach 
der Übung‘ erhöht sein, der Patient soll sich erleichtert. fühlen. 
Es ist zu bedauern, daß diese Behandlung mit Atem- 
gymnastik, die mit Massage zu kombinieren ist,. bei uns so wenig: 
ausgeübt wird. Unter. 5% der Herzkranken, die teilweise in weit- `` 


fortgeschrittenem Stadium zu mir kömmen, kennen diese schonende 
Methode. Die Arbeit des Herzens wird durch die deplethorische 


Wirkung der Massage erleichtert, der Atmungsapparat zur Kom- | 


pensation der. erhöhten. Leistung des Herzens herangezogen, gewiß 
eine naturgemäße Behandlung der Herzkrankheiten, die geeignet 
ist, noch bei schweren ‚Kreislaufstörungen die Wirkung: einer 


Digitaliskur zu erleichtern und zu verstärken. Selbstverständlich | | 


dürfen wir bei Herzkranken im Stadium der Dekompensation 
andere,. besonders schnell und .exakt wirkende Heilmittel wie 
Digitalis nicht vernachlässigen.. Hier kommt es darauf. an, so 
schnell wie möglich das Herz, das unter Aufgebot der letzten 
Reservekräfte und gegen wachsende Widerstände infolge Ödem- 
bildung arbeitet, durch Digitalis wirksam zu unterstützen, während 
die mechanische Behandlung über Wochen und Monate fortgesetzt 
werden muß, um den durch medikamentöse Therapie erzielten 
Erfolg zu einem dauernden zu machen. Seit vielen Jahren wende - 


‚ich ‘diese Atemgymnastik in Verbindung mit Nauheimer Bädern ` 


mit größtem Erfolge an, ohne jemals bei geeigneter Auswahl der 
Manipulationen irgendwelche Nachteile gesehen zu haben.“ Wohl 


in den meisten größeren Städten Deutschlands gibt es schwedische 
Gymnasten und Gymnastinnen, die diese Methode technisch 
‘glänzend beherrschen, oder Zanderinstitute, in denen an Apparaten ° 


die‘ gleichen passiven Muskelbewegungen und Atmungsübungen - 
ausgeführt werden können. Es läge im Interesse der Herzkranken, 


‘wenn die Ärzte recht häufig von diesen Gebrauch machen würden. 


Natürlich müssen die der jeweiligen Leistungsfähigkeit entsprechen- 
den Übungen vom behandelnden Arzt genau vorgeschrieben werden. 
_ Kontraindiziert ist auch diese einfache Atemgymnastik bei 
starker Sklerose der Kranzgefäße, wenn: durch geringste Bewe- 
gungen schon stenokardische Anfälle ausgelöst werden, bei großen. 


Aneurysmen der Aorta, bei Atmung und Blutumlauf hemmenden 


Verwachsungen infolge Mediastino-Perikarditis und bei allen Herz- 


‚erkrankungen im letzten Stadium der Kompensationsstörungen. 


Eine Erleichterung. der Atmung bedeutet auch ‘die Anwen- 
dung der B ru n s schen?) Unterdruckatmung. Die Einatmung wird 
durch. Einstellung eines negativen Druckes erschwert, die Aus: 
Durch die Luftdruckerniedrigung in 


den Lungen wird der venöse Rückfluß des Blutes zum Lungen-. 


Innern gefördert, die Tätigkeit des rechten Herzens erleichtert, der 
‚gesamte Blutumlauf beschleunigt und vermehrt. ` Ä z 


1) 0: Bruns, D. m. W,:1911, Nr.48, 


mit ‚ihrer Rückwirkung auf - den Kreislauf beschrieben; ‘sie Ainden Be 
sich: beim Hänge- .oder. Tropfenherz mit Enteroptose oder mit. : 
. Anomalie des: Brustkorbes, der oben breit und tief, unten schmal . 


schmalen Thorax. Bei Herzstörungen durch Enteroptose . werden > >= 
wir, da durch ‘die Einatmung infolge Tiefertretens des Zwerchfells , .:.. 


lauf beeinträchtigt wird, diese verkürzen und die Ausatmung, da © +- 
bei dieser das Zwerchfell nicht genügend in die Höhe. getrieben, `- ... 


- decken zu` fördern und so das Zwerchfell in die Höhe zu treiben - - 


Circulationsstörungen. sind durch die abnorme Lagerung. und. das: 

Hängen des Herzens bedingt. Hier ist durch Atmungsgymnastik - 
. nur So lange etwas zu 
ändern ist. a DE e 
j Art der schwedischen . 
| Gymnastik von kundigen Händen ausgeführt, auch bei schwereren 
. Formen der Insüffizienz des Herzens und des Kreislaufs ange- 
Leistungen des Kranken stellt. Sie nimmt dem Herzen in der 


Der. mangelhafte Gasaustausch in den Lungen und den Geweben 


- 5 X 


rn ~ e s 
Fa . A eao à ama te 
su - -.. EN . 
ac . E a? 
i z 


Y De 
` a 
ZAHN“ 
mn a Zu 
v 
< 


e ; 
; $ N 
ILIR EN: : 


ze ma 


"3 paon HE, A 
JY 
EEDS 
N ji 
-Ji i 
PES gi 
A ERAR 
CAE 


ri 
-i 5 
t Ra 
> È i 
, BREUER, y 
ey 
yos PEN ORES, 
1 IP “ 
i ON ren 
os a 
te ` 
r fi 
> 
Kir 


EEE 


2r an 
> 
AETA RN 


`. 
aS 


g> “ £ 
FANFA 
en 
ray 


ANY. 
nom, 


1. A 
> 
m 


% 
erg: 

ee. 

4 F, tp f 
!, BE] 2 
IRA A i Ei 
Ar Be ae) A: 
Rue: Eu 
tal af ; k x 

lAs an Pur 

nal 
Le EN RS 
ne P BEL r Gi S 

d Se nipe ' à i 
f š LRG a i 
DE areth ap 

z r 

a 

Fita a F ; 

k 0 


A 3 
Ki + y w. -e 
boe CEO a.-_ [sa . 


een un AR, 
Br N, . - 

63 

a en 


f . a 
a Er .-. u -+ fe 
EIN ne ET, S 
um Mn an. “nn ar. seel y 5 
EN ne I LIE 
= I £ 


Ei TI 


ei ri? | 


Sn 
a, 

rhaa 
Trass an 


.. 


y ; 
Be 
aur G 
a 
A Kk 
2 


EU 


m 
mn 


m... 
Tun Sul. 


{ 


BR 


NETIITIIID 


dr Semi hf 
Ir 
4.722. 
t 9 ae. E E 
ORILE UE À 
‘e 
Bus 
chen zu S A 


a 
STEEL INT O 
a ra 
Ae TN T 


— 


rs 


m 
u 


-— 


TR ERS ch ONE S 

BESTER a ae 
Ze. > d rn, BE 
a 72 Ers 


m» 
ne Er 


Ir EN . . By 
nn m se mei), NO e en a EU s 
23 PEE RE ER Nee. ze nn 3 E Ser ss 
z pr zaen = ee, EN 


wi 


u 2 
ea Te 
IE RE el A ES a en 
_=— 0.1, 2 
z 


t 


RN T 


A 
ai 


EEU 


aea e e 
e. gryn 7°. 


i $ - * rE er 
DTM NT TE TE e 
ET. AT TER > 2 et wenns, 


Ze STE 


al ad Ze : 


EE E 
i 
£ 
nH 
ʻi y = WE 
” u aS 
EUR aii 
pant ; a 
Sr iu T 
EE Teks : ; 
Rn t Au 
Mond il 
edler i dit 
pi ot y i {| l 
ye iik Ri 
n’ ` hg i 
a ap LR TE. g 
O k patap 
ooi e a Te HEEE E 
1% NE EN ha he! 
= ES : el f oE sd | 
DIESER REN 
NE argu PNP | 
FRE fi x ir 
fcp N Je | 
el ‚it ś | 
Dei TIRE fe N 
EN ps Er E { 
[OS BA.) I f E E 
RER Ey du 
I H E 
eat gT 9 
EBENEN 
ya ch: 4 
KAA ara u A bi i 
EE ORE, ROAS E E 
E vi Luc 5 | 
je et . : A i 
OONN E E E 
AAEE ETE GR E 
EESE N NT T 
on. By E a i “ & 
lat Fa de Eu Rn S \ 
en”. D er HE'E ' 
, Bat udri»: E m y 
SEEE RETIS S Er ES 5 
Be N Ce ER EE E O 5 NE) 
E ATEREA B E E 
E Era EN S E 
FR ORSAF E AT EAEE 
o. Fe de; , FR s jet An 55 
E EELE 5 “rn { Ci l j 
. Ba, ’ rt i UE 5 
EES RE E 
Pe i I"? Re want ‚| 
= "Epkeiochr el Ama 
Areaan PA 
e Ey i n n g 
E ERES ES PeR: 
Br 2 RG ala Bl, 
í NE, ji uw 
ne uoo N nf [i 
š ERS u = "i 4 H +l 
UEA ECOC RPE E E 
TA O Bun! Er 
Zu So BETRE? r e 
Pa Ee HB 
ia 
ae Sal 
En HERU i Ie Br | 
Je te Eu Te: a Fe E 
e Ñ ER EN nt pu TAE | 
Ze, a r. -| weh | 
rate lan 
= ” f Eh re i ge i. | 
u} MRAN j r E 5 E 
-a E EST i$ h Streich 
o7 Kia lat u In 
. rn, i hi = e, 
TORI TATA š a’, d 
Iy AY j H 
[Bw any. BETO E 
i AEN 
ł 
| 
tl 
D 


ee 77 

Le ea D 

a er = af 
Yi je. 


Ur wu 6 
u er - er 
Zu, Re 


de Er 
ERS - 


u 


~- . dern, 


We hc 
Deren Ne aa ge a en tere 
= 


N er 


L ja et 


an ae 
we" 
en nn 
un IR 
Der > 
EEE 
4 . 


Pr Day 


en 
ag ZERO RT TE 


ere T Hm 


ne BEA 


P 


ea ee 


= - 7 
ri ~ kpa Ate 
- : er ara ee 
AA iae 7 


BR 


N 


p 


ee 


930 1919 — MEDIZINIS: 


CHE KLINIK — Nr. 37, 


x kies 5 Ps P. 


E. Albrecht!) hat ein neues Verfahren angegeben, die | 
Atmung in noch höherem Maße zur Förderung des Kreislaufes | 


heranzuziehen und durch einseitige Druckänderung der Lungen- 
luft mit Unter- beziehungsweise Überdruck auf den Kreislauf unter- 
stützend einzuwirken und diesen in bestimmter Richtung zu för- 

Zunächst wird durch -Ausatmung in verdünnte Luft die 
Blutfülle im kleinen Kreislauf erhöht und nach ihrem Eintritt 
komprimierte. Luft eingeatmet, wodurch Albrecht das Blut do- 
„siert im Sinne des Gefälles nach dem linken Herzen überführen 
will. Nach zwei bis drei beeinflußten Atemzügen läßt er ebenso 
oft eine normale Atmung ausführen und glaubt durch diesen 
Wechsel, indem er nicht kontinuierlich die Atmungsphasen unter 
künstlichem Druck hält,. die Strömungsgeschwindigkeit zu unter- 
stützen. Das Herz wird entlastet, also unter Schonung des Herzens 
der Blutumlauf erhöht, zugleich wird infolge einer besseren Durch- 
blutung der Kranzgefäße der Herzmuskel besser ernährt. v. Berg- 


mann empfiehlt diese Methode als schonende Frühbehandlung 
des Herzens, 


Durch Kombination der Atmungsgymnastik mit Massage 
vermögen wir ihren Effekt beträchtlich zu steigern. Ihre Anwen- 
dung: Streichungen (trockene Massage), durch die infolge mecha- 
nischer Wirkung die Funktion des Hautorgans erhöht wird und 
die Widerstände an der Körperperipherie behoben werden; Kne- 
tungen, durch welche die Muskeln zur Contraction und die Circu- 
lation angeregt werden, Erschütterungen und Klopfungen, die eben- 
falls die Muskeln zur Contraction bringen, daneben erregend auf 
die nervösen Apparate auch der Gefäße wirken. Tiefere Atem- 
bewegungen werden ausgelöst, Ermüdungsstoffe mechanisch aus 
den Muskeln entfernt. Der Stoffwechsel wird infolge Beschleuni- 
gung des Blut- und Lymphstromes erhöht, die Diurese gesteigert; 
diese Wirkung ist. nach Bum auf die Einwirkung gewisser Stoffe 
aus der Muskulatur in den Kreislauf zurückzuführen. ; Die haupt- 
sächlichste Aufgabe der allgemeinen Massage bei Störungen der 
Cireulation ist, durch zentripetale Streichungen der Extremitäten 
und des Rumpfes, durch Erschütterungen, Klopfungen, Hackungen 
und Walkungen den venösen Blut- und Lymphstrom zu beschleu- 
nigen und der Stasenwirkung entgegenzutreten, und der Libe- 


14. September, 


massage, die Bauchmuskulatur zu kräftigen, die Gasexpansion in 


Darm zu vermindern, die Ausstoßung der Gase zu erleichtern, 


Doch ist- bei plethorischen Zuständen des Unterleibes zu berück- 

sichtigen, daß durch diese der vicariierenden Tätigkeit des At- 

mungsapparates und des Herzens bereits besondere Leistungen 
aufgebürdet werden; auch haben Romberg undHasenfeld!) 

nachgewiesen, daß bei der Leibmassage infolge Kompression der- 
Bauchgefäße- die Herzarbeit erhöht wird. Wir werden diese also 
je nach dem Grade der Herzerkrankung und der bestehenden Ple- 
thora in leichter Weise durch Streichungen und wibrierende Be- 
wegungen ausführen lassen und. bei Stauungserscheinungen im 
Leib ganz verbieten müssen. ‘Von der direkten Beeinflussung der 
Herztätigkeit durch Herzmassage, Erschütterungen und Klat- 
schungen der Herzgegend habe ich oft Nutzen gesehen; die 
Aktion wird kräftiger, der Puls voller, doch sind diese Mani- 
pulationen vom Arzt selbst auszuführen. Die-Massage bei Herz- 
kranken darf im allgemeinen nur eine leichte sein und von kurzer 
Dauer bis zu 30 Minuten. Nach derselben ist unbedingte Ruhe 
notwendig; der Patient muß sich erleichtert fühlen; treten Über- 
erregbarkeit und Unlustgefühl immer wieder ein, so ist von ihr 
Abstand zu nehmen. Diese schonende mechanische Behandlung 


ist kontraindiziert bei entzündlichen Zuständen der Venen und 
bei Thrombose. i 


Bei zunehmender Leistungsfähigkeit lasse ich durch die Hand 
des Gymnasten leichte Widerstände einschalten unter Benutzung 
der gleichen Übungen und unter Zunahme -von aktiven Bewe- 
gungen, die von den Kranken |selbst ausgeführt werden, unter 
Entgegenwirkung vorsichtig abzustufender Widerstände von seiten 
eines Gymnasten. Z. B. Hand beugen und strecken, Ellbogen 
beugen und strecken, Arme horizontal-, seitwärts- und zusammen- 
führen, Arme seitwärts heben und senken, Fuß beugen und strecken, 
Knie beugen und strecken, Beine seitwärts heben und senken. 
Die Bewegungen werden gleichmäßig- und langsam und gegen 
einen genügend kräftigen, dem jeweiligen Zustand‘ entsprechenden 
Widerstand ausgeführt, der diese reguliert, aber nicht hemmt. 
Die gleichen Bewegungen werden auch an den bekannten Herz- 


O 
A 
i 


und Zanderapparaten geübt. (Schluß Tolgt) 


Referatenteil. 
Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolif, Berlin. 
Sammelreierate. 


an den Wirbeln, dem Ellbogengelenke (freie Gelenkkörper), den 
Handwurzel-und Fingergelenken, im Hüftgelenke (Pfannenwanderung, 
Deformationen des Femurkopfes), der Kniescheibe, den Fußwwzel- 
knochen (an der oberen Kante des Talus und Naviculare spitze 
Ausziehungen, klaffende Spalte zwischen diesen Knochen sowie 
zwischen Calcaneus und Cuboid, Plattfuß), Mittelfußknochen (Hallux 
valgus). Grundlegende Unterschiede zwischen den Röntgenbefunden 
der echten Gicht und der Osteoarthritis deformans gibt es nach 
Krebs nicht. Die vorgeschrittenen Fälle der primären und 
sekundären, der gonorrhoischen, luetischen' und tuberkulösen Ar- 
thritiden sind von jenen der Osteoarthritis deformans im Röntgenbilde 
oft kaum zu unterscheiden. (XXV, 4.) Be. 
'E.Fraenkel untersuchte sieben Fälle von Periostitls 
hyperplastica (Östeo-arthropathie hypertrophiante pneumigue) 
radiographisch und anatomisch. Die Röhrenknochen mit ‚Ausnahme 
des Humerus waren in fast gleicher Stärke von der Affektion e 
griffen. Vor allem erschienen die Diaphysen, und zwar am meisten 
in der Mitte des Schaftes von einer bald mehr, bald wenise! 
zusammenhängenden, meist nicht übermäßig dicken, wenig harten, 
neugebildeten Knocheneinlage überzogen. Die Gelenkenden waren 
stets frei. Fast immer fanden sich auch Trommelschlägelingt! 
ohne radiologisch nachweisbare Skelettveränderungen. Besonders 
die Befunde an Mittelhand- und Mittelfußknochen sind N 
monisch, Die Krankheit tritt im Gefolge von Lun 'enkrankhel $ 
(Bronchiektasien), Herzfehlern und Lungentumoren (Lymphogranu; 
matosis praecip. mediastini) auf. (XXV, 5.) En 
Im Jahre 1907 beschrieb Stieda einen eigenartige s 
Röntgenbefund am Condylus internus remen 
im Anschluß an Knieverletzungen, der sich BE 
kleiner bis größerer, flacher respektive breiter, rundlich-sit a 
förmiger, dem Knochen anliegender, von diesem aber stets er 
Schatten von Knochenintensität darstellt, der neben der Mitte == 
inneren Condylusschattens oder am Übergange des Condylus 2 IB 
Femurschafte auftritt. Dieser Begleitschatten wurde seither m 


Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen., 
Von Prof. Dr. Leopold Freund, Wien. 


Die Röntgenbefunde bei Osteoarthritis deformans zeigen nach 
Krebs im allgemeinen die Knochen verbreitert, niedriger, osteo- 
porotisch und rarefiziert, Zacken- und Sporenbildungen, spitze Aus- 
ziehungen der Gelenkecken, Umkrempelungen, Umklammerungen 
der Gelenkspalten mit Spangen. Die Gelenkflächen werden aufgerauht, 
die Gelenkspalten enger bis zum völligen Verschwinden und Ver- 
schmelzen der Knochen miteinander. Neben den produktiven finden 
sich auch atrophische und Rinschmelzungsprozesse. Die Osteoarthritis 
deformans der Wirbelsäule ergreift in den meisten Fällen nur einige 
Wirbel, zumeist jeue des Lendenteiles; sie unterscheidet sich von der 
Strümpell-Bechterewschen Krankheit dadurch, daß letztere zumeist 
größere Strecken der Wirbelsäule betrifft und nur die kleineren 
Wirbelgelenke zu ergreifen pflegt. Krebs beobachtete bei der 
Osteoarthritis deformans auch sehr oft in den distalen Gelenkenden 
der Knochen kleine kreisrunde Höhlen von scharf konturierten 
Rändern umgeben, oft multipel in Wabenform vorkommend, die, wenn 
die Cortiealishülle zu dünn wurde, platzten, sodaß nur noch ein nach 
außen offen stehender Kreisrest sichtbar blieb, dessen freie Ränder als 
scharfe Zacken vorsprangen. Bei Coxa vara wird durch die abnorme 
Stellung des Schenkelhalses eine Arthritis deformans herbei- 
geführt; andererseits aber wird das bei der Osteoarthritis deformans 
in zahlreichen Fällen vorhandene Bild der Coxa vara durch Osteo- 
arthritis deformans selbst, beziehungsweise durch die infolge der 
Knochenatrophie verringerte Tragfähigkeit der Knochenstruktur im 
Übergange vom Schafte zum Halse bedingt. Osteoarthritis des 
Kniegelenkes erzeugt charakteristischste Veränderungen an den 
Processus intercondyloide. Diese beginnen in die Höhe -zu 
wachsen, werden immer spitziger und kippen endlich an der 
obersten Spitze um. Sehr charakteristisch sind die Veränderungen 


——— 


1) E, Albrecht, Ther. d. Gegenw. 1912, Nr. 53, 54. 1) Romberg und Hasenfeld, Arch. f. klin. Med. 1897, 


u a Digitized y Google Be 


BE Dr ns TER Beer, o d = = ne á a n o HEN ki 
g7 SER NE FL E a a a S 1 z a ee ee 
a | u A = ee K . 2 iR 

| 14. September. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. : . 00 .. | 0 98i AH k 
N Be Literatur vielfach gedeutet, entweder als posttraumatische Ossifikation | und zur - Resorption ' ungeeignet wird. ` Die eingetrockneten, - ab- _ a BE 
A BE dan ` va en u ' sAN er FE . ehe.. Eon i ye- , kzi .- T ' T a je ° H dann- AGTU EEK i 
in den Weichteilen, Bindegewebsverknöcherung; parostal entstandene- | gekapselten, scholligen,. nekrotischen Massen-inķrustieren sich d BE 

kWt. © frakturlose Gallusbildung oder als eine primäre: Knoehenverletzung | mit Kalk infolge von Fettspaltung, wo. Fettsäuren: durch Kohlen- has 
kt  . mit Absprengung eines Sequesters durch: die Sehne. des Gastro- | säure und Phosphorsäure: ersetzt.werden. Daß die: Umpanzerung z ie Bd hi 
zd cnemius, Lig. collaterale inf. oder Sehne des Adductòr magnus. Unter | an der erwähnten Stelle zuerst beginnt, erklärt Müller damit, 5 +i TA 18 
ki -Beschreibùng eines einschlägigen Falles entscheidet sich Friedrich. | daß dort der: Ort der: geringsten. Beweglichkeit ist. Neben >- - . =>, T E A 0m) 
Be Kautz für die letztere Annahme, da in seinem Falle. durch ver- | der. Herzumpanzerung mit Kalkplatten. fand Müller stets eine Sir 
TE schiedene Aufnahmen bei einer bestimmten Strahlenrichtung sich, | Hypertrophie des Herzmuskels („Gegenwehr ‚gegen diese Um-- Bee. Hi 
ah. auch der entsprechende Defekt am Condylus feststellen ließ. (XXV, 4.). | panzerung“). Bei einem dieser Fälle fand Müller als erregende `. ..° N K 
kk -. ` ` Die typische Luxation des- Kopfes im unteren. Kopfgelenke | Ursache der .Perikarditis Kò c-h sche Bacillen; in: einem anderen ^ .: < ogei ii 
Ai (Luxation des-Atlas) mit Abbruch des Epistro- | gelang es, aus dem Herzblute den Streptokokkus veridans seu mitis; . - . Wut 
x >  pheuszahnes hatR.Kienböck aus Anlaß der-radioloġischen. | in einem dritten, den Schoftt.müllerrschen Streptococeus: zu T n 
b -Untersuchung .eines einschlägigen Falles zum Gegenstande der aus- | “züchten. Bei anderen ‚Fällen war. ätiologisch ein Gelenkrheumatis- > ’ [gt 

y} ` fühbrlichen Bearbeitung dieses pathologischen Zustandes gemacht. | mus nachzuweisen.. Nach Müller ist die Ätiologie. in dem lang- re WE H 
k. (XXVI, 2.) S Er sam wirkenden, aber doch ‘gegen Körperschutzstoffe resistenten | - : EEE SET 

1-2 - `,- Wolff beschreibt einen Fall vonangeborenem'’Schuil- | Agens zu suchen. Zur Diagnosenstellung in vivo werden Röntgen- . .. pet 
Bo 'terhochstand, mit Drehung der Scapula um die sagittale Achse | durchleuchtungen in verschiedenen Thoraxdarchmessern empfohlen,- > peas niih 
I . und hakenförmige Ausziehung des inneren oberen Winkels, ohne | insbesöndere solche, bei denen die Außenseite des rechten Herzens . EEE) 7 
i -~ Muskeldefekt. Die Deformität war mit anderen congenitalen Ano- | zur Ansicht gebracht wird. (XXV, 3) ; beata T aee dban pa 
ai -malien des- Skelettes kombiniert.. (XXVI; 1.) T Über röntgenologische Methoden der Herzgrößen- -> CHRR H ai 

5 Wilhelm Fischer berichtet über sieben Fälle von dor- | begtimmung schreibt G. Hammer.. Derselbe stellt auch? > 0o oiio i | 

33 saler Absprengung vom Os triquetrum, die auf rein | neue Normalzahlen für das Orthodiagramm und die Fernaufnahme etz Hl 

radioulnaren und auch in schrägen Aufnahmen deutlich zu sehen | auf (XXV, 6), wobei den Befunden an sitzenden Kranken >- Ita yi 


waren. Anatomische Überlegungen machen es. wahrscheinlich, daß 


Ligamentum carpi dorsale zustande kommt. (XXV, 8.) . 

5 Röntgenbilder von den geschwellten Knien eines 
Bluters ergaben nach Hermann Engels (XXV, 3) folgen- 
_ den:Befund: Die. Gelenkenden waren durchsetzt mit vielen erbsen- 
großen, unregelmäßigen Aufhellungen, vielfach schlecht konturiert 
und mit wolkigen Auflagerungen versehen. Die Unregelmäßigkeit 
der Knorpeloberfläche, die Verschmälerung der Gelenkspalte und 
 Knochenanbildungen werden durch subperiostale und intrakap- 
suläre. Auflagerungen von Blut, Organisatien, Resorption des 
Knochens an der Oberfläche, Neigung zu Stützgewebsbildung, 
Knochrahmenbildung erklärt. | Te D 
- In seiner bekannten gediegenen und gründlichen Weise be- 
spricht R. Kienböck die-radiologische Lokalisation 
von Geschossen im Brustkorbe, wobei insbesondere 
die: freien und mitgeteilten Bewegungserscheinungen derselben be- 

rücksichtigt werden. (XXV, 4) ` Ä | | 
Zehbe gab für das atonische Herz folgendes radiologisches 
Symptom an: ‚Während beim normalen Herzen die Inspirationsherz- 
‚ achse "der Exspirationsherzachse ganz oder fast. parallel, der 
‘ Neigungswinkel, gebildet von der Herzlängsachse und der Senk- 
. rechten, für In- wie Exspiration gleich oder fast. gleichbleibt, ebenso 
die Herzform in beiden Respirationsphasen gleichbleibt, liegt beim 


TEAU OVANA U A LOER Te r A we 


ea 


A TTNA SA AU a 


schlaffen Herzen das Herz wie. eine formlose Masse, wie ein 
i Klumpen Teig auf dem Zwerchfell, seine Längsache bewegt sich 
“ aus der früher mehr vertikalen Stellung in eine fast horizontale. 
| Die Herzform ist’ gewissermaßen auseinandergegangen, nach rechts 
| und links breiter geworden, sie hat sich der Zwerchfellkuppe an- 
geschmiegt. Die Ursache findet er in dem Umstande, daß das 


 schläffe Herz der Hebung des Zwerchfells keinen Widerständ ent- 
gegensetzt, sondern wie ein schlechtgefüllter Sack abgeplattet hoch- 
‚gehoben: wird. In seinen Nachuntersuchungen an 300 musterungs- 
.Pflichtigen Männern kam C. Plaut zu dem Schlusse, daß das 
Zehb esche Zeichen zur Untersuchung funktioneller und organisch 
"bedingter Herzbeschwerden wertvolle Dienste leistet. Es trifft sehr 
häufig mit-dem Auftreten: von systolischen Geräuschen und der Ab- 


Schwächung oder dem Verschwinden der zweiten Basistöne nach 


Anstrengung zusammen.’ (XXVI, 1.) 

_ Bei acht ‚Fällen von pathologisch-anatomisch festgestellten - 

‚ Fanzerherzen erhob. E. F. Müller, daß dasselbe zu Leb- 
‚zeiten gar keine klinischen Symptome bot, ferner, daß sich die Kalk- 
ablagerungen fast stets zunächst im Bereiche der vorderen und 
Außenseite der rechten Kammer fanden; diese lagen stets innerhalb 
von Verwachsungen der beiden: Herzbeutelblätter, sodaß mit 
Sicherheit eine zum mindesten zeitlich vorhergehende Entzündung 
des Herzbeutelblattes angenommen werden konnte. Daneben be-. 
standen an -anderen Stellen Zeichen frischer' Perikarditis. Erst 
Später. griff diese Kalkanlagerung auch auf die Außen- und Hinter- 
seite des linken: Herzens über. Der Vorgang der Entstehung, 
_ dieser Kalkplatten ist nach Müller ähnlich wie bei der Verkäsung 
Ja Tuberkulose und entspricht dem Verhungern der Zellen in den 
a Verwachsung der. Perikardblätter entstehenden: Kammern, 
‚eren- Wand--mit der narbigen Rückbildung: sehnenfleckartig derb 


— 


| | besonderer Wert zugeschrieben wird. - -. 
en die Absprengung durch Abriß des an der Frakturstelle ansetzenden | 


 geatmete feinste Kieselfragmente in reaktiver Entzündung. ent- 


selnder Dichtigkeit verbreitet, besonders in den Unterlappen.. Das 


klinischen Symptome, wenngleich: sie sich durch Röntgenaufnahmen ji h 
des. Thorax intra vitam feststellen ließen. (XXV, 5) >00 000. y 
. _ DiePneumoconiosis. kann die.verschiedensten Röntgen- er? 
bilder geben. Bald erscheint. .sie ‘als. feine .Marmorierung — f PR; 
| | l a | 

5 Ben; 

YOU RIES; 
P | ar ne | 


> Den Röntgenbefund von dem seltenen Falle eines P n eum o- 
pyoperikards beschreibt O. A. Rösler. Das Perikard er- 
scheint als ein der Herzkontur paralleler Streifen, von diesem Be 22 
durch einen auffallend ‚hellen Raum ‘ohne Lungenzeichnung Een 
getrennt. An der Spitze des linken Ventrikels etwas Flüssigkeit, .. ' pds 
die bei den ungemein lebhaften Herzbewegungen aufspritzt. .Die 
Affektion war entständen durch eine tuberkulöse Drüse, die am ` 
Ösophagus ein Traktionsdivertikel erzeugte. Letzteres vereiterte `~ ` 
und brach. ins Perikard durch. (XXV, 5.) - T De feii 
`. - Bei einer , postdiphtheritischen Schlinglähmung, die radio-  ;- "- -fies 
skopisch untersucht- wurde, gelangte nach Reiche der ver- a aai 
schluckte Kontrastbrei bis tief in die kleinen wait 
Bronchien beider Unterlappen, wobei die wandständige Lge- + "425 
rung der Breischicht ‘in den großen Luftwegen bis zur Abzweigung . 
ihrer in die Oberlappen. führenden Äste allein den sofortigen `’ 
Erstickungstod verhinderte. Ein reflektorischer Hustenreiz setzte _ 
so verspätet ein, daß dieses Ereignis überhaupt eintreten konnte. - 
Offenbar war die motorische Schlucklähmung von einer tiefen Herab- . 
minderung der Reflexerregbarkeit im Kehlkopfe und der Trachea Bere 
begleitet. (XXV, 4) E. Mühlmann konnte die Füllung der » Tea 
Bronchien mit Bariumsulfatsuppe durch Aspiration bei einem wegen ~ ı au 
Ösophaguscarcinom untersuchten Kranken feststellen. (XXV, 1.) | 

= Die bei der radiologischen Untersuchung der Lungen in 
Erscheinung. tretenden Konkretionen .können herrühren von 
Kieselablagerungeninden sogenannten Stein- 
hauerlungen, das heißt, dichten Schwielen, die sich um ein- `` 


In ern 


Nase. rn rt 
r ran Dun tz 


a 
-l 


SE DER 


US iie 
yi 


te e 


£ OARA 
A ai E ER 
-Iimr Er = - 


k E -i . 

y TPAS TRIESLA Pi u Pe 
Zum Es rE ri REN 
` = K 5 & = = 
a 


wickeln. Sekundär kann es in solchen Schwielen auch zu lokalen 
Kalkablagerungen kommen. Vom. Röntgenbefunde. der knötchen- 
förmigen Tuberkulose und der Chalicosis derselben ist die Stein- 
hauerlunge durch die geringere Gleichmäßigkeit der Form ‚und 
Verteilung der kleinen Schattenablagerungen unterschieden.‘ Auch - 
die Kalkmetastasen in der Lunge bei 'marantischen Zuständen, 3 
destruierenden Prozessen am Skelett und ungenügender Nieren- Dar: 
funktion geben charakteristische Bilder. In verkalkten Entzündungs- ig 
herden der Lunge kommt es häufig zu Knochenbildung; diese - i 
treten aber wegen geringer Ausdehnung radioskopisch viel weniger -i 
in Erscheinung als primäre Knochenbildungen, die teils als Deals 
zusammenhängende größere Herde, teils als knollige Gebilde, teils Da 16 
in Form mannigfaltiger Verästelungen vorkommen. Simmonds. ` Ba 
hält diese Typen für ätiologisch verschiedene Vorgänge, nicht für. 
Intensitätsgrade eines und desselben Prozesses.. Von der ver- 
ästelten Knochenbildung in..den:'Lungen beobachtete 

er drei Fälle bei Greisen. Sie waren über alle Lappen in wech- 


Der, k x 
Pa SG z x f- LT S IE a T - 
a A h Da a em tra ETA 5 2 un en 2 IE re X : ee wis FE) ur - vt = 
Pe FE EM RS, gs ea A SE ER i £ en Eee Se ee Natel LA nur Be x me . En ~ ren 2 Na Pie 
D an Aih ._. EIS N em EA RT. Tr a e G “ey. na T a N - d N. La Er a Er T r, 
ER , ~ ns 2 Fa mass mer wet en, ei... 2. a EEE A = rar. 8 SE ET TITTEN 
ENEIT ID Te er si Pa 5 tesi meinen > aaa: HERE WE N ERNST a Ten In A nn 
. k Er ee 377 fra A m = Er = =z Seh u e art nn A T ra ize pe-rak ve aer E 
- bs ar ? BY. u 5 ps $ 5 En 
z = a 


= 


~ 
kare ae 
_ m 
A 7 
ar es ee, 
Arten un 
= . famea nn mii 
ma 2. 777 
P i 


` 4 sr ; 
Porn 2: « 
ns. UNI Tr mr Nr. » 


pa 
rem 
2 = 


übrige Lungengewebe bot, abgesehen von.schwieligen Veränderungen, 
mäßigem Emphysem und spärlichen Bronchiektasien, keine. Beson- 
derheit. Die Knochenverästelungen hatten weder zu den Bronchial- 
wegen noch zu den Gefäßen Beziehungen und erzeugten keine 


ne 
E02 DE E T 


Nee ne npo 
eant Ww 2 
Mens e% fers 


Keen meer a ee | 
r 3 Te 
die > > ng 
Zu tm y- z . 7 
N ren E a T a 


Er. 
Pw a wtf 
par" er h oA Zur a 
` r 
Pria 


ed à 


art N 


> f Or 
TSA nn er 
nam“ ws Sge D. Aer 
aeres ra -=< 
` Po - E 
Oe n a 


N 
| 


Me i 
x 
$ Å. 
. 
i] 
- \ 
è 
K 
e. 
« ad 
PA 
4 
+ 
nr 
ME s 
(E d 
2 Sie 
x, 
‚ 
r 
TOY 
‘ 17 
R 
WAK 
T 
‘ t4 
r h 
un)“ 
ru 
us 
hr 
` 9 
4 
aot 
= ur 
P p 
y í 
, s 
i 
\ t5 
STY 
n hd e 
I Ri 
Ka 
hr y 
ETE b f 
277 
l í i} 
PAYE . 
Aut f 
RE t 
o '] Aii I'N 
` Í 
b i T 
S aioe oa 
3 4 
i 
IRE TT 
\ T i 
Du, % 
MW > 
Prig un 
$ 
VTA 
aa R 
b n 
s ai » 
y F Y] 
ka 
W 
\ Toii 
Ti 
b t r 
i 4 
I} Far, 
A 
i a o 
EUND . 
(i E 
Ka i? 
| PVE nt 
` 
(es rat `s 
IE 
> $ 5 
| IE ! 
4 = 
Meet 
è KA 
a. I 
ur 
i À K 
Tis 
TER m 
$ Pra T 
4 HERES i 
Li { 
f er V 
HR $ 
tapt 
nt 
; ar, 
mare 
N I 8. N 
tii L Wi T 
ur i 
(EH TAEA 
i TIERE 
i ih 
E ‘5 
i " ı 1» 
Y A F 
7, y 
EN E. 
i ME dr 
4 t H Ihr 
+ g 
tr f k 
Fa UEN 
It 3178 Mar 
į a 
$ DEn 
ANGE Y 
AWI X m 
{ HLG l EA 
4 I S 
$ BA 
Í EER Nr, 
HIR 
1% TA 
ni Ha 
Á N < 
T “177 Be. 
b f i a 
ji an 
I t 4 - 
i TON dn 
1% Iren © 
an th 
US i DL 
‘ N W 
S4 
ipi ) k= 
i ' 
u t iin’ 
a} i 
H { 
i OE a Ein 
ti wi a Ha 
$ 1 ta 
Alles 
E 4 f a nd 
1] ` 
` Ši H 
{ ` PN IP 
i Tas d 
ijk k i] 
tiya irag 4 
ie ii IT al 
Eee. G 
H si aa: 
AL E 
\ £ 
Tr KE 
Ji 1 
pki i 
S AUEN 
y 
- 


wie Sagosuppe in einem Anthracosisfalle L. Golin gs (XXV, 6) —, 
bald in Form größerer, bis zweifrankstückgroßer, unscharf be- 
grenzter Schatten, z.B. an der Lungenbasis, -bisweilen in Bildern, 
welche von jenen der Tuberkulose nicht zu unterscheiden sind. 
Die Intensität der Schatten ist nicht sehr dicht. | 

Die miliare Careinose der Lunge gibt, wie 
A. Weil zeigt, ganz ähnliche Röntgenbilder wie die miliare 
Tuberkulose. (XXV, 5.) 

Der Unterschied zwischen Hernia und Eventratio 
diaphragmatica liegt darin, daß das Zwerchfell bei ersterer 
einen Defekt hat, durch welchen die Eingeweide in die Brusthöhle 
dringen, während es bei der letzteren keinen Defekt hat, sondern, 
wenn auch meist erschlafft und verdünnt, die Brust- von der 
Bauchhöhle abschließt. In beiden Fällen zeigt das Röntgenbild 
eine schmale, bogenförmige Linie, die das obere Lungenfeld von 
einer darunterliegenden Aufhellung trennt, welche durch Luft- 
ansammlung im. Magen, bisweilen auch im Kolon hervorgerufen 
wird. Das Vorkandensein dieser Schattenlinie gestattet nicht die 
Entscheidung zwischen Hernia und Eventratio. Differential- 
diagnostisch kann manchmal die respiratorische Bewegung dieser 
Schattenlinie verwendet werden. Bei Inspiration rückt bei Hernia 
der Magen infolge Contraction des Zwerchfells nach abwärts, das 
Kolon hingegen, welches den Bruchinhalt bildet, infolge Ansaugung 
vom Brustraume und inspiratorischer Steigerung des negativen 
Druckes nach oben. Das Verhalten der Schattenlinie bei Phrenicus- 
reizung ist nicht charakteristisch. Besser verwendbar sind die 
radioskopischen Befunde bei verschiedenen Füllungs- und Lage- 
verhältnissen des Magens. So kann man bei Eventratio die Kontur 
der Magenwand sich unter Umständen von der besagten Schatten- 
linie loslösen sehen, während bei der Hernie die verschiedenen 
Füllungen nur einen Formwechsel bewirken werden. Ein weiteres 
Unterscheidungsmerkmal ist die bei Eventratio manchmal beob- 
achtete Verdoppelung der Bogenlinie besonders bei tiefem Inspirium, 
die bei Hernie nie vorkommt. 

M.Weinberger beschreibt das Röntgenbild der sehr 
selten vorkommenden rechtsseitigen Zwerchfellhernie. Klinisch 
bestand an der Stelle der Hernie intensive Dämpfung, welche die 
Diagnose gegenüber Pleuraschwarte oder Pleuraexsudat nur durch 
die gleichzeitige Tympanie des Schalles gestattete, ferner waren 
keinerlei Einziehungen, vielmehr eine Vorwölbung des Thorax, sowie 
vereinzelte metallische Darmgeräusche nachweisbar. Die Durch- 
leuchtung des Thorax ergab einen intensiven, nicht vollkommen 
gleichmäßigen Schatten rechts bis zur Höhe der vierten Rippe. 
Dieser zeigte lateral unten eine deutliche Aufhellung in der Höhe 
des linken Sinus phreno-costalis, ohne daß in: dem darunter gele- 
genen fleckigen Schattengebiete die Kontur des rechten Diaphragmas 
irgendwie distinkt zu erkennen gewesen wäre. Nach einer Wismut- 
mahlzeit ergab sich eine exzessive Gastroptose und nach 24 Stunden 
an Stelle vorher geschilderten Schattens im unteren rechten Thorax- 
raume bis an die vierte Rippe reichend ein großes Diekdarmkon- 
volut. Beim Kontrasteinlauf erstreckten sich die mit Wismut ge- 
füllten Därme bis in den ersten Intercostalraum. Sie zeigten das 
Phänomen der außerordentlichen Lageverschiebung, durch welches 
sich diese falsche von der wahren Hernie und der Eventration 
unterschied, da ein Bruchsack oder das eventrierte Zwerchfell 
niemals den Därmen so große Lageexkursionen gestattet hätte. 
(XXV, 5.) Auch Aßmann beobachtete einen Fall von hoch- 
sradiger akquirierter Zwerchfellhernie. (XXVI, 1.) 

Entgegen der herrschenden Anschauung, daß markig ge- 
schwellte Hilusdrüsen wenig, schiefrig indurierte oder anthra- 
kotische nieht immer, verkäste tuberkulöse gut und verkalkte am 
besten in Röntgenaufnahmen zu erkennen sind, ermittelte Cer- 
deiras aus dem Vergleiche von Sektionsprotokollen mit Röntgen- 
aufnahmen der betreffenden Individuen zu Lebzeiten, daß die 
tuberkulösen Drüsen durchaus nicht die stärksten Hilusschatten 
geben, daß im Gegenteil weder die Verkäsung noch die einfache 
Durchsetzung der Bronchialdrüsen mit 'Tuberkeln, häufig nicht 
einmal die Vergrößerung im: Röntgenbilde erkennbar ist. Stauung 
der Lunge, Kompression derselben durch Zwerchfellhochstand und 
pleuritische Schwarten lassen den Hilusschatten verstärkt er- 
scheinen. (XXY, 3.) 

Ein von H. Wachtel untersuchter Pyopneumothorax 
interlobularis gab folgende radioskopischen Symptome: 1. Die 
interne Begrenzung des dem rechten Mittellappen entsprechenden 
bandförmigen Schattens zeigte alle Zeichen (Verlauf dem Inter- 
lobulärspalt entsprechend, typische Schattenänderungen bei ver- 


schiedenen Durchleuchtungsrichtungen) eines interlobulären Er- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


Yon er 4 
Nr 


Wr 


E 35 en. h- | 
14. September. 


REM 
? x 


gusses. 2. Der Schatten des Ergusses reichte beim sagittalen Durch- 
leuchten im Stehen nur an seiner tiefsten Stelle vom Mediastinum- 
schatten bis zur Seitenkontur des. Brustkorbes. 3. Die obere 
Begrenzung des Schattens war ‚horizontal und zeigte das Symptom 


` der Suecussio Hippokratis, . 4. Derselben saß eine Gasblase auf, 


deren oberster Scheitelpunkt mehr der Thoraxwand als dem Me- 
diastinum zu gelegen war. (XXVI, 2.) ES E o 
Ein erbsengroßer, fast kreisrunder Schatten mit scharfer 
schalenförmig verdichteter Kontur am Nierenhilus wurde bei Röntgen- 
untersuchung einer unter den klinischen Symptomen linksseitiger 
Pyelitis aufgenommenen Patientin festgestellt und von AkeAker- 
lund’als Konkrementschatten (Uratstein mit Phosphatearbonat- 
schale?) gedeutet. Bei der Operation erwies er sich jedoch als 
verkalktes Aneurysma des Art. renalis. (XXV, 6)- SER 
Durch neue bioröntgenographische Untersuchungen konnte 
Kaestle die Richtigkeit seiner früheren Angabe, daß es keinen 
Sphincter antri und kein Antrum gäbe, nur be 
stätigen. (XXVI, 2.) | a3 


Die persistierende spastische Contractur der großen Kurvatur, 


eines der verläßlichsten und häufig das einzige Anzeichen eines 


Ulcus der kleinen Kurvatur, kann bei hohem Sitz nach 
Ausfüllung des Magens mit der Röntgenmahlzeit außerhalb des 
Kontrastschattens fallen und dadurch am Schirm und auf der 
Platte unsichtbar bleiben. Durch Lagerung auf «die linke Seite 
und eine-leichte Abwärtsneigung des Oberkörpers gelingt es nach 
G. Schlesinger, die Kontrastfüllung über die Sanduhrenge hin- 
wegzuführen, diese in den Bereich des tiefen Schwermetallschattens 
einzulagern -und dadurch zur Darstellung zu bringen. (XXV, &) 
Unabhängig von G. Schwarz stellte J. Schütz ein in 
verschieden starkem Grade auftretendes, mehr oder weniger tief eim- 
schneidendes, nicht ganz regelmäßig in seiner Aufeinanderiolge 
sich darstellendes, aus zahlreichen kleinen Zackenbildungen 
bestehendes Aussehen der Seitenkontur der großen Magenkurvatur 
bei Ulcus ventriculi fest. Nach Schütz handelt es sich 
hierbei um kleine spastische respektive hypertonische Einziehungen 
entlang dem Verlaufe der großen Kurvatur. Der Sitz des Ulcus 
ergibt sich aus der Zähnelung nicht ohne weiteres, doch springt 
bisweilen bei Druck auf eine schmerzhafte Stelle die Zähnelung 
deutlicher vor. (XXV, 3.) 
J. M. Groedel widerspricht jedoch der Annahme 
Schützes, daß es sich bei der Zähnelung der großen Kuryatur 
. um kleine spastische respektive hypertonische Einziehungen handle. 
Nach seiner Annahme sind diese Bewegungen nicht auf die grobe 
Kurvatur beschränkt. Das Symptom der Zähnelung käme bei 
ulcerösen Prozessen gewiß nicht gehäuft vor. Sie sei weder ein 
eindeutiges pathologisches noch überhaupt ein pathologisches 
Symptom. (XXV, 6.) | 
Eine tagelange Retention im Diverticulum Vateri wurde als 
chronische Pankreatitis gedeutet, eine Annahme, die durch die 
Operation befestigt wurde. u 
Multiple Divertikelbildung im Darm, und zwar ein erweitertes 
Diverticulum Vateri, ein walnußgroßes Divertikel an der Ears 
inferior duodeni und ein kleineres am Colon transversum konnte 
Ake Akerlund bei Rechtslagerung des Kranken und Druck- 
abklemmung an der Flexura duodenojejunalis feststellen. (A 
Ein Choledochusstein und die durch ihn hervorgerufen 
spastische Duodenalstenose kennzeichnete sich nach H. Amann 
(XXVI, 1) im Röntgenbilde durch eine Stenose im oberen Drittel 
der Pars desc. duodeni, oberhalb welcher das Darmlumen em 
dauerndes breites Depot zeigte; das untere kleinere zeigte Kerck- 
ringhsche Falten. Nach acht Stunden waren noch Reste im Magen 
und im oberen Duodenalenteile vorhanden. Außerdem war ober 
halb des oberen Schattens ein ovaler etwa -taubeneigroßer 1ng; 
förmiger Schatten vorhanden, der dem Gallensteine entsprach. 
Operation und Autopsie zeigten, daß keine organische Stenose des 
Duodenums vorhanden war. a. 
Bei Drucksteigerung im Innern des Darmes, z. B. im Kolon, 
wo der Kot am längsten stagniert und wo dadurch Gasansalı 
lungen und erhöhte Gasspannung entsteht, und dabei abnorm wel 
Gefäßlücken vorhanden sind, drängt dieser Gasdruck die Mucosa 
und Submucosa durch diese Lücken in der Muskulatur und erzeugt 
Divertikel, die auch bei gesunden Menschen bis Erbsengröße €! 
reichen können. In größeren können durch stagnierie A 
Druckatrophie der Schleimhaut, Entzündungserscheinungen ur 
sogar Durchbruch erzeugt werden, die sekundär zur Jokalen Per 
Von und schwieligen Verdickung der Serosa führen, Wa 


ählich die klinischen Erscheinungen von Tumoren und Darmstenost! 


- 


Digitized by Google a pe 


s : i > - BR ” Pe a e t, et En en wc BR he 
Peni te ` Ba t n | ee a: Da 
a 14. September. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.37. 988 nn 
es \ bedingen. Diese als Diverticulitis und Peridiverticu- | Eierstöcke, das Knochenmark, die Milz uud Speicheldrüsen — =! ER, f 
= & litis .bezeichneten Zustände spielen sich am häufigsten im | radiosensibler sind äls. ‘die pathologischen Neubildungen in ihrer ~- Bit RE: 
2 S Romanum ab. . Man spricht. dann yon Sigmoiditis beziehungsweise | Nachbarschaft und die darüber gelegene Haut, und daß- die Ge = . we 
C L. > Peri- und Mesosigmoiditis. ‚Die Perforationen können nach Nachbar- | fahr einer irreparablen Schädigung solcher nor- . p ni AiR jf 
Be organen, z.B. der Blase, den weiblichen. Genitalien, hin statt- | maler und lebenswichtiger Organe. mit zunehmender Strahlenhärte . er: FERIEN 
nt i finden. Else Wolff teilt vier Fälle mit, bei. denen es möglich | wächst, ganz abgesehen davon, daß bei sehr harter Strahlung. die :... penzii 
2 war, die Diverticulosis mittels Kontrasteinlaufs im Röntgenbilde mit | Haut als Testobjekt völlig ausscheidet ' und ‚die Tiefendosierung . ` < A CRESA 
= Sicherheit festzustellen.. (XXVI, 2) Be Le gänzlich im Dunkeln tappt.: (XXV, 4) | Een ee e 
er . "Durch Aufheben des Coecums mit dem Tubus während der E. Mühlmann berichtet über schwere Schädigung der er; Meir A 
iz  - Durchleuchtung gelingt es nach Henszelman, den Appen- |- Speicheldrüsenfunktion. nach der Behandlung ‘einer Sycosis mit . `, ~- re ap 
è ` dix sichtbar zu machen. (XXVI, 2) m... | starkgefilterter Strahlung. (XXV 1). 00 O o N 
IE .. "Als Stierlin-Symptom der Ileocöcal-Tuber-| ` Pagenstecher empfiehlt. als Filtermaterial zur -o ai 
i kuľosė wird die Erscheinung beschrieben, daß bei jenen Formen | Tiefentherapie 1/4 mm dickes Blei auf. 1 mm Aluminium und zur  "...;i SEHR 
dt der Ileoċöcal-Tuberkulose, wo- die Einmündungsstelle des lleums | Intensitätsmessung der Strahlen das Ionometer. (XXV, 3) -©0705 Jo Wa 3 BT 
“ = nicht verengt ist, das Coecum sich nie zusammenhängend: füllt, | Im Gegensatz zu anderen Autoren, die vor.der Strahlen- © > -g> lig i i 
E- sondern daß es die Speisen, durchlaufe.- Drei bis sechs Stunden | behandlung derHyperkeratosen bei chronischer © < SJP roti ; 
i ‘nach. der Kontrastmahlzeit ist das Ileum und Transversum zu- | Röntgendermatitis warden, hat G.:Holzknecht von :.-. > REET H a 
ga sammenhängend gefüllt, das Bild des Colon ascendens fehlt aber, | der Röntgen- und Radiumtherapie dieser. Affektion ‚gute Resultate a Ne Pi 
„ist wie weggewischt“. Stierlin fand das Symptom allgemein | gesehen. (XXVI, 2.) . | a. ee, a 
m bei . chronisch-entzündlichen, indurativ-uleerösen Prozessen der |. H.v. Dechend, H.Iten und H: Wintz:prüften mit è  — ~ Aber; ER 
E © - Ileocöcalgegend (Careinom, Lues, Aktinomykose), Revesz teilt } einem besonderen Ionometer die Primärstrahlungen der neuen | |; N y 
33.. zwei Beispiele für positiven Stierlin bei ileocöcaler Tuberkulose mit. | gasfreien Coolidge-Lilienfeld- und der‘ selbsthärtenden Siederöhre 7 Ba R; ig ii 
$i- In einem dritten Falle desselben Leidens fehlte das Symptom.-| in bezug auf größtmöglichsten Härtegrad und Intensität. -Die Ab- - u jez o RE 
to. (XXY, 1) | ne © T sorptionsmessung in Aluminium- ergab, daß die Reihenfolge: der a 
5 - In weiterer Verfolgung seiner im Jähre 1903 begonnenen Ver- | Röhren hinsichtlich der.Lage des Homogenitätspunktes die folgende I AERCSENE i | 
3° „suche über die Einwirkung der Radiumstrahlen auf | ist: Lilienfeld-, selbsthärtende ' Siederöhre, .Coolidgeröhre. Das En E E 
i die Spaltung deg Dotterlecithins stellt G. Schwarz | Strahlengemisch der beiden ersteren ist sich weitgehend ähnlich, -~ q ; i. 
£  -, fest, daß nur die 8-Strahlen Lecithinspaltung bewirken, während y- | das der Coolidgeröhre dagegen wesentlich inhomogener. Die mit den, ©. . Ẹri I | 
Í: und Röntgenstrahlen wirkungslos sind. (XXV, 4.) ~ ` | drei Röhren erreichbaren Härtegrade sind wesentlich gleich. (XXV, 4.) 0 4an. [it zH i i 
T | Gegenüber der häufigen: Forderung nach einer möglichst | | Als röntgentechnische Neuerung bezeichnet © ` EE p H: 
4 . penetrierenden Strahlung für tiefentherapeutische Zwecke- weist | Dr. Weiser (XXV, 4) die Anbringung des Härtemessers in der, un. i i 
$ -H. E. Schmidt an der Hand eines von Franz publizierten | Schutzwand, wobei er: einen kleinen. Ausfall gegen die. Wiener ` 5o I a1 
ee Falles von Exitus letalis infolge schwerster ulceröser Enteritis nach | Schule macht, welche angeblich auf den Strahlenschutz am. wenig- u ii aM: ) | f 
$ Röntgenbestrahlung eines Portiocareinomes mittels härtester Röhren | sten bedacht sei.- Eine flüchtige vorherige Information hätte diesen anf z oi | 
$ -nur durch die Haut des Abdomens hindurch, darauf hin, daß praktisch | Autor belehren können, daß sein Vorwurf nicht ganz stichhaltig ist, > ` ehr EN, şi 
3 die Anwendung derartiger härtester Strahler an'der Tatsache scheitert, daß beispielsweise seine Neuerung im Laboratorium des Referenten y >. 0- = ea | h 
5, - daß manche tiefgelegene gesunde Organe — in dem herangezoge- | seit 15 Jahren bereits in Verwendung. steht und vielen Hunderten ;- |> BES i 
Z nen Falle die Darmschleimhaut, in anderen wieder die Hoden, | von Hörern in dieser Zeit demonstriert wurde. x... En y IN 
a / E R ne à ae 
- Aus den. neuesten Zeitschriften. | Be | 
; nn (Siehe auch Therapeutische Notizen) © Eos ; a A e P jea iah d; H 
z . Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 35. es, den Sitz der Erkrankung in der Brücke ‘und im verlängerten Mark -> la, i| 
; Fa arpi = = hs anzunehmen, da dort die motorischen Bahnen dicht ‚beieinänderliegen -~ 2 El 
| Meyer (Königsberg i. Pr.): Über Pantoponismus und sonstigen | und durch Affektion der Schleifenbahn die Ataxie. hervorgerufen sein Baga Se Aol | 
Arzneimittelmißbrauch. Die Erscheinungen des Pantoponismus decken | kann. Die Sprachstörung kann ebenfalls ihren Ursprung in :der Brücke KIN 
5g sich im wesentlichen mit denen des Morphinismus. Die Pantopondosen be-. | oder Oblongata haben, da dort die ‚Nerven liegen, welche die der Rede- - Saal i 
trugen, nach den Angaben der Kranken, 0,08 bis 0,8 täglich. Auffallend | dienenden Wurzeln innervieren. . Die ` Bewußtseinsstörung schließlich. all, li 
| ist, daß nur einmal unter vier Fällen Störung der Pupillenreaktion be- | deutet darauf hin, daß’auch ein oder mehrere Herde im Großhirn: vor- f a a 
~ merkt ist. Eigentliche gesetzliche Bestimmungen, die der freien Ab- | handen gewesen sein müssen. Es wurde ein Versuch:mit Einspritzungen - eier jl ! 
: . gabe des Pantopons entgegenstehen, fehlen. Entsprechende Maßnahmen | yon Neosalvarsan gemacht. Der Erfolg war ein überraschend guter, - ä Be RR 
| ~ wären daher dringend erforderlich, ebenso für das Laudanon und die | obwohl Syphilis durch den negativen ‚Ausfall der Wassermannschen Be P Rah 
| anderen ähnlichen Mittel, die Morphin beziehungsweise die Opium- | Reaktion auszuschließen war. o ma Yea N we ek i i 
~ alkaloide in ihrer Gesamtheit enthalten. ` >> `> R. -Löwy (Prag):. Über .das: Auftreten der Serumkrankheit nach‘ = ARAT i 
= Roedelius (Hamburg): Die Eigenbluttransfusion bei. geplatzter | Magnesiumsulfatinjektionen. Wir ersehen, daß ‘Symptome, die man bis- EGEV a a EAN 
g - Tūbargravidítät. - Wirkung und Wert der. Eigenbluttransfusion bei Be- | her als eine specifische .Proteinkörperwirkung. aufgefaßt hat, durch. Er 
handlung der Extrauteringravidität sind unverkennbar, dürfen jedoch parenterale Einverleibung von Substanzen hervorgerufen oder vielmehr | OEL BE 
nicht ‘überschätzt werden. In den seltenen Fällen funktioneller Ver- | reaktiviert -werden können,. denen kein Eiweißcharakter zukommt, Zu ~.. O REE 
blutungsgefahr beziehungsweise. Kombination beider, die klinisch: be- | diesen Substanzen gehört das Magnesiumsulfat, welches in dem hierzu Ba 
. Sonders. an der Atemnot erkennbar ist,- ist die Eigenbluttransfusion | disponierten Organismus nach Überstehen der Serumkrankheit subeutan; En 
. unbedingt indiziert und wirkt unter Umständen allein lebensrettend. ‚appliziert, neuerdings anaphylaktische Erscheinungen: hervorrufen kann. a, 
=.. Neumann (Moabit-Berlin): Über Blausäurevergiftung. Eshandelie | |.. m... u er NS  Reckzeh ` RR iE 
‚ Sich bei den drei mitgeteilten Fällen um eine’ gleichartige Intoxikation, |... >  . . ee en a a ls 
. deren Hauptsymptome folgende waren: Starker.Geruch der Atemluft ‘| Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr.-34. . u 
"Nach Bittermandelöl, ‘Bewußtlosigkeit; Cyanose, Atem- und Puls-.| -Fritz Mank (Berlin): Zur Pathogenese und, pathologischen aber 
 beschleunigung, Steigerung der: Sehnenreflexe. Endlich schneller Rück- | Anatomie der Gicht. Die Röntgenographie der gichtischen Ver- E EEIN 
gang der bedrohlichen Erscheinungen uud schnelle, dauernde Genesung. | änderungen: an den Gelenken, . namentlich aber an den. Knochen, © 7o OOW Ab. 
Sehon die Anamnese -und der charakteristische Geruch ließ die Diagnose | brachte uns erst die richtige Vorstellung von der Ausdehnun g "und EATEN n 
Blausäurevergiftung kaum mehr zweifelhaft erscheinen, der Nachweis | Häufigkeit dieser Prozesse. Sie forderte eine anatomisch-histo- Br et 
‚Im Mageninhalt des Mannes stellte sie völlig sicher. Es handelte sich | Logische Aufklärung über die Art und: den Zusammenhang der. ©. GERTH 
um Inhalationsintoxikation von Blausäuredämpfen. Die Entlastung des | diesen Schattenbildern zugrunde liegenden anatomischen Prozesse. Der N i: Pt vi 
> orpers durch Aderlaß, die Sauerstoffatmung und die Herzstimulation | Verfasser hat diese Verhältnisse durch vergleichende Untersuchungen a: Br $: 
haben vollauf genügt für die schnelle Widerherstellung des Patienten. | röntgenologischer und histologischer Befunde zu er- w F Er 
a. „Kretschmer (Berlin): Über einen Fall von akuter.disseminierter | forschen gesucht und berichtet über die Ergebnisse seiner Studien... ee 
Encephalomyelitis. (Akute multiple Sklerose?) . Differentialdiagnostisch | | . Erich v. Redwitz (Heidelberg): ‚Über Obstipation bei Ulcus ’ "o Hirn 
kommen für. dieses ‚Krankheitsbild die Encephalomyelitis disseminafa |. ventriculi. Die starke, lang anhaltende Reizung der sensiblen. Nerven 
%uta und’ die multiple Sklerose in Frage.. Am wahrscheinlichsten ist | des Magens dürfte auf die motörischen Darmnerven hemmend wirken. DANE 
; - ; E 
| . 
: l 5 2 H 
ox . e ai 


EA ADLER ME - 


sien 


er 
- - * z zty 
R z i Par Zn e - £ u a s A- da y- .. a 
3 m $ > EN 5 
> TA 5% EZ > > 
er - = ger Ernie Be Pue en - Bu 
2 = > nn j ER N u maii Kae AZ 
- s. ~ viri oE a a r ER -s ý nor a SA mia A o a na "i 
ee ~ S gi 2 A a tr E a Aa e a a C - PETERE k p 
P man 5 CSTR UNT ARS N EEE Toa An et. ~ Ba Fiese zA e 7 a TEN er 7 
i Ve pet m E A ik - - Se Ze i -rE Pr G.A 7 
ee ee 2 Pars pes = - nr * es > = £ JA 3 
— — = — = au i í 32. A Dre nn ern vr £ s an - a . 
BEP THE 0 "7 = i a 2 = ° 
P A E Kane ri A - ` r A 
a x“ Lebe ~ + — = S d R 
> $ ° u 
5 _ Ca 


a p 


FE 


un a 
z --—- 
u .— 


i à h. f en h i P A E IE 
~ P +, u 


oe 


14. Septem 


I mn nn 


NER, | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. Jen, 


— 


Gerhard Wagner (Kiel): Einige seltenere helminthologische Drainröhrchens vorübergehend durchaus erforderlich, so.soll man diese 


Befunde ‘der Kriegszeit. Nach einem Vortrage in der Medizinischen | mit einem Seidenfaden an der Wange oder am Ohr durch einen Heft- 
Gesellschaft zu Kiel am 13. März 1919. pflasterstreifen sichern. er 


> W.E. Pauli: Über eine Kathodenröhre mit auswechselbarem Eugen Kahn (München): Psychopathie der Revolution. Zahl- 
Aluminiumfenster. Die neue Konstruktion der Kathodenröhre wird 


reiche Psychopathen haben sich an der Revolution, namentlich auch an 
durch Abbildungen veranschaulicht. führender- Stelle beteiligt, wofür Beispiele angeführt werden. Ton- 
L. Götte] (Greifswald): Ein -Fall von primärem Herztumor. Es | angebend wurden sie, weil die Masse suggestibel und urteilslos ist; sie 
handelte sich um ein Rundzellensarkom, ausgehend vom Septum des | glaubt alles, wenn es ihr nur in der entsprechenden Aufmachung und 
Vorhofs. . | laut genug vorgetragen wird. Im Gegensatz zum Psychopathen wird 
Jacques Neumann (Hamburg-Barmbeck): Zur Frage des | der Besonnene, der beruhigend ‚und belehrend wirken will, von der 
Relaxatio (Eventratio) diaphragmatica. (Schluß) Das Leiden dürfte | Masse gar nicht gehört. Nur unter ganz bestimmten Bedingungen, die 
vorzugsweise auf dem Wege über die Zwerchfellähmung durch eine | wirklich zu einer Geistesstörung oder einer Bewußtlosigkeit führen, 
dauernde Schädigung des Nervus phrenicus (angeboren | kann für einen Psychopathen die Anwendung des $ 51 RStrGB. in 
oder durch Trauma) entstehen. Er ist von der Zwerchfellhernie zu | Betracht kommen. Die Psychopathie an sich ist keine krankhafte 
unterscheiden. Störung der Geistestätigkeit noch der Begriffsfassung, die der Gesetz- 
N. Welwart (Wien): Zur frühzeitigen Erkennung der gewerb- | geber der Auslegung der genannten Paragraphen zugrunde gelegt 
lichen Bleivergiftung mit Hilfe der Blutuntersuchung. Zur frübzeitigen | wissen will. _ | la nr 
Diagnose gehört auch nach dem Verfasser die Untersuchung des Rieceke (Göttingen): Salvarsanprophylaxe. Im Gegensatz zu 
Stuhles bei chronischer Bleivergiftung. In dem mitgeteilten Falle, | Taege betont der Verfasser, daß eine speeifische Allgemeinkur bei 
in dem noch keine klinischen Symptome einer gewerblichen Blei- 


Syphilis nur eingeleitet werden darf, wenn Syphilis mit völliger Sicher- 
vergiftung vorlagen, konnte im Stuhl reichlich Blei nachgewiesen .| heit festgestellt worden. ist. Sonst führt dies zu einer Herabminderung 
werden. 


der mühevollen Kunst des Diagnostizierens und zu einem therapeuti- 
Kreipe (Hannover): Ein medikomechanischer Apparat zur Nach- | schen Chaos. F. Bruck. 


behandlung bei Unterarmamputationen. Die Beschreibung wird durch 
eine Abbildung veranschaulicht. F. Bruck. 


Wiener klinische Wochenschrift 1919, Nr. 27.bis 30. 


s ORE s Nr.27. Engelmann: Über die angeborene Hüftgelenksver- 
Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 34. renkung. Verfasser hat in 27 Fällen die se Lorenz erben 
Christoph Müller: Die Steckschüsse. Der Verfasser be- | unblutige Repositionsmethode angewandt und teilt ausführlich die Er- 

richtet über seine Erfahrungen an längere Zeit — ein Jahr lang — im | fahrungen von elf Fällen mit, deren Behandlung 10 bis 15 Jahre zurück- 

Körper steckengebliebenen Geschossen, um so mehr, als der alte Steck- | liegt und durch Nachuntersuchung kontrolliert werden konnten. 

schuß im Vergleich zum frischen in therapeutischer und manch anderer | Wichtig ist, so früh wie möglich die Diagnose zu stellen und die 

Beziehung eine vielfach verschiedene Würdigung verlangt. Zur Ent- | Reposition vorzunehmen, die Reposition gelingt dann leichter und 

fernung des Fremdkörpers ist dessen möglichst sichere Lokalisation | die Fixationsdauer kann wesentlich abgekürzt werden. Von der funk- 

erforderlich. Die Lokalisationsmethode wird daher besprochen. Ist der | tionellen Belastung im Gipsverband wurde stets abgesehen; Verfasser 

Fremdkörper lokalisiert und seine Entfernung indiziert, dann schreitet | hat die Patienten während dieser Zeit niemals herumgehen lassen. 

man zur Töntgenologischen Operation mittels des Kryptoskops. Dabei | Die Dauer der Gipsfixation war je nach Alter und Art des Falles fünf 

benutzt der Verfasser das eine mit dem Kryptoskop bewaffnete Auge | bis zehn Monate; bei einem zweijährigen Kinde genügten zwei Monate, 
zur Durchleuchtung, und das andere zur Operation im Tageslicht. Zum | bei einem anderen ebenso alten nur vier Wochen Gipsverbänd, letzteres 

Schluß wird das „Wandern“ der Geschosse erörtert. lag aber dann noch. zwei Monate wegen eines Scharlachs ohne Ver- 
O. Speidel (Stuttgart): Encephalitis, Schlaisucht und Starre bei | band fest im Bett. Die Resultate sind sehr befriedigend. - Sieben 

Grippe. Zu unterscheiden sind: die gewöhnliche unkomplizierte | Fälle sind in anatomischer ‘und klinischer Hinsicht vollkommen oder 

Encephalitis, die Encephalitis mit Schlafsucht, die Encephalitis | fast vollkommen gebeilt, sodaß man bei einigen auf dem Röntgenbild 

mit Starre und die Encephalitis mit psychischen Störungen. | die Seite der Luxation nicht mehr erkennen kann. Ein Fall zeigte 
Florsehütz (Gotha): Die Grippeepidemie von 1918 in der | einen ausgesprochenen Mißerfolg, die übrigen hatten ein funktionelles 

Statistik der Lebensversicherung. Oft eben erst in die Lebensver- | einwandfreies Resultat. | Re 

sicherung aufgenommene junge Leute fielen der Epidemie zum Opfer. Jagič und Lipiner: Lunge und Atmung bei Bläsern. Die 

So verlor die Gothaer Lebensversicherungsbank 385 ihrer Versicherten. | Untersuchung von 46 Bläsern ergab, daß das Spielen von Blasinstru- 
Es zeigte sich ein scharfes Ansteigen der Sterblichkeitskurve von dem | menten als ätiologisches Moment für die Entwicklung eines Lungen 
Jahrfünft 15—20 an und ihr plötzliches Abbrechen gegen das Ende des | emphysems nicht in Betracht kommt. Eine Behinderung der Exspita- 
Jahrfünfts 25—30 mit der dann zunächst raschen, dann langsamen Sen- | tion, auf die es bei der Emphysementwicklung mit ankommt, besteht 
kung bis zum Jahrfünft 50—55. Von da beginnt dann wieder der An- | während des Spielens nicht; es fanden sich im Gegenteil bei allen 
stieg, aber in einem verlangsamten Tempo. | Spielern außerordentlich ausgiebige Zwerchfellexkursionen, namentlich 
Maximilian Knorr: Über latente Darminfektion. Die die | ein hoher Anstieg des Zwerchfells in der Exspiration, sodaß zwischen 
Darmerkrankung auslösenden pathogenen Darmbakterien werden viel- | 1u- und Exspirium kein Mißverhältnis auftrat.  - - 
fach erst durch eine andere Infektionskrankheit, wie Malaria (Malaria- - Nr. 28. ‚Jarisch: Fehlen einer Lunge bei einem Rrontsoldalen: 
rezidive) oder Grippe, zu ihrem Angriff auf den Körper veranlaßt. Bei einem 29 jährigen Manne, der die Strapazen -des Feldzuges ohne 
W. Friedrich (Freiburg): Über die Bedeutung des Dosimeter- | Beschwerden mitgemacht hatte und.bei dem klinisch ein ausgedehnitt 
verfahrens für ‘die Beantwortung biologischer Fragen der Strahlen- | Schrumpfungsherd in der linken Lunge angenommen wurde, I 
therapie. Vortrag, gehalten in der Freiburger Medizinischen Ge- | wie die Obduktion nach Exitus wegen Grippepneumonie ergab, die 
sellschaft, ; i. linke Lunge mit ihren Gefäßen und dem Vagusast vollständig; vol 
Friedrich Kach (Barmbeck): Über gelegentliche Gefahren | linken Bronchus war nur ein kurzer -Ast übrig. EEE 
kosmetischer Paraiiininiektionen. Eine 36jährige Frau ließ sich aus |. Heke: Ein selten schwerer Fall von .bronchialem Asthma mi 
kosmetischen Gründen Paraffininjektionen in beide Brüste:machen. Es | tödlichem Ausgang im Anfall.. Mitteilung eines Falles, ‚der wegen dt! 
‘kam zu starken Schmerzen und im weiteren Verlauf zu einer infektiösen | relativ kurzen Dauer der Krankheit, des Fehlens jeder neryösen Kor! 
Polyarthritis, die durch die Paraffineinsehmelzung und die damit ver- | ponente, wegen des unerklärlichen Versagens der anfänglich peon 3 
bundene Eiterung an den Brüsten jahrelang unterhalten und durch keine | Adrenalin- und Atropinwirkung und des Exitus im.Anfall hemer on 
Behandlung gebessert wurde, bis-erst die Amputation der Brüste eine | wert ist. | = pn 
sofortige völlige Ausheilung bewirkte. 
O. Kirchner (Würzburg): Über Fremdkörper in der Kiefer- 
höhle. In dem mitgeteilten Fall fand sich ein Gummidrain in der 
“Kieferhöhle. (Es war früher ein Alveolarfortsatz aus einer Öffnung in 
der Kieferhöhle gemacht und, um einen Verschluß der Öffnung zu ver- 
hindern, ein Gummidrain eingelegt worden.) Wichtig ist die Röntgen- 
untersuchung zum Nachweis eines Fremdkörpers. Dieser wurde übrigens 
entfernt durch breite Eröffnung der Kieferhöhle nach Caldwell-Luc unter 
Lokalanästhesie. Ist bei einer einfachen Anbohrung das Einlegen eines 


Nr.29. Possek: Versuche zur Behandlung Iuetischer ‘Auge 
erkrankungen mit unspecifischen Heilmethoden. Verwandt wurde h 
Typhusvaceine mit einer Keimzahl von 500 Millionen, von der, J$ n 
Alter und Allgemeinzustand, am ersten Tage 0,6 bis 1 ccm, am et, 
Tage 1,0 ccm und dieselbe Dosis am vierten und eventuell noch am Er jer 
Tage subcutan injiziert wurden. Die Wirkung trat prägnant i iig 
Fällen von Keratitis parenchymatosa hereditaria hervor: Die oa 
durch Allgemein- und Lokalbehandlung: unbeeinflußbare kompliziert die 
Iritis schwand nach der zweiten Dosis Vaccine mit einem Schlas$; 


A 


- 


Digitized y Google : Pe 


Bee, en en, = 

u A „Septandher EEE 1919. = - MEDIZINISCHE KLINIK - = Nr 81. e a ea Seh 3 
r - 3 : BZ: a ER = Ze TBB ; ! 

f | oi se Zee 
l . - Infiltration der Hornhaut zeigte eine räsch fortschreitende Anfhellang. Strümpfen bekleidet, dann der eine Unterschenkel . in einen durch. et Be t 
w- © Eine prompte Wirkung wurde ferner in einem Fall von ‚Neuritis optica | Glühbirnen geheizten Holzkasten. gesteckt, der andere durch Abduction `` ae. uch 27 
-° =. auf Juetischer Grundlage, bei zwei Fällen von- 'staubförmigen Glas- . möglichst weit von der Wärmequelle entfernt. Nach ° dem Erhitzen : en ei in 
Eo + körpertrübungen und einem Fall von Glaskörperblutung‘ ‚durch luetische | wurde die Chlormenge in der Wäsche bestimmt. Erwärmung von 30 ` ie, qp A 
" ` Endarteritis erzielt. Die Wirkung wurde nicht nur bei: ‚gleichzeitiger auf ‘45, beziehungsweise von: 45 auf -65° C während 30 bis 85 Mi- a Ka r 
t Allgemeinbebandlung der Lues: erzielt, sondern trat auch in den Fällen | nuten’ ergab‘ deutliche, wenn auch geringe Kochsalz- (das heißt Schweiß-). Be I: HEN 
ji deutlich zutage, in denen bei Beginn der Vaccinebehandlung das Grund- | Absonderung :ohne Mitschwitzen des. „Kontrollbeines“. Bei längerer. . 7 ib BR: H 
1 "leiden noch nicht erkannt und behandelt worden war, wie auch in den Wärmeeinwirkung (60 Minuten) trat vermehrte. partielle Schweißsekretion ` I Bi ; i iy 
r Fällen, bei denen die eingeleitete Allgeméinbehandlung ohne . ‚Einfluß | mit gleichzeitiger, wenn auch ‘sehr Viel goringerer ROhiEUNE der er i FERNE k 5 
"=. auf den lokalen Prozeß.am Auge geblieben war. ganzen nn auf. - a Ta en o Were Te 
i- = Theilhaber (München): Die akute Entzündung als. Heilmittel | a a ee [ei h Jei 
> Verfasser hat mit a o Fa R mit on Teil Korres ondenzblatt für Schweizer Ärzte 1919, Nr. 22 bis 27. li 5 ie 
}: neu angegebenen -Elektroden bei chronischer Obstipation, postopera- ama a 
Re  tivem Hous,; Parese des Sphincter vesicae, chronischer Para- und Peri- Nr.22, Wildholz (Bern): Der biologische Nachweis aktiver EEES Ea A 
d metritis, Pyosalpinx, Uterusblutungen, Fluor, chronischer gonorrhoischer Tuberkuloseherde des. menschlichen Körpers durch die intracutane Pigen- SA N he i i 2 
i Endometritis, Amenorrhöe, Pruritus vulvae, unbestimmten Schmerzen | harnreaktion. Die. an über 200 Kranken angestellten Beobachtungen: en Lese pi 
im Unterleib und Rücken . vorgenommen. Davon ausgehend, daß das | ergaben, daß der Urin von Menschen, die an ‚keiner Infektionkrankheit ,. 5- T a Hi ad 
i Careinom sich nur in anämischen nnd lymphocytenarmen Geweben ent- | leiden, auf ein Zehntel seines Volumens eingedampft, an .der Impfstelle a Cr) Hi zi 
i wickelt und daß es gelingt, mittels der Diathermie Anämie und Rund- | ‚weder eine. Infiltration noch eine Rötung erzeugt, wenn er in kleinster- - PH i 5 
5 zellenarmut:zu verhindern, indem man ein blatgefäß- und rundzellen- Menge intracutan injiziert wird. Ausgenommen sind nur vereinzelte fh z 
5 - reiches Granulationsgewebe erzeugt, wurde versucht, nach Carcinom- | Fälle von Nephritis. Der Urin von tuberkulösen. Kranken erzeugt, da- >. hl IB 
5 ~ operationen durch Diathermieapplikation z..B. auf die Achseldrüsen | gegen konstant eine umschriebene Infiltration der Haut, die in Form, . 2 

SE ‚oder das Beckenbindegewebe Rezidive zu verhindern. Verfasser gibt Auftreten .und Verschwinden der intracutanen Tuberkulinreaktion gleich- Be 
sieht. Die intracutane -Eigenharnreaktion scheint durch. ihren positiven Dee | 


Ausfall zu- beweisen, daß noch freie Tuberkuloseantigene. im Körper 
kreisen und ein Teil von, ihnen durch den Urin ausgeschieden wird, 
und ‘daß demnach der Körper einen aktiven Tuberkuloseherd birgt, 
während der positive Ausfall der verschiedenen Tuberkulinreaktionen 


an, daß es ihm tatsächlich gelang, auf diese Weise die Zahl der Car- 


cinomrezidive beträchtlich zu verringern. _ 
Peller: Rückgang der Geburtsmaße als Folge der Kriegs- 


s = nl ce k et. - g B 
in Te E N era ir, 


| | e ernährung. Die Neugeborenenmaße der Jahre 1917/19. ar merklich ” 

'' ` hinter denen des Friedens zurück. Die 2500 bis 2800 beziehungsweise |- = 

‚nur erwies, daß der Organismus Antikörper gebildet: hat, aber im un- . 
8000 g, schweren Kinder haben ‘auf Kosten -def über 3000 g wiegenden ee ließ, ob diese Antikörper die Folge eines. früher aktiven, jetzt < . i 


0» an Häufigkeit zugenommen. Die Reduktion der Körpermaße deutet 
‚auf den Einfluß der Kriegsernährung der Mutter auf den Foetus. Aus 
dem Verhalten des Index der Körperfülle ist zu schließen, daß die 
‘durch soziale Momente bedingten Unterschiede ` in den Geburtsmaßen 


- aber latenten Herdes. sind, oder ob sie stets noch frisch erzeugt werden `. 
| | "nicht durch ‘verschiedene Sehwangerschaftsdauer allein, sondern durch 
| 


dureh- einen - aktiven Tuberkuloseherd. 


Nr. 28. Burckhardt (Basel): Untersuchungen über die Ätio- 
-.Jogie ‘der Influenza. Der Pfeiffersche Influenzabacillus wird nicht 
nur bei der endemischen sondern auch bei der epidemischen Influenza: 
so inkonstant gefunden, daß er nicht als Erreger angesehen werden _ 
‘kann. Die Diplostreptokokken ‘oder: Grippestreptokokken - scheinen Dear faii 
ebenfälls nicht die Erreger der Influenza, sondern nur die Erreger von 0... ei 


P . -sa . cz Fr 
æ ara P fiers rn me; IF, 


‘verschiedene Ernährung der Schwangeren bedingt sind. . Die höchste 
. Grenze der durch sehr weitgehende, über die ganze Schwangerschaft 
sich erstreckende& Fett- und Eiweißentziehung. hervorgerufenen Gewichts-- 


mE 


: Teil zu torpiderem Verlauf neigte. 
‚folgt nach kurzer Erhöhung der Entzündungserscheinungen deren.'| 


berabsetzung des Neugeborenen ist im Durchschnitt mit rund 810 bis 


: 880 g, das sind 11,0%, des optimalen Gesamtgewichts, zu bemessen. 


Nr.80. Schilder: Rigor als postparoxysmale Erscheinung bei 


Epilepsie. Im Anschluß an’ epileptische: Anfälle können Rigorzustände 


‚der: Muskulatur auftreten, welche vermutlich auf eine ‚Schädigung des 


Corpus striatum zu beziehen sind. Diese Spannungen 'haben in gewissen 
- Phasen ‚Ähnlichkeit mit psychisch bedingten’ Störungen der Moötilität. - 


Gerstmann: Krampfhafte Drehbewegungen, Muskelrigor und 
` Koordinationsstörungen nach Wiederbelebung eines Erhängten. Ein Fall 


zeigte, daß die bei der Asphyxie nach der Wiedereinstellung normaler 


“ Respirationsverhältnisse zustande kommenden motorischen Reizerschei- 
nungen sich auch in Form von Krampfbewegungen präsentieren 
können, die im wesentlichen durch einen .ziehend-drehenden Charakter 
‚und durch das Ausbleiben von klonischen Komponenten gekennzeichnet 
sind, und daß bei Strangulierten nach, ihrer Wiederbelebung -eine 


gleichmäßige Muskelhypertonie beziehungsweise ein Muskelrigor sich 
` einstellen kann, der auf eine Linsenkern- beziehungsweise‘ Streifen- 


| hügelschädigung zu beziehen ist, 


Müller: Die Bekandlung des: venerischen Bubos mit Milch- 
injektiorien. Injiziert wurden intraglutäal als einzelne :Dosis 5—6 ccm, 
' die, wenn nötig, nach 3—4 Tagen wiederholt wurde.. Der Bubo wurde 
lokal 'mit Dunstumschlägen behandelt. Zur Behandlung -gelangten teils 


-Schon fluktuierende, akut gerötete, -sehr schmerzhafte Bubonen, die sich- 
: -noch auf der. Höhe des Entzündungsprozesses befanden, teils noch nicht 


' tastbar erweichte, nicht -oder kaum gerötete Bubonen, ‘von -denen ein 
Bei den- Fällen der ersten Art er- 


'reiz und. Schweißsekretion. Den Versuchspetsonen 'wurden: beide Unter- 


Schenkel. ‚durch ‚Abreiben chlorfrei- gemacht ‚und ‚mit‘ 'entehlorten 


Wörnerund Heise: Uütersuchungen über Wärme- 


Komplikationen zu 'sein. Die auf den Hustenplatten am häufigsten .- 


als Erreger kaum in Frage, da sie bei Komplikationen vollkommen. 


fehlen und auch bei Gesunden ebensohäufig . vorkommen ` wie: bei 


Kranken. Die ungeheuer -leichte Verbreitung der Influenza läßt auf 


"einen kleinsten, nicht bakteriellen Infektionserreger, am ehesten auf 


ein sogenanntes filtrierbares Virus schließen. Vielleicht. können die 
von v. Angerer und Andören und auch vom Verfasser in Kulturen 


steht ‘ein sicherer . Beweis dafür noch aus. Die Grundlage für eine. 
wirksame Immunisierung gegen die Influenza scheint nach ‚alledem 


noch‘ nicht gegeben. . | = 


Nr. 25. Fonio: Die eriraperliondale Verlagerung der Uterus- = S 


Verfasser hat sein Ver- 


wunde beim. transperitonealen Kaiserschnitt. 
und drei „unreinen“ an- 


fahren -in-elf Fällen, und zwar acht „reinen“ 


‚gewandt. Die Mortalität der Mütter betrug. 0%. Bei sämtlichen Fällen 


vom neunten Graviditätsmonat an wurden lebende Kinder gewonnen; 
nur eins starb am folgenden Tage aus unbekannter Ursache, Nach 
Naht der Uteruswunde des erst nach Entwicklung des Kindes und 
Lösung der Placenta aus dem Abdomen herausgewälzten Uterus wird 
das Peritoneum parietale der Bauchhöble ringsherum gefaßt und mit 
fortlaufender Seidennaht rings um die Uteruswunde fixiert, etwa 1⁄2 bis 
i em davon entfernt. Dadurch wird die Uteruswunde extraperitoneal 


verlagert. ‘Darüber Fasciennaht, Fettnaht, Hautnaht .und Drainage mit 
vier bis fünf. schmalen : kurzen Glasdrains bis auf die Uteruswunde 


durch die Bauchwandschichten hindurch, 


"Nr..97. Frey: Über die Influenza, _ Verfasser hat zur Er-.. 


Lunge, zu einem ~ feinästeligen System .mit dem Hilus als ‘Centrum. 


Diesem Stadium „entspricht klinisch eine Dämpfung über der Hilus- 


gegend :und anderen m besonders dem Unterlappen mit 


‘gefundenen Bakterien, die gramnegativen’ Kokken, kommen ebenfalls _ 


gefundenen Körperchen als filtrierbares Virus angesehen werden, doch _ 


'Tasche Rückbildung.. Die Behandlungsdauer betrag bei 17 Fällen dureh- : a 
schnittlich .14 Tage mit‘ drei bis vier Injektionen. Auch bei yder an-: leichterung des V.erständnisses über die Entwicklung und Ausbreitung u zif 
‘deren. Gruppe trat :die Verstärkung des Entzündungsprozesses und :| .der ‚Influenzapneumonie das Röntgenbild herangezogen. Die Verände- a AARE 
.dessen . consecutiv beschleunigter Ablauf als Wirkung der Hetero- | rungen zeigen sich meist zuerst in der Hilusgegend als deutliche Ver- ' Bat: I 
. therapie deutlich zutage. . Die. Behandlungsdauer von sieben Fällen breiterung. des dortigen Schattens, in Form von groben, oft sehr inten- + z pi gi 
betrug. durchschnittlich 21 Tage bei durchschnittlich fünf se siven’ Flecken und Auflagerungen. Von hier dehnen sich die Schatten Sie 
E G. Z. | inder eral schon sehr . früh strahlig in Form von Reisern über den ` f Ea } 

| .oder die Unterlappen aus, dann eventuell auch seitlich nach. dem > ee 
_ Zentr alblatt ; ür innere Mediäin 1919, Nr. lappen zu. Es kommt zu einer fleckigen Trübung meist. der pe er 


‘ 


ER 


= 
7n -w 


aar tr am: Ps 
ENDE e 
m er DEAD 


un o s 
> ER ee 


en um Ba Te a 
LaTe aare 
Er EE 
ia aE 


me 1 nn y 
nenn sen Aaa ge: 
- 


=. 


p am a 
PER mr En an 
De 


> 


r) K 5 D ` 
$ » è $ bs f 
` { £ z f ? P Fi 
vo Ri A Base, 2 
de N ET 
ix ne i Be Te 
` Sk á Dr . 
woen Eep. = en pe y s gi 
Pier Fr egi zo- Tm 2x3 > Er 
teme aalan me une An LT ET 
A Br Be ee SE ern. 
en NL IL Te SER SER ae 


an 
hai 
z 


17 
yt a u 


er 


———.- 


Er Sa an ee ag a $ 
ante nn e er eT FEN 
BR, ni A Pu; rm ` 4 
N en a FR Pe ; $ 3 “ie 
es ag Du SEN a Dean 
En . m, N BET TEE 
. Be 2 


a. ng} 
LER 
tms A 
at 
we, e a, 
u o AO, 
Ten 


Feel ES 
Eora 
a 7 EP on i Tr 


z = "s 
Er = 
. emege rg © s 22 re s x = 
Re Fee Dee mare er Fr ~è . ee ca E A a AT j 
' : Le S ao TLA aty: A . - uP er wema indie n h o. I A ree A L E f: A a 
ten Snr aTe ebe 7 a [lern -, T a Srt ` LAR EAEL LEE 
2 y ' FE AE Rieg a. 20, Re ÜBEL De = 5 ya ; EA A z 
.- ee Basen Ru ER: re saa 3 fe en x a a A saani i l- F , 
3 2 ->r ma a O Ooo R e a a ea I = A A E E a E n I E N ? 
.... F Se u = Lane nas AEAEE E A ER, Bere in n er E, = p 
=- . RER, $ z È am 5 DORF: seen u 
RER -a Senne "= i 372.277 - 
2 B h - - Ber ep A 
A $ F N nz N ` 3 ke =- 2 TE re DR: E “gr » d 
AR ; u a m 3 EEE SER IS ER a EI er, $ 
+ 5 ser RE ` aan 2 Bere ne Pt aa i EEE ne 4. 
t oee m Anni. rk - . x ' 3 w ï v = 
P A > = = u 
= BET » EEE $ x 


su sen 


DEE EOS AE a FI 3 | | e a T 2 r a a ee a DE A R a = S | 
p A o Oo EEE SEE BR — MEDIZINISCHE. KLINIK — .Nr. 87. 14. September; 
ME KE p | en ee 
2 (at As N i s f verschie bis. Bronchislatmen wa meist ziemlich rabota Knister- Kauterpunkte gesetzt, bis ein. anämischer Kreis zustande kommt. Der ` 
ol jh 1 DER rasseln. Oft besteht nun eine diffuse Trübung oder: es ~heben sich Karbunkel wird: durch eine tiefe Kauterisation geöffnet. Ebens 
: a Ch REFI intensiv  lobuläre Herde von Kirschkern- bis Apfelgröße ab. Bei der | werden: Lymphstränge ‘tief in der Längsrichtung ee ieder 
' Gi Jii Resorption bleibt noch sehr lange eine dem. Hilus aufsitzende ` Trübung. Stich von den vorhergehenden einen Querfinger breit entfernt. Di 
. N A aan zurück; ‚die Lungenfelder hellen sich sehr langsam und unvollständig auf. Achselhöhle wird, wenn nötig, ovalförmig umbrannt. Als Nachbehand- 
r o E Roti = Strebel (Luzern): ` Über Maculablutungen der Mütter während | lung seien erwähnt: Alkohol (innetlich- und äußerlich), Herzanaleptica, ` 
E pipi SEN und ünmittelbar nach der Geburt. Eine. Reihe von Beobachtungen | in der Nähe des Auges Bleiwasserumschläge. (D. m. W.. 1919, Nr. 34.) 
N É Bi ae nn ee als neueren Hysterie“ oder. „urämische Ein lokales Tetanusrezidiv hat J. Diemel (Hamborn) erfolgreich 
are: Kane Er e“ aufgefaßte vorübergehende Amblyopie oder Amaurose der | durch Narbenexcision behandelt. Die. Narbe dürfte Tetanusbaeillen ent- 
ll I: utter während oder nach der Geburt: auf eine Maculablutung zu be- | halten haben. Das Rezidiv war. nach einem Trauma aufgetreten — 
Ber Sn aa ziehen: ist. Man muß zur Diagnostizierung den gelben Fieckbezirk | nach einem ‚energischen Gelenkmobilisierungsversuch des verletzten 
Eep b ab IN im aufrechten Bild. bei erweiterter Pupille genau betrachten. In den: Körperteils. Dabei war wohl das Narbengewebe gesprengt worden, 
Í jr E p E ne . zwei ausführlich mitgeteilten. Fällen kamen weder toxische noch. in- | in-dem a "Tetanuserreger eingekapselt waren. (D. m. W.1919, Nr. 34) 
RES fektiöse Schädigungen 'in Betracht, sondern das eine Mal 'eine intra F. Bruck. 
a al EI a Wall! partum aufgetretene allgemeine venöse Stauung, das andere Mal ein =. EO | | | 
z jii RR ER D BI AN ' > . anämisierender PEN 
dl | - Bücherbesprechungen. | 
EERI: N: || a l | 
A l HRE ` Therapeutische Notizen. | Weiterer, Handbuch der Röntgen- und Radiumtherapie.- 
nd if I lat Seine aineen mit der Buttermehlnahrung . teilt Kurt | Dritte Auflage. München-Leipzig 1919, Verlag Otto Nemnich. 507 Seiten. 
i Ei Hl IE EL BUN Ba: chsenius (Chemnitz) mit. Das. Verhältnis der einzelnen Bestand- Das-Wetterersche Handbuch ist heute ein umentbehrliches. 
|. Uai =" teile dieser Nahrung ist 5 g Butter, 5 g Mehl, 70 g Wasser und. 4 g Nachschlagewerk, für. jeden Röntgenologen- geworden und es erfreute 
i Ha ORREN Zucker. (Nach Erhitzung über gelindem Feuer werden aus der Butter | sich dasselbe schon bisher wegen seines umfassenden Inhalts, seiner aus- 
ra E ERISH die niederen Fettsäuren, die eine Rolle als krankheitsmachendes Mo- gezeichneten Darstellung und vorzüglichen Literaturangabe größter Be 
nl: lb ment zu. spielen vermögen, entfernt.. Das Mehl wird .eingebrannt.) ‚liebtheit. Die Neuauflage wird- voraussichtlich eine außerordentliche 
RETI IRERE i -Diese Mischung wird auch der Milch zugesetzt. Die Buttermehlnahrung Vermehrung des Umfangs bringen, die ja durch die immer weiter 
IE Aati iger. A hat sich sehr bewährt namentlich bei schwächlichen Säuglingen. Durch |, gehende Vergrößerung‘ des’ Stoffes bedingt ist. Aus den beiden bis-, 
a Peri p Bor ihren absöluten Fettreichtum stellt ‘sie eine außerordentlich calorien- herigen Bänden werden jetzt drei, von denen bis. jetzt nur ee | 
| $a uii ME alle Rrciche Nahrung dar 800 Calorien. Mit Buttermilch kom- Band vorliegt: Derselbe enthält: eine. Reihe neuer Kapitel, in denen 
| | © u I ‚Mir biniert. ist sie gleichfalls sehr zu empfehlen. Aber die Kinder müssen die gasfreien Röhren und die neuen Instrumentarien erörtert sind, 
GERREG i i iia Al: bei Buttermehlnahrung unter dauernder ärztlicher Kontrolle ‘gehalten Hier geht Wetterer auch auf die allerneuesten Details ein. So sind 
GETERE iE E werden. Denn bei ausschließlicher Darreichung dieser Mischung kann dabei die modernen D ess a u er schen: Konstrüktionen, die eine Ge 
TOEREN Rat es zu starker Überernährung kommen (in einigen Fällen waren Butter- samtspannung bis 450.000 Volt erzeugen, schon erwähnt und das 
E a mengen bis zu 35 g am Tage gegeben worden). Ebenso ist bei keiner . Schaltschema eines neuen dazu konstruierten Transformators abgebildet. 
| | a Bon | ` "anderen Nahrung das ‚Innehalten von mindestens vierstündigen Pausen Nicht ganz möchte ich Wetterer in allem beipflichten, was er În 
E ant Se | so dringlich geboten, wie hier. Sonst aber ist diese Säu glingsnahrung . dem sonst glänzend bearbeiteten Kapitel über di biologischen Grund- _ 
en ae ERI ı von unschätzbarem Wert, besonders jetzt, wo das Malz fehlt.. (M. m. lagen der Röntgentherapie' ausführt. Hier wird uns manches an Ba 
ERIE ii | > W. 1919, Nr. 34). F. Bruck. Stelle noch beschäftigen. Aber ich möchte gerade hierin einen beson- 
l EERU i Ch | i = Die Tebelonbehandlung ist eine aktive Immunisierung. "Es liegt deren Vorzug des Wettererschen Buches erblicken, daß es m 
we m u Begriff der Immunisierung, daß ein Erfolg nur zu erwarten ist, wenn fortgesetzten neuen Betrachtungen anregt und daß die Ideenfülle des 
KERARI E, i Kan. Infektion. und Behandlung zeitlich nicht zu weit 'auseinanderliegen. Autors stets belebend auf den Leser wirkt. Die Lektüre. dieses Wertes - 
! Sell, ei \ Nun pflegt aber die Infektion mit Tuberkejbacillen schon in den Kinder- wirkt in keinem seiner Teile. ermüdend, -was bei einem Buche, das 


Bu a i po - jahren zustande zu kommen. Demgemäß beschränkt. sich die Indikation 
E Sis Bl TANA KT, für das Tebelon auf die noch verhältnismäßig. frischen Tuberkulose- | 
DARRERE: IEEE | `- infektionen im kindlichen Alter. .Das Indikationsgebiet umfaßt 
SET Al ec "etwa die kindliche Skrofulotuberkulose. 
| ; Für .die Bekämpfung der Tuberkulose als Volkskrankheit wäre | 
| | | “ noch wichtiger als eine erfolgreiche Behandlung ‚der manifesten kind- 
ER PIARDA TIPA lichen Skrofulotuberkulose eine wirksame Immunisierung der 
ES ‚zwar Schon infizierten, aber noch nicht wesentlich kranken oder’ schein- 
n i He i bar noch gesunden. Kinder. Die völlige Unschädlichkeit des 
£ \ no an iay ; -2 Tebelons ist gerade für Immunisierungszwecke ein besonderer Vorzug. 
en HA (Zschr. f. Kindhlk. i919, Bd. 19, H. 5 und 6.). W.Stoeltzner. 
F : T B EE - -Die lokale Behandlung der Angina und Gingivitis Plaut-Vincenti 
ee 1} mit Salvarsan empfiehlt Gerber (Königsberg) von neuem. Bei diesen 
| Affektionen handelt es sich um Mundspirochäten, die zu „lokalen 
Spirochätosen“ führen. Das Salvarsan ist aber nicht. nur ein Mittel 
gegen’ die „Pallidae“, sondern ein „Spirochätenmittel® überhaupt. 
(D. m. W. 1919, Nr. 88.) | 
Zur‘ operativen Behandlung der Ozaena nach Wittmaack äußert 
sich Ortlo ff (Elberfeld). Wit tmaack verpflanzt den Mündungs- 
. gang der ‘Ohrspeicheldrüsen in die Kieferhöhle, sodaß das Drüsensekret 
- nunmehr ‘durch die Kieferhöhle in die N asenh öhle fließt. Beim 
Essen ist aber die Sekretion so stark, daß der Speichel zur Nase 
heraustropft. Um dieses unangenehme Ereignis zu beseitigen, hat der 
Verfasser in. einem ‚Falle nach einiger Zeit noch die Kieferhöhle von 
der Alveole des ersten Molaris, der bereits fehlte, angebohrt und einen 
Gumminagel eingeführt. Der neue Gang hat sich rasch epithelisiert. 
Vor der Mahlzeit nimmt nun der Patient den Nagel heraus. Dann 
luft das gesamte Sekret aus der Kieferhöhle í in den M un j zurück, 
(D. m. W. 1919,. Nr..34.) | 
: Die Kauterisation der Karbunkel, Miabesonderé der Milz b ran i 
karbunkel empfiehlt angelegentlichst B. Ulrichs (Finsterwalde, 
à N.-L.). Ei ne dazu das besonders starke Kauterbesteck des 
antostaten mit kräftiger Kauterspitze. Tiefe . Brennstiche 
Grenze des Karbunkels p Gesun is n angelegt, umkreisen im Bee ‚gerecht.. Ein kurzer Abriß der Säuglingsfürsorge und des Wochen- 


roun i t betts i ’ 
= | . _ Abstande den. Eiterherd, dazwischen werden zahlreiche .oberflächlichere Geitekrnkerngfüg worden ur Wichtigste nerien em k 


einen so. gewaltigen Stoff erledigt, sebr viel besagt. — Den Schluß des 
ersten Bandes bildet eine juristische Abhandlung: : „Die Radiotherapie 
nach ihrer rechtlichen Seite“ von Schröder, welche äußerst lesens- 
werte Einzelheiten für den Arzt enthält. Es wäre wünschenswert, daß 
die beiden folgenden Bände. des Wetterer.schen Handbuchs recht 
bald. erscheinen, damit dieses vortreffliche Werk seinen Zweck als 


FOR A E ae 


Nachschlagebuch auch zu erfüllen vermag.: Otto Strauß (Berlin). 


F, Thedering (Oldenburg), Das Qùarzlicht und seine An- 
‘wendunginder Medizin. Dritte, verbesserte und erweiterte 
‘Auflage. Oldenburg.- Berlin 1919, Verlag von Gerhard Stalling.” 
157 Seiten. M 9,—.: 

-= Das züerst 1916 erschienene Buch liegt bereits in dritter Auflage, 
vor, der beste Beweis für seine Beliebtheit und praktische Brauchbarkeit, 
‚In der Tat enthält die Thederingsche Monographie, die in der neuen 
Auflage manche-wertvolle Ergänzungen (Erweiterung des biologischen 
Teils, Kapitel über- Rotlichtbehandlung) bringt, alles theoretisch und. 
praktisch Wissenswerte über- die Anwendung der heute so beliebten , 
Quarzlampenbehandlung, und -sie zeichnet sich vor manchen ähnlichen 
‚neueren Veröffentlichungen durch wohltuende Kritik und: Klarheit der 
Darstellung aus.‘ Vielleicht könnten in künftigen Auflagen bei den 
Indikationsstellungen die inneren Krankheiten noch eine eingehen 
dere Berücksichtigung finden, als es bisher geschehen ist. Dem prak- 
tischen Arzte würde auch ein aùfklärendes. Wort über zweifelhb aito. 
Indikationen auf diesem Gebiete (z. B. Bronchitis, Asthma, Pleuritis und 
dergleichen) sicherlich willkommen sein. A. Laqueur (Berlin). 


| o- 


- 
a E E 
me ne N 


.- im 


ur nn on 


- . so ER 


€ -r y 5 
i E 
š è - .- + - 
t o - - 
T a en ee Te RT 


2, e- 


Ludwig Grosse, Krankenpflege in Frage und Antwort 

-II Auflage: Stuttgart 1919, .Ferd. Enke. 170 Seiten. 

Das. praktische Büchlein wird seinen Aufgaben, eine Art Repe 
titorium für das-in den theoretischen Stunden und am Krankenbetb 
 Gelernte zu sein, durch allerlei zweckmäßige Änderungen in der An- 
ordnung und-dem Inhalt in. dieser.zweiten Auflage in erhöhtem Maße. 


ee 


L 


BR E uger ARE El ander Dart nn bh de hal mn Sen. = 


h 
ef 


`~ 


u TAPE SA AA E Kris ee 
FR g e ee Fr 2 f C3 R Š x SR er 
‚ 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 87. 0.00.0220. 987° 
| SER 7 ® 2, | p , Be Fe = a . , u = . a S l . 
Vereins- und Auswärtige Berichte. Pi a 
ine o Braunschweig. Ee digung ‘derselben ist. als durchaus möglich zuzugeben, jedoch ist sie .-. 


Ärztlicher Kreisverein. Sitzung vom!14, Juni 1919. T 


a 2 -K rūk enber£g: Über fieberhaften Abortus. An der Hand von. 
t- . `-196 Fällen fieberhaften Aborts.ùnd dessen Folgen kommt. Vor- 


. tragender zu folgenden Schlußfolgerungen;. 1. Es ist nicht möglich, 


` ersten Untersuchung eine bereits vorhandene Parauterine Lokalisation 


zu: erkennen. 3. Es ist nicht möglich, bei der ersten Untersuchung 


 _ ` eine vorhergegangene Abtreibung bei fieberhaftem Abortus sicher aus- 


-WH Schul ze: 


zuschließen oder deren Folgen mit Sicherheit vorauszusehen. 4. In: 
 mindestens:80 % ist der fieberhafte Abortus auf Abtreibung zurück- 
. zuführen. 5. Aus 1 bis 4 folgt mit Notwendigkeit die Forderung . 


an den Arzt, .fieberhafte Aborte nicht unterschiedslos aktiv zu be- 


: handeln ‘oder gar nach brüsker Erweiterung des Halskanals instru- 
mentell auszuräumen. Alle Fälle nachweisbarer parauteriner Lokali- 
-sation sind von diesem Verfahren von vornherein auszuscheiden, alle - 


irgendwie quoad Entstehung . und "Beurteilung zweifelhaften Fälle 
sind’ wenigstens einige Tage zu beobachten, um vor der Ausräumung 
-durch -Abstrich und Kultur eine Aufklärung über die Bakterienflora 
herbeizuführen. : Fälle, bei denen die Kultur hämolytische Strepto- 


` kokken in reichlicher Menge oder der Abstrich sichere Gonokokken 
'nachweist, sind’ dem konservativen Verfahren vorzubehalten. 6. Das. 


abwartende Verhalten schadet niemals, wenn es bei lebensbedrohlicher 
. Blutung. sofort aufgegeben wird und wenn man davon die -Fälle von 


- Cervicalabortus und von in die Scheide geborenen Eiern ausschließt. 
| 7. Die parauterine Lokalisation. ist unabhängig von der eigentlichen. 
. „Abortusbehaffälung nach chirurgischen Grundsätzen anzugreifen. - 
8.-Fälle von kriminellem Abortus mit Verletzung des Uterus sind mit 
der von B. S. Schultze zuerst für solche Fälle empfohlenen Uterus- 


- exstirpation zu. behandeln, aber nicht auszuräumen. Bu 

-= ` Diskussion: O. Wille: -Das Abortmaterial der freien Praxis 
bietet ein ganz anderes Bild als das eines Krankenhauses. 
eigener reicher Erfahrung (aus der sich ‚nebenbei auch nachweisen 
läßt, daß Aborte jetzt am ‚Kriegsende mindestens ebenso häufig sind 
wie Entbindungen) hat sich der Grundsatz gebildet, jeden Abort schnell 
zu beenden und im Fieber eine Indikation mehr zum Eingreifen zu 
erblicken. ` Die Erfolge sind gut. Die bakteriologische Forderung 


Winters hat fast allgemeine Ablehnung gefunden. Anzuerkennen- 


ist aber, daß auch die Exspektation gute Erfolge zeitigt. Offenbar 
darf die Indikation beim infizierten Abort eine andere sein als z. B. 
bei einer infizierten Fingerverletzung. Dort ist Exspektation möglich, 
hier ist sie falsch. Dort. entsteht gewöhnlich nur Resorptionsfieber, 


hier. droht Ausbreitung der Infektion. Wenn jedoch der Abtreiber 
eine infizierte Wunde oder Schrunde gesetzt hat — und von diesen 


Fällen stammt hauptsächlich die Mortalität —, dann. hat auch’ hier 
das Abwarten kaum.Sinn, das Ausräumen aber bietet nur den geringen 
Vorteil, reichliches Nährmaterial wegzuschaffen, die Prognose hängt 
von der Virulenz der Infektion ab. Im übrigen lehrt die gute Be- 


währung . der Exspektation, daß — nötigenfalls, unter Scheiden- 
tamponade — stets ein Aufschub erlaubt ist, um die Ausräumung unter 


günstigen Verhältnissen vorzunehmen. Reinecke betont die 
Wichtigkeit einer genauen bimanuellen Untersuchung vor instrumen- 
tellen Eingriffen bei Blutungen uterinen Ursprungs.. Adnexgeschwülste 
‚entzündlicher Art bilden. eine Kontraindikation für aktives Vorgehen. 


Bei. strenger Beobachtung dieses Punktes und Vermeiden jeglicher . 
' Tamponade sind seine Erfolge gleich gute bei konservativem wie bei 


| aktivem ‚Vorgehen. u 
Über Epithelkörperchen. Nach kurzer Über- 


Sicht über. Entwick] ng, Lage und Bau ‘der Epithelkörperchen geht 


 Vortragender auf die Bedeutung der Epithelkörperchen für. die 
. Entstehung. der "Tetanie .ein. Die bei. der Kindertetanie beob- 


achteten Blutungen in die Drüsen mit Unterentwicklung des 


Parenchyms werden an der Hand von histolögischen Präparaten 
geschildert. Störungen durch Hyperfunktion der Epithelkörperchen- 
Sind nicht: bekannt, wohl aber Hypertrophien und Hyperplasien der 
: Drüsen bei Krankheiten, die Anomalien des: Kalkstoffwechsels zeigen, 


Osteomalacie, Osteopsathyrosis, Osteomyelitis fibrosa.  Die' Vergröße- 


gekehrt, 


5 . Diskussion: Koelzer: Eine Epithelkörperchentetanie bei: Säug-. 


lingen infolge Blutungen in die Epithelkörperchen oder anderer Schä- 


— 


Aus. 


rung der Drüsen ist als eine Art kompensatorischen Vorgangs auf- 
zufassen, sie ist Folge des gestörten Kalkstoffwechsels, nicht um- | 


_ von: der. gewöhnlichen Form’ von : Spasmophilie "der Säuglinge zu -~ 
trennen. Diese ist meist als chronische Nahrungsvergiftung besonders . 


dureh 'Kuhmilchüberfütterung aufzufassen. Die manifeste Tetanie ist - 


in Braunschweig selten. K. sah in neun Jahren vor dem Kriege nur : EL 
E y A 3 i ea op. i N i ; j Lo . il: zie Ä r | y € [9 , si } f Om i í t 5 É i 
_ bei der ersten Untersuchung den vòn Saprophyten bögleiteten Neber- einen Fall. Milchentziehung, Phosphorlebertran und Brom brachten. 
haften Abortus von dem durch pathogene Infektionserreger ver- | 
ursachten zu unterscheiden. 2. Es ist nicht immer möglich, bei der | 


die manifesten Erscheinungen in einer Woche: zum Schwinden. pA 


Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. | (Medizinische Sektion.) ro 3 . £ 


\ 


>. Sitzung vom. 27. Juni 1919, ` 


| 3 = Rosenthal und Patrzek: Über ` Cholestearinverarmung B 
'der_roten ‚Blutkörperchen und des Serums “unter dem Einfluß.der --- `- 


'Kriegsernährung. : Die: Befunde stammen von Individuen der.groß-- 


städtischen _ Bevölkerung, die ‚außer: .Inanition keine Kraukheits- 


erscheinungen aufweisen. Während sich bei gutgenährten Menschen - -: i 


der Friedens- und Kriegszeit keine Unterschiede 'ergeben, ist bei unter- 


ernährten gegen 1913 in 65% der Fälle eine Verminderung um- das. \ | 
Zwei- bis. Fünffäche zu: finden,: und zwär sowohl im Serum ‘wie in _ 
den Blutkörperchen, ohne daß. dies parallel geht. Außerdem besteht — _- 


eine starke prozentuale Verminderung der Cholestearinester in den- 


festgestellten Erscheinungen haben nichts Auffälliges in Anbetracht- 


des Wegfalls von Butter, Milch, Fett, Eiern aus der Ernährung, stellen 


nur. einen Abschnitt‘ des gestörten Lipoidstoffwechsels dar, mit dem 
auch das gehäufte Auftreten von Polyneuritiden bei Ödemkrankhieit 


‘roten Blutkörperchen im Verhältnis zum freien 'Cholesteärin. Die -: 


'„usammengebracht wird und wohl auch die sinkende Immunität gegen : 


Infektionskrankheiten, besonders gegen ‘die Tuberkulose, in Zu- 


sammenhang steht, Bei Tuberkulösen wird kaum einmal eine Ver- 


minderung des Cholestearinspiegels im Blute vermißt. 


Diskussion: Rosenfeld: Die halbikterische gelbe Ge. 
sichtsverfärbung der unterernährten Bevölkerung kann wohl auch mit 


werden. BEN 
Julie Cohn: E | 
‚Fettmahlzeiten wurde nie Vermehrung ‘gefunden, auch nach Ver- 


'fütterung von reinem Cholestearin in Olivenöl nie eine Zunahme 


‚im Serum. - ei j Se T 
Aron erblickt in der Cholestearinverarmung nur ein Symptom . < 
, der. Schwächung einer synthetischen Funktion, nicht die Folge der 


zu geringen Aufnahme. . i TEE A e 
| Stolte sieht. in den Versuchen Rosenthäls einen neuen 
Beweis dafür, daß sich Fette, Eiweiß, Kohlehydrate - nicht einfach 


. dem gestörten Cholestearinstoffwechsel in Zusammenhang gebracht ` we: 


Bei Cholestearinbestimmungen vor un ne 


calorisch ersetzen ‘können. ` Durch fettarme Ernährung bleibt das Go 


Gehirn junger Kinder im Wachstum zurück., Die Lipoide sind zum 


Aufbau gewisser Substanzen unbedingt notwendig. 


Rosenthal: Es gibt auch entgegengesetzte Versuchsresultate. 
wie die von Frl. Cohn. er N eg 
F. Heimann ; Physiologische Gewichtsabnahme und transito- 


_risches Fieber beim Neugeborenen. Die Beobachtungen an fast 1600 


gesunden Neugeborenen der Breslauer, Frauenklinik," die daselbst 


länger als zehn Tage waren, lehren, daß ein normal gedeihendes Kind | 
‚am 10. Tage sein Anfangsgewicht keineswegs ‘erreicht haben muß. -` 


Die praktische Bedeutungslosigkeit des. transitorischen Fiebers, die 
allgemein anerkannt wird, lehrt auch das hiesige Material’der, letzten 


zehn Jahre, aus dem auch hervorgeht, daß nicht das eine oder. das 


andere Moment, wie Gewichtsabnahme, ‚Resorption der pyrogenen Sub- . 


stanzen, nicht der Kampf der 
Rolle dabei spielt. g 

Diskussion: 3 
‘achtungen an der Leiche. in 
gewicht abnimmt. ` 


Mekonium- und der Coliflora, die größte 


den ersten Lebenstagen das Thymus- 


Greifswald. 


` Medizinischer Verein.’ Sitzung vom 4. Juli 1919. 


Vorpahl: Experimentelle Untersuchung über die Kreislauf- 


Emil Neißer ” 


Gräper weist darauf hin, daß nach: Beob- ` 


geschwindigkeit bei Herzinsuffizienz. Vortragender hat ‘in gleicher 
‘Weise wie Stadler bei Kaninchen künstlich Trieuspidalinsuffizienz 
erzeugt.. Bei 10 Tieren mit künstlicher Trieuspidalinsuffizienz wurde - 
nach: der Methode von Haldane-Barcroft der Sauerstoff im 


arteriellen und. im venösen Blute ‘bestimmt. Das Blut zu den Gas- 


analysen ‚wurde durch Punktion aus dem rechten und linken Ventrikel ` 


entnommen. ‚Zum Vergleich wurden 12 Normaltiere -in -der ‘gleichen 


` 


! 


. 
P ` 
A F RA 
2 > 
è $ 
E I , ; 
r k "P 4 o 
N 5 HERE: ` z 
PR 2 eye = n - F 
-Tn ri in at y ee Aaa Tie 
Tempe wann DEF ER GES 
a a >, vin 
SES in i7- mr = ee 
7 + N `. au sn Å. RX 
er en Be au 
+ EEE" ~ > har. 


U v dgh 
N. 
se Ar 

1.4 


t ~ 


Kork 


a at. 
a FE ART 


un. DAN yia 
£ en rn 


æ- nn 

rt 
e. ga- na OEEZ G P y a 
Otn a- Fra Be OO rn 


+ 
EBERLE TA 
e ara re a 
MATT SL 
A 


% ari 

wu 
teramat y M 
Er 
emi eY 


aa dp Br A 
terner 


i i - - . = . a i = . a 

a - 4 i , n ” 
FR DE TE a ne ee ne aeg -È 
Bugs ne ae a a re I EEE vo wm] A 


42 
gr» - = 


‘ 


en an 
ee 
Era i 
RT 
I - T ome 
ne, re ah 
ya an > 
RT m 5 zur] 


Ira 
ke an 


x, Nr 
ae 
` 


ee aa aa t 
maingi. 
Eea T 
+ ea iie a 


=le- 
we M so T 
TIADA y e r. prar 


~ .. 
Sum 


> 


T ateei an a eea a A 
men Me RE een 
> 

+ 


N 


Zen 


HYTTE 


og 
a 
- 


u en 
rn -a ` 
re: 
N 
ITTA 


u. 


ATEENA an 
T 
TOR a 
-v~e 


MaA aN Te e ja 
S e 
wer: 


ae 
nn En nn tn et 
A ogag 


= 
ab A Aid a 
= Per X; 


a E S N Tu a 
: nen RT 


2 
rennt 


Č + 
the "i 

en f 

= i nE S 1 

' i H sek fi 
EE RT LNE TER 
j Ap Eg RR R ai 
eok EDA B e 
TEREORA T AE EER, 

S TAR N ws 
ee t r f] 
Eee 
KERET 
Poety Kur on 

n oel: er, 

Zi ml (vn, 
TEE IR LT Moi 
-aft H ay, 1 
SRSA 11 
Be IF } 
EEE n } À +4 
Kal Er a 
en of 
iR EER? 

IR Er 

vr Zninkh $ 

Ana Tee RA 
% Er U ir x "E 
ri I or. Sc Be 
wa n: Net, i +N 
, <! ri nei, is 
s Eatas katda 
et es te | 
PEIEE ONTI ? j CHE 
aT mi je i HEE 
r e E i8 pe z 
Sn 

ER U r } 

Se ge í 12 

Se A PRA 

ER 
"ley $ y ue 
nt HER AR LE 
ur N ad * 
ie cr rg 
De SS 1) ? 1 
li Br 5. 
a Eu SE H Eii 
Coet ihe) ! “ EEE |. 

7 S f: R ` ih 11 RO 

vo. $ f À 

Jan Y ~ Ey ; } È ' 

o Re fR a Sl 

IMS 
ol 3 BREE. 
. ena’ PEN B : o Bi}: 

' = iS. EG Hill 

3 ` Hi er > 4 3.30 

Di je 4 ur: 

' i u Ri 
el ni 
le n a W 
an a er N $ 
aa | te t : 4 
Ca ur N g 
Ri s 
Ai 

ht 


ER 
FERN Dame one „> „=; -e NEE 
3.L <5 R E E 
z ai aaa a aA, AT der 
x. : = 


“+ 

23 En 2 

SEE RE N ee > 
eu 


= = 


LU EEN SE: - 2 DER rri 

a e A a a A E S NE 

67 prea “ CERA eg re 
I Ser u zo . Fe 


i ERBETEN 
= E Br gedip 
ea s-e . - Fu m 2 = 
TER EER e A r Be a AE a a a =“ Ze 
STE re T nee: 1. 
Be ae oo om ei ee ER s y 
s i 
e: 


Akt 
+ 
. 
S s f 
ip x 
à i 
cy hoi Y 
iid a f re 
y De BE y 
Ye i f y ) 
hr N ar TOE. 
Kai rd BEN Bet 
Mare} EENS r 
a RRAIN ! 
KAOT . 
Arhane t Hi 
Ah t P E T i] 
ae ae B CEL A 
p den M 
4 5 PGPR 
URN O 
ati k i A ehao 
F- t. OR a EEI ! $ 
naat TR EE a 
Ea elpe 1 oy N 
et J i 
s aY H we il EN 
N: 
Denishhih N ar 
Dr srh! ee 
ee) N _ 
TERN. RR 
eg ri, 
write: 
“. ie An ln 
DREIER t; | 5 
t rahn ex ` 3 
PESE TI 
E E S Ba 
SATO E s 
i f 2 a 
1 i 
KAGEN N wo i 
yf e e „x 
LH! eji 6 
, 1 1, P 
5 « it = 
i i s 
UMET a G Š H 
h N ee | 
sari l 
Izi KE. ji 
u er en 
IR 1 f A 
a. e rs 


t 
4A 
; 
| 


938 


Weise. untersucht. Vortragender fand bei den Normaltieren èine mittlere 
Sauerstoffausnutzung von 89% und bei den Tieren mit künstlicher 
Trieuspidalinsuffizienz von 56,5 %. Er schließt daraus, daß der Blut- 
strom bei den Tieren mit Tricuspidalinsuffizienz verlangsamt ist, und zwar 
um. 89 : 56,5 = 0,6. Bei allen Tieren mit Tricuspidalinsuffizienz, bei 
denen auf diese Weise der Blutstrom um etwa t/s gegenüber der Norm 


verlangsamt gefunden wurde, wurden bei der Autopsie die verschiedenen 
Grade der Stauung im Körper festgestellt. | 


Denecke: Demonstration. 14jähriges Mädchen mit leichtem 
Ikterus, Leber- und großem Milztumor; im Blut Anisoceytose. Im Urin 
‚ Urobilin, kein Bilirubin. Vater, Großvater und Onkel zeigen denselben 
Symptomenkomplex. . Dieser chronische familiäre Ikterus, 
von Chauffard entdeckt, wurde von Minkowski durch Pleio- 
chromie der Galle (Eindickung und Stauung) erklärt. Trotz des 
‘Widerspruchs Widals, der einen hämatogenen Ikterus annahm, hat 
sich die Lehre Minkowskis erhalten. Im Serum der Kranken läßt 
sich Bilirubin nachweisen. In den Harn tritt es infolge einer Bilirubin- 
dichte der Nieren (P e1) nicht über. Die Pleiochromie der Galle ent- 
steht durch vermehrten Blutpigmentabbau. Im Blute findet man alle 
Zeichen der Anämie und der vermehrten Knochenmarkstätigkeit. Die 
Resistenz der Erythrocyten ist bei diesen Kranken stark vermindert, 
obwohl sonst der Ikterus an sich die Resistenz gegen hypotonische 
'Kochsalzlösungen erhöht. Als Ursache des vermehrten Blutzerfalls wird 
in neuerer Zeit von Eppinger die Milz allein angesprochen. Eine 
angeborene Enge der Übergangscapillare von der Follikelarterie zu den 
Milzsinus zwingt die Erythrocyten zum Verlassen der Blutbahn in der 
Milz und führt durch Berührung mit dem Iymphoiden Gewebe ihren 
-Untergang herbei. Deshalb stellt die Milzexstirpation die Therapie 
der Krankheit dar, jedoch wird der Eingriff, infolge der meist geringen 
Beschwerden der Patienten, vielfach abgelehnt. | 
Stephan: Zur Behandiung der Bauchfell- und 
kulose mit Röntgenstrahlen. Nach einem einleitenden Überblick über 
die verschiedenen Formen und die Kombination von. Bauchfell- und 
Genitaltuberkulose beim Weibe wird die Entwicklung der einschlägigen 
Therapie bei Peritonealtuberkulose von der rein konservativen All- 
. gemeinbehandlung bis zur operativen Ära (Spencer-Wells König) dar- 
gestellt, sowie die heute noch zur Diskussion stehende Frage nach der 
Ausdehnung chirurgischer Eingriffe bei der Genitaltuberkulose beleuchtet. 
Bezüglich dieses Punktes tritt der Vortragende für das an der Greifs- 
walder Frauenklinik geübte Verfahren einer Therapie der mittleren 
Linie ein, d. h. es soll die Radikaloperation nicht erzwungen werden, 


Rundschau. 


` Die Sozialisierung der ärztlichen Hilfe. 
, Von 
Augenarzt Dr. Agricola, Hannover. 


(Fortsetzung aus Nr. 36.) 
TI. 


Bei der ersten Umgrenzung unseres Problems setzte ich Ihnen 
die zwei Möglichkeiten einer Sozialisierung auseinander. Die erste, 
die wir soeben besprochen, die allmählich organische Umgestaltung 
der freien ärztlichen Tätigkeit zu einem in wirtschaftlicher Beziehung 
genossenschaftlich geregelten Betriebe mit öffentlich-rechtlicher Ge- 
bundenheit des Arztes. Eine solche Ersetzung der bisher fast unge- 
hemmten freien ärztlichen Wirtschaft‘ durch organisierte Gemeinwirt- 
schaft im Sinn einer allgemeinen Volksversicherung erscheint, wenig- 
stens für den Bereich der ökonomisch und ärztlich einigermaßen um- 
erenzbaren Krankheitsfälle, sozial und finanziell möglich. 

Als zweiten Weg wies ich den einer vollständigen Ent- 
eignung aller Ärzte beziehungsweise ihres Rechtes auf freie Praxis 
und ihre Anstellung als Beamte mit festem Gehalt auf. In der Fach- 


presse hat man über eine derartige Lösung des Problems die phan- 


tastischsten Pläne zutage gefördert. Große Ambulatorien sollen 
überall errichtet werden, die, mit allen ärztlichen Produktionsmitteln 
ausgerüstet, zur Abhaltung von Sprechstunden bei Innehaltung des 
Achtstundentags dienen sollen. Wer etwa nach der Dienstzeit seinen 
Arzt in dringender Not sprechen will, wird an den Arzt des Wach- 
dienstes gewiesen. Ob der dann den Kranken oder den Krankheits- 
verlauf kennt, ist offenbar gleichgültig. Denn auf das persönliche 
Vertrauens- und Bekanntschaftsverhältnis ist viel weniger Wert zu 


legen, als daß ein geschulter Arzt die Behandlung wenigstens auf acht 


Stunden führt. Das ist nicht Sozialisierung, das ist achlechtweg 
Rationierung ärztlicher Hilfe! Bettlägerische Kranke müssen 
ins Krankenhaus. Man male sich das aus! Glaubt man wirklich, das 


'1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 87. 


Genitaltuber- | 


radikales Operieren so häufig vorkommen. 


siner Einschränkung unnützen ärztlichen Luxus der Reichen zu be- 


‚was ärztlicher Luxus sei 


14. September. 


“wenn bei Kombination mit- trockener oder gemischt aseitisch-adhäsiver 
 Bauchfelltuberkulose Darmadhäsionen vorhanden sind (Kotfistelgefahr!). - 


Für die, Fälle, in denen nicht radikal operiert werden kann, empfiehlt 
er die vielfach noch nicht genügend anerkannte Röntgentherapie und 
begründet an dem allerdings nur kleinen Material der Greifswalder 
Klinik seine Anschauungen über den Wert des Verfahrens und seine 
Indikationsbreite.e Nach einem kurzen Resümee älterer und neuerer 
Auffassungen über die pathologisch-anatomische und bakteriologische 
Strahlenwirkung bei der Bauchfell-Genitaltuberkulose möchte er auf 
Grund der Erfahrungen-an seinem Material die Röntgenbehandlung als 
wertvolles Hilfsmittel nicht missen, ohne darin jedoch irgendwie 
eine Panacee erblicken zu wollen. Den Schluß der Ausführungen 
bildet eine strikte Umgrenzung der Indikationsstellung zur Röntgen- 
bestrahlung. (Erscheint ausführlich in der „Strahlentherapie“.) 


Diskussion. Hoehne weist auf die großen Vorteile hin, 


-die eine Kombination von operativen Maßnahmen und von Röntgen- 


strablenbehandlung bei Peritoneal- und vor allem bei Genitaltuberkulose 
bietet. Findet man bei der zunächst als Probeoperation gedachten 
Laparotomie ausgedehnte Darmverwachsungen, so wird man am besten 
gar nichts entfernen, sondern dieser Probelaparotomie eine Röntgen- 
bestrahlung neben der Allgemeinbehandlung folgen lassen. Sind die 
beiderseitigen tuberkulösen Adnextumoren frei von Darmadhäsionen, 
so werden die erkrankten Tuben, unter Mitexstirpation des intramuralen 
Abschnittes aus der Uterusecke, entfernt, die Ovarien aber zurück- 
gelassen, eventuell auch auch das Corpus uteri unter Amputation mit- 
entfernt. Sind die einen Adnexe weniger und ohne Darmadhäsionen, 
die anderen stärker erkrankt und mit dem Darm verwachsen, so ent- 
ferne ichnur die tuberkulöse Tube auf derwenigerer- 
krankten Seite und bestrahle post operationem Bauch und Becken, - 
unter Abdecken des ÖOvariums der Operationsseite, 
Bei schwerster Erkrankung des ganzen Genitalapparates mit Bildung 


| größerer tuberkulöser: Eiterherde werden diese von unten eröffnet und 


dann das ganze Genitalgebiet vom Bauche, vom Rücken und von der 
Vagina aus bestrahlt, wobei deshalb die Röntgenkastration keine be- 
sondere Schädigung bedeutet, weil sowieso schon Amenorrhöe auf 
Grund einer fehlenden Ovulation besteht. 


Bei der Genitaltuberkulose gilt es, zunächst eine möglichst exakte 
Diagnose zu stellen und dann jeden einzelnen Fall, den besprochenen 
Grundsätzen gemäß, individuell zu behandeln. So werden jene traurigen 
Ausgänge unter Darmfistelbildung vermieden, die im Anschluß an zu 


zwangsweise durahführen zu können? Ich verzichte darauf, so etwas 
überhaupt zu diskutieren. Trotzdem bedürfen einige Punkte doch ur 
serer besonderen Beachtung: À 

1. In der Forderung Ambulatorien, M 
denen die Ärzte , behandeln sollen, liegt die allgemeinere 
Forderung beschlossen nach Sozialisierung der ärztlichen Produktions- 
mittel überhaupt. Die vielen kleinen tedhnisch-ärztlichen Betriebe 
bedeuten ökonomisch ganz gewiß eine unfruchtbare Vergeudung mM 
Geld und ärztlicher Arbeitskraft. Im Interesse einer möglichsteh 
qualitativen Hochtreibung ärztlicher Produktion wäre ein solch 86 
meinwirtschaftlicher Gebrauch - der ärztlichen Produktionsmittel 
durchaus erwünscht. Kranken und Ärzten würden dann zur Die 
gnoso und Therapie Hilfsmittel in einem Ausmaße zur Verfügung 
stehen, wie das.ein Privatbetrieb nie erreichen kann. Ein Vorbild 


dessen ist ja jetzt schon in den sozialistischen ‚Betrieben der öffent- 
lichen Krankenhäuser gegeben. i 


nach großen 


2. So sehr wir Ärzte uns gegen jeden frivolen Ver 
such einer plump mechanischen Rationierung ärztlicher Hilfe 
wehren müssen, so wenig dürfen wir cine gewisse Regt 
lierung des Verbrauchs an ärztlicher Hilfe durch öffentlich- 
rechtliches Gebot unter allen Umständen ablehnen. Denn an $ 
erscheint es durchaus, wie schon anfänglich ausgeführt, berechtigt, 
die unerfüllten ärztlichen Ansprüche der niederen Klassen auf Kosten 


friedigen. Es fragt sich nur, wie weit dieser theoretisch einwandfreie 
Anspruch praktisch durchführbar ist. Denn die Umgrenzung dessen, 
, wird stets auf fast unüberwindliche Schwie- 

-rigkeiten stoßen. | 
Aber auch dann, wenn wir von der Lösung dieses W 
gemein schwierigen Problems absehen oder es einmal als gelöst a 
nehmen wollen, so wird doch immer der Versuch einer Regelung 468 
Verbrauchs an ärztlicher Hilfe von Staats oder Genossenschafts wege? 


3 


m 
E Be een E 
TIAN KAH IE. EL E A 
S De \ R sre, TITEN. Pi Bee -- wo -, 
un ae Se Ser er f 
PR j Is Zu = x R ; Vi. i - An E : 
í k l u . i . Kr 
= 2 
a = - . f R % 
- v .. F "$ a y gi s Fa 3 F 
BE Se} = a E Sama .. `, $ Ayl ee i ., v z .' a 
an - ..7. > FRE PR a y e £ z 2 
~ . 
er ' £ 2 i . f S \ -o ei, = 
i sA ur ` š = $ . 
3 ET : l £ ı 
E s : jo E 


id Baptember -== S 1019 


— 


Se Sasse - 


| unter Verbot des unnötigen Luxus, ohne Rücksicht auf indivi- 


i . ethisch und. volkswirtschaftlich sehr Bedenkliches behalten. Es würde 
da vom Einzelnen im Interesse der Allgemeinheit ein Maß von Soli- 


darität und Aufopferung gefordert, das doch, trotz aller Gebote, nur. |` ` 
in den seltensten Fällen gebracht werden würde. Die Kriegswirt-. 


‚schaft tiat ja eine solche Fesselyng und Drosselung des Konsumy auf 
-wirtschaftlichem Gebiete versucht. ‘Wie dort, würde. auch auf ärzt- 


lichem Gebiet ein solches Experiment — zumal bei dem Notstand : 
unserer Ärzteschaft — einen. geheimen. Markt mit heimlichem. An- ` 
gebot und heimlicher Nachfrage schaffen und der Erfolg wäre Schleich- 


‚handel. mit ärztlicher Hilfe. Der-aber würde mit all seinen-sattsam be- 
"kannten demoralisierenden Folgen ein ‚viel schlimmeres Übel: där- 
stellen, als es der bisherige freie ärztliche Markt je gezeugt. Der 


‚ganze Sinn der Sozialisierung wäre in sein Gegenteil ‚verkehrt.. 
| | ‚Arztes, mis Un- 
schlechthin ‚genannt, würde durch | 


| ` 8; Die äußere Bewegungsfreiheit‘ des 
` recht ‘seine Berufsfreiheit 


seine -Veramtung zweifelsohne gewinnen. - Wer.: von uns hat 
jetzt seine “regelmäßig begrenzte Arbeitszeit, . wer” Seinen 


‚ regelmäßigen ‚Feierabend, wer seinen geregelten Urlaub, wer 
„ Seine auf alle Fälle gesicherte Einnahme, wer- seine gesicherte Pen- 
‚sion? Wer ist in seinem "Handeln so unabhängig gegenüber dem 
' Kranken, seinen Ansprüchen und Launen, wie der -beamtete Arzt? 
Aber man begeht einen irreführenden Fehler, diese äußere. Unab- 
hängigkeit mit der inmeren Freiheit des ärztlichen Berufs gleich- 

zusetzen ` 007 E p3 
‚Frei ist der Arzt im Gegensatz zum Beamten, weil 'er sich in 


seinem ‘Handeln verantwortlich weiß nur seinem Kranken und seinem 


Gewissen, keiner ihm übergeordneten Instanz.. Gerade dies freie 
Verantwortungsgefühl erhebt die ärztliche Tätigkeit aus dem Niveau 
einer einfach : bürokratischen Pflichthandlung in den Bereich sät- 

‚ licher Leistung. Gerade dieses Freibeitsgefühl aber würde durch eine 
Veramtung’ nicht gesteigert, sondern gemindert. . 


s 


Und mit dieser Freiheit 'sänke `eine zweite Grund- 
lage unseres ärztlichen Händelns dahin. Keine ärztliche 
Leistung, auch nicht. die allergeringste, ist nur der Aus- 


druck eines rein sachlichen 'Könnens, sondern zugleich der 
ganzen ärztlichen Persönlichkeit. Ebenso empfängt jede Krankheit 
durch die individuelle körperliche und seelische Eigenart ihres 
Trägers ihr individuelles Gepräge und muß von wahrer ‘ärztlicher 
Kunst in solcher Sonderart erkannt und angegriffen werden. Sche- 
 matismus und Schablone des Beamtentums- aber ist solchem künst- 
‚lerischen Individualismus feind. | 


- -~ Frei aber iste der * Arzt gegenüber dem’ Beamten im Hinblick. 
wirtschaftliche Entfaltungsmöglichkeit.-Nicht nur. 


auch auf seine freie l 
kann er"sich den äußeren Charakter. seiner Tätigkeit frei gestalten; 
‚ Seine ganze wirtschaftliche Position baut’ er sich mit eigener Tüch- 
tigkeit, eigener Regsamkeit, eigener Schaffenslust und. Schaffens- 
kraft. Was er ist und was er gilt, dankt er sich selbst allein, seinem 
eigenen freien Wollen, freien Tun, freien Gestalten. TS 
‚Für den beamteten‘Arzt mit festem Gehalt fehlt mit dem An- 
Teiz freier wirtschaftlicher Entfaltungsmöglichkeiten einer der wesent- 
lichsten Antriebe 'zum Regen seiner Kräfte, zur Vervollkommnung 
seines Könnens und Wissens. Beamtentum mag manche gute bürger- 
liche Tugend pflegen. 
lichen Vervollkommnungsdranges, 
nochnie. — — 7 | 


80 ‘tief berechtigt indessen diese dargelegten prinzipiellen Be- 


schöpferischer Kräfte war es 


— ems 


denken ‚gegen eine Veramtung der Ärzte sein mögen, die Wirk- 
lichkeit könnte sich doch eines Tages stärker erweisen als sie. Di® 


| chwierigkeiten einer freien allgemeinen Sozialisierung der gesamten 

. ärztlichen Hilfe sind so große, daß man wie von selbst immer wieder 
auf den scheinbar so brutal einfachen Gedanken einer Veramtung 

der Ärzte zurückkommen., wird.. E i 0% En 

un, „Auch in den letzten Jahren haben wieder eine ganze Reihe 
‚sehr ernsthafter Ärzte eingehende Pläne einer Veramtung ausgedacht. 

e Knappheit der -Zeit verbietet mir auf oft recht interessante und 

l n pachtenswerte Einzelheiten . einzugehen. 
"egenen Eingeständnis ihrer Urheber für die nächsten Jahrzehnte 
‚Ihre “Verwirklichung aussichtslos mache. Neuman n, der das 
„osteste Buch tiber. diesen Gegenstand. geschrieben, fordert allein 


r die Beschaffung_der nötigen Bettenzahl 2 Milliarden. | E 


. Es ist nun sehr bemerkenswert, daß alle Anhänger einer Ver- 
ang ‚ darauf. ausgehen, bettlägerische Kranke in die Kranken- 
._ User zu verweisen. Sollte für solche rigorose Forderung. wirklich 


= i i hi l Ma 


me MEDIZ INISCHE 


duelles Bedürfnis und. wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, trotz der. 
- nicht geleugneten rationalen Berechtigung solchen Unterfangens, etwas 


` 


.zu stellen. 


Eine Erweckerin freier Initiative, unermüd- 


Gemeinsam aber. ist fast 
Systemen, daß die Schwierigkeiten ihrer Finanzierung nach dem 


KLINIK — Nr. 8%. 


- m nn 


- Far ` 3 a = f ; t 


Pflege. gewähren zu können als. im Kreise der, hegenden Liebe des 


‚fühlen. unbewußt,. daß gerade bei.der Behandlung häuslicher Schwer- 


Aufopferung eine entsprechende Gegenleistung empfängt, .die .es ihm. 
- ermöglicht, für seine und der Seinen Zukunft zu sorgen. Diese. 


~ zuteil, und deshalb’ eben fühlt .man instinktiv, 


gehen. ee N F P ne a e 
‚ Das, Buch Neumanns, in dem er die .sittliche Erneuerung 


: die eiserne Pflichttreus, die selbstlose Hingabe, die durch jahrhunderte- 


Heute würde eine Veramtung die. alten wirtschaftlichen Triebkräfte 

ärztlichen Handelns lahmlegen, mit irgendwelcher .Gewißheit aber 
neue sittliche Energien 'nicht entbinden. _ Der einzige Erfolg wäre | 
die Schaffung ei 
fremden Bürokratie. 


N 


bissenen Anhänger einer Veramtung doch keinen Eindruck. machen 
werden. Immer wieder weisen sie auf die großartigen 
sonstigen. Beamtentums .hin. 
nicht gleiches leisten? 

auch als Beamte, auch | 
ebenso Hervorragendes leisten würden wie als freie Ärzte? Im in- 
nersten -Kern 'pflichttreue Menschen werden unter allen Verhält- 
nissen das beste tun. - Darauf aber kommt es an, unter welchem 
System schwache Naturen, die doch leider die Mehrzahl bilden, am 
sichersten bei ihrer. Pflicht ‚gehalten werden. 
eben jede ruhige sachliche Erwägung. gegen das Beamtentum. 


Ja, leugne ich denn, daß viele, viele Ärzte 


so geneigt ist, die Auswüchse des Beamtentums in den Vordergrund 


von Beamten, die ihre Stellung und ihr Einkommen 
wissen von ihrer Beliebtheit und ihrer Anerkennung, 
angeschnauzt zu sehen? Sollen wir wirklich die staatliche Disziplin 
und den Unteroffizierston auch in die Krankenstuben hineintragen? 
‚ ~ Aber auch solche Erwägungen werden die Fanatiker der Ver- . 
amtung 'nicht überzeugen. Sie weisen sie als rein theoretische Be- 


ganz unabhängig 


denken, die ‘die Praxis ‚schon ausgleichen werde, zurück. - Nun; so E 


will ich denn einmal ganz aus der Praxis heraus reden; > =. 
| Im Kriege war die ärztliche Hilfe restlos ‚sozialisiert, die Ärzte- 
‚restlos Beamte. Ich habe drei Jahre lang’in der Organisation eines. 
ausgezeichneten. Kriegslazaretts gestanden, als Chefarzt oft mehr als 
"20 Ärzte unter mir arbeiten sehen. „Auch da haben zahlreiche Ärzte 


: unter den schwierigsten klimatischen und. allgemein ärztlichen Ver- 


hältnissen ganz Außerordentliches geleistet. Aber ein recht- gut Teil 
hat auch — -das sei frei heraus gesagt — mehr weniger‘ ver- 
sagt; nicht nur aus mangelnden! ärztlichen; Können, sondern aus man- 


gelndem Pflichtgefühl. Sie taten so viel, daß sie den Schein wahrten,... 


mehr aber war aus ihnen trotz allem militärischen Drucke nicht her- 
auszuholen. 


Schwierigkeiten an die Front abschieben. Im Frieden gibt .es so 


etwas nicht und. fehlt obendrein die sittliche Hochspannung des. 
Krieges. Um šo geringer werden die Leistungen sein. „Wenn ich . 
was soll ich mich mehr quälen als unbe- 


doch mein Geld bekomme, 
dingt erforderlich“, 


wird ‘immer das Leitmotiv träger Beamten- ` 
-naturen bleiben. | au ur Se SE Br 


Auch im Frieden haben wir ja schon in dem Beamtentum der g 
ähnliche Erfahrungen mit. dem ` 


Militärärzte Gelegenheit gehabt, 
Durchschnitt der Ärzte zu machen. 


Also nicht nur: theoretische Wertung ethischer Impondera- | 


bilien,.sondern auch praktische Erfahrung. lehren eindeutig. die Unter- 
wertigkeit des Beamtensystems für die -Erzielung durehschnittlicher 


ärztlicher Höchstleistungen. | (Schluß. folgt.) 
2 


kranker das amtliche Arzttum den entscheidenden Schiffbruch leiden wird.. > 
Denn gerade diese ‚Pflege erfordert die höchste Aufopferung .. 


‘Gegenleistung wird.dem beamteten Arzt nur. in sehr'bedingtem Maße - ~ 
hlt .r daß gerade hier der - 
‚Beamte gar zu leicht versagen könnte, und sucht dieser Gefahr. 
dureh" die Anstaltsbehandlung aller .beitlägerigen Kranken zu ent- `- 


lange Schulung gewonnene. sittliche. Höhe des. alten deutschen ` : 
 Beamtentums vor Augen. "Wir wissen leider zu‘ gut: im verheerenden . . 
Sturme .der Revolution ist auch dieser ‘alte Glanz und Ruhm verweht. `. ` 


einer, allem: ärztlichen’ Handeln im Innersten, wesens- .. 
Ich weiß nun sehr wohl, daß solche Argumente auf die ver-. . 


Leistungen . 
‚Warum soll ein beamteter Ärztestand - 


ohne den Stachel. wirtschaftlichen Vorteils ` 


Und da entscheidet 


_ Die übertriebenen Hoffnungen, die man auf eine Veramtung . 
der Ärzte setzt, wirken um so seltsamer, als man, doch. gerade heute 


Sollte ‚sich das Volk ‚wirklich so danach’ sehnen, sich ` 


Dabei konnten. wir alle trägen Elemente ohne große ` | 


nur die Überzeugung ‚leitend gewesen. sein, in . Anstalten bessere. m 
‚eigenen Heims? Ich vsrmute vielmehr; die Verstaatlichungsanhänger <. i - 
von seiten, des Arztes. Und bei’ allem. Idealismus, den die Ärzte haben - '- . .' 
mögen und den man gerade von uns in einem Maße fordert, wie kaum... 


‚sonst von einem Stande, treibt den Arzt.äoch vor allem — und-das _ 
wollen. wir‘. gern .eingestehen —. das Bewußtsein, daß er für seine T 


- des. Ärztestandes durch seine Veramtung. erhofft, ist schon 1916 ab 2 a 
geschlossen. . So: schwebt ihm noch: die: unbestechliche Redlichkeit, - we 


angebarscht.und v Ex 


ST 
FE 
i 
FR 
Dr 
es 
à 
Nor 
a 
ar, 
yo'g 
aE 
gro g 
RE 
>. < 
I Ei 
eo 
srl. 
a: 
A- R 
va 
LE O 
149 
hr 
D 
E 
er 
u 
m 


nen, 
A 


NIT, 
ENT LER: 


e 
N 
hea 
a i ar D oa 5 N 
-PPNTA a Tee PA, e er 
a ee ee 
E Er Pe sr: ge 


se 
' . IE . 
ee CET GET 
u re k PE x. 
a ee i NEA RS: 
potaa 4 ` ` = © e 
aa a a en 


“ 5 ; 
A / K? 
-< t Ca 4 
PER, BiRE | Parse 
nl ; K e 
ee: a - 
ee t A 
aO mapon are g 
ERR EC. 
a nam 
FE Es | Gar a 
Be ee te 
C Fone pieng 
SER ir * z ‘w } 4 5 
£ Er i dpi K 
x tr 2 
Ben 
. N 4 Baer; 
i v: ik rn 
ch U, NE r 
z “ l b r 
BE E E ME Er i 
COLEEN cdp 
S o HEER i 
en 
ae re: DER ER Tee, 
De H Be: 
Pa: NT th 
s i $ Ei A RO 4 
SE dp neh 
0‘. PE EHE ' 
“y - 7 TR | 
k, ee 
a Pe RN A. i 
n Pew x VEDAR $ 
s h > 4 k jo \ er { 
NT jk PRAN | 
5 MES i af "IN 
Tonen In... ie E 
yo -5 | g aY , 
. „fir ar 
~ ana 7 SEN E 
RGS 
er t 3 La a 
i ne 
T E 7 
ARE TEREN + 
a e a wi BG IPA a 
ar 13 BE dp 
a aeto gig 
ers ar À 
TE ER. 
- a - 14 N . N) 
ne hl u. 
EM Er) TEE t 
Dor N 
Tr ECHO E S 
ESE NPH 4 
5 ns! an 
ehe ee 
a e | ae Da ' 
sdi ie ER z Re it ; 
. ne, 2 r € 3 . 
2 N Eu VN set, 
g E SRT ih Rip u 
a N E 
u TEE fr 
PER Orr 24 
. N SE | 
r: Pi l at ” 
i oG u 
ya ESEI? B SAS i 
T TESH 
O SE TLENETGE 
a I re 
a Ma 12 dai + 
ao KEk 
AS A N i T EA 1 
Teoria s i A 7 
EP Hr di... Vip 
a e e F FN PS i ‘ 
- A a a m. w 2 “ 
` 3 et ip Ver ` 
RT IN 
ee GPA d 
o > 
Mir N 
1, eo fip RETEHN 
a ES B I. yi ~ 
” 5 , s 5 a Be 
i pe Yie ob 
A . AR i Eu? 
er ih, 
Be en. 
erh ET 
ë y Yote Te E E 
Puge 
RN E 
. } 4 eo 
er ey 
; E g i ger un R 
ne I: Di Yon A 
Kand = a ne 1 
Pr poreik g 
x 2 o Be u e neh 
i ie. Sb a 
ii ii: RL) + At 
& Aa mE KU EDE va 
2 IN, r eor mkh t 
a EN MT CRE 
map eiai a 
ee D ERNS E: ai 
a Jip SET slak S 
EEE E | 
. r ER ‚f e) 
r Ab oaj erh yA 
oE rota a = 
res VAP d3 
Te ec 
P MRa SaR ta 
eh’ Blank 
sH FORRNI #4 
A DOR CEES A 
Eoy oro B! A 
j ` nt N Ri 
nt a i 
` Jer 2 sa a 
Mt Ten 
Mir E "RR $ 
pa Epe er a o | 
TE TER 
2 rl Br 
. TU RER a Ye ı® 
„ en de atka n 
AA NER 
ONE er Gor 
a Re, i piire 
. Me t E LEE: 
A; ’ ’ jé 
‘ . 19 ne y Mia RA 
Vera NBER E Te 
- R au RER‘ u n 
Er A LERU 
e De PL ERTE EP 
ad 
vw. eeu N 
E ne 
rum 
e pe os tayroi 
. [u e n e 
7 EER -pi Be eS 
r aa NeT E OR 
EET iE E u at n. 
“he P ER d 
; Te ar us 
$ OROESI IN ig 
u p RANE Bu 
ae 
` 5 p: rg! 
3 ECEE $ 
. 4 Eir np 
. gi P Wibe 1; 
IN Eu eing t 
le ee 
I E 
p: a 
5 ” ' ; rt 
ee ee a8 
Tan 
Be (u Fe E 
oo st PEE ar as 
0:8 5 Le x ` 
re ee > id 
2 4 SN to 
r E 
W: e é ARR E Se t 
g à A 
a: o iieii 
Sky f- RE s ya J? 
eh u ann E; 
. cf yn, aA wat 
Be re 
et eis f 
R i Ha a KR 
aS a E ‘ 
voca EED 
ab g Son 
ie e] BE Gi ionas En 
ET 
ee | Een u En vu, 
: i Aeeb 
OE E SEA TEE ee 
1 A $ p et l; 3 3, 
z en B ee A 
FR Br I BR ITS A ip 
i . wie toe u, 
; TERS E? 
R EE i ji e 
u Z amdu d 
`~ i ' i iren x 
a er 
BET ky 
z r PETON A s 
' Ec EE T 
i gu iN A 
= n RN 
~ a ete fu i g A 
pi TEORA i 
; iiny 
t J ., Ck į 
CR E SIE. Bi 
DARIET E 
t EEA EIEE EA 
- Bee 
. Š wae n z? 
Ki 5 K i 
MERE 4. FERIE 
A ey? I Pu 
_ Pe a OP, ~ 
f H CEA jr 
A ER De ... 
a > Be “IK 
sis 3) | un 
' Pa ta Rr 
. f ae AR i 
alas! er) g 
STE 
G CR N FEN y5. 
F uE | f} . i 
et pe! 2 
s kind. $e: 
s ’ É Semn e eG 
BE Eee Ha D 
Are 
Ua 
ut y 


940 


"DS Wr TEY . P Bez, BET 
d H . 


Pathologische Anatomie und Heilkunde. 


Von 
Georg B. Gruber. 
(Fortsetzung aus Nr. 36.) 

Die Tatsache, daß heute zumeist ein anderer Arzt seziert, 
als derjenige, welcher behandelte, hat die Vornahme der Sektionen 
zweifellos eingeschränkt. Die tieferen Gründe dafür sind mannig- 
facher Art. Möchte jedoch niemals der Grund der Scheu vor 
der Autopsie als einer Klarlegung der Krankheitsverhältnisse 
mitspielen! Das wäre eine feige Furcht, die allerdings auch be- 
weisen kann, daß gerade die Möglichkeit einer sachkundig aus- 
geführten Obduktion ganz still zum Ansporn für die Genauigkeit 
und Zuverlässigkeit ärztlichen Denkens und Handelns werden kann. 
Ich möchte, wie gesagt, die Aufgabe des Obduzenten anders auf- 
gefaßt wissen, als wie die eines hämischen Merkers. Wird diese 
Aufgabe regelmäßig objektiv, ruhig und gut als die eines sach- 
verständigen Mitarbeiters erfüllt, dann wird als erste gute und 
fruchtbare Wirkung von der pathologischen Anatomie auf die 
ausübende Heilkunde das erhöhte Bestreben bei den Ärzten sich 
geltend machen, in jedem Einzelfall dem Kranken so gerecht zu 
werden, daß seinerzeit am Leichentisch der Obduzent dem be- 
handelnden Kollegen nichts Überraschendes mehr zu zeigen und 
zu sagen hat. 

Wenn der pathologische Anatöm seinen klinischen Kollegen 
über zweifelhafte und dunkle Punkte der Diagnose einer Krank- 
heitsbeurteilung usw. Aufschluß geben soll, wenn andererseits der 
am Krankenbett tätige Arzt dem pathologischen Anatomen Finger- 
zeige erteilen will, ist es nötig, daß jede der Disziplinen in ihrer 
Fragestellung sich präzis und klar ausdrücke. Lubarsch 
hat von den modernen Pathologen wohl am rückhaltlosesten 
darauf hingewiesen, daß der Praktiker manchmal von der patho- 
logischen Anatomie mehr verlangt, als sie zu leisten vermag, daß 
man ihr Fragen vorlegt, die sie mit ihren Mitteln einfach nicht 
lösen kann. Solche Fragen sind meist nicht klar und fest um- 
schrieben gestellt. Lubarsch betonte mit Recht, daß hier 
mitunter das dunkle Gefühl zum Vorschein komme, als ob die- 
jenigen Fragen, die man am lebenden Organismus nicht hat lösen 
können, nun durch die Untersuchung des toten Körpers gelöst 
werden müßten!). Man darf vom Obduzenten nicht zu viel ver- 
langen, man darf vor allem nicht gleich alles auf einmal ver- 
langen! 

Während ursprünglich der pathologische Anatom’ nur mit 
Messer und Lupe arbeitete, um die „Sedes morborum“ zu er- 
gründen, hat er sich mehr und mehr raffinierte histotechnische 
und mikroskopische Methoden in gleicher Absicht zunutze gemacht. 
Und da er neben der rein morphologischen Fragestellung 
diejenige nach Pathogenese und Ursache zu beantworten 
sich bemühte, zog er in weitem Maße als Hilfe das Experiment, 


die bakteriologische und serologische Technik heran, ebenso wie 


er des chemisch-physiologischen Laboratoriums nicht mehr zu ent- 
raten mag. Es kann sich am Leichentisch eine Frage erheben, 
die der ausgedehnteren Laboratoriumsuntersuchung bedarf; und 
was im Einzelfalle einer Sektion angeregt wurde, das kann ge- 
legentlich erst Wochen danach beantwortet werden. Das sollte 
der klinische Fragesteller stets bedenken! Die Aufklärung septischer 
und bakteriämischer Krankheitsbilder verlangt sorgfältige Kulti- 
vierungsversuche aus allerlei Leichenmaterial. Die anato- 


mische Festlegung von:Systemerkrankungen des centralen Nerven- : 


systems durch das Mikroskop erfordert mühevolle Arbeit am 
Mikrotom und Färbenapf, Mittels der Wasser- 
mannschen Reaktion, mittels der Agsglutinations- 
prüfung wird heute. auch am Leichenmaterial versucht, 
die Diagnose möglichst zu präzisieren; Fermentunter- 
suchungen an Geweben und Zellmaterial mit mikrochemischen 
Reaktionen lassen Schlüsse für die pathologische Beurteilung zu. 
Im Tierversuch erprobt man gelegentlich die Natur eines 
gefundenen Krankheitserregers auf seine Herkunft — z.B. die 
Frage der humanen oder bovinen Natur der Tuberkelbacillen. 
Sie erkennen, meine Herren: um den Forderungen 

der Pathologie möglichst gerecht zu werden, hat der patho- 
logische Anatom sein Arbeitsgebiet vergrößert, hat er sich 
Disziplinen zunutze gemacht, die an und für sich von jeher in 

seinen Werkstätten hätten ein Heim finden sollen. Heute ist 

ein pathologisch-anatomisches Institut ohne 

ordentliches bakteriologisches und che- 


1) Lubarsch, Jkurs. f. ärztl. Fortbild. 1913, IV., S. 46. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


ZLS = 


p 
aA 
Fi 


| E = .; 
misches Laboratorium undenkbar. Aber selbst mit 
diesen Möglichkeiten ausgestattet müssen wir mancherlei Fragen 
unbeantwortet lassen, die uns öfter entgegentreten. = 


Lubarsch wies in dieser Hinsicht z. B. auf die Fra 


nach dem Tode hin, nach den besonderen Bedingungen, 


unter denen der Tod eingetreten. Das kann der pathologische 

Anatom nicht immer sagen; eher könnte es wohl der Kliniker, 

wenn er den Kranken bis zületzt scharf beobachtet hat. Arbeiten 

sie beide zusammen, das heißt ergänzen sie beide ihre Wahr- 

nehmungen, dann vermögen sie wohl des öfteren zum richtigen 

Resultat zu kommen. Solche Resultate im einzelnen haben aber 

gewiß auch ihre Bedeutung für die wissenschaftliche Forschung 

im ganzen. Wenn schon das Wesen des Todes eine noch 

recht wenig klare Sache ist, dann sollte man meinen, müßte sich 

die Forschung mühen, auf allen Wegen klärend vorzugehen. Die 

Todesfallstatistiken könnten dazu dienen; vorläufig 

können sie es allerdings noch nicht, da ja die darin angegebenen 
Krankheitsbezeichnungen gar nichts über die Ursache, be 
ziehungsweise über de Bedingungen des Todes aussagen, 

weil die physiologisch zu bezeichnende Todesart nicht festgestellt 

ist. Die pathologische Anatomie könnte mancherlei für die Heil- 

kunde wirken, wenn es ihr gelänge, die Verwaltungsbehörden zu- 
nächst zu überzeugen, daß die allgemeine Leichenschau- 

statistik ungenügend und irreführend ist, daß sie keine 

bindenden Schlüsse über die Hygiene des Volkes zuläßt, sodann 

aber sie zu veranlassen, einen einwandfreien Modus der Fest- 

legung mittelbarer und unmittelbarer Todesursachen und Todesarten 

aufzustellen. Praktisch kann die Frage nach der Todesart recht 

belangreich werden. So starben während der letzten Grippewelle 

viele Krankheitsopfer außerordentlich schnell; aus relativem Wohl- 

befinden heraus gingen sie schlagartig zugrunde. Andere boten 

ein blaurotes Aussehen, atmeten schwer und endeten röchelnd 

auffallend rasch ihr Leben. Diese blausüchtigen Kranken und 

livid verfärbten Toten einerseits, das schnelle brutale Sterben 

andererseits nährte bei der geängstigten Umwelt die an und für sieh 

richtige Meinung, hier liege etwas ganz besonders Schweres vor, 

eine Meinung, die in Erzählungen vom schwarzen Tod, von der 

Lungenpest ein Analogon fand, sodaß alsbald Grippe und Pest 

im Gespräch und in der Tagespresse verquiekt wurden. Die 

einzelne Obduktion könnte uns hier nicht stets die Todesart er- 

klären: Erst die Summe der Wahrnehmungen an einer größeren 

Zahl klärte uns auf. Wohl fanden sich Fälle, die eine Herz 

lähmung annehmen ließen, doch betraf diese Feststellung nicht 
die rasch verstorbenen Patienten. Ihre Blausucht und ihr mehr 

oder weniger schneller oft schlagartiger Tod mahnte mit den 

Einzelheiten des Obduktionsbefundes an eine Form von Er- 

stickung, sei es, daß die Atmungswege durch Exsudatmassen 
und Beläge der Grippeentzündung verlegt waren, sei es, daß, wie 

auch Borst?t) ausgeführt, infolge toxischer Störung die vaso- 
motorischen Centren des Gehirns versagten. Diese Feststellung 
zusammen mit der bakteriologischen über die Nichtpestnatur der 

vorliegenden Bropchial- und Lungenerkrankungen ließ das oben- 
erwähnte Gerücht unter der Bevölkerung als durchaus unbe- 

gründet erkennen und erklärte zugleich die häufige Dunkeltärbung 
der Leichen genügend — gewiß eine Erkenntnis von momentaner 
praktischer Tragweite. 

Noch an ein weiteres Gebiet darf ich hier erinnern, das 
wie kaum ein anderes zeigt, wie sehr die pathologische Anatomie 
auch heute noch berufen ist, die klinische Beobachtung zu er 
gänzen, zu stützen, zu erklären. Ich meine das große Gebiet 

der Unfallerkrankungen. Dieses Gebiet stellt oft genug 
einen Tummelplatz vor, auf dem mehr oder weniger scharisichüg 
und hartnäckig Meinung gegen Meinung verfochten wird. Die Br 
fahrung lehrt, daß mancher Rentenkampf hätte zu schnellem Ende 
im einen oder im anderen Sinne geführt werden können, wenn un 
gründliche morphologische Retrachtungsweise, welche die patho- 
logische Anatomie seit Rokitansky und Virchow Jehrt, 
gepaart mit restloser Erfassung des klinischen Untersuchungs 
befundes sich zu einem Bild in den einschlägigen Gutachten ver 
wandelt hätten, das einem Dritten die Möglichkeit klarer ET 
‚teilung zuließe. Wer viele Unfallgutachten lesen muß, empfinde 
nicht selten ein ärgerliches Manko dessen, was mit dem Stab und Ban ; 
maß gemessen, mit der Wage gewogen, mit Thermometer und Mano- 
meter festgestellt, durch Vergleichung erhalten werden konnte; hi 


gegen ist er überrascht von allzu vielen subjektiven Angaben, Mr: 


) Borst, M. m. W. 1918, S. 1344. 


Digitized by “008 C 


N 


ER ei Dr et SE 
| l 14: Ser z u . | = ` a l i \ ii x D X 5 R Deda i 
e eptemb | ee, ze BE A 
er a : e Eaa Wi l i i - $ - e p en A o ae eh ars Be TEN 
BSR er. gütachtun; ie des R l a i 121 ER a eh ER T SE a were 
ao. m 8. nn ER BETT = NISCHH KLT a m -o a Be 
nn Se E eiracht estem Maß als Basis] a —— N. Ze 
. den in- en wi OT i DU tello a sti | e == beo i aa a er we d oos AN 
jektive Ünfallsachen er N ERSTEN u ae aa. Zur ER ne dr - coup ET 
Mögliche ee aaa Sani De Heil- Vererbungs en: der RR, BISSCHEN ge nn isst] 
Ea gia eal ter. ken re das Abe er f rsäc ER See ee r PERI 
E aubt: - en . Betra« n. als i n d: i jekti' ‚eben funkti lichkei e..d it! od eg: aff. T nd ES: 1 
- "hand ; — Be etrach ls jen , Qas Wah ive vy Den- Hins tione ‚keit 9. er. richti er: Ü A enh: RE, van NUNER LEE 
.schon as as lehrrei weise d von einliche- vom klei t spielt di r Eige timmteı oder unricl öglichk De rg 
` ang > wi ..' ich ist das Hei vorah . e .vom A 1eme Rol : ‚die Er gena FODE er- kö) i ichtie; en kej A SB pt 
zur A gere Zei e für: ist es abe eil fi Tnherein t Rolle. ° Fra rt usw. b Or enug ve Be it. Br BR: NE 
= : i uto -e eit ! den n aber si nde E nur 2 A uberk b. pare Di ? ge "nn 3 W. b x š p eril z ermutete \ . Be A y fe? £ HA HB: 
..des Be psie k „.beend Path r für beii On zu m ın ; ulöse lese F nach : der erubi ich teten E AP, aap iE 
= seinerzei kommt etem ologen a beide, z könne artigen Ka n Befui Tage tritt er erblic igen kö Der U es e a | 
werden rzeitigen und i Rontenstreit nn für der n jni ‘Bildun nden, sowie itt eerad ichen Ù önnen. Indi nd, 2 SEE 
n kön gen frasi 1m Kör nstreit nn na l en be icht S aungen ua , sowie ; i gerade ° -Übertt 1. ID die: na iee Ze ELSE N 
zu ler onnan aglich örper di it der l ach. viellei - | wei > leicht häufig a "mit der Fi im Z rtragung ser x Copper e 
zu ierne n. A hen Tr die Unf elleich eil sich .d t, al gan er F ı Zusam mi ang keine `` Be A: 
tomi n ge Auch d aum an h allgeschä t ich .di , als de uns hera eststellung menh; eine `` ipy p g 
ien geben er Kri nas a atomis schädigt _ schaftlichi ie landlä r Fraser m eran:-n telung < nenhang ; mi Er ERS 
darf, auf ein. recht : hat bat uns i pürt und a esiduen | in solch stark gen Begri eist denkt ‘ist ihre ‚geschwulst: T UATE 
'das ` dem sie t anse ‚gezeigt, ns in dies nd ab en |.son chen Fäller untersc egriffe ü enkt; s hre Beantwe tilst- 7 e a fA el 
ar schwieri sie mi ehnliche daß di ieser Hi gegren ‚sondern i ällen d ərscheid | über V Ta sehon dé ntwortuüng En Ric: ve 
stum hwıeri mit E es Arbei die ‚Hinsi zt.| dem n in Verbir er natl en. I ererbung :deshal ing - Sohn ke 
mpi ge Kapi rfol Arbeits pathologis icht viel | em Leich Verbindiu pathologi . Ichh ung vi b ni E A REAA 
Zeit ei P fe Gev 7 apitel £ acke l sgebi : ologisch: viel | suni „eich indun ogisch ' alte. € 15 von d % nicht, BI et Far. art 
: eindrir ewalt, des rn kan et ihr ei e An I sunden T enbefund ` g mit e Anat .es für j en wis Fa x Be: EN 
eine mi inglich t, d Schä n. So i eigen ner a- | a ‚ Tag nd oft dem be om. nicht notwendige‘ sen- : : - pipiak id 
| minim er bem essen ädelt o erinne nennen | ufbaie gen ken genug wi beha icht al ndig, daß N BEA F 
quetsch ale Im emerkbar Folge leltrauı nere -i n| en las nnt, woral g wichti ‚ndelnd lein ‚daß - TE EE 
[uetschun Impres nerkbar Zi n sich € umas. ich an | | lassen.. , woraus sic ge K len Arzt, i spricht, E HR 
‚apopl z g bei i ssionsft u ma OL oft ' s du : . Er sich er: atam zt. d so bu Br SETE N a. 
- exi 1 mt sfrakt j chen erst 3 u Y BR G l a ei erst "i A nes 3 er 2 9 i 2 DR, ; ; Br Re 4 Ri Hi 
dur e(Bo akt ardini pfl nach. reh a die en auch a ja zu ln iy 
- _durale Blu: en Pai e eean zen TE en, a E 
x duralo lutaunschnia Ar) oder a [beh a a (Vacha ET o se 
‚autoptis macht. zung [P r eine spä man fel, ein nn e PORNU EHE ichtli ur tai ortsetzi me mag: Be Bil wii 
; . . i spät ; n!) eH 5 x Qer r ; iche TESE tzung. f ay UPEGA Eh 
‚Bei ptische Täti Für j achymeni pät zur Ge )], ei irn- | län; Un . o mibg edaktiönell Noti | ng. folgt) `: u Rat 
ispiele ätigk . jede‘ di ningiti zur Geltung‘ ine - Spä : länger: inser: tä TN enaue nell gezeich — zen wur 3 Be aa EN a | 
p gelief ne: TER haem g kòm pät- | ist, er Zeit äglich r-Oueffenangabe zen. o oo RN NN 
Wie efert? ährend ögli aemorrhagi kommende Mat, Bedenk t eine Be Brot h lenangab en Mitteil si P Preu worl 
mit ie seh ). E - der chkeit gica i ende | wec Bedenken übe Beschaffe t hat be gesta ellunge a” a BE a 
ar sich | er Kriegs: en h nterna?)] cken. Di über sei affenheit an vi tattot) nur Der Eh 
Aus schwe sich d jegszei hat mi rna yj. - gespü . Die Ü r seine eit ange viele birt E Be get. aP 
.usga erer er beh szeit , höch ir meine | Ü pürt wi beistä  Bekömmli ngenom n Orten des Rei aa KEK U 
protok ng di Kra andelnde A; a st. lehrrei ne | Hilfe z rd, lösen ände, d ichkei men. ` wel des R ee t JEn IR 
+ : A e e B n k h e” nde A rrei E u sch en T fl 2, eren 3 reit ’ wel h de eich ; e aa aT: a Er Bu a ka 
hand oll erlei eguta eit Arzt che rfahr affen, eflektori Wirk und gäl che dazi re ee f 
handelt zu ichter achtun sfol nach - ee f fahi ungen übe, ‚Für de Fisch des unabı Birch 3 N it. : ER, E 
` sicher zu W n kan g dur ge u h-Unfäl ‚fähigkeit über Sehäc en Ar as unabi täglich ährw getan ERSE By 
Š x ru erde n d .. ch er, n d ea äll ` ve j der B x ehädi x rzt k ' abwe . am » rert Z 5 f ld A il i4 
Exhi ngen £ n A ? arübe ein tödl . en 'erdorben evölk igun omme isliche m eigen zu er- - hör “ Se 
umieri wisse uch die r brauch ordentli ichem auf ne Brot. erung gen des n: zu- dies Verlange on Leibe: S NET En 
Aut 1erun SSEn das lä ie B ucht nich iches S em fgestellt ot. D g durch : s Wohl diesem angen ı Leibe Be T o Y r 
Autopsie gen,. d s längst Berufsgenos icht ausfüh. ektion ‚Bewirts und bi er Gedank das min befinden: ‚Antrieb noci Ab- MEER 
 gutachtu nach 1ä a die E ; sie | sgenossenst sführlich s- | schä rtscha isher ü lankenga minderwe ens und eb noch b- ... .* A pape E ai 
A VBA a An  Erfahr geizen- schaft ch ver- äden aftun übern ng liegt ı ertige 1 der Leis die R | 
verm -> ng gel . ger Z a. un .desha en u | uns Er veran ung omme ; egt nab ige und i ‚eistu En ee N N FR 
mag. egentli urückli g gelehr alb auch nd Ve liegen: twortlic des ` ne Verfa ahe, das’i zu ei Stungs- a EEE Jh 
x | ach ei: er B at. d icht mit- ‚.Gebä , goldene u mache tgetre n d = er Krie; eil EL rh ll 
lieh j Unsere i eine ‚Beerdi ? aß s mit- Bewi ekes ein nen Zei chen. - Jú treide er alloe riegs ae url ER \ 
lich‘ nachsa Sektionen: ner bestim igung di elbst- die | £. ed nn kr Dr gemei zeit  - u Eot gt 
‚ gier, wc sagen, si onen, .d estimmten Ri ie Schluß] ie | Folgerung ung und enuß bed o das Vi er - jetzt ür - die inen: . rate Sad 
, woll ‚sie ı ‚denen mi Richtu Schlußb | näh rung, d | den edeut erzehren berei liese ` Brot er Sa gi 
ee Ein er im sprange auische Lai | weise er ee ; der Handel z regelte ar es der Aiei täglich it: hinter ep ii 
d V d Ein n vor ‚ne Lai u. pisen | vé en. daß . imsta lande] uns elte. Ni er freie lichen Br ter Bee ; | 
achtung eugeku: auch i und m ein wohl feorhi en Di genwärti ‚-D iederum liegt ndel.: d tes > Ek pE a Fi 
eugenis n an di die ern die- mme ätlo ent- | nahme nisse i ‚auch un; cht n genübe nen näher als d e apir ogi E: 
ni di Nen, die Hei angefaß osen N ahme in Deut ungewö ur unge r darf a ersehnte als di ee! 3 
des i schen e Hand ' , als’ si eilkund. t du Neu- zu n, wie” di eutsch gewöhnli ngewöh larf abe hnten 7, ‚ae. „Sch i Hl) 
ewei und ı | 'geb sie d = e fö rch ih zu rechtf p die '; land iche nliche r r nicht v eiten OS EKREN: El 
We jeweils O proph en, di en Är rdern, ren | de ertiven i allgemeii herr und e politi verk E Hi 
bare es u uziert ischen R geeignet Si wichti ejl- | glei yangswi stande si Swirtsahe welch sunde wi e, sondern - Fiss | 
e a ns au en ei Re et sind | 186 B : chmäßi irtschaft e sind rtschaftı che so wirts FR ern- 2a "ya 
tuti natomi ch ni h nen PN geln in F 3 hy : A eob- dings 1g der t Brot a Den ung d unge - chaftlich a u ran Ba | | 
ULLlOo ische cht. geli größere amili n gienisch iyi Brot vè gesam zu ei n es i es Br wohnte € e > a EF A TA 
Körné n zu Ab ingt n Nach jen u sehen wieder-anz von eir ten Bevö einem st anzueı rotget a e Maß- - RE RE 
$örperbe: find grenzungen . absolut chdruck und Si s j di anzum ‘einer mi evölk verhältn uerke Beides weni" Te 
Reakt esch en, d ngen d olut sieh ICK ZU ıppen ie leich erke : mind erung ! ältnis . ‘annen, d , -wohl u Hide ul AH A 
eaktion affenheit, d ea a L kr ichere ee a A eg ee er mäßig, billi aß infolg ETRE URE 
eine og auf R eit, die Bt mit L ankh und un en. | m tsweis ; lerbnis zu ein  Beschaft rt werd illige olge a Eine 
Be izel j i aft anfe mahl 6, SO de “vnem T sr enhei erden n Prei a A AS EET ak BURLIR N 
des Ele eizeinwi sich i ubar en I cht- | mi ungsziff nder s Brotme eil di it. Do kann. ise a Rah) 
z e emni wirku am L sch Kon : mit u ziffer d n auf otmehl ie mi och is n.. All Ae ST | 
. efun sche Erf - kennzei urch. ei chen. le unerhö Brot ornes nung di icht a eschaff uch hi Í 2 i, SRL PERITI 
könn erstorb des S fahrı zeichn “eine best jener | 22 örten Verhä ein M Eu seen auß uf Rech enheit und Be DH 
nen ene chlü ung net, so lä besond m mahch on ara PER OReIE nad. poria N 
-bei he ; Es À n zu sse zi aus m 9 10) läßt : ere back en St tDIS, nä welche ist. wi Ir entli: . g der Wi Ag ' pus Ra ed 
pel astheni sei hier 3 vorsichti ehen, y aucherlei Einzel d SA a namlich bie za a 1tlich hoher mw a AREI Fii 
an di enisch er an ` tiger , welche di ei Ei och treckmit rden, ga ohl üb bis ` nem i nießen b en Aus- en Her ! N 
nl ischen Me nur alle Leben e di nzelhei Aus mitteln wie K a erbaut a an: früheren bek s tg 
-de e En : ens alle di ENSW e e An . iten usmah n wi abges au pt W a . eren ; anntli por pi DUS i4 : 
A t ge der chen fin ie Einz elise u verwa Ei lune. i ‚ie Kohlrü ehen mehr K ‚usgem Ja Zeit ch. a Be TSERE $ l 
könn ‚„ daß obe de nzelhei gw.- vers ndten igensch g. ist de ohlrüben von de Kleie ahlen i en ganz Be i Be dl 
An , daß: ens di rustkorbö ie Ptosi rinnert. di ssen | v ser vo ‚rasch Z e Wass ‚Kart rlaubt ehl im Bro s ist en GRETS { 
Anomali zwei die K orböff osis d , die ; verme n vor zu verd Wässergeh offeln en un Brot > ja E “th 
. Tube ien ° eitens M onstituti nung er Baucl sich- mengt nherein rderben gehalt x Die d unerla Ver- èy E Hi 
tuberkel zuglei ensch utions usw. W uchor 3 BE worden is etwas feuc Dazu des B: Folge erlaubten “ Be ii 1 Hi 
wird d bacill ich widerst en mit anomalie enn m: gane, | und fi s muß ist mit « feucht u kom ackmehl ‚der ho en e A ai 
der- en òd widerst : it der ei ien v man b ? für sich also it dem tro eres d mt. daß i es und ohen e R Se HN 
 autopti er Sinn öder andslo i eine ererbt e- Hand sich’ s zuge trock) eutsch , daß in F „und ER a HEEE En ij 
= ptis nn mei gegen ser >n oder werd mass el es i chon mi geben kneren es Me Fried seine 2 EE pa 
) ob run das Ei ren dies res E rüh minde en, d ands n den Bäc iten ~ . E METT H 
Be e. es mö esthal igen Ausfi gsschä hat Eindri leser woh racht eren Zei rwerti , daß di mehl en Bäck Ir e mn Dre ik 
Mä ebune: ch sein ag solch rung ü ungen si n der stell grüne ach der geta Mehl ` a wangswirt: Bu Ate JR 
nner i gen manc in, di er Ei über de sind ellt w dete r Hebel an hat ` arbei wirtschaft ee: Eh il 
der: r ihr anch á e ras inzelhei den N ? dann mit d erde > h ei einz . Und eitet als d aft an- j E AcE d taf 
er Tätig es utopi er zwei senhygi heiten - ; utzen: ` wi er h n, da ygieni zusetzen. hier 1 der nE S SER 
die ii pisti eifell ygienis gewiß n der er B s sche T E wäre’ zu ka A DRENI 
: it d isch os S . chen 5 kl r i Z S Die Au O -b he S muß 8 zu e Eng a ti we arar gi N 
| ugeni es en G ehr- ‚und ar. J um B hohe sm bald Fore al re, zunäch B 2 MEET 
werd genik: Obd ' Ewa ideal na eu : a. | kanä rote mi ıe Ausi ahlu als rder sS-ATZ sto i A BET 
erden! ` der F uzent ndes und e genisch aA anäle mischt. fü smahl ng d : nur i run tlich ae IE Be LE; NBP 
r amili en zur zu entklei: rnst d en | wi unverdau , tüh ung es Q ir g au ' E AREF 
en ei r Fest kleid enke ird. di erdauli rt damit welche ei etr rgend mö ige TEES HE 
mit, i Vorerst eine r legu den, d ender dè lieser für chen Be: it ein e ein eides; mögli Zu oh PE 
ei: en | echt. wi ng von , dann mü s Vieh ür di estandtei en für di en gri sgeb glich ` n e ifi 
Ha daß wi wollen wir | . wichtige n Richtli müßte | Nabru s ent ie Men ndteil d ür die großen Te roch Bee HEEN a 
us ir weni wir ab ea = ige Ro tlinien fü : rung zogen schen ` em B menschli Teil der hen ° . a Bi TEER 
e enigstens er þe i lle -bei n für Sinne ei zu ziehen. welches unyerd rote z lichen Ví er Klei REE ae 
"ztes di ens da escheid beigemes ein e eine V en. Die 2 es sehr aulich u, auf d n Verda 616 ee Ph: 
3) Leh tie Familie ei ee sein und zu ee eine Verkü er ee Sn OaE E e Heiti 
=o eh Familje ei wan und ; n Es. mü ürzung di chteru schung imsta stoff di ren Seite ar RR 1Y 
LV ma ines sezi n dur zufried s. müßte g der ti ng de g bede mde i er Ernä eite T eH 
a ar gl. B nn,M seziert ch de en da mindest als Fo ierisch r mensch eutet im ist, aus ` näbrun EETA f hta 95 i 
.  Arztl )G.B uss ‚Mschr. f . ven An i n Mund - |in en auf orderung en Ernä schlich volk An der K 5 ! eey They ndiii 
il. Zaċhr. 1016 e, M. m. W Unfall n Angehörigen ü des | zif der Fri 80% herab, eis en Ernäh swirtschaf leie ~ SE UL 
N . 1916 ruber, m. W. 19 hlk. 1918 | n über be- ziffer, w riedens ‚herabzu gestellt g, sie ist als rung aftlichen - i N jpeg i 
PPRT | Sl Ä ; set it we ist also ei und zu en 3 E Era TE naal 
5. 892 y Beiträg 18. ’ S, 249 e gest , wenn w zeit im zen. A rden o ein zuglei Bi: NR E 
| ) > e zur Krieg i ellt wu vir überl mer . noc uch das i die Au e Verg sion GERS tafa 
| us riegspath War.. Es urde aus F legen, d och eine as ist usmahl eudung, za Feee T K 
' N ist sich 'e ‚ daß ine gegenüb: un 6. a TEEGI 
ologie. (D. militär- n a al ‚Ahemals an an u un his pi 
i a (D. militär- in all | Maln , Sola elfach `i er be usi a x SARME a 
i teilwei gemein ahme nge di nur bis esse smahl inc BERN 
nF eise es Bewi en der Be ie h r bis res Gebä ungs- ` RF EN 
g þess L Zwa ewirt Behö ohe ÀA zu 60 0 z ebäck ». g ie pie s pY E si i 
o eres B ngswirt tschaft örden f usm /o ausg VAE ox rei iiSt OT 
a . ro . sch un ° > est ; ahlun f Iisgem i > i zi x ieh N 
| nn Schaffen. oder der freie ne. wird des Get ahlen . ar: Toa ppi 
d ; D. . or freie H es die: y solan; reide- n S 3 Kan 
3 en and e.vollk ige au A E n 
l el, Imst ommene 0 ch a BIER g ti 
E S ande sein oder EN Ei HERDE 
sd. Siy Ear jii 
pi E KEE HBE 
a S EIS 
ur HERRES 
2o Pippi i 
4 Be EC 
all 
RL i 
ki Han 
| ARERI S 
{ t i 
k 


949 


Eine nicht geringe Verantwortung, das muß ohne weiteres zu- 
gegeben werden, liegt. darin, im Augenblick mit der Zwangsbewirt- 
schaftung des Brotgetreides zu brechen, denn es ist Tatsache, daß die 
Zwangswiıtschaft gegenwärtig der Bevölkerung in Deutschland Brot 
zu einem Preise liefert, der wesentlich niedriger ist, als es dem Ge- 
treidepreis auf dem Weltmarkt entspricht, im besonderen, wenn dieser 
\Weltmarktpreis ausgedrückt wird in unserer minderwertigen Valuta, 
wie es doch zunächst bei der Einführung des freien Handels gegeben 
wäre. Diese Erwägung ist geeignet, den Bruch mit der Zwangswirt- 
schaft zu einer verantwortungsreichen Handlung zu machen, denn eine 
Verteuerung des Brotes würde bei der gegenwärtigen Erpährungslage 
eine schwer zu ertragende Belastung der Bevölkerung darstellen. So 
. gewinnt es fast den Anschein, als ob in der Frage unseres täglichen 
Brotes die Zwangswirtschaft vorläufig ein notwendiges Übel bedeutet, 
insofern man nicht ohne sie leben kann, aber auch nur recht schwer 
mit ihr seine Lebensbedürfnisse zu -befriedigen imstande ist. Den- 
jenigen, welche die Zwangswirtschaft verfechten, muß zugegeben 
werden, daß bei einer zweckmäßigen Gliederung der Verwaltung und 
bei reicherer Erfahrung es gelingen müßte, hier noch manche bisher 
drückende Mißstände zu vermeiden. Daß die Zwangswirtschaft nach 
der Rückkehr normaler Arbeits- und Erwerbsverhältnisse und vor allen 
Dingen nach Eröffnung der Grenzen für den Handel imstande ist, auf 
die Dauer das freie Spiel der Kräfte, wie es der freie Handel ge- 
stattet, für die Volksernährung zu ersetzen, das mag billig bezweifelt 
werden. Die Forderung des Augenblicks aber scheint es zu sein, 
innerhalb des Rahmens dieses notwendigen Übels, der Zwangswirt- 
schaft, alles zu tun, was möglich ist, um die Beschaffenheit des Ge- 
treides und des Mehles, aus dem unser Brot gebacken wird, zu ver- 
bessern, und dazu scheint uns vom Standpunkt des Arztes vor allem 
eine Forderung von ausschlaggebender Bedeutung, nämlich die Forde- 
rung: Fort mit der hohen Ausmahlung des Brotgetreides. 


Die Zusammenstellung der verschiedenen Arten 
der tödlichen Verunglückungen in Preußen im Jahre 
1915 ohne Berücksichtigung der Kriegsereignisse hat ergeben: Am 
häufigsten waren die Todesfälle durch Ertrinken, dann durch 
Überfahren und durch Sturz. Durch diese drei Arten hat mehr als die 
Hälfte_sämtlicher Verunglückten den Tod gefunden. Bei Frauen treten 


noch hervor die Fälle von Verbrennen und Verbrühen und bei Männern 
Verschütten und Erschlagen. ——— 


Wien. Zur Milderung der drückenden Spitalsbettnot hat das 
Volksgesundheitsamt das im Jahre 1914 erbaute Kriegsspital in eine 
Zivilkrankenanstalt umgewandelt und einen gesonderten Teil 
der Anstalt für die Unterbringung von 600 Tuberkulösen ausgestaltet. 


Berlin. Die preußische Regierung veröffentlicht das Gesetz 
über die Gewährung von Straffreiheitund Strafmilderung 
bei ehrengerichtlichen Strafen und ehrengericht- 
lichen Verfahren gegen Ärzte. Der § i verordnet: „Alle 
bis zum Inkrafttreten dieser Verordnung von den entscheidenden 
Disziplinarbehörden rechtskräftig erkannten ÖOrdnungsstrafen wegen 
Dienstvergehen, die vor dem 9. November 1918 begangen sind, werden 
einschließlich der Kosten des Verfahrens erlassen, insoweit zur Zeit 
des Inkrafttretens dieser Verordnung die Strafen noch nicht vollstreckt 
und die Kosten noch nicht entrichtet sind. Alle Disziplinarunter- 


suchungen werden einschließlich der Kosten des Verfahrens nieder- 
geschlagen.“ 


Gesundheitsdienst beim Wiederaufbau in Frank- 
reich. Falls es zwischen Deutschland und Frankreich zu einem Ein- 
vernehmen über die Beteiligung deutscher Arbeiter am Wiederaufbau 
kommen sollte, wird es hierbei in erheblichem Maße ärztlicher Mit- 
wirkung bedürfen. Um nicht plötzlich vor vollendeten Tatsachen zu 
stehen, hat schon jetzt eine Fühlungnahme zwischen Ärzten und Waffen- 
stillstandskommission stattgefunden. Ärzte verschiedener Gruppen, auf 
deren Urteil und Mitarbeit es ankommen wird, wollen Vorschläge aus- 
arbeiten für die Arbeitsbedingungen der Ärzte und die Art und Aus- 
führung des Gesundheitsdienstes. An der Ausarbeitung beteiligen sich 
Vertreter des ärztlichen Hilfspersonals und vor allem derer, auf die 
sich der Gesundheitsdienst bezieht, der Gewerkschaften und Vereinigungen 
von Kriegsbeschädigten. Die Geschäftsstelle für diese freiwilligen und 
unverbindlichen Vorarbeiten ist bei der Deutschen Gesellschaft zur Be- 
kämpfung der Geschlechtskrankheiten, Berlin, Wilhelmstr. 45. 


Berlin. Die Herbstferienkurse der Dozentenvereinigung 
für ärztliche Ferienkurse finden vom 6. Oktober bis 1. November statt. 
Daneben wird an den Abenden eine Vortragsreihe über „Kriegsernährung 
und ihre gesundheitlichen Folgen“ veranstaltet. Ferner wird ein Gruppen- 
kurs über „Krankheiten des Herzens und des Gefäßsystems“ vom 29. Sep- 
tember bis 4. Oktober stattfinden. Verzeichnisse durch die Geschäftsstelle, 
NW 6, Luisenplatz 2-4 (Kaiserin-Friedrich-Haus). | 


Der Deutsche Verein für Schulgesundheitspflege 
und die Vereinigung der Schulärzte Deutschlands 
werden ihre diesjährige Jahresversammlung am 24. und 25. Oktober in 
Weimar abhalten. Zur Behandlung sind angesetzt: 1. „Die Einheits- 
schule vom hygienischen Standpunkte.“ [Referenten: 
J. Tews (Berlin), Stadtrat Dr. Buchenau (Neukölln), Geh. San.-Rat 
Stadtarzt Dr. Oebbecke (Breslau).] 2. „Welche Aufgaben 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 37. 


| von Oberstabsarzt z. D. Walter Guttmann. 


14.8 


Å 


eptember. 


t 
= 


un z - 
mn nn nn m m a 


stellt die während des Krieges herbeigeführte Er- 
schütterung der Schuljugend an die Schule.“ [Referenten: 
Stadtschularzt Prof. Dr. Thiele (Chemnitz), W. Detlefsen (Ham- 
burg); letzterer vom Standpunkt der Krankenversicherung.] Anfragen 
an Prof. Dr. Selter (Königsberg í. Pr.), Hygienisches Institut, Stein- 
damm 9b. =m ER 
Die Medizinische Fakultät der Universität Greifswald stellt 
folgende Preisaufgabe für das Studienjahr 1919/20: Es soll mit 
einer geeigneten Methode untersucht werden, ob bei Zuständen behin- 
darter Atmung in den Geweben Sauerstoffmangel besteht. In den 
Bereich der Untersuchung sind möglichst zahlreiche Atmungsstörungen 
zu ziehen, besonders solche bei Herz-, Lungen- und Blutkrankheiten. 


Die ärztliche Prüfungsordnung wird durch eine 


` Bekanntmachung des Reichsministeriums des Innern vom 11. August 


außer in einigen formalen Beziehungen dahin geändert, daß die Prüfung 
in Ohren-, Hals- und Nasenkrankheiten in einem besonderen Termin 
und in Gegenwart eines Fachvertreters als 5. Teil der chirurgischen 
Prüfung stattzufinden hat. Damit ist eine Forderung, die die Vertreter 
der Ohrenheilkunde gestellt haben, erfüllt worden. 


Der Preußische Minister des Innern empfiehlt in einem Erlaß 
vom 19. August, die im Ministerium hergestellten gemeinverständlichen 
Belehrungen über die Ruhr in Plakatform von Zeit zu Zeit 
zu veröffentlichen. — Die Griffe am Wasserzug sowie .die Türklinken 
in Öffentlichen Bedürfnisanstalten sollen mit sublimatgetränkten Stof- 
lappen umwickelt werden. Auch Schüsseln mit 1% iger Sublimatlösung 
zum Abspülen der Hände müssen aufgestellt werden. Den als ruhr- 


krank polizeilich Gemeldeten sind nach Möglichkeit mehlhaltige Zusatz- 
nahrungen zuzuwilligen. == 


Im Verlage von Urban & Schwarzenberg, Berlin-Wien, erschien 
soeben die zehnte und elfte Auflage des weitverbreiteten und beliebten 
medizinischen Wörterbuches: „Medizinische Terminologie 

Die neue Auflage ist 
von Grund auf neubearbeitet und zeigt gegenüber den früheren Auf- 
lagen wesentliche Verbesserungen. Mehrere Fächer sind systematisch 
umgearbeitet, diekurzen biographischen Angaben ergänztund berücksichtigt 


worden. Das Buch kostet gebunden 33 M mit den üblichen Teuerungs- 
zuschlägen. 


Die Chemische Fabrik Gehe & Co. in Dresden hat 
vier neue Folgen ihrer farbigen Naturaufnahmen von Arzneipflanzen 
herausgegeben. Die ausgezeichneten Bilder stellen das bezeichnende 
Pflanzenbild als Teil der Landschaft dar, so wie der Pflanzensammler 
und Naturfreund auf seinen Wanderungen die Blumen sieht. Auf die 
farbigen Arzneipflanzenkarten, für deren Aufbewahrung geeignete 
Sammelmappen herausgegeben werden, und auf die Wiederaufnahme 


des durch den Krieg unterbrochenen verdienstvollen Unternehmens 
seien die Liebhaber hierdurch hingewiesen. 


Hamburg. Prof. Grisson, chirurgischer Oberarzt am Frei- 
maurer-Krankenhause, 58 Jahre alt gestorben. 


Geh. Rat Prof. Dr. v. Böttinger, Leiter der Bayerschen 
Farbenfabriken, stiftete der Technischen Hochschule zu Braunschweig 
20000 M zum Zwecke der Förderung von Forschungsarbeiten auf 
chemischem und pharmazeutisch-chemischem Gebiete. 


Hochschulnachrichten. Berlin:Dr. Walter, früher 
Mitglied des Instituts für Infektionskrankheiten, hat den Professortitel 
erhalten. — Der Direktor des Pathologischen Instituts der Tierärztlichen 
Hochschule, Geh. Rat Prof. Dr. Wilhelm Schütz, ein Schüler von 
RudolfVirchowundRobertKoch, besonders bekannt durch seine 
Arbeiten auf dem Gebiete der Rindertuberkulose, feiert am 15. September 
seinen 80. Geburtstag. — Bonn a. Rh.: Der bisherige o. Professor an 
der früheren deutschen Universität in Straßburg, Dr. Salge, gegen 
wärtig mit dem Halten von Vorlesungen in Marburg beauftragt, ist für 
das Fach der Kinderheilkunde berufen worden. — Erlangen: Der 
Direktor der Medizinischen Klinik, Geh. Hofrat Dr. Penzoldt, tritt 
zum Schluß des Wintersemesters 1919/20 in den Ruhestand. ~ 
Frankfurt a. M.: Geheimrat Prof. Dr. Sioli, Direktor der 
Städtischen Irrenanstalt und o. Professor der Psychiatrie, tritt am 
1. Oktober in den Ruhestand. Als sein Nachfolger wurde Prof. Dr. 
Kleist in Rostock berufen. — Hamburg: Zum 1. Prosektor am 
Anatomischen Institut wurde Priv.-Doz. Dr. Joh. Brodersen au 
Münster berufen. — Königsberg i. Pr.: Geh.-Rat Naunyn, A 
in Baden-Baden im Ruhestand lebt, wurde anläßlich seines 80, eDis 
tages von der Königsberger philosophischen Fakultät zum Ehrendokini 
ernannt. — Leipzig: Priv.-Doz. Dr. Freiherr v. Lesser feierte en 
50jährige Doktorjubiläum. — Würzburg: Dr. Seifert, Assisten 
der Chirurgischen Klinik, für Chirurgie habilitiert. l 


‚. Druckfehlerberichtigung. In der Arbeit von quoa 
„Einiges zur Diagnostik und Pathologie der Pankreaskrankheiten BS 
es auf Seite 845 Zeile 7 von unten heißen: „Der Urin enthält ner t 
immer Zucker.“ — In der in Nr. 35 Seite 861 abgedruckten A 
„C. Oehme, Über das Wesen des Diabetes insipidus“ muß es Seite 
rechte Spalte Zeile 6 von unten heißen: „Man kann deshalb nIC 


das Wesen des Prozesses in dem Ausfall” eines die Wassersekretion 
hemmenden Hormons sehen.“ 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8. 


Google, 


NM). OOO o 


a- 7 


~ 


ır m 
esy a8 Tk. x = 
ne E ee P 
` l aoi 

` i A Kr: 
> . 


a 91. September 1919; * 2 


t 


Lg! s 


m F 
ent nana y w 
IN K P. 


RSN TE AE 
L e at EPS T 


$. wi ea 
aA KET ATRASE p i rm e Er 
ACTE: a 
ne z 


2: 
ER ee 
X 


i i 
: Mate 
Ji sa i 
en ee 
È., qoi | 
: i Nr 
à | Ä u: n S © Tr. Hpi 
t o 7 aa | > SCH WHERE > C ee =- er ®.n’ FE e e a Saa an 
i >` >= Wochenschrift für praktische Ärzte = : ch 
Aue, redigiert von | SE 2 | Verlag von ae ae a Raer 
3 ; ©. . Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg Urban & Schwarzenberg = a Be iE 
| i | Berlin zar l ef. Berlin ee eA 7 E ee He 
Ir . . = Y N ee > E i Be 
i j i l j 2 à ; e i a = ER Eh i 
„Inhalt: Originalarbeiten: M. Nonne, Myelodegeneratio transversa careino-toxaemica. G.Stümpke, Zur Atiologie der akuten gelben Leber- `` Bi H 
r atrophie (Lues, Salvarsan?). K. Retzlaff, Ein Fall von Malariainfektion. in Berlin. R. Latzel, Zur klinischen Diagnose traumatischer Sr 
i  Zwėrchfellhernien und subphrenischer Gasabscesse. G. Joerd ens, Beitrag zur Frage der traumatischen Apoplexie. Deus sing, Zur Klinik u; De 
, des subcutanen Emphysems. P. Goldberger, Unsere Erfahrungen mit Silbersalvarsan. H. Schmidt, Über die Wirkung der Atmungs-. und? Be ES 
n . Widerstandsgymnastik und ihre Indikationen bei chronischen Herz- und Kreislaufstörungen. (Schluß.), — Referatenteil: Haenlein, Neuere. wi 
En oto-rhino-laryngologische Literatur. — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Aus- ea p sa 
à ‚wärlige Berichte: Breslau. Freiburg i. Br. Leipzig. — Rundschau:. Agricola, Die Sozialisierung der ärztlichen Hilfe. (Schluß) G.B. Gruber, . a RAT 
: BE ur, N | Pathologische Anatomie und Heilkunde. (Fortsetzung.) — Tagesgeschichtliche Notizen. Er E Se Bor sh oi 
| Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und, Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor, ` ERSTER E 
1. Ze f ' u ! Fu: ; O n f Pe CAO LARR A h 
= l n res wi EN 
; > Aus dem Allgemeinen Krankenhaus Hamburg-Eppendort, amylacea, Wucherung des Gliagewebes, ohne nennenswerte Gefäß- SEEN i 
y m D A | EI 3 | g veränderungen. .Lubarsceh!) ist durch eine systematische . hl ERRIN 
P pa Myelodegeneratio transversa carcino-toxaemica. Untersuchung der Frage nachgegangen, ob die nur ganz ausnahms- . AR ER 
4- a an g i ame O a Ze | ` à| weise bei Carcinomatösen gefundenen Rückenmarksveränderungen- 2 ber f 
a o OMN durch. das Carcinom verursacht sind; In den Fällen, in denen. ar d W 
ee, ; He NOMNE... nz | Isubarsch die Veränderungen der nervösen Elemente ‘für vom . . >17 SENSE 
©» -~ >i, Das Kapitel „Rückenmarksveränderung bei Careinomatösen“ | Careinom abhängig ansehen mußte, fand er anatomisch zerstreute, E i Ki 
Ist nur selten bearbeitet worden; es ist das begreiflich, da die Klinik | herdweise Degenerationen im nervösen Parenchym. mit mehr oder _ Da e R 
a ` auf einen. ursächlichen Zusammenhang nicht hinweist, denn. das | Weniger. ausgesprochener sekundärer Gliawucherung; besonders- w Hi 
ji. Zusammentreffen. von Rückenmarkserkrankung und Careinom ist | häufig zeigten sich die Bilder der „hydropischen Quellung“, deren - Spp BERN 
4 fast nur bedingt durch die Lokalisation des malignen Tumors am | Vorkommen Minnich bei letalen Anämien, bei Leukämie, Leber- BET 
> e -J — ° . . o ' e e z u.’ . j ' ` LA vn Febr: 
5 Rückenmark. Praktisch liegt die’ Sache bei Careinomatösen ja | cirrhose, een und Nephritis beschrieben hat und über deren Bet 
2 ‚meistens so, daß es’ erstens infolge einer Umklammerung der Pia | Bedeutung diskutiert wird, das heißt darüber, ob sie.als intravitale EN 
„oder der Dura seitens des Careinoms zu einer mehr oder weniger | Erscheinung den’ klinischen Veränderungen zugrunde liegt — was a E j A 
P akuten Aufhebung der Leitung im Rückenmark kommt, oder dag | Lubarsch annehmen will — oder ob sie nur agonal oder ESS 
„Zweitens eine in .der Wirbelsäule metastasierende Careinose die | Postmortal eintritt, welche Auffassung Minnich. und Petrén DER ii 
‘=  Wirbelkörper zerstört und dadurch das Rückenmark komprimiert, | Vertreten.. Der Lokalisation nach’ waren.in Lu barschs Fällen er a] 
$ .- Fin intramedulläres Careinöm kommt primär und sekundär kaum | besonders bevorzugt die Hinterstränge. “und die Hinterwurzeln, ah 
A vor; ein Fall, wie ihn vor kurzem Sadelkow!) veröffentlicht | doch fehlte es auch nicht an Herden in den. Seiten- und Vorder- Bari); 
y hat, :wo es sich um eine. Blutung in einen sekundären Carcinom- | strängen. Die Gefäße waren gerade in den hochgradigsten. Fällen Br % 
knoten — das primäre Careinom war ein Bronchialeareinom — | normal: Bezüglich des Sitzes des ursprünglichen Carcinoms kamen a ne i 
e andata so a a ee Carcin i ; | ieben positi RL HERTE 
á,- handelte, ‘gehört zu den größten Seltenheiten. In den nicht allzu | auf elf on im Magen- und Darmtraktus sieben positive RN 
s: „seltenen Fällen von intramedullären malignen Tumoren handelt | Befunde, auf sechs Carcinome an anderen Organen nur- zwei. ri D 
4 ‚28 sich um verschiedene Formen von Sarkomen, um Gliome oder | Wallenberg?) fand in einem. F alle von Carcinoma pylori, der _ EN 
í 'Gliosarkome; ` | f e in den letzten Lebenswochen das Bild einer 'Querschnittsmyelitis - ee 7 in 
7 ; a . l : ii `% e i - i : Tai Sh s - m, . y LP 1a a 
Keim einem Aufsatz „Zum Kapitel der Myelitis“ weist Oppen- | IM mittleren Dorsalmark geboten hatte, eine Erkrankung des a: 
° heim?) bes X ee f an Jitig | Rückenmarkes, die vollständig den bei letalen Anämien geschil- RE 
eim?) besonders darauf hin, daß er einen Fall von Myelitis | en | ee | Ta | St 
! gesehen hab ee u u. = | derten sogenannten „kombinierten Systemerkrankungen“ entsprach. _, el 
j ->~ ven habe, der sich als disseminierte Myelitis auf dem Boden An | az RS VE DIENTE 
paer Careinomatose darstellte. Er bezweifle auch nach weiteren | Statt der erwarteten Querschnittsaffektion im D Orsalmark fänd. sich el 
E Beobachtungen nicht, daß sich auf dieser Grundlage Myelitis aus- | ME nahezu Sy mietrische „Ödemätöse Erweichung“ der- Hinter- Be 
! ‚bilden könne, Auf eine briefliche Anfrage teilte O ppenheim und Seitenstränge mit runden, 'netzförmig angeordneten Lücken, a TE 


‚Mir vor kurzem mit, daß der Fall'von ihm seinerzeit nicht aus- 
Herde‘ keine Careinomzellen*. Minnich 3) 
, von Carcinomatöser Kachexie mit Hydrämie . kleine Erweichungs- 
‘herde. im Rückenmark gefunden. 
man bei careinomatöser Kachexie im Rückenmark kleine Herde 
| yi Gliawucherung findet. Pfeiffer°) fand 1895 in einem Fall. 
l e Hautcarcinom mit Metastasen am Knochensystem eine „akute 
$ „„seminjerte, das heißt in kleinen Herden sich darstellende 
; a In: Form -von ‚starker Quellung der nervösen Elemente, 
i ag gewundenen Achsencylindern, Ansammlung yon Corpora 


. m um TR `~ 
. 
A i 


-~ | 9 Sadelkow, D, Zschr. f. Nervhlk. 1919, Bd. 63, S..275 ff. 

-e p Oppenheim, B. kl. W. 1891, Nr. 81. _ 

`` ~~ Minnich, Zschr. f, klin. M., Bd. 22. r 
y i K) ė eo . ; ` ' k s 

“Neuro glia. 1gert, Beiträge zur Kenntnis der normalen menschlichen 
woo P Pfeiffer, :D. Zschr. f. Nervhik., Bd. 7. 


` a 


‚führlich veröffentlicht worden sei, „jedenfalls fanden sich in dem‘ 
hat in einem Fall: 


Weigert“) gibt 1895 an, daß 


(Festschr. z.50jähr. Jub. d. Ärztl. Vereins z. Frankfurt a, M, 1895.) | 


‚die größtenteils mit Körnchenzellen- erfüllt waren.: :Die Gefäß- 
wandungen innerhalb der Erweichungsherde und an ihrer Grenze 
waren’ hyalin verdickt.. Im übrigen fand sich eine. Erkrankung 
vom obe:sten Halsmark bis zum ' ersten .‚Sakralsegment. An. ein- 
zelnen Stellen saßen kleine Herde in .den '‚Vordersträngen; im 


übrigen beschränkte sich die Affektion“auf die Hinter-Seitenstränge _ 
. und Hinterstränge. en | | Sa 


Ich- selbst habe mich 1903 mit dieser Frage beschäftigt. 
Das Thema lag mir deshalb nahe, weil ich mich während mehrerer 
Jahre in vier Arbeiten mit: den Veränderüngen des ‚Rückenmarks 
bei perniziöser Anämie, bei Leukämie und bei „einfachen“ Anämien 
sowie bei Diabetes beschäftigt hatte., Ich fand in einem Fall von 


. Careinose der Wirbelsäule nach Prostafacareinom eine auf wenige 


Höhen beschränkte- Querschnittserkrankung -des unteren : Dorsal- 
markes, die sich mikroskopisch darstellte nicht als 'Erweichung 
N)'Lubarsch, Zschr. £ klin. M, 1897, Bd. 81... °. , ~ 
”) Wallenberg, D. Zschr. f; Nervhik., Bd. 18, S, 488.8," 7. 


x 


r 


a ee 


T id 4 Sy i 
< va RSD ap oi , E toi z 
v$ 5 ET ca N 2 Er $ u an "e u BR i A s 
a nin reae e e re Di re as aS reist SE EP 
- - $ 1 . 4 5 BE Se BE Fam ® RR 


3 i ; ES 
, En 
è . ö e g 
; p - ’ te, wT 
er £ ne “ 


EJE 


D 
4 -- > 
nt 


. EN ae 
Ben aan 
’ ur a N 
= m. En 
ae dt ERDE 
Vi ame un pin, 


ERE er u) 
A 


e s ë 
kha araire = 
riar 

wi 
u ani a 
-a -es “ts 


‚944 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 33. 


und nicht als Entzündung, also nicht als eine eigentliche Myelitis, 
sondern ich kam zu der Auffassung, daß es unter dem Einfluß 
der im größten Teil des Knochensystems verteilten Carcinommassen 
und der von ihnen produzierten Toxine zu einer einfachen Dege- 


neration gekommen war; ich sprach von einer Myelodegeneratio 
carcınomatosa toxaemica transversa acuta. 


1900 ließ ich durch meinen Schüler Ernst Meyer!) einen 
Fall mitteilen, in dem es bei einem Fall von inoperablem Careinom 
des Uterus und der Blase zu‘ spastischer Parese der -unteren 
Extremitäten gekommen war. Die Sektion deckte sonstige Ano- 
malien an den inneren Organen nicht auf. Für Lues war klinisch 
und anatomisch kein Anhalt; hier zeigte sich schon makroskopisch 
eine Erkrankung der Py. S. Str., die sich mikroskopisch als eine 
primäre Seitenstrangsklerose erwies. Meyer legte dar, wie man 
zu der Auffassung berechtigt sei, hier im Sinne von Erb >?) 
-Muchin?), Trachtenberg‘), Strümpell°) und Nonne’) 
von einer toxischen Systemerkrankung zu sprechen. 


Das ist alles, was ich zurzeit über das Thema „Rücken- 
marksveränderungen bei Carcinomatose* in der Literatur habe 
finden können. Es geht daraus jedenfalls hervor, daß die Befunde 
bisher verschieden waren: Disseminierte kleine Herde, ausgedehnte 
Erkrankung mehrerer Stränge, systematische Erkrankung eines 
Strangsystems und endlich eine lokalisierte Herderkrankung. Nur 
Oppenheim spricht in seinem Falle von einer Myelitis, doch 
sagte ich schon, daß sein Fall nicht ausführlich veröffentlicht 
wurde; jedenfalls handelte es sich in allen anderen Fällen nicht 
um entzündliche Herde, sondern um einfache Degenerationen; der 
Körnchenzellenbefund in Wallenbergs Fall ändert an dem 


sonst einfach-parenchymatös degenerativen Charakter des Falles 
nichts, 


An meinem früheren Fall wär besonders bemerkenswert, 
daß es sich um eine, allerdings ausgedehnte, aber doch immerhin 
begrenzte isolierte Herderkrankung handelte, was 


bei der Annahme eines allgemeinwirkenden, diffus im Kreislauf 
 eireulierenden Giftstoffes auffallen mußte. 


Im März 1917 sah ich einen 6bjährigen reaktivierten General; er 
war früher im wesentlichen gesund gewesen und war aktiver Offizier 
seit dem Deutsch-Französischen Kriege 1870-71. Damals hatte er infolge 
von Strapazen und Erkältungen sich eine hartnäckige Bronchitis er- 
worben, zu der sich im Laufe der Jahre ein geringes Lungenemphysem 
gesellt hatte. Kein Mißbrauch von Tabak und Alkohol, keine Syphilis, 
kein Schanker, im Jünglingsalter einmal Tripper. Im Winterfeldzug 
1914-15 hatte er in Ostpreußen und Rußland schwere Strapazen durch- 
zumachen, lag monatelang in den kalten, nassen Unterständen usw. Im 
Herbst 1916 traten heftige neuralgiforme Schmerzen in der Magengegend 
auf, die zeitweilig einen gürtelartigen Charakter annahmen. In einer 
Klinik in Wiesbaden wurde er zunächst von mehreren Ärzten auf 
chronischen Rheumatismus und Lumbago behandelt, dann ergab eine 
Untersuchung des Stuhlgangs das Vorhandensein okkulter Blutungen 
(positive Benzidinreaktion); wegen Schmerzen in der Gegend des Pylo- 
rus, die in den Rücken ausstrahlten, wurde ein chronisches Magen- oder 
Duodenaluleus angenommen, da auch Superacidität festgestellt wurde 
bei negativer Milchsäureprobe. Zunächst Besserung bei einer Leube- 
kur und Gewichtszunahme nach vorheriger starker Abmagerung. Nach 
Hause zurückgekehrt, erkrankte Patient bald wieder unter den alten 
Beschwerden, besonders an Rückenschmerzen und Rückensteifigkeit, 
Appetitlosigkeit und Abmagerung. Husten bestand schon seit langen 
Jahren infolge der chronischen Bronchitis, in der letzten Zeit etwas 
stärker. Eines Tages plötzlich „maulvolle Expektoration“ von stinkendem, 
leicht sanguinolentem Sputum, damit verschwanden die Schmerzen, aber 
Mattigkeit und Abmagerung blieb. 14 Tage bevor ich Patienten sah, 


zeigte sich eine paretische Schwäche in den unteren Extremitäten, die - 


allmählich zunahm. Seit zwei Tagen bestand Blasenlähmung. Der 
Stuhlgang war bis dahin im wesentlichen normal gewesen, blieb 
‚jetzt aus. | 

Ich fand einen abgemagerten, blassen, aber nicht eigentlich 
kachektisch aussehenden Mann, dessen Lungen über der rechten Scapula 
unbestimmtes bis bronchiales Atmen mit mittel- und großblasigem Rasseln 
erkennen ließen. Das Sputum war reichlich, geballt, schaumig und 
nicht sanguinolent, nicht stinkend. Keine Zeichen von Arteriosklerose 
am Herzen und den peripheren Gefäßen. Der Urin leicht cystitisch, 
sonst normal. Am Abdomen nichts vom Tumor zu fühlen; keine 
Drüsenschwellungen, keine Stigmata von Syphilis. Die Wirbelsäule in 
jeder Beziehung intakt, Seitens des Nervensystems fand sich: 


1) Meyer, D. Zschr. f. Nervhlkd. 
2) Erb, Neurol. Zbl. 1892, Bd. 11. 
3) Muchin, Zschr. f. klin. M. 1884, Bd. 26. 
% Trachtenberg, Arch. f. Psych., Bd. 29, H. 3. 
5) Strümpell, ibid. 1880, S. 677 ff. 


© Nonne, Ref. Neurol, Zbl., 1899, 


Verh. Wanderversamml, 
Baden-Baden, 


21. September, 


Oculopupillar-Gebiet, sämtliche Hirnnerven, obere Extremitäten und 
obere Rumpfhälfte durchaus normal. Die unteren Extremitäten stark 
paraparetisch mit Hypästhesie für alle Qualitäten von der Nabelhöhle 
abwärts bis zu den Zehen. Patellarreflexe beiderseits schwach +, 
Achillesreflexe sehr schwach +, Babinski beiderseits schwach +, Blasen- 
läbmung, Parese des Sphincter ani. Die Bauchmuskelpresse war ge- 
lähmt, die Bauchdeckenreflexe erloschen. Alle Syphilisreaktionen im 
Blut und Liquor glatt Ø, aber: Phase I +-+ +, Lymphocytose Ø, 
leichte Xanthochromie, also das sogenannte Kompressions- 

syndrom. Im Röntgenbild: die Wirbelsäule normal, Magen und ` 
Darm ohne Anomalie, die Lungen verdächtig auf Tumor (Dr. Lorey) 


Das Blutbild zeigte eine „einfache“ Anämie. Hämoglobingehalt stark 
herabgesetzt (50°, nach Sahli). 


unächst wurde aus der Paraparese eine totale und komplette 
motorische Paraplegie mit Anästhesie, deren obere Grenzen sich nicht 
verrückten, dann trat für einige Wochen wieder eine geringe Besserung 
der Motilität in Zehen und Füßen, besonders rechterseits auf. Patellar- 
und Achillesreflex wurden etwas lebhafter, Babinski war meistens 
schwach +; dann wurde im Laufe der nächsten Woche die motorische 
und sensible Lähmung vom Nabel abwärts wieder total. 

Der Patient wurde sehr gequält durch ein fortwährendes Hüsteln, 
das ein irgendwie charakteristisches Sputum nicht zutage förderte; die 
mikroskopische Untersuchung desselben (Dr. Reye, Sekundärarzt des 
Prosektors Professor Fraenkel) gab keinen Anhalt für Tumor; keine 
Tuberkelbacillen. Am 10. Mai trat ein schneller Verfall ein, und der 
Kranke erlag der allgemeinen Schwäche. 


Die Diagnose ließ sich mit Sicherheit in diesem Falle zu- 
nächst nicht stellen. Die Lungenaffektion war keine tuberkulöse, 
sodaß man danach sowie nach dem negativen Röntgenbeiund der 
Wirbelsäule keine Ursache hatte, an eine tuberkulöse Kompression 
zu denken, bei der Annahme eines primären Carcinoms im Magen 
oder Duodenum fand man durch den negativen Röntgenbeiund 
keine Stütze, Syphilis war auszuschließen, Andererseits war es 
sehr wahrscheinlich, daß es sich um eine Kompression des Rücken- 
marks handelte angesichts der lange bestandenen gürtelartigen 
Rückenschmerzen sowie angesichts des „Kompressionssyndtoms”. 
Es war auch mit der Möglichkeit eines benignen Tumors Zu 
rechnen, da die als solche aufgefaßten prodromalen Wurzel- 
symptome so lange gedauert hatten. Endlich war auch mit der 
Möglichkeit zu rechnen, daß es sich um eine anämische be 
ziehungsweise kachektische Spinalerkrankung handelte angesichts 
der Tatsache, daß die Sehnenreflexe stark abgesehwächt und der 
Babinskireflex vorhanden war, es sich somit um eine Kombination 
von Hinter- und Seitenstrangssymptomen handelte. 

Der weitere Verlauf ließ dann die Wahrscheinlichkeitsdiagnos® 
angesichts des Röntgenbefundes an den Lungen und in Anbetracht 
des quälenden Hustens trotz des negativen Sputumbefundes aul 


einen primären malignen Tumor an den Lungen stellen. Die 


Diagnose lautete schließlich somit: Lungen- beziehungsweise 


Bronchialcareinom mit sekundärer Erkrankung der Häute des 
Rückenmarks und Kompression des Rückenmarks in der Höhe des 
unteren Dorsal- und oberen Lendenteiles. 

Die Sektion ergab Carcinose der Hilusdrüsel 
mit difftusem Übergreifen auf verschiedene 
Teile beider Lungen, Careinose der Thyreoidea, der Re- 
troperitonealdrüsen, Carcinose mehrerer Wirbelkörptl, 
besonders hochgradig im achten bis zwölften Dorsalwirbel; die 
Körper sind jedoch nicht zerstört, die Intervertebralräume normil 
die Dura und Pia mater sind frei von Neubildung. Aber au 
im unteren Teil des Wirbelkanals, der bis zur Cauda equina vet 
folgt wurde, fanden sich keine in Betracht kommende Verände: 
rungen. 

Das Rückenmark ließ auf frischen Querschnitten eimi 
deutliche Anomalie nicht erkennen, nur erschien es in der unteren 
Hälfte des Dorsalmarkes vielleicht etwas weicher. Die Rücken 
markszeichnung war gut erhalten. pe 

Ich machte die Sektion auswärts und konnte für die Härtung 
nur Formollösung mitnehmen, Das in Formol gehärtete Rücken 
mark wurde in acht verschiedenen Höhen geschnitten; gefät 
wurde es mit Eosin-Hämatoxylin, nach van Guison, En 
Weigert-Pal und nach Malori. Leider konnte eme N" 
färbung nicht vorgenommen werden, weil das Rückenmark nit 
in Alkohol gehärtet war, und ebensowenig eine Marchitärbulb 
weil keine Müllerhärtung vorlag, ich 

Der Befund war durchaus überraschend und, um €s gleic 
vorwegzunehmen, nicht voll befriedigend. Die Dura maer pi 
die Pia mater erschienen normal, nur waren die Faserzüge der n 
im unteren Dorsalmark etwas reichlicher und dicker als Il S 
übrigen Höhen des Rückenmarks. Die Gefäße zeigten aui Quer 
schnitten in der ganzen Länge des Rückenmarks vielfach je 


I \ımıt el Ü 4 JN AN I 


Er- 


a 


a 
vr 


Tem 


GR 


N 


——— ur mer. 
2 z Ben SE - 
i 


E 


R B- PE a oa 


EURE 


5. 


ee we en = INT A 

21. September: -~ 1919 — MEDIZINISCHE-KLINIK — Nr. 88. N a e ee fel k 
"Wandungen. und erschienen besonders iù der ganzen grauen |.namentlich da es sich in diesem Falle um. einen mehrere Monate = = <=: an fri 
Substanz sehr zahlreich, vermehrt, strotzend gefüllt, im übrigen | alten Prozeß ‘handelt. IN EEE une Fi 
ganz nofmal, die Arteria spinalis anterior und posterior waren normal, | Am ersten. war an eine Toxinwirkung zu denken, welche SSR 
-- Debr merkwürdig ist der Befund am ‚Weigert-Pal-Präparat: | die Markscheiden in ihrer färberischen Eigenschaft verändert, Sie’ Ar t k 
Das Markscheidenpräparat läßt im unteren Brustmark und. oberen | aber nicht zur Degeneration gebracht habe. Herr Dr. Jakob" ` A EEE 
Lendenmark bei der Färbung eine ganz diffuse Unterfärbung' der meinte, daß so. auch am ehesten die. Ganglidnzellenveränderungen & EE 1 E 
 Markscheiden auf dem Querschnitt erkennen, während in den ‚| als auf toxischer Grundlage beruhend zu erklären seien. 'Er schreibt el 
. gleichen Markscheidenpräparaten der übrigen Rückenmarkshöhen | mir: „Wenn ich.die heutigen Befunde mitberücksichtige, so sprechen à Í- FE 
die Markscheidenfärbung keinen Ausfall erkennen läßt, Bei | die ganzen. Präparate für die- früher geäußerte Anschauung, daß TERNET. 
der Betrachtung -des im Markscheidenbilde auffallenden - Rücken- | eine Noxe wohl auf das ganze Rückenmark gewirkt hat, ‚aber in’ Re 
marksquerschnittes mit stärkeren Linsen erkennt. man, daß sich | besonders hochgradiger Weise ‚gerade auf den betreffenden Rücken- fit FR: 
die Markscheiden ‘wohl auch mit Weigert gefärbt haben, aber | marksabschnitt im -Brustmark.“ Die Erkrankung der faserigen und Be 
„ bei. weitem nicht so intensiv wie normal. Es zeigt sich im | protoplasmatischen Glia, die sich in ihrer stärkeren Ausbildung auf u IE 
übrigen, daß weder. die Markscheiden -selbst noch die Achsen- | dieselbe Höhe beschränkt wie die färberische Anomalie- der Mark: AAS NAH G ji 
cylinder eine nennenswerte. Veränderung ihrer Struktur erfabren scheiden, könnte, so -meinte Herr Dr. Wohlwill, -auf dieselbe a 
haben. Ab.und an sieht man -auf dem Rückenmarksquerschnitt Schädigung.zurückgeführt werden, die zu:der Markscheidenfärbungs- GHEE 
einige Nervenfasern mit ihren Markscheiden in Degeneration be- |-anomalie geführt habe, — a Sa BEN 9 
griffen, mit der Entwicklung von Myeloblasten und kleinen Myelo- | Daß die geschilderten Anomalien nicht zufällige sind, sondern ` RAIE R g 
phagen. _ - ee... | den Ausdruck einer intra vitam bestandenen Funktionsstörung dar: kl 
Außerdem ist noch zu bemerken, daß an dem Eosin-Häma- stellen, geht wohl zur Genüge aus der Tatsache hervor, daß die hs i 
‚toxylin- sowie an den van-Guison-Präparaten in dem betreffenden | klinischen Symptome, wie sich aus der Schilderung des Krankheits- RE EE 


. Brustmark- und oberen Lendenmärksanteil, 
- anderen Höhen des Rückenmarks 


nach oben und unten eine leichte 
Veränderung der Ganglienzellen der. Vorderhörner auffällt: Die 
Kerne erscheinen gi 


‚heinen geschrumpft, häufig exzentrisch verlagert, der 

Kernleib zeigt verwaschene Nißischollen. : Bei diesem Befund ist 
es besonders: zu bedauern, daß eine Nißlfärbung nicht vor- 
‚genommen ist, da sich natürlich etwas ganz Sicheres über die 

` Ganglienzellen ohne diese Färbung nicht aussagen läßt und da 
ganz eindeutige Bilder nur die Nißlfärbung im , Alkoholmaterial 
ergeben haben würde. Zn FE 
„Die faserige Glia zeigte sich an. den Maloripräparaten von 
der Höhe, des achten Dorsalsegmentes an bis hinunter inis. mittlere 

_ Lendenmark zweifellos -verbreitert und wie gequollen, zum Teil 
_ erscheint sie körnig zerfallen, zum Teil schwammig aufgelockert. 
Auch die protoplasmatische Glia ist. gequollen. -Die Gliakerne sind 
größtenteils rund, ohne deutliche Chromaätinzeichnung und sehr 

- dunkel. Dies sind Veränderungen, die der A lzheimerschen 
„amöboiden Glia“ sehr nahestehen, und an einzelnen Stellen ist 
die „amöboide Glia“ in deutlicher Ausbildung zu erkennen. Auch 
in der grauen Substanz ist in der Höhe des unteren Brustteils, 
der sieh: durch ‘Ausfall der Markscheidenfärbung auszeichnet, die 
| Glia in gleichem ‚Sinne, wenngleich nicht so hochgradig verändert. 
Diese Erkrankung: der Glia findet sich- gleichmäßig verteilt auf 


ebenso wie auch in 


bildes ergibt, auf denselben Höhenabschnitt des Rückenmarks be- 


zogen werden mußten. Ich glaube, man kann bei. aller kritischen 
‚Vorsicht wohl sagen, daß der mikroskopische Befund den Eindruck 
macht, als ob das untere Dorsal- und obere Lendenmark gelitten 
‚hat unter einer diffusen Noxe. Wenn .die Annahme einer Giftwir- 
‘kung für unseren Fall zutrifft, müssen wir auf ‚eine Toxinwirkung ` 
seitens der Carcinose zurückgreifen, da Magen: und Darm. bei un- 
serem Kranken von Careinomen frei wären, man hier. also nicht 
wohl, wie in vielen Fällen von Lubarsch, von. Autointoxikation ` 
‚sprechen kann. | = | wi, Lane 


TE EEE E 


E 


Es handelte,sich somit um folgendds: RS E k 

‘ Bei einem Careinomatösen, dessen primäres Carcinom intra . #94 
vitam auf die Lunge lokalisiert wurde, ‚entwickelte sich ` subakut. 234 
das klinische Bild einer Myelitis dorsalis transversa paene.completa. - a ei 
Die Wirbelsäule war nicht nachweislich erkrankt, das Kompres- TIN 
 sionssyndrom war vorhanden, Bei der Sektion fand sich der yer- ` = - ii) 
mutete Lungenkrebs mit zahlreichen Metastasen im Leib und. in = ı: My in 
verschiedenen Wirbelkörpern, -am zahlreichsten im Dorsalwirbel 8, : z! 


9 und 10, Im übrigen waren die 


Ä > Wirbelkörper intakt. Im Rücken- 
markskanal, an. den Häüten und 


| am Rückenmark selbst fand sich 
mikroskopisch und makroskopisch nichts von: Carcinom, und de >  "% 
Untersuchung des Rückenmarks ergab eine Erkrankung der faserigen U 
und protoplasmatischen Glia im unteren Dorsal- und’oberen Lenden- = >, ~ 


TEET TER = 


e 
‘N 


rn FT a u 


Ed 
Br 
alle Stränge des Rückenmarksquerschnittes, Die übrigen Rücken- | mark zugleich mit einer Erkrankung der Ganglienzellen an den un 3 fi | 
markshöhen zeigen diese schweren Gliaveränderungen nicht, oder | Vorderhörnern; die letztere fand sich in ganz ‘geringem: -Grade Darie Fli 
. doch nur in bescheidenerem Grade. Die Septen der Gollschen auch in den anderen Höhen des Rückenmarks. . In--der. Ausdeh- _ Fe } HE] 
Stränge finden sich bis ins mittlere Halsmark hinein etwas ver- nung der herdförmigen Erkrankung der Glia nahm die , gesamte re Ha 
breitert, sodaß schon makroskopisch im Carmin- und Weigert- | weiße und ‚graue Substanz die Markscheidenfärbung nicht an. .— T Erit SHE, 
praparat eine dunklere beziehungsweisę eine hellere Färbung auf- ~ Zum zweitenmal sehe: ich somit eine. einen bestimmten. Opal apa 
fällt; von absteigender Degeneration findet sich nichts. . Nirgends | Rückenmarksabschnitt besonders bevorzugende Erkrankung bei einer : rs patag N 
Im Rückenmark findet sich Körnchenzellenbildung oder eine An- Schädlichkeit, yon der wir eine diffuse Wirkung auf den Organis- mi ] fal 
sammlung von Corpp. -amylacea. Im Guison- und Eosin-Häma- mus a priori annehmen müßten. Der Hauptbefurid war hier eine Et p 
töxylinpräparat zeigen sich die Markscheiden- und Achseneylinder ‚Erkrankung der Glia, und das stimmt güt überein. mit den früheren Ban) | 
mal, und zwar auch in dem Teil des Rückenmarks, in dem die | Befunden von Weigert, von Pfeiffer und auch von Lus © = GANHE (i 
Gliafasern verbreitert sind. barsch. Eine genauere Untersuchung zeigt, daß die Schädigung ` =f e hi Hi: 
~- -_ Besonders hervorgehoben sei noch, daß. nirgends im Rücken- doch im ganzen Rückenmark sitzt und daß hür die stärkere ` ar ei hf 
mark auch nur eine Andeutung von Tumorzellen sich fand. Erkrankung sich in Form eines ‚Herdes zeigt; ausschließlich herd- Be A 
. Dieser Befund war überaus auffallend, und ich habe deshalb | förmig bleibt nur die als Färbeanomalie. sich darstellende chemische er pi: 
1e zwei in Hamburg in der pathologischen Anatomie des Central- Veränderung der Markscheiden der weißen und grauen Substanz. . Ere | af. 
- Nervensystems bewandertsten Forscher gebeten, sich über die Prä- . Wenn ich früher (1908) auf die Fälle von‘ Myelitis acuta i R, | 
-Parate zu äußern.: Herr Dr. Wohlwill sowohl wie Herr Dr. Jakob | transversa simplex -bei Syphilis als Analogie hinwies, so kann: dass a ~ Ei b 
' mußten denselben Befund erheben, im positiven sowohl wie im | jetzt nicht mehr gelten, seitdem wir die-Spiröchaete pällida kennen; Ea E o e i 
negativen Sinne. Was speziell die Ganglienzellen in den Vorder- | denn es ist erwiesen, daß es in den Fällen von „Myelitis simplex“ -o bwin Pi | 
„nern betrifft, so faßte sich Herr Dr. Jakob dahin zusammen, | bei Syphilitischen sich um eine. Lokalisation des Erregers handelt. | BEER 
daß die Veränderungen doch so auffallend seien, daß er sie „mit | Aber ich kann noch heute wie damals verweisen auf: die Fälle et | | 
emiger Einschränkung als wirklich vorhanden hinstellen möchte“, | von Schlesinger, O ppenheim, Hoppe, Bruns, as TRTU 
und. in einer späteren Zuschrift an mich bezeichnet Herr Dr. Jakob Feinberg und Nonne, in denen es bei allgemeiner oder auch `- g, P 
nach‘ einer nochmaligen Durchmusterung die Gliaerkrankung im | bei lokalisierter. Careinomatose und Sarkomatose zu "Bulbärsym- Skk Ban: 
teren Dorsalteil und ihre geringere .Affektion in den übrigen | ptomen kam, die nicht durch lokale Metastasen: bedingt. waren. - Nu]! ri 
Teilen des Rückenmarks als ganz zweifellos. Beide Forscher konnten | Oppenheim ‚Hoppe, Feinberg kamen ebenso wie ich zu OBERE I 
. Sich mit mir überzeugen, daß im übrigen sämtliche Färbungen des | der'Annahme, daß Stoffwechselveränderungen seitens der malignen ~- Eule 
Rückenmarks technisch tadellos ausgefallen waren. Die beiden | Tumoren verantwortlich zu machen seien für. die Funktionsschä- 2, En x 5 a 
Senannten Herren äußerten ihre Ansicht ebenso wie ich dahin, daß | digung des Centralnervensystems. O ppenheim hat schon 1900 Fe po 
em derartiger Ausfall der Wei gertschen Markfärbung in einer | die Ansicht geäußert, daß in manchen. Fällen Hirnerscheinungen Een | Er 
bestimmten ‚Rückenmarkshöhe ohne die entsprechenden Verän- | bei : Carcinomatose als Ausdruck einer toxischen : Erkrankung A o 

efungen in den anderen Höhen ein ihnen fremder Befund sei, | des Gehirns zu bezeichnen seien, und zwar in jenen Fällen, in B o i ji 

b Ag E f: 

f > ey 


+ 
Bir. 


946 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 21. September. 


denen auch die mikroskopische Untersuchung einen negativen Be- | lich schwierig sein kann, auch die Lues selbst als beteiligten 
fund ergab. Hierüber ist im Ärztlichen Verein zu Hamburg am | Faktor auszuschalten. Auch die Lues vermag, wie man bereits 
19. Januar 1901 (siehe Neurologisches Zentralblatt) diskutiert worden | in der Vor-Salvarsanzeit wußte, sowohl behandelt wie unbehandelt, 
im Anschluß an Saengers Vortrag „Hirnerscheinungen bei Car- | hin und wieder zur Entstehung der akuten gelben Leberatrophie 
cinomatose“, Es wäre somit nicht ohne Analogie, daß verhältnis- | zu führen. Wie schwierig in dieser Beziehung die Dinge zuweilen 
mäßig. geringe anatomisch nachweisliche Veränderungen im Rücken- 


liegen, mag folgender Fall erläutern, der vor kurzem in unserem 
mark eine so hochgradige Funktionsstörung des Rückenmarks her- | Krankenhaus zur Beobachtung kam. 
vorrufen konnten. 


! ; x i Johanne H., 19 Jahre alt, Hausmagd, Hannover. Aufgenommen 
Es sei besonders darauf verwiesen, daß in meinem Fall auch | 6. Februar 1919. Gestorben 10. März 1919. 
die Wirbelsäule carcinomatös erkrankt war und auch darauf, daß Amamnese: Patientin will bis jetzt in der Hauptsache gesund 
gerade die Wirbel, die in der Höhe der Quer- goere sein, keine Schwangerschaft, lolze Regel vor E Tagor ai 
schnittsanomalie des Rückenmarks lagen, die | fang Januar 1919 willsiewundeStellen am Geschlechts: 
stärkste krebsige Erkrankung zeigten; man teil bemerkt haben, die sich in der folgenden Zeit weiter ausbreiteten - 
könnte sich danach vorstellen, dal die Nachbarschaft dor das | Mi, arerahen Kanonen aachen Eoaea Lem de dan 
en le EREED Bauen NEL Se SE Krankenhaus II. Wichtig ist die Tatsache, daß die Patientin bis zu 
GUNS WEL in LI) HIIENREINDN Car AENA LET It Sn SR ihrer Aufnahme im Krankenhaus II nicht in speeifischer Weise be 
andererseits ist wieder zu bedenken, daß eine systematische Durch- | handelt wurde. Über den Zeitpunkt der Ansteckung kann die Kranke 
sägung der Wirbelsäule bei allen Fällen von Carcinomen, wie eS | ganz sichere Angaben nicht machen. Sie will Anfang bis Mitte De: 
in Eppendorf seit vielen Jahren auf Anregung von E. Fraenkel | zember 1918 einige Male geschlechtlichen Verkehr gehabt haben. 
durchgeführt wird, zeigt, daß eine Metastasierung an der Wirbel- Endlich ist-bemerkenswert die Mitteilung der Kranken, daß sie 
säule sehr häufig ist und daß demgegenüber eine von einer ma- | seit zwei Tagen plötzlich gelb geworden sei. Subjektive 
lienen Zerstörung der Wirbelkörper unabhängige Erkrankung | Beschwerden hat sie bis jetzt noch nicht davon 
des Rückenmarks, wenigstens eine solche, die zu 
klinischen Symptomen führt, überaus selten ist. 


gehabt, speziell keine 
Leibschmerzen und keine Durchfälle. | 
N S car us praesens: 6. Februar 1919. Mittelgroße und mittel- 
Während die ersten klinischen Erfahrungen zu beweisen | “sr “rauensperson. A : Sy k 
schienen, daß das Kompressionssyndrom durch einen extramedul- | pujs 76, Dämpfung normal, Töne rein. Herztätigkeit regelmäßig 
lären komprimierenden Prozeß zustande kommt, konnte ich schon 
selbst und bald auch durch meinen Schüler Raven zeigen lassen, 
daß das Syndrom auch bei intramedullären Prozessen (Gliosarkom, 
Myelitis syphilitica) vorkommen kann. Der vorliegende Fall be- 


stätigt von neuem diese Erfahrungen und mahnt wieder zur Vor- 


sicht in der diagnostischen Verwertung des „Kompressionssyndroms“ 
allein. 


Ich hoffe, durch die Mitteilung dieses Falles das Interesse 
für die Frage nach idiopathischer transversaler| 
lokaler Erkrankung des Rückenmarks bei Car- 
cinomatösen und insbesondere bei solchen mit carcinoma- 
töser Erkrankung der Wirbelsäule wieder anzuregen, Vielleicht 
wird sich dann zeigen, daß dieMyelodegeneratiotrans- 
versa carcino-toxaemica nicht so selten ist, wie es 
bisher scheint. 


Hamburg, Mai 1919. | 


Lungen: Es besteht nirgends Dämpfung. Über allen Lungen- 
partien reines Vesiculäratmen. 


Abdomen nicht aufgetrieben, ist jedoch etwas druckempfind- 
lich, speziell im rechten Epigastrium. 


Die Leber überragt den Rippenbogen in der Mamillarlinie um 
zwei Querfinger Breite, ist palpabel, 
Milz nicht vergrößert. 


Die Haut des ganzen Körpers und der Augenbindehäute 
matt gelb verfärbt. 


Nacken-, Hals- und Leistendrüsen mäßig geschwollen, deutlich 
voneinander abzugrenzen, nicht druckschmerzhaft. | 

An den äußeren Genitalien, speziell an den großen 
Schamlippen zahlreiche nässende Papeln, in deren Reiz- 
serum sich einwandfreie Exemplare der Spirochaeta pall, 
und zwar in zahlreicher Menge, nachweisen lassen (Tusche- und Dunkel- 
feldverfahren). | 

12. Februar 1919. Die Gelbsucht hat noch etwas zugenommen, 
die Hautfarbe geht teilweise etwas ins Grüngelbe über. Subjektives 
Befinden gut. Stuhlgang erfolgt täglich, ist zuweilen fast farblos. Urin 
frei von Eiweiß und Zucker. Gallenfarbstoff +. In den letzten zwei 
Tagen hatte Patientin Menses. 

{3. Februar 1919. Die Wassermannsche Reaktion ist 
stark positiv. Da der Ikterus nicht zurückgeht und eine sper 
ceifische Lebererkrankung im Bereiche der Möglichkeit 
liegt, ferner auch die vorhandenen klinischen syphilitischen Erschei- 
nungen eine Therapie erfordern, wird 0,8 Neosalvarsan inta 


venös gegeben. Temperatursteigerungen bestehen bei der Patientin nicht. 
14. Februar 1919. Die Neosalvarsaninjektion wurde gut vel- 
tragen. 


15. Februar 1919. Heute muß Patientin wiederholt brechen, 
und zwar teilweise blutigen Schleim. Die Leberschwellung De- 


steht in derselben Weise wie bisher, die rechte Leibgegend ist ziom; 
lich druckempfindlich. 


17. Februar 1919. Die Kranke hat wieder gebrochen; im 


Erbrochenen sind Blutspuren. Die Faeces sind braun- 
schwarz. 


Aus dem Dermatologischen Stadtkrankenhaus U, Hannover-Linden. 


Zur Ätiologie der akuten gelben Leberatrophie 
(Lues, Salvarsan?). 


Von 


Gustav Stümpke. 


Bekanntlich spielen in der Ätiologie der akuten gelben Leber- 
atrophie hauptsächlich toxische Prozesse eine Rolle. Seit langem 
weiß man, daß nach medikamentösen Vergiftungen aller Art dieses 
schwere Krankheitsbild zur Beobachtung gelangt, das in der großen 
Mehrzahl aller Fälle einen unglücklichen Ausgang zu nehmen 
pflegt. Auch das Salvarsan und seine Ersatzpräparate werden 
beschuldigt, gelegentlich zur Entstehung dieser akuten Leber- 
erkrankung geführt zu haben, zumal ja leichte Leberschädigung 
(Ikterus), sowohl als Frühikterus [Buschke, Hoffmann, 
Vogt, Millian (1), Stümpke und Brückmann Q)] wie 
als Spätikterus, nach Salvarsanapplikation nicht zu den Seltenheiten 
gehören, Speziell auf den letzteren haben nach den grundlegen- 
den Arbeiten von Rehder und Beckmann (8), Pulver- 
macher (4)und letzthin Zimmern (5) die Autoren in letzter Zeit 
ihr Augenmerk besonders gerichtet. Allerdings ist der Anteil, der | 
beispielsweise den Salvarsanpräparaten bei der Entstehung solcher 
Leberschädigung zugemessen wird, nicht immer in einwandfreier 
Weise festzustellen; manchmal mag das Präparat wirklich in erster 
Linie als toxisches Agens zu werten sein, vielfach wird es aber 
nur als unterstützende Ursache betrachtet werden dürfen. So 
werden bei dem erwähnten Spätikterus nach Salvarsan allgemeine 
Ernährungsschädigungen herangezogen, wie sie durch den Krieg 
bedingt sind, zumal diese Erkrankungsform in der Vor-Kriegszeit 
offenbar nur selten zur Kognition gelangte. Als erschwerender 
Umstand kommt weiterhin noch die Tatsache hinzu, daß es gelegent- 


20. Februar 1919. Heute zweite Neos alvarsaninjek‘ 
tion, abermals in der Dosis 0,8; wurde wiederum gut vertragen. 
Keine Temperatursteigerung. ; 

22. Februar 1919. Stuhlgang verstopft. Auf Einlauf kamen 7 
paar harte, normal gefärbte Kotballen. Erbrechen ist nicht mehr â 
getreten. rti 

26. Februar 1919. Befinden ist jetzt leidlich. Ikterus Bes 
demselben Grade wie am 12. Februar. Vier- bis fünfmal tag 
Durchfälle, aber kein Blut mehr im Stuhl. 


Lungen: Einige feuchte Rasselgeräusche in den Unterlappel. 


Herz: Dämpfung nicht verbreitert. Leichtess ystoliseh® 
Geräusch an der Spitze. 


r m f j | i l (Ñ | .. 


EEE een ee i = en Br LRS 2 i 
Wa! 21. September: 1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr; 88. Ber 947 en f 
A ..27. Februar 1919. `Patientin erhielt die d ritte Neosalvarsan- .gradigés Ödem der Schleimhaut, die sich mit prallen Wülsten- na z 
hin -~ einspritzung in der gleichen Dosis wie bisher. Die Papeln | vorbuchtet. `. ee ee S a ae en “ ELSE | 
er am Genitale Ben sich unter den beiden ersten Salvarsaneinspritzungen - u | : ‚Magenschleimhaut gelb, mit vereinzelten hämorrhagischen Flecken... finij T 
© -gut zurüekgebildet 0 CTPEn Da varsanelr ES Be ae Rewe en. RB 
ME... 28. Februar 1919. Gestrige Einspritzung wurde gut vertragen. | Diagnose: Herdförmige Myokarditis (auf luetischer PEHR: 
pm a „2 März 1919. . Der Kräftezustand verschlechtert sich. P atientin | Basis). Akute Leberentartung. ‚Hochgradige Stauung in- BER] | 
ie fühlt sich a Smuhlgang: = nt a ee eRe maag: Brust- und Bauchor ganem 0 VOo. a Due BR |; 
.- Von wechselnder Farbe, teils ungefär ann wieder- braunschwarz. ee a ' Befund. Her: Akute Entzändunga. EEE 
`- Heute klagt Patientin besonders über fortwährende Magenkrämpfe, herde Kkröskopischer Befund. Herz: Akute ndune: Elke: 
ee: : > | -n Rai ium | berde und Nekrosen im. Myokard, stellenweise ‚erweichend und ver: ERSTER 
igr ‚Leib diffus a "E n, ! re a E A ee eitert. Mikroskopisch Bakterienpfröpfe in Blutgefäßen, im Innern der- SEHEN: 
"N halle in, Fugen ae Die Tebercsunfunz noch kleiner Herde; in frischen Ausstrichen vorwiegend Pneumokokken. ae ee An hi: } 
f R- PE geworden.. Milzdämpfung vergrößert. Lungen: Hinten unten beider- '|- - Leber: Akute 'Leberdegeneration, ‚Nekrose und Zerfall des Leber- Ne kini 1 i: 
Kim | seits zwei Querfinger breite D ämpfung: Atmungsgeräusch | Parenchyms, welches in. weiten Bezirken völlig geschwunden und. re- Ha jf i 
een - etwas abgeschwächt:' einzelne. feuchte Rasselgeräusche zu hören. An | Sorbiert ist, sodaß nur- Bindegewebe, Gefäße und zum Teil'gewücherte SS 
| g . as A ; ; f on. . T l ; n j e: rig j i J, , , - ; a ; ai 
wi `~ den Füßen sind ebenfalls Ödeme mäßigen Grades aufgetreten. palengänge übrig re pirochäten waren in Levaditipräparaten von Pa i 
gilt .  Ikterus besteht weiter fort. =: er he u ht zu finden. <. >. a ee EAE a Re 1, 
nt 2 4. März 1919. Ascites hat noch zu genommen. Durch Die Sektion wurde von Herrn Prof. Dr. Stroebe im Kranken-. FERN: H 
Ts = Bauchpuuktion werden 11, Liter gelbgefärþter Flüssigkeit ab-,| haus I ausgeführt, ebenso die ‚oben mitgeteilten mikroskopischan Unter- EA # i | 
èi genommen. Ascitesflüssigkeit: Stark eiweißhaltig. Wasser- | suchungen, De, ne | Er BERN 
a. mannsche Reaktion derselben stark positiv. Zellige |. = u Epikrise: ae Pe nË ie ar fE 
m ‘Elemente nicht ‘darin enthalten. Urin: Enthält Spuren -von Zusammenfassend wollen wir.hervorheben, daß, Patientin mit: TEN 
wi -© Eiweiß, keine renalen B e 4 seele Ka einer frischen .unbehandelten s'e kundären Syphilis am sehe 
Rah Quooker soll ie Kranke let ortala, Se bekom, Dirt | 6, Februar 1019 Ins Krankenhans I eingeht wunder ir —— 17]; 
pët a Förderung der Diareo u: | zus ` jų Ständen nässendePapeln am Genital e, in denen mittels: ` pirs d 
: i d ID. . o; ber iT IA. | : š è x N | \ EPEHA, 
së ``, 6. März 1919. Da Patientin starken Harndrang ‘hat, wird Diuretin | des Dunkelfeld und Tuscheverfahrens einwandfreie Exem pla re ES % 
| wieder ausgesetzt. Außerdem klagt. sie über Leibschmerzen, Stuhl- | der Spi r. p-a ll. nachgewiesen werden konnten, ferner Drüsen- Bee 
m Verstopfung, ‚Kopfweh. Nahrung kann sie nur schlecht zu sich nehmen, | schwellungen, außerdem war die Wassermann-Reak- De 
i N x : ib 


7. März 1919. Heute besteht Fiebersteigung über 39,2°. AN- 


y- `. gemeinbefinden verschlechtert, Gelbsucht besteht w eiter. 
= Erguß in der Bauchhöhle hat sich schon wieder reichlich 
ie angesammelt...Puls gut gefüllt, regelmäßig. 90. ERBE: 
__.. 9 März 1919. Patientin ist äußersf un ruhig geworden. 
i Nachts will die Patientin außer Bett gehen, Sie erbricht häufig blutig- 
schleimige Flüssigkeit, nimmt keine Nahrung zu sich. Sie reagiert 
nicht mehr auf Anruf. Allmählich tritt völlige Bewußt- 
w.  tosigkeitein. Pupillen sind sehr weit, reagieren nicht 
. auf Lichteinfall. An der Herzspitze systolisches Geräusch, sehr deut- 

n ‚lich zu hören; Herzdämpfung nicht wesentlich verbreitert. | 
| ~ 10. März 1919. Erbrechen besteht fort. Patientin läßt Wasser 
TEE unter sich. Völlige Bewußtlosigkeit. Krämp fe. - = 

en _ 1. März 1919. Morgens 8 Uhr Exitus letalis. 


hi e ur Sektionsprotokoll. g~ 

| _ Schwerer allgemeiner Ikterus.. Inder Bauch höhle unge: 
g fr 1'2 1 klare gelbe Flüssigkeit. Einzelne Partien des Dünn-. 
‘4  . darmes zeigen auf der Serosafläche leichte hämorrhagische Sprenke- 
P lung. In beiden Pleurahöhlen je 200 g rötlichgelbe Flüssig- 
g Xeit. Lungen lufthaltig; in den Unterlappen vermehrter Blut- und 

verminderter Luftgehalt; 'Pleura der Unterlappen hämorrhagisch ge- 


' sprenkelt. Halsorgäne, abgesehen von starker Rötung der Tracheal- 
ji schleimhaut, .ohne Besonderheiten. Herz von gewöhnlicher Größe. 
ei ‚ImHerzbeutel etwa 100g trübe gelbe Flüssigkeit mit Fibrin- 
K flocken. Klappen zart. Im H erzmuskel, .besonders im linken 
af Ventrikel und linker Spitze finden- sich mehrere gelbe,. dunkelrot 
” - gesprenkelte, häm orrhagisch nekrotische Herde, welche. 
2- wie -zehnpfennigstückgroße Erhabenheiten etwas über die Oberfläche 
emporragen undeitriggelbe, mit gelbem Fibrin bedeckte Außenfläche zeigen. | 
, Auf Durchschn jtten zeigt der Herzmuskel starke Trübu ñg, ist 
N außerst weich 'ùnd enthält eine große Anzahl gelber oder rot- 
” brauner, vielfach keilförmiger Herde, die im linken Ventrikel 
5 zum Teil durch‘ die ganze Dicke der Wandung durchreichen. Am 
eptum ventriculorum, links dicht neben dem Septum membranaceum, 
m linsengroße, subendokardiale Blutung; entsprechend an der Tricus- 
V. Pidalis ein fünfpfennif&stückgroßer Blutherd mit gelben Höckern nach 
ie Vorhof hin, Aortenintima zeigt gelbe Flecken; 
r _ amen ovale geschlossen. Milz 16:9:81!/, äußerst weich. Ge- 
É webe fast zerfließend, rötlichblau, ohne deutliche Zeichnung., 
oe Linke Niere 13:7:8, Glatte Kapsel, leicht abziehbar, 
ý Sarao Taurot bis graugelb trübe. Marksubstanz bläulichrot, an der 
4 chnittfläche reichlich dickes, rotes Blut. | 
echte Niere 12:6:3. Sonst wie die linke. 
7 = Nebennieren ohne Besonderheiten. | ` n 
Leber stark verkleinert, etwa auf die Hältte;. 
ist dee Oberfläche leicht bucklig. Auf dem D urchschnitt 
4 let as Lebergewebe grünlichbraun, ‚oberflächlich weich, , 
o li e zerfließlich; besonders verkleinert ist der 
` h ‚© Lapp en, bei welchem der Rand fast häutig ist, Läpp- 
= ngeichen nirgends erkennbar. , > O 2 2000 
: grüne | Galenblase zart, klein. Gallengang durchgängig; in beiden braun- 


Pfortader ohne Besonderheiten, Pankreas ohne Besonderheiten. 
hafte H „Tmschleimhaut zeigt im Dünndarm mehrere flächen- 
benen sn Orrhagien, zum Teil entsprechend den oben beschrie- 
Pa Berosahämorr hagien. Der ganze Dickdarm zeigt hoch- 


No 


tion stark positiv, Bereits bei der -Aufnahme bestand 
‚Ikterus und klinisch gut nachweisbare Leberschwellun g, 
die später dann in Leberatrc phie überging. Daraus erhellt ohne S 
weiteres, daß das Salvarsan für die Enstehung der Leber-. ' 
affektion nicht verantwortlich gemacht werden kann. 
Worauf ist dann aber die akute Leberdegeneration zurückzuführen ?. 


Es ist bereits in der Einleitung ‚darauf aufmerksam gemacht, daß 
„auch im Verlauf der Lues akute gelbe L eberatrophie -. 
"beobachtet wurde. Man wird also mit dieser Möglichkeit in un. 

serem Falle ohne weiteres rechnen ‚können. Daß die Erkrankung . 
auf Neosalvarsan nicht reagierte, spricht ebenso- 
wenig dagegen wie die Tatsache des negativen Spir 0- 
chätenbefundes. Buschke und Sen ator (6) haben je 
einen Fall von akuter. gelber Leberatrophie in Heilung. über- 
gehen ‚sehen. Umber (7) erwähnt eine Heilung einer. auf 
syphilitischer Basis beruhenden akuten Leberdegeneration durch 
Salvarsan; man ist-aber im allgemeinen wohl der Ansicht, daß 

eine therapeutische Beeinflussung dieses Leidens, selbst wenn es 

specifischer Natur sein sollte, zu ‘den ‚großen Seltenheiten gehört, 

Es ist. eben die akute gelbe Leberatro phie wohl’ 
weniger durch die Spirochäten als solche: bedingt, als. _ 
vielmehr der Ausdruck einer Toxin wirkung — daher auch 
der negative Spirochätenbefund im erkrankten Organ: Buschkes 
(8) und unser Fall —, wenn man nicht etwa annehmen will, daß 
bei der akuten Einschmelzung des Lebergewebes auch ein ak wter 

Spirochätenzerfall einsetzt, sodaß dieselben - sich später 

dem tinktoriellen Nachweis entziehen. ar. Be 

Daß in unserem Falle nicht die toxische Wirkung der Lues,  « 
sondern eine andere Noxe. für die Entstehung‘ der Affektion 
ätiologisch ven Bedeutung sein könne, daß also die Lues nur eine 
‚zufällige. Vergesellschaftung darstelle, dafür. haben wir eigentlich _ 
weder klinisch, pathologis ch-anatomisch, noch 
anamnestisch irgendwelche Anhaltspunkte. Wohl aber. 

ist denkbar, daß: die ein geleitete The rapie — drei. 
Neosalvarsaninjektionen, intravenös, je 0,3 — auf das bereits vor- 
handene Leiden nicht in, günstigem Sinn eingewirkt, da 
ja bekannt ist, daß bereits vorhandene Leberaffektionen durch Sal- 
varsangaben im Sinne des Locus minoris resistentiae weitere Schä- 


. digung durchmachen. Immerhin mußten wir ‚uns:zu diesem. Vor- 


gehen .entschließen, da die Möglichkeit einer auf luetischer Basis.. 
beruhenden gelben -Leberatrophie zweifellos vorlag, und damit auch. ~ 
die, wenn auch nur sehr geringe Chance, die Patientin zu retten, 
ganz abgesehen davon, daß. natürlich auch die vorhandenen 
infektiösen Symptome (nässende Papeln) die Ein- 
leitung einer specifischen Th erapie erforderten- 

Die Herzaffektion, die im ersten Augenblick auch zu | 
der luetischen Infektion in B ziehung gebracht “wurde, stellt offen- 


er 


‚bar wie die Leberdegeneration einen akut en Entzün- 
 dungsprozeß dar, bei 
teilweise keilförmig gestaltete He 


dem sowohl der makroskopische — 


rde — wie der. 


‚mikroskopische. Befund — Bakterien pfröpfe — den Ge- 


E NE NR 
en E 
a ee E 3 f 


=. 


a we 
a ee 
‚.,, 


meer er 
B, au 
nun una 

N ee} 


~ 
tA 


er a Ea 5% 
dt use rl aie 
— nn oo “7 er 
tere; 


+ 
ms eA ks 
FA Iaa ame mre e 707 
LE Js -- 


EEE IN 
> oa ON 


- seb- = 
=) ER 
A a 
Burn; 


>.. ` 
r~ - 


a a a een 
AR EN 
P. wewer 


vr 
as 
RI; 


as 


Ze y 


EISEN 


io p Si WEL ar = -. = r 
Si AT 
` en 


er 


-_ De =ne m - = 
ur 5 a en - Se ae -2 a ATT an =s ki 
en Tee ie ee a een rm as: or = z 
ee i: 2 
RL. eh RAN el ae ED EENG a rat o D { ga k 
t . 
ee. Seelen den ee EE IE R A EAE S R a T S E 


~ sel 2. Ta meer. TOT nn 
III It Ien > 


gr 


~‘ I NE o 


BETTER 


a I 
>in e TN y : 
e nen -~ 
mn nn ms e an a 
= 


PR 
YA 
h Hm - . er 
a I O S aia 
Fan Ep 2, as ‘ 


= - Bu: 
DE Dir G E a pn air in nn 


- 


LIT A a i 


948 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


21. September AA 


danken einer embolischen Entstehung nahelegt; wobei 
natürlich als Ausgangspunkt die Leber in Frage kommt. 
Gegen die Auffassung des Prozesses am Herzmuskel 
als luetische Veränderung spricht die Form der Ent- 
zündung, die keinerlei für Lues charakteristische Bilder bietet, 
die schnelle Einschmelzung, die im Gegensatz steht zu der mehr 
langsam verlaufenden Nekrose gummöser Plasmome, das Fehlen 
der Spirochaete pall. in den Gewebeschnitten, die Wirkungslosig- 
keit specifischer Therapie. Bei längerer Dauer wäre es wahr- 
scheinlich zur Ruptur des Herzmuskels gekommen, der dann, ganz 
abgesehen von der perniziösen Leberaffektion, zur Katastrophe ge- Daß J. in seiner Wohnung in der Naugarder Straße von einem 
führt hätte. 5 . | infizierten Anopheles gestochen ist, kann an sich nicht aus- 
Uns erscheint der vorliegende Fall auch nach der | geschlossen werden. Zwar wird im allgemeinen die große Stadt 
Richtung hin von Wichtigkeit, weil er lehrt, wie vor- | als frei von Anopheles betrachtet, wie z. B. Rom inmitten der 
sichtig man beider Deutung derartiger Intoxikationen | malariaverseuchten Campagna; jedoch kann dies für Berlin nicht 
sein muß. Voreingenommene Betrachtung -hätte vielleicht dem | mehr als gültig angesehen werden, nachdem Stadelmann)) 
Neosalvarsan irgendeine Rolle bei dem Zustandekommen | die Infektion im Krankenhaus Friedrichshain und in der Gegend 
der akuten gelben Leberatrophie vindiziert, obwohl | desselben erlebt, und Lentz in der Diskussion zu dem 
davon ja, da die Patientin bereits mit dem Ikterus eingeliefert | Stadelmannschen Vortrag berichtet hat, daß er selbst in 
wurde, ohne daß irgendeine Behandlung früher stattgefunden hätte, | seiner Wohnung einen Anopheles maculipennis gefangen habe, 
keine Rede sein kann. Darüber hinaus lehrt der Fall, daß auch | und einen Fall von in einer Berliner Wohnung erfolgten Malaria- 


im Verlauf der Lues allein schwere Degenera- | infektion angeführt hat. 
tionen im Sinne der akuten gelben Leberatrophie 


den Wintermonaten November bis Februar. Zwar waren dort 
angeblich viele Soldaten beschäftigt, und es ist bei der Verbreitung 
der Malaria unter dem Militär nicht unwahrscheinlich, daß unter 
diesen auch solche waren, die im Felde Malaria gehabt hatten 
und vielleicht noch Plasmodienträger waren. Es ist daher auch 
möglich, das daselbst mit Malaria infizierte Anophelinen, die ja 

in der Umgebung Berlins vorkommen, überwinterten. Immerhin 
erscheint aber eine Infektion in der Fabrik des Winters wegen, 
als auch besonders deshalb, weil doch J. nur während der Tages- 
zeit dort sich aufhielt, sehr unwahrscheinlich. 


Weit mehr Wahrscheinlichkeit jedoch hat die Annahme einer 
vorkommen, und daß man daher auch dann, wenn die Gesamt- | Infektion in dem Sanatorium in Birkenwerder, wo J. sich im Juli 
lage mehr für eine ursächliche Bedeutung des Salvarsans zu | und August 1918 aufhielt. Hier sollen viele aus dem Felde zurück- 
sprechen scheint, stets diesen Modus in Erwägung Ziehen muß. 


gekommene Soldaten gepflegt worden sein. Daß unter diesen 
Literatur: 1. Zitiert nach Mentberger, Entwicklung und gegen- | auch solche waren, die im Felde Malaria erworben hatten, ist mit 
wärtiger Rrape ge ISSN TA Syp DIE pie SOON OL EURE a größter Wahrscheinlichkeit anzunehmen. Und so wird es wohl 
varsans und des Neosalvarsans, Jena, Verlag von Gustav Fischer, 3. — . EGE 
2, Stümpke und Brückmann, Zur toxischen Wirkung des Salvarsans. auch den einen und den anderen gegeben haben, der noch P 


(B. kl. W. 1912, Nr. 7.) — 3. Rehder und Beckmann, Über Spätikterus | modien im Blut beherbergt hat. Es ist meines Wissens nicht er- 
bei Lues nach Salvarsanquecksilberkur. (Zschr. f. klin. M., Bd. 84, H.3 u. 4.) — | wiesen, daß in Birkenwerder Anophelinen vorkommen, aber es ist 
4. Pulvermacher, Derm. Zschr., Bd. 22, H. 10 u. 11. —: 5. Zimmern, 


: anzunehmen, daß sie sich i Jmgegend von Berlin 
Spätikterus nach Salvarsan. (Derm. Zschr., Bd. 27, H.3.) — 6. Buschke, ; sie sich in der ganzen Umgeg 


Senator, aus Rieckes Lehrbuch der Haut- und Geschlechtskrankheiten, 4. Auf- finden. Es dürfte also am wahrscheinlichsten sein, daß dem Ji 


lage. Jena, Verlag von Gustav Fischer, 1918. Kapitel Lues von Buschke. — -| hier in Birkenwerder von einem Anopheles, der sich an einem 
7. Umber, M. m. W. 1911, Nr, 7. — 8. Siehe unter 6. 


Gametenträger infiziert hatte, die Malaria übertragen wurde, Dazu 
würde auch stimmen, daß J. angibt, daß er in Birkenwerder öfter 
wegen der starken Mückenplage des Nachts nicht schlafen konnte. 


Glücklicherweise hat die Infektion augenscheinlich nicht in 
größerem Maße stattgefunden, obgleich vielleicht doch unter den: 


Aus der II. medizinischen Klinik der Charite 
(Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Kraus), 


Be z i , früher im Felde gewesenen Soldaten auch ein Fall von Neu- 
Ein Fall von Malariainiektion in Berlin. erkrankung vorgekommen sein kann, der als lange latent gebliebene 
Von | Infektion aufgefaßt wurde. Und so wäre es schon möglich, 
bei den von Weydemann:) aus Frohnau berichteten Fällen 
Karl Retzlaff, Assistenten der Klinik. 


eine Neuinfektion der beiden späteren Fälle an Ort und stelle m 
la A Frage käme, wenngleich natürlich bei Soldaten, die im Gebiet der 
Der Wichtigkeit wegen, die man jedem Fall von in und um | Rokitnosümpfe gekämpft haben, die daselbst erfolgte Infektion 
Berlin erfolgter Malariainfektion zumessen muß, möchte ich in | nicht nur nicht auszuschließen wäre, sondern geradezu meh! 
folgendem kurz über einen Kranken berichten, der am 13. Mai 1919 | Wahrscheinlichkeit hätte als eine Übertragung in Frohnau. 
in unsere Klinik aufgenommen wurde. 


Außer den oben angeführten Stadelmann schen‘) Fällen 

Es handelt sich um den 36 Jahre alten J., der keine ernsteren | ; . N > 5 sa richtet 

Krankheiten früher durchgemacht hat. Seit 1914 habe er bei den Ist en R NA Umbe I über En ei on des 

Eltern in der Naugarder Straße am Ringbahnhof Weißensee gewohnt und ee Kr en alariaimtekton panon Ken Westfront 

sei nie von dort, wie überhaupt nie von Berlin, fortgewesen, bis er Grunewalds erworben hatten. Ich selbst hatte an der We ra 
im November 1917 in der Rennbahnstraße in Weißensee in einer Fabrik 1918 einen Malariakranken in Behandlung, dessen Infektion 


Arbeit übernahm. Im Februar 1918 habe er diese wegen Erkrankung | Sommer 1918 in Spandau erfolgt sein mußte. Daß wir bisher von 
an Grippe einstellen müssen und sei dann deshalb wieder zu Hause | nur wenigen hier erfolgten Infektionen zu hören bekommen haben, 
geblieben. Da er im Sommer 1918 wegen des Todes seines Vaters einen 


Vate während wir doch infolge des Krieges eine weitere Verbreiterung 
Anfall von SEND bekam; D wurde er an Juli us N ein an der Malaria fürchteten, findet wohl seine Erklärung darın, dab S 
torium in Birkenwerder gebracht, wo er DIS zum AE verbied. | doch immerhin relativ i ücken, in der Umgeg 
Danach hielt er sich wieder in der elterlichen Wohnung in der Nau- Berlins und besonders E sibt, vor denen sich wieder 
SR SITE qat atien litt reram has una November anan a aR ne r Die Gefahr der Malariaaus 
fällen mit Fieber, Schüttelfrost und Schweißausbrüchen, die als Grippe- i ; a IE ichnet werden. 
erkrankung -aufgefaßt wurden. Von November 1918 bis Januar 1919 | breitung darf demnach wohl als nicht zu große bezeichnet WS 


war er dann wieder in der obengenannten Fabrik beschäftigt, mußte | Immerhin zeigt auch der mitgeteilte Fall wieder, daß wir Ärzte 
aber wegen von neuem auftretender Erkrankung, die sich in unregel- | die Möglichkeit hier erfolgender Malariainfektionen dauernd IM 
mäßigen Fieber- und Schüttelfrostanfällen zeigte, zu Hause bleiben. Da 


Auge haben müssen, um frisch Erkrankte gleich zu erkennen UN 
i fälle in der Folgezeit wieder auftraten, besonders stark im April AETR D ; -n im Kriege 
an SIEGER AON EL ONDTESSEISIAETENEEN OOE IONES Ser N ist abeı Au ns ihres 
ein Arzt auf Grund körperlicher Untersuchung die Erkrankung für ; AERON zu beobachten und der en Gameten- 
eine Malaria und überwies den Kranken der Rlinik. Blutes Aufmerksamkeit zuzuwenden, um rechtzeitig die Mücken- 
Bei der Aufnahme hier wurde eine Malaria tertiana festgestellt. | äger der notwendigen Behandlung zuzuführen. Auch dr 
Die Erkrankung an sich und ihr weiterer Verlauf bieten nichts Besonderes. bekämpfung wird an einzelnen Orten seitens der in Dei E 
Von Interesse ist nur, wann und wo sich J. die Infektion zugezogen | Kommenden Instanzen die nötige Fürsorge gewidmet werden muses, 
haben kann. RR | 
Da J. nie aus Berlin hinausgekommen ist, außer nach 
Weißensee und nach Birkenwerder, so kommen nur die drei Orte 
für die Infektion in Betracht, das heißt die Wohnung Naugarder 
Straße, die. Fabrik in der Rennbahnstraße und das Sanatorium in 
Birkenwerder. In der erwähnten Fabrik arbeitete J, aber nur in 


1) Stadelmann, Zschr. f, ärztl, Fortbild. 1917, NE 2 SA 
>» Weydemann, ebenda 1916, Nr. 22, S. 608. 
») Umber, B. kl. W. 1917, S. 1186. s 


—— mn 


la September: 


mug. 
nn ae N ST INT > Base 
j ETE CESUR wenn P * en Su 
a. mnr u ai aoa ea ; $ AR: $ zi ee 
te ETF, we | 
i nt sE ’ - ` = 7 K 5 DE ; . 
i R : PoE | Zr . oo. ` i N hz 
en. u, ae S E Be Ue ` 2 
j $ H-S x . - - 5 = D ; A Rn oX 
.. . ~ a É E ; i 5 
VA Be r` AA Ea y x z ee o’ M - D oa 
- s # 2 . PD p~“ A 2 
-. 


F 


1919 — MEDIZINISC 


Te j - Aus dem Garnisonspital Nr. 1 in Wien ’ . 
(Kommandant: Oberstabsarzt Dr. Lochbielen). a, \ 


0... Zur klinischen Diagnose traumatischer 


.. Zwerchfellhernien und sübphrenischer Gasabscesse. 
ee er =- Von o sa 


a ae mi R ~ . K , s 
p . mL 


-© Dr. Robert Latzel,- 
een Chefarzt der zweiten Abteilung. 
 .:. AlsEppingerimdahre19ilinNothnagels Handbuch 
. seine „Allgemeine und spezielle Pathologie des. Zwerchfells“ er- 
scheinen ließ, widmete er auch den Zwerchfellhernien ein ansehn- 
liches Kapitel. Das war noch .Friedenszeit und die Hernia 
diaphragmatica, wenn wir auch die traumatische ‚berücksichtigen, 
-~ war ein. seltenes, dem Beobachter nur schwer zugängliches klini- 
- sches, „Ereignis“. Während der Kriegszeit mehrten sich die Fälle 
..traumatischer Zwerchfellbrüche beträchtlich, und auch dem Inter- 
-nisten kamen mitunter solche Fälle unter, Ich möchte in folgendem. 
‚die Symptomatologie zweier solcher Fälle skizzieren, deren Diagnose 
mir. vor der Röntgenbestätigung gelang: A 
Im Frühjahr 1917 kam ein. junger Offizier A. S. auf die Abteilung 
zwecks Konstatierung seines Lungenbefundes und Feststellung seiner. 
Diensttauglichkeit. Die subjektiven Beschwerden beschränkten sich 
auf Stechen in der linken Brustseite seit seiner vor einem halben Jahr 
erlittenen Schußverletzung, bei welcher .die Lunge in vertikaler Rich- 
tung durchschossen ward. Er.leidet ziemlich viel an Blähungen, die 
: das genannte Schmerzgefühl verstärken, manchmal Atemnot und Herz- 
klopfen. Keine Schluckbeschwerden, jedoch häufig Singultus. Die. 
Untersuchung ergäb folgenden Status praesens: Großer, kräftiger Mann, 
-sehr .gut genährt. Am Thorax keine Asymmetrie, Vier zum Teil 
nöch gerötete Hautnarben bezeigen den Weg, den das Projektil ge- 
. nommen hat: linke dritte Rippe axillar Einschuß, linker Rippenbogen 
"ungefähr in der vorderen .Axillarlinie Ausschuß, über dem Ligamentum- 
Pouparti neuer Einschuß, eigentliche Ausschußnatbe im unteren äußeren. 
Drittel des linken Oberschenkels. Über den Lungenspitzen beiderseits 
voller Schall, gute Verschieblichkeit. Rechte Lungenbasis vollkommen 
gut verschieblich, links rückwärts zirka drei ‚Querfinger Verschieblich- 
keit ‚nachweisbar bis zu ungefähr normalem Lungenschall. Axillar ab | 
`- vierter Rippe ein leicht tympanitischer Beiklang. Die ‚Verschieblichkeit 
‚der. Lungenbasis läßt sich aber trotzdem auch hier nachweisen. Es 
-fällt sofort auf, daß diese zur Untersuchung nötigen forcierten Atem- 
bewegungen lebhäfte gurrende, glucksende, zum Teil metallische Schall- 
-erscheinungen hervorriefen. Dasselbe hörte das angelegte Ohr in der. 
linken. Axilla beim Bücken des Körpers, beim Vornüberbeugen usw. 
‚Aber auch dem Nebenstehenden waren die Geräusche deutlich ver- 
: nehmbar. Das Herz war kaum wesentlich in seiner Stellung verändert, 
die Töne ganz rein. Stäbchenplessimeterphänomen war in einem kleinen 
tircumseripten Gebiet, von vielleicht Fünfkronenstückgröße positiv. 
Eine Suceussio Hippokratis war nicht festzustellen. Beim Trinken von 
‚Wasser Plätschern an normaler Stelle. In Bauchlage verschwand der 
Tythpanismus, ebenso das Stäbchenplessimeterphänomen und beim Auf- 
richten und Untersuchen in allen möglichen Körperstellungen gelang . 
£S Dun “nicht mehr, das Gurren und Glucksen zu hören. Während 
früher axillar und auch rückwärts das Atemgeräusch auffallend scharf 
geklüngen hat und fortwährend rhythmisch hörbare, metallische Bor- 
‚borygmi die Auscultation gestört hatten, hörte man jetzt einzelnes . 
Atelektaseknistern, das Atemgeräusch "aber bald viel reiner. Rein 
klinisch vermutete ich aus dem raschen Wechsel der Symptome, aus 
:dem umschriebenen Tympanismus, der mit allen seinen beschriebenen 
ymptomen plötzlich verschwand, aus den gurrenden, von der Atmung 
sichtlich ‚erregten Geräuschen eine traumätische Zwerchfellhernie und 
= erbat. genaue- röntgenologische Untersuchung.- Diese ergab folgenden ı 
y Befund: Hohe Fixation der Fiexura lienalis. an. dem an -sich hoch“ 
stehenden linken Zwerchfell. . Starke Deformität des Magens mit 
Dickung der kleinen Kurvatur: Kein Anhaltspunkt für eine’ Zwerch- 
fellhernie, ee a Ei T 
4 Trotz des negativen Befundes hielt ich doch an meiner Annahme 
est und bat den Offizier, in nächster Zeit. wiederzukommen. Aber 
erst nach einem halben Jahr, als er neuerlich zur Konstatierung und 
üperarbitrierung bestimmt; wurde, sah ich. ihn wieder. De 
Vor „Der Zustand hat sich nun in einigem ganz wesentlich geändert. 
Ne allem war das Herz deutlich nach rechts verdrängt; der rechte 
Sand ‚war perkutorisch zirka ein Querfinger über den rechten 
F emalràrid hinaus verschoben, die Herzspitze kaum fühlbar, um ein- 
link alben Querfinger ‚einwärts von der linken Medioclavicularlinie. In 
ea Seitenlage erreichte er diese und wurde etwas deutlicher. Aus- 
vel Er fielen‘ jetzt herzrhythmische, "metallische Geräusche auf, 
Tos n con oben beschriebenen Glucksen sehr ähnlich waren. Der 
a esche Raum war deutlich vergrößert, indem eine hoch- 
nach sche. Schallzone abwärts der vierten Rippe von der Axzilla. 
beroi a zu und unten ‚unmittelbar in den ‚Abdominaltympanismus 
a tilos , Deutlich: positives Stäbchenplessimeterphänomen : in der 
“XJaren Partie des fünften Intercostalraumes, positive Succussio Hippo- 


` 


1 kratis. Bei Lagewechsel keine wesentliche Änderung, bei. Pressen nur 
Vermehrung der deutlich metallischen Borborygmi, einmal: war ein dem 


| an der Brustwand angewachsen. : 


vo Ku Fr 
iu En a En CA 7a ers ee | ” aN Porta 2.277 es. eis NEE 2 > 
zZ DREH ; Pair: EN Ber RS FEB: vw, 7. -f 
Bes l 2 r \ v PEA a g 
„= : E g Ga e ' r 
Á] - pa ‚ i i i = (ASEE Vene Y 
oe - T > p $ r i We 
eh‘ KE: t r i r ee * E ..r 
. a $ 
i - 4 AL r i t e e fd 5 K 
A ET - í & 
3 ; 2 A 
; \ : 
N. / l 


HE KLINIK — Nr., 38. BE u 


Pi 


„Durcbspritzen“ ähnliches Geräusch’ zu. hören., Subjektiv jetzt. häufig 


- wesentliche Erleichterung. Der Röntgenbefund (Doz. Dr. Schwarz) 


E ‚ergab nun folgendes Bild: An- Stelle der normalen: Zwerchfellwölbung | 


‘sieht man links zirka drei Querfinger höher, als das rechte Zwerchfell 


oben ‘gegen die laterale Thoraxwand zieht. Unterhalb davon findet 
sich kein gleichmäßiger Schatten, wie bei einer Pleuraschwarte, sondern 


‘ des rechten Zwerchfells..-Auch: die 


‚ massen erfüllt. Es zeigt sich dabei, daß die gesehenen hellen Flecken. 
nicht Lungengewebe, sondern geblähtes Kolon 
lienalis liegt also im linken unteren Lungenfelde. 


sichergestellt. . Die: 
‘Frage, ob eine Hernia vera oder eine Spuria vorlag, konnte ich auch nach 
dem Röntgenbild nicht entscheiden; entsprechend d 


daß 1. die erste Röntgenuntersuchung noch deutlich: hochfixiertes Dia- 


war und.8. die 


Verschieblichkeit ‚der Lungenbasis noch nachweisbar 


ersten Untersuchung plötzlich ‘schwanden, also. wahrscheinlich eine 
Reposition stattgefunden haben mag, weshalb auch, der 
negativ war, ließ zwei Schlüsse zu.:‘a) Es handelt sich um eine Hernie, 


‚sungen usw. sich. zu fixieren und zu incarcerieren, da.die Symptome 


gender: Coecum in der Mitte unterhalb des Nabels liegend. Appen- 
dix in der rechten Unterbauchgegend fixiert. ‘Das Colon descendens 
zieht zum linken, Rippenbogen und verschwindet in einem Spalt der 
linken Zwerchfellhälfte, die nach außen unten von der Milz liegt, hand- 
breit entfernt vom Zwerchfellansatz am Rippenbogen. ` Das Netz ist 
vollständig verschwunden im Brustraum. , An normaler Stelle liegt-die 
Flexura sigmoidea. Es gelingt unter vorsichtigem Zug 
ziehen. “ Nur das große Netz selbst ist am Rande des Zwerehfells und 
der im Brustraum befindliche Teil zurückbleibt, wird die spaltenförmige, 
ungefähr drei Finger lange und 1!/, cm breite Öffnung: im Zwerchfell 
durch drei Nähte verschlossen. Es hat sich also in diesem Falle tat- 
sächlich um eine zum Teil fixierte Hernia diaphragmatica spura: trau- 
matica gehandelt, `- > A e Re: a 


Ein zweiter Patient, F. B., Infanterist, 
durch einen Schuß -in die Brust verwundet. 


N E 
wurde im August 1915 
Er. lag zwölf Monate in 


unsere Arrestabteilung. Von-dort wurde ’er alsbald auf diè freie Station 


‘den Mann zu sehen: bekam.. Ausschußnarbe an der rechten hinteren 
‚Thoraxpartie neben zehntem Brustwirbel. An der linken unteren Brust- 
hälfte unter dem Scapulawinkel ist eine große gerötete Operations- 
;narbe nach Rippenresektion zu sehen. Der Patient ist sehr anämisch, 
abgemagert, dyspnoisch, klagt über sehr "heftige ‘Schmerzen in der’ 


| linken. -unteren Thoraxpartie und fiebert seit: drei Wochen dauernd 


mittelhoch 38 bis 39° mit ganz geringen täglichen Remissionen bis 
"87,3%. Beide Supraclaviculargruben sind eingesunken ‚ die Lungen- 
' spitzen beiderseits ausgedehnt induriert und unverschieblich. -Links 
hinten ab Spina scapulae eine Dämpfung- von: Schenkelschall bis zur 
Operationsnarbe, unter derselben und ‚gegen die Axilla im Sitze bis 
zur vierten Rippe in linker Seitenlage bis. zur dritten ‚Rippe hinauf- 
reichender Tympanismus. Darüber deutliches 'Stäbchenplessimeter- 


‚phänomen und Succussio Hippokratis, beides jedoch in verschiedenen 


- Klanghöhen. Dabei: wieder. peristaltisch-rhythmisches Glucksen wäh- 
rend des Atemstillstandes, bei Atmen lebhaftes metallisches Plätschern. 


Auch herzsynchrone Metallgeräusche sind wahrnehmbar. ` Eine Ver- 


schieblichkeit der, unteren .Lungengrenze an der Dämpfungszöne und 


axillar ist nicht auffindbar. : Über der Dämpfung abgeschwächter, zum ' 
Teil ganz feblender Stimmfremitus, keine wesentliche‘, Veränderung der 
‚Die Haut über dem gedämpften . 


Stimmkonsonanz, negativer Bacelli. 
Bezirk und in der Umgebung war leicht ödematös (Thermophor!). 


'Eine Probepunktion ergab Eiter. ‘Das Herz war deutlich ‚gegen die / 


x 


Pr 


starke, ‚linksseitige hypochondrale Schmerzen, fast krampfartig, Neigung. . 
‚zu Herzklopfen und Oppressionsgefühl zirka fünf bis sechs Stunden -:: - 
nach der Nahrung. “Reichlicher Abgang von Stuhl und Winden brachten a 


‚liegt, einen eigentümlich geschweiften Kontur, welcher schräg nach 


mehrere helle Flecke- in diesem Schatten. Der mit Bismutmasse ge: : 
füllte Magen ist weit medianwärts gesunken und eigehtümlich deformiert. gS 
Was die Beweguüg: der geschilderten Bildungen anbelangt, so ‘ist die- 
selbe sehr ausgiebig und erfolgt gleichsinnig mit. der Bewegung . - yis 
; | Magenblaäse nimmt‘an der Bewegung. -- 
teil. Nach 17 Stunden ist das Kolon (Flexura lienalis) ‘mit Schatten- 
waren. ‚Die Flexura -` 
~ ` Ia Zusammenhalt mit. diesem -Röntgenbefund ` ward meine erste -` l 
Annahme wohl.zur Gewißheit und die Diagnose traumatische Hernia ar 
| diaphragmatica, enthaltend‘ die Flexura coli sinistra, E 
| em Umstande, daß. ` 
‚die, Zwerchfellücke durch das Projektil nicht durch eine Expansions- ` 
gewalt entstanden sein dürfte, machte  eine' Hernia traumatica spuria 
wahrscheinlich. ` Die Frage der Eventratio ließ sich nach dem Röntgen-- ` 
bilde, in dem man eigentlich vom linken Zwerchfell bei der zweiten 
‚Aufoahme nichts‘ sehen konnte, schwer 'entscheiden. Der Umstand, 


phragma nachweisen ließ, 2. bei der. ersten Untersuchung eine 'axillare - 
physikalischen Erscheinungen der diaphragmalen Hernie während der 
Röntgenbefund ` ` 
nicht um eine Eventratio, b) die Hernie ist datan; durch Verwach- | 
bei der zweiten Untersuchung völlig stabil blieben und. Schmerzsym- 


ptome. vorwalteten. '— Die dringendst geratene Operation wurde von 
Doz. Dr. Finsterer vorgenommen. Der Operationsbefund war fol- 


| | f allmählich das - 
|' ganze Colon transversum samt Flexura lienalis aus dem Brustraum zu ` 


Nach Resektion des Netzes., wobei - 


allen möglichen Spitälern und kam wegen eines kleinlichen Deliktes in 


der V. chirurgischen Abteilung. des Prof. Exner übergeben, wo ich ` 


- -` + m r 
e E 2 is iwe 
s i Spr ' 5 EB 
wid e et v; - i 
x r4 A r : u k Fig E 
ADERI EINN S Ken R 
rn ri“ © Sen 
> 
Bes Veen 


f BEN ; 
TITTEN N 
ae ee r e ADRIS S, 
ee RS Pad Ar 
EBEN 
3 = 
BE PRER.T 
ragtop 
KPE 


t 


ern 
Ne, 
Eea 


I DA {i 
AA bp 
A A VER: 
ERGE EB N iE 
KORPE STEEG 
- E R A .) rg 5 E 
m b. 2.4 “ * SL . 
AN E re 
a na -, z, u. RE z 
ee 
Be era 
cr 7 VERRAT Eee 17ER 
tr er EE ; r 
iaee y opla, 
aa i Y ten nA ii 
a S 
BA .. af Br alt, r 
por i zoif Pa 
CERERE, d NOA Ey J i 
eah HR ve “a 
X hai ba + y p: 
a E Ver SE! i) 
{ j ea EA F g p-e À. 
er PIC ES 
= re: A ER) = ! " l 
e o’ t EGRESSY L t: P 
t, AD tu 4 poi 
ee tage 5 
BR LT yr rg? be 
f h. EPERE 
R S R 
ae Ko. Bu f a 
3 VEE EE 07 
en es Ir ' 
er d ES. in f | `. 
BE RES RE 
Wr. inc = 
er er EN I 
Be Ki ia 4 & 
B ehi: ' R 
a. Seard a 
voo Erai ip dt A 
ee: AEO TE 4 
DCO N i S 
Seali pesru etg H 
EE a a E E AAE 
EN san ut ee Hi 
a T e 
A el E E 
aE no OPERA 
E RET 
o Treni, ut L I 
er ar Au a Eee. 2 R 
nr A CA OA . pi wi 
Be ar 
u er y Ne ae 
pa Ban R ge ti 
. N E, . zun 
e EN ER aA 17 7 
Kahn este BER 
oo, a Bu jr 4 
Th Mr "12.8, popi 
P To t a 
Ba > Du Poren N 
BEI ee EISEN = 
BE ` Ka Ale K 
a a 
BER gip Y 21 Sn 
a I PERE TE g oen 
>? = a ir Pie 3 Y at 
EnA . Pa N A 
i a 5 “nm uf w GF 
E =g { aper r { PA 
Pi e pE a a 
o Kono aip Ki B 
= BR: Ne 
ARTE LEE Salt 
A RC u Be 
ER 2 ir Ad 1% as 
Sr Bi: iey f fi 
EIEE] DEA 
E E ed ie br 
ee ren! ig R 
oT Rare aip ty z 
Dt in r} 15 t 
nn a il Fu t” 
EE a E 
As i TBa jo: e 
ehe. 
. ii», p Wen F x 
nz DE ri ar 
Ka we Aa ‘X D 
ea Ede: it NN t 
DA TER EG n, 
eooni R i 
LER we In p 
JA Et nE ON (t im 
Sur, z oh: et K OR 
3 N 4 nn wo 
ow Ee ` A 
EEE 2 Bil Er des (7 Ki 
BEE En 
EN u 
near ie ahiri d A $ 
TEESI E en A 4 4 
A 4e a x v, fi 
So te at in $ 
: aojo ! x 
I je Er A il 
Pe 2 a ED sl 
ie Aufl N: 
EG EBEN RC EH, | 
Be E BE EL NE 
dr, 4 % N 
rn e t 
CREA g A 
REAR SE K PH 
Bu aE i: 
en spe s g 
s: tE, SS d E 
u A ed M S A 
akr :, r3) i D 
RE ig P a 
ee tt ; 
BR Re T g; 
elf 
nu ot na 
u tiafi Ji (H 
E EE Kar 
as Ben k = A - ’ 
Pea i b 
u is a i Al; 
Ge Kein ; f. 
. Kin n i 7 y 
N pi r B 
ln “ ) 
PERS EREN 
i „mp A 
ko l Y. S 
E i t$} WW 
ERS 
Rn. E 
E NAA 
a Sar ah 
AE pi p ge 
Re} a t bh 
ARE 
E: ' 
ak a 3 
5 P 
pr ia rar ; 
A mer ak 
ug zei 
A a Nik 
. 9. niy 
y P E E 
! Eu EET E ‘ 
% u or Res 
TEAR D 
Cot 2 
ee 
$ Haren) N Ar f 
EP detto Aju . 
JS N 
R CE j 
ch p , 
Be uch 
i T yırd k 
EN 5 ER, Hr. v 
N eL 
ER 
C T PE) ‘ 
® r ui 
DEE TITLE 
ee 
IR, 
Bl I un 
L ih, 
18 REN EEIT S 
Hy taa EE 
k er, è [ Kr 
Fr: F oR t 
7 i ey 
dea ieke? 
t. ask 
PR SEE is > 
g [PARLA E . f 
Se gA 
OE E A E 
EOE (1 
ee Kir“ A 
t HERA LN 
TE E eL FA 
Br a: 
Bene! 
o O Bu 
Pe ROSEE 
a parei 
EE E 
a ee 
ae une, 
Re Er uf 
eu \ 
ale a TE, 
dein 
oh Gi 
E 
B ig 
nt f 
ee 
aR o eo Wa 
elle 
Pur tegeta 
; Daret 
ar Ira: ih u he Pr 
Br hae ea Aak 
” ` wens ft i 
ls |; L w e g $ 
ar] Fa f i 
41° or 
T F iz ei ea 
DURE EET 
AREP -ail 
i $ 
i 1 
t 
+ 


TTAR 
eE Ten 
ER 

> 
MEIDEN 


T., 
> — 
TERA Z 


-- e a 


m en. 


~- 

E E er 
Eee 

x 


3 EAN el u er eg 5 A S 
k - u z Ba o 
Sud tee pame e a oe n m o 
FEIERN S 
. 


950 


E Mitte verdrängt, die Herzspitze undeutlich fühlbar. Eine Untersuchung 
am nächsten Tage ergab folgende interessante Komplettierung. Mor- 
gens nüchtern ein Glas Wasser, darauf deutliche Succussio Hippokratis 
in den vorderen Partien in der Höhe des dritten bis vierten Inter- 
costalraumes. Am zweiten Tag ein Einlauf, worauf dasselbe Phänomen 
axillar und nach rückwärts zu verfolgen war. 

Die Röntgenuntersuchung ergab in diesem Falle gleich bei der 
ersten Aufnahme eine Hernia diaphragmatica mit Eintritt von Magen 
und Flexura lienalis bei hoher Fixation des Zwerchfells links. Hier 
war die traumatische Genese wieder selbstverständlich, aber die Ent- 
scheidung, ob eine Hernia vera vorliegt oder spuria, war bei Mangel 
einer auffindbaren Ausschußöffnung und der Wahrscheinlichkeit der 
gleichzeitig mit der Operation erfolgten Projektilextraktion fast unmög- 
lich. In diesem Falle war es zum mindesten zweifelhaft, ob die Kugel 
das Loch im Zwerchfell direkt verschuldet hat oder ob irgendwelche 
Spannungsverhältnisse die Zerreißung bewirkt haben. Die Frage der 
Eventratio konnte hier bei noch sichtbaren fixierten Zwerchfellrändern 
ausgeschlossen werden. 

Bald nach der Empyemoperation erlag der Patient seinem allge- 
mein septischen Zustand und die Autopsie ergab in einwandfreier 
Weise einen mächtigen Riß im linken Zwerchfell mit Eintritt von Netz, 
dem ganzen Fundusteil des Magens, wobei der Ösophagus geknickt 
war und einen großen Teil des Colon transversum und der Flexura 
lienalis. Allseits reichliche frische und alte Verklebungen. Also wieder 
eine Hernia diaphragmatica spuria traumatica. 


Was nun die klinische Symptomatologie dieser beiden Fälle 


anbelangt, zeigten sich einige Erscheinungen ganz besonders 
markant. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


oberen Begrenzungslinie also axillar anstieg. Bei genauer Auscultation 
deutliche metallische Borborygmi. Stäbchenplessimeterphänomen positiv 


iye verschiedenen Klanghöhen, links hinten unten’ tieferer Ton als 
axillar. 


Succussionsgeräusch. 
empfindlichkeit im Bereiche des elften Brustwirbels únd ausgesprochene, 
allerdings bilaterale Boassche Schmerzzone. 

reichlich Blut chemisch nachweisbar. 
Trinken von Wasser links hinten unter dem Dämpfungsbereich Suc- 
cussio Hippokratis nachweisbar, die linke Flankengegend, aber auch 


Vor allem im ersten Falle der starke Wechsel der 


21. September, 


Bei Wassertrinken im Gegensatz zum leeren Magen positives 
Daneben notierte ich jetzt deutliche Klopf- 


Im Stuhl war wieder 
Am Abend war auch ohne jedes 


die seitliche Thoraxpartie war vorgewölbt, die Haut nicht ödematös. 
Der tympanitische Schall begrenzte sich nach unten durch eine gerad- 
linige Dämpfungszone. Starker Singultus und Schluckbeschwerden 
nebst heftigen linksseitigen Schmerzen waren die subjektiven Sym- 
ptome. Mein ursprünglicher Gedanke, wieder vor einer Hernia dia- 
phragmatica zu stehen, war hinfällig durch den Umstand, daß Blut im 
Stuhl zum konstanten Symptom ward, daß die Pneumothoraxsymptome 
sich stabilisierten und daß sie unabhängig vom Füllungszustand des 
Magens oder Darmes wurden. Die ganze Symptomatologie drängte viel- 
mehr zur Diagnose subphrenischer Pyopneumothorax, wahrscheinlich 
Gasabseeß, dessen. Ursache doch ein parapylorisches, vielleicht duo- 
denales Uleus (im Magen nie Blut!) hätte sein können. Die Punktion 
in der Höhe des neunten Brustwirbels links hinten ergab erst nach 
einigem Suchen seröses, aber stark getrübtes Exsudat. Von einer 
Punktion des tiefer vermuteten Abscesses sah ich wegen des kolla- 
bierten Zustandes des Patienten ab. Der Patient wurde wegen Er 
öffnung des subphrenischen Absvesses auf die chirurgische Abteilung 


transferiert, starb aber vor der Vornahme der Operation, indem unter 
starkem Meteorismus nebst neuen kolikartigen Schmerzen häufige” 
Kollapse eingetreten waren. ’ 
Der Sektionsbefund war folgender: Rechte Lunge frei, ohne Be- 
sonderheit. Im linken Brustfellraum größere Mengen trüber Flüssigkeit. 
Die linke Lunge mit fibrinösen Auflagerungen bedeckt, gegen die Wirbel- 
säule gedrängt, der Lungenoberlappen ist gut lufthaltig und saltarm. 
Die Basis der linken Lunge ist fest am Zwerchfell adhärent und schwielig 
verändert. In diesem schwielig veränderten Lungengewebe finden 
sich zahlreiche miteinander kommunizierende Kavernen, von denen zwei 
an der Basis perforiert und durch die daselbst ebenfalls perforierte 
Zwerchfellkuppe mit einem großen subphrenischen Absceß in Verbindung 
stehen. Dieser Absceß wird begrenzt von der Konvexität des linken 
Leberlappens, von der am linken Leberrand festhaftenden großen Kur- 
vatur des Magens, von einem kleinen Stück des Colon transversum, 
von der Milz und von der Zwerchfellkuppe. In dem Absceß findet sich 
eine große Menge gelbgrünen stinkenden Eiters und Gas. Anschließend 
an die Fixation der großen Kurvatur am Leberrand ist auch das oberste 
Stück des Duodenums mit der Basis des linken Leberlappens fest ver 
wachsen. Auch der Pankreaskopf ist mit geringem Schwielengewebe 
am Duodenum adhärent. Im Duodenum findet sich eine alte Narbe 
nach Ulcus. Leber und Gallenblase sonst ohne Befund. Schwellung 
beider Nieren. Kys 
Der Befund weist uns also wirklich den Weg zu einem subjektiv 
symptomenarm perforierten, mit der Umgebung verwachsenen Ulcus 
duodeni. Es mag sich bald ein abgesackter Absceß gebildet haben, der 
eine eigentümliche Wanderung entlang des Magens zwischen diesem 
und Leber bis ins linke Hypochondrium genommen hat, um schließlich 
mit Hilfe der darin eingeschlossenen Bakterien einen subphrenischen 
Gasabsceß zu bilden und das Zwerchfell zu durchbrechen. In Anbetracht 
der Nachbarschaft von Darm und Magen war im Anfang eine Ver- 
wechslung mit der Symptomatologie der Zwerchfellhernien möglich. 


Symptome, der ja, wie schon einmal angedeutet, sogar eine Re- 
position der Hernie durch den vorgenommenen Lagewechsel ver- 
muten ließ. Dann gab uns die Succussio Hippokratis, und zwar 
auch in verschiedenen Lagerungsverhältnissen, dem aufgelegten 
Ohr und dem entfernten, Aufschluß über den jeweilig gefüllten 
Bruchinhalt (Fall 2). Das Stäbchenplessimeterphänomen, dessen 
Brauchbarkeit von Leichtenstern besonders zur jeweiligen 
Abgrenzung der Ausdehnung der Hernie empfohlen ward, leistete 
mir auch große Dienste. Eine besondere Vorwölbung der be- 
troffenen Seite war bei keinem der Fälle zu merken, angedeutet 
war sie bei dem zweiten Falle, in dem sie jedenfalls durch die 
starken, bindegewebigen, zum Teil schon schwartigen Verwach- 
sungen nicht deutlich zur Entwicklung kam. Die Verdrängung 
des Herzens, die herzsynchronen metallischen Erscheinungen, die 
objektive Abhängigkeit der Beschwerden von dem Füllungszustand 
hauptsächlich des Kolons, der Singultus waren in unseren Fällen 
Symptome, die auf die Wahrscheinlichkeit einer diaphragmalen 
Hernie hinweisen mußten. 


Der Ähnlichkeit einzelner Symptome halber finde hier noch ein 
Fall Erwähnung, bei dem ich einige Zeit über die richtige Diagnose im 
Zweifel war. 

Ein Oberleutnant J. S. kam wegen Typhusverdachts zur Auf- 
nahme auf die Offiziersabteilung. Die Anamnese ergibt, daß der Patient, 
der vorher stets gesund war, auf einmal mit Fieber bis 38°, mäßigem 
Frösteln, Kreuzschmerzen, Erbrechen und einem einmaligen erst nach 
Ausbruch des Fiebers erfolgten kolikähnlichen Schmerzanfall erkrankte. 
Seit fünf Wochen besteht nun Fieber, zeitweise bis 39,6 °, Obstipation 
abwechselnd mit Diarrhöen ohne Blutbeimengung. In letzter Zeit 
Schmerzen in der linken Seite. 

Der Status praesens bei der Aufnahme war folgender: Abge- 
magerter, leicht anämischer Mann, Sensorium frei, an den Hirnnerven 
nichts Besonderes. Beiderseitige Lungenspitzen ohne Befund, rechts 
Lungenbasis gut verschieblich, linke Lungenbasis minder gut, dort- 
selbst reichlich Atelektasen, Atemgeräusch etwas abgeschwächt, ab 
und zu auch in der linken Axilla großblasiges Rasseln. Stimm- 
fremitus normal, ebenfalls Stimmkonsonanz. Herz ohne Befund, Puls 
124 rhythmisch, Temperatur um 38%. Abdomen weich, kein pathologischer 
Meteorismus, nirgends schmerzhaft, Milz palpabel, ziemlich derb. Leber 
überragt den Rippenbogen um zirka zwei Querfinger, nach links auch 
etwas verbreitert. Rechte Niere eben tastbar. Der Phrenieusdruck- 
punkt zwischen den Ansätzen des Musculus sternocleiiomastoideus ist 
links etwas empfindlicher als rechts. Die Agglutination ist durchweg 
negativ, ebenso die bäkteriologische Stuhluntersuchung. Im Harn keine 
Diazoreaktion, dagegen Spuren Albumin und starke Uribilinogenurie. 


Aus der II. inn. Abteilung des Stadtkrankenh. Dresden-Friedrichstadt 
(Dirigierender Arzt: Prof. H. Arnspergern). 


Beitrag zur Frage der traumatischen Apoplexie. 
Von 
Oberarzt Dr. G. Joerdens. 

Eine häufig sehr schwierige Frage aus dem Gebiete der 
Unfallerkrankungen ist die Entscheidung über den ursächlichen 
Zusammenhang eines Schlaganfalls mit einem Trauma. a 

Tritt während der Berufsarbeit ein Schlaganfall auf, s0 1$ 


a zi ; f : A n iche 
Im Harnsediment keine pathologischen Bestandteile. — Während drei- | Zunächst festzustellen, ob Momente vorliegen, die eine bee 
tägiger Beobachtung öfter Schüttelfröste mit Temperaturanstieg bis Erhöhung des Blutdruckes zur Folge haben. Als solche get 
3940, Manchmal Brechreiz, doch kein Erbrechen. 


Magenausheberung 
ergab außer Fehlen freier Salzsäure keinen besonderen Befund. Im 


Stuhl waren Guajak- und Benzidinprobe positiv. Am vierten Tage starke 
epigastrale kolikartige Schmerzen und Brechreiz, bald Kollaps. Die 
objektive Untersuchung ergibt nun einen völlig überraschenden Lungen- 
befund. Links unten hinten eine zwei Querfinger breite Dämpfung, 
darüber fast fehlender Stimmfremitus, leichte Ägophome, negativer 
Bacelli und nur entfernt klingendes Atmen, unter dieser Dämpfung 
eine hochtympanitische Schallzone, die axillar bis in die Höhe der 
vierten Rippe unmittelbar in den Traubeschen Raum überging, in ihrer 


angestrengte Arbeit, besonders in gebückter Stellung, Arbeiten 10 
der Hitze, ferner starke psychische Erregungen. He 
Bei Kopfverletzungen wird man um so eher geneigt IE 
den ursächlichen Zusammenhang mit einer Hirnblutung ns 2 
nehmen, wenn gleichzeitig an den Gehirngefäßen krankhafte A$ 
änderungen bestehen, die das Auftreten einer solchen N 
begünstigen. Die häufigste Ursache der auf Grund innere! b 
krankungen entstandenen Hirnblutungen sind arteriosklerollf”” 
Veränderungen der Gehirngefäße, außerdem spielen Syphilis 


Digitized by XI 008 G Ee 


- 


O L innere Abteilung des Stadtkrankenhauses Friedrichstadt aufgenommen. 


= Verletzung: nachweisbar. 


„Vorgeschichte: .Als Kind Lungenentzündung, sonst stets 
gesund. Ist Lehrling in einer.Bäckerei und gibt an, er sei am 12. Ja- 
nuar 1918 infolge Ausgleitens angeblich etwa 4 m hoch von Mehl- 
säcken heruntergestürzt und mit dem Kopf aufgeschlagen. Bewußtlos 
‚will er nicht gewesen sein; nach dem Sturz habe er mehrmals er- 
brochen, das letztema[ am 18. Januar. Sofort nach dem, Sturz sei der 


linke Arm und das linke Bein gelähmt gewesen. Krämpfe habe’ er 
nicht gehabt, habe auch nicht aus Mund, Nase oder Ohr geblutet. Bei 
der Aufnahme ins Krankenhaus klagt er nur über sehr starke Kopf- - 
schmerzen, sonst keine Beschwerden. . | ee | l | In ur u | 
efund: Mittelgroßer, grazil gebauter Junge von mäßigem | finden'war, wurde dieselbe auf das Schädeltrauma zurückgeführt. Der _ 
begutachtende Arzt konnte sich ‚nicht entschließen, die Zerreißung eines . 
völlig normalen Gefäßes in der Tiefe des Gehirns anzunehmen, sondern 
er &laubt, daß infolge der bei der ‘Verletzten bestehenden. Blutarmut. 
eine fettige Degeneration -der Gefäßintima ` vorlag, und daß dann die- 
. Ruptur des weniger widerstandsfähigen Gefäßes infolge des Schädel- 


 Ernährungszustand. Keine Ödeme, ‚Exantheme, Drüsenschwellungen. 
Schädel im ganzen etwas klopfempfindlich, sonst keine Anzeichen einer 

Trommelfell beiderseits normal. . > 
»_; , Nervensystem: Pupillen -mittelweit, links etwas weiter als rechts. 
Links Lichtreaktion etwas langsamer als rechts. Augenhintergrund 
beiderseits normal: Linkes Auge bleibt beim Blick nach außen deut- 


‘lich zurück. Patient behauptet jedoch, keine Doppelbilder zu haben, 


auch sonst keine Sehstörungen. Geringe Schwäche im linken Mund- 
facialis. Zunge wird ‚gerade herausgestreckt. Schlaffe Lähmung des 
linken Armes und Beines. “Armreflexe beiderseits +. Bauchreflexe 
fehlen links, rechts gut auslösbar. Patellar- und Achillesreflexe beider- 
seits in gleicher Stärke auslösbar. . Re E 
~ Fußsohlenreflex: Rechts normal, links Babinski +. Kein Blasen- 
Mastdarmstörungen. Sensibilität normal. Andeutung von Cheyne- 


Stokesschem Atmen. Puls kräftig, regelmäßig, 72 Schläge in der Minute. 


~ e Temperatur: 86,80. Patient ist etwas erregt, nachts unruhig, der 
Schlaf ziemlich unruhig. Sonst Sensorium frei. Im Urin kein Eiweiß, 


‘kein Zucker. 


Am 17. Januar, mittags, plötzlich Bewußtlosigkeit, Cyanose, aus- 
eien Cheyne-Stokessches Atmen. Puls 48 Schläge. Nach einer 


nde Exitus. . H a , ö 
..... Die Sektion wurde von Geheimrat Schmorl, der mir in liebens- 


würdiger Weise das Sektionsprotokoll überlassen hat, ausgeführt. In- 


. den weichen Schädeldecken an der Unterseite punktförmige Blut- 


j 


austritte. Schädel unverletzt, sehr dünn, elastisch. Blutung in den 
Siebbeinzellen, Dura und Sinus normal blutgefüllt, ebenso weiche . 


: Häute und Gefäße der Hinterbasis. Hirnnerven: Ohne Besonderheiten. 
Großhirn: Rechte Seite tritt vor, zeigt stark abgeplattete : Win- 
dungen (etwas auch links). In der rechten Seite ausgedehnter Blutungs- 
herd, lang (sagittal) 9 cm, breit 6 cm, tief 8 em, in der hinteren Hälfte 
des Ventrikels und des umliegenden Gewebes gelegen, insbesöndere 
des in die Hemisphäre hinein bis nahe an die Peripherie reichenden 
‚Gewebes sowie bis in den Balken hinein, Wandung erweicht, mit ab- 
streifbaren -Cruormassen bedeckt, bräunlichgelb gefärbt, im - Balken 
 punktförmige Blutungen. Sonst keine Veränderungen im Gehirn. | 
Brustsitus: Verwachsungen beider Pleuren fast in ganzer Aüs- 
dehnung, doch leicht zu lösen. Thymus. nicht vergrößert. Brustfell: 
‚Trüb, leicht 'uneben, mit geringen Auflagerungen. | 
Herzbeutel nicht verwachsen. Herz etwas über faustgroß, Mus- 
kulatur mäßig kontrahiert, braunrot gefärbt, ohne Schwielen, Foramen 
ovale geschlossen. Wand des rechten und linken Herzens etwas ver- 
dickt. Trabekelsystem leicht abgeplattet. . In beiden Kammern finden 


-= Sich lockere Cruor- und Speckhautgerinnsel. Herzklappen und Coronar- 


- durchreißt, ~ 


gefäße` zart, Große Gefäße zart, es fällt auf, daß die Aorta sehr leicht 


Hyperämie der Lungen, Schwellung der Mesenterialdrüsen. Ver- 


kreideter Lymphknoten an der Bifurkation der Trachea. Übrige Or-* 


gane: Ohne Besonderheiten. l | | | 
~ In der Literatur®konnte ich, soweit mir dieselbe zugänglich 

wär, nur. zwei hierhergehörende- Beobachtungen finden. 
Die eine ist der von Dahlen beschriebene Fall; es handelte 


‘, Sich um einen Musketier, der beim Gerätewechseln von einem Kame- 


raden seitwärts 


ts geschleudert wurde und mit der linken Stirnseite 
gegen den „Hinterkopf eines anderen stillstehenden Mannes schlug. 


Es trat: sofort Bewußtlosigkeit ein, die bis zum. nächsten Tage dauerte. | ursachen gehört, 


E E a ii 
E Ca t LET a 


die Finger in den Grundgelenken gebeugt. Ferner linksseitige Fa- 
lähmten Körperseite gesteigert. Das rechte Bein schleppte beim Gehen’ 
nach. Keine’ Sensibilitätsstörungen. Herzbefund normal. Biutarmut 
mäßigen Grades. Urin frei von fremden Bestandteilen. Es wurde eine 


Facialis angenommen. Für‘ einen Erweichungsherd auf Grund einer 
Embolie fehlte jeder Anhaltspunkt. Da die Lähmung unmittelbar..nach 


traumas erfolgte. | 


i ‚Was den von mir beobachteten Fall betrifft, so handelte -es | 


sich um einen jungen Mann, der. außer einer Lungenentzündung 
'ganz gesund war, und bei dem auch die Sektion. keinen, Anhalts- 
punkt für eine Gefäßschädigung ergeben hatte. Das Zustande- 
kommen der Blutung muß man sich wohl‘ so erklären,, daß. zu- 
nächst infolge: des Traumas ‘durch Zerreißen eines Gefi 


in den Ventrikel durchbrach und: so den Tod herbeiführte. Ob 
man aus der Bemerkung des Sektionsprotokolls, daß die Aorta 


hirngefäße zu schließen berechtigt ist; halte ich für zweifelhaft, 
da bekanntlich schwere Veränderungen an ‘Aorta und peripheren 
verletzung zur Zerreißung eines gesunden Blutgefäßes in der Tiefe 
des Gehirns und so zu einer tödlichen Blutung führte. Vielleicht 
bei den zwei erwähnten ähnlichen Beobachtungen handelte es sich 
um Personen jüngeren Alters. 
Sektionsprotokoll hervorgeht, war. hier der Schädel sehr dünn und 
elastisch, wodurch sich wohl auch erklären läßt, daß es nicht zu 
einem Bruche des knöchernen Schädels kam. Es liegt daher die 
Vermutung nahe, daß bei einer derartigen Beschaffenheit des 


wirkung noch leichter. isolierte Zerstörungen in der Tiefe des Ge- 
hirns hervorrufen kann, als bei älteren Personen; . | 


hanges von. Apoplexie und Unfall berechtigt zur Mitteilung der- 
hervorgeht, schon die Möglichkeit: besteht, - daß im Anschluß an 


_des Gehirns entstehen kann, ohne daß gleichzeitig ‘eine Hirnhaut- 
blutung oder ein Schädelbruch besteht, so ist natürlich die Ent- 


die typischen Apoplexien zu finden pflegen, um so eher möglich, 
wenn bereits arteriosklerotische Veränderungen an--den Gehirn- 
gefäßen bestehen. Allerdings wird man bei der Annahme des 


einer derartigen Blutung sehr vorsichtig .sein und wird die ‘Art 


des Unfalls und den ganzen klinischen Befund. besönders dabei .. 


berücksichtigen müssen, wenn man bedenkt, daß bei Leuten in 
höherem Alter. der Schlaganfall mit zu den: häufigsten Todes- 


‚stand in Beugecontractur, der Daumen in die Hoblband eingeschlägen, ' 


cialislähmung, Zunge wird gerade herausgestreckt, Reflexe auf. der ge- . . 


' Blutung in der linken Brückenhälfte unterhalb der Kreuzung der. linken ` 


dem Unfall -eintrat und ‚auch sonst keine Ursache für die Blutung zu 


RE 
Ka ER EB 


BE N 
t a ET A G z . y $ 

s u As * S 
te ER - er we x 
TRITT ET TR UPS TE aa DN 
DEN sr SE rs en ea 


Aa‘ 
’ = 


| äßes eine. 
kleine Blutung in der motorischen Region entstanden war, die dann- 


auffallend leicht durchreißt, auf ähnliche Veränderungen.. der- Ge- 
jedenfalls muß man mit derartigen Schlüssen sehr vorsichtig sein,- ° 
Gefäßen sich finden können bei völlig normalen Gehirngefäßen 


"und umgekehrt, Ich bin.däher der-Ansicht, daß, hier die Schädel- © |` 


spielt hier auch das Alter des Verletzten eine Rolle, denn auch - 


Wie in meinem Falle aus dem 


2 rR i x: b r en 

N Raa RE ee N PIEGA 
IDRETT TAN TDN 
n >, 5 ag rien en 


Schädels jugendlicher Individuen eine starke äußere Gewaltein- 


Die : Wichtigkeit. der Frage des ursächlichen Zusammen- | 
artiger Beobachtungen. Denn wenn, wie ‘aus meiner Mitteilung i 


ein Schädeltrauma die Ruptur eines gesunden Gefäßes in der Tiefe . 


en T Cu E Re IE 20 we ie 
r niat f fl ae 7 s . _ - 
” N ned ..* W x - CAE ER ES VE r 
3 a - N ’ 3 ” Pi A - 
RETTET TRETEN en 

x > Bu li, - 

ae, 
SUN a, 


stehung einer traumatischen. Blutung an der Stelle, an der wir 


bo 
tof Ss 
WITT en ne iin ie augen 
des nt, Kiel NEN 
LESERN 
RI IE 
er 
RS nen 


ursächlichen Zusammenhanges zwischen Schädelverletzung und `` 


N er ne Een 


CERTERO as rn me Bu 
x TER, EATERS: 


z=. m E SEE Er TEN 
De SE STE END ER 


p N; i 
Via Dre 


5 min In 


PNT 
Paro Sa -ag h e Tet ATni m e y 

Pad Re Ei De E a IE E Br Lee 

= N N a et 

Er SE EEE Sa RE 


RE 
Zn ir a 


- 


NN Er 


` 
- = nass pear 
RO e ES 
t 
Fe un 
rn 


a... - > en . 
ae A en 
r 
E et een oe 
EFT TON, en er AEE UAM 
Bel ine £ Ba Ip 7 Zu 55 2 Band Drei [30 
$ b x 
E E F a E 
aS ER E 


Sa 


PER 
u Lot 


- 
m 


k Ara H A aN. Low et x a 
nn A em ol f BR SEE - 
TAn TE : a rN Pa @ 
ee 


u: 
worin Tv, 


Ms Ze A 


SITES, Be 
BER is Ko 


ee 
An 
ann 
Su en 
T Er EN 
> impa k. ~, 


rer TEE 


WETTE Ten 
ae a ee . 
n + a x si 
s j Pl ia ı 


vS 
a Ea 
Aek 


mane, en a get 
a oa Et 


IS EIT ee ene O eaea LT EEE A 
= — een 
>. EEE SEHR II een 


nn 


Dann nenn ee a 
= m ee 


RE rn. ne ` l er 3 u Ss rA z y en & ~ a o gri 

21. September. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Ni. 88. :. 8 ol S 

| Schrumpfniere ‚noch eine große Rolle. Blutungen, die auf eines | Außer einer Lähmung - der: rechten - Körperhälfte bestand Sprach- Be Ei Ka 
. . -dieser Grundleiden zurückzuführen. sind, haben hauptsächlich ihren | störung.. Während die Lähmung im Laufe der nächsten Monate zu- SEE e 
Sitz im Bereich der. großen Ganglien; Hirnhautblutungen dagegen | rückging, blieb eine -transcorticale. motorische an, Der Mann ver- Be; | 
sind meist Zeichen einer mechanischen äußeren Gemalteinwirkung. | Sid allea, konnte, gut leson und schreiben, ser lu Jepen, nieht $ ©. f 

. Bei Zerreißung gesunder Gehirngefäße handelt es sich im die Fähigkeit, beim Sprechen. aus‘ eigenem ‘Antrieb die Worte richtig -+:.* : patt h 
allgemeinen um oberflächlich gelegene Gefäße, ‚meist um die der | zu wählen und nach Diktat -zu schreiben. : Im -Handbuch der Unfall-- ...... $ FaH a 
‚Hirnhaut, . Die Zerreißung eines gesunden Gefäßes in der Tiefe | erkrankungen von Thiem wird der Fall:so gedeutet, daß sich ein ° oxu IE 
des Gehirns ist eine so große Seltenheit, daß in dem Handbuch | Hämatom der Dura mater während der Zeit der Bewußtlosigkeit ent- D UEPG ? 

- der ‚Unfallerkrankungen von Thiem ein derartiges Vorkommnis }. wickelt haben könnte. Die lange Dauer der Bewußtlosigkeit brauchte a Erop pieni RE 
.-wohl als theoretisch möglich, ‘jedoch nicht für erwiesen gehalten | nicht durch ‘eine apoplektische Blutung bedingt seid, sondern könnte Eu ER, 
wird. Denn die mechanische Dehnung der in der Tiefe des Ge- | auch die Folge einer gleichzeitig stattgefundenen -Hirnverletzung sein, nr yif RRN 
_hirns gelegenen Gefäße durch das Trauma könne nur eine ‘ganz ~ Im zweiten Fall, der vom Verfasser des obenerwähnten Hand- n a BR: 
“unbedeutende sein im Gegensätz zu den oberfächich gelegenen | potes, alt, bogbaohtet, ist, Bandelie, os sieh um ein em 1]. 
ee Be) davon, dab auch emo besondery starke Gewalt: Hof, während 'es zwei gefüllte Futtereimer trug, rückwärts zu Boden e eI 
. einwirkung dazu erforderlich sei. > *  — — | stürzte und bewußtlos liegenblieb. ` Der Arzt stellte außer mehreren - a TEREE 
Einen -Beitrag zu dieser Frage bildet folgende Beobachtung. | blutunterlaufenen Stellen am Körper eine Lähmung des. rechten Armes. 5 Rn 4 
Friedrich O., 15 Jahre alt, wurde am 15. Januar 1918 auf die‘] und Beines sowie Sprachstörungen fest. Nach etwa vier Monaten bo-. 5273 Ei) $ 2 

stand noch eine Parese der rechten Körperseite. Die rechte Hand Eh N} 


En tr. - 


e- 
-e 


. 
-> 
ima ma a y E, 


í - Nr 
mn 


u were > 
` Be ne 
< Euer -r is _ - a — 
š 


ro =e 


i M 
| | BE . 
952 | | 1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. 38. 21. September. 
Nachtrag bei der Korrektur, hs H OEOD or: Mieber ap on paa o TOR Dosie Zunahme 
-i . A ee. es Emphysems am Rumpf, stärkere Ausdehnung a ie rechte Ge- 
z ‚Als weiteren Beitrag zur Frage der traumatischen Apoplexie sichtshälfte. Reichlich Hustenanfälle, die schwer zu unterdrücken sind. 
überließ mir Herr Geh.-Rat Schmorl in liebenswürdiger Weise ` Röntgenbefund: Starke Luftansammlung unter der Haut 
das Protokoll einer kürzlich von ihm ausgeführten Sektion. des Nackens, der Schulter und der Brust. Linkes Zwerchfell steht 
_ Es handelte sich um einen 27jährigen Kanonier, der von | hoch, Aktion ausreichend, Komplementärraum frei. Rechtes Zwerch- 
einem Wagen gestürzt war und bewußtlos ins Lazarett einge- | fell tiefstehend, rechtsseitiger Pneumothorax. Der Lungenstumpf ist 
liefert wurde, wo er, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, | an der Spitze und am Zwerchfell flächenhaft adhärent. Im Lungen 
nach zwölf Stunden starb. stumpf fleckige Verdichtungsschatten. Linke Lunge zeigt disseminierte 
Bei der Sektion fand sich ein Bluterguß in den weichen Angan kleinfleckiger Infiltrationsschatten. Mediastinum nach links 
Schädeldecken rechts etwa handtellergroß. Knöchernes Schädel- | Yerlagert. u BE Be u 
3 BE FE ET = x a 29. Oktober. Das Hautemphysem ist allmählich zurückgegangen. 
dach In on völlig intakt, nirgends Frakturen oder Fis- | Der Pneumothorax besteht noch. Erhöhte Temperaturen. Reichlich 
suren. Harte Hirnhaut intakt, k 4 . | Auswurf. Rückgang der katarrhalischen Erscheinungen. 
= In den Maschen der weichen Häute über der rechten Hemi- 13. Dezember. Röntgenaufnmahme: Zwerchfellaktion rechts 
sphäre eine geringe Menge flüssigen Blutes. Basalarterien zart. | behindert, kleiner, pleuritischer Frguß. Pneumothorax nicht mehr nach- 
An den Polen des Gehirns keine Quetschungen. Gehirnkammern 


weisbar. Im rechten Lungenfeld kleinfleckige Schatten und leicht 
enthalten etwas sanguinolente Flüssigkeit. In der rechten Hemi- | eirrhotische Verdichtung der Lungenzeichnung. Vom rechten Hilus 


sphäre entsprechend der vorderen Hälfte dicht außerhalb der | zieht ein querer Schwartenschatten zur Thoraxwand. Rechte Spitze 
eroßen Nervenknoten eine überhühnereigroße mit locker ge- abgeschattet. Linkes Lungenfeld erheblich aufgehellt. Später Ver 
tonnenem Blute erfüllte Höhle mit etwas zerfetzten Wänden, die eeung Fr Heilstatter nachdem sich der Befund über der linken Lunge 
Höhle im allgemeinen scharf gegen die Umgebung abgesetzt. In yo standis gzuniose en ae | 

der Umgebung die weiße Substanz etwas stärker durchfeuchtet 2. Doeck. Prot.-Nr. 15909. Photograph, 29 Jahre. Aufnahme 
mit vereinzelten punktförmigen Blutungen. Die Höhle reicht | 15. Oktober 1918. Seit 14 Tagen Grippe, dauernd Fieber, sehr viel 
medianwärts bis an den Schweifkern, lateralwärts bis fast an die | Husten, hochgradige Mattigkeit. Seit zwei Tagen Halsschmerzen, Heiser- 
Rinde, nach vorn bleibt sie etwa 3 cm vom vorderen Stirnpol ent- | keit, starke Atemnot. | 


fernt und nach hinten reicht sie bis zum vorderen Drittel des Aufnahmebefund: Schwerer Allgemeinzustand, "Blässe, 

Sehhügels, ohne aber in ihn einzudringen. Sonst die weiße Sub- Magerkeit. Hochgradige Kyphoskoliose, Starke Oyanose der Lippen 

stanz ziemlich derb, mäßig blutreich, Rinde von gewöhnlicher | WA Wangen. Behinderte Nasenatmung. Ausgedehnter diphtherischer 

Breite. ‘blaß Große Nervenknoten. Prücke. Kleinhirn und ver- Belag auf der rechten Tonsille. Vollständige Heiserkeit, leichter Stridor. 

längertes Mark ohne: Panaon tes heiserea Austen in en Sn Gebans Leem tio 

a T ; p stehende Grenzen. ypersonorer opfschall, der über den Unter 

An den Brust- und Baucheingeweiden keine Veränderungen. | lappen leicht gedämpft Ferschefgt Diffuse Bronchitis mit massenhaft 

Herz nicht hypertrophisch, keine Arteriosklerose. fein- und mittelblasigen, feuchten Rhonchi. Über beiden Unterlappen 
Es handelt sich also hier um einen weiteren Fall, bei welchem 


bronchovesiculäres Atmen und klingendes Rasseln. Temperatur 38,60. 
im Anschluß an ein Schädeltrauma ohne Verletzung des knöchernen Puls 116. Contraetur der rechten Hüfte, zahlreiche Narben. Verkürzung 
Schädels und der harten Hirnhaut eine Zerreißung eines Blut- | des rechten Beines, 


2 : yie i ; Ae pie 16. Oktober. Expektoration einer großen Membran aus Kehlkopi 
en en irns bei einem völlig gesunden und Trachea. Zunahme von Blässe, Dyspnöe, Cyanose. Im Laufe des 
Jus i Tages entwickelt sich an der rechten Halsseite zunächst ein subeutanes 
Supiy Ja sich später über den Thorax und tiefer an Bauch und 
i À ücken ausdehnt, Nachts Exitus letalis. 
Aus der Infektionsabteilung des Allgem. Krankenhauses Barmbeck 


—[ 


Klinische Diagnose: Diphtherie des Rachens, des Kehl- 

(Direktor: Prof. Dr. Rumpel). kopies vad der Trachea. Influenzabronchopneumonie. Hautemphysem. 
E: {yphoskoliose. 

Zur Klinik des subcutanen Emphysems. Sektionsbefund: Diphtherie des Rachens, des Kehlkopies, 

` der Trachea und Bronchien. Bronchopneumonische Herde in beiden 

(Beobachtungen bei Influenza.) Lungen (Influenzapneumonie), besonders links. Geringe Dilatation des 

von linken Ventrikels. Ankylose des rechten Hüftgelenks. Interstitielles 

$ Emphysem rechter Lunge (am Hilus). Mediastinal- und Hautemphysem: 

Dr. Deussing. 7 


5 j ; TI 3. Pil. Prot.-Nr. 16885. Arbeiter, 24 Jahre. Aufnahme 19. De- 
Unter den überaus zahlreichen und mannigfaltigen Kompli- | zember 1918. 


1. Dezember aus der Ukraine angekommen, gleich mi 
kationen der Influenza begegnete uns wiederholt ein Symptomen- | hohem Fieber erkrankt, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen; 
komplex, der auch bei anderen Infektionskrankheiten, die die wiederholt Erbrechen. Am 19. Dezember krank gemeldet, nachdem er 


Respirationsorgane in Mitleidenschaft ziehen, gelegentlich vorkommt die ganze Zeit über zu Hause mit Fieber, Husten und Brustschmerzen 
und für die Influenza an sich nicht charakteristisch ist. Immerhin | Tank peregon parten Par pe Allgemeine 
steht die Entwicklung des spontan entstandenen, subeutanen | zustand. ER Oeno Gron und KISE Ban 
Emphysems mit gewissen Eigentümlichkeiten der Influenza und | Rachen gerötet. Heiserkeit. Trockene Mundhöhle, stark belegte Zunge. 
ihrer Komplikationen im Zusammenhang und verdient nicht nur | Über beiden Unterlappen tympanitische Schallverkürzung, besonders 
wegen seiner Seltenheit, sondern auch wegen der pathogenetisch 


rechts, ausgedehntes knisterndes Rasseln. Über beiden Unterlappeu 
bedeutsamen Fragen Interesse. Es erscheint deshalb angebracht, 


diffuse Bronchitis. Temperatur 40,1° Im Blut Reinkultur von Pneumo- 
unsere Beobachtungen zur Kenntnis zu bringen, auf Berührungs- kokken. 


punkte mit anderen en kenketen hinzuweisen und die AE Temperatur auf 41,20. Leukopenie mit relativer 
j en für das Auftreten des mptomenkomplexe i : 
AE S einheitlich sind, kurz zu en ge 22. Dezember. Temperatur abgefallen. Wiederholt Erbrechen; 


noch sehr elend. Ikterische Verfärbung der Skleren und der Haut 

i. Dib. Prot.-Nr. 15908. Vizefeldwebel, 35 Jahre. Aufnahme | Über beiden Unterlappen Ausdehnung der TE Bronchialatmen, 
15. Oktober 1918. Früher nicht ernstlich krank. Im Felde 1918 Nieren- | klingendes Rasseln. — Stark getrübtes Sensorium. Abends Haut- 
entzündung. Häufig Husten. 6. Oktober 1918 auf Erholungsurlaub nach | emphysem am Hals, das sich während der Nacht zum 23. Dezember 
Hamburg. 9. Oktober erkrankt mit Influenza, in den nächsten Tagen | über Brust, Gesicht und Rücken ausdehnt bis zur Mitte des Bauches: 
hohes Fieber, schweres Krankheitsgefühl, sehr heftige Hustenanfälle, 23. Dezember. Exitus letalis. 
zunehmende Kurzluftigkeit. Seit zwei Tagen Anschwellung des Halses Klinische Diagnose: Influenza. Bronchopneumonie rechts 
und des Gesichts. $ und links. Pneumokokkensepsis. Hautemphysem. | 

Aufnahmbefund: Cyanose, Dyspnöe. Ausgedehntes, sub- Sektionsbefund: Influenzapneumonie beiderseits. Starke 
cutanes Emphysem, besonders an der linken Halsseite, im Gesicht links, |-Bronchitis. Dilatation des linken Ventrikels. Trübung des Herzfleische8: 
nach unten bis zur Mamilla, nach hinten bis zur Scapula reichend. | Ikterus. Fettleber. Leichte Milzschwellune. Haut-, Mediastinal- Un 
Rechte Brusthälfte beteiligt sich kaum bei der Atmung. Rechtsseitiger | interstitielles Emphysem (beide Lungen) 3 
Pneumothorax. Das Atemgeräusch ist noch Schwach hörbar, von zahl- h 
reichen Rasselgeräuschen durchsetzt. Über der linken Lunge diffuser 
Katarrh. Links hinten unten Schallverkürzung, bronchovesiculäres 
Atmen, klingendes Rasseln. Puls 120, weich. Temperatur 39,30. 
Sputum Tuberkelbacillen. 

Diagnose: Lungentuberkulose. Pneumothorax rechts. 
fiuenzabronchopneumonie links. Hautemphysem. 


4. Geb. Prot.-Nr. 1144. Matrose, 20 Jahre. Aufnahme 24 
nuar 1919. 23. Januar erkrankt mit Schüttelfrost, Kopf- und Rücke 
schmerzen, Nasenbluten. Fühle sich gleich sehr krank. oharhaft 

. Aufnahmebefund: Mittelkräftig, gut genährt. Ei: 
gerötetes Gesicht. Conjunctivitis. Rhinitis. Pharyngitis. Blutig’st i 
miges Sekret an der hinteren Rachenwand. Starker Husteatt 


Im 


In- 


4 G 
Digitized by Google e 


stehungsmechanismus des Emphysems unterscheidet sichiin-diesem _ 
Falle von den vorher erwähnten und:-repräsentiert vielleicht den ` 
Typus einer ganzen Gruppe von Fällen: mit :spöntan entstandenem : : 
. Hautemphysem bei akuten Infektionskrankheiten. . . 3 > -> we 
.. Während in den Fällen 2 bis 4 die Schwere der Influenza | - - 
‚und ihrer Komplikationen das Auftreten des interstitielen Em-  ..:: 
physems und seiner Folgen herbeiführte, waren bei Fall die - ..‘W. 
Influenzasymptome relativ:so geringfügig, daß sie zur Erklärung Ba 
des Ursprungs. der Komplikation ‘nicht äuszureichen scheinen. , © 0e 
Gerade die rechte Lunge, an der sich :der Pneumothorax ent- 7. 
‘wickelte und die auch als Ausgangspunkt des Emphysems zu .- oo.. 


er ’Klopfschall, knisterndes Rasseln.. Links hinten unten spärliche feuchte, 


er a een. cn, a 

u, nn 2 : igs 2 z : a = 4 n BEE > i = À ' x a. k Pr j ye: Ta. 

"Ber. E E a ae A han le, 
Pi . > E 2 2 An De 
r ` : ti , 7 x 2 i l ne $ & E : ` g a ; ' 3 i `a‘ " 2 t l ra, 2 * l E: 2 = x - v : Ihn K e 
„21. September. ~. -, 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. © 953 ~ a 
! Thorax: ohne. Besonderheiten. Rechts hinten unten .tympanitischer | Komplikationen zweifellos auch von Bedeutung war. - Der Ent-- ee 5 ei, 
Be 


feinblasige Rhonchi.. Desgleichen. an mehreren anderen Stellen der 


Ä | "Lunge: Milz einen Querfin 
„Temperatur 40°. Puls 6. | 
00.2.0200... 26. Januar. Continua um 40° (bis 40,8). Leukopenie. Im Blut 
| 


+ « - . a 
Miete Zi; 
a “ a, = 5 = E er 
rin nn Nm Se a 
aN ee en e = 
INN kn LER 
a A 


ger unterhalb des Rippenbogens palpabel. 


Rue a Sr : 
€ ee et 
ss ie EA TA Sepi 


. zweimal Reinkultur von Pneumokokken. | n l 

a 28. Januar. Zunahme der Schallverkürzung über beiden . Unter- 
lappen, Knisterrasseln in größerer Ausdehnung. Diffuse Bronchitis. 

| ‚Stechende Schmerzen am Halse. Subcutanes Emphysem geringen 
-~ Grades. Dyspnöe, Cyanose, schwerer Allgemeinzustand. An der Haut | 
„des Rumpfes, des Halses und der Oberarme petechiales Exanthem, | 


Mer Hort 


a 
ee 


ren muschi te 
ER egs on ` 5 
a 


CEFE z- 
Pa S 
Ren een a 


=- ziemlich dicht.stehend. | zZ | 
on 29. ers a aan een raa Sr Bee ee aus mächtig gelten hat, ist von der Influenza wenig ergriffen. Hier tritt als i 
nahme von Dyspnöe und Cyanose, Blässe. Stöhnende Atmung, Exitus | Asppuierender Faktor die Lungentuberkulose in den Vordergrund, > |; 

letalis ~ aD Ne N 8. Panag a Influenza das E a au VOTES vab ze |; 

DR En ee ee Le nen | ‚| mittel. Es fragt sich, in welchem Sinne die Tuberkulose der Be 

. . Klinische Diagnose: Influenza: Bronchopneumonie rechts | nn PAR es RER ER er 

und links. Hautemphysem. Pneumokokkensepsis mit.petechialem Ex- rechten Lunge auf die Entstehung von Pneumothorax : und Haut- 3 

Rn Er, a i . | emphysem von- Einfluß gewesen ist. Da es sich nach dem spä- hr 

g E 


teren Röntgenbilde um eine vorwiegend eirrhotische Form der 


- anthem. ` 
'Lungentuberkulose "handelt, ist es nicht sehr wahrscheinlich; daß - i = | rue 
E : l eo N 
b 


Sektionsbefund: Influenzapneumonie in beiden Unter- 


 - Jappen, Bronchitis. Tracheitis (stellenweise nekrotisierend). Em- | 4 | àh 

“.physem des Unterhautzellgewebes. am Halse und an der Brust. Em- | ein Kavernendurchbruch die Ursache des Pneumothorax gewesen N: 
physem des Mediastinums, ausgehend von“subpleuralem, interstitiellem | ist. - Auszuschließen ist diese Möglichkeit allerdings nicht mit -. -= o RERE 
Emphysem der linken “Lunge. TENIO | CI: Sicherheit. Gegen sie spricht, daß der gewöhnliche tuberkulöse nz. 

| Ohne hier auf weitere Einzelheiten der anatomischen Be- | Pneumothorax nicht mit interstitielem Emphysem und: dessen Be: Sppe i 
funde einzugehen, können wir den Entwicklungsmechanismus des | Folgen einherzugehen pflegt. Es scheint uns deshalb näher-  - >> 7o iri 
 ‚Emphysems für die einzelnen Fälle folgendermaßen darstellen. | liegend, die zum’ Pneumothorax führende Verletzung .der Pleura”: -| "= Eu... 
-© „Als. reinster Fall ist der. vierte anzusehen. Hier lag eine | pulmonalis auf eine Zerreißung. -von Pleuraadhäsionen zurückzu- ° cn: 

- Bronchopneumonie in der für die hochtoxische und in diesem. | führen, weil sich damit am leichtesten das gleichzeitige Auftreten. \ EEN 
Falle septische Influenza 'charakteristischen Form vor. Den`Aus- | des interstitiellen und subċutanen Emphysems erklären: läßt.. Im ` aiiken 

: gangspunkt des Emphysems bildet .die linke Lunge, die an der | Röntgenbild zeigten sich bei der ersten -Aufnahme Adhäsionen ~] rdi d 
des Lungenstumpfes an Spitze und Basis, es spricht nichts da- or a 


Vorderfläche subpleural von zahlreichen Luftblasen durchsetzt | | ts ı -o 
| gegen, auch an anderen Stellen pleurale Adhäsionen anzunehmen, `` ~ A 


= war, sodaß an der Entstehung des Emphysems an dieser Stelle ER 
kein Zweifel sein konnte. Die Richtung der perlenschnurartig an- | Der Entstehungsmechanismus von Hautemphysem ünd - Pneumo- ea 
einandergereihten Luftblasen nach dem Lungenbilus. zu war un- | thorax zugleich wäre dann folgendermaßen aufzufassen: Bei hef- er peat 
veřkennbar, Von da aus war die Luft auf das Mediastinum über- | tigen Atembewegungen und Hustenstößen kommt es zu Zerrungen ` ` Aa 
gegangen und hatte sich den Halsorganen entlang aus dem Thorax | an Adhäsionen (wahrscheinlich strangförmigen), die zur. Bildung De | EEE N 
- ‚heraus einen’ Weg ins Unterhautzellgewebe gebahnt. Das erste | eines lokalisierten, subpleuralen Emphysems an der Stelle der En REN; 
Auftreten am Halse entspricht dem Ursprung der Luft aus dem |- Verwachsung führen. Darauf kommt es zur Alveolarruptur, inter- Br Di E 
Thorax. Die Möglichkeit, daß die Luft aus höhergelegenen Ab- | stitiellem Emphysem usw., und infolge des Druckes dieses Em- r s nE 
schnitten der Respirationsorgane, etwa der Trachea, stammen | physems zur Perforation der Pleura, falls nicht,.. wie:. ebenfalls = 
könnte, läßt sich durch. den Hinweis dadurch. ablehnen, daß der | möglich, die Eröffnung der Pleura pulmonalis durch Abri von > . kann 
ümgekehrte Weg für die Wanderung der Luftblasen vom Halse | Adhäsionen direkt bedingt ist. Wesentlich erscheint jedenfalls - . © ps ge 2 
und Mediastinum auf das Lungengewebe nicht in Betracht kommen | der Umstand, daß isolierte Pleuraadhäsionen in dem Entstehungs- el 
` kann. Denn die Luft strömt nach dem Orte geringeren Druckes.| mechanismus des Emphysems eine bedeutsame Rolle spielen Pi pear i 
und würde von außen kommend kaum imstande sein, die Wider- | können.. | man, we: en J} tr 3 
stände des Bindegewebes am Hilus zu überwinden. Außerdem ` Zu dieser Anschauung sind wir. um so mehr berechtigt, als Be 
waren die Schleimhautnekrosen der Trachea nicht tiefgreifend | neuerdings von Ljungdahl), der die Fälle von „spontanem g pumi 
genug, um eine Wandschädigung der Luftröhre zu motivieren, | Pneumothorax“ (bei denen eine Lungenerkrankung im allgemeinen Dun yy 4 
die zum Austritt von Luft befähigt hätte. a | nicht nachweisbar ist), einer eingehenden Kritik unterzogen ‚hat, Ber HE 
“Im einzelnen sind die. Vorbedingungen für die.Entstehung | auf die Rolle der Pleuraadhäsionen für die Entstehung solcher _ N BE 
des Luftaustritts aus den Alveolen der Lunge darin zu,sehen, | Fälle großer Wert gelegt wird. Die Pathogenese des „spontanen `` Bee ar 2 
' Pneumothorax“ ist deshalb noch mehr in Dunkel gehüllt, weil die S ME | 
auslösenden Ursachen, die in unseren Fällen als heftige Husten- Be y 


` daß es bei. dem schwer dyspnoischen Kranken in der Umgebung 
der infiltrierten Lungenbezirke zu vicariierenden Blähungen be- 
nachbarter Lungenteile kommt. Der unter dem Einfluß der. Dys- 
pnoe und der heftigen Hustenstöße unter großem Druck in die 
‚geblähten Alveolen gepreßte Luftstrom bringt deren Wände zum 

Bersten, die Luft sammelt sich in größeren Blasen an, wird in 
das interstitielle Lungengewebe gepreßt, begibt sich unter die 
Pleura pulmonalis und wird von dort bei weiterem Nachströmen 
nach dem Hilus zu und ins Mediastinum gedrückt. 

. ,.. Ganz analog liegen die Verhältnisse bei Fall:3, bei dem 
ebenfalls. außer der schweren Influenzabronchopneumonie. noch 
ĉine septische Allgemeininfektion mit Pneumokokken vorlag. Die 
Herabsetzung der Widerstandsfähigkeit des -Lungengewebes, auf 


Kat N Vha 


ebt T aA 
un ar , 


anfälle und schwere Dyspnöe genügend motiviert sind, dort äußerst: 
geringfügig zu sein pflegen. Aus den in der Literatur mitgeteilten, 
wenn auch spärlichen Sektionsbefunden: ergibt sich, daß: lokali- `. 
siertes, subpleurales Emphysem: an der’ Stelle von Pleuraadhäsionen = © 4. panoun, 
und der Abriß von Verwachsungssträngen wiederholt eine Role |. 
gespielt haben. Als Folgen der Adhäsionsruptur sind’ mehrere | 
Male hämorrhagische Ergüsse im Pleuraraum beobachtet worden, °. > cips H 

| 


wie na a 


` S3 AIA k 
i 2 
=? . $ $ f £ i 
Tamna m z \ 
.n N NT ne e te, 
De Wa RE 20 En Š 2 
æ f AN E a Bu « ea 
A -— 
wep toe ep y a 
me b ta Adna E 


Wenn die Ruptur von Pleuraädhäsionen zur Eröffnung der Pleura 
und zum Austritt von Luft aus der Lunge, . an der sich’vorher. 
ein lokalisiertes Emphysem gebildet hatte, führen kann, so ist 
auch die Möglichkeit ‚gegeben, daß die Zerrung von -Pleura- - 
adhäsionen auch ohne Einriß der Pleura zur Bildung von.Alveolar- 


TE a 
4 i D a 


RE TE A 


TE a a a a = 
. s ee; 
alone. mal LIE 


uw. uno, 


BL TEE, No. 


dem Boden der schweren septischen Allgemeininfektion, ist in | 
. diesen Fällen als wesentliches Moment für den Eintritt der Al- ruptur und interstitiellem Emphysem Veranlassung‘ geben kann, Ei 
 veolarruptur anzusehen. + Be - Die Überblähung von’ Lungenalveolen. an der Stelle der. 3 
| ‚Im Fall 2 kommt zu den Schädigungen durch die Influenza- | Pleuraadhäsionen und daraus folgendes interstitielles Emphysem ` ii 
Pneumopie als wesentlich begünstigendes Moment für das Auf- | usw. scheinen uns deshalb als eine häufige Vorbedingung für das BEER 
treten des Emphysems die schwere diphtherische Erkrankung der | Entstehen subceutaner ‚Emphyseme bei Infektionskrankheiten in .° PEST 
2 Luftwege, die im Sinne hochgradiger Steigerung von Dyspnöe und | Betracht zu kommen, besonders dann, wenn die Lungenerkränkung ee Pe 
forcierter Atmung zu. wirken imstande war. Auf die Bedeutung | allein, im Gegensatz zu . unseren sehr schweren Fällen 2 bis d, fasst 

der gleichzeitig vorhandenen Pleuraadhäsionen ist später noch | nicht zur Erklärung der Komplikation ausreicht. Auch die nicht el hun 

zurückzukommen. ` aan ~ _— | ganz seltene, gleichzeitige ‘oder isolierte Entstehung eines Pneumo- O PRAG 

. Eine besondere Stellung nimmt der erste Fall ein, bei dem | thorax bei Infektionskrankheiten, die die Respirationsorgane in E 

es-sich um die Kombination von Pneumothorax und Hautemphysem | — - | aae e er HERITS 

handelte und eine Lungentuberkulose für die Entstehung beider 1) D. Arch. f, klin. M.‘1918, Bd. 126. — BER Bee N 

| | bed 

| | o aint 

u En 


BE een + a - S "= 


. 954 


Mitleidenschaft ziehen, dürfte in der Regel mit den erwähnten 
Einflüssen von Pleuraadhäsionen zusammenhängen. Rivet und 
Brodin!) räumen der Lungentuberkulose einen wichtigen Platz 
in der Pathogenese des subeutanen Empbysems bei Kindern ein 
und fordern, daß bei Überwindung der Krankheit mit allen Hilfs- 
mitteln der Diagnostik festzustellen ist, ob die Ursache des Emphy- 
sems eine tuberkulöse war. Wir möchten, in gleichem Sinne wie 
Ljungdahl bei der Pathogenese des „spontanen Pneumothorax“, 
weniger auf die Bedeutung der Tuberkulose hinweisen, als vielmehr 
auf den Einfluß von Pleuraadhäsionen. Häufig werden ‚sich in 
praktischer Beziehung die beiden Begriffe decken, da die Mehrzahl 
der Pleuraadhäsionen mit tuberkulösen Prozessen zusammenhängen 
dürfte. Dieser Zusammenhang ist um so wahrscheinlicher, als es 
sich nach Ljungdahl in der Mehrzahl der Fälle um Ver- 
wachsungen der Pleurablätter handelt, die von tuberkulösen Hilus- 
drüsen aus entstanden sind, jedenfalls im Bereich der Hilusgegend 
lokalisiert sind. (Erfahrungsgemäß treffen bei einer Reihe von 
Fällen mit „spontanem Pneumothorax“ Anfälle von spontanem 
Pneumoperikard gleichzeitig oder nacheinander zusammen, die 
Lokalisation von Adhäsionen zwischen Perikard und Pleura, in der 
Nähe des Lungenhilus, würde diesen Zusammenhang erklären.) 
Dazu kommt, daß der Sitz von Adhäsionen am Hilus beson- 
ders disponiert zum Eintreten von Zerrungen und Rupturen, also 
sowohl zur Entstehung von Pneumothorax als von interstitiellem, 
mediastinalem und Hautemphysem. Die Hilusregion ist bei gewalt- 
samen Atembewegungen mehr als andere Lungenabschnitte der 
Zerrung und Dehnung ausgesetzt, die Stelle, an der die Pleura 
pulmonalis auf die Hilusorgane übergeht, wird als Locus minoris 
resistentiae angesehen [Hoffmann?)]. Für die Entstehung von 
Adhäsionen an der Lungenwurzel spielt aber zweifellos die Tuber- 
kulose eine bedeutsame Rolle, sodaß die Forderung von Rivet 
und Brodin (l. c.) gerechtfertigt erscheint. In unserem Material 
könnte der 2. Fall, bei dem sich Adhäsionen der rechten Lunge 
in größerer Ausdehnung, auch am Hilus, fanden, auf eine derartige 
Entstehung hinweisen, besonders da das Emphysem nur die 


Lungenwurzel betraf, im übrigen vorwiegend im Mediastinum 
lokalisiert war. 


Wir hatten Gelegenheit, den für Fall 1 angenommenen Ent- 
stehungsmechanismus in einem anderen Falle auf experimentellem 
Wege zu beobachten. 


Hein, Prot.-Nr. 15708. 
tober 1918. 


Aufgenommen mit Influenza-Bronchopneumonie, besonders links 
hinten unten. 

24. Oktober. Nach Abklingen der Bronchopneumonie wird eine 
Lungentuberkulose links festgestellt. Im Röntgenbild: Zwerchiellaktion 
links behindert, Komplementärraum wird nicht entfaltet. Das linke 
Zwerchfell steht etwas hoch. Mittelschatten und Mediastinum sind 
nach links verzogen. Das ganze linke Lungenfeld zeigt disseminierte, 
fleckige Verdichtung der Lungenzeichnung, im Oberlappen eine große 
Kaverne. 


Diagnose: Tuberkulöse Infiltration des linken Lungenfeldes mit 
Schrumpfung und Kavernenbildung. 

7. Dezember. Kein Fieber. Anlegung eines künstlichen Pneumo- 
thorax links vorn im vierten Intercostalraum. Einblasung von 200 cem 
Sauerstoff und 300 cem Stickstoff. Der Druck steigt schnell an, es 
treten rasch Schmerzen auf. Abends Halsschmerzen außen am Halse. 
Hautemphysem an der linken Halsseite, das sich bis zur Clavicula ausdehnt. 

10. Dezember. Pneumothorax ist noch nachweisbar. Haut- 
emphysem geht zurück. 

18. Dezember. Kein Hautemphysem mehr. Versuch den Pneumo- 


thorax nachzufüllen: 300 ccm Stickstoff, wieder hoher Druck. Kleines 
Emphysem an der linken Brustseite. 


Später Verlegung in Heilstätte. 

Hier ist eine experimentelle Wiederholung des Vorganges, 
der bei Fall 1 zur Entstehung des Hautemphysems führte, mit 
Sicherheit anzunehmen. Bei der Einblasung von Luft in den 
durch Adhäsionen abgeschlossenen Pleuraraum kam es zu Zerrungen 
der Adhäsionen an der linken Pleura, die die Entstehung eines 
subpleuralen Emphysems hervorriefen, vielleicht auch zu Einrissen 
der Pleura und direkter Zerreißung von Alveolen, aus denen das 
interstitielle Emphysem sich entwickelte. Durch Kupierung des 


Hustenreizes wurde eine größere Ausdehnung des Luftaustrittes 
verhütet. 


Dragoner, 18 Jahre. Aufnahme 1. Ok- 


1) Bull. gén. de Thér. Medic., Chir. etc., Bd. 168, H. 2; Ref. M. 
Kl. 1914, Nr. 32, S. 1367. L. 


2) Emphysem und Atelektase. (Nothnagels Spez. Path. u. Ther., 
Bd. i4, T. 2.) 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


“ Bu 
= æ 


21. September. 


Was nun den Symptomenkomplex des subeutanen Emphysems 
bei akuten Infektionskrankheiten im allgemeinen betrifft, so erscheint 
es praktisch wichtig, zu unterscheiden zwischen solchen Formen, 
die der Schwere der Lungenerkrankung ihre Entstehung verdanken, 
ohne besondere Disposition durch vorausgegangene krankhafte Ver- 
änderungen an Lunge und Pleura (wie in unseren Fällen 3 und4 
und zwischen Formen, bei denen schon relativ leichte Erkrankungen 
der Luftwege genügen, um auf den Boden disponierender Ein- 
flüsse das Emphysem entstehen zu lassen. Bei den Fällen der 
ersten Kategorie mit sehr schweren Organerkrankungen hat man 
es meist mit prognostisch ungünstigen Fällen zu tun, das Symptom 
tritt eben bei vorher intakten Respirationsorganen nur bei den 
schwersten Erkrankungen auf. Beobachtet man es aber bei gering- 
fügigeren Schädigungen, so liegt darin ein Hinweis darauf, daß 
die Resistenz der Respirationsorgane durch vorher bestehende Stô- 
rungen herabgesetzt ist. Hier dürften dieselben Grundsätze 
Geltung haben, die Ljungdahl für das Auftreten des „spon- 
tanen Pneumothorax“ für bedeutsam hält und die Ablehnung der 
Annahme angeborener oder erworbener „weak lungs“ Emersons)) 
am Platze sein. Von Alveolarruptur aut dem Boden konstitu- 
tioneller Disposition ist jedenfalls nichts bekannt, eine Schwäche 
des elastischen Gerüstes, die Plesch?) für das chronische sub- 
stantielle Emphysem in Anspruch nimmt, is? noch nicht erwiesen, 
Deshalb bildet das Auftreten des interstitiellen Emphysems bei 
geringfügigen Anlässen einen Hinweis auf vorher bestehende Schä- 
digungen der Respirationsorgane, das heißt auf tuberkulöse Pro- 
zesse, Pleuraadhäsionen usw. Fälle von generalisiertem sub- 
cutanen Emphysem bei unkomplizierten Masern haben neuer 
dings H. Mery und L, Girard?) mitgeteilt, ohne allerdings den 
Ausgangspunkt und die Ursachen des Emphysems festzustellen. 
Wir beobachteten ebenfalls bei Masern und gleichzeitigem Keuch- 
husten mit mäßiger Bronchitis in einem Falle Hautemphysem, 
nach Abklingen der Erkrankung fiel die Tuberkulinreaktion stark 
positiv aus und konnte auf komplizierende tuberkulöse Prozesse 
hinweisen. Eine genaue radiologische Untersuchung des Falles 
war wegen vorzeitiger Entlassung nicht möglich. Bei einem 
anderen Kinde unserer Beobachtung mit schwerer kavernöser 
Phthise lösten ebenfalls Masern ein schweres subeutanes Emphysem 
aus. Die Erkrankung führte zum Tode. Bei einem Falle von 
Keuchhusten mit spontanem Pneumothorax und Hautemphysen 
fand sich bei der Sektion eine schwere Hilusdrüsentuberkulose 
mit Pleuraadhäsionen an der Lungenwurzel. Bei Influenza scheint 
die Komplikation recht selten zu sein, in einigen anatomischen 
Mitteilungen ist sie erwähnt worden. Ein klinisch beobachteier 
Fall von chronischer Influenzapneumonie mit subeutanem Emphysen 
und Pneumothorax nach Durchbruch von Bronchiektasien ist vol 
Kaznelson mitgeteilt worden 4). 

So ergibt sich aus dem Gesagten, daß die Prognose im all- 
gemeinen von der Natur und Schwere der Grundkrankheit ab- 
hängt. Da, wo der Symptomenkomplex des interstitiellen, me 
diastinalen, subeutanen Emphysems im Endstadium einer schweren 
Lungenaffektion auftritt, ist seine praktische Bedeutung natürlich 
gering. Bei leichteren Erkrankungen, deren Prognose an sit 
nicht ungünstig ist, kann die Komplikation mit dem Emphysen 
schwerwiegende Bedeutung erlangen, die ungünstigen Einwirkungen 
auf Respiration und Circulation spielen besonders infolge des 
mediastinalen Sitzes des Emphysems eine wichtige Rolle, dot 
haben auch höhere Grade der subcutanen Ausbreitung unangenehme 
Folgen. Der höchst bedenkliche Circulus vitiosus, der dadurch 
entsteht, daß bei zunehmender Dyspnöe die Atembewegungen gewalt- 
samer werden und immer größere Luftmengen aus der Lunge 

auspressen, die wiederum die Dyspnöe steigern, zwingt nicht selten 
zu aktiverem Eingreifen. 

Wenn es gelingt, durch Unterdrückung des Hustenrelz& 
und der angestrengten Atmung der Auspressung weiterer Lu 
mengen Einhalt zu gebieten, kann die Entwicklung bedrohlicher 
Grade des Emphysems in jedem Stadium verhindert werden. bel 
Erkrankungen mit an sich. günstiger Prognose sind unter Um- 


') The John Hopkins Hospital Reports 1903, Bd. 11 Si zitiert 
nach Ljungdahl, lc. parese R n 2 e 
“) Charitéannalen 1912, Bd. 36, S. 1912, zitiert nach 


J. Bauer: 
Die konstitutionelle Disposition zu inneren Krankheiten. 


Berlin 1917, 
Springer, 


®) Arch. de m 
1918, Bd. 88, S. 148 
1) Sit 
M. Kl. 1919 


éd. des enfants Bd. 18, S. 27, referiert Jb. £ Kindhlk. 


zung des Prager Ärztevereins vom 11. Januar 1919, referiert 


„Goo glè 


© ` Dr. Paul Goldberger, -Sekundärarzt der Abteilung. 


- 


` 24, September. - 


ständen eingreifendere Maßnahmen angezeigt, wenn die Aus- 


zustellen, kommt "die Anlegung eines künstlichen Pneumothorax 
. an der Seite der erkrankten Lunge in Betracht. Punktion, Aspi- 
‘ration, Kompression des’subeutanen Emphysems,versprechen wenig 


Erfolg, dagegen dürfte der Vorschlag Krons!) zur Behandlung 
‚tiefer. bedrohlicher Weichteilemphyseme in Zukunft Berücksichti- 
| Durch Freilegung der Trachea ‘und ihrer Um- 


gung verdienen. | | 
gebung im Jugulum soll der Abfluß der ausgepreßten. Luft aus 


dem Mediastinum erleichtert und der Ausdehnung des subcutanen 


Emphysems vorgebeugt werden. Das Verfahren hat sich im Felde 

bei Verletzungen der Thoraxorgane bewährt und verspricht auch 

für interne Erkrankungen in dringlichen Fällen Erfolg. . 

Aus der II. dermatologischen Abteilung (Prof. Dr. S. Ehrmann), Wien, 
~- Unsere Erfahrungen mit Silbersalvarsan. 

u | Ä er er 


~ 


(l. Mitteilung) 


Das vom Professor Ko l 1 e uns freundlichst zur Verfügung 


gestellte Silbersalvarsan probieren. wir fortlaufend aus; zunächst 
sei über eine erste Untersuchungsserie, eine Reihe von 60 Fällen 
„berichtet. ° | | 
i ..Im ganzen verabreichten wir dabei 266 Injektionen. . Wir 
verwendeten das Silbersalvarsan in der Einzeldosis von 0,2 bis 
~ 0,4 und gingen meist so vor; daß wir zunächst in’ achttägigem 
Intervall zwei Injektionen à 0,2 gaben, hierauf nach drei Wochen 
0,3 und nach einer weiteren Woche 0,3 oder 0,4 je nach dem 
Falle. Meistens behandelten wir gleichzeitig mit Quecksilber, nur 
Sechs Patienten verabreichten wir Silbersalvarsan allein, wobei 
“wir die Zahl der Injektionen bis auf sechs erhöhten, indem wir 
_bei.den späteren Injektionen zu 0,3 gaben. | 
©.. Wir lösen das Silbersalvarsan in 10 cem destilliertem Wasser 
und legen ‚übereinstimmend mit den anderen Autoren auf die vor- 
sichtige und langsame Injektion besonderen Wert. Die Schwierig- 
keit, die dadurch entsteht, daß man infolge der Farbe des Silber- 
Salvarsans das in die Spritze zurückgesaugte Blut nicht sehen kann, 
suchen wir. dadurch zu umgehen, daß wir zunächst die sogenannte 
Saphirsche Nadel ohne Spritze in die Vene einführen, und dann 
erst die Spritze aufsetzen. Die Prozedur wird zwar dadurch etwas 
- blutig, gewinnt. aber gewaltig an Sicherheit und, wird sie: schnell. 
gemacht, so ist die Verunreinigung durch Blut nur minimal. Zur 
Vermeidung von Infiltraten ist bei diesen Vornahmen besondere Vor- 
Sicht geboten, denn auch wir konnten in Übereinstimmung mit 
Galewsky, Kerl und den anderen Autoren feststellen, daß die 
Infiltrate. nach Silbersalvarsan bedeutend schmerzhafter sind als die 
' bach Neosalvarsan. l ; 
= Von Nebenwirkungen sahen wir Fieber in zwölf Fällen, 
darunter bei acht nach der ersten Injektion; bei vier nach der 
zweiten, bei keinem nach einer weiteren. Das Fieber stieg 
meistens bis 39,1, in einem Falle bis 40 Grad. Kopfschmerzen 
und ‚Mattigkeit beobachteten wir einige Male. Pr 
‚ Den sogenannten angioneurotischen Symptomenkomplex 
(Pink us), vasomotorische Erscheinungen, wie sie Galewsky, 
,.Sellei beobachteten, sahen wir nicht; ebensowenig Früh- oder 
'Spätikterus und Dermatitis, wie sie von einigen Autoren (Knopf 
und Sinn und: Anderen) beschrieben wurden. | 
‚ „Jedoch der von Erhard Riecke beschriebene Fall, bei dem 
ein Patient 17 Tage nach der siebenten Silbersalvarsaninjektion schwere 
akute cerebrale Erscheinungen bekam, denen er erlag, nachdem er 
schon zwischen der sechsten und siebenten Injektion ein Erythem des 
Gesichts E Zeigt hatte, das sich nach der siebenten Injektion in eine 
 exfoliierende Dermatitis verwandelte, wird uns zur Vorsicht mahnen, 
besonders dann, wenn ein Patient, wie in diesem Falle, nach mehreren . 
‚Injektionen Fieber oder Benommenheit oder vasomotorische Erschei- 
Nungen zeigt; kurz Reaktionen, die durch Spirochätenzerfall nicht. 
restlos erklärbar scheinen. Riecke erklärt den Fall durch eine 
allgemeine Schädigung toxischer Natur. Es sei jedoch darauf hin- 
5ewiesen, daß das jähe Auftreten schwerer cerebraler Erscheinungen 
nach einer Inkubationsfrist vom Zeitpunkt der Injektion, das Vor- 
herbestehen. persistierender vasomotorischer “Erscheinungen, wie 
ermatitis, ‘die Reaktionen bei den früheren Injektionen gar sehr 
an jene Erscheinungen erinnert, die wir aus dem Gebiete der 
Um oe nur 1e Pen Were ` 
~ 1).M. m. W. 1914,.Nr. 47, S. 2291. 


1 


1919 — MEDIZINISCHE 


breitung- des Emphysems durch Narkotica allein nicht zu’ ver- 
hindern ist, Ist der Ausgangspunkt des Emphysems_ sicher fest- 


‘ Kaninchensyphilis. (Ebenda 45. Jahrg., Nr. 6:) — 12. v. 
` Erfahrungen mit Silbersalvarsan. (Ebenda 


aar 


KLINIK — Nr. 38.. ` 


Serologie als anaphylaktischen Shock kennen; „eine salvarsanüber- 
. empfindliche Individualität im Sinne idiosynkrasischer Veranlagung“ 
erscheint demnach — wie. wir glauben — doch nicht mit Sicherheit _ 
{| ausschließbar. _ ei oe Zn 


sächlich die ‘Spirochäten überraschend schnell schwinden, 'Skle- 
rosen und insbesondere Plaques sich schnell zurückbilden; genaue 
quantitative Untersuchungen, wie sich. die Spirochäten in Primär- 


„Von den nur mit Silbersalvarsan behandelten Sklerosen ist 
bisher keine rezidiv geworden, allerdings ist die Zeit zu kurz, um . 


~ i 


stellten sich uns bereits drei als Rezidive vor;.von diesen hatten 


jeder vier Injektionen erhalten. : 


dem uns vorliegenden Präparat für indiziert, insolange uns nicht ` 


è 


“ -| pharmakológische Wirkungsweise, ` Speicherung usw., der- Mittel 
| genauer bekannt sind, als es heutzutage der Fall isti 0° 0 7 Be 
Die Erfahrungen Weichbrodts, der eine Lympho- .. 
cytenverminderung im Liquor bei .Paralytikern nach Silbersalvar- 


san beobachtete, ermutigen. zu Untersuchungen in dieser Rich- 
tung. Wir sind damit beschäftigt, die Liquorveränderung nach 
Silbersalvarsan zu studieren. © | | "I 
Zusammenfassend können wir sagen, in. Anbeträcht der ge- 
‚ringeren Giftigkeit ‚dem. “Altsarvarsan gegenüber, der ‚höheren ` 
Wirksamkeit dem Neosalvarsan gegenüber, erscheint das Silber- 


N 


Vorsicht erscheint nur bei der Injektion selbst und insbesondere 


tionen verdächtige Erscheinungen, wie..Benommenheit, Derma- 
titis, ‚Fieber usw., zeigt. Am besten” erscheint die Kombination 
mit Quecksilberpräparaten, wenn auch der weitere Versuch, nur 


‚durchaus aussichtsreich erscheint, um so aussichtsreicher, als wir- 
ja- aus. den histologischen ‘Untersuchungen wissen, daß Silber eine 


‚besondere Affinität zu den Spirochäten hat und so ‚dem Salvarsan . . 


als Leitschiene dienen könnte. . | 


= Literatur: i. W., Kolle, Experimentelle Studien zu Ehrlichs. 
Salvarsantherapie, der Spirochätenkrankheiten. und über neue Salvarsan- 
präparate. (D. m. W. 1918, Nr.43 u. 44) — 2. Hugo Müller, Silber- ` 
salvarsannatriumbehandlung. der Syphilis. (Ebenda 1918, Nr. 51) — 3. Jo- `` 
hann Fabry, Über die Behandlung der Syphilis mit Silbersalvarsan.. 
(Ebenda 1918, Nr. 44) — 4. Gennerich, Über Silbersalvarsan. (Ebenda 
1918, Nr. 45) — 5. Weichbrodt, Silbersalvarsannatrium und Sulfoxylat- 
präparat-(Nr. 1495) in der‘ Paralysetherapie. 
6. Josef Sellei, Das Silbersalvarsan. (Ebenda 1918, Nr. 45) — 7. Ga- 
lewsky, Über Silbersalvarsannatrium. .(Ebenda 1918, Nr. 48.) — 8. F. Hahn, 
Über Silbersalvarsan. (Ebenda 1919, Nr. 50.) — 9. Lenzmann,. Über Er” 
fehrungen mit Silbersalvarsannatrium. (Ebenda 45. Jahrg., Nr. 13) .— 
10. Knopf und Sinn, Über Silbersalvarsan nebst Bemerkungen über’ 
konzentrierte Altsalvarsaneinspritzungen. (Ebenda . 45. Jahrg.; Nr. 19) — . 
ii. Delbanco, Zum Silbersalvarsan und zur Anloge der Menschen- und . 
otthafft(München), 
5. Jahrg., Nr. 13.) — 13. C. Krei- 
(M. Kl. 15. Jahrg., Nr. 7.) — 14. Wilh. 


bich, Über Silbersalvarsannatrium. 
Kerl, | 
Riecke, Schwere Erscheinungen nach Silbersalvarsan . in einem. Falle 
florider Syphilis (M. Kl. 15. Jahrg., Nr. 15.) Sen Ä 


Be 


Über die Wirkung der Atmungs- und Widerstands- 


gymnastik und ihre Indikationen bei chronischen 
- Herz- und Kreislaufstörungen. — N 

Zu ‘Von ge u S 

San.-Rat Dr. H.. Schmidt, Bad Nauheim, Sanatorium. 

3 i et (Schluß. aus Nr. 37.) 

' Mäßige aktive Bewegungen wirken hauptsächlich: auf den s 
peripheren Blutkreislauf fördernd ein, forcierte greifen das Herz 
selbst an, das Prinzip der Schonung des Herzens geht damit über 


in dasjenige der Übung. Die mechanische Wirkung beruht auf, 


der beim Wechsel von Contraction ‘und Erschlaffung der tätigen 
Muskeln stattfindenden Beeinflussung der Gefäßtätigkeit, „auf Be- 
seitigung der Widerstände, auf einer Erleichterung‘ und Vermeh- 
rung des Blutstromes durch die tätigen Muskeln und dadurch Ab- 
leitung des Blutes aus Organen, in denen infolge der Blutumlaufs- 
störungen Stauungen erzeugt wurden, und auf Förderung, des 
Lymphstromes. Die Einstellungsfähigkeit der Muskelgefäße auf 


"an. 


Was nun die Heilresultate betrifft, so’ konnten wir ganz in . 
: Übereinstimmung mit den anderen Autoren feststellen, daß tat- 


sarvarsan als wertvolle Bereicherung: der antisyphilitischen Mittel; | 


Über Silbersalvarsan. (W. kl. W. 32, Jahrg., Nr. 17.) — 15. Erhard. j 


' alfekten und insbesondere im Gewebe verhalten, sind im Gange. a 


mit Silbersalvarsan zu behandeln, ‘besonders zur Abortivkur ` 


(Ebenda 1918/ Nr, 44) — 


` 


i s i a 
% h iaaa Eon 
2 š 
yhet y 
tiea 
`; E 5; sw 
i + 
. $ s $ 
s é s 

BJ . 

‚ 


wu 


ein endgültiges Urteil zu fällen. Vón den Lues-I-Fällen jedoch 


08 > e e. x | Sen . Aea sa 2 

‘`. Die großen Gesamtdosen in häufig und kurz nacheinander - p 
wiederholten Abständen zu geben, wie sie einige Autoren - 
verabreichen, erachten wir weder beim Neosalvarsan, noch bei- `. ~ 


dann geboten, wenn. ein Patient nach zwei oder mehreren Injek- = U. ar: 


Far 
Sr: 
~ e a + 
Ser 


TI ee a 
LE DD were A 
2 
run en 
ui 


t -,.. -. 
e -eA 
SUTMIELE 
=e. ie 
ke 
EN 


$ ` > 
> E: ' ._ i n 5 B i 

K pa Areria 5- m Ss REN = Zr te ae A = 

r ia F. - * a 5 i ‘ ` N 5 " ei + . .r t S s = i * . pE oi Q a N 

Fr: . Pe A . ‚ a es ee P ne, a 2 ` E a 2 t 

Ta $ aa a - A a . . mn ER Ae BE E n u en 

2 . ge Bo .- - ' i ` í SR, Se) 5 dtr E P z 5 Par E EE 
- $ RY = Mo r - " A a ee - R Eip as ß j 
< a a = De ET PER: gt 5 2 at n ty ER s r e on . ze i 
en ee i Re . ee BER Ra .: Ze m A er, . Br en N u Siy e E 
Ba E ; u E . SE ee BEN f Eaa aA earo T a EATE a a a EE pi x i Oo Re 
> -= 5 i wit U, ER ZEN S PR a e = Bi a . s a SR - KR ur N NT N 

â ERTL : Bet 5 Ey ` ý u ne Pe Ea ae SR \ 
ä ` a ai ʻi a -- 1 ne 
== T > i BD N DER: 

ea . s 

fr f 


ma y 


. ' 
.- = 
iati x 
e Te apaa aa aae. 
maan = 
ei, 


t på 
r 


ee wei. Lan, 
aa SEE E Se S 
i Er 


want 


Br 


N Are U 
are jr y DE tata nt. 
A rel U ned gotan a wine PE - 
~ aae ne z Siy h ye È bP ES 
en 8: z veri = 
: BT e æ A een 


IR 
et 
> 
a 


pe 
u E T ; 
eae aada E E P * 


E emar È 
RARER 


Tiger y 


e 
n a 
=., a rS 
en 
ET 
ease t 2%) > Seen 


RIES 
nun. 
ren, er 


EEE E ge 


EEE Te N 


abr. AP 
u Lachs Takes 3 
Ui 


De 


=- essens- 
De A LINNEN a, 


E, 
TUT s 
x AP; =: 


RAA 

FR 
t S 
m 

mo 
Amann nn 
T u S 
e e n 


PATTEM a 


. 
sum 


FE este 


—_ nn 


Fa a 


5° 
POREN 


æ - Zu. 
A 2 
er nn dann 
au Rn 
terj ek — 
LEE 


re 
u 


i; p h 
siguet 
bee p 


en [ar 
Ale... 
mus, 


ee IE 
TL 


UAE rai 


L 


. 
num 


ERSTEN 


aeos 


E 7 2 


win 


u tar a 2 o 


s - e.. A =; DET De -m na. e 
e TR u 


ner - 


= veer PER a eea 
wedt > 


KOTETO AT TANN z, 


a 

r Y 

T aa are 
un 


I e ~ „U % 


GEL ten S T E A = 3 x m 
Ra ETna niesen E Be A 
end ur = Fr 
en 2 IE - >» =n 


CE OA Tin, A 


x 


RE 


Eger 


e peer eee 
EA 


t nn 
er . 
um nn un. 


u 
. er id gt 
abe i ii eng at 


AETI ET a nn 


MOUN E DEA N 


ETAL“ 
4 


T 


A ee re RS 
E a a i e = 
ToT TONN ren. 
D E A GER adi, 
X 


AAA E e 
Ere pe 


pæ 
u 
. 


a 8 y ? P e Vr ri 3 eu Fe Me ee UWE er Vi De 
Ne! Fe 3 7 = 


Br 
un) 


956 21. September. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


den jeweiligen Blutbedarf wird gesteigert, die Muskelarbeit mit 
geringerem Kraftaufwand geleistet. Der Kranke lernt unzweck- 
mäßige Bewegungsimpulse vermeiden, also bei gleicher Arbeit 
seine Herzkraft in geringerem Maße gebrauchen. Der mangelhafte 


Gasaustausch und die ungenügende Sauerstoffversorgung in den | die gleichen allgemeinen Maßnahmen neben der eigentlichen Be- 
Geweben, in deren Gefolge unvollständig verbrannte saure Stoffe | handlung der Herzmuskelschwäche mit Ruhe und eventuell Digi- 
im Blute kreisen mit ihrem erregenden Einfluß auf das Atem- | talis. Erst wenn der Herzmuskel wieder zu größeren Leistungen 
centrum (Kraus) und ihrem schädigenden auf die Gewebsarbeit | befähigt ist, kommt die Verordnung von Widerstandsgymnastik 
werden behoben. Nach Zander (Stockholm) spielt diese Ver- | in Frage. Ist der Herzmuskel selbst verändert, so kommen nur 
besserung der Lungen- und Muskelfunktion durch Muskelarbeit | solche Muskelbewegungen in Betracht, die den peripheren Kreis- 
bei Beurteilung der Wirkung derselben auf den Kreislauf neben | laufsbetrieb regulieren und kräftigen, und auf die das Herz selbs 
der mechanischen eine große Rolle. Wir können durch die Wider- | kaum merkbar reagiert. > 
standsgymnastik eine Erhöhung der Maximalleistung des Herz- Natürlich ist hier dauernde Beobachtung des Patienten not- 


muskels erzielen, im allgemeinen erreichen wir eine Erhöhung | wendig, zumal selbst bei einem bestimmten Kranken die Herz- 
seiner Ausdauer. Die Gefäßarbeit wird direkt beeinflußt, die Ge- 


kraft zu verschiedenen Zeiten verschieden sein kann. Masing, 
fäßwiderstände werden reguliert, der periphere Kreislaufbetrieb | Moritz, Gräupner und Andere haben ganz bestimmte, ge- 
durch Übung gestärkt. Die Leistungs- und Widerstandsfähigkeit | setzmäßige Veränderungen des Blutdrucks nach Arbeitsleistung 
des Organismus wird erhöht, seine Überempfindlichkeit auf funk- ! festgestellt und beurteilen zum Teil ihren Effekt nach diesen, 
tionelle Ansprüche herabgesetzt. Der Herzmuskel wird nur dann | Sicher können wir durch Bestimmung des Blutdrucks und der 
kräftiger, wenn er bei größeren Anforderungen weniger ermüdet. | Pulsdruckamplitude und durch Vergleichen der Resultate fort: 
Kürzere Übungen mit genügend großen Widerständen bewirken | laufender Messungen manche Aufschlüsse über das Verhalten des 
den kräftigenden Reiz, der die Anpassung des Herzmuskels an | Herzens und der Gefäße bekommen, doch ist die ausschließliche 
Mehrarbeit erzeugt. Durch eine zu allmähliche Steigerung oder | Beurteilung des Wertes einer Übung nach der Wirkung auf den 
zu dauernde gleichmäßige Belastung der Widerstände kann die | Blutdruck nicht angängig. Besonders maßgebend scheint mir 
Anpassung ausbleiben, weil im ersteren Falle der Reiz unwirksam | immer noch das subjektive Wohlbefinden des Patienten zu sein; 
bleibt und im letzteren die Reizbarkeit herabgesetzt wird; zu lang | dieses gibt uns den sichersten Weg an für den richtigen Aus- 
anhaltende Belastung kann zur Überdehnung des Herzmuskels | gleich zwischen Arbeit und Schonung. Die Berücksichtigung des 
führen. Also kurze, aber genügend starke Reize durch einmalige | Pulses, seines Füllungszustandes, seiner Frequenz geben weiteren 
oder wiederholte tägliche kurze Widerstandsgymnastik, die das Herz | Aufschluß über die Leistungsfähigkeit der Circulationsorgane bei 
unter einer größeren Spannung als vorher arbeiten läßt, ist das | Arbeitsleistung, aber auch hier können Erscheinungen auftreten, 
Wesentliche bei der Anwendung übender Maßnahmen, die auf den | die eine sichere Entscheidung, ob die aufgegebene Arbeit den 
Herzmuskel selbst wirken sollen. Viel häufiger richten wir unsere | vorhandenen Kräften entsprach, nicht zulassen. Gewisse musku 
Maßnahmen so ein, daß wir hauptsächlich auf den peripheren | läre Schwächeerscheinungen des Herzens, Arhythmie und langsames 
Kreislaufbetrieb einwirken, ihn regulieren und anregen, wenn der | Abklingen der gesteigerten Pulsfreguenz nach der Arbeitsleistung, 
Herzmuskel selbst zu einer wesentlichen Steigerung seiner Leistun- | Steigerung der Pulsfrequenz während derselben, finden sich bei 
gen nicht mehr befähigt ist. Allerdings erfordert vermehrte Strö- | Herzneurasthenie ebenso wie bei muskulären Schwächezuständen 
mungsgeschwindigkeit auch verstärkte Arbeit des Herzens; diese | (Goldscheider). Doch bleibt die Beobachtung der Herz- 
aber dürfte durch Herabsetzung der Widerstände ausgeglichen | aktion ausschlaggebend. Wenn der Spitzenstoß resistenter als 
werden. Da das geschwächte Herz Zeit braucht, sich auf höhere | vorher, die Aktion beschleunigt, seltener verlangsamt, auch un 
Anforderungen einzustellen, im Gegensatz zu dem gesunden, das | regelmäßig wird; wenn der Puls je nach der Frequenz der Herz: 
die Anpassung unmittelbar auf die Anforderung vollzieht, so | contractionen groß und voll oder klein und weich wird; weni 
müssen die Widerstände allmählich erhöht werden. und die | weiter der erste Ton verstärkt, die zweiten Töne über der Basis 
Übungen nur von kurzer Dauer sein. Sie sind so vorzunehmen, | auffallend laut werden und diese Veränderungen von dem Gefühl 
daß stets ein Wechsel der arbeitenden Muskeln stattfindet. 


des Herzklopfens begleitet sind, so bedeutet das: das sich stark 
E. Weber [Berlin]!) hat festgestellt, daß die Ermüdungs- | kontrahierende Herz arbeitet auf der Grenze seiner Leistungs- 


reaktion der Gefäße bei Muskelarbeit eines bestimmten Gebietes, | fähigkeit, das drohende Zeichen seiner Überanstrengung. Abnahme 
die sich in Verengerung äußert, aufgehoben werden kann, wenn | der Resistenz des Spitzenstoßes bei gleichzeitigem Weicherwerden 
man ein anderes nicht ermüdetes Gefäßgebiet arbeiten läßt. Nach | des Pulses und Erniedrigung des arteriellen Druckes lassen das 
kurzer Zeit tritt dann in dem ermüdet gewesenen Muskelgebiet | Eintreten einer Schwäche des Herzmuskels, der linken Kammer, 
auf erneute Arbeit die normale Gefäßreaktion, ihre Erweiterung, | annehmen. Strenges Individualisieren ist Gesetz; die Therapie 
ein, während bei Ruhe die umgekehrte Reaktion, ihre Verenge- muß durchaus verschieden sein, je nachdem Mangel an Betäll- 
rung, bestehen bleibt. Das ist bei aktiven Muskelbewegungen zu | gung oder Erschöpfung durch Übermaß an Betätigung vorliegt 


Widerstandsgymnastik sind bei richtiger Anpassung der Bewe- 
gungen an die Leistungsfähigkeit des Kranken geeignet, das vom 
Arzt als nicht mehr gesund befundene Herz auf lange ‚Jahre in 
seiner Kraft und Anpassung zu erhalten. Auch für jene gelten 


berücksichtigen, ganz besonders aber, wenn es sich um Krank- | (Rosenbach). 

heitserscheinungen handelt, die durch abnorme Reiz- und Ermüd- Die Indikationen für Widerstandsgymnastik ergeben sich als 
barkeit in bestimmten Gefäßgebieten, z. B. bei nervösen oder auf | dem Gesagten; sie ist besonders angezeigt bei primären peripheren 
Arteriosklerose beruhenden Gefäßstörungen, erzeugt wurden. En = 


Kreislaufsstörungen, die ihre Ursache in einer mangelhaft ent 
Durch Anwendung; von Widerstandsgymnastik, die mit gleich- 


sinnigen Atemübungen zu verbinden ist, suchen wir den Herz- 
muskel zu einer gewissen Arbeitsleistung zu zwingen, dadurch 
seine Ernährung zu bessern und ihn zu kräftigen, seine Anpassung 
durch Vermehrung seiner funktionsfähigen Substanz zu erhöhen, 
andererseits durch Beeinflussung der peripheren Circulation die 
Widerstände und den Blutstrom zu den Organen zu regeln, den 
Lymph- und venösen Blutstrom zu fördern und so die Gewebs- 
arbeit zu erhöhen. Die Verordnung von aktiver Muskeltätigkeit 
erfordert die Feststellung, ob Circulationsstörungen mit veränderter 
Blutverteilung oder ohne solche vorliegen. Diese müssen wir zu 
bekämpfen suchen durch Regulierung der gesamten Lebensweise, 
durch Fernhalten weiterer Schädigungsmöglichkeiten, und beson- 
ders durch genaueste Vorschriften über körperliche Bewegung, 
die zur Unterstützung des Kreislaufs und Erhaltung der Herz- 
kraft unumgänglich nötig sind, soll der Herzmuskel vor frühzeitiger 
Schwäche bewahrt werden. Tägliche Spaziergänge, auch Rudern, 
Schwimmen, Reiten, gewisse sportliche Betätigung und besonders 


Überernährung, Fettsucht, Gicht haben, bei nervösen Kreislauls- 
störungen, und zur Ergänzung und Festigung des Resultats einer 
weichenden Herzmuskelschwäche, die durch Digitalis und kohlen- 
saure Bäder, durch gleichzeitige Einschränkung der körperliche 
Bewegung oder völlige Ruhe für eine übende gymnastische Be- 
handlung vorbereitet wurde. Hier ist die systematisch verstärkte 
Übung der einige Zeit hindurch wenig tätigen Körpermuskeln ein 
vorzügliches Mittel, das Herz allmählich wieder an größere Lei 
stungen zu gewöhnen [Romberg]!). Geht aber die Herz- 
muskelerkrankung mit einer Hypertrophie des Organs einher, $ 
ist die hypertrophische (auf Entzündung beruhende) Herzverände- 
rung eine krankhafte und führt bei Neigung zum Fortschreiten 
zur Insuffizienz, wenn erhöhte Anforderungen seine Anpassuls° 
fähigkeit übertreffen. Das gleiche gilt von Hypertrophien, dieaus aD- 
deren Ursachen erzeugt wurden, wenn diese weiter wirksam bleiben 
(Hypertonie, Onanistenherz). Die Anpassungsfähigkeit des hyp% 


1) E. Weber, Über eine neue Untersuchungsmethode bei Herz- 
krankheiten, (Zschr. f. exper. Path. u. Ther. 1916.) 


H) Romberg, Lehrbuch der Krankheiten des Herzens und der 
Blutgefäße 1906. ; 


oogle 


wickelten und ungenügend beanspruchten Muskulatur, oder mM 


tropbischen Herzens auf plötzliche stärkere Inanspruchnahme "2 


ti o 


>> >, PFa PPh p q e, Ch, O 


liegenden Fettmengen mechanisch die Systole des Herzens und. 
‚seine diastolische  Erweiterungsfähigkeit erschweren, und Krehl?°) 
‘ macht darauf’ aufmerksam, daß .wohl auch: beim Herzmuskel das 
> wuchernde, fettführende Bindegewebe durch sein Wachstum die 
. Muskelfasern ertöten könne, und daß andererseits auch chemische, 
für die Funktion außerordentlich störende. Veränderungen des Myo- 
'kards- im Gefolge der Fettsucht sich einstellen könnten, und alle 
möglichen - feineren Veränderungen der Muskelfasern vorhanden 
sein dürften. Besonders aber sind es die Folgeerscheinungen der 
Fettsucht und der mit ihr: meist verbundenen Luxuskonsumtion, 
welche Veränderungen an den Gefäßen, besonders den Kranz- 
gefäßen. hervorrufen, und allgemeine Störungen "durch das über- 
mäßige Körpergewicht, die Fettansammlung am Herzen, in der 
Brusthöhle, im Bauch bedingen und Atembeschwerden verursachen. 


Besonderer Beachtung bedarf.die Form der Fettsucht, welche mit 
den Erscheinungen der ‘Anämie einhergeht, welcher Verände- 


rungen im Stoffwechsel zugrunde liegen, und bei’ der sich 
frühzeitig eine Myokarditis und Arteriosklerose entwickeln. Bevor. 


wir die richtigen Maßnahmen einer ‚mehr schonenden oder üben-. 


den Therapie ergreifen können, ist also zunächst eine Feststellung. 
` der ursächlichen Momente zu versuchen, ob eine konstitutionelle, 
durch tiefer greifende Stoffwechselstörungen erzeugte, eine durch 
Luxuskonsumtion — Mästung, Alkohol — erworbene Fettsücht, oder 
eine Mischform vorliegt: Ferner ob die Erscheinungen lediglich 
auf das Mißverhältnis zwischen Körpergewicht und Herzkraft zu 
‚ beziehen sind, oder ob die oben bezeichneten Veränderungen an 
den Kreislaufsorganen vorliegen. Die Beurteilung des Herzens 
und der Gefäße, von der deshalb die Rede war, ist ausschlag- 
gebend. Wichtig ist weiter die Feststellung, ob. wir es mit einem 


gewohnheitsmäßig trägen Fettleibigen zu tun haben, dem es an 


: regelmäßiger und ausreichender Körperbewegung, also an mangel- 
‚ hafter Übung fehlt, oder mit einem muskelkräftigen Kranken, bei 


l dem die Beschwerden trotz ausreichender Bewegung bestehen. 


Letztere sind von einer gymnastischen Behandlung auszuschließen. 
Bestehen dagegen rein nervöse Störungen der Herz- und 
Gefäßtätigkeit, so werden durch methodische Anwendung: von 
Widerstandsgymnastik und von Muskeltätigkeit das erregbare und 
überempfindliche Nervensystem beruhigt und Gefäßstörungen aus- 
geglichen; die subjektiven und objektiven Symptome werden ge- 


auf funktionelle Ansprüche mit Erscheinungen der Überreizung 
antwortet.- Durch Übung gekräftigt wird es bei Anforderungen 
sich leichter anpassen. Rhythmusstörungen, Extrasystolie erzeugen 
nach Wenckebach Kreislaufsstörungen; sie beeinflussen die 
Systolische .Kraft des Herzens und setzen seine Leistungsfähigkeit 
‚ erab. ‘Bei"Dosierung der Widerstände ist darauf Rücksicht zu 
r nehmen. Kompliziert aber Extrasystolie eine Herzmuskelerkranküng 
oder einen: Herzklappenfehler, so beschränke ich mich auf passive 
Gymnastik. Sind die Beschwerden bei Kranken mit schlecht ent- 
wickelter Muskulatur durch Mangel an Übung verursacht, so muß 
die Therapie auf Erhöhung der Leistung hinwirken. . 
. „7—7 Wieweit sind Kranke mit Klappenfehlern für diese Be- 
handlurig geeignet? In prophylaktischer Hinsicht kommt ihr ‘eine 
große. Bedeutung zu bei gut ‚kompensierten Fehlern zur Erhaltung 
einer kräftigen und zur Kräftigung einer schwachen Körper- 
‚ Muskulatur. Es ist fraglos, daß bei muskelschwachen Klappen- 
fehlerkranken : durch eine vernünftige Auswahl von Übungen und 
bei Anwendung dosierter Widerstände das Eintreten von Kompez- 
Sationsstörungen ‚hinausgeschoben werden kann. 
handenem Klappenfehler durch geeignete Widerstandsgymnastik 
geübter Herzmuskel wird in gesunden Tagen bestmöglichst funk- 


Pa 
Cad 


a F. A, H offmann, Krankheiten des Stoffwechsėls. 
Iy Noorden, Die Fettsucht. Wien 1900. ` 
ooa 2 Krehl, Die Erkrankungen des .Herzmuskels. 1913. 


Leipzig 1917. 


pi 


mindert und die allgemeine Leistungsfähigkeit gehoben. .Das gilt- 
auch für das konstitutionell minderwertige Herz (Tropfenherz), das 


Ein bei vor- - 


von H. Straub!) diese nicht mehr als durch Veränderung des‘: 

Belastungsdruckes bedingte kompensatorische Erweiterung, sondern: 

überwiegend als. Stauungsdilatation anzusehen. Der. Herzmuskel' 
verfügt bereits -bei seiner.Arbeit: über große Teile seiner Reserve- 


: durch ‚Verordnung. von Widerstandsgymnastik- erhöhen. ` Klinische 
Erfahrung lehrt .uns-.zwar, ‚daß bei diesem :Klappenfehler die 
muskelstarke linke Herzkammer durch ‚mäßige. Mehrarbeit eine 

. vollkommene Anpassung erreicht, sie lehrt uns aber auch, daß 
bei eingetretener Dekompensation ihre günstige Beeinflussung meist; 
recht schwierig ist. Das mahnt: wieder zur Vorsicht. Nach all- 
gemeiner. Ansicht -bietet die gymnastische Therapie der Mitral- 


insüffizienz ‘größere Vorteile. , Das gilt nur für die allerdings . 


' große Zahl’ leichter Mitralinsuffizienzen, bei denen .die Klappen- 
schädigung durch: Mehrarbeit der linken Herzkammer vollkommen 


‚ausgeglichen wird. Diese günstige Form der Mitralinsuffizienz 


ist wohl zu unterscheiden“ von der muskulären Insuffizienz der- 


 Mitralis, die- ebenfalls im-Anschluß an Angina,-Diphtherie, Gelenk? .: 


rheumatismus usw, entsteht. Diese zeigt auscultatorisch die. 
Zeichen einer Mitralinsuffizienz mäßigen, Grades, röntgenoskopisch 
‚außer einer mehr weniger starken Vorwölbung des: linken Vorhofs . 
und schlaffen Contractionen keine Formveränderung des Herzens, ` 
und beruht auf einer entzündlichen Veränderung vornehmlich der 
Papillarmuskeln und der Vorhofsmuskulatur. Die Erkrankung, 
die oft als leichteste Klappenschädigung angesehen wird, hat 
meist; fortschreitenden Charakter. Zunehmende Leistungsschwäche, 
Rhythmusstörungen kennzeichnen ihren. weiteren Verlauf und ` 
machen sie für übende Maßnahmen ungeeignet. Hat der Mitral- 
'klappenfehler "infolge der. primärey . Drucksteigerung: im. linken 
Vorhof zu seiner Erweiterung, . zur Änderung des Druckgefälles 
-im zuführenden venösen System und ihren Folgen auf das rechte 
Herz geführt, so ist dieser Vorgang, die. Belastung und Mehr- 
arbeit der rechten Kammer, nicht als unmittelbar durch die 
"Klappenläsion bedingt, deren Komipensation durch Mehrarbeit der . 
"linken Kammer geleistet ‘wird (Straub), .sondern als sekundäre- 
Erscheinung: anzusehen. Der Herzmuskel: wird ‘in: hohem Maße. 
zum Ausgleich herangezogen; Widerstandsgymnastik ist. nicht : _ 
' mehr angezeigt.  Stenosen eignen sich ' ebenfalls "nicht für diese 
Behandlung. Bei ihnen findet eine beträchtliche Blutverschiebung 
aus dem großen Kreislauf in den linken Vorhof und in die Lungen- - 
gefäße hinein statt, die durch Nutzbarmachung der eireulatorischen 
Kräfte des Atmungsapparates und durch Mehranforderung andierechte 
Herzkammer zunächst ausgeglichen wird.. ‚Der Herzmuskel arbeitet. 
aber bereits mit energischen Kompensationsanstrengungen und - 
wird infolgedessen selbst oder in seinen Gefäßen bald. verändert. . 
So wird jede. außerwesentliche Arbeitsleistung. ihn noch weiter. 
schädigen. Für alle diese Fälle nehmen wir aber die-die Circulation 
fördernde Kraft der Lunge durch Atmungsgymnastik in Anspruch, , 
Ferner ist die Frage. zu entscheiden, ob an Arteriosklerose 
Leidende mit Widerstandsgymnastik behandelt werden sollen. 
Meine Erfahrung geht dahin, daß dieselbe vorzügliche Wirkungen 
bei richtiger Auswahl der Fälle hervorrufen kann. Dieselbe hängt 
ab von dem Grade der atheromatösen Veränderungen: der Gefäße: 
schwerere Erkrankungen derselben eignen sich absolut nicht, weil 
irgendwelche Anpassungs- und ‚Ausgleichsfähigkeit von den Ge- 
fäßen nicht mehr zu erwarten ist und der Herzmuskel bereits mit 
dem Maximum seiner Kraft. zur Überwindung der vermehrten 
Widerstände arbeitet, und‘ von. der Beschaffenheit des Herzens 
selbst: ist die Rückwirkung der Arteriosklerose auf den Herz. 
muskel, Hypertrophie mit Dilatation und Myokarditis bereits deut- 
lich vorhanden, so sind nur passive Bewegungen gestattet... Hin- 
'gegen ist‘ die große Anzahl von. Arteriosklerotikern aus den. 


-© 3 H. Straub, Zur ‘Dynamik der Kiappenfehler des linken ` 
Herzens. : (D. Arch.‘f. klin. M.,.Bd. 122). 00 06 05 a oaa 


kraft, wir werden die Ansprüche des täglichen Lebens nicht noeh‘ 


\ 


4 ` 


EAG wi une i R ee en Ne LEE 

age a si: a ee th) 

de a rn 

Sue = a fea ee © ; - P l $ E . C E E pis BE 2 Se tn TE: Fi eur N Wr Si 

. -.  21.:September. E 1919’— MEDIZINISCHE KLIN IK: — Nr. 38. SE ERSTE EEE 957 En Bi: = 

A N $ Bu a SE E ne a ze re E € Be a EN SRE ee a Paa le 

wahrscheinlich infolge nicht genügender Blutversorgung des.Herz-- | tiònieren‘ und in kranken Tagen sich leichter anpassen. Im Stadium. ` eo gh BR 

` muskels vermindert. © > 0.2... | der ‚relativen Kompensation kommen Klappenfehlerkranke in B- č = 5 pad i 

` Bei Fettleibigen- ist größte Vorsicht und genaueste Beob- | tracht, die im Anschluß an eine Überanstrengung oder: Infektions-: me. is $ 

achtung notwendig, Handelt es sich um Funktionsstörungen, die | krankheit eine vorübergehende Schädigung des vorher zweck N, Ei: 

_ durch ein einfaches Mißverhältnis zwischen Masse des Körpers und | mäßigen Kompensationsvorganges, eine. Stauungsdilatation, be . .. ... 4°: j 

des Herzmuskels, durch Fettansammlung am Herzen [neurasthe- kommen haben, wenn durch Ruhe die Störung beseitigt ist, ‚und | - Rt = 

nisches Herz ‘bei Fettleibigkeit, F..A. Hoffmann]!) hervorge- | es ‚gilt nach. längerer Ruhe Herz- und Körpermuskulatur wieder | Ele j j: 

rufen sind, können wir von, Anfang an mit energischen Wider- | zu größeren Leistungen zu befähigen. -Bei der- Aorteninsuffizienz‘ SIERT: 
‚standsbewegungen beginnen. Oft liegen aber den Beschwerden | werden durch richtige Dosierung schwacher Widerstände -Tonus ae Hie ll 

schon tiefer greifende Veränderungen zugrunde. v. Noorden?) | und Elastizität der Gefäße gebessert, Hat aber die Aorteninsuffizienz 3 BEREN 

nimmt an, daß die zwischen den Muskelfasern des Herzens | zu einer dauernden beträchtlichen Erweiterung der linken Herz- - BEAT, 

-kammer geführt, so ist nach den experimentellen Untersuchungen -~ = u | M 

eaıl:: Er] 

[j e 

ENE E 


E o 
% R F . 
zo Ba 6 te 
; i Arep BE 15 
I aN; r 
; ; A 
- ' a ` t 
a E NE 
, 4 iaa Eai 1 
z Pa a, Sie 
U 2: 
A EN 
' a 
NA 2 f r- Pe) 
wo e tra 
$ 5 ' PERRA : -. A 
` , x + >. 
ntig JE r 
. a Re 
y , PaT i 
TER PORTEE 
x ng 5 


mumasrm 
en, 


Ne 


TEE 
i en 


PETE 
Er} 


Le ten dt, 
ur np 


7 2 5 ‘ .. - : 
- Gm a E: . 
atp en pat: em pn n en 
a PE FIRE 
` "> a 


nee a ee 7 
Dai e 
. RN a Bu 
Sah x A a i . 5 
*, JE 2 ARE rn A Siea 
T K . - r x t 
T N t. 
Sa ne ER Te alap a A 
Pia an ON PAAT TE nr I A 
et, ee 


© art 
N $ 
-m r 


I» OE VERA EEE 
U ET 


punea 
EE 
IE n TI 


- £ XG 
em 


rm a „rn 


= ren 

TEA, 
Au. Ka a k 
ehia E 

` ee 
LEE EN 


77 n — 
UIROE S 


Braga b 
a nn 
DEE IB 


— 


w 


ı= 


Ar ee 


a Ev 
a5 


REES, 


T 
Dr r - . FR 
Erle FELD 
armen > sE 
an, 


ec, Ar 
am ni 
Fran < 

Er BEER 


$ i Sy 
A E R E 
rer 


F 
. 
ET a ee an 
WE et a Y 


BE 


wear 
wre NE ws 
a RL IR 
= ” ng 3 = 
BE ee 


z 


Tez 


ng a 


re C vor 
Tran. Fra 


> 


Br 
Tara, 
re: — oe 


aas tL. 


Forrer 


ee 
ry p 


EAA 


-am swop o A 
Pee ar a a aa 


= EEEN 
jo PARUA eye 


aoar Zu SS a 
i 


saty p 
AST 


er 


ne 
en 


NS ER 
nr, PR E 


ER 
pore ` 


PE rn A a E e A l A 
on FUR EEE, 7 
Kurier = s- 


en a Eu 
d 5 


ee a un 277 2 77 


\ EEE ETEN STR: 2 

958 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 21. September. 
besseren Ständen, bei denen‘ Mangel an Betätigung, unzweck- | medikamentöse Verordnung von Beruhigungs- und von geläß- 
mäßige Lebensweise und anderes zur Schädigung des peripheren | erweiternden Mitteln zugleich unterstützend eingreifen, Ist der 

Kreislaufsbetriebes oder zu Veränderungen in dem großen Gefäß- | Zustand erhöhter Reizbarkeit im Gefäßnervensystem durch Ruhe 
gebiet der Leiborgane geführt haben, oder bei denen übermäßige | eventuell in Verbindung mit passiven Muskelbewegungen beseitigt, 
geistige Arbeit bei Mangel an Muskelbewegungen Arteriosklerose | werden wir durch methodische aktive Muskelarbeit die Ermüd- 
der Hirnarterien erzeugt haben, ganz besonders geeignet für diese | barkeit der Gefäßnerven, die zum Teil die Ursache der abnormen 


Behandlung. Aber in jedem einzelnen Falle ist zu überlegen, ob 
man nicht bei der bestehenden Erkrankung durch Anwendung 
von Widerstandsgymnastik ein mechanisches Moment zur Fort- 
entwicklung und zum Umsichgreifen” des arteriosklerotischen Pro- 
zesses hinzufügt, und eine bestehende Hypertrophie zum Übergang 
in den Dilatationszustand bringt. Die physikalischen Wand- 
veränderungen und die Anomalien der Arterienweite sind die 
Ursache der Circulationsstörungen in den Organen, und ihren 
Grad richtig zu erkennen und zu beurteilen ist mit unseren 
Untersuchungsmethoden nicht immer möglich. Da wir aber durch 
die Widerstandsgymnastik direkt auf die Gefäße und den Herz- 
muskel einwirken, so ist sorgfältige Beobachtung angezeigt. Ganz 
besonders aber, wenn zu den peripheren Gefäßveränderungen 
solche der Kranzgefäße des Herzens sich hinzugesellt haben. Da 
die Leistungsfähigkeit des Herzmuskels von seiner Blutversorgung 
abhängt, diese aber bei Coronarsklerose mangelhaft ist, so muß 
bei vermehrten Anforderungen an das Herz eine Zunahme seiner 
Insuffizienz eintreten. Sind gehäufte stenokardische Anfälle auf- 
getreten, so ist alles zu vermeiden, was erfahrungsgemäß die 
Anfälle erzeugen kann, also auch die Widerstandsgymnastik, wie 
jede Muskelbewegung nach den Mahlzeiten. Hier kann nur Ver- | 
minderung der Funktionsanforderungen durch Ruhe die Reizbar- 

keit des Gefäßnervensystems herabsetzen und die Durchblutung 

der Kranzgefäße bessern. In diesem Stadium werden wir durch 


Einstellung der Gefäße auf Leistungen, das heißt ihrer Verengerung 
ist, herabzusetzen suchen. Das gilt auch ganz besonders bei | 
cerebraler Arteriosklerose im Stadium der erhöhten Ermüdbarkeit, 
beim intermittierenden Hinken. Hier gelingt es, eine Umstimmung 
der durch gesteigerte Reizbarkeit und Ermüdung umgekehrt be- | 
einflußten Gefäßnervengebiete zu erzielen. Auch bei Kranken mit 
arteriosklerotischen Nieren, bei denen eine relative Insuffizienz 
des muskelstarken Herzens (Volhard) und eine funktionelle 
Schädigung der peripheren Gefäße vorliegt, sind mit Rücksicht 
auf die Erhaltung der Herzkraft, von der Verlauf und Dauer der 
Erkrankung abhängen, systematische, dem Zustand angepaßte, 
aktive Muskelbewegungen nur nützlich, Bei Aneurysmen der 
Aorta und bei allen Kranken, die gewohnheitsmäßig oder beruflich 
täglich reichliche körperliche Leistungen aufzuweisen haben, und 
nach akuter Überanstrengung des Herzens sind übende Mab- 
nahmen nicht angezeigt. 

Die Übungen müssen lange fortgesetzt werden, will man 
eine Regulierung und Erhöhung der Gefäßtätigkeit und Kräftigung 
des Herzens erreichen. Während der kurzen Kurzeit im Badeort 
soll der Patient daneben lernen, welches Maß von Arbeitsansprüchen 
er seinem geschwächten Herzen zumuten darf, und welche Schäd- 
lichkeiten in seinen Lebensgewohnheiten, seinem Berufe usw. aus- 


geschaltet werden müssen, da sie dem natürlichen Heilprozeb 
hinderlich waren, Ea | 


Referatenteil. 
Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin, 


Sammelreierate. 


erkrankungen bei den Ohrenkranken und den Mitgliedern ihrer 
Familien. 3. Durch die Erhebung zahlreicher, die abnorme Kör- 
perverfassung sicherstellender degenerativen Stigmen bei allen 
Patienten. 4. Durch die pathologisch - anatomischen Befunde 
congenitaler, die abnorme Qualifikation dartuender Abartungel 
in der Morphologie des Gehörorgans. 5. Durch die klinischen 
Erscheinungen einer beeinträchtigten Leistungsfähigkeit oder ab- 
normen Arbeitsweise in funktioneller Hinsicht. 6. Durch Er- 


Neuere oto-rhino-laryngologische Literatur. 
Von Dr. Haenlein, Berlin. 


Nach R. Sund (1) nimmt der otogene subperiostale Absceß 
verhältnismäßig oft einen von der gewöhnlichen Lokalisation 
auf der Regio mastoidea abweichenden Platz ein, nämlich in der 
Regio temporalis. Pneumokokken scheinen ätiologisch häufiger 


in Fällen von subperiostalem Temporalabsceß als in Fällen von 
subperiostalem Absceß der Regio mastoidea vorzukommen. In 
den vom Verfasser beobachteten Fällen von otogenem sub- 
periostalen Absceß der Regio temporalis ließ sich der krank- 
hafte Prozeß auf eine Osteitis ossis temporis zurückführen. Die 
Faktoren, welche eine Entwicklung eines subperiostalen Ab- 
scesses der Regio temporalis aus der Knochenaffektion des 
Os temporis bedingen, sind gewöhnlich, daß ein. Abfluß des 
Eiters durch die Corticalis stattfindet. Die Prognose quoad 
vitam muß in Fällen von subperiostalem Absceß der Regio 
temporalis günstiger genannt werden, als in Fällen von sub- 
periostalem Absceß der Regio mastoidea. Aufmeißelung von 
Processus mastoideus ist in Fällen von otogenem subperiostalen 
Absceß der Regio temporalis stets angezeigt. 

Borries (2) stellt als Resultat seiner Untersuchungen auf, 
daß das konstant sterile Lumbalpunktat oder überhaupt das gut- 
artige Bild der Cerebrospinalflüssigkeit bei ernst verlaufenden 
otitischen Gehirnkomplikationen darauf deutet, daß wir es nicht 
mit einer unkomplizierten diffusen Leptomeningitis zu tun haben, 
sondern mit einer solehen, die von einer andern suppurativen 
Gehirnkomplikation indiziert ist, und da in erster Linie von einer 
Pachymeningitis purulenta interna, demnach auch einem Gehirn- 
absceß oder beiden, oder möglicherweise auch mit einer von 
diesen Komplikationen allein ohne gleichzeitig anwesende Lepto- 
meningitis. Der Widerspruch, der zwischen dem gutartigen Bilde 
der Cerebrospinalflüssigkeit und dem ernsten klinischen Verlauf 
besteht, beruht vermutlich darauf, daß nicht die Leptomeningitis, 
sondern der Subdural- oder Gehirnabsceß die Hauptursache zum 
letalen Verlauf der Krankheit ist. 

Den Beweis (3) für die Konstitutionelle Minderwertigkeit des 
Gehörorgans bringt Stein auf Grund folgender Punkte: 1. Durch 
das hereditäre, respektive familiäre Vorkommen teils gleicher, teils 
verschiedener Ohrenerkrankungen, 2. Durch Feststellung zahl- 
reicher anderer in degenerativem Boden wurzelnder Organ- 


schöpfbarkeit des Organs bei gesteigerter Inanspruchnahme und 
selbst bei gewöhnlichen funktionellen Anforderungen, als Aus 
druck geringer Qualifikation der höchst entwickelten Zellen und 
Zellenkomplexe des Sinnesorgans. 7. Durch Auftreten orga 
nischer Erkrankungen im Ohr unter Einwirkung geringiügigel 
Ursachen, abnormen Krankheitsverlauf, mangelhafte Heilungs- 
tendenz und Ausgang des Krankheitsprozesses mit bleibenden 
Funktionsdefekten. 8. Durch die Tatsache, daß schwere, thera 
peutisch in ihrem Verlaufe nicht zu beeinflussende Krankheits 
bilder, wie die Otosklerose, die progressive labyrinthäre Se 
hörigkeit, durch jedes ätiologische Moment, gleichviel ob es loka 
zur Wirksamkeit kommt, oder den Organismus im ganzen tritt, 
zur Entwicklung gebracht werden können. — Congenitale oder 
congenital angelegte pathologische Veränderungen des Gehör- 
organs. i 
Nach Leidler(4) wird der Nystagmus bei der Syringo- 
bulbie durch den typischen lateralen Spalt in der Medulla oblongata 
erzeugt. Der Nystagmus entsteht dann, wenn dieser Spalt auf 
nur einen kleinen Teil der spinalen Acusticuswurzel oder die 
Bogenfasern, die aus derselben zum hinteren Längsbündel ziehen, 
lädiert. Der Nystagmus ist meist zu beiden Seiten gerichtet IN 
schlägt horizontal oder horizontal plus rotatorisch fast mpe 
stärker zur kranken Seite. Die Reaktion des Vestibularis istu 
diesen Fällen vollkommen erhalten. Der Schwindel, soie 
von Nystagmus begleitet ist und Drehempfindungen in emer ii 
stimmten Richtung auslöst, dürfte ebenfalls von diesem Ia 
herrühren. Alle diese bei Syringobulbie gefundenen Tatsachen 
beweisen, daß die vom Verfasser am Kaninchen gefundenen en 
ptome bei Verletzungen der kaudalsten Bogenfasern aus de 
Deiterskerngebiet im Prinzip vollinhaltlich auf den Menschen an 
zuwenden sind. f 
Nach einer Artillerie- und Minenschlacht fand Brügs® 
m ann (5) folgende Schädigungen: In 40 Fällen neben Hörstörn 
gen ein- oder doppelseitig ausgedehnte Zerreißungen des DE 
fells, mehrfache Perforationen, auch Perforationen der Surapl“ 


| N ~ 
L | U LUAN ANY En 


a 


DELETE kt 


pe oh 
t o: 
I 


et æ, tr N 0. VE 


-- länder-Bacillen handelte. Empyem, Operation, Besserung der Lun- 


=- wird die. Otitis zufällig entdeckt. “Wie lange sie bestand, war 


‚ seiten des Centralnervensystems. : Selbst bei einer scheinbar 


` nach glatt - verlaufender Radikaloperation kann ein bis dahin 


' Treten daher im Verlauf einer derartigen Erkrankung irgend- 


‚ fell vor. Es waren Perforationen bis zum Defekt der halben Mem- , 


Auch das 


Falle tra 


Stagmus nach rechts. Bei fortwährender Kompression verschwand 
er bald und wurde von einem. entgegengesetzten N tagme abge- 
a 


B Augeńvlicklich stellte sich Schwindel ein, am kräftigsten 
ei dem linksgerichteten Nystagmus, der auch scheinbar der 


- Granulatiönen gefüllte Fistel am lateralen Bogengang auf. Die 


| schen Membran, hochgradige Labyrinthschwerhörigkeit, "Bei 


Verschütteten waren Trommelfellzerreißungen ‚und Hörstörungen 
oft ein zufälliger Befund, da die Leute auch auf Befragen nicht. 
über ihre Ohren klagten. | | 
suchten. Fälle fanden sich ‘stets Zeichen für Schädigung: des 
Inneren Ohres... In fast allen Fällen, mit Ausnahme der schwersten 
Labyrintherschütterungen, wurde in den ersten Tagen .eine mehr 
oder weniger deutliche‘ Besserung der Hörstörung beobachtet. 


Leichte ‚Schädigungen des inneren Ohres verschwanden nach 


acht Tagen zuweilen vollständig. Spülungen mit Dakinscher Lö- 
sung bei Mittelohreiterung waren ohne besonderen Vorteil im Ver- 


. gleich zu den sonst bei Ohrspülungen üblichen Lösungen. 


z Marmu (6) veröffentlicht einen tödlich- endenden Fall von 
Friedländer-Otitis. Plötzlicher. Beginn der Erkrankung wie bei 
 Pneumokokken - Lungenentzündung, obwohl es sich um Fried- 
‚generscheinungen. Ein Monat nach. Beginn der Erkrankung 
nicht festzustellen. Nach vier Wochen Indikation zur Operation! 
Breiter Durchbruch eines perisinuösen Abscesses "durch die Corti- 
calis - nach außen. 
‘Übertritt der Bakterien in die Blutbahn, Jugularisunterbindung, 
' dürch Metastase Eiterbildung in einem Lendenwirbel mit an- 
schließendem Psoasabsceß. - Exitus. ` a g | 
Vier Fälle von Hirnabsceß (7). In allen Fällen war 
‚die. Diagnose sehr - schwer oder gar nicht zu stellen.. 
Deutliche: Lokalsymptome fehlten. Im Vordergrunde standen 
nur allgemeine, zum Teil . schwerste Erscheinungen. von 


harmlos verlaufenden Otitis kann es im Verlauf einer kurzen 
Zeit zu einer äkuten encephalitischen Hirneinschmelzung 
kommen und damit zur Bildung eines Hirnabscesses. Und selbst 


latenter Absceß manifest werden, auch wenn bei der Operation 
keinerlei Anhaltspunkte für einen Absceß gefunden werden. - 


welche allgemeine Erscheinungen von seiten des Centralnerven- 
systems auf,.so darf nicht mit dem operativen Eingriff gezögert 
werden. — In drei der Fälle war durch den Hirnabsceß Meningitis 
erzeugt worden, die zweimal in Heilung überging. In allen 
‚vier Fällen wurde der zwischen Paukenhöhle und Dura liegende 
Knochen intakt gefunden.‘ In drei Fällen. zeigte die Dura, welche 
dem Absceß anlag, an dieser Stelle normales Aussehen — ` In- 
fektion. entlang den Gefäßkanälen. Im dritten Falle fand sich 


'Gasabsceß im Gehirne. k 


, Vulpius (8) befeuchtete Tampons mit 5%iger Protargol- | 
lösung und schob diese bis an das traumatisch perforierte Trommel- 


bran: In 2-21, Wochen wurden Perforationen bis Erbsengröße 
unter Erzielung eines guten Hörvermögens zum Schlusse gebracht. 
' Drei Fälle. von Gasvergiftung konüte Ruttin(9) genauer 
untersuchen, Bei einer Leuchtgasvergiftung sprach nur die ge- 
ringe Verkürzung der Knochenleitung für Cochlearisaffektion. 
| las heftige Ohrensausen nach dem Erwachen aus der Be- 
‚wußtlosigkeit war Cochlearsymptom.: Der Schwindel wurde als 
so heftig. angegeben, daß Patient nicht einmal den Kopf heben 
konnte. Nächsten Tag schon ‚habe der Schwindel aufgehört. 
zweiten Falle handelte es sich um eine schwere Läsion des 
‚Cochlearis beiderseits, links mit ‘völliger Taubheit, ferner. um 
beiderseitige schwere Läsion des Vestibularis, der nur mehr 
schwach calorisch, auf Drehen gar nicht reagierte. Im dritten 
trat völlige Ausschaltung beider Cochlear- und Vestibular- 
apparate auf. Die plötzliche: Vernichtung: der Funktion beider 
Labyrinthe konnte ohne Eiterung höchstens durch beiderseitige 
schwere Blutung endolabyrinthär verursacht sein. Wahrschein- 
licher- war. die Ursache jedoch retrolabyrinthär zu suchen. 
_ S, Mygind (10) fand in einem Fall bei Kompression der Carotis 
an der linken Halsseite sofort kräftigen horizontal rotatorischen Ny- 


c 


kräftigste war. Totalaufmeißelung des Mittelohrs deckte eine mit 
Ursache ist in ‘der Pulsation in einem gefäßreichen Entzündungs- 
gewebe in einem Labyrinth mit abnorm nachgiebigen Wänden 
#u Suchen. Auf Grund dieses neuen Fistelsymptoms diagnosti- 


Sinusthrombose .(Kompressionsthrombose). | 


` Ohreneiterung (Cholesteatom) (18) hat, 


zierte. Verfasser weiterhin mit Granulätionen gefüllte. Fistel am 


lateralen Bogengang, und weitere. Fälle ermöglichten es, mit Hilfe _ | 
‚dieses Symptoms eine Differentialdiagnose zwischen der Fistel ` 
. Bei allen Hörstörungen der unter- | des Bogengangs und der des Vestibulums zu stellen., ` 


In seiner Arbeit: Otosklerose und Schwangerschaft kommt 


Blohmicke (11) zu folgenden Schlüssen: Die Otosklerose stellt 


die Lokalisation eines noch unbekannten Allgemeinleidens im Ge- | 


hörorgane dar. Ihre Ursache ist. wahrscheinlich in einer specifischen 


Gefäßerkrankung, die wieder mit dem ars se Zu- 
sammenhängt, zu suchen. Das Eintreten einer Störung. im inneren 


Drüsensystem 'kann durch die Gravidität hervorgerufen: werden. J 
Die Otosklerose wird in vielen Fällen durch die :Gravidität ver- 
schlechtert, meist erst von:der zweiten und folgenden Schwanger- . 


schaften ab. Besonders findet Gehörsverschlechterung bei zeit- 


‚Steigerung erfährt die Gehörsverschlechterung noch in der Lac- 
 tationsperiode. 3 | | 
wird durch den ‚künstlichen Abort aufgehalten. Da diese aber 


' keine medizinische Indikation im Sinne der von der. wissenschäft-, _ 
lichen Deputation.. aufgestellten.. Leitsätze für die Einleitung 
der künstlichen Frühgeburt abgibt, so ist. der. künstliche Abort 
allein wegen der Graviditätsverschlimmerung der Otosklerose ab- 


zulehnen. | u | . a 
Fleischmann s(12) Untersuchungen ergaben: Bei unkom- 


plizierter. Sinusthrombose- sowie bei allen rein extraduralen und . 


subduralen Eiterungen fehlen. alle- Liquorveränderungen. Bei 


seröser ‚Meningitis findet sich stärke Druckerhöhung bei sonst =- 


normalem Liquorbefunde.. Bei eitriger, aber noch. lokalisierter 


Die Graviditätsverschlimmerung. der -Otosklerose 


lich rasch  aufeinanderfolgenden Graviditäten statt, © Weitere - 


Meningitis zeigt das. Lumbalpunktat einen normalen oder erhöhten = <. 
Druck, eine geringere Lympho- respektive Leukocytose, sowie eine a ee 


Vermehrung des Eiweißgehalts. Bei ausgedehnter eitriger Me- 
ningitis hat man dagegen meist erhöhten Druck, höchstgradige 


|. Leukocytose, erhöhten Eiweißgehalt. und in besonders schweren 


VAN aae >=, M ia aE i to a A t E ma S A det Ben 
rer tn Ar, pe en OSN, en Eag i Ken x 
en E ae se G en > 4 , Ei a k _ : u a: ; Sk z 
or Nh Aig i S so -ot x i Sy G eye, ae “ ee A Ps 
R = X : R i E À : ʻi Sa 
N r P = m s , k Fa P x r ao Ran 
f ` ' f f i = > ; ; ` on 2 
r SEE : N 3 5 ` r A 
» l y 7 
. ; 
À l l . p ™ 
g m go . i i ` 7 ; A 
E . 5 5 . N X i . U k a i > t’ ` . s Si j a W Pe 
i “ N u. ~ 5> R y g e 4 = B a 3 , 2 a t . . s pes 3 Q 
l ' a EN u . ~ E ai goari TE E Bar N Tr ee er 
M r « S : y r ` wg ` 
z ` » utg s A s p . P pti h z B 
i fe . ` x x t y oe = ... 4 . x 
. 21. September. 1919 | Du: | BEE Bu) 
. pet Di E a $. . 3 f - ~ ei & ' A . ; Fr A ve 
j n < = = = e Te g ne ES a. x 
r + f ` . nF , ' ro N: == ` nr . ` . 5 + ` g 3 


d 


Fällen Fehlen von Zucker sowie Nachweis von Bakterien im Aus- 


strich und Kulturverfahren. ‘Bei Hirnabsceß findet- sich neben 


‚meist vermehrtem Drucke meist ausgesprochene Lymphocytose, 
sowie häufig erhöhter Eiweißgehalt. , a: a; = 


© Wittmaack (18) kam es darauf an, die Möglichkeit: einer 
reinen Bodenschwingung” — Körperleitungsschädigung unter 


Versuchsbedingungen nachzuprüfen, die sich mit den im täglichen 
Leben uns entgegentretendeh Verhältnissen, unter denen wir 


Schallschädigungen entstehen sehen, einigermaßen decken. Die 
 Versuchsreihen ergaben, daß die anatomischen Veränderungen 


am Cortischen Organ und an den. dazugehörigen Nervenfasern 
und Nervenzellen den Befunden nach Schallschädigungen mit hohen —— 


Tönen oder laufen Geräuschen in hoher Tonlage gleichen. Beim 


Tiere sind ‚also Köperleitungsschädigungen experimentell: hervor- 


zurufen. Beim Menschen muß 
bleiben. ~- P 
- Bei chronischen Mittelo 


die Entscheidung ir der Schwebe 


reiterungen der Heeresangehörigen 


(14) soll die Radikaloperätion des Mittelohrs "an noch strengere . 


an geknüpft sein, als sie‘in’der Zivilpraxis maßgebend 
sind. o, pS a: i . 
Onodi(15) nimmt für die Ansicht Stellung, daß die Abstam- 
mung der congenitalen Ohrfisteln mit der ersten Kiemenspalte‘ in 
gar keinen Zusammenhang zu bringen ist, sondern sie kann nur 
als Anomalie des sekundären Entwicklungsprozesses des äußeren 
Ohres betrachtet werden. : | | l a Tai 


; Mit dem granulierenden Wundöl Knoll „Granugenol“ erzielte | 


Hirsch (16) bei Antrumoperation gute Erfolge. Nach der Ope- 
ration Naht der Hautwunde bis auf den unteren Wundwinkel, in den 


ein Vioformgazedocht kommt. ` Nach sechs bis sieben Tagen wird 


mit einer kleinen Rekordspritze Granugenol in die gereinigte 
‚Wundhöhle bis zum Überlaufen eingespritzt. Das Mittel wird 


jeden zweiten Tag eingespritzt, stärkere Wundsekretion ist keine 


Veranlassung, das Mittel wegzulassen. ; 


Aus Fleischman ns (17) Untersuchungen geht hervor, daß 


~ 
- 


mit großer Wahrscheinlichkeit im inneren Ohr keine Sekretion von . 


Labyrinthwasser erfolgt und: daß Endolymphe und Perilymphe vor- 
aussichtlich keine selbständige Sekrete seien, sondern ‘aus dem 
Liquor cerebrospinalis stammen werden. 0.0.0 
_ 15jähriger Patient, der seit zehn Jahren zeitweise reohtsseitige 
springt ins Bett und. 


fält mit dem Gesäß auf den Bettstellenrand.. Heftige, 
sich bald verlierende Schmerzen vom rechten Ohr über 
die - ganze rechtsseitige Kopfhälfte, Schwäche, Lähmung 


links, Somnolenz. Nächsten ‚Morgen epileptische Anfälle 


4 


SPAR 
Sean Dre Et JR 
eh ig 
a > E Ao 
Bee 
ee 
ee a NT 
mi Ina, 
v -.. ep BR ma 
=; Spa eataa LS 
ee er 
, En PER 
wi ae TOE 
a GR [4 iE `y wit 
z » b weh 
B wje Bier: 
E DES ES De 
I ar H aer 
= 2. NAAR 1, 
or. = A Br 
“ ` y fa] 
. : Prien $> 
> pA 9,6 4 
tha A S 
Bi ~. 
P b: 7 
` EIERN 
fl 
A 4 
Eig 


x i oe . 
. : TE Bi i i ESS 
= 55 E N LS I, ` 
"i; . ` ki A A a a N; 
LEN, a R A an ae 
2 Se z 
nz, 
s . 
j Li 
E g m I RES A Er e s a lany 
maea i a D re Tu aeaa ha 4 ai A 
ekes. x . H 
aiaa a ERES nen 
” 
nn, pr 
ee at 
EEE Eu tet 
= 


Saar, te 


= 


u io 
SET EL gik 
2 PT en 
Du an 4 -a GE urvıman 
seme a amn atya v e 
Eee 
~ 


En 
m 


Ford 
aeHer nn or ı 


`~ 
ar 
a LaLa akae ae 
BES a eaa 
E az 7% 


PS 


Mee tanon G nn 
Torero t . 
- 


arg 

Te LEER 

T Aer EEE a 
A n 


war 


vn nn 
A I. 


` 
- = 
`~ 
el 
+> 
nun. 
u 


ar 


rn a 


En ee 
et 


an 
Nu 
pie > 


ALS 


ame. 
0 2 
u 2 "3 ' 


4e. 
TR: 


TIAS TRA 


mn 
Zu, 


re 


— > In II 
- ne Zn 


a E E 
i e E u 


a eg 
we II 


nt ann, 
a en AT 
era ren 
re Ze 
en 


LRS n 
nn m n L 
-oela DRT bedis re mn y 
- - - 


De 5 hei ys = i į es ar 
Bun > 0 202 
ES eg BR nA NT 
wo. š ž à 
. 
a = ~ d y a En Æ PA= PaT E T rs o 


s Fd 
1mo T a 


AE A — - 
NE A Im: = „er 


ec 
Bar Een A ER a OR zer 
IE. ein ir 


TE nr 


AT ne 


sh ya 
DEN 


Eee . BEN AM 


Su en aaea 


ee 


BER 
Ian 
re a ea 
EE 
TITTEN 
= a 


ae re 


- 


BE Se) 
tn 
ur 


TE Tg ten A 


m 
-~ 


e RR 
RNA, 
-nmd a 


tapa 


Aa 


IRA 
h a a aA 


SoN 


- 


PERRETE Y ist: Sri 
Ze s Aemme i e a x 


han en 
er y 3 p g aal 2 


STETS 
SER) Der ER 


B7 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


JA - 
I 

> 

2 

vi 


z > . 
21. Sepie 
\ L..Depie 


der . linken Körperhälfte, mehrmaliges Erbrechen. Nacken- 
starre, Beide Bulbi sind nach rechts gerichtet, können sich nach 
links hin anscheinend nicht über die Mittellinie bewegen. Ba- 
binski, Kernig positiv. Diagnose: Otitis media purulenta chronica 
mit Cholesteatom rechts, mit cerebraler Komplikation. Radikal- 
operation ergibt nichts Besonderes, keine Kommunikation der 
Mittelohrräume mit dem Schädelinnern. Kein Absceß bei Punktion 
des Schläfelappens. Kräfteverfall, Tod. Sektionsbefund: Haemor- 
rhagia cerebri. Entweder handelte es sich um eine indirekte 
Gefäßruptur nach Fettembolie, oder es liegt eine direkte Ver- 


letzung des Gefäßes durch Abriß infolge einer lokalen Gehirn- 
ruptur an dieser Stelle vor. 


Carlowitz(19) macht Propaganda für eine von ihm geübte 
Totalaufmeißelung des Mittelohrs vom Gehörgang aus und gräbt 
ein 1892 von Hoffmann angegebenes Verfahren dazu aus: 
„Von den Vorteilen ist der sichtbarste, daß die Narbe hinter dem 
Ohr und das nach der Totalaufmeißelung von außen häufig (?Refe- 
rent) beobachtete Heruntersinken oder zu starke Anliegen der Ohr- 
muschel im Vergleich zur anderen Seite vermieden wird. Die 
Operation wird nicht Allgemeingut der Ohrenärzte werden, weil 
sie nicht zu unterschätzende Anforderungen an die Handfertigkeit 
stellt“ — äußert der Verfasser. (Referent glaubt, daß außer dem 


Verfasser kaum jemand sich für diese Operationsmethode be- 
‚geistern wird.) 


= Otitis media acuta (20) mit großer fluktuierender Schwellung 
am Processus mastoideus. Absceß wird incidiert; da Knochen ge- 
sund: erscheinen, wird keine Antrumoperation gemacht. Ständige 
starke Eiterdurchtränkung des Verbandes trotz Schluß der Wunde 
bis auf Fistel, die bleibt. Operation zeigt, daß der Hautfistel eine 
Knochenfistel entsprach. Es wurde eine extradural gelegene 
Absceßhöhle gefunden, die von mächtigen, der Dura hahnenkamm- 
artig aufgelagerten Granulationsmassen begrenzt war Antrum 
brauchte nicht eröffnet zu werden. Wundverlauf normal. 
Akute Mittelobrentzündung mit pulsierendem Sekret. Perforation 
vorn hoch. oben gelegen. Warzenfortsatz aufgetrieben und 
druckempfindlich. Hintere Gehörgangswand gesenkt. Ope- 
ration wird wiederholt vom Patienten abgelehnt. Exitus. Sektions- 
befund: Thrombophlebitis sinus sigmoideus sinistr. Abscessus 
extraduralis in regione ossis temporalis sinistr. subsequente aro- 
sione vasi et haematomate permagno extradurali. (Die weitere 
Aufführung des im 20. Jahrhundert in Kirchenlatein abgefaßten 
Sektions-„Resümees‘“ erübrigt sich. Der Referent.) 


Lehmann (21) untersuchte fleckfieberkranke Mannschaften. 
Zur Verfügung stand nur a!-Stimmgabel und Galtonpfeife. Die 
Rachenschleimhaut zeigte in den frischen Fällen entzündliche 
Reizung. Die Ohrenerkrankungen boten Zeichen funktionellen 
Ausfalls im pereipierenden Organe — Herabsetzung der Hörweite, 
Verkürzung der Knochenleitung gegenüber dem Normalen, Her- 
absetzung der oberen Tongrenze, Beim Fehlen der Möglichkeit 
einer toxischen Wirkung durch Medikation muß als Ursache der 
‚Ausfallserscheinungen die Wirkung der specifischen Infektion an- 
oenommen werden. Das Hörvermögen erleidet nur selten eine 
nennenswerte dauernde Schädigung. 


Henrici (22) führt aus, daß die Mundatmung bei Kraft- 
leistungen so ungünstig auf den Körper einwirkt, im Gegensatz 
zur Nasenatmung. Durch die Mundatmung stellen sieh infolge 


der örtlichen Austrocknung genau dieselben Erscheinungen ein, 


wie sie starker Wasserverlust bedingt. Mundatmer werden 
häufiger wie Nasenatmer vom Schlappwerden nach großen kör- 
perlichen Anstrengungen betroffen. -Die Nasenatmung führt mit 
ihrer langsameren, gleichmäßigeren und tieferen Atmung zu einer 
besseren Ausnutzung der zur Atmung dienenden Lungenfläche, 
als die Mundatmung mit ihren kurzen, hastigen Stößen. Die 
Nasenatmung: schont und entlastet die Herzkraft. Unter zehn an 


Lungenentzündung Leidenden waren sieben ausgesprochene Mund- 
atmer. 


Schlachter (23) berichtet über psychogenen Stridor. 
Dieser charakterisiert sich als eine mehr oder minder lange Dauer- 
form einer auf seelischer Grundlage beruhenden hör- und sichtbaren 
Behinderung der Atmung im Bereiche des Kehlkopfs und seiner 
nächsten Umgebung. Bei vier mitgeteilten Fällen war langdauern- 
der Stridor gemeinsam, er wird in drei Fällen durch fast völlige 
Medianstellung der Stimmbänder verursacht, im vierten Falle 
wird das Atmungshindernis durch Contraction der Schlundschnürer 
‘gegeben. Die Diagnose gibt die Inkonstanz der Symptome bei 
den verschiedenen Untersuchungen das Fehlen des Stridor im 


mber ý 
Schlafe und bei Ablenkung. Die Therapie konn ann eine psy- 
chische Suggestion und Kräftigung des Willens sein. Neiewe 
zu Kückfällen besteht. en = 02 


= Stenger (24) gibt eine Kasuistik von 18 Fällen, um einen 
Überblick über die Bedeutung des Zusammenhangs zwischen 
Neuritis retrobulbaris und Nasenerkrankungen zu gewinnen, 
Ophthalmologisch scheine das eigentliche Wesen der Neuritis 
retrobulbaris noch nicht völlig geklärt, insofern als die Neuritis 
retrobulbaris oft als Teilerscheinung, beziehungsweise Vorläuler 
einer allgemeinen Erkrankung angesehen wird. Der Nasenarzt ist 
nur dann gerechtfertigt, einen Zusammenhang zwischen Augen-und 
Nasenleiden annehmen zu dürfen, wenn sich eine sichtlich nach- 
weisbare Nasenerkrankung vorfindet. Rhinologischerseits ist ein 
einheitliches Urteil über die Beziehungen der Neuritis retrobul- 


. baris und der Nasennebenhöhlenerkrankungen bis jetzt nicht fest- 


gelegt, Man sieht allerseits das Bestreben, den Nachweis einer 
entzündlichen akuten oder chronischen eitrigen Nebenhöhlen- 
erkrankung festzustellen zu müssen, beziehungsweise aus dem Vor 
handensein einer solchen auf akut seröse Durchtränkungen, kolla- 
terales Ödem fahnden zu müssen. gr 
Über Schußverletzungen der Nasennebenhöhlen, ihre Folgen 
und ihre Behandlung berichtet Bla u (25). Frühzeitiges Erkennen 
der Nebenhöhlenverletzungen und ihrer Folgen, der Biterung, ist 
sehr wichtig. Nur schneller Eingriff, Ausräumung des Eiterherdes, 
der Schleimhaut der Höhlen, die breite Drainage nach der Nase 
können cerebrale oder meningeale Infektionen fernhalten. Die 
Revision der frischen Schädelverletzten muß sich auch auf Re 
vision der eventuell verletzten Nebenhöhlen erstrecken. Ver 
letzte Kieferhöhlen gingen frühzeitig in Eiterung über, trotz 
gleichzeitiger Verletzung der lateralen Nasenwand, sodab an 
günstiger Stelle gelegene Abflußöffnung die Eiterung nicht ver 
hütet hatte. | 
Nach Lautenschläger (26) entwickelt sich die Ozaena 
folgendermaßen: Beginn akut, fieberhaft, mit eitriger Entzündung 
in den Schleimhäuten der oberen Luftwege in der Kindheit 
Rhinitis, Sinuisitis acuta purulenta, Stadium I leitet unmerklich 
in das latente oder intermediäre Stadium hinüber. Leichte Rhin! 
tiden, in den Nebenhöhlen chronische Katarrhe mit steus ab- 
nehmender Sekretion. Im Rachen Pharyngitis sicea. Das dritte 
Stadium ist charakterisiert in der Haupthöhle ‚durch Atrophie- 
Borkenbildung Fötor, in den Nebenhöhlen durch chronische Er- 
krankung der Schleimhaut und durch Anomalien des Knochen- 
stoffwechsels. | | i 
Unter 867 Baseler Schulkindern im Alter von 6—14 Jahren 
waren ein Junge, drei Mädchen an Ozaena (27) erkrankt. Unter 
der ärmeren erwachsenen Bevölkerung zu Basel und Umgebung Ist, 
Ozaena ziemlich häufig. Die Ozaenakranken leiden fast durch- 
weg an Ohraffektionen. Congenitale Lues führt oft zu Ozaena: 
Wassermann fällt bei ozaenösen Personen im Pubertätsalter 
oder jenseits desselben in der Regel negativ dus. Nachweis der 
congenitalen Lues vermittels Wassermann gelingt am besten IM 
Kindesalter. 
18jähriger Kanonier verlor nach Schnupfen völlig den Ge- 
ruchsinn; der 63jährige Vater hatte nach Influenza Schnupfen 
vor 30 Jahren, die 40jährige Schwester vor 10 Jahren den Qe- 
ruchsinn verloren. Levinstein (28) betont, daß es hereditare 
Minderwertigkeit der Riechschleimhaut gebe. Therapie gibt © 
nicht dagegen. Die Riechschleimhaut ist in solchen hereditärel 
Fällen zu schwach gegenüber den Insulten des täglichen Lebens. 
Mink (29) bildet einen in der Höhe der Stirnhöhle liegenden, 
nach unten abklappbaren Knochenlappen und schließt damit p 
Ausräumung der erkrankten Schleimhaut die Operationshöhle 
Die Sägeschnittlinie hat ein. paar Millimeter nach innen von er 
Incisura, d. h. vom Foramen supraorbitale auszugehen. ER 
Muck (80) schließt aus seinen Experimenten: Bei der Sehrel” 
lähmung der Stimmritzenverengerer bewegen sich 1. die SEI 
bänder ganz kurz bis an die Mittellinie, um sofort wieder m die 
Respirationsstellung zurückzukehren oder 2. sie machen en 
ruckartige Bewegung nach der Mitte hin und schnellen goroni 
zurück oder 3. das Bild bleibt bei der intendierten Pronation IN 
verändert. Dieser Schreckreflex ist als primitiver Abwehrreilex 
aufzufassen. Bei dem Nichtschreienkönnen der Kinder, unmikiel: 
bar nach plötzlichem Erschrecken, handelt es sich um Aphom®, 


bedingt durch Adductorenlähmung, nicht um einen Zungen: 
krampf. | 


Zwei Krankengeschichten, welche die Typen. des Lary 
abscesses — Schleimhaut- und perichondritischer Absceß ea 


Digiizec OOIE 


$ a sæ Y FR NL A, DEP RE e Ge Fan ee 2 1 
amaan KT EN: z 2z j S ng ; r ER 
| rd” Dres we 4 vr ras Br EEE er 2 ee FE TE ERS i 4 ~ r- ecg ti 
— a d a T a E S ges g u "cta =; ER p NEE rig ER 
sE E . ; NE ea e . a OS ke è $ yo Ma ; 3 
i à $ ' è ` = . ” A E 
EN FR r PR Di A A & > u r 
ES Br NE En ii $ 5 en ° z bE oaan E P RR ar Ber 4 Pui, 
2 A Re a t a ; 1 e € ee à : ` sn es to Gen \ si og 
ee a: up * DIEC AS E . 3 ` r = ar x os 
alse ER, ae = as ` E , ae fs ot . i = ` 
* o y -w ' Ta Fin 3 Ko 2 2 / 7 . 
A ss n .- i ® : f -` $ s 5 
; E ' - . $ ge . $; i . = a EN 
== Pr 


"91, September. 


Ü .  jllustrieren.: Gemeinsam war: Mäßiges Fieber, Heiserkeit; im ersten 
x =. Fälle einseitige entzündliche Bewegungsstörung. Aphonie fehlte 


d Fall endolaryngeal mit gedecktem Messer. 

2 .. . Der Gaumen .büßt bei Facialislähmungen nichts von -seiner 
: : . Beweglichkeit ein. Eichhorn (32) wendet sich gegen die Ansicht - 
3 Manns, der glaubt, Lähmungen des Gaumens bei akuter Otitis 
5 „media gesehen zu haben und sie als Folgen einer partiellen oto- 
s -~ genen Facialislähmung deuten zu sollen. Eichhorn fand unter 
En . 51 Facialislähmungen nur einmal Abnormität in der Gaumen-. 
A bewegung, die aber nicht Folge einer Lähmung war. Unter 110 


aufeinanderfolgenden Fällen von. akuter Mittelohreiterung war 


~ keine Gaumenlähmung. Be | 

.. ` Liegt nach Denker (83) die Schußverletzung des Kehlkopfes 

-  - Im 'supraglottischen Raum, so treten nur Erscheinungen in bezug 
auf die’ Respiration und den Schluckakt auf. Liegt die Ver- 
‚letzung im mittleren oder subglottischen Teil. des Kehlkopfes 

. oder betrifft sie die Luftröhre, so treten auch Störungen für die 
"`. Stimmbildung hinzu. Ist der Kehlkopf oder die Luftröhre von 


letzte eine Kanüle, so dürfte es zweckmäßig sein, zuerst Tracheo- 
tomie auszuführen, weil es zu glatter Ausheilung ohne Stenosen- 
- . bildung im _Kehlkopfe nicht kommen kann, solange eine Kanüle 
-~ -im Larynx liegt. .Bei geringerer Lumenbeengung kann Bolzen- 
behandlung versucht werden. 'In der Regel sindi aber chirur- 


. gische Eingriffe — Laryngofissur, Cricotomie, Laryngostoma — 


nötig.. Bei doppelseitiger Fixation der Stimmbänder in Median- 
` stellung kann Exstirpation eines. Stimmbandes erforderlich 


werden. -` Bei den subglottischen und supraglottischen Ver- 


letzungen kann die Stimme wieder.normal werden, bei. teilweiser 
oder völliger Zerstörung der Stimmbänder kann noch eine deut- 


. lich veinehmbare Stimme zustande kommen. : Bezüglich der. 
Rentenansprüche teilt De n k er die Kehlkopfverletzten. in vier’ 


. Gruppen ein. ` | u a in 
© > Wir müssen nach Henke (34) unterscheiden. diejenigen Fälle, 


bei denen die Blutungen der Schleimhaut des Mundes ohne jede 


~ makroskopisch sichtbare krankhafte Veränderung der Schleim- 
- haut auftreten und diejenigen Fälle, bei denen die Blutungen 
lediglich die Folge von makroskopisch sichtbaren krankhaften 


Veränderungen der Schleimhaut sind. Die erste Art tritt meist 


ganz plötzlich auf — mit Vorliebe am Zahnfleisch, gleichzeitig 
mit Nasenbluten, Hautblutungen. Tiefgelegene Blutungen an den 
Extremitäten fehlen. Diese Blutungen können sich mehrfach 
wiederholen, treten schubweise auf. Im Anschluß an die Mund- 
blutungen können Gewebsdefekte, Geschwüre entstehen. Solch 
spontane Blutungen treten auf bei Morbus maculosus Werlhofi, 
akuter Leukämie, Anämiearten, Intoxikationen, Infektionskrank- 
“heiten usw, Im Gegensatz zu den spontanen Mundschleimhaut- 


blutungen beobachtet man bei Erkrankungen mit hämorrhagischer . 


Diathese. Mundschleimhautblutungen, vor allem am Zahnfleisch, 
Ze die lediglich die Folge bestimmter krankhafter makroskopisch 
' . Siehtbarer . Schleimhautveränderungen sind. Solche Blutungen 
 - kommen vor bei Skorbut, Möller-Barlowscher Krankheit, chroni- 
scher Ruhr, Typhus, Paratyphus A und B, Tuberkulose, Leukämie, 
Pseudoleukämie, Kachexie. Eine specifische skorbutische Gingi- 
, vitis oder Stomatitis lehnt Verfasser ab. Im: Munde lebende Spiro-. 

' 'ehäten werden durch die Allgemeinerkrankung virulent und be- 

~- wirken -dann die Erscheinungen. Te a 

p Von einigem Interesse sind nach Cäsar Hirs'ch (35) zwei 
Fälle von Steckschüssen; ein Geschoß:stak an der Rückseite der 
Schilddrüse. Auf die Tracheawunde legte sich deckend, der 
Schilddrüsenlappen als gut schließende Klappe, sodaß nicht 
sn wurde.: Im zweiten Falle saß das Geschoß in der Schild- 

Tuse.  - . S ky j 

.,. Ein Soldat verschluckt ein Stück seiner Zahnplatte (36). Kli- 
niche Untersuchung ergab keinen Befund. Vier Tage später ver- 
schluckt der Mann nachts die andere Zahnplattenhälfte. Rönt- 
genbild ‘ergibt die beiden Bruchstücke ineinander verhakt etwa 
in der Höhe des fünften Brustwirbels. Entfernung der Platten mit 
Ösophagoskopie fast sechs Wochen nach dem Verschlucken. Hei- 
Jung. — "Von vier. verschluckten Nähnadeln werden zwei ent- 
fernt, zwei gehen per rectum ab; es bildeten sich Abscesse, die 
hrmaliges operatives Eingehen an der Grenze des oberen und 


Mehr: 
mittleren Sternocleidodrittels erforderten. Exitus. Sektion ergab 
Fistelöffnung- links. hinten in der Ösophaguswand in Höhe des 


:1919.— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 88. 


in beiden Fällen. Operation einmal durch quere Ineision-über die 
Mitte des linken Schildknorpels bis auf den rechten, im zweiten 


‚vorn eröffnet, so dürfte Einlegung einer: Kanüle erforderlich. 
sein, um die drohende Erstickung zu verhüten.: Trägt der Ver- 


Sonde zu greifen, ist ein Kunstfehler. - = in 
Weingaertners(41) umfangreiche Versuchsanordnungen 


| Sternoclaviculargelenks; von hier ausgehend ein Absceß, der bis‘ 
.zu dem oberen Teile der linken Lunge reicht und: mit‘ der. Pleura 
fest verwachsen ist. . Thrombose der Vena subelävia. 
' Subclaviculardrüsén. Große septische Mil. en 
=. Ein Mann’ erkrankt 14 Tage nach Einsetzen einer Urethral- - 
' gonorrhöe. (37) unter ` den objektiven und. subjektiven Erschei- 


nungen - einer, akuten: Stomato-pharyngo-Laryngitis. - Ätiologie; 


klinischer Verlauf, bakteriologischer Untersuchungsbefund spre: 


chen für speeifisch gonorrhoische Affektion der‘oberen Luft- und 


‚Speisewege. Daß es nicht viel öfter-zu den extragenitalen Formen > 
der Gonorrhöe kommt, liegt daran, daß die verschiedenen Schleim- ` 
‚häute dem Gonokokkus gegenüber verschieden empfänglich sind, 


einige Schleimhäute also -eine relative Immunität besitzen. = 


v. Eicken (88) betont, daß Fremdkörperextraktion mittels _ 
indirekter Hypopharyngoskopie viel schonender sei, wie: Öso- . 
 phagoskopie. . Bei vorgebeügter Kopfhaltung -des Patienten: ist 
die-am Brustbein, am Kehlkopf, Zungenbein und Unterkiefer inse- 
rierende Muskulatur infolge der Annäherung aller Insertionsstellen . 


gar keiner stärkeren (‚Contraction- fähig, sodaß der. Kehlkopf- sich 
ohne Mühe von der Wirbelsäule abheben läßt.‘ Hingegen bedingt 
die 'direkte Inspektion ` eine, starke Rückwärtsbeugung : des 
Kopfes -und ein maximales Voneinanderrücken aller genannten 


'Muskelinsertionen. Das hat zur Folge, daß der Kehlkopf festan Re 
‘die Wirbelsäule angepreßt und der. Fremdkörper zwischen Kehl- © 


kopf und ‚Wirbelsäule eingekeilt wird. 


= 69jährige Frau trank versehentlich, ein. viertel Weinglas N 
Natronlauge (39) und gleich danach wegen der Schmerzen Brannt: © `>- 
wein. Nach acht Tagen Beschwerden beim Schlucken fester Speisen: 


Mehrere vergebliche Versuche mit dicken und dünnen Sonden, 


die 30° cm. von der. Zahnreihe entfernte Stenose. Zu: passieren. 


Röntgenaufnahme der Speiseröhre und des Magens mit Wismut- 


brei. : Nach 614% Stunden Tod.. Sektion ergab oberhalb .der.Strik- - 


tur gelegene Fistel — infolge der Sondierung entstanden .—. 
Durch‘ diesen Gang war der Wismutbrei in das Mediastinum. über- 
getreten. > DE ee 


. Drei Fälle von Fremdkörperverletzungen der. Speiseröhre mit 5, 


s % . pua Tig 
> a 
re a; ` 
> ! z t 

; “ A Da 4 

m Y i 4 or, 

E $ i 
A ' j 
- K : , « 
` ga Å » 
, 4 
i 


. F P Be A er 
EEE Re e 
:Absceß der : „28223 
en Be ER AE G = PO - Š OEP 


tödlichem Ausgang bringt M ar tin (40). Wenn auch Röntgenauf: 


“nahme öfter kein Resultat ergibt, empfiehlt es šich doch, vor der 
Ösophagoskopie Röntgenaufnahme vorzunehmen.  : Zuerst zur. 


(i 


ergaben, daß die. Entfernung der vorderen. Brustwand. von der 


` Bifurkation im Inspirium stets größer ist wie im 'Exspirium. Im 
_Inspirium tritt die Bifurkation tiefer und steigt beim Exspirium. 


Je größer die Zwerchfellexkursion,' desto größer die. Höhever- 
schiebung der Bifurkation. ‘Verwachsungen des Kehlkopfes öder 


stande der Bifurkation führen. In:8 von 11 Fällen senkte sich der 


Larynx nach tiefster Inspiration um 1—10 mm. . Die Länge der 


Strecke Glottis bis Bifurkation schwankt zwischen “11 und 


14,8 em. Die beim Atemstillstand erhaltenen respiratorischen ~ . 


Ortsveränderungen des Larynx und der .Bifurkaätion sind in Rich- 


tung und Maß unabhängig voneinander erfolgt, ja sie verlaufen . 


nicht selten entgegengesetzt, besonders bei: dem ` Willen. unter- 
worfener Atmung. Im Durchschnitt schwankt die Größe des 
Bifurkationswinkels zwischen 60—80-°, zwischen 20—40.? für: den 


Winkel des rechten und zwischen 30—50 °'für den- des‘ linken - 


Bronchus. Die. Lage der Bifurkation schwankt-żwischen fünftem 


. und siebentem Brustwirbel. . | 


31 jähige Patientin klagt über zunehmende Atemnot (4). Das 
Tracheallumen ist bis auf einen schmalen Spalt. verlegt durch 


einen von der Hinterwand. ausgehenden höckerigen - Tumor: 


Tracheotomie. . Tod durch Erstickung, Sektion:  Sternum in 
seinem oberen Teil mit: einem Tumor im Mediastinum anticum 


des oberen Trachealteils mit der äußeren Haut hindern in keiner . .'' 
Weise die Beweglichkeit der Bifurkation. - Pathologische Prozesse we 
im Bereiche der Bifürkation. können zü einem respiratorischen Still- . 


j 


fest verwachsen. Linke Lunge an der Spitże mit einem vom Media- 


stinum anticum ausgehenden sehr derben, in die linke Pleurä- 


höhle stark prominierenden Tumor fest verwachsen. Im Media- 
stinum 'anticum' ein nach oben bis über die Incisura jugularis 


| reichender Tumor, 7 cm lang, ungefähr 10 em..breit und bis 3 em 
I dick. 4 cm unterhalb der hinteren. Commissur der Stimmbänder 
beginnt ein 6 cm langer, 2 cm breiter Tumor, der sich -nach ‚hinten. 


in ainen größeren: Tumörknoten fortsetzt.. Diagıose:- Hodgkin- 


‚sches Granulom des -Halses und des Mediastinum. anticum mit 


Durchbruch in die Trachea. Chronischer, Milztumor. — Differential- 


"s.s, 


~ 


.i 
f: M 
{` r N sek 
: ish 
-~ Ei Br r x hl 
& er YP ta 
ER ne IE via pl 
dy u, ee 2 ” 
Pr Ber RR] 
ae Est „eh * 
. ra ie rt 
f ff 
et 
u A 
h ui sing» 
` toai Er: 
1 EAN p ! 
Der Fun Sr Er 
SB S EOE i 
a 
EA he; 
e R ins 
car. 
Parha 
A PORS ‘ag 
hen: ng 
GREE D 
Ma I ae | 
Pe yE 
ti iR 
gt. 
‘ 
m 
E 


4 
os -= >n 
P SEE = 
ii "i 3 


re 

u. 
yo are so 

wur miiy 


a ET ENG 


TT bei yu 
EPC 
i ia 
en zw 


ER, 
“ 


ne S LT, 


en PERE TEER : a 
E ET a a SETT e aan 


ent 


an na 


353 


ET NR 


En NEE 
Te NE 


ER a ne. 
N: 
-r 


& Oia -t ` y Eee S, ee RA 
Kai rer ne RT S Ea TE 
_ ” ps ` - be .. -. = 


E 


Teee 
hS 
Se 
~oe vpe e 
mar. dar 
EI Ver 
ve ea 
m 


—— 
- 
ner 
Zee 
vr 


a s OD 
. x 
o5 foa 
m Dar z 2% 
ee ee Hes teL Kapt 
nn a, Ae 
K a ik ie a aa a ara a aS 
FE PIETET Tg 


962 


diagnose zwischen Lymphogranulom und Lymphosarkom. Trotz 
des malignen Wachstums handelte es sich nach Verfasser um ent- 
zündlichen Prozeß. 


. Literatur: 1. R. Lund, Der otogene subperiostale Absceß der Regio 
temporalis. (Zschr. f. Ohrhik. Bd. 76, H. i u. 2.) — 2. Th. Borries, Über das 
Vorkommen von konstant sterilem Lumbalpunktat bei ernst verlaufender 
otogener Meningitis. (Zschr. f. Ohrhlk, Bd. 76, H.i u. 2) — 3. C. Stein, 
Gehörorgan und Konstitution. (Zschr. f. Ohrhlk. Bd.76, H.1 bis 4) — 
4. R. Seidler, Über die Beziehungen der Syringomyelie respektive Syringo- 
bulbie zum centralen Vestibularapparat. (Zschr. f. Ohrhlk. Bd. 76, H. 3 u. 4.) — 
5. A. Brüggemann, Schädigungen des Gehörorgans bei einer großen Artillerie- 
und Minenschlacht. (Zschr. f. Ohrhlk. Bd. 76, H.3 u. 4.) — 6. Marum-Fried- 
länder, Otitis mit Sinusthrombose und Lumbalwirbelabsceß. (Zschr. f. Ohrhlk. 
Ba. 77, H. 1.) — 7. W. Döderlein, Zur Diagnose des otitischen Hirnabscesses. 
(Zschr. f.-Ohrhlk. Bd. 77, H. 1.) — 8. Vulpius, Zur Behandlung traumatischer 
Trommelfellperforationen. (Zschr. f. Ohrhlkd. Bd. 77, H.1.) — 9. Ruttin, 
Über Schädigungen des Gehörorgans durch Gasvergiftung. (Zschr. t. Ohrhlk. 
Bd. 77, H. 1.) — 10. S. H. Mygind, Ein neues Labyrinthfistelsymptom. (Zschr. 
f. Ohrhlk. Bd. 77, H. 1.) — 11. Blohmcke, Otosklerose und Schwangerschaft. 
Arch. f. Ohrhik. Bd.102, H. i u. 2) — 12, 0. Fleischmann, Zur Frage des 
agnostischen Wertes der Lumbalpunktion bei den cerebralen Kompli- 
kationen der Mittelohreiterung. (Arch. f. Ohrhlk. ‚Bd. 102, H. i u. 2.) 
13. K. Wittmaack, Vergleichende Untersuchungen über Luftschall-Luftleitung 
und Bodenschwingung-Körperleitungsschädigungen des akustischen Appa- 
rates. (Arch. f. Ohrhik. Bd. 102, H. i u. 2) — 14. Wertheim, Zur Frage der 
Radikaloperation des Mittelohres vom militärärztlichen Standpunkt aus. 
(Arch. f. Ohrhlk. Bd. 102, H. i u. 2.) — 15. L. Onodi, Über congenitale Ohr- 
fisteln. (Arch. f. Ohrhlk. Bd. 102, H.1 u, 2.) — 16. C. Hirsch, Granugenol in 
der Nachbehandlung von Warzenfortsatzaufmeißelungen. (Arch. f. Ohrhlk. 
Bd. 102, H.3 u. 4.) — 17. 0. Fleischmann, Studien über die Herkunft des 
Labyrinthwassers. (Arch, f. Ohrhlk. Bd.102, H. 3 u. 4.) — 18. Ulrich, Über 
eine seltene otologische Fehldiagnose. (Arch. f. Ohrhlk. Bd. 103, H.1.) — 
19. Carlowitz, Totalaufmeißelung des Mittelohres vom Gehörgang aus. (Arch, 
f. Ohrhlk. Bd. 103, H. 2 u. 3.) — 20. R. Imhofer, Atypische Fälle von Pachy- 
meningitis externa. (Arch. f. Ohrhlk. Bd. 103, H.2 u. 3.) — 21. Lehmann, 
Die Erkrankungen des Gehörorgans bei Typhus exanthematicus. (Arch. f. 
Ohrhlk. Bd. 103, H. 2 u. 3.) — 22. Henrici, Nasenatmung und Mundatmung 
bei körperlichen Anstrengungen. (Zschr. f. Ohrhlk. Bd. 77, H. 1.) — 
23. Schlachter, Psychogener Stridor bei Soldaten. 
H.1.) — 24. Stenger, Neuritis retrobulbaris und Erkrankungen der Nasen- 
nebenhöhlen. Ein Beitrag zur Ätiologie, Diagnose und Therapie der Neuritis 
retrobulbaris. (Arch. f. Ohrhlk. Bd. 102, H. 3 u. 4) — 25. A. Blau, Schuß- 
verletzungen der Nasennebenhöhlen, ihre Folgen und ihre Behandlung. 
(Arch. f. Ohrhik. Bd. 102, H.3 u. 4.) — 26. A. Lautenschläger, Über das 
Wesen der Ozaena. (Arch. f. Laryng. Bd. 32, H. 1.),— 27. G. Elmiger, Ozaena 
in den Baseler Volksschulen. (Arch. f. Laryng. Bd. 32, H. 1.) — 28. 0. Levin- 


Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 36. 


normal. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


Zschr. f. Ohrhlk. Bd. 77, | 


Ritter (Düsseldorf): Zur operativen Behandlung von Mastdarm- 
fisteln, die oberhalb des Sphincters in den Darm münden. Verfasser hat 
in zwei Fällen ein Verfahren angewandt, das darin besteht, den 
Sphincter zu schonen, ihn aber an der Fistelstelle freizulegen, mit 
Haken aus der Wunde herauszuhalten und nun hinter ihm die Mast- 
darmfistel in gewohnter Weise zu spalten. Das Resultat in beiden 
Fällen war ausgezeichnet: die Continenz blieb dauernd vollkommen 


Peltesohn (Berlin): Über die Verkennung der Psychogenie 
von Deiormitäten. Die Psychogenie der Deformitäten muß bei Kriegs- 
verletzten schärfer ins Auge gefaßt werden, als es oft geschehen ist; 
im Prinzip ist nach wie vor bei psychogenen Deformitäten vor sympto- 
matischer Therapie in Form der orthopädischen Apparate zu warnen, 
sowohl weil dem Staate unnötige Kosten erwachsen, er also geschädigt 
wird, mehr aber noch, weil der Kranke nicht nur seelisch, sondern 
auch, wie gezeigt, direkt körperlich lädiert werden kann; letzteres 


91. September, 


stein, Über hereditäre Anosmie. (Arch. t. Laryng. Bd. 31, H. 1.) — 29, P. J. Mink, 
Eine osteoplastische Methode zur Eröffnung der Stirnhöhle. (Arch, f Laryng. 
Bd. 31, H. 1.) — 30. 0. Muck, Betrachtungen über die Entstehung der so- 
genannten Schrecklähmungen der Stimmritzenschließer auf Grund experi- 
menteller Untersuchungen. (Zschr. f. Ohrhlk. Bd. 76, H. 1 u. 2.) — 21, R: Im- 
hofer, Über Kehlkopfabscesse. (Zschr. f. Ohrhlk. Bd. 76, H. i u. 2) — 
32, Eichhorn, Ist der Nervus facialis an der Innervation des Gaumens be- 
teiligt? (Zschr. f. Obrhlk. Bd.76, H.1 u. 2.) — 33. Denker, Über Kriegs- 
verletzungen des Kehlkopfes und der Luftröhre unter Berücksichtigung der 
Rentenansprüche der Verletzten. (Arch, f. Ohrhlk. Bd. 103, H.2u. 3) — 
34. F. Henke, Über Blutungen, insbesondere Mundschleimhautblutungen und 
-veränderungen bei Erkrankungen mit hämorrhagischer Diathese, zugleich 
ein Beitrag zu dem Kapitel: Lokale Spirochätosen. (Arch. f. Laryng; Bd. 32, 
H. 1.) — 35. C. Hirsch, Zur Kasuistik der Halssteckschüsse. (Arch. t. Laryng. 
Bd. 31, H. i) — 36. P. Ledermann, Ein Beitrag zur Frage der Osophagus- 
fremdkörper. (Zschr. f. Ohrhlk. Bd. 76, H. i u. 2) — 837. E. Schittler, Die 
gonorrhoische Infektion der oberen Luft- und Speisewege. (Zschr. f. Ohrhlk: 
Bd. 76, H. 3 u. 4.) — 38. C. v. Eicken, Fremdkörperextraktionen mittels in- 
direkter Hypopharyngoskopie. (Zschr. f. Ohrhlk. Bd. 77, H. 1) — 39. Haren, 
Eine eigenartige Todesursache bei Osophagusstenose. (Zschr. f. Ohrhik. 
Bd. 77, H. 1.) — 40. R. Martin, Beitrag zur komplizierten Verletzung der 
Speiseröhre durch Fremdkörper mit besonderer Berücksichtigung der töd- 
lichen Fälle. (Arch. f. Ohrhlk. Bd. 102, H.i u. 2.) — 41. M. Weingaertner, 
Physiologische und topographische Studien am Tracheo-Bronchialbaum des 
lebenden Menschen. (Arch. f. Laryng. Bd. 32, H. 1.) — 42. K. Mayer, Über 


tumorförmiges Lymphogranulom des Mediastinums und der Trachea. (Arch. 
ï, Laryng. Bd. 32, H. 1.) 


Berichtigung. In meinem Aufsatz: Neuere, für den Al 
gemeinarzt verwertbare Ergebnisse aus dem ge- 
burtshilflichen Schrifttum der Kriegsjahre 194 
bis 1916“ (M. Kl. 1919, Nr. 33) ist die Zusammensetzung des Tenosins 
unrichtig angegeben. Die dort angegebenen Mengenverhältnisse der 
beiden Tenosinkomponenten beziehen sich auf das ursprüngliche 
Präparat, während das nunmehr in den Handel gelangte ein anderes 
Mengenverhältnis zeigt. Letzteres ist für p-Oxyphenyläthylamin 0,00625, 
ß-Imidazolyläthylamin 0,000125 in 1 cem. Dieses Mengenverhältnis ist, 
wie das wissenschaftliche Bureau der Farbenfabriken vorm. Fr. Bayer&Co, 
Leverkusen, mir mitteilte, als das Resultat eingehender neuerer Ver- 
suche herausgekommen und ermöglicht mit dieser Zusammensetzung 
einen der Secaledroge entsprechenden Effekt. Diese Berichtigung er 
folgt auf Wunsch der Firma Bayer. Dr. Kritzler. 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


| Zadek (Neukölln): Zur physikalischen Diagnostik der Lungen: 
entzündung. Der Pectoraliremitus bei genuiner fibrinöser Preumonie: 
Für die ursächliche Entstehung des abgeschwächten Pektoralfremitus 
kommt dem stets bei der Pneumonie zu findenden Brustfellerguß eine 
entscheidende Rolle zu, wenn dieser in einer aus den gewählten Unter 
suchungsbedingungen abzuleitenden bestimmten Dichte der Lunge an 
gelagert ist. Diese Folgerung ergibt sich um so zwingender, als bel 
dem eben genannten Symptomenkomplex überwiegend Bronchialatmen 
zu hören ist als Beweis, daß nur das Exsudat als Ursache des ver 
minderten Stimmfremitus in Frage kommt. Ein Exsudat im obigen 
Sinne bei verstärktem Pectoralfremitus wurde ausschließlich bei ganz 
massiven Infiltrationen einer ganzen Lunge gefunden (in 2,7% der 
Gesamtfälle). Eine Beeinflussung des Stimmfremitus im Sinne der Ab- 
schwächung bei der Pneumonie durch die bislang ausschließlich dafür 
angenommenen pathologischen-Vorgänge (Verstopfung der Bronchien, 
verminderte Schwingungsfähigkeit der voluminös infiltrierten Lunge) 
konnte nur in 11,7% der Fälle nachgewiesen werden. Reckzeh. 


indem es je nach Art des befallenen Körperteils zu Muskelatrophien, 
zu statischen Gelenkerkrankungen und dergleichen kommen kann. Diese 
Umstände müssen zur schärfsten Indikationsstellung für die Verordnung 
von orthopädischen Apparaten, im besonderen nach Art, Ausführung, 
Zeitdauer ihres Tragens zwingen. 

Zondek (Berlin): Diagnostik und Operation einer pyonephrotischen 
Hufeisenniere. Diagnostische Merkmale sind folgende: Beide Schenkel 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919; Nr. 35. 


EEE eh en ehe u u er rt Be ne a Ze 2 E 


Ludwig Pick (Berlin): Zur Röntgendiagnose der angehUE 
Knochensyphilis. Vortrag mit Projektionen im Verein für Innere Me- 
dizin und Kinderheilkunde zu Berlin am 24. März 1919. 

Kurt Dresel (Berlin): Die Blutdruckveränderung nach Adre“ 
nalininjektionen als Gradmesser für den Tonus im autonomen und sym 


der Hufeisenniere sind im allgemeinen erheblich weiter nach unten, | pathischen Nervensystem (Vagotonie und Sympathikotonie). Durch sub- 
medialwärts und nach vorn gelagert als die normale Niere. Die Längs- | cutane Injektion von 1 ccm Suprareniulösung 1:1000 (= 1 mg K 
achsen der beiden Schenkel der Hufeisenniere konvergieren im all- | nalin) und anschließender Blutdruckmessung nach 5, 10, 15, = 


gemeinen nach unten oder verlaufen der Längsachse der Wirbelsäule 
annähernd parallel. Die Lage und Richtung der Nieren sind oft durch 
Palpation und Röntgenphotographie festzustellen. Die Becken der 
Hufeisennieren sind im allgemeinen vorn gelagert. Das ist oft durch 
Pyelographie zu erkennen. Abnorme Kürze der Ureteren, voraus- 
gesetzt, daß sie nicht geschlängelt sind, und ihr annähernd vertikal 
gerichteter Verlauf. Das ist durch Röntgenphotographie nach Einführung 
schattengebender Katheter in die Harnleiter nachzuweisen, 


80 Minuten usf. läßt sich ein klares Bild gewinnen über den INH 
im vegetativen Nervensystem. Der Beginn der Kurve der Blutdrut 
veränderungen nach Adrenalininjektionen beim Normalen ist anino 
parabolisch, der beim Vagotoniker S-förmig oder in den sonneg 
Fällen sogar zunächst negativ, der des Sympathikotonikers schnell ui 
steil ansteigend und ebenso abfallend. rück 
J. Joseph (Berlin): Zur Gesichtsplastik mit besonderer BN , 
sichtigung der Nasenplastik. Nach einem Vortrage, gehalten in der Der 


$ 
A 
A 
` 
N 
1 
{ 
` 
~ 
S 
% 
ec a 
ESA 
= s “ 
AN 
= 
7 AER 


dr 
fal 


ne 
Sr 
SE EN 
re 


> 
E ae ae 2 Sr ee 
a N Aa T DE ne T T O 
'. 5 F a Eni .? Fe . te ~ z 
T a BEE a Pre 
note ut ner 
R 

pe We ze 

Pe 

eo. 

pos 


In 

.. Ei A 

E A, =) 
x 


f 
N 
rn nr 
> , 
NIE 
; en 
ae 
oe e: y . E 
Pe e i 
vr ', ne, 
a te 
& 
EG, 
w ee OS praes 
x 2 Er 


ale 


. bis neunmal so. groß im Jahre 1919 als der Durchschnitt ‚der. vorbe. R 


end 
mm Gar an 
Teint 7 
"u—r. 
PO. 


t . 
ut ea m 
Fe N 
T 


K E ae Ry iia 
IR nn Hr een. u we, 
em N PETER OT Ten an RIES ARE 
Be En are .. u Ste rt a En EL en Se 
+ 
ee FT 


‚durch. die Einträufelungen des Mittels in den Gehörgang die Epidermis 
empfindlichkeit in den Harnsäuredepots wird wirksam bekämpft. Die’ 


Dosierung beträgt täglich zuerst 8, später 5 ccm der 10 % igen Lösung en 
in 0,5 %iger NaCl-Lösung. In leichten Fällen sind 40, in hartnäckigen 
mindestens 60. Injektionen notwendig. . Unangenehme Nebenerschei- ne 


= wird.. Das Otalgan darfauch nur auf ärztliches Rezept abgegeben werden. | nungen wurden nie beobachtet. Unterstützend : wurde eine ein- bis- 
H. Citron: Über Harnstoffbestimmung in Blut. und Hara. | zweimalige heroische Massage, Diathermie und- Zandern angewandt 


Polemik gegen Brali m., F, Bruck, .] (W. m. W. 1919, Nr. 28.) 


| aufgeweicht werde und quelle und daß dadurch in vielen Fällen das 
7 ` Trommelfellbild verwischt werde, wird vom Verfasser bekämpft. Die 
| . Schmerzstillende Wirkung des Präparats ist wertvoll, wobei auf die 

entzündungswidrige Wirkung der‘ Anästhesie hingewiesen 


ner :Medizinischen Gesellschaft am ii. Detänbär 1918 und 29, Januar P | 
in 1919 mit Krankenvorstellung und Lichtbildern. gegangenen Jahre — führt Verfasser auf die psychischen Erregungen. en siik ie 
im: ee - Huntemüller (Gießen): Beitrag zur Epidemiologie. und Be- | und Nervensystemschädigungen des Krieges und ‘der Revolution zurück. > -457i n 3 
Le kämpfung der Diphtherie. Bei der Diphtherieepidemie eines Regiments 'Mangelhafte Ernährung spiele wohl auch eine Rolle, jedoch keine aus- : | SER 
a | konnten als auslösende Faktoren nachgewiesen werden: ‚die allgemeine schlaggebende, da wohlsituierte Patienten ein größeres Kontingent stellten. . np iR ji 
fe | Resistenzherabsetzung und die lokale Reizwirkung des eingeatmeten wie Kassenpatienten. . Therapie - war ziemlich machtlos, Kalktherapie . 3 Ka 4 | 
wi  .  XKalkstaubes. Zu versuchen wäre, durch eine "Dauerdesinfektion der ließ sich aus Mangel an Präparaten ‚nicht genügend durchführen. ee ir ji 
ui | - Mundhöhle /mit Desinfizientien in Tablettenform die aktive-und passive - F. Vollbracht..Über intravenöse Calciumtherapie. Calcium- >- P p 
a i Übertragung der -Diphtheriebacillen zu verhindern. Die offiziellen Des- -chloridharnstoff (Afenil) wurde, intravenös angewendet, gut vertragen, [t kii Ra 
TS ..  infektionsvorschriften bedürfen auch für die, ‚Diphtherie e einer: dringenden. erzeugte. keine lokalen Reizerscheinungen; zwei Injektionen wirkten m EEE Ar 
iz ©.. Revision. sehr gut und rasch bei Heuschnupfen, drei bis vier langsamer, aber 7 ee > 
o Georg B. G rub er: Herzschußverletzungen. Auch ‚Herzen, ‚| befriedigend bei Asthma bronchiale; bei Kranken mit 'Übererregbarkeit BE i 
b deren Schußverletzuñg an und für sich keine größere Bedeutung hat, . der zentripetalen Nasennerven wirkt an mildernd, befreit aber. nicht == : | mea ii 
iii , können durch ‘die komplizierenden Lungenverletzungen zum Erlahmen auf die Dauer, | Haenlein. ee N RT 
e. gebracht werden, ein Punkt, der bei der Überlegung eines chirurgischen. TE REITEN: 
mi Vorgehens ‚wohl bedacht werden muß. | Zeitschrift für ärztliche ve Fortbildung 1919, Nr. 15. | Be ii i y 
TO Joh. Volkmann (Braunschweig): Zur Technik der infrakar- "Göldscheider (Berlin): Über die Diagnostik der Lungen- ee, 1 7: 
s  dialen Injektion. Ausführliche Beschreibung eines Verfahrens, das sich ku Die Verfeinerungen von Auscultation und Perkussion ` © 2 Tae (i 
ni ebensowenig der Technik von den Veldens wie der Hesses werden vornehmlich kritisch besprochen und die Grenzen ihrer Ver- - © oo pare Paal 
i ‚anschließt, sondern sich mehr dem Vorgehen Eschs nähert. läßlichkeit beleuchtet. Mehr kursorische Betrachtung der sonstigen gern) 
ooo G. Joerdens (Dresden-Friedrichstadt): Über Spontanpneumo- diagnostisch wichtigen Symptome: | Sn BR | 8 s 
— -` . “thorax. In dem mitgeteilten Falle war Tuberkulose auszuschließen. | Müh sar (Berlin): Über die chirurgische Beh an diir = g der Lun ger- ala o BE 
PE Es dürfte sich um eine subpleural- gelegene Emphysemblase gehandelt | tuberkulose. An insgesamt neun Fällen‘ hat Mühsam die extra- © < J RIME I 
ıı  — haben, deren Wand allmählich weniger widerstandsfähig wurde, bis | pleurale Thorakoplastik mit Entfernung des zwischen den Rippen- ©: .. .! Krui 
E ein ganz geringfügiger Anlaß genügte, sie zum Einreißen zu bringen. . stümpfen liegenden Gewebes vorgenommen. Davon sind drei nach der BAR: N 
i Derartig. vereinzelte Emphysemblasen 'können auf eine früher. über- Operation. gestorben, ein vierter erlag nach 21/2 Monäten seiner Phthise. er i ras 
M standene Bronchitis, vielleicht auch auf einen in der Kindheit durch- Aber auch bei den’ übrigen waren die Endergebnisse der Operation nur . aiiu PEN 
Mi gemachten Keuchhusten zurückzuführen sein. bestenfalls als lang anhaltende Besserungen anzusehen. Die Aussichten > 1.1.1 i Bi 
É | H. Bergmann (Stettin): Für die Pneumothoraxbebandlung des'| auf dauernde Heilung ‚sind nach Mühsams Erfahrungen (allerdings, = “7 eo i 
vi Lungenabscesses. _Der Verfasser tritt von neuem für diese Entspan- | an nur kleinem Material) gering. Hans Meyer (Berlin). F go d ul 
4i nungsbehandlung Brüning gegenüber ein. | | 
z Druckfehlerberichtigun In Nr. 37, der M. KI. ma o aE A 
Be D Hąge (Çuxbaven): Paratyphus B und GallenblaSenentzündung, ' es auf Seite 934, linke Spalte, Zeile gung, von unten heißen: „Es"war Ben HR Ce H 
E er mitgeteilte Fall verlief zunächst- unter dem Bilde einer reinen | früher vom Alveolarfortsatz aus eine Öffnung in die Kieferhöble.ge- .. BB 4 
2 . leichten ` Cholecystitis: Erst die serologische Untersuchung brachte | macht“ und auf Seite. 936, linke Spalte, Zeile 2 yon unten: „Im“ ea Pen “gi 
g Klärung. Es ist daher nötig, bei jeder Gallenblasenentzündung, -auch G esunden angelegt. | | | i R D T. W: 
w . obne daß ‚klinisch wahrnehmbare Darmerscheinungen bestehen, durch ee. a Due a | afi 
serologische und bakteriologische Untersuchungen auf das Vorhanden- | | m ee R fi 
sein von Paratyphusbacillen zu fahnden. Denn mit der Weiterverbrei- Therapeutische Notizen. er Be. al 
tung der Krankheit durch chronische Bacillenträger ist zu. rechnen. : | = A 
8. Rosenberg (Berlin): Symptomlos verlaufende -Fleckfieber- | ` Ober die Behandlung der Diphtherie mit Pferdes erum be- y EEE i 
tälle. Sie verlaufen ohne Exanthem, ohne Milzschwellung, ohne alle | richtet Elisabeth Herzfeld (Leipzig). Sie warnt eindringlich el 
f | subjektiven Beschwerden, bei ganz minimaler Fieberbewegung und'| davor, vom gewöhnli chen Pferdeserum . Gebrauch zu machen. ,; ~ BR . J | 
f = werden lediglich durch die Weil- Felixsche Reaktion mit Sicherheit | Dieses- darf nur in’ leichtesten Fällen und. nur.bei Erwachsenen an- - ... x il ab 
ar ‚diagnostiziert. | gewendet werden, die man auch ganz obie Serum behandela kann. . . + 5p 
; =: Zernik (Wilmersdorf): Neue Arzneimiltel, Spezialitäten und |` Bei der mittelschweren und schweren Rachendiphtherie sowie bei Kehl- — ` o At 
E “Geheimmittel. Besprochen werden Malafebrin, Angloval, Pyrex, die | kopfdiphtherie ist antitoxisches Serum unbedingt geboten; (M. ` = 05 kapi 
" : Tonnola-Zehrkur,. die Tonnola-Zehrpillen, (Chlorodont, Kaliklora und | m. W. 1919, Nr.) > > a F Bruck. ee Sl 
j Biox -troçken. Steiner hat bei Rheuma, Gicht und Ischias ausgezeichnete Ka a ERIR 
f i: Otto Mugdan (Berlin): Die Verfassung der Deutschen Re- | Erfolge mit der von V.olkmar angegebenen Methode der intravenösen Farin ah: 
= publik und die Ärzte. Übersicht über einige Hauptpunkte der Ver- | Injektion einer 10% igen. Formaldehydnatriumbisulfitlösung erzielt. Die 000 
' fassung und Hinweis. auf die große Bedeutung der Ärzte‘ für die Zu- | Therapie bezweckt ‚die Auflösung der aufgelagerten Harnsäure und die — > : ` rn I: 
| - kunft Deutschlands. | Ä _ Wiederherstellung normaler Leberfunktion, deren Anschoppung von > ae 
. Obermüller (Mainz): Otalgan. Die Annahme Barths, daß Volkmar bei allen Gichtikern und Rheumatikern als Ausgangspunkt IN By SAN ‘ 
| und Ursache der. Krankheitserscheinungen angesehen wird. ‚Die. Druck- +. Bet ft 
HE S an 
i H i 
Bade 


Be ee an Er Bar Er 
anı., ee ARE. -6 
PUREA E 1 a ER | a ni Dia 


R 
+ 

PE E N 

gen 


el Dura 
De san tan 
a En 


~- AEE AN 
= = ame, 
UT MUTARE ET N vim ear- 
e ‘ R - 


ee 
Re are a Beal d 
: u T E ELTA 
Da ge ame S 
DE SE a e z 


s >a MES “ De 4 2 
- e. x Er gn ` > x x $ ze e a: spa S ‘ ` 
yo = er - 6 tae - s 
2 A ee a . . er Na DE [ m ~ fs E ah 
X : vor BEER s i $ K a a . ‘ BR 2 
En a LT ZT nee m nn tn nn nn nn nn 1 s PANDA E 
en ee nei wer rn r m Tu te oy 
Erz: ` $ f Px PRES + ao one s 
, Ar wu. : Re 
a = an = BL oa 
ba at 
æ e wege 
<e 


Zur Behandlung von .mit Spasihen einhergehenden. Magendarm- X 

| affektionen hat Rütimeyer mit gutem Erfolg ein von der Firma Eo 

Monatsschr ifefür Ohrenheilkunde u.Lar yngo-Rhinoldgie 1919,H.5. | Hoftmann-La Roche hergestelltes Pantopon-Papaverin. Atrinal-Präparat BaP 

S. Alexander: Zur Frage der vicariierenden Entwicklung der | „Spasmalgin“ angewandt. Das Präparat ist ein Atropinschwefelsäure- Kaea | 

intakten Sinnesorgane der Viersinnigen. Aus acht Selbstberichten von | ester und hat nach Tierversuchen -eine zirka fünfmal geringere Toxizität RER 

Kriegsblinden geht hervor, daß diese Kriegsblinden ein Sinnesvicariat | als das Atropinsulfat, hat aber im übrigen eine ähnliche Vaguswirkung, E piep $ Ri 
zugeben, Gehör: und Tastsinn können bis: zu einem gewissen Grade | indem: spastische Contractionen glattmuskulärer Organe und daher al zu 
für den verlorenen Gesichtsinn eintreten, und zwar unmittelbar nach | kommende Schmerzen aufgehoben beziehungsweise gemildert werden. infine a 
‚der Erblindung. Ein besonderer Fernsinn war bei diesen Kriegsblinden | Dem Papaverin kommt. ebenfalls eine tonuslösende Wirkung zu, die gt E 
nicht nachweisbar. Die sogenannte Schärfung des Hör- und Tastsinnes | sich namentlich bei abnornialem Tonus in den glattmuskulären Organen FORET. ET Ki 
| ergibt Sich. aus dem verbesserten Zusammenarbeiten der intakten Sinnes- einstellt. Die Tabletten enthalten 0,01 Pantopon, “0,02 Papaverin: und r si TA: 
Organe, der erhöhten Aufmerksamkeit und intensiveren geistigen Ver- | 0,001 Atrinal und wurden zu, zwei bis drei pro die verschieden lange AREE FEIL 
| arbeitung, welche die Blinden den’ Hör- und: Tasteindrücken widmen. Zeit hindurch verabfolgt. Das. Mittel wurde angewandt bei Schmerzen, Er: FE 3 
-~ K. M. Menzel: Über ein gehäuftes Auftreten der Rhinitis vaso- | die zu beziehen waren auf Ulcus ventriculi et. duodeni, Ca. ventr., ` BR al 
motorica, Das gehäufte Auftreten der Rhinitis vasomotorica — acht-. Magensaftfluß, Gastritis acida- et; simplex, Atonie ventr., verschiedenen | EINER = 
ca 7 E | E | a 
i | ATES 
| | | Buch 
z 5 i le, 
i ia i pen r 

! re 


964 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


e ee nn LI m e nl 


Sekretionsstörungen. Hyperacidität, nervösen Gastralgien und Enteralgien, 

spastischer Opstipation, Colica flatulenta usw. Bei 76 Krankheitsfällen 
wurden in zirka 65!/2 % die Schmerzen prompt, sei es für einige Zeit, 
sei es dauernd, zum Verschwinden gebracht. (Korr.Bl. f. Schw. Ä. 1919, 
Nr. 24.) G. 2. 

Die plastische Deckung von ungeheilten Amputationsstümpfen mit 
Brückenlappen empfiehlt Alban Nast-Kolb (Stuttgart). Die 
lokale Plastik hat vor der Fernplastik Vorzüge. Besonderer Wert 
ist aber auf die Deckung der Stümpfe mit normaler Haut zu legen. 
Denn eine zarte, narbige Stumpfhaut wird durch das Tragen der Prothese 
wieder aufgescheuert oder durch den Zug, den die Prothese an der Haut 
ausübt, wieder aufgerissen. (M.m.W.1919, Nr. 33.) F. Bruck. 

Henrichsen (Schwanheim a. M.) berichtet über Trypailavin 
vom Standpunkt des praktischen Arztes. Ein neues Antiseptikum, das 
wegen seiner hochwertigen antibakteriellen Wirkung, seiner voll- 
kommenen Unschädlichkeit, seiner Geruch- und Reizlosigkeit, sowie 
seines hohen Diffusionsvermögens und nicht zuletzt wegen seiner viel- 
seitigen Verwendbarkeit ‚die Beachtung und das Interesse aller Ärzte 
verdient, ist das Trypaflavin, 3,6 Diamino-, 10 Metbylakridiniumchlorid. 
(B. kl. W. 1919, Nr. 36.) 

Friedmann (Wien-Baumgarten) berichtet über die Behandlung 
der Lungentuberkulose mit Tuberculomucin Weleminsky. Wenn auch 
in einer so kurzen Zeit ein abschließendes Urteil nicht möglich ist, 
kann gleichwohl das Tuberculomuein aufs wärmste empfohlen werden. 
Die leichte Dosierbarkeit, die geringen Nachwirkungen des Tuber- 
culomueins, die rasche Beeinflußbarkeit der subjektiven und objektiven 
. Beschwerden werden dem Präparat Freunde erwerben. (B. kl. W. 1919, 
Nr. 36.) Reckzeh. 

Das Krysolgan (in die gestaute Armvene injiziert) ist nach 
Mey e (Kiel) ein specifisches Heilmittel gegen die Tuberkulose. Es eignet 
sich besonders zur Behandlung von Tuberkulosen der Nasen-, 
Rachen- und Mundschleimhaut sowie des Kehlkopfes, 
bei denen nur geringe Lungenerscheinungen oder eirrhotische oder 
knotig-eirrhotische Prozesse der Lungen bestehen. Unter der Ein- 
wirkung des Krysolgans dürfte eine auffallende Wucherung straffen 
‚ Bindegewebes stattfinden. (D. m. W. 1919, Nr. 35.) F. Bruck. 


Bücherbesprechungen. 


Hugo Schulz, Vorlesungen über Wirkung und Anwen- 
dung der deutschen Arzneipflanzen. 336 Seiten. Leipzig 

1919, Georg Thieme. Brosch. M 15,— + 25% Teuerungszuschlag, 
geb. M 16,80 + 25% Teuerungszuschlag. 

Wenn der Ordinarius für Pharmakologie an der Universität Greifs- 
wald das, was er seit 36 Jahren seinen Zuhörern im Kolleg über 
Arzneipflanzen vorzutragen pflegt, im Anschluß an seine „Vor- 
lesungen über Wirkung und Anwendung der unorganischen Arznei- 
stoffe“ (1907) der Öffentlichkeit übergibt und hierbei sich auf die 
„deutschen“ Arzneipflanzen beschränkt, so darf — selbst wenn die 
Anschauungen von der allgemein anerkannten Lehre abweichen — nicht 
kurz über ein solches Buch hinweggegangen werden. Gerade jetzt 
erregt der Versuch, nur mit deutschen Arzneipflanzen auszukommen, 
besonders lebhaftes Interesse. 

Die Grundlage bildet für den Verfasser das von Arndt auf- 
gestellte, aber nicht allgemein anerkannte sogenannte biologische 
Grundgesetz: Schwache Reize fachen die Lebenstätigkeit an, 
mittelstarke fördern sie, starke hemmen sie und stärkste heben sie auf, 
wobei die Abstufungen durchaus individuell sind. Ein krankes Organ 
kann auf Arzneireize reagieren, die für ein gesundes noch ganz irre- 
levant sind. Für den Verfasser gilt hauptsächlich der Arznei- 
versuch am gesunden Menschen; der lediglich auf dem 
Versuch am tierischen Organismus basierende Schematismus habe für 
die Ärzte unerfreuliche Früchte getragen, Hierbei ist aber nicht zu 
vergessen, daß der Versuch mit kleinen Gaben am gesunden Menschen 
zu den ärgsten Täuschungen führen kann und oft schon geführt hat. 
Die zweckmäßigste Arzneiform ist dem Verfasser fast durchweg die 
Tinktur. Verfasser, der vielfach — wogegen er sich wendet als 
Homöopath bezeichnet worden ist, will nicht nur lehren, was der 
Arzt zu tun habe, sondern sucht ihn auch darüber zu unterrichten, ob 
ein in seinem Klientel angewendetes Volksmittel wirken kann 
oder gar schädlich ist. Wenn von diesem Gesichtspunkt aus nicht nur 
nicht mehr offizinelle Mittel wieder hervorgeholt und möglichst alle 
Mittel genannt werden, über deren Anwendung sich etwas Sicheres 
hat in Erfahrung bringen lassen, so wäre dieser Standpunkt ohne 
Einschränkung zu begrüßen. Geschieht dies aber in einem für Ärzte 

und Studierende geschriebenen Buch ohne die unbedingt erforderliche 


— u e eT 


WE 


21. September. 


nn men 


Kritik!), über die nicht der vielbeschäftigte praktische Arzt, wohl aber 
der Sonderfachmann nach langer Erfahrung und mit gereiftem Urteil ver- 
fügen kann, so dürfte ein solches nur bedingt empfohlen werden können, 
Auch wird man sich fragen, ob es notwendig sei, zu erwähnen, daß 
Rosmarin, Betoniea usw. gegen Epilepsie als Volksmittel Verwendung 
finden. Obwohl diese Pflanzen im therapeutischen Register aufgeführt 
werden, wird Verfasser wohl nicht dem Arzt raten, sie als Tinkturen 
gegen dieses Leiden zu verordnen. Ebenso darf wohl nicht aus der 
Tatsache, daß die Blüten der Grasnelke (Statice ameria) als Bestand- 
teil eines Geheimmittels gegen Epilepsie gefunden worden sind, ab- 
geleitet werden, daß diese zu den deutschen Arzneipflanzen gehört. 
Der Arzt wird erstaunt sein, zu erfahren, welche unzähligen Nittel 
z. B. gegen Wechselfieber, gegen Menstruationsstörungen (die bei 
Menostase angeblich ein ganz besonderes Ansehen genießende Stink- 
melde Chenopodium vulvaria) und als Abortivmittel angewendet 
worden sind. 

Verfasser fordert seine Leser auf, Fragen aus der Volksmedizin 
zu prüfen, gibt aber auch vielfach wertvolle Warnungen, so vor 
dem Kauen der Veilchenwurzel durch zahnende Kinder wegen der Iniek- 
tionsgefahr, vor der Darreichung des Schlafsäftchens (Sirupus Papaveris) 
an kleine Kinder durch Wärterinnen, die ebenso wie das Sältchen 
hinauszuwerfen seien, und besonders vor den Mittelchen, deren sich die 
an Gonorrhöe Erkrankten bedienen, um sich der ärztlichen Behandlung 
zu entziehen. 

Alles in allem sind vorliegende „Vorlesungen“, denen auf 50 Seiten 
ein Verzeichnis derim Volke üblichen Benennungen 
der Arzneipflanzen beigegeben ist, nicht ein Lehrbuch der 
üblichen Art, sondern mehr monographieartige Bearbeitung des Themas 
für den denkenden, kritisch urteilenden Arzt. 0b 
zur Vervollständigung des Gebiets ein dritter Band geplant ist, der die 
nichtdeutschen Arzneipflanzen (z. B. Cocablätter mit Cocain, Kaffee, 
Tee mit Coffein, Campher — Opium, Morphin, Kodein usw. 
behandelt Verfasser vom Saatmohn Papaver somniferum ausgehend), 
die organischen Arzneistoffe und die Stoffe des Tierreichs (Lebertran, 
Moschus, Adrenalin) behandeln soll oder ob eine sachgemäße Behand- 
lung des’ Erkrankten durch den Arzt nach dem Urteil des Verfassers 
dieser Mittel eintreten kann, bleibt unerörtert. E. Rost (Berlin). 


Seved Ribbing, 1. Gesundes Geschlechtsleben vor der 
Ehe. Ein Buch für junge Männer, 88. bis 92. Tausend. Stuttgart 
1919, Strecker & Schröder. — 2. Ehe und Geschlechtsleben. 
Ein Buch für Braut- und Eheleute. 81. bis 85. Tausend. Ebenda 

Auf Ribbings berühmte sexuelle Aufklärungsschriften und 

Warnrufe sei hier bei Gelegenheit der erneuten Ausgabe empfehlend 
hingewiesen. Im ersten Buche bespricht der Verfasser das Thema in 
zwei Abteilungen, die Grundgesetze gesunden Geschlechtslebens und 
die Störungen des Geschlechtslebens (geschlechtliche Verirrungen, Ge- 
schlechtskrankheiten, Bekämpfung und Verhütung derselben und Prosti- 
tution). Der wichtigste Teil ist naturgemäß der Abschnitt: Was sol 
der Mann vor der Ehe tun? Als besonders eindringlich sind die 
Worte Ribbings zu bezeichnen: Der Mensch hat nur die Freiheit 
anzufangen, aber selten die Freiheit aufzuhören (Sondereggel) 
und „du begibst dich auf einen Weg, den du niemals rückwärts 
finden wirst“. So gut die Darstellung ist, muß doch bedacht werden, 
daß der Weg zum sexuellen Verkehr vom Manne häufig als Ersatz für 
die ihn sehr deprimierende Masturbation gefunden wird, also nichtyül 
wirklicher geschlechtlicher Reinheit aus, sondern um einer ihm aus 
den natürlich einsetzenden Pollutionsereignissen herstammenden De 
pletionsmaßnahme ledig zu werden. Es wird also dabei oft nicht die 
Keuschheit verlassen, sondern nur ein perverser Vorgang saniert. Der 
natürliche Vorgang der Pollutionen kann jedenfalls durch kein Mittel 
ganz verhindert werden. Indessen wird durch das Buch, das mi 
ernstesten Tone alle hierhergehörigen Vorgänge darlegt, sicher sebr 
viel Zurückhaltung in geschlechtlichen Dingen erzeugt werden. Das 
zweite Buch behandelt in drei Abschnitten die Ehe und ibre geschlecht- 
lichen Vorbedingungen, das Geschlechtsleben in der Ehe, das Eheleben 
der Frau als Mutter. Dieses zweite Werk kann mit seinen Darstellungen 
ganz besonders empfohlen werden, da es über viele noch allzusebt 
unbekannte Dinge in klarer und übersichtlicher Art belehrt. 


—— o 


= { Pinkus. 


1) Zutreffend heißt es z. B. beim Weißen Germer (Veratzufl 
album), es habe sich über den arzneilichen Gebrauch nichts Sicheres 
finden lassen. Dagegen heißt es ohne Nutzen für den Leser bel u 
Eibe (Taxus baccata): „Ich habe gefunden (!), daß ein aus Eibenblättelt 
nerelietet Tee hier und da (!) als Volksmittel gegen Croup und AD über 
sen“ () sein soll (), kann Ihnen aber gar nichts Näheres (I) dar 


vr ER ya 


en Fa et 


{4 
' 


a a brna. da Se De En de En EEE m Zn nn Yoo 


‚kr ümmung der Beine auf. 


~ Operation. verlief 


"Die. Anwendung bei mehreren Kindern (Ernährungsstörungen, Anämien) 


‚erwies. sich als zweckmäßig, nicht jedoch bei Rachitis, 


Klinischer Abend vom 11. Juli 1919 
(Chirurgische Klinik), | 


. A u DE 2 
Folgende besonders bemerkenswerte Demonstrationen seien aus. 


der Fülle des Materials hervorgehoben: ee 3 | 
- Küttner: 1. Milzexstirpation bei hämolytischem Ikterus (ver- 
gleiche Bericht über Sitzung vom 20. Juni 1919) bewirkte Verschwinden 


‚des Ikterus und der Beschwerden im Leibe. ‘2. Exstirpation des Ganglion- 


. Gasseri bei Trigeminusneuralgie verlief infolge von ausgedehnten Narben- 
bildungen durch 14 Jahre fortgesetzte Alkoholinjektionen sehr schwierig, 
im Endresultat aber mit bestem Erfolg. 3. Drei Fälle -von chirurgischer 


. Nekrose und Gangrän, darunter eine Penisgangrän mit Zugrundegehen 


eines großen Teils des Gliedes im Anschluß an phagedänischen Schanker 


. bei einem 16jährigen Jungen. 4. Kompressionsfraktur des Calcaneus, ` 


die’dadurch entstanden ist, daß der Patient (Grenzschutz) von der 


Von ihm bewachten unterminierten Brücke, in die der. Blitz einschlug, 


'emporgeschleudert wurde und herunterfiel, und zwar in. einen Sumpf, 
sodaß . die Entstehung des Bruchs am ehesten durch Stoß von unten 
zu deuten ist, was im Kriege öfter beobachtet wurde. © 
Dreyer: Zur Behandlung der congenitalen. Hüftgelenksluxation 
empfiehlt sich ‘in den Fällen, die dem Lorentzschen Verfahren 


‚ trotzen, die Einrenkung auf dem Extensionstisch (Vorführung). 


| Renner: Fremdkörper im Ösophagus. Die Demonstration eines 
sehr flachen, scharfrandigen Knochensplitters, der aus 19 cm Tiefe 
nach achttägigem Aufenthalt daselbst und Ansammlung stinkender 


Fleischmassen über ihm mit Ösophagoskop herausgeholt wurde, gibt . 
erneut -Anlaß zur Empfehlung dieses Verfahrens und zur Warnung vor 


dem Münzenfänger. Br | Ä 
Landois: Porencephalie. Schwerer Status epilepticus und 
schlaffe linksseitige Lähmung waren. die Folge einer großen porence- 


Phälischen Stirnhirneyste, nach deren operativer Entfernung Rückgang 


der nervösen Erscheinungen. 
. Weil: Seltene Magengeschwülste._ An die Demonstration der 


Präparate eines Leiomyoms, eines polypösen solitären Carcinoms und 

von Sarkomen des Magens wird der, Hinweis auf die relativ günstige 
Prognose und die unbedingte Notwendigkeit der Resektion bei den 
Tumoren expaäsiven Wachstums geknüpft. i ; 


Melchior: 1. Verzögerte Frakturheilung bei Spätrachitis (Kombi- 


| nation. von Callusfraktur und Calluserweichung). Bei dem 18jährigen 
"Patienten 


der im März eine Fraktur ‚des rechten Oberschenkels erlitten 
das Bein gut gebrauchen konnte, trat im Mai eine Ver- 


’ 


hatte und 


r 


das Bild von Kalkschwuñd, die Epiphysenlinien sind geschwungen, es 
sind auch am Vorderarm Auftreibungen. Zweifellos handelt es sich 
um eine Ernährungsstörung, um Spätrachitis in florider Form. 2. Thymus- 


| operation-bei Basedow. Der vorgestellte Fall zeigt, daß die Thymek- 
‚tomie vor Rezidiven nicht schützt, damit-nach vorübergehendem Er- 


folg sogar Verschlechterung eintreten kann. 
Baruc h: Seltene Dickdarmperforation des Querkolons in die 


‚rechte Tube. 


Hahn: Nebenwirkungen: bei Röntgenbestrahlungen der Hals- 
drüsentuberkulose. Bei mehreren Patienten mit bisher befriedigendem 
Resultat stellte sich nach erhöhter Dosis Heiserkeit ein. Es bestand 


. ein glasiges Ödem der Anyknorpel und benachbarten Ligamente, zweifel- 


los eine Bestrahlungsreaktion, die die Gefahr eines Glottisödems in 


‚Sich birgt. Auf Behandlung reagierten die Erscheinungen nicht,‘ ver- 


Schwanden aber nach wenigen Wochen. Alle Patienten waren in einer 

Sitzung doppelseitig bestrahlt worden.. Seitdem dies nicht ‚mehr ge- 

Schieht, abwechselnd-alle 14 Tage rechte und linke Seite vorgenommen 

werden, ist kein Fall mehr vorgekommen. a 
Preuße:; Streptotrixabsceß nach Maschinengewehrverletzung. 

glatt, keine generalisierte Streptotrixerkrankung‘ 

l | 


mung Röntgenbild ergab deutlichen Frakturspalt, 
der sich in-den Callus ‚fortsetzt. Callus und vordere Knochen zeigen 


(Psychiatrische Klinik), <, 


Folgende der sehr zählreichen Demonstrationen waren besonders - 


bemerkenswert; | ER De S a 
| Kehrer: 1. Influenzamyelitis. Bei einem 16jährigen Patienten, 
der vor. einigen Wochen .Grippe durchgemacht ‘hat, haben sich jetzt 
Peroneuslähmung, Fehlen beider Achillessehnen und des rechten Pa- 


| tellarreflexes ohne.Veränderungen der Sensibilität eingestellt. Auch 


der obere linke und untere rechte Bauchdeckenreflex .eingestellt. 


Differentialdiagnostisch kommt auch noch eine Forme fruste der mul- . . 
2. Muskeldystrophie, bei der eine. Ver- ~ 
“änderung der Haut, besonders der ‚Oberschenkel, im Sinne der Sklero- 
_ dermie auffallend ist. | ae Se F 

K ruweger: Zwei Fälle von Athetose mit choreaartigen Zuckungen, 
an’ Grippe, der andere im Anschluß än 


tiplen Sklerose in Frage. 


‚ 


der eine im Anschluß 


‚Kinderlähmung. 


Bry: Entstehung von Chorea infolge schweren Schädeltraumas, | 


nn 


m. 


00... Emil Neißer (Breslau). . 


. Freiburg i. Be. ee 


Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 24. Jun i 1919. 


Friedrich: Die Dosimetrie der inkorporalen Radiumbehand. | 


lung. Eine Dosimetrie der Radiumstrahlen bei inkorporaler Anwendung 
bietet manche Schwierigkeiten. Bei der Berechnung der Dosis sind. 
der Abstand des strahlenden Präparates, die Absorption und die Streu- 
strahlen zu berücksichtigen. Die Absorption der Radiumstrahlen im 
menschlichen Körper ist etwa. gleichzusetzen derjenigen in Wasser. 


-Daher benutzte Fr. zu Untersuchungen über die Dosimetrie eine Glas- 


kammer, die mit Wasser gefüllt war. In diesem Phantom befindet sich 
eine Ionisationskammer. Man läßt nun das Radium in verschiedener 


Entfernung auf die Glaskammer wirken und bestimmt‘ den. in der 


Ionisationskammer auftretenden Ionisationsstrom ‚mit einem Elektro- 
meter. Ist das Glasphantom leer, gehen die Strahlen also. durch Luft, 


so nimmt die Dosis des Radiums. fast genau mit der Entfernung ab, ` 


es treten keine Streustrahlen auf. Anders ist es, wenn: die Kammer 

mit Wasser ‚gefüllt ist. | 

dehnung des radiumhaltigen Präparates. u u | 
Mit Hilfe solcher Messungen ist es möglich, die. Kurve der 

Isodosen“ für verschiedene. Präparate festzustellen, dás heißt: die- 


jenigen Linien, die alle Punkte im Raum 


denen die Strahlendosis gleich groß ist. Wendet man Präparate von ' 
einheitlicher Form und Größe an, so kann aus den dafür ‚festgelegten 


Isodosen entnommen werden, wieviel elektrostatische Einheiten man . 


in bestimmter Zeit in bestimmter Entfernung appliziert. Auf "diese. 
Weise ist eine Dosimetrie bei inkorporaler Radiumanwendung möglich. 
specifische Dichte der. Gewebe auf die Streustrahlung? 

‘Friedrich: Bei weichen Strablen spielt die specifische Dichte 


Diskussion. Rost: Welchen Einfluß hat die verschiedene | 


eine große Rolle. Je härter die Strahlen sind, desto mehr gleichen 


sich die Unterschiede aus. e PER ana 
Opitz: Wenn durch Radiumstrahlen"ein Erythem hervorgerufen - 


‚wird und wir wissen, wieviel von Röntgenstrahlen zù derselben Wir- 


kung nötig sind, so können wir das miteinander vergleichen. Dadürch 


haben wir eine biologische Methode der Messung. 


Bundschuh: Über die Keilosteotomie des Schenkelhalses nach 


_ Kraske bei Coxa vara., Bei der Coxa vara haben wir eine 'Verbiegung 
des Schenkelbalses nach unten, meist verbunden mit einer Verbiegung ' 
konvex nach vorn, seltener konvex nach hinten. Zur.Beseitigung dieser 


Verbiegung des Schenkelhalses gab Kraske im Jahre 1896 die keil- 
förmige Osteotomie des Schenkelhalses an, die ihm im Gegensatz zur 


Osteotomie des Femur unterhalb des Trochanter als. das Rationeliste 
‚erschien, weil sie das Übel möglichst an der, Wurzel anfaßt. und eine 


` 


Von großer Wichtigkeit ist dabei die Aus- 


miteinander .verbinden,: in 


A 
t 


A 
z 
u 
ea 
atf 
Be 
2 
’ 
u") 


N 
. e a 
aromia un nn. 
San TIER E E 7 
< 


ER 
m 2% 
e = PT 


» 
5 \ 
er 
wir r 
-e 
~ 
ted 


me 


En 


= Tr, 
> BE WE ee Le er 3 
-ha LPa .. à BEE 
DT I er A N 
BE OE a N eae a A Ga NE g 


zje 
ru 
-at 
er 


X 
E A 
Ban 


=é 
=< 
Aap. 
r 
Pigi Es 
tem nn un 
IT 


` 
An 
ren 


En 
RER 


zung 


mo. 


Meine 


~- 
& SEEN TORE. f r 
om e eano ag 
— 


un -e a -. P 


a er BE Eo: Ka) ei en ee Fe S aa Eki T 

= -~ a TON r Si ; 27 ae 2 .- i wi 55 KAEN x „2 v 

mna NT = a ee x ‘ = i = es = S ; = = -. : 4 © : i vag o 
See Ä z 7 ee er 
ee a i a E E 

Deu u | | G Fe e nv Can Een 
21. September. — 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr... i j 
zae = z | " s ; i Any en $ a \ oeo ` w 3 En j _ i E x 4 k gk br 5 ; j l 
ne = 5 | I 2a Taa ) N Z 

: e ` e Ea i Te 
Vereins- und: Auswärtige Berichte. _ | SEE 
r T « Da Se Free: | ne ee ee ee , r Ba 
l `“ Breslau. | Ser | Hammer: Schrapnellkugelstein der Blase. In dem Phosphat; z I 
| Wo , i l BER ° ; RS S P? l ie ` c oß: ee öy o A ’ Bert: 7 13 i 
Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. (Medizinische Sektion.) | stein ‚lagert exzentrisch das Gesch er ee u u "4 || 
an Sitzung vom 4. Juli 1919 A °| - . Wiesner: Isolierte Tuberkulose. -des Unterkiefergelenks. Als nr k 
. Aron: Über vegetabilische Extraktstoffe und ihre therapeutische | Eingangspforte für diese seltene Lokalisation kommen wohl die cariösen eie, er], i 
. RA % D , "In, E i > et Un ee en Fe Br ht 
Verwertbarkeit. Die tierexperimentelle Prüfung von Extraktstoffen be- Zähne in he a an N E sji Sia E 
züglich ihrer Ernährungswichtigkeit hat bereits früher für Kleie- und Hering: Struma apoplectica in Verbindung mit starkem Husten- high 
Malzextrakt, jetzt auch für den Mohrrübenextrakt gute Erfolge ergeben. | stoß beziehungsweise akutem Kropfasthmaanfall, Guter Operationserfolg. >. a Re: : 

Klinischer Abend vom 18. Juli 1919 - . nl 


ze D prear -s2 
CT I Taa, 
a 


E ENI a D DI aT 


une z 
mn nn nn ne 
Saar 52 
ur 
u, BET te FE 


IN 


Ú. 


hij = z 
TAS T NRERIN 


z% 
N 


nn. 


ERDE, 


Ein 


ed ee > SEELE 


BE 
RE 


BR SER ii 
ern 


m nn 


[nn > 5 Wo 
Se m 


u 


meinen 


mr 


REIZE, 


m Las a Hi nn 
Ze. 


x ra 
am 


w vg 
BU TIERES T 


í, 


-3 nee t y O 


2AL a 
ih 


rn wor ne ir 
vn... 
> 
min 
Fe 


REN 
ENT ne 
en 

Es N er ee 


wu a Bu Bu: 
Rana Sa 
ern 
° j £ - i - -æ 
ERR A E GERE PISE a EE E EEOSE E PE E 


966 


. wirkliche Korrektur der abnormen Stellung gibt, während durch die 


subtrochantere Osteotomie nur die fehlerhafte Stellung des Beines im 
besten Falle kompensiert. wird. Kraskes Vorschlag fand zunächst 
auch völligen Anklang. Wie er, hatten auch andere Chirurgen recht 
'gute. Erfolge; bald sah man jedoch auch Nachteile, die man der Ope- 
rationsmethode zur Last legte, nämlich die Eröffnung des Hüftgelenks 
bei der Keilresektion, bei Infektion der Operationswunde Infektion des 
Hüftgelenks mit Nekrose des Femurkopfes und großer Lebensgefahr, 
eine Verkürzung des Schenkelhalses um die Basis des herausgemeißelten 
Keiles, Rezidive nach der Operation und Versteifung im Hüftgelenk. 
Diese Beobachtungen führten dazu, daß man völlig von der Operation 
abkam. 

Nun ist freilich die Eröffnung des Hüftgelenks möglich, sie läßt 
sich aber fast immer vermeiden, wenn man den Periostschnitt möglichst 
weit nach außen legt. Ebenso ist die Osteotomie des Schenkelhalses 
an sich eine aseptische Operation. Eine Infektion ist dem Operateur 
zur Last zu legen. B. beobachtete fast immer an der Oberfläche, nach 
der hin die Basis des Keils gelegt wird, also oben vorn, nicht eine 
Verkürzung, sondern eine Verlängerung des Schenkelhalses. Mit der 
Keilosteotomie ist noch nicht der krankhafte Knochenprozeß, der zur 
Coxa-vara-Bildung führte, ausgeheilt. Wenn solche Fälle nach Heilung 
der Fraktur wieder ihrem Berufe wie früher nachgehen, besteht infolge 
der roch vorhandenen Weichheit des Knochens die Gefahr des Re- 
zidivs. Die Patienten müssen daher noch jahrelang nachbehandelt 
werden. Wir ließen unsere Patienten noch sehr lange nach der Ope- 
ration nachts eine Extensionsgamasche anlegen, außerdem durften sie 
noch nicht viel und lange gehen und keine schweren Arbeiten ver- 
richten. - 

Man kann nach der Osteotomie tatsächlich eine Versteifung im 
Hüftgelenk beobachten, die ja in manchen Fällen als fixierte Coxa vara 
schon vor der Operation bestand. Diese Versteifung ist aber keine 
dauernde, sie bildet sich mit der Zeit spontan zurück, außerdem kann 
ihre Rückbildung durch medikomechanische Nachbehandlung beschleu- 
nigt werden, (Nach einem Autoreferat.) H. Koenigsfeld. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


Zu 


2 21. September 


Leipzig. | 

Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 5. August 1919. 
Rille demonstriert zwei Fälle von Sklerodermie. Bei dem einen, 
der dem Kindesalter angehört, handelt es sich um die cireumseripte 
Form, die eine bessere Prognose verspricht als die diffuse. Überhaupt 
ist die Prognose beim Kinde besser als beim Erwachsenen. Bei dem 
anderen Fall, der eine Frau betraf, die früher Lues (Wassermann + +) 
und zwei Aborte durchgemacht hatte, ohne daß ein direkter Zusammen- 
hang der Erkrankung mit der Syphilis bestände, befindet sich die Er- 
krankung, die vor einem Jahr aufgetreten ist, im Stadium infiltrationis, 
das sich besonders an den Armen und an der Handfläche zeigt, sodaß 
keine Faustbildung erfolgen kann. Eine Facies selerodermica besteht 
noch nicht. Therapeutisch wirken am besten Massage und warme Bäder. 
Wandel berichtet über mehrere gut klinisch beobachtete Fälle 
von leichteren und. schwereren Erkrankungen an symmetrischer peri- 
pherer Polyneuritis, die in,ihrem Verlauf manche Besonderheiten zeigten 
und sämtlich im Gefolge der Influenza aufgetreten waren. Der 
andere Teil der im letzten Halbjahr beobachteten Fälle betraf die so- 
genannte Encephalitis lethargica. > A 
Reinhard skizziert im einzelnen die an den tödlich“ yer- 
laufenen Fällen beobachteten autoptischen Veränderungen, die sich be- 
sonders als entzündliche Prozesse in der grauen, weniger in der weißen 
Substanz erweisen. Die Veränderungen gleichen teilweise den kürzlich 
von Spiegel in der Wiener klinischen Wochenschrift beschriebenen. 
Böttcher betont die Beziehungen der Neurofibromatose zu der 
tuberösen Hirnsklerose an der Hand eines selbst beobachteten und 
autoptisch kontrollierten Falles, der einen-linteressanten Stammbaum 
mit ausgesprochener Vererbung mit dominantem Charakter aufweist. 
Kohlmann bespricht an der Hand von instruktiven Röntgen- 

bildern das Anwendungsgebiet des künstlichen Pneumothorax. 

Rupprecht und Gelpke zeigen an der Hand von 20 Fällen 


| die Bedeutung des Pneumoperitoneums (nach Rautenber g) für die 


| Diagnose der Abdominaltuberkulose. Bi 


Rundschau. 


Die Sozialisierung der ärztlichen Hilfe. 
Von 
Augenarzt Dr. Agricola, Hannover. 
(Schluß aus Nr. 37.) 


Über all diesen Streit hinweg können wir freilich beruhigt 
allgemeinen Veramtung der 


sagen, die Wahrscheinlichkeit einer 
Ärzte ist für diesen Augenblick keine sehr grobe. | 


Neumann und mit ihm alle seine Partner leugnen nicht die 
ökonomische Unmöglichkeit einer sofortigen Veramtung aller 
Sie trösten sich dafür mit dem Plan einer ganz allmählichen 


Ärzte. 
Durchführung ihrer Ideen. 


Aber gerade in einer solchen schrittweisen Sozialisierung liegt, 
soweit sie mit einer Veramtung der sozialisierten Ärzte verkoppelt 
wird, eine außerordentliche Gefahr für unsern Stand. Sie müßte not- 
gedrungen zu dem führen, was nach der ganzen augenblicklichen 
finanziellen und politischen Lage sowieso zu drohen scheint. Das ist 


1. die Überführung lediglich der jetzigen Kassenärzte in festes 


Angestelltentum und 


2. die Ausdehnung der jetzigen Kassengesetzgebung auf noch 


immer weitere Volkskreise. 


Auf den restlichen, außerhalb der kassenärztlichen Tätigkeit 
stehenden Teil der Ärzte müßte solche Neuordnung notwendig eine 


vernichtende Wirkung haben. 
Aus folgenden Gründen. 


Im Rahmen des festen Angestellten- 
tums werden die Kassen gegenüber den Ärzten an sich nicht knau- 


—— 


die Verträge nicht mit dem einzelnen Arzt, sondern mit der Organ 
sation geschlossen werden, kann uns ein Einfluß auf die Gestaltung 
der Verträge gewahrt, vor allem dem direkten Angestelltenverhältnis 
des Arztes durch das Mittelglied der Standesorganisation “seme 
schlimmste Härte genommen werden. Man verstehe mich nicht falsch. 
Wir wollen den Einfluß der ärztlichen Organisation nicht erhalten 
wissen, um, gestützt auf ihre Macht, auch unter den neuen Verhält- 
nissen neue Fehde zu beginnen. Wir Ärzte haben an solchen Kämpfen 
ganz gewiß keine Freude. Für uns sind sie nur bitterste Notwehr. 
Keinen Kampf ums Dasein zwischen Ärzten und Kassen wollen WII, 
sondern im besten Sinn Arbeitsgemeinschaft. — | 

Gestatten Sie mir, daß ich gerade im Hinblick darauf, 
in Hinblick auf ein solches schiedlichfriedliches Zusammen 
arbeiten noch einmal ganz kurz auf gewisse Zusammenhänge unserer 
Frage mit Lehre und Praxis des Sozialismus eingehe. Der Sozialis- 
mus betrachtet das in der freien Praxis obwaltende wirtschaftliche 
Verhältnis zwischen Arzt und Kranken als ein vorwiegend durch ai 
kapitalistische Privatwirtschaft des Arztes bestimmtes. Der Arzt rn 
angeblich der kapitalistische Ausbeuter, der Kranke der durch 
relative Monopolstellung des Arztes Ausgebeutete. 

Gegenüber den Kassen aber oder den uns im Fall einer Sozia- 
lisierung überzuordnenden bürokratischen Instanzen werden Wir r 
Lohnarbeitern, jene zu Kapitalisten, wir zu Ausgebeuteten, Jego: 
Ausbeutern; sie saugen die ärztlichen Klein- und Einzelbetriebe dur 
ihren Großbetrieb auf und können uns unter dem Schutz ihrer Bi 
legenen kapitalistischen Macht ausbeuterische Arbeitsbedinguns® 


serig sein. Wollen sie aber gut bezahlen und dabei nicht unrentabel it nach ihrem 


wirtschaften, so müssen sie die ganze Arbeit in der Hand mög- 
lichst weniger Ärzte vereinigen. Das muß dann obendrein dazu 
führen, daß die Kranken vieler kleiner Kassen, die jetzt meist noch 
nicht in fixen ärztlichen Händen sind, der freien Praxis auch noch ent- 


zogen werden. 


| Es wird also eine Konzentration kassenärztlicher Tätigkeit in 
der Hand möglichst weniger festangestellter Ärzte statt- 
finden. Für den Kassenbürokraten das Ideal — für die Allgemeinheit 


der Nichtkassenärzte der Ruin. 


Was wäre in solchem Fall ärztliche Standespflicht? Vor allem 
müßten wir um Eines ringen, um die Anerkennung unserer ärztlichen 
Organisation als vertragschließender Partei. Denn nur dadurch, daß 


aufzwingen, bei denen von einer Bezahlung. unserer Arbel 
wirklichen Werte nicht mehr die Rede ist. los 
Es ist nun wichtig, daß die sozialistische Lehre tiokia 
für jede Sozialisierung eines Betriebes in der Richtung ein © 
nossenschaftlichen Organisation die Gefahr der Entstehung eines 
nossenschaftskapitalismus zugibt und seine Gefahren ZU bannen “g 
willt ist. Hält man es drum im Interesse der Allgemeinheit für | 
abwendbar notwendig, uns das Recht freier ärztlicher Privat 


Seite von vornherein — getreu sozialistischen Grundsätzen = 
die Macht der uns überzuordnenden genossenschaftlich-kapitalisin i 
Organisationen. Wir fordern deshalb mit nicht geringeren tlichen 
als die Arbeiterkoalitionen ein Mitbestimmungsrecht der ärztli 


( “ 
L | gi LIZCU U y ~ p: 
2 Sg 


deren 
| schaft so oder so zu nehmen, so schütze man uns auf det A 


` 
tal. 


A 


] 
| 
| 


“Ich fasse unter 


so N: r 3 - . y = = t Eee 27 a wo‘ Ba pre we, 
NEE . A - ._. = : . > ws = I my i ind ve 
a ge ERENTO o : p <7 - 2 3 OOR AN Eye - K S 
F Te ae Blo a PTN y i B u aE : . To š © ` Si > k . d et 
ar 3 es: a w k asi EB - A : . oo. 5 Be x 
ae rer Se a in RR ne ae AT je nA t er Be ` £ un. we J ai je 
$ ae 2 , 3 . - = . N $ DNS x ` SA , x R 4 £ 
= E “ Eg 5 B . = $ er 2 22 t% ' a e. : a . Zr 
- . ` 2 t .. - m - a = ' š 
i N 2 - N ” RO: = `a . r æ Z = 
x ee b = NUM Sp ga - pog Ao “ s t- = se a -LN » 5 
. = y " wer d a 3 
k d E pe . . 
N Rer g Be p = o’ pi : nt 
- s .* $ VEF | i ` 
a ~ ` “ N vs k . ” 
er P r \ ` i - ~ P < Mei 
pn ; i 2 Aue ; Er wi 
j i a EN re y an dealer) 
7 . a { u N: Pi r = 
RR = - BR u“ 
Pis 2 3 í È á een i 
r Be 


s. 
` E 


2: ‚September. - u . 


= Gewerkschaft air der Entscheidung aller Fragen, | 
‚fugnisbereich der neuen Sozialisierungskörperschaften fallen, soweit 


ein solches Recht für uns Ärzte überhaupt Sinn und Berechtigung hat. 


- 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 38. = 


die in deir Be |. 


‚Eine solche organisierte Mitarbeit der‘ Ärzte. kann aber: nur erfolgen 


`` auf Grund der Anerkennung der ärztlichen "Gewerkschaft, wie sie sich 
im Abschluß der Verträge von Organisation zu Organisation in der 


| 'Eorm allgemein bindender "Tarifverträge kundgibt. © > `. 0 . 
ie ‚Organisierte, rechtlich gesicherte Arbeits-, 


gemeinschaft verlangen wir zwischen. Ärzten, Versicherten‘ und. 


'-Versicherungsorganen. Oder. moderner ausgedrückt: , gemeinschaft- 
liche Arbeits- oder Betriebsräte. Wir verlangen dies durchaus im 
Interesse der Sache selbst.‘ Denn-nur eine Ärzteschaft, deren Recht 


. -Zv kollektiver Mitbestimmung ihrer Arbeitsbedingungen im weitesten 


Sinn anerkannt: ist, wird auch mit voller sittlicher Energie. zu ihren 


_ .Arbeitsverpflichtungen stehien.. Nur Achtung und Wahrung der ma- . 


teriellen und ideellen Interessen der Ärzte werden jene Arbeitsfreude 
“und jenes Pflichtgefühl wecken, die auch wirtSchaftlich die volle Aus- 
wertung ärztlicher Arbeitskraft garantieren. Die Verkennung' dessen, 
.  engherzige. bürokratische Bevormundung würde sich auch ökonomisch 
bitter rächen. ‚Die erste Voraussetzung einer fruchtbaren Zusammen- 


arbeit und Arbeitsgemeinschaft zwischen Ärzten und den ihnen über- 
. geordneten“ und überzuordnenden Instanzen ist deshalb die richtige 


psythologische Einschätzung ärztlicher Arbeitskultur. 
a diesem. Wort ` alles -noeh einmal _ zu- 
-sammen: Individualistische Erfassung des Krankheitsbildes — 
"künstlerische. Intuition in der. Synthese des, Krankheitsbildes 
` aus einzelnen Symptomen —. ein, unbeschädigt aller 
- ‚schaftlichen Notwendigkeiten Sichgetragenfühlen nur yon dem eige- 


nen Verantwortungsgefühl und dem Vertrauen des Kranken — inner- 
ster Drang, Krankheitsnot zu lindern, bilden die persönliche ‚Grund- | 


lage ärztlicher Arbeitskultur. 
Will man aber Arbeitskultur 


“dahin. 
` liche Eingliederung ` der ärztlichen Tätigkeit in die Arbeit der 
großen Institutionen : öffentlicher Gesundheitspflege. Und an Stelle 
‘ der. früheren persönlichen: Ungebundenheit tritt ‘das ` Aufgehen 
des ärztlichen Einzelwillens in den Gemeinschaftswillen der standes- 


~ ärztlichen Organisationen, und auch dieser Gemeinschaftswille muß 


sich, ungehemmter Freiheit entsagend, zum Wohle des Ganzen: ein- 


wirt- 


| in ihrem tiefsten Wesen er- 

fassen, so- bedarf das .Gesagte noch einer Ergänzung. Der alte ` 
.. gesellschaftliche Individualismus des Arztes ist unwiderbringlich 
An seine Stelle tritt mehr und mehr die freie recht-. 


fügen iń die. Arbeitsgemeinschaft mit dén ibm sozial koordinierten 


Organisationen der Kassen oder Sozialisierungskörper. . _ | 

 Individualistische Arbeitsleistung und so- 
ziale Arbeitsgemeinschaft, das sind die beiden Säulen, 
die das große Gefüge unserer- ärztlichen, unserer gesamten gesell- 


- 


schaftlichen Ordnung tragen, nur da, wo diese Zweiheit: zu voller . 
Ausprägung kommt und doch zu harmonischer Einheit sich ver- 


bindet, nur da waltet im vollsten Sinn Arbeitskultur. Daneben als 
äußere Arbeitsform der freie Erwerb, beschränkt nur durch die 
Interessen der / 

wirtschaft. | 

‚.. Dasg sind die ethischen und wirtchaftlichen: Normen, an denen 
sich jede innere und’ äußere Neugestaltung unserer ärztlichen Tätig- 


keit orientieren muß. 


.. Pathologische. Anatomie und Heilkunde. 
f ur Georg B. Gruber. | A ME 
(Fortsetzung aus Nr. 37.) 


3 Die tägliche Pflicht eines Prosekturbetriebes spielt sich nicht 
nur im Sektionssaal ab. , Wir freuen uns, daß wir durch unsere 
mikroskopische Hilfe den Praktiker oft in die Lage setzen 


"Allgemeinheit, durch plan- und maßvolle "Gemein- - 


. können, zur -Dia gnose zu gelangen, welche sein ärztliches 


‚Handeln. bestimmt.. Wie oft wird nicht der Chirurg, der Frauen- 


arzt vor die ‚Frage gestellt, ob die von ihm bemerkten Zeichen 
einer progressiven Veränderung eines Organs entzündlicher oder 
geschwulstartiger Natur sind. Je früher er die Diagnose stellen 


. kann, desto besser für den Patienten, sei das Resultat der histo- - 


.. lögischen Prüfung wie es such sein wolle! ` Aber je früher die 
lagnose. yom praktischen Arzt gestellt werden soll, desto schwie- 

T ist es für ihn, zu entscheiden, was vorliegt, desto unsicherer 

e> m er- in der Wahl der Therapie, desto geringer ist für ihn die 
p elichkeit einer Prognosenstellung. Aus allen diesen Nöten kann 

x n die Hilfe- des pathologischen Histologen in vielen Fäller her- 

25 Oean, leider nicht in allen, denn auch für den Histologen gibt 


riger ist 


(S a “ BE 


x 


des Organismus ‚gegen einwirkende Schädlich- --: 


keiten. Sie ist nicht- streng durch jeweils ‚gleichmäßig hervor- -< 
‚stechende Symptome. ausgezeichnet; ich erinnere nur an denCalor aus  .- 
. den vier Celsischen Entzündungssymptomen (Calor, Ruber, Tumor, 


Dolor), der ‘recht verschieden zu sein .vermag, sodaß man bei- ` 

‘spielsweise dazu kommen. könnte,: heiße. und kalte-Abscesse zu , 
unterscheiden, Auch .histologisch sind . die  Entzündungserschei- 
nungen variabel in ihrer ‚Konstanz und Quantität; :man hat sich - 


infolgedessen angewöhnt, drei Phasen desEntzüudungs-  ... 
prozesses .zu unterscheiden, die alterative, u 


| ‚de ex- 
sudative und die produktive Entzündung. Tai 


„Die erste Phase,-die gelegentlich nur, minimal ist, läßt sich <=, .. .- 
. nicht immer glatt und leicht von dem Effekt der Schädigung ab- -~ i. 
grenzen, welche erst die entzündliche Reaktion hervorruft. Manche - 
Autoren sind daher. geneigt, die. alterativ-degenerativem `- 
.Parenchymerscheinungen:im Bereich entzündeter.Ge-" ~ 


webe als Ausdruck rein. passiver Reaktion abzutrennen von der 
exsudativen und proliferativen Phase, welche zweifel- 


los einer aktiven Tätigkeit der Körpergewebe. zu danken sind: +... =". 
Die dritte Phase. wiederum ‚zeigt viel .Gemeinschaftliches ‘mit der. ... : "=. t; 


Erscheinung der Wiederherstellung des Gewebes, nachdem die. 
eigentliche Entzündung die einwirkende ‚Schädlichkeit paralysiert | 


hat. Es ist uns praktisch unmöglich, eine sichere Grenze:zwischen 
-der produktiven ‘Entzündung als Abwehrreaktion -und der .be- 
ginnenden Regeneration als Wiederherstellungserscheinung nach : .. opos 
` vollendeter Abwehr zu ziehen. Bleibt scheinbar als unumstößlich. `- <- 


' | 
oe. 


mikroskopisch feststellbare ‚Entzündungsphase das exsudative 


Stadium, das heißt jene Periode, in ‘der ein seröser Erguß; ..”. 
ein schleimiger Katarrh, ein hämorrhagisches Exsudat, eine zellige — . 


Infiltration mit farblosen Blutkörperchen, seien es Leukocyten oder: . 
Lymphocyten, sei die Infiltration massig,. zur Absceßbildung oder. 
zur-Phlegmone hinführend, oder sei sie lockerer Natur, endlich 
eine fibrinöse Ausschwitzung von eroupösen Massen, von Pseudo- _ 
membranen oder von richtigen Schorfen die Diagnose sichern. 
Gerade die zellige Infiltration, die Gewebsleukocytose oder -Iympho- ` 
cytose spielen als histologisches Charakteristieum eine große Rolle. , 
Aber auch hier sind Greńzen gesteckt. Nicht jede Durchsetzung > . 
mit farblosen Zellen ‘dokumentiert. einen‘. Entzündungsvorgang. 


Beispielsweise können in Geweben eines Leukämikers, können im , ~ 
'Stauungsödem einer Lunge reichlich farblose Blutkörperchen die ` 
. Gewebsmaschen .bevölkern, ohne daß ein Abwehrvorgang ‘des Or- 
'ganismus vorliegt. ‚Immerhin aber ist eine weite : Möglichkeit für 


die Stellung der Diagnose „Entzündung“ gegeben; jedenfalls ge- 
lingt es meist, und das ist praktisch ungemein. wichtig, im. Ge- 
websschnitt entzündliche Bildungen von echten, geschwulstmäßigen, - 
blastomatösen Erscheinungen ganz allgemein zu trennen und die 
Diagnose auf das eine oder andere festzulegen. Dem Therapeuten 
und Prognostiker kann schon damit sehr viel gedient sein. 

‚ Recht schwierig vermag unsere Aufgabe. aber zu werden, 
wenn man von uns verlangt, aus dem Präparat auch die Ä tio- 
logie herauszulesen, die dem entzündlichen Vor». 
gange zugrunde liegt.’ Gewiß ist es bekannt, daß der 
chronische Reiz des Tuberkelbacillus, des Leprakeimes, des Rotz- 
erregers,: der. als Aktinomyceten benannten Pilze, des Luesvirus 
ganz besonders charakterisierte Entzündungsbilder liefern, in denen 
die produktive Veränderung des entzündeten Gewebes eigenartig 
qualitativ und quantitativ zum Ausdruck kommt, sodaß man diese. ~ 


ganze Gruppe als die ‘der specifisch entzündlichen Neubildungen, 


der sogenannten infektiösen Granulome betitelt hat:, 
Wenn nun auch der Tuberkel als das: häufigste entzündliche Gra- 
nulom in recht vielen Fällen nicht zu verkennen ist und sich von ` 
gummösen Knötchen schließlich noch durch die bakterioskopische .; 


Willen nicht: sagen können, welcher Ursache wir. das eine oder. 


‘andere uns vorliegende chronische Entzündungsbild zuschieben 


müssen. Alles das, was vorübergehend als histologisches Unter- 
scheidungsmerkmal gegolten, Riesenzellenbildung, Epitheloidzellen, 
Verkäsungseigentümlichkeiten, Anwesenheit von Gefäßzweigchen 
und erhaltene Reste elastischen Gewebes, besondere Typen der 
infiltrierenden Zellen, alles das hat sich als nicht.stichhaltig für 
sichere Entscheidung erwiesen. Wir können die Ätiologie. nur. 


‚nachweisen, wenn es uns gelingt, mittels Methoden der Färbe- 


technik,. der Bakterioskopie oder der bakteriologischen Kultivierung 


ES, H 
. 
EN - r y 
, a .- + ESTR 
- 5 . x 
an E Pa isr ten 
Sw a go tE 
$ ta, 7 
wen N tpi 
Er 1%: 


. 


>" Vielleicht darf ich über die Diagnose entzündlicher: _.\ s4 
‚Bildungen hier. einige Worte anfügen. Man versteht unter. :*'. = - 
Entzündung einekomplizierte Abwehrreaktion =<: 


‘> 
R if ; 
'j gm LN 
m! zig i ; 
, Bar ES . ĝl 
ch, vA 43y. 
- dee); ig Al 
Ta = at x al) 
CH R jo 
g v Er FE D 
X R . : h í 
oend aar aE E Ai 
BR ie, D ER iH G 
y pr á nd 5 t 4'2. 
we tet q sy 
‘Sf F -peg 
-a uch 5 
DEEE h 
ý S7 l 1 
u AR ; 
TE es ; ; 
er dr P ; 
z E ig 
ANS m a LA; 
` LER re N 
SEES 
I ee 
v É it; a A 
k eN BLA "I T. Jt 5 
E tf 
Een a d an 
En y al 
ur dd! i 
PERRE hi 
rg t 
-ìà ‘R i a i 
Joa H 
i) awa ' "i 
< n # D 
: $ E 
2.7 er 
x n 1 
j $ Pt 
& i ate 
en er pe r. 
er i 2 ty 
= ; . An 1 3 
& 2 
Bar ; GE i 
i 
t. Re ias "hy 
Mc (y i 
at ar j 
iti i 
“ ara 
, Dr u S 
2 E | a 
i TE LS t BTE 
> f ; 
. o ’ : 
=, è b Pg aj 
v e 4 
G = reya a H 
. Ir) wur : i 
pi ri : ; 
l n 
1 \ r 
v 
o N 
un 
i: 
t 


. Feststellung der Tuberkelbacillen trennen läßt, so ergibt sich doch © :.. - 
‘gar nicht selten für uns die peinliche Lage, daß wir beim.besten >` 


` 
7 
a 
a 
$i 
r 
x ,* 
i 
r 
: 
% 
st 


= 


RT ame. 
T 
—_—. 


ud ne 
¿ a Fe - 
armen an en 


UNTEN a 
ee TE N 
Tann. 


TE en 


7 ne nee 


Dre a 
enem AL n Ra we. 


AR, 


annae 


; a oa gum po saem e nn ie ae 
IKRA Trea Ser = 


Eh Ye in 
~ 
= 
Dre ~ 


. ı% àx 
Trin po MOU enal r u 
Tea AER, 2 
| 


- 


ws % 
— In; 


PESFRBR TEEN RE 


ERS 


” s 
TERE CEN 


TEE pe SEY Dt 


ë 
d 
= 


~ 


at, 


B 
ee an 
ETID 
AE aE 
i i 
$ San 


e 
Re ELTI 


y 


~ 


Te en a 8. 


Sii EA y \ 
BIT ESEECH an 2 eg > 
onen nennen, 
an ee 3 
. k PE 


324% 


- 
Di N 

atem e Per l L 
oe o a 


& E E Sa 
nn a en. 
= 2.72 ER 


3 E 
Kommen on 
wu ei e E 


ER 

. in = >e 

ee mM ne a nn 

Tee Ara e 
Be 
> 


+ pra 
R S aea RE 
Sae 


s 
-væ 


na 
-s.o 
un ann Pb 
a er 


gi n a a Fa =. ON 
Tr nn en ing 
ee he 


na 
en er 


x - - EN ru Pre WERE EIER EN u ren er ‘=m ~ 
-aa A : DnS - Se, Pre RT m = s 
e E n - d T year : 3 N. 
=. n miey a> x -= = i ann K aal ae An -na rem? i ae ste F zw er . p (e. 
e: f Pyora e aS N Er entre Fat es Er 
a a ae rt! NE 3 e > Re or f SN 
- ee > K- war g an : Pl, Bee. 
— Te! s £ > x P uf 5 e- - 7o 25 ;z - i rw: - y di 
ee T - a. i. A p 2 - Be I, = z > er w as 
a - De nr PP} 0 > iA s Ce he —- - + 
> - à m i ME y "Br "A h á « . = >= 7 = r $ 
pa Oe < ee ee EEE D y ee Ve N - — - ee rc mt ` À wi 
- ze Daes ciae i z > Ir: - nn Je ee i r 
ee Sen en nee er : j i , 1 IAT, 
Do = rege X x f X Da : 


j 
Ina q 
Aa iri 


E e > h 
nn 


H; 
5 
| 
f 
a 


968 


oder unter Zuhilfenahme des serologischen Nachweises nach Aus- 
schluß anderer Möglichkeiten den jeweiligen Erreger uns vor 
Augen zu bringen beziehungsweise die Wirkung des vermuteten 
Erregers aus der Immunitätsreaktion im Blute festzustellen, so bei 
Lues und Rotz. Die Schwierigkeit für den Histologen in der 
Tuberkulosefrage ist deshalb noch besonders groß, weil die In- 
fektion mit dem Kochschen Baeillus, der die als Tuberkulose 
bezeichnete Krankheit erzeugt, gar nicht immer charakteristische 
knötchenbildende Reaktionen hervorruft, sodaß also auch der 
Gesamtname „Tuberkulose“ für diese Infektionsfolgen trotz seines 
allgemeinen Gebrauchs irrtümlich beziehungsweise zu wenig um- 
fassend genannt werden muß. Es gibt Hauttuberkulosen, in denen 
die Knötehenbildung nicht vorherrscht. Die Lupusdiagnose kann 
daher Schwierigkeiten machen. Akutes, von Knötchen völlig 
freies Samenblasenentzündungsmaterial habe ich untersucht, dessen 
Erkrankung gleichwohl durch den Tuberkelbaeillus bedingt war, 
welcher in ungeheurer Zahl den eitrigen Inhalt der Samenblase 
bevölkerte. Da nun aber in Zweifelsfällen ein negativer bakterio- 
skopischer Nachweis nicht so stichhaltig ist wie ein positiver, 
kann man mitunter den Wunsch nach ätiologischer Klärung, diesen 
aus therapeutischen Gründen berechtigten Wunsch des Praktikers 
nicht erfüllen, sondern muß ihn um Zusendung weiteren Unter- 


suchungsmaterials bitten, um eventuell im Tierversuch die Frage 
der Tuberkulosenätiologie zu klären. 


Wenn Sie nun bedenken, daß die Gruppe der ent- 
züundlichen Granulombildungen noch viel größer ist, 
als die obige Aufzählung vermuten läßt, daß es die verschieden- 
sten, leider sogenannten „Pseudotuberkulosen“ gibt, daß um 
Fremdkörper, um nekrotisiertes oder schwer degeneriertes und 
nicht leicht lösliches Gewebsmaterial sich eine granulierende Ent- 
zündung in Form von Knötchen geltend machen kann, daß auch 
Fadenpilze, Schimmel- und Sproßpilze Bilder granulierender Ent- 
zündung veranlassen, daß das Rhinosklerom, die Botriomykose, 
die Sporotrichose und die unter dem Namen Lymphogranulomatose 
zusammengefaßten Affektionen hier einschlägig sind — vielleicht 
neben weiteren, uns ätiologisch gänzlich unbekannten Formen —, 
dann läßt sich von Ihnen ermessen, daß die uns gestellte Auf- 
gabe der ätiologischen Klärung an Hand des Gewebeschnittes 
recht, recht problematisch sein kann. Sie ersehen daraus aber 
auch, daß man heute pathologische Anatomie ohne Beiziehung 
des Rüstzeugs der Bakteriologie und Serologie überhaupt nicht 
mehr treiben kann, ebenso wie wir der chemischen Beihilfe 
bedürfen, Deshalb entsprechen unsere Laboratorien heute auch 
nicht mehr denen reiner Prosekturen, sind unsere Institute nicht 
mehr ausschließlich pathologisch -anatomische Anstalten, deshalb 
benennen wir uns heute wohl auch allgemeiner als Pathologen, 
wenn wir gleich wissen, daß es uns nicht zusteht — kraft der 
Unzulänglichkeit der Mittel, des Mangels an Zeit und der her- 
kömmlichen Krankenhausorganisatiinen — das ganze große 
Gebiet der Pathologie zu beackern. (Fortsetzung folgt.) 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 

Die Zahl der geschlechtskranken Männer war während 
der letzten Jahre des Krieges nach den Mitteilungen der im Felde 
tätigen Ärzte dauernd gestiegen. Es war zu erwarten, daß dadurch 
eine Gefährdung der Bevölkerung in der Heimat mittelbar gegeben 
war. In richtiger Erkenntnis dieser Sachlage sind von. seiten der 
militärärztlichen Leitung und von den Zivilbehörden Maßnahmen an- 
geordnet worden, welche die Eindämmung der Gefahren zum Ziele 
haben. Eines der vornehmsten Kampfmittel war die Einrichtung von 
Beratungsstellen. Hier haben die Landesversicherungsanstalten wert- 
volle Arbeit getan und umfassende Einrichtungen ins Leben gerufen. 
Diese verschiedenen Beratungs- und Behandlungsstellen 
für geschlechtskranke Männer und Frauen haben einen großen Teil der 
behandlungsbedürftigen Geschlechtskranken erfaßt. Entsprechend den 
Bedürfnissen der Zeit und gemäß der gesteigerten Nachfrage hat sich 
gleichzeitig die Zahl der Spezialärzte für Geschlechtskrankheiten in den 
Städten in ungewöhnlicher Schnelligkeit bis zu einer bisher unge- 
wohnten Verhältniszahl zu den übrigen Ärzten vermehrt. Aber es 
scheint, daß dieses Angebot von Behandlungsmitteln und von Behand- 
lungsgelegenheiten sich bisher noch nicht in einer kEinschränkung 
der Zahl der Erkrankungsfälle fühlbar gemacht hat. Wenigstens 
wird berichtet, daß die Zahl der geschlechtskranken Frauen und Männer 
ihren Höhepunkt noch immer nicht überschritten hat, und im Gegenteil 
dauernd steigt. Diese Erfahrung gibt Anlaß zu der Erwägung, ob die 
ambulatorische Behandlung der Geschlechtskranken, wie sie in den 
öffentlichen und privaten Sprechstunden durchgeführt wird, imstande 
ist, die übrige Bevölkerung vor Verseuchung nachdrücklich zu schützen. 
Es erheben sich Bedenken. Anerkannt muß werden, daß die Behand- 
lung des einzelnen Kranken ambulatorisch im allgemeinen in ge- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 38. 


nügender Weise durchgeführt werden kann. Es Hegt im Wesen der 
Geschlechtskrankheit, daß sie den Befallenen in der Regel nicht er- 
werbsunfähig macht. Die Regel ist, daß der Geschlechtskranke durch 
sein Allgemeinbefinden und durch körperliche Beschwerden ander Aus- 
führung seiner Berufstätigkeit nicht wesentlich behindert wird. Zu 
diesem im Wesen der Krankheit liegenden Umstande kommt noch die 
meist wenig schmerzhafte und wenig belästigende Art der Behandlung 
durch Einspritzung von Quecksilbersalzen oder durch intravenöse 
Salvarsaneinspritzung, wie sie in der Praxis sich eingebürgert hat. Die 
Geringfügigkeit der Krankheitsbesehwerden und der Belästigungen 
durch die Behandlung weisen den Kranken und den Arzt auf den Weg 
der ambulatorischen Behandlung. Das Bedenken liegt darin, daß der 
Kranke zwar sachgemäß behandelt wird, aber während dieser Zeit nicht 
daran gehindert werden kann, seine Krankheit weiter zu übertragen. 
Um die Übertragung der Geschlechtskrankheit wirksam zu verhindern, 
nutzt erfahfungsgemäß wenig die Belehrung des Kranken, die Änrufung 
seines Pflichtgefühls oder die Bedrohung ‘einer möglichen Bestrafung. 
pas wirksam te Mittel ist vielmehr die Internierung in einer Kranken- 
anstalt. 

sation in der Behandlung der Geschlechtskranken die Zahl der Krank: 
heiten nicht abgenommen hat, drängt dazu, unter die Bekämpfungs- 
mittel neben der Behandlung auch die Absonderung des Geschlechts: 
kranken aus dem 

Anstalten einzustellen. Die Forderung, eine möglichst große Zahl yon 
Geschlechtskranken einer stationären Behandlung zuzuführen, düpite 
nach den bisherigen Erfahrungen berechtigt sein, und Sache der ver- 
antwortlichen Stelle ist es, die Gelegenheiten zur Unterbringung der 
Geschlechtskranken in Krankenhausbehandlung zu schaffen. Die ver- 
hältnismäßig wenigen gegenwärtig in den Krankenhäusern für 
Geschlechtskranke verfügbaren Betten sind sämtlich belegt, sodaß seit 
längerer Zeit täglich Kranke abgewiesen werden müssen. 

Raum hierfür in öffentlichen und privaten Krankenanstalten und La- 
zaretten und ähnlichen Anlagen nicht geschaffen werden kann, wäre 
zu erwägen, auf die Baracken zurückzugreifen, die während des Krieges 
eine große Zahl von Kriegsverletzten und Kriegskranken aufgenommen 
hatten. Eine größere Zahl von Baracken kann gegenwärtig verfügbar 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W8. 


21. September. 


Der Umstand, daß trotz der bisherigen vorzüglichen Organi- 


öffentlichen Verkehr und die Unterbringung in 


Soweit 


gemacht werden. Zu hoffen ist, daß der Plan, recht viele Räume für 
die stationäre Behandlung der Geschlechtskranken zur Verfügung zu 


‚stellen, nicht an den Schwierigkeiten der Ausführung scheitert, und 


diese Schwierigkeiten liegen einmal, wie oben angedeutet, in den 
Kranken selbst, die wegen der Geringfügigkeit ihrer Beschwerden und 
der geringen Belästigung durch die Behandlung den Eintritt in ein 
Krankenhaus ablehnen. Aber bedauerlicherweise muß auch ernsthaft 
mit Schwierigkeiten gerechnet werden, die nicht in der Sache selbst 
liegen, sondern durch die unglückliche Entwicklung der Arbeitsver 
hältnisse bedingt sind, nämlich durch den Mangel an Heizmaterial, das 


eine Beheizung zahlreicher neugeschaffener Krankenräume und damit 
eine Belegung mit Kranken nicht gestattet. 


Der Ausschuß des Deutschen Centralkomitees zur Bekämpfung 
der Tuberkulose versendet soeben ein Rundschreiben an seine Mit 
glieder mit der Bitte, eine Reihe von wissenschaftlichen Fragen; dis 
auf der nächstjährigen Tagung zur Verhandlung kommen sollen, m 
Arbeit zu nehmen: 1. Die Einwirkung der Kriegsverletzungen auf Ent 
stehung und Verlauf der Lungentuberkulose;; 2. a) Inwieweit ist eine 
Zunahme der Tuberkulose unter den Kindern und Jugendlichen infolge 
der Kriegsverhältnisse festzustellen? b) Welchen Anteil an dieser Zu 
nahme haben die Neuansteckungen? 3, Die Zunahme der Tuberkulose: 
erkrankungen beim weiblichen Geschlecht und ihre Ursachen. 


Berlin, Die Verfügungen über die Beschlagnahme von Borax, 
Borsäure und borhaltigen Mineralien, sowie die Beschlagnahme und 


Meldepflicht von Rohweinstein, Weinstein und Weinsäure sind auf- 
gehoben worden. 


Baden. Das badische Ministerium des Innern hat seit dem 
Rahmengesetz über die Kommunalisierung von Wirtschaftsbetrieben das 
Verfahren eingeschlagen, in allen badischen Städten, wo Ap otheken- 
konzessionen heimgefallen sind oder neu eingerichtet werden 
sollen, die Stadtgemeinden anzufragen, ob sie die Konzessionen ZU über- 
nehmen bereit sind. Die Stadtverwaltungen in Mannheim und Heidel- 
berg haben beschlossen, die frei gewordenen Apotheken in eigene Yo 
waltung zu übernehmen. en. : 

Berlin. Das Reichswirtschaftsministerium und das Reichs 


ernährungsministerium sind zu einem Ministerium unter der Bezeichnung 
„Reichswirtschaftsministerium“ vereinigt worden. 


Berlin. Nervenarzt Dr. Toby Cohn hat den Professortitel 
erhalten. 


Dr. Curse hmann, der Wohlfahrtsleiter der Anilinaktien- 
gesellschaft in Wolfen bei Bitterfeld, hat den Protessortitel erhalten 


Hochschulnachrichten, Berlin: Dr. Gläßner, Assistent 
der Chirurgischen Klinik, hat den Professortitel erhalten. — Pram 
furt a. M.: Prof. Dr. Otto Loos, bisher Privatdozent 10 a 
burg i. E., zum a. o. Professor der Zahnheilkunde und Direktor MA 
Zahnärztlichen Instituts ernannt. — München: Als Privatdozenien 
habilitierten sich Dr. Franz Schede für Orthopädie und Dr. Wilhelm 


Jehn für Chirurgie. — Titel eines a. 0. Professors wurde dem früheren 
Breslauer Privatdoz 


der 
eh enten Dr. Georg Stertz, Oberarzt an 
Esychiatrischen Klinik, verliehen, — Wü rzbu rg: rof. Dr. Otto 
Seifert, Direktor der Poliklinik für Nasen- und Kehlkopfkrankheitet 
e pieng zur Abnpliyne yon Woran BEREEREEEEEEN 


WIN I > 


Br, - 


u 


MESSEN 


in 
va 


Sn rs a a Wehe an e TOE > ee aF 


SÄHgBHEFEEEB | 


„Bates EE A R eS 


Y ` 


- 


` 


2% , l > 2a > a mi 3 n N IE: 
pane T $ Toa sue \ h. i or ai ne a . A £ 2 A 
on aR Sh ar z . SE, a, A ee ee 
, . u ee De nt 5 i ee Be s E 
$ Re RS: i oR . i 7 £ i . ar S De bi y 
28. September 1919. .. .  . XV. Jahrgang. - Be: 
= = = ee 
| : i o 
SEE 
Aral 
NEE 
= | | | z F TE E 
~ < Wochenschrift für praktische Arzte u 
i = redigiert von | Rs er Verlag von Ew yap wan nen E 
SN : i ; oo, i . un elek iin. 
a : Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg "o -` Urban & Schwarzenberg ne 4 I 2 
nen = l Berlin A O E © Berlin e E ee 
- KARRERBP HI 1 i 
ee e 5 no \ a | IR | AE. Berne 
Inhalt:  Originalarbeiten: Schlayer, Über die Ausgänge der. Kriegsnephritiden. . T.h. Brugsch.und K. Dresel, Renale hereditäre Eee 
. Glykosurie (sogenannter renaler Diabetes). O. Schiffner, Über Strychninanwendung: bei Kreislaufschwäche. F. Vorpahl, ‚Beitrag zur. BE f f 
. [nfluenzamyositis. M. Meyerhof, Toxische Abducenslähmungen bei Grippe. R. Stahl und E. Seuffer, Zur Differentialdiagnose von Bizi J S 
.Darmparasiten, speziell des Ascaris lumbricoides (mit 3 Abbildungen). H. Barbrock, Über gehäuftes, Auftreten von spätrachitischen . Knochen- ` marati N 
'erkrankungen bei jugendlichen Bergarbeitern. V. Kafka, Über die Frage der diagnostischen Bewertung der Ergebnisse des Dialysierverfahrens RE r k 
. nach Abderhalden in der Psychiatrie. Ch. Wolpe, Über protrahierte Fieberzustände bei Grippe ‘(mit 1 Abbildung). -H. `O ppenheim; Über ELLE | a 
-Bäderbehandlung mit Neptusanpräparaten. — Referatenteil: S. Peltesohn, Bericht über einige neue orthopädische Arbeiten. — Aus den a Eeti 
. neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: . Göttingen. Kiel. München. — ae t R 
Rundschau: G. B. Gruber, Pathologische Anatomie und Heilkunde. (Fortsetzung.) Haeberlin, Brief aus Zürich. — Tagesgeschichtliche Notizen. EB Ei, 
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser ‚Zeitschrift zum. Erscheinen gelamgenden Originalbeiträge vor. > a Pe f 8 | 
DAB ne: nu FE] 
vn ee Be miea Zr ee ar | le, ee, ORCE R S 
A Ei Aus dem Augusta-Hospital, Berlin. K blättern und die Angaben des Mannes angewiesen; immerhin kEi ii, 
z ; P ei na scheint dies, wie sich ergeben wird, nicht von:erheblichem Belang. ll y a 
=: Über die Ausgänge der Kriegsnephritiden. . So eingeteilt, zerfällt- unser Material -in 135 reine Kriegsnephritiden ER ji 
ana u Von ki und 56 postinfektiöse akute Nephritiden. ——  .. 2... Di aah 
Prot. Dr. Schlaver. | ~- Der Beginn aller 191 Fälle lag bis zu 48 Monaten maximal ` BE ei l 
l ER ay ° | p zurück, bei der Mehrzahl wesentlich kürzer. ' Die-Klassifikation aeie g 
| Die großen Massen von Nierenkranken, welche während des | War. durch das Ergebnis der Beobachtung gegeben 1. in geheilte SR IN 
Krieges, zumal in den letzten Jahren, die Lazarette überschwemmten, | Fälle, 2. in Fälle mit Defektheilung ohne Funktionsstörung, KREERT I 
` haben der größten Zahl nach die Lazarette verlassen und sind in | 3. Fälle mit Defektheilung mit Funktionsstörung, 4. Schrumpf- RIIE Il 
das bürgerliche Leben zurückgetreten. Dort beschäftigen sie nicht |. meren ‚respektive chronische Nephritiden, | RE Hi E 
..bloß den begutachtenden Militärarzt, sondern in noch weit höherem Die Beurteilung erfolgte auf Grund der Untersuchung des Kreis- ` - GFE a 
Maße den Praktiker. Therapeutische, vor allem aber prognostische | laufs, des Sediments und einer Reihe von Funktionsproben. : Bei allen E Hoi E 
Fragen drängen sich auf. Was wird aus diesen Kriegsnephritiden, | nennenswerten. Fällen wurde, soweit ärztlich zulässig, das Verhalten. - hai 
soweit sie ausgeheilt sind? - Können sie noch ausheilen oder ver- | des Urins nach Marsch geprüft, ferner das Verhalten der Ausscheidung rn 
fallen sie fortschreitendem Siechtum? Bleibt eine gewisse Emp- | Ẹegenüber Belastungen verschiedener Art. Daß der einfache Ver- ah 
findlichkeit der Ni or : htet d uB? Unt dünnungs- und Konzentrationsversuch für diese schwierigen Entschei- , .nukapl: 
hi Ichkelt der Niere zurück, die beachtet werden mu „Diet“ | dungen vielfach unzureichend ist, habe ich schon. an anderer Stelle) `` -. rnit 
scheidet sich der weitere Verlauf von den uns aus dem Frieden | betont. Die weitere Erfahrung an Hunderten von ‘abheilenden. be- - ` BR R 
bekannten ‚verlaufsformen? Gibt es etwa besondere Ausgänge, |. ziehungsweise. abgeheilten -Nephritiden- hat mir das bestätigt. . nö N 
die den. Friedensnephritiden nicht eigentümlich sind? M . Es wurde deshalb neben dem Verdünnungs- und Konzentrations- th 
-Bislang gibt die Literatur nur sehr spärlich Antwort auf diese | versuch. noch durchgeführt .die Prüfung mit er Eee ii 
Fragen; aus naheliegenden Gründen. Noch stehen wir der Periode 1. Nierenprobemahlzeit nach Schlayer-Hedinger (P.M.1), A, mei 
des Beginns ‚dieser Nephritisepidemien zu nahe, um schon über |. . 2. der Nierenprobemahlzeit II (sogenannte Entlastungsmahlzeit, u o pE 
a rue Untag i SER Ver agan: cident Je ORURE iii a a mit Kochsalz and Stickstoff, unter TERE A en 
‚und Verarbeitung des vorhandenen Materials durch die gegen- | ; te T E A A ea o ar atak 
wärtigen Verhältn ee aufs Anßerzie: erschwert. "Troizdem habe. Verfolgung der Art der Elimination (qualitative Reaktion), . | TE 
cha ee p | | 4. der Art der Ausscheidung von. Wasser und festen Substanzen N 
ich nicht gezögert, der Aufforderung der Redaktion zu folgen und in den Tagesmengen, ern | we R Sn ae 
eine bisher ‚gemachten Erfahrungen hier wiederzugeben, soweit 5. der Art der Reaktion auf arzneiliche Diuretica. a EE 
sie gesichert erscheinen. Das zugrunde liegende Beobachtungs- Selbstverständlich erlaubt ein so eingehendes Durchprüfen in u HR 
material wurde erheblich eingeengt durch die Unmöglichkeit, von | viel zuverlässigeres Urteil: über das Vorhandensein oder Fehlen einer . - ih 
-vielen beobachteten Kranken 1) nachträglich frühere Kranken- | Funktionsstörung. Auch dann noch ergibt sich in einer gewissen An- s ARBAR f Hi 
geschichten zu erhalten. Ich konnte deshalb nur 191 akute Feld- | zahl von Fällen ein Zweifel, òb man eine Funktionsstörung annehmen: 7 „Seit 
nierenerkrankungen verwerten. Ihre eingehende Bearbeitung er- | darf oder nicht. Dies hat vor allem seinen Grund. darin, daß die. eg 
folgt in: der Dissertation ` Dr. Wal dmann?) 5 - | Funktionsstörung bei abheilenden Nephritiden oft partiell ist und nur one hi 
Nic ee ie E Re hritis in in einer bestimmten Richtung hervortritt, also auch :nur bei bestimmter ai kp 
= Nicht alle diese Nephritiden können als Kriegsnephritis im | -Belastung erkennbar ist. Wir "haben deshalb eine Scheidung vor- ml. nik in 
strengen Sinne bezeichnet werden. Diejenigen, welche sich im | genommen zwischen solchen. Fällen, in denen die -Funktionsstörung : © 00 aop uif 
- Felde unmittelbar an eine Angina, eine Ruhr, ein Erysipel, einen | einwandfrei ist und solchen, in denen sie zweifelhaft bleiben mußte. -© 1. eg 
Paratyphus usw. anschlossen, haben wir als postinfektiöse be- | In den Tabellen ist dies zum Ausdruck gebracht durch R. und R.?, wo- NE SE 
zeichnet. . - = sa aa 00.20. | bei R. „Reizwirkung“ on Ganz ne ist 5 a BERN 
a ee ee wr ten Nenhritiden | der Beurteilung, ob eine Funktionsstörung vorliegt oder nicht, unter- BER 
beiei Kriegsnephritis ‚wurden Dur p A ee "allen Umständen scharfe Berücksichtigung des übrigen klinischen Bildes . SEIGERuE N. 
iger ennet, ‚welche ohne erkennbare _Atio ogie in der rro h |. erforderlich ist. Die Übergänge sind so fließend, die physiologischen aba] 
-Standen sind, vor allem die akut hydropischen. Es ist ohne Schwankungen so mannigfach, die individuelle organische und nervöse ` ie 
weiteres klar, daß diese Art der Scheidung .bei einer Reihe von | Anspruchsfähigkeit so verschieden, daß oft nur im Zusammenhang mit . EEE ut 
Fällen zu.Irrtümern. führen kann; waren wir doch bezüglich der | dem klinischen Bilde eine Deutung zulässig ist. > m Da Bere fi i 
Atiologie vielfach nur auf die Anamnese in den Feldkranken- So geprüft, ergab sich für unsere 191 Nephritiden, in Tabellen- nk | Be 
res 3 & 5 | | form gebracht, das folgende Bild, das ich der Arbeit Waldmanns Fe i] ji 
:*) Die Beobachtung fand statt in meiner Stuttgarter Beob- entnehme: = | l ANE ' n aar a, 
 achtungsstation. u | ae | Bat de TE | u: EI p É 
A Wahl nn 2 ä ‘der Kriegsnephritiden. in a Fr 
Inaug.-Dise, Tin ee ee en 1) Jkurs. f. ärztl. Fortbild. 1918. ` Bet 
je N 
Full 


ware 
z an 
ER à 
Piese aA n 
a a nana ne, 
EE a S NE oa 


r 
+ 
"r 
1-a 
Rz a0 7 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. 


970 
Tabelle I. 
Befund nach Monaten 
6 | 2 | 18 74 | wW | 86 | 042 | 48 

Heilung 1 3 — = | 1 1 | er 2 
ro. 18 18 11 Ta ET Bo A 1 

(davon R. ?) (14) (5) (8) (1) | 

Schrumpfn. 6 3 — 1 1 1 | —- — 
I | 
ii Heilung 1 2 — — 1 — -— — 
3 R. O. 10 5 11 1 1 3 = 1 

R. + T 5 2 
II (davon R. ?y (2) (2) (1) | (1) (1) 

Schrumpfn. = = = | = = = — 
I = Kriegsnephritiden, II = postinfektiöse Nephritis, R.O. = Delektheilung ohne 
Funktionsstörung, R. 


+ = Defektheilung mit Funktionsstörung, R.? = Defekt- 


heilung mit leichtester beziehungsweise fraglicher Funktionsstörung, Schrumpfn. = 
Schrumpfnieren. 


Von den 135 reinen Kriegsnephritiden gingen sechs Fälle 
(4,4/,) in vollkommene Heilung übert), und zwar einmal nach 3 
einmal nach 8, zweimal nach 10, einmal nach 27 und einmal nach 
31 Monaten. Die beiden letzten Fälle waren nach 12- beziehungs- 
weise 16monatiger ununterbrochener Lazarettbehandlung als 
dauernd untauglich zur Entlassung gekommen. Der 27 Monate 
alte Fall wurde 13 Monate nach der Entlassung, also 24 Monate 
nach dem Beginn der Erkrankung, erneut ausgehoben und noch 
nierenkrank befunden.: Der andere kam 15 Monate nach der Ent- 
lassung wieder zur Begutachtung und wurde nierengesund be- 
funden. Im ersten Falle erfolgte also die Heilung noch zwischen 
94 und 27 Monaten, im zweiten zwischen 16 und 31 Monaten. 


Daraus ergibt sich das bemerkenswerte Resultat, daß Kriegs- 
nephritiden, die ein Jahr lang bestehen, noch 
nicht ohne weiteres als chronisch, das heißt 
unheilbar betrachtet werden dürfen, Seit Lieber- 
meister ist dies ein viel wiederholter Satz geworden. Daß er 
sicher nicht immer zutrifft, hatte ich schon an anderen Bei- 
spielen gesehen. Auch ich hatte jedoch kaum erwartet, daß noch 
so spät nach dem Beginn eine Ausheilung möglich wäre, wie dies 
unsere Fälle (siehe auch weiter unten) lehren. Größere Statistiken 
erst werden zeigen, ob es sich hier um vereinzelte Vorkommnisse 
- oder um ein häufigeres Ereignis handelt. 


Den häufigsten Ausgang bildete die Defektheilung ohne 
Funktionsstörung. Sie wurde 67 mal (49,6 °/,) beobachtet, und zwar 
36mal nach Ablauf bis zu einem, achtmal nach Ablauf bis zu 
zwei, neunmal nach Ablauf bis zu drei, und einmal nach Ablauf bis 
zu vier Jahren. Der Begriff der Defektheilung ist, soviel ich sehe, 
von Volhard geprägt, mit erstaunlicher Raschheit in der Literatur 
übernommen worden. Dabei besitzen wir für die Vorstellung, 
‘welche ihm zugrunde liegt, bis heute noch keineswegs genügend 
breite Erfahrungsgrundlagen. Das Wort soll zum Ausdruck bringen, 
daß es sich um eine Heilung mit relativ irrelevantem, offenbar 
lokal gedachtem Defekt handelt. Damit ist die Ansicht ausge- 
sprochen, daß derartige Zustände nichts Progressives in sich tragen, 
also ziemlich nebensächliche Bedeutung haben. — In unseren 
Friedenserfahrungen gibt es allerdings Defektheilungen in diesem 
Sinne; ich selbst sah solche, die laut vorliegenden genauen Kranken- 
blättern seit 15 bis 20 Jahren in gleicher Weise fortbestanden., 
Aber dürfen wir diese doch immerhin vereinzelten Friedenserfah- 
rungen auf die große Masse der Kriegsnephritiden mit gleichen 
Erscheinungen übertragen? Dafür fehlt bislang noch der Beweis. 
Aus unserer Tabelle geht nun so viel hervor, daß solche „Defekt- 
heilungen“* in der Tat bis zu einem Zeitraum von drei Jahren 


nach Beginn in größerer Zahl vorkommen, ohne Zeichen fortschrei- 
tender Nierenschädigung aufzuweisen °). 


1) Für den Gesamtprozentsatz der geheilten Kriegsnephritiden 
besagt diese Zahl natürlich gar nichts, da die große Zahl der bereits im 
Felde und in anderen Lazaretten Geheilten ausscheidet, und im ałl- 
gemeinen nur schwerere und hartnäckigere oder zweifelhafte Fälle zu 
uns kamen. 

2) Es interessiert vielleicht, den anatomischen Befund einer solchen 
über zweijährigen Defektheilung mitzuteilen. Vierzigjähriger Mann, der 
an einer binnen wenigen Tagen tödlich verlaufenden Grippeencephalitis 
starb. Er hatte typische Kriegsnephritis gehabt und wies noch 


23. September. 
Bei den bisher besprochenen Defektheilungen handelte es 
sich um solche ohne erkennbare Funktionsstörung. Man könnte 
daran denken, daß diejenigen Fälle dieser Defektheilung, welche 
mit Funktionsstörung einhergehen, vielleicht eher Neigung zu 
Progredienz im Sinn der chronischen Nierenerkrankung aufweisen. 
Unsere Tabelle lehrt jedoch, daß sogar solche 18, ja 30 Monate 
bestehen können ohne Zeichen eines beginnenden Übergangs in 
Schrumpfniere aufzuweisen, Freilich waren die Funktionsstörungen 
in diesen Fällen sehr leichter Natur. _ Er 
Die Tabelle der postinfektiösen Nephritiden (Tabelle I, zweiter 
Abschnitt) ergänzt und bestätigt nur, was die Feststellungen über 
die Kriegsnephritis ergaben. Auch hier findet sich ein Fall’ in 
dem die Heilung erst 26 Monate nach Beginn eintrat, und auch 
hier finden sich Fälle von Defektheilung Ohne Funktionsstörung 
von drei- und vierjähriger Dauer ohne Zeichen des Übergangs in 
Schrumpfniere. Die Tabelle lehrt weiter, daß auch Reste von 
postinfektiösen Nephritiden mit leichten Funktionsstörungen drei 
und vier Jahre bestehen können, ohne zu Schrumpinieren zu 
werden. Nach der Tabelle vollzieht sich der Übergang in Schrumpi- 
niere beziehungsweise in chronische Glomerulonephritis offenbar in 
der Mehrzahl der Fälle viel früher. g 
Unsere Zahlen lassen also die Hoffnung berechtigt etscheinen, 
daß die Volhard sche Auffassung der Defektheilung bei einer 
größeren Anzahl von Kriegsnephritiden zutreffen mag. Wie groß 
dieser Prozentsatz ist, und nach wie langer Zeit noch Übergang 
in Schrumpfniere möglich ist, darüber werden uns erst weitere 
Erfahrungen Aufschluß geben können, E 
Daß solche defektgeheilten Nieren jedoch nicht als gesunde, 
also.als geheilt mit Ausnahme eines kleinen örtlichen Defekts be- 
trachtet werden dürfen, hat am deutlichsten die große Grippe; 
epidemie gezeigt. Eine sehr große Zahl dieser Defektgeheilten 
bekam in dem Augenblick ihrer intereurrenten Grippeerkrankung 
einen akut hämorrhagischen Nachschub der Nephritis. Diese Beob- 
achtung ist ebenso von vielen anderen Seiten gemacht worden: 
Einfache Anginen und dergleichen lösten in gleicher Weise bei 
Kranken hämorrhagische Nachschübe aus. 3 
Daraus geht ohne weiteres hervor, daß in solchen Fällen 
nicht bloß ein lokaler „Defekt“ der Niere besteht, sondern eine 
erhöhte Empfindlichkeit des ganzen Organs 
gegenüber toxischen Einflüssen. Das muß unter allen Umständen 
im Auge behalten werden, wenn man das Wort Defektheilung 
beibehalten will. Es beweist an sich schon, daß von einer Heilung 
im eigentlichen Sinne nicht gesprochen werden kann. solche Nieren 
müssen vielmehr eben vermöge dieser erhöhten Empfindlichkeit 
gegenüber Toxinen besonders günstige Bedingungen für die Ent- 
wieklung fortschreitender Prozesse in sich tragen, wenn sie häufigen 
Toxinwirkungen ausgesetzt sind, erscheinen also erhöht gefährdet. 


dauernd deutliche Spuren von Albumen mit einzelnen Cylindern auti 
Kreislauf intakt. Nähere Prüfung der Nieren war nicht möglich, 

Das Urteil über die Nieren hatte Geh. Rat Aschoff die Freund- 
lichkeit, abzugeben. 


„Die übersandte Niere weicht in folgenden Punkten von einer 
normalen ab: | 

1. Das Bindegewebsgerüst der Rinde tritt deutlicher als sonst 
hervor, besonders an einzelnen Stellen, wo die Kanälchen durch Ver- 
breiterung der Bindegewebsstrukturen förmlich auseinandergedrängt 
sind. Zellige Infiltrate fehlen aber im Bindegewebe, Das Ganze erinnert 
an die Ausheilungsbilder tubulärer Nephritiden, z. B. einer Sublitat 
nephritis. Im Gegensatz zu letzterer ist aber die Bindegewebszunahme 
nur eine fleckförmige, entsprechend der fleckförmigen Beteiligung dei 
Tubuli bei den glomerulären Feldnephritiden. 
i 2. Das ganze Arteriensystem zeigt eine Verstärkung der Elastica 
interna, aber keine arteriosklerotischen Wucherungen, dagegen besteht 
in den kleinsten präcapillaren Arterien, zumal an der Vasa afferentia 
eine vielfach deutliche, wenn auch nicht sehr erhebliche wirkliche 
Wandverstärkung, die von einer Hyalinisierung der Wand begleitet ist. 
Doch ist die Zahl der betroffenen Gefäße sehr gering, sie wird kaum 
genügt haben, um den Blutdruck merklich zu steigern. 
; n den präcapillaren Arterien finden sich vereinzelt auch 


Lipoideinlagerungen, aber ebenfalls so spärlich, daß von einer Artend 
sklerose nicht gesprochen werden kann. Höchstens könnte man von einer 
beginnenden Arteriosklerose sprechen. 


4. Die Glomeruli und Tubuli sind völlig intakt. Auch finden alt 


keine hyalinen Narben unterge ; ‘østens nicht i 
einer die Norm übersteigenden N re 


Dieser Befund wird manchen enttäuschen, der sicher intensivelt 


Veränderungen erwartet hä l der S 
aTe c atte. P t 
Beteiligung der Glomeruli, Erstaunlich gering ist vo 


Ren i sodaß man nach dem histologischen Bilde 
Se eNI ‚sein könnte, sich zu fragen, ob die geringen iweißmengen in 
esen lällen nicht etwa aus den Tubuli stammen, 


zeb GOR gle 


vun. 
Kr o, 


X 


A a 


CEES 


u 


rn 


ir 
ven TER 
. i 


var a 


a ver 


ARTE O NATSA NR 


ee UUE UR w 


E '-Infektionsquellen im Körper zu suchen, welche etwa den Nieren 


 Nachschübe wenigstens bei der Grippe meist ziemlich rasch wieder 


_ näckigerer Art, finden, und zwar tritt dieses Bild zu einer Zeit 


eyten, einzelne granulierte Cylinder. Herz auch radiologisch ohne Befund. 


‘  mehrfa6h dauernde Verschlimmerung durch intereurrente Anginen, - 


' akuten Beginn nach längerem Gehen weiche ausgedehnte schmerzlose 
“ Ödeme an den Unterschenkeln, nicht im Gesicht auf. -Dabei bestand 


später (88 g Kochsalz und 1,8 kg Abnahme). Diuretin hatte bemerkens- 
.'werterweise gar keinen diuretischen Effekt. 


' fast keine oder keine Rolle mehr spielt, dagegen die extrarenale 


 wässernde Wirkung der Kochsalzzulagen bei vollkommen intakter 


egat T = De HE IL ae EE PER eh E A 
KEY y a ES A Re | = » z 1 ü a pe ; Se à 
: ~f o - 2 ee 
28. September. . 1919 — MEDIZINISCHE KLINIR — NL. 39. 0000000000971. 


Daher erscheint es mir berechtigt, ja notwendig, -bei diesen Rest- ] Druck auch nüchterü 140-mm Hg, Wassermann ne ativ. ‘Auch hier 
zuständen besonders sorgfältig und systematisch nach versteckten | wird die Wasserzulage trotz der noch bestehenden Ödeme prompt und 


. gefährlich werden könnten, wie z.B. -Tonsillarinfektionen. usw., Zahn- bis 1082. . Die Nierenprobemahlzeit.hat auch hier beträchtliche Polyurie 

-eiterungen, Nebenhöhlenerkrankungen. Dies ist einer der Haupt- 
“punkte: der Behandlung: solcher Kranken,. der bis jetzt allem An- 
.sehein nach überhaupt noch. kaum berücksichtigt wird. 


| ee : en za > « . | sebr gut. Das Ödem schwand.schon auf die Wasserzulage und Bettruhe 
. `. Glücklicherweise. laufen die geschilderten. hämorrhagischen. s i ) A | 


hin. und trat nicht wieder auf. Provokationsversuch durch Marsch 
“wurde nicht gemacht. ° Å Be L a E 


ab, obne‘ erkennbaren Schaden zu hinterlassen. . Dagegen sah ich ;3 
‚ch daue | | finden wir also hier Nochvorhandensein respektive. Wiederauftreten 
‘Es bleibt. endlich noch eine letzte Frage zu beantworten: | 
« Gibt es besondere Ausgänge für Kriegsnephritiden, die 
wir sonst bei den akuten Nephritiden des Friedens nicht kennen? 
~ D.Gerhardt!) berichtet über sieben eigenartige Fälle von 
Kriegsnephritis, bei denen sich nach völligem Abklingen der akuten , 
‘Nierensymptome nachträglich im Genesungsstadium, . meist 
ohne Albuminurie, eine. Unfähigkeit zur raschen Wasserelimination 
und Verdünnung im Trinkversuch zeigte. : Außerdem bekamen drei 
davon nach längerer Körperbewegung Ödeme an den Beinen, 
nicht :im Gesicht. Zulagen von Harnstoff und Kochsalz wurden 
‚bei zweien von ihnen deutlich verzögert und unvollkommen aus- 
geschieden. Gerhardt faßt dies als Folge. einer echt nephritischen 
Störung auf, die sich nachträglich auf dem Boden der akuten Kriegs- 
. nephritis entwickelt habe. Bei zweien seiner Kranken klang die 
Störung nach einigen Monaten ab, bei sechs anderen bestand sie 
. anscheinend länger. Gerhardt enthält sich eines näheren Ur- 
teils über diese Zustände, findet sie am ähnlichsten dem Verhalten 
- der akuten Nephritis in den ersten Stadien, und betont besonders, 
daß sich diese Störung erst nachträglich zeigte, nachdem die Nieren- 
funktion schon wieder ganz normal befunden worden war. 

Auch unter unserem Material finden sich zwei ähnliche eigen- 
artige Fälle, die aus dem Rahmen unserer Friedenserfahrungen 
, herausfallen. = | "3 | | 

In dem einen Fall (89 Jahre) traten noch fünf Monate nach dem 


ohne jedes Zeichen einer schwereren Nierenerkrankung. Die Nieren- 
funktion erweist sich mit Ausnahme einer erheblichen. Reizwirkung, 


hier wieder um Persistenz der. extrarenalen . Schädigung handeln, 
nur daß: hier diese Neigung volle zwei Jahre lang fortbesteht! 

Die Analogien: mit den Fällen von D: Gerhardt, liegen 
. auf der Hand: Nur noch im Sediment'nachweisbare Nierenschädigung, 


Gerhardtschen Fälle durch: unsere -Auffassungsweise erklären, 
daß es sich.um Persistenz von extrarenaler Schädigung handle? 
Gerhardt wird einwenden, daß seine Fälle erst nachträg- 
lich diese eigenartige Störung aufgewiesen haben, ‘nachdem die. 
 vorausgegangene 'Funktionsprüfung der Niere normale Verhältnisse 


beiden Fällen fiel diese Probe trotz bestehender Ödeme 
normal aus; daraus geht hervor, daß ihr normaler Ausfall unter 


einmal bei vorhandenen Ödemen das Vorliegen pathologischer Ver- 
hältnisse anzuzeigen, so wird sie erst recht versagen können, wenn 


sehr wohl auch in den Gerhardt,schen Fällen, wie in unseren 
beiden, zur Zeit der ersten Funktionsprüfung eine dauernde latente. 
Persistenz der extrarenalen Schädigung .vorgelegen haben, die erst 
später durch besondere Momente in Form der Ödeme hervortrat. 
- Offenbar war in seinen Fällen die extrarenale Schädigung, einmal 
in Form der Ödeme heryvorgetreten, ausgesprochener, als 
in den von uns: beschriebenen, da sie sogar bis zur Wasserretention 


keine Veränderung des Kreislaufs, keine. Plattfüße, keine Albuminurie, 
im Sediment jedoch ziemlich reichlich Erythrocyten, einige hyaline und 
Erythroeytencylinder. Der übrige Körperbefund negativ, auch Wasser- 
‚mann. Also. auch hier Wiederauftreten der Ödeme bei stärkerem Gehen 
"nach Abklingen der akuten Erscheinungen. Aber in der Ausscheidung 
ein ganz anderes Bild als bei den’Gerhardtschen Fällen: Die Wasser- 
zulage wurde prompt, sogar überschießend entleert, während die Ödeme 
‚bestanden! Das specifische Gewicht variierte dabei zwischen 1001 und 
1024. Die Probemahlzeit bewirkte eine enorme Diurese (das Doppelte 

der Zufuhr) unter angedeuteter Fixation des specifischen Gewichts. 

Eine Harnstoffzulage wurde unter Polyurie. quantitativ vollkommen eli-. 
miniert. Eine Kochsalzzulage von 10 g förderte in sehr großer Harn- 

menge 86 g Kochsalz zutage, unter gleichzeitiger Gewichtsabnahme 

von 2,5 kg und beinahe völligem Verschwinden der Ödeme. Genau das- 
selbe Ergebnis hatte eine Wiederholung der Kochsalzgabe einige Zeit 


stoffretention. . $ P 
"Auch hier werden weitere Beobachtungen zeigen müssen, ob 
unsere Auffassung berechtigt ist. Bestätigt sie sich, so sind diese 
Erfahrungen theoretisch wie praktisch von besonderem Interesse. 
Theoretisch, weil sie zeigen, daß die gewöhnlich doch gleichzeitig 
"erfolgende Schädigung der Gewebe und der Niere in ihrer Abheilung 
nicht aneinander gebunden sind. Sonst pflegt die Schädigung: der 


akuten Ödemnephritiden ziemlich rasch zurückzutreten, während 
die Nierenschädigung viel länger bestehen bleibt. Hier ist das 
Umgekehrte der Fall: die extrarenale Schädigung 


‚ .. Dieses Ausscheidungsbild entspricht nach meinen Erfahrungen 
In den wesentlichen Zügen in charakteristischer Weise demjenigen, 
das wir bei abklingenden Ödemnephritiden, zumäl solchen hart- 


respektive: unter Verhältnissen auf, wo’die Nierenschädigung selbst | \„nbedeutendem Grade fortbesteht, Wenn etwas, so 


Schädigung, ‘welche die Ödembereitschaft bedingt, noch im’ Ab- 


klingen fortbesteht. Darauf weist vor allem hin die so stark ent- kann, daß also bei der sogenannten akuten ‘Ödemnephritis zwei. 


renale. Sie zeigen gleichzeitig, wie einseitig und unberechtigt es 
ist, wenn wir unsere Aufmerksamkeit immer. nur auf die eine 
Seite der Dinge, auf die renale, richten und in ihr allein die Ur- 


Quantitativer und prozentualer Elimination des Kochsalzes und | 
Härnstoffes, die intakte Wasserelimination und die normale Ver- 
dünnungs- und Konzentrationsfähigkeit. Das Besondere des Falles 
ist, daß'sich die extrarenale Schädigung, welche sich in der Ödem- 
Neigung. ausdrückt, ganz unabhängig vom Zustand der Niere, so_ 
lange erhalten hat, und daß sie erst auf besondere Belastung durch 
Gehen hervortritt, also gewissermaßen-in Latenz ist, und erst pro- 
Voziert werden muß. a E E | | 
‚, Etwas- andersartige noch eigenartigere Verhältnisse bietet der 
zwehe.F all W. (88jährig); Beginn März 1916 unter diffusen Ödemen und 
p natyırie. Nach sechs Monaten ohne Ödeme aus dem Lazarett ent- 
„ssen. Volle zwei’ Jahre nach dem Beginn, April 1918, kommt er mit 
demen der Unterschenkel, nicht ‘des Gesichtes ‚zur Beobachtung. Im 


Urin, mehrfach kein Albumen gefunden, im Sediment wenige Erythro- 


ist, worauf ich schon an anderer Stelle hinwies!), auch der Name. 
der Erkrankung unzweifelhaft zu eng gefaßt; es handelt sich hier. 
nicht bloß um eine Nierenerkrankung, sondern um eine Allgemein- 
erkrankung des Unterhautbindegewebes mit Beteiligung der Nieren 3). 
Von Interesse ist auch die Tatsache, daß diese extrarenale Schädigung 
relativ latent — und zwar anscheinend. auch längere Zeit — bleiben 
‚kann und erst durch statische Momente, verbunden mit körperlicher 
"Anstrengung, in Erscheinung tritt; sowohl Gerhardts Kranke, 


' 3) Jkurs, f. ärztl. Fortbild. 1919. ` a A 
1 | | . 2) Das wird erfreulicherweise nun auch’ von immer mehr Seiten . 
).D. Gerhardt, M. m. W: 1919, Nr. 6, S. 146. betont, so z. B.auch Nonnenbruch, Zschr. f. klin. M.1919. , 


Pt 


“ 


. überschießend entleert, das specifische Gewicht variiert‘ dabei von 1001 


mit angedeuteter Fixation des specifischen Gewichts zur. Folge. :- Die‘. - 
Stickstoffzulage wird ohne Polyurie restlos ausgeschieden, die Kochsalz- 
zulage ebenso unter mäßiger Polyurie.. Stickstoff und Kochsalz prozentual 


Volle zwei Jahre nach dem Beginn der akuten Kriegsnephritis 
von Ödemen, ohne jedes Zeichen von Herzbeteiligung, aber auch -` 


der, Kochsalzzulage und der Probemablzeit als intakt. -Auf sie. `. 
kann also das Ödem nicht zurückgeführt werden; es muß sich auch _ 


ergeben hatte. Diese Funktionsprüfung wurde jedoch nùr mittels: 
der Verdünnungs- und Konzentrationsfähigkeit gemacht. Bei unseren - 


solchen Bedingungen ganz falsch führen kann. Vermag sie nicht 


diese pathologischen Bedingungen latent sind. Es könnte danach š 


bei. Belastung führte, ja sogar bis zur Kochsalz- respektive Harn- . BE 


Gewebe, wenigstens für unsere heutigen Prüfungsmittel, bei, diesen. 


persistiert, während die renale nur noch in ganz . 


vermöchten ‘diese Beobachtungen. zu lehren, daß das :nephritische 
Ödem ganz unabhängig.von der Nierenschädigung weiter ‚existieren ; . 


getrennte Faktoren zusammenwirken, der renale‘und der extra-. - 


sache des ganzen Zustandes erblicken; von diesem Standpunkt aus- _ 


dabei : auffallend ‚langes Fortbestehen respektive Wiederauftreten, Mr 
von Ödemen an den Beinen, ohne alle sonstigen Zeichen von: fort-  . =. 
| schreitender Nierenerkrankung. Lassen sich vielleicht auch die. 


` 
» 


x 3 
U4 
v ORAS. © u 
BR 
æ. AAT 
Fores 
> > 


. 3 PX 
rs si 
rin, i 
ei, J 
EATEN 
t:r ; in 
are 
Wi. 4 
1,7 
SET a TV 
Sa le 
„are 
A < AE BA p 
eo ji] 
kor Th n 
RA A E 
æ Ser). 
F AA ; d | 
fi di 
ý 3: war H l d 
RI 1} f 
nan AN B o 
. 2723 16 12 c 
Ra AEE 
KREN 3 BOT 
- Fear BR 
7 ZA: vn N mi 
Pen E f! 
BER} 
Zu a: PER 
tt Mi 4 = 
a ER ‘ jr 
EN 
ir $ {ij 
y. RE rin 
f: e tu f: 
Lery T y 
a , Yes 4. 
Br bitt à Wai 
AES N 
DA STERI 
x Et E P 
Ji- t Y, 
B - 2 in 
. de: Bo 
nn se 
Re ru 
t; ! 
r Sa j In 
IR 
Big: 
7 It: 
Rn 
Er 


en RT PR 
~ >- FE ee I - 
EN n...:0 0a x » .. 
. = ` A En 5 


N ons 
eogi” 


y APREN 
peno n 
en a a 
Porn 
Tajine 


x i yri 
Th ne 


ETTER 


MEN Ten nn San 
= À 


eeta 
E a A 
SEN E a 
TIA; A ” 


vo 


PR | 2% 
er R oN A ae re 
z RT Sas r 
pope - À er 
I” vr MIT, TER TR 
u a R 


~ 


FTE apat wu Dea as 
VAT a de een, EAN e 


i aa Eye 
er Det > pa | 


euer teren 


5 VRE Mean 
ri k 4 
p “ à Pan 
y ` 


E E g . PENE: 
2 BEN i 
ng ; 
a a O ad sa aani a A 
a- rE E aT 


a 
& 


es nn 
Alura ea Ze 


A a D .. e = 
Fe ee then ken . 
g ee Pe ek Re So Fee FIRE De E O 


Ka Peo 
oa mmm n 
=, un 
ee A 
ne 


ae, 
gA .. 
=e; 
sm ~me 


a - - 
. Es A Si 


z 
arera ug 


an 


i 


3 kaar ast ha 
ALUL 


Dan N << R 


- - es phono oa ng DE Be 

S arae SE] are un un y m ` w 

anea III aar E RE nn 
E N E a r A y 


Ay f 
i! “r . 
a [de BEI N IR 
ET Sub i 
re 
won! K Ee 
ESRR i d ty 
d ji yon CE HAM 
ie EE aN l 
W eip à til 
USER Pi u 
er ee #4 mw 
RSS 
hi weh A i | 
Hip). ` 
BERLIN HN 
tung Y | 
Du aaa f : -it i 
CORRET 1AE S Be 
3. vp Ri nf | 
ni ah Bi“ 
EEE A {£ 
Lira, bte 
for cn ra T: E 
A RE S 
ku AE A 2 AN » 
yE yga 
5 nar’ 5 
Ten u Nu); 
ir t OIR R Y 
SERPEKIKE Gi Ap, 
DOREA S A 
rt. 0:0, Bi S 
borie RE 
Pa E EOR 
ur SE ER 
ITNE EN d 
k gi f- f lli 
le... He opt 
EINEN 
äh ir ir 
Zn E 2 TA 
AR RE HE R E 
fr Rn K N 
3 hl .n 
ng Ja 
VE Er 
CE u 
9% i Up i 
s vr t ? Ka j 
n, pke | 
NEN N 
BER £ 
Fes a. ae 
bie Jill 
Pii poe ® "4: 
ETEA e: 
MOORE TE E 
PEZE EIEE AU :] 
r e ET Fa 
Nr: nf Fa ee 
Kies) 
BR ET 
Körakitip 
AE BE N IT 
ser nk 
ARER LE ET 
h ray R rn 
Are LT E Be 
wa 
$i, GaS E LAA BEI. 5 
hören 
WERE EN DEREN: 
Bar TEA ROA I 
- Im u Br SE 
KETEG Š ie u 
| Fa ge 1 
rn y TIR 
’ c i 3 GS E P 
Eep kF e 
a at B > si ci n 
BIN zu p ;e nr i 
=” Ge ev d'tt a 
pe AE 
EEE e Rh 
ZA HE ( t. } ia 
RPB HO a 
Rp: rd a 
3 SE RE BR 
A 
} J ‘ n Ete 
E TIRTEERE 
ANES SAE 
NFI EEE ii ki 
3 > <+ 
SEDAP. 
g iM t x 
$ e a 
La aes s sA ® 
d; x x ES m 
MANHS nA ; 
Er BE 
REN : 
u) ki: af 
N u vÄ A 
ORR bego 
3 ud Ro 
+ si ” 
„le 
a 


972 


wie die meinen, gaben das gleichlautend an. Daß wir derartige 
Beobachtungen im Frieden — wenigstens meines Wissens — nicht 
oder jedenfalls nicht häufig gemacht haben, mag wohl mit daran 
liegen, daß ja überhaupt bei der Kriegsnephritis das extrarenale 
Moment eine so besonders starke Ausprägung aufweist; unter diesen 
Verhältnissen erscheint es verständlich, daß es auch in den Spät- 
zuständen der Kriegsnephritis eine größere Rolle spielt, als unter 
den Friedensödemnephritiden. 

Das praktische Interesse dieser Beobachtungen liegt ins- 
besondere auf dem Gebiet der Prognose. Für gewöhnlich gelten 
Ödeme bei Nierenkranken noch immer als ein Zeichen schwerer 
Erkrankung der Niere. In diesem Umfang ist das sicher falsch. 
Bei Fällen der hier geschilderten Art bedeutet das Ödem nach 
meiner Auffassung prognostisch recht wenig. Es dürfte sich in 
der Mehrzahl der Fälle allmählich verlieren, ohne weitere Folgen 
zu hinterlassen. Freilich wird sorgfältigste Durchuntersuchung 
mit allen Hilfsmitteln die Voraussetzung sein, ehe man sich zu 
diesem Urteil entschließen darf. 


Aus der II. medizinischen Klinik der Charite. 


- Renale hereditäre Glykosurie 
(sogenannter renaler Diabetes). 


Von 


Prof. Dr. Theodor Brugsch und Dr. Kurt Dresel 


Oberarzt der Klinik. Assistenzarzt der Klinik. 


Im Jahre 1914 begannen wir die Beobachtung einer Familie, 
bestehend aus dem Elternpaare und vier Töchtern, von denen drei 
„diabetisch“ waren, ebenso wie der Vater; der „Diabetes“ des 
letzteren war gelegentlich einer Untersuchung für die Aufnahme 
in eine Lebensversicherung im Jahre 1901 entdeckt worden. Die 
Mutter war zuckerfrei. Zunächst sei ein Stammbaum dieser Fa- 
milie wiedergegeben, aus der die Häufigkeit des Diabetes in der 
Ascendenz erhellt. Um welche Art des „Diabetes“ es sich handelte, 
werden wir später erörtern. 

Aus diesem Stammbaum erhellt, daß zwei Brüder (A und B) als 
Stammväter verhältnismäßig zahlreiche diabetische Nachkommen haben. 
Von den beiden Brüdern A und B ist nichts über Diabetes bekannt. 


(siehe 
denen wieder drei (O, P und R) diabetisch sind. 


Ja 
| 
barmi a N 
i pir si p 
prei Fia | one Are ee al N vl 
AAAAB Be: BE NATA 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. 


DT en 


In der nächsten Generation, von A, das sind fünf Kinder, ist ebenfalls 
nichts über Diabetes bekannt, dagegen in der dritten Generation sind 
bereits unter 26 Kindern sieben diabetisch. Eines von diesen Kindern 
im Stammbau L) ist der diabetische Vater jener vier Töchter, von - 


a = 
GC 
w 


28. Septembe Ye 


wie die 7 jährige. Entdeckt wurde der Diabetes sechs Jahre zuvor, also 
bei der jüngsten schon im ersten Lebensjahre, der 1djährigen im 
neunten Lebensjahre; man darf indessen den Schluß mit einer gewissen 
Wahrscheinlichkeit ziehen, daß bei allen Töchtern der Diabetes von 
Geburt an bestanden hat, mit Ausnahme der einen idjährigen, bei der 
niemals Zucker im Harn bestanden hat. | 


Bei der Untersuchung im Januar 1914 ergaben die 

suchungen an verschiedenen Tagen folgende Werte: 

bei dem Vater . . N. . 0,1, 0,3, 0,3, 0,7 

bei den Töchtern: Hilde (17 Jahre) . 0,1, 0,2, 0,2, 0,3 

Lucie (15 Jahre) . . 0,2, 0,3, 0,2, 0,2 

Annemarie ( 7 Jahre) 0,6, 0,2, 0,3, 0,8 
Wir betonen, daß diese Untersuchungen an verschiedenen Tagen aus- 
geführt wurden, nachdem beim Vater und den Töchtern eine Diät mit 
nicht mehr als etwa 20—80 g Kohlehydrat gestattet worden war, Die 
Gesamttagesmenge der Zuckerausscheidung hielt sich zwischen 3—8 g 
Zucker. Naturgemäß wurde der Charakter des Zuckers genau unter- 
sucht, und der Zucker als einwandfreie Glucose in allen Harnen iden- 
tiiziert. Am 3. April 1914 wurde bei der jüngsten Tochter der Blutzucker 
nach Bang bestimmt und 0,088% Dextrose festgestellt. Blutzucker- 
untersuchungen, die an den anderen Kindern zu eben dieser Zeit unter 
nommen wurden, ergaben gleichfalls Werte um 0,08°/0 Dextrose. Ehe 
wir auf den weiteren Verlauf aus unseren weiteren Beobachtungen eim 
gehen, wollen wir noch die genau festgestellten Harnzuckerbefunde beim 

Vater in zeitlich und örtlich verschiedenen Kuren nachholen. 


BZ 


Fr 


- 


Harnunter- 


Datum | Zucker in ° | Bemerkungen 

7. V. 1904 0,72 | 

18. V. 1904 0,3 : 
22, V. 1904 | 0,3 | 
29. V. 1904 | 0,1 | 
21. X. 1904 | 0,8 | 
4. VIL 1905 | 0,5 | 

12. X. 1908 | 1,1 
22. XII. 1905 1,0 | 

24. V. 1906 0,26 
2. VI. 1906 0,19 | Kur in Neuenahr 

10. VI. 1906 0,5 

8. IV. 1907 | 05 

Nee | 0,4 

13. V. 1907 0,3 

16. X. 1907 0,8 

19. V. 1908 | 0,5 t 

( An 
N v 2 u Kur in Neuenahr 
y 15. V` 1910 f Schwankend bei täglicher Untersuchung und strenger Kur mit 

a VI in zwischen Gemüse und Hafertagen in LahmanlS 
ID Size \spur bis 0,69°/, Sanatorium bei Dresden 


Schwankend 
zwischen 
0,16 und 1,15 


Vom 11. V, 1911 
bis 1. VI. 1911 


Aus diesen Beobachtungen ergibt sich, daß beim Vater selbst die 
strengste Kur nicht imstande war, ihn aglykosurisch zu machen, 
aber auf der anderen Seite auch keine Progression des Leidens inner- 


N bei täglicher Untersuchung ebenso wie oben 


Der Stammvater B hat unter drei Kindern zwei diabetische; ob 

deren Nachkommen ebenfalls diabetisch sind, ist nicht bekannt. Man 

darf also getrost sagen, wenn unter den 55 Descendenten dreizehn 
diabetische sind, daß hier eine diabetische Heredität vorliegt, um so 
mehr als nur die manifesten Fälle von Diabetes hier gerechnet wurden 

die wirkliche Zahl der Diabetesfälle aber wahrscheinlich noch größer 
war. Das sehr hohe Alter der verstorbenen Mitglieder der Familie legt 
die Wahrscheinlichkeit nahe, daß zum mindesten bei einem Teile die 
diabetische Erscheinung ähnliche waren wie in den vorliegenden Fällen 

Diese „diabetische“ Familie war insofern von vornherein interessant, 
als die drei diabetischen Kinder noch im jugendlichen Alter standen, 
der Diabetes also prognostisch nicht gerade günstig angesehen werden 
konnte, im Jahre 1914 war die älteste Tochter 17 Jahre alt, die zweite 
und dritte Tochter (Zwillinge) 15 Jahre, die jüngste Tochter 7 Jahre 
Diabetisch waren die 17 jährige und eine der 15 jährigen Töchter, ebenso 


A 
T To 
Jeo M C J 
| =r. Sr =. BA > n | 
| | | al 
i \ \ IT De N: A 
IN | / i 
L AAAAAAAALALOT 
? ? 
p u Männlich 4 E 
Zeichenerklärung: 2 () Weiblich ® E 
3 A E 
| A Guam A)? 


halb 19 Jahren, seit der Entdeckung, zu verzeichnen war, obwohl der Vater 
sich durchaus nicht eng an die Vorschriften des Arztes gehalten hatte, 
~ Der die Familie behandelnde Arzt hatte seit Jahren die 
Kinder auf kohlehydratarme Diät eingestellt; die Kinder waren daher 
mager und elend und von einem großen Heißhunger nach Süßigkelifl 
erfüllt. Wir gestatteten zunächst Kohlehydratzusatz (100 bis 200 E} 
die gar keine Änderung hervorriefen; das heißt die Zuckerausscheidung 
schwankte zwischen 0,1 bis 0,7°/, Dextrose und schließlich, als aut 
der Zuckergehalt des Blutes sich nicht änderte, verordneten wir VO : 
gemischte Diät, wodurch die Kinder rasch aufblühten (jedes Kin 
N bis drei Pfund an Gewicht in kurzer Zeit zu). Der Zuckergebalt 
neh auch hier auf gleicher Höhe. Um die Weihnachtszeit 1914/15 
en on ne EN Näschereien von Süßigkeiten, aber aug 
Hash Weih uckermengen im Harn nicht erhöht, sondern wie fo (kurz 
eihnachten): 1. Vater 0,5, 2, Hilde 0,6, 3. Lucie 0,4, 4 u 


T | 
J 


m n a er zn ee = f \ > : I PS 2 : Re \ aa E AR s * 
ne, n ee a en - | nd u on V 
no Septemba i P a e a a $ a = eh a 
un. 28. oe tember: : re en BESTER i en - T ee 
ee en — | 1919: — MEDIZINISOHB KLINIK: — Nr. 39.: `. i maig iN 
1 marie 0,7. . Die Gesamtausscheidung be ; p a Fr ce ; =— a 
ne zirka 10 g Zucker in der Taomenge. eimig in. keinem Falle mehr als | hydrat .(das heißt Zucker) secernierend IE AR a t n fi \ 
impe ` = `- Beit dieser Zeit hat sich eine Verändérung weder in den Zucker- langen kommt der Organismus nach. ke organ, diesem Ver- SB 
Dil ee | ae a in den Zuckerwerten "des Harms nei: sodaß man durch Phlorizin bekanntermaß z Zroß ia > pan i: 
hia Bt, "dabei v sind im Laufe unserer fünfjährigen Beobachtung. aufgeblü > | Kohlehydrate dem’ Organismus, ja selbst - en: große Mengen... SEHE 
l azie a arata are DEE freigestellt una naturgemäß Dor | Diabetes, entziehen kann: D e | = ... a fi H y 
na <  „Resümieren wir lie zn: u en Fe hereditären’ Störungen, wie man’ sie in a Fälle Ba | Í 
ME geprägte Heredität T a. a eine aus- an en rer kann, haben gänz gewiß nichts E Br 
a . mit der Geburt schon ı j 01E Deliaen SINCERI wahrscheinlich | diabe emeinsames DI einer Störung’ im Sinne. des Phlori: nn SEEN 
py qer ve! ıon vorhanden: war, sich li : uch | diabetes. Damit aber d san y. inne. des Phlorizin-- ee 
wa der jüngsten Tochter : en war, sicherlich mindestens bei aber der Begriff des Diabetes einer Stö ee, Bea 
un ‚der jüngsten Tochter. Die Zuckerausscheidung hielt‘ sich i Kohlehydratsystems in weitem Si | tes einer ‘Störung des Sr 
a t sich in ge- | ystems in weitem Sinne gewahrt bleibt, ist. € = no TE 
yG: ringen Grenzen, überschritt fast niemal T &e-.| den Ausdruck Diab ba g ıne gewahrt bleibt, ist- es besser HR 
SL Harn, im Blute hielt sie si ast. niemals den Wert von. 1°/, im s: iabetes für solche ‚glykosurischen ` rena EPE re: 
miei war ir e` hielt sie sich unter 0,1 °/, (um 0,08 °/, he : Störungen zu meiden und dafür den Au: chen ronal bedingten a 
en _ war. im großen ganzen völlig unabhän " o (um 0,08 °/, herum) und | oder hereditäre beziehung lafür den Ausdruck. renale Glykosurie LEE N 
' | se pae ; g von der Nahrungsauf hme. | in’ reditäre beziehungsweise renale G en Int pa NE 
ami | Unsere Beobachtungen ıngsaufnahme. | in dem Begrift der G ise renale Glykosurien anzuwenden; SEHR: 
in denen von Salo ap en nn ns nun weitgehends mit | Störung ae liegt bereits das Unschuldige det so Be r 
s a von Beobachtungen „Über Diabetes nS W = eine Reihe | _. Da noch i l SR N Be aan, a i N 
1 bst zur Frage = a zugleich ein Beitr ” ch immer von manc ER ER RE ORTEN. 
a Eionn benti ba deu Paien de Zikeratssie N wird. aentes uns, on 
el i ‚bei diesen Patienten die Zuckerat j icht unwichtig, dar j an ‚wird, scheint es uns viae WEWE 
er . in der Mehrzahl d RE TÜRE uckerausscheidun . g, ‚darauf hinzuweisen, daß N TE ns 
IT: a er Fälle im zweiten oder dri ung | sicherer Beweis für di rg ; unser Fall insofern als- EAE E 
A die. Ausscheid | oder dritten Lebensdezennium, .| ; 3eweis für die Existenz dieses Krankheitsbildes anzu: 3 ETETE 
Dam. eidungszahlen betragen nur Zehn FREIE: | ist, als d -Ki . eses Krankheitsbildes anzuseh E 
ei zucker. es 5 A n nur Zehntelprozente an Harn- ‚ als gerade bei Kindern die Pró a Ne usehen Er: a 5 
In ieren am mei chtungen von Salc inter- snsjahren diabetisch wi vi ar den ersten 2 2. iR 
we essieren am meisten Fall 3 bis 5, da hier in zwei omon inter- | wie die Kinder de isch wird, wird niemals ein Alte TR BESSER 
t Väter Brüder und deren ua , da hier in zwei Familien, deren ie die Kinder der von uns beobachtet an erreichen, ie ER A 
| an % ‚der: tter Schwest wd bei Kir entwickelt sich bei Kini ıchteten . Familie. Regelmäßig ERE 
i (unter fünf der einen Famili ütter Sc stern sind, bei Kindern | Diäbete ich bei Kindern sehr schnell die sch 8 Baer a1 
— "anderen bei zweien) ei e bei dreien, unter sieben Kindern der iabetes mit Aceton ‘und Acetessigsäureauss chwere Form des äh) 
eine derartige glyk : ER : bald das K ‚ „tel sigsäureausscheidung, der d w Wa 
findet. Interessant isi ge glykosurische Erscheinung sich | | as Koma und der Exit aa &, GOP Gaun o kek 
A : st auch, daß Sal : S unseres `F Exitus zu folgen pflegt: Die Kind he 
von B : i er alomon bei dem Soh | s Falles dagegen ha ich RR e Kinder Me 
Diabetes wied ger beschriebenen Falles von sogenanntem ee und zeigen heute Nooh wie = alt Jah vollkommen normal entwickelt E 
20891 ieder die gleiche Störung findet. | yes die Gültigkeit der ahren die gleichen Erscheinungen. es 
->~ Salomon h Toanen Ts Sr | T. „Was die Gültigkeit der Mende en, P 
des Diabetes in de a en nn innocenten Charakter a renale: Glykosurie anbelangt a "rang a die are 
‚auch wieder nur mit ei rund gestellt, wenngleich er diesen - obachtung nur zu’ sagen daß die Anomalie--dominant mé a a 
da man doch enttä einer gewissen Einschränkung gelten läßt, zu sein: scheint. Es ist anzu: e dominant mendelnd eh 
ht werden kö chrankung gelten “awt, | befall | nzunehmen, daß der von der Krankheit 25H 
Beobachtungen: auf der en könne, Wir möchten in diesen fallene Vater heterozygot in bezu ie be er Krankheit s E 
| ; A TE nn » IN -Di auf die besprochene Konsti- < o Beuh 
besonders hervorh er einen Seite den hereditären Charakter  tutionsanomalie ist.. Dann ist- u 6 ani die Desprocnene Pons z 3 daat 
. eben, auf der and i er ganz | der- kranke ist- unter seinen Kindern ein Verhältnis BE 
es hier doch gar nicht mi anderen Seite betonen, daß: wir anken zu den gesunden von I: lern ein Verhältnis |; 
! ov 52 mit dem zu tun h ; Cav w| das aber ı den gesunden von 1:1 zu erwarten, ein Verhältnis, | ee 
nennen darf. a a n haben, was man Diab = nur immer bei ein j Welse A S, oo Be: 
= Char eo a are das Wichtigste der hors no nn ‚heranszukömmen Dice Be BO Mi viele ‘solcher ` EA £ 
T lässigkeit der ` Glomerulis n, die nur au einer abnormen Durch- eterozygot in bezug äuf die Scene r müssen eben- . k bourap: 
| Durchlässigkeit d rulischlingen beruhen können. Gerade di erwarten, daß ihre Nachk g sein und somit ist. zu De aak 
| | er Glomerulischlingen i ‚konnen. Gerace Alè | aufwei B ihre Nachkommenschaft teils die- renale Gl; in rs 
Er vonHambu 0) gen ist neuerdings ex erimentel ufweisen wird, teils nicht. T Rn ... lykosurie else 
a worden. daß Ae Gi (Biochem. Zschr.) eingehend geprüft and Ba nichts -einzuwenden haben, da =: wird man gegen eine Ehe Er Feni o 
j Erst: durch eine ee normale Blutzuckermengen zurückhält. gamz harmlose Konstitutionssnomalis J ade eben, betont, um eine Bar 
je so geschädigt, d abetische Hyperglykämie wird der Glomerulus | _ Zuni Schlnsss möchten wien andel, KR 2 u El 
p lässio wir gt, daß er auch für kleinere Bl Ä 1ETULUS | m ‚Schlusse möchten wir nochmals fü a nn ner 
ge! ässig wird. Wenn d : e Blutzuckermengen durch- Fälle folgende die Di eo stü s für unsere vorliegenden SAGEN 
2. mék Wenn daher ein Glomerul F agnose stützende und die -okait tadar Eoi iek 
uckerwerten gegenüb Glomerulus schon normalen Blut- | Therapie ergebende Beobachtun | ie Zwecklosigkeit: jeder Be S E 
einen konstitutio lei er durchlässig ist, so handelt es sich um: der ikea an sd Beobachtungen anführen, die die Forderun en er 
wenn man will, um ER a der hier hereditär sich erweist, oder | ee sen Nierendiabetes erfüllen: 1. die Ge- i = Bü a 
außerordentlich harmlos i onstitutionelle Mißbildung, die im ganzen gehende Unabhängigkeit geht nicht über 10 g; 2..es besteht weit- aec RRE H 
aber Übergänge zur o ist. Diese konstitutionelle Mißbildung: hat | ausscheidung; 3. der Ba Nahrungsaufnahme und Zucker- rn y Br i; 
eve ee | IS 0 irit | ohne Änderu RGI ‚nicht; 4. ja re RS METER RE ie 
E ae a ie | SS ana ee Sl 
k 7 ei Mä i a f 7 ac ven bi a O Eien bii 
E O e 2 ehe ei Kindern |. Tierasır 4, Klenper METE en i) 
| sich. Schwankun; »m. Zschr. Bd. 2), selbst bei Kindern R a u >. DEE PINEA Dias 
F ist bei nor ingen zwischen 0,115 und 0.298 /,. Allerdi _ Literatur: v. Klemper Men E te RESHHEN N 
Go ee ern ao | £ An. M Toa na. - I A oea a el) 
>:  Kreatininreduktion nn Hafnsäure und | Feimdörfer und 2 elland, obenda Im M. EL ie Borges Be) 
‘bleibt sich das gleich: einen uns unbekannten Rest.. Indessen t. Inn. Med. 1913. — Stern, B. kl Wi M. 1918, 78.— Frank, Kongreß We HRI 
E Tagesńenge ze IC : Die Zuckerausscheidung ja Spuren bis a 14, 29.-Januar . ^ W. ‚ Nr, 17. — Salomon, D. m. W. A q 
| -ISt -die e eine g ist die Norm. Der hereditäre Defekt | Dr = l | Ä Re, 3 u 1 
ý Wiederkehr. Nicht die ne stereotyper | : Aus der Medizinisch Be E E eg! 
gebend für. die schwache G] es Blutzuckers erscheint dabei maß- | . ! | edizinischen Abteilung des Sophiens itales in S E iE E: 
er a will das kleine ee ne Durchlässigkeit, Ban -= 7 (Vorstand: Prof. N. Jagić). Ben an ll) ii 
n cdich ren , er. Soll | ` S: Gi . Ka ee i: 
h wenig maa e i l 2 n Diabetes oder ee 7 Über Strychninanwendung. bei Kreisl BEE SRH En 
y wenig darf man jede uminurie auf eine Nephritis beziehen darf, so ee u reis aufschwäche. - u Sun 
É beziehen. G, kieno auch permanente Glykosurie auf Diabetes = IC Eu A a i ä Be 
% . Ai. “Aber abgesehen davon, dad der Kiempereräce Dr. 0. Schittier. E 
i 'in dem Sinne, wi y JA, der Klemperersch | ra Roe; ee Ä RES A 
A | he kein Nierendihe 2 später die Forderung. aufgestellt | iirde | eine Ea Beeinflussung des Kreislaufes durch Stry inir ET ee A 
f -o ao dank 2 un Klemperer wie spätere | ist eine a, Wirkung’ auf die Gefäße aufzufai ist: als Balls 
, wurzelt, D mklich im Phlorizindiabetes mit ihren Id ü einung seiner Wirkung auf das Centralne: ssen und zerlegt 
A diabetische er Phlorizindiabetes ist aber wirklich im Prinzi deen | überhaupt, Es ist ein typisch "kung auf das Centralnervensystem A DE 
W - dureh sche Störung, die d er wirklich im Prinzip eine die Reflexerreobarkei sch central angreifendes [Joh. Müll ystem Ed 
g urch das ganze Ke an den Nieren zwar ansetzt, aber | [Hern gbarkeit der nervösen Centren steig üller (15), RT: 
y! bewirkt; durch a hindurch eine Mobilisierung DE pF Jy eyer (12)]. In gleicher Weise a. „Mittel Ber ir, i 
H ME: A das Eülorizin wird .die Niere ein Kohlen- | macht, ste ige k er für die Muskelbewegung en SE PO 
Ä | ht, steigert es auch die Erregbarkeit des Va: ererregbar EIE REEI 
T i, des Vasomotoren-, nebenbei Wi 


974 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. 


auch des Atemeentrums. Nach Halsmarkdurchschneidung schwindet 
die Gefäßwirkung fast völlig. Diese centrale Vasomotorenwirkung findet 
ihren Ausdruck in einer außerordentlich kräftigen Blutdruckerhöhung 
IS. Mayer(l1)], welche die durch Coffein bedingte erheblich über- 
trifft [Meyer-Gottlieb (13)], und .beruht zum überwiegenden 
Anteil auf einer Gefäßverengerung des Splanchnicusgebietes. Mit 
der Vasomotorenwirkung geht Hand in Hand eine gleichsinnige 
Erhöhung des Vagustonus mit consecutiver Pulsverlangsamung. 
Wahrscheinlich handelt es sich aber dabei mehr um eine indirekte 


Vagusbeeinflussung auf dem Umweg über die Blutdruckänderung 
[S. Mayer (il). Der Vagustonus : ist ja außerordentlich von 
der Höhe des Blutdrucks abhängig [Bernstein P)l. Die 
koordinierte Erregung des Atemceentrums [Biberfeld Ö)] 
äußert sich in einer Zunahme der Frequenz und des Atem- 
volumens [Heinz (9)]. 


Eine erst seit kurzem bekannte Komponente der Strychnin- 
wirkung ist noch von Bedeutung für die therapeutische Anwendung: 
die Herabsetzung der Schmerz- und Unlustempfindung, die sich 
durch die verschiedene Reaktion der perceptorischen Centren auf 
Strychnin erklärt, indem nämlich die hier in Betracht kommenden 


Centren von vornherein der lähmenden Strychninwirkung unter- 
liegen [Meyer-Gottlieb (13). 


` Eine Herzwirkung, welche für die Kreislaufbeeinflussung von 
Bedeutung wäre, kommt dem Strychnin nach Schmiedeberg 
nicht zu, außer in ganz großen Dosen, welche lähmend wirken. 
Andererseits aber schreiben einige Autoren dem Strychnin doch 
einen günstigen Einfluß auf den Tonus des Herzmuskels zu, wofür 
auch neuere Versuche von Cameron (5) sprechen. 


Diese pharmakologischen Grundlagen der Strychninwirkung 
sollten nun wohl hinreichen, um ihm in der Therapie bestimmter 
Kreislaufstörungen einen Platz zu sichern. Trotzdem aber konnte 
sich das Strychnin bisher bei uns nicht recht einbürgern. 
Ursache dafür dürfte wohl die Überschätzung seiner Toxizität 
sein, wozu noch die von den Pharmakologen betonte Cumu- 
lationsgefahr kommt, wofür allerdings die langsame Strychnin- 
ausscheidung [Ipsen (18)] spricht. Zur Entkräftung, dieser Vor- 
urteile kann aber schon die experimentelle Tatsache beitragen, 
daß die Vasomotorenwirkung schon bei Dosen eintritt, die weit 
unter den krampferzeugenden bleiben, andererseits die guten Er- 
fahrungen, die man im Ausland, speziell in Amerika und England, 


neuerdings auch in Frankreich gesammelt hat, wo sich die Strychnin- 
medikation großer Beliebtheit erfreut. 


Was dielndikationen für die Strychnintherapie anlangt, 
so kommen vor allem jene Formen von Kreislaufstörung in Betracht, 
deren Ursache nicht so sehr eine Herzinsuffizienz, als vielmehr eine 
Vasomotorenlähmung bildet. Dazu gehört der Shock, spe- 
ziell der postoperative, bei welchem sich auch das 
Strychnin vorzüglich bewährt. Alexiejew (1) bezeichnet das 
_Strychnin als Antagonisten des Chloroforms. Durch eine drei- bis 
viertägige Vorbehandlung mit Strychnin gelingt es, die sonst unter 
der Chloroformnarkose stets auftretende Blutdruckherabsetzung 
sänzlich zu unterdrücken. Besonders indiziert erachtet er diese 
Behandlung bei erhöhtem Blutdruck, da erfahrungsgemäß die durch 
Chloroform bedingte Hypotonie um so größer ist, je höher vorher 
der Blutdruck war. Ähnlich äußert sich Gray Tyrell (7), der 


zur Beseitigung der Shockwirkung in erster Linie vom Strychnin 
Gebrauch zu machen rät. 


Recht gute Erfahrungen sollen die Franzosen mit dem Strychnin 
bei der Behandlung des Verwundungsshockes im jetzigen Kriege gemacht 
haben. 


Daß es ein fast speeifisches Mittel in der Therapie der akuten 
Alkoholintoxikation darstellt und sich in der Behandlung von 
Vergiftungen mit Narkoticis glänzend bewährt — wobei 
neben seiner allgemein centralerregenden auch die Vasomotoren- und 
Atemwirkung von Bedeutung ist —, wird von allen Pharmakologen 
bestätigt. Damit deckt sich auch unsere in vielen Fällen von Vergiftungen 
gewonnene Erfahrung vollständig. Der Erfolg war manchmal ein geradezu 
verblüffender, infolge der Schnelligkeit, mit welcher er besonders nach 
intravenöser Strychnininjektion in Erscheinung trat. Schr gerühmt wird 
ferner die Wirkung des Strychnins auf die Beseitigung der Abstinenz- 
erscheinungen bei Morphinentziehungskuren [Neißer (17)]. 


Eine zweite Hauptindikation für die Strychnintherapie stellt 
die Kreislaufschwäche während akuter Infektionskrank- 
heiten dar. 


Seitlangemin Verwendung bei den Amerikanern, wird es jetzt 
auch bei uns von immer zahlreicher werdenden Autoren empfohlen 
[Ortner (20), Neißer (17), Frey (6), Meyer (14)]. Neißer be- 


c E Faß ntamt ; 
Os Septemn oT. 
We 


£ = u 


zeichnet es als hervorragendes Kollapsprophylaktieum in der Be- 


handlung des Typhus abdominalis und schreibt seiner Wirkung 


eine längere Dauer zu als der des Coffeins. 


Von denselben Überlegungen ausgehend, bediente man sich des 
Strychnins seit langem in Amerika bei der Behandlung der Pneumonie, 
Neben der Vasomotorenwirkung macht sich hier — wie Neißer mit 
Recht hervorhebt — auch noch der günstige Einfluß auf die Atmung 
und die Herabsetzung der Schmerzempfindung, welche mithin eine 
Linderung der schmerzhaften Dyspnöe bewirkt, geltend. y 


Diese Erwägungen, besonders aber die von allen Seiten be- 


E 


stätigte Beobachtung, daß bei der Grippepneumonie nicht so sehr 


die Herzschwäche als vielmehr die Vasomotorenlähmung das leben- 
bedrohende Moment darstellt, bestimmten auch uns, das Strychnin 


zur Behandlung der Grippepneumonie heranzuziehen 
[Jagić (10). 


Was nun die Beurteilung des Wertes der Strychnintherapie 


bei der Grippe anlangt, so muß zunächst betont werden, daß 
man nicht in den Fehler verfallen darf, die Stychninwirkung 
in jedem Fall nach dem Effekt der einzelnen Injektion beurteilen 
zu wollen. Tatsächlich ist die unmittelbare Wirkung; der einmaligen 
Medikation nicht immer konstant. Schon Cabot (4) bemerkt, 


daß es nur bei einem Teil der Fälle nach der einmaligen Injektion 


zu einer deutlichen Blutdrucksteigerung kommt. Allerdings ist 
sein Zweifel, den er auf Grund dieser seiner Beobachtung in die Wirk- 
samkeit des Strychnins setzt, unberechtigt. Auch Neißer (IT), 
ein Verfechter des Strychnins, macht auf diesen Umstand aut 
merksam. Eigene Beobachtungen ergaben dasselbe Resultat, 


In der Mehrzahl der Fälle tritt nach Injektion von 2& bis 
3 mg Strychnin eine deutliche Blutdrucksteigerung auf bis 
20 mm Hg —, am Riva-Rocci gemessen. In allen diesen Fällen 
kann man auch eine mäßige Pulsverlangsamung feststellen. Stets 
trat auch die Atemwirkung in Erscheinung. Die Atmung wurde 
freier, das Volumen nahm zu, desgleichen auch meist die Frequenz. 


‘Wenngleich die Wirkung, wie ja zu erwarten, keine sehr 
lang anhaltende war, zeigte sich doch ihr Effekt oft noch nach 
einigen Stunden. Mögen auch diese Einzelkontrollen nur sehr 
geringen Wert haben und der Effekt der einzelnen Strychnin- 
injektion überhaupt nicht beweisend sein, jedenfalls ist aber die 
ärztliche Beobachtung des Verlaufes zahlreicher Fälle, die fort- 


laufende Beurteilung der Therapie am Krankenbett, sowie das 
statistische Resultat maßgebend. 


Mit Strychnin behandelt wurden in der Zeit von November 1918 
bis Mai 1919 87 Fälle fast durchwegs schwerer Grippepneumonlen mit 
ausgesprochenem physikalischen Befund. 


Als nicht verwertbar sind in Abzug zu bringen zwölt Fälle, 
welche in moribundem Zustand eingeliefert, nach wenigen Stunden der 
Infektion erlagen, andererseits fünf Fälle, welche an Komplikationen 
einige Wochen später ad exitum kamen (Empyem, exacerbierte Lungen- 
tuberkulose, Ausgang in Induration mit Absceßbildung). Die restieren- 
den Fälle ergeben eine Mortalität von 4,3% (drei Todesfälle), eine nn 
geringe Zahl in Anbetracht des gerade während dieser Zoitporaa 
bösartigen Verlaufes der Grippe. Demgegenüber ergibt die Sa, 
unseres Spitals unter Zugrundelesung des gleichen Maßstabes bei Be- 


handlung mit den üblichen Candiaeis (Dieitalispräparate, Campher 
unter 48 Fällen eine Sterblichkeit von 10,4% (fünf Fälle). 


Wenn auch ein Vergleich solcher statistischer Daten emer 
strengen Kritik meist nicht standhalten kann — handelt es sich 
doch nie um wirklich identische Fälle, andererseits fallen die Zeit- 
perioden, aus welchen die Fälle stammen, nur zum Teil aper 
immerhin spricht das Ergebnis, wenn man auch nur zu vorsa 
tigen Schlüssen berechtigt ist, zugunsten der Stryehnintheraple: 

Gleich günstig waren auch die Erfahrungen, die wir mit der 


Strychninbehandlung eroupöser Pneumonien ZU sammeln 
Gelegenheit hatten. 


Hinsichtlich der Herzwirkung des Strychnins DE 
wie schon eingangs erwähnt, ein Widerspruch zwischen one 
jetzt gesicherten pharmakologischen Grundlagen und der klinisch 


Erfahrung. Viele Autoren konnten einen günstigen Einfluß des 
Strychnins auf: die Herztätigkeit feststellen. 


Mangels genügenden eigenen Materials sei auf eine Arbeit 
Neißers (17) en der Sr bei einfach dekompensierten Vitas 
keinen Einfluß beobachten konnte, jedoch eine zweifellos günstig® 
Arhythmia perpetua, sowie bei Adam-Stokes verzeichnete. Mn 

Ein eigener Fall von totalem Herzblock reagierte tatsäclli 
wenn auch nur in geringem Maße auf mehrtägige Strychinanweil ung 
gut; die Pulsfrequenz hob sich um durchschnittlich 25 %. Kr 


„ Eine Wirkung des Strychnins auf das Herz mub m . 
wähnung finden, die Beeinflussung der Extrasystole, In Eng 


ogle | 


REES en ae N E a8 Bu ns Ba en Ba a k Ea ; 
M! o g8. September. = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK‘ — Nr. 39. ‚975. ne 
, 3 l l l ; RR zu . BERN 
tt,- ... land -seit langer. Zeit als Herztonicum verwendet, wurde es neuer- | - .. Aus‘ der Medizinischen, Klinik. Greifswald +` < -~ i Be $ 
ii- -dings seiner Wirkung: auf die Extrasystolie wegen von Wencke- |- 00 Dir: Prof: Dr. Morawitz}  00.200...-0.°7 BE 
i . bach (19) warm empfohlen. Obwohl es a priori vom. pliarmako- BEE me ee ee u 
STER -- Jogischen Standpunkt nicht sehr angezeigt erscheinen mag, ein u Beitrag zur Influenzamyositis. a e e aa a 
ma “ die Reflextätigkeit erhöhendes Mittel zur Bekämpfung. der Extra- aa a e a e Se, a si 
Ve . systolie anzuwenden; für welche ja vielfach eine reflektorische |. z EN EEE, PE SEN wi si fi l 
k€ ~ Genese angenommen wird, ann die Entscheidung letzten Dr. Friedrich -Vorpahl, ‚Assistenten... a Se 31 
ax „Endes der klinischen: Erfahrung zu. ‚Übrigens sind uns ja die Ur- | : Ve ee a ee ann A Kae ER RA Erz 4 
"sachen der Extrasystolie unbekannt und der Annahme eines reflek- | pp- „ Durch, diè Veröffentlichung von Hildebrandt in det -i ykp: 
a ‚torischen Ursprunges kommt-sicher keine ällgemeine Geltung zu. | „un von Influenzarezid: ee A r neh el Re ich. = Sa ih, 
#. |. Denkbar. wäre vielleicht eine Beeinflussung der Extrasystolie durch“ er a Von = W UOC ICO An P0 A 2.0: oiea H: 
E, Steychnin auf dem Umweg über die extrakardialen Herznerven, | 000P&Chteten Fall von akuter Myositis erinnert, der auch in das ahes 
er as a REN ae ae 7. | Gebiet der Influenzamyositis hineingehört. Bei der Seltenheit der-. . . ANAL ER 
=... welchen. ja. viele ‚Autoren. einen erheblichen Einfluß auf das Zu- | artirer Beobachtungen und wegen der geringen Zahl von. Mit- Bieläf ie 
X n einrä 2 u g S una. on Ue | 4a. A -Maso en rE 
E a nen Se eye. 2. emranmen, on... | teilungen darüber will’ich im folgenden kurz über, den hier:be- en 1% Er 
a „Jedenfalls steht die günstige Wirkung des Strychnins fest. | handelten Krankheitsfall berichten. Ba En S ny 23 N Bi: 
i W e nckebach (19) rühmt es als das einzige Mittel, welches Herr H., 55 Jahre alt, war, abgesehen von einer leichten Brust- we iar ia 
z . ibm, und zwar wider Erwarten häufig große Dienste erwies, indem | fellentzündung im Jahre 1913, stets gesund gewesen; Ende Januar | -Pety 
= . es schön In kleinen Gaben intern gereicht (2 mg täglich) recht oft | 1919 machte’ er eine leichte Grippe durch.‘ Im Anschluß daran, etwa. Bu FAR si T 
a "in glänzender Weise die Extrasystolie beseitigte. ne acht Tage nach Ablauf der Grippe, traten allmählich Schmerzen im > ,,. BE f 171 
a =. _ Von den zahlreichen übrigen Indikationen des Strychnins wie bei ni. nn I ya ee nr Se ne BE i i k 
cr _ _der-Behandlung neurasthenischerErschöpfungszustände[Hartenberg@)], | allmählich. immer heftiger und schließlich fast unerträglich... Drei .  .. PEWNI 
a ‚bei welcher neben der tonisierenden auch die euphorische ‚Stryehnin- | bis vier Wochen nach Beginn .der Schmerzen und etwa.fünf Wochen "ER 
s Aompouente bedeutungsvoll ist, oder bei Jodismus (Spenzer) sei | nach: Beginn des Grippeanfalls kam Patient am 0. März 1919 in die = = M 
i- die gute Wirkung des Strychnius in der Rekonvaleszen nach” akuten hiesige Klinik. Er gab an, daß die Schmerzen.in den letzten Tagen © BIO 
ii. e SInfekklonskıa het Hatlenbhers(8 ähnt.. vor der. Aufnahme auch auf‘das Gesicht, besonders auf die Gegend _ an 5 
ae Ka nkheiten [Hartenberg (8)] erwähnt. E vor dem linken Ohr übergegangen seien, sodaß er nur mit Mühe den o Eri i | 
t >... Nur noch einige Bemerkungen über die Dosierung und Art der: | Mund öffnen könne: ‘Er habe das Gefühl,-daß. däs Genick' stark ge- ....'. | 
eo, Anwendung. Über den Vorzug der subcutanen Applikation gegen- | SChwollen und.steif sei, sodaß er.den Kopf kaum bewegen könne. In NUDE 
“über der peroralen sind sich sämtliche Autoren einig. Erwähnenswert ee en en auch zeitweise Schmerzen in beiden Ober m. # Hi 
“ ist nur, weil wenig bekannt, daß einer intravenösen Injektion | Bela o Mes otis Hittätsroßer Mann in: initleren Er E L | i A 
5 S een im Wege steht — ein. bemerkenswerter Vorzug vor dem nährungszustande. ` Körpergewicht, 61 kg... Siehtbäre Schleimhäute © i. Fark E 
E speziell bei Grippepneumonie vielfach angewandten’ Adrenalin..| xut durchblutet. ‚Keine Hautausschläge, keine Drüsenschwellungen. > > = oye d iA 
f o, Wenig Übereinstimmung herrscht bezüglich der Dosierung. Wenn | Die ganze hintere Halspartie ist-deutlich sicht- "Turn 
an. man auch allgemein geneigt ist, nicht bei kleinsten Dosen stehen- | bar geschwollen, wodurch die. normalen Konturen vr. hjh.hl 
i°  zubleiben, nach dem Vorschlag Naunyns(6), so bekennt sich | des.Halses verwischt sind. Die normalerweise. bestehende ”. <` E Ei Ei 4i 
si . ` doch kaum jemand zu der extremen Ansicht Ħ ar ten b erg s(8), konkave. Wölbung zwischen Hinterhaupt und Nacken ist völlig aus- LE E 4 Th 
- ~ der erst Strychningaben als optimal wirkend anerkennt, die zu | gefüllt. Die Weichteile über den Dornfortsätzen der Halswirbelsäule BER 
er leichten . Vergiftungssymptomen führen (über 0,01 pro dosi). 4 wölben -sich am stärksten vor. Die Schwellung reicht nach unten . Bear 
f s Uy , : R a S d | bis an den Brustkorb, nach oben zieht sie sich am Hinterkopf unter ERAPR fid 
2 Eigene Erfahrungen lehrten, daß die Tagesdosis von 3 bis | die behaarte Kopfhaut Koch, entsprechend..etwa der. Ausdehnung der T EEA] 
p 4 mg im allgemeinen hinreichend bemessen war. Nur in wenigen | beiden Hinterhauptsbeine, seitlich wird sie.durch den vorderen Rand pl 4 $ 
Fällen wurde sie auf 6 bis 9 mg erhöht. = des, Musculus trapezius begrenzt. . ‚Die Haut zeigt im Bereiche der er 
Zu ' ‘Der von allen Seiten bestätigten Unschädlichkeit selbst bei- an uns ne ar och oder ihrer. sonstigen Pait 
LA ans daade Medikauen do eons xö = völlie bei- | normalen : Beschaffenheit. Das ganze geschwollene Gebiet fühlt sich _ m Kog 
| : aton des StryCchnıns Konnen wir vog pel- | gleichmäßig .derb, an, einzelne Knoten. lassen sich.nicht abgrenzen. >, =o ra 
Eee ‚Pflichten. ' | g nr | | Bei Fingerdruck bleibt keine Delle auf der Haut zurück, es besteht -- a H 
, ’ Trotz tage- bis wochenlanger Darreichung sahen wir nie | also kein Ödem der Haut. Ein oberflächlicher Druck im Bereiche der an 
auch nur die leisesten Vorboten einer Intoxikation —. wie Steifigkeit Schwellung, ist nicht schmerzhaft. Drückt man stärker in die Tiefe, : at 
/ der Beine. Trismus usw “ 0.01.80 wird heftiger Schmerz geäußert. Die Schmerzhaftigkeit’ ist in. der went s bten ! 
ee a a a Far | | Hals- und Nackenmuskulatur - und in'den Muskeln. auf dem Hinter- Ze: y H 
= . „Sehr bewährt hat sich uns in Fällen akuter Kreislaufschwäche | haupte lokalisiert. ‘Die Austrittsstellen des Nervus occipitalis maior >- — =; ll AFi 
. „die Kombination von: Strophanthin (0,0005) mit Strychnin (0,008) | sind dabei aber nicht empfindlicher als die Umgebung. Die Hals- > > © = iag 3 Hi 
Ä ‚Sowohl in intravenöser als auch intramuskulärer Injektion. wirbelsäule ist nach allen Richtungen. frei beweglich; erst bei stärkeren ., 5. shi 
= a5 | BR Ka | = 2, ~, | Bewegungen treten Schmerzen auf, die auch in die Muskulatur neben 2." HEER 
0000." ,Zusammenfassung: Im Strychnin besitzen wir ein | der Wirbelsäule lokalisiert werden. Bei Stauchung- der Wirbelsäule BEHRENS 
prompt wirkendes Vasomötorenmittel, dessen Anwendung besonders | und bei Druck auf die Dornfortsätze der Halswirbelsäule oder bèi = fi", 
bei, Kreislaufstörungen infolge Gefäßlähmung indiziert ist, so beim an ein are nn abnormer Schmerz. geäußert, ©. ©, C sigrryigji 
 Operationsshock, beim. Vergiftungskollaps und bei der Kreislauf. | nicht vor dem linken Ohre, wo beim Öfnen des Mundes Benmerzen — °, CL A iI 
sT, Schwäche im Verlauf akuter Infektionskrankheiten, speziell. bei empfunden werden. ‘Es besteht, Druckschmerz im Gebiete des linken Baur IR 
| #Deumonien, wo die gleichzeitige Wirkung auf die Atmung und die | Masseter, kein besonderer Druckschmerz am Kiefergelenke. Der Mund . iopen 
kann’ ohne Schmerzen. nur wenig geöffnet werden. ‘Beim weiteren. ~ > Hoia Fpp 


Herabsetzung der Schmerzperception als erwünschte Nebenwirkungen À. 
Öffnen (3 cm Abstand- der‘ Zahnreihen) tritt heftiger: Schmerz vor © =. r 


`~ in Erscheinungen treten. Infolge der rasch eintretenden, intensiven, 


von keinerlei Schädigung begleiteten Wirkung verdient das Strychnin | dem linken Ohr auf.. Weniger schmerzhaft ist die Gegend vor dem . : li, Sen 
weitestgehende Verbreitung ve; u | rechten Ohre, wo auch kein deutlicher Druckschmerz nachzuweisen ist. ->° ° %45 
en Ver Š | _ Ohrbefund beiderseits normal... =- 0° es DoR o 
~ n l. Literatur: Alexiejew, Klin. ther. Wschr., Berlin 1911. — | . Das Kauen macht, wenn kleine Bissen genommen ‘werden, keine _ Sea 
2. Bernstein, Zbl. f. med, Wiss. 1867. -- 8. Biberfeld, Pflüg. Arch., | Schwierigkeiten. Sprache und Schlucken normal, ohne Beschwerden. ee 
ie — 4 Cabot, Tr. of Ass. of Am. Physicians, rotade hia re — | Zunge etwas weißlich belegt, Rachen ohne Besonderheiten. :: - = i ine 
a kan le and London 1910 | - ., Lungen, Herz, Leib ohne Besonderheiten. Milz und: Leber nicht, a 
“med, Journal 1912, — 8. Hartenb erg, Presse med: 1913, Nr. 8. — 9.Heinz, | nachweisbar vergrößert. Nervensystem ohne ‚Besonderheiten. ` Im hr yE 
Handbuch der exp. Path. u. Pharmak. — 10. N. Jagié, W. m. W. 1919, ‘Urin kein ‚Eiweiß, kein Zucker. = = 0 000e 0 e a a ogia Ki 
Nr.23. — 11. S:.Mayer, Ber. d. Kais. Akad. d. Wiss. in Wien, Bd. 64. —  Leukocyten 20000, hauptsächlich ..polynucleäre . Neutro- Kalb 
‚12. H. Meyer, Zschr. Í. rationelle Medizin, 1846. — 13. H. Meyer und | phile. Eosinophile 2 %.; Temperatur 38: Puls 80; Oi 
Gottlieb, Experim. Pharmak. 1918. — 14. F. Meyer, D. m. W., 1919, Röntgenbild der Halswirbelsäule zeigt -normalen . Befund: :. A N: 
nt, Johann Müller, Handbuch d. Phys. d Menschen dël — |. 10, März: Temperatur 389° Puls um-90. 0. S R 
AD AN, nyn, . Ig. . —.- Li. i . Kl ei ` r. 3. — salti - a A DOETE T . Ja ca Su len 
18. Ipsen, Vrtjschr. t gerich, M 1808, Ba. 4. j 19. Wenckebach, Die | suf ee Kr 2 all 2%iger „vos nlösung ‚rechts und: links SAR 
 Miregelmäßige Herztätigkeit 1914. — 20. Ortner, Vorlesungen über spezielle | UT OP Mame Sehmerzon am Hinterhaunio scrinsdr Rafina im. 
herapie innerer Krankheiten. i a pei ied an an a n EBLET aupte germger, Befund. im KARIE 
er . “Lokale Wärme -steigert die. Schmerzen, während Kälte: (Eis- Fi 
i beutel) die Schmerzen sofort lindert. Innerlich Trigemin zweimal -0,5. 2 i] 
a | Erle: 
l ii Ne 
; En a 
PIE he 
- Due 
- bee 
$ Ba g J» 
ER 


a 


976 


1919 — MEDIZINISCHB KLINIK — Nr.39. 


, Es wird vermutet, daß es sich um einen tiefen Absceß handelt 
infolge Vereiterung tief gelegener Lymphknoten, und zur Operation 
geraten, zu der sich Patient zunächst aber noch nicht ent- 
schließen kann. 


In den nächsten Tagen Temperatur meist bis 39°. 
und Befund unverändert. 


17. März: Schmerzen im Nacken geringer, Schwellung weicher 
geworden. 


Schmerzen 


19. März: Kaum noch Schmerzen, die normalen Konturen hinten 
am Halse treten wieder deutlich hervor. Leukocyten 15000. 

Patient klagt jetzt über Schmerzen in beiden Oberschenkeln auf 
der Streckseite. Keine Schwellung in den Streckmuskeln nachzu- 
weisen, kein streng lokalisierter Druckschmerz, Haut nicht verändert. 
Die Nervenstämme an den Beinen nicht druckempfindlich. Patellar- 
Se und Achillessehnenreflex, sowie Sensibilität vollkommen 
normal. 

Bis zum 30. März verschwinden die Schmerzen aus dem Nacken 
völlig. Die Konfiguration des Halses ist wieder ganz normal, keine 
Anschwellung mehr zu sehen oder zu fühlen. Eine Probepunktion der 
schmerzhaften Muskeln verlief ergebnislos. 

Die Schmerzen auf der Streckseite beider Oberschenkel und 
zeitweise jetzt auch in den Waden sind immer heftiger geworden. 
Trigemin, Chinin, Heißluftbehandlung und Soolbäder haben keinen 
deutlichen Einfluß auf die Schmerzen, Das Fieber schwankt meist 
zwischen normaler Temperatur und 38°. Appetit dauernd sehr 
schlecht, wenig Schlaf. Ständige Gewichtsabnahme. 


31. März: 2 cem Kollargol 2 %ig intravenös. Vier Stunden 
danach Temperatur von 37,3 auf 38,6° gestiegen ohne Schüttelfrost. 


1. April und 2. April Schmerzen und Temperatur geringer. 


3. April: 4 ccm Kollargol 2%ig intravenös. Zwei Stunden 
danach starker Schüttelfrost, Temperatur 40°, fünf Stunden 
später 37,6 °. 

4. April: 


Schmerzen haben nachgelassen, Temperatur normal. 
8. April: Schmerzen wieder heftiger; Temperatur erhöht. 
wegen 5 cem Kollargol 2% ig intravenös. 
40° unter leichtem Froste. 

Iñ den nächsten fünf Tagen Temperatur fast normal; Schmerzen 
nieht vollkommen geschwunden; keine Muskelschwellung oder Haut- 
veränderung an den Beinen zu sehen oder zu fühlen. Sehnenreflexe 
und Sensibilität normal. Leukocyten 13 000. 

14. April: 5 cem Kollargol 2 %ig intravenös. Eine halbe Stunde 
danach starker Schüttelfrost, Temperatur 40,5 °. 

15. April: Temperatur normal; keine Schmerzen, Allgemein- 
befinden gut. Dagegen Appetit dauernd schlecht. 

In den nächsten acht "Wagen bleibt die Temperatur fast normal; 
die Schmerzen in den Beinen sind unbedeutend. Es besteht aber 
hochgradige Schwäche der Beine. Der Appetit hat sich noch nicht 
gehoben. Körpergewicht 57 kg am 21. April. 

22. April: Patient darf etwas aufstehen, kann aber wegen 
Schwäche in den Beinen nur mühsam gehen. Keine Atrophien der 
erkrankten Beinmuskeln nachzuweisen; elektrische Erregbarkeit 
normal. Leukocyten 12 000. 

Der weitere Verlauf wird noch durch einen leichten Darmkatarrh 
mit geringem Temperaturanstieg gestört. Sonst bleibt die Tem; 
peratur normal; sämtliche Schmerzen sind vollkommen geschwunden. 

Am 7. Mai wird Patient schmerzfrei entlassen. Leukocyten 
10000. Der Allgemeinzustand ist noch sehr schwach; Körpergewicht 
56,5 kg; Gewichtsabnahme im ganzen 4,5 kg. Der Appetit hat sich 
in den letzten Tagen etwas gehoben. Sechs Wochen später teilte 
Patient brieflich mit, daß es ihm sehr gut gehe und das Körper- 
gewicht auf 64,5 kg gestiegen sei. 

Das Krankheitsbild bestand kurz zusammengefaßt in einer 
sehr schmerzhaften, derben Schwellung der Nackenmuskulatur 
und einer starken Schmerzhaftigkeit ohne Schwellung in den 
Streekmuskeln beider Oberschenkel und in der Wadenmuskulatur, 
bei hohem Fieber und mit erheblicher Vermehrung der Leuko- 
eyten. Die Krankheit verlief sehr chronisch, endete aber mit 
völliger Heilung der erkrankten Muskeln, ohne Störungen zu 
hinterlassen. Allerdings bestand bis zur Entlassung des Patienten 
ein hochgradiger allgemeiner Schwächezustand. 


Die Fälle von Influenzamyositis, die in den letzten Jahren 
beschrieben wurden, zeigten alle ein ganz ähnliches Krankheits- 
bild, wenn auch ihr Verlauf nicht jedesmal so schwer und chro- 
nisch war wie in dem mitgeteilten Falle. 


Die erste Veröffentlichung über Influenzamyositis aus den 
Grippeepidemien der letzten Jahre stammt von Hildebrandt. 


Der dort mitgeteilte Fall, ein Soldat, hatte eine schmerzhafte 
Schwellung des Musculus vastus medialis und später auch des rechten 
Musculus trapezius unter Fieber. Die Augenmuskelsehmerzen, die 
sonst bei Grippe fast regelmäßig bestehen, waren hier nicht vor- 
handen, wie Hildebrandt noch besonders hervorhebt, 
wurfe wurden Influenzabacillen nachgewiesen, 
Heilung bei langer Rekonvaleszenz, 


Des- 
Temperatur steigt bis 


Im Aus- 
Schließlich völlige 
Patient wurde vom 3. Februar 


Erholung dem Revier überwiesen, 


Von Burger sind ferner drei Fälle. von Myositis nach 
Influenza mitgeteilt worden. | 


Fall1. Schmerzhafte Schwellung in den Muskeln des Gesäßes 
und des rechten Oberschenkels; hohes Fieber; langer Verlauf; wurde 
vom 1. Dezember 1916 bis 19. Februar 1917 im Lazarett behandelt 


und dann noch einer Leichtkrankenabteilung überwiesen. Influenza- 
bacillen wurden nicht gefunden. 


Der Widal gegen Influenzabacillen 
1:50 stark positiv; 1:100 schwach positiv. 


Fall 2. Wechselnd starke, schmerzhafte Infiltrate in den 
Streckmuskeln der Oberschenkel; hohes Fieber. Leukocyten 5800; 


wurde vom 4. März bis 16. April 1917 behandelt. Widal gegen 
Influenzabacillen 1:50 positiv; 1:100 negativ. 


Fall 3. Als Meningitisverdacht ins Lazarett geschickt. 
Schmerzhafte Infiltrate in den Brust- und Nackenmuskeln. Hohes 
Fieber. Widal gegen Influenzabacillen 1:200 positiv. Wurde vom 
28. März bis 27. Mai 1917 behandelt. 

und Angina kompliziert.) 


Wie schon eingangs angegeben, hat Hildebrandt kürz- 


lich in der M. m. W. wiederum zwei Fälle von Influenzamyositis 


beschrieben. 


Fall 1. Im Verlauf einer Cholangitis trat ein Grippeanfall 
auf und im Anschluß daran schmerzhafte Muskelschwellungen an 
beiden Oberschenkeln (Musculus vastus mediales und lat). Tem- 
peratur über 40% Widal gegen Influenzabacillen 1:25 schwach 


positiv; 1:50 angedeutet; 1:100 negativ. Die Myositis selbst dauerte 
etwa sieben Wochen, 


Fall 2. Beim Rezidiv einer Grippe starke Muskelschmerzen 
ohne krankhaften objektiven Befund an den Muskeln. 


Influenzabacillen positiv. Das Fieber und die Muskelschmerzen gingen 
in weniger Tagen wieder fort. 


Wenn ich die hier kurz mitgeteilten Symptome der Influenza 


myositis, wie sie von Hildebrandt und Burger beschrieben 
worden sind, mit den Krankheitszeichen des von mir beobachteten 
Falles vergleiche, so ist die Übereinstimmung; vollkommen, sodab 
ich nicht daran zweifle, daß auch in meinem Falle die Ursache 
der Myositis die vorausgesangene Influenza gewesen ist, Nach 
Influenzabacillen ist von mir nicht gesucht und der Widal'ist 
nicht angestellt worden, weil mir die Literatur über dieses Krank- 
heitsbild während des Krieges entgangen ist. Differential- 
diagnostisch käme bei der hohen Leukocytenzahl in meinem Palle 
nur eine eitrige Entzündung in Frage. Doch spricht der Verlauf, 
das verhältnismäßig schnelle Zurückgehen der Schwellung und 
der Schmerzen ohne Operation gegen eine Eiterung. 


Wie schon Hildebrandt hervorhebt, beruhen die Glieder- 
schmerzen, die jede Influenza mehr oder weniger ausgeprägt be- 
gleiten, wohl stets auf einer leichteren Form von Myositis. Die 


schweren Fälle der Influenzamyositis mit Schwellungen in der 
Muskulatur sind aber äußerst selten. 


In der großen Influenzaepidemie 1889/90 scheinen derartige 
Myositisformen nicht beobachtet zu sein. Leichtensterl 
erwähnt jedenfalls inNothnagels Handbuch keinen ähnlichen 
Fall, wenn er auch auf die heftigen Myalgien bei Influenza hin- 
weist. Es findet sich bei Leichtenstern außer einer kurzen 
unsicheren Bemerkung über Myositis bei Influenza aus der älteren 
Literatur keine sichere Angabe. Auch sonst enthält die Literatu! 
über Myositis in Nothnagels Handbuch nichts, was mit den 
erwähnten Fällen der Influenzamyositis zu vergleichen wäre. 


Die verschiedenen, nicht eitrigen Formen von Myositis, i 


von Lorenz in Nothnagels Handbuch bearbeitet sn 
unterscheiden sich alle deutlich von der Influenzamyositis. 


So stehen bei der Dermatomyositis die starken Entzündungs 
erscheinungen an der Haut im Vordergrunde, die bei der Influenza- 
myositis stets fehlen (nur in einem Falle von Burger fand si 
eine leichte Rötung der Haut). Von der Polymyositis haemor- 
rhagica unterscheidet sich die Influenzamyositis durch das Fehlen 
von Blutungen und Hautexanthemen und von der Polymyositis 
in Begleitung von Erythema multiforme durch das Felilen dieser 
Erkrankung, Auch, unter den von Lorenz als „eigenartig? 
Formen von Polymyositis“ erwähnten Fällen findet sich a 
Krankheitsbild, das sich ganz mit dem der Influenzamyositis det h 
Gegen die Neuromyositis läßt sich die Influenzamyositis dadure 
abgrenzen, daß bei ihr alle neuritischen Erscheinungen und ich 
Muskelatrophien fehlen. Die Myositis rheumatica bildet SC 


schließlich stets im Zusammenhange mit rheumatischen Gelenk- 
erkrankungen aus. 


a- 
| 
Digitized by Google 


28. September, 


bis 22, März 1916 im Lazarett behandelt und dann noch zur to 


> 


(Der Verlauf durch Pneumonie 


Im Sputum 


Ms Ri et. Kis, 


Aann 
`‘ 


nA aen 
% . ’ 


are 


KA 


„> 


Be Fred 5 Ze 2 EB Zn a Na AN 
= . 


-~ 


z - 


` acta“ sind im Gegensatz zu Influenzamyositis durch:die Schwere 


von Franck und von Hillebrecht unter diesem Namen 


rheumatica. Die Knötchen sind dabei ganz anders lokalisiert als 


‘ früher in der Literatur erwähnten Fällen von Myositis der von 


- Aber auch dieser steht wohl den rheumatischen. Myositiden noch 


‚der letzter Jahre beobachtet worden zu sein. .Die Myalgien, die 


Leukocytose in meinem Falle läßt jedoch vermuten, daß sich 


die Ursache der Muskelentzündung der Influenzabacillus selbst | 


`. ‚ihre Präparate, durch Chinin, Bäder oder Heißluftbehandlung ‘ist 


‚ nagels Spez. Path. u. Ther.) — Lorenz, Muskelerkrankungen. (Ebenda.) — 


. zenberg.) 


` Schrift „Über eine eigenartige, fieberhafte Erkrankung mit Doppelt- 
„Sehen (cerebrale Lokalisation der Grippe? Grippeencephalitis?)“ 
‚berichtet, und diese Mitteilung hat dadurch, daß sie von der Tages- 


. oeulomotorius und seiner Zweige, insbesondere auch der Akkom- 


gleich, teils ein-, teils doppelseitig. Die Lähmungen entwickelten 


Sektionen nicht vorlagen, so wurde Encephalitis, Poliencephalitis 
Superior, Blutung in die Augenmuskelkerne oder an der Schädel- 


=- 


28. September. :1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 89. 977 


' Bernheimer hielt diese Augenmuskellähmun 
diejenigen bei.Diphtherie für. durch die Toxine 
dingt, verschlimmert durch 


Die von Rotky beschriebenen Fälle von „Polymyositis 


dieselbe hinterläßt.. | 


: des Verlaufs charakterisiert. Sie enden meist tödlich infolge von 
- Aus der großen Grippeseuche von 1918 | bis 1919 hat meines 


 Atemlähmung, Herzläbmung oder Schluckpneumonie. 


Mit. der als Rheumatismus nodosus beschriebenen Erkran- 


kung hat die Influenzamyositis ebenfalls nichts gemeinsam. Die 
lazarett. an der Piavefront über „Fälle von akuter, rasch heilender, 


beschriebene Erkrankung entsteht im Verlauf einer Polyarthritis | beiderseitiger Abducenslähmung, wahrscheinlich durch Influenza 
‚die Muskelschwellungen bei der Influenzamyositis. - Tenonitis serosa kombiniert war, während die beiden anderen schon 
Die meiste. Ähnlichkeit mit Influenzamyositis hat von allen | im April 1917 zur Beobachtung kamen und wohl einer Vorläuferin 


Knierim als „akute nicht eitrige Myositis“ beschriebene Fall. -` Ich selbst habe sechs Fälle von Abducenslähmung bei Grippe . 
die Autopsie möglich war. Herr Prof. Dr. Stroebe, Leiter des 
Pathologisch-Anatomischen Instituts des Städtischen KrankenhausesI, 
hatte in beiden Fällen die Freundlichkeit, die.Gehirnregion. der 
| Augenmuskelkerne und die Augen- und Nasennebenhöhlen makro- 


- näher, da Gelenkschmerzen die Erkrankung einleiteten und eine 
Angina vorausgegangen war. eo | | | 
Zusammenfassung: Die Influenzamyositis ist eine 
hoch fieberhafte Erkrankung im Anschluß an oder im ‘Verlauf 
von Grippe, die durch schmerzhafte Schwellungen der Muskulatur : 
ohne Hautveränderungen charakterisiert ist. Die Erkrankung ist 
prognostisch günstig, da bisher. alle Fälle ausgeheilt sind, ohne 
Störungen an den erkrankten Muskeln zu hinterlassen. Der Ver- 
lauf ist chronisch, die Rekonvaleszenz sehr. langsam. Die Er- 
krankung ist selten und scheint nur jetzt bei den Grippeepidemien 


y 


überhäuften Herrn unmöglich behelligen. 


Schußbruch des linken Oberschenkels. Anfang Oktober 1918 in einem 


muskels. Das Auge rückt beim Blick nach rechts nùr bis. auf 4 mm an 
den äußeren Augenwinkel heran. Dieser Zustand bleibt bis zu dem: am 
“zehnten Krankheitstage erfolgenden Tode des Mannes unverändert. Die 


-stets bei der Influenza auftreten, sind wohl leichtere Formen der 
Autopsie ergibt doppelseitige konfluierende, lobuläre Pneumonie, schwere‘ 


Influenzamyositis. _ 
Das anatomische Bild ist noch. nicht bekannt. 


Die starke 


echte Entzündungserscheinungen in der Muskulatur abspielen.. Ob | austritte. Die Kernre gion der Augenmuskelwervenist 


Veränderungen. Orbita und Nasennebenhöhlen frei. ` 


. Fall 2: Ein 82 jähriger Vizefeldwebel wird Mitte Oktober 1918 


oder eine der bei Grippe häufigen Mischinfektionen ist, bleibt noch 
aus dem Lazarettzug .in ein Reservelazarett überführt. Linker Ober- 


ungeklärt. 
Die therapeutische Beeinflussung durch Salicylsäure und 


weni 1 | i | D. j en | 7 
emg  erheblieh, D ur ger- empiehik Novatop ian: an 40,8%. Dasselbe wurdė zunächst auf die weit offene enorm eiternde 


| Literatur: Burger, Myositis nach Influenza.. (M. m. W. 1918, 
Nr.7.) — Frank, Über den Rheumatismus nodosus mit besonderer Berück- 
sichtigung des pathologisch-anatomischen Befundes. (B. kl. W. 1912, Nr. 29.) — 
Hildebrandt, Influenzamyositis. (M. m. W. 1916, Feldärztl. Beil. Nr. 45.) 
Über Influenzamyositis als Haupterscheinung von Influenzarezidiven. (Ebenda 
1919, Nr. 20) —Hillebrecht, Über die Klinik des Rheumatismus-nodosus. 
(M. Kl. 1913, Nr. 6.) — Knierim, Über akute nicht eitrige Polymyositis. 
(D. Zschr. f. Nervhlk. Bd. 47/48.) — Leichtenstern, Influenza. (Noth- 


seitige Abducensparese. Dieselbe verschwand langsam im Laufe von 
'14 Tagen, während der Allgemeinzustand sich inzwischen verschlimmerte. 
Rechtsseitiges Empyen der. Brüusthöhle, ausgedehntes Hautemphysem des‘ 
' Gesichts und Rumpfes. Tod drei Wochen nach Beginn des Fiebers. 


und Empyem: punktförmige Blutungen in Groß-und Kleinhirnhemisphären. 
Kernregion am Boden des IV. Ventrikels, Augen- 
nervenstämme, Augenhöhlen, Nasennebenhöhlen 
makroskopisch unverändert. Ä : SR 


Rotky, Über Polymyositis acuta. (Berlin und Wien 1912, Urban.& Schwar-- 


Toxische Abducenslähmungen bei, Grippe. | 
| | | En Mitte November 1919 im. Lazarett an: Grippe mit Fieber über 40°. Am 


zweiten Krankheitstage Kopfschmerzen, Doppeltsehen. Doppelseitige 


Von 
Abducensparese; nur etwa 3 mm zurückbleibende Augenbewegung nach 


Dr. M. Meyerhof, Augenarzt in Hannover, 


Dr. Frhr. v. Sohlern jun. hat in Nummer 22 dieser Zeit- das Doppeltschen nach zwölf Tagen nicht mehr nachweisbar.. 


Fall 4: 48jährige Frau, hat nach Angabe des Hausarztes An- 


Am 80. November plötzlich Doppeltsehen, mit erneuten Kopfschmerzen. : 


presse übernommen worden ist, einiges Aufsehen erregt. Am 7. Dezember konnte ich fast vollständige Lähmung des rechten 


= Ich wollte nur daran erinnern, daß uns Augenärzten 'das | 
Vorkommen “von Doppeltsehen durch Augenmuskellähmung hbei.| nach sechs Wochen geheilt. | RE | E Y 
Grippe längst bekannt ist. Von der Influenzaepidemie 1889 bis. | Fall 5: ö2jährige Frau. Anfang Januar 1919 Grippe mit vier- 
1890 liegen zahlreiche Mitteilungen darüber aus den verschiedensten |. tägigem Fieber. Am 14. Januar Doppeltsehen, Am. 16. Januar Parese 

‚ändern vor!), Bis 1904 waren 60 Fälle veröffentlicht, darunter | des rechten Abducens festzustellen, 4 mm Zurückbleiben beim Blick 
am meisten Lähmungen des Nervus abducens, dann des Nervus | nach rechts. Baldiger Rückgang, Heilung laut Nachricht nach zehn 


Tagen. | | | | oo 
Fall 6: 50jährige Frau. Am 5. Februar 1919 heftiger Kehlkopf- 
undLuftröhrenkatarrh. Fieber nur 37,6°, aber große Abgeschlagenheit und 
heftige Kopfschmerzen. Am 7. Februar Doppeltsehen; deutliche Ab- 
ducensparese beiderseits. Vom 10. an allmählicher Rückgang, Heilung 
innerhalb dreier Wochen. ° | 


modation, des Nervus trochlearis und mehrerer Augennerven zu- 


? 
Sich zuweilen schon am ersten oder zweiten Krankheitstage, zu- 
nn erst nach vier bis sechs Wochen als Nachkrankheit der 
nippe. Der Verlauf war fast ausnahmslos ein günstiger. Da 
heimers zu bestätigen, daß nämlich die Augenmuskellähmungen 
bei und nach Influenza gleich denen nach Diphtherie durch eine 
Einwirkung der Bakterientoxine auf das Nervengewebe zustande 
| kommen. Es scheint sich dabei vorwiegend um Kernlähmungen 


basis und multiple Neuritis als Ursache angesprochen. 

ha; 1) Literatur bei Bernheimer, Graefe-Saemisch, Handb. d: ges. 

ggenheilk., 2. Aufl., Bd. 8, Kap. XI, Nachtrag II, 1904, S. 18—20, und 
ren) uw, ebenda, Bd. 11, Kap. XXII,. Teil I, S. 629—681. 


Nur 


1) Zschr. f. Aughlk, 1919, Bd. 40, S, 228—887. 


pen gerade wie 
er Infektion be- - 
den Erschöpfungszustand, welchen | 


Wissens zuerst A. Pichler aus einem ‚österreichischen Kriegs- 


bedingt“ berichtet!) von denen einer im Mai 1918 auftrat und mit 


skopisch zu untersuchen. Mit der mikroskopischen Untersuchung > ` 
konnte ich den damals auf der Höhe der Epidemie mit Arbeit ~.. >° :..i.); 


Falli: 4 jähriger kräftiger Soldat mit in Heilung 'begriffenem | 


Reservelazarett an Grippe erkrankt. Am vierten Krankheitstage Doppelt- 
sehen. Es besteht deutliche Schwäche. des rechten äußeren Augen- . 


Bronchitis; in den Großhirnbemisphären zahlreiche punktförmige Blut- . 


schenkel sechs Tage zuvor in einem Feldlazarett in Belgien wegen >> ` 
Schußbruchs amputiert. "Seit zwei Tagen’ ‚hohes Fieber, bei- Einlieferung 


fünften Krankheitstage Klagen über Doppeltsehen. Deutliche Beschränkung 
des Blicks nach der Schläfenseite in jedem Auge-um 8 mm, also doppel-/ _ 


Die Autopsie ergibt außer Bronchitis, rechtsseitiger Bronchopneumonie. 


Fall 3: 28jähriger Soldat mit Unterkieferschußbruch. Erkrankte 


der Schläfenseite jederseits.: Die Grippe ist nach fünf Tagen fieberlos, .. 
fang November 1918 eine Grippe mit sechstägigem Fieber durchgemacht. . ` 


Nervus abducens feststellen. Nach vier Wochen allmähliche Besserung, 


Die vorliegenden Fälle scheinen mir.die Ansicht. Be rn 


oe 
» . 


der großen : „spanischen“ Krankheitswelle. anzugehören scheinen. -. 


gesehen, über.die ich deshalb kurz berichten will, weil bei zweien , =; 


-_ 


freivon Blutungen oder makroskopisch sichtbaren . > 


Be all eine günstige B eeinflussung -der E ESTAUEUNE durch  Amputationswunde zurückgeführt. Indessen ließen alsbald ein Nasen- und F 
aO E O j | i Kehlkopfkatarrh mit heftigen Kopfschmerzen und beginnende Lungen- ... 
entzündung rechts die Diagnose Grippe gesichert erscheinen. Am -< 


E Br a An a ; f 
ji 1 oa ni eu ft A 


% D x an 

ZEUG 
TIGITA 53° 22 wpa, a 
4 . SELTEN, 


e 2J . 
. m PEE See + 
+ * - à E 
TE B E 
En . + ? . 
TE TER DI Teo 
EEE a a e 
Pee fee iea y 3 A _. 
SEATO Na Ei 
= . E - s 
ari i er a ee 
et Fr art date el PER a 4 i 
; 
EEE 


ur 

Ua pe 
men 
PörGRICH BEER 


sr ’ f 
: 1 Eee . gs 
Be pa ES { iG a 
ETW e ET Var Km TRA ai 
MEA N ee EN TTA T ea agaa 
ET en rn LET 


Beh 

; ig A So 

pE R? 2a 

‘ PEI Ya! 

Ra PIE 

‚ pi vr yi 

r 1 gr + 

ei 3:37 

' A: |; D 

DESAI I 

f PR EN N. 

u ks HES J G fS Re 

STEGE 1 COPT. BN 
RENTE: 
A Fi efh 


a. r a deek uf EZ FREE 

ae en i N 
METER IT PE ar 
a en ae US SS ee 


Cil 
= 3601: 
>: 
Fl 
wi i 
aial o EIn 
mè BLE BN p 
lg a phi 
KEDE Br 
el N 
he K LERE y 
s iE x N ’ 
ih I il : 
AERP EEE Fi 
; Saf ; q ij 
oN 3 E 
KERE RGE Ai R 
iip t riyal 
SEE OR HIEN 
„ch A hi: 
nn KR MD 
o T K4 vl 
7 = à id T HGA 
Ear Ayta [hi 
pe E Y Tia, 
t A pr Ae, 
the» t, H 
ESA E E E 
REN gi | 
ihn d 3: i! 
ur 
Da ii 
SEN 
Bu nans 
CEARN 
obje ; i : 
SERTEN E S OES 
Kun En i 
ue tE ` Zn N 
= KEN n ' Il u 
nien p 7 
le A 
a un er 
ezeri pot 
EESIN E BE E 
| d 
GEETE 7 2 h 
ERES E 
noake : p 
if 4 i y "| 
eg \ 
ji ? 
Gy p ' 
a 
a 


a 
a 
Mira PaE Ye} 
eg 
BG ur 


+5 
“di 
Ar 
oe 
as A 
it 
g 
ii 
2 
n 
ni 
£ 
f 
7 
4 
d 


= en 2 as : z 
ENE. eA, y U T t w, 


kag 
= . - 
s -as aan T 
a OEE Zur 


TITER Ey ~a 


. 


nn ee, 
RT 2 - 

b ` 

TUN m EA 


ee 
rn en 
+ 


“ur 
LT 


er 
ER. 
Senna ee 


mn 
re 
A) 


Re E e 
X Er 


ya 
TG 


Fe ee RE 


w en Ad BSP: š 
2 TITEL Te = $ 
Ior $ 
TIEREN 


a EN en aaa a Sh 
RE NEE EEE 
ee ee ee a un 


u 
RE 
PR IE Sn 


s we Se 
ae LTAL he: 
e a 
ae -.- u: 
THREE: 
: rt 
= - wee r. net enia Kip Lima 
EEE EROE 


-= 


— 


pr ` . ee r$ 
EN =B:, = ano y i 
ET Een 

ST En u A 


ri 
PERS RAR LEERE EB e Sr A 
WIR age u Br 


satta a a a re 
kr PATER EZ a a - 


a EE ES 
X> = e- n 
Zr, - 3 
han m Ss man machen nn nn D aea ma 
BEN ee - = bee E E IMEI une EAEE E PEE OPE N eh ne ne ae = 


u m 
i} NF 
iS 
rena 
Hr 
i 
ifa 
N 


y Pan 
ELE i 


"gY 


a 


37 £ 
ar ach 


Ea] 


~ 
— 


978 E 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. 


- 


zu handeln, doch ist Neuritis der Nervenstämme nicht auszu- 
schließen, solange nichtReihen von mikroskopischen Untersuchungen 
vorliegen. Bernheimer lest viel Wert auf die körperliche 
Schwächung durch die Infektionskrankheit, wodurch das Zustande- 
kommen der Lähmungen begünstigt werde. Indessen ist dem: ent- 
Ber, gegenzuhalten, daß doch beianderen schweren Infektionen, wie Typhus 
Be und Fleckfieber, Augenmuskellähmungen äußerst selten zur Beob- 
| er achtung kommen. Es muß sich also um ein specifisches Gift 
7 handeln, welches bei der Diphtherie mit Vorliebe den Kern des 


T 
en t 
O 
IE -- 
De 


er ES ee 
findet sich eine doppelt beziehungsweise dreifach konturierte Er 
hülle, durch die ein heller, feinkörniger Inhalt, das Eidotter, 
hindurchschimmert. Furchungskugeln finden sich’ nie in den für 
gewöhnlich zur Beobachtung kommenden Eiern; ‚diese bilden : ches 
nach Schmidt-Strasburger erst, wenn das Ei einige Zeit 
im Freien gelegen hat. Durch Einstellung des Mikroskops in der vE 
optischen Achse kommt Eihülle und Inhalt, demgegenüber in der Ent 
Aufsicht der höckerige Eiweißbelag zur Darstellung. : Die Form A: 
ist oval, doch hebt Sahli im Gegensatz zu den gewöhnlichen Sr 


- 


Zn Akkommodationsnerven, bei Grippe den des Abducens angreift. | Bildern auch das häufige Vorkommen fast 'kreisrunder Former u 
Diese beiden Nerven und ihre Kerne sind ja überhaupt die emp- | hervor, das sich vielleicht durch Stellung senkrecht zur Bildebene 
=- findlichsten von allen Gehirnnervenkernen, wie von vielen, be- 


0,075:mm, Breite 0,04 bis 0,05 mm. Unbefruchtete Eier sind etwas 
länger und enthalten viel Dotter. Die von uns gemessenen, aus? 
einem Ascarisuterus gewonnenen noch farblosen Eier waren meist 
0,066 bis 0,07 mm lang und 0,05 mm breit, doch waren auch 
einzelne besonders länglich geformte von 0,076 mm Länge und 
0,04 mm Breite darunter sowie auch einzelne fast ganz kreisrunde. 


erklärt. Die Maße sind nach Braun folgende: Länge 0,05 bis 
BR; sonders syphilitischen, Erkrankungen des Nervensystems bekannt 
E ist. Individuelle Verschiedenheiten spielen eine große Rolle, und 
Ben so kommt. es, daß bei Grippe außer der häufigen Abducensläh- 
7. mung auch Lähmungen aller anderen äußeren und inneren Augen- 
BA. muskelnerven beobachtet werden, freilich weit seltener‘ als die 
erstgenannte. Daß Augenmuskellähmungen auch gelegentlich durch 
die bei Grippe häufigen encephalitischen Prozesse hervorgerufen 


e Im Stuhlpräparat erhält man durch Zusatz von etwas Kalilauge 

li. werden könnten, soll nicht geleugnet werden; der anatomische Nach- | besonders klare Bilder. Ar ee 
Mea weis'dafür ist bisher noch nicht geführt worden. In den zwei obigen Die zu Verwechslungen Anlaß gebenden Sporen des Stein, 
© Fällen war hämorrhagische Encephalitis vorhanden, 'aber sie betraf | Schmier- oder Faulbrandes, Tilletia caries, sind gleichfalls braun. 
Bu». nicht die Augenmuskelkerne. 


Sie haben eine netzförmig verdiekte oder "höckerige Hülle, die, 
wie die sehr schönen Bilder bei Tulasne zeigen, sich auch” | 
lösen kann; darunter befindet sich eine dicke, häufig mehrfach 
konturierte Schale und ein körniger, gelegentlich eigenartig struk- 
turierter und an embryonale Entwicklungsstadien erinnernder In 
halt. In den Stuhlpräparaten, zumal in den durch „Anreicherung“ 
gewonnenen, fallen sie genau so als einzige in den Detritusmassen 
gut erhaltene Gebilde auf, wie die’ Wurmeier. Im Mehl kann man 
sie sich besonders gut zu Gesicht bringen, indem man nachi 

König die Stärke durch Säure verkleistert und die Sporen durch 


> 


Aus der Medizinischen Klinik der Universität Rostock 
(Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Martius). | 
Zur Differentialdiagnose von Darmparasiten, speziell 
des Ascaris lumbricoides. 

- (Mit drei Mikrophotogrammen.) 


Von ) | Kalilauge aufhellt. Auch hier lassen sich die höckerige, manch- 
Dr. Rudoli Stahl, Assistenten | mal auch netzartig regelmäßige Oberfläche und der von der dicken” 
und | 


| Schale umgebene Inhalt durch geringe Verstellung der Mikro- 
Edgar Seuffer, Volontärassistenten ider Klinik. meterschraube leicht beobachten. -~ Se 
So sehen wir große Ähnlichkeiten zwischen dem tierischen 
und pflanzlichen Gebilde zunächst in ‚seiner Widerstandsfähigkeit” 
gegen allerlei chemische Einwirkungen — finden wir sie doch, aus 


Die Erkrankungen durch Darmparasiten haben von jeher 
eine ziemlich bedeutende Rolle gespielt, können sie doch, trotz- 


Be | ‚ dem der Erreger sich meist nur im Darm‘ aufhält, an den ver- | gebackenen Brötchen stammend, im Stuhl wieder —, dann In 

F schiedensten Organsystemen ihre Erscheinungen -geltend machen; | seiner Farbe und schließlich in seinem inneren Bau. Als Unter” 

ee, © außer am Verdauungstraktus selbst — von .den leichtesten Ver- | schied fällt aber zunächst ins Auge, daß die runde Form, die bei 
dauungsstörungen zu schwersten Perforationen und tödlichem 


| den Ascariseiern immerhin seltener ist, bei den Sporen zur Regel” 
Ileus — unter anderem am blutbildenden Apparat und besonders | gehört; bei genauerem Zusehen ist auch der höckerige Bau der 
häufig am Nervensystem, seien sie nur nervös-reflektorischer Art | Riweißhülle des Wurmeies viel unregelmäßiger als der der äußeren” 
oder vasomotorischer und schließlich sogar cerebraler Natur. , Der Ä I 


atur. öfter fast wabenartig regelmäßigen Schale des Sporenkornes, und 
Krieg hat noch eine Steigerung der Infektionsgefahr bei den Sol- | was insbesondere jeden Zweifel beheben muß, ist der bedeutende 
daten wie bei der Zivilbevölkerung zur Folge gehabt; und allent- 


halben erfahren wir von zahlreichen Wurmeierbefunden, zumal 

in den besetzten Gebieten und südlichen Kriegsschauplätzen. Der 
eine von uns (Stahl) fand sogar bei den von ihm besuchten 
Sanitätsdienststellen häufiger wie anderswo die Diagnose „Ascaris- 
eier im Stuhl“ auffallend oft gestellt, zu gewissen Zeitperioden so 


oft, daß man in ihre Richtigkeit Zweifel setzen mußte. Über- | einer solchen Täuschung nicht gefaßt ist, ihr in der Ermangelung 
raschenderweise wurden nun solche wie Ascariseier aussehende | 


wie eines objektiven Maßstabes für die zu erwartende Größe Jeicht 
Gebilde auch öfter in dem nach Probefrühstück ausgeheber- | ae 


ten Mageninhalt gefunden (Seuffer). Die daraufhin an- | SEHEN TEE TEE a | 
Be: gestellten Untersuchungen ergaben auch in den als Probe- Ea N a 
RE frühstück gereichten Weißbrötchen und schließlich in den 
S vom Bäcker beschafften Weizenmehlproben das Vorhanden- 
sein der gleichen Gebilde. Es handelt sich nun um die 
Frage, waren in der Tat durch Verunreinigungen Eier des 
Spulwurms oder eines anderen Wurmes in das Mehl 
hineingeraten, oder lagen vielleicht pflanzliche Produkte 
vor, die in dieser Weise zu Verwechslungen Anlaß gaben? 
Das letztere stellte sich als zutreffend heraus, wir hatten 
die Sporen des Weizenbrandpilzes vor uns. AR 4 | 
Dieser Pilz entwickelt sein az nn ee BEN pa REEL en we Liz T5 re 
Anden der Getreidearten. Durch Querteilung' der Hyphen \bb. 1. | N A Ben ., 
Bilden sich kurze Zellen, und in diesen die Sporen, die, een: er. a mit Kalilauge. Sporenkorn von cyng 151000. | 
durch den Wind übertragen, weitere Getreideinfektionen 2 Am ie ai a IB | 
herbeiführen und bei der Ernte mit ins Mehl geraten können. | zum Opfer fällt; und auch dem über mehr Erfahrung Verfügenden' 
Machen wir uns zunächst das Bild der richtigen Ascariseier, | kann dies im ersten Augenblick gelegentlich passieren, WEIN. 
klar, so erkennen wir an ihnen den eigentümlich unregelmäßig | nicht auf die Einstellung der Vergrößerung sein Augenmerk richt ti 
welligen, durch die Kotfarbstoffe gelbbraun gefärbten Eiweißbelag, | Tut er dies allerdings, so ist jeder Irrtum, zumal pei Vornaul® 
durch den sie sich nach Sahli von allen anderen Helminthen- Per. 


. ` ~ z am l 
; einer mikrometrischen Messung, ausgeschlossen. Trotzdem’ ss 
eiern unterscheiden, der aber auch fehlen kann. Darunter be- | genauerer Untersuchung eine Verwechslung so mit Sicherheit à a 


.- 
I 
= 
> 


e 


Unterschied in der Größe, da der Durchmesser der Sporen nach 
König 0,018, nach unseren Messungen oft nur 0,117 mm be 
trägt. Das Ascarisei bei Objektiv 4 bietet in der Größe etwa den 
selben Anblick wie. das Sporenkorn bei Objektiv 6 ‚oder T. 
Dabei ist jedoch zu bedenken, daß der in der Kenntnis der Wum 
eier nicht so Erfahrene, besonders wenn er auf die Möglichkeit 


A < 
ILZA 


£ aP j 


ri a 
Pl, b ” s 
n aim Pa i ai hen tn 


X 


..© 


” 
De yr e 
ora er 

lg 
Zr 
e ras 

Jk 

© . 2 Q 
= Be ` y 
E ro. 

ze I 


> - z 
w K 


ra 
p= 


A A 


Digitized by Goog 


| 
| 
j 
Ya 
x 
[] 
r 
Å 
‘ 
L] 
4 
í ks 
IR EI Er age y 
ER 
- pw 
# 
pinpon 
` 


O S 
PS 3 
-s0 soor 


~ 
\ 
s 
Fan) yu 
kd 2 
TIER TE en m elar 
=> 


hie 


4 
a E oea aeg 
2, aan, gr 3 3 
w - re 2 EEE Zn 
EPAR ne ar nA AN 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 89. 


< 


28. September. E 


Gelenke selbst waren frei beweglich. . Der "Gang unbeholfen ‚und l T 
watschelnd. ..Die Burschen; die längere Zeit mit. den Beschwerden 


geschlossen werden kann), scheint mir diese Mitteilung doch nicht 
weitergearbeitet haften, wiesen erhebliche X-, O-Beine und Platt- . 


_ unwichtig, da, wir selbst mehrfach, wie oben erwähnt, unter Anderen. 
einer von uns im. Felde, -Zeuge solcher Fehldiagnosen. waren. 


. ? 
7 


Fe er Pa oe a . 2 ! 
Le \ A z ig : x 
x 5 EEE o 
rem E Manr pin lien ea). 
ei an = 


s- Solche können bei der Wichtigkeit der klinischen Diagnose Ascaris, | füße auf. An den ‘Rippen. und übrigen Knochen konnte nichts . YES 
a- = die Ziegler kürzlich erneut eingehend: würdigte, mit Nachteilen |. Abnormes festgestellt werden. a na a e e BEE 
TH - -für die Patienten verbunden sein. Erwähnenswert ist noch, dab = Die ganze Schwere der Erkrankung ließen erst die Röntgen- Hera ni: 
> auch die im ‘Weizenmehl vorkommenden Sporen von Tilletia laevis | bilder erkennen. Neben fleckiger Knochenatrophie sahen wir dort =" # i E 
dee - - und schließlich die ausnahmsweise im Mehl auftretenden Uredo- | verbreiterte, aufgelockerte Epiphysenlinien und sogar Infraktionen © %0 FAIS 
4> "oder Sommersporen des Rostpilzes Puccinia graminis mit ihrer | des erweichten Femurs ‚mit; deutlicher. Callusbildung. Der unter- 1... maypi 
n. ovalen Form, der von -höckigerer Schale umgebenen Hülle und | ernährte Knochen’ brach_bei geringen Schädigungen’ ein -oder auch -- = ; EAN UN 
į dem: feinkörnigen Inhalt zu Fehldiagnosen in- dem genannten Sinne | ganz durch. Die typische Bruchstelle am Oberschenkel liegt knapp Erik 
it : Gelegenheit geben können. Bisher habe ich nirgends einen Hin- | handbreit oberhalb des Kniegelenkes. . Unterschenkelbrüche haben. AR ist 
a .. . weis auf die Möglichkeit. solcher Verwechslungen gefunden, außer | wir hier nicht beobachtet. u dee P E e A a E ER EN 
ṣu 7 bei Ziegler. „Dem Stuhl beigemengte: kleine Schleimfetzen, | Nach den Erscheinungen dürfte es sich wohl um ein ’Krank-.- EA N 
é.  .schleimige größere Ausgüsse, Nahrungsreste, besonders pflanzliche | neitsbild handeln, das als Spätform der Rachitis zuzurechnen Eile. 
z>  Gerüstsubstanzen, können leicht zu Täuschungen für den Un- | wäre. Über gleiche Befunde berichtet Fromme bei jugendlichen. -. .... kat 
TE - kundigen Veranlassung geben“, schreibt er und fordert daher, | Schwerarbeitern der Göttinger Gegend. Wiener Autoren, haben "+ - Hpi t 
J . daß die betreffenden Untersuchungen und Diagnosenstellung einzig | ähnliche Erkrankungen unter dem Begriff der Hungermalacie zu- `o ... Eh i 5, 
z und allein durch ärztliche' Sachverständige erfolgen sollen. . ‚sammengefaßt (Schlesinger). a Te 5% $ 4 
i E ia „Liseratun LP o Re nt = ie eben ale ‚Bezüglich: der Ursachen möchte ich folgendes anführen: Von. =o 4 Ep 
2 Berlin 1905. — König, Chemie der Nahrungs- und Genußmittel. Berlin. | Ge Leiden wurden ausschließlich männliche jugendliche Schwer- . >. <- tiii 
2 1898, Bd. 2, 8.581. — Sahli, Klinische Untersuehungsmethoden 1909. — |. arbeiter in der Wachstumszeit betroffen, während der der jugend- > -<0 GOTE R i 
12 Neumann-Meyer, Atlas und Lehrbuch der tierischen Parasiten 1914. — | liche Organismus besonders empfindlich ‚gegen Unterernährung ist.. : $ 4 
E ar ZIER ler, M. Kl. 1917, Nr.89. — Derselbe, Ther. Mb. 1918, | Durch den jahrelangen völligen Mangel an Milch, Käse und Fisch ` è 
Ea S | si E und die ganz ungenügende Versorgung der Industriebevölkerung . zi 
7 Ei, er j mit Butter, Eiern und Fleisch ist eine vollständige Verarmung des Ef 
-~ . Aus dem Knappschaftskrankenhause I in Gelsenkirchen | Körpers an Kalk und. Phosphor herbeigeführt. Daß die Erkran- Bei 
S i | kung gerade in den letzten Wintermonaten .einen erschreckenden `- F 


2 (Chefarzt: Dr. Radefeldt). 


2... Über gehäuftes Auftreten | 
- von spätrachitischen Knochenerkrankungen 


Umfang angenommen: hat, ist wohl. dem:.Mangel an Vitaminen `` 
infolge Fehlens frischer. Gemüse und Früchte zuzuschreiben. ` 
Dauernde Unterernährung' und fortgesetzte Überanstrengüng des 


Ma Dun zn En Due 


y XOA en : geschwächten Organismus durch die schwere Bergarbeit sind für | 
- bei jugendlichen Bergarbeitern?).. das Massenauftreten dieser Spätrachitis verantwortlich zu machen. | hi 
; j j T ae o ` Therapeutisch wenden wir zunächst eine rein physikalische 2 Sl 
p Hans Batbrock. o Behandlung mit Solbädern, Heißluft, Massage, Bettruhe an, dabei $ II 
m | Dr. Hans Barbrock. ee ae a sich die anfangs sehr starken Schmerzen bald. Daneben ji i 
= : In den letzten Monaten traten in hiesiger Gegend zahlreiche | "Urde Wert auf reichliche Ernährung gelegt. Medikamentös geben Fi 
; . Knochenerkrankungen auf, deren Wesen und Ursache: zunächst Dhosnh nn. des a an ee a. . " | | } 
i ‚nicht geklärt war. Die Kranken gehörten durchweg dem 16. bis | >si ? as wur a. E ei Io aan are ae a 9 1i 
s 20. Lebensjahre an. Alle gaben an, daß die schwere Arbeit, oft even, A TDO WOL WAE SIE POER KONDEN ` ENE | i 
: die langen Wege zur Zeche, besonders aber das Stehen, Heben | SY" 2 4 E EE E TN E E E E T a f E KN 
p schwerer Lasten und das viele unvermeidliche`Treppensteigen, viel- | „a g er Verlauf richtet sich nach der. Schwere der Erkrankung fig jp 
; > leicht auch nasse Arbeit unter Tage zum Ausbrüch der Krank- | und dem Allgemeinzustande des Patienten. Als mittlere Krank- = .., a HHI 
i heitserscheinungen geführt hätten. Morgens zu Beginn der Arbeit | heitsdauer dürften drei Monate und länger anzunehmen sein. — 4 | Fi: 
= hätten sie. noch einigermaßen laufen können, später wäre ihnen | 5 - | Fr, Ze Er 
: ` _ das immer schwerer geworden, dabei hätten sie das Gefühl ge- as el A E a Be mta R A li 
habt, als wären sie ganz steif. Zum Teil, hatten sich die Patienten | Aus dem serologischen Laboratorium der Staatskrankenanstalt — 0. Potit Jgd 
; a Zeit in ambulanter revierärztlicher Behandlung befunden, n ,. Friedrichsberg in Hamburg. . - Dr ie i 
>. - Und da<sich trotz Ruhe und guter Pflege keine rechte Besserung A oe e a a a ee aa a eae a 
‚ erzielen ließ, andererseits auffallende e Erscheinungen | Über. die Frage der diagnostischen Bewertung der A HE il 
~- fehlten — die Kranken würden vielfach als „Rheumatiker“ dem | Ergebnisse des Dialysierverfahrens nach Abderhalden. >= alas 
5 Krankenhause überwiesen —, so wurden sie hierher gesandt zur ze ne der Psvchiatrie. - en en, N 
Entscheidung, ob sie arbeitsfähig wären. Manche wurden wegen. an er ESy c latr IE. o a oe 7i i] Hi | 
| X- und O-Beinen oder Senkfußbeschwerden hier eingeliefert, sie . > Von. a een A A e n 
| erklärten, daß diese Leiden erst während der letzten Monate WW Kafka u l Erg: a T 
| relativ schnell entstanden wären. Einige gaben an, als Kinder |. | Ze | We Een en i a 
englische- Krankheit gehabt zu haben, andere zeigten deutliche Die Geschichte ‘der ‚klinisch-diagnostischen. Bewertung: der v1. 2838. 
Spuren yon. überstandener 'Rachitis. Einen eigentlichen Gelenk- | Ergebnisse des Dialysierverfahrens nach Abderhalden zeigt. ka o 
Theumatismus hatte keiner durchgemacht.. Verschiedene Burschen | uns einen interessanten, freilich bei klinisch-serologischen Reak- o SZE, 
o aren Schon im. vorigen .Winter unter ähnlichen Beschwerden er- | tionen nicht ganz seltenen Verlauf. Im Anschluß an Fausers ` Bo 
rankt, ‚bei Beginn der warmen Sommermonate hatten sich die | grundlegende Arbeiten war anfangs von. einigen. Seiten. ein über- ~- u 


en | Ze | schwenglicher Optimismus. bemerkbar, dann folgte eine. Zeit- 
.... Pie‘ Jungen waren überwiegend dürftig genährt, mäßig | scharfer Ablehnung. Ihren Höhepunkt erblicken wir in .der Dis- u KIT HER 
kräftig, ihre Muskulatur durchweg. schlecht entwickelt, Von den, | kussionsbemerkung Plauts.— auf der. Jahresversammlung des © . un piirata 
8 beobachteten Patienten hatten 10 vergrößerte, zerklüftete | Deutschen Vereins für Psychiatrie in Straßburg im Jahre 1914—, BE ES Be 
achenmandeln ohne Pfröpfe oder frisch entzündliche Erscheinun- | des Inhalts, daß alle günstigen Ergebnisse .mit dem Dialysierver- _ 
‚gen. Die inneren Organe: boten nichts wesentlich Krankhaftes. | fahren nach Abderhalden auf Suggestionswirkung zurück- ` 
Bei einigen fand sich ein überraschend kleiner, schlecht gefüllter | zuführen seien. Während des Krieges wurden die Publikationen 
Puls, . Die ‘Gegend dicht ober- und unterhalb der Knie- und Fuß- | seltener, die Anwendung der Reaktion hörte aber nicht auf.. Die: 
` :gelenke war druckschmerzhaft. Außer einer leichten Verdickung | Forschung wandelte nun ruhigere Bahnen, die neueren Lehr- 
‚ des Knochens war dort nichts Krankhaftes wahrzunehmen. Die | bücher haben fast, sämtlich die Reaktion aufgenommen, und es 
Er ee a Fa i, scheint nun der Aue Ä ee zu Sein, die bisherigen 
-o D Eine Blaufärhur: FEED E ET 'Cellulose-` | Ergebnisse. einer’ ruhigen, sachlichen Kritik zu unterziehen. Wenn - 
reaktion = usat abung „dor Sporen bei Anstellung, der, Celule | ich dies nun in den folgenden Zeilen versuche, so glaube ich mich 
. nicht ohne weiteres ein, © 00000 | Dea dazu berechtigt, weil die in dem von, mir geleiteten serologischen 
l 0% Die Arbeit ist Anfang Mai d. J. abgeschlossen. Laboratorium der Staatskrankenanstalt Friedrichsberg. mit der 


Krankheitserscheinungen verloren. 


980 


MEZ 


A.R. untersuchten Fälle die Zahl 3229, die Reaktionen 
‚ selbst die Zahl 3550 erreicht haben +), und auch sonst die Bear- 
beitung theoretischer und versuchstechnischer Fragen, die Ab- 
 wehrfermente betreffend, an dieser Stelle ständig geübt wurde. 
Die letzte Veranlassung zu den folgenden Auseinandersetzungen 
gab mir Ewalds Vortrag auf der Jahresversammlung des 
Vereins Norddeutscher Psychiater in Rostock, der jetzt ausführ- 
lich im Druck erschienen ist?2). Ewald steht, um nur kurz an- 
zudeuten, worauf noch ausführlicher einzugehen sein wird, auf 
dem Standpunkt der Specifität der Abwehrfermente, hat aber 
auf Grund ungünstiger Erfahrungen bei Dementia praecox und 
Psychopathie die praktische Anwendung des Dialysierverfahrens 
abgelehnt. Es ergibt sich hier anscheinend ein Widerspruch, da 
man die Specifität der Abwehrfermente ja erst aus den Ergeb- 
nissen (abgesehen von bestimmten Tierversuchen) erschlossen hat. 
Gerade dieser Gegensatz wird uns Anlaß zu verschiedenen Über- 
legungen geben. 

Die Grundlagen unserer Anschauungen über die Ab- 
wehrfermente und ihre Speecifität sahen wir in Tierver- 
suchen, die von Abderhalden, Fuchs, Hirsch und 
mir in Gemeinschaft mit Pförringer ausgeführt worden sind. 
Es ergab sich mit großer Klarheit, daß bei geeigneter Ein- 
spritzung von Organeiweiß nach kurzer Zeit (48—72 Stunden) 
im Tierkörper ausgesprochen organspecifische Abwehrfermente 
auftraten. Auch bei Einführung von Organgemischen bildeten 
sich nur Abwehrfermente gegen die im Gemisch enthaltenen 
Organe. Die Proben verliefen fast sämtlich vollkommen einwand- 
frei, die positiven Reaktionen waren sehr deutlich. Es ergab 
sich ferner, daß die Leukocyten eine Rolle bei der Abwehr- 
fermentreaktion spielen, indem in gleicher Weise vorbehandelte 
leukoeytenfreie Thoriumtiere keinen Abbau zeigten, andererseits 
die Reaktion auf eingeführtes Organeiweiß beim Normaltier mit 
Leukocytose einherging. Da die eben angeführten Versuche in 
der Hand anderer Autoren (Pincussohn und Andere) keine 
solche günstigen Ergebnisse hatten, plane ich, da ich die Ver- 
suche als prinzipiell bedeutungsvoll ansehe, in Gemeinschaft mit 
den Leitern verschiedener Laboratorien in Hamburg eine Wieder- 
holung obiger Experimente, sobald das "Tiermaterial wieder 
leichter zu haben und zu verpflegen sein wird. 

Während also der Tierversuch nach unseren Erfahrungen 
zu klaren eindeutigen Resultaten führt, ist dies im Ver- 
such am Krankenbette nicht immer der Fall. 
Hier sehen wir nicht selten fragliche und unbenennbare Fär- 
bungen nach Anstellung der Ninhydrinreaktion. Wir müssen 


daraus den Schluß ziehen, daß die „Fehlerquellen“ des 
Dialysierverfahrens nicht in erster Linie auf die ver- 
wendeten Organe und Dialysierhülsen zurückzuführen sind, 


sondern im Krankenserum selbst mitbegründet 
sind. Ich sage in Krankenserum, denn im Serum 
nach jeder Richtung hin Gesunder, von denen wir im 
Laufe der Jahre eine große Reihe untersucht haben, sahen 
- wir fast immer nur einwandfreie negative ` Reaktionen. Bei 
der Untersuchung Schwangerer oder an Neubildungen Er- 
krankter liegen die Verhältnisse noch relativ einfach; hier be- 
steht noch die größte Ähnlichkeit mit dem Tierversuch, aber keine 
Identität. Wissen wir doch, daß in der Gravidität oft Schwellun- 
sen der Schilddrüse und der Hypophyse auftreten und daß auch 
nicht organspeeifische proteolytische Vorgänge auftreten, die wir 
am prägnantesten in der Erhöhung des antitryptischen Indexes 
im Blut ausgedrückt sehen. Für den Träger einer Neu- 
bildung werden nun im Anfang der Erkrankung die Bedin- 
gungen ähnlich sein wie im Tierversuche; später haben wir auch 
hier eingreifendere Störungen des Stoftwechsels anzunehmen. 
Der Unterschied also gegenüber den nervösen und geistigen Stö- 
rungen, wo wir ein wechselvolles Bild der Dysfunktion der Inkret- 
drüsen sehen, ist nur ein quantitativer. 

Gehen wir nun zu den nervösen Störungen über, 
so müssen wir einer wichtigen Feststellung von de Grinis 
sedenken, der nach Granatexplosion eine Dysfunktion der Neben- 
niere, die sich nicht nur im Abbau dieses Organs, sondern auch 
in Adrenalinmydriasis, Glykosurie und ähnlichem zeigte, nach- 
wies. Auf rein psychischem Wege wird also hier eine schwere 
Dysfunktion eines Organs der inneren Sekretion hervorgerufen. 
Diese Wahrnehmung erscheint uns von prinzipieller Bedeutung; 


DEAN 20 BEAT S 
2) Arch. f. Psych. 60, 1. H., 1919. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39, 


28. Septembe: | 


eF, 
T. 


= 02 
f 


ist ja hier zum ersten Male dìe Einwirkung des Seelischen auf 
das Körperliche in experimentell greifbarer Form festgestellt. 
So scheint gerade im Krieg eine Reihe von nervösen Störungen, 
die durch schwere psychische Traumen entstanden sind, zu 
Symptombildern geführt zu haben, die mit einer deutlichen 
Funktionsstörung wichtiger Drüsen mit innerer Sekretion einher 
gingen. Diese zeigten aber auch im. klinischen Verlauf Ab- 
normitäten, da sie meist von Erresungszuständen und Sinnes 
täuschungen begleitet waren und im Anfang an das Symptomen- 
bild des Jugendirreseins erinnerten. Das Krankheitsbild ging 
aber bald zurück und parallel damit auch die eventuell vor- 
handenen Abbauvorgänge. Solche Fälle gehörten aber 
zu den Seltenheiten. Bei den anderen Formen müssen wir 
Störungen des vegetativen Nervensystems annehmen, die nicht 
zu einschneidenden Dysfunktionen von Inkretdrüsen führen, son- 
dern nur vorübergehende leichte Abnormitäten des Stoftwechsels 
zeigen, die ihr äußerliches Zeichen in der so häufigen Lympho- 
cytose haben). Ich denke hierbei nicht an die Fälle, bei denen 
eine Neurose begleitet (oder verursacht) ist durch eine grobe 
Störung einer Drüse mit innerer Sekretion (z. B. Struma). 
Komplizierter gestalten sich die Dinge. bei den Psy: 
chosen. Beim Jugendirresein z. B. lehrt uns nicht nur das 
klinische Bild, daß dauernde Störungen der Inkretdrüsen vor 
liegen, auch die Untersuchung des Bluts (abgesehen von der 
A.R.), die freilich noch in den Anfangsstadien steht, zeigt uns 
daß hier krankhafte Stoffwechselprozesse vorhanden sind. So 
ist wohl die vermehrte antitryptische Kraft des Blutserums, die 
auf im Blute kreisende Eiweißspaltprodukte zurückgeführt wird, 
sicher auch als Folge nicht organspecifischer Fermenttätigkeit 
anzusehen; die dialysablen Stoffe im Blute sind oft vermehrt, 
Alle diese Überlegungen sagen uns, daß die Bedingungen 
für den Versuch am Krankenbette komplizierter liegen, als jene” 
beim Normalen oder im Tierversuch; es können gewisse W 
specifische Resultate eine Folge der Eigenart des Krankenserums 
selbst sein. | 
Dabei dürfen natürlich die Fehlerquellen der 
Technik nicht unterschätzt werden. Zur Darstellung geeig: 
neter Organextrakte sind größte Exaktheit, lange Erfahrung und 
Selbstkritik notwendig, da wir über feststehende Bedingungen 
bezüglich der Brauchbarkeit der Organe vor dem Versuche 
selbst nicht verfügen. Ich kann das sagen, weil viele Herren 
bei mir gearbeitet'haben, die von ihnen hergestellte Organe mit 
brachten, von denen sie angaben, sie genau nach Abderhal- 
dens Vorschrift hergestellt zu haben. Diese Organe zeigten 
oft vollständig unspeeifischen Abbau. Dabei ist auch zu be 
rücksichtigen, daß gerade die AsR. von seiten der Laboratonel 
der Irrenanstalten aufgenommen worden ist und hier oft von 
Kräften, die in der serologischen Technik nicht genügend geübt 
waren. Aber auch bei der größten Exaktheit in der Darstellung 
ist es möglich, daß die so hergestellten Organe nicht die nötige 
Reaktionsfähigkeit haben. Es ist daher für den 
Schwangerschaftsversuch z. B. unbedingt nötig, die Placenten 
vorher mit sicheren Gravidenseren auf ihre Reaktionstähigkell 
zu prüfen oder jedenfalls ein solches immer mit in den Versuch 
einzustellen. In der Serologie der psychischen und nervösen Er- 
krankungen ist dieses Vorgehen nicht immer möglich, da emer 
“seits oft ein Wechsel in der Abbaustärke im Verlauf der Br 
krankung besteht, ein Standardserum auch an Wirksamkeit ver 
liert, andererseits oft nicht genügend Organsubstanz bei kleinen 
Drüsen (z. B. Nebenniere) zu solchen Vorversuchen vorhanden 
ist und im Laufe der praktischen Laboratoriumsarbeit auch die 
Zeit zu solcher Austitrierung der Organe nicht immer besteht. 
Aber man. sollte sich diese Verhältnisse doch immer vor Augen 
halten und z. B. bei der Prüfung einer fraglichen De- 
mentia praecox zum mindesten jedesmal einen sicheren Fall vol 
frischem Jugendirresein mit einstellen. Auch empfiehlt es sich, 
gleichmäßige Mischungen der gleichen Organe herzustellen un 
diese immer wieder auf Reaktionsfähigkeit zu prüfen, so Wie 
bei anderen biologischen Reaktionen der Fall ist. Eine Cen; 
tralisierung der Herstellung der Organe wäre ähnlich wie bei 
der Wassermannschen Reaktion auch für die A.R- 4 
wünschen, = Ä 
Zur Vermeidung des vielbesprochenen Hülsenfehlef® 
ist es notwendig — abgesehen von häufiger Prüfung und Bichung 


Aw, 


_') Auch der gegenüber dem Normalblute nicht gesteigerte anti- 
| tryptische Index spricht dafür. | = 


Digitized by Google e | | 


oe ea ee g i 
BER ee Fe BE eN a Ben ee Pa T ! S 
0.07.98, September. _ p 3 '. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.. 39. | | Fu a ‚981 5 
at. ` ` der Hülsen —, in jedem Versuche. mindestens zwei Hülsen mit ` = Nun cin Wort zur Bewertung des Dialysierverfáhrens in-der 
DA -dem gleichen Organ anzusetzen. Pe, psychiatrischen Djagnostik überhaupt und in der, 
Re " “Zu allem diesem ist natürlich Voraussetzung, daß eine ge- | forensischen Praxis im besonderen. Ich habe es.in allen Ar- 
A nügende Serummenge vorhanden ist. Man kann'daher | beiten betont und “auch die obigen Ausführungen zeigen. es 
er nur immer aussprechen, daß die A. R. um so genauer und sicherer | wieder, wie notwendig größte Vorsicht.bei der Beurteilung‘ der 
en ausgeführt werden kann, je mehr ‘Serum geliefert: wird; in der, Ergebnisse ist; aber andererseits ist ein mit geeigneter Technik ` 
d: . . - Praxis ist man ja leider. oft auf vollkommen ungenügende Serum- | und bei mehrfachen Wiederholungen erhaltenes Resultat nicht zu 
in . mengen angewiesen. | | 2 < [| übersehen und muß mit in die Krankheitssymptome_ eingereiht 
E ~ ~ ‘Ein weiterer Grund der Differenzen vieler Forscher scheint | und bei'der Diagnosenstellung ‚verwertet werden. Freilich ist.“ 
iÈ -© in der Schwierigkeit der objektiven Beurteilung | die erste Bedingung für die diagnostische Verwertung die, daß : 
Ar - des, Ausfalls der Ninhydrinreaktion zu liegen. | die Reaktion von einem die Methode beherrschenden Serologen 
i Ganz schwache Reaktionen sind oft sehr schwer zu erkennen; | ausgeführt, daß sie möglichst oft wiederholt wird und stets ge- 
ai häufig treten gelbliche Farbtöne auf, die nicht als positive anzu- | nügende Mengen von Serum zur ‚Einstellung von Kontrollen .vor-, 
2 . sehen sind. Die Vereinigung der schwächsten Grade-von Violett | handen sind. Viele Kliniker. sind mit der Blutentnahme zu ängst-  ı 
und Gelb erscheint oft schwierig feststellbar. Wir ‘haben. uns | lich; man kann ihnen nur sagen, daß die Entnahme einer größeren . . 
= = daher zur Gewohnheit gemacht, alle Verfärbungen,- die wir' nicht | Flüssigkeitsmenge (zwei volle große Reagenzröhrchen) den Pa- 
T als positiv anerkennen : können, zu ńotieren, sie aber als frag- | tienten, zumal den psychisch kranken, nicht schädigt, es aber 
f lich zu bezeichnen. In diesem: Zusammenhange sei auf einen | andererseits ermöglicht, die biologische Reaktion möglichst ein- 
f - Einwand von Ewald eingegangen. Ewald weist die An- | wandfrei auszuführen. Eine ausschlaggebende diagnostische Be- 
j nahme der A. R. als quantitative Reaktion weit von sich. Ich | deutung wurde der A. R. von uns nicht zugesprochen; sie- bildet . 
l: gebe dies vollständig zu; in weiten „Grenzen. aber ist eine deut- | ein. diagnostisches . Hilfsmittel, das auch nicht übersehen. werden 
zi liche positive A. R., unabhängig von allen Fehlerquellen, wie mir | darf, freilich aber ‘stets, den klinischen Ergebnissen den Vortritt . 
N ' “ Serienuntersuchungen ergeben haben, doch immer deutlich nach-'| lassen muß. Daraus ergibt sich auch ohne weiteres die Bewer- 
ri weisbar und ein- Zeichen starken Abbaues. Gerade die anfangs | tung im forensisch-psychiatrischen Begutach-. 
TE erwähnten anscheinend unspecifischen Reaktionen zeichnen sich | tungsverfahren. Es ist klar, daß der Begutachter alle: 
j. durch sehr schwache, meist fragliche Ergebnisse aus. Noch auf | Mittel heranzuziehen hat, um die Diagnose zu sichern; aber auch ' 
| ‘eine zweite Annahme von Ewald muß hier eingegangen wer- | die. Diagnosenstellung genügt noch nicht, um das. Sutachtliche: ` 
í '. den- Er sieht es gern, wenn die Serumkontrollen positiv ‚sind, | Urteil festzulegen, vielmehr muß der Gutachter durch seine Unter- 
5 weil dann nach seiner. Ansicht und ‚Berechnung eine größere | suchungen feststellen, wie weit die einzelnen seelischen‘ Funk- `, 
; Sicherheit besteht, daß positive Reaktionen aus den mit Orgánen | tionen durch die Erkranküng gestört sind. Daher kann natür- 
m beschickten Hülsen. besser erkennbar werden. Wir sehen nun | lich die A. R. im’ Rüstzeug des forensischen Psychiaters nur eine 
i sehr häufig-folgendes Bild: positive Kontrolle, negative | sekundäre öder eigentlich tertiäre Rolle spielen. Es wurde der. 
1 Reaktion mit verschiedenen Organen, nur positive mit jenen | Anstalt Friedrichsberg der Vorwurf gemacht, als gehe sie auf: 
; i Organen, bei denen auch ein Abbau zu vermuten ist. Besonders | diesem Gebiete zu weit; Ewald betonte: dies auch wieder in . 
deutlich ist das’ beim Urin der Fall, besonders bei solchem, der | seinem letzten Referat. Aus den Vorträgen von Friedrichsberger 
Ä nicht genügend vordialysiert ist. | y -| Herren geht eine zu leichtfertige Verwendung der A. R. nicht 
r - Als Erklärung dafür nehme ich mit Plaut an, daß dem | PerVor. Rautenberg) hat ausgeführt, daß zwar die AR. 
} Organ adsorptive Eigenschaften für gewisse dialysable Stoffe der | YO besonderem’ Werte für die kriegsgerichtliche Begutachtung 
Untersuchungsflüssigkeit innewohnen. Diese Tätigkeit der Ad- |; Sb daß es aber selbstverständlich sei, daß bei der. Diagnose der 
: sorption tritt-noch vor dem Abbau ein; dieser erfolgt langsam, klinische Befund zu entscheiden habe und die A.R. nur indirekt 
; sodaß -die Teilchen ohne adsorbiert zu werden allmählich die | Perangezogen werden dürfe. -Falsch und unverständlich geien. 
Dialysierhülse verlassen. Man könnte sich natürlich auch vor- | m die Vorwürfe, daß die Exkulpierung von dem Ausfall. der 
A.R. abhängig gemacht werde: „Es sind schon häufig genug 


OR u = 


r 


sehen. ‘Wenn jemand 100 oder mehr Fälle untersucht und an- 


- eines Organs durch ein Serum zu geben.. _ o. 


besseren Resultaten nicht, sondern lehnt die Reaktion in Bausch 
' und. Bogen ab. Dabei ist es aber den die Reaktion ablehnen- 


stellen, daß die dialysablen. Stoffe sich in ihrer Teilchengröße 
von ‚den abgebauten unterscheiden und Adsorption wie Abbau 
Zu gleicher Zeit erfolgt, indem erstere sich nur auf eine bestimmte 
Teilchengröße erstreckt. Jedenfalls läßt sich nach obigen Er- 
fahrungen Ewalds Überlegung nicht ‚ganz aufrechterhalten. 
Man kann, wie ich schon berichtet habe, unspecifische 
Reaktionen ausschalten und der A.R. einen gewissen 
quantitativen ‚Charakter durch Herabgehen mit der 
Serummenge verleihen, wodurch auch eine Reihe. unspeci- 
fischer Reaktionen ausgeschieden. werden können.: Ich arbeite 
immer nur mit 1,0 ccm Serum und gehe, wenn nötig, auf 0,5 und 
tiefer herab. Sicher positive Reaktionen lassen sich auch bei An- 


. . 


Fälle mit positiven Abbauerscheinungen zur Aburteilung gekom- 


im Sinne des $ 51. Strafgesetzbuchs fehlten.“ — Weygandt 
führte in der Diskussion zu dem Rautenbergschen Vortrag. 
aus: 9 . . . Hinsichtlich der Verwendung in der Gutachter- 
tätigkeit scheinen die Warner den Prinzipien der Sachverstän- . 
digentätigkeit besonders in. foro ziemlich fernzustehen. . Auf 
Grund des Ausfalls. der Reaktion. wird niemals ein Richterspruch 
gefällt, vielmehr bedeutet die Reaktion nur eine Stütze der Dia- ° 
gnose, auf Grund deren erst die Schlußfolgerung 'stattfindet, ob - 
die psychopathologischen Voraussetzungen der einschlägigen 
‘wendung kleinerer Mengen nachweisen. | 

v Aus diesem geht hervor, daß nur eine gründliche, 
Beobachtung aller in Betracht kommenden 
Faktoren ein richtiges Arbeiten mit der A.R.. ermöglicht. 
Man bekommt aber auf diesem Gebiet oft wenig Erfreuliches zu 


der Reaktion verurteilt wird, ist völlig ausgeschlossen. Der Gut- 
achter soll sich aller brauchbaren‘ Hilfsmittel zur Klärung der 
Frage bedienen. .....“. 0.0 % RS: | 
Ich selbst habe mich ?) ausführlich über die Frage geäußert. 
Es sei mir gestattet, einiges hervorzuheben: ,„: ` . . Wir besitzen 
bis. jetzt keine serologische Reaktion, .die uns: tatsächlich .eine 


scheinend ungünstige Resultate gewonnen hat, dann sucht er Störung des Psychischen aufzeigt... . .. , Daraus ergibt sich 


eventuelle Fehler nicht bei sich, berücksichtigt Arbeiten mit 
gnosenstellung‘ eine Unterstützung sein darf... ., daß aber: 


kung zur Zeit der. Begehung einer Straftat z. B. nicht gezogen `. 


werden dürfen . . . 
ganzen erscheinen lassen. | 
Wenn es vorgekommen ist, daß im forensischen Verfahren 
die A. R. ausschlaggebend verwendet wurde, so widerspricht das - 
unseren Ansichten; etwas Ähnliches ist aber auch bei anderen - 
serologischen Reaktionen der Fall, besonders. bei 'Untersuchern, 


den Forschern zwar ein leichtes gewesen, schlechte Resultate 
zu begründen, nie aber gelungen, eine Erklärung für günstigere 
Tgebnisse, sei es auch nur den immer wieder. auftretenden Abbau 


Zu allem kommen in der Psychiatrie die großen Diffe- 
renzen inder Diagnostik und die manchmal vorhan-. 
dene Unmöglichkeit, .eine ‘Diagnose zu stellen, bevor ein Fall 
genügend lang untersucht worden ist. Und leider werden gerade 
oft trotz. aller Abmahnungen die klinisch unklaren Fälle dem 
Serologen zur Klärung übersandt, ein Verfahren, das nicht ge- 
eignet ist, die klinische Bedeutung des Dialysierverfahrens zu 
befestigen. a zz 2 | 


1), Jahresversammlung des Vereins Norddeutscher Psychiater 
zu Hamburg 1917. | ` E E a 
| 2) Vortrag, den ich .am. 24. März .1916 in der Hamburger 
Forensisch-Psychologischen Gesellschaft gehalten. De 


Pa , “ 
` i . i 


ÌON 


men, weil die klinisch beweisenden Momente einer Geistesstörung. 


Gesetzesbestimmungen vorliegen.. Daß etwa jemand auf Grund ` 


unsere zweite. Feststellung, daß die Serologie nur bei der Dia- T 
direkte Schlüsse aus dem Ausfall der Reaktion. auf die: Erkran- 


=“ Ich werde den Vortrag demnächst im... 


Pea “2 
ı 


INA 


- F 
p 
A 
= fi 
a Ha 
we 
>, 
53 
Fak > on 
B -> a 
g t- E 
x Er 
Š x po 
ERS 
re 
it 
a E S 
Lig 
EA 


” 
yr 
z 

Vi 

E 


' 
y = 
We s r 
x r 
A 
E, 


as 


Te akeke s E O 


Sn m m 
ie TI Ten 


Br 
re ER 


k pe = oo A ž ae r r 
ar .! een un N una kır N 5 BR H . - “4 ` 
eisen en 223; et ee ES EV BE a a = 
van Se > z . ae N LT NET N A te a A BEE Men 2 
wert Buch 2 a aan men @ : PRE = ee Ziel 
pi E ia na > es ji = re. I 5 = = a, 
- EN ET per mn 0 Teer ayeme Fe A N 


SENN Er 
u une: i 


-. 73 

ITEAL) Sr 
aa n a aa a 
a Seas, 
Vegaia RETTET 


Lu Sal; irr 
ser; 


se 
nn a 


5: 
einen dei 
ONE A An 


— 
= rh 
vAn nen 


ru weny 


er. rn Sy... > Be rare .. 
IE a TI TELLER E == 


Reg 7 
TEE Be 


an a a ei ne ai na ker g i 
maare Se E e Dei A 5 tg a ae 
R x BEE NER PR Bi ehe 

r SE = > e 


eh E a 
SH T a 


d 
5 De i or R T E = a 2 
x are . = i í è 
tae “i > rt ez P . i è i $ ' MN j 7 
nis y re N, z E = . n . F -, a gel: - $ 
B i 5 wor A ... oo. S ` š 
Iut -gana a o o - $ g £ 5 " E í f: . - CE 5 a zu 2 “ce a , $ K 
ee ~ m ES yaw x 2 ra i Er a 2 t i As 7 ESE "ara , x alesy 
` aa BE > unse) oe - Eee Ei . . $ i $ ; k \ A 
mE Be IR i nn - er 2 3 .- ae ae te RET ataie 
BR Facia EEE +m 5 Dre anne A _ or f r 
Wi - ET UN 15 bps -x er A ee, “ S se rt on mr 5 y 
; x PE a EN ER E Er 5. baraa T r > > 
EN Ze is Er ee $ Na 7 Be LEA z ET 
Ra 2 Ernie EN ORT rn u ET ern Nee mn nam 0% meer 
ren. 3 ine ie, - wer BR Sn et TE ET en 


a 


rn engen 
Ka Fre 
-a 


mn 
sr 
ING 


E en 


HEAS ORAA 
EN i UT RE 
"o e Pin 
TTRI en Te—e ı- 


“ie 
Ton 


nenn 
ne 
in 


>: . 
a A 

7 a u 

In. 

UT Se 
>>- 7 2 7 Dem, 
a 

ye aa 


IE. 
en R a 
WET K Veee nn > 

iu : 


ESA LS 


1 


ye Ve 
< e S 


; er 
| 


RETTET 


er N 
a: a 


or 
Na 
in 


Siem mine 
s 


N 


Be ar Ts 


g Sy Las 
UN f 
% KR 


ee 


A. R. auf diagnostischem Gebiet angedeihen läßt. 


die einerseits über die Bedeutung der biologischen Reaktionen 
sich kein klares Bild gemacht haben, andererseits Mangel an Er- 
fahrung oder Zeit durch die Ausnutzung der serologischen Er- 
gebnisse ersetzen wollen. Übrigens scheinen solche Fälle meist 
nur bei klinisch unklaren Fällen vorgekommen zu sein, wo die 
Gutachter schon gegensätzlich entschieden hatten, wo also die 
zu weit gehende Verwendung der A. R. nicht so folgenschwer war. 


Es hängt eben alles von der Einschätzung ab, die man der 
Diese hängt 

wieder mit den Erfahrungen des betreffenden Arztes zusammen. 
Dabei ist es aber doch notwendig, daß man nicht — wie Ewald 
— sein Urteil lediglich auf diese stützt, sondern auch die Ergeb- 
nisse anderer Autoren mit, großer Erfahrung berücksichtigt. Ich 
habe an anderer Stelle ausgeführt, wieviel klinische und ander- 
weitig serologische Ergebnisse dafür sprechen, daß gerade beim 
Jugendirresein tatsächlich eine Dysfunktion jener Inkretdrüsen 
vorliegt, wie sie die A.R. in der Mehrzahl der Fälle veranschau- 
licht. Für die Psychopathie und die Hysterie haben wir nur in 
seltenen Fällen solche Störungen anzunehmen; in der großen 
Mehrzahl der Fälle wird, wie schon angeführt, es sich nur um 
vorübergehende und leichtere, vor allem funktionelle Störungen 
des vegetativen Nervensystems handeln, die ihren Ausdruck 
nicht in serologisch wahrnehmbaren Dysfunktionen der Inkret- 
drüsen haben. Wenn nun Ewald die gleichen Resultate bei 
Psychopathie und Jugendirresein hat und dabei auf dem Stand- 


punkte der Organspecifität der Abwehrfermente steht, so wären 


wir, wenn wir alles akzeptieren, einerseits gezwungen, in der 
A.R. eine überempfindliche Reaktion zu sehen, dia- 
gnostische Bedeutung sehr gering wäre, andererseits müßten wir 
für Psychopathie und Jugendirresein ähnliche innersekretorische 
Störungen annehmen. Glücklicherweise aber sind unsere Ergeb- 
nisse weitaus günstigere, sodaß wir eine solche Überempfindlich- 
keit nicht anzunehmen brauchen; auch sprechen die klinischen 
und Erfahrungstatsachen nicht für den.obigen Parallelismus. 
Die A. R. ist eben eine sehr diffizile Reaktion, deren Er- 
gebnisse ohne Über- und Unterschätzung gebucht werden müssen. 
Sie ist in ihrer heutigen Form über den .wissenschaftlichen Ver- 
such hinausgewachsen; sie kann aber nur dort nutzbringend ver- 
wertet werden, wo sie mit der nötigen Exaktheit und Erfahrung 
ausgeführt und mit Vorsicht und gutem klinischen Urteil ein- 
geschätzt wird. Der heutige Widerstreit der Meinungen ist daher 
nicht wunderzunehmen; tobt derselbe, wenn auch in schwächerer 
Form, um jede serologische Reaktion, ja, heute sogar noch um 
die Wassermannsche Reaktion. Die ruhige, nüchterne und ge- 
duldige Bearbeitung, vor allem aber auch die Anwendung der 
neuen Methoden zur Bestimmung der Abwehrfermente wird ja 
bald die ganze Frage klären. Ich für meinen Teil sehe in diesen 
Ausführungen vorläufig einen Abschluß, da ich für die richtige 


Bewertung der A.R. schon oft mit Wort und Schrift ein- 
getreten bin. 


deren 


Aus der Inneren Abteilung des Krankenhauses der jüdischen 
Gemeinde zu Berlin 
(Direktor: Geheimrat Prof. Dr. Strauß). 


Über protrahierte Fieberzustände bei Grippe. 


Von 


Dr. Ch. Wolpe, Assistentin. 


Bei der gewöhnlichen unkomplizierten Grippe pflegt be 
kanntlich das Fieber in wenigen Tagen oder in ungefähr einer 
Woche zu Ende zu sein. Nur selten beträgt es mehr als ein bis 
zwei Wochen. Infolgedessen besitzen Fälle von Grippe, bei welchen 
die Erkrankung nicht auf andere Organe als auf die Lunge über- 
gegriffen hat und ein protrahiertes, auf die Lungengrippe zu be- 


ziehendes Fieber vorliegt, ein besonderes Interesse. Während der 
letzten Grippeepide 


mie hatten wir Gelegenheit, unter annähernd 
va von Lungengrippe 24 — d.h. 8°/, — derartige Fälle 
En alien Fieber er beobachten. Die Dauer des Fiebers 
schwankte in den einzelnen Fällen zwischen 14 Tagen und sieben 
Monaten, in 13 Fällen zwischen zwei und vier Wochen, in elf 
Fällen zwischen einem Monat und sieben Monaten. Wir sahen 
dabei ständig hochbleibende Fieberkurven, ‚häufiger allerdings 
remittierende Typen, zum Teil mit mehrtägigen Intermissionen 
(14mal Remissionen, fünfmal Continua, fünfmal beide Typen). In 
allen hier zur Betrachtung stehenden Fällen handelte es sich 


{919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. 


i 


28. September, 


um klinisch nachweisbäare Veränderungen von 
seiten der Atmungsorgane:, wie Bronchitis, Pneumonie, 
Pleuritis, 


Empyem und Mischiormen dieser Krankheiten. Im 


einzelnen lag vor: Bronchitis fünfmal, Pneumonie neunmal (darunter 


-~ 


- 


ein Fall mit Verdacht auf Lungenspitzenkatarrh), Pneumonie mit 
Komplikationen von seiten der-serösen- Häute achtmal. Bei den 


letzteren handelte es sich zweimal um Pneumonie mit Pleuritis, 


fünfmal um Pneumonie mit Empyem, einmal um Pneumonie mit 
eitriger Perikarditis. 


Zweimal lagen reine Empyeme als fieber- 
erzeugende Ursache vor. Im ganzen waren 13- bzw. l4mal’ 


Quelle des 


Die Fälle von Bronchitis mit protrahiertem Fieber 


bronchitische bzw. rein‘ pneumonische Prozesse 'als 
protrahierten Fiebers anzuschuldigen. 


machten dabei fast immer einen schwerkranken Eindruck. Es 
waren Kopf-, Gleder- und Rückenschmerzen, große Mattigkeit vor 


handen, und einzelne Patienten machten einen leicht benommenen 


Eindruck (dreimal). Das Fieber, das durchweg: den remittierenden 


Typ zeigte, hielt sich auf der Höhe von 39% pis 40% und dauerte 


in drei Fällen zwei bis drei Wochen, in ‚zwei Fällen länger’als 
vier Wochen. In diesen Fällen blieb das Fieber indessen nicht 
dauernd auf der Höhe von 39° sondern nach etwa siebentägiger 
Höhe hielt es sich wochenlang auf: 37,5° bis 38,0% Der physika- 
lische Befund entsprach demjenigen einer Bronchitis, näherte sich 
indessen in einigen Fällen (zweimal) dem Befund der Capillär- 
bronchitis. Alle fünf Fälle wurden später geheilt entlassen. 

Bei den Grippepneumonien, bei welchen das Fieber 
eine längere Dauer aufwies, fiel uns von vornherein auf, dab die 
Kranken das Bild eines ganz besonders schweren Infektes 
darboten. 


Sie waren alle mehr oder weniger benommen und 


zeigten eine auffällig große Schwäche. Der Puls war immer sehr 
beschleunigt und klein. Es bestand starke Dyspnöe. Das Fieber 
hielt sich stets zwischen 38° und 40°. Es dauerte in allen neun’ 
Fällen bis zu vier Wochen und hatte fünfmal remittierenden, 
zweimal kontinuierlichen, zweimal gemischten Charakter. Inter 
missionen bestanden einmal. Auch hier sahen wir einige Fälle, 
bei denen (dreimal) nach anfänglicher hoher Fieberperiode wochen: 
lang Temperaturen um 37,5% bestehen blieben.. Der eine dieser 
Patienten "hatte neben dem Befund einer Pneumonie eine Schall- 
abkürzung über der einen Spitze und daselbst verlängertes Ex- 
spirium, aber keine Rasselgeräusche. In diesem Falle drängte sich 
die Frage auf, ob die Temperaturerhöhung, die noch drei Wochen 
nach der Erkrankung beständ, auf die pneumonische Erkrankung’ 
oder auf die Spitzenaffektion . zurückzuführen war. Wir halten 
jedoch das erstere für wahrscheinlich, da Rasselgeräusche nie be- 
En und das Fieber bei Schwinden des Unterlappenprozesses 
aufhörte. 


Bei allen hier erwähnten Fällen von Pneumonie fanden wii 
mit Ausnahme- eines einzigen Falles, lange Zeit hindurch über 


einem Unterlappen abgeschwächtesoder fast tehlendes 
Atemgeräusch, das bis- | > 


weilen bronchialen An- ge S 
klang aufwies, und nor- 
malen oder abgeschwäch- 
ten Stimmfremitus. Da 
diese eigenartigen Fälle 
immer zuerst den Ver- 
dacht eines pleuritischen 
Exsudates erweckten, 
führten wir in jedem 
einzelnen dieser Fälle 
stets eine ganze Reihe 
von probatorischen Pleu- y 

rapunktionen aus, die ÈA 
aber nie ein posi- % 

tives Resultat, ergaben. 
Bei der Röntgendurch- 
leuchtung fanden wir in 
den befallenen Unter- 
lappen einen circum- | 
seripten, meist mehr oder wen 


A EN 
DIRT EEE 


iger ovoiden Schatten, der icon 
die lateralen Partien und den Sinus costopleuralis treilie 


(s. Abbildung). Wir vermuteten, daß es sich bei diesen HUN 
vorwiegend um eine Verstopfung eines Bronchus durch entzündlich 
Vorgänge und nachfolgende Atelektase der betroffenen AU s 
gehandelt hat. H: Strauß?) hat diese Fälle an anderer Stele wi 


')H. Strauß, Ther. d. Gegenw. 1918, Novemberheit 7 


{Y 


a > - n > 
N L y >, 
Digitizea boy. NIE O OQ & 


w 
m 


F =- f 
ME A are 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. 


- 


dem Namen. der „pseudopleuritischen Infiltrate“ kurz besprochen | entwickelte sich. allerdings ‚nach der akut: einsetzenden grippalen. 
=. und auf ihre Beziehung zur Grippe hingewiesen. Diese eigenartigen. 
al  — . Fälle zeigten eine besondere Hartnäckigkeit hinsichtlich. der Rück- 

i „~ . bildung des physikalischen Befundes. Sie -blieben wochenlang 
ir — _ (zwei bis drei Wochen) auf einer Fieberhöhe von 38° bis 39° mit 

=.  Remissionen. Aber. auch nach der Entfieberung verschwand der 
-physikalische Befund oft sehr langsam. Dabei waren die Kranken 


In allen: diesen Fällen ‚konnte jedoch durch die Anamnese. fest- 


R A 


Lungenspitzenkatarrh ‘gelitten. hatten. : > © _ SER WERE 
Bezüglich der von uns angeordneten Therapie bemerken 


ai . nach der Entfieberung oft'ziemlich bald beschwerdefrei und erholten | venösen .Darreichung von .Elektrokollargol bestand, allerdings 

7 .  gich-so gut, daß-wir schließlich keine Bedenken trugen, die Patienten ohne daß, abgesehen von einem Fall, eine, deutlich erkennbare 

i _ trotz Fortbestehens des physikalischen Lungenbefundes zu entlassen. | Beeinflussung des Verlaufes zu konstatieren gewesen wäre: In 

Er Es ist uns auch kein Fall bekannt geworden, in dem erneut Fieber | acht Fällen hatten wir — ebenfalls ohne besonders deutlichen 5 o 
a oder -überhaupt. ein Rezidiv der Krankheit aufgetreten wäre. Die | Erfolg — Grippeserum ‚Intramuskulär angewandt. Eine günstigere. a 
p Prognose der- hier vorliegenden eigenartigen Fälle darf also nach | Wirkung:— besonders in den Fällen von chronischer’beziehungs- 

Ai -- . "unseren Erfahrungen im allgemeinen als günstig bezeichnet werden. | weise subchronischer Pneumonie — glaubten wir dagegen in der 

En - Wenigstens konnten unsere neun Fälle ausnahmslos als geheilt | Darreichung der seinerzeit von .M.Beerliner.(Breslau) für die . 

= entlassen werden. Differentialdiagnostisch kamen für die’ vor- | Behandlung von Lungenaffektionen angegebenen Menthol-Eucalyptol-,:  - 

z liegende Krankheitsgruppe vor allem Lungenabsceß und circum- |. injektionen beobächtet zu haben, worüber H. Strauß!) 'schon-- 

2 scripte, insbesondere auch interlobäre Empyeme in. Frage.. In | berichtet hat. ‘Diese Beharidlung. ist. neuerdings auch von - 


~ . keinem unserer Fälle war aber eine Expektoration von reinem Eiter 

‚erfolgt, trotzdem wir hierauf besonders geachtet haben. Infolge- 
' ‘dessen halten wir die hier vertretene Deutung für die Mehrzahl | 
~ der Fälle für wahrscheinlich, möchten aber doch nicht die Mög- - 
| - lichkeit vollständig ausschließen, daß in dem einen oder anderen 
= , Falle ein klinisch nicht feststellbares, nur durch einen Capillarspalt 
T ~ ~ Allmählich in einen Bronchus durchgesickertes, interlobäres Exsudat 
3 ` - oder- ein langsam zur Entleerung gekommener Absceß bestanden 
s” _ haben mag. Wir rechnen insbesöndere mit interlobären Empyemen, 


für die Behandlung von Lungenerkrankungen: bei Grippe gerühmt 


hatten wir eine ausgiebige und lang dauernde Anwendung von Herz- 
‚und Gefäßmitteln notwendig, unter welchen sich “uns auch die 
neuerdings von Neißer.) und Anderen empfohlene Strychnin- 
behandlung sehr: gut bewährt hatte. a Aa a er 


r 


Über Bäderbehandlung mit Neptusanpräparaten. 


» weil diese nicht so. leicht feststellbar sind. a: 

=... Neben den hier erörterten Fällen von Pneumonie beobachteten | cn | 

* wir acht-Fälle, bei denen außer der chronischen Pneumonie noch Du as 

” Komplikationen von seiten der serösen Häute bestanden. Em Dr. Hans Oppenheim, | 

** = Bei diesen -hielt das Fieber in sechs Fällen. länger als vier. | : . - : Frauenarzt in Berlin-Steglitz, TEE 
E ` Wochen an. Zu E | en Rh: = pi a a, a REN 
+... Bei zwei von diesen Fällen, die anfangs mit Empyem kom- | i Jie „Chemie und Hygiene“. G. m.b. H, Berlin, 
$- pliziert waren, bildete sich nach Ablassen des Eiters durch | Rat mir ihre „Neptusan“-Badepräparate,zur Begut- 
+"  . Punktion das vorher erwähnte eigenartige Krankheitsbild heraus, | Chtung zur Verfügung gestellt; ich habe: mich dieser Aufgabe 
“Ý Die Patienten fieberten danach noch zwei Wochen (37,5° bis | Um so lieber unterzogen, als ich bereits über günstige Erfahrungen 
. 88,50) mit geringen Remissionen, trotzdem, wie mehrfach aus- | Mit fremden Badezusätzen, die infolge der ‘Kriegsverhältnisse seit - 
9 geführte Probepunktionen ergaben, die Pleura frei von Eiter. war, | langem nicht mehr erhältlich sind, verfügte. Die. Néptusanpräpa: . 
® {m ganzen dauerte das Fieber ungefähr fünf Wochen an; auch | Tate werden in Pulverform, also leicht löslich, in den Handel ge- 
J diese Patienten wurden schließlich geheilt entlassen. Bei drei bracht und sind im Gebrauch als sparsam sowie — im Vergleich 
" .. anderen Fällen von chronischer Pneumonie, die mit Empyem kom- ` ET a a in er a... — 
s lizeri a, Te Crean Bai dam air illig zu bezeichnen. Sie werden in fünf verschiedenen Formen;:. 
„pliziert waren, trat dagegen der Exitus letalis ein. Bei dem einen. je nach Art der gewünschten Wirkung, verfertigt; ich- kann in 


i. '- dieser Patienten bestand das Fieber drei Wochen, bei den beiden 
7 anderen je sechs und zehn Wochen.. Die Fieberhöhe schwankte 
f zwischen 38,5° und 40° und zeigte in allen Fällen remittierenden 


Übereinstimmung mit, anderen Gutachtern. (Thoma, Kurz, 
Hartung und Anderen) für ihre Anwendung folgende Richtlinien 
aufstellen: u I 


y Charakter, Diese Kranken machten auch klinisch von vornherein - = -aaae nn ee ni l 
E emen sehr . schweren Eindruck: und wiesen durchweg. das Bild |. Das Neptusan- Eichenrindenbad wirkt ad-` 
j eines schweren septischen Infektes auf. | IE | stringierend, resorbierend und derivierend ‘und. ist besonders bei . 
1 In zwei anderen Fällen stellten wir neben’ der chronischen | Unterleibsleiden (Descensus uteri,- Hämorrhoiden, parametritischen : 


Exsudaten usw.) sowie rheumatischen Erkrankungen (Ischias, Gicht, 
. Muskelrheumatismus) zu empfehlen. Es ist als/protrahiertes. heißes 
Bad anzuwenden. ae Te a DET 

- 2, Das Neptusan-Fichtennadelba.d hat eine aus- 
gesprochene tonisierende ‚und. sedative Wirkung : und empfiehlt 
sich entsprechend bei nervösen Störungen’ aller Art (Neurasthenie, 
Herzneurose, Neuralgien), Es soll kühl sein und kurz dauern; . 
3. Das Neptusan-Kräuterbad hat im Gegenteil 
‘einen stimulierenden Effekt, wirkt.als Exeitans.und dürfte als An- ` 
regungs- und Erfrischungsmittel, besonders nach größeren Körper-: 
anstrengungen. (Rekonvaleszenz nach schwerer Krankheit, Sport- 
leistungen aller: Art) geeignet sein © O 000e c 
' .”— 4 Das Neptusan-Blumenbad . ist lediglich ein 
Kosmeticum- von angenehmem; und lang anhaftendem Dufte. - 
= 5. Das Neptusan-Kinderbad enthält neben anderen 
Komponenten . Chlornatrium ‘in größerer- Menge und kommt: als 
unterstützendes. Heilmittel bei skrofulöser Diathese, Rachitis sowie 
Spasmophilie der Kinder in Frage.. : T A 
: Ich kann nach gewissenhafter Prüfung. an einem großen 
Material die Neptusanpräparate als- ‚wirksam. und preiswert den 
Kollegen aufs beste empfehlen. 5 En ae 


 _Pneumonie noch ein leicht getrübtes seröses Exsudat’ in’ geringer 
Menge fest. Der eine Fall fieberte acht Wochen zwischen. 88° 
und 39° (mit Remissionen) und hatte dann noch zwei Wochen 
I Emperaturen um 37,5%; der zweite hatte zehn Tage lang’ Tempe- 
Taturen ‘über 38° und. dann noch . vier Wochen ‚lang subfebrile 
Temperaturen (37,3%. Ein Fall’ von: subehronischer Pneumonie 
wies. als Komplikation eine -eitrige Perikarditis auf (Temperatur: 
zwei Wochen lang 40° mit Remissionen; sechs Tage 87,5%), Die 
Prognose der mit Em pyem beziehungsweise Perikarditis komplizierten 
Subchronischen Pneumonie war also erheblich schlechter als . die- 
jenige der unkomplizierten Pneumonie, denn von den mit Empyem 
beziehungsweise Perikarditis komplizierten Kranken starb die Hälfte. 
In den zwei Fällen von Empyem ohne pneumonische Erscheinungen 
| | ‚hielt ‚sich die Temperatur zwischen 39° bis 40°, beide Male mit 
T; Remissionen: . Der. eine Patient fieberte- bis zum Exitus letalis, 
i - der trotz Rippenresekretion und trotz des dadurch erreichten Eiter- 
 abflusses ‚eintrat, während der andere nach lange dauerndem 
Fieber durch die. Rippenresektion geheilt wurde. D | 
| ‚Bei unseren Fällen von protrahiertem Fieber bei 
der pulmonalen Grippe handelte es.sich immer um schwere 
Tankheitsbilder, wenn auch in den Fällen von Bronchitis 
= objektive physikalische Befund: oft ein relativ geringer war. 
-dessen ist keiner unserer an Bronchitis oder unkomplizierter 
Grippe ‚leidenden Kranken gestorben, im. Gegensatz zu den durch 
. kerungsprozesse komplizierten Fällen, da bei: den letzteren von 
acht Fällen fünf zum Exitus kamen, In allen Fällen ist dabei 
"ie Heilung restlos. erfolgt, © In drei Fällen unserer Beobachtung 


i 


1) H.Strauß , Ther. d. Gegenw., Novemberheft. FR a. | 
) G.Rosenfeld, Med. Sekt. d. Schles. Gesellsch.f. vateri, Kultur, 


Sitz. v. 29. Nov. 1918, H.6.. 7 oo. 
-~ "9 W Wolff, Ð. m. W.19i9, H: 1. 


5 E.Neißer, B. kl. W.1918, H. 8. od 


1 - i 
Ld 
f 


woiden. In zahlreichen Fällen gerade der hier erörterten Gruppe. 


Pneumonie: eine Lungentuberkulose mit positivem Bacillenbefund. 


.. 


gestellt werden, daß ‘die’ Kranken in früheren Jahren an. einem, _ 


1) S.Isaac, Ther: Mh. 1919, H.9. 7 un 


wir, daß diese in den schweren 'septischen Fällen in der intra- ` ` 


x 
' 


G. Rosenfeld?) W.Wolff®) und S. Isaac) ganz: allgemein. ; 


te 


eea i ra e ea 
ta T 
; . x ee 
ya PERS? 3 
Bra PIECKU SER Dina Een 
Een ne EL 
.— 


x ae 
ae ung A ' 
} DEN In £ ARA 3 £ 
Siege an rn 
er mir men. seen! 
' pi re aa E 7 ana 


EEE pE Dre 
Er E Re, 

Fa Zu . 

mwe r, v 


er x 
ET E T E Ma SA 


n oa L 5 
ENOI AS 
TR 


z aan age 
ARN e wen 
TIERE: 


s 
mnan US 2 
xT 78 
wa ko = bean 
TR 
c mw... ` = = 
re S eaa e A G 
RS Po, Be SO 
N en 
Eo 2, io -.- ` 


i IR 
che: 
Be 
; E A (A f $ 
vn. Im 
ER ee 
SEE 
P k 
ag 
tf h 
u: o 
-l | $ f 
f Nus Hy “ i 
R 
GARES E SE H E 
ERRAI 
> e Mi , 
LAE | t 
DS T 4 
BT EE 
BIER iE A 
Yo. u. pr 
tr f} 
"rhr Ih . 
sehe 
ver ze 4, è 
Ta i f! FR 
ni f ; 
en Hl p 
r a s! a 
Naa #13 u i 
a 7 y 
K e en Ea 
HER AG 2 n 
ur 2 f 
a ' 
u 4 Y 
PPRA Be ES 
HELET 
' TR, 
ah ii 
k i : Er 
“rl 
Bi 
t 2 
“he & 
pi 


nn wen nn 
Ze 


Tr m nt g Pas sn ar 


ER 


PA 
= ea a, 


k + . f 
nen 

Da Lan Dr Be 
rn + 5 . 


Ts R re rgo = Be BL 2 
SEIT ET ET RT ICE 


x 
> 

m ne 

53 

ad e. 

Le. = 
ee ONST Th 
x Pens a aa a OT OE ER o a re 
s an u ab u 


sE nn nn II u = 


RW” 
aa sn 
P.r. 


Tar nd 
u £ nn Tu 


ve- P, 


ne a 


>, 
Sir? 


Beer 


en Van. -n 
a a 


-.n 


EIER Wagon Ser. 


Si 


TUR 
De SEELEN 
i 


> 


er Pas 
vT aA 


v 
w 


Pe 
weart - 
wur een 


alas 
ARE 
> mn 


Fr -..—_ 
TINTE Iyae: 
ra ann m 


in 
am! 


Tevere, ma- 
T= mn 


-< 


> maere , EEE 


TARE INe DASAL NAKE À a T 


..- 
ahs A 


“u 
Dr 


A e: 
f "ir 


a er O 
"ima 
Tha 


IN e i 


CRA DA T jI er -an ge re 


DA ER Ehe: 


DEE 
FRE 
= R Aag VARS IR Ze 1% 
+o s nae nel a — ma, -. .. 


». 
paee 
PRX SPVA a N 


NT er nn are 
` SGI 


Zee 
» 


TARS eny, 


A ep A 


| 
| 


j Í 
| 
i f 
| 
\ 
ti 
f 
if | 
H | 
1] Ne 
ER 
i 
| 
> 
1 
| 
UA ( 
IB; 
‚m 
{ 
+ 4 
d 
EEE ji 
pi 
W 
ti j 
LTR | 
TS i 
a 
f 4 
in ii 
I \ I 
4 P 
F i 
\ 2 
į H 
a 4 
ei f 
1" P, 
4 bi 
Kig 
f 
N f 
Run! 
Bi. 
4 M 
I Si! Tal. 
ny 
AT Pi 
N r 
\ i 
y 1 F 
BEE A oa 
NE i i 
y 
i Pi 
E i d 
D 
\ 
En 


er 


; Redigierd von Oberarzt 
Sammelreierate. 


Bericht über einige neue orthopädische Arbeiten. 
Von Dr. Siegfried Peltesohn, Berlin. 


In einer groß angelegten Arbeit. aus der chirurgischen Ab- 
teilung der Universitätskinderklinik in München tritt Drach- 
ter (1) einem von mir nach langer Ruhezeit der Fragen ım 
Jahre 1914 wieder zur Diskussion gestellten Problem, nämlich 
der Frage der respiratorischen Thorax- und Wirbelsäulendeformı- 
täten, näher. Er beruft sich auf meine Äußerung, daß über den 
Weg, auf dem diese Veränderungen vor sich gehen, wenig Siche- 
res festgestellt ist und daß hier die beiden wichtigen Fragen 
zu lösen sind, inwiefern eine Erkrankung der Luftwege zu einer 
Deformität des Thorax führt und welchen Einfluß diese letzteren 
auf eine etwaige Verkrümmung der Wirbelsäule haben. Aus der 
eroßen Reihe der auftauchenden Fragen beschäftigt sich seine 
Arbeit mit folgenden drei Problemen: der Entstehung 1. der 
Thoraxdeformität bei Erkrankungen des Atmungstraktus, 2. der 
Wirbelsäulendeformität bei Thoraxdeformität, 3. von Wirbel- 
säulenthoraxdeformität oder Wirbelsäulendeformität allein infolge 
ungleichmäßiger Respiration beider Seiten. Seine Untersuchungen 
bauen sich auf klinischen und eigenen experimentellen Forschun- 
gen auf; bei den ersteren hat er sowohl die angeborenen wie 
die erworbenen Thorax-, Lungen- und Wirbelsäulenanomalien 
in erschöpfender Weise berücksichtigt. Die Leitsätze, zu denen 
er am Schlusse seiner Arbeit gelangt, seien hier wiedergegeben; 
sie lauten etwa: Die im Gefolge von Erkrankungen im Bereich 
des Respirationstraktus entstehenden Thoraxdeformitäten sind 
im wesentlichen Folge eines in der Brusthöhle notwendig gewor- 
denen Raumausgleichs, zu dessen Vollzug die knöcherne Thorax- 
wand mit herangezogen wurde. Als das bezüglich des Volumens 
variabelste Organ des Brustraums ist es in erster Linie die Lunge, 
deren Verhalten einen Raumausgleich erfordern kann. Die Lunge 
erfüllt in bezug auf die Thoraxwand eine diese stützende Funk- 
tion, welche im allgemeinen der Grund der normalen Thorax- 
konfiguration ist. Ist diese thoraxwandstützende Funktion der 
Lunge eine ungenügende und treten nicht andere thoraxwand- 
stützende Faktoren für die Lunge oder Teile derselben ein, so 
muß die Thoraxwand einsinken. Diese Deformierung ist haupt- 
sächlich bedingt durch eine zwischen Thoraxinnerem und Thorax- 
äußerem vorhandene Druckdifferenz. Die Stützfunktion der Lunge 
kann sowohl von anderen Organen, als auch von Flüssigkeiten, 
Gasen, festen Körpern (Plombe) übernommen werden. Auch bei 
vollkommener respiratorischer oder anatomischer Ausschaltung 
ciner Lunge tritt eine Thoraxdeformität dann nicht ein, wenn 
die Stützfunktion der Lunge durch ein anderes stützendes Me- 
dium ausgeführt wird. Der Einfluß von Narbenwirkungen bei 
dem Zustandekommen bestimmter Thoraxdeformitäten wird nicht 
in Abrede gestellt; doch gibt es bei normalem Lungenvolumen 
eine narbige Retraction der 'Thoraxwand nicht. Wirbelsäulen- 
deformität kann infolge der Thoraxdeformität nur dann entstehen, 
wenn eine Krafteinwirkung der Rippen auf die Wirbelsäule mög- 
lich ist. Es muß also im allgemeinen die Thoraxcontinuität 
erhalten sein. Daß pathologische Zustände der Lunge der Thorax- 
wand bedürfen, um auf die Wirbelsäule einzuwirken, ist ein- 
wandfrei nachgewiesen. Es ist darauf hinzuweisen, daß gleiche 
Veränderungen der Lunge auf die Wirbelsäule ganz verschieden 
wirken, je nach dem Verhalten der Thoraxwand. Es besteht 
ein prinzipieller Unterschied zwischen Lungenvolumenverkleine- 
rung bei erhaltener und bei unterbrochener Thoraxcontinuität. 
Bei letzterer beteiligt sich die Thoraxwand meist in viel aus- 
giebigerer Weise am Raumausgleich als bei erhaltener Thorax- 
continuität. Da aber ihr Zusammenhang mit der Wirbelsäule 
gestört ist, kann sie dieselbe nicht mehr beeinflussen (kranke 
Seite). Die Rolle, welche die knöcherne Thoraxwand beim Zu- 
standekommen bestimmter seitlicher Rückgratsverbiegungen 
spielt, wird am klarsten beleuchtet durch die bei der Besprechung 
der Anomalien der Pleuren und des Pleuraraums vom Ver- 
fasser erwähnten Tatsachen, wonach eine bestehende postempye- 
matische, nach der gesunden Seite konyexe Brustwirbelsäulen- 
verbiegung; beseitigt werden kann durch Beseitigung der Thorax- 
deformität. In bezug auf die Wirbelsäule ist es dabei nicht von 
Belang, ob die Beseitigung der 'Thoraxdeformität erfolgt durch 
Wiederherstellung der normalen 'Thoraxkonfiguration unter nor- 


984 9 1 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. 
Dr ren en E 


28, September, 


Referatenteil. 
Dr. Walter Wolff. Berlin. 


maler Ausdehnung de 
der Rippen im Bereic 
würde den dauernden 
setzen. Blieb aber der Lunge 
ringcontinuität wieder her, 
' verbiegsung. Ungleichmäßige Respirat 
führt nicht zu seitlicher Verbiegung 
die eingreifendsten 
des Respirationsapp 
falls nur die thoraxwands 


r Lunge oder durch operative Abtragung 
he der Deformität; letzterer Modus aber 
Kollaps der betreffenden Lunge voraus 
nkollaps und stellte sich die Thorax i 
so entstand wieder Wirbelsäulen- 
ion beider Seiten als solche < 
der Wirbelsäule. — Selbst 
Veränderungen in Anatomie und Physiologie 
arats führen nicht zu Wirbelsäulendeformität, 
tützende Funktion der Lunge, die ge 
schädigt wurde, durch ein anderes Medium ersetzt wird. Damit 
ist bewiesen, daß der Lungenkollaps als solcher und die respira- 
torische Funktion des Organs nicht bestimmend sind m bezug 
auf eine stattfindende oder nicht stattfindende Beeinflussung der 
Wirbelsäule. Um auf diese wirken zu können, bedarf die Lunge 
der Vermittlung der Thoraxwand. Ohne sichtbare Veränderun- 
gen dieser kann die Lunge die Wirbelsäule nicht beeinflussen. 
— Für eine therapeutische Beeinflussung einer seitlich” ver 
bogenen Wirbelsäule bieten sich — so meint der Verfasser — 
günstige Aussichten. Drachter hat in zwei Fällen von Brust- 
wirbelsäulenskoliose den Versuch gemacht, diese durch Pneumo- 
thorax auf der konvexen Seite zu behandeln, in einem weiteren 
Falle führte er zwecks Ausschaltung der konvexseitigen Zwerti- 
fellhälfte die Phrenicotomie auf dieser Seite aus; über den Ver 
lauf und die Einzelheiten wird leider aus äußeren Gründen nichts 


Aus dieser ausführlich referierten Arbeit ergibt sich von 
neuem die Schwierigkeit der Deutung der Pathogenese mancher 
anderen Deformitäten ist man D 
kanntlich bezüglich der Entstehungsursachen trotz der Fülle dar 
mit Scharfsinn angestellten Untersuchungen noch zu keiner ein- 
Während die Deformitäten der un 
teren Extremitäten von annähernd allen Autoren mit der Bit: 
wirkung, der Körperbelastung zu erklären versucht wurde, lenkt 
Grunewald (2) in einer interessanten umfangreichen Ver 
öffentlichung auf einen anderen formgebenden Faktor die Aut- 
merksamkeit und will damit dem Begriffe der „statischen Deform!- 
täten eine breitere Basis schaffen. 
„Beanspruchungsdeformitäten“ in die ärztliche Sprache einge 
führt wissen und zeigen, daß die wichtigste Beanspruchungsati 
des Skeletts, die Wirkung der willkürlichen Muskulatur, bisher 
so gut wie ganz vernachlässigt worden ist. 
Arbeiten nachzuweisen versucht, daß die Muskeln den Knochen 
bei weitem stärker beanspruchen als es die Körperlast tut und 
daß sie hinter den Faktoren der Vererbung bei der Formus 
der langen Röhrenknochen der unteren Extremität die Haupt 
rolle spielen. Trat diese Wirkung unter normalen Verhältnissen 
ein, so mußte auch konsequenterweise an eine wichtige Rolle 
der Muskelarbeit beider Entstehung derjenigen Defor 


gedacht werden, welche man bisher als statische angesehe 


Zwei wichtige Deformitäten, das Genu valgum und die Coxa 
vara, untersucht nun Grunewald ausführlie 


die die Muskulatur hierbei spielt. 

Genu valgum ist kurz etwa folgende: Beim Stehen in bequemer 
Haltung wird, da der Schwerpunkt des Körpers mit den Mittel- 
punkten von Hüft-, Knie- und Fußgelenk nicht in einer senk- 
rechten Ebene liegen, die zur Aufrechterhaltung des Körpers 4 


leistende Arbeit von den Wadenmuskeln, den Musculi jliaci und 
dem Ligamentum Bertini geleistet. 


Muskeln entgegenzuwirken, wird, wie es bei 
haltung der Fall ist, der Rumpfschwerpunkt 

t, Dadurch vermindert sich die Tendenz 
Kniegelenke nach vorn überzukippen. Bei weiterer Ru 
verlagerung kommt es bei der Ermüdungshaltung sogar 
leichten Beugung im Kniegelenke, sodaß die Wadenmusk In 

) Jetzt tritt der mächtige Quadriceps m, Au 
Dieser hat die Tendenz, bei seiner Contraction die Kui 
nach außen zu luxieren, wie bereits Duchenne gezeigt ; 
also im Sinne des Genu valgum zu wirken. Diese 
nun beim Gehen deswegen nicht manifest, weil hi 
entgegengesetzt wirkende Muskeln in Tätigkeit sin 
wie gesagt, beim Stehen. 
weise aus phylogenetischen Gründen ein geringes G 
besteht, so stellt das pathologische Genu valgum nicht 


heitlichen Klärung gelangt. 


Er will statt ihrer das Wort 


Er hat in früheren 


h auf die Rolle, 
Die Argumentation für d 


Um der Ermüdung diese! 
der Ermüdungs 
etwas zurückVvel- 
des Rumpfes, m 


spannt sind. 


Da nun bekanntlich schon no 


m~ 
Digitized by od 


- ae a a o : a in en a N, Sraa 
t ` 28. September. - . 1919.— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39.  - .. 985 ee 
E ‘dar als eine Übertreibung dieses physiologischen Zustandes, be- | Stellen, da die Kranken weiter umhergingen, zu. Verbiegungen - up 
’ dingt durch eine Übertreibung des. Gebrauchs des Quadriceps, | der genannten Knochen gekommen. : In Wien war -eine ähnliche. En 
-der bei längerem Stehen für die ermüdeten Wadenmuskeln ein- | Krankheit seit Ende 1918, allerdings meist bei alten. Leuten, be- p 
l tritt, während er normalerweise beim Stehakt gar nicht beteiligt | obachtet. und als Hungermalacie .gedeutet worden. . Auch re 
n ist. Damit stimmt auch die beim Genu valgum fast konstant | Fromme erblickt die Ursache der -Krankheit seiner Fälle in Tre), 
ai zu findende Hyperextension des Kniegelenks, Genu.recurvatum, | der schlechten Ernährung. Hierbei sind schematisierend zwei- Sei En) 
E überein. Verstärkte Aktion des Vastus lateralis bei zeitweiliger | Gruppen von Momenten zu unterscheiden, die eine Störung im,- `- El: 
E Ausschaltung des medialen` Vastusteils . dürfte nach Grune-.| Knochenwachstume bedingen: 1. das Fehlen der Bausteine, und: Eos 
= „wald. auch- bei. der: Entstehung des kindlichen Genu valgum | zwar. des Kalkes und des Phösphors, sowie der Vitamine; ` an 
© ‚eine Rolle spielen, dessen spontänes Verschwinden Verfasser im |.2. solche Veränderungen, die eine Hyperämie ‚des Markes und _ BER mi: 
= Gegensatz zum O-Bein kaum je beobachtet hat. “Wenn übrigens | damit einen vermehrten Abbau des Knochens bedingen, und | Ba N 
=o. Grunewald .auf Grund seiner Überlegungen sagt, daß man | hierzu gehören Hyperämie infolge Störungen der Sekretion -der Eee 
m versuchen könnte, bei nicht allzuweit entwickeltem Genu valgum, | endokrinen Drüsen und Hyperämie infolge infektiöser Prozesse I ES 
j: besonders jugendlicher Individuen, den- Quadriceps medialwärts | im Knochenmark. Wenn die Krankheit gerade die Adolescenten sa I ; 
m ‚zu verlagern, also die Sehne von der Tuberositas tibiae loszu- | betrifft, so ist_das so zu erklären, daß. gerade in diesem Alter, . A i ie 
= ‚lösen und ani der medialen Seite der Tibia zu inserieren, sowie | zumal wenn schwere: körperliche. Arbeit — meist Schlosserei -—  . Kat 
n daß eine gleichzeitige Verlängerung der Sehne und Verpflanzung | geleistet werden muß, die Zufuhr an. Baustoffen ihre Abfuhr, 2. Park 
a distalwärts den wirksamen Hebelarm der Streckung noch ver- | die hier abnorm stark ist, erheblich übersteigen muß. Was die . = =: {imu} f H 
i längern und die Kraft des Quadriceps steigern, so könnte ich | Therapie betrifft, so muß die Arbeit sofort unterbrochen, die .  - >:  pezgk k 1 
I persönlich eine derartige Therapie nicht befürworten. Es würde | Ernährung, namentlich die Zufuhr von Vitaminen, schnellstens re Haar 
o über den Rahmen dieses Referats hinausgehen, wollte ich auf | gebessert und Calcium und Phosphorsäure verabreicht werden. 2 # Mt 
1 die weiteren Ausführungen über Zug- und Druckbeanspruchung | Zu betonen ist schließlich noch, daß, wenn auch die Bezeichnung o f 1 
` der Knochen, über die. Schenkelhalsverbiegungen, die. neue Maß- | „endemisch auftretende Erkrankung des K'n o'ch e n systems“ ge- AE 
3 , methode des Schenkelhalswinkels und des Retroflexionswinkels, | wählt wurde, es sich tatsächlich um eine Erkrankung des ge- ER 
~ den Sudeckschen. Höcker usw. eingehen. Während der Autor | samten Skelettsystems, also auch der Muskeln, handelt, ja sogar le ir i 
. zum Schlusse noch für die Muskelzugerklärung beim Cubitus valgus | des. Gesamtorganismus, wie die schlechte Entwicklung der-sekun- > : n PpS a H 
a eintritt, weist er für den Plattfuß und die Skoliose den primären | dären Geschlechtsmerkmàle bei einigen Fällen beweist. © >- 0, nl. o fi Bi 
f Einfluß der Belastung nicht von der Hand. Fußwurzel und Eine Gesamterkrankung eines Teiles des Skelettsystems, ng l ih 
u .. Wirbelsäule beständen aber auch nicht aus einem, sondern aus | nämlich des Muskel-Bänderapparats, stellt auch die sogenannte °C" fapa i 
j einer Anzahl kleiner,: beweglich miteinander verbundener | Myositis ossificans progressiva dar. v. Kügelgen(4) vn ; o put sa 
o Knochen, die schon. durch verhältnismäßig geringe Kräfte gegen- | der chirurgischen Universitätsklinik in Dorpat gibt uns. jetzt T i 
j - einander verschöben werden können. = Be eine genaue Beschreibung eines. der hierhergehörigen seltenen ro A i 
5 =. Wenn bier bei der Entstehung von Deformitäten. der Bean- | Fälle. Es- handelt sich um einen 16 jährigen Knaben, der in den >- nik SEPI 
a sprúchung sei es. durch Muskelzug, sei es durch Körperbelastung | Jahren. 1892—93 in der Universitätsklinik zu Dorpat beobachtet =- .: on PR! 
= die geschilderte Bedeutung beigemessen wird, so darf doch niemals | worden ist und. dort starb; das Skelett des Falles befindet sich ” Kir af 
o- der Umstand verkannt werden, daß’ diese Deformitäten eigent- |“im Besitze des Professors v. Zoeg'e-Manteuffel Der > >s “uparbaf 
; lich ohne eine abnorine Verminderung der natürlichen. Wider-, | ganze Körper war durch Knochenspàħgeñ zu einer absolut un- ° — = kg: 
f standskräfte des’Skeletts nicht denkbar sind, ein Punkt, den auch | beweglichen Masse verwandelt, und zwar in zusammengekauerter un f i 
: Grunewald keineswegs unberücksichtigt gelassen ‚hat. ‘In | Stellung. Die ‘Krankheit begann mit 6—7 Jahren mit einer > < o Sofii Ei j, 
i die‘ Gruppe der mit herabgesetzter Knochenresistenz ' einher- | progressiven Vensteifung der Nackenmuskeln. Im Laufe. von : >`: ji: ft 
gehenden Krankheiten, welche. am Ende zu Deformitäten aller | zwei Jahren wandelten sich auch die Muskeln an beiden Schultern ° . hen m 
: Art führen können, gehören die Krankheitsfälle, die F ro m m e (8) | und Oberarmen zum größten Teil in harte Massen um, sodaß.  .7. WEHEN 
j in der chirurgischen Klinik in Göttingen in der letzten: Zeit in | die Arme nicht mehr gebraucht. werden konnten. Dann kam m A: 
! gehäufter Zahl bei Adolescenten zu beobachten Gelegenheit hatte | es zu Verhärtungen am Rücken. und an den Beinen, sodaß sich : .. ` pi x i 
2 und’ über die er jetzt ausführlich berichtet. : Im Januar 1919 | Patient nicht mehr fortbewegen konnte. Die Bildung der Ver- ` | ar 
' „kamen 8, im Februar 7, im März 16, in den ersten sieben Tagen | härtungen ging nach vorhergehenden leichten Schmerzen stets . BE ENIE 
des April bereits 7 schwere Fälle zur Poliklinik; unter den Er- | schubweise in:Pausen von Monaten vor sich. Endlich traten `> Pe y! 
i  krankten war nur ein Mädchen; von 80 Lehrlingen einer Fabrik. | auch Schmerzen in den Masseteren auf, sodaß Patient schließ- í r hd 
- — Jm Alter von 15—18. Jahren wurden 15 infolge Schmerzen in | lich nicht mehr kauen konnte. : Der Tod erfolgte an einer. von tof ERGI 
` den ‚Beinen arbeitsunfähig. - Die Krankheit, die beim Versuch | Decubitalgeschwüren ausgehenden eitrigen Phlegmone des ’'re- ART: nong 
ihrer Klassifizierung auf der Grenze von Spätrachitis und Osteo- | troperitonealen Zellgewebes und- an. Peritonitis. Bei diesem .. — ` ah! A 
| malacie steht, tritt geradezu endemisch in Fabrikgegenden auf. | Kranken waren vier Typen von Verknöcherungen und Ex- surf fi 
Das klinische Bild ist durch Plattfußbildung, schlecht entwickelte | krescenzen `zu unterscheiden: 1. rundliche Tumoren mit breiter en: if 
; Muskulatur ‘bei derbem Knochenbau, leicht vermehrtem Fett- | Basis auf knöcherner beziehungsweise verknöcherter Unterlage; ” h En \ 
ansatz, geringer Auftreibung der Epiphysengegend charakteri- | 2. strangförmige, dem Verlauf von Sehnen. und Muskeln folgende; . | if 1i 
‚siert. Unter Schmerzen entwickelten sich allmählich O- oder | 3. solche, die von einer knöchernen Unterlage entspringend, durch Be 
X-Beine. Röntgenbilder zeigten, daß an den Stellen stärkster | die Weichteile hindurch zum nächsten Knochen_ hinüber. eine Da Fi | 
Schmerzen an den Beinen Spontaneinknickungen an den Knochen | Brücke bilden und unregelmäßig frei ins Gewebe eingehende = al ABl 
bestanden. Bei diesen kam es zu Einkeilung des schmäleren | Fortsätze schicken, ohne Grenzen eines physiologischen Gebiets; Bee Ri 
ın den breiteren Teil der Knochen, also in die Epiphyse. | 4. solche, die frei ins Muskel- oder Bindegewebe eingebettet Paryk 
Fromme nimmt an, daß diese klinisch so wenig Symptome | und nicht mit Knochen in Verbindung stehen. _So wenig Neues i n si | 
Bietende Infraktion dadurch möglich ist, daß erstens in den 'Kügelgen bezüglich der Ätiologie dieser in ihren Ursachen Ber Fi | 
‘Knochen ausgedehnte Osteoporose, also Schwund von Knochen- | nöch gänzlich im Dunkeln liegenden. Krankheit sagen kann, so = elf 
bälkchen vorhanden ist, und zweitens ‘die erhaltenen Knochen- | ist auch in seinem, wie in mehreren früheren Fällen das Vor- Be Ben 
_ teile durch Halisterese, also durch Schwund von Kalksalzen, einem | handensein von gleichzeitigen angeborenen ` Mißbildungen ns pedi Harn 
Erweichungsprozeß unterliegen, wodurch die Sprödigkeit ger | auffallend. Hier bestand nämlich an beiden Füßen eine ı. > Ai paha 
ringer, dadurch 'aber auch ein mehr allmähliches Einsinken möglich | auffallende Kürze“ der .Großzehen, - bedingt durch völligen >= P Th | 
geworden ist. Im vorgeschritteneren Stadium traten auch | Defekt . der Grundphalanx, sodaß die . Nagelphalanx w- > © ish 
Schmerzen im Rücken und den oberen Extremitäten auf. Die:|' mittelbar mit dem Metatarsus artikulierte. Charakteristisch ie 
Gehfähigkeit nahm ständig ab; im Gegensatz zu den Epiphysen | ist in allen Fällen das Intaktbleiben der vom Darm- ~ i | d 
‚ der langen Röhrenknochen waren die Rippenknorpel meist nicht | faserblatt abstammenden glatten Muskulatur. Der Ver- ©... 
schmerzhaft. Dann kam es auch zu Schmerzen bei Kompression |'fasser schließt sich in Hinsicht auf die Pathogenese der Auffas- Saka jp : 
es Beckens. Viermal sah Fromme Spontanfrakturen der | sung Stempels an, welcher eine mangelhafte Differenzierung‘ a HE z 
Tibia, und zwar einige Zentimeter unterhalb der oberen Epiphyse, .| des Mesenchyms annimmt, deren Zellen. die Fähigkeit verloren | [m go! 
zweimal des Femur dicht oberhalb dèr distalen Epiphyse, da | haben; sich einerseits in Bindegewebe, . andererseits in ` EN E 
wo Sonst nach langdauernder Gipsverbandbehandluüng. die Spon- | Knochen gesetzmäßig‘ zu differenzieren. Weitere Klärungen o fai ; T ay 
tänfrakturen einzutreten ‘pflegen. Allmählich war es an diesen | erwartet er außer von 'embryologischen Studien, von Unter- ay DAP Se f 
Sia 5 zu | | | 5 I PERDERTI 
f GE a $ Be E | 
ii M: i i iia 


BE Ey A Bu 


4 
[3 | z 
ch 
j 
IRN. 
4 fi 
F- et 
1% z 
Br. t 4 


| sehen. Die Seltenheit der Lokalisation einer Myositis ossificans im 


teilung des folgenden Falles. Einem 50jährigen, in einem Schacht 


-sacroiliaca gelockert und die am Darmbein ansetzenden Muskeln, 


suchungen über die Funktion und das mikroskopische Bild der | 
Drüsen mit innerer Sekretion und des hämopoetischen Systems. 


Während die lokalen Muskelverknöcherungen an den Ex- | 
tremitäten, besonders am Arme bekanntlich recht häufige Folgen 
von Traumen sind, werden sie am Rumpfe nur höchst selten ge- 


Musculus quadratus lumborum veranlaßt Gaugele (5) zur Mit- 


arbeitenden Manne drückte, ohne daß er ausweichen konnte, ein 
von oben kommender Fahrstuhl auf den Nacken; preßte ihn 
nieder, wobei die Beine in immer stärkere Grätschstellung kamen; 
als volle Grätschstellung eingetreten war, wurde die Symphysis 


insonderheit der Musculus quadratus lumborum ein-, zum Teil auch 
abgerissen; im Anschlusse daran entstand der Muskelknochen, Die 
Frage nach der Entstehung dieser Verknöcherungen bespricht 
der Verfasser kurz; er meint, daß sie nunmehr in dem Sinne 
gelöst ist, daß es Myositis ossificans sowohl periostaler -als 
myogener Entstehung, vor allem aber viele Mischformen gibt. 
Auch die Ewald sche Annahme, daß ihre Ursache in der „Durch- 
flutung des gequetschten Muskelgewebes mit Synovia“ zu suchen 
ist, habe vieles für sich. Ob Gaugele auch in seinem Fall 
eine derartige Entstehung des Muskelknochens annimmt, sagt 
er leider nicht; das beigegebene Röntgenbild würde meines Er- 
achtens diese Annahme nicht ungerechtfertigt erscheinen lassen. 
Auf ihm sieht man deutliche Verdichtungen an der linken Kreuz- 
darmbeinfuge, Abbruch beider Querfortsätze des fünften, ebenso 
des linken Querfortsatzes des vierten Lendenwirbels. Die Körper- 
konturen des vierten Lendenwirbels lassen ebenfalls Verletzungen 
erkennen. Am bemerkenswertesten war indessen der Muskel- 
knochen im Quadratus lumborum, der sich als em dem Darmbein 
rechts aufsitzendes, zum Querfortsatz des dritten Lendenwirbels 
hinüberziehendes, sanduhrförmiges Gebilde darstellte. 


Zum Schlusse sei noch über einige Arbeiten berichtet, die 


sich mit speziellen therapeutischen Maßnahmen bei orthopädi- 
schen Leiden befassen. 


= Die Tortieollis spastica, die sich, wenn außer dem Kopf- 
nieker 'auch die kurzen Nackenmuskeln beteiligt sind, gelegent- 
lieh in Form der „Retrocollis spastica“ darbietet, tritt wenn 
die neurologischen Behandlungsinethoden versagt haben, meist 
in die Behandlung des Orthopäden. An der Hand dreier ein- 
schlägiger Fälle besprieht Debrunner (6) die zur Verfügung 
stehende Therapie. Er ist bei jeder Torticollis spastica zuerst 
für konservative Maßnahmen, wobei neben Redressionen, 
Massage, psychischer Beeinflussung die Feststellung des Kopfes 
durch geeignete Stützen eine wichtige Rolle spielt. Wo aber, 
wie so häufig, der Erfolg ausbleibt, tritt das operative Verfahren 
in seine Rechte. Einmal können Fälle von eigentlichem Ac- 
cessoriuskrampf, wo also nur Sternocleidomastoideus und even- 
tuell Trapezius in Mitleidenschaft gezogen sind, durch Resektion 
des Nerven beinflußt werden. Handelt es sich um Spasmen in 
weiteren Muskelbezirken, vor allem im Nacken, oder führt die 
Nervenresektion nicht zum Ziele, so bietet die Myotomie größerer 
Muskelgruppen, im besonderen der M. recti und obliqui capitis, 
den letzten, wohl stets zum Erfolge führenden Ausweg. Aus- 
schlaggebend ist dabei, daß gründlich vorgegangen wird und daß 
man vor notwendig: werdender Wiederholung des Eingriffs nicht 
zurückschrecken darf. Bei der Nachbehandlung stellt man den 
Kopf in überkorrigierter Stellung im Gypsverbande für zirka 
sechs Wochen fest, dann wird dieser durch eine gut angepaßte 
Kopfstütze ersetzt. Nach acht bis zehn Wochen erfolgt Fort- 
lassen der Schiene nachts und monatelange Gymnastik. In den 
drei beschriebenen Fällen wurden bei dieser konsequenten Durch- 
führung der Behandlung schöne Resultate erzielt. 


Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 37. 


Hirschfeld (Berlin): Zur Kenntnis der Radialislähmung. Bei 
der Parese des Nervus radialis hängt die Hand herunter, und ihre 
Dorsalflexion ist nur um einen gewissen Grad möglich. Läßt man aber 
einen solehen Patienten die Faust der erkrankten Seite schließen und 
noch einmal dorsal flektieren, so ist der Exkursionsgrad ein deutlich 


größerer. Es empfiehlt sich, die hier beschriebene Erscheinung bei der 
Übungstherapie der Radialislähmung auszunutzen, 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


988 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK Nr. 0. 


IR Santamhan 
SE 


pa m 


i < BE 
‘Der Heilung des Klumpfußes setzen sich bek: 
manchen Fällen schier unüberwindliche Schwierigkeiten entse 


hintere Kapsel nun ebenfalls durch Querschnitt eröffnet wird. Nun 
werden die Achillessehnenstümpfe wieder vereinigt und die Haut 
wunde geschlossen. Um nicht mißverstanden zu werden, betont 


S3 . 5 K TANN 
Verfasser ausdrücklich, daß die erste Forderung in der KI 


ump- 
fußtherapie die kunstgerechte Modellierung des Fußes ist. oa 
wenn ein sonst nicht zu beseitigender Rückstand bleibt, tritt der 
genannte Eingriff in seine Rechte. ae 
Endlich berichte ich noch kurz über eine eigene (8) Mit 
teilung aus dem Gebiete des Baues orthopädischer Apparate. Sie 
betrifft drei Fälle von Serratuslähmung auf infektiös-rheuma- 
tischer Basis, die ich noch im Felde sah und versorgte. Um die 
mit dieser Lähmung verbundene Funktionsstörung des Armes, 
welche bekanntlich in der mit der mangelnden Fixation des’ 
Schulterblatts am Thorax verbundenen Unmöglichkeit der Am 
erhebung über die Horizontale besteht, zu beheben, kommt alles 
darauf an, dem Schulterblatt eine dauernd frontale Lage aui 
zuzwingen und, soweit möglich, dem medialen Schulterblattrand 
eine Stütze zu geben. Die folgende an Einfachheit, Billiekeit und 
Wirksamkeit die bisher bekannten Bandagen übertreffende Kon 
struktion bewährte sich bei meinen drei Fällen bestens. Sie De- 
steht aus einer mit der eepolsterten konkaven Fläche auf das 
Schulterblatt zu legenden, pflugscharförmigen verstärkten Bisen 
blechplatte, deren unterer Teil unter dem gleichseitigen Arme 
nach vorne greifend nicht ganz bis zur Mamillarlinie in Höhe 
etwa der sechsten Rippe reicht, während’ der obere, der Schulter 
blatteräte entsprechende freie Rand durch eine Schiene überragt 
wird, die wie ein gekrümmter Finger über die Schulter nach 
vorn bis in die Unterschlüsselbeingrube reicht und hier in ein! 
gut gepolsterten starren Pelotte endigt. Diese Bandage wird mit 
angenähten Gurten um den Thorax angeschnallt. Daß trotz der 
besten sagittalen Einstellung der Drehungsachse des Schulter- 
blatts durch eine Bandage die Erhebung des krankseitigen Armes 
niemals mit normaler Kraft möglich sein wird, beruht an 
auf dem erheblichen Eigengewicht des Armes, mehr aber nog 
darauf, daß der dem bei Serratuslähmung unter Umständen 
vicariierend eintretenden M. trapezius seine regelrechte Spannung 
und damit seine kraftvolle Contraction verleihende Antagonist 
nämlich der Serratus, hier ja gerade durch Lähmung ausfällt. 
Literatur. i. Drachter: Thorax, Respirationstraktus und Wirbelsäule 
Beitr. z. klin. Chir. Bd. 111, H. 1. — 2. Grunewald, Julius: Über Beil 
spruchungsdeformitäten. Zschr. f. orthop. Chir. Bd. 38, S. 449, — 8. a 
ber eine endemisch auftretende Erkrankung des Knochensy con Ä Ei 
W. 1919, Nr. 19. — 4, v. Kügelgen, Robert: Ein Fall von Myositis 0 


ficans progressiva. Arch. f. Orthop. Bd. 16, S. 380. — 5. Gaugele: Über eine 


seltene Lokalisation der Myositis ossificans traumatica. Ebenda, $. 209. 7. 


' sanlli ica, D. m. W. 
6. Debrunner: Zur operativen Behandlung der Torticollis spastica: nd 
1919, Nr. 9. — 7. Vulpius: Die Heilung des angeborenen Klum fußes. Ebendl, 


A ‚ Arch, 
Nr. 8. — 8. Peltesohn: Zur Bandagenbehandlung der Serratus ähmung, Ar 
f. Orthop. Bd. 16, S. 274. 


iz 


Haberland (Breslau): Latenter Mikrobismus, : schlummerni? 
Infektion, ruhende Infektion. An der Hand der Iriegschiturgistl@l. 
fahrungen, speziell des Gasbrandes, ergeben sich folgende DIE A 
wichtige Unterscheidungen: 1. Der latents Mikrobismus: ia 

Sinne, 2. der latente Mikrobismus im weiteren Sinne, 8 iD 
mernde Infektion, 4. der latente Mikrobismus im Sinne der Aios $ 
Definition, 5. die ruhende Infektion (Melchior). í ‚Kavernen. 

Schmidt (Hamburg-Barmbeck): Über bronchiektatischen kiar: 

Über die Entstehung der Bronchiektasie ist noch keine vogga 


I 


Digitized by Goo gle < A 2 ie 


ge a, 2 Sri 


j 


r heit TaI - Das nathologisch-anstönilsche ‘Verhalten der . bronchi- 


ED yi eylindrisch abgetan.. -Was die Indikation zur Operation anlangt,‘ so ist, 


. „therapie. Es ist falsch, die primäre seronegative Syphilis einer Blut- 


u seinem Auftreten beginnen, sind‘ ebenso aufzufassen. Bei jeder noch 


u Balanitis, Herpes, Ulcera, ist auf- Syphilis sorgfältig zu fahnden (even- 


„ - Drüsen mit Hilfe der P unk tion). Auszuschließen sind die „Pseudo- . 
- „.pallidae“ (Refringens- und Balanitisspirochäten) durch Entnahme aus 


© abweichenden Spirochätenformen vorhanden sind. Jede Behandlung 


E silber begonnen wird, vermieden werdeñ). 


in. Königsberg am 26. Mai 1919. 


empfiehlt sich, in den Schuh eine gut passende, etwa 1 cm dicke Filz- - 


1919 — MEDIZINISOHE-KLINIE. — NÈ: 89. Be se 


i 4 


. ektatischen Kaverne ist.nicht mit. der Einteilung sackförmig oder 
Emil Hirsch: Korrektur am: Recklinghausenschen- ‚Tonometer. 
wenn die Diagnose sicher, die Einseitigkeit des Prozesses ‚gewährleistet, 
-unà der Auswurf anfängt fötide zu werden, die. Indikation zur Ope- 
_ ration gegeben, in seltenen Fällen auch bei röhrenförmigen und eylin- | 
drischen . bronchiektatischen. Kavernen, sobald sie nur einen Lappen 

_ befallen. 
< H neben: (Berlin): Mediumistische Psychosen; Der mit- 
` geteilte eigenartige Krankheitsfall gibt dem Verfasser. Veranlassung, |, 
‚auf die Beziehungen, die zwischen Spiritismus ‘und psychischer Störung. 
_ bestehen, - zurückzukommen. Die Hingabe an den. praktischen Spiri- 
 tismus bietet für disponierte Individuen eine Gefahr, insonderheit dann, 
wenn infolge „medialer. Veranlagung“ das Psychographieren gelingt | 


und mit Ausdauer betrieben wird, oder Trancezustände. sich leicht ein- 
stellen. p Reckzeh. 


das. zurzeit beste Kontrastmittel, wie ‚genauer dargelegt wird. 


und flächen berücksichtigt... Das Bauptgewicht dos Körpers tragen 
Reitriémen: 


mit bitteren Mandeln. Es waren 12 bis 15 Stücke‘ davon gekaut und 


| Magenspül unächst mit Wasser, dann mit Sol. Kal. hypermangan. 
Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 36. > | 1:50) Da bes ypermang 


Erich Hoffmann (Bonn): Notwendige Sicherungen der bio- 
logischen Frühdiagnose der Syphilis und Bemerkungen zur Salvarsan- 


Ferner dürfte Pyloruskrampf vorhanden ‚gewesen sein, weshalb nur wenig 
von dem Gift in den: Darm gelangt war.. Patient erholte sich wieder. 


der medizinischen. Diagnose. ` Die Diagnosen sind einzuteilen in: 1. be-. 
griffliche (direkte, vergleichende, medizinisch- systematische), 
worunter auch die pathologisch-anatomischen. Diagnosen zu begreifen 
sind. 2. kausale (indirekte, erschlossene, pathologisch-physio- 
logische). Ad i z. B. Grippe; hier ist mit dem Status die Diagnose 
einfach gegeben. Der vorliegende Fall wird auf seine Merkmale unter- 


‚spirochätose wie Recurrens gleichzusetzen und erst die seropösitive 
Lues für eine Gewebsinfektion zu erklären. Díe Spirochaete pallida 
-ist vielmehr von Anfang an ein Lymph- und Gewebsparasit. Schon der 
Primäraffekt ist der Typus einer hartnäckigen, auch durch die Therapio 
nür langsam zu beeinflussenden Gewebsinfektion, auch' die indolenten 
regionären Drüsenschwellungen, die bereits unmittelbar nach‘ 


Übereinstimmung der Merkmale als Grippe bezeichnet (wie eine. 
Pflanze mit ihrem Gattungsnamen).. -Ad 2. z. B. Insuffizienz der Mitralis; 
‚hier liegen die Symptome systolisches Geräusch der Mitralis und 
akzentuierter zweiter . Pulmonalton ‘vor; "aus dem‘. einen ‘Symptom 


- so unscheinbaren : Affektion der ‚Genitalien usw., wie Wundscheuern, 


tuell mehrfache Untersuchungen nicht nur des Oberflächensekrets, 
‘sondern ‚auch des Gewebssaftes von Primäräffekten und regionären 


indirekt ebenfalls. So, kommt durch einen 5 chluß die Diagnose zu- 


der Tiefe (Punktionssaft) oder, falls das Oberflächensekret benutzt wird, ‘stande. F. B ruc k. 


durch Beachtung der Vorschrift, daß die Spirochaete pallida nur dann 
-sicher diagnostiziert werden darf, wenn außer dem Typus Pallida keine 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 35 u: 36. 
Nr. 85., Hans Curschmann (Rostock): Über sensible und 
sensorische Tetanie. Mitteilung zweier Fälle. In dem’ einen handelte es sich 
um eine rein sensible Tetanie höchst eigenartiger Form, in dem 
anderen um eine überwiegend sensorische. In dem ersten 
mußten die rein sensiblen, nicht schmerzhaften Paroxysmen auf Grund 


‚muß bei unklaren Affektionen unterbleiben, bis in einwand- 
‚freier Weise der Spirochätennachweis geführt worden ist, Empfohlen wird 
‘die Quecksilber-Salvarsannatriumkur. Denn. auch bei sekundärer Lues 

"ist die reine Salvarsanbehandlung nicht ohne Gefahr (Neuro- 
rezidive, die bei kombinierter Behandlung, falls. mit Queck- 


Nolten (Düsseldorf): Silbersalvarsan. Vortrag, gehalten im 
Ärzteverein in Düsseldorf am 16. Juni 1919. 

-Georg Rosenow- (Königsberg): Intraduraler Tumor des 
Dorsalmarks. Demonstration im Verein für wissenschaftliche Heilkunde 


und einseitige Zungenkrämpfe und hocehgradige Störungen 


kehrter und paradoxer, nicht aufgehobener Empfindung; zugleich . be- ` 


: Walter Fischer (Schanghai): Das Blutbild bei Amöben- 
dysenterie. Es wird in. der Regel zu diagnostischen: oder ‚therapeuti- 
‚schen Zwecken kaum Verwertung finden dürfen. 

Ä Renner: Zum Gasbrand und der Gasphlegmone. Bei Gas- 
infektionen oder schweren Eiterungen ist es, wenn der Eingriff die 
Blutleere erfordert, besser, diese nur durch- Fingerdruck zu erreichen, 
‘um jede weitere ‚Schädigung nach Möglichkeit auszuschließen. Auch 
ist : die Anwendung von Dauerstauung zu vermeiden. ' Therapeutisch 
sind, abgesehen von der rücksichtslosen Entfernung alles erkrankten 
Gewebes energische . W asgoratoMbehandiung und kochend heiße Um- 
schläge zu empfehlen. 

-. . Kurt Holzapfel (Berlin:Charlottenburg): Calcaneusexostosen 
nach- -Gonorrhöe, ‚Bei. der Calcaneusexostose (Hackensporn) Handelt es’ 
„Sich um eine Osteophytbildung — also eine periostitische Wucherung — 
am Processus medialis tuberis caleanei. Das Krankheitsbild wird meist 
verwechselt mit beginnendem. Plattfuß oder TFersenneuralgie. Der 
Hackensporn ist kein primäres Leiden, sondern entwickelt ` sich `: 
sekundär, besondersnach Gonorrhöe, und zwar, wenn diese 
zur Allgemeininfektion,, vor allem zur Arthritis gonorrhoica („ Tripper- 
-© Bicht“), geführt hat. Die Untersuchung ergibt nur an der medialen 
Seite des. Calcaneus eine circumscripte Druckschmerzhaftigkeit. Diese 
fehlt.bei anderen chronischen Calcaneodynien. Im Röntgenbild sieht 
man an der- betreffenden Stelle eine breite, dem Calcaneus- buckelartig ° 
„ufsitzende Auflagerung.. ‚Diese . periostitische Wucherung verursacht 
eim Gehen ‘und Stehen durch den Druck heftige Schmerzen. Es 


darin, daß. süß als bitter, sauer als pappig geschmeckt‘ wurde, daß es 
gut. schmeckende Dinge nicht gab, die Parosmie darin,. daß gute Ge- 
rüche nicht existierten (Rosen rochen schlecht). In beiden Fällen- 
konnte die Diagnose des tetanischen Charakters ex juvantibus: gestellt 
werden; aus dem: prompten Erfolg der Caleiumbehandlung (Calcium 
chloratum viermal täglich 0,1 längere Zeit hindurch, auch noch 


scheinungen des Anfalls. ` z i 
Bernhard Fischer (Frankfurt : a. ‚M)): Der Begriff der Krank- 
heitsursache. Ursache eines Geschehens ist derjenige zu seinem Zu- 
standekommen notwendige Faktor, der entweder für. unser Ver- 
ständnis oder für unser Handeln der wichtigste ist. Bei einem - 
_Unglücksfall ist derjenige Faktor die Ursache, dessen mögliche oder 
 gebotene Änderung oder Verhiriderung das Unglück verhütet hätte, 
: (Als Ursache eines Eisenbahnunglücks bezeichnet: man. z. B. eine falsche 
‚Weichenstellung, ein falsches Signal.) Stirbt ein nicht geimpftes Kind. 
„an Variola, so ist die Ursache des Todes der fehlende Impfschutz. Das 
Kind ist deshalb gestorben, weil es nicht geimpft war.. Bei jeder Frage 
nach der Ursache eines Geschehens ist die Fragestellung und die sub- 


der zum Zustandekommen eines. Geschehens notwendigen Bedingungen 


hohem Grade: variabel sind, ohne die Art, das Specifische des Ge- 
schehens wesentlich zu beeinflussen — unwesentliche Bedingungen; 
2. Faktoren, die zwar notwendig, aber.nicht die Art des Geschehens 
bestimmen — wesen tl iche. Bedingungen; 8. aloLen, die nicht 


Kr. 


Sc le einzulegen, in die ein genügend weites Loch an der dem Hacken- 


+ 


Sie dient dazu, die oseillatorischen. Schwankungen deutlicher zu machen, 


| R. Spiegel: (Berlin): Verbesserte Röntgendiagnostik des- Magen- : í 
darmtraktuš mit „Citobarium“ als Kontrastmittel.. Das obarlucı. U 


J: Fuchs: Der Sitzstock bei doppelseitiger Oberschenkel- “ 
amputation. Bei dem beschriebenen Apparat‘ wird‘ das Körpergewicht en. 
' möglichst: gleichmäßig verteilt, das’ beißt es werden alle Stützpunkte : 


Walther: Blumenthal (Koblenz): Ein Fall von Vergiftung. = 


. heruntergeschluckt worden. Danach -kirschrote Färbung des Gesichts; ` 
der Atem roch stark nach Bläusäure. Therapie: sofortige ausgedehnte i 


1:2500. Es bestand. starker Schlundkrampf, auch Speiseröhrenkrampf. i 


Benno Slotopolsky- (Zürich): Über den logischen Charakter ` 


sucht, mit dem Begriff „Grippe“ verglichen und im Falle der ia 


schließt man auf eine Insuffizienz der‘ Mitralis, aus“ dem anderen .. 


der mit. ihnen steigenden und fallenden Tetaniephänomene als echt `. 
tetanisch angesprochen werden. In dem zweiten Falltraten anfallsweiseund 
zusammen Hautjucken, Parästhesie in der Mundhöhle, bisweilen doppel- à 

des Geschmacks und des Geruchs auf in Gestalt meist Ver- ` 


‚standen die Übererregbarkeitssymptome. Die Parageusie zeigte sich 


wochenlang nach Beseitigung der ‚manifesten Sara) gegen alle Er- Pa 


: jektive, Anschauung. des Fragenden ausschlaggebend. Die Gesamtheit . 


‚läßt sich scheiden in: i.. Faktoren, die zwar notwendig, aber doch in ~.. 


er ` September, BES aa INT: KL | Br 
` sporn T TE Stelle. eingéscbnitten . ist. Dadurch’ wird der Be: 
„durch die. Körperlast - auf die Exostose ausgeübte Druck aufgehoben. .— 


. . - T 
Pa . R i R 
2 ua i 7 
A = s Bd, A 
SE er 
Pr te 
- in ten Pe 
- a S^ = 
een 3% 
f LER. T 
| ey 


= e 
O E E A r 
© m ` : 


ri ~ Berg 
Net Le LET > 


ı® 
w` 


ny 
BT) 
BR 
PN 
ne 
Mn 
Ze 
k - 
H 
roA 
gaa 
PE 
sir 
UF 
ner 
f 
: g 
aa Eye 
Ee 
rr r 


s a 
TID TE A a 


ARE En 
Kr hart i? 
son i E 


EX a 


TETEN: RE FRONT $ 
zZ RAI A Aan Se ASt Er ET ST L Nee. ` 3 Fi Zan ge ee 
jet ie e a A en mar =. ana aa ka . COET ` i . .. Es u! Fin! = 
EU On 7 VIEW & = un A ee -e Zaun EN cn ua EEE EIER s: sn T K ens 
e MATEJI en A nn E pi s-e eai E A y 
- = = < ž - un, ee er t>. a 
TIRE YNA = d P a le 


ae re, 
AT -ara 


A O 
un ILS 
= Tun. mr Bin 


% 
m .. 
ar: 


tame 2 5 


a ma ae 
n EE SE PAAS E 


yae a s e TARS 

u ae a 

er een 
cc aeaa un. 


i je. 
we“ L] w 
. u ano. u 
mw. ze . nam 
T INT X 
SR dr ie FL. % 


e 
er 
pp 
ehi ; 
en) 
. h J b3 
Ba 
ter sg x ” 
EHE 
e Peu j 
Ze eh J 
BUBEN 
` LA tn. 
Be 
ri ; 
` LAE uig ; yY 
ae N, 
ea A nA 
OET bfe, 
Be a A 4a 
noa Ne s: 
pa je a HAS 
oop enfe I 
sE Y e i v 
Ta tota ig 
7. me en Ne zu 
king 
ER je EEN 
š vi! Sa % 
ʻ F h? 
MNE: a eek, 
AALSIES 
; AE e 
tobat 
poig i 
POR o ` 
ih [5 
Be N ka 
r ae p H i K 
, 24 ee) n. 
' RAAR P 
o end g 
ai t: ® 
big 
ae 
a %4 y $ 
hie j A LES 
s N # € 
bN 4 
De 
= 
h 


T TIS 
P ere EL 
ean rue, 
Te 


A 
= 
d 

Img 2 


TETN aN E eA 


pama oT a i. 


2 K . . 
: i g EN y 
Be eE a aes R 
a ET M pE 
BT Br : 
a a e - u. u Vu 
Rn ie I 


~s 


-b 
z 
ee r Rne a pa 
= 


TTI eame. u Te 


HRAC EANET IHRER UT 


ma m n, 


2. 9 ~ = iza .. >z- -ores » 
RE RE Rat, 
R w z r aa R = Di 
GE et Eee tun 


and 


-T È 
u Ben = 


N . 
a I Ir 


-= orral 


rn 


-~ 


nn 
= 


= RA + 
m m 
il 


un %5 


va 

ee ee 

en a 
nn 


u, 


Aue 


- e om 


w4 
Waal 
._ 


en nn, 
PEA He ET ; 


3 : = = m 
EEE AG OLET A nee o i pae > 
hami D Do aee ph ao 


es. 
er x 


Free deln Ges = 
Ve ne een 


10. 
a a A 


Br s 
men 


-+ 


zar 
..- 
- 
- 


~ 


ten um ne ER 
R A ed 


P2 


"Tal — Ed 
ee a E 


E3 


988 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. 


28. September, 
mber. 


nur notwendig sind, sondern auch die Art des Geschehens bestimmen 
— specifische Bedingungen. 

A. v. Domarus (Berlin-Weißensee): Uber myotonische Pupillen- 
bewegung. Sie besteht darin, daß die bei der Konvergenz auftretende 
Pupillenverengerung nach Aufhören der Konvergenz längere Zeit 
andauert und erst allmählich wieder schwindet. Diese 
Anomalie fand sich bei einer völlig gesunden Person. Ferner 
bestand auf dem rechten Auge eine reflektorische Lichtstarre. Bei beiden 
Erscheinungen dürfte es sich um angeborene Anomalien handeln. 

Th. Albrecht (Halle a. S.): Otologischer Beitrag zur obiek- 
tiven Begründung neurasthenischer und verwandter Zustände. Wenn es 
auch eine normale Ermüdbarkeit des Hörnerven gibt, so zeigt sich das 
Pkänomen der Ermüdung doch .besonders bei neurasthenischen, er- 
schöpften oder an verwandten Zuständen leidenden Kranken. Wichtig 
ist die Tatsache, daß ein Ohr exzessiv erschöpft sein und doch noch 
normal hören kann, wie denn die Verstärkung der Ermüdbarkeit ledig- 
lich als cerebrales Symptom gedeutet wird und mit dem Zustand des 
Hörorgans an sich wenig zu tun hat. Bei den genannten Erkrankungs- 
formen zeigen sich nun folgende Symptome: 1. das frühe Verklingen und 
häufige intermittierende Wiedergehörtwerden von Stimmgabeln und 2. 
das Überspringen des vestibularen Reizes bei der Brüningschen 
calorischen Prüfung auf Trigeminus-, Vagus- und Vasomotorencentrum. 
Diese „ausstrahlenden“ Vestibularsymptome äußern sich von seiten des 
Trigeminus als Kopfschmerz, von seiten des Vaguscentrums als 
Übelkeit, Erbrechen und Änderung der Pulsfrequenz, von seiten der 
Vasomotoren als Erröten, Erblassen, Schweißausbruch und — als 
Ausdruck einer reflektorischen Anämie der Hirnrinle — als Desorien- 
tiertsein, Schwarzwerden vor den Augen, Trübung des Gesichtsfeldes. 

Georg B. Gruber (Mainz): Über das Zustandekommen des 
peptischen Geschwürs. Neben der verdauenden Komponente besteht 
eine Vielheit von ursächlichen Bedingungen, die die Magenduodenal- 
wand schutzlos der Digestion preisgibt. 


“ Fritz Lenz: Ein Streiflicht auf die Akromegalie. Es ist mög- 
lich, daß bei der Akromegalie die „gipfelnden” Teile deswegen in erster 
Linie von krankhaftem Wachstum betroffen würden, weil sie die 
kühlsten sind. A | 

Ernst Lewy (Rostock): Zur Odemkrankheit in den Gefangenen- 
lagern. Der Verfasser nimmt mit Hülse an, daß es sich hier um Folge- 
zustände einer länger dauernden Inanition handle, die zu allgemeiner 
Entkräftung und gewissen Veränderungen des Stoffwechsels führt, 
durch die insbesondere eine Art Ödembereitschaft geschaffen wird. Es 
handelt sich aber nicht um Stauungsödeme. Das: Auftreten der Ödeme 
gerade an den Unterschenkeln ist eine Folge der eigenen Schwere des 
Ödemwassers. Bei wagerechter Körperhaltung wandern die Ödeme oft 
in die Bauchhöhle und ins Scrotum. 

Fr. Schede (München): Ulnarisschiene. Sie besteht aus einem 
Stück Stahldraht, der in entsprechender Weise gebogen um die Hand 
gelegt wird. Der Draht wird an bestimmten Stellen der Hand gepolstert. 
Verschiedene Abbildungen dienen zur Erläuterung. 

Hedwig Thierry (München): Dünndarmstenose nach Bruch- 
einklemmung. Sie entstand in einem Falle nach der Operation eines 
eingeklemmten Schenkelbruchs, in einem anderen nach der Operation 
eines eingeklemmten Nabelbruchs. Beide Stenosen wurden erfolgreich 
operativ beseitigt (die eine mit einfacher Durchtrennung und nach- 
folgender seitlicher Anastomose, die andere mit Darmresektion und 
seitlicher Anastomose). 

Gückel (Nürnberg): Suggestivnarkose. Psychotherapeutische 
Forderungen zur Narkose. Es handelt sich darum, die Narkose suggestiv 
einzuleiten. Die Suggestivnarkose nimmt als Kombinationsmethode 
eine Mittelstellung ein zwischen der toxischen Narkose und der Hypnose. 
Bei ihr bleibt die Erregung (das Exeitationsstadium) aus. Der Verfasser 
nimmt mit Bonne an, daß eine Narkose um so schlechter geleitet sei, 
je ausgesprochener ein Excitationsstadium auftritt. Bei- der Suggestiv- 
narkose verringert sich die Gesamtdosis des Narkoticums. Die Lebens- 
gefahr der Narkose wird daher beträchtlich herabgesetzt. 

H. Flörcken (Paderborn): Direkte Bluttransiusion bei perniziöser 
Anämie. Der Verfasser hat diese Methode vor Jahren ausgeführt, der 
Erfolg war aber ein schnell vorübergehender. Er hat daher das Ver- 
fahren zugunsten der Thorium-X-Therapie und der Splenektomie 
verlassen. Die Wirkung dieser Operation ist meist eine nachhaltige 
Remission der Krankheit (in einem Falle war das Allgemeinbefinden 
noch vier Jahre nach dem operativen Eingriff sehr gebessert;). 


Nr.36. Perthes (Tübingen): Über das elektrische Verhalten moto- 
rischer Nerven während der Regeneration. Die Erregbarkeit des rege- 
nerierten Nerven ist nicht sofort, wenn die Nervenfaser den Anschluß 
an das Endorgan erreicht hat, die normale, sondern sie nimmt erst all- 


=— 


mählich zu. Es hat sich oft bee neurologischer Untersuchung 
der durch Schuß gelähmten Nerven völlige Unerregbarkeit für den 
faradischen Strom ergeben, während bei operativer Freilegung 
und direkter Applikation der bipolaren Elektrode am Nervenstamm der 
Nerv schwach, aber deutlich auf den faradischen Strom mit Muskel- 
zuckungen reagierte. Eine durch percutane Untersuchung festgestellte 
komplette Entartungsreaktion schließt daher eine im Gang befindliche 
Regeneration keineswegs aus. Daraus ergibt sich, daß der Zustand des 
Nerven durch Untersuchung des freigelegten Stammes weit 
sicherer zu beurteilen ist, als vor der Operation durch die neuro- 
logische Untersuchung. 

Perthes (Tübingen): Über das elektrische Verhalten der Mus- 
keln nach Durchtrennung des zugehörigen Nerven. Der Satz, daß der 
Muskel in acht bis zehn Tagen nach der Durchtrennung des zuge- 
hörigen Nerven seine faradische Erregbarkeit verliere, ist nur richtig, 
wenn man ausschließlich die percutane Prüfung mit den für die neuro- 
logische Untersuchung zulässigen Stromintensitäten im Auge hat. Bei 
Reizung nackter Muskeln, also bei größerer Stromdichte, behält aber der 
Muskel seine faradische Erregbarkeit weit über ein Jahr bei; erst ganz 
allmählich tritt der Verlust ein. Es kann daher eine Nervennaht auch 
noch zwei Jahre post trauma die zwar erheblich veränderten, aber 
nicht degenerierten Muskelfasern zu neuer Funktion erwecken. 

Oberndorfer (München-Schwabing): Über die Encephalitis 
lethargica und ihre Pathologie. Nach einem am 6. August 1919 im 
Ärztlichen Verein München gehaltenen Vortrage. | 

Ernst Naef (München): Klinisches über die endemische Ence- 
phalitis. Verkürzte Wiedergabe eines am 6. August 1919 im Ärztlichen 
Verein München gehaltenen Vortrages. 

H. Schade (Kiel): Untersuchungen in der Erkältungsirage. 
Vortrag, gehalten in der Medizinischen Gesellschaft zu Kiel. | 

Fritz Eberstadt (Frankfurt a. M.): Klinische Untersuchungen 
über Lähmung des Musculus iliopsoas. Zu den direkten Ursachen der 
lliopsoaslähmung gehören Erkrankungen und Verletzungen des 
Centralnerven- und Muskelsystems, der Wirbelsäule sowie angeborene 
Defekte, zu den indirekten Beeken- und Hüftgelenksanomalien ohne 
direkte Beteiligung des Musculus iliopsoas selbst. Das Ludlotische 
Phänomen ist ein diagnostisches Hilfsmittel zur Erkennung der Iliopsoas- 
lähmung. (Läßt man nämlich einen Menschen im Bett aufrechtsitzen 
mit wagrecht aufruhenden Oberschenkeln, und gibt ihm zur Aufgabe, 
nunmehr das gestreckte Bein zu heben, also das Hüftgelenk zu 
beugen, so erlangt man eine isolierte Wirkung des Musculus iliopsoas.) 

Ferdinand Sachs (Leipzig): Über toxische Ruhr im Kindes- 
alter. Bei zwei Brüdern, Zwillingen, im Alter von drei Jahren, deren 
Krankheitsbild bei allen Beobachtern den Eindruck einer akuten Ver- 
giftung mit chemischen Substanzen machte, ergab die bakteriologische 
Untersuchung des Darminhalts Pseudo-Dysenteriebacillen vom Typus D. 
Bei allen derartigen, akut mit Vergiftungserscheinungen einsetzenden: 
Ruhrfällen empfiehlt sich möglichst rasch ausgiebige Magen- und 
Darmspülung, um die Hauptgiftmenge, die sich noch ‚nicht In ‚der 
Darmwand verankert und zu weitgehenden Veränderungen geführt 
hatte, künstlich zu entfernen. 

F. Kauert: Über Proteinkörpertherapie bei Adnexerkrankunget: 
Die Erfolge sind nicht .ermutigend. Der Verfasser kommt daher gegen- 
über der Milchbehandlung bei der überwiegenden Mehrzahl der Ent- 
zündungen der weiblichen Anhänge zu einem ablehnenden Stand- 
punkt. F. Bruck. 

Die Therapie der Gegenwart, September 1919. 


E a a a E E A B A I 


Karewski (Berlin): Akute Perinephritis — eine häufige Quelle 
diagnostischer Irrtümer. Verschleppungen pyogener Kokken können 
im Nierenfett progrediente Eiterungen erregen, selbst wenn gie, al 
ihrer Eingangspforte keine nennenswerten Störungen durch ihre An 
siedlung anrichteten. Vier Beispiele legen dar, wie verschiedenartig 
und trügerisch die aus akuter Vereiterung der Nierenhüllen hervol- 
gehenden Krankheitsbilder sein können. Differentialdiagnostisch kommt 
es in der Hauptsache darauf an, Pneumonie, Pleuritis, Peritonitis aus: 
zuschließen. 

Tuszewski (Berlin- Reinickendorf): Über Vergiftung mit fal- 
schem Bittermandelöl (Nitrobenzol). Bei den mitgeteilten Fällen har 
delte es sich um Nitrobenzol, das betrügerischerweise unter dem Nan 
Bittermandelessenz für 50 Pf. pro Fläschchen feilgeboten wurde. Nitro 
benzol verursacht schwere Schädigungen des Blutes, des Nervensysiora 
und der inneren Organe. Unter Braunrotfärbung kommt es im Blu 
zu ausgedehnter Bildung von Methämoglobin und einem zwischen 
diesem und dem sauren Hämatin stehenden Körper. Brimar oder 
sekundär kommt es zu Veränderungen an den inneren Organen, ^P 


N Er; 
LJ I ygi LIZEU U y ~a Q) e 


paa 


In 


Be 
DEN 


vw 


u TR A 


ET, U 
u 


jr Ax is sr FA- 


dand 
wa 


- $ s 5 
2 ER? ` . 


B Septeńsber. o H E A Sellin a a a E | 
die Erfahrungen a E Sr 
auch der letzten ` Zeit (z. B. Kriegsnephritis und Fünftagefieber) be- . . 


der Leber eventuell Zu akuter gelber Leberatrophie: 


_ überstanden. | 


Stekel (Wien): Technik und Grenzen der Psychoanalyse und 
Psychotherapie. Der Psychotherapeut darf nicht einseitig sein und. 
muß sich für jeden Fall einen besonderen Feldzugsplan zurechtlegen: . 
` Die Analyse reserviert Verfasser für die Fälle, die -auf andere Weise 
-nicht zu heilen sind, die einer längeren Erziehungsarbeit ' bedürfen. 
- Verfasser beschreibt in a van die Grenzen ger, Psycho- 


analyse. 
. krankheiten. 


kungen, der Magenerweiterung, des Magenkrebses. Reckzeh 


Therapeutische Notizen. 


In der operativen Chirurgie ist das Clauden, wie E, Isenber 
. (Halberstadt) angibt, ein willkommenes Hilfsmittel bei schwierigen 
- Blutstillungen. Das Clauden muß aber auf die blutende Stelle selbst gebracht 


werden. Dabei gehört zur Erzielung der vollen Wirkung einige Geduld. 
In vielen Fällen muß eben der Tampon einige Minuten liegenbleiben. 
(M: m. W. 1919, ‚Nr. 35.) | F. Bruck. 


| Manasse (Berlin) schreibt über die chirurgische Behandlung der. 
Nervenschußverletzungen. Im Grunde genommen beginnt jede Operation 
an kriegsverletzten Nerven mit einer Neurolyse. Denn zuvörderst ist der 
Nerv aus den umgebenden Narben und Schwarten herauszuschälen. Bei 
der völligen Zerreißung der Nerven ist die Nervennaht das von vorn- 
Eine vielversprechende Methode ist die. 
Nervenverlagerung. Alle diese Methoden gehen in letzter Linie auf 
Anders diejenigen, welche in das Gebiet der 
Hier sucht man große Nervendefekte entweder 
durch Bildung gestielter Nervenläppchen oder durch Einschaltung frei 


' herein gegebene Verfahren. 


direkte Nervennaht aus. 
_Nervenplastik. fallen. 


verpflanzter menschlicher oder tierischer Nervenstücke oder endlich 
durch Zwischenfügung andersartigen, ja sogar 'körperfremden Materials, 
zu ‚überbrücken. (B. kl. W. 1919, Nr. 37.) | AR ! 
Abortivheilung der Syphilis durch zwei bis drei Neosalvarsan-, 
injektionen. erzielte Lesser (Berlin): Verfasser hält die Anwendung 


Die 'Dosis letalis 


schwankt bei oraler Aufnahme. ganz außerordentlich; mitunter ge- 
nügten. acht bis zehn Tropfen, andere Male wurden 35 g und Sauber 


Klemperer und Dü nner (Berlin): Behandlung der Magen- 
Sehr. lebrreiche Besprechung der Therapie ‚des Magen- ` 
 geschwürs (Ulcus ventriculi rotundum), der nervösen Magenerkran- 


—- 


Angaben - würden vielfach ergänzt ‚und berichtigt, 


rücksichtigt. Als Fundgrube des in dem Werke enthaltenen tiefgrün- 
digen Wissens führt der. Verfasser ‚ausdrücklich die Büchersammlung 


neuen Doppelauflage nicht. Walter Wolff. 


Hugo Ribbert, Lehrbuch der salgono Pathologie 


1919, C. W. Vogel. 801 Seiten. M.82,—, geb. M. 85, —. 


von Auflage zu Auflage immer umfangreicher ` werden,- hat“ die’ neùe 


darin als in anderen Lehrbüchern, und das rührt vor allem daher, daß 
‘Ribbert überall, 


Begriffe und alles Wesentlichen‘ strebt. Klarer und‘ einfacher kann. 
dem Lernenden der Stoff nicht vorgetragen werden, ` der. durch eine 
‚große Zahl guter Abbildungen‘: erläutert wird. Wie schon die Ein- 
fügung eines kurzen Abschnittes, über Konstitution zeigt ‚und es eigent- 


lich kaum einer besonderen Bemerkung bedarf, steht die neue Auflage 


selbstverständlich ganz auf der Höhe der Zeit, Mit viel. Genuß habe 


ich ‚sie durchgelesen und: mich. wieder davon überzeugt, daß man das 


Werk in recht viele Hände angehender ‘und schon’ ausgebildeter Ärzte 
wünschen muß. Dazu kann viel beitragen der bemerkenswert niedrige 
Preis bei ausgezeichneter, nichts von den Nöten der Zeit spüren 
lassender Ausstattung, wie man sie von dem bekannten Verlag go- 
wöhnt ist. C, H art (Berlin-Schöneberg). 


Hans Seydel, Die, Bozrehangon der Spirochäten_undder- 


Salvarsantherapie zur Pyorrhoea alveolaris und 

‘' anderen Erkrankungen des Mundes. | 
'heilkunde, herausgegeben won Prof. Dr. Walkhoff. 
72 Seiten. -Leipzig 1919,-Georg Thieme. M 8,60 -+25%. _ 

~ In den letzten J ahren hat die Salvarsantherapie bei Alveolar: - 
.pyorrhöe viele begeisterte Anhänger gefunden, besonders Kolbe. 
und Beyer berichten in verschiedenen Arbeiten über teilweise 
geradezu glänzende Erfolge, über Fälle, in denen sogar nach 3!/, Jahren 
Dauererfolge festgestellt wurden. Seydel zweifelt die Richtigkeit 


- Heft 41. 


9. 


der Kaiser-Wilhelms-Akademie an, die hoffentlich unabhängig von den. . ` 
etwaigen Schicksalen des Instituts den Ärzten bequem nutzbar bleibt. _ i 
Einer besonderen Empfehlung: bedarf der: „Guttmarin“ auch in dieser 


und der pathologischen Anätomie. VI. Auflage. Leipzig | 
Während alle anderen Lehrbücher der pathologischen Anatomie i 


Auflage des Ribbertschen Werkes diesmal nicht die Seitenzahl’ dèr : . 
vorigen. efreicht. Es steht in ihm aber deshalb. doch‘ nicht weniger. 


besonders aber im allgemeinen Teile, nach einer Re 
möglichst knappen und. scharfen Herausarbeitung der. grundlegenden 


Deutsche Zahn- ` 


u WoO Ay WOA 


_ wieder in positiv um, als wenn die negative Umwandlung durch eine 


. berichtet ‚Brockhaus. 
 _ molekül verbindet es mit der antineuralgischen eine ausgesprochen 


` (Th. d. Geg. 1919, H. 9.) ` 


ihr Umfang gegenüber der letzten sogar etwas geringer geworden ist; 


von Hg-Kuren beziehungsweise die Kombination von Salvarsan mit Hg bei | dieser Befunde an und unterwirft sie einer eingehenden Kritik. ‚Seine 


' noeh seronegativen Infektionen für zwecklos. Die Ausführungen sollen 
eindringlich auf die Bedeutung der Frühdiagnose und Frühbehandlung der 
Syphilis hinweisen. Die einzelnen Syphilisfälle müssen individuell be- 

. urteilt. werden, je nach dem Stadium, in dem die Behandlung einsetzt. 
Eine positive Wassermannreaktion, die durch Salvarsan allein, ohne 
Kombination mit Hg negativ geworden ist, schlägt weit seltener später 


Naeh ‘S eyd el BE die Spirochäten. zu den. | Be- . 
wohnern gesunder Mundhöhlen. Die Pathogenität der Mundspirochäten 


versuche fehlen. 
kombinierte Salvarsan-Hg-Kur erzielt worden ist, _@. kl. W. 1919, Nr.87.) 


Über Erfahrungen mit Diafor, einem Salicylsäurepräparat, 
Durch das in dem Mittel enthaltene Harnstoff. ! 


rhoica als neue Species der Mundspirochäten. Die von Knolle be- 
zeichnete Spirochäte ist zwar ständig bei Alveolarpyorrhöe anzutreffen, 
ist aber nicht ihr specifischer: Erreger; bei.der Alveolarpyorrhöe kommen 
stets die bekannten Eitererreger in großer Menge vor, -.' 

Seydel ist auf Grund seiner Untersuchungen davon überzeugt; 
daß die Alveolarpyorrhöe das Primäre, das Auftreten der Spirochäten- 
anhäufungen das Sekundäre ist, während es noch unentschieden. bleibt, 
ob vielleicht Spirochäten die: Krankheitsprozesse durch ibr sekundäres 
Hinzutreten irgendwie beeinflussen. Bei der Therapie darf also das 
Hauptgewicht nicht ‚auf die Spirochätenfrage und auf ‚die bakterio: 
logische Diagnose gelegt werden. g Hoffendahl. 

A. Dührssen, Geburtshilfe. 11./12. Auflage. Berlin, S.- Karger. 
824 Seiten, 43 Abbildungen.. Preis M 11,—. | 

Die 11./12. Auflage des bekannten Di üh rssen schen geburts- 
hilflichen Vademekums wird den vielen jungen, neu in die Allgemein; 
tätigkeit. tretenden, wie den älteren, aus dem Felde zurückgekehrten 
Ärzten ein willkommener ‚Berater sein. 
Taschenbuches geht weit über den der üblichen Kompendien hinaus, 
eine Tatsache,. die sich deutlich darin zeigt, daß der „kleine Dührssen“ 
seit 29 Jahren dem Außengeburtshelfer treue Dienste geleistet hat. 
Wie sein Verfasser im Vorwort zur 9. Auflage sagt, ist es ‚kein bloßer 
ein Resultat, das trotz der zahlreichen Zusätze nur erreicht worden Abklatsch der Lehrbücher“; Düh rssen nennt es mit vollem Recht ein 

Onnte, indem jedes überflüssige Textwort fortgelassen wurde. Da | kurzgefaßtes Lehr b uch der Geburtshilfe. Weitere Besprechung 
hierfür und zur Anpassung der Schreibweise an die herrschende Ortho- des allen neuzeitlichen. Fortschritten . "Rechnung : tragenden, inhalts- 
reichen Buches, das sich in drei Jahrzehnten- seine Stellung erobert . 


graphie: der Text Wort für. Wort durchgesehen. werden mußte, ist 
wieder eine staunenswerte Arbeit. geleistet worden. Die Abbildungen | hat, ist bei seiner Bekanntheit und Beliebtheit in der Ärztewelt unnötig. 
Kritzler en): 


sind vermehrt, zum Teil verbessert worden, die sumen biographischen 


sedative Wirkung. Diafor eignet sich besonders für alle die Fälle, 
in denen man neben typischer Salicylwirkung Beruhigung und Schlaf 
erzielen will.. Brockhaus’ Bericht liegt eine Behandlung von etwa 
.70 Patienten zugrunde mit mehr oder weniger funktionellen Beschwerden 
verschiedenster Art. : Bei aller Zurückhaltung in der Beurteilung der 
Wirksamkeit eines Mittels bei vorwiegend funktionellen Beschwerden 


kommt Brockhau s zu einer warmen ‚Empfehlung des Mittels. 
MOCHLon, 


— 


_ Büicherbesprechungen. 


Walter Gutmann, . Medizinische Terminologie, Ableitung 
und Erklärung der gebräuchlichsten Fachausdrücke aller Zweige. der 
Medizin und ihrer Hilfswissenschaften. 10.und 11. Auflage. 1308 Spalten 
mit 809 Abbildungen. Berlin und Wien 1919, Urban & Schwarzen- 
berg. ‘Preis M 88,— und Teuerungszuschlag. 

Als ein besonderer Vorzug der neuen Auflage ist anzusehen: daß 


'ist,.noch nicht erwiesen und die Gründe, die auf eine Pathogenität 
schließen lassen, sind sehr zweifelbafter Natur, da einwandfreie Tier- a 


Verfasser bezweifelt auch die Fistenz einer Spirochaeta, pyor- 


Der. Wert des handlichen 


` 
. 
“i, 
v 
Ken 
ur Tu) aT T 
een. ES H 
eet N zuge 
+ 


mes 
n 
7 


u 4 . 
a 


Bu 
` 4 
euere, he - 


Ze a Er . 
ers P Pe TE 
-p em ega Bo = 
E ont aae a AS TORRES ET PES 
IE, BER 7 
RE 
as 
S R 
EL o ma a ae O l 


. u: = KA .. 


Paata i 
re en AN enida S oL," 
EUNET ERN e am s 


+ 


EE E 


=A 


r ren u Deren ge 


pronnan 


ee I E 


RX = 
Sm nr 


Amen nn a 


mr o IE 


"e |] 


® fin 
EPE BSE 


mies 2... 
NIRTEn 


T 
mt y ea 
7 77 


— 


Ei : : '« ie i 3 
Be a er ' a aT = Ta 
s or = s . # ka . ey Fi 
un nn SIR E j ` í M 5 
ZART X Ar E Te ys e Es “nn. 
ee A Ioer an u R N e en SrA 
pon RT ae Lae uN 
PER TS ERTL) a Fa ot TREE 
er 2 ie, anna A 
z iai DE E 
B = A = z s peme n A 
a ` = a . ` À = 
FF TER en: 
u u tote Ti Aam a 2; 
= ae REF BE Dat 
$ i ser ei sr SE : ET rat 
mi E en 
= TEN? r. ee: Pa 


une 
EI 


u 


.._ 
s ae. 


x 


iaia -A 
us ep- 

2, 
3 . 


nn 
Ice Tpu 
TA 


aa OF E a fa = 

, ‘ PR. . 7 É Pr TE 

E . 5 

—.——- io an 

FERI T ATE ONN AITEN 
ee Fa AERE a Y ETAR won 2 Mae 
nem. nu ler NE 
Te ae LA ann 
ee Aa 


wor 
Ba TS 
Wet 


un 

= 
zu. 
euren. 
nn > 23 


ER ER a nee = 
N, DE VE TIE EaP) anme at =i 
= = I m m s 


+ 

. 
Jis 
Same 
Ban EE O 


re u Fs 
AGERE 
ER 


- 
2 f r 
qhi ra ame aeann a an 
OAT A 
AE SE t 
ja 


m 
. 


er 


De ag- a $ 
©, B e mn Bee 
mn 
aee aan ee 
2 BE ie, ge ea a 


re 


nn 
M a "e ® 

' 4 2 02 fi P * - 

> TREE Te s Ma bi re IX s Pa a tims Serene 

un SS ei Bi =°% = = EEE = ‚ = > - A - 

NEE; 5 f To ein I ns bs cn .. re - š 

Ba ai i Ba a ren : 7 = + K . 

Sun”. a . 
; ee A e er - % fagu 

EANET sine ` ein Br x k 


e = r a 
> - paie m 


Pe S 
B 


S % 
t, i i t wo 
rn i mee —— in ' 
BD aS 
R i p aa 57 s Fe e P3 x 
Ro 
pea 


990 


| {919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 89. 28. September. 
- — aa 


i = 
re 


A 
~ 


Vereins- und Auswärtige Berichte. | j 


| Göttingen. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 8. Mai 1919. 


Fromme berichtet im Anschluß an seinen Vortrag über ende- 
misch auftretende Erkrankung des Knochensystems in letzter Sitzung 

(10. April) über weitere derartige Beobachtungen, im ganzen bisher 
66 Fälle von Spätrachitis bezüglich Osteomalacie. Eine mit Hilfe der 
Ärzte des Kreises veranstaltete Statistik umfaßt 254 Fälle, darunter 
239 in der Adolescenz. Schwerarbeit, Lactation, hohes Alter begün- 
stigen; außerhalb der Pubertät bietet sich das Bild der Osteomalaeie. 
97% der Erkrankten hatten Grippe überstanden. 

Riecke demonstriert einen Adjährigen Patienten mit Lupus- 
carcinom. Der Lupus vulgaris, welcher meist als Foliaceus bestand 
und besteht, begann vor 30 Jahren an der linken Hälfte des Oceiput. 
Er breitete sich über das linke Ohr auf die linke Gesichtshälfte aus 
und nimmt diese fast vollständig ein. Behandlung erfolgte fast un- 
ausgesetzt mit elektiven Salbenätzmethoden, mit Licht, Röntgen, Ex- 
cochleation und anderem mehr. Jetzt besteht im großen ganzen eine 
glatte glänzende narbige Hautfläche, welche namentlich in den Rand- 
partien, doch auch regellos in der Narbe verstreut deutliche lupöse 
Infiltrate aufweist bei oberflächlicher Exfoliation. Inmitten der linken 
Wange — eine Stelle, welche speziell mit ungefilterten Röntgenstrahlen 
behandelt wurde — besteht eine kleinflachhandgroße, drusig-papilläre, 
aus halbkugeligen Wulstungen sith zusammensetzende, von sinuösen 
eiterbelegten Buchten durchsetzte, ulcerierte oberflächlich leichte blu- 
tende Geschwulstmasse, welche von derben aufgeworfenen Rändern 
begrenzt wird. Dieser Tumor hat sich vor reichlich sechs Monaten 
zuerst gezeigt, und zwar sei die Haut kreuzschnittartig aufgeplatzt, es 
habe sich -„trockener, krümeliger Eiter“ entleert und alsbald habe sich 
ein talergroßes Geschwür gebildet, das — mit Höhensonne damals be- 
handelt — schnell gewachsen sei. Patient zeigt keine Störung des 
Allgemeinbefindens, in den letzten Monaten vier Pfund Gewichts- 
zunahme; am Halse links sind einige wenige haselnußgroße, indolente 
harte Lymphdrüsen zu tasten; sonst finden sich keinerlei Zeichen für 
Metastasenbildung. Die histologische Untersuchung ergab ein Platten- 
epithelcareinom. 

Stich: Chirurgische Nachkrankheiten der Grippe. Verfasser 
bespricht die bakteriologischen Befunde, den klinischen Verlauf und die 
chirurgische Behandlungsweise von 60 Pleuraempyemen, die im letzten 
Winter in die Göttinger Chirurgische Klinik aufgenommen wurden. In 
54% wurden Streptokokken, in 26 % Pneumokokken isoliert. Chemo- 
therapeutische Versuche mit Vucinspülung hatten nur in einem Falle 
Erfolg; in den übrigen so behandelten zwölf Fällen mußte später noch 
Rippenresektion ausgeführt werden. Die Spülflüssigkeit wurde bis zur 
Konzentration 1:1000 angewendet. Die kontinuierliche Aspiration und 
Berieselung nach v. Reyher konnte noch nicht benutzt werden, 
scheint aber eines Versuches wert. Die fast immer notwendige Re- 
sektion wird bei dem meist schweren Allgemeinzustand in der Regel 
am besten nicht sofort nach Aufnahme, sondern einige Zeit später 
nach vorausgegangenen entlastenden Punktionen vorgenommen. Auf 
frühes Beginnen der Nachbehandlung zur Sicherstellung möglichst weit- 
gehender Lungenentfaltung legt Vortragender großes Gewicht. Außer 
methodischen Atemübungen, Aufblasen von Luftkissen usw., Einschrän- 
kung der Hustenbekämpfung auf ein unumgängliches Mindestmaß sind 
Saugverfahren, insbesondere die Vorrichtung von Storch benutzt 
worden. Nur bei 8 der 49 überlebenden Kranken war nachträglich 
eine Thorakoplastik erforderlich. Anschließend gibt Verfasser auch 
eine Übersicht über andere chirurgisch zu behandelnde Nachkrank- 
heiten der Grippe, die beobachtet wurden: Weichteilabscesse, para- 
artikulöre Abscesse am Fuße, paranephritische Abscesse (zwei Fälle), 
Thoraxphlegmone. 

Heubner bespricht die verschiedenen therapeutischen Indika- 
tionen des Calciums_als Stoffmittel, Blutstillungsmittel, entzündungs- 
dämpfendes und antispastisches Mittel und erörtert die theoretische 
Deutung der verschiedenen Wirkungen. Er betont unter anderem die 
Differenzen der Kalkwirkung an verschiedenen Angrifispunkten, indem 
sie z. B. zu einer Tonusvermehrung am Herzen, jedoch einer gegen- 
sätzlichen zu kürzerer Zuckung disponierenden Umwandlung des 
Skelettmuskels führt. Weiter weist er auf die für die Dosierung viel- 
leicht nicht gleichgültige Tatsache hin, daß Blut und Hirn im Kindes- 
alter wesentlich mehr Calcium enthält als in späteren Jahren. Die ent- 
zundungshemmende Wirkung des Caleiums glaubt er weniger auf eine 
Capillardichtung als auf eine Beeinflussung nervöser Gebilde zurück- 
führen zu sollen. Schließlich berichtet er über Kalkanalysen im Blut 
und Organen von kalkbehandelten Tieren, dievon P. Rona mit seiner 


-— m 


Beihilfe ausgeführt wurden. Danach kann der Blutkalk durch sub- 
cutane Injektion wie durch Inhalation von Calciumchlorid auf etwa 


130°/, der Norm gesteigert werden, was jedoch für eine Ionenwirkung 


vom strömenden Blute aus nicht allzuviel bedeuten dürfte. Die thera- 
peutische Kalkwirkung ist nicht abhängig vom Kalkgehalt des Blutes. 


Sitzung vom 22. Mai 1919, | l 
Schultze demonstriert mehrere Fälle von Encephalitis lethargica. 

Der eine Kranke machte bei der Aufnahme einen hysterischen Bin- 
druck. Bald stellte sich tiefe Schlafsucht ein. Klärung des Bildes trat 
ein durch zwei hinzutretende Symptome: Ptosis wechselnden Grades 
und leichte Temperatursteigerungen. Bei einem zweiten Patienten be- 


stand ebenfalls Ptosis, große Müdigkeit, ferner Erschwerung der Sprache, 
Augenmuskelparesen. 


dr 


Schultze demonstriert weiter eine Meningitis tuberculosa mit 
positiver Wassermannscher Reaktion im Liquor. Wassermannreaktion 
im Blut war negativ. 

Schmidt demonstriert zwei Fälle von Muskeldystrophie. Der 
eine Fall gehörte dem Peronealvorderarmtyp an, im zweiten kompli- 
zierten ausgesprochene fibrilläre Zuckungen die Diagnose, welche 
zwischen Dystrophie und spinaler Atrophie (Duchenne-Aran) lange 
schwankte. i 

Ebbecke schildert nach kurzer Einleitung den Begriff der 
centralen Hemmung (Hesbast, Weber, Goltz), die durch Druck 
eines Nervenstammes entstehenden, im Bezirk der Nervenausbreitung 
lokalisierten sensiblen Reizerscheinungen und ihre Beeinflussung durch 
gleichzeitige, benachbarte, gleichflächige taktile Hautreize. Er benutzt 
dieses Beispiel, um daran die Rigentümlichkeiten der centralen Hem- 
mung, insbesondere Hemmungsveränderung und Hemmungsrückschlag 
zu veranschaulicben und vergleicht damit die Hemmungen auf moto- 
rischem Gebiet (Rückenmarksreflexe) und sekretorischem Gebiet (Speichel: 
sekretion, Schweißsekretion), die Hemmungswirkungen der Aufmerk- 
samkeit und die ebenfalls als Hemmung verständlichen optischen Er 
scheinungen von Simultankontrast und gleichsinniger Induktion, Den 
in der centralen Hemmung sich äußernden „Wettstreit der Erregungen” 
deutet E. als eine trophische Konkurrenz benachbarter Bezirke. 

Fromme berichtet über die Erfahrungen, die an der Göttinger 
Chirurgischen Klinik von, Mitte 1916 bis Ende 1918 mit der Albeeschen 
Operation (Einpflanzung eines frei transplantierten Knochenspans in die 
gespaltenen Dornfortsätze) bei der tuberkulösen Spondylitis gemacht 
worden sind. 26 Fälle, längste Beobachtungszeit fast drei - Jahre, 
kürzeste !/, Jahr. Von diesen ist ein Patient einige Wochen nach der 
Operation an Miliartuberkulose gestorben. Zwei weitere im Verlauf 
der nächsten Jahre an Tuberkulose anderer Organe, einer vielleicht an 
einer Kompressionsmyelitis, drei viertel Jahr nach der Operation. Da 
einmal infolge Eiterung Ausstoßung des Transplantats erfolgte, bleiben 
21 verwertbare Fälle. Von 18 konnte Nachricht erhalten werden. 
Diese waren bis auf drei beschwerdefrei. 14 konnten nachuntersucht 
werden. Von diesen waren sechs Fälle ideal geheilt — ohne Gibbus, 
ohne jede Beschwerde, ein Kind hatte sogar normale Beweglichkeit im 
fixierten Teile der Wirbelsäule wiederbekommen — sieben weitere 
waren ebenfalls zur Zeit der Nachuntersuchung beschwerdefrei, hatten 
aber einen Gibbus behalten, der zum Teil etwas prominenter durch die 
in der Lendenwirbelsäule auf der einen oder auf beiden Seiten des 
Spans entstehende Lordose geworden war. Von diesen hat ein Kind 
kürzlich, drei Jahre nach der Operation, einen Rückfall erlitten, nach- 
dem es drei Jahre beschwerdefrei gewesen war. Eine Kranke 
noch Schmerzen und einen Senkungsabsceß, der Punktion erforderlich 
machte (unter drei ungeheilten Fällen enthalten). Auf Grund diese! 
Erfahrungen, die bisher wesentlich bessere Resultate ergaben als die 
konservative Behandlung — abgesehen von der Allgemeinbehandluns 
im Gebirge oder an der See, die aus wirtschaftlichen Gründen bei 
diesen Kranken nicht möglich war — empfiehlt F. die Albeesche 
Operation ‘bei allen Fällen von tuberkulöser Spondylitis, sotem asep- 
tische Verhältnisse an der Transplantationsstelle vorliegen und i 
ausgedehnte sonstige Tuberkulose besteht. Am günstigsten sind die 
Aussichten bei frischer Spondylitis, bei der sich noch kein Gibbus aus- 
gebildet hat. Die klinischen Resultate werden durch Projektion Na 
striert, ebenso das Verhalten des Tibiaspans in den Dorntortsätzen, 


seine Dickenzunahme und die Verwandlung: des kompakten Knochens 1 
einen Spongiösen. 


Sitzung vom 19. Juni 1919. Mh 
Walter Fischer: Medizinisches aus China. An der en 
Medizinschule für Chinesen in Schanghai hat Vortragender gefun en, 


daß viele chronisch rezidivierende Darmstörungen auf Amöbeninfektion 


Ulcera peptica kommen dagegen nicht in Frage, können aber indirekt. 


: ET NIT LIE = EN ER nn Dann E AA en a ee no vr, FAE i 
` 28. September. „1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr 39 >on Ç Ç Mo, Sae Ah 
beruhen. Sehr häufig sind nach überstandener Ruhr, auch nach Emetin- | zur Operation übergeben. . Wie soll nun. die Häufigkeitsfrage sicher Bee, 4 
behandlung, Cysten im Stuhl nachzuweisen. Nach '1Y/,jährigem Auf- | gelöst werden? Man kann entweder vom. Magenkrebs ‚ausgehen ad 2 u sa 
enthalt in Ostasien waren unter deutschem Sanitätspersonal 10% :Cysten- | in diesem Falle bei allen durch Operation oder durch Obduktion ge- , we NE jr] 
. . träger. — Mundamöben lassen sich von .Ruhramöben bisweilen nicht | wonnenen Krebspräparaten nachforschen, ob eine Geschwürsgenese vor- ` ea Ba f 
-Sicher unterscheiden. — Amöbenruhr ist sehr häufig durch Bacillen- | liegt oder nicht, Diese Nachforschung kann durch die mikroskopische ee A 
ruhr kompliziert, ferner nicht-selten mit Typhus und Tuberkulose; in |: Untersuchung des Präparates selber, oder durch chemische Untersuchung‘ Br f i 
einem Fall fand sich im Rectum Kombination von Amöben-, Typhus- -| -des'Magénsaftes, oder auch durch Erhebung der Vorgeschichte erfolgen. 700 o> RrU I 
und tuberkulöser Infektion. Dold stellte sekundäre Infektion des | Oder. man kann vom Magengeschwür ausgehend klinisch-statistisch.. / ini 
Darms mit. Pyocyaneus in Schanghai mehrfach fest. Nach. den | festzustellen versuchen, wieviel ‘Gesehwüre später Krebse geworden. ` . “._ hi 
Forschungen. desselben Autors, an: denen Vortragender teilweise mit- | sind. 'Zweifellos dürfte der pathologisch-anatomische Nachweis der - _ Sur, Er | Ai 
-gewirkt hat, beruht die als Sprüe bezeichnete Darmerkrankung in einer | exakteste sein; aber leider sind bisher nur sehr wenige Fälle von ein . Bee piy Br 
 Blastomyceteninfektion. — In China, dem Land der Lebereirrhose, } wandfrei festgestellten Ulcuscareinomen bekannt geworden.. Man sieht D Ba: t f 
5: . zeigt diese Krankheit zum Teil eine ganz besöndere Ätiologie: einmal | sich deshalb gezwungen, die.weniger sichere klinisch:statistisch Bear- —— "n Sea E h 
ak = beobachtete Vortragender sie nach Pocken, -sebr oft waren Wurm- | beitung der Frage mit heranzuziehen, wenn man zu der Häufigkeits- `- Se A g 
ie. - infektionen die Ursache (besonders mit Schistosomum japonicum, viel- | frage Stellung nehmen will.. Geht man hierbei vom Careinom aus, 50 er Benia i >i 
Eri leicht auch mit Clonorchis). Schließlich -berichtet Vortragender noch | zeigt es sich, daß das Vorhandensein’ von freier Salzsäure bei Magen- se BES | 
= über eigenartige Befunde aus China auf dem Gebiete der Geschwulst- | krebsen für eine Geschwürsgenese im Gegensatz zu früheren Ansichten. .. .:....: Chir, 
nis: lehre (Speicheldrüsenmischgeschwülste riesiger Größe, Steißteratom, | nieht zu verwerten ist, denn es konnte nachgewiesen werden, daß sich Bl | N 
ur einseitiger Riesenwuchs) und. erörtert die Histologie des Mongolen- | bei 20 % aller Magenkrebse, die. sicher zum größten Teil ficht von -` >05 sofo 
J fleċks, dessen 160 u lange Pigmentzellen in: der Cutis nach Vortragen- | Magengeschwüren abstämmen, freie Salzsäure findet. Ebensowenig ist “er a 
#: ~- dem im fünften Embryonalmonat auftreten. | eine charakteristische Ulcusanamnese ‚zu verwerten, nachdem die Er- ° ^ il, 
ax => .  Heubner: Bxperinientelles und Theoretisches zur Inhalations- | fahrung gelehrt hat, daß derartige „Anamnesen durch ihre Symptom- ER 
„t: .. therapie. Vortragender beginnt mit einem Hinweis auf die zwei Formen | beschreibung irrtümlich auf Magengeschwüre schließen lassen, weil eine EEE 
ai ‚der Inhalationstherapie, nämlich die lokale Beeinflussung der Schleim- chronische ‚Gastritis und bestimmte abdominelle Erkrankungen wie De Ber Kl 
: ` haut und-die Zufuhr resorptiv wirkender Mittel; ein Mittelding zwischen | Cholelithiasis, Appendicitis die gleichen Symptome hervorrufen können. ee Ea m t 
d: beiden stellt die Inhalation ‚von Atropin ‚bei Asthma vor. Die längst | Ceht man vom Magengeschwür aus, so wird man sich der Frage zu- Be $ i: 
HB bekannte ausgezeichnete Resorptionsfähigkeit der Lungenoberfläche, | Wenden ‚müssen, was aus den Magengeschwüren wird, die nicht ödenr „Ki X ki 
= darunter auch der Bronchialschleimhaut, für gelöste und sogar für |.@ur palliativ operiert wurden: Diese Frage wurde aktuell, nachdem "Nikki ai 
ai. eorpusculäre Substanzen ist-zwar ein günstiges Moment zur Erzielung | YOn verschiedenen Autoren die Behauptung ‚aufgestellt worden war, . FRE nf i 
je -© — Tesorptiver, doch ein ungünstiges zur Erzielung lokaler Wirkungen, | daß 25—60 % aller resezierten Ulcera carcinomatöse Degenerationen er- Be E 
z | Weil-die zugeführten Mittel allzu rasch verdünnt werden. Vortragen- | Kennen ließen. Nach internen Statistiken sind nun aber nur 8% von ` <. -7 ana: 
5 der berichtet. über eigene Versuche, die die Aufnahme von größeren 216 behandelten und dauernd beobachteten Fällen von.Magengeschwüren — -` HERE TE 
&  _ , Fetttropfen durch die Bronchialschleimhaut darzutun scheinen: Diese | 42 Magencarcinom sicher übergegangen (Warren, Bamberger). ' SE j if 
$ stärke Resorptionsfähigkeit erschwert auch ein sicheres Urteil über die | Nach einer chirurgischen Sammelstatistik (Bamberger) über 1600 ES g A 
y Tiefe des Einwanderns inhalierter Substanzen im Bronchialbaum; von | OPerativ behandelte Magenulcera wurden von diesem später 2% in- BE Id 
g ' vornherein ist anzuerkennen, daß eine beträchtliche Abnahme nach | Carcinome umgewandelt. A. wies schon: 1912 auf dem Chirurgen- Ben); $ k 
3: Unten‘ erfolgt. infolge dauernden Verlustes an den Wandungen des | Kongreß darauf hin, daß man hierbei nur diejenigen Uleuseareinome "ET 
“A Luftweges. . Jedoch ist. ganz bestimmt nachweisbar, daß erkennbare | @uerkennen dürfte, die frühestens zwei ‚Jahre nach der Ulcus- we Hill 
i Mengen bis in das Alveolargebiet vordringen können, allerdings ge- | OPeration in die Erscheinung treten. Früher auftretende Ọlcuscarcinome "ii ill 
= . wöhnlich nur in einzelnen Lungenläppchen; auch hier konnte Vor- könnten auf Fehldiagnosen beruhen, die bei der Ähnlichkeit zwischen P RE 
ø  — „tragender die bisher bekannte Feststellung durch eigene Versuche ‚Uleuscareinom und Ulcus callosum sehr leicht möglich sind. Mit dieser es A E: 
g ergänzen. Weitere Untersuchungen beschäftigen sich mit der Art und Einschränkung ‚wurden- an der”Kieler Klinik bei 118 operierten Magen- Biel 
p., Zusammensetzung der Inhalationsnebel, wie sie besonders durch die | 8@Schwüren später zwei Magenkrebse festgestellt. | rer E hI 
3" _ Apparate von Tancré und Spieß-Dräger . erzeugt werden. Es wurde IL. Konjeetzny (Pathologisch-anatomischer Teil’ [mit Demon- Se a 
f festgestellt, daß die Wirkung eines Nebels aus Novocainlösung in | Strationen]): In der Ätiologie des Magencareinoms spielt vom Stand- BES N 
MN kurzer Zeit Anästhesie erzeugte, wenn die Konzentration entsprechend | punkt des Klinikers die Reiztheorie die erste Rolle. Von dieser Theorie’ ERS i 
y _ hoch, nämlich .50% war. Als Maximum der praktisch brauchbaren | ausgehend, kommt als präcareinomatöse Erkrankung außer dem Trauma’ ni 
4 Nebeldichte (Menge zerstäubter Flüssigkeit ‘im Volumen Luft) wurde.| und der chronischen Gastritis vornehmlich das Ulcus ventriculi in Frage. N LE | i 
ý 80 ccm) pro Liter Luft -ermittelt. Für die Zerstäubungsgröße (Menge | Daß ein Ulcus krebsig entarten: kann, ist zuerst von Crüvelhier  — > pooR ji 
go des gelieferten Inhalationsnebels) sind entsprechend der Atemgröße behauptet worden, später haben: Rokitansky und Dittrich, ee ET 
4  WÖölf Liter pro Minute zu fordern. Das Maximum an inhalierter Flüssig- | wenn auch nur nebensächlich, ebenfalls auf diese Krebsursache hin- Be et: 
y keit kann auf 10 cem pro halbe Stunde angesetzt werden. Mit ver- gewiesen. Eingehend hat dann. Hauser 1888 in seiner klassischen. > . 1. \.är 
4 schiedenen Methoden suchte Vortragender die Tröpfehengröße und das | Arbeit an der Hand eines Falles, bei dem am Rande eines umfang- EDEN 
f Mischungsverhältnis der verschieden großen Tropfen in den Nebeln zu | reichen Ulcus ein voll entwickeltes Careinom histologisch nachweisbar. © : s AEI p 
j ermitteln: Alle untersuchten Nebel enthielten Tröpfehen von 0,04 mm | war, die- Frage erörtert und zur Diskussion gestellt. Eine Füle von > `- eh ARN 
o Durchmesser bis zu den kleinsten sichtbaren Dimensionen, doch in ver- | Arbeiten, die nunmehr zu dieser Arbeit Stellung nehmen, führte leider  - ~“ SARAF 
f Schiedenem Mischungsverhältnis. Aus Modellversuchen an Röhren- | mangels der nötigen Kritik nicht zu einer endgültigen Klärung dieser ` `; DELIE iS 
ji - Systemen verschiedener Art konnte geschlossen werden, daß die unter- wichtigen F rago. Für die pathologisch-anatomische Beweisführung ist Be Bu FA: 
ı .  Suchtén Nebel mit einem Verlust von nur wenigen Prozenten über die unbedingt ein genauer histologischer‘ Untersuchungsbefund,. der zur» ° >- x ily N 
0 Glottis hinausgelangen, und daß sich von dem in die kleineren Bronchien | Nachprüfung vorgelegt werden kann, erforderlich, aber Fälle, die dieser > 0: o Fa 
; hineingelangenden Anteil bei weitem die Hauptmenge 'niederschlägt. | F orderung. genügen, finden sich selten in. den Arbeiten. Diese wenigen 2er DIE 
i Eine praktisch brauchbare Dosierung resorptiv wirkender inhalierter | Fälle, die sich bei Hauser, Düpplant, F ütterer, Verse, 0.07 Fu 
a ittel liegt daher durchaus in dem Bereich der Möglichkeit, Audistere, Hayem, Gruber. finden und denen: sich genau. on es 
Ze. Bo — | | © 0ehme. untersuchte Fälle des Vortragenden zugesellen (Demonstration), haben. ` °. Nele 
= | g aber'in einwandfreier Weise die Tatsache.erwiesen, daß eine sekundäre E 
a | 5 u > krebsige Umwandlung eines Magenulcus vorkommen kann. Dabei soll ` heek 
A | ee Kiel. ne 5 unter Ulcuscareinom ein Magencareinom. verstanden werden, das ich . :.-:- CERE i 
S Medizinische Gesellschaft. Sitzung. vom 26. Juni 1919. .— sekundär auf-der Basis eines Magenulcus in direkter Abhängigkeit von .  ,: ..unmnlııh 
| Anschütz und Konjetzny: Magengeschwür und Magenkrebs. an entwickelt. Wenn man sich nun die Frage vorlegt, welche © © oo 5 AE) DE 
| - T -Anschütz (Klinischer Teil): - Die Tatsache, daß sich auf | Ulcera eine besondere Disposition zum Careinom haben) ‚so sind es Hl F (PEG 
. dem Boden eines Magengeschwürs ein Magenkrebs entwickeln kann, | nach den in.der Literatur niedergelegten Fällen und.nach eigener Er- ``; Aii aa a 
| ‚wird von keiner Seite bestritten, aber über die Häufigkeit dieses Vor- | fabrung die großen, callösen, schwer heilenden Magengeschwüre; frische. :. Bi fi Tof 
CIRIE 


kommens gehen die Meinungen weit auseinander, Für den Praktiker | on al 
Ursache der Krebsbildung werden, da sich auf dem Boden einer Uleus-; ` 


È 2 i ee 
Mn i aia n Pt 
= ne Eu 
_ 
- 
= un us 


+s Ist es aber von lebhaftem Interesse; genau zu erfahren, ob ein Magen- | A 
ebs sich nur in seltenen Fällen aus einem Magengesehwür entwickelt | narbe ein Careinom entwickeln kann. Makroskopische Diagnosen’ führen - nn 
oder ob: dieg die Regel ist. Ist das letztere der Fall, so müßte er jedes | zu groben Fehlschlüssen, weil ulcerierte Carcinome und callöse Ulcerá | f 
Sicher’ festgestellte ‘Magengeschwür wegen. der Folgen dem Chirurgen | überaus ähnlich ‘sein können, Auch ein’ Durchschnitt ist nicht ent-. a e i ie 
e i i } 

j X 2 F i i p. 


BB ut 


992 


zul 


m 0 a aaÃŘ 


scheidend für die Diagnose, denn das Ulcuscarcinom zeigt alle Charakte- 
ristica des callösen Ulcus. Eine weitere Schwierigkeit bietet die 
makroskopische Diagnose dadurch, daß sich oft auf Careinomen sekun- 
däre peptische Ulcera entwickeln. Die Behauptung von Fütterer, 
daß die ulcerierten Magencarcinome, die in Fischhakenform auftreten, 
auf Ulcera zurückzuführen seien, ist nach eigenen Untersuchungen zu- 
rückzuweisen. Durch das Auftreten peptischer Geschwüre im. Carci- 


nom, die bisweilen die Krebsbildung überholen beziehungsweise zer- | 


stören, ist eine weitere Erschwerung in der einwandfreien Feststellung 
der Ursache eines Magencarcinoms gegeben. Ferner ist als weitere 
Komplikation, die bei der Diagnose in Rechnung zu ziehen ist, daran 
zu denken, daß Abscedierungen und phlegmonöse Eiterungen in einem 
Carecinom eine krebsfreie Geschwürsgrundfläche schaffen können und 
dann ein Gebilde entsteht, das einem typischen Ulcuscareinom ähnlich 
sieht (Fall Verse und eigene Beobachtungen [Demonstration]. Ganz 
willkürlich ist es, wenn man ein gefundenes Carcinom deshalb auf 
Ulcus zurückführt, weil sich in der Nähe peptische Ulcera beziehungs- 
weise Narben finden, denn in einem mit Carcinom behafteten Magen 
können an anderer Stelle Ulcera unabhängig von dem Carcinom ent- 
stehen und umgekehrt (Demonstration). Klinische Daten über frühere 
Uleusbeschwerden sind durchaus unzuverlässig. In einem beobachteten 
Fall mit jahrelang periodisch auftretenden Uleusbeschwerden und freier 
Salzsäure fand sich nachher ein Carcinom auf der Basis einer Polyposis. 
Auch bei der mikroskopischen Untersuchung in Serienschnitten, die zur 
Sicherung der Diagnose in allen Fällen zu fordern ist, bleibt infolge 
der komplizierten Verhältnisse die sichere Entscheidung der Pathogenese 
überaus schwierig. Jedesmal sind zum Nachweis eines Ulcuscareinoms 
die folgenden Befunde notwendig. 1. Das Geschwür muß die Charakte- 
ristica des chronischen Magengeschwürs bieten. 2. Die Geschwürs- 
ränder und der Geschwürsgrund müssen eine partielle krebsige Infiltration 
aufweisen und 3. muß der histologische Bau ein derbes scirrhöses, 
undifferenziertes Carcinom aufweisen; hochdifferenzierte Carcinome 
sprechen gegen Ulcuscareinom, Schließlich muß 4. die das Careinom 
umgebende Schleimhaut keine ausgesprochen atrophische oder prolife- 
rierende Gastritis mit Adenie aufweisen. Die Frage, ob das Ulcus- 
carcinom eine zufällige Komplikation des primären Ulcus (Dittrich) 
ist‘ oder eine kausale Beziehung zur Carcinomentwicklung hat 
(Hauser), muß nach den als beweiskräftig anerkannten Fällen im 
Sinne Hausers entschieden werden, und demnach ist das chronische 
Ulcus zu den präcareinomatösen Erkrankungen im Sinne Orths zu 
rechnen. Den Ausgang nimmt das Carcinom nach Hauser von den 
im Uleusrand auftretenden .atypischen Drüsenwucherungen, die sich 
regelmäßig beim callösen Ulcus finden und als reaktive und degenera- 
tive Wucherung aufzufassen sind, wie sie sich an eine Läsion der 
Magenschleimhaut durch entzündliche Prozesse anschließen (Demon- 
stration). Wenn es sich bei diesen Wucherungen nun auch nicht 
immer um direkte Vorstufen des Carcinoms handelt, so dürften sie 
doch durch den chronischen Reizzustand, unter dem sie dauernd stehen, 


rynter einzulegen, um ein Wiedervorfallen der Nabelschnur zu ver 
eine erhöhte Disposition zur krebsigen Entartung schaffen. Weshalb | hindern. Nürnberger (München). 
Rundschau. 


Pathologische Anatomie und Heilkunde. 
Von 


Georg B. Gruber. 
(Fortsetzung aus Nr. 38.) 

Eine große Rolle unter den Einsendungen zur histologischen 
Begutachtung spielen Gewebsproben aus dem weib- 
lichen Genitalkanal, die durch Excision oder Ourettage 
gewonnen sind, Meine Herren, die Beurteilung solcher Proben, 
die meist in sehr kurzer Zeit abgeschlossen sein soll, ist gar 
nicht leicht. Sie ist vor allem deshalb nicht leicht, weil sich das 
Zustandsbild des zum Fortpflanzungsgeschäft bereiten Uterus fort- 
während verändert. Es können Blutungen aus dem Fruchthalter 
mehr oder weniger physiologisch oder zweifellos pathologisch 
begründet sein. In letzterem Fall können allgemeine oder lokale 
Kreislaufstörungen, entzündliche” Veränderungen, blastomatöse 
Bildungen oder Gestationsstörungen vorliegen. Da nun der monat- 
liche Wechsel im Leben des Weibes mit Umbildungen in der 
Uterusauskleidung verbunden ist, da es andererseits hyperplastische 
Zustände des Endometriums gibt, und da die Bröckel einer Aus- 
kratzung nicht etwa immer ein ideal topographisch übersichtliches 
und ordentlich auszubreitendes Material darbieten, ist es eine außer- 


ordentliche Erleichterung, ja geradezu eine unumgängliche Not- | 
wendigkeit, die histologische Diagnose an Hand von Angaben über 


die jeweilige Katamenienphase zur Zeit der Ausschabung zu stellen. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK. — Nr. 39. 


diese Entartung in einigen Fällen erfolgt und in anderen Fällen unterbleibt, 
ist bisher nicht erkannt worden. Über die Häufigkeit der Umwandlung. 
des chronischen Magengeschwürs in ein Oareinom gehen die Angaben 
sehr weit auseinander; während Zenker nach Sektionsergebnissen 
behauptet, daß fast alle Carcinome eine Ulcusgenese haben, berechnet 
Hauser, daß 5—6 % der Magengeschwüre zu Carcinomen führen, 
Ähnliche Angaben wurden auf Grund von resezierten Magencareinomen 
gemacht, 

auf Ulcus zurückgeführt wurden, konnten nach eigenen Beobachtungen 
bei 128 resezierten Magencareinomen nur zweimal sicher eine Ulcus- 
genese festgestellt werden.: Auf Grund von Untersuchungen resezierter 
Ulcera callosa finden sich ähnliche weitgehende Differenzen. Die große 
Verschiedenheit in den Angaben der Autoren dürfte wohl kaum auf 


_—[o 


FT ee P = 
we) h' po , 4 en > p 
a u“ e 
i en n pou 
-i T 


’ = N i 


28. September. 


Während von anderer Seite bis zu 70 % dieser Carcinome 


ein verschiedenartiges Material zurückzuführen sein, sondern auf die 


verschieden große Sorgfalt in der Untersuchung. Die verwertbaren 


Untersuchungen lassen den Schluß zu, daß nur in den seltensten 
Fällen eine Entstehung eines Magencarcinoms aus einem chronischen 
Magengeschwür zu erwarten ist. Nach den maßgebenden pathologisch- 
anatomischen Mitteilungen sind sichere Fälle von Uleuscareinom in 
höchstens 3—5 % der überhaupt beobachteten Magencareinome festge- 
stellt worden. Aber auch die Häufigkeit der Magencareinome, von 
denen nur gesagt werden kanu, daß sie möglicherweise oder wahr- 
scheinlich auf dem Boden eines chronischen Ulcus entstanden sind, 
ist nicht zu überschätzen. 

Aussprache: Schittenhelm, Bamberger, Göbell. 


Schackwitz. 


München. 
Gynäkologische Gesellschaft. Sitzung vom 17. Juli 1919. 


Fräulein Post: Demonstrationen: (ystische Myome. 
Klein: Ist Douglas der Entdecker oder Beschreiber des Douglas- 


| schen Raumes? An der Hand der Originalwerke weist K. nach, daß 


Douglas die nach ihm benannte Excayatio recto-uterina weder ent- 
deckt noch beschrieben hat. Die erste ausführliche Beschreibung des 
in Frage stehenden Peritonealabschnittes stammt vielmehr von Heister. 
K. plädiert für die Eliminierung der ganz unzutreifenden Bezeichnung 
pe earren Raum“ aus der geburtshilflich-gynäkologischen Nomen- 
xlatur. 


| Erwin Zweifel: Über Nabelschnurvoriall. Z. berichtet über 
die Fälle von Nabelschnurvorfall aus der Münchener Universitäts- 
Frauenklinik aus den Jabren 1908 bis 1918, im ganzen 165 Fälle. Die 
Mortalität der Kinder betrug bei Einrechnung aller Fälle 65%, nach 
Abzug der bei Eintritt in den Gebärsaal schon abgestorbenen Kinder 
45%, Als Behandlungsmethoden wurden angewendet: Reposition mit 
und ohne Beckenhochlagerung, Wendung und Extraktion, abdomineller 
Kaiserschnitt und vaginaler Kaiserschnitt; außerdem wird noch emp- 
fohlen, bei wenig eröffnetem Muttermund nach Reposition einen Metreu- 


Gerade die histodiagnostische Beschäftigung 
mitgynäkopathologischen Fragestellungen läßt 
erkennen, daß unsere Arbeit für den Arzt und die ärztliche Arbeit 
für uns dann besonders fruchtbar ist, wenn klinische Anamnese 


und pathologisch - anatomischer Befund möglichst vollständig 
nebeneinander vorliegen. Es ist dies eben wiederum ein Beweis 
für die Richtigkeit und Wichtigkeit der immer wieder gestellten 
Forderung: Klinik und Pathologie müssen Hand in Hand gehen, 
müssen sich in ihren Beobachtungen ergänzen, um ZU praktise 
brauchbaren Schlüssen zu gelangen. Nur von diesem Gesichts- 
punkt aus möge es verstanden werden, wenn wir ganz allgemeine! 
Wert darauf legen und mit einer gewissen Pedanterie dara 
bestehen, über Namen, Alter, Geschlecht und Berut der Patienten, 
von denen, das Einsendematerial stammt, und natürlich über die 
sachliche Vorgeschichte orientiert zu werden. Daß die namel 
und anamnesenlose Einsendung und histologische Erledigung N 
Probeexeisionen trotz der im vorliegenden Einzelfall richtigen 
pathologisch - anatomischen Diagnose gelegentlich mangels moos 
nügender Personalbenennung anderwärts außerhalb des Ber 
logischen Institutes zu den bedauerlichsten und nicht, wieder gur 


zumachenden therapeutischen Irrtümern Anlaß gegeben, Se! u 
nebenbei erwähnt. 


Am dringlichsten wird von uns meist eine Abgabe u 
kunft verlangt, wenn die Frage vorliest, ob eine Gewebsyer he 
rung als bösartige Neubildune zu bezeichnen ist, WEI 


roi 
ri N ig E 
f 


rt 


oogle | d 


` „:1919 — MEDIZINISCHE- KLINIK L Nr: Be. R 


TE ‚die schleunige Entfernung mittels. Messer, ‚Glühstift oder: Strahlen- 
uae wirkung erbeischt. Allein -nicht stets. können ‚wir hier den -Ein- 
ea, br ‚sender befriedigen. Der Kliniker willwissen, ob die 
vaa ir ~ verdächtige. Bildung gutartig oder bögartig 
pn sei.. Und das, meine Herren,- ist keine präzise Frage- 
sen (urn | stellung an den pathologischen Histologen')?), 
Beh Man -kann dies: einem : histologischen Schnitt “unter Umständen 
nl _ ebensowenig ansehen, als einem herausgenommenen Tumorkonvolut. 
1. ' Die Frage muß enger gefaßt werden, sie ist zu weit. Rein aus 
a kg . émpirischef ‘Erfahrung wissen wir wohl, daß bestimmte Blastome 
bed > mit großer Regelmäßigkeit die Tendenz zum bösartigen Verlauf, 
jn di zum destruierenden Wachstum, zur Metastasen- 
pue bildung. haben;, es. sind. das- meist: die nach älterer morpho: 
In a logischer Einteilung als „heterolog wachsend‘“ bezeichneten Ge- 
ig ` sehwülste, ‘die. Sarkome- -und die Carcinome. . Aber ‚wir würden 
gi © was eines. großen Fehlers schuldig ‚machen, wollten wir.unter allen 
ai ' Umständen .heterolog, das heißt’ gewebsatypisch gewachsene Neu- 
it bildungen als- ‚bösartig, homologe, das heißt‘ gewebstypische Bla- 
BR . stome als gutartig "begutachten. Ganz abgesehen davon, daß ein- 
okt fache gewebstypische Geschwülste, wie z. B. Schildärüsenstrumen. j 
i . gelegentlich echte Metastasen: zu bilden vermögen, kann der histo-. 
logisch harmloseste Tumor, für. den wir alle histologischen Zeichen . 
iih der. Bösartigkeit - vermissen, - klinisch doch. bösartig‘ wirken. 80 
in A würden mir ‘kürzlich einige Gewebsknoten aus einer Achselhöhle 
aein” zur Untersuchung: übergeben; diese Achselhöhle war . bereits 
` wiederholt-'Ort chirurgischen Eingreifens mit Messer und Strahlen- 
m wirkung gewesen, nachdem seinerzeit ein Lipom entfernt worden 
ih war. Trotzdem bildete sich wieder eine umfangreiche, faustgroße 
as =  .Gesehwulst, ‘die so-mächtig wurde, daß sie den Arm lähmte. Man 
ER war natürlich versucht, an ein Sarkom oder Liposarkom zu denken. 
L2 ° Das Mikroskop enthüllte jedoch die Gewebsknoten auch der letzten 
s% j  Exstirpation als- reine und. histologisch ‚harmlose Lipombildung. 
des Wie lebensgefährlich Myome und Ovarialeystome durch -Organver: | 
wk drängung und Schwere: werden können, wissen Sie. Aus .dem 
14 Gefäßapparat hervöorgegangene geschwulstmäßige Fehlbildungen - 
p7 ‚können platzen und zur inneren Verblutung Anlaß geben. Fibrome, 
j . Myome, Chondrome, Hypernephrome und Chorionepithelgeschwülste 
it. brechen gelegentlich in die Venenbahn ein und ‚wachsen darinnen 
2 dem Herzen entgegen, ja durch ‘die Herzhöhlen in die Lungen- 
ë; ` arterie hinein... Wenn man dies schrankenlose Wachstum nicht 
T auch. „maligne“ nennen sollte, ‚was wäre dann überhaupt ‚„bös- 
u artig?“ E 
n, < Für. die theoretische E der Ge- 
B = schwülste ‚bleibt das Bösartigkeitsproblem vorläufig. 
i n ~ eine untergeordnete, celluläre Frage, gibt uns auch keinerlei Hand- 
a babe für eine Einteilung der Neoplasmen. Solange wir die all- 
gt gemeine Frage nach den Ursachen oder den Bedin- 
X gungen des Wachstums nicht beantworten können, ist 
uns der. autonome Wachstumsexzeß, der die Bildung einer Ge- 
- schwulst bedingt [Borst®)], nicht 'taßbar, geschweige denn das 
- unbeschränkte, gewissermaßen anarchistische Wachstum, das sich 
a in der Malignität kundgibt.. Man kann mit Eugen Albrecht: 
9. die Blastome als Organoidbildungen auffassen; ihre 
rA Organähnlichkeit geht aus dem Aufbau gefäßführenden Stromas 
g. und speziell ‘differenzierten Geschwulstgewebes, wie aug der Funk- 
p `. tior. hervor; diese Funktion ‘ist gelegentlich histologisch . zu ` er- 
fe - weisen. Sehleim-, Galle-, Blutbildung, sowie Ausscheidung von 
L kolloidalen Massen konnte man in Geschwülsten erkennen. Immer 


Ia . Ist es der Eindruck des Ganzen, was uns das Blastom als Blastom 


s m würdigen, läßt, zum mindesten müssen uns Teile dieses Ganzen 
iE vorliegen, die. umfangreich genug sind, die Beziehungen der 
ed einzelnen Gewebsanteile des Neoplasmas zueinander, und zum 
A umgebenden noch gesunden. oder, wenn krank, so doch. noch ` 
fy -zu dem- am typischen Bau erkennbaren Mutterboden festlegen 
H = Zu lassen, l 
5 Damit soll auch betont. sein, daß’ es irgendwie S p eci-. 
A tisch geartete Krebszellen nicht gibt; folglich ist auch, 
Tu die manchmal an' den pathologischen Anatomen gestellte Auffor- 4 
ry A deru ung, im Urin, im Pleurapunktat oder in der Peritonealflüssigkeit 
) „Krebszellen“ mit diagnostischer Sicherheit aufzufinden oder nur 
f anzuerkennen, zur Unfruchtbarkeit VerUI WARE Es gibt kein ein- 
Ges MER HD Düre x, Ober pathologische Va und 
ý ns in - 
/ bingen 1910) gnose. (Korresp. Blätter d. Allg, ärztl; Vereins ü 
f 3 Vgl Cabasscn, Jkurs. f. “ärztl. Fortbild. 1918, S. 75.  . 
i I) Bors t, Aschoffs Lehrb. d. pathol. Anat. 1911, Bd: t, S.627; | 


\ z / 


einzelne Zellen, 


suspendiert sind; ‘welche -die ‚fraglichen "Zellen. - 


‚sondern: kleine: abgestoßene Orgänpartikelelien 


im. Gewebs- 


x i 
t 
D 


\ A u p 

- BE TEN ne dsl, 

| WE | E a 
ziges "Kriteriun, das. einer: " Krebszelle ` allein. zukäme; sei siesim `- o .. "si. ie 
Ruhestadium, sei sie in -der Vorbereitung zur’ Teilung indrPr à o oo E 
phasis und. Metaphasis, sei sie`näch ‚vollendeter Teilung” in der - 00 "fl tl: | 
Anaphasis begriffen. ‘Aus. Urin und 'Körperflüssigkeiten. läßt sich,  . a fa 
ein Blastom "nur dann herausdiagnostizieren, wenn darin’ nicht ee 


“Maturitäts prüfungen. für medizinische Berufsarten 182 Kandidaten 


Tische Maturität abnehmen können. . 


zu den medizinischen Studien wieder nachläßt. 


125, in Neuenburg 9 und in Zürich 274 Examina statt. Die Exclusio 


a 'Pathol. Gesellschaft, XVIL München 1914, S. 209, el 


zusammenhang und“ in „ihrer, Pperienung ‚zum . „Mutterboden en 
. kennen lassen.. $ ymin 
Wenn aus diesen’ Ausführùngen “hervorgeht, daß unsere ~ ei 
Kenntnis auf dem Gesehwulstgebiet noch. eine recht geringe ist, p; = ii 
eine so geringe, daß .wir noch nicht einmal ‚sagen können, ‘was m Me; 
eigentlich eine Geschwulst ist; so ist 'sie.’doch' groß genug, daß . .. 
sie uns berechtigt, bestimmten. Richtlinien bei der Beratung‘ der -> 
Praktiker zu folgen, Richtlinien, die. jedem. erfahrenen Chirurgen 
gewiß ebenso bekannt: sind als den Pathologen. Sie. zielen alle 
nach ‘wie 'vor- darauf hin, dem: aus: empirischem - ‚Erfahrungsschatz 
heraus „als verdächtig zu bezeichnenden Gewächs ‚baldmöglichst. 
mit ausrottenden "Maßnahmen `: zu: begegnen und dabei die räum- - DaN 
liche Grenze. der“ ‚Entfernung: möglichst: ins: gesünde':Gewebe ‘der a a 
Umgebung. zu verlegen und auch die. nächsten Metastasenörte zu 
berücksichtigen; : Die Bekämpfung von Ablegern der 
Geschwulst, sei ses im. .‚Wund- und: Narbenbereich der 
Operation. oder an. ferner. Stelle,. führt ‚man heute bekanntlich. auch . 
"mit. Strählenenergie aus, -. Die. Erfahrung am. Sektionstisch _ Fr SE 
läßt auch: zum .Kapitel der aktinischen. Krebsbekämpfung. das.eine ` 70 CiS ji 
oder andere beitragen, wofür. der behandelnde..Arzt dankbar sein ,. ©: 
wird. Man. hat inoperable, jauchende Carcinome, die den Becken-: .- i 
boden. infiltrierten, der Radium- oder Thoriumeinwirkung mit: so` 
großem Erfolg. ausgesetzt, daß zwar der.Krebs.auf allen. Strecken, R 
die. er infiltriert,. erledigt, wurde, daß. aber an seiner Stelle nun 
Lücken klafften, N ekrosen, Fistelgänge ` "entstanden, sodaß: schließ-" 
lich Genitalschlauck, Urinschlauch, Darm und Bäuchhöhle . mit- > 
' einander kommunizierten und daß durch: die schnellstens hinzu- 
tretende Peritonitis der Tod viel. rascher herbeigeführt würde, als r 
` dies auf. Grund. der weiteren ‚Krebsentwicklung : hätte erwartet : De: 
werden . müssen 1). . Andererseits wird sich. unter Beihilfe. des , = | E pe a 
histologischen Untersuchers. an nachweislich krebsig erkrankten : > no all 
und aus therapeutischen Allgemeingründen zunächst intensiv P 
‚bestrahlten, dann operativ entfernten Organen ein Maßstab für‘ 
die Strahlenanwendung finden lassen, sodaß also auch in diesem a 
Falle der. pathologische Anatom direkt die Betätigung ärztlicher - u a: 
Kunst unterstützt. ge 
-` Wenn :ich Sie wieder an- den Rößle ‚schen » Vergleich Be 
erinnern darf, dann habe ich Ihnen jetzt ungefähr das ausgemalt, . -` > 
was uns in der Prosektur Tag für Tag an „Rangierdienst“ erblüht. ee 
‘Allein Sie werden erkannt haben, daß sich doch der eine und 
der andere Wagen dabei findet, der aus dem -Rangiergleise hin- Sa 
Bellen, die Tür wird, um schließlich einen der Züge bilden zu, , 2 
elfen,, die für die weiteren Gefilde wissenschaftlicher Forschung el 
»@ehluß, folgt) a a P 


careieni iis 


Aor Pe I N 
PEN aE EA eA 
en ee A 
$ wE W a 


— 


ee 
. Sr 


ve 
PAL 
bi ZH 

E „2 


a 


— 


Be 


mie 
mr 
y 
u nenn 
—— ie 


ER 
my 
east T EA 


i eao o 5 R 
Be Aa, DEE TI ESCHER DZ A RE BER. SR 23 ns aeg: P 
a = E ` : a ee 
u un ee Ba x n aa e u OE 3 nn zcad pogs g A 
BEER EIER : S as EN chiad. e wE 
ara en! ee ER et ZA NEN 24 
= = | - = = 


-s maA auae. 


Ts 


m 


E E 5 A . ic 

3 S un nen i oa 
a N an a- A LEA 

T TEAOR L et Ae R 


Sa ee ne nen a A 
EEE SEE Beta ner 
Bund en 
b “im 


a 


ANDRE 
do en 
EEE TE e ae N 
= BLUE. 
EEE EIER IT 


>‘ 
a 
. EEA 
ENT 
DAR NE 


2° 
er ie 
r 
= 
nen 
eaa 2 
AN 


ns 
nin 
- a 
wan 


Ea 


.rian. 


“ldser 
= + 


mr. 


ae un, 3 

` E ET 

arte man < 
2: 


“ . wu a Ta i t 
Te en Re 

R tina” ee ee a S Z omme 

B SR ar T it - . 


ER 2562 2 198 


Kenia p 


(e 


RL SV rpi o 
I: ar SINE 
eyen N n 


t-s, 


~ ri ->~ 
PT R EA 
‘TA aee O 2X 2 n an e- 
_ k Trais a . hi 


x ra -~ 
re A 
en 2 AR 


- 


Be 
> 

-2s KS ` 

BERN m 


En RT, d ug 
oam aan 
en mr eana a 
REEL 


ET an 
m 


msi, 
De o 
zu. 

= pe 


n 
IT rer 


ee 


bestimmt sind, , _ Ti 


Briet aus Zürich. E 
Aus dem Bericht des schweizerischen Gèrandhelisamien: für. das es, 
Jahr 1918 ist zu entnehmen, daß sich für die eidgenössischen ne 


Cd 
a E 
SAT mantel 


TE TWITTER ng 


5 T 3 taz ER 
t urn = = n Tee Fe 
f : ur Te a = « 
outa ern => - zZ 


gemeldet haben, 94 einheimische und 18 fremde, wovon 86 das Examen 7,5, 3] 
bestanden haberi; 82 sind durchgefallen und 14 haben sich zurück- . aa N 
gezogen. Dabei handelte es sich um: solche Kandidaten, - :welche ihre An P EAE 
vorbereitenden Studien nicht an Schulen. machten, welche die Jessi can. 


x un. 


u... 
ms: 


er GENE a Eh 
. 1 u Ah) Ente gda tn 1 y Dune 


Š 4 + 

kad nn i] -sen 
ee 

a a E 


re T 
wi 


| Medizinalprüfungen für. Ärzte, -Zahnärzte und Tierärzte BR 
haben 907 stattgefunden, - was ein Maximum darstellt. Die.Zuüahme > : 2, 
beträf hauptsächlich ‘die Fachprüfungen der ‚Zahnärzte‘ (85 gegenüber a A 
48 im Vorjahre) und Tierärzte (79 gegen 58); dagegen weisen jene der + +... 
Ärzte und Apotheker eine leichte Abnahme auf. Die Zahl der für - — 

angehende Ärzte, Zahn- und Tierärzte gemeinsamen naturwissenschaft- _ 
lichen Prüfungen blieb ungefähr gleich, das darauf zu deuten’ scheint, 
daß der seit einigen Jahren anhaltende fast: ungeheuerliche Zudrang 


~A _ er 
La Due Tune Zu 28 


E na a a naaa, AL 


u 
way 


ai 
an 


Te 
~ter, =y 


T ew d 
s e ... u N 
nn a I u in 
3 . 


ey r r 
JASE pg iea pe 
ae Fe 


rer 


uni 
y a o 7 
a SEE E 3 


PER R o 
EA 


menu ver 
2 Faa AE an pee Se E a 
E aa E ETI E E EE a, re a ka piis schreien sssr ns 
Ionie : : uw T mann 
S a F N BER Be BR - pagi 


PEAN = 
5 A 25 


Pa 


Pac 
>» - 
un 

nn.» Dun. 
> Amin 
SIR ze, 
Be Be PER 
m a et, 
ae 


een 
Er E 


‘ "Von den 907° Prüfungen wären 140 = 15,4 % erfolglos. "In 
Basel fanden 98, in Bern 178, in Freiburg 67, in Gent 121, in Lausanne 


sinn. 
VRT m 


a to a 
En PR 


EEE TEN Tg von 
i FT Thi en mu. 
- a 
me > KEZ i 
Pre . j 
. ee N 
= ds Ba 
A a 3 $ 
= 


` Verband. d. 


a U 
. 
. S 
A E 
een nt 
- 
u A 
DaT w e n T 


1.. Schopper, B. Fischer, Bohwälbe: 


wen 
bed oni 
-a -ea a 7 & 
ee um. 2 nen 
un 2 


FE an 


a b_i meim, nem a 
y re - 
nn a an 
r 


E T E 


y94 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 39. 


in perpetuum mußte nach vier zum drittenmal erfolglosen Prüfungen 
ausgesprochen werden. Zwei Kandidaten fielen wegen Betrugs durch. 
Von den Examenkandidaten waren 877 Schweizer, darunter 80 Damen. 
Die 80 Ausländer (darunter 11 Damen) verteilen sich auf Deutsch- 
land 11, Rußland 5 und vereinzelte auf 9 verschiedene Nationen. Der 
Krieg hat deren Zahl wesentlich vermindert. 


Über die Influenzaepidemie, welche der Bericht als 
Pandemie charakterisiert, ist folgendes zu berichten: | 

Die ersten sicheren sieben Fälle wurden in der zweiten Hälfte 
des Mai, festgestellt. Wahrscheiniich hat die Krankheit aber schon 
früher unter dem Bilde eines gewöhnlichen Katarrhs Boden gefaßt und 
hat unerkannt und unbemerkt einige Zeit um sich gegriffen, bevor man 
auf ihre wahre Natur aufmerksam wurde. In zwei Wellen trat sie auf; 
die erste erreichte ihren Höhepunkt Ende Juli, die zweite fällt auf die 
zweite Hälfte Oktober. Ein vorübergehendes Aufflackern war dann 
noch :in den letzten Novemberwochen zu beobachten, wohl bedingt 
durch stärkere Truppenaufgebote. Ende des Jahres war die Zahl der 
gemeldeten ‘Erkrankungen auf rund 600000 angewachsen, die sich auf 
die einzelnen Monate wie folgt verteilen: 


53698 im Juli 263399 im Oktober 


41626 im August 159422 im November 
41572 im September 104812 im Dezember. 


Die Zahl der angemeldeten Fälle blieb selbstverständlich weit 
hinter den wirklich erfolgten Erkrankungen zurück und glaubt das 
Gesundheitsamt annehmen zu dürfen, daß ungefähr zwei Millionen 
Influenzaerkrankungen stattgefunden haben, das heißt daß gut die 
Hälfte der Bevölkerung davon ergriffen wurde. 

An Influenza verstorben sind rund 21000, sodaß die Mortalität 
ungefähr Í % ausmachen würde. Die dadurch erhöhte Sterblichkeit 
hat die Gesamtsterblichkeit der schweizerischen Bevölkerung im Jahre 1918 
um mehr als 30 % gesteigert, sodaß die Zahl der Sterbefälle derjenigen 
der Geburten ungefähr gleichkam, was seit 1855 nicht mehr vor- 
gekommen ist. } 

Angesichts der großen Ansteckungsgefahr hat der Bundesrat die 
Kantone — welche in Medizinalangelegenheiten souverän sind — er- 
mächtigt, alle Veranstaltungen zu verbieten, welche zu Menschen- 
ansammlungen führen, was von gutem Erfolge begleitet war. Später 
wurde die Influenza den anzeigepflichtigen Epidemien gleichgestellt, 
um den Verlauf und die Ausbreitung in bis dahin verschont gebliebenen 
Ortschaften besser verfolgen zu können. Zugleich wurde den Kantonen 
ein Beitrag von 50 % an den Kosten zugesichert, welche ihnen durch 
die benötigten Maßnahmen (Erstellung und Betrieb von Notspitälern, 
Anstellung von Pflegepersonal usw.) erwachsen sollten und auch an 
die Kosten für Ausrichtung von Entschädigungen an jene Personen, 
welche durch Schließung von Veranstaltungen und Unternehmungen 
brotlos gemacht wurden. Den gleichen gesetzlichen Anteil übernahm 
der Bund auch für die Entschädigungen, welche die in Ausübung ihres 
Dienstes erkrankten Personen beziehungsweise deren Hinterlassenen 
beanspruchen konnten. Die Zusammenstellung dieser Ausgaben ist 
noch nicht erfolgt; auf jeden Fall werden sie recht erhebliche sein. 

Über die Resultate der getroffenen Maßnahmen spricht sich der 
Bericht zurückhaltend aus. Das Wesen der Influenza, deren kurze 
Inkubationsdauer, die außerordentliche Übertragbarkeit und die dadurch 
bedingte rasche Weiterverbreitung in Verbindung mit der Unkenntnis 
über die Natur des Erregers hat die Anwendung der sonst üblichen 
Maßnahmen unmöglich oder unnütz gemacht und so mußte auch die 
schweizerische Behörde — wie andere — von einer planmäßigen Be- 
kämpfung Abstand nehmen und sich darauf beschränken, die nach dem 
Stande der Seuche angezeigt erscheinenden Verfügungen zu treffen. 
Die wenig zahlreichen Erkrankungen im neuen Jahre geben glück- 
licherweise den besten Beweis, daß die Epidemie erloschen ist. Nach- 
zügler wird es auch noch längere Zeit geben. Nachwehen ebenfalls 
in der Form von verlangsamten Rekonvaleszenzen, bleibender Herz- 
schwäche, welche auch schon wieder zu den bekannten gehäuften 
Narkosetodesfällen führte, sodaß z. B. in Zürich die Sanitätsdirektion 
die allgemeine Narkose Zahnärzten strikte verboten hat. Krieg und 
Epidemien gehören zusammen und leider scheint auch die dritte im 
Bunde, die Revolution, sich zu zeigen in der Form von Streiks und 
allen möglichen Gewalttätigkeiten. Der Biologe wird sich nicht wun- 
dern, daß der holde Friede nicht so bald einkehrt. Zu vieles ist ver- 


nichtet, und es braucht Zeit, Geduld und Opfer zur Gesundung. Für 
den Ärztestand ein schönes, wenn auch zurzeit zi 
Arbeitsfeld. | 


emlich steiniges 
Haeberlin. 


mpfung d 

erschreckend um sich greifenden Tuberkulose gefordert. Zu diesen 
Maßnahmen gehört, wie der Abgeordnete Schloßmann ausführte, 
vor allem die Besserung der ungünstigen Wohnungsverhältnisse. "Das 
Friedmannsche Tuberkuloseheilmittel. müsse objektiv rüft 
werden, daneben dürften die anderen Tuberkuloseheilverfahren nicht 
vernachlässigt werden. Der Abgeordnete empfiehlt ferner, einen Arzt 
als Unterstaatssekretät im Wohlfahrtsministerium anzustellen und 
wendet sich schließlich gegen die in den Kurorten geforderten 
hohen Preise, die deren Besuch der Allgemeinheit unmöglich machen. 
Man sollte deswegen an eine Sozialisierung der Kurorte denken. 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W8. 


m 


28. September. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen ur ~ 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 3 


In der Preußischen Landesversammlung wurden 


die Wünsche aller Parteien für die Volksgesundheitspflege vorgetragen, 
die das neue Wohlfahrtsministerium erfüllen soll à 


Insbe- 
sondere werden erweiterte staatliche Maßnahmen zur Bekämpfui 


de 


geprüft 


Die Schweizer ärztlichen Vereinigungen, an ihrer 
Spitze die „Gynäkologische Gesellschaft“ und die „Medizinische Gesell- 
schaft in Basel“, bekämpfen die seitens des Großen Rates des Kantons 
Basel-Stadt in erster Lesung erfolgte Annahme des Antrages, der die 
Fruchtabtreibung für straflos erklärt, wenn sie Dei 
ehelicher Schwangerschaft im gegenseitigen Einverständnis der Ehe: 
gatten, bei außerehelicher Schwangerschaft mit Zustimmung der Schwan- 
geren erfolgt, in beiden Fällen mit der Voraussetzung, daß die Frucht 
nicht älter als drei Monate ist und ihre Entfernung aus dem Mutter- 
leibe durch einen diplomierten Arzt vorgenommen wird. Der Protest 
der genannten ärztlichen Korporationen gilt der indikationslosen freien 
Abtreibung, die weit über die „soziale Indikation“ hinausgeht, der 
Gefahr für die Mutter, nicht zuletzt der Gefährdung des Arztes, der 
unzuverlässigen Diagnose des genauen Alters der Frucht gegenüber. 


Berlin. Die ärztliche Gesellschaft für Sexualwissenschaft und 
Eugenik stellt folgende Preisaufgabe: Hat der Mensch zwei Arten von 
Spermatozoen? Die Frage ist im Sinne der neuzeitigen Anschauungen 
über Geschlechtsbestimmung zu prüfen. Termin der Ablieferung ist 
der 1. Oktober 1920. Der Preis für die beste Arbeit beträgt 1000 M 
Für die nächstbesten sind Kleine Preise nach Befinden der Preisrichter 


ausgesetzt. Alles weitere teilt auf Anfrage der Schriftführer Max Hirsch, 
Berlin W 30, Motzstr. 84, mit. _- 


Wiesbaden. Der Besuch durch Kranke aus dem nicht 
besetzten Gebiet ist jetzt erlaubt. Schriftliche Gesuche sind an den 
„Magistrat der Stadt Wiesbaden, Einreisebüro“ zu zichten unter 
Anfügung von 4 M in Reichskassenscheinen für die Drahtantwort 
zwei Paßphotographien, ärztlichem Zeugnis über das Fehlen einer Al’ 
steckenden Krankheit und genauer Personalbeschreibung. Die Kollegen 
werden gebeten, mit Rücksicht auf die schwere wirtschaftliche Schädigung 
Wiesbadens durch die bisherige Absperrung bei der Verordnung von 
Badekuren sich der ausgezeichneten Quellen Wiesbadens zu erinnem. 


In einer Sitzung der Chemischen Gesellschaft in 
New York wurde mitgeteilt, daß das Salvarsan jetzt in den 


Vereinigten Staaten hergestellt wird. Das Herstellungsverfahren wurde 


nach dem deutschen Rezept ausgearbeitet, das im Patentamt zu Washing 
ton niedergelegt worden war. Nach Überwindung nicht unerheblicher 


technischer Schwierigkeiten ist es gelungen, ein gleichmäßiges Präparat 
im großen zu gewinnen, 


Es wurde eine umfangreiche Fälsehung von Neosal- 
varsan entdeckt. Aus zwei Scheuermitteln, „Blitzblank“ und „asia, 
war zusammen mit Ocker ein in der Farbe dem Salvarsan ganz ähnliches 
Mittel hergestellt und in zugeschmolzenen Glasröhren verpackt worden. 
Verpackung und Aussehen waren so ähnlich, daß die Fälschung n 
nächst nicht zu unterscheiden war. Eine etwa zwei Liter Be i 
Flasche, die mit ockergefärbter Schlemmkreide gefüllt war und als 
varsan verkauft werden sollte, trug sogar ein zweifellos echtes Etikett: 


Berlin. Das Reichswirtschaftsministerium macht bekannt, A 
die Bestimmungen über die Beschlagnahme, Buchführun und Me n 
pflicht von Schmiermitteln, Vaselin, Vaselinol, füssiz° 
Paraffin und ähnlichen Mineralölen aufgehoben sind. hme 
Der Reichswehrminister bestimmt, daß die bisherige Besohlagn? it 
von Wismut und wismuthaltigen Stoffen jeder Art aufgehoben 


‚Die Centralausku nftsstelle für die Arbeitsvermitt 
der freiwilligen Krankenpflege des Centralkomitees der var 
Vereine vom Roten Kreuz, Berlin, Am Karlsbad 28, ist aufgelös 


I. k 
Berlin. Dem Oberstabsarzt a. D. Dr. Ernst Barth, Fach 
arzt für Hals- 


, Nasen- und Ohrenkrankheiten, ist der Professortitel ver 
liehen worden. | 


Hochschulnachrichten. Berlin: Der Ohrenarzt Dr. 


Großmann hat den Professortitel erhalten, — Innsbrut k; E 
Doz. Dr. Haberlandt zum a. o.. Professor ernannt. — | 
Dr. Caro, dirigierender A 


0 
en 
rzt am jüdischen Krankenhaus, hat ' 
Professortitel erhalten. KL 


G 


- 


De A. 


Å un A a E TA AL Ta =, 


r 


' Zuständ der. Elte 
ione Familienleben zerstört werden. . Separation und Unterkunft 
.n„5eelgneten Anstalten: entfernen ‚zwar dem äußeren Auge den 


.. Therapeutische Notizen. — .Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Hamburg. Jena. Rostock. — Rundschau: W. Fischer- > o 
Se) © p, 


.Defoy, Die neue deutsche V | er, | 
Be: SR = | + K. Brandenburg, Belgische Ärzte. — Tagesgeschichtliche Notizen. ` a © 
~ . Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge wor. Pa) E 
en e ` e . > = 3 i ge nd ne De a 5 3 Kr p egr k EDOSK E 
. "Die künstliche Sterilisierung der Frau eH S der Seele; schlimmer noch, ‚wenn die e N Ba l 
Mi. - e a ee ae a en Verbleib des unglücklichen Individuums im Schoße der Fa- BEE 
Br aus eugenetischer und sozialer Indikation. “| milie verlangen... In solchen. Fällen wird nicht selten die Forde- 4 T | 1 f 
i Ee g o Von # re | fung von den Eltern erhoben, jedem weiteren Nachwuchse, : eh Y | 
Prof. G. Winter, Königsberg i: Pr. W sleher N ot and orge nur erhöhen würde, vorzubeugen. s S S : jl Si 
p Be Ea aE e T, ae na -Die Indikation zur Sterilisation in solchen Fällen beruht äuf ”, . EM 4 H 
a T ne p bei der Aufstellung einer eugenetischen | folgenden Voraussetzungen: ` an, ae En, BEE, 
ndikation für praktische Zwecke nicht darum handeln, vom oe er R a ae 
Fe ak ù | = ey}. a) auf der. Sicher nachgewiesenen Erblichkeit ay PAARE N 
allgemeinen Standpunkte des Menschengeschlechts aus die Be-'|. oder de an m en en a ee ee H 
rechtigung der Galton schen Ideen auf ihre Richtigkeit und |  „\. wo Ge ee EN ne san | Be 
Durchführbarkeit durch die Sterilisation zu erörtern; es kann | „ ; 2). Auf dem Vorhandensein des Erbfehlers im mütterlichen = na zei 
ebensowenig meine Aufgabe sein, die.im Interesse des Staats und | Keimplasma; -— en ent A a a 
‘ „seiner Bewohner namentlich in Amerika propagierten und äuch  e).auf dem Auftreten des Erbfehlers .an dem ganzen Nach- ooti i piip t 
. gesetzlich erlaubten und gebotenen Sterilisationen. verbreche- | wuchse der Eltern oder wenigstens dem größten. Teil desselben; > ~. 00 e zio] Hi 
ee ‚und minderwertiger Individuen in den Kreis meiner Be- d) auf der Unheilbarkeit des Erbfehlers bei den Eltern und - u - BR. El 
= en zu ziehen; hier handelt es sich bei den Indikationen, | beim Nachwuchs; | | | WE mo Be]; ah 
welch: >. o R Pr oe . À a i i ER - A: 2 ' ; ER x 7 i u: Fo P a > ți 
diene N a: ae iT a Handeln a un 0) auf dem schädigenden Einfluß, welchen der Erbfehler. . “$ EE j 
individe ur a em um das Interesse des HiNZ6el- | auf das körperliche oder seelische Leben des Individuums oder. "2. ar hi 
‚ndividuums und das seiner nächsten Umgebung, das heißt. | seiner nächsten Umgebung ausübt. | | In Ra Re: Ti 
Seiner Eltern undseiner Familie. Das Staatswohl soll | N E ee re ee Eee ie T mn Ba jli 
hier, wenn auch durchaus in zweiter Linie, insofern berücksichtigt este pi | laben zunächst zu prüfen, welche Defekte oder Krank- "Hs HE 
werden, als der unrichtigen Ausdehnung eugenetischer Indikation reiten Sicher vererbbar sind; es sind: > > >., o o else Mi 
auch in ‘seinem Interesse entgegengetreten wird; ob und wieweit 1. Psychische Krankheiten und Abnormi- = 7 Be a 
| der, Staat voraussichtlich minderwertiger Individuen durch | täten stellen das Hauptkontingent zu den’ Fällen, welche die sv" und F 
‚die Sterilisation der Eltern entledigen will, ist nicht Sache des | Sterilisation . im Interesse ` des, Individuums und -der Familie © -` ae il 
n 


‚Arztes und bedarf eigener auf speziellen wissenschaftlichen Vor- 


arbeiten beruhender Indikationen und Vorschriften. oder der angeborene Schwachsinn, welcher in überwiegender Zahl i 
.. In dem hier allein zu erörternden -Sinne beabsichtigt die | (bis zu drei Viertel der Fälle) ererbt ist und wieder: vererbbar- Eteaki 
"aus eugenetischer Indikation vorgenommene Sterilisation der Ge- | İst; seine nahen Beziehungen zur. Kriminalität und zur Prosti- ` ~ NENNEN 
burt eines menschlichen Wesens vorzubeugen, welches infolge an- | tution machen ihn für die Familie und’ Umgebung besonders ge- |. nl 
geborener Defekte oder Krankheiten ein individuelles Leben im |. fährlich. Schwerste Fälle von Epilepsie, welche mit psychi- osse sin 
Somatischen oder psychischen ‘Sinne nicht führen kann; solche | sehen Störungen einhergehen; vernichten das. seelische Leben fast "fx i SERIE 
das. individuelle Leben im schwersten Sinne beeinträchtigende | Yollständig und enden nicht selten tödlich. Die Erblichkeit dr  —- ps, 3 i 
oder ~fast - aufhebende Fehler sind z.. B. angeborene Blind- - Epilepsie. muß als sichergestellt gelten, nachdem Bayer sie in 005i ard di | 
‚heit, schwerste Epilepsie mit anschließenden psychischen Stö- | 33,3, Reynolds in 31%, Echeverria bei 558 Nachkommen. = u tiirish 
Zungen, Idiotie. Häufiger als das Interesse des meistens gar nicht | in 29,7%, Binswanger in 36,8% als vererbt nachweisen =. Toces piginreai] 
“um: Bewußtsein seines unglücklichen Zustandes kommenden | Konnte; es liegen.eine Reihe von Familiengeschichten vor, welche. - x: 31.74] 
‚Kranken ist dasjenige seiner Eltern und der gesunden Ge: | den sicheren Beweis der Erblichkeit'-erbringen. . Einzelne Psy“.- e BEE AS H 
 Schwjster, also seiner Familie, zu berücksichtigen. Die Eltern, | Chosen, .z. B. das. manisch-depressive Irresein, einzelne... ESEL H | 
‚vor allem die Mütter, verfallen nicht selten in einen Zustand: | Fälle der Dementia praecox sind ebenfalls vererbbar. Hysterie . . peak ski] 
- Seelischer Verzweiflung, wenn sie ein Kind nach dem andern | und: Neurasthenie‘ scheinen ebenfalls vererbbar-'zu sein, stellen © Wr. i di oat 
In einem Zustande zur Welt bringen, welcher es vom somatischen | aber keine in dem hier zu erörternden Sinne schweren Leiden dar. -` j a Ah H 
und psychischen Leben ausschließt und zum Gegenstande täg-- 2. Chronischer Alkoholismus führt zu schwer- 2: pii a | 
- PIE ELARRE H 
| 
: 
u 
F 
i 


zs ar" 
LER Farce 
It n Be 5 x 
TERE TE 
ge 
a HT EU 
te ji 
. Gi Prif vr 
BE LE 
z Soi mus 
Ba; fi i 
oon 
a 
er Jz F 
hg 
a RT 
len, 
_ = zen EL, 
BR ə Taa a o. S ee a a a gan a aa a 
Wochenschrift für praktische Arzte == 7t o e RE: 
a. | : redigiert von, - en oh we a a e ep Vorag VOR, Ta mu Be) 
MEE Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg l i Urban & Schwarzenberg Er ee Sf Hi 2] 
E | Berlin pra | ni Š Berlin. o oei wi. Aa TE e | 9 er Da 
Inhalt: Originalarbeiten: G. Winter, Die künstliche Sterilisierung der Frau aus eugenetischer. und- sozialer Indikation. M. Meyer, . o ne p i Re 
Epikritische Betrachtungen zur Einteilung und Beurteilung der kriegsneurotischen: Störungen: E. Weiser, Über ein neues Symptom, bei. .. N. yis i af 
. » e e E è s D i P i . - ee , y ) e "arg i d è p u ,.33:% s F a see Na 3 ; Br 
_ Trieuspidalinsufßzienz. (Ophthalmus pulsans.) (Mit 1 Abbildung.) H. Klose, Grundsätze ‚der Rehnschen Klinik bei der operativen Behandlung 45 Rs 
‚der Basedowschen Krankheit. Schulte-Tigges, Grippe und Lungentuberkulose.. K. Hundeshagen, Ein Bacillus aus’der Gruppe der Jh 
"hämorrhagischen Septikämie bei einem Fall von. Influenza-Pleuritis: O. Orth, Die arterio-venöse Blutübertragung bei Hämophilikern. —. > -~ -ës Y 
Referatenteil: F. Bruck, Neuere klinische und experimentelle Arbeiten aus dem Gebiete der inneren Medizin. — Aus den neuesten Zeitschriften. — © «eg yiki 


..,. 
ee 


RE 


erfassung und die Volksgesundheit. G. B. Gruber, Pathologische Anatomie und Heilkunde.’ 


+ 
Leura. 


` wünschenswert erscheinen lassen. Vorallem ist es die Idiotic 


3 + 
gi E E eg Paa 
E er, we 
Fler 


eID eree, nr: 


ston Schädigungen im Nachwuchse. Zum Beweise möge die ° 
Statistik von Sichel aus der Frankfurter Irrenanstalt ‘dienen; `- 
von 308 Kranken, welche _ Nachkommen von Trinkern waren, 


Bo 5 2220 
ren 
- 


licher Schwerer Sorge macht; in solchen Fällen kann der Seelen- 
rmm -aufs schwerste erschüttert und das gemein- 


DR A 


riye A s- 


de spes 


litten zwei Fünftel ebenfalls an Trunksucht, ein Fünftel an 


au 
Fa S 


a 
Te 

a 

Nar o 


u oe 
TEN TERRA 
nen 


egenstand der Sorge, aber nehmen nicht den lastenden Druck | Psychosen, Epilepsie und Dementia praecox ‘und nur ein Fünftel A 
l . j Si i l ` : 2 i 7 dg ; i 
izgi F , 
` 5 | 5 [ ’ 9 NE A i T 
x ? _ u `: = 


996 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 


A F 
5. Oktober. 
‚blieb gesund. Legrain berichtet über das Schicksal von | male durch mehrere Generationen als reinzüchtend nachgewiesen 

819 Nachkommen aus 215 Trinkerfamilien; von ihnen waren | werden können, oder wenn beide Eltern Träger desselben Merk 
197 Trinker, 312 idiotisch, 131 Epileptiker, 145 geisteskrank. mals sind, kann man mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf 
3. Von Muskel- und Nervenkrankheiten nennt | das hereditäre Wiedererscheinen in einer späteren Filialseneration 
Placzek als vererbbar dystrophische Formen mit und ohne | rechnen. Blutsverwandtschaft erhöht bei emigen Krankheiten 
Entartung der peripheren Nerven, ferner die hereditäre Ataxie, | die Wahrscheimlichkeit der Vererbung, z. B. bei der Idiotie und 
spastische Spinalparalyse, Huntingtonsche Chorea, Myotonia bei der Retinitis pigmentosa. Bislang genügen unsere wissen: 

congenita. k schaftlichen Grundlagen nicht, um bei dem Nachwuchs das sichere ` 
Auftreten der vererbbaren Krankheit vorauszusehen. Man muß 
4. Aug enkrankheiten, welche vererbbar sind, sind | deshalb an die Stelle einer auf Anamnese und Ahnentafeln be- 

sehr häufig. Der größte Teil derselben führt aber nur zu leichten | ruhenden Prognose desselben die Tatsache setzen, daß derbis- 
funktionellen Störungen, z. B. Albinismus, Hemeralopie, Ptosis; | lan g geborene Nachwuchs einer Ehe in allen 
andere sind überhaupt nur als Merkmal ohne pathologische Be- | oder in der überwie genden Zahl der Glieder 
deutung zu bezeichnen, z. B. Farbe der Iris oder Lederhaut, | die vererbte Krankheit trägt; immerhin wird man 
abnorme Form der Iris; oder sie sind heilbar, z. B. Oataracta | „uch hier die Ausschaltung gesunder Kinder durch die Sterili 
zonularis oder Glaukom; alle diese Anomalien und Defekte be- | sation mit in den Kauf nehmen müssen. Krönig sieht sich 
deuten so wenig für den Träger, daß nie eine Ausschaltung des | bei der Formulierung: seiner Indikation zu einer ähnlichen Aus 
Nachwuchses gerechtfertigt erscheint. Voraussetzung für die | Hilfe gedrängt; er hält die Sterilisation für angezeigt, wenn aus 
Sterilisation bei vererbbaren Augenkrankheiten ist eine Funk- | der Ehe zweier nervös belasteter Personen schon einige Kinder 
‚tionsstörung, welche zur Erblindung beider Augen führt, das sind | 


hervorgegangen sind, welche früh die deutlichen Zeichen der De- 
a) die Retinitis pigmentosa; sie befällt beide Augen, beginnt | generation tragen. ri 
meist in früher Kindheit und führt langsam aber sicher in spä- Die schädlichen Folgen des Defekts oder der 
terem Alter zur Erblindung; 


| Erkrankung müssen ferner so hochgradig sein, dab das 
b) Neuritis optica führt in den späteren Jahren meistens Leben des Individuums eine für sich und seine Umgebung un 


zu vollständieer Erblindung; sie kommt fast ausschließlich beim erträgliche Last und Sorge ist. Dazu gehören die Idiotie, 
männlichen Geschlecht Ba aber durch gesunde Mütter sicher schwerste, mit psychischen Folgezuständen einhergehende En 
übertragbar; lepsie, Psychosen, einzelne der oben ‚genannten Rückenmarks- 
ER s ne ; krankheiten und die unter 4. aufgeführten Augenkrankheiten. 
c) das Glioma führt nach der Mitteilung von Heine, wenn | Den chronischen Alkoholismus vermag ich trotz seiner Folgen 
es doppelseitig auftritt (zirka ein Fünftel der Fälle), zu voll- | für die Centralorgane des Nachwuchses nicht allgemein als Indi 
ständiger Erblindung; | kation zur Sterilisation anzuerkennen, weil er erfolgreicher Be 
d) die seltenen Zustände der angeborenen Amaurose und | handlung zugänglich ist, weil neben der Heredität der Einfluß 
Amblyopie, welche sich mit Idiotie oder mit Defektbildungen in | der Umwelt als Ursache nicht auszuschließen ist und weil die 
einzelnen Abschnitten des Centralorgans verbinden; die Kinder | übertragenen Krankheiten keineswegs stets so schwer sind, dab 
gehen meistens in den ersten Lebensjahren an Marasmus zu- 


sie ein wenigstens in gewissem Sinne nützliches Leben aus 
grunde. schließen. 
Diese vier Erkrankungen, welche sicher vererbbar sind, Den von Hirsch in Vorschlag gebrachten Indikationen 
erfüllen die Voraussetzungen, welche man an eine Indikation 


des infantilistischen Habitus und der psychopathischen Konstitu- 
zur Sterilisation stellen muĝ. Ao ee ich nicht beizupflichten. Obv oni mR 
5. Ohrenleiden sind selten vererbbar und führen eben- > nforderungen, welche das Leben an, die eiRLUnES 
sowenig zu so schweren Gesundheitsschädigungen, daß das Indi- des Körper s und der Nerven stellt, nicht nn Ka BI 
viduum nicht für das Leben in Beruf und Familie brauchbar en smd, yemögen sie docnr o N B sich 
bleibt; das gilt sowohl für die gelegentlich vererbbar auftretende en end EN Beruf und in geeigneter Umg 
Otosklerose als auch für die angeborene Taubstummheit. urchaus nützlich zu machen. | 


and | Die eugenetische Indikation für die Sterilisation ist neu uni 
6. M iĝbildungen werden häufig vererbt; z. B. die Po- hat bislang, "seitdem sie Hirsch 1913 aufstellte und zu begrün: 
Iydaktylie und Syndaktylie, Polythelie, Hasenscharten, Hyper- | den versuchte zu vielfachen Erörterungen über ihre Berechti- 
spadie; alle diese Defekte haben für den Träger keine Bedeutung. ans nal nn praktisch hat sie hir 
- Für andere .angeborene schwere Defekte, z. B. Mikrocephalie, lang nur sehr geringe eiei ne, Auch meine Aus 
Aplasie des Kleinhirns, welehe wohl familiär gehäuft vorkommen | funrungen sollen durchaus nur als ein Vorschlag für eine Grund 
können, ist‘ die Heredität nicht sicher nachgewiesen. lage zu einer praktischen Anwendung dienen. Immerhin möchte 
Die aufgeführten vererbbaren Defekte und Krankheiten | ich glauben, daß die neue Indikationsstellung durch wissenschal 
müssen nun den oben angeführten Voraussetzungen entsprechen, | liche Grundlagen so weit gestützt und durch Beschränkung ihres 
wenn sie eine wissenschaftlich anerkannte Indikation zur Sterili- | Anwendungsgebiets so weit eingeengt ist, daß nicht Jeicht nn 
sation rechtfertigen müssen. unberechtigte Benutzung derselben zu erwarten steht; eine an, 
Es muß zunächst die Vererbbarkeit des Leidens | praktische Bedeutung wird sie wegen der Seltenheit der Ty 

im einzelnen Falle außer allem Zweifel stehen und die | baren Krankheitszustände und bei Innhaltung meiner 

Übertragung des Defekts durch die Mutter 


setzungen nicht gewinnen. 
sichergestellt sein; sollte der Vater aus seiner Familie das patho- 
- logische Merkmal in den Nachwuchs gebracht haben, so ist die 


e . . o Di S é è è à 
Sterilisation der Frau unberechtigt, weil sie gesund ist und ge- ie soziale Indikation A 
sunde Kinder gebären kann; nur eine sehr genaue Familieu- Die soziale Indikation verfolgt mit der Ausschaltung 
anamnese mit Ahnentafeln kann den richtigen Gang der Ver- 


richtig T- | Nachwuchses ganz andere Ziele als die medizinischen der 
erbung aufdecken. Der größten Schwierigkeit begegnet aber die tionen; sie sieht vollständig von dem Gesundheitszustand® 7 
Frage, ob der Nachwuchs, welchen wir durch die Sterili- | Frau ab und verlegt die Begründung in die Umg#ie 
sation ausschalten wollen, nun auch wirklich Träger.| derselben, das heißt in die häuslichen Verhältnisse, in 
der hereditären Erkrankung sein wird. Die | die wirtschaftliche Lage der Familie, in den Beruf een 
Mendelschen Gesetze, welche wir bislang allein der Beant- | die soziale Lage und Stellung der Frau. Die Absicht der SO2IT 
wortung dieser Frage zugrunde legen können, geben uns kaum | Indikation ist, durch die Ausschaltung, jedes: weiterell = Äh 
die Möglichkeit, Sicheres vorauszusagen. Da in der Ehe, mit | wuchses den Ruin einer Familie aufzuhalten, welcher he 
allerseltensten Ausnahmen, nur ein Part der Träger des kranken | Vermehrung der Kinderzahl eintreten würde. Da wirtseh 
Keims ist, so werden stets Spaltungen im der ersten Filial- | Not der Familie zu körperlicher und sittlicher Verelendung der 
generation auftreten, welche gesunde und kranke Kinder in nicht | kann, da ungenügende Ernährung und schlechte Erziehung der 
zu berechnender Folge aufzeigt; jeder gesunde Part in einer | Kinder körperliche Schwächung und moralischen N 
Ehe der ersten oder einer späteren Filialgeneration wird die | gang bis zur Prostitution und Verbrechen dann 
Spaltungen noch komplizierter gestalten. Nur wenn die Merk- | haben kann, soll die Beschränkung des Nachwuchses 


Digitized Dy “OOQ G 


nn N TE A Bus u > 3 arg Se = . au - : 3 a 5 _ ne ' Be j P JE 
Be, - s a JA Zu k Pen l . | PO | N i = \ a, 4 | ži l | a | ` i . | | ai ' l 
$ “ e S N i ? : r , Ss j o | ee, 2 | | : . | ; Se aai an a i" E = a u : i 2 E 6 x E ee Í = es F 
E. 5.Oktober. >> ' 1919 — MEDIZINISOHR KLINIK, — Nr. 40. 0.097. 
, na oo a n : ee - J j e a ET yo . = . Su: RE E x 
ee j ; E an 2: f 5 . i . : e- > HE l Ss ; | e., °. A aei EJE a f l T i ' l '. j ER ; i IR “a | w i F 3% = an en > | - = = 
f. eintreten, wenn die Familie nicht mehr imstande ist, mit den | der.sozialen Indikation 'in!reiner. und bemäntelter Form getrieben. 


$b 


er Eie CU VE- 


K o 
vr, EN; ee \ 


Ne yi 


AA NS IN Mo D kY 


- gegeben werden. 


. tion in reinster Form und schreibt: | 
der überstandenen Geburten, der lebenden Kinder, nicht der ab- 
‚Solute . Grad ‚der Schwangerschaftsbeschwerden, nicht ‘der mo- 
mentane Ernährungs- und Kräftezustand allein oder zusammen 
darf oder kann ausschlaggebend sein, sondern allein die Patientin 


in ihren häuslichen und ‚wirtschaftlichen Verhältnissen. Die ab- | : | Er | 
. Verdikten, deren Kontrolle ihm unmöglich ist. Das verträgt sich 


-~ - ihr zur Verfügung stehenden Mitteln ihre Mitglieder vor diesen 
“Folgen. zu bewahren. Unlust zum Kinde, Bequemlichkeit ‘der. - 
~ 2" Mutter in der -Übernahme ‚neuer Mutterpflichten, Unwille des 
Vaters zur Steigerung seiner Arbeitspflicht gehören auch nicht 
. mehr in den Rahmen einer sozialen 'Indikation, sondern stehen 
| als frivole Auswüchse ungesunder individueller Denkart und fami- 
~- - lärer Ethik vollständig ‘außer dem Rahmen wissenschaftlich zu 

begründender ärztlicher ‚Eingriffe. Hier soll nur allein die Frage 

-erörtert werden, ob der Arzt berechtigt ist, der individuellen oder 

familiären, in der übergroßen Zahl von Kindern begründeten Not 
dureh operative Ausschaltung weiteren Nachwuchses entgegen- 


zutreten. 


- Dje soziale_Indikation ist’ sehr spät in die Reihe der Indi- 
 „. kationen eingetreten. Kehrer (1897), den man wohl als den 
Schöpfer der wissenschaftlich begründeten und anerkannten Steri- 
lisation bezeichnen kann, ‚kannte unter seinen Indikationen die 
soziale nicht; unter seiner Kasuistik finden sich aber schon zwei |. 
Fälle, bei welchen das soziale Moment neben recht dürftiger 
medi: Hofmeier 
(1905) kennt sie' ebenfalls noch nicht; ebensowenig nennt sie. 
Chrobak (1905), trotzdem er sich recht eingehend über alle ' 
Indikationen ausläßt- Krönig (1905) ist der erste, welcher 
sozialen Momenten -eine große Bedeutung in der Indikations- 
'. stellung beimißt; seine Worte, „daß jeder Operateur sich bei Er- 
schöpfungszuständen: infolge rasch aufeinander folgender Ge- 
-~ burten. zur Sterilisation entschließen würde, wenn es sich um. 
. ~ eihe total erschöpfte 'Arbeiterfrau mit sechs ‘bis zehn lebenden 
' „Kindern handelt, wenn der Verdienst nicht groß genug ist, um 
den Lebeüsunterhalt für alle Kinder und für die Frau genügend 
günstig zu gestalten‘, können als der Ausgangspunkt der sozialen 
Schick-ele hat aber erst im 
Jahre 1909 in seiner Schrift „Strafrecht und Frauenheilkunde“ 
und durch seinen Vortrag über dasselbe Thema auf dem Gynä- 
kologenkongreß in Straßburg (1909) die soziale, Indikation in 
ihrer krassesten Form ohne medizinische Nebengründe aufgestellt 
und wissenschaftlich zu begründen versucht; die an den letzteren 
sich anschließende Diskussion brachte die ersten Meinungsäuße- 
rungen dazu; sie waren :mehr.oder weniger ablehnend. Auch in 


medizinischer Begründung die Hauptrolle spielt. 


Indikation angesehen werden. 


der nun folgenden Literatur fand die soziale Indikation keine 
Anerkennung; so z. B. lehnte Thorn sie rundweg ab, bis ihr 


ein neuer Fürsprecher in Hirsch erstand, welcher sie in mehr- 


.fachen. Arbeiten wissenschaftlich zu begründen versuchte und ihre 


 . Anwendung auch aus ethischen Gründen forderte. , Der Erfolg 
-war kein besserer. Eine recht soziale Indikation hat bislang unter 
~ den wissenschaftlich Arbeitenden keine Anerkennung gefunden; 
Henkel als neuester Bearbeiter (1918) der Indikationen zur 
‚Sterilisierung folgt dem Standpunkte von Krönig ‘und will sich 


_ der Berücksichtigung sozialer Momente bei der Indikationsstellung 
nicht entraten. Se j | / | 
Die Ausführungen wissenschaftlicher Arbeiten geben uns 


aber keinen. Anhalt über die Bedeutung der sozialen ‚Indikation in 


praxi; hierüber erfahren wir nur ‚selten etwas direkt, weil die In- 
dikationen von praktisch tätigen Operateuren meist nicht bekannt- 
Die Ausführungen Häberlins können aber 
emen gewissen Anhält geben; er ist Anhänger. der sozialen Indika- 
„Nicht die absolute Anzahl 


solute Unmöglichkeit besserer Ernährung, gesunderer Wohnung, 
nötiger Entlastung und Erholung ist oft ausschlaggebend für die 
Prognose und dementsprechend für die Behandlung.“ So schreibt 


und so handelt er auch; denn unter 41 Sterilisationen waren sechs 
allein und elf vorwiegend durch soziale Umstände bedingt. Von 


der Ausdehnung, welche die Sterilisation in den Händen hyper- 
aktiver Arzte spielt, erfährt man gelegentlich indirekt aus ihrem 
Tätigkeitsbereiche. : Deshalb mögen ‚auch die Mitteilungen: 

Tohnes hier ihren Platz finden, welche sich auf. Berichte: 
und Einzeläußerungen erfahrener und angesehener Arzte 
stützen; sie gehen dahin, daß ‚die Sterilisation sehr häufig 
ohne ‚jeden Grund ausgeführt und in sehr aufdringlicher Weise 
ohne jeden Grund jüngeren Frauen empfohlen wird“; die von 
ihm angeführten Beispiele beweisen den Mißbrauch, welcher mit 


wird.. Ich führe ‚auch den von .v.. Franqu6 mitgeteiltsn Pall- 
' des höheren: Geistlichen an, dessen Fraü nach dem sechsten-Kinde - 


mitgeteilt worden, welche trotz vollster Gesundheit in einer aka- 
demischen Klinik :sterilisiert wurde nur deshalb, weil sie in fünf 


auf die Frage. meines Gewährsmanns, warum sie gerade die be- 
treffende Klinik aufsuche, erwiderte :sie, daß. es den Damen: der 


geführt würden. Also scheinbar in allen Kreisen,"vom akademi- 
sozialen Gründen sterilisiert. Im Auslande scheint ‚stellenweise : 


‘werden. So sollen z. B. nach Große in den: Pariser Spitälern 


exakten und gewissermaßen wissenschaftlichen‘ Boden zw- bê- ` 
reiten. Die Vertreter der. sozialen Indikation können sich -ihre,. 
große Unsicherheit nicht verhehlen, . welche‘ darin besteht, daß 
der Arzt nicht in der Lage ist, die.. wirtschaftliche. Not der Ea- 
mile — die aber die Basis der sozialen Indikation. ist — sicher 


nützigen Gründen keinen Nachwuchs mehr wünscht, nicht selten - 
absichtlich über die Notlage getäuscht’ werden und kann selbst 
durch eigenen Einblick niemals ein ‘sicheres Urteil: über dieselbe 
gewinnen; wohl mag in vielen ‘Proletarierfamilien ‘die Not öffen- 
zutage liegen, aber in der Mehrzahl der Fälle wird sie sich seiner 


_ Einsicht verschließen. -Schickele hat: deshalb vorgeschlagen, - 


mit Hilfe des Staats und den Gemeinde .die-Einnahmen des Fa- 


‚schaftliche Not durch weiteren Familienzuwachs. bis. zum: Ruin < 
der Familie gesteigert. wird. Hirsch will ebenfalls durch Auf- 
stellung von’ Normalwerten und, durch . die Berechnung .des 
Wochenlohns für jede Kategorie von Arbeiterinnen unter Berück- 
sichtigung des Preises für Wohnung und Lebensmittel eine exakte 
‘Grundlage für die wirtschaftliche Not der Familie schaffen. Beide 


Autoren sind von der Richtigkeit und praktischen Durchführbar- | 


keit ihrer Untersuchungsmethoden so überzeugt, daß’ sie ‘die 
soziale Indikation für die exakteste aller Indikationen halten und 
‚sie der Willkürlichkeit und der Gefahr des Mißbrauchs: entkleiden 


‘wollen. Hirsch spricht der medizinischen Indikation auch für 
die Zukunft jede Möglichkeit einer absoluten Objektivität ab,- _ 


während bei der sozialen Indikation unter Mitwirkung. von: Na- 
tionalökonomen und 'Statistikern. dieses Ziel leicht.und sicher er- 


reicht werden könne. .: : 


Man kann nicht bezweifeln, daß durch- die Inanspruchnahme 


eines großen , Apparats -und unter Verwertung umständlicher. na- 


tionalökonomischer Berechnung die wirtschaftlichė Bilanz: einer 


Familie gezogen und mit annähernder Sicherheit bestimmt werden 
kann, daß die jeweiligen Verhältnisse .eine weitere Vergrößerung - 


derselben nicht wünschenswert erscheinen lassen. Beide Autoren 


verlegen aber. die Indikationsstellung’ in die Hand der Behörden; 


und Hirsch spricht unumwunden aus, daß es’nicht. Sache des 
Arztes sei, die wirtschaftliche Kraft seiner Klientel zu erforschen 
und zu beurteilen: „glaubt er der sozialen Indikation gegenüber- 
zustehen, so rufe er die Entscheidung einer Armenkommission 
an“. Beide Autoren entziehen demnach die -Indikationsstellung 
dem Arzte und legen sie in die Hände von Nichtmedizinern; sie 
machen damit. den Arzt zum Vollstrecker von nichtmedizinischen. 


schon nicht mehr mit den Aufgaben des Arztes. Es kann aber 
auch nicht, wie Schickele und Sarvey es aussprechei, ein 
Feld dankenswerter Betätigung für den: Arzt sein, wirtschaft- . 
liche Not zu beseitigen, das Elend der vom Glück: minder Be- 
günstigten zu lindern; das Feld ärztlicher Tätigkeit-ist einzig und 


allein, Krankheiten zu behandeln oder der Entstehung von. Krank- 


heiten vorzubeugen. Ich muß nachdrücklich“ der Auffassung 
Häberlins entgegentreten, welcher es:bei der durch andere 
Vorkehrungen nicht zu behebenden wirtschaftlichen: Not der Fa- 
milie für Recht und Pflicht des Arztes-hält, der wei: 
teren Verschlechterung der sozialen. Lage und: indirekt des Qe- 
sundheitszustandes der Familie" durch Einschränkung ‘der ‘Con- 
ception vorzubeugen. Die Aufgabe, die wirtschaftliche Not säiner 


nur’ deshalb .sterilisiert ‘wurde, damit sie kein siebentes mehr.be- <o oN. 
komme. Mir ist aus Sicherer Quelle der Fall einer jungen Frau: =... 


Jahren; vier Kinder gehabt hatte und nicht 'mehr haben wöllte; “ 
‚Gesellschaft bekannt sei, daß dort. oft: derartige. Operationen aus- ` 
schen Kliniker. bis zum praktischen Spezialarzt wird heute aus . 


noch mehr Mißbrauch mit der sozialen Indikation. getrieben zu 


‚jährlich 2—-8000 Frauen aus. sozialen‘ Gründen sterilisiert.werden. `- 
Es ist nun versucht worden, der sozialen Indikation -einen . 


zu bestimmen. Der Arzt wird von der Familie, welche aus eigen- 


'milienhauptes und eventuell seiner. Frau festzustellen und: unter - ni 
Zugrundelegung: des Familienbudgets zu. berechnen, ob die wirt- , . 


pa sre 
~T PER 
' vi [$ G u 
A Posey 
e 7 FE E ARTS 
as ; SR ed 
ar en, 
ee u Bi 
= : ERa, e O 
; OE ET E 
. DN Era, je: 
ee 
= di t: 
> e p” 5 
KK j 
ae SE 
BE, EN, nz ep TE 
. ý . Pe S u ? & 
“ re LEBE 3 
rn ORU SOAR., 
ie O 
E w Aa et -f lr 
% “rt. A Taa ' 
- DS IE x SE 3y I, 
. Es tt 4r 
-, AT LALR nya 
ee Bi... Yo 
oo. DZ u Be ae u 
E 2 u Be RN. tr Mer 
rn BIN 1AE BE 
we vo rzi N 
P te WTR 3 y 
KOPPE un 
F. r Er N ! 
- BEL N 3 
ai ~ A z4 dy r 
BR ET a Ele ee 
bean 5 
paS z ra P Bu} 3*4 x 
ar ee, p ui 
b; ES “ oh Li t 
ein Pe i 5 Bi 
PR Pas w ri t 3 wi x 
` i s 
RE en 12 A V 
E R 
ETEN ATEA eA 
K 5 Es cå i $ b 
Bein Wh 
“i 4# AVS E a mor 
B A EEE Ey 
s > 2 na “ 4sı N. 
S ENET 
* i EE BAR $ ER 
Ace, a 
dh Non. 
= N. fy wu 
Et ET 
. ont 
er u er ig? -4 Ir, 
. ne EA e Ka 
“ ep eh D'e 
a Ş D K Tar 
De P H d 
et. Po SFA, pn 
- Rii . yati l AN 
yi a ARENES P h } Re, 
w rer, p A 
a 
uch eh Wet, 
a RUE E i d 
. à p? wp rA 
` ERT er 
En ERE N FR 
EEE \ Mn = A'i 
re u 77 I 
ae nt EEE 
re to BEN .. eo 4 Su 
ELT f ir 
s. Zt Bi ae 
p r ICH 
R Dun Br ll 
delle n 
Ba EN | Br a 
DEEN $ SEER 
2 > Be ER 
f A ty o 
heat n 
PR E l i 
2 ý Repe Ni 
ae Ip Y 1 
S “gp Jao t 
en } Au 
Zu BEL ar į $] 
g - r t E 
Soig A M Pant Zur Eu 
er A in nl 
P ge ’ ve f i 
Ea TUN E ü gë e 
$ $ KES q H Ti 
A Be aa a8. 
ed 
ni Bi 
Een N y 
4 PR Ai 1 
OFE 11572: Di y 
NETS SES 1 r E E 
the Yen I 
en F 1, r 
hs 1 D'S 
v o I iA 4 
En > r, N i 
a i. H ; 
.. A A K {j : 
Far I PR i A 
Qas Pr} $ 
s H : eg A 
"e e | 
Ah "i i, L i 
ooku DiE R 
Im ' 
ap i F 
Br e Bu BE 
TERM 
a sri ‘ FE: (| +i 
i hi “ 4 $) 
Be FE W i 
rin a ei 
a t EESE 4 i 07 
su PRD M EE 
a: ' 4 t 
EC gi 
to e: í y 
Be R s Br ei | 
Wen; l: i 
f: Ì 


x ta kd ae 7% 
.. A wre 
p - » 
Sr: Cr BEER 
ee n Aa za Siergary ac von 
hs Rz an Fr ee 
VIELE DRS NT 


4 

vr 

. a 
x ae 


—— 


nn nn 
um u Te age T 
u ad Dun nn a nn ao, Ye = 
pren ee, E n nn a a. 
e e a na, 
Ur" 73 


` y’: 
x A . h} je 
% * |: la A P ; 
5 a ER 
BR Her ’ 
5 Paar riti E, q 
u $ E eO h 
CO CNF G Mi 
x f ‘ h i 
ln: , 
ee 5 f ! 
Lai R 
rin. S 


Fenaa eae oT 


A T a a, ae. 


ann 


ve 
"z rn 
7 
ka un 


. ei a 
TEN A a = 


996 


Familie durch weiteren Zuwachs nicht ins Unerträgliche zu stel- 
vern, liegt beim Maune. Wennn seiner Erwerbsfähigkeit eine 
Grenze gesetzt ist und wenn die Aufziehung weiterer Kinder die 
Kräfte seiner Frau übersteigt, so muß er selbst weiteren Nach- 
wuchs ausschalten; dann sind geschlechtliche Abstinenz oder 
fakultative Sterilität am Platz und in der Tat ja als Regulierungs- 
mittel des Familienzuwachses allgemein im Gebrauch. Darüber 
hinaus muß der Staat helfen und durch Armenfürsorge die wirt- 
schaftlich Schwachen stützen, soweit es bei seinen Mitteln mög- 
lich ist. 


Bei der sozialen Indikation spielt der Umstand, dab die 
Sterilisation dauernd jeden Familienzuwachs ausschließt, eine 
besonders eroße Rolle. Die soziale Not kann sich nun durch eine 
elückliche Konjunktur ändern oder die Familie kann durch Un- 
elücksfälle bedeutend verkleinert werden; dann ist es nach aus- 
eeführter Sterilisation für eine Remedur zu spät und die Operation, 
welche Glück und Zufriedenheit bringen soll, kann eine Quelle 
erößter Trauer und bitterster Reue werden. In dieser Hinsicht 
wirkt die Sterilisation aus sozialer Indikation noch verhängnis- 
voller als ein künstlicher Abort, welcher doch wenigstens eine 
Reparation der Indikationsstellung ermöglicht. 


Während demnach keine Meinungsverschiedenheit darüber 
bestehen kann, daß eine Sterilisation aus rein sozialer Indikation 
für den Arzt keine Berechtigung hat und in der wissenschaftlich- 
medizinischen Literatur keinen Platz erwerben. darf, spielen doch 


soziale Motive, in Verbindung mit medizi- 
nischen Krankheitszuständen eine -grobe Rolle. 


Die Sterilisation findet im allgemeinen ihre Begründung darin, 
daß ein unheilbarer Krankbeitszustand in jeder weiteren 
Schwangerschaft wieder neue Lebensgefahr oder schwerste Ge- 
sundheitsschädigung bringt. So z. B. entwickelt sich eine 
Neuritis nervi optici in jeder neuen Schwangerschaft weiter bis zur 
vollständigen Erblindung; ebenso verhält es sich mit manchen For- 
men. der chronischen Nephritis; keine Behandlung in der gravi- 
ditätsfreien Zeit und keine noch so günstige Lebenslage vermag 
die Zerstörung des Organs oder gar den Tod aufzuhalten. Dem 
steht aber eine ganze Reihe von Erkrankungen gegenüber, welche 
in der Graviditätspause einer erheblichen Besserung und sogar 


einer Ausheilung zugänglich sind; das sind z. B. Herz- 
krankheiten und vor allem Lungentuberkulose.. Wenn dem 


Herzen durch absolute Ruhe und Schonung Gelegenheit gegeben 
wird, sich zu kräftigen, und wenn die tuberkulösen Frauen sich 
längere Zeit in Lungenheilstätten und Sanatorien aufhalten, So 
kann der Zustand der kranken Organe sich so weit bessern, daß 
sie spätere Schwangerschaften aushalten. Eine so weit gehende 
Schonung und so kostspielige Behandlung ist in wohlhabenden 
Familien leicht ausführbar. Anders steht es mit den. Frauen 
ärmerer und schwer arbeitender Stände; hier fehlt die Möglich- 
keit der.Schonung und geeigneten Behandlung; das Herz kommt 
deshalb unter der Last der Sorge und schwerer Arbeit nicht leicht 
wieder in den Zustand gesicherter Arbeitskraft, und die Lungen- 
tuberkulose schreitet bei schlechter Ernährung und Luft und 
schwerer Arbeit unaufhaltsam weiter. Bei diesen Krank- 
heitsgeruppen wird man deshalb nur selten 
eine rein medizinische Indikation stellen 
können, sondern nur allein die Berücksich- 
tigung der sozialen Lage der Kranken und 
ihrer Familie erlaubt eine dem Einzelfälle 
richtig angepaßte Indikationsstellung Es 
wird demnach Sache des Arztes sein, die Prognose der vor- 
liegenden Krankheit namentlich im Hinblick auf ihre Abhängig- 
keit von der Schwangerschaft mit der Unmöglichkeit einer 
günstigen Beeinflussung durch Behandlung und Lebensführung 
zu einer richtigen Indikation zu vereinigen. | 


Literatur: Krönig,s. Krönig und Döderlein, Operative 
Gynäkologie, 1. Aufl. 1904 und III. Auil., S. 346. — Schickele, Strafrecht 
und Frauenheilkunde, S.72. Wiesbaden, Bergmann. — Heine, Zbl. f. Gyn. 
1918, S.169. — Hirsch, Arch. f. Krim. Anthr., Bd. 39, 5.209. — Der- 
selbe. D. m. W. 1918, Nr.5. — Derselbe, Mschr. f. Geburtsh., Bd: 37 
S. 505, 568, 574. — Derselbe, Fruchtabtreibung und Präventivverkehr. 
Würzburg 1914. — Henkel, s. Placzek, Künstliche Fehlgeburt und 
künstliche Unfruchtbarkeit, S. 164. — Häberlin, M. Kl. 1906, S. 1310. — 
Krohne, s. Placzek, Künstliche Fehlgeburt und künstliche Unfrucht- 


barkeit, S.371. — v. Franque, Veri D. Ges. f. Gyn, Bd. 13, S. 621. — 
Sarvey.D. m. W. 1905, Nr. 8. 


—— 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. Bi 


‚ Oktober. 


T 


IA 
9 
g 


P v 
PERTE A TES 


Epikritische Betrachtungen zur Einteilung un 
Beurteilung der Kkriegsneurotischen Störungen 
Eine wissenschaftliche Verarbeitung der Kriege fahr ungen 
aus dem Neurosengebiete wird von ganz verschiedenen Gesicht 


Aus den Nervenheilanstalten der Stadt Frankfurt 
im Köpperner Ta 
Sa ZA í 
Ein 
Von ER - e 
Direktor Dr. Max Meyer). mr. 
punkten ausgehen und nach mehrfacher Richtung hin von Erto gi 
begleitet sein können. Be 


un 
Ar 


der Heilbarkeit im Vordergrunde klinischen Interesses, in engster De 
zten 

; nf AIE ee 
Jahrzehnte, wie der Berechtigung des Krankhei 
heeriffs der traumatischen Neurose; auch durch d 


neuen Krankheitstypen auf psychischem oder neurotischem We- 
biete uns gezeigt haben mag, so glaube ich doch, dab er unse 

bisherigen Ansehauungen über die Vorbedingungen zur É 
stehung neurotischer Erscheinungsformen nach mannigiat 
Richtung hin erweitert und geändert hat. 


| RL: 
Wenn — wie ja bekannt — der Krieg auch gewißlich keine 


worbenen Disposition, 
materieller und psychis : 
an der Entstehung und dem Verlaufe, sowie an der symptomatot 

gischen Ausgestaltung der einzelnen Krankheitsiormen und über 
Differenzen von Krankheitstypen, je nach der somatischen oder 
psychischen Ursache. Darauf allein sollen sich in der Hauptsache 
die heutigen epikritischen Betrachtungen erstrecken. £ T 


Die schon vor dem Kriege auf Grund früherer Erfahrungen 
ten klinischen 


atolo- 


dahingehenden Bestrebungen, zu einer veränder inisi 
Stellungnahme gegenüber den einzelnen Krankheitstypen auf dem 
Gebiete der Neurosen zu gelangen, machen sich erneut geltend, 
und zwar sowohl einerseits in der Richtung einer Erweiterung, 
wie auch andererseits in der Richtung eines Abbaues un ‚ Ein- 
engung uns bekannter klinischer Formen.. Auf die Berechtigunr 
der Aufstellung neuer Krankheitstypen, die in gewisser Beziehung 
zu organischen Nervenverletzungen stehen, wie .die Akinesid 
amnestica und die Reflexläihmune Oppenheims, ebenso WI 
auf die neurotischen Störungen im Gefolge schwerer mechani- 
scher Erschütterung mit Commotio cerebri — Krankheitstormen, 
bei welchen bekanntlich die Trennung des Organischen vom Funk- 
tionellen sehr große diagnostische Schwierigkeiten bereiten kann, 
darauf soll in diesem Zusammenhange nicht eingegangen werden. 
Aber auch in anderer Richtung ist der Ausspruch Oppen 
heims: „Die Hysterie ist über alle Ufer getreten, nichts ist vol 
ihr mehr sicher“, heute berechtigter denn je. A m 

Bei der überreichlichen Anwendung der Worte „Hystent 
oder „hysterisch“ zur Bezeichnung gewisser körperlicher oder 
psychischer Störungen oder Charakteranomalien ist man von emoi 
Einigung über diese Begriffe noch weit ‘entfernt. 7 

Die Psychiater fassen bekanntlich die Hysterie mM 
der Mehrzahl als eine angeborene krankhafte Veranlagung 
von charakteristischem Gepräge auf. Neben den Erscheinungen 
Starker Selbstsucht und Selbstüberschätzung, dem bekannten 


Hang zum Frahlen und Verleumden, der Labilität der Stimmung” 
lage — Maßlosigkeit der Gemütserregungen, Sprunghaftigkeil IN 


Denken und Handeln, der krankhaften Abhängigkeit des Urteil 
von äuberen Einflüssen, Stimmungen und Wünschen, finden WI! 
eine krankhafte Haltlosigkeit, Willensschwäche und Autosuggest 
bilität zu dem bekannten Charakterbilde vereint. Auf der Grund- 
lage dieser Eigenschaften besteht bei den Hysterischen m 
krankhafte psychische Reaktion in der Art der Umsetzung D 
chischer Zustände in mannigfache körperliche Störungen auf 
motorischem, sensiblem, vasomotorischem und sekretorischem 
EPRE : Diese letzteren Erscheinungsformen können in vielen 
ällen ganz fehlen, sie können aber auch Begleiterscheinung? i 


1) Nach i ec „le REN, 
am 7. April N Vortrag im Ärztlichen Verein zy Frankfurt = 


Digitized by Google | E > 


 _ mitunter in schicksalsschweren Stunden — an Weinkrämpfen litt. | 

s Man setzte nun von psychiatrischer Seite dieser erworbe- 
nen Hysterie: die sogenannte latente Hysterie entgegen, indem 
man sich mit der Annahme half, daß dürch das körperliche - 

- . oder-psychische Trauma die Hysterie gewissermaßen erst manifest 
geworden sei. ` Um sich über diese Schwierigkeiten hinwegzu- 
helfen, trennte man hysterische Symptome von hysterischem Cha- 

- rakter und. wählte erst dann die Krankheitsbezeichnung Hysterie, 


Serie ee nn 7 na | _ e on. nn ` - M “a a 0 u A É j 
me. > RE at T DE z N > i : Ei 5 in Br ge Ts La 
ke. - = B5:-Oktober.. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK. — Nr. 40.03 EEE 
ili ` anderer Formen von Psychopathie sein — wie wir sie z. B. |.Affekterregungen,. wie Schreck oder"Angst, langjälirige Strapazen, o= o opein 
$ bei den konstituticnellem Neurasthenikern, den-sogenannten Halt- | erschöpfende Einflüsse; seelische Zermürbungen, starke suggestive >s CA puig j 7 
_ losen und den leicht Schwachsinnigen oder Debilen: antreffen. | Beeinflussung, unter Umständen auch Begehrungstorstellungen. |; 5, 5 he 
1 EE Lange. Zeit nahin män an — und die Franzosen stehen heute noch | "Die Disposition. für die Störung kann in einer- seelisch- =: jara i 
: , >. auf diesem Standpunkte: —, daß der Seelenzustand, der auf be- | minderwertigen Veranlagung: des Individuums liegen, doch ist dies ig 
m stimmte äußere Reize mit der Produktion hysterischer Symptome .| durchaus keine ‚unbedingte Voraussetzung. Die :allerverschieden-- a i 
- antwortet, stets ein angeboren .abnormer ist-im Sinne | artigsten Typen psychopathischer Veranlagung: sind einer hysteri- -< ooo ngn p? 
einer degeneraiiven Veranlagung. Man sprach deshalb auch von |. schen Reaktionsfähigkeit leicht zugänglich, jedoch ist diese Re- -075 1° TE 
' einer speziellen hysterischen Disposition, als deren wesentlichstes | aktionsfähigkeit keineswegs charakteristisch für die hysterische > ~ 5. = N 
ie .. Symptom . „eine. zwar schaltungskräftige, aber besonders labile | Persönlichkeit oder specifisch für die:’Art der psychopathischen ` ae 
il: Affektivität‘“ angesehen wird, infolge deren — wie Bleuler | Minderwertigkeit.. Ubenso wie psychopathische: Charaktereigen- BESTE IE 
wE `, sich ausdrückt — „der einzelne Affekt als Tyrann herrscht, der | schaften erworben werden ‘können, ..z. B. durch chronischen Sb H 
keine anderen Affekte neben sich bestehen läßt und zugleich die:| Alkohol- oder Morphiummißbrauch, kann die Disposition zu.hyste- il: 
Eh Ideenassoziationen viel stärker dirigiert, als beim Normalen. rischen Reaktionsformen’ durch die. besöndersartige Dauer oder ... Enu E: 
he > :_ `, ‚Demgegenüber sind für die Neurologen weniger die | Stärke starker 'seelischer Einwirkungen. oder deren Kombination. 7, F-H i g 
ke Form’ der angeborenen geistigen Entartung, das Psychische, als | erst. gesetzt werden. Ebenso wie von der früheren Krankheits- a i fol 
E die körperlichen Syndrome, wıe die Stigmata und der Anfall, maß- | bezeichnung der Hypochondrie nur noch das Adjektivum „hypo- ` el Hu 
Te 'gebend. — Nach Ansicht -der Neurologen känn — unter Um- | chondrisch“ übriggeblieben ist, dürfte auch der Krankheitsbegriff ` BA i 
ir .x  ständen — die Hysterie auch durch erschöpfende körperliche Er- | der Hysterie allmählich verschwinden und abgebaut werden und o En EeTIE N z 
| “krankungen, starken Schreck, langdauernde Aufregungen bei | wird es so weit kommen, daß wir erkennen, daß die-hysterischen - el 
mE ` psychisch normal veranlagten Menschen erwor- | Symptome völlig verschiedenartig pathogenen Zuständen -ange- > < at 1, si 
dy -~ ben werden. In diesen Fällen ist jedoch anzunehmen, daß | hören können. Die 'Kriegserfahrungen ‚haben uns gelehrt, daß EREN 
a3 ‚die Erscheinungen als. episodische aufzufassen sind und | auch bei Persoien, die wir als in. jeder Beziehung. völlig. gesund : 2 Bel E 
gi unter günstigen . Umständen in kurzer Zeit wieder ab- | vor dem Kriege zu erachten hatten, die Bereitschaft zu einer hyste- S E E 
mi klingen ` können. — Wenn ein Kind einmal .an. einer mono- | rischen Reaktion unter besonderen. bereits erwähnten Einflüssen i a MAGH a: i | 
i symptomatischen Form. der ' Hysterie erkrankt, späterhin | gesetzt werden kann. - EN -e a 5 Re RE Fe H 
xz “aber weder körperliche Zeichen der Hysterie bietet,. noch |. Man ist nun zunächst bemüht gewesen, festzustellen, ob und u i yi 
h} .» psychische Erscheinungen einer degenerativen Entwicklung sich | inwieweit die Art der traumatischen Einwirkung imstande ist, einen. N g ii 
ee Zeigen, so muß das hysterische Einzelsymptom gar nicht unbedingt |: für die spezielle Noxe charakteristischen Reaktionstypus zu setzen ©; a FEN 
pi der ‚Ausdruck einer abnormen angeborenen Veranlagung. oder | und hat versucht, aus der Art des Traumas bestimmte Krankheits: > -` s ye 
e speziellen Disposition sein, sondern es kann als ein hysterisches | formen aufzustellen, wie z. B. die Schreckneurose und: die `, -~ pitak igi | 
= Symptom sehr wohl z. B. unger dem Einflusse der Nach- | Granatexplosionsneurose. Das Bild der Schreckneurose- war als — -+~ El N 
ie ‘ ahmung erworben sein, weil das Kind sich noch in einer Ent- | eine. selbständige Untergruppe zuerst von Stierlin, späterhin | <y. Eh RE i 
E wicklungsphase befindet, in der es hysterischen' Symptomen bc-a| von Horn und Kraepeliu.aus dem Hysteriebegriffe heraus- -`> > ary d A 
pe sonders leicht zugänglich ist. SE on | - | gelöst worden. Kraepelin hatte sie als eine’krankbafte Stei- ` = ii F 4 
a g ‚: Um ein anderes bekanntes Beispiel anzuführen, so ist es noch | gerung und Fortdauer solcher Wirkungen dargestellt; die eine , z jie le 
Be kein Beweis für eine hysterische degenerative Veranlagung, wenn | heftige Gemütserschütterung auf das seelische und körperliche .*' \\., Eu Run 
‚- Bismarck nach der Schlacht bei Königgrätz — wie auch sonst | Verhalten der Menschen auslösen, wobei es sich in der Hauptsache lu Hi i 
um rasch auftretende Bewußtseinstrübungen mit allgemeiner . = oo 7PH ; Hy 
# gA, 


Willenserlahmung, seltener mit Willenshemmung handeln sollte. 

| Bekanntlich ließen die Beobachtungen bei großen Massen-  _ 
"unglücksfällen, ‘wie dem Erdbeben von Messina und dem Gruben- > -v Kae 
unglück von Couriere, eine größere Erfahrung über psychogene: -= 3 S F 
Zustandsbilder infolge ` Schreckeinwirkung sammeln,. die sich l í 
hauptsächlich in Verwirrtheitszuständen mit 'triebarligen Er- 
regungen äußerten. In.solchen Zuständen faßten die Betroffenen 
nur verschwommen ihre Umgebung auf, verkannten ihre Lage und 


* 
PLTU 
REREN e E e 


zn Ozon morne 
POCECE 


met 


S 
u 
Ey N 

í 


P a 4,2 T w> N . 
TEA A y Die NEN 


>- 


hrr 


t = a <e— 
Lam 


re 


as Ben ni 4 
ea. 
Te 


é ~ 


wenn auf dem Boden dieser speziellen Veranlagung in Be- y iA 
..dehung zur gesamten Persönlichkeit hysterische Erscheinungs- | die sich abspielenden Vorgänge und boten das. Zeichen zweck- und * EA 
y formen auftraten. — Es ist nun von vornherein: zu sagen, dab sinnloser Unruhe. Es handelte sich also dabei um ausgesprochen >. self il. 
„ -< unter der großen Zahl der beobachteten kriegsneurotischen Stö- | psychotische -Krankheitszustände,. in welchen neben völliger Läb- - _.. Lt OA FIRE 
e tungen, die wir als hysterisch zu ‚bezeichnen pflegen, in sehr vielen mung von Willensregung stuporähnliche Zustände. von wochen- , ©.. Ẹ HEH 
i Fällen ein Hauptzeichen der Hysterie im psychiatrischen Sinne | bis monatelanger Dauer sich entwickelten, bei denen eine: gewisse - = oioi} al; 
H nicht ‘vorhanden war, nämlich das; was man kurzweg als den | Schwer- oder Unbesinnlichkeit mit Denkhemmung, mit Schreck- © | <. kl | 
| hysterischen Charakter zu bezeichnen pflegt. | -| haftigkeit, Ängstlichkeit und allerhand nervösen Beschwerden und `. ed ji 
4, Nun ist es aber nicht nur aus theoretischem Interesse, son- | Mißempfindungen zurückblieben.. Zum Unterschied von der .. a 3 i 
>? _- dern auch. für praktische Zwecke — wie z. B. bei der | Hysterie wird hierbei die Erregung nicht in ungewöhnliche Bahnen ` -i r AA $ 
A Nachprüfung der Berechtigung von Versorgungsansprüchen — gelenkt, sondern führt zu einer krankhaften Verstärkung psycho- -~ Be i 
f keineswegs gleichgültig, wie wir eine neurotische Störung aufzu- | logisch durchaus motivierter körperlicher und seelischer Wir- +. ` k T | i 
fassen haben, ob -als Zeichen einer von Haus aus bestehenden | kungen — ähnlich wie sonst bei Gemütsbewegungen. 3 a Puak Ip 
s > hysterïschen Veranlagung und psychopathischen | Dieser von Kraepelin aufgestellte Krankheitsbegriff der ER fi 
; ' Minderwertigkeit oder ob die Disposition zu neurotischen | Schreckneurose erfuhr nun in späteren Darstellungen und Beob- en Hay H: 
) Störungen und damit auch zu Rückfällen erst unter der Einwir- | achtungen aus dem Kriege gewisse Umwandlungen und Verschie- Be u 
. kung außergewöhnlich schwerer äußerer Einflüsse geschaffen | bungen. Horn verständ darunter „eine Psychoneurose des auto-  .. puis N, | 
wurde, weil die Anforderungen abnorme waren und ob. eine eben- | nomen sympathischen Nervengeflechts bei Menschen mit nicht und Hi 
] ‚Solche Reaktion mit genau den gleichen klinischen Symptomen | vollwertiger körperlicher Beschaffenheit. |. 0m. Be act 
| dabei ausgelöst werden kann, wie bei schwer degenerativer Ver- | .. Im Vordergrunde der somatischen Erscheinungen sollte ein ° . a R gpn pi 
=- Anlagung. . ne | | KR | vasomotorischer : Symptomenkomplex mit kardio-vaseulären Le I 
-> Nach den Erfahrungen des Krieges tun wir- aus praktischen. | Erscheinungen stehen. - Eine besondere Disposition wurde nicht erpat 
 “ründen am besten, wenn wir unseren Betrachtungen die von | für unbedingtes Erfordernis, aber für die meisten Fälle als vor- . Bl 
‚...Nißl und Gaupp vertretene Auffassung zugrunde legen, daß | liegend angenommen. Horn bezeichnet die Schreckneuröse als -~ : ui) ‘3 
hysterische Krankheitserscheinungen unter ganz verschiedenen | „die Unfallneurose des vegetativen Nervensystems katexochen“ ` =- ~, Eh Aiu 
edingungen zustande kommen können. Das gewaltige Massen- | wegen der zahlreichen Störungen der Respirations- und Sexüal- => A Fal 1 ir 
' eXperiment. des Krieges hat uns gelehrt, daß die Mechanismen, die | sphäre, der Sekretionsanomalien und der trophischen Störungen. ki TER 
zur hysterischen Erscheinung führen können, bei jedem Men- | Nach unseren eigenen Erfahrungen. wären. in der-Mehrzahl der EUER 
schen gewissermaßen präformiert sind. Die Voraussetzungen, Fälle, bei denen lediglich in unmittelba rem Anschluß an: . af ; j gi i 
~ unter denen hysterische Erscheinungen auftreten, können. dabei | einen Schreck die neurotischen "Störungen aufgetreten, waren, pia Bl Ewo 
- anz. verschieden sein, stets sind es außergewöhnliche | allerdings. kardio-vasculäre Störungen, -aber- auch nur solehe : v eiia E a 
Í i i l 2 = re l n . BET 


BON 


un... 


” we 
te a 
a AS Se 
-70 anra eas e a piy ai 
- Rs + b. 
TA AEST NIEI 
een in.‘ 
ET a rn ren or 
e a as os, 
7 È Sa ee ; 


LT ren 


à e 5 : l : š y 
; N N a 


e 5 z uoa $ š 
e e _ EX 
z E CAT en \ 
e o ENNET EOE O a E O) 


. 1000 


eine Begleiterscheinung der Neurose; diese selbst äußerte sich in 
unseren Fällen merkwürdig häufig als ein auf den Kopf oder die 


Schulter lokalisierter Tremor mit fast durchweg sehr günstiger 
Heilungsaussicht. “s SS 


Auch wir konnten bestätigen, daß die Schreckneurose im 
Gegensatz zur Hysterie nicht auf der Grundlage psychopathi- 
scher Veranlagung entstehen muß, wiewohl in zirka zwei Drittel 
der Fälle eine solche sich nachweisen ließ. 


= Redlich beobachtete, daß ganze Kompanien unter der 
Einwirkung starker seelischer Erschütterungen durch Schreck 
von nervösen Lach- und Weinkrämpfen, von Zittererscheinungen, 


Schreeckwirkung zum Ausbruch, oder in der langen Dauer. 


Wirkungsweise, wie. wir sie bei der Hysterie annehmen. 


charakteristische Krankheitsform sicherlich nieht gibt. 


Art zu setzen. 


Beseitigung der Symptome mittels 
nelle Ursachen, ja selbst dann, 


fahrungen 
der Prognose durchaus 


scheinungen anzunehmen berechtigt sind. 


hirnveränderungen bedingt sind. 


dem Gleichgewicht zu bringen. 


scheidung der neurotischen Erscheinungsformen zu verhelfen. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 


ja sogar von stuporösen Zuständen befallen wurden, die aber bei 
Ablösung in der Ruhe rasch wieder abklangen. Das Pathologische 
kam dabei entweder in der Art der Affektäußerung und der 
Im 
ganzen scheint es also doch, daß. ein grundsätzlicher Unterschied 
gegenüber dem, was wir als hysterische Reaktionsweise zu be- 
zeichnen pflegen, auch bei der Schreckneurose nicht vorliegt. — 
Gaupp steht demnach auch auf dem Standpunkte, daß der Me- 
chanismus, mit der die affektive Erregung gewissermaßen Körper- 
lich fixiert wird, grundsätzlich gar nicht verschieden sei von der 


Was die Selbständigkeit des Begriffs der Granatexplo- 
sionsneurose anlangt, so ist zu sagen, daß es eine dafür 
Die 
Granatexplosion vermag je nach Mitwirkung dabei beteiligter psy- 
chischer oder physischer Momente sehr verschiedene, an sich aber 
durchaus nicht besonders charakteristische Krankheitserschei- 
nungen organischer, funktionell-nervöser oder rein psychotischer 
Hier lassen sich Übergangsformen finden von 
schwersten Shockerscheinungen mit letalem Ausgange bis zum 
Bilde der monosymptomatischen Hysterie. In der Mehrzahl der 
Fälle, bei denen die Anamnese und vor allem die klinischen 
Symptome keinen Anhaltspunkt für eine organische Schädigung 
centraler Art, wobei besonders auf den Vestibularapparat hinge- 
wiesen werden soll, sich finden lassen, glaubt Nonne in Über- 
einstimmung mit Wollenberg durch die Möglichkeit akuter 
Hypnose an rein funktio- 
wenn bei Entstehung der 
Symptome eine nachweislich sogar länger dauernde Bewußtseins- 
störung bestanden haben mag. Vorsicht gilt es nach unseren Er- 
aber ganz besonders bei jenen speziellen Formen zu 
üben — auch bei Beseitigungen der Krankheitserscheinungen —, 
die mit Sicherheit unter den Zeichen einer echten Gehirn- 
erschütterung entstanden sind, bei welchen man auch mit 
zurückhaltend sein muß, wie ja die 
Jakobschen Untersuchungen gelehrt haben, daß bei den echten 
post-commotionellen nervösen Schwächezuständen wir mikro- 
strukturelle Schädigungen als Ursache der Beschwerden und Er- 
Es läßt sich natur- 
gemäß oft späterhin den Symptomen als solchen schwer ansehen, 
inwieweit sie psychogener Art oder durch solche materielle Ge- 


Ich kann mich auf diese beiden Arten traumatischer Schädi- 
gung beschränken; ein näheres Eingehen, auf die Art und Ursache 
der ursprünglichen Schädigung dürfte meines Erachtens von 
keiner besonderen Bedeutung für die klinische Symptomatologie 
und die Einteilung der Neurosen sein. Der Schreck, ebenso wie 
die Luftdruckwirkung oder chronische Strapazen, irgendwelche 
seelische Einflüsse können schließlich alle zu denselben hysteri- 
schen Reaktionsformen führen. Hans W. Gruhle geht so weit, 
die Schreck- wie die Unfall- oder Kriegsneurosen dementspre- 
chend auch lediglich als Untergruppe der erworbenen ner- 
vösen Erschöpfungszustände aufzufassen, wobei er 
ausdrücklich darauf hinweist, daß die Symptome der konstitutio- 
nellen Neurosen von denen der erworbenen unter Umständen in 
gar keiner Weise zu unterscheiden sind. Er sieht diese Tatsache 
als Beweis dafür an, daß eben an irgendeinem Punkte für jeder- 
mann die Toleranzgrenze für seelische Erschütterungen liegt, nur 
sind eben die psychopathisch veranlagten Naturen leichter aus 


Sie ersehen daraus, dab die rein klinische Betrachtungs- 
weise nicht geeignet erscheint, uns zu einer Trennung und Unter- 


Man versuchte nun weiterhin durch psychologisches Ver- 
tiefen in die Art der Entstehung der Umbildung und Weiterent- 


___5..Oktober 
=> 

wicklung der nervösen Erscheinungen Klarheit in die bunten 
Formenbilder zu bringen durch Vergleich und Differenzierung 
mit den uns von früher bekannten Erscheinungsarten der 
Hysterie. Es kann natürlich in diesem Zusammenhange dabei 
nicht auf die Theorien über die Entstehung und das Wesen der 
hysterischen Störungen eingegangen werden. Bekanntlich er- 
achten wir als einen für die Hysterie besonders kennzeichnenden 
Zug die Erfahrung, daß im Anschluß an eine gemütliche Erschütte- 
rung Reaktionen auftreten, die nicht normal ablaufen, sondern 
unbestimmte Zeit hindurch fortbestehen und — wie Krehbl es 
bezeichnet hat — zu „Dauerformen unbewußter Fortwirkung der 
Affekte“ werden. Wir wissen schon lange, daß gerade diese 
Formen der hysterischen Störungen ganz besonders bei der trau- 


matischen und der sogenannten Entartungshysterie beobachtet 
werden. | 


= Gerade hinsichtlich der Dauerwirkung dieser krankhaften 
kriegsneurotischen Zustände finden wir mancherlei Anklänse zu 
den uns längst bekannten Unfallneurosen und Häftpsychosen. 


Es ist nun eine Reihe von Erklärungsversuchen im Laute 
der verflossenen Kriegsjahre gegeben worden, uns dem psycholo- 
gischen Verständnis dieser verschiedenartigen Störungen näher- 
zubringen, die zwar nicht die Möglichkeit einer reineren klini- 
schen Trennung erbracht haben, wohl aber doch den Nutzen, den 
Entwicklungsmechanismus durch psychologische Methoden näher 
zu ergründen. Es ist mir im Rahmen dieser kurzen Betrachtung. 
nicht möglich, auf alle die verschiedenen diesbezüglichen Arbeiten 
einzugehen, vor allem nicht auf die mir sehr wertvoll erscheinen- 
den Klärungsversuche von Kretschmar. 

Eine Reihe von anderen Autoren nimmt — wohl in Anleh- 

nung an die Kraepelinsche Auffassung der Hysterie — an, 
daß den Krankheitserscheinungen, wie wir. sie in so vielfältiger 
Form bei den Kriegsneurosen beobachten, ein gewisser Selbst- 
zweck zugrunde liegt — in dem Sinne, daß das Auftreten der dem 
Interesse der Kranken entsprechenden Störung weder einem be- 
wußten Gedanken oder auch nur Wunsch, sondern durch Ver- 
mittlung: krankhafter Affekte dem unbewußten Selbsterhaltungs- 
trieb entspricht. Sie sprechen daher direkt von Abwehr- oder 
Zweckneurosen. So glaubt Cimbal, daß die Atfektlage, 
die den in Betracht kommenden Zuständen zugrunde liege, ganz 
bestimmten Unlustaffekten entspringt, die er als „Schutzaffekte 
des Selbsterhaltungstriebes“ gegen unvermeidbare Mißbilden be- 
zeichnet, nämlich der Angst, dem Mißtrauen und dem Trotz. Die 
Mischung dieser Affekte rufe eine Stimmungslage hervor, die sich 
in einer objektiv nachweisbaren specifisch-vasomotorischen Über- 
erregbarkeit äußern kann, mit den Zeichen anfallsweiser oder mit- 
unter auch dauernder Pulsbeschleunigung, starken Schweibaus 
brüchen und den Erscheinungen hochgradiger reflektorischer 
Übererregbarkeit. Wenn von Cim bals Seite auch auf Blutdruck- 
steigerung als charakteristisches Merkmal hingewiesen wird, 80 
vermag ich dem nicht beizupflichten. Bei Arbeitsversuchen — 
sowohl körperlicher Art, wie wir sie in landwirtschaftlichen Be- 
trieben der Werkstätten zur Prüfung anzuwenden pflesten — Wi 
auch anderwärts bei experimentellen Arbeitsversuchen, Zo% 
mittels der Additionsmethoden fand sich oft genug eme Ster- 
gerung der krankhaften Affektstörung mit ohnmachtsartigen Au 
ständen, mit Blässe, Schweißausbrüchen, Schwindelerscheinungel 
und deutlichen Pulsveränderungen. 


Daß nicht eine bestimmte Art der Noxe, etwa Luftdruck“ 
schwankungen bei Granatexplosionen, die so oft angeführte Ver- 
schüttung oder Schreck diese Störungen verursacht, geht daraus 
hervor, daß man die gleichen Erscheinungsformen auch in den 
ersten Tagen der Ausbildungszeit zu sehen bekam, 50 fa 
eine sehr schwere und hartnäckige Form einseitigen Arm 
zitterns nach Typhusschutzimpfung; daß man weiterhin beim Her 
annahen von Musterungsterminen, auch wenn längst die In 
scheinungen wieder abgeklungen waren, als Rückfälle, Schütte 
zittern und anfallsartige Zustände beobachtete, in der Hauptsa0" 
bei von Haus aus nervös und psychopathisch Disponierten, die zum 
Teil gar nicht im Felde gewesen waren. Aber ebensolehe Formel 
sah man auch andererseits wieder als Folgeerscheinungen der i 
geheueren Strapazen und Schrecken des modernen Krieges be 
vorher völlig gesunden, kräftigen und widerstandsfähigen Men: 
schen. Diese Tatsache der Entstehung derartiger Reaktionen 
bei völlig Gesunden nach längerer Kriegsdienstzeit als LT 
schöpfungszeichen oder als Ausdruck einer starken seelischen : 
schütterung ist zwar als äußerlich völlig gleichartig mit Jen 
Reaktionen zu erachten, wie wir sie bei angeboren moralist 


Fa 


Ku ee a zò : on w n A Ti Br a. ~ t a 

u: Erde Sd : > T E E MA ZR SE sr - } Y koa un ae: Re ae BE, 

E CAE ai ` , ? tà N RN ne et =“ = = u, en 

Pe Ey Ana} n CEDE S RD 5 ee 2 Be er 

er rn er G Pa PS zur Zu Er 5 ! v N = Era E hi A AT Wit 3 

. ri = - .. or r- N en ei ER -> UEA a F 

A TAVE x T 2a K T r S 1 E i: A”, 4 ` Se 5 : i R .! ER i $ E ty A 

r Fe, een Bi . 2 a BE rn vr u, 
ee, = l : : y - | ren 

N 1 A EINEN, ge u Ran: ~ 4 pe JS Era ee s 2 TE Ey a BR i 
1 r kai SE 2: = - Be 

= a . | 7 i ... Br us WE eg S . _ er S 
E 5 Re ee w i l an, ER BEE en LE de a 

; er K ' ne Be a RR ; r ee A er 
` i ant a r i7 . 
` , i 

-7 A Ä 
er GE 5 


19 — ME 


£ 


ui.. teilung qualitativ durchaus nicht gleichwertig. 


A 


0.0». Es. kann deshalb nicht scharf genug immer. wieder betont- 


ı ! | Doun 
R werden, daß für die Berechtigung”von Rentenansprüchen es viel 


2, weniger auf die Art der Entstehung des 'Traumas.ankommt, 'als 
-> anf die frühere Wertigkeit der Persönlichkeit vor der Einziehung 


WEN 

Wa. ° | und die:-Dauer der ihn. schädigenden Einflüsse. . Dabei muß zu- 
3 gegeben werden, daß bei eingehenden Explorationen und durch 
‚ee `- besonders: sorgfältige Ermittlungen bei den Heimatsbehörden es 
nl sich feststellen ließ, daß oft genug — wenn auch andersärtige, so 
he ‘ in- ibřer Bedeutung doch gleichwertige Störungen — bereits früher 
nig aufgetreten waren, wie dies auch Wollenberg durch nachträg- 


kz. ` lich besonders ‚eingehend erhobene Anamnesen nachweisen konnte. 
A = Die immer wieder. betonte Analogie der kriegsneurotischen Stö- 
| rungen mit den Neurosen nach Unfällen ist. doch nur teilweise -be- 


oe `. rechtigt; vermissen wir doch bei den ‚Kriegsneurosen in der Mehr- 


ie =. zahl jene Form von Beeinträchtigungsideen, wie sie bei.den Un- 


CE fallneurotikern. gegenüber den Ärzten und- Versicherungsämtern 
ai 50 oft zum Ausdruck kommt, wenngleich ich auch zugeben will, 
~ daß- möglicherweise dieser. Unterschied in den nächsten Jahren 


- . ..  bei-jenen Formen, die zu Rückfällen neigen, nicht aufrechterhalten 
> . werden kann. Auffallend bleibt fernerhin, daß die Gehstörungen, 


2 — <- häufig als Folgeerscheinungen kriegsneurotischer Abwehrerschei- 
nungen gesehen haben,. von der Unfallsbegutachtung her längst 


:. =- "etwa vorang 
, >  -— Erscheinungen uns auffiel. < 


y 0:2. „Eine weitere Analogie besteht zu den haftpsychotischen Er- 
wi `- Scheinungen, die sich nicht nur auf die Inhaftierten beschränkten, 


ei BR sondern .in der gleichen Art auch bei Angeklagten auftraten, die i 
„e‘ =~ nicht in Haft waren und sich nur vor Gericht für ihre. Handlungen 
„7 ZW verantworten hatten., | TE 


u, Cimbal glaubt, daß auch hier die Neurose die zweckdien- 
se lichste Form’ annehme, und. zwar entweder die der Erregungs- 
„~o  — Zustände, wie „Den-wilden-Mann-Spielen“, oder die der Erinne- 
s =. Tungshemmung oder -sperrung in Form der Amnesie vor Gericht. 
4. Er setzt diese Erinnerungssperrung in ihrem Entwicklungsmecha- 
' msmus. gleich dem psychopathologischen Entstehungsmechanis- 
vi.  . „Mus bei Gelistörungen der Kriegsneurotiker.oder der Arbeitsunlust 
Fo. der Unfallkranken. Dee | 2 u 

es 3, - ‚Inwieweit es sich bier um unterbewußte oder bewußte Vor-- 


„oft. nicht entscheiden; sie grundsätzlich lediglich als Vor- | 
y > täuschung anzusehen, erscheint ebenso fehlerhaft wie- unbeweis- 


á 7 = bar,-ob. Störungen des Funktionsmechanismus' centraler oder peri- 


pherer Art diesen krankhaften unwillkürlichen Affektäußerungen ° 
S zugrunde liegen und welcher Art diese sein können... , 

0, ,, biepmann trennt diejenigen: Erscheinungen, die als u n- 
j = Mittelbare psychische Wirkungen eines psychischen Traumas 
I auf physiobiologischem Wege zustande kommen, von jenen, die 


j `,- Mittelbar durch psychische Verarbeitung erst hervorgerufen wer- . 
} den. ‚Von den unmittelbaren Wirkungen des Schreckes und der. 
„Angst sind ja seit langer Zeit jene auf die glatte Muskulatur, auf 
f.  Bekretion und ‚Exkretion, bekannt; ich habe nun bereits: darauf 
hingewiesen, daß — ebenso wie die angeborene Minderwertigkeit 
/ bei weniger widerstandsfähigen Menschen mit neurotischer Ver- 
= anlagung — die Dauer des Reizzustandes, wie die mehrjährigen. 
Strapazen, | Entbehrungen. und Aufregungen, unter: Umständen 
y unter gleichzeitigem Einflusse von Alkohol- und Nicotinmiß- 


-- "brauch. für normal widerstandsfähige Menschen eine ebensolche - 
-. , , Rolle spielen und die erworbene Disposition zu neuropathis 
| schen Reaktionsformen setzen kann. Diese primäre Wirkung, die |. 


Sich in einer erhöhten Ermüdbarkeit und Überempfinälichkeit 
äußert, wäre alsdann der Ausdruck eines allgemeinen psychasthe- 
Mischen Zustandes, wobei aber nach Liepmann die Annahme 
einer. primären lokalisierten funktionellen Schädigung des Nerven- 
Systems nicht- unbedingt notwendig wäre; die Lokalisierung 
' kommt erst sekundär zustande, und zwar durch psychische Ver- 
‚arbeitung auf Basis hypochodrischer Befürchtung, unter Um- 
Ständen auch durch: mehr 'oder weniger bewußte Begehrungsvor- - 


- 
.- 


können "bestimmte Innervationsmöchanismen deshalb nicht zu- 
stande kommen, weil sie durch entgegengesetzt gerichtete Furcht- 
Oder. Wunschmechanismen gesperrt sind. Die Verarbeitung. der. 
Gemütserschütterung im Sinne eines mehr oder weniger bewußten 


— 


DIZINISCHE: KLINIK —: Nr, 40. -- 


" __ " Minderwestigen und-Degenerierten beobachten, aber für die Beur- 


wie wir sie als pseudospastische Paresen mit Tremor besonders : 


n nz ‚nicht so bekannt und häufig sind; daß fernerhin der Mangel 
einer Beziehung der neurotischen Störung zu dem: Ort einer. 
gangenen Verletzung bei den kriegsneurotischen `| 


(Eu . gänge -bei "diesen Abwehrreaktionen handelt, können wir heute 


stellungen. "Unter dem Einfluß instinktiv treibender Interessen |. 


- 


‘ Selbstschutzes 
‚mittelbare Wirkung. © © 


^ 


teile immer mehr hemmende. Zwischenstationen im: Ablauf des 


dauernd die Heilbarkeit, weil günstige 'Erziehungsfaktoren ‘das: 
noch entwicklungsfähige: 


-tionsweise zurückzubringen vermag. `. : 


und geringe Ausbildungsfähigkeit bei. angeboren: psychopatbisch 


" Reflexbogens zwischen Reiz und Reaktion auf... Je stärker dieser‘ 
Hemmungsapparat und je sicherer er- funktioniert; um so sicherer. ' 
, die. Ausdrucksformen ‘des: Willens: des Menschen auf, Grund seiner. 
Überlegung. Ebenso wie auf dem.Gebiete des autonomen, sympa- : 
thischen Nervensystems eine Dissoziation bestehen kann, gerät .- 
auche jenes so fein abgestufte. System der Willensregulierungen bei: ©; 3, 
den Menschen mit hysterischer ‘Reaktion “in: Unordnung. Es “ist >.’ 

‚beim Kinde noch mangelhaft ausgebildet, daher die leichte byste- - 
| rische Reaktion auf relativ mäßige Reize, aber’ ebenso-leicht und 


Se 


? 


In direktem Gegensatz dazu steht die-mängelhafte Ausbildung 5: 


"Minderwertigen, daher die. schwere::Beeinflußbärkeit des- leicht 


schwachsinnig Hysterischen. ° ::. 


Und Schließlich.die er wor beme Dissozidtion-der Regulie- 


"unter, Mitwirkung affektiver Momente‘ wäre:erst-die- - 7: 


.. Wenn wir uns also zuerst:davon überzeugt baben und ‚durch u 
die rein klinische Betrachtung zu dem Schlusse kommen mußten, 
daß die Art der Schädigung nicht maßgebend.ist für die.-Art.oder >. 
Dauer der krankhaften Reaktionsform, so -würden wir durch:.die - - .; 
‚psychologische Betrachtung: dazu’ gezwungen, ‚anzunehmen, daß >- ; 
die abnorme. Autosuggestibilität erst durch chronische. seelische , ~; 
| Einflüsse verursacht und: damit die Disposition zu einer derartigen ...: 
hysterischen Reaktionsform gesetzt werden känn, odėér die Wider- -- `. 

-standsfähigkeit gegen autösuggestive Prozesse herabgesetzt wird. 
....E8 besteht, .nun aber noch die Möglichkeit einer dritten’ Bè- : 
trachtungsweise, ich möchte sie die biologisch'e.nennen. -: . 
. Bekanntlich treten mit der Ausbildung.der wichtigsten Hirn-. -  .: 


tegulierungssystem: zur normalen Reak- . = 


rungsfähigkeit, wenn seelische Einflüsse sich ereignen,- bei denen . 


die Selbstbeherrschung versagt, in ganz ähnlicher: Weise; wie zu- 
zeiten kritischer. Lebensperioden, wenn: in -der Pubertät ‘und -dem 


Klimakterium Störungen: im System dieses. Hemmüngsmechanis- 


N. 


mus auftreten, die zu ganz verschiedenartigen -Reaktionsformen `- 


auf körperlichem. oder -psychischem Gebiete: führen können; :diese . _ 
_ körperlichen Symptome oder ‚Bewußtseinsspaltungen sind erst 

dann: zu beseitigen, wenn es gelingt, den ganzen Regulationsappa- 
rat des Hemmungsmechanismus entweder. durch suggestive Maß- ` 
nahmen oder durch Beseitigung jener. störenden Einflüsse der 


Außenwelt zu normaler Funktion zurückzubringen. 


Von solchen mehr biologischen Betrachtungen und Erfah- k 


rungen am vegetativen Nervensystem ausgehend; wurde -nuh 


‘schließlich auch .durch Herauziehung von biologischen Unter- 


suchungsmethoden . versucht, _ zu’ einer „Differenzierung der 
Neurosen zu gelangen. - Uhlman.n zog zú diesem: Zwecke die 
Abderhaldensche Ferment-Reaktionsmethode, z. B. zur Er- 
'kennung der Granaterschütterungsstörung heran und will im: Blute 
solcher Kranker ausnahmslos Nebennieren abbauende Fermente,- 


‚häufig auch solche für Rückenmark, Hypophyse und Halsganglien 


gefunden haben. Er schließt daraus auf’ eine Dysfunktion des 


Sympathicus und ‘der Nebennieren bei den ‚mechanischen und 


` ` 


psychischen Ursachen der Granäterschütterung., "N: 
Bä&uer ‘nimmt’ 'eine- allgemeine Dysfunktion .der -inneren 


 sekretorischen Drüsen. durch: überstarke Reize an, welche durch 
ihre Wirkung auf ‘das Centralnervensystem zu psychisch und 


körperlich erkennbaren Störungen führen .oder auch: nur "eine 


‘erhöhte Empfindlichkeit des Nervensystems für neue Reize setzen. 


Im ganzen scheinen mir aber diese biologischen Betrachtungen 
doch: noch allzu hypothetisch und ebensowenig auf eine genü- 
gende Zahl von Versuchen und Erfahrungen gestützt, wie. über- 


haupt in ihren Grundlagen nach den Erfahrungen vor dem Krieg. | 
— wenigstens für psychische Erkrankungen — ‚ungenügend fun- . ` 


diert. Ich habe versucht, Ihnen. darzulegen, wie man: auf. ver- 
schiedenen Wegen ‚bemüht. ist, zu einer..neuen Einteilung ‚der 
neurotischen Reaktionsformen unter allmählicher. Auflösung des 


viel zu weiten. Krankheitsbegriffs der Hysterie ‚zu gelangen. .... 
Keine der. Methoden, weder. die klinische Betrachtung der - -~ 


Symptomatologie und der Art der. Schädigung, noch das psyċho- 
pathologische Studium : des Entwicklungsmechanismus: ` vermag 


wir die näheren Beziehungen zwischen ursprünglicher Veranlagung 


allein eine ‚Lösung. der Einteilung der ‘variablen ‚Iypen..neurg- ` 
tischer Reaktionsformen zu bringen, und zwar deshalb. nicht, wejl 


und Reaktionstypus vorläufig noch nicht'zu übersehen vermögen. 


Dez 


di 
ERER F! i 
FSH 
`i O a l 
U 4; 
' h ; 
a gi 
BSR Fi 
Si a A pf 
Karte Fi f ’ 
-r 3 
' A f 4 A 
ags s ES ae 
RAin 
Wi ` 2 
ge IE E 
denah s jiki 
ee a 1 D Lid, 
Piss ti 
"bone re 
\ ll J A 
si: ofr: api 
nu ; 
s piatt: pd? 
SER G 3 
f ZN: N ki f 
E pR ER dr 
ta ha jt rt: S 
EEN er Ne E 
le ‘i E A DE: 
othe- Im 
Eure 25 I 
ae 18 
pha aleh. Ë E ! 
a UERN TA ; N 
Tr Tole 
i he er 
a wt EP RAT he r : 
HA wc Ka H 
Pr nd E E Say, i 
LPE O AE S $ i 
= in 8 IR P 
TE eki ) N 
i B Y N A l 
el. 
En fi ir ‚Po er, 
| Ea LPR j 4i 
paf u BR 
s ne AP i 
Madre Aug 
AE Ea yhr Arka 
EE A E E E 
La E E A 
2 ie is 
u ee j 
F \ tr Bis 3 d ji 
ii x el re re 
R Hure A 
on, 1; Eee 4 
nak end ; er 
TERE er 
' Me rye 5 Y 
pÍ DIE: | 
Ru Eka 4 ni 
AE l 
aP wi a1 
5 
a: In o 
aN DR t 


` . a 
= ` , ia 

Ta 5 PR Re - 

£ > ©, 7 T A . 

io. $ e r .., 

TaT caina Ka ma 

en AIA DE a Ta 

y a A 


u + a ir . u 
ER, 
SO ee se 
s 4r EIAN ODA AEU AN 
ENT DEREN 


arme 
Sen: 


“u. t)8. 


er - 
re Era am Een 
wem Er re a 
g m - VE 2 a 
> 4 vr 3; “ 
na, 2 a 


> 
TITTEN I ee 
ENEE ee u 


à 
- 


2 we 
Del rn en 


iay, f 
Eee u : 
ut E E < + À DEE Ta 
Ra en 
Ma Eh ces 
5 N: Ar ee 
eng Nr 
CESOS Er zo cn 


DI eu 


r: ` Ri ” - 
nenn a an La - E R = IAY 
nt a m i . A J 
Tr i ER ER er aran — my a dasa 
= 2 i et s Bunt ne DE ng 
S A E Er s 2 Dh $ 5 > nn 
& - . ® 


x 


Bi 


UN Ne 
Lt ve ae 
Fasz} 
2 


ahia 
TA AIRISA A 


Bieten 
m 
we 


= Kr s 
Ar A 


a 


zr. 


ne i 
ET aa mq 
LIETI a G 


Er 


ne en 
EFF TEEAT DR IEE 
ae zš v2 Kr nn 


Auer, 
I 


e A j > . 
4 7 A N Be 
$. ’ 0% X . ar wit nn. 2 2 = 
. ta ' Er Pr BR on . 
ve a, - - 5 m x 2 TA - © 
` *r - ia A ' . K - 
3 A 5% .. Een h $ N 
ET N ee 
Se N s, ` er f 
x ey’ DR E k nt 
e TA A ; 
Eaa EnA a nn An 
- Eee e a N 
F .... è> A By oe - 
-= Za “A ELA Bergen win 
- a 5 ae . 
l OTET e, e m -p = . 
Fi ER, N E a ET 
raa E a EISEN 
an: 5 E OAA naa 
X a 2.y 3 NEL E nern 


u 
= 


EEE 
MES EEA, 


z 


a A e ENE 


- e 
Eons 


Non > 
or ea Da E AE a g a i SEE EEE aS 
a ARA BR en Fr 12, Neun -. 
ar in. R = Berge Dre 0.200. a. 


> 
ser 
e- a. * ` 

er 

wonudiu- 

> à 


N. 


en. 


Eee 


ALTE 
TEE 


1002 


Die pathologischen Reaktionsformen sind Steigerungen und 
Verzerrungen von normalen Reaktionen; ihr individuelles Ge- 
präge erhalten sie sowohl von den Eigenschaften des Bodens, auf 
dem sie erwachsen, wie von der Art und dem Grad der Schäd- 
lichkeit, die sie zum Ausdruck bringen, daher ihre ungeheure 
Mannigfaltiskeit. Wir finden hier dieselben Verhältnisse, wie bei 
den Organneurosen nach affektbetonten Erlebnissen, die als patho- 
logische Reaktionsformen des autonomen und sympathischen 
Nervensystems in vieler Beziehung den besprochenen psycho- 
neurotischen Reaktionsformen an die Seite zu stellen sind. 

Erst Beobachtungen über den weiteren Verlauf in den näch- 
sten Jahren vermögen die notwendige Ergänzung und den Ab- 
schluß hinsichtlich der Einteilung und Gruppierung, wie auch der 
Prognose dcr einzelnen Krankheitstypen zu bringen. Die Be- 
arbeitung, der Versorgungs- und Rentenansprüche bietet eine 
außerordentlich günstige Gelegenheit über die angedeuteten ver- 
wickelten Zusammenhänge und die biologisch wie klinisch be- 
deutsamen Fragen Aufschluß zu gewinnen. 

Eine Grundbedinsung muß jedoch dabei erfüllt sein, nicht 
nur auf Grund sorgfältiger Durcharbeitung der Kranken- und 
Rentenakten und durch persönliche Erhebung von Katamnesen 
bei Angehörigen und Behörden, ein Bild von der weiteren Ent- 
wicklung der gesamten Persönlichkeit zu bekommen, sondern 
auch mit allen Hilfsmitteln sowohl klinisch-biologischer, wie ex- 
perimentell-psychologischer Forschung das Charakteristische des 
Einzelfalles herauszuarbeiten. Es wird sich erst dann zeigen, 
welche Neurosenformen der Heilbehandlung trotzten, inwieweit 
bei diesen speziellen Fällen bestimmte Momente bei ihrer Ent- 
stehung mitwirkten und welche Formen besonders zu Rückfällen 
prädisponiert sind. 

Auch jene Autoren, die noch vor Jahresfrist im Brustton 
der Überzeugung von „annähernd 100 % Heilungen mit der ge- 
rade von ihnen geübten Methode“ sprachen, werden sich von 
Rückfällen nach diesen „Heilungen“ überzeugen können, was ja 
an sich auch gar kein Wunder, wenn man sich nur von vornherein 
darüber klar gewesen wäre, daß man mit all diesen Behandlungs- 
methoden in vielen Fällen nur das einzelne Symptom beseitigen, 
aber die durch minderwertige Veranlagung oder erworbene Dis- 
position verursachte erhöhte Empfindlichkeit gegen seelische Er- 
schütterungen nicht dauernd unterdrücken kann, und ebenso wie 
bei den Organneurosen auch ein geringer Reiz späterhin zur Aus- 
lösung von Rückfällen genügt. 

Wir dürfen erwarten, auf diese Weise auch in der Erkennt- 
nis der Gesetzmäßigkeiten zwischen ursprünglicher Anlage — 
erworbener Disposition — und dadurch bedingten pathologischen 
Reaktionsformen weiterzukommen. 


Aus der I. deutschen medizinischen Klinik, Prag 
(Vorstand: Prof. Dr. R. Schmidt). ; 


Über ein neues Symptom bei Tricuspidalinsuffizienz. 
(Ophthalmus pulsans.) 
` Von 
Dr. Egon Weiser, Assistenten der Klinik. 


Der im Sprachgebrauch stehende Ausdruck Exophthalmus 
pulsans mußte vermieden werden, da in dem zu beschreibenden 
Falle wohl eine Pulsation der Bulbi, aber kein Exophthalmus bestand. 

Alle bisher bekanntgewordenen Formen von Pulsation der 
Augäpfel verdanken ihre Entstehung der arteriellen Blutwelle des 
linken Herzens, Ob es sich nun um ein Aneurysma der Arteria 
ophthalmica, ein Aneurysma arterio-venosum nach Ruptur der 
Carotis interna in den Sinus cavernosus, ein Rankenangiom oder 
etwa ein blut- und knochenreiches Tumorgewebe handelte, immer 
wieder beruhte die bei den genannten Erkrankungsformen beob- 
achtete Augenpulsation auf einer Übertragung der Pulsation aus 
dem arteriellen System des großen Kreislaufes. Das Aneurysma 
der Arteria ophthalmica treibt Nicht nur infolge der Raumbeengung 
den Bulbus nach vorn, sondern kann ihm auch direkt seine Pul- 
cation übertragen. Nach einer Ruptur der Carotis in den Sinus 
savernosus dringt das Blut herzsystolisch durch den Sinus hindurch 
in die in denselben einmündenden Venen — hauptsächlich in die 
Vena ophthalmica superior —, dehnt und erweitert sie, sodaß der 
Bulbus durch ein Konvolut erweiterter Venen nach vorn ge- 
drängt und durch das mit jedem Herzschlag in die Venen ein- 
dringende Blut in Pulsation versetzt wird. Beim Rankenangiom 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 


liegen die Verhältnisse ähnlich; nur sind es hier natürlich er 
weiterte und geschlängelte Arterien, die zur Protusion und Pul- 
sation des Bulbus führen. Bei blutreichen Geschwülsten, und zwar 
besonders bei solchen, in denen es zur Knochenbilduns kommt, 
besteht eine direkte Kommunikation zwischen zuführenden Arterien 
und venösen Räumen, wodurch in dem unnachgiebigen Gewebe 
die arterielle Blutwelle ihre Pulsation direkt bis an den Bulbus 
herantragen kann. Findet in den angeführten Fällen mehr eine 
direkte Übertragung der arteriellen Pulsation auf das Auge statt, 
so erfolgt sie im Gegensatz hierzu beim pulsierenden inter ` 
mittierenden Exophthalmus mehr mittelbar; hier findet sich nämlich ° 
hinter dem Auge ein durch Stauung gefülltes und den Bulbus 

vortreibendes Venenkonvolut, das wie ein elastisches Polster die 
arterielle Pulsation dem Auge mitteilen kann. Si 


Letzten Endes aber entstanden alle bisher bekannten Formen 


eines pulsierenden Auges durch Übertragung der arteriellen Welle 
des linken Herzens. | 


Im Gegensatz zu allen bisher beobachteten Fällen konnten 
wir die Entstehung einer Augenpulsation verfolgen, die ihre Ur- 
sache in einem Rückströmen des Blutes aus dem rechten Herzen 
in das Venensystem infolge Schlußunfähigkeit der Trieuspidal- 
klappen hatte; das Symptom entwickelte sich im Verlaufe fort- 
schreitender Dekompensation des Herzens und verschwand wieder 
mit sichtlicher Kräftigung des Herzens. Der Weg, den das Blut 
hierbei nahm, war einfach zu erkennen: mit jeder Systole wurde 
ein Teil des Inhaltes der rechten Kammer durch den Vorhof bin- 
durch in die Vena jugularis geworfen und gelangte durch dieselbe 


hindurch bis in den Sinus cavernosus und weiterhin in die zu- 
führenden Orbitalvenen. 


B. G., eine 43jährige Frau, die im Haushalte beschäftigt ist. Sie 
machte vor mehreren Jahren einige Anfälle von Gelenkrheumatismus 
durch. Sie leidet schon seit längerer Zeit an Atemnot und Herz 
klopfen bei Anstrengungen. Im November 1918 erkrankte sie an eier 
Grippe, in deren Verlauf sich ziemlich plötzlich eine Dekompensation 
des Herzens entwickelt zu haben scheint. Es mußte daher in den 
folgenden Wochen Bettruhe eingehalten werden. Da aber keine Besserung 
eintrat, begab sich die Kranke in die Behandlung unserer Klinik, Sie 
bot am Tage der Aufnahme, am 9. Januar 1919, das typische Bild einer 
schweren Dekompensation des Herzens. Stärkste Ödeme, Ortkopnüß, 
Cyanose waren vorhanden. Das Herz war nach beiden Seiten stark 
verbreitert. Systolische und diastolische Geräusche an der Herzspitze: 
Zweiter Pulmonalton verstärkt. Starke Pulsation der Venen am Halse: 
Vorhofflimmern mit sehr rascher Arhythmia perpetua. | 

Vom 10. bis 12. Januar wurde Patientin bei einfacher Bettruhe 
gehalten. Während derselben beruhigte sich der Puls ziemlich aus; 
giebig, seine Frequenz ging von 170 aut 120 Schläge herab. Die Diurest 
stieg bis auf zwei Liter. Am 13. Januar trat plötzlich normale Reiz 
bildung ein. Jetzt war der Puls regelmäßig, seine Frequenz betnig, 
78 Schläge. Ein scharfes präsystolisches Geräusch. Geringere Dyspnos 
Die Diurese erreichte am nächsten Tage bereits mehr als drei Liter. 
Trotzdem wurde nun durch vier Tage je ein halbes Gramm des Digi- 
talisinfuses gegeben. Der Puls ging rasch herab bis auf 60 Sehen 
Die Diurese steigerte sich bis auf vier Liter. Dann wurde das Mitte 
ausgesetzt. Die Diurese hielt sich weiterhin ständig in der Höhe u 
zwei Litern im Tage. Die Patientin war nun fast vollkommen ödem 
frei geworden. Am 24. Januar wurde die regelmäßige Reizbudkag 
neuerlich von Vorhofflimmern abgelöst, ohne daß hierdurch eine e 
schlechterung im Zustande eingetreten wäre. Am 1. Februar wui 
Patientin auf eigenen Wunsch entlassen. Ei 

Doch bald bekam die Patientin einen Rückfall ihres Herzleidens, 
weswegen sie neuerlich die Klinik aufsuchte, Befund vom 26. Porp 
Orthopnöe. Starke Cyanose, beträchtliche Blässe. Hochgradipf i 
‚Ödem, das die Beine zu unförmigen Gebilden auftrieb, am Rüc n 
von der Kreuzgegend bis in die Schulterblatthöhe reichte. Staunen 
erguß in beiden Pleuralräumen. Heftige Pulsation der weit ae 
dehnten Venen am Halse, links stärker als rechts. Graphisch en 
positiver Venenpuls nachgewiesen. Puls vollkommen arhythmisch, Se a 
Frequenz 120 bis 130 Schläge in der Minute, seine Spannung LO“ 
Die Leber ist glatt, überschreitet-etwas den Rippenbogen panh pr 
und pulsiert schwach. Die Herzgrenzen liegen rechts ungefähr tale 
Querfinger außerhalb des Sternalrandes, links im fünften Intera el 
raum fast in der vorderen Axillarlinie. Spitzenstoß von ma ah 
Stärke. An der Spitze kürzeres systolisches Geräusch, langgezog RN 
diastolisches Geräusch. Zweiter Pulmonalton nicht verstärkt. ám 
etwas Eiweiß, reichlich Aldehyd. f Jgendem 

Gegenüber der ersten Aufnahme war das Bild in fo e ker: 
verändert: Die Pulsation der Halsvenen war wesentlich "stärker 
ebenso war der Leberpuls deutlicher. Das Herz war ir 
erweitert. Die Verstärkung des zweiten Pulmonaltons Wiens 
schwunden. Alles sprach dafür, daß jetzt die Insuffizienz der 11 
pidalklappen stärker geworden sein mußte, 7 hanthin® 

Die in den folgenden Tagen durchgeführte intravenöse Berop ia 
kur führte zu keinen erfreulichen Resultaten. Die Pulsireq 


d ; . 
z < = 


ie > 


wie 


mw 


Ams "m 
aae 


Te Be 


so 


Fa 


| 
- 


} ; 


werden. Im-Phlebogramm begann der Anstieg der positiven Venen- 


. ~ oberflächliche. Pulsation scheint sich vom.Halse auf ‘die seitliche 


"stellen: 


ee | 
- Pulsation des Auges derselben Seite unverändert; also scheint sie 


., lich schwächer. -Hiermit ist es klar, daß die Pulsation der Gesichts- 


< nur mehr ganz ‘schwach angedeutet ist. Sie ist also durch die 


‘den Venen durch Abflußhemmung zeigte,‘ während unterhalb der 


‚wi ist i entlich ` it; ‘nicht den mehr, | Fe i ; er ar. I 
Le ne ober nie | ||. wodurch der Venenpuls direkt dem Auge mitgeteilt werden konnte. `. 


"gi ı Ch r. der arteri | ti ie an einer Arterie! | - en 
schnellenden Charakter der arteriellen Pulsation, die an ei -| Der jederzeit zu erzielende Enophthalmus:machte es außerdem klar, 


ae rei. 


T ZNN te TE ee SSLN EMTS RE 

meye EDEN ST SIE Pk EEE FE a A 

T | s i p en A | E i A TE R E i u Be EA m ia : pi i E ; = = G f e Se: En RN se 
-o B,-Oktober. -- a1919 L MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. -00 205o 0a o 008 o k j 
: BRUON GI ; . =£ ; . SUE - = ' A A R 

- - > . 4 TUR mi à . i 5 2 u . oo. i i ` Ei =“ PeO ; g P ch fz 

P TE , R , l Ze g Me AE ; 5 = r : ER H AEE: SIEHE AR: BR > u j iF z E Na ER er a an ni Ea Fahy N 
-wùrde nicht dauernd beeinflußt, sondern schwankte.zwischen 96. und: | Kammer infolge Schlußunfähigkeit ‚der. Klappen : zurückgeworfene. a N | i l 
-7124 Schlägen in der Minute. Die Harnmenge betrug gleich anfangs | Blutwelle bedingt. war. ‘Die retrograd: ‚verlaufende Welle nahm +.. epah E 
; zwei Liter, erfuhr während der. Kur nur eine mäßige Steigerung. So, folgenden Weg: Aus. der’ rechten. Kammer. durch ‚den gelähmten a el 
kam es zu einer nur mäßigen Rückbildung der Ödeme, Dyspnöe war: | Vorhof hindurch, ohne anscheinend in ihm eine Verzögerung durch `i asp 
-plam Date dor Sisplau Yam an, Pk b a Ger | dessen Aafllng zu ee, in die Ya ingnlazis intema, dam; >.) 
. Weiterhin Bettruhe. Aber bereits wenige Tage später entwickelte sich '| diese hindurch in den Sinus d ErnoRuS und en Er e er : E 
 : neuerlich: eine Verschlechterung des Zustandes. Die Ödeme -stiegen | vor alleni in die Vena ophthalmica superior und deren Anastomosen. `: \. a 
wieder an, die Diurese ging zurück. x..." | Wurde der Ophthalmus pulsans "durch die. Venenkompression. zum .-, ae Aak. 
-- - Befund vom 16. März: Arhythmia perpetüa, ihre .Frequenz’| Verschwinden. gebracht, so sank auch der. Bulbus tiefer in die a ch A 
 - 120 bis ’180 Schläge in der Minute. Stärkste.Pulsation der Hals- | Augenhöhle zurück; .es kam also zu einem ausgesprochenen ` Bi; ar 
“yenen, links noch mehr als rechts. Links hat die pulsierende Enophthalmus. Daraus läßt. sich folgern, daß während..der. Pul- E 
- Vene eine Breite von zwei bis drei Querfingern; die venöse Puls- | Sation die Orbitalvenen ständig erweitert und gefüllt waren, im <. 2 33 
ai Er a r, | retrobulbären Raum ein elastisches, schwammartiges Kissen bildeten, . I 3 

Eal 
a: 


...' dem Aüge überall gleichzeitig erscheint, sondern verläuft mehr zeit - ade Eno; us:machte € tdem klar 
end i "dem Aus verfolgbar Bei genauerer Betrachtung‘ n | En K e auf die Abe interna e 
‚konnte. man di ati eiden V jugulares, nämlich | überfüllten - Örbitalvenen: — in Rückenlage — einen Weg` nach. >. 
konnte. man die Pulsation der beiden Venae jugulares, 1, | außen finden konnte; daß -das Orbitalfett durch -die ständige we 


der interna und der externa, gut voneinander unterscheiden. 


Diese Pulsation wär bis zum Unterkieferwinkel etwas schwächer | Pulsation geschwunden war... . 


` 5. Die Pulsation der Bulbi ist im Liegen viel stärker als im 


--werdend v r. Hi urde gefäßdiastolisch das Ohrläppehen m e 
werdend verfolgbar. Hier wurde gefäßdiastolisch das Ohrläpp ‚Sitzen; im Sitzen wirkt der austreibenden Kraft des ‘rechten .-- °.. 
Ventrikels in den-nachgiebigen Venen: die Schwerkraft des-Blutes =- <4 


oerein gehoben.” Man hatte den Eindruck, daß ein I SE 
: ion am Kieferwi -i Tief hwinden würde. Die‘| ‘\ | n ha 
eA n Keer yinkel in der Tiete verschwinden w entgegen, während im Liegen die Schwerkraft der Blutsäule wegen 


.  Gesichtshälfte fortzupflanzen; die: Pulsation erstreckt sich am vor-.. 


deren Ohrrand hinauf bis in die ganze Schläfengegend; außerdem | kommt. i a ee, RE a ee a er u 
ist eine Pulsation. unterhalb des Jochbeinbogens bemerkbar, Man |>, 6. Bei tiefer Atmung wird inspiratorisch die P ulsation schwächer, meer 
l nden exspiratorisch stärker; schwächer wird .sie im Inspirium. deshalb, - _ En 


‚sieht aber nicht die‘ dort verlaufenden Venen selbst: pulsieren, 


‚sondern die Gegend, durch die sie ihren Verlauf nehmen, `.hebt | weil die. Diastole. des rechten Vorhofes und der: rechten Kammer. - 


begünstigt ‚wird, die Systole der letzteren erschwert wird; der 


und senkt si V Halse. Es pulsieren | ‚jetz! , ward, GER. 
a a ae Druck in der Pulmonalis sinkt, weshalb mehr Blut in dieselbe. .. 
ausgeworfen werden kann, überdies in das sehr dehnbare Venèn- 
system innerhalb des Brustraumes -inspiratorisch Blut angesaugt. | 
wird. Im Exspirium liegen die Verhältnisse gerade umgekehrt‘!). 
die Vene . ht "öcharnen: snrücken, die in die Vena | `_ 7. Bei Kopfwendung .nach. rechts . pulsiert - das. linke: Auge . 
| en nen a ei ae . | stärker. und - umgekehrt. das rechte -bei Kopfwendung nach. he | 
Außerdem’ pulsi ' beide Augäpfel. Nimmt die Kranke | durch .die Drehung des. Kopfes nach der anderen Seite ist die . 
een Du Jan. Delle Augen .Blütbewegung in der Jugularis durch !den Kopfwender. weniger _ 


insgesamt folgende Venen, ‘und zwar links stärker als rechts: 
‚Jugularis 'externa et interna; Facialis anterior et posterior. samt 
dem am Unterkieferwinkel verlaufenden Verbindungsstück; Vena. 
‚temporalis;. Plexus temporalis et Plexus pericondyloideus; dann 


angularis mündet. `: z | 
.  Rückenlage ei j ä deutlich zu beobachten. Be- | € | 
' ee nen Ola abe gehindert. (Gerade umgekehrt yerhält- sich ‘der Expphthalmus. 


"` sonders bei Betrachtung von der Seite her sieht man den Hornhaut- | gehinde rade un | ‚ Exppäthaln 
‚Scheitel nach vorn und rückwärts rücken; ‘oder man kann die | intermittens, der bei, der angegebenen. Kopfwendung zurückgeht, 
| a | weil nun das peripher gestaute Blut einen leichteren Abfluß. zum 


" Pulsation an d Wimpern uch an der schatten- | 
"re a Bund Oer Wiapern oder auch ar Herzen findet, während: bei centralbedingter  Pulsation das Blut. ... 


Links, wo die Venenpulsation | 


reichen ob i | n. j NÈ 
Le a leichter nach oben gelangt.) . 


=. stärker ist, ist je sati äftiger. Diese führt : moare ee E a ei 
‚Starker, lst, ist auch die Augenpulsation kräftiger. Diese `. Der Kranken: ‚wär. die Pulsation der Bulbi nicht bewußt; 


‚anscheinend alle Bewegung der ersteren aus, sowohl was die Zahl, | i | n a nieht t; 
‚als auch was die Höhe und Tiefe der Venenpulsation "betrifft. | auch als man sie darauf aufmerksam machte, konntè sie.die Augen- 
` Überdies besteht eine leichte Lidschwellung. aa | bewegung nicht fühlen. Es bestand kein Doppelsehen, Die äußeren 
a. _ Uber die Pulsation der Augen läßt sich. noch folgendes fest- | Augenmuskeln funktionierten normal. Die linke Pupille war etwas 
| | SM | M ` -| weiter als die rechte, beide reagierten prompt auf Lichteinfall. 
ER ai e Aa 25 EFOR sseite bleibt die |- Der intraokulare. Druck war normal. Der Augenhintergrund wies 
~ 1. Bei Druck auf die Carotis der einen Halsseite bleibt die | keine Besonderheiten auf. Die, Pulsation der Venen im Augen. 
hintergrund verschwand bei Druck ‘auf den Bulbus erst dann, wenn 
die Arterien kollabierten.. (Befund Klinik Prof, Elschnig.) .. 
Die Leber überragte um Handbreite .den Rippenbogen; sie 
pulsierte sehr stark herzsystolisch. _ Die Herzerweiterung'' hat. zu- 
' Yenen zum ori Br ur itet ist, | genommen; die rechte Grenze liegt drei Querfinger außerhalb des . 
a a mat Sa Ger Jugulazis externa freie I. | ten Sternalrandes, der pltzensnß reicht Im Hinften Tante 
‚ Pulsation des Bulbus im Sitzen vollkommen, während sie im Liegen | "aum bis in die vordere Axillarlinie. Seit einigen Tagen verspürt . 
F | | 5 . die Kranke Schluckbeschwerden; größere und härtere Bissen bleiben 


von der Blutbewegung in den arteriellen Gefäßen unabhängig zu sein. 
"nn 2. Bei Druck auf die Vena jugularis externa bleibt sie eben- 
, falls unverändert; nur die Pulsation der Gesichtsvenern wird wesent- 


= PR 


Blutbewegung in der J ugularis interna bedingt. Daß sie bei Druck 
‚auf: die Vene in Rückenlage nicht vollkommen verschwand,. ist 
nur durch den Bestand von Anastomosen zu erklären, Beim Druck- 
‚versuch wurde stets darauf geachtet, daß nicht gleichzeitig. die 
Carotis komprimiert wurde; das gelang leicht durch Kontrolle der 
Carotidenpulsation während des Druckes. nn 
4 Wurde quer. über die .untere Halsseite auf die stark 
‚Pulsiereiden Venen ein entsprechender -Druck ausgeübt, so ver- 
Schwand. nicht nur der Augenpuls auf der betreffenden Seite, | 
‚Sondern es blieb oberhalb 'der komprimierten Stelle überhaupt jede 
ulsation ‚aus, wobei sich nicht einmal eine besondere Stauung in 


Pulsation des. linken Vorhofes nach dem Ausdruck der Patientin 
„hin- und: herrücken“, und müssen durch Nachtrinken von Wasser 
hinabgespült werden. Br BE a 
Der Venenpuls am Halse ist kein reiner‘ Volumenpuls, wie 


In Rückenlage betrug der maximale gefäßdiastolische Druck in der 
‘| Vena jugularis externa ungefähr 25 bis 28 cm Wasser. .Es besteht 
also ein Volumendruckpuls. Natürlich steht auch in einer direkt vom 
Herzen her gefüllten Vene infolge der großen Nachgiebigkeit der 
‚Gefäßwand das Moment des Druckes (gegenüber der Pulswelle in 
einer Arterie) hinter dem Moment des Volumens beträchtlich zurück. 


„Ompressionsstelle die Pulsation in unverminderter. Stärke be- 
stehen blieb. Diese ‚herzsystolische Welle - mußte somit aus der 
rechten Kammer stammen und konnte nur auf eine herzsystolische 
lung des Venensystems infolge Tricuspidalinsuffizienz bezogen 


‚läufigen Venenwelle gegenüber dem Carotispuls. -Der Druck in 
der Jugularis interna ließ sich nicht annähernd bestimmen, da die - 
bedeckende Halsmuskulatur allzusehr ‘alle Messungsversuche ver- ' 
Im Pt 1 7) Dagegen kam es bei länger dauernder und stärkerer Behinderung 
welle gleichzeitig mit der Carotiswelle, nur war sie. bedeutend | ges: venösen Zuflusses wie beim- Husten zur Venenstauung am Halse 
‚höher als diese und zeigte .die typische Plateauform. Hiermit war und. einer leichten Protrusion der’Bulbi, während die Augenpulsation 
‚rwiesen,' daß die Pulsation der Bulbi durch die aus der rechten | schwächer wurde.. EEE SE O S 


: t 
AeA nta 
a n 


g 


De a \ ee 
a E atg 
a5 . 2. 
` 
S 
P 
+, = 
eemi M t x 
een > v 


des mehr ‚horizontalen Strömungsverlaufes weniger ‚zur Geltung = | 


u: 
RE ee; 
p rA 4 ;, t: 
hd 
Fi je 
K j 
REE N 
Hik 
[2 


7 


STEH raus Fr ` . 
en Be Caa ia er RR fg 5 
Try “a i $ vog . t. p 
as ee Be ala Eaa J . 
ee Ein rn re poean a 
ze T dein, a E E E A E 
TENEM FE Trennen, 
NIT ee Le Pa ee R a 5 
= 


= 6: : 


„in der Mitte der Brust“ stecken, wobei sie infolge der mitgeteilten. 


übrigens bei Tricuspidalinsuffizienz nicht anders zu erwarten war, > ` 


Daraus erklärt sich auch das langsamere Fortschreiten der rück- _ 


.r 
ee a OA 2 Be à 
i x er er S 
. . Dar Ph, u Bien g E 
. E oe 2 u eg 
wrr Le vo a 2 a 3 
i E TaI ITNT N - a h 
PAPER OHREN TE LA a a Sn can Zee 
a ni a a D iise t Fa RIES, $ A “ 
== IL WE EEES B Eee re une 
r er en 1 ae z i Baer A ne 
2. K i Fu: 
E yea 2: 
PIE =”, 
LIEST 


ee a Fest = 
En RR RL EEES 2 
„ vera emir te u 
re pe a en) BL 
u LE SE E Ge 
ET TU nn Kae 


SER EEO e A EN: 


FTLAICHT ZT D 
rr 
EI 


a 
re rs 


Der 
RL an 


Im. a niet! 


+ 
-faran - 


t 
EEA S 
Mak F Ep 
LER EI 


um. 2 a aa 3 . = 
= z304.: Pe eg EEEN ER na ~- 
ERRORE" ARE ’ 


y 
2 . 1 
vs Dan 
N ; 
zi 4 ng: 
Br N cd! 
5 MP EK SE 
"i J yi 
RUNER E I 
Ni: od ' 


er 


rer pe. pni 
4 


n A. a PONEN 


er 
Ip 


= 
~ 


HÄRK AAAA Ninn anaa 


Aresar 


tel: 


TI Te - mr - 
U ee 


Eu Zeil one Zn > 
= — 1... 


Fe Ea a 


Pan 
I ur: 
NT Sr he sn FOR E 
- <- 


i 


LEN 


ENDED nm ne 


De 
te: nen 


aa Tann 


neu 


we 
u Sn, 


7 
i 
TR LELT 
en Be ar e etr rena mae E RENARE 
en > 3 X 
3 $ EnA . 


aa E 


TIER 


2 u Te 
be DER 
ee E 


E EAEAN 
>e bi 


Amer set, > 


~ 


E ie TEV TS ee N ae 


Deus "IE Bar n 0 on eng 
EEE a T Su Du Eh 


è -= e aee i a len nn 


+ ? 
EX 
u 
t; 
TS 
he 
X 
En 
Ce 
ALR" 
it 
a f 
“Ri 
mr 
wa 
H 
h F 
yi 
N 
Km 
t u 
pT Wi 
s He 
8 


N ‚. 
ir 
pun 
+ 
í 
i 
Kyi 
K 
4 


Tau) 


ent 
er 
Tor 5 
Eora 


A 
KET- 
= 


-v 
Di 
. 


San: 
£ ; 


1004 


nn 2 

N KR De 
Bi N RT 
_ y Ke Er -< x "n « u Brit „o 7 N 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 40. 


RT Pe ug 
ade DIRIA LSS 
ė Oa pe 


uf ER EEA 
Say 2 j 


. 
u 


hinderte. Jedenfalls wird in der Jugularis interna der Druck höher 
gewesen sein als in der Jugularis externa. Da der Druck in der 
Pulmonalis wesentlich höhere Werte erreicht, so ist es klar, daß 
am Klappenringe selbst das regurgitierende Blut auf den Haupt- 
widerstand stieß; denn sonst wäre eine zur Erhaltung des Lebens 
genügende Füllung der Pulmonalis unmöglich gewesen. 


Es wurden wiederholt gleichzeitig das Arteriogramm der 
das Phlebogramm der Jugularis interna sowie das 


(Siehe Abbildung.) 


Cubitalis, 
Plethysmogramm des Bulbus aufgenommen. 


—_ 


4— A 


1. Cubitalis. (Unterste Kurve.) Es besteht typische Arhythmia 
perpetua. Die Schläge folgen einander vollkommen unregelmäßig, meist 


besteht zwischen ihrer Ausgiebigkeit und der vorhergehenden Pause 
kein Zusammenhang. 


9. Jugularis interna. (Mittlere Kurve.) Man sieht an einzelnen 
Stellen ein leichtes Heben und Senken der Abseisse synchron mit der 
Atmung. Positiver Venenpuls mit typischer Plateauform. Je rascher 


die Wellen einander folgen, desto schmäler werden sie im allgemeinen; 


da oft vor dem Eintreffen einer raschen Welle ein starkes Abschwellen 
der Vene zu sehen ist, so ist an dem Schmälerwerden der Wellen nicht 
eine geringere Füllung des Herzens, sondern die ungenügende Erholung 
des Herzmuskels schuld. Dort, wo die einzelnen Wellen durch größere 
Pausen voneinander getrennt sind, bilden sich deutliche Rückstauungs- 
wellen aus; diese sind um so breiter und höher, je größer die Pause ist. 
Die den Rückstauungswellen aufgesetzten positiven Wellen sind oft 
niedriger als die rascher einander folgenden Wellen. Die gefüllte Vene 
bietet anscheinend dem rechten Herzen einen größeren Widerstand als 
die leere. Vene. Außerdem sind die aufgepfropften positiven. Wellen 
breiter als die anderen, ein Zeichen, daß die rechte Kammer infolge 
besserer. Erholung der Muskulatur und -besserer Füllung länger in 
Aktion gewesen ist. An vielen Stellen ist ersichtlich, daß der Abfall 
der positiven Venenwelle in zwei Perioden erfolgt, in einer vorangehenden 
mit sehr steilem Abfall und in einer nachfolgenden mit langsamerem und 
längerem Verlaufe. Der Abfall erfolgt vielfach weit unter das Niveau der 
Rückstauungswelle, da die Kammer einen Teil ihres Inhaltes gegen die 
Pulmonalis ausgeworfen hat und im ersten Teil ihrer Diastole nur wenig 
unter dem Maximum ihrer Erweiterung bleibt. Eine sichere Ursache für die 
Unterbrechung des steilen Abfalles durch eine Periode langsameren 
Abstieges der Welle läßt sich kaum geben; teils kann hieran der 
Verlauf /der Ventrikelerweiterung selbst oder der Rückprall des die 
Kammer füllenden Blutes Schuld tragen. Der zweite Teil der ab- 


gelan uch 
bei der Tricuspidalinsuffizienz der Weg gemeinsam. In beiden 


> A ' Y - in an | N 4 \ N | N x 
Per ag AEA Ei a 5% eg EI EN EA IS SA I Bu VISTA BU RU SUR 
y : \ \ i ; ` ` 11 3] i ` À \ i i \ ; 


` 
` 


FET ENET E T ALH r AE A IL A A aa A AA A AA RN AN 


noch zurücksinkt, kann sich an der Jugularis bereits eine starke Rück- 
stauungswelle ausbilden. Es ist natürlich auch hier der Druck in den 
Venen, die mehr peripher liegen, größer als der Druck in der sich er 
weiternden Jugularis. Am Ende der Systole ist der Druck im rechten 
Herzen höher als in der Jugularis und hier höher als in der Orbita. 
Zu Beginn der Diastole sind die Druckverhältnisse umgekehrt. 

' Trotz der starken Pulsation der Halsyenen konnte keine P 


ulsation 
der oberflächlichen Arm- und Brustvenen festgestellt werden. m 


Vom Sinus cavernosus aus ist für das in die Orbitalvenen 
gende Blut sowohl beim Aneurysma -arterio-venosum als auch” 
Fällen gelangt retrograd Blut aus dem Herzen direkt in die Orbital- 
venen. Das eine Mal stammt es aus dem linken, .das andere Mal 

aus dem rechten Herzen. Der bei Druck’auf die Jugularis interna” 

sich ausbildende Enophthalmus bewies, daß’ die Orbitalvenen vom 

Herzen her erweitert und überfüllt waren; nur so konnte mitihrer 7 
Vermittlung die Pulsation dem Auge. übertra;sen werden. Die große 
Nachgiebigkeit der Venenwandung ermöglicht erst die Erweiterung 
und Pulsation der Orbitalvenen, was: bei Ruptur der Carotis im 
Sinus cavernosus wegen des beträchtlich höheren arteriellen Druckes 
noch mehr zur Geltung kommt als bei der Trieuspidalinsuffizienz. 
| Es wurde ein neuerlicher Versuch unternommen, die In- 
kompensation zu bekämpfen. Es wurde Digitalis in‘der Form des 
eingrammigen Infuses durch drei Tage verabreicht. Bereits am” 
zweiten Tage der Kur stieg die Diurese auf über vier Liter im 
Tage. Die Pulsation der Gesichtsvenen war verschwunden; die 
der oberflächlichen und tiefen Halsvenen war wesentlich schwächer 
geworden. Ebenso hatte sich die Lebervergrößerung zurück 
gebildet. Es zeigte sich ein deutlicher Rückgang der Herzyet- 
breiterung nach rechts um mehr als einen Querfinger. Aber auch 
die Pulsation der Bulbi war jetzt verschwunden und ließ sich durch” 
nichts wieder herbeiführen, sei es Rückenlage usw. Erst mit dem 
neuerlichen Nachlassen der Herzkraft stellte sie sich wieder ein, 
konnte aber ein zweites Mal durch Digitalis beseitigt werden. Aber 


‘ein dauerndes Verschwinden des Symptoms ist unwahrscheinlich, 


-Seine Ursache mußte in einer relativen Trieuspidalinsuffizienz 
gesucht werden. Mit dem Nachlassen ‚der Ferzkrait erweiterte 
sich auch der rechte Ventrikel, der Klappenring der Trieuspidalis 
wurde hochgradig. schlußunfähig, wodurch trotz abnehmender Herz- 
schwäche ein stärkerer Rückfluß des Blutes in das nervöse System 
ermöglicht wurde. Mit der Besserung der Herzkraft verengerte 
sich auch wieder der Klappenring, es gelangte mit jeder Herz 
systole weniger Blut in das Venensystem, der Ophthalmus pulsans 
verschwand. Es sei noch darauf hingewiesen, daß die Patientin an 
starken Varicositäten der Ober- und Unterschenkelyenen litt Da 
auch, wie aus der Pulsation der Bulbi hervorging, die Orbitalvenen 
erweitert waren, kann man aus der Duplizität der Venenerweiterüßg 
auf eine angeborene prädisponierende Anlage schließen. 

Trotz eifrigen Nachforschens konnte in der Literatur Ken 
ähnlicher Fall gefunden werden. Es scheint die Pulsation der 
Bulbi bei Trieuspidalinsuffizienz einerseits zwar der Beobachtung 
bisher entgangen zu sein, andererseits aber nicht allzu selten von 
zukommen, da wir bereits innerhalb weniger Wochen an einem 


steigenden Welle geht bald schärfer, bald sanfter in die aufsteigende 
" Rückstauungswelle über. Oft folgen die positiven Wellen einander so 
rasch, daß nur der erste Teil des Wellenabfalles zur Ausbildung kommt, 
wodurch dann wegen ungenügender Entleerung während der rascheren 
Schlagfolge das Niveau der Fußpunkte der Wellen etwas gehoben wird. 
Jedenfalls wird aber durch die raschere Frequenz die Entleerung der 


zweiten Falle von relativer Trieuspidalinsuffizienz das Symptom 
der pulsierenden Bulbi beobachten konnten. Bevor eine genügende 
Zahl von Fällen gesammelt ist, läßt sich nicht feststellen, ob 016% 
nische oder relative Tricuspidalinsuffizienz bessere Vorbedingungel 


== ==: Te A 


N a u 3 
n - 
ungen 


er 
a u r 
en 


N 


z ap” 2 


Venen in die rechte Kammer nur mäßig behindert, da sie am aus- 


giebigsten im ersten Teile des Wellenabfalles erfolgt. 


3, Plethysmogramm des Bulbus. (Oberste Kurve.) Anstieg und 

Abfall der Welle erfolgt langsamer als in der Jugularis, Da im Venen- 
system vorwiegend ein Volumpuls besteht, so füllt sich das Gebiet bis 
zu den Orbitalvenen nur allmählich. Der Anstieg der Welle ist gegen- 
über dem Anstiege des positiven Venenpulses an der Jugularis um 
mehr als ein zehntel Sekunde verzögert. Das Fortschreiten der rück- 
" läufigen Blutwelle in der Vene ist gegenüber dem Verlaufe in der 
Carotis beträchtlich verzögert; beträgt doch die Distanz zwischen dem 
Beginn der Carotispulsation und der Augenpulsation z. B. bei Ruptur 
. der. Carotis interna in dem Sinus cavernosus ein bis zwei hundertstel 
Sekunden. Die Breite der Wellen des Augenpulses ist gerade so 
wechselnd wie die der Wellen in der Jugularis. Auch im Abfall der 
Wellen sind zwei Phasen zu erkennen. Die zweite Phase mit dem 
langsameren Abfall ist beträchtlich länger und etwas früher einsetzend 
als an der Jugularis.- Infolgedessen hebt sich bei rascherer Schlagfolge 
das Niveau der Wellenfußpunkte stärker als in der Jugularis; man 
sieht auch bei zunehmender Frequenz’ den Bulbus nach vorn rücken, 
während die Pulsation eher etwas abzunehmen scheint. — Während 
die Orbitalvenen noch in Entleerung begriffen sind, der Bulbus also 


zur Entwicklung des beschriebenen neuen Symptoms liefern. 


Grundsätze der Rehnschen Klinik bei der operativen 
Behandlung der Basedowschen Krankheit. | 
À Von TE oA | 
Prof. Dr. Heinrich Klose. 


Den wesentlichsten Fortschritt in der operativen Behandluf 
des Morbus Basedowi hat uns die Erkenntnis gebracht, © 
nächst der Schilddrüse die Thymusdrüse als das Hauptauslömi ei 
organ der klinischen Erscheinungen anzusehen ist. Diese- eh 
rungstatsache ist durch ein genügendes, von den verschieden x 
Seiten vorgelegtes Beobachtungsmaterial zweifelsfrei erwie 3 
worden. Wir wissen aber über das Wesen und die Beziehung 
der Thymuserkrankung zum Gesamtbilde des Morbus pasg 99 
noch so wenig, daß es nützlich ist, in allgemeinen Rich 
zusammenzufassen, was sich aus Klinik und Experiment 5 fol- 
stehend und zielgebend für weitere Forschungen ergibt: DA ig. 
genden Ausführungen sollen den praktischen Fo 


N 
i - + 


nn durchschneiden läßt. 


II RN I Nr a Y 


t 


-o Fuü g en Rechnung ER Sie gelten in erster Linie der etwas: 
Por 'eingehenderen Besprechung und Begründung: der. operativen Be- | 
2... "handlung des Morbus Basedowi und ihrer - Dauererfolge unter | 

=C Hinweis auf-die wichtigsten Fragen der Diagnose und: dar a 


‚dieses so: beißunistrittenen. Krankheitsbildes. 


Fee I Welche Symptome, berechtigen uns. zur 
"Diagnose einer Basedowschen Krankheit? Bei 


"der herrschenden Verwirrung - über die Abgrenzung und Bezeich- 
-e nubg der Krankheit ist es unbedingt wünschenswert, die kapitalen 


"Zeichen der .Basedowschen -Krankheit hier in ‚kurzen Sätzen fest- 


. zulegen. Voraussetzung ist, daß wir eine Trias von kran k = 


haften Veränderungen nachweisen können, nämlich: 
= <I. Störungen des Centralnervensystems, e 
2, solche des Stoffwechsels, und | 
.” 8:. solche des kardiovaseulären Systems einschließlich seines 
Inhalts. | 
: Adi. Die Schädigungen des Centralnerven- 
sys t ems leiten die Krankheit ein. Das erste Symptom: ist der 


Tremor: Fehlt er an den Händen, '5o wird er sicher. an den‘| 
~ Beinen nicht vermißt. Sehr frühzeitig kommen noch die von: 
; Gräfe, Dalrympl,.Stellwag und Möbius. beschrie- 


-= benen und nach ihnen benannten Lidsymptome hinzu. :Keines- 
wegs aber gehört zum typischen Bilde der Basedowschen Krank- 
'heit der Exophthalmus, der nicht einmal ein Hauptsymptom, son- 
` dern nur die hervorstechendste Erscheinung genannt werden kann, 

die in 28 bis 50% aller Fälle fehlt. Nicht selten: wird ein ein- 
.  seitiger Exophthalmus beobachtet und in: 10: bis 15 % ein: auf 
- beiden Augen verschieden ausgeprägter. Selten vermissen wir 
~ die vasomotorischen Störungen, Hitze, Kongestionen und Schweiß- 
ausbrüche, Die Kranken sind aufgeregt und leiden an Schlaf- - 
losigkeit, Nach unseren Erfahrungen kommt es -jedoch nie vor, 


daß das Bäsedowgift eine reine vago- oder syınpathikotrope Wir. 
ehr 


“ kung entfaltet, gewöhnlich sind beide Systeme geschädigt. 
‚häufig. sind Verdanungsstörungen in Form von Erbrechen und 
Durehfällen vorhanden.“ Bei den schwersten Vergiftungen kann 
das Nervensystem so stark geschädigt sein,-daß die Kranken einer 
=-  hochgradigen. Geistesstörung mit Aufregungszuständen. und Nei- 
=- gung zu Gewalttätigkeiten anheimfallen, die ihre: ‚Unterbringung 
: - In eine: Irrenanstaält notwendig: macht. 
» Ad 2. Die Störungen des Stoffwechsels be- 
ruhen auf einer vermehrten Eiweiß-, Fett- und Salzkonsumtion, 
sodaß die Kranken oft hochgradig abmagern. Die Muskelschwäche 
' kann so erheblich sein, daß die Kranken beim Gehen und Stehen 
- zusammenbrechen, Es ist möglich, daß hierbei nicht allein. die 
= Stoffwechselerkrankung, sondern eine specifische Giftwirkung auf 
das Muskelsystem eine Rolle spielt. > Das eigentliche Wesen der 
| Schädigungen im Mineralstoffwechsel ist uns bisher noch unbe- 
‚kannt, wir können nur von einer Entkalkung des Skelettsystems 
sprechen, die zu osteomalacischen Erkrankungen und zu chroni- 
‚schen Gelenkveränderungen : führen kann. .Beim‘ ausgesprochenen 
` Bild. der‘ Basedowschen Krankheit sind noch manche interessante 
- .. weitere Symptome zugegen: Veränderungen ‘der Haut, die auf- 
Sällig zart, glatt und haarlos ist, sich bei Operationen viel leichter 
Gewöhnlich sind’ Haarausfall auf dem Kopf, 
' Pigmentierungen der Haut,- "zumal in der Umgebung der Lider, 
weiße- Flecken an den Nägeln und Längsriffelung. derselben vor- ` 
handen. 
œ  Ad’3. Die klinischen Erscheinungen von seiten 
des-kardiovasculären Apparates bestehen in Tachy- 
' kardie . mit Labilität des Pulses und Schlaffheit des Gefäßtonus. 
Dabei ist.der Blutdruck meistens herabgesetzt, selten erhöht. "Zu 
Beginn tritt das. Herzklopfen anfallsweise in den Abend- 
stunden auf, sodaß im Ruhezustand keinerlei Abnormität besteht. 
- Wir müssen natürlich die beiden Formen der won: 
‚der Schilddrüse ausgehenden Herzverände- 
-rungen unterscheiden: Einmal das „mechanische“ einfach hyper- 
trophische Kropfherz im Sinne Roses, das die Folge. eines ste- 
. osierenden -Kropfes ist, zweitens die „thyreogene « dilatative und.’ 
< hypertrophische Herzvergrößerung, die von der direkten Giftein- 
wirkung abhängig ist, somit in jedem Falle anatomisch- degene- 
tative Veränderungen des Herzmuskels nach sich zieht. . 
s . Die Störungen der Blutzusammensetzung 
- äußern sich in einer- Vermehrung der Gesamtzahl der Lympho- 
:eyten, der großen und der kleinen. In dieser Zunahme der ge- 
‚samten lymphocytären Zellen sehen wir das Charakteristieum des 
5 Basedowblutbildes. Wenn wir 6000 bis 10000 Leukocyten als normal 
a so liegt die absolute Zahl derselben nach unseren 


 Toxinbildung 


.an eine unzweckmäßige Jodmedikation: 
basedow. ‘Es stimmt auch mit. den Erfahrungen anderer Ärzte: 

überein, daß die Kröpfe Süddeutschlands weit eher zur Basedowi- 
l fizierung neigen als die Norddeutschlands. Wir raten daher lieber in. 

unseren’ Gegenden von jeder- Jodbehandlung abzusehen, - während. 
man sie in Norddeutschland bei frischen Kolloidkröpfen gelegent- - - :': 
. lich anwenden darf. Dagegen ist Jod in großen Dosen: >> 


‚Grundlage beruhenden Basedowformen. 


ETEN stets innerhalb der physiologischen "Breite, bald 
‚nähert sie sich der oberen Grenze, bald mehr der unteren, - ... 


‘Die genaue Untersuchung. eines Basedowkranken .läßt aus- ~- _ 
nahmslos Symptome aus den drei erkrankten. Systemen erkennen. 
1 

einzelne augenfällige Erscheinungen durch nichtssagende “Benen: . 
' nungen, wie Basedowoid, Pseudobasedow, Formes frustes, Neurosis ` 
vasocardiaca, aus dem großen Gesamtbilde herauszulösen. ‚Damit = ` 


: Daß. sie- an Zahl und Stärke. wechseln, berechtigt nicht dazu, 


wird der irreführende Eindruck erweckt; als handle 'es sich. um- 
'eine besondere Verlaufsart. 
` krankung vor. 


sie -alle stellen eine. graduell 


| höchster Stufe. der klassische komplette Basedow steht. 


Kr ra nkheit? -Drei "Arbeitsrichtungen liefern uns. bedeutungs- . 
Yole Ergebnisse: ` 


'hin, daß mit den erkrankten’ Organen’ ein`.Gift: entfernt wird. 


Dieses wird in erster. Linie in der. Schilddrüse, an‘ zweiter Stelle: a 
‚im Thy mus:erzeugt. Die. Art des Giftes“ist uns unbekannt. =< 


'2. -Die in den letzten Jahren vorgenommenen patholö- 
gisch- anatomischen Untersuchungen beweisen uns; 


daß in den meisten -Fällen eine specifische Schilddrüsenerkrankung i 
vorhanden ist, die im wesentlichen in ‘einer Hypertrophie der a 


Follikelepithelzellen und einer Entmischung des Kolloides‘. ihren 


frei von Kolloid und jodarm. 


'- Eine Ausnahme bilden diejenigen Bäsedowerkrankungen, die 3 


sich im Verlaufe schwerer Intoxikationen einstellen,. beispielsweise 


bei der Tuberkulose, der Dysenterie. und der Malaria, Hier gehen 


die "Basedowerscheihungen. parallel der Zu- und, Abnahme der. 


5 e. 
y .1. Die Erfolge der operativenSchilddrüsen- en 
un d Thymusverkleinerung deuten mit Sicherheit darauf >- ....“ 


und wir- sind wohl: zu’ der Annähme berechtigt, ` 


x 


Generell liegt ein. und’ dieselbe Er- `. 
Wir erkennen darum’ keinen prinzi- ` 
piellen. Unterschied zwischen den‘ gelinden `> 
und schweren: Erscheinungsformen der 'Base- -~ 


R dowschen Krankheit. an, 
‚steigende, aber qualitativ gleiche 'einheitliche Reihe dar, auf en M 


IL Wo liegen dieUrsachen dor Baschowschen > - aT 


Ausdruck findet. Bei schweren Formen ist die: ‚Schilddrüse fast DE 


BE Se 


ver: 


daß: sie lediglich funktionellen Störungen der Schilddrüse ihre Ent- o 


| stehung verdanken; . 


Die türBasedow chasskteristischen morpho=. F 


logischen Veränderungen können sich entwickeln: 
a) in einer :vorher normalen: Schilddrüse, 


Sie beginnen gewöhnlich im rechten ‚Schilddrüsenlappen in herd-. = us 
‘weiser Anordnung und befallen allmählich die ganze Schilddrüse, 


Geringeren Veränderungen entsprechen jedesmal klinisch weniger 


‚hervortretende Erscheinungen, sodaß wir von einer Struma paren-- ` 
chymatosa Basedowii partialis im Beginne, von’ einer Struma:. . 
_ parenchymatosa Basedowiü 


sprechen. u 
b)in einer bereits nodös erkranktenSchild-. 


diffusa im klinischen  Endstadium 


drüse, Auch hier sind die specifischen Veränderungen zunächst 
dissimiert, später in. „diffuser: Ausdehnung ` nachweislich. . 


Basedowificata bezeichnet. Sie entsteht mit Vorliebe im Anschluß- 


angezeigt bei den sehr seltenen, auf syphilitisch:er 


hier die prompte. Jodwirkung zurückzuführen ist, bleibt noch un- 


.c) bei Gegehwart sat unichi Prozesse. in 
der Schilddrüse: akute Eiterungen, Tuberkulose,- Syphilis, 
Hier stehen die Kolloidveränderungen im. -Vordergrunde, ohne daß 


Diese 
Basedowform wird nach Kochers Vorgang als Struma nodosa. 


sie heißt dann: Jod- Pr 


‘Worauf `. 


erklärt. l ie 


eine specifische Epithelerkrankung ‚gefunden zu werden braucht. a 


d) durch maligne Adenome, Carcinome und 


Sarkome. 


.der’ Thyreotoxikose oder er ‘übt einen gewaltigen Reiz auf das. 
benachbarte Schilddrüsengewebe aus, das im Sinne: des epithelialen 
‚Wachstums antwortet. 

Wir betonen ausdrücklich, daß die Struma 
diffusa Basedowii scharf von der Struma nodosa 


basedowificata zu trennonist, Jene ist eine Hyper- 


Dabei erzeugt der Tumor entweder- selber durch. : 
seinen basedowähnlichen Bau die oft. aküt einsetzenden Symptome 


ki S: e . g$ 
Rn en a MSA 
e Fr Eur zu ER 2 a 


RG, 
. h 
‘ d T 
matyi à 
Ele, 
e 7A un t 
34°. r 
l Si +- id 
i N: ', | o. 
= D r K 2" 
a ER 
BE Da 1 | BANN 
Re, 
ra shr ‚KL p 
a Te 1 R y” 
rsy j A {E r 
a - f; = A ya 
PER e a i Kris 
AE ta 
-ALE p ji 
Fr RN 
Ki GOF i i e'i 
. Se IE 
DI. Y 
EA À 
Sen if L 
Br: Pr ‘i R P 
en u 
“u oa Ww su 
-+ A ». , “' 
Drei 
iy un 
u 
me 
BE 
TEEN 
pE RO 
elle 
kl’ 
m 
aH 
LE 
a 
#7 
Bu 


Pazos 


PE 


- 
A kj [3 a m 
Titten NE 


es 
ne" 
awrdiens, a 


+ 
Ir cl 
armen: 
aamasz kat ra SS nee 


Be S 


ie 


- ni 3 a RE > 
a a nE ne De aiea 

. ri PARER EN 
vw ee. aut ei. R 


(pP 2 
y T EE 
mean 
u. a 
ro. 
Ben 
en 


BES Te! 
ES voor 
nn ._- 
BAIS Tpl se do 


ME ata ai 
una 


u 


au 


TS 


3 Pr 
regt 
a 
= 
eo 


Mg. SS Ei ib a 
ee a ee 
ai Saa P ., 

x 


n se iin 
TE a 
TREND Lee z 
m.a L EA Oa are 

? 


BE an 
x ERS Sr : 
mema T, AAE a a e e e Sewda 
Tryarr A ooge rae 


h > amt 


DAL iA 


„ar T 


a S E a 
A a 
SE r 3 10% 
irn 


ee a ar Ten 2 


ORTEN gerne) 
er .. 
m 


wer 
ut 
< 
em ee 


a a a 
WEE Dao aaan E 
. s | d 3 
Maar 


a at ie 
-y ke Ton 


OEE S EET ten 
Be NEED: 


a RG 
u. 
ee 


en 
we 
Teee LE 
iga k An 


h E A gen y ` 
ri ne 2, g 
x ee ARTE 
te ner ee 

N 


-an a 


aA FT TEE. 


La ER 
ran 2 


.. 
x 


SEN rer FR 
“u. An Ein. N 8 


en 
nen 
=- LEI 
SIT EEE KAT. 
> e EAE 
mern lo ey X 


AE ER S 
u a A .*®, is Re Er 
kaon? aat no Sen was 
ET De en i 
- Caso « Enie 

EA M a‘ L 

BEREIT g 

= =% un bn 


E E 


-e 
r 


uni 
En u 2 7.5 
x T 


en 


une 
Dur 


mr una warme 
Be 
2: 


paun 


r ea 
2 
RT TAT 


Urep e TE: 


a deaa a a NA 
N Eee aut Ti A SHE TECH 7 
-, < 
5 FR 


Tre 


Ey ger = 
nun. 
ne = 


- =: z + 
RE S 
' Br FE ne 
ayuya DT NAA su hr 
Ne Ta e $ 


n Es 
“ SE 
k ' 
polad 
rr. 


SAS T 


en 
un nA. m P 
teya 


TE 


rauen 


-i 
zer y. nas Eurys 
ETAU ATA ge 
R 1 g i 


ma 

Haw ze. 
we E ee 

gm eg = ~ar e Bm an 


po 
- 


m 
er; Se ` 


ar 
a5 
ne 
Du ei 5% 
Rn 007 
ies 


may rea- w 3 


Den 

% 

ann 

yeriyir 
u ey 5 B Ser ER DENE 3 aha 
nn LT TR a RR me EEE. 92: " 
._ > - 7e . - 2 
EME vA Toner Tar TREE ar EEE wen. wall. BEE En ö 

a Ne : g = Ei PASA en”, 

Ger 


Eiaon e: 


p | k 
Bean aA 
nn $ 


. 
AJ 
in 
H 
u 
Das 
Ir 


RE gia S R 
- -onm Ten nn nt nn 


1006 


trophie, diese eine Neubildung, jene ist die Grundlage des pri- 
mären klassischen Basedow, diese die des gewöhnlichen sekundär 
basedowifizierten Kropfes. 
Formenist grundverschieden. Bei der Operation des 
diffusen, Basedowkropfes sind wir auf die Regeneration der er- 
krankten Schilddrüse zu normalem Gewebe angewiesen, bei der 
Operation des basedowifizierten Kropfes aber ist mit der Entfernung 
der lokalisierten basedowogenen Ursache auch die Heilung ein- 
geleitet. So ist es erkärlich, daß wir beim basedowifizierten 
Knotenkropf ausnahmslos und sofort auch Dauerheilung erzielen, 
sofern die Operation ausgiebig vorgenommen wurde, während 20 
bis 80%, der schwersten Formen des primären Basedow auch bei 
sachgemäßer Ausführung der Schilddrüsen- und Thymusverkleinerung 
unter Umständen keine Heilung finden oder Rezidive bekommen. 
Das sind gewichtige Beobachtungen, die zur frühzeitigsten 
Operation drängen. Wir werden die Heilungsergebnisse noch 
bessern, je mehr normales Gewebe vorhanden ist, von welcher die 
Regeneration ausgehen muß. | 

8. Das Experiment gibt uns gewisse Stützen, 
daß die Basedowsche Krankheit eine Thyreo- 
toxikose ist, die durch eine Erkränkung der 'Thymusdrüse 
eine Potenzierung erfährt. Verschiedenen Forschern ist es ge- 
lungen, durch Einspritzung von Schilddrüsenpreßsaft bei geeigneten 
Tieren eine basedowähnliche Erkrankung zu erzeugen. Auch 
durch Implantation von Basedowthymusdrüsen konnten experi- 
mentell die gleichen Zustände hervorgehoben werden. Einspritzung 
von Basedowthymuspreßsaft veranlaßt schwere, ja tödliche Erschei- 
nungen, ähnlich wie man sie beim postoperativen Thymustod der 
Basedowiker zu sehen bekommt. Wir meinen, daß die Basedow- 
sche Krankheit vorwiegend durch eine chronische Vergiftung mit 
einem qualitativ veränderten Schilddrüsensekret, durch eine 
Dysthyreosis bedingt wird, zu welcher in schweren Fällen 
noch eine Dysthymisation hinzukommt. 


II. Welche Rolle fällt der Thymusdrüse im 
klinischen Basedowbild zu? 


| Schild- und Thymusdrüse stehenin gleich- 
gerichteter Wechselwirkung zueinander. Daraus 
erklärt sich, daß auch bei gewöhnlichen Kropfformen, 
die mit Basedow nichts zu tun haben, eine quantitative 
Vergrößerung des Thymus vorkommen kann. Chirurgen 
_ und pathologische Anatomen haben die Kombination der gewöhn- 
lichen Struma mit Thymus magnus häufig in Gebirgsländern beob- 
achtet, während in Flachländern eher sogar abnorme niedrige 
Thymuswerte gefunden werden. Solche Thymusvergröße- 
rungen können auch wie ein Kropf mechanisch 
stenosierend wirken, brauchen aber durchaus 
nieht mit funktionellen Störungen verbunden 
zu sein. Wir müssen daher streng unterscheiden 
zwischen dem einfachen Thymus magnus ohne 
funktionelle Schädigungen und der wahren, zu 
vergiftenden Allgemeinwirkungen führenden 
Thymushyperplasie, wobei die Zunahme der epithelialen 
Elemente im Vordergrunde steht und ähnliche Bilder erzeugt, wie 
wir sie bei der Markhyperplasie der Kinder kennen. Der- 


artige funktionelle Thymuserkrankungen sehen 
wir auftreten: 


1. isoliert, im Verein mit nur quantitativer Schilddrüsen- 
vergrößerung, 


9, als Komplikation schwerer Basedowiälle, insbeson- 
dere bei den primären, diffusen Formen. 

Wir können weder die isolierte, noch die 
komplizierende Thymuserkrankung mit Sicher- 
heit diagnostizieren. Auch die Röntgendurchleuchtung 
gibt keine sichere Auskunft. 

Adi. Nach den Erfahrungen. der Chirurgen ist der rein 
thymogene Basedow recht selten. Doch sind die 
Erkrankungen kaum anders zu deuten, wenn die Basedowerschei- 
nungen lediglich nach der Thymektomie schwinden: Ein 82jähriges 
Mädchen wurde vor zwölf Jahren von einem französischen Chirurgen 
wegen Morbus Basedowi mit rechtsseitiger Schilddrüsenexcision 
behandelt. Die klinischen Erscheinungen schwanden nicht, wurden 
vielmehr im Laufe des letzten Jahres so schlimm, daß ein klassi- 
scher schwerster Basedow mit allen seinen Zeichen vorhanden war. 
Von uns wurde dann eine mediane Kropfeyste enucleiert und die 
auffallend große Thymusdrüse reseziert. Histologisch lag eine 
Markhyperplasie vor. Sofort trat Heilung ein. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 40. 


Auch die Prognose beider 


Ad 2. In 70 bis 80% aller primären kom- 
pletten Basedowerkrankungen läßt sich eine 
Thymusmarkhyperplasie nachweisen. Solche 


Kranke sterben sehr häufig im Anschluß an die Kropfoperaton 


unter den Erscheinungen . des Herzjagens mit hohem Fieber und 


Vergiftungsdelirien,. Wir wissen nicht, warum der Tod ein-. 


tritt, wenn die erkrankte Thymusdrüse zurückbleibt. Durch den 
Eingriff als solchen ist es nicht zu erklären. Es muß sich um 
eine von der Thymusdrüse ausgehende Giftwirkung handeln. Wir 


Natürlich sind nicht alle tödlichen Ausgänge nach Basedowoperationen 
auf den Thymus zurückzuführen. Wir wissen ja, daß irgend 
welche anderen Eingriffe bei labilen Basedowikern zum Tode führen 
können, ohne daß der Kropf überhaupt berührt wird. Nach der 
Thymektomie verläuft die postoperative Reaktion gelinder, die 
Heilung ist vollkommener. 

Unter Heilung eines Basedowkranken verstehen 
wir die Beruhigung des Nervensystems, das Schwinden des Herz 


klopfens und die Zunahme des Körpergewichts, Begreiflicherweise 


bleibt der Kranke noch längere Zeit in labilem seelischen Gleich- 
gewicht. Die auf stärkere Erregung eingestellten Nerven reagieren 
noch weit lebhafter als normal. Eine Besserung des Ex- 
ophthalmus haben wir nach unseren Operationen niemals 
vermißt. In Ausnahmefällen geht das Symptom sehr rasch zurück, 
Meist dauert es eine Weile, bis der Exophthalmus schwindet und 
nicht selten bleiben zeitlebens die Bulbi etwas prominent. Jeder 
Basedowkranke bedarf einer länger dauernden Nachbehandlung, 


Etwa 80% der Basedowkranken gelangen 
durch unsere Operation zur Heilung. Irreparable 
Veränderungen vermögen wir nicht zu beseitigen. Darum ist 
die Frühoperation nach unserer Ansicht dringend 
anzuraten,. Wir dürfen nicht warten, bis beide Drüsen in ganzer” 
Ausdehnung erkrankt sind. Je länger die Operation hinausgeschoben 
wird, um so schwerer wird das Nervensystem vergiftet, das seiner 
seits wieder Anlaß zu Rezidiven gibt. Das Gift, welches in der 
Schild- und Thymusdrüse gebildet wird, ist offenbar ein starkes’ 
Nervengift. Es gibt Herzerkrankungen, die nicht/schwinden, es 
gibt auch Psychosen, die unbeeinflußt bleiben. Wir können indessen 
von einer Basedowkranken berichten, die in schwerstem Erkrankungs- 
zustand bei ausgesprochener Manie operiert wurde. Sie war vol 
unseren internen Kollegen als hoffnungslos aufgegeben worden, 
Der Chirurg war die letzte Zuflucht, bevor sie den Gang in die 
Irrenanstalt antreten sollte. Durch ausgiebige ‚Schilddrüsen- und 
Thymusverkleinerung ist sie seit sieben Jahren völlig geheilt. Eine 
andere gleichartige Patientin mit schwerer exaltativer Psychose ist 
durch nachträgliche Thymusexeision erheblich ‚gebessert. 


Wir fassen zusammen: Unsere chirurgische 
Behandlung derBasedowschen Krankheit über 
trifftweitalleanderenArtenderBehandlungal 
Sicherheit. Dabei ist berücksichtigt, daß spontane Remissionel, 
ja Heilungen des Morbus Basedowi vorkommen, Je früh 
zeitiger eine Basedowsche Krankheit operiert 
wird, desto sicherer ist der Erfolg, Bei lang dauernder 
und schwerer Giftwirkung kann das Resultat der Operation un 
vollkommen sein. Zuweilen ist ein zurückgebliebener kranker 


Thymus anzuschuldigen. In anderen Fällen ist wahrscheinlich die 
Giftwirkung irreparabel geworden. 


Durch die Kriegswirkungen haben unsere Resultate eine Ver 


schlechterung erfahren, Infektionen und postoperative Pneumonlel 
sind häufiger geworden. 


IV. Welehe Operationsmethode ist anzuwenden? 


k Die Gefahren der Operation sind durch eine sorgtaàltige 
Vorbereitung auf das geringste einzuschränken. Je sehwelt! 
die Erkrankung, um so länger muß die Vorbehandlung dauern. Wir 
bereiten unsere schwersten Kranken vier bis seehs Wochen diätetisch 
und medikamentös vor. Die psychische Behan dlung 
ist von größter Wichtigkeit: Der Chirurg mub = 
vollste Vertrauen genießen, muß die Kranken ganz in der Hand 
haben. Der Kranke hält vollkommene Bettruhe ein, hat um den 
Hals und in der Präkordialsegend einen Eisbeutel. Wir Jegen 
großen Wert auf reizlose, kräftige Ernährung und verordnne Herz- 
tonica und Beruhigungsmittel. Drei Tage vor der, Operation 
werden täglich 20 ccm einer 20 % igen Gelatinelösung eingespritzt, 
um die Gerinnungszeit des Blutes, die gewöhnlich peim Basedow 


ENA ILI G N NA 
ud a 4 


DE + 
7 ê 


i 


5. Oktober. 
<A es 


4 { 


=t 
u 


greifen darum die Thymusdrüse chirurgisch mit an: Die Erfolge 
sind entschieden bessere, der „Thymustod“ ist seitdem viel seltener, 


sa ` 


m ee Wir haben gelernt, selbst: bei den unruhigsten Kranken die. 
oo; -Operation stets in Lokalanästhesie durchzuführen. 

We.  — Wir sehen darin ein wesentliches Mittel zur Vermeidung -einer - 
A -> Operationsmortalität. - De er ee en 
a= ` Je-.ausgiebiger die Reduktion der erkrankten. 
Drüsenvorgenommen werdenkann, umsosicherer. 


‘Vom gewöhnlichen Kragenschnitt aus gelingt es. leicht; vom Ju- 4.27% 3. 
gulum her nach Spaltung des tiefen Fascienblattes die Thymüs- ° ieS] 
drüse stumpf. mit ‘Pinzetten hervorzuziehen ürd. nach Incision: der’: ....:::. 
Kapsel einzelne Teile ‘oder .die ganze Drüse auszuschälen.. ‘Man’ -.- Lesi 
braucht sich. im erwachsenen: Alter :nicht vor der Totalexstirpation : 5 = + 


ae a ee ee nen eier ie an nA en en Gum: 

ee ee en et. Aii 

ik u ie $ T | ` N er a Ek. u ; l E a -o T ` a N ES Dr Rz De " PE $ E l / y T ; 2. x R 2 ; us 2 PR: Ne Ba En | 
2 N Ar In ae 4: u E i , i l TO r un > N N F er . re Sa Te erg s N S a 
Z 50 5. Oktober. - > 1919- — MEDIZINISCHE KLINIK > Nn 40. 0 0.0.0000 oot a D E p 
| ir E TE EN shb p PE le Een = r N I ee a a DE RR EUR: i . ER} DE gug a F a An 
nn -= „  verlängsamt ist, zu beschleunigen: Gegenüber einer ‘"Erstickungs- '| inferior, von Osophagealen, pharyngealen und trachealen. Anasto-- 7}: j fy a 
ya <- „gefahr treten. jedoch alle anderen Bedenken in den Hintergrund... | mosen genügend mit Blut versorgt werden... > 2 0 00o 5 TE SE. 
- ee : ; SS r ey x Er ie. ze, j 2 b rn eng N: 

~ - Die Technik der Thymektomi. ist.sehr:einfach. .. 2". xE 1: 


t 
Ta Sr 
oo NERE 
eu ee ae, 
r ru 


En 23 rer 


ns 
u 
OUE D 


5 i 
.. $ 
ee e A - tr 
Pe E E TR 
aN 


epshe i 
w 


Anrverag- 


Ha = ist. der.Erfolg. Es trifft noch heute zu, was Rehn 18984:| zu scheuen, wenn man sich nur. am die Forderwn Booo pa a iii y 
da: Sagte: „Wenn es uns erlaubt wäre, die gesamte Schilddrüse zu | hält, stets intrakapsulär vorzugehen. Tut man. =: o7; Fi Ei 
= `` Gntfernen, so würden wir jeden Fall'von Morbus Basedowi rasch:| das. nieht, so kann man’ durch Zerreißung der Kapselgefäße töd-” . -5 "i ii Ah 


liche Blutungen erzeugen, wie das auch schon geschehen ist. , Rene, 
.... Leider gibt es Fälle, . wo-ein kranker Thymus so tief-lieg,. _ nk 
daß er bei der Operation vom Jugulum -her nicht gefunden wird. ..._.. f. 
Hier liegt. eine angeborene Thymoptosis vor, wobei s e n E 
‘ die Thymusdrüse ‘quer über. das Herz dem .Zwerchfell' angelagert _ ...:.b& 
ist.‘ Auch Voroperationen am Sternum vermögen ofti 7. si. 
nicht die Thymusdrüse zu: erreichen, wie folgender. Fall beweist: "3. E 
= Ein, 17jähriges Mädchen wird mit den Erscheinungen des- © o- ; 
- schwersten -Basedow rechtsseitig reseziert, links wird die Arteria.. `. 
|. thyreoidea inferior unterbunden. Nun wird versucht, den. Thymus: 
| aufzüfinden, was jedoch nicht- gelingt. ‚Nachdem die Operation Caie 
gut überstanden, wird die Kranke 20 Stunden danach sehr un- © oeii 
ruhig, .Herzjagen, Puls nicht zählbar. Man entschließt sich daher 4 
| abermals dazu, den Thymus; zu entfernen, was auch jetzt nicht > © 00 ni. 
möglich ist. Nach weiteren sechs Stunden tritt der ‚Tod ein. .. ©: 
Die Sektion ergab tiefdemHerzbeutelundZwerchfell . .’.r.“ 
‚aufliegend einen großen Thymus im Gewichte... 5 issi 
von 85 g.. en E E E a aea a 
`. ~ Man könnte nun daran denken, die hyperplastische Thymus- >|- sroti 
.drüse der Röntgenbestrahlung. zu unterwerfen, es feblt- aber bis- `> = oon e) f 
-lang an .der sicheren Diagnose. Weitere Erfahrungen müssen noch. © :': -.; 


>e 
IINA tee T. 
ES EN 
Ne. 


De und völlig heilen, je mehr wir von der erkrankten Schilddrüse . 
‚wegnelimen,. um so rascher, um so augenfälliger ist der Erfolg der- 
l er Operation.“ Eine radikale Entfernung der Schilddrüse ist. nicht 
„i  . „erlaubt. Es gibt noch einen gewichtigen Grund, daß wir uns bei 
Bi ~ ‘der Operation schwerer Basedowfälle eine weise Beschränkung 
© >, Auferlegen.” Das ist die verminderte Widerständskraft der Kranken 
DB, . gegen größere Eingriffe, vor allem die Erkrankung des Herzens. 
32 Durch das Suchen nach einer Thymushyperplasie wird die Operation ` 
bei kunstgerechtem Vorgehen nicht kompliziert und ebenso: ist es 
belanglos, wenn der Thymus nicht erkrankt gefunden wird.. - 

> `- Die Operation hat drei Postulate zu erfüllen: 
- 1. peinlichste Blutstillung, 2. Schonung des Nervus recurrens, 

` 8. Sorge um die Epithelkörperchen, | oo 

i : Es-ist notwendig, daß wir. uns über die ungeordnete Nomen 

-~ klatur der Operationsmethoden, die in. ganz verschiedenem Sinne 
. “gebraucht werden, verständigen. | IE: Na 

- - Unter Halbseitenexcision versteht man die völlige 
Entfernung eines Schilddrüsenlappens. Diese Methode. ist also - 
| "gleichbedeutend mit der Exstirpation. Andere. betonen .aber aus- 
t-  , drücklich, daß ein Rest Schilddrüsengewebe am Gefäßstiel zurück- 
iz gelassen wird. Dann wäre, wie Enderlen und Hotz mit 
s“  . Recht 'beanstanden, .die Bezeichnung „ausgedehnte Resektion“ 
= klarer, Die Excision kann nur einseitig angewendet werden, be- ( 

7 schränkt eine spätere Rezidivoperation und gefährdet die Epithel- | der sorgfältigsten Nachbehandlung. ` Sie erfordert von seiten des: ' 

I  _ - körperchen. Wir haben sie aus diesen Gründen aufgegeben. Arztes und der Schwestern große Aufmerksamkeit und Energie... 

- Die Enucleation ist nur bei nodösen Basedowkröpfen | Die Kranken sind stets anzuhalten, tief’ zu atmen und auszuhusten. '.-- 
möglich: Sie schält ohne Gefährdung der Epithelkörperchen ein | Sie müssen, um die Gefahren der Pneumonie zu Ver ` 
' oder. mehrere durch Abkapselung und: Degeneration gut abge-'| meiden, durch psychische Beeinflussung im Verein mit weiser 

grenzte Knoten aus dem gesunden Gewebe- heraus. Wer vor- | Anwendung von Narkotieis zur Lungengymnastik ge- 


REIST, 
nr 
un Er en 
ed ee De 
M o —< 


reba 
Is 


rin 
= 
ee ER 
le a SE UT 
> 
— 
rais 
Ei FE 


TAIALA 


PS 


or) 
S 
er 


Ba "À 


a. 


DEEE Er e 
a a ag 
A 


use 
DE 

Le 

ze ..1’e 
ZS IE 


Pa E a 


= 
Wi 
i 


Ñ- 
Š s R . b 
= . ’ 
PUER EY = RITA 
es 


ya yg. 1m 
y“. W rm 
BR 


Kr, 


ai pe 


ERE N ESR TRR ana 
any Ir dorra z 2 RA Pa tim. 


-4 
erme 
mm... 
22.8 


NEE 


Sagt 


gesammelt werden: - °:- oo MEN 
-`° Basedowkranke, die der kombinierten Schilddrüsen- ` `> 


und -Thymusverkleinerung unterworfen sind, bedürfen .. .; 


4 
* Nımarsn 
. Annie, 
- 
DONATE Pe 


= nP 
ES E 
LOTE AE a rs 
-ZEN n E 
= 2 > 


De En EEE NEIN he 
= >: iak ii n z 
z FETESTE 


= 
-et n e. lmm. 
ui 


. eo A ur, 
>, EA er ar 
= ee PS y RR 
ý 2 TRE a T = we 
i SEEN er a: rg ys te 
x ‘ ae EV a nn re 
* ` A a 33 e . er 8 ai 
IRENE TAAIE or ee) Ren) 
23, Eee, ne se Se ae a3 
Ba DE © ie, Sn: ARBER.IE: 
W Dee ae wer -` 
a ER FE Te E ei 
Eee nn 
A nr 


 Sichtig sein will, unterbindet dabei vorher die versorgenden Arterien, | zwungen.werden, | e ee Ei De on soh 
i -Nach Kausch-spricht man von einer Resektion, wenn = a: Pe u Be e 
R mit dem zurückgelassenen Schilddrüsenrest auch die entsprechende ne ae a EAE Fa a ES 
f ` <- Arterie erhalten bleibt. An diese’ Bedingung halten wir uns.nicht:: Aus der Heilstätte Rheinland (Chefarzt: Dr. Grau) u LEN 
< © Wir unterbinden auf einer Seite — fast immer ist es die rechte, er ee RN ae, 
i - Zuerst erkrankte — beide Arterien, bei schwereren Formen auch - Grippe und Lungentuberkulose. - 3 Be f: 
„ — die untere .Arterie der anderen Seite, sodaß nur ein Gefäßbezirk | et X Von. 20% N en 
> ‚erhalten bleibt. Es entspricht das der Erfahrung, daß die Base- | pra | Dr. Schulte-Tigges. ` Sa a ie 


A dowveränderungen immer in den unteren Polen beginnen und | 
ne: nach oben’ fortschreiten. Die rechte Seite wird aus- 
“ . ’glebig verkleinert unter Erhaltung eines 
". kleinen Restes an der hinteren Wand. Derlinke 
“ `: untere Pol wird in fortgeschrittenen Fällen 
o gleichzeitig reduziert. Die äußere Kapsel wird vor-` 
+  „Nehtig in die Tiefe ‚geschoben, wodurch die: der inneren Kapsel 
| anliegenden 'Epithelkörperchen geschont werden. Die Resektion 
d -gefährdet Nerwund Epithelkörperchen am wenigsten. Eine sorg- . 


Die Erfahrungen, die bei früheren Grippeepidemien in ihrer 
' Bedeutung für Lungenkranke gemacht worden sind, faßt Paul 
Krause (1) dahin zusammen, daß aus allen Statistiken zur Zeit 
solcher Epidemien eine beträchtliche Sterblichkeit der Lungen- . 
kranken hervorgeht. Ebenso betonen auch andere: Autoren, wie . ;i? 
Kuthy-Wolff-Eisner (2), ferner Fr. Müller 8) und =: 
Cornet (4) die Gefährlichkeit der Grippe für Lungenkranke,. u. 
Über die Grippeepidemie, des Jahres 1918 liegt eine Reihe =. 7 


“ 
wur 
ER Re 
re N 
ER 


E y 2 
zen ea ne le TE 
nn ; ? ae S 
5 22er mn 


ee- A 


pas 


k i ee „+ 


Mr Ta 
dhna a 


Eipre g> ER . Sl, ae 
Planen. 
IE ee SEA i 

. Br E À E r 


Te 
a DE N 
R ` 


fältige Kapselnaht schützt vor Nachblutungen. Als die Me- | von, Veröffentlichungen vor, die aus- Lungenheilstätten über ‘die ne 
i thode der Wahl gilt für uns die Resektion des | Beeinflüssung der Tuberkulose durch Grippe berichten.‘ So fanden Me, 
;/ - Kropfes. Der Nervus recurrens ‚kann auch nach Resektionen | Grau (5) und Klare (6) eine. deutliche Resistenzverminderung: 37 
später noch Schädigungen erleiden, sie .sind offenbar.durch Narben- | gegen Tuberkulose bei ihren von`Grippe -befallenen Lungenkranken.. . | Br 


. 
ax 


, „Zug bedingt: und treten meistens in der zweiten bis dritten Woche | Rickmann (7) hält die Gefahr der Verschlechterung für gering. 
E Nachbehandlung auf, schwinden aber' nach einigen Wochen | Bochalli (8) glaubt eine Gefährdung wenigstens für -Heilstätten- ` 
vollständig wieder. | a | insassen nicht annehmen zu können, außer in Fällen hoffnungslos © _.- 
: | schwerer Erkrankung. Er berichtet über'31-Fälle, von denen 4 > ` q0” 
' starben, 3 sich dauernd verschlimmerten — alles vorher schon aus- a 
sichtslose Fälle. In der Heilstätte Rosbach machte Creischer:‘(9) . 
sehr günstige Erfahrungen und glaubt sogar einen besonders leichten. - 
Verlauf der Grippe bei seinen Heilstätteninsassen gefunden zu.haben. 
Er spricht geradezu von einem die Tuberkulose schonenden Verlauf 
der Grippe. Ähnlich optimistisch äußert sich auch Deutsch AO). 
„Im Gegensatz zu diesen günstigen Erfahrungen fand Permin (Il) : - 
bei 30 Fällen von. Tuberkulose kompliziert durch Influenza 14 Ver- 
‚schlechterungen. Sehr bösartig verlief auch nach den Mitteilungen 
Jessens (12) eine im November 1918 ausgebrochene Grippe- 
endemie in der deutschen Heilstätte Davos. Es erkrankten dort 


> 
| 
w 
+ 


‘0. ‚Pie alleinige Unterbindung der vier Quell- 
| gebiete der Schilddrüse üben wir nicht mehr aus. Sie 
eV kann aber sehr wohl bei den allerschwersten Basedowformen Gutes 
. leisten,, Wenngleich es als Regel gilt, nicht. alle vier Gefäße ‚zu 
' „unterbinden und zugleich sämtliche vier Hörner der Struma ope- 
5 rativ anzugreifen, so haben wir doch nicht selten bei den schwersten 
| F ällen‘ ‘die gleichzeitige Reduktion beider Kropfhälften in dieser 
= Weise ausgeführt, ohne daß. jë Myxödem danach aufgetreten wäre. 

‘ Selbst bei vollkommener Einengung des Kreislaufs durch Unter- 


he D - 
-4 a =- Ie 
. -> - ZA “ $ - 
Sa [ ér w e [ ` $ 
.. 4“ B e . 
á Lenar N OAN. s 
; ste > aa ERROR EEE Seen ve = 
na m ITEM E ET u 2- 
w- = FAMU Eu DR D Be en = 
i ^ RE 5 x rae aek] 
E EN e . AP . ` 


i indung „aller vier Hauptarterien leiden die Strumareste und die 
„ithelkörperchen -nicht Not, weil sie nach Untersuchungen von 
gm ander len ‚und Hotz von der Arteria laryngea superior und | 


—— 
TEN 
az 
nee ee 
Te. 


Ed 
x er s ’ 
g 4 : ` ; N 
: 
. . ; m 
‘ +. s 5 x t P Sar x 1.. 
. : \ A 
- a Hm] 
` 
Past 
E sbR 
> = P re 
. az iS 
1e 
Ea .. 
1 . 
- wi 


1008 


Bra E 
Br i st 4 D 
Pe ý ag . 


in ` 
+ P ur 

m f £ $ een. ny 
Wos mA SDr st ie en 
` i. > i ` S AS h TR 

x MAS JI ` 4 7 A 
2 F > $ 
+ 


von 148 Patienten 90. Darunter waren 28 Fälle durch Pneumonie 
kompliziert, mit 9 Todesfällen. Weitere 5 Patienten starben durch 
Verschlechterung ihres Lungenbefundes. Bei vielen breitete sich 
der Prozeß weiter aus, 

Experimentell-biologisch sehr interessant sind die Beobach- 
tungen Berliners (13), der bei seinen erwachsenen Grippekranken 
nur in 19 °/, der Fälle einen positiven Pirquet fand, während diese 
Hautreaktion sonst bei Erwachsenen 85 °/, positiver Resultate er- 
gibt. Hier lag also eine auffallende Verminderung der cellulären 
Immunität vor. Bei der Bestimmung der Antikörper gegen Alt- 
tuberkulin und Bacillenemulsion fand sich kein Abweichen vom 
üblichen. Much (14) konnte bei dem seuchenartig im Felde auf- 
tretenden, grippeartigen Bronchialkatarıh, der ihm der Vorläufer 
einer großen Epidemie zu sein schien — die Mitteilung stammt 
aus dem Jahre 1917 — eine Abnahme der Partialantikörper fest- 
stellen. Much hielt diese Grippebronchitis für ebenso gefährlich 
als Wegbahner der Tuberkulose, wie es die Masern für die Ent- 
stehung der kindlichen Tuberkulose sind. ; 


Die nicht übereinstimmenden Berichte bezüglich der Gefähr- 
lichkeit der Grippe für den Lungenkranken waren die Veranlassung, 


die verschiedenen Fragen an dem Material der Heilstätte Rheinland 
nochmals nachzuprüfen. 


l 
8 
Ei: 
EN 
? 

"= 


Auf der Zivilabteilung wurden bei der hier in drei Zügen auf- 
tretenden Endemie, nämlich im Juli und November 1918, ferner im 
Januar 1919, im ganzen 40 Grippeerkrankungen beobachtet. Unter diesen 
endigte eine letal. Es handelte sich um einen Patienten des zweiten 
Stadiums nach Turban-Gerhardt mit einer zerstreut feinherdigen 
Tuberkulose mit Drüsentuberkulose. Im Vordergrunde des Krankheits- 
bildes stand eine Dyspnöe schwerster Art, die offenbar durch den Hinzu- 
tritt der in beiden Lungen auftretenden bronchopneumonischen Herde 
zu den Tuberkuloseherden hervorgerufen wurde. Dauernde, das heißt 
bis zum Austritt aus der Beobachtung noch andauernde Verschlimme- 
rungen fanden sich in 10 Fällen, wovon 3 schon vor ihrer Grippe hoff- 
nungslos krank waren. In den übrigen 7 Fällen handelte es sich um 
durchweg mehrlappige, tuberkulöse Prozesse, von denen 4 ziemlich frisch 
und knotig-fibröser Form waren. Bei 2 Fällen handelte es sich um 
zerstreutherdige ältere Tuberkulosen, und der letzte Fall war eine tertiäre, 
sehr ausgedehnte Tuberkulose mit Bronchiektasenbildung. Bei 5 dieser 
Patienten trat eine dauernde Verschlechterung des Lungenbefundes nach 
der Grippe auf, 1 Patient bekam eine rechtsseitige Hüftgelenkstuberkulose 
und i Patient tuberkelbacillenhaltigen Auswurf, der vorher nicht vor- 
handen war und eine Kehlkopftuberkulose. Von allen beobachteten 
Verschlimmerungen- kommt nur eine auf Kosten der Sommerepidemie, 
während alle übrigen der bösartigeren Erkrankungsreihe im Herbst 1918 
‘und Frühjahr 1919 zuzuschreiben sind. Im einzelnen wurde bei der 
Herbstgrippe beobachtet, daß eine anscheinend von außen eingeschleppte 


Infektion mit einer Serie von 7 schweren Erkrankungen auftrat, unter 
denen sich allein 3 Pneumonien befanden. 


Vergleicht man die geschilderten Erfahrungen mit den obigen 
Literaturberichten, so ergeben sich folgende Schlüsse: Die Morbi- 
dität und Mortalität der Tuberkulösen an verschiedenen Orten (in 
den verschiedenen Anstalten) ist nicht nur sehr verschieden gewesen, 
“sondern auch in der einzelnen Anstalt bei den verschiedenen Zügen 
der Epidemie (letzteres betont auch Bochalli), Unbewiesen ist 
bisher, daß, wie Creischer annimmt, der Lungenkranke be- 
sonders vor Grippe geschützt ist. Vielmehr ist auch der Lungen- 
kranke in erheblichem Grade der Erkrankung an Grippe ausgesetzt, 
Darüber können örtliche Differenzen in der Morbidität nicht hinweg- 
täuschen. Zweifellos ist ferner nach den bisherigen Erfahrungen 
die Erkrankung an Grippe für den Lungenkranken ein sehr ernstes 
Ereignis. Selbst die rechtzeitige Behandlung und günstigste äußere 
Umstände vermögen häufig dauernde Schädigung nicht abzuwenden, 
auch bei an sich guter Prognose des ursprünglichen Leidens. Und 
je ausgedehnter der tuberkulöse Prozeß und je- größer der Grad 
| seiner Aktivität ist, desto mehr wächst die Wahrscheinlichkeit der 
Bu Verschlimmerung durch die Grippe. Der verschiedene Verlauf, wie 
an er an den verschiedenen Orten beobachtet wurde, erklärt sich 
zwanglos aus der verschiedenen Bösartigkeit der einzelnen Epidemien. 
Konnten wir doch bei den einzelnen Grippewellen, wie oben er- 
wähnt, selbst innerhalb ein und derselben Welle Gruppen mit lauter 
schweren neben Gruppen mit leichteren Erkrankungen unterscheiden, 
Eine Bestätigung der Anschauung von der oft ungünstigen Ein- 
wirkung der Grippe auf den Lungentuberkulösen lieferten uns die ana- 
mnestischen Erfahrungen, die wir an den neu aufgenommenen Kranken 
in der letzten Zeit machen konnten. Bei diesen, die in der Zeit vom 
1. August 1918 bis heute aufgenommen wurden — 303 an der Zahl — 
konnten wir 43 mal eine durchgemachte Grippe als Ursache der Lungen- 
tuberkulose feststellen. Und zwar trug sie in 28 Fällen die Schuld am 
Wiederaufflackern einer alten, vorher ruhend gewesenen Erkrankung 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 


und 15 mal ebnete sie Neuerkrankungen den Boden. Es war also in 


à Pe u 2 


EEE 


a 
~ 


12°/o der Fälle die Grippe der unmittelbare Anlaß des Lungenleidens, 
wobei zwei Drittel auf Wiedererkrankungen, ein Drittel auf Neuerkran- 
kungen kamen. Wenn diese Zahlen auch zum Teil eine Zufallswirkung 
sein können, so ist doch gewiß anzunehmen, daß anderwärts ähnliche 
Erfahrungen gemacht wurden, Sie bestätigen im übrigen die Ansicht 
Cornets, daß derartige Epidemien sehr zur Verschlimmerung schon 


bestehender Tuberkulose beitragen können, weniger zu frischen Erkran 


kungen führen. Bei den 15 Neuerkrankungen handelte es sich in 
10 Fällen um umschriebene Spitzenaffektionen von geringer räumlicher 
Ausdehnung und guter Prognose. In 5 Fällen lagen schwere, mehr 
lappige Prozesse vor, die offenbar durch hämatogene Aussaat entstanden, 
zum Teil schon zu grobknotigen confluierenden Prozessen mit Zerfalls- 
erscheinungen geführt hatten. Unter den Rezidiven fanden sich 15 Pa- 
tienten mit schwerem, anatomischem Befunde, davon 10 mit sehr ernster 
Prognose. In all diesen Fällen handelte es sich um Patienten, die vor 
ihrer Grippe arbeitsfähig waren. Sicherlich doch ein untrügliches Zeichen 
für dieverhängnisvolle Bedeutung der Grippe für den Lungentuberkulösen, 


Zusammenfassend kann man sagen: 1. Ein besonderes Ver- 
sechontwerden der Lungenkranken von Grippe ist bisher nieht er- 
wiesen. 2. Beim Zusammentreffen von Grippe und Lungentuber- 
kulose hängt die Morbidität und Mortalität und der Prozentsatz 
der dauernden Verschlimmerungen vor allem von dem Charakter 
der Einzelepidemien ab und ist deshalb sehr verschieden. 2. Mab- 
gebend für die Gefahr der Verschlimmerung der vorliegenden Tuber- 
kulose ist die Ausdehnung und Art derselben. Frische ausgedehnte, 
knotig-pneumonische, geschwürige und zerstreutherdige Prozesse 
sind besonders gefährdet. 4. Die Grippeepidemien der jüngsten 
Zeit verschulden in vielen Fällen Tuberkuloserezidive, in einer 
geringeren Zahl auch Neuerkrankungen, eine Erfahrung, wie sie 


ebenso bei den Influenzamassenerkrankungen der neunziger Jahre 
des vorigen Jahrhunderts gemacht wurde. 


Literatur: 1. Paul Krause, „Influenza“ im I. Bande des Hand. 
buches der inneren Medizin, herausgegeben von Mohr und Staehelin, 1911. — 


2. Kuthy und Wolff-Eisner, Die Prognosenstellung bei der Lüngentuber- 


kulose, 1914. — 3. Fr. Müller, in Mehrings Lehrbuch der inneren Medizin, 
1911.— 4. Cornet, Die Tuberkulose, Bd. 1, 1907. — 5. Grau, M. m. W. 1918, 
Nr. 49. — 6. Klare, Aus der Prinz-Regent-Luitpold-Heilstätte. Jahresbericht 
1916/18. (Zschr. f. Tbe. 30, 4.) — 7. Rickmann, D. m. W. 1919, Nr. 2 
8. Bochalli, M. m. W. 1919, Nr. 12. — 9. Creischer, D. m. W. 1919, Nr. D. 
— 10. Deutsch, M. m. W., Nr. 17. — 11. Permin, Ugeskrift laeger 1918, 
Nr. 14, Ref. im Intern. Zbl. f. Tbe. 1919, Nr. 3. — 12. Jessen, Jahresbericht 
= deutschen Heilstätte in Davos, 1918. — 13. Berliner, D. 


m. W. 1919, 
r. T. — 14. Much, „Tuberkulose“ in den Ergebnissen der Hygiene, Bakterio- 
logie, Immunitätsforschung und experimentellen Therapie, 2, 1917. 


Ein Bacillus aus der Gruppe der hämorrhagischen 
Septikämie bei einem Fall von Influenza - Pleuritis: 
Von 


Dr. Karl Hundeshagen, bisher Straßburg i. B. 


Während der letzten Monate meiner Tätigkeit am Hygi 
nischen Institut in Straßburg i. E. — nach der Besetzung dureh 
. die Franzosen — hatte ich Gelegenheit, einen Bacillus zu beob- 
achten, der als Befund beim kranken Menschen meines Wissens 
noch nicht beschrieben ist. Ich fand ihn im Pleuraexsudat eme 
jungen Mannes, der wegen Grippeerkrankung mit den bei diesel 
Epidemie so überaus häufigen Komplikationen der BronchopĖoi 
monie und Pleuritis Aufnahme im Bürgerspital gefunden hatte. 


In der vierten Krankheitswoche wurde der Bacillus übrigens auti 
im Rachen des Kranken nachgewiesen. : 


Der Krankheitsverlauf bot im vorliegenden Falle noch insofern 
Besonderheiten, als ziemlich hartnäckige Durchfälle bestanden Die 
sich in der dritten Krankheitswoche eine Hemiparese einstellte. o 
Pleuritis machte vierzehn Tage nach Beginn der Erkrankung En 
in der vierten Krankheitswoche eine Punktion notwendig, was 
erste Mal einen hämorrhagisch gefärbten serös-eitrigen Ergus 7! vn 
förderte, das zweite Mal eine geringe Menge Eiters, Das Fie a 
verschwand erst nach etwa sechs Wochen dauernd. Infolge der 6° 
nannten Komplikationen verzögerte sich die Rekonvaleszenz derartig, 


daß der Kranke erst nach einem Vierteljahr aus dem Krankenhaus 
entlassen werden konnte. >; u die 
Seit Beginn der Grippeepidemie hatte ich es mir Au Zu- 
Untersuchung aller Krankheitsprodukte, welche irgendwie II! che 
sammenhange mit der herrschenden Grippe an das HYEN 
Institut eingesandt wurden, zur Regel gemacht, Blutn® der 
böden zu verwenden, damit der Pfeiffersche En 
ja bisher als Erreger der Influenza angesehen wurde, dem F 
weise nicht entgehen könne, So wurden auch sämtliche e en 
punktate, welche übrigens unter der Herrschaft der er 
Grippeepidemie in einer noch nie dagewesenen Zahl zut 


| 


'alkalischer' Reaktion, die Begünstigung seines: Wachstums durch‘ <: A s 


> 
TETAN 
un 
m. 
s 
’ 


> a P ; e E 
E $ s N a o T E ae x En i Rare: i u we , o . eE l A g ; l A Ei = en - ER = d A y “= 3 A P a | $. 
4 -F E a A E ni a i , p : ; 3 l a, i £ = Eoi Eig a De k a ER a SE : A = a a dan ee 

u en AR i ` ea 2 ; ' ‘ | : ' . . we f : ee 7 j S u ar Kaa, C a A f , = } ae pa N | 2 or RE 
ke! = 8u.Oktober. . 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. - . ..... = .r51000 a Ach 
——e oo. A 3 - - - - z Z : = E = mes REES Fe = E , ar B ra a 5 A 4 B . " ei. ER GEA ee ~ . E ir š x p EEPE N: E N = | 
N Fe Er u er Be 

i i o. er A i ofaa | Š N ln i $ Ta Be 3 Ta is. Sins i i A 2 | a g E ' 3 o i Er 3855 ` , u Se N > RER s 
2 = suchung kamen, auf den Blutagar nach Levinthal*)überimpft../ . 2.. Auch sein kulturelles Verhalten. entspricht-im ° ="... i i; | 
- . [Vergl. auch meine eigene Veröffentlichung?) über Influenza- | allgemeinen den Bakterien dieser Grüppe. Sein. nicht streng 2:2: a; E i 
e „nährböden.] ‚Was zunächst :die allgemeinen Befunde. in diesen | aerobes Wachstum, seine Entwicklungsfähigkeit selbst noch bei ` E eh jki 
* - Púnktaten ` anlangt, sọ befinden sich unsere. Ergebnisse ganz in | Zimmertemperatur, sein. gutes. Gedeihen: nur: auf Nährböden . mit- i ch ji | 


- = Übereinstimmung. mit den Befunden aller anderen Untersucher, 
. soweit sie zu -meiner Kenntnis. gelangt sind, in der Hinsicht, daß. 
© niemals der Pfeiffersche Bacillus nachgewiesen. wurde. 
.. Fast -ausschließlich fanden. sich Streptokokken, ganz’. selten 
-` Pneumokokken. Nur im vorliegenden Falle wurde ein. Befund 

erhoben, der von allem bisher Gesehenen gänzlich abwich: auf. 
dem Blutagar wuchsen Kolonien, welche’ in ihrem Anfangsstadium 

den :Kolonien der Pfeifferschen- Bacillen glichen, sich aber: im 
 : weiteren Verlaufe doch: wesentlich üppiger entwickelten, sehr ähn- 


~ - rium vollständig das Bild -des Pfeifferschen Bacillus, mit dem 
es auch ‘in seinem färberischen . Verhalten übereinstimmte (gram- 
negativ). .Dazu kam noch, daß es bei der ersten Prüfung auf ge- 
5 `> ` : wöhnlichem Agar nicht wuchs. Bei nicht sehr eingehender Prü- 
“- = "fung bätte. man. also zu dem .Schlusse gelangen. können, | 
= ->  daß-hier zum ersten Male während ‘der herrschenden Epidemie - 
der. Pfeiffersche Bacillus in einem Pleuraexsudat angetroffen 
“. šei. . Daß. dies nicht der Fall war, ergab sich aus dem Verhalten 
+ ‚auf Aseitesagar, den ich auch zur Untersuchung herangezogen 
hatte; denn.hier wuchs der Bacillus noch üppiger ‚als auf demi. 
=. Blutagar. Auch weitere: Übertragungen auf gewöhnlichen Agar. 
.. „lehrten, daß hier Wachstum — wenn-auch nur sehr spärlich — zu | 
: erzielen ist, — $ BE A ae 
-`> © Der Bacillus Pfeiffer ‘konnte also nicht vorliegen .und es 
~ machte sich nun eine eingehende und ‘langwierige Prüfung des 
. ~ fraglichen Mikroben notwendig, um festzustellen, in welche Gruppe 
- - .. er gehörte. Ich will hier nur die wichtigsten Beobachtungen zú- 
= .  sammenfassen, ‘während ich mir ausführlichere. Mitteilungen für 
~- eine bakteriologische Fachzeitschrift vorbehalte. Daß der Ba- ; 
ċillus; wie aus der Überschrift ersichtlich, in die .Gruppe der 
septikämischen Krankheitserreger .einzureihen. sei, welche die ver- 
~ .heerenden Tierseuchen erzeugen (Geflügelcholera, Kaninchenseptik- 
< -ämie, Wild- und Rinderseuche, Schweineseuche usw.), ließ sich 
aus den. folgenden. Feststellungen: schließen: E E 
=! . 1. Weitgehende Übereinstimmung der Form und der son- 
- stigen mikrobiologischen Eigenschaften mit den |. 
=. Erregern‘ der genannten Tierseuchen. Der Bacillus ist sehr klein 
`- upd sieht in Präparaten, welche -von Reinkulturen hergestellt wur- 
'. den; zwar: dem Bacillus Pfeiffer zum Verweċhseln ähnlich, in 
Organausstrichen von gestorbenen. Tieren jedoch zeigt er eine 


meist wesentlich dickere und durchaus kokkenähnliche Form. 
i der Hühnercholera 


-© - Ganz die- gleichen Formen. werden 'auch' bei 
beschrieben, deren Erreger infolgedessen auch verschiedentlich als 
'„Kokkobakterium“ oder „Kokkobacillus“ bezeichnet worden ist. 
‘Häufig findet man in den Organausstrichen eine außerördentliche 
‘ Ähnlichkeit der Form mit Pneumokokken. Zuweilen hat man — 
bei: Giemsafärbung — den Eindruck, als ob die Mikrobe von 
einer Kapsel umgeben sei; es handelt sich aber offenbar um eine 
‘- schleimige Hülle, die sich manchmal bei Organausstrichen sicht- 
bar färbt. Wahrscheinlich beruht das völlig andere Aussehen der 


+ 


a An Fe 
aia a 


i u | | 
4 Bacillen in .den Organausstrichen im Gegensatz zu. den Kultur- 
j ausstrichen auf dem Vorhandensein dieser schleimigen Hülle. Für 
i die Erreger. der septikämischen Tierseuchen- nimmt Preiß‘) 


gleichfalls das ‚Vorhandensein einer schleimigen Hülle an; auch 
; erwähnt er, daß sie z. B. bei der LSffl erschen Geißelfärbungs- 
; 7 -~ methode „bedeutend größer und plumper“ erscheinen. Sehr häufig 
zeigt der Bacillus auch — und zwar wiederum nur in den Organ- 
< ausstrichen — eine ovoide Gestalt und färbt sich nur an den- 
-beiden Polen, was ja so charakteristisch für den‘ Erreger der _ 
*.  Septikämischen Tierseuchen ist, daß ihm der Name „Bacillus. 
' . .Þipolaris septicus“ (Flügge) beigelegt wurde; zugleich 
-` Stimmt das Aussehen infolge dieser Polfärbung- mit dem des Pest- 
/ -bacillus überein. - u Br. er 
= +- Soviel über die. Form; im übrigen ist noch, hervorzuheben, 
daß der: Bacillus unbeweglich ist, keine Sporen bildet und sich 
nach Gram nicht färbt, alles Eigenschaften, die er mit der 
Gruppe der Geflügelcholerz teilt. Du, 


/ 


oJ W. Levinthal, Zschr. f. Hyg. 86; 1918, H. 1 0. 
Den E Hundeshagen,.Zur Züchtung des Influenzabacillus. 
D. m. : 1918, Nr. 48: i N , l 

») Preiß,.zitiert nach Handbuch von Kolle-Wasser- 


í mann, 2, Aufl., Bd. VI, Abschnitt über Septicaemia haemorrhagica. 


_ lich den Meningokokken. Mikroskopisch jedoch zeigte das Bakte- | 


-feststellen `- 


 Tierversuchen übereinstimmend erhoben wurden, in. Kürze zu- 
sammenfassen: Bei subcutaner Injektion der Bacillen bildete 


Zusatz von .Blutserum-.zum Agar, Wachstum auf Blutagar. ohne : 
Hämolyse, keine Förderung seiner, Entwicklung durch Zucker- =. 
|. zusatz zu den Nährböden, kein Wachstum auf Kartoffel: Letzteres. © 
 ist.wohl zurückzuführen .auf die. saure. Reaktion, gegen. welche  - 
unser Bacillus so ‘empfindlich ist, daß’ ër :auch auf ‚Gelatine und.. , 


selbst auf schwachsaurem Agat nicht gedeiht. ‚Als bester .Nähr- 


"boden. wurde für seine Züchtung immer der Ascitesagar verwandt. 


In Bouillon findet nur ein mäßiges Wachstum ‘statt; auch hier. 


wirkt der. Zusatz‘ von ‘Ascites fördernd.. In Milch, Lackmusmolke - 
und gallehaltigen. Nährböden findet keine Vermehrung statt: . Die“ : 
Kulturen. des .Baeillus sind ziemlich widerstandsfähig‘ und bleiben - i 
daher, wie äuch :diejgnigen. der Geflügelcholera.'usw., ziemlich ~ < 


lange am Leben. _... 


8. ‚Über das bioc h em is ch: Verha lten -der "uns. - 
' hier interessierenden Bakteriengruppe lauten. die Angaben nicht 


übereinstimmend; allen beschriebenen :hierhergehörigen Krank: 


.-'.. 
., ers 


blieben. = De ee N S a 
Auch über die Indolbildung der hierhergehörigen ‚Bakterien. 


| werden: von den Forschern sich widersprechende Angaben, ge- -` 
macht. Was meinen Bacillus anlangt, sô ließ sich ‚Indolbildung: Er 


4. Vor allem 


Handbuche von Kolle-Wassermann folgendes: „In der 
heftigen pathogenen Wirkung auf Kaninchen und Mäuse stimmen | 


, \ 
Po Fr, | 
r 
T 


_ heitserregern scheint aber gemeinsam zu sein, daß sie in: zucker- ... 
haltigen Nährböden kein ‚Gas bilden, und dies- trifft auch. für 
“unsere Mikrobe: zu. . Positive. Reäktionen (Rötung): auf .zucker-. 
"haltigen Lackmusnährböden, sind nur in vereinzelten-Fällen beob- -~ 
"achtet worden. ‘Diese Fälle würden demnach durch das Verhälten >. 
‘unseres Bacillus einen -weiteren Geltungsbereich‘ erhalten, denn : . 
ein Teil der Zuckernährböden würde deutlich ‘durch ihn gerötet.. 
- Dies gilt für Dextrose, Lävulöse, Mannit und Saccharose, während - 
Mältose, Lactose; Inulin, -Arabinose und ..Duleit, unverändert . 


gibt es auch für die außerordentliche. P-a th o~ -> =; 
genität des Bacillus ‘für unsere Versuchstiere käum ein Ana- ` 
logon außer bei der Gruppe der septikämischen Tierseuchen., ` 
"Hutyra!) sagt über diesen Punkt. in seiner "Abhandlung im `= ` 


wohl alle. Varietäten, überein und auch auf Meerschweinchen ent- . 


falten sie gewöhnlich eine ähnliche, wenn auch’ schon ‚etwas... 
schwächere Wirkung.“ ` Dies trifft bis. ins einzelne. genau’ auf 


unseren Bacillus zu. Besonders‘ interessant ist die Wirkung,. die 
er. auf das Kaninchen. ausübt, die. außerordentliche Geschwindig- 
keit; mit der er von jeder beliebigen: Infektionsstelle- aus in den 


. Körper desselben eindringt und sich‘ sofort ins ‚Ungemessene ver- 


mehrt. Wenn ich einem Kaninchen mit der Platinöse Kultur- 


“material duf die unverletzte Conjunctivalschleimhaut aufbrächte, 


so starb es bereits am nächsten Tag;.ein Tier, das. ich in gleicher ` 


Weise .aüf die unverletzte Nasenschleimhaut impfte, .war bereits . 
| nách 16 Stunden tot; 15 Stunden nach der Impfung erfolgte ferner `` 
der Tod, als ich ‘den Zungenrücken :zur Impfung gewählt hatte; / 
ja selbst nach Einreibung. einer Bacillenaufschwemmung in die . 
'unverletzte Haut starb das Versuchstier bereits nach 17 Stunden! 


Dabei war übrigens an den zur Impfung gewählten Körperstellen 
nichts Auffälliges bemerkbar. Die Sektion und. die. mikroskopi- 
schen. Präparate zeigten. stets, daß die Bacillen schon 'nach dieser 


kurzen Zeit den ganzen Körper überschwemmt hatten; aus allen ` 
Organen waren sie mit Leichtigkeit wiederzugewinnen.. Als un- 
‚mittelbare Tödesursache bei diesen so schnell dahingerafften-Tieren | 
fand sich stets akutes Lungenödem.. -Im übrigen will 'ich-hier nur. 


das: Wesentlichste der: Sektionsbefunde, welche, bei zahlreichen. 


sich örtlich, falls ‚die Tiere. einige Tage am Leben blieben, was 


| nur bei den weniger empfindlichen Meerschweinchen der Fall. ist, Ea 
ein mächtiges’ Infiltrat innerhalb eines stark hyperämisch-ödema-. . . .. 
tösen und von Hämorrhagien durchsetzten. Gewebes... Die. Be- 


teiligung der subcutanen Lymphdrüsen gab sich. stets. durch. leb- 


hafte Rötung und Schwellung ‘oder hämorrhagische Beschaffen- 


heit kund.: Einige Tage nach: der Einspritzung nahm das Infiltrat 
einen fibrinös-eitrigen Charakter an. Falls der Tod nicht zu früh, 


a 
..- = 


BF. Hüt yra, Abhandlung über „Septicaemia haemorrhagica“ 
im Handbuch von Kolle-Wassermann, Bd. VI,-2. Aufl 


2 = (9 
`i 


4 
7 
N : fi \ 
B BOHRER 
ei TE E J 
A ni ' p° j 4 
; SER 4- 
-e = eaj pi 
Fra A T an TER E 
., DATOE I REE Ta d 
: BE oe {> ; 
f eh ER 
ld BE le 
; E E Ser! >r, 
s aomena -Y 
or. P hy N i 
Ze a : Rri 0 i D 
x ee win à à 
EEE I 
‘RLL UR a of) 
E E 3 Ki 
Tre i, N 
BE E 9 
rl! 
BREER 
-en PIRE PHA 
copak got 
n 3 1 oga -ta u 
N i FR RP: ‚ehr. 
ESS pa 
PH leg op? sl dj Ai Fi 
dag Bas i B ' 
Fre WET ORTE 
| AR 
a a BE 
ersten ai: 
a E 
„een sende 
tobi h 
PR BREI F 
Be Nu. } 
ee A IR R 
“ N 1 Eis, = a a 
A X | 
NEE AN ypes je A 
x LES $ ® I 
E Be S BE ae 
Ba AR MEENTE Hu : 
z atog Orn it I i 
E 7 Ser u vn ! 
5 ey Ar re ! 
Se oig 4 H 
. bt R i 
mS DEE $ i 
fc i$ | 
` F E s iR 
Cr gSa We "ir, 
BES NE 1a R 
a eich A a 
Ooa ruht b.: £ N 
i e E N u EN 
: Entf 
ri. IS DAL i ni ! 
ar Toi s'i C g k 
` Pa NL 1 
ei 
Sig as 3 I 
Te o Se ds ' 
UAT 3 : in 
lb, ’ 
t i KINE 1 
. FE k dr 
nN zoi gi- Mi wi 
r’ he Je i ar 
' Eth “irf 
ee tiag t s 
ETEN Fe 2. 4 
vol Tiy ‘ 
EHER sr Eee fr 
s v t. Gn 
ed. er 
PA aT 
b aT FREE Sa Tr 
er N 
. an Pe un 
BE a ee 
+ stp . 2 
; ; 
E A 
ER Er en 
nos N Fi S m Fa 
; -a = r COSETTE ? ` 
kd a ae yk a 
woran: BUNTER 
X EY Ru k Gu 
re AN: 
ao et en 
wi E Fr ; 
F Yon 
f Er 
=" E a 


m Te w wre 


7 
A x 
pel yit 
“ rs 
ur eh a 
= t Cas Ey see a 
. - N = Nr A 3 r 
NS MERES E. Ge CE 
ee i IN N 
sene a a EA T 
an RAA de on 
ar > E Tru T s 
E 
a 7, ar ketr "a ir 
- erh i 
. u Fun Br IV y 
ea Sn b s Ai u A 
a aTa’ at t a 
., Sn en 
ei EUER p) R 
. SESO wi 
ur Se `! R 
P ker 
ze 


g 
- 


' Pe x 
` RE un En "i Vei 
EEE ENUA U. AÇ I FE TALR J EA, 
TUT N EEE 
VER 
rn 
men 
5 i 
aian nn re m en 


IST DT aN g a: 
a ee T 


a a 
—— sen 


Pi x en 
t PER ER 


STR 


DEP 


ib 

Ei T u In F) 
ee i EEE 
% ER “ =) t Iy 52 
`“ f 2 ANC un 
; Sn y 7 t = h di 
Een te To AS A Er 

i Kyo qA LA 
F ee CRE E o 
ogena R G 
ie 

i a I IR t BR 
a Ha i 

hr T 3 4. 
TEES. Ka i} U 

nd R F: ! 

y y Bo a) 

A | ! si 
: A 

ud; 


en ; 

N | 
. Mm: 
g IN 


r 


y 
Saar 


v 
= 
— 
5: urn - i u d 
a 


Ps r ` 
BT AE r ? ` 
1 An 2 ren a d a 
- ven ee Me denei CLR. eag 
a HE A IS a E S p 
mie, -i 
ET 


- 
Aa 
KOR 


er 
md A 


ego nmp - x 
AENOR I 


na 


m... “ $ 
i 
rA 
PREE RIA ae ro 


1010 


erfolgte, schlossen sich schwere Erkrankungen der inneren Organe 
an; auch hier stand im “Vordergrunde des Krankheitsbildes die 
Hyperämie, häufig mit ganz auffälligen Gefäßerweiterungen, und 
die hämorrhagische Entzündung. Bildung von Pleuritis, Peri- 
karditis, Pneumonie, zuweilen mit ausgesprochen hämorrhagi- 
schem Charakter, oder Peritonitis pflesten den Tod der Tiere 
herbeizuführen. 
stand die Peritonitis sofort und der Tod trat so schnell ein, daß 
von dieser Art der Infektion sehr bald Abstand genommen wurde. 
In den gebildeten Exsudaten war der Krankheitserreger in un- 
geheuren Mengen zu finden. Um überhaupt zu erreichen, daß die 
Tiere nicht in kürzester Zeit zugrunde gingen, daß vielmehr die 
Infektion einen langsameren Verlauf nahm und etwaige Organ- 
erkrankungen zur Ausbildung und Beobachtung kommen konnten, 
mußte mit den Impfdosen heruntergegangen werden, bis millionen- 


fache Verdünnungen von Bacillenaufschwemmungen zur Verwen- 
dung kamen. 


Das ganze Bild der Pathogenität entspricht also fast vollkommen 
demjenigen, das Kitt) von der Geflügelcholera entwirft, wenn er 
sagt, daß die tödliche Infektion schon möglich ist durch bloßen 
Kontakt des Virus mit den Schleimhäuten und der äußeren Haut, daß 
zur subeutanen Impfung winzige Mengen genügen, z. B. der millionste 
Teil eines Kubikzentimeters Bouillonkultur, daß das Unterhautzell- 
gewebe an’der Stelle der Einspritzung eine sulzig-verquollene Be- 
schaffenheit, zuweilen auch eine gelbe fibrinöse Exsudatplatte zeigt, 
und daß oft Perikarditis, Hämorrhagien auf dem Herzen, serös-hämor- 
rhagische und fibrinöse Pneumonie und Pleuritis sowie hämorrhagische 
Gastroenteritis zur Entwicklung kommen. In gleichem Sinne bewegen 
sich die Ausführungen von Hutyra über die entsprechenden Seuchen 
der Säugetiere. Bei der experimentellen Infektion mit deren Erregern 
durch die Haut beobachtet man nach seinen Angaben Durchtränkung 
der Weichteile mit seröser Flüssigkeit und Durchsetzung mit kleinen 
Blutungen, bei größeren Tieren entzündliches Ödem, eventl. eitrige 
Entzündung. Im übrigen hebt er hervor, daß sich bei jedem In- 
fektionsmodus eine besondere Affinität der Bacillen 
für die serösen Häute mit Einschluß der Synovialhäute der 
Gelenke sowie für das Lungengewebe zeigt. Daher kommt 
es zur Entstehung von fibrinöser, serofibrinöser bis eitriger Pleuritis 
und Perikarditis, bisweilen auch Peritonitis; in den Lungen finden sich 
„kleine dunkelbraunrote hepatisierte Herde eingestreut, in anderen 
Fällen zeigen sie das Bild einer akuten, croupösen oder hämorrhagisch- 
croupösen Entzündung“, die bei längerer Dauer mit der Bildung 
nekrotischer Herde einhergeht. 

Wenn die angeführten weitgehenden Analogien schon hin- 
reichend beweisen, daß unser Bacillus, den ich im folgenden kurz 
„Stamm 123°“ nennen will, in die Gruppe der septikämischen 
Seuchenerreger gehört, so waren in dieser Hinsicht von ganz 
besonderem Interesse die Vergleiche, die schließlich noch 
mit einem Hühnercholerastamm angestellt wurden. 
Die Übereinstimmung war eine fast vollkommene, namentlich auch 
im Tierversuche. Der Hühnercholerastamm zeigte zwar eine etwas 
geringere Virulenz, aber die pathologisch-anatomischen Erschei- 
nungen waren bei beiden Stämmen die gleichen; ja, die Überein- 
stimmung ging, um dies vorwegzunehmen, sogar so weit, daß 
ein gegen den Stamm 123 gerichtetes Immunserum in gleicher 
Weise gegen Hühnercholera wie gegen den homologen Bacillus 
wirksam war, wie weiter unten erörtert ist. Wir haben also hier 
mit Sicherheit eine Mikrobe aus der Gruppe der Erreger der 
hämorrhagischen Septikämie vor uns. 

Es fragt sich nun, ob im vorliegenden Falle der gefundene 
Bacillus eine Rolle als Krankheitserreger gespielt hat. Diese 
Frage ist nicht mit Sicherheit zu bejahen, die Wahrscheinlichkeit 
dafür ist aber groß, denn abgesehen von der Tatsache, daß er 
während des lang dauernden fieberhaften Krankheitszustandes bei 
zwei, zehn Tage auseinanderliegenden Punktionen beidemal über- 
einstimmend gefunden wurde, und zwar als alleiniger Keim in 
Reinkultur, so spricht vor allem der positive Ausfall der sero- 
logischen Prüfung für seine Rolle als Krankheitserreger: 
Der Bacillus wurde durch das Blutserum des Kranken, und au s- 
schließlich durch dieses, nicht aber durch mehrere andere 
Kontrollsera, agglutiniert. Die Agglutination war deutlich bis zur 
Serumverdünnung 1:200 und wurde dreimal festgestellt, zweimal 
im zweiten Krankheitsmonat und eim drittes Mal, bevor der 
Kranke entlassen wurde, zirka drei Monate nach Krankheits- 
beginn. Auch der Komplementbindungsversuch, welcher gleich- 
zeitig mit der Agglutination zweimal vorgenommen wurde, fiel 
allein für das Krankenserum positiv aus und stimmte somit völlig 


D) Th. Kitt, Abhandlung über Geflügelcholera im Handbuch 


von Kolle-Wassermann, 2. Aufl. Bd. VI. 


Bei intraperitonealer Impfung ent- | 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 


Tal it „7, * 
o Ah e etw) 
Pa > sa e 
a a NEA new: 


a 
Ye. ni“ 


pu r 
> 
pi 


= = . ` r 7] or ie 
T 5 ve VERA E 
N Í 2 PR er A y ' 
5, Oktober, 
' à ` è À m 
= Ear Zu vr 


Di 


\ 


mit dem Ergebnisse der Agglutination überein. Ein Teil des zur 
Verfügung stehenden Krankenserums wurde schließlich dazu ver 


wendet, festzustellen, ob sich eine schützende Wirkung desselben 


bei experimenteller Infektion nachweisen lasse. 


Auch den Aus- 


fall dieses Versuchs wird man wahrscheinlich in positivem Sinne 
deuten können, obwohl das Tier schließlich der Infektion erlegen 
ist; der Verlauf derselben war aber so verzögert und so auffallend ` 
abweichend von allem bisher Beobachteten, daß man wohl zu der 
Annahme berechtigt ist, eine größere Serumdosis würde deutlich 


schützend gewirkt haben. 


knapp 1 ccm Serum des inzwischen entlassenen Kranken zur Ver 


fügung.) 


Im Anschluß an diese serologische Prüfung des Kranken 


serums wurde noch die künstlichelmmunisierungvon 
Tieren versucht, welche gut gelang. Zwei Kaninchen,‘ t 
steigenden Mengen abgetöteter Bacillen behandelt worden waren, 7 
lieferten ein Serum, durch welches der Bacillus in der gleichen ~ 
Weise agglutiniert wurde, wie durch das Krankenserum und wel 
ches eine deutliche Schutzwirkung gegen die künstliche Infektion 
zeigte. Die Schutzwirkung ließ sich sowohl bei prophylaktischer = 
Einspritzung, feststellen, wie auch in einem Falle, wo die An 
wendung erst erfolgte, nachdem die Krankheitserscheinungen be 
reits voll ausgebildet waren, das heißt Fieber, ausgedehntes In 
filtrat und Gewichtsabnahme bestanden. Bei den Versuchen wur 
den stets Kontrolltiere herangezogen, denen an Stelle des Immun 
serums die gleiche Menge Normal-Kaninchenserum eingespritzt‘ 
wurde; sie erlagen in der gewöhnlichen Weise der Infektion. Wie 
das Serum der beiden immunisierten Kaninchen bei Meerschwein- 
chen passive Immunität zu erzeugen imstande war, so wurde auch 
bei den Kaninchen selbst die aktive Immunität festgestellt 
indem sie zirka einen Monat nach Abschluß ihrer Immunisierung 
mit einer vielfach tödlichen Dosis geimpft wurden, die sie ohne” 


die mi 


Schaden vertrugen, während Kontrolltiere innerhalb 24 Stunden 
erlagen. | 
Von besonderem Interesse war der bereits erwähnte Ver 
gleich des Stammes 123 mit einem Hühnercholerastamme. Dieser 
wurde durch das Immunserum, welches gegen den Bacillus 128° 
gerichtet war, eher noch deutlicher agglutiniert wie der homologe 
Stamm selbst, und auch die Schutzwirkung des Serums erstreckte 
sich auf den Hühnercholerastamm, sodaß man im Einklang mit 
dem auch sonst festgestellten gleichartigen Verhalten beider Bak- 
terienstämme nach der serologischen Übereinstimmung den Ein 
druck gewann, daß sie identisch seien. Nachforschungen, ob m 
der Umgebung des Kranken vielleicht Erkrankungen von Tieren 
an Geflügelcholera beobachtet seien, hatten übrigens ein nega- 
tives Ergebnis. eean 
Da der in Frage stehende Bacillus auch eine gewisse Ahn 
lichkeit mit dem Pestbacillus zeigte, wurde noch der Versuch ge 


macht, ob eine mit Pestvaccine vorbehandelte Maus irgendwelchen 


Schutz gegen die Infektion mit dem Bacillus 123 erworben habe. 
Sie erlag jedoch in der gewöhnlichen Weise in kürzester Zeit 
nach erfolgter Impfung. r 
Erwähnt sei endlich noch, daß sich Toxinbildung in klemen 
Mengen Bouillon bei einem Alter der Kulturen von acht bis vien 
zehn Tagen nicht feststellen ließ. Diese Frage ist aber noch 
nicht genügend verfolgt. | 
Soviel über die Eigenschaften des gefundenen Bacillus; an 
welchem im übrigen der Umstand ein besonderes Interesse dar- 
bietet, daß er bei einem Influenzakranken angetrollen 
wurde. Irgendein bestimmter Zusammenhang zwischen ‚diesem 
Befund und der Influenzaerkrankung läßt sich freilich nicht er- 
weisen; jedenfalls kann man auf eine ätiologische Bedeutung ‚des 
Bacillus im Hinblick auf seine Eigenschaften und seinen ganz 
vereinzelt dastehenden Nachweis nicht schließen. RN 
Zum Schluß ist noch zu bemerken, daß der von Mir ir 5 
gefundene, in dieser Arbeit behandelte Bacillus bereits vor Š 
naten durch den französischen Leiter des Straßburger DRA y 
Dr. Debr&6t) (Kinderarzt), in der französischen Literatur un 
beschrieben worden ist, während meine Veröffentlichung p> i 
die politischen Verhältnisse ein starke Verzögerung erfahren a 


1) Une bactérie voisine des pasteurelloses, pathogène pour 


Phomme, par monsieur Robert Debré. Compt. rend. des 
de la Société de Biologie 1919, Nr. 6. 


Sancos 


(> 
MIA Google 
EE. 


(Es stand für den Versuch nur noch 


-. 


v a 


neuen Ideen Umschau zu halten. Ich 
“bei -einem Hämophiliker. durch direkte arterio-venöse‘ Blutüber- - 

.  tragüng von ‚Mensch zu Mensch Heilung erzielt, den Fall nur kurz 
-,.. In einer Zeitschrift!) mitgeteilt. Die Art des Vorgehens und einige 


A or \ 


> ne OR 
u . ae, Li 2 
zes ee GER... 3600 Fop rn aE.. a 
. 2 AS ~. Li = r i i a t: ji ~ + 
Bl TE went i Een . rn DT en I FR. - 
= > : i ya be x F $; - 
in a —n ® = ` tele v . Kr Peer s .n A . `X - A ® dt „> 
. oY CA . Fr wa PS # 5 E 
x , y Ea nN fa ' Pr . En 7s re sinjor kia 
E N K `~“ k ‘ j a . A . = Toy ea a z Ew E I 
ER es; I a : 4 i en 
“ / z N br ' ee eml .. è 
z NEA N ‚ : si ee 3 
N 5 w zn -> ji PARI: y 5 dee lan 5 z M x x E ER i z t 
et < RSE ze Ji P . T ; SN : X ES - er Fo CRAS ; og : x w g EO SA ua caT ; SA Sur SEE Zu 
A SR z sie i ; a ae RR ee . ie; E $ De Are! 
i y “ = y s g P F i ` = i z x ‘ 
~- 5. Oktober.. | 1919 —. MEDIZINISCHE: KLINIK — Nr, 40. ae 
zen ST nee, we $ 3 BR 5 ; r h - -r"a E E ENAS = g OREIN TE Eoy dj < ~P Kaaro e Sr ae i 
i =. . Fbs g - RE nt wa = 7 * a a . 4 a a ser. - - - y -s ei t s B - 
u ` 


- Aus ‘der Chirurgischen 
a sn -Forbach i. Lothr. ie 
Die arterio-venöse Blutübertragung bei ` 

ee N  Hämophilikern. > .. 


"Dr. Oscar Orth, Heidelberg, früher Forbach i. Lothr. 


r Aus dem Heer von therapeutischen Vorschlägen bei hämo- 
oft unzureichende Erfolg der an-. 
nahe, immer wieder nach: | 


philen Blutungen läßt sich der 


 gewandten Mittel folgern. -So liegt es. 


habe nun im vorigen Jahre 


Einzelheiten dürften nicht ohne weiteres Interesse sein, weswegen ich 


von mir nach. einer anderswo ausgeführten Zahnextraäktion wegen 


m ‘schwerer Blutung im Krankenhause mit Gelatine erfolgreich behandelt. 
„Er selbst stürzte als Soldat 


‚mit dem Räde auf das rechte Knie: -es 
entstand ein Hämarthros, der 


Schaffen, weswegen ich dieselben mit einer kleinen Ineision entfernte. 
Trotz Kompressionsverbände, aller bekannten Mittel blutete.er. weiter; 
die große. Ansammlung von Blut im Oberschenkel führte, zum Drück 
‘ auf Arteria femoralis und zu Circulationsstörungen. Hierauf werden 
wir noch näher eingehen. .Da der Patient immer mehr verfiel, dachte- 


X 


ich an eine direkte ` Blutübertragung und veranlaßte einen kräftigen 


Soldaten, Spender zu werden. . Operation (Dr. Orth), :Freilegung der 
Arteria radialis des Spenders auf eine Länge von zirkaı10 bis 15 cm. 


t 


E  Herauspräparieren derselben ohne Berührung. Periphere Ligatur am 


Handgelenk. Einschieben der blutenden Arterie in die vorher frei- | 


. gelegte Vena mediana des Empfängers. Zeit des Einlaufens etwa- 
‚10 Sekunden. Puls stets deutlich, keine rückläufige Welle. ‚Keine 
Atemstörungen und Herzbeschwerden des Empfängers. - Schließlich 

' eentrale’Ligatur und Wundverschluß. a | 

. Der Erfolg: entsprach der Erwartung. Die 


‘der Patient nach sonstigen Komplikationen, auf -die ich nicht ein- 


- geber möchte — 


symptom” 


~: Adynamie“ ‘um eine Erkrankung der Capillaren der 
~- Glomeruli handelt, 


 Snteriebaeillen noch Erreger aus der Typhusgruppe nachweisen. 


die Einzelheiten sind nicht sehr wichtig. — geheilt. 


m 


9 2 f » 


>. Sammelreferate. 


-Neuere klinische “und experimentelle Arbeiten aus dem Gebiete 
0.0... ,der inneren Medizin. | u 
| . „Von F. Bruck, Berlin- Schöneberg. 


ee Harnapparat. at 
‚Von der Gruppe der Fälle, die bis jetzt als Ödemkrank- 
-heit usw. beschrieben worden sind, muß man nach Fränke (Í) 
einen Teil ausschließen, bei dem die Ursache des Krankheitgbildes 
eine atypische Nierene rkrankung mit.dem Haupt- 
‚der -funktionellen sekretorischen Nierenadynamie ‚bildet, 
Da es sich bei dieser „akuten funktionellen Nieren- 


so. nähern sich diese Fälle der Gruppe. 
der entzündlichen Prozesse der Nieren tro tz Feh- 
-Sns yon Eiweiß und Cylindern. im Urin. Daher sind sie der 
»Nephritis analbuminurica-acuta“ zuzurechnen. : 
~> „Reitler und Kolischer (2) besprechen eingehender 
eine Form:der Pyelitis , die charakterisiert war durch eine im 
Vordergrund stehende Darmerkrankung, verbunden mit; 
weniger. markanten subjektiven und objektiven Symptomen des 
Hafnapparates, ‘In den Stühlen ließen sich aber weder. Dys- 


Dagegen fanden sich stets in der diarrhoischen Entleerung — öfter 
Massenhaft — körperfremde Zellen, die in ihrer Gesamtheit den 
ntwicklungsgang eines Protozoons aus der Familie der’ Masti- - 
S0phoren darstellen. Diese Gebilde werden auch im Harnsediment 
und w den Stühlen der typisch verlaufenden Fälle der Proto- 
2060P elitis gefunden. | Penn 

-7 .)) Allgemeine medizinische ‚Centralzeitung. 


©? 


Abteilung des Städtischen Krankenhauses |- 


„| die, spendende Arterie eine -gut entwickelte, sein, dart bei der. :: u... 


E i 
. = < * 
. > : ` . 
adi ` S 3 u $ 2 = 
FR . 5 `~ sy 
D AeA : f V; . i a 3 ; 5 ` 
' i on | j 


hier.nochmals-aut ihn zurückkomme. Zunächst die Krankengeschichte, ` 
~ -Patient stammt aus einer Bluterfamilie. Sein ' Bruder wurde 


ıd elr sich . stetig vergrößerte und seine Auf-, 
nahme ins -Krankenhaus notwendig machte. ` Eine ; wegen ‚großer |: 
Schmerzen vorgenommene Punktion konnte die Gerinnsel nicht heraus- - 


Blutung stand, 


Rediglert von Oberarzt Dr. Walter Wollt, "Berlin. ; 


Yurh inieip I 
bei Aneurysmen auf das Konto der mechanischen Kompression det > d 
| Arterie und Vena`femoralis zu setzen wäre. Diesbezügliche Beob- . s.) bes i 
‚achtungen sind in der Literatur bekannt. > 005o 0o T aE ETHE A: 
„ Bei der unsicheren Genese der Hämophilie beansprucht die: We a 
‚ selbe: viele. Hilfsmittel zur Heilung, und so sei auch die direkte. ° ... iM 
‚arterio-venöse Übertragung denselben zugeteilt, Be a a Fu Hp 3 
‚Reieratenteil: er ee ii 
ne i en E 

| __ Beiträge zur: nichtnephritischen Albuminurie | i 1 


| allelismu's zwischen der Ausscheidung von Eiweiß. und der nn ODO BRRR 
Harnacidität. Ein gleicher Parallelismus besteht zwischen ` ` et 
‚Cylinderausscheidung und Härnacidität, während die > =., as 
Ausscheidung von roten Blutkörperchen mit ‚zunehmender Säue- - ° "4 
rung des Urins eher abnimmt. Durch 10 bis 30 g Natr. bicarb. 288 
werden. die während des Marsches stark zunehmenden Säure- ET 
mengen des Urins abgestumpft, also die Albuminurie und Cylin- BR 


- Funktionsprobeh gar nicht auf die Nieren zielen, Es gibt „Nieren- _ 


` Funktionsprüfungen. Dazu kommt noch eine in Ihrer Größe schwer 


- Visite). ` 


‚bei Minimalläsionen der Nieren erheben, 


im Urin gefunden werden.. 


Ben 
‚... Es würde also hier eine’ direkte Übertragung. bei'Hämophilie © ni. 


1 
"gemacht. Die Operationstechnik: ist. eine, subtile,.-und 'ist:nach: > 0005 J 
| 


| dem, Vorschlage Sauerbrüchs ausgeführt. . Vor. allem: muß "> | 


x En 
Bee en in ame 


TU TAT Ten oe 


la 


‚Operation kaum berührt werden, um. vorzeitige. Gerinnungen zu... =. i 
verhüten. Denn. darin liegt -ein für ‚das.:Gelingen schädigender > .- ee 


der Einwirkung noch vage: Theorien bestehen, so dürfen wir die- > "o5 


a aak 5 

‚anderen: Mittel nicht beiseitestellen. Die verschiedenen Modif- = .. +o. zi ff 

kationen der Serumübertragung hat Waltherin. ein er Arbeit o fh 
` beschrieben und sei auf dieselbe hier verwiesen, > © S50 o, o a 


. Eine direkte Übertragung in meinem Sinne ist wohl noch nicht.. \ 


= x an = kaz f 
k ~ zi - nee y` y: 
we 2 k .. A ES Bi . 
g ` .. Be er 
basana- tarr Qu ns an mÁ IED T, 
wre Far Be 
13 W ARAY 3 eiiie AR, . 
Tut aa a ES ra a 
De FERNE FE OE a a ai 


noch nachher. Ich stimme deshalb .S chloßmann bei, der 

anaphylaktische Störungen beim -Menschenplütserum ausschließen  .: 
will; im Gegensatz dazu steht Walther.‘ Auf die anaphylak- == .:\ :. 
tischen Schädigungen der Sera habe ich nie so große Bedeutung ge. 7, 
legt; in diesem Falle Stellung zu nehmen, scheint mir der einzelne `- 
Fall. nicht genügend. ie u 5 IAT k A 


. - Interessant war weiter in unserem Falle die:ausgedehnte ` ac a 
Circulationsstörung am Unterschenkel, die analog den Erfahrungen: ` 


I 
we Nee 
De a 
ae 
= iek 


F 


EITHER; 


San 
AS, 


Er 


-d A a 


ch aA 


-——n: 


a i. 
d ‘al 
=> E 

Cas -. - $ j . o 
ET EPA ET a: ae en 
FRE ee een 
S > A EEE 

3 Be FRE ER PIUS ee 


(Marsch-, Schwimmalbu minurie) liefern Bornstein ER 
und Lippmann (8): Bei der durch körperliche Anstrengungen —— ` En 
hervorgerufenen Albuminurie besteht ein weitgehender Pare u 


r D 
APNE TTA 


e ' ; 
dea tiaa ANA KLARE PET 


nn 


ve 
BO 2 
sn a es 
ITALIEN re an 


TEE TE ZU ET IT 


m , Eirg - ER 
ER EEEE IE STE SIE, Ea EPET 


drürie hintangehalten, Der Blutdruck sinkt‘ meist bei starken `- eo 
Arbeitsleistüungen. Die durch Marschieren, Schwimmen hervor- ` e 
gerufene Albuminurie (Gehalbuminurie) ist von der durch tehen , C 


Er 


- : ae .- 
Marg es E 
T I men rg, 


erzeugten zu trennen. . a a 
Über einige Fehlerquellen bei: Untersuchungen von: >e so if 
Nieren- wnd Stoffwechselkran ken þerichtet Lip- wel 
schitz (4). Aufgeworfen wird die Frage, inwieweit. die Technik `> <., Eo 
der Nierenfunktionsprüfungen für Diagnose und Therapie ver- CoA E 
wertbare Resultate zeitigt und ob abnormer Ausfall’ der- Funk- . . 5f 


tionsprüfungen auf pathologische Nieren deutet, oder ob etwa die Eu “ = ; E 


um I TI e r ere 


-wi 
K en ee i e N a S 
CEE S SNETT ES O y .'e 
f 


“a 
e 


WERTE A AETAT 


2 ma à. 
ir ui Prai 
WPO TIER 
- 7. ur? ni >, Ben re > . 
Be rd Tuer ln 


gesunde“, bei denen nichts pathologisch ist, als das Ergebnis der 


abzuschätzende Fehlerquelle, nämlich der Einfluß psychischer Ba 
Vorgänge auf die Nierensekretion -(z. B. unerwartete ärztliche `." SE 


Nm PE ns ba 
i Se un: Br er Pu 
u EEE NE NER zu, 


'Erythrocytenbefundeim Urin konnte Strauß (5). . 
dauerndem intensiven Zentrifugieren und bei- genauer Durch- 
suchung des mikroskopischen Präparates körinen, häufiger, áls es bis- 
iher bekannt war, vereinzelte Erythrocyten und -Erythroeytenschatten 
Aber zum Erscheinen weniger Erythro- 


u a 


= 
RE ER 
VRIR 


Er 
mae. 


Pe 
AU 


_ = 
Iebes a INT 
mar. ` 


EEA E 


TE, 
N Po wa 


ec re S 
Eng nun 
FR EN 2 è 


Merkit 
E 


` 
BR -t 
L 
v f | 
1, a 
i i RBE) 
art DR En yes 
8% ` 
. ni” 
Sn ON ty K t Fii 
m f {o 
ips 8. 
u N A 
2 ni u g 
Br Ya i 
` e » a 
= e MG 7 
r aF 1 x 
4 i 4 ta! 
Pr . En TR 
i `n => E ii 
» r 4 ai 


Faktor. Das Einführen der. Arterie muß glatt vor 'sich gehen; _ | be į 

das Venenvolumen. muß klaffend gehalten werden; . , Die Arterie- Ton e ne 
‚darf nicht anstoßen. -Es sind dies Technizismen, die erleint werden - >= Be 
- müssen, um den Erfolg. zu sichern. .. | Bee ee ee ari 13 
„Yon den bei Hämophilie vorgeschlagenen therapeutischen ° BER a: 
Maßnahmen dürfte die Übertragung von Serum, wöhl physiologisch a tal Be: 
‚gedacht, den meisten Nutzen haben.‘ Da aber über. das: „Wie“. BE 2 E 


EI 27 


er 
Teler 


versucht worden. Wird die Sėrumübertragung, an deren Nutzen > En Sat 
‚nach der Arbeit Walthers nicht zu zweifeln ist, gemacht, dann’ <- .:2..4.: Ai + 
‚ist ein Vorteil der. direkten Entnahme, daß. das übertragene Blut  .  ..... kS Erst 
frisch ist und die gewünschten gerinnungshemmenden: Stoffe. ..-.....":.: 6 a 5 
unversehrt enthält.. Darum sehe ich in. der direkten arterio: . . .. ER 
venösen Übertragung einen Fortschritt. Nachteile habe ich nicht Ep 
eintreten sehen, ‘weder bei der ‘Übertragung des Blutes selbst; > > Fe N 


P 
© 


a 
Primärherd' war eine Vulvovaginitis gonorrhoica, die zu zahlreichen 
sekundären Metastasen führte, nämlich zu diffuser Peritonitis, die 
die Laparotomie erforderte, Pneumonie, Pertussis, beiderseitiger 
Otitis media, Arthritis, Stomatitis uleero-membranosa und einem 
zu wiederholten Malen auftretenden, teils maculopapulösen, teils 
erythematösen scharlachähnlichen, teils hyperkeratotischen Ex- 
anthem. Nach kurzem eitrigen Ausfluß aus der Vagina zu Beginn 
der Krankheit sistierte der Ausfluß vollständig. Erst mit dem ~ 
Auftreten des scharlachähnlichen Exanthems zeigte sich neuen 
gelbeitriger Ausfluß aus der -Vagina und sicherer Gonokokken- i 
nachweis im Sekret. Die Blutaussaat ergab eine Reinkultur 


D f 
DA 
Br 
Ú 


1012 


- dp 
[a ve 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. A 


cyten im Urin sind keine ausgedehnten Nierenveränderungen not- 
wendig, sondern schon ein ganz minimaler circumscripter anato- 
mischer Defekt im Sinne einer erhöhten Durchlässigkeit genügt, 
falls sonst die Bedingungen zum Durchtritt von Erythrocyten aus 
der Gefäßbahn günstig sind. (Dagegen waren Eiweiß und Cy- 
linder seltener nachzuweisen.) A priori sind solche „Minimal- 
läsionen“ bei sehr vielen Menschen zu erwarten, wenn man er- 
wägt, wie häufig Gefäßveränderungen besonders nach dem 
40. Lebensjahre und wie zahlreich bei jüngeren Personen die Ur- 
sachen zu geringfügigen Entzündungsprozessen an den Nieren 
sind. Sehr viele Menschen haben an ihren Nieren einen vulne- 


rablen Punkt („Blutungsbereitschaft“), der erst dann manifest | von Gonokokken, ebenso ließen sich kulturell und mikroskopise) jà 
wird, wenn noch ein besonderer, die Blutung auslösender Faktor | Gonokokken in dem Sekret der Bauchfistel (nach der Laparotomie 


hinzukommt (lang dauerndes Stehen, Marschieren oder dergleichen). | dem Ohreiter und den eitrigen Auflagerungen der Stomatitis nach: 
Die Nierenentzündungen im Feldlazarett | weisen En - 


> à : in dr x 
B- units BP TR n 3 
Wale u Ge = er S 3 


J u D a N D p Wyt uS PE i n ek kī 
ner AEE TER: A Ne a T Bar) 
3 Dy N S dii i v‘ Wr ` r IN, S 4 WET N 
-r EP + so p af u - la 
> > 


ne 
r. wA He ge F T mera > N 


erörtert Hamsen (6). Zur Klärung mancher Fragen sind gerade Erkrankungen endokriner Drüsen, A ur f 
die in den Feldlazaretten gemachten Beobachtungen besonders Froboese- hiele und Tresen (d2) DEn 
wichtig, da hier die Nierenentzündungen zuerst in stationäre Be- Ra 


ar r ; über einen Fall von schwerer Myasthenia gravis pseudo- 
handiunggkommen IE ER En as RE en BE paralytica auf konstitutionell-asthenischer Grundlage miteiner 
sprochen wird zunächst die Atlologie. une Angina fand Sich | in Stoffwechselstörungen zum Ausdruck kommenden Blutdrüsen- 
keineswegs so häufig, wie von anderer Seite angenommen wurde. | erkrankung. Die Störungen des Stoffwechsels bestanden im 
Auch die Ernährung kam ursächlich nicht in Betracht. Ebenso- | wesentlichen in der Unfähigkeit, Glykogen zu bilden und me 
NE Impfungen gegen Cholera und Typhus. Das gleiche gilt für zustapeln, das heißt in einer Le berzellschädi gung, Denn 
körperliche Anstrengung (dabei ist es leicht möglich, daß eine | Jie Leber ist der Glykogenspeicher für den Muskel, und wenn der 
bereits in ihrer Widerstandskraft irgendwie geschwächte Niere auf | Muskel an Glykogen verarmt, so schöpft er seine ek ik 
Überanstrengung mit einer Entzündung reagiert). Dagegen kehren | Leber, "Infolge des starken Glykogenmangels kommt es nun zu 
die Angaben über Kälte und Nässe fast in Allen Anamnesen | „unormer Ermüdbarkeit und Erschöpfbarkeit der Muskulatur. Da” 
wieder. In einigen Fällen war ein ursächlicher Zusammenhang | keine Kohlehydrate vorhanden sind, aus denen Zucker ins Blut 
zwischen diesen Faktoren und einer Nephritis sehr deutlich. Ein- ausgeschwemmt werden könnte ist der Blutzuckergehalt im 
geliender erörtert werden Fe me Bild der Nierenent- | „ichternen Zustand niedrig. Die Unfähigkeit Glykogen aufzubauen 
zündung und die Therapie. Hierbei wird betont, daß man in | „eruhte in dem mitgeteilten Fall vermutlich auf einer durch Hypo 
wirklich schweren Fällen mit der Bettruhe allein nicht zum Ziele | funktion des chromaffinen Systems verursachten Adrenalin: 
komme und daß gerade für diese Fälle, zumal bei drohender Herz- | „ch w äch e und einer dadurch hervorgerufenen Überfunktion 
schwäche die Karell-Kur (z. B. viermal 200 g Milch) zu emp- | der Pankreassekretion 
fehlen sei. Von der Darreichung von Diuretieis wurde grundsätz- Seltene Formen der plu Mr elandulärene ndokrinen 
lienka pstandisenommen: Insuffizienz beschreibt Curschmann (13). Bei einer 
Circulationsapparat, 25 jährigen Frau bestand eine Xanthosis, das heibt em 
Über seine plethysmographischen Untersuchun- citronen- bis ockerfarbene Hautverfärbung an Gesicht, Händen 

en macht Dünner (7) Mitteilungen, Er berichtet über tech- | und Füßen (Skleren und Schleimhaut dagegen völlig frei, im Unn 
2 ische Verbesserungen (Abschlußring am Plethysmo- nie Gallenfarbstoff, nie Zucker), ferner Verlängerung und Fom- 
Eranhen, Bu bei der Untersuchung im Liegen, a ER: ice ee a, N 
Atmungskapsel ohne Gummi). 5 ; 

= De Ce mtina paile nach Jürgensen (8) nicht | 27 jähriger Mann — bestand ein familiärer Ikterus und 
immer ein echter Puls der Capillaren, sondern der fortgeleitete | unter anderem ein nahezu totaler Verlust des Kopfhaares unter 
Puls der kleinsten Arterien. Hierüber gibt die Mikrocapillar- nn En des Bartwuchses und der ee: 
beobachtung (mikroskopische Beobachtung der Capillaren) | Der dritte Fall betraf einen 56 Jahre alten Mann, beit A 
sichere Auskunft. Finden sich niedere minimale Blutdruck- | nach. einer Influenza entwickelten: Abmagerung, allgemein i 
werte, so spricht das für den centralen Ursprung des Capillar- | P 5: lle Ödeme bei Trockenheit und nein © en 
pulses und Intaktheit der peripheren Kreislaufabschnitte (reine (ohne Herz- und Nierenerkrankung), Pigmentation der Ba "live 
Fr ON Aorteninsuffizienz). Bei hohen minimalen Druckwerten ist aber | Starke Diarrhöen mit allen Kennzeichen des Fettstuhls, ve 
E O mit krankhaften Veränderungen der Peripherie zu rechnen. | Impotenz mit zunehmender Verkleinerung der Genitalien (beson F 
Eo Die mikroskopische Untersuchung der Fingercapillaren ergibt bei | Penis), Verlust der Bart- und Körperhaare, Ausfallen des Kopi- 

ala © RER a ee Pa ee u ee N a Es Ds bieri En 
ristische Capillarbilder. In einigen Fällen konnte in fort- z, Nebenniereninsuifizienz us 
laufender Beobachtung die Wirkung therapeutischer Maßnahmen | Pankreasfunktion vorliegen, wobei die Ödeme höchstwahrscheinlich 


(Quecksilber, Salvarsan, Jod, Diuretin) direkt unter dem Mikro- | als hypothyreogen aufzufassen sind. 
skop verfolgt werden. 


Erkrankungen der Milz y 
Infektionskrankheiten. Über zwei Fälle von familiärem (congenitale n) na 
Über den diagnostischen Wert des Blutbildes | molytischen acholurischen Ikterus obne typische 
bei Pocken berichtet Hallenberger (9). Das Blutpocken- | Veränderung des Blutes berichtet Holland (iA) Beidemal fand 
bild läßt in den ersten Krankheitstagen jede Regelmäßigkeit ver- | sich ein Milztumor. Daher war bei dem Fehlen des cha- 
missen und ist daher diagnostisch nicht verwertbar. Dagegen dürfte der | rakteristischen Blutbefundes in der Milz das primär erktans® 
Grad der Verschiebung nach links im System der neutrophilen | Organ zu sehen. Der Stuhl war nicht acholisch, also nicht ent- 
Granulocyten schon im Exanthemstadium einen ziemlich sicheren | färbt. Dagegen war der Urin frei von Gallenfarbstoten: Aut 
Rückschluß auf die Schwere des Krankheitsbildes zulassen und | bestand weder Hautjucken noch Bradykardie. 
somit einen gewissen Wert für die Prognose haben. | Die Benennung „thrombolytische Purpura setzt 
Einen Fall von Sepsis lenta (schleichend verlaufende | Kaznelson (15) an die Stelle der essentiellen Thrombopenl. 
Sepsis) teilt Brunnschweiler (10) mit. Als Erreger wurde | Es handelt sich dabei um die ganz enorm verringerte Zahl der 
ein Streptokokkus nachgewiesen mit einigen Eigentümlichkeiten in | Blutplättchen (Thromboeyten). . Je weniger Blutplättchen, d 
morphologischer und biologischer Hinsicht, Er zeichnete sich aus | länger unter gleichen sonstigen Bedingungen die Blutungszeit (U 
durch kreideweiße Farbe seiner Kolonien auf der Oberfläche des | ist die Zeit, die vergeht, bis eine darch einen kleinen Eins 
Blutagars, durch Ausbleiben des Wachstums auf Agar und in | verursachte Blutung spontan zum Stehen kommt), und daher desto 
Bouillon. bei aerober Züchtung, durch gutes Wachstum dagegen | größere Tendenz zu starker Blutung auch bei kleiner Läsion eines 
im Agarstich und in Bouillon unter Sauerstoffabschluß. Gefäßes. Davon zu unterscheiden sind die echten hämophiten 
sii Sutte A Kerze! einen al TONE onorrhoischer | Blutungen, die auf einer Störung des Gerinnungschemismus(mal 
Allgemeinintektion bei einem 272 jährigen Mädchen. Der | oder fehlerhafte Thrombozymabgabe der Gefäßendothelien) be- 


a >) l > i 
i m ( 
)IQIIzeaA DV IN 


di 


er 
p > 4 
FE.. 


w 


HERE BERSENHERTF GERICHT TER ER pe . ee 
ee a ee. 2 Me ae er a j Sise Be 
5e B. Oktober, _  ____- 1919 — MEDIZINISCHER KLINIK — Nr.40, ‚3008 . 
- 4 "ruhen. Xußerlich aber lassen sich beide Arten von Buntungen . Digitaliägeben gibt e es nicht; Pneümonien,, selbst solche schweren: - Fe 
nieht unterscheiden. Bei der thrombolytischen Purpura zeigt sich |-Grades,.heilen bekanntlich. oft reihenweise ` ohne. oder auch. trotz: l 
: `- inun häufig ein Milztumor. Der Verfasser nimmt daher an, „Behandlung. ‚Aber auch die üblichen Digitalisdosen.sind außer’ `. 
©. .-daß der Milztumor in- diesen. Fällen Ausdruck einer stärkeren | bei- zweifellosen Kompensationsstörungen des‘ a; 
G Funktion des- -Milzgewebes sei, und zwar in dem Sinne,-daß Blut- | Herzens bei Pneumonie- nicht: zù ‚verwenden: Die Digitalis ist 


.plöttehen in bedeutend vermehrter: Anzahl: ‚alsnormal 


a "zerstört werden, daß also eine gesteigerte Thrombo- 
: .eytolyse in der Milz vor sich gehe. Er berichtet über drei 
n .. derartige Fälle, die für diese Ansicht sprechen. Denn hier gelang 
Fa “es, durch die Milzexstirpation die Zahl der Blutplättchen 
i - "beträchtlich. in die. Höhe zu treiben und damit die a 
i ae ganz bedeutend zu bessern. 
vu ur. we Varia. m Eu | 
DENE A ' Einen- Beitrag zur. Funktionsprüfung der Leber 
Be liefert Schwab (16). Es handelt sich um die Bestimmung des 
Ri Blutzuckers. Baudouin hat gefunden, daß nach innerlicher 
c . Darreichung von Traubenzucker bei Gesunden eine. Steigerung 
2 des Blutzuckers eintrete, daß aber dieser Anstieg bei Leber- |. 
5 ‘kranken viel stärker sei, woraus sich auf eine Funktions- ` 
A < Störung der Leber schließen lasse. Der Verfasser konnte `be- 
“-  .. stätigen, daß sich nach Zufuhr von Traubenzucker ‚beim gesunden 
$ Menschen häufig eine deutliche Erhöhng des Blutzuckers ein- 
. ‚stellte, daß aber in anderen Fällen ein solcher ausblieb. Aüch 
m . das. Ergebnis bei Leberkrankheiten war keineswegs einheitlich, So 
F fehlte in Fällen, wo hochgradige Veränderungen der Leber‘ vor- 
£ handen waren, die zum Exitus führten, jeglicher Anstieg des Blut- 
ne zuekers, Auch spielen neben der Störung der ‘Leberfunktion bei. 
> ' der Steigerung des Blutzuckers nach Traubenzuckerzufuhr noch 
a “andere Momente mit. Wir sind daher noch keineswegs berechtigt, 
z aus dem Verhalten des Blutzuckers auf eine etwaige krankhafte 
z Tätigkeit der Leberzellen zu schließen. 
» » Die Anwendung hoherDigitalisgaben bei Fieber- 
i ‚krankheiten, insbesondere bei der Lungenentzün- 
p dung, betrachtet Focke (17). geschichtlich-kritisch. Als Anti- 
i ‘ pyreticum ist‘ danach die` Digitalis zu verwerfen; Auch. eine 
-< ee Beeinflussung. der Lungenentzündung an sich dureh on 
> 
i 
so -T | 
a EN 
322-0... Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 38. 
. " -” v. Kern (Berlin): Zu :den Kämpfen um das humanistische Gym- 
o  Nasium. Was wir an äußeren Werten verloren haben, können wir jetzt 
A | ` nur dürch innere Werte ersetzen, und unter diesen hat die humanistische ` 
f Geistesbildung sich. bereits Jahrhunderte hindurch als unerschöpflicher 
I - Wertträger und Wegweiser im Reigen der Kulturentwieklung bewährt, 
AR und nicht weniger bewährt hat sich als ihre Arbeitsstätte und ihr 
£ -7  bäahnbrechendes Werkzeug das humanistische Gymnasium, dessen 
'„.Sehaffenskraft und Schaffensfreiheit nur der Entbindung von den 
A ‚Fesseln zerfahrener Vielwisserei bedarf. Deshalb darf es auch in der. 
} - Zukunft nicht untergehen, wohl aber eine Gestaltung gewinnen, die | 
i - seiner Idee . immer vollkommener gerecht wird, damit der verloren- 
j _ gegangene Sinn für Persönlichkeit, für unverbrüchliche Ethik und 
` -Wilensfreiheit wieder erwache und die Führung. des entgleisten Volkes 
` übernehmen kann. | 
“ Fischer und Chen Pan Nien (Schanghai): Das Verhalten 
En des Blutes bei Lues ini Sekundärstadium. Bei unkomplizierten Fällen. 
f von Syphilis im Sekundärstadium fanden die Verfasser fast regelmäßig, 
' "eine, "indes meist nur unbedeutende Verminderung der roten 'Blut- 
yo “körperchen, und parallel damit eine noch geringere Verminderung des. 
= ~ Hämoglobingehaltes; ferner hohe oder etwas erhöhte Werte der weißen 
R Blutzellen. Im Blutbild findet, sich eine Verminderung. der Neutro- 


‚Auftreten von Iymphocytären Reizformen. Der.’ diagnostische Wert 
` einer einzelnen, einmaligen Blutuntersuchung ist nicht hoch anzu- 
io Die gefundenen Durehschnittswerte liegen alle ziemlich nahe 
` an der Grenze des Normalen. 

Raebiger (Halle a. S): Zur Kerintnis der Gift- nd Nutzpilze, 
Verfasser ‚hat den- 'Pantherpilz an Meerschweinchen rok, an Kaninchen. 
` teils Toh, teils gekocht, außerdem .abgebrüht an zwei Ziegen. und zwei 
' Schweine, an letztere zusaminen mit anderen giftigen und giftver- 
“dächtigen Schwämmen bis zehn Pfund täglich fast sechs Wochen hin- 
~ durch verfüttert, ohne daß bei einem der vorgenannten Tiere irgend- 
-welche ' Gesundheitsschädigungen festgestellt werden konnten. Er hat 
“den: Fantherpilz seit J ahren ‚gesammelt; und in mannigfaltiger Zuberei- 


—u ~ - 


Ra 


“philen, eine entsprechende Vermehrung der Lymphocyten, häufig ein 


-| u. 6, S. 281.) — 2. Rudolf Reitler und F. J; Kolischer, 


=o 
r j 


Aus den neuesten: Zeitschriften. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


-albuminurie). 


eben nur Kreislaufmittel. Wie man daher ein unsicheres a a 
Herz -durch Digitalis ` zum” besseren. Überstehen von “Operationen `- ,: 


‚vorbereitet, .so sollte auch beim: Typhus; - 'bei puerperalen und 


anderen. chronischen Fiebern- das Herz durch Digitális gestärkt ..- 
werden für die ‚gefahrdrohende. Zeit, in der seine Kraft’ nachläßt. - ° 
'1. Maryan- Franke, . Akute funktionelle ‚Nierenadynamie — en 


“Literatur: 


akate. analbuminurische Nierenentzündung? (Zschr. f. klin..M: . Bd. 86, H.'5. 
pyelitis; ‘(Ebenda Bd. 86, H. 5 u. 6, S. 335.) — 3, A. Bornstein und: A: Lipp- 
mann, Weitere Beiträge zur nichtnephritis chen Albuminurie (Marsch-,Schwimm- 
(Ebenda Bd. 86, H.5 u, 6, 
Ebenda Bd. 86, H: 5 u.-6, S. 375.) - Über Er 


= 5. H, Strauß, hro- 


d. $7; 


ebenda Bd. 87, ia 1u 2, g. 8) 
17. Focke, Die rüfung, der hoher "Digitalisgaben bei "Fieberkrankheiten, ins- 


' besondere bei der Lun D E geschichälohrgriuiseh Deu he k (Epona 
BEE | 


.. 
` 


į tung ganze, nur aus dieser Pilzform. bestehende Gerichte ohne irgend- Y 
welche nachteiligen .Folgen -genossen, nachdem. die Oberhaut des Hutes 

i abgezogen, 

i ‚gossen war. 


‚der Stiel En und- Bu erste. Brühwasser abge- 


Kay ser-Petersen (Frankfurt 2. M): Krankheit und Klima. 


: Der akute Katarrh der oberen Luftwege ist das klassische Beispiel der 
"unter dem Einfluß der Erkältung auftretenden Krankheit. . be . 
Verhältnisse finden sich. bei den chronischen rheumatischen Erkran- 


kungen. - Bei der. Angina besteht ein grundsätzlicher Unterschied . 
zwischen der katarrhalischen Form, die zu den. Erkältungskrankheiten 


"zu rechnen ist, und der föllikulären Form, die eine wohlcharakterisierte 


Infektionskrankheit ist, deren’ Auftreten allerdings durch klimatische 
Verhältnisse beeinflußt wird. Bei der Influenza war vor. der Pandemie 
ebenfalls eine Beeinflussung durch ‚die Jahreszeit festzustellen. 

i Rosenstein (Berlin): 'Phlebektomìa cruralis bei . infekliösem 
Dickdarmkatarrh. 
venen nach Typhus, Blinddarmentzündung usw. gehört: der ‚Verschluß 


. des Schenkelvenenrohr. nach gewöhnlichem, Dickdarmkatarrh' zu ` den 


ausgesprochensten Seltenheiten. Auch der neue hier mitgeteilte: Fall 


` wird der. rechtzeitigen: Phlebektomie am Orte. der Wahl neue Freunde | 


gewinnen.  Reckzeh. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 37. A 


‚P. Sudeck. (Hamburg): Zur Sehnentransplantation. bei, der 


` Radialislähmung. Die Ausschaltung der Wartezeit durch eine Schonsame: 


Transplantationsmethode. na im Ärztlichen Verein in Ham- 


‘burg am`i8. Mai 1919. ae 
B. Martin (Berlin): Über Fetttransplantatlon. bei frauimatischer 

Epilepsie. Durch das Narbengewebe infolge der Verletzung findet eine _ 

feste Verlötung der Hirnoberfläche ‘oder der Hirnsubstanz mit der 


Schädeldecke statt, wobei sehr häufig Schädelknochön, Dura und Hirn 
ein fest verwachsenes Ganzes bilden. Infolge der schrumpfenden Eigen- 
schaften des. Narbengewebes kommt es zur Rindenreizung und damit 
zu Krampfanfällen. Es ist daher das weiche und elastische Fett für 
die überaus empfindliche Hirnsubstanz als das geeignetste Polster mp- 


ber eine Protozoen- -` 


S. 345.) .— .4. Werner Lipschitz,” ea 
Bei Fehlerquellen bei Untersuchungen von Nieren- und: Stoffwechsel-. ~ - . 0,5 
"kranken. 


Ähnliche 


Zum Unterschiede -der Thrombosen der Schenkel- = " 


jF 


BER ER 
. 


t $ 
u: 2 
. . 


ee : 
e S i ` 


- r 
e - 


‘ 


š ‘ EN n t 
r a y 
. ) x ; 
Bh EECa ITS 


ER 
Ñ 3 
u 
ART N 
Eren 


a { 
Dfa P .. pT a A 
EEE . nea ate a 7 r PO 
are p i e nn ee E 5 
a Pa ee Sa Bei SE EEE Taote E a KA ine i 
` EPER x And 


— 
POET 
PE 


Er = er 


Be 


STA i 
hG oe 
ER p5 


u. Aoi ib “ru: . 
Eee Ze Dre Zu . 
Ze TT ala ; 
ta ~ 


T a 
... RE wl 
oe . 


t a a 
iye fi 
s 


-te 
E E 


~ 
i . 
N d 3 -29 . 
3 $ ` 
Pr re 
EN a Sl et iR 
2. . ` 
Stich er E 


et, 
4 
RR. 
we 
k 
“ T 
` 
a 
N‘ 
sE: 
t 
u 
LE 


Et 
ARRATE 
nR 
` 


an TE IR 


4 
+ eY g r N 
. = + a P'e 
- z ET Wi a. 
NESES “= RER : 


pe S “ er Zn a en 
ta taten. Date (a h 
Ann -4 e i 
ep 
Va a, 


EB Ma, 
ET ren met 
m "or 
[> 2 
ee z 


SATT A RRE OTOT LT EA 


u 
ʻe 
y 
Des 
ende 
Be er 
wem a m i e 
5 piraan viirin w 
Er He 
j 5 


Ki 


‘Beyi, e iF a 


. ræ k 
vn en nn 
ea a 
INES 


mes: 
ta 


arenae nen rn, 
` 
emai NEN ni N Ne BR FO 
wen nn er sr man NS 


v v 
a A 


SPRE 
Si 
nn, 


5 2.07 AA ter pt -r 
aiae T, P 


R I 
nn tt ne er 


Pga 


Tr AD 


v'e 


2 
x er 
LE BER IE © 
= er 


et 


>»... 


UP FILT La To 
. are 


Sa i 
EE a OOT 


Een 


Piya 
Fiag 


A 


BLEI 
ar 
Tr N 


PR SB: 
a 


“2 


d 
PEERS 
5 
aN „mei. 


Roe 


— nn 
mem 
. Fr 0 
data Terra a dee. 
EEE TU DT 
= 


ago į 

ae Eaa 
“i e.n 
wen! 3 


LP SICH TT TE N “ 
Pa ee aterm Kr 4a 
Me arin nn, I eeann PER 
- e 
PET 
22 
` 


TERPEN HT a eu 


P en Dana ea 


wu. la 
un 


Be 2 


rn Cetio ska SE A Sa 


um a 
u 


TIERE FT 


— ara: 
3 3 


EX. 


mug En EA E A Pe S 


\T, ` 
ESEL ZEIGE 
En = ERT met 


=; art 


.. 


u 
r TA ENEE O a 


PRST 


` Ini -e 


E E PE e AA 


EE R Ta = > 


a 
[27 Wn 


$ 
EEE 


Be gaas x SEN $ BE GEIA 
EL OD EEE EEE En nr =. 
a merr TPY paan muen p 2 


ats Au 2S mt SEE Sehen ar a T nen Inn on > 


š a OES . . + 
EIERN u AE war ne an er et een FR 
ee nie la Ir 

® = $ 


a e aa aa a 
eain k IA 


è un a ES 
r ra A N, 
Dac o an ae ne 


ir 
N 


- 


-s 
g 
u 


vr 


en PAE = 7 
ER ha HABE Fr Ze er 


nn 


mn in. 


an nen 


ES 

ne iin ee 

nn Ay Te = 
VEIT NIT TEE IT TAT 


l “A. 


ye 


Sorea 
= 


Br, 73 


a a FT 
an ern 
UT. 


IE Gad 
r—— 


an 


EITE T TI 
CEE SEE 


' 


aa 


une 


nd 
~ 
II ur 


‚1014 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 


8. 0k 


ERS UH 
tober 
ON De = 
er AA 


fohlen worden. Man will durch die Zwischenschaltung des Fettes den 
‚dauernden Narbenzug beseitigen. Aus den Beobachtungen des Ver- 
fassers ergab sich aber, daß das Fettgewebe zum größten Teil zugrunde 
geht und durch Narbengewebe ersetzt oder nekrotisch und von der 


Umgebung eingekapselt wird, sodaß schließlich zur Entfernung des 
Implantates geschritten werden mußte. 


M. Zondek (Berlin): Zur Diagnostik der Nieren- und Ureter- 
steine. Einen bedeutsamen Fortschritt in der Diagnostik der Nieren- 
kalkulose brachte die Röntgenuntersuchung. Im Röntgenbild sehen 
wir den Nierenstein in 97% der Fälle. Ferner sehen wir in etwa 
zwei Dritteln der Fälle auch den Nierenschatten. Zeigt das Röntgen- 
bild neben dem Steinschatten den Nierenschatten, so wird der Stein, 
wenn er auch groß ist, im allgemeinen durch Pyelotomie zu entfernen 
sein. Liegt aber der Steinschatten tief im Nierenschatten, so kann 
der Stein, wenn er auch an sich klein ist, gewöhnlich nur durch Ne- 
phrotomie entfernt werden. Im Röntgenbild sieht man aber oft außer 
Steinschatten in der Niere auch solche in derjenigen Gegend, die, in 
‚größerer Entfernung von der Niere, sicherlich dem Verlauf des Ureters 


entspricht. Dann ist es sehr wahrscheinlich, daß es sich um Ureter- 
steine handelt. 


Peter Hündgen (Mainz): Zwei seltene Indikationen der Sectio 
caesarea. Sie wurden gegeben durch ein akut entzündliches Vulyaödem 


und durch eine akute Anämie infolge unstillbarer Blutung aus einem 
Varixknoten der Vagina. 


Ernst Fränkel (Berlin): Untersuchungen mit der Flockungs- 
reaktion nach Sachs-Georgi. Die Reaktion zeigte eine weitgehende 
Übereinstimmung mit der Wassermannschen Reaktion. 

Karl Rohde (Hannover): Sekundäre Pankreasnekrose mit 
großem Bluterguß in der Bauchhöhle. Die Sektion ergab ein Magen- 
sarkom mit Metastasen in der Lunge und der linken Nebenniere. Die 
Pankreasnekrose war durch Circulationsstörungen der Drüse ent- 
standen, und zwar infolge einer Neubildung (fern vom Pankreas), 
durch die die Bluteireulation in den Haupternährungsarterien unter- 
bunden wurde (Verschluß der Arteria pancreatica). In dem mitge- 
teilten Falle war aber trotz vollständiger Nekrose des Pankreas der 
Urin bis zum letzten Lebenstage frei von Zucker. Die Auffassung, 
daß mit Erkrankungsprozessen des Pankreas stets eine Glykosurie ein- 
hergehe, ist daher irrig. Findet man klinisch oder während der Ope- 
ration ein großes Hämatom in der Bauchhöhle, dessen Herkunft sich 
nicht aufklären läßt, so muß man — bei Männern stets, bei Frauen, 
sobald eine geplatzte Tubargravidität aufgeschlossen ist — unbedingt 
“auch an eine Blutung des Pankreas denken. 

J. Ohlmann (Berlin): Brustwandödem als Symptom schwerer 
Lungenentzündung bei Kindern. Das in der Literatur bei Pleuritis 
und Empyem erwähnte Brustwandödem ist als ein entzünd- 
liches Ödem aufzufassen. Daneben kommt bei Pneumonien 
und bei Erkrankungen, die eine Kreislaufschwäche im Gefolge 
haben, ein lokales Brustwandödem vor, und zwar als Stauungs- 
ödem infolge von Verschlechterung der Herztätigkeit. Das Auftreten 
' dieses Stauungsödems war fast immer das Zeichen einer schweren 
Erkrankung (Bronchitis verursacht niemals, eine leichte Pneumonie 
nur höchst selten ein Brustwandödem). Das Symptom zeigt sich mit- 


unter auch schon da, wo das Krankheitsbild noch einen leichten Ein- 


druck macht. 


Erich Hoffmann (Bonn): Durch Muttermilch übertragene 
Arzneiexantheme (Brustkindtoxidermien). Vortrag, gehalten am 14. Juli 
1919 in der Medizinischen Abteilung der Niederrheinischen Gesellschaft 
für Natur- und Heilkunde. 

A Rey e (Hamburg): Milben in :den Faeces der Menschen. Es han- 

delt sich um Milben nebst Eiern aus der Familie der Tyroglyphiden. 
Sie stammen aus den aufgenommenen Speisen, besonders aus getrock- 
neten Früchten. Die im Stuhle gefundenen Milben sind als Pseudo- 
parasiten aufzufassen und haben für den Menschen keinerlei patho- 
logische Bedeutung. F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 37. 


Grober (Jena): Untersuchungen über die Blutzusammensetzung 
im Wüstenklima. Bekanntlich wird ein günstiger Einfluß des Trocken- 
klimas auf Krankheiten der Nieren behauptet. Durch die reichliche 
Absonderung von Schweiß und durch die Abgabe von Körperflüssigkeit 
überhaupt soll gleichzeitig eine Abgabe von gelösten Bestandteilen, be- 
sonders von harnfähigen Stoffen, stattfinden. Die Untersuchungen des 
Verfassers ergaben aber, daß von einer Änderung des Blutes weder 
in bezug auf die festen Bestandteile insgesamt, noch für das Eiweiß 
allein die Rede sein könne. Auch im Wüstenklima hält das Blut seine 
regelrechte Zusammensetzung fest. Unter keinen Umständen kommt 


es aber zu einer Abgabe von harnfähigen Substanzen aus dem Blut, etwa 
auf dem Wege über die Schweißdrüsen. Damit fällt aber die Indikation, 


aus der wir früher Nierenkranke in das Wüstenklima geschickt haben, 
in sich zusammen. 


träger‘ und „Dauerausscheider‘ durch die Bezeichnungen „Kontaktträger" 
und „Rekonvaleszenzträger‘ („Kontaktausscheider“ und „Rekonyaleszenz: 
ausscheider“) zu ersetzen. Bacillenträger sind gelegentlich auch Aus- 
scheider, eventuell sogar Dauerausscheider, und Dauerausscheider sind 
natürlich auch Bacillenträger. 
unter ein solcher, Wer nur „temporär“ Keime ausscheidet. Der Ver- 
fasser unterscheidet daher Kontaktträger oder -ausscheider, die 
durch Berührung mit Kranken die Keime aufgenommen haben und, ohne 
klinisch merkbar zu erkranken, sie in sich beherbergen und auch in 
scheiden, und Rekonvaleszenzträger oder -ausscheider, die nat 
vorausgegangener Erkrankung und erfolgter Genesung die Keime 
weiter in sich tragen und ausscheiden. 


dicitis, insbesondere bei der umschriebenen Absceßbildung. ? 
während der ersten beiden Tage der Erkrankung ist immer’# 
gezeigt, wenn eine ausgesprochene Bauchdeckenspannung 
Pulszahl über 100 heraufgeht (beim Erwachsenen), wiederholtes Erbrechen 
vorhanden ist, die Temperatur am zweiten Tage im Rectum noch U i 
88° ist, der Schmerz andauernd heftig ist, die Leukocytenzahl übe 
15 000 beträgt. 
man nach einigen Stunden und am zweiten Tage noch einmal vi 
fältig. Bei einem durchaus harmlos verlaufenden Fall von Appendics 
müssen alle bedrohlichen Erscheinungen am nächsten Tage vorada 
sein. Vom dritten Tage der Erkrankung an kommen drei Mögli 

keiten in Betracht: 1. Keine Beteiligung der Serosa (bier soll open 

werden, wenn vom dritten Tage an die appendicitischen 
nicht völlig nachlassen). 2. Freie (fortschreitende, allgemeine) Peritonit 


Tatsächlich schwitzt in der Wüste weder der Ein- 


geborene noch der Europäer irgendwie nennenswert, wenn er sich nicht 
unzweckmäßig kleidet oder reichlich Flüssigkeiten zu sich nimmt. Von 
einer vicariierenden Funktion der Schweißdrüsen im Wüstenklima für 
die Nieren kann daher nieht die Rede sein. Voraussetzung ist dabei ~ 
allerdings, daß sich die Schweißdrüsen der Nierenkranken so verhalten 


wie die der Gesunden; denn nur an diesen wurden die Untersuchungen 
des Verfassers angestellt. 


S. Weil (Breslau): Experimentelle Untersuchungen über die Be- 


deutung der Gewebsquetschung für die Pathologie und Therapie des 
Gasbrandes. 


die Wirksamkeit der Gasbrandsera nicht allzu große Hofinungen zu 
setzen. 


Sie ergaben die Forderung, bei Trümmerverletzungen auf 


Neben der Serumtherapie müssen chirurgische Maßnahmen 


unbedingt herangezogen werden, um den Gasbrand zu verhüten oder 
um ihn, wenn er ausgebrochen ist, zu bekämpfen. 


Ernst Fränkel (Bonn): Beiträge zur Theorie von Serum- 


reaktionen bei Lues und Carcinom. Untersucht wurden 1. der Verlauf 
der Reaktion beider Komplementbindung nach Wassermann 
und bei der Flockungsreaktion nach Sachs-Georgi, 2. alko- 
holische Organextrakte bei Lues und Tumorreaktionen (Wassermannsche 
Reaktion, Sachs-Georgische Flockungsreaktion nach Hirschfeld und 
Klinger, Meiostagminreaktion nach A sco li). 


H. Eicke (Berlin): Die klinische Bedeutung der Goldreaktion. 


Nach einem Vortrage, gehalten am 13. Mai 1919 in der Berliner Derma- 
tologischen Gesellschaft. 


Edmund Hofmann (Bonn): Über den Wert der Versand- 


methoden spirochätenhaltigen Materials für die Früherkennung der 
Syphilis. 

Flüssigkeiten und besonders ihrer besten, der Capillarenmethode, liegt 
in der Möglichkeit, Entnahme und Untersuchung voneinander zu trennen, 
Durch die Verlegung ins Laboratorium kann eine exaktere Diagnosen: 
stellung ermöglicht werden, da oft nur der wirklich Erfahrene imstande 
ist, die Syphilisspirochäte von Pseudopallidae zu unterscheiden. Aber 
diejenigen-Bewegungen der Pallidae, die für diese charakteristisch 
sind, verlieren sich meist wenige Stunden nach Einschluß des Materials 
in die Capillaren. Man ist also bei Benutzung dieses Verfahrens allein 
auf die Form der Spirochäten angewiesen und darin liegt schon ein 
großer Nachteil gegenüber der Dunkelfelduntersuchung des -frischen 
Präparates. Auch erschwert die Aufbewahrung das richtige Erkennen 
der einzelnen Spirochätenarten durch Bildung von Degenerationsformel; 
wie sie in Kulturen oft entstehen. Sehr oft kann nur der klinische 


Befund in Verbindung mit sachkundiger Entnahme und Untersuchung 
zur einwandfreien Frühdiagnose führen. 


Der Wert der Verscehickungsmethoden spirochätenhaltiger 


H.Dold (Halle a. S.): Ein Vorschlag, die Bezeichnungen „Bacillen- 


Ferner ist ein „Dauer“ausscheider mit 


A. Krecke (München): Beitrag zur Behandlung der akuten Appelt 
Die Operation 


besteht, die 


Bei zunächst leicht erscheinenden Fällen untersucht 


Erscheinunge 


(hier muß in jedem Falle sofort operiert werden). Die freie ein 
muß diagnostiziert werden, ehe es zu Lähmungserscheinungen 7 


; 5 K ) y aS as Id IF O le G 
u 


A 
Sx 


= 


on 


w. 
= R 
= 
. 
D 
1 


0.8: Oktober. - 


‘1 


EHNAR 


REN 


a TR 


u. 


u 


id 


- nehmen. 


ELLE AO NA. SS. TS 


urn. r 
nid z kgd ee . a 
engen 7 é u” A a 
ee aara Se n . E f ; = 
E w er nn ® a! n : 
a TA x EN rn . 2 f : 
rn f> Kue Ea $ à # . r a : a ~e? 
P e PS E R BE S ; ER VINX z Dt 
a TORE r 8 A a; 
s BET % ; .. eo e E TEE “ . RT ee eg ae N ° 
` ; 4 ` r ' 5 f r iTe Loe = s r h v. 
=. o oa Pee ver \ : e a o n iy Ry ' ; 
= N RE re ET a i . We 2 i ; w gA Pnn Ah 


Zr 


Puls, Trommelbauch, Cyanose — gekommen ist; Die Frühdiagnose der- |>- 
allgemeinen Peritonitis setzt sich zusammen aus dem Fehlen ‚der Bauch- 
. „deckenatmung, aus der schmerzhaften Bauchdeckenspannung‘ und aus 
dem. Verschwinden der Leberdämpfung. Puls und Temperatur können 
im Anfangsstadium- der Peritonitis: völlig unverändert sein. 8. Ab- 
gekapselte Peritonitis (umschriebene Absceßbildung). Auch hier ist die f 
Mehrzahl der Chirurgen für ein älsbaldiges Eingreifen, da es. sonst zu. 
. Sepsis, zum Durchbruch in die freie Bauchhöble oder Blase, zu 
 eitriger ‚Phlebitis kommen kann. .Der Verfasser stellt sich auch auf 
den. Standpunkt derer, die gleichzeitig mit der Absceßeröffnung- die 
-, Appendixexstirpation empfehlen (allerdings gibt es einige hervorragende 


Chirurgen, die den, umschriebenen Absceß sich .selbst überlassen, das 


heißt seine Aufsaugung oder ‚den spontanen. Durchbrüch abwarten), 
Will man die Radikaloperation vornehmen, dann’ muß man sorgfältig |. 


Bauchhöhle, dringt. $ 
= A Nußĝbaum (Bonn):. 


verhüten, daß von dem Eiter des Abscesses etwas in- die eröffnete 


r 


‚Schiene zur Behandlung von Ober- 


| schenkelbrüchen. Sie wird genauer beschrieben (von Eschbaum, Bonn, : 
Die Resultate sind gute: höchstens 1 bis 2 cm ` Ver- | 


, hergestellt). 
‚kürzung bei 10 bis 15 Pfund Gewicht und eine Beugemöglichkeit des 
Knies von,90° nach sechswöchiger Behandlung. “Die Beweglichkeit 
nimmt später durch medikomechanische Maßnahmen noch weiter zu. 


‚ Fritz Eisler (Wien): Über Hungererkrankungen des Skelett- `|. 
systenis. Es handelt sich um die malacische Erkrankung Erwachsener 


und älterer Individuen. Die Anschauung, als ob es in der Adoleszenz 
Rachitis nur mit den aus frühester, Kindheit stammenden typischen 


i : Zeichen gäbe, ist irrig. Die .Scheidung zwischen Rachitis und Osfeo-- 


‚ malacie ist schwierig. Beide Affektionen 
„bilde keine Differenzen erkennen. | 
= |. Karl Taege- (Freiburg i. Br): Zu der Mitieilung über abor- 
“five Chemotherapie akuter Ophthalmoblennorrhöen. Die Methode — 
-  Einspritzungen von Natr. chlor. 30, Cale. chlor. 1, Ag. 100 in die Musku- 


‘ "latur oder unter die Haut — hat der Verfasser bei Trichöphytien 


lassen übrigens im Röntgen- 


~” angewandt, ‘kann sie aber nicht empföhlen, da sie üble Folgen hatte |‘ 
=- (Abscesse an den Injektionsstellen). Ä 


F. Bruck. 
er en EP EV Lg EI I Sa DE Tre 

= Nr.86. R. v. Jaksch: Ein autochthoner Fall von Malaria auf 

‚ Prager Boden. Der .mitgeteilte Fall betraf eine 3öjährige Frau, die 

seit 20. Jahren ständig in Prag wohnte. Ein Malariarezidiv war aus- 

‚ zuschließen. Die Infektion kann nur zu einer Zeit erfolgt sein, in 

. „ welcher die Durchschnittstemperatur . vor 16° C nicht erreicht wurde, 

. „Welche notwendig ist, um das Malariavirus in der Mücke zur Ent- 

wicklung. zu bringen. : Die. Übertragung kann also nur geschehen sein 

durch Mücken, die mit dem Virus überwintert hatten. Die bis dahin 

strittige Frage, ob das möglich ist, ist hiermit in positivem Sinne 

erledigt, - 0 | 

= Nr.87. Wilhelm Löffler: 

‚Nephritis. chronica., Genauer Sektions- und mikroskopischer Befund, 

tötliche Blutung: in das Perikard, daneben hatte sich das Blut einen 

Weg innerhalb der Aortenwand 'gebahnt, sodaß es zu einem Aneurysma 


dissecans kam. Abreißung.der Intercostal- und Lumbalarterien, Rück- 
perforation in das 


Zentralblatt für innere Medizin 1919, Nr. 36, 37 u. 38, 


Spontanruptur der Aorta bei 


: zuweisen, , namentlich war die Media durchaus normal. Ursächlich 
wirkte der stark erhöhte Blutdruck bei hochgradig hypertrophischem, 
Suffizientem Herzen. Es war die klappentragende Wandpartie. von der 
übrigen Aorta abgerissen, was nur durch die rückprallende Blutsäule 
bei geschlossener Klappe bewirkt werden konnte, 


Nr. 88. ‘Erwin Becher: Über das Zustandekommen der | 


Wastolischen Pulsationen des Liquor cerebrospinalis in der Lumbal- 
. gegend. . Die Erhebungen der Pulsationskurve liegen: in der Diastole, 
auf- und absteigender Schenkel sind gleich lang. Zur Erklärung der 

Pulsation müßte‘ man zunächst an Venenpuls denken. _ Dieser Er- 
klärungsversuch ist aber nach den im Original nachzulesenden Einzel- 


peiten ebensowenig abhängig wie der. andere, eine einfache. Über- 
tra | 


gung der Pulsation der :Rückenmarksarterien auf den Liquor anzu- . 
Sehr wahrscheinlich handelt es. sich vielmehr um eine durch 

‚den Liquor fortgeleitete Gehirnpulsation. Diese Hypothese wird ge- 
stützt durch folgende Versuche: Werden bei einem Hunde beide Caro- 

tiden komprimiert, so sinkt der Lumbaldruck dabei deutlich ab, Läßt 

man. bei einem toten Tier plötzlich Flüssigkeit in die Carotis einlaufen, 

80. wird der Lumbaldruck gesteigert., Die Druckschwankungen treten 

dabei nicht unmittelbar, sondern etwas verspätet auf, weil die Gehirn- 

pulsation relativ langsam in den Liquor fortgeleitet. wird. > wW 


` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK + Nr. 


Gefäßlumen dicht oberhalb . der. Teilungsstelle der | 
'.- . Aorta. An der Rupturstelle keine schwere Läsion mikroskopisch nach- 


TR 
. [ DE 


0" Zentralblatt für "Chirurgie 1919, Nr.’34. 


rierten und verstorbenen Fällen nur eine stärke Injektion der Serosa 
des Dünndarmes. Als Ursache wurde ein Gärungskatarrh angenommen. 
‘Im Darm fanden sich Nahrungsreste ` von: Getreidekörnern ‘und. Kleje. 


Ileus. - Bei. den Fällen von paralytischem Ileus, welche in dem Öffent- 
lichen Krankenhause von Villach- öfter beobachtet; wurden, konnte in 


mit seinem umständlichen Hantieren an den Därmen bedeutet einen 


"und unterste Ileum ausgiebig entleert und gespült werden konnte: : 


- - Franz :v. Fink: Über päralytischen- Ileus. In. der. Zeit der 
‚großen Nahrungsnot wurde häufiger ein Zuständ von Darmver-- 
Schluß beobachtet: Auftreibung des Unterleibes, Erbrechen, - Stuhl: - 
und Windverhaltung nach anfänglichem Durchfall. Ein me chanisches 
Hindernisfehlte vollständig. Anatomisch- fand sich in den ope- 


Die Operation wurde von den heruntergekommenen Kranken meist nicht. 
| vertragen. - FE Er Me | nee 


Rudolf Pichler: Beitrag zur. Behandlung des paralytischen.. \ 


einigen Fällen dadurch ‚Heilung erreicht werden, daß nach eröff- -- 

neter Bauchhöhle ein Darmrohr in den After eingeführt. `- 
und durch den gänzen Dickdarm hindurchgeleitet wurde mit Hilfe der Be 
von der Bäuchhöhle aus-den Darm umgreifenden Hände. Der Eingriff  .:.. 


‚ziemlich"starken Shock; doch gelang es, mehrere schwere Kranke da- = 
durch zu heilen, daß“durch das eingeführte Darmrohr das ganze Kolon - 


Lorenz Böhler: Die „Mittellage“: und- die „Ruhelage“ des | 
. Vorderarmes und ihre Bedeutung für die Behandlung. der Brüche am _. 


unteren Ende des Oberarmes. Die Ruhestellung des Vorderarmes l 


ist die Stellung in halber Pronation.und nicht die Mittel- 
stellung zwischen Pronation und  Supination, deshalb müssen alle 


Brüche am: unteren Ende des Oberarmes ih halber Pronation fixiert . g 
. werden, gänz gleichgültig, welcher Verband dazu verwendet wird; Die 
ist, geradezu .— - 


Mittelstellung ist 


unphysiologisch und die Supination 
schädlich. .. a ae ar 


p7 = K. Bg. i 

Zentralblatt fü 

` Nr.84. W. Latzko und. Jos ef S chiffmann: Klinisches 

‚und .Anatomisches zur Radikaloperation des Gebärmutterkrebses. In dem 
von Latzko bearbeiteten klinischen Teil wird: das Operations- 
verfahren beschrieben, welches erlaubt, das innere. Genitale. und: seine 
zugehörigen Blut- und. Lymphbahnen sowie Lymphdrüsen. in - einer 


näkologie 1919, Nr. 34 u. 35: : = 


. Weise zu entfernen, die den anatomischen Verhältnissen’ mehr Rech- 


nung trägt als die bisher geübte Methode. - | 
in einem Umfang entfernt werden, der erlaubt, von einer Ausräumung 


des kleinen Beckens bis auf den Beckenboden ‚zu sprechen. ‘Das -` 


Das Nachbargewebe kann: 


Wesentliche ist die operative-Därstellung und Unterbindung 


einer Bindegewebsplatte, die zwischen. dem sacroüterinen 


Bande und dem als Blasenscheidenband bezeichneten Teil der Becken- 


fascie verläuft. In dieser. Platte zieht der tiefe utero-vaginale Gefäß- 
plexus gegen die großen Beckengefäße. Die in dieser Platte ver- 
laufenden Gefäße lassen sich unter Leitung ‚des Auges mit den Fin- 
gern in melirere Bündel fassen und stielen; sie können knapp an ihrem 
Abgang unterbunden werden. Die primären Operations-' 


N 


ergebnisse sind derzeit noch nicht befriedigend.. Störend waren 


besonders die Ureterfisteln, die wahrscheinlich als Folge der 


Ligaturknöpfe und einer umschriebenen Wandnekrose auftraten. 
- Der von Schiffmann bearbeitete an atomische. Teil 
beschreibt die anatomische Grundlage. für die Operationsmethode, 


welche die zusammengehörigen Bündel des Bindegewebes möglichst 


nahe an der Beckenwand abzutragen sucht. Leitend ist die Auflösung 


des Haftapparates der Gebärmutter und der Scheide in eine größten- | | j 


teils sagittal. verlaufende einheitliche Platte. Bun ra 
= Nr.385. P.Zweifel: Zur Verhütung: der postoperativen Lungen- 


'embolien. Die ‚ Verhütung der postoperativen Embolien gelingt da- 
‚durch, daß die Blutstillung verschärft wird und die In- 


fe.ktion nach Möglichkeit verhütet wird. Das geschieht bei den 
abdominellen Exstirpationen -der Gebärmutter in Beckenhochlagerung 


‚dadurch, daß das, Peritoneum ringsum mit den Schei- 
denrändern vernäht wird.. Die Vaginalränder -werden mit Peri- 
. toneum ‘umsäumt und der Spalt gegen die Bauchhöhle oberhalb. abge- 
"schlossen. a o De a 


L. Fiedler: Zur Hauteinheitsdosis. Die Hauteinheitsdosis ist 


eine individuell schwankende Zahl, da die Hautempfind- : 


lichkeit bis zu 15% bei verschiedenen Menschen schwanken kann. Die 


- Erythemdosis schwankt. auch in ihrem Verhältnis zur Kastrations- 


dosis. — Die von Seitz und Wintz als Einheit. der Dosierung ein: 


geführte Hauteinheitsdosis ist nicht als allgemein "gültige Einheit an- 
‚zuerkennen, aber ihr Wert liegt darin, daß mit ihrer Hilfe, auch wenn. 


rn 


p & - 
sy “bpn nr 
` S “ rs > 
(a . 
vo ; 
RA GA, 


e peia 
£ 3 
> D E 
TI Anai py x 
f dr en . 
en 
ET m 
aus A 
e aran a amna ma 0 
Fy -eaei 
s RM 
ie $ 


T LA 
Eae 


v 
> % “ 
1? v ., “; ` k = n, 
RS itaat Aat aat A \ 
en ee La a S eE A ER 
-> aA T F: a PAESI D 
~e \ 
en“ Be Tat 


‘ 
? 
012,” an, 
NE et N Ne . va 
Re Dr ni 


De 


1 K ra Aap a e 
ln . var. 
x z a -agt PR ne 


3 

| 

s. 
Er 
Fj 

3 

HEN 4 

z En; 
kj 
f- 


NAS st: 
Tow ga z er 
—— ranae < J va 
DR Er En wir 
TER g- 


lae. oaia aa aca naa DI . A e~ 


Ei š E wE be De C 
DT TITTEN eier rei a 


Cal 
ean 
m a 


oaa Daaa a aaan baai Eid a iina 


An mame aeoea e me Fee 


+ 
rt EI TUN INS 
Te ES a S T ENTE 
; EEE EEE 


ee. 


1 "ira 
BERN 


nen 


i Sehe ER EEE © 


PER 


. 


en Ei A A a ee ORA 
RTPI NTI TAU asıvana-- 


an ne DE en E en 5 


Kl. x 
DE ia iy 


eea O 


T- u 


RED ee TE S ia e 
PNE. V aa E APR a E TE Sn eis 


= 


_ 


. EP E 
nn oee 


eee 
rae EO 
12w. merr 


CA O OE 
EEE AE, 
23.7 a 
NS an mer nn u nn nn m 
euer EEE TE 2 


kr ` s? 
Sara len t TA E AEE E ENE 
nn ame EE EE, E N A 


Ronee 


IFTE a 


Pr 
Ce Renee M g TTA r: = y = 
Er FAR ... e- nee w. m ee ee l omea -armenn nen... une. SE .. nn m _ ` wenn» - = = men 7. 
3 T REIES a i; 2 FE SE RE Se Eee SrTS- 2 rt er ee Pa = = >= Se u” r . 
sa ui BET | Ee vo nn x, Sea PEN Tin - = n T x © H A = ne” e m 
Damate a n es atnm to e a n A p a Fr me ý 0 ? Br fe“ fi ee er = 5 eg guter: TESTER z ng a a a = > 
j 2 ` = ` 2 ee E Re A A Å tn ji ru [x Ze p Br “+L 5 Saw ®r E z 
meer i $ Uras y an N o PANS FE ER æa \ RE = E 
Ey Ş lae Fe e a iar e .. k Dan - 
> u: Tage geek Kern 


x 
< r Pae" 
K - £ n 
w: BS - 7 -_ 
eu rea FR RE RR rl ZU BBDS are San ad or 
Er ae 2 Selaa EN Me A N, 
$ NER 7 ee u B 
in NUN nn N =, 
berg 5 en FE “, - -a.e PA o 
enye Toya paes a rn ER = 
Abu; lo. el - Be en 


i.a kar E 
Sn E 


AOON 77 gA £ 
PETA N A w 
nur ETL 

nena 


Bo 


— —— 
- 


r _ weet 
n e e T GA eu ET ee SE 
n = - i rc 
d = Pr. nid 7 23 u st PR on il Br 
+ Ten a E - IS ers Per N BT f Pog i - Du a De 
e a AS SE SETT s~ T Ai re” a hr SS De En Dr 
re -s u t BEER we. A z h y 
E 2. ur 


` u Phe T = 


] 
[| 
x | 
> N 
BB 
> 
Å 
Cs 
x 
& t 
mi) 
p- 
vi 
} 
N 
Br ; 
p M 
H IAN 
|| f 
t Br: 
f Mi 
N i 
Br es 
á ‚| 
L d! 
% ine 
k, H 
# < 
Y pi Hi 
yr aiT H > 
m P iiig 
i AS 
1) ET 
ne: 
5 à, r 
” | “ln 
d j ‘U 
` j 
y. vr " 
Í TH 
1E 
\ 
\ 14 


1016 


sie nur für die eigenen Verhältnisse zugeschnitten ist, man in der 


Lage ist, die Erfolge mit Ausnahme der Carcinome mit fremden Er- 
folgen zu vergleichen. | K. Bg. 


Therapeutische Notizen. 


Die Bülausche Heberdrainage eignet sich nach A. Lippmann 
und G. Samson (Hamburg) vorzüglich zur Behandlung der Grippe- 
empyeme, besonders der frischen Formen mit großem, dünnflüssigem 
Exsudat. Die Rippenresektion ist bei frischen Grippeempyemen 
ungeeignet. Die große Mehrheit der Grippeempyeme heilte bei An- 
wendung der Heberdrainage ohne jede Entstellung aus. Tritt jedoch 

- nach dreiwöchiger Behandlung damit keine völlige Entfieberung ein, 
bleiben Appetit und Gewichtszunahme mangelhaft, dann ist eine 
Kammerbildung im Exsudat oder eine Beteiligung der Lungen (Gan- 
gränherd, Sequesterbildung) anzunehmen. In diesen Fällen ist eine als- 
baldige ausgiebige Rippenresektion, nötigenfalls mit nachfolgender 
Plastik, notwendig. (D. m. W. 1919, Nr. 37.) F. Bruck. 


Zur Verhütung der Ösophagusstrikturen nach 
Verätzung empfiehlt Prof. Roux (Lausanne) das Einlegen einer 
Dauersonde. Bei mehreren Patienten wurde eine gewöhnliche Schlund- 
sonde für vier bis fünf Wochen durch die Nase eingeführt und im 
Magen belassen. Unter Umständen ist die Einführung in Narkose zu 
erzwingen, wobei auch eine Schädigung der unteren Nasenmuschel in 
den Kauf zu nehmen ist. Die Hauptbedingung für die Heilung bei 
der Dauereinführung der Sonde liegt darin, daß der schädliche 
Einfluß desSchmerzkrampfesbeider Narbenbildung 
ausgeschaltet wird. Ist der Schmerzkrampf einmal ver- 
schwunden, so heilt die oft oberflächliche Verätzungswunde aus, ohne 
zu viel schrumpfendes Narbengewebe zu bilden. Die in dieser Weise 
behandelten Kranken lernen bald neben der Sonde mit dem Speichel 

* auch etwas flüssige Nahrung zu schlucken. Eine rechtzeitige 
Nachbehandlung der Ösophagusverätzungen durch 
die Ärzte verhindert die Bildung undurchgängiger 
Verengerungen. (Zbl. f. Chir. 1919, Nr. 33.) 


Das Chinin als Wehenmittel empfiehlt Prof. Bucura (Wien). 
Das Chinin soll nicht intravenös oder subcutan eingespritzt werden. 
Die orale Darreichung ist günstiger für die Dauer- 
wirkung als die Injektionsmethode' und sie reicht auch vollständig 
aus zur Verstärkung von Geburtswehen. Sie ist einfach 
_ zu handhaben und macht keine Unbequemlichkeiten und Schädigungen. 
Das Chinin wird erst gegeben, nachdem ausgesprochene Geburtswehen 
eingesetzt haben. Bei zu schwachen Wehen als wehenverstärkendes 
Mittel gegeben, ist es von unfehlbarer Wirkung. Gegeben wird je 
nach dem Fall 0,1 bis 02 Chinin. hydrochlor. oder sulphuric. 
ineinstündigen oder zweistündigen Pausen nach Be- 
darf bis zur Gesamtmenge von 1 bis 1,5 g, doch kommt es 
selten vor, 1 g zu übersteigen, um so weniger, als gegen Schluß der 
Entbindung mehr prophylaktisch meist- noch ein Hypophysenpräparat 
gegeben wird. Die Geburt verläuft geregelt und ohne Verzögerung. 
Die Nachgeburtsperiode ist ohne Blutverlust und die Gebärmutter bleibt 
dauernd gut zusammengezogen. Zuweilen werden bei empfindlichen 
Individuen die Wehen schmerzhaft und gehäuft, sodaß leichte Narkose 
nötig wird. Das Chinin ist immer nur zur Verstärkung kraftloser Ge- 
burtswehen verwendbar, dagegen nicht zur Einleitung der Geburt 
oder Frühgeburt. (Zbl. f. Gyn. 1919, Nr. 33.) K. Bg. 


Bücherbesprechungen. 


mann. 69 Seiten. 
Kurz, gründlich und treffend 


Schwalbel). 
derAusbildung die E ng di 
notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten sei — 
heit des Volkes; deshalb wi 
Beschränkung der Spezialfäche A 
Ausbildung in der allgemeinen Medizin! 
sucht diesen in einem SOT 
plan auch gerecht zu werden. 


A E 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 


B. Fischer (Frankfurt a. M), Zur Neuordnung des medizinischen 
“Studiums und Prüfungswesens. München 1919, J. F. Leh- 


behandelt Verfasser sein Thema. In 
vielen seiner Ausführungen bewegt er sich auf den gleichen Bahnen wie 
An die Spitze stellt er die Forderung, daß das Ziel 
rwerbung der für dieallgemeine Praxis 
im Interesse der Gesamt- 
ährend der Studienzeit bis zur Approbation 
r auf ihre Grundlagen, aber gründliche 


Fischer kritisiert nicht nur und stellt Forderungen, sondern er 
gfältig durchdachten Studien- 
Das praktische Jahr, das die Er- 


1) Zur Neuordnung des medizinischen Studiums, Leipzig 1918, 


u 


3 un BI 
= Ja Ôk it) DER, 


nn 
no 


- -EPER 
wartungen nicht erfüllt hat, sollfortfallen und diese Zeit dem tudium . 
selbst hinzugefügt werden. Von den dadurch (wie bisher) gegebenen | 
zwölf Semestern sollen fünf der Vorbildung, sieben dor He 
bildung dienen. 1 a p 
. Am Schluß des zweiten Semesters soll die I. Vorprüfungm 
Chemie, Physik, Botanik und Zoologie, am Schluß des fünften die 
II. Vorprüfung in Anatomie, Physiologie und allgemeiner Pathologie 
stattfinden. Am Schluß des neunten Semesters folgt die theoretische 
Hauptprüfung in allgemeiner Pathologie, Hygiene, Pharmako ogie 
(Referent würde vorziehen „Heilmittellehre“), innerer Medizin und Ghirurgie 
und nach weiteren drei Semestern die Fachprüfungen inden 
einzelnen Fächern, nur zeitlich mehr zusammengedrängt als bisher. E 
Nun erst erfolgt die Approbation. Sehr wesentlich ist, daß beijedem 
Examensakt mehrere Beisitzer (darunter praktische Ärzte) 
mitwirken müssen, daß das Urteil kollegial abgegeben wird und'a 
nur einmalige -Wiederholung des Examens zulässig N 
werden die wirklich Unfähigen ausgemerzt, was bisher niemals vorka ia 
(Bei den Juristen sind es 4,9 % aller Kandidaten!) 3 
Aus diesem Examensschema ergibt sich schon in der Hauptsache 
die zeitliche Verteilung der Fächer auf die einzelnen Semester, die der 
Willkür des einzelnen viel weniger überlassen ist wie bisher. Dabei 
sind nur 30 Unterrichtsstunden wöchentlich vorgesehen, 
um Zeit für das so notwendige häusliche Studium und für Nebensachen” 
zu gewinnen. Den fürden ArztgrundlegendenFäch ern (patho: 
logische Anatomie, Heilmittellehre, Hygiene, innere Medizin, Chirurgie, 
Geburtshilfe und Gynäkologie gehört das sechste bis neunte Semester 
die Spezialfächer werden erst in den letzten drei Semestern mitbetrieben. 
Den einzelnen im Entwurf vorgesehenen Vorlesungen 
sind nur bestimmte Stundenzahlen zugebilligt, innerhalb” 
deren der Lehrer verpflichtet ist, sein Thema vollständig vorzutragen, 
Die Semester beginnen und schließen pünktlich 
im Sommer am 1. Mai und 31. Juli, im Winter am 1. November und’ 
28. Februar. Die Ferien dienen (zum Teil) für die praktische 
Schulung; diese besteht zuerst in einer mindestens zweimonabigen 
Tätigkeit als Krankenwärter, vom siebenten Semester ab im praktisthen 
Krankenhausdienst in Medizin, Chirurgie und Geburtshilfe, m 
An Unterricht.wie Examen sollen mehr als bisher auch die Extra- 
ordinarien, Privatdozenten und Assistenten teilnehmen. SB 


Von Einzelheiten erwähne ich, daß Vorlesungen über pathologi 


G 


er 
sche 
Physiologie, über Psychologie, über soziale Medizin und soziale Hygiene 
sowie über ärztliche Ethik, Berufs- und Standesfragen vorgesehen sindi): 
— Wie man sieht, fügt Verfasser in vielen Punkten den auch ander 
weitig gemachten Vorschlägen noch eigene originelle hinzu; ein Haupt- 
verdienst ist, daß er bestimmte Wege der praktischen Ausführung zeigt: 
Wenn auch hier und da abweichender Meinung, kann Referent den 
Verfasser in den Hauptsachen nur beistimmen. Eie 

Wie beim „praktischen Jahr“ wird die meisten Schwierigkeiten 
in der Ausführung die praktische Ausbildung in dem Krankenhausdienst 
der Ferien bieten. Es bleibt immerhin-fraglich, ob unter- den Leitern 
der nicht akademischen Krankenanstalten sich eine genügende Anzahl 
von solchen finden wird, die befähigt und die (auch gegen pekunläre 
Entschädigung) gewillt sind, den vom Verfasser geforderten praktischen 
und: seminaristischen Unterricht zu erteilen. H. Quincke 


R. Rosemann, L. Landois’ Lehrbuch der Physiologie des 
Menschen. 1. Band. Mit 117 Abbildungen im Text und 3 Tafeln: 
Brosch. M 16,—, geb. M 18,—. 2. Band. Mit 288 Abbildungen m 
Text und 1 Tafel. XIV und 967 Seiten. Berlin-Wien 1919, Urban & 
Schwarzenberg. Brosch, M 18,—, geb. M 21,—. | oen 

Die neue Auflage des allgemein bekannten und geschätzten Leht 
buches der Physiologie von Landois-Rosem’ann ist mitten in det 

Kriegswirren nötig geworden. Sie weist allenthalben die ordnende und 


ergänzende Hand des jetzigen Bearbeiters des Werkes auf. Referent 
konnte sich an zahlreichen Stellen von der Zuverlässigkeit und Reich- 
haltigkeit des aufgenommenen Materials überzeugen. ES ist, wirkli 

erstaunlich, welche Fülle von Tatsachen hier auf verhältnismäßig I 
scheidenem Raum systematisch geordnet, übersichtlich verarbei i ie 
Von großem Werte sind auch die sorgfältigen Literaturangaben, 
ein weiteres Eindringen in die einzelnen Gebiete außerordentlich N 
leichtern. Die stete Berücksichtigung der praktischen Medizin mag 


das Werk für die Praktiker besonders empfehlenswert. 
I i Rona (Bei E 

> ö ienti ü ‚ngehenden Mediziner 

) Referent möchte zur Orientierung für die angehenden 7 Y 


^ 


pinreichen 


Digitized » Google E 


` 


a 


Ärztlicher Verein. Sitzung vom 18. Mał 1919. ` 


"Oo Weis: 60jährige- Dame, yor drei Jahren wegen Uteruscareinoms. 


operiert, erkrankte im November 1917 an heftigen Glieder- und Brust- 
schmerzen, zunehmender Gehstörung. Im:.Februär. wurde sie ins 
Krankenhaus aufgenommen: schwerste Gehstörung, fast gänzliche Hilf- 
` losìgkeit,' watschelnder Gang, Druckempfindlichkeit des Thorax. Sonst 
: „negativer Befund, Differentialdiagnostisch kamen senile Osteomalaeie 
und metastatische Knochencareinose in Betracht. Ex juvantibus wurde 
‚die Diagnose Osteomalacie bestätigt. Auf Phosphorlebeitran trat völlige 
‚Heilung ein. Die senile Osteomalacie "unterscheidet sich von der 
"puerperalen durch ‚langwierigen Verläuf und weniger ausgesprochene 

- Veränderungen. ` | | 
- . ‚empfinülichkeit, besonders des Thorax, Schmerzen, Adductorenspasmus, 
seltener: Vorspringen der Symphyse, Kleinerwerden. . Anfänglich findet 
-oft Verwechslung mit Rheumatismus, Neuralgien und Hysterie statt. 
Differentialdiagnostisch kommen besonders chronische deformierende 
‚Arthritis, spinale Affektionen und senile Oste 
'peutisch ‘wirkt Phosphor fast speeifisch. ` Ze l IE VS 
-` Weygandt: Hydrocephalus und Lues. cérebri. Ein 56 jähriger. 
l Patient mit angeborenem Hydrocephalus von starker Höhenentwicklung‘ 
zeigt außer tabischen Erscheinungen rein cerebrale Störungen, die im 


: ganzen mehr für Lues cerebri als für Paralyse sprechen. Sehr geringe ° 


Reaktion der Pupillen auf Licht. -Fehlen der Knie-, Achilles- und 


Cremasterreflexe. . Stark positiver Romberg, Täbisch-ataktischer Gang. 


Sprache nur bei 


| prach ei schweren Paradigmen etwas stolpernd. Wassermann- 
-- Liquor schwach 


| +- „Gedächtnis. ziemlich gut, Rechnen. bei einzelnen 
' Aufgaben etwas mangelhaft. Der Patient hat viel verdient, will seit 
. einigen Jahren Erfindungen gemacht haben. Vor: kurzem wurde, er, 
‚ nachdem. er längere Zeit auffallend still gewesen war,. tobsüchtig, be- 
drohte die Familie, verschwendete durch unnütze Einkäufe. Eine Erb- 
lues in äußergewöhnlich hohem Alter wirkend anzunehmen, ist unmög-: 
lich, da ausdrücklich eine Infektion. mit 18 Jahren zugegeben wird. 
Den Hydrocephalus als luisch aufzufassen und an eine Reinfektion mit 
-~ folgender Paralyse zu denken, geht kaum an, weil die Eltern 84 und. 
- 88 Jahre alt wurden, keine Aborte vorkamen und acht Geschwister 
- leben, einer davon auch hydrocephal. Es muß schließlich . doch ein 
Hydrocephalus aus anderer Ursache, vielleicht infolge Alkoholismus 
ni des Erzeugers, eines Wirtes, angenommen werden. ‘Das an sich weniger 
‚ widerstandsfähige Gehirn ist nach auffallend langer Latenz zum Aus- - 
br eitungsplatz -der Spirochäten geworden. | Ä 
` Lorenz berichtet über Nachprüfungen der neuerdings wieder 
von Goetze angegebenen Methode von. Lufteinblasungen in die freie 
Baichhöhle-' bei“ Asciteskranken nach der Punktion und auch bei 
„trockenem“ Bauchfell zwecks Röntgenuntersuchüng. _Eingestochen 
wird im linken Musculus rectüs oder in der Linea alba. Die Gefahr 
einer Darmverletzung mit der stumpfen Nadel besteht nicht. Es werden 
1% bis 4 ] filtrierte Luft ein- und nach beendeter Untersuchung mit 
einem stärkeren Troikar wieder abgelassen. Wichtig zur Erkennung 
der Form etwaiger Verwachsungen ‚und der Konsistenz der Organe. 
ist. die ‚Umlagerung der Organe durch Lagewechsel der Patienten. 
Leber, Milz, Nieren sind die am besten zu diagnostizierenden Organe. 
Ferner können Netz- und Darmverwachsungen, das Mesenterium und 
. Mesocolon, das Zwerchfell sichtbar gemacht werden. Unzuverlässig 
zugänglich ist die, Gallenblase. Die Methode ist kontraindiziert bei 
allen akuten Entzündungs- und Verwachsungserscheinungen. Vorsicht 
und nur geringe Gasmenge ist bei alten Verwachsungen geboten. Die 
Methode erleichtert uns in vielen Fällen die Diagnose, ist ebenso un- 
gefährlich wie die Laparotomie, ersetzt diese aber nicht immer. 
FR | | Reißig. 


a: Ja Jena. | an 
"Medizinische Gesellschaft: Sitzung vom 2. April 1919. 
Wrede: Vorstellung einer vor fünf Jahren wegen eines Rund- . 
zellensarkoms des rechten. Darmbeins operierten Kranken. Darmbeir, 
Hüftpfanne-und horizontaler Schambeinast, M. iliacus- und- M. glutaeus 
medius und minimus wurden entfernt, Die Kranke -ist rezidivfrei ge- 
blieben und zeigt eine gute Funktion des Beins und der rezesierten 
Seite, obwohl weder Tumorkopf noch Trochanteren irgendwelchen 
Stützpunkt am Becken haben, | ma 
._.. Sehultz berichtet kurz über psychologische Leistungsmessungen 
. Au nervösen Kriegsteilnehmern (Neurasthenie, echte nervöse Erschöpfung, 


Psy chopathien, Grenzfälle, Kopfverletzte, Verschüttete, Gaskranke usw.), | 


die in einem Nervenlazarett der Westfront vorgenommen wurden. Er 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.40. ` 


20° Vereins- und Auswärtige Berichte. © `. 
Hamburg. DA a ER 


Hauptsymptomė , sind: Watschelnder Gang, Druck- 


porese in Betracht. Thera- 


. vollbringen "können. , 


. - w P A ea pE oa Da T -e 
ne Ai 2 2 2 + h E-N N a 
. En, ë sy r 
. - R : 2 Ba en 
“= ' 1 ! > + A - -e 
Fe - Pa * - ta 
ON Da Ir 
“ A Geh ENE" 
= ve r 
ca u “ w $: 
% R + 
-i F 
ar A =. 
s eN Pr R 
ee wer 


betont, daß es sich um Prüfungsexperimente im Sinne von ` 
.W. Stern, nicht um Forschuhgsexperimente’. handelt. Zur Test- 
prüfung wurden ‚verwandt: 1. Merken von. 4 sinnlosen Silben, 2. von” 
T Ziffern, 3. eines. Satzes von“10 Einheiten verschiedener Qualitäten, 
4. Reproduzieren: einer rückläufigen Reihe (Monate), 5._Lernversuch 
mit 10 Expositionen von 10 sinnlosen Silben, “6. Lernversuch mit 
.10 Expositionen- von :10 Sinnworten, alles mit 'akustischer Exposition: 
. und im Lernversuch 2 Minuten”Ablenkung nach jeder (Total-) Expo- ` 
' sition “einer -Reihe; Nachprüfung nach 5 Minuten und 24, Stunden, 
7. Zählen von kleinen e (zehnmal. 60) in. fremdsprachlichem Text. Viele _ 
Kranke wurden fortlaufend geprüft. Die Resultate „wurden zahlen- 
mäßig berechnet und nach verschiedenen Gesichtspunkten bearbeitet... 
An Kurven mehrerer Fälle zeigt Sch., wie deutlich bei dieser einfachen 
Versuchsanordaung der Einfluß ‘der Erholung objektiv abzulesen ist ` 
und. wie scharf sich Simulationsbestrebungen aus dem sonstigen Be- 
funde heräusheben, und;weist endlich auf die erhebliche psychothera- 
peutische Bedeutung solcher Untersuchungen hin, die es oft erlauben, 
deprimierten Erschöpften den Beginn der Erholung zu beweisen, ehe sie, 
subjektiv die'Erholung erleben. (Ausführliche Veröffentlichung erfolgt 
an anderem Orte.) ’ ee: ` | 


Diskussion. Abe] hat erhebliche Bedenken ‚gegen: die. In- g p | 
telligenzprüfung von Kindern zur Auswahl für den*„Aufstieg.der Be- .  " .. 


gabten“, R | on A ee z 
Schultz, (Schlußwort): Die, sehr wesentlichen von Herrn 

Abel geäußerten Bedenken werden dadurch für die vorliegenden 

Untersuchungen aufgehoben, daß. es sich um Testprüfungen. der mecha-. `.. 


‚tischen,. von Ende der' zwanziger Jahre physiologisch abnehmenden 


Psychofunktionen handelt, nicht um Intelligenzproben. -Im Rahmen `. 
einer solchen würde die Prüfung dieser mechanischen Funktionen nur | 
eine Prüfung nicht einmal sehr wesentlicher Art unter vielen anderen 
sein, die aber gerade bei kindlichem und jugendlichem Material sehr . 
wohl verwertbar ist. Der Ausfall einer einzelnen Prüfung an“und für 


sich und isoliert ist immer nur mit größter Zurückhaltung. zu bewerten; 


hier soll die von Sch. empfohlene Methodenkombination -nur als leicht 
durchführbarer Testversuch dienen, um die Objektivierung der-Beob- . 


‚achtung und die Vergleichbarkeit der Angaben zu erhöhen. Daß gerade 


intellektuell Hochstehende, wie Herr Abel für Kinder hervorhebt, 
solchen rein mechanischen Prüfungen gegenüber Hemmungen darbieten 
mechanische Leistungen bei offensichtlich Schwachsinnigen.  ı 0o 0o 
 Rößle: Multiple ‚Tumoren und ihre Bedeutung. Das Auftreten 

multipler Tumoren in gewissen Kombinationen ist kein Zufall. Es 

gibt Familien, in denen unter alternierender Vererbung auch alter- 
nierend mit bösartigen Geschwülsten ‚solche Fehlbildungen gehäuft auf- % 
treten. Zu- diesen Fehlbildungen gehören die Myome des Uterus, des _ 
Mägens und des Darmes, sowie der Nierenkapsel, ‘die Fibrome. der ` 


‚können, ist nicht selten zu beobachten, wie umgekehrt phänomenale, i 


 Nierenrinde, der Magenserosa, die Polypen des Magens, des Darmes ` 


und des Uterus, die Prostatahypertrophie, die gemischten Tumoren 
der. Nierenkapseln, die Lipome der Nieren und des Gekröses. In ty- 


 pischen Fällen kommen mehrere dieser gutärtigen Tumoren gleich- 


zeitig, und zwar mit höherem Alter in immer. größerer Zahl bei dis- 
ponierten Individuen vor. : Kür die konstitutionelle Bedeutung desge- 
häuften Vorkommens spricht die Häufigkeit gleichzeitiger Mißbildungen 
der Oberflächen der Organe, vor allem abnorme Lappungen von Lunge, - 


‚Milz, Leber und Nieren, schwerere Mißbildungen der Harnwege und - 


des Genitalschlauches, sowie Klappenanomalien, abnorme Sehnenfäden 
des Herzens und üüberzählige Arterien an Herz und Nieren. Bedeutsam 


ist ferner das gleichzeitige Auftreten von Krebs mit. solchen. Miß- 


bildungen und mit jenen multiplen Tumoren. : Unter 800 Fällen. von 
Häufungen einzelner "der obengenannten gutartigen Geschwüre fand 
sich in fast der Hälfte der Fälle- außerdem eine bösartige Neubildung. 
Dies legt den Gedanken nahe, daß alle drei pathologischen Ereignisse. 


eine gemeinschaftliche konstitutionelle Grundlage: haben; als solche 


dürfte am ehesten eine krankhafte Schwäche des Bindegewebes in Be- : 

tracht kommen. | FE a a S E nE Dem | 
Diskussion. Maurer regt die Frage an, ob nicht bei der 
Ausbildung multipler Tumoren Vorgänge innerer Sekretion eine Rolle 

spielen. - | E a a 
das Krankheitsbild der tuberösen Hirn- 


Ibrahim weist auf | 
sklerose als ein klassisches Beispiel multipler Tumoren hin. 
Rößle bemerkt, daß Tumoren innersekretorische Leistungen 
Dagegen feblen' Anhaltspunkte dafür, daß das 


G $ . = 5 ` ' = t 
, $ ” u re .. ` 
a :/ . n p A $ ” 
Rn 2 ae IE a. wis un 
es ` ' a a ` 
i ` x N - . 


_ warnt vor-Überschätzung einseitiger Methoden, -schaltet mit Rücksicht ` ki a en 
auf“ extrapsychische Komplikationen somatische Prüfüngen aus. und En 


2 


i $ - Pa 
f . .. z pou 
i ` S or 5 iA war . . ii 
¢ ' tx IR - ar Ja 
z > nF en Dre s er =r> 
E EN ge hen, L ee D : eY 
% EN: . 
z IVARS a . n x 


EERE 


EEE 


en Er 


D 


i A 
fa -= FR I E Bd r 
ia, 5 nk = we en 
Pt ge r aS ka . wa 

Be NE = = 
FELD NT 
. De pni BE Een Er Nee sA ae ` 


3a GS 
Se en 


"L 


SEEN 
Di 


Dose eris 
= = . ie 
> u ee 
ES E a RE ER E 5 
ET a a E A E G 


sr Ehi 
-e e er Tas = a, ER. 
wer ea Inn. 


Sowie 


Pace: 2027 


= ` 
ee 


vang 


.- 


sA kj AEE Kae Y ea a 

® >. e TA je Nas "i an 
u nn mern ih el Su wen 
EN TU SAND wre Ti Te yt 


G e SE Pi . " a E ri Pi 
. me 
N, DE en E E 
- P SU ka ‘ Bean, Wale “gr 4 ; 
ng a ne Phi we in 
SS a t Ae g e te e Er Die nei dan a ante SCH, 
ENTALTEN AZ a a 
Bin ee : 

a A RA { 


PETE UT z 


iania EEE IT TEEN TREE E 
% Py E i h , 


oem 


mn m 
~ . 2 : 


$ ' i * ? 
G .; t s š š R 
= ä Eh: 
= ~ EN ea - = z 
a a. e Ry TEEN AN er 
uni Teasa E S ir 2 ö 2 
FE LE FRE De" ul 
fne i er u Dein! Fi ar Fr a gn =: 
WE C. N urn game rer è 
N BEN aN N ee ru“ 
y aoa n 
men a v ot K 
an Fans Ka SD a en ie S E R 
i 
D Fi . w s . 


Sn men eg ey wurden, .- m. 
IE Ta Time ee Torra -a HAE. 
6 d -l i. 


pan 


EN 
X PR ~ - so . Er 2 -e 
tai O 650" 72 E 97 


= nn 
ze 


a ee Are > ~ 


Pr 


In} 
Me 3 
a 4 
Eee t fi 
R Ber gl 
rm Di 
BET, 
na 
= je A 
x ren} 
a IN 2 ix ei 
ig“ A on 
ERER Ü 
` „Ex K = 
s -œ h ”, $ , 33 i 
e I 
. ya a seo: 
By: erl 
E aata pif 
ar z aj F = 
Ar » ih 
. Ar 
r Or 
i tr y K 
EEEE EU Er 
Epb gg zi 
Bee 
ri ~J} f 
= JE A Dar; 
` LERS 4 H Tim 
5 See Rk E i ii 
m IHNEN T E 
0 Sad IN 
Di aR il 
> ie ; a 
tn HE DE 
re I q 
EER AEAT E EEH 
TEENUS E SE re 
2 Dar {a ' 
zei a E 
á i A 
KORE 
E Tasse ES Se 
ln u SERT 
Be I h i Pin, 
y ya: GEN \ 
nai v 
-oge i {. 
EN A 
G y al 
- N N 
pA un 
te. Ni 
P st, aw 
tyly ! N 
xi k 
i 
| 
E 


hu 


en rn aa 
Bo eat 


e 


Dn ak 


A a Kir- 
X . r E i $ KRIY sadi 

en a m zw EIEE Fe 7 Bu 5 
ae Pre Ja CET caran t% 2 y 


D Tan e 


nn a e l a TIL 


J i - a X en 3 y . 
REAL EA TLILN EN EESRÄ IFA TFF AUCH 
et Bet .- he ot 2 = wi - i K 


N 


s == - rmà s ab x 
nn S s > n ’ S r > nn = er 
u =a p> moapae aP Pa MW : EOS: s T mn en 7 qie n fa as At 
r z T an eh TREE —— he, A » MAA Du \ 
En I ri = nn ~ oT, ANETO: A Oer * A RE T . s Ban a! 
” n m — ei ai _ r x te rA > Nie, 4 se y >- r pe 
aa A = f 


i 
B. 
en 
f 
t 


Wachstum oder die Bildung von Tumoren durch Inkrete ausgelöst 
oder unterhalten werde. 

Lommel: Bradykardie mit Hypotonie. Eine Verbindung dieser 
Erscheinungen wurde neuerdings sehr häufig beobachtet. Die Puls- 
zahlen betrugen 36 bis 50, der systolische Blutdruck 70 bis 90 cm. 
Bei einem Teil der Fälle handelt es sich um Ödemkrankheit, Pulsver- 
langsamung und Blutdruckerniedrigung überdauerten sehr lange die 
Ödeme. Wo Ödeme nie vorhanden gewesen waren, lag die Annahme 
nahe, daß es sich doch um einen wesensgleichen Vorgang handele, 
zumal auch Eosinophilie bestand. Häufig fand sich Hypothermie; die 
Blutdruckwerte waren erhöht. Die Ernährungsschädigungen sind 
wichtig, doch nicht allein bedeutungsvoll. Depressive Einwirkungen 
auf das Nervensystem spielen eine große Rolle, und manches spricht 
für eine Sympathismusneurose. Innersekretorische Störungen mögen 
eine Rolle spielen, doch blieben organtherapeutische Versuche (Adre- 
nalin, Thyreoidin, Pituglandol, Keimdrüsenhormone) erfolglos. 

Diskussion. Kionka hat viele dieser Ödemerkrankungen 
gesehen. - Sie schienen fast überall mit Unterernährung zusammenzu- 
hängen, jedoch waren die Erscheinungen durchaus nicht bei den am 
meisten Unterernährten am schwersten. Gar keinen Zusammenhang 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 


Hinweis auf die Veröffentlichung v. Economo’s über die 
Wiener Epidemie, zugleich Betonung des Standpunkts, daß das durch 
aus neuartige Leiden keine gewöhnliche „Influenzaencephalitis“ ist, 
sondern eine Erkrankung sui generis. | Zr 


Sitzung vom 11. Mai 1919. 
Unger stellt einen Fall vor von Encephalitis leihargica, der 
der schwerste von drei im Frühjahr 1919 in der Universitätsklinik 
beobachteten Fällen ist. Der 21jährige Mann ist jetzt schon drei Mo- 
nate lang von tiefster Schlafsucht befallen; anfangs bot er Zustände 
schwerster Verwirrtheit, Rigor der unteren Extremitäten und kata- 
leptische Starre der oberen, lag dauernd in passiver Rückenlage, ließ 
Stuhl und Urin unter sich, ißt und trinkt nicht spontan. Die Lethargie = 
bessert sich allmählich, der geistige Defekt ist ausgesprochen. Er 
spricht spontan gar nicht, alle Wünsche gibt er durch ein lautes Ge; 
heul kund, nur auf gewisse Erinnerungsbilder reagiert er mit einem 
lachenden Grunzen.- Sein geistiges Niveau ist das eines etwa ein- 
jährigen Kindes. Lumbalpunktat: steril, auch nie Tuberkelbaeillen ge- 
funden, Druckerhöhung, Pleocytose. Wassermannsche Reaktion in 
Blut und Liquor negativ. Dauerndes remittierendes Fieber um 380. 


. damit zeigte aber eine Reihe von Fällen im Kriegsgefangenenlazarett 


in Ohrdruf, die durchaus nicht unterernährt waren, - 

Zange: Krankenvorstellung. Z. zeigt erneut eine 
Kranke, der vor fast vier Jahren von ihm eine hühnereigroße Hör- 
nervengeschwulst im Kleinhirnbrückenwinkel auf dem Wege durch das 
Labyrinth vollständig entfernt worden war. Diese frühere Patientin 
befindet sich auch heute noch wohl und ist arbeitsfähig. Berger. 


Rostock. | 
Sitzung vom 15. März 1919. 

Burchard: Die anaerobe Wundiniektion im Röntgenbild. Ab- 

gesehen vom Gasabsceß kann man im Röntgenbild zwei verschiedene 
Formen der Gasentwicklung in der Muskulatur unterscheiden. Bei der 
einen finden sich über das Gewebe verstreut flecken- und streifen- 
förmige Schatten, die oft schicht- und lagenweise angeordnet sind, oft 
dem Muskel ein schwammartiges Aussehen geben, Bei der anderen 
Form ist das Gas zwischen die einzelnen Muskelfasern eingedrungen 
und hat sie auseinandergedrängt, sodaß der Aufbau des einzelnen 
Muskels deutlich erkennbar ist (Fiederung). 
Die erste Form findet man nur bei der Infektion mit Bakterien 
der Gruppe des unbeweglichen Buttersäurebacillus (Fraenkelscher 
Gasbrandbaeillus), doch war daneben die Anwesenheit von Keimen aus 
der Gruppe des beweglichen Putrificusbacillus nachzuweisen. Die zweite 
Form wurde stets beobachtet, wenn Bakterien der Gruppe des beweg- 
lichen Buttersäurebacillus (des malignen Ödems usw.) allein oder in 
Gemeinschaft mit Bakterien der Gruppe des beweglichen Putrificus- 
bacillus beteiligt waren. Jedoch kann, besonders wenn eine Gefäß- 
verletzung oder starke Gewebszertrümmerung vorliegt, auch durch 
letztere Gruppe allein eine „Fiederung“ der Muskulatur im Röntgen- 
bild hervorgerufen werden. Demonstration von 70 Diapositiven. 


ç 


Sitzung vom 23. April 1919, 

Gursehmann demonstriert eine 35jährige Frau mit Ence- 
phalitis lethargica. Patientin der Frauenklinik, im zehnten Monat 
der Graviditäterkrankt. Zuerst Kopf-, Geniek- und Glieder- 

schmerzen. Dann rechtsseitige periphere Facialislähmung. Wahrschein- 
lich mit gleichseitiger Abducensparese, dann doppelseitige Oculomotorius- 
parese (inkomplett), Schluck- und Kauparese. Leichte Nackenstarre, 
geringes Fieber. Sehr auffallende beständige Somnolenz. Bei Versuch, 
sie zu fixieren, stupuröses Verhalten. Zugleich mit Ausbildung der 
pontinen Symptome mäßige Parese der Extremitäten, Fehlen der 
Achillesreflexe, kein Babinski; Romberg und leichte Ataxie des Ganges. 
Auffallend rascher, anscheinend ganz schmerzloser Partus 
(III-Para). Rasches Zurückgehen der Augenmuskellähmungen "und 
der Lethargie nach dem Partus. | 


Rundschau. 


Großer Decubitus. Keine Störung der äußeren Augenmuskeln, nur 
Anisokorie. | ie 


Stahl: Hemiplegia cruciata. Es wird ein Fall von Apoplexie 
vorgestellt, wo bei einer 64jährigen Patientin durch zweimaligen Insult: 
erst eine rechtsseitige homonyme Hemianopsie mit Aussparung der 
Macula und voll erhaltener Pupillenreaktion mit Parese des rechten 
Lippenfacialis, einige Tage später eine gekreuzte Lähmung des rechten 
Armes und linken Beines mit linksseitiger Störung der Schmerz- und 
Temperaturempfindung hervorgerufen wurde. Der erste Symptomen 
komplex wird auf einen Herd im Verlauf der Sehstrahlung, der zweite 
auf einen im Bereiche der Pyramidenkreuzung rechts von der Mittel 
linie bezogen und darin eine Bestätigung der von Wallenber g und 
Mauß auf Grund ähnlicher Beobachtungen gezogenen Schlüsse über 
den Verlauf der Pyramidenbahnbündel für Arm und Bein in der Me- 


| dulla erblickt. 


Stahl: Über einen ätiologisch interessanten Fall von Diabetes. 
Eine Patientin wird demonstriert, bei der infolge eines chronischen 
Stauungsikterus eine Choleeystenterostomie gemacht wurde. Dabei 
fand sich eine infolge Lues entstandene chronische Pankreatitis als 
Ursache der Gallengangskompression. Bald danach trat Diabetes aui. 
Es ist der Erfolg einer specifischen Behandlung abzuwarten. 


Sitzung vom 12. Juni 1919. | 

Felke demonstriert einen Fall von Arsenmelanose und Arsen: 
keratose, aufgetreten und kombiniert bei der Behandlung eines Lichen 
ruber verrucosus mit Neosalvarsan, Arsamon und Fowlerscher Lösung. 
Die Schleimhäute des Mundes sind an der Melanose beteiligt, zugleich 
ist das Blut beteiligt mit den Zeichen der sekundären Anämie W 
ausgesprochener Mononucleose. 

W. Müller: i. Vorstellung eines zwölfjährigen Knaben mil 
Osteogenesis imperfecta nebst Röntgenbildern. Erste Fraktur mit 
it/2 Jahren, später noch elfmal. Besonders betroffen beide Ober- und 
Unterschenkel. Besprechung des Wesens dieser seltenen Erkrankung 
und ihrer Unterschiede gegen Osteomalacie, Rachitis und Chondro- 
dystrophia foetalis. x 

2. Vorstellung eines sechsjährigen Knaben, bei welchem vor acht 
Tagen wegen cerebraler Radialislähmung die Korrektur der Hand- 
stellung nach E. Müller mittels eines implantierten freien Fascien- 
lappens aus der Fascia lata vorgenommen worden ist. 2 

3. Vorstellüng eines 48jährigen Mannes, dem im Januar esi 
Jahres wegen großen Sarkoms des oberen Tibiaendes (Spindelzellen- 
sarkom) die obere Hälfte der Tibia reseziert und aus dem Kniegelenk 
ende ausgelöst worden war. Implantation des oberen Fibulaendes in 
das Gelenkende des Femur. Demonstration der Röntgenbilder, mi 
deren bereits der Nachweis gelingt, daß die Fibula sich durch peti: 
ostale Knochenneubildung funktionell verdickt (funktionelle aa 

, . oral, 


Die neue deutsche Verfassung und die Volksgesundheit. 
Von 
Dr. W. Fischer-Defoy, Stadtschularzt in Frankfurt a. M. 


kann nun eine einheitliche Regelung der zahlreichen Fragen Se 
die schließlich alle in der einen gipfeln: Wie ist es möglich, die y 
kraft wieder auf diejenige Höhe zu bringen, die sie vor den% Be 


eingenommen, ja sie darüber hinauszuführen. Es kommt zun® 
Dadurch, daß das Reich nach dem Artikel 7 der neuen deutschen 


Vertassung die Gesetzgebung über die Bevölkerungspolitik, die Mutter- 


auf die zahlenmäßige Vermehrung der Bevölkerung an; wir könne 


. . . er 

= SE 3 X Re) ihrer trotz des anscheinenden Überschusses an Arbeitskräfte, wie a 
schafts-, Säuglings-, Kinder- und Jugendfürsorge sowie über das Ge- | augenblicklich besteht, nicht entraten, denn die Zeit wird wiederkomu@“: 
sundheitswesen hat, ist vielen Unsicherheiten ein Ende gemacht, Es ? 


in der wir Menschen dringend brauchen, wenn auch nicht WIE 


> . 


( >) 
( ~ 
A o TN > > 
Digitized by “OOQ C.. 755 


p notopfer gezeitigt. hat, 
A a a E f 


einerseits nicht zu einer wirtschaftlichen Erleichterung, andererseits. 
auch nicht dazu bei, jemanden anzuregen, Kinder in die Welt zu 
setzen. Auch Maßnahmen wie Steuernachlaß, ein Grundsatz, der die 
Einführung des Kinderprivilegs in den Gesetzentwurf für das Kriegs- ` 
dürfte nicht in die Wagschale fallen, weil die 


o Mutterschaft. Breslau 1917. u 


<) Reichswochenhilfe nach dem Kriege. Dresden 1915. o 


? 


diese Frage ließe sich lösen.’ Es ist der Jetztzeit und der Revolution 
unwürdig, noch immer derartige Vorurteile bestehen: zu lassen, wie sie 


erschwert haben; ihnen aber leistet der Artikel 
1) Die Vererbungslehre in der Biologie und in der Soziologie. 

` Jena 1918. gi f! PE S E 

2) Gesetzliche Zulagen für jeden Haushalt. Stuttgart 1916. 


das seelische und körperliche Gedeihen des unehelichen Kindes bisher 


121 mit seinen unvoll- ` ` 


+ 2 
u dis K EADE d aT a N 
P Ein ere AE FETT, 


Ir oo . 
2 le ch 


‚ 
ii n . i =, ' eat 
Ta WR saimn aa Dani . 
A ESE e A 
TEMMA aN T 2o 
pan 


Sae 


er 


Nr Pr fr 


; 
Š 
ET m aa u tn 


N S R re => ps | =, 
ET nn a nn 
DIT re 


TEENS 
„ie! NEL TS D 
zan Tee In 
ern; 
rn, N rer eg 


È iole 5..Oktober. 1919 — MEDIZINISCHB KLINIK — Nr. 40. = 0 1019. Di 2 
- „zu kriegerischen- Zwecken, so doch, um: Werte zu- schaffen, die zur | tatsächliche materielle- Hilfe "doch nur unwesentlich ist. -Als Erleich- ...:. Ali N 
ven -Festigung unserer Stellung unter den Völkern beitragen: können. Hand terung könnte, aber von den kinderreichen Vätern empfunden werden; - ee a np 
in Hand mit der zahlenmäßigen Vermehrung -muß aber die qualitative | wenn: sie bei der Deckung..der Kriegslästen geschont würden... Die ~ -05 Ze 
‘2... Verbesserung des- Volkes, die Hebung der Persönlichkeit des einzelnen | Eltern an den Verdiensten der minderjährigen Kinder teilnehmen. zu. ` 8 BH f 4 
= gehen; minderwertige Menschen. müssen verhindert werden, ihre Eigen- | lassen und ihre Ansprüche gesetzlich, zu regeln, ist ein Vorschlag Be. h fi 
(i schaften auf Nachkommen zu vererben, Schädlinge unschädlich gemacht | Zieglers"), der nur denjenigen zugute kommt, deren Kinder schon :  : SH a a 
a werden. Der Staat hat die'Pflicht, dafür zu sorgen, daß von jedem | vor der Mündigkeit ein eignes Verdienst haben. Jene zahlreichen, - es n Ta 
i} Individuum .die Fährlicbkeiten ferngehalten werden, die-sein ‚Werden | besonders den Beamtenkreisen angehörenden ‘Väter, deren Kinder ein Fr SEE 47l 
= ` beeinträchtigen, sein Dasein erschweren, seine Fortpflanzung in Frage | Studium ergriffen haben ‚und vor. der Mitte ‘der zwanziger Jahre nur - . BER HT: 
i -~ 7 stelen. . N = ° `.” | ganz ausnahmsweise Einnahmen haben, würden keinen Vorteil davon _ :; rs pE 
i Es ist mit Freuden zu begrüßen, ‘daß die neue Verfassung ein | genießen. Der einzige ‚gangbare ‚Weg ist ‚der, den kinderreichen Fa- Tar i 
=  - besonderes Augenmerk. auf; die Mutterschaft und ihren Schutz | milien laufende gestaffelte Unterstützungen zuteil. werden zu.lassen.- a z pal i 
2... gerichtet hat. Artikel 119 sagt: „Die Mutterschaft hat Anspruch auf | Die hayrische Verkehrsverwaltung hatte 1917 einen Plan ‚ausgearbeitet, -~ . Sn Eh i 4 
4 den Schutz und ‚die Fürsorge des Staates.“ Über die Art und. Weise nach dessen erster, vorbildlicher Fassung die Beamten: für. jedes dritte er i 3 
P dieses Schutzes unterrichtet uns Artikel 161, der ein umfassendes Ver- | Kind’ Erziehungsbeihilfen -von jährlich 100—200 M erhalten sollten. a i a 
A sicherungswesen verheißt, das den Mutterschutz einschließt. - Andere -| Die Beiträge waren gestaffelt: während die Ledigen. mit 5.% ihres Ein- LTE E EN, 
y - . Länder sind úns in. dieser Beziehung yorangegangen. Die italienische |' kommens. abgabepflichtig waren, brauchten die Verheirateten mit Kin- = \ > EAP Pi 
i. - Mutterschaftskasse, durch ein Gesetz vom 17. Juli 1910 ins Leben ge- | dern nur 0,5% zu zahlen. Nur zwei von den zur. Durchführung des nl E i i 
ii: rufen, bezweckt, den Müttern durch eine einmalige Unterstützung‘ über Planes notwendigen zehn. Millionen sollten die Versicherten tragen; ee oeg oi i | 
% die Ausgaben, die die Entbindung hervorruft, hinwegzuhelfen. Es ‚wird | der Rest wurde vom Staate beschafft. Die französische Kammer hat. Pa dy $ i 
. je nach dem Alter der versicherten weiblichen Personen. ein ‚Beitrag. | sich vor. einigen Jahren mit.einein Gesetzentwurf von Bénazet bes a | 
j von ibis 2 Lire erhoben. Die. Unterstützung beläuft sich auf die | faßt, der einmalige Beihilfen für- die Kinder, zahlbar. ein Jahr nach der - I ual 3 Ral 
E Summe von 80 Lire im Falle einer Entbindung. Die staatliche Mutter-. Entbindung, verlangte, und zwar für das erste ‘und. zweite Kind je | i? 5i 
£ . schaftskasse Frankreichs zahlt bei 3 Franken Jahresbeitrag .48 Franken | 500, für das dritte 1000, für das vierte 2000 und für jedes folgende °:... Pe d A i 
i -Entbindungsgeld, wozu noch 10 Franken Stillgeld. treten können. Die | je 1000. Franken. Außerdem sollte‘ jeder Vater, der vier lebende — >c o5 Be 
7 deutsche Reichsversicherungsordnung bezweckte bisher weniger die Er- | Kinder großgezogen hatte, eine Prämie von 2000 Franken .erhalten. ie 
i leichterung der Entbindungsunkósten, als vielmehr eine Schonung. der | Die ersterwähnten Prämien können aber leicht dazu führen, möglichst ; | =- | 
ö Frau vor und nach der Niederkunft. Mütter, die bereits sechs Monate | viele Kinder in die Welt zu setzen, sie über das erste Jahr hinweg-. Ei a “Ertl 2 | 
$ versichert waren — diese Bedingung fällt hoffentlich bei einem neuen | zubringen und dann zu vernachlässigen. Wahrscheinlich würden. sie en Re Ñ; fi 
i Gesetze —, haben Anspruch auf ein Krankengeld für acht Wochen, von | in vielen Fällen. dazu “dienen, ° eine durchaus minderwertige .Nach- _ en lieh Ya 
7 denen mindestens sechs in die Zeit nach der Entbindung fallen müssen. | kommenschaft großzuziehen und das Proletariat zu vermehren. Dem- >>- ee rar 
“ -Diese Vorteile kommen aber nur den Versicherten zugute. Es sind |: gegenüber scheint das Verfahren der Erziehungsbeihilfen, mögen sie en a EEE 
: : Von verschiedenen Seiten Vorschläge gemacht worden, wie man allen, | nun als Kinderrenten zur Auszahlung kommen, wie Schmittmann ` Be o | 
= ' auch den nicht dem Versicherungszwange unterliegenden Müttern ihre | in seinem ‘System der Reichswohnversieherung (Stuttgart 1917) vorge- el ii 5 
Schwere. Zeit erleichtern kann. Der Rosenthalsche Vorschlag 1) | schlagen hat, oder als gesetzliche. Zulagen für jeden Haushalt, wie . OZEHl 3 | 
» läuft darauf hinaus, jeder Mutter ohne Ausnahme zwölf Wochen lang | Zeiler), erhebliche Vorzüge zu haben. . Bei der gesetzlichen Rege- © © © boo poy y ji 
"ein tägliches Schwangeren- beziehungsweise Wochengeld, dessen Höhe | lung ist aber großer Wert darauf zu legen, daß zu gleicher Zeit auch . ee 
er seinerzeit auf’ 1,50 M festsetzte, zu gewähren, das aber nur zum | die Kinderlosigkeit und Kinderarmut belastet wird, sei- es durch Sonder- . ` D rh i ji 
2 . ‚Teil in bar, hauptsächlich in Gestalt von Anweisungen auf Milch, Nähr- | besteuerung des Vermögens und Einkommens, sei es durch’eine Ände- . as ba { RT 
x mittel, Wäsche zur Verteilung kommen soll. Beitragspflichtig soll jeder | rung des Erbrechts in.der. Gestalt, “daß der Anteil des Staates um‘so ar {il : | 
Mann, jede Frau im Alter von 18 bis 50 Jabren sein, wobei die Be- | größer wird, je, weniger Kinder vorhanden sind. Die:Bestimmunger re: il 
mittelten besonders besteuert werden. Mayet?) wollte nur die .im | der Verfassung lassen jedenfalls weite Möglichkeiten offen, die Lage ooo. z 4 Ei 
gi ' gebärfähigen. Alter (von 18 bis 45 Jahren) stehenden Frauen zu wöchent- | der kinderreichen Familien in jeder- Weise günstig zu gestalten, as ©. rar; M 
Er | lichen Beiträgen von 20 Pfennigen herangezogen wissen. Es ist wünschens- auch äußerlich insofern: einen Erfolg haben dürfte,. als Kinderlosigkeit Bi En t; J iy 
j wert dag die Mutterschaftsversicherung eine allgemeine, zwangsläufige wird, nicht mehr als Erschwerungsgrund für Stellenbewerbung angesehen =>  , .. EE LAG ' 
> daß im demokratischen Staat auch jede Mutter Anspruch auf Fürsorge |‘würde. Nur darf man: den Vätern kinderreicher Familien nicht die > ~ o EAR ihi 
5 hat, wobei aber eine Abstufung der Beiträge nach der Steuerklasse | ganze Sorge abnehmen. Das könnte einen. wenig -heilsamen Einfluß I ae ji ; 
unter Berücksichtigung der .Kinderzahl ratsam wäre, ohne daß diese | auf den Ehrgeiz einzelner haben. p dr e E E S a Ban DE 
yooo ne auch einen Einfluß auf die Höhe der Auszahlung, die eìn- Die Bestimmung, welche die Mutterschaft unter staatlichen Schutz . E E Ye 
y “eeh bleiben muß, hätte. . | 7 stellt, schließt auch die unehelichen Kinder ein, die bisher eh: 
P =. n „Bei der Mutterschaft ‘ist die Verfassung nicht stehengeblieben. -| recht ungünstig gestellt waren. Der Artikel. i21 sichert ihnen die. . kaar e Pilo 
g- ` »Bie Reinerhaltung, Gesundung und soziale Förderung der Familie ist | gleichen Bedingungen für ihre leibliche, seelische und. gesellschaftliche . 5 I pa 
5. Aufgabe des Staates und der Gemeinden. Kinderreiche Familien haben | Entwicklung wie den ehelichen zu.. Schon während des Krieges waren nk) 
Anspruch auf ausgleichende Fürsorge“ (Artikel 119). Die kinder- | Ansätze zu bemerken, daß. man bestrebt war, ihre Lage zu verbessern, ROSS ETE 
í relchen Familien sind auch noch besonders in Artikel 155 er-`| indem man sie an der Wochenhilfe, an der Spende für Säuglings- und... will aik 
k wähnt, der ihnen eine staatliche Unterstützung in der Sicherung einer ‚Rleinkinderschutz teilnehmen ließ und der Staat ihnen Kriegsunter- = <` ua | 
j Ihrem. Bedürfnisse entsprechenden Wohnung verheißt. Die.gesetzliche | stützung zubilligte. Ist im Artikel 121 aber wirklich alles geschehen, : ' . ak ATED 
Berücksichtigung ‚der kinderreichen Familien ist durchaus eine Neue- |' um ihre Lebensverhältnisse denen der ehelichen Kinder gleichzustellen RE; 
p rung; ihre wirtschaftliche 'Lage zu verbessern, bemühen sich die Sozial- | und dazu ‚beizutragen, daß ihre Todesrate nicht ‚mehr wie bisher M aRt t LS 
po  hygieniker seit langem, von der richtigen Erkenntnis ausgehend, daß | wesentlich ungünstiger verlief als die der anderen? Die ungarische PR: Bi t i 
A dem Staate mit Zweikinderehen nicht gedient ist, da sie nicht genügen, Sowjetregierung hat kurzerhand erklärt, daß es für sie kKeine-unehe- ._ Se dl: 3 
ee Er ER ‚natürliche Abnahme der Bevölkerung ‘auszugleichen. Je größer ‚lichen Kinder mehr gibt. Es ist keine Frage, daß die unglückselige °. rl]: 
j o inderzahl, desto mehr häufen sich für den Vater die Schwierig--| Lage der außerehelich Geborenen nur. aus der. Welt geschafft werden ` ar Di . 
; n ihrer Aufzucht. Das wurde während des Krieges dadurch än- | kann, wenn eine Gleichstellung -mit den ehelichen nicht nur in leib- nee Ist 
u nn .daß man von dem Prinzip der Bezahlung der Beamten nach licher, seelischer und gesellschaftlicher, sondern auch in rechtlicher | wa er: 
nn jenststellung, ungeachtet der Zahl der von. ihnen. Versorgten, Beziehung ‚stattfindet: Eine Schwierigkeit macht die Namengebung;.es - : T | : 
B smg, und die Teuerungszulagen nach. der Kin derzahl staffelte. geht nicht an, daß die Mutter einen anderen Namen als das Kind trägt. i Sr ER 
a rtillons Vorschlag ging bekanntlich dahin, den kinderreichen In Ungarn ist den Beteiligten hierin Freiheit gelassen worden. Doch a Epy 
âtern ein Mehrstimmrecht zu verleihen. Eine solche Maßnahme trägt er ; i 5 
makpi 
u RG 
t 


= mu 
we 


ae ”_ \ ELLE 
TURURRRR s mn tn er Den Bl a ae 
a re pt e Xa ee ` 


nn 


E- 


Er Seat Sha 
_ 
er 


-ea een 


4 “-_ a ~ 
TOATE E TTIR en ann 
Se Oa en en 


= tra ERBETEN “.'_, = 
EEE SN AR 


PERS N 


fr Sr TA ca A 
„i m — > . -n 
T tr, 
- b 5 i 
= È E 
ks 
ana p Je 5 - 
= en 


- - - n aufm, 2 n Kon en in -om - 
o een unge 
. ? s z ~ 


1020 


kommenen Bestimmungen, an denen auch nichts ändert, daß der un- 
ehelichen Mutter der Titel Frau zuerkannt wurde, Vorschub. 

Das Aufwavhsen der Jugend behandelt Artikel 120, der 

die Erziehung des Nachwuchses zur leiblichen, seelischen und gesell- 
schaftlichen Tüchtigkeit als oberste Pflicht und das natürliche Recht 
der Eltern hinstellt, aber betont, daß über deren Betätigung die staat- 
liche Gemeinschaft zu wachen hat. Näheres bringt der Artikel 122: 
„Die Jugend ist gegen Ausbeutung, sowie gegen sittliche, geistige und 
körperliche Verwahrlosung zu schützen, Staat und Gemeinden haben 
die erforderlichen Einrichtungen zu treffen“ Ein Zusatz besagt, daß 
Fürsorgemaßregeln im Wege des Zwanges nur auf Grund des Gesetzes 
angeordnet werden können. Das Reich behält sich ausdrücklich die 
Gesetzgebung über Kinder- und Jugendfürsorge vor. Zeitungsnach- 
richten zufolge ist der Entwurf eines Jugendwohlfahrtsgesetzes bereits 
ausgearbeitet. Es ist dringend notwendig, daß nicht nur die Fürsorge 
für Gefährdete staatlich geregelt, was schließlieh oft nur eine negative 
Maßnahme bedeutet, sondern auch, daß im Positiven etwas geleistet 
wird, indem die ganze körperliche und geistige Erziehung, die ganze 
Entwicklung der Jugend Gegenstand staatlicher Beaufsichtigung wird. 
Jugendämter gibt es bisher nur in verhältnismäßig wenigen Städten; 
sehr oft sind sie völlig vom Wohlfahrtsamt abhängig, was keineswegs 
immer ein Vorteil ist. Sie sollten das ganze Gebiet des Jugendschutzes, 
der Jugendfürsorge und der Jugendaufzucht in großzügigster Weise in 
sich vereinen, Durch Einführung der Pflichtfortbildungsschule, die 
Artikel 145 verheißt, ist die Möglichkeit gegeben, die Erziehung der 
Jugend von ihrem 6. bis 18. Jahre unter staatliche Obhut zu bringen. 
Das würde besonders ihrer körperlichen Kräftigung zum Vorteil ge- 
reichen. Bisher hatte nur ein ganz geringer Bruchteil der Schul- 
entlassenen Gelegenheit zu Leibesübungen. Gerade die Zeit des zweiten 
Längen- und des nachfolgenden Breitenwachstums aber bedarf einer 
ganz besonderen körperlichen Anregung, die im Alter von 15 bis 
17 Jahren, wo die Berufsarbeit leicht nachteilige Folgen für die spätere 
Entwicklung zeitigt, vorzugsweise in Spielen und Wandern, daneben 
auch in geregelten Turnübungen ihren Ausdruck findet. Über das 
geistige Wohl der Jugend wacht Artikel 118, der zur Bekämpfung 
der Schund- und Schmutzliteratur sowie zum Schutze der Jugend bei 
öffentlichen Schaustellungen und Darbietungen gesetzliche Maßnahmen 
für zulässig erklärt; ferner aber wird, was bei der Überschwemmung 
der Kinos mit Schundfilms, die seit der Revolution sehr bedenkliche 
Formen angenommen hat und eine hochgradige Gefährdung der Jugend 
bedeutet, die Einführung der Zensur, die im übrigen abgeschafft ist, 
für Lichtspiele ausdrücklich gestattet, 


Für das spätere Alter soll nach Artikel 161 durch ein um- 


fassendes Versicherungswesen gesorgt werden, das außer zum Schutz 
der Mutterschaft, wie wir oben sahen, zur Erhaltung der Gesundheit 
und Arbeitsfähigkeit, zur Vorsorge gegen die wirtschaftlichen Folgen 
von Alter, Schwäche und Wechselfällen des Lebens dienen soll. 
Ausdrücklich wird dabei die maßgebende Mitwirkung der Versicherten 
anerkannt. 

Man hätte unter den 20 Gegenständen des Artikels 7, über die das 
Reich die Gesetzgebung hat, gern auch das Siedlungs- undWoh- 
nungswesen gesehen. Nun besagt Artikel 10, daß das Reich im Wege 
der Gesetzgebung Grundsätze aufstellen kann für das Bodenrecht, die 
Bodenverteilung, das Ansiedlungs- und Heimstättenwesen, die Bindung 
des Grundbesitzes, das Wohnungswesen und die Bevölkerungsverteilung. 
Diese Fassung, die Sondergesetze der Bundesstaaten nieht ausschließt 
und nur gewisse Richtlinien dem Reiche vorbehält, wäre unbefriedigend, 
wenn nieht Artikel 155 recht wichtige Bestimmungen im Sinne der 
Bodenreform enthielte, die auch dem Streben nach Dezentralisation 
des großstädtischen Wohnens entgegenkommen. Die Überwachung der 
Verteilung und Nützung des Bodens soll von Staats wegen in einer 
Weise stattfinden, die Mißbrauch verhütet und dem Ziele zustrebt, 
jedem Deutschen eine gesunde Wohnung und allen deutschen Familien, 


besonders den kinderreichen, eine ihren Bedürfnissen entsprechende 
Wohn- und Wirtschaftsheimstätte zu sichern. In diesen Worten ist 
Gesundung unseres gesamten Wohn- 
Ob allerdings ein Bodenwucher ein 
für allemal durch die Bestimmung, daß Grundbesitz, dessen Erwerb zur 


ein Programm enthalten, das eine 
wesens zur Folge haben kann. 


Befriedigung des Wohnungsbedürfnisses und zur Förderung der Sied- 


lung nötig ist, enteignet werden kann, verhütet wird, bleibt abzuwarten 


j ä j Ü j Inung sein, daß 
cht zu unterschätzendem Einfluß dürfte die Anorc S 

rung des Bodens, die ohne eine Arbeits- oder Kapital- 
aufwendung auf das Grundstück entsteht, für die Gesamtheit nutzbar 


zu machen ist. 


en 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 


Pathologische Anatomie und Heilkunde, 


Von 


Georg B. Gruber. (Schluß it Nr. 9) 


Lassen Sie mich zum Schluss noch kurz einige Ziele um- - 
reißen, welche die pathologische Anatomie heute als forschende 


Disziplin vor sich gesteckt sieht. ET 
Virchow hat die Cellularpathologie als eine 
biologische Wissenschaft aufgefaßt; als eine ihrer 
Grundlagen diente die morphologische Betrachtungs- 
weise und dient ihr noch. Freilich ist unsere Speziell patho: 
logisch - anatomische Arbeit oft nur einem Ziselierwerk an dem 
Großen zu vergleichen, das bereits von älteren Pathologen 
geschaffen, Allein mit diesem Ziselierwerk, mit der Ausbeutung 
von Einzelfällen und besonderen, seltenen Formbefunden sollen 
und dürfen wir uns nicht begnügen. Wir müssen weiterschreiten, 
Noch ist das morphologische Gebiet meines Erachtens noch lange ` 
nicht erschöpft. Die experimentelle Betätigung im Sinne der 


_ Entwicklungsmechanik, die experimentelle Erforschung von Krank- 


heitsstadien, von Pathogenese und Histogenese läßt noch manche 
Frage zu. Genug der Rätsel bieten uns noch die Mißbildungen, 
deren Studium mehr und mehr auf früheste, vielfach wohl keim- 
wertige Entwicklungsstörungen hinweist und ein Verständnis für 
manche tumorartige Fehlbildung anbahnt. Die Frage der Regene- 
ration, der Eigentümlichkeiten des Gewebs- und Organwachstums 
unter verschiedenen Bedingungen, die Gewebsanpassung und 
Gewebsumbildung sind noch nicht restlos klar. Bieten dooh 
sogar Einzelheiten der Callusbildung nach Knochenbrüchen noch un- 
durchsichtige Seiten, deren Klärung der Heilkunst erwünscht wäre, 
Die vergleichende pathologische Anatomie 
und Pathologie wird uns sicher auch noch allerlei Erkennt- 
nisse vermitteln. So hat sie uns in den letzten Jahren inter- 
essante Tatsachen zu der Geschwulstlehre vermittelt; ich erinnere 
hier an den Befund Fibigers!) dem es gelungen ist, durch 
Verfütterung von Schaben an Ratten im Magen der Versuchstiere 
teils präcanceröse Entzündungen, teils richtige Papillome, teils 
mächtige Geschwülste zu erzeugen, die sich als destruierende und 
metastasierende Krebse entpuppten, Dieser experimentelle Befund, 
der wohl auf ein Gift der in den Schaben sehmarotzenden 
Würmchen des Genus Spiroptera zurückgeführt werden muß, ist 
vielleicht geeignet, neue Fingerzeige über die Richtung zu geben, 
in der man forschen muß, um das Geheimnis sogenannter Krebs- 
bezirke zu lüften. Auch das von Rous und Murphy 
gefundene fragliche Spindelzellensarkom eines Huhns sel nicht 
vergessen, das sich in einer ganz unheimlichen Weise als über- 
tragbar erwiesen hat, auch wenn das Übertragungsmaterial erst 
getrocknet oder durch Porzellankerzen filtriert war. Ich habe 
solche Tumoren, die vom Rousschen Material abstammten, 
selbst gesehen und den Eindruck aus dem histologischen Anblick 
gewonnen, daß hier noch manche Knoten zu lösen sind, ehe wi 
entschiedene Stellung dazu nehmen können. Vor allem schien 
mir die Abgrenzungsmöglichkeit dieses Tumors von der einer 
chronischen Granulationsgeschwulst noch recht unsicher. Das war 
allerdings- schon vor Kriegsbeginn. Vielleicht ist inzwischen die 
gewünschte Klarheit bereits erreicht, mir aber unbekannt gebus 
was bei der Ermangelung ausreichender Bibliotheksmittel vielleic 
verziehen werden kann. Das Studium der nicht so Ba 
Hühnertumoren überhaupt, das gegenwärtig von Les $ 
länder in Heidelberg besonders eifrig betrieben wird, ha Fir 
im Haushuhn ein neues, wohl besser geeignetes Versuch 
Übertragungsexperimente und für die Prüfung therapeu 
Einflüsse erkennen lassen. ‘Jer der 
Wie Lubarsch°), einer der kritischsten Beurte in 
modernen pathologischen Anatomie, in einem höchst lesensw N 
Aufsatz über unsere jetzige Stellung zur Cellularpatholog wo 
führte, hat sich die Cellularpathologie auch dort behauptet, E 
: $ tsachen verblasse 
man glaubte, sie vor humoralpathologischen Tatsache IIerlei Be- 
zu sehen. So haben sich in den letzten Jahrzehnten ame 
ziehungen zwischen Stoffwechselanomali Ken 
kalistischen Organveränderungen erge en aftektion, 
an das Symptom der Polyurie bei mancher Hypon y hie 
an den Pankreasdiabetes, an die adipöse Genitaldys erinnert! 
Schädigung der hinteren Abschnitte des- Hirnanhanb” 
Solche Ergebnisse spornen zu weiteren Bemühungen 


1) Fibiger, Zeitschr. f. Krebsforschg,., Bd. 13, S. 27. 
3 Rous, Journ. of experim. med., Bd. 10. _ 
35 Lubarsch, Jkurs. f. ärztl. Fortbild. 1910. 


Digitized by Google a 


der. allgemeinen und speziellen Pathologie‘ nach Schätzen zu 


gebilligt. Ich meine also, daß wir alles, was. möglich ist, den’ organi- . 


De RN — em mat Pi ~ i i 2 io Sal ? en e i z > T $ „er a S 2 F 5 
= 5 = 2 ir a E . ` i a B fa Ga a = y Š A zi en FR, al, RER 
SE . ` < Re: et Er Le : = . u Be: 196: 9 
re \ et ý FE Be Bit BH 
i f u - f S = 2 ER es le . & BE a 1 ee ECT. 
ER Be en u: £ ee ee we I a A a ee ae a a a hr 
~a = ” E EINE An E aa TLA a S Pen, 
"5. Oktober..  - : 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 40. „1a i 
` - 2 ; ` Í N e e 5 2 r l E" x l z i ar ae x i p E $ A .. A o > i l 2 Be IR e F a 
Natürlich‘ wäre aber ‘der unvernünftig, der sich darauf |; mehr geachtet wurde als die Neutralität des Landes. Der Tölpel mit  ... ..: “il iT 
kaprizièren wollte, nur mit den alten einfachen Färbemitteln, also | dem Titel Kaiser hat uns- erst bestohlen und dann verleumdet, und . `: ESES PEI: 
- "mit der rein morphologischen Betrachtungsweise auf dem Gebiete | dieser große Schauspieler hat alle Verbrechen in'unerhörter Weise `. =o $- zH prh 
; 3 mri a.. 
; ANS C ap 
t 


-eines lebendigen Ganzen tun lassen. 
‘weiteren Ausbau dieser Forschungen auch der eine oder anderè- 
dunkle Punkt noch klarer, z. B. warum mancher Organismus auf 
Reize in besonderer Art reagiert, mit anderen Worten, warum er 


: these und Disposition betrifft, so verdienen sie ‚unter 
Abwägung der Organbeziehungen ` zueinander recht vorsichtig 
‚studiert zu werden, FR a 


: der Zelle neue Wege zur Erlangung neuer Erkenntnisse be- 


` Anschauungen über die Zellfunktionen weiter ausgebaut und wird 


größerer Tragweite ist, als manch ein Arzt: glauben ‚mag. Ich 


 andallgemeinen pathologischen Anatomie, so- 
"wie ihrer Grenzbeziehungen zur allgemeinen 


‚der holoptischen Methode der Organbetrachtung 


 Organverschiebungen. Bei der metoptischen Sektionsmethode zer-. 
‚stört man ja die Zusammenhänge und hat nicht die Möglichkeit, 


zu ‚arbeiten. Wie es-Virchow vorgeschwebt, so' führt unsere 
Disziplin den Forscher mehr und mehr zur pathologischen Physio- |. 


, des Lebens. | 
Sache des Sterbens zu ergründen suchen analog dem Paulini- 
. schen Wort’): | Be 


-Lub arsch. — 3) Lubarsch, Jkurs. f. ärztl. Fortbild. 1918, S. 81. — 
> 1. Brief an die Korinther 15; | eh 


.graben. . Die Wissenschaft ist fortgeschritten ünd hat- in’ der |. 


chemischen und physikalischen. Erforschung 


schritten. Auch uns stehen diese Wege offen. Ihre Beschreitung. 
hat uns schon allerlei Zellfermente kennen gelehrt, unsere 


uns hoffentlich auch noch freiere Blicke in diese feine Organisation 
Vielleicht wird uns im 


eine besondere Konstitution?) hat, oder warum er durch äußere 
Einflüsse besonders stark gereizt werden kann, ‘wiederum: mit 
anderen Worten, warum er einer besonderen Disposition unterliegt. 
Was gerade die Fragen der Konstitution, der Dia- 


Schließlich kann ich es nicht unterlassen, hier auch jene 
ewig junge Aufgabe zu erwähnen, .die uns nie. verkümmern soll 
und die gerade für die ausübende Heilkunst ganz zweifellos von 


denke hier an die nicht ernst genug zu nehmende Aufgabe 
der Belehrung und klaren Unterriehtunginden 
Grundlagen und Neuforschungen der speziellen 


Pathologie überhaupt. So helfen wir gewiß dem Ver- 
ständnis für pathologische Physiologie, ohne das die Heilkunst zu 
einem unsicheren Tasten und Versuchen herabgewürdigt wird. 
Mit -Recht hat Lubarsch2) auf den Wert hingewiesen, der in 


bei den Sektionen: und in der .holoptischen Präparatanfertigung 
für Lehr- und Demonstrationszwecke liegt. -Dies mag vor allem 
von Fällen mit Exsudaten, Blutergüssen oder Gasaustritt in Körper- 
höhlen gelten, beispielsweise für den Pneumothorax mit seinen 


bei Demonstrationen von Präparaten gerade die für das Verständnis 
der ‘veränderten Funktion so wichtigen Nachbarbeziehungen der. 
Organe nachzuweisen. © 7 ' m | | 

Wir beschränken uns durchaus nieht darauf, nur anatomisch‘ 


logie hin. Unser heißes Bemühen gilt ja ebenfalls dem Rätsel 


Und wenn wir am Leichentisch stehen nnd die Ur- - 


"„Iloö cov, Havare, tò xEvrood“, 
„Tod, wo ist dein Stachel“, 


80 treibt uns dazu doch der Drang nach dem Leben, treibt. uns | 


dazu neben dem wissenschaftlichen Spürsinn der frohe Wunsch, 


- der Heilkunst lebendige Dienste zu erweisen. 


` 
a 


1 


Belgische Ärzte.“ | 


. Eine größere deutsche Buchhandlung hatte in einem gedruckten 


. Rundschreiben bei ihren früheren- Kunden, von denen sie durch den 


Krieg getrennt worden war, angefragt, ob`es in.ihrer Absicht läge, die. 
durch den Krieg unterbrochene geschäftliche Verbindung wieder auf- 


zunehmen. Zugleich hatte sie eine Abrechnung üüer die von, der Vor- 
~ Kriegszeit: herstammenden Verbindlichkeiten überreicht. 


. Dieses An- 
schreiben wurde auch an zwei belgische Universitätsprofessoren: ge- 
Sendet, zwei langjährige Kunden, die in Friedenszeiten ihren gesamten, 
ziemlich umfangreichen Bedarf an deutschen Büchern für den eigenen 


‘ Gebrauch und den der Universität von ihr bezogen hatten. Als Antwort 


schrieben diese beiden Herren in Übersetzung das Folgende: Ä 
„1. „Ich‘ übergebe Ihren Brief dem Ministerium mit’ der Bemerkung, 


daß die WMiversitätsbibliothek von den deutschen Soldaten geplündert 
~ und beschmutzt worden ist, daß das Privateigentum von ihnen nicht 
nn i À : 


| J „Konstitution und Disposition“ definiert nach 
55. ' 


\, 


| achtung und unseren Haß zum Ausdruck bringen“ 


. dert, gebrandschatzt und wehrlose Frauen und Kinder gemordet haben.“ 


' Schmäher liegt die Vorstellung, die uns den Schlüssel gibt. Diesen © ~; .. X 
‚finden wir in dem unbewußten Drang, auch für das innere Gemüts- und ee 


‚Rhein durchgefülirt haben. So, wie sich die Leiter der vereinigten `- 


‚eines ‘schönen Tages Rache an seinen Peinigern nimmt, so erscheint.“ , 7 


| zum Beschluß erhobene Antrag Nr. 271 hat zu Mißverständ- . '. .. -En 


Biologie gegeben wird durch Erteilung von Lehraufträgen es 
für vergleichende Biologie mit Bereitstellung von Ei) 
vorhandenen Kliniken, Pölikliniken- und Kranken- . ab 

‚häusern für die Behandlungen nach den biologi- © ssi r 
schen Heilmethoden, wie sie unter den Bezeich- > u F: ; 

nungen „Naturheillehre und Homöopathie“ sehon- — e s Karini 
lange in weiten Kreisen: der Bevölkerung‘ geschätzt sind. Diese von. gi 
den Abgeordneten Dr. Faßbender (Zentrum), Dr. Weyl(U:S.P.D.) Faire 

und Zimmer-Breslau (S.P.D.) beantragte Erklärung wurde -mit 17 ,. untl äk 
gegen 9 Stimmen gutgeheißen.  - > -to u a per f: 
D Aus diesem Beschluß, der den Studierenden „Gelegenheit zum `œ . ili 

. Studium der Medizin auf der Grundlage der vergleichenden Biologie“ = © > < O E3yẸ 
geben will, erhellt jedenfalls so viel, daß mit den Stimmen der beiden > . -§ i 

: sozialdemokratischen Parteien und des Zentrums beschlossen worden S RI, 
ist, an den Preußischen Landesuniversitäten eigene -=o © iE g 
Abteilungen mit Lehraufträgen einzurichten, zu dem. Poa ai 
Zwecke, Homöopathie und Naturheilverfahren: 'zu lehren. Es. handelt DEE: HS i 
sich bei dem Antrag um nicht mehr -oder weniger .als um die grund- | a 
sätzliche Gleichstellung der wissenschaftlichen Medizin mit Kir | 
gewissen außerhalb der Entwicklung der wissenschaftlichen Medizin . Ei} 


4 fyes 
m F 
atm nennen nn 


„e_ -a 
p ann 


sierten Dieben wegnehmen sollen, die bei uns in dieser Weise sich © ' L. - 


. 2, 
SER 


benommen haben. Ich 'meine. ferner, daß wir ihnen nichts schulden, SEPE 
sie uns. dagegen Ungeheures:` Immerhin können wir ihnen unsere Ver- `` ... 


m 


Sn N : E 
ISCH DER? 
ul m 

Be: en 


a: 


‚2. „Ich habe die Ehre, Ihnen mitzuteilen, daß ich alle Beziehungen :- .. ..:: 435% 
mit Deutschland abbreche, dessen unerhörtes Benehmen im Verlaufe `. -. i vuni 
dieses von ihm gewollten Krieges Gegenstand des Abscheues der ge- `") 
samten gebildeten Welt war. Wir werden von nun ab auf die Werke ..; 
der sogenannten Gelehrten verzichten, welche die Wissenschaft ebenso | - ' ©; 
entehrt haben, wie. die Horden der Offiziere und Soldaten, die geplün-- >- 5." 


Ps 


ER x 
. i - 
i O. Aa ETR ie 
Ga a e ER 
Ern N 
- Ee te, 


aen 
u 
tax 


ur 
EZ 


a i = 
PE 
pa aN a 


`~ 
ra aiei Jap. 


Sa 


I : Bun . 
ar RL ..'. a7 ; 
ASAN Eee 
TAD SE a e e AES o ad 
ut des A ~ atts MAn Toar 


j ... a 
nat 


SFT ra 


z [> 
in aroa 
FRE Dt E 


Die Antwortschreiben zweier ‘belgischer Ärzte ‚und Universitäts- 
lehrer auf den Geschäftsbrief eines deutschen Buchhändlers verdienen als ` ` 


ee 


Ta APT 
i = . 
ee aoaaa 


SETTING ET NIIT SON HE A. 
EEE E ee ee ee Fr 


Beiträge zur Sittengeschichte beachtet zu werden. Es will. uns scheinen, 3 
daß diese, jedes Maß übersteigenden Schmähungen als ein Mittel zar =>- e EEE N 
Selbstbetäubung, als ein gesuchter geistiger Rauschzustand zu verstehen ` = -. Tif 


sind. Der Briefstil erinnert an die Sprünge rasender Derwische. Wahr-: . < A 
scheinlich mehr oder weniger im’ Unterbewußtsein dieser erregten ==} 


ET DEE 


nn pi 


Vorstellungsleben ‚jene Sicherungen zu suchen, welche ünsere 
westlichen Nachbarn in politischer Beziehung im besetzten Gebiet am 


französisch-belgischen Politik mit allen Kräften davor zu schützen i 
suchen, daß das mit Hilfe der ganzen Welt besiegte Deutschland nicht -` 


a Ea Ea E A .... er 
$s e 
e aa i oa ei > ug =, 
EEE TE 
REP TPO TROE TEN 
Area 
rn 


auch däs innere Gleichgewicht. unserer westlichen Nachbarn gestört , - .\ 
durch die Empfindung, daß dem deutschen Volke durch den in skrupe-. N: 
losester Weise durchgeführten Kampf . beutelüsterner Konkurrenten a 
bitteres Unrecht geschehen ist. 'Das Wild ist. durch die aus der ganzen“ 
‚Welt zusammengelietzte Meute gefällt worden, aber. den ‘angeblichen - 
Siegern ist doch nicht ganz wohl: in ihrer Haut. Die maßlosen 
Schmähungen -und Beschimpfungen werden einem Verständnis näher- 
geführt, wenn sie als-eine Art Fesselung und Unterdrückung ‘der eigenen 
schweren Bedenken und Gewissensbedrängnisse aufgefaßt werden. Das - 
‚beste Mittel ‚gegen diesen krankhaften Geisteszustand ist es: wohl, zu- 
nächst einmal den Sturm abklingen zu lassen und abzuwarten, daß aus ° 
der Wiederkelır einer urteilsfähigen Geistesverfassung auch bessere Ein- - ` 
sicht und Reue über. ihr Verhalten: sieh im Laufe .der Jahre durch-- - 


` i 
P EN: 
. 


~- 
» . 


ni er i: Ea ps - . je * 
Ba N a A ee 
an te FEN 
i 2 n k k E B T a L L 2 » Zus A Bu i " $ E 2 


Weise 


kn 


-J 
ums 


Rare nn RER == 
ur gen Tin hi 


F 7 he 
a} 2 $ PA . iM e Í.” r 
Dr EE A . = Er ne 
« er À s 3 : EE a EE = Pi P - 
ZT a Te = LA un a oe ER cc“ PEES -> z n 
TE EA NAT I E N S AERE RETER SLT Te 
erie å > N Å‘ - i å were, ET 


ringen wird. l x Kurt Brandenburg. 3 | 
\ ` . : f o, i ak i u 

| TE ' nf l > y u . | . i Be N 7 

 Tagesgeschichtliche Notizen. 0.0. Ä 


Denen un en m 
m as am. 


(Nachdruck: der redaktionell ‘gezeichneten Mitteilungen nur © | 


ER: 


TEE TI IT ee 2.“ 
an en . 


re en er la er ame 
1 U eh ARE ee ae: 
Nun rare Sen rain E due: 2 In i 
ea un a mo T == = ER 57 


t genauer Quellenangabe gestattet.) Dad e Pe oR gi | 

Berlin. Der Ausschuß für Bevölkerungspolitik “7 we: ih 

der, verfassunggebenden preußischen. Land6sversammlung erläßt fol- >- |<- z ETEV d fii 
gende Erklärung: Der seinerzeit vom Ausschuß für Bevölkerungspolitik u N 


nissen geführt. Dieser Beschluß deckt sich dem -Sinne nach 
mit dem vom Ausschuß für Bevölkerungspolitik des ehemaligen © `, 
Deutschen Reichstages gefaßten Beschlusse des Inhalts, daß den an- , . - fü 
-gehenden Ärzten und Medizinalbeamten an den Universitäten Gelegen- > ` Be 
heit zum Studium der Medizin auf der Grundlage der vergleichenden . >- 6% 


DE LTR ern gee 
CTS ` R a à ~ 


‚stehenden Behandlungsverfahren. Es ist nicht überflüssig, -daran zu 
erinnern, daß‘ von vornherein die Anhänger. der Naturheilverfahren 


1022 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 40. 


; 5, Oktober 


und der Homöopathie, die in den Parteien der unabhängigen 
Sozialdemokratie und des Zentrums, wie es scheint, den Stand- 
punkt der Parteien in dieser Frage bestimmen, nicht diese 
weitgehende Forderung gestellt hatten. Es war vielmehr . in 
früheren Verhandlungen ein vermittelnder Weg gefunden. worden, 
etwa in der Richtung, daß im Rahmen der bestehenden klinischen 
Institute durch Ärzte, die sich als Anhänger dieser Richtungen bekennen, 
gearbeitet und gelehrt werden sollte. An diese Wendung, welche durch 
die Taktik des Abgeordneten Dr. Abderhalden der Angelegenheit 
gegeben worden war, hatte sich in einigen Blättern der Fachpresse 
eine Aussprache geknüpft, aus der die Anhänger der außerhalb der 
wissenschaftlichen Medizin stehenden Behandlungsverfahren den Ver- 
dacht schöpften, daß ihre Bestrebungen durch Abderhaldens 
Auslegung „verwässert“ worden seien. Die Dinge entwickelten sich 
infolgedessen in der Weise, daß entgegen den Bemühungen Abder- 
haldens der weitergehende Beschluß gefaßt worden ist, „unabhängige“ 
Lehrstühle an den Universitäten zu schaffen. 

Der Sinn des Antrages ist nicht der, daß auf den alten Stamm 
der wissenschaftlichen Heilkunde ein neues Reis gepfropft werden soll, 
sondern es soll neben ihm ein neues ihm wesensiremdes Gebilde ins 
Leben gerufen werden. Nun ist ohne weiteres zuzugeben, daß die 
Anregungen für Schaffung und Ausbildung unserer Behandlungs- 
verfahren durchaus nicht immer dem Schoße der wissenschaftlichen 
Medizin entsprossen sind, sondern daß auch fruchtbare Antriebe 
geliefert wurden von Nichtärzten, die mit sicherem Blick und 
mit besonderem Geschick für die Ausarbeitung einfacher 
aus den Volksgebräuchen heraus erwachsener Heilverfahren begabt 
waren. Aber zum dauernden Eigentum der Wissenschaft werden diese 
emporgeschleuderten Anregungen doch nur durch die methodische Ver- 
arbeitung, wie sie die wissenschaftliche Medizin leistet. Wir fürchten, 
daß das, was hier verwirklicht werden soll, geeignet ist, einen Bruch 
in unserer medizinischen Wissenschaft herbeizuführen, der das politische 
Chaos um uns auch in unsere wissenschaftliche Arbeit hineinverlegt. 
Wir möchten unseren Standpunkt in dieser Frage in Worte kleiden, 
die der Rektor der Universität, der Theologe Reinhold Seeberg, 
am 83. August 1919 in seiner Rede über die Universitätsreform ge- 
sprochen hat: „Darüber kann im Ernst kein Zweifel obwalten, daß sich 
die Akademie nicht von der Agora Methode oder Resultate vorschreiben 
lassen kann, sonst geht es beiden wie den Blinden, die einander leiten 
wollen und daher beide in die Grube fallen.“ | 

Der wissenschaftliche medizinische Unter- 
richt sieht seine Aufgabe darin, gesicherte Kenntnisse nach ihrem 
inneren Zusammenhang in einem bestimmten Umfang verständlich und 
eindrücklich zu überliefern. Die Heilkunde hat sich aus den Fesseln 
der Naturphilosophie, die eine frühere Zeit ihr angelegt hatte, durch 
die kritischen Methoden der naturwissenschaftlichen Forschung befreit. 
Im Besitz gesicherter kritischer Methoden ist sie mißtrauisch gegen 
Verfahren, welche von vornherein von ganz bestimmten Voraussetzungen 
ausgehen und in ihrer Ausschließlichkeit etwas Dogmenhaftes an sich 
tragen. Unsere, von naturwissenschaftlichem Geiste durchtränkte 
medizinische Forschung ist nicht gewillt, den ehemaligen Tyrannen, 
der wenigstens reich an tiefgründigen Ideen war, einzutauschen mit 
jenen neuen, von der politischen Konstellation auferzwungenen Herrschern 
der sogenannten Naturheilverfahren und der Homöopathie. Es soll 
nicht geleugnet werden, daß diese manche wertvolle Anregung ent- 
halten, die auch für die wissenschaftliche Therapie beherzigenswert ist. 

Aber nicht wenige ihrer schriftlichen Darstellungen, die sich als 
ganz neue Offenbarungen geben und als Ersatz für die mißleitete 
wissenschaftliche Medizin, stellen doch im Grunde nur ein trübes Ge- 
menge von Gemeinplätzen und Schlagwörtern dar. 

Das soll aber hier nicht ungesagt bleiben, daß dieser Vorstoß 
gegen die naturwissenschaftliche Heilkunde zu einer Zeit kommt, die 
eigentlich alle Ursache hat, den Leistungen der naturwissenschaftlichen 
Medizin im allerhöchsten Maße dankbar zu sein. Hat diese es doch 
verstanden, von dem deutschen Volke in diesem Kriege den Einbruch 
der Volksseuchen fernzuhalten. Diese Tatsache ist eine Erscheinung, die 
als etwas ganz Neues in der Weltgeschichte bezeichnet werden muß. 
Es hat noch niemals Kriege gegeben, die größere Menschenmengen 
jahrelang in Bewegung setzten, ohne das nicht unfehlbar verheerende 
Volksseuchen aufgetreten wären. Das hat die Geschichte aller großen 
Volkskriege seit dem Altertum gelehrt. Daß diese schlimme Frfahrung 
unserem Volke erspart geblieben ist, das verdankt das Volk seinen 
naturwissenschaftlich ausgebildeten Ärzten, aber nicht den Vertretern 
der Naturheilverfahren oder der Homöopathie. K. Bø. 


Frankfurt a. M. Hier hat sich eine „Vereinigung ver- 
triebener elsaß-lothringischer Zivilärzte“ gebildet. 
Vorsitzender ist Prof: Dr. H. Freund, früher in Straßburg. Zweck der 
Vereinigung ist, die wirtschaftlichen Interessen der vertriebenen Ärzte 
zu wahren. Diese konnten bei der Ausweisung mit günstigstenfalls 
9000 M in deutschem Papiergeld und 30 bis 40 kg Gepäck Elsaß- 
Lothringen verlassen und fanden bei der Ankunft in Deutschland all- 
gemeine Wirren, Not und einen großen Ärzteüberfluß. Ihre Notlage 
kann weder durch kleine Unterstützungen, die zum Leben nicht aus- 
reichen, noch durch die Hilfe von Organisationen deutscher Ärzte be- 
hoben werden. Die neue Vereinigung verbreitet eine Denkschrift über 
die Lage ihrer Mitglieder von Dr. Nottebaum, in der auf diese 
Zustände hingewiesen und die Pflicht der Allgemeinheit zur Schadlos- 
haltung betont wird. EEE? 


Fremde ärztliche Diplome in der Tschecho- 
slowakei, Gemäß der Durchführungsverordnung zum Gesetz über 


p 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8, - T 


die Berechtigung zur Ausübung der ärztlichen Praxis im Gebiet der 
tschechoslowakischen Republik werden jene ärztlichen Diplome anerkannt, 
die bis zum 31, Juli dieses Jahres von Staatsangehörigen der tschecho- 
slowakischen Republik an den Universitäten der ehemaligen Österreichisch- 
ungarischen Monarchie erworben worden sind. Nach dem 31. Juli1919 
kann die Berechtigung zur Ausübung der ärztlichen Praxis bloß auf Grund- 
lage eines medizinischen Doktordiploms, das auf irgendeiner Universität 
der tschechoslowakischen Republik erworben wurde, beziehungsweise 


durch Nostrifikationen von Diplomen fremder Universitäten 
erworben werden. | 


Der Lupus-Ausscehuß des Deutschen Central- 
komitees zur Bekämpfung der Tuberkulose hält am 
16. Oktober eine Sitzung ab. Ort: Hautklinik der Charite, Berlin NW, 
Luisenstr. 2, Vorträge: 1. Die Ansteckungsgefährlichkeit bei Haut- und 
Schleimhauttuberkulose und die Unterbringung Lupuskranker außerhalb 
von Krankenhäusern und Lupusheimen. Berichterstatter: Geheimer 
Medizinalrat Professor Dr. Jadassohn-Breslau. 2. Die Behandlung 
des Lupus mit allgemeinen Lichtbädern. Berichterstatter: Professor 
Dr. Jesionek-Gießen („Sonnenlichtbehandlung“), Professor Dr. Rost- 
Freiburg („Kombinierte Lichtbehandlung“). 3. Die kombinierte Chemo- 
radiotherapie der Haut-, Knochen- und Drüsentuberkulose. Bericht- 
erstatter: Sanitätsrat Dr. Sehindler-Hanau („Eortschritte und 
Probleme in der Photo- und Chemo- und speeifischen Therapie des 
Lupus“), Professor Dr. Freund-Wien („Eine neue Behandlungs: 
methode des Lupus“). ea 


Berlin. Am 30. September, i. und 2. Oktober fand im Stadt- 
verordnetensitzungssaal des‘ Schöneberger Rathauses der erste Dele- 
giertentag des „Bundes der Organisationen technischer 
Assistentinnen an wissenschaftlichen Instituten 
statt. Dieser Bund führt einen Zusammenschluß sämtlicher Organi- 
sationen herbei, deren Mitglieder auf dem Gebiete der Röntgenographie, 
wissenschaftlichen Photographie, Histologie, Bakteriologie, Serologie, 
des wissenschaftlichen und technischen Zeichnens und der Chemie 
tätig sind. 


Der Deutsche Verein für Schulgesundheitspflege und die Ver- 
einigung der Schulärzte Deutschlands werden am 24. und 25. Oktober 
ihre Jahresversammlung in Weimar abhalten. Als Referate sind in 
Aussicht genommen die Themen: „Die Einheitsschule vom hygienischen 
Standpunkte“ und „Welche Aufgaben stellt die während des Krieges 
herbeigeführte Erschütterung der Schuljugend an die Schule?” 


Berlin. Als Zeichen für die schwierigen Zustände in der 
Arzneimittelversorgung dient die folgende Bekanntmachung des Polizel- 
präsidenten: „Vorkommnisse der letzten Zeit veranlassen mich, darauf 
hinzuweisen, daß in den Apotheken Salvarsanpräparate, da sie Arsen- 
abkömmlinge sind, nur gegen ärztliches Rezept abgegeben werden 
dürfen. Es wird ersucht. in allen Fällen, wo Salvarsanpräparate 10 
größeren Mengen den Apotheken zum Kauf angeboten werden, die 
anbietenden Personen polizeilich feststellen zu lassen.” 


Berlin. Die Bekanntmachungen des Kohlenverbandes Groß- 
Berlin sind auf Grund einer Besprechung mit dem Vorstande der 
Ärztekammer für Ärzte und Kranke in der Weise gemildert worden, 
daß die Personenaufzüge von Kranken auf Grund ärztlicher 
Atteste, außerdem aber die Aufzüge in dem Wohnhaus der Ärzte 
während der Sprechstunde benutzt werden dürfen. Ebenso können 
Erleichterungen betreffend die Warmwasserversorgung und 
die Benutzung der Gasbadeöfen Ärzten oder Kranken erteilt werden. 


| Berlin. Dem dirigierenden Arzt am Köniein-Rlisabeth-Hospital 
zu Berlin-Oberschöneweide, Dr. Dobbertin, ist der Professortitel 
verliehen. — Dr, Reckzeh, früher Oberarzt an der II. medizinischen 
Klinik, zum Direktor der Inneren Abteilung des Evangelischen Kranken- 
hauses zu Mühlheim/Ruhr gewählt. — Dem dirigierenden Arzt der 
II. inneren Abteilung des Augusta-Viktoria- Krankenhauses IN Berlin- 
Schöneberg, Dr. FelixGlaser, ist der Professortitel verliehen worden. 

Wien. Ein Freiluft-Spital für tuberkulöse Kinder wurde auf 
dem Dache der Kinderklinik v. Pirquet errichtet. 


Kurort Meran. Einreise freigegeben. Die Kry 
vorstehung von Meran teilt uns mit, daß nunmebr der Kurbe HL 
eröffnet werden konnte, da seitens der italienischen Regierung Ne 
Einreise freigegeben wurde. Zur Einreise ist nur ein befristeter = 
landspaß nötig, der das Visum einer italienischen Mission oder Kon 
lates, oder einer Schweizer Gesandtschaft oder Konsulates fr 7 
Hin- und Rückreise enthalten muß. Nähere Auskünfte hierüber F: 3 
die Kurvorstehung Meran auf schriftliche Anfragen. Für Unter ee 
und bekannt gute Verpflegung, sowie Beheizung ist genügend wi a 
Diese Nachricht wird bei allen Freunden und Gönnern des We 
ortes Meran freudigen Widerhall auslösen. os 


Hochschulnachrichten. Frankfurta M: Zum Nady 
folger des Anatomen Prof. Dr. Ernst Goeppert wurde der des 
Prof. Hans Bluntschli berufen. — Halle: Zum Nachfolger der 
nach Frankfurt gehenden Prof. Schmieden wurde als ET. 
Chirurgie der bisherige a.o. Professor in Heidelberg, Dr. Fri® h aus 
Voelker, berufen. — Wien: Prof. Dr. REugen Steini 


i ; ord. 
Prag zum a.o. Professor mit dem Titelgund Charakter eines 
Professors ernannt. Ne 


ee 


RE a 
u. t ~ ar 3 EA 
Pa ern - e +. Pà r -~ d- F ar E P 
bal Zu" E >72 ` A ET un Tae Kar ? E E E AA acie”) pT N | = 
8 nr 3 Pe 2 See Tal = <. l 3 N SE ee Er SPERREN E II" 
wi. 4.40, En i E AEO w aol i’ a Cia r E 2 .. . I. SECTI R orat E = De Aa a ERN ze ....: Tr „irn © "on ER f -t a Bee u ” ri Sr, el i |: E: (g 
IBEA TE TAA et, re> royo wa H N PB ER RE en Fe) EU, $ DBn Jaa S - Br Nor Ge p S ver >. a RR HERE de SA y AE T EINT’ EN ‚ HF 
Pasadenie DEE Zr TE Po E en er i 5 Se a Tu 9 . id 1. ae - Eee -a er E kE eaa i o De we ' ET ER ee sine PRESS . f 2 
N qE Pm] x ur . s - ù POR Mae g A i Bu SETAT Spi ` PS x hJ "s -- r .. ` AUE GX ` i - u 3 . Br EEE s è : A =, k Re; . B u 19 a 
rt an PE VE} tas . . id, Em Bea FEN ; k E E a -S t n e 2 N e E Pe -t TPN Bars A AEA ET EA ee, © ae É 5 nr Bu IT... "ICH 
a .”. 4 e u s ; 5 g O. š . os En 2 = ta r SIE ex - i 2 ie nr _ ie zZ ee PETER N E == 1 e A ai g EGR rn 1: SE r "r ké 
: ` e 7 , . #8 2 ai = a % 2 K aA à A CE de Ea EN Kr a = . - as ar] , er: J j 
- De: y ae, E Dive . > Š E Br De RER Dur) 
-i $ . R . rs . . 3 K m K Fi 
= Ta ` Po u r Ki . t: - 262 oJ 
= Bu AG Po 5 ; v \ y Pem 
$ i K) as “_ i gen 
y - ve ” j “ ` T 
d 4 ABER: i ; x 
£ ? k i Be ur . Vga 
s - us 
N 
+ 
Ega 


< =; 


Nr. 41 (775). 


bei Zwillingen (mit i Abbildung). 


. 


en 

. 1 

Trepa Y eA biR 

k Taig x 

b J ` Fe a 
._ 2. 

a “~ 3 


f e... 
; 5 M 
u SE Ba, 
an EAN 
E 
Ea i ý T UN 
gai x i 


i - in “e 


SEE a 

z wer f PIT CPET RETE 
PEY er FEN... e 
2 ern Ta a F 


Nee 
AN 


AEE RANS 
TE SIT 


~ o 


y er en 

RR 

ee a een > 
~ tw nr RR we Pr] 


er 
E oeny 


Cen 
z 
ei 


Den 


en gear 


e | 3 o e9 AS © ` 2 - u ih der E a 

j T. | NT TER An: 

= `- Wochenschrift für praktische Ärzte % hs 

De sb iiag i i ' : R i " SE r N s N “ : X a oi = et Er KE A p: = 

‚redigiert von | piii A a gi © = Verlag von ooie EN E h! 

Geh. San.-Rat Prof. ‚Dr. Kurt Brandenburg Urban & Schwarzenberg ae ge Er 

3 > a 1 ' 2 Ze SION EBENE: | = Eee ee ee Caoin pee 
-S Se | Be ee E 
Inhalt: Originalarbeiten: M. Thiemich, Über Buttermehlnahrung nach Czerny und Kleinschmidt. - Linser, Über eine neue kombinierte ar I $ 
| Salvarsan-Quecksilberanwendung bei der Syphilis. -gle Er N 
ee vi 


benötigt wurden, gehörte dieser besonderen Kategorie an. An 


Mehrzahl der Ärzte kaum zugänglich ist, halte 


BS l | "A. Römer, Über das gehäufte Auftreten rachitoider 4 ji 
Knochenveränderungen bei Heranwachsenden. O. Wiese, Zum zeitlichen und örtlichen Auftreten der Grippeepidemie von 1918-(mit 2 Kurven). = è i H 
W.K aupe;, Der ‚Blutdruck im Kindesalter. — Fortschritte der praktischen Arzneibehandiung im Kriege: C, Bachem, Diuretica. — Referatenteil: a Baj 

N ordmann, Neuere Arbeiten aus dem Gebiet der praktischen Chirurgie. — Aus’ den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — HE 3 $i 
Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Gießen. Kiel- Rostock. Wien. — Rundschau: H anssen, Johann Friedrich Struensee.. shi 
En Bes Re | ‚Der 4i. Deutsche Ärztetag. — Tagesgeschichtliche Notizen. © a ai u S il 

~ Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor. a Ei i * 

e ; - R : ; i a A ba SE 2 & TR pi RY 
A rn az an Bau eaa l D = g Hi 

Aus der Universitäts-Kinderklinik zu Leipzig. Das Nahrungsgemisch, um das es sich hierbei handelt, ist ee: I 

ee ug A an: dievon Czerny und Kleinschmidt im Januarheft 1918- : a kopi i) 1 

Über Buttermehlnahrung . -des ‘87. Bandes des Jahrbuches für: Kinderheilkunde beschriebene BR a 

- nach Czerny und Kleinschmidt. und von ihnen als-Buttermehlnahrung bezeichnete Nähr-.. ->s Atq [4 

ae ne | = | mischung. Schon -seit, Sommer 1917 wurden, auf ‘eine briefliche: 2 Rf i ih 

PETERR E | Anregung Czernys hin, Ernährungsversuche' damit gemacht ie; 

 Erof. Dr. Martin. Thiemich. . . N an haben wir. die Erfolge dieser Nahrung an etwa. ` a Er | 

tn Sa ETE Se äuglingen der Leipziger “Kinderklinik zu beobachten Ge-:. re f 

ER Muse aller: Fortschritte auf dem .Gebiete der Diätetik und legenheit gehabt. Die Erfolge Sind, ebenso wie .die a von o Ir 25, 
AFEN aor Ernährungstherapie des Säuglingsalters gehört die | anderer Seite veröffentlichten, so günstig, daß ich mich veranlaßt Bee 
= ler che Ernährung ganz junger und. schwacher Kinder zu den. fühle, weiteren Kreisen von Ärzten, die nicht pädiatrische Fachliteratur SR N i 
| : erschwierigsten Aufgaben. Im Vergleich mit der- Sicherheit, mit | lesen, von diesen Erfahrungen Mitteilung‘ zu machen, ‘weil ich jetzt Baer 
siti ein konstitutionell gesundes Kind, auch dann, wenn ès vor- schon überzeugt bin, daß viele Ärzte mit ebenso gutem Erfolge sich Beer 
oF & oder untergewichtig, „etwa mit einem Gewichte. von 2000 bis | dieses Fortschrittes in ihrer Praxis werden bedienen können, ; vatal Ki 
ai ne an bei Ernährung mit Frauenmilch gedeiht, stellte Da das Jahrhuch- für Kinderheilkunde, in dem €z erny z PIN | 
‚Sie kunstliche Ernährung- ein leider oft mißglücktes Experiment und Kleinschm id t ihre Untersuchungen mito teilt hahı f ae PAEA f 
Qar; und ein nicht geringer Teil der Kinder, für welche Ammen i raum zueänehi : rn der el i 


2ou die Vorschriften für die- dèr ` zie. sie die\ rät | 
Vorschlägen für die künstliche Ernährung solcher Kinder hat es beiden Autoren a a Gene ee de T AE iani 
seit langem nicht gefehlt, und die meisten der Nahrungsgemische, | welche jedem  Arzte ermöglicht, die Buttermehlnahrung im: Privat. pipt a G | 
welche in der Ernährungstherapie bestimmter, zum Teil außer- haushalte herstellen zu lassen. „Zu ihrer Herstellung“, schreiben u “il, i 
a ordentlich differenter Krankheitszustände ‘Ansehen und Bedeutung | Cze rny und Kleinschmi dt, „wird die Butter in einer-Pfanne Ä N l ht 
| Auangteii, ‚sind für diesen Zweck versucht und von einzelnen | go lange erhitzt, bis ‚sie nicht mehr nach Fettsäuren riecht, sodann - le ai 
"toren auch empfohlen worden. _ o RE, | wird ihr Weizenmehl zugesetzt und das Gemisch unter beständigem r soil 3 i 
‘| Entsprechend dem relativ hohen Fettgehalte der Frauenmilch | Umrühren so lange weiter erhitzt, bis das .Mähl..eine braune Farbe Be i 
. Sind dabei vorwiegend die fettreichen Nährgemische bevorzugt angenommen hat. Das’ so ‚gewonnene Produkt wird bei uns als. WINE E al 
vorden, aber auch hierbei waren ebenso wie bei der Verwendung | Einbrenne oder’ Mehlschwitze bezeichnet, a uns al. ee i 
von Vollmilch, oder wenig verdünnter Milch die Erfolge ungleich- |- Da wir wissen, daß eińzelne Fettsäuren, wie z, B. die Butter- . SO 
mäßig ‚und häufig unbefriedigend. Im häufigsten Falle traten die säute, in der Pathogenese der Ernährungsstörungen der Säuglinge . Ed Hl 
Erscheinungen des Milchnährschadens éin, das heißt die. Kinder | eine Rolle ‚spielen, so schien es uns. wünschenswert, das genannte Br ya H 
i en bei mangelhafter Zunahme allmählich blasser, weniger Verfahren auch für ` die Säuglingsernährung nutzbar zu -machen. Eo n il 
„ebhaft und ‘bekamen trockene, feste Stühle; sie wurden aber dabei | Konnten wir doch hoffen, auf diese Weise die Nachteile. zu vér- . ae 
älter ‚Und ‚konnten dann mit mehr oder minder sicherem: Erfolge | meiden, welche die bisherige Anreicherung der Säuglingsnahrung :- we | | 
auf eines der für-die Behandlung des Milchnährschadens bewährten | mit Sahne oder Butter hatte. Wir stellten - also durch Wasser: . ne p d STA 
al Tungsgemische mit zwei Kohlehydraten umgesetzt werden. ` Da- zusatz zur Einbrenne eine Verdünnungsflüssigkeit für die Kuhmilch' u . ER 
bei erholten sie. sich dann und gediehen bei sorgfältiger Pflege weiter. | her, die in gleicher Weise, wie sonst übliche Verdünnungsmittel | Br | n 
n, Angesichts dieser Sachlage, bei der man häufig zuerst eine Verwendung fand. Da die ersten Versuche, die wir damit bei NEN an, 
Ernährungsstörung zustande kommen ließ und sie dann bei dem | schwach geborenen Kindern machten, sehr befriedigend ausfielen, nen 
zwischen. einige Wochen älter gewordenen -Kinde in einer Weise so 'studierten wir.die Ernährungsmethode . an einer größeren Zahl ` le: |: $i 
lätetisch behandelte, die. bei dem ganz jungen und .unter- | von Kindern. Das uns heute vorliegende ‚Beobachtung'smaterial we ir of 
Sewichtigen Kinde noch unzulässig war, erscheint es als ein großer | veranlaßt uns, über unsere Erfahrungen zu berichten und zur N |- H 
ortschritt, daß es gelungen ist, eine Ernährung aufzufinden, Nachprüfung der: Ernährungsmethode aufzufordem. 00 ae 
welche ‚ohne ‚diesen Umweg auch bei ganz jungen und unter-. Das. Verfahren hat gegenüber anderen auf das gleiche Ziel ` g p P 
Sewichtigen Kindern die künstliche Aufzucht wesentlich erleichtert, gerichteten Bestrebungen den Vorteil: der Einfachheit, Die Nah- ` a 
; adurch, daß zugleich damit ein Weg für die Verwendung des rung, die wir Buttermehlnahrung nennen, ist sowohl in Anstalten ~oo Peay i E 
„suhmilchfetteg- bei. jungen und schwachen Kindern. gezeigt wurde, | als auch „im Privathause sehr leicht herzustellen und. erfordert Salben, 
an eses ' Nahrungsgemisch eine wichtige:. grundsätzliche Be- | nicht die Zuhilfenahme der Nährmittelindustrie, Die Butter, die. >. IN ; 113" 
en ung, denn wir kennen aus früheren Untersuchungen C ze tnys.| dabei Verwendung findet, bedarf keiner besonderen Prüfung, da - Es N Ir r 
ner Schüler die Bedeutung des Fettes für den gleich- auch jede Butter minderer Qualität dazu brauchbar. ist. Auch E E: ; Ho a 
=> Ye , Pettansatz und für die Erhöhung der Immunität des | das Weizenmehl braucht, wie wir gesehen haben, nicht die feinste u | ns 
ac senden Körpers, 2 | Qualität aufzuweisen, immerhin möchten wir, wenn uns die Wahl. ° E | h i Der 
Si - ee | | 5 HR 
= = Face PER 
tr 
r: k T od 


1024 


freisteht, den feineren kleiearmen Sorten den Vorzug geben. Die 
Mischung mit Kuhmilch, besonders wenn sie noch mit etwas 
Zucker gesüßt ist, hat einen angenehmen Geschmack, sodaß sie 
die Säuglinge im allgemeinen gern nehmen. Die Relation von 
Butter, Mehl, Wasser und Zucker, die wir empirisch als zweck- 
mäßig festgestellt haben, ist folgende: Auf je 100 g Verdünnungs- 
flüssigkeit kommen 7 g Butter, 7 g Mehl und 5 g Kochzucker, 
wobei es erlaubt ist, ein wenig nach oben oder unten.abzurunden, 
Doch muß das Verhältnis zwischen Butter und Mehl stets gleich 
erhalten bleiben. Beispielsweise bringt man 20 g Butter (statt 21) 


-in einen Kochtopf und kocht diese über gelindem Feuer unter 


starkem Umrühren mit einem Holzlöffel, bis sie schäumt und der 
Geruch nach Fettsäuren verschwindet (drei bis fünf Minuten). 
Dann fügt man 20 g Weizenmehl (Feinmehl) hinzu und vermengt 
dieses mit der zerlassenen Butter. Beides zusammen wird nun 
auf gelindem Feuer (Asbestplatte!) unter starkem Umrühren so 
lange gekocht, bis die Masse ein wenig dünnflüssig und bräun- 
lich geworden ist (zirka vier bis fünf Minuten). Jetzt werden 
300 g warmes Wasser und 15 g Kochzucker zugegeben, nochmals 
aufgekocht, durch ein Haarsieb gegeben und schließlich das Ganze 
noch warm der abgekochten und erkalteten Kuhmilch zugesetzt. 
Ein Hinzufügen von Salz erübrigt sich bei dem Salzgehalt der 
Butter, ebenso ist eine nochmalige Sterilisation der fertigen Mi- 
schung nicht zu empfehlen, dauernde Kühlhaltung unbedingt er- 
forderlich. aTe 

Wenn es sich um Kinder handelt, die weit unter 3000 g 
schwer waren, so begannen wir die Ernährung mit einem Drittel 
Milch, zwei Dritteln Buttermehlabkochung. Bei Kindern, die sich 
dem Gewicht von 3000 g näherten oder dasselbe überschritten, 
wurden zwei Fünftel Milch mit drei Fünfteln Buttermehlabkochung 
verdünnt. Stets waren wir bemüht, die Milchmenge nennenswert 
unter der Budinschen Zahl zu belassen. Die Gesamtmenge der 
Nahrung wurde so dosiert, daß sie 200 cem pro Kilogramm Körper- 
gewicht nicht überschrift. 
stattet es jedoch gewöhnlich, mit einer geringeren Gesamtmenge 
auszukommen.“ 

Als wichtigstes Anwendungsgebiet ihrer neuen Nahrung 
haben Czerny und Kleinschm idt die „schwachen“ Säug- 
linge, und sie verstehen darunter Kinder. in den drei ersten 
Lebensmonaten und mit einem Körpergewichte von unter 3000 g. 
Das sind also nicht nur die Früh- und Schwachgeborenen, son- 
dern auch die, welche in den ersten Lebenswochen durch Infekte 
oder Ernährungsstörungen unter das Gewicht eines reifen Neu- 
geborenen gesunken- sind. Dieser engeren ‚Indikation ent- 
sprechen nicht alle von uns auf der Klinik mit Butter- 
mehlnahrung ernährten Säuglinge, aber immerhin die größere 
Hälfte. Unter den der Klinik von Ärzten der Stadt überwiesenen 
oder aus unserer Poliklinik aufgenommenen Säuglingen spielen sie 
bei uns wie wohl in allen ähnlichen Anstalten die größte Rolle. 

Selten haben wir auf der Klinik Gelegenheit, Frühgeburten 
unter 2 kg oder z. B. schwachgeborene Zwillinge vom ersten oder 
zweiten Lebenstage an zu ernähren, fast immer kommen derartige 
Kinder erst zu uns, wenn draußen Versuche mit einfachen Milch- 
verdünnungen oder Milchmehlmischungen oder noch kohlehydrat- 
veicheren Gemischen mißlungen sind. Wir haben in solchen Fällen 
die Ernährung mit Frauenmilch begonnen, wenn die Kinder einen 
schwerkranken Eindruck machten und sind erst dann zur Butter- 
mehlnahrung, wie früher zu irgendeiner ‚anderen Art der künst- 
lichen Ernährung, übergegangen, wenn die Kinder bei ausreichen- 
den Mengen Frauenmilch sich befriedigend erholt hatten. Es muß 
aber hervorgehoben werden, daß wir diese Beobachtungsperiode 
wenigstens im Laufe des letzten Jahres immer mehr, mitunter 
auf ein bis zwei Wochen abkürzen oder vereinzelt — wenn eine 
vertrauenerweckende Ernährungsanamnese und die Untersuchung 
des Kindes das Vorhandensein ernster Störungen auszuschließen 
gestatteten — ganz fortfallen lassen konnten, seit die künstliche 
Weiterernährung mit Buttermehlnahrung erfolgte. Der Übergang 
wurde dann fast immer von einem Tage zum anderen vorge- 
nommen, eine eigentliche Zwiemilchernährung mit Frauenmilch 
und Buttermehlnabrung ist an unserem Material nur in verein- 
zelten Fällen, dann aber gleichfalls mit gutem Erfolge, vorge- 
nommen worden. Nach den Mitteilungen von Ochsenius, 
Stolte, Türk und Kleinschmidt * gibt auch dieses Vor- 
gehen gute Resultate und kann in der ärztlichen Praxis emp- 
fohlen werden, wenn die Mutterbrust sich trotz sachverständig 
~ yB. k. W. 1919, Nr. 29. 


Siehe dort auch die übrigen Lite- 
raturnachweise. 


Pi 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4i. 


Der hohe Nährwert der Nahrung ge- 


12, Oktober. 
er z 23 3 = 
mit Energie und Geduld geleiteter Bemühungen als unzure 
erweist und die Zugabe einfacher gezuckerter Milchverdünnung 


Die von uns bei Kindern der geschilderten Grup] 


stimmend mit ihnen auch die anderen Autoren beschrieben baben. 
Die Stühle erfolgten meist ein- bis dreimal am Tage und waren 
dann gelb und von weicher, salbenartiger Konsistenz, volumi- 
nöser und nicht ganz so homogen wie Frauenmilehstühle. Auch 
ihr schwachsaurer, übrigens nicht unangenehmer Geruch ließ sie 
deutlich von diesen unterscheiden. Selten ‘waren sie zahlreicher 
und dünner und rochen auch unangenehm säuerlich, vereinzelt 
auch scharf käseartig, waren aber auch dann ohne Schleimbei- 
mengungen. Ohne Diätänderung ging diese geringgradige Störung 
gewöhnlich in wenigen Tagen vorüber. In einer ebenfalls kleinen’ 
Zahl von Fällen traten trockene, graugelb bis graubraun gefärbte, 
geruchlose Entleerungen auf. Blieb dabei der Gewichsanstieg und 
das Befinden gut, so haben wir abgewartet und dabei die Stühle 
allmählich die gewohnte typische Beschaffenheit annehmen sehen, 
andernfalls genügte eine Zuckerzulage von 10 bis 25 g täglich, 
um dies schnell zu erreichen. - 
Die Gewichtszunahme näherte sich auch in unseren Fällen 
wie bei den Beobachtungen von Czerny und Kleinschmidts 
sowohl durch ihre absolute Größe, als vor allem durch ihre Stetig- 
keit und Regelmäßigkeit dem, was wir sonst mit Frauen nicht 
erreichten. Wohl haben wir ohne ernstere Störungen tagelange 
Gewichtsstillstände oder geringe Abnahmen von 50 bis 100 g im 
Laufe einer Woche, selten größere, 50 bis 100 und mehr Gramm 
im Laufe eines Tages betragende Schwankungen, wie man sie bei 
kohlehydratreichen Nährgemischen erlebt, beobachtet. Wie bei 
jeder Nahrung, auch bei bis dahin gut gediehenen Brustkindern, 
kommen naturgemäß vereinzelt steile, unaufhaltsame Gewichts- 
stürze zustande, wo das Einsetzen einer schweren parenteralen 
Infektion, z. B. einer Pneumonie, von melir oder minder völliger 
Nahrungsverweigerung und zahlreichen dünnen, schleimigen Stühlen 
begleitet ist. Hier tritt eben der Einfluß der vorangegangenen 


und der augenblicklichen Ernährung gegenüber der Schwere der 
Infektion ganz in den Hintergrund. 


Nicht nur durch das regelmäßige und befriedigende An- 
steigen ihres Körpergewichts ließen diese Kinder eine erfreuliche 
Annäherung an den Typus des gedeihenden Brustkindes erkennen, 
sondern auch durch die Straffheit und die gesunde Farbe und 
Reinheit ihrer Haut, den gleichmäßigen und reichen Fettansatz, 
den guten Muskeltonus und ihre im allgemeinen zufriedene und 
heitere Stimmung. Auch gegenüber verschiedenartigen Infekten 
der Haut und wohl auch der Schleimhäute erwiesen sich die’ 
Kinder widerstandsfähiger als bei anderer künstlicher Ernährung. 

Dies alles tritt natürlich, da die Kinder mager, muskel- 
schwach und meist deutlich blaß auf die Buttermehlnahrung eim 
gestellt wurden, erst allmählich, nach wochen- und monatelanger 
Fortführung dieser Ernährung hervor. Denn in hohem Mabe be- 
ruht die Überlegenheit dieser Nahrung ja darauf, daß sie täglich 
frisch-mit einem Zusatze frischer Milch hergestellt wird und sich 
dadurch als Dauernahrung eignet, was bei allen durch länger“ 
Erhitzen sterilisierten Konserven, wie z. B. bei der käuflichen 
holländischen Säuglingsnahrung und der Eiweißmilch, nur mit Vor- 
sicht der Fall ist. d 

Um uns nicht auf allgemeine Eindrücke und frühere Er- 
fahrungen zu verlassen, sondern wenigstens in einzelnen Fällen 
den Vergleich mit den anderen sonst üblichen Nährgemischen Zu 
haben, sind wir einige Male so vorgegangen, daß wir nach kür- 
zerer, meist nur wenige Wochen dauernder Buttermehlernähruns 
zu einer anderen Nahrung übergegangen sind, Bei Kindern der 
ersten Lebensmonate ist es notwendig, um ihnen die annähern 
eleiche Calorienmenge zuzuführen, reichlich Mehl und Un 
(Rohrzucker oder Nährzucker) zu geben. Derartig kohlehydii" 
reiche Gemische mit Drittel- oder Halbmilch und 8'bis 10% M | 
und 5 bis 10% Zucker wurden nur von einem Teile der Kinder 
schadlos vertragen und führten zu einem befriedigenden Was 
gedeihen. Bei den meisten mußte wegen des Auftretens TH 
Stühle die Kohlehydratzugabe knapper gestaltet werden, die wi 
lorienzufuhr blieb dementsprechend hinter der Buttermehlnahrine 
zurück und die Gewichtszunahmen wurden geringer. Auch Bei 
Allgemeinbefinden der Kinder blieb nicht so gut wie vorher: 
Kindern jenseits des fünften oder sechsten Lebensmonats gale 
das Umsetzen mitunter schon nach einigen Wochen, meist emg 


Digitized by Google 


= 12,.Oktober. 


Monate durchgeführter Buttermehlernährun 
“Nahrung besser, weil man diesen einen T 
-von Zwieback : oder gezuckertem Grießbr 
In einer Anzahl anderer F 


führen kann. 


. des- Vergleichs mit den sonst üblichen 
mehlmischungen willen, die Ernährung 
sucht, Erst wenn. dabei die Erfolge 


= gs H ge > EN taa a en = T 
TE aT een T Paii gi F- Tae r FES . r Er - ar i 
EEE ER a a a a a 0 SEE aa = Ei za ae En Wirte \ 
Ez 5 iur © Ei er er 2 i : x = mn ee = 
re ` ex ` ié ` „ g 
x SR: , P a MOE s s i t 
w : to 5 g 2 <- c : oo. i °. i 
z. Er PA E a un ag BR g 
, >» : p n . > 5 ag a f " riie 
È f 7 i ' Da . ` ` sai Tr B i ` T ae 
Yoo 97 D r A 1 
- 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. 
i 5 k ; . 
T - PAGERE ee x 


zunächst mit. diesen ver- 


mangelhaft waren, . sind wir zur Buttermehlnahrung übergegangen 


und haben dann‘ durchgängig "gute 


_ oben geschilderte günstige Entwicklung der Kinder geselen. 


Die Buttermehlnahrung 


habe, als Dauernahrung, und 
, wie wir- es mit Frauenmilch 


Monat beziehungsweise bis z 
‚ ausschließlich ernährt und ihnen dann 


u einem Kör 


eignet sich, wie ich oben ausgeführt 


wir haben die Kinder mit ihr ebenso, 


tun, bis zum sechsten oder siebenten 


‚Milchbrei oder eine Grieß- 


brühe und Gemüse als erste Beikost gegeben. ee 


Die Bu 


erst bei einer anderen Nahr 


dann, wenn die Stühle noch 


Fett- und Kohlehydratge 
tragen wird. Wir haben 


denen die Kinder entweder 


. „aufweisen oder einen auc 


die. erfolgreiche Verwendung 


Ir. solchen, Fällen muß 
Kleinschmidt getan 
. bei einer: geeigneten Scho 
in einer Reihe von Fäll 
-Tage hindurch ohne Mile 
schwereren Fällen und 
abgemagert waren, habe 
- nicht einer ‘weiteren me 
den schwersten Fällen, 
leicht toxisch aussehende 
‘mit Frauenmilch allein oder 
. Drittel Buttermilch gemisch 
nahrüng übergegangen sind, 


als den 


milch haben wir uns mit g 
ten der einfachen Butter 
Weizenmehl bedient und den 
von der Eiweißmilch,’ verh 
‚pro Kilogramm Körperge 
In seiner letzten, frühe 
nik in analogen Fä 
Schwächeren Buttermehl 
Mehlgehalt 
Wem wir i 
gehabt, wieder vo 
haupt nennenswe 
bei- unbefriedigen 
nahrung in den 


- -Fällen 


180 `bis 


fange, ehe wir die Grenzen der 
Nahrung genügend k 
zurückkehren müsse 
zwei Wochen und’ k 


di 


gewöhnlichen Mengen 


auf 5%, 


200 g pro Kilogramm 


mit Buttermehlnahrung fortfüh 


‚Es ist fast selbstverständlich, und Ochs enius hat in 
seiner Publikation über derartige Erfahrungen berichtet, daß, wenn. 


Schon ganz jun 

esser vorwärts 
Milch-Mehl- 
ve ückgebli 


Önnen. 
Material, 


angereicherte 


Zueker-Mischun 
ebene Kinder e 
- Wir haben nur 

aber einige da 
n Ernährung 
ein ein Jahr 
8 gewogen und 


kommen als 


licher und: kohl 


Totz der Abwesenheit ernster 


filch eingestel] 


_ 


‚man, wie es auch schon Cz 


i ttermehlnahrung ist keine Heilnahrung ‘für. akut er- 
nährungsgestörte Kinder, immerhin mußten wir auf 

Erfahrungen ein Urteil schaffen, ob es nötig sei, Darmerscheinungen 
ung abklingen zu lassen, oder ob auch 


Grund eigener 


dünn und zerfahren sind, der hohe 


halt der Buttermehlnahrung schon ver- 
dabei gefunden, daß alle Zustände, bei 


noch häufige schleimige Durchfälle 


h nur leicht toxischen Eindruck’ maehen, 


der Buttermehlnahrung ausschließen. 
erny und 


haben, die akuten Magendarmsymptome 
nungskost 'abklingen lassen. Dies kann’ 
en mit einfacher Schleimdiät, die einige 
hzusatz verabreicht wird, geschehen; in 
besonders dann, wenn” die Kinder stark 
n. wir ihnen Eiweißmilch gegeben, um sie 
hrtägigen Unterernährung 
besonders wenn es.sich 
Fälle handelt, haben wir 
mit zwei Dritteln Frauenmilch und einem 
t, abgewartet, ehe wir zur Buttermehl- 


auszusetzen, in 
um junge oder 


e wir dann anfangs in etwas kleineren 
verabreicht haben, Statt der Eiweiß- 


anz gutem Erfolge in einer Reihe von 
milch -mit einem Zusatz von 4 bis 5 % 
Kindern von Anfang an, ebenso wie - 
ältnismäßig große Dosen (150. bis 200 g 
wicht) ‚gegeben. | 
r zitierten Arbeit mit, daß die Berliner -| 
llen nach erfolgter Reparation mit einer | 
nahrung begonnen habe, deren Butter-. und 
deren Zuckergehalt auf 4 % verringert war. 
n dieser Weise vo 


Kleinschmidt teilt 


rgingen, haben wir nur selten nötig 


n der Buttermehlnahrung abzugehen oder über- 
rte Änderungen vorzunehmen. 
der Gewichtszunahme die Menge der Buttermehl- 
folgenden Tagen“ und Wochen allmählich auf 


Körpergewicht‘ gesteigert. ‚Im An- 
Leistungsfähigkeit der neuen 


annten, haben wir einige Male zur Frauenmilch 
n, meist aber auch nur auf ein bis höchstens 
onnten dann mit 


gutem- Erfolge die Ernährung 
ren. ` | 


ge und schwache Säuglinge bei Buttermehlnahrung | 


bei den üblichen: Milchschleim- oder 
gen, 
rfolgreich Buttermehlnahrung bekommen : 
wenige derartige Kinder unter unserem 
runter, die die Überlegenheit der fett- 
sehr augenfällig. erkennen lassen. So 
altes Mädchen, das bei der Aufnahme 


auch ältere, in ihrer Entwicklung 


in wochenlanger klinischer Behand- 


g auf kohlehydratreiche ) 
eil dieser Kost in Form 
ei und dergleichen zu- |- 
älle haben wir, eben um 


Milchschleim- oder Milch- | in Übereinstimmung mit Cz ern 
unbefriedigend oder direkt 
Erfolge und ällmählich die 


- und dabei 


ergewicht von 5 bis 6 kg - 


‚nach den ersten reichlichen 


beschränkt sein würde, und zweitens ist nach dem 
die -Reparation. 


Höchstens wurde | mischungen ’zu sehen gewohnt sind. 


wurden alle möglichen Formen von.P 


wiehts- und. Längenwachstu 


gemeinen Entwicklung auf, 


in der 


‚Nahrung und waren. nie | 
kohlehydratreichen : Nahrung überzugehen. 


wenn die Kinder ein Alter von vier bis: fünf Monaten erreicht 


hatten, gewöhnliche ziemlich dick eingekochte Milchbreie' gegeben. Er 
bei die ältere Erfahrung bestätigt gefunden, daß bei solcher . : l 
"Beikost Kinder, die bis dahin bei jeder flüssigen Nahrung habituell' E 


gespien ‚hatten, zu erbrechen aufhörten. Io 
| Für. die. ärztliche Praxis besonders ‘wichtig 


ihre bestänäige Unruhe und ihren leisen, oft unterhroehenen ” 


Schlaf die Mütter peinigen, bei Buttermeblnahrung unverkennbar 
ruhiger beziehungsweise in der ‘Anstalt schneller ruhig wurden, 
als wir dies bei anderen Nä rgemischen . zu ‚sehen. gewohnt sind. 
Hand in Hand mit der größeren Ruhe‘ 


mung einher. Ob dies, 
schmidt annahmen, nur | 
gefühls ist, erscheint mir zweifelhaft, weil die Unruhe nicht sofort 


hin eine Reihe von Tagen vergeht, ehe sich die 


"Stimmung. des Kindes bemerkbar macht, . | . 
Von großem Interesse ist das Verhalten exsudativer Krank- 


heitssymptome -bei Buttermehlnahrung. Erstens ist die exsuda- 


„tive Diathese, wenigstens in ihren leichteren_Formen, die dureh — `. | 
‘das Auftreten von seborrhoischem Ekzem, vor allem im . Gesicht = 


und auf dem. Kopfe, und 
terisiert sind, so häufig, 
erscheinungen ungünstig beeinflußt,. in ihrer Verwendbarkeit stark 
gegenwärtigen 
eine. fettreiche 


durch die Neigung zu Intertrigo charak- 


Stande der Frage ‘die Annahme -berechtigt, daß. 


Nahrung .die exsudativen ‚Hauterscheinungen eher verschlechtern.- 


als günstig beeinflussen könnte, Unsere Erfahrungen lehren nun, 
daB dies bei der Buttermehlnahrung nicht der Fall ist. Aller- 
dings 'haben wir, wie schon Czern y und Kleinschmidt 
in ihrer ersten Arbeit betont haben, und wie es Kleinschmidt 


auch in seiner Publikation wieder hervorhebt, eine ausgesprochene 


Mästung der Kinder vermieden, immerhin haben’ wir sie mit dem 
fettreichen Nahrungsgemische so reichlich ernährt, daß dabei gute, 
im Durchschnitt etwa 20 g und | 
Wochen und Monate hindurch erzielt wurden. 
Kindern haben wir mit der Auffüllung ihrer Unterhautfettdepots 
die intertriginösen nnd ekzematösen Veränderungen unter Butter- 
mehlnahrung bei im übrigen gleicher Methodik und Sorgfalt der 
Hautpflege mindestens nicht schlechter zurückgehen sehen, als’ 
wir dies sonst bei gezuckerten ‘Milehschleim- 
Ganz auffallend günstig. 


den kleinen pustulösen Ekzemen an 
Furunkulosen. Das Neuauftreten . solcher pustulöser Ekzeme bei 
Kindern, bei denen sie schon abgeheilt 
bis dahin immer. intakt. 
mehlnahrung jedenfalls 
weiteres klar, daß diese Tatsache nicht nur ‘für de 
betrieb, sondern 
Säuglings in der 


Eignung dieser :Nahrung für 


manchen Fällen wurde während .der Buttermehlnahrung auch das ` 


‚Bei Kindern mit habituellem Erbrechen, den bekannten und ` 


| | ist, daß viele : 
 neuropathische Säuglinge, welche durch. ihr vieles -Schreien ‚und. 


R geht auch -eine im all-. - 
gemeinen zufriedenere, nach einiger. Zeit geradezu heitere Stim- Bee 
i -wie Ochsenius und: Klein- iee aa 
die Folge des stärkeren Sättigungs- ° i 


Mahlzeiten schwindet, sondern immer- . 
Anderung in der - 


daß eine Nahrung, die diese Krankheits- 


N. 


mehr betragende Gewichtszunahmen ` ` 
Bei vorher mageren 


oder Milchmehl- 


odermien beeinflußt, von - 
bis zu  ausgesprochenen. 


manchen Fällen auch nach dem sechsten Lebensmonate bei unseren `. 
Beobachtungen auftreten: sahen, nicht von einer mangelhaften 


m und rasche Fortschritte in der all- .. 


ärztlichen Praxis. so gefürchteten ..Speikindern, sahen WIE ae 
y und Kleinschmidt “und » : 0 r. 
‚anderen Autoren keinen _ ungünstigen Einfluß der fettreichen - m. 
| ‚gezwungen, deshalb. zu einer ‚anderen, 
. Allerdings ‚haben wir, - 


en. = " =” ` 
mA ER 

Ani a ia aada- aaa n 

t J %r „er me 


í La Se 

$ E 
oe . in in 
- . \ a e. nee „A GR 

á pe æ- 

nepeg Aueh) Maar er 
.r 

u 


er EEE ... 

. FE R a ED 
EEAO ac des 
a" emersa adL i, $ Ea 


a a 


yR -: aa Ooo {i ’ Sa Bio . 5 ee 
zz MARRI IE NT ANEN RE P EPESA e 
ahal ER E E yil - ER ma Ia’ nn 


F Ri 2 EL Es tie 

2” oe 3 er - B u 
EWR ERIN TEE 
Fe ent sie 


i Oaa EE EEE Ba 
er ER NETT er er. 
RT et m Ka EL OER GE “u. 


ee Ren Mel i Ei: o 
a Fa: u © BR i BS ii 
Da SuN 5 T , 
te» ER, i = RE an “ v_ Per ar 
= A. ua s P E 
; s a a t- aS 5 rn 4i : i 
er j a a 2 e. ` DE i 
TE E CIE mn NT RE 
Leg ER ee dan or 


ce, 


we 


& Japa 0 > æ- r R 
er . vo . > BEN DRS 
a‘ . . on [nn 

K P 5 
k -- un .—u.—. 
tee ten an > .. wet Ta X 
- ae 


k a 
ee y . 
' a tr Fi 
nt wer TERN 
s. i : 


re 
x $ De a a 
IT gr nn nn 


I FRIEDEN 


. 
BESTEN, 
eime T 


É 
BU y OA 
FAL Eee er 
FE EI 


BR DE TEE a Ser 
ee 
ee 


ei,» 


TE S 
bt m nn tn aee 
Ian. 


syn ma o, 
n -7 


u IT’ 
T 


TEE CA 


va R . 
ah en x er 


- 
EUITLTIIEERT 


In - 


re Veh nm 
->œ 


Kempen 
ur eur 


de - ; j ps Fr: R ` 

T ; > de een Den er ae 

EIER IT RR NE Zeige 
er An! 


N 


Pr TES 


RE FEN 
Er SE Rare 
> 


EEE > Ki 
DERT 


s pa: re 
SRH Ta a De ze u or 
m 7 "einer Ten 


k Baum. ZZ Sub 2< ie Zn Se da 
f P $ 


A NEAT SE s 
Aa & - rn nenn 
OIREANN EF 


NN Te 
BR 


a ET 
he 


Be le 
TAE anae baa a 


ere 


LE A 


a 
-e 


GO 3 re EI rt 
te e en a 
DOTE ATADA ELT re yN RG., 
Diese na et La) m 


PES DAET an ie 
ZA r a k a 
Trae TERS n RA 


- PA Manay em. mona T TI ee -oea 
TAE 5 u Br 3 2 


a EEE ze 1 ann & 
EI, Burg es war etema n 
GETEST TOLI SLN T LI Cere 


a am 


(Aare S aa 


wer E S 


KEET d ala SA 


p “u, . ` ži 
Ana A r a . Toaca 
aR a a a 
u z nn ee re 


ka ee De et 


ren 
em 


sma eg Ba zeit Basen 


ka 
ES ETE FANT 
EUERE AA Te Te a 


nee 


WETTE TEEN, 
TE ER 1er ci]. 


TEE BILS 
and 


EC TIA e 
Tia 7 one a co m 


DR 
D - ge 
5 A 


Naa, 


MNs PN RER EARE E EES EEE EC ORE E E SS 


Sn 


pa 


LE ag TE A a NAE Wet t 


e 

SHER 

iE N 

WES 

3 h k 

+ 

í, 

K 3 Á 

il 7. t, 

SEE AR a 
` | y. N 
Dur di nit Ni 
En T EA 
A a . vn 
ER a op 

$ \ au 

HIES 

; 44 

E Y 4 i 

AR 


ALA IDRE AH a 
Saris ea: ar x 


a Aa 
e 


> beea 


i En 
AEE EEL SD a nn u a du rE y haa gT a a wi 
PER, Pier BE Docomo = 


a m un nn ie 


ee el Fe E 
BT u a ee 7 ee 
EISEN? E E i, 
i y ee e ne a 


$ tu E O TAN 
a i EHEN A 


ee sa 
FA mak ana 


= -aA > 
z b - ir - Pe = Be a 
a en 
x ne Te 
ren 


Unser Gesamturteil über die Buttermehlnahrung können wir 
also dahin zusammenfassen, daß sie einen erheblichen Fortschritt 
in der künstlichen Ernährung „schwacher“ Säuglinge und darüber 
hinaus auch älterer in ihrer Entwicklung zurückgebliebener Säug- 
linge (und Kleinkinder) darstellt. Sie ermöglicht in bisher nicht 
erreichbarer Weise die reichliche Fettzufuhr, ohne daß man dabei 
das Auftreten von Magendarmstörungen fürchten muß. 

Die Herstellung ist, wenn man sich genau an die Vor- 
schriften von Czerny und Kleinschmidt hält, verhältnis- 
mäßig einfach und kann von jeder achtsamen, in der Küche 
einigermaßen erfahrenen Mutter vorgenommen werden. Wichtig 
ist, daß auch nicht frische Butter gut verwendbar ist und daß 
wir von der Nährmittelindustrie unabhängig sind. 
die Verwendung tadelloser Milch unerläßlich. 

Nicht zulässig ist die Verwendung der Buttermehlnahrung, 
solange häufige akute Reizerscheinungen von seiten des Magen- 
darmkanals (häufiges akutes Erbrechen, zahlreiche dünne, schleimige 
Stühle) bestehen. Diese akuten Erscheinungen müssen erst bei 
einer Schonungsdiät, über die im vorstehenden das Nötigste gesagt 
ist, abklingen, ehe Buttermehlnahrung ohne Schaden und mit Erfolg 
gegeben werden darf. Ebenso verbieten toxische Zustände, selbst 
leichten Grades, das heißt auch leichte Bewußtseinstrübung oder 
verfallenes Aussehen des Kindes die sofortige Einleitung der Butter- 
mehlnahrung. Auch hier muß die Entgiftung auf anderem Wege 
vorgenommen und eine deutliche Reparation des Kindes abgewartet 
werden, was meistens, wenn es sich um ganz junge Säuglinge 
handelt, nur mit Hilfe von Frauenmilch möglich sein wird. Solche 
Kinder sind aber überhaupt nicht ohne Krankenhausbehandlung 
am Leben zu erhalten. 

Wie die günstigen Erfolge zu erklären sind, läßt sich noch 
nicht mit Bestimmtheit angeben. Czernyund Kleinschmidt 
selbst sprechen die Ansicht aus, daß „die Befreiung des Milchfettes 
von einigen für das Kind nicht indifferenten. Fettsäuren bei der 
Herstellung der Mehlschwitze von Einfluß“ sei, sie lassen daneben 
aber die Möglichkeit bestehen, daß die Verabreichung des Milch- 
fettes mit immer gleich großen Mehlmengen von wesentlicher 
Bedeutung sei. 

Für die Bedeutung dieser zweiten Möglichkeit sprechen auch 
die Ergebnisse längerer Versuchsreihen, die seit Anfang des Jahres 
in der hiesigen Klinik von Freise mit einigen Mitarbeitern durch- 
geführt werden. Die Ausnutzung hat bereits Stolte in einigen 
Fällen für Fett, Stickstoff und Mineralstoffe günstig gefunden. 
Auch die hiesigen Untersuchungen haben eher noch günstigere Re- 
sultate in bezug auf die Fettresorption und Stickstoffretention er- 
geben. Worauf dies beruht, wissen wir noch nicht, auch die gute 
Allgemeinentwicklung der Kinder ist damit noch nicht hinreichend 
erklärt. Weitere auch hier bereits im Gange befindliche Unter- 


suchungen werden hoffentlich einer Klärung dieser interessanten 
Frage näherkommen, 


Allerdings ist 


Aus dem ReservelazarettIl Weingarten und der Hautklinik Tübingen. 


Über eine neue kombinierte 
Salvarsan-Quecksilberanwendung bei der Syphilis. 


Von 
Prof. Dr. Linser, Tübingen. 


Seit Ehrlichs Entdeckung des Salvarsans und dessen 
Einführung in die Therapie der Syphilis bestehen heftige Meinungs- 
verschiedenheiten über die Wirkung dieses neuen Mittels be- 
ziehungsweise über dessen Stellung zum altbewährten Quecksilber 
gegenüber der Syphilis. Der Ehrlichsche Optimismus mit der 
Therapia magna sterilisans durch Salvarsan in Form einer ein- 
maligen Einspritzung ist längst verraucht und es gibt jetzt nur 
noch eine Anzahl Dermatologen, die im ersten Frühstadium der 
Syphilis, vor dem Auftreten der Wassermannschen Reaktion Sal- 
varsan allein anwenden und demselben, bei allerdings erheblich 
größeren Dosen als Ehrlich dies angenommen hatte, eine ge- 
nügende Wirkung zuschreiben. In allen weiter fortgeschrittenen 
Fällen, namentlich bei schon positiver Wassermannscher Reaktion 
wird wohl mit wenigen Ausnahmen wieder kombiniert Hg -+ Sal- 
varsan angewandt. Jedenfalls dürfen wir zurzeit noch die kom- 
binierte Hg-Salvarsantherapie der Syphilis als die Normalbehand- 
lung ansehen. Sie ist jedenfalls die energischste und darum zu- 
verlässigste Methode, nur hat sie den Nachteil, daß wir die beiden 
Mittel nicht gleichzeitig einverleiben konnten und daß die An- 


Mare {919 — MEDIZINISCHE KLINIK: — Nr. 4. 


er. 


e EEG — 


wendung des Hg in der gebräuchlichsten Form mittels intramusku- 
lären Einspritzungen eben stets mit Schmerzen und Hemmungen 


für den Patienten im Vergleich mit dem intravenös inlizierten Sal- 
varsan verbunden ist. 


Schon seit Jahren bemühe ich mich, die Vorzüge der 
intravenösen Injektion auch auf das Hg auszudehnen, 
Wir haben nach verschiedenen Versuchen das Sublimat als 
die beste Hg-Verbindung für diesen Zweck erprobt. Sie hatte 
aber den Nachteil, daß dadurch Thrombosen entstanden, eine 
Nebenwirkung, die wir zur Behandlung der Varicen mit bestem 
Erfolg verwandten. Für die Behandlung der Syphilis ist dies aber 
so hinderlich, daß wir darauf verzichteten, das Sublimat in dieser 
Form anzuwenden. Man kann allerdings’ durch Mischung von 
Blut mit der Sublimatlösung in der Injektionsspritze diesen Übel- 
stand meist vermeiden. Allein dies ist doch eine komplizierte 
Operation und nicht immer im gewünschten Erfolg sicher. Wir 
haben in dieser Hinsicht aber doch recht reichliche Erfahrungen 
gesammelt, namentlich hinsichtlich der Verträglichkeit des 
Sublimats bei der intravenösen Anwendung und hinsichtlich 
dessen Wirkung auf die Erscheinungen der Sy- 
philis und die Wassermannsche Reaktion, die 
recht günstig im ganzen sind. Jedenfalls ist es nicht richtig, 
wenn man dem Sublimat auch bei der intravenösen Anwendung 
nur eine geringe Wirkung zuschreibt. Dies scheint mir nur von 
der zu geringen Quantität des jeweils angewandten Sublimats her 
zurühren. Wir haben feststellen können, daß 0,02 bis- 0,03 g Sub- 
limat pro die sehr gut ertragen werden, daß diese Mengen keine 
der bekannten unangenehmen Nebenerscheinungen, weder Stoma- 
titis oder Enteritis noch namentlich Nierenreizungen hervorrufen, 
Nach unserer reichlichen Erfahrung steht hierin das Sublimat viel 
günstiger da als alle die gebräuchlichen sonstigen Hg-Verbin- 
dungen, vom Ung. einer. bis zum grauen Öl und Embarin. Auch 
Hg-Exantheme sind uns bisher nie nach solchen intravenösen 
Sublimatinjektionen zu Gesicht gekommen, ebensowenig mitgeteilt 
worden, obwohl jetzt die Varicenbehandlung mit Sublimatinjek- 


tionen ja recht weit verbreitet ist. 


Für die Syphilisbehandlung bestand eben immer noch die 
Hemmung bezüglich der intravenösen Sublimatinjektion, daß die 
Venenthrombose danach nicht mit Sicherheit und nur auf kom 
plizierte Weise vermieden werden konnte, Und das war natür 
lich ein Fehler, der die allgemeine Anwendung derselben nicht 
rätlich erscheinen ließ. Wenn das Sublimat in irgendeiner erheb- 
lich konzentrierten Form auf die Venenintima einwirkt, dann 
kommt es eben, wie Herr Dr. Wolf hei uns histologisch nach- 
gewiesen kat, zu einer mehr oder weniger ausgedehnten Nekrose 
der Venenwand mit nachfolgender Thrombose, und dagegen hilft 
nach unserer Erfahrung nur die vorherige Mischung des Sublimats 


mit Blut, ‘dadurch, daß man zur Sublimatlösung aus der Vene 
Blut aspiriert und in der Spritze mischt, 


Noch sicherer geht dies aber durch Ver- 
mischung des Sublimats mit Salvarsan: seit etwa 
15 Monaten wenden wir dies Verfahren an und haben nun eine 
Erfahrung gesammelt, die sich auf zirka 1000 Patienten erstreckt. 
Unsere Erfahrungen sind so günstig, daß wir diese Methode jetzt 
ohne jedes Bedenken der Allgemeinheit empfehlen können, Wit 
haben in der ganzen Zeit bei zirka 8000 Injektionen keinerlei 


unangenehme Zwischenfälle erlebt. Niemals kam weder direkt 


bei der Kur noch später, auch nach Monaten, eine Nieren, 
reizung zur Beobachtung, die wir mit der Sublimatanwendung 
hätten in Beziehung bringen können, Es sind sogar mehrere 
leichte und schwere Nephrosen so behandelt worden, ohne dab 
dadurch Verschlimmerung eingetreten wäre. Stomatitis trat 
nur bei höheren Gaben ein, die wir auf Grund der chemischen 
Untersuchung des neuen Produktes anwandten. Enter 1618 
kam nicht vor, ebensowenig Exantheme oder dergleichen. 
Diese Bedenken der unerwünschten Nebenerscheinungen sind es 
offenbar hauptsächlich, die bei vielen immer noch die intraven 
Sublimattherapie bedenklich erscheinen lassen. Auch wir SU 
davon keineswegs frei gewesen und haben darum stets aufs sol’ 
fältigste besonders auf Nierenreizungen geachtet, aber glücklicher- 
weise stets umsonst. Es ist geradezu frappant, wie wenig Neben: 
erscheinungen das Sublimat in dieser Form mit sich bringt. Aum 
Beispiel lassen wir unsere Patienten bei solchen kombinierten 
Kuren ruhig rauchen, ohne daß es zu Stomatitis kommt. p~ 
Allgemeinbefinden derselben leidet keineswegs dabei, we n 
vergleichende Wägungen gezeigt haben. Kurz, nach unseren Er- 
fahrung gibt es kaum eine schonendere und dabei doch 


IN 


12. Oktober. 


1919 > MEDIZINISCHE KLIN K> Nr i Er | 


‘ wirkungsvolle Behandlung bei der- Syphilis, als ‘eben die. kom- 
 binierte Sublimat-Salvarsantherapie auf intravenösem Wege unter . 

. Mischung der beiden Lösungen. ° a, A r a i 

- Es ist .selbstverständlich, daß. wir an diese Therapie nur 

.. nach sehr vorsichtigen ‘Vorversuchen herangegangen sind. Nach- 

.- dem.: die Mischung aber im Tierexperiment sehr gut ertragen 

` wurde ‘und ein allmähliches Steigern der Dosen sich auch beim 

Menschen ganz ohne jede. unerwünschte Nebenwirkung erwiesen 
hatte, haben wir die Anwendung von 0,01 bis 0,02 g Sublimat 
‘ gemischt mit ‘Neo- oder Natriumsalvarsan in den gewöhnlichen. 
. Dosen, wie gesagt, seit zirka 15 Monaten: mit bestem Erfolg durch- 
geführt und -ausgezeichnete therapeutische Resultate. dabei gehabt. 
„Die manifesten-Erscheinungen der Syphilis’ 
‚verschwinden darauf rapid, besser als nach den sonstigen 
` Kombinationsmethoden. Die Wassermannsche Reaktion 
“wird.sehr gut.-beeinflußt und: wird in den allermeisten. 
- Fällen. während der Kur oder bald danach: negativ. Unsere Er- - 

- fahrung erstreckt sich jetzt auf eine Reihe von Fällen, die vor. 
einem Jahr und darüber in den verschiedensten’ Stadien: der Sy- 
pbilis behandelt worden waren nach unserer neuen. Methode. . Wir 
‚kennen kaum ein paar Fälle, bei: denen nach einer: vollständigen 
Kur die. Wassermannsche Reaktion, nicht dauernd negativ ge- 
worden wäre.- Jedenfalls sind unsere Resultate bei”dieser Methode | ` 
die günstigsten, gewesen im Vergleich mit sonstigen Hg-Salvarsan- .| 
. kombinationen, die wir vordem angewandt hatten. Rezidive: sind 
nur ganz vereinzelt beobachtet worden, wenn die Kur aus: irgend- 
‚einem Grunde nicht bis zu Ende geführt wurde. > `o ` 
~- -, Natürlich haben wir gleich von Anfang danach getrachtet, 
die chemische Stellung des Produktes. zu .erfahren, die 
_ durch die Mischung des Sußlimats‘ mit. dem Salvarsan .resultiert. 
‚Prof. Bülow am hiesigen chemischen Institut ‚hatte die Freund- 
. lichkeit, diese Seite genauer zu erforschen. In einem. Vortrag in | 
der Medizinisch-Naturwissenschaftlichen Gesellschaft hier am- 
` 81. März 1919 - hat er darüber berichtet‘). Das Hg verschwindet. 
danach vollkommen in einer neuen organischen Verbindung, sodaß | 
es nicht 'mebr .als solches mit den gewöhnlichen Methoden nach- 
weisbar ist. Ob dabei das.Salvarsan wesentlich verändert. wird, - 
ist möglich oder wahrscheinlich. Wie, das ist einstweilen ‘noch 
Dicht geklärt. . Aus diesen Untersuchungen ergab sich noch die 
theoretische Wahrscheinlichkeit, daß man erheblich mehr Sublimat 
in dieser Mischung anwenden könne, als wir es anfangs. getan haben. | 
. Unsere darauf basierten vorsichtigen Steigerungsversuche haben 
dies bestätigt: wir haben beim Tier wesentlich größere Mengen 
von. Hg ohne Schaden einverleiben können, beim :Menschen sind 
bis.0,1 g Sublimat pro dosi vertragbar.. Dabei kommt es Allerdings. 
dann zu den bekannten Nebenerscheinungen, namentlich in Form 
von Stomatitis, die aber nie von Nierenreizungen: begleitet waren, 
Damit ist erwiesen, daß das Hg nicht etwa, wie man nach 
dem chemischen Resultat fürchten könnte, in eine biologisch, un- 
- lösliche Verbindung übergeführt und so vielleicht unwirksam aus- | 
geschieden werden könnte. Die diesbezüglichen Urinuntersuchungen 
. des Medizinalpraktikanten Lübke an unserer Klinik haben auch 
‚stets nach der intravenösen Sublimatbehandlung. wie auch nach‘ 
unserer Kombinationsmethode (Sublimgat + Salvarsan) reichlich 
 Hg-Ausscheidung mittels der Salkowskimethode nach- 
‚weisen lassen.. Auch die Salvarsanausscheidung ist nach der 
Abelinschen Reaktion in gleicher Weise im Gang bei unserer 
Methode wie bei der isolierten Salvarsaninjektion. Damit ist erwiesen, 
daß durch .die Sublimatbeimischung das Salvarsan nicht oder 
wenigstens nur zum Teil. verändert wird. Auch bei Patienten, 
| die mehrere Wochen hinter det Kur standen, ließ sich. noch Hg 
m ‘Urin ‚nachweisen, also auch ‚eine gewisse Daueraus- 
Scheidung beziehungsweise Dauerwirkung = — 

‚.. Es ist also die. Befürchtung, daß sich ein schädliches 'che- 
'misches Produkt bei unserer Mischung ergeben könnte, durch die 
Praxis widerlegt worden. Man hat speziell annehmen zu müssen 
geglaubt, es’ könnte sich Kalomel, also ein Reduktionsprodukt 
des- Sublimats, bilden.. Dies ‚ist schon’ nach unseren Erfahrungen 
unwahrscheinlich gewesen, auf Grund der chemischen Unter- |. 
Suchung aber ‚sicher irrig. Wenn also zurzeit wohl noch keine 
Klarheit. über den. genauen chemischen Rrozeß bei dieser Mischung 
wie auch über das Endprodukt -besteht —. das müssen erst weitere 
Untersuchungen ergeben —, jedenfalls ‘das ‘ist klar, dab die 
Mischung ‘sehr wirksam bei der Syphilis ist, daß sie ausgezeichnet 
vertragen ‘wird und daß die beiden angewandten Mittel in der 

- Vergleiche Bericht in der M, m. W. ` u a 


Sublimat früher deshalb als nur wenig: wirksam befu 


noch besonders .erschwerend' die oben betonten unerwünschten 


a. 


Dosierung: als unbegründet zu erweisen. `>, 


_ gemeinen ‚Praxis. ebenso günstige Erfolge ergibt wie bei ‘uns, 


vor allem eine Verbesserung -der Behandlungstechnik: Wenn 


man: sicher sein, daß die Injektion ausgezeichnet vertragen wird 


"und keine‘ Thrombose macht. ` 
also in der gleichzeitigen Anwendung beider als 


höher chemischer Quantitäten, besonders hinsichtlich des Hg. Jeden- 


intramuskulär und intravenös in zwei Akten... Auch für den. Arzt: 
ist dies eine wesentliche Vereinfachung. Es besteht nach unseren 


salvarsan mit 0,02 Hg-Cle, in einer Dosis alle zwei Tage zu geben. 
Wir haben. oben gesagt, daß wir in der Regel eine 1.%ige 


verwenden unter entsprechender Reduktion des Quantums. NaCl 


teil, daß man.auf die Verwendung von destilliertem Wasser ganz 
verzichten kann. Schon seit langem verwenden wir bei unseren. 


„Wasserfehler“ danach sicher nicht 
als nach reinem destillierten Wasser. 
Als Spritzenmaterial. haben sich .Ț | -10 bis 
20 cem bewährt mit gewöhnlicher Stahlpravaznadel: Rekordspritzen 


Salvarsan-Hg-Niederschlag 

das Instrument reinigen. ea ee 
~- Ob’unsere Kombination in der Therapie der Syphilis . wirk- 
samer ist als das K o Ile sche Silbersalvarsan, kann ich noch nicht 
sagen. Jedenfalls ist die Anwendung technisch gleich einfach, 


5 et re ER BER ae T o -,- 
IT. Fe z A a A T ta i ’ ya = Ai 2. Reue 
a -7 ra j porie š 5 & =, SE ae P = . 
T4 re Er a [Ar N. : a ee 4 
fs FAR Iwe gi “N pi RS . - a.’ Er wer tn 
> x KN ` + pi 0 eT a E 5 u 4 ! ` = 
ar f : EE ee ` z Wi 
: ’ -> ee ade .. we: vr. r 
ee = t pree 5 ER Dr) .t t: 
= D . = $ ~ Te . . = 
i - 7 ee = ` $ L4 
Br ee Ba i We, lu na 
Ele ne EN 2 , i ; .r B Es ee u Seas 
; ; - So i Eee fia ` ? 
- 1 = > ‘S ` 7" y 
Kai f ; an 
A ; E 
d 
‚ k: f 
j 


Ausscheidung bald nach der Anwendung. wie namentlich. auch `- 
längere Zeit danach festzustellen sind. Das letztere‘ erscheint _ 
‚mir ‚besonders wichtig..bei der. vielfach ‘gehegten Ansicht, daß das ` 

shalt / nden worden 

. sei, weil es zu schnell wieder ‚ausgeschieden werde. .Der Grund . 
. dieser früheren Mißerfolge scheint mir. vielmehr in der zu geringen. . 
Menge des angewandten Sublimats zu ‚liegen. Denn man stand 

bei dessen Anwendung eben stets unter dem Druck der allgemeinen, 

wenn ich so sagen darf, .Sublimatfurcht und. dann kamen eben. ' 


Nebenwirkungen in:Form. der Venenthrombosen beziehungsweise . `. 
‚Gewebsnekrosen‘ bei subcutaner: oder intramuskulärer. Applikation -, 
hinzu, Es ist natürlich nicht zu verlangen, daß das Sublimat.in.. 
den geringen Mengen von 0,001: bis 0,005 g ebenso wirksam: sein .' 
soll, wie die anderen Hg-Mittel in der, vielfachen Hg-Menge. In... 
der neuen. Form kann, man aber nicht nur 0,01 bis 0,02 g Sublimat 
.ohne Gefahr.injizieren, sondern,. wie ünsere Erfahrungen an. Hand . 
: der chemischen Untersuchung (siehe oben) gezeigt haben, bis:0,1'g.. . 
Ich möchte diese Dosen nún keineswegs als empfehlenswert an-. | 
"geben — wir bleiben. für gewöhnlich immer bei 0,02 g pro dosi —, - 
+ ich -führe dies nur an, um: damit allzu große Furchtsamkeit in der . 


. - Mein ‘Ziel bei der neuen Methode. ‚war aber keineswegs, ein 
neues Mittel in der Syphilisbehandlung zu finden: und zu:empfehlen. ` . 
Daran baben wir reichlich genug. und ob es wirklich in der all-. 


möchte ich: weiteren Nachprüfungen überlassen: .Mein Ziel war. 


man schon\mal kombiniert mit Hg und Salvarsan behandelt, dann -` 
"ist es eben am besten,. wenn ‚man diese‘ beiden Mittel `in- der ein- .. 
fachen, gleichzeitigen, schmerzlosen Art anwenden kann, wie dies. ` 
bei -unserer Methode -der. Fäll ist... Wir lösen einfach die ent- : 
sprechende-Menge :Neo- oder Natriumsalvarsan in der, mit 6 bis 
8 ccm warmen Wässers gefüllten. 10-cem-Spritze und ziehen dazu 
von einer 1%igen Sublimatlösung noch 2 cem auf. Dabei ent-. `` 
steht ein schwärzlichgrüner Niederschlag, der aber durch die. 
“dünnste. Pravaznadel ohne Schwierigkeit passiert. :- Zur sicheren `. 
vollständigen Mischung und damit zur Ausschließung von Venen- ` 
'thrombosen ist. es nötig, vor der Injektion die Mischung,. am‘ besten . 
mit ‘:einer Luftblase zusammen, umzuschwenken. Alsdann kann 


‘Der technische Vorteil der neuen Methode besteht ` 
wirksamst erprobten Mittel gegen die Syphilis;. 
in der einfachen und schmerzlosen Applikation 
derselben auf. intravenösem Wege und in der Freiheit dieser. ` 
Therapie. von unerwünschten - Nebenerscheinungen trotz relativ ` 
falls ist es für den Patienten viel angenehmer, so auf einmal intra- \. 

'venös sein Hg + Salvarsan zu bekommen, als in der alten. Weise. 
"Erfahrungen kein’ Bedenken, ‚sölehe Injektionen; .z..B. 0,45 Neo: : 
- Meist- haben wir diese Dosis nur zweimal wöchentlich verabfolgt. . 
Sublimatlösung verwenden, Man kann auch eine 2% ige Lösung 
braucht nicht dabei zu. sein. Die Beigabe 'eines so starken Des- - 


infiziens, wie es’ die Sublimatlösung darstellt, hat auch den’ Vor- 


Injektionen nur erwärmtes Leitungswasser. Fiebersteigerungen 
kommen danach so gut wie. nie vor, trotzdem wir vielfach unsere 

Patienten auch‘ ambulant so ‘behandelt haben. Jedenfalls sind - . 
| häufiger beobachtet -worden 


uns Glasäpritzen von 16 bis 


amalgamieren` sich zu sehr: Von den Glasspritzen läßt. sich der 
| ‚leicht mit-warmem Wasser ablösen \und 
' © N ai i oe 


t 
Fe 
- 
en nn 


? 
a 


A T rea aan Cona S 


F, y 


Fe 
? 
BT a KORG 


H 
| 


| 


SWR 


KRK 


- 


4 


-i 


~ 


~ 
IE ETRTT TOT en a en 


I ey 


Tier 


TRUE TI n r 


ar rem, 


mm tn r are bahn ne 
ESE E 


Re = = 
ep FR SEE Ben Zn Ve u 


um anna 


. œ 
un 


| 
| 
| 


Te 


Bu N 5 
N TARS, a nn nn A G m 


ll, gata 


lj] Bi 


nn nennen ne 
N Torerz zen ber! 
tn 


a gna 
An Ya 
Tah > 


iR 


aA 


TEE 


VARASE 


r 


waren. 


T SE N, Sn Ser 


FISCHER 


3 m 
ESSEN 9 


Dr EN 


‚ner 


a wer ns mg x 
MEI NLN IT 


fi i 

weh: 
ln. 
In Z 
i$ K CE 
HE Ba 


` 
x weihm a BE iS $ 
à es Por 
er “-. ten 
. 
r nn ne 


1028 


-1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. 


12. Oktober. 


Aus der Deutschen psychiatrischen Universitätsklinik in Prag 
(Prof. Pick). 


 Epileptische Anfälle mit typischer vollständig 
gleichartiger Symptomatologie bei Zwillingen. 


Von 
Dr. G. Herrmann. 


Das Auftreten gleichartiger Krankheiten bei Zwillingen bietet 
die Möglichkeit, Fragen entwicklungsgeschichtlicher Art zur Lö- 
sung zu bringen und so hat man dieser Seite der Pathologie 
auch im Rahmen der Psychiatrie und Neurologie sein Augenmerk 
zugewendet. Aber über die Feststellung einer krankhaften An- 
lage entweder des gesamten Organs oder in gewissen Fällen eines 
„Systems“ ist man nicht hinausgekommen. 


Im nachstehenden möchte ich nun einen Fall von Zwillings- 
erkrankung mitteilen, der Anlaß gibt,»eine noch weitergehende 


Analyse bezüglich der Krankheitsanlage und ihres genauen Sitzes 
zu versuchen. 


Es handelt sich. um das 16 Jahre alte Zwillingsbrüderpaar Karl 
und Alois B. Aus der Anamnese (Angaben der Mutter): Großmutter 
mütterlicherseits im 50. Jahre tiefsinnig. Vater Raucher und Trinker, 
alkoholintolerant, keinerlei Krampfanfälle. Das: erste Kind der Refe- 
rentin starb an Fraisen, gleich im nächsten Jahre eine Frühgeburt, 
dann wieder ein Kind, das im Alter von sieben bis acht Wochen starb. 
Als nächstes Kind ein jetzt 21jähriger gesunder Sohn, nach zwei Jahren 
wieder ein gesunder Sohn, nach weiteren zwei Jahren wieder ein ge- 
sunder Sohn, dann die hier in Betracht kommenden Zwillinge, dann 
nach weiteren zwei Jahren ein Knabe, der nach wenigen Wochen an 
Fraisen starb. 

Die Zwillinge wurden mit einem Intervall von mehreren Stunden 
geboren, welcher von beiden der erste war, ist der Mutter selbst nicht 
bekannt. Sie wurden drei Vierteljahre von der Mutter selbst gestillt; 
körperliche und geistige Entwicklung ungestört. Mit fünf Viertel- 
jahren lernten sie laufen, der von Anfang an etwas Größere, namens 
Karl, etwas früher. Sprechen lernten sie beiläufig zu gleicher Zeit. 

Sie waren immer von auffallender Ähnlichkeit (siehe Abbildung), 
hatten von Kindheit an beide ziemlich große Köpfe. 

Im Anfang waren sie ziemlich gleich an Größe, dann überwuchs 
der Karl den anderen schon vor Beginn des Schulbesuches. Der 
Kleinere (Alois) lernte etwas besser, hatte gleich vom Anfang des 
Schulbesuches an eine schönere Schrift und auch die besseren Zeug- 
nisse. Im Benehmen waren sie immer beide gleich, zu Hause beide 
fleißig. 

3 Alois wurde im 13. Lebensjahre aus dem Waisenhause zu 
St. Johann dem Täufer in Prag, wo er auch die Schule besuchte, 
wegen der jetzt auftretenden Anfälle nach Hause geschickt, wo sie 
sich fortsetzten. Die Anfälle waren im Anfang sehr schwach, er 
„Schaute in die Höhe“, war nicht blaß und drehte sich dabei (vermut- 
lich nach links). Er war dabei bewußtlos. 

Nachdem er zu sich gekommen, darüber befragt, was ihm fehle, 
er wisse es nicht. Anzahl der Anfälle anfangs einmal wöchentlich. 
In den Ferien leichtere Anfälle, im darauffolgenden Winter traten 
auch schwerere Anfälle auf, sodaß er die Schule nicht mehr besuchen 
konnte. Dauer des einzelnen Anfalles etwa zehn Minuten, dabei kein 
Schreien, bekam Schleim vor den Mund, atmete rasselnd. Soll sich 
nur einmal in die Zunge gebissen haben (ein Zungenbiß aber schon 
vorher in Prag, wie der Arzt in Ch. aus einer Narbe an der Zunge 
erschloß). Kein Benässen bei diesen Krampfanfällen; anfangs die 
schweren Krampfanfälle alle drei bis vier Wochen, in letzter Zeit, etwa 
seit einem halben Jahre, alle 14 Tage. Nach den Anfällen ein paar 
Stunden Kopfschmerzen, dann Schlaf. Seit zirka drei Monaten auch 
nächtliche Anfälle, in den letzten zwei Monaten nur nächtliche An- 
fälle, ganz nach Art der am Tage auftretenden. In der letzten Zeit 
nur schwere Anfälle, leichtere hat Referentin seit einigen Monaten 
nicht mehr gesehen. 

Karl absolvierte ebenfalls die Schule im Waisenhaus in Prag, 
kam dann Ende März 1917 nach Hause und erzählte, er sei in Prag, 
wo er bereits als Laufbursche beschäftigt war, öfter ohnmächtig ge- 
worden. Er war einige Monate zu Hause, ohne daß man bei ihm 
etwas bemerkt hätte. Zu Pfingsten kam sein älterer Bruder nach 
Hause und berichtete, Karl habe auswärts einen Anfall gehabt, „so 
wie der Alois“. Im Juni bemerkte die Mutter selbst einen leichten 
Anfall: Er stand bei Tisch, verdrehte die Augen, fiel nicht um, drehte 
sich nicht, blieb stehen. [Bei der Erzählung dieses Anfalles blickt die 
Referentin unwillkürlich nach rechts (?) oben.]| Das Ganze dauerte etwa 
zwei Minuten. Danach befragt, was ihin fehle, sagte er: „Nichts, ich 
habe nichts.“ Etwa vier Wochen später stürzte er plötzlich beim 
Ofen zusammen, ohne Schrei, wurde steif, verdrehte die Augen, hatte 
Zuckungen im Gesicht, Schleim vor dem Munde; kein Benässen, kein 
Zungenbiß. Dauer der Bewußtlosigkeit eine Viertelstunde, nachher 
Klage über Kopfschmerz. Dauer desselben etwa zwei Stunden, dann 
eingeschlafen, am nächsten Tage munter. Nächtliche Anfälle sind bei 


ihm nicht vorgekommen. Einmal (das letztemal) schon am Morgen, 


‚angezogen, ein leichter Anfall, dabei drehte es ihn (dieser Patient 


hat auch Anfälle, wobei er das Bewußtsein während der Drehungen 
nicht verliert, sondern über die Verdrehung der Augen und des Kopfes 
Auskunft geben kann). Seit er zu Hause ist, ist er reizbar, sonst keine 
auffällige Charakteränderung. 

Viel deutlicher als aus dieser Anamnese ersieht man die Gleich- 
artigkeit der Anfälle aus den gegenseitgen Berichten der Brüder über 
ihre Anfälle, die durch die Beobachtung in der Klinik ihre volle Be- 
stätigung finden. Karl berichtet über die Anfälle des Alois: Alois hatte 
in der dritten Bürgerschulklasse vor drei Jahren den ersten Anfallaui 
der Straße. Man erzählte ihm (dem Karl) nur, Alois habe epileptische 
Anfälle. Über die Anfälle, die er selbst an Alois beobachtete, berichtet 
er: Er drehe langsam zuerst den Kopf und die Augen nach links oben, 
zwinkere dabei mit den Lidern und geh®auch gelegentlich sich drehend 
weiter. Auf der Straße wäre er so einmal beinahe in eine Auslaps- 
scheibe hineingegangen. Später, nach paarmaliger Drehung, langsam 
zusammengesunken. : 

Über einen Anfall des Alois am 11. Februar (an der Klinik) 
berichtet Karl: Zufällig sich herumdrehend, habe er gesehen, daß der 
im Bett liegende Bruder einen Anfall habe, habe Drehung des Kopfes 
und der Augen erst nach links, dann nach links oben gesehen, der 
Oberkörper stärker nach links gedreht, das dauerte eine Weile, dann 
hörte es auf, dann steife Beugung der Arme und Beine und Schütteln, 
dabei Kopf nach links, aber nicht mehr gedreht, dann Schaum vor 
dem Mund. 

In dieser gleichen Weise wiederholen sich die Berichte, die Karl, 
Wärter oder Mitpatienten über die Anfälle des Alois geben. Dieser 
selbst berichtet darüber: Beim ersten Anfalle sei er gesessen, habe 
plötzlich den Kopf nach links gedreht und mit den Augen gezwinkert, 
das sei nur ein kleiner Anfall gewesen, da habe er alles gewußt. Nach 
einigen Wochen sei der zweite gekommen: er sei auf der Straße ge- 
gangen, es habe begonnen, ihn in der schon beschriebenen Weise her- 
umzudrehen, und dabei wäre er beinahe in eine Scheibe hineinge- 
gangen, damals bewußtlos. 

Ein anderes Mal berichtete er: Er habe gespürt, er gehe und 
drehe sich, sei immer vorwärts zu gegangen, der Körper habe sieh 
gedreht und dann habe er nichts mehr gespürt, sei zugegangen, das 
Drehen habe er nicht zu unterdrücken vermocht. 

Über die Anfälle des Karl berichtet Alois: Dieser dreht den 
Kopf und die’ Augen nach links, zwinkert mit den Augenlidern, dreht 
sich gelegentlich auch ganz um seine Achse und fällt dann hin, liegt 
steif da, nur leises Schütteln der geballten Fäuste und Arme, keine 
Krampfzuckungen, kein Schrei, blutiger Schaum vor dem Mund, schlägt 
sich oft Wunden, weiß nichts von dem Anfall, schläft dann ein. 

Ein Mitpatient berichtet über einen Anfall vom 10. Februar: 
Ging zum Fenster, Referent sprach mit ihm, Patient ballte die Faust, 
drehte sich langsam nach links, Kopf und Augen nach links, sodab 
nur das Weiße zu sehen war, drehte sich ganz langsam einmal um, 
wie er herum war, sank er langsam zusammen. Man legte ihm ein 
Kopfpolster unter, er schlug mit den Armen, Kopf gerade, Augen und 
Mund nach links, Schaum vor dem Mund, die Fäuste geballt. 

Karl selbst berichtet über seine Anfälle: Beim schwachen Anfall 
sei er fast bei Sinnen, „da kommt mir ein Schwindel, dann drehe 
ich mich langsam herum“ (er zeigt starren Ausdruck nach oben), € 
sehe was um ihn alles sei, könne nicht sprechen und sei unklar ım 
Kopf, der Kopf drehe sich nach links, die Augen drehen sich auch 
nach links und zwinkern (er zeigt es als langsames Drehen der starr 
blickenden Augen und mehrfachen Rückschlag). | 

Auch bei diesem Patienten wiederholen sich die Beobachtungen 
und Berichte sowohl von Mitpatienten sowie seitens gut beobachtender 
Wartepersonen in der gleichen Weise wie bei seinem Bruder. 


Fassen wir kurz zusammen, so finden wir folgendes: Epi- 
leptische Anfälle bei Zwillingen, die bei beiden zu Beginn ae 
Pubertät fast im gleichen Lebensalter zum erstenmal auftreten, 
Beginn mit wiederholtem Lidschluß (Zwinkern), Deviation conjls““ 
nach links bei gleichzeitiger Deviation nach aufwärts, Drehung 
des Oberkörpers oder des ganzen Körpers um seine Achse nach 
links, dabei bei leichten Anfällen Erhaltensein des Bewußtsein 
bei Fortdauer des Anfalles modifizieren sich die Erscheinungen 
verschiedener Weise, 

Die körperliche Untersuchung ergab nichts Abnormes, aber 
vollständig gleichlautenden Befund, Beide hatten etwas gl” 
Köpfe, Karl etwas stärkeres Fettpolster, und in der Gegend > 
Lendenwirbelsäule ein Lipom, das am 14. Mai 1918 chijrurgist 
entfernt wurde. Die nur einmal mit Serum angestellte yae 
mannreaktion ergab bei Karl negativen, bei Alois positiven Beiun 
jedoch ist dabei ein Untersuchungsfehler sehr wahrscheinlich. 

Vom Standpunkt der Pathologie der Zwillinge müssen A 
annehmen, daß es sich um eineiige Zwillinge handelt wegen ; 
Gleichgeschlechtlichkeit und der auffallenden Ähnlichkeit: ar 

Bei diesen Zwillingen ist es nun durch ein wohl beredi r 
degeneratives Moment zu identischer abnormer Anlage gekomig 


3 oogle d 


sv ` 5 > ne ni = MEL a A ee pwa N w. Lai rg Eoi ss T arp a se A 
RT NONS T g 5 Series 2 2 a ee ge S A Si E N ee en 
Te Peer a ed Es ar = Were a ee er Be ae OR HE 
wer a FTIR m BE Eee E or ee en Er s I: , $ a L ETN e e A = r° EA Nr u nn co . 
5 Ferse 2 PR ey N 7 er NE Be. 7 [us j f: ee 6 : PR re t ia c. EN 4x or 
i - z . Balz Fre: ; F Wen u ee rd £ Be E 
B B 4 s ji 3 .r 3 P a EN ee B e TE -n UE S 
A 36 Pa o> E pon ne TS AAT 
. iy i $ 7 l y R RE t £ au AR ee `. nf s | 
a E x % 1, : P ' s w p Pe A r 2 = Ae m LI s Nr RSR a Be In tt i 
s 2 E ENAS ' rn A a- "N T Dauer ne u E Ber 5 . so e fe . u ; R FE: A > rn TR A B ran 1 
: 3J ; Ei t ` t . i B Se \ ee re ® . D i £ Yo R G a E. s . . j nganı A ‚ BER: 2 3 E pand t i b 
s s A ; a A Š i Sr i 5 . A BEP N, Eee 0 ‘ € 
"12. Oktober. 4919 — ME EEE ee Narr) 
| - ari M Sc Ra Nra e ur 27100... 
12. Oktober. | | 19 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.41. > ee 
- = pi ai . j - e. i . u; el . ` Bry + A x t g Ea Tai a 4 
4 - ; z a 45 z 
` - 4 r 
in. 
. AEE 
A 


Möglichkeiten bis in ihre letzten Konsequenzen durchzudenken’. =... 
Immerhin scheint mir die zweite Deutung besser dem. .gegen- >," =l; 
'wärtigen‘ Stände uriseres Wissens zu entsprechen.. Damit. ist- aber- <» "fi 
auch die vielleicht aufzuwerfende Frage eines operativen Eingriffes. "5 


= Ste een x 
UL T CUTA Z 


va, 
pa 


. ` die sich in gleichartigen rindenepileptischen Anfällen .entladet. 
0. -Damit ist zunächst auch schon festgestellt, daß es sich wieder 
- „einmal um ‘eine diesmal nachweislich als genuin oder idiopathisch 
-- zu -bezeichnende . Epilepsie handelt, deren Entwicklung: nach‘ 
-` dem Typus einer symptomatischen: Epilepsie auf ein Umschrieben- 
. sein jener Anlage bin- 


in.negativem Sinne beantwortet.  - a ee 


I. ii ka 
. 


~ 


. 

i ER; Ta = 
fa > a ma f 8 
` 


| 
w 
N i 
On. Pi BEL IR 
eg ee WEL, men - | ame: 


m s T- > = 
an) 2.2 0 Ei 
—— in iu 
Wii n 
tue en, 7 


> 23 deutet. = ler sa? l f s a: un FE A E aa ne e ee 
Bezüglich.dertera- .. . ` Über Riesen- und: Zwergwuchs'). ee i 
togenetischen Termi- T S ne Re ne De pururu adip ES 
' ` ' nationsperiode können , ba ee "Bin Von nn. de en Fa a f 
: wir mit Bestimmtheit aon `” Prof.. Dr. W. Berblinger: . 0% Us Ba 3‘ 
' sageń, daß sie indie]... >. 0 a a a A 
-Z z . früheste Entwicklung |.  : In der Sagengeschichte aller Völker hören wir von 'Riesen-- m!" RARI E 
` x . des . Centralnerven- |. menschen,.die eine naive. Vorstellung mit ungewöhnlichen Körper- .."..:-"& i | 
zu systems des Embryos | Kräften ausgestattet wähnte, von zwischen Gottheit und Menschen... pi if A 
a fallen muß, mit ande-. | stehenden schlauen und kunstfertigen Zwergen. Heute noch lassen > `i. o- 2 PHE m 
pPI . ren Worten, die tera- | Sich auf Jahrmärkten ‚Liliputanerfamilien bestaunen; deren Mit: -<s <an pippa 
P , togenetische Termi- | glieder. nur als Miniaturbild. eines normal ausgewachsenen Menschen ` `= pni iots I A 
s nationsperiode liegt so. | erscheinen, daneben - krummgliedrige;. zwerghafte Individuen; .. 2}. F S 
- ÉM früh, daß man mit | welche die Merkmale eines auf. dem Boden einer Knochenerkrän- -00O ne EAE i 
kung entstandenen Mißwuchses-. nur zu deutlich erkennen lassen. -: . SRH i 


ee 5 . größter Wabrscheiń- | | n. _ 
lichkeit eine andere Ursache. als die endogen hereditäre aus- |. .: ‚Bekannt sind Zwergvölker,.wie die Weddas auf.Ceylon, die‘ >- 
schließen kann. u re | © >. | Akkapygmäen in.Afrika, Die Japaner bleiben durchweg an Kör- ~o 7 
=- ` ` Daš Hauptgewicht für die Erörterung der aus dieser Zu-:| Pergröße-hinter dem Europäer zurück, die Graecoromanen werden > * 304mb 
 sammenfassung. sich ergebenden Fragen fällt darauf, daß nicht durchschnittlich nicht so groß wie.Germanen oder Skandinavier.: .. 4r F 
bloß seit einigen Jahren dauernd bei Zwillingen. der bedeutsamste | Wir haben es hier mit Rassenmerkmalen zu tun. Für die-Begriffs- ` <<, pig 
| bestimmüng des Riesenwuchses wie des- Zwergwuchses unter Zu- : ` W .# 


Bricht 


Irene nen T 


Singen: 


r 


- 


 . .lepsie-sich sehr häufig als ‚erste solche Erscheinung die konju- 


b 


- leiten wäre, _ 


zu beantworten, worin kann dieses gemeinsame un 


Gegend. derselben Centren 
‚Zwinkern) auf der gleichen 


 seitigt werden kann. © ~ 


~, Die mehr Aussicht bietenden Versuche zur Lösung dieser 
Frage können sich in zwei Richtungen bewegen. Einmal wäre 
die Annahme zu prüfen, ob etwa im Sinne einer, progressiven 
Entwicklung der epileptischen Veränderung das Auftreten der. 
typisch gleichen Krampferscheinungen zu einer bestimmten Zeit 


gedeutet werden könnte. Man’ könnte nämlich’ annehmen, daß die 


zunächst im Stirnhirn sich entwickelnde „epileptische Verände- 


Tung“ bei. ihrem  Weiterschreiten. ‚zuerst die im -Motorium am 


„meisten nach vorn gelegenen Centren der conjugierten Ablenkung 


und des Augenschlusses ergreift und dadurch die Gleichheit der 
Anfälle bedingt sein könnte; dabei wäre aber noch nicht. das Be- 


‚Iallensein der gleichen Hemisphäre erklärt und müßte dazu noch 
. ein funktionelles Moment, vielleicht‘ eine größere Disposition der 
-, Techten "Hemisphäre herangezogen werden, da man doch wohl 

‚ nicht berechtigt ist, auch. das allein dem Zufall anheimzustellen. 


Das legt aber eine zweite, sozusagen funktionelle Deutung: des 
ganzen Komplexes nahe. | | 
.— Indem man von einer allm 


torialen Ausbreitung der epileptischen Veränderung absieht, könnte 
man die Annahme machen, daß idie Reihenfolge in‘ der Beteili-. 


. gung der motorischen Centren dadurch bedihgt ist, daß die der 
conjugierten Kopf- und Augenablenkung vorstehenden Centren 
als. besonders empfindlich auf die in Frage kommenden Reize als 
die ersten reagieren. Gestützt' wird diese Annahme durch die 


Ä den Beobachtungen der Klinik sowie der Literatur zu entnehmende 


Tatsache, daß unter den zunächst mit rindenepileptischen Krampf- 
erscheinungen einsetzenden. Fällen von sogenannter genuiner Epi- 


_ gierte Ablenkung des Kopfes und der. Augen darstellt, 
= “Für das’ frühere. Einsetzen solcher Erscheinungen infolge 
Beteiligung der rechten Hemisphäre, -also die konjugierte Ablen- 
kung -dés Kopfes und der Augen nach eh 
alls 'die. entsprechende Erfahrung zu sprechen, die eben aus einer 
Minderweitigkeit dieser Hemisphäre gegenüber der dominierenden 
Linken‘ (die Zwillinge unseres Falles sind Rechtshänder) abzu- 
` _ Ich bin mir des Hypothetischen ‘der. vorstehenden . Dar- 
legungen. wohl bewußt und nicht in der Lage, zwischen ‚den beiden 
hier dargelegten Erklärungsversuchen eine sichere Entscheidung 
zu treffen, aber es schien mir doch notwendig, die verschiedenen 


`a 


iR 


einheitliche 
` Moment begründet sein? Daß ein beiden Fällen gemeinsames ur- 
Sächliches Moment in dem Sinne wirksam sein sollte; daß die .an- 
zunehmende epileptische Veränderung .in beiden. Fällen iùn. der 
gu die Deviation conjugee und das 
| | Hemisphäre gesetzt worden wäre, liegt 
- dem Zufall so nahe, daß diese Deutung wohl ohne weiteres be- 


ählichen, sozusagen streng terri- 


links, Scheint mir eben- 


Teil der Anfälle noch immer in der gleichen Weise sich darstellt, 15 d ıw wW 156: | 

; sondern -auch der Beginn derselben vor dieser Zeit in dem gleichen | gtundelegen der anthropometrischen ‚Methode sind nicht:allein ~: ..-.» 
. "Typus sich regelmäßig darstellt, Dementsprechend. ist die Frage diese Rassenmerkmale im Auge zu behalten; sondern auch inner- ` 7< s; 
2 |, halb. einer Formengruppe von Menschen können nur solche als., .;:... 


| Minimum bleibt, also, 
..Variationsbreite gelegen ist. . 
i ‚Tieferen Einblick in das 


festlegen und als pathologische absondern. 


wicklung, äußert sich:in einer Massen- wie Größenzunahme. Unter 
‘dem Wachstum | ' 
dessen .Form, wie die: seiner Organe. Ä ER | 
=. Für, das Zustandekommen des Riesen- und Zwergwuchses. 


er 


‚schlaggebende Rolle. Die einzelnen Abschnitte des Skeletts haben 
eine verschiedene Wachstumsgeschwindigkeit und Wachstums- `’ 


| fähigkeit. Der Wachstumsvorgang als solcher läßt sich trennen 


in das Dickenwachstum und Längenwachstum. : Letzteres- er- - 


der Geschlechtsreife seinen Abschluß, das 'Diekenwachstum oder 
' Breitenwachstum geht auch danach noch vor sich. Ein An- und 
Abbau von Knochengewebe findet in freilich wechselnder: Inten- 


durch statt. E u we 
Die erwähnten beiden Wachstumsarten des. Knochens sind 
‚scheiden 'sie ‘sich in histologischer Hinsicht. Die im Embryo zu- 
‚nächst Knorplig präformierten Skelettabschnitte, wie die Knochen - 
der Extremitäten, der Schädelbasis, des. Schulter- und Becken- ,; 
' fläche’ des Knorpels durch Osteoplasten‘ Knochen abgeschieden 
wird. Durch Apposition wird der Knochen dicker. Das Längen- 
Wachstum erfolgt nuran den Epiphysenlinien, die an den’ Extre- 


teil, sich finden. . Drei ‚Prozesse -sind hier- als die wesentlich- 
sten zu nennen: nämlich die Wucherung des ruhenden ‚Knorpels 


hier aus Knochenanlagerung an Stelle von Knorpel. Bei dieser 
enchondralen Ossification wird also der Knorpel verdrängt und . 
ersetzt durch; Knochen. 0.000000 an 
© Die Zonen, an denen dieses Längenwachstum. vor sich geht, 
sind am wachsenden Skelett.schon mit 'bloßem Auge zu erkennen. 


1) Nach einem in der "Biologischen Vereinigung zu Riel am 
27. Juni.1919 gehaltenen Vortrag. — 0 0 o5 oa 


riesen- oder zwerghaft gewachsen gelten, deren Körperlänge das... 
durchschnittliche Maximum . dieser -übertrifft oder unter ‚dem. =" 
wie man auch ‘sagen kann, außerhalb der- 5777; 


ne | Wesen der zu Zwerg- oder Riesen- = e oA EE 
wuchs führenden Wachstumsstörungen gewinnen wir erst, wenn `>.: Si 
‚| wir unter Berücksichtigung‘ des Gesamthabitus sie mit den be- ...:*. 

‚kannten Vorgängen des ungestörten Körperwachstums ver-' Ä 
‚gleichen, die formalen Abweichungen von deren einzelnen. Phasen -: :..‘.”- 


se 
s -. 


Das reguläre Wachstum ist eine Teilerscheinung der Ent- p _ 


‚ändert “sich neben. der Masse des Körpers auch ` 
spielt das Knochen- beziehungsweise das Skelettwachstum die aus- . ** = 
‚reicht unter physiologischen -Bedingungen ungefähr mit Eintritt - 
sität abhängig von: Funktion und Nutrition das ganze. Leben hin- 
an den einzelnen Knochen verschieden lokalisiert, auch üunter- ..- - > 


 gürtels, Wirbel, Rippen, entstehen in der Weise, daß 'auf-die Ober- Rn : 


'mitätenknochen, z. B. an’ der Grenze von Gelenkteil und Schaft-` _ 


| unter Knorpelsäulenbildung, dann die Aufzelrung des Knorpel .: #0. f 
' durch gefäßhaltiges, 'osteoplastisches Markgewebe, endlich von :....7 


N j 
s RAR 
a  % ee. ee 
IT s á ı 
ae wer Iereper ne 
x Eh SL SEE ER 
FREI WIRTNET STR GG Da 


r 
er. 
t? 
2 
nn Er FE engen 


RE EE A 


> 
Cs 


yeeo 
Lye—, 


> * $ Oru 2 r 
TITTEN Fir urn 
A aa I Fee B PEPPERS GREERN BE 
Ka Be RA er RE 3 Ka ES TEE VOR 


ve 
x 


SER are 


= I un 
rn u en 


U, 
7 


EST 
EN Kr Be e 


Re mae eneen e ppr e 
VE Te a a 


ar 4 
7 HE ja H | 
H i kiai W y 3 
EN I 
~A s'h: muy 
ae i o 
o S FA en in Í 
TES 11 | 
na a ‘IH 
u EUR 
er Apii 
ee k Di 
et Th ri’ 
' iafe ! "iy k 
u BO, hr k | 
EI Ehe IE? 
RS He I gi: J 
TE ER E E 
p E SaS pR 
OO ETIREE 
O EEE {f TE pr} 
Suan yoat RE E DH 
en hilf: 
Ta ik | ja “IN 
n T e ar, KSN 4 i 
er EAE GEU, 
> PT ți: -J 
oea pa Selen. 
` ` ar LP yA d Be R 
D JAE pta g, 
sn. Pape aog 
Ze E e end. 
. ir a u na 
X Ne MIA si 
' EPES 7 aa 


LI 


De mear Fans Jude Sao 
ge — ER oa Sn > 


SI ISAD nn 
; i - 


C4 tj 
oJ es 
n$ RENE I 
e uf 
iu . ` 
H Be 
sara ‘ i ! ih. 
Be R; nt 
TEEN 
De u \ ut j 
Pi "ae P (y $ i £ t 8 t 3 h 
Le gr y s d M. 
S Å. ı p ty 
She 3 
v jef . ER: 
u dtt | Í, EI 
o potu gpi h 
-+ s A | L 
u 4 LS o 
> F t RAN 
abe > i p 
u aut! nS ‚3. 
opeka a pajo 
2 KA 4 je 
; e Fi 
r Ei 
G t E . Es 
Dr: ii a 
E £ a rn 
Bike a CF, 
ua 4 ; Ss ! F 
` , a BA 
t ; er 
i 


1030 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. > 


u 


12. Oktober, 


Durch die Existenz dieser Fugen ist es möglich, daß der Knochen 
in die Länge wachsen kann, er wächst, wenn der Knorpel resor- 
biert und durch Knochen ersetzt wird. Der Fugenschluß, welcher 
für die Fugen an den einzelnen Skeletteilen gesetzmäßig und zu 
verschiedener Zeit des postfötalen Wachstums erfolgt, zum Teil 
erst nach eingetretener Geschlechtsreife vollendet wird, kommt 
dadurch zustande, daß die Knorpelwucherung aufhört, der Knorpel 
in Knochen übergeführt wird. Wo. auch nach abgeschlossenem 
Längenwachstum ein knorpliger Teil die unmittelbare Begrenzung 
eines knöchernen bildet, erkennen wir den Wachstumsabschluß 


daran, daß nicht mehr durch gefäßreiches Markgewebe getrennte 


längseestellte Knochenbalken zum Knorpel hin sich erstrecken, 


sondern ein querverlaufender Zug von Knochengewebe direkt an 
den Knorpel stößt. 


Wir werden geneigt sein, ein übermäßiges oder zu geringes 
Längenwachstum vornehmlich auf Hemmungen der geschilderten 
enehondralen Össifieation zurückzuführen. Irrig aber wäre die 
Annahme, daß dem Zwergwuchs lediglich ein vorzeitiger Fugen- 
schluß zugrunde läge. 

Die Verhältnisse, welche jene Wachstumsstörungen be- 
dingen, liegen wesentlich verwickelter. Die genaue anatomische 
Analyse der Ossifieationsvorgänge gerade unter pathologischen 
Bedingungen bringt uns erst einen Schritt weiter in der Erkennt- 
nis auch der kausalen Faktoren. Es gibt erwachsene Zwerge, die 
schon abnorm klein geboren wurden. Das Längenwachstum hört 
bei ihnen auf zu derselben Zeit wie bei einem Menschen von nor- 
maler Körperlänge, die Fugen schließen sich zu derselben Zeit. 
Diese Zwerge sind proportioniert, sie stellen, was ihr Skelett an- 
belangt, nur ein verkleinertes Abbild eines Normalgewachsenen dar. 


Ihre Intelligenz ist eine gute, ihre genitalen Funktionen sind 
nicht beeinträchtigt. Ihre Körperkraft muß entsprechend ihrer 
somatischen Entwicklung natürlich hinter der eines Menschen 
von durchsehnittlicher Körperlänge zurückbleiben. 

Die Ursache dieses echten Zwergwuchses (echte primordiale 
Nanosomie nach v. Hansemann) ist uns noch wenig klar. 
Erinnert sei aber doch daran, daß es gelungen ist, durch die Be- 
fruchtung von Teilstücken von Eiern 
mentell zu erzeugen (Driesch). 


Ein unechter Zwergwuchs kann sich ausbilden auf dem 
Boden von Knochenkrankheiten, besonders solchen, die während 
der Wachstumsperiode auftreten, oder schon bei der Geburt vor- 
handen sind. Hierunter gehören die täglich zu beobachtenden 
rachitischen Zwerge mit kurzen verbogenen Extremitäten und 
relativ großem Kopf bei kaum reduzierter Rumpflänge. Be- 
sonders die Beine sind kurz und plump bei den chondrodystro- 
phischen Zwergen, deren Kopf eine Verkürzung in sagittaler Rich- 
tung: aufweist, weil die Schädelbasis nur wenig wächst, oder sogar 
die Fugen vorzeitig schwinden; die Nasenwurzel ist oft tief ein- 
gezogen. In ihrer genitalen Entwicklung wie in ihren intellek- 


tuellen Fähigkeiten bieten diese unechten disproportionierten 
Zwerge nichts Auffallendes. 


Bei rachitischen Zwergen können die Knorpelfugen länger 
offen bleiben als gewöhnlich. Übrigens dürfte die bei der Rachitis 
zu beobachtende breite Knorpelwucherungszone weniger auf einer 
pathologischen Steigerung der Knorpelwucherung . beruhen als 
vielmehr darauf, daß die Überführung des Knorpels in Osteoid 
oder echten Knochen gestört ist. Kommt es bei schwerer Rachitis 
zu einem Untergang des Knorpels selbst, dann ist ein verfrühter 
Epiphysenschluß möglich. Das Wesen der Chondrodystrophie 
muß in einer primären Degeneration des Epiphysenknorpels ge- 
sucht werden. Das Verhalten der Fugen kann von Fall zu Fall 
verschieden sein, ihr Schluß zur üblichen Zeit stattfinden, von der 
Form der Dystrophie, ob sie eine malacische, hyperplastische oder 
irreguläre hyperplastische ist Kaufmann), -wird es wesentlich 
abhängen. Weit mehr als bei der Rachitis ist das Längenwachs- 
tum der Knochen in Mitleidenschaft gezogen. Bestehen aber auch 
hier Unterschiede an den einzelnen Skeletteilen, so ist das Dicken- 
wachstum fast durchweg gesteigert. 

Ob die verkürzten Gliedmaßen zugleich auch krumm sind, 
kommt auf die Ausbildung des sogenannten Perioststreifens an, 
welcher sich als Zug gefäßhaltigen Bindegewebes von einer Seite 
der Knochenhaut her zwischen Epiphyse und Diaphyse drängt, 
ohne dabei die Gegenseite des Knochens zu erreichen. Wo nun 
der Perioststreifien dem Längenwachstum ein Hindernis bietet 
bleibt der Knochen kürzer, entwickelt sich, wo der Streifen fehlt. 
weiter, das Resultat muß ein Abweichen von der Längsachse 
sein, Der Habitus der chondrodystrophischen Zwerge ist auch 


Zwergbildungen experi- 


f 


Laien bekannt durch die Bilder der spanischen Hofzwerge, 


welche Velasquez mehrfach zum Gegenstande seines Schaffens 
gewählt hat. u 


Die mit Osteogenesis imperfecta geborenen Kinder sind 
selten länger lebensfähig, nur wenig Ausnahmen davon bekannt 
(v. Recklinghausen, Hagenbach?). Der unechte 
Zwergwuchs, welcher auf dem Boden dieser Knochenkrankheit 
entsteht, benötigt deshalb keine weitere Berücksichtigung. Wahr i 
scheinlich ist das Wesen der Osteogenesis imperfecta in emer zu 
ungenügendem Dicken- wie Längenwachstum des Knochens füh- 
renden mangelhaften Osteoplastentätigkeit zu erblicken, wobei 
v.Reeklinghausen noch eine gesteigerte Knochenresorption 
und eine Überproduktion an Markgewebe annimmt, und dafür den 
Namen myeloplastische Malacie geprägt hat. Die genannten 
Zwerge bilden zusammen die Gruppe des unechten durch Dispro- 
portion gekennzeichneten Zwergwuchses. 

Angeborene Verkürzung: einer Extremität oder von Glied: 
maßenpaaren infolge von Fehlen einzelner die Extremitäten bil 
denden Skeletteile (Phokomelie), Abnahme der Körperlänge durch 
Kyphose der Wirbelsäule, bei Osteomaleie gehören nicht hierher. 

Der unechte Zwergwuchs entsteht also durch eine am Ske 
lett selbst sich abspielende klinisch charakterisierte Krankheit. 

Die Rachitis wie die Osteomalacie mögen, wofür vor allem 
die Tierversuche sprechen, mit einer abgeänderten Funktion der 
spithelkörper wie des Thymus ursächlich zu verbinden sein. 

Bei einer weiteren Gruppe annähernd proportionierter Zwerge 
weist alles daranf hin, daß das postuterine Längenwachstum ge 
stört ist, die enchondrale Ossification zu einer bestimmten Zeit 
eine Hemmung erfährt. Ein solcher Zwergwuchs kommt gehäuft 
vor in gewissen Gegenden, z. B. in Steiermark, Kärnten, in der 
Nordostschweiz, in Savoyen, wobei die abnorm kleinen Im 
dividuen noeh Veränderungen der Schilddrüse wie Kolloidstruma, 
oder fibröse- Atrophie zusammen mit Myxödem und hypoplasü- 
schem Genitale aufweisen, stets idiotisch, häufig auch taubstumm 
sind. Das gesamte Krankheitsbild wird als endemischer Kretinis- 
mus bezeichnet. Bei diesen zwerghaften Kretinen mit der tiefem 
gezogenen Nasenwurzel, dem blöden Gesichtsausdrucke, mit IM 
Verhältnis zum Rumpfe kurzen Beinen persistieren an den Ex 
tremitäten die Epiphysenfugen über die Entwicklungsjahre hinaus. 
Geringe Knorpelwucherung führt zum hochgradig verzögerte 
Längenwachstum, ungenügende Knorpelresorption und ebenso 


mangelhafte Knochenneubildung bedingen das Offenbleiben der 


Fugen. 


Das Skelett thyreopriver noch im Wachstume stehender 
Tiere verhält sich ähnlich, ebenso bleiben Kinder mit congenitaler 
Thyreoaplasie ausgesprochen zwerghaft, geringer aber ‚doch 
deutlich erkennbar gehemmt ist das Längenwachstum bei Hypo 
thyreosis, Das Charakteristische des hypothyreotischen myx 


ödematösen Zwergwuchses hat Carreño im Bilde festgehalten 
(siehe bei Holländer). 


Auf der anderen Seite konnte gezeigt werden, daß die Hem- 


mung im Längenwachstum infolge von Athyreosis, Hypothyreos- 
wie endemischem Kretinismus durch die therapeutische Verab- 


reichung von Schilddrüsensubstanz bis zu einem gewissen Grade 
aufgehoben werden kann. 


Nicht nur die verminderte Funktion der Schilddrüse infolge 
sklerosierender Tyreoiditis oder fibröser Atrophie von Kröpien, 
sondern auch die Reduktion des Schilddrüsenparenchyms durch 
maligne Neoplasmen hat die geschilderte Wachstumsstörung ZU 
Folge. Persistenz der Epiphysenfugen an den Femora und Tibiae 
fand ich in solchem Falle über die Entwicklungsperiode hinaus: 
Außer diesen thyreotischen Zwergen, wo also ein die enchondrale 
Ossification fördernder Einfluß von seiten der Schilddrüse, eme 
Innersekretorischen Organs, fehlen muß, gibt es noch eine weitere 
Art proportionierten Zwergwuchses ebenfalls von einer endokrinel 
Drüse abhängig, nämlich von der Hypophyse. Darauf soll en! 
Später eingegangen werden, 
Das. Stehenbleiben der Skelettentwicklung auf einer kind- 
lichen Entwicklungsstufe, unter dem Namen Infantilismus De 
kannt, wie die Wachstumsanomalien bei Mongolismus mit in del 
Rahmen der Betrachtung zu ziehen, würde mich zu weit abführel. 
Dem Bestreben, die gesamten Erscheinungen des Infantilismus als 
thyreogene zu erklären, fehlt-meines Erachtens ebenso die Alf 
reichende Grundlage wie der Annahme, es beruhe der Mongolis 
mus au einem Dysgenitalismus. alt 
en Sn en auch, wie erörtert, allein nach den Längenverh 


pers, des Rumpfes, der Gliedmaßen Riesen und 


} LOA EY 


gen Br s > 
[" osn Aa RREK zen a er 4 
EE N ne a 
, rare > N 
: x v5 ei 
vr er = r 
Pa i ‘ 
` 
S u N 1 
7v 
a a wae 
$ 


12. Oktober. ° " = 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41..." 


y 


ge 


. Zwergwüchs nicht ausreichend. präzisieren lassen, so känn màn 
doch: ungefähr sagen, daß unter Berücksichtigung der. erwähnten 


'Rassenmerkmale alle unter einem Meter großen Individuen als 
‚Zwerge, solche über zwei Meter und mehr als Riesen bezeichnet - 
werden dürfen. Als hochwüchsige gelten solche zwischen 1,80 und: 


2:m Körperlänge. Menschen -bis zu 2,68 m ‚Körperlänge sind beob- 
achtet, — ee; e a a = 


Auch beim Riesenwuchse kann man wieder eine echte und 


falsche Form unterscheiden, von. proportionierten und unpro- 
| Es liegen, zuverlässige Angaben - 
` über bei der Geburt schon abnorm große Kinder vör (Gigantosomia 

_ primordialis), häufiger tritt das excedierende Längenwachstum 


portionierten Riesen sprechen. 


-erst in den Entwicklungsjahren in die Erscheinung 


Echte Riesen mit entsprechend großem Kopfe sind relativ’ 


. selten, die Ausbildung ihrer -Muskulatur korrespondiert' keines- 
wegs mit ‘derjenigen des Skeletts. So ist auch die körperliche 


' geringe. 


. - Ungleich häufiger als diese nur eben gestreifte‘ echte Gi- 
gantosomie sind disproportionierte Riesen. Bei ihnen überragt die 
Unterlänge des Körpers — speziell sind die unteren Extremitäten’ 


beteiligt — die Oberlänge, der Kopf ist unverhältnismäßig klein. 


- Bei. diesen: Riesen bleiben die Epiphysenfugen ‚länger als gewöhn- 
lich offen, auch nach der Pubertät trifft man noch lebhafte 
Knorpelwucherung, gesteigerten Knorpelabbau und Knochen- 


anbau. So erklärt es sich, daß diese Riesen noch in einer Periode 


ihres Lebens weiter in die Länge wachsen, in welcher das Längen- 


_ wachstum schon abgeschlossen sein müßte... Bemerkenswert ist 

die ‚häufig gleichzeitig vorhandene Atrophie ‘der Keimdrüsen. 
Dieser Umstand führt unmittelbar zu dem Riesenwachstume nahe- 
stehenden Hochwuchs der präpuberal Kastrierten und. derjenigen 


mit "primärer ‘angeborener Unterentwicklung der Generations- - 
ver- 


. drüse, dem sogenannten Eunuchoidismus. Beim frühzeitig 
'schfnittenen Menschen (Sekte der Skopzen) wie Tier schließen sich 
die Epiphysenfugen verspätet, es kommt aber schließlich doch zu 
einem Abschlusse des Längenwachstums, damit zu einem 
 Schwinden der Fugen. Spätkastration, mit anderen Worten 
'Keimdrüsenausfall nach eingetretener Geschlechtsreife, nach 
‚Fugenschluß, bleibt natürlich ohne Einfluß auf die Körperlänge, 
während sich .eine Adipositas ausbildet. | | E 
= Von den.Keimdrüsen geht zur Zeit der Reifung der Keim- 
. drüsen eine hemmende Wirkung 'auf die Knorpelwucherung aus, 
damit wird also auch das Längenwachstum aufhören. Mit dem 
zeitlich verschiedenen Eintritt der Geschlechtsreife, dem dadurch 


gebotenen Einhalt in der Knorpelwucherung, hat man den Hoch- 


wuchs des Nordländers, die geringere durchschnittliche Körper- 
länge des. Südländers erklären wollen (Tandler und Groß), 
Diese Anschauung ist insofern richtig, als eben unter dem Einfluß 


‚der reifenden Geschlechtsdrüse eine Wachstumsverzögerung er- 


muß aber im Auge behalten, daß auch bei fehlender' 
chlieB- 


folgt, man 
Keimdrüse der gewucherte Knorpel der Epiphysenlinie. s 
‚lich vollständig. in Knochen übergeführt wird.- P 
~ ` Die Beziehungen zwischen Hochwuchs «vund Keimdrüsen- 
unterfunktion sind nicht zu leugnen. Letztere ist vielleicht auch 
‚ mitbestimmend für den Hochwuchs .und das raschere Knochen- 
wachstum bei den Basedowkranken. ‘Bei dieser Krankheit ist 
jedoch ein solches Verhalten des Skeletts keineswegs so regel- 
mäßig, daß man daraufhin eine besondere Form von hyperthyreo- 
tischem Hochwuchs’ aufstellen könnte. Hier ist auch an den Hoch- 


wuchs als Konstitutionszeichen bei Status thymico-lymphaticus 


zu denken. RE 

n.  Gesicherter ist die Abhängigkeit eines stark gesteigerten 
Dieken- wie Längenwachstums von einer Überfunktion der Hypo- 
physe. Bei Adenomen des Hypophysenvorderlappens, besonders 
‚solchen aus eosinophilen Epithelien, bei Hyperplasien dieses Ab- 


Schnittes des ‚Hirnanhanges stellt sich speziell an den gipfelnden 


eilen des Körpers, Fingern, Händen, Füßen, am Kinn, den Joch- 
Ögen, den Supraorbitalwülsten ein sehr lebhaftes Dickenwachs- 


tum ein, bilden sich Exostosen an den Röhrenknochen aus. An 


dieser Wachstumssteigerung, wegen ihrer Lokalisation Akromegalie 
a Pachyakrie genannt, beteiligen sich auch die entsprechenden, 
1e Knochen bedeckenden - Weichteile (Haut, Unterhautzell- 


Ssewebe), ist ferner eine Massenzunahme der inneren. Organe zu, 


„onstatieren (Splanchnomegalie). Die Akromegalie muß in diesem 
üsammenhange erwähnt werden, weil sie auch mit einem Riesen- 
Sun sie a, 


u ) Elsässischer Bauer anno 1558. Zit. nach M, Stern berg. 


2a 


NE al 


"| wachstume ‘zusammen: "vorkommt, das gleichfalls durch eine er- < t`. 
höhite Tätigkeit der Adenohypophyse ausgelöst ist. . -Während- i- 


der, Akromegale keineswegs auffallend groß ist, . wird’'er.es sein, 


: wenn der Hyperpituitarismus schon zur Zeit der offenen Epiphysen- `ta z... 


fugen; also präpuberal seine specifische Wirkung:auf das Knochen- 


von Buday. und Janse) . o n. Be rn ı 
- Schließen sich endlich die Fugen, dann kommt: nur noch :das `~ 


gesteigerte D 
zur Geltung.. 


diese als die Akromegalie in der. Periode des Wachstums bezeich- 


 Leistungsfähigkeit dieser Riesenmenschen meist eine unerwartet | net, die Kombination von ‘Akromegalie mit Gigantosomie als die 


‘Folge eines. präpuberal entstehenden Hyperpituitarismus erklärt, 
. welcher. auch nach der Pubertät- noch ‘weiter wirksam: ist: Die. 
Akromegalie den. Riesenwuchs. nach  abgeschlossenem‘. Längen-  : 
. wachst 
träfe mindestens nicht für jeden Fall zu. 


dessen späteren Stadien die Keimdrüsen eine zunehmende Atrophie 
erfahren, so würde die somit nicht !gehemmte. Knorpelwucherung 
für das exzessive Längenwachstum auch noch ausschlaggebend 


“sein können, Wahrscheinlich ist eine gleichzeitige Funktions-. | > =) 


störung mehrerer endokriner ‚Drüsen, diejenige des Hirnanhanges, 


dessen Vergrößerung übrigens häufig auch schon röntgenologisch . ° 
| sich feststellen läßt, ist aber in den Vordergrund zu stellen. . = o, po 
Die celluläre Zusammensetzung. der vergrößerten Hypophysis. 


(eosinophile Zellen) .bei Fällen.von akromegalischer Wachstums- 
störung, der Rückgang dieser nach operativer Entfernung der Ge- 
Schwülste deuten durchaus darauf hin, daß. von dem Hirnanhang 
ein wachstumsfördernder Einfluß ausgeht. Hierfür spricht schließ-:. 
lich auch eine-eben genannte noch nicht näher besprochene weitere - 
Form proportionierten Zwergwuchses, deren Abhängigkeit von ` 


einer Funktionsstörung des Hirnanhanges (Vorderlappen) Erd > a n 


heim neuerdings nachgewiesen, als Nanosomia pituitaria abge- 
trennt hat. Diese Zwerge. sind intelligent, zeigen keine besondere . 


3 ‘Adipositas, die. Schilddrüse kann fibrös-atropisch sein, die Geni- 


.talien sind meist. unterentwickelt.. Als Grundlage dieses propor- > 


|. tionierten Zwergwuchses konnte Er.dheim einen:Schwund des 


 Vorderlappengewebes des Hirnanhanges nachweisen oder eine Zer- 


störung desselben durch Geschwülste (Hypophysengangmischtumo- . 5 


ren), die nicht von den Vorderlappenzellen selbst ausgehen. Die Epi- 
physenfugen dieser schon von Paltauf beschriebenen Zwerge ` 
bleiben erhalten. ‘Kommen die Kinder auch mit normalem’ 
' Längenmäße zur Welt, so stellt sich doch mit zunehmendem Alter - 


ein Wachstumsstillstand ein, indem mit dem Untergange des Hypo- .. 


physengewebes ein Knorpelwucherung, Knorpelresorption wie 
Knochenanbildung. fördernder Einfluß der Hypophyse schwindet. 
Trotz offener Epiphysenfugen ist das Längenwachstum gehemmt, 
steht dieses schließlich still, und es begrenzt wie bei athyreotischen -> 
Zwergen (Dieterle) eine.quere Knochenplatte den ‚noch nicht ` 
ruhenden Knorpel. Daß dieser noch. vorhanden ist, erinnert an 
das Verhalten des kindlichen Skeletts (Erdheim). Der athyreo- 
tische Zwerg bietet also dasselbe Epiphysenfugenverhalten wie 
der pituitäre, die- Unterscheidung zwischen beiden: Formen von ' 
Nanosomie würde mehr im klinischen Bilde zu suchen ‘sein; vor 
allem im Fehlen von Intelligenzstörungen bei pituitären Zwergen | 
(Erdheim). Diese Form von Zwergwuchs hat bisher nicht die 
gebührende Berücksichtigung ‚gefunden, ist aber besonders 
wichtig, weil durch sie unsere Anschauungen über die Hypo- 
physenfunktion eine wesentliche Bereicherung erfahren haben. 

Gestättet die anatomische Untersuchung und morphologische 
Betrachtung der Wachstumsstörungen des Skeletts auch nur bis 
. zu 'einem gewissen Grade die einzelnen Formen des Riesen- und. 


Zwergwuchses ' voneinander in genetischer Hinsicht strenger: zu ` 


trennen, so gewährt sie doch einen tieferen Einblick in die Be- 
ziehungen zwischen der Funktion des. Hirnanhanges, der. Schild- 
drüse, der Keimdrüsen einerseits, dem Knochenwachstum ahderer- 
seits. Gerade das antagonistische Verhalten des Skeletts bei ge- ` 


steigerter und herabgesetzter Hypophysentätigkeit stützt die An- - 


nahme, daß auch beim Menschen von diesem Organe ein auf das 
Längenwachstum und wohl auch Dickenwachstum des Skeletts 


fördernder Einfluß ausgeht. 


> we; 


Sn 


x a N BE 
Eg . u > = we t e 
A i y į E SER RL Mi 4 
vi y & 5 vet DE Tee SE Beer 20 S x 
= ` . š ' ur ce A Ça j 
s wW = Kater. Ft 
re e k b a $ 
x n s 2 > d N Ara 
pi Ba, ER ; Ten ee 
i D d ` Sa pI an - 
a ET E en N e 
BS : = LEE NEE G r 
s . 
= . u ’ B 7 y „ 
f ` 62 y 


 wachstum entfaltet. Nur in solchen Fällen persistieren die Fugen. . =- 4 

Es bietet sich dann die seltsame Erscheinung, daß die akromegalen: > - ":: . 
Riesen lange nach Eintritt der Pubertät, ja zu Beginn des vierten și; 3 
Jahrzehntes noch ‘deutliches Längenwachstum zeigen (Fall Botis. = 76% 


Ei BE tat 
"E . i a: i r 
* un . - r Dan ~t M E 
B p ee fa. 2 aos M aë si t. 
DE PS GN RT ne + x re E A R 
TEE RS. in, PE a res 
= -tb ee 2, è x z ne ei nt 
A BEE TERES = 


Mauern ih 
ASTIAA a are 
Arr E SN 


ickenwachstum unter dem Bilde’ der Akrọmègalie >: < ;~ 


ren re 
Pe 


= "In dem Bestreben einer einheitlich pathogenetischen Be-.“ 7 
‚trachtung: der Akromegalie und Gigantosomie hat Brissaud - =s 


> “ as VA - e 
TOTII pS waama p er 
„a Te Ir. nun Be Sende 
unge z- 


um zu nennen, ist nach. dem oben Gesagten nicht angezeigt, _ Ber 


Da übrigens beim akromegalen Riesenwuchse, wenigstens in `. 


RR n 


R ‘ 
Ve O ae Fai as 22 
= Die Be Ba na are 2 : er i 
. . BER -.. ` Marg . . . R PER m ear B 4 g SE . 

re N j p Be” a a S :* a A a re i KA Ays i É : ne 2 - 
A 2 R y . ` D a EA a x Er Fr Ann E . ’ E l IE x N Fr E saae . t ' g 
e = ` f - t ’ Be ż en un Ex Fr N 2 D a ae E e, r ds - © a N ... ta‘ - R - ni‘ ER PNR Ths ETS 
ea fG Dn. PR HR . ; ar rA CA x -, u Be ER er, NE 5 : N ee “ : ent N š yaga 
à i E & .. ` a -i ė & EST; r: ` i . ar . u “ 
‘ 3 i ar ia Pa > > Re: A £ Ta š S pia r SA Åe, o’ A T. 3 5 
e Lry 3 3 A E = e a 2 3 TE C 2.65 - ` 2 Se ae 
i . ~ .. í §; np Fa > € x L rai : é E 
š ; 1o ya A a i u Gey a 5 E: cA ee je 
ET. Tarr Fe, . n os e 5 TH en ` 
= g ` - . - 
Ta ES 
$- q Rea enal 
SE T re 
> ee 


RT ern 
ii pa to 


a i 
a ie 


Tun 0.0 mm ean 
= 92. AN E r EE 


b 
E > : $ 
FT ea 
a PR FE 0 ES 
= 
SE aar TOET d ee A 


EL a 


ns In, 
Pond Me $, 
- ZT 


yaj TEYS 
= eo 


a 
ENTE i 
4+ 


DR FR ae, 


erwkabntnn Sm. 


k aN 


WA 


IE TEE 


NE Yaltirdi at A 
ra ergo su 
EIER m ~s 
5 it 7 Br Pi -1 . * s aa 
ER TR: 


>m 


na 
- 


- 


iha Erps dadine? 2 
Er Z EAS. PANA BEN 
vn. A EEE m aer 
TERN a OE E S e 
z 3 NE < 


4e 


ER: er Pre SE 
De -m map pnm e soa aa | 


NEL EZ u 
i ACITEEEID- Aa. 5 eur 
ee Ten 3 “m EN, Ba a 


rop n 


nel 


.- r- a a er T 
m De Austen Beh ein nn nn ne 


as 


nn! ı 


= 

Fe ER 
-a T nn nn on he 
LT an 


er Bon 
rgermgr 
ro. - m 
hen, 


. 


Piz 

u 
EETA POA A DTT nn wi 
g% . EAE E AT a 

pa 


PESE u TEE 
e Tem ae aie a e S 


Tinu Le Re. 
aane nn Ta hA. 
Er = 


© e a 
Ši 


er 
er we 
> 


-e greas.. e le 


ts E TEED ES 


un. ni A ” - 
ai : E ENS 
Ka v ponm, nn 
a C TE EEE 
; a E 


ne 


“on 
u a.) 


at 


or. 


& PE. SE . > 
m nn en te ~ a 
.. Sa 


> ten en ie var ae. 
Ch rk Š 


Tp 27 


amaa en - .- 


en u Nee 


ers een e 
È hans Ey £ 


POr . 
are“ 
a .. 


ner 
I e .- 
ER 

AR mt. 


eat 
18% 
m i S) 


"m 


A N E iS - 
a a a u ee 


Br 


Re Be 


- 
— 


e- =~ >y 2 - 
_ un 


... 
- Nas 
BIC, 3 


108% ` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4t 00 oO ©“ 


` 


. . ` 


Ähnliches i ist für ‚die Schilddrüse und. aueh für die Keim- 


drüsen. mit der oben gemachten Einschränkung gültig. ° -- . .. | Man. kann sich von dieser annähernden Cylinderform auch durch 
„In der Tätigkeit dieser endokrinen Organe die Grundlage Messungen überzeugen. ae 
- des: Wachstumstriebes überhaupt suchen zu wollen, wäre ebenso |. - Linkes Knie: Umfang dicht oberhalb der Kniescheibe 30 cm 
verfehlt, wie hier die einzige auslösende Ursache für den Prozeß un, © mitten. über $ i 301/2 cm 
-des Epiphysenschlusses zu vermuten. Dagegen darf als.sicher | — p, . » . »` dicht unterhalb „ x 30 cm 
gelten; daß von den genannten innersekretorischen Organen | rechtes a > s . „ oberhalb „ 2 27, 
- Wachstum‘ und Wachstumsabschluß- reguliert werden. Nach | . 7. mr m ana i n = x 
ihrem anatomischen: Bau sind die endokrinen Organe als’ Drüsen » 79-09 "dicht unterhalb „ Ś 0g 


zu bezeichnen, die’ aber ihre specifisch wirksamen. Sekretionspro- 
dukte nicht durch Ausführungsgänge, sondern unmittelbar in die 

*  Gefäßbahn abgeben. ` Diese. Sekrete beeinflussen hemmend "oder. 
 fördernd den Stoffwechsel in anderen Organen, werden neuerdings 
zusammenfassend als Autakoide (Schäfer) bezeichnet und 
“ lassen sich wieder in die Weckstoffe, Hormone (Starling), und: 
heramende Stoffe, Chalone, trennen. Die Lehre von der inneren 
Sekretion wird auf eine weit festere Basis gestellt ‚sein, wenn es 
gelingt wie beim Hormon des Nebennierenmarks, dem Adrenalin, 
dessen Könstitution : als’ Metbylaminö-Athanolbrenzkatechin be- 
kannt ist, auch die-Sekrete anderer endokriner Drüsen chemisch 
genau zu definieren und synthetisch herzustellen. | 


Während beim gleichälterigen Gesunden die Spannung zwischen’ 
Umfang-Mitte und Umfang: oberhalb und unterhalb (welch letztere 
beiden Maße auch beim Normalen: gleich sind) zirka zwei volle Zenti= , 
meter: zugunsten Umfang-Mitte beträgt, ist sie, wie besonders an dem 
stärker erkrankten linken ‚Knie deutlich wird, hier nahezu aufgehoben. 

` >- Die Knie lassen sich (besonders das linke) nicht ganz strecken, 
sondern federn etwas; desgleichen lassen 'sie sich nicht ganz beugen, . 
leicht ein ganz geringfügiger Erguß. nachzuweisen. 

Die Kniekehlen. sind beiderseits bei Druck  schmerzempfindlich; 
desgleichen ‘die an die Kniegelenke anstoßenden Epiphysen, und zwar 


| schenkelenden haben stärke, besonders medial hervortretende Knöchel; 


Die anatomische Forschung hat wesentlich dazu beigetragen, 
‘die Bedeutung ‚der 'innersekretorischen Organe ausfeichend wür- 
digen. zu lernen. Die pathologisch-histologische. Untersuchung 
hat weiter nachweisen lassen, daß die gestörte Hormonproduktion. 
und Hormonwirkung auch in. einer abgeänderten Struktur endo- 
kriner Drüsen ihren Ausdruck finden kann, ferner sind-aus den 
Beobachtuigen der Pathologen wichtige Rückschlüsse auf die 
physiologische Bedeutung der endokrinen Organe möglich ge- 
worden.. Dies an dem Beispiel des Riesen- und: Zwergwuchses-zu. 
zeigen, war die Absicht meiner Ausführungen. SR 

| Die Literatur zu der behandelten Frage findet sich in den be- 
kannten Büchern von Biedl,Falta,jn ‚den Kapiteln von M. Sternberg: 
Über Akromegalie usw., in Nothnagels Spez. Path. u.. Therap. 1903. Besonders 
seien. bier nur angeführt: Paltauf, Über den Zwergwuchs. Wien 1891; 
Buday und Janscö6, Path. Riesenwuchs, D. Arch. f. klin. M. 1898; | 
Dieterle, Die Athyreosis, Virch. Arch. ‚1906; Erdheim,: Nanosomia 
pituitaria, Ziegl. Beitr. 1916. | rs | 


die, man einmal als. automatische - Korrektur der Varusstellung des 
Unterschenkels' auffassen- muß, da ja Patient sonst auf dem äußeren 
Fußrande gehen müßte {versuchsweise verordnete Plattfußeinlagen 
kann Patient nicht brauchen, da er dann eben gezwungen wird, auf 


das Einsinken des ebenfalls erweichten Fußgewölbes erst. ermöglicht 
- und begünstigt wird. °.  .. = ; 
In den- Kniegelenken keine Reibegeräusche bei aktiven und 
. passiven Bewegungen. STe AN: A. 
~ Die übrigen Knochen’sind, soweit man das durch In-- 
spektion und Pälpation: feststellen kann, normal; insbesondere sind die 
Epiphysen der Unterarmknochen nicht verdickt und nicht schmerzbaft, 
Auch sind keine Rosenkranzknorpel vorhanden. | 
 Die-Röntgenaufnahmen, die- ich anfertigen ließ, 
ergaben nun den vollen Beweis dafür, daß es sich um eine Knochen: 
'erkrankung handelt, die sich. vorwiegend in’ den an das Knie- 
gelenk anstoßenden Epiphysen des Ober- und Unterschenkels. ab- : 
spielt. Wenn man ein derartiges, dorsofrontal aufgenommenes 
Röntgenbild!) mit dem normalen vergleicht, ‚so sieht man einmal 
eine starke Auftreibung und Verlängerung der- 
Epiphysen, verwischte Knochenzeichnung und. 
breite, dunkle, der-Epiphysenlinie ziemlieh 
parallele (keinen Knochenschatten gebende) Streifen, die mit 
anderen hellen: (Knochenschatten gebenden) Streifen ab- 
wechseln. Man könnte den Anblick mit einer Mailänder Sorte 
vergleichen. Wenn man damit ein Röntgenbild von einem nor- 
malen 18jährigen vergleicht, so ist da die Knochenzeichnung klar, 


\ 


t E -Über das gehäuite Auftreten rachitoider ` 
` Knochenveränderungen bei Heranwachsenden‘). -: 
| | | Von a a 


-` Dr. Artur Römer, Elberfeld. 
| | ' Schon im Herbst 1918 waren mir in der Sprechstunde junge 
AT Burschen im Alter von 15 bis 18 Jahren aufgefallen, die an 
| i rheumatoiden Schmerzen in den Kniegelenken litten. Sie klagten 
| - darüber - besonders beim Treppen- und Bergabwärtsgehen oder 
Lastentragen, auch morgens nach der Bettruhe. Die üblichen 
Antirheumatica: Einreibungen, Salicylpräparate. oder. gar die ein- 
greifenderen: Heißluft und Massage hatten nicht den geringsten 
Erfolg, ja in einem Falle, den ich unten genauer schildern möchte, 
weil er die Veranlassung wurde, daß ich den Ursachen der rheuma- 
toiden Schmerzen eingehender nachging, schien -die Heißluft 
einen verschlechternden Einfluß auf die Schmerzen `: 
in Beschwerden zu haben. | a | l 
- Anamnese: Es ‚handelte sich um einen i8jäbrigen Post- 
aushelfer, der früher immer gesund gewesen ist und schon im Herbst 
- 1917 mit leichten, aber nicht beachteten Schmerzen in den Knie- 
gelenken erkrankte. Im Sommer’1918 habe. er dann bemerkt, daß die 
Beine krumm geworden seien; er kam. Herbst 1918, als die 
Schmerzen beim Gehen so stark wurden, daß er oft weinte, in meine 
Behandlung. ' Insbesondere klagt er über Schmerzen beim Berg- und 
| | 'Treppenabwärtsgehen, desgleichen beim Lastentragen, sodaß er sich. 
A A ASBL . arbeitsunfähig melden müsse, das linke Bein sei etwas schmerzhafter 
I Ne als das rechte. a u Dar 
Der Status war folgender: Mäßig gut genährter, kräftiger 
Junge, von frischer, bräunlichroter Gesichtsfarbe. Die Hände sind ein 
_ wenig livide verfärbt. Starke Varusstellung der Unterschenkel. Die- 
| a ~ selben erscheinen unterhalb der Kniegelenke medialwärts etwas ein- 
Wa . geknickt. Dabei sind die Knie im ganzen etwas verdickt, massiger und 
länger als die Norm; sie sehen gewissermaßen wie auseinander- 
gezogen aus. Man spricht bekanntlich bei der Kniegelenkstuberkulose - 
von einem Spindelknie, hervorgerufen durch den tuberkulösen 
Entzündungsprozeß im Gelenk und in der Kapsel, hier könnte man 
n einem Cylinderknie reden, wobei ich gleich. bemerken 


die Epiphyse durchgehender Streifen vorhanden, während die 
'Epiphysen im ganzen kürzer und schmäler erscheinen. Es lag 
un nahe, daß man, um: Aufschluß über die genauere Natur des 
‚Leidens zu gewinnen, Röntgenaufnahmen eines rachitisehen Kindes 
‘zum: Vergleich heranzog. Es handelte sich um einen Jungen - 
von vier.Jahren, der seit einiger Zeit wegen schwerster Rachitis 
mit starker Verkrümmung der Diaphysen und hochgradiger Auf- 
treibung der Epiphysen in meiner Behandlung stand. Man sieht 
da nun ein ganz anderes Bild: In der Mitte der aufgetriebenen 
dunklen verschwommenen (wenig Schatten gebenden) Epipbysen 
einen hellen, runden, schalenartig geschichteten Kern, der an 
. Masse zirka ein Drittel der gesamten Epiphyse auszumachen 
‘scheint. Um ein Verständnis für die Verschiedenartigkeit der Bilder 
zu gewinnen, muß man auf den fötalen Knochenzustand zurück- 
gehen, wo in den Epiphysen schon frühzeitig ein Knochenkern 
angelegt ist. In den ersten Lebensjahren findet nun von. der 
. Epiphysenlinie beziehungsweise vom Periost aus eine gewisse, aber 
noch nicht vollkommen- solide Verknöcherung des übrigen Epi- 
physenteils statt. Diese Verknöcherung wird nun be 
der Rachitis entweder überhdupt schon sofort gestört oder auf- 
‚gehalten oder bei später einsetzender (im dritten bis vierten Jahre) 
durch Einschmelzung wieder-aufgehoben. Immer aber dürfte dann 
der schon fötal angelegte Knochenkern mehr oder weniger grob 
erhalten bleiben. we | = 

‚ . Anders liegen die Verhältnisse bei dem 18 jährigen. Die 
Epiphysen waren da vor Eintritt der Krankheit bis auf die schmale 


= 


_ 


fast von 


+) Für die Überlassung beziehungsweise Anfertigung der Röntgen: 
platten bin ich den Herren Geh.-Rat.Kleinschmidt, Prof. Nebr”. 


1) Nach einem im Elberfelder Ärzteverein am 8. April 1919 ge- 
| korn und Dr, v. Oy sehr dankbar, 


haltenen Vortrage. | | 


Be Rt 


1%. Oktober! >- 


will, daß ich dieses Eylinderknie ‘nur bei den schweren Fällen fand, 


wobei wiederum ein gewisses Federn auftritt. Im linken Knie ist viel- - 


‚sowohl an der medialen wie lateralen. Fläche. Die distalen Unter | 


dem äußeren Fußrande zu laufen), die andererseits aber auch durch. = 


die Epiphysenlinie als ein schmaler dunkler, aber nicht ganz durch. . 


i hinzutreten- . 


die Füße stehen in starker Plattfuß- beziehungsweise Valgusstellung, - ` 


SN 


= mir doçh nach besserer Überlegung die obige Erklärung als die | 


‚ länger und dicker (gequollener) werden ‚müssen, leuchtet ein, | 


g gung im Kniegelenk’ auf die Epiphysenverlängerung zurückgeführt 
| werden muß. S É s s E ni . 


-< die in. den letzten Monaten schlimmer wurden, besonders morgens .und 


Epiphysenlinie verknöchert, von ‘der das weitere Wachstum haupt- | 


Reiz der Entzündung andererseits auch wieder eine neue Knochen- 


‘weise Wirken der rachitischen Hyperämie das 


Kindheit englisđhe Krankheit gehabt. Befund: O-Beine; Cylinderknie.- 
 Mäßig gut ernährt, rötlich-blasse Gesichtsfarbe. An Ä 


 Treppabwärtsgehen und Lastentragen. Befund: X-Beine; mediale Epi- 
. Physenflächen druckempfindlich. 7 E 


oben Befund: starke O-Beine, Abknickung unterhalb der Kniegelenke. 


. empfindlich. 


braunrötliche Gesichtsfarbe, mäßig. gut ernährt. 


‚stärker auseinandersetzen müsse, damit die Knie nicht gegeneinander- 


gut genährt "und frisch aussehend (Ernährungsverhältnisse sind die 


s.',,. 
neu BE NT TR Ww $ N zu. 
M ~Y Ea ar 48, e ATS RER zi . 5 y as 
zur ' Ae : t- 
m -- Beg - naid Li 2 
t Xa x ii E N 
en . \ ni yr 2 
j ee i N Pea . 
a ar Fl i x ` i 
. š X 2 - Be en - j ` g i è 
Pas: EZ A x ~ Era d = eo -- 
A N se 5 3 . N z - , nos: ; E A age R ' - : z 5 
k - a ’ = ES ; ? e z ETON Br; $ 5 Dwy Sy , i . A E 
k S ey . oo. ] Y a $ Te Wer g A H gà $ A j 
Pw 5 ei a \ 


ur 
EPE E £ BAR N 
we 


1919.— MEDIZINISCHE KLINIK —_ Nr. 41. 


12. Oktober. 


sächlich ausgeht. Durch den rachitischen,. mit entzündlicher | 
Hyperämie einhergehenden Prozeß wird nun der Knochen flächen- | 
haft (streifenförmig im Röntgenbilde) aufgelöst. und durch den 


schicht gebildet, sodaß dann durch dieses wechsel-. 


oben beschriebene Bild zustande käme (vgl. auch die’ Knochen- 
‚zerstörung. und gleichzeitige Neubildung bei 'Osteomyelitis!). Ob-. 
gleich ich anfangs geneigt war, ein einfaches Zusammensintern | 
‚der porösen 'erweichten Knochensubstanz anzunehmen, erscheint |. 
wissenschaftlich weniger anfechibare. m 

Daß bei den oben beschriebenen Vorgängen die Epiphysen 


während man doch bei einem einfachen Zusammengepreßtwerden 
eher eine Verkürzung oder zum mindesten eine normale Konfi- 


guration erwarten müßte. Ich vermute auch, daß die eigentüm- | | Ich j t ; RN 
| ‚vollen Versuch ‘machen, eine. Erklärung ‘über die Ursache der 


liche. Federung bei nicht ganz: vollkommener Streckung und Beu- 


= Ich gebe nun ganz in Kürze noch eine Reihe von Kranken-- 
geschichten, die ‘sich. von der obigen nur dadurch unterscheiden, 
daß die beschriebenen Symptome weniger intensiv auftraten. 
©- ',-H. O., Kaufmannslehrling,. 15 Jahre. Seit zwei. Jahren Knie- 
schmerzen,. besonders morgens nach Ruhe, beim. Treppensteigen, Berg- 
abwärtsgehen; X-Beinstellüng; mediale Epiphysenflächen : druckemp- 


findlich. RE | na =: 
`. P. J., Hilfsarbeiter, 17 Jahre. Seit zwei Jahren Knieschmerzen, | 


möglich es: ist, die beiden-Krankheiten an Hand einer Theorie, wie 


der ammoniakalischen Harngärung und durch Unsauberkeit ent- 
. stehenden und. durch die Lungen eingeatmeten Riechstoffe eine 


beim Treppen- und Bergabwärtsgehen und Lastentragen. Hát in der 

er | > h nicht Bettnässer sind. Andere Autoren habem: chronische 
C. M., Laufjunge, 16 Jahre. Seit Oktober 1918 Knieschmerzen, | 2002 DICA ye AR TE re DENE 
Bemerkt seit er Zeit, daß die Knie immer mehr zusammenkommen | Durchfälle als Rachitisursache beschuldigt (Infektion des Knochens 
und. beim Gehen gegeneinanderschlagen. - Schmerzen beim Berg- und 


Osteomalacie, zu der ja das Leiden einige Verwandtschaft mög- 
licherweise hat, ist mit ihren Ursachen und Zusammenhängen mit 
endosekretorischen ‚Drüsen selber noch -so wenig klar, daß man 
. von dem Versuch, es damit in Zusammenhang zu bringen, gern’ 
: absteht.. Müßte man sonst doch vielleicht annehmen, daß die Er- 
nährung gewisse Drüsen (Nebennieren, Hoden, Ovarien usw.) in 


0. L., Schmied, 16 Jahre. Knieschmerzen seit einem Jahre; wie 
Mediale Flächen der Epiphysen der Ober- und: Unterschenkel druck- 


= We T., Schreinereihilfsarbeiter, 18 Jahre. Seit Herbst 1918 nach 
der Grippe Knieschmerzen; Befund wie oben: X-Beine, Oylinderknie; - 
blaß-anämisches Aussehen; schlecht genährt. _ i Er EF 
- E. B., Bahnarbeiter, 17 Jahre. Seit einem Jahre Knieschmerzen; 
Befund wie oben: O-Beine; Unterschenkelepiphysen druċkempfindlich; . 


ernährung bedingt ist, © 


`O. Sch., Hilfsarbeiter, 16 Jahre. Seit einem Jahre Knieschmerzen. 
Was nun die Thera pie angeht, :so habe ieh von vorn- 


Bemerkt seit zirka einem Vierteljahr, daß er die, Füße beim Gehen 


Schlagen. Befund: X-Beine, Druckempfindlichkeit der Epiphysen. Blaß- 
tötliche Gesichtsfarbe, schlecht ernährt. ' ee 
‚ Ich‘füge hier noch zwei Fälle an, die Mädchen betreffen, die mir 
erst in der allerletzten- Zeit, zu Gesicht kamen. a | 
-~ Emmy G., 12 Jahre. Seit drei Wochen Knieschmerzen. Beim 
Treppen- und Bergabwärtsgehen. Befund: leichte X - Beinstellung; 


kindlichen Rachitis ‘hatte, von der. Verordnung. aller alten und 
‚neuen Kalkpräparate abgesehen, weil sie sich mir immer 
als unwirksam bewiesen haben und mich lediglich an- den 
‚altbewährten leuchtenden Phosphor gehalten, von 
dem ich dann auch in vielen Fällen. großen ‚Nutzen gesehen habe: 


b VD K ET 
esten !), als bei Kindern: ` 


P. 0,02, e 
2. ‚Ol. Jec. Aselli ad 100,0. 

| » D.S. morgens und’ abends einen Teelöffel. | 
Nach Verabreichung von zwei bis drei Flaschen Phosphorlebertran 


M. L., 14 Jahre. Seit Oktober 1918 Knieschmerzen; Befund wie 
oben: X-Beinstellung (gibt an, als Kind Rachitis gehabt zu haben. | 
=~ _ Jeh könnte .die Zahl der geschilderten Fälle noch um ein 
Vielfaches vermehren, nehme aber davon Abstand, da sie alle die 
gleichen Symptome und den gleichen Befund. aufweisen. > 
| Die Diagnose ist insofern leicht, als man mit Sicherheit 
aus dem Rönfgenbefunde sagen kann, daß es sich um. einen 
rachitoiden. oder osteomalacischen Prozeß handelt, wobei, man 
dahingestellt sein lassen muß, ob beide Formen nicht im Grunde. 
die gleiche Erkrankung sind -und nur bezüglich der Intensität 
au “Ausdehnung ‚voneinander verschieden: sind oder ob gar Misch- 
ormen vorkommen; man denke an die sogenannte Wiener Krank- 


keine Fortschritte. Daneben zur. Massage irgendein Liniment und: 
zwei- bis dreimal wöchentlich ein Solbad. Plattfußeinlagen waren 


des äußeren Fußrandes beim Gehen nicht getragen: werden. 


heit, die in den letzten Monaten von sich reden machte. Ich habe 
lese Frage offen gelassen, und nur von rachitoiden Veränderungen 
> prochen. Ich kómme darauf noch bei der Ätiologie zu sprechen. 
“ur Differentialdi agnose gebe ich kurz folgenden Fall: 
schm a K., Elektromonteur, 19 Jahre. Seit drei Wochen Knie- 
Bergabwänt besonders morgens nach Ruhe und beim Treppen- ‚und 
Tuck arisgehen. Befund: Gelenkspalt und Kapsel 
Bar empfindlich; deutliche Reibegeräusche bei 
‚Yegungen im Kniegelenk, Diagnose; Gelenkrheyinatismus. 


von dortigen Autoren bei ihren im ganzen so viel schwereren : 
Unter der Phosphortherapie sind meine Fälle anscheinend zum 
dartun, auch langsam auf dem Wege der Besserung. Mit der 


j 
? 


-verschieden ‘ist, Ich möchte nur an einem Beispiel zeigen, wie un- ``- 


sie z, B. von Kassowitz, dem Wiener Kliniker, zur Erklärung - en 
der Ätiologie. der kindlichen Rachitis,. aufgestellt‘ wurde,. unter -= 
einen Hut‘ zu bringen.. Kassowitz nimmt an, daß die bei _ 


‚der Hauptursachen der englischen. Krankheit seien. Wenn schon., 
auf kleine Kinder diese Verhältnisse zutreffen mögen,. so kämen 
sie doch für die Heranwachsenden gar.nicht in Frage, da dieselben. _ 
meist in frischer Luft tätig und — soweit ich feststellen konnte, 


vom Darm aus): .ich habe ‘bei meinen Fällen danach geforscht, . . 
aber trotz. der ‚sonst großen Häufigkeit der Durchfälle während 
der Kriegsjahre immer eine negative Antwort bekommen.: Die 


| ihrer .endosekretorischen Fähigkeit geschädigt habe. Man kommt > . ` 
dann immer tiefer in Spekulationen hinein, ohne, dieselben be- 

weisen zu können. Fest steht nur, daß das gehäufte Auftreten 

der Erkrankung durch die einseitige und ungenügende Kriegs- 


herein nach den Erfahrungen, wie ich sie seit Jahren mit der 
Ich gab dem höheren Alter eftsprechend natürlich höhere Dösen | 


zu 100 g. pflegt sich in der Regel auch bei den schwereren Fällen 
ein Nachlassen der. Schmerzen einzustellen; jedenfalls aber wird 
die Krankheit dadurch aufgehalten und machen die Verkrümmungen ` 


wegen der öfter vorhandenen.Plattfüße in einigen Fällen von Nutzen, 
in anderen konnten sie wegen der größer werdenden Schmerzen 
oder wegen der dadurch zustande kommenden falschen Belastung 


Die Prognose ist, was die hiesigen Fälle angeht, eine 
gute und Fortschritte der Krankheit in der Art, wie sie in Wien - 


Fällen beobachtet wurden, konnten hier nicht beobachtet werden. | 


Stillstand gekommen und, wie -die nachlassenden Beschwerden 


EN N 
€ 2 a x Pe: “u 
z i $ Eee te s 
ü z o N NN A a 

BASE ee ra Ba TE 

. hr ” Ru ERE N 3 fe BR: 

ä . . : Foe hg” 

ie mooy i iu 

$ 5 3 ler H 
a Ei B iR E 

x, .. - Pid a Ü 4 

x a ve) Kae 


ar RR 
senik- 
= u en 
NE N + 
ers: IN 
R i A an“ 
~ iu. Zul s 
ss N b- ur J 
A. A Oon 
BE A yot 
4 We « u ; 
$ 4 Iren | 
en, X BE: h 2 
EE re vn 
Eu T 
ST fiT 
PEN 
a I t: 
maoo aee iy 
De To 
e. aan 
x m er j e 
<pie 1% u 
ne Ki Du une 
Pi . Et $ g 
USB E35 
r s on 
ei tii 
N O er i + R 
ibep y 
, y an a as Mn 
DASEN, Beh I ? 
L FAR A S 
Be, t "uk f 
j TES 43 


ʻa 
jer] q 
? 4 t 
Y A fi 
Ale 4 ES 
SER RE UE a 
a o3 i -4 ; 
M: Ti | in 
ee, H 
er Ar en AM: 
v sr PAER ‘j 
l eaei 
iR: 4 Bil {i 
stp p lg boge 
apa f | j 5 
ut i 
= Bi it. 
PA EN 
er Ar i tae te 
"$, H ; 7 an 
d = N Fe Bi 
=t f k ; 
$ è 


I one 


Dr 


RPPN T 
En a 3 
un e 


` ..— Pu z 

a a a E EN EEE 
nE ae kiy . 

TE E hen 


nm 
aiad 


SDE E i 7 P E 
rrn eerie arees 
tapana e 


La 


wA 


R 


~ « N 
3 irn 
= ENT 


A 


~- 


ER 


` ? g oae 
[nun Zee 

eaa at a EOE ES 
a a AE AR i Pp 


a rn 


ET a ee 


ag wie SE i 
TOERE ER won 


. 
rmeron ~q rw ee 
* . we 3 BEN) - 


z 
a e 
ER bani pre 
ne nn r E paa 


EC VaN: E TR 
aS 


en - 


3 
mn sr un 
Tr - ner 

a 


Ko 


mr. Ta 


ee er 


. I Sn Paare 
wm 


t 
pme 


+ s 
I T a EEE 
A as a 


p nne A oie g 
EET mae A 


yeee. O 2 


TEE eae Mep p e eg 
A ia) - kl 


ET 


"E 
N hai 
nF T LG end IE LEE NAT O TERN 


: aoa 
mre. z. 5 Ie Er 
-i nei. ses ana maaar h nga 


Kad WEE ni ne anni Sodann Zn Sen 
” a NE za 
en a a re a aD aian; 


1034 


Besserung der Lebensweise, die in den letzten Wochen ja schon 
sichtliche Fortschritte gemacht hat, wird sicherlich die Besserung 
anhalten und werden in Bälde wohl Neuerkrankungen, vorausge- 
setzt, daß kein Rückschlag in der größeren Nährmittelzufuhr eintritt, 
nur noch wenig zu beobachten sein. 

‚ Während ich mit der Abfassung dieser Arbeit, beziehungs- 
weise der Bearbeitung meines bereits am 8. April 1919 ge- 
haltenen Vortrages zu diesem Aufsatz beschäftigt war, 
kam mir die Arbeit von Prof. Fromme (Göttingen) in der Deut- 
schen medizinischen Wochenschrift vom 10. Mai 1919 mach einem 


. Vortrage vom 10. April 1919) zu Gesicht, in dem er seine Ver- 
wunderung darüber ausspricht, daß noch niemand vor ihm auf diese 


endemische Knochenerkrankung aufmerksam gemacht habe. Ich 
glaube, die Erklärung dafür liegt wohl doch hauptsächlich darin, 
daß die Krankheit in den meisten Fällen anfänglich verkannt und 
für Rheumatismus gehalten worden ist, wie ich es selber auch ge- 
tan habe. Auch ich bin erst im Herbst 1918 durch das gehäulte 
Auftreten der Knieaffektionen und vor allem die bestimmte Ver- 
sicherung eines Patienten, dem die Beine krumm geworden seien, auf 
die seltsame Häufung der Krankheit aufmerksam geworden. Schon 
im Herbst 1918 hatte ich den Eindruck, als wenn eine Art von 
Epidemie unter den Jungen ausgebrochen sei. Über- 
lastung mit praktischer Tätigkeit und die Grippeepidemie mit ihren 
gesteigerten Anforderungen hatten mich bisher verhindert, meine 
Beobachtungen zu veröffentlichen, für die ich vorläufig Priorität in 
Anspruch nehmen muß. Es bedarf hier noch eines Wortes an die- 
jenigen, die die Erscheinungen dadurch zu erklären geneigt sind, 
daß sie sagen, es handle sich um die gleichen, wie sie auch im 
Frieden bei Kellnern, Bäckern, Küfern usw. im jugendlichen Alter 
als Knochenverbiegungen beobachtet würde, also um eine ein- 
fache Belastungsdeformität. Dem kann man einmal entgegnen, 
daß das Wort „Belastungsdeformität“ keine Erklärung für den 
krankhaften Knochenerweichungsprozeß ist, der doch nur die De- 
formität ermöglicht und daß sich de Häufung der Fälle 
in der Gegenwart nur aus besonderen Zeit- und Er- 
nährungsverhältnissen heraus erklären läßt. Zufälliger- 
weise auch ist unter meinen Fällen nicht ein einziger Kellner, 
Bäcker oder Küfer, womit ich natürlich gar nicht sagen will, dab 
dieselben etwa jetzt nicht an dieser Krankheit erkranken könnten, 

Meines Erachtens handelt es sich auch bei der „Belastungs- 
deformität“ um eine Knochenerweichung, die im Frieden vielleicht 
weniger intensiv, jedenfalls aber nicht so enorm häufig war, als heute. 

Zu sagen wäre hier noch ein Wort darüber, warum denn 
fast nur Jungen und fast gar keine Mädchen von der Krankheit be- 
fallen sind. Man darf da vielleicht an die eigenartige Erscheinung 
erinnern, die man während des Krieges machen konnte, nämlich, 
daß auch in den höheren Lebensaltern gerade die Frauen die 
Krieesnahrung weitaus besser zu assimilieren verstanden haben, 
als die Männer, was sich aus der so viel stärkeren und rascheren 
Abmagerung der Männer gegenüber derjenigen der Frauen immer 
wieder hat feststellen lassen. So müßte man nun auch für die 
heranwachsenden Mädchen eine stärkere Assimilationsfähigkeit für 
die Kriegsnahrung annehmen. 

Was nun die Zahl der hier in Elberfeld überhaupt vor- 
kommenden Fälle angeht, so ist man da lediglich auf eine Schät- 
zung angewiesen. Nach dem mir bis jetzt vorliegenden Material 
schätze ich die Zahl auf 200 bis 300, und es muß die Zahl 
für ganz Deuts chland, auch wenn man die besser ernährten 
Landbezirke ausnimmt, auf mindestens 20.000 bis 30 000 berechnet 
werden, eine Zahl, die auch ein erschreckendes Licht auf die Wir- 
kungen der Hungerblockade wirft und uns eine Vorstellung davon 
gibt, wie langer Jahre es bedürfen wird, um die Spuren, die die 
Unterernährung beziehungsweise ungenügende Ernährung an dem 
Knochensystem allein schon der Heranwachsenden zurückgelassen 
hat, einigermaßen zu verwischen, wenn erst mal wieder aus- 
reichende Nahrungsmittel für die besonders durch die Unterer- 
nährung mitgenommene Arbeitermasse zur Verfügung stehen. 

Kurze Zusammenfassung: Gehäuftes Auf- 
treten rachitoider Knochenerweichungen und 
Verbiegungen bei heranwachsenden jungen 
Männern, mit besonderer Beteiligung der an 
das Kniegelenk anstoßenden Epiphysen, die 
aufgetrieben, verdickt und auf Druck schmerz- 
empfindlich sind, rheumatoide Schmerzen an 
den Kniegelenken auslösen und ein charakte- 
ristisches Röntgenbild geben. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. 


12. Oktober, 


Zum zeitlichen und örtlichen Auftreten der 
Grippeepidemie von 1918. 
Von 


Oberarzt Dr. 0. Wiese. 


Das Auftreten der Grippe ist rätselhaft, und im Interesse 
epidemiologischer Forschung liegt es, alle Beobachtungen zu 


sammeln, die hier zu einem gemeinschaftlichen Ausgangspunkt 


führen können. Ob das Land des ersten massigen Auftretens 
der Grippe, Spanien, wirklich mit ihrem tatsächlichen Ausgangs- 
punkt zusammenfällt, ist mehr als fraglich geworden. | 

Wahrscheinlich ist vielmehr, daß kleinere, bis jetzt weniger 
beachtete Epidemien geringerer „Virulenz“ schon anderweitig ge- 
spielt haben und daß es, aus noch unbekannten Ursachen, in 
Spanien zu einer explosiven Ausbreitung mit steigender Virulenz 
kam, wobei letztere an Intensität mit der weiteren Ausbreitung 
über Europa zunahm. Auffällig blieb des weiteren der diesmal 
umgekehrte Zug der Grippe alias Influenza von Westen nach Osten, 
während die früheren Züge der Seuche vom Osten. zum Westen 
gingen. Ein interessantes Schlaglicht werfen in dieser Beziehung 
verschiedene Beobachtungen: So beschrieb 1917 Ludwig aus 
dem Osten eine Erkrankung, die endemisch auftrat und derer — 
sie als „selbständiges Krankheitsbild auffassend — den Namen 
„Febris palustris remittens“ gab. Eine gewisse Ähnlichkeit mit 
dem später bekannt gewordenen subjektiven und objektiven Krank- 
heitsbilde der Grippe ist vorhanden. — Die Möglichkeit einer 
abortiven Form der Grippe: liegt vor bei den Fällen, die de Boer 
bei einem Infanterieregiment beobachtete und 1917 beschrieb, 
„Anfang August bis Mitte September, dann vereinzelt bis Mitte 
Oktober 1917“ sahen Schittenhelm und Schlecht ‚au 
dem östlichen Kriegsschauplatz eine Epidemie von grippeähnlichen 
Erkrankungen“, „die a posteriori für nichts anderes als Influenza 
angesehen werden können“ (Dörbeck) 

Ich selbst beobachtete in einem Feldlazarett — an der süd- 
licheren Hälfte der Ostfront gelegen — bereits 1916”im Oktober 
beginnend, im Januar 1917 ihren Höhepunkt erreichend, eine 
Epidemie grippeartiger Erkrankungen, die mir dureh die Art der 
Kürve auffielen und deren klinischer Verlauf noch geschildert 
werden soll. | 

Die Erkrankung trat „diffus“ auf, ohne bestimmte Truppen- 
teile besonders stark zu befallen. Nach dem Verlauf der Kurve 
und dem klinischen Bilde bezeichnete ich die Erkrankung damals 
als „Influenza“. Eine Verwechslung mit Pappatacifieber, die noch 
am nächsten lag, kam nicht in Betracht, da das Auftreten der 
Krankheitsfälle in die kalte Jahreszeit fiel, Pappataeifieber auch 
sonst dort an der ganzen Frontstrecke nicht beobachtet wurde und 
die Überträgerin des Erregers, die Stechmücke Phlebotomus papa; 
tasii, in dieser Gegend Rußlands nicht vorkam. Die Erkrankung 
wurde gleichzeitig beobachtet bei den eigenen Truppen und kriegS- 
gefangenen Russen. 

Die Kurve der von mir beobachteten Fälle war fast durch- 
weg deutlich ausgesprochen; je nach einem kürzeren oder etwas 
längeren Verlauf entsprachen die beiden Typen den beiden an- 
geführten Kurven I und II. 


Die subjektiven Beschwerden und klinischen Symptome waren 
influenzaartig. | 
Als Prodromale wurde häufig ein etwa eintägiges Unbehagen 
oder Unwohlsein angeführt, dem dann am nächsten Tage ein plötz- 
licher Fieberanstieg folgte. Oder aber in etwa der Hälfte, den 
anderen Fällen, trat der Fieberanstieg ohne V orboten auf. Teils 
war der Fiebereintritt von Schüttelfrost begleitet, teils nur em 
Frösteln vorhanden. Heftige Kopf- und Gliederschmerzen stellten 
sich bald ein. Das Krankheitsgefühl war zumal in den ersten 
Tagen ein sehr erhebliches, die Patienten selbst machten den Ein- 
druck einer schweren Infektion. Schwächegefühl, Anorexie Wal 
ausgesprochen. Schnupfen beobachtete ich nur vereinzelt, Husten 
etwas öfter mit Schmerzen auf der Brust, Ferner wurden häufig 
Rachenbeschwerden und Druckgefühl in den Augen und über der 
Stirn geäußert. 
Während Scchittenhelm und Schlecht für die Meir 
zahl ihrer Fälle eine Fieberdauer von sieben bis neun Tagen ei 
geben, hielt sie sich in meinen Fällen im allgemenien um eu 2 
zwei Tage kürzer. Rent 
Eine Fieberdauer über neun Tage beobachtete ich LT 
Der Verlauf des Fiebers und der Kurventyp zeigten eine a 
fallende Ähnlichkeit mit dem bei der Influenza beschriebenen (i8 


tr EEE EEE EEE EEE O, e oy a ur de A N “rg 
Ñ parap Ba na da Wen ee Er ri na EL A re RENTE ar SU 
i i p - > er PER ie er Fa E o. =, N t PS ea u = , 
> SEAN LE pa u A ee a Er e e ST n, =. a Da al, 
r Es REA EEE, EE en ee Col r Pe An | = 
i TE ERER . . . A . s t aa ` a n? j 
3 os E K - . 7 n , 1a PN PE A P Be ~ K ` ba S : 
“ ; Se nlan ly .- R ae 2 f u Nie 
S RE: s .. y i we = si Ey a, 2 . PR 
; n , A ra, ; i A A P , es, i i a ` rai 
ur) FR ; > a ve: 
A N R . 1 EN L i ` A = N N p 
= # = l 2 
z : V, Ba E ES 
Ey ; g i f gE En a [2 7 i ; pe i l 2 p . . ga Er i - en i = ee I 
P ? £ N = i =; f s 0 . 2ER - ? 3 3 x5 . plot Ris T 
f une . è =; * * 1 . Eh: . . ' a x or Re i 
wa 5 , z : ` ; S B ; im eos u ee Eur 
z ; ~ Se: ä > Er ; E: E5 
; E z : ; en 
= x = r ! © 8 Pe N ' - 5 . ‚ es $ . 
Be. Rah poai e e ee, D von A T 
a > a i . - - “ N j : “ ta $ % en be Is 7 
_— > ee en a A So ` . U Tna BE f > 
zus ul un nn r 5 
. we R A D 
" ' >. no’ 


Leic h tenster a der Kurven LT: wies pen Br 


ne - sogenannten Influenzarelaps auf. Häufig waren bei meinen Fällen 


pseudokritische Temperaturabstürze, die dann auch die auf dem | 
Kurventyp:I auffällige „Nachschwankung“ (diese ohne: besondere | 


Krankheitserscheinungen) zeigten. Auffallend ist auch die Ähnlich- 


keit der Kurven- mit dem Verlauf der „reinen“ Grippefälle der 


_ Epidemie 1918. , 


Im Vergleich zu der anfänglichen Schwere’ des 'Krankheits- , 


_ bildes war der ‘objektive Organbefund ein auffallend ‘geringer. 
Von seiten des Herzens sah ich als einzig auffällige Erscheinung 


. bei etwa einem Viertel der Fälle eine ausgesprochene Bradykardie, - 
wie sie bei der Grippe 1918 ja auch in zahlreichen Fällen auf- 


trat. Über der Lunge fand ich nur ih einzelnen Fällen eine leichte 
Bronchitis. Fast bei allen Fällen bestand :eine leichte bis aus- 
‚gesprochene: Conjunctivitis mit häufig stärkerer Injektion der' Con- 
junstiva und Lichtscheu. -Die Zunge zeigte weißlichen Belag, . 
Rachen- und Gaumenschleimhaut war fast durchweg stark gerötet. 

Außer leichten Diarrhöen bei einzelnen Fällen. traten. von seiten ' 
des Abdomens ausgesprochene Befunde nicht in Erscheinung, 


= Leber- und Milz zeigten -klinisch keine ausgesprochenen Verände- . 


rungen. Auffällig war' eine gewisse” Druckempfindlichkeit der 
Muskulatur, besonders der Extremitäten, doch wurden die bei der 
. Febris quintana auffälligen Tibiaschmerzen nicht beobachtet. 
. Einige Fälle zeigten einen Herpes labialis; ein Ex- oder Enanthem 
- habe -ich nie beobachtet. (Schittenhelm und Schlecht 


` beobachteten bei ihren Fällen in etwa 15% einen teils. „morbilli- 
Ein Vergleich beider 


. Epidemien läßt aber die Möglichkeit zu, als ob vielleicht das, 


' formen, teils scarlatinösen  Ausschlag“.) 


. Fehlen, des Exanthems mit einem, leichteren Verlauf der 1916 er 
Fälle erklärt werden könnte. 

`- Die eingehende mikroskopische und hakteriologische Prüfung 
-von Sputum, Urin, Stuhl und Blut in dem dem Lazarett ange- 
; gliederten bakteriologischen Feldlaboratorium, das damals von mir 


-geführt. wurde, hatte folgendes Ergebnis: 
` Sputu m: Nie ein charakteristischer Befund, insonderheit 


keine Pfeifferschen „Influenzabacillen“ ` nachweisbar. 
Urin: Diazo stets negativ, Kusso vereinzelt positiv, häufig 


febrile Albuminurie im Sediment, zeitweise dann auch hyaline und 


granulierte. Cylinder. 
Stuhl: Bei Diarrhöen dünnbreiig. bis flüssig, hellbraun, 


ohne. pathologische Beimengungen, nie deutlich schleimhaltig, auch 


chemisch kein Blut. 
"Blut: Im_Ausstrich (auf Parasiten!) und in. der prozen- 


tualen Zusammensetzung des Blutbildes nichts Besonderes. Die 


'Leukoeytenzahlen schwankten zwischen 5000 und 14000, meist 


MEADE sich aber normale Zahlen oder leichte Leukopenie. 


mir sich in ‚den‘ Rovierkrankenstuben ‚USW. de Front ine Te 
Fälle, die. auch‘ dort- durch ihré“Kurve auffielen,. gezeigt; .doch '- == o 
auch bier nahm die ie Erkrankung ‚einen ‚glatten Verlauf” und gun a o 


stigen Ausgang. . 


eine pneumonische, eine nervöse, eine gastrointestinale Form 


unterscheiden, - "andererseits die eine oder ‚andere Form mit der 


Virulenzsteigerung des: Erregers oder der Begleitbakterien, wie 


‘wir sie von der Sommer- zur Herbstepidemie 1918 kennen lernten; o 
mehr und ausgeprägter in Erscheinung tritt, wäre diese Tatsache | a 

"nicht so verwunderlich.  Auffälliger. bleibt mir, (daß im ‚Lazarett -> grv 
| ‚Doch habe“ ich eine ... ..".. 
ähnliche Erscheinung 1918 bei der ersten leichten Sommerepidemie wet 
ebenfalls erlebt; 'die Erkrankungen 1916 — scilicet sie als Grippe . ` ` 


eine Weiterverbreitung nicht stattfand. 


beziehungsweise Influenza anzusprechen — waren aber. im Ver- 
hältnis zur. Herbstepidemie 1918 . leicht zu nennen... 


die im sumpfigen. Gelände Heu machten, während bei anderweitig 


"beschäftigten keine Erkrankungen vorkamen“ , S0, wäre damit noch . 
kein Gegenbeweis einer möglichen Identität geliefert. Wir wissen, 
wie viele Krankheitserreger. im avirulenten Zustande .als Sapro- pa 


phyten in uns ein ruhiges Dasein führen, bis die Schaffung eines 


Locus minoris resistentiae — in diesem Falle geschaffen. durch ` 
das Arbeiten im Nassen — die Infektion emporflammen. läßt (z B 
Pneumokokken, latente Infektionen .in Kriegswunden und anderes 
mehr). Die aber auch ‘dann noch häufig relativ. geringe Virulenz _ 
des Erregers bei den Erkrankten braucht noch nicht zum. Haften. 
‘ der Infektion bei anderen Individuen zu führen,: die zwar mit 


dem Kranken in nahe Berührung kommen, sich aber infolge des 
Fehlens des schädigenden ; Einflusses noch im körperlichen Gleich" 
gewicht und in voller Abwehrbereitschaft befinden... 


Der dritte Punkt wäre ‘der Nachweis der ` Pfeifferschen „In m 
fluenza“-Bacillen, der trotz allen Suchens nicht gelang. Über- 
sehen wir jedoch die Reihe der ‚ätiologischen. Forschungen. der 


1918er Epidemie, die 


ne 
RE 
t 
un nenn 
s, ’ 


FR to. 
Er Gr 


| ‚Vergleicht man die angeführten und meine eigenen’ ' Beob- ee, 
achtungen mit der - Grippeepidemie‘. des Jahres: 1918, besonders `~ `.“ 
“mit der leichten Sommerepidemie, 
an, ein und dieselbe Krankheit‘ zu denken, 
und dem typischen. Krankheitsbild der früheren Influenza eine 5 
. weitgehende | Ähnlichkeit besteht. . | 

.. Auffällig bleiben nur: drei Punkte: bei. den von mir 1916 F 

beobachteten und auch bei den Sehittenhelm-Schlecht- ...: 
‘schen Fällen vom Herbst. 1917. treten die bei der 1918 er zweiten g 
Epidemie SO auffälligen. katarrhalischen. Erscheinungen | von seiten - _ 
des Respirationstraktus erheblich: zurück. Da:wir :jedoch in der: 
Pathologie der Influenza verschiedene. Formen, eine katarrbalische, ve: 


so liegt die Vermutung. nahe, .*:° i 
‘da. zwischen beiden ... 


e a 
E A E r Eä 
Sae RT A A x 
et- FE E 
E a i AEE 
Taa e A z EN . 
Dura, ae 
er 


. 
Sr 
“a 

Br 


. Wenn : 


Scehittenhelm und Schlecht z.. B. sagen: „von einem 4 
Arbeitskommando erkrankte z. B. ein größerer. Teil ‚derjenigen, ` 


unter erheblich `gün- . i 


vY 
p. 
js SEF ET E r, 
- 1 
enır. per BEZ 
er Fr a ne fee PR, 


PELEA Drag 
Tan ERDE 


u. 
ie 


> a N 


ee 
panpe 


nearen 
T-L Dun 
e edp e 


K 
TRAR 
ar 


Se 
> i 
nn de 
ee Ba >e 
-a 
er 
= 
TIN r.a mosat e ma am a a O 


"a 
» 
Se 


er 


-A 
E 
4 


X 
t, 
4 
v 
r 


= — - ren 
i- Fai k FE ä + 


t. . a je 
Lea me SES BRETTEN 
RETTET AN es 
en A a a EIER 
ech he eat er er tune Pr 


SI 

> 
er 

Scherer; 


2% 
w eda 


zeit A A a a 


Ki AS ar 
eu KATI 
2 


PR 


Nm 4er 
` 
ay 
= 
Fx 


- 3 > E uee m regt 
AI, En SPERREN SEE ga 


FaLa 


BN er i 
EA a a aa Y 
Derg ELSE Sie 7 -ga EEE) USERS SER , N 
-o Se u ane raea 
+ a Sa S 
“u ->a - 


en Ns 


rn À 
— ; saa Uki 
Da Ne. ehe en on aata er ee IN 
Selle siereleiaf] ame ij 
_ TAG | Sich gingen, so wäre BE Di 
TATTI aaisa L 
0 der. Pfeifferschen pln o oh [iR 
ROA Tee | 
IT| en al 
£ /\ | Eokrankungen kom- tn Erler 
< Eee i7 


? 
i 
men nicht in Frage, Ba | 
auch nicht das oben © ".. ..jä 
bereits erwähnte Pap- ` `, o oti 
t 


:  patacifieber oder das . 
auch Ähnlichkeit bie- 


STB VL 
..- 


"` tende Denguefieber. 


een F T ES 
er r ge de EEE 
EI pE EB NE nn PET Born = 
= une Er re Dp zur 
s -ø [3 „is F 


Zum Exitus kam keiner der von mir beobachteten Kranken, | 
m. W. 1919, Nr. 26. — Kolle- Hetsch, Experimentelle Bakteriologie und 


| H ea 

PS aus Stuhl, Urin und Blut auf Elektiv- .. Alles in an genommen liegt daher die Vermutung nahe, ©. ae 

Mährböden für Typhus, Paratyphus À und 'B, ferner die Anstellung | daß. die 1918er Grippe alias Influenza doch schon früher, nach... rn 

liesbezüglicher 'Widals hatten, abgesehen von- geringgradigen | meinen Beobachtungen vermutlich schon ‚im Herbst 1916, in klei ih 
"Selutinationen infolge Schutzimpfung, ebenso wie die Prüfung | neren und leichteren‘ Epidemien aufgetreten ist, sich 1917 in 10. älgalan 
les Serums mit: Weil-Felix’ Proteusstamm X 19, ein völlig nega- | relativ leichter Form im Osten hielt, um in solcher auf dem alt- 0 0 S Ra aat 
ives Ergebnis, desgleichen Züchtungsversuche aus ` Sputum und-| gewohnten Wege vom Osten zum Westen zu gehen und sich 1918 enki gpa 
lut aerob und anàerob, in und auf den verschiedensten anderen | zu ungewöhnlicher Jahreszeit und auf uelemen Wege. in > o AE y a 
\ährböden, insonderheit tier- und menschenhämoglobinhaltigen. steigender Virulenz, zu. wiederholen. | a AR | A 
Literatur: de Boer, M. m. W. 1917, ae x o ee A 
rustere Komplikationen fehlten. Allerdings kamen fast alle am u: 3e Bi a b $ a fi IE Hi 
rsten und zweiten Krankheitstage zur Aufnahme in das Feld- Infektionskranicheiten at > re M. m. W. 1917, Nr. 30. — Noth - ya 
\zarett; trotzdem bin ich. überzeugt, daß ein Teil — besonders Ma W 1918, en 1912. — Schittenhelm und Schlecht, Be $ Eso 
ichtere Fälle — ihre Erkrankung vielfach sogar gänzlich un- | | u de ee OF | AR: 
eobachtet bei der ' Truppe durchmachten. Andererseits wurden | | o au, Bu „er Sale Bil. l f 


ZE 
SDN AAAI CEEE 
2 . 
ja m pn Sn FE 


y 
f 
E 
I 
BR 
7 
EA 
í 
P, 
nr 
er. 
HEN 
Fa 
>, 
` 


a Tr 
Bas r re ir 
AL A 


ee a Aa pe Aa Aa r Pin“ u als 
ne S S 2 [EPAL: AT u De an 
rE 17 Acc 1 5 R- A nn 220 Aa a Da Ber NE 
re, a BT Ale E Ar eik f "y $ 
ec g - 5 $ 7 . 
Ji 


müsse, der hier in keinem Fall erhöht sei. 


ao 
a y -> 
A 


Der Blutdruck im Kindesalter. 


Von 
Dr. Walther Kaupe, Bonn. 


In dem Aufsatz „Der systolische Blutdruck im Kindesalter“ +) 
sagen Mosler und Herzfeld, daß der Blutdruck im Kindesalter 
in der Literatur verhältnismäßig wenig Beachtung gefunden habe. 
Schon im Jahre 1908 sagte Langstein in den „Ther. Mh.“, daß 
z. B. bei orthostatischer Albuminurie der Blutdruck gemessen werden 


Hatte schon damals die 


Fortschritte der praktischen Arzneibehandlung im Kriege. 
Von Prof. Dr. C. Bachem, Bonn a. Rh. 


Diuretica. 


Von diuretischen Mitteln tauchte im Kriege neu das Theacylon 


auf, jedoch fanden auch ältere Mittel, wie Harnstoff, Bulbus 
Scillae usw., wieder Beachtung. 


\ 


Theacylon. 


Theacylon ist eine einheitliche chemische Verbindung von 
der Zusammensetzung C,H1.0;N,, Acetylsalicyloyltheobromin. 
Weißes, in Wasser, Alkohol und verdünnten Säuren nur wenig 
lösliches geschmackloses Pulver. Im Magensaft erweist sich 
Theacylon als beständig und ätzt daher die Magenschleimhaut 
nicht. Im alkalischen Darmsaft wird es in 'Theobromin und Na- 
triumsalicylat gespalten. 

Neben der Steigerung der Flüssigkeitsausfuhr wird auch die 
Ausscheidung der festen Substanzen erhöht, insbesondere steigt 
die Menge des Kochsalzes. Oft geht damit eine Herabsetzung 
des Blutdrucks einher. Auch ohne Digitalis kann nach Theacylon 
Besserung der Pulsqualität durch Erweiterung der Coronargefäße 
und bessere Durchblutung des Herzens eintreten. 

Die diuretische Wirkung des Theacylons bei Herz- und 
Nierenerkrankungen ist eine recht intensive. Sonstige Indikationen 
zu seinem Gebrauch sind Coronarsklerose, Angina pectoris, Asthma 
cardiale und pleuritische Exsudate. Da es den meisten Theo- 
brominpräparaten (vielleicht mit Ausnahme des Theoecins) an Wir- 
kung überlegen ist, kann die Harnflut eine recht erhebliche sein. 
So wurden in einem Falle in 15 Tagen 55 1 Harn ausgeschieden. 
Die Wirkung überdauert die Zufuhr oft noch um mehrere Tage. 
Bei Nierenerkrankungen, besonders bei chronischer Nephritis, hat 
sich die harntreibende Wirkung des 'Theacylons ebenfalls gut be- 
währt. Bei Hydrops infolge von Hepatitis interstitialis und 
Amyloiddegeneration der Nieren erweist es sich als unwirksam. 
Auch kann es, wie alle Diuretica, in vereinzelten seltenen Fällen 
versagen. 

Während in vielen Fällen von einem günstigen Einfluß auf 
die Eiweißausscheidung berichtet wird, kann vereinzelt Albuminurie 
auftreten (daher genaue Harnkontrollel), Von sonstigen Neben- 
wirkungen zeigen sich vereinzelt Oppressionsgefühl, Kopfschmerz, 
Speichelfluß, Nasenbluten, Erytheme, Übelkeit und Erbrechen; 
gegen die beiden letztgenannten Erscheinungen bewährt sich die 
Darreichung von etwas Salzsäure. 

Dosierung: Bei richtiger Dosierung sind Mißerfolge 
selten. Man gibt 0,2 bis 0,5 zwei- bis drei- bis fünfmal täglich 
in Pulver oder Tabletten. Nach dem Eintritt genügender Diurese 
geht man auf etwa die Hälfte herunter. In Verbindung mit Di- 
gitalis etwa: | 


Rp. Theacylon. 0,4, Fol. Digital. pulv. titr. 0,1 M. f. Pulv. 
Dent. tal. Dos. X. — D.S. Drei- bis viermal täglich ein 
Pulver. 


In Tabletten & 0,5 Originalpackung zu 20 und (für Kranken- 
anstalten) 200 Stück. 
Fabrikant: E. Merck, Darmstadt. 


Jod-Diuretal. 


Jod-Diuretal ist eine Kombination von Theobromin und Jod- 
kalium, Entsprechend seiner Zusammensetzung wird das Präparat 
bei kardialem Asthma, Angina pectoris, Arteriosklerose (auch bei 
Herzneurosen auf arteriosklerotischer Basis) angewandt und über- 


1) M. Kl, Nr. 86, S. 897. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. 


een a 


PaP y 
aaan 


` 
e 


ztober. 


Pii- 

92.0 

= — = En 
On 


Blutdruckmessung im Kindesalter sich als notwendig erwiesen, so sind 
auch bald nachher einige Arbeiten über dieses Gebiet erschienen, von 
denen ich nur drei, die zufällig fast gleichzeitig herauskamen, hier be- 

nennen will, und zwar tue ich das deshalb, weil alle drei Autoren da- 
mals schon zu fast gleichen Resultaten betreffs des systolischen (maximalen) 
Blutdrucks kamen. Diese Resultate unterscheiden sich nur wenig von 
denen der oben angeführten Untersucher. Die drei Arbeiten stammen ~ 
alle aus dem Jahre 1910; es handelt sich um folgende: Seiler, | 
„Praktische Bemerkungen über den Blutdruck und über Normalwert 
des Blutdrucks im Kindesalter“!), Frau Wolfensohn-Kriß, „Über 


den Blutdruck im Kindesalter“2), und Kaupe, „Der Blutdruck im 
Kindesalter“ 3). = 


haupt überall dort, wo eine gleichzeitige Theobromin- und 
Jodbehandlung angezeigt ist. Die Wirkung äußert sich n 
Nachlassen der Schmerzen und anderer Beschwerden. Neben- 
wirkungen scheinen kaum vorzukommen. > Ge 
eU- 


Anwendung: In Tabletten, von denen jede 0,5 Th 
bromin und 0,2 Jodkalium enthält. Man gibt in der Regel drei 
bis viermal täglich eine halbe Tablette. In schwereren Fällen 
kann man eine Tablette verabreichen, während man in leichteren” 
Fällen mit einer zweimal täglichen Darreichung von einer halben 


Tablette auskommt. Am besten nimmt man die Tabletten in Mu 
Oblaten. | mr o 


Originalpackung: Röhrchen mit 20 Tabletten. = 
Fabrikant: Knoll & Co., Ludwigshafen. ~ 


Bei Untersuchungen über die Wirkung der Diuretica der 4 
Purinreihe auf den Stoffwechsel zwischen Blut und Geweben 
konnte festgestellt werden, daß T’heophyllin eine Wirkung auf den 
Gewebsaustausch besitzt, die sich in einer absoluten Verminderung 
des Wassergehaltes des Blutes und in einer noch darüber hinaus 
gehenden, prozentualen Verminderung der Kochsalzkonzentration” 
des Blutes ausdrückt. Dadurch erklärt sich die Tatsache, dab in 
der Theophyllindiurese (überhaupt der Purinkörperdiurese) dem 
ausgesprochenen polyurischen Anfangsstadium ein ausgesprochen 
oligurisches Spätstadium folgt, beziehungsweise daß vermelrie 
Purinkörperinjektionen die Diurese hemmen, sogar zum Stillstand’ 
bringen können. | 


Ein weiteres Diureticum, das bereits früher Verwendung 
fand, dessen Wirksamkeit aber unlängst wieder erprobt wurde, 
ist der 2 FW 


Harnstoff. | 


Dieses leicht lösliche, schwach salzig schmeckende Präparat 
kann ohne Schaden in hohen Dosen: vier- bis fünfmal täglich 
20 g in der doppelten Flüssigkeitsmenge gegeben werden. Die 
Wirkung gleicht der der Nitrate oder Acetate. Verwendung 
findet die diuretische Kraft des MHarnstoffs bei allen Arten 
von Herz-, Leber- und Nierenkrankheiten. Nur bei ausgesprochene 
Niereninsuffizienz soll Harnstoff, da hierbei schädlich wirkend, 
vermieden werden. Die Harnstoffdiurese äußert sich darın, dab 
nicht nur Wasser, sondern auch Kochsalz ausgeschwemmt wig 
Neuere Untersuchungen haben sich. mit der bekannten 
diuretischen Wirkung von 


| 


Kochsalz Li 
befaßt. Bei Nierenkranken wirken oft Gaben von 10 A ER 
diuretisch, ohne daß Schädigungen auftreten; die Ausse BE 
erfolgt meist schnell und sie kann quantitativ sogar De, a 
als der Einfuhr entspricht. Diese Überschußreaktion ist En 

der Ödeme deutlich m 
merken. pe 
retention bewirkt. (Diese ist — l ar A 
der Harnmenge und an der absoluten und relativen Abnahme dr 
specifischen Gewichts zu erkennen.) 


Ein altes, zu Unrecht vergessenes Diuretieum und Cardi > 
 Bulbus Seillae, + A 
ist neuerdings wieder zu Ehren gekommen, = 


1) Korr. Bl. Schweizer Ä. 1910, Nr. 14. Ai, 
2) Arch. f. Kindhlk. 1910, Bd. 58, H. 4. * 
8) Mschr. f. Kindhlk. 1910, Bd. 9, Nr. 5/6. 


Digitized „Google = e 2 


EN Pa 53 To Ea 27 a Zu Fe 3 m Sei bie u Tee #5 5 1 ae Er ran a 
FAR r > rt Er De = un N ne un a S $ ae .. > rpo 
ye.” A ý « ©, x . . Sr S d = Pr kn 3 o 
— a PT 077 55% sa T ER Vre t A = 5 EPS aa O E S r ! % > 2 x 
e~ » z ? G EE & 3 A s$ ` .. - n BCE Wr t 
ge ar nt un ar. Peg AR . N A E TARS iig = . 2 ei » 32 a A l. Be ar 
ragt N E P Ea Bar 1 Su Se . "e N 5 P ~n. i EEEE i | ta cr 3a Pe: PR if Pa ze) 
EI DAA 5 7- >g ye une) ee AR Ri A 5 IE : et FR i Be e + ~ My gA ar Eege 
E ’ x rt Fe k Er 5 . a7 ae ns z ` e e, o 94 
D rn Se A -_ N De > £ ? er ` E = \ nö we a ER ER pr s 
EEN a R a ee _ E En \ 2 i ; en el, G . Dr En EEE en a 
= 3 EA or - ; ' . Ñ: r a e i ee Se Nora 
ce, BUNG re Fa re os -N ~ . x m . ej’ Ir 
a Er ar Nat 3 i 5 + . - x £ š 5 
: ; ` A ; Bo si ie) : 
tar i g N. > Le £ Bi: DA e 
. š A 4 ; ; ` 
1: De . 
i Ë 7 ` E 7 ; A 7 14 7 .- Pe s a u E $ g ; 
. u‘ ” As en ` ig j ni Ns oT 5 ae P a y% 
a E a . N z ' . f ee 
f i . .- . ‘ 3 ; 
Da E . u ` 4 . - 
E Aue 2 


1919 = MEDIZINI 


"12, Oktober. 


' Bulbus Seillae, ‘die Zwiebelblätter - der Meerzwiebel, wirkt 


nieht nur diuretisch, sondern auch kardiotonisch. 


_ Zum Unterschied von der Digitalis wirkt sie diastolisch und be- 


währt sich infolgedessen dort, wo eine Herzinsuffizienz bei -aus- | < 
‘ reichender Systole mit unzureichender diastolischer Erweiterungs- 
‚fähigkeit vorliegt. Im. allgemeinen ist Scilla. frei von’ Neben- 


Sammelreferate. | 
| Neuere Arbeiten aus dem- Gebiet. der praktischen. Chirurgie. 
2 . Von Prof. Dr. 0. Nordmann, Berlin. E 2. 
 Wundbehandlung. Fibrolysin hat 'sich‘.nach den 


‘ Erfahrungen R. H ess es (3) in der Behandlung funktionsstörender, : 


 : narbig ausgeheilter Schußverletzungen bei geeigneter Auswahl der 
Fälle als narbenerweichendes Mittel bewährt. Hesse stellt 
- folgende Indikationsgebiete zusammen: Beweglichkeitsstörungen in 
den Gelenken infolge von Weichteilschrumpfungen, narbige Ver- 
wachsung der Weichteile mit dem Knochen oder. -narbige Ver- 
. wachsung von Muskeln und Sehnen untereinander, druckempfindliche 
Narben, Störungen der Bluteirculation infolge Narbenbildung und 


- schwartige Pleuraverwachsungen.. Auch bei Innehaltung dieses‘. 


indikationsgebietes ist nur. in etwa 30 bis 50% der Fälle ein 
günstiger Erfolg zu verzeichnen gewesen. Kontraindiziert ist 
die Anwendung des "Fibrolysins, solange die Möglichkeit eines 


SCHE KLINIK — Nr. 


= Referatenteil, DEF 

ı ‚ Rödigierb von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin, — , O0 a een 

= =” | struktiver Röntgenbilder. die schräge ‚Durchmeißelung des ersten: 

- ‚| Metatarsus; die Linie beginnt an der Unterseite nahe dem Köpfchen . p 
| des Knochens und endet dorsal proximal vor. der Basalfläche des; - ~ 


.[.Metatarsus,I. Vorher -wird mit einem geraden Meißel die Exostose — `` 
| Die. 


i ; 

. . 3 x E. 7. $ 
. 

. aa a, e Tem iE a ER Are 


| wirkungen und: eignet: sich, da sie keine. kumulativen ‚Wirkungen ne 
- besitzt, zur .intermittierenden und fortgesetzten Behandlüng. Als . - 


$ r 


’Einzelgabe dient in. der Regel 0;2 bis 0,3.. 


©- Pil. qu. s. ut fiant Pil. 
| zwei.bis drei ‚Pillen.‘ 


En 


- 


bis zur Furche am Übergang. zum Gelenkkopf abgeschlagen. 
Resultate des Verfahrens scheinen sehr gut zu sein. ° 


bleigrauen Färbung der Sklera und darin, daß auch ‚schon bei 


gewebes.: Histologisch findet sich in: der Sklera eine Verminderung 


‚Aderhaut durch diese hindurch. . ~ 
Schädel ‘Axhbausen (2) 


b ` 1087 


Rp.. Bulb. Scill. pulv. 3,0, Fol. Digital. pulv. titr. 1,0: Mass: > Ào iog. 
Nr. XXX. — D.S. Dreimal täglich nl 


. .. Über eine. seltsame Erkrankung, die wenig bekannt ist, . . 
berichtet W. Hofmann (2), nämlich über eine Blaufärbung der 
Sklera ünd eine abnorme Knochenbrüchigkeit.. Die Anomalie. ist: 
‚angeboren und wird‘ meistens durch die. weiblichen Familien--  :. 
mitglieder vererbt. Die Symptome bestehen:in einer eigentümlichen  .. 


geringfügigen. Verletzungen Knochenbrüche entstehen. Die Anomalie - . # er 
beruht auf einer -angeborenen Minderwertigkeit des Mesenchym- ...  -:: 


der Stützfasern, infolge der Verdünnung .der Skleren ‚scheint die 


h empfiehlt zur Decküng von a 
Schädeldefekten ‘in erster Linie frisch entnommenen, eigenen, . 


ere 
ma 
TE 


RSU E ana E A 
SEAL ES EES 


x 
nn aa 
an 


u am nn 


az 


T 


ROR E 


vie 
= " k pa e 
= tyn yev .. Vi ts ea a > . Aa van, 
Bee ee E ar rer $ De ties 2 Er, 3 es 
5 = e a REIT OT en Aut an z nm rn er 
à : = > z a Anm RE ~ Mr De me a een i we 
= “ : ~ er a p a En at 
TEN s A X - 2 ae er i RI A e TS < 
b ans . wm; . - ky -s ó . wa 
€ were e. e 2 $ m u e a. bas g p ” ten. a 
„u. SER Sn se Ere Sa 3 5 . E < bs d ; I E F 
-goe - p - . - ae ~ `» ” e iè 
TAE E e E. it warn > R E > | 4 . s 5 x .. i s RT a mt a. Ar 
= 7 EI ee e mer i r ia wc > a Se a, R Ra Eat Ahr 
E PE re A EA, X - Si Dr un Er Re es rn: x - Pr $ B Y Inden: 
Te „4 Fi AR Tr PEE 21 700 x 2 i “=: u: eh ST NIT TEE Dne Eu m e mn RS = 
Er a ee ee er et £ ` x . ae te, rn la 
= Ben. a x Rs l Can 
D Fr iss iar ee; m Anh, .. Kr un: Pr: ! eh 5: DE Zu ET Zr a; 


Wa Zu 


w 
2 


ig Br 
ea en 
ar ER 

= an 


-Einschlusses latenter virulenter Eitererreger. in der Wundnarbe. 


besteht, da unter diesen Umständen mit einem Wiederaufflackern 


, des früheren, abgeklungenen entzündlichen Prozesses gerechnet 
werden muß. Besonders gefährlich sind die direkten Einspritzungen. 


-in die Narbe. Von drei derartigen Fällen verliefen zwei tödlich. 
Im. Verlauf der Fibrolysinbehandlung. kommen’ gelegentlich als 
Folge eines gesteigerten Abbaues von Narbengewebe und dadurch 


bedingter Überschwemmung des Blutes mit dem als artfremdes 


Eiweiß wirkenden Abbauprodukt (Leim) Störungen des Allgemein- 
befindens toxischer Art vor, die durch Anaphylaxie zu erklären 
sind. Sie werden hinsichtlich der Wirkung des Mittels prognostisch 
als. günstig betrachtet. x Ei D nR 
Tiegel bespricht die Nachteile der üblichen Tamponade 
und Drainage der Wunden. Er hat Spreizfedern konstruiert 
(Bezugsquelle: Emil Kraft, Dortmund, Ostenhellweg 50), die sofort 
nach der Incision eingelegt werden. Tamponiert wird nur bei 
starken Blutungen für die ersten 24 Stunden. Auch bei unregel- 
mäßigen, ausgebuchteten: und mit Fisteln in die Tiefe führenden 
Eiterhöhlen blieb jede Retension aus. Die Verbandwechsel: gestal- 
teten sich schmerzlos. Am besten eignen sich für die Behandlung 
glattwandige ‚Abscesse (Mastitis), Drüsenabscesse am Hals, in der 
Achselhöhle und in der Leistengegend. Ferner wird die Spreiz- 
behandlung für die Behandlung der Panaritien und Handphlegmonen 


angeraten. Das Fortschreiten der Entzündung, die Nekrose der | 
Sehnen und die Versteifung der Finger wird durch sie verhindert. |. 


“s resultieren sehr feine Narben. i | 

Über die Resultate der Behandlung der chirurgischen 
y uberkulose mit Sonnenbestrahlung und Bierscher Stauung 
richtet Kisch (1). Die Kranken wurden im Cäcilienheim in 


Iohenlychen nach den Grundsätzen von Bernhard, Rollier ME e 


ardenheuer usw. behandelt und die Wirkung dieser konser- 
aliven Methoden wurde durch Darreichung von Jodnatrium ver- 
tärkt (Tagesdosis für Erwachsene 3,25 g, für Patienten zwischen 
4 und 10 Jahren 1 g und ‚Patienten unter 10 Jahren 0,5 g). Es 
urden keine Gips- oder sonstige Fixationsverbände angewandt, 
le Kranken wurden im Gegenteil aufgefordert, nach halbstündigem 
legen der Stauungsbinde fleißig mit aktiven Bewegungen zu 
‚Sinnen. Daneben führten die Schwestern vorsichtige passive. 
wegungen aus, ohne daß sie die geringsten Beschwerden her- 
Tiefen, nr | Bu 

- Die Erfolge der Sonnenbestrahlung sind nach den mitgeteilten 
sultaten ausgezeichnet. Nach des Verfassers Ansicht hängt die 
tensität: der Sonnenstrahlen in erster Linie von der Staubfreiheit 
r Luft ab. Es wäre mit größter Freude ‚zu begrüßen, wenn 
se Behandlungsmethode der chirurgischen’ Tuberkulose in Deutsch- 


-_ 


d in größtem. Stile durchgeführt würde. > _ 
Knochen, Gelenke. Zur Beseitigung des Hallux valgus 
päehlt Ludloff (5) unter Beifügung einer großen Anzahl in- 


Er 
| 


| bei kleinen und großen Schädellücken mit einfachem Duradefekt - «<77 


.periostgedeckten Knochen. Er ist der. Ansicht, daß die ' Plastik MEN 
nach Müller-König technisch nicht so einfach wie diese: vie 
Transplantion ist und daß letztere. als das Normalverfahren u >; oo etgali 
empfehlen ist. a Su GE. nr 
| Nieden‘(3) berichtet. über Knochenplastiken zum Ersatz von: =: 
' knöchernen Defekten des Schädels, wie sie in der Lexerschen. E A 
Klinik ausgeführt werden. Daselbst werden zwei Verfahren 
geübt: 1. der Ersatz durch Platten aus der Tabula externa, 
‚möglichst aus der Nähe des Defektes, mit oder ohne Periost- 
bekleidung. Dies Verfahren genügt für kleine ‘und mittelgroße 
Defekte.. Es findet. seine. Verwendung, wenn die Dura unverletzt 
ist oder wenn. ein tieferer Hirndefekt, ein offener Ventrikel oder 
‘eine tiefeingesunkene Hirnmasse die vorherige Unterpolsterung mit 
einem freien Fettlappen notwendig machten, 2. Ersatz durch 
Platten aus der. Tibiavorderfläche bei sehr großen Knochendefekten, 


Sernnrzer 
ki ER: 
Mau N za ar 


SE 
i 


or 


ur aa 2m 
Senn Pr 
= en ne we 


` 
~ 


EEE I EN 
BIN AKA ET 


PNE E AT ANARA, >; 
Torrt E ARAT TIP 


und nicht eingesunkener Hirnoberfläche, ferner nach oberflächlicher . ., 20 ö 
Abtragung der Hirnnarbe; dabei bleibt das Unterhautfettgewebe es 
im Zusammenhang mit dem .Knochen und. die Platten werden mit | 


t- ee 
un, 
DE S a 


TOT Tory meee gerse 


ET Tate 
= 


Di ans rt Z 
FREIE Far 
z mr sis 
= 
P rn. Dun nn ser nn 
ee aa Ea — Br 


in der. Schädelrückgratshöhlle und bei intracraniellen, raum- 


. 
~ 


der Fettgewebsseite nach innen eingepflanzt. | Bu | Sp | 
Rückenmark.. Schönbeck (2) bespricht in einer größeren id ay 
Arbeit die Gefahren der Lumbalpunktion und kommt zu folgenden A f tapa 
Schlüssen: Der Eingriff ist an sich nicht ungefährlich, er kann s> 30 S bȘP A va 
einen vollkommen Gesunden nur vorübergehend schädigen, vermag | e Il 
aber unter pathologischen Umständen die direkte Ursache des Todes- >œ = ` Bis Ery 
zu werden. Absolute Kontraindikationen sind nicht aufzustellen, WR kal l N 
man unterläßt die Lumbalpunktion am besten ganz bei Blutungen -04 H 
5 i | 


beschränkenden Prozessen, namentlich bei Tumoren der hinteren 


‚Schädelgrube. Große Vorsicht ist geboten bei Tumoren innerhalb 


des Wirbelkanals, bei Urämie, entzündlichen Affektionen des Central- 


nn eur 
SEEN DE PU VAL ST =. 
ITO e O a y IDEAT v-a 
KR ST ac I Dr. va} ger E Lie nid Sram mın Dh zum SR my ande 
t P n ‚ Eu 5 ee ” wen 


e i A 
. ` - 
©- te 
EBEN RE e a ee 
zpen em a pes 
.. EEE er 2 
an D P a i 3 ve,” Tea 
+ re ei Suse 
er 3 A 


Í 

l 
nervensystems, Hirnabscessen, Arteriosklerose und bei eitriger Hirn- . JE 9 | 
hautentzündung. Will man bei intracraniellen, raumbeschränkenden MH $ JEN 
Prozessen trotzdem: punktieren, so muß man. strenge Vorsichts- Tee 
maßregeln anwenden, nämlich vorherige 24stündige Bettruhe, ni EH a boeg 
Punktion bei tiefer liegendem Kopf in Seitenlage, genaueste Beob- 25 fE 
achtung der Druckhöhe und der Druckschwankungen, ein bis zwei beat 
Tage Bettruhe nach der Punktion, am ersten Tage mit. tiefer © ee a Hr H 

 liegendem ‘Kopf, Vermeidung von Alkohol. und geistiger Aufregung `` D w Hea 
nach der Punktion, allmählicher Übergang aus. der liegenden in S is ups. 
“andere Stellungen. Trotz dieser Vorsichtsmaßregeln sind Todes- . zu; it brko 
fälle nicht mit Sicherheit zu vermeiden. 'Vollkommen zu verwerfen eig 
ist jede Aspiration und die ambulante Lumbalpunktion. = Eee 
‚In einer sehr lesenswerten. ausführlichen Arbeit. besprechen EN 
Marburg und Ranzi (6) die Kriegsschädigungen des Rücken- ` zu: i | i a 
marks und ihre operative Behandlung, die sich auf {52 Kriegsfälle SERRE 
stützen, Sie legen folgende Einteilung zugrunde.: | | Zn; Rh a 
Sing 2 j E N a a : 

N 

Fa? 


N 
wi: 


ee nF 
ee IN I AA} 


ET 
t o i 


an ET 
- Eee - 
> 


$ ng 
Pa P -x a: 
er ee ~ 
= P eg r) b i 
> . p ET e S qra 


os -re > . rA Py PS fr x 
ae N er REN LIU ee 
EA ET FAR Fe 

p > i JEA A tit 
an f Sy > E a ; a i 
ps N AN E A UKAA 


. 
> ` 
re FERNE TE. Au 
en r ? . u de 
u To 
azy z 
EN mr 
vy? 
s Dat 
x - 


Dp ea t 
= - 
FE At 
en y% 


arna - 


rem 
Tr oF 


- az 
"Tee e 


ar 
ar e ee 


zz 
» 
en 


Dome: 


rn nn 
ra 


m r DAET 
De n AE 


„= + 


uns 
ae Al 


"y u. ads n - Kor 
ee a a 
ri u ed TEE - 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. 


m a 

| NE | | ONR EnS EEE L TOE 
A. Steckschüsse: ar | | Anzahl charakteristischer Bilder mitgeteilt. Die Prob »punktion 
. I. Im Wirbelkanal: | läßt häufig im Stich, sie führt noch am, ehesten in der Gegend ° 

a) Rückenmarksteckschüsse (2), | der Achselhöhle zu einem positiven Resultat. -Die Erö inung soll | 

b) intradurale Steckschüsse (15), | ‚durch den aufgesuchten Interlobärspalt nach Resektion in der 

c) extradurale Steckschüsse (28). | Umgebung der fünften Rippe in der Achselgegend oder durch 

II, Im Wirbelkörper (9). Pneumotomie an der Stelle der 'stärksten Dämpfung erfolgen. | 

B. Durchschüsse: Abdomen. Peterhanwahr (1) stellt die Brfahrungen 


I. Mit nachweisbarer Wirbelsäulenveränderungen (44). über entzündliche Geschwülste des Netzes zusammen. ‚Er unter 

II. Ohne nachweisbare Wirbelsäulenveränderungen (33). scheidet: 1. postoperative Formen und 2. von entzündlichen Nach- M 
: C.. Verletzungen durch stumpfe Gewalt (9) parorpangn Rübe cee Formen. Die Zeit, in welcher Cas no 
; p i = Į nách den Operationen in den einzelnen Fällen aufgetreten ist, 

Nur die operierten Fälle sind statistisch verwendet. Be- | schwankt zwischen einigen Tagen und drei Jahren. Als Ursache 
sprochen werden die anatomischen und histologischen Verhältnisse | der Geschwulstbildung wird in erster Linie die Anlegung von 
und die klinischen Erscheinungen, sowie die operative Technik | Ligaturen in schon entzündlich verändertem Netz angeschuldigt. 
und die Nachbehandlung. Gestorben sind 42 Kranke, davon nur | Nach des Verfassers Ansicht ist es gleichgültig, ob Seide oder 
sechs innerhalb der ersten zwei Wochen. Die beste Prognose | Catgut benutzt wird. (Nach meinen Erfahrungen ist es zur Ver 
gaben jene Fälle, die einen objektiven Röntgenbefund boten, wo- | hütung derartiger Komplikationen notwendig, prinzipiell Catgut zu 
bei die Steckschüsse den Wirbelfrakturen überlegen sind.: Die | benutzen, niemals sogenannte Massenligaturen zu machen, sondern 


beste Aussicht boten ferner die partiellen Läsionen, selbst wenn | nur höchstens bleifederdicke Partien abzubinden. Der Referent) 
sie ziemlich ausgedehnt waren, daneben eine gute Prognose die shlichen Lage 


$ - 5 ie | Die Diagnose wird aus der Vorgeschichte, der oberflächlichen Lage 
Spastiker, . während l die total Schlafigelähmten von vornherein | der Geschwülste und dem Krankheitsverlauf leicht -zu stellen sein, 
prognostisch ungünstig waren. Ungünstig verliefen ferner die Fälle | ‚Schwieriger liegen die Verhältnisse in jenen- seltenen Fällen, in- 
von Brown-Séquard gegenüber ‚den spinalen Hemiplegien vom | denen keine Operation vorangegangen ist und es sich um eine 
cerebralen Typus, die operativ günstigere Resultate ergaben. fortgeleitete Entzündung handelt. Der Nachweis einer Netzgeschwulst 
Am Schluß ihrer Arbeit stellen die Verfasser folgende Indi- | bedingt nicht die Notwendigkeit einer Operation. Bei leichten Er- 
kationen zur Operation der Kriegsschädigungen desRückenmarks auf: scheinungen wird Bettruhe, feuchte Umschläge usw, empfohlen. 
I. Alle Steckschüsse der Wirbelsäule — die intraspinalen | Bei Abseeßsymptomen ist eine Freilegung der Geschwulst und 
nicht ausgeschlossen — sollen selbst im Falle des Fehlens neuro- | eine Drainage notwendig. Bei Erscheinungen des Darmyersehlusses 
logischer Symptome operiert ‚werden mit der einzigen Ausnahme ist die sofortige Laparotomie angezeigt. Be z 
des symptomlosen Wirbelkörpersteckschusses. sar = ` Die chirurgische Behandlung des Ulcus duodeni und ventri- 
II. Alle Fälle von Wirbelfraktur mit positiven, stationär | CW ist, was die Art der Operation im einzelnen E alle anlangt, 
bleibenden oder sich verschlimmernden Symptomen sind. zu | 2OCh nicht geklärt. Die Erfolge sind bei den radikalen Bingriften 
operieren. in Gestalt der Resektion nicht wesentlich besser als bei der Palliativ- 
III. Indirekte Schußverletzungen mit schweren nervösen | OPeration (Gastroenterostomie). Auf jeden Fall ’ist die chirurgische 
Symptomen, sei es, daß diese sich durch zwei bis drei Monate nach Therapie in der Mehrzahl der Fälle indiziert, | 


der Verletzung als stationär erwiesen oder verschlimmern, sind v. Redwitz (5) berichtet über 321 chirurgische Eingniie 
der Operation zu unterziehen. wegen Magen- und Duodenalgeschwüre, welche in der Würzburger 


“a 5 Klinik vorgenommen wurden. Ihm ist es besonders darum zu tun 
© Das gilt ebenso für die Fälle mit dem Symptomenbild der S . | esonders darum zu bun, 
kompletten Querläsion als solcher, mit den Erscheinungen der neue Gesichtspunkte zur Beantwortung der Frage: Gastroenieit: 


BR ce tomie oder Resektion beim pylorusfernen Geschwür? beizubringen. 
Spastizität oder schweren Partialläsionen. | S . em pytoru | INT. 
Die Ergebnisse der beiden Operationen zeigen, daß die doppelt 

= JV. Der Schmerz als Alleinsymptom kann, wenn er sonst She]; LAG iR $ AAE e ER 
unbeeinflußbar ist, zur Indikation der Laminektomie werden. so gefährliche Resektion ungefähr die gleichen Fernresultate zeigt” 


wie die einfache Gastroenterostomie. Bei der Querresektion des” 
Magens, welche eine geringere primäre Mortalität hat als die 
Pylorusresektion, wird eine etwas bessere Dauerheilung als bei 
der obenerwähnten Palliativoperation erzielt. 
v. Haberer- (1) berichtet über seine Erfahrungen bei 190 
Magenresektionen und kommt zu dem Ergebnis, daß beim Careınom 
die weitgehendste Indikationsbreite für die Resektion am Platze 
herrschen lassen, schließen die Operation nicht aus. : ist, weil man gelegentlich in scheinbar inoperablen Fällen Dauer: 
VI. Neurologische Gegenindikationen sind: Fälle mit dem | resultate erzielt. Bei ihrer Beurteilung ist große Vorsicht am 


Symptomenbild der kompletten Querläsion und pastöser Schwellung | Platze, da auch nach vier Jahren noch ein Rezidiv beziehung 
am Bein, isolierte Blasenlähmung. Ä l ri. 


Ne t f i ; ! weise Metastasen eintreten können. Dauerresultate werden nur ll 
Speiseröhre. Bornhaupt() beschreibt zwei geheilte | einem kleinen Prozentsatz der Fälle erzielt, das Leben wird Je- 
Fälle von totaler Ösophagoplastik, eine Operation, welche nur bei | doch mit der Resektion weit mehr verlängert als mit der Gastro- 
nicht eareinomatösen Stenosen indiziert ist, wenn sich eine be- | enterostomie. Beim Careinom ist die Methode Billroth II die beste. 
friedigende Passage nicht erzielen läßt. Es ist notwendig, alle Beim Geschwür, ganz gleich welcher anatomischen Form & 
derartigen Fälle, in denen ein zur normalen Ernährung und | auch angehört, ist die Resektion ebenfalls die Methode der Walt 
Arbeitsfähigkeit notwendiges Schlucken unmöglich ist, so früh- | Sie leistet in Form der queren Magenresektion oder in Form der 
zeitig wie möglich dem Chirurgen zu überweisen. Methode Billroth IL Ausgezeichnetes. Sie ist der Gastroenterosiom 

Lungen. Clairmont (6) hat in einer sehr verdienst- | weit überlegen. Die Ulcusresektion kann auf den obersten Duodenal- 
vollen Arbeit alles Wissenswerte über die interlobäre Pleuritis | abschnitt ohne Bedenken ausgedehnt werden, tiefer im Duodenum 
mitgeteilt. 18 einschlägige Krankengeschichten werden der Arbeit | sitzende Geschwüre werden am besten mit der Ausschaltung 1 

zugrunde gelegt. Die häufigste Ursache bildet der pneumonische | v. Eiselsberg. behandelt. Besonders muß den multiplen” i 
Infekt, seltener die hämatogene Infektion (Operationen, Masern, | schwüren größere Aufmerksamkeit geschenkt werden, wenn e 
Angina usw.); noch seltener ist eine Verschleppung der Infektion | Resultate verbessert werden sollen. Deshalb muß der Magi 
auf dem Lymphwege bei intraperitonealen Entzündungen. Nicht | in jedem Falle sorgfältig abgetastet und das _ Verhalteı z 
selten führt die Lungentuberkulose zu pleuritischen Veränderungen | Drüsen an den beiden Magenkurvaturen berücksichtigt weres, 
im Interlobärspalt. Schließlich kommt eine interlobäre Pleura- 
infektion nach Schußverletzungen des Thorax vor. Die interlobäre 
Entzündung ist eine Teilerscheinung einer allgemeinen Pleuritis, 

Die Menge des Exsudates kann verschieden groß sein; es kann 

nach außen, in die Pleura und in einen Bronchus durchbrechen. 

Die klinischen Erscheinungen sind ganz verschieden, der Lungen- 

befund kann ganz negativ oder unbestimmt sein. Fast immer ist 

ein starker, stechender Seitenschmerz vorhanden. Sehr wichtig ist 
die Röntgenuntersuchung der Patienten. Es werden eine ganze 


V. Chirurgische Gegenindikationen sind: Die allgemeine 
Schwäche, infizierte, in der nächsten Nähe des ÖOperationsgebiets 
gelegene Wunden einschließlich des schweren Decubitus, der 
frische Hämatothorax, schwere fieberhafte Blasen- und Nieren- 
komplikationen. | 

Mäßiger Decubitus, sowie Blasenkomplikationen, die sich be- 


eignet sich nur die radıkale Resektion. Die Resektion en 
Careinoms hat eine Mortalität von 26%, die des Uleus i Re. 

Liek (2) wägt unter Mitteilung einschlägiger Falle mistro- 
sultate und die Gefahren der Magenresektion und i en 
enterostomie-gegeneinander ab und kommt zu folgenden Sr und 
Callöse Geschwüre des Magens sind bei pylorusterneil ogjeren. 
bei geringstem Verdacht carcinomatöser Entartung "ZU ress 


si 
-< 


- 
Ka 


i Digitized.by Goog ER ie 


` $ 
`‘ 
x = 
svT 
d car oA. ` 
Pr.» 
B en 


m p >, 
en. j E- 
4 N 

nn 
c) 

- N 
PRIA 
Tee 


ar“ 


Bd 3 
e 


n PeO 


-n YE om 
X ‘ 


en bt 


12. Oktober 0. 


- enterostomie mit . kürzester Schlinge auszuführen. 


EI OET IOLI fua P 


, 9e 


t 


WEN ga ERS SeT, ow 


= tuberkulose mit- 
-- gnose Ischias wird gestellt, ohne daß untersucht wurde auf: Abmagerung |. 


u ernährung zur Osteoporose und Osteomalacie. 
Amen dauernde Unterernäbrung mit einer eiweiß-, kalk- und phosphor- 
| rmen- Nahrung, . Sie befällt mit Vorliebe Frauen im klimakterischen 


ra wur Rn u 

ee 4 s ‚ 

py eana TE Tae 5 2 ; oe, Era 
' ; % EAA ' pen 


te, 


a N : 
ne i .. - oe mE ee 


Pr 


K 5 


Bei. stenosierenden Geschwüren des Pylorus ist auch em Vor 


handensein eines zweiten Geschwürs zunächst die hintere 'Gastro- 


zweite Geschwür eine Sanduhrstenose, so- ist. eine Anastomose 


Der Referent.) 
:In einer groß angelegten Arbeit berichtet v, Haberer (4) 


über: ‚seine Erfahrungen an 129 Duodenalgesehwüren und 10 pep- 
tischen - Jejunalgeschwüren. 
“ geschwüre scheinen entzündliche Prozesse in. der Bauchhöhle mit. 
ws Verwachsungen und Störungen im vegetativen: Nervensystem eine 

:- gewisse Rolle zu spielen. Es gibt kgin charakteristisches Symptom 
"des Duodenalgeschwürs, 'am wenigsten Vorteile bietet die Röntgen- 
Am wichtigsten ist der Nachweis okkulter Blutungen. | 
Fehldiagnosen. kommen’ besonders. bei. Mageügeschwüren, beim 


In der Ursache der Duodenal- 


diagnose. 


Gallensteinleiden- und bei.der Appendicitis vor. Die Behandlung 
soll eine chirurgische mit folgender interner Nachbehandlung sein: 


` Die besten Resultate ergibt die Resektion des Ulcus (8°/, Mor-; 
. : talität)... Die Indikation, zur Resektion hängt in erster Linie von 
- dem: Verhalten des Geschwürs zu den tiefen Gallengängen ab. 


| Nächst der Resektion gibt die Pylorusausschaltung nach: v. Eisels- 
Die Er- . 


berg- mit der Gastroenterostomie sehr gute, Resultate. 


u >’: u ve =, 0. we a a, ” 
` ke -~ 2 = . ao A \ Pr 
d i e Ei SE Veen) 


Bewirkt das 


e 
nn. 


1919 — MEDIZINISCHR KLINIK man. 


zwischen den beiden Magensäcken plus hinterer Enterostomie | 
am pylorischen Sack indiziert. Wenn diese palliativen Operationen - 
nicht zum Ziel führen, muß später der ganze erkrankte Magen- 
Abschnitt resesiert werden, ‚(Diesen Ratschlägen stimme. ich auf 
er Grund. meiner Erfahrungen im wesentlichen» zu. | 


38%. 


„der Gastroenterostomie. 
"ausgedehnten Resektion der betroffenen Darmpartienit.- 


` schlossen - wurde. 


a a 


L 


i acha Tefinalec&ohwiß vor. (die, Övieration. hat E Mortalität) Bi 
Die Gastroenterostomie steht in “bezug. auf die Fernresultate hinter... : 
' diesen Operationen zurück. 'Sie soll nur bei schlechtem Allge- ` : 


| meinzustande und lokalen Kontraindikationen gegen die genannten‘. 
‚der Fälle -wurde voll-- . 


Operationen ausgeführt werden. ‚In 52°/, 
kommene Heilung erzielt, in 25°,, wesentliche Besserung, :in 9%, 


war : der Erfolg -nicht befriedigend; die ‚Gesamtmortalität. Betrug :. Be; 
Das peptische. Jejunalgeschwür tritt am häufigsten nach! 
den. Eingriffen wegen Duodenaluleus auf, niemals. nach der Re-- R 
'sektion, am häufigsten nach der, Pylorusausschaltüng, seltener nach" . or 


Die : richtige Behandlung: bese ht in der 
Der Ein- 


griff ist technisch außerordentlich schwierig. Die‘ Fernresultate ° 
der ‚Radikäloperation des Ulcus duodeni sind gut und sind. durch, 
die Kriegskost nicht wesentlich. beeinflußt. 


-Über die Däuerresultate nach’ Caströsitrosieinie: pa D 


denalgeschwüren und den Wert.der Pylorusausschaltung äußert sich _ 
Horwitz (4). Die Arbeit ; 'stützt.”sich. auf 54 Fälle, welche in 
der Bierr.schen- Klinik genau beobachtet und nachuntersucht sind. 


' Von 47 operierten: Fällen ‘wurden 80,5./,, vollkommen: geheilt. Am. 


besten waren ‘die Erfolge, wenn ` ‚gleichzeitig der _Pylorus ver- 
"Als beste Operation erwies 'sich. die Gästro- 


enterostomia post. retrocolica verticalis -mit ‚Pylorusausschaltung nt 


: einem Fascienstreifen oder Durchquetschung. der ‚Pylorusgegend mit 


Abschnür ung dürch einen Catgutfaden. -Sebr wichtig‘ ist.eine diäte- 
tische Nee alle nach. der- Operätion für nie Wochen: 


gebnisse s sind sebr BROS, aan kommt BUN SEN ein pep- | 
S3 | f A = wi = er. of Ä  (Sehluß TE 
T 2 Ps Bs A | nn p 2 io Fu A ` pes E A a u - 
Be u a u Aus den neuesten Zeitschriften. . K a a i 37T ee 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) : 


"Deutsche medizinische Wochenschrift‘ 1919, Nr. 38. ` 


-R ud. Th.v.Jaschke (Gießen): Behandlung akut bedrohlicher 
iaia im Bereich des weiblichen’ Genitalapparats. Fortbildungs- 
` vortrag. | | 
=`. Max Rosen ber g (Charlottenburg-W estend): “Über das Aui- | 
treten eines Chromogens der Uroroseinfarbstoffgruppe im Blut von schwer 
 azotämischen Nierenkranken. Die spontane Bildung des Farbstoffes aus 


dem Chromogen im enteiweißten Blut ist von. infauster Prognose. 
Hans Kloib'er (Frankfürt a. M.): Zur Technik der axialen 


eg Schulteraufnahmen. ‚Der Verfasser hat zu diesem Zweck die Methode 
< von Iselin etwas abgeändert, indem er statt ‚der Aufnahme im Sitzen 
` eine solche im Liegen macht. 

: Ickert (Stettin): Wege zur Volkshygiene. Die Heilkunde muß‘ 

= den: Approbierten vorbehalten sein, die Lehre von der: Krankbheits- 

P, A r a, aber Geineingut aller werden, da sie dem ganzen Volke 
, ge ör U 


Herhol d Hain ren: Die - Rentenfesistellung der Kriegs- 


beschädigten. Die Rente darf den Kriegsbeschädigten nicht verführen, - 
gar nichts oder weniger zu arbeiten, als es sein Zustand erlaubt. Die 
Annahme, daß er durch fleißige Arbeit und größeren Erwerb eine ihm 
es zukommende Rente verliere, ist unbegründet; nach einer Verfügung |' 
-des Kriegsministeriums soll bei der Prüfung der Versorgungsansprüche. 
nicht die Höhe des ‚Erwerbs, sondern allein die’ Beeinträchtigung 
‘der Erwerbsfähigkeit zugrunde gelegt werden. 
- bei diesen Feststellungen zu falschen Diagnosen: Eine leichte Schall- 
und Atmungsgeräuschabschwächung über der rechten Lungenspitze, die, 


auch bei Gesunden beobachtet wird, genügt, das Bestehen von Lungen- 
50% Erwerbsbeschränkung auszusprechen. Die Dia- 


der Muskulatur, Fehlen des Achillessehnenreflexes, Lasöguesches Zeichen 


und andere wichtige Erkennungszeichen (Skoliose). Untersucht man den 


Kranken nackt und läßt ihn schnell alle. möglichen Bewegungen, wie 


Hinsetzen und Aufstehen, Kniebeugen, Rumpfbeugen und Rumpfstrecken, 
a Aufheben eines Beines und anderes, machen, so bemerkt man bei wirk- 
lich vorbandener Ischias leicht, ‘daß das kranke Bein unmerklich ge- 
Schont wird. Zu beachten ist 'auch: Der Simulant schwankt weiter, 


auch wenn ihm vom Untersucher die/Hand gereicht wird, ebenso. wie 


- der täuschende Handzitterer weiter zittert, obwohl die. Hand auf einer 


'nterlage ruht. F. Bruck. 


"Münchener medizinische Wochenschrift 1 919, Nr. 38. 
Alwens (Frankfurt a. M.): ‘Über die Beziehungen der Unter- 
Osteoporose entsteht 


Oft kommt es | 


. udd' postklimakterischen Alter und leitet so fließend über - zur Senen? 
Osteoporose. Gegenüber der Osteomalacie unterscheidet sie sich durch - 
äußerst schnelle. Entwicklung: der ‚Krankbeitserscheinungen, yorherr-: 
 schende Beteiligung des Brustkorbs :und der, Wirbelsäule. mit: ‚Deformi- 
‚täten, Fehlen von typischen‘ Beckenveränderungen. . Die ‚Therapie hat 
für. ausreichende, calorienhaltige Nahrung .zu ı sorgen. ; 
empfiehlt sich Phosphor - (dreimal täglich - 1/2 mg) mit Leberträn ' 
(oder: auch Oleum olivarum), daneben Calcium lacticum oder .chlo- 
ratum 8,0 pro .die: : Bei den reinen’ Osteoporosen bewährte: sich. ferner 
gerade. bei kalkarmer Ernährung Strontium lactieum in Dosen von. 


'8 bis 6.g pro die., 


gekommen, so gebe man unter Weglassung -des Strontiums- reichlich 


‚Kalksalze,. die von dem osteoiden Gewebe aufgenommen. werden. : > 
ut O E Friedbergėr und Victorvan der.Reis (Greifswald): .` 
‘Über ein besonderes Verhalten der Haut Fleckfieberkranker. Vortrag, . ge- 
halten im Greifswalder Medizinischen Verein, Sitzung vom 20. Juni 1919. 
-. V. van der Reis (Greifswald): Zur Agglutinabilität des Weil- - 
Relix-Bacillus. Die- zuckerfrei gezüchteten: X-19-Kulturen werden durch” ~ 


Patientenserum stärker agglutiniert als durch Kaninchenserum.. 


Li udwig Ha ymann (München): -Über die. Prinzipien der chir- : : Br 


urgischen Behandlung. von- Ohrschüssen: - 


Nach einem. im ‚Ärztlichen 
Verein München‘ gehaltenen Vorträge. 


Baisch (Heidelberg): Über die: sösetadnien „Tarsaliac" und ihre = 
Bedeutung für die Fußverletzurigen. ` Ein Patient klagte über Schmerzen 
in,der rechten Fußsohle beim Abwickeln des Fußes oder Stehen auf . 


den Zehenspitzen. Die Röntgenaufnahme ergab: zwei gut ausgebildete 
akzessorische Tarsalia, ein Os tibiale und ein Os peroneum, und zwar: 
beiderseits. Diese inkonstanten Skelettstücke. waren als „Knochen- 
absprengung“ gedeutet worden. (Eine Vergleichsaufnahme des. be- 
schwerdefreien Fußes hätte sofort‘ diesen Irrtum aufdecken' misen) . 
Diese, Tarsalia ' sind nicht Sesambeine, sondern echte inkonstante . 
Skelettstücke (hyalin - korpėlig angelegt). 
orthopädischen Plattfußeinlagen, wodurch -die Schmerzen wesentlich 
gebessert werden und die Gehfähigkeit erleichtert wird. Die Kenntnis 


der Tarsalia ist zur Beurteilung von Fußbeschwerden von besonderer i 


er å 
- ` t R Su > s 
ATS = arzt xi A 5 EAN BT A % B x De 
rà e š aa N SST 2 na PER pani - t , “m z Tee i š = s 
u Le, rn Br: = uni. Ba a A 
' N Re è 5 i EN : 
P BET 


E opie a TUO r e 
ro, Ru Ge 
1039 E A : 
a = 1 
ETI 


Damit -läßt sich sehr leicht eine Sklerose ` des ` 
Knochens erzeugen. Ist‘ 'es zur. ausgiebigen. Knochengewebsneubildung | 


Die ‘Therapie besteht in... 


° TER BE 
, ` ʻ a ' 
` 


BEN 


` Medikamentös Te 


ERS 


_ Wichtigkeit, :um nicht durch Fehldiagnosen von. Frakturen ungerecht- u A 


‚fertigte Rentenansprüche hervorzurufen. E 


F.. W. Oelze (Leipzig): Praxis ` der Spirochäfenuntersuchung. 
die Dunkelfelduntersuchung, .. 


. Besprochen . wird: Die Serumentnahme, 


die Tusche- und Cyanochinmethode, die Fontanaversilberung, , die `~ = 


Giemsafärbung, die Shmaminefärbung und ‚die ‚Vitalfärbung nach: Mei- 
rowsky. 

Th. Christen: 
Röntgenstrahlen auf elementarem Wege. 
schreibung seines neuen Meßprinzips. 


Der‘ ve gibt eine Be- 


FR S 


Bestimmung. der Wellenlänge. homogener 


ee: 
Sn ie id 
HEE i 
er EHE 
iv are Bin A \ 
RE: we cii K p 
us iri g jt 
le 
ERROR p p t 
RS dr z$ RR qi 
E LL i ie 
-, da PL 
ern Pe A, 'h 
Eee JM 


< 
e a 
an 


7, e 
REN 


Sr’. 


b 
. K 
Pa 
Di ar nd 


an Rare 8 
eg Si a a 


J 
ia 
C SE x 
BE Roseg T 
E n a eao 


-e a 


rn ur nt — ie we DR 


. S = 
hen er SR re Ar 


SATT 


EN i . 
rn EEE nn 


an 


ee, 
N E k ar 


wo IES x 
wit”. ee 


La EE 
amen iim ah mer 


+ 
ea na eg ee BR 
atok ora 


AL E a 


e 
E EE" 
REN 
Tee 


ud 
Bu np du 


nt 


<o. 


$ 5. ` 
PRE FELG N 


RINA ya SE 


ERE A S 


DO 
tr 


wii 


ae, 


Paa a ii 


aa riwan o- 
Dr en ne 
ne SE 


De u 
nn A L ae Yaa I ne 


une, 


zu: 


RE 
a 2 
s.” 

E oa S 


pi e e 
x str 


= 
Suche Rtt 
STATT TED er 
> 


2 - 


us... 
> 
BUN, 


En Ze ae ng nn ie 


x ar ~- Si t, 
ED udn 


= f 


LONER Tta en 
TEEN, ein ee 
EN BIETUNN, SER EEE SE 
Mean a T AEL 
ie ann nn a SS ya 
tan „man a TR open x 


u. 2» 
` 


~ 


un aR 
ee | 


-mme Dun 


rm 


ne 


Tu 


E dr Se 
ee aiaa i 
. Een rer Bere n e 
$ = . u a y 
~ .. Po + s 


Side > 


s 
pr 
1 
era I en 
Sauce TER TUST 
RENTEN ——— 
gi Ba 


a 


ER ESEA 


PR a E A S BR ER Er . 


u 7 


ba a Pu hut, Zaire un aeae ES nn a 


à a ` 3 £ 
s ER a. Ka 
een men ne ee en. 
5 ne EB A 
ae me E 


- 
- 2 
B Na u 
. k re ER y 
nina una. 


IMTTENOT RETTEN 


ER 
“am 


ie a 
mie een u Sagata e a SE Aa A i 
EEE E ER P Da EN a h. yon z Sa BPS SE 


rn ent, 
mnmesz 


de Se MITTEN: 


, wen . 
es nd a 


CR SSR 


ee 


tn nn ul A, 


nr 
u: 


mr g 


rd 


TEUER ug. 
tn ann 


EEE nn En 
boug "o k 


EAN ES 


> - 


f 
W 
Kiet y 
ep 
W 
UAS 


A 
ad i 


= Dr 
EEE 
R c 
ei z Peg 
Ir» 
> PP > a 


De. ad Eai 


T RTA Er 
1040 12. Oktober. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. 


H. Zimmermann (Frankfurt a. M.): Die künstliche Höhen- 
sonne im Dienste der Rentenempfänger. Die rein konservative Behand- 
lung von Narbengeschwüren mit der künstlichen Höhensonne ist zweck- 
los und bedeutet einen Zeitverlust für die Heilung. Die Quarzstrahlen- 
behandlung von Fisteln nichttuberkulöser Natur ist aussichtslos. Trag- 
und belastungsfähige, schmerzlose Amputationsstümpfe sind nur auf 
chirurgischem Wege zu erzielen: Die künstliche Höhensonne 
kann für Rentenempfänger nur als ein die Heilung unterstützen- 
‘ des Mittel zur Anwendung kommen, in Kombination mit anderen 
specifischen Behandlungsmaßnahmen, nicht als Heilfaktor der Wahl. 

Otto Kestner (Hamburg): Isoviscöse physiologische Koch- 
salzlösung. Die Erfolge intravenöser Kochsalzinfusionen nach großen 
Blutverlusten sind nur beschränkt. Im Augenblick wirkt die Füllung 
des Gefäßsystems zauberhaft auf Herztätigkeit und Puls, aber die 
infundierte Flüssigkeit verläßt das Gefäßsystem in kürzester Zeit, da 
die Gefäßwände durchlässig sind (ein Teil der Flüssigkeit tritt 
so ins Gewebe über, das heißt es kommt zum Ödem). Damit geht die 
Wirkung der Infusion zurück. Der Verfasser hat nun dieses Heraus- 
siekern der Flüssigkeit dadurch zu verhindern gesucht, daß er 
eine Viscosität (Klebrigkeit) der Lösung ‘herbeiführte, und zwar 
durch Zusatz von Gummi arabicum. Er infundiert an Stelle der 
physiologischen Kochsalzlösung und mit gleicher Indikation eine 
Lösung, die im Liter 9 g Kochsalz und 30 g Gummi arabicum enthält. 
(Die Lösung muß durch Mull oder Watte filtriert werden.) Da sie die 

 Gefäßwände schwer durchdringt, kommt sie nur für die intra- 
venöse Infusion in Betracht, nicht für die subeutane oder intramusku- 
läre. Von dieser Lösung genügt eine einmalige Infusion, während die 
Infusion von Kochsalzlösung wiederholt werden muß. 

Paul Prym (Bonn): Spontanpneumothorax bei Pneumonie. 
In dem mitgeteilten Fall erwies sich bei der Sektion die Pleura trotz 
genauesten Suchens makroskopisch als unversehrt. Es dürfte in einem 
Lungenabschnitt ein vicariierendes Emphysem zu einer Überdehnung. 
der Pleura mit Luftdurchtritt geführt haben, wahrscheinlich mit gleich- 
zeitiger Zerreißung einzelner Alveolen. Die feinen Rißstellen in der 
Pleura entziehen sich vielleicht deshalb dem Auge, weil nach Ent- 
stehung des Pneumothorax die Lunge zusammensinkt. Vielleicht kann 


aber auch unter abnormen Bedingungen die Pleura für Luft durchlässig 
werden, ohne verletzt zu sein. 


Eduard Hueber (Salzburg): Ein Fall von Luminalvergiftung 
mit tödlichem Ausgang. Ein Epileptiker nahm etwa 5 Wochen lang 
täglich nicht mehr als 0,5 g Luminal-Natrium. Es kam danach zu einem 
allgemeinen Ekzem (ohne Jucken) mit starker Schuppung (große Fetzen) 
und zu einer 24stündigen totalen Anurie, auch zu Ödemen der Beine. 
Als der Ausschlag schon wieder zurückzugehen anfing, traten Fieber, 
Husten und Auswurf auf, Die Untersuchung ergab über beiden Lungen 
die Zeichen eines Aufflammens und Verbreitung einer früheren inaktiven 
Tuberkulose. Nachdem die alarmierenden Symptome der Tuberkulose 
nur 10 Tage gedauert hatten, trat der Exitus ein. Der Patient dürfte 
nicht an einer akuten Medizinalvergiftung, aber doch an einer durch 
die Luminalvergiftung provozierten galoppierenden Schwindsucht 
gestorben sein. -Handelte es sich doch bei der Luminalvergiftung um 
eine Alteration der kleinsten Hautgefäße, die auch die inneren Organe 
befallen kann (daher Anurie und Oligurie, beiderseitige Unterschenkel- 
ödeme); Dabei kann es in den Lungen zu einer Hyperämisierung und 
Schwellung kommen, wodurch ein schlummernder tuberkulöser Herd 
daselbst zur Entfaltung gebracht werden kann. 


v. Sohlern (Stuttgart): Zur Frage der Grippeencephalitis. Eine 
kurze Bemerkung. F. Bruck. 


Nr.85. 0.Wiemann: Plötzlicher Tod nach Lokalanäsihesie und 
Vagusreizerscheinungen im Anschluß an paravertebrale” Leitungsan- 
ästhesie am Hals. Bei einer Kranken wurde wegen eines Kropies am 
Halse in paravertebraler Leitungsanästhesie operiert. Einige Minuten 
nach der Injektion Herzstillstand und Tod. Es waren parayertebral 
entsprechend den Haertelschen Angaben an den Querfortsätzen des 
dritten und vierten Halswirbels je 7 cem 1%ige Novocain-Suprarenin- 
lösung eingespritzt worden. Das Sektionsergebnis war ein 
geringer thymolymphatischer Zustand, angeborene Enge der Aorta und 
an beiden Seiten an der Einstichstelle eine Blutgeschwulst. In das 
Hämatom war auf beiden Seiten der Nervus vagus einge 
zogen. Es ist mit der Möglichkeit einer Vagusreizung im Anschluß” 
an die Injektion am Halse zu rechnen. Bei Kropfigeschwulst ist es 
schwierig, wegen der Verdrängung der großen Halsgefäße sich über 
den Weg, den die Kanüle in der Tiefe nimmt, genau zu unterrichten. 


Nr.86. Otto Hahn: Über Heiserkeit nach Röntgenbestrahlung am 
Halse. Bei der Behandlung tuberkulöser Halslymphome mit einer hohen 
Strahlendosis fiel auf, daß viele Patienten heiser wurden. Die Ary- 
knorpel und die aryepiglottischen Bänder trugen ein glasiges durch: 
sichtiges Ödem. Die Kranke war in einer Sitzung doppelseitig 
bestrahlt worden, sodaß die hartgefilterten Strahlen von beiden Seiten 
einfielen, Diese Beobachtung ist von Bedeutung für die Strahlen- 
behandlung des Kehlkopfkrebses, denn hier muß mit großen 


Strahlenmengen gearbeitet werden und daher ist mit der Gefahr einer 
‚Schwellung der Stimmritze zu rechnen. 


Franz Breslauer: Die Abhängigkeit der Entzündung vom 
Nervensystem. Die normale Entzündung setzt sich aus zweierlei Wir 
kungen zusammen, der arteriellen Hyperämie und der 
Stauung und Emigration. Die arterielle Hyperämie ist abhängig vom 
Nervensystem. Nach Durchtrennung eines peripheren Nervenstammes 
geht die aktive Gefäßerweiterung auf peripherische Reize verloren. 
Auch die Lokalanästhesie hindert die aktive Gefäßerweiterung im 
Gegensatz zur Narkose. Der Entzündung im Gebiete eines degene- 
rierten sensiblen Nerven fehlt die arterielle Hyperämie. 


Kurt Ansinn: Der Hebestreckverband. Bemerkung zum Ani- 
satze des Hrrn Prof. Dr. Grisson: „Ein einfacher und brauchbarer 
Streckverband für den Oberarm“, in dieser Zeitschrift 1918, Nr. 35. Mit 
einem dünnen, gelochten Bohrer werden Weichteile und Ole- 
cranonspitze durchbohrt und durch den Knochen ein doppelter 
Draht gezogen. Der Draht wird über dem Bügel der Schiene lest 
gebunden und an der, Schiene eine Extension angebracht. Mit Hilfe 
dieser Extension ist jede Bewegung des Gelenkes möglich und der 
ganze Arm für Wundbehandlung frei. Das gleiche System laßt sich 
sinngemäß bei Oberschenkelfrakturen anwenden. K. Bg. 


Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 1919, Nr. 16 u. 11. 


Nr.16. Harms (Mannheim): Die Pneumothoraxtherapie. Im Zeit- 
raum von zirka sechs Jahren hat Harms an 220 eigenen Fällen Br- 
fahrungen sammeln können. Verbesserung der Technik und Einführung 
des Wassermanometers haben die Stiehmethode sich einbürgern lasset; 
die Schnittmethode darf als’überwunden gewertet werden, Bei den 
mehreren tausend eigenen Punktionen hat Harms Embolien oder andere 
gefahrdrohende Zwischenfälle nie beobachtet. Als Gas wurde N, m 
letzter Zeit ausschließlich atmosphärische Luft verwendet, die jedoch 
rascher resorbiert wird. Harms vermeidet es, einen Überdruck im 
Pleuraraum herzustellen, den er für schädlich hält. — Für Indikation 
und Prognose ausschlaggebend ist der pathologisch-anatomische Cha- 
rakter der Lungenerkrankung; die Forderung der Einseitigkeit ist über- 
trieben, gleichzeitige inaktive Herde geringeren Umfanges auf go 
besseren Seite erlauben durchaus, die relative Indikation zur Pneu 
behandlung zu stellen. Der Versuch an Fällen, die an sich keine A 
heilungschance mehr bieten — symptomatische Indikation >; gibt a 
doch befriedigenden Effekt hinsichtlich der Bekämpfung FT 
Symptome und Hebung des Allgemeinzustandes. — Kombination x 
Pneumobehandlung mit anderen aktiven Methoden — Tuberkulii ste 
strahlung usw. — ist für alle Indikationen abzulehnen. — Als Ne. 
Behandlungsdauer sind etwa 11/2 Jahre zu betrachten, ist nur ai 
tieller, sogenannter Entspannungspneumothorax erzielt, zwei u ist 
Jahre. Gerade der Entschluß zur Einstellung der Nach St 
eine sehr schwerwiegende, ganz dem Einzelfall anzupassen ans 
scheidung. Da die Behandlung schon wegen der langen Dauer kann, 
falls während eines Heilstättenaufenthalts durchgeführt we 4 
hält es Harms für wünschenswert, daß das Verfahren I DA sie 
die kleinsten Krankenhäuser auf dem Lande Eingang findet, Aikationen 
nur mit Röntgenapparat versehen sind. Als an strikte In 


= Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 33, 35 u. 36. 


Nr.33. P. Sudeck: Zur Sehnentransplantation bei der Radialis- 
lähmmung. Bei einer operierten Radialislähmung ist zwei bis drei 
Jahre zu warten, ehe darüber zu entscheiden ist, ob die Nervenfunktion 
sich wieder herstellt. In der Wartezeit empfiehlt es sich, die 
Hebung des Handgelenks dadurch zu ermöglichen, daß in 
derselben Sitzung, in der die Nervennabt gemacht wird, der ulnare 
Handgelenksbeuger vom Erbsenbein abgetrennt und an die 
Strecksehnen der Finger und des Daumens angenäht wird. 

Max Flesch-Thebesius: Längtrdauernde Armlähmung 
nach Kulenkampiischer Plexusanästhesie. Mitteilung eines Falles, wo 
eine längerdauernde Armlähmung durch die Plexusanästhesie verur- 
sacht wurde. Es wurden ohne Schwierigkeit bei dem mageren Kranken 
20 cem einer 2%%igen Lösung in den Armplexus eingespritzt. Nach 
einigen Tagen stellte sich eine Lähmung der drei Armnerven ein, die 
sich bis auf eine Lähmung des Medianus wieder zurückbildete. Die 
Plexusanästhesie ist also nicht völlig gefahrlos. 


Digitized by Google jr 


u u 


= oai 


AUO on 


f- 


ee ee 
jaa] 
ee g 

D 


em 
be 
Tiag 


iyi U u . 


We EE TEE, ET SE En SA 
we ' 


i 12. Oktober. i E 


iq 77 


un. 
» 


| weniger die Wahl des Präparats’ als die Methode seiner Anwendung 


` indem immer Behandlungspausen. von zwei bis vier Monaten -ein-: 


- stigsten Ergebnisse liefert die Neurolyse und die direkte 'Nervennaht. 


oin Betracht. Falls alle-die genannten Methoden nicht verwendbar sind, 


| _ kokken-Einheitsvaceine „Staphar“ durchaus bewährt. 


| P: Hakeai Die Behandlung der koockenbitcie mit 


MEET A E e „A DEE 


ee O F ” P e E ET ET P E, S 
RE BER ` 3 FA pT BR EL OE ER $ 5 


C: ar ` een a Å sm - o > =" x m 
[2 - . g: E F Š $ F - i 
b'a X. AES R Bee A T ea WE FE Zn N g u oe Bus ee a Be. sr 
p% Aa A Ti S, 2 ge „.2..7 „in i » Er % ur ei Sa 
5 zart, ga er Niy EN Do Ean - . A Eh = EN: 


— we 
-_ Arte en m en 


Bu A we “ un... re ee .ZIE} Enns 
RA a . Mi 
er 1919 = NEDIZINISOHE KLINIK - Br N, a | ERDAM: 


N E 


R a IN 


ECE 


sähchlän geht hervor, daß auch. diese Methode dr Kuochenbruchbe- 


gebunden kann jedoch die RE N in Kampfe- gegen 
. die Tuberkulose nur eine bescheidene. und a eine. un 
dende- Rolie- spielen. _ | 
Sa . Fürbringer (Berlin): Einiges über ‚Pärkusslon; und. 4 Ausonita: 
„tion der Brüstorgane. Die mitgeteilten Erfahrungeb, die ‚sich dem Ver-. 
fasser in der Praxis ergeben .haben, geben‘ ein scharfes Bild -der den. 
„physikalischen Inter UOhungsmeiRoQen. zu ı Gebote stehenden diagnosti- 


‚schen Möglichkeiten. y 


Nr: 17. Mölle rs Berlin): Die specifische Diagnostik und Therapie 
‚der. Tuberkulose. Die subcutane Tuberkulinprobe ist bei Erwachsenen 
‚zweifellos das feinste und zuverlässigste Reagens’ und im Zweifelsfalle 
von ausschlaggebender. Bedeutung.. Für die. Tuberkulintherapie ist. 


"sonders scheint mir die: Hackenbrüchsche ‚Frakturbehandlüng . bei 
‚sind, deren Heilung. noch. nicht abgeschlossen ist- und die- zu. einem 
schlechten Resultat zu führen. ‚drohen, sehr gute Erfolge aufzuweisen. ` 
'0.Nordmann (Berlin-Schöneberg). . 
J. Grönberg, Keieptur für. Studierende und Ärzte. Mit 
einem Geleitwort von‘. Prof. Dr. R’ Heinz in Erlangen. Mit 18. Text- ` 
. figuren: Berlin 1919, Julius Springer: 107 Bellen: Md,— und. 10 h 
. Teuerungszuschlag. 


ausschlaggebend für den endgültigen Heilerfolg. Das Wesentlichste. ist 
die . langsam 'einschleichende Methode, bei welcher man unter mög- A 
lichster: Vermeidung größerer Reaktionen allmählich zu höheren Tuber- 
kulindosen ansteigt.  Strengste Individualisierung ist auch. bei ‚der 
: Entscheidung über die Länge der Tuberkulinbehandlung erforderlich. 
.. Nötigenfalls kann man Etappenkuren. nach Petruschky einleiten, 
deutschen: Ländern gewonnenen) praktischen ‘Erfahrungen und’ aus 

- geschoben werden. Negativwerden der. Pirquetprobe ist unter anderem 
ein guter Gradtnesser für die Beurteilung, ob die Sur ausgesetzt 
, werden kann. | 

Bichhorst: (Zürich): Hirnstörungen bei Influenza. Aus der. 
Literatur und dem eigenen Gesichtskreise, der außer der jetzigen auch 
- 'dię .Inflüenzaepidemie von 1889/90 umfaßt, . bringt Eichhorst eine. 
ganz kursorische Zusammenstellung eifischlägiger Fälle. 

K epp. ler (Essen) und Erkes (Berlin): Die Technik der ER 
7 fisch wichtigsten Anästhesierungsmethoden. In einer Sèrie von vier 
'. Aufsätzen geben die Verfasser einen instruktiven Abriß,. in dem auch 
"für den reinen Praktiker nicht mehr iM. Betracht kommende Methoden 


Untersuchungen schöpft, das Ziel: richtig . erfaßt und den ‘Gegenstand 
ärztlichen. Verfassers, der ursprünglich Pharmazeut war, herrscht in den 


Grundlagen der Arzneibereitungslehre ‚unterrichtet ist und zahlreiche 


druck’ klarer ' Überlegung ist, das- unter Umständen zu einem Dokument 


| dürften, ohne. es durchgelesen und besonders auf die -Dosen kon-i 


`. Berichtigung 1 finden. - A H ansM eyer Berlin). ‚trolliert zu "haben. „Fehlen ist menschlich.. Ein derartiger Leichtsinn ` 

. en: „| aber, wie_ihn viele Ärzte in bezug ‘auf ihre Rezeptformel zeigen, ‚ist 

Eee Be AT |. ganz unverzeihlich.“ Zweckmäßig ist auch die Tabelle der ae 
E ee ae _Therapeuische Notizen. |:dosen“, die nicht ohne Gefahr überschritten ‚werden. dürfen. . : ° - 


Pa Die Seite 11: angeführten. beklagenswerten. Fälle :sind anders -zu 
beurteilen: der Arzt, der Sublimat statt Kalomel zum Einstreuen in den . 
Augenbindesack verschrieben. hatte, hat trotz ernstlicher Mahnung 
.durch: den Apotheker. auf der Anfertigung der Arznei. bestanden und 


| sogar das. Sublimat selbst eingestreut;. der Fall hat seine gebührende 


© 


- Methylenblau, in Tagesgaben von fünfmal 0, 2 g a fortlaufend wie 
bei der No chtschen Chininkur gegeben, war, wie Martin Mayer. 
. (Hamburg). angibt, bei drei Fällen von Malaria -quartana ` von prompter. ` 
Wirkung. auf Fieber ‘und Parasiten. (D. m. W. 1919, Nr. -88.). 2 

Bei schweren Finger- und Handverletzungen werden: ebenso wie 
bei sölehen der großen Glieder, wie Heinz Walther ausführt, die | 
besten Ergebnisse in anatomischer und. physiologischer Hinsicht mit | Einzeldosis vom. Apotheker überhaupt nicht angefertigt. werden,. In 
dem Streckverband erzielt.. Er erfüllt‘ gleichzeitig am besten- die. zur | dem Literaturverzeichnis würde das 769 in Deutschland und Österreich 
Bekämpfung der Infektion nötigen Bedingungen, ‚sodaß Ineisionen ver- offizinelle Mittel umfassend Buch H. v. Hayeks (1997), „Die Un- 
‚mieden werden. Auch ambulante Behandlung ist dabei ohne weiteres verträglichkeit der Arzneimittel“ zu nennen ‚sein: E. Rost (Berlin). . 

| Die Schreckneurosen. des Kindesalters. 


möglich. (D. m. W. 1919, Nr. 38.) F. Bruck... | Kurt Singer, 
` Über die- chirurgische, Behandlung der Nervenschußverletzungen Jena. 1918, Gustav Fischer. 71 Seiten. , MA,—. | 
berichtet-Manasse: (Berlin): Die Resultate bleiben im allgemeinen Aus der sehr lesenswerten: Abhandlung, die» dadurch besonders 


hinter denen‘ der Friedensverletzungen erheblich zurück. Die gün- 


4 


: Sonst .kommen bei ‚größeren Nervenlücken die direkte Einpflanzung 


der Nerven in den gelähmten Muskel, die Nervenplastik und Pfropfung- |_charakteristikum der Schreckneurose bei Kindern die, Erscheinungen 


der. Neurasthenia cordis, der Herzneurose, verbunden mit- Angst und 

einer äffektiven Erregbarkeit, gelegentlich auch Verstimmung ansieht, 

Es handelt sich hier um einen. vasomötorischen Komplex, gemischt mit” 

leichten psychischen Veränderungen, besonders Angst und ‚Erregung, 

mit günstiger Prognose. | Langstein. 

Victor van der Reis, Die Genote der Hydrotherapie; 
von Hahn bis Prießnitz. Berlin 1914, Allgemeine medi- . 
‘zinische Verlagsanstalt. 8i. Sèəèiten. M 2,40; 


..bietet sich in den Sehnen-Muskelumpflanzungen und in den Gelenk- 
‚Yorstelfungen vielfach ein brauchbarer Ersatz. (B. kl. W. 1919, Nr. 885. 
u Rec k zeh. ` 
- Bei Staphylomykosen (Fu runkel, Acne vulgaris) ‚hat sich nach 
A. Strubell (Dresden). die aufgeschlossene Mast-Staphylo- 
Sie ist der un- 
aufgeschlossenen Vaceine nichtgemästeter Staphylokokken überlegen. 
(D. m. W. 1919, Nr. ee), | | | . o7 Bruck. 


~. / 


en Bücherbesprechungen. 
Hydrotherapie gefördert und propagiert haben, war zwar bekannt. Es 


überrascht aber doch, aus der fleißigen und interessanten Studie des. 
Verfassers zu erfähren, wie groß die Anzahl solcher ‚Ärzte in :allen _ 


Distractiönsklamm ern... Wiesbaden 1919, J. F. Bergmann. 
195 Abbildungen. 189 Seiten. M 15, —. 


.H. gibt in dem vorliegenden Buche eine ausführliche Darstellung haben diese bereits fast alle Methoden — bis auf die Umschläge — 


eingeführt, ‘deren sich später Prießnitz bediente. : 


bi: E ED a R AA "mut O Mt TR. DE Veen: Te U 8 DE: 
Pr . ee ae ae ET 
= rt iE A dia Pr 


T A © SA i rR po $ o 
Er - sE s z = = Pl a AET ee es - į 
a aE 


"handlung zu. sehr-guten Resultaten führen kann. Es ist. nicht zu ver- 
‘wundern, daß .der Erfilider der Klammern ibr Anwendungsgebiet- sehr > `, 
weit ausgedelint ' hat. Auf der anderen Seite hat. er dadurch bewiesen, - 
daß ihre Einführung eine Bereicherung unserer technischen Hilfsmittel  - - = 
bedeutet, Jeder, -der über ein größeres Krankenmaterial an Frakturen "x. 
verfügt, wird |, gelegentlich unter. besonderen Umständen zu dieser. Be- . oou 
f handlungsart 4 greifen und aus’ der- Darstellung des Verfassers die not-. 
J|: wendigen, Hinweise für- die Benutzung der. Klammern entnehmen. Be- - 


Knochenbrüchen, : die zunächst in unsachgemäßer Behandlung gewesen Ber 


‘Wieder. einmal ein Buch, ‚das man gern "und: mit Nutzen in . die- . 
Hanä nimmt, weil es aus jahrelaugen. (in Deutschland und in außer- ; 


eigens, (über Pillen, abgeteilte Pulver, ‚Tropfengröße usw.) angestellten“ Pi n ei 
|. geschickt und‘ vielfach. mit Humor. behandelt.: Nach dem Urteil des _ 
"verschiedenen Ländern ‚dasselbe Bild, ‘daß der Arzt wenig über. die . 


Fehler in der Arzneiverschreibung begeht, anstatt es für eine Ehren- E 
sache anzusehen, daß jedes- seiner Rezepte. in jeder Hinsicht ein Aus- . ` 


vor Gericht wird und das wir in keinem Fall aus der Hand. geben _ = 


| gerichtliche Sühne gefunden. Eine aus 4 g Chloralbydrat, 15 g- Opium- `` 
tinktur und 60 g. Wasser: verordnete’ Arznei durfte ohne Angabe der ` 


B SE 


reizvoll ist, daß sie die Schreckneurosen..des’ Kindesalters vor. allem 3 2 =” 
auch in ihren. Beziehungen zur Neurosen-. und Hysteriefrage. des Er- ` 
wachsenen. abhandelt, sei’ nur hervorgehoben, daß Singer als Haupt- . ` 


| Daß zwischen dem Auftreten von J öh. Sig. Hahn (Mitte des 
118 Jahrhunderts) und der Wirksamkeit Prießnitz’- (Mitte des > 
| 19. Jahrhunderts) einzelne Ärzte (z. B. Hufeland, Currie) die 


Kulturländern gewesen ist; auch in die Technik ‚der Hydrotherapie 


Aber immerhin + 


t la 
a 


a TE ak 
u en % A 
N s . 


ee: 
| 


ze 
\ 3 a? 
werte 
` EI aa * 
- 
> i ' 
r! 


v T A 
Br a 


ER A 
nn. 


über die Knochenbruchbehandlung, über die Entwicklung der Distraction, 
eine Beschreibung der von ihm erfündenen Klammern und allgemeine | 


Bemerkungen zur Gipsverbandanlage bei Knochenbrüchen. Ferner wird 
ne Technik der Herstellung der Verbände und: ibre Anwendung bei der 
ehandlung der verschiedenen Knochenbrüche ausführlich geschildert. 


“ Aus „den beigefügten Abbildungen und den mitgeteilten Krankenge- 


bleibt es bemerkenswert, daß die -vielseitige Propaganda ' der Ärzte aller 
. Länder während eines Jahrhunderts nicht den Erfolg erzielte, der dann 


der Tätigkeit eines’ ungebildeten Laien beschieden war, nämlich‘ die 


‘wirkliche EopulmWlerung der "Wasseranwehdungen in der Therapie. 


A. paduent ee: 


f 
2 


ESIS 
e meen,- 
- a y 


+z we 
i SN tos 


Eu r 
-ew or 


. ij 
een: 

wur. 
ae 


Er TE BE 0 tt 
.. ` , -. a x 7 
Ees AUT mm ar ran un 
en 5 Fr: 


ae a Fee 


Br) 
Ber 
ws‘ 
um 


'> 
ef 
ypa 
zina 


ae 
yS tanana ran aae 


: 
> San 
rs n 
r $ K 
ESSE aa $ Buena ir 
Tat, 27: Ss 
EI A Ee a ET ig 


Io Dga A 


2 ee AR 
„tn k 
a e e $ ‚ 
ee EAN 
u e 


HAL CA, 


S ii LER I SR 


$ 


~ e 


. ne ir 
FUTTER Tr en ran 
-~ + x 


AANA i AAA 


p ra io iah Ea 


Sean 


"ee 


Ay pan miia s 


Ei. os 


ne nn nn 
vr. I iz 
= een ID 


zT im RITS 


un 
nt 


NER TE, 
i 


a Sr i Fr ae Kt an 
RISSE u nn mn 
ELAS TA e EAS. EE NBE ET 
TENEGEE aenn a E ERO 


e., 
e -pene 


EEE 
- Ea Ze i $ a 5 
REG ro nn RE a 


SPIELE PETE C 7022 


Pr 


ee ZZ a 


Be : 
a à Ra Ta 
rer nn ARREA S: E 
ATY DIRSI uA er 3 “ 
€ A B - pe nt E 
aS E E E Ea E GEN Aa: AiB RR: a a 


nn ar nme N 
ve ETILET =r = 


mr Dear, 


m a Pe E 


95 
en eenia un 
N, a 


| 
9 
f 
$ 
2 
i . 
4 


Ki 
$ 

sep 
i, 

KI 

Ri 

4 
2 i 
Ta) 
bo 
yS 
ER 
i 


‘ 
ne a 


En 


' 
_ 
aufn! s 


à RE 
ee ae ee > et: Aaaa aii 2 
- > = te z ee = 
s-e N eng a = 
r > x = 
= Ei =... Rn pas 


-> re -_ nei 
ee 28 In 


a 
Sons 
PEEFIERTT 


— 


T 


aa s 
Pika i = 


= en ni 
> ASL 
=.> 


CE & er ri ET, N Ss r 

N ur | vi Rt ; TER FETTE re 3} 
DN ; y'i S . ER AL EAA i 
o 1042 49 D NE. | 
ji \ Ä 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. 
rn RRE A E AAL y 
IT y A 


Vereins- und Auswärtige Berichte. 


Pe e. 


l | SEE 
Gießen. | © yene der Patientin infundiert. Auf diese Weise konnten 300 bis 1000 com 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 16. Juli 1919. Blut eingeleitet werden. Schwierigkeiten. können dieser Methode da- I 
Kasuistische Mitteilungen. a) Streptotrichose. Klinik: | durch entstehen, daß die Venen schlecht liegen, daß sie kollabiert sind 
v. Eicken. Bericht über einen Fall, der mit den Erscheinungen oder dadurch, daß das Blut sedimentiert und die Kanüle sich ver- 
einer lioksseitigen Otorrhöe, Nackensteifigkeit, ausgesprochenem Druck- 
puls, 89° Fieber, Paraphasie, allgemeiner Verwirrtheit zur Auf- 


stopft. Während neun Fälle einen überraschend guten Erfolg zeigten, 
nahme ‚kommt. Sofortige Operation: Temporal-Hirnabsceß. 


FE er: 


EEE Zu BT i 
En a je Free ae g «= 
Ertir nr aE 


wurden in drei Fällen Intoxikationserscheinungen unmittelbar nach der 
Reinfusion beobachtet, die jedoch behoben werden konnten. Neben 


sit 
9 Eon 


"Bei der Untersuchung des Eiters im Hygienischen Institut Befund von Cyanose und Schüttelfrost traten asthmatische Beschwerden auf. Über 
säurefesten Stäbchen, während das klinische Bild ganz gegen den Erfolg kann man sich insofern täuschen, als schon nach Abbinden 


der Spermatica bei einigen Patientinnen eine schnelle Erholung und ein 
Aufhören der Blässe beobachtet werden konnte. In allen Fällen ist 
bei der Reinfusion nur frisches und einwandfreies Blut zu verwenden, 
um der Gefahr der Embolie und Infektion‘ zu entgehen. \Indiziert ist” 


Tuberkulose sprach. Der Patient starb nach sechs Tagen. Bei der 
` Sektion ergab sich Durchbruch des Abscesses in den Seitenventrikel. — 
Mikrobiologie: Huntemüller. Der Eiter hatte im frischen 
Präparat gramnegative, säurefeste Stäbchen ergeben, die anfangs für 
Tuberkelbaecillen gehalten wurden, Erst bei der Züchtung zeigte es 
sich, daß es, sich hier um einen der höchst seltenen Fälle: von 
Streptothrix handelte. Eine zweite Untersuchung des Riters er- 
gab bei der Vorbehandlung mit Antiformin (zur Entfernung der störenden 
‚anderen Keime) wiederum Streptothrix. Vortragender macht dann noch 
einige Mitteilungen über das Vorkommen von Streptothrix als Krank- 
heitserreger sonst, z. B.-in der Lunge (Pseudotuberkulose). 
b) Blastomykose. Klinik: Pfeiffer. Beim Pferde wird seit 
einiger Zeit eine in Asien und Afrika vorwiegend vorkommende, 
in Europa, besonders an den Küsten des Mittelmeers beobachtete Er- 
krankung, eine Lymphangitis epizoitica, auch in Deutsch- 
land häufiger gesehen. Es .handelt sich dabei um die Entwicklung von 
erst stark sich anfühlenden, dann zum Zerfall neigenden Knoten in 
der Haut. Den Ausgangspunkt bilden in der Regel Wunden an Stellen, 
die leicht sich aufscheuten. Vortragender hat in letzter Zeit Fälle der 
Erkrankung beobachtet. Die Knoten verbreiten sich “schließlich über 
den ganzen Körper. Eine sichere "Behandlungsmethode gibt es bis 
jetzt nicht, auch das Salvarsan hat versagt. — Mikrobiologie: 
Huntemüller.. Man schwankte lange, ob man die: ovalen Gebilde 
in den Knoten als Hefe oder Leishmania betrachten sollte, 
Rocha da Lima nahm mit größerer Wahrscheinlichkeit das erstere 
an. Sie färben sich stark nach Gram. Das frische Präparat erinnert 
sehr an Jeriehobeule. Schließlich gelang der sichere Nachweis, 
daß es sich um Hefe handelt, durch die Züchtung. Man beobachtete 
deutliche Sprossung.. Versuche mit einem Impfstoff sind im Gange. 
| Schürmann: Thermopräcipitation bei Pneumokokkeniniek- 
tionen. Wenn man das Serum eines in der Rekonvaleszenz von einer 
Pneumokokkenpneumo nie befindlichen Menschen zusammenbringt mit - 
dem durch Auskochen von einer Milz (von einer, an einer Pneumo- 
kokkeninfektion zugrunde gegangenen Maus) gewonnenen Extrakt, so 
bildet sich ein Niederschlag. Vortragender schildert die Bereitung 
eines solchen Extraktes (Zerkleinerung der Organe, Verreiben mit 
Sand, -Schütteln mit physiologischer Kochsalzlösung). Will man ein 
Organ darauf untersuchen, ob in dem Körper des betreffenden Tieres 
oder Menschen eine Infektion mit Pneumokokken vorgelegen hat, so 
wird ein Extrakt aus dem betreffenden Organ hergestellt und der 
Extrakt auf ein hochwertiges Pneumokokken-Immunserum geschichtet, 
Tritt an der Berührungsstelle ein Trübungsring mit bläulichem Schimmer 
auf, so beweist das die Pneumokokkeninfektion in dem Körper, dem 
das zur Extraktbereitung benutzte Organ entstammte. Die Reaktion 
muß innerhalb 15 Minuten auftreten, um als positiv bezeichnet werden 
zu können. Der Vorteil dieser Methode ist der, daß sie auch mit 
Organen aus verfaulten Leichen gelingt. Die präcipitinogene Substanz 
findet sich am reichlichsten in den Organen, in denen die meisten 
= Infektionserreger sich finden (Lungen selten positiv reagierend). Durch 
Umkehrung der Reaktion — wenn der Organextrakt die bekannte Größe 
darstellt — kann man Seren untersuchen. Mit der diagnostischen Ver- 
wertung der Reaktion ist Vortragender zurzeit noch beschäftigt. St. 


Kiel. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 10. Juli 1919. 


`~ 


die Reinfusion bei allen lebensbedrohlichen Blutungen, muß aber vor 
erst in allen den Fällen abgelehnt werden, wo nur leichtere Blutungen 
eingetreten sind und wo nur eine Abkürzung der Rekonvaleszenz er- 
zielt werden soll, da die Methode nicht ungefährlich ist. Die guten 
Erfolge der Gynäkologen baben im Kriege‘ dazu geführt, in vielen j; 
Fällen bei inneren Blutungen durch 'Traumen diese Methode auch bei 
Männern anzuwenden. ar | ee. :. ER 
Aussprache: Stöckel, Kappis, Anschütz. — 
Konjetzny weist auf eine Vereinfachung der Methode hin, ‚die ihm 
im Felde von amerikanischer Seite gezeigt war. Das Blut wird bi 
dieser abgeänderten Methode in einen mit Paraffin ausgegossenen Glas- ts 
zylinder geleitet, an dessen unterem Ende seitlich ein Glasrohr ge 
schmolzen.ist, dessen Spitze direkt in die Vene eingestochen wird. nd 


Giesecke: Erfahrungen ‚mit der Radiumtherapie bei Uterus: 
carcinom. Die Kieler Universitäts-Frauenklinik (Geh.-Rat St öckel) 
verfügt über Radiumträger mit insgesamt 19% mg Radium, das mit 
1/a bis 1 mm diekem Messing‘ gefiltert ist. Die Beha dlung geschieht 
zurzeit in der Weise, daß zunächst in Intervallen von ‚acht bis zehn 
Tagen dreimal je 2000-mg-Stunden gegeben werden, und. zwar In der i 
Weise, daß zwei kleine Stifte von je 20 mg in den kraterförmig er 
weiterten äußeren Muttermund eingeführt werden und eine Radium- 
kapsel von 58 mg in den Scheidengrund gegen das Careinom gelegt 
wird, um dort etwa 20 Stunden liegenzubleiben. - Nach ‚einer Pause 
| von vier Wochen erhalten die Patienten in Abständen von. ebenfalls 
vier Wochen noch drei bis fünf weitere Dosen von je 2000-mg-Stunden. 
Die Abblendung der weichen Strahlen wird durch eine Tamponade mit 
'antiseptischer-Gaze erzielt, die gleichzeitig zum Festhalten der Radium- 
präparate an der gewünschten Stelle dient. Bei dieser Methode-wurden 
Schädigungen der Blase und des Darmes nicht beobachtet. Ebenso 
konnte keine für das gesunde Gewebe schädliche kumulative Wirkung, 
keine stärkere Sekretstauung und. kein zu starker Eiweißzerfall beot: 
achtet werden. Die früher an der Klinik üblichen kleineren Dosen 
sind jetzt ganz verlassen. Das von Menge angegebene Verfahren 
mit einmaligen großen Dosen hat sich hier nicht bewährt. Es traten 
dabei schwere Darmstörungen, starker Eiweißzerfall und Sekretstauie 
auf. Außerdem zeigte sich, daß 9000-mg-Stunden nicht als die not 
wendige Minimaldosis gelten können, da sich schon. nach ES 
Monaten Rezidive zeigten. Die Erfolge, über die an anderer Ste 
ausführlich berichtet werden soll, waren sehr günstige. Die bei f- 
ginn der Radiumtherapie geübte Beschränkung der Radiumbebandlung 
auf völlig inoperable Fälle wurde. aufgegeben, in den letzten J i 
wurden allmählich sämtliche Grenzfälle , dieser neuen, Behandlung” 
methode zugeführt und seit ungefähr einem halben Jahre werden p > 
zipiell alle: Carcinome mit Radium behandelt. Die günstigen Brica 
werden àn einer Reihe von Bildern von Carcinomen des Collums, ; 
Vagina und Vulva in verschiedenen Stadien der Radiumbehandlung 
gezeigt. Außerdem wird eine Reihe von Patientinnen vorgeste l 
deren Carcinome. erfolgreich mit Radium behandelt worden sind: j 

Aussprache: Stöckel berichtet über die großen WANT 
lungen, die er in seinem Verhältnis zu dieser Therapie durchgemath 
hat. Während von ihm früher alle Fälle operiert ‚warden, N 
v. Arnim; Reiniusion von Eigenblut bei Extrauteringravidität. | nur ausnahmsweise ein Careinom operiert. Ein abschließende? 
Während man früher das beim Platzen einer Extrauteringravidität in | über den Wert der Radiumtherapie konnte unmöglich eur 
die Bauchhöhle fließende Blut wegen der Gefahr einer Bauchfell- | wonnen werden, daß man, wie es früher wohl allgemein Er Fai 
entzündung sorgfältig entfernte, wurde nach dem Vorschlage von | nur die unoperablen, breit infiltrierten Careinome bestrahl raher: 
Thies zuerst 1914 das Eigenblut in die Venen 'zurückinfundiert. An | wenn nach einer Reihe von Jahren die Ergebnisse ‚der IE 
der Kieler Universitäts-Frauenklinik wurde diese Methode in zwölf | behandlung von vielen Carcinomen verschiedenster Art vorliegen; © 
Fällen bei hochgradiger Anämie angewendet. Das Eigenblut wurde | eine endgültige Beurteilung möglich sein. Den Kranken wie den ; lieh 
jedesmal aus der Bauchhöhle geschöpft, durch einen Trichter mit Gaze | wird diese neue bequeme Methode sicher sehr zusagen. > Lee 


nn en une O u 


- ay _ > 2 

2 5 u -< Si en s ” » a 5 - 2 En 
+ Br -3 ENY gti Aue 8 2177- > auch fi AN Ph R s é 2 
rn veie n n- pe e r A e Ya < mec . z _ aru Bi ggo en ee — 
rn u ar mye . ui ah et nr - e .-—— - or - ee z een a paet - espi er 

—en gu — 5 f— nn nn nr ee Gr - e e u = e sa e 

.— -— e E md a — e - e— cwe =e -P N 2 = Por — - ~. „n = — . - 
=> ~ Er A 4 mr u Eid ET LE, 2 2, 


-e w 
N rn, r a 


.. 


er FÜ 


> & . -> - “ 


filtriert, in einen Irrigator mit Natriumeitrieumkochsalzlösung geleitet | auftretende Fisteln können- zwar höchst lästig, aber nicht ae er 


> 
+ 


und dann durch eine Kanüle, noch während der Operation in die Arm- | werden. Anschütz: Der Vorteil der Radiumstrahlen & 


0 
A . 


> 


$ i 
er 
wir 
í 
S 
pa J 
. 


- 
x 


s 


Digitized By Google > 
2 


5 
“ 
u) 
A 
#, 


= u dem ieser dés een besteht darin, daß die Strahlen die Car- | 


Te BE vn BE > „ ë ea ë A A our 
yi . 


u nach ‘aus Brennspiritus hergestelltem' Schnaps. Beide. Patienten 


- In wenigen Tagen ab. 


bisher ein Jahr, ohne Neigung zur Besserung. 


| an Landryscher Paralyse, die sich durch das Vorhandensein von. massen- 


“ einomzellen im gesunden Gewebe gleichsam aufsuchen und, ohne das 
. Gesunde mitzuschädigen, . zerstören, 


auch die Bildung ideal glatter Narben, wie sie bei der Operation nicht 


"erzielt werden können. 
carcinom bevorzugt A. schon jetzt allgemein die Radiumbestrahlung. 


` Im übrigen. ist aber zu berücksichtigen, daß die Wirkung auf Car- 


cinome von verschiedenem histologischen Aufbau durchaus verschieden 
ist und daß’ bei großen ausgedehnten Prozessen die Bestrahlung bisher 
keine Erfolge erzielen konnte. i 

Me Beck: Fall von Tonsillencarcinom, geheilt durch Rädium- 
behandlung. Vor fünf Jahren mit Erfolg bestrahltes inoperables lon- 


sillencareinom wird geheilt und bisher lokal rezidivfrei. vorgestellt. ‚Seit 


‚einem Vierteljahr zeigt sich in einer linken Halsiymphdrüse eine Meta- 


'. stase, die- jetzt ebenfalls mit Radiumbestrablung behandelt wird. Bei 


derartigen, für ‘eine Operation ungünstig liegenden Mundhöblencarei- 


- nomen oder bei zur Zeit der Operation bereits unoperablen. Fällen 


scheint die Radiumbehandlung sehr aussichtsreich zu sein, zumal die 


Carcinome der Schleimhaut der Mundhöhle gut elektiv durch Be- h 


strahlung. zu beeinflussen sind. S chackwi t 2. 


T n N = Rostock. ` £ 
| = Sitzung vom 24, Juli1919. ` ~ 
Walter berichtet. 1i. über zwei Fälle mit Version 


waren alte Trinker, die jetzt nach angeblich täglicher Aufnahme von 
zwei (?) -Glas Schnaps Sehstörungen mit Übelkeit, Durchfall, Schwindel- 
gefühl‘ und Tremor bekamen. - Ä 

'Neurologisch bot der erste außer Tremor der Hände und des . 
- Kopfes schwache Sehnenreflexe an den Beinen (Wa.—-) und etwas: 
weiten. Pupillen bei guter Reaktion nichts. Die Erscheinungen klangen 


-Der zweite Fall zeigte Mydriasis bei erhaltener, vielleicht etwas 
träger Lichtreaktion, allgemeine Reflexsteigerung und starken, kloni- 
- schen Tremor aller Extremitäten und des Unterkiefers. . Augenhinter- 

grund konnte aus äußeren Gründen nicht untersucht werden. Urin 

war frei von Eiweiß und Zucker. 

- 2..über einen Fall von akutem Eifersuchtswahn bei einem 48 jähri-. 

` gen Arbeiter: Alkoholismus war auszuschließen. Dauer der Erkrankung 


u Während der ersten akuten Phase hatten Gehör- und Gesichts- 
halluzinationen ziemlich sicher bestanden neben Zeichen leichter Er- ` 
regung bei wahrscheinlich hypomanischer Konstitution und Isiohtem 
angeborenen Schwachsinn. 

Die Genese ist bisher unklar geblieben. Aus manchen Zus: 
Tungen des Kranken ist als auslösendes Moment vielleicht eine’ nach | 
_ Rückkehr aus dem Felde bestehende Impotenz anzusehen. | 

9. Fall von Hypophysistumor, der unter dem "Bilde der Tabo- 
paralyse_verlief: seit 25 Jahren Infektion. Wassermann im. Blut und 
‚Liquor negativ. Pupillen links lichtstarr, rechts träge Reaktion. Keine 
. Stauungspapille, keine Gesichtsfeldeinschränkung, dagegen beiderseits 
Optieusatröphie; links Amaurose, rechts starke Herabsetzung des Seh- 
vermögens.. Schwache Beinreflexe. Psychisch: Gedächtnisschwäche, 
‚Urteilsschwäche, Größenideen, Desorientiertheit und Konfabulationen. 

4. Fall von multiplen Carcinommetastasen im Gehirn: unter dem 
klinischen Bilde anfangs eines Muskelrheumatismus, später einer. 
- Meningitis. 

= Bostroem berichtet über eine "tödlich verlaufene Erkrankung. 


haft Hämatoporphyrin im Urin 'auszeichnete und dadurch als sicher 
toxisch: bedingt- von anderen Erkrankungen mit aufsteigenden Läh- 
Mungen, die unter dem: Sammelnämen Landrysche Paralyse zusammen- 
gefaßt werden, abgrenzen ließ. "Ähnliche Krankheitsbilder sind schon 
in vereinzelten Fällen von Hämatoporphyrie beobachtet worden. Die, 
Sektion. der-an Atemlähmung verstorbenen Patientin ergab keine krank- 
haften Veränderungen: an den inneren Organen, insbesondere waren | 
die Nieren und die Leber auch mikroskopisch normal. Am Rücken- | 
mark dagegen fanden sich umfangreiche Erkrankungen der Vorder- 
-~ hornzellen i im Sinne der „akuten Zellerkrankung“ Nißls. Von exogenen 
- Siftschädigungen kam bei der Patientin nur Morphiummißbrauch in 
etracht. Es bleibt dahingestellt, ob nicht auch konstitutionelle Anomalien 
oder eventuell endogene Giftschädigungen, vielleicht vom: Darmkabal 
` Ausgehehd, für‘ die EaeRun dieser Erkrankung. in Betracht zu 
m sind, ERTEN Moral. 


während das Messer bei der 
: Careinomoperation viel gesundes Gewebe ‚mitvernichten muß. Die Art 
x des Angreifens der Carcinomzellen durch die Radiumstrahlen. bedingt 


Bei‘ Pharyox-, ‚Ösophagus-, Tonsillen-, Zungen- 


-Exsudat mit mäßig reichlichen 'Lymphocyten. 


_ Wien. 


‚Sitzung vom 9, Mai. 1919. 


alt, gesund, ‘das zweite war ein Abortus im siebenten Monat. Patient 


im Blut’ und Liquor ‚positiv. Zellen: im "Liquor. vermehrt. 


‚wiederholte Salvarsan- Quecksilberkuren. 
in einer Blindenanstalt, ein 13 jähriger in, einer Schwachsinnigenschule, Ä 


_Pupille mydriatisch, entrundet; Lichtreaktion rechts sehr gering. Sym-. 


zone bis unterhalb der Nabelhorizontale und.an der Innenseite der 


oberen Extremität, links weniger deutlich als rechts. “Die Blase stark - 
gefüllt ohne Harndrang. Achillessehnenreflex rechts fehlend. Wasser- | 
'.mann im Blut und Liquor positi.: ‚Zellenzahl normal, Biweißreaktionen | 


im Liquor fehlend. 


‚gebracht, weil es etwa ®%% Stunden vorher 8 g Tct. Opii geschluckt 


| hatte. Die ‚Symptome ‘waren: starke. Schlafsucht, Miosis, leichte Brady- .. 
Sofort wurde ` 


kardie, kein Erbrechen, Blut- und Harnbefund ` normal. 
-eine Magenspülung mit Kalium hypermanganicum vorgenommen. Am, 


|; nächsten Tag, war Miosis, Bradykardie und noch ein. Dämmerzustand 


vorbänden, am übernächsten: Tag Miosis, Bradykardie und Somnolenz. 


Am fünften Tag wurde das Kind gesund entlassen. Nach Mayer be- . 
trägt die Dos. let. minim. 0,2 g Morphin, bei Säuglingen 0,0005 bis u 


0,001 g, bei Jüngeren Kindern 0,003 bis 0,005 g. 


H. Mautner demonstriert einen Fall von. Lungensarkom.. Der = 


'zwölfjährige Knabe erkrankte im Juli 1918 unter Fieber, Seitenstechen, 
"Husten," fieberte zwei Wochen kontinuierlich und ist seither krank.‘ Im 
November wurde Patient ins Spital aufgenommen.. Man sieht ein reich-. 


lich entwickeltes Venennetz, rechts deutlicher als links, die rechte Seite . | 
ist voller. Der Schall- gedämpft, hinten unten vom Angülus etwas Auf- 


hellung.: Das ‚Atemgeräusch ist- sehr stark abgeschwächt, nur histen 


unten verschärft. Stimmfremitus meist abgeschwächt, jedoch an der ` 


Stelle ‚der intensivsten Dämpfung deutlich tastbar: Herz nur wenig. 
nach links verlagert. Rädiologisch: Rechtes Lungenfeld von. einer 
strukturlosen Masse eingenommen, Mediastinum nach ‘rechts verlagert, 
Exkursionshöhe des linken Zwerchfeils vicariierend verbreitert. Man. 
dachte zunächst an ein interlobäres Empyem und punktierte in der: 


Axilla vorn. 
Bei. einer ergebnis- 


losen Purktion fanden sich im Abstrich Zellen. mit gleich. großen 


Kernen und spärlichem zooplus, sodaß die Diagnose Sarkom ge ' 


sichert war. 


= Derselbe demonstriert, einen Fall von generalisiertem tuber- 2 
'kalösen Granulom. Der fünfjährige Patient. erkrankte im August 1918 


mit einer Schwellung in der Fossa supraclavicularis, die aus einzelnen 
Drüsen bestand. Seit, November 1918 entwickelten sich ähnliche teigig-. 
weiche Anschwellüngen am Hals, Rücken und präaurieulär. Der Röntgen-: ' 
befund ergibt kindsfaustgroße Pakete im Mediastinum. Der durch den 
klinischen Aspekt hervorgerufene Eindruck einer Lymphogranulomatose 
wird durch den Blutbefund (15000 Leukocyten, darunter nur 3% ‚Lympho- | 


| eyten, aber 2% Myelocyten) gestützt: Der histologische Befund einer k 


excidierten Drüse ergab confluierende Konglomerattuberkulose. mit sebr- 
spät einsetzender Tendenz zur Verkäsung, Der -Blutbefund weist auf 
eine generalisierte Lymphdrüsenerkrankung- hin. | 


F.Bauer demonstriert einen Fall von Hypothyreoidismus, Rachitis K 


und Tetanie. Das jetzt fünfjährige Kind hat mit zwei Jahren zu gehen 


und sprechen begonnen. : Dentition mit 21 Monaten. "Die körperliche 


Entwicklung entspricht der eines Kindes von drei. Jahren. Körperbau. 
sehr plump, Gesicht sehr breit, Nase breit und flach, Extremitäten kurz 


-und plump. ‚Ohren wenig modelliert, Hals kurz. Haut blaß, trocken, 
kühl, an den Füßen cyanotisch. Haare schlicht. Zähne ‚sehr klein, 
normal. Nägel gerieft, Schilddrüse beträchtlich gleichmäßig vergrößert, 
| Geistige Entwicklung‘ einem Peen Kind entsprechend. Es ist 


e 
1 


I 


‚Gesellschaft für i innere Medizin i. Kinderheilkunde (Pädiätrische Sektion) a | z ah: 


Zu P Hift. demonstriert zwei. Fälle von 'iuveniler Tabes. i Patient, : i a a 
18 Jahre alt, ist das dritte- Kind seiner Mutter; das erste ist 16 Jahre Be 


“hatte mit sechs Wochen einen Ausschlag; der mit Kalomel behandelt E 
‚wurde; nach zwei Jahren mußte die Kalomelkur wiederholt werden; Wea 
1913 hatte er links Mydriasis mit beiderseits träger Lichtreàktion, beide ~ aT 
Pupillen entrundet, links keine Akkommodationsreaktion. Wassermann Be 
Seither : Í 
Jetzt Wassermann im Blut - ”- 
-und Liquor positiv: Zėllenzahl im Liquor erheblich vermehrt. .Beider- © _ 
seitige Pupillenstarre,: Akkommodationsreaktion beiderseits mangelhaft, we 
Achillessehnenreflex fehlend, Patellarsehnenreflex® fehlend, Romberg an- 
gedeutet.. — 9, Bim 17 jähriger - ‚Bruder der 9 jährigen Patientin. ist. 


sechs Geschwister sind kleiñ gestorben. Patientin, die wegen Bronchitis - 
das Spital aufsnchte, . ist geistig und körperlich zurückgeblieben. Rechte 


pathische Reaktion rechts fehlend. Analgetische Zone ‚von der Mamillar- -` 


P. Bertell demonstriert einen Fall von: Opininvergittung bei | 
einem - 9Yjährigen Kind. ‚Es wurde am 29. April abends auf die Klinik . 


5 £ 
= > 4 
. =. a 
.. ; 
en en 
Sn a 


tU Dn 


ee De 
er ee 


Dabei fand’ sich ein seröses, leicht. hämorrhagisches 


`~ 
‘ 


. S 
= FE 
a aae es ita a~ -s 
Mont : = - = 
[2 er 


.. 
Tuner were 
TER 


v% ` 
fur ba - À 
zes = 
er 
eg -. BEN... ei 


aeg a hhn 


-us 2 


r% 
anini - "Ger i O 


ana 


DS FE 
eg an 


ae 
rt 


i 
l 
f 
f. 


ug 
men 


= 
nn 
in 


“m, 


EOS, 
SZ 


Wrin 


-e n 


7: ne ne 
a 


sm 
Pi 


F ER FR 4 


rra TAOIS a Y 

STET S 5 i ur .-. 
C POTER 

WAT E A a ne. en 


ann. 
re 
EN 
SA re a E 


T 
nn Te a ern mn. 


rn 
E EE 
ER REE 
perean aas 


einer 


a EIER, Sa 


ae an 
Ao 


ERLI 


nn. 


S. 


ETNON a 


TOS Er Apan aE S 


iu 
ED 
I ee IE TS ee IE 


z 


o 
Sabe 


POREN 


7 nn 
mm... 


RES 


Nenn 


WESTEN 


Ir ® 


' 
. 
es 


DURIS 
Ree N 
nd nn he 


Vra 
user 
ILL 


ni 
ih 


AST 


sn 


m 
e-a, >» RE 
EEE 


Ast 


mn ar 
$ 5 . PL FE. a 
HT 
Be oe 
.... 22. tI > p 


Be 


en nun 
en N u 
TERT LAEN EET Aa, 


Zac A TE EREN, 


ey 


ne Er BE en eyss a í 
kaaa ee ha 
sn. Tor 


wärs. 


ui 


Re 


a z- im ~ 
aa > Be A -mo 
> ur sig une 
2 rn I AN 


zn 


2 poys P r T 
. s 2 P 
. = n è dus I >. 
in ET Zr; 
? f r 


p- 
A i 
b 
A Koo 
~ 5 i 
r Q » 
i 
wat 
N d 
n E 
a è a 
- g \ 
E E 
d p: A 
t i D ` 
i PI WB 
# 
Å jy s 
P A 
+ 
+ u. M 
Aa € A m 
’ ‘ 
i 
. * -a * 
' 
l E Ri 
Er 
+ i . 
+ “4 t > 
| 
wer FR i 
4 i i t 
Ye > 
d Ch ia = 
\ FAR, 
I ae 
\) 
^ DEn: 
f F 4 
i EEO IR, 
1 E Ñ 
KI 
N i] ` ? Jh 
N A iM 
ut ri 
ar y >E b 
, I ~ « 
í f 
i T -IPMS SE i : 
LUF $ kon i 
k pis 
$ i ’ 
T. Í h ? 
ii FR 
g N ° 
Inn 
TEAN 
\ i l i 
? P 
Li] < 
N `] 
Ka “ur, 
5 nn A 
| U Nr 
EN BAr ET 
1 W Et 
li x A 
pps 
f a ı 
n f As 
«HF PE pyi 
EN a? ` 
J [} 
hia 
| m? ' 
hA f t 
$ jan i I b. 
i J k x à 
an bi í 
g H + ae i 
i 
Hier E 
i ' d - y 
is ae 
' yl u 
f k h 
4 i f E 
’ {a $ 
j 4af 
t 5 al { 7 
T. 2 
i $ i 4 
ni i BR BEA | } 
‘ 
EY $ 
DaB! . th 
rt. E ET e 
"T TT 
y BPE 
EE A P: 
' u n 
Ei u i 
N f 
A i r 4 fi 
= fit 4 ö 
n . 
N M i i u ? h 
B y! u 
ii He? r . $ 
i it ESM ‘ji 
f i i 
y gU 
H Paja) Burn) 5 
N ln N 
MES > E 
i » Mi 
KESA T sr 
KR HA 4 h 
N T UEN 
' A -A 
u $ 5 
í 7 i 
i SA ı AHA 
aa RR 
f ` 
! DE PNG 
’ m A 
yl 
I 
u u m > à 
A ' ti A 
1 P 
ty Alk i 1 
vi; ’ ati TI 
IRAR (e i, i 
i í | 12 O 
N vn 
AN IET. 16% à 
tf jas } i < 
ij h ’ £ 
fi 5 ERR., N 
"2 
14 ; an WEP 
ij L e v 
N i p Tr 
nu 
5 alt Bi 
n vi 
ER kn 4 
1 Ya Bi at 
= n P R i. 
i c# { 
Dis > . K s > 
' ar + j 
i i 
$ { h 
DRRR a 
ur | y 
` |A k” mar. 
iS DEN RA 1. A 
i $ Eur: TAR. 
00 Ki ; i 
he u į 
IAEN Eia 
f < z Á 
IR An 
i Y® I "les ja 
ah er s. PE 
Li 1; fy N ‚g 
Si A < 
a Li} N Fr 
». IE Į “ hu [i 
i. í „u m 
! 1 ` T- 
i ni E 
f + | 
#4 ` ix, 
ASLE BIP N ı 
1 Tu A 
y! t 4 
A A 
` ASHAR E 
l Fut’ 
‘> 
4 S 
H DIE EEEE ? 
Eeit Fr 14 
‘ Lie 4 
TAL l w 1} 
f "e 
EAKR 
i u 
(E h 
5 THID 
í HYR ~ i 
> IV 
air A 
m} 
re 
\# DAL 
i ar 
int 1 |} H. 
1 - A N ah) 
PEN Air 
EN nern z 
PIRA EAEk 
j s IS 
RESIES 
mib‘ 
{i 
| { 
' 
IE ; N 
+ B> 
ey 
10 Und 
$ 17 
I ary 
y 
X 


` a er ee a e. 
nn re EEE s 
D CEE ne = 
t "x; m 
4 . l 
Ñ ) 

[4 gà 


en m De 
E DM Ze 


= J Di n a 
au 5 
. - i 


- machen. 


zu den glänzendsten Erscheinungen desselben gehört. 


1044 


indolent, kaum zu erregen. Beträchtliche Auftreibungen der distalen 
Epiphysen der Vorderarme, Rosenkranz, Genua valga, Plattfuß, Facialis- 
phänomen, starke mechanische und galvanische Übererregbarkeit der 


peripheren Nerven. Trousseau auslösbar, Reflexe gesteigert. Keine 
Krampfanfälle. | 


Sitzung vom 5. Juni 1919. 


F. Depisch demonstriert eine 42jährige Frau mit einseitiger 
Sympathiousreizung, die, familiär mit Tuberkulose belastet, vor 14 Jahren 


eine Pleuritis hatte und seit neun Jahren an chronischem Gelenk- <“ 


rheumatismus und Blasenbeschwerden leidet. Zeitweise Anfälle von 
Herzklopfen und Pulsverlangsamung, die ein Weitersprechen unmöglich 
Kein Erbrechen. Seit Jahren die linke Wange mehr gerötet 
als die rechte. Die Untersuchung ergibt Arthritis multiplex und Neur- 
algia multiplex (wahrscheinlich infolge einer chronischen Tonsillitis). 
Linke Pupille etwas weiter als die rechte, Reflexe der oberen Extre- 
mitäten normal, Patellarreflex beiderseits lebhaft, rechts einzelne klo- 
nische Nachzuckungen, Achillessehnenreflex beiderseits lebhaft. Babinski 
negativ. Nach einer Radiumbestrahlung des Rückens rechts (4.bis 5 cm 
von der Mittellinie vom 7. Brustwirbel bis zum Darmbeiokamm) Nach- 
lassen der neuralgiformen Schmerzen im Rücken rechts. Einige Zeit 
nachher Kältegefühl außen am linken Bein, häufige vermehrte Schweiß- 
sekretion am linken Bein und links am Rumpf. Bei gleichzeitiger 
Messung der Temperatur in den Axillen Differenzen von 0,7 bis 1,0 0C, 
Techts > links. Später erwies sich die Temperatur links um 0,9 bis 
1,5° C niedriger als an entsprechenden Stellen rechts, im Bereich der 
Wangen öfter umgekehrt. Atropin macht links Wärmegefühl, Er- 
‚höhung der Temperatur links, die sogar über die Temperatur rechts 
hinausgehen kann. Pilocarpin bringt ebenfalls die Differenz der 
Axillartemperaturen zum Verschwinden, ebenso wirken warme Bäder 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. 


EEE TR rer 
ET a ET a er = WERT EN LET oii 
; EEE E O a a 

A A rt RA hiwe =: a A Far i 

X TIA x A BT 
. ` DA 2 en Korn s 

i > 4 A i an ai. j EREE 
E * » PP A . A MA 2 AA 
2: >=; PR ao 


BL cig i f 


om 


4 i yy hisi i 
2. Oktober. TA 
en a ae ? i 


und Heißluft. Der linke M. sphincter pupillae reagiert auf Pilocarpin: 
einträufelung ausgiebiger und länger. Tonogen macht klonische 
Zuckungen des ganzen Körpers, allgemeinen Schweißausbruch und 
Gleichheit der Axillartemperaturen. Senfspiritus macht links 
stärkere Reaktion als rechts. Radiumbestrahlung der linken Seite 
führte zu lebhaftem Wärmegefühl links, ‚Schweißausbruch, Gleich- 
heit der Axillartemperaturen, maximaler Pupillenerweiterung links, 
Erweiterung der Lidspalte links, leichtem Exophthalmus links. Vom 
dritten Bestrahlungstage betrug die Tremperaturdifferenz 0,3 bis 0,6° ©, 
rechts > links. Daneben Anfälle von Herzklopfen, 'Pulsverlangsamung, 
Erbrechen abwechselnd mit Anfällen von Tachykardie durch etwa vier 
Wochen. Eine spätere Bestrahlung übte auf die Temperatur- und 
Pupillendifferenz keinen Einfluß aus. Es handelt. sich um eine links- 
seitige totale Sympathicusreizung, die zusammen mit der Reflexstei- 
gerung auf einen centralen Sitz der Störung. hinweist; vielleicht ist” 
das Karplus-Kreidlsche Centrum alteriert. Ben 
W. Falta demonstriert einen Patienten mit Sförungen der 
Nierenfunktion infolge von Grippe. In den schweren Fällen von Grippe 
pneumonie ist der Reststickstoff im Blut vermehrt, wie man das schon 
bei Pneumonia erouposa, Cholera und Paratyphus beobachtet hat. Der 
Chlorgehalt des Blutes ist unverändert oder erhöht, weil-es nicht zur 
Bildung massiver Exsudate kommt. Der Chlorgehalt des Harns ist aber 
gering. Es liegt also eine Störung der Nierenfunktion vor. Der Harn 
ist konzentriert. Der Wasserversuch ergibt Ausscheidung des-Wassers 


-durch Haut und Lunge. Bei der Grippe findet sich Albuminurie bis 


120/oo; im Sediment spärliche hyaline oder granulierte Cylinder oder 
spärliche Erythrocyten. Die histologische Untersuchung ergibt trübe 
Schwellung. Ähnliche Funktionsstörungen wurden in einigen Fällen 
von schwerem Typhus gefunden. Die Funktionsstörung paßt weder 
zur Nephrose noch zur Glomerulonephritis. ~ l 


Rundschau. 


Johann Friedrich Struensee. 


Von 
San.-Rat Dr. Hanssen, Kiel. 


So reizvoll es wäre, Struensees- Tätigkeit als Staatsmann 
mit den Verhältnissen, wie sie jetzt in Deutschland bestehen, in Ver- 
gleich zu stellen, will ich im folgenden Struensee hauptsächlich 
als Arzt betrachten. Es ist meines Wissens das erste Mal, daß sich 
ein Arzt mit diesem Vertreter unseres Standes beschäftigt, der sicher 
Ist es doch 
keine alltägliche Erscheinung, daß es ein Arzt bis zum leitenden Staats- 
minister eines Reiches bringt. | > 

Johann Friedrich Struensee wurde in Halle. als Sohn eines 
protestantischen Geistlichen geboren. Seine Mutter war die Tochter 
eines ausgezeichneten Arztes. Er studierte in Halle Medizin, promo- 
vierte daselbst und wurde bald darauf Stadtphysikus in Altona, erst 
9i Jahre alt. Nebenher übte er ärztliche Tätigkeit bei den ersten 
Familien von Altona aus. Schon damals war er eifrig literarisch tätig 
und gab mit einem Freunde zusammen eine Monatsschrift heraus. Als 
Arzt war er unter anderem bei der späteren Oberhofmeisterin des däni- 
schen Kronprinzen in Kopenhagen tätig. Ihre Überzeugung von der 
Geschicklichkeit Struensees veranlaßte seine Empfehlung beim 
dänischen Hofe. Durch diese Empfehlung wurde er Leibarzt des Königs 
Christian VII. und verwaltete sein Amt als Reisebegleiter mit einer 
aufmerksamen Geschicklichkeit und Treue, welche ihm die Gnade des 
Königs in hohem- Maße eintrug. Struensee hatte auf der Reise 
das Glück, viele gelehrte Männer und alle wichtigen Einrichtungen der 
benachbarten Länder kennen zu lernen. So besuchte Struensee 
in Amsterdam den Botanischen Garten und die Anatomie. Von Holland 
kam er mit dem König nach ‚England.‘ Hier wurde er Doktor und 
Ehrenmitglied der Universität zu Oxford als der zweite Ausländer, 
welcher diese Ehre genossen hat. Über Paris wurde die. Rückreise 

nhagen angetreten. 
a T für seine vorzüglichen Verdienste auf der 
Reise (der König war außer einer kleinen Erkältung immer wohl und 
munter gewesen) ernannte ihn der König zum W irklichen Btatsrat. 
Dieser Rang gab ihm die Möglichkeit, bei allen Feierlichkeiten bei 
Hofe zu erscheinen. Er suchte nun nach einer Gelegenheit, sich weiter 
auszuzeichnen. In ‚seinem jetzigen Wirkungskreise konnte er keinen 
besseren Weg finden, als dem König den Nutzen und die Notwendig- 
keit des Blatterninokulierens zu empfehlen. Im Jahre 1769 machte der 
König auf Struensees Veranlassung ZU “diesem Zweck eine 
Stiftung. In einem eigenen vor der Stadt gelegenen Hause wurden 


> ` 


der Bauern, der Leibeigenen an, verminderte drückende Lasten UN 


arme Kinder frei, vermögende gegen Bezahlung mit den echten 
Blattern inokuliert. ER I 
Dadurch, daß Struensee bald darauf zum Vorleser des Königs 
ernannt wurde, kam er einen ansehnlichen Schritt auf der erstrebten 
Bahn weiter. Er hat selbst erklärt, daß er damals ganz zufrieden mit 
seinem ursprünglichen Beruf, um nichts anderes sich gekümmert habe, 
als um den Gesundheitszustand des Königs. Er habe versucht, sich 
ihm soviel als möglich durch Lektüre und Unterhaltung nützlich ZU 
machen. Allein wer seine Kühnheit und Entschlossenheit kannte 
mußte annehmen, daß er mit dem Erreichten nicht zufrieden sem 
würde, sondern daß er nach Höherem strebte. Selbstverständlich suchte 
er auch in Kopenhagen Eintritt in die ersten Familien zu erlangen. 
Eine Erkrankung der Königin gab ihm Gelegenheit, sich auch bei dieser 
beliebt und unentbehrlich zu macher. Auch sie machte ihn zu ikreg 
Vertrauten, wie er, soweit dies möglich, schon das Vertrauen dos 
geisteskranken Königs besaß. Durch seine Ernennung zum Kabinett 
sekretär und Konferenzrat erhielt er kurz darauf größeren Binfluß au 
die Verhältnisse des Hofes und auf die Entschließung beider Majestätet. 
Nachdem das Ministerium Bernstorff gestürzt war, stand San 
see dann mit seinen Freunden Brandt und Rantzau zusammen ag A 
Spitze des dänischen Staates. Ohne einen entsprechenden Rang ags 
Titel anzunehmen, begann Struensee das an Übelständen und h 
bräuchen überreiche Dänemark im Jahre 1770 im Innern, wis En 
außen zu regieren. Es gab in der Tat keinen Zweig und keine se ' 
wo er nicht von Grund auf umzugestalten, zu bessern und zu he a 
gedachte. „Alles ist fehlerhaft in der Regierung dieses Staates’, 
äußerte er in vertraulichen Gesprächen — er werde keinen Stein sr 
dem anderen lassen. Ohne Zaghaftigkeit und Halbheit, mit der gan?“ 
Frische und Lebhaftigkeit seines Geistes warf er sich auf die D ojche 
führung seiner Pläne. Eine der ersten -Verordnungen war die, W um 
bestimmte, daß fortan nur Männer von wirklichem und anerkannl“ 
Verdienst ohne Rücksicht auf ihren Stand einer Standeserhöhung f 
würdigt werden sollten. (Vgl. bei uns „Freie Bahn jedem Tüchtigen: 
Die zweite Verordnung verkündete das Recht einer uneing“ 
schränkten Pressefreiheit. Sie machte Aufsehen in ganz Europ? ie 
Armenwesen dachte er’zu verbessern, es sollte für Almosen, ‚aber P ee 
für Arbeit gesorgt werden. - Vor allem aber brachte er peng I 
tropischen Ideen zur praktischen Geltung. Er nahm sich des VOL“) 


Abgaben. Der harten Teuerung, welche Mißwuchs und der et 
Winter noch zu vermehren drohten, suchte er zu wehren durch 3 
des Branntweinbrennens aus Roggen, sowie der. Ausfuhr al 
von Getreide. Barbarische Überbleibsel des Mittelalters, Wig die Tor 


Digitized by Googles j á 


ee on N = da ei a 
il. 1%. Oktober. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. - iae PAE E aHa 
ur und .die tatsächlich noch bestehende, Leibeigenschaft, wurden ebenfalls | wurden in den Bereich seines Wirkens gezogen. , Er.eilte, als wenn. > Bo; a 
atta >. beseitigt. oo ra 2.00. | nicht einen Augenblick das neue Gute ‚verzögert werden dürfe. Es’: a Be, | 
lard: ©... Gerade in seiner Eigenschaft als Arzt schien er für dié Wohl- | hat wohl nie in der Geschichte einen: Mann gegeben, der so dureb- > >05 N i 
! pši fahrt im allgemeinen mit besonderer Sachkenntnis wirken zu können. | drungen war von dem Wunsche zu reformieren und zu.verbessern,. . ee fi 
t bay Durch die Verbesserung der Hospitäler erwarb.er sich unzweifelhafte |. wie Struensee. Es mag wohl die Schnelligkeit gewesen sein, mit `~ =: a Bi 
3 . Verdienste um die öffentliche. Gesundheitspflege. Zwei Kirchen ließ er. | welcher Struensee seine Verbesserungsvorschläge ins Werk setzte; © | © ,0 o. il i { 
ie k in Lazarette für syphilitische Kranke verwandeln. -Sodann beförderte | die ihm’sö viele ‘Gegner verschafft hat, besonders Adel und Geistlich- > ^: .- .“: X | 4 
s Ebt er-die größere Zulassung öffentlicher unter ärztlicher Kontrolle stehen- |. keit fingen im geheimen an, seinen Sturz vorzubereiteń. Ein politisch -| : . '...:‘. TAE f d 
DD ‘ der Häuser. Die Ausarbeitung einer neuen Pharmakopöe mußte das | unreifes Volk hatte vorzeitig Rechte erhalten, deren Wert es nicht 2077 BER k y 
Telosı Sanitätskollegium auf sein Geheiß unternehmen. „Eine. Hebammen-. | erkannte, besonders das Geschenk der uneingeschränkten Pressefreiheit | Be i H 
mn: ` ordnung vom Jahr 1769 ist sicher auch schon Struensees Werk. | erwies sich für den Spender selbst -als ein verhängnisvolles. Struen-  - * o. =. Etk à 
el Die Ausbreitung der Blatterninokulation ist ebenfalls sein unvergäng- | see versuchte den: Mißbrauch der uneingeschränkten. Pressefreiheit a 8] t P 
awi ` liches Verdienst. . Die Universität, deren verfállener Zustaud und ver- | einzuschränken; umsonst, es war. zu spät, der Pfeil, der abgeschossen. RETE 
ia bx altete. Einrichtungen Struensees scharfem Blick nicht entgingen, | war, traf den Schützen, selbst. Die zügellose Presse streute die aus- u: F i 
E wurde dann ein Gegenstand seiner rastlosen Tätigkeit. Sein Berater | schweifendsten -Gerüchte und gröbsten Beschuldigungen gegen den” En HE 
| ‚bei der Reform der Kopenhagener Universität war der geistreiche | allgewaltigen Minister aus. .. Er. wolle den König stürzen und .die | SEE pa 
Si. -  Drontheimer Bischof Gunnerus. Sein Plan war voll von lichten Ge- | Königin heiraten. Trotz dieser Warnungsżeichen reformierte -aber : a i \ 5il 
anz danken und vortrefflichen Vorschlägen. ‘Auf der -Ritterakademie zu | Struense e weiter, als wenn nichts geschehen wäre,. doch das Ver- - ea Bi 
ab Saroe wurde jetzt auch Bürgerlichen der Zutritt gestattet. Auf dem | hängnis nahte schnell. . Auf falsche Freunde hatte: er sich verlassen, ke sed 
ik Gebiete des Schulwesens suchte. Struensee nach deutschem Vor- | heimlich bereiteten sie seinen Sturz vor. Alle Schichten des im ganzen ee eh A 
isE bild Realschulen. zu ‚schaffen. Dann beseitigte er. die Geld- und Ge- | so ruhigen : dänischen Volkes ‘waren erbittert gegen den Volksver- ` ne a el ipt 
irsi! fängnissträfen wegen außerehelicher Geburten. ` Jeder Unterschied | besserer.. Schon im September 1771 steigerte sich die Volkswut so, da8 . °>. HIES 
an '.zwischen ehelichen und unehelichen Kindern wurde aufgehoben. | ein Zug von lärmenden Matrosen drohend vor das Schloß Hirschholm © -^ -> k Hg 
siii Weiterhin wurde das Gesetz beseitigt, das Personen, die ein.ehe- | zog, um den rückständigen Sold zu fordern, Unter dem Eindruck =+: -h AE 
pas  _ brecherisches Verhältnis miteinander gehabt, siċh.zu heiraten verbot. | dieser Ereignisse und anderer fiel es. den Feinden Struensees |  .... c$ i 
i ~ Sehr verdienstvoll war aùch die Aufhebung der dritten. Feier- | nieht schwer, im Anfang des Jahres 1772 den’ geisteskranken König. zu | a | E si 
s B5! - tage, welche tatsächlich blaue Montage des Müßiggangs und: der | bewegen, einen Verhaftungsbefehl gegen Struensee und die Königin p WIF $ pl 
agi Trunkenheit gewesen waren. Einem Königlichen Befehl zufolge wurde | ZU unterschreiben. 15 qualvolle Wochen schmachtete der Unglücklice > ~ A Fi il 
pi | die Abhandlung von Dr. Hensler von geschwinden Rettungsmitteln | Noch im Kerker, dann erlitt. er einen schrecklichen Tod. Laute Ver- a: Ea 
für Scheintote und in Lebensgefahr Geratene gratis verteilt. Diese | Wünschungen: auf der Zunge zog halb ‚Kopenhagen heraus, um die’ > _ a en 
Abhandlung gibt in dem Paragraphen 1 eine genaue Anleitung für die Hinrichtung mit anzusehen, Aber als sein Haupt gefallen war, da löste | RE || 
- künstliche Atmung. Ende des Jahres 1770 wurde eine Königliche Er- | Sich die Erbitterung, und dumpfschweigend zog die Menge heim. Das E dN 
' ziehungsstiftung errichtet, welche jährlich 100 'neugeborene Kinder | Gefühl des Hasses gegen den Gerichteten schien durch sein Blut aus- _ rl Hii 
- aufnehmen sollte, die von ihren Eltern entweder aus Scham oder aus |: gelöscht zu sein. Mit dem Gefühl. des Mitleids ging dem politisch . Sl 
TA Armut verlassen waren. Diese Kinder sollten bis zu ihrem sechsten | Unreifen Volke-bald die Erkenntnis auf, daß ein Mann gestorben war, 2 i EEN 
| „Jahre auf Kosten der Stiftung freien Unterhalt genießen. Bei dem |. der nur das Gute gewollt hatte, der aber seiner Zeit vorausgeeilt'war. . 2 Be | 
xň =  Friedrichhospital wurde eine Drelilade errichtet, in die man Neu- | Manche von seinen Verbesserungen, die er geschaffen, sind sofort wieder ha 
u geborene hinlegen konnte, die dann auf Kosten des Staates erzogen verschwunden. Vieles haben. äber seine Nathfolger nicht beseitigen .' Eg i p 
j wurden. Sehr bedeutsam. war auch eine Verordnung vom 13. Juni, | Können. Sicher hat er. fruchtbare Anregungen in Menge gegeben, die ; p EEH) 
¿xi welche das Land durch Quarantänevorschriften wegen ansteckender | Selbst in unserer fortgeschrittenen Zeit sich nicht vollkommen haben. u E N 
EB Seuchen zu. schützen suchte. | ns ... .- | yerwirklichen lassen, so wünschenswert ihre Erreichung auch für die z Hess 
Š | Sehr’ bemerkenswert ist es, Struensees Ansicht über Kinder- | Menschheit wäre. Wie ein Komet, sagt einer seiner Zeitgenossen von ' > ni a 3 
37 erziehung und Kinderernährung kennen zu lernen. Sie mutet so'modern | Ihm, ist Struensee vorübergegangen, wenn auch treffliche Ein- y jf STi 
i an, daß -man es begreiflich finden wird, wenn in der Klageschrift gegen | "ichtungen von seiner Hand sich bis.heute erhalten haben und viele , Joika p a pni 
eh ihn behauptet. wird, Struensee habe den Sohn des Königs hart seiner Anregungen unvergeßlichen ‚Dankes wert sind. Das gilt ganz. _ Be; Pr j 
gő ` behandelt und seine Absicht sei dahin gegangen, den Kronprinzen aus besonders von ‚den Neuerungen auf seinem ureigensten Gebiet, dem kapt A ii 
jë dem- Wege zu. schaffen. Struensee hatte aber für die körperliche | der Medizin. Die. Einführung. der Dreblade, die Beseitigung der Nach- TER 
pf _ Und geistige Erfüchtigung des Kronprinzen, der von-schwächlicher | teile unehelicher Geburt, die Bekanntgabe der künstlichen Atmung im UNSERE Ai 
go Leibeskonstitution war und Anlage zu doppelten Gliedern hatte, außer- Volke, die Einführung der ‚Inokulation ‚sind Verdienste, die unver- o F E | 
sË dem einige. kindliche Unarten zeigte, folgende durchaus zweckmäßige | gänglich: erscheinen. ‚Ich, glaube, man wird aus diesem kurzen Abriß ER Fi 
BE: Mittel angewendet: Der Prinz bekam nur einfache Nahrungsmittel, wie | der Lebensgeschichte dieses merkwürdigen Mannes erkennen, daß der a Aat ; Sl 
y Früchte, Brot, Wasser, Reis, Milch, später auch Kartoffeln, und zwar | ärztliche Stand auf dieses Mitglied stolz sein kann, der,. wenn auch a j igi 
f alles kalt. Er wurde anfänglich zwei-` bis dreimal wöchentlich in | nur kurze Zeit, der Leiter eines ganzen Staatswesens war. > ` ee BE pi 
al a aes gebadet und zuletzt ging er täglich selbst ins Bad. | u era, a, a | ut S ut | 
y u inter hielt er sich in einem kalten Zimmer auf, war leicht ge- j | ß RUE: 6 Bessere] | 
> kleidet, trug keine Schuhe und Strümpfe. Er spielte allein mit seinen a Der t. Deutsche Ärztetag, ar R Fi $ $ | 
į | Spielkaineraden, denen er in keiner Weise vorgezogen wurde, und Der ursprünglich für einen späteren Zeitpunkt in Aussicht ge- ar i ] H | 
Ps denen er. wie sie ihm beim Ankleiden und Essen helfen mußte. Die | nommene- ordentliche Ärztetag trat wegen der drohenden Verkehrsnöte ` PR Hii | 
f Kinder machten zusammen was sie wollten, nur daß man alles ent- | schon am 27. bis 29. September in Eisenach zusammen. In seiner Er- i HET 3 Aue 
a fernt hatte, womit. sie sich Schaden zufügen konnten. Der Erfolg | öffaungsrede wies der Vorsitzende, Geh.-Rat Dr. D ip p e. (Leipzig), in varte AT | 
TE dieses‘ Verfahrens war, wie Struensee’behbauptet, der gewesen, daß | eindringlichen Worten darauf hin, daß das deutsche Volk nach seinem I ER 3 H BEE 
ji | die Leibesverfassung des Kronprinzen verbessert und gestärkt worden | jähen Zusammenbruch jetzt „nötiger denn je einer wirtschaftlich ge- ERS i 
J: ware. Wenige geringe Krankheiten ausgenommen war der Kronprinz | festigten, wissenschaftlich und moralisch-ethisch. hochstehenden Ärzte- : ie = gii 
l ‚seit der Anwendung dieser Erziehungsart nie krank gewesen und hatte || schaft“ bedürfe. -Er legte seitens der Ärzteschaft das Gelöbnis ab, daß er ia ; 
= die Inokulation der Blattern „mit Leichtigkeit überstanden, auch. ver- | sie mit allen ihren Kräften an der Wiederaufrichtung des’ Vaterlandes - hr hd: 
; Stand er seine Gliedmaßen seinem Alter -entsprechend zu gebrauchen, | mitarbeiten wolle, verwahrte sich aber gegen jede übereilte-Umge- ll. 
>" konnte sich selbst an- und auskleiden, er nahm sich vor Beschädi- | staltung der Grundlagen des ärztlichen Standes. Wenn sich die Ärzte ao |: | 
f gungen in acht, hatte nicht die aus häufigen Warnungen entstehende | auch damit abzufinden wissen werden, daß sich die Krankenversiche- SERO H 4 
;  Furchtsamkeit, er war weder blöde, noch eigensinnig, noch verzogen. | rung immer mehr zur Volksversicherung auswachse, so lehnen sie es EN 
“Wahrlich eine seltene Fürstenerziehung, die aber anzuwenden kaum | doch ab, ihre ‚Beziehungen zu den Versicherten gesetzlich geregelt zu ~ "| k pani i 
j „ein Majestätsverbrechen, ebenso strafbar als ein Königsmord“ genannt | sehen und ziehen es vor, die Regelung .dieser Beziehungen in freier nn Ki if koik] 
: ‚werden kann. - | ei; | ‘ |. Vereinbarung vorzunehmen. Bei allen Maßnahmen auf dem Gebiete.der _ | N $ FF: 
Er In der kurzen Zeit von 1% Jahren, während welcher Struensee | Bevölkerungspolitik und der sozialen Hygiene, die der Wiedererstarkung ` © 0 le Kirn 
, am Rüder wär, wurden mehr als 600 Kabinettsbefehle, erlassen, ein | des deutschen Volkes ‚dienen sollen, . wird die Ärzteschaft freudig mit- vg f ji Mi 
; Zauber löste, den alten Bann und ein frischer Hauch wehte durch | arbeiten, wenn man ihr in diesen neuen Organisationen ‘die ‚ihrer Be- 7: g re 
Dänemark und die Herzogtümer. Alle Teile’der Verwaltung, Polizei | deutung für das Ganze entsprechende Stellung einräumt... Sollen diese ir fi; f ih. 
© und J ustiz,“ Wissenschaft und Künste, innere und auswärtige Politik, Forderungen der Ärzte aber die gebührende. Beachtung finden, so ist 2 Kt yir 
>o RH 
i S Li 


— mn 


| 
í 
} 
À 
fi 
Bi 
i 
i 
T 
Ti 
$ 
E 


Paypa 


senum 


+ 


ra 


apuma An 


DIE 
an ra 


~ - in f - D k- — = = - - - a m. 
qas PA} J b pa a “ s ~ K > 
- E - = r 2 « en —— . - - < - E 
£ A ne BE ee = J 2 = _ Zune Am re ug nn en - m .— u un x a 
> +. ~a = ar ul K r > P L wn A - Ye nn ps - _ ~-r om. _ -— — 2 - u = ae 2 2 2 . 
N D [x er in ET - - - _ = = en -e Te e* . o u “Ń vr ' - 
- 4 u Zw nz . D um = r - s- Zu a Pe u ne nd: = - — - _ x + Zn v - à . - s 3 % r 
u a N ea er DEA CEE o A ~ < r Eur —— mer ` z í - . z PA = = - De Due: er ie = ne ee u su 
pous sama d po = hg i s 67 — De u è Den PB >= - -i e ree u p ed BiA TEA DE 2 an mn u ak y Fair A - _ bay > EI FE 
es vi - N‘ z A ... = a Jeg >27 e e: a n > — ee et rn - — T n. KA To Mn a -q 3 - r 5 - As PR a 
er r Es Ar a ns a u Sen u en = -~ —— = Z ATOLL wuer > = Pa E Sn na ` = - x F 
cT: pm - ni air, > j r Feas X. Er ts - i - T = . P EP j: r ~ 5 ~ 
m - p . “. ee — 5 < r | PEN -A T 2 à “ed 2- aof PeT nan £ 
= Br - ——.— ~x npp Sg a O T F Wer ji Fe P = —— > > 
= m ` Pan Ve Speke Zur G vr N > 3 
-p A s pe = Er 
> - i 3; 
amo 3 bru = 


z mioa -> 
nn u Do 
a e 


m edm po 
SE w maal ae r e A 
ae ee 3 "3 


En Een i 
N N 


p Wil bø mre “ Mt we r 
á 
na ea a ZZ E ur =; 
zur ie u aA - a e i 
y -R “ en > E RU 
He araa EN HEN > xy 
rar oam Bin er } nn = 
er zu u csr ma Er rn Ee- j 
un ne nie re‘, 
I r — . 


ee 


x a er 
waT a K een Te 
Beh! ar m x 


m © > s ai ri -r p? n me- y Ña Erer 
n - > pa jaag Dap Aa r 
c Biy t makipa ne 
Fre 


Iar? SH. “ u Re 
< P3. au >y Ep 
Taik 'o .w 


fe! Bm Te 
== 


PORTS 


er, „Dur irrt 
ee re 
- 


ed 


P 


ELR PIRE 


Ao ee y 


-NTK =x - z -= ri p È. fy. ~ 
. eiL z Gaut Ps T k . r3 - - Mg“ JA e i } A ” r ? 
n BiLA a -a a { n r zu et wur. x e4 - = Pa r -5 — P r 
Mer Er er Er Ta re va 3 a Sci s ee 
Rp fo i p n - _ Er mn «Tr P Jey p= 
F REN Ki u < - 5 re nu A - - = > y- e 
>$ u x x ~ k r e- r E- ye p p - 14 x en. I em. ne O > g = yet > 
eg; ee af >. kn - De Ge .. -s E] Tamay ET en SOC 4 ru X TSS P 
- AT he ~ FERIEN Ka =i Ta Dia £ e rai NN =. ne = .. À aa 
EE PIEI e Ene »/3 4 b TT .- . = RE Ze ee De 7 s -~> ya- r . . -A AFR u un or 
> 22. u ni ee 7 - A ABK De DNAS Lee ch Fe er en et 44 
A oprapen ae e i N a a R ge OAA OE, A TR ECT ON TA aa EN A S A mr 
ö F > e i S NE fa a MA, x E E LESENA SV SA AR N A I 
. > X ER = r- ` 3 A - Lind J ` 5 € 155 i 4 , 
j i = . ` . - 3:3 W C A a F s s ` a Un 
> D À + 4 1 E P - Pi ` À 
f E , - e ' d _ 
i > E _ g . . e E ’ 
R de E e - . 


De 


Sr ahe 


PE Benz 
DIT, Á mrad Z AS 
tr a — —— 
_ ; 


` in den Schiedsinstanzen sollen die Behörden ausgeschaltet werden, 
da weder Ärzte noch Rassen mit deren Tätigkeit zufrieden sind; da- 


1046 


zweierlei notwendig, einmal eine lebhaftere Beteiligung der Ärzte am 
öffentlichen Leben in Gemeinde und Staat, Verwaltung und Politik, 
sodann eine straffe und lückenlose Organisation: so berechtigt auch ein 
besserer Ausbau der örtlichen Organisationen sei, er dürfe nie zu einer 
Schwächung des Ganzen führen. 

Am Schlusse seiner Ausführungen fordert der Redner den Ärzte- 
tag auf, gegen die Gefangenhaltung deutscher Ärzte, soweit diese nicht 
in Feindesland ärztlich beschäftigt werden, Einspruch zu erheben. 

Über die Stellung zu den Krankenkassen berichtet der Vor- 
sitzende des Wirtschaftlichen Verbandes, Herr Dr. Hartmann (Leipzig): 
Im letzten Teil des Krieges ist die Mittelstandskassenfrage etwas in 
den Vordergrund getreten; einflußreiche politische Gruppen inter- 
essierten sich lebhaft für eine Organisation des Mittelstandes in 
Krankenkassen; andererseits hätten lokale ärztliche Vereine Verträge 
mit Mittelstandskassen abgeschlossen. Um einen Überblick über diese 
Verhältnisse zu gewinnen, habe der Beirat des Wirtschaftlichen Ver- 
bandes im Jahre 1918 dessen Vorstand beauftragt, Material zu sam- 
meln; das Ergebnis: werde auf dem Verbandstage bekanntgegeben 
werden. 

Bei den Mitgliedern der Eisenbahn- und Knappschaftskranken- 
kassen macht sich in steigendem Maße eine Bewegung für Einführung 
der freien Arztwahl bemerkbar, in verschiedenen Direktionsbezirken 
sei es schon zum Abschluß von Verträgen mit freier Arztwahl ge- 
kommen. Augenblicklich schweben Verhandlungen zwischen der Eisen- 
bahnverwaltung und Vertretern der Ärzteschaft, die aussichtsvoll sind, 
obwohl von den jetzigen Inhabern von Bahnkassenarztstellen vereinzelt 
Schwierigkeiten gemacht werden. Das Verhältnis zu den fünf großen 
Krankenkassenverbänden, die das Berliner Abkommen anerkannt 
hätten, sei während des Krieges kein gutes gewesen, es sei noch ver- 
schärft worden durch die Entscheidung des Arbeitsministers über die 
den Ärzten zuzubilligende Teuerungszulage- : Wenn der Wirtschaftliche 
Verband trotz dieses gegen den Geist des Abkommens verstoßenden 
Eiogriffs es nicht ‘gekündigt habe, so sei dies aus vaterländischen 
Gründen geschehen, um die ohnehin schwierige wirtschaftliche Lage 
nicht noch durch Kassenkämpfe zu verschlechtern. Mit dem Abkommen 
sei keine der beiden Parteien zufrieden, auf beiden Seiten sei auch 
die Neigung vorhanden, in friedlichen Verhandlungen zu einer ander- 
weitigen Regelung der gegenseitigen Beziehungen zu kommen. Auf 
Anregung von seiten der Ärzteschaft seien ohne Vermittlung und ohne 
Mitwirkung der Regierung solche Verhandlungen angeknüpft worden, 
die nieht ohne Aussicht auf Erfolg sind. Die Hauptpunkte, um die es 
bei den Verhandlungen geht, sind folgende: Bei den Entscheidungen 


gegen sollen alle gegenseitigen Beziehungen in Zukunft von Organi- 
sation zu Organisation geregelt werden. Während ferner ärztlicher- 
seits ein größeres Entgegenkommen der Kassen gegenüber der freien 
Arztwahl, besonders bei der Familienversicherung verlangt wird, 


wünschen die Kassen Sicherung gegen die mißbräuchliche Ausnutzung 


ihrer Finanzen; für die Regelung der Gebührenfrage sollen für größere 
Bezirke Tarifämter gebildet werden, für das Reich ein Centraltarifamt. 
Trotz mancher Bedenken, die in der Aussprache gegen einzelne Be- 
stimmungen laut wurden, sprach sich der Ärztetag einstimmig für eine 
Fortsetzung der angebahnten Verhandlungen aus und nahm folgenden 
Antrag Scholl (München) an: Der Ärztetag erklärt im Hinblick auf 
die großen und wichtigen sozialhygienischen Aufgaben der Kranken- 
kassen seine Bereitwilligkeit, an dem Ausbau der bewährten sozialen 


Gesetzgebung des Reiches nach besten Kräften mitzuarbeiten. Er er-. 


blickt in dem Abschluß von Tarifverträgen mit den Kassen ein 
geeignetes "Mittel für ein gedeihliches Zusammenarbeiten zwischen 
Krankenkassen und Ärzten. Zur Erfüllung dieser Aufgabe und zur 
Wahrung ihrer berechtigten Interessen stellt die deutsche Ärzteschaft 
für den Abschluß solcher Tarifverträge folgende Grundsätze auf: 
1. Gesetzliche Einführung der freien Arztwahl bei allen Kranken- 
kassen; 2. Anerkennung der ärztlichen Organisation als gleichberech- 
tioten Vertragsteil (Koalitionsrecht); 3. paritätisch zusammengesetzte 
Einigungs- und Schiedsinstanzen; 4. Honorare, die der ärztlichen Tätig- 
keit würdig sind und der Teuerung und dem niedrigen Geldstand ent- 
sprechend; 5. Ausübung der Kontrolle der Kassenärzte durch sach- 
verständige Örtliche Kontrollkommissionen, bezüglich Vertrauensärzte, 
die von den ärztlichen Organisationen zu wählen sind. 

Zum nächsten Punkt der Tagesordnung sprach Mugdan (Berlin) 
über Sozialisierung des Ärztestandes: Er versteht 
darunter die völlige Verbeamtung aller Ärzte und die Gewährleistung 
des Rechts für jeden Deutschen, zur Erhaltung und Wiedergewinnung 
seiner Gesundheit die Hilfe eines dieser beamteten Ärzte unentgeltlich 
in Anspruch zu nehmen. Aus der ausführlichen Begründung seines 


\ 


{919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 41. 


 Heilwesens. 


Ad, N MNS a3 r 


e 


12. Oktober 


ablehnenden Standpunktes gegenüber der Verbeamtung sei das Wich- 
tigste hervorgehoben: Das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und 
Patienten und damit ein wesentlicher Faktor für dessen Heilung wird 
zerstört; jede hausärztliche Tätigkeit, jedes Mitleben des Arztes mit 
der Familie, die persönliche gesundheitliche Überwachung der Familien- 
angehörigen wird ausgeschaltet; der beamtete Arzt ist unfrei in der 
Verwendung von Heilmitteln und Heilmethoden; die Sozialisierung 
hemmt die Entwicklung der medizinischen Wissenschaft, die des Wett- 
streites eines freien, jedem behördlichen Einfluß entzogenen Ärzte- 
standes nicht entbehren könne; bei der mit der ‚Sozialisierung verbun- 
denen Anstellung und: Versetzung der Ärzte besteht die Gefahr der Be- 
vorzugung, Schieberei und Liebedienerei und damit des Herabsinkens 
der Wertschätzung des Standes; schließlich befürchtet Mugdan von 
der Sozialisierung eine Verschlechterung der individuellen Gesundheits- 
pflege und damit eine Schädigung der Volksgesundheit. Er beantragt: 
„Der 41. Deutsche Ärztetag lehnt deshalb die Sozialisierung des 
Ärztestandes entschieden ab. % ee : 
Da, wo es sich nicht um den einzelnen Kranken handelt, son- 


‘dern um die Allgemeinheit, um die gesundheitliche Pflege und Für- 


sorge für ganze Bevölkerungskreise und -schiehten, da mag der fest 
angestellte Arzt in Tätigkeit treten. “Aber der ärztliche Praxis aus- 
übende, den einzelnen Kranken behandelnde und die Familie betrauende 
Arzt soll frei bleiben, ‚wie bisher, nur an Standesordnungen und Standes 
gesetze gebunden. Auf diesem Boden läßt sich, bei richtigem Zu- 
sammengehen aller in Betracht kommenden Instanzen mit den Standes- 
vertretungen der Ärzte, für jeden Deutschen eine gute ärztliche Ver- 
sorgung schaffen.“ a 

In der Aussprache, die sich an den Bericht schließt, kommt das 
Bedauern zum Ausdruck, daß kein Anhänger des Verstaatlichungs- 
gedankens als Korreferent bestellt worden ist. Zur einstimmigen An- 
nahme gelangt folgender Antrag Scholl-Hellpach: „Die Ärzte 
als berufene Vertreter der Volksgesundheit sprechen sich dahin aus, 
daß die Bekämpfung der Volkskrankheiten und die soziale Hygiene 
durch beamtete Fürsorgeärzte und Errichtung eines Landesgesundheits- 
amtes mit einem Arzte an der Spitze planvoll durchzuführen ist. Da- 
gegen lehnen sie die Verstaatlichung der Ärzte bezüglich der Behand- 


| lung der Kranken im Hinblick auf das unbedingt notwendige persön- 


liche Vertrauensverhältnis "zwischen Arzt und Kranken und im Inter- 
esse der Kranken selbst, des ärztlichen Berufes und der ärztlichen 
Wissenschaft grundsätzlich ab. Die restlose Durchführung der orga- 
nisierten freien Arztwahl im gesamten Krankenkassendienst sichert am 
vollkommensten die Erfüllung auch der umfassendsten Aufgaben des 
Der ärztliche Stand ordnet sich am zweckmäßigsten in 
freier genossenschaftlicher Form der Organisation des’ werktätigen 
Volkes ein.“ pi DE 

In innerem Zusammenhange mit der Frage der Verstaatlichung 
des Heilwesens steht der folgende Punkt der Tagesordnung, die sozial- 
hygienischen Aufgaben, über die Prof. Dr. Krautwig (Köl) 


berichtet: Die von ihm aufgestellten Leitsätze geben im wesentlichen 


den Inhalt seiner Ausführungen wieder. Sie fanden die einmütige 


"Zustimmung des Ärztetages und sollen nur noch ergänzt werden durch 


Hervorheben der stärkeren Heranziehung der Tätigkeit der praktischen 
Ärzte in den Fürsorgebestrebungen. Ks 2 

Die Leitsätze des Berichterstatters lauten: ur" 

1. Geburtenrückgang: und schwere gesundheitliche Volkssehäden 
(hohe Gefährdung der Säuglings- und Kinderwelt, hobe Gefährdung 
aller Altersklassen durch die Tuberkulose) bedrohen die Kraft und Zu- 
kunft unseres Volkes, das im blutigen Krieg seine: gesundesten und! 
tüchtigsten Glieder im Übermaß opfern mußte. So muß die heilende’ 
und erhaltende Tätigkeit des Arztes und die im großen vorbeugende 
Tätigkeit der öffentlichen Gesundheitspflege zur höchsten Leistung gt 
steigert werden. Pet ET i 

2. Die öffentliche Gesundheitspflege muß zur. Erhaltung und 
Mehrung der Gesundheit des Volkes neben den bisherigen bewährten 
physikalischen, chemischen und bakteriologischen Forschungsmethoden 
in immer steigendem Maße die sozialhygienische Arbeitsriehiung 
verfolgen. ` : | 


3. Die öffentliche Gesundheitspflege kann sich nur frei und wirk- 
sam entfalten bei einer Organisation, welche ihr von der Gontralstem 
bis zu den ausführenden Lokalinstanzen die notwendige Selbständig‘ 
keit und ausreichende Geldmittel zur praktischen Arbeit aui 
Verfügung stellt. | ee 

4. Notwendig hierzu ist ein besonderes Gesundheits UT 
Wohlfahrtsministerium mit ärztlicher Leitung und ausreicht 
dem Etat. Im Interesse einer durchgreifenden und gleichmäßig WIN 
samen Gesundheits- nnd Wohlfahrtspflege liegt die Schafung ie 
Reichs gesundheitsministeriums, als dessen Hilfsorgane’ das Reic 


Digitized „Google n X 
X es A wor 


Rh 
w ds ly 
CETE 


PTTIR NS OS. E NE. Nr 


pendia (unter. ärztlicher Leitung) ünd der Reiöhögesundheitsrat 


1919 — - MEDIZINISOHR KLINIK: — Pe 2.3 4, = en 


a y; Oktôber, | 


tätig sind. ‚Auch in :diesen beiden Organen muß: die sozialhygienische `. studierenden angepaßten. "Vorlesung gelehrt: werden. 


Arbeitsrichtung - zur ‚Geltung Kommen ‚(Reichswohlfahrtsanit, Reichs- 


iww . "u. 
Š E ena 
i Oi = .. 
` ai . » A 
- E te, Fe 
P yA i 
š * -e Bu hi 
Tala - 
ran a8 + 
E - 
. 
- 


zinischen Universitätslehrern -in.: -einer den Bedürfnissen der. "Medizin: we 
Die Vorlesungen Ua 


über Botanik,. Zoologie, y ergleichende Anatomie und Entwicklungs- E I i 


‘mester, 


Wohlfahrtsrat). 


‘5. Unter’ den Gesündheitsministerium des Reiches: rn je 


anok der. politischen Gestaltung der Zukunft Landes- (Provinzial-) und 


Bezirks- (Regierungs-) Gesundheitsämter, einmal als, staatliche Aufsichts- 
organe (mit weiser, möglichst ` weitgehender Selbstbeschränkung), zum 
zweiten aber zur Förderung der ‚gemeindlichen Gesundheits- und Wohl- . 


3 fahrtsarbeit. 


. Der Entwicklung ` ‚der gemeindlichen. Wohlfahrtspflege ist aii 
- spřčohend der. kulturellen und wirtschaftlichen Eigenart des Bezirks 


volle Freiheit zu lassen. Den Landes- und’ ‚Bezirksgesundheitsämtern J 


ist ein "Wohlfahrtsausschuß .zur Seite zu stellen. 
6. Als wichtiges Organ der öffentlichen Gesundheitspflege ist das 


ins -Gesundheits- und Wohlfahrtsamt in Kreis und Stadt auszu- 
bilden. ` Es ist einem Arzt im. Hauptamt‘ zu ünterstellen. An die Stelle: 


des staatlichen Kreisarztes tritt der Kreiskommunalarzt, der Stadtarzt, 


dessen ‘Vorbildung die Reichsbehörde bestimmt, dessen Wahl die Orts- 


| behörde vornimmt. 


-. „Die bisherige Dienstanweisung des Kreisarztes ist zu: Sereinfächen, 
. von der gerichtsärztlichen Tätigkeit und aller. überflüssigen Kontroll- 
und Attestarbeit zu entlasten. Der Kreiskommunalarzt (Stadtarzt) be- 
arbeitet die gesamten ‚gesundheitlichen Fragen seines. Bezirkes, -ins- 
‚besondere auch die gesamte sozialhygienische. Fürsorge. Nebenamtlich 


überträgt ihm die Centralbehörde diejenigen Funktionen des Kreis- 
_ arztes, die auch in Zukunft -aus gewichtigen Gründen den staatlichen 
Organen verbleiben müssen (sanitätspolizeiliche Maßnahmen, besonders 


. Seuchenbekämpfung).- 


Der Kreiskommunalarzt (Stadtarzt) ist sis Magistratsmitglied 


anzustellen, dem. das Recht zusteht, gesundheitliche Vorlagen der be- 


schließenden - Instanz (Kreistag, Stadtverordnetenversammlung) VOT- 
zulegen. 
Für das Gesundheitsamt (Wohlfahrtsamt) ist ein besonderer, au 
'reichender Etat aufzustellen, zu dem’ bei leistungsschwachen Kreisen: 
und -Städten das Reich angemessene Zuschüsse zu leisten hat, : Dem 


- . Kreisgesundheitsamt stehen ausgebildete Fürsorgerinnen und ein Ge- 
 sundheits- (Wohlfahrts-) Ausschuß zur Seite. 


: 7. In allen Instanzen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes ist die 
ärztliche Standesvertretung mit gebührendem Einfluß zu beteiligen. - 
. 8. Das Reich (der Staat) muß ohne Verzug für die sozial- 


hygienische Ausbildung aller Ärzte, besonders der beamteten Ärzte, 
| zugestalten und statt der Einzelprüfungen Kollegial. prüfungen: 

einzuführen; bei allen .naturwissenschaftlichen Prüfungen ‘sind Lehrer 
der- medizinischen Fakultät,“ bei allen medizinischen Prüfungen praktische | 


Sorge tragen: 

‘Außerhalb der Tagesordnung . gelangte zur Annahme. folgender 
Antrag. der Berliner ärztlichen Standesvereine, den Geb.-Rat Dr. 
S. Alexander begründete: „Der Geschäftsausschuß des Deutschen 


Ärztevereinsbundes wird ersucht, an geeigneter Stelle dahin zu wirken, 
daß auf Grund Artikels 7, Nr.8 und 10 der Verfassung des Deutschen. 


Reichs vom 11. August 1919 die Einrichtung einer ärztlichen Standes- 


~- vertretung für das Deutsche Reich und die Schaffung einer ‚deutschen 
Ärzteordnung demnächst in. die Wege geleitet wird.“ : 


Den größten Teil des zweiten Versammlungstages füllte der von 


. | Geh.- -Rat Prof. Dr. Schwalbe erstattete Bericht und die sich daran 


anknüpfende, höchst umfangreiche Aussprache über die Neu- 
ordnung des medizinischen Studiums aus. Die For- 
derungen des auf diesem Gebiete seit langem literarisch tätigen Bericht; . 


‚erstatters gipfeln im wesentlichen im folgenden: Unter voller Wahrung 


ihres wissenschaftlichen Charakters ist eine Vertiefung und Erweiterung 
der praktischen Ausbildung zu erstreben; ander endgültigen. Fest- 
legung der Studienordnung sollen Vertreter aller medizinischen Fakul-. 
täten), des Deutschen Ärztevereinsbundes, der Medizinstudieren-- 


'.den’und fachmännische Regierungsvertreter beteiligt werden. Das 


Studium soll auf elf Semester verlängert werden und in drei Haupt- 


'abschnitte zerfallen: i. den vorklinischen vier Semester; 2. den pro- 


pädeutischen drei Semester; 3. den klinischen, gleichfalls drei Se- 
Das elfte Semester -ist für Hygiene, soziale Medizin, ärztliche 
Recbts- und Gesetzeskunde und Ergänzungsvorlesungen bestimmt. Die 
Zulassung zum zweiten Hauptabschnitt ist nur nach vollständigem Be- 


; stehen der Vorprüfung, die Zulassung zum dritten Hauptabschnitt nur 


nach vollständigem Bestehen einer neu einzuführenden Zwischenprüfung 


- . gestattet. Besonderer Wert ist auf seminaristische Gestaltung des 
Das praktische Jabr wird beibehalten; während | 


Interrichts zu legen. 
desselben sollen die Kandidaten als Hilfsassistenten tätig sein 


| ‚gegen Entgelt, und zwar grundsätzlich nur auf inneren, chirurgischen 
und gynäkologisch-geburtshilflichen Abteilungen. Für die Bewältigung 

. des’ Lehrstoffs ‚stellt Schwalbe folgende besondere Forderungen: auf: . 
Im vorklinischen Hauptgbschnitt sollen Chemie und m von medi- 


. durchgeführt werden. 


geschichte sind. durch. eine Vorlesung über allgemeine Biologie, au '.- " 
| ersetzen; die Präparierühungen: sind einzuschränken; der. Unterrichtsstoff _ _ : - 
in Anatomie und Physiologie von allem zu entlasten, was. für den:zu:, . : 


künftigen Praktiker sich. erübrigt. - Neu einzufügen ist eine. Vorlesung 
über Philosophie, ‚insbesondere Psychologie: 


. Nasen- und Kehlkopfkurs, gynäkologischer und ‚geburtsbilflicher Unter- 


| suchungskurs; :schließlich Vorlesungen und: Kurse über allgemeine 


Therapie. Der klinische Hauptabschnitt. soll umfassen einmal Vorträge 


| in den Kliniken mit Krankendemonstrationen,. sodann den. klinischen .. 
' Praktikantendienst in -Uniyersitätskliniken. oder -polikliniken- und in 
‚Krankenhäusern: je zwei Monate auf der inneren, chirurgischen 
und: gynäkologisch-geburtshilflichen Abteilung, je’ einen Monat auf. der 
| psychiatrischen, Ohren-, 
` teilung für Haut- und: Geschlechtskrankheiten und für Kinderkraükheiten: 
Hatte der Berichterstatter das Problem mehr vom Standpunkte 
| des Praktikers® angefaßt, so tat dies der- erste Diskussiönsredner -Prof. . 


Augen-, Nasen- und Kehlkopfabteilung, Ab: 


Fischer (Frankfurt a. M.) mehr vom Standpunkte des Universitäts: 
lehrers. Er verlangt eine Verlängerung der medizinischen 


Er dienzeit auf zwölf Semester, und zwar sollen fünf. Semester 


der vorklinischen, sieben der klinischen Ausbildung zugewiesen werden: 


Das praktische Jahr soll fortfallen, -. .die praktische‘ Ausbildung soll vor: - 


der Schlußprüfung' durch systematische Unterweisung in den Ferien 
‘Hierfür sind alle geeigneten Krankenanstalten. 


Zur Vorprüfung. sind nachzuweisen . 
“mindestens. drei Monate Krankenwärterdienst, für die Zu: 
lassung zur Schlußprüfung mindestens vier Monate Krankenhaus: l 


Deutschlands heranzuziehen. 


tätigkeit in der inneren: Medizin, je drei Monate in der Chirurgie 


und. in der Geburtshilfe. 
die lückenlose Ausbildung des. praktischen Arztes garantiert. und: alle 


- zur Erreichung | dieses Zieles notwendigen Vorlesungen und Übungen 
‚enthält; in ihr ist die Ausbildung in den wissenschaftlichen Grundlagen 
| und Hauptfächern in den Vordergrund zu stellen.’ Auch die Prüfungs: 


bestimmungen sind festzulegen: Der gesamte naturwissenschaft- 


liche Unterricht ist zu reorganisieren und den medizinischen Fakul; > ` 


täten anzugliedern. Ferner ist. das ‚gesamte Prüfungswesen ganz um“ 


Ärzte in die Prüfungskommissionen - als stimmberechtigte Mitglieder 
aufzunehmen. 


= Angesichts so weit auseinandergebender Forderungen zweier Sach- 
verständigen war eine: Festlegung. des Ärztetages -auf -bestimmte Be- 
schlüsse natürlich nicht möglich. Es gelangte daher folgender Antrag 


zur Annahme: Der-41. Deutsche Ärztetag richtet an das Reichsministerium 
des Innern die dringende Bitte, die Neuordnung. des ‚medizinischen. 


' Studiums. ‚sofort mit allem Nachdruck in Angriff zu ‚nehmen. Der Ärzte- . 


tag verlangt, daß bei, den dazu nötigen Beratungen neben Vertretern 


der medizinischen Fakultät Vertreter des Ärztevereinsbundes in gleicher n 


Anzahl und Medizinstudierende der letzten Semester hinzugezögen werden 


und überweist seine. Verhandlungen als zu berücksichtigendes: Material; -- 


er empfiehlt insbesondere. die Leitsätze des Herrn Prof. Fische r. 


(Frankfurt a.-M.) zur Beachtung. 
Über das Abkommen.mit dem. Valai ensien 


verband berichtete Geh. -RatHessius (Berlin); folgende. von ihm aufs 
gestellte Grundsätze wurden angenommen: 


Das vorläufige Abkommen zwischen dem Deutschen Ärztevereins- 


bunde und dem ‚Unfallversicherungsverbande vom 18. Januar 1918 ist 
zum 1. Januar 1920 spätestens zu kündigen. Es soll kein neues Ab- 
kommen geschlossen werden, wenn nicht für das. Anfangs- und Schluß- 
zeugnis je 10 M, für das Zwischenzeugnis 5 M bewilligt werden, 

. In der Regel‘ sollen ‘bei jedem Schadenfalle Anfangs- und Schluß» 


zeugnis eingefordert werden. 
Die sogenannten Couponatteste dürfen von Ärzten weder ausgestellt 


noch unterschrieben werden. . 
Von den seit 1899 bestehenden Vereinbarungen bleiben Nr. 1, 5, 6 


und 7 in Kraft. | 
Nr. 1. Das Honorar für. die. ärztlichen Atteste zahlen die Unfall: 


versicherungsgesellschaften selbst, ohne unter dem Titel „Arzthonorär“ . 


gast einem 3 ähnlichen Ersatz von den Veraichereen zu verlangen. 


eo we o oae er 


- 


[| nn. ru. 
.. oe. -> e mem D a ena t t en a 


Im propädeutischen Hauptabschnitt ‘soll. Allgemeine Pathologie Be 
und pathologische Physiologie, ‘pathologische ‚Anatomie, Bakteriologie = | 
‚und. Immunitätsforschung gelesen werden; ferner Vorlesungen und >- 
i Kurse über allgemeine Diagnostik, Auscultation. und Perkussion,. Kurse 
der internen physikalisch- -chemischen Untersuchungen, Augen-; Ohren-; 


Es ist eine Studienordnung ‚aufzustellen, die f 2. 


 ...n “ 


er ee 


as MW 
x > 


g 2% N 
ug ® "ie arn  \ 
DE 2 50 LE a ee VL 24 map; ` ea: ` 
un ee D ERBE Per D . 
y s N zu. ur x 
a a es A Br a y ri 


BE aa yı an rn 
a, Be š ä 
x nn mmn Sn nn 


-RUPT 


24 
Pr 
ma nu ep 
I re ze Fa 
- 


ER ` Re) ` S 
RPE nn a 
FREENET. 

Res 


= 

ir: = 
SFr 
ra r 


nn 
Be 
> 


n 
EN 2.8 S 
EEE 
plaan an 
Sa N gi: 
= Yo 


ARE 

ES ar Ten. 
Sup a. À 
0 e Opn 


- 


TER: 


Baer 


RT gu 


= 


Te 


we 


x R N“ 


=, 2 ' 
ie EEE 
NS a ae 
eds e 


"erg; 


b 


[3 a 
SUES USER 


i En 
Kar ann 
ZUR: 


-Tal e ae ra 


> 23 


Na 


PRELE Pranger, 
N P S EOE 2 


ET en ner 
Ae RE e a 
- 
Diii <S 


EA IS EET 
z te- A ea te M 


ea Da 
I A 
nn Pe nn 


BL a : s a . 
INA Ta 


+ Se 2i 
TR = er ze ren 


-N 
= « 
SER 
. A Zi E « è 7 ur 
En dee ai BES DE T 
A- Ba WIENER BY ZENT wee Ii Ad FR 
BE ae en 
Vo ne nee a weile. 


E D . 
Ty, m 


Da „Er 
ESTER TER ee 
: h 
SE u = ; 


en EEE LOPTU 
eaan” JFS ER 


Met yr IA 
mas nn nn 
h #777 05 jr Para a Rana 1 
EEr E E E - ei: -Py > 
TUR KETTE nn > 
-. m Aa -— 


E ; 
ERST 
Bann I 


= re, real war, 
aa va Ern 34 8 NET I 


N ~ . u £ . "ie 
Ian e a 
i aas eo ka" m due - 
ee pi i 17,5 i 
ernten x z 
ee Zn 


a u E LE 
WRITE TE NT 


auch) 
rn End mes So = we 
= a 


er A A 
T T 


ride up “~ 
ze a Easan RER. aba] "A Pr 
ee Te nn pn aa ee 
=’ -..- > TA ee ER O a a ne E EE EZ = Z - 
.. et TR. nn a rn nme N TH. TOT Lupe ne 
ART Pe & ET ER e Ne. re en 
3 u. E E z. = 


PAi L ea ahak 


Nee 


ee 


a e 
yet rer 


Bath 


t048 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4i. 


Nr. 5. Die Versicherungsgesellschaften sind verpflichtet, Unter- 
suchungen durch ihre Vertrauensärzte bei: Unfallverletzten nur nach 
vorheriger rechtzeitiger Benachrichtigung des behandelnden Arztes aus- 
führen zu lassen. Die Versicherungsgesellschaften verpflichten sich 
ferner, vor einem etwaigen Eingreifen in das Heilverfahren den be- 
handelnden Arzt in Kenntnis zu setzen. 

| Nr. 6. Verlangt eine Gesellschaft betreffs der Behandlung eine 
gemeinsame Beratung des behandelnden mit einem Vertrauensarzt, SO 
hat sie die Kosten auch für den behandelnden Arzt nach freier Ver- 
einbarung zu zahlen, 
Gleichzeitig wurde beschlossen, daß die weiteren Verhandlungen 
mit dem Unfallversicherungsverband von dem wirtschaftlichen Verband 


` geführt werden sollen. 


à Damit waren die wichtigsten Punkte der Tagesordnung des 
Ärztetages erschöpft. Unter allen Teilnehmern herrschte die einmütige 
Meinung, daß dieser Ärztetag, was Leitung, Berichterstattung und Aus- 
sprache anbetrifft, auf einer sehr bemerkenswerten Höhe stand. 

An den Ärztetag schloß sich die Vertrauensmännerversammlung 
des Leipziger Verbandes an. Man sah ihr mit besonderer Spannung 
entgegen, da sie seit Jahren die erste war, in der ein Austausch der 
Meinungen, sowohl über die seitens des Verbandes geschlossenen 
Tarifverträge, wie besonders über die Wirkungen des Berliner Ab- 
kommens, in größerem Kreise vor sich gehen sollte. Trotz aller Kritik 
im einzelnen, an der es nicht fehlte, kam doch übereinstimmend die 
Überzeugung zum Ausdruck, daß ein weiterer erfolgreicher Ausbau der 
Tarifverträge nur dann möglich sei, wenn die Verhandlungen über 
solche von der Verbandscentrale geführt würden, was nicht verhindern 
soll, daß die Wünsche der örtlichen Organisationen soweit als möglich 
Berücksichtigung finden; dem von vielen Seiten geäußerten Verlangen 
nach einer engeren Fühlungnahme der Leitung des Verbandes mit den 
örtlichen Organisationen sall in Zukunft durch Schaffung von provin- 
ziellen Geschäftsstellen und Geschäftsführern Rechnung getragen werden: 
nähere Bestimmungen darüber bleiben späterer Entschließung vorbehalten. 
Die Unzufriedenheit mit dem Berliner Abkommen richtet sich in 
erster Linie gegen die unter der Mitwirkung der Versicherungs- 
behörden zustande gekommenen schiedsamtlichen Entscheidungen: die 
Verbandsleitung konnte demgegenüber darauf hinweisen, daß die gleiche 
Unzufriedenheit auch auf seiten der Kassen vorhanden sei. Deswegen 
gei man bei den augenblicklich schwebenden Verhandlungen über eine 
Ergänzung des Berliner Abkommens beiderseits damit einverstanden, 
die Behörden bei der Entscheidung über strittige Fragen auszuschalten. 
Das Gesamtergebnis der Aussprache läßt sich dahin zusammenfassen, 
daß allgemein der Überzeugung Ausdruck gegeben wurde, daß trotz 
aller Kritik an Einzelheiten und unbeschadet mancher Wünsche nach 
größerer Selbständigkeit der Verbandsmitglieder der Verbandsorganismus 
in seiner Gesamtheit nicht geschwächt werden dürfe. J. St. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezelchnasen Mitteilungen nur 
mit genauer Que enangabe gestattet.) 

Berlin, Der Minister für Volkswohlfahrt macht bekannt, daß 
die öffentlichen Untersuchungsanstalten für Nahrungs- und Genuß- 
mittel den Standpunkt des Reichsgesundheitsamtes in der Frage der 
Kochgeschirre bei der Beanstandung von Gebrauchsgegen- 
ständen und bei gerichtlichen Gutachten zu beachten haben. Danach 
sind als Kochgeschirre sämtliche Küchen- und Eßgeräte zu beachten 
und f2llen unter den Schutz des Nahrungsmittelgesetzes und des Blei- 
Zinkgesetzes. Der Wortbestandteil „Koch“ beschränkt sich nicht auf 
den Begriff des Siedens, sondern auf die gesamte küchenmäßige Zu- 
bereitung der Speisen und Getränke. Bei der jetzigen Knappheit an 
gewissen Metallen und Rohstoffen und dem Arbeiten mit Ersatzstoffen 
ist diese erweiterte Auffassung für den Schutz der Volksgesundheit 


Die während des Krieges vorläufig eingeführte Wochenhilfe wird 
durch das am 1. Oktober in Kraft getretene M utterschaftsfür- 
sorgegesetz im Deutschen Reiche gesetzlich festgelegt. Es werden 
allen versicherten und allen minderbemittelten nichtversicherten Wöch- 
nerinnen neben einem einmaligen Beitrag zu den Entbindungskosten 
und einer Beihilfe für Hebammendienste und ärztliche Behandlung bei 


Unsere chemischelndustrie, die schon unter der Kohlen- 
krisis schwer zu leiden haben wird, ist von einer weiteren erheblichen 


Gefahr bedroht, wie Dr. Hansen in der Pharmazeutischen Zeitung 


ausführt. Die vier besonders notwendigen Chemikalien für den Betrieb, 
Pottasche, Atzkali, Soda und Ätznatron, stehen zwar seit zwei Jahren 
ERM e M 


— 


12 Oktober. 


unter Zwangsbewirtschaftung und strenger Kontrolle, trotzdem aber 
blüht der Schleichhandel mit diesen Waren aufs lebhafteste. Die 
Gründe dafür liegen in einer zu geringen Produktion im Inlande, wo- 
durch es unmöglich wird, alle Verbraucher voll zu beliefern, und in 
einer riesenhaften Nachfrage des Auslandes. Sowohl die bisher feind- 
lichen als auch die neutralen Staaten, die an unserem früheren Aus 
fuhrüberschuß teilgenommen hatten, wünschen jetzt besonders im 
Interesse der Seifen- und Glasindustrie sich mit den genannten Chemi- 
kalien zu versorgen. Bei dem Stand der deutschen Valuta kaufen sie 
die Waren immer noch sehr billig ein, obwohl schon sehr hohe Preise 
im Schleichhandel dafür gefordert werden. Zum großen Teil existieren 
die angebotenen Warenmengen nur auf dem Papier und werden so im 
Kettenhandel weitergegeben. Das führt einmal zu einer noch weiteren 
Anspannung der Preise, auf der anderen Seite erweckt es den Eindruck 
im Auslande, als ob Deutschland über viel größere Mengen lieferbare 
Chemikalien verfügte, als es der Fall ist, und diese Mengen nut nicht 
liefern wolle. Der Verfasser warnt daher nächdrücklichst davor, die 
noch unbedingt erforderlichen Verordnungen über die Bewirtschaftung 
der betriebsnotwendigen Chemikalien plötzlich aufzuheben. 


| Der Deutsche und Preußische Medizinalbeamten verein 
wird seine 10. beziehungsweise 31. Hauptversammlung am 25. Oktober 
in Weimar abhalten. Das Hauptthema lautet: „Aufgabe und Tätigkeit 
der Medizinalbeamten auf dem Gebiete der öffentlichen Gesundheits- 
pflege unter besonderer Berücksichtigung der Folgen des Krieges“ 
Als Referent und Korreferent fungieren dafür Geh.-Rat Solbrig 
(Breslau) und Kreisarzt Dohrn (Hannover). 


Der Deutsche Verein für öffentliche Gesund- 
heitspflege wird am 27. und 28. Oktober eine Jahresver- 
sammlung abhalten. Verhandlungsgegenstände: „Sozialisie- 
rung des Heilwesens“; „Hebung der Volkskraft 
durch Ernährung und Körperpflege“ und „wiewell 
kann das Wohnungswesen vergesellschaftet wer: 
den?“ Auskunft: Die Geschäftsstelle Karlsruhe i.-B., Herrenstr. 3. 


Zwölf der bekänntesten rheinischen ärztlich geleiteten 
Privatheilanstalten haben einen eigenen Verband gegründet, 
in dem sie die Interessen ihrer Mitglieder in ihrer Eigenschaft als 
Arbeitgeber. sowie die allgemein wirtschaftlichen Interessen zu wahren 
gedenken. Insbesondere verpflichten sich die Inhaber der Anstalten 
auf bestimmte Mindestsätze und allgemein gültige Richtlinien für den 
Verkehr mit dem Publikum. Unter diesen letzteren ist von Interesse 
der Passus, daß medizinische Erörterungen aus allen Prospekten fort- 
zubleiben haben, — 


Die Vereinigung der Assistenzärzte Leipzigs 
(Priv.-Doz. Dr. Sonntag, Leipzig, Liebigstr. 20) ladet im Einverständnis 
mit verschiedenen anderen Ortsgruppen alle Assistenzarztvereinigungel 
Deutschlands ein zur Gründung einer „Bundes de ut scher 
Assistenzärzte“ im Anschluß an den „Leipziger Verband“. Hierzu 
beruft sie einen Vertretertag auf Sonntag, den 26. Oktober, morgens 
9 Uhr, nach Leipzig, Medizinische Poliklinik, Nürnberger Straße 55, 
parterre. Tagesordnung: Gründung, Satzungen und Leitsätze des 
Bundes. In Zusammenarbeit mit dem Leipziger Verband ist ein AUT 
wurf fertiggestellt. Anmeldungen zum Vertretertag werden bis spätestens 
zum 15. Oktober an die Vereinigung erbeten. 


Im Verlage von Urban & Schwarzenberg (Berlin und Wien) a 
schien soeben: „Urologisches Praktikum“ mit besonderer 2e 
rücksichtigung der instrumentellen Technik; für Ärzte und Studieren i: 
Von Sanitätsrat Dr. J. Cohn (Berlin). Dieses aus verschiedentlich å 
gehaltenen Demonstrations- und Übungskursen hervorgegangen® 7, 
ist hauptsächlich für den praktischen Arzt und Studierenden es 
Es behandelt neben den therapeutischen Maßnahmen die zur Un en 
suchung und zur Therapie notwendigen instrumentellen Manipulation 
textlich und illustrativ so eingehend, daß dem Anfänger das Erlern 
der Technik wesentlich erleichtert wird. | 

Davos. Das unter Leitung des Prof. Jessen ‚stehende van 
sanatorium hat die Ermächtigung zur Anstellung eines Mediz 
praktikanten erhalten. 23 


Berlin. Der Chirurg Dr. Ernst Unger hat den Professor 
titel erhalten. ER 


Hochschulnachrichten. Gießen: Prof. Dr. De 
Henneberg, Prosektor am Anatomischen Institut, zum 0. Bol ae 
professor ernannt. — Göttingen: Prof. Dr. Autenrieth (IM 
burg i. B) als Direktor des Pharmazeutischen Instituts berufen: 5 
Hamburg: Prof. Carl Hegler, bisher Oberarzt am All Ben: 
Krankenhaus Hamburg-Eppendorf, zum Oberarzt am Allgemeinen RE 
haus Hamburg St. Georg gewählt. — Jena: Zum Oberarz proi. 
Psychiatrischen Klinik als Nachfolger von Prof. Berger wurde a 
Strohmayer ernannt. — Kiel: Der Direktor der Dermatologls 7 
Klinik Prof. Klingmüller zum o. Professor ernannt. ~, Be 
bruck: Dr. Wendelin Pfanner für Chirurgie habilitie ER 
Wien: Dr. Max Schacherl für Neurologie, Dr. Alfred Poraa 
für Dermatologie habilitiert. z 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berin W 8. 


L rau. Hofme ier verlangt ebenfalls eine entsprechende Auf- 
ag und Einwilligung des Ehepaars. und ein übereinstimmen- 
eg Urteil mehrerer Ärzte; die relative Unzuverlässigkeit aller zur 


-unbedingte Voraussetzung für eine richtige. Indikationsstellung. 
Zunächst handelt es sich hier um eine ernste und oft schwierig 
zu lösende medizinische Aufgabe; denn. es soll nicht nur eine rich-: 


NW 


i We = : Nm RR 
NT x R > ` 3 £ r N , 7 re BR 
a ` XV. Jahrgang. -jip 
re Na an] 
ibas t E | | voog R? 
i Wochenschrift für praktische Arzt — 52 = 3 
vis J j Br | redigiert von Oo o e a R M, = m 2 a el Verlag von. E | = ern nn E E Pi 
a a Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg - ©. Urban & Schwarzenberg © = ., > o SEERA 
i Inhalt: Originalarbeiten: G, Winter, Vorbedingungen und rechtliche ‚Stellung der künstlichen Sterilisierung der Frau: . 0..Kleins ehmidt, — >>ċ a 3 op d 
nie Die Spätfolgen der "Brustverletzungen (Lungeneiterungen, 'eitrige Perikarditis und subphrenischer Absceß). O. A. Rösler, Über die Be- - vi... 7 et 
az, ziehungen der chronischen Bleivergiftung zum Magengeschwür (mit 2 Abbildungen. O. Möog,. Blutdruckmessung. und. Capillarbeobachtung. aa E yi 
N .  R. Hilgermann, Der Aderlaß in der Therapie der Infektionskrankheiten. R. Kohlschütter, Die Gefähr der Bleivergiftung durch ech Si iy 
jes ‚steckengebliebene Geschosse. E. Manheimer, Zur Klärung der Frage, wie lange das Quecksilber nach Schmierkuren im Körper verbleibt. -3 al 
sif _ Rheins, Einfachster Verband bei Fingerfrakturen. — Referatenfeil: 0. Nordmann, Neuere “Arbeiten aus dem Gebiet’ der praktischen - '. .. Atf] si 
ME > Chirùrgie. (Schluß.) — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische. Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: ~ 7 <- 340p 4 ii 
Breslau. Elberfeld. Frankfurt a. M. Gießen. Hamburg. Kiel. — Rundschau: G. A.Büllmann, Ärztliche Gedanken zum Wiederaufbauproblem - > Br 
Gem: der zerstörten Gebiete Belgiens und Nordfrankreichs. Fischer-Defoy, Staatliche Wochenhilfe. — Tagesgeschichtliche Notizen. P BE: cA ii 
HGy `z Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor: k w E 
ril | Ä Ä Ä nn —- m Ä m ER si 
Ne . Vorbedingungen und rechtliche Stellung der en on A Spray Eingriffs auseinandefzusetzen, Ca eni i i 
> M . ene o a Dan. ‚möchte. aber von den vier Kehr er schen Förderungen nur eine Soom BAR RI 
ji künstlichen Ster ilisierung der Frau. | rückhaltloss anerkennen, nämlich die volle Übereinstimmung Se t BAN 
| Ë Von ` 5 | vr en, er ah nicht zugeben, daß anticonceptionelle | k | j if 
1% Prof. G. Winter. Köniesbere i. Pr. Mittel vorher vergebens versucht sein müssen, weil z.B. bei ’ . || 3.1. 
> un ni Zu er 5 vs 9 Herzkranken . auch ‘die vorzeitige Unterbrechung der ein- ee 
I  .„. „Die Sterilisation ist eine Operation, welche tief in das | mal eingetretenen nicht erwünschten ‚Schwangerschaft EN 
ser © ~ individuelle Leben der Frau einschneidet; denn sie nimmt ihr | Schon eine Lebensgefahr für die Frau herbeiführen kann; er ver- Sr 
„z für alle Zeiten die Möglichkeit zu gebären und etwa später ein- | langt womöglich ein schriftliches Protokoll über die Übereinstim- TET 
gi getretene Verluste an Kindern zu ersetzen.. Obwohl Gesundheit | mung beider Ehegatten. Chrobak spricht sich: eingehend über. EP di 
0 und Arbeitsfähigkeit bei richtig. gewählter Methode nicht? be- | die Vorbedingungen zur Sterilisation ‚aus; er verlangt die Kon- a il 
i einflußt werden, so kann das Seelenleben der Frau unter diesen |. Sultation mit wenigstens einem anderen Arzt, er. hält die Ein- HER 
©. unglücklichen Umständen geschädigt und die Harmonie des ehe- willigung der Kranken für selbstverständlich; er, setzt ferner die EB 4 H 
m lichen Lebens g estört werden. Da außerdem manche Indika- _ Unheilbarkeit der vorliegenden Krankheit als sicher oder wenig- RE 
W ` bon noch unsicher und schwankend und die Krankheitsbilder | stens höchstwahrscheinlich voraus, während das ‘Vorhandensein - y Ri: 
$ in ihrer pathologischen Dignität verschiedener Auffassung fähig | lebender Kinder nicht Erfordernis ist;- bei chronisch verlaufender _ e VAEA EM 
j ~ Smd, so ist es notwendig, die Operation mit einer Reihe von | Tuberkulose erwähnt er besonders als Voraussetzung, daß. eine Be 
s  Kautelen zu umgeben, welche sie vor unrichtiger und. unberech- | Abstinenz unmöglich ist oder der Gebrauch anticonceptioneller ied M 
A ügter Anwendung schützen sollen. E s © | Mittel versagt hat oder aus irgendwelchen, vielleicht. aus mora-. N u 
3 -~ Kehrer hat schon bei seiner ersten Veröffentlichung | }schen, . beziehungsweise religiösen, Gründen abgelehnt wird. _ re 
wegen des Ernstes der Krankheitsformen und wegen der Schwie- | Y Winckel fordert die Aufklärung beider Ehegatten, schrift- er ELBE J 
tigkeit der Indikationsstellung ein Colloquium medicum verlangt | liche Einwilligung zur Operation und Ausführung (also wohl Indi- REE j 
j und ein volles,. nicht durch Zureden beeinflußtes Einverständnis | Kationsstellung) in Gegenwart von mindestens drei Ärzten. 8 ] hi 
$ . des beteiligten. Ehepaars als unerläßliche Vorbedingung be- | Sarwe y wünscht als Vorbedingung die Konsultation mit’ einem EEEN 
4 zeichnet. Einige Jahre später stellt er schon bestimmte Vor- Kollegen "und eine erschöpfende Aufklärung der Beteiligten über = EEN i 
7 bedingungen auf; sie sind: | , ` ; J den dauernden Erfolg‘ der Operation. Schickele verlangt | Ei N‘ 
$ ar... Vorheriger vergeblicher. Versuch antioonceptioneller N mL une, Henkel hält die schriftliche Ein- Ped a! 
3 Mittel; er sagt: „Erst dann, wenn sich eines oder mehrere | Yiligung beider Ehegatten erforderlich, ebenso. auch die Zu- PR] Fy 
ý dieser Mittel erfolglos erwiesen haben, kann man an operative | immung mindestens ‚noch eines Arztes; man soll sich ferner PREN 
f Sterilisation denken.“ f D 00001 zur Sterilisation nur dann ‚entschließen, wenn in der betreffenden | Bl. 
“2. Das Vorhandensein mehrerer lebender Kinder ist in der a ne eh un ne ‚pondes Kind vorhanden isi BER vn gii 
i Regel Voraussetzung; bei Beckenenge kann im Einzelfalle von ;. je- Vorbedingungen wiederholen sich also immer. wieder; f I H 
J dieser Forderung Abstand genommen werden. ua es sind ee > ee =, FR TO Rabe 
a . 3% Volle Übereinstimmung der Ehegatten, niedergelegt in 1. Konsultation mit einem oder mehreren Ärzten, - pat ed al 
/ einer gerichtlich gültigen schriftlichen Erklärung, welche be- 2. Aufklärung und Zustimmung der beiden Ehegatten, uhr Thal 
sagt, daß sie mit der künstlichen Herbeiführung dauernder Un- | 3. Vorhandensein eines oder, mehrerer Kinder, We en BR EN.H 
Ä fruchtbarkeit einverstanden sind. Be a “= 4.. vorhergehender Gebrauch .anticonceptioneller, Mittel. . - PR 5 1: 
|  .% Schriftliche Zustimmung seitens des Hausarzts und (Die von Chrobak als Vorbedingung zur Sterilisation | N ii 
; eines zugezogenen zweiten erfahrenen Kollegen. ©- betonte ` „sichere oder höchstwahrscheinliche Unheilbarkeit der Ui N f H 
~ Ehrèndorfer verlangt eine eingehende Aufklärung des | Krankheit“ gehört unter die Indikationen.) en. ea HEE 
Ehepaars. über: die Möglichkeit des Absterbens: früherer Kinder, Zu diesen Bedingungen müssen wir Stellung nehmen, ehe, Be 
die Eventualität der Scheidung und Wiederverehelichung der | wir die operative Sterilisation beschließen und ausführen: ~ — v |; N | HEE 
‚Adi. Die Konsultation mehrerer Ärzte ist eine ` . EIRE 
R. Eai 
E et 
k 


-88 für eine Verpflichtung des Arztes, dem Ehemann und der Ehe- 


i erhinderung neuer Conception in Betracht kommenden Mittel 
Ist eine Erleichterung in der Indikationsstellung. Krönig hält 


t 


tige Diagnose der vorliegenden Krankheit, sondern auch: eine zu- 
treffende Prognose derselben gestellt werden. Es soll, soweit es 


sS 


> 
A 


i Rari a e. 
Ä vie re Fu 


rennen, 
En? Bra Fa RS 


WET 

ET I EU Er Ver 
EEE g i 
Dens ren 
y m aa pra 


FA 
re 
Beer” -Sk 4 


`~. 


PN EL g 
f tr 
mr Ph ern Voten sich) 


De er A 


- Sp Ro Dera e 
; + un u 
ai Pen WE T PIT -a 
ne R Sr Fe 
wi arà Met g aE 
3 


nen æ 


so 


3 


eiee 


a 


r 
ann T 
BAL = 

= zi 


> N + vP. - 
< nn E are 
— wre ag n F = 
= . a E C - sA 
p 3 E ab P3 w 
- u : > TIER, i . x 
- Eeh Br NRA = à > s 
af: tn rg =» > Zu zu = . - Dr 7 _ 
zu TE - — ia Dr a Sun .. pP 
r Por | +7 s men r - 
a an he E : - b- 
> nn EEE - m p-n 2 
ur ap K “ 3 
-~ 
pingi 


ee Nr 
1} 


u Ag mM 
Pr 
Ars 


ni ge a 


ah nn ann 
nn 


EEE 
in, 2 t, T% > 
e EN 


b teeta 


Pore e a 
= ear aE 
— u. set PRAT 


u 
— 


Be ee EET 
oy un n gl 


Sm: ni Ze PI 
nn D a 


= Te ee Ser "ne - 
j ee E 
ur EN e oa  Zn 
- Ar x 5 - 4 ans ih 
ne — z Ra 
~ z 


1050 


überhaupt im Bereiche menschlicher Erfahrungen liegt, feststehen, 
daß die vorliegende Krankheit in der graviditätsfreien Zeit keiner 
Ausheilung oder wenigstens so weitreichenden Besserung zu- 
gänglich ist, daß spätere Schwangerschaften ohne Gefahr ertragen 
werden können. Erst wenn mit voller Bestimmtheit gesagt werden 
kann, daß die Krankheit sich unaufhaltsam weiterentwickelt, daß 
also z. B. der progrediente Verlauf der Tuberkulose durch 
keine Behandlung gehemmt werden kann, daß das Herz auch 
nach Ablauf der Schwangerschaft nicht mehr so weit gekräftigt 
werden kann, daß es die Gefahren einer weiteren Schwanger- 
schaft weiter bestehen kann, erst wenn die Neuritis nervi optici 
als unaufhaltsam bis zur Erblindung führend erkannt worden 
ist, ist eine Sterilisation indiziert. Eine durchaus sichere Pre6- 
gnose vermögen nur sehr durchgebildete Fachärzte zu stellen. 
Ferner sollen in einzelnen Fällen soziale Momente mitberück- 
sichtigt werden, wenn die häuslichen Verhältnisse eine sonst wohl 
mögliche Besserung durch Behandlung oder Pflege ausschließen. 
Hier vermag der Hausarzt am besten das Urteil abzugeben; seine 
sozialen Rücksichten, welche vielleicht individuell in falschem 
Lieht erscheinen oder übertrieben werden, brauchen aber wieder 
oft der Korrektur durch einen objektiv urteilenden und der 
Kranken ferner stehenden Beobachter. Ferner kann. der Haus- 
arzt durch seine genauen Krankenbeobachtungen wertvolle Bei- 
träge zur Prognose der Krankheit geben. Der Operateur soll die 
Schwere des Eingriffs in die Wagschale werfen und die dem ein- 
zelner. Fall entsprechende Methode auswählen. 


. Abgesehen von diesen von verschiedenen Seiten zu- 
sammenzutragenden Grundlagen der Indikation soll die Konsul- 
tation dem die Sterilisation beschließenden und ausführenden 
Arzte die Möglichkeit geben, sich gegen üble Nachreden zu 
sichern, welche bei dieser Operation, ebenso wie beim künstlichen 
Abort sich leicht einstellen, wenn die Operation häufiger ausge- 


ührt oder dem Fernstehenden nicht streng genug indiziert 
erscheint. 


Die Konsultation verlangt demnach drei Ärzte: den Fach- 
arzt, welcher Diagnose und Prognose der Krankheit stellt; den 
Hausarzt, welcher persönliche urd familiäre Interessen vertritt; 
und den Operateur, welcher. die Indikation stellt und die Opera- 


tion ausführt. Je mehr Ärzte, um so weniger Fehlgriffe in der 
Indikationsstellung. 


Ad 2. Die Aufklärung und Einwilligung 
der Ehegatten ist unbedingt erforderlich. 
Der Arzt pflegt ja bei der Ausführung einer jeden Operation 
die Notwendigkeit derselben in einer dem Fassungsgrade der 
Kranken oder ihrer Umgebung entsprechenden Form zu be- 
gründen und die Einwilligung einzuholen. Darüber hinaus muß 
sich vor der Vornahme einer Sterilisation seine Aufklärung auch 
auf die Folgen der dauernden Ausschaltung jeden Nachwuchses 
für die Frau und für das eheliche Zusammenleben erstrecken. 
Die Frau soll darauf hingewiesen werden, daß sie vielleicht später 
unter der ‘Unmöglichkeit, Mutter zu werden, schwer leiden könne 
und daß die Harmonie der Ehegatten gelegentlich dadurch ge- 
stört werden könne; sie soll darauf hingeführt werden, daß die 
Schar der vorhandenen Kinder, welche den Eltern jetzt den 
Entschluß leicht macht, durch Unglück oder Krankheit verringert 
oder ganz verlorengehen kann; sie soll weiter bedenken, daß 
in einer etwaigen zweiten Ehe ihr ein Nachwuchs erwünscht sein 
kann, welchen sie in der jetzigen zur Genüge besitzt. Alle diese 
Bedenken sind besonders notwendig, wenn soziale Momente bei 
der Indikation mit berücksichtigt werden müssen; je freier die 
Indikation von diesem sozialen Beiwerk gehalten werden kann, 


je unabweislicher die rein medizinische Forderung ist, um so un- 


abwendbarer stellt sich die Operation auch für die Frau dar. 
Die Ehegatten müssen in voller Würdigung aller besonderen 
Folgen dieser Operation mit sich zu Rate gehen und ihre Ent- 
scheidung treffen. Um für später jeder Nachrede und jedem Vor- 
wurfe zu entgehen, wird sich der Arzt diese Entscheidung in einer 
schriftliehen Erklärung aushändigen lassen. So notwendig diese 
Zustimmung zu dem Vorschlage des Arztes erscheint, so darf an- 
dererseits niemals der Wunsch oder der Wille der Eltern den 
Arzt in seiner Entscheidung beeinflussen. Die Ehegatten sind 
meistens geneigt, alles aus dem augenblicklichen Zustande der 
Not zu beurteilen; sie wollen gerade, weil sich eben jetzt unter 
dem Einflusse der Schwangerschaft das chronische Leiden der 
Frau verschlimmert oder gar Lebensgefahr gebracht hat, einen 
dauernden Schutz gegen spätere Rückfälle und wünschen eine 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. 


N, > 19. Oktober, 


Sterilisation; sie sind meistens keiner Belehrung über die Mög- 
lichkeit einer Besserung des Leidens und über die oben erörterten 
Folgen der Sterilisation zugänglich und verlangen die Sterilisa- 
tion als Heilmittel aller ihrer gesundheitlichen und auch fami- 
liären Nöte; aber hinter dem Verlangen der Ehegatten nach 
einem Schutz gegen den Rückfall der Krankheit verbirgt sich 
häufig der Wunsch, für alle Zeiten weiteren Nachwuchses und 
damit der Unbequemlichkeit, Sorgen und finanzieller Bedrängnis 
enthoben zu sein. 

Der Arzt darf sich durch dieses Verlangen der Ehegatten. 
von seiner objektiven, auf medizinischer Grundlage ‚aufgebauten 
Indikation nicht abdrängen lassen; er darf ihnen nur das Recht 
der Einwilligung, aber nicht die Mitbestimmung überlassen. 


Ad 3. Das Vorhandensein mehrerer Kinder 


ist zweifellos eine große Erleichterung für den Entschluß zur 
Sterilisation, sowohl für die Zustimmung der Eltern als auch für 
die Indikationsstellung des Arztes; eine unerläßliche Vorbedin- 
gung kann sie niemals sein. Der Gesundheitszustand der Frau, 


welche im Hinblick auf drohende Lebensgefahr oder schwerste 
Gesundheitsschädigung die Sterilisation erfordert, kann schon 
nach einem Kinde und schließlich auch einmal bei einer jungen 
nulliparen Ehegattin auftreten. Die Mehrzahl der Krankheits- 
zustände erfahren ihre gefahrdrohende Verschlimmerung Aller- 
dings erst in späteren Schwangerschaften, z. B. Tuberkulose 
und Herzkrankheiten; oder die erst in späteren Schwanger 
schaften auftretenden Rezidive mit ihren stetigen Verschlimme- 
rungen‘ bringen die Gefahr, z. B. Tetanie, Diabetes. Die 
Situation bei der Indikation wird danach meistens so sein, daß 
schon mehrere Kinder geboren sind, ehe sich überhaupt das 
Leiden zu seiner gefährdrohenden Höhe entwickelt. Es kann 
aber auch anders sein; so z. B. kann die Lunsentuberkulose 
schon nach dem ersten Kind oder gar im Beeinne der Ehe 
und in der ersten Schwangerschaft sich so rapide entwickeln, 
daß auch für später jede Schwangerschaft unterbleiben muß; 
oder die Mitralstenose hat schon vor der ersten Schwangerschaft 
so lebensgefährliche Kompensationsstörungen gemacht, daß die 
junge Frau das Risiko einer ‘Schwangerschaft nicht übernehmen 
kann; in solehen Fällen tritt eine frühe Sterilisation an Stelle 
des: nicht erteilten oder nicht befolgten Eheverbots. Das Nicht 
vorhandensein von Kindern kann demnach kein Gegengrund 
gegen eine medizinisch richtig begründete Sterilsation sein. 

Ad. 4 Die operative Sterilisation beruht auf der Unzuver- 
lässigkeit der anticonceptionellen Mittel, Wären 
wir im Besitze von nicht gesundheitsschädlichen Mitteln, welche 
die Conception sicher ausschließen, so gäbe es heute keine ope: 
rative Sterilisierung; und wenn ein solches Mittel heute erfunden 
wird, so wird morgen dieselbe ihre Berechtigung verlieren. Alle 
Mittel, welche heute zum Schutze gegen Schwangerschaft ange- 
wendet werden, der Coitus interruptus, die Spermatozoen töten 
den chemischen Mittel, die mechanisch wirkenden Pessare, Con 
dome und Spülungen versagen gelegentlich, wie jedes Frauen- 
arztes Erfahrungen zur Genüge beweisen; sie können, demnach 
weder vom Arzte verordnet, noch in ihrer Anwendung kontrol 
liert werden, wenn er im Interesse des Gesundheitszustandes der 
Mutter eine weitere Schwangerschaft sicher ausschließen will. Der 
Arzt, welcher entsprechend den in diesen Blättern begründeten 
Indikationen eine weitere Schwangerschaft für lebensgefährlit 
hält, muß dieselbe mit Mitteln zu verhindern suchen, für domi 
Wirksamkeit er die Verantwortung “übernehmen kann; Bun 
Mittel sind aber die anticonceptionellen Mittel nieht, sondern nl 
die Sterilisation. 

Wer aber als Arzt seine Indikation, entgegen der po | 

schaftlichen Grundlage, so lax stellt, daß eine etwa en 
tretende Schwangerschaft kein Unglück bedeutet, wird aut heh 
unsicheren anticonceptionellen Mitteln greifen; hier on 
sich Indikation und Behandlung in ihrem Mangel an 

bewußtsein. out 

Eine unabweislich notwendige Sterilisation ‚schliebt An N 

die Anwendung anticonceptioneller Mittel wegen ihrer ar val 
heit aus; ein vorheriger vergeblicher Versuch, wie ihn nd 
prinzipiell und Chrobak bei chronisch verlaufender A 
kulose als Voraussetzung verlangt, kann demnach unter N 
dingungen der Sterilisation keinen Platz mehr finden asten 
weniger geeignet zu einer ärztlichen Verordnung in € 


Fällen ist die geschlechtliche Abstinenz, da sie fast m 
folgt wird, 3 


-Digitizedby Google = 27 


f, 
k 
f 
` 
r 
\ 
w 
x 


s e Kopon Oen, Wanten der ranken und ohne soin Wien a und läßt auch die aus sozialen Gründen vorgenommene Sterili- 


a Ooa . F Se > i SeA Kiii 

; j | Ri Er , | l : er z Z, ar 

2% 2 X BEN 

Br R = er SER 
Mi 19. Oktober. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. ` 4051. HN 
bh ^- . > ` Die Sterilisation in der Rechtspflege. [steht aber. dadurch, daß hier ein Paragraph auf eine Handlung. us n 
ge - neas erscheint fast unnöti g, am Schlusse meiner Ausführungen angewendet wird, „welche der u, nn nn a ai | | 
e% : über die Indikationen zur Sterilisation noch in eine Erörterung | gehabt hat und nicht hat ee ne sh Fehl ar Ea 
zii darüber einzutreten, ob diese Operation überhaupt berechtigt a p ine de 58 213 bi 220 anf | ek Heekliche KIEL |; | 
war und juristisch zulässig ist; denn die Indikationen, ‘welche alle | wie Dei der Anwen 99.410 DIE 22 De ee 
Ei auf dem Nachteil einer drohenden. Lebensgefahr oder schwersten Abort aus medizinischen Gründen; denn an gab ‚e8 TER E 
nat Gesundheitsschädigung beruhen, sind so zurückhaltend formu- | der Abfassung des Strafgesetzbuches nicht.: Es wäre besser g-_  :; BB 
ki - iert und‘so sicher durch: Wissenschaft und Praxis begründet, daß | Wesen, dieses selbstverständliche Manko des Sträfgesetzbuches zu- 5:6; 
> “kein nach ihnen. sterilisierender Arzt mit seinem Gewissen oder | Zügestehen und neue Gesetze zu machen, anstatt neue Hapdlungen . 5H NF 
ae Saale ahtar ; Ar | ER öchte ich | in so schiefer Weise nach dem geltenden Rechte .zu:beurteilen. Die `- ;: -girfa 
Be mit einem Richter in Konflikt kommen kann; eher möchte ich | -* | "sehr wohl die ‚Unhaltharkeit des Stande. lb: 
wz © fast glauben, daß der bei diesen Zuständen die Sterilisation | JWisten sehen auch sehr wohl T eoi a OD T ie E E 
ik - nicht ausführende Arzt sich eines Unterlassungsfehlers straf-  punktes ein, die Sterilisatiön nacl S5 doa, Wei die Fa ie: 216 
sa: - bar macht. Ich halte es trotzdem für erwünscht, zu ‘der ‘Frage | ZU verurteilen und suchen auf verschie: ne eb» ertha] es BE 
ti. der Sterilisation in der Rechtspflege Stellung zu nehmen, weil | der richtig handelnden Ärzte zu. erreichen. v. Lil a ee 
347. sie in der öffentlichen Diskussion einen breiten ‚Raum einnimmt spricht der Sterilisation die Rechtswidrigkeit ab, N Kg 
ic und. weil. der sie. ausführende Arzt wissen muß, wie sich even- | gesundheitlichen Interesse der Behandelten notwendig erscheint, . ~- <- 5; T 4 
y ~ tuell der Richter zu seiner Handlungsweise verhalten wird. und sieht ‚darin auch-die in späteren Schwangerschaften | auf- e I N 
at - © Der Grund, warum die. Sterilisation ‘in der Rechtspflege | tTetende Lebensgefahr oder “schwerste. Gesundheitsschädigung; =: <f ij 
et eine besonders. Stellina einni beruht darauf. daß durch sie | eine Ansicht über die aus rein sozialen Gründen im Interesse der .. o o AHi 
5 | g einnimmt, beruht darauf, dab -durch sie Ehegatten: vo; = ne Sterilisati nicht: zero nicht ante a 
mi -die Rechte anderer getroffen werden können. Jede“andere-Ope- | 7 ® nm poruas il abenfalle die iha Gründen: 2. AFTA 
= ration wird nur dann Gegenstand eines Gerichtsverfährehs, wenn | Heim berger will ebenfalls. die. aus medizinischen Gründen: .- en 
| vorgenommene Sterilisation als. nicht rechtswidrig gelten lassen Ba i RA 


ir: 

i — geführt wird, oder wenn ihre Ausführung fehlerhaft und schäd- : $ a NE RR | ODR ` 
pa - lch gewesen ist. "Die Sterilisation, welche die Frau für alle |. Sion, welche er im übrigen vollständig unter 55 224 und, 225 ! 

= Zeit unfruchtbar macht, trifft aber auch den Ehegatten und be- | des StGB. fallen lassen will, straffrei, wenn die Einwilligung der .- Bl 

= rührt das Interesse des Staates, dessen. Wohl in einem zahl- | Verletzten vorliegt. Zitelmann sieht in der Einwilligung ein’ we 
| | j Rechtsgeschäft, dessen Gültigkeit hinfällig würde, wenn es einen - en i 


^ =, reichen und gesunden Nachwuchs ruht. © Das Interesse des 
je . Staates wird natürlich nicht durch den einzelnen Fall berührt, 
- „sondern erst dann in’ Mitleidenschaft gezogen, wenn ihm durch 


Verstoß gegen die guten Sitten. bildete, und als solcher sei der - 
Eingriff zu bezeichnen. Puppe sucht den ' Notstandspara- 
graphen $ 54-des StGB., welcher zur Legitimation des künst- : 


IREISE, 
ee 
Du =a 


v Ba g 
Be Aasi - ” - oa 
STRICH FE 


eg : | 
z ` -eine große Ausbreitung der.O©peration ein beträchtlicher Teil ge- | 8 en a N er 
z - — sunder Staatsbürger orenthalten wird. Deshalb sehen wir aut ‚| .. PR a ee nd ne a jf 
i die öffentliche Di ion ü i issiekeit terilisation | WW% auch auf die Sterilisation anzuwenden; eine Ansicht, welche . KERN 
entliche Diskussion über die Zulässigkeit der Sterilisation wieder von Hoimk erger lebhaft: bekämpft wird. - Die Auf- | 


K erst ‚beginnen, als der Staat durch den Geburtenrückgang in 
zi- Bedrängnis um seine Volksvermehrung zu kommen fürchtete. 
o E Der Staat hat sich um die Zulässigkeit der Sterilisation wenig 
gekümmert, und die Juristen haben sich über dieselbe nicht ge- 


zählung dieser Meinungsäußerungen genügt, um zu beweisen, . 
daß die Juristen bislang keine. gesetzliche Handhabe gefunden 
haben, um gegen den Mißbrauch der Sterilisation einzuschreiten, - 


ne Sen 


e Pa ' 

E \ SENT ie 
is - ati Pi 
x W m = ’ ` - . 
Pr j D u 3 r$ x 5 
è g x 

$ u er an ea ` Er ai A, 
IELO RTN aa s - Ze 


SUN 


ER ELITE ta: = 


E äußert, trotzdem wir seit etwa dreißig Jahren eine operative Ste- | und nach dem heute geltenden Rechte werden sie sie auch kaum 2 
A ` rilisation kennen und ausführen. Da aiea wie beii künstlichen | finden. Praktisch hat dieses Manko unserer Gesetzgebung his a | 
r Abort, ein- schon vorhandenes keimendes Leben vernichtet wurde, | Jetzt keine Folgen gehabt, denn meines Wissens ist bislang noch ok 
5 s0. war kein Grund, aus -staatlichem oder juristischem Interesse | Miemals die Sterilisation Gegenstand eines gesetzlichen Verfahrens R i Ai 
nn die Zulässigkeit der Sterilisation zu prüfen. Erst mit dem Augen- | gewesen und kein Arzt ‚wegen unberechtigter Ausführung: der- Bar A 
s ‚ blick, wo die Sterilisation eine immer größere Ausdehnung an- selben bestraft worden. ee a Ay a i El a F ! 
: nahm und ‚immer häufiger ohne wirklich medizinische Gründe | Diese. Situation känn sich aber ändern und bei der Stellung, I a 40h 
En ausgeführt wurde, und-wo. dem Staate gleichzeitig mit dem | welche der Staat heute zur Sterilisation einnimmt, erscheint es Ban H 
s Immer mehr zutage tretenden Geburtenrückgang immer mehr ge- | recht wohl möglich, daß ein Arzt wegen Ausführung einer Sterii-” ` -<7 HE a 
a sunde Staatsbürger vorenthalten wurden, begann die Erörterung | sation zur Rechenschaft gezogen wird. Deshalb erscheint es mir’ Bar ar Be Bit 
& über die Zulässigkeit der Sterilisation; sie wurde nun von der | notwendig, die Stellung derjenigen Personen, welche an der Aus-- . ..°. ale | i 
. Diskussion über die Notwendigkeit des künstlichen Aborts nicht | führung einer Sterilisation Interesse haben, zu erörtern; das sind ` ~ E h 
f | nn. un, trotzdem diese beiden: Mecon juristisch u die Frau, der Arzt und.der Staat. ee S E Bl 
| ecizinisch sehr verschieden sind. Nicht die Operation an sich, | Die Frau hat zweifellos das Recht — von der ehelichen © Sefa 
E nn = en hat an und be p p e Verantwortlichkeit ihrem Manne gegenüber sehe ich hier ab— > Td p 
f A nd nur um diesem zu steuern, nicht um an PROGA = eine jede Operation an sich ausführen zu lassen, welche sie will; > < Klee Hl, 
f keat 3 1a. Operation an sich anzufechten, bemühen sich | sie kann sich ‚einen Finger abschneiden oder die Brust amputieren ` € -pi dh 
+ ER Bu u RR ; . | lassen, wenn sie will. Ebenso kann sie sich auch. sterilisieren : > ~; cii i i 
e h a n Juristen schwer Eo eine nn er lassen. Die Frau hat das Recht, über ihren Körper zu verfügen, — EN Í Miri 
j ` Steri. Setzbuch zu finden, welche einem Einspruch gegen die |'solange nicht das Recht eines anderen dadurch verletzt wird, Ba | 
en lisation als Grundlage dienen könnte; denn als dasselbe er- | und auf ihren Körper hat außer ihr niemand ein Recht als ihr He R Mn 
Ä | u gab es noch ‚Keine Sterilisation. Dennoch nn ihnen | Mann. Durch’ den Fortfall des weiteren Nachwüchses wird aber. eo. F En 
; Tafgesetzbuch in Seinen Paragraphen ‚224 und > eme | das Interesse des Staates berührt, welcher für sich Nutzen us > > p SH 
| x abs zu bieten, und Lilienthal und die Mehrzahl der | demselben ziehen. will und zur Erhaltung :des Ganzen auch zu i AR ji; 
vorigen Juristen, welche sich zu diesem Punkte geäußert haben, | ziehen berechtigt- ist. . Dieses Interesse des Staates kann sich: ` -fs SE 
- ` Sind dieser Ansicht. Die Paragraphen lauten: wohl in dem Wunsche äußern, daß aus vaterländischen Gründen -> =o Sri pp 
‚9 224. ‘Hat die Körperverletzung‘ zur Folge, daß der Ver- | die Frauen sich nicht der Möglichkeit weiteren Nachwuchses -| ml 
letzte ein wichtiges Glied des Körpers, das Sehvermögen: auf | durch ‘die Sterilisation, entziehen; eine Pflicht, zu gebären, kann © x Coar Grieg 
' finem oder beiden Augen, das Gehör, die Sprache oder die | er ihnen nicht auferlegen. In dem Punkte: der freien Verfügung ec ae |: 3 
Zeugungsfähigkeit verliert . ..... . so ist mit Zuchthaus bis zu | über den eigenen Körper steht es bei beiden Geschlechtern: ver-. Br Ai 
fünf Jahren oder Gefängnis nicht unter einem Jahre zu er- | schieden; der Mann ist dem. Staate zur Wehr verpflichtet und ` wi IB i GJ 
kennen, : = en mt strafbar, wenn er sich absichtlich derselben durch eine sonst: un- af 
© 8225. War eine der vorbezeichneten Folgen beabsichtigt | nötige. Operation oder -durch Selbstverstümmelung entzieht; die- Bee 
„Und eingetreten, so ist auf Zuchthaus von zwei bis zehn Jahren | Frau hat keine staatliche Verpflichtung, ist in dem Verfügungs- En Hi Ah 
zu. erkennen. | | . | recht über ihren‘ Körper nicht beschränkt und demnäch nicht eh ki i 3 ] 
Da. die Operation nach dem Ausspruche des Reichsgerichts | strafbar, auch wenn sie die Sterilisation ohne jeden medizinischen  - PE Reny 
als eine -Körperverletzung anzusehen ist, so wäre nach dem | Grund an sich ausführen läßt. Sollte der später. zu erwähnende. er peata 
Buchstaben obiger Paragraphen der Arzt mit zwei bis zehn Jahren | Entwurf des Staates zum Gesetz werden, dann würde auch die g FH TEN. 
strafbar, welcher die Zeugungsfähigkeit durch die ‚Sterilisation | Frau strafbar werden, welche’ sich ohne':ernste medizinische In- ne | ss 
zerstört, Natürlich ist das ein Unding. Dieser ‚Widersinn ent- | dikation sterilisieren läßt. Anders ist es natürlich beim 'künst- ee u i i: 
| Bu 
-o 
a 


4 


Y E c er Bir u Eee = > “ 7 Pf ie NEE EEE 
i "er x 2 er N E 2 A g“ 3 Be > EICHE 
Rs À > Be 1% N g } Kran ZA 
A at- (4 - g 1 der ` r 
RR ARE S f 
S EN f 
iR i Š 
vn” WA A | è l \ 
Hi T 1052 0.1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.42. 
Pi i Ve - 3 r 
le | l 


Eur \ Du ai . 
I 


Amt 
3 > In s 


lichen Abort, wo die sich dem. Abtreiber 'hingebende Frau an dem“ 
Verbrechen gegen das keimende Leben teilnimmt. : 

Der Arzt darf die Heilkunde in ihrem gesamten Umfang 
Ri ausüben und ist nur strafbar, wenn er durch mangelnde Sach- 
Be  kenntnis oder Falirlässigkeit seinen Patienten Schaden zufügt. 
wu o Sein ärztliches Handeln soll den Regeln der Wissenschaft ent- | 
sprechen; aber selbst wenn er eine Operation ausführt, welche i 
durch dieselben nicht ihre Sanktion erhält, bleibt er gerichtlich 
straffrei, wenn er das Einverständnis der Kranken dazu hat und ` 
solange er keinen Schaden durch Fahrlässigkeit anrichtet. Er 
kann deshalb auch die Sterilisation ausführen aus welchen Grün- 
den er will, selbst aus rein sozialer Indikation, ohne dadurch 
gerichtlich strafbar zu werden. Anders ist es mit den Gesetzen 
er. der ärztlichen Ethik; gegen diese verstößt jeder Arzt, welcher 
Ba; sich von-dem Zweck aller ärztlichen Tätigkeit, Krankheiten zu 
a. heilen und zu lindern, entfernt und sich zu Eingriffen nur aus 
sozialen Gründen gebrauchen läßt; er wird den über den Ge- 
setzen ärztlicher Ethik und über der Berufsehre wachenden ärzt- 
lichen Organisationen verantwortlich sein, dem Gericht ist er 
es aber nach dem heute geltenden Rechte nicht. 

Der Staat hat ein doppeltes Interesse an der Sterilisation: 

Erstens muß er dafür sorgen, daß durch dieselbe das gel- 
tende Recht nicht verletzt wird. Dieser Grund, welcher ihm 
das Recht und die Pflicht auferlegt, gegen den ohne medizinische 
Gründe ausgeführten künstlichen Abort energisch einzuschreiten, 
besteht bei der Sterilisation aus, wissenschaftlich nicht an- 
erkannten Gründen vorläufig nicht, da kein Gesetz die Aus- 
führung derselben einschränkt; sobald eine Gesetzesvorschrift 
vorliegt — und ihre Einführung scheint bevorzustehen —, müßte 
er schon als höchster Vertreter seiner Rechtsgrundsätze für die 
Innehaltung derselben sorgen. Wohl kann. er auch jetzt schon 
dafür sorgen, daß seine Organe, das heißt in diesem Falle die 
Universitätslehrer, die beamteten Ärzte und die. Ärztekammern, 
belehrend und mahnend auf die praktischen Ärzte einwirken, daß 
sie sich nicht mit der Indikation von dem Boden der Wissen- 
schaft entfernen. 

Zweitens: Sein Hauptinteresse liest aber darin, daß ihm 
durch die Sterilisation nicht gesunde Staatsbürger vorenthalten 
werden, deren Kraft er zur Wehr und Arbeit für das Gemeinwohl 
gebrauchen kann; sein Interesse ist- ein bevölkerungspolitisches. 
In welchem Umfange dasselbe heute geschädigt wird, läßt sich 
nicht abschätzen; es kann aber keinem Zweifel unterliegen, daß 
mit der nicht indizierten Sterilisation eine ungeheure Verschwen- 
dung an gesundem Nachwuchs getrieben wird. Wir Ärzte be- 
greifen und billigen dieses Interesse des Staates sehr wohl und 
sind bereit, durch Schonung der weiblichen Empfängnisfähigkeit, 
soweit sie mit unseren medizinischen Anschauungen vereinbar 
ist, demselben entgegenzukommen; wir müssen aber aussprechen, 
daß das Interesse des Staates ihm vorläufig kein Recht an die 

SE Hand gibt, gegen andersdenkende Ärzte einzuschreiten. Es,be- 
Ea NE I steht bis jetzt keine rechtliche Handhabe, mittels welcher er die 
aeg 15 E Ärzte zwingen kann, seinem Interesse dienstbar zu werden. Das 
GREA 8 E sieht der Staat natürlich auch selbst ein und bereitet einen Ge- 
N ia- setzentwurf vor, welcher es ihm ermöglicht, dem Mißbrauche, 
Be welcher heute mit der Sterilisation getrieben wird, zu steuern. 
_ Derselbe lautet: | Et 
$ 3: Wer vorsätzlich die Zeugungs- oder Gebärfähigkeit 
‘eines anderen mit dessen Einwilligung beseitigt, ohne nach S 1 
hierzu befugt zu sein, wird mit Zuchthaus bis zu drei Jahren, bei 
mildernden Umständen mit Gefängnis bestraft. _ | 

Wer vorsätzlich seine Zeugungs- oder Gebärfähigkeit durch 
einen anderen beseitigen läßt, ohne nach $ 1 hierzu befugt zu 
sein, .wird mit Gefängnis bestraft. 

Der Versuch ist strafbar. 

S 1 lautet folgendermaßen: i ER 

Eingriffe oder Verfahren zum Zwecke der Beseitigung der 
Zeugungs- oder Gebärfähigkeit eines anderen (oder der Tötung 
der Frucht einer Schwangeren) sind nur zur Abwendung einer 
schweren anders nicht zu beseitigenden Gefahr für Leib und 
Leben der behandelten Person zulässig und nur einem staatlich 
anerkannten (approbierten) Arzt erlaubt. IR 

Wenn der Staat diesen Entwurf zur Gültigkeit erhebt, so 
hat er, was er will; er kann die Frauen verhindern, sich Ölne 
zwingenden Grund sterilisieren zu lassen und kann die Ärzte, 
welche nicht nach den Regeln der Wissenschaft handeln, in 
schwere Strafe nehmen. Damit ist seinen Interessen vollauf 

gedient. | 


Es ist hier nicht meine Sache, zu diesem Entwurfe Stellung | 
zu nehmen; ich möchte aber aussprechen, daß wir Ärzte es nur 
mit Genugtuung begrüßen können, wenn der Staat.sich ganz auf . 
den Boden der durch die Wissenschaft anerkannten Indikation 
stellt und dem Mißbrauche, welcher ‚heute mit der Sterilisation 
aus sozialer Indikation getrieben wird, einen Riegel’ vorschiebt. 

Heute aber ist die Sterilisation noch nicht 
Gegenstand. der Rechtspflege, sondern Sache 
ärztlicher Gewissenhaftigkeit und Ethik 

Wer nach den von mir aufgestellten In: 
dikationen sterilisiert, wird weder mit 
seinem Gewissen, noch. mit den Gesetzen 
ärztlicher Ethik in Konflikt kommen. SE 

Literatur: v, Lilienthal, s. Placzek, Künstlicher Abort 
und künstliche Unfruchtbarkeit, S. 401. — Heimberger, M. m. W. 1918, 
Nr.i. — Kehrer, ZbL f. Gyn. 1897, S.965. — Derselbe, Beitr. z 
Geburtsh., Bd.5. — Ehrendorfer, Beitr. z. Geburtsh., Bd.1. — Hoi 
meier, Gynäkologische Operationen, S.448. — Krönig, Operative 
Gynäkologie, S. 345. — Chrobak, ZbL f. Gyn. 1905, S. 649. — v Win- 
ckel, Allg. Gyn. Bergmann, Wiesbaden. — Sarwey, D m. W. 1905, NT. 8. 
— Schickele, Strafrecht und Frauenheilkunde. Bergmann, Wiesbaden. — 


Henkel, s..Placzek, Künstliche Fehlgeburt und künstliche Untrucht- 
barkeit, Ss 163. / Br 


sn Pe 
a re ac 
Aa anne, 
- - - em 


ee a 
n — \ er i" ur Pa b < us 


"m 


—n gh sE — 


iE 


a Zn 


HE E RE 
Kein ur 5 
un ng 


ei 
m 
~ 


= 
Fr 


z ES 
eT 
-A> 


e pa 
pn a 


u 

ae 
DER Zara tr 
ee er — SP nn 


: j i 
r 
u — 


Aus der Chirurgischen Universitätsklinik zu Leipzig An 
(Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Pay. 

Die Spätfolgen der Brustverletzungen 

(Lungeneiterungen, eitrige Perikarditis und 

subphrenischer Absceß). 
Von | a 
Priv.-Doz. Dr. 0. Kleinschmidt, 
Oberarzt der Klinik. 


TSS 


— 


rn 7 
IEnas > 
-w 
oe 

r- -e 
me -tage 
pee vr; 


Die eigentlichen Spätfolgen der Brustverletzungen kommen 
zustande, nachdem die akuten Erscheinungen längst abgeklungen 
sind und oft ein mehr oder weniger langer Zeitraum völligen 
oder nahezu völligen Wohlbefindens eingetreten war, In anderen 
Fällen besteht ein mehr allmählicher Übergang der akuten Er- 
scheinungen beziehungsweise Komplikationen zu den Spät 
erscheinungen. l | a a SN 

Für die erste Gruppe finden wir die Erklärung für das Aut 
treten von neuen Krankheitserseheinungen meist in der Anwesenheit 
von Fremdkörpern, die längere Zeit scheinbar steril eingeheilt 
waren, in Residuen von Endzündungsprozessen, wie Narben und 
Adhäsionen, die mit der Zeit geschrumpft sind und infolgedessen 
zu Reizen und Beschwerden Veranlassung geben, oder im Aut- 
treten von sekundären Krankheiten, die sich in der verletzten 
Brust leichter lokalisieren, als in der gesunden. = = 7 

In die zweite Gruppe gehören Fälle, in denen die akuten 
Erscheinungen allmählich in ein chronisches Stadium ‚übergehen, 
Dahin gehören besonders die chronischen Entzündungen von Lunge, 
Pleura, Perikard und Subphrenium. infolge von BrustverletzungeN, 
Da diese Erkrankungen aus den akuten Komplikationen hervor 
gehen und im akuten Stadium häufiger und bedeutungsvoller sind, 
sollen sie hier nur ganz kurz erwähnt beziehungsweise der Vol 
ständigkeit halber anhangsweise gebracht werden. Das gilt 
erster Linie für das Thoraxempyem. N 

Die Ursache für diese Empyeme ist fast immer in der Ver 
‚ eiterung eines Hämothorax zu suchen. Besonders der Hämopneumo; 
thorax zeigt die größte Neigung zur Vereiterung (Philippowie2) 
Die Infektion ist dabei seltener von der Lungenwunde als von (1 
| Thoraxwunde aus zu erwarten, wie von vielen Beobachtern (Hohl- 
| beck, Heß und Anderen) festgestellt ist. Je größer die Thorax; 
wunde und je schwerer die Zertrümmerung der Weichteile UN 
besonders des Thoraxskelettes, desto größer ist die Intektionsgelall 
| Die Diagnose der Vereiterung eines Hämothorax mach E 
allgemeinen keine Schwierigkeiten. Wenn auch Tempera 
steigerungen in frischen Fällen von Hämothorax nicht selten na 
so müssen sie doch immer unsere Aufmerksamkeit wachrui ; 
besonders wenn auch die Pulszahlen steigen. Philippowl® | 
konnte durch Punktion an verschiedenen Stellen der a 
stellen, daß der Inhalt der Pleurahöhle" zuerst oft nur in der je 
der Ein- beziehungsweise Ausschußöffnung Mikroorganismen ar 
hält, während er in entfernter gelegenen Teilen noch steril wai 
Durch konservative Behandlung in völliger Ruhe kann die In! wohl 
des ganzen Ergusses verhindert werden, Oft wird en 


nr 
en 
MEI IE 


# 


4 
z ` 
. xN v] 
O gle ii 
EL 5’ 
< J s CA > 
DFi > 2. 1 se. .. 
IL), 


- er 
u He 


R a | Digitized by Go 


v 
` 


“. 


wa 
mm 


De N NA 


mr gi 


.— -æ wm , un 


~ anschließen. : 


‚ einher. -So kann ein Fremdkörper eventuell in den Pleuraraum 
À In erster Linie sind da die Granatsplitter zu erwähnen, besonders . 
wenn sie spitze Zacken haben: Kleine Hämatome und: chronische 


> Solche Fremdkörper müssen entfernt werden. Die Lokalisation . 
_ gelingt. mit Röntgenbild besonders mit Tiefenbestimmung meist şo 


vorgerufen werden, 


Rn 


| Chronischen Reizzuständen mit seröser Exsudation führen können 


Überzuges. 


‚ Auch ohne einen solchen großen. Apparat auszukommen. Nach 


© yy cie r ee en a, en E Ee an DEEP et! ne. ae ee ER Do = 
einen Ne E BEI ART, ee en : 
-ar Pag RT. ce - . Ser eiw . RA = . = De a Ex a a t 
A R A E UN STILL ONA g ee E a e XE ae ET 2 
et E DE SE re Ge 5 A E T EE aA eT EANN FEE SAS E, ENE IN u » ak er nor . 
v Er BR EAN E E, s ; ne er iat I EA Ba PEN eo i x 
. i ; 2 i ù j & ` E - -, DR To x in 1 
z “nn. . 2 
| 2 D ee BL 
> r - D “1 7 
ES oy - Yet TAE u A 5 t 2 SW: Fpi ar t 
En an Hl „ ..- ae 5 \ Fa A EA , » t 
` ae . ee Pr SR rk . - e HTE = ` ‘e r 
ra en S B NEE , 4. s j EURE ag i we g ek N t’ 
3 f £ Br An er ET ' N u. s h x 
E iy olre Koad : 1e 
` 2 ~ Fa i d Ti f -. 
x BA . 


7 } 


19 Oktober. = Br 


. ` x - i % . 2 =. 
. x p : . 2 . ; 
x 8 y 
’ ’ 


‚nicht gelingen. Nach den Infektionen von außen- kommen als 
wichtige Infektionsquelle die Infektionen. durch Fremdkörper, die: t Zur : Entfernung 'emdkörpern der 
in die Pleurahöhle eingedrungen sind, in Betracht. -Es ‚handelt sich |: Lunge ünd' dem Zwerchfell- muß. man breiten Zugang: zu dem ` 
nei | ‘| Thoraxraume haben. Dieser, ist dürch: langen: :Intercostalschnitt ...:. .. 

- eventuell mit Rippenresektion. zu- erzielen. : Um bei tiefsitzenden :  '.::'. = 
. Fremdkörpern: die Lunge durchpalpieren. zu können, muß. man =... 
„eventuell die ganze Hand in den Thoraxraum einführen können.“ 
Die Ineision muß unter Leitung des Anges geschehen wegen ^. < 
"Blutungsgefahr. Steht‘ ein ‚Überdruckapparat zur Verfügung, so. . 
kann er nach Schluß der Lungenwunde zur Anlegung der Thorax- 


-. meist um. Geschosse, Geschoßteile, . Rippensplitter‘.oder.. Kleider- 


fetzen.. Die Anwesenheit der zuerst erwähnten Fremdkörper wird 
. das  Röntgenbild ohne weiteres ‚ergeben. Kleiderfetzen können 
nur - vermutet werden. Da aber für alle diese Fälle nur eine 
chirurgische Behandlung in Frage kommt, weil die Fremdkörper 
entfernt werden müssen, sò können wir nur durch die offene breite 
. Thorakotomie uns wohl immer überzeugen, daß kein Fremdkörper 


E :mehr vorhanden ist.. Im übrigen gelten für den vereiterten Hämo- 


thorax für Behandlung und Nachbehandlung die allgemeinen Regeln. 
“l. Seltener ist, wie schon gesagt, die Pleurainfektion von der 
` Lungenwunde aus. Bei Durchschüssen wird ‘sie’ so gut wie nie 
‘ beobachtet... Klinisch nachweisbar ist nach Gerhardt eine 
Infiltration der Lunge nach Schuß. sehr. selten. Die Infiltration 
kann dabei noch ‚durch Blutung in -das Lungengewebe' hervor- 


.. gerufen sein, ‘Wir können also wohl den berechtigten Schluß ziehen, 


daß die Lungeninfektion beim Durchschuß überhaupt sehr selten ist. 
.. ` Etwas. häufiger ist sie beim Lungensteckschuß. Wenn wir 
auch oft Fremdkörper in der Lunge reaktionslos eingeheilt finden, 


so bilden sich doch. nicht zu selten Lungenabscesse und | : 
Gangrän aus.: Diese können einerseits. ihre Entstehung dem | tritt. Ähnliche Beobachtungen sind auch bei anscheinend gesunden 
Lungen und 'Tuberkulösen gemacht worden (Rieder und Andere) . 
Es, handelt sich dabei um kleine Einrisse der gesunden beziehungs- 
weise tuberkulösen Lunge nach starkem Husten, Niesen mit Eröffnung: 
Ist die Lunge verletzt gewesen, kann: ein 
solcher Einriß naturgemäß leichter. eintreten. Klinisch tritt ein .. 
starker Schmerz und meist vorübergehende Dyspnöe in den ` 
Vordergrund,. objektiv der metallische tympanitische Klopfschall. ` 
Große praktische Bedeutung‘ kommt dieser seltenen Komplikation ` 
‚nicht zu. Ebensowenig spielt die Spätblutung eine wesentliche 


infizierten ‚Fremdkörper verdanken, oder die Infektion eines Hä- 


. matoms um den Fremdkörper kann vom Bronchialbaume aus er- 


-folgen.” Sekundär kann sich an den Absceß wieder ein Empyem 


' -~ An dieser Stelle möchte ich einiges über die Anwesenheit 


von Fremdkörpern nach Brustschüssen überhaupt einfügen. 


Auch. die. aseptisch eingeheilten Fremdkörper können Be- 
schwerden machen, ja auch Gefahren bringen, sodaß dann ihre 


| Entfernung verlangt werden muß. 


I ie yl ag i 

. „Auf die Fremdkörper des Herzens beziehungsweise Herzbeutels - 
und der großen Gefäße will ich hier nicht näher eingehen, da. sie 
‘als Spätfolge der Brustschüsse sehr selten in Betracht kommen. In 


-- „der neueren Literatur fand ich nur eine Angabe von Jirasek, der 
. zweimal pulsierende Fremdkörper beobachtete. 1. Ein Granatsplitter 


steckte im Muskelfleische- des. linken Ventrikels und führte zu 


einer Labilität des Pulses und 2. “ein Geschoß-fand sich zwischen 
dem fünften Brustwirbel. und dem Abgang ‘der großen Gefäße. 


Erscheinungen machte der letzte Fremdkörper nicht. Anders ist 
es mit den Fremdkörpern der Lunge und der Brustwand. 
Die Diiferentialdiagnose, ob Lungen- oder 


: Brustwandsteckschuß,. kann große. Schwierigkeiten machen, 
. wenn der Fremdkörper in der Nähe der Brustwand sitzt. ‘Die 


Tiefenbestimmung nach Fürstenau führt aber meist zur Siche- 


. tung. der Diagnose. In den anderen Fällen bietet die Röntgen- 


durchleuchtung meist genügenden Hinweis. Im allgemeinen machen 
die aseptisch geheilten Lungenfremdkörper. keine Beschwerden, 


; wenn die Pleura nicht Verwachsungen zeigt. Auf eine Eigenschaft 


der Fremdkörper muß -aber hingewiesen werden, Das ist das 
Wandern derselben. Viele Beobachtungen scheinen: darüber nicht 
vorzuliegen, aber es kommt zweifellos vor (Schwarz). Aler- 


gelangen oder in der Pleura sitzenbleiben und Reizungen derselben 
verursachen. Stärkere Beschwerden können Fremdkörper der Brust- 
wand machen, die in der oberflächlichen oder Intercostalmuskulatur 


Sitzen. Bei Bewegungen und beim Atmen verursachen sie Schmerzen. 


Reizzustände sind die Folgen. Am. lästigsten können sie für den 


tager werden, wenn sie einem Intercostalnerven benächbart sind. 


a daß eine Entfernung möglich ist. Ähnliche Beschwerden 
onnen auch durch Tangentialschüsse mit Rippenverletzung her-. 
Das Fehlen eines Fremdkörpers und die 
patung des Schußkanals geben genügende Auskunft für die 
anleitung. der chirurgischen Therapie. ` o | 
„Zu erwähnen sind noch die Steckschüsse der Pleura, die zu 


Heß). Am schwierigsten zugänglich sind solche des Zwerchfell- 
fast Die Ausführung von Operationen an den Lungen werden 
S6 überall unter Überdruck ausgeführt, In Notfällen ist jedoch 


Pa 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK 


- 


dings. geht: das Wandern wohl immer mit Entzündungsprozessen | 


` ' E u ë -3 
f : a R a 
Zu ip odra tage A En a tas 
` er ES pS 
. ý i a bai ” Su E € i 
T p - Mae R Š: 8 ri 
S x = ern 
u U r ' bao T 
z . PET 
. Ld ah 
Pi . N A 
‘ 1. $ * 
: k EEE 


Fe 


_ 
ee .* 


. 


für die Ausführung von Operationen an der Lunge genügen 3 mm. Hg 


in unserer Besprechung. vernachlässigt werden. So. wichtig Pneu- 


. 


merksam gemacht, der bei Verwachsungen der Pleurablätter ein- 


‘ 


des Bronehialbäumes. 


Rolle. Die einzige genauere Angabe, die ich finden konnte, rührt 
von Müller- her. 


Als Ursache. fand sich eine blutige Durchtränkung des ‚morschen 


. Veränderungen im Pleuraraume, die fast immer vorhanden sind 
und ‘diese bedürfen einer kurzen Erwähnung, da sie..nicht selten 


unter Umständen Gefahren bringen können. 


lagerung auf die Pleurablätter. Schwartenbildungen und Ver: 
 wachsungen zwischen ‚den: Pleurablättern sind die Folge. : Die jeden - 
 Bluterguß begleitende Pleuritis ist für uns weniger wichtig. Sie ` 
entsteht durch den Reiz des ergossenen Blutes und fördert die 
-Fibrinabscheidung. Auch. als Folge_intrapulmonaler Entzündungen 
wird sie aufgefaßt (Philippowicz). Am leichtesten treten 
Verklebungen und sekundäre Verwachsungen im Sinus 
"phrenico-costalis (Gladek, Hartert, Kaminer und Zondek) 
ein und führen hier zu Behinderungen der Lung enausdehnungs- 
fähigkeit, meist 'mit Zwerchfellhoch- und. -stillstand. Sind die Ver-. 
wachsungen strang- oder bandförmig, so sind Zerrungen an der‘ 
Pleura meist unvermeidlich und :verursachen Beschwerden. Aber‘ 
auch schwerere Folgen werden beobachtet. Durch die Adhäsionen 


Brusthöhlenorgane kommen, die schwere Atmungs- und: Circulations- 
störungen veranlassen. . Auch weitgehende bleibende Herzverlage- 


beobachtet (Gladek Hofbauer und Andere). -Einen besonders ` 
krassen Fall beschreibt Weinert, der allerdings zu den größten | 
Seltenheiten gehört. Ein Degenschlucker, der eine solche Verlage- 


Unser ganzes Bestreben bei.der-Behandlung von Blutergüssen - 
muß darin bestehen, ‘die Verwachsungen zu verhindern. ` Durch 
Punktion bei verzögerter Resorption, die von den meisten Autoren 
-in Abständen von acht bis zehn Tagen geübt wird und eventuell - 
durch künstlichen Pneumothorax, (Ehret, Reichmann, 
Rochelt,.Heß), besonders _aber durch - die zweckmäßig aus- 
gedachte Atemgymnastik (Hofbauer, Heß, Katzenstein), 
wird das in der Regel gelingen. Sind doch Verwachsungen ein- 
getreten, so kann man die nach Heß durch die Anlegüng eines 
künstlichen Pneumothorax dehnen oder lösen und dadurch die 
subjektiven Beschwerden zum Verschwinden bringen. Besonders 


. 4 


- 
ne 


s i x Tiris 3, fj $ 
vaf zn ay z er 5 O 
i % a} . . 
+ k € . 
een : j air 


‚den Erfährungen vieler Chirurgen ist der einseitige Pneumothorax ` ` 
‚meist unschädlich. Zur : Entfernung: von Fremdkörpern aus- der.. - 


. 


"naht verwendet werden, um` die Lunge wieder soweit wie möglich.. > 6407; 
auszudehnen. Der Überdruck :muß dabei'etwa S mm Hg betragen, 


(Sauerbruch,)., Der. Hämothorax' und seine Komplikationen.  : 
‚können ebenso wie der Pneumothorax in seinen verschiedenen Formen . 


Mmothorax, besonders- doppelseitiger, und Blutung für das Schicksal U 
der frisch- Lungenverletzten sind, -sowenig. kommen sie als Spät- ~, a07 
folgen in Betracht. In der Literatur finden sich nur wenige Ans .: .;: 
"gaben darüber und diese betreffen die ersten Wochen. ` So: hat . 
Bäumler: neuerdings wieder: auf den Spätpneumothorax auf- = > 


lie In seinem Falle fand eine Spätblutung nach -- 
sechseinhalb Wochen und drei-Monaten statt, die zum Exitus führte. - 


DEE SEE u Ze a 5 
si se ER 
eat KERN 
EN 
ee i En eh er 
# . eg r weg 5 à. 
Ne enden 
. è a "SE: éE- 
. = eto 
Ben 
/ et ww N 
s a Ba x 
$ nf. Rn tun 
> A ER # 
ne ARSE 7 
` ah u: 
A , - ti d H 
ar Fe a a h 
"a... ZUR Ei 
t 5 ii A 
PES eN È w.d 
a Hi IS 
g A BI tr 
EERON NE ih ja 
t fe . 
au Bere x, 
, AE i 
A AE 
vi St t i an 
Br X y 
Bene F 
AE - peeo: 
Tl 
„orike f 
iA j 
- Sur 
u F 5 e ” 
ey T 
4.: | = 
Se { | 
sof A aw 4 
tt EN 
N AI E. 
Be wre. 
DEY DER S 
» .. A r g 
P 2 SUR, In»; 
$ aS -gi 
$ E A , 
x: 5 Ri w è 
ee Ti l 
DB E 5 + ri h 
irii = oelh G. 
Si vs kj: + i. 
BR t Rip Y 
KGN EEE 
BR} E f y 
- à 1 
f E g i 
uf F k. 
i gd r P 
R-S -E e ii 
z1 2 2 E 
u » sH uN 
ni SH v 
TE DAE 
an: 
. ee | As 
er Yes aa Ba 4 
. - er n \ RE. 
z 5 vgl ee 
r. a ; G un $, Rn, 
} A. an t K`: DR: 
SCART -i I Yaa: Dune 
Pa Ds P 19 t A f, 
sar RO w ik 
en E j“ 
d RB: 
ee i | > $ 
Br Si n C 
EEAS $ D 
k N i 1% 
en 
we, } ‘ 
TER SI 
Pa $ 9? 
A | "I TH 
š 5 2 a iR N 
SCH Sl 
wear EEA 
> Ki g yip 
O R iu 
) x u; 
SB. | 
DR ! E } ; 
a T DER 
eis i £ EN 
Ei t | dai 
h kii’ 
hr 
- i 


Unterlappens bei. einer schweren Thoraxverletzung. Wenn auch 0o 
die Blutung an sich keine Rolle äls Spätfolge ` ^: 
der Lungenverletzung spielt, so gibt sie Anlaß zu = 


hoch” lange unangenehme Beschwerden hinterlassen und auch. | 
| Jeder länger þe- 
stehende ‚Bluterguß führt zur Abscheidung ` an Fibrin' und Auf- . 


N er a 


kann es zu weitgehenden Verlagerungen und Abknickungen der- 


rungen und Skelettverbildungen-an Rippen und Wirbelsäule sind oft `. 


rung der Brusthöhlenorgane erlitten' hatte, verletzte -sich beim Ein- - 
führen des Degens Ösophagus und Aorta und starb an Verblutung: ` 


b : 
tS 


RN 


aa 
oo 


N 
BE Zur 
pres In = ns 


nn I 


a $ 2 au 
. à » r 
KIITZSINTELERURT TER x 


- Sy PER i 

x“ A z ` 
x 2) en 

le . EL EL K ya F 
rarei A e a a a 


2 


Sn 
ET EI UI EEE TEEN EZ EEE NEE IT ET FIR TEE er 


x 


e 


nn nn an a Lu 


na 


SE zen NS SE no 
Be AAE L e EEP E A 


ee N RR er PERS ch T ER - wi, i - . 

PERN REN EY S, E N E S E presata ar menge EP te 

een Se, RL ET ER WER I 
$ 


r Amm 
-e 


” t La 
È ey Ens 
noa tna’ 


S z 
ir _ ~ . 
mr re am = 
ee ne u "e. aome 
om 


-a 
Cai P 
4 
Ps 
— BE ATRI L O 
£ 2 = = 
7 IITISETEFTTIZTIT TOTER N RU RI EN N 


um Amann 


I II A 


ao um: u u ne a rc 


2,08 . e e 
~ i . 


3» 


TE amt re Were an nme 
? = Ri ' , 


men 


- senp T 
» .. = . 
au Paz 
wu an e. o omea nt arap yaa È 
ee Tara A ice 
r 


ea ..% 


paar 
- ta 
1 a 


Éz 
pr - 


:; ” 
at G 5 Si 
De .. ag . 
- ER, RP s 
ee en 
5 ær f 


a et Aa an 


<- 
nn nn nenn nn 


ee a rer ni 
Š an 2 sa En .. Bremen 
EEE Aa en un? OOE 


a nn 


RT ET IT RE ran, 
U DEU -; ER 
~ 


wo. z 
r- A 
Fan 72 ` s ER 4. 
la - ze aN By 
5 = mai 


A> 
~ 


SI N meae degt ar maae e ee o a O, 


WATERED 


RIED UN TNA OIE Urn 
; A aa 


s EAN N ARN 


-+ 


Be t 
¥; h 
43, H à ; 
ai u 
EHER 
ph 
ee 
en t} 


Yeu wT 
u 4 


5 E 
E 
If 


ERASOAN Rn ara u ET She ERBETEN 
e WR Rt ei Ran DEN BT Te u 
r An Ya ne ha” AJ R r z vav Y PIANOA A P A 5 sui ii Y 
se ol: Ra Á EA A at 
Pi: > s iny 
j re 
Zn 


- 
(s 
3 


— 


A 2. 


Ta VER NTA 


ze 


- 


= ww, "d z > ~ To Aaii 


<r 


e a aa K- 


æ 


mn e 
. 


nn 2 3 3 
rn u Eh 
v er s Aa sia 


Dagrente- ea e 
N 


S z 


TIRS 
——- - 
y = 
PUR d 

Fido it 

J z 


e. 
PES W 


Jyzz 
> . re 
-— ek 


= 

a f 2 Kr 

— gm 
g 


m pai ma 


1] 
! 
i 
t 
$ 
i 
[> 
' 
i 
1g 
1 
3 
+ a t 
Pi 
l 
$ 
t (i 
4 H 
t 
\ i 
\ 1} 
u 
i 
un, 
ui 
‘ 4 
4 4 
h p 
o Í 
a 
i 
5 
|] 
i : 
5 
5 
) 
H j 
E Ld 
IE 9 
i 
i h 
f ' 
i S 
r ł 
i g 
. f IK: 
i 
` 
IR H: 
Pr 
Y o t 1 m 
» r p: $ 
‘ 
` F u a 
: i rn; 
? l Wib 
nRa a 
1 
ei. "A 
D b ` j At 
nr. n 
1,18 a 
ar A . 
B \ N 
dr 
“ir 
N z 
\ 17% 
Er] UIS 
I M 
t ing 
į + pibe 
SELLR i 
a E 
A ierni v í i 
rE) H "77 
à> (4% 
$ T í 
i ka GANE h. 
t +i 
.r ' 
g | IEN 
gi N 
\ R ip f 
Ei 
í ’ 


4 


. >. 
e - > gaama 
en = = s ir 
tge i e Er ~ £ 
E en u a a En EN ee ei ann 
PENOS m - r 
-. a teser rS pory .- m 
sin ~= Be as 
Baal < — nr Te r. 
mie A 2 ar T arae pA ah Or 
> -y FARG « 
a u —— ze 
- 2- 
i -— m “ 
- Ber 2 


— + 


- A ar ee 
~ pa nen 
- 1 x u - 


T 
“ u 
Ra 


\ 


ist aber auch für die bereits bestehenden -Verwachsungen die 
Atemgymnastik zu empfehlen, da sich dadurch selbst Verbildungen 


des Skeletts und die Atmungs- und Kreislaufstörungen wieder 
zurückbilden (Hofbauer). 


Das Prinzip der Atemgymnastik besteht in einer Einengung 
der gesunden Lunge durch Kompression, während die kranke Seite 
bei erhobenem Arme durch starke Atemexkursionen ausgedehnt 
wird. Die Ausdehnung -kann durch Spirometrie kontrolliert werden 
(Freund und Cay et). 3 | | 
Die pleuralen Adhäsionen bieten auch für das spätere 
Schicksal der Lungenverletzten noch Gefahren, da eventuelle 
Lungenerkrankungen dabei leichter eintreten können und schwerer 


zu verlaufen pflegen. Besonders die Bildung von abgesackten 
Empyemen ist zu befürchten. | 


Zu den Spätfolgen-nach Brustverletzungen gehören die nicht 
allzu selten auftretenden chronischen Katarrhe (Kretz). Sie 
sind oft sehr hartnäckig und wohl auf Infekte infolge von schlechter 
Lüftung wegen der Schmerzen bei der Atmung zurückzuführen. 
Sehr viel seltener ist das Auftreten von Pneumonien und Broncho- 
pneumonien im Spätstadium (v.d. Velden). 

Noch nicht genügend bekannt scheint das Verhältnis der 
Tuberkulose zur Brustverletzung und ihren Folgen zu sein. 
Theoretisch müßte man, nach dem, was man über die Einengung 
des Thorax und die Lokalisation der Tuberkulose weiß, an- 
nehmen, das bei vielen Patienten Tuberkulose als Spätfolge 
eintritt, besonders bei solchen Patienten, bei denen durch 
Schwartenbildung beziehungsweise Adhäsionen Atmungs- und 
Kreislaufstörungen bestehen. In der, Praxis wird der Zu- 
sammenhang von vielen Autoren nicht hervorgehoben, sondern 
eher für selten erklärt oder geleugnet (Gerhard, Zeller, 
Toenissen, Großberger). Philippowicz sah drei- 
mal das Aufflackern bestehender Tuberkulose. Rieder führt 
einen Fall an. Kronenfels’fand mehrfach bei Nachuntersuchungen 
tuberkulöse Erkrankungen bei Patienten, die vor der Brustquetschung 
gesund gewesen waren. Ein sicherer Überblick über diese Kom- 
plikation der Brustverletzungen läßt sich zurzeit auch nicht ge- 
winnen’ und es gilt, da erst einmal größeres statistisches Material 
eingehend zu verwerten. Unter'einem besonderen Gesichtspunkte 
wäre noch ein Zusammenhang der Tuberkulose mit Brustverletzungen 
zu betrachten. 

Nach Großberger entwickelt sich bei lange dauernden 
Eiterungen in anderen Organen nicht selten eine bisher latente 
Tuberkulose der Lungen. Dieser Fall könnte, falls die Unter- 
suchungen Großbergers bestätigt werden, wohl bei allen Em- 
pyemen in Betracht kommen. | | 

Spätsymptome von seiten des Herzens werden von vielen 
Beobachtern erwähnt. Sie kommen nicht nur vor nach Pleuritiden 
und Empyemen, die direkt auf den Herzbeutel übergegriffen haben, 
bei denen sich also eine Perikarditis entwickelt hat, sondern auch 
bei Entzündungprozessen, die auf die benachbarte Pleura beschränkt 
sind und nach Hämothorax. In diesen Fällen sind Verklebungen 


der Pleura mit den Perikardblättern die Ursache von Zerrungen 


. oder Verlagerungen, die auf die Herzaktion einen ungünstigen 


Einfluß ausüben. Die Verklebungen kommen nicht nur durch auf 

dem Lymphwege fortgeleitete Entzündungen der serösen Häute 

zustande, sondern auch infolge lange andauernden Druckes, der 

die Serosablätter aneinanderpreßt, wie z. B. ein lange bestehender 
Hämothorax. _ | 

Eine seltene Spätkomplikation der Brustwandverletzung ist 

- die sogenannte traumatische. Lungenhernie. -Sie verdankt ihre 


Entstehung einem Brustwanddefekt, der entweder im Skelett oder | 


in. der Muskulatur sein kann. Das Vorkommen ist sehr selten. 
Es sind nur einige 50 Fälle bekannt geworden. Die Diagnose ist 
leicht und die Therapie eine chirurgische durch Weichteil- oder 
Knochenplastik. Der jüngste Fall ist von Kronenfels beob- 

t. | 
Be Neben den Spätfolgen, die sich auf die Lungen und das 
Brustfell und die übrigen Brusthöhlenorgane beschränken, müssen 
wir noch mit einigen Worten auf Folgen eingehen, die andere, 
zum Teil entfernt gelegene Organe betreffen. Es ist da zu unter- 
scheiden zwischen solchen Organen, die durch die Verletzung 
direkt in Mitleidenschaft gezogen sind und solchen, die, an sich 
‚unverletzt, zu Beschwerden Veranlassung geben. 


Zur ersten Gruppe gehören die in die Zwerchfellkuppe hin- 


einragenden Organe der Bauchhöhle, Magen-, Milz- und Leber- 


verletzungen und Verletzungen des Zwerchfells selbst. Die gleich- 
zeitigen Verletzungen von Milz und Magen geben im allgemeinen 


_ Auftreten oft sehr langsam sich entwickelnder suk 


js 
A a 
re er 


selten Veranlassung zu spät auftretenden Folgen, wenn man V 


renise 
Abscesse absieht. Gleichzeitige Verletzung der Leber kommt auch 
mehr als Frühkomplikation in Betracht.. Doch können auch in I 
Leber sehr chronisch sich entwickelnde Abscesse —beobat En 3 
werden. Als weitere Komplikation des Lungenleberschusses tri al 
selten Cholothorax auf, der einer Leberpleurafistel seine Entstehung 
verdankt. Es entwickelt sich das Krankheitsbild der galligen 
Pleuritis (v. Gaza) oder des galligen Empyems (Rychlik) Die 
Prognose dieser Fälle richtet sich nach‘ der Schwere der Leber- 
verletzung. Beim Cholopyothorax kann nur Thorakotomie helfen ~ 
Für die Betrachtung der Spätfolgen 'der Brustverletzungen = 
ist die gleichzeitige Verletzung des Zwerchfells wichtiger als die 
der eben erwähnten benachbarten Organe. Denn nicht selten 
bleibt diese Verletzung selbst bei genauerer Untersuchung in der" 
ersten Zeit verborgen, da sie zunächst keine Erscheinungen zu 
machen braucht. Plötzlich oder allmählich treten dann die Er 
scheinungen einer Zwerchfellhernie auf. Ziehende Schmerzen nach 
dem Essen und beim Gehen, seltener Erbrechen, Oppressions- 
gefühle, pleuritische Reizungen, Atemnot. Die Symptome sind oft 
zuerst so unbestimmt, daß die Stellung der Diagnose Schwierig- 
keiten verursachen kann. Das Röntgenbild gibt dann meist sofort 


. genügende Aufklärung. In den Fällen von Ranft und David- 


sohn traten die Beschwerden erst nach zehn beziehungsweise 
sieben Monaten auf. Der Patient Ranfts ist allerdings in der 
Zwischenzeit zweimal wegen Magenkatarrhs behandelt worden. 
Dieser wird sehr wahrscheinlich auf die Hernie zurückzuführen 
gewesen sein. Ähnliche Fälle, auch solche von jahrelanger Dauer 
des Bestehens der Hernie, sind übrigens schon früher vielfach 
beschrieben. Die Behandlung. dieser Hernien richtet sich nach 
den besonderen Verhältnissen. Im einzelnen kommt die Re- 
position der Bauchorgane, meist des Magens und des Netzes, mit 
Zwerchfellnaht in Betracht und ist auch schon oft mit Erfolg aus- 
geführt worden.- Auch das Kolon kann in die Brusthöhle ver- 
lagert werden. Die Zwerchfellhernien entwickeln sich so gut wie 
immer.links. Nur einen Fall von rechtsseitiger Hernie konnte ich 
finden (Gläßner). In diesem Falle handelte es sich aber nicht 
um eine Schußverletzung. | N a 
Zur zweiten Gruppe von.Organen, die ohne gleichzeitige” 
Verletzung Beschwerden aufweisen, die als Spättolgen der Brust- 
verletzungen gedeutet werden müssen, gehören die Bauchorgane 
und die Extremitäten. Poea: N 
Die Lokalisation von pleuritischen Beschwerden 
in der Appendixgegend durch Vermittlung der retroperitonealen 
Lymphbahnen ist oben schon erwähnt. Besonders die Pleuriüs 
diaphragmatica macht solche Symptome (V anverts), Bauch- 
deckenspannung ist eine häufig beobachtete Komplikation 
aller Thoraxverletzungen. Liegt keine Verletzung der ‚Bauchwand 
vor, so ist an Reizung der Intercostalnerven zu denken. Als Spät- 
folge von Brustverletzung kommen besonders Fremdkörper- und 
Narbenreize in Betracht. In solchen Spätfällen ist die Richtung 
des Schußkanals genau festzustellen (Boettner), um eventuell 
durch chirurgische Maßnahmen Hilfe zu bringen. Auch eine‘ tort: 
geleitete Pleuritis kann zu Bauchdeckenspannung führen Briz. 
An den Extremitäten findet sich sebr häufig der 
Schulterschmerz, der heute fast allgemein als Phrenicusreizung 
nach der Brustverletzung aufgefaßt wird. Die Behandlung ist 
eine interne. Von den übrigen Extremitäten sei eine Beobachtung 
von Finsterer erwähnt. Bei einem Patienten mit linksseitigem 
Brustschuß traten bei der Inspiration und Perkussion Schmerzen 


in den Oberschenkeln auf; Finsterer führt diese aut Ver 
mittlung des Vagus zurück. | | 


In der Besprechung der Brustverletzungen haben wir des 
Lungenabscesses und der Lungengangrän Erwähnung getan, ohne 
näher auf das Krankheitsbild und seine Behandlung. einzugehen: 
Die Entstehung der Abscesse und der Gangräne ist rA 
wegs nur durch die Anwesenheit von Fremdkörpern wie bei ; A 
Brustverletzung zurückzuführen, wobei unter Fremdkörpern no x 
nur Geschoßteile, Skeletteile oder mitgerissene Fremdkörper, uh 
Kleiderfetzen zu verstehen sind, die durch äußere Gewalt in C 
Lungengewebe eingedrungen sind, sondern auch- solche, die dur gt 
den Bronchialbaum auf natürlichem Wege in die Lunge gempi 
sind. In diese Gruppe der durch. Fremdkörper verusät s 
Lungeneiterùngen kann man auch die auf dem embolischen er 
entstandenen rechnen. Die entweder primär septischen oder 
von aseptischen Thromben stammenden Emboli wirk n in der Lung? l 
durchaus als Fremdkörper., EB nur 


A, 


> + 
® u 


Wr, & 
i o oLa 
a En air 
a E 
aA aA 
- N U Ze 
ge” "a? N 
? u ir’ 
a “ 1 è 
1s Fa > 
u 


ug - 
a wte E 
Car ASUR a 
Sun 


yo 


`~ 


Digitized by Google 


th > 


à OE A 
= weil u Rein Teen 
s jr 25 51.4 De A a R r = a 
RETTET ER? Eee E ORTEN 
ee TEEN Fee an en NET TOTER ss ea re N! Ve 
eperra E ET GESEHN GRAF IE IE BE ae BR N N 
Ö arg) zes “ 4 EN K r = -`e 3% e . ` ia E s GA a 4 3 
= EIN y © z De = + is a z > x N A “or oe Sr PS A 
Bon Ten aS ET, Ba EN S E R G e OEE Br EN PETE Te Ba ae 
> E a E R ee ne h i en N Pr ags k ae Ba “re SE Pa NE ee € 
ep leg We Tor u OLTEN a . E E A, 7 5 ; Sch ! tan 
ra i h BY Ti w FN e g N 
rE : AN ; on 
p ; ; 
r i aie W ay wr a À Pak j : à Br ' 
SP E vn > BR a: et 
van ; — r . ; - i j 
bi 40: he r t f 
X: f f er A i 
a s Le. = Er - 
> ne $ D y i . 
zu en 
E - 7 g j a yr : no - 


- 


, ` Diese Art der Entstehung der Lungeneiterungen ist die 
.— geltenere 'im Vergleich zu den häufigeren. Fällen, die. ihre Ent- 

“ stehung ‘einer Lungenentzündung und besonders der Broncho- 

 ._ pneumonie verdanken.. Noch. seltener ist die Gruppe der Abscesse 

: beziehungsweise Gangräne, die durch Einbruch von außerhalb der 

~ ` Lunge gelegenen Eiterungen entstehen. Von diesen sind zu.nennen 
. 7 das Pleuraempyem,:der Leberabsceß und der subphrenische Absceß. 
-Eine besondere Stellung nehmen die mischinfizierten tuberkulösen 


i 
T 
Ro. 
Jr 
2 


TA : Kavernen ein. Gleichfalls - hierhen gehören auch die weiten iso- 
A - lierten Bronchiektasien,. die sehr ähnliche Erscheinungen machen 
Bro und auch wie Abscesse behandelt werden. Fe e, 
= ~ -Ob es sich úm einen Fremäkörper-handelt oder nicht und 
Èi ob- der Entzündüungserreger im: Bronchialbaume, im Blutgefäß-. 
£ ‚system oder im interstitiellen Gewebe seinen Sitz hat, die Infektion 
u greift auf die Umgebung über; ein: kleinerer oder. größerer Bezirk 
pi wird atelektatisch durch Ausfüllung der Alveolen mit Eiter, -und 
ko es erfolgt nun eine Einschmelzung des betroffenen Lüngengewebes. 
1S Ob sich. ein einfacher Absceß oder ein jauchiger Absceß oder eine. 
Bi  Gangrän entwickelt, hängt allein von. der: Art der Entzündungs-' 
zi erreger ab. Der einfache Absceß braucht zunächst nicht mit dem 
hi ' Bronchialbaume in Verbindung zu stehen. Aber jeder größere 
Ye Absceß bricht doch eines Tages in einen größeren Bronchus ein 
ko  ,.- und dann kommt nicht selten eine ‘jauchige Infektion des èin- 
nd fachen Abscesses hinzu. Kommt es nicht zur Bildung einer ab- 
ii ~- schließenden Absceßmembran, ‚sondern dringt die jauchige ‚Eiterung 
= __ ,;Phlegmonös- in die Umgebung weiter, so erhalten wir das Bild. 
$ : đer Lungengangrän, die sich über einen ganzen Lungenlappen er- 
TE strecken kann., 022 ae z 
© Die klinische Diagnose der verschiedenen Formen der Lungene.. 
ù). eiterung ist oft nicht leicht. Namentlich die Differentialdiagnose 


ži - . kann große Schwierigkeiten machen. Ich will auf die Symptomato- 


pi - logie hier nicht näher eingehen, da sie- ja bekannt ist, und nur 
“das: Wichtigste kurz zusammenfassen. Bei allen Formen, Absceß, 
 :Gangrän und Bronchiektasien und auch bei in das Lungengewebe 


g `: durchgebrochenen Empyemen finden wir meist große Matsen von 


5 .  .$Sputum, das meist unter heftigem Reizhusten zu gewissen Tages- |-das- gilt- ‚besonders - für . chronische  Abscesse, . gut’ ‘entleeren zu. .  ..\ j 
H stunden entleert wird. Das Sputum, im Glase äufgefangen, lagert | können, muß eine breite Öffnung erfolgen (Quincke, Groß, . .,.. nk tH 
sich fast immer in drei Schichten. Zu .unterst der reine Eiter, | Philippowicz).. Sind noch. weitere. Abscesse in der Um- . "5 $ 

> darüber eine 'wäßrig-trübe Schicht, hauptsächlich aus Speichel :| gebung, so müssen diese gleichfalls eröffnet-werden und:die Höhlen - : ;-;- -Fyk y 41 
y ‚bestehend und zu oberst mit Schleim gemischte schaumige .Eiter- | zur Schaffung guten .Abflusses.: vereinigt . werden. Beï großen Et f 
y ballen, die lange Fortsätze in die wäßrige, Schicht schicken. Der | Höhlen mit starrer Wand müß eine Tamponade derselben ausge- ug ie EEE 
-~ ~ Zusammenfluß des Eiters in der tiefsten Schicht deutet auf Lungen- | führt‘. werden, um die Expektoratión. zu erleichtern (Garré)... >- ; At i 
m absceß oder durchgebrochenes Empyem hin, während die schärfere, | Auch in: der Nachbehandlung spielt die Tamponade eine. große. ., e. 1 pi aw 
5 bleibende Trennung der Eiterballen für Broncbiektasien beziehungs- |. Rolle, da sie allein imstande ist, einen . Schluß der Höhle vn 47 Sir ih: 
A weise für den aus tuberkulösen Kavernen stammenden Eiter | innen heraus zu ermöglichen (Garré); Sonst kommt es leicht ^54 = iet gi 
y charakteristisch ist. Fauliger Geruch des Sputums läßt Gangrän |. zu Fistelbildungen.- Das- spätere Schicksal der Absceßträger hängt PERRI 
3 .oder jauchigen : Absceß vermuten. : Die mikroskopische Unter-.| von der Art der Narbenbildung“ ab. Bei stark : geschrumpften- - ` pia N 
FE ‚Suchung des Sputums kann noch mäncherlei Charakteristisches zu- | Narben kann. eine spätere Thoraxplastik nötig sein, Im.allge-, ER E 
p tage fördern. . Die Anwesenheit von - elastischen Fasern finden | meinen genügt die Atemgymnastik, die durch geeignete Verbände Be 
„wir meist bei Abscessen. Das Fehlen derselben spricht aber | unterstützt werden kann (Helferich). Die Eröffnung der. ` ~ Bi ii 

< Nicht‘ gegen die. Diagnose, da sie bereits aufgelöst sein können. | Lungenabscesse erfolgt in Lokalanästhesie und. bei freier. Pleura- -070 GEH d p 
Die båkteriologische Untersuchung liefert fast nie eindeutige Re- | höhle' die Ausführung der Lungenpleurahinterstichnaht unter Über: _ u api 
sultate, da alle diese Herde in den Stadien, in denen sie Er- druck: Gegenüber den operativen ‚Verfahren sind die konserva- aali $ 


‚SCheinungen machen, mischinfiziert sind. a 
. Die physikalische Untersuchung. läßt bei leichteren Eite- 
rungen fast immer im Stich. Besonders bei allen Prozessen, die 
tief im ‚Lungengewebe gelegen sind, kann weder die Auscultation 
noch die Perkussion: Gewißheit bringen. Sind große Höhlen vor- 
anden’ und haben sie bei längerem Bestand ` eine derbe Kapsel, 
so können :die bekannten- Höhlensymptome auftreten. In der Be- | 
ziehung sind: die Höhlen des Oberlapperis günstiger als die des 
~ . Schlafferen Unterlappens. Eine wichtige Bereicherung 'der Dia-. 
;_ ->~ gnostik -bietet das Röntgenverfahren. Mehrfache Aufnahmen zu. 
verschiedenen Tageszeiten lassen oft den gefüllten Absceß ganz 
deutlich in-Lage, Abgrenzung und Füllungszustand.. erkennen. 
Per exclusionem kann dann auf die Anwesenheit: von Bronchi- 
Ä ‚ktasien ‘oder Gangrän verwiesen werden. In allen Fällen führt 
allerdings ‚auch -diese Methode nicht zum Ziele. Besonders dann, . 
a an Empyem den Absceß oder eine andere intrapulmonale 7 
Tkiankung kompliziert, kann die Diagnose unmöglich sein. Eine 
‘Erfahrung in der Kenntnis der verschiedenen Hilfsmittel 
di rt aber ‘doch meist zu einer Wahrscheinlichkeitsdiagnose, die 
= Rs Therapie finden läßt.: Die Behandlung aller dieser Fälle muß 
n a Chirurgische sein. Seit diese Regel festgestellt- ist, haben 
= auch die Erfolge der Behandlung stetig gebessert. -Die akuten 
 „‚ormen ‘sind- für die Dauerheilung am günstigsten.. Meist wird 
in einem’ subacuten Stadium operiert und auch: da sind die Er- 


LR A NA un TR 
. ı ` i + 


m. 


m RT 
` 


- 


— MEDIZINISCHE KLINIK —.Nr. 4 


Pr 


sein als’ die des.Abstesses, nämlich dann, wenn: noch keinerlöi ` .- 
‘scharfe Abgrenzung gegen "das gesunde Lungengewebe stattge- 
funden hat. Dazu sind ausgedehnte Gangränherde fast‘ immer 

mit Empyem kompliziert. Die operative Behandlung ist aber auch - 
in diesen Fällen nach Quin.cke indiziert, um den. Prozeß der. . . 
Entleerung abgestoßener brandiger Lungenteile' zu beschleunigen. 
In neuerer Zeit ist von Gerhardt auch für die Dungengangrän 
die Herstellung eines künstlichen Pneumothorax versucht ‘worden. 
Reichmann berichtet‘ über einen Erfolg mit dieser Methode.'. 
Guüyet empfiehlt nur die Rippenresektion mit .Thorakotomie, da’ 
‚sich das brandige Lungengewebe dann yon selbst abstößt. -Groß 
berichtet über einige mit Salvarsan mit gutem Erfolge behandelte 
Fälle Brauers. Besonders für. frische Fälle soll 'sich die Sal- 
varsantherapie eignen, während. sie bei chronischen nur zu Besse- ~ 
rungen führt: Halberg veröffentlicht‘ zwei Fälle, bei denen eine ` 
Trockendiätbehandlung durch Singersche Durstkur 'eine weit- - 


ar 


N u.a " 
Rn. 
X » 


J. 


Rippen. zu erfolgen., Eine Punktion ‚vorher ist absolut zu ver- 


wachsungen, . soll abgesehen werden wegen der.Gefahr ‚der Pleura- ` -3 
infektion. Die Feststellung. der. Pleuraverwachsungen. ist. durch ` -~ 
"Röntgendurchleuchtung und nach der Rippenresektion- durch Beob-" 


Punktion auch "gar: nicht .nötig‘.ist.. Bestehen sichere - Ver- 
wachsungen der Pleurablätter, und: das -pflegt in allen Fällen, bei . 


‘denen -die-Eiterung die Nähe: dèr Pleura pülmonalis erreicht hat, >- 5 ee 


zu bein, kann die Operation einzeitig ausgeführt‘ werden, Ist.die 


' Pleurahöhle- frei, - so.“ geht- der. eigentlichen Absceßeröffnung.. die. = Ss 


D 


mit, Hinterstichnaht, voraus (Roux,-Sauerbruch, > 
© > -Die Eröffnung des “Abscesses erfolgt :am besten mit dem. 


transpleurale Naht der. beiden Pleurablätter (Perthes), am besten: - 


"Glüheisen. oder nach oberflächlichem Einschnitt. am 'schonendsten . 


-mit.dem Finger (Solieri).. Schon-Garr& hatte darauf. hinge- 


wiesen, daß bei tiefer gelegenen Abscessen nicht ein tiefer, enger En 5 e 


Kanal in das Lungengewebe angelegt werden darf, sondern eine ` 
breit klaffende Lungenwunde: geschaffen werden muß, um größere‘ 
Gefäße sofort sehen, fassen und umstechen zu können.‘ Das Auf- 


` 


finden tiefer: gelegener Abscesse kann Schwierigkeiten: bereiten.“ ; a 


Die Palpation führt da meist nicht zum Ziele. Es ist nötig, durch 
Punktion mit. dicker Kanüle. bei‘. bekannter Richtung :und Tiefe, _ 
die durch Röntgentiefenbestimmung ‚nach 'Fürstenau (Jessen) ;_ 
festgestellt ist, die Höble zu erreichen. ‘Der Eröffnung des Abscesses- 
an der Kanüle entlang ‘hat die genaue Untersuchung der Höhle 


.zu folgen, um eventuelle ‚weitere, : mit dem: eröffneten ' zusammen- 


hängende Abscesse zu finden. Der Zusammenhang‘ kann durch 


enge kanalartige Gänge vermittelt werden. Um die Höhle, und. 


tiven Behandlungsmethoden sehr im Nachteil. Es ‚kommtxaller- 


dings selten vor, daß Abscesse sich. nach’Durchbruch in. einen; . . : 


` 
E N we 
[rn = iat 


größeren Bronchus spontan entleeren. Aber damit darf may nicht 
rechnen und die viel längere Heilungsdauer bringt immer den. 
Patienten in größere Gefahr. u R a 
/ Die Behandlung der Lungengangrän vollzieht sich im, allge- 
meinen nach denselben Grundsätzen wie die des -Abscesses. -Die 
Diagnosestellung ‘kann zu. Anfang des Leidens noch schwieriger 


. “e a A 8 i PA r E 
E - EN Se B ` aaia ia T BS 
ie eye je g wen 4% Tries S 
A ’ - E Bee € H 
. > Tae A hr Prom Ee EN 
sure dan det ER ea 35 . aani .. A 
a: x ar SL RE e ' ’ 
er > - s IS uN s S UNIA 
es 2 t .. $ pr * x ri 
S jigit ' ` ~ . . z Zi ” fi £ 
Ber R , no A 
5 x > . T Pa d 2 
a pa D Va . = Be? i 


folge- gut: Die größten Schwierigkeiten. können die çhronisehen:. . ...'. 
` Formen bieten. Die Eröffnung: der größeren Höhlen hat immer, 7> 
‘unter Thorakotomie und- am - besten ’ unter Resektion mehrerer: . ..: 
werfen; auch zur. Feststellung von- Pleuraverwachsungen, für die >=- .:.. 
Punktion in: neuerer Zeit empfohlen worden ist (Solieri, Fenger)  .. 
' Riedinger. stößt eine Nadel..ohne Überdruck in den Absceß;: . ...:":*: 
. wenn diese sich: nicht. mit der‘ Atmung‘. bewegt, bestehen Ver- = = t 


‚achtung ' der Lungenverschieblichkeit -so gut‘ möglich, ‚daß 'die-- i : N 


d 
ee 
~ 


YOTSIN 
DI TTTAT TED 
K PEE 2, 27 ipar 
aa 
nie Mg e 
+ nmp ta 


+ . 
Den 
° 
a 
3, -r mage ne 


ge T ar 
F $ ’ p tak 
' i a a Su; RS f 
en y; ; z x IA 
Zune Sanur ` 5 ` Ayi 
w BEA 2. p Bern 
= u ige PERS a urn ` - 


ua N ve 
See x u ee 
and ein et zen b aeri 


-r E72 ai Š 
B ET Sny Es 
è aan $ ` ER 
WE a a a 
A ner 2 
Be ae SE, 
Das u) 
vun io. 


EIWEISS TUT NT 


AAI RER en rer RRI nen Ju Dee 


EEE TEN DET AETI RREA TAOTE N N TRIER EEE ETAGE 
ET r cta can nee eaaa TERN TEE TEE = 


; “, POR AR En a E a REN. Ei 
Tanh pa R A o TENAN ERN a 


= MEER. zung a re 
BESTEN Tee re 5 


Be IT TNA Rn 
PETE EEE nn BE PETE PORT 


— no — 
P3 & TE s 
ES DE A E A S 


Ea 
TR 


y" . k 
a a 
more 


T 


“rum 
~“ 


- 


Nee 


nn a ren 
ri 


re 
SE l et l EN -e 
RR 7 


era em nn = 


=> 


-ame 
Padini 


. 
een 


> 


CEREO 
TPT AVN 
t 


. $ > 
e Eyo 
s « 
Ieri: 


-e n’ m, oee e 
-os -tS 


r F =- * t a C. 

A aa a er Eee 

nn bi An nn en 
+ 


i 
wur 
u De 


—use 


2 Bear. 
Be 8 
Va Be 
ee, ii An 
a p 
ah 
nei he 
Ze iE SEH 
~ ay p 
ano ndk r 
; i BE 
ES Bu AE 
“ir 4 ý 
“ D 
8 <% 
ġ ‚yes 
top K 
ri ben A aY H 
ERA "Tr a 
Bi t 
-e 


g 
A 
n 
al 
s 
$ a 
ARE a i 
w g b 
PER ji Nr C 
N) Ai ; : “ 
r, t F aa 
DEF 1 fi DKF 
s „.b* ‘a p 
A S . ->H 
e E E “. 
SE En i sd 
vn 3 A de y 
re | PR: 
& a R Eri 
a 2 sn MM. r ' 
=. . T Ku 
NEN Jar 
tt Er FR. 
GA toe x ROA 
s « Ji a 
5 on Oe oh 
vw. rag P Em" 
o oa H . t 
A) . ` 
AEE M 
’ .t 
chi 4 
v i f 
GPS A) + 
Pe a t. 
`~ -a » Bi 
SU h 
.. "sa 
Bun u 
rd 
; : 4 N KR 
END, w ri 
e a 
Ñe i S Na 
EOF o D- 
De n 
ne, m 
e . A: 
$ t 
; t s j; 
Eos Cy $ 
u r ER 20 
= HEET | 
` 4 
; i 
w 


Amen m er nu nn 
i = = $ er. 


i `% ENE a = nn Une Immer m Den 
wen Rue An a rn Sr Dt a ee en er BAER he ie un Varta rn ann > EEE Ba Fan ans 


N 1 nue r. 
o n ` w i tko - 
` h N T v e. 
i er BE mi E 
' ` A FT LT” Ru 
eh Saep SEa 
` I Far u 
Deore 
* +. yi gi 


epui ae y nn E a aa de ne een nn ne — 


eo 


e 


-Aos ar. Br 


Beer 


BR: 


- PRA - 
-a y 


rs pa 
u ZEN 


> 


ii 
H 
i 


Jh 
I 


em 


1056 


gehende Besserung der Erkrankung erzielt wurde. Wir seben, 
daß auch bei den neueren konservativen Verfahren, wie bei den 
bekannten älteren fast immer nur eine Besserung zu erwarten ist. 
Es muß daher festgestellt werden, daß die chirurgische Therapie 
die meisten Aussichten bietet, dieses unerträgliche Leiden zu be- 
seitigen. Die Erfahrung hat gelehrt, daß selbst ganze Lungen- 
lappen sich abstoßen können und daß es trotzdem zu einer völligen 
Wiederherstellung der Gesundheit kommen kann, In solchen Fällen 


muß allerdings oft eine mehr oder 'weniger ausgedehnte Thorako- 
plastik ausgeführt werden. 


Die geringsten Erfolge hatte die operative Chirurgie bei 
bronchiektatischen Prozessen erzielt. Da es sich oft 
um angeborene, immer aber um lange bestehende Krankheit han- 
delt und die Eiterherde sich über eine ganze Lunge erstrecken 
können, so ist das ja auch nicht anders zu erwarten. Am gün- 
stigsten sind die Fälle, in denen eine -isolierte Erkrankung eines 
Unterlappens vorliegt, was bei der erworbenen Form die Regel zu 
sein scheint. Kollapstherapie, Pleuropneumolysis (Friedrich), 
Thorakoplastik und Eneumolyse mit Verlagerung des Lungen- 
lappens nach Garré, Pneumotomie, Resektion oder Exstirpation 
des Lungenlappens und neuerdings die Unterbindung der Arteria 
pulmonalis, um den betreffenden Lungenabschnitt zum Schrumpfen 
zu bringen, nach Sauerbruch oder Kombinationen der ver- 
schiedenen Verfahren sind zum Teil mit gutem Erfolge angewendet 
worden. Aber wie immer ergibt sich auch in diesem Falle aus 


der Menge der empfohlenen Methoden das Fehlen einer vollkommen 
erfolgreichen. 


Als Komplikation von Lungen- und Pleuraeiterungen tritt 
nicht selten die eitrige Perikarditis auf. Wenn keine 
direkte Kommunikation zwischen Pleura und Perikard besteht, 
wie das bei Traumen möglich ist, wird die Infektion durch Ver- 
mittlung der Lymphbahnen bewerkstelligt. Nach den oben zitierten 
Arbeiten von Franke und Boit geht der Lymphweg aus 
Lungen und Pleura zum Teil über das Perikard. Abgesehen 
davon bestehen direkte Verbindungen des Perikards und der Pleura, 
wenn sie durch Exsudatdruck bei Hämothorax beziehungsweise 
Empyem so eng aneinanderliegen, daß eine Durchwanderung von 
‚ Mikroorganismen möglich ist. Eine große Anzahl von Perikardi- 
tiden kommt auf hämatogenem Wege bei allen möglichen eitrigen 
Prozessen in anderen Organen zustande, andere durch Perforationen 


in das Perikard, wie der subphrenische Absceß und das Speise- 
röhrencareinom. 


Auf. die Diagnose der Perikarditis will ich nicht näher ein- 
gehen. Sie kann sehr leicht sein, aber auch große Schwierigkeiten 
machen, da es ja Fälle gibt, in denen’ eine Entzündung des Herz- 
beutels, ohne Erscheinungen zu machen, vorübergeht und erst’die 
Folgeerscheinungen, die sich in mehr oder weniger schweren Ver- 
wachsungen zu erkennen geben, auf die überstandene Entzündung 
hinweisen. Bestehen Schmerzen, Reibegeräusche, ein größerer 
Erguß, Cyanose und eventuell Schluckbeschwerden und Puls- 
störungen, so ist die Diagnose leicht. Der größte Wert ist auf 
den Nachweis des Ergusses und der Reibegeräusche zu legen, 
Das Röntgenbild kann die physikalische Untersuchung 


wesentlich unterstützen. Gerade bei Empyemen kann die Diagnose 


auf Schwierigkeiten stoßen, wenn die Pleuradämpfung in die Herz- 
dämpfung übergeht und Verlagerung des Herzens durch das 
Empyem bedingt ist. Noch schwieriger kann sich aber die Frage 
gestalten, ob es sich um einen serösen oder eitrigen Erguß handelt 
beziehungsweise ob ein seröser Erguß sich in eihen-eitrigen ver- 
wandelt hat. Hier kann nur die genaueste klinische Beobachtung 
und Temperaturmessung zu einer Wahrscheinlichkeitsdiagnose und 
die Punktion des Herzbeutels zur sicheren Diagnose verhelfen. 
Ist die Diagnose gestellt, so gilt es, den Eiter zu entfernen. Diese 
Entleerung muß so bald wie möglich und ‚auch möglichst restlos 
geschehen, da mehr als bei Eiterungen in anderen Organen lebens- 
wichtige Schädigungen des Herzens und Dauerschädigungen für 
die ganze Bluteirculation zu erwarten sind, wenn es versäumt 
wird. Ganz abgesehen von bedrohlichen Druckerscheinungen an 
den großen Venen, die bei allen anderen Formen rasch an- 
wachsender perikarditischer Exsudate auch beobachtet werden und 
die einen sofortigen Eingriff erfordern, kommen bei der eitrigen 
Perikarditis die Schädigungen des Herzens selbst in Betracht, wenn 
der Erguß längere Zeit besteht. Das Epikard und Myokard er- 
kranken dann regelmäßig mit und wir finden nicht selten Herz- 
dilatationen, Schwielenbildungen und Verwachsungen als Folge 


davon. Zurückgebliebene Fibrinflocken begünstigen diese letzteren, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. 


19, Oktober. 


Außerdem sind auch noch Veränderungen entzündlicher Natur ın 
der Umgebung des Herzbeutels zu erwarten. 

Die Methoden der Entleerung des Perikards, die zur An- 
wendung kommen, sind die Punktion und die Perikardiotomie, In 
akuten Fällen mit gleichzeitiger eitriger Erkrankung der Pleura 
wird man im allgemeinen zunächst mit der Punktion auszukommen 
suchen, besonders dann, wenn aueh noch pneumonische Infiltration 
der Lunge vorliegt, wie das nicht selten bei der letzten Grippe- 
epidemie beobachtet wurde Man muß sich aber immer darüber 
im klaren sein, daß trotz des Verschwindens der bedrohlichen Er- 
scheinungen die Punktion wie beim Empyem, die Entleerung nicht 
restlos ist, daß Fibringerinnsel zurückbleiben, und daß gerade das 
Fibrin die Veranlassung für die späteren "Verwachsungen abgibt. 
Es bleibt also auch in diesen Fällen die Frage offen, ob nicht eine 
sekundäre Perikardiotomie zur Ausführung kommen muß. Auclı 
die Punktion mit folgender Infektion von Luft nach Wencke- 
bach kann daran nichts ändern, wenn auch die Entleerung des 


@iters dadurch beschleunigt wird und eine Concretio pericardii 
dadurch verhindert werden kann. 


Man muß sich nun die Frage vorlegen, ob diese perikardialen 
Verwachsungen so unangenehme Folgen verursachen, daß wir bei 
der unkomplizierten eitrigen Perikarditis lieber die primäre ein- 
greifendere Perikardiotomie ausführen, als die entschieden ein- 
fachere Punktion. Die -meisten neueren Autoren bejahen diese 
Frage. Rehn nennt es einen Trugschluß, zu glauben, daß die 
perikarditischen Verwachsungen keine Erscheinungen verursachen. 
Da sie besonders häufig an der Vorderseite und an der Basis des 
Herzens auftreten, so führen sie zu Störungen der Herzbewegungen; 
eventuell Dilatationen des Herzens und zu Verengerungen der 
großen Venen mit allen ihren Folgezuständen, wie Stauungen IM 
Pfortadergebiete oder im Gebiete der Vena cava superior. Die 
Entzündungen, die die Herzbeutelgrenze überschreiten, führen ZU 
Verwachsungen des Herzens und Herzbeutels mit Schwielenbildung 
im Mediastinum beziehungsweise mit der vorderen Brustwand, dem 
Zwerchfell und den Lungenpleuren. Auf Einzelheiten kann ich 
mich bei diesen, besonders von Brauer ausführlich beschriebenen 
Krankheitsbildern nicht einlassen. Ich möchte nur auf die Tat 
sache hinweisen, daß sehr schwere Störungen als Folge nicht 
rechtzeitig und sachgemäß behandelter eitriger Perikarditiden 
bleiben können, die ihrerseits wieder einen chirurgischen Eingrift 
indizieren. 

Um alle diese schweren Folgen zu vermeiden, haben sich 
viele neuere Autoren für die Perikardiotomie nach Rehn oder 
MintZ ausgesprochen, die ja auch kein großer Eingriff ist, der 
sich noch dazu leicht in Lokalanästhesie ausführen läßt. Der 
Eingriff wird nach Rehn mit extrapleuralem kostoxyphoidale 
Schnitt ausgeführt unter Durchtrennung der Rippenknorpel der 
sechsten nnd siebenten Rippe in der Nähe des Brustbeines, Die 
Eröffnung kann durch Erweiterung des Schnittes beliebig Ver 
größert werden und hat den Vorteil, am tiefsten Punkte des Herz- 
beutels zu liegen, sodaß eine Drainage gute Aussicht aut völlige 
Entleerung des Exsudates hat. | 

Auf die Methoden, die bei bereits bestehenden Verwachsungel 
zur Anwendung kommen und die das Ziel haben, diese ZU be- 
seitigen, wie die verschiedenen Formen der Kardiolysis (Brauer 
Delorme und Rehn), einzugehen, würde zu weit führen, DIE 
Methoden sind aber in neuerer Zeit verschiedentlich mit gutem 
Erfolge ausgeführt worden. 

Als eine der Ursachen des Empyems beziehungsweise der 
Perikarditis haben wir den subphrenischen Absceß erwähnt, Um- 
gekehrt scheint die Entstehung des subphrenischen Abscesses mi 
der Pleura aus selbst bei Pleuritis diaphragmatica außerordentlit 
selten zu sein, wenn auch Infektionen der Bauchhöhle won der 
Pleura her vorkommen. Diese scheinen aber den Weg über die 
retroperitonealen Lymphbahnen zu nehmen, wie oben schon an 
gedeutet, während der Weg durch die Bauchhöhle ein gam 
direkter ist und durch die von Küttner zuerst nachgewiesen: 
perforierenden Lymphbahnen vermittelt wird. So nimmt es > 
wunder, daß die in den Zwerchfellkuppen der Bauchhöhle Fi: 
abspielenden Eiterungen so gut wie immer von einer pieun a 
und zwar nicht selten von einer eitrigen begleitet sind. A soht 
diesen auf dem Lymphwege verbreiteten Eiterungen treten en 
allzu selten Perforationen (auch mehrere) der subphrenis? r 
Eiterungen durch die Zwerchfellkuppe in die Brusthöhle ein. 
Durchbruch in die Haut ist dagegen seltener (Piqué); ojativ. 

Glücklicherweise ist der subphrenische Absceß eme Se 
seltene Komplikation von Bauchhöhleneiterungen. Nach 


O ogle 


bestehende Eiterung hinweisen. In anderen Fällen bietet die - Ranft, D. m. W.1917/5.689. — R eh n ,'Handb. d. prakt. Chir. 1913, Bd.-4, 


zen Ei, ner 
Bes = ~ DEE T = = = 
Ten Bunt a an ne a s = 
EN i WAEA ee er a er ee 
Se gt zz =. Papa een «< siea uan È 


EEE ee Bien N ee, Er © 7 nt BEE U EN 
ee a an. een an 
ee ee 
t » 19. Oktober. | © [919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.42. .0u.....2" 1057. aiin ai, 
nv fanden sich bei 3891 Fällen von Appendicitis. 0,7% subphrenische | immer Durchbrüche der Eiterung. Am häufigsten erfolgen ‘sie in- `,- Be 3 ; p 
<- = Abseesse. Außer der Appendicitis. können Eiterungen; in. allen | die Pleura. und: Lungen, doch sind auch selten Einbrüche in; das `- 7..." j24 14 
r: -  Bauchorganen zur Entstehung  subphrenischer' Abscesse führen.‘| Abdomen, das perinephritische Gewebe und den Darmkanal’beob- "...." is Fag je 
ži . ... "Am häufigsten kommt er zustande nach Magen-, Duodenal-, Öso- | achtet. Der Durchbruch nach außen erfolgt sehr selten. >- .. ul ur 
tz. `  phagus- ünd Gallenblasenperforationen, nach Leberabscessen, | . Eine sehr unangenehme Komplikation ist ein gleichzeitiger ~: .... a Ha 
im Echinokokken und Aktinomykose der Leber. Seltener bieten eitrige | Leberäbsceß. "Diese Fälle sind .prognostisch am. ungünstigsten '..-..” <E k] 
>  Milzinfarkte, Pankreatitis, Nieren- und Nebenniereneiterungen und | (Ledderhose) . 7... is ur. nn IE a DE ua | 
=. ‚die ‚Eiterungen weiblicher Geschlechtsorgane den Ausgangspunkt. | .. Ist die Diagnose subphrenischer Absceß, gestellt, ‚so soll,“ t ".:.. [H3 y 
W © Noch seltener sind Rippeneiterungen, Osteomyelitis nach Typhus | baldigst operiert werden. Die 'Operationswege sind. abdominal, .  : : = Hy pid 
w und Tuberkulose der Rippen die Ursache (Piquaud) — -> | subpleural und transpleural. Die letzte Methode wird. von fast 5: > fit 41 
ur Die französischen Autoren Piqué, Piquaud und Guibel, | allen Autoren bevorzugt, da, sie für die Pleurahöhle keinen Schaden:  . 3 Bi 
a . die sich besonders um die-Kenntnis des subphrenischen Abscesses | bringt, weil sie immer miterkrankt ist.. Man kann ‘bei fehlender : ai EEA 
œ . ~ in neuerer Zeit verdient gemacht haben, unterscheiden vier bis. | Verklebung im: Komplementärraume ähnlich. wie bei der-Eröffnung Be 
š: ‘fünf Räume, in denen sich die Eiterung abspielen kann. ‘Man | des Lungenabscesses nach Resektion der zehnten oder elften Rippe. EEE 
\5. ` unterscheidet am-besten einen retroperitonealen, der Beziehungen | die Fixierung. der Pleura diaphragmatica an die Pleyra costalis - i H RA 
119 ~ hat zu Ösophagus und Kardia, zur kleinen Kurvatur des Magens, | durch Hinterstichnaht ausführen, und. erst sekundär den’ Absceß -> -4 Ept ji.) 
ei „zum Duodenum, zur Leber im Bereiche des Lig. cöronarium, zum | eröffnen.. ‘Nach eröffneter. Pleura ist das nieht mehr möglich, da ` |© .. | a 7 
x -7 Pånkreas, Kolon und den Nieren. Die-übrigen Räume sind durch | der Sinus phrenicocostalis weit’ klafft. Der Eröffnung folgt länger ` < =, $i f ; 
die Lig- coronaria ‘und die Lig. triangularia einerseits, das Lig. | dauernde Drainage. Durch die..rechtzeitige Operation können oeira RE Wi 
we falciforme, Pfortader und Leberstiel andererseits begrenzt., Wir | viele Patienten gerettet werden. Piqu& hat 66°/, ausgerechnet: ao A ii 
I: ‚unterscheiden dann zwei phrenicohepatische, einen. phrenico-gastro- | - Titeratur: Aßmann;, Fortschr. d. Röntgenstr. Nr.26. — :Bäum- a i i 
2 lienalen: und nach Gajbel einen in der Bursa omentalis. Die- L En M, m, w en Nr 289. i Po etin er ebenda 1015 Ne 9i. P | 
r Einteilung ist nicht überall dieselbe. Die Unterschiede sind. für- „4, Unir. 1915, 8.1905. — Durxnarat und Landois, M., me W. 1978, N. 
si . die Praxis belanglos. Der vordere phrenico-bepatische Raum ist | $1007 D 2}Szm e, Bil et mem, de Ja soc, de ehir dg Paris an ent. = i Lg 
si am häufigsten betroffen, da sieh die Eiterungen.der Gallenblase, |. W..1615, Feldärztl. Beil, Nr.16. — Finsterer, Wien. klin. Rdsch. 1918, -= ZA Wii. 331 
& ` der Appendix und viele Leberabscesse dort lokalisieren. Auf der | Nr.388. — Franke, D. Zschr. f. Chir. 1913, Nr. 119, 8.107. — Freund. = 55 GMER || 
fe . linken Seite, also im phrenico-gastro-lienalen Raume, sammelt sich- en aor, D. m. W. 1917, 5. 388. — Garré: und Quimoke, -Grundriß "ir. JER wy 
| Wlan hat X A : | ingenchirurgie. Jena. 1903. — v. Gaza, D. m. W. 1916; S. 632. — DES En 
Zn der Eiter bei Magen-, Milz- und Colon-descendens-Eiterungen an. |.Gerhardt, Mitt. Grenzgeb. 1913, :Nr.-26, S: 695. — Derselbe,.M.m.W. > SHES, 
E e e o E ausgehenden a e a A a en ol ll 
Er iterungen, die auf dem Peritoneum weiterschreiten oder durch ‚9. — arob, ther: d. Gegenw. 1916, H 12. — Grobberger, M. m. > >E ER MAA 
7° die Lymplbahnen der Art, epigastrioa prot. nach dem Lig. falci- | W107 tedwa, Bei SD, Gaii ais Ron ae eip aa Meda el i 
zs `` , forme -hepatis (R o B). a 5 >. i7 | S.144. — Heß, M. m. W, 1917, S. 1021. — Hildebrand, Berlin. Klin. : `- a. 
ga ; In 25% aller subphrenischen Abscesse findet man Gas- wor, S. 559: — Hohlbeck, D. Zschr. f, Chir. 1918, Bd. 124; S. 193. — 5 Fi i 
zw -—  beimischung. Diese erklärt sich entweder durch Perforation von | Jako bae gg ae AD p wi en 1p, a eE Sg: 
t.  - Magen- oder Darmabschnitten oder durch die Anwesenheit gas- | pauer. D. m. W. 1916, S. 12. — Kaeminer und Zondek, ebenda EE 
ao MODE Diagnos kann aehr schwer sein, wenn die Mnischen | ji, Nee d, tab Aeta 8 M a netera SE i VER, l 
ef .. „Die Diagnose kann sehr schwer sein, wenn die klinischen Is, Neue d. Chir. 1 NT. 14, >. 140. — Ledaerhose, D. m; W. 1913, Hi 
jë. ; ; g FR uns $ 18 S. 1488. — Leichtenstern, B. kl, W. 1874, Nr. 40ff. — Mintz, Chir- | i 
in a gering sind. Sie kann oft nur als Währscheinlich- | gisis 1912. Nr. 81 (russisch); Zbl. f. Chir. 1912, 5.1046. “- Müller, Mni. : ji 
v% Kesdiagnose’ gestellt werden in Fällen, in denen ein unerklär- | W.1915, Feldärztl. Beil. Nr.32. — Moritz, Verh. d. 2, Kriegschirurgen- Bann 
nn "liches Fieber nach Magen-, Darm- oder Gallenblasenerkrankung | tagung 1916. — Philip ppwiez, W. kl. W. 1917, Nr. 19. — Piquaud, ei 
3” oder Operation zurückbleibt und hohe Leukocytenzahlen auf eine |. Rev: de chir. 29, Nr. 1, 44, 5, 8,9. — Piqué, ebenda 30, Nr.5,7,9. — | i 
4 
-i 
-H 
W 
i 


mpyem handelte;.punktierte er injizierte Luft in die Höhle, die sich |. Jahre hat sich aus der damals nur zu Zeiten des typischen Kolik-: 


hanfalls oder zu Zeiten der länger dauernden schmerzhaften Sen- 


gi ns un 2 l gab | S. 878ff. — Reichmann, M. m. W. 1915, S.478, — Rieder, ebenda 1915, => > = H 11 
les da Eiterung deutlichere Symptome. Schmerzen in der Lebergegend | S. 249ff. — Rochert, W. kl. W. 1917, Nr. 9. — Roß, J. 6fAm. ass. 1911, :  " .-. K 
"© + bei Druck auf die unteren Rippen, in manchen Fällen auch Ödeme Ea e EOR E OS ns aneeh run, Tune |, 
% „der Interoostalräume. Die Lendengegend kann ebenfalls druck- | Schwarz, Bruns Beitr 1914 Ba 9, 87h — Schumacher, Inter. OA 
b, o empfindlich sein.. Nicht selten finden sich auch Atemnot als Aus- | nationaler Chirurgen-Kongreß 1911. — Solieri, D. Zschr. f. Chir:1911, =.. T i 
Taes a des Zwerchfellhoch- und -stillstandes und der Verdrängung a a er A A Er 1 m MA Pelda Bell ne er F l 
a ‚des Herzens nach oben. Daher kann die Röntgenuntersuchung |. Werts, Leno med. du.nord. 1911, Abl. 1. Chir. 1912, 5. 208. — v. d. Velden, -| io Sapp Api 
# . ausschlaggebend sein, besonders wenn Gas bei dem Absceß’ und | M me W. 1915, Nr.3. — Weinert, ebenda 1916. Feldärztl. Beil. Nr: 20. — Bes fi 
A . HA BOME,- US h | ac. ‚Zeller, Jkurs. f. ärztl. Fortbild. Dez. 1916: - l a nkp e a Sta a Rae A E 
Boo Pleuraerguß vorhanden ist und daher die physikalische Unter- | a S 2 Be alle, 
A ' suchung sehr erschwert wird. Am schwierigsten kann der links => a ne er. Be 2 meh: 
a ie en eg! er ee a negen era “Aus der. Medizinischen, Universitätsklinik in -Graz —— ..x ee! Id gik 
i Senlanten Magens. Dieser muß daher immer durch Spülung ent- ` . (Vorstand: Prof. Dr. Heinrich Lorenz). it SEARE EE U 
A e leert werden, Sicherheit für die Diagnose bietet nur die Punktion, | — $ en ee ee 2) ee 2 en ELETA EA l 
Po die meist im zehnten Intercostalraume durch Pleurahöhle und Über die Beziehungen der chronischen Bleiver itung Bi Mi 
hr Z t.y. ° r . A ) r ; f Y M i 
Po werchfall hindurch ausgeführt wird. Inder Regel wird man den | è —ž -~ py zum M; eneeschwürn. A arena, 21 
|  Durchtritt der Nadel. durch das Zwerchfell feststellen _können.. | , Zum IMASENZESscnWwür- Je, a ee ze: i H 
5 - Das Pfuhl- und Fürbringersche Zeichen söllen Sicherheit geben, 0.2 (Beitrag. zur Frage der Uleuspathogenese) © RR 13 Hi 
| daß die Nadel ‚das Zwerchfell durchbohrt hat. Beide Zeichen sind | u ee : i Wakai i 
#- aber unsicher, wenn, wie so häufig, Zwerchfellstillstand besteht. |. 5 PER RO 4 SEN K A: 
$ Nach Fürbringer soll sich nämlich die eingestochene Nadel ra a a Dr. Otto Alfred Rösler, MEDO RE ' TE nE 
fo. bei der Atmung mitbewegen und nach Pfuhl bei der Inspiration -Assistenten an der Medizinischen Klinik in Graz `` 7 Ea 
$ eine Druckstei tenden Biter d Zen. 00 BE ee a a De Ba 
a stromas en ee be Ei der Hohlnadel hervorire ende | In meiner Arbeit „Über die verschiedenen Formen des Ge- .° ,:4% af Eu 
I Neuerdings hat Jakobaeus zwei diagnostische Hilfsmittel | SChwürs der Pars media des Magens usw.” habe ich auf Grund. a 
angegeben. Bei einem Falle benutzte er die Thorakoskopie bei gleich- | Eigener Beobachtüng vom Jahre 1913 kurz ‚darauf hingewiesen, . =.) he ‘a 
‘~ ~ Zellig bestehendem Empyem, um festzustellen, daß die stärksten Er- | daß ein spastischer Sanduhrmagen, und zwar handelte es > n api gpd) 
y.  Scheinungen von der Zwerchfellpleura ausgingen. Im. zweiten Falle, | sich um einen „Kaskadenmagen“, auch durch chronische Blei- he [T 
Ne ‘wo es sich um die. Differentialdiagnose. subphrenischer Absceß oder | vergiftung bedingt. entstehen kann (Fall 11). Im‘ Laufe der ApG P 
EEE. po 
EA Bun 
Zu a. 


~ dann; ‚bei der Röntgenuntersuchung unter dem Zwerchfell liegend, er- 


SE e en 


Tr i N en 
` 


i x 
-k aR | | Bob 
kennen ließ.  . KERNE a S | sationen im Bauche nachweisbaren spastischen, funktionellen- CAR i u 
S m Trt dio Wahrscheinlichkeitsdiagnose gestellt, so muß punk- | Sanduhrbildung ein auch operativ bestätigtes Magengeschwür, Ft ji = 
| Br en. : 2 en | Bit man ‚Könnte beinahe sagen — unter unseren Augen — entwickelt, - -OPE i n: 
TRTE rechtzeitige Diagnose der subphrenischen “terung | denn Patient gelangte wegen dieser ‚Beschwerden jetzt zum : Ben 
Muß auf alle Fälle angestrebt werden, da auf eine spontane Re-‘| sechsten: Male zur Aufnahme an unserer. Klinik.. g f! ; o 
Sorption des Eiters nicht zu rechnen ist. Die Mortalität der un-| _—— | et a i Coo Era NE... 
F | behandelten. Fälle ist nach Piquaud 92%. Es drohen auch | 1) Arch. f. Verdauungskr. Bd. 23 (1917), ER Bi A tii 
TE i pr | | l = O a 0 -Z | TE Aaoi 


K ad Dak P aa 

l REAN N TO A au oa B J I“ I a ge = an Er 

eek er BAR SW x a J a ß EEE NE AEN - 

g a Mea EP RA - 7 . 
ER 27 Va LTE EEE EIERN Ba 
Ars N Er Ar eK Tr a WET WE NEA 

- ya H ET ` r | ` s a SEID EIN Be > 

< j i Te m ‚IRB; ~ 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. 


en a 


__ Die Bedeutung dieser. Beobachtung für die Ulcusgenese hat 
mich bestimmt, des genaueren auf diesen Fall einzugehen. 


Falli Am T. Oktober 1913 wurde die 25 jährige Hilfsarbeiterin | 1915 jedoch mußte sie sich schon nach zirk 
Eusenie Tr Get a re | lich in Spitalbehandlung begeben, erst nac 
Al or ne erh elohie Kraush.) mit diffusen N im | Jung wurde sie wieder beschwer deien 

Anamnese: Patientin war die letzten zwei;Jahre in einer Dieser öfter rezidivierender Beschwerden 


Hutfabrik beschäftigt, wo sie viel mit. bleihaltigem Lack zu tun hatte: im August 1916 und dann im Mai 1918 an der Klinik 
Die letzte Zeit hat sie in einer Druckerei gearbeitet, wo sie ihre . 


Zwischenmahlzeiten während der Arbeit zu sich nehmen mußte, weil 
hierfür keine Pausen vorgesehen waren. Seit August dieses Jahres |, 
klagt sie einerseits über anfallsweise auftretende Koliken und gerichtete napfiförmige 
andererseits über den ganzen Tag andauernde Schmerzen im Bauch, Stunden-Rest. CRSA 
welche öfter auch zum Erbrechen führten. Nach dem Essen fühlte Nach vierwöchiger Behandlung Wohlbefinden, > 
sich Patientin zumeist wohler. Diese Schmerzen kamen täglich und | sechs Monate später mit Bluterbrechen neu erkrankte. Da sich der 
dauern bis wochenlang; werden dann von Zeiten. des Wohlbefindens A Sa 
abgelöst, bis: ohne erkennbaren Grund neuerlich sogar stärkere | Anfang Februar d. J. neuerdings ins S 
Schmerzanfälle auftreten. Appetit gut, Stuhl angehalten, kleinknollig. | nach dem Essen sehr stark und Erbrechen ist sehr häufig. Der 
Somatischer Befund: Klein, grazil gebaut, ab- | Sy er ho 
emagert. Haut wie sichtbare Schleimhäute blaß, kein Bleisaum. | vom Nabel, kein dorsaler Druckpunkt. Freie HOL 2 ‚Gesamtacidität 14; 
ber der rechten Lungenspitze verkürzter Schall, verschärftes In- | im Stuhl kein okkultes Blut. en. 
m de u Exspirium. Herzdämpfung nicht 
verbreitert, Herztöne leise, aber rein, keine abnorme Akzentuation. | Sanduhrbildung in der Pars media, die aber bei der Füllun mit dem 
N RER, en R pa en Shen schwereren Barlumbrei viel stärker “wurde, keine Nischenhil i 
Abdomen im Thoraxniveau, weich, Druckschmerz in der Gegend starker circumseripter Druckschmerz an der korrespondierendin 
des (Colon descendens, wo kleine Skybala tastbar sind. Zur Zeit | 
der heftigen krampfartigen Schmerzen ist das Abdomen stark ge- 
spannt, jedoch vermehren sich die Schmerzen durch Druck nicht. 
Kein dorsaler Druckpunkt. Haut- wie Sehnenreflexe erhalten. 
= Blutuntersuchung:Hämoglobingehalt 56 % nach Sahli, 
rote Blutkörperchen 5000 000, Leukocyten 9600. Färbeindex 0,56. 
Im Strichpräparate zahlreich basophil punktierte Rote. 
Im Stuhl trotz vielfacher Untersuchung niemals okkultes Blut 
nachweisbar. 
Ausheberung ergab % Stunde nach Ewaldschem Probefrüh- 
stück zirka 70 ccm eines ziemlich gut chymifizierten Magensafts; 
Freie HC1 24, Gesamtaeidität 46. Mikroskopisch keine Erythrocyten, 
keine Hefepilze noch Sacrine. Milchsäure negativ. 
Radıologischer Befund (Abb. I): Große Magenblase, 
linke Flexur gebläht. Eigentümliche Magenform mit sehr tiefer Ein- 
ziehung der großen Kurvatur, die dadurch bedingte Zweiteilung des 
Magens läßt sich durch manuellen Druck nicht ausgleichen. Deut- 
licher Sechs-Stunden-Rest im unteren 
Sacke, nach kleiner Aufschwemmung ist 
der obere Sack sofort sichtbar. Diese 
krampfhaften Schmerzattacken konnten 
mit Papaverin behoben werden, sodaß 
auch die Sanduhrbildung verschwand 
und erst gelegentlich eines neuerlich ein- 
-setzenden Kolikanfalls. beobachtet wer- 
den konnte. 
Ich hielt damals diesen Fall für 
einen rein nervösen, spasti- 
schen Sanduhrmagen, bedingt, 
durch die bestehende chronische Blei- | 
vergiftung, welch letzterer ja auch der 
Blutbefund entsprach. Auf „tägliche 
Papaverindarreichung wurde Patientin 
beschwerdefrei. Bei dieser - 'eigentüm- 
ehen, seltenen Sando torm, Bande es EEE | sich kein einziger Anhaltspunkt, hingegen sprach ‚die Tatsache, 
Ir T sn AR en Eu yes ra ee sich die Sanduhrbildung damals nur zu Zeiten der DE 
ınn | z Talik älle n Tae 62 A +onidiwierenden 
schrieben haben. Nach dem Spitalaustritte fühlte sich Patientin a ne ee Se en 
ziemlich wohl, blieb jedoch bei ihrer ‚Beschäftigung in | für die Bleiven Di san, a a yes ma ls auch mit 
der Druckerei so lange, bis sie die krampfartigen Schmerzen im | p ROHR, ie Sanduhrbildung_ war damals aui E 
Bauche wieder bekam. Nach Aussetzen dieser Beschäftigung erholte |  “Pavern ‚behebbar. a ice 
sie sich abermals. sehr bald wieder. Im Jahre 1915 war sie am 
Staatsbahnhof in einer Maschinenreparaturwerkstätte beschäftigt. | Die sanduhrförmige Einziehung der großen Kurvatur war viek 
Hier erkrankte sie wiederum mit heftigen Schmerzen im Magen und | leicht an einer etwas tieferen Stelle der Pars media des ‚Magens, 
Bauch, sowie an Kreuzschmerzen, trotzdem sie mit Blei nichts mehr | und auch viel seichter, nicht mehr der frühere Kaskadenmagen. 
zu tun hatte. Sie kam deshalb am 4.5. Oktober) 1915Fan die Klinik‘ | Oyetzu war aber einereireimscrinte Drucksehmerzhaftigkeit an der 
Appetit mäßig, Stuhl kleinknollig. Vom Befund erwähnenswert der | korr di ug i ET 
Schmerz in der Nabelgegend, der durch Druck nicht gesteigert werden VEN ierenden Stelle der kleinen Kurvatur, u 
kann, jedoch bestand eine circumscripte Druckschmerzhaftigkeit im wichtiger ist: okkultes Blut im Stuhl bei mehrtäg! 1918 
linken Epigastrium unter dem Rippenbogen. Während des Spital: diger Fleischkarenz und täglicher Stuhlentleerung. Im Mai Ken 
aufenthalts häufiger Schmerz nach dem Essen und fast tägliches Er- konnte ich nun das Ulcus an der fraglichen Stelle der kleine 
brechen. Im Stuhl ist diesmal trotz: dreitägiger Fleischkarenz | | 
> okkultes Blut nachweisbar. 


Auf die eingeleitete Ruhe und diätetische “Ther. e hin verlor. 


p 
u q "E _ 
er 
u N 
un 


Ze ere x 
-> p ar h adien ` 
"Eia 
r r r s 
" ER, m 9 T: ~ - 
eo. u... 
> > 


Rest; die Sanduhrbildung durch: Atropin subcutan 
nicht behebbar. NT AT ER 


Dh 


$ 
é 
x 


T. yraa ERSTE £ 


K. nn remm pye A aAa ed 


u - In % bap e pa 
D ME a Br a er a hr 
mi . oad =s or 
, Bere ee or nn e e er 
5 -0 - - I u 


ER 


Kuryanu mit Sicherheit auch aus dem Auftreten an et 
medala ÄT ceri . 7 - ; | ach 
Radiologisch fiel an der großen Kurvatur in der Magenmitte eine | pjetet als Abbild a > Tahresi 013 Wenn bei der letzten 
wenig tiefe, jedoch bestehenbleibende, durch Druck nicht ausgleich. | Durchleucht dung 1 vom Jahre 1913. We ei der idn 
bare Einziehung auf, mit korrespondierendem, starkem Druckschmerz urchleuchtung die im Jahre 1918 ‚beobachtete si Zeichen 
an der kleinen Kurvatur. Kein Sechs-Stunden-Rest. an der kleinen Kurvatur jetzt fehlte, so mußte das als ein í na 
Die Diagnose mußte diesmal auf Ulcus part. med. ventriculi der Heilung. beziehungsweise Vernarbung aufgefaßt werden. nn 
(curv. minor.) mit seichter sanduhrfürmiger Einziehung der großen | Annahme wurde auch bei der Autopsie in vivo vor der Ope! En 
Kurvatur gestellt werden. wre bestätigt. Das Geschwür war vernarbt und die Stelle der einst 


= 
> ” 
=€ ri 

x u 
« 


à 


i è 


Digitized.by Google = 
2 


m - 
” 
i 


2 


INN 


AR 


a ne 
>» Ad 
e 


ER 
Ñ 


.” 


wur 


wa 
ar vA 


= N 3 RINA k 


um 
„en 


E 
SINS a \% 


u 


i a 19, Oktober. | 


 _ ‚Auch in: diesem Fall 


is 
= os t tu 


torisch 


MEE, a Fr 
; ER Cat Een SR Es LEE Dan En „ae 
a mtes appa e RE A 
oere Ir un Ei % ER S ` EEP ER Ei 
, argae IAT eA TTR E EE id TE = IE dee $ s 3 = r a BE 
rn ar ser š a PES i He . N . won. et, E, . 
s a E N . S Pi ie r FREE ZUR BE a ae re D 
er 2 ee nes DR ee A ` RER PEATS ; a S rien A Det 
r O a E a S TE O . b BER ie u, ni, Ge den 
Ds Fe” E : £ B a E i x Fi | A Re 
“r h f- N 
& ER: 
i . ai A H a ` - 5 Ko 
no. B  - ar, + a. . 3 5 i > 2 
5 ` ne 
Er 222 Eag = f BR E 1 a 


In y 


Pi 2 
- 


- maligen Nische mit dem Pankreas fest verwachsen. ‚Die sanduhr- , 


bekannt. — 


< "Der Vergleich der verschiedenen. ‚Befunde untereinander 
“ -`spricht. für“sich selbst, daß sich in diesem Fall als. Folge des‘ 


chronischen, Saturnismus mit erhöhtem ‚spastischen Reizzustande 


. des 'visceralen Nervensystems ein Ulcus ventriculi entwickelt hat. 
. .Fall2. Am 14. Februar d. .J. wurde die 25 jährige Druckerei- 
arbeiterin Serafine Lu. mit dem Rettungswagen mit Hämatemesis - 
eingeliefert. ` Patientin klagt seit drei Monaten über heftige, anfalls- . 
weise auftretende Schmerzen in der Nabelgegend und oberhalb davon. 
Die Schmerzen treten nach den Mahlzeiten. auf und dauern oft einige 
O . Stunden an mit dem Höhepunkt nach Mitternacht:. Druck gegen den 
-Magen verschaffte ihr Erleichterung. Manchmal saures. Erbrechen. 
 Zeitweilig wesentliche Besserung.. . Seit - vierzehn Tagen erbrieht 
„Patientin alles eine halbe Stunde nach der Nahrungsaufnahme, wes- 
- „halb sie auch’nur sehr wenig Nahrung zu sich nimmt. Am 14. Februar 
wurde ihr vormittags übel und sie erbrach reichlich teils. flüssiges, 
` -teils geronnenes Blut, weshalb. sie. dann, eingeliefert‘ wurde. í 


Somatischer Befund: Patientin. ist klein, grazil,. mager. “Haut 


wie sichtbare Schleimhäute sehr blaß. Zunge etwas belegt. Schmerz 
. im Epigastrium, Druckschmerz über dem Nabel. Im Colon descendens 
- -Skybala. Der Stuhl teerfarben, fest.“ Boas-Weber stark positiv. Mit 
- Rücksicht auf die stark& Blutung und Schwäche der Patientin wurde 
von der Magensekretionsprüfung und von der 'Röntgenunterzuchung - 
‚Abstand genommen. - Kae | T l 


triculi mit manifester Blutung, nachdem schon einige Zeit vor- 


her die Symptome einer Colica saturnina als Teilerscheinung 


` 


einer- chronischen Bleivergiftung bestanden, hatten. 


. 


-~ ‚Die chronische Bleivergiftung ist charakterisiert durch Er-- 
scheinungen' sowohl im Gebiet der animalen als vegetativen Or- 
.. ga Für den vorliegenden Fall kommt ' wesentlich. letzteres 

=- Gebiet in Betracht.. Hier haben wir Contractionen der glatten 
i | namentlich vom 
. Splanchnicus innervierter — als des Magendarmkanals. Ihre 


gane. 


Muskulatur sowohl gewisser Gefäße: — 
Außerungen als: Steigerung des Blutdrucks, .Màgen- und Darm- 


krämpfe, spastische Obstipation usw. sind bekannt. Man könnte 


. versucht sein, diese Wirkung als Ausdruck einer specifischen, 
. direkten Wirkung des Bleies auf den |Vagus’ und Sympathicus. 
', aufzufassen. Nun kämen wir aber bei einer derartigen Annahme 
einerseits ohne Hilfssannahme z. B. zur Erklärung der ganz 

. ausgesprochenen ` Nierenwirkung nicht aus, andererseits sind 
"auch. die Vagussymptome möglicherweise nur indirekte Sym- 


ptome, Folgen einer reflektorischen Vagusreizung, wie wir'sie ja 


auch sonst klinisch z. B. vom Anfall bei der Cholelithiasis her - 
- kennen. Was das Wesen der Erscheinungen betrifft, so sind wir. 
. bei ihrem intermittierenden Charakter gezwungen anzunehmen, 
Er PE um die Folge einer zeitweisen Erregbarkeitssteigerung 


Für unsere Fälle vor besonderem Interesse sind die Magen- 


darm- und Gef ißerscheinungen, seien sie nun der Ausdruck einer 


direkten oder einer reflektorischen Bieiwirkung. Sie ergeben für 


die, menschliche Pathologie beim chronischen Saturnismus ähn- 

> liche Verhältnisse, wie sie Westphal in seinen Kaninchen- 
'_ Versuchen mit sehr großen Pilocarpindosen erzeugt hat, die zur 
Bildung von Erosionen und dann auch: zur Bildung von Ge- 
schwüren geführt haben. Ich konnte im Falle 1 zu Zeiten der 
schmerzhafte Sensationen im Bauche eirculäre Contractionen der 

- Ringmuskulatur im umschriebenen Bereiche des Magens in Form 


eines : Sanduhrmagens beobachten, so wie es Westphal an 


Seinem Kaninchenmagen nach großer Pilocarpindosis. und me- 
- 6hanischer Reizung des Magens fand. | Ä | 


` > Ich muß noch besonders betonen, daß in diesem Falle die | 
zu Zeiten ‘der Koliken beobachtete Sanduhrbildung ganz . be- 


Å 


as als‘ primäre Contraction aufzufassen ist und nicht etwa 
+ oe Polge. eines schon bestehenden Geschwürs. Für Geschwürs- 
. - bildung. war ja damals gar kein Anhaltspunkt, erst im Laufe der 
- Jahre kam 
der Bleivergiftung. ° Die Tatsache, daß in diesem. Falle -m o- 


es dazu, hingegen sprach alles für den Ursprung aus 


. 
. 


~, 


= . 


I " 


Es | 1 "entwickelte sich bei einer ‘seit 
:. - .. längerer Zeit in der Druckerei tätigen Arbeiterin ein Ulcus ven- 


e Reizerscheinungen — - ein -intermit* 


Wenn die bei jugendlichen Bleivergifteten nicht selten beob- - = 


achtete Arteriolo- :und Arteriosklerose auf die Bleischädigung 


auch noch diese gefäßschädigende Wirkung des Bleies dazu. 


.  Ischämische Herde könnten also -einerseits. entstehen durch -,.. 
-de Vasoconstriction, allenfalls auch arteriosklerotische Gefäß- 0u po 
| schädigung und andererseits durch die Contraction der Muscu- o. >te% 
-Jaris propria (van Y zèr en) und. Conträction der Muscularis. . 5. 
mucosae nach Lichtenbelt gelegentlich heftiger Krämpfe- des. >05. 5i 
Magens, wie wir solche Krämpfe bei, Bleikoliken ‚zu beobachten: - -57 btk 


Gelegenheit haben. `. | RER 


- » , In beiden Fällen entwickelte.sich aus. eklatanter. chronischer., © ` -.: , 
Bleivergiftung bei Druckereiarbeiterinnen im Laufe der Jahre ein ©... 
Ulcus ventriculi. Über ähnliche Beobachtungen hat vor kurzem  .:.. 

IA. Schiff an einem größeren Material. von Bleiarbeitern. be- | 
richtet, wobei er ganz besonders auf den genetischen. Zusammen-. 
"hang zwischen chronischem Saturnismus und Ulcus ventriculi hin- 
gewiesen hat. Alvazzi beschrieb zwei Fälle von perforiertem' 
Ulcus duodeni bei Bleintoxikation, Shirlaw: einen Fall; bei 


welchem die : Perforation eines Ulcus duodeni mit Rücksicht auf 
die bestehende Bleivergiftung für ‚einen Bleikolikanfall gehalten. 


wurde. Sonst haben noch v. Neußer und v. Ortner je einen `. 
Fall von Bleivergiftung beobachtet, wo es auf: Grund einer toxi- 


schen Vagusneuritis zu einem tröphischen ‘Ulcus gekommen ist. 


t 


Wege entstanden 


sein dürften. ` ` 


-Diese neurogene Theorie. der Uleusentstehung ist von ~ = 
v. Bergmann und seinen Schülern, besonders auch experi- = `, 


mentell gestützt worden, der führende Magenradiologe H au d e k 


achtung primärer spastischer. Reizerscheinungen lange :vor 'dem 


‚ist ebenfalls für dieselbe warm eingetreten. Durch meine Beob- : 


En 


e a 
a pi 
ee tS 
pita Kr z 
ER ni bi 
e a ? 
ee! WE 
MEER EL + 
AE aes „a 3 
en. tt 3 . 
e oE - zf $ 
Zn nEher de 
.®,,. Une En 3 
T: un { Pas Pri 
Al Ten) r} 
a Tan an yed 
ehe Ia 
EN irag 
En . Y + a a 
i PR t Et : 4 E 
s N uots EE A g 
E a it 
Be: 
‘ Poru -F g 71 
s a i , i 
ro od 
i 


fae Können besonders wenn. noch durch denselben. Reiz’ auch . : : 
eine Hypersekretion beziehungsweise 'Hyperacidität. ausgelöst wird. ` 


' zurückzuführen ist, wobei übrigens für die Entstehung der. Ar- ` a 
` teriosklerose wahrscheinlich auch die primäre Vasoconstriction . 2 
in Betracht kommt, so käme wohl bei der Geschwürsentstehung‘ 


Im Neußerschen Falle fand Kundrat eine schwere Degene- use 
‚ration des linken Nervus vagus. ‚In meinem ‚Falle muß ich wohl . 
‚mindestens einen durch Saturnismus, sei es nun direkt oder re-  . 
flektorisch bedingten. erhöhten Vaguseinfluß annehmen, wenn - >- 
schon der anatomische Beweis einer Neuritis des Nervus. vagus =. 
nicht erbracht werden kann. ee T N 

 Imħerhin weisen diese Erscheinungen dahin, daß diese Ul- ..... 
‘cera aus der Bleivergiftung‘ auf .neurogenem er: 


Bestehen eines Ulcus erfährt diese Theorie. der nervösen Spasmo- - 2 


genese der Geschwürsbildung eine ganz ‚besondere Unterstützung. 


Bereits früher haben auch schon Singer und Reitter bei 


| Tuberkulosen auf ulcusähnliche Magenbeschwerden aufmerksam > `- 
'gemächt, die sie ebenfalls auf neurogenem Wege durch Vagas-  : > 


schädigung entstanden erklären. Auch die bei Tabes (Schül- 
(Heyrovsky, Hölder, Mikulicz)_beobachteten. Magen- 


geschwüre sprechen für die-Entstehung auf vagalem, also neuro-. - 
als sich auch hier histologische Vagus- 


genem Wege, um so mehr, 


veränderungen: vorfanden. ' Neulich-hat Rink auf uleusähnliche 


Symptome bei Kriegsteilnghmern hingewiesen, welche auf einer a 
Dysfunktion : des. vegetativen Nervensystems - mit beson derem ` ` 


Überwiegen des Vagustonus basierten. 


+ Literatur: Alväzzi, Jþer. : es. M. 1897, Bd. i = v. Berg- 


mann, B. kl W. 1918, M. m. W. 1913, B. kl. W. 1918, Disk. in d. Ges. d: 


Ärzte in Wien, W. kl. W. 1918, Nr. 7 bis:10. — Exner und Schwarz- 


mann, W. k 12 u t | 
Mitt. Grenzgeb; 1918, Bd, 30. — Haudek, M. m. W. 1918, — Heyrovsky, 


W. KL W. 1912 und Mitt. Grenzgeb. 1915. — Gundelfinger, . 


“ler, Exner und Schwarzmann) und bei Kardiospasmus ae 


> 


EN Nr 
a a E e R T 


. 
i S a 

nn 

1 a . ku 


Beer N Le Near $ 
AAIE aL TA a L OE A Cian ei e e 44 
= À i £ 2 ar 
N 3 N ` 33 gr 2 ” item ent, 
SA . “ 
A , tan er EE. 
m è ini 2 SEND dr 


kad 
aeea 
eg . Ra ka 
a a A E EE Zain 
et ent EN 


i i B 
z Re FE u S i E 
Mn E o a u >. IAA er z une 
$ weten 
P EL. S 


sro 
E ey 


E FEIN 


— 
= 


pr 


TE EN 


wr T 


RT 45. 
nn en 
ZE 


REE 
men Tans tt LT ertai gern en 


rt 
.. LSB 
n 
3? 


` . ~ “ya 
u NEL Da -asa erg aa me e 
a III FN m A E e 
N EA m Bi Ri ` . £ 
een Be iay nn a en a en at 
-= < e Du k = an sad = ` y = er! 


—— 


Zr ie 
Aare 


er les ine 
Du me es 


4 


D 
a 


- 


Le zE N an &e j s ar 
nass zsn abet u N eg 
nn nn ET ee a ee LIE 

armen nee EEE 


Tu s T. X 


. -y 
Fr Nee =. A k O > w- -a 
= Sa 24 ee ra 
De TO NET RT To 


ee iA Re 
LT III AT 


- 


= 
LITE TRITT I AT Ten 
arae ` ges 


G 
nz 
er 

ar 

BEER | 


un 
we en mn gen 
x r- 


ve’ 
~ 


x 
- 

v 
ee 
Fern 

-2 
KS 


ans SEN. 


— 
u. . 
us an 
u 
iee 


ia 


oe 
A: 
r SOR E rpe er er a ye. 
A FR - t 
7, ka - 5 DAT: Re a 
a a TE 
ET a ee ae 


en nn a 


a RE Le... 


I, X aE aE a 5.75 maca a EED PES “a 
u span E e LS 


Se e 


CDLL 


T 
JÄRG 


mi 


-< q p m 
e 

a a lest 

ER E o pamang ns 


a 577-0 RI TREE 
a RR IE ar 
. TF Cw a 


A060 


i > 
ee er 


& d 
Eis, 


W. kl. W. 1912. — K r aus, Die Erkrankungen der Mundhöhle und Speiseröhre. | eventuell: entstehenden lokalen oder allgemeinen Druckänderung 
(Nothnagels Spez. Path., Bd. 16, i) — Lichtenbelt, Die Ursachen des | klingen zu lassen. RE Era Fe 
chronischen Magengeschwürs, Jena 1912. — v. Mikulicz, D. m. W. 1904. — E t hei einen 

v. Ortner, Kl Symptomatologie inn. Krkh. 1917, 1. — Paltauf, W. kl. |^ rzeugt man ber eınem | er E 
W. 1908. — Reitter, W. kl. W. 1917. — Rink, Arch. f. Verdauungskr., | apparat und regelrechtem Blutdruck oder bei nicht dekompen T 
Bd. 25, 1919. — Rößle, Mitt. Grenzgeb., Nr. 25. — Schüller, W. kl 
W. 1908. — Singer, W. kl. W. 1917.— A. Schiff, W. kl. W. 1919, Nr, 15 


— Westphal,-D. Arch. f. klin. M. 1914, Bd. 114. — Westphal und Aufblasen einen Druck, der 30 bis 100 mm Hg über dem Maximal- w 
Katsch, Mitt. Grenzgeb. Nr. 26. 


P u we - 
~~ 3 f. >. P „ B 
rn 3 
Ei a 7i = 4 
è 4 ARN » S 
ç e > aj sa > 7 
vr r - . Jg 4 É 
d Pi. T 
- ve s Bas OT - er u. FEN 4 
2 ment To | „a 2 5m T nE CE 
Fe -i at z a EEE .— un 
ae ie ze 
€ T5 27T Dee Ey = nen ARAT AA UTi 
Pa UT ET AH LT S 3 EEE NE NENN 
A Nr N A i" a a A 
\ te . 
P a Ai er AA ._ -` ee 
un u 4 — | ir“ ne) Erw a a D a 
- ` T d 7 ° f w 
` P ás x er 
>I Ta 2 


E-L Ay 
.—u 

a 5 = 
UUT Py 


‘Aus der Medizinischen Universitätsklinik Frankfurt a. M. 
(Direktor: Prof. Dr. Schwenkenbecher). 


. | sowohl bei gesundem wie bei krankem Kreislauf beobachtet i 
Blutdruckmessung und Capillarbeobachtung. 


| Von | | 
Dr. 0. Moog, Assistenzarzt der Klinik. 


Im Jahre 1910 hat v. Bencezur (1) eine Arbeit über „Die 
wahre Bedeutung des sogenannten maximalen Blutdrucks“ ver- 
öffentlicht. In dieser Mitteilung hat. er den Nachweis erbracht, 
daß die Arteria brachialis in dem Moment, in dem wir am Riva- 
Roceischen Manometer den Wert für den systolischen Druck ab- 
lesen, keineswegs -völlig verschlossen ist. Das Verschwinden der 
peripheren Pulswelle bei der ‚palpatorischen Blutdruckbestimmung 
ist also nicht gleichbedeutend mit dem vollkommenen Sistieren 
der Bluteireulation in dem entsprechenden Gefäß. Durch den 
Manschettendruck wird vielmehr an der Oberarmarterie nur eine 
künstliche Stenose erzeugt, an deren Widerstand die Pulswelle 
erlischt. Bestimmt man nämlich nach der Methode von Gärtner 
die Pulsspannung in den Fingerarterien, so nimmt diese nur ganz 
unbedeutend ab, wenn zur selben Zeit auf den Oberarm mit Hilfe 
der v. Recklinghausenschen- Manschette eine dem Maximaldruck 
entsprechende Kompression ausgeübt wird. Bei einem Manschetten- 

druck von 100, bei dem die Pulswelle gerade zum Verschwinden 
gebracht wurde, zeigte das Tonometer nicht, wie man es hätte 
erwarten sollen, eine wesentlich niedrigere Druckhöhe oder eine 
solche von 0 an, sondern es war bei ihm dieselbe Zahl abzulesen, 
wie sie das Manometer von Riva-Rocci vermerkte. Um den 
Druck im Gärtnerschen Apparat bis auf 10 zu erniedrigen, war 
man kezwungen, die Manschette bis auf 150 aufzublasen. Also 
erst in diesem Augenblick war am Oberarm der centrale Zufluß 
annähernd unterbunden. Wir messen somit bei der üblichen kli- 
nischen Prüfung nicht den wirklichen maximalen Blutdruck, son- 
dern irgendeinen anderen Druckwert. 


Auf diese Beobachtung hat neuerdings v. Koranyi (2) 
wieder hingewiesen. Er schlägt deshalb vor, in Zukunft nicht 
mehr von Hypertonie, sondern von „Hypersphygmie“ zu reden. 
Auch Sahli (3) schließt sich in seinem Buche „Klinische Unter- 
suchungmethoden“ dieser Auffassung v. Benczurs und v. Ko- 
ranyis an. 


Nachdem nun E. Weiß (4) uns durch seine schöne Ent- 
deckung. der Capillarbeobachtung die Möglichkeit eröffnet hat, 
direkt mit dem Auge die Strömung an einem bestimmten -Punkte 
des Gefäßsystems zu beobachten, habe ich mir die Aufgabe ge- 
stellt, mich vermittels seiner Methode mit diesem von v. Benezur 
aufgerollten Problem näher zu befassen, Meine Untersuchungen 
bestätigen dabei in zahlreichen Punkten die Ergebnisse der 
E. Weißschen Arbeit „Eine neue Methode zur Suffizienzprüfung 
des’Kreislaufs“, nur ist meine Fragestellung und dementsprechend 
die Verwertung der Resultate eine andere. 


Ich ging im allgemeinen so vor, daß ich in der v. Reckling- 
hausenschen Manschette, die mit-einem Manometer von Riva-Rocci in 
Verbindung stand, einen Druck erzeugte, der 80 bis 100 mm Hg über 
dem zu erwartenden Blutdruck lag, das heißt bei normalem Druck blies 
ich die Manschette bis auf 200 mm, bei Hypertonien entsprechend 
höher auf, sofern dieser Möglichkeit durch den Apparat, der bis auf 
'300 mm graduiert war, nicht eine Grenze gesetzt war. Um völlig ob- 
jektiv zu verfahren, wurden die Ablesungen der Druckwerte durch 
eine zweite Person vorgenommen, der der Moment des Beginns der 
Capillarströmung und das Fühlbarwerden des Pulses bei der Blut- 
druckmessung jedesmal angegeben wurde. Die palpatorische Methode 
wurde in der Mehrzahl der Fälle durch die auscultatorische kontrolliert. 
Auf diese Weise habe ich 100 Fälle, von denen mehrere zwei- bis 
dreimal geprüft wurden, untersucht. Jede Beobachtung setzte sich aus 
drei bis vier und mehr Einzeluntersuchungen, die sich wieder in Strö- 
mungsbeobachtung und Blutdruckmessung teilten, zusammen, sodaß 
für jeden Patienten zirka eine Stunde verwandt wurde. Zwischen 
diesen Einzeluntersuchungen wurde stets eine fünf bis zehn Minuten 
lange Pause gemacht, um nach Möglichkeit die durch die Kompression 


= 

PAn er RN 
> er OET >] 
EEE 


e 
i [|] 
Ì 

Kir} 
i 
; 

E 
Pi 
$ 
f 


Um nun festzustellen, daß bei einem Druck von 200 mm 
Hg der centrale Zufluß tatsächlich unterbrochen, und die noch 
‚bestehende Blutbewegung nicht kardial veranlaßt ist, sehnürte ich 
den Arm, der in erhobener Stellung durch Auspressen der Venen 
nach dem Herzen hin relativ blutarm gemacht worden war, Ober 
| halb der noch nieht aufgeblasenen Manschette mit einem Gummi 
schlauch so fest wie möglich ab. Sodann erzeugte ich in der 
Manschette einen Druck von 200 mm Hg und entfernte nun den 
Schlauch wieder. Es zeigte sich, daß nach Beseitigung der Ab- 
schnürvorrichtung eine Bewegung im Capillarsystem nicht statt- 
fand. Der Druck von 200 mm Hg war also imstande, die Oiteu 
lation in der Brachialis völlig zu: unterbinden. Allerdings wird 
auch bei dieser Versuchsanordnung trotz stärksten Anziehens des 
Schlauches für einige Sekunden noch Strömung beobachtet, mas 
wir, wie gesagt, auf isolierte Arterientätigkeit beziehen. K 
Auch dann, wenn, wie in unserem Versuche, durch Ber 
Gummischlauch der centrale Zufluß völlig aufgehoben ist, {I 
nach Aufblasen der peripher vom Schlauch angelegten Mansche 
von neuem eine kurzdauernde Capillarbewegung ein, weil m 
Rest des Blutes, der sich noch in der Arterie befindet, durch d 
Manschettenkompression peripherwärts weitergepreßt wird. u 
Läßt man sodann den Druck von der Zahl 200, Millimeter 
für Millimeter, absinken, so setzt bei suffizient em Kroll, 
lauf in der Höhe des Maximaldruckes oder 5 bis 10 mm "5 
tiefer- die Circulation in den Capillaren, zuerst langsamer, (AN 
schneller werdend, ein. Öffnet sich nun die Arterie erst bel ir 
dem Maximaldruck entsprechenden Kompression oder sogar An 
unterhalb desselben? Zunächst sollte man wohl erwarten, Ga ee 
Passage in der Arterie erst bei der Druckhöhe frei wird, bel an 
die Capillarströmung sich zeigt. Für bestimmte Fälle kann" 
aber diese Vermutung von vornherein ablehnen, weil man ahan ; 
zu schon 5 bis 15 mm oberhalb des systolischen Druckes enw ane 
frei Strömung feststellen kann. Bei anderer Versuchsanor 


nat TE -y 
- 


. - - i ia bt $ wen 
d > i . = AT Bi- u hae, < 
f \ EEE. 7 ee f ri ‚ i 
2 TE Kuh S g : ` - SE fe 
2 p E a a m a pe - A - - . ar ra 
pa . an ar P x 
200 2 k ’ raana segt En |m gar 5 a ——— 
k ern ' pa w . r r . ` i 


Digitized by Google pe 


| 


1 ï 
p 


3 

© 

>» 

` 

` 
NARE 
Rts 
z. 
a, 
tan) 


al 


bi 
a 
A a 


at. - größtenteils. entleert und dann durch Aufblasen der Manschette 


N 


> erweist sich auch für die übrigen Beobachtungen diese an sich so 
- -naheliegende Annahme als unzutreffend. Hält man nämlich 10 


- 


' 
. 2 


a x 
a 
$% r`’ i 
-e 


Ba a y '. ee i r Ee en a E g N ET a re en ME 
una u = - Sen er EEE ES Ne ar a r P a & SAT ER EINE ES 
Pa ER EISE BOSES SSON OR Nr hr au ge Syed i y Aart “ a. het. a E Ai a E ng er up it 
er WEITE Te y Vera ' 2 nra x ` Die A er Si er! ee went 
Ian, a, DT T arani = m. a le PRS DIE ve Zu a we “or -u z L2 - ee; Å t- t Ar = > 4 PARSE Be 
RETTEN rn Be ENTE HE N ee ma Tale En 8 er en. H E O Neun m En ig t ` r. ve Tr 
Di ER A Se KR EEE SF Eee ER SA Eog = i San Sr SERIE x f OES EA N . 
tr r F 5 à ‚ Be A . . va - [3 5 Pr, a D t 
Es 2 .r M peg une - 2 $ E > rt. t En 7% = wi ki £ ERS N u 
s "E "rn Le RER: .- A $ a BERN ER e un ae . R į 5 EIk f: Si 
b ws a - <: ea TEN er a, OE aaa s EEE * + Pe Im. NEN Sal è M Pe ur » s 
ee Be a ge e Nee 3 GER En Colere S u S i a v ue er 5 2 N i 
. er k a PAE a o EEE: Be DRS Kr ea ng 2 Br 
PO ur ER Ê; N o uoa ER . nt Se i u E ia h - =r rpa yon FL j 2 . Y un, ' 5 O a E 
D EEE Na A De EEE a a AA = X DAA AEE a - E a at er l anre g u 
p x \ i IE RR RRS 2 j - a A y ` y roai 3 A ee an 
2 + 2 t ' u. : Ne, 
> RE ” a + ` Š En z x ar 
. m. x via Ela: ý 
` 2 X 5 in de 
s 0 F ` a 3 
i x t. er 
ý yoe pa 5 & 
Er k a 
E Da Sy 
\ . i "ERE 
, = \ Be 
Pa pă F . F 
f l ; f '1061 $ 
N CA a E h Be 
- a e i RE 
n s ke 


9, Oktober.. ` 


ee 


- bis 30 'mm Hg oberhalb des Maximaldruckes für einige Sekunden 
.: mit dem Nachlassen ‘des Druckes inne, so stellt sich immer. zuerst 


` 


Pai 


` 
$x 


y 


Armes. 


„l 


g 


-die Capillarcirculation ein, während der Puls erst später zu fühlen. 
‘ist. Man ‚kann gleichzeitig die Strömung beobachten und. den 


Puls‘ palpieren,.. nur darf. man die Radialis nicht eher. berühren, 


'bevor. auch sicher die Bewegung im Capillarsystem ‚hegonnen hat, 


(denn .der-leiseste Druck auf Arterie oder Hand hat Strömung zur 
.. Folge. Auf diese Weise zeigte sich," daß 10 bis 80 mm; in ver- 
einzelten Fällen. sogar 40 mm oberhalb des systolischen. Druckes 
die Passage für das Blut wieder eröffnet wirds : 

`  Läßt man den Druck von unten allmählich nach oben an- 
‚steigen,: so tritt diese Erscheinung auch deutlich hervor. 
‚Capillarströmung kommt in .den meisten Fällen 10 bis 30 mm 
oberhalb des systolischen Blutdruckes erst zum Stillstand,‘ wenn 


auch- vorher schon ein verlangsamtes Tempo einsetzt. Ich beob- 


 achtete meist fünf Minuten lang, länger war das im allgemeinen 


~ nieht“ möglich,‘ weil die Patienten wegen des Schmerzes ‘unruhig : 
‚ wurden und auch mit lokalen Veränderungen bei einer derartig. 
Für jeden einzelnen Fall ist 


langen Kompression zu rechnen ist. er 
die obere’ Grenze, bei der Stase im Capillargebiet eintritt, experi- 
: meritell ‚festzustellen; sie ist recht verschieden; me 


.- „ DaB das Wiederauftreten der Capillarströmung bei g leic h - | 
mäßigem Absinkenlassen des Manschettendrückes in Höhe des 


Maximaldruckes oder sogar erst etwas tiefer beobachtet wird, läßt 


.sich vielleicht damit erklären, daß das Blut eine gewisse Zeit 


braucht, bis es von der Brachialis zum äußersten Fingerrande ge- 
‚langt. Auch mögen gewisse Widerstände im Gefäßsystem durch 
pathologische Veränderungen, wie.Abnahme der Elastizität, und 
Rauhigkeit der Innenwand, worauf O. Müller (5) aufmerksam 
macht, mit im Spiele sein. an Er a A 
.... „Auf’eine Erscheinung‘ muß noch hingewiesen werden, auf 
die Rückströmung. Wartet man nach’ eingetretener Stase 


na 


einige Sekunden, so tritt auch bei Herzgesunden in etwa der 
. Hälfte der Fälle eine deutliche Rückströmung des Blutes aus dem 


venösen - in“ den arteriellen Schenkel des Capillarsystems ein. 


< ` Unter 40 Herzgesunden fand ich dieses Phänomen 20 mal = 50%. 


Die Rückströmung erfolgt dann, wenn der. Druck in den Venen: 
höher-ist als der in den Arterien, nachdem diese sich zum größten 
: Teil. entleert haben. Sie ist also bei unserer Versuchsanordnung' 
abhängig von- dem jeweils vorhandenen Druck im Venengebiet. des 
rmes. Das geht wohl’ schon daraus hervor, daß im allgemeinen 
die Rückströmung meist erst in Erscheinung: tritt, wenn die Man- 
schette"des öfteren@aufgeblasen, also eine gewisse Stauung erzeugt 
worden ist. Einen direkten Beweis für das Abhängigkeitsverhältnis 
von Rückströmung und Venendruck sehe: ich darin, daß, wenn män- 
die Venen bei hochgehaltenem Arm durch Streichen centralwärts 


i% ' auf 200 mm die Brachialis, des sich noch in ` erhobener Stellung 
befindenden Armes komprimiert, so-zeigt sich in der Zeit, in der 
5 ‚sonst. längst -eiñe rückläufige Bewegung einsetzte, keine Rück- 
E strömung. Bis acht Minuten wartete ich in, einzelnen Fällen, oline 
y . eine Rückwärtsbewegung des Blutes entdecken zu können. Die 
a) enen haben nach ‚dieser teilweisen Entleerung die Möglichkeit, 
„s _ -~ das gesamte Blut, das auch .bei dieser Versuchsanordnung sich 
g - Mach Abklemmung der Arterie noch weiter fortbewegt, in sich 
J! kos nehmen, ‚ohne daß es zu einem Überdruck im Venensystem 
i + Die grundlegenden Untersuchungen von Ô. Müller und 
ehe Blauel (6), die die gewöhnliche Methode der klinischen Blut- 
; üruckmessung mit der‘ direkten Messung .bei offener Arterie an 
; enschen verglichen, scheinen zu- unseren Beobachtungen im 
J Widerspruch zu stehen. Denn bei diesen Versuchen zeigten sich 
in dem Moment, bei dem der systolische Druck erreicht wurde, 
am. Manometer keine Pulsationen mehr. Die Arterie war also als 
en geschlossen zu betrachten. Dazu ist zu sagen, daß bei der Ver- 
pi S ensanordnung dieser Autoren, worauf auch schon von anderer 
j Seite hingewiesen wurde, die träge Masse des Federmanometers 
.. mit der zwischengeschalteten Flüssigkeitssäule möglicherweise zu 
Stoß war, ‘um die feinen Bewegungen der durchströmenden ge- 
ungen Blutmengen zu registrieren. Auch scheint es nicht sicher, 
aß ein kontinuierlicher Blutstrom, der sehr schwach ist und keine 
Pulsatorischen Schwankungen macht, am Kymographion sich be- 
merkbar machen muß. _ | en 
Se i Ahnlich oder gleich sind die Verhältnisse beim insuffi-. 
ne lenten Kreislauf, Auch hier ‚tritt in einer Reihe von. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — 


Die. 


| angegebenen Capillarbeobachtung 


. 


` - 


N 


2 ._ N y 


Fällen die Strömung éher auf, ` als fühlbar: wird. Es- gibt 
aber eine gewisse Zahl. von Ausnahmen. Hierbei. läßt sich fest- 


stellen, daß ein mebr oder. weniger großer Abstan d.be- e ee 
| stehen kann zwischen dem'’Maximaldrück und: - | 

der Druckhöhe, beider die Blutbewegung in . 
den Haargefäßen.wieder beginnt, So fand ich, in `- 
teilweiser Übereinstimmung mit -E, Weiß, Differenzen von. 80, 40 

und mehr. Millimetern, das heißt während der Puls schon längst ` 
‚fühlbar war, : herrschte im Capillargebiet noch. ‚völlige Ruhe.: + 
E. Weiß erklärt das so, daß 'bei-dem infolge-der Herzinsuffizienz -` 
an sich schon stark erhöhten Venendruck die Vis a tergo zunächst - -` 


zu schwach ist, um die Widerstände zu überwinden, es bedarf‘ 


‚Pillaren :hervorzurufen: . 


‘Kreislauf anders als beim normalen. Das Blut nimmt: in..den 


brauchte. im extremsten: Falle nicht über eine halbe Minute zu 


warten, . meist ist ‚die Rückströmung sofort: mit Erzeugung des ` = a - 
Überdruckes feststellbar.. Ferner wurde. gesagt, daß- bei gesundem: y 


Kreislauf die Rückbewegung des Blutes bei schon mehrfach ge- 


stautem Gefäßsystem eher ‚eintrete, bei Herzinsuffizienz dagegen. | | 
setzt sie meist schon bei der. ersten Beobachtung ein. -Unter 86. - 
schwersten Herzinsuffizienzen fand -ich 25 mal = 69,4% sofortige: 


rückläufige Strömung. ` 


` 


.Arterie vermag nur noch wenig Blut in die. unter gesteigertem 


`, ' 


Venen in die Arterien kennzeichnet. : 


bei dekompensiertem Kreislauf nicht eingehen, Immerhin kann: 


ich feststellen, daß es mir nach. unseren bisherigen Erfahrungen ` ` 
zweifelhaft erscheint, ob die auf der Differenz zwischen Maximal- ' 
und Strömungsdruck aufgebaute Suffizienzprüfung des Kreislaufes - 
nach E. Weiß sich zu’einer brauchbaren klinischen Methode - 
entwickeln wird, da es eine Reihe von Fällen mit sicherer Kreis- 


laufinsufßzienz gibt, die die erwähnte große ‘Distanz zwischen 
"systolischem und Strömungsdruck vermissen. lassen. Re 
Auf diese. Verhältnisse .bei gestörtem Cireulationsapparat 


, soll an anderer Stelle ausführlicher eingegangen werden.. 
| Zusammenfassung. Mit Hilfe der von E. Weiß : . 
wurde festgestellt, daß in.dem — >> 


Moment, in welchem bei der üblichen Art der palpatorischen Blut- 
druckmessung die Pulswelle gerade unfühlbar geworden ist, das, 


Lumen der Arterie nicht völlig verschlossen | 

ist, sondern däß der durch die Armmanschette‘. 

erzeugte Druck nur einen Widerstand hervor- : ` 
ruft, durch den die Fortpflanzung. der Puls-- . 
welle unterbunden wird. Wir messen alsonicht 
li sondern. 
irgendeinen. anderenDruckwert: Dievonv.Benczur . ; 


den wirklichen maximalen Druck, 


und. v Koranyi mit .einer.anderen ‚Methode erhaltenen Unter- 
suchungsergebnisse haben durch die 'Capillarbeobachtung somit 


ihre, volle Bestätigung‘ gefunden.. | 


` 


Literatur: 1. D. m. W. 1910, Nr; 22, — 2. Diagnosti che und the- 


i rapeutische Irrtümer und deren -Verhütung 1918, H. 5, S. 25 u, 26. — 3. Lehr- S | a 
buch der klinischen Untersuchungsmethoden Bd. 1 S. 192 u, 193. — 4. D. Arch. ` 
f. klin. M. Bd. 119, S.1; Zschr. f. exper. Path. u. Ther. 1918, S.390: M. m. W. : 


1917, S. 609. — 5. Erg. d. inn.M. 1908, Bd..2, S. 372, — 6, 
Bd. 91, SH. eo 0 eu 


D. Arch. f. klin. M. 
Hygiene und Infektionskrankheiten 


Aus dem Staatlichen Institut für 
| Saarbrücken. . 


| Der Aderlaß in der Therapie der Infektions- a" 


\ 


. Krankheiten. 


BL 
Prof. R. Hilgermann,. 


' Bei der Infektion des menschlichen oder tierischen Organismus : 


wirken die eingedrungenen Krankheitserreger, außer durch .mecha- 


nische Funktionsstörungen, hauptsächlich. schädigend. durch die 


von ihnen produzierten Ektotoxine und. die bei ihrem Zerfall frei 
werdenden Endotoxine. ` en Zu 2 


c 
r 
1 


als. der Puls fühlbar: wird, Es.gibt 


ry De 

tE. 

a WE: 
€ E. 

i « AN ” A 
EEE FOREN f tr, 
ae eh e SE 
DL dh 


noch einer Reihe von Pulsen, um wieder Bewegüng in. den Ca- . 
“| Auch die Rückströmung "verhält sich beim gestörten 


Capillaren viel frühzeitiger eine- rückläufige Strömung an. Ich - 


~ "Dieses. Verhalten findet seine Frklärung in der bekannten : e 
Erhöhung des Venendruckes. bei. Kreislaufstörungen. : Aus. der '* 2 
Druck stehenden Venen überzufließen. Der venöse. Druck über-- Re 
-trifft bald den. der -arteriellen Gefäße, und es tritt ein Druck- 
ausgleich ein, der sich durch den Übertritt von Blut aus den - 


Näher möchte ich auf diese kurz erwähnten Beobachtungen 


urn N 
Sr Kén 


ar 


’ 
‘ = 

zn 
SA 


„* ' 4 
P OENE SERERE 
Se OE 


SEE, 


t. Lues. 


a“ . eu! 
nun ne nn a See 


y Wii ` 
s 2 . Bi 
ER S è 
m = 
~ ee N a eS 
E ge 
E © 
i ` 
eraann a de 


pAs 


TATA S AR A R 
Te mn. u rS a Se 


we 

Se at t 
TAD 

ra IT. 


D 
ee: 


xy : 


G ï t D k er 

TERN, 
minni nie tagen =; 
an — dern 


Feed 
DT 
-r 2 


READER 
jaaa xi 
ae 


hise kamai a A 


k 
~ 


ae „rer? = 

E a E S EA 

PE et CONN- y > 
Ai 


ne 


- 


` 
a) 


ya une Ei 
NÝT eE n A 


- 
~ 


Aii i a 


Ti -s Re e We 2, è A 
RT A Sn NE arie C i vun ge N 
a g einai 5 d 
a te BI z: E ET Te z = 
Yo ma => = 


_ 
= 
a ET Yale 


a 


e 4 


7 Be: > 5 5 I ae a .n. a È p a 
u EEE E BEETA 


- ö oo." 32 f 

> D A “el Re 2 x 
A e ero uel . ee 

iua . Pate ar DENET 


en 
BER a 


— 
= 


Ei v8 a w, 


i ., = en. NT, $ 
an ATAA ' de 1. PR = ns 
sel EE eaamaenn TINANA 
p 
Ai Aa 


Sra 


Bun 
u 


Bar 


h - 
Zen T m AA. 


Et 


+ 
u a -. 
Pe 
As 
u -y 
ee e 
er 


nn o e 


. 
Siumae. UN 


LI E ER g p a T a re oe © we er Pa 


we. 


EEE RE DEE ST e 
ea SL a Ser 
ap # m. - -_ pa 


PALETA 


-> A 


— 
k 


Ban ii eye = ESS 


ERTEILT ET 


ti emme ui, Ir x 
RE ER E 


rn 


| 


< 2 = Pe Zn 


iacere adp ra E 
Sr. — 
Ps R > en -a 
-e = 


t 
` i 
HG 
(3 
f Ai x í 
1 r 
F la 
y j i 
4 1 EN 1 
MLESET 
QE D t 
ARAFATA i 
1} Ery 11 0a 
ar è 
biie 
a0 
eh BE. 
Ri 
5 
L 
® 
(RET 
19$ TA 
Js 
en 
En 
He 
u.) 
Hi 
Kii 
g 


nn u . 
TEN aean ne ` 


u. ee ae ur 4 
ir a = ne 


ER 
JE- u 


~ 
DTe ttf 


A a a 
TER: 
A u 7 
>64 á 4e 


w A p 
nt oi REN, Å‘ 
Da mi EA Ad a vr 
E r > 


q as - a > 
BR - ee 
. . i "e2 E e 64% -d S 
7 un = 7 C . r - 
De ee ee ea En a . a 3 
b. Car he a ui wen no ä 


E 
k x 
i 
s P . *, =op 
~i i ee o pes yA 
À - s An = ns - ace nn 
DNES s N enee z 
“+ Er -y af H- A 
ge 


‚ h * 
- u i` ALAY O TRT "e 
ee a : 2.0 De a tu 7 PR: - E 
— -> f5 ~ “ u -q maa Ee, ~À 
TE 7 DT rN - 
i = 


De a 


m. 2 or 
mr p 4 
>» un m 
: > 
et 
rei 
ê go ar "a 
= en un 
ee 
tn a Eo ega] 
a a PAESE 
. 5 
= i PA 
2 
\ 
` 


z TPR 
<: E > u EN er Se 
y -~ = > ne, ~ u e R re A, 
en T 2 < . et n N PAra, 
~ p “ aa 3 E a g TS eg” bb re yo x 
AN N a N Ze N I > LEE, EO 5 
< Gin . x NEM ar y ne 
r A - E è re u u... KL fr 
. u xi _ „9, Zu i ` er ey 
è ~ -J ` a ra Apy a ie 
x i ar Fu N N 
à -A b = Ae 


þei akuten Infektionskrankheiten die Chemo- und die Serotherapie, 


1062 


Hat die Verankerung zwischen passenden Gruppen der 
Toxine und der Receptoren der Zelle stattgefunden, so reagiert 
die Zelle ‘mit einer Überproduktion von Receptoren, den in die 
Blutbahn abgestoßenen Immunkörpern. Die Vermehrung und die 
Giftproduktion der Krankheitserreger wird überwunden und zum 
Stillstand gebracht werden, sobald die Produktion dieser Immun- 
körper in Verbindung mit den übrigen Schutzvorrichtungen des 
Organismus eine genügend große ist. Produziert jedoch der Or- 
ganismus' weniger Immunkörper und können sich die Krankheits- 
erreger schrankenlos vermehren, werden immer mehr Giftstoffe 
gebildet, so werden schließlich die Krankheitserreger in diesem 
Kampfe Sieger bleiben und die Schutzkräfte des Organismus unter- 
liegen. Bei typhösen Erkrankungen können wir diesen Vorgang im 
Laboratoriumsversuch direkt beweisend demonstrieren. Gerade bei 
schwersten Fällen, bei welchen die Typhusbacillen in großen 
Mengen im Blute kreisen, was wir durch die Plattenkultur des ent- 
nommenen Blutes ohne weiteres nachzuweisen imstande sind, er- 
gibt die Widalsche Reaktion negative Resultate, als Beweis, daß 
Immunkörper in nachweisbarer Menge nicht vorhanden sind, der 
Organismus an Schutzstoffen verarmt ist!). 


Um den Organismus in diesem Kampfe mit den Krankheits- 
erregern und den von ihnen produzierten Giftstoffen zu unter- 
stützen, besitzen wir als specifische therapeutische Maßnahmen 


bei chronischen Infektionskrankheiten die Vaccinetherapie. Mit 
Hilfe dieser therapeutischen Maßnahmen werden wir durch die 
Serotherapie im Beginn einer Erkrankung bei den Ektotoxine aus- 
scheidenden Krankheitserregern die von ihnen in die Blutbahn 
abgestoßenen Toxine parallelisieren, durch die Chemotherapie un- 
mittelbar direkt die in die Blutbahn eingedrungenen Erreger ver- 
nichten können. In letzterem Falle müssen wir aber auch damit 
rechnen, daß durch den Zerfall der Erreger Endotoxine {rei werden 
und auf den Organismus wiederum schädigend wirken. 


Das Ideal einer Therapie der Infektionskrankheiten dürfte 
darin bestehen, neben der Abtötung der Erreger mittels chemo- 
therapeutischer Maßnahmen und der Parallelisierung der Giftstoffe 
durch Serotherapie die Immunkörper künstlich zu steigern. 


Diese künstliche Steigerung der Immunstoffe können wir 
durch die Kombination zweier Eingriffe erreichen. Wir müssen 
einmal den Organismus von den Krankheitserregern und ihren 
Toxinen entlasten und andererseits die Zellen respektive die Anti- 
körper erzeugenden Zellgebiete reizen und damit zur Sekretion, 
zur Bildung von Antikörpern anregen. Eine solche Reizung läßt 
sich erstens durch kräftigen, Aderlaß erzielen. Durch 
den Aderlaß wird der Organismus von Krankheitserregern und 
ihren Toxinen zunächst entlastet, gleichzeitig die Zellen am Orte 
der Infektion gereizt und unter Rinwirkung dieser Reizung zu er- 
höhter Sekretion, zur Bildung von Antitoxinen gezwungen. Ferner 
wird aber auch in den für die Bildung der Antikörper hauptsäch- 
lich in Betracht kommenden, vom Ort der Infektion abseits liegen- 
den blutbildenden Organen als Folgeerscheinung dieser Reizwirkung 
eine Vermehrung der Antikörperbildung eintreten. Durch die 
bereits vorangegangene Tätigkeit der Krankheitserreger respektive 
ihrer Toxine während der Inkubationszeit. befinden sich nicht nur 
die Zellen am Orte der Infektion, sondern auch die der blut- 
bildenden Organe im Zustande der Reizung, der leichteren Re- 
aktion, weswegen auf eine erhöhte Reizung, wie es ein starker 
Aderlaß. darstellt, um so leichter eine starke und beträchtliche 
Überproduktion von Antitoxinen einsetzen wird. Als Folge hier- 
von muß eine erhöhte Antitoxinmenge in die Blutbahn ge- 
langen und diese größer. sein als die vorhandene 'Toxinmenge. 
Durch diesen Überschuß von Antitoxinen wird der Heilungs- 


prozeß gefördert respektive der Infektionsprozeß zum Stillstand 
gebracht. 


Um diesen günstigen Moment zu erreichen, ist es jedoch 
erforderlich, möglichst frühzeitig die Antikörperproduktion anzu- 
regen, bevor der Immunitätsgrad des Organismus durch die fort- 
schreitende Vermehrung der Krankheitserreger und damit bedingte 
Bildung der Giftstoffe einen zu großen Tiefstand erreicht hat. 
Haben die Zellen bereits längere Zeit unter dem Einfluß der Toxine 
gestanden, kreisen reichlich Toxine in der Blutbahn, so würde 
der Aderlaß zu spät ausgeführt werden. Es sind bereits größere 
Giftmengen verankert und längere Zeit seit der Bindung der 


1) Über solche Beobachtungen wird demnächst noch von Klein- 
sorgen ausführlich berichtet werden. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 22. 


Toxine durch ihre Receptoren verflossen, womit auch wiederum. 
den Krankheitserregern eine günstigere Entwicklungsmöglichkeit 
geboten und die Bildung .weiterer Toxine begünstigt war, Im 
Beginn der Erkrankung liegen hingegen diese Verhältnisse un- 
gleich günstiger. | a SE 


Regeneration der Antikörper bedingte Übergewicht gegenüber den 
Toxinen . als Folgeerscheinung eines 
weiterer Verdünnung der im Blut kreisenden 
liche Infusionen von physiologischer Kochsalzlösung konnte ich 
bei schweren Scharlacherkrankungen und bei infolge 


-Bald nach dem Aderlaß sank die Temperatur, um 


Zweitens können wir neben dem Aderlaßdurch 


reichliche Kochsalzinfusionen die Ausscheidung der 

Toxine befördern und damit die Wirkung des Aderlasses auf die 
Überproduktion von Antitoxinen unterstützen. Durch die In 
fusionen wird sowohl eine Verdünnung der im Blut kreisenden 

Toxine herbeigeführt, als auch durch eine Vergrößerung der 
Diurese möglichst viel Toxin zur Ausscheidung gebracht, ab- 
gesehen davon, daß der Blutdruck erhöht und ein Ausgleich 

wieder geschaffen wird. Ar a SE 


Bei bereits. weit vorgeschrittenem Krankheitsprozeß müssen 2 


wir nötigenfalls zunächst versuchen, durch reichliche Infusionen’ 
allein die Vergiftungserscheinungen ` durch die Verdünnung der 
im Blute eirculierenden Toxine zu bessern und bei Erkrankungen 
mit hochgradiger Wasserverarmung des Körpers, wie z. B. bei: 
der Weilschen Krankheit, den Wasserverlust der Gewebe und die 
Eindickung des Blutes zu beheben‘), Wird doch im letzteren 
Fall ein Aderlaß zunächst nicht immer auszuführen möglich sein, 
und man sich auf die Durchspülung des Organismus und da- 
durch bedingte Befreiung von Toxinen zuerst beschränken müssen, 
Ist dieses erreicht, wird dann der Aderlaß zur Beförderung der 
Antitoxinbildung nachzuholen sein. 
intravenösen Kochsalzinfusionen kommen die Infusionen in Form 
der permanenten Tröpfcheneinläufe in Betracht. Mit letzteren kann 


man leicht innerhalb einiger Stunden zirka 3 1 Kochsalzlosung 
einfließen lassen. | SEE 


Außer den. subeutanen und 


Diese Beeinflussung des Krankheitsbildes, das durch die 


starken Aderlasses und 
Toxine durch reich- 


von Wundinfektionen einsetzenden septischen 
Erscheinungen im Initialstadium der Erkrankung erreichen. 
allmählich zur 
Norm zurückzukehren, das Allgemeinbefinden besserte sich, es trat 
Heilung ein. | 


Die bei vereinzelten Fällen, wenn auch bei verschiedenen 
Krankheitsprozessen gemachten Beobachtungen können jedoch 
immer mehr oder weniger als Zufall, als durch den augenblick- 
lichen Krankheitsverlauf bedingt, angesehen werden. Allerdings = 
haben auch andere Autoren, wie Pfeiffer), Friedberge! = 
und Dorner’), die Einwirkung des Aderlasses — in klemer 
Menge — auf die Produktion von Immunkörpern im Blute il: 
fizierter Tiere beobachten können, - | 


Der Wert einer therapeutischen Maßnahme läßt sich aber 
erst dann erweisen, wenn stets gleiche Erfolge unter denselben 
Bedingungen erzielt werden. Letzteres war mir möglich zu FT 
reichen an einem größeren, durch die gleiche Erregerart be- 
dingten Krankheitsmaterial, der Weilschen Krankheit 
Bei dem derzeitigen gehäuften Auftreten dieser ErkrankungsioM 
an der. Westfront standen therapeutische Erfahrungen nicht zur 


Verfügung, man war auf Mutmaßungen und Überlegungen an- 
gewiesen, 


Unter Berücksichtigung der im vorstehenden ausgeführten 
bakteriologischen Überlegungen, gesammelt an der Hand dies- 
bezüglicher Beobachtungen sowohl am Krankenbett wie 1m Labo- 
ratoriumsversuch, gelang es, von 19 durchweg schweren Erkal 
kungsfällen 18 der völligen Genesung zuzuführen‘). 


Zur Entlastung des Körpers von den Krankheitserreger m 
ihren Toxinen, der Reizung und Anregung zur Bildung von Ant- 
toxinen, wurden dem Kranken sofort nach der Aufnahme ® 

300 cem Blut durch Aderlaß abgelassen und reichliche Infusione 
mit physiologischer Kochsalzlösung angeschlossen. Bald nach In 
Aderlaß und den Infusionen besserte sich das Allgeme) befinden; 


R) Vgl. auch Leick, D. m, W. 1917, Nr. 24. a 

) Pfeiffer, Zbl. f. Bakt., Ref. 1904, Bd. 35. 1005 

°’) Friedberger und Dorner, Zbl. f. Bakt., Orig. 1 
Bd. 38, vgl. auch Lentz, Klin. Jb., Bd. 14, S. 466. | 

^ Hilgermann, D. m, W., 1917, Nr. 6, er 


` 


- 
= sAd ha Es 
` B "E % 
2 > 
ia Re 

= 

e: 


Digitized by Google 


i tya EI 
hr sr a 


N ee... 
T TES I Den DEE ER SR DENE e a BL EEE LE RENNEN a RÄR 
TE EEE STETTEN ne RE ER E  Vrsn, eng Rh TELLER 
= m een EEE RR 
a E | u. rl t. i a ee a 
k =<. < 19, Oktober. __, 1949 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.42. no O Ri 
œ  <_ das Bild der schweren Vergiftungserscheinungen ging zurück, :die | ‘Aus: dem früheren ‘orthopädischen Institut des- Deutsóhen Hilfs- Be 
=  ... . Temperatur sänk. allmäblich zur Norm.. Während das Blut -bei | ”  ausschusses für Bulgarien in: Sofia (Leiter: Dr. Sachs)... "5: Jie 5 
w: . der Blutentnahme -eine schmutzigdunkle Verfärbung zeigte, sebr (ec 2°... 0 00 0 a a a az et hi 
ai dünnflüssig mit der Neigung zu.leichter Zersetzbarkeit war, ließ | Die Gefahr der Bleivergiftüng durch. stecken- . - Pin 
‚sich eine deutliche Regeneration im weiteren Krankheitsverlauf | © . 2 0.0.00 ebliebene Geschosse. u ee | 3 7 
i : beobachten.” Außer der Hebung des Antitoxingehaltes ‚durch den ) ne £ R ER E | ee E, 
si > — Aderlaß. war durch die.reichlichen: Infusionen eine Verdünnung des |: . Be RE STENOnE reed AR n Th -iph j 
gi... im Blut eireulierenden hämolytischen Toxins erreicht worden. RE WR re ‚Dr. Reinhard Kohlschütter  ..: Ba apy N 
k: “. Daß der Aderlaß in Verbindung mit:der Infusion direkt be- | nu an a 
=. gäminend auf den Krankhöitrerlt war, ergab sich außen der | y, pis Àt das Verdient Low ins, mehrfach, aut aie Ger "© 13 AH d 
ee ee ee geschossen ausgesetzt sind. Er hat mit Küster zusammen zum .: : © # f | 
x... Kurve, der Regeneration des ‚Blutes auch aus ‚dem Verhalten des ersten Male im Jahre 1892 über einen. Fall von Bleivergift ung Se a 
IS; -© Organismus beim Eintreten von Rezidiven. Die auf die ‚Reaktion. |. 7 h Steckschuß berichtet. AI ; Beitr zudi | F der imn E > A Si: hi 
- „der blutbildenden Organe. einsetzende Bildung .von Immunkörpern zur are en end Gewicht bei ter Sa en a e EA 
E eagend gewesen, nm eine. vollständige Parallelisierung,| 1. im Anjeanden hen onan Fl ne zů. y elenkssteckschuß. be- `. 1 
n der Krankheitserreger und ihrer Gifte herbeizuführen, Diese im | iöhten’ A ich für Br E halle über ar Art d D isch Be a 
= neue- Toxine produzierenden Erreger konnten das Bild. des Rezidivs | as > "Bleistück erleidet, einiven Auf P E ba nS ZN 
IA 8 
Pia en Orear ne: ee Jodosh. und durch) perichtet: Ndr war ich. im Unterschiede su ihren In dor glück- he 
Be on TU netingie Abwehrreskuon. der Antikörper lichen Lage, den- autoptischen Befund durch die Operation zu 3a 
2.  erzeugenden Organe in Verbindung mit Infusionen ‘konnten sie |. HC wear Seesen. See yanan ze Ba eren we‘ 
mf: R é = RE 3 = $ O erheben 4 6 N Bu ' l nan s ea PA x 
w Schließlich ausgeschaltet und behoben werden. nen a Te a a er 
RL, a, Die mi | ee en aa Im Frühjahr 1918 wurde‘ in unserem Institut ein bulgarische . ET y 
É -~ Dle mit vorstehend au sgeführter Th erap1ie | Invalide aufgenommen, der im zweiten Balkankriege 1918 durch ine "hl! 
bereits bei anderen Krankheitsformen erzielten Schrapnellkugel verwundet worden war. . Der Patient gab an, daß'dio > J 
l 
iR 


Oa. w. 
u 


ER L e 


ua 
m 
wa es 
` 


ve u 


2 


~ 


1 


A ORAR EUA A u 


En 


pag 
- 


w we w- 
- 


-~a 1 an. mL WR 
Pr 


== Tissenen- 


In 


. konnte. 


i Tnitialstadium 


~ günstigen Ergebnisse konnten an einem so um- 
- Krankbei 


i t darstellte, in systematischer Durgh- 


ührung'bestätigt werden: ` ee Er 
Es gelang, schwerste Erkrankungsfälle‘ der völligen Heilung 
zuzuführen, und dürfte dieser Erfolg um so beweisender sein, als. 


~ 


der Krankheitsverlauf und die Mortalität durchweg sehr ungünstig 


‚Waren, wurden -doch bis zu 13°/, Mortalität beobachtet. 


In der Frühbehan 
fektionkrankheite 
~ frühzeitiger reich 
dung mit Kochsalzinfusionen —.neben den sonstigen 
_— Specifischen Methoden eine größere Bedeutung als bisher. zuzu- 

Sprechen sein. _ e pa 
— Daß der: Aderlaß in 


dlung schwerer Formen von 


| | der Therapie der Infektionskrankheiten 

noch nicht die ihm gebührende Beachtung und. konsequënte Durch-. 
führung erfahren hat, dürfte daran liegen, daß er meist erst aus- 

. ‚geführt wird, wenn bereits bedrohliche Erscheinungen eintreten, 
‚das ‚heißt, ‘wenn der Organismus respektive die -Zellen bereits 
| längere Zeit unter dem Einfluß‘ der schädigenden Antigene ge- 
- standen haben. Dann allerdings ist trotz der Reizung der Zellen 
eine-erhöhte Regeneration des Antitoxingehaltes nicht mehr zus er-: 
hoffen. Es ließ sich dies auch deutlich beim Krankheitsverlauf 


. der einzelnen Fälle beobachten und verfolgen. ‚Bei denjenigen 
' Fällen, welche erst im späteren Stadium der Erkrankung in Lazarett-* 


El behandlung kamen, also bei solchen, -. welche bereits längere- Zeit 
| ‚unter der Wirkung des Antigens ‘gestanden. hatten, zeigte das Blut 


bei. der Blutentnahme eine besonders prägnant schmutzigdunkle 

Verfärbung mit der Neigung zu leichter Zersetzbarkeit als Ausdruck - 
‚ der bereits weit vorgeschrittenen Schädigung. Es war dies- be- 
' sonders bei dem einen zum Exitus gekommenen Patienten der Fall, 
- bei welchem zunächst ebenfalls infolge des Aderlasses und der In- 
fusionen eine mehrere Tage dauernde Besserung eintrat. Dieselbe 
Yu. aber nicht anhalten, ‘weil der"Organismus respektive die 
antitoxinbildenden Organe bereits schon zu lange unter dem Ein- 
fuß des Antigens gestanden ine a 
Regeneration der Antikörper und damit eine Unschädlichmachung 
es Antigens möglich gewesen wäre. Wir müssen mithin den 
‚Aderlaß zu einer Zeit machen,. wo noch verhältnismäßig wenig 
Toxin von den Organen gebunden, von den empfindlichen Zellen 


N 


_ verankert ist, sodaß die durch die Reizung der Zellen in die Blut-, 


bahn abgestoßenen Immunkörper über, die ‚vorhandenen Toxine 

das Übergewicht ‚erlangen, und auch die Zellen selbst die ge- 

bundenen schädigenden Substanzen noch ausschalten und ent- 

standene Defekte rechtzeitig ausgleichen können, das heißt im 
der Erkrankung. n ; i 


`~ 


Kugel an der Innenseite des linken Kniegelenks eingedrungen und- im 


Krankheitsbild,-wie es’ die Weilsch e | Gelenk steckengeblieben sei. Er kam zur Behandlung, da er dauernd | 


‚Konnte und ‚sich von der Entfernung des 


‚linke, Kniegelenk ist gegen das rechte / en 
‚ seite desselben dicht oberhalb des Gelenkspaltes findet sich die Einschuß-\. ER: 


n dürfte daher dieser Therapie‘ 
licher Aderlaß in Verbin-| fü bei. 
1  Fußspitze auf. .Das.Röntgenbild, das. 


‘Ein Schatten des: Geschosses war 


hatten, als daß eine ausreichende | 


Schmerzen. im linken Kniegelenk hatte, dasselbe nicht völlig. strecken ` 


Der Befund war folgender: = w EN 
. 'Kräftiger Mann von etwas fahler, gräulichör Gesichtsfarbe. Innere : 

Organe.ohne Besonderheiten. Ein Bleisaum ist nicht vorhanden. Das. 

‘etwas verdickt. An der.Innen- 


narbe. Eine Ausschußnarbe' ist nicht zu sehen. ‘Das Gelenk steht in <. 
einem . Winkel: von. etwa 150°-gebeugt und kann nicht weiter gestreckt 
‚werden. ' Eine geringe Beugung ist möglich. Die aufgelegte . Hand 
fühlt bèi Bewegung Crepitation. : Beim. Gehen ‚tritt Patient. auf, der . 
mir leider nicht zur. Verfügung 
steht, da es im Lazarett in Sofia geblieben ist, zeigt folgenden Befund: 
Das ganze Kniegelenk ist von’ dichten zusammenhängenden Schatten 
umgrenzt, die in der Gegend. des ‚Recessus superior zackenförmig nach _ 
oben auslaufen. In der Aufnahme von vorn deckt sich mit’ dem Tibia- ` 
kopf ein: etwa hühnereigroßer, eiförmiger Schatten. In der . seitlichen > 
Aufnahme liegt der eiförmige Schatten an der Rückseite üer-Tibia. | 
nirgends zu ‚sehen, Eine Revision . 
des Kniegelenks schien mir angezeigt. : Operation in Äthernarkose und ` 
Blutleere. Eröffnung: des Kniegelenks durch Textorschen Querschnitt, . _ 


-Aufklappen des Gelenks. Die ganze Gelenkkapselunddie . 


Knorpelüberzeuge haben eine ausgesprochenhell- : _ 


r 


hinter der Tibia verschwunden. | 
Durch die Behandlung scheint mir bier 


das Gelenk umgrenzenden Schatten, jedoch war der eiförmige chatten z 


ein doppelter Erfolg = 


‚erreicht zu sein, einerseits wurde der Patient wieder in den un- 
gehinderten schmerzfreien Gebrauch seines Beines gesetzt, anderer- 


seits hat man ihn vor der Gefahr einer Bleivergiftung bewahrt. 


Die graue, halb schmierige Masse schickte ich zur näheren Unter- `. ` 
' suchung an Herrn Prof. Hans Horst Meyerin Wien, der so- l 


liebenswürdig war, sie selbst‘ chemisch zu analysieren und die vom 


pathologischen Anatomen untersuchen zu lassen. .Er gab mir fol- 
genden Bericht: „Die graue, halb schmierige Masse besteht; wie 


die Untersuchung des pathologischen : Anatomen ergeben hat, aus 
typischem „Sehwielengewebe“ -mit.. ‚massenhaft - ‚eingelagerten 


a 


Fa £ i 


Geschosses Besserung erhoffte. :" -oy 
; AA a De a K 


i 
r Baia 
Ka er vi 
S -n Eau a in . P 
`. E . $ > a ek s 
TYC rN NEEN AN ZEIT AEN 


.- eh 


` 
: EA 
IANN 


re 


Bann 


Be 


> E ZN: 
. i 9 en 
.. © 
‘ 


© 
wY 


3% mi 7 
‚ a 
PATINOIRE, En 


5 LS 
ea, En ARID, 


ver 


PENN AAA IE TE TER 
Das Pier 9 ariana u one raan 2 tue) Tal ar Saas ger Sci] 


ri 
TE GEARRE ai AD A AESI r 


TOALN EENAA EO TE 


ENITI TINMY O ERATI tI Oa Srna H 


o ? 
S Ei I 
blaue Farbe, sind jedoch überall glatt und glänzend. a il 
. Um ‘die Contractur zu beseitigen, werden die Ligamenta cruciata durch- zS i ef: 
‚schnitten und die Hinterwand der Kapsel etwas eingekerbt. Hierbei stößt - ges 
man am Hinterrande ‚der Tibia auf eine fettige, schmierige; graue Masse, et ki- t: 
die einen an der Hinterfläche der Tibia gelegenen, nach abwärts führenden ll 
: Bindegewebssack: ausfüllt.. -Bei der Ausräumung dieser Masse und der eo f | 
‚Exstirpation der sie umgebenden Hülle ‚stößt man auf das Schrapnell. A = | 
Dasselbe ist platt gedrückt und.in die Fossa lateralis der Tibiagelenk- `- > Be 
fläche eingedrückt, sodaß die dem Gelenk zugekehrte Fläche des Blei- .; Cfi” 
stücks nicht über das Niveau'der Gelenkfläche herausragt. Entfernung - Be 
der Kugel. Das Gelenk läßt ‚sich nunmehr. völlig strecken und: gut _.. “EN ‘= 
bewegen. Naht. der Käpsel und der Haut. Gipsverband...Der Heil-  . ite ä ' 
verlauf. war -reaktionslos. Nach drei Wochen Abnahme des Verbandes. `- SH 
Das Kniegelenk war mäßig geschwollen, eine geringe Beweglichkeit `, a 
vorhanden. ` Medikomechänische Nachbehandlung. Beim Verlassen des . ~ Bias, 
Lazaretts nach zwei Monaten konnte Patient vollkommen schmerzfrei : sn 55k A 
mit streckbarem Kniegelenk gehen. Es war. eine Beweglichkeit von 
etwa 60° vorhanden. Eine Röntgenaufnahme zeigte noch die gleichen, en 


_ 


TE A en 


.' m on. 
ramh a a eg 


ELSE 3-0 


Ep 


a AEA AS 
Kun TE 


3 


GN ` > . as ar 
a HE Tree 


m en en ee 
WERTEN DER, ne en ee ne 
` i 


UT ET TE g FREE 
ommo air... RN J = = 
PR 


Ps 


> >» 
G ui . "D tip 
7 - > f. f; Apan J 
> ` r 5 E j J T 
č it Nadia = wath: ASi e TN CA Bu 
» 2 a E > kkr TAI 
Zar A . K p > 
ET ne ms < SA 
ee e a F ; sin ha 
wi a n a n dAn 
on. r A LTE Bus 1a a 
K n =” gr Fi ayu 
KR Ra 
js > s =) a~ 


ore ne 
en F 


nd 
h x Te o 
bagiin mail) wed 
2 eama - 
eg er 


og: 


=, 


Fa Fate 


un 
? "A 
Z en 
Zen re a 
¢ p= è i 


z DRLE 
oae s P 
a, ar A 


~ A 
Gen Pe 


er S 
+ 
4 ws 


NE RE, 
Pe u ur = 
as En d 


s" erq í rai -J 
aae e a E pe T 


2 ru y J 
Sn nee 
ee, r 
#4 0.75 
J ` 


P 
og 
$ s A $ 
4 
» i 
RA | $ 
i 
Į i 5 
. di 1 } 
[j 1» \ 
; zu 
> il Ar 
P. Da 
+ 
iS ssa b 4 
F A 
. ef ‚N 
f NEL: 
AR Me $ b; 
n i í HAR PL D 
iM F Tan Are 
| > 4% $ 
| e I HY - 
i] I 
t I N í > Š T 
(i ` 
Ent l N í t 
Hfi 1% 
$ SPA 
% i 1 


1064 - 


ET EEE TEE 


schwarzen Teilchen. Chemisch habe ich in der Masse sehr reich- 
liche Mengen von staubförmig ‚verteiltem metallischen Blei, kein 


. Bleisalz neben sehr spärlichen Mengen von Kalk und von Magnesia- 


salzen gefunden.“ | 


Wenn auch beim Patienten noch keine Symptome von Blei- 
vergiftung vorhanden waren, falls’man nicht die fahle Gesichtsfarbe 
schon als ein Zeichen beginnenden Saturnismus ansehen will, so 
ist durch den bei der Operation erhobenen Befund doch klar er- 
wiesen, daß Blei von dem Schrapnell resorbiert und zunächst im 
benachbarten Gewebe abgelagert wurde. Das zeigt die Blaufärbung 
der Kapsel und der Knorpelüberzüge. Das resorbierte Blei hat 
auch die dichten Schatten bewirkt, die das ganze Gelenk im Röntgen- 
bild überlagerten, ja die so stark waren, daß der Schatten des 
massiven Geschosses von ihnen nicht unterschieden werden konnte. 
Bei frisch aufgenommenen Steckschüssen habe ich nie eine solche 
Schattenbildung beobachten können. Es ist zweifellos, daß sich der 
Vorgang folgendermaßen abgespielt hat: Das Geschoß ist an der 
Innenseite ins Gelenk eingedrungen und blieb im Gelenk zwischen 
den Gelenkenden liegen. Später, als das Kniegelenk wieder in 
Gebrauch genommen wurde, wurde das Geschoß durch Druck in- 
folge Belastung und durch die Bewegung des Gelenks allmählich 
in die Tibia hineingepreßt, wo es dann später durch das Darüber- 
gleiten der Femurgelenkfläche abgeschliffek wurde. Das erhellt dar- 
aus, daß die dem Gelenk zusehende Fläche des Schrapnells ganz 
glatt war, während im übrigen die Oberfläche des Schrapnells rauh 
und uneben war. Die Resorption des Bleies wurde hier zunächst 
durch ein mechanisches Moment begünstigt. Es wurden von dem 
Schrapnell feinste Bleipartikelchen abgeschliffen. Das Schwielen- 
gewebe weist auf eine abgelaufene Entzündung hin, die sich wahr- 
scheinlich in der Umgebung des Schrapnells abgespielt hat. Von 
dem gebildeten Narbengewebe wurden noch Teilchen mit ab- 
geschliffen. Bleipartikelchen, Schwielengewebe und Gelenkflüssig- 
keit vermengten sich nun miteinander zu der beschriebenen Masse 
und gelangten in die dem Geschosse naheliegende Bursa musculi 
poplitei, die sie mit der Zeit vollkommen ausfüllten. Jedenfalls 
ist durch das Abschleifen staubförmiger Bleisubstanz die chemische 
Angriffsmöglichkeit des Bleies bedeutend begünstigt worden. Trotz- 
dem wurden in der. untersuchten Masse keine Bleiverbindungen ge- 
funden, da es in dem chemischen Befund ausdrücklich heißt „kein 
Bleisalz“. Wie mag sich der chemische Prozeß abgespielt haben? 

In der alkalischen Synovjalflüssigkeit der Gelenke befinden 
sich: 97%/, Wasser, 0,24°/, mucinhaltige Stoffe, 1,57°/, Albumin 
und Extraktivstoffe, 0,06°%, Fette, 1,13%, Salze. Lewin be- 
schreibt die verschiedenen Möglichkeiten, die ein Lösen des Bleies 
bewirken können. Nach ihm löst sich Blei in Fett. Bei dem 


geringen Fettgehalt der Synovialflüssigkeit war das weniger zu 


erwarten. Ferner greift Gewebsflüssigkeit, die an das. Blei im Ge- 
webe gelangt, dasselbe durch Salzgehalt an, sodaß Bleichlorid, 
eine weiße Masse von hornartiger Substanz, gefunden worden ist. 
Durch den Salzgehalt der Synovialflüssigkeit wäre die Entstehung 
von Bleichlorid möglich gewesen, dasselbe hat sich aber in der 
untersuchten Masse nicht gefunden. Die Möglichkeit, daß das 
gebildete Bleichlorid gleich oder bald nach der Entstehung in den 
Lymph- beziehungsweise Blutstrom resorbiert wurde, sodaß es gar 
nicht zur Ablagerung der hornartigen Substanz kam, ist dabei 
nieht von der Hand zu weisen. Drittens kann Blei gelöst werden 
durch. Einwirkung von Feuchtigkeit und Gewebssauerstoif, die es 
in Bleihydroxyd überführen, das in Hydrocarbonat genügend ge- 
löst werden kann. Auch dieses wurde nicht nachgewiesen. Sehr 
leicht möglich ist es aber, daß das gebildete Bleihyperoxyd oder 
Bleiearbonat resorbiert und im benachbarten Gewebe der Gelenk- 
kapsel abgelagert wurde. Dadurch ist vielleicht die bläuliche 
Verfärbung der Kapsel hervorgerufen worden. Wenn diese Ver- 
bindungen auch ein graues Aussehen haben, so kann ihre feine 
Verteilung im Gewebe schließlich die blaue Farbe bewirken. Das- 
selbe ist natürlich auch möglich durch feinst verteiltes metallisches 
Blei. das von der dauernd mit kleinsten Bleipartikelchen angefüllten 
Synovialflüssigkeit in die Gewebsspalten eindringen konnte. So 
können wir.nur Vermutungen über die chemischen Vorgänge an- 
stellen, die sich dabei abspielten. 

Einwandfrei ist aber erwiesen, daß das Blei nicht als in- 
aktives unverändertes Metall im Körper liegengeblieben ist. 
Sondern durch die mechanische Zerkleinerung begünstigt, ist Blei 
vom Körper aus resorbiert worden und damit die Gefahr einer 
Bleivergiftung heraufbeschworen worden. Daß Blei von im Körper 
steckengebliebenen Geschossen tatsächlich zum Teil recht schwere 
Bleivergiftungen bewirkt hat, ist in einer Anzahl von Fällen in 


NA i a d gen a E 
nd v <m ar » zP Par 
a EOT T pa ~ 
A n ` 
S .r 


| NE 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42, 


Tas 
x Si X 


see: 


ne aha : 


TRETEN 
n N, Se ra ar ngs x 
RNIT RR EIER, 
TER TIEREN Eee: 
u è A z Ver a u 
X gu rer ih 
TS ER 
` 


3 DR 3i Ve re | 

à A AES 
. 19, Oktober, 
ad rn E En zer u. 


ai P - 
i ER ET 


der Literatur- beschrieben worden, wenn freilich diese Anzahl 
nicht sehr groß ist. Letzterer Umstand ist ‚mir leicht erklärlich. 
Im Kriege von 1870/71 stand man kriegschirurgisch auf dem 
Standpunkt, Geschosse nach Möglichkeit zu entfernen, sodaß wenig 
Verwundete ihr Steckgeschoß behalten haben werden. Damit 
mußten Bleivergiftungen nach Steckschüssen selten’ sein. Die 
späteren Kriege, in denen man den Grundsatz verfolgte, stecken 
gebliebene Geschosse in Ruhe zu lassen, spielten sich in ferneren 
und unkultivierteren Ländern ab: Mandschurei, Japan, Balkan, 
Daß bei der ärztlich weniger gut versorgten, viel indolenteren 
Bevölkerung dieser Länder, die teils den Arzt nicht aufsucht, teils 
nicht die Möglichkeit dazu hat, manche Bleivergiftung unerkannt 
geblieben ist, ist anzunehmen. Die in Frage kommenden Friedens: 
verletzungen sind seltener,/und gerade unter ihnen sind einige 


Fälle von Bleivergiftung beschrieben worden. Wie wichtig diese 


Art der Bleivergiftung ist, geht daraus hervor, daß sich das Ver- 
sicherungswesen schon mit ihr beschäftigen mußte. So hat das 
Reichsversicherungsamt sich 1907 durch ein Gutachten von Prof. 
Lewin zur Annahme einer Bleischädigung nach Schrotschub 
bestimmen lassen. Über einen anderen Fall berichtet Elkonin 
in seiner Dissertation. Die Bedingungen freilich, unter denen 
eine Bleivergiftung zustande kommt, sind noch recht ungeklärt 
Einesteils tritt die Bleivergiftung sehr spät nach der Verwundung 
auf (18_Jahre), andererseits ist sie auch schon nach drei Monaten = 
aufgetreten. Interessante Untersuchungen nach dieser Richtung 
hat Neu in Stuttgart angestellt. Er untersuchte bei 90 mit’ 
Steckschuß Verwundeten Urin, Faeces und Speichel auf Blei. Die 
Untersuchung fand statt 14 Tage bis mehrere Monate nach der 
Verwundung. Er konnte bei elf Verwundeten Bleiausscheidung nach- 
weisen, am frühesten 29 und 34 Tage nach der Verletzung. Einer von 
ihnen bot Symptome einer Bleivergiftung. Er fand auch, dab die 
Bleiausscheidung intermittierend ist. Daraus kann man schlieĵen, 
daß eine Resorption von Blei zunächst unschädlich sein kann. 
Die Gefahr der Bleivergiftung setzt wahrscheinlich dann ein, 
wenn die Resorption aus dem Bleidepot und die Ausscheidung” 
des resorbierten Bleies sich nicht mehr die Wage halten. Welche 


Bedingungen freilich diesen Zustand herbeiführen, wissen wii 
noch nicht. | 


Gerade der Umstand, daß das Verhalten des Bleies im 
. menschlichen Körper so verschiedenartig ist, und wir infolge- 
dessen nicht beurteilen können, wann und in welchem Falle eme 
Bleivergiftung eintreten kann, andererseits die Kenntnis von der 
Schwere der Erkrankung der Bleivergiftung, die nach Steck 
schüssen :beobachtet wurde, machen es uns zur Pflicht, jeden, der 
ein Bleigeschoß im Körper trägt, von vornherein durch die Geschob- 
entfernung von der möglichen Gefahr einer Bleivergiftung zu befreien. 
Deshalb muß. die Chirurgie hier ihren bisher gültigen 
Standpunkt: „Quieta non movere“ verlassen und muß den Grund- - 
satz aufstellen: Bleigeschosse sind zu entfernen, 
wenn keine dringende Gegenindikation besteht. 
Gute Lokalisation der Geschosse durch die versehiedenen Röntgen- 
‘verfahren der Fremäkörperbestimmung, Asepsis, offene Wund- k 
behandlung und andere Hilfen mehr machen den Eingriti heut- I 
zutage leichter und ungefährlicher. Deswegen sollten allen noch 
in Lazarettbehandlung befindlichen Bleigeschoßträgern und solchen, 
die mit der Bitte um Entfernung zum Arzt kommen, die Ge 
schosse entfernt werden. Dadurch werden wir einesteils die Ur 
selbst vor einer Bleivergiftung sicher bewahren, andereen 
werden dem Staate Ausgaben erspart werden, die ilim dure 
Rentenansprüche infolge von Bleivergiftung erwachsen konnen 
Literatur: Küster und Lewin, Langenbecks Arch. 18% 
Bd. 43. — Lewin, ebenda 1911, Bd. 94. — Derselbe, M. KI 19167 
Wieting und Ibrahim Effendi, D. Zschr. 1. Chir. 1910, Bd. 104 


Elkonin, Diss. Königsberg 1907. — Neu, Württemb. Korrespondenz) 
1915. — Lewin, Amtl. Nachrichten des Reichsversicherungsamtes 1 DW 


_— 


Aus der Krankenstation des Städtischen Obdachs in Berlin: 
Zur Klärung der Frage, wie lange das Quecksilber 
nach Schmierkuren im Körper verbleibt. 
Von Bi 
Dr. Edmund Manheimer. 


Ein ganz eigentümliches Widerstreben gegen die Mir 
welche zur Bekämpfung der Syphilis verwendet werden, 5 
sich durch die Jahrhunderte - hin. “Das Quecksilber hat De 


Digitized by Google 


” x 


Se AA 
+ ` 
- 


m. ` 


a: > 


ne. 
ÉO 


a 


o 


KIN 


AT y 
— 


a WET. TU 


. 


| 5 


u. 
. 


x 


p? 


` 


Bi von 


. r 


. , Stanz durch starke Säuren erforderlich. 
Scheidung gehen einander parallel. Doch geht sicher die Resorp- - 
tion des Quecksilbers im Organismus schneller vonstatten, als 
die Ausscheidung; sodaß zunächst eine gewisse Zurückhaltung 


ment en sh 
1 - .. =.: J àt EL `. x S 
ES rn p OLG w A Br ‘.. 3 
pae Ga Be osoo ` Aa 2; s 4 er 
nam ut TR N en N ne ERTE er $ 
praa ad T A A E E A TAR Fr $ Dr Se ET a 
FR 2) u y re y SL a . nl AT Ba er Pe 2 E Ss 7 .n = Br a er oa 
ne E e -. = ne Ds F e we, $ ù - Fe ` N T 2 aA 2, = 
Den aY en tn S. F 
een, 50 an a ee a 
a: $ oe. ` + - Bat m oA & 
Cad = .- 


to ; 


e7 ” . R 2 - x 
= > fi bg 


t9. Oktober. - o 0 n 


« 
e 


Es 
` 


+ 


_ deutende ünd wütende Gegner gehabt, unl dem Salvarsan, geht 
es heute auch nicht besser. Schon Schwedtauer spricht am 
Ende des:18.:Jahrhunderts seine Verwunderung darüber aus, daß 
_ immer wieder von der Verwendung des Quecksilbers abgeraten | 
‘ "würde, dessen Heilwirkung gegen ‘die Syphilis doch täglich zu 


sehen sei, während gegen viele andere,: weit ‚weniger wirksams 


und bedeutend gefährlichere Arzneimittel lange nicht soviel Ein- 


wendungen erhoken würden. E ) 
-Wichtigkeit des behandelten, Leidens liegt. Sehr häufig hört man 
-~ nun. die Frage: Wie bekommen wir denn aber wieder das Queck- 
silber aus dem Körper heraus? Als wenn es nicht das erstrebens- 


werteste Ziel aller Quecksilbertherapie. wäre, .crstrebenswert, aber 


unerreichbar, ein langes und dabei $leichmäßig und in ausreichen- 


‘der Stärke absonderndes Hg-Depot im ‘Körper. anzulegen. Eine 


der hauptsächlichsten Befürchtungen liegt in der Annahme einer 


‚ zu langen Remanenz des Quecksilbers. Das alte Märchen von. 


den mit bloem Auge sichtbaren Quecksilberkügelchen; die man 


bei Leicheneröffnungen gefunden haben wollte, wird auch heute 


noch nacherzählt. Seit alten Zeiten ist daher die Frage von der 
Remanenz des Quecksilbers nach Schmierkuren bearbeitet worden. 
Moderne Arbeiten aber zeigen, wie schwer die Beantwortung 
dieser Frage ist. . Die feinsten Methoden des Quecksilbernach- 
-` weises zeigen, -daß- die 
. kurzer Zeit außerordentlich gering sind. 


- Von’ Gegnern der, Quecksilberbehandlung wird immer wie- 


- der behauptet, daß das Quecksilber noch: viele Jahre lang nach 
“der Kur im Körper lagere, und daß die schweren metasyphili- 


tischen Nachkrankheiten nichts anderes als chronische Queck- 


 Silbervergiftungen seien, wenn auch-oft und einwandfrei bewiesen 


worden ist, daß einerseits die chronische Hydrargyrose ganz an- 


dere Erscheinungen macht, und daß Tabes und progressive Para- 


‚lyse. am. allerhäufigsten bei völlig: unbehandelten Kranken zum 
- Ausbruche kommen. Son E Zr a 

= Nun ist vor. einigen Monaten eine‘ besonders gründliche. 
‚Arbeit von Lomholt erschienen, die einwandfrei beweist, daß. 


eine irgendwie nennenswerte Quecksilberinenge nach der Schmier- |- 
..kur nie im Körper zurückbleibt. 


Paschkis.in den. achtziger Jahren. behauptet, daß noch viele 
(bis 15) Jahre‘ nach der Schmierkur Quecksilber aus dem Körper 
ausgeschieden werde. | 
Möller und Blomquist, Welander, Bürgi und An- 
deren, haben- nichts dergleichen finden können. . Bürgi z. B. 
fand unter 12.Fällen nur dreimal ganz geringe Quecksilberspuren 


länger als 'ein-Jahr nach der Kur im Urin. Die, neueste Arbeit. 
von Lomholt gibt einen so ausführlichen Überblick über. Re- 


Sorption und Ausscheidung des Quecksilbers ‘bei seinen ver- 
‚Schiedenen Anwendungen in der Syphilistherapie, daß zu. einem 


kurzen Resümee über die oben angeführte Frage, ob noch lange. 
nach der Behandlung im Organismus Quecksilber iù nachweis- 
. baren Mengen sich finde, auf seine Untersuchungen eingegangen 
werden kann. Die Ergebnisse, zu denen Lomholt kommt, sind.. 


die folgenden: EnS | | | 
| Die Methoden, das Quecksilber im Körper nachzuweisen, 
‚erfordern die. subtilste Technik. Am sichersten ist die elektro- 
lytische: Methode, die auch die Benutzung der Mikrowage ermög- 
licht. ` ‘Vorher ist eine starke Destruktion der organischen Sub- 
Resorption und Aus- 


von Quecksilber im Körper stattfindet. Bei gleichmäßiger Zufuhr 
von Quecksilber kann jedoch ‚allmählich ein. Gleichgewichtszu- 
Stand eintreten, sodaß Ausscheidung und Zufuhr‘ von Quecksilber 
Miteinander gleichen Schritt halten. Das-Erreichen und Erhalten 
dieses „Sättigungsgrads“ muß die Aufgabe der Quecksilberthe- 


_řapie durch entsprechende Auswahl und Kombination der zur. 


‘Verfügung stehenden Mittel bilden. Die Ausscheidung erfolgt 
im wesentlichen durch Harn und Stuhl, wobei dem Harne die weit- 
aus größere Bedeutung zufällt. Schweiß, Speichel und Aus- 
atmungsluft spielen nur eine ganz untergeordnete Rolle. 


900 cem: Schweiß enthielten nach einer Hg-salieylieum-Ein- 


spritzung vor 0,1 g nur 0,08 mg Hg. A 
7 275, ccm Speichel enthielten zu gleicher Zeit nur 0,14 mg Heg. 
. Bei starker Quecksilberausscheidung beobachtet man meist 
starke Diurese. Im Stuhle werden vorzugsweise größere Queck- 


Silbermengen ausgeschieden, wenn er von’ dünner Konsistenz ist. 


Es. mag sein, daß: das an der. 


ausgeschiedenen Mengen schon. nach 


"Anfang ziemlich groß, dann jedoch recht klein, 


Zwar haben Vajda und. 


Aber alle neueren ‚Untersuchungen, von. 


. Quecksilbererscheinungen - noch von 


Quecksilbermenge ganz plötzlich bis auf kleine Bruchteile (der 


‚ Anfangsausscheidung ab, "um. nach der nächsten "Einspritzung ` 


wieder in großer Quantität im- Urin zum Vorschein zu Kommen. 
Die Ausscheidung zeigt also eine Kurve mit sehr hohen Zäcken,. 
die stark von der gleichmäßigen, allmählich ansteigenden -Kürve - 
der Schmierkur abweicht. Lomholt hält es für möglich, daß ` 


ein Teil des Hg. salicylicum den Körper in einer festen, gegen 


die Lues unwirksamen Verbindung ‚passiert. ©- Seine Kaninchen- 


 versūche unterstützen. diese Ansicht: bei diesen war. alles ein- - 00y 
gespritzte Hg. salicyl. bereits in 10 Tagen resorbiert. Das Kalo-. ne 


mel, als Prototyp der ungelösten. Quecksilbersalze, wird regel-. 


mäßig resorbiert und, wie das Quecksilber bei’ der Schmierkur, ` 
in gleichmäßig ansteigender Kurve ausgeschieden. : Das graue . 
eidungskurve, ZU 


Öl endlich hat eine sehr unregelmäßige Ausschei | 
ınfan Auch die Resorp-” 
tion findet sehr langsam statt, wie der Kaninchenversuch beweist. 


Das graue Öl ist ein sehr wirksames Präparat, kann aber.wegen o ... 
seiner langsamen und unregelmäßigen Aufsaugung und Aus- > 
seheidung häufig zu schweren Quecksilbervergiftungen . Veran-. 


lassung gehen, weshalb man in seiner Anwendüng sehr vorsichtig ` 
sein muß. . Bene BE un u i E 


Mengen auch in'der Spinal- und_Aseitesflüssigkeit zu finden. Das 


- Quecksilber geht auch von der mit Quecksilber behandelten . 
Mutter auf den Foetus über. Nach Beendigung der‘ Kur bleibt `` 
das Quecksilber noch eine ‘gewisse Zeit im -Körper zurück, und ’ 


diese Tatsache, die „Remanenz““ des Quecksilbers, ist von Wich- . 


‚tigkeit für die ‘Behandlung, weil hierdurch die Quecksilberwir-: - 
kung noch einige Zeit über. die Kur .hinaus ausgedehnt wird. 


Lomholt schätzt das nach einer Schmierkur von 408.8 


"im Körper noch vorbandene Hg auf 90—125 mg: Nach Beendi- 


gung der Schmierkur nimmt die Ausscheidung langsam ab. Nach. 
39 Tagen fand Lomholt Tagesausscheidungsmengen - von - 
0,5 mg. Es‘ist anzunehmen, daß jahrelange Zurückhaltungen des. 
Quecksilbers nur bei Hg-Depots vorkommen, die aus irgendeinem 


‘Grunde nicht zur normalen gleichmäßigen und vollständigen Re-.' 
‘sorption gelangt sind. Aus solchen alten Quecksilberabkapselungen 


könnte wohl. infolge eines‘ besonderen‘ Anlasses, z. B. eines. 
Traumas, eine größere Menge auf einmal in Bewegung: gelangen 


und unter Umständen Sogar so groß sein, daß das Bild einer 


akuten Quecksilbervergiftung ‘mit Stomatitis und Nephritis ent- 
steht. Diese Gefahr besteht vor allem bei der Behandlung mit 
grauem Öl. Bei der Schmierkur ist derartiges naturgemäß nicht 
beobachtet worden, weil bei ihr die Bildung von Depots unmög- 

lich ist. Die mikroskopische Untersuchung alter Injektionsherde 
von ungelösten, Quecksilbersalzen. hat vielfach noćh nach langer 


1 


Zeit: Reste des Hg-Salzes an Ort und Stelle ergeben. In anderen : 


Fällen war aber trotz eingetretener Reizerscheinungen weder von. 


etwas nachweisbar. Chotzen fand in einem Glutäaltumor, der 


“von einer vor sechs Jahren vorgenommenen. Einspritzung ‚von 
|: Hg. thymolaceticum zurückgeblieben war, Krystalle ‘dieses Mittels 


im centralen Detrituskern und in den Spalträumen der inneren 


Bindegewebsschichten der Hülle, vereinzelt auch. in den Blut-, . 


gefäßen. Im Tierversuch ergab sich dasselbe Bild bereits nach 


~ - Die Frage, wo sich das Quecksilber während seines: Aufent- 
halts im Körper befindet, ist dahin zu beantworten, daß és- sich . 
in. fast sämtlichen Organen und Flüssigkeiten des Körpers be-- ` 
findet, besonders im Blut und in-der Galle; doch sind geringere- - 


. 


Quecksilberäusscheidung - - 


ein bis zwei Wochen, sodaß also "in ‘diesem Fall eine starke 


. Hemmung des normalen. Verlaufs stattgefunden haben muß. In. der 


folgenden eigenen Beobachtung gelang dagegen: der Quecksilber- 


nachweis fünf Jahre nach der ‘letzten Quecksilbereinspritzung 
nicht. f | en = | 


ER ee an ne NETZ LE EE 

een 

` i = Be . Ba E ee, 
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 2.0 1068, ea ie 18 
Die Resorptions- und ‚Ausscheidungsverhältnisse "sind prin- <- 4774 ER; i 
‘zipiell verschieden, bei den. verschiedenen: Quecksilberpräparaten.: ~ T 
Die Schmierkur ergibt regelmäßige. Aüsscheidungsresultate, `- Nee 
diewährend der- ersten Wochen der Kur ansteigen, aber:im fers . uf |; 
neren Verlaufe: ziemlich gleichmäßig bleiben. Die Ausscheidung => 1.722. ns 
gelöster Quecksilbersalze (untersucht wurde "diejenige des: Hg. ... Hii 
benzoicum 2%) ist unmittelbar nach. ‘der, Einspritzung am. 00ain | 
größten, in den nächsten 4—5 Tagen sinkt sie bis unter die Hälfte -4 iniy 4 
‚der Anfangswerte ab, steigt nach erneuter Einspritzung wieder ... 1 „ir hf 
stark an. In dem von Weländer bereits wegen seiner Lösungs- . 1: 4 
verhältnisse im 'Gewebssaft und‘ seiner Ausscheidungseigentüm- © | pettir 4 9 
lichkeiten von den eigentlichen „unlöslichen“ Quecċksilbersalzen :. "hf dd 
'abgetrennten Hg: salicylicum. wird das:Hg am nächsten Tage nach: © ©.. !Y.8 g $ 
. der: Injektion- in großer. Menge ausgeschieden, darauf nimmtidie ~. 5, ie ft 


i - 


E 


x EERI, AIET i 
es i i = en A . 
` ` i é IE Iaea = A 
Per us Da EZ Mr 
EAS ATEI EIDE TIE i had eielo a D ERSTE EDER, 2 2-0 — ACDA TOIR, h 220, 
a ARE aa Par - 


nn 
ke Tiana a E 


re 
IIND. 


en: 
te i a dme g + 


ern a Agi 


oe wi 


-th en 


peeta Ea Sp 2 


Fe 


2 


, r 
Aara D: 3 
== . z: ` 
alia d. = zu Se 
-az 


PE 
SEHE 
en ehe 


vie We 
= PEE Ro 
z N t i 
u j: Re i B 
h N 
RK mo Ay 
(3 i 4% 
Ir o # 
i in >, 
HEF pA N 
R zi v 
RE = x X 
ra ar 4 He 
TOSTA R EE S’ 
Ba EK $ 
Ze | ER $ \ 
Pa e Ai 
F: g: 
CREE A PR 
‘ en” N IR g 
BE 9 i Š 
2 . B. 
a ar, J Hd i 
ART 8 
a , A 
Loa Er i & 
E E `, AE A 
SE A gi ; 
ir, n kj 4; 
Sny a di K 
so RRE A ERN 
BEE ii Wa 
? DERRE | 3 r 
m p ax ' 
. io y r4 
a Ki o jr ‘fi 
ok 1 al 
T. Y PERG 
! [i f 4 í i 
STENE PAER) G r 
L Ab ud ur 
ara’ ” Hia 
` p as $ 
C ien i t 
ty 
oa f iA kill 
Be 1 os EEL 
PARC Hi vs : ! i! 
gie: 
\ | ER | X ` 
BEET ip 
en 2 Ara fe 
m it $ LLS Daks 
APA ygn 
: $h? 4 TEDE 
ir u BR 
= Eh. pke 
= { Bar 
REEL Fa 
re Ry 
"h ir fi: u 
syn a Ne H 
TARE O AEE, 
BET p eeni’ 
C OOUE E TS END 
. RIVO) 
E sk Va Bi 
$ u,a PEE 
OMERA F: 
t EPR ' b "it 
a eii i iS SON 
asie g pg 
. ‚ A er q Ku . 
S f: ap. 
Socana G Aibo. 
Ar: 
ker 3 Br ae 
ge 
ing- : 
Bi Ya i 
kad zi 
le! 
WER EU Ne 
- RO | I RE 
Dr KO 
Ko ae ' 
7 i : 
A 
4 
gr 


wen wu 
De E 


ET nenn een Den en 
u a x aw. Bo 


u 
Per ER De 


A] 
a 
a 


Ne Eu A 
= EN 
bs 


A 


en te 


WIE TI wide. = 


rn ae SEN a NE a EN et - ? - 
rn he EEE TE TER 
Er ; Pa E E a Es SI TEREN ve - 
; SER y R = ee 
AL E A aTe a A a a iA 


Tr Fre FR 
et 
x 


PET een Sn 

orte =- N ba 

E E EE EEEE R S 
> . Ko 


Eins 


Ar 5 
Dan en 
Bei ` 
or 


|: 


> 
De u 
` 


k Pr; 
n j f 
á z — = 24 rad „ 
er - m = . nn e x ng an es ur ze; 4 
w NE a na n e ine Er KL er en EN ha ro. 
Kae _ DA Pe er" Or -- - EEE 
A en K 3 N ` jnm nn e N zn 
2 “SyS rA, ú ne Dr eure an ER = mm 5 ` 


.- 
i rer 
ae Pr 


a ei ern ie er T i . 


y ur -> .. $e- - . . . hv 
a vs s 
e n NT spery gs 


= 


Fr >z. ų— 


Ze. ep 
german 


= Taf Be 
—, — = ra- me es e 53 m Pe 
ve er Be ng eh er . pe. 
N ig 


ER 
IEF 
-aoa > 


ROEE 


j = 
1066 1919 — MEDIZINISCHE KLINIR — Nr. 42. 


f i 
- P., 36 Jahre alt. Syphilis 1909. Von 1909 bis 1914 5 Hg- 
Injektionskuren mit Hg. salicylicum, Hg. thymolacetat., jedesmal 10,1 g,. 
1912 Mercinol = 0,78 © Hg, 1914 0,2 g Hg. eyanatum. : Weiterhin nur 
Salvarsan. 1. März 1919: Größerer Knoten im Gesäß rechts, angeb- 
lich ohne bekannte Ursache entstanden. 8. März: Aus dem Knoten 
hat sich‘ ein großer tiefer Absceß entwickelt, der bei der Incision 
am 11. März etwa 60 cem graugelben, fadenziehenden Eiter ent- 
leerte. Danach schnelle Heilung. In diesem Eiter war mit den 
feinsten Methoden (Prof. Boruttau) keine Spur von Quecksilber 
nachweisbar. | 

= Von besonderer Wichtigkeit für die Frage nach der Rema- 
nenz des Quecksilbers sind Lomholts Untersuchungen an 
Leichen von Menschen, die kurz nach einer Quecksilberbehand- 
lung ihrer Krankheit erlegen sind. In einem Foetus von 900 g 
fand er während der Quecksilberkur der Abortierenden 0,71 mg 
Hg, und in einem viermonatigen ‚Foetus nur 0,34 mg Hg. In 
der Leiche eines frischsyphilitischen Mannes, der an einer paren- 
chymatösen Nephritis starb, nachdem er in den letzten zwei 
Monaten 36 Inunctionen- von 3,0 Ungt. cinereum erhalten 
hatte, fanden sich 60 mg Hg. Die Gesamtmenge des Queck- 
silbers, welches von diesem Manne seit dem Ende der Ein- 
reibungskur ausgeschieden wurde + Leichenquecksilber betrug 
ungefähr 160 mg. Die Hälfte des Leichenquecksilbers war in den 
Muskeln enthalten. Die Leiche eines Selbstmörders (Sublimat) 


silbervergiftet ansehen und durch Reinigungsmaßnal S 
Gift aus seinem Körper austreiben, wonach Heilung erfolge. Diese f 
Mitteilungen deuten nur einerseits auf die ungeheure Verbreitung 
der Syphilis in diesen fernen Ländern, andererseits auf die woh ~ 
bekannte Tatsache hin, daß schon seit Sus ruta in Indien 2 
Quecksilber als Allheilmittel gilt (D ohi) Yio eA 
veraltete Syphilis dort sein muß, erfuhren wir einmal 1 
Erzählung eines lange in Singapore ansässig gewesenen Phar 
mazeuten, der auf die Frage, ob die Eingeborenen dort nicht 


we 


aßnahı 


3 7 - au 4 y Br t 
2 Ne S q "y 
mer =i das er bó 


Y 
a 


reitet die 
E 


a 


nare 


“besondere wirksame vegetabilische Heilmittel besäßen, ‚von denen | 


wir hier nichts wüßten, folgendes erwiderte: Ja, es bringen die = 
Leute viele Kräuter aus dem Innern des Landes in die Stadt = 
Die kochen wir dann mit Jodkali zusammen ab, und damit er 
zielen wir ausgezeichnete, Heilerfolge. m m m 
Literatur: Bürgi: Aus dem Institut für medizinische Chemie | 3 
und Pharmakologie der Universität Bern: Größe und Verlauf der Queck 
silberausscheidung bei den üblichen Kuren. (Arch. t. Derm. 1906, Bd. 79 
S. 305.) — K. Dohi: Indische Medizin und Quecksilber. A -Zsehr. È 
Derm. u. Urol., Dezember 1904. Referiert in Mh. f. prakt. Derm. 1905, Bd. 4, 
S. 211) — Lomholt: Die Circulation des Quecksilbers im 0 mus. 


ET) Po 
ve Tie M - 


yyri 
xi pi 


(Arch. t. Derm. 1918, Bd. 126, H. 1.) — M. Möller und A Blomquist: 
Über die Quecksilberausscheidung durch die Niere bei intramuskulären In: 
jektionen von Mercuriolöl im Vergleich mit einigen anderen Mitteln und 

Methoden. (Derm. Zschr. 1910, H. 11.) — E. Welander: Zur Frage der 


u 


EL or ir 


u Tune 
p l 
- Te 


| 
u 
\ 
| 
f u 
+ i W 
ji 
{ Ah 
} f 
3i 
+ 
y À 
h n 
‘ 
ic 
s Cipi 
$ 
A) LERT 
b ' 
$ I 
Si 
i ` 
= 
À 
sis 
TE ii 
VIA 
11 
{ 
Lrs 
N t 
N E 
nk 
K 
$ 
rn | 
"i * 
Pi Jia 
i Te 
i ° (2S 
DAE EN, 
IE 
Hig 
aM 
IUR 
y 
BEY se 
1 
i Weari 
st d 
ar. SE 
< - 
N PR 
' j € 
ler. ui 
Tu Tue; 
' 5 
iig ID 
i =i a, 45 
. VERA 
d ) u 
Ku 
_ HA 
F 
5 G’ = 
aA i i uni 
Ahi N t 
. Tari 
E : 
IM LIR Y 
"Y u 4. 
i w 
+ 
’ SF t lP 
i Life! 
$ ar 
8 [y- ne } 
{ ] ANI $ 
ur; í DIV 
B TE. + WE FE 
ʻi 17 ir . 
4 l TF. 
a E 
i a 
pPřI 
S S be)se 
en f a ] 
i ‚ 
d baa 
' TE 
; T er 
E ri 
FAN SITS 
N 1 in 
i $ re 
4408 
WE ` 
F 
1 VES ) 
Ey 1% 
A 
4 i f 
T 
Å 
t m 
i l y 
s. 
u 
DEt y 
a 
RHAL 
Hi y 
i Ay {Y 
i f anpi 
saita 
í u +i 
> ENEN 3 
ar 
f [1 
E 


5 
3 


ee ET =- 


pa r h E © ml 
>53 a - z 
er > = ` s ea ha Key 
Ei — v = - rn > >: + - 
- us = Eures - > E a 3 E s c pe = -Ja D NE 
_ =, z =a Da: Š en u a Papas nen en Dez 1 x r ec, _ > = 
iss: i ng ` wagt Su EN E - > Br $ 7 edar Eois "z v ‘ s 
an 3 Ku a eh ern A FT, £ NA yE ae - sæts DE ne 5 e = 
> f III A ak ETS 1m, - <t A - ps marea oea > - #5 er Be an. - - + : s A PENG 2 2 
> r = Le . *, > -s - - T C igt » a au - p = . ` 2 = . # q r 
j x s.p er rar sem E h, VE - > P - = F y k _ . ` f. 7 4 un 
A Dr = f 7 as € a Aa - Hi udn <3 EAIA 2 PSSST z paa ee 
wre: De e in s wa = = Er A A A = RY RDAS S NV | s v2 orte c ee a T t JA y nu ‚or‘ f ri TA ~ 
` 22 e k ya x Zu F be 2 las > =: a z . u en er a = = y ` { nase - eo 3 Aa e s \ 
- ar TAE ra ae RN ge ar. . x 4 ni > u a ber re  S "= > ~ ` _—r nr: g a x PL E ia ~ = u f dA 
= na aaa a A Se ne s FF TE oa e e aia je ur - - 2 r 0» en a N en z 
r y ¥ 7 = e k re T 2 tr ne W4 3 5 ~ - ? `i - - ~ wo y 
Im a mt u z - - p 7 P — Sah o - - - = A En < p= > d A 
z ee 3 7 u AE “27 ee f 5 y 25 i De a rt nn x T eg ren RP DEC PA 
z A ae » - > sf b.. g zn = - a = - E -ba y A UL r- x — — PT Erk rar A A; ` 
ee IT TRIE : uU zeg rn zn | a an De > II BI 5 -- Er pr ei T ar A a fA 1. Pr 4 a Ss 
Be Fed aae - IEE TT NIELS TEN FT De N De sd Si rss 4 Iren u - sa Du sie era) 34% Pi £ a n rer 
t- - b -. - "E 15 Se t = PR ZI - = 2. — nr Dms or man KERS Y iaa K De A J 
be ea 7 ir mer m E eg - tg Tan. Diner Essen. - — -—— — — = nu rs - ‚ 14 į PAE Edez, > 3% En 4 J 
g "e od 2 Dun ch Aiti % S ~ —— >= % 2 E d i$ 
ze J z 4 ` 4 í 7 
atai ee è y 


- 
STE rn 
k a, 

- 


enthielt 89 mg Hg, die eines andern Sublimatselbstmörders nur 
21,9 mg. In der Leiche einer alten Syphilitischen, die wegen 
Ascites (Sektionsdiagnose Cirrhosis hepatis) mit 79 Einreibungen 
grauer Salbe, zirka 23,0 g, behandelt worden war, fanden sich 
nur 24,6 mg Hg. 

Diese geringen Quecksilbermengen, die sich ganz kurze 
Zeit nach Beendigung von Schmierkuren oder bei todbringender 
Einführung massiver Sublimatmengen bei Selbstmorden in den 
Leichen finden lassen, sprechen absolut dagegen, daß langes Zu- 
rückbleiben einer nennenswerten Quecksilbermenge im Organismus | 
nach Schmierkuren vorkommt. Daß eine größere Quecksilbermenge 
lange im. Körper verweilen könne, ist höchst unwahrscheinlich, 
wenn die Gesamtmenge am Ende der Kur nicht größer ist als 0,16 g, 
und wenn hiervon bis zum bald darauf erfolgten Tode bereits 0,1g 
ausgeschieden worden ist. Jene alten Berichte vom Auffinden 
von Quecksilberkügelchen im Knochenmark und im Brustraume 
verstorbener Syphilitischer ‚nach Jahren und Jahrzehnten, die 
schon seit dem 16. Jahrhundert immer wieder aus der Veér- 
gessenheit hervorgeholt werden und: eines unserer besten Heil- 
mittel zu diskreditieren versuchen, werden durch keine neueren 
Untersuchungen gestützt. Ebensowenig Glaubwürdigkeit ist den 
Erzählungen beizumessen, die wir in Schwediauers Buch 
„von der Lustseuche“ finden, daß die. indischen Ärzte jeden 
Kranken mit unklaren Erscheinungen zunächst einmal als queck- 


Reieratenteil. 


Bd. 82, S. 163.) 


Absonderung des Quecksilbers durch den Harn. (Arch. f. Derm. 1906, 
Einfachster Verband bei Fingerirakturen. 
Von. sy SET 

Geh. San.-Rat Dr. Rheins, Neuß. 


Roser spricht von einer kleinen Schiene aus Fischbein, Holz, 
Pappe usw., Befestigung am Nachbarfinger oder vom bloßen Umwickeln” 
mit mehrfachen Heftpflasterstreifen. Bei komplizierten Brüchen soll” 
man den Finger auf einer kleinen Holzschiene aus Blech oder Gutta- 
percha lagern. == = | 


Koenig drückt sich ähnlich aus in seinem Handbuche der 
speziellen Chirurgie. Ich selbst habe die Unzulänglichkeit dieser Ver- 
bandmethoden oft kennengelernt. Die. beste. Schiene, Volar- oder 
Seitenschiene für gebrochene Finger, namentlich bei einem isolierten, 
komplizierten Bruch, besteht aus zwei Schwefelhölzchen (angebrannt; 
um chemische Einflüsse fernzuhalten), die mit Watte. ‚umwickelt 
und mit Stärkebinde befestigt werden, Diese Methode leistete mir 
jüngst bei einem komplizierten Bruche des Zeigefingerendgliedes, čas 
nahezu abgetrennt war, vortreffliche Dienste, weshalb ich die Nach: 


prüfung dieser einfachsten Fingerverbandmethode sehr empfehlen kann! 
„Simplex veri sigillum.“ | ee 3. 


` 


Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolii, Berlin. 


Sammelreiferate. 


B 


Neuere Arbeiten aus dem Gebiet der praktischen Chirurgie. 


Von Prof. Dr. 0. Nordmann, Berlin. | 
| | (Schluß aus Nr. 41.) 

Kelling (4) teilt seine Erfahrungen über die operative 
Behandlung des chronischen Magengeschwürs mit und kommt zu 
folgenden Schlüssen: Die einfache hintere Gastroenterostomie ist 
angezeigt bei Fällen mit Pylorusstenose durch Narben oder durch 
Ulcera, die im’Pylorus sitzen oder wenn man den Pylorus wegen 
soleher Geschwüre oder wegen Duodenalgeschwüren verengt, Hat 
man aber Geschwüre außerhalb des Pylorus, so empfiehlt sich die 
hintere Gastroenterostomie mit Enteroanastomose. Den Pylorus 
lasse man dann offen, weil dadurch der Entstehung eines pepti- 
schen Geschwüres vorgebeugt wird. Für alle Fälle von Gastro- 
_ enterostomie ist es notwendig, daß die Patienten eine besondere 
Diät innehalten, weil durch die Kriegskost das Entstehen pepti- 

scher Geschwüre begünstigt ‚wird. 


Exalto (5) kommt zu folgenden Schlüssen über die chir- 
urgische Therapie des Magengeschwürs: Bei einem Magengeschwür, 
ganz gleich wo es liegt, callös oder nicht, ist die Gastroenterostomia 
retrocolica post. mit kurzer Schlinge in der Gegend des Pylorus, 

ganz nahe und parallel der großen Kurvatur, die Operation der 
Wahl. Die Pylorusausschaltung bei offenem Magenausgang soll 
eine Ausnahme bleiben. Die Resektion soll eingeschränkt werden 


auf jene Fälle, in denen bei der Operation ein Careinom’ nicht 
sicher ausgeschlossen werden kann, wenn die Perforation” eine 
callösen Ulcus bevorsteht, und sekundär, wenn nach einer Gastro- 
enterostomie Blutungen auftreten. Bei allen operierten Kranken 
ist eine sorgfältige diätetische Nachbehandlung notwendig. 
Keppler und Erkes (6) liefern Beiträge zur Rlinik ‚des 
pylorusfernen Uleus und teilen die diesbezüglichen: operativen 
Resultate der Bier schen Klinik mit. Zunächst werden die Wor 
und Nachteile der Gastroenterostomie einerseits und der Quer 
-resektion andererseits, dann die experimentellen Grundlagen der 
Querresektion und schließlich die sofortige und die Spätwirkung 
der genannten Operationen besprochen. Als Nachteile der ES, 
enterostomie werden angenommen: mangelhafte, erst, allmäblie 
auftretende Erfolge, besonders beim Ulcus callosum, die FormYe” 
änderungen des Magens werden nicht beseitigt, weitere Blutungen 
aus dem Ulcus werden nicht verhindert, das Ulcus ENE 
nach der. Gastroenterostomie häufiger beobachtet als nach der } = 
sektion und schließlich kann ein Ulcus callosum nr 
werden. Aus den Experimenten, die von: anderer Seite bim 
publiziert sind, geht hervor, daß die Querresektion die Funkis 
‚des Magens in keiner Weise stört. Berichtet wird über 95 Fano, 
bei denen 71mal die Querresektion gemacht wurde. > are 
wurde die Excision des Ulcus gemacht, die übrigen (19) Ve 
mit verschiedenen Palliativoperationen behandelt. Von ds | 
zierten 93 Kranken kamen acht zum Exitus. (Billroth I ? In 
Mortalität, Billroth I 27,7°/, Mortalität.) Spätuntersuchlin 


5 å 
fr 
~ 


Digitized by (306 gle : a 


a ng 
rl r 


\ ne 
Te un > 


eg TER RENT ET RE NED oe RR Sn ne er ed Bu ar 
L _- 4 Pe Ss o se - et pi re E a s SE £ ; I T in > m 2 : dl n sal 
19. Oktober. >- ‚; 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Ñr 42e BER ee 
ed p_a : er : = -= 2 reist Fi 
a. führten zu’ nicht. einheitlichen ‚Resultaten. Von den 16 Gastro | müssen. Trotz der großen Literatur. über diesen. Gegenstand ist.: ask. H 
EEIE enterostomierten. starb einer, von den 15 überlebenden "wurden | noch manches Unklare aufzuhellen. © — .:l.. 2.020... ae, a % 
=... zwölf nachuntersucht, zwei antworteten schriftlich. Allen mit |; Riedel (3) ist im Gegensatz zu Sprengel der Ansicht, -x 3. te i 
#n».  : Ausnahme eines auf Carcinom verdächtigen. Kranken ging es ‚sehr | daß der Fremdkörper in Gestalt. des Steins zunächst -die Ent“ =<: ec je 
b . _ gut. ‚Aus allen diesen Gründen, ist die Gästroenterostomie nicht’ |-zündung verursacht und. zu.. einer. akuten, Produktion von, Serui: "..;:.' ads y 
si: „grundsätzlich abzulehnen.» " . . 0.0... al. | führt Ist der Fremdkörper "infiziert, so werden die. Erreger zu. Sieh A 
uo g .- v. Saar (5) teilt zwei sehr geltene Fälle aus, der Inns- ‚einem raschen. Wachstum angeregt. Riedel teilt dann- einen: >.. Sec i 
at. — brucker Klinik mit, in.denen_sich multiple Tumoren -im Magen | seines Erachtens 'beweisenden Fall von. steriler Galle in der stein- =. Ei BB 
Pa fanden, und zwar handelte es sich einmal um ein‘ ulceriertes ; haltigen Gallenblase-mit, in dem ein „ageptischer“, entzündliche, _: .23-2.E u 
a.  Careinom des Pylorus und um einen weit entfernt und unabhängig | mit hohem‘ Fieber‘ einhergehender- Schub einsetzte ‚und bei dessen: `- Bee IE y 
hei davon. befindlichen . gutartigen Schleimhautpolypen "des Magen- | Operation. 344 Steinchen in. der exstirpierten Gallenblase gefunden: . -.-. ...:-.fr. 3] 
kà >-  körpers. Resektion, Heilung. In dem zweiten Falle, welcher‘.eben- | wurden. Nach Riedels. Meinung ist ‘der :akute.Cholelithiasis-: : .--.. 7 kii 
w `- falls. geheilt wurde, fanden sich zwei histologisch vollständig ver- | anfall nicht durch neüe Infektionen bedingt, sondern. durch Auf- :. -%7 EEI E 
schiedene, bösartige Geschwülste, “welche in unmittelbarer Nach- | lodern .alter Herde unter dem Einfluß des ergossenen Serums, ..:.. o Seay R f E 
u . barschaft in der Magenwand entstanden waren. Der epitheliale |. ` - Blad.(4). studierte die Gallenperitonitis ‚ohne Perforation der... : -<e ..:\- g 
A ‚Anteil saß in der Mucosa, der sarkomatöse in, der Submucosa. ' Gallenwege im Experiment und’ kommt zu ‚folgenden Schlüssen:. "3 ji EE 
ii -.. ` Roth (4) hält die Resektion des ‚pylorusfernen, callösen |: Der Farbstoff, ‘welcher in kolloide Galle gebracht wird, ‚kann keine -. U A 
ki _ Ulcus, besonders wenn es in..das Pankreas penetriert ist, für einen |. Membran passieren; werden indessen die Kollöide. durch Ver-. © 050i f k \ 
ee sehr, großen Eingriff. Um beim Sanduhrmagen den pylorischen. dauung_ zerstört, so wird. der Farbstoff auf irgendeine vorläufig - .. Si, K 
Er Sack "möglichst ganz. auszuschalten, hat er 'mit bestem Erfolge | unbekannte Weise frei-und kann die Membran durchdringen. "Die er FI 
End diesen durch zahlreiche Raffnähte derartig eingestülpt, daß- er wie Beschaffenheit .des Inhalts der Gallenblase' spielt für. die Passage- ER ESA 
iz ‚ein Tampon in das Ulcus hineingedrückt wurde. Am oralen Sack | möglichkeiten eine große Rolle. - Wichtig ‘ist. ferner der Zustand © ill 
2 ‚ wurde eine Gastroenterostomie gemacht. Die. Erfolge dieser. ‚der Gallenblasenwand. Ist sie nekrotisch, aufgeweicht, zersprengt, > BEER U ag 
| Methode waren sehr gut. Röntgenaufnahmen zeigten noch nach | so wird. sie porös und durchlässig. un... Zee 
‘ mehreren Jahren, daß sich der Kontrastbrei ausschließlich durch | Lameris (6)- bespricht zunächst: die Schwierigkeiten der- . >>- St E 1 
--. die Gastroenterostomie entleeřte. — ———_ | 0. | Diagnose des Gallensteinleidens. Das Symptom der Koliken fehlte ° .\ .\ 2 a 
g -~ „- „Plederichs‘(6) ergänzt die Mitteilungen Roths. Ist | bei Solitärsteinen in 30 °/..und. bei mehreren Steinen'in 7%, der 4. = oa Bei 
. eine Querresektion des Magens nicht möglich, so wird das Ulcus | Fälle. . Bei, über der Hälfte der Kranken,. welche Steine in den ....:7 7.8 Bag 
durch Faltungsnähte in das Uleus hineingepreßt. Beim Sanduhr- | Gallengängen hatten, fand sich zurzeit.der ‘Operation weder Gelb-  - RED EN 
. magen wurde die Faltung so weit fortgesetzt, bis die große Kur-:|. sucht noch. Gallenfarbstoft im Urin, eine Feststellung,. die außer- BR À d 
vatur in ganzer Ausdehnung von der: Einschnürung bis zum Py- | ordentlich wichtig ist. : In 10°/,. der Fälle waren -keine charak-. _ 2 T N 
wi lorus der kleinen Kurvatur anlag und ein solider, länglicher Wulst | teristischen Symptome... des Gallensteinleidens. - vorangegangen,- SARE R LA 
` resultierte._ Der Verschluß hält jahrelang, wie röntgenologisch | sondern es hatten nur schwer zu deutende Allgemeinbeschwerden <- =- 54E a UA 
j. festgestellt wurde. TAN E Ser | bestanden und die körperliche Untersuchung ergab nur ungenügende -FA j Ei |: 
ws = = Behoemaker (2) schildert seltene. Affektionen des Dick- | Anhaltspunkte. Auffälligerweise kommt Lam&ris zu dem Schluß, . hohl 
darms, nämlich 1. die akute partielle. Kolondilatation, welche | daß mit der Reaktion nach Cammi dge Störungen der Bauch- ` =: 4i} pEi 
x  _ @r- bei drei Patienten beobachtet hat, die alle das 75. Lebensjähr | speicheldrüse festgestellt werden können, und daß bei Patienten. . == Ei Ma 
1 l schon. überschritten ‚hatten. Sie hatten mehr oder weniger akut | mit Beschwerden, welche an ‚einen Krankheitsprozeß im Oberbauch. . 1... i l il Sii 
ig die Erscheinungen eines Obturationsileus dargeboten, bei. der | denken lassen, -das positive Resultat der Reaktion die Diagnose © 50 ciso RE B EN 
En Operation wurde jedoch kein Hindernis gefunden; bei allen dreien | „Gallensteinleiden“ stützen kann, Ferner -hat Lameris fest--  .:r © k \ ; 
g~ war ein Teil des Dickdarms sehr. stark ausgedehnt, nicht durch | gestellt, daß beim Gallensteinleiden die freie -Salzsäure im Magen- - SAn pgi 
p Kotmassen, sondern durch Gas und flüssigen Inhalt. Es handelte | saft sehr oft fehlt. und fast immer herabgesetzt ist.. Was die Re- . na 4 À Er 
ye Sich also, um einen dynamischen Ileus. Verfasser empfiehlt die | sultate der Dauerheilung anbetrifft, soist Laméris der'Über= = < > {FE SM 
vä Einnähung eines dicken Gummikatheters und Spülung des Kolons. | zeugung, daß das Gallensteinleiden mit voller Sicherheit durch D E E a 
H 2. beschreibt Schoemaker Fälle von Perforation einer Appendix . die Operation heilbar ist und .daß die Mißerfolge. nicht der. Ope- ' AE a a 
yooo epiploica. Es handelte sich um zwei ältere Männer, welche mit | rationsmethode, sondern dem Operateur zur Last fallen, voraus-. Ben 
À peritonitischen. Erscheinungen erkrankt waren. Bei beiden Patienten | gesetzt, daß ihm die Kranken nicht im dritten Stadium zugeführt 2 gi hin 
= fand sich eine Appendix epiploica, in welche sich die Darmwand | werden, in dem der in den Gallengängen steckende: Stein eine | he HM 
 divertikelartig fortsetzte, , und dieser Kanal war perforiert. Nach ‚fortwährende Gallenstauung und Entzündung in den Gallengängen : <+. ls a 
Resektion der. Fettanhänge und Übernähung. des Darmes erfolgte |. herbeiführt. Es folgt ‘eine ausführliche Beschreibung der. Ope-: . era 
„Heilung. Bei allen Peritonitiden aus unbekannter Ursache, be- | rationstechnik, aus der hervorzuheben ist, daß Lam6ris jedes . ` a o iR 
j sonders in der linken Bauchseite, muß an diese Ursache gedacht | Tupfen. vermeidet und die Wasserstrahlpumpe zum Absaugen des  .. :... 3 Hl 
# werden. en = | 0... | Blutes und zur Entleerung der Gallengänge benutzt und daß er>; e I 4 ft: 
f > ~ , allenblase. Der leider verstorbene Sprengel (2) | Au Jede a un Zuletzt wurde in 89°/ der a: D 1 pi 
goo hat in einer ausgezeichneten, nachgelassenen Arbeit seine großen | “IN® =. . ung PRSE E e Fe aap a Re a a a n 
-Erfahrungen über die Gallensteinkrankheit im Lichte der Anfall- Niere und Harnblase In einer-interessanten, -groß - Be i 
íj . . Operation --niedergèlegt. Er bringt die pathologischen Verände- | angelegten Arbeit berichtet Liek (1) über Experimente, : welehe ht Fi u 
JE Tungen in der akut entzündeten Gallenblase in Einklang . mit- den | die arterielle Versorgung der Niere betreffen- und welche besonderse © 6o EEI 4 F 
A = verschiedenen destruktiven Prozessen am Waurmiortsatz. Unter | die früher mitgeteilten Versuche Katzensteins in sehr:wesent- .. za HERNE 
k i Darbietung einer Anzahl ausgezeichneter Abbildungen beweist‘ | lichen Punkten richtigstellen. Lie k kommt zu dem ‚Schluß, daß : 1 ie i h 
A Npr engel, daß. der Steinverschluß - des Blasenhalses und die | der Kollateralkreislauf der Niere nach Unterbindung der Haupt- H i ; 
y - „ Consecutive Retention: in der bakterienhaltigen Gallenblase die | arterie nicht auf Neubildung ‚von Gefäßen, sondern auf Neben- f NEE Er % u 
i . größte-ätiologische Bedeutung hat und sich aus diesen Momenten |' zuflüsse. der'Niere zu beziehen ist, welche. von. vornherein vor- ee ii t 
8 -' ganz zwanglos: alle pathologischen Zustände der akut.entzündeten | handen und besonders bei Tieren gut ‚ausgebildet sind. — `. Bosa oo ! hi: 
f “  Gallenblàse. ableiten lassen; in relativ seltenen Ausnahmefällen | .. Wulff (1) beschreibt aus der Kopenhagener Chirurgischen' ` a 
, kann der mechanische Verschluß ‚auch: durch. Schleimhautschwel- | Klinik zwei Fälle- von 'solitären Niereneysten mit blutigem Inhalt, BER Eee EN 
y lungen am :Gallenblasenhals erfol gen. Sprengel unterscheidet | welche zu starker Blutbeimischung zum Urin geführt hatten. Es. SS l i 
° ` dann 1. eine Cholecystitis simplex, das heißt einen lösbaren, vor- | handelte sich um junge Männer, welche ganz plötzlich an "einer, Fa 
V übergehenden Steinverschluß bei virulentem Inhalt (den typischen | starken Nierenblutung erkrankten und keine begleitenden’ Nieren- en I E | in 
A allensteinanfall), 2. den Hydrops der Gallenblase (Verschluß der | symptome darboten. Die Cysten ‚waren kaum ' walnußgroß und war H 
y ‘ Gallenblase bei avirulentem Inhalt). .Weiter. bespricht dann | saßen im oberen Nierenpol. In beiden Fällen wurde mit Erfolg >€ — <~ i p 
p Sprengel die. Veränderungen der Gallenblase im Stadium | die kranke n e BIO ll - 
chronischer Erkrankungen, den unvollkommenen Verschluß, : das-| | Paschen (2) schildert das Schicks: ED ANTE a j RE 
j Empyem -und schließlich die Residuen abgelaufener. Erkrankung, tumoren Operierten. Der Prozentsatz dieser Geschwülste ‚betrug Ze Ei s N 
f - die reparatorischen Vorgänge und das Stadium der Quieszenz. |" unter u 1m ech Bin erw] ee Be 7 Jf a 
f. iele . neue Gedanken werden ausgesprochen, die in Zukunft der | menen Nierengeschwülsten über 04 %. Es wurden 40 Männer und. ETIDE 
, Betrachtung -der 'akuten Cholecystitis zugrunde gelegt werden | 14 Frauen operiert. Im. Anschluß a | en 
2 : o pha pi 
, ; es f un E Gar Bee 
= 3 i as d 


ee  : 


Pr Wr 4 


p . P t 
4 u. > An. 
I“ ar - è - P E 
te <. 
n P > P eu 
> ur = z tma 
nee Ba _ ee - 
ee N See 
£ EN Be um 


I m gr = mim 
a a ER A- Pe I Ye u i 
vor Ne- 2 
= F u y% Im r 


- os 


soha ari MS 


avsa 


pabean - 


ag a aE =ı 


7 u Re vr 
= J = na 
a AT 
u u 
Fe PP a 
u el vaen - 
-> 5 57; 


perm e EEE 


GEE 
4 


id, Te aa 


A EEE TE 
paries Pe - 


wi 


wi 


- MEN SZ 
pa is De 


Tas frt 


TER er, x 


Saer ea T TA 


Ar 


- 2 
ia og 3 Zé i y 
N a ER 


+ 
— ie a Tal 
=: EEE" 


2. nae; 


á d De Tem, 
. = - zZ 
z zed : pa r 
BES, - - - TEEN - 
® o >s n n = e — eg 
= - - . er 7 u ti 2 .. ct . 
—— D -a aam = z X aa 7 g 24 
u— >A w Kk VERI Sa > > 
“ - an P 5 dir « [ı Ken “u Dr Tr - 
LA o "i r ~ “4 Q> ne! < A r 
ben -S - WARS 7 eze oa A TS 
Ie ° ny S WR -4 DV an er a r m 
Ta ta . har Pn 2 F 


ET 


über Blasendivertikel mit. 


E 


Operation bei einer allgemeinen Ptose. 
` gegen alle Eingriffe außerordentlich tolerant und man kann auch 


1068 


An Rezidiven und Metastasen starben 17. An anderen Todes- 
ursachen 6, länger als 3 Jahre lebten nur 19 =35%. Es ist 
dringend zu empfehlen, nach jeder Blutbeimischung zum Urin 
sofort einen Katheterismus der Harnleiter zu machen und alsbald 
eine Freilegung der erkrankten Niere anzuschließen. 


. 


v. Hofmann (4) teilt eine Anzahl von Beobachtungen 


Diese seltene Erkrankung ist leider 
sehr wenig bekannt, da sie meistens erst dann zur Behandlung 
kommt, wenn eine sekundäre Infektion eingetreten ist. Die Dia- 


 gnose macht einige Schwierigkeiten. Auch ohne eine Betrachtung 


des Blaseninnern kann die Krankheit erkannt werden, indem die 
Blase mit Kollargol gefüllt und dann eine Röntgenaufnahme ge- 
macht wird. Ferner muß man an ein Divertikel denken, wenn 
der Patient im Stehen uriniert hat und hinterher in einer anderen 
Stellung weiterhin größere Urinmengen entleeren kann. Dieses 
Hilfsmittel versagt, wenn die Divertikel durch Steine angefüllt 
sind oder die Kommunikation zwischen Blase und Divertikel sehr 
eng ist. Die beste Therapie ist die Radikaloperation zu einer 
Zeit, wo noch keine Infektion der Blase besteht. Die sympto- 
matische Behandlung mit Spülungen und Katheterismus führt über 
momentane Störungen hinweg, ebenso der Dauerkatheter, eine voll- 
kommene Heilung wird aber mit diesen Maßnahmen nicht erzielt. 

v. Haberer (Š) gibt einen Überblick über 100 Nieren- 
operationen mit einer Gesamtsterblichkeit von 8% und kommt zu 
folgenden Schlüssen: Alle bösartigen Nierengeschwülste verlangen 
frühzeitige Diagnose und frühzeitige Radikaloperation, gutartige 
Geschwülste sind ein äußerst dankbares Gebiet für die Nieren- 
chirurgie. Die einseitige Nierentuberkulose gibt bei rechtzeitiger 
Operation ‚ausgezeichnete Resultate, wenn schwerere tuberkulöse 
Veränderungen im Körper fehlen. Eine bereits bestehende Blasen- 


- tuberkulose kann nach der Entfernung der erkrankten Niere aus- 


heilen und bei einer beiderseitigen Nierentuberkulose kann der 
Prozeß in der zurückbleibenden Niere, wenn sie nicht zu stark 
verändert ist, sehr gut beeinflußt werden. Bei schweren eitrigen 
Prozessen einer Niere wird die Exstirpation der erkrankten Niere 
bevorzugt. Verlagerte Nieren sollen, wenn sie Beschwerden 
machen, entfernt werden. Bei Schußverletzungen der Niere wird, 
wenn man eingreifen muß, die Exstirpation der Niere in Frage 
kommen, bei subeutanen Verletzungen kann gelegentlich auch die 


Nierennaht mit gutem Erfolge ausgeführt werden. Infizierte Stein- 


nieren werden am besten mit der. Entfernung der erkrankten 
Niere behandelt, bei der aseptischen Steinniere kommt je nach 
den Verhältnissen die Spaltung der Niere oder die Ineision des 
Nierenbeckens in Frage. Die Nephrotomie ist nicht gefahrlos 
wegen der Nachblutungen. Sie leistet jedoch zur Erkennung krank- 
hafter Prozesse in der Niere Vorzügliches. Die’ Dekapsulation der 
Nieren hat in Fällen vollständiger Anurie bei Nierenentzündung, 
in Fällen ungeklärter Blutbeimischung zum Harn und schließlich 
bei unklaren Nierenkoliken sehr gute Resultate aufzuweisen. 

Die Nephropexie ist zu empfehlen bei hochgradiger schmerz- 
hafter Wanderniere, man soll jedoch zurückhaltend sein mit der 


Das Nierengewebe ist 


einer zurückgebliebenen Einzelniere weiterhin operative Eingriffe 


lumbale, doch braucht man nicht davor zurückzuschrecken, trans- 
peritoneal vorzugehen, wenn man eitrige Prozesse der Niere davon 
ausschließt und prinzipiell ohne Drainage zunäht. 


Thymus und Schilddrüse Nordmann (l) hat 
zur Beantwortung der Frage, was ein Zuwenig von Thymus, be- 
ziehungsweise ein Defekt der Drüse schadet, in Ergänzung seiner 
früheren Versuche eine große Anzahl von Experimenten an Hunden 
angestellt und ist zu dem Schluß gekommen, daß die Thymus- 
drüse kein lebenswichtiges Organ des aufwachsenden Organismus 
ist. und daß ihre Entfernung bei jungen Hunden fast bedeutungs- 
los ist. Nach seiner Meinung wird die Differenz der Ergebnisse 
im Vergleich zu früheren Experimenten anderer Autoren dadurch 
erklärlich, daß der Hund ein ganz, ungeeignetes Versuchstier ist 
und bei ihm infolge jeder Domestikation Knochenveränderungen 
vorkommen, die mit der Rachitis große Ähnlichkeit haben und mit 
Unrecht auf die Entfernung der Thymus zurückgeführt werden. 
Was ein Zuviel von Thymusgewebe anbelangt, so wurde bei der 
Sektion dreier gestorbener Basedowkranker eine große Thymus- 
drüse gefunden und sonst nicht der geringste Anhaltspunkt für 
eine anderweitige Todesursache festgestellt. Es wird auf die 
große Schwierigkeit der Erkennung einer persistenten Thymus 
hingewiesen. Das Asthma thıymicum wird auf eine Überproduktion 


{919 — MEDIZINISCHE KLINIK — 


zumuten. Der vorgezeichnete Weg für Nierenoperationen ist der 


Ars 


. pa 


19. 


kt 


Nr. 49, 


; i \ . ; l 4 . a > T ; 
von Sekret bezogen und nicht auf mechanische Ursachen zurück- 


geführt. Bin zwei Monate altes Kind wurde wegen bedrohlicher 
Erstickungsanfälle operiert und die Drüse fast ganz entfernt, ohne 


daß ein sofortiges Nachlassen der bedrohlichen Symptome beob- 


achtet wäre Das Kind kam allmählich zur Heilung, 


v. Haberer (4) hat 40mal die Thymusdrüse operativ an- 


gegriffen, und zwar ausschließlich bei Basedowkranken; 86mal war 


die Operation kombiniert mit einer Verkleinerung der Schilddrüse, 


nur Amal wurde ausschließlich die Thymusdrüse reseziert. v. Ha- 


berer kommt zu folgenden Ergebnissen: Bei jedem Falle von 


Basedowkrankheit soll nach einer Thymusdrüse gesucht werden, 
auch wenn die klinische Untersuchung vorher negativ war, Die 


operativen Resultate der kombinierten Operation sind besser als 
nach der einfachen -Resektion der Schilddrüse. 
fälle, bei denen die Thymusdrüse keine Rolle spielt und es gibt 
wieder andere Fälle, bei denen die Schilddrüse klein ist und in 
denen die große 'Thymusdrüse das Angriffsobjekt der Operation 
sein soll. Die Dauerresultate der kombinierten Operation sind 
vorzüglich. Die Entfernung der Thymusdrüse schadet dem wach 
senden Organismus in keiner Weise, | 
O. Hildebrand (6) äußert sich unter Zugrundelegung 
seiner großen Erfahrungen zu der Basedowschen Krankheit und 
ihrer Behandlung. In allen seinen Fällen war das Leiden mit 
einer Vergrößerung der Schilddrüse verknüpft. Eine Vergrößerung 
der Thymusdrüse bestand nur in wenigen Fällen und dann nur 
in Verbindung mit einem lymphatischen Status. Durch die ver 
mehrte. Sekretion der Schilddrüse wird wahrscheinlich das sym- 
pathische Nervensystem in dauernder Erregung gehalten. Auf 
fällig ist die starke Versorgung der Drüse mit Nerven, ihnen ist 
eine besondere Rolle zuzuweisen, und zwar ist vielleicht die Ab- 
sonderung des Drüsensekrets von der Nervenreizung abhängig: 
Die Thymusvergrößerung ist wahrscheinlich mehr eine Kompli: 
kation der Basedowschen Krankheit, nicht aber ein Wesensbestand- 
teil. Die Erfahrungen Hildebrands weisen mehr auf die 
Kombination der Schilddrüsenwirkung mit der Wirkung der Neben- 
niere hin. Wahrscheinlich werden die Symptome der Basedow: 
schen Krankheit durch ein Zusammenwirken mehrerer Organe 
erzeugt. Dem Ausbruch der ersten Krankheitssymptome kann em 
jahrelanges Bestehen des Kropfes vorausgehen. Die ersten Er- 
scheinungen treten zuweilen nach großen psychischen Affekten 
auf. Der Blutbefund, besonders die Lymphocytose, ist in keiner 
Weise charakteristisch für Basedow. Einmal fand sich eine schwere 
Knochenerweichung des ganzen Skeletts bei einer basedowkranken 
Frau. Vor der Operation wurde eine sechs- bis achttägige Vor- 
kur gemacht, um das Herz und das Nervensystem zu beruhigen. 
Von 500 Operationen wurden 485 in reiner Lokalanästhesie aus- 
geführt. Nervenverletzungen kamen nicht vor; 19mal wurden au 
die Gefäße unterbunden, 17 Todesfälle wurden beobachtet = 3,2%: 
Von 250 Kranken wurden Nachrichten eingezogen, 81% gute 
Resultate wurden festgestellt. Je schwerer, der Basedow wat, 
desto später kam er zur Ausheilung. | 
Kreglinger (6) beschreibt eine sehr seltene Erkrankung; 
nämlich ‘ein primäres Sarkom der Schilddrüse bei einem 26 jährigen 


jungen Mann, welches zu zahlreichen Metastasen in den inneren 


Organen, besonders in der Gallenblase, der Harnblase, im Mageni 
in der Lunge und im Herzen geführt hatte, | 

.. v. Eiselsberg (1) hat versucht, durch Verpflanzung pr 
Schilddrüsengewebe den Kretinismus zu heilen. Er kommt au 
Grund von sechs Fällen zu dem Ergebnis,- daß die Velen 
vorübergehend einige Male eine gute Wirkung ausgeübt hat, a 
es sich aber nicht um eine dauernde Einheilung gehandelt i i 
Das verpflanzte Schilddrüsengewebe wird resorbiert. Im Anso Ri 
an diese Mitteilung erwähnt der Verfasser, daß er unter 1300 Buls 
operationen 22 Fälle von Schädigungen der EpithelkörpereN 
beobachtet hat. Leichte Formen von Tetanie betrafen 14 Kr en 
bei ihnen gingen -die Erscheinungen spätestens in zwei Ni die 
zurück. -Bei fünf Patientinnen bestand eine schwere Teen die 
zweimal einen Star nach sich zog. In drei Fällen führte PN 
Tetanie zum Tode. Das Wichtigste ist die Prophylaxe. RX a 
gebrochene Tetanie wird am besten mit Parathyreoidintab hen 
behandelt; läßt dieses Mittel im Stich, so wird zur Transplann 
eines Epithelkörpers geschritten, welcher einem bei’ der Ka 
gestorbenen Kinde oder einem verunglückten Menschen entn a 
werden kann. Einen Nachweis für eine Dauerheilung ore 
pflanzten Epithelkörpers konnte der Verfasser nicht erbungek 


Literatur: 1. Arch, f. klin. Chir., Bd. 106. — 2. Bbenda, Bd. 111 7 


3. Ebenda, Bd. 108, — 4, Ebenda, Bd. 109, — 5, Ebenda, Ba. 110. < 
6. Ebenda, Bd, 111. 


-— 


€ 


Digtizec oy GOOLE 


EN E 
oE Se 
AN 


Es gibt Basedow- 


t 


can sS” Ao o ea 


=n a5 Tr BEI AGE e 


vw 


e A ELU. 1. SE 2 ‘S 


dein 
. 


-< 


-n 
za `- 


FT VA NL ‘N 


N 


N MEZ MEINDL Y Gr bera a a Ee O U S MT u 


vr 


.w 


4 


Ta 


a 


-~ mn Va 


.19. Oktober. 


——— 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. o” 


ne 


Aus den neuesten Zeitschrüte. 


T . (Siehe auch Therapeutische Notizen.) ee TE de RE ZEN BSR: 
“| ,‚quenten Behandlung der aus dem . Felde heimgekehrten und der-ein- _ 
heimischen ..Parasitenträger. ist der ‚systematische Kampf gegen die 
übertragenden Anophelesmücken und ihre Brut erforderlich (Abtöten - 
der Larven in ihren Brutstätten. durch Übergießen. der_Wasserober- 


Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 39. E 
S Br uh ns undLoewenber g: Uber Silbersalvarsannatrium und 
die Dosierung des Salvarsans nebst Mitteilung eines Falles von Encephalitis 
haemorrhagica nach Neosalvarsan. Verfasser glauben, mit kleineren 


Dosen als bei anderen Salvarsanpräparaten und. ohne gleichzeitige. 
Quecksilbergaben zum Ziele zu kommen. Die Einwirkung des Silber- 


salvarsans auf die Spirochaetae pallidae ist sehr intensiv, die Einwirkung 


. auf-die Wassermannsche Reaktion sehr gut zu nennen. Von Neben- 


wirkungen sahen die Verfasser häufig Fieber nach def ersten Injektion 
sowie Exantheme und Ikterus etwas häufiger, als in den bisherigen 
Veröffentlichungen angegeben ist. Wieweit die gute momentane Ein- 
wirkung sich 
überlassen. č | an 
= Bergel: Beiträge zur. Biologie der Lymphocyten. Schon in 
früheren Untersuchungen konnte festgestellt werden,. daß das Blutbild 


stets dann von einkernigen Lymphocyten. beherrscht wird, sobald fett- . 


oder lipoidhaltige Krankbeitserreger in die Blutbabn eingedrungen 
waren, so bei Tuberkulose und Lepra. 
Grund neuerer Untersuchungen, bei denen er den Versuchstieren 
Leeithin in öliger Lösung in die Brust- und Bauchhöhle einspritzte, 


feststellen, daß proportional der Dauer der Einwirkung der injizierten - 
Lösung die Zahl der Leukocyten abnahm, die der Lymphocyten sich | 


stark vermehrte. Außerdem zeigten diese. noch ein typisches morpholo- 
gisches Verhalten. Die Fetttröpfehen kamen in die Konkavität der 
teilweise bis zur .Nieren- und Hufeisenform gekrümmten Zellen zu 
‚liegen; von den Zellen gingen ausgesprochene : pseudopodienartige 
Fortsätze‘ in die Fettkügelchen hinein. Häufig wurden Lymphocyten 
beobachtet, die völlig den „Fettzellen“ glichen. Es hat sich demnach 


. bestätigt, daß auf lipoid- und: fetthaltige Antigene die Lymphocyten 


als specifische lipolytische Fermente in Erscheinung treten und sie zur 
Resorption bringen. 


p Zuelzer (Potsdam): Bin Kunstarm für Oberarmamputierte. Ver- | 
fasser gibt einen von ihm konstruierten Arm, dessen Hauptcharakteristikum 


ein sagittal in der Höhe der Ellbeuge angebrachtes leicht konisch 


‚verlaufendes Stahlaufnahmerohr darstellt, in das leicht alle nur erdenk- 


lichen Hilfswerkzeuge eingeführt werden können. | 
Japha (Berlin): Krieg und Rachitis. 


Krieges an Hand längerer Beobachtungen hingewiesen. Außer der 
Zunahme der Rachitis überhaupt beobachtete Verfasser längere Dauer 


der Erkrankung, starke Knochenbrüchigkeit und häufig Schmerzen. Die - 


Schwere des Krankheitsbildes wird hauptsächlich auf die Kriegserpährung 
zurückgeführt. Ob längerer Transport der Milch sowie Pasteurisieren, 
ungenügende Ernährung der Mütter sowie der Kühe die einzige Ursache 


ist, kann nicht als sicher hingestellt werden. Mit einer gewissen Wahr- 


scheinlichkeit ist anzunehmen, daß auch der geschwächte Organismus 


der von unterernährten Müttern geborenen Kinder eine große Rolle. 
dabei spielt, = 


Acker (Breslau): Über die Lupine als menschliches Nahrungs- 


mittel, Untersuchungen bei drei Patienten mit 20%igem ‚Lupinenmehl- 
brot ergaben, daß nach Entbitterung der Lupinensamen keine Gefahr 


. einer Vergiftung _vorbanden ist. Da-das Lupinenbrot vom Darmkanal 


gut vertragen und vor allen Dingen besser ausgenutzt wird als das 


Ei Klebereiweiß des Roggenbrotes, so kann Lupinenbrot in großem Umfange - 
' als Nahrungsmittel der Bevölkerung zugeführt werden. W. Lasker. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, N®. 39. 


Friedrich Franz Friedmann (Berlin): Erwiderung auf 
die Abwehr des Herrn Geheimrat Kirchner in Sachen des Priedmann- 
schen Tuberkuloseheilmittels. | | 

Martin Kirchner: Antwort auf die Erwiderung des Herrn 
Prof. Priedmann in Sachen des Friedmannschen Tuberkulosemittels. 
| F. Stricker (Berlin): Erfahrungen über Tetanus während des 
Weltkrieges. Die Behandlung mit Antitoxin hat die Sterblichkeit an 


- -Tetanus sehr erheblich eingeschränkt. Magnesiumsulfat für sich allein 


steht in dieser Beziehung. gegen Antitoxin weit zurück. Mit Bin- und 
Durchführung einer Schutzimpfung im Felde nahm der Zugang an 


- Tetanus in der Heimat bis zum völligen Stillstand ab. Es ist begrün- 


dete Hoffnung auf Ausrottung des Tetanus vorhanden, wenn die Serum- 
prophylaxe nach erprobtem Schema, z. B. dem vom preußischen Kriegs- 
ministerium aufgestellten, allgemein geübt wird. 

. P. Mühlens (Hamburg): Verhütung und Bekämpfung-der Ma- 
laria im Felde und in der Heimat. Neben der Ermittlung und konse- 


I 


durch Dauererfolge bewährt, bleibt weiteren Beobachtungen 


Verfasser konnte nun auf- 


ek Es wird auf die ver- 
änderten Symptome bei rachitisch erkrankten Kindern während des 


fläche mit Rohpetroleum. oder Saprol; Beseitigen oder Unschädlich- 


machen der Mückenbrutplätze. durch Zuschütten’ kleiner Tümpel, durch 


‚mückensicheren Verschluß von Regenwassertonnen und Zisternen usw.). 


Das sicherste persönliche „Schutzmittel ist das gewissenhaft benutzte 


Moskitonetz. Chininprophylaxe allein hat im Felde in 


\ phy lein h stark verseuchten 
Gegenden nicht zur- völligen Malariaverhütung genügt. ` er 


‚Bruno Oskar Pribram (Berlin): Die polycystische Brust- 

` drüsendegeneration und die Entstehung der Carcinome. Der Verfasser ' ` 
| begründet ausführlich, warum .das’ beschriebene Krankheitsbild zu den 
Degenerationen zu rechnen sei, und kommt dann auf die enge Be- > 


ziehung der polyceystischen Brustdrüsendegeneration zum Careinom zu 


sprechen. (Die Häufigkeit der Entstehung der. Careinome ` auf :poly- ` ` 
cystisch degeneriertem- Boden. wird. von manchen Aütoren mit-50 % . 


-Cassel (Berlin): Zur operativen Behandlung der akuten Nieren-: 


entzündung. Vortrag, gehalten. in der Pädiatrischen..Sektion des Ver-. 


eins für innere Medizin und Kinderheilkunde am 2. Juni 1919. 
W. Alexander (Berlin): Über Quinckes Theorie der Neuralgie. 


Vortrag, gehalten am 14. Juni 1919 im Verein für innere Medizin und 


Kinderheilkunde in Berlin. . s 
Adolf Gutmann (Berlin): 
Auges.. 


! 


"Über - Kampfgaserkrankung “ des 


kurz gestreift. I g | en 
-Paul Prym. (Bonn): Zur pathologische Anatomie der Influenza 
von 1918. Nach einem Vortrage, gehalten in der Niederrheinischen 


„Gesellschaft für Natur- und Heilkunde am 12. Mai 1919, F. Bruck 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 39. p | 


| Hans Pollitzer (Wien): Über Volumen pulmonis diminutum 
(Chlorose, Morbus Basedowii, Malaria). Beim verminderten Lungen- 


volumen zieht sich der normalerweise am linken Sternalrande ver: 


laufende vordere rechte Lungenrand zurück und erleidet die gleiche Lage-. 


veränderung, die wir bei gewissen Vergrößerungen des Herzens zu 
finden gewohnt sind und als. Vergrößerung der absoluten 


Herzdämpiung zu ‚bezeichnen pflegen. -Deshalb wurde. das Vo 


lumen pulmonis diminutum bisher meist mit. Herzvergrö Berungen 


verwechselt. Es zählt zu den Symptomen der Chlorose, des, 
‚Morbus Basedowii und der. latenten oder chronischen Malaria und dürfte 
‚auf einer Ischämie der Lunge beruhen, die bei den einen Zuständen 


einer habituellen Gefäßcontraction entspricht, bei der- Malaria aber 

anscheinend der chronischen- Infektion der Lungengefäße ihre Ent- 

stehung verdankt. >: | l 
Walter Frey (Kie): 


arteriovenöse Aneürysma. kommt es reflektorisch durch Reizung 
des Vag.uscentrums zuBradykardie und gleichzeitig durch 
Reizung des Vasomotorencentrums zu Blutdrucksteige- 
rung. Beide Centren stehen funktionell in engem Konnex. Ein und 


derselbe Reiz führt zu einer funktionellen Änderung beider Centren. _ 5 


Aber die Bradykardie kommt unabhängig von der Blutdrucksteigerung. 
zustande. ne ei - ER a 
. Koellner (Würzburg): Über die Beziehungen zwischen dem 
sogenhnnten Ekzem der Augen und der Tuberkulinempfindlichkeit der 
Haut. Fast sämtliche an Keratoconjunctivitis phlyctaenulosa beziehungs- 


weise „ekzematosa“ Leidenden. sind als tuberkulös infiziert anzusehen; 


wobei bei den phlyktänulären Eruptionen vielleicht mehr als die Tu- 


' berkelbacillen oder deren Trümmer ihre. toxischen Produkte in Frage 


kommen. Die Neigung zu ekzematösen Augenerkrankungen nimmt 


prompt zu mit der Steigerung der Empfindlichkeit der ‚Haut für die - 
Stoffe. der Tuberkelbacillen und umgekehrt. Alle. Dosierungen der - 
Tuberkulinpräparate, ‚die auf eine Vermehrung: der Schutzkräfte ‚und ` 


damit auch auf eine Zunahme der Tuberkulinallergie hinzielen, werden 
daher die Gefahr einer Verschlimmerung des Ekzems der Augen nahe- 


rücken. Das Ekzem verhält sich hier gewissermaßen gerade umgekehrt . 
- wie die Tuberkulose selbst: was bei dieser die specifische Behandlung 
. erstrebt, nämlich die Zunahme der Antikörper, muß beim Ekzem, 


wenigstens in brüsker Form, gerade vermieden werden, und. das- ideale 
Ziel einer Tuberkulinbehandlung des Ekzems wird in einer Herabsetzung; 


l 


 Berichtet wird über die-Augenbeteiligung bei Vergiftung durch 
Phosphengas.und durch Ge Ibkreuzgas. Die Behandlung wird 


Das Verhalten des Herzgefäßsystems - 
‚bei der Kompression arteriovenöser Aneurysmen. Bei Druck auf das 


N 


=.” 


ih onen. 
a0. mar... me 
nn ie en 
Fre 
= 


TE 


Ze 
RAR N ni aa aaa a 7 ce m Du, G 
$ a: g oS g 
nO FIR Te m: i 
LS er =- Be AEI 


en 
=. 
Dr 


ne % £ : 
Pr i ba g 
2 AR Ben ww 
$ ur 
ra = F ` "r An A a 
j RT A A i. 
` R el y% - BR: . 
z- ba Boe $ ` . E - 
Aow ET, > ers > . 
m a Freuen! “ 
a . a 2-8 = S K 
+ E AN Eg eN: $ 
- EEE EEE | een 25 ern k 
Te TELTET Fir % z = > 
u us G 
Ter earar Tri Da a eo Ad ee a 
$ ga T á -. 
1. s . TETE 
< rex un 
z = 
= ar + ssy? A 
oe - ni Er a 
S = on PS 


` -~ 
A umda i O 
ma 


ws, 5 5 
——u nie 


u. 


hess 


BURN TR TEE NN o aia 
» x y s kY = é 


TPA 


x 3 i: Aae w Ta 
z ; = > x Ä 
2 A s > a A ESPE PASE 2 - 3 
De neh une : 3 SPRE S : 
REEERE a EERTE .. eo Ss 
EEE FR u 27 nii- = A 9 c u RE ENSe F 


BEIN 
Fe sun SR sa I € T r 
L; an ei 
een 


— 
= 


SPET O a =) 


i æ 
. ~ sai, 
TAT t os 
ee 
- Sar 


ETA r pa Ta ee E i n 
run dns ip» E à BAER nai PORA a E R 
s i > e D A 


.. 


Si A 


Be A Ea 
BT 


K a 
ma N tm 
< - 

- 


re SA 

— 
ee Beste 
Ne — Denn a as 


me 
- mn mon 


ESEL TnS, 


~N 
eoo a ma e X >. 
nn ee ne nn 


Pr 
ET, = Pe 


a 


= ._ 
tr 


Im nT. 


r 
E 
EEE a G 


di Gae < “u 
Me Be A 
m ya re 
eomert E « ; 


1070 


a 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. 


19, Oktober, 


am besten in einer dauernden 


Beseitigung der Tuberkulinempfindlichkeit 
zu Suchen sein, 


Walter Altschul (Prag): Invaginatio ileocoecalis im Röntgen- 
bilde. In dem mitgeteilten Falle bestanden klinisch die Erscheinungen 
einer chronischen Darmstenose, die sich aber nie zum vollständigen 
Verschluß gesteigert hatte (wie z. B. beim Diekdarmceareinom). Dieser 
Befund bot keine Veranlassung, an eine Invagination zu denken, ob- 
wohl die Symptome mit einer solchen vollständig in Einklang zu bringen 
wären. Die Röntgendiagnose lautete dagegen: Stenose an der Valvula 
Bauhini und Verdacht auf Invaginatio ileocoecalis, der denn auch 
durch die Operation als richtig erwiesen wurde. 

S. Buttenwieser (Frankfurt a.M.): Schlagartige Schmerzen 

und Muskelzuckungen bei Osteomalacie. Sie traten iu zwei Fällen in 
den Extremitäten auf und waren sicher etwas anders als die typischen 
Knochenschmerzen. Möglicherweise wurden sie durch eine federnde 
Kompression des Rückenmarks und der Wurzelnerven durch die er- 
krankte Wirbelsäule hervorgerufen. 
r Wilhelm Goebel (Gießen): Ein Fall von Fremdkörper im 
Osophagus mit letalem Ausgang. Es handelte sich um einen akuten 
Ösophagusverschluß bei einem 1% jährigen Kinde, hervorgerufen durch 
ein Stück einer getrockneten Birne. Aber es muß ein örtlicher Kardio- 
oder Ösophagospasmus bestanden haben, denn der totale Ösophagus- 
verschluß durch einen glatten, weichen Fremdkörper konnte wohl nur 
eintreten durch ein spastisches Festgehaltenwerden. Ohne diesen 
Spasmus hätte der Fremdkörper nach Art seiner Beschaffenheit ent- 
weder durch die Kardia in den Magen gelangen müssen oder noch 
wahrscheinlicher: wäre herausgewürgt worden. 


Alfred PJaut (Hamburg-Eppendorf): 


Ulcusträger und Ulcus- 
kranke. 


Der klinische Begriff der Uleuserkrankung muß von dem 
anatomischen Begriff des Uleus unterschieden werden. Die Fälle, 
die den klinischen Symptomenkomplex „Magengeschwür” dar- 
bieten, folgen in ihrem Verhalten zu Alter und Geschlecht anderen 
Regeln, als die, bei denen ein runder Defekt der Magenwand anato- 
misch nachweisbar ist. Zu fragen ist: Unter welchen Bedingungen 
entsteht ein Geschwür im Magen und unter welchen Bedingungen 
führt ein Magengeschwür zu klinisch manifesten Symptomen? Für 
die Entstehung der klinischen Uleuserkrankung ist das Vorhandensein 
des anatomischen Magendefekts eine Bedingung, ähnlich wie die 
Anwesenheit des Eberthschen Bacillus für das Zustandekommen des 
Typhus abdominalis. Aber wie man den Typhusbacillenträger vom 
Typhuskranken unterscheidet, so sollte man auch den Uleusträger vom 
Uleuskranken unterscheiden. 

Kurt Taege (Freiburg i. Br.): Nochmals die Salvarsan- 
prophylaxe der Syphilis. Der Verfasser hält Riecke gegenüber an 
seinem Vorschlag fest, Frauen, die mit einwandfreien, ansteckungs- 
fähigen Syphilitikern Verkehr gehabt hätten, sofort einer kurzen ge- 
mischten Salvarsan-Quecksilberkur zu unterziehen und nicht erst ab- 
zuwarten, ob eine Ansteckung auch wirklich stattgefunden habe. 

Emil Lenk: Die Bestimmung von Aceton und Acetessigsäure 
mit dem Autenriethschen Colorimeter. Polemik gegen H. Schall. 

Fischer-Defoy (Frankfurt a. M.): Wartezimmerhygiene. Be- 
tont wird unter anderem, daß es nicht angebracht ist, Merkblätter im 
Wartezimmer auszulegen. Man vermeide hier zweckmäßig alles, was 
an Krankheit erinnert. Der geeignete Raum für ihre Verteilung ist das 
Sprechzimmer, wo der Arzt es in der Hand hat, sie an die richtige 
Adresse gelangen zu lassen, während sie außen leicht in falsche Hände, 
vielleicht gar in die eines grübelnden Neurasthenikers gelangen können, 
der aus ihnen Grund zu neuen Klagen zieht. F. Bruck 


Zentralblatt für innere Medizin 1919, Nr. 39. 


Carl Pichler: „Die Schusterbrust“ —-eine Fabel. Aus der 
Literatur wie aus eigenen Beobachtungen wird festgestellt, daß eine 
Schusterbrust äußerst selten bei einem Schuhmacher gefunden wird, 
für ihr Zustandekommen bietet das Gewerbe keine Vorbedingung. 
Ebenso werden andere Beruiszeichen bei Schneidern, Eisenbahn- 
verschiebern, Wagnern und Töpfern angezweifelt. W. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 33. 

W. Sigwart: Zur Unterscheidung pathogener und nicht- 
pathogener Streptokokken. Das Material wird auf Bouillon und auf ein 
mit einem virulenten Streptokokkus hergestelltes Filtrat verimpft, 
Das Wachsen der Streptokokken in Bouillon und das Fehlen im Filtrat 
zeigen virulente Streptokokken an. Der Filtratnährboden wird dar- 
gestellt dadurch, daß eine virulente Streptokokkenreinkultur 


auf Bouillon verimpit, fünf Tage im Brutschrank gehalten 
und dann durch das Berkefeldfilter filtriert wird. Auf diesem 


Filtrat wachsen Stämme mit starker Hämolyse 
nieht mehr. — Es scheint, daß die Streptokokken, welche die In- 
fektion erzeugen und die Streptokokken, welche harmlose Bewohner 
der Scheide bleiben, nichts miteinander zu tun haben. È 
W. Rübsamen: Zur Technik der Operation großer Nabelhernien, 
Zur Operation großer Nabelhernien wurde das Verfahren von Menge 
modifiziert. Das vordere und das hintere Blatt der Rectusscheide 
werden voneinander getrennt und auch das Peritoneum von dem 
hinteren Blatt der Scheide abpräpariert. Ist das Bauchfell verschlossen, 
so wird das hintere Blatt der Scheide schürzenförmig über die peri- 
toneale Bruchpfortennaht hinweggezogen. 
Robert:-Zimmermann: Tubarabort mit Tubenruptur. Der 
Mechanismus des Falles ist so aufzufassen, daß es zuerst zum inneren 
Fruchtkapselaufbruch gekommen ist. Nach weiteren vier Wochen trat eine 
uterine Blutung ein und eine große innere Blutung. Für die spontan ent- 
stehende Unterbrechung der Rileiterschwangerschaft sind die infiltrierend 
wachsenden Trophoblastenelemente von Bedeutung. K. Bg. 


Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie 
Bd. 31, H. 4. 


Lothar Starker (Wien): Knochenusur durch ein hämophiles, 
subperiostales Hämatom. Bei einem Bluter wurde am Oberschenkel 
eine langsam wachsende Geschwulst beobachtet, die röntgenologisch 
und klinisch als periostales Knochensarkom imponierte. Das Beriost 
zeigte teilweise Knochenneubildung am Rande der Geschwulst und der 
Knochen -des Femur deutliche Usurierung und Atrophie. Eine Punktion 
des Tumors entleerte 700 ccm flüssiges Blut, der Tumor war dabei 
verschwunden, füllte sich aber nach vier Tagen wieder auf und Patient 
kam durch diese innere Blutung zum Exitus. Gefäßveränderungen 
konnten mikroskopisch nicht gefunden werden, wie sie sonst bei Blutern 
beschrieben sind, dagegen zeigte sich der Knochen im Gebiete des 
Hämatoms schwer usuriert, offenbar“durch den Druck des sich immer 
von neuem durch Nachblutung vergrößernden Hämatoms. Genaue 


anatomische und mikroskopische Beschreibung der Knochen und des 
Hämatomgewebes. 


K. Berkey und E. Schmitz (Frankfurt); Klinische und 
chemische Beiträge zur Pathologie der Verbrennung. Untersuchungen an 
107 durch Pulvergase verbrannten Mädchen zeigten, daß die Einatmung 
der heißen Gase gefährlicher war als die Hautverbrennung, indem 
nahezu 40% an akutem Lungenödem, im Laufe des zweiten Tages auf- 
getreten, starben. Außerdem fand sich bei fast allen Verbrannten eme 
hohe Leukocytose, bis 50000 im Kubikmillimeter. Der Urin erwies sich 
in einer großen Anzahl von Fällen giftig für weiße Mäuse vom zweiten 
bis vierten Tage und zeigte fast ausnahmslos deutliche Indicanvermehrung, 
deren Entstehung auf Eiweißabbau mit Tryptophanfreimachung infolge 
der Verbrennung zurückgeführt wird. Die Giftigkeit des Urios wal 
unabhängig vom specifischen Gewicht und Verfasser glauben sie aul 
Eiweißstoffwechselprodukte zurückführen zu müssen, die. parenteral 
durch die Verbrennungsabbauprodukte in den Körper gelangt sind und 
ihrerseits zu den schweren Vergiftungssymptomen der Verbrannten bei- 
tragen, es kommen dabei besonders Albumosen und Metbylguanidin IN 
Betracht und Amine. Durch diese Annahme parenteraler Eiweißresorption 
wird die Shockwirkung und die Auffassung, daß bei der Verbrennung 
anaphylaktische Erscheinungen im Vordergrunde stehen, sehr gestützt 

Koritschoner (Wien): Zur Kenntnis der Hernia bursae oMel" 
talis cum prolapsu. Beschreibung eines außerordentlich seltenen Falles, 
der infolge eines perforierten Magengeschwürs gestorben war. Es fand 
sich nämlich eine Öffnung in dem großen Netz und der Bursa omentalis 
minor, durch welche Dünndarmschlingen in Form einer Hernie gestülp! 
waren, sodaß sie über und vor dem Magen zu liegen kamen. In Ver- 
bindung mit derartigen Hernien kommen fast 50% Geschwüre des 
Magens oder Duodenums vor, die offenbar in Cireulationsstörungft; 
die durch Zerrung der prolabierten Hernie an den Mesenterialgefäßen 
erzeugt werden, ihren Grund haben. 

H. Haberer (Innsbruck): Zur Frage des Magencarcinoms avi 
Ulcusbasis und zur Verwechslungsmöglichkeit von Ulcus und Carcinom: 
Haberer kommt bei Sichtung seines Magenmaterials zu dem Ergebnis 
daß in wenigstens 5% der Fälle er ein beginnendes MagencareinoN 
für ein einfaches Uleus gehalten hat und umgekehrt ebensohäufig eit 
eallöses Ulcus als Careinom reseziert hat. Weiterhin beschreibt © 
sechs ganz sichere Fälle, wo sich auf der Basis eines Uleus ein Car- 
cinom entwickelt hat, einmal zwölf Jahre nachdem eine gut funkt‘ 
nierende Gastroenterostomie angelegt worden war, Aus diesem Grunde 
vertritt er den Standpunkt, daß es besser sei, die Resektion des Ulcus 
prinzipiell der Gastroenterostomie vorzuziehen, 

Nonnenbruch (Würzburg): Über die Ausscheidung der Galle" 
farbstoffe bei experimenteller Nephritis. Bei chronischen Nephritidel 


O Q le 


-y ma ed a O I a I 


* 
i oya RN ad : 
. ` Kar $ 
5 an” ` rer 
D er: i ` s 
. 


Zee En a ` y Er: . z a g an z ae D 


19. Oktober. 


‚wird im hellen Harn oft .die Urobilinreaktion :vermißt und auch bei ] 
' _ einem Nephritiker mit Choledochuscareinom fehlte im Harn das Bilirubin.. |. . 
‘ während es im Blute vorhanden war. Nonnenbruch unterband | 


deshalb bei Hunden den Ductus choledochus, sie’ schieden im Harn 
_ darauf reichlich Bilirubin aus, und erzeugte bei’diesen Tieren mittels 


.  Chroms, Urans und Sublimats Nephritiden. Bei einer Anzahl der Tiere’ 


‚wurde dann die Niere für Gallenfarbstoff.undurchlässig, während sich 
derselbe im. Blute anhäufte. ý JE l 


. W. Weiland (Kiel): Glykosurie und Diabetes bei chirurgischen. 


Erkrankungen. Unter 48000 im Krankenhause behandelten Leuten 
waren 0,68% Diabetiker. Die Mortalität der mit chirurgischen Kompli- 
-. kationen behafteten Diabetiker betrug‘46%, die Mortalität bei den 
. Gangränfällen 51,8%. Die Stärke der Hyperglykämie spielte bei dem 
Eintritt des Coma diabeticum und’ dem tödlichen Ausgange keine 
sò- ausschlaggebende Rolle, -wie die. frühzeitige Erkennung und Be- 
` handlung- der Krankheit und besonders auch der Komplikationen, 
. nämlich der:Lipomatose und Arteriosklerose. Die Extremitätengangrän 


beim Diabetiker ist immer eine Folge schwerer lokaler und allgemeiner 


. arteriosklerotischer Veränderungen und unterscheidet sich in keiner 
Weise von der Gangrän bei nur an Arteriosklerose erkrankten ‚Leuten. 


‘Der schwere Verlauf ist eine Folge der allgemeinen erschöpften Wider- 
standskraft und der Diabetes spielt meist. nur eine sekundäre Rolle. 


Auch die komatöse . Ausgangsform ist in vielen Fällen keine: reine 
‚Säurevergiftung, sondern als septische Erkrankung aufzufassen. Das 
‚ Blut Diabeteskranker ist kein besserer Nährboden für Bakterien wie 
gewöhnliches Blut. Bei der Narkose wird man Chloroform vermeiden, 
Ather oder am besten Lokalanästhesie anwenden. Das Wichtigste aber 
ish, den chirurgischen Komplikationen des Diabetes (Furunkel, Gan- 
grän usw.) durch frühzeitige richtige Behandlung des Grundleidens 
‚vorzubeugen. | “ | SE 
©- =M. Sgalitzer (Wien): Zur Diagnostik paravertebraler Absceß- 
-bildung ‘durch die Röntgenuntersuchung. Ein großer Fortschritt in der 
‚Diagnose der Wirbelcaries ist durch Anfertigung seitlicher Brust- und 
‚Wirbelaufnahmen geschaffen, da dabei die Wirbelkörper viel klarer 
dargestellt werden können und auch kleinere Herde und beginnendes 
Einsinken der Körper sich leichter feststellen lassen, als bei Frontal- 
aufnahmen. In nahezu 80% der Fälle ist die Wirbeltuberkulose mit 
Absceßbildung vereinigt und im Brustraum gehen die Abscesse ins para- 


vertebral& Gewebe über, wo sie leichter sich im Röntgenbilde von den. 
Weichteilen des Mediastinums abheben und als -der Wirbelsäule parallel- 


-< laufende Schatten erscheinen, in selteneren Fällen nur auf der linken 
Seite, meist auf beiden Seiten. Die stärkste Anschwellung des Schattens 
ist meist in Höhe des erkrankten Wirbels und der Schatten hat. meist 
spindelförmige Gestalt, verjüngt sich stets gegen den Hiatus aortieus. Auf 

`~- die lufthaltige Lunge projiziert sich nur ein sehr ausgedehnter Absceß 
in den oberen Brustteilen. Meist: überragt der Schatten das Medi- 
astinum nicht. .Der kranke Wirbel liegt häufiger in der unteren. Partie 
des Absceßschattens, ist nur. höchst selten an der Kuppe des Abscesses, 
denn der Eiter findet am Hiatus. aorticus und den seitlichen Pleura- 

 blätterh starken Widerstand und steigt infolgedessen: säulenartig' in die 
' Höhe, so. lange, bis das Gewicht des Eiters den Widerstand am. Hiatus 


aorticus überwindet. Der Prädilectionssitz der Brustwirbelearies ist 


der zehnte und elfte Brustwirbel. 2 | | | 
Der Absceß an der Lendenwirbelsäule ist schwer darstellbar, 
wegen : der Dichte des umgebenden Gewebes, könnte aber mittels 
Rautenbergschen Lufteinblasungsverfahrens in die Bauchhöbhle leicht 
sichtbar gemacht werden. | | 

ae Og ‚Differentialdiagnostisch kommen in Frage Lues, Tumor, dann 
Verbreiterung des Aortenbandes und Osteomyelitis. Therapeutisch muß 
Entleerung des Abscesses an der breitesten Stelle erfolgen mit nach- 

träglicher Injektion von Jodoformglycerin. _ Ä 
. Benkungsabscesse mit Fisteln können . leicht durch Zirkonoxyd- 
schmelzstäbchen sichtbar gemacht werden, und so oft sonst nicht wahr- 
nehmbare Knochenherdchen noch aufgedeckt werden. | 
Sgalitzer (Wien): Zur Röntgendiagnostik der Wirbeltuber- 
kulose, besonders vor der Ausbildung eines nachweisbaren Gibbus. Die 
Röntgenuntersuchung der Wirbelsäule hat in dorsoventraler und seit- 

licher Richtung zu erfolgen. | | En ` 
‚. Die ersten Anfänge des Einsinkens eines tuberkulös erkrankten 
Wirbels sind lange vor der Ausbildung eines palpablen Gibbus. auf 
Seitenaufnahmen der Wirbelsäule erkennbar, ebenso sind von Bedeu- 
tung kleine‘Herde im Wirbelkörper und Verschmälerung der Inter- 
vertebralspalten. . | 


. 


de Die kleinsten röntgenologisch | erkennbaren Konsumtionsherde 
besitzen Linsen- bis Erbsengröße. . Kleinere: Herde können eventuell 
aus dem Nachweis. eines endothorakalen Abscesses erschlossen werden. 
| T | A 2 . G@ Dorner. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — N... '  - 


kokken bei ihrem Wachstum gebildete: reichliche Säure. : Die Behand- oae HERT 
lung besteht in folgendem:. Mit einer Pinzette wird die 'gelbe.Kuppe <} Fpa 
des: Furunkels oder ‚der Schorf abgehoben:;. . Dann 'wird die Mischung "uk. i 54 
mit einem Wattebäuschchen in den Furunkel gebracht; auch die Um- oO BEAT 
gebung wird damit gepinselt, - Bedeckt wird nun der Furunkell it —— = Epy 
Verbandstoff, der mit der Kal.-permang.-Aufschwemmung getränkt ist. Ba | J 4 
‚Darüber Zellstoff oder an dessen Stelle, damit die rote Farbe nicht o TUORE A yN 
auf die Binde durchdringen kann, wasserdichter Stoff. Oft sind heiße - | N Ht 
Kompressen oder Kataplasmen über dem KMnOs-Verband nötig. Die ` ie HEE 
Farbe des KMnO, auf der Wäsche kann man — jedoch nicht za : „| wir 
lange nach der Berührung — durch schwache Säuren (1%ige Essig- erh E Toi 
- säure) vollkommen beseitigen. Später und besonders aus inzwischen . `. 5o EA JA 
gekochter Wäsche ist sie jedoch nicht mehr auszutreiben. (M. m. W. 0: ARRA f 
1919, Nr. 89) 000... RN Bruek, >> | Sp BE 
Büicherbesprechungen. RE i {i 
Sommer, Röntgentaschenbuch. Bd. 8. München-Leipzig 1919, ee i J 
Verlag von Otto Nemrich. 288 Seiten. M 8—. - — = ie | 
Das .Röntgentaschenbuch erfreut immer durch die Reichhaltig- nr E | 
keit seines Inhalts und bietet in seiner ausgezeichneten Darstellung er I k i 
stets eine vorzügliche Übersicht über alles, was an Neuheiten .auf dem SE 
Gebiet: der Diagnostik und Therapie, der Strahlenwissenschaft und der. ` - Be | 
Technik erschienen ist. An dem vorliegenden Bande sind 19 Autoren . ` = us h 
beteiligt, und man muß: bedauern, daß es die Raumverhältnisse nicht ` . Al ii 
gestatten, auf die einzelnen Beiträge näher: einzugehen, Bauer- - ' P i 
meister (Braunschweig) äußert sich über die Kontinuitätsspasmen _ ae ie 
des Magens, wobei er in geistvoller Weise die von Gösta F orsell nd fi E 
angeregten Betrachtungen der Magenmuskulatur weiterführt und die Ur- or IR, | 
sachen der’ Spasmen durch den ‘anatomischen Bau erklärt. Bruegel hl 
bespricht den an dieser Stelle schon gewürdigten Einfluß der Röntgen- Da i 


- die - Coolidgeröhre. 


Loose, sebr bemerkenswert sind die Ausführungen von Fritz 


. Bye ee a, 
i S E een Se 
» U Ba u 
4 ` te o: 
x u x re Ze as r* h 
a a ae du ie rany 
À A Re 


nie a aan 
y P I - Ki 5 we 
Tr — ` Ao a ai PN er Pe 
3 F k me rin“ x 
RES ER UT ne ti pn aaa 
2 u e R P IE 5er 
ee : TEND, «a 
$. ’ ` 


' ADA 3 ` wet Te x Er Ba ev ar 1 
m tete eo 5 u ben a er 3 
ae c BE FEUER PrE a Peer >: | 


. Therapeutische Notizen. a ee ae 

' ; T ~ s D a oT a A ee BE S Zn De 

- . Silbersalvarsannatrium wirkt nach W. Schoenfeld und -, - Be | 
G. Birnbaum (Würzburg) schnell auf vorhandene klinische Er- `’ a et =: |; 
scheinungen, mäßig auf Drüsenschwellungen. Es ist dem Neosalvarsan ‘\: "is hA 
und dem Salvarsannatrium (ohne' Quecksilber) überlegen. Der vorüber: -. ; -i p-p 
gehende angioneurotische Symptomenkomplex tritt häufiger als bei vr. CHEP y X 
den anderen Präparaten auf.. Bei.älteren Syphilisfällen empfiehlt -= “uch sc 
sich sehr eine Kombination mit Quecksilber und auch mit : . ; ph. iE 
Jod. ` Unter Umständen sind abwechselnde .Kuren mit Queck- ee Mp RA 
silber und Silbersalvarsan angebracht. ` (M. m. W. 1919, Nr. 88): - °. ln. = E 
~ Staphylokokkenerkrànkungen. behandelt Marcus Maier (Stutt- -= iR Er 
gart) erfolgreich lokal mit übermangansaurem Kali (10%). Die Mischung BL 


a at 
>» 


Tinm TER TTFINT 
Fe | S STT 
TTia an 
en a) 
ie EE TORERE 
- REITER Be 


von 10 Teilen des Mittels mit 90 Teilen Wasser ist-aber. keine Lösung _ 
‚mehr, sondern eineAufschwemmung, da sich KMnO; nur im Ver- 
‚hältnis 6:100 löst. Das Kal. permang. wirkt durch freiwerden- 
den.Sauerstoff (in großer Menge), und zwar wird die erwünschte ae En. 

starke Sauerstoff entwicklung. erzielt- durch die von den Staphylo- - ” e Nais] . 


Tun 


strahlen auf den Magenchemismus, Löwenthal und Pförringer 
‚nehmen zur Schwerfiltertberapie das. Wort. .Löwenthal fordert ` 
für die Behandlung maligner Tumoren Schwerfilter und: Dauerbestrah-. 
lungen, Pförringer tritt dieser Forderung bei. H. E. Sch midt 
führt in seiner Betrachtung der Pathogenese des Röntgenkaters PE 
dieses Leiden auf eine Schädigung des Magendarmtraktus zurück, eine ee 
Ansicht, die sich heute. der allgemeinen Billigung zwar nicht erfreut, ` ni 
der aber der Referent beitritt. Bucky und Dessauer betrachten .. 
Immelmann veröffentlicht seine Erfahrungen - 
mit dem Verfahren von Holzknecht, Lilienthal und Pordes 
in der radiologischen Darstellung von Fistelgängen, desgleichen macht ` 
er Mitteilungen über die Beobachtungen diffuser Speiseröhrenerweite- `` 
rungen. Wetterer stellt für die Verwendung hochfiltrierter.Strah- - 
lung in, der Dermatolögie bestimmte Indikationen auf. Alban une 
Köhler macht wertvolle Mitteilungen über die Verbesserungen unter- ; 
belichteter Röntgenaufnahmen. Für die Verwendung ‘des Röntgenin 
in der Behandlung von Röntgenschädigungen tritt Winkler (Wien) 
ein. Über die Röntgentherapie Iymphatischer. Krankheiten spricht 


Aa A aS 
siae a a ER u 
= = = -ie nemm snt 
ir 
vn nn ea rn Pen 
2 ih RE 


` n 
2 Bu i 
ce 22 
ER DE 
Fr nn nen. o 
te 
= 


Deines $ iua 
. 3 ‘ š = 
‘ j PIE N { S 
u u en en nn aa mt 


a- 


u we 


7 
STB a pT n OIT rt 


IT ge Te a re en a e; 
.— 1. wir SE ee hs te~ 


a AE I y 
= - Zar 2. 
ae 


M. Meyer über die physikalische Behandlung von Geschlschtskrank- 
heiten. Sommer, der verdienstvolle Herausgeber des Taschenbuchs, 
hat die Radium- und Mesothoriumtherapie selbst besprochen, des- 
‚gleichen die Sensibilisierungsmethoden. Den Schluß des Buches bildet 
eine Übersicht der Leistungen und Fortschritte der röntgenologischen 
Technik 1916/19. ` ae | Otto Strauß (Berlin). 


A ji 
u b 

eee > 
+ 


` 
f \ 2 
2 i 2 
x: + - Kr i P " 
$ Ele , i 
"gr Eu a s 3 
OT TE 
P =». -- X 
<r 
RNS ra: ETELA: te re, 


N, 


Be 
TA 
z Sd 
q 
N 
4 
7 


2 er gene ren en 
nd » # 


. f ee ET ELLE A 
> u - - * > DO a S Pan O a 
S r 2 > - . SENT aa n an PYETI: Fae Aa 
i A; 3 > . r EEE Tor Teea er EB Er a a ee re un. 
> a E t Ae ~ AS HARTE Bir U 
Den 
u sj- 


r [ 
un A 
>P "2 
x 
A Ei 
ex 


. gi 
ee 
x pn 
-E zi- 
d bl A 
5 > E 
e3 FR 
5 VTU , 


> 
x er Av ne 
be.t pi 
o 
. -a 
j 3 a 
x bnz 
Pe aaa iae A £ 


p. 


r 
Pe 


> 
P e Tu) 


© 


p a A 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 42. 


. L BE U A 


Vereins- und Auswärtige Berichte. 8 ra 


en 


u 


u et E 2 


5 EINES 
n 
Pan 


Eu ar 3 


| Breslau. | 
Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. (Medizinische Sektion.) 
Sitzung vom 26. September 1919. 

Bender: Über die Variolabehandlung mit Kaliumpermanganat. 
Eine überzeugende Wirkung der Rotlichtbehandlung auf die Variola 
kann nicht konstatiert werden, nur gelegentlich bei frischen Fällen ein 
gewisser Einfluß. Das gleiche Prinzip, den Ausschluß der ultravioletten 
Strahlen, nimmt Dreyer neben einer desinfizierenden und desodorierenden 
Wirkung auch bei seinem 1910 publizierten Verfahren der Pinselung 
mit Kaliumpermanganat an. Um eine specifische Behandlung handelt 
es sich bestimmt nicht, sondern nur um eine symptomatische der der- 
matologischen Affektion. Die Abschuppung wird durch das Ätzmittel 
beziehungsweise die dadurch hervorgerufene Entzündung beschleunigt, 
das Rekonvaleszentenstadium verkürzt, die Infektionsmöglichkeit durch 
die kürzere Zeit haftenden Schuppen naturgemäß verringert, Bei acht 
Fällen wurde zuerst der ganze Körper einmal mit einer frisch bereiteten 
gesättigten Lösung bepinselt, ein zweites oder drittes Mal je nach dem 
‘Ausfall einer Probepinselung einer halben Extremität beziehungsweise 
nach dem danach auftretenden Brennen entweder wieder mit der gleichen 
oder 1,5°/,igen oder noch verdünnteren Lösung. 

Diskussion: Rosenfeld unterstreicht die Nutzlosigkeit 
des roten Lichts, das er bei Nephritikern verwandt hat. | 

Witte (Kudova): Arztliche Gesichtspunkte zur Bevölkerungs- 
politik. Der Redner stellt in den Vordergrund seiner Ausführungen 
einen Appell an die Ärzte gegen das Vorurteil gegen den gelegentlichen 
geschlechtlichen Umgang zwischen Verlobten aus gesundheitlichen 
Gründen anzukämpfen, wovon er sich eine gewisse Hebung der Volks- 
zahl, Rückgang der Prostitution, Rückgang der sterilen Ehen durch 
Behandlung schon während der Verlobungszeit und andere Vorteile 
versprechen zu können glaubt. 


In der Diskussion erhebt bei aller Würdigung der ethischen 


— m 
Pe U e 2 
ner 


deutung. Etwas anderes ist es naturgemäß, wenn dauernde Störungen 
zurückgeblieben sind; man muß‘aber auch in diesen psychiatrischen 
Grenzfällen unterscheiden, ob die Frauen frühzeitig zum Arzt kommen, 
oder erst etwa nach dem vierten oder fünften Monat. Hat man keine 
Aussicht mehr, den Geisteszustand durch die Unterbrechung günstig 
zu beeinflussen, oder erfordert die Frübgeburt einen erheblichen Kräfte- 
aufwand, so würde man nur die Frucht opfern obne der Mutter 
zu nützen. | en Sa 
In der sich anschließenden Besprechung betont Kleinschmidt, 
daß bei Kranken mit Wochenbettpsychose ständige Bewachung un- 
erläßlich sei wegen der Suieidgefahr; daher sei bei der Behandlung im’: 
Hause allergrößte Vorsicht anzūraten. 0 Sop. ER > 
Nehrkorn fordert, daß in den Anstalten die Möglichkeit nicht 
fehlen dürfe, den Patientinnen, auch wenn sie nicht über -Geldmittel 
verfügen, besondere Pflegerinnen zu halten; davon dürfe jedenfalls die 
Anstaltsbehandlung nicht abhängig gemacht werden. 7 
Lange weist darauf hin, daß sehr häufig‘ den Fachärzien - 
Patientinnen in die Sprechstunde geschiekt werden mit einem Begleit- 
schreiben des behandelnden praktischen Arztes, worin die Frage vor 
gelegt wird, ob in dem betreffenden Falle die Schwangerschaft unter- 
brochen werden solle. Das sei eine Art Rückversicherung der prak- 
tischen Ärzte. Aber eine solche Entscheidung könne nicht in der 
Sprechstunde stattfinden, sondern nur nach eingehender Beobachtung. 
Martin führt aus, daß für die Beurteilung der Frage, ob eine 
Sehwangerschaft zu unterbrechen ist, unter allen Umständen ‚eine 
genaue Untersuchung und Beobachtung in: der-Anstalt zu verlangen 
sei. M. erblickt gerade in der Berücksichtigung von ‚Mitteilungen 
überweisender Kollegen eine gewisse Gefahr. In seiner Anstalt liegt 
'zurzeit-eine Frau, bei der nach- Ansicht des überweisenden Arztes die 
Gravidität wegen eines Dammrisses dritten Grades unterbrochen werden 
sollte; bei einer anderen sollte wegen allzu reichen Kindersegens die 


=: u a aai 


eepe 
. ` - 


Elberfelder Ärzteverein. Sitzung vom 24. Juni 1919. 

Martin spricht über einen Fall von Wochenbettpsychose. Ein 
96jähriges Mädchen erkrankte nach sp. Entbindung an einer Er- 
schöpfungspsychose. Im Verlauf einer Reihe von Tagen mußten 
schwere Anfälle von motorischer Unruhe mit großen Gaben von 
Pantopon-Scopolamin (bis zu 0,0036 Scop.) behandelt werden. Auch 
die Ernährung mußte sieben Tage lang lediglich durch intramuskuläre 
Injektionen von NaCl durchgeführt werden. Der Erschöpfungszustand 
wurde erhöht durch eine, wenn auch nicht besonders virulente In- 
fektion. Am 36. Tage post partum war die Kranke so weit wieder her- 
gestellt, daß die Entlassung erfolgen konnte. M. betont, daß die 
Neigung, schwierige Krankheitsfälle, wie Psychosen, möglichst bald 
einer Anstalt zu überweisen, für die -Erschöpfungspsychose im all- 
gemeinen nicht begründet und für die Kranken nicht günstig sei, weil 
die Pflege in der überwiegenden Mehrzahl dieser Anstalten für die fast 
immer dabei vorhandene puerperale Infektion nicht so sachgemäß zu 
sein pflege, wie von der Hand eines Geburtshelfers. Unzweifelhaft 
wirke auch die Einzelbehandlung im Privathause psychisch ungleich 
günstiger. M. kann jedenfalls über eine Reihe erfolgreich behandelter 
Fälle aus dem Rahmen der bisher von ihm geleiteten Berliner geburts- 
hilflichen Poliklinik berichten. Vortragender erörtert sodann, wie weit 
eine derartige überstandene Erschöpfungspsychose einen stichhaltigen 
Grund für die Unterbrechung einer späteren Schwangerschaft geben 
kann und darf, und stellt sich auf die Seite derer, welche die Unter- 
brechung einer Schwangerschaft wegen einer im Zusammenhang mit 
Schwangerschaft oder Wochenbett überstandenen Erschöpfungspsychose 
nicht für begründet ansehen. Es ist nicht einzusehen, warum. eine 
Frau, die eine derartige Erschöpfungspsychose überstanden hat, sonst 
gesund war und wieder geworden ist, nicht unbeschadet einem nächsten 
Kinde das Leben schenken kann. Vortragender berichtet unter anderem Gießen 
über folgenden Fall: Eine Dame geriet nach einem sp. Abort in eine Medizinische Gesellschaft Sitzun 23. Juli 1919 
schwere, etwa achttägige psychische Erregung. In der folgenden | ° Ne i g vom Zu x en 
Schwangerschaft traten im dritten Monat erneut schwere Erregungs- Kriegsverletzte mit Verlust a En ee konberg 
zustände ein, die die Unterbrechung der Schwangerschaft notwendig ! operiert hatte, Besond eines Arms, die er nach Aru hende 
machten. Einige Jahre später hat dieselbe Dame dann ohne besondere | Leistunge ers einer der Patienten zeigte ganz überrast 

Beschwerden ein Kind ausgetragen und erfreut sich nach glattem gen. 


Wochenbett jetzt noch bester Gesundheit. Derartige Fälle sind gerade Griesbach: Links- und Rechtshändigkeit. Vortragender u 


in do BENER ep ORE Mer, on rem zunächst auf die bei Linkshändern beobachtete Asymmetrie des Körper 


äußeren hin. Über die Häufigkeit der Linkshänder liegen sehr ter 


4 Sor É ; i ; Unterbrechung und Sterilisation ausgeführt werden und þei einer 
EAN Po — peson an Aa en ee dritten, weil vor zwei Schwangerschätten einmal eine Eklampsie aus: 
AT : u): gebrochen war. Die \eigene Indikationsstellung darf also ‚niemals in 
AN erheblichem Maße auf die Berichte der überweisenden Ärzte aufgebaut 
2 Elberfeld. werden. | 
N p 


ut 


I 
| 
\ 
= 
t 
} 
| 
er 
in S) 
| 
i 4 
t 
i } 
4i 
e 
į 
[> 
4 l; 
Ti 
i$e 
Gá 
ale 
$ 
fl 
d 
> 
» 
} 
` 
(J 
? 
` 
' i 
i ı 
. ' 
N Eh 
Í 
(= 
} 
p 
RoS 


| Frankfurt a.M. | 
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 1. September 1919. 
Alwens: Osteomalacie, "osteomalacieähnliche Erkrankungen, 
Rachitis tarda. (Eigenbericht.) Bericht über 40 seit Beginn des Jahres 
in der Medizinischen Klinik beobachtete und behandelte Erkrankungen 
des Knochensystems, welche in ihrem Symptomenkomplex, der-Osteo- 
malacie und Rachitis tarda nahestehen. Es wird die Frage erörtert 
ob es sich in diesen Fällen um Rachitis und Osteomaläeie oder um 
eine der pseudorachitischen Osteoporose anatomisch gleichzustellende 
Erkrankung handelt. Als ätiologisches Moment ist in der Mehrzahl 
der Fälle nur die Unterernährung der Kriegszeit zu ermitteln. Es liegt 
deshalb nahe, die beobachteten Erkrankungen in Analogie zu setzen 
zu den tierexperimentellen Untersuchungen bei kalk- und phosphor- 
säurearmer Fütterung, zu den Stoffwechseluntersuchungen an Hungemm- 
den und den Beobachtungen der Veterinärmedizin. Daß auch echte 
Osteomalacien unter den beobachteten Fällen sich befinden, beweist 
ein zum Exitus gekommener Fall, bei dem die mikroskopisch-anatoml- 
sche Untersuchung die klinische Diagnose Osteomalacie bestätigte 
Bemerkenswerterweise waren bei dieser Patientin die ersten Brschel 
nungen schon zu Beginn des Jahres 1914 aufgetreten, also Zu einer 
Zeit, da von Unterernährung noch keine Rede sein konnte. Nur ein- 
gehende pathologisch-anatomische Untersuchungen werden zur Klárutg 
der Frage beitragen können. Therapie besteht in Überernährung; 
medikamentös haben sich- Phosphorlebertran und bei Osteoporose 
Strontium lactieum und Kalk bewährt, 


Demonstration von Abbildungen und Röntgendiapositiven. 


u 
en 


EEE 
y 4- aay pKa 
= == = - 


. Pa A ? 
nn u URL 
..- aA me e 
-r 

are 


-m 
ru... e 


ee an 
u ne ee m 


u 
E re Eeri 
- a ng u a 
mn ee -.. rt eE 
- Sai Py u” . 
pupa "> 


a 
ee - 


- 
% 
Yan 


b van ea isci ; Digitized by Google > 


- in 
” 
= it DE 
ae u u 


dd, 


vie RE 


AO 


mt ih ° 
` -D 
Ia, Ça ST 


er 
REN Wal 


a 
` 


R 8% 


qå 
x 


WR. 


af 


A 


m“ 
` 


~ 
“ 


19. Oktober. | | 


a 


8 


. schiedene statistische Angaben vor, nach dem einen Untersucher be- | 


trägt sie 4,2, nach anderen bis zu 18%; beiin. Mann findet sie sich im! 
allgemeinen doppelt so häufig wie bei der Frau. Es werden dann ein- 
gehend die Verhältnisse in der deutschen Armee besprochen. Zur Fest- 
stellung der Linkshänder gibt es eine‘ ganze Reihe von Methoden. Die 
einfache Befragung genügt. wissenschaftlichen Anforderungen durch- 
aus nicht. Vortragender gibt dann eine eingehende Kritik der zurzeit 
gangbaren Methoden, die in der Kürze nicht geschildert werden können, 


bespricht dann die Vorstellungen, die man sich von den Ursachen der | 


Linkshändigkeit gemacht hat, die Frage der Erblichkeit und weist dann 


zum Schlusse darauf hin, daß man bei. Auıllingsgebureen. ‚niemals zwei 


Linkshänder beobachtet hatte, 
vw. Jasehke: Moderne Verfahren zur "Schmerzlinderung. bei 


"Geburten. Vortragender geht zunächst auf den .Geburtsschmerz ein, . 


dessen Intensität abhängig ist von der Größe der Wehe, von der Größe 
des Kindes, von dem Verhalten der Weichteile und schließlich noch 
von einem individuellen Faktor. 


Scheidendescensus — Uterusprölaps). 
‚auf die Geschichte der Bestrebungen, die Geburt schmerzlos. zu ge- 
stalten (vom Bilsenkraut im Mittelalter bis zur Narkose à lá reine) 
wendet sich Vortragender dann zur Entwicklung des Scopolamin- 
Morphium- -Dämmerschlafes, wie er von Gauß zuerst angegeben wurde. 


Wesentlich verbessert und ausgestattet wurde die Methode von 


Siegel. Die wichtigste Verbesserung bedeutete die K gmbina- 


. tion des Narkophins mit dem Chinin, die äls Am- 


N 


nesin'in den Handel kommt. 
Wehenschwäche entgegenwirkt. Siegels Schema ist folgendes: 


i Sco olamin (baltbar 
j i (Strau b) ). Amnesin 

Be ginn . . 0,0005 ° -+ 1/, cem 

Sn mah 3/4 Stunden . 0,00045 + g 
| ” 2, 0,00015 i + N 
28T, R .. 0,00015 + — 
> . . 0,00015 -+ — 
41/2 0.00015 + — 


usw., alle Stunden 1), cem Scopolamin, jede grite Dosis mit Ya cem 
Amnesin.. 

Bei den Kindern, deren Mütter im nen entbunden 
sind, sieht man öfter. eine Oligopnöe, die für den Nichtkenner bedroh- 
lich aussieht, in Wirklichkeit aber ungefährlich ist. Die Angehörigen 
regt sind, ohne jedoch’ hintennach eine’ Erinnerung zu haben. 

j Kritzl er gibt einige geschichtliche Beiträge zur Syphilis- 
behandlung im Altertum an der Hand von einigen alten Schriften an. 
Es scheint, daß damals Blutreinigungskuren mit starken. Schwitzproze- 


_ duren 'eine groBe- Rolle gepielt haben. o St 


Hamburg. 
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 27. Mai 1919. 


Fränkel berichtet über einen Fall von querem Riß ‚durch die 
Milzkapsel_ bei Typhus abdominalis. In den Lehrbüchern steht obne 


nähere Aufklärung, daß im Verlaufe. des Typhus Milzrupturen VOT- 
‘Fr. sah bei etwa 


kommen: Das ist aber ein sehr seltenes Ereignis. 


400° Typhussektionen in Eppendorf keinen Fall. Bei der Diagnose 


- kann es sich nur um eine Wahrscheinlichkeitsdiagnose handeln. Milz- 
ruptur ist dann anzunehmen, wenn bei Typhuskranken Erscheinungen | 


einer schweren Anämie auftreten, ohne daß eine Darmblutung besteht. 
Auf Durehschnitten der Milz zeigen .siclı Pulpanekroseherde. Sobald 
diese nahe der Kapsel liegen, an sie heranreichen, gibt die Kapsel 


nach. Es kommt zum Durchbruch und zur Blutung. Vielleicht be- 


ruhen’ die Nekroseherde auf massenhafter Ansammlung von Bacillen, 
Unter solchen Umständen ist vor der empiohlenen Milzpunktion zu. 


. . warnen. 


Vorträge zur. Frage der Kriegsernährung und ihrer Folgen: 


Köhler: Über Kriegsamenorrhöe. Die einen fassen die Amenorrhöe ` 


als harmlos auf, die anderen sehen sie ernster an, glauben, ` daß sie 


zur Sterilität führen kann.. Vortragender berichtet über die makro- 
. und mikroskopischen Befunde an den Ovarien von vier kriegsamenor- 


Thoischen Mädchen und Frauen im Alter von 24 bis 85 Jahren. Die 
Amenorrhöe bestand neun Wochen bis 11% Jahre. Bei’ den Patien- 
tinnen wurde anläßlich einer Retroflexio- beziehungsweise Prolaps- 


operation eine Keilezeision aus dem Ovarium gemacht. Es fand sich 


dreimal kleineystische Degeneration der Ovarien. und Atrophie des 
Uterus, bei der Amenorrhöe von 11/2 jähriger Dauer dagegen Sklerose 


des Ovariums ohne Uterusatrophie und kleincystische Degeneration. 


nn 


has 


u: = MEDIZINISCHE KLINIK a Nr. 22, | 


‚unveränderten Gewebes, hyaline Degeneration . angedeutet. 
kleineystischen. Degeneration, - die mit Hypermenörrhöe ` einhergeht, | 
findet man’ starke Vascularisation. Es ‚handelt sich um: eine Hyper- 


Die ‘vielfach beliebte Erlösungszange. 
wird ‚verworfen (Gefahr der Absprengung eines Levatorschenkels — 
Nach einem kurzen Rückblick. 


Durch die Chininkomponente wird der. 


mit Diathermie. 


sind während des Dämmerschlafes fernzuhalten, da die Frauen oft 'er- 


DS . ; A ee aeae po S : a 2 
` N ur ‘ - E ee Gri SS = > ; N 
‘ 4 


| Die Primordialeier ren Übergänge von einer. geringen Anzahl, bis CE e 


zum völligen Schwund. Ein: ‚Grafscher Follikel fand sich nur beim 


jüngsten Fall. Bei den anderen fehlte er. 


der‘ atretischen Follikel ist ebenfalls jetzt herabgesetzt. Bei ‚der Ame- 
norrhöe von 1- bis 1!/, jähriger Dauer findet sich nicht nur im Bereiche 
der Corpora albicantia, ‚sondern auch in der Marksubstanz, inmitten 
Bei. der 


fünktion. Bei der Kriegsamenorrhöe sind die Gefäße sehr vermindert. 


Es besteht demnach eine Hypofunktion, eine Degeneration des Ova- -- $ 
Hinsichtlich der Ätiologie glaubt K. die sexuelle Abstinenz als 


riums. 
Hauptgrund ausschließen zu können im Hinweis darauf, daß die Kriegs- 
amenorrhöe ‚bei vielen jungen. Mädchen auftrat, die noch nie. Verkehr 


' gehabt haben. Psychischen Shock fand er nie vermerkt. Körperliche Über- 
arbeitung und Überanstrengung-trifft vielfach zu. Allen Fällen gemein- . 


sam aber.ist die Unterernährung mit ihrem Margel an genügender Ei- 


weiß- und Fettzufuhr beziehungsweise die Veränderung in. der Zu-  . 
Vortragender glaubt, daß in den . 


sammensetzung der Nahrungsmittel. 
Nahrungsmitteln, z. B. Brot, Stoffe enthalten sind, die auf.das Ovarium. 


schädlich einwirken. Von Fischer ging die Ännähme aus, daß- im o 


Brot mehr Mutterkorn enthalten sei als ‘früher. Für diese Ätiologie‘ 
könnte das Verhalten der’ Gefäße, und die leicht hyaline Entartung 
angeführt werden. Auf eine derartige Schädigung reagieren die Ovarien 
in erster Linie.. 


eine Unterernährung vorliegt. 


Yohimbin (Menolysin Güstrow dreimal 0,005 als Tabletten). ‚Bei Ame- 
norrhöen bis zu sechs Monaten 'sah er vielfach dauernden Erfolg.. Je 


älter jedoch dìe Amenorrhöe war, um so weniger bestand Aussicht auf 


Erzielung der Periode, degn wenn an den Oyarien solche. Verände- 
rungen vorliegen, die ań die Ovarien der mit’ ‚Röntgenstrahlen: kà- 
strierten Frauen erinnern, muß jegliche Behandlung erfolglos. sein.. 


Nebenbei ist Regelung der Nabrungsmittelversorgung notwendig, 2. B.' 


Bewilligung eines’ besseren Brots oder, wenn dies nicht möglich ist, 


Yohimbindarreichung für längere Zeit. K. glaubt, daß durch das Yo- 


himbin die Secalewirkung paralysiert wird., S tö cker hatte ‚Erfolge. 
Von Organpräparaten sah Vortragender keinen Nutzen. 
Man soll nicht sagen: Kommen bessere Zeiten, so kommt die Periode 
wieder. In dem einen oder anderen Falle mag die Periode wieder- 
kehren. Im großen und ganzen darf man aber. mit solchen Zufalls- 
erfolgen nicht rechnen, muß im Gegenteil befürchten, daß ein großer 
Teil der kriegsamenorrhoischen Frauen dauernd steril bleibt. = 
Aussprache über die Vorträge. Kestner: Wenn der 


Körper Eiweiß aus eigenem braucht, so kommen zuerst die weniger 
Dazu gehören wohl. auch. die 
. Primordialeier. Sie sind für das Individuum von geringerer Wichtigkeit. 


lebenswichtigen Organe an die Reihe. 


Wolff: Im Jahre 1913 wurde in einer ‚Sitzung der Heilstätten- 
ärzte die Ansicht verteidigt, daß man die Tuberkulosekranken nicht 


überfüttern ‚solle. 'Das war durchaus richtig. Während des Krieges war 


die Verpflegung in den sächsischen Heilstätten genügend. Dabei waren 


die Erfolge gleich günstig wie im Frieden bei der Überfütterung. Frei- ` 


lich gab ës eine große Anzahl unzufriedener Kranker, nämlich 1. die 


_ schlechten Esser und 2. die, die alles beschnüffeln, ehe sie essen und die . 
Diese hatten _ 
keinen Erfolg. Regelmäßig ohne Wahl und ohne Kritik essen, das ist 


dann erklären, dies und jenes nicht essen zu können. 


die Hauptsache. 


Licehtwitz: | Am auffälligsten beim deutschen Volk war die 


Gewichtsabnahme. Man muß größere Feststellungen machen. L. ließ 


alle Kranken wiegen, die ins Krankenhaus_ kamen (ausgenommen 
die an Infektionskrankheiten Leidenden). 
Körpergewichtsabnahme festgestellt mit Tiefstand im Jahre 1917. Seit 
1918 wird wieder ein Ansteigen beobachtet. 'L. trat für Besserstellung 
des Krankenhauses ein. Mit der Rationierung allein war's nicht getan. 
Es mußte zugelegt werden. R eißig. 


Kiel. E ne 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 24. Juli 1919. 
Bauereisen: Erfahrungen mit neueren konservativen Be- 
handlungsmethoden bei eitrigen Genitalinfektionen. 1. Bei akuten Blut- 
und Lymphinfektionen -erwiesen sich die neuen Silberpräparate in 


‚mittelschweren Fällen augenscheinlich erfolgreich‘ In den schwersten 


Fällen sind sie ohne Wirkung. In der Kieler Klinik wurde Dispargen- 
Reisholz, Sean v. Haon und ` Argochrom-Merck an- 


r 
: 

ENa wen 

ER Po E, 

me 8, 

om BE 

EET T = Sag 7 

a aaa e te ak 
FR 


MTI EEE TER ETT AEEA ET TE EEE AT A ARSIS O a p ea oraa y Y 
Ir 


' 
$ BR + ou f 
Wig "EE: 3 . 
. .* ` i x T N -t 
FR 2 y 
i Se: T iry = he 
pi edle: eu 
x i z 
. 
P . 
be 1 7 Pi 
Fe p 
z , 
’ 4 
i B OR 


. 
Ir an nt d 


‚Die Gefäße sind an Zahl © x v 
vermindert, die ' Gefäßlumina verengt. Die. Vascularisation -im Bereiche ` 


+ 
. 


Pi 
ur 


a Ey . En; ` 
R 2u 7 
ne RE BR 
x ` j Ri 
Bè at eed PEE iE zak- En, 
Ener nenn 


See 


Irar 


Die Veränderungen im Uterus (Atrophie) sind sekun- a 
där. Therapeutisch ging Vortragender von dem Standpunkt aus, daß _ 
Er verabreichte' infolgedessen Mittel, = 

die eine stärkere Blutzufuhr zu den Ovarien veranlassen, vor allem ® 


Rn a 
rir 


ren: 
um mn 


I 


» r è $ t, 1 
Ps PUE 
a ` 
` 5 è 2 ~ 
De he 
+ ` B t: e 
\ Pe EEE DE e 


IB EE 


Ei 3 
re er a m 
Po, = Zu Son can np SE En 2 ‚© Zuder Zee een a Bin 


- 
PE 
e R j . 
.— [raum 


Fax 


iaa a a a a a E at e er 
- ` ` re wis - 


Ta 


r 
u 
FE 


Es wurde andauernd eine 


Baer En s ed 5 . a 
ri - e , e Zr 
u I Daea ae S O nya Da a ET Ze 

ex wem we ser“ 


i : 
D h d ` . = - . 
u i . fi 
-_ I pi 
i T er. à a 
PETEN m 2 en RITA ATNI F a 


ee un . 

TEE TE ge 

EEE TEE en vS _ 
Amann. TIL" 


Pr 
-` ty 7 
R Dre 4 
me RN. RTA 


rn lee EET EE >j, 

oE Pa i Dt q era -+ 2 Eh - 

Maes Mr E EEAS TERN, tr j æ 
OEA CEV aunt aen v St n PEREN 


- 


ee 
SFr en N 


Eger 


i 
E a en one 
ALA EN aro 


eun 
re 


2 


wi... Yale -tam. 
ann Sl une khe aem nn. 
De $ Dre Er 


. 
ZJ 


bai ee 


- 


Di Kep 
» 


ae . = : . : eg: 
—— mya ne denne mn ar ER 
en i 


er gnai, 
Te eier wien 
Man REF. I: 


BEER 


— 
> 


PR} 
pass 


R s z - 
S x ER 
` z 
-<æ new- ei 
a7 O z, 
Bun si BERN 


Ae 
un 


aA TTE 


aA SENTR A Da Lag EAN 
en ehe nn, 5 ER: 

s ee: ee EEE RE 

a EN me tern m a. n P = AERE 


Sur 


SERETITEETMST TOT AT 


ae 
e 


itano u 


Eui 


A “ o o A NEROS $ ` 5 a N} z 
a . ee N BE a EEK =. $ ETR 
Dare Mei em la DNE; AS 


— 


- = ron 
I a ers ee 
I Be en 


Be he 
2 wer; 


ee T =a 
i 3 


a r en 


. - ca 
E N OEF te ne 
AEREE ER ZT ER ER ER 
ee Sa R 
- E “ 


doron ote DE at e et o Eine 
RT T 
à 
h re 


-~ ` 
e VE Tau 


TERN 


ER 
2 eansan 
en ON 


me — m 
A a 


ee TE ai aa 
ni EEE oaa i 


Ta ne Mn A 
ren Siy nn 


= a ee u 
u m Fr e Dae adis 
PE —% TOR ee u ke I le 
z wine v ud 


k EST 
u ga 


” = . Ce >$ 
- [4 f] 
(J ei Ñ. - 
r > w 
7k z ur r 
un en Sn 4 2 En 
=t A 


i 


Em. 1, f 
. 
un N K 4 
`$ 
$ $ TS A 
ra 
i ih Ar 3; 
b Hi 
ıri4 ö 
and! gr 
} TE 
1 r 
i 
i 
SE, 
' i 
W 
\ een 
i 


Po ya 


1074 


gewandt. Dispargen und Argochrom werden nur intravenös, Elektro- 
kollargol auch intramuskulär einverleibt. Von den drei Präparaten ist 
zurzeit Ełektrokollargol das billigste. An Wirkung sind sich die drei 
Präparate ungefähr gleich. Tägliche Injektion von 10 bis 20 cem mit 
10- bis 15maliger Wiederholung. Die Wirkung ist bacterieid, stimu- 
lierend auf die natürlichen Schutzstoffe und katalytisch. 

2. Die Klingmüllerschen Terpentininjektionen haben sich 
als gutes Unterstützungsmittel bei der Behandlung von akuten und 
subakuten pelveoperitonitischen Tumoren post abortum und post partum, 
die keine chirurgische Behandlung erfordern, bewährt. Weniger deut- 
lich ist der Einfluß bei gonorrhoischen und postgonorrhoischen Adnex- 
tumoren. Auf die floride Gonorrhöe selbst ist das Terpentin stets 
ohne Wirkung. Es werden 4 bis 6 bis 8 Injektionen & 0,25 cem und 
0,5 ccm einer 20 %igen Terpentinölmischung gemacht. Unter 40 Fällen 
waren 22,5% Heilung und 47,5% Besserung erzielt worden. In 30 % 
blieben die Tumoren unbeeinflußt. Bei einzelnen trat Exacerbation 
ein, sodaß chirurgische Behandlung notwendig wurde. 
| Die Erklärung der Wirkungsweise ist-noch hypothetisch. Nach 
Ansicht des Vortragenden handelt es sich beim Terpentin um einen 
unspecifischen Stoff, der ähnliche Wirkungen im Organismus ausübt 
wie Natr. nuclein., Hefe, Kochsalz und anderes. Es handelt sich wahr- 
_'scheinlich um eine Vermehrung der phagocytären Kräfte und um Sti- 
mulierung anderer natürlicher Schutzstoffe. 

3. Bei der Behandlung der über das Orifieium internum nicht 
ascendierten Gonorrhöe haben sich die Cholevalpräparate in der Form 
der ?/,°/oigen Lösung, der Stäbchen und des Cholevalbolus sehr be- 
währt. Die Gonokokken verschwinden im Durchschnitt in der dritten 
bis fünften Woche. 
1/a°/,iger Cholevallösung behandelt, in die Cervix wird täglich ein 
Stäbchen eingelegt und das Scheidengewölbe mindestens jeden zweiten 

Tag Cholevalbolus gebracht. 

Bitter: Makrelenvergiftung in Kiel. Vom 12. bis 15. Juli 1919 
wurden in Kiel über 300 Erkrankungen an Fischvergiftung mit vier 
Todesfällen nach dem Genuß von Makrelen beobachtet.. Gleichzeitig 
wurden einige Fälle außerhalb Kiels bekannt, die ebenfalls auf aus 
Kiel bezogene Makrelen zurückzuführen waren. Bis auf eine Aus- 
nahme, wo in einer Familie acht Personen eine halbe Stunde nach 
dem Genuß von frisch gekochten Makrelen erkrankten, handelt es sich 
bei allen übrigen nachgeforschten Erkrankungen um Vergiftungen nach 
dem Genuß von geräucherten Makrelen aus Kieler Fischgeschäften. 
Diese geräucherten Makrelen wurden nachweislich sämtlich am 11. Juli 
gekauft und stammen von einer Makrelensendung aus Dänemark, die 
am Dienstag, den 8. Juli in Kiel per Bahn eintraf und am Mittwoch, 
den 9. Juli durch die Verteilungsstelle vier Räuchereibetrieben zuge- 
führt wurden. Nach der Räucherung wurden die Fische an 55 Laden- 
geschäfte sofort verteilt, die sämtliche Makrelen infolge der augen- 
blicklichen lebhaften Nachfrage noch am Freitag absetzten.. Nach 
den eingezogenen Erkundigungen sind die Makrelen von einem Ge- 
frierhaus «in Skagen geliefert, wo sie in unausgenommenem einge- 


Rundschau. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 42. 


Die Urethra wird täglich ein- bis zweimal mit | 


PETOUN 
432% 


ER Da” ia 
19. Oktober. 


frorenen Zustande aufbewahrt wurden. Vor dem Versand sind sie 
wahrscheinlich mit Meerwasser gewaschen, leicht gesalzen und mit 
Eis verpackt per Bahn in Kisten nach Kiel geschickt worden. Aus- 
sehen, Geruch, Festigkeit und Geschmack der frischen wie der ge- 
räucherten Makrelen war nach Aussage der Sachverständigen wie der 
Verbraucher durchaus einwandfrei. Die Erkrankungen traten wenige 
Stunden bis einen Tag nach dem Genuß der Fische auf und äußerten 


‘sich in heftigem Erbrechen und Durchfällen und allgemeiner Schwäche 


bei gleichzeitiger Temperatursteigerung. Vier Erkrankte starben nach 
einer Krankheitsdauer von ungefähr acht Tagen. Von drei Todes- 
fällen liegt ein ausführlicher Leichenbefund vor. Im Stuhl und Urin 
einer großen Anzahl von Erkrankten sowie im Blut und den Leichen- 
teilen der drei obduzierten Leichen, ferner in Resten eines Räucher- 
fisches, der von einem Erkrankten geschickt wurde, konnte das Bac-- 
terium enteritidis Breslau mit seinen typischen Kulturmerkmalen und 
tierpathogenen Eigenschaften nachgewiesen werden. Sind schon an 
und für sich bakteriologisch geklärte Fischvergiftungen selten, so ist 
eine derartig umfangreiche Massenvergiftung überhaupt noch nicht, 
beschrieben worden. Es fragt sich, welche Möglichkeiten für die In- 
fektion der Makrelen mit diesem Bacterium bestehen. Erstens ist eine 
Infektion der frischen Fische während des Lebens in dem verschmutzten 
Wasser der Buchten der Förden leicht möglich. Zweitens kann das 
Packeis aus unreinen Seen stammend infiziert gewesen sein und beim 
Auftauen während des Transportes infiziertes Wasser liefern, das über 
die Fische siekerte und so’ die Fische infizierte. Bei der hier in Frage 
kommender Sendung war das Eis in den oberen Kisten, die unter 
dem Dach des Eisenbahnwaggons standen, durchweg geschmolzen. Es 
ist bekannt, daß gefrorene und wieder aufgetaute Fleischwaren nicht 
nur einen überaus günstigen Nährboden für die Vermehrung derartiger 
Bakterien bilden, sondern daß außerdem im Eiweiß toxische Verände- 
rungen auftreten können, die. beim Genuß schwere Vergiftung hervor: 
rufen, ohne daß es möglich ist, diese Veränderungen im Fleisch durch 
Aussehen, Geruch oder Geschmack zu erkennen. Drittens könnte 
noch das zum Waschen der gefrorenen Fische benutzte Seewasser 
irgendwie infiziert gewesen sein. Welche dieser Möglichkeiten hier 
vorliegt, konnte nicht festgestellt werden. Fine Infektion der Fische 
in geräuchertem Zustande ist bei der Imprägnierung der Haut und der 
freiliegenden Fleischteile mit teerhaltigen Rauchprodukten nicht an 
zunehmen. Andererseits ist aber auch die Räucherung nicht imstande, 


. diese Bakterien abzutöten, da beim Räuchern ebenso wie beim Kochen 


der Fische im Innern kaum höhere Temperaturen als 70 bis 7b° er 
reicht werden. Kürzeres Erhitzen auf 750 tötet aber diesen Mikro- 
organismus keineswegs sicher ab. Das hier in Frage kommende Bac- 
terium enteritidis Breslau unterscheidet sich vom Paratyphus B unter 
anderem dadurch, daß es auf dem gebräuchlichen Typhusnährboden 
keinen Schleimwall bildet und auf Raffinose-Agar keine Knopfbildung 
zeigt. Eine mit der Reinkultur-Aufschwemmung gefütterte Maus geht 
in acht Tagen zugrunde. Vom Paratyphus unterscheidet sieh diese 
Fischvergiftung außerdem durch die abweichenden Krankheitssymptome. 


Schackwitz 


Ärztliche Gedanken zum Wiederauibauproblem der zerstörten 
Gebiete Belgiens und Nordirankreichs, 


Von 
Dr. G. A. Büllmann. 


In einem Artikel der Frankfurter Zeitung, Nr. 580, S. 2, über 
dieses Thema steht der Satz zu lesen: „Die Denkschrift (Dr. Rudolt 
und Dr. Auerbach) widmet sodann der gesundheitlichen Fürsorge 
ausführlichen Raum. Sie betont, daß die Fehler, die im Kriege durch 
Verwendung von „völlig ungeeigneten Ärzten“ gemacht 
worden sind, unbedingt vermieden werden.“ ... 

Zunächst halte ich es für meine Pflicht, gegen den Satz Stellung 
zu nehmen. Es ist bekannt, daß von den militärischen Stellen die 
Sanitätsoffiziere des Beurlaubtenstandes und die übrigen Ärzte im 
Frieden nach ihren besonderen Fähigkeiten nicht schon so ausgelesen 
wurden, daß sie auch am richtigen Platze im Kriege Verwendung finden 
mußten. Ebenso bekannt dürfte es sein, daß der Kontingentierung des 
„Arztepersonals“ zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden 
ist, sodaß Bayern ein Heer von Sanitätsoffizieren zur Verfügung hatte, 
die preußische Staatsangehörige waren und dort ihre Praxis ausübten, 
ein Zustand, der sich zu einem empfindlichen Mangel an Ärzten im 
preußischen Kontingent herauskrystallisierte. 2 


Wir haben ferner wohl alle im Laufe des Krieges mehr als ein- 


mal die Bedenken geäußert, die die ausschließliche Versorgung einzelner 
Truppenteile (dazu noch älterer Jahrgänge) durch Feldunterärzte und 
Notapprobierte sogar in Stellen sogenannter oberer Sanitätsoffiziere 
(Regiments- und Bataillonsärzte) hervorriefen. Nicht ohne eine gewisse 
Verbitterung und das Gefühl der Zurücksetzung haben „wir von 
der Reserve“ 'dann auch oft die Tatsache empfunden, daß gewisse 
Posten nur von „aktiven Herren“ bekleidet werden konnten: 
Nicht unerwähnt mag zuletzt die Tatsache bleiben, daß im Sanitäts- 
offizierkorps peinlich das Gesetz der Anciennität noch eingehalten 


wurde zu einer Zeit, in der die Truppe schon längst dem „Tüchtigen“ 
freie Bahn gegönnt hatte. | 


Daß ich diese Punkte herausgegriffen habe, soll ein Beweis dafür 
sein, daß wir Ärzte selbst diesen schweren Fehlern gegenüber uns 
nicht verschlossen haben, sondern versuchten, allerdings ohne den 
leisesten Erfolg, wie es von vornherein zu erwarten war, mindestens 
die Aufmerksamkeit der oberen Dienststellen darauf hinzulenken. Aut 
jeden Fall haben wir Ärzte diese Fehler schwer empfunden. 
Nichtsdestoweniger fordert der oben zitierte Satz unseiel 
schärfsten Protest heraus, insofern als in unverantwortlicher Weise i 
einer der gelesensten Zeitungen ein Urteil über unsere Tätigkeit ionet 
halb 41/2 Kriegsjahren gefällt wird, das nicht nur in seiner Denn 
meinerung der Wahrheit ins Gesicht schlägt, sondern ebenso ungeredi 
ist. Um nicht in den Fehler jenes Journalisten zu verfallen, will ! k 


Digitized by Google i 


= 19. Oktober. 


Unkenntnis seinerseits -hinsichtlich der Leistungen der Ärzte während‘ 
. des Krieges annehmen, eine Unkenntnis, die allerdings sein voreiliges 


Urteil keineswegs entschuldigen ol. . NOIR 
Ich darf wohl der sicheren Hoffnung Ausdruck: geben, daß be- 


 rufenere Stellen als. ich, mit dem nötigen Nachdruck antworten 
werden, zumal’es jenen Stellen nicht schwer fallen kann, eine, Rebabi- 
` litierung der Ärzte vorzunehmen, da ja. während des Krieges ‘das 
nötige Material dazu von uns Ärzten ihnen geliefert worden ist. Nach 
. dem Grundsatz: „Die beste Parade ist der Hieb“ möchte ich 
‚für meinen Teil auf die mannigfachen Aufgaben ‘hinweisen, die. uns’ 

_ Ärzten gestellt werden beim Wiederaufbau der zerstörten feindlichen | 
Gebiete. | mie, u Se 

“ Der Friedensvertrag mußte unsererseits unterzeichnet werden, 
nachdem der -militärische Zusammenbruch 'uns Waffenstillstandsbedin- 
gungen aufgenötigt hatte, die schon unsere Wehrlosigkeit besiegelten.' 
` Der militärische Zusammenbruch kam so überraschend, daß unserer- 


‚seits zu allem Ja und Amen gesagt werden mußte, wollten wir unser 


trotz vier Jahren Krieg im großen ganzen verschontes Vaterland nicht. 
zum Tummelplatz übermütiger Siegerhorden machen lassen. So kam | 


es wohl, daß man sich über die Tragweite manchen Punktes auch- an 


maßgebenden Stellen nicht die nötige Rechenschaft gab oder die ein- 


zelnen ‚Bedingungen in ihren letzten. Auswirkungen nicht überblickte 


oder auch nur ahnen konnte. So wird’s wohl auch mit den Wieder- 


herstellungen im besetzten Belgien und Frankreich gewesen sein. 
Wenn wir.uns aber jetzt, wo die rauhe Wirklichkeit‘ von uns 


: die loyale Erfüllung unseres Vertrages gebieterisch verlangt, einige 


Gedanken machen über das „Wie“, so erfüllen wir wohl nur Pflichten 


eines Staatsbürgers. Ä | -. 
Die französisch-belgische Kommission wird der. deutschen ihre 
Pläne über die wiederherzustellenden Gebiete vorlegen. Die logische 


Forderung‘unsererseits dazu wird die sein, daß eine neutrale Kom- 


mission die Wiederherstellungspläne auf ihre Berechtigung und die 


Art der Ausdehnung wird prüfen müssen. Denn der Begriff „Wieder- 


herstellung“ involviert doch nur die Herbeiführung. des früheren Zu- 


. Standes, also im konkreten Fall ein Dorf oder eine Brücke in den 


früheren baulichen Zustand zu versetzen, aber nicht ein neues Dorf 
oder eine neue Brücke neuester Konstruktion zu erstellen. Schon hier 


‘können Siegerforderungen und Besiegtenpflichten ‚ganz wesentlich di-. 
. vergieren. er en 


‘Wenn unsere zur Wiederherstellungsarbeit zur Verwendung kom- 


menden Arbeiter nicht zu Sklaven erniedrigt werden sollen — der Bau- 


steine reichende Sklave fungiert schon auf einer unserer Freimarken —, 
dann muß der Gewerkschaftsforderung unbedingt stattgegeben werden, 


daß nur „freie“ Arbeiter hinüber dürfen. 

... Wer sich halbwegs mit diesen Fragen ernstlich beschäftigt hat, 
wird nie erwartet haben, daß unsere Kriegsgefangenen zum Wiederauf- 
bau Verwendung finden sollen. Denn zum Wiederaufbau braucht man 


gelernte Arbeiter und Ingenieure, gesund und leistungsfähig, nicht an 
Leib und Seele zermürbte Menschen der verschiedensten nicht in Frage 


kommenden Berufe, die höchstens gut genug sind, beim Blindgänger- 
Suchen und ähnlichen nicht ganz harmlosen Aufräumungsarbeiten ihr 


' verlorenes Leben würdig zu beschließen. 


- Soll der Wiederaufbauarbeiter aber frei sein und’ nicht der 
„Hand langer“ des Siegers bleiben, ohne Einfluß auf die Dauer 
und Art der Beschäftigung, so muß eine Reihe von Einrichtungen 
geschaffen werden, 
legendes Interesse, sondern noch viel mehr die Pflicht haben, beratend 
und wegweisend ihre Stimme öffentlich zu erheben, 


Wir haben auf Jahre hinaus mit Beschäftigung beim Wiederauf- 


bau zu rechnen. Das bedingt eine gesundheitliche Auslese nicht nur 
Von Jungen Männern, sondern auch der Frauen und Kinder, wollen 


wir nicht alsbald Krankheitsherde in den Lagern haben, die der Be- 
köämpfung ‚die größten ‘Hindernisse in den Weg stellen. Umgekehrt 
brauchen wir auch nach der Rückkehr vom, Wiederaufbau Quarantäne- 
stellen, um unliebsame Gäste aus unserer Heimat fernzuhalten. 
-Wir brauchen Abortanlagen, Bäder, Wasserleitungen, öffentliche 


_ Brunnen, ‚Waschanstalten, Heizanlagen, Trockenanlagen, Desinfektions- 
anlagen, Krankenhäuser, Küchenanlagen, Kantinen, Kleinkinderschulen, 


Schulen, Spielplätze für Kinder und Erwachsene, Wöchnerinnen- und 
Säuglingsheime, Lesehallen, Theater, Versammlungsräume, Kirchen, 
Arrestgebäufde, Gerichtsgebäude, Verwaltungslokale . für Arbeiterver- 


‚Sicherung, Fabrikationsstellen für alkoholfreie Getränke, Lebensmittel-: 
' läden, Verkaufsstellen für die nötigsten Gebrauchsgegenstände, Kon- 
Alles. dies sind Anlagen, die ge- | 
| Schaffen werden müssen, bevor unsere „freien“ Arbeiter- ihren Dienst 

beginnen sollen, : | DE Zu | | 


Sumvereine usw., Autogaragen. 


a. 


14919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.42. 


an denen gerade die Ärzte- nicht nur ein grund- 


= Wir-sehen, es ist ‘hier eine solche Menge hygienischer Fragen. ` 
zu erledigen, die das Mitarbeiten der Ärzte nicht nur zur Pflicht . 
machen, von Berufs wegen, sondern im Interesse des Staates erscheinen , . 
lassen, nachdem gerade die Ärzte während des Krieges reichliche Ge- 


' N r 


legenheit hatten, derartige Fragen praktisch lösen zu müssen 


0 Es wäre wirklich zu bedauern und unwirtschaftlich, wenn die `- - '.. 
gesammelten Erfahrungen nicht verwertet, sondern irgendwo in einem. -` 
Archiv im Original, oder von höheren Dienststellen. redigiert, ver- 


graben blieben, während „Neulinge“ sich zu-allerléi Experimenten 


\hinreißen ließen. . 


Während so zu allererst für das Unterkommen der „freien“ 


Wiederaufbauarbeiter gesorgt werden müßte, ‘so brächte auch die Ge- 


staltung“ der Gemeinwesen. die Lösung „ärztlicher“ Fragen mit . 


sich. Die einzelnen Siedlungen sind entlang der wiederaufzubauenden . 
Zone anzulegen, zum Teil hinter derselben, ich erinnere an den bis zu . ` 
80-km tiefen Raum in Nordfrankreich, der ja. wohl das Arbeitsgebiet, `. 


. 


aber nicht das Wohngebiet der Arbeiter sein dürfte. Verbindung beider “ 


central gelegene Krankenhäuser die einzelnen Fachärzte mit dem nötigen 


‘ | Personal an Ärzten, Verwaltungsbeamten, . Pflegern, Schwestern, Des- 
infektoren,, Maschinisten usw., um in diagnostischer und therapeutischer. _ 
. Hinsicht das Beste bieten zu können; Krankenhauszwang wäre selbst- ` 
verständlich. 2 ek, ie 
Ein Problem, dem unbedingt die größte, Aufmerksamkeit ge-. . 
schenkt werden müßte, wäre das der Prostitution. Ohne mich uf 
kritische Bemerkungen dem einen oder anderen System gegenüber ein- 
zulassen, ohne der Aufklärung, wie sie-im Heere während’ des Krieges 
betrieben: wurde, eine berechtigte Bedeutung absprechen zu wollen; : 
muß ich betonen, daß ärztlicherseits- Vorkehrungen getroffen sein. 
„müssen, bevor für unsere Volkskraft die empfindlichsten Schädigungen 


Platz gegriffen haben. : | 


`, Von. einschneidender Bedeutung ist auch die Zeitdauer, ‚die der E 
 Wiederaufbauarbeiter in dem Wiederaufbaugebiet - zubringen darf und 


soll. Daß bestimmte Kategorien aus verwaltungstechnischen Gründen 


. dauernd dort sich befinden sollen, dürfte ohne weiteres klar sein. Auf 
der anderen Seite aber muß die Möglichkeit bestehen, den Aufenthalt 
‘des einzelnen aus volkswirtschaftlichen Gründen zeitlich begrenzen zu . 


können: ich denke an schwere Alkoholiker, Lüuetiker, Bacillenträger, 


. Leute, die sich Öffentlichen ‚hygienischen Maßnahmen, wie Impfungen, 


prophylaktischer und therapeutischer Natur, nicht fügen wollen. 


Die Anwendung der Arbeiterversicherungsgesetze bringt -nor-. 


malerweise ärztliche Begutachtungen mit sich in Krankheits-; Invali- 
ditäts- und Unfallsachen. Unter allen Umständen muß aber dabei die 


Unabhängigkeit der „ärztlichen“ Arbeit gewährleistet werden, | 
wenn anders objektiv wissenschaftlich arbeitende Ärzte an dieser Tätig- 
_ keit sich beteiligen sollen, =: Re u A 


. Nachdem in großen Zügen die Aufgaben angedeutet sind, - die 
bei der Lösung dieses Problems sich uns Ärzten 'bieten, dürfte es auch 


angebracht sein, mit einigen- Worten auf die Stellung der „Ärzte“ 
selbst im ganzen, Unternehmen des Wiederaufbaues zu sprechen zu . 
kommen. Daß der Arzt dabei als „Freipraktizierender“ auftreten wird, 


ist wohl kaum zu erwarten, vielleicht nicht unerwünscht. Vielmehr ist 
zunächst an den 'im Dienste des Unternehmens, im gegebenen Falle 
des Staates, fixierten Arzt zu denken. Wir müssen uns also vor 


‘allem klar sein über die Forderungen, die wir für unsere Berufs- 
genossen. an. den Staat als Arbeitgeber stellen müssen: Gehalt, Unter- 
kunft, Arbeitszeit, Urlaub, Eingliederung ins Verwaltungssystem be- 
treffend. Diese Fragen müssen in 'breitester Öffentlichkeit in unserer ` 


Presse ventiliert werden. _ 


Unsererseits müssen wir 


Volksschichten einzuhämmern, ist Sache unserer Presse, aber nicht 
allein der Standespresse, sondern der Tagespresse, von Sachverstän- 
digen der ärztlichen Organisation fachmännisch bedient. er 


Plätze wird am besten durch Kraftwagenverkehr hergestellt. — — 
Die einzelnen Gemeinwesen selbst, "mit. autonomer Selbstver- . ` 
waltung, könnten die.Probe aufs Exempel für kommunale Verwaltung ` 
"in sozialistischem Sinne werden. Hier brauchten wir Hebammen, Für- 
‚sorge: und Pflegeschwestern, für größere Abschnitte Hygieniker, für - 


fertiges, äusgebildetes und geschultes 
‘Ärztematerial abgeben, gegen das nicht die eingangs erhobenen Vor- : 
würfe geschleudert werden können. Ebenso wichtig wie diese für uns 
. moralisch selbstverständliche Forderung, deren Erfüllung uns am Herzen 
liegen muß, ist aber die gewerkschaftliche Idee, daß unsere Standes- _ 
vertretungen bei der Erwägung und der Beschlußfassung all dieser 
Aufgaben gehört werden müssen. Dies immer wieder den weitesten . 


- 
a 


rn Sd 


EUa TEn a 
ae e S, ` ‘ 


.. 
i 

® 1 

-* 
Ye 

vitra 

m. 


WR ` N 5 . $ =, NL ARE, 
Zr r Tene RNE g 
z E Zn Ta Ri a 
z r ee 3 e- Dac 
. BT aa ee ie a a een ei sn N 
III EA ~a aa aaa ea a E 
Pa, . 


< 
Ta 
z A] 
Pr 
Br 


nt 


i ` 
DE 
’ 24 


En E ` Ki Br ae a - 1. 
ws e..en . = t ta E Ji SER 5 
r - i E i t . $ u ER tn 
Pi 5 ra - 1e x x ea E 4 x 
A ~S = paa E ta = i . in ee Ta 
: ; B 5 yoa « Ea 
`. m . Ne a $ # i .' j F A "ER 
| p + B g Bere E R: 
a y Sa A e ` -i x k SeS an . ‘ . ur ` . : Å 
i ` ; u peg ` . s “ 24 i Ea EAEg T aon Ta A Er, t a A r = 
: - , : a oa b er \ -p s . 3 a A er y R er R 
-9 i 2) S. E í Ber: i b : 5 Son ee A ' E ? i ua x TEE 5 ey IN RS Be 
P - ` r š k . ® f re: . ; . x E i 
’ ra S Ir r m ; A s a ki 4 l : ; "e n bata = e Pd : 2% n’ EE s 
Poi gt ` $ 2 ' a u En F d er i oa ` e te’ vaa 
_— 5 Kan = ; Br $ ` on Pr: 
. k r , ' A = 
n. j = DD 
r, . B Nr du 
y pri í 4 5 
~ 3 . ! 
Pr ~ - 5 ` f 
’ s x 
0 e H 2 A 
. ' 
‘ 
4 7 x . z À, 
. t, k 
3 ` Da or 
Š ù Eas e Se 
E EP 
a t ig 
S Se 
u 


$ i € 
= 
š 
a ah ee U 
gewnaliuh on nin mi ul den tree ah a; 


a a a Fe S 


sa e; 
RE a 
m n, 


aA Aps 
Bee a 
- "e 


=, wo: $ 
ET TE g S aa Pe aa ne A : a w 
ra Tr air eae barkah Sata Dae 


Si 


i 
ann 


i a Aa ai £g j > PR 
u . EA, Pape 3 a i DoR i 
. 2 f ` Sr, Sa P E SNE. . : ‚= , NE 
y ns De EOT aE BE SE 
Fe Er E Er Sa Er o 
Er MITTE EN ee ea une 27 
ae, E = 


Eu PET Ba B OR 
TR RT ER ER 


. - B 4 Š 
Po i 
-r.... o 
PERE m, ` .. 
f Pe, 
nn ee e 
Eere aace 
Twr 
e 


. y £ ® a o e = $ on 
vo nee E va -o . u EE 
NRE 2 - s E ES RR RE ENG, 
nn a a aR e a e A e aeee eg eaea g e aee 
E NE ng a1 o Eanna 21% re, e etae ginn a 
N E JeF x . 2 


E N ta meee y 
. ' ; E aaa 
m LETRE y TORTTA TIVE A- engen w. E ami 
3 z pr: Te n as “7; 
-e 
na sn. 


as 


EAL NENE TEE ET RTL nee ne A 
ee De I SS EP ET ER un ee OGE 


’ i Baina er er a ua dia 

Be RE X un“ SS 9 = . ad x Be en + 

Ye: n —n a sen Se Re Re. ';f... 

Une nz AEN An BE Se ers MNS a, u kS” 
- > BE RE te RE 


~. 27 


ka 
nr az 7 2 Dr an 3 : 


inne tee 


ee 2 
ern Ne 


wi 
= 


an. 


Saat 


... 
— tm 


2 ` > VEE E Be er ER, Sy 


ea, 
Dune: 
= 


Teer ne ae a Ya a N ES 
Rat NER 


~an 


ea Eu Nur 
= we. 
. 
r 
~n. 
r: 


a 


wu ne Daa, t 


- BESZ ao TAr. ri u. 


Sl 
ui 


BEER 


N ER 
au ra 
$ 
ranea , 


ba 


-r 


TE EYON T NENN ee TE e ea TI eer aer 


er eeen rn 
a, 


N 


mu. 


ee .ıre 


.. 


r 
PE à - = 

zose e e E S E E E S E 

a a er ee 

=; SS Sehe Zum 


nn SE un re er 


mn 
RER E a ee 
Inn  Kesdoesmanı di 3 

TEE ir ee ee Pe une 


-_ 


BT 
S$ ray 
ne nt ae 
nat 


s. 
+ 
men aan 
men On ig. ann 


ee ee ee 


PR 
Aue 


Ey erare 


ES, 


3 


nl 


wer PAE h - ` R 
OT ET ng ne rer 
er Tutor BER: Be ra = 2% 


re > e 
. e ex g 
mu rer ner: 


Ii eke pt GeT 
A a 3 PR u EN 
<h mt nn it: 


m ty an ee Te E 


z.: FT 


TR rn 


3 
a 
E 
En we pe 73 


2 ae 
- 


u ee 


(5 4 
4 i 
= u 
s 
ér 3 
u 
} 
ü 
t 
S, 
1) 


E 
D 
i 
“ `) 
' Wi 
Ha 
N 
k + % 
t ! v 
Ei 
ry } na 
v 
ch DA, 
f iz 
L; 4 
| ai 9S 
+ bbn 
r 
wa 
PA 
$ I 4 
k i 
BE 
OFI 
i 


- s y 
s - fs 
aant a a 
$ be ar) 
aa en 
bg Dh 
a y 
r w 
TE = 


Dee 
4 a. 


> n - - er 
z ‚ - cE j v . FeS 
Á oe een a - 
“ er 
> AI 
æ ESPN r í 
aa KAY Ti 
Jamin v si ad fa 
viy % s 
7 ` 4 A 
-= . y 4 
tq’ ORE ee $ y . 
u S = Det 5) Sp 
5 2 Se a 
3 = Cr ee u 
— mr D l 
u m + J » 
E Te 


IO — MEDIZINISC 
Staatliche Wochenhilie. 
| Eyo | 
Stadtschularzt Dr. Fischer-Deioy,: Frankfurt a. M. 


Im Anschluß an meine Ausführungen in 'Nr. 40 dieser Zeitschrift - 
über die neue deutsche Verfassung und die Volksgesundheit möchte ich 
auf das soeben veröffentliche Gesetz über Wochenhilfe und Wochen- 
fürsorge zurückkommen. Seine Bestimmungen gehen wesentlich über 
das bisher in dieser Beziehung Geleistete hinaus. ‘Es werden statt wie 
bisher für acht, jetzt für zehn Wochen laufende Unterstützungen gezahlt, 
die sich in der Höhe des Krankengeldes bewegen; als Mangel kann 
empfunden werden, daß nur zwei von diesen Wochen in die Zejt vor 
der Entbindung fallen dürfen, was bei.schwer arbeitenden Frauen ent- 
schieden zu wenig ist, wobei auch in Betracht zu. ziehen ist, daß nur 
selten richtig gerechnet.wird. Im Anschluß an die Wochenunterstützung 
können aber auch noch für zehn Wochen Stillgelder in der Höhe des 
halben Krankengeldes gewährt werden. Zu den laufenden Auszahlungen 
tritt nun in jedem Falle eine einmalige Entbindungsbeihilfe im Betrage 
von 50 M; es können ferner Hebammen- und Arztkosten ersetzt werden, 
wenn sie 25 M nicht übersteigen. Die wichtigsten Bestimmungen des 
Gesetzes sind die, daß einmal nicht nur die Versicherten der Wochen- 
hilfe teilhaftig sind, sondern auch die mit ihnen. in einem Haushalt 
lebenden und. von ihnen versorgten weiblichen Familienangehörigen, 
ferner, daß auch alle minderbemittelten, nicht versicherten Wöchne- 
rinnen, mögen sie verheiratet sein oder nicht, sofern ihr Einkommen 
2500 M nicht übersteigt, die staatliche Unterstützung genießen sollen. 
Damit ist besonders den unehelichen Müttern geholfen, und. vielleicht 
kann die ihnen gewährte Fürsorge auch eine Rückwirkung auf ihre 
Kinder haben, indem sie deren Lebensbedingungen verbessert. Es ist 
aber zu bedauern, daß die Einkommensgrenze so willkürlich und in 
Anbetracht der jetzigen Verhältnisse viel zu niedrig festgesetzt ist. Im 
Volksstaate sollte auch jede Mutter der staatlichen Fürsorge teilhaftig 
sein. Einkommensgrenzen können kein Maßstab für die Festsetzung 
der Bedürftigkeit sein. Damit keine Mutter, die der Wochenhilfe be- 
darf, sie entbehren muß, sollte man, wie es boreits in dem eingangs 
erwähnten Aufsatz angedeutet war, eine Zwangsversicherung einführen 
unter Staffelung der Beiträge nach der Steuerklasse; die Höhe der 
laufenden Beiträge müßte sich bei den arbeitenden Frauen nach ihrem 
Verdienst richten, bei allen anderen aber einheitlich sein. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Queilenangabe gestattet.) 


Berlin. Prof. Dr. August Bier hat eine Eingabe an das. 
Preußische Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung ge- 
richtet, in der er die Notwendigkeit der Erziehung der männlichen 
Jugend durch Leibesübungen hervorhebt. Nachdem die großartigste 
Körperschulung, die in der militärischen Dienstpflicht lag, durch die 
Revolution und den Ausgang des Krieges fortgefallen ist, fordert Bier, 

in einem bestimmten Alter eine gesetzliche Dienstpflicht für alle 
jungen Männer einzurichten. Schule und Beruf ruhen während dieser 
Zeit, sie wird lediglich Leibesübungen gewidmet.... Das Alter für 
eine Dienstzeit wäre etwas früher anzusetzen als das bisherige Alter 
für die Militärdienstpflicht, weil der Körper des heranwachsenden Knaben 
sich leichter formen und biegen läßt. Das Interesse für Leibesübungen 
muß geweckt werden durch regelmäßig wiederkehrende Wettkämpfe, 
die Sieger sollen geehrt werden wie einst in Griechenland.“ Zunächst 
ist das Wichtigste, eine gute Lehrerschaft für die Leibesübungen aus- 
zubilden. Der „Deutsche Reichsausschuß für Leibesübungen“ hat des- 
halb beschlossen, eine Hochschule für Leibesübungen zu gründen. Bis 
zur Eröffnung einer solchen Anstalt sollen diese Gedanken an den 
Universitäten gepflegt werden. Als künftige Lehrer kommen die be- 
schäftigungslosen aktiven Offiziere und Unteroffiziere zunächst in Be- 
tracht. Ihre Ausbildung soll auch wissenschaftlich erfolgen. Während 
diese großzügigen Pläne zur Diskussion gestellt werden, macht Bier 
Vorschläge für Berlin, die Leibesübungen an der Universität als Lehr- 
fach und als klinisches Fach ausüben zu lassen. Das größte unter 
den mancherlei Hindernissen, die sieh der Ausführung von Biers 
Gedanken in den Weg stellen, wird wohl in der Geldbeschaffung liegen. 
Es werden keine Vorschläge gemacht, wie die Dienstpflicht der Leibes- 
übungen finanziert werden soll, wie ja auch alle näheren Angaben über 


die Zeitdauer dieser Dienstpflicht und dergleichen vermieden sind. Im 


Interesse der körperlichen Ertüchtigung unseres Volkes wäre es sehr 
zu wünschen, daß die Anregungen von Prof. Bier in irgendeiner 
Form sich in die Praxis umsetzen ließen. - 

Der Reichsminister des Innern führt in einem Erlaß aus, daß 
unter den heimkehrenden Kriegsgefangenen sich eine 
größere Anzahl deutscher Ärzte befindet, denen durch 
ihre spät erfolgte Rückkehr wirtschaftliche Nachteile erwachsen. 
Namentlich in der Unterbringung in geeignete Stellen in Kranken- 
anstalten werden sie ungünstig gestellt sein. Da andererseits an 
vielen Krankenanstalten noch männliche und weibliche Kandidaten 
der Medizin und Praktikanten die Stellen von Assistenten inne- 
taben, so wird ersucht, für die Unterbringung von Ärzten in 
solehe Stellen Sorge zu tragen. Den Krankenanstalten wird ferner 
nahegelegt, sich solcher zurückgekehrter Ärzte anzunehmen, die 
infolge von Verstümmelungen oder Gesundheitsschädigungen zur Aus- 
übung der freien Praxis nicht mehr imstande sind. Für diese sollten 
dauernde Assistentenstellen eingerichtet werden und für ihre Ver- 


~ 
> = s 


HE KLINIK — Nr.42. 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W8. 


. i fr 
/ e J . 


wendung zu ärztlichen und Verwaltungsdiensten, bei Sammlungen, bei 
statistischen Arbeiten, gesorgt werden. | SEHE 

‚, Berlin. Im Reichsgesetzblatt wird ein Gesetz über Wochen- 
hilfe und Wochenfürsorge veröffentlicht. Durch dasselbe wird der 
Reichsversieherungsordnung ein neuer Paragraph folgenden Wortlauts 
eingefügt: „S 195c. Die Vorstände der Krankenkassen, knappschatt- 
lichen Krankenkassen und Ersatzkassen können beschließen, statt der 
baren Beihilfen freie Behandlung durch Hebamme und Arzt sowie die 
erforderliche Arznei bei der Niederkunit und bei Schwangerschafts- 
beschwerden zu gewähren.“ Die gleichen Grundsätze gelten ent- 
sprechend auch für Familienhilfe und Wochenfürsorge. 


Berlin. Über Salvarsanschiebungen wird halbamtlich mitgeteilt: 
„In den letzten Monaten hat der Schleich- und Schieberhandel mit 
Salvarsan derart zugenommen, daß die staatlichen Stellen, insbesondere ` 
die Abteilung ‚Wiedererfassung‘ des Reichsverwertungsamtes, ihr be- 
sonderes Augenmerk auf diese Zustände gerichtet haben. Bekanntlich 
ist der Handel mit Salvarsan und auch mit Neosalvarsan im all 
gemeinen verboten und nur solchen -Firmen gestattet, die eine beson- 
dere Erlaubnis durch die Landescentralbehörden zum Vertrieb dieses 
Heilmittels besitzen. Bei Angeboten von größeren Quantitäten Sal- 
varsan handelt es sich mit beinahe absoluter Sicherheit stets um Mengen, 
die aus Heeresbeständen stammen und vor deren Erwerb aus unbe: 
fugter Hand nur dringend gewarnt werden muß.“ | 


sr ee ; jis, 

Über die auf der Leipziger Herbstmesse 1919 ausgestellten 
Waschmittel berichtet in der „Zeitschrift für öffentliche Chemie” 
Dr. Stadlinger (Chemnitz): „Bezeichnend für die Seifenversorgung 
in Deutschland ist das große Angebot von ausländischen Seifen, Bei 
diesen ausländischen Seifen wird ein Fettgehalt von 80% gewährleistet; 
Diese Angaben sind falsch, denn diese Präparate, zumeist amerikanische 
Badeseife, englische Sunlightseife, Watson-Kernseife, haben nach den 
angestellten Untersuchungen nur 46% bis höchstens 72% Fettgehalt 
Es ist als auffallend anzumerken, daß diese Seifen ganz Öffentlich an- 
geboten wurden trotz des Handelsverbots mit Auslandsseifen. Daneben 
tauchten auch deutsche Seifenerzeugnisse aus dem besetzten Gebiet 
auf. Als Übelstand wird bezeichnet das Überwuchern minderwertiger 
Waschmittel, die in ihrer Beschaffenheit von der Sollzusammensetzung 
abweichen. Es ist zu einem gewissen Grade entschuldbar, daß der 
Fabrikant sein Erzeugnis verschlechtert in den Handel bringt, solange 
die behördlichen Aufsichtsorgane die Aufstellung auskömmlicher Her 


| stellergewinne für vollwertige Waschmittel nicht gewähren.” 


Berlin. In der verfassunggebenden preußischen Landes- 
versammlung ist von dem Abgeordneten Dr. Abderhalden ein 
Antrag eingebracht worden, welcher lautet: „Die Staatsregierung” z 
ersuchen, bei der Reichsregierung darauf zu dringen, daß so bald als 


möglich ein Reichsgesetz zur Bekämpfung der Tuber- 
kulose erlassen wird.“  —_ 


Abgeordneter Ablaß hat die Anfrage an die Reichsregierüfs 
gerichtet, ob es ihr bekannt sei, daß der preußische Kultusminister 
einer größeren Zahl von Künstlern und Ärzten den Protessortitel ver- 
liehen habe, obwohl nach der Verfassung alle Titel mit Ausnahme der 
akademischen Grade abgeschafft sind, und was die Reichsregierung 
dagegen zu tun gedenke. 


Berlin. Dr. Paul Rosenstein, Leiter der Chirurgischen 


Poliklinik des Krankenhauses der Jüdischen Gemeinde, hat den Professor- 
titel erhalten. 


Rostock. Aus Anlaß der 500-Jahrfeier der Universität werden 
die bisherigen Extraordinariate für Kinderheilkunde und für Haut- un 
Geschlechtskrankheiten in Ordinariate umgewandelt. 


Berlin. Die Studentenvertretung hat Widerspruch eingelegt 


gegen die Erhöhung der Auditorien-, Praktikanten- und Institutsgebühren 
um 100 %. pe - 


Danzig. Der Prosektor am Städtischen Krankenhaus, Dr. Stahr, 
hat den Professortitel erhalten. 


Potsdam. Der dirigierende Arzt am Städtischen Krankenhaus; 
Dr. Rosenberg, hat den Professortitel erhalten. 


Der 36. Balneologen-Kongreß wird im März en 
Berlin tagen. Anmeldungen zu Vorträgen und Demonstrationen ii 
baldgefälligst an den Generalsekretär Geh. Sanitätsrat Dr. Broc 
Berlin NW, Thomasiusstr. 24, zu richten. 


~  Hochschulnachrichten. Berlin: Prof. Dr. Nie 
zum a.o. Professor ernannt. — Prof. Bernhard M öl | Se Strab- 
Privatdozent für Hygiene an der früheren deutschen Universität m tes 
burg, zum Regierungsrat und Mitglied. des Reichsgesundhel Sr 
ernannt. — Bonn: Dr. Martius, Assistent der Frauenklin Prof. 
Gynäkologie habilitiert. — Halle a. S.: Als Nachfolger Yon In, 
Schmieden ist Prof. Voeleker (Heidelberg) als Dire Dire 
Chirurgischen Klinik berufen worden. — Königsberg: Der t Prof. 
der Poliklinik für Hals- und Nasenkrankheiten, Geh, Med. Bat en: 
Dr. Gerber, infolge einer Blutvergiftung gestorben. AM für- 
Dr. Amandus Hahn, Assistent am Physiologischen Insti öder, 
Physiologie habilitiert.— Rostock: Priv.-Doz. Robert sun tutt- 
Oberarzt der Frauenklinik, hat den Protessortitel erhalten. ken- un 
gart: Geheimrat Dr. August Fauser, Direktor der Brane er Be- 
Irrenabteilung des Bürgerhospitals, für Serologie mit beson TA de 
en nleung der Bedürfnisse der a und Pharmazeutei 
echnischen Hochschule; napilitiert J a ® a 
E a 


JIU _— 


Ben 


- s z EER e 


ES ee Zu 
i ud 


Wochenschrift für praktische Ärzte 


u redigiert von oe 
. Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg 


o Berlin 


Inhalt: Originalarbeiten: E. von Hi ppel, Über tuberkulöse Augenerkrankungen. E. Jos ep h, Die Verbesserung der -röntgenologischen | 


‚Nierensteindi 
Krankheit). 
einem neuen 


gnose. (Mit 8 Abbildungen), H. Abels, 
E. Pfister, 
Fangopräparat 


Beitrag zur -klinischen Symptomatologie der beginnenden Lungentuberkulose. 
der Aorta ascendens. Hillel, Ein seltener Fall von multipler Sklerose. — 
W. Hoffmann, Neues 
Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- 


Sogenannten Spontanruptur 
E. B rodfeld, Kosmetische 'Winke. — Referatenteil: 
schriften. — 


. Rundschau: Belgische Wissenschaftler. Huntemüller, 


. a Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift. zum Erscheinen, gelangenden Originalbeiträge vor, 
m ——— . . . j E . $ : 


See 


_ Über tuberkulöse Augenerkrankungen. 
e Von 0 
E. v. Hippel, ‚Göttingen. 


Der Herausgeber dieser Zeitschrift hatte die Freundlichkeit, 
mich um einen kurzen Aufsatz aus diesem Gebiet zu ersuchen, 
weil er damit dem Interesse der praktischen Ärzte entgegenzu- 
kommen wünscht. Ich bin seiner Aufforderung gern gefolgt, wenn 
Ä ich mir auch klar darüber bin, daß ich dem Fachmann nichts 

Neues zu bieten vermag. Aus diesem Gunde kann ich auch dar- 
auf verzichten, die umfangreiche Literatur des Gegenstandes näher 
u berücksichtigen, und’ mich | 
Grund persönlicher Erfahrungen während einer 91% jährigen selb- 
Ständigen Tätigkeit an den Kliniken zu Halle und Göttingen dar- 
zustellen. Es wird sich dabei Gelegenheit ergeben, besonders bei 


= Besprechung der Tuberkulintherapie auch die Punkte hervorzu- 


heben, wo die Ansichten der Fachgenossen noch auseinander- 
gehen. Bezüglich der Diagnosenstellung bestehen wohl heutzu- 
tage keine erheblichen 'Meinungsverschiedenheiten mehr. ` ' 
,_. Aus der Literatur hebe ich außer den grundlegenden Arbeiten 
des Begründers der Tuberkulinbehandlung in der Augenheil- 
kunde, A. v. Hippel und seiner Schüler 1), die zusammen- 
fassenden Darstellungen von Heß 2) sowie die kritischen Ar- 
beiten von H ertel?) hervor, von denen die letzte, der Therapie 


. gewidmete, in der zweiten Auflage des Handbuchs von ‚Graefe- | 


' Saemisch ein eingehendes Literaturverzeichnis enthält. 

. . Während es eine Zeit gegeben hat, wo man das Auge als 
völlig oder nahezu immun: gegen tuberkulöse Infektionen ansah, 
‘ während man dann allmählich auf Grund anatomischer Unter- 

suchungen die seltenen schweren tumorartigen Formen der 
“ugentuberkulose kennen lernte, darf man heute den allgemein 
anerkannten Satz aufstellen, daß unter den Augenentzündungen, 
die auf endogenem Wege entstehen, die Tuberkulose das. wich- 
tigste und häufigste ätiologische Moment darstellt. Es wird 'ein 
auerndes Verdienst. v. 
diese Tatsache erkannt 
hat. In der zweiten Auflage seines Lehrbuchs vom Jahre 1890 
' sind seine Ansichten niedergelegt. 
achgenossen keine Anerkennung fand, hatte wohl verschiedene 
Gründe. Einmal .werden Ansichten, die lange herrschend sind, 
erfahrungsgemäß nur schwer aufgegeben, dann aber fehlte es an 
Clnischen Methoden, denen man wirkliche Beweiskraft zusprechen 
1) A.v.Hippel, Graefes Arch. LIX, S. 4, ibid. LXXX, 2, S. 198. 
— Schieck, Die Immunitätsforschung im Dienste der Augenheil- 
kunde, Wiesbaden 1914, Bergmann. (Hier sind die früheren Arbeiten 
der v. H ip p.elschen Schule berücksichtigt.) 
| ) Heß, Wschr. f. prakt. Ärzte. 1910, Nr. 88 und Handb. der 
Ther, d. chron.. Lungenschwindsucht 1904. x PNS: | 
-a p Hertel, Klin. Mbl, f. Aughlk.'1918, LIT, S. 132 und Handb. 
d. Aughlk. von Graefe-Saemisch 1918, II. Aufl. - nt 


darauf beschränken, die Frage auf 


Michels bleiben, daß er als erster 
und gegen -allen Widerspruch vertreten. 


Daß er lange Zeit bei den | 


‘ist ganz unerheblich, und die Tuberkel sitzen als 


Lid, bzw, der Tarsus stark geschwoll .. Di | 
übergehe ich und hebe nur noch hervor, daß durch den Übergang 


w, 'Vérlag vən © >; 
-> Urban & Schwarzenberg 
e E Berlin - u 


- 


` 


‘konnte, das anatomische: Material war spärlich und: nicht immer 
| einwandfrei, 


und man hatte vielfäch den Eindruck, daß eine 
weitgehende Verallgemeinerung von Einzelerfahrungen. und ein 
starker Subjektivismus in der Deutung der Befunde bei Michel 
vorlag. Zu jener Zeit schien auch die Tatsache der überaus häu- 
stände mit der Annahme ihrer. tuberkulösen Ätiologie nicht .so 
ohne weiteres vereinbar. Auch fehlte es an grundlegenden experi- 
mentellen Arbeiten auf diesem Gebiet. 
anders geworden, 
geben. 

und der 


figen spontanen Rückbildung der betreffenden Krankheitszu- 


und die Folgezeit hat v. Michel recht ge: 
Die vertiefte Kenntnis der ungeheuren Vielgestaltigkeit 


spontanen Rückbildungsfähigkeit der Tuberkulose auch 


an anderen Körperstellen, die ausgiebige Verwertung .der Tuber- 


kulindiagnostik, zahlreiche anatomische Uhtersuchungen und aus- 
gezeichnete experimentelle Arbeiten, in erster. Linie die von 


Stockt), berechtigen heute zu. der Behauptung, daß es 


keinen Teil des Auges gibt, der nicht von der 
tuberkulösen Infektion 
könnte. Es würde den Rahmen dieser Arbeit weit über- 


schreiten, wenn ich eine Vollständigkeit der. Darstellung. erstreben 


würde. Für den praktischen Arzt kommt es auch. weit mehr 
darauf an, die alltäglichen tuberkulösen Augenerkränkungen ge- 
nauer kennen zu lernen, als die seltenen Formen, die wesentlich 
spezialistisches Interesse haben. a Ze ee 


‚ Vorausgeschickt sei die Bemerkung, daß.gerade an den Teilen ` 


des Auges, die der Infektion von außen her besonders. ausge- 
setzt sind, das heißt die Bindehaut und Hornhåut, die echte Tu- 
berkulose ein recht seltenes Leiden darstellt, wenn man absieht 
von der ungeheuren Zahl der sogenannten skrofulösen Horn- 


haut- und Bindehautentzündungen, die in einem mehr indirekten. 


Zusammenhang mit der Tuberkulose stehen, und bei denen es 
sich sicherlich nicht um Erkrankung dieser Membranen _ durch 


‚ektogene Infektion mit Tüberkelbacillen handelt, - ` 


Die echte Bindehauttuberkulose, auf die ich 


nur ganz. kurz 


eingehe, kann ein vielgestaltiges Bild geben, im allgemeinen treten 


dabei Geschwürsbildungen an der Conjunctiva tarsi, besonders 


des oberen Lides und an der Übergangsfalte in den Vordergrund. 


An den Rändern und-im Grunde. der Geschwüre kann man kleine 
gelbliche Knötchen beobachten, oft aber ist der Substanzverlust 
mit mächtigen papillaren Wucherungen bedeckt, sodaß man den 
eigentlichen Defekt erst nach Entfernung. der letzteren zu sehen 
bekommt. In anderen Fällen fehlt die Geschwürsbildung oder 
| | | disseminierte 
Knötchen von sulziger Beschaffenheit tief im Gewebe, wobei das 


r 


en ist.. Die selteneren Bilder 


auf den Tarsus und auf den Lidrand sehr erhebliche Veränderun- 


gen in der Stellung des erkrankten Lides hervorgerufen werden 


1) S tock, Graefes Arch, LXVI, L F | 3 


ËV. Jahrgang 


All dieses ist inzwischen 


ergriffen werden. 


a 
pe 


D 
n gaT . 
š Y Bi 


y 


* 
' 


e 
o A 
eed Ea S 
wm Ten 
& A - ‘ [78 


pon ETIE E T A a E 
nee 


4 .” P 2 
x s ` A 
= RS 
4 Pr 1o G 
s . i 
p z 
; u - pi zE 
ER RE 
nn nn me, - 


` PR 
K . s F , KE B 
N = . 
rn a A 


‘ . 
j ` 
a 2 . 
D £ 
` 5 SER 
o 
% i Enoi 
f . ‘ 
mn mn nn e 


ar i f 3 ` g 
E rha j 
A: Gen ME 
e. . . 
~ iS $ 
. ’ 
en en en TE 


porao 
Pe 


rt 
un. o 
ie rn 


. 
———n.. 
ee Lenker 


Te en 
N Se 2 $ 
+ 
ax 


Tarr 


Ona atA a aa 


Tao Taa ara aar r n a -arn a - aa hna EERST 
3 A g TS ta sa a7 


Hi . 
“ .. 
“ar t , 
jpe cn Dr Dar D hae S T IT 
. Tx y 
roas : = 


Tun nn 
III ER 


Aren EEE E E EEA 
EN ut 
ER Be a ne ER 7 ne 


2 1 G: LFE CPRH PR 
waere Seas er 
a m 


nn 
nat a 
> x 


ar wege er SA R 
aE m SE VERF IR 


RE 


IL, 


ha + 
nn Atmen u‘ 


nd 


- » 
u dn x u 
LT a 


er 
aus 


ee 


ERS z 
i - I-> dere - 


~ 


wre 
; = ` % Pi . a i Pr n : Eu 
Es Mr ` e e ea E a a ee Ale Er i Re a, mn. Zu. er 
N a TEEN a nennen 
; mi > - z : a. r s x 


Sangi aee en eme o 
w a Er 


Syaa Minn 
un 


a SE 
ß 
Sii e 


TI TER TE u U a in oe me 
Ta d beee i ean td ae x ER R Sa 


~ ` ee & 
A rn me 


En Se 
Tr U TER nn a 


Pe 
EEE 


io‘ 
Tg 
ach 
Fe 


- ~. 
ger Re a ee Ma 
$ ale x > 


_ - s 
- un er u ERLERNEN > 
2 sacma re age 
l - DTe = 3 a e 7 


ö > b 6) 
WIR” 


è . RT o ei > Bd z LA 
i -1 K f mepes kane AEA 

1 D v — A FA 
. d . iTe - ~ 

4 L = ger — Ea ge ee à ~ i 
P u NET 5 aa * Dy z ri er in 

pratan - > r H Q J i or 
z r ö dr &- 
š igp 


RER: 


a vd aZ se 
, y r z 

+6 nn ai 

ne = ey 
y * 
Pr i 
: i 
` < 


TEA ee en 
E x 5 
’ G 
` = 
F 


Ai e r a e x‘ Zu ET pe ED FE TE Ti » u. u > 
en. ee ee © a N ER: re) a EEE a Biran 
d d A Ti = ` m S ` 157% : ehr» a g . . i = 
Dr i . r aş Re Zee 3 i 
i NE Yun: 


‚ kulose im allgemeinen in der Conjunctiva bulbi. 


T 


- vorkommen, die sich in keiner Weise von einer Iridocyclitis auf 


. rufen lassen. 


i 7 > x t Edi I ERSTEN i Ir Boom _ > 
a j u! Y ATE u DE Wie . at 5 3o) 5 a a EN A Se S 
ee; r E .. y . ~ - e y g + » EST Y ANNO : 
n Pre i c7 4 -Y i ATPL < `. ae ur 2.0, r ee. E er As z CE AN hia ZT EA 5 TOPR 
l è {f = $ u S > ` f Cars aa Wi % p* Na Te Er rer Ft En AA u re ni 
> ; 2 i a ; r.i 4 | u \ f = - in BUS A N AAA AA A ur EN, A 
r as P t. i _ 5 Br r RE, arip ns; RE ir hp“ é 
g E e aa Er ur; j un ol » Ur 
i ; à : ; . ` ` + P ro N n ger Ng -Y Sh je f Da Pe F R 
N ar > ` - R u -; a) {Ar 


+ 
er 


’ u. 72 Fr; 

a %, 2 rn 2 2 
Te 
fi} 


<i 


ra 


v et 
ma S e. O 
8 
RE, . 
\ ~ rA 


1078 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. ober. 


bad 
p 

% 
L 


kto 


können (Entropium, Trichiasis), die dann sekundär den Augapfel | 
schädigen. a 

Differentialdiagnostisch kann die Ähnlichkeit mancher Fälle 
mit Trachom zu Irrtümern Veranlassung geben, aber die Ein- 
seitigkeit des Prozesses und die Beschränkung auf bestimmte 
Stellen der Conjunctiva wird in der Regel den richtigen Weg 
zeigen. -Dann kann die durch Eindringen von Raupenhaaren 
entstehende, knötchenbildende Pseudotuberkulose ein ähnliches 
Bild- abgeben, hier ist aber auf die Anamnese und auf die bei ge- 
nauer Lupenuntersuchung erkennbaren Fremdkörper (Haare) 
Wert zu legen. Außerdem sitzen die Knötchen der Pseudotuber- 


erbracht worden. Während die meisten Knötchen sich über ı was 
längere Zeit beobachten lassen, kommen auch ganz flüchtige, 
ähnlich aussehende vor, die im Lauf eines Tages’ entstehen und 
"wieder verschwinden, von Gilbert neuerdings als Tube kulide 


bezeichnet. An den Stellen, wo größere Knötchen sich zurück 
gebildet haben, sieht man dunkle Flecke der Iris. 75 
Die Iris zeigt häufig, diffuse Schwellung, Vierwaschenheit des 
Oberflächenreliefs. ‚Im Laufe- der Zeit pflegen die Synechien zu- 
zunehmen, ausgedehnte Verwachsungen. des Pupillarrands mit 
der Linsenkapsel sich einzustellen, im Pupillargebiet erscheint Ex- 
sudat, das sich zu grauweißen, bindegewebigen Häutchen orga- 
nisiert, die Glaskörpertrübungen nehmen zu, es kommt zu Linsen- 
trübungen, die allmählich vollständig werden, der Augendruck = 
sinkt, sofern nicht Komplikation mit Sekundärglaukom auftritt. 
Das Verhalten der Netzhaut kann nur noch indirekt aus ‚dem 
Verhalten des Lichtscheins und der Projektion erschlossen wer- 
den, diese bleibt zwar oft jahrelang erhalten, schließlich wird 
sie aber doch in einem Teil der Fälle schlecht, ein Zeichen hin- 
zugekommener Netzhautablösung. Sehr bedeutungsvoll ist auch, 
daß in vielen Fällen tiefsitzende Hornhauttrübungen auftreten, 
die sich vom Rand nach der Mitte zu vorschieben und schließlich 
einen großen Teil der Cornea einnehmen können, Sie sind nur in 
begrenztem Maße der Aufhellune fähig. | RE 
Zwischen solchen Fällen, die den eben geschilderten Aus; 
gang nehmen und den ganz leichten, bei denen es nicht über die 
Entstehung einer Anzahl von Präcipitaten und einiger Synechien 
kommt, kann man nur alle denkbaren Übergänge der Schwere 
feststellen, woraus schon ersichtlich ist, daß die einfache. Kli- 
nische Untersuchung nicht imstande ist, die gemeinsame Ätiologie 
aller solchen Fälle zu ermitteln. In neuester Zeit hat Sidler- 
Huguenint) in einer sonst sehr verdienstvollen Arbeit die 
Behauptung aufgestellt, daß die geschilderten Fälle schwerster 
Iridocyelitis, die schließlich zu Katarakt, Netzhautablösung, eyen: 
tuell Schrumpfung des Augapfels führen, mit Tuberkulose nichts 
zu tun hätten und vermutlich auf Störungen der inneren Sekre- 
tion beruhten, Ich muß dieser Ansicht auf Grund ausgedehnter 
anatomischer Untersuchungen widersprechen und bin sogar der 
Ansicht, daß gerade diese Fälle in ihrer überwiegenden Mehrheit 
sicher der Tuberkulose zuzurechnen sind. Ganz besonders über- 
zeugend für die Zusammengehöriekeit dieser schweren mit den 
leichten Formen sind Fälle, wie ich einen veröffentlicht habe, 
wo längere Zeit der Krankheitsprozeß klinisch auf beiden Augen 
genau in der gleichen Weise verlief, dann aber das eine Auge mit 


Die Tuberkulose des Uvealtraktus, vor 
allem die Iridoceyelitis ist die häufigste und 
praktisch wichtigste Augenerkrankung auf 
tuberkulöser Basis. Es sei hier gleich betont, daß das 
klinische Bild Züge aufweisen kann, die für die Ätiologie bereits 
von großer, fast ausschlaggebender Bedeutung sind, daß aber 
andererseits sehr häufig auch ganz uncharakteristische Bilder 


anderer Grundlage unterscheiden lassen. Die Berechtigung, auch 
von diesen letzteren einen erheblichen Teil der Tuberkulose zu- 
zurechnen, gewinnen wir dadurch, daß wir uns alle Errungen- 
schaften der modernen ‚Diagnostik zunutze machen. Die Me- 
thoden, um die es sich hierbei handelt, deren Anwendung uns 
gelehrt hat, daß so ungeheuer viel Uvealerkrankungen tuberku- 
löser Natur sind, sind im wesentlichen folgende: 

1. Die klinische Beobachtung mit verbesserten optischen 
Hilfsmitteln: a) Hornhautmikroskop, eventuell mit sehr starken 
Vergrößerungen, b) neue Beleuchtungsapparate, in erster Linie 
die Gullstrandsche Nernstspaltlampe. - 

2. Die Tuberkulindiagnostik. 

3. Rückschlüsse aus den Ergebnissen der 
Therapie. 

4. Pathologisch-anatomische Kontrolluntersuchungen solcher 
Fälle, die als Iridocyclitis begannen und schließlich zur Enuclea- 
tion kamen. 

5. Experimente, die feststellen sollten, ob und inwieweit 
Krankheitsbilder, die wir beim Menschen beobachten und auf 
Tuberkulose zu beziehen geneigt sind, sich beim Versuchstier 
durch Einführen von Tuberkelbacillen in die Blutbahn hervor- 


[2 


specifischen 


6. Verimpfungen von excidierten Irisstückchen in die Vor- 
derkammer vom Kaninchen oder das Peritoneum vom Meer- 


normaler Sehschärfe ausheilte und bei 13 jähriger Beobachtung 
schweinchen, unverändert blieb, während das andere zur Enueleation kam und 
7. Die genaue körperliche Allgemeinuntersuchung und die | schwere Tuberkulose des Ciliarkörpers und der Iris aufwies. 
Anamnese. | 


Wenden wir uns. nun zu einer etwas eingehenderen Be- 
sprechung der oben erwähnten diagnostischen Methoden. Fine” 
klinische Untersuchung: der in Betracht kommenden Augen ohne 
feinere optische Hilfsmittel kann nur in Fällen mit sehr aus 
gesprochenen Veränderungen einigermaßen genaue Ergebnisse 
liefern. Vollends eine einfache Betrachtung mit bloßem Auge 
bei Tageslicht wird sehr häufig die Hauptsachen übersehen lassen. 
Deshalb sei dem praktischen Arzt empfohlen, unter allen Um- 
ständen in einem dunkeln Raum bei fokaler Beleuchtung mit | 
möglichst guter Lichtquelle, Gasrundbrenner oder elektrischer 
Mattbirne, und mit einer Beleuchtungslinse von 20 Dioptrien ZU 
untersuchen, womöglich unter Zuhilfenahme von Lupenvergröße- 
rung, wofür die binokulare Zehender-Westiensche Handlupt 
empfohlen werden kann, ebenso die Hartnacksche‘ Kugellupe. 
Hiermit werden sich wenigstens Beschläge und feine Syn 
sowie Irishyperämie und. nicht allzu kleine. Knötchen auffinden 
und damit die sichere Diagnose der Iridocyelitis 


Zunächst noch einige Worte über den klinischen Verlauf 
der Fälle von Iridocyclitis, die wir der Tuberkulose zuschreiben. 
Es handelt sich um ein sehr chronisches Leiden, das sich unter 
Verschlechterung und vorübergehenden Ausheilungen über viele 
Jahre hinziehen kann. In jedem Stadium ist eine 
spontane Ausheilung möglich, die Schwere der 
einzelnen Fälle zeigt enorme Verschieden- 
heiten und, was besonders hervorzuheben ist, 
es kann sogar bei demselben Individuum trotz 
anfänglicher Gleichheit des Befundes das eine 
Auge mit gutem Sehvermögen ausheilen, wäh- 
rend dasandere zugrunde geht. 

Der Beginn des Leidens pflegt sehr unscheinbar zu sein. Der 
Kranke bemerkt eine geringe Sehstörung, einige Trübungen vor 
dem Auge, das dabei ganz frei von Injektion sein kann, in anderen 
Fällen leichte Ciliarinjektion, aber selten heftige Entzündungs- 
erscheinungen aufweist. Die Untersuchung ergibt Hornhautbe- 
schläge, entweder sehr-feine, uncharakteristische, oder schon sehr 
früh eine Anzahl großer flacher, gelbweißer, runder Auflagerungen 
auf die Hinterfläche, die aussehen wie Bakterienkolonien auf 
Agarplatten. Dazu die eine oder andere hintere Synechie, deut- 
liche bluthaltige Gefäße an der Oberfläche der Iris, Trübung im 
Kammerwasser, meist sehr zart, eventuell einige Glaskörper- 

trübungen. Ein wichtiger Befund, der aber häufig auch vermißt 
wird, sind Knötchen in der Iris, meist sehr klein, mit Vorliebe 
an den Stellen hinterer Synechien zu finden, aber auch im übrigen 
Irisgewebe und besonders häufig als halbkugelige Prominenzen aus 
dem Kammerwinkel hervorwachsend. 

Gerade für diese knötchenbildende Iritis ist schon vor mehr 
als 20 Jahren von Leber der Beweis der tuberkulösen Natur 


stellen lassen, 
und das ist die Hauptsache. Denn in der Praxis sieht mau nr ` 
oft, daß solche Fälle als Conjunctivitis diagnostiziert und dem 
‚ entsprechend falsch behandelt werden. er: en 

Was der Spezialist darüber hinaus mit seinen st 
noch an Einzelheiten erkennen kann, braucht hier nieht D t 
erörtert zu werden. Ich verweise in dieser Hinsicht auf die a 
stellung von Krückmann in Graefe-Saemisch, pars Ir 
2. Auflage, und in Axenfeld, Lehrbuch der Augenheilkund 
5. Auflage, sowie auf die neuen Arbeiten von Koepp® In 

Die Tuberkulindiagnostik wird. im allgemeinen en ME 
mit subeutanen Injektionen von 0,5, 1,0, 3,0 und Di pet 


| Re à ae a Gige 
1) Sidler-Huguenin, Klin. Mbl. f. Aughlk. LXI, 2, 5. 2% 
2) Koeppe, Graefes Arch. LXXXXIL, S. 115. 


- 


` 
u 


| 
« 
» 
“ 
. 


go = ü ER z ; Digitized by Google ER 


ei 
x RA Ta 


EE TE 
D N 
w. 

A 


X 


Ne 


-XxX 
\ 


Fu ER ara 
a XX ECAS ` 


~ns 


en 


we‘, 


NN NE Nie NN Nr N N N 
[i 


~:n 
pan 


. auch der Eindruck zu sprechen, den ich, ohne ihn zahlenmäßig be- 


 bindenden Schlüsse zuläßt. 


. "versäumt werden, man muß aber wissen, dab ihr Wert für die 
ätiologische Klarstellung des Augenleidens ein relativ geringer 


‘nur ganz vereinzelt an.  ž 


. mische, Kontrollüntersuchungen gemacht und hierbei die be- 


. . 2 - $ A ia; 
` R% 
l a 


R 

un 
wre. 
7 


26. Oktober. _+919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr 4 T ARE 
Alttuberkulin, während die Pirquetsche Reaktion nur bei kleinen | legen zu können: weil mir die’ Zeit zu den umfangreichen siá” z u 
Kindern in Betracht kommt, Die Allgemeinreaktion, d. h. kurz. tistischen Aufstellungen fehlt, während der ee eng we ii 
‚ansteigende Temperaturkurve bei vorher normalem Verlauf, als | gewonnen habe. Mir schein: die Zahl der Fälle, die. wir als. -: - p Ein 
. positiv schon bei 34 ° Differenz anzusehen, sagt uns an sich über | tuberkulöse Iridocyelitis diagnostizieren, in meinem Material =. Ki, 
die Natur des Augenleidens noch nichts Bestimmtes aus, ist | sehr erheblich zugenommen zu haben. Dies würde in Überein? ir 
aber im Sinn erhöhter Wahrscheinlichkeit der stimmung sein mit der erschreckenden Zunahme der Tuberkulose =- ar 
tuberkulösen Ätiologie mit zu verwerten. .Das |. aller Körperteile. EURE: en ae N Poal 
an gilt für die Stichreaktion an der Injektionsstelle. Die Der hintere Abschnitt des Uvealtraktus, die Aderhaut, dern - Eai 
jagnostischen Einspritzungen werden im allgemeinen im Ab- Veränderungen wir ophthalmosko pisch wahrnehmen konba te Ai 
stand von zwei Tagen gemacht, da auch verspätete Reaktionen sich entweder mit der Iridoeyelitis ‘oder er- tritt völlig selb- 5 Ber 
(nach den ersten 24 Stunden) vorkommen. A < ;„ | Ständig bei klinisch normalem Verhalten des vorderen Bulbus» 5 ii 
Di e Lokalr eakti on am Auge betrachten wir | abschnitts- auf. Das Bild ist die disseminierte Chorioretinitis, die are Eae 
als bewe isend für die tuberkulöse Natur des | sich im allgemeinen- in ihrem ophthalmoskopischen Aussehen NS LE 
Leide ns: ihre Feststellung erfordert aber specialistische Schu- nicht wesentlich'.von ätiologisch anderen Formen unterscheidet Va E tE 
lung sowie regelmäßige Bęobachtung mit vergrößernden. Instru- Immerhin gibt es Fälle, wo der Kundige aus. dem Aussehen der - -4 H Ä A ; 
menten, und wird deshalb dem praktischen Arzt im allgemeinen | Krankheitsherde schon gewisse Schlüsse in. ätiologischer Hinsicht; Bu 
nn ea nen Über ihre Häufigkeit gehen auch‘ die An- | ziehen kann. e toe a RE a R Por a a Tr 
sichten der Fac männer erheblich auseinander, je genauer man | 2. Ne ee a a a 
untersucht,’ desto öfter findet man sie, es ist aber zuzugeben, allen a de a RT E > j 1 
daß sie nicht in der Mehrzahl der F älle zur Wahrnehmung kommt. | ehr geringe oder gar keine Sehstörung. nachweisen, allmählich 12 ds; 
Eine wirklich eindeutige D tagnosenstellung ‚gelingt demnach mit pflegt aber eine langsame Abnahme der Funktion einzutreten. de i io 
dér . Tuberkulinmethode längst: nicht immer. Überzeugende Er- sich natürlich ‘entsprechend der Beeinträchtigung der Klarheit an 
folge der Tuberkulintherapie gestatten- Rückschlüsse auf die A | | | s 


konnte mehrmals-in Fällen, die klinisch völlig zweifellos waren, 


. gezeigt werden, daß eine restlose Ausheilung der specifisch tuber- 


kulösen Entzündungsprodukte zustande gekommen war, sodaß 


Auge unbrauchbar gemacht hatten. Fe a 
„pie Frage, ob durch Einführung von Tuberkelbacillen in ’die 
Blutbahn des Versuchstiers am Auge analoge Krankheitsbilder 
hervorgerufen werden können, wie wir sie beim Menschen haben, 


ist durch Stock beantwortet worden. 


Aus seinen Experimenten geht hervor, daß so ziemlich sämt-, 
liche beim Menschen beobachteten und auf tuberkulöse „Atio- 
logie bezogenen Krankheitsbilder durch Injektion lebender 
Tuberkelbacillen in die Carotis des Kaninchens hervorgerufen 


. > . . N 
werden können, ferner, daß diesen’ Erkrankungen eine ungemein 


weitgehende spontane Ausheilbarkeit. eigentümlich ist. Es han- 
delt sich also bei diesen auf hämatogenem Wege entstandenen 
Krankheiten um relativ gutartige Prozesse, während man bei. 
Verimpfung derselben Tuberkelbacillen in die vordere Kammer 


‚schwerste Impftuberkulose mit Zerstörung des Augapfels ent- 


stehen - sieht.. Bei den experimentellen hämatogenen Uveal- 
erkrankungen sieht man anatomisch oft ganz uncharakteristische 
Lymphocytenanhäufungen- ‘ohne Riesenzellen und nr 
Letzteres ist besonders wichtig, weil wir solchen Befunden auc 


beim Menschenauge begegnen. 


Zu den Experimenten gehört auch die Impftuberkulose durch | 


‚Übertragung von Gewebsstückchen in die vordere Augenkammer 
des Kaninchen oder das Peritoneum des Meerschweinchens. 
Solche Versuche sind aber, wie wir jetzt wissen, nur eindeutig, 
wenn sie positiv ausfallen, während das negative Ergebnis keine 


"Die körperliche Allgemeinuntersuchung sollte zwar niemals 


ist, denn die Mehrzahl der Patienten mit tuberkulöser Uveitis ist 
sonst im klinischen Sinn frei von tuberkulösen Veränderungen, 
vor allen Dingen trifft man die gleichzeitige Lungentuberkulose 

i ‚ähnten Methoden bleiben 

Auch bei’ Anwendung aller der erwähnten Methoden bleik 

immerhin noch genug Fälle übrig, wo auch der Erfahrene Zweifel 
behält, ob es sich wirklich um ‚tuberkulöse Krankheitsprozesse 
handelt. Aus diesem Grunde habe ich, wie schon erwähnt, anato- 


N) .» 9% im: 5 
stimmte Überzeugung gewonnen, daß die klinische Diagnose, 
auch da, wo sie aichi mit absoluter, Sicherheit gestellt: werden 
konnte, im allgemeinen richtig. war, Im gleichen Sinne scheint mir 


| der brechenden ‚Medien 


steigert 


reichen kann. 


Nicht immer aber erklärt die o 
suchung ohne. 


jektive Unter- 


~ 


gibt die Erklärung dafür. Sie zeigt nämlich, daß auch‘ die Netz- 


dem: Augenspiegel. Bei der Aderhautentzündung ist‘ für das Seh- 

vermögen wesentlich entscheidend, ob die Forea centralis und 

ihre nächste Umgebung erkrankt ist oder nicht. un N 
. Viel seltener als d 


Uvealtraktus. sind die Fälle, wo die Tuberkulose von vornherein 


| ‚ und bei zunehmender Katarakt. _ 
| oder gar Eintritt.von N etzhautablösung die höchsten Grade .er-. 


weiteres die Schwere der Sehstörung. Auch bei 

| relativ guter Sichtbarkeit des ‚Augenhintergrundes und Abwesen- 
‚heit pathologisch-ophthalmoskopischer Befunde kann der Visus z 
sehr schlecht sein. Die anatomische Untersuchung solcher Augen `` 


haut zahlreiche Tuberkelknötchen aufweisen kann, und daß in 
diesen Fällen die äußeren Schichten der Retina, d. h. die Seb- - 
elemente ausgiebig zugrunde. gehen. . Ebenso werden die letzteren - .. 
häufig geschädigt durch Entzündungsprozesse, welche sich in der 
darunter liegenden Aderhaut abspielen, ohne daß dabei das Pig- 
mentepithel wesentliche Veränderungen zu erleiden braucht. In 
‚solchen Fällen entziehen sich die Befunde der Wahrnehmung mit . 


die bisher besprochenen Erkrankungen des 


an Iris, Corpus ciliare sowie Aderhaut in Form großer entzünd-. : 


licher Tumoren auftritt. ' Diese sind. längst bekannt und wurden 
früher. regelmäßig enucleiert, während sie jetzt "Gegenstand. der 
Fälle, die sich klinisch als sehr akut verlaufende Iridocyelitis mit 
dichter gelbgrauer Trübung des 
Verlust. des Lichtscheins abspielen. Sie sind durch anatomische 
Untersuchung als zur Tuberkulose gehörig erkannt, haben aber 
für (den praktischen Arzt wegen ihrer Seltenheit: kaum eine Be- 
‚deutung. ee en Ä 


Am längsten hekannt sind die ophthalmoskopisch diagnosti- 


zierbaren Miliartuberkel der Aderhaut, anatomisch von-Cohn- 


heim, klinisch von Albrecht. v. Graefe und L eber zu- 
erst beobachtet; nur der Vollständigkeit wegen sei an diese er- 
innert. | u 

, Die Tuberkulose der Retina ist viel seltener als.. die des 
Uvealtraktus, aber doch häufiger als im allgemeinen angenommen 
wird. Sie; kann auf hämatogenem Weg entstehen, ferner durch 
Übergreifen von der Aderhaut her oder durch Infektion vom 
Glaskörperraum aus infolge einer Tuberkulose des Corpus ciliare. 
Die klinische Diagnose der Retinaltuberkulose ist selteı 


suchung, deren Ergebnisse: bereits Erwähnung fanden. . Ein Hin- ` 
weis auf die Miterkrankung der Retina kann bei sorgfältiger 
ophthalmoskopischer Untersuchung. -in dem Auftreten meist pe 
ripher gelegener weißlicher Membranen gefunden werden, die 


präretinal. liegen und nur an einzelnen Stellen an der Unter- . 
‚lage fixiert sind. Sie deuten. darauf hin, daß sich an den be- 


treffenden Stellen der Retina Tuberkelknötchen ‚entwickelt . 
haben. Wir wissen jetzt weiter, daß ein Krankheitsbild, das 
man früher .rezidivierende Glaskörperblutungen bei jugendlichen 


‚Individuen nannte, meistens auf eine tuberkulöse Erkrankung: der 
'Netzhautgefäße zurückzuführen ist. Die von einzelnen Seiten 


aufgestellte Behauptung, daß die spontane Netzhautablösung 


SiN p (S 


Glaskörpers und ganz -raschem . 


Behandlung ‘geworden sind.., Gleichfalls ; sehr selten sieht man ` 


) | möglich, 
wichtige Aufschlüsse erhält man erst bei mikroskopischer Unter- ° 


pi 

PA 
-r e 
~y 


r = . Pa 
A , yi J x 
“tr... - a E 
Ko o N 
WITZ S- r OT p gg = 


vor 


A i l = y 
z Us P A 
W a f rars . 


¿5 $ r . 3 
5 Er Ey F: 
`~ a “ F 2 » Pi 
i - > Dy š a x 
1 yiz 5»; = x 
t Fi s Are " - ne . - 
. pi x 5 - - ER f) = Pr BER, en . ri " 
+ è > =, = - 
en = E ry . re r = 4 
+ a - u * 
à R - so . E « + 
2 3 a A ne J f à 
= Ta Sr ky Pr - rat - ne ne 
i Pr Br . Dr ia 
. 5 x 
IT WITT > mr z TR: = F = =D 
rn = 


` 
- 

P > 

ki t 
t a S 

IT 
m una 
š q> 


.r 
. 
r—— terre 
area FEDER 


' 5 . 
a art nd nn ri en ABEL 
Kr eg: ee ae RT or s pri 
_ 


. 
i 
wet man 
` Ar 
en u 


en Sf Dan) 
ER ETF NN 
E ee 


ESEL, 
DIS 


a RE 
EEIIIIT gr: kanksi 
x 


=- ppan vom", 


s T é ad a Er: 


III T E e ea 


t 


; > oa 
. ' 
> 
er xe nr PET EA 
UNSER En 


anre 
me 
PAR: é 


= 
—— een 


— 


inni Man 
el: nen 3 


Jaana 
EOE 


ag 


-mr a m ola- 
> o aar eaa 


z F er 
< A TRN. 
PESES aeara 


-ETY 


Fa 


— Ga z 2 = 
evon ne x 
pepa 


nm È a 
rs i a 
Szene a re 


i ’ a, f 
CAM 
t ý 4 s br j 
i » Iy E x 
bi 
j Mi us 
' t DAA i 
} % ` y A 
y > LE 
n (oO “| 
v e 1 Hl 
> J é 
> y A à 
Tre S SR 
d . f J 7 
. vors y $ 
pa ( > 3 LER 
Fas E . t3 4 
9 ra 
Y 4 
x y + 
5 ner IER] 
La 2 Y 
j Pr 4 
u = + 
. E 
Er z 3.3 Ci 
d E . 
` s ? - RA 
. EA. 
~ ® b (A X » Heiz 
`] Be! un _ 
g H Wia 
i ur.) # 
m. ® 
[u N i W) 5 A ih- 
i x F., J 
n Pi eT = 
4 N ` Ti ur. MiS 
1] % 4 “ - 
Mr. a 
i u 
‚+ i $ BB. +. 
u mo E ar '} . 
f vi y . - 
$ j ne yo c 
ha _ i 
i CH v 
' o b uor Fa 
' i T. IP 
f gr ‚ar 
Y Don SNA 
FA? gr. $ ar 
210 u ws 
+ X P. d +) i 
i 38 j 
~ u A iN 
1 0 a - ; 
A s . ` pl 
i der fee. 
Do biei 
5 4 I i e m 
i V A i 2.088 
i r x i pi 
GEI 23 Be. 
Aa TAR En HHS 
€ n " 
-N ' N 
t f iR 
VERS ns wg 
ui l tay 
ze h y “ra 
au g N N i 
v2 u] € s o 
[i Li 4 % pts ki 
t 4 
var 4 l 
i AA > IE.: < 5 i} 
Fuel F3 p! 
N EE y 
+ HD a TA 4 Ä u 
` 4 
< MA ‘ t 
\ =; pa ni LINS 
nN : Ey 
BESE (Ma) EER 
i L > 
i 
E A } 
$ D'E 
al r P J 
íi 4 4 
u € 
i fl i Re 4° 
ti 1 a d > “ 
N 
$ t 
l 13: y y et 
HET a(r j 
MEP l 
a Bun |, 
7713 F 1 r 
E TED . 
i koi : ii un 
N > i mAN 
' ni q4 i ‘ i VLR E 
PLUE nd 
Ni i 
[| à hi y 
(l l ‘ Á 
-3 \} = W 
\ 17 # pag u‘ je 
I si i / EN \ L MN 
i f d $ 
i Wn CTA, t A » 
i wir! MA I 
A Po A ” 
r er u Ta AR Mi 
Ei: ib GA H l 
= í 
va Ba IE 
t . v, Ì t 
W vipa mi i 
ti 14 + T + ii 
Í Hi h È p i 
i i v g> 118 j * 
i i Ein M 7 Me 
| i 4 J 4 e 
zu | ] > t 
EEE, i { i 
EA F Ri- : 
i 1 i Be > Y 4 4 
3 1 $ t f f 
y N (j d A 
[ 1 DUM S j = Fe 
x iu» , Sc hr 
' eN. + fi 
t d * 
t | E ASN <i S 
F ` "RL TA e 
J ' Ba. 17 5 IN 
Eoi >- Aare Ar 
u, \yW j ` 
f Ai) u ah 
i bl LTE 
i 3 H RAE = Ri i R 
` CE, IRETE I 
y Ki x E h 
i í "Ta -FER 
r $ u 7 
TE K w K 
v 5 ri DE: 
EIo N LTOS nid 
AN D Baal Ni 
TAN ta 5 Arzt . 
Dar & Day +.‘ vi 
' npg ‘ > 
PE i rN i fi 
$ H d Í 4 E 
b Lan # E ur 
“| 
` z > 
fr ke 1. el | 
{ i \ rE EE OA ti 
pie | TAS ar. 
â u An g (Pa 
i _ Fi t ran i 
\ “ y4 P Å MLD Ru 2 
È i$ EAN Bun 
ii TIF \ a, Pe Q 
E ne ES e. s} 
EiT J ? ` F 
aD ARSI win. ENR UA 
2 "i ~ mi 1 
N... ' 
17 N UM 
\ . Si \ La am \ 
} er! URL Se NETTE 
i t 4 u 
i N $ 15 
i h S b i E 
r hR Eur! 
u 3 
$ MN ang 
ur r s P 
4 1 h 
Fi l 
" 4 
l 1 $ * urn H 
me 
? 5 H 
an j 
t re t 
A l 
` i} Y 4 
pi ' 
A Fa 
$ A J i J 
Ban , iH 
k 4 Bo T i 
l | Fr 04 ! 
a ; : ' 
7 In P i ": 
i G su - 
u} R de 
TR -F 
| +» e 
` 
a ' t 
: u ` 
PI vr 
t i 
`; t> 


- 
abe ke 
Fl 
en d $ 


ya 
gi 


D 
LA A 
E - 


1060. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. 


häufig auf Tuberkulose beruhe, kann dagegen noch nicht als ge- 
nügend bewiesen angesehen werden. | 


Auch der Sehnerv kann tuberkulös erkranken, und zwar ein- 
mal in Form der Solitärtuberkulose der Papille, andererseits von 
den Scheiden aus bei tuberkulöser Meningitis, endlich in der 
Form retrobulbärer Neuritis mit centralem Skotom, wobei wir 
lokalisierte Entzündungsherde im Stamme voraussetzen müssen, 


die allerdings noch nicht anatomisch erwiesen sind. Die Diagnose 
dieser Krankheitsbilder dürfte dem praktischen: Arzt im allge- 


meinen nicht möglich sein, die Kenntnis ihres Vorkommens ist 
aber immerhin nicht ohne Interesse. Da sie wesentlich den Spe- 


zialisten angehen, habe ich eine genauere Besprechung unter- 
lassen. | 


‚schließlich ist noch der tuberkulösen Erkrankungen der 
Lederhaut zu gedenken. Sie können mit Iridocyelitis zusammen, 
aber auch unabhängig davon auftreten. Gerade auf diesem Ge- 
biete hat die Tuberkulindiagnostik und -therapie viel geleistet. 
Die ‚„rheumatische“ Ätiologie, die man früher für sehr wichtig 
hielt, ist nahezu ausgeschaltet zugunsten der Tuberkulose und 
selbst gleichzeitig beobachteter „Rheumatismus“ hat sich in ge- 


nau. beobachteten Fällen mehrmals als tuberkulöser R 


> heumatis- 
mus herausgestellt. | 


Sowohl bei der tuberkulösen Skleritis wie bei der Irido- 
eyelitis kommt’ es recht häufig zum Auftreten tiefer im Par- 
enchym der Hornhaut gelegener Infiltrationen, die entweder mehr 
sektorenförmig an. bestimmten Stellen :des Randes oder über die 
ganze Cornea sich ausbreiten. Diese sekundäre Keratitis par- 
enchymatosa kann in manchen Fällen weitestgehende Ähnlichkeit 


mit der auf hereditärer Lues beruhenden typischen Keratitis par- 
enchymatosa haben. 


Wir kommen nun zu der häufigsten aller Augenkrankheiten, 
der Keratoconjunctivitis phlyetänularis und 
ihrer Beziehung zur Tuberkulose. Wenn das Wesen dieser. Er- 
krankung ‘auch noch nicht vollständig aufgeklärt ist, so kann 
doch meines Erachtens gar kein Zweifel mehr bestehen, daß sie 
der Skrofulose zugehört, und daß wiederum die letztere einen 
Symptomenkomplex darstellt, der nahezu ausschließlich bei tuber- 
kulös infizierten Individuen auftritt. Dabei kann die exsudative 
Diathese Ozernys sehr wohl den Boden abgeben, aber die 
bacilläre Infektion muß hinzukommen. Besteht, - wie z. B. 
bei ganz jungen Kindern, die exsudative Diathese allein, so 
fehlen die Phlyktänen. Wo sich die -letzteren finden, fallen die 
Pirquetsche und die übrigen Tuberkulinreaktionen fast aus- 
nahmslos positiv aus. | 

Legt man regelmäßig Temperaturkurven von phlyk- 
tänenkranken Kindern an, so sieht man fastniemalseinen 


normalen Verlauf derselben, sondern entweder subfebhrile 


Temperaturen oder mindestens einen sehr unregelmäßigen, 
zackigen Verlauf der Kurve. Die hochgradige ‚Überempfindlich- 
keit auf, kleinste Tuberkulingaben ist charakteristisch, Die 
Häufigkeit der Drüsentuberkulose ist allgemein bekannt und in 
jetziger ‚Zeit besonders in die Augen fallend. Die vom Stand- 
punkt des Ophthalmologen überhaupt verwerfliche Ophthalmo- 
reaktion kann bei solchen Individuen schwere und gefährliche 


Entzündungen auslösen. Phlyktänen kommen bei tuberkulösen 
und tuberkulinisierten Tieren vor. 


Was die Art des Zusammenhangs zwischen Tuberkulose und 
Phlyktänen betrifft, so stehen sich noch die Toxintheorie und die 
bacilläre Theorie gegenüber. Letztere ist 1916 von Star- 
eardt!) mit guten Gründen vertreten worden. Er stellt die 
Phlyktänen in Parallele zu dem Lichen scrofulosorum. Bei 
letzterem ist der lange mißlungene Bacillennachweis jetzt er- 
bracht, bei den Plyktänen bisher nur in einem Fall von Star- 
&ardt, der sie in der Muchschen Granulaform nachwies. 
Ihre Spärlichkeit oder ihr gänzliches Fehlen erklärt er so, daß 
ein hoher Antikörpergehalt des Blutes, wie er sich gerade bei 
outartigen Formen innerer Tuberkulose findet, die eingeschlepp- 
ten Baeillen zum Zerfall bringt, und daß die hierbei freiwerdenden 
Toxine die tuberkuloiden Knötchen, d. h. die Phlyktänen er- 
zeugen. Ob diese Ansicht der Kritik standhalten wird, ist ab- 
zuwarten, jedenfalls läßt sie sich mit den Tatsachen gut ver- 
einen. Abzulehnen ist die noch mehrfach vertretene Auffassung, 
die die Phlyktänen als Ekzem der Conjunctiva und Cornea an- 


1) Stargardt, Sitzungsber. d. Ophthalm. Gesellsch, Heidel- 
- berg. 1916, | | 


4 [Ira wk 
ER 


sieht, denn sie finden sich nicht bei jedem Ekzem, sondern nur | 


bei dem Ekzem der Skrofulösen, und kommen außerdem sehr 
‚häufig vor bei Individuen, die nie an Ekzem gelitten haben. 


Wenn wir uns nun der Frage der Therapie tuberkulöser 
Augenleiden zuwenden, so ist es bis heute noch nicht möglich, 
hierfür allgemein anerkannte Normen aufzustellen. Dement 


sprechend finden wir unter den Ophthalmologen sowohl ent 


schiedene Anhänger der specifischen, d. h. Tuberkulinbehand- 
lung, wie auch andererseits Autoren, die von dieser Therapie 
nichts wissen wollen. Wir müssen uns hier erinnern, daß die 
tuberkulöse Natur der Erkrankungen, von denen wir gesprochen 
haben, vor noch nicht sehr langer Zeit fast völlig unbekannt war, 


und daß man diese Fälle demgemäß damals ausschließlich nicht 
specifisch behandelte, trotzdem aber eine ganze Anzahl hat aus- 


heilen sehen. Auch heute beobachten wir noch genug Fälle, die 


im Siun einer specifischen Therapie gar nicht oder ganz unge- 
nügend behandelt wurden und doch heilten. Diese Tatsachen: 
erschweren ganz außerordentlich die Beurteilung der ‚wirklichen 


Erfolge der Tuberkulintherapie. Hierauf hat besonders Hertel 
mehrmals nachdrücklich hingewiesen, EP 


Die erste Tuberkulinära hat für die Behandlung der Augen- 
krankheiten nichts Bleibendes hinterlassen. Erst A. v. Hippel 
und seine Schule haben die Prinzipien einer rationellen Tuberku- 
linbehandlung in jahrelanger Arbeit begründet und zur Aner 
kennung gebracht. Es ist von Wichtigkeit, hervorzuheben, daß 
A. v. Hippel von der. Behandlung .schwerster Formen der 
Augentuberkulose ausgegangen ist, die sonst nach damaligen 
Grundsätzen der Enucleation verfallen wären, und daß gerade 
die hierbei erzielten Erfolge ihn zu immer weiterer Ausdehnung. 
der Anzeige für die speeifische Behandlung gebracht haben. 
Theoretisch könnte man sagen, der Wert und die Überlegenheit 
der Tuberkulinbehandlung lassen sich beweisen, wenn ein seht 
großes Material specifisch behandelter Fälle einem ebenso großen 
anders oder gar nicht behandelter desselben Beobachters gegen- 
übergestellt wird. Nun ist eine solche Arbeit schon an sich sehr‘ 
schwer durchführbar, ich glaube aber überhaupt nicht, daß die 
rein statistische Methode hier zum Ziele führen kann. Jeder er- 
fahrene Tuberkulintherapeut weiß, daß durchaus nicht alle Fälle 
von tuberkulösen Augenerkrankungen mit Tuberkulin geheilt 
werden können. Andererseits sieht man aber auch so zahlreiche 
Fälle, bei denen die sorgfältige klinische Beobachtung den Wert 
der Behandlung so überzeugend macht, daß nur eine zu weit 
getriebene Skepsis zur Ablehnung führen könnte. Von grober 
Bedeutung sind auch für mich»immer die Fälle gewesen, die der 
nicht specifischen Therapie getrotzt haben und dann auf Tuber 
kulinbehandlung einen völligen Umschwung zeigten. Die Auf 
gabe der Zukunft ist es, die Gründe zu finden, warum die einen 
Fälle so günstig reagieren, die anderen nicht. | 


Much glaubt ja bekanntlich diese Frage gelöst zu haben 
durch seine Partigendiagnostik und Behandlung. Er ist der An- 
sicht, daß es bei der Tuberkulinbehandlung vom Zufall abhänge, 
ob das eingeführte Präparat im Einzelfall den Immunitätstiter 
günstig oder geradezu ungünstig beeinflusse, während sich der- 
selbe bei Anwendung seiner Methode nach exakten mathema- 
tischen Prinzipien beeinflussen lasse. Für die Augenerkrankungel i, 
ist diese Methode bisher nicht in dem Umfange geübt worden, dab 
man berechtigt wäre, bestimmte Schlüsse zu ziehen, In meiner 
Klinik sind Versuche im Gange, es wird aber. noch längere Zeil 
dauern, bis unser Material ein maßgebendes Urteil gestattet. 


Auf Grund meiner persönlichen Erfahrungen bin ich der AD- 
sicht, daß zurzeit bei den tuberkulösen Augenaffektionen, gan 
besonders der Uveitis, die Tuberkulintherapie das beste Verfahren 
ist, das wir besitzen, sofern der oberste Grundsatz nicht außer 
acht gelassen wird, daß nämlich eine wirksame Tuberkuln- 
behandlung, besonders wenn sie Wert für die Verhütung von Rück 
fällen haben soll, sich über sehr lange Zeit, jedenfalls über eme 
Reihe von Monaten erstrecken muß. Ich glaube auch, das der 
Vorschlag von Sidler-Huguenin, mehrere Jahre NE 
ander eine Injektionskur zu wiederholen, auch wenn keine Rück 
fälle aufgetreten sind, also prophylaktisch ernste Beachtung ver 
dient. Diese sehr langen Kuren lassen sich praktisch an 
Schwierigkeit durchführen, da hierzu durchaus nicht unbeschri 
langer klinischer Aufenthalt erforderlich ist, wenn man vol S 
allerschwersten Fällen absieht, Die Kur wird in der Klinik on- 
geleitet und die Dosierung ausprobiert, die der einzelne Fall Br 
trägt. Dann werden die Kranken nach Hause entlassen” 


Digitized ‚Googles z 


TOER 
x - A ‘ > 
a Er 


% 


p 26. Oktober E oe EEE e a ee i a 
lit: = | 1919. MEDIZINISCHE KLINIR — Nr.48. ©. a, 
a DEG weiteren ambulanten Behandluns f he tfer: e ohnen e P. . er = z BE ER a Eu 
ri _ von ihren Kassen- oder. gönstig = rg ae | dadurch bedingt, daß . der Entzündungsprozeß ‘als solcher die  ..:- Ei 
-durchgeführt wird. ` -o 97. l 7 i seren Angaben |. An ne nun geschädigt oder..vernichtet-hat, . » =, 23 IH 
a a an a A SL a D RE i haupt die Behandlung. wirksam werden konnte: ‚Ob dies. 0.2... wtf 
A o a nn. pe : ee ‚als. Grundsatz ‚der Tuberkulinbehand- | der F all-ist oder nicht,: kann man dem öphthalmoskopischen Be- n P gR] 
go are g n t, mi leinen Dosen zu beginnen und sie in der fund eines chorioretinitischen Herdes, das heißt. einer telle im. ~ eT 
bs ` ytelse zu steigern, daß stärkere Allgemein. und Lokalreaktionen | Augenhintergrund, die sich in frischen -Fällen, -durch ` wéiBliche ~ >< E f: 
Hy : V Me u un lst neuerdings darauf hingewiesen | Netzhauttrübung, in älteren teils durch Atrophie, teils durch ° -° o 1 
CR, dab man öfter gerade im Anschluß -an heftige- Reak- | Wucherung des: Pigmentepithels als heller Fleck mit mehr oder =~ ° o Eii 
bi oo onen raschè Besserungen sich anschließen sieht. Ich kann diese |. minder reichlicher Pigmentierung darstellt, nicht ansehen. Außer 0% Mi 
ne a bestätigen, halte sie aber keineswegs für allgemein |. dem-kommt es bei der ‘Chorioretinitis' entscheidend darauf an, ob 2 a 
be: ne und. würde jedenfalls dem praktischen Arzte durchäus | das Netzhautcentrum beteiligt ist oder nicht. Daß bei-der tuber- | © Pe 
m k TA a wein nn heftigen Reaktionen absichtlich hervorzu-. kulösen Uveitis eine Heilung im anatomischen’ Sinn, d: h.'Testloser: A er 
I a. es Auberkulinpräparat man. wählt, scheint nicht |. Schwund - der „specifischen Entzündungsprodukte unter. Narben-: En bh 5! 
M ‚von ausschlaggebender Bedeutung zu sein. Früher habe ich vie] |. bildung, auch in den allerschwersten Fällen, die. wegen ihrer Kom- ur 
ni mit Tuberkulin Beraneck gearbeitet, dessen Anwendungsweise | Plikationen schließlich der Enucleatiön verfallen, zustande‘ kom- ne, 
n Daun an Sn Fe die fertig dosierten Lösungen hat. | men kann, haben mich mikroskopische. Befunde gelehrt. _ :.: 7> = a AE d Fi 
o mege Konnte dies nicht mehr bezogen werden, seitdem ie Tüberkuli 'andlung der frühen Sta. eh 
: .. arbeiten wir wesentlich ‘mit Alttuberkulin mach -der von Schö- dien an a ndluız ak ne ee Be 
E ler angegebenen Verlünnungsweise der Lösungen, . wobei -die | wenn sie lange oae hort sc z aod on | o z i 
PR {nm daß bei jeder Injektion die Lösung frisch her- | 2 ei . er Überzeugun £ wesentlich gün stiger FR m Hi N s 
; ee En | on 0 j.#eilresyultate als andere Behandlun. sme tho- SEGRE 
a Co lo o ir beginnen mit der Dosis 0,015 mg, die in folgender Weise |' den. ` Freiliċh ist-es,. wie ‘schon erwähnt, nicht möglich, diese: ai F A 
i hergestellt wird: 1 Tropfen Alttuberkulin auf 40 ccm sterile | Ansicht strikte zu beweisen, weil der Einwand, daß äuch ‘in, allen er f E 
na physiólogische Kochsalzlösung, jervon eine ganze Pravazspritze | Stadien Spontanheilung ‚beobachtet wird, berechti ist, Dr > a. iuad gd 
E nochmals auf 40 cem Kochsalzlösung und von dieser Lösung eine ‚Kliniker kann nichts ‚anderes tun, als in möglichst: sorgfältigen, —— N 
¿>  _  Pravazspritze injiziert. Nach diesem Prinzip wird weitergegangen: | Mit Selbstkritik verbundenen Beobachtungen: sein Urteil za bilden... 26 j] 
a! 1 : 30 -30 — 0,06 mg, 1 : 20 : 20 — 0,06 mg usw. Bei 0,5 mg fällt |. Daß éine wesentliche Besserung der heut£ erreichbaren -Resultate ` :. -> nl 
“die doppelte Verdünnung weg; hier wird ein Tropfen auf 50 cem |;noch dringendzu wünschen ist, kann keinem Zweifel -unterliegien. gi 4 
`.. gegeben und davon eine ganze Spritze injiziert. "Auf diese Die Tuberkulinbehandlung scheint mir "besondere Àn satai dB 
IE. ee era A | 3 e g scheint mir besonders in-jetzieer er galt 
> ren sich eine allmähliche- Steigerung bis zu 10 oder 15 mg Zeit von Wichtigkeit, wó. die übrigen. Heilfaktoren, in’ Allerereter. J i | ' 
i = naca Bedarf erreichen. Verwendet man die Bacillenemulsion, so | Linie die. Steigerung der Abwehrkräfte durch möglichst .kräftige - a a in 
© ist der Beginn mit ganz kleinen Dosen erst recht zu empfehlen | und zweckmäßige Ernährüng, noch für lange Zeit..ein. frommer FRE 
i -  (Anfangsdosis 0,001 ccm, langsames Steigen ‚nicht über 0,001), | Wunsch bleiben wird. Die übliche Lokalbehandlung, Wärme, Be: 
a weil man hierbei zweifellos stärkere Reaktionen sieht als bei Atropin, behält natürlich stets’ ihre. Bedeutung, ebenso bei den © >> k iii 
Fa Alttuberkulin, auch bei solchen Patienten, die mit einem anderen | schweren und vorgeschrittenen Fällen mit vie] hinteren. Synechien . ch Bl 
2. Präparat schön relativ hohe Dosen erreicht hatten. S idler- | und Katarakt die ‚operative ‚Behandlung, ~ Bei letzteren ist:aber 0... Mo {i 
> >- Hugu emin empfiehlt den: grundsätzlichen: Wechsel verschie- oberster Grundsatz, Eingriffe so lange wie irgend möglich hinaus- sh {i 
Booo dener Präparate bei demselben Patienten ‘in der Weise, daß- man |: zuschieben, da frühzeitige Iridektomie, "besonders aber Extraktion ee 
Te zu einem anderen übergeht,. wenn das erste keine rechte Wirkung |. der, getrübten' Linse, erfahrungsgemäß sehr schlecht . vertragen. . Er | | 
š aT zu haben scheint; ich habe darüber keine. größeren eigenen- |: werden und zu ‘raschem Verlust des A ges- durch: Phthisis -bülbi; a op 
% rungen. BE De = . | führen können... _ | ee ee ar 
j ‚ „Was die therapeutischen Resultate angeht, so kann ich in |. ` Die Lokalbehandlung nach bekannten Gründsätzen. behält  - 3 E 
;' dieser Hinsicht leider keinen Überblick über das eigene Material | natürlich ihre größte Bedeutung auch für das Heer der phlyktänu- © = p; 
p ‚geben, da bei der Größe desselben eine statistische Bearbeitung | lären Entzündungen, aber auch bei diesen kann die T uberkulin-. “ih 
„  Viel-längere Zeit erfordern würde, als sie mir derzeit zu Gebot | behandlung in zweierlei Richtung Ersprießliches leisten.. ‚Binmal vpi 
2 steht. Ich verweise. deshalb auf die- letzte Arbeit. von A. v. : beschleunigt sie bei nicht wenig Formen der :Hornhautentzündung a 
> Hippel in Graefes Archiv, Bd. 87, in der er seine gesamten | die Resorption, dann abe: bekämpft sie ‚die Rezidive, die gerade 2.2): 
z „eigenen Erfahrungen zusammenfassend dargestellt hat, und muß | bei dieser Erkrankung’ besonders verderblich sind, Freilich stehen. > ` >- fe 


hier, wo es sich meistens: um’ Kinder. der ärmeren Be 


-~> 
—— 


mich selber darauf beschränken, meine Eindrücke bei täglicher völkerung 


; Beschäftigung mit dem Gegenstand wiederzugeben,’ | handelt, der genügend langen Durchführung der. Behandlung allzu "äh 
- ” £ A eR oft unüberwindliche Schwierigkeiten im Wege: > 7, e a 
i > Wenn man von Heilerfolgen bei den tuberkulösen: Augen- | ® : nn won a. Ze 
; Merkrånkungen spricht, so muß man sich klar darüber sein, daß | Bei schwerer Conjunctivaltüberkulose pflegt: ‚Tuberkülin Be 
$ es sich nur um Beseitigung der tub orkulösen | allein nicht zum Ziel zu führen. . Ich. habe in einem besonders > “° es p 
! Entzündungsprozesse ‚ keinesfalls aber unter | ungünstigen Fall vollständige Ausheilung durch längere. Anwen- 5i.. Be nf 
s allen Umständen um eine He rstellung nor- | dung gefilterter Röntgenstrahlen erreicht und empfehle dies Ver- - ice HE H 
; maler Verhältnisse handeln kann, Daraus ‚geht | fahren zur Nachprüfung... eu un |; 
Š schon hervor, daß eine Annäherung an wirklich vollkommene . Neuerdings sind noch andere Versuche specifiseher Beein- ag N ij 
> Herstellung .um so eher erreicht werden. kann, in je früheren | flussung tuberkulöser Prozesse gemacht worden; ich erwähle de =- > S jk 
Stadien die Behandlung einsetzt, und um so- unmöglicher wird, Behandlung mit organischen Goldpräparaten, über die'Schnau- N, Ti ALY 
.je vorgeschrittener der Krankheitsprozeß ist. In letzteren Fällen digel!) eine eingehendere Mitteilung - gemacht hat: Er rühmt . >7 E: ij 
kann überhaupt nur eine Heilung durch Narbenbildung in Be- | die Erfolge auch ‘in Fällen, in’ welchen ` dás Tuberkülin, versagt 2.0. 
tracht kommen, und damit müssen unter allen Umständen mehr | hatte. Da mir: eigene Erfahrungen -mit dieser Methode- nicht zu : .-. . EOE TRL 
=- Oder minder schwere funktionelle Schädigungen in den Kauf ge- | Gebote stehen, begnüge ich mich mit dem- Hinweis, ‚Auch Ver -:.. Ben H 


nommen werden. Erfahrungsgemäß findet eine Rückbildung 
tiefliegender Hornhauttrübungen nur in ganz beschränktem Maße 
Statt. Organisierte Püpillarexsudate können ebensowenig schwin- 
' Qen wie Linsentrübungen, undeduch die Glaskörpertrübungen sind 
' meistens noch jahrelang, auch nach .völligem Ablauf / aller Ent- 
zündungspro:esse, vorhanden, wenn auch öfter eine deutliche 


‚suche mit Strablenbehandlung "verschiedener. Art sind gemacht 2.2. 
worden, von einer: wirklichen. Behandlungsmethode läßt sich.wohl ` ._."% 
‚aber nöch nicht berichten. - > ` Sa A R a 

> Zusammenfassend darf ich noch einmal ` darauf: hinweisen, 
daß unsere diagnostischen Kenntnisse und die: "therapeutischen 
Erfolge bei den tuberkulösen Augenerkrankungen- im ‘Lăuf -der 


r e TA a a a a 


” 


IE IN 


u. 
nF 


jur Year; k 5 
T $ s - 
H SRETNA e 
— nt Zn a o 
Sgios e eae 


TE nn nen e $ Epee- 


Verminderung eintritt... E „| letzten zwei Jahrzehnte sehr erhebliche. Fortschritte ‘gemacht -. af 

Daß chorioretinitische Narben sehr häufig gleichbedeutend haben,. wenn wir auch zugestehen müssen, daß wir ‚noch weit- i 
sind mit Zerstörung der Stäbchen und Zapfen an den Stellen- der ' vom Ziel entfernt sind. ee en z i 
Krankheitsprozesse; ist selbstverständlich. Deshalb ist auch der | : ve % a ta 


nn 
a 
en 


-an EE ne 7 be. eha -. 
O ERDENE EE ETEEN 
N ai ze BETEN SUE RN 


5 i . 5 . z ° FR | e E eee . = l . RE l l l . Ex i s N . a ` l r i E | ae SPRE A ed i 5 
Eindruck, den man manchmal gewinnt, daß nämlich die Chorio ) Schnaudigel, Klin. Mbl. f. Aughik; LEX, S. 858, "0 gem 

: — Telinitis tuberculosa weniger günstige Resultate gibt als die Er- | — -= < FE S a sr a A 
krankungen ‘des vorderen Bulbusabschnitts, ‚vielfach sicher DUP au ee sn a el Ra een u fi Fi Er 
| | | REEL 

= p | | ee: | Zn Zu | SALE Be 


kl 
IM 
H 
pi 
| 


5 £ n e a 
>à i -) s 


— z i > s Inn ön E a 
— == > Di ung X ô . A. ' x e 
maner ze Èa. à 2ER A 
5 A : ee ed ar en ee u ee nn 
dr a + Dy Emy £ P et a i le m: A b 
N A T iR > > Iso as - 
Pr rx a T m pa AT TEE ET stin ae, a et 


PIRI) 


ee F: 


a he er ada 
3a 


ns 


Ey e ee x - 4 
y ae Aea T 
- = E s \ ix; 
7 ug 


ee = mr — zen a Je a Wu 

DE anp a arr A zus a or A u s > p 3 n- ora - 

EEA PAT _ 7A g an w a a ne urn 7 er n > d: Far 
i -a S w% G A n = 

n f aar -y n 


- 2 Jab ne Per 
ee Vale 


1082 


Aus der urologischen Abteilung 
der Chirurgischen Universitätsklinik Berlin (Geheimrat Bier). 


. Die Verbesserung 
der röntgenologischen Nierensteindiagnose. 
Von 


- Prof. Dr. Eugen Joseph. 


' Die rein klinischen, für die Diagnose eines Nierensteines 
verwertbaren Symptome sind vielfach undeutlich und unsicher. 
Israel hat in seiner jüngst erschienenen Arbeit über seine Gesamt- 
erfahrung bei Nieren- und Harnleitersteinen, deren Lektüre jedem 
Chirurgen, besonders wenn er eigene Erfahrungen auf diesem 
Gebiet besitzt, in wissenschaftlicher, klinischer und technischer 
Hinsicht Anregung und Erfahrung bringt, die Mannigfaltigkeit der 


Symptome geschildert. Um eines herauszugreifen, es kann z. B. der 


Nierensteinschmerz, welcher als echte Kolik in der Mehrzahl der 
Fälle durch seine Ausstrahlung in die Leisten- und Genitalregion 
eine leicht kenntliche Form annimmt, krampflos verlaufen, und 
nach Sitz und Ausbreitung wenig charakteristisch den Verdacht 
auf andere Bauchorgane, den Magen, die Appendix als Ausgangs- 
punkt lenken. In selteuen Fällen kann sogar der Nierenstein- 
schmerz ganz fehlen. Ich fand, daß er infolge seiner unbestimmten 
Art ‘häufig als Muskelrheumatismus gedeutet wurde. Selbst 
wenn:er sich als echte Kolik äußert, kommen, wenn der Urinbefund 
nicht ganz eindeutig ist, für die Auslösung des Schmerzes noch 
andere Ursachen in Betracht, z. B. Gallensteinkolik, Magenkrämpfe, 
gastrische Krisen usw. Auch das Zusammentreffen von Kolik und 
Hämaturie kann trügerisch sein. Ich habe vor längerer Zeit einen 
Fall von hysterischer Simulation beobachtet, in dem alle Symptome 
der Nierensteinkrankheit vorgetäuscht wurden und zur Operation 
der. Patientin Veranlassung gaben. Es bestand sowohl kolikartiger 
Schmerz, wie Fieber, wie Blut- und Steinabgang. Letzterer wurde 
dadurch künstlich erzeugt, daß die Patientin Zahnpulver über einer 
Spiritusflamme zu einer steinartigen Masse röstete, welche sich 
chemisch als kohlensaurer Kalk auswies, und diese dem Urin bei- 
mengte. Die Blutungen erzeugte sie durch Manipulationen in der 
Harnröhre mittels einer Haarnadel, das Fieber durch Reiben des 
Thermometers. Wenn auch aller Anlaß gegeben ist, eine Kolik 
auf die Niere zu beziehen, braucht noch nicht ein Stein als Ur- 
sache vorzuliegen. Der Anfall kann durch entzündliche Veränderung 
der Niere, durch Tuberkulose oder einen Tumor des Organs mit 
Blutung in das Nierenbecken und Verstopfung des Abflusses erzeugt 
werden. Es ist deshalb begreiflich, daß man’ sich seit Jahren þe- 
müht hat, durch die Röntgenplatte einen sicheren Beweis für die 
Anwesenheit eines Nierensteines zu erbringen. Die Bemühungen 
hatten großen Erfolg. Man kann sagen, daß der bei weitem größte 
Teil der Nierensteine bei der jetzigen Technik und dem jetzigen 
Instrumentarium durch .das Röntgenbild sichtbar gemacht wird. 
Immelmann schätzt die Zahl seiner Fehldiagnosen bei 2800 
Nieren- und Harnleiteraufnahmen auf 3%. In 1°/, der Fälle wurden 
trotz negativen Röntgenbildes Harnsäuresteine, einigemal auch harte 
Oxalate bisweilen von beträchtlicher Größe durch Operation nach- 
gewiesen. Leonhard schätzt die Zahl der Irrtümer auf über 3°/.. 
Israel erkennt an, daß die Radiographie für die Steindiagnose der 
Niere eine ungeahnte Vereinfachung und Sicherung gebracht hat. 
Aber zugleich warnt Israel davor, die Radiographie zu über- 
schätzen, und ihre Resultate ohne die nötige klinische Kontrolle zur 
Grundlage chirurgischer Eingriffe zu machen. Israel hatte unter 
970 Nierensteinfällen elf Fehlschläge. Bei zwölf Fällen war außerdem 
die erste oder mehrere Aufnahmen negativ, erst die letzte positiv. 
Da man aus äußeren Gründen nicht immer in der Lage ist, durch 
vielfache Aufnahmen das erste negative Resultat zu kontrollieren, 
wird in einem großen klinischen Betriebe der Prozentsatz der Fehl- 
schläge leicht anwachsen. Casper ist der Meinung, daß nur Harn- 
säuresteine oder ganz kleine Oxalate der Röntgenaufklärung entgehen. 

Der Irrtum in der Röntgendiagnose des Nierensteins kann 
zwei verschiedene Richtungen einschlagen. Einmal kann ein Gallen- 
stein, ein verkalkter Venenstein, eine verkalkte Gefäßwand oder 
verkalkte tuberkulöse Drüse in der Nierengegend einen Schatten 
werfen und steinverdächtige Gebilde auf der Platte vortäuschen. 
In anderen Fällen erscheint der Stein selbst bei der besten Methodik 
nicht auf der Röntgenplatte, wird auf die klinische Symptome hin 
vermutet, freigelegt und entfernt, 

Es sind deshalb alle Methoden, welche zur Verbesserung der 
Nierensteindiagnose im Röntgenbild beitragen, für den Praktiker 


f 


1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. 


+ EEY n = 
re EAS à 2 
Ya \ 


RT DR RER nl 
E N - pi T 
un > HFI ITAS 
- a r 


ide TE TA 


von Wichtigkeit. Durch die Pyelographie, die. Kollargoltüllung des 
Nierenbeckens, ist die röntgenologische Steindiagnose erheblich 


verbessert worden. Ich habe schon vor dem Kriege ein weiches, 


bröckeliges, für Röntgenstrahlen durchlässiges Konkrement im 
Nierenbecken beobachtet, welches mitten in dem Kollargolschatten 
lichte Flecke erzeugte, weil es für Röntgenstrahlen gut durch- 
gängig von der undurchlässigen Kollargolmasse umrahmt wurde, 
Marion und Heitz Boyer haben in ihrem meisterhaften 
Buche, welches ich kurz nach meiner Veröffentlichung kennen 
lernte, gleichfalls eine derartige Beobachtung mitgeteilt. Sie 
konnten einen für Röntgenstrahlen durchlässigen Nierenbeckenstein 
vor der Operation durch die Pyelographie daran erkennen, daß in 
dem Kollargolschatten des Nierenbeckens eine auf andere Weise 
nicht zu erklärende Aufhellung eingestreut war. Derartige Fälle, 
in denen es gelingt, die Durchlässigkeit weicher Steine durch die 
Pyelographie diagnostisch zu’ verwerten, scheinen nicht selten zu 
sein. Obwohl ich während des Krieges nicht an meiner Friedens- 
stelle beschäftigt war und außerhalb eines größeren urologischen 
Materials stand, habe ich noch weitere Fälle beobachten können, 
Der eine ist noch kurz vor Kriegsausbruch durch die Freundlich- 
keit des Herrn Geheimrat Fedor Krause zu mir gelangt. 


Frau B., 24 Jahre, war vor mehreren Jahren wegen rechtsseitiger 
Wanderniere operiert worden. Die Operation hatte zunächst den Er- 
folg, daß die Schmerzen, welche -durch den Lagewechsel des Organs 
aufgetreten waren, verschwanden. Etwa einundeinhalb Jahre nach’der 
Operation stellten sich aber neue Schmerzen ein Diese waren viel 
heftiger und trugen einen kolikartigen Charakter. Am 14. Mai 1914 er- 
hob ich folgenden Befund (Chromocystoskopie): Linke Niere sondert nach 
elf Minuten einen blauen Strahl ab. Der Strahl wird sehr bald intensiv’ 
blau und erreicht nach zwölf Minuten die normale Intensität. Die rechte’ 


Niere sondert zu dieser Zeit noch keinen Farbstoff ab. Der Ureter- 


katheter entleert aus dem rechten Harnleiter einige Kubikzentimeter eines 
trüben, ungefärbten Harns. Nach einer halben Stunde wird der rechts- 


seitige Harn bläulich. Die Untersuchung des rechtseitigen Harns ergibt 
starken Fiweißgehalt, zahlreiche Blut- 


körperchen, keine Bakterien. Eine ein- 
fache Röntgenaufnahme der rechten Niere 
zeigt keinen Schatten in der Nieren- 
gegend. Die Pyelographie (Abb. i) er- 
gibt ein kleines, geschrumpftes Nieren- 
becken von der Form eines dreiteiligen 
Kleeblatts. In dem untersten, Kelch 
findet sich eine scharf geschnittene, wetz- 
steinförmige Aussparung, umsäumt von 
einem feinen Kollargolrand. Die Patientin 
konnte sich kurz vor Kriegsausbrauch 
trotz heftiger, nur durch große Gaben 
Heroin zu mildernder Koliken nicht zu 
der Operation entscheiden. Während der 
ersten Zeit des Krieges litt sie weiter an 
schweren Anfällen und hatte die Absicht; 
sich in der Schweiz, wo sie sich zur Er- 
holung aufhielt, operieren zu lassen. Es 
kam nicht dazu, da die Patientin durch 
einen Unglücksfall verbrannte. Unter : 
diesen Umständen war auch eine Be- 
stätigung der Diagnose durch Sektion j 

nicht möglich. Die klinischen Erscheinungen waren aber derartig, daß man 
an der Existenz des Beckensteines nicht im geringsten zweifeln konnte. 


Frau Sp.!), Neukölln, 28. Februar 1914. Patientin leidet an heftiger 
Koliken mit Erbrechen. Urin trübe, enthält weiße Blutkörperchen u 
Eiweiß. Cystoskopie: Blasenkapazität normal, linker Ureter norms, 
rechter Ureter gerötet. Funktionsprüfung (Indigearmin): nach zwöll 
Minuten beiderseits blau ohne wesentlichen Unterschied. Ur 
katheterismus rechts gelingt ohne Schwierigkeiten: rechter Urin Sa 
hält reichlich Eiterkörperchen und Eiweiß. Röntgenaufnahme nega oL 
22. März. Pyelographie zeigt helle Fleckung in dem dunklen Kollarg l 
feld des erweiterten rechten Beckens (siehe Abb. 2). 24. April. Emens 
Steinaufnahme zeigt deutlichen rundlichen Schatten von unsie 2 
Grenzen. Der Schatten ist auf dem Bilde etwas kleiner als ein penei 
stück. Die Pyelotomie ergibt einen weichen, schwärzlichen Stein, WET 
unter starkem Fingerdruck zerbröckeln würde. Der Stein trägt Ei da 
deutlichen Kollargolbelag. Er bestełt aus phosphorsaurem Calcit 


Kalk und Phosphor sind reichlich vorhanden, Magnesium in Spwah 
Harnsäure und Oxalsäure fehlen (Prof. L o eb). l 


F. R., 39 Jahre, Lazarett ©. Koliken der rechten Seite. Im 
Urin Eiweiß und Leukocyten. Funktionsprüfung (Indigearmin) tiv. 
normal, rechts verspätet und schwächer. Röntgenbild beiderseits ne : 
Pyelographie rechts ergibt mäßig erweitertes Nierenbecken mi ergibt 
Aussparung mitten im Kollargolfeld (siehe Abb. 3). A ER 
12 mm langen, 4 mm dicken, dattelkernförmigen rauhen Stein, (© 


1) Erwähnt in der B. kl. W, 1914. 


vigtzea oy Google 


EF 

ER 

A HE, t 

WE 
+ 7 


mn NW INN e ; i . Ter i 
a a man a T 
en 2 E HEN — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8, °  ° —. 1088 0.200 
Bat Were or | ————_—_———..... 
Jg sehen nach Oxalsäurestein. Chemische‘. Analyse Ort und ı hei ec ne ed te A E 
am = Stelle nicht stattfinden. Der Stein ae Pan j = ie wärend Ge ühere Halte bl mcı nalen La a a duro o l i 
Dem ~,” Mn allen drei Fällen lagen kleine, für Röntgenstrahlen: durch- | Leber ‘oder Milz deckt a ee are E -r 
ier lässige Steine vor. Zwei Steine wurden durch die Operation nach- | Schàtten des Steines und der Niere sich zu berühren a sich - RE 
mi .,. gewiesen, die Anwesenheit des dritten wàr nach den ganzen | zu überlagern, wie Areelin auf Grund von 62 Pyelötomien i t 
mei ‚klinischen Symptomen nicht zweifelhaft, Die chemische Zu- nachgewiesen hat. G ajet sieht allerdings in dieser Schatten-.: a 
Be sammensetzung des einen Konkrements konnte ermittelt werden. Es anordnung keinen sicheren Beweis dafür, daß der Stein im Nieren- = 200.0 j i 1 
re „bestand im wesentlichen aus phosphorsaurem Kalk; hatte also | becken sitzt. Durch die Pyelographie läßt sich die Frage, ob ©: O Sup] 
a einen für Schattenbildung recht günstigen Aufbau. Der Stein war .| Parenchymstein oder Beckenstein/ mit Sicherheit entscheiden. da... i 
pix aber außerordentlich weich und wäre- unter dem Fingerdruck zer- | der Parenchymstein außerhalb des pyelographischen Schattens, Be $ 
ai bröckelt. Deshalb war er trotz ‚seiner chemischen. Zusammen- | der Beckenstein innerhalb desselben gelegen ist. Die Erörterung 6 
Br setzung für Röntgenstrahlen durchlässig. run nn ., | dieser Frage vor der Operation ist durchaus keine bloße. diagno- et 
ee . In allen drei Fällen wurden die durchlässigen Steine durch‘ | stische Spielerei, denn von ihrer Beantwortung: hängt es ab, ob Ze 
Tr ~ eharakteristische Aussparungen im Kollargolfeld des Nierenbecken- | man die Operation als gefährlich oder ungefährlich bezeichnen = IE f 
a;  Sehattens mittels der Pyelographie nachgewiesen. In dem einen | soll. Steine, welche durch Eröffnung des häutigen Niereùbeckehs  , =~ ii a 
rfi Fall wurde dazu noch der umgekehrte Beweis geliefert, indem | entfernt werden können, bringen kaum ein größeres. operatives ` =. $ E e 
nach Ablauf der Kollargolfüllung aus dem Nierenbecken an dem | Risiko mit sich. Die Nephrotomie dagegen, der Schnitt in das Ze 
ve rauhen Konkrement eine Schale von Kollargol haftenblieb und | Nierenfleischh mag er noch so klein sein, bedeutet immer -eine  ,. Be N 4 
I.  Zwel Tage -nach der Pyelographie einen deutlichen Steinschatten | beträchtliche Gefahr für den Patienten und gibt. selbst bei” bester Er a i 
a warf. Als der Stein durch die Operation zutage trat, zeigte er | technischer Ausführung in der Hand erfahrener Operateure eine nn IBN a 
eo äußerlich einen Kollargolspiegel. Durch das Haftenbleiben' des | erhebliche Mortalität an Nachblutung, welche den Eingriff nur bei TE: E 
2 - — . Kollargols an dem rauhen Konkrement ist eine weitere Möglichkeit | beträchtlichen Beschwerdem oder Infektionsgefahr rechtfertigen läßt. E Pe 
gegeben, auf welche Kümmel bereits aufmerksam gemacht hat, Israel hat noch darauf aufmerksam gemacht, daß Steine, E Ti ji 
aA um durchlässige Steine auf die Röntgenplatte zu bringen. Aller- | welche auf verschiedenen Röntgenaufnalimen ihre Lage wechseln, 5 r A 
m! dings muß man in der Beurteilung solcher Kollargolbeläge vor- | in einem Hohlraum, wahrscheinlich also in dem erweiterten Nieren- ve iM ni 
pi sichtig sein und darf nicht die Diagnose auf Nierenstein stellen, | pecken, sitzen. Im allgemeinen dürfte diese Vermutung zutreffen. - SA t 1 
Kt wenn durch Stauung im Nierenbecken infolge Abknickung des | Ich habe jedoch kürzlich eine Ausnahme gesehen. Der Steinträger,; ERT 
jz  Harnleiters eine Retention des Kollargols eintreten kann. Ich sah, | die Niere, verschob sich in zwei Aufnahmen wesentlich, . sodaß ja 
br. daß eine Wanderniere mit Abflußstörung einige Zeit nach der | auf der ersten ‘die Konkremente dicht unterhalb der letzten Rippe, mi la ii 
w - , Pyelographie bei erneuter Röntgenaufnahme ein Gebilde aufwies, | auf der zweiten dicht über der Derbeinschaufel sichtbar wurden. an 
za! ‚welches nach seiner eigentümlich gezahnten Form als Kelchstein an- | Gleichzeitig hatte sich die Niere und die in ihr befindlichen ia 
a zusprechen war. Die Niere hatte sich vor der Pyelographie als stein- | Konkremente etwas gedreht. l ; E en A| 
ei frei erwiesen’. Nach dem vermutlichen Stein wurde durch Nephro- | Unsere Erörterungen zeigen, daß man heute durch den . Ji F $ 
ee tomie vergeblich gesucht. Er war offenbar nichts anderes als ein | Ausbau und die Vereinigung der urologischen und röntgenologischen ` 2 ! i $i 
12 | Kollargolrest in den Kelchen einer Niere, deren Abfluß ungünstig | Technik bereits jenseits der Frage steht, ob ein .Nierenstein vor- 331 
;.  .. lag und die Retention der Füllmasse für längere Zeit gestattete. | handen ist. oder nicht, daß man in den allermeisten Fällen den eb di 
f Bei einer vierten Patientin, einer enorm fetten Frau mit mächtigem | genauen’ Sitz der Konkremente ermitteln und die Gefahr der rn dl 
/ Hängebauch, war der nach den klinischen Symptomen zu vermutende Operation abschätzen kann. . _ € SE I; nn i R 
| Auch die Frage der Exstirpation der Steinniere läßt sich meist» ya 


| Stein weder durch einfache Röntgenaufnahme noch durch die Pyelo- 
ı ` graphie direkt nachweisbar. Da aber die Kollargolfüllung ein stark er- 
7 ‚weitertes füllhornförmiges Nierenbecken an normaler Stelle in der Höhe 
©. der ersten Rippe zeigte, mußte man als Ursache der Beckenerweiterung 
| eine Behinderung des Abflusses durch ein Konkrement annehmen. In 
| der herausgenommenen Niere fand sich dieser Ansahme entsprechend 
/ ein großer Becken- und mehrere kleine Kelch- und Parenchymsteine. 

Die zweite Möglichkeit der Täuschung durch das Röntgen- 
bild besteht darin, daß Schatten, welche der Form und Lage nach 
als Nierenstein gelten könnten, durch die Projektion in die Nieren- 
gegend verlegt, anderen Organen angehören können. Man, hat- 
deshalb die Verpflichtung, jedes derartige Gebilde, welches sich 
nicht durch charakteristische Form, wie z. B. die Korällenform, 


vor dem Eingriff beantworten. Sie ist namentlich dann von Wichtig- . 

keit, wenn es sich um Steine handelt, ‚welche längere Zeit hindurch 

‘den Abfluß behindert und éine Blockade der Niere verursacht 

haben. Hier macht man häufig-die Erfahrung, daß nach Entfernung 

des Konkrements die Pyurie aus der inzwischen hydronephrotisch er- 
weiterten und nicht mehr rückbildungsfähigen Niere weiterbesteht, 

und man besser von Anfang an in der Weise vorgegangen wäre, 3 
daß man nach Exstirpation der Niere durch Einführung einer Sonde‘ ~ 
in den Harnleiterstumpf das Konkrement aus dem Ureter in die. 

Blase gedrängt und dort mit dem Lithotriptor gefaßt und zerdrückt 

hätte. Die Minderwertigkeit oder der gänzliche Ausfall der Nieren- 
funktion gibt uns keinen Hinweis vor der Operation, ob wir den 
radikalen Eingriff der Nierenentfernung oder den konservativen. - 
Eingriff der Steinextraktion wählen sollen; denn die Funktion kann | 

| sich wieder herstellen, nachdem der Harnleiter wegsam geworden p e 

ist. Maßgebend ist die endgültige anatomische Zerstörung des "= 

Nierenparenchyms in Gestalt kavernöser Erweiterung der Kelche | 

| und hochgradiger Überdehnung des Nierenbeckens unter dem . | 
Druck chronischer Stauung. Hier bleibt selbst nach Entfernung -~ > >! 

des Steins eine Quelle der Pyurie in dem nicht: mehr rückbildungs-- T 


- MT SE oe 
ie en 


~- 


SE RT 
fR Rn 722 


Er NATS 


wen nn nm nen a e a E Daaa eA Lpy 


De aa ae a SIR 
TA mra olar 


r. y ak; Mbk 
AATA P y ern, 
wa T 1 & “rer 


m. ae 


« 


8, 


I CEE PERNE ERTO AAE 


y 

% 

A 

f 

$. fähigen starren Hohlraum zurück. Gelingt es, das Nierenbecken aji 

/ mit seinen Ausläufern pyelographisch darzustellen, so wird der a 

j anatomische Zustand der Niere und damit die operative Eate `; © o {i 

j scheidung nach der radikalen oder konservativen Seite festgelegt. m 

7 '. Zusammenfassung: 1. Durch die Pyelographie lassen sich Es ; HE 

Nierenbeckensteine, welche durch ihre Struktur für.Röntgenstrahlen - ee 

y, durchlässig sind, als helle Aussperrungen im dunklen Rollargofld > © r 

‚| des.Nierenbeckens nachweisen. | - | = o i F: 

; ' 2. Die Pyelographie hinterläßt bisweilen an den rauhen e hr 
F , . Konkrementen einen Kollargolspiegel, macht sie dadurch für einige ' ~ “i 
bb. 2, \ - Abb. 8. E 


Zeit schattenfähig und auf der Röntgenplatte darstellbar. Bei 
erschwertem Abfluß aus dem Nierenbecken können Kollargolreste Be 
auch ohne Steinbildung in der Niere haftenbleiben und steinähnliche en 

Gebilde vortäuschen. | 


als Nierenstein ‚erweist, auf seine Zugehörigkeit zur Niere zu 
P on, - Die meisten Steine sind aber von einer so unverbindlichen 
ana daß man auf dieser Grundlage keine Entscheidung über den 

ge ae Sitz treffen kann. Bei dem einfachen Röntgenbild ist 
ap = = Linie auf die Beziehungen zwischen dem fraglichen 
heut Chatten und dem Nierenschatten zu achten, welcher mit den 
) gen Apparaten. unter. Anwendung des Verstärkungsschirmes 


í 

| 

8. Durch die Pyelographie läßt- sich der Beweis erbringen, i 

ob ein. Parenchym oder ein Beckenstein vorliegt, ob die Operation | 
voraussichtlich als Nephrotomie, als Pyelotomie oder als Nephrektomie Op 

verlaufen wird. ae ae | | | -d 

; : \ 

| 

} 

u 


' i 
{ 
I f 
b AP 
E 


ar 


= ji - =p. A e .. 
ge ee Zu" 
ee a 3 


A 
"t a` — 
> E 


a genra 
Bali rena 


. - u =. 
m u —- t . - en nn a b- r 2 
u u > poea - r hd e _ ” A r- ’ = 
re A me me“ m nn 7 v zeer ù PERNA, . i f 
- nn b £ - ar - z E f _ BR er ce e. . . à 
we zor eo 4 G = =- T ET nm Zn us u A 
an RT. at tė ` Yar Tn - un -rr 7) ”. nd sr be 2, r nie e u — e ha f i 
> R RE s eb) "7,2 e - =- - >> k eive ` j en Å. s =’ PN - 
xX Y mN Zur = == = 2 ED Bi 1.20 22 er N zur. < e 7 L t 
> PVS perra -e u Bee SET E N a i ER > Lora E na ee) em re e RENNEN ER a aa aaa aS. > er ` 
~ 7 z z 5 - k ne u nz 3 > 7 i > Zt x - s r wel _ a 5 2 Tr | 
r5 Ze une S a 1 ` < uam ° z biia, g IF eeeh TAY ~ p Zoe- Y r“ ww x - n > : vr . a 
F: , ng ke = i t en 7: : y re Fr P tA er t h p > 1 
: u e a Fa S x ls Zr Set er art. P PENA n y To eae EEE E > : er SET FERNE per ee ee t = 
7 27 f y x4 "Ar = ” , n m s "ERa SE, _ Žž è < > gg wt - E 
= van, S e Gie i -E T AARE, ` > z Dag De En > vi ab joe A ne E nt Pape r- 5 s E ee - — K T 
' A Pa 3 > au ` 
5 - 1% k > >. TS — A x er eS ne EEE - 
ae E ; TE ee u ce kn - ee s- nie Fin ee a A B u g _ 
nr — ~ - -= par Ò . ’ ar - .. ~ A 
i T me y - N E 
= 2, A { Q d x my 
- Ea v 7 ' E 

< Pr 


a 


ws. Fi 


3 


~ 4 > s 
$ - HA A 
- nd rn S nr vi Er E - 
E x a m A 
Te A =. EEE ET | 2 


~ 
n . 
i Api EEE ui Den di i 
S - P mar - > k . .- 2 . 
MN, Pe - x . -Ap KO 4e 3 Tan ds ri 
mm ppe“ — i . o: I a 2 ver, - 
- v -” {r p i am > Aa ae ah . Por. ee. CH LN,: an nta z Ż - - 
h } z > u = = ne s 
vor y ur: rs nn ear i prp ece pe L y T é er O Sd AÁ . t 
AK TERV A v: g ra -s 3 n >“ N BEP PR: IPEA Ea p aa 
J i peA AN de Hh BO Sr RE = 
na. 3 Pe te aa E e BERNS _ en =. u. > 
Ji Be y F. ur; l 33 > - p - " s 
nn, 8, TE ERBEN FE EN 15 = V: ` s . i z 
ge . ” u7 sa y n à 
> g CH A ev, in ang i 
ec 7 ' ö i ö 
“ . P 4 


iS 


1084 


Über die Rolle der Infekte beim Skorbut der Kinder 
und Säuglinge (Möller-Barlowsche Krankheit). 
Vorläufige Mitteilung. 

fo < Von 


Dr. Hans Abels, Wien. 


Wir stoßen in der Klinik des Morbus Barlow und des Skor- 
buts der Kinder auf zwei Erscheinungsgruppen, welche haupt- 


- sächlich nur von den Autoren in den Vordergrund geschoben 


wurden, die auf der wohl kaum haltbaren Vorstellung des Skor- 
buts als einer Infektionskrankheit sui generis beharren, während 
die sonst so gründlich fundierte -Avitamintheorie — um bei dem 
schon geläufigen Ausdruck zu bleiben — wenig damit anzufangen 
wußte. Es sind dies erstens die eigenartige, oft wirklich an eine 
kontagiöse Erkrankung erinnernde, örtliche und zeitliche Verteilungs- 
art der Fälle und zweitens das Barlowfieber. 

Hinsichtlich gewisser, bei der ersten Erscheinungsgruppe 
ausschlaggebender Momente wurden schon mannigtaltige Auf- 
schlüsse. erzielt, so über die Wirkung der Pasteurisierung der Milch 
im Großbetriebe, über die relative Vitaminarmut der Milch durch 
schlechte Ernährung der Kühe, ein Umstand, "den vor kurzem 
Knöpfelmacher für Wien und andere Städte ins richtige 
Licht setzte. Trotzdem vermuten manche Autoren auch bezüglich 
der eigentümlichen Verteilungsart des Morbus Barlow noch einen 
unbekannten Faktor, auf den wir weiter unten noch eine Hin- 
deutung finden werden. 

Unmittelbar aufschlußreich wird uns jedoch die Betrachtung 
des Barlowfiebers sein, eines Symptoms, das von den 
meisten Autoren nur nebenbei erwähnt und, wenn überhaupt, nur 
ganz vermutungsweise mit dem Hinweis auf gewisse Syndrome 
erledigt wurde, die jedoch, wie auch meistens zugestanden. wird, 
schon wegen ihrer Inkonstanz oder Beschränkung auf eine gewisse 


“Altersstufe unmöglich die durchgehende Erklärungsursache abgeben 


können. 

Selbst‘ die wirkliche Regelmäßigkeit im Bestande 
eines Barlowfiebers wurde von vielen Autoren zu wenig beachtet, 
allerdings teilweise deswegen, weil viele Fälle nur in der Außen- 
praxis oder pro consilio gesehen, kurz nicht klinisch oder zum 


wenigsten nicht vom Beginne an beobachtet wurden, was hier das 
Ausschlaggebende ist. 


Ich will zur Illustrierung der tatsächlichen Verhältnisse nur 
einige der wichtigsten Autoren zitieren, so. Hirschsprung, 
der aus elf aufs genaueste beschriebenen Fällen, die sämtlich auf 
seiner Klinik zum Ausbruch kamen, folgert, daß die Krankheit 
konstant von Temperatursteigerung meist höheren Grades begleitet 
ist. Rehn als Berichterstatter am Internationalen medizinischen 
Kongreß in Kopenhagen sagte zusammenfassend, daß an die ersten 
Anzeichen (Unruhe, Schmerzempfindlichkeit) „anschließend sich 
unter begleitendem, bald mäßigem, bald höherem atypischen Fieber 
Anschwellung der Enden oder auch Diaphysenkörper der langen 
Röhrenknochen entwickeln“. Und Tobler, der in seiner ein- 
eehendsten Arbeit ats der Klinik Pirquet durch die Feststellung 
häufiger Fälle von Skorbut im Kindesalter den Übergang vom 
Barlow zum Skorbut der Jugendlichen und Erwachsenen sicherstellen 
konnte, konstatiert an diesen Fällen des Kleinkinder- und Schulalters, 


sobald sich die Krankheit über die minimalsten Grade (das heißt 


Anämie mit Zahnfleischsaum) erhob, fast stets Fieber. Und end- 
lich verweist Finkelstein ebenso wie Neumann auf die 
typische zeitliche Koinzidenz von hohen mehrtägigen Fieber- 
steigerungen mit den akuten Barlowerscheinungen, speziell größeren 
Blutungen und reproduziert die besonders lehrreiche Kurve eines 
Falles, bei dem dem Anstiege einer jedesmaligen, höheren, über 
mehrere Tage sich erstreckenden Fieberperiode der Beginn großer 
Blutungen zuerst an dem einen und etwa acht Tage später an 
dem anderen Oberschenkel entsprach. 

Im Carolinen-Kinderspital — woselbst ich in meiner neuer- 
lichen Verwendung, als Kriegshilfsarzt, die meisten der hierher- 
gehörigen Beobachtungen machen konnte — sahen wir in einem 
einzigen Falle die. akuten Barlowsymptome erst unter unseren 
Augen sich plötzlich entwickeln, ebenfalls begleitet von hohem 
mehrtägigen Fieber, nachdem das betreffende Kind bemerkens- 
werterweise einen Monat vorher. mit eigentümlichen bläulichen 
Hautgeschwüren und einem deutlichen Leuko- und Erythrocyten- 
sediment im Harne aufgenommen worden war. Ich selbst verfüge 
über einen in letzter Zeit privat beobachteten Fall, der allerdings 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. 


zufolge der Anamnese schon durch zwei Monate an Nierenblutung 
als einzigem völlig isolierten Symptom gelitten hatte, eine Er- 
scheinungsform des Morbus Barlow, die, wenn auch sehr selten, 
sowohl in praktischer Hinsicht, wegen der schwierigen Differential- 
diagnose, als theoretisch von besonderer Bedeutung ist. Die eigent- 
lichen akuten Erscheinungen des Morbus Barlow, so vor allem die 
Petechien und die Manifestationen am Knochen mit dem typischen 
Sitze an den.unteren Diaphysenenden der Femora, sowie auch an 
den Rippen waren erst seit fünf Tagen unter höherem Fieber auf- 
getreten, das seinerseits auf eine heftige Laryngotracheitis zurück- 
zuführen war. | MaE | ee 

Ebenso müssen wir uns sagen, wenn wir die von uns, wie 
in unzähligen Krankengeschichten der Literatur, “beobachtete 
Fieberkurve betrachten, daß wir solche als Ausdrucks: 
form aller möglichen specifischen und nicht- 
specifisehen Infektionen zu sehen gewohnt sind, etwa 
einer Grippe, Otitis, Bronchitis oder selbst exanthematischer Er- 
krankungen, wie denn auch die überaus häufigen späteren Er- 
hebungen der Barlowfieberkurve mit Recht auf bakterielle Einflüsse, 
z. B. auf die so überaus häufig komplizierend sich hinzugesellenden 
Bronchopneumonien bezogen werden. Durch diesen Gedankengang 
eines wahrscheinlichen Mitspielens von Infekten werden wir sofort 
zu der Frage gedrängt: Haben wir irgendwelche Anhalts- 
punkte dafür, wie sich ein skorbutisch prä- 
parierter Organismus, das heißt ein Organismus, der 
durch längere Zeit eine vitaminfreie oder sehr vitaminarme Nahrung 
erhalten, hat, gegenüber Infekten verhält? 

Nun, die Antwort auf diese Frage können wir unter anderem 
von der Mundschleimhaut des Skorbutikers direkt herab- 
lesen. Ebenso wie Barlow selbst haben zahlreiche Autoren 
und hat besonders Tobler darauf hingewiesen, daß die Existenz 
und der Ausbildungsgrad der skorbutischen Gingivitis von dem 
Vorhandensein und dem Zustande der Zähne abhänge: Am 
zahnlosen Kiefer beim Säugling ebenso wie beim alten 
Menschen keine Gingivitis, andererseits an Punkten, wo 
cariöse Stellen an das Zahnfleisch stoßen, also Stellen, an 
denen auch schon beim normalen Individuum . häufig leichte ent 


'zündliche Erscheinungen an ‚der Schleimhaut und eventuell 


Wurzelhaut sich etablieren, Ausbildung der intensivsten 
Erscheinungen, außerordentliche Schwellung, Zerfall usw. 
Es ist klar, daß solche cariöse Stellen Brutstätten aller sapro 
phytischen und pathogenen Keime darstellen, von denen in der 
normalen Mundhöhle Staphylokokken fast regelmäßig, sehr häufig 
Pneumokokken und nicht selten Streptokokken gefunden werden. 
Wir sehen, daß der skorbutische Organismus auf infektiös toxische 
Beeinflussung ganz unverhältnismäßig und regelwidrig reagiert. 
Nun erhellt auch sofort, warum eines der ersten und konstan 
testen Symptome der skorbutische Zahnfleischsaum 
zu sein pflegt. Betrachten wir einen Durchschnitt dureh das 
Zahnfleisch, so sehen wir, daß dasselbe aus der mit dem Zement 
verwachsenen Wurzelhaut unmittelbar hervorgeht, von dem De- 
ginne des Schmelzes an jedoĉh dem Zahne mit einer Epithel- 
schicht einfach anliegt, beim Kinde sehr fest, beim Erwachsenen 
lockerer, daß aber dazwischen ein Spalt sich befindet, in den 
natürlich Bakterien eindringen und auf dem sich daselbst an- 
sammelnden Detritus üppig wuchern können, ohne von der Mund- 
flüssigkeit weggespült zu werden. Ein Ausdruck für eine ge- 
wisse Abwehr gegen diese Schädlinge mag das auch beim Not- 
malen häufige Auftreten von Lymphzellenanhäufungen -und selbst 
wirklichem adenoiden Gewebe an dieser Stelle sein. Weiter wird 
uns nun die von allen Autoren hervorgehobene Tatsache soi 
verständlich, daß die stärkst betroffenen Zahn leisch- 
partien im allgemeinen die zwischen den Zähnen 6% 
legenen sind. Ist doch hier der besprochene Spalt zwei- bis fünf- 
mal so tief als an der lingualen und buccalen Seite der Zähne, 
der schädliche Raum also ungemein größer 
Wir können aber noch etwas Weiteres von der Mundschleim- 
haut des Skorbutikers herablesen. An vielen Stellen sehen WI 
außer der gegenüber dem normalen Organismus viel höheren Ge- 
fährdung und Vulnerabilität der Gewebe des skorbutisch prapa 
rierten Organismus durch bakterielle Beeinflussungen aueh emg 
specifische Reaktionsart dieses Organismus auf Infek- 
tionen, nämlich mit Blutungen. Mit der Konstatierung dies?” 
Tatsachen haben wir aber, glaube ich, für sämtliche das, klinische 
Bild des Barlows und Kinderskorbuts zusammensetzenden Ersche- 
nungen, vor allem die sogenannte h ämorrhagiseh® 
Diathese, eine Deutung gefunden, Es erschien uns höchst 


Digitized by Google =» 2 


‘ 


I 


vu ii 


im ` ~ NN \ 


ex Pa 
INN N 
5 ; 


Br MER. 


F funa E. 


vo nu. e 
= .. ` 


Sanwa A . Ben. ee 


ý = 
Du 


u 26. Oktober. 


U 


x 


wie solche ja beim Säugling und Kinde in 


reagiert, deren Lokalisation zumeist von leicht 


mechanischen und anderen Faktoren mitbedingt wird. 


i gemeininfekt bedürften, so werden wir ’denselben in der in 
' den letzten Jahren von verschiedenen Autoren, so Niedner, 
F.eig gemachten Erfahrung erblicken, daß: bei skorbutisch Prä- 
parierten (bei latent skorbutischen,; wie man zu 'sagen pflegt) oder 
solchen, die schon leichte Anzeichen darboten, durch einen 
bestimmten specifischen Infekt,. z. B. Typhus 


exanthematicus oder abdominalis, aber auch durch: andere Infek- 


tionskrankheiten das volle schwere Bild des hämorrhagischen Skor- 
buts in Erscheinung gebracht wurde, wie dies für Kinder bezüg- 
lich ‘der Morbillen schon längere Zeit bekannt ist (Soltmann, 
Hüttenbrenner). Auf die sich daraus ergebende, gleicher- 
weise gegenüber specifischen wie nichtspecifischen Infekten sich 

- 'manifestierende, teils unvollkommene, teils regelwidrige Art der 
- Reaktion, auf diese Minderfähigkeit respektive 
totale Unfähigkeit, gegen bakterielle Einwir- 
kungen in entsprechender Welse Abwehrreak- 
tionen aufzubringen, deutet noch eine Anzahl von Beob- 
achtungen, speziell an Erwachsenen und aus der Kriegserfahrung, 
>- vom denen wir nur einige Hauptgruppen mit wenigen Worten 
- - Streifen können. Die Furunkulose der Skorbutiker, die 
jeder Behandlung außer .der antiskorbutischen Trotz bietet, die 
absolut nicht zur Heilung zu bringenden Haut- 
geschwüre (Zlocisti) mit ihrer lividen Verfärbung, 
blassen, oft fungös überwuchernden, mit hämorrhagischen Par- 
tien durchsetzten Granulationen, Momente, die aufs lebhafteste an 
die Verhältnisse bei der skorbutischen Mundhöhlenaffektion er- 
innern, das Dahingerafftwerden, der Skorbutiker durch relativ 
leichte Infektionskrankheiten (Niedner), schließlich die Bronchi- 
tiden und Bronchopneumonien, die oft beim Älteren, mit größter 
Regelmäßigkeit aber beim Skorbut der Säuglinge bei Ausbleiben 
der rechtzeitigen specifischen Behandlung den letalen Ausgang 
herbeiführen, beweisen sämtlich die Unfähigkeit des skorbutischen 
Organismus, sich bakterieller Einwirkungen durch die normalen 
Schutzkräfte zu erwehren, und wir werden wohl sinn- und zweck- 


gemäß alle bisher besprochenen Erscheinungen. 


einem einheitlichen Begriff zu subsumieren 
- haben. 
.” druck, der einen nach einer erstmäligen specifischen Infektion 
~ hinfort mit andersartiger Reaktionsfähigkeit ausgestatteten Or- 
ganismus einen „allergischen“ nennt, werden wir den skorbutisch 
Präparierten auf Infekte, specifische wie unspecifische, unvollkommen 
‚ und regelwidrig reagierenden Organismus als einen „dys- 
ergischen“, als einen schlecht arbeitenden bezeichnen’). 
= , Und wir werden weiter in dieser Dysergie des skor- 
butisch präparierten Organismus — der erst durch. 
Infekte zu einem manifest ‚Kranken wird — jenes von vielen 
Autoren postulierte x, jenes pathogenische Mittelglied 
vermuten dürfen, oder wenigstens eines der wichtigsten Zwischen- 
- glieder, welche den -Vitaminman gel auf der einen Seite 
mit dem Symptomenkomplex des Barlow und 
Skorbut. andererseits verbindet. Und es-wird dadurch ein 
anderes, schon bekanntes, aber in seiner vollen Bedeutung nicht 
SEES x . x 
Moia 3) Die temporäre Herabsetzung der specifischen Allergie eines 
enschen insonderheit ` durch eine andere Infektionskrankheit nennt 
k r a Anergie, wie dies am eingehendsten für die Tuberkulin- 
5 Baier a... während des „anergischen- Stadiums“ der Morbillen 
sich bei er in ihrer weittragenden Bedeutung erkannt‘ wurde. Da es 
und, wie; oson Erscheinungen wesentlich um quantitative Verhältnisse 
"Sko? „8 Scheint, auf wenige Toxinarten beschränkte handelt, beim 


rbut aber zuolei i hei Sons; $ 
- druck ebran Sen die scheinbar paradoxe Reaktionsart zum Aus 


werden i i i / i 
- zum mindesten soll, glauben wir, diese skorbutische Anergie 


anschaulicher als Dysergie bezeichnen zu können. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 8. i 
. wahrscheinlich, die im Beginn jeder akuten Barlowerkrankung beob- 

‚ achtete mehrtägige Fieberperiode, der dann sehr häufig. unregel- 
mäßige, oft auch fast kontinuierliche Temperaturerhöhungen folgen, 
als den Ausdruck irgendeines ganz beliebigen Infektes anzusehen, 
‚beim Säugling Form vòn grippalen und 
f sonstigen, wie wir sie nennen, vulgären Infekten so überaus 
‚häufig sind. Wir werden es nach unseren obigen Beobachtungen 
. verständlich finden, daß der skorbutisch präparierte Organismus 
auf einen Allgemeininfekt in einer ganz regel- 
 widrigen Weise und speziell mit Blutungen 
ersichtlichen 


~, Wenn wir aber noch .eines weiteren Beweises unserer An- 
schauungen über die Auslösung der akuten Barlow- 
respektive Skorbutsymptome durch einen All- 


In Analogie mit dem von Pirquet geprägten Aus- | 


"zauberhaften Wirkung bringt, 
Organismus mit besonderer Prägnanz und Sicherheit den physio- - 
pathologischen Gesetzen: folgt,. sondern- aueh. noch eine sehr lehr- : 


> 
Fe 
y — * 
= ? $ 
en Se bie .. i C 5 
E Š 
X . oo. R ý f r 
z 
. 2? ` a a i I. 2 
s A AA ee 
x A é 


- 


gerückt, Ziegler, Fraenkel, Senator; Heubner ‚haben 
. ebenso wie viele Andere vom pathologisch-anatomischen, :röntgeno- 
logischen, hämatologischen und klinischen Standpunkte die eigen- 
artige Erkrankung und | 


vität zu führen scheint, Auf diese‘ Knochenmarkserkrankung 


stets: begleitende Anämie und die immer vorhandene Osteoporose, 
gegen die Diaphysenenden hin, die oft. mit Einknickungen dieser 
Knochenpartien einhergehen, Veränderungen, die übrigens, was 
. zeigen, durchaus noch nicht zu Blutungen führen würden.. Diese 


dem Stadium der sogenannten 


dem dysergischen Stadium an. 
Die Dysergie aber, die wir in so 


falls mit jenem Verkümmern und vollständigen Versagen des 
Knochenmarks bei Barlow in üursächlichen Zusammenhang zu 
bringen haben. Wissen wir doch, daß das Knochenmark 
eine der allerwichtigsten Bildungsstätten der 


Schutz- und Abwehrstoffe des von einer Infektion ge- 


‚troffenen Organismus darstellt. Und wir werden wohl kaum mit 


der Annahme fehlgehen, daß die Vitamine ihre erste und wich- E 
. tigste Verwendungsstätte im Knochenmarke, wahrscheinlich auch . 
‚noch in den anderen. blutbereitenden und Schutzstoffe produ- 


zierenden Organen finden und daß deswegen ein länger dauerndes 


"Ausbleiben in der. Zufuhr von Vitaminen vor allem das Versagen ` 
des Knochenmarks, eventuell auch anderer blütbereitenden Or- 


gane, dann aber als Folge davon — neben der unmittelbaren 


1085. 


| specifische Atrophie des `. 
Knochenmärks hervorgehoben, die .zu vollständiger -Inakti- ; . 


wurde nun wohl mit Recht. zurückgeführt die den Barlow fast. .. 
die. Kalkarmut und Rarefizierung des Knochengewebes "namentlich. . 
Ziegler, Eug. Fraenkel und Andere hervorheben, an und 
für sich, wie z. B. ähnliche Erscheinungen bei schwerer Rachitis- 


Blutungen gehören vielmehr nach dem Urteil obiger Autoren erst. 
hämorrhagischen Diathese, also: -© 


mannigfaltiger Form sich 
manifestieren gesehen haben, werden wir wohl zwangsmäßig eben-` 


U aan 


æ 


Wirkung auf die Knochenbeschaffenheit — die Dysergie. mit den ` ` 


geschilderten mannigfaltigen Konsequenzen. verursacht.. Eine An- 


nahme . übrigens, die merkwürdigerweise zum mindesten für . die 

skorbutische Gruppe der Avitaminosen ein Bindeglied zwischen . 
. den beiden bis nun scharf getrennten Vitamintheorien, der Er- 
gänzungs- und der Entgiftungstheorie,. darstellen würde, da wir die 


Vitamine einerseits als ergänzende Nährstoffe, allerdings in erster 


Linie für Knochenmark und verwandte Organe deuten würden, sie . 


aber andererseits als entgiftende Faktoren (gegen ein Virus vivum) 


betrachten müßten, freilich nur auf dem Umwege über die 'Ge- 


'webstätigkeit der genannten Organe. Auch für die Beriberi- 


gruppe wäre Ähnliches denkbar, wenn auch vielleicht dabei eher j 
. enterogene: Toxine als aktuelle Infekte wirksam sein mögen, -` 


Die, Mannigfaltigkeit der Erscheinungen 
beim Skorbut, namentlich beim Erwachsenen- und speziell Kriegs- 
teilnehmer, ist offenbar abhängig von der Mannigfaltigkeit 
der Infekte, welchen der dysergische Organismus unter diesen 
Umständen -ausgesetzt ist, und erklärt es, daß die Einheitlichkeit 


und Abgegrenztheit eines.skorbutischen Krankheitsbildes von vielen . 
| Autoren sehr: in Zweifel gezogen wird, wozu noch der Umstand. 
eines oft nur partiellen Vitaminmangels kommt, der vielleicht die . 
Mischformen mit anderen Ernährungsstörungen, besonders mit 


Ödemkrankheit und dergleichen bewirkt, im Gegensatz zu dem 
klassischen Skorbut der Gefängnisse, Schiffsbesatzungen, der viel 
einheitlicher ‘und: daher .auch mit dem Kinderskorbut mehr kon- 
form, respektive vergleichbar sich darstellte. Die allerverwirrendsten 
Bilder scheinen jedoch zu entstehen, wenn ein añ und für. sich 


hämorrhagische Diathese bewirkendes Virus, wie das einer Pur- .- 


ura oder Peliosis, einerseits eine Gruppe von skorbutisch präpa- 
rierten Individuen, andererseits normale oder. weniger dysergische 
Menschen trifft. Es ergeben sich die verschiedenartigsten: Krank- 
heitsbilder, die vor allem teils durch antiskorbutische Maßnahmen 


beeinflußbar, teils gegen solche refraktär sind. Es kann zur. 
‚Klärung sogar vorteilhaft sein, von dem Begriff eines einheitlichen 
skorbutischen Krankheitsbildes insofern abzugehen, als wir es‘ zu: 


_ ersetzen imstande sind, durch die Unterscheidun g dreier. 


Stadien oder Zustände: des skorbutis 
des skorbutisch dysergischen, in den 
und Gelegenheit das skorbutische Infektstadium einfügt. 

'. Und nun zum Schluß: noch eiü Wi | 
die uns hier nicht nur: die höchst erfreuliche Tatsache einer fast 
wie ja überhaupt der sehr. junge 


SS € l x . N 


} ch präparatorischen, - 
sich dann zu gegebener Zeit | 


Wort über die Therapie, 


#8 p r. 5 4°, 2 
ee e a i . rt Tri 
AD S 2 de 2 1 ` r 
S a ` Ss an , 


genügend gewürdigteg Mittelglied erst in die richtige Beleuchtung = = -o 


». 


+ 
eri 

E ET 
gi Ri 

X t 


t Yre N Br. 
i 2; 


et 
N er 
en 5 
æ Pe ga 


B 
Sx 

S Ri 

keni a m. 


. 
= 
KJ . Re FR ER $ wo” ia 
Sub E E SN au 
Re Ce ra‘ 
TERN, Po we . 
7 Be si 


SIT Da 
BER TINET 
ud 
Een 


rungen 
anne 


en Age nennen ne 
ENT aG Daa oye aa t t 


E 
a aop e 
a 


n AAE 


gi 3 ' à OR o Wwe 
rA Ena L ze PER 

en ERBETEN 
s «l . 


up 
NLA 
TIET 


` r % £ 

dr a rn 
Tyan 
te n m 


m 

Am 

SE 27 
RE 


re 
orderi bew 


ray 
koa 


aan a 


F mar E TNNT 
ED SER SER CNO 
: eri eT 


eoo 
enaa 


r po - 
` ., s 
— y nu. mn 
EEE. | 


See ae 

= en a ER, 
ET a a a ai? peA 
ne ; eg 


ELTTTTTTEERFTTITRETTTETT DaDa Era Pa A O 
x er ö ae E ES 
dnan 
Be FL d 
nase. te 


SL 


DREH 


kan cis N 
= TE Š 
se A ee DES 


TIRADERA EA 


z EE 
- tr 
uam o oa 
zn 


om = 


TAA 
D gee- 


pan 


ear opaga 

R 
t4 DL AE EE EET 
FIR SEI un 


EEE 


IT TE 


E97 


nf we o ~ 
INLE han o i S E an 


Eee , RR 0er . Be © x 
A Fe : RE $ . ge n 
—— Lone une om men nen ne BERGEN DOT, BE en Ada 
= 5 W- Bar 


+ 
z= emma 
mern mu 
= m 
. + 


an 
= 


na a ne a ee en 
IN TA A N RE ar 
ci zj Gd = je a r " z nn 


PR > 
: 5 a$ 


: J ia . - B 

nn on Sn en o 
nn ee nn de 7 
3 oa k s 27 


x z 
N ann 


p 


PEA CT TOE > 
Tri ee a aa Dan 
BE SEAL BER N h 


4 -a 
2 “ 


ta 


.. z 
EREE 


= Pa 


u E. Asa .. ` 
E T I E TEE R en man, u; «& = EEE 
I ER re ee en III TI I Ex 
a e. mu + uva - - 
SE: rer ee ESE Dal toma en ea eh ı RT. au Ten 
u ei + ae 


en 
a a nn a rn 
Fe ee de zu AE S: aA 


SRAT S S 
nun en 
er oe 


Lewe 22055 
et 


u. 


Pe rn ee E ——— ar ae. 


-= Kirtsy ime Fr 


í 
: 
F 
` ’ 
g rA 4 
} 
%; 
Be 
p t 
ı% 
F aK 
5 
t pa 
© + 
- 
u. 
Í jal E 
i 9 
W pr 
4 
7 k b 
ys 
m. 
b 
i mu 
IF, i A 
45 E£ 
war 
Td y 
na 
\ 
ti 
P,- 
E 
i 0 
g i 
ru 
' p ° 
b ea 
a Si 
Dix 
= US 
i . ' 
S Hop 
P, ; 9 
T j 
5 P 
| bS i IP 
Koyi 
f S E 
i 
g 
' ) 
\ i Pi TES 
i ti yis 
f 
i . 
[i ‘ 
ter 
\ M- u 
\ \ 
i f] 
i N 
| j 
"| 
| . 
I I a 
f 
in 
| u 
E 
u} 
fa 
ey | 
E a 
f | 
i 1] 
| ai 
EA 
Bay 2 
t | 1% s 
i 1] 
BERRA 5° 
° s 
E d 
I + J E 
i H $ 
l WER: 
. Nu! 
P e 
7 i 
Bi « 
le, i 
AY) moai 
( H þ 
ti ‘ 
` ” 
i = 
‘+ © 
A 
i in tn 
r » 
1 f 
t za i 
t w 
‘5 n Ty LE 
EAEG AR. 
i ` 
Ra UT 
i Emas 
ri ih 
| È W 
HM WA. 
3 AU T 
i 
11} t 
‘ Bu 
Sje 
\ J š 
p Ken 
7 AT > 
T pisa 
> { J 
G ih 
i 
13 
j ATH 
s pi> 
i 
2 
bar 
5 x 
i m, 
. i 
A 
=; ih 
i i 
iA 
: 
ur 
* E 8 1 
b 
+ P 
i i MENI 
atn Ji 
i i 
t mit 
ch. 
í 1 Gi 
£ f í 
` T) 
’ » 
f 
+) rn 
j 1 
ki 
$ ruki 
1 i 
i ur 
SEN 
j us \ 
. u 
N 4 `% 
t i Ú 
l] uns 7 
m E 
TURT Ay 
+15 SLEI 
in ’ 
au 
ar 
i A t 
t Ayi 
i HPA 
1102 1%, 
iFa 
\ t 
[i u ! 
no S ) 
1: Rp o bir 
Zu 
8 
i 1 


am 


ar 


=t 


\ r 
Dr 5 P à 
2 IE bemp, 
ae e Ai Kia 
der 7 % -aae - Di 
s 4 


- 2 EN 


— 

Sr 
n= pE 
PE a 
E 


Egri 
er 
- FE a aa 


ı 1086 


< u Ah j+ ri Po» We a ur A er 


\ 


~ reiche Ergänzung unserer Schlußfolgerungen.. In vielen Fällen der 


Literatur ist der Morbus Barlow auch nach dem Initialfieber und ohne 
Vorhandensein besonderer Komplikationen von for:dauerndem Fieber 
begleitet, wie dies auch in dem von Kassowitz aus der Klinik 
Pirquet demonstrierten Falle zutraf. Bei diesen. Patienten wird 
nun fast stets durch die specifische Therapie das’ Fieber förmlich 
abgeschnitten, meist schon nach einem Tage, sodaß Kassowitz 
das Propter hoc zu behaupten Anstand nalım. 


Von unserem Standpunkt ist die Erscheinung ganz ein- 
deutig. Wenn wir einem solchen dysergischen Organismus wieder 
vitaminhaltige oder sogar, wie wir es tun, sehr vitaminreiche 
Nahrung zuführen, so werden damit offenbar alle jene Abwehr- 
reaktionen aktiviert, durch deren Fehlen der Körper mit einem 
oft ziemlich belanglosen Infekt nicht fertig zu werden vermochte. 

Über diese wie die übrigen im vorstehenden angeschnittenen 


Fragen steht durch eine tierexperimentelle Untersuchung weiterer 
Aufschluß zu erwarten. | 


Aus dem Reservelazarett VI, Dresden 
(Chefarzt: Oberstabsarzt Dr. Klare). 


Über Diagnose der Wanderniere durch 
renopalpatorische Albuminurie. 
| | Von . 
Dr. E. Pfister, früher Kairo, 


ordinierender Arzt der Urologischen Station. 


Die Wanderniere zu erkennen, macht gewöhnlich keine 
Schwierigkeiten. Solche können aber gelegentlich entstehen, wenn 
z.B. auf der rechten Seite Leber und Gallenblase in Frage kommen, 
oder wenn gar Wanderniere und Gallensteine zugleich bestehen, 
indem nach Marwedel!) durch den Druck der Niere auf die 
Gallengänge oder Zug am Ligamentum hepato-duoden. eine Schädi- 
gung der Gallenblase hervorgebracht wird. l 


So wurde der Urologischen Station ein Mann überwiesen 
zur Entscheidung der Frage, ob es sich um Wanderniere oder 
Gallenblasenkrankheit handle. Ein bekannter Magendarmspezialist 
in Dresden hatte vermerkt: „E. ist heute untersucht worden. 
Eine sichere Diagnose läßt sich nicht stellen. 
Bei der Röntgendurchleuchtung sieht man, daß der Tumor das 
ganze Duodenum aus der Lage bringt. Die Beweglichkeit des Tumors 
ist erheblich, Es ist auch an seine. Zugehörigkeit zur Gallenblase 
zu denken. Ohne Probelaparotomie dürfte Klar- 
heit nieht zuschaffen sein.“ Die Wichtigkeit genauester 
Diagnosestellung bei Wanderniere ist also evident, indem die 
Probelaparotomie dem Patienten erspart und durch einfache Pal- 
pation und ihre Ergebnisse die Diagnose „Wanderniere“ mit 
Sicherheit gestellt werden konnte. 


Aus der Krankengescliichte sei kurz erwähnt, daß Patient, früher 
stets gesund, am 30. August 1918 infolge einer Verschüttung eine meh- 
rere Tage dauernde Bewußtlosigkeit, vermutlich wohl Gehirnerschütte- 
rung, und eine Rippenfraktur erlitt; kurze Zeit darauf zeigten sich 
Druckgefühl in der rechten Flanke und Magenbeschwerden. 

Am 21. Oktober 1918 wurde in einem Lazarett unterhalb des 
rechten Rippenbogens eine etwa handtellergroße, ziemlich harte und 
druckempfindliche „Wölbung“ festgestellt. Untere Grenze der An- 
schwellung drei Querfinger unterhalb des rechten Rippenbogens. Daß 
die Geschwulst auf die Leber bezogen wurde, erhellt aus der Bemer- 
kung: „Die rechte Lebergrenze reicht bis drei Querfinger unterhalb des 
rechten Rippenbogens. Bei linker Seitenlage reicht die Lebergrenze 
bis in die linke Mamillarlinie und bis zwei Querfinger oberhalb des 
Nabels. Zwischen rechtem "Rippenbogen und dem nach links verscho- 
benen Tumor tympanitischer Klopfschall.“ | 

Der Tumor trat wechselnd stark hervor und war auffallend be- 
weglich. Die Größenzunahme erfolgte meist unter heftigen Schmerzen, 
auch Beschwerden beim Wasserlassen; wurde er wieder kleiner, þe- 
hoben sich auch die Urinbeschwerden, sodaß dazumal schon der Ver- 
dacht einer Wanderniere mit Hydronephrose geäußert wurde. 

Zur Erhärtung dieser Annahme wurde Patient nach der Uro- 
logischen Station verlegt, da der Verdacht auf Gallenblasenerkrankung 
gelegentlich wieder hervortrat. 

Bei der Aufnahme ließ sich unter dem rechten Rippenbogen in 
der Brustwarzenlipie eine faustgroße, undeutlich abgrenzbare Geschwulst 
fühlen, welche bei Husten und linker Seitenlage bis gegen den Nabel 


1) G: Marwedel, Wanderniere und Gallensteine. (Beitr. z. 
klin. Chir. 1902, Bd. 34.) 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. 


mae a e TR ie — 
EN RE EN TREE 
g E * K an rn A 
. tez k - Ki az x, 
ER Ki en, 
N 
> eru 


a TER 7 s 
D TETN 


N 
26. Oktober. 
~- _ = = = 7 


- N 
yi 
> „1 


P 


— nn nn mn e 


.. 
“ 


sank. Die Aufblähung des Magens ergab eine Erweiterung. leichteren 
Grades nach unten. | 5 | ee, 
War so schon natürlich der Verdacht auf Wanderniere mit/der 


hierbei so oft vorkommenden Gastrektasie sehr naheliegend, so wurde 


dies zur Gewißheit durch den Urinbefund: Vor der Untersuchung völlig 
eiweißfrei und mikroskopisch o. B., zeigte er unmittelbar nachher Bi 
weißspuren und spärliche Erythrocyten, was selbstredend als palpa- 
torische Albuminurie aufgefaßt werden mußte, sodaß an der Wander- 
niere nicht mehr gezweifelt werden konnte, unter Ausschluß der Gallen- 
blase, da keine zweite Resistenz vorhanden war. N r 
Bei Nierenschwellung wechselte sie nun im Verlaufe oft in ihrer 
Größe und war öfter gar nicht zu fühlen. Wurde sie größer, trat 
Schmerz auf beim Wasserlassen und die Urinmenge verringerte Sich, 
also ersichtlich wechselnde Stauungserscheinungen im Nierenbecken. 
Ganz besonders deutlich aber wurde das Ergebnis der Palpation, als 
ich, um die Erscheinung zu demonstrieren, ein zweites Mal eine eigent- 
liche kurze Massage der Niere ausführte: Der Harn, vorher völlig normal, 
zeigte jetzt starke Trübung, einen Biweißgehalt von 
21"/» Esbach, zahlreiche granulierte und hyaline 
Cylinder, auch Bluteylinder, viel Erythro- und 
Leukocyten, also alle Anzeichen einer rechtsseitigen trauma- 
tischen Nephritis. Wie das erste Mal, war am nächsten Tage 
der Urin wieder normal und blieb es auch auf die Dauer. Weitere 
Versuche in dieser Richtung hatten keinen Zweck mehr und wurden 
unterlassen, schon um nicht dadurch eine dauernde Schädigung in der 
exponierten Niere zu erzeugen, zumal auch ein Röntgenbild den Tief 
stand der Niere und spitz nach unten zulaufende Erweiterung des 
Nierenbeckens bestätigt hatte. $ 
In der Absicht, den Residualharn im Nierenbecken infolge von 
Ureterknickung zu messen, sondierte ich nach einiger Zeit den rechten 
Harnleiter, konnte aber von Stauharn nichts mehr feststellen, weshalb 
auch ein Pyelogramm nach Kollargolfüllung füglich unterbleiben’ 
konnte; die „Geschwulstbildung“ der Niere war eben schon seit einiger 
Zeit nicht mehr zu beobachten gewesen und die Niere unter dem 
Rippenbogen dauernd verschwunden — vielleicht auch infolge der Be- 
handlung. | A 
Mit Berücksichtigung .der Entstehung der Wanderniere durch 
ein akutes Trauma, der starken Senkung (oft bis zum Nabel), der 
Gastrektasie und der Beschwerden überhaupt, wurde unsererseits dem 
Patienten der Rat zur Nephropexie erteilt. Der Patient lehnte sie yor 
erst ab und der Verlauf scheint ihm recht zu gebeu, indem die alte 
Heftpflastermethode wieder einmal wohltätig gewirkt zu haben scheint: 
Ein Heftpflasterstreifen, 3 em breit, beginnend an der-Symphyse aul 
der linken Seite, in aufrechter Stellung des Körpers, wurde schräg 
unter dem rechten Rippenbogen herumgelegt bis über die Wirbelsäule 
hinaus, also ungefähr wie es B. Schmitz!) in Wildungen befür- 
wortet; längere. Bettruhe, unterstützt durch eine Mastkur, mag eben- 
falls zur Fixierung der Niere in ihrer alten Normallage beigetragen 
haben — auf jeden Fall ist seit Monaten die Niere nicht wieder dis-, 
loziert gewesen und sind alle Beschwerden verschwunden, die Magen- 
grenzen erscheinen normal, sodaß eine Operation zurzeit nicht mehr In 
Frage kommen könnte. Ob dies dauernd so bleibt, wird die Zeit lehren. 
Der eben skizzierte Fall bietet in mehrfacher Beziehung 
Interesse: 1. als durch akutes Trauma entstandene Wanderniere, 
2. wegen des diagnostischen Wertes der palpatorischen Albu- 
minurie, 3. da er die Frage der traumatischen Nephritis anschneidel. 
Es handelte sich hier nicht um chronisch einwirkende 
Schädigungen des Fixierapparats der Niere, sondern um ein €m 
‚maliges akutes Trauma durch Verschüttung, und zwar gemäß der 
dabei entstandenen Rippenfraktur wohl um gewaltsame Zusammen: 
pressung des Brustkorbes, welche nach Küster?) zur Löslösung 
der Niere führen kann. Man darf wohl eine retro- oder Circum- 
renale Blutung infolge der Zerreißung des Fixationsapparates ven 
muten, welche nach Resorption durch Narbenzug die Niere All 
ihrer alten Stelle wieder fixierte, wohl mit Unterstützung dureh 
die beschriebene Behandlung. a Br 
Erheblich mehr Interesse jedoch verdient die diagnostische 
Verwendbarkeit der palpatorischen Erscheinungen, die in diesem 
Falle die sofortige Ausschließung einer Erkrankung. der Gallenblase 
oder Leber ermöglichte. Daß die Kombination einer rechtsseitigen 
Wanderniere mit Symptomen von Magen- oder Leberleiden ‚nieht 
selten diagnostische Irrtümer veranlaßt, ist bekannt; diese führen 
dann wieder zu operativen Eingriffen (Probelaparotomien), die, weni 
auch meist ungefährlich, doch dem Patienten erspart werden konnen: 
Nach Habershon:) beruhen die Magen- und Verdauungsstörunget 


z Pn B. Schmitz, Wegweiser für Nieren- und Steinkranke 1946, 


) Küster, Die chirurgi rankheiten der Nieren. (D: 
Zschr. f. Chir., Bd. 52, S. ee Kraul a 


.,. ).Habershon, Kombination von Wanderniere der ei 
Ba. 12) Symptomen von. Leberleiden. (Chir. Soc. of London 1% 


eh. a 


E 


-Digitizedk Google ” 


Be ar ze s $ Ne 

E . we a i da u ' ; ' w 
ao 26 Oktober, pl 
i ~ auf Druck- und Zugwirkung am. Duodenum mit -reflektorischer 
Biz -Reizung des Nervus vagus, wie denn auch in unserem Falle das 
I > Röntgenbild eine Verdrängung. des Duodenum, erkennen ließ, - 
PR -Über die Häufigkeit. der palpatorischen Albuminurie lauten | = ~ 
kur _. die Angaben sehr verschieden: Während C.. M enge?!) unter 
iz! ' : 21 Fällen von Nierenpalpation 14 mal Albuminurie beobachtete 
u wovon zweimal bis '/,°/,, Esbach, gibt P. Wagner?) an, daß 
die es ihm bisher nur einmal gelungen sei, im direkten Anschluß an 
ki _' eine keineswegs starke und länger dauernde Palpation einer rechten 
a _Wanderniere leichten Grades, die eine. anämische Multipara betraf, 
en die vor der Untersuchung normalen Urinbefund bot, Blut und Ei- 
Eis weiß in ganz geringen Mengen im Urin nachzuweisen. Nach 
25 48 Stunden. war der Urin wieder normal. en 
sl . Unsere Beobachtung . lehrt jedenfalls; daß es bei Nieren- 
I untersuchungen, besonders der Wanderniere, zumal bei ünsicherer 
zb Diagnose, durchaus angezeigt ist; den Urin. vor und nach der 
n Palpation zu untersuchen, da eine Klärung der Sachlage oft sehr 
m rasch dadurch erfolgen kann. Gewiß wird ein Pyelogramm Aufschluß 
a über Sitz und Kaliber des Nierenbeckens geben können, und da- 
ar mit auch den Sitz der Niere; aber es gibt wohl ‘stets Fälle, wo 
fe die Cystoskopie verweigert wird oder sonst unmöglich. ist. Ein 
je =  Röntgenapparat für einfache Nierenaufnahmen ohne Füllung des 
zit Nierenbeckens steht auch. nicht jedem Praktiker stets zur Ver- 
zi fügung. z ne on | 

= Daß die Palpation eine gewisse Druckgrenze nicht über- 
Et - schreiten soll, erhellt ebenfalls aus dieser Beobachtung; sonst ent- . 
z% ‘steht wie hier ein Urinbefund, der mikroskopisch und in puncto. 
6 Eiweißgehalt (2,1 °/,, Esbach!) sich nicht mèhr von dem der trau- 
Ze matischen Nephritis unterscheidet. Eine solche war ja wahrschein- 
AN lich auszuschließen als eigentliche Nephritis, zumal die Erscheinungen 
zz! nach 24 Stunden abgeklungen waren. Man kann sich aber unschwer 
RE vorstellen, daß besonders starker Druck oder fortgesetzte, oft wieder- 

; holte Traumen dieser oder ähnlicher Art zu schwereren und dauers- 
en ‘ den Gewebsschädigungen der Niere, zu einer wirklichen Nephritis 
a führen können. Während bei schwacher Palpation es sich im 
i wesentlichen um Austritt geringer Blutmengen aus den Capillar- 
E knäueln handeln dürfte, entstehen bei stärkerem Druck wohl kleine 
5 Blutergüsse oder Ekchymosen in der Nierensubstanz, vermutlich 
igi ‚intertubulär, welche wohl auch zu herdweisen Erkrankungen (Ne- 
$4 krosen) führen können, die öfter wohl längerer Zeit zur Ausheilung . 


Be 


Th Sn 


DA OGAM OMERI YA V wa UE CU u R a ATALAR. vr A $ 


- bedürfen. C. Menge?) hat jedenfalls recht, zu warnen vor der 


Massagebehandlung der Nieren und den Bandagen mit besonderer 


Pelotte bei Nephroptose. EIER 
| Die Frage der traumatischen Nephritis ist noch umstritten, 
. So äußert sich Mannaberg‘): „Die Frage, ob ein Trauma eine echte, 
nicht eitrige Nepbritis zur Folge haben kann, ist infolge des ge- 


‚ringen Materials kaum mit Bestimmtheit zu beantworten. Wagner | 


bezweifelt das Vorkommen. Die Erscheinungen nach solchen Traumen 
können jenen der akuten Nephritis völlig gleichen. Der Harn ent- 
hält Blut und Eiweiß, Erythrocyten, hyaline, granulierte Epithel- 
cylinder, besonders Bluteylinder. Der Harn wird binnen Tagen 
oder Wochen normal, oder es erfolgt der Tod.“ Ob in ‚unserem 


Falle infolge Druckpalpation eine eigentliche Nephritis von sehr 
kurzer Dauer auftrat, oder ob es sich nur um eine Art von -„Pseudo-. |> 


nephritis“, eine Nierenquetschung handelte, bleibe dahingestellt; 
es handelt sich schließlich nur um graduelle Unterschiede. Jeden- 
falls lehren solche Beobachtungen, daß eine eigentliche traumatische 
‚Nephritis sehr wohl möglich und plausibel erscheint. Wie schwierig 


. die Unterscheidung zwischen Nierenguetschung und Nierenent- 


zündung sein kann, zeigt eine der unseren recht nahestehende 
“Beobachtung von G. Edlefsen?), welche sehr ausführlich be- 
schrieben ist. . = | | kur i 


! 


l =< D C. Menge, Uber Urinbefunde nach Nierenpalpation. (M. m. 
W. 1900, Bd. 48, Nr. 23.) , : S 
F A d Wagner im Handbuch von v. Frisch und Zuckerkandl, 


2 2, C. 
- W.:1900, Bd. 48, S. 28.) 
4 Mannaberg im Handbuch von v. Frisch und Zuckerkandl, 
Bd. 2, S. 446. 3 | 
| 9%) G. Edlefsen, Nierenquetschung oder 'Nierenentzündung? 
(M-m; W. 1912, Nr. 5 und 6.) A | i 5 Ko & 


N 


- 


EDIZINISCHE KLINIK — Nr.48 


"nötige Wärme zu erzielen. Man kann übrigens durch Zusetzen 


‚länger als ein aus gewöhnlichem Fango hergestellter Brei, wie 


'gewöhnlichem Fango in dickwandigen, die Wärme schlecht lei- 
' tenden Porzellangefäßen mit kaltem beziehungsweise heißem Wasser 


‘eingeschlagen auf die erkrankte Stelle auflegen. 


Menge, Über Urinbefunde nach Nierenpalpation. (M. m.. 


e 


Über Fangobehandlung mit einem`òneuen © x. 


. ` Fangopräparat (Polyfango). 


‘ Von. 


Í Gaan zo ti 

“Prof. Karl Grube, Neuenahr. | | A 1 

Nor einigen Wochen überbrachte mir" der Chemiker Herr 7 f ig 

W. Müller in Neuenahr ein Pulver von feinem, grauem Aussehen, © 040 $ N 

an Beschaffenheit ähnlich dem ‘gewöhnlichen pulverisierten Fango.. . =, 
aus der Eifel, wie er hier zu Fangopackungen ‚allgemein benutzt... 0: 
wird. ‘Von letzterem unterscheidet sich dieses neue Pulver — -04 ti. 
von dem Entdecker. „Polyfango“ genannt — in einem sehr wich- —- 4e 2.3: 

tigen Punkte. Denn während der gewöhnliche Fango zur Her-  ...... 
Stellung des heißen Breies besonderer Vorrichtungen, zum min- ` | u: i 
desten aber heißen Wassers bedarf, ist für. die Herstellung eines _ 5 i HE 
heißen, plastischen, längerè Zeit heiß bleibenden Breies aus Poly- , | wi 
fango nichts anderes notwendig als kaltes Wasser, mit welchem, ° oggi 
besagtes Pulver verrührt werden muß. Es entsteht dann unmittel- . . 0.4. | 4 
bar während des Umrührens ein: zirka 50° C heißer weicher Brei, a £ ! 
der sofort benutzt werden kain. a E u | I Ki 
„Dieses Pulver wird hergestellt aus: bestem pulverisirten pi. 
Eifelfango-Neuenahr und entwässertem Bittersalz, welch letzteres : f- H 


nach einem dem Erfinder patentierten Verfahren gewonnen wird, 


und zwar werden auf zirka 80. Teile Fango ungefähr 20 Teile 


dieses entwässerten Pulvers gebraueht, um die für die Behandlung 


von mehr oder weniger Bittersalz jede ‚gewünschte Temperatur 
erbalten. _ E SE O E, T 
Dieser Brei aus Polyfango behält. seine Wärme etwas _ - 


folgende Untersuchungen zeigen. ‚Die Versuche wurden in der 
Weise angestellt, daß gleiche Mengen von Polyfango und 


angesetzt wurden und der Wärmeabfall in regelmäßigen Zwischen- © 
räumen verglichen wurde.. Die Resultate der beiden Versuche er- = 


gaben folgendes: | 


. Versuch i. 
Anfangs- | . nach nach | nach | nach .| nach 
temperatur | 10 Minuten | 20 Minuten | 40 Minuten 1 Stunde’ |2"/2 Stunden 
. Polyfango 45° | 44° Fre ` 880 | 35,50 Er 
Fango. . | 43° 89° |- 320° 280 ` |- 25,0 ° 210° - _ 
Versuch 2., 
Ä Anfangs- | . nach nach -| nach |- nach 
Ps temperatur | 15 Minuten | 30 Minuten | 45 Minuten | 60 Minuten 
Polyfango . - . . . | © 580 | 500 | ‚440 I 41,52? ` | ET 
Fango. ....:. : 51° . 48° 899. 330°. Ð 300° 


.Die Versuche zeigen also, daß der aus Polyfango und 2 . r 


kaltem Wasser hergestellte Brei die Wärme länger und: besser 
hält, als der aus gewöhnlichem Fango mit heißem Wasser her- . 
gestellte. . Ä 5 | I N 


Der Brei reagiert vollkommen neutral und hat kèinerlèi © 


nachteilige Wirkungen auf die Haut. Er | 

Ich habe mit demselben eine Reihe von Versuchen an 
Kranken und an mir selber angestellt. Man kann den Brei ent- 
weder direkt auf die Haut auftragen, wodurch. die Wirkung 
etwas intensiver ist, oder man kann. ihn auch in : Leinwand 
Man bedeckt -` 
dann den Umschlag mit einem isolierenden Stoff, z. B: Bil- 
rothbatist, und packt dann den Kranken gut in wollene Decken 
ein, sodaß ein leichtes Schwitzen entsteht. Der Brei verliert nun 
allmählich seine. Plastizität, wird trocken und hart und: kann dann 
einfach abgenommen werden. ‘Man kann dann beobachten, daß 


' die Haut unter dem Umschlag sich heiß anfühlt, von rotem Aus-  ..- 3 


sehen und meistens mit Schweiß bedeckt ist. Die Zeit zwischen 
dem Auflegen des heißen Breies und dem Moment, da der Um- 
schlag hart geworden ist, beträgt nach meiner Erfabrung zirka 
eine Stunde. Natürlich kommt es sehr darauf an, daß die Technik - 
eine einwandfreie ist, und daß der Kranke ge PA E 
nach außen und Abkühlung durch wollene Decken genügend ge- 
schützt ist. — T e Su 

Es liegt auf der Hand, daß. die Erfindung: des Herrn Che- 
miker W. Müller von großer Bedeutung ist,- und die großen 


Vorzüge dieses neuen Präparates sind ohne weiteres einleuchtend. . 


- 
n 2 pi ae ie Pr 
Ep Ps SERERE ZEN 
er s 7 pt r A 
ES ST . ` 
Er . . 
werner 
N E . ~ 
un FEB 
x g 
fi re Def. = oe z TONIN arr 


P E E | 
eA 


ehe 


BR PB 
nm a paa rr a 23 
Ne Pr $ 


apota pT 


am 


-ehan 
RT, oe 
ee 


Ki vo 
` 
md a iai a ud. 
BITTE 


; loo 
ARP A 


marya 


i n 
“ ae Sy 
ut, er 
Zn 
TITTEN. 


me che san] 
ERTL N EISEN ER EHE REED 
D N 5 > du 8 > i - TR r » nd ö B R 
AAR irine Ed Ken S Maaton -Aar rame irana un maamaa den ma eg ae Se i adaa 


wu A ` x - S , 

voe J i i er eh 
u = F aE = 

.. a = & : 

ie kt ons EN i Di 

Fi a pa Ptaka, 

: FE De . Ka ee 
BEUHE- m u nn nn nn un 


- 
rs 0 
ee TER 


4 
REN CB 


Po 
NIIT ne a Tat, 


Er; 


y x ê 


BIT ae 

ZT NE a nn 2 
rn S 

DEE‘ Lamil en. = gs . Bi 


nenn: 
1 Alien II 


TNF a um 

NE en 

En “..-- 
nn 


x 
en NE anaa Re a 
ALS EFE D E 


. 
7a Sn ee S 
| 


—t7 


eean re 


= -r 
-oam - 
SLA en u 


"| 
yl h 
E - 
f 
N 
En 

+ 
ti 
u 

E 
Y= 
W 
15 


SE 


-i > 

®* a r P 
— aM 

rea uN 


~ 


—— 
ee: 
ER 
er 


Die ganze bisherige umständliche Bereitungsweise der Fango- 
packung, Erhitzen mit heißem Wasser oder mit Dampf, das Aus- 
probieren der richtigen Temperatur usw. kommen in Wegfall. 
Besonders bei bettlägerigen Kranken, und da, wo schnellste Her- 
- stellung eines heißen Breies erforderlich ist, z. B. bei plötzlich 

auftretenden Kolikanfällen, kann der heiße Umschlag innerhalb 
weniger Minuten, ohne andere Hilfsmittel als den Polyfango, 


kaltes Wasser, eine Schüssel zum Anrühren des Breies, sofort 
hergestellt werden. ` 


` Die-besondere Bedeutung und der große Nutzen“dieser neuen 
Erfindung kann gerade heutigentags, wo die Beschaffung von 
Wärmequellen jeglicher Art, sei es durch Kohle, Holz, Gas, Spi- 
ritus usw., die größte Schwierigkeit macht — von den großen Un- 
kosten ganz abgesehen —, nicht leicht überschätzt werden, und 
ich kann die Verwendung des Polyfango, auch nach Ver- 
suchen. an mir selbst, für Kliniken, Sanatorien, Badehäuser und 


vor allem auch für den Hausgebrauch nur auf das angelegent- 
lichste empfehlen. ` | 


Ich wiederhole aber noch einmal, daß alle Vorsicht auf die 
genaue Befolgung der dem Präparat mitgegebenen Vorschriften 
zur Herstellung des Breies und seiner Applikation verwandt 
werden muß. 

Der Polyfango erscheint im Handel in Einzelpackungen 
von. zirka 1!/, Pfund, sowie in Hobboks von 5 und von 10 kg, 


und ist zu beziehen von der Firma Müller & Kappert in 
Neuenahr. \ 


Aus der Bakteriolögischen Abteilung 
der Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brüning. 


Zur specilischen Bekämpfung der Grippe D. 
Von 


Dr. R. Bieling und Dr. K. Joseph. 


Die bakteriologischen und histologischen Untersuchungen bei 
der letzten Grippeepidemie haben in einem immer steigenden Pro- 
zentsatz den Influenzabaeillus R. Pfeiffers, vergesellschaftet 
mit einer wechselnden Begleitflora pathogener Kokken, zumeist 
Streptokokken, in dem Auswurf und dem Lungen- und Bronchial- 
gewebe Grippekranker festgestellt. Die Einführung von ein- 
fachen Nährböden, auf denen ein rasches, “üppiges und gleich- 
 mäßiges Wachstum der Influenzabaeillen gesichert ist (Levin- 
thal, Hundeshagen), setzte die Untersucher in die Lage, 
die günstigen Ergebnisse, die mit diesen technischen Neuerungen 
bereits in der Juni- Juli- Zacke der Epidemie von 1918 erzielt 
werden konnten, allgemein zu erreichen. Insbesondere in den. 
Lungen bei ‚Grippesektionen gelang der Nachweis in 75% der 
Fälle (Olsen, Simmonds, Eugen Fraenkel) Auch 
aus dem. Bakteriengemisch des Sputums konnten die in bezug 
auf ihren Nährboden anspruchsvollen Influenzabaeillen infolge 
der Verminderung: der technischen Schwierigkeiten immer häufiger 
isoliert werden, sodaß auch hier befriedigende Ergebnisse erzielt 
wurden. | | | 

Damit erschien die Bedeutung des Influenza- 
bacillus für das Zustandekommen des Bildes der grippalen 
Lungenerkrankung: neuerlich dargetan, und es wurde vielfach 
der Anschluß an die ätiologische Untersuchung Pfeiffers über 
die Influenza der neunziger Jahre gewonnen. Das Auftreten 
wenn auch. geringer Mengen von Agglutininen gegen Influenza- 
bacillen im Patientenserum im Verlaufe der Grippeinfektion 
(Levinthal, Sobernheim, Neufeldt) spricht ebenfalls 
in dieser Hinsicht. Andererseits glaubte eine Reihe von Autoren 
wegen unbefriedigender Untersuchungsergebnisse insbesondere zu 
Beginn der Epidemie und der mangelnden Tierpathogenität des 
Influenzabacillus, welche eine Übertragung der Erkrankung aufs 
Versuchstier unmöglich macht, in dem Influenzabacillus nicht die 

letzte Ursache der Grippe sehen zu dürfen. | 

Es wird. abzuwarten sein, inwieweit die Forschungsergeb- 

nisse nach den bisherigen Ansätzen zu einer Bestätigung dieser 
für die Bakteriologie wertvollen Arbeitshypothese, welche ins- 
besondere auf ein filtrierbares oder invisibles Virus hinweist, 
führen. 


Wenn somit von mancher Seite auch die Frage nach dem 


1) Eine eingehende Darstellun 


g der Versuche erscheint in der 
Zschr. f. Immun.Forsch. | 


` E G EAA nn B 
7 De i A E F er 
TODE I AO ERS ie 0 7 
I 7; ER DEREN FE we 
* å v e rt 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK ua er 


Erklärung der Entstehung und des Ablaufs der Erkrankung zu T 


TT : 
= SEEN 
R w E 
_ n è ` 
2i tii 


xY i 


m z 
-t ar hrinn aF 
INA ANSEN 
Dr - IN EN 
° 2 
P'a ha 
bA Jen 
er 
- +“ 
£ 26 
5. 
Ia rì 
. m O De 
2 rn, 


| See ERRER Eee 
letzten und eigentlichen Erreger der Grippe noch als probler 
tisch hingestellt wird, so mub doch trotzdem die Bedeutun Pe U 
tatsächlichen Befunde der Influenzabaeillen und Streptokokken 
und ihre Wirkung für die Grippe anerkannt werden. Die Ver 
suche, aus dem Bekannten heraus eine möglichst erschöpfende 


urn 
Tai 


gewinnen, erschien somit um so mehr von Bedeutung, auch wi 
abhängig von dieser Streitfrage, als sie uns die Handhabe liefert 
für ein Eingreifen in den Entwieklungsmechanismus der Grippe, ` 
gleiehviel an welche Punkte, und damit für eine ätiologische 
Therapie. | | BR - 
Den Ausgangspunkt für eine einheitliche Betrach 


A 


. LE 
a E 


7 


“tung der histologischen und bakteriologischen 


Befunde bei der Grippe bildeten die von Lubarsch m 
August 1918 demonstrierten histologischen Präparate von Grippe 
lungen, welche den Influenzabacillus in den peripheren, frisch er- 
krankten Lungenpaftien als Vorläufer der nachfolgenden eitrigen ~ 
Kokkenerkrankung erkennen ließen. Hiernach erschien der In 
fluenzabacillus als Ursache von Veränderungen und Schädigungen 
in der Lunge, welche der sekundären Infektion mit Eitererresern 
den Weg bahnen, vielleicht auch, indem er gleichzeitig, ähnlich > 
wie im Reagenzglas, durch die Symbiose ihre Virulenz steigert 
Die grippale "Lungenentzündung entstand. demnach durch das 
Handinhandarbeiten und das gesetzmäßige Zusammenwirken des’ 
Influenzabacillus mit einer Reihe von anderen Keimen, unter, 
denen der Streptokokkus nach der durchgängigen Ansicht der 
Untersucher die erste Stelle einnimmt. Dabei kam also dem-In- 
fluenzabacillus, um mit Schmieden zu reden, die Stellung 
eines Vehikels zu, mittels dessen die übrige Begleitflora in den 
Körper eindringt; das schließt nicht aus, daß nebenher auch ver > 
einzelte der bekannten, nur durch Influenzabaeillen bedingten 
Lungenentzündungen vorkommen. Das Zustandekommen und der 
Ablauf des klinischen Krankheitsbildes der. grippalen Pneumonie 
dagegen wäre durch die ineinandergreifende Wirksamkeit zweier 
Bakterien bedingt, sodaß man also mit Sahli zu dem auf Grund 
eingehender Darlegungen für die Grippe geprägten Begriffe des 
komplexen Virus gelangt, in dem der Influenzabacillus die Rolle” 
des Primus inter pares spielt. Eine ätiologische Prophylaxe 
der Grippe müßte also in-erster Linie erstreben, einen Schutz 
gegen den Pfeifferschen Bacillus und damit auch gleichzeitig 
gegen die sekundären Keime hervorzurufen. Eine Influenza 
impfung mußte in erster Linie ins Auge gefaßt werden, wäl- 
rend eine Impfung gegen die sekundären Grippekokken erst m 
zweiter Linie in Betracht kam. So ist denn auch Sahlı daran 
gegangen, eine Influenzavaceine in der letzten Grippeepidemit 
zu versuchen, unter Ablehnung der von den Engländern in Indien 


angewandten Mischimpfung mit Influenzabaeillen und Pneumo- 
kokken. 5 i 


; Hat jedoch die wegbahnende Tätigkeit der Influenzabaeillen 
bereits zur Grippeinfektion geführt, so wird es wiederum | 
in erster Linie darauf ankommen, den Schrittmacher der Kokken- 
infektion selbst anzugreifen. Darüber hinaus aber wird em 
Grippeserum auch gegen den wichtigsten Helfershelfer der 
Influenza, den Streptokokkus, gerichtet sein müssen. . Diese beiden 
Wege einer specifischen Grippebekämpfung entbehrten jedoch sor 
lange der wissenschäftlichen Begründung, und mußten solange als 
aussichtslos erscheinen, als Methoden zur serologischen Prüfung 
des .Impfeffekts beim Menschen und zur Wertbestimmung von 
Seren immunisierter Tiere fehlten. Nachdem die Untersuehungen 
von Delius und Kolle gezeigt hatten, daß wohl infolge der 
minimalen Pathogenität der Influenza für die üblichen Versuchs 
tiere ihre aktive Immunisierung gegen die nachfolgende Infektion 
mit den nötigen großen. Kulturmengen aussichtslos ist, mubten 
derartige Prüfungen am- Tier als unmöglich abgelehnt werden. 
Dagegen erschien es aussichtsreicher, sich an die Methoden zul 
Wertbestimmung des Genickstarreserums anzulehnen, weil es sich 
ja auch bei den Meningokokken um einen besonderen menschen- 
pathogenen: und nicht tierpathogenen Infektionserreger handelt. 

Eine Reihe von Autoren (Slatineanu, Cantani, 
O daira), welche von den hier zu verwendenden Reaktionen die 
Komplementbindung sowie auch die Agglutination mit, Influenza 
bacillen untersucht hatten, mußten sich jedoch zumeist mit ganz 
geringen Ausschlägen bei der Immunisierung der Tiere begnügen 
sodaß denVersuchen über ihre theoretische Bedeutung hinaus prag 
tische Ergebnisse nicht folgen konnten. Durch neue nun anabe: 
sprechende Versuche. konnte nun gezeigt werden, daß es gelingt 
hochwertige Immunsera gegem Influenza 


x 


Digitized by Google 


La y 
6 > 
= 
> 


m 
Ne 
u 


> 

= 
> 

eK 


en 


t 
aT 
è 
vo 
ad 
Bi 
b 
gai 
r, 
t 
b 


E 


Beug 
t 


wu. 


Ee se a a 
Aa R 
ee z x 


. Phagocytoseversuchs mit Meerschweinchenleukocyten ‚gibt un- 
- gefähr gleiche Ergebnisse, Es gelang, mit dieser. Methode deut- 


= Gefrierextrakt von Influenzabacillen und Pferdeimmunserum unter 


Meerschweinchenleukoċyten in normalem -Serum geht nur langsam 


wenn man 


En 


26. Oktober. 


bacillen. nicht nur beim Kaninchen zu -erzielen, sondern daß 
vor allem auch das Pferd bei‘geeigneter Behandlungsweise mit 
geeigneten Stämmen ein Influenzaserum liefert, welches den be- 
kannten antünfektiösen Seren gleichwertig an die Seite tritt. 
; Damit war die Möglichkeit einer passiven Immuni-: 
sierung des Menschen gegen Influenzainfek- 
tion gegeben. Die bei der Impfung der Pferde gewonnenen Er- 
fahrungen, sowie die hierbei entwickelten Prüfungsmethoden èr- 
 möglichten es weiterhin, auch beim Menschen eine 
aktive Immunisierung durchzuführen und: festzustellen, 
daß im Verlauf einer solchen Impfung auch das menschliche 
Serum einen Influenzatiter annehmen kann, welcher in manchem 


“M 


unseren besten Tierseren nicht nachsteht. | 
~  Zu‘den ersten Versuchen zur Herstellung von Antikörpern gegen 
Influenzabacillen wurden Kaninchen verwendet, bei denen es gelang, 
durch mehrmalige intravenöse Injektion von Pfeifferschen Bacillen 
Immunsera zu erhalten, welche -bis zu Verdünnungen :1:16000 und 
1:32000 deutliche Agglutinationen zeigten. _ | 
Die Reaktion wurde mit frischer Agarabschwemmung in physio- 
logischer Kochsalzlösung nach Zusatz von 1% Formalin angesetzt, 
die Ablesung erfolgte nach zwei Stunden Brutschrank und etwa 
sechzehn Stunden Zimmertemperatur in erster Linie makroskopisch 
‚durch Beurteilung des in der Kuppe des Reagenzglases entstandenen 
mehr. oder minder dicken Häutchens und -der Aufhellung der 
“Emulsion. Die Beurteilung der Zusammenballung im sanft auf- 
geschüttelten Röhrchen mit bloßem Auge ist schwierig wegen der.. 
ungünstigen ‚Lichtbrechungsverhältnisse. des Influenzabacillus; "im 
- hängenden Tropfen ist sie leicht, doch muß die mikroskopische Prü- 
‘fung auf subtilere Unterschiede verzichten, da auch die Kontrollen 
selbst zumeist vereinzelte Klümpchen enthalten. RR 
5 Die vergleichende Prüfung dieser Immunsera mit einer Reihe 
verschiedener , Influenzastämme auch im Bindungsversuch ergab, 
daß es nur mit cinzelnen Stämmen gelingt, ein Serum herzustellen, 
welches die sämtlichen geprüften Influenzabacillen beeinflußt. 
Solche Stämme kamen in erster Linie zur Behandlung. von Pferden 
zur Herstellung eines Schutz- und Heilserums 
- in Frage. Auch die Pferde reagierten auf die Behandlung relativ 
rasch mit der Bildung von Agglutininen, welche, wie bei Pferden 
gewöhnlich, nicht die gleiche Höhe, wie beim Kaninchen, er- 
reichten. Der antiinfektiöse Titer dagegen steigt erst langsam 
. bei intensiver Behandlung. Bei der Prüfung und Wertbestim- 
mung wurde in derselben Weise vorgegangen, wie es die staat- 
liche Vorschrift für das Genickstarreserum verlangt. Die Ergeb- 
nisse der Komplementbindung mit, specifischem Extrakt und des 


liche und im Verlaufe der Behandlung steigende Ausschläge zu 
erzielen. Unter Umständen konnten bis zu achtfach wirksame 


Sera erhalten werden: | Pe 
Die Komplementbindungsreaktion wurde mit einem 


‚Zusatz von % hämolytischem System von Hammelblut, Hammel- 
kaninchenserum und Meerschweinchenserum "als Komplement in der 
vorgeschriebenen Weise angestellt. Komplette Hemmung der Hämo- 
lyse durch Serummengen bis 0,01 wurden als einfach, bis 0,005 als 
zweifach bezeichnet usf. . p n WaS en; RR! 

Die Phagocytose der Influenzabacillen durch 


vor sich und. wird durch Influenzaserum. deutlich beschleunigt und 
verstärkt. Die Kleinheit der Influenzabacillen macht es unmöglich, 
die Anzahl der phagoeytierten Influenzabacillen auszuzählen, sodaß ı 
nur die groben Ausschläge als sicher bewertet wurden. Die Ab- 
lesung erfolgt nach 1, 
wurde ein Serum bezeichnet, das noch in der ‚Menge von 0,01 ccm 
eine starke Phagocytose verursachte, als zweifaches Serum, von dem 
.0,005 cem gleiche Wirkung hervorrief. | 

= Die beiden Prüfungsmethoden 
mäßige Ergebnisse. | | 

= Die bactericide Wirkung des. Influeuza- 
Serums konnte im Reagenzglas deutlich nachgewiesen werden, 
ı die Bacillen in einem für sie neutralen, bluthaltigen 
Medium hielt und dazu geringe Mengen des zu prüfenden Pferde- 
rum ‚zusetzte, sowie das nötige Meerschweinchenserum 
BI. ‚Komplement. Impft man danach nach wenigen Stunden auf 
ee a so erhält man aus dem Röhrchen, welchem zur Kontrolle 
Röhrchen Pferdeserum zugesetzt war, üppiges Wachstum, aus den 
Fire en Jedoch, welche kleinste Mengen des Immunserums ent- 
Rx n, wachsen entweder überhaupt keine Bacillen mehr, oder 
Dos a, Serumkonzentration nur ganz vereinzelte Kolonien. 
BOn e win P A mm "Dop konnten als gsutlich wirksam nach- - 


ergaben ungefähr gleich- 


‘ 


1919 — MEDIZINISCH 


.kokkenserums 


'angezogen werden können. - 


‚welcher Antikörper nicht :nur, gegen. den Behandlungsstamm 


‘verleihen kann. gisch ngs- 
-methoden setzten. uns in die Lage, im Tierexperiment die brauch- 


1, 2, 3 Stunden im Brutschrank. Als einfach |: 


E KLINIK — Nr.43. © 7.1.1089. T ge 
‘Wir sing also in deri Lagè, ein bacterii . 2”. 


cides, antiinfektiöses Serum gegen Influenza- - 


bac il len herzuüs tèlle n, dessen Wert sich genau. 
bestimmen läßt. Da nun kei der Grippe die Influenza- 


"bacillen zumeist mit Streptokokken kombiniert in Wirksamkeit 


‚treten, so war es unser Streben, diesem Influenzaserum ‚ohne -Be-. 


einträchtigung seiner Wirkung eine maximale Antistreptokokken- en 
. quote- beizugeben. Durch geeignete ‘Immunisierung von Pferden,- ° > 
gelang es unter Vermeidung "nachträglichen ‚Zusammengießens : . < 
und der damit unvermeidlichen Verdünnung der wirksamen Kom- ., 
‚ponenten ein polyvalentes Grippeserum ’ herzustellen, 


das mit der Wirkung unseres‘ Antistrepto- 

5 jene des reinen Influenza- ` 
serums verbindet. Dieses polyvalente Grippeserum, das . 
in sterilen. Ampullen zu 25 und-50 ccm ohne Zusatz eines Des- ` 


infiziens abgegeben wird, führte bei den bisherigen praktischen - .. 


Prüfungen zu .befriedigenden Ergebissen, welche den beschrit- 


'tenen Weg als aussichtsreich erscheinen lassen. Die Anwendung - 


des Serums zur intramuskulären und intravenösen Injektion in 
größeren Dosen wird dabei nicht allein auf die Behandlung der- 


Erkrankung beschränkt sein, sondern .auch in. entsprechend .  - we 
‚kleinerer Menge zur Erzielung eines sofort einsetzenden, kurz -© => 
dauernden .Impfschutzes_ bei besonders gefährdeten Personen hert- . 


`. Andererseits aber gelingt es durch Verwendung einer geeig- 
neten Vaccine beim Menschen selbst, einefortschrei- 


tende Bildung von Antikörpern gegen die Influenza- n: 


baeillen, eine ‘aktive Immunisierung mit dem sich daran anschlie- _ 
Benden, länger dauernden Impfschutz ‘zu erzielen. Bei der Herstel- 


lung einer praktisch brauchbaren Vaceine wird es in erster Linie 


darauf ankommen, daß die immunisierende Wirkung der Bacillen 
trotz der notwendigen Abtötung und. Konservierung völlig 
erhalten bleibt. Nur, solche Stämme erwiesen sich. demnach als 
geeignet, mit welchen es gelingt, Antikörper gegen eine große-An- . 
zahl verschiedener Influenzastämme zu erzielen; denn nur einem’ 
solchen Impfstoff konnte eine allgemeinere Bedeutung zukommen, 


bildet; sondern auch gegen die übrigen Stämme einen Impfschutz 
Die früher erwähnten serologischen Prüfungs- 


baren ‘Stämme herauszufinden und ihre immunisatorische Wirkung 


.nach der notwendigen Präparation zu prüfen. b 


. -Bei der praktischen Prüfung dieser. poly- ` 


‚valenten Influenzavaccine ergab sich, daß größere 


Mengen ebenso, wie dies vom Typhus- und Choleraimpfstoff be- _ 
kannt :war, Fieber machen können, jedoch sind dazu vielfach 
relativ. große Mengen erforderlich, wie. denn überhaupt - die 
Empfindlichkeit gegen größere Quantitäten des Impfstoffs indivi- 


duell ziemlich schwankt. Es muß dahingestellt bleiben, ob eine 
‘früher durchgemachte Erkrankung hierfür verantwortlich zu _ 
machen ist. Dosen von 0,2 einer Aufschwemmung mit 1000 Mil- - 


lionen Keimen im Kubikzentimeter werden jedoch bei subeutaner 


Injektion immer fieberlös vertragen, wie dies auch’ Sahli fand, a 
Im Laufe der Behandlung. steigt die. . ..: 


der intracutan injizierte. ufi dl | 
Resistenz: des Organismus gegen die -Vaceine, sodaß bei der 


‘zweiten Injektion 1,0 der gleichen Aufschwemmung, also 1000 \Mil- 


lionen Keime, durchschnittlich kein Fieber mehr machte.. Die 


‘lokale Reaktion der angegebenen Menge ist gering. _ Eine vor- 
übergehende, meist 24 Stunden anhaltende. dreimarkstückgroße 


und leichte Schwellung nach subeutaner Injektion ist: zumeist,’ | 


jedoch nicht immer vorhanden. 


Zur Prüfung der Antikörperbildung im 


o eimpften Organismus diente als feinste und früheste 


Reaktion die Agglutination. -Mit dieser konnte bei sämtlichen - 
Impflingen ein deutliches Ansteigen des Titers im Laufe der Be- 
handlung festgestellt werden.‘ Die Werte steigen von 0 bis-zu 1: 8000 
und 1:16000, Die Höhe des Ausschlägs war unabhängig von etwa 
erzeugtem Fieber, sondern ‚richtete sich lediglich nach der Menge 
des injizierten Impfstoffs, einerlei, ob derselbe Fieber machte oder 
nicht. Die mit den kleinen, sicher keine Temperaturerhöhung ver- 
anlassenden Dosen geimpften Leute hatten daher im Durchschnitt 
geringere Werte und bewegten sich zwischen 1:100 als Minimum 
und 1:1600 als Maximum. Das sind Endwerte, welche denen hei 
Typhus- und Choleraimpfung mindestens gleichkommen. Für die 
Praxis wird also 0,2 (1000 Millionen) als Anfangsdosis in Betracht 
kommen, die folgende Injektion wird infolge der fortschreitenden 
Immunität höher gewählt werden müssen. 0,4 wird vielfach be- 


oe ` ` E ; DRY 
P Tae i J: A A E - ` 
F . n fa A ER nes $ 
2> Sr N A D FR 
: ai aj ` x ae a 


ER, 2 B 


. 
s 5 Ber 
E 
MaE. Der So 
g 
nen 
2 ; 


Bi ~e $ 
© ti a k 
Ea è . ji 
EN i Pr R a 
$ <- n 
CE TO TEE 
2 5 


iz a E 
Vize ea 


u re 
at 
\ 


ha w ” p * d N 
INT N eE nn Far 
> A 


. . d 
SE: 
mn. 


) 


oe R 
mi “ u 


ER Date ur ` 
FAN in e a, 


sr 


te 
ur 


a 
' 
- ee T 
- 


BE EBEN 


- . 2 
nae w 


-tam 


Å- 


A Te me £ 


en PSS ER 
DICE 27 g as ha" ja 


e, 


_ 


nu 


> 


Tapie ereraa 


yo: 
PT 


-. 


aee 


-4 PH . Be 
Eae FE rl 


ae: 


wine 


SIE 


Fe 


p 


- 


- 


f 
Se na N Rn en > 
EI ais a i AN T O a TN 


e E E 


SEEN FAN) 
RESET 


E A > 
a Tee et 
5 i 


pae 


ZE ENS a 


em ~ m 
uns 


EEE a Sie 


a a Be ee ac And Degen 
0 0 Sn 2 > = Se 2 2 2 -. E BEN > 


Bien ee er "73 nummer anh. er 


ER - - 
ee ist Bene ae S - 3 
Bere i a e ES K aasi ~s - 


re 


€ s $ Be a = 
Bere San. 
er ee EE E Hat = 


s, 
E Daa 


PaF E bia DE ES Pe E E SE V R 


~ 


m O E EE 0u 


= 
E. 
wa 
f 
i 
a7 
Pint 
SR 


ee ee se 


1090 


reits genügen, auch 1,0 ist jetzt noch verträglich. Die nach den 
obigen Grundsätzen hergestellte Influenzavaceine wird deshalb 
vorwiegend in der Konzentration 1000 Millionen Keime im Kubik- 


zentimeter zur Anwendung kommen. Um den Bacillen etwa noch 


anhaftende Endotoxine unschädlich zu machen, hat sich die Sen- 
sibilisierung der Vaccine mit dem speeifischen Serum nach 
den Vorschriften Besredkas als wertvoll erwiesen. 

Es gelingt also, mit dieser Influenzavaceine beim Menschen 
serologische Impfeffekte zu erzielen, welche die bei der 
Typhus- und Choleraschutzimpfung bekannten erreichen oder gar 
noch. übertreffen. 
größere Mengen von Menschen einer Grippeinfektion besonders 
ausgesetzt erscheinen, wie in Krankenhäusern, Anstalten, In- 
stituten, Schulen usf., einen länger dauernden Impfschutz durch 
Vaceination zu erzielen. Für den kurz dauernden Schutz gegen 


Ansteckung in der Umgebung Grippekranker und für die Behand- 
lung dieser selbst aber ist das Heilserum bestimmt. 


Ein Beitrag zur klinischen Symptomatologie 
der beginnenden Lungentuberkulose. 
(Das Auricularisphänomen.) 
Vorläufige Mitteilung. 

Von 


Dr. Miroslav Deutsch, Zagreb. 


Im Verlaufe der Lungentuberkulose kommt es häufig, teils 
durch Nachbarschaftswirkung, teils durch Fernwirkung, zu Schä- 
digungen des peripherischen Nervensystems (1), die sich in mannig- 
fachen Symptomen äußern können. Daß diese Symptome oft 
einen ganz außerordentlichen ‘Wert, besonders für die Früh- 
diagnose besitzen können, ist bekannt. Es sei hier beispiels- 
weise nur an die von Pottenger beschriebenen Muskel- 
spasmen (2), an die einseitige Pupillenerweiterung, an ‘den ein- 
seitigen Plexusdruckschmerz (3) usw., erinnert. — Es soll bier nun 
ein weiteres derartiges Symptom mitgeteilt werden, welches ich 
in zahlreichen Fällen mit beginnender Lungentuberkulose beob- 
achten konnte. Es ist dies eine Hyperästhesie der vom R. auri- 
cularis N. vagi versorgten Hautgebiete. [Näheres über den Verlauf 
des R. auricularis siehe bei (4) und (5).] Der R. auricularis ist der 
einzige sensible Hautnerv, den der Vagus abgibt, Er tritt hinter 
der äußeren Mündung des knöchernen Gehörganges (in der Fissura 
tympanico-mastoidea) aus dem Canalic. mastoideus hervor und 
teilt sich sodann in zwei Äste, von denen sich der eine mit dem 
N. aurie. post. des Facialis verbindet, während den andere die 
hintere Fläche der Ohrmuschel und die Ausklei- 
dung der hinteren unteren Wand des äußeren 
Gehörganges versorgt. Die Prüfung der Sensibilität dieser 
Hautpartien wurde mit einem feinen Marderpinsel vorgenommen, 
dessen Stiel am Ende scharf zugespitzt war. 

Bei der Untersuchung wurden nun zuerst die erwähnten 
Hautgebiete des einen Ohres mit Pinsel und Spitze geprüft und 
hierauf das gleiche auf der anderen Seite wiederholt. Gab der 
Patient dabei an, daß er den Reiz auf einer Seite deutlicher ver- 
spüre, 'als auf der anderen, so wurde die Probe erst dann als 
positiv erachtet, wenn in gewissen Zeitabständen (nach Stunden 
oder ein bis zwei Tagen) wiederholte Prüfungen das gleiche Er- 
gebnis zeitigten. Ein besonderer Wert muß dabei darauf ge- 
legt werden, daß der Reiz auf beiden Ohren möglichst 


gleichmäßig zart ausgeübt wird. Um eine möglichst. ob- 


jektive Beurteilung des Symptoms zu erzielen, wurden die Unter- 
suchungen in folgender Weise vorgenommen: Nach Aufnahme 
einer exakten Anamnese wurde zuerst in der oben angegebenen 
Weise auf das Vorhandensein des Auricularisphänomens (= Aph.) 
geprüft und das Ergebnis gebucht. Hierauf wurde eine ein- 
gehende Untersuchung des Patienten mit allen zu Gebote stehen- 
den Hilfsmitteln vorgenommen, wobei das Hauptgewicht auf die 


Feststellung und Lokalisation eines etwaigen tuberkulösen Pro- 
zesses gelegt wurde. 


Ich bin nun in der Lage, aus den ‚bisherigen systematischen 
Untersuchungen‘ folgende Schlüsse zu ziehen: ik Bei beginnender 
einseitiger Lungenaffektion (mit Lokalisation im Spitzen- 
anteil) ist die Sensibilität im Versorgungsgebiet des R. auric. der- 
selben Seite auffallend gesteigert. So ergab z. B. die Unter- 
suchung der Fälle mit positivem Aph. der einen Seite gleich- 


b 
N 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


Damit ist die Möglichkeit geboten, dort, wo’ 


A a? P 
ES ar T 3 y ` 
ex SAREN s 
rat: > r. [w í 
> 26. Oktobe 
EU. JRE: 
San ni, nn T 
nn ss je 
>t zur A 


i der 
Atmung, Druck und Klopfempfindlichkeit. der Supraclavieular- 


grube, Muskelspasmen, eindeutige auskultatorische Phänomene usw. 


In jenen Fällen, bei welchen ein deutliches Aph. bestand, eine 


Lungenerkrankung mit anderen Untersuchungsmethoden jedoch 
nicht nachweisbar war, wurde probatorisch Tuberkulin 


injiziert. Hierbei wurde die Beobachtung gemacht, daß nahezu 


= 


alle Fälle eine sehr gesteigerte Tuberkulinüberempfindlichkeit aui- 


wiesen. Auf diese Weise wurden 74 Fälle geprüft. In 14 Fällen. 


von diesen (id est 18,9%) wurde im Verlaufe der 'Tuberkulin- 
prüfung eine Herdreaktion festgestellt, wobei das 
Aph. noch deutlicher wurde. Zwei Fälle mit positivem 
Aph. ohne sicher nachweisbare Spitzenaffektion konnte ich 
nach einiger Zeit (und zwar beide nach ungefähr vier Monaten) 


wieder untersuchen und dabei eine Spitzenaffektion jener Seite 
feststellen, über welcher das Aph. bei der ersten Untersuchung 
bestand. u D 


2. Sind beide Spitzen affiziert, so gestaltet sich das Er 
gebnis undeutlich. Wahrscheinlich steht dies damit im Zu- 
sammenhang, daß in solchen Fällen das Aph. beiderseits 
vorhanden ist und somit die andere Seite nicht zum Vergleich 
herangezogen werden kann. | Br: | 


3. Bei chronischen Erkrankungen beider Lungen mit 
frischen Herden der einen Seite ist das. Aph. auf dieser Seite 
positiv. l ERS 
4. Bei chronischer Lungentuberkulose stationären Charakters 
und bei durch Mischinfektion komplizierten progredienten Fällen’ 
konnte nichts Charakteristisches. festgestellt werden. AH 
Wie sich das Aph. in Fällen von.nicht speeifischen Lungen- 
spitzenaffektionen verhält (z. B. bei der Krönigschen Kollapsindu- 
ration), darüber fehlt mir die Erfahrung. | re 


‚Es gilt nun die Frage zu beantworten, - auf welche Weise 
das geschilderte Phänomen zustande kommt. Ich glaube nicht 
fehlzugehen, wenn ich die Headsche Lehre von dem Ent- 
stehen hyperästhetischer beziehungsweise hyperalgetischer Zonen 
auch auf das Aph. anwende (6). Dadurch wird es auch erklär- 
lich, weshalb das Aph. in frischen Fällen am deutlichsten aus- 
geprägt ist und aus welchen Gründen die Intensität des Sym- 
ptoms mit der Dauer des Prozesses abnimmt, Ebenso findet auch 
die Steigerung der Intensität des Aph, durch Herdreaktionen 
in der Headschen Theorie ihre Begründung, Fe 
Schließlich möchte ich es noch versuchen, die Bedeutung 
des Aph. für die Frühdiagnose einer Beurteilung zu unter- 
ziehen. Jeder Arzt, der sich in seiner Praxis viel mit Lungen 
tuberkulose beschäftigt, weiß, wie schwierig sich die Diagnose’ 
der beginnenden Lungentuberkulose zu gestalten vermag. Es 
gilt dies besonders für jene Fälle, wo die Entscheidung zu treffen; 
ist, ob der Patient überhaupt krank beziehungsweise behand- 
lungsbedürftig ist oder nicht. Daß dabei ein einzelnes Sym- 
ptom allein nicht von ausschlaggebender Bedeutung sein” darf, 
ist selbstverständlich. Meiner Erfahrung nach darf dabei das 
Bestehen eines Aph. zumindest als wichtiger Fingerzeig betrachtet 
werden, der die Aufmerksamkeit ‘des Untersuchers in eine be- 
stimmte Richtung lenkt. Vielleicht werden weitere Untersuchungen 


ergeben, daß das Aph. das Bestehen eines aktiven Prozesses 
andeutet. | 


Der Wert des Symptoms erhöht sich dadurch, daß es bei” 
Gesunden fast nie, bei Lungenkranken dagegen mindestens ebenso- 
häufig anzutreffen ist, wie das praktisch wertvolle Symptom der 
von Pottenger beschriebenen Muskelspasmen. Hingegen ver 
mindert sich der Wert des Aph. durch den Umstand, daß en 
Feststellung eine gewisse Übung erfordert und daß der Arzt n 
immerhin auf die Intelligenz und Aufmerksamkeit des Paue p3 
verlassen muß — subjektive Momente, die eine Kritik des Bon 
suchers erwünscht erscheinen lassen. Ich bin der Ansicht, nn 
das Symptom zweifellos an praktischer Bedeutung gewin® 
würde, wenn es mit objektiveren Methoden feststellbar NEN 
Dies könnte z. B. mittels Galvanopalpation (7, Pipon 
stelligt werden, wobei sich die Stärke .des angewandten is 
durch Messung der Stromstärke bestimmen läßt und die E 
reaktion ein objektives Maß für die Intensität des Aph. dara aa l 
würde. Auch könnte vielleicht mittels dieser Methode ein bel ich 
seitiges Aph. festgestellt werden. Vorläufige Versuche, die ein 
gemeinsam mit M. Kahane, dem ich an dieser Stelle für En 
liebenswürdigesfEntgegenkommen meinen besten Dank Eee 
genommen habe, lassen einen Erfolg versprechen. Im Smi 


A 


Digitized by Google ag 


tober 
Ey Ei 


—eMEmTTTNTN TE a 
= “ a y 26. Oktober. Í . | O $ LEN E i i | .. l 2 Aa we Ss es % En i . Ay re A ETE : O. T 
u z s D i -1919 j gr u Er i s y A | a ae? j l ‘ ir Ss $ a Ei 2 Be 
rat ‚nehmen mit K A: N ee INISCHE KLINIK — Nr.48. ` = nen Sch 
se „dieser Richtung vor behalte ich mir weite ee a = Syn VE a es 
en `. ne T. | weitere Mitteilun: a, = —— ee o i aa o: 
je Handbuch der Tuborkul O. Hezel, Tuberl u en Et 'von auffallender B Ei m a 
ger, N Tuberkulose. Leipzig erkulose a“ u | gleichen der linke ` er Blässe der Müskulatnr | zu CE Eg 
[iei f012. Bd. 22. `. paoa an Deo  Bd.4, 1. r a jm | mäßigem ee Vorhof. Mialklan r Muskulatur unverändert, des: ne oe 
Nerve eA 3. R. Schmi tz ión. (Beitr. z. Klinik q 2. Potten- | yon Franc Fa erweitert, Endokard ppe zart. Linker Venirk es: th 
fen Alroparksthesien “i eyes on Pathologie en klappen nn me us chunuch 15 en i gurehlichtig, a. ANE | 
a Buch’ der Neurolögi d. W. 1899: N pezieller Rücksi peripheren | wie die in: der Zweizahl- 16 mm dick. Die Aorten Ren, Ef 
Ht Anatomie dei eurolögie. Erl ‚.Nr.27 bis 29) — Sichtnahme auf ‚die andere, ohne irger hl vorhanden, die eine do; ie Aorten- Be EES 
ur ee Sinne _ Erlangen 1881. — 5. Ders 4.G.Schwal zweier Kla ER irgendwelche Anh n, die eine doppelt. so breit AL A 
Ken bilitätsstörungen ” der Haut Erlan . Derselbe ‚walbe, | knoti ppensegel; am "linke nhaltspunkte für ei so breit eh 
ze setzung. - agen der Haut bei gen 1887. — 6 H Hi ', Lehrbuch der . notige, derbe V di KR: inken Ende weist sie ei eine Veerwachsung er 
Ip" ng. Berlin 1898.) > ei Visceralerkrankunge Head. Die Sensi- | OU E! erdickung auf, die a eist sie eine hanf asung 5 Hr 
8 physik. diät. Ther )— M. Kahan rkrankungen. a Die Sensi- on grauer Farbe € i s die auf dem ` an korngroße, EI 
yr . Ther. 1 E ihane, Ü (Deutsch | e erscheint.. Die i dem Durch ee Die 
= (Wk w. ise N. selbe, ber Galvanopalpation. .(Zachr. 1 und Ausdehnung. An Den ee homogen,“ u. R 
H: | ee ) | ee anopalpation des Ab nn À . kei Hinterwand der Kenn sind beide Klappen nr Form. fE. 
ig = p ; . . -o ` a x n ine, unregelmäßi z aschen und i d : aie ver ickt. -An w = So: PR: 
’ BEN g | | | Die liike Coron äßige, flachhöckerig in deren Tiefe finden sich ` > 
k Eoi. | O io iet zi ge, gel a DEN: SICH uk 
= 2 . Zur Kasuistik der sogenannt s ENTES aea oane geiblichweiße Aaleh ve a ir a A | Se 
| a en arterie ist wesentlich’ » fleckige Verdi } 2e MAUER eil einige Sp Kr 
der Aorta ascendi Spontanruptur . | Shen durch a T e en Çoronar- "N 
i = | a ascendens. ° | der Aor 1816 keine Wandverdickune für. eine mittlere Sonde SLEAT 
xb u Von ` -- nach rechts hinübe ganren erweitert mit erd Der Anf angstail see, 
o a _ Dr. A. Binder, Pr BE PRRI oo dehnung. ein iber; die ganze Erweiterung leutlichen Ausbuchtu: o OS Ei, 
Te Die Arbei a Prosektor in Barmen liche, kleine ee Apfels. Die ee die A us a. q 
;: => D , | a . S S näßig Bde: i rt nicht 7 re 
Pe a p < | | ìn mäßiger Menge. Die Ë verteilte, geiblichweiße, fle Raa a 
einen J V b e Blast Ä ; ckise V p yE 
einer im A ee Fall zu Berner mich, auch meiner a der Abgangsstelle a noch ah asair gut das | at 
ko ie Auftraee d Sanitä ADEN entlichen. den i m st genau M rechten Corona; RE gut. ‚S.cm, l e Et 
nr Vereinslaza ge des Sanıtätsamts XI , den ich anläßlich | der W quer. verlaufende ararterie findet si m. Ba 
uns f rett Üb Sames II. Armeel i à er Wand, der bis in di ufender 4,2 RE sich -ein is f ṣi 
er hatte. Für nn een Obduktion nn im wähnten Stelle er e a e Aaroni reicht, na ze £ 2 R En in ao “ 
= ar ganz rätselhaf iker ist die Aufklärung derarti elegen- esteht freie Kommunikafi nd der Serosaüberzug .durch| roben er- N EE 
po .: ee ter Todesfälle. ärung derartiger : des Risses si ommunikation mit- rzug durchbrochen vu Zu SR 
r auch im Hinbli lesfälle von großer tiger schein- tisses sind ziemlich Ä it:der Herzbeutelhö brochen und a E 
A -0p RS ck auf die Unf er Bedeutung, besonder erkennbar. W mlich scharf, an einzelne öhle. - Die Ränder ` Et 
Öppenneim draut in, daß dene Mile" gu ai Aera ey A Tee E 
AR ge St ar: Fälle gar nicht St |‘ des Bogens selbst 3,4 3ogen Umfang der Aort ach rechts 132 
I ` Im vorlieg: Dei so | Stelle ist das Lumen cm, in der Geg orta 6 cm, im Gebie K 
A BER genden i Be u | e ist das Lum 1er egend des Isthi ) N ebiete = ER 
= Musketier, der sch oe z nn es sich um einen 20jähri alten a einer leichten: AR m 3,1, an letzterer Er 
a ed teran ad 2 am linken äußeren Kood. een N Felbllehwele beetartige Var reelle i 
A ren Kenntnisnah i efand. Aus de e] |. sind diese um di eetartige Verdick gestaltet. ` aT 
) me ` r Kra en ım die Absa er ickun a. h FRR pk 
E E en See en ger : | 
z; danke, seien die wichti arzt Medizinalrat Dr. Breck farztes | doch it einem: Drüsenpaket nichts Abnormes. Der Aorteı E34 
7% geschickt. ichtigsten Punkte dem Sektio recke, ver- ' nur aus-kleinen, wei verwachsen, letzteres setzt an re 
= : ` onsbefund vi | sammen, die kei n, weichen, . anthrakotischen es ‚setzt sich je- EAN 
5 tö Bei der Aufnahme wurde g PPE: | a großen Halsgotäße 1 nn Kalkherde ae De AA | zu: Ber 
al,  töne, Betonung aller zwei rde große Herzdämpfun | diekt und in mäßigen G st auffallend starr, ihre Ab er Anfangsteil ' ball 
së wår immer die blasse oa Töne, kleiner Puls = Piel rende Aorten- | Soweit sie verfol d rade verengt; an der Innen gangsstellen ver- DaB; 
a Knöchel Temperatur und "Gewichts S salstäsdizem Woblpefinden, weiße Flecken. | worden konnten, verhältnismäßig. w Closer BE, T 
AE = die tur und: Gewichtszunahme. Die Fis efinden Aorta deskan; Du Ba a gelblich- ` En 
= ist folgendes nat — Über den 1ötzli Dre am äußeren | Teil iin’ ebe descendens hat nicht anz, 4 Jr aa Ber 
1 wurde kan Beh fiel A uk De des Todes | 2,5 cm Obersten = Nachnie 3,1, über der Abg Umfang, der abdominale Bar) 
i de AN asn: eraden i | hr be - `; a | ee T aS der Abgangsste a aka 
FT acel Baa o Po stellte fest daß Herztäfigkeit inuten nach | Thymusdrüse nicht Sektionsbefünd ist Dun a i i 
3 spritzung vo en; Pupillen waren mitt ] erz ätigkeit und Atmun sich usdrüse nichts Abnormes: bot: kenad Sic bemerken. aade zen 
5 ebenso. Å on Strophanthin in die elweit und lichtstarr. Ei E sich eine sehr kleine dreiecki bot. In der linken Lun; n, daß die ! a 
7 ‘wege als ae und künstliche ee war Srschniclen schmal “lade erhälumäsle Ba we indurierte Narbe. IN en a 1 Bl 
5, austritt. erwiesen. Eröffnung der Radialis = er a Atem- N P RERI an kaum 5. g, ibre Rinde ir -EA tal 
= Patient hatte sich ° Ber ab keinen Blut- „... Naek dem kurz er Sa Oo a . Eon > i ul 
A ne betätigt a mit anderen Kranken bei ' | liegenden Fall mit Pest ‚Befund haben wir es im vor- ~ z 3 Il 
i Beim Abendessen hatte a Arbeit und en typischen Stelle (Bogen Isth a Enge der Aorta =: nn ser cka AT 
4 aden gegenüb guten Appetit, ä , immung. | ZU einer "aneurvsmati 3 zu tun, die im | er. BE) 
i besonder genüber, daß er müd : , äußerte jedoch eine P eurysmatischen E : 2 im Laufe des. Leb vigo Bil 
yj: eren Befehl mude sel. Trotzd A inem Ka- und zu. einer mäßi rweiterune der 3 < Leppens Ed CIRH 
. Tod traf ih ehl auch näch dem Es em beteiligte er sjch ohne: | hat er mäßigen Hypertrophic g der aufsteigenden Aorta Rip 
5 he. $ | Ä . Glej ap eE 7 \orta EEE i 
> mit zwei and aufi der Bühne des Kü Ben; noch beim Ausladen. "Der. iat. Gleichzeitig zeigte, wie phie des linken Ventrikels führt SERET 
: Seit ia leren Kranken einen S chengebäudes, als er .zu : : Der | Aortenklappe nur zwei , wie so häufig, bei dieser Mißbi ee 5 ni i 
4. wa einem Mona ack Äpfel hinauf ‚zusammen |. sie entspri wei Taschenkla Auf Ia ißbildung. die hi 
/ verordnet. er hat si onat war dem Pati ufgetragen hatte. — | nä spricht dem zweit enklappen.. Auf diese Mißbi Butt 
f stellen eine r hat sich dabei re Imäßi ienten Garten- und Land ..— | näher einzugehen, i en oder Erwachsenent  Mißbildung — 3 iie 
r Liegehalle i gelmäßig betäti andarbeit geben, ist hier ni ntypus nach Bonnet — ` spg Eie 
w gehall t, z. B. I, 1S6. Dier nicht : ch Bonnet — Bar 
| en a  Kartoffelernte, Sins ee Eend a. hy en Der übrige Teil Et j | A 
i kenene a a bei d r stets ruhig, arbeitseifrig u ijd g erhölte Blutdruck im Anfangsteil de folge der Stenose .. Es 
i Eu ungen- oder H er Hauptvisite tags eifrig und | dem zu sklerotischen V i fangsteil der Aort rue BERN 
| ‚Der für di erzbeschwerden gs zuvor äußerte er stärksten im eräönderunge tta hat außer- FI pi 
;! ür di verden. tärksten im Bo : ungen der Wa -z Á saki Ht 
1! i a bei der Obduktion Ta ye naturgemäß sehr rätselhafte isch, nike it wärend Übgungsselen Er icien Ha ; | a 
j Ale wichtigst rasche Aufklärung afte | pisch nur geringere Verä ‚der aufsteigende Teil Pery Batch 
J er Ernäh gsten anatomischen Be s . | ich glei ringere Veränderungen in BR eil makrosko- oT Eep 
j um Tel rungszustand, Hau: en Befunde se gleich hinzufü ungen in diesem Si E 0 BE 
i . S l t von d ien kurz mitgeteilt: fsteioend ugen kann, ist at ‚diesem Sinne zeigt. Wi TEER S 
/ links Ae eal der Rückflä Aa er Sonne gebrä geteilt: | AU steigenden Teils ni , ist auch mikroskopi f . ie re 
" 2 l inüber ; äche des Bru tb ` g räunt. Herzbeut ] tä e eUIS nicht SO V A copiseh die Wai d a : Er ar 
; der linke gezogen und zeigt d ıstbeins verwachsen: el | ständlich machen- könnt verändert, daß sie. ei and des = it i AE 
= Linke Di npe seine S ort flächenförmige V : er ist nach | teilweise an d önnte, wenn auch di ee Ruptur ver- = N td; 
: . Pleurahöhle obli spitze erreicht fast: di Verwachsung mit i i er betreffenden e elastischen Elemen ne ne 
‘ Sich. zunäch e obliteriert. Bei Erö ast die vordere Axi ar Media. Die lnd en Stelle. h lemente : Ge MI 
; h. zunächst blutig-seröse ei Eröffnu , xillarlinie. | der se letztere Tatsa He .geschwunden si a aa ren 
i erweist sieh. _ blutig-seröse 'Flüssigkei ng des Herzbeut der aufsteii Tatsache erklärt sind in d Coka tii 
ISG .d = "lüssigk > ; utels entleert T al steigend , } ärt uns da na in der BE 
en BE vollständig Bagetülk von IE Aufschneiden mählich kea bar die dem ee non Ed pi: 
! er als die. F das ganze H von frisch geronnenen ae? ER an a ruck all- E 
a enS aust erz nem Zu u | | ee: 
| ausschließlich vom aka Leiche, von ee Letzteres etwas | folge ei R g des aneurysmatisċh nei SEE SEEN 
Ä eg schlaff. oa oa gebildet; les a Spino wird | Äpfeln es körperlichen a Teils kam es nun im Ge- ur k í 
‚Loch, d m rechten Her úerfinger breit üb gut kontrahiert, | r: illten Säcken über meh nstrengung (Tragen T A 
‚och, das etwa d zohr findet sich in er der Herzbasis dicht aum) und des dad ehrere Treppen bis in | von mit Brenn: 
in -seiner U em Querschnitt ei sich in der Wand icht | erhöhte adurch noch ab ppen bis in den V EEE 
Fünfmarkegebung si hnitt einer Erbse in sei der Aorta ein höhten Blutdrucks. A  abnorm gesteigerten, an sic orrats- ~ ipa phg 
rkstücks bluti sind die äuße bse ın seiner Größe entspri an der typi S. Auch in unser en, àn sich schon ‚Ba Dale 
ul ne lutig durchtränk ren Häute in der ż :ntspricht; r typischen Stell ‚In unserem.Fall erfol ı BICA Sehon DE a RE 
1) M. . e Her g eines | erzbeu g über den Ao e Ruptur Ba 
) M: m. W. 1918, Nr. 45. i zhälfte fast ganz leer, | ————— tel gelegenen Teiles. der E eh H : 
5 er Zu 1) Si n 3, enden Aorta CREIS 
| des S ) Siehe darüber die Ausführung: Ka ta, Sipi 
chwalbeschen Handbuchs aen Herxheim koag | T En 
| er Mißbildungen. N. | E 
~ =. nn 
in, = Ta 
or 
S k T l : ji 


AIS- 


= ee 7 52 Zu 


° > 7 
"a a kA > 
- x e- 
I ed .. > 
“ d ixi $ 


sTo 
es 


re an 


Te 
Be i ig a 
i 


u laS 
‚A 
} i 
d E 
1] 
x 
nV 
r 
s i 
$ i 
\ B 1.7 
EH) Li 
I'in + 
j 1 
Ud E | $ 
i 
' \ 
u u 
o e i 
u! f r 
i F rl 
» su. |i 
I 4 r | 
: 4 i- u 
} u. } 
Bun” g i 
i, e: 3 i 
1213 Tr 
Br HITTAT 
: P J g f 
. r -E A i 
\ = + 
ME) ae 
i A 
\ u iga , 
t M r L] 
Tin Wi 
u‘ s 
į TAN A 
IA i e 7 . 
u ‚m ‚ 
i T K g a 
yt Kid 
j + d 
Hiii 
i \ tè b $ 
si 5 t 
í NN 
i - I | 
| Bun‘? 
i (EP BE 
f y 
i ah 
pI 1] 4 
PEUR Ea 
LP í g 
r y i 
- 4 1 
A 
HRG 164 
\ 12, 
Yen I 
Ea T) TIE 2 
| Is + Pi 
i t G l 
i 14 N 
\ A L 
ip pU i 
ENG i 
h [j | D 
4 T 
i i ER 
zer Ann 
t 4 f 
IE T 
i la KS i- N 
h : 
} | Bi 
eg! 
L, : 
HA Aa Ihe ö 
À a ~ fe 
Gr In E Paj 
í Tri MED T 
IK dl 
1 
i au > MIRET 
Er I $ ” 
$ Der Ka 
à -. HL 
fl s 
i Å x 
b KN. 
i t r E : 
T N ar) "a 
TO 
$ ure Y n 
Ei S | iA ve >í \ 
#4 U R, 174 
a. 
w- 2 
. nik - Bo 
f AP ys >, m 
zn In, Rz 1. 
£ S ae Vr 
ri hi Y 
H oS S e 
ll nz 
4 S S . 
Fl, a. 
A 5 Ve 
t Es o 
N ni pi 1 t 
1 rim i f A 
er ETA i 
EI» ur 
} Li 1. 
WAE y DRAN aN 
E Fu MU 
5 < Ih Ar 
A w A 
A RRT Kim f! 
o ERY Pi 
f i $ ` 
li Pa 
a ` % afi a 
4 Br! BE. 
i $ u 
1 i N 3 I pat 
WE’ ihg S u; 
FA i Å 
i ya E 
ti t 
$ Y m 
ti E iH d SA . > 
se È A l'Age ‚m 
m) 8 
ER EIN Ir. 
A t y oT 
[UBER t 
r Wern 
Ta gi Tor 
t uš 
- A SLR SA 
i 
IT My 
Ha i $ 
De fi Ga 
{ Ca 
ł Te D 
1: i$ A N 
f Lar yi Y ` 
a d Hr 
- 15 t DA 
TWh MEIA E d 
Epi 7 | 
Kr 
. AH DH ` 
P: Ma ar 
N è £ 
Er BEE d 
Dr i AR RY Mn 
ur R 
t op | 
p 4 
3 
HiT y 
Ho a 
$ + 
i tj $ 
sO Gli ESITO 
Ta : “ 
i} f $ 
4 NA 
at i s> 
a Y g á 
T KS 
EAT, . 
E AS i 
EAN bak 
p 
i o 
F $ 
$ 
i 
Ni, oh 
i 
g į 
h Ser 
i j b- 
EIT T 
1 } I a 
g K k % 
ven l ` 
Y y i d 
4 u); (AN Tria 
sat f 
rt er 
į 
d a) 
>»: 


f- 
J ni — 
e mier E 
5 4 fa 
Du f E ps 
» f = Fa . >> 
Ne ri. 
A =- z 


gen = 


u. ae 


‚Lehrbuch‘ einen anderen Standpunkt vertreten. 


1092 


Offenbar ist die Ruptur sofort eine vollständige gewesen, nicht 
wie bei den meisten einschlägigen Fällen in zwei Etappen erfolgt; 
in der Regel pflegt: zuerst infolge Zerreißung der inneren Häute 
zunächst ein sogenanntes Aneurysma dissecans oder, richtiger ge- 
sagt, ein intramurales Hämatom zu entstehen und der tödliche 
Durchbruch :in den Herzbeutel erst mehr oder weniger lang nach- 
her zu erfolgen, andererseits kann es auch wieder zu Heilungs- 
Prozessen kommen, Angedeutet ist das intramurale Hämatom in 
der Umgebung der Rupturstelle, wo sich das Blut zwischen innere 
und äußere Häute hineingewühlt hat. | 

Während in der Diskussion zu Busses Vortrag in der 
Pathologischen Gesellschaft 1906 außer dem Vortragenden selbst 
nur Hauser die Möglichkeit einer Spontanrupfur der Aorta an 
unveränderter Stelle zugab, finden wir bei Kaufmann in seinem 
bekannten Lehrbuch sowohl wie bei Benda im Aschofischen 

Letzterer weist 
ausdrücklich darauf hin, daß es sich meist zweifellos um Spontan- 
ruptur handelt und Kaufmann macht darauf aufmerksam, daß 
die Ruptur gerade oft zwischen sklerotisch veränderten Stellen 
liest. Die Gelegenheitsursachen sind in der Regel durch körper- 
liche Anstrengungen (starke Muskeleontraction!), Arbeiten in ge- 
bückter Stellung, Überbiegen der Wirbelsäule nach hinten usw., 
Anspannung der Bauchpresse bei der Defäkation gegeben, die 
ihrerseits zu einer Erhöhung des Blutdrucks führen, der dann in 
letzter Linie die Aorta an der längst bekannten Prädileetionsstelle 
zum ‚Bersten brinst, Oppenheim gebührt nun das Verdienst, 
die Tatsache dieser Prädilectionsstelle dem Verständnis näher- 
gebracht zu haben ‚durch Klarlegung der mechanischen Verhält- 
nisse, Durch Experimente an Leichen gelang ihm der Nachweis, 
daß die erwähnte Stelle oberhalb der Aortenklappen tatsächlich 
die am meisten gefährdete: ist bei Erhöhung des Binnendrucks 
(nur in einem Fall — sklerotische Aorta. bei einer alten Frau — 
erfolgte die Ruptur an der Stelle einer abgelagerten Kalkplatte — 
über die Bedeutung solcher siehe Bay (1), sonst stets an der 
typischen Stelle). Weiterhin ließ Oppenheim durch einen ihm 
bekannten Techniker aus den gegebenen Daten (Aufriß des linken 
Herzens und der Aorta, Masse und Elastizitätskoeffizient der Aorta) 
rein rechnerisch feststellen, daß die hauptsächlichste Rupturstelle 
die Stelle der größten Wandspannung, des höchsten Drucks und 
der größten elastischen Dehnung ist. Da nun die Wandspannung 
dem Radius des Gefäßes proportional geht, so erklärt sich des 
weiteren die besondere Neigung erweiterter Aorten zum Bersten. 
Unter 100 Fällen von Isthmusstenose der Aorta fand Sella (2) 
zwölfmal Ruptur des davorgelegenen, meist erweiterten Teils, unter 
diesen zehn Männer, zwei Weiber (größere Weite der Aorta beim 
Mann! doch wohl auch häufiger Gelegenheitsursachen beim männ- 
lichen Geschlecht). 

Ferner liegen Beobachtungen über Aortenrupturen an der 
typischen Stelle auch bei abgestürzten Fliegern vor (ohne direktes 
Prauma!), also auch hier Ruptur an dieser funktionell schwächsten 
Stelle der Aorta! Zum Vergleich weist Oppenheim mit Recht 
aut die von Schöppler (3) beobachteten Knochenbrüche bei 
Fliegern hin, die auch stets an den rechnerisch und experimentell 
festgestellten schwächsten Stellen erfolgen. 

Es dürfte nach diesen Feststellungen keinem Zweifel mehr 
unterliegen, daß die Anschauung, daß es, eine echte Spontanruptur 
der Aorta gibt, zu Recht besteht; daß der durch indirektes Trauma 
im weitesten Sinn erhöhte Blutdruck . zur Berstung der Aorta an 
ihrer funktionell schwächsten Stelle führt und daß dafür eine 
Wandveränderung nicht notwendige Voraussetzung ist. Zu dem 
letzteren Punkt noch eine kurze Bemerkung. Unbedeutende Wand- 
veränderungen im Sinne einer Sklerose spielen allein sicher keine 
ausschlaggebende Rolle, doch möchte ich, natürlich nicht auf 
Grund meines eigenen Falles allein, Verminderung und: Schwund 
der elastischen Elemente, besonders der Media als disponierendem 
Moment eine gewisse Bedeutung zumessen, wie auch Bay Wert 
auf die Atrophie des elastischen Gewebes der Media Wert legt. 


hin. daß weder makro- noch mikroskopisch nennenswerte Ver- 
änderungen in der Wand nachgewiesen werden konnten. Es 
taucht dabei nur die Frage auf, ob es nicht auch funktionelle 
Schädigungen der Wand gibt, die aufzufinden unsere heutige 
mikroskopische Technik noch nicht in der Lage ist. 


Literatur: 1. Bay, Frankf. Zschr. f. Path. Bd. 6. — 2. Sella 
Beitr. z. path. Anat. Bd. 49. —3. Sch öppler, Militärärztl. Zschr. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.43. 


Oppenheim weist bei seinen beiden Fällen ausdrücklich darauf 


! 


Ein seltener Fall von multipler Sklerose. 
| Von D S ae 
Dr. Hitel, Nervenarzt, Benin. 7 7 


Durch Charcot ist uns die Kenntnis der multiplen Sklerose 
vermittelt worden. Er hat Kardinalsymptome aufgestellt, welche 
erst die Erkennung des Krankheitsbildes als selbständige Krank 
heit ermöglicht haben. Im Laufe der Zeit hat sich die Sklerose 
durch Erweiterung des Symptomenkomplexes als eine durch 


(I T 


Formenreichtum und Mannigfaltiskeit besonders ausgezeichnete 


Erkrankung herausgebildet. Jene finden ihre "ätiologische Er 
klärung in den zerstreut auftretenden, sklerotischen Veränderungen, 
von welchen alle Abschnitte des cerebrospinalen Nervensystems’ 
befallen sein können. Selbst in’einzelnen Nerven können diese 
sich vorfinden. Auf der Basis solcher pathologisch-anatomischer ` 
Herde wird es nun beruhen, daß die Sklerose in ihrem Verlaufe 
eine auffallende Ähnlichkeit, ja sogar-Übereinstimmung mit anderen 
Krankheiten des Nervensytems zeigt und so ihre differential 
diagnostische Abgrenzung erschwert wird. Es hat daher nicht 
nur ein wissenschaftliches, sondern auch ein praktisches Interesse, 
die Aufmerksamkeit auf ein Symptom zu. lenken, das in dem 
Krankheitsbilde der multiplen Sklerose eine fremdartige Erscheinung 
darstellt und die Mannigfaltigkeit der Symptome noch vermehrt.’ 


H. W., 18 Jahre alt, Kontoristin, befindet sich seit zwei Monaten 
in meiner Behandlung. Zwei Monate vor Eintritt in meine Behandlung 
bemerkte sie eine Abnahme des Sehvermögens, und hatte gleichzeitig 
über Kopfschmerzen und Schwindelgefühl zu klagen. Da die Seh- 
kraft merklich schwächer wurde, ließ sie sich in das Krankenhaus auf- 
nehmen. Hier wurde nur eine Stauungspapille des linken Auges fest- 
gestellt, deren Ursache nicht erkennbar war. Wassermann fiel negativ 
aus, ebenso das Resultat der Liquoruntersuchung. Allmählich besserte 
sich das Sehvermögen, sodaß die Patientin nach neun Wochen das 
Krankenhaus verließ, Sie begab sich dann drei Wochen nach der Ent 
lassung in meine Behandlung. Erst nach längerer Beobachtung konnte 
ich einen Befund erheben, wie ich ihn im folgenden schildere: Die” 
augenärztliche Untersuchung durch einen Augenarzt ergibt noch ‚das 
Vorhandensein einer Stauungspapille links, doch ist das Sehvermogen 


~ 


erheblich besser als früher. Die subjektiven Beschwerden über Kop 


schmerzen und Schwindelgefühl sind nicht mehr so stark wie zu Be- 
ginn des Leidens. Die Pupillen sind mittelweit, gleich, rund, reagieren 
auf Licht, Akkommodation, Konvergenz und konsensuell. , Es besteht 
keine Parese der Augenmuskeln, die übrigen Hirnnerven vollkommen 
intakt. In der seitlichen Endstellung der Bulbi zeigt sich ein horizon: 
taler Nystagmus. Die Sprache -ist beim Aussprechen schwerer, ZU: 
sammengesetzter Worte etwas dysarthrisch. Gedächtnis gut. Psychisch 
nichts Bemerkenswertes. Patellarreflexe nicht gesteigert, Achillesreflexe 
positiv. Links Babinskischer Zehenreflex, kein Oppenheim; 
kein Fuß- und Patellarklonus. Berührungsempfindung ungestört, ebenso 


Schmerzempfindung. Lagegefühl, Orts- und Bewegungsempfindung 
ungestört. Gang ohne Besonderheit. Obere Extremitäten zeigen nichts 


Abweichendes in ihrer Funktion und dem Aussehen. : Bauchdecken- 


reflexe nicht vorhanden. Keine Blasen- und Mastdarmstörungen. Innere” 
Organe normal. Menses regelmäßig. 


Dieser Befund und zugleich die mäßig subjektiven Beschwerden 


blieben während der langen Dauer meiner Beobachtung unverändert 
bestehen. et 


Im Mittelpunkte des gesamten Symptomenkomplexes steht 
die linksseitige Stauungspapille. Mit ihrer Entwicklung setzte das 
Leiden ein, und sie ist daher in Verbindung. mit den Klagen über 
Kopfschmerzen und Schwindelgefühl das einzige Symptom, welches 
einen Anhaltspunkt für die Diagnose geben kann; die en 
Erscheinungen traten erst im Verlaufe der Krankheit hinzu. A > 
ist allgemein bekannt, daß die multiple Sklerose mit cerebr 7 
Erscheinungen ihre Entstehung einleiten kann, Im GE T 
hierzu ist die Stauungspapille, das einzige und bedeutungsvors j 
initiale Symptom, geeignet, auf die Entwicklung anderer ipee 
charakteristischer und ätiologisch mit ihr in engerer Bezie nn 
stehender Erkrankungen uns hinzuleiten. Unter diesen hat Ai 
allen Dingen die Lues des Centralnervensystems eine beso a 
hervorragende Bedeutung. Denn das, syphilitische Virus ha en 
starke Affinität zum Centralnervensystem und bedingt seki hes 
Erkrankungen, für welche die Stauungspapille ein charakteris; er 
Merkmal ist. ‚In Berücksichtigung dieser Erkenntnis und in 
betracht. der anmamnestischen Angaben über: Kopfschmeiz en jen 
die Vermutung einer Lues cerebri sehr nahe. Die Ta Ei 
jedoch, welche diese Diagnose widerlegen, sind: der neg En 
Wassermann, das negative Ergebnis der Liquoruntersuehung Er 
ferner der weitere Verlauf der Krankheit ohne Mitbeteilig uns s 
Hirnnerven und ohne irgendwelche luetische Folgeerschein 


Digitized by Google Bon 


FB 


3 Er 


` von Ben wen Be ; R 7 A 
ui > N a AE E e E ‘ 
veri- nen ee en E ! 


5 u Pr ARS 
zne , » i S -e 
Bor 0 AN f BEE 
~ epte a x > 
3 te 8 0 
D t a UR + a 


x rt I m. ie): tR 
AAE D G taAa er oa kA bA 


An 
u 
Ne 


be 3 N -. vu 
Te RATIA NA NT RE ST 


rw 
RN 


a N N 


Te 
SL 
U 
é 


a 


oan N en 


- 


aN 


{OO — ~ ÍO. ÅO. ē utia A., NARA 


nun 


` Paii 


dem Augenbefunde abweichende 


multiple Sklerose sprechen, nachdem in differentialdiagnostischer 
Beziehung alle Möglichkeiten in Erwägung gezogen worden sind. 
‚Unser Fall vermehrt die Kasuistik der nur wenigen in der |- 


Literatur beschriebenen Fälle ') in denen die einseitige Stauungs- 
papille in dem Symptomenkomplex der Sclerosis multiplex eine von 


und seltene Erscheinung ist. ` Die 


- i . 
. n ARA 8 x . or . 
Aea N ' 2 ET enge Er ea 
. Nee ER N ats ie ‘ 
g o amg E A a Re 
ERTL ET en E g t a 
n a .. r $ 


age eie as h ann 
a E T NE a y 
URA e: ` 


Tratat 


ZUR 
de a han ' 


f 

De 

i >i ; ; 

Dan 

i ul Steiner!) wie von Siemer-  . ed 

stehe rscheinungen der Drucksteigerung | lin g?) das. völlige Dunkel, -welches bisher geherrscht hat, auf- A i 

von seiten des Gehirns hinzutraten, Es besserte sich sogar nach .| geklärt zu sein. Diesen. Autoren ‚gelang es, in frisch sezierten = Be 

längerer Dauer die Sehkraft ganz bedeutend, und die Kopfschmerzen Fällen. von multißler Sklerose im Dunkelfeld lebende Spirochäten Fe, T 

ließen nach. ' Dieser Vèrlauf ist ein Argument gegen das Vor- nachzuweisen, Det oben beschriebene Fall entbehrt nach. den © 0 o e L i l 

handensein einer sich entwickelnden Geschwulst im. Gehirn, welche eingehenden‘ biologischen Untersuchungsmethoden sowie ana- `` ae i 

mit fortschreitendem Wachstum auch ein Fortschreiten der Stauungs- 'mnestisch, familiär und hereditär jeder Annahme einer. Iuetischen Be eh A 

papille und allgemeine Hirndrucksymptome zur Folge hat.‘ Infektion. Gerade durch das Fehlen derselben konnte die Stauungs- weht 

. _ Tm weiteren Verlauf der Krankheit traten Symptome auf, | papile in das Krankheitsbild der Sclerosis multiplex einbezogen ` we | A 

' Welche die Lösung der diagnostischen Schwierigkeiten ermöglichten. | .und diese: gegen die auf luetischer Grundlage sich. entwickelnde, A ia a Ei y 
- Der Babinski sche Zehenreflex, der Nystagmus horizontalis und disseminierte chronische Myelitis, : welche.symptomatologisch unddin "2... 

das Fehlen der Bauchdeckenreflexe können eben nur für eine ge 2 ! 


zu zählen ist. i r E i 
K = - i is - i j r zi ' 
| er mE Zn | e i s š ai 
u | ~ Aus der Praxis für die Praxis. En | ne Yale nn j Ly 
„Kosmetische Winke. wäscht und hierauf eine der nachfolgenden Salben - einreibt, = i EN 
: eye und zwar: 0000... | u Be e a eh 
x Ä on . 3 X EE bh 
S r | , Rp. Resorcini oder Rp. Acid. borici % eb 
- Dr. Eugen Brodield, Wien. u. i Zinei oxyd..,.. . aa 120. © sind oyd. $ i IEE 
EDISA E. l Ta Vaselini ....._.. . 150  Benzoes. . a 05` l TEA FiS 
Herpes labialis (Fieberbläschen der Lippen) sind | .. M.D.S. Salbe  Vaselni . . <.. 100 | \ Sl N: 
Bläschen an den Ober- und Unterlippen, ` die - mit einer klaren, |... © ER = M. D.S. Salbe > ws E 
. serösen Flüssigkeit gefüllt sind; dieser Inhalt wird nach ein bis oder Rp. Zinei oxyd, en u a et N i 
zwei Tagen eitrig und die Bläschen trocknen zu Borken ein, die "x ber . aa =. Be a | 
in .kurzer Zeit abfallen. Die Bläschen sind N Ba | MD S Salbe. ` E PASA 
nadelkopfgroß und stehen in Gruppen. Sie jucken sehr stark un | a ne ee. FE Ts 
kommen. nicht nur bei gesunden Leuten, sondern äuch bei fieber- | _ ‚Man sollte die faulen Ecken nicht mit Argentum nitricum EIG 
n | | itis, Tracheitis, | touchieren, weil dieselben dann anstatt weiß, schwarz gefärbt Fl 
haften Zuständen vor, z. B. Magenkatarrh, Bronchitis, Trac an : 1 3 . | ; BEN 
Pneumonie Meningitis. Diphtherie usw BE ‚ werden, was sicher den kosmetischen Effekt nicht erhöht.. E sa E ki 
l i Be Be Í EN : Re BE i - . : Be. ` en; 2 a, un 
Die Therapie ‚ist sehr einfach: im: Bläschenstadium wendet | d an SoH H 
‚män Streupulver an, z. B.: rn | Bei manchen un a es Er a En 2 l i sah 
| i ; zu u . | und Aufspringen der ippen. Das Epithel -sc ert . Sale 
SP: re 2 ii = x | sieh ab und löst sich in. Fetzen, ebenso wie die Schleimhaut. Bei N 1. 
P Amyl uni: ARE . aa 15,0. fortschreitendem Übel: entstehen Einrisse und Rhagaden, ‚die leicht -~ pE 
` M.D.S, Streupulver. ` | bluten. Ursprünglich sind die Lippen blaß, ‚später, ‚besonders IHN 
ee Ni us B ii. oder ' | wenn Rhagaden vorhanden sind, blutig suffundiert, Bei längerem Bar 
Im Borkenstadium: entweder 3 %iges Borvaselin ode Bestande werden die Lippen verdickt und dieser Umstand er- — `) Br; 
| Rp. Zinei oxyd. ^% 2.2.2.2... 08 schwert .die Heilung. Diese Ursache dieses Aufspringens der. -` Bee: 
~ Vaselini flavi . | 15,0 Lippen sind entweder atmosphärische Einflüsse, und dann `ver- SEEI 
- M. D. S. Salbe.’ E schwindet die Affektion meist in. a drei een en o Eti 
ie} enter are | entsteht durch Einwirkung reizender Stoffe, wie Tabak, sc jarfe a Eiai 
oi Porkan STRENGEN ana AA giza, Gewürze. Das Leiden kann auch chronisch werden und Monate ER 
E * * 0. nn und Jahre dauern, in. welchem Falle eine mangelnde Tätigkeit der : Be 
ee en F | - | Talgdrüsen“die Ursache ist, ke a S a E , ch pi 
eck r a ipp e ee a a | . Die Behandlung besteht in Abhaltung der PEs ii Schäd- . : ai Au 
 ‚Schen 'Ober- und Unterlippe ‘erscheint weißlich trübe und infolge | lichkeiten und Anwendung ge, 4 a. E 
des ‚Öffnens, und Schließens des Mundes eingerissen und -zeigt Rp. Se a | oder Rp. een Be Se 
-~ Rhagaden. Diese Affektion kann sich entweder aus einem Ekzem, | ° OL amvad. Aulc ETTA Rad. alcann. °. 2... 40 nl 
besonders bei Kindern, entwickeln, welche den Mund offen halten, ae Lippenpomade ` Cola adde. aaa u g 
wodurch der Speichel ausfließt und das Ekzem ständig benetzt, (Pharm. Austr.) = Cer: alb... . 60,0 BI 
-oder ‘das Ursprüngliche ist eine oberflächliche Fissur an der Mund- Bee Spermac. cet. . 10,0 en Bi 
Schleimhaut, die fortschreitend einreißt, wodurch eine Rhagade. ; ar n BE Fe SIEH 
‚entsteht. Diese Faulwinkel findet man meistens bei jugendlichen ar 8 "Cerat labial-rubr. in a Oii 
_ Personen. Ihre Behandlung ‚besteht darin, daß man mehrmals im Br ir "Pharm. Germ. Loo e ei 
Se i se 90.0 „Ol. amygd. . 2200 EN CE 
P: Babe omen: 50 l Carmini. . . . ~ = 0,10 BEER 
= Laadi... g0 Ol. Rosar. gtt. IL. e i deli 
ee ~ - M. D.S. überfette Bensoeseife. n Cerat. rosat. (Pharm, Franc), u f j 
re u 9 M K..1917, Nr. 87. — 9 B, Kl W, 1918, Nr. 18, DEEI 
; | 1) Arch. f. Psych., LVIII, 1917. 1) M. Kl, .1917, Nr. 87 2) B.. kl en Nr 1 | $ ‘| a 
EE | | | = F Et a MEGA 
Be 1 
J j | . £ 
r i i ps 


Í 
. 
) 
| Hel 
"y 
i [j 
A 
AH r 
f 
. 
is ii i 
| ps 
i ie % 
w $ 
17 p 
d r 
H te 
TaN 
i H < 
I m, 
Į |] G 
d 
i b 
1 + 
I I 
| N“ 
ar 
i -K 
i ih 
i f 
| i 
+ ir 
YE 
W ral 
: (d n 
17 an 
vs 
Za + OAT 
Te in a, 
~ 4 
a 
zul 
alte 
is 
d u 
i N 
4 
VE 
PA 
is 
Mira 
I 
o VE a | 
are 
i 
i 
(3 
VIM ale 
Ni i p 
' PY: 
hi \ 
4 5 


a 
Fe RER 


- Seife, nicht rigoroses Abtrocknen der nassen Hände. 


N 


s 


e: ERWIN) 
M. D. S. Lippenpomade (Bichhoff). 


Die Lippenpomaden werden abends vor dem Schlafengehen 
und ebenso während des Tages mehrmals auf die Lippen ge- 
strichen. Kae ASt: 
x 

Aufgesprungene Hände: Die Hände fühlen sich 
trocken an; die Haut ist durch Rhagaden unterbrochen, welche 
ihrerseits die Heilung verzögern. Die Krankheit ist durch den 
Fettmangel begründet und findet sich öfter bei Wäscherinnen und 
entsteht in-diesem Falle durch häufiges Waschen mit alkalischer 


Die Therapie hat die Aufgabe, Fett zuzuführen, also Ein- 
reiben mit 3 %igem Borvaselin oder mit der überfetteten 'Thymol- 


kinderseife: $ 
- Rp. Sapon. domest. . a a 900 
IihyEmolipse ee (520 
Lanolini.... . 5,0 
M.D.S. Seife. 
Über Nacht wird die Hand mit einer Creme 
RDWRSPEImMaCcet ir 1030) 
Coraezalb ee er 7,50 
Ol@amygdzduler 20 202222530,0 
Liquef. leni calore admisce 
OlEBErOam m ee) 
(Joseph) 


eingestrichen und darüber ein Handschuh gestülpt. 


Tiefere Rhagaden werden auch mit 5 %iger Lapislösung 
touchiert. 


Neues auf dem Gebiete der Sozialhygiene. 
Von Prof. Dr. W. Hoffmann, Berlin. 


Außer der bekannten und wohlbewährten von Abel und 
Merkel herausgegebenen Zeitschrift „Öffentliche Gesund- 
heitspflege mit besonderer Berücksichtigung 
der kommunalen und sozialen Hygiene“ (1) sind 
in den letzten Monaten neu erschienen die „Zeitschrift für 
Krankenpflege, klinische Therapie, Kranken- 
fürsorge, Krankenhausbau“ (2) herausgegeben von 
Schmidt, Rapmund, Pütter und Gerstenberg — 
bisher: unter der Bezeichnung „Zeitschrift für Krankenpflege“ 
(41. Jahrgang) bekannt — : sowie unter der Schriltleitung von 
Chajes und Rabnow die „Zeitschrift für soziale 
Hygiene, Fürsorge und Krankenhauswesen“.(ß). 
Es kann als ein Zeichen der neuen Zeit gelten, daß man die 
vielseitigen Interessen, die für eine lebhaftere Betätigung zugunsten 
der sozialen Hygiene und der mit ihr in Verbindung stehenden 
Forderungen der öffentlichen Hygiene zurzeit in die Erscheinung 
treten, von Anfang an zusammenfassen will, um eine Versplitterung 
mit ihren Nachteilen für den auch meist noch anderweitig be- 
schäftigten Sozialhygieniker zu vermeiden. Man muß abwarten, 
welchen Entwicklungsgang die beiden neuen Zeitschriften in ihrem 
Wettlauf nehmen werden und ob das Ministerium für Volkswohl- 
“fahrt außer den bisherigen Ministerialblättern etwa noch eine 
weitere neue Zeitschrift als ihr Sprachorgan ins Leben rufen wird. 
Der ärztliche Direktor der Charite, H.J. W.Schmidt, gibt der 
neuen Zeitschrift für Krankenpflege (4) in ihrem ersten Heft ein 
Geleitwort, „Im Dienst der Volksgesundheit“, mit auf den Weg, 
aus dem man die Bedeutung der unserem Volk drohenden gesund- 
heitlichen Gefahren wohl zu erkennen vermag. „Wo sollen wir helfen, 
wie können wir helfen?“ Diese Fragen haben ihre volle Berechti- 
gung in einer Zeit, wo die größte Gefahr in der Verzettelung 
unseres Wollens und Könnens liegt; die leitenden Köpfe müssen 
sich klar darüber werden, wo an erster Stelle die Abwehrmaß- 
nahmen mit den zu Gebote stehenden Kräften gegen die gesund- 


4 Kr =. - 
STETTEN 
a SONAT R INT 
. 


- Pernionen jucken sehr stark, mit der Zeit können 
und wirkliche Geschwüre zeigen. | 


In leichteren Fällen von Pernionen genügt das Bepinseln mit 
s k $ Jodtinktur und warme Bäder, -R 
 Referatenteil. _ Dooe A e 
Redigierd.von Oberarzt Dr. Walter Wolff. Berlin. / E 

Sammelreierate. 


on 
are a d 7 NOS Zu‘ ae) GER 
BE DE AERA T te 
e ET S „ . 3 rl L 
i? or Kr ii > 


t pP os 
i ` 


1094 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. ti 
i - $ : Zu Kate RE, 
Bei den tiefen Rhagaden und Einrissen fügt man den Salben Die Frostbeulen (Perniones) treten an den Fingern, 
Salol, Resorein oder Menthol hinzu, z. B.: - | Zehen, den Ohrmuscheln und an der Nasenspitze auf. Die Kälte 
Rn lo ee O50 lähmt, wenn auch vorübergehend, die Nerven. Sie treten meistens 
Mentholi . EEE ‚bei blutarmen Personen auf und stellen sich als runde, teigige 
OL Een ee a N Schwellungen dar, welche lebhaft rot bis livid gefärbt sind. Die 
Ol. olivar . ' 6,0 
Ol. Bergamot, . 


sie aufbrechen 


m - 


Prophylaktisch haben dazu disponierte Personen schon bei 


mäßig niederer Temperatur weite Schuh- und Handbekleidung 
anzulegen und kalte Abreibungen vorzunehmen. Nachdem meistens 
blutarme Individuen betroffen sind, müssen dieselben kräftig ge- 
nährt werden; stärkende Mittel 

zuwenden. 


(Eisenwein, Chininwein) sind an- 


Bei schon bestehenden Pernionen sind dieselben mit einer 
Salbe zu verbinden, z. B.:- | sa Br; 


Rp. Acid. eitriei. ... . 0,35 


h Rp. Camphor. . . . . . 050: 

Balsam. Peruvian. . 1,12 Zinel oxyd. ee 

Eanolinassee Per 50 OROEN Vaselini zo SRA 
S. Frostsalbe - ~ Lanolini sae = anao) ' 
| | S. Frostsalbe _ $ | 
oder Rp. Camphor. 0,50 | 
Zinci oxyd.. S IR | 


* Calcar: chlor. 2. ser 
Ung. Paraphini . -= . .ad 100,0 AT 
S. Frostsalbe. | ST Be 
Bei den Frostgeschwüren muß man warme Bäder und Verbände 
mit essigsaurer Tonerde anwenden; nach Reinigung des Geschwüls 
empfiehlt sich folgende Salbe: Bi“ BR i 


T~ 


Rp: Bals. Peruvian. < e <e O 
Argent..nitric. e e 
Lanolini. . 830,0: H 


M. D. S. Salbe (Joseph). 


-heitlichen Mißstände verschiedenster Art einsetzen sollen und da- 
bei stets’ sich vor Augen halten, welcher Weg den besten und 
schnellsten Erfolg verspricht unter Berücksichtigung -der materiellen 
Schwierigkeiten, die in der kommenden Zeit noch mehr als; man 
bisher empfindet, allen hygienischen Bestrebungen sich hemmend 
in den Weg zu stellen drohen. FU 
Wenn man auch annehmen darf, daß zur Verwirklichung 
der auf die Erhaltung der Volksgesundheit oder vielmehr aut ihre 
unbedingt nötige weitere Besserung hinzielenden Bestrebungen er 
forderlichen Geldmittel bewilligt und nicht gekürzt oder abgesetzt 
werden, so ist doch die Frage, wie sollen wir helfen, nicht leicht 
zu beantworten. Diese Schwierigkeiten treten auf allen hygienischen 
Gebieten entgegen, bei der Ernährung ebenso wie beim Kranken 
hausbau, bei der Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit ingleichem 
Maße wie auf dem Gebiete der Gewerbehygiene und der Eindämmüng 
der Volksseuchen — von der wissenschaftlichen Forschung gan 
zu schweigen. | f 
Der „Zeitschrift für soziale Hygiene“ widmet Gottstein 
Erörterungen über „Ausblicke in die Zukunft der ne: 
zialen Hygiene“ (5). Die sozialbygienische Praxis ist an 
theoretischen Forschung vorausgeeilt; jetzt gilt es, alle auf ee 
Gebiet der praktischen Gesundheitsfürsorge tätigen Kräfte ZA 
zuiassen und das Werk im Innern wie nach außen so auszugestal Ei 
daß die tiefgehenden Schädigungen der Gesundheit nicht a 
kannt, sondern auch tatsächlich behoben werden können. En 
Ziel aber wirklich. erreicht werden, so muß die wissenschaf T 
Forschung auf diesem Gebiet gefördert und nicht das meian 
praktischen Betätigung -überlassen werden. So segensreich ale 
an und für sich erscheint, so kann sie doch sehr leicht auf f m 
Bahnen geraten, wenn sie sich. nicht auf wissenschaftlichen Bo u 
stellt. Das kann in der jetzigen Zeit meines Erachtens nidh die 
genug betont werden. Gottstein stellt drei Gesichtspunkte Be 
Betätigung der sozialen Hygiene in der Zukunft iu den vorderen 2 
Einbeziehung der gesamten durch ihre soziale tep ni o 
wie gesundheitlich gefährdeten Bevölkerungsschichten IN Sn er 
ärztliche Beobachtung unter Benutzung planmäßiger Methoden 
Werbung, ferner Feststellung der Krankheitsanlagen und al 
heitsanfänge und Vermittlung der Behandlung und SC u 


Digitized s Google p” 


- 
Ds 


re 


N. 


lei 


A 


va NAN U x 


Ka NANA wa wi O S 


NLCA 
>» 


jw 
~A 


AN Ne S 


Am 


Tun 


to 


=. MA YN WA 


en rt ie OEN ee SE E AE E y r 


mn 


. wissenschaftlichen 


. gemäße Erziehung und Beratung unseres Volkes ebenso - wie für i 


Ba = 
~ 


- 


"26. Oktober. 


hygienische Aufklärung, Berätung und Erziehung. Neue Gesichts- 
«punkte sind es nicht, den Wert möchte ich in ihrer systematischen 
Zusammenfassung erblicken; Besonders erfreulich ist der Hinweis 
auf die durch ihre soziale Lage „irgendwie“ | 
rungsschichten, | 


werden; 


ärztlicher Kräfte in 


oft genug weniger um Gewährung von Mitteln als um Belehrung über 
deren zweckmäßige Aufwendung für gesundheitliche Zwecke handeln 


hochschulen das hohe Ziel, das sich ihnen im Hinblick auf die 


Volksbelehrung auch auf diesem-Gebiet eröffnet, erreichen werden; 


es wird hierbei viel von der Auswahl der für.einen solchen 'populär- 
| Zweck geeigneten Lehrkräfte abhängen. 
Bei dem uns 


Schwierigkeiten als bisher verbunden, an den bewährten Grund- 
gedanken festzuhalten und dabei „auf alles irgendwie entbehr- 
liche und Kosten verursachende Beiwerk“ zu verzichten. Dieser 
‚Mangel an Mitteln, welcher nicht ‚nur einen sozialhygienischen 


_ Fortschritt, sondern selbst. den Bestand des bisher. Erreichten in 


Frage stellt, tritt fast in allen Arbeiten auf diesem für die Ge- 
sunderhaltung und die weitere Entwicklung unserer Volkskräfte 
so bedeutungsvollen Gebiet dem Leser entgegen. Mancher Autor 
sieht wenig hoffnungsfreudig in die Zukunft und befürchtet einen 


Rückschritt auf niedere Kulturstufen, andere dagegen, darunter | 


auch Gottstein, fordern, daß die Mittel für die gesundheits- 
die ärztliche Fürsorge’ der gesundheitlich Schwachen flüssig bleiben 
müssen in einem Umfang, der einen wirklichen Erfolg auch sicher- 
stellt. Neubauten werden hierbei zurücktreten müssen; ‚aber es 
kann meines Erachtens nicht schwerhalten, Gebäude, die bisher 
anderen- Zwecken dienten, wie Kasernen, Lazarette, Schlösser und 
anderes, diesem volkshygienischen Ziele nutzbar zu machen; man 
muß nur rechtzeitig die Entschlüsse fassen, ehe andere Verwal- 


 tungsbehörden darin festen Fuß gefaßt haben. Da, wo man Neu- 


bauten nicht umgehen kann, wird 


‘“ Mitteln viel und das Beste erreichen können, 


Zeit weiterbestehenden allgemeinen Teuerung trotzdem die frühere | 


. zeit fast unerschwingliche Baumaterial möglichst vollwertiger Er- 


man in der Auswahl des zu 
verarbeitenden Materials sich größte Zurückhaltung auferlegen 
müssen. Diese Forderungen werden in zwei Aufsätzen „Aus - 
Sichten für den Krankenhausbau in nächster 
Zukunft“ von Gerstenberg (6) und „Die Aufgaben 
des Krankenhausbaues-.unter den jetzigen Ver- 
hältnissen“ von Ru ppel (7) behandelt. o 
o Techniker, Arzt und Verwaltungsbeamter, die bei einem 
Krankenhausbau ’ zusammenwirken müssen, haben sich jetzt mehr 
denn je die Frage vorzulegen, wie sie mit möglichst geringen 
Luxusbauten, so- 
wohl was das Verhältnis des Bettes zur Gesamtfläche der Kranken- 
hausanlage als auch die innere und äußere Gestaltung des .Baues 
selbst anbelangt, wird man nicht mehr entstehen sehen. Vielleicht 
hat man in den Jahren vor dem Krieg auch auf diesem Gebiet 
Höchstleistungen erreicht, die man ohne Beeinträchtigung der Kran- 
kenhaushygiene nicht unbeträchtlich herabmindern kann. Jeder 
Quadratmeter muß zweckmäßig ausgenutzt werden, die Kosten für 
ein Bett werden unter Berücksichtigung der wohl noch für einige 


öhe noch überschreiten oder.erreichen. Dabei muß für das zur- 


‚Satz: gefunden werden. 


` Besöndere Schwierigkeiten macht zurzeit die Beschaffung: | 
-der Ziegelsteine. 


Die vielfach aus Zement- und Kalkmörtel auf 
verschiedenste Art hergestellten Ersatz- und Formsteine. können 
den Ziegelstein niemals ersetzen und sind so nur für Behelfsbau 
weisen verwendbar. Dagegen wird der Beton- und Eisenbetonbau 
mit all seinen Einzelarten sowohl den Ziegelstein als auch andere 
künstlich hergestellte Baumaterialien, Fußboden- und Wandplatten 
befriedigend ersetzen können. Weiter wird der Ersatz edlerer 


Metalle wie Kupfer und Messing durch minderwertige wie Zink trotz 


mancher Nachteile sich nicht umgehen lassen, obwohl erstere hin- 
sichtlich einer soliden und in hygienischer ‚Beziehung idealen Ge- 
staltung der sanitären Inneneinrichtungen eine große Rolle spielen. 


l 


e 


! 


: hd x $ ` - “ . ns $ 2 no. s i a 
' . C ` di KL or DEn TFA tog F br 
Ira . s pae 3 . . Eu a 4 ‘ x 
- x 7 a - r Cily $ z oo. Pi a 
-_ ® S . E - . t = i£ > . 
.. . . i 3 ` 


— 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr 43 
Interesse ~ihrer:”z 


| ruhige glatte Flächenbehandlung, 


geplanten Volks- 


| in der Zukunft bedrückenden materiellen 
Mangel ist es für die sozialhygienischen Praktiker mit größeren | 


Kühl erwähnenswert, 


‘den Mangel an Fleisch zu ersetzen, das nach Kühls Angaben . 


‚as von Fischer’s med. Buchhandlun 
se 


Ê. öffentliche 


BR, 
vor allen 


\ 


Gerstenberg. fordert für die nächste Zukunft 


Dingen die Benutzung solcher geeigneter Materialien, welche .die . . k 
Gegend: bietet, um die Transportkosten zu verringern (Lehmsteine 


usw.). Bei dem außerórdentlich hohen Preis für Lino leum und 


| 91 wird die hygienische Gestaltung der Fußböden wie der im: -= >+ 
henswerte Answich — ~." 


uverlässigen Reinigung wünse] 


der Wände sehr in Frage gestellt. Als Ersatz kämen hierbei 
neben geeigneten‘ Holz- und Steinböden . die sogenannten fugen- 


losen oder Steinholzfußböden in Betracht. Bedauerlicherweise läßt - aii 
‚| sich für den. Ölfarbenanstrich kein nur 


annähernd vollgültiger Er- 
In der Ausführung selbst müssen „Einfachheit, 
schöne Verhältnisse aller Teile“ 
doch „stolze Würde und vor- 


satz. schaffen. - 


ausschlaggebend’ sein und dabei 
nehmer Anstand“ erreicht werden. 
allgemeine Wohl betreffenden. 


ist „Die moderne Kehricht- und Müllbeseitigung“ (8), = : 


die Reich eingehend und zusammenfassend sowohl vom hygienischen 
als technischen Standpunkt behandelt. In erster Linie bespricht er- 
die verschiedenen Methoden der Müllverbrennun g; da die 
sonst geübten (Auffüllen von Ödländereien, Charlottenburger Drei- - 
teilungssystem, Entleeren in das. Meer usw.) aus wirtschaftlichen 
oder anderen Gründen an Bedeutung verloren ‘haben. ` Besonders 
empfehlenswert erscheint ihm die Centralverbrennungsanlage, da 
sie zurzeit eine solche Vollkommenheit erreicht hat, daß gesund- 
heitliche Gefahren im. allgemeinen. nicht mehr zu befürchten sind 
und betriebstechnische Unbequemlichkeiten leicht überwunden 
werden können. In: dieser Beziehung sind die Einzelverbrennungs- 
anlagen günstiger zu beurteilen; die Oentralverbrennungsanlagen 


werden zwar durch sie nicht verdrängt werden, im Gegenteil ist - A 
ihre Entlastung hierdurch vielfach. erw 


der Gemeinden und Steuerzahler. 2 
Auf: dem Gebiete der Ernährung sind zwei Arbeiten von 
„Die. Hebung unserer Milch-- 
erzeugung“ und „Der Nutzen der Hochseefischerei“ (9), 
Die Milchversorgung ist während des Krieges, ‚besonders in den 
Städten, um zirka 75% gesunken und hat sich nach dem ‘Kriege 
noch nicht gehoben; die ‚Schwierigkeiten, die in der kommenden 
Zeit zu überwinden sind, müssen das. allgemeine Interesse an . 
dieser Frage erwecken, umso 'mehr,. als man bei dem Tiefstand . 
der Valuta an den Bezug. von Milch aus der Schweiz,. Holland 


und Dänemark, wie früher, zunächst nicht denken kann, Die Ver- 


mehrung des Milchviehbestandes in Deutschland muß ebenso. an- 
gestrebt werden wie der ausreichende Futterbau zum Zwecke einer _ 
besseren Aufzucht. Auch die.Pflege des’Milchviehes im hygienischen 
Sinne muß wieder gehoben werden.- In erster Linie kann man 
sich aber von der Kommunalisierun g der Milchvieh- ` 
haltung einigen Erfolg versprechen. 
schaft muß in städtische Hand genommen werden, sondern ebenso 
der Vertrieb. Die Bedenken, daß eine städtische Milchwirtschaft 
die Milch unnütz verteuert, müssen zurücktreten. So einleuchtend 
diese Forderungen sind, so groß dürften auch l 
sein, die einer praktischen Durchführung. sich  entgegenstellen. Um 
von 52 kg im Jahre auf 10,4 kg auf den Kopf der Bevölkerung _ 
herabgesetzt ist, muß man sich noch mehr als bisher üblich der 
Benutzung des Fischfleisches zuwenden, das als Eiweißquelle immer- 
hin Beachtung verdient. Zu diesem Zweck muß die Hochsee- 
fischerei besonders in der fischreichen Nordsee - wieder in‘ Gang 
gebracht werden, wofür eine größere Zahl‘ technisch vervoll- 
kommneter und hygienisch 'eingerichteter Hochseefischereiboote er- 
forderlich ist. Auch auf diesem Gebiete muß das Ziel erreicht: 
werden, uns möglichst unabhängig von dem Ausland zu machen,‘ 
aus dem wir vor dem Kriege nicht unbeträchtliche Mengen von 
Fischen verschiedenster Art bezogen haben. Huep pe gibt in 
seiner Abhandlung „Unser täglich Brot in. Krieg und 


— 


Frieden“ (10) einen historischen Überblick über die Entwicklung 4 


des Brotes hinsichtlich seiner Zusammensetzung für die mensch- 

liche Ernährung.. Auch die Reinigung und Vermahlung des Ge- 

treides werden. berücksichtigt, ebenso wie die Ausnutzung der ver- 

schiedenen Brotsorten. In unserer Zeit, wo das Brot gegen früher | 

noch an Bedeutung als Volksnahrungsmittel gewonnen hat, eine 
lesenswerte Schrift. | Ds Fe were 

tur: g A eg & Sohn, Braunschweig, — 2, Ver- 

Literatur: 1. Verlag I al ng, H Kornfeld, Berlin. = g Verlag Ge- 

i Er <m. b. H., Berlin. —-4, .1. — >. H. 1. — 6. Zschr. 

Í. Krankenntie Sr T — 7. Zschr. f. Sozialhygiene usw., H. 1..— 8. Zschr. 

esundheitspflege, H. 4. — 9. Ebenda, H. 5 und 6. — 10. Verlag 

Steinkopff, Dresden und Leipzig 1918. u 0 

\ 


N 


-Eine der bedeutenderen, das s 


Nicht nur die Milchwirt- - : 


die’ Schwierigkeiten 


í. 7 


0 YV 


.. = “ 
er . 


PETES 


UT a e nen VTR ern 
aa S 7 Pet 


z M 
; 
i l 
Etot gury r 
aA D h Se 
Tamm ne ar 
$ I - ki t Ki 
4 ’ 


Being 
re, .. 
Graca pr “e veris 


og 
N. 


ö S Ba: ee ' 
to ox “2 S Fe “ A 
baeer u no > % u i 
i fte a k Pr . 2. Š 


SO 


t 5 er BC ne ae e s ver TEE 3 sx x 2 
i ee FR u F - u u x E =. nu 
w : - t . Se ZA ne gi Tbe z e eg 

A pe Serge, P , 1, = . t.. . ` < 
Adat a aa anaa aa aaae e FT TEPERT asyr o. a kc TadtadiSe eis -2i re en 


v - * ž š 
Nyat u: En ¥ pe n .. 
. Dr Fr 
en Ra » rt ee Do er e 
. .. 
ton. TON Sal mm eunl 1m nm m > nn 5 nn rue runs 
n - es 


NR ni An rue, 
m . x, 


FELE 


DENN 
+ 


ICHS SEIEN a TEEN 
a ine ee ER EEER STD u 


an 
Site 
= A 
BER 


u BERATER EZ 


TAi an 2222 SSL L > 


E ne 9 Aa R 
ira Tan 


ee 5 MR r a re" Ar a 2 Fe 


eu) E 
(o e 
x 
In 
d 
r 
1 
T 
f= 
” 
i) 
1 
A 
” 
è 
N 
x 
i 
S 
Qq 


i s 

li: 10961, 7%. gi {919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. 

Im = 

N | | | 2 2 

| Aus den neuesten Zeitschriiten. DA ee A 
(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 2 u ORE] 


septische Endokarditis (linkes Herz) zur Embolie im großen 
Kreislauf. Oder diese beruht auf einer Arterien thrombose 
(z. B. bei traumatischer Schädigung der Arterienwand nach geburts- 
hilflicher Operation). Die Folgeerscheinungen derartiger Bmbolien 
hängen davon ab, ob genügend Anastomosen vorhanden sind, um eine 
Infarcierung und Gangrän hintanzuhalten. Zum Schluß wird die Lutt- 
embolie besprochen (sie entsteht fast ausschließlich im Anschluß an 
einen Eingriff, bei dem Luft ins Cavum uteri gelangt, z, B. bei Spü- 
lungen, wenn das Rohr nicht laufend. eingeführt wird, ferner nach 
manueller Plancentarlösung, wenn klaffende Venenlumina der Luft zu- 
gänglich werden). ET a 
F. Rabe (Hamburg): Der Einfluß des Eiweißhungers aui den 
Gaswechsel. Dem Verlust an Körpermasse entspricht eine Herab- 
minderung des Gaswechsels.. Bei Menschen, denen nach länger 
bestehendem Stiekstoffminimum der Nahrung (Eiweißverarmung des 
Organismus) Riweißzulagen gereicht werden, kommt es bekanntlich zu 
sehr erheblichem Eiweißansatz. Dieser Fiweißhunger wird nicht 
nur durch ein so gut wie restloses Ansetzen gereichter Fleischzulagen, 
sondern auch durch Stickstoffansatz bei sehr N-armer Krankenhaus: 
kost bewiesen. Die specifisch-dynamische Wirkung der Eiweißkörper, 
die Steigerung des Gaswechsels, die sie bei ihrer Verbrennung er- 
zeugen, muß als Anzeiger dafür dienen können, ob resorbiertes Biweil 
verbrannt oder angesetzt wird. Im zweiten Falle muß die dynamische 
Wirkung ausbleiben. ee 
M. v. Krempelhuber (Würzburg): Zur Pathogenese des 
runden Magengeschwürs. ‚ Abgesehen von Hyperaeidität und von In: 
sulten (thermische, chemische, mechanische) der Ingesta kommt man 
gelnde Versorgung mit strömendem Blut in Betracht, und zwar vor 
allem: Striktion der kleinen Gefäßchen durch den Zug des belasteten 
und längsgedehnten Magens. Dafür spricht das sehr häufige Zu 
sammensein von Ulcus und Gastroptose, ferner das Auftreten der Ge- 
schwüre an und nahe der kleinen Kurvatur und an der oberen Wand 
des Pylorus, das heißt an den Stellen, wo die Aufhängeapparate des 
Magens angreifen. SI 
'F. Kirstein (Hannover): Keimfreimachung der Schutzpocken- 
lymphe mittels Morgenrothscher Chinaalkaloide. Nach den Versuchen 
des Verfassers hat das Problem bisher noch keine Lösung erfahren. 
Bruno Heymann (Berlin): Über die Arbeitszeit im Stein- 
kohlenbergbau. Der Verfasser berichtet über. die Beratungsergebnisse 
des „Ausschusses zur Prüfung der Frage der Arbeitszeit im Bergbau 
des Ruhrgebiets“, der vom 12. bis zum 22, August in Essen tagte, Es 
handelte sich um die Frage, ob an Stelle der bestehenden Sieben- 
stundenschicht (Schichtzeit, das ist die Arbeitsdauer der unterirdisch 
beschäftigten Bergarbeiter) die S e c h s stundenschicht eingeführt werden 
solle. Man beschloß, Ende November wieder zusammenzutreten, UM 
den Beweis zu erheben, ob ohne Gefährdung der Kohlenversorgung 
Deutschlands die Sechsstundenschicht am 1, Februar 1920 "einzu: 
führen sei. | i 
Fritz Brüning (Berlin): Akuter Ileus als erstes Krankheits- 
symptom bei Dünndarmtuberkulose und Bemerkungen über die Tuber- 
kulose der Mesenterialdrüsen. In einem Falle wurde der akute Deus 


Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 40. 


Brugsch und Blumenfeld (Berlin): Die Leistungszeit des 
Herzens und ihre klinisch-diagnostische Bedeutung. Verfasser stellten 
mittels Phono- und Rlektrokardiogramms Untersuchungen über die 
proportionelle Systolendauer des Herzens an, die bei den verschiedensten 
Erkrankungen des Herzens anders geartete Resultate ergaben und deren 
Wert vor allen Dingen durch Digitalis um ein Bedeutendes herabgesetzt 
werden kann. F 3 

Boas (Berlin): Über die Gregersensche Modifikation der Benzidin- 
probe für den okkulten Blutnachweis. Die Gregers ensche Modi- 
fikation ist eine besonders für praktische Zwecke gute Methode, die 
aber bei minimalem Blutbefund versagen kann. 

Isaac (Rrankfurt a. M.): Zur Stofiwechselpathologie der Leber. 
Sämtliche Lebererkrankungen, seien ‘sie durch nervöse oder toxische 
‚Schädigungen entstanden, beruhen auf einer Dysfunktion der speeifischen 
Funktionen der Leber. | 

Bloch (Köln a. Rh): Drei Fälle von Peritonitis tuberculosa, 
geheilt durch Dr. F. F. Friedmanns Heilmittel. Verfasser führt drei 
Fälle von tuberkulöser Peritonitis mit Krankengeschichten an, in denen 
es sich je um eine Knoten-, eine Tumor- und eine Ascitesiorm ge- 
handelt hat. Nach einmaliger intraglutäaler Injektion des Friedmann- 
schen Heilmittels trat auffallend rasch Besserung des Appetits und des 
Allgemeinbefindens und in verhältnismäßig kurzer Zeit völlige Heilung 
auf, die in dem Falle der Knotenform nunmehr fünf Jahre zurückliest. 

Höpfner (Göttingen): Ein Fall von Thyreoiditis acuta suppurativa. 
Verfasser zeigt den Symptomenkomplex und den Verlauf dieser immer- 
hin seltenen Schilddrüsenerkrankung, deren Behandlung meist in sympto- 
matologischer Richtung, das heißt Ineision besteht. 

Zondek: Kriegsseuchenlazarett Rumänien. Über kombiniertes 
Auftreten von Infektionskrankheiten: 1. Typhus und Ruhr; 2. Fleckfieber 
und Rückfallfieber. Bei gleichzeitigem Auftreten von Typhus und Ruhr 
kann ersterer die Ruhr unterdrücken oder wenigstens begünstigend 
beeinflussen. Typhus hingegen kann durch Ruhr in keiner Beziehung 
beeinflußt werden. Nach vorherigem Auftreten von ltückfallfieber ist 
der Verlauf des Fleckfiebers als durchaus ungünstig zu bezeichnen. 

Bruhns und Loewenberg (Berlin): Über Silbersalvarsan- 
natrium und die Dosierung des Salvarsans nebst Mitteilung eines Falles 
von Encephalitis haemorrhagica nach Neosalvarsan (II). Aus der þei- 

sefügten Krankengeschichte ist nur erwähnenswert, daß der Exitus 
nach Lumbalpunktion, Suprareningaben und vor allem Trepanation ein- 
trat. Trotz dieses Mißerfolges empfehlen die Verfasser, stets die Tre- 
panation, und zwar möglichst frühzeitig zu machen. Als allgemeine 
Dosierungsmaßregeln geben Verfasser an, daß Neosalvarsan meist nicht 
über 0,45 verwandt wird mit Zwischenräumen von zehn Tagen zwischen 
erster und zweiter Injektion und sieben bis zehn Tagen zwischen den 
weiteren Einspritzungen. Infolge der intensiven Wirkung der kleinen 
Dosen und der infolge dieser niedrigen Dosierung geringen Giftigkeit 
dürfte in Zukunft das Silbersalvarsan mehr als bisher in die Arsen- 
therapie -der Lues eingeführt werden, Lasker. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 40. 


Rud. Th. v. Jaschke (Gießen): Behandlung der Embolie im 
Wochenbett. Um die Embolie der Lungenarterie im Wochen- 
bett zu verhüten, muß man vor allem die puerperale Throm- 
bose bannen lernen. Das wichtigste Prophylakticum ist bei glatter 
puerperaler Wundheilung: möglichst früh aktive Bewegung im 
Bett und Frühaufstehen im Wochenbett, das durch Verhin- 
derung der bei ruhig liegenden Wöchnerinnen so leicht in den er- 
weiterten Beckenvenen eintretenden Stromverlangsamungeine 
Thrombosierung der Gefäße unmöglich macht. Bei der Thrombose 
ist die Loslösung neuer Thromben zu verhüten und ferner die Herz- 
kraft aufrechtzuerhalten. Daher: absoluteste Bettruhe, große Morphium- 
dosen (dadurch gleichzeitig Erweiterung der peripherischen Gefäße im 
Sinne einer Entlastung des Herzens), Aber Vorsicht mit Herzmitteln, 
die wie Digalen und Strophanthin zu starker Vasoconstriction -im 
Splanchnicusgebiet führen, keine Blutdrucksteigerung! Daher Herz- 
mittel nur im ersten Moment nach Eintritt der Embolie, um über die 
dringendste Gefahr drohender Herzlähmung hinwegzukommen (Injek- 
tionen von Campher, die rasch wirken, aber auch nicht zu lange 
vorhalten). Gleichfalls selten ist eine embolische Verstopfung 
anderer Arterien. Sehr selten ist die Verschleppung eines aus 
einer thrombosierten Vene stammenden Embolus in den großen Kreis- 
lauf (Voraussetzung ein offenes Foramen ovale). Häufiger führt eine 


dadurch erzeugt, daß sich zu einer relativen Geschwürsstenose eine 
durch frische Verwachsungen fixierte Darmknickung an der gleichen Stelle 
hinzugesellte. In einem anderen Falle führte eine Invagination zum 
Ileus. ‚Hier war das invaginierte Darmstück durch ein eireuläres Ge- 
schwür starr infiltriert. Bei der reinen Mesenteriallymphdrüsentuber- 
kulose soll man eine Laparotomie ausführen, wie man dies auch bei 
der Peritonitis tuberculosa fast allgemein zu tun pflegt. 
Steiger (Essen): Der suprasymphysäre wagerechte Hautschnill 
bei der Operation des doppelten Leistenbruchs. Dieses Verfahren ver 
meidet die verschiedenen Nachteile der bisher geübten Operauolf 
methode. | Be} ER 
Margarete Genck (Greifswald): Die Erkennung der Krätz- 
milben durch das Hautmikroskop. Auf den Objekttisch eines gewöhn 
lichen Mikroskops werden Arm oder Hand ‘aufgelegt. Die zu a 
suchende Hautstelle wird durch einen Tropfen Zedernöl aufgehellt ar 
in den Lichtkegel einer elektrischen Bogenlampe oder Taschen 
oder in das Sonnenlicht gebracht. Mikroskopiert man SO die 10 ak 
Knötchen im Anfangsstadium der Krätze, so findet man die A { 
ein gelblich gefärbtes, kleinfingernagelgroßes Gebilde, in dessen nat et 
Umgebung sich schwärzliche, runde Kotballen abheben (e 4 
Objektiv 1, Okular 3). Beine oder Haftorgane zu sehen, gelang 2 
da, wo die Milbe erst im Begriffe war, sich einzubohren. ärzt- 
Leopold Feilchenteld (Berlin): Über die Diät, Aus der 


Digitized by Googles e 


NEN 


vs 


Ro 


u: m. F ` ha ’ u 
r mpag Niat T A A Br Au =? s 
J —mw NANT ET 5 . 
er amp pT Zr Š x Fa IN Be 2 


= 26. Oktober. 


lichen Praxis. 
nicht aus, 


Überfüllung des Magens durch schwere Speisen, wie Hummer, - Käse, 


hartes Brot, vermieden werden. Auch bei der Arteriosklerose kann man 


sich von einer Diät.nichts versprechen. 


A. Poniemunski (Lübeck): Ein Fall von Schlangenbiß. Es. 
(Zwei etwa 1 cm vohein- . 
ander entfernte, linsengroße, hellrote Stellen zeigen die Verletzungen 
-durch die beiden Gifthauer an.) Der Träger der Vergiftung ist das 
` Giftpepton (im Gifte der Kreuzotter zu 45% vorhanden; das. Gift. 
des fast absolut ‚tödlich wirkenden K obra bisses- enthält 80% Gift- 
pepton). Da hier der Höhepunkt der Gefahr schon überschritten war, . 
-wurde von einem örtlichen Eingriff abgesehen und nur Digitalis ver- 
Daneben reichlich Milch, Hochlagerung des Beins auf einer 
Schiene, dauernd feuchte Packung (mit 3 %iger Essigsäure - Tonerde- 


- handelte sich um einen Kreuzotterbiß. 


Ea ordnet. 


. Lösung und Alkobol). Es kam zur Heilung. 


Bovermaiün (Somborn): Vergiftungserscheinungen nach Genuß 
von Asthmatee. Die Verordnung von Asthmakräutern zum Einatmen 


sollte mit deutlicher Gebrauchsanweisung versehen werden.' 


Georg Schmidt (Berlin): Über das Bewegen des Körpers 


Scheintoter zur Wiederneicbung, Ein kurzer Nachtrag. 
C 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 40. 
E. Moro (Heidelberg): Die Bedeutung der endogenen Infektion 
des Dünndarms für das Zustandekommen der Dyspepsie. Bei der Gärungs- 


E dyspepsie gelangt entweder unresorbiertes Kohlehydrat, vor allem Zucker, 
in das Bakteriengebiet des Dickdarms oder die Diekdarmbakterien kommen 


F. Bruck. > 


.dem -Zucker vor seiner Resorption gewissermaßen entgegen, das heißt. 


der normalerweise fast keimfreie Dünndarm wird bakterienhaltig. Bei 
der ersten Form handelt es sich um die vulgäre unkomplizierte Gärungs- 
, dyspepsie, bei der zweiten, wobei unverkennbares Kranksein besteht, um 
eine endögene Infektion des Dünndarms. Dabei versagt der Mechanis- 
mus des Dünndarms, Bakterien möglichst: fernzuhalten. Zu unterscheiden 
sind hier zwei Fälle: ein leichterer, wenn sich die endogene Infektion 
ausschließlich auf den Darminhalt beschränkt (Chymus infektion), 


und ein schwererer, wenn auch die Darmwandfläche daran teilnimmt | 


(W a n d infektion). In allererster Linie kommt es:auf den Kohlehydrat- 

“gehalt der Nahrung an. Daher der prompte Erfolg, den man oft durch ’ 

Zuckerreduktion allein nicht nur in der ersten Gruppe, sondern auch 
bei den leichteren Formen der zweiten erzielen kann. 

-Fr. Engelmann (Dortmund): Über die’ Berechtigung einer 

‚‚ allgemeinen Anwendung des -Dämmerschlafes unter der Geburt. Zur 

Schonung: der zurzeit herabgesetzten Widerstandskraft der Frauen und 


I" zur Hebung der Gebärfreudigkeit ist von den schmerzlindernden Mitteln 


während der Geburt ein weitgehenderer Gebrauch’ zu mächen als früher. 
Aber der Dämmerschlaf bringt mancherlei nicht zu unterschätzende Nach- 
‚teile (unangenehme Nebenerscheinungen) mit sich. Seine Anwendung 
muß sich daher hauptsächlich auf die Kliniken beschränken. In der 
Hauspraxis läßt sich eine dauernde Schmerzbetäubung kaum durch- 
führen; eine vorübergehende aber, auch öfter wiederholt, mit 
der man in der Regel. völlig auskommt, wird: durch den Äther- oder 
Chloräthylrausch zugleich mit Pantopon, Narkophin oder ähnlichem er- 
reicht (beim Durchschneiden des Kopfes, bei Dammaaht). 
Grünewald (Dortmund): Zur Anwendung des Dämmerschlafes 
Der Dämmerschlaf ist nicht das Tdealverfahren, als das er vielfach hin- 
gestellt wird. Etwa bei jeder zehnten Frau muß, man mit einem Ver- 
Sager rechnen. Bei jeder dritten bis fünften Frau kann man auf Auf- 
regungszustände gefaßt sein, die die Anwesenheit von mehreren Personen 
erfordern. Bei jeder dritten Frau tritt Nachlassen der Wehen auf und 
selbst bei frühzeitiger Gabe von Pituglandol noch bei jeder achten. Bei 


7 jeder 12. bis 16. Frau muß die Geburt künstlich beendigt werden. ' 


Von den Neugeborenen ist noch jedes dritte Kind apnoisch-asphyktisch, 
sodaß Belebungsmittel angewendet werden müssen. In vielen Fällen 
mußte zum Chloräthyl gegriffen werden. 
W. Steuernagel: (Würzburg): Dosierungsfragen. Kritische 
Betrachtungen über Theorie und Praxis. Sie‘ betreffen die Röntgen- 
therapie. Von den Meßmethoden erwiesen sich als geeignet für. den 
Praktiker nur die nach Fürstenau und Walter. 
| Bruno Harlsse (München): Über. Rectalgonorrhöe. Berichtet 
wird über die Erkrankung bei Frauen. Als Infektionsmodus kommt am 
häufigsten das Überfließen des gonorrhoischen Genitalsekrets in Betracht. 
Therapeutisch wandte der Verfasser Einläufe mit Sol. Argent. nitrie. 
1:5000, täglich ein halbes Liter, oder 2%ige Kollargolklysmen an, 
“die beide- gut vertragen und lange gehalten wurden. 


A 


1919 = MEDIZINISCHE KLINIK Er Nr. 48. - 
Bei der Gicht versagt die diätetische Behandlung voll- 
kommen. DurchVermeidung der purinhaltigen Nahrung bleiben die Anfälle 


Auch bei Nierenstein- und Gallensteinkoliken ist eine Diät 
ganz überflüssig. Allerdings muß. bei häufigen Gallensteinkoliken eine 


Erreger alle obligate Parasiten sind und ferner, daß sie — soweit sie 


Br uno. e mann (Nürnberg): wie vermeidet man die Ge- He a 
"fahren der ‚Sondierung und. Ausspülung der Stirnhöhle? Durch .das vom. ` 
Verfasser beschriebene operative Verfahren der endonasalen Freilegung. mo 
der Stirnhöhlenmündung kann man in 100% von der Nase her in die: ° = 
J- Stirahöhle eindringen und diese ausspülen. Sondierung und Spülung ` | 


der Stirnhöhle wurden fast nur, bei chronischer Stirnhöhlenentzündung. 
ausgeführt, wenn alle anderen’ Maßnahmen zur Ingangsetzung des Eiter- . 


abflusses ergebnislos waren und die heftigsten Kopfschmerzen zu diesem  , 00, 


Eingriff. nötigten. Bei akuter Entzündung gelangt man fast immer zum 
Ziel mit Cocäinanämisierung. und nachfolgender Ansaugung beziehungs- 
weise mit Kopflichtbädern und Jodinnerlie h. Verschwindet nach 
Abklingen der Entzündungserscheinungen der Stirnhöhle der Nebenböblen- - 
schmerz nicht; so-untersuche man die Kopf-, Hals- und Rückenmuskulatur 
auf Myalgien. Diese gehen unter geeigneter Massage zurück, wobei 


den scheinbaren Stirnhöhlenkopfschmerz), 


1 “ Å: 3 
we = COEF  " : 
< K 2 T Car . 
S ; N į E 
- T y . Mr 
| . . . 
r he Tan ER ut 
1 . * 
. a - j - ® 
x fy 
= xi 


“~ 


das Durchkneten der. Muskulatur sehr schmerzhaft ist (das erklärt auch- Ta 


° Gabriele Lindemann und Georg B. Geubier A 


Zur Klinik und Pathologie der. vollkommenen Transposition der: arteriellen 
Ausilußbahnen des Herzens. 


derartig nebeneinander, 
den Ductus arteriosus : Botalli eine Verbindung zwischen den beiden 


existierte, | 


Hans Sau er (Hamburg): Ein Fall von tiefsitzendem cavernösen 
:Angiom am Halse. Zunächst "wurde an eine Lungenhernie der oberen 


|. Brustapertur gedacht. Aber schließlich wurde die richtige Diagnose 


gestellt, die dann durch die Operation bestätigt werden konnte, 

= Alfred. Hirsch (Stuttgart): Zur Kenntnis der diffusen Speise- 
röhrenerweiterung durch chronischen Kardiospasmus. Außer dem Däuer- 
spasmus an der Kardia kommen keine. anderen Momente als ausschlag- 


 gebend für das Zustandekommen. des Leidens in Frage.. , 


Arnold Kirch (Wien): Zur Frage der Urobilinurie bei Nieren- g 
erkrankungen. Drei Fälle von Nierenerkrankungen, verschieden nach 


In den beiden mitgeteilten Fällen waren _ | 
kleiner und großer Blutkreislauf nicht ineinandergeschaltet, - sondern. A 
daß nur durch das ovale Fenster und . 


Pathogenese und Krankheitsstadium, funktionell charakterisiert durch | 


die höchstwahrscheinlich vorhandene Uraemia vera, wiesen trotz Kom- 


 bination mit Pneumonie oder Lebereirrhose kein Urobilin im Harn auf.- 


Streit um. ‚das. Friedrnannische‘ 
F. Bruck. 


A. Dührßen (Berlin): Der. 


Tuberkulosemittel, Polemik. 


Wiener klinische T EA I 919, Ni. 34 bis 36. 


Nr. 84. Lipschütz: Über Chlamydozoa- -Strongyloplasmen 1. 
Die Rolle der Strongyloplasmen als Erreger von Infektionskrankheiten. 
Als Strongyloplasmen werden vom Verfasser die mikroskopisch 'sicht- - 
baren filtrierbaren Virusarten bezeichnet, die bei der Peripneumonie der 


_ Rinder, der Geflügelpocke, der Schafpocke, beim Molluscum conta- 


giosum, der Vaccine, Variola, dem Trachom und.der Poliomyelitis nach- 
gewiesen sind und denen er eine ätiologische Bedeutung für die Genese - 


“dieser Infektionskrankheiten zuspricht. Die- Strongyloplasmen a 


kleinste, rundliche oder selbst kugelige; scharf begrenzte, unbewegliche 


corpusculäre Elemente dar und zeigen bei allen diesen Krankheiten _ 
‚das gleiche einförmige mikroskopische Bild. Die :Größe schwankt um 


!/a u herum. Zur Darstellung dient die Löfflersche Geißelfärbungs- ` | 
methode und. die Giemsafärbung. Bei einzelnen Strongyloplasmen ist 
auch bereits die Reinzüchtung auf ‘künstlichen Nährmedien gelungen : 


‘und auch-die experimentelle Erzeugung ` der Infektion. mit ‚gezüchtetem 


Material. Die biologischen Eigenschaften der einzelnen Mikroben weichen 


bedeutend voneinänder ab; es läßt sich bei manchen eine specifische 


Avidität zu entwicklungsgeschichtlich bestimmten Geweben nachweisen, 
sodaß man dermotrope, neurotrope Erreger unterscheiden kann, während 
andere organotropen Charakter haben oder rein örtliche Gewebsreaktionen 
hervorrufen. Eine gemeinsame biologische ‚Eigenschaft ist, daß die . 


x 


allgemeine. septische Infektion bedingen — häufig das Terrain für die - 


"Invasion anderer‘.Keime in einer für den. Organismus besonders schaad: 


lichen Weise vorbereiten. 
Glas: Das’ Lymphgewebe des Waldeyerschen Schlundringes als 


Ursache von Temperatursfeigerung. Aus einer Reihe von Fällen geht 


hervor, daß -bei lange vorhandenen Temperaturerhöhungen die genaue 


Beobachtung des gesamten Schlundringes von wesentlicher Bedeutung 


ist, da nicht nur Gaumen- und Rachenmandel mit gewissen Formen 
„kryptogenetischer Sepsis“ zusammenhängen, sondern auch oft die ' 
Nebengeleise ‘der Lymphknoten, Rachengranula, Seitenstränge, Lymph- 
gewebe der Zungenbasis die Ursache der‘Erkrankung sein können. und 
dann Gegenstand radikaler operativer Maßnahmen sein müssen. 

Baar und Kornitzer: Ein positiver Bakterienbefund bei einem | 


Fall von chronischer myeloischer Leukämie. Es gelang bei ‚einem Fall 


Ser 


` 


i e Ba » g ` fi 
u a e if % . ` o“ k B 2 RE m A i 
TDADT RA aT, E, I ein wa 4 


PLE EIIN EN. 


p! z A AN EL m 


” K ¿f ? 
Ear e FE s aiaa h Eaa 
- . 28 
a FE a A Nre, 
En 


h = A F . so 
een ee 
a ARG 


eh "ee 5 a I 
+ - - a a RR ` v 
hr hen u 2 Tann „2752. P armen DAT 


ioe pi a u N R ` z B 
a - : N : = a = E uk i E ʻ KR tr 
er mean en e y nee TE men 08 La rev 00 00: 


$ 2 
g Be . $ B 
` BL 1 
Re 
y . 
= rennen 
ee erde are bAT N A E >q e7. o 
rd A enai re mean a L 


x x d BR R AUGE 
3 x Ka 4 ee 
> I Tetra [ana Sya rer 


. ae 
N ee en 


“ma, 
a en en ey: 


en = 
Aue Sue 


4 . 
vr u. tun en 


t : ` 
” ar 
a ip. 2 i Eat 
sen ie Dee 
ee ner a ET 


"WE hinkt DE 


me 


nn 


AT. 


nr 


Bo na A ra 
nn mens den 


SR 


ne er an dee 
De ae. FE 


LEE ISIA 


. un... nun. u 


PS 


un ee er 
ln nn ben at rs: 


ru u: 


ONE Lane... 
ri et 


> ee = . pe zaë a 
Ona A ee aioa ~o 
er e An eer ar 
une a 
— 


cs 


A E E E 
e Fiaa eiis 
an a 


VER 


Pae 


= 


Naar. 
z AaS 
Vu taaa 


Zusam 


EEE 


-m ” 
EL Sun - - 
a rep ao . z - 
Sue < ees ee _- a BT? - — ` z 
> an ce ur. « em ’ - < BD 
Fe - "e — e. àg rit A, a z > u + 
une ee ey —— > arere =. nera . i 
~ u N E = o > n Pyy Bee ee « [2 i p > 
rpe - i S TO" NT Peg A ` yeo $. 
n un. ee Zu a 9 =F e . > ba - Pr 
Er » ur . - 2 f. -p græs ^s Gas _ +- 
. -, aroa- e „eag » i 
à -T - Pi - a . j 
a -e aiii = _ Mi 
ud n 5 g 
x u m= ps Ar ea yh É 
pebre Eln 
=i y “ > PT ern u 
en s 


tor 


— 


.— 


ir — A- > 
= n - = - apa ee 
ee RE 
u "y I» > (ès 
#577- Fem! 
s < Eal EEAS ` 


a Ti 


o a 
# 


Eri 
N r 
Ei 
r 
Aa i 
. è 

< ar" 

ic KK 
Í MES 
siew 


#9) 
xi 


>, 
- z6 
Ko. BOT > € E 
+ a" 
m $ nS ois, -a , [Š 
ahi REO 
ee P N 
zT Y o SA 
hery" Foii wer 
k . Au 
hr - 


in re a aed 
sS 


EE SEA 


mE rà - 
Eu TNE x 
Tar á 


==; 
s Pat HEN 
a wor 
ges - kn 


. Albuminurie oder auch Hämaturie von guter Prognose. 


1098 


m nn 


von Myeloblastenleukämie regelmäßig, aus dem Blut Kolonien zu züchten, 
in denen. sich grampositive, kreisrunde oder etwas Jängliche Kokken 


‘von der Größe der Streptokokken fanden. 


Steusing: Über Herstellung des Peptons für bakteriologische 


Zwecke, Die ausführliche Vorschrift muß im Original eingesehen 
werden. | 


Nr. 35. Salomon: Weitere Erfahrungen über Diabetes innocens. 
Salomon knüpfte in seiner Mitteilung über weitere Erfahrungen über den 
Diabetes innocens an eine Reihe von vor fünf Jahren publizierten Fällen 
an. Die lange Beobachtung hat die Richtigkeit seiner Prognose völlig be- 
stätigt, die klinische Harmlosigkeit hat sich weiter erwiesen. Es handelt 
sich um den innocenten (renalen) Diabetes, dessen kennzeichnendster 
Typus die kontinuierliche Ausscheidung weniger Zehntelprozente Zucker 
ist, welche bei größtem Wechsel im Kohlehydratgehalt der Rost nur 
eine ganz. geringe Schwankungsbreite zeigt. Die wenigen Zehntel- 
prozente Zucker, die sich bei gemischter Kost zeigen, sind durch die 
schärfste Diät nicht zu entiernen. In seltenen Fällen besteht dabei 

Wichtig für 
die Diagnose sind die Werte des Nüchternblutzuckers, die meist normal 
sind, in seltenen Fällen erhöht. Die alimentäre Hyperglykämie ist jeden- 
falls kein Gegenbeweis gegen den Diabetes innocens, das Fehlen der- 
selben nach dreistesten Zuckergaben aber der sicherste Gegenbeweis 
gegen das Bestehen von gewöhnlichem Diabetes. Es gibt auch einen 
"Typus von Diabetes innocens, bei dem- bei geringerer Koblehydrat- 
zufuhr kein Zucker ausgeschieden wird und eine 'Toleranzgrenze daher 
vorhanden ist. Auch in diesen Fällen ist die Diagnose leicht zu stellen, 
wenn Nüchternblutzucker und postalimentärer. Blutzucker niedrig ist. 
Ist letzteres nieht der Fall, so kann eine große Ähnlichkeit mit dem 
echten Diabetes resultieren und erst ein längeres Zuwarten vermag die 
Prognose zu klären. Ein seltene Erscheinungsform des Diabetes innocens 
geht auch mit hoher prozentualer Zuckerausscheidung und entsprechend 
größerer Tagesausscheidung von Zucker einher. Diese Fälle lassen 
sich als Diabetes innocens nur durch die Blutzuckerbestimmung, fehlende 
Nüchtern- und alimentäre Hyperglykämie, erkennen, wenn nicht die 
Familienanamnese, die bei dem familiären Charakter des Leidens von 
großer Bedeutung ist, oder der abnorm gutartige Verlauf des Einzel- 
falles auf die Sachlage hinweist. 

Peters: Über einen eigentümlichen Fall von Hämophilie. Sechs 
Tage nach der supravaginalen Amputation des Uterus wegen multipler 
Myome traten ausgedehnte Hämatome und Suffusionen der Bauchwunde 
auf, die unter Thermophorbehandlung zurückgingen. In der vierten 
Woche Auftreten von Hämatomen beiderseits neben dem- Collum uteri. 

Der Bruder der Patientin ist nach der Anamnese ein- sicherer Rluter. 
Patientin ist 42 Jahre alt und hat vor 25 Jahren einen normalen Partus 
durchgemacht. 


Weichselbaumer: Über einen Fall von Adamantinom des 
Oberkiefers. Kasuistischer Beitrag. 
"Reinhardt: Zur Diagnose des Fleckfiebers mittels der Weil- 
Felixschen Reaktion. Zur Anstellung der Weil-Felixschen Reaktion 
eignen sich die Proteusstämme, die von Töpfer gefunden. wurden, 
noch besser als X19, da sie bei derselben Agglutinierbarkeit, in ein- 


facher Weise mit 0,5 Yigem Phenol versetzt, Daueraufschwemmungen 
ergeben. 


Nr.36. Stein: ZurVaccinetherapie des Bauchtyphus, mit diagnosti- 
schen. Bemerkungen. 
Typhuskranke, über 2000 Rekonvaleszenten und Bacillenträger nicht 
‚eingerechnet. Verwendet wurde die polyvalente Typhusvaceine nach 
Besredka aus dem Serotherapeutischen Institut in Wien, und zwar 
in Form der subeutanen oder intramuskulären Injektion. Es genügten 
meist vier Injektionen von 0,5 bis 1 ccm (250 bis 500 Millionen Keime 
pro Injektion), mitunter auch schon ein bis zwei Injektionen. Die sub- 
cutane oder intramuskuläre Applikation bereitete höchstens geringe 
Lokal- und keine unerwünschten Allgemeinerscheinungen. Der Vaccine- 
therapie wurden im ganzen 500 Patienten unterzogen, anfänglich nur 
die Frühfälle, später unterschiedslos alle Typhuskranken gleich welchen 
Stadiums. Es ergab sich als Folge der Therapie in der Mehrzahl der 
Fälle eine Abkürzung der Krankheitsdauer sowie vor allem auch der 
Rekonvaleszenz. Von den so behandelten 'Typhuskranken erlag kein 
einziger einer eigentlichen Typhusfolge — Melaena oder Perforation —, 
während diese Zufälle sonst nicht selten waren. Verfasser nimmt an, 
daß die Vaceine nicht bloß eine antifebrile Wirksamkeit entfaltet, 
sondern daß eine andere Komponente ihrer Wirksamkeit darin besteht, 
daß sie die den eigentlichen Bauchtyphus ausmachenden Veränderungen 
im Iymphadenoiden System des Darms und der Baucheingeweide über- 
haupt im günstigen Sinne beeinflußt. So viel scheint sicher, daß der 
cyclische Ablauf der typhösen Veränderungen im Iymphadenoiden 


"e Mi 


1919 — MEDIZINISCHE-KLINIK — Nr. 43. 


Das Material an Typhuskranken umfaßte 1500 


e— A 
En FT : 
ER NDS R 
ro PUT NT E e PEN a” ‘ 
IF aa Di RER 7 : 
v nr, a EA A aE . 
mi P, o h en SL y 
r RR yx 


, > x 3 ` 
. J = 
T 


ó ae À i - 
Pa A -. ~ N 
EIN EN: u". 
u EL FA A 


System, der ja die Tendenz zur Heilung aus sich selbst aufweist, durch 
die Vaccine beschleunigt wird. | "ee 
Doerr und Schnabel: 


a | Pea e a 
FE ER RR 
AV. VBAVI Le y 
- = > Sb d P 
. o : = Q b 


- 
gie 


ua E 
Experimentelle Untersuchungen über 
Infektion und Immunität bei Fleckfieber. 3. Mitteilung. Verfasser be~ 


richten über einige neue Exper’mente, die am Tatbestand der letzten 


Mitteilung (Nr. 20) nichts ändern. Es handelt sich um den Nachweis, 
daß es nicht möglich ist, Meerschweinchen durch wiederholte Injek- 
tionen von abgetötetem Fleckfiebervirus derart aktiy zu immunisieren, = 
daß sie sich gegen die intraperitoneale Injektion "einer massiven Dosis 
infektiösen Materials refraktär verhalten. u. , 
Arnold: Uber Neuritis optica als Spätsymptom bei. Flecktieber. 
Neuritis optica ist bei Fleckfieber nicht weniger häufig, wenn nicht 
häufiger als bei Meningitis anzutreffen. Sie ist. ein Spätsymptom und 
erreicht gewöhnlich erst um die Zeit der Iytischen Entfieberung ihren 
stärksten Entwicklungsgrad. | | vr D e 
Hryntschak: Ein Fall von Blasendivertikel und Prostata- 
hypertrophie, einzeitig operiert. 
ektomie. 


“ -= 
A E 


- 


n A GA 


D. Gerhardt: Zur Technik der Pleurapunktion. Die mehrfach 
empfohlene Methode, bei Ablassen pleuritischer Exsudate Luft in den 
Pleuraraum eindringen zu lassen oder abgelaufene Flüssigkeit portions 


weise durch Stickstoff zu ersetzen, wurde in der Würzburger Klinik in” 


Ein Beitrag zur Technik der Prostat- ? 


je vier Fällen angewandt. Irgendwelche erheblicheren Beschwerden 


nach dem Eingriff sind nicht eingetreten, nur in einem- Fall stieg die 
Temperatur unter rascher neuer FExsudatbildung für sechs Tage an. 
Einen unmittelbaren Schaden des Gaseintritts konnte Verfasser nicht 
feststellen, daß dagegen eine heilungsbeschleunigende Wirkung dem Ver ~ 
fahren innewohnen sollte oder daß die totale Entleerung einen wesent: 
lichen Nutzen darstellt, konnte nicht bestätigt werden. Gerhardt 
ist deshalb bei der alten Weise der Punktion unter Luftabschluߔge- 
blieben, die er mit einem einfachen Trokar mit angesetztem Heberschlauch 
bewerkstelligt. Muß diese Art die regelmäßige bleiben, so ist immerhin 
bewiesen, daß das Eindringen von Luft in die Pleura kaum Gefahr mit 
sich bringt und daß deshalb im Notfall eine Punktion mit einem einfachen 
Trokar oder einer Hohlnadel vorgenommen werden kann. 


Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 37. u. 38. 


Nr. 37. E. Payr: Erweiterung der Anzeigenstellung für blutige 
Mobilisierung versteiiter Gelenke. Die Anzeigen haben sich gewandelt. 
Mit Erfolg behandelt wurden: Fälle mit jahrelang bestehender knöcherner 
Ankylose, Fälle mit Erkrankung mehrerer großer Körpergelenke mit 
multiplen Gelenkversteifungen, ferner Fälle in höherem Lebensalter und 
mit schweren Verletzungen an Knochen- und Weichteilen. Auch Fälle, 
bei denen peripher Nervenlähmungen bestanden, wurden operiert. Da- 
gegen eignen sich Fälle von Tuberkulose nicht für die Be- 
handlung. Eine weitere Gegenanzeige ist überstandener Tetanus. 

Th. Naegeli: Splanchnicusanästhesie bei chirurgischen Ein- 
griffen und schmerzhaften Affektionen in der Bauchhöhle. Empfohlen 
wird die beiderseitige Rinspritzung unterhalb der zwölften 
Rippe an einem Punkte, der rechts und links vier Querlinger neben 
der Dornfortsatzlinie in Höhe des ersten Lendenwirbels gelegen ist. 
Eingespritzt wurden 25 bis 385 cem 1%iges Novocain zur Splaneh- 
nieusanästhesie sowie 50 bis 60 cem Ya Wiges Novocain vorn für die, 
Bauchwand. Störungen infolge der Injektion waren Pulsbeschleunigung, 
Brechreiz und Kopfschmerzen. In der Mehrzahl der Fälle war das 
Befinden nach der Operation ganz ungestört. Die Anästhesierung des 
Splanchnicus empfiehlt sich ferner- zur Behandlung von starken 
Schmerzen an Gallenblase und Magendarm, E, 

C. Pfeiffer: Zu der Arbeit J. Oehlers in Nr. 28 dieses Jabri 
ganges: „Ein weiteres diagnostisches Merkmal der malignen Se 
Die schlechte Darstellbarkeit der Trachea im Röntgenbilde bewei 


+ 


dringende Anzeige zur baldigen Operation. 


Nr. 38. E. Payr: Über Erfahrungen mit dem medialen San 
zur schonenden und doch übersichtlichen Eröffnung des Knjegelen x 
38 Fälle. Der Kernpunkt des Verfahrens liegt in einer aS Taa 
trischen Längsteiluing des oberhalb des Apex der als un 
legenen gesamten muskulären und kapsulären Streckapparates. Ani 
einem S-förmig die mediale Seite der Patella umziehenden Br gb- 
. werden die Strecksehnen freigelegt, das Muskelfleisch des Vas Kapsel 
getrennt und das Kniescheibenband nach Durchtrennung der as 
freigelegt. Danach läßt sich die Kniescheibe nach außen MT 


Dieser Schnitt läßt sich in allen Fällen durchführen, gibt eme i 


Digitized by Google | 


die Verdeckung und Zusammenpressung der Luftröhre „und gibt eme 


4 


na 


26. Oktober. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 48. | Zu 


1099 


- 


in Inhalationsnarkose anzuwenden. K. Bg. 


| Zeitschrift ür ärztliche Fortbildung 1919, Nr. 18. 


Lentz (Berlin): Zunahme der Tuberkulose während des Krieges 
und deren Ursache, sowie über einige neuere Maßnahmen zur Tuber- 
kulosebekämpfung. Durch den Krieg ist die Tuberkulosesterblichkeit 
bis 1917 auf den Stand des Jahres 1898 zurückgeworfen worden, gleich 
20,28 von 10000 Lebenden. Der erneut aufzunehmende Kampf gegen 
die Krankheit kann dank dem Stand von Wissenschaft und Hygiene 


jetzt mit besseren Waffen geführt werden als vor 30 bis 40 Jahren. 


Gesetzliche Anzeigepflicht für alle festgestellten offenen Tuberkulosen 


-ist hierzu anzustreben. Da die Wirtschaftslage umfangreichen Neubau 
von Heilstätten kaum gestattet, ist es am besten, das gesamte Für- 


sorgewesen umfassend auszubauen, ihm z, B. auch die ärztliche Unter- ` 


suchung von Familienmitgliedern Tuberkulöser zu überweisen. Auch auf 
den Mittelstand und auf die Kinder ist die Fürsorge auszudehnen; ihr 
sollen -entlassene Heilstättenpatienten zur weiteren Kontrolle über- 
wiesen werden. Als neue Behandlungsstätten sind Tuberkulinambu- 
latorien mit Einrichtungen für Lichtbehbandlung zu schaffen. Die Frage 
der Unterbringung Unheilbarer läßt sich am besten im Rahmen eines 
Spezialkrankenhauses für Tuberkulöse lösen. 


F. M. Meyer (Berlin): Der Harnröhrenkatarrh und die Phimose . 


als Symptom der Syphilis. Auf Grund zahlreicher Erfahrungen wird 
empfohlen, in jedem Falle von Harnröhrenkatarrh und von entzünd- 
licher Phimose, wo die mikroskopische Untersuchung nicht in einwand- 


freier Weise das Vorhandensein von Gonokokken ergibt, unter Berück- - 


sichtigung aller modernen diagnostischen Hilfsmittel nach einem Primär- 
affekt zu fahnden, um, falls ein solcher vorhanden ist, möglichst früh- 
zeitig mit der antisyphilitischen Behandlung beginnen zu können. 

Doi : Hans Meyer (Berlin). 


—— 


Therapeutische Notizen. 


Zwei schwere Fälle von Myasthenia gravis pseudoparalytica be- 
handelte Friederichsen (Kopenhagen) mit Röntgenisation der 
Thymus und der Halsmuskeln mit sehr gutem Erfolg. Ein Fall er- 
scheint geheilt, der zweite, wesentlich gebessert, starb an intercurrenter 
Influenza. (Ugeskrift f. läger, Nr. 36.) . 

Gegen Keuchhusten empfiehlt Barfod (Kopenhagen) Alaun in 
2%iger Lösung zweistündlich einen Tee- bis Kinderlöffel. Die Krank- 
heit wird nach seinen mehrjährigen Erfahrungen nicht abgebrochen, 
sondern ihr Verlauf wesentlich gelindert, indem in der zweiten Woche 
‚des Gebrauchs die Anfälle plötzlich seltener und. schwächer werden, 
um dann vollständig zu sistieren. Wichtig ist, daß die Wirkung erst 
nach mindestens zweiwöchigem Gebrauch sich einstellt, doch sah 


| Barfod nie einen Versager. (Ugeskrift f. läger, Nr. 87) 


Klemperer (Karlsbad). 


Einen Leichentuberkel am eigenen Finger, der zwei Jahre lang 
bestand und durch Radium- und Röntgenbestrahlung nicht schwinden 
wollte, hat Adolf Vollbrandt (Freiburg i. Br.) in einer Höhe 
von etwa 900 m mit natürlicher Sonne durch eine Sammel- 
linse bis zur Schwelle einer Schmerzempfindung einigemal bestrahlt 
(konzentrierte natürliche Höhensonne). Der Erfolg war verblüffend. Es 
trat in kurzer Zeit Heilung ein. (M. m. W. 1919, Nr. 40.) | 

L’Seitz und H. Wintz (Erlangen) empfehlen die ausschließ- 
liche Röntgenbestrahlung des Gebärmutterkrebses, den Röntgen- 
Wertheim. Analog der Wertheimschen Operation, wobei der 
Uterus auf abdominalem Wege total entfernt wird und zugleich die 
regionären Drüsen mitausgeräumt werden, nennen die Verfasser ihr 
Verfahren. den „Röntgen-Wertheim“ () Dabei wird vor allem 
auch. getroffen das Gewebe mit den Lymphbahnen rings um den 


' Uterus, das seitlich im Parametrium, hinten in den Ligamenta sacro- 


uterina nach der Beckenwand verläuft. Aber auch die hypogastrischen 
und iliacalen Drüsen müssen noch: im Konzentrationskegel gelegen sein. 
Daher gilt die erste Bestrahlung der Zerstörung des Primärtumors, bei 
der zweiten und dritten wird die Vernichtung der in den, Parametrien 
und den benachbarten Drüsen befindlichen Carcinomzellen angestrebt. 
Die Erfolge sind sehr gut. Aber. die Technik ist recht schwierig. Es 
muß. die Röntgenbehandlung des Careinoms genau so erlernt und geübt 
werden, wie die Operation. (M. m. W. 1919, Nr. 40.) F. Bruck. 

„Über Capsella Bursa pastoris, das in Deutschland als Unkraut 
überall massenhaft auftretende Hirtentäschelkraut, als Hämostypticum 
berichtet Cl. Grimme (Hamburg). Als . Fluidextrakt (Extractum 


Be 


Übersicht, beeinflußt die spätere Stellung der Streckmuskulatur nicht, 
schafft keine Neigung zum Abgleiten der Kniescheibe. Die Ergebnisse 
sind gut und das Verfahren ist bei der Mehrzahl der Binnenverletzungen 


voll anerkannt werden, 


Bursae pastoris fluidum) hat es sich mehreren Autoren recbt bewährt, 
und zwar an Stelle von Secale und Hydrastis in der Geburtshilfe und 


Gynäkologie und bei Lungenblutungen Tuberkulöser. Man gibt davon 


dreimal täglich 20 (15, bis 80) Tropfen. (M. m. W. 1919, Nr. 89.) 


Bücherbesprechungen. 


Bing, Kompendium der topischenGebirn-und Rücken: 


marksdiagnostik. Vierte Auflage. Berlin-Wien 1919, Urban 
& Schwarzenberg. 235 Seiten. M 15,— O - 

Das Buch Bings liegt bereits in vierter Auflage vor, ein Beweis, 
daß es seinen Zweck in vollem Maße erfüllt hat. Bing hat es ver- 
standen, das schwierige Gebiet der klinischen Lokalisation der Er- 
krankungen des Gehirns und Rückenmarkes leicht zugänglich zu machen. 
Die etwas schematisch gehaltene Darstellung ist ungemein klar, an-: 
schaulich und leicht verständlich. 97 sehr instruktive Abbildungen 
tragen wesentlich zur Erfassung und Einprägung. der komplizierten 
topographischen Verhältnisse bei. Das Buch ist für den Studierenden 
und praktischen Arzt geschrieben, in erster Linie wird es jedoch für 
den beginnenden Spezialisten eine willkommene Hilfe sein, doch auch 
der erfahrene Neurologe wird das Buch zur raschen Orientierung über 
Dinge, die leicht dem Gedächtnis entschwinden, wie die Segmentinner- 
vationen, sehr brauchbar finden. Die neuesten Ergebnisse der Forschung 
sind in allem Wesentlichen berücksichtigt. Henneberg. 


Kolle-Hetschh Die experimentelle Bakteriologie und 
die Infektionskrankheiten mit besonderer Be- 
rücksichtigung der Immunitätslehre. 
weiterte Auflage. 1. Band mit 42 mehrfarbigen Tafeln, 185 Text- 

‚abbildungen und 7 Kartenskizzen. ` Berlin und Wien 1919, Urban 
& Schwarzenberg. u | | 

\ Zum zweiten Male ist das hervorragende Lehrbuch, welches in 

fünf fremden Sprachen erschienen ist, während des Krieges in neuer 

Auflage und unter Berücksichtigung der neuen Literatur heraus- 

gekommen. Die Ausstattung ist sowohl, was den Druck wie-die Ab- 

bildungen angeht, eine ganz friedensmäßige, der Preis von M 35,— er- 


‚scheint unter Berücksichtigung der Umstände ein niedriger: alles ein 


Wahrzeichen für die Leistungskraft deutscher Arbeit. Schon die ein- 
leitenden Kapitel über die allgemeine .Morphologie und Biologie der 
pathogenen Mikroorganismen, die über die Desinfektionslehre und die 
Infektion im allgemeinen berichten, zeichnen sich durch Kürze, Klarheit 
und geschickte Auswahl des Stoffes aus. Ausgezeichnet ist auch die 
Gelegenheit, sich über die Immunitätslehre in gedrängter Form zu 
unterrichten. Dasselbe läßt sich über die einzelnen Krankheitserreger 
und die von ihnen veranlaßten Seuchen sagen. So kann das Buch 
wiederum auf das wärmste empfohlen werden. 
| =H. Pringsheim (Berlin). 

Wolfgang Weichardt, Ergebnisse der Hygiene, Bakterio- 

logie, Immunitätsforschung und experimentellen 

Therapie. Dritter Band. 1919, Verlag Julius Springer. 418 Seiten. 

Preis M 42,—. , l . 

-~ Auch der dritte Band der Weichardtschen Ergebnisse bringt 
wieder eine Reihe wertvoller Aufsätze. W. Geiger gibt eine zu- 
sammenfassende Übersicht über die systematische Typhusbekämpfung 
im Südwesten des Reiches. E. Schrader berichtet über neuere 
epidemiologische Erfahrungen auf dem Gebiete der Typhus- und 


Diphtherieverbreitung durch den baeillenausscheidenden Menschen. | 
H. v. Hayck bespricht die praktische Bedeutung der Immunität für. 
die Prognose und Behandlung der Tuberkulose. A. Gigon handelt 


über rationelle Massenernährung. O. Solbring gibt eine Übersicht 
über den jetzigen Stand der Schulgesundheitspflege mit besonderer 
Berücksichtigung der durch den Krieg geschaffenen Verhältnisse. 


W. Pfeiler behandelt die durch Paratyphaceen bedingten Tier- . 


W. Frei und Robert Ackeret schildern die Er- 
H. Werner 


krankheiten. 
gebnisse der Chemotherapie in der Veterinärmedizin. 


endlich berichtet über den gegenwärtigen Stand der Quintanaforschung, . 


Kurt Meyer (Berlin) - 


Albert Stein, Friedrich v. Hessing und die deutsche 
Orthopädie. Friedrich Enke, Stuttgart 1919. Sonderabdruck 
aus der Zeitschrift für orthopädische Chirurgie, Bd. 39. 26 Seiten. 

Ausführliche und interessante Biographie des verstorbenen 

Hessing, die seiner großen Bedeutung für die Entwicklung dieses 


Zweiges der Chirurgie gerecht wird. Es ist mit Freuden zu begrüßen, 


daß die Schulmedizin es nicht unterlassen hat, diesem bedeutenden, aus 
dem Laienstande hervorgegangenen „Arzte“ in ihren * Annalen ein 
bleibendes Denkmal zu setzen, und daß seine Verdienste auf diese Weise 
O. Nordmann (Berlin-Schöneberg). 


Fünfte, er- 


oe en = ai ee > FE 2% r “ 
= sa 1ra Ti ra en, a A ; = Ta E = g 

=i 5 a 2 er zu ne 3 ae 0, T Es ' Ee nen wer ai 

Tg en po amin T, A pa B ; h - Cer £ FES un T EAE a y an 
j A TE ET on In. re Ve Bee Bei er g A - € = 5 

pe B Pr E a e a 5 - S A = TA EE ouTaka, em ps mn on ae Pe me: x -= A, ` 5 2 e i ` 
- -— a - ʻa mi Be se 4 E 4 a F s a S: 2 BE Te Be Sn Pte ù E gi En Rn E une 
yt ee; Kr a — e pae E Vlr Dan = 5 ni ne er a - - Seen N eo es Fr „ae ER g =, Si 


San eg: 


en 


Gr eer we TS 


er OR S 


wi 
ara a 


-e aia ad re T a 
> ` Pe a I ES RAR 


un. un. - > 


BETEN, 


$ am e oo ee Ve 


EA 
- an: ae nn Doke i 


em. ENE S 


| j TREE 
a aF N n vi 
- b F à A 


ki a tT 
. 20.1 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. 


A 


‘> 

wine 

7b An 
SLODEL, 
= er 


z gr i Y E S ja 
©- Vereins- und Auswärtige Berichte. Wr an 
| Frankfurt a. M. EI Große Kunstfertigkeit wird bewiesen in der Herstellung der | 
. Ärztlicher Verein. Sitzung vom 15. September 1919. 


Leichentoilette. Nach dem Vorgang Minovicis werden zur Be- 
lebung des Gesichtsausdruckes bei Leichen Glasaugen benutzt; auch 
schwer entstellende Substanzdefekte des Gesichts werden bei diesen 
Rekonstruktionen durch Einbringung von Gipsmasse plastisch gedeckt, 
emphysematöse Auftreibung der Weichteile des Gesichts bei vorge- 
schrittener Fäulnis durch subcutane Stichelungen zum Zwecke der Ab- 
zugsmögliehkeit der Fäulnisgase zum Schwinden gebracht. Fäulnis> 
verfärbung der Haut verdeckt Bestreuung mit Talkum nach vorheriger 
Einfettung der Haut. An Beispielen wird gezeigt, wie auch die Ber 
lebung des Gesiehtsausdruckes bei Leichen durch Fixierung des Minen- 
spiels mit Nadeln wesentlich gefördert werden kann. Sn 

Nach Besprechung der Hilfsmittel und Einrichtungen für die 
photographische Technik zur Aufnahme von Leichen wird auf das 
gerichtsärztlich interessante Material der in Bukarest eingerichtet ge 
wesenen Armeeprosektur eingegangen und durch Lichtbilder weiter 
erläutert. (Autoreferat,) | | | 

Hildebrandt: Blutuntersuchungen bei Influenza. Es handelt 
sich um Untersuchungen, -die in einem Lazarett in Flandern ausge- 
führt wurden. Alle Fälle von Influenza wurden durch die: bakterio: 
logische Untersuchung sichergestellt. | A 

Der Hämoglobingehalt des Blutes bleibt bei Influenza im wesent: 
lichen unverändert, die Werte gehen höchstens bis 90% herunter: 
Die Erythrocyten wurden nicht regelmäßig gezählt. Dagegen wurden 
eingehende Bestimmungen des weißen -Blutbildes vorgenommen. Im 
Anfang der Erkrankung kommt es zu einer Leukopenie, im späteren 
Verlaufe tritt ein wechselndes langsames Ansteigen der Leukocyten- 
zahlen auf. Qualitativ verhält sich das Blutbild folgendermaßen: Zu: 
nächst werden die Lymphocyten vermindert, dann die polynueleären 
Leukoeyten. Später steigen die Lymphoeyten rasch an, es tritt eine 
Überkreuzung.der Lymphocyten- und Leukoeytenkurven ein. Über die 
großen Mononucleären, die Übergangszellen und die Basophilen ist 
nichts Besonderes zu sagen. _Die Eosinophilen können bei schweren” 
"Infektionen ganz fehlen und steigen später eventuell zu hohen Werten 
an. Kommt es zu einer Bronchopneumonie ohne Mischinfektion, so 
wird das beschriebene Blutbild nicht geändert. Dagegen tritt bei 
einer Mischinfektion eine hochgradige Leukocytose auf. 


Ein Rezidiv macht am Blutbild dieselben Veränderungen wie 
die erste Erkrankung. | 


Hanauer: Beratungsstelle für Krebskranke. In Frankfurt läßt 
sich die Statistik der Krebssterblichkeit auf Jahrzehnte zurückverfolgen; 
man kann jedoch die ältere Zeit mit der Gegenwart wegen früherer 
Mängel der Diagnostik nicht ohne weiteres vergleichen. 1910 war der 
Anteil der an Krebs Gestorbenen an der Gesamtsterblichkeit 8%, 1914 
6,4%, im zweiten Quartal 1916 sogar nur 5%. Da nach Blumen- 
thal in einzelnen Städten jeder zehnte Mensch an Krebs sterben soll, 
so war die Careinommortalität in Frankfurt- geringer. Dagegen war 
die Sterblichkeit auf 10000 Einwohner berechnet 1910 mit 9,3 größer 
als die preußische Durchschnittsmortalität, was übrigens in allen Groß- 
städten zutrifft. Betrug die Krebssterblichkeit im Jahre 1908 doch 
sogar elf auf 10000 Einwohner. 1910 starben 45% sämtlicher an 
Krebs in Frankfurt Gestorbenen in acht größeren Krankenhäusern. 
Von den in den Frankfurter Krankenhäusern behandelten Krebskranken 
starben 1910 55%, 1913 48%, gegenüber 27 repektive 28% Mortalität 
in den preußischen Krankenhäusern. Der Zweck der Beratungs- und Für- 
sorgestellen der Krebskranken ist, die Krankheit möglichst frühzeitig 
zu erkennen und möglichst frühzeitig der. Behandlung zuzuführen. Die 
Beratungsstellen müssen daher mit einer Untersuchungsstation 
verbunden sein, in welchen bei zweifelhaften Fällen möglichst rasch 
die Diagnose gestellt wird. Wo die Verhältnisse es erfordern, ist für 
Verbringung der Kranken in die’ Krankenhäuser Sorge zu tragen, bei 
heilbaren in die allgemeinen Krankenhäuser, bei unheilbaren in Krebs- 
asyle oder‘ Siechenhäuser. Manche Krankenhäuser machen noch 
Schwierigkeiten hinsichtlich der Aufnahme der Krebskranken, hier gilt 
es unter anderem, genügend Einzelzimmer zur Verfügung zu stellen. 
Aufgabe der Fürsorgestellen ist ferner, durch aufklärende Vorträge, 
Merkblätter, Broschüren, Zeitungsartikel Kenntnis über das Wesen und 
die Notwendigkeit der Frühbehandlung in der Bevölkerung zu ver- 
breiten. Die Fürsorgeschwester der Krebsberatungsstelle stellt durch 
Besuche die häuslichen Verhältnisse der Krebskranken fest, sie sorgt 

- unter Umständen für Ermietung eines besonderen Zimmers oder be- 
schafft ein eigenes Bett, beschafft Nähr- und Stärkungsmittel. Ihre 
Hauptaufgabe besteht aber unter anderem darin, daß sie dem Pa- 
tienten, dem eine Operation angeraten wurde, wenn er zaudert, zu 
dieser zurät und ihn vor der Ausbeutung durch Kurpfuscher schützt. 
Auch soll sie die Fälle, die Nachbehandlung nötig haben, ständig im 
Auge behalten. Derartige Beratungsstellen für Krebskranke gibt es in 
Berlin und Solingen. Auch in Frankfurt hat die Stadtverwaltung die 
Errichtung einer solchen Fürsorgestelle beschlossen. Prof. Kolle, 


der Direktor des Instituts für experimentelle Therapie, hat dem Unter- 
nehmen seine Förderung zugesagt. | 


Da 


E 
l Ni 
nog 
} Ki 


ö 
i pi 
1 
TET 
u 4 
$ 
=; Y 
4 Li 
wi x 
ti I 
4 
4 > p 
A $; 
' k 
nr 
Pr 
4 r 
N 


in 
4 
k 
£ 


imee 


` 


Das Blutbild*gestattet eine Ditferentialdiagnose gegenüber Fünf- 
tagefieber, Röteln und besonders beginnender Lungentuberkulose. Eine 


Unterscheidung gegen Typhus ist dagegen durch das Blutbild nicht 
möglich. 


Die im Verlaufe der Erkrankung aufgetretene Lymphocytose 
kann sehr lange bestehen bleiben und ist noch nach einem Jahre nach- 


zuweisen. Auf diese Weise ist auch die sogenannte „Kriegslympho: 
cytose“ zu erklären, die die Folge einer Verseuchung mit Grippe ist 
l | H. Koenigsteld. 


| Freiburg i. Br. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 22. Juli 1919. 


Wätjen: Eriahrungen aus dem Institut für gerichtliche Medizin. 
W. hatte im Kriege Gelegenheit, als Armeepathologe der Militärver- 
waltung Rumäniens über ein halbes Jahr in dem gerichtlich-medizi- 
nischen Institut der Universität zu Bukarest zu arbeiten und berichtet 
über dabei gewonnene Findrücke und Erfahrungen. 
x . Die ganze Anlage und die Einrichtungen dieses von Mino- 
vici geleiteten Instituts müssen mustergültig genannt werden. Ein 
‚großer, vor Beginn des Krieges begonnener Erweiterungsbau läßt das 
rege Interesse erkennen, das von seiten des rumänischen Staates der 
Pflege der gerichtlichen Medizin entgegengebracht wird. Bautechnisch 
besonders interessant ist der in Rücksicht auf Raumersparnis und auf 
die klimatischen Verhältnisse des Landes unter das Straßenniyeau ver- 
legte Hauptsektionssaal. | Ber 
Bei der dort angewandten Sektionsmethode bilden Abweichungen 
vom Virchow schen Schema:: die Eröffnung der Schädelhöhle mit 
gleichzeitiger Durchsägung von Schädelkapsel und Gehirn, vor. allem 
geeignet zur ‚Demonstration von Schwellungszuständen des Gehirns, 
ferner ein ovalärer Hautmuskelschnitt zur Eröffnung von Brust- und Bruns: ie E agens, ÉS 
Bauchhöhle, durch den äußere und innere Verletzungen in ihren Be- | wird eine ee en Fe ein der 
ziehungen vortrefflich zur Anschauung gebracht werden können. Magenmuskulatur zu bestimmen verma Entsprechende Kurven zeigen, 
Die an diesem Institut geübte Lehrmethode legt größtes Gewicht | daß diese Methode die Differentialdia os 'z. B. zwischen peristolischef 
auf Anschaulichkeit vermittels instruktiver Abbildungen aus allen | und evakuatorischer Insuftizienz sa zwischen Gastroptose mit w 
Kapiteln der gerichtlichen Medizin. Eine besondere Pflege hat die | ohne Hypotonie der Magenmuskulatur ermöglicht und ferner, Z: B. 
Kriminalistik erfahren, was sich in der Zusammensetzung der Instituts- | den allgemeinen Erscheinungen von. Druck Tall und Aufstoßen, unter- 
sammlung ae Ne der das che ‚System, der polizeiliche Er- | scheiden läßt, ob eine Hyper. a Atonie der Magenwände vorlie 
ne > AE echselfälschung und anderes mehr | Der Erweiterungsversuch demonstriert die reflektorische Erschlafung 


der Magenmuskulatur beziehungsweise den nervös regulatorischen Dro 


po 


| Göttingen. N 
Medizinische Gesellschaft... Sitzung vom 10. Juli 1919. 


= Windaus: Zusammenhang. zwischen Cholesterin und Gallen- 
säuren. Die Verwandtschaft zwischen Cholesterin und Gallensäuren 
ist oft vermutet, aber nie bewiesen worden. Es ist nun geglückt, als 
Cholesterin und Cholsäure dasselbe Umwandlungsprodukt zubereiten 
und dadurch den fehlenden’ Beweis zu erbringen. Wird ein aus Chole- 
sterin leicht darstellbarer Kohlenwasserstoff, das Pseudocholestan Oak, 
mit Chromsäureanhydrid oxydiert, zerfällt er in Aceton, Wasser und 
eine Säure CaıH4002. Diese Säure entsteht nun auch, wenn manit 
der Cholsäure CzsH4005, die eine Carboxylgruppe und drei Hydroxy! 
gruppen enthält, die drei Hydroxylgruppen durch Wasserstoff ersetzt 


Ein genauer Vergleich hat die sichere Identität der auf diesen beiden 
Wegen erhaltenen Säure ergeben. un 


PERS | | Digitized © Google ae pe 


ar 


ru nie aa e 


T ma vA NE s 


zu 


» 
Ra 


ui a SET y kay kd 3 4 
.. 
` ` i 
. se ` 
= . . si 
R k 
t A 


. deutsamer Faktor der Weltkultur ist, 


licher medizinischer Institute eng. ne 


26. Oktöber. 


i iR 


` ausgleich bei. sukzessiver. Füllung. des Magens ~ Es wird festgestellt, | 
` daß z. B. bei langsamem Essen die „Erweiterung. des Magens ohne, 
‘ nennenswerten 'Innendruck im Magen vor. sich ‘geht. Die Höhe des- 
. Druckanstiegs bei Füllung des. Magens. hängt ab i. von.der Schnellig- - 


keit.der Füllung, 2..von der Höhe: des Magentonus (Vagotonie, Sym- 
 pathikotonie) und 8. der Stärke beziehungsweise dem Spannungszustand\ 
der Bauchdecken. . Entsprechende Kurven geben ‚Aufklärung über die 


“wechselnde Genese ‚des. Völlegefühls, des- ‚Magenknurrens und -der 
. Empfindung des Hungers. 


Es wird gezeigt, “daß die ‚ Vorwölbung der 
Magengegend bei reichlicher Nahrungsaufnahme beziehungsweise bei 
Aufblähung des Magens auf einer lokalen reflektorischen Erschlaffung 
.der Bauchwandmuskeln beruht. Den Einfluß: der Vagotonie auf Peristole' 
-und Peristaltik demonstrieren Kurven, die. nach Einspritzung von 
Physostigmin. beziehungsweise Atropin aufgenommen wurden, 
‚Riecke demonstriert drei Kranke mit Lichen ruber. planus, 
von denen bei zweien auch die Mundschleimhaut betroffen war, ferner 
‚drei -Fälle - von `Lichen seröfulosorum, deren letzter . ‘dadurch be- ` 


` merkenswert ist, daß er eine im sechsten. Monat ‚schwangere Frau 


‚betraf, bei der die Wassermannsche Reaktion positiv war und bei 


welcher daher von anderer “Seite das Exanthem als speeifisch luetisch 


erachtet würde. 

Sodann berichtet Riecke unter Deinonstration mehrerer Bilder 
über zwei interessante Fälle von Adenoma sebaceum, von denen der. 
eine in.der Sitzung vom 10. Juli 1919 kurz von Herrn Sch midt ge- 
zeigt wurde.| Der erste Kranke war ein zwölfjähriger : Knabe mit 
tuberöser Sklerose und völliger Demenz, welcher in ausgesprochenster 
Form in dem mittleren Gesichtsdrittel zahlreiche dichtgedrängte weiß- 
‚lichgelbe bis rotgelbe bis rote, grießkorngroße, halbkugelige Knötchen 
aufwies, bei vorhandenem Fettglanz der befallenen Hautpartien. Am 
Stamm mehrere Gruppen weißlich-papillärer, halbkugeliger Exkrescenzen, 


` stellenweise mit centraler - follikulärer Vertiefung und comedoartigen 


Zapfen daselbst. | 

Der zweite Kranke, 26 Jahre alt, ebenfalls an tuberöser Sklerose 
(Epilepsie) leidend, zeigt an. und um Nase, Oberlippe und Kinn ganz 
analoge, nur etwas geringere Knötchenbildungen wie der erstgenannte 
Patienf. Ferner finden sich bei diesem zweiten Patienten am Halse 
‚zahlreiche Fibromata pendula. Am Stamm sind mehrere handteller- 
‚große gruppierte Herde von papillären, halbkugeligen, weißlichen Ex- 


kresconzen enden welche am ehesten klinisch - an Schweißdrüsen- | 


+ . 


191 9. —MEDIZINIS = Bu u 48. 


- Metreuryse haben Vor: und Nachteile. 
Kind günstiger wegen der geringeren Gefahr des: Absterbens, während 
‚die Mutter mehr gefährdet ist ‘als bei der kombinierten Wendung, vor - 


l erscheinungen, ebenso bei Syphilis maligna. | 
schlossene Exantheme; unsicher ist der.Einfluß auf Wassermannsche Re- | 


als S ystemerkrankung im Sinne embryonaler Entwieklungsstörung 

aufzufassen. Die Hautveränderungen sind am. wahrscheinlioheton im 

Sinne von. Naevi zu deuten. Š 
Lönna: Behandlung der ‘Placenta prasila: "Nach. Besprechung Ä 


der Einteilung der Placenta . praevia in Placenta praevia totalis und- 


Placenta praevia lateralis wird über die Erfahrungen bei der Therapiè 


der Placenta praevia an 200 Fällen der Städtischen Frauenklinik Dort- a E 
Kombinierte ‚Wendung nach Braxton Hicks. und. 


mund berichtet. 
Die Metreuryse ist für das 


allem auch durch das auffallende. Vorkommen'.schwerer, zum: Teil. töd-. 


- licher Nachgeburtsperiodenatonien.. In Fieberfällen wurde wegen der 
vermehrten Infektionsgefahr nie die. 'Metreuryse angewandt. Ausführ-- 
‚lich wird auf die:sogenannte innere Blutung bei Placenta praevia und: ° 
ihre. Diagnose eingegangen. Therapeutisch - kommt , nur ' die Solorage a 


Entbindung durch Kaiserschnitt in Frage. _ N 


In den. letzten Jahren . wendet man "mit größtem. Vorteile die i 
abdominelle .Schnittentbindung bei Placenta praevia an; - ‚die sich aus- 
drücken läßt durch 1. wahrscheinlich ursächliche Therapie: durch Ver- 


meidung - der Überdehhung (des unteren‘ Uterinsegmentes, 2. in ihrer. 


‚Blutersparnis, 8. in der Vermeidung der ` inneren Blutung und 4. in der 


Herabsetzung der, kindlichen und . mütterlichen: Mortalität.‘ | 

= Wilhelm Voigt: Klinische Erfahrungen mit Silbersalvarsan- 
natrium. 
gehenden Gesichtserythemen,. Kopf- und Leibschmerzen, gut vertragen. 


Starke spirilloeide Wirkung und rasche Beeinflussung offener syphili- 


tischer Erscheinungen, vor allem bei Primäraffekten und Schleimhaut-. 


aktion. Neben den nn erwähnten flüchtigen Nebenerscheinungen trat 
in zwei Fällen eine universelle Dermatitis auf, . 


exitum führte, 


| Kombination mit Hg erübrigt sich. Dosierung bei‘ Männern etwas | 
a als bei Frauen. aan, | 


> 


Rundschau. 


m 


Beigische Wissenschaftler. 


| _ Erfreulicherweise kann der Mitteilung „ Belgische Ärzte“ | 
in Nr, 40 dieser Wochenschrift (S. 1021) ein ‘Aufruf des einen der 


Herausgeber des von E. Gley (Paris) und J. F. Heymans (Gent) 
redigierten. „Archives internationales de pharmaco- 
"dynamie et de thérapie“ entgegengestellt werden, der dem 


- soeben .ausgegebenen Heft 5/6 des 24. Bandes (1914—1918).beigegeben 
Das Heft enthält. zahlreiche Arbeiten von deutschen und öster- 


ist. 
reichischen Autoren und ‚führt nach wie vor unter den Mitarbeitern die 
Namen Filehne (Charlottenburg), Ge. ppert, (Gießen), Kionka 
(Jena), Pohl (Breslau) und v. Tappeiner (München) auf. Der 

„Aufruf an die Mitarbeiter und an die Bezieher“ lautet in deutscher 


Übersetzung. unter anderem: 


Da-die Wissenschaft international und ein be- 
‚werden wir 
versuchen, die ‚Veröffentlichung, dieses: ‚Archivs 
"fortzusetzen und rufen zur Mitarbeit alle Experi” 


 mentatoren auf dem Gebiete der Pharmakologie 


und. Therapie auf. . 

-.Er ist unterzeichnet „Gent, den 15. November 1918: J. F.H ey- 
mans“ und.wird seine Wirkung .nicht verfehlen. Heymans Name 
hat einen guten. Klang und ist.mit der Tätigkeit Berliner wissenschaft- 
. E. Rost. 


! 


5 Als beraieidet Hygieniker in der Asiatischen Türkei H, : 


T | a Von ` | Ber | 
‚Dr. ‚Huntemülter, Privatdozenten. und: Stabsarzt der Reserve. 
M. H! Vor dem Kriege habe ich an dieser. Stelle schon 


über meine Erfahrungen berichtet, die ich im Jahre 1913 als Leiter 
des damals. im Entstehen begriffenen „Internationalen Hygiene- 


E Vortrag i in der. Medizinischen Gesellschaft Gießen am 14. Mai. 


nach Süden ab. 
| kommenden Gebiets, beträgt sie etwa 900 mm (fùr Berlin etwa . 


Instituts“ im Auftrage der ‘peison Gesellschaft ‚Zur ' Bekanip- 


fung. der Malaria in Jerusalem“ gemacht hatte. Als ich damals 
Jerusalem verließ, wurde mir beim Abschiede gesagt: 


Wiedersehen, dann wer einmal in Jerusalem war, den zieht es nach 


hier zurück. « Ich hatte nun keineswegs die Absicht, nach Jerusalem ` u 
' zurückzukehren, dagegen als nächstes Reiseziel Mesopotamien und 
besonders Bagdad ins Auge gefaßt. 


‘Der Krieg hat mich nun nach beiden Plätzen geführt, und ich 
möchte Ihnen hier über meine EIRBBEDONTURBEN, in der ‚Asiatischen 
Türkei_ einiges mitteilen. 

Zunächst möchte ich mit einigen Worten auf das- Klima dieser 


Länder zu sprechen kommen, da dieses bei der Verwendung euro- 


päischer Truppen sehr zu berücksichtigen ist. 
‚An der. Mittelmeerküste, in. Kleinasien, Syrien, Palästina istet 


wir das bekannte Mittelmeerklima: heiße, fast regenlose: Sommer und. 


milde, regenreiche Winter. Im Sommer weht regelmäßig bei Tage; 


sobald sich das Land genügend erwärmt hat, ‚was etwa gegen 8 Ubr 


der Fall ist, ein frischer Seewind, der nachts, wenn der Boden nicht 


mehr von den Strahlen der Sonne erwärmt wird und sich abkühlt, 
- umschlägt,. und umgekehrt vom Lande zur. See weht. 
dieser Umschlag an der Küste etwa gegen 7 Uhr ein. Die Zeit 

der Windstille bis zum Einsetzen des Seewindes, der gegen %9 Uhr a 


beginnt, ist die unangenehmste am ganzen: Tage. 
Der Seewind bringt viel Feuchtigkeit mit sich, die sich- Bi 


wenn Boden und Luft erkalten, als Tau niederschlägt. Die Feuchtig `- 
| keitsmenge: ist so groß, daß es z. B. morgens um Sonnenaufgang, 


zu welcher Zeit bekanntlich die niedrigste Temperatur herrscht, von 
unseren Zelten. herabtropfte, als ob es regnete. .. Auch die Kleidungs- 


stücke im Zelte waren völlig feucht und deshalb das Hineinschlüpfen 
nicht gerade angenehm. Dieser Tau gestattet denn auch. Kulturen 


während der heißen: Sommerzeit, denn Regen fällt-in diesen Gegenden 
nur etwa von Oktober bis Mai. Die Regenmenge nimmt von Norden 
-In Beirut, etwa in der Mitte des- hier in ‚Betracht 


Das Präparat wird, abgesehen von leichten rasch vorüber- 


Langsamer -reagieren ge- 


die in: einem Fall ad. 


„Auf baldiges 


‘Morgeris tritt 


naevi erinnern. Histologisch bestehen die Gesichtsknöfchen ‚namentlich: Tue 
‚aus ‚hyperplastischen und liypertrophischen Talgdrüsen.: > > --: l 
~- ` Hirnerscheinungen, ‚Gesichtsveränderungen, Fibromata pendulaam 
Hals ‚und. gruppierte Tumorbildung am Rücken sind zusammengehörig 


TE u S 


AS: í oo 
nn A an den © 


daana 


Ee 
PER TT 


Ki Dein a EREA aN 


P 
DEE E 


Ne’ 


ee 


ut. 


nm 1l m 


t E E E E SE E A NER A 

a LRR ea I R a EN EEE EHE ltr 
iz ei EPE EE ne nn T 
siiip., == giae me mem 3 22 


`- 


an 


- 
= 


Ear IETT 


INT ee Fer: Ba 


er t pm . 
‘+ #, . u P 
u RT en 


RN 


PERS 


T 


.—- 


va 


it =. De u x 


FR > 
m 
a nn iz 
N air 
Ad 
Ps 


> =- — 2. 
— -o lm 
Af 
ih a 
r KRG 
ee Bon 
u ae aR s o AD 
wi Bes 
Bit 


z S 
Sare _ r- 3 
a — 


ee d 


—— a 
its 


rn. J 7 
u aN ” " - PA 
EEE 


A 
t d 
. r> y 
4 fe-l r 
” ? , 
eo; . 2: 
\ o 
i t: ` 
By è 
5 
ü 
i 
D Í í 
Kas] rt 
A è 
t, 
rd H 
5 a p 
ps 
i N i a 
} u 
* E 
9 HER 
d s - 
fi E . eu) 
4.7 « AA G 4 
$ 1 ‘ 
r . 
. e 7d 
. “ rs ? 
5 li ae y 
Å 5 ¿ 
+) y Pr 
7 t y g t o- 
pi X $ 
E ET Rh 
í UOR | z“ 
E Ti 
G E 
j $ 
X t E ar . , 
* l Ar A 
} J i + t 
REVERE p S S a 
1 f $ # 
mis HE ® 
vi i | 
TA t 
5 
- Hp 1. 
. % P i 
DOs 
E at 
>i 1 t 
: H. ia I A 
it 0,2 r WEN 
R IM aA . 
K 
rj k] r] d 
HI I Br . i 4 
Dumas 
R \ | 
N pA b 
Á p E A 
ie! Mi N F 
t 1 br ‘ 
ERT) y i 
j } b 
E ag 
foo 
y 
in ni 
‘s z b d 
A i a ` 
Ti ur A 
i E u ` 
` `; 
EN 
í HE i 
$ f 
‘ bs tyi 3 
% » i 
la j 
i M i r 
4,8% j 
AE nern 
i € A 
Ks E Baal 
‚m u $i X 
A A 
A > a °. H ` 
De 
1 i \ i 
i E 
l n ARE { 
j d 
i ~ ? AS 
1 \ vu t 
u E i 
ol i 
Be. ` ’ 
I nA . „ 
} ö JOA 
I \ ar 4 
å ba ts 2 
’ % [i < t nn 
i ‘ Z“ 
r A 
N EDU 
. + i 
= S, ST 
TAS CN: 
Ye + 
Ahr, * į 
| > ' 
į \ uva t 
S 
a i í i 
i ’ ' J 
A i 
i A o. SER I 
3 i 
IE -i i 
i eE = 
EE ~ u j: 
À > Tie "E 
i N -p í 
\ WA Se 
\ Bj, pas . 
í < A ' E hA 
B AAR, ' 
S N | 
Too = ruhe 
u jd . - 
pi h 
1DE- Lance ee 
Ba ar ` 4b’ 
ib, 3 
j- r 
1381 P AV 
BP pE Ky en IR 
ET i y~ Sy 
CUNS AER x 
MRH S 
EI A R T i 
“ ji .” E 
Ein + re ORNS 
TUA rs À 
{ E ah 
LS 1; TESE 
=. E P d » 
+e I UFE vn zZ 
ANF 
„Te 8% u NE 
pn er, 
WI be U no 
£ br TE 5 FA 
HI Y f ee 2 
` VA d y li y 
"E è 
' . y 
l E & 
$ ny f 
oa PS 93 
ET ur 
: j. Arkı kii HS 
r , « “> 
A S 
K H 2 Py 
u ANZ Ty i 
A UR ' 
un % U a ` 
E lifa {1 jp“ 
a + ve i 
CRA D p i 
T wu p" 
= I» a4: i ~ 
ė ` b L 
ATIR S eh baat d i 
ze f 
127 L4 
> ur l 4 
if, Š 2 1 
aa #4 Mn x 
À P Lt } A 
uhr Å n 
un = 
$ z 
i $ N 
bb’; x i % 
H, 4 LJ 
De. 
t. x 
nn p 
TE G z £ 
7 T-S 
. * » 
y T T AL 
ER, h n 4 
fi TR . 
a u e c 
LARG EASA 
€ A » 
> et rt 
à Ma par D 
Hls MEAs, b 
AED hib ie my tl 
TE De 
i Br A 
7 4-7 At 
t GAT 
+% 
| 3 
POHL: 
. 14 
ich 
+ N 
w E 
d r t- 
d KIN 
ee 
> p 


i 
t 
> 


Pflaumen von einer bei uns nicht erreichten Güte. 


0 
a 
i 
t 
$ 
‘Ab 
i 
ai Ai 
Ss 
ra 
i, 
L e 
Kur 
ik 
d 


$ 


550 mm), alsdann wehen sebr heftige Nordwestwinde, die die Schiff- 
fahrt und besonders das Ausboten sehr erschweren, denn an der 
palästinensischen und syrischen Küste gibt es sehr wenig geschützte 
Häfen, sodaß die Schiffe meist auf offener Reede ankern müssen. 


Die Temperatur ist hier an der Küste sehr gleichmäßig. Wir 
haben die tiefste Abweichung vom Jahresmittel mit etwa —7,7° 
im Mittel im Januar, und die höchste im August mit +7°, sie 
liegen etwa zwischen den Grenzen von 13 und 26,5°; desgleichen 
sind die Temperaturschwankungen am Tage sehr gering. Der Grund 
für diese gleichmäßige Temperatur liegt in der Wärme des Mittel- 


'meerwassers, das sich im Sommer stark erwärmt (auf 26—-28°) und 


nur sehr langsam wieder abkühlt. 


Anders liegen die Verhältnisse in dem überall bergigen In- 
lande. Auch hier haben wir eine Winterregenperiode und im Sommer 
nachts starken Tau. Die Seewinde, die an der Küste etwa um 
9—10-Uhr beginnen, erreichen Jerusalem, das etwa 50 km von der 
Küste entfernt liegt, um 3 Uhr nachmittags und bringen hier Feuch- 
tigkeit und Abkühlung, Denn die Temperaturen sind in einer 
Höhe von etwa 750 m bedeutend höher als an der Küste und zeigen 
sehr starke Tagesschwankungen. Während die Sonne am Tage 


‚elühend heiß vom Himmel-herab brennt, beginnt gegen 3 Uhr mit 


dem Eintreffen der Seewinde die Abkühlung, die auch in den Sommer- 


_ monaten so stark ist, daß man selbst im dunklen Anzug selten draußen 


im Freien sitzen kann, während tagsüber der weiße Tropenanzug 
oder Khaki die gegebene Kleidung ist. Unerträglich wird die Hitze, 
wenn der Seewind von dem Ostwinde, dem Schirokko, abgelöst wird, 
alsdann bleibt die drückende Temperatur bis 40° C selbst nachts 
bestehen. Dieser Wind weht meist verschieden lange Zeit, im Durch- 
schnitt etwa 14 Tage im Frühling und im Herbst. 


Die Landbestellung findet im Herbste nach‘ den ersten aus- 
eiebigen Regengüssen statt, die Körneremte an der Küste im Mai 
und im Gebirge im Juni. Dagegen wird Gemüse oft erst nach dem 
letzten Frühlingsregen gepflanzt und gedeiht, dank des starken 
'Taues, sehr gut. So sind die Blumenkohlköpfe, die auf dem. Süd- 
hange des Tempelbergs in Jerusalem wachsen, gedüngt von dem 
Abwasser. der Stadt, das den Boden durchsetzt, von einem Umfange, 
wie wir sie anders wohl selten zu sehen bekommen. Ferner gedeihen 
Gussa, eine Gurkenart, Kürbisse, Melonen, Zwiebeln, Artischocken, 
Tomaten, Eierfrüchte und viele andere Gemüse, die bei uns un- 
bekannt sind. Daneben gibt es Aprikosen, Pfirsiche, Orangen’ und 
Ein Gang über 
den Gemüsemarkt in Jerusalem, Damaskus oder Aleppo ist daher 
sehr interessant und lehrreich. 


Eine weitere klimatische Zone bildet das Jordantal, das unter 
dem Spiegel des Mittelmeers liegt, und zwar liegt Tiberias am 
See Genezaret etwa 200 m und das Tote Meer etwa 400 m unter 
Seehöhe. Hier haben wir ein Klima, das mit den Datteloasen 
Algeriens verglichen wird und ein Jahresmittel von etwa 27° ergibt. 
Wenigstens im Süden in der Gegend von Jericho ist dieses zu- 


treffend; die Stadt wird daher besonders im Winter als Luftkurort 
aufgesucht. 


Ähnliche Verhältnisse wie auf dem Hochland in Palästina, 
finden wir im Innern von Kleinasien, das etwa 1000 m über Seehöhe 
liegt. Wir haben hier sehr heiße, trockene Sommer, da die vor- 
gelagerten Berge die Feuchtigkeit aus dem vom Mittelmeer her 
wehenden Winde herausnehmen, dagegen sehr kalte und schnee- 
reiche Winter, die` hauptsächlich Nord- und Nordwestwinde haben. 
Bei Konia war die Temperatur z. B. im Dezember 1917 — 30° bei 
starkem Schneefalle, sodaß die Bahn steckenblieb und eine große 
Reihe türkischer und auch verschiedene deutsche Soldaten erfroren 
sind. Der Norden, der vom Schwarzen Meer her seine Feuchtigkeit 
bezieht, hat viel Wald, aber auch der Taurus und Amanus sind 
noch gut bewaldet, während in Palästina der Krieg wohl die letzten 
spärlichen Waldreste, die noch vorhanden waren, beseitigt hat. Denn 


aus Mangel an Kohlen mußten die Lokomotiven mit Holz geheizt 
werden. 


hier nach den Niederschlägen zwei verschiedene Zonen unterscheiden. 
Am Rande des Gebietes, das rings von Bergen umgeben ist, im Ost- 
jordanland und Nord- und Ostmesopotamien, fällt regelmäßig, wenn 
auch nur in den Wintermonaten, Regen, während das eigentliche 
Zwischenstromland selbst in seiner größten Ausdehnung selbst im 
Winter nur sehr unregelmäßig Niederschläge bekommt, die manch- 
mal sogar ganz ausbleiben können. Diese Gegenden, ehemals die 
fruchtbarsten der alten Welt und von einer starken Bevölkerung 
bewohnt, sind jetzt Wüste, denn die regelmäßige Bewässerung, die 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 48. 


‘diese Fruchtbarkeit bedingt 


Die Osmanen bewohnen hauptsächlich Kleinasien, dochi hört mau 


Das Klima von Mesopotamien ist Binnenklima, doch muß man 


f 7 ENTE DIN LOSE 
i M PN Te 7 G s he 
4 A Pr -4 šle 
‘ ne IN y - Ke IP, 
- e E ` 


s = Fin « 
ren PS s 

- A (a> 

; 
G X r A 

FN $ r 3 0 
- PaA] NEA ON 
r FREE 2 


Pflanzenwuchs: ER : E e E 
- Es war der Plan der Bagdad-Bahn-Gesellschaft, hier einzu 
setzen und dieses so überaus fruchtbare Gebiet durch großzügige 
Bewässerungsanlagen wieder für die Weltversorgung zu erschließen. 
Jetzt werden die Engländer diesen Plan ausführen. Sir Wm. Wil- 
cocks, der die großen Nilstauwerke in Ägypten geschaffen hat, hat 
ein Projekt zur Bewässerung von Mesopotamien schon vor Jahren 


e, hat aufgehört und damit auch der 3 


ausgearbeitet. u. DE 
Ich habe den Winterregen im Jahre 1916 während meiner 
Euphratfahrt bekommen, der am Weihnachtsabend begann und bis 
zu meinem Eintreffen in Bagdad, am 7. Januar, anhielt. Später 
kam es dann nur noch zu einigen Gewitterschauern, Die Tem 
peratur war im Winter nicht sehr hoch, das Waschwasser war ver 
schiedentlich gefroren, so z. B. auch in der Nacht vom 27. aui 
28. Februar, am Tage meines Abzugs aus Bagdad. Den Sommer 
habe ich also hier nicht erlebt, doch ist die Hitze in den Sommer- 
monaten, wie mir berichtet wurde, sehr groß, das Jahresmaximum 
ist etwa 47°, abends kühlt es sich sehr ab, die mittlere Morgen 
temperatur vor Sonnenaufgang ist aber immer noch 26°C. Yon 
8 Uhr ab steigt die Wärme rasch, gegen 10 Uhr. ist sie in den - 
oberen Stockwerken der Häuser nicht mehr zu ertragen, man steigt 
daher in das Kellergeschoß, den Sardab, hinab, in dem die Tem: 
peratur etwa 5—15 °, niederer bleibt, als im-oberen Stockwerke. Nach 
5 Uhr beginnt die Abkühlung. Das Abendessen wird nach Sonnen 
untergang meist auf dem flachen Dach eingenommen, denn’ hier 
macht sich der Erfrischung bringende, trockene Nordwind am an 
eenehmsten fühlbar. Auch die Schlafstellen werden hier oben auf 
geschlagen, und man schläft hier, nur leicht bekleidet, unter freiem 
Himmel, um mit der ‚Sonne wieder aufzustehen. Kurz vor Sonnen: 
aufgang kühlt sich die Temperatur so weit ab, daß man sich mil 
einer Decke zudecken muß. Nur wenn der Wind umschlägt und yon 
Süden her die feuchte Wärme aus dem Persischen Golf heranfühtl, 
wird es in Bagdad. unerträglich, und in dieser Zeit kommen auch 
die meisten Hitzschläge vor. Be. 
Das uns hier interessierende Gebiet wird von einem bunten 
Völkergemische bewohnt. Die herrschenden Sprachen sind Türkisch 
und Arabisch. Die Sprachegrenze geht etwa durch Aleppo und Uria 


hier alle Weltsprachen, besonders an der Küste. In großer Zahl 
sind die Griechen vertreten, die bei einer Einwohnerzahl von etwa 
9 Millionen auf etwa 500000 qkm 1 Million ausmachen. Die 
Armenier bewohnen, oder ich will sagen ‚bewohnten vor dem Kriege 
in geschlossenen Siedlungen das Hochland von Armenien und wared 
außerdem überall in den Handelsplätzen, besonders an der Küste, ZU 
finden, wo es Geld zu verdienen gab. Die türkischen und arabischen 
Bauern sind fast ganz in den Händen dieser Wucherer, woraus sioh 
auch besonders der Haß gegen sie erklärt. | 1 

Die Juden, die etwa 300 000 von den. 3% Millionen Einwohnem 
Syriens und Palästinas ausmachen, sind hier wirklich das auserwählte 
Volk; sie kommen gegen den Wettbewerb der Armenier, Griechen 
und Araber nicht auf, und man findet daher unter den Geld. 
wechslern usw. auch selten Juden. Ein Sprichwort sagt: Ein Grieche 
betrügt drei Juden und ein Armenier sieben Griechen. Danach 


`q 


können Sie den Wert der Armenier berechnen. In Nordmesopotamiei 
anschließend an die Armenier, haben wir dann noch die ‚Kurden zu 
erwähnen ein arischer Volksstamm, der meist ein Nomadendasoii 
führt. Sonst sind die Bewohner von Syrien, Palästina und Mesopo- 
tamien meist Araber, die, seßhaft geworden, Ackerbau ‚treiben 
(Fellachen) oder als freie Wüstenstäimme (Beduinen) von Viehzucht 
leben. Die Durchmischung mit Europäern ist in Kleinasien, Syrien 
und Palästina sehr stark, auch sind die klimatischen Bedingung’ 
für das körperliche Arbeiten der nordischen Rassen hier durchaus 
günstig. Dagegen wohnen in Mesopotamien verhältnismäßig Wene 
Europäer, die sich nicht mit körperlicher Arbeit beschäftigen, sondern 
als Kaufleute usw. in den Städten aufhalten. | ; sA 
Körperliche Arbeit wird hier, wenigstens in den Sommermonalil 
von Europäern kaum in größerem Maße geleistet werden können, 
und für die Bewässerung und Neubevölkerung dieses großen Ge- 
biets kommt daher nur eine südliche Rasse in Betracht die den 
Engländern ja in Indien für diese Zwecke zur Verfügung En 
Für Deutschland hätte die Beschaffung von genügend Arbeiten ne 
Kolonisten jedenfalls größere Schwierigkeiten gemacht, obwohl si 
brauchbare Kräfte aus dem ganzen Lande, bei ausreichendem Ver- 
dienst, in geringerer Zahl gefunden hätten. dab 
. Als Folgerung aus diesen Darlegungen müssen wir Sagel, © 
die Verwendung europäischer Truppen in größeren Verbänden £ 


~r 


Digitized by Google’ 


BR. 26. Oktober 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43. pden a 
Ri Kleinasien, Syrien und Palästina ohne Bedenken, dagegen‘in Mesopo- | Mais, Bohnen, Linsen, Oliven, Melonen, Datteln, Feigen und dem .. ....... 5 
i tamien keineswegs. empfehlenswert war. E © ` ' | verschiedensten Gemüsen je nach der Gegend., Die Nomaden leben <- l To i, 
- Die Kleidung ist hier nach der Jahreszeit sehr verschieden. | meist‘ von Milch, Lebben (Sauermilch) und Brot. Fleisch wird nur `> — : “12:89 
Ei Der Europäer trägt im Sommer. am ‚besten ‘Tropenanzug, : weißes bei- festlichen Gelegenheiten, genossen,- wenn Gäste kommen, denn : < .. ” E 
= Leinen oder Khaki, nicht zu vergessen die wollene Leibbinde, die | die Gastfreundschaft wird hier noch sehr hoch gehalten.. Die Nah- Sn k 
ht einmal den Leib bei Abkühlung: warm hält und andererseits durch- |, rung der Städter besteht neben Brot und Gemüse aus Hammel- und . et u: 
ix: Aufnahme des Schweißes das Wundscheuern und den Roten Hund | Ziegenfleisch. Rindfleisch “wird sehr wenig gegessen, und der Genuß‘ `. wy iR 
In verhütet. a oo uk © | von ‘Schweinefleisch -ist bei den Mohammedanern- ebenso wie_ bei. re Eu 
| Die Kleidung: der Eingeborenen besteht aus Hose mit weißem | den.Juden verboten. Das Verbot des Schweinefleischgenusses ist Be a y 
iE oder farbigem Obergewand, das mit. einem Leibgürtel zusammen- | fraglos auf die- damit verbundene Trichinengefahr "zurückzuführen. re 
Ir gehalten wird. Als Kopfbedeckung dient der Fez mit Kopfbinde Die alten ägyptischen Priester waren ‚auch zugleich Ärzte, und als Ra i 
3 oder bei den Beduinen ein buntes Tuch (keffije), das durch eine. | solche sehr gute Beobachter. Ihre religiösen Verordnungen haben :- `- -< fg 
$: Schnur. aus Wolle oder Kamelhaaren am Kopfe festgehalten, wird. | daher häufig einen hygienischen Hintergrund, der von ihrem Schüler A PE. 
T Bei den Frauen sind die Oberkleider oft schön gestickt. Jeder en e in der jüdischen ‘Gesetzgebung zum . Ausdruck ge- CR TE: 
e- Ort. hat sein besonderes. Muster: Bethlehem, Ramalla usw.. Während | Pacat wurde. .- -ga 0, a en We es 
iï © , des- Regens und 'gegen den lästigen Side Mantel ge- So ist auch das Gebot, nur Fleisch von rituell geschlächteten, ` is: 
Z tragen (abaje), gegen die Kälte ein ähnlich gebauter, Schafpelz. das heißt ausgebluteten- Tieren zu genießen, eine hygienische. Maß- u NS 
Mi Die Schuhe zind aus Schafleder, meist rot oder schwarz gefärbt, Be = E nn Fleisch von Tieren, die an ee s 2 1 f 
rk: doch wird auch in der Ebene viel barfuß gelaufen. | WO COON Tan leiten, "ZUSTUNEE SESRGANZEN WATON, "EN IEBEN" WULTB,. . er 
\ -` Das arabische Haus hat einen Ahnlichen Grundriß wie das | Wd um der Fäulnis möglichst entgegenzuwirken. Die jüdischen > i i 
ži römische, das heißt die Zimmer gruppieren sich um einen Hofraum | Schächter besitzen, wie ich mich häufig überzeugen konnte, eine -. EIE T 
t und sind von diesem aus zugänglich. Hier .werden je nach der große. Erfahrung in der Fleischbeschau und jedes nicht einwandfreie A 
E Gegend Orangen oder Dattslpalmen geplant, melat uch oin Spring: | ick, nn a aagahasen Da di J 
"i unn % . A l fr ; ° kip R . ` 4 ; - A AA = JAA o . A Dee 
33 | Räume dienen meist de fans und der Aule Fe Gästen, Trichinen nicht makroskopisch zu diagnostizieren sind, so wurde aak 
PA o a E ers - j das Schweinefleisch -überhaupt als unrein erklärt und verworfen. Be 
SE Eh here onen JET dI ROOSE 2 BIC. ; E a Mohammed hat dann diese Vorschrift in den Koran \übernommen ot: Ei 
a nach der Straße führenden Fenster sind hier mit ‚ziemlich engem, ern : Ro: re Ze in. 
7 oft sehr kunstvoll geschnitztem Holzwerk versehen, sodaß ein Ein- f- a > en a RN a ee a Br 
E blick von außen nicht möglich ist, ferner sind sie gegen Aus- oder rst an die In VI g von." „gewonn I ASL2UBen COAR LI 
a5 Einsteigen mit eisernem Gitterwerk verschlossen. In Bagdad wird, En es in. Öl gebackene Eierfrüchte mit F leischtaroe ‚oder Tomaten- Be, 
i wie goea schon onam das Souiomain Im Sommer bewobnh, | en nn ie gebake C ° o 11 
g ie Hitze den “Aufenthalt im oberen, meist sehr leicht gebauten | Mari: US ı U nalz . gODACKENE Ben 
£ ker nicht gestattet. Das Baumaterial ist sch verschieden. | nn rauemabel.” Daneben Heben Gie Tücken — 11 4 
Zur Verrarns : ee be ee ae Beirut, Aleppo scharfe Gewürze, so wird z. B. der grüne spanische Pfeffer, ähnlich tg A 
at aw fn : ER j = | wie die Eierfrüchte, mit Farce gefüllt und in Öl gebacken genossen. 2 cadia 
j: Manser. ee id re n ann Auch die arabische Küche ist ir schmackhaft. £ Hier orden sehr Be ‚| ER 
2 baut, die Mauern sind meist so dick, daß sie die Tageshitze’nicht | Viele Leguminosen, wie Erbsen, Bohnen usw. a ge ke | ar pi ji | 
E durchdringen lassen und, da es sich nachts auch in den Sommer- ne nn en a En a a y l 
5. monaten, wenn nicht gerade Schirokko weht, ‚sehr abkühlt, so D Ta Mn eg Pikal a e oun E E -t ERR 
7 herrscht eine angenehme Temperatur, zumal wenn die Fenster und | 8° T T ger a e as a 7 BTE S gekocht Sr i f i 
y Ti ; i itz f | ‚in den s wird natürlich a O K - oh R ER 
Taron bevor die Hitze aufkommt, geschlonsen und abends, won | $, tung mnd I Anlommmng an die Prache des Landen |] 
az .. . Ín Bagdad a den -anderen Gegenden, wo die gewachsenen = Die Ernährung der türkischen Offiziere war, wie oben gesagt, 2 E i i 
5 „Steine fehlen, werden die Häuser aus Lehmziegeln gebaut, die hier | ausreichend und gut. Bei den: Mannschaften war das weniger der Be 
A meist b i io Zierelbaut ind hier ja schon seit | Fall. Ihre Nahrung bestand an der Bagdadfront meist aus Brot. ha ni 
. den ee u ee era z T vastand. und | und Datteln, nebenbei Fleisch und Burgul, selten nur frische Gemüse, Ss il 
j fi ASLON. Zen, Derant. Be Dan an = a die in ausreichender Menge zu haben waren. Wenn ihnen nur alles, Ra 
| W a a a ee BT na nn was für sie ausgesetzt war, auch zugeflossen wäre, so wären sie. 7 
pa; eise wachsen die Ortschaften aus dem umliegenden Gelände her-. ei iier Gieamkait Au N or Nahrung auskommen. a Say. 


Es 
RU 


aus, und ihre Lage wird noch durch diese Schutthügel (Tells) überall 
in Mesopotamien angezeigt. Die verschiedenen Schuttschichten er- 
lauben eine Zeitrechnung, die durch Funde von Münzen in den 


habe ich meinen türkischen Burschen und die’ eingeborenen Diener 


am Laboratorium und im. Seuchenlazarett. in Bagdad für 374 Piaster, 
gleich 70 Pfennig, täglich zur vollsten Zufriedenheit ernährt. Leider 


` ” r. 
o E ei 


N eaaa aA 
Sen Tann Saed. tee ern ne 
Datso EN RE = 


mm 
a ed Pt 


rn 


‚Gräbern gestützt wird. | | 


Die Beduinen wohnen in großen schwarzen Zelten, die von | wurde ein großer Teil der für ‘die Soldaten ‚bestimmten. Nahrung ze 


von den türkischen Offizieren unterschlagen, sodaß der arme Asker: 


=. 
. Tee 
a en ii 


den Frauen aus Ziegen- und Schafwolle.gewebt werden. Diese Zelte 


. sind völlig wasserdicht und können leicht überall aufgebaut werden. 


Für die Ebene und an der Küste sind diese Zelte auch das Gegebene, 


da sie bei geringen Temperaturschwankungen leicht und gut gelüftet , 
Anders ist dies dort, wo wir große Temperatur- 
Schwankungen haben. Hier sind die Zelte ebensowenig wie unsere 


werden können. 


oft hungern mußte. Asker, gleich der Militärsoldat, wird im kleinen 
türkisch-deutschen Lexikon daher auch: mit Hungerkünstler. über- 


setzt, während der Sahib, gleich Offizier, mit Großkaufmann über- ~= 


tragen wird. 


“Die Ernährung unserer deutschen Truppen. war gut und reich- 
lich, doch wurde meines Erachtens 'zuviel nach deutscher Küche 


PR ge 
$ Eu 3 i ` 
ren Lern we Dw „or 


ee er ER, A en ESSEN HE BORD SEEN 


wm. 2277 
Va. En Dem 

un no re 
ae en er le a a RE 


t- ~to- te 


ey e 


BE EEE EERT EUER 
Bern S 


rea 


- 


Döckerbaracken brauchbar, die den Zelten gegenüber noch den Nach- 
‚teil der geringeren Durchlüftung haben. In höheren Lagen be- 
sonders, wo wir bei Tage starke Hitze und nachts starke Abkühlung 
‚haben, sind die massiv aus Steinen oder Lehmziegeln gebauten . 


gekocht, da die einheimischen Gemüse nicht richtig zubereitet werden 

konnten und daher von den Mannschaften verschmäht wurden. In SE 
Bagdad wurden Offiziere und: Mannschaften: in der deutschen Militär- re 
'speiseanstalt vorzüglich und reichlich verpflegt. Schwierig war hier ~ a 


"mar 


ze. 2 % 2 , as E ga . a e vs 
EAN ML, IE Na "Ne ZT 


Häuser zu. bevorzugen, die die nächtliche Kühle auch in den heißen 


"Tagesstunden bewahren, und die Hitze nicht eindringen lassen. So’ 
haben sich denn auch .die Döckerbaracken, die im Etappenlazarett 
m Bosanti aufgestellt waren, wenig bewährt. Sie wurden mit 


großen Schwierigkeiten von Deutschland per Bahn bis zur End- 


nur die Verpflegung der Fliegerabteilung an der Irakfront, die häupt- 


stellung von Büchsengemüse für die Abteilung in Angriff ‚nehmen 


lassen, als wir Bagdad aufgeben mußten, . ` 


in der Türkei; 


sächlich über Mangel an Gemüse klagten. Ich hatte schon die Her- 


re BE IE I 
ini) Are TREE a en 
’. EA arana - o= yrt N A A 

ER Ds a sh a a ee ce EEE a 


EEE N 
„Tel. 
N 


= 


vn wi u m -n Mu w A 
Pa 


SN a E 

Del nn as 

INS SE EEE A: 
Ta, ah Sr ar ad 


Im allgemeinen wurde bei unseren Truppen hier 
wie auch in der Heimat, viel zu wenig äuf gute Küche gesehen. Die _ 
Zutaten waren meist gut und einwandfrei, doch fehlte die 'sach- 
gemäße Zubereitung. Ich habe selbst an der Westfront bei unserem 


‚ Station der Bagdadbahn im Taurus geschafft und hier in Bosanti 
Bi 780 m über Meereshöhe aufgebaut. Statt der ‚Baracken wäre 
Artilleriemunition jedenfalls nutzbringender und besser angewandt 
gewesen, und an Ort und ‘Stelle hätte man in der halben Zeit aus 


Erin ui nah, 


2 A te anani 5 
a a reg A . “ . 
1 mn nn en ee M a a I 


nen 
PER Be er 
EEE PER VEN SEEN reg 


ag ie - 3 E E ER 
ya u ra nn nee ern ut ne ai 
ea j 3 Daek E FR En een ; 


y acksteinen brauchbare Baracken billiger herstellen können. Stabe einem Soldaten das Kochen beigebracht, von dem ich selbst o 
= Pie Ernährung der Bevölkerung ist sehr verschieden, je nach | nicht viel verstand. In ‚diesen Gegenden, wo an den Magendarm- \ od 

Gegend und Beruf. Die Ackerbau treibende Landbevölkerung er- | kanal besonders große Anforderungen gestellt werden und die Ge- | j £ 
E; 


nährt sich hauptsächlich von Brot, Burgul (geschroteter Weizen), | fahr .von Ruhr und Cholera usw. sehr groß ist, bedarf es einer. 


BR U ur 


N 


rs e 
EN We N e I A 


Padwa t 


aa me =e mya iena 
-iy Toig 
A x Pr N . 
PESENE N nn 
Fr Š: ` Eee aN rà Faur Ka 


re 


e u an ET TEE -ae ~ 
-r u. Fer: En > a > 
> = £ Ru 3 
An a 2 R gear u g 
E A O s é 
> u u 5 eS = 
z E a a Aa a 


ur 
T en 


Aee Iriran 


= Me ir u Ve m 
- ar EEE 7 2 Bu 
Deea ii 2 


= PEN n soa - 
ne 
-T ponm 


> r Taai 
ms. ia + 


| 

i 

+ 

S f 
IM 
ER + 

\ i 

à A 
At 
ah 
ii 
44) 
i 


1104 


leichtverdaulichen und gut gekochten Nahrung, die nur von einem 
Fachmanne, der die landesüblichen Früchte und Gerichte kennt, in 
richtiger Weise hergestellt werden kann. 

Als daher die Absicht bestand, eine größere Zahl ‚deutscher 
Truppen sogar in geschlossenen Verbänden auf dem türkischen 
Kriegsschauplatz zu verwenden, schlug: ich vor, durch erfahrene und 
‚in diesen Gegenden ausgebildete Köche irgendwo in ‘der Etappe 
deutsche Köche mit der hier gebräuchlichen und notwendigen Er- 


nährungsweise bekannt zu machen. (Fortsetzung folgt.) 


Berichtigung zu dem Artikel: 
„staatliche Wochenhilie“ 
in Nr. 42. 
Von Stadtschularzt Dr. Fischer-Defoy, Frankfurt a. M. 


Die Schwangere hat nach dem Text des Reichsgesetzblattes jetzt 
die Möglichkeit, nicht zwei, wie angegeben, sondern vier Wochen 
‘vor der Entbindung Krankengeld zu beziehen, eine Frist, die auch für 
schwer arbeitende Frauen als genügend anzusehen ist. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 


Über die Lage der Ärzte inSowjet-Rußland wird uns 
geschrieben: Mit dem Ausbruch der bolschewistischen Revolution in 
Rußland sah sich der größte Teil der russischen Intelligenz aus dem 
öffentlichen Leben ausgeschaltet. Die Ärzte wurden damals natürlich 
auch zu den Bourgeois gerechnet. Es flogen ihnen die verschiedent- 
lichsten Beschuldigungen entgegen, unter denen die Anklage eine Haupt- 
rolle spielte, daß die Ärzte nur die Reichen behandelten. Die Be- 
ziehungen der bolschewistischen Regierung zu den Ärzten begannen 
naturgemäß bei den Ärzten, die im Staats- oder Öffentlichen Dienste 
standen, z. B. den Eisenbahn-, Gefängnis- und Fabrikärzten. Nament- 
lich die letzteren verließen zusammen mit den Beamten ihre Posten 
in den Fabriken, die sofort durch sogenannte Unterärzte (Saurjadwratschi) 
besetzt, zum Teil aber auch durch Feldschere (Heilgehilfen) verwaltet 
wurden. Naturgemäß gab es zwischen den Feldscheren und den Ärzten 
allerlei Reibereien. ln den privaten Heilstätten begnügte sich das 
untere Personal mit der Forderung erhöhter Gehälter, in den Regierungs- 
spitälern und den noch nicht aufgelösten Militärlazaretten kam es da- 
gegen manchmal zu ernsten Konflikten: Ärzte wurden tätlich ange- 
griffen und verhaftet. Die Lage des Lazarettarztes hing im wesentlichen 
von dem Hilfspersonal ab. Die Medizinalverwaltung hörte auf zu 
funktionieren, alle ihr unterstehenden Angelegenheiten wurden in 
medizinischen Spezialkommissionen , mit ärztlichem und Heilgehilfen- 
beirat in den Lokalsowjets beraten. Die frei praktizierenden Ärzte 
wurden von diesen Dingen im allgemeinen nicht betroffen, aber auch 
ihre Lage gestaltete sich sehr ungünstig, weil Honorarerhöhungen nicht 
bewilligt wurden, obwohl die Zahl der Privatpatienten natürlich nur 
eine sehr beschränkte sein konnte und die Teuerung das Geld ungeheuer 
entwertet hatte. Es kam vor, daß im Winter 1918 der Arzt noch 
% bis 3 Rubel für den Besuch bekam. Die bekannten Professoren waren 
von dem Elend ausgenommen, da sie ihre hohen Honorarsätze inne- 
halten konnten (später wurden die Professoren von den Bolschewiki 
zur Großbourgeoisie gerechnet). Nebenbei muß bemerkt werden, daß 
ebenso wie der Arbeiter und der Kleinbürger auch die Intelligenz es 
nicht für ihre Pflicht hielt, die Leistung des Arztes besser zu honorieren. 

Mit der steigenden Erhöhung der Löhne für die Arbeiter und 
Beamten ging auch eine allmähliche Steigerung der Gehälter für die 
im öffentlichen Dienste stehenden Ärzte Hand in Hand. Hierdurch, be- 
‘sonders aber durch den Anreiz vermehrter Nahrungsmittelzuteilung für 
beamtete Ärzte, wurden mehr Arbeitskräfte, auch ältere Ärzte, für die 
bolschewistische Regierung gewonnen. Wie im Frühjahr 1918 auch 
andere „Intelligente“ Stellen in den Kommunalverwaltungen annahmen, 
so traten auch viele Ärzte in die neugegründete Rote Armee, wo von ihnen 
keine besondere Solidaritätserklärung gefordert, sondern nur die Angabe 
„parteilos“ verlangt wurde. Von den fortwährenden Massenverhaftungen 
“n Sommer 1918 blieben die Ärzte verschont. Der Ausbruch der 


Cholera zu dieser Zeit nötigte die Regierung zu allerlei sanitären Maß- |- 


nahmen, zu denen auch gehörte, daß in allen Städten die Zahl der 
Stadtärzte vermehrt wurde. Aber durch die schreckliche Nahrungs- 
mittelnot, die die Armen und Hungrigen zwang, in Müllhaufen nach 
etwas Eßbarem zu wühlen, gelang es nicht, die Epidemie schnell und 
wirksam zu bekämpfen. Solange es sich um rein medizinische Arbeit 
handelt, ist das Verhältnis zwischen Bolschewisten und den Ärzten ein 
friedliches; Kämpfe- gibt es, sobald sich Kommissionen mit Bolschewisten 
bilden. Als die Bürger in den Städten in Kategorien eingeteilt wurden, 
setzte die Regierung die Ärzte in die dritte Kategorie, das sind solche 
Bürger, die der Kommune wenig Nutzen bringende Arbeit leisten — und 
stellte sie damit auf dieselbe Stufe wie die Juristen und Künstler, 
Die Bürger der dritten Kategorie erhalten eine Wochenration, die Kaum 
für einen Tag ausreicht. Die Ärzte ließen sich deshalb sehr gern ihre 
Hilfeleistung in Naturalien bezahlen. Als im Oktober 1918 die Ein- 


mietung der Proletarier in die Wohnungen der Reichen durchgeführt 


wurde, überließ man den Ärzten zwei Zimmer zu Berufszwecken. Zu 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W8. 


{919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 43: 


nn 
— 


gestellt werden 
Gedanke wurde unbedenklich | 


gleicher Zeit sollten alle Ärzte in städtische Dienste 
der‘ auch bei uns so eifrig diskutierte 
verwirklicht. m 


i 2 ~À F 
Die-Produktion. von Heilmitteln und der Großhandel mit Medi- 
kamenten werden in Zukunft von einer gemeinwirtschaftlichen Anstalt, 
der DeutschösterreichischenHeilmittelstelle, geführt 
werden, welche zunächst die Krankenhäuser und Krankenkassen mit 
Arzneimitteln, sonstigen Heilbehelfen und allem zur Krankenpflege er- 
forderlichen Material beliefern wird. Zu diesem Zweck. wird die Heil- 
mittelstelle sich mit drei großen inländischen pharmazeutischen Firmen 
und der „Pharmazeutischen Industrie-Aktiengesellschaft“ vereinigen, um 


| die „Pi-Anlage“ der staatlichen Munitionsfabrik in Blumau zu übernehmen 


und daselbst Chemikalien für die Arzneimittelfabriken zu erzeugen. Als 
Zweck der Sozialisierung wird die Behebung von Mißständen auf dem 
Gebiet der Heilmittelversorgung und Bekämpfung der Bewucherung 
der heilmittelbedürftigen Konsumenten bezeichnet, Um den „Spezialitäten“ 
den Boden zu entziehen, wird die gemeinwirtschaftliche Anstalt die von ihr 
kontrollierten Unternehmungen verhalten, einheitlich verpackte, der 
durchschnittlichen Verschreibweise entsprechende Arzneien in Tabletten, 
Ampullen usw. im großen zu erzeugen und in den Verkehr zu bringen. 


. Man erwartet — wie halbamtlich verlautbart wird —, daß Kranken: 


häuser und Krankenkassen nun in den allermeisten Fällen nur diese 
„abgepackten“, gleichsam normalisierten Arzneimittel verwenden werden, 
„Spezialitäten“ nur. in den Fällen, wo sie wirklich höhere Heilkrait 
haben. Aber auch die Apotheker werden natürlich diese normalisierten 
Heilmittel führen müssen; denn auch von den Ärzten wird vorausgesetzt, 
daß sie in den meisten Fällen nicht mehr komplizierte Rezepte schreiben 
und nicht die teuren „Spezialtäten“ empfehlen, sondern einfach das dem 
betreffenden Krankheitsfall Entsprechende von den normalisierten, ein: 
heitlich abgepackten Heilmitteln verordnen. So werden „Spezialitäten“ 
nur noch dort verwendet werden, wo sie wirklich von Wert sind; die 
Bewucherung der Kranken durch überflüssige, wertlose „Spezialitäten 

wird aufhören. An ihre Stelle werden die nach den Vorschriften der 
gemeinwirtschaftlichen Anstalten erzeugten und verpackten Heilmittel 
treten; und da die gemeinwirtschaftliche Anstalt die ganze Erzeugung 
dieser Heilmittel kontrollieren, die Preise, zu denen: sie von den Fabriken 
in Vertrieb gesetzt und von: den Apothekern weiterverkauft werden 
müssen, bestimmen wird, wird sie dafür sorgen, daß die Kranken nicht 
bewuchert werden. Die privaten Apotheken bleiben zwar bestehen, 
aber sie werden im Grund nur noch Verkaufsstellen sein, die die meisten 
Heilmittel zu von der Heilmittelstelle kontrollierten Preisen übernehmen 
und weiterverkaufen müssen. Nur dann, wenn sie wirklich wertvolle 


Spezialitäten erfinden, werden sie selbständig erzeugen und handeln 
können. 


Im Hinblick auf den großen Mangel an Mutterkorn Kan 
cornutum) und mit Rücksicht auf die außerordentliche Notwendigke 
dieses wichtigen Heilmittels richtet das Volksgesundheitsamt an = è 
landwirtschaftlichen Betriebe und an die Mühlen das dringende ar 
suchen, das bei der Getreidereinigung abfallende Mutterkorn zu samm N 
und an die behördliche „Fachstelle zur Bewirtschaftung von Arznel 


mitteln“ einzusenden, die für das Kilogramm Mutterkorn eine Ent- 
schädigung von 35 K leisten wird. 


Berlin. Eine statistische Übersicht über die Zahl der Geburk 
und Todesfälle in Preußen in: den Jahren 1913 bis 1918 ergibt, dal 
Säuglingssterblichkeit nur unerheblich oder überhaupt NIE 
über die Friedenssterblichkeit hinausgegangen ist. Es erklärt u h in 
gute Ergebnis daraus, daß in den Städten für die Säuglinge M Alters 
der Höhe von 11 täglich bereitgestellt worden war. Bei der en 
klasse von 1 bis 5 Jahren zeigt die Sterblichkeit eine Erbie Bei 
13,9 auf 1000 im Jahre 1914 bis auf 23,1 auf 1000 im Jahre 1918. iei 
der Sterblichkeit der 5- bis 15jährigen ist bereits der Hochgarg, in 
Gestorbenen in die Augen springend: Im Jahre 1913 a aber 
Jahre 1918 50891, sie hatte sich also nahezu verdoppelt. Bel dom Ei 
60jährigen ist gleichfalls ein Ansteigen der Gestorbenenzahl m der 
zeichnen. Besonders auffallend ist das Ansteigen der Gestorbene u 
kräftigen Lebensklassen zwischen 15 und dem 60. Lebensjahr ung eniger 
Kriegsjahr 1918. Es ist anzunehmen, daß die Grippe kaum W 
Opfer gefordert hat, als das Schlachtfeld. | 


mama Dar A RS 
Berlin: Dr. Alfred Lewandowski und Dr. Erns 
Fuld haben den Professortitel erhalten. 


Er en 
Wien. Der frühere langjährige Direktor des Allgemein 
Krankenhauses, Hofrat Dr. Viktor Mucha, ist gestorben. 


Ser f, 
Hochschulnachrichten. Berlin: Geh. Med.:Rat ET 
Dr. Brieger ist kurz nach Vollendung seines 70. Beben. Sonden 
storben. Der wissenschaftliche Fleiß Briegers bearbeitete e 
das Gebiet der klinischen Chemie, auf dem ihm wertvolle Fes 


\ ; ane in 
gelungen sind. Briegers. Leben umfaßt eine breite Er und 
der Geschichte der Berliner Medizin. Er war mit BH und trat ` 
Georg Krönig zusammen Assistent bei Frerichs 


später mit Ehrlich in den Kreis der erfolgreichen re e 
welche in Robert Kochs Institut arbeiteten. Der ER 
verdienten Mannes ist kürzlich bei Gelegenheit seines 70. i ort Rat 
in der Wochenschrift näher geschildert worden. ~ Ge Leipzig: 
Prof. Dr. E. Salkowski beging den 75. Geburtstag. = 


ik, für ione? 
Dr. Hans Möller, Oberarzt an der Medizinischen Klinik, HT 
Medizin habilitiert. ; 


Digitized by 


Ea 


| a mu 
r 


ys 
.':q 


RVG x 


W TA 3 


I 1 
u. 


w: : & e` 
a° ie Bu 


int 


edizinisehe Ñ lini 
-Wochenschrift für praktische Ärzte = . 
redigiert von ooo | E "Verlag yon | n 


Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg Urban & Schwärzenberg 
Berlin Berlin 


Ne. 44 (778), ` | | u 2. November 1919. - = o XA Jahrgang. . - 


N 


— 


Inhalt: Originalarbeiten: G. Hoppe-Seyler, Über Lebererkrankungen und ihre Behandlung unter dem Einfluß der Kriegsverhältnisse. 
F. Pinkus, Die Behandlung der Syphilis mit Salvarsan. H. Krause, Ein bemerkenswerter Erfolg der intralaryngealen Elektrisierung. 


J. Haß, Zur Kenntnis der Osteopsathyrosis idiopathica (mit 3 Abbildungen). A. Rodella, Krebs der Speiseröhre mit Lungenbrand und 

eigenartiger bakteriologischer Befund desselben (mit 3 Abbildungen). A. Zöller, Die Methode der Knabenzeugung (mit 2, Abbildungen). 

E. Länger, Über das Chorionepitheliom beim Manne. K. Lipschitz, Ersatz für Secale (Tenosin). — Referatenteil: Strauß, Strahlentherapie. — 

Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. _ Breslau. 

Leipzig. — Rundschau: H untemüller, Als beratender Hygieniker in der Asiatischen Türkei. (Fortsetzung.) — Tagesgeschichtliche Notizen. 
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor. 


Über Lebererkrankungen und ihre Behandlung .oft auf, verschwanden oft rasch wieder, konnten aber länger 
| 38 dauernde Schwäche und nicht selten chronische Katarrhe, nament- 


unter dem Einfluß der Kriegsverhältnisse. ` | lich Dickdarmkatarrhe, hinterlassen. 
| Von So sind genug Momente vorhanden, die eine Schädigung 


G. Hoppe-Seyler, Kiel. 
Die Kriegsernährung kann in mannigfacher Weise auf die | im Frieden. Um nun festzustellen, ob wirklich die Kriegsverhält- 


Leber einwirken. So kann eine direkte Schädigung durch mangel- | nisse eine Abnahme der Leber herbeigeführt haben, habe ich an 


hafte Zufuhr von Stoffen, die zur Unterhaltung der Zellen dienen, | der Hand von Wägungen, wie sie in der Städtischen Kranken- 
zu Atrophie des Parenchyms und geringerer Widerstandsfähigkeit | anstalt bei den Sektionen durch Herrn Prosektor Dr.. Emmerich 
führen. | vorgenommen worden sind und für deren Überlassung ich ihm 

: Indirekt ist Schädigung durch Bildung abnormer Zersetzungs- zu Dank verpflichtet bin, eine Zusammenstellung des Gewichts. 


produkte im Darm infolge ungünstiger Zusammensetzung der Nab- | der Leber in den Kriegsjahren gemacht. Auszu- 
rung -(stärkere Gärung und Fäulnis) möglich. Sehr reichliche Zu- | schließen waren natürlich Fälle, wo die Leber durch trübe 
fuhr von kohlehydrat- und cellulosereichen Nahrungsmitteln (Kar- | Schwellung, Verfettung, Bindegewebswucherung, Geschwulst- 


toffeln, Rüben, Kohl usw.) führt zur Bildung von viel Fettsäuren | bildung, stärkere Blütstauung, akute Atrophie usw. verändert war. 


. (Essigsäure, Buttersäure usw.), die eine Schädigung der Leber, | Dadurch reduzierte sich das Material natürlich sehr. Herr Dr, 


bei starker Zufuhr durch die Pfortader hervorrufen können. Die | Emmerich hatte die Wägungen. im August 1913 begonnen. 
häufig zu -beobachtende Abnahme oder der vollständige Mangel | Die Zahlen sind ja besonders in den ersten Jahren nicht hoch. 


von Salzsäure im Magen wirkt in dieser Richtung (mangelhafte | Mit der Zunahme der Sterblichkeit, wie sie außer durch die un- | 


Vorbereitung der Speisen im Magen), zumal mit Anaecidität gewöhn- | günstigen Ernährungsverhältnisse auch durch Infektionskrank- 
lich auch zu rasche Entleerung des Magens verbunden ist. Die | heiten, wie Pocken, Typhus, Scharlach, Diphtherie, zuletzt durch 
in der Nahrung vorhandenen Bakterien werden nicht genügend | die Grippe hervorgerufen wurde, stieg auch die Zahl der zu ver- 
unschädlich gemacht, die Speisen durch die Magenverdauung | wertenden Sektionen. E 


nicht gut aufgeschlossen., Infektionen der Gallenwege hängen Tabelle i 
meist mit denen des Darmes zusammen. Ein Duodenalkatarrh i ZZ 
wird auf die Gallenwege durch Eindringen von Bakterien (Coli- 20—29 30—39 40—49 50—59 60—89 | 70—79 | über 80 
a sie leicht fortgeleitet.. Zu berücksichtigen ist auch | ‚| Jabre | Jahre | Jahre | Jahre | Jahre | Jahre | Jahre 
ie Wirkung der Darmverdauung auf die Sekretion und Entlee- ie 
rung der Galle, die Anregung der Peristaltik der Gallenwege. ee a T ee 
Das . von Fett, welches ein gutes Cholagogum_ darstellt, 1916 1515 1546 | 1510 1845 | 187 1232 1010 
macht sich geltend. Die einseitige vegetabilische Kost, Brot, Kar- | a | 3 | igo | le 5 
toffeln, Rüben, Kohl usw., wirkt nicht so anregend auf den Gallen- 1917 | i-as od 198 | Ben | | 1190 1003 | BL 
fluß, wie eine aus Fleisch, Fett und vegetabilischen Nahrungsmitteln 1919), 1899 1488, | 16 | 1806 | 1158 |, 1002 m 
gemischte Kost. Nicht ganz zu vernachlässigen ist auch die Wir- | | 
kung von Kummer und Sorge, die wohl jeden Deutschen mehr oder Die erste Reihe der Tabelle betrifft die vom 1. August 1913. 


weniger beherrschte,. da der erhebende Einfluß der Siege über- | bis 1. August 1914, also im Frieden gemachten Sektionen, die 
mäßig aufgehoben wurde durch die schweren damit verbundenen | zweite die Sektionen vom 1. August bis 31. Dezember. 1914. Dann 
Verluste und durch die brutale Kriegführung der Feinde, wobei die | folgen die einzelnen Kriegsjahre. Ordnet man nun die Zahlen 


grausame, die Familien besonders hart treffende Hungerblockade | so wie dies den Ernährungsperioden entspricht, so bekommt man . 


besonders schwer ins Gewicht fie. Auch bei den Truppen, be- | ein übersichtlicheres Bild. Im Laufe von 1915 begann die Ra- 
sonders an der Front und im Heimatgebiet, weniger in der Etappe, tionierung der Lebensmittel. Aber erst 1916 wurde sie vollständig 
machte sich die Schwierigkeit der Ernährung geltend. Sowohl | durchgeführt, ihre Wirkung machte sich also erst da geltend. Die 
beim raschen Vormarsch wie beim Stellungskrieg in den vorge- | Knappheit der Lebensmittel, die eigentliche Unterernährung, setzte 
Schobenen, der Wirkung feindlicher Artillerie dauernd ausgesetzten im Winter 1916 zu 1917 ein, da die Kartoffelernte mißraten war 
Frontabschnitten konnte Quantität und Qualität der Nahrung nicht | und’ nun die Steckrüben mit ihrem geringen Nährwert dafür ein- 


dern Anforderungen genügen. Magendarmkatarrhe waren sehr | traten. Es können also die Zahlen des Jahres 1915 mit 1913 - 


häufig und sie waren es auch bei der Zivilbevölkerung. Plötzlich | und 1914 vereinigt den Zahlen von 1916, 1917 und 19j8 gegen- 
auftretende profuse Durchfälle von ruhrartigem Charakter traten | übergestellt werden. ~ 


Pi 


der Leber und der Gallenwege erzeugen konnten. Man hatte | 
auch den Eindruck, daß die Leber im allgemeinen kleiner sei als 


~ 


a x 


S AA 200 208 Re S 


. ; A en . E : ee 
A k $ 2 ®» x 
N i } - N ij yui a e ne SE R N Jr t AT 
ER . ER e - 5 -< : . ee W AA . z p . > A _ fen Ta a er iR 
un NR Aa din T% -a a T H ® è í Be 
ee T ; u a aa TE a Ti e E Da a A aaa wu le: 
y E a: © a Ze Dh Ta Kg a Se PPE e Er ek Dr a less: ee, nn un pa maig ai . Sk ac v 
DS an a ee nn a an an ee ES 2 nen à > ev a s u 
$ eben - See 


EST » 
B nn. autor. moi, TE 
F u 

DT a t aa 


Fan L AN a, oT 
u este 


— 


RER 
TS ee ren ee 
a te nun m urn 


\ 
eP 
s $ 
‘ 
a 
gi 
\ b 
PiS] 
. y $ 
MA ai 
4 ri 
[$t 
J i 
* 
i Kiss 
„io 
$ 
o 
¢ 
s i 
t l 
Et h 
i 
` 4 
% 
$ t 
g A 
| iA 
r 
i Di N 
A USE 
r> ES 
í 
T ` 
a pti f 
` ha Ai x 
Ki 
‘73 RH 
Pant a 
i 4 
} 
A 1l 
i b v 
7 p È 
4 
En, ‚8 
. | 
P 
; AAL N 
ul .ı" 
2 t 
SHANG: 
In. 
Fe 
ir} 
. 
ben 
$ Me) 
i $ 
Í 
i 
F ! 
\ \ « 
U) 
{ 
mi i 
| 
s 
er; | 
k kii hi 
yi 


Nr 


t- i — 
ee- —— 
nr am 


- x 
im ee aE x 
ET 


Kahn, . 8 


-z n + r - ” 
a ee e ar ne 


u m 


= T - >. 
dai a aED 
cuiae iant 

ne = 


"€ 


- A > ~ 
o wn nii 
; ; d 
Br rai 
2 x RA 
r= A S m ET 
ad Aa, at Me Caa Jn parne) A p sA 
n r r; Ei s ; - N 

= - . ur "e | 

~ aa . ENN DE d 
2; Ter P” ~, Zn s Pom - 2 * a! <* 3 

ne > e ne s 7 r Ze urn ra; CU 

e—a = u > zus Ye K nrs . we £ D (VS sg ` N 
7 i PrE = P d - x y 4 $ i 3 K "LS IJ fs; i me s nz 

. -* . ` Ty v ° ` . - > 4 = p 

- < »r F uw re) ET E77 De d e a iy 
. x E EEn i ” ` d _ N / F J I ve 
i pr a 

> r . a -pr 
= - . La u pi ' Fr, 
i : +20 
- mt - . 

T F % - - a 

L 5 


1106 
Tabelle 2. 

| - j ye 
80—39 || 40—49 || 50-59. | so—69 || 70—79 | über 80 
ahre Jahre || Jahre Jahre | Jahre Jahre | Jahre 
Fi BG m {eb} > Zu: + Oo = |2|& 
ZU tells erleiden ehe ee liie 
£ A Ss‘ RB) 2 = | T Ə S 3 ER Oo 
te er ei A | | zla|ıg 8 |®* 
si glad alel 81|5|38 |8| 345|8 
Io | 2 lo | ls | la 0 |Io | NS | èn 
Z 2 -|2|=-| 2 |= 2 — 2 Iiz | 2 
E 3.| eo IS] G IE 2|e 3 |® 
s 383188 ss ls les 

5 or Se Has a | Re 
1913—1915 | 22 | 1528 ||-24 EA 24 | 1428 || 30 1325 || 35 | 1201 | 15 | 908 
1916—1918 | 51 | 1453) 38 1349 || 72 | 1272) 89. | 1200 || 67 | 1025 || 45 | 934 


Dann ergibt sich im allgemeinen eine deutliche, wenn auch 
nicht stark ausgeprägte Abnahme des Lebergewichts. 
Nur im höchsten Alter über SO Jahre tritt dies nicht hervor, 
Doch ist der Unterschied gering und hier spielt wohl die natür- 
liche Altersatrophie, die auch bei der besten Ernährung einsetzt, 
die Hauptrolle. Da verhältnismäßig viel ältere Leute im der 
Krankenanstalt aufgenommen wurden, so waren die höheren Alters- 
klassen häufiger vertreten. Außerdem eigneten sich sehr viele 
von den Fällen aus jungen Lebensjahren nicht für die Aufstellung; 
da sie zum ‘großen Teil an Krankheiten starben, die stärkere 
Leberveränderungen machten, wie Pneumonien, allerhand Infek- 
tionskrankheiten usw. | 

Nimmt man nach H. Vierordt (1) das mittlere Gewicht 
der Leber zu 1579 bei Männern, 1526 bei Frauen an,- so bleiben 
die Mittelzahlen alle darunter. Auch wenn man sie mit den Zahlen 
vergleicht, die Rößle (2) bei Soldatensektionen fand, so liegen 
sie weit darunter. Eir gibt als mittleres Lebergewicht bei Krieger- 
leichen, bei kräftigen jungen Leuten 1676 g an und bei einem 
ausgesuchten Material von Leuten mit unbeeinträchtigtem Körper- 
gewicht, die an akuten Krankheiten, Unfall, Selbstmord usw. zu- 
grunde gingen, 1772 g. Nach einer früheren Berechnung (1916) 
hatte Rö Ble 1820 g gefunden, sodaß auch aus seinen Angaben 
eine deutliche Abnahme des Lebergewichts zu schließen ist.. Er 
gibt auch an, daß die Leber fettarm bei den Soldaten sei. Die 
Angaben der von H. Vierordt zitierten Autoren schwanken 
zwischen 1145 und 19851. Birch-Hirschfeld gibt für vor- 
her gesunde Selbstmörder und Verunglückte 1624 æ als Mittel an. 
Als niedrigsten Wert fand ich unter meinen Fällen 520 g für die 
Leber bei einem über 70jährigen Fräulein angegeben, die nur 
27,5 kg Körpergewicht zeigte, außer Arteriosklerose und Ober- 
schenkelhalsbruch keine besonderen Störungen darbot. 

Nun muß man berücksichtigen, daß die Leber große Reserve- 
kräfte besitzt. Es kann ein großer Teil ihres Parenchyms fehlen, 
zerstört oder. funktionsuntüchtig sein, ohne daß deutliche In- 
suffizienzerscheinungen hervortreten. Bei der Lebereirrhose kann, 
wie ich gezeigt habe, das Parenchym auf 147 g sinken, bei chro- 
nischer Atrophie auf 182, ohne daß der Stoffwechsel wesentlich 
gestört wurde, während sonst etwa 250 g als Masse des Parenchyms 
anzusehen ist. Aus den Ponfikschen Versuchen wissen wir 
auch, daß beim Tier die allmähliche Entfernung von Dreiviertel 
der Lebersubstanz ertragen wird. 

So macht also diese Schädigung, dieser durch die Unter- 
ernährung bedingte Schwund der Leber sich nicht geltend, so- 
lange nicht besondere Schädlichkeiten die Leber treffen, 

Dagegen ist es klar, daß sie bei Infektionen und Intoxikationen 
weniger widerstandsfähig sein wird, als eine normal ernährte 
Leber. Es ist aber schwer zu sagen, ob sich durch die Kriegs- 
verhältnisse chronische degenerative Veränderungen in der Leber 
entwickelt haben. Man könnte denken, daß die dyspeptische 
Form der Cirrhose sich mehr zeigen würde. Bisher ist etwas 
derartiges nicht zu beobachten gewesen. Da aber solche Störungen 
oft erst nach längerer Zeit hervortreten, wäre es nicht unmöglich, 
daß sich später eine Häufung von solchen Veränderungen heraus- 
stellt. Der Alkohol als Schädling der Leber fiel im Kriege bei 
der Zivilbevölkerung und im Felde bei den Mannschaften fast 
ganz weg, sodaß dadurch wohl andererseits die Entwicklung von 
Cirrhosen behindert wurde. 

Auf die Frage, ob das Vorkommen von akuter gelber Leber- 
atrophie bei Leuten, die mit Salvarsan behandelt wurden, wie dies 
in der Kriegszeit anscheinend häufiger als vorher im Frieden ge- 

schah, mit einer Ernährungsschädigung der Leber im Zusammen- 
hang steht, werde ich später noch eingehen. 

Auffallend war das gehäufte Vorkommen von Ikterus 
- während des Krieges. In der Zivilbevölkerung trat dies freilich 
nicht so stark hervor, wie in der Marine, wie dies aus der Arbeit 


Anet De el rim ie 

a m u bo s nr De ee SE BC "prey 

SE A moaye S AN R SIRT 
5 > 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. AA, 


E NE ae i SN E TE 
ER a VE RE FT a re Er >g s 
ar ETNE. + BEER VISRERT De 
Hin ( rer AN AAN ~ 
er AR Ne ring x 
e ee SEWZ iR BEA 
AU deS 


_— 


von Zimmern (3) über Salvarsanikterus hervorgeht, Er hi 
sich der großen Mühe unterzogen, die sämtlichen Krankenbl 
der Marine von 1914 bis Ende 1917 durchzuarbeiten, 


1917 zusammengestellt, und zwar stieg die Zahl von Di im Jahı 
1914 auf 310 im Jahre 1915, 377 im Jahre 1916, 526 im. all 
Dazu kommen noch 360 Fälle von Salvarsanikterus, die ebenfalls 


1311 Fälle von katarrhalischem Ikterus -aus den Jahren 191 bis i 


allmählich an Zahl zunahmen: 4,41, 137, 178. Daß die Quantität 


wien 


der Nahrung dabei nicht die allein ausschlaggebende Rolle spielt, 
zeigen die Dürchschnittszahlen, die Zimmern für den Calorien- 


wert der in der Marine gegebenen Kost berechnet hat, sie betragen 
2772 bis 3441 Calorien und dabei 48,2 bis 70 g Fett. Das’sind 


Nährwerte, wie sie die Zivilbevölkerung nicht erhielt. Und dann 


war bei dem größten Teil der Marinemannschaften die körperliche 
Anstrengung wohl viel geringer als bei der Arbeiterbevölkerung, 


Für die Entstehung des Ikterus muß man daher nach anderen 
Ursachen suchen. Und, so glaube. ich, daß es sich dabei haupt- 


sächlich um das Übergreifen eines Magen- und Darmkatarrhs, be- 


sonders eines Duodenalkatarrhs, wie dies auch sonst für die 
katarrhalische Cholahgitis angenommen wird, auf die Gallenwege 
handelt, also ein Eindringen pathogener _Colibacillen und der- 
gleichen vom Verdauungskanal aus in den Choledochus, oder auf 
dem Blutwege durch die Pfortader auf die Leber, Katarrhe des 
Magens und Darms kamen aber sehr häufig im Kriege, oft rasch 
vorübergehend, oft länger sich hinziehend unter den Erscheinungen” 
der Anacidität, Wechsel von Diarrhöe und Obstipation vor und“ 
derartige Störungen, wie Appetitmangel, Druck in der Magen 
gegend, Unregelmäßigkeit des Stuhlgangs, manchmal auch Er- 
brechen werden als Vorläufer des Ikterus gewöhnlich angegeben. 
Das Auftreten solcher Störung des Verdauungskanals ist auch sehr 
verständlich, wenn man bedenkt, daß vielfach infolge des Nahrungs- 
bedürfnisses auch Speisen von zweifelhafter Qualität gegessen 
wurden, daß, wenn es gelegentlich möglich war, reichlicher zu 
essen, dem Magen zu viel zugemutet wurde. Und gerade bei der 
Art des Dienstes in der Garnison, wie in Kiel bei der Marine, 
war Gelegenheit zu gelegentlichen Exzessen in Speise und Trank, 
wobei wohl auch zweifelhafte Gerichte genossen wurden, voi 
handen. Wäre die Unterernährung und eine dadurch entstandene 
Schwächung der Leber sowie körperliche Überanstrengung die Ur- 
sache des Ikterus, so müßte bei der arbeitenden “Zivilbevölkerung 
dies in höherem Maße aufgetreten sein. Bei ihr traten zwar auch 
etwas mehr Fälle von Ikterus auf, wie sich dies-nach freundlicher 
Mitteilung des Stadtarztes Herrn Geheimrat Bockendahlı 
Kiel auch durch die einlaufenden Atteste für Lebensmittelzulagen 
zeigte, aber doch nicht in so erheblichem Maße als bei der Militär- 
bevölkerung. So wurden im Jahre 1918 und bis Anfang Juli 1913, 
also in 11/2 Jahren für 251 Fälle von katarrhalischem Ikterus oder 
bei 198133 versorgungsberechtigten Einwohnern für 1,2%). Zusatz- 
nahrungsmittel angefordert. Nach den einzelnen Bezirken schwankte 
die Zahl zwischen 0,3 und 2,4°/,,, und zwar waren unter den 
von der wohlhabenden Bevölkerung bewohnten Teilen manche mit 
wenig, andere mit viel Erkrankungen, ebenso war es m den 
Arbeitervierteln ganz verschieden. Im Städtischen Krankenhause 
kamen auch seit Beginn des Krieges in steigendem Maße Ikterus’ 
fälle zur Aufnahme. Bei fast allen waren Magendarmstörungel 
vorausgegangen und einige gaben bestimmt zu, zeitweise bei 
günstiger Gelegenheit sehr reichlich gegessen zu haben, Ja dab 
nach reichlichem Genuß fetter Speisen, wie zuletzt von amerika- 
nischem Speck die ersten Störungen aufgetreten seien. Auch Im 
Frieden ist gehäuftes Vorkommen von katarrhalischem Ikterus, 
zum Teil von epidemischem oder endemischem Charakter Nr 
sonders in Kasernen beobachtet und dann auf eine zu einförmiss, 
vielleicht mangelhaft zubereitete Kost zurückgeführt worden, 
während von einer zu geringen Nahrungszufuhr im Friedensyer 
hältnis nicht die Rede sein konnte. Die Fälle von katarrhalischem 
Ikterus verlaufen zwar meist ganz gut, aber harmlos ist eme 
solche Lebererkrankung doch nicht. Es geht dies hervor aus der 
Abmagerung und der Muskelschwäche, die nach Überstehen eb: 
Ikterus noch zurückbleiben. Die Muskulatur erscheint in langel 
dauernden Fällen dünner und schwächer, und zwar viel mehr, as 
dies bei anderen Erkrankungen von ähnlicher Dauer der Fall z 
sein pflegt. Dabei fehlt fast immer das Fieber und der Ben 
nimmt auch oft genügend Nahrung zu sich. Er nutzt Sie freile 
besonders in bezug auf das Fett nicht genügend aus,” aber man 
hat den Eindruck, daß die Leberschädigung für die Erkämas 
dieser Allgemeinerscheinungen herangezogen werden mub. hi 
katarrhalische Ikterus ist eben nicht ein einfacher Katarrh N 


Digitized by GO O glez : 


- 


en ET 
Nm} - 2. November. 2% 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.4. 0. . a a o n 1107 - | en; 
Ein: 'Gallenwege, sondern das Leberparenehym ist dabei auch wesent-. | manchen Fällen woh} auch dieser Umstand in Betracht zu ziehen i 
ien | lich adaki Fast immer ist Dach meinen Beobachtungen Leber- | und“ daher bei schlechtgenährten Leuten ebenfalls Vorsicht in - . F 
Liini schwellung auch bei wiederhergestelltem Gallenabfluß zu finden. | der Dosierung des Salvarsäns zu beobachten. © > EI OR 7 
Je Infolge der Schwierigkeit der genauen Feststellung der Leber- | Was die Cholelithiasis anbetrifft, so habe.ich nicht © =- | 
bi grenzen wird diese freilich oft übersehen. Bei sorgfältiger Aus- | den Eindruck, daß die Bildung von Gallensteinen darch die Kriegs- `, ;: 
w führung der Perkussion und Übung in der Palpation des Leber- ernährung befördert würde. Es wäre ja denkbar, daß sich an... -.. Éi; 
Toa  randes nimmt man gewöhnlich eine Vergrößerung wahr.. Für eine -| den Katarrh der Gallenwege, den Jeterus catarrhalis, der ja ge- © — . z E 
La Schädigung des Parenchyms spricht auch die Störung der Leber- | häuft vorkam, sich dies anschließen könnte. Doch ist das schwer >. N; 
SE funktion in bezug auf den Umsatz der Kohlehydrate, wie sich dies | festzustellen. Die. Entwicklung der Steine gebraucht auch wohl," 0.00.82 
ir ‚bei der Eingabe von 40 g Galaktose zeigt. Von 17 darauf unter- | längere Zeit, bis deutliche Erscheinungen hervortreten., Eine Be 
1o suchten Fällen schieden 13 über 2 g aus, und zwar bis zu 12,-| eiweißreiche Nahrung wurde auch ‚beschuldigt, reichlichere Ohöle- 2: 
ks im Mittel 3,0, während bei drei Fällen die Ausscheidung unter. stearinbildung im Organismus ‘und damit einen die Gallenstein- a 
Er 2 g, in einem Fall negativ war. Die Aminosäureausscheidung ‘war | bildung befördernden höheren Gehalt an, Cholestearin in der Galle - . 0oy 
irz 0,58 und 0,60, die Ammoniakausscheidung 0,2 bis 0,5 g täglich. | hervorzurufen. ' Dann würde die Kriegsköst eher der. Gallenstein-: -. a; 
2 . Namentlich die Aminosäureausscheidung war erhöht. `. >- | bildung entgegengewirkt haben. Von Boas (9) und Anderen Mc 
Ir Eine Vermehrung - der Ikterüsfälle würde außerdem herbei- | nun angegeben worden, daß mit Eintritt des Krieges die Stö- <- ee 
az ‘geführt durch die reichlichere Anwendung ven Salvars an, | rungen an Gallensteinen zugenommen hätten. Als auslösendes i E N «i 
ei die die Folge der energischen Bekämpfung der Syphilis war. In | Moment sieht er psychische Emotionen an. Doch. liegt es nahe, ur 
a Kiel traten relativ viel Fälle von Spätikterus nach Salvarsan auf. die veränderte Zusammensetzung der Nahrung und die ‚häufigen Pr. % N . 
a Es ist möglich, daß die durch die geschilderten. Verhältnisse er- | Magen- und ‚Darmstörungen als Ursache gelten zu lassen. ‚Wenn EE: 
di zeugte Neigung zu Erkrankungen an katarrhalischem Ikterus das | jemand Gallensteine schon . hat, so wird eine fettarme Nahrung, m 
E:  „ Auftreten des Salvarsanikterus begünstigt hat. Unter den: oben | wie sie jetzt‘ genossen werden muß, durch ihre Einwirkung‘ auf a 
m: “ ‚erwähnten Ikterusfällen, für welche in Kiel Lebensmittelzusätze | die Gallenentleerung ungünstig auf den. Zustand einwirken können. <  -§ si 
tz angefordert wurden, sind auch zahlreiche Fälle vón Salyarsan- | Jedenfalls sieht man erfahrungsgemäß Gallensteinkranke bei einer .- ; ns 
Z. ‚ikterus enthalten. Diese Erkrankung geht ja auch gewöhnlich | nicht, zu fettarmen.Kost weniger leicht an Koliken erkranken. Es aan g M 
m vorüber, ohne zu schweren Störungen zu führen. Nur in einzelnen | kommt übrigens in Betracht, daß Ulcus ventriculi und duodeni- i o ii 
35 Fällen schloß sich das schwere Krankheitsbild der akuten. | nicht so selten mit, Gällensteinen kombiniert vorkommen und die . ga 
2. gelben Leberatrophie an und es ist schwierig zu sagen, - durch ‚sie hervorgerufenen Beschwerden auf die Gallensteine zum E ii 
ei aus welchen Gründen dies im einzelnen Falle geschah. Die Haupt- | Teil bezogen werden. Bei ihnen wird Fettmangel in der Nahrung | 3 ei 
g . sache ist ‘ja dabei die rasch um sich greifende Autolyse des Leber- | aber besonders störend empfunden. - a ee E 
= x ' gewebes, -In welcher Weise dies durch Salvarsan begünstigt wird, Die Behandlung der Leberkrankheiten, die ja im wesent- ee | T 
E ist nicht recht klar. Zimmern (3) denkt an eine Schwächung | lichen eine diätetische ist, wird durch die Verhältnisse, ` wie sie a l jli 
= ` der Leber durch mangelhafte Ernährung und Überanstrengung im | der Krieg und seine wirtschaftlichen Folgen, die sich noch lange: i E: ' 
2 | Dienst bei den in der Marine beobachteten Fällen von akuter geltend machen werden, mit sich bringen, stark beeinflußt. Zur, 331 
Ib Leberatrophie nach Salvarsan; Dem .widerspricht aber der Um- | Verhütung von Erkrankungen der Leber und der: Gallenwege, so 5 ; i 
i5. stand, daß die betreffenden Kranken durchaus nieht regelmäßig | namentlich des katarrhalischen Ikterus, ist eine- leichte gemischte - a Ih 
3 unterernährt waren, sondern ein gutes, oft reichliches Fettpolster | Kost am besten geeignet. Sie soll die Leber reizende Substanzen, . E r aji 
= - zeigten. Bei den im Krankenhaus beobachteten Fällen handelt | wie Alkohol und scharfe Gewürze, möglichst nicht enthalten, eine . =; j! ‘| 
= 7 €8 sich zum Teil um Kontrolldirnen, bei denen körperliche Über- | stärkere Eiweißfäulnis und. Bildung von Fettsäuren im Darm ver- . > > pi 
y anstrengung jedenfalls nicht in Betracht kam und die sich in | meiden. Daher soll Fleisch nur in gut gekochtem oder gebratenem  . ; H 
3? - jeder Beziehung gut ernähren konnten. Es ist allerdings eine | Zustand und in nicht zu großer Menge gegeben werden. Letzteres | 
= 7 vorübergehende Zellschädigung anzunehmen, da die akute Leber- | ergibt sich im allgemeinen leicht infolge des Fleischmangels. Es ` ; d | 
i atrophie als Produkt einer durch Gifte organischer oder anorgani- | kommt aber leicht vor, daß Fleisch, welches schon zersetzt war, gi 
2 scher Natur hervorgerufenen Schädigung des Parenchyms und einer | in Konserven usw. gegessen wird, ferner: daß bei günstiger Ge- ` 4 AN 
y erhöhten Fermentwirkung anzusehen ist, wie ich dies an anderem ‚legenheit zu viel davon gegessen wird, nachdem der Verdauungs- -= p-o hi 
-7 Ort (4) näher ausgeführt habe. Arsenpräparate können die Leber | kanal längere Zeit es entbehrt hatte. Da dann leicht stärkere =: .; tifi 
4’ schädigen. So hatEhrlich (5) eine dem Salvärsan nahestehende, | Eiweißfäulnis einsetzt, so muß vor Übermaß bei solchen .Genüssen ‚= 1 i 
> eine Pyrrolgruppe enthaltende Substanz erwähnt, die sebr leicht | gewarnt werden, Vegetabilisches Eiweiß, Eier- und: Milcheiweiß Es, ii 
ó > ‚Ikterus macht. Er nannte sie daher Ikterogen. Diese macht Ne- | sind dem Fleischeiweiß,. auch bei der Behandlung von Leber- T tki 
zi _ krose in der Leber [Goldmann (6). Auch Salvarsan wird in | kranken, vorzuziehen. Ein gewisser Fettgehalt der. Nahrung ist ee li 
Pi der Leber aufgespeichert. „Daher ist auch Arsen in der Leber | auch zweckmäßig. Ein Übermaß davon, namentlich in Gestalt, en Hi | 
z! derartiger Fälle gefunden worden. Der autolytische Prozeß und | von, fetten Saucen, in viel Fett gebratenem Fleisch, geschmortem. ' FE j f: ij} 
2. ‚der fermentative Zerfall wird durch Arsen in bestimmt& Ver- ` Gemüse, Bratkartoffeln usw. ist. dagegen zu vermeiden. Auch“ D EEU 
A dünnung begünstigt, bei stärkerer Konzentration gehemmt. Leber- | hier. sieht man durch gelegentliche übermäßige Zufuhr nach längerer `. a il | 
7 gewebe, steril unter Toluol im Brutschrank aufbewahrt, löst sich | Entbehrung leicht Störungen eintreten. Vegetabilische, kohle- ; x F RE 
i! . allmählich durch Fermentwirkung (Autolyse). ‘Bei geringem Arsen- hydratreiche Nahrung reizt. wohl die Leber am wenigsten, falls : j j ai 
j! gehalt wird dieser Prozeß beschleunigt, während größere Mengen | gute Darmentleerung besteht und keine übermäßige Gärung im ‚Hl 
j ihn verzögern [Laqueur und O ettinger (6). Es wäre nun -| Darm vorhanden ist. Es ist daher zweckmäßig, die Gemüse, Kar- 0 KE 
4 möglich, daß zur Zeit des Auftretens von Ikterus der Arsengehalt | toffeln, Rüben, Wurzeln usw. gut durchzukochen, am besten in | >, ; i ji 
h ‚der Leber gerade eine solche Konzentration erhalten hat, die die | breiiger Form zu geben, das Brot. nicht zu frisch zu essen, gut — HE i 
N! F ermentation begünstigt. .Ferner können, wie in unseren, Fällen, | zu kauen und langsam zu essen und für regelmäßigen Stuhlgang -` we ji 
2 eitrige Erkrankungen anderer Organe (Mandeln, Nieren usw.) die | zu sorgen: Frisches und konserviertes Obst sind dazu besonders Be a 
j ‚Zellen schädigen und so ihre Widerstandsfähigkeit gegen fermen- | geeignet. Um die Verdauung und Resorption der Nahrung recht an | 


mn AG- SEa 


wohl begünstigend ein. 


‘Infolge der Kriegsernährung in den letzten Jahren eine geringere 


Eckschen Fistel [Fischler (7)], besonders wenn Schädigungen 
des Pankreas größere Mengen 


in den Mandeln, den Adnexen des Uterus, im Nierenbecken usw. 


‚Neigung zu nekrotisierenden Entzündungen hervortrat, ist in 


tative und toxische Einwirkung herabsetzen. Bei Schädigung der | gut zu gestalten, sind häufige, regelmäßige und kleine Mahlzeiten, 


y 


Leber durch mangelhafte Blutversorgung, wie: bei Anlage der 


von dessen Fermenten ‘durch die | Pausen gemacht und dann größere Mengen von Nahrung hastig 


Pfortader der Leber zuströmen lassen [Rudolph (8),.-Fisch- 
l er (7)], kommt es.zu solchem nekrotisierenden und autolytischen 
Zerfall des Leberparenchyms. ‚Nach den im Kieler Städtischen 


Krankenhaus beobachteten Fällen wirken eitrige Entzündungen | längerer Mittagspause, wie sie. so lange sich in Deutschland‘ be- 


‚ währt hatte und wohl nicht ohne Einfluß auf unsere vom Aus- 
land beneidete Leistungsfähigkeit in Gewerbe und Handel war, 


: | Und daher werden. solche eitrigen Ent- 
zundungen die Salvarsantherapie gefährlicher gestalten. : Da wohl 


„schiedenbeit von Arbeit, Beruf und Gewohnheit kann. leicht zu 


Widerstandsfähigkeit der Gewebe gegen Eiterungen, eine größere | 
‚Störungen der Verdauung und körperlicher Schädigung führen. 


i ‘ : 2 
A -A 7 
` À | 


‘etwa alle drei Stunden, notwendig. Die Ausnutzung der Nahrung ~> 
und der normale Verlauf 'der Verdauung leiden, wenn zu große- Ä 


gegessen werden. Die jetzt meist geforderte durchgehende acht- ` 
stündige Arbeitszeit hat daher. ihre großen Schattenseiten in bezug - ' 
auf die Erhaltung der Gesundheit. Eine getrennte Arbeitszeit mit 


erscheint daher zweckmäßiger. Auch die jetzt‘ übliche übertriebene- | 
' Durchführung des Einheitstischs ohne Rücksicht auf die Ver- 


nn an 


Sims a nenne ng 


Zr: 


et De 


e a 


o 
si 


ia 
à 
04 
Y 
ae 
ai 
5 1 
t 
a4 
* t 
. 
un 
RP 
d 


— 


-i n: pos p a ta E OAE RGE TE EN \ DES Es x r a Lin E Bi P En Te n Zr er 
Tiaa RE TR TG EEE ET EEE NR RE NG RR EEE E 
1% ya vr t i aT f Be PATI 7 Eu‘ Be 
4 q ti Er "> à y 2 ne 
BE, i 
$ A f i 2 2 
i HÌ 
TE F 
PIRSA 1108 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 
Ba ; 
ki 


= E im 


ur nn 


u. wien 
$ wo 


. i vr bd r 
rata M re saim r AA EAEE DEN, 
ia A 
hwii 
` 


Hoffentlich bleibt noch lange die Erschwerung des Alkoholgenusses 
bestehen. Aber auch Exzesse im Essen müssen möglichst ver- 
mieden werden. Bei sitzender Beschäftigung wird mäßige körper- 
liche Arbeit und Bewegung in der freien Zeit durch Garten- und 
Hausarbeit, Spaziergänge, Turnen usw. von Vorteil sein. Bestehen 
Magen- und Darmkatarrhe, so müssen diese sorgfältig behandelt und 
entsprechende Diät gehalten werden, Kuren mit Salvarsan, Queck- 
silber nsw. dürfen dann nur mit großer Vorsicht eingeleitet werden. 

Besteht ein Ikterus, so muß der Kranke sich ruhig verhalten, 
am besten zunächst das Bett hüten, bei ungenügender häuslicher 
Pflege ein Krankenhaus aufsuchen. Er muß zunächst eine aus 
Milch-, Mehl- und Eierspeisen bestehende, kohlehydratreiche, fleisch- 
lose und fettarme Kost erhalten. Reichliche Flüssigkeitszufuhr 
durch Milch, Buttermilch, alkalische Wässer usw. ist zweckmäßig. 
Sobald der Stuhl wieder mehr Urobilin enthält, also normaler ge- 
färbt ist, ist breiige, gemischte, auch Fett und Eiweiß enthaltende 
Nahrung, wie oben angeführt, zu geben, wobei für gute Entleerung, 
etwa unter Zuhilfenahme von Rhabarber, Isticin und anderen leichten 
Abführmitteln, zu sorgen ist. Karlsbader Wasser darf nur in kleinen 
Mengen gegeben werden, sodaß keine zu starke Wirkung auf den 
Darm erzielt wird. Namentlich ist ‚Bettruhe und vorsichtige Er- 
nährung beim Salvarsanikterus angebracht, dabei gute Durchspülung 
des Organismus mit alkalischem Wasser (Fachinger, Emser und 
andere), besonders wenn die Initialerscheinungen der hepatischen 
Intoxikation die Entwicklung einer akuten Atrophie erwarten lassen, 

Ist diese ausgebrochen, so wird man hauptsächlich flüssige 
Nahrung, Milch usw., geben in häufigen kleinen Portionen, da ein 
Übermaß von Flüssigkeitszufuhr bei den bestehenden Herz- und 
Nierenstörungen nicht gut vertragen wird. Im Koma wird man 
'Kochsalzinfusionen zu machen ‘haben. | | 

Bei chronischer Cholangitis und Cholecystitis, bei Gallen- 
steinen ist eine nicht zu fettarme. Kost angebracht. Es kann 
Butter, Schmalz und Speck bei der oben geschilderten gemischten 
Kost gegeben werden. Außer Karlsbader Wasser ist dann auch 
der Gebrauch von Salicylpräparaten, Urotropin usw., am Platze. 

Die Hauptsache bleibt bei der Verhütung und Behandlung der 
Leberkrankheiten unter den Folgezuständen des Krieges die Regelung 


, 


1. Die klinisehen Rezidive nach Salva 


behandlung 2 rs 
Als Gesamteindruck der Salvarsanwirkung ist festzu ellen, 
daß nach der ersten gründlich durchgeführten Kur, sei es n A 
‚ Salvarsan allein oder mit einer gemischten He-Salvarsankur, | Ro 


erscheinungen bleibt. Das ist das häufigste. Aber die Ausnahmen’ 
sind nicht selten, namentlich bei Quecksilberkuren mit nur einigen 
zwischendurch eingefügten oder zum Schluß angehängten Sal- 
varsanspritzen. Der. seltenste Typus ist derjenige, in welchem 
schon während der Kur oder ganz kurz hinterher Hauteruptionen 


Körper meistens fünf bis sechs Monate frei von äußeren Syphilis- | 


'neu entstehen. Im Anfange der Salvarsanbehandlung, als man eint 


einziges. massives intramuskuläres Depot setzte, galt es gerade 
als besonders wertvoll, daß das schnelle Eintreten des Rezidive 
anzeiete, daß noch Syphilisreste vorhanden sind. Wir wissen heute, 
daß auch ohne Rezidiv die Syphilis durch ein solches Depot kaun 
je erlosch. Was ich von dieser Art Frührezidive gesehen habe, ist 
recht eigentümlich gewesen. Es waren (meine intramuskulären Fälle 
betragen nur etwa 100 bis 200, meine Erfahrung ist also gering)’ 
starke, aus wenigen großen, zu rupiaähnlicher Krustenbildung 
neigenden Papeln bestehende Exantheme, sodaß vielleicht 
angenommen werden kann, daß es sich hier um besonders heitige 
Eruptionen handelte, welche durch die geringe Salvarsaneinwir 
kung nicht stark genug beeinflußt worden sind. Von Bett- 
mann, Oppenheim und Anderen ist auf diese eigentümliche” 
Rezidivform schon sehr früh (1911) hingewiesen worden. | 
Ähnliche Fälle sind mir während der ganzen folgenden 
Jahre, in welchen ich intravenös behandelte, nur zwei- Dis 
dreimal vorgekommen, einer bereits in der Zeit, seit ich mit Silber- 
salvarsannatrium behandelte. Indessen habe ich nicht einen ein 
zigen Fall gesehen, wo so früh ein gewöhnliches Rezidiv, wie bei 
Schmierkuren, löslichen Quecksilbersalzen oder Salieyl-Hg-Sprilz 
kuren so oft in Gestalt von papulösen Munderuptionen, bei ‚einer 
nur einigermaßen ordentlichen Salvarsanbehandlung eingetreten 
wäre: das Salvarsan ist eben in der kleinsten Dosis eine Heilmittel: 
menge, die auf Wochen hinaus verhütend wirkt, während der Ein: 


%“ 


der Ernährung unter Vermeidung von Unterernährung auf der einen fluß schwacher Quecksilberdosen weder genügt, vorhandene u 
und gelegentlicher Überfütterung auf der anderen Seite, damit die | SCheinungen zum Verschwinden zu bringen, noch vor ihrem 
ursächlichen Magen- und, Darmstörungen vermieden werden. Wiederauftreten zu schützen. | 
Literatur: 1. H. Vierordt, Daten und Tabellen für Mediziner Weit weniger selten als die beschriebenen pa 
1906, 3. Aufl. — 2. Rö Ble, Jkurs. f. ärztl. Fortbild. 1919, S. 20. — 3. Zim- 
mern, Derm. Zschr. 1919, Bd, 27, S, 188 ff. — 4. Quincke und Hoppe- 
Seyler, Krankheiten der Leber 1912, 2, Aufl., S. 364ff. — 5, Ehrlich, 
Berichte der Deutschen chem. Gesellsch. 1909, Bd. 42, S:. 17ff. — 6. Gold- 


P 
j 
tol 
i 
i 
i 
i 
f 
i 
o 
i 
P 
t 
i De] 
vi Y" 
i f 
i 1 
LRO 
. 
i] A Ty 
t 
. 
Ai 
t ‘ 
7 
f . 
i 
EX 
I. = 
t x 
j ii ir 
hyn 
. ve I 
ER ' 4 
ER i 
pTi k? 
fi 
Drie 
: -1 
y B- * 
1 iy 
Ea) ‘u 
i 1 
EN 
À TE 
IT. 
4 Te 
+ H 
\ 
u Bi pi 
IE: vw 
` i < He 
å \ 
til K 
nr 
- $ wL 
iiA 
UEL y jaaa ii 
11% 
kib y.i n 
i 
T 
. i N 
* mey 
| 
na ai / 
au 
i aan 4 
PE ah 
Ki 
E i 
' ! 
4 
o 
$ 


‘i 
Ei 
ui 
j ` 
t Pa 
Bin 
5 


Weil pulokrustösen 
Frührezidive während oder alsbald nach der Salvarsankur ‚sind 
diejenigen, welche den gewöhnlichen Verlauf der Syphilis wie 


ee SER en, 


er 

EEE 

E27 SE 5 
ee nn 
en e 


niew 
Pr 


x Ser Ar 2 
== ..— = ner 
Ai ai, PF 
pe ra Erna r Ad ie N 
c TA 
4 Prr Fi 
t ZTE 7 fi -i 
ze 


a a 
en — 


- 
s . a 
u En a 2 m a er 
en ED aa da Uh Pen x y EAS g 
En n nn bi a, mra: Pa i 
"y pper = ae 
> n= -p ~ 
-= b - 2 A, - la k 
ee ee X 
— - Ez — _ - 
ö wur me Pr ee - 


mann, Beitr. z. klin. Chir. 1912, Bd. 78, -S. 1; — 7. Fischler, Physiologie 
und Pathologie der Leber. Berlin 1916, S. 111ff, — 8. Rudolph, D. Arch. 
f. klin. M. 1906, Bd. 87, S. 1. — 9. Boas, M. Kl. 1919, S. 1396. — In den von 
der Medizinischen Abteilung des Reichsmarineamts herausgegebenen Kriegs- 
erfahrungen der Marine werde ich über Lebererkrankungen berichten. 


\ 
Die Behandlung der Syphilis mit Salvarsan t). 
Von | 


Prof. Dr. Felix Pinkus. 


5b. Die weitere Behandlung der frischen Syphilis 
(sekundäre Syphilis nach der ersten Kur). 


Ist die erste Kur zu Ende, so folgt die Frage, was nun weiter 
zu geschehen hat. Es ist gar keine Rede davon, daß nun in Ruhe 
abeewartet wird. Daß dieSyphilisnochnicht geheilt 
ist, das ist das einzige, was als unu mstößliche Wahr- 
-heit anzunehmen ist. Die Syphilis, wenn sie erst einmal ins 
wassermannpositive Stadium getreten ist, oder gar, wenn sie schon 
sekundäre Erscheinungen gemacht hat, heilt nicht mit 
einer Kur. Sie schlummert also nur eine gewisse Zeitlang, 
und wir müssen uns auf die Lauer legen, um sie bei ihrem er- 

neuten Erwachen zur rechten Zeit weiterzubehandeln. Ihr Neu- 
- ausbruch kündigt sich meistens schon einige Wochen vor der 
Erkennbarkeit an Haut und Schleimhäuten durch die Blutreaktion 
an. Beim Neuausbruche der Syphilis ist deshalb zu unterscheiden: 

1. Klinisches Rezidiv, das heißt bei Betrachtung des Kran- 
ken auffindbares Exanthem, Mund- und Genitalpapeln und andere 
Anzeichen wiederaufflammender Syphilis (nervöse Erscheinungen, 
Nervenlähmungen). 

9. Verhalten der Wassermann schen Reaktion. 


1) Siehe hierzu die Aufsätze in den früheren Nr.15,17,23,30,37. 1919. 


unbeeinflußt erkennen lassen: Rezidive gewöhnlicher Art, Mund, 
Genital-, Hautpapeln, nach drei Monaten in mehrfacher Wieder- 
holung. Dies ereignet sich bei geringer Salvarsanbehandlung 
(1 bis 3 g Neosalvarsan) recht oft. x AR 
Bei weitem am häufigsten ist.aber die Pause zwischen zwei 
Syphiliseruptionen fünf bis sechs Monate. Die ersten zwei Mo- 
nate sind nach allem Gesagten als ziemlich Sicher erscheinungs- 
frei anzusehen. So lange wirkt das Salvarsan auch in kleinerer 
Gabe schützend. Es ist also zu erwarten, daß nach einer gründ- 
lichen Salvarsankur oder nach einer durch Salvarsan verstärkten 
Quecksilberkur der Körper fünf bis sechs Monate lang nicht mit 
neuen äußeren Erscheinungen reagiert. Es kommt noch langere 
Symptomlosigkeit nach sehr viel geringeren Salvarsanbehand- 

lungen vor. Derartige lange Symptomlosigkeit auch na 
schwacher Behandlung kennen wir bereits aus der Zeit der Queck- 
silberbehandlung sehr wohl. Ich erinnere mich aus der Vor- 
wassermannzeit an eine Frau, die von mir eine einzige ‚Bil; 
spritzung von Hg-Cyanat 0,01 erhielt und auf diese mit oner 
furchtbaren ulcerösen Stomatitis reagierte. Teils aus Furcht vol 
dieser Nebenwirkung, teils wegen des Widerstandes der Kranken 
konnten bei ihr keine Behandlungsmittel irgendwelcher Art weiter 
angewandt werden. Diese Frau, blieb vier Jahre lang — 9 
guter Beobachtung — frei von Krankheitserscheinungen, bis sich 
doch wieder ein Symptom von Syphilis zeigte. 43 
z 


2. Das Verhalten der Wassermannschen 


Reaktion. e FEN 
Als Regel ist das oben Gesagte anzunehmen, aß nach eine! 
ordentlichen antisyphilitischen Kur eine, symptomlose ‚Pause voll 
etwa einem halben Jahr eintritt. Nun wäre es aber sehr falsch, 1 
jedem Falle wirklich so lange zu warten, den Patienten nieht Beer 
zu beobachten, sondern ihn erst in einem halben Jahre zul I 
Kur wiederzubestellen. Denn wenn äußere 26l che 
auftreten, dann kommt nach allgemeiner 


Aut 


4 PL 


- m . > 
~ Me rn, s 
r . e - 
a Ag ~ . 
- ; ET 
D Eas: 
4 - EN 

Ew 6 D. Pr 
vig 

ma 


m 


Digitized Mes‘ 


“©. gleichbar einer Papel.oder einer Roseola. - Ohne 


r 


= u j F ! | a R . : B 
© 9, November. 


„nach Wassermann untersucht wird. War die Wasser- 
= mäannsche Reaktion nach der Kur negativ, so ist die erste 


`- wicklung: des Virus Einhalt zu tun. Ich sehe -unsere Heilmittel 


 geschicktes Vorausbedenken derartige Störungen nach Möglich- 


mals wiederholten Kur von”einer Dauer bis zu drei Monaten wird 


zu einem Sklavenjoche werden. Gerade bei der ‚Syphilisbehand- 


4 F 5 O 


+ - x 
$ . E T, gi + á . a 
. \ 


`~ 


fassung die gutwirkende Kur schon zu. spät. 
-Hier hilft uns die Wassermann sche Reaktion. ‚Sie zeigt, uns 
-an, daß die Syphilis noch nicht erloschen ist. An dieser An- 
nahme zu zweifeln, liegt kein Grund vor. Es heißt zwar immer 
noch zuweilen, daß positive Wassermannsche Reaktion nicht 
ein Anzeichen noch bestehender Syphilis sei, sondern nur ein An- 
- zeichen dafür, daß der betreffende Kranke einmal syphilitisch 
infiziert gewesen sei. Doch ist diese Auffassung nicht richtig. 
Wenn ein, Kranker nach : der Kur eine negative ‚Wasser- 
mannsche Reaktion hat und einige Monate darauf wieder positiv 
- reagiert, dann kann diese Schwankung der Reaktion logischer- . 
weise nicht anders gedeutet werden als so, daß das Syphilisgift 
wieder im Anwachsen sei. In ‘Analogie zu dieser Beobachtung 
müssen wir eine dauernd bestehende positive Wasser- 
, mannsche Reaktion als ein Zeichen noch bestehender Syphilis . 
ansehen: Die Wasserm.annsche Reaktion wollen wir als 
Symptom der Syphilis betrachten, ganz ver- 


“solchen Unterbrechung, sagen wir von drei Wochen | 
‚Wiederbeginn ebenfalls in kleiner Dosis bestehen. . Man kann 


i.diese Grundlage kommen wir nicht zu einer einfachen Form der 
Syphilisbehandlung, wie die Praxis sie erfordert. Ich empfehle 
deshalb so zu verfahren, daß nach Beendigung der Kur allmonat- 
lich — außer äußerer Besichtigung des Kranken — das Blutserum 


Spur: vom Wiederpositivwerden als Ansteigen der Menge des 
-` Syphilisvirus anzusehen. Es wird dann meistens noch eine ge- 
„wisse Zeit vergehen, ehe auf ein wirkliches Hervorbrechen syphi- 
litischer Erscheinungen an der Haut oder den Schleimhäuten zu: 
rechnen ist, und das. ist ja gerade das, was wir mit'der wieder- 
holten Untersuchung des Blutes zu erreichen wünschen. Diese- 
Pause zwischen Wiederpositivwerden der Wassermannschen. 
Reaktion und dem Hervorkommen äußerer Symptome: ist es, in 
‚welcher die neue Behandlung -wieder einsetzen muß, die. dann 
ebenso zu gestalten ist, wie die erste Kur. Unterschiede zwischen: 
„starken“ und „schwachen“ Kuren zu machen, widerrate ich, auch. 
die „starken“ Kuren sind ja viel zu schwach! ‘Diese Unter- 
scheidung zwischen schwachen und starken Kuren beruht auf 
theoretischen Annahmen über die Stärke des Wiederauflebens des 
- sypBilitischen Giftes. Ich liebe die sogenannten schwachen Kuren 
nicht, ich halte sie für einen unzureichenden Versuch, der Ent- 


Behandlung- und Beobachtung der- frischen Syphilis: noch “nicht 


gezeigt, daß bei frischer. Syphilis sehr häufig, zwischen 4 und, # 


deuten ohne Zweifel meningitische. und myelitische respektive 
cncephalitische Reizungen. Mit einer: Erkrankung des Central- 


sich nun, ob es notwendig ist, festzustellen, ob in einem gegebenen’ 
Falle diese Reizung vorhanden ist oder nicht. Ich würde diese Fest- 
: stellung für notwendig halten, falls eine veränderte Be- 
‚alle für zu schwach an und ziehe es vor, anzunehmen, daß es. 
überhaupt keine ausreichend starken Kuren gibt. -Wir müssen 
leider immer noch mit fraktionierter Sterilisation, das heißt mit 
Wiederholung unserer Behandlung, arbeiten, während. eine wirk- 
liche Heilung unbedingt besser durch einmalige starke Vernich- 
tung-des Virus zu erreichen wäre. : Diese aber scheint nur bei der 
Behandlung des frischen Primäraffekts möglich zu sein. Die erste 
Kur soll möglichst negative Wassermannsche Reaktion er- 
| zielen. Vorher soll sie gar nicht als beendet gelten, auch wenn 
sie durch Hartnäckigkeit der positiven Wassermannschen 
Reaktion weit über das früher ‚vorgeschriebene - Maß von sechs | 
Wochen ausgedehnt werden muß. Darauf folgen allmonatliche 
Wassermannsche Reaktionen. Je schneller bei der ersten. 
Kur die Wassermannsche Reaktion negativ wird, desto 
länger: bleibt sie es im allgemeinen auch. Sobald sie wieder 
positiv. wird, rate ich — falls der körperliche Zustand es erlaubt . 
‚und nicht sonstige, namentlich psychische Gründe dagegen 
Sprechen — zur Erneuerung der Behandlung zu schreiten, die 
wiederum gegen 3 g Salvarsan (— 4,5 Neosalvarsan) erfordern 
wird, mit all den Kautelen, die. für die Salvarsanverwendung in 
den früheren Abschnitten beschrieben worden sind, also Beginn. 
mit kleiner Dosis, wenigstens zwei Dosen in derselben Stärke. 
nacheinander, allmähliches Ansteigen auf Dosis III und zuweilen 
höher. Nun wird es sich oft ereignen, daß die Zeitverhältnisse es 
nicht gestatten, eine solche Salvarsanmenge ohne Störung des 
perufs oder der sonstigen Gewohnheiten hintereinander einzuver- 
leiben.. Es kann eine Reise oder sonstige unumgehbare Unter- 
brechung der Kur dazwischenkommen. Es. ist klar, daß durch 


‚ nicht von ihrer Notwendigkeit überzeugt, denn, ich‘habe bei. Lum- 
balpunktionen. gutbehandelter Fälle in späteren Jahren stets eine 


liche Behandlung auszureichen, . um: etwa vorhandengewesene_ 


machen, und es bedarf hierzu wohl nicht der intralumbalen 
Salvarsanbehandlung; mehr‘ kann diese. auch nicht . erreichen; 


werden kann. Dafür haben wir aber noch keine Beweise. Ich bin 


einesteils zu.therapeutischen. Zwecken in den Fällen zu empfehlen, . 
in. denen langdauernde nervöse Störungen bestanden, anderenteils 
‚nach: mehrjähriger Behandlung zur Feststellung, daß auch diese. - 


und oft nicht völlig beschwerdefrei ablaufende Ausführung wird- 
im gewöhnlichen Verlaufe der praktischen Luesbehandlung selten ` 


halten, daß wir anf die Lumbalpunktion verzichten- und uns mit 
der fortlaufenden Kontrolle der Wassermäannschen Reàktion 


bedingungen ist'es ratsam, sich vorzunehmen, beim geringsten Ro- 
lung- einzuleiten. Diese muß wiederum bis zur‘ Gesamtmenge von. 


etwa 3 g Salvarsan durchgeführt. werden, mit gleichzeitiger Queck- 
‚silberbehandlung, wenn die Umstände ‘es gestatten. Die- Dauer 


keit aus dem Wege geräumt; werden sollen, aber bei einer mehr- 


F eben nicht immer möglich sein, Pausen zu verhüten. Die Be- 
handlung bedrückt den Kranken naturgemäß bis zu ‘einem recht 


hohen Grade, sie darf. deshalb, wenn sie erträglich sein soll, nicht | Kranken, teils aber um auf kurzen’ Zeitraum eine recht erhebliche 


oo j Heilmittelmenge zu konzentrieren. Sie soll möglichst nicht über 
!ung-sind ja so viele mentale Momente von Belang. Im Falle einer | sechs: Wochen dauern; deshalb injizieren wir Dosis I- + I EM ° 


l 


<> 1919 = MEDIZINISCHE KLINIK Nr. 00.02.2005 110 


nie wissen, was sich inzwischen von reizfähigen Stoffen im Körper - -- 
. angesammelt hat! Das Prinzip der Zeitauswahl: für die Wieder -` ` 
holungskuren soll das sein, zwar möglichst lange zu warten, aber‘ \':_: 
nie-so: lange, daß ein offensichtliches Krankheitszeichen sichwieder- . 
einstellt.. “Nur eine so durchgeführte Behandlung kann Anspruch `` 
darauf erheben, als richtige chronisch-intermittierende Behandlung 
angesehen zu werden, von der man eine gründliche. Vernichtung. 
des Virus erwartet: "wiederholte. Behandlung bei. völliger Erschei- 
‚hungsfreiheit. "Andererseits ist zu rasche Wiederholung der Kuren .. 
wertlos; ich habe mehrmals gesehen, daß eine zu- frühe. Wieder- 
behandlung; z. B. nach drei Monaten, ein Rezidiv nicht verhindern., `` 
‘konnte, das zur vorschriftsmäßigen. Zeit, ‚sechs Monate nach der. 
‚ersten Kur, auftrat. .Indessen geschah: das nie bei wirklich -sorg-. ~. 
sam 'kontrollierter Verfolgung des Krankheitsverlaufs.. ..Es -han-. 
j delte sich dann stets um Fälle, die:sich ‚seltener als: monatlich. 
zur Untersuchung: einstellten.- Deshalb: halte -ich die. anfangs 
‚allmonatliche, erst im. dritten Jahre etwas.'seltenere Wassermann- 
kontrolle für so außerordentlich wichtig. . Nun fragt es Sich, ob ` 
denn die Wassermannsche Kontrolle des ‘Blutes .allein ge- - 
-4| nügt, oder ob nicht, wie namentlich von den:Klinikern empfohlen 
"wird, auch eine Kontrolle: des 'Spinalpunktats ausgeübt werden. © ` 
muß. Ich glaube ‚mich hierzu: in: folgender. Form äußern zu müssen: 
| Die Lumbalpunktion ist: eine- Untersuchungsmethode, die in die‘ 
als allgemeine Regel eingeführt werden kann. ‘Es wäre.natürlich 
sehr‘ gut, vielleicht auch für die Beurteilung des einzelnen Falles. 
| wertvoll, den Zuständ der Spinalflüssigkeit zu kennen. .Die.Methode, 
wie man’ dieser Flüssigkeit habhaft wird, ist aber :nicht‘so einfach . 
. und so beschwerdefiei, daß sie in jedem Falle von Syphilis vorge-. 
nommen werden kann. Die groß6n Untersuchungsreihen, welche es _ 
über.das Verhalten der Spinalflüssigkeit bei Syphilis gibt, haben | 


aller Fälle, Veränderungen bestehen. ` Diese Veränderungen bei. .. 


nervensystems ist also bei frischer -Syphilis zu rechnen. Es fragt: 


‚handlung, vor allem. ` eine 'intralumbale Salvarsanbehandlung 
‚bei. positivem Befunde vorgenommen werden müßte Mir | 
sprechen zwei Punkte dagegen: erstens habe ich mich nicht: 
von ihrer Ungefährlichkeit überzeugen können, zweitens bin ich. . 
normale Spinalflüssigkeit gefunden. Mir scheint also die gewöhn- 
Veränderungen der: Spinalflüssigkeit wieder rückgängig zu 
normal gewordenes Lumbalpunktät beweist ja doch noch nicht, ı 
daß Rückenmark und Hirn selbst wieder ‘ganz tadellos geworden : 
sind. Anders läge es, wenn wir wüßten, daß durch die frühzeitige: .. _ 
Endolumbalbehandlung spätere Tabes oder Paralyse ‘vermieden : . 


durch diese. Überlegungen dazu gekommen, die Lumbalpunktion. . ~ 


Flüssigkeit in Ordnung ist. Ihre nicht gerade leicht durchzusetzende `,- 
in Betracht kommen. In der Praxis: wird es sich meistens so ver-  / 
im Blute begnügen.. Unter diesen vereinfachten Beobachtungs- i 


sitivwerden der W ass erm an nschen Reaktion eine neue Behand- . 


der Kur: soll nicht zu lang sein, teils wegen der Ungeduld der 


en T X . { 
m ee ae 
r : E EF RA N 


* 
Da We e A a 

megirt gora aaa N 
USD See. a 


f ‘ . 
- — 
FE 
vot 
a, l « 
ze y 
aoi 

t 


P 
a ts 
RSA n 
aua oa 2 
- 


Br 


Ei 


N er 5 
a Ye wis 4 . i ii 
TEE M a nn an age 


- Res 07 % 
p 5 5 PEN ` 
Soas Sei . 
Twin ee eg ee 
Ban ARE en Ep 
TR sn TTD a 


a ET 
: 


a u a s S a PR ERA E E RE pz A 
en oa -e.i A 
Samen] 
CI 


nee n 
> 
= wie 


RL 


Tue 
.. 


P Beeren 
are puren . u 


EE ee 
gie no ee 


era 


. 

N e ei 

EEE ET 
27 - 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 

++ I ++ DI + M+ II + IT + + II = 30 Dosie- 

rungen. Wir erhalten meistens schon in der vierten Woche.negative 
Wassermannsche Reaktion. Darauf folgt wiederum allmonat- 
liche Klinische und Wassermannsche Reaktions-Kontrolle, 
v»zaussichtlich nach fünf bis sechs Monaten wiederum Ansteigen 
der positiven Wassermannschen Reaktion und erneute Be- 
handlung. Sind 1% Jahre nach dem Beginn der Syphilis ver- 
gangen (also nach der dritten Kur etwa), so wird meistens die 
Wässermannsche Reaktion länger negativ bleiben. , Äußere 
Rezidive der Syphilis werden dann wohl nicht mehr zu erwarten 
sein, denn die erlöschen ja auch bei geringerer Behandlung (reinen 
Hs-Kuren) meistens gegen das Ende des zweiten Jahres. Um 
diese Zeit mag die Pause zwischen zwei Kuren ganz wohl länger 
gestaltet werden, bis zu einem Jahre. Allmählich, bei dauernd 
negativer Wassermannscher Reaktion, wird dann die B e- 
handlung in eine Beobachtung auslaufen, denn es folgt 


ja jetzt die lange latente Periode, die oft unmerklich in Gesundheit 
endet und in welcher die Behandlung oft völlig in das Belieben 
des. Patienten und des Arztes gestellt werden kann.. Wir be- 
sprechen dieses Ende der Behandlung im nächsten Abschnitt noch 
ausführlicher. Es wird sich nun zweierlei als Abweichung von 
der ‚absteigenden und aufsteigenden Kurve des „Normalverlaufs“ 
d»r Krankheit ergeben, eine günstiger und eine ungünstiger er- 
scheinende Form. Die günstigererscheinende Form 
des Syphilisverlaufs ist diejenige, wo keine Symptome, 
weder äußerer noch innerer Art, zum Vorschein kommen, die 
Wassermannsche Reaktion dauernd negativ bleibt, das 
Wohlbefinden vollkommen ist. Nach der oben berichteten Beob- 
achtung, daß eine Kur in symptomloser Zeit nicht vor einem bal- 
digen Rezidiv. zu schützen braucht, ist zu bedenken, ob in diesen 
Fällen die wiederholte Behandlung überhaupt ratsam ist, ob sie nicht 
überflüssig sei, weil sie keine Gewähr für einen Heilerfolg gibt? 
Darauf kann ich nur erwidern: das weiß ich nicht. Aber das weiß 
ich, daß ich lieber überflüssig behandeln werde, als eine Behand- 
lung versäumen; denn hier kann nicht mehr nachgeholt werden, 
was einmal versäumt ist. Vielleicht würde ein solcher Fall ohne 
alles Zutun von selbst in Heilung auslaufen, es sind derartige Beob- 
achtungen gemacht worden. Aber es sind jedem erfahrenen 
Syphilidologen massenhaft Fälle bekannt, die ihn in seiner Hoff- 
nung enttäuschten und wo nach jahrelanger Symptomlosigkeit 
noch unerwartete Erscheinungen nachfolgten. Es braucht ja nicht 
gleich so schlimm zu sein, daß ein tödliches Unglück eintritt, 
irgendeine schwere Hirnerkrankung, Herzaffektion oder der- 
gleichen, die wohl durch -die leider unterlassene Behandlung in 
ihrer Vorbereitung hätte aufgehalten werden können. Auch ein 
kleines Hautgummi genügt schon, uns zu lehren, daß unsere Ver- 
trauensseligkeit unentschuldbar war. Es ist zweifellos, daß wenig 
ausgedehnte Erscheinungen, namentlich die in edlen Organen ver- 
borgen sitzenden, dann plötzlich mit Lebensgefahr explodierenden 
Vorgänge:so wenig Einfluß auf die Blutserumänderung ausüben, 
daß durch sie keine positive Wassermannsche Reaktion zu- 
stande kommt. Gerade die Hirnlues verläuft sehr oft bei nega- 
tiver Wassermannscher Reaktion. Deshalb soll man lieber 
schematisch vorgehen und mehr behandeln als individualisierend 
zu wenig. Haben wir auch, namentlich in der Blutreaktion, ge- 
wisse Anzeichen, das Vorhandensein fortschreitender Syphilis zu 
erkennen, so haben wir doch für viele Fälle noch lange nicht aus- 
reichend feine Erkennungszeichen. Kein Mensch kann sagen, 
ob ein günstig erscheinender Fall auch wirklich späterhin leicht 
verlaufen wird. Die Syphilis ist heimtückisch wie kein anderes 
Leiden, sie ist sich selbst überlassen, stets dem am Zwirnsfaden 
über dem Scheitel aufgehängten Schwerte vergleichbar. Die 
symptomlose Syphilis erfordert lebenslange Beobachtung und in 
Pausen oft wiederholte Behandlung. Der Syphilidologe darf den 
Erkrankten nicht mehr, wie es früher die Regel war, nach zwei- bis 
dreijähriger Behandlung mit seinen besten Wünschen für den 
ferneren Lebensablauf entlassen und ihm versichern, nun sei er 
allen Gefahren entronnen. Er wird es sonst zuweilen erleben, ihn 
später in der Behandlung des inneren Klinikers oder des Neuro- 
logen wieder anzutreffen. Ich bin überzeugt, das läßt sich ver- 
hüten, denn unsere Mittel sind stark, wir müssen uns ihrer nur 
bedienen, im Stadium der Symptomlosigkeit nach Maßgabe unserer 
Erfahrungen an schwerer verlaufenden Fällen, die uns den 
schlimmen Verlauf klarer liegend erkennen lassen. i 
Der symptomlose Fall fordert unseren ganzen ärztlichen Ein- 
fluß nach der Richtung, den Kranken zu mehr Behandlung zu 
veranlassen, als seine Beschwerdefreiheit ihm oft angemessen er- 


sich die Syphilis mit irgendeiner anderen Krankheit wirklich ganz 


C> 
m s 


als schwerer anzusehen ist als ein leicht reagierender. Die heutige 
Syphilisfurcht besteht nicht mehr, wie in früheren Jahrhunderten, 
in Knochenzerstörungen und nächtlichen Knochenschmerzen; die 
Syphilisfurcht umfaßt heute nur, das eine 
Wort: Paralyse. ‚Daß die Krankheit ungeheilt ist, wie die” 
positive Wasssermannsche Reaktion beweist, und daß die um 


der ganzen Krankheit ärztlich noch-micht möglich,- In dieser Zett 
kämpfen wir ja noch gegen die Ansteckungsfähigkeit. Dab von“ 


ist anzunehmen; die, wassermannpositiven Fälle sind sicher 
sind; ein wassermannpositiver oder ein nicht geheilter, schon 
Stadium der Krankheit noch gar nicht entscheiden. Es ist die 


möglichen Seiten her gegen die erkennbaren Krankheitsreste an- 
zukämpfen. Wir wissen, daß gerade die schweren metaluetischen 


erkrankungen oft ohne alles Bewußtsein einer Infektion mit Syphilis 
entstand, also äußerlich wohl nur mit sehr geringen Symptomen 


weitem nicht immer mit spätsyphilitischen, inneren Leiden ver 
bunden sind. Wir wissen weiterhin, daß die oft. rezidivierenden 
und deshalb oft behandelten Fälle der sekundären Syphilis recht 
selten zu Tabes oder Paralyse führen. Dieser Punkt ist bereits 
im dritten Aufsatz von mir besprochen worden, Ich glaube, dab 
| hieraus kein anderer Schluß gezogen werden kann als der, dab 
hartnäckiger Anfangsverlauf die Prognose nicht zu trüben braucht, 
wenn mit ihm recht gründliche Behandlung verbunden wird; dak 
leichter Verlauf im Anfang keine Garantie für ‚spätere Gesund- 
heit gewährt, und deshalb nicht zum Nachlassen in der Behand- 
lung der ersten Jahre veranlassen darf. Der Syphilis traue mai 
nie, aber wohl der Macht der Behandlung.. - W SA 


w 


\ 


= 
- . 


Ein bemerkenswerter eig —9—— 
der intralaryngealen Elektrisierung. 


` 


! 


u. 


Von Ei ny 
‚Prof. H. Krause, Berlin.  — = 


| 


aus Lodz zur Untersuchung vor. Er spricht ohne Stimme mit onon 
groben Geräusch und unterbricht sich nach jedem dritten We E 
Leichter Stridor. Wie der Kranke berichtet, wurde er im secà i 
Lebensjahre — er ist 28 Jahre alt -— wegen Diphtherie im Momen 
höchster Lebensgefahr tracheotomiert. Wahrscheinlich wurde die | f 
ration angesichts der drohenden Erstickung sehr ‚summarisch NT, 
die sonst übliche Schonung wichtiger Organteile‘ ausgeführt, "77 


- 


~- 


TER | | - Digiized by GOO 


x 
d » g- ne - 
-We dorda + 


zigen verbreiteteren ähnlichen Krankheit, der Malaria. Sowenig 
vergleichen läßt, wird diese Annahme, unter der Bedingung gleich 


guter Beobachtung und Behandlung, doch wohl richtig sein, dab i 
der Fall, welcher nicht völlig symptomlos gemacht werden kann, 7 


geheilte Krankheit in Paralyse enden kann, ‚ist der seelische — 
Stachel, der dem Kranken und-dem Arzt keine Ruhe läßt 7 
-So einfach liegen die Verhältnisse aber natürlich nicht. In” 
den ersten zwei bis drei Jahren nach der ‚syphilitischen Infektion, T 
also in dem Zeitraume, mit welchen? wir es in unserer ‚jetzigen Be- = 
sprechung zu tun haben, ist die Entscheidung über die Prognose 
den symptomlosen Fällen eine erhebliche Anzahl geheilt sein wird, 
noch nicht geheilt. Welche Fälle im weiteren Verlauf günstiger 


frühzeitig wassermannnegativer, läßt sich in diesem frühen 


Zeit, die uns gelassen wird, um immer von neuem und von allen 
Nervenerkrankungen, auch ein erheblicher Teil der späteren Herz 


verlief und jedenfalls unbehandelt blieb. Wir wissen, dab schlimme 
äußere Erscheinungen, auch wenn sie nicht behandelt werden, U 


Am 6. Juni 1919 stellte sieh mir der Kaufmann Josef Lewkowicz 


4 ko > G n 
.. L a 
u 4 x 
> is ze > 
- 2ER law 2 
u 
er r 
u“ ' . 
aj z” - > 
T vu TV. 
is - > 
VW, 


A 


=. ne 
èe R - 
c N E ; 3 
ER E o y= a: 
> En, $ ens 
on. x Ser: 
b aa r 
. à Mi en, ME 
A 5 


..- 
s Pe. Be: S tA u 
- ` 


T n a TT 
ven pà w . 


au 
AL 


ar 


vr = 
Kar 


. 
pr u i 


me „Blase“ 


+ 


43 $ I 
erg ES 3- 
FENS DE i z 
a ZZ 1 i di- T 
EN AESA y i’ 
set ‘ ar vo 
7 s r a er A d 
Mae P ? i 
‚ j 
Bor DS p E RE ar ES $ Baar a E e Ayi a ; Ki, ia S en i n 
TREN ; š an. ESSEN nr i atas ee ; En rE a SANS y ren Tele 
RE u o a FRE ER i É 3 d S S ' EEs S BWS a note Bes a TEL BE ” Ea 
$ Re . w 2 s ` 5 Kir ee A . À è Bd R Hiet LE P R Eur, x Berg ee > EN zei z e en Bir j \ EEE à x er = 
= $ t . B > - \ . a - ` f 2 : > : "ode > ... x Ps 4 ' ee, ` a Dr A a 
Sn > a ft Se a E . gz -, FERNE NR P . N a y ORN . e T as Er R m % ER PA > in . aut ar Bu ii, 
i " í Sue Ey 7 ' 9 $ “ p F s D a ie g a oi =- r AR Kai ae ’ g 
ovember 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK. Nr. 44.0 NN 
. Le. . ; RE \ ; 1 ; Eu d b. . zi ~ te . , Ss Nr ie \ \ Ru 
4 = M L `~ x “ u Mi $ . R $ EE . + PR: r r 2 £ 
AAAA > : : 7 7 iR ne, „| 
š i $ d í . » 4% z f Ze R \ - . 3 GEER . ` 


í : . ei E i Bay = 3 i EE = vg: ( F :' ` 
die äußere Narbe erstreckt sich vom ersten Tra 


und- niedriger ist. Dementsprechend sind intralaryngeal das. linke 


~ Stimmband und. Taschenband in ihren vorderen Teilen in.die Narbe. 


 hineinbezogen und liegen auf dieser Seite auch die- wesentlichen Ver- 


änderungen im Spiegelbilde. .. Das: Dekanülement: ist angeblich nach. 


14 Tagen erfolgt. 


- . Laryngosk op ischer Befund:; Das Auge wird sofort 
 . ‚gefangengenommen von einer umfangreichen tiefgeröteten An- 


schwellung der linken Kehlkopfhältte, die mehr als zwei Drittel 


u m. des oberen Kehlkopfraums einnimmt, Sie wird gebildet vom Taschen-.: 


- band, neh sich bis zum Kamme der aryepiglottischen Falte und 
‚erstreckt sich nach vorn bis über das Tuberculum e iglottädis ‚hinaus 


zur rechten: Hälfte des -Kehldeckels, nach hinten 


springt vorn bis weit über die Mitte vor,. um nach hinten etwas 


`. ~ abzufallen, der mittlere Teil der Intumescenz ist kuglig ‚gewölbt und 
' aufgetrieben. Im hinteren Teil deckt sie teilweise eine "rundliche ` 


grauweiße Geschwulst von Erbsengröße und. papillärer Oberfläche. 
‚Das rechte Taschenband springt bei weitem. weniger wor und ist 


onur im vordersten Teil aufgetrieben. Von den. Stimmbändern ist ‚bei- | 


= ‚der Phonation nichts zu sehen. Erst bei. tiefer- Inspiration entdeckt 


- „man flüchtig unterhalb des ‘rechten : Taschenbandes eine gelbliche ` 
-,. . flache Leiste, die. keinerlei Beweglichkeit zeigt und: sogleich wieder- 
-. ` darunter verschwindet. Links ist von einem ähnlichen Gebilde nichts .: 
‚wahrzunehmen, auch nicht‘ bei‘ dem Versuch, unter lokaler. Anästhe j 
sierung das. geschwollene Taschenband mit der Sonde. zu verschieben‘ 
-© und fortzudrücken.. Das Lumen des Larynx ist beträchtlich verengt, - 
. die. linke. Hälfte starr und unbeweglich;- die. Annäherung beider - 
Hälften _erfölgt wesentlich durch die rechte, die indessen -bei dem: - 
'.Auseinanderweichen während der Inspiraticn sich der. : Seitenwand - 


. nur unerheblich annähert. - Dadurch erklärt sich. der wahrnehmbare 
mäßige Stridor. Bei der Phonation bildet unter Aufblähung‘ der er- 


wähnten "kugligen: Vorwölbung das sich heranschiebende rechte. | 
`  Taschenband ‚mit dem ‚linken den Schluß dieser Ersatzglottis, die _ 


‚indessen im hinteren Teil ‚offen bleibt. -Es wird hierbei unter ge- 


 waltiger 'blutstauender Anstrengung so viel Exspirationsluft ausgepufft, 


daß Patient unmöglich -mehr als drei Worte nacheinander hervor. 
- bringen kann. -- . ee a a A O eE 
..  : Der Fall hat seine Geschichte und ist einer großen Zahl von 
-~ Fachärzten. bekannt :geworden. .Er hat jahrelang wegen.’ des 
-> völligen- Verlustes seiner Stimme die Hilfe der bekanntesten La- 
Tyngologen seiner Heimat angerufen, die'sämtlich von einer Opera- 


Ei tion absalien und sich auf Pinselungen usw. beschränkten. .Er ist 
dann nach Berlin gekoramen, um Hilfe zu suchen. Sein Fall ist 


hier. bekannt geworden durch seine Vorstellung in der Sitzung 


ER der Laryngologischen Gesellschaft vom: 13. ‚Dezember 19189, : 


‚ nachdem er im November 1917 in das Verzeichnis der Universitäts- 


In jener Sitzung ‘wurde er von Herm 


 triculi symptomatica, nicht echter Laryngocele, 
- dem .die Ursache der 

Ursache habe, daß 
phtherie) unter dem Taschenbande das Stimmband fehle und so. 
bei der Phonation die Luft in den Morgag nischen. Ventrikel 
getrieben werde. Nach längerer Beobachtung” in’ diesem Ambula- 
‚torium wandte sich L. an einen Laryngologen,. welcher ‘als erster: 
einen "Eingriff unternahm, indem er die linkerseits vorstehende 
BR) im Februar 1919 galvanokauterisierte. . Darauf scheint 

‚$ich Entzündung, starke Sekretion und Schluckbeschwerde einge- 
stellt zu haben, Erscheinungen! welche teilweise noch bestanden, 
F ae am 6. Juni mich konsultierte. Vorher hatte er noch den 

Ra 
Injektion’ vorschlug, um ihm eine: besser verständliche grobe‘ 


=- Taschenbandstimme herzustellen, ohne ‘jedoch die Garantie eines 


‚ Erfolgs übernehmen zu wollen, aber zugleich auch auf die Mög- 
| lichkeit eirttretender Dyspnöe hinwies. "Aus alledem leuchtet ein, 
welche Schwierigkeiten die Frage der Therapie des Falles den er- 
‚fahrensten Fachärzten bereitet hat. RE | 


“Die Bedenken, die einzige dem Kranken verbliebene Bais 


. für die -äußerst mühevolle. und übellautende Verständigung, die 
‚schwer beweglichen und \unförmlich gestalteten Taschenbänder 


operativ anzugreifen.und umzuformen, schienen mir vollkommen 


E gerechtfertigt, ja, selbst die Wegnahme der obenerwähnten erbsen- 


. 


= . gologie usw. 1919, August. . 


f 


großen Geschwulst. von,. nterer 1 S 
mußte bedenklich. erscheinen, .weil sie. bei diesem so abenteuer- . oip, imsi F 
‚lichen. Schlußmechanismus .der fälschen ‚Glottis einen. nicht: un- ii g UAA 
‚wesentlich mitwirkenden Faktor. bildete., In‘ dieser. Not bot der . i: ag 
‚scheinbar rudimentäre Rest: des rechten Stimmbandes eine aus: : c; 554] 
‚blasser Ferne winkende Hoffnung, die sich 'aus vielfachen Erfah- + -.- c4 
zungen heraus bald.geradezu aufdrängte. ` Ich hatte im Laufe der. 7-2: -, 
Jahre niemals den. Versuch unterlassen, paretische, geschrumpfte, ~, und 
.narbig und unförmlich gewordene: Stimmbänder durch“unmittelbar . . 5r. 
auf sie einwirkende endolaryngeäle Faradisation wieder gebrauchs- -.:. 8 
‚fähig zu machen, Versuche, die ‚fast immer: mehr oder- weniger: 77. s x51 
erfolgreich waren: ‘Der. Vorgang. ist gewöhnlich der, daß das è. < o 2... $ 
kranke‘ Stimmband ` sich strafft,- zur ` Mitte vorschiebt, den koù- o% ......7.:% 
_ kaven Rand: ausgleicht, dagegen die vicariierende Tätigkeit des 005i f 
: Taschenbandes stufenweise zurücktritt und allmählich. ausscheidet. "2: 
"Besonders bemerkenswert sind 'solche Erfolge bei Sängern, denen... <“: is, 
eine ‚auch ‘nur mäßige Parese,:wie ich in"meinem Vortrag über. : 8.4 


chealring aufwärts bis‘ 
_ über.die Hälfte des Schildknorpels hauptsächlich in die linke ..Platte | 
hinein, welche verkümmert gegen die rechte zurückweicht, verdünnt . 


EES | is zur hinteren : 
-` Wand. Der Rand zur Mitte ist uneben, teils.-vor-," teils: eingebuchtet, . 


‚vorg 


"a 


. Poliklinik unter der Diagnose: Laryngocele aufgenommen, angeb- 
lich: den Rat erhalten hatte, von dem Begehren eines operativen . 
‚Eingriffs abzustehien, weil zu befürchten sei, daß dadurch der jetzt 
noch vorhandene letzte Rest der Verständigungsmöglichkeit zer- 
~. stört werden. könnte. 

' Weingärtner als ein relativ seltener Fall von Dilatatio ven-' 
vorgestellt, bei. 
Aufblähung des Taschenbandes darin ihre 
infolge früherer Krankheit .(angeblich Di- | 


hob. Nünmehr flachte unt 
der: Elektrizität. in den 


t eines anderen Halsarztes eingeholt, der ihm eine Paraffin- 


) B. kl. W, 1919, Nr. 16 und Internat. Zentralblatt für Laryn- 


der. hinteren: Partie des Taschenbandes . 


Erkrankungen: der Singstimme ?) "ausgeführt habe, für. ihre’ Exi- `- 


‚stenz leicht verhängnisvoll werden kann. ` Indessen auch in Fällen: 7.3: 
: von narbigen Formveränderungen und ‚Funktionsstörungen durch: :.....x:} 
"ausgeheilte Tuberkülose, Syphilis, Traumen, sowie. dureh- Central- ... osina] 
‚. erkrankungen ‚bedingten ‚Paresen und-Lähmungen habe ich nie € 7: 
‚unterlassen, : durch unmittelbare. -Einwirkung des faradischen - ".-. Et} 
i Stroms .auf' die . Innenmuskulatur . des. Kehlkopfs ‘kurativ’ zu 32 
wirken. ‘Zu, dieser ausschließlichen "Bevorzugung, der. intralaryn- 22% 
. geälen Applikation bin ich erst gekommen, seit ich die fast völlige | ivin 
Wirkungs- und .Nutzlosigkeit, sowohl ‘des galvanischen : wie des -`^ een, 
'faradischen. Stroms, ‚wenn von ‚außen..ängewandt, erkannt: habe - : EN 
‚ und kann ‚mich angesichts- meiner' befriedigenden‘ Erfolge‘ davon `> a 
i auch nicht entfremden lassen Äurch ein Urteil; das die endölaryn-, © :.:”::: 
geale Applikation -des faradischen‘. Stroms als ‚rohen nl 


x 


bezeichnet: , 


Nachdem ich nun in unserem. Falle von einem! operativen . 55S 
ehen zunächst ‚abzusehen ‘mich: entschlossen hatte, "versuchte 1:3 7 
ich durch Elektrisierung festzustellen, 'ob. dadurch etwas zu ër-  .. if 
‚reichen wäre. ‚Schon nach den ‘ersten. Sitzungen konnten ich wié -> > 
-der Kranke eine. geringe Klangbeimischung :zu. dem groben .. 
‚Flüstergeräusche, konstatieren. Der Spiegel zeigte bald ein’ etwas `: 
i: stärkeres Hervortreten der Stimmbandleiste unter dem rechten `` 
 Taschenbande. . Das ermutigte mich, fortzufahren,.und ich. konnte ° 
in den folgenden. Tagen — es wurde: täglich elektrisiert — beob- ` Be 
chten, daß das rechte Stimmband:immer. stärker zur Mittellinie. ..ı..-. -- 
| vorrüickte. Gleichzeitig stellte das rechte Taschenband seine Mit- 4 
‘wirkung ‚und kuglige Vorwölbung stufenweise bis zum ‚Aufhören 7... 1.4 


täglich.mehr ein, bis nach zehn Tagen das Stimmband ‘bei der Ad- 


' duction die -Mitte erreichte und- ebenso prompt abduziert wurde: :....2..3 
Es erwies sich nunmehr: als` stark- verdickt, an der-Oberfläche` ` = +i” o 
 knòtig, indessen in seiner, Struktur anscheinend intakt. Bis. zu: -- =, 


r 


diesem Tage war eine nachweisbare Veränderung der linken Kehl- > oy 
' Kopfhälfte nicht währzunehnten, :es sei. denn, daß. die Aufblähuug. = v.". 
"und kuglige Vorwölbung auf der Höhe des Taschenbandes sich Bo 


weniger bemerkbar gemacht hätten... Am Ende: der zweiten Woche 


indessen fiel mir auf, daß der hintere: Randi‘ dès. Taschenbandes = as 
sich von der darunterliegenden Geschwulst -ein : wenig zurück: .. ipai iy 
gezogen hatte, daß diese nunmehr umfängreicher. zutage trat und © ASSI H 
mit Ihrer grauweißen Farbe sich markant von der Umgebung .ab--.. | DSST fy 
er fortgesetzter täglicher Einwirkung... mizi Fi, 


gespannten Taschenbande. In 


\ 
3 (i 
2.. - U 


..) Hirschwald; 1897. . ee Bee ar a mu: 


g aar 5 
oe B 
+ 
. 5 i 


- 


a ; ‘. 
% E hi x - - Te iá z 
er! ‘ r r Ni ar Soltau kg 

= k c T- A. -a r ma ` yi z En i pi F 
> ee ron bdi TA ee A 
Be ee AS Ei ; ET EOS A u 

& p DEE - 2 ne ee -4 EE aay 7 ee 1 
- er gre a ee rs Enz 


G 


main 


oek t; .“’ y e. 
s $ Een Pi 
RE EEE a E S E 
AT Pe er 


; i Eingriff“ Re } vn Kr 


” t 
REE 
ze En 
, 


5: 


-o .r ut = peng 
Inne n A nen isg -i Ra 
R ` è . STINE ” £ 
Se N end zu et tan 


PR 


-4 - 
SR RR, N oe NE e 
TREE TE PPOO 
PL t 


Ora 
a a 

7 - 

ER 


-.» En De A ana 
nee ie” "x rt 
Pr 
IN. 


2 
ot 


ee ne re 
Taani SEa a 
ee Ve Seen 


Am 


A -Aa 
nn _ 


Tan t-_ 


nm 2 Ai -— 
= an e oa R - 
ne -~ 
= - = 


Fr i 
saa e mien "mra Kia ams l ar 


beiden folgenden : Wochen: das“ linke‘. Coe J5 
Taschenband sich immer mehr ab; aber auch die'Geschwulst yer- 7313 
kleinerte sich zusehends, bis von ihr in der fünften Woche nur . _ =: 1.4. 
‚noch zwei. narbige graue Stränge übrigblieben, die von ‚der... uf 
. Gegend des Filtrums zum hinteren Teil des Taschenbandes hin- - : 2E 
| überziehen. Gleichzeitig hatte sich der Ränd des Taschenbandes 
‚gesenkt und unter Ausgleichung der Vor- und Einbuchtungen ` >. 
sich immer schärfer- herausgebildet, bis er mit rötlichgelber Fär- - : =-. Fi. 
| bung in ausgesprochen narbiger Struktur. an | a 
| über die Mittellinie hinaus die Glottis deckend sich anlegte und 
‚bei der Phonation, die immer klängreicher sich gestaltete, vorerst ` 
noch mitzuwirken schien. Erst in der sechsten. Woche zeigte sich ` 
' unterhalb dieser. stark prominierenden narbigen Leiste ein Anflug. . 
.des linken Stimmbandes, erst in dem hinteren Teil und später — -7k 
in kleinem flachen Bogen seitlich. zurückliegend — auch. der ~ >>- 
‚vordere Teil. Dies alles zunächst nur. flüchtig, immer. sogleich 7 
wieder verdeckt von dem darüber chenbande. In . 
‚den folgenden Wochen hat nun auch das linke Stimmband‘ in. 


an die Epiglottis weit; ° N. 


ud 
d 
—a 
rn. rwv | 
/ sfs 
Y 
w Ur 
FaN 
ent. 
Bad 
pe 


ar he - 


~" 


=» C = 


P Are ® v 


An om 


Toa 


ae, ee o a 
de ç 


Aat 
g 
I. 

k 


ungen er 
> ADS 
e -a 
ne 
a - 
—— 
a 
” 


ga 


Be 
ne adaa 
Z tr 
Ford 


s 
~ 
TPE e _ 
ge ee 
f. 


sÅ 
g 
=== 
Tr r A E EAA 
= = m "i 
ea hu 12: SEE 4% É 
v 


r 


Br 3 


ee A d- 
ee en n A —. 
~s un. f 

J > 


Te a en aaa 
a er 7 
u For 


= m 
-vanm a 
7 


brava 


en 
A P < 
PEULE NETI 
ST 
aari nanie, 
» M s 


‘allmählich steigendem Maße die Mitbeteiligung an der Stimm- 


- reiehenden Glottisschluß bildet. Dementsprechend hat das 
'Taschenband seine stimmbildende Funktion eingestellt, bläht sich. 
‚durchaus nicht mehr auf und hat sich abgeflacht. Auf seiner 


NS | | U | wi ich anfangs ganz normal. Zähne mit 1 Jahr, die ersten Ger 
der ausschließlich elektrischen Behandlung läßt uns schon ein | ro Sn Sinn Keine Kin derkraue ve e 
klares Bild über Ursache und Wesen desselben gewinnen. Die‘ EG u 


wuchsen. 


elektrischer Anregung — ich verwende: ziemlich starke Ströme 


ui | Digitized y GOO 


TE Ver er FAAS 
al a a A A EA E SN VE A E 
p E à 3 ' ` f j Zr ; ih Eu 
1112 ER '1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. u 


bildung wieder übernommen, sodaß es unterhalb der deckenden Di 2 Es DB), a A e n ara i 
Taschenbandnarbe immer. deutlicher sichtbar. hervortritt — und £ oh = En allen bisherigen ; 
A Pont elatiEa0 Enner ne pathische Osteopsathyrose handelt, ist jedoch fraglich; es wurden 


Höhe zeigt sich seit Wochen eine lochartige, wahrscheinlich von 
dem Tiefenstiche der Kauterisation herrührende Vertiefung, die 
in den Sinus Morgagni zu führen scheint. Die Stimmbildung 
schreitet stetig fort, wenngleich in den letzten Wochen -nicht so 
schnell wie in den ersten. Daß _der phonetische Effekt noch kein 
ganz reiner ist, dürfte außer der Verdickung und narbigen 
Strukturveränderung der Stimmbänder der narbigen Verwachsung 
der oberen Fläche des Vorderteils des linken Stimmbandes mit 
der unteren Fläche des gleichen Teiles des Taschenbandes zuzu- 
schreiben sein. Es wird vom- weiteren Verlauf abhängen, ob nicht 
etwa durch Trennung dieser Verwachsung eine größere Reinheit 
der Stimme zu erzielen wäre. =: . 


Der in vorstehendem geschilderte Verlauf des Leidens unter 


einer gründlichen Abhandlung „Über infantile Osteopsathyrose“ einen AOM 


psathyrose, insbesondere gegenüber 
(Rachitis tarda) geliefert zu haben. 


z Yu A i 
nr Dr - 
- ın Sara i 


À ni >a . A To. ETAR N ST». 
stellen, die für die Kenntnis der Eigenart der Erkrankung nicht 7 
ohne Bedeutung sind. Er E 


F 
at d 


Kanüle hat, wie so oft, durch Verletzung und Druck auf die 
linke; Kehlkopfhälfte hier einen entzündlich-granulierenden Zu- 
stand erzeugt, der zur Zerstörung des vorderen Teils des linken 
Stimmbandes und Taschenbandes und zu hyperplastischer Wuche- 
rung des. letzteren in seiner ganzen Ausdehnung geführt hat. 
Nach dem Dekanülement trat Vernarbung der zerstörten Gebilde 
und Verlust der ‚Stimmbandphonation ein. Als Ersatz hierfür 
entwickelte sich die grobe Aktion der Taschenbänder, die infolge 
foreierter Tätigkeit weit über ihren normalen Umfang hinaus- 

An diesem Wachstume war das rechte Taschenband, 
das nicht verletzt und dessen Stimmbandpartner intakt geblieben 
war, in geringerem Grade beteiligt. Die grauweiße papilläre Ge- 
schwulst, die ich bei Eintritt des L. in meine Behandlung vorfand 
und die bei der Rückbildung: des linken Taschenhandes mit Zu- 
rücklassung narbiger Stränge verschwand, ist als Granulations- 
wucherung anzusehen. Da diese bei der Vorstellung des Falles 
im. Dezember 1918 nicht erwähnt wird, so muß sie wohl nach 
diesem Zeitpunkt entstanden sein, ob infolge des kaustischen 
Eingriffs, muß dahingestellt bleiben. Dieser granulös-geschwürige 
Prozeß machte zusehends und im Verhältnis zur Dauer des 
Leidens überraschend schnell sich zurückbildend einer narbigen 
Schrumpfung des Taschenbandes in dem Maße Platz, als dieses 
dureh Reaktivierung des Stimmband-Phonationsapparats allmäh- 
lich außer Funktion trat. Es wird nunmehr noch fortgesetzter 


Des 


’ 
+ 


\, 


infolge eines Fehltritts, ohne eigentlich zu 
fallen, da das Kind gehalten wurde. 14 Tage 
Extensionsbehandlung, dann Massage. Nach 
zwei Monaten konnte das Kind wieder laufen. 
Seither hat sich das Kind in 
längeren und kürzeren Intervallen 
nicht weniger als neunmal bald den 
rechten, bald den linken Oberschen- 
kel, einmal auch den linken Unter- 
schenkel gebrochen. Die anderen Knochen 
sind bisher.von Frakturen verschont geblieben. 
Das Charakteristische dieser 
Frakturen besteht darin, daß die- 
selben in gar keinem Verhältnisse 
zu dem erlittenen Trauma stehen. 
Meist war die Ursache so unbedeutend, daß sie 
überhaupt nicht ermittelt werden konnte, ein 
andermal hatte. eine rasche Bewegung beim F GS Be 
Ankleiden oder Baden einen Bruch des Ober- ° Abat mn 
schenkels zur Folge. | Ere Ne ee: 
Die Frakturen waren allemal im Beginne sehr schmerzhait, von 
lebhaften Muskelzuckungen begleitet, die erst bei Ruhigstellung nach- | 
ließen. Von den Frakturen abgesehen, fühlt sich das Kind ganz wohl. 
Befund: Kleiner, schwächlicher Knabe in mäßig gutem Br 
nährungszustande. Körperlänge 100 cm. Schädel flach mit stark ats- 
geprägten Tubera parietalia. Cireumferenz 53 em, größte Länge IT en, 
erößte Breite 15cm. Unterkiefer verhältnismäßig klein. Zähne sehütteı 
und zackig. | er NER ER N 
Die Extremitäten sind sehr zart. Umfang: in der Mitte des Ober: 3 
schenkels 33 cm, des: Unterschenkels 17 cm. Beide Oberschenkel a 
im Sinne der Varität konvex gekrümmt, fühlen sich im oberen Tel 
callös verdickt an. Die Unterschenkel sind sehr dürftig und eiwas” 
korkzieherartig verbogen. ee NA il 
Becken, Wirbelsäule, Rippen und die oberen Extremitäten Sin. 
anscheinend normal, die Epiphysen zeigen keine Verdickung- En 
besteht lebhafte Schmerzhaftigkeit auf Druck in den verschiedens ad 
Punkten und bei den geringsten Bewegungen, wodurch das Kind Ban 
zwungen ist, jede Berührung und jede Bewegung zu vèrme en. 
Stehen und Gehen unmöglich. | 


Geistig ist kein besonderer Defekt nachweisbar; es scheint s 
Gegenteil sogar eine gewisse Altklugheit vorhanden zu sêm: den 
psychische Verhalten ist ebenfalls normal, vielleicht etwas unter ( 
Norm kindlich. | | et 
Interner Befund (Professor Ja gie); Pulmo: perkutorisch A 
auscultatorisch normal. Gefäße: zart, weich. Cor: diffus N 
breitert, reine Töne. Abdomen ohne pathologischen Befund. A 
Albumen chne Befund, Saccharum ohne Befund. Wassermannsche ee 
aktion negativ. Blut: Rote Blutkörperchen 5 500 000, Sahli 75, In 


Ga Kan 


— bedürfen, um die während 22 jähriger Inaktivität stark re- 
duzierte Muskelmasse mehr und mehr zu kräftigen und auf mög- 
liehst normale Arbeitshöhe zu bringen. 


Z—— nm 


Aus dem Universitäts-Ambulatorium für. orthopäd. Chirurgie in Wien 
| (Vorstand: Prof. Dr. A. Lorenz). 


Zur Kenntnis der Osteopsathyrosis idiopathica)). 
| | Von | 
Dr. Julius Haß, Assistenten. 


Mit idiopathischer Osteopsathyrose bezeichnet man bekannt- 
lich eine in früher Kindheit: auftretende Knochenbrüchigkeit, die 
dadurch charakterisiert ist, daß die Frakturen schon auf ganz 
veringfügige Insulte entstehen. Diese idiopathische (kon- 


Stitutionelle) Osteopsathyrose unterscheidet sich wesentlich 
von der symptomatischen (pathologischen) Osteopsathy- 
rose, welche auf Grund einer die N EE der 
| herabsetzenden. Erkrankung, Z. B. der Rachitis, eintritt . 5.500 000 
ee et von Infiltration einer Knochenpartie mit Ge- ! 0,07, weiße: Blutkörperchen 9840. Difterentialzählung: r me 
> h ilsten usw 36 %, Lymphocyten 42%, Eosinophile 20 %, Mononucleäre a; art 
5 rede Lobstein .(i) (1825) die idicpathische Osteopsa- Röntgenbefund: Die langen Röhrenkncchen En 
h e als selbständiges Krankheitsbild genauer- beschrieben und die Corticalis bleistiftdünn, hat zugunsten. des MS Die - 
: IN hm hat. sind zahlreiche Mitteilungen. über diesen Gegen- | nommen, der etwas erweitert erscheint (exzentrische Atrop "mal, 
2% d erschienen und es sei auf die eingehenden Arbeiten von Gurlt | Epiphysen sind nicht verbreitert, die ODE pm hysen ist 
stan Seti th (3) und Anderen verwiesen. | von normaler Form und Begrenzung. Im Bereiche der Epıp y rmehrt. 
Se > gio Compara äußerst dünn, die Knochenhöhlen ) bedeuten aa Maschen 
Fü | j Demonstration in der Gesellschaft der Arzte in je Trabekel der Spongiosa sind spärlich, unregelmäbig, WERT, 
Wien D Ne Mai 1919, | bildend. Es fällt die Seltenheit der querlaufenden Bälkchen aw, i 


“Luren Sio 

a T Og Per 
- 43 á 

sP i- 
d pe > 
€ 


a 
_ 
Br: 
a. z 
p cfs] 
er 
~ S s 


“ 
` 


[3 


z fxi ln TA 
Der AN 2 ev 


1919 - — _ MEDIZINISCHE | KLINIK Nr at 


iis. 


Eri Aaa ad . . T ! 
5 Er Fa 


‘ 


2 2. N A Fe 
nr "2 Die frischen Haksıren finden sich in den Diaphysen, sind Quer. E . Die- Vds ist vcm Geséhlecht TAT. „doch ergibt | 
at oder Schrägfrakturen zumeist ohne hochgradige. Dislokation. . Die sich; „daß die. beobachteten. Fälle En das männliche. Geschlecht. , | 
we . Frakturenden: zeigen keine Besonderheiten. (Abb. 2 ist das Röntgen- | ' betreffen. s a i 
n ”. bild einer frischen Fraktur gleichzeitig an beiden. ‚Oberschenkel-: | + Iy unserem Falle waren. wir lediglich sub die Angaben. der : 
Gei ‚kaochen.), "Mutter des . Patienten angewiesen, die sehr mangelhaft sind, da. | 
e Daß es sich. in unserem F all um eine 'echte idiopathische ‚ihre Kenntnis der Verwandtschaft, nicht, weit reicht. In. der F Fase o ! 
D Osteopsathyrose handelt, geht aüs, der Krankengeschichte, Zur “milié sind keine consanguinen Ehen, keine eisteekranlchelten. ur, .; 
Ho , Genüge ‚hervor. Von der Osteögenesis imperfect 2 |: _ Der Großvater des Patienten war auffallend klein und-schwäch-. Be 
T7 -= „unterscheidet sie sich dadurch, daß die Frakturen erst nach. der | Jich und ist mit 56 Jahren an einem Herzfehler. gestorben. Die Groß- » lg! 
E , Geburt aufgetreten sind: Differentialdiagnostisch känie sonst nur ij mutter hingegen war. eine ‚kräftige Frau. und ist mit. T4 Jahren ger rin, a 
en u :noch die Rachitis in "Betracht. Doch spricht nichts für eine ` storben. ag iaia 
DN S solche. Annahme. Das Kind hat zur normalen Zeit zu laufen. be- Aus: ‚dieser Ehe stammen 15: Kinder, von “denen sieben früh ` we E 
| ~- gonnen und es fehlen die für Rachitis charakteristischen Verände- "starben und. von denen drei gegenwärtig am Leben:sind: Eines dieser. zoon 
Sa rungen an den Epiphysen und Epiphysenfugen. Br i : Kinder hat' in. seiner Jugend. mehrfache Frakturen’ aus geringfügigen `>. Sf 
sair we Die Frakturen sind hier eben nicht Symptom, sondern: der t Ursachen erlitten.. Ich selbst: habe’ Gelegenheit gehabt, zwei ‘Personen Be 
ee ee 1e ymp | ‚dieser. Generation, ‚nämlich-die Mutter des- Patienten: und den- Bruder a ei] 
En Ausdruck eines selbständigen: Krankheitsbildes, wie er zum BR der Mütter wegen. Spontanfrakturen zu. behandeln, ‚deren Daten. kurz” Be, 
ar . griffe. der idiopathischen. al gehört, z |. mitgeteilt seien: 3 a N 4 
” m 2.82. Amalie S. 37 Jahre. alt, Sehr klein mit, äußerst grazilem . paieti 
`Knochenbau. Das Gesicht zeigt eine auffallende Ähnlichkeit mit dem s ee Si 
m ‚des. Kindes., Es hat einen. gewissen 'schlaffen Ausdruck, auf dsssen. > 50t se g 
Be 5 ‚ Eigentümlichkeit Kien bö ck (11) bereits. hingewiesen hat. Die add 
Ri Frau. erlitt: im ‘achten Lebenjahr eine’ Fraktur des- rechten Filbogena -- ee 
‚aus  unbedeutander ‚Ursache: Vor ssehs. Jahren; Bruch des rechts- " .ruy 7i 
-seitigen Schenkelhalses.ohne nachweisbares Trauma, Behandlung nach a | 
a Lorenz (Inversion und- Gipsverband). Nach einem Monate kann die ..-.2.$ 4i 
` Patientin, tadellos. gehen: und: nach zwei Monaten zeigt: die Fraktur- RE Be | 
2 eine vollständige Konsolidierung.-- Be E 
Be; .3.:Max D., 52 Jahre, sehr klein und. schwächlich, ‚leidet: an einem SE 2 
olg Vitium cordis: Es besteht eine Verkrüppelung des ` linken. Ellbogens °. ... m: 3% 
1 -nach einer in: der Kindheit erlittenen. a : Vor zwei‘ z agoe 
“4 Jahren erfolgte beim Niederlegen‘ ins Bett eine Fraktur des rechten . 2 We Pal 
'Oberarms mit erheblicher Dislokation. "Diese Fraktur -heilte . ARA Ze E 
i rasch, sodaß er nach drei Wochen wieder: arbeiten konnte. eh 
| Das. ħereditäre und. familiäre Auftreten ` der Erkrankung _ Be 
| scheint für die’ Mitwirkung. einer: konstitutionellen ‚Organminder- ear a 
Ll ' wertigkeit ‚des Skelettsystems zu ‚sprechen; welche. eine enorm “2.15. 11% 
herabgesetzte Widerstandsfähigkeit ‘desselben: bedingt.. | ee 
EEE A | "Von besond.erem Interesse ist die. Tat-- re Zi ii 
a a A a a ‚sache,‘ daß außer `der 'abnormen Knochen- | Da 
io ei a a P o brüchigkeit auch die blaue Sklera. und Ta 5}: 
ie a i  Ahh.2 u | Abb. 3, gressive Schwerhörigkeit in der. -Familie: RE, 
poa - ' | erblich sind. und daß bei allen: ‚Personen, bei hal 
| Par Frage der Vererbung der A E T, welchen sich eine. gesteigerte Knochen- © < o erh 
keit und ihrer Beziehung zu anderen Merk- |brüchigkeit findet, auch die blaue: Sklera Sl 
| ci rs malen. Ä - und die Schwerhörigkeit. vorhanden sind. Ben; 
$" -< Der hereditäre Charakter der N idiopathica ist | ‚Soweit, sich ermitteln läßt, ist in der Familie des Großvaters Petzl 
y . lange bekannt. . Schon Eckman.n (12) hat darauf aufmerksam ge- . unseres “Patienten. die Taubheit erblich. “Der. Großvater selbst. hatte Re E 
"macht. ’ ` blaue Skleren und ist mit 35 Jahren vollständig. ertaubt. ` >`. ee 
EEE „Osteopsatliyrose von Ges ch Wistar n haben 0. s öhmiat | . Auch von den Mitgliedern der zweiten Generation haben einige ee 
#0.” (3), Hartmann (14) ;u. A. beschrieben. Matsuoka (8) teilt den blaue Skleren und sind im mittleren Lebensalter ertaubt.- | le N 
j - Fall einer sechsjährigen Japanerin mit, deren Schwester ebenfalls an |‘ Alle. drei von mir, untersuchten. Personen zeigen. eine blaue - ne} 
2 = . abnormer. Knochenbrüchigkeit litt. | Sklera. Die Mutter und der Onkel leiden ‘überdies an. Progressiver Sen 
u Mit der Kränkheit befallene Familien wurden mehrfach Boobiäh: ‚Schwerhörigkeit.. Von den Kindern der. dritten Generation. hat. außer y gagean 
j tet. In, dem Falle von Rebbeling (15), einem neunjährigen Knaben, | Nserem. Patienten auch, ein Kind einer Tante eine blaue Sklera und“. ui fl 
š > -~ der seit. seiner Geburt 25 Frakturen erlitt, war auch die Mutter und | ist vollständig taub. no de) p 
i -vier Geschwister von der Krankheit betroffen. de Cortes (9) ben | Taubheit und blaue Sklera kommen aber bei einigen Mitgliedern er NEE 
k Schreibt einen dreizehnjährigen Knaben, in dessen Familie zahlreiche | der Familie für sich allein, — ohne Knochenbrüchigkeit — vor und TH 
j ‚ multiple Frakturen vorkamen. Klose (16) teilt den Fall eines zehn- sind ‘entschieden vorherrschend. In einigen Fallen gesellt Sich- en At) 
» `. jäbrigen Mädchens mit, das seit dem Alter von 1% Jahren 18 Knochen- | Herzleiden hinzu > E 
" ... .»brüche erlitt, und. dessen Vater bis zu -seinem zehnten ‚Lebensjahre ‚Soweit die Angaben reichen, läßt sieh folgende Stammtafe a 
u ‚ebenfalls zahlreiche Frakturen durchmachte.. j ne | ‚aufstellen: | | wi Di: aee aune i 
3’ f ae u = we i i teg Ft 
” Stammtafel der'F amilie D. . nen H 
B i | mie. l u Ze, 
a Y `à : ea a 
2 f i ; ' OES E E 
| i @ f= tn : ae Sr m... A a e 24 Ba 
; y ëe y | le Mm Er y | - Bi ea "2: 
er = 7 > I. ©- Pe He o xie r 
Z en S Be | e | ur ee 
E oT TREN A GRA >, Se E iin, 
| y g Ë Eu B 8:6 u EOE JE 


Q) früh gestorben, 


Das ‚oberste Fach bedeutet RN, das mittlere Fach: iaie Sklera, "ins unterste Fac sch: Schwerhörigkeit, 
Q Herzfehler. l ; 


eS aE R E e 

PE E N PAEA a 
Ay “ a de ri fr = N 
De x R ae TR PA 


x untersuchte Fälle. 


wr peee u aaee 
e> ~ 
Jp er -e> P j 


"r e a 


$ 


a 
Ik 
$ 
E 
t 
N 
NT 
1g 
5 
Pia 
IH 
Fh 
i 
oR 
Hm 
Dat 
a 
a 
N \ 
À 


- 


- er nn —m 


[2 
k ip N 
= a ee re a 
J r- yer L ww: . 
—— _-- . - 
j x 4 we 


EP 
ey a ann z - > DSL a. E a iE Dee Pa ne N ui ars Ey 
EINE zi B r EAAS ~ eN 5 a ER ee TESTEN gA A 73 Va a TEOT E N A 
Be Rec eh ER RN TEE IT Re RE EERRESTTN 
N = A i Sure PIA NE > DES A ar ati 
h i | 2 ER TER a EEE INN) SE 
1 2 , % EU N 7 A PATE Far =, Å 
> a FE E 
$ rn er A y ER TAS 
f ı a 
| ae 
- a ` g - : - - "Ao IF 2 boa 
è 2 . h. a" 7 A ~ Zen A 3 E 
x : e > Fer ren 
l \ ; 3 x ST > io 
1114 | IN — A 
1 | 1919 MEDIZINISCHE KLINIK Nr. 44. x A 
— un ui iy ‘3 


Tan 


j 


2- November. 
Bei den drei beobachteten Fällen ergab die spezielle Unter- 
suchung (Augen: Dr. Krämer, Ohren: Dozent Dr. Ruttin, Herz: 
Dozent Dr. Hess) folgende Befunde: RA ` 
© Augenbefund: 1. Kind: Beide  Hcrnhäute von einem 
gleichmäßig. scharf abgegrenzten, 1 cm breiten Bezirk bläulich ver- 
färbter Sklera umgeben. Diese selbst zeigt keine Zeichen von Ver- 
änderung. Auch sonst keine Veränderungen am Auge. Der Fundus 
als solcher normal, ex 
2. und 3. Bei Mutter und Onkel sind die Verhältnisse ganz 
ebenso, Auch hier ein ungefähr 1 cm breiter bläulicher Hof um die 
` Cornea, aus anscheinend unveränderter Sklera bestehend. Der übrige 
Befund, insbesondere der Fundus, normal. 


OÖhrenbefund: 1: Kind, Trommelfell beiderseits normal. 
Gochlearbefund normal. Vestibular: Starke Übererregbarkeit, sowohl 
- calorisch als auch beim Drehen. _ Nase. 

2, Mutter: - Trommelfell rechts normal, links getrübt und ein- 
gezogen. Auricularanhang: links. Hörweite jederseits 1 m für Konver- 
sationssprache. Mit Hörschlauch Flüstersprache gut gehört. Weber 
im Kopfe. Rinne beiderseits negativ. Kopfknochenleitung beiderseits 
‚verlängert, Ga beiderseits verkürzt, Ca beiderseits wenig verkürzt. 
W SR ouate Erregbarkeit calorisch. und beim Drehen beiderseits stark 
erhöht. l 

-~ 83. Onkel: Trommelfell beiderseits - getrübt und eingezogen. 
-Hörweite‘: Jederseits wird nur laute Sprache am Ohre gehört. Mit 
Hörschlauch wird rechts gehört, links nicht. Stimmgabelprüfung : 
"Weber im Kopfe. | | 

Rechtes Ohr: Mittlere Gabel (Modell Wiener Klinik) wird 
bei starkem Anschlage vor dem Ohre gehört. Rinne unendlich negativ, 
"Schwabach verlängert, untere Tongrenze e, obere Tongrenze g”. | 

Linkes Ohr: Mittlere Gabel (Modell Wiener Klinik). wird. 
bei stärkstem Anschlage vor dem Ohre nicht gehört. Rinne unendlich 
negativ. Schwabach verlängert. Untere Tongrenze g, obere Ton- 

orenze c?. Nach Rechtsdrehung ‚Nystagmus horizontal 24 “, nach 
Linksdrehung Nystagmus horizontal 25”. < | | WY 
Der Befund spricht für eine Otosklerose kombiniert 
mit Läsion des inneren Ohres (des Cochlearap- 
parats). | \ | 
= Herzbefund: 1. Kind: Grenzen nicht verbreitert, reine 


| er TEN 
. x - i i - B: 2 rer i lanie 

tur eine größere Dislokation aufweist, konnte man sch n nach 
fünf bis sechs Tagen die ersten Zeichen der Festigung fir 


vach zirka vier Wochen zeigt das Röntgenbild‘ eine komplette ER 
 knöcherne Vereinigung, wobei sich die .Callusbildung auf das Y 
absolut notwendige Maß beschränkt und eine durchaus zweck 
mäßige Anordnung aufweist. Diese Kon solidierung Sn 
ist:so vollkommen, daß die nächstfolgenden 
Frakturen fast niemals an derselben Stelle, 
sondern: stets an einer anderen Stell SS 
Diaphyse erfolgen. | N 
Abb. 2 zeigt eine frische symmetrische Fraktur an beiden Ober 


D 
r d 

a u N 
< y’ -U 


d - 
PR 
= f A 


m 

: ca 
t U 
: 


n J 


m 

Sey 
+ 

ier 


periostalen Callus, der augenscheinlich. geeignet ist, eine feste Ve Su ae 


Es kommt dies daher, daß eben nur 
kannt werden. Namentlich der rechte 


äußerst restringiert und offenbar bestrebt, durch Ausfüllun ‚der Kon- 
kavität die Krümmungen auszugleichen. ° 7 E 


Über die Heilungsdauer gehen: die Ansichten se r 


einander. Während gure Autoren eine auffallend rasche Konsoli- 


-Y > 
t 


und verlanesamte Heilung an. Kienböck (1) bezeichnet es 


alauf 
Oh 


Grund einer Serie von Röntgenaufnahmen, wie bemerk 
rasche Konsolidierung feststellen und nirgend die Bildung‘ 
sorptionszonen finden. ERSTER 


Töne. 


2. Mutter: Insuffizienz und Stenose der Mitralklappe, In- 
suffizienz der Aortenklappen, kcmpensiert. 

3. Onkel: Verbreiterung des Herzens nach links. Auffallend 
langes und rauhes systolisches Geräusch der Herzspitze. Wahrschein- 
lich Insuffizienz der Mitralklappe. 


2 
=< X 


Ergebnis einer chemischen Unters uchung x 
Die bis nun vorliegenden Mitteilungen über die „inneren“ Vor- 
gänge der Osteopsathyrosis erstrecken sich vorwiegend auf histori 
‚logische Untersuchungen. = ee 
Doering (21) fand im Periost einen anormalen Reich 
tum an Kernen und kommt zu der Auffassung 
einer gesteigerten periostalen Tätigkeit mit 
übermäßiger Resorption an der periostalen 
Fläche des Knochens, welche zur Dysplasie und. Atrophie 
der Corticalis führt. Im Gegensatze hierzu meint Loosen (6) auf 
Grund seiner eingehenden mikroskopischen Befunde, daß die Re- 
sorption nicht gesteigert sei, und nimmt eine „Unge 
nügende, weit hinter dem Normalen zurück 
bleibende Tätigkeit aller, knochenbildenden 
Zellen des Periostes und des Knochenmarks a: 
Dieser Anschauung steht nun einigermaßen die Erscheinung 
der schnellen und guten Konsolidierung mit lebhafter ‚periostalet 
Callusbildung in unseren Fällen gegenüber, die dafür sprechen wr un 
daß die Knochenneubildung resp. die Osteoblastentätigkeit” nieht 
gestört ist. en e 
Im Anschluß hieran sei das Ergebnis einer chemischen Unter- 
suchung mitgeteilt, das sich auf den Kalkstofiwe chs? | 
unseres Patienten bezieht, und für deren Ausführung ich Herrn 
Prof- E. Freund zu besonderem Danke verpflichtet bin 


Über die Symptomentrias: Knochenbrüchigkeit, blaue Sklera 

und Schwerhörigkeit ist in der chirurgischen und, orthopädischen 

Literatur nichts zu finden, hingegen ist sie den Ophthalmologen 
schon seit Jahren bekannt. ` 


Zusämmentreffen von blauer Sklera und’ Knochenbrüchigkeit 
wurde von Peters (17), femer von Sydney-Stephenson (48) 
beschrieben. | 

Die Blaufärbung der Sklera beruht nicht darauf, daß die Sklera 

‘an sich blau ist, sondern die Sklera ist so dünn, daß sie infolge des 
Durehschimmerns der Uvea einen dunkelbläulichen Farbenton erhält. 
= v.d. Hoeve und d. Kleyn- (19) hatten Gelegenheit, von 
17 überlebenden Personen einer ursprünglich aus 22 Personen be- 
stehenden Familie 15 zu untersuchen. Sie fanden bei allen abnormalen 
‚Mitgliedern derselben außer der blauen Sklera und der Knochenbrüchig- 
keit auch noch Schwerhörigkeit und konnten feststellen, daß 
nur diejenigen Personen schwerhörig waren, welche auch blaue Skleren | 
hatten, während die übrigen mit normaler Sklera und normalem 
Skelettsystem auch normales Gehör hatten.. _ | 

Die Schwerhörigkeit hatte in sämtlichen ‚Fällen den Charakter 
einer Otosklerose, in den schweren Fällen kombiniert mit se- 
kundärer Labyrintherkrankung. 

Auch Ruttin (20) hat in einer der letzten Sitzungen der 
Otologischen Gesellschaft in Wien einen Fall von Schwerhörigskeit 


` 5 J A V | .r Se ig 
mit mehrfachen Knochenbrüchen vorgestellt. Die  Schwerhörigkeit E se wurden aufgenommen: “g Kalk Me: 
war vom Typus der Laesio cochlearis. Röntgenologisch konnte eine 3 Suppen N 80 2 Mehl ER: os Ne ui 
Erweiterung des inneren Gehörgangs beiderseits festgestellt werden. | g ES AS En s»: Ei 35 
Da man sich darüber noch nicht geeinigt N FOR en DS Se 
hat. ob bei Otosklerose dieprimäre Affektion Soon: ee 
im nervösen oder im mesodermalen Gewebe SOA ERS a ze 
-zu suchen sei, ist das gleichzeitige» Auf- el EN ee 
treten von Otosklerose mit Knöchenbrüchig- | zusammen . . -9y = 57 za 
1 uer Sklera deshalb von Bedeu- ET? a E o ii 
e ne JA f ei Stö ‘Ki À Es ergibt sich somit die enorme Plus 
g, weil es auf eine örung im meso en Up Sa Be E Mage, Auf 
dermalen Gewebe hinweist. ausscheidung von 39519 g Kalk im; 2 TT 
die Bedeutung dieses Befundes soll hier nicht näher er | 
Über den Heilungsverlauf der Frakturen. Do Sen um so mehr, als noch weitere Untersuchungen nati DE. 
p TREE ichtung in Aussicht genommen sind. ron dab 
Die Frakturen, von denen ich einige in ihrem Verlauf zu beob- | . Was die Therapie anlangt, so ist noch zu bemerken, Ei 
achten Gelegenheit hatte, zeigen eine außerordentlich | die interne Verabreichune v TEN: Thyreoidin, die. 
günstige Heilungstendenz. Selbst dort, wo die Frak- g von Phosphor, 2 res, E 


. 


` gs . Pr” r tPA Wta P 3 
wir durch längere Zeit versuchten, sich als erfolglos erwi g 
. , l a ae EE b 


% 


nn | aa  Digitized v Goog | 


u) 


BT S 
u f 
A N -S 
aa er M a > 
= > 


` -schont geblieben. 


= rosis idiopathica. [anng nioa Leipzig 1901.) — 14.+-Hartmann, Zur 


-~ "brüchigkeit. 


. ` -bei Osteopsathyrosis. Demonstration in der Österreichischen Ötolo ischen ` 


24.. Doerin 


: o Krebs der Speiseröhre mit Lungenbrand und 
.  eigenartiger bakteriologischer Befund desselben. 


‚ des Ösöphagusinhaltes in die Lunge.. und die darauffolgende 


' earcinom consecutiven Lungengangrän mache, so geschieht. es 


| tische Bedeutung für die Erörterung der Frage der Lungen-. 


„äußerst arm, was zum großen Teile sich. dadurch erklären läßt, 


und dieses größtenteils mit dem der Fäulnis im allgemeinen. Da 


"United States 


2. November. `: 


blieb‘ nichts anderes übrig, als entsprechende Stützapparate ań- | 
Seither (ein Jahr) ist der Patient von. Frakturen ver- |. 


zuordnen. 


Literatur: 1.Lo bstein ; Pathologische Anatomie, Straßburg 


1883. — 2, Gurlt, Handbuch der Lehre von den Knochenbrüchen. Berlin 


"1862. — 3. Griffith, Idiopathic Osteopsathyrosis De olun) in in-’ 
- fancy and childhood: (Am. j. of med. sc. 1897, Bd. 113, S. 426.) — 4. 
et Herbinet, De 'Vosteopsathyrosis ou fragilité osseuse dite essentielle. 
(R. de chìr. 1905, S. 770.) — 5. Looser,. Zur Kenntnis der Osteogenesis 
imperfecta congenita und tarda (sogenannte idiopäthische Osteopsathyrosis). 


i . (Mitt. Grenzgeb. 1906, Bd..15.) — 6. Axhausen, Osteogenesis imperfecta 


oder frühe Osteomalacie als Grundlage: der idiopathischen: Osteopsathyrosis? 
(D. Zschr.. f. Chir. 1908, Bd. 92.) — 7. Lipseh'ütz, Über- idiopathische 
Östeopsathyrose. (B. kl. W. 1908, Nr. 18.):— 8. Matsuoka, Ein Beitrag ` 
- zur Lehre von der: idiopathischen Osteopsathyrosis. 


Bd. 98.) — 9. de l 
- steinschen Osteopsathyrosis. : (Zschr.-f. orthop. .Chir. 1911, Bd. 29.) — 


10. P. E w ald,.ÛŪber Osteopsathyrosis idiopathica. a 1913, Bd. 33.) — -| 


11. Kienböck, Über infantile Osteopsathyrose., (Fortschr. d.. Röntgenstr. 
Bd. 283.) — 12. Eckmann, Diss. med. descriptionem et casus aliquot- 
Osteomalaciae .oisteus. Upsaliae 1788. (Zitiert nach de Cortes) — 
13. 0. Schmidt, Ein. Beitrag zur Kenntnis der sogenannten ÖOsteopsathy- 
Frage der Osteopsathyrosis idiopathica. (D. Zschr. f. Chir. 1911, Bd..111 — 
15. Rebbeling, Überidiopathische DR (Inaug.-Diss. Leipzig 
1902.) — 16. Klo se,"Zur Kenntnis der Osteopsathyrosis idiopathica. (Msohr. 
4. Kindbik. 1914, Bd. 12, Fall 3.) — 17, Peters, Blaue Sklera und Knochen- 
(Kl. Mbl. f. Augenhlk. 1913, Bd. 51.) — 18..Sy.dney-. 
„Blue selerotics“. (Ophthalmoscope 1915; S. 278.) — ' 


Stephenson, 


19. v. d. Hoeve und d. Kleyn,.Blaue Sklera, Knochenbrüchigkeit und. | 


Schwerhörigkeit: (Graefes Arch. 1918, Bd. 95.) — 20. Ruttin, Ohbrbéfund 


ellschaft vom 27. Januar 1919. (Mschr. f. Obrhlk. 1919, Bd. 53, H.4.) — 


Ges 
‚ Beitrag zur Lehre von der, idiopathischen Osteopsathyrose. 


-(D. Zschr. f: Chir, 1905, Bd. 77) | EZ 
* Aus der Medizinischen Klinik der Universität Basel- 
(Direktor: Prof. Dr. R.Stähelin,  .. , 


u - Von 
Er Dr. A. Rodella. 
E (Mit 3 Abbildungen.) 


. Die Literatur über Ösophaguscarcinom und seine ver- 
schiedenartigsten Folgen ist so zahlreich, daß, bereits: im Jahre 
1889 mehr als 300 Arbeiten darüber aufgezählt werden konnten ?). 
Es handelt sich hauptsächlich um perforierte Ösophagus- 


caAreinome,. deren ‘Durchbruch meistenteils in die Trachea, oft | 


aber auch in die Bronchien, ins Perikard und ins Mediastinum 
stattgefunden hat. Nicht: selten ist auch der direkte Übergang . 


Lungengangrän mit oder ohne Beteiligung der Pleura. Die Be-. 
schreibung eines weiteren Falles dieser letzten ‘Art könnte um 
so mehr überflüssig erscheinen, weil in den letzten 30 Jahren 
noch weitere ‚Beiträge geliefert wurden, sodaß das Gebiet voll- 
ständig bearbeitet erscheinen dürfte. Ä | Ä 


\ F 


Wenn. ich trotzdem, die Mitteilung einer einem Ösophagus- 


wegen des in derselben erhobenen bakteriologischen Befundes, - 
welcher nicht nur rein theoretisches Interesse, sondern auch prak- 
gangrän haben dürfte. Und über solche Befunde ist die Literatur 
daß bei einer solchen Krankheit wie dem Carcinom, die in kurzer 
Zeit zu sicherem Tode führt, solche nebensächliche Befunde ganz. 
bedeutungslos erscheinen dürften. - Das Studium der Lungen- 
gangrän infolge ‘perforierten Ösophaguscarcinoms deckt sich mit 
demjenigen des Lungenbrandes aus den verschiedensten Ursachen . 


die Fäulnis. trotz der zahlreichen Untersuchungen immer noch 
fast als eine Terra incognita gelten kann, wie ich in meinen zahl-. 
reichen diesbezüglichen Publikationen. nachzuweisen Gelegenheit - 
hatte, so halte ich einige Bemerkungen zu dem gleich folgenden 
klinischen Falle nicht ganz für unangebracht. Kr 
, Am 23. März 1918 wurde B., Gustav, 48 Jahre alt; Brauer, in 
die Medizinische Universitätsklinik mit der Diagnose Pleuro- 
pneumonia dextra — Carcinoma oesophagi, Metastasen — ein- 
gewiesen. 
+) Index-catalogue of the library of the Surgeon-General’s Office, 
Army 1889. ee 


` 1919. — MEDIZINISCHE'KLINIK'— Nr. 44, 


Broca: 


(D. Zschr. f. Chir. 1909, | 
Cortes,. Klinischer und histologischer Beitrag zur Lob- ! 


t 


E "Vater des Patienten starb mit 77, Jahren an Carcinoma oesophagi, 
ebenfalls eine Schwester des Patienten, 44 Jahre alt. -- 


FR 


.gingen.: B 
Schmerzen. ` 


- inserierte. - 


t 


institut. Ergebnis: Carcinoma solidum: 


heftigen Husten -mit fauligem, eigentümlich riechendem Sputum. - Da 

sein Zustand sich immer .mehr verschlimmerte, wurde .er,. wie gesagt, 

am 23. März-ins Spital gebracht. ag ee 
Status präesens: 


blejbt bei der. Atmung- zurück und ist: stärker. gewölbt. Über. dem 


linken Schlüsselbein rundliche strahlenförmige Narbe. Lungenschall a $ 


' Lungenpartie. - Daselbst spärliches Rasseln mit metallischem Bei- 


 Exanthem, Cubitale . Drüsen : deutlich geschwollen. Übriger Befund 
. ohne Besonderheiten. C S S Fe 
. Am 23. März 1918 wurde eine Pleura-Probepunktion gemacht, 


‚die eine .sero-fibrinöse . Flüssigkeit zutage förderte. Am'-27. März 


Kubikzentimeter ‘eines jauchigen Inhalts . gewonnen: wurden.: > ` 


Probeexcision: Untersuchung. im Päthologischen' Universitäts- a 


‚wurde -eine Pleurapunktion gemacht, wodurch aber nur wenige 


erscheinungen, starb der Patient. Während seines sechstägigen Ver- `s ocup H 
'weilens an der Klinik schwankte’die Körpertemperatur zwischen 36,5- ...:7 nia 


und 37,5%. - 


‘ Aus. dem Sektions.protokoll ‘ist folgendes l zu: erwähnen: l i 


Über ` Extremitas acromialis .claviculae sinistrae -eine zirka .2 cm ` 
messende, runde, mit dem Knochen fest verwachsene Narbe; in-ihrem 
Bereich eine deutliche rinnenförmige Vertiefung im Knochen. © .. 
~ — Rechte Lunge in den mittleren Partien mit der Brustwand: ver ` 
klebt, leicht löslich. In der Pleurahöhle eine 800 cem dünnflüssige, 
trübe, etwas schleimige, graugelbe, jauchig riechende Flüssigkeit. 


Ductus thoracieus nicht in ganzer. Ausdehnung zu verfolgen, im - 


‚Bereiche der mittleren Partien der‘ Brustwirbelsäule zart. 


' Perikard und Herz. ohne Besonderheiten. . - 

Halsorgane: Zunge mit dickem, schwarzbraunem 
Tonsillen und Pharynx hyperämisch. =; 

Im Ösophagus, 12 cm vom unteren Rande des Ringknorpels- 


entfernt, ein 4—5. cm langes, circuläres,. stenosierendes Ulcus. mit 


"stark wallartig erhabenem, Rande und unregelmäßigem, mit‘ nekro- 


tischen Massen :belegtem . Grund. Auf . Schnitt graugelbes, ‚trübes,- 
wenig transparentes Tumorgewebe, ‚welches die “Schichten der 
Ösophaguswand nach allen Seiten hin überschreitet. Im “Grunde 
Pleurähöhle, der andere in die rechte Lunge. -~ ae u r 
Übrige Ösophagusschleimhaut . glatt, -etwas hyperämiseh. , | 
Larynx und Trachea mit reichlichem, graugelbem, schaumigem, . 
übelriechendem Schleim. ‘Schleimhaut glatt; blutreich. Schilddrüsen . 


des Ulcus zwei enge fistulöse Durchbrüche; der eine .in die rechte > 


anthracotisch. ` 
‚Rechte Lunge: 
Auflagerungen. 
Durchmesser. haltende, kugelige Höhle mit übelriechendem, ` dünn- 
flüssigem, graubraunem Inhalte. 
tischen und eitrigen Massen belegt.. Eine Höhle von gleicher :Be- 


beiderseits wenig vergrößert. Bronchial- und Hilusdrüsen klein,‘  ...., 


klein. : Pleura mit dicken, fibrinös-eitrigen. _ 


Schaffenheit,-. 3% em Durchmesser haltende in den hinteren Teilen : ` 
‚des Oberläppens. Im Oberlappen läßt sich abstreifen ziemlich reich- 
liche, in dünner Schicht klare, mäßig blutige, luftleere Flüssigkeit. 


Gewebe nach Abstrich dunkel-graurot, glatt, glänzend, zäh; im 
unteren Lappen das Gewebe wie im oberen Lappen, mit zerstreuten 
lobulären, grauroten, käsigen, 
Herden. , a w. E S E RR: in 

Dünndarm in den unteren. Partien pseudomelanotisch ge- ` 
färbt. Milz = 13:7%:4 cm. Pulpa graurot. 
Trabekel zart. Konsistenz vermindert, Rechte Niere: sehr 
grob, mit doppelten Nierenbecken. Rechter Ureter: doppelt. 


chleimhaut glatt, blaß. Ä 
> Die pathologisch-anatomische .Diagnose lautete 
also in unserem. Falle: Carcinoma oesophagi mit Durchbruch in die 
rechte Pleurahöhle und in die rechte Lunge. Metastasen in Cervical- 
drüsen — Lungenabscesse, Pleuritis fibrino-purulenta dextra. Pseudo- 

vo E o 


-~ t 
.. u 
. s 


‘ - 
í 


1 Belag. Balg- a 
drüsen mäßig kräftig. Harter und weicher. Gaumen blutreich glatt. `> 


~ 


Follikel klein. . 


Auf Schnitt in dem centralen Teil eine 8 cm im >. 


Wand der Höhle fetzig, mit nekro- . .. 


-:_ . Patient soll angeblich nie krank gewesen sein.. Im Sommer. 1917 ©- 27% 
soll er etwas Stechen und Druck über dem rechten. unteren. vorderen Me 
. Thorax gespürt haben.. Ende 1917 bis Anfang: 1918 bemerkte Patient, ‘ .....: 

daß schon ‚über. Sternumhöhe feste Speisen weniger leicht dürch- ©., e2: 
ei flüssiger Nahrung keine. Beschwerden, keine -spontane © ...x..:,%: 


.. Añ 18. Februar 1918 wurde von Herrn Dozent: Dr. Op pikofer ee nn = 
‚eine Ösophagoskopie gemacht: In 32. cm Tiefe. war: das Lumen auf -> < 5,7 5 
‚Spalte verengt -durch einen Tumor,. der an der: hinteren Wänd ee 


‚Am 19. März bekam Patient Frösteln, dain ‘Fieber unter starkem i nn GE 
- Schweißausbruch, ferner Stechen an. der rechten. Thoraxhälfte und `- Rn 


| :Abgemagerter, stark eyanotischer.-Pa- : o - ©; 
tient. ‘In der rechten Superclavieulargrube eine taubeneigroße Drüse; -~-i 05] 
t ferner viele kleinere Drüsen: ers es | 
Thorax: etwas starr, rechts weiter als liiks. : Die rechte Seite 2:71 F} 


. über der:rechten Lunge. mit zunehmender Dämpfung von oben nach N: 2 n 
unten; abgeschwächtes bronchiales Atmen über der unteren rechten- "7. f] 


klang. : An der Streckseite'des linken Vorderarms ein erythemartiges’ F i o 


i C an 
SL. 
Rr eS 


Am 28. März 1918, unter zunehmenden. Dyspnöe- und Kollaps- `: - 


N, | 
ae SEE dr 
wer N 


brüchigen, wenig. hyperämischen = ` 
. W RN u ; i | . 


a. + os: 


. p id i S 3 . a 
‘$ K £ ee * Ren; 
` ae: k FAR: on. ts 
. Ir ` z = a "A ar 3 
- en Re fe er a et E F + 
AA - R r ” EA "3 
~ -~ nn Cad T sensi n a ER Ye Tat 
zum 
, a PX R 
x. a h e 
BR EHER SEELE vun à 
Te A Se ER en Here 
~, , .r 5 


en, 


í 
} 
I 
| 


’ 
} 
| 


ent 


a EE 


nenne vun ir 
u ner: 
- m a SA 


an A A 
Er EEE 


4 
vl. 
PAi 
sr 
y f 
4 
oi 
Fo) 
a5 f 
bi 
w 
oi T . 
* 
Dant i 
nE 
SE 
DAAI A 
£ Fi 
[3 
g fi 
Ri 
22 
5 
“u” 
§ 
ir 
? 
; 
4 
3-20 
pt 
’ 
he f 
’ 
1; ze 
i ii 
` 
I 
f) 
“ 
a 
4 
W 
í ” 
o 
N 
P, 
s 


3.“ 


Daz 


a raa 


oe eh a 


n E = Ł -= 


AE 


PA 
Sn r 


we _— E a ba ia . 2 
5 5 ` - -a » - 
u a u > - TA iu i ~ 3 
r ts > T > Bar pan \ [A 4 
me dee num "Jo" u Pr < je z 
Er £ Ta "i -ó - 
eps `% Ga = ER P 3 q <a TORA - 
pi A ` < “na den a Arm T 
Cri yei s . = = - 
Laer . nn -a een. Zr u 
> ae u x È 
K.a : À g 1 PR VG 
Pr a. 
. MAA y X 
A ” > 


2 pe J - Da 3 v < = 
3 AË > - a. r PP poi: y er PLI D 
+ 4 ò rk a s m T e ee mrar DATE 
Se eier -otsa 2 ee en CR A a e 
Auer a N a a e a - ger“ 
. 4 ~ Pat; = - 5s = 
e d 


. IG- 
7 ge 
eers 


1116 


- a -e E 


melanose des Dünndarms. Verdoppelung. des rechten Nierenbeckens 
und Ureters. Subakuter Milztumor. | 

Als der Patient in die Medizinische Klinik gebracht wurde, 
machte sich hauptsächlich der starke Foetor ex ore und die eigen- 
tümliche Beschaffenheit des stinkenden Auswurfs bemerkbar. 


Die Farbe desselben war schmutziggrau, stellenweise etwas rot’ | 


subfundiert. Eine Dreischiehtung war auch hier vorhanden, aber 
nicht so deutlich wie z. B. bei Bronchitis putrida. -Der Auswuri 
war in unserm Falle homogener und äußerst luftreich, schaumig. 
Körner oder Drusen konnte ich während des kurzen Verweilens 
des Patienten an der Klinik nie nachweisen. Spärliche Gewebs- 
fetzen waren immer vorhanden. Die mit dem Auswurf angefer- 
tigten mikroskopischen Präparate zeigten folgendes: Die Fär- 
bung nach Gram wies ein Vorwiegen der gramnegativen Flora 
auf, welche aus unregelmäßig zerstreuten, zumeist vereinzelten, 
teils in großen Haufen gesammelten Kokken bestand. Neben 
diesen kleinen Kokken waren auch zahlreiche große, meist ein- 
zelne, teils paarweise oder in kurzen Ketten angeordnete, gram- 
negative Kugeln, welche die Größe einer Hefezelle überstiegen. 
Ferner kleine kurze .Bacillen und solche mit zugespitzten Enden 
(Bacillus fusiformis) in geringer Menge. 

Die grampositive Florä bestand aus Kokken in Diplo- 
anordnung und aus wenigen Stäbchen verschiedener Art. Was 
aber am meisten imponierte und das Bild sozusagen beherrschte, 
waren Fäden von unregelmäßigem Umfang, an manchen, Stellen 
spindelförmig aufgetrieben, welche Verzweigungen der verschie- 
densten Art trugen. Die einfachste Form bestand in einem 
mäßig langen geraden oder gebogenen Faden, der auf einer Seite 
einen kurzen plumpen Ast hatte. Dann waren auch Fäden mit 
solchen plumpen Ästen auf beiden Seiten, und zwar manchmal 
in der Zahl von je zwei oder drei. Bei anderen Fäden war ein 
Ast kurz, andere dagegen länger; ferner konnte man beobachten, 
daß die Äste manchmal zugespitzt ‚endeten, andere Male ein 
kolbig angeschwollenes Ende hatten. Seltener sah man Verzwei- 
gungen, die wegen der Form eines Blattes das Aussehen eines 
Baumastes zeigten. Oft erinnerte die Art der Verzweigung an 
Hirschgeweihe, manchmal entstanden ganz bizarre Figuren mit 
Verzweigungen zweiter oder dritter Ordnung. Y-Formen waren 
sehr häufig vorhanden. Aus dem Zusammentreten von verschie- 
denen Individuen entstanden hier’und da Knäuel, und Geflechte 
von Ästen, wo der Stamm nicht mehr zu erkennen war. 

Die verzweigten Gebilde ließen sich mit Methylenblau sehr 
intensiv färben. . Mittels 'Tuberkelbacillenfärbung waren weder 
Tuberkelbacillen noch andere säurefeste Gebilde zu finden. 


Abb. 1. 


Abb. 2. 

Abb. 1. 
Pleurapunktat. Gramfärbung. 

Abb. 2. Zeitaufnahme (4 Sekunden) mit Okular 12 


zugeschmolzen und während der ganzen 


3 eit ununterbrochen im Brutschrank bei 37° gelassen. Gram- 
fārbung. Die Mikrobenleiber sind nicht gleichmäßig gefärbt, sondern gesprenkelt mit intensiver gefärbten 


Schollen und blaß gefärbter Grundsubstanz. 


Die aus dem Pleurapunktat angefertigten Präparate ergaben 


ungefähr das gleiche Resultat wie diejenigen aus dem Sputum. 
Nur waren im Pleurapunktat die aktinomycesartigen Gebilde viel 
zahlreicher und deutlicher als im Auswurf und außer wenigen 


llus putrificus) waren 


Mikroorganismen .(Bacillus fusiformis, Baci 
sie sozusagen fast in Reinkultur. | 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 


-und anaerobe Kulturen angelegt. 


—— 


Abb. 3. 
Mikrophotographische Aufnahme mit Okular 8 und Ölimmersion. Direktes Ausstrichpräparat aus dem 


, Ölimmersion 1/12._Präparat aus einer 12 tägigen Agarreink ; 
Abb. 3. Zeitaufnahme (80 Sekunden) mit Komp.-Okular 12 und Öllmmersion ti. Ausstrichn Neun 


z : Ausstrichpräparat 
9monatiger noch vollkommen entwicklungsfähiger Agarkultur. Das Röhrchen wurde a A Flamme 


> -2. November. | 


# 
r s n 


‘Es wurden sowohl mit Sputum als mit Pleurapunktat aerobe 
Was die Technik der Untersuchung anbetrifft, so sei hier auf 
meine früheren Arbeiten hingewiesen, insbesondere auf die über ~ 
anaerobe Mikroorganismen des Mundes und des Darmes. Es sei hier ~ 
nur ausdrücklich bemerkt, daß ich auch hier mich des Achalmeschen 7 
Nährbodens bedient habe, welcher hier um so mehr in Betracht 
kam, als es nicht nur auf die Züchtung von’ Actinomycesarten, sondern 
auch von Bacillus fusiformis ankam. - "aiee re R 
Ferner habe ich mich des von Bienstock empfohlenen Näh ~ 
bodens bedient, welcher aus gewöhnlichen Agarröhrchen besteht, nm 
die man sterile Fibrin- oder Eiweißklumpen hineingegossen hat. 
Bienstock.deckte seine Röhrchen mit einer sterilen Gummikappe 
zu. Um sie besser vor Eintroeknung. zu schützen, habe ich sie” 
an der Flamme geschmolzen. Bei anderen Röhrchen habe ich vor 
der Zuschmelzung mittels einer Wasserstrablpumpe das Vacuum her 
gestellt. Im Verlaufe von zirka zwei Monaten bemerkte ich hier” 
etwas ganz Ungewöhnliches, indem der Agar in der unteren Hälfte” 
des  Röhrchens verflüssigt war, während die- Eiweißklumpen noch 
unversehrt blieben. Im Laufe der Zeit verflüssigte sich der Agar 
noch weiter fast bis zur Oberfläche. Erst dann fing das Eiweib 0, 
sich zu lockern-und flüssig zu werden. Die Verflüssigung des Agars 
ist eine so seltene Erscheinung. in der Bakteriologie, daß sie allein’ 
am geeigneten Ort eine eingehende Besprechung verdient. Ebenso T 
müßten die Beziehungen der Auflösung des Eiereiweißes zu der Ver 
flüssigung von anderen Stoffen in einem -bakteriologischen Fachblatt” 
erörtert werden. BE 7 


t 


k 


Hier sei nur das Schlußergebnis der- bakteriologischen 
Untersuchung kurz erwähnt. Es konnten in diesem klinischen” 
Falle folgende Mikroorganismen isoliert und gezüchtet werden: 
Staphylococcus pyogenes albus eine Diplostreptokokkenart — 
eine stark verflüssigende aerobe Art, welche auf festen Nähr- 
böden eine gerunzelte, wenig konsistente Haut bildete (wie bei 
dem Kartoffelbacillus, nur konnte ich bei meiner Art keine 
Sporen nachweisen). Den Bacillus putrificus Bienstock in äußerst? 
spärlicher Zahl; den Baeillus fusiformis Plaut-Vincent; endlich 
eine anaerobe Art, die in vielen Beziehungen als eine Aktinomyces- 
art betrachtet werden 'mußte, in ihrem mikroskopischen Aussehen 
mehr dem Bacillus Berestnewii ähnlich sah. 


Was den Bacillus putrificus Bienstock anbetrifft, so Konnte 
ich denselben in den ersten Untersuchungen gar nicht finden. 
Nur in einigen zugeschmolzenen und ‘viele Wochen im Brut 
schrank aufbewahrten Röhrchen war er zugegen. Es scheint mir 
deshalb sehr fraglich, ob er sowohl bei der. Zerstörung des Lungen- 
parenchyms als bei der Bildung der übelriechenden Produkt 
eine wichtige Rolle hatte. Meine im Archiv für Verdauungs- 

krankheiten gemachte Angabe, daß die Br- 
reger der Darmfäulnis und die Erreger der 
putriden Prozesse der Atmungsorgane gè 
wöhnlich anderer Natur sind, finden also m 
diesem Befunde keinen Widerspruch. Was 
den Bacillus fusiformis betrifft, so ist derselbe 
ein konstanter Bewohner der putriden Pro- 
zesse des Darmes, aber auch sämtlicher Fäul- 
njsvorgänge; seine Rolle ist jedoch im chemi 

schen Sinne kaum studiert worden. | 
Vergleicht man nun die Abbildungen 
vom „Bacillus Berestnewii‘, welche der 
Arbeit von Lepeschkin!) beigegeben 
wurden, mit dem Aussehen der verzweigten 
Mikroorganismen im Sputum und Pleura- 
punktat meines Falles, so findet man sämt- 
liche vom genannten Autor skizzierten For 
. men auch in meinen Präparaten vertreten. 
Nach Auffassung von Leh mann und 
Neumann, der ich mich» gleich anschließen 
möchte, ist aber der „Bacillus Berestnewii” keine 
echte Bakterienart, sondern den Aktinomyceiel, 
aber auch gewissen Oidien nahestehend. Es wer- 
den in der Tat große septierte und unseptierte 
Mycelien beschrieben. In frisches Nährmediun 
übertragen, treibt die Bacillenzelle, die nach den 
Angaben Lepeschkins 4-8 „lang und ui 
gefähr 1 x dick ist, einen bis 60 x langen (bis- 

n . weilen noch längeren) Keimfaden, der sich b 
in mehrere Zellen teilt. Die letzteren wachsen ihrerseits zu Keimfäden 
neran wobei Krümmungen und Biegungen des Zellverbandes nicht aus- 
| en sind. Hand in Hand mit dem allmählichen Nahrungs 
prauche werden die Keimfäden immer kürzer, bis sie schließlich 
nur doppelt SO lang werden, als die Stäbchen selbst. Nachdem die 


‘) Zbl. f. Bakt. IL. Abt., Bd. 12 und 13. 


+ ir 
> -h 
pe 


tricheen im weitesten Sinne des Wortes. 
klinischen Befund und Verlauf von unserem Falle kurz zu streifen. 
lösen Durchbrüchen, der eine in die rechte Pleurahöhle, der 


' Zustandekommen eines Pneumothorax beziehungsweise Pyo- . 


‚es für eine solche Klassifikation wäre, daß die klinischen Merk- 


‘besonderes Gepräge erteilte, war die Anwesenheit der Strepto- 


rend der Lunge zirka 20 %, dem Darmkanal 15 % verbleiben und 


2. November. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nt 44 0. Am 


Hauptmenge -der Nährstoffe verzehrt ist und sich giftige Spaltpro- 
dukte im umgebenden Medium angehäuft haben, stellen die Stäbchen 
ihr Wachstum ein und zerfallen bald in Oidien, die das Aussehen von 
Kurzstäbchen (seltener Kokken) haben. Nach dem Abschnüren 
bleiben die Oidien gewöhnlich aneinander hängen; daher ‚findet man. 
in älteren Kulturen Ketten von Kurzstäbchen, die an die Verbände 
von Streptokokken erinnern.. Nach dem Übertragen der Oidien: in 
‚ frisches Nährmedium- keimen diese zu langen Fäden aus, die bald 
.septiert werden und in mehrere Stäbchen zerfallen. Damit ist der 
Entwicklungseyclus von Bacillus Berestnewii abgeschlossen. Nur 
die Wachstumsbedingungen. stimmen. mit denen von der: in unserem 
Falle gefundenen Aktinomycesart nicht im geringsten überein: der 
Bacillus Berestnewii’ist ein strenges Aerobion, das besser bei Zimmer- . 
temperatur und nur sehr kümmerlich' bei. 37° gedeiht, unser Mikro- 
organismus ist dagegen ein Anaercbion, das sein Wachstumsoptimum 
bei Körpertemperatur findet. i 
Das Charakteristikum, das mein Bacillus von den anderen 
Aktinomycen als auch vom Bacillus Berestnewii öhne weiteres. 
unterscheidet, ist, wie gesagt, seine Eigenschaft, den Agar zu 
verflüssigen. Da diese höchst seltene- Eigenschaft in den meisten 
bakteriologischen Lehrbüchern nicht einmal erwähnt ist, so muß 
ihre Beschreibung wie auch nähere Angaben über diesen Mikro- 
örganismus an anderem Orte stattfinden. Hier geniüge nur die, 
Angabe, daß derselbe nicht zu den Hyphomyceten eingereiht 
werden kann und auch mit den Streptotricheen, schon wegen 
seiner plumpen massiven Gestalt, nicht identifiziert werden 
konnte und von den Aktinomyceten. wegen Fehlens von Drüsen- 
bildung im tierischen Organismus sich unterscheiden läßt. 
Immerhin gehört er. jedoch zu der großen Familie der Strepto- 


nicht festgesetzt. worden ist. Die Tatsache also, daß die 
infiziert worden war, hätte, an und für sich nichts Befremdendes, 


licht hätten. Aerobe und anaerobe Streptothrixarten kommen in 


sind nur zu wenig studiert). Auch die Schimmelpilze sind als 


kurzem die Bedeutung der Hyphomyceten für die Entstehung der 


Untersuchungen spielte der Aspergillus fumigatus.. | k 
Zum Schlusse möchte ich mir die Bemerkung erlauben; 


Ältere und neuere Untersuchungen über Spitalbrand, Noma usw. 
haben : jedoch. ergeben, daß, sobald eine nekrotische Substanz 
mit der Außenwelt in Berührung kommt, dem Zerstörungswerke 
von anaeroben Bacillen anheimfällt (Matzenauer, Perthes 
usw.). Unter diesen Anaeroben sind häufig Vertreter der ‘Strepto- 
'thrixgruppe gefunden worden, ferner andere Mikroorganismen, 
welche eine noch unsicherere systematische Stellung haben (Ba- 
cillus fusiformis, Fäulnisspirillen usw.). £ | Zur 

Meines Wissens wurde bis jetzt unter den Streptotricheen 
keine Art beschrieben, welche die Eigenschaft besitzt, den Agar 
zu. verflüssigen. Auch unter den übrigen Mikroorganismen war 
überhaupt nur der Bacillus gelaticus bekannt, welcher Agar zu 
verflüssigen imstande war. 'Derselbe lebt angeblich in Meer- 


Es erübrigt nur noch, manche. Einzelheiten tiber den 
Die Sektion ergab das Vorhandensein von zwei engen fistu- 


andere in die rechte Lunge. Hier waren die Bedingungen für das in späteren Forschungen neue Vertreter finden wird. 


. Literatur: H. Altendorfer, Osophaguscareinom mit Perforation 
in den rechten Lungenunterlappen. 8°. München 1904. — Arndt, Zur Lehre 
usw. 8°, Kiel 1901. — Eve, Cancer of oesophagus with perforation into the 
right lung, the upper lobes of which were converted into a cavity filled with 

- decomposing food. Tr. Path. Soc., London 1882—83. — Gentäset Roche, 
Carcinome de la partic intérieure de l’oesophage compliqué de gangrene 
pulmonaire etc. Soc. anat. et physiol. de Bordeaux 1900. — Maragliam, 
Carcinoma dell’ esofago. Cron. d. clin. med. di Genova 1903: — Scholz, 
Carcinoma oesophagi; Gangraena pulmonum; Tod. : Ärztl. Ber. d. k. k. allg. 
Krankenhauses zu Wien 1893. E ` 


pneumothorax vorhanden. Die festen Verwachsungen der Pleura 
viscerale mit dem Brustkasten genügten, um das Auftreten eines 
Pneumothorax zu verhindern. Es war aber schwer oder sozu- 
sagen unmöglich, zu entscheiden, .ob es sich hier um atmosphä- 
rische Luft oder um Gärungsgase gehandelt hätte, da die reich- 
haltige, oben beschriebene Bakterienflora der Pleurahöhle und 
der rechten Lunge beide Möglichkeiten zuließ. Was die Lungen- 
gangrän betrifft, so hat man dieselbe in drei klinische Kategorien 
eingeteilt; man hat foudroyante, akute und subakute beziehungs- 
weise chronische Fälle unterschieden. Bei der foudroyanten 
Form besteht das Bild der „putriden Intoxikation“. Der Tod 
erfoigt meist nach 1—11% Wochen. Bei den akuten Fällen sind 
die Erscheinungen weniger schwer, und in zwei bis drei Monaten ` 
kann Heilung eintreten. Nicht selten nimmt die Erkrankung 
cinen chronischen Verlauf und führt schließlich häufig durch 
eine Komplikation zum Tode. Nach dieser Einteilung, die ich 
nach Stähelin kurz angeführt habe, ‘wäre unser Fall in die 
erste Kategorie einzureihen. Hier sicht man aber, wie notwendig 


Die ‚Methode der Knabenzeugung! 


Von T 
Oberstabsarzt a. D. Dr. Adolf Zöller, Berlin-Grunewald. 


Millionen Männer hat hüben und drüben der Weltkrieg ge- 
kostet! Die große Frage für Sieger wie Besiegte ist, kann dieser 
Riesenverlust durch Steigerung. der Knabengeburten ersetzt werden? 


mit ihrer Bejahung eine Steigerung der. Geburtenzahl überhaupt 
zu erwarten steht. Denn der Wille zum Knaben ist auch heute 
noch. im Volk vorhanden. Sinkt das Risiko, das stets minderwertig 
eingeschätzte Mädchen zu erzielen, so sinkt die Scheu. vor der 
Zeugung und steigt die Geburtenzahl von.Knaben und Mädchen. 
Und steigt späterhin die Zahl der heiratsfähigen Männer, so sinkt 
die der ehelosen Frauen und steigt wiederum die Geburtenzahl. _ 

Darum. sei hier das, was wir von der Geschlechtsbestimmung 
wissen, einer kritischen Wertung und Sichtung unterzogen. 


male durch ätiologische beziehungsweise bakteriologische Unter- 
suchungen unterstützt würden. In unserem Falle begründet der 
Nachweis von verschiedenen Vertretern der anacroben Fäulnis- 
bakterien die Bezeichnung „putride Intoxikation“ vollkommen. 
Aber wie hätte man aus dem klinischen Verlauf allein über den 
Grad der Lungengangrän urteilen können? Ä 

Was in unserem Falle dem bakteriologischen Befund ein’ 


trixart, welche die Fäulnis, insbesondere in bezug auf ihren 
Geruch, eigenartig beeinflußte. | 

Rütimeyer!) gibt an, daß, wenn wir die Invasion des 
Strahlenpilzes beim Menschen auf drei Haupteingangspforten . 
zurückführen: die Mund- und Rachenhöhle, den Respirations- 
traktus und den Digestionstraktus, wir beim Überblick über 
die kasuistische Literatur gewahr werden, daß der ersteren 
Eingangspforte über 50 % aller bekannten Fälle zukommt, wäh- 


schlecht des Menschen und ihm nahestehender Tiere durch das 
Zusammenwirken einer Reihe von Faktoren bestimmt wird, von 
denen jeder einzelne nur ein Schwanken der Verhältniszahl zu- 
gunsten des einen Geschlechts erkennen läßt. 7 ` 
Fassen wir die drei an erster Stelle unter ihnen stehenden: 
das Alter, die Konstitution der Zeugenden, den Reifezustand 
ihrer Keimzellen unter einem gemeinschaftlichen Gesichts- 
punkt zusammen, um sie und alle übrigen aus dieser Einheit 
in ihrer Einzel- und Gesamtwirkung ableiten’ und erklären zu können. 
Beim .„Altwerden“, das nicht erst am Lebensende, sondern 


die übrigen Fälle auf nicht genau präzisierbare oder anderweitige 
mit der Entwicklung des befruchteten Eies beginnt, haben wir die 


Eingangspforten zurückzuführen sind. Mit dem Namen Strahlen- 
pilz müssen wir alle in der Klasse der Streptotricheen zugehörigen 
Mikroorganismen rechnen, um so mehr, als die Charakteristik ! —— — — | | | 

1) Rodella, Über anaerobe Mundbakterien. (Arch. f. Hyg. 1905.) 
>) Bazin, Société de Biologie 1917. Seance de 20. Octobre. 


1) Rütimeyer, B. kl. W. 1889. , 
\ zz > 


der verschiedenen Gruppen: dieser Bakterienklasse immer noch’ 
| Lungengangrän+auch mit einem. Vertreter der Streptotricheen u 
so viele waren die Quellen, welche eine solche Infektion ermög- - 
der Mundflora und unter den Bakterien des Pharynx und der 
oberen .Luftwege häufiger vor, als man annimmt. Diese Mikro- ° 
organismen, wie überhaupt die Mundbakterien im- allgemeinen, ` 
Bewohner: dieser Körperteile fast unbekannt. Bazin?) hat vor‘ 
chronischen Bronchitiden und die Wirksamkeit ‘des Kalium 
jodatum in solchen Fällen betont. Die Hauptrolle in seinen - -. 


daß die Frage der Beziehungen zwischen Gangrän und Fäulnis, 
trotz der zahlreichen Arbeiten darüber, noch zu wenig erforscht 
ist, wie ich es eingangs dieser Mitteilung bereits erwähnt habe. 


wasser. Es bleibt abzuwarten, ob diese Gruppe von Bakterien 


Die Frage ist bevölkerungspolitisch um so bedeutsamer, da 


Statistik und Experiment. weisen darauf hin, daß das Ge- 


x . 
é: 
. B 
+ g J 
MAT pane o aeron 


“ 
$ Dr 
atema 


“ 0 g . 
mn nennen T un ne 


A 


a A ai 
Da aaia eng. 
- PER EIERN Š 


x% 
y a,r 
mw nn en en an. 


nn nn 


.—. 


rn 


in orraa TI ET En ne: Bann 


a > ne en MER 4 Wo, 


m a En 5 
EN m nme a en men ne u 
n IHR u Fer - y - P .- = š . £ 
ES N: 


mh. 


ar. 


-~ 


szat ——— a a = € re 
- > Ka ae wi ri apan 
r - 7 ji 5 u m I p 4 
. - £ ar m ` - > >. _ Š 
-_ EEE rn - Jes zu. = > 
u En: T2 = nr Er Er A tr 
ne i r p P mam =, ee e nen O - 
PER Bu er. Fr. z 2” u. er re 7 
s IR r r u" Ba mN Crw Prd x 
è Mi 5 ; 
” DE t u E ~ EN = 


-. Be 


. Aus Alter und Konstitution der Zeugenden resultiert demnach ihre 
‚ und ihrer Keimzellen vitale Energiegröße, welche letztere wiederum 


1118 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 


scheiden. Reifwerden bedeutet Zunahme, Überreifwerden Abnahme 
an biochemischen Vorgängen, durch die vitale Energie frei- 
gemacht wird, um sich in der Tätigkeit der lebenden Wesen zu 
äußern. BErworbene oder ererbte konstitutionelle Schwäche be- 
deutet gleichfalls Abnahme beziehungsweise Ausfall an solcher. 


Ausnutzung und für die Begründung des Gesetzes güns ige ' 
Setzen wir die relative Gesundheit beider Ehegatten voraus, s5 
ihres Eies (Mastkur), Energieverhaltu 


Schon der Volksmund urteilt ja im Hin 
je nach dem Reifezustand, i. e. Altwerden der Keimzellen, zunächst 
zu-, dann abnimmt. Das Endresultat: die Energiegröße von Ei- 


und Samenzele im Moment der Befruchtung wird nie- 
mals gleich sein. | 


Die Kritik des vorhandenen, Tatsachenmaterials lehrt nun, 
wie dies noch begründet werden wird, daß die im Moment der 
Befruchtung der anderen an vitaler Energie unterlegene 
Keimzelle ihr eigenes Geschlecht hervorbringt. Das „Warum?“ 
ist vorerst nicht zu erkennen. Nur so viel scheint festzustehen, 
daß die im Moment der Befruchtung jeweils gegebenen Quantitäts- 
und Qualitätsunterschiede zwischen männlicher und weiblicher 


Kernehromatinsubstanz einen richtenden Einfluß auf die Geschlechts- 
entwicklung ausüben. l 


Sollen wir nun untätig zusehen, bis diese vererbungsbiologische 
Frage entschieden ist? Ebensogut müßten wir auf. viele unserer 
einfachsten Heilmittel verzichten, deren Wirkung -wir kennen, ohne 
eine biologische Erklärung dafür zu besitzen. Sind wir zur Aus- 
nutzung des vorstehenden Gesetzes — von v. Lint (1) bereits 
aufgestellt, aber in seinen kausalen Beziehungen zu den geschlechts- 
bestimmenden Faktoren nicht erkannt und daher seither praktisch 
nicht zu verwerten — in der Lage, so sind wir hierzu nicht nur 
berechtigt, sondern aus der Not der Zeit heraus verpflichtet. 


Und wir sind dazu in der Lage! ‘Ergibt doch das Gesetz 
auf die drei Faktoren übertragen, die Maßnahmen zur willkürlichen 
Bestimmung des Kindgeschlechts, mithin zur Knabenzeugung. 
Dabei müssen wir uns aber stets klar bleiben, daß überall da, 
wo die Umstimmung oder Über kompensation eines der Knaben- 


zeugung im Wege stehenden Faktors nicht durchführbar ist, der 
Erfolg ausbleibt.. 


Tatsachenfeststellungen von unserm  Gesich 


berechtigt sind. | 
So erzeugen die k 


So fand Schenk (5), daß Frauen, die nur Mädchen hatten, an 


bekommen, späterhin aber, mit fortschreitender Kompensation und 
neigen. 


durch die Kriegsverhältnisse nachweislich unterernährte Frauen 
der arbeitenden Klasse eine außergewöhnlich hohe Zahl” von 
Mädchen erzeugen. Und Düsing (9) erbrachte an einem großen 


bis c8 und 4a bis 4g der. Tafel 2 übereinstimmen. Endlich der 


umgekehrter Ernährungsweise meist Stierkälber erzeugen. 


stante Erscheinung ‘des männlichen Geburtenüberschusses infolge 
Schwächung der heutigen Männerwelt vor allem durch Alkohol 
und Geschlechtskrankheiten — (11) beweisen dasselbe: das kon- 


Erster Faktor. Bekamntlich wird die Frau zeitlich früher 
reif und überreif als der Mann. In Tafel 1 ist des Lebens Auf- 
und Abstieg für beide graphisch dargestellt, und aus ihr in 
Tafel2 nach obigem Gesetz das jeweils begünstigte Kindgeschlecht 
berechnet. Das Ergebnis stimmt mit dem der Statistik überein (2), 
soweit dies bei.der fehlenden oder ungenauen Berücksichtigung 
des Altersverhältnisses beider Ehegatten. möglich ist, und 
hat für uns zielweisende Bedeutung, insofern jugendliche, gleich- 
altrige Ehegatten zu Knaben disponiert sind. Unser erstes Gebot 
lautet ‚daher: Soziale Sicherstellung der Frühehe (5)! Je früher 
sie eingegangen wird, um so größer ist weiterhin die Zahl der zu 
Knaben disponierten Jahre. (Vergleiche 1a—2þb— Sc in Tafel 2.) 


erzeugt sein eigenes, und ferner: welche Keimzelle im Moment 
der Befruchtung. die schwächere, welche die stärkere ist, hängt m 
einer Reihe von Fällen ab von der ererbten und im Verlauf 
des Lebens durch Alter, Krankheit, Ernährungsweise usw. er 
worbenen Konstitution ihrer Träger. Nicht-in allen Fällen, 
denn letzten Endes ausschlaggebend für das Energieverhältnis beider 
Keimzellen ist ja deren Reifezustand. Schon hieraus ist zu ent- 


nehmen, daß das Altersmoment der Keimzellen den Hauptiaktor 
‚der. Knabenerzeugung darstellt. er 


Tafel2. Br 
Lebensalter der Eltern und Kindesgeschlecht. 


T aai ike | Alter des Mannes: = ; a F 


; sheaa 
Be | 
Bann 
zaplete 


è Va 


enaa oann 
EZannn Hann: 


Tahrel1.3lerdemigneadereizssdersdtordensdvesisrssssode.aseen 


INN 


--- -Weib Z N 
—Mann 
ie 
leg: 


j; erschi eben die jeweilige Veber-bzw. Unter- 
x «höchste Höhe derritalenEnergte 


~e 


A 


PR Ab, r J À & 
Die zunehmende Tendenz zur jeweiligen Geschlechlsöildung 
ist durch die zunehmende Grösse der Zeichen angedeutet 


ae Ts 
N yi . Ba zeitliches Zusammentreil 
a vitalen Energie; a beider 


mannliches 
& weibliches | Geschlecht 


DIA Zeit der höchste/ 


gegenüber dem andern. 


In”engem Zusammenhang und in wechselseitiger Einwirkung 
mit dem Altersmoment steht das konstitutionelle Moment der 


Dritter Faktor. Auch dieser bietet keine besondere Schwiells” 
Zeugenden. 


keit, wenn die Ehegatten den: festen Willen haben, nur AN: 
Zeit geschlechtlich zu verkehren, wo die im weiblichen Gesca 


~” 


\ 


á _ ` > > i N 
i E i2 ma" 
s ~ ERA -e 
~ n ei i E 
. u," | u. 7 De 
‘ 
=. ein 
m n 
me à - è ` p \ a 5 
me č = 3 . 4 zZ ` -= F — É 5 ni,“ pe 
CISTS a. > S o ur ” 1 ir s ~ 
DONI te ie kat l ; - “2 A 
z J . u Tr E b di H ze, A np 
er -o ee E T FL e u cn i T te o 


= Nr. O 

ur Zora : Ere i É 

TOR - = wat NR "2 i a 
beiden Perioden des Reif- und Überreifwerdens zu unter- Zweiter Faktor. Hier liegen die Bedingungen für ı 


SAN 
o 
lautet unser nächstes Gebot: Energieenfaltung der Frau u \ Š, De 


ng des Mannes und 
seines Samens (Abmagerungskur)! SR SE. Bp 
| blick auf die im 
Vollbesitz ihrer Lebensenergie befindliche, Mutter gewordene Frau: 7 
„selbstredend ein Junge!“, bei schwächlicher Mutter dagegen; Ve 
„natürlich nur ein Mädchen!“. Redensarten, die auf Grund’der 
tspunkt aus vollaut > 


räftigen Landbewohnerinnen mehr Knaben WE: 
als die meist schwächlich in die Ehe tretenden Großstädterinnen (4). ~ 


Zucker erkrankt waren, und fand Siegel (6), daß einseitig oopho- 
rektomierte Frauen unmittelbar nach der Operation meist Mädchen 


Ausstoßung normal und kräftig entwickelter Eier, wieder zu Knaben 
Schauta (7) und ebenso Binz (8) stellten fest, dab 


Zahlenmaterial den Beweis, daß die Frau zur Zeit ihrer Vollreiie 
und höchsten vitalen Energie um so mehr zu Knaben neigt, je | 
jünger oder älter der Mann ist, also je weiter er von dem Gipfel- 
punkt seiner vitalen Energie entfernt ist, bei umgekehrtem Alters 
verhältnis dagegen zu Mädchen; womit wiederum die Spalten el 


von Fiquet (10) erbrachte experimentelle Beweis, daß gutr | 
genährte Stiere mit unterernährten Kühen ‚meist Kuhkälber, bel 


All diese und andere Feststellungen — auch die kon- - 


stitutionell geschwächte beziehungsweise schwächere Geschlecht” 


EN 2a 


'weil es bei der zweiten Reifeteilung mit dem sogenannten X-Chro- 


r 
a 


ppra 

EL Ser! 

UE ne .. 

į Tem, 
ur want ne 
AT Re e a 
® FREE ha 
RATIS 

G aT oa, eeta S 

Da ' æ 


ambulatorische Beratung und Überwachung genügen. 


ey: 


akoa a r DER ET E. a E a r. % 

ee aA OE LTA AT, T a SA C oia d ie OTUD RER 

T E E r N 4% Ad a A Nun: an lan RE 2 ee 
ET A .” 3 AN ee et Er 
2i . 4 5 7 De , - gr fee e ae ne 
es Fu. E -~ A »” f. en & „BL LI. TEE a a aE N $ 5 
lest m; AS ; m nr ta - ‘ er ý ' 
$, > Sn; e. `: # ` ®. . u u. Tr E 
Teon 


e : | ET TR Rn ED SEE SROTTERDAMERU I En SEE 
Br OR G piy l . l 2 E ge we rn, Ba A Be 2 a ia aa e, ER pou 
pgb" --.9, November. = 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr: 44. Te 1119 n 
Bi kanal rasch an vitaler Energie verlierende, :sehr wahrscheinlich | schlechtlich versagt und künstliche Befruchtung eingeleitet werden a . 
u ‚spätestens 48 Stunden post  cohabitationem. unbefruchtete zu- | muß. Beides: die ‚geschlechtlich-körperliche Überanstrengung des. 7 a 
B ‘grunde gehende Samenzelle (12) eine- vol reife Eizelle be- Männchens und. die künstliche‘ Befruchtung. ‚schädigen dessen. . es 
I‘. fruchtet.- Das ist. der Fall während : und unmittelbar nach. der |_Samen so erheblich, daß’ er selbst ‘den. „überreif“ gewordenen — a i 
T Menstruation (vergleiche Tafel 3)... Da während deren Dauer der | was übrigens durch nichts bewiesen ist, — Eiern gegenüber , ei 
a  Gešchlechtsverkehr zu ruhen pflegt, lautet unser letztes Gebot: | minderwertig bleibt. Oi 0 0 ua T n = 
fir = `> Zeugungssperre bis auf die ersten vier Tage nach be- „Die Richtigkeit dieser Anschauung. wird 'erhärtet durch die 5- uep; 
zk endeter Menstruation! Die. Tafeln 3 und 4 zeigen den’ praktischen | weitere Tatsache, daß Hengste, Stiere und : Böcke, um .so mehr |. 
me ‚Erfolg davon. nn A, -| Männchen” erzeugen, je mehr. sie geschlechtlich überanstrengt ih 
mir Zur ep en Tafeld. po -E werden [Düsing (15). Fiquet (16), Janke, (17). Ein Re- . ...“. fe 
TE Begattungstermin und Kindgeschlecht. Nach C. Fürst. 'sultat, das: durch. die daran anschließende künstliche Befruchtung“ ° <- 5v1: 
R - - | | = beim Frosch in dem völligen Verschwinden. der ei Aa re = 
B SE al= ghe g | en‘ „| Höhepunkt erreicht. Die'Hertwigschen Versuche widersprechen .. ... p 
nn j . “Anzahl der Tage nach RPE 355 [3238 EREDE a Knaben | aso nicht dein v. Lintschen Gesetz, sind vielmehr‘ mit ihm in. .. | 
er Menstruationsende 437g | aa 22#3 Mädchen `”. vollen Einklang zu bringen. Im übrigen ist ohne weiteres klar,‘ ` aae 
E = Ä 5 z j daß das Gesetz ‘nur da zur Geltung kommt, wo die Trennung . 0f 
qi. AA o Es Be | | beider Geschlechter individuell ‘durchgeführt ist, wo die Befruch- <~ 55:45 
a 2 oaa 3. A , |; tung die einzige Fortpflanzungsmöglichkeit darstellt: und, wo die 
TE 2 o a a k T Geschlechtsentwicklung: unbeeinflußt von äußeren Reizen chemi- ``- , 
12} re | a scher, mechanischer, photischer und’ anderer Art- sich- vollzieht. ©: : 
ie 8 : 6 Aber auch da nicht in den wenigen Fällen, wo die Energiegrößen © ...... ”. 
ni ei u 5 S . | von Ei- und Samenzelle im Moment. der Befruchtung mehr oder- . ` ö 
= IL Überreites ki | 5. ee, | weniger gleich sind, sodaß Individuen entstehen, die dementsprechend | 
Fe ala 2. ee a -© | an beiden; Geschlechtern teilhaben. - EN SINE 
a 12 i 6 - Bleibt die‘ wichtige Frage, wie wir im Einzelfalle -: `> 
P 18 et A | unsere Methode mit größtmöglichsten Erfolgchancen durchführen? ` 
ns 15 | 2 3 ‘Wären wir in der Lage, jedem der. drei Faktoren stets und voll. 
an 15 a ai en | u Rechnung zu tragen, wir-könnten des jedesmaligen Erfolges sicher. 
— EB en ah en 3 erari sein. ` Da dies besonders hinsichtlich . des Alters der Ehegätten 
o > _ des alten Eies! re: 'Empfängnisfähigkeit | nicht, der Fall ist, müssen wir durch peinlichste Berücksichtigung 
- . 21. Ee 1f 2 > “© = | der beiden anderen Faktoren diesem Ziel möglichst nahezukommen ~ 
ge = ne suchen. Daß- dies gelingt, dafür bürgt ‚uns die Tatsache, daß 
3: 4) - — 1 | | allein schon durch Beächtung des gebotenen. Begattungstermins . 
p 28 $ Menstruation ” ka A Einschränkung’ ‚nach’Fürst(18) 75°/,, nach Siegel(19) 80%,, nach Pry1l (20). 
nn 27|  Vellreifes Ei! 1 1 Geschlechtsverkehrs . | 84°/o endlich nach Siegel bei den besser kontrollierbaren ebe- . . 
a E: l 2e; - | lichen Fällen sogar 89°/, Knaben gezeugt werden, daß also das. °% 
- I usw.- | EF 192 |. ‚ Altersmoment der Keimzellen. den .zuvor vermuteten Hauptfaktor `: - 
A z5 SE | der Knabenzeugung darstellt. a, ler usa 
EBENE ya =. Tafel4. | a Sicherlich wird nun aber trotz besten Willens nicht nur 
a _Begattungstermin und Kindgeschlecht. Nach P. W. Siegel. | gegen die gẹbotene geschlechtliche, sondern auch sonstige Lebens- 
a ® | | === | führung sehr häufig gefehlt werden. 2 Pe 2 | 
a Anzahl der Tage Anzahl | Anzahl ae . Prozentsatz der Zur Sicherung: des Erfolges ist daher weiterhin geboten: _ ; 
e o Tr eg MEE E T Ua BR ne 1. Trennung beider Ehegatten auf geschlechtlichem Gebiet für die _ il 
M — 1001010000000 1 Zeit der Zeugungssperre. Denn der Präventivverkehr ist nicht `. H 
t er Aue: aol | so, | jedermanns Sache, auch nicht. absolut sicher. ‘2. Loslösung ‘der afi 
p? = 5 u Bee | ———— | Frau für die gleiche Zeit von “Sorge, Unruhe, Überarbeit, kurz Un 
\ 3:09 =. 35 "h: Gesundheitsschädigung der verschiedensten Art, ‚wie sie besonders `` A 
| | in neurasthenischen und anämischen Zuständen in Erscheinung akt 
; 100 80 180 Ä zu treten pflegt. Da beides bei Verbleib der Frau im häuslichen EE i 
p Vom 24. bis 26. Tage waren keine Geburten vorgekommen. und außerhäuslichen Kreise schwer durchführbar ist, empfiehlt or - N 
a . Ich .weiß. mich ‘hiermit im Widerspruch mit der auf den | Sich deren Aufnahme in eine physikalisch-diätetische Kuranstalt, eh i 
-Hertwig schen Froschversuchen fußenden Anschauung, wonach | Sofern die wirtschaftliche Lage der Ehegatten dies gestattet. Zur rE l f 
das überreife Ei zum männlichen Geschlecht bestimmt sein soll, | Regelung der Lebensführung des Mannes wird: dessen gleichzeitige . EN | 


nd 


mosom seinen Weiblichkeitsfaktor (?) ausstoße, sodaß die Samen- 
zelle nur das auslösende Moment für die‘ Entwicklung des zu 
dieser Zeit im Ei gegebenen männlichen Geschlechts darstelle, 
Daß derartiges bei niederen Tierformen vorkommt, mag zu- 
gegeben werden, es aber als Paradigma für den Frosch oder gar 


Ne \_ ee _ INN 


- mindesten gewagt. 
. Tierformen ergaben, daß die Samenzelle, und zwar unter 


Be 


‚stimmt, und wiederum bei anderen, daß noch ein Y-Chromosom 


De a EC 


! 


‚ Bedeutung, dieser Chromosomenbefunde für die Geschlechtsentwick- 

-. lung blieb jedesmal unklar und läßt sich, wie gesagt, höchstens 
‚ dahin verallgemeinern, daß gewisse Quantitäts- und Qualitäts- 
unterschiede zwischen männlicher und weiblicher Chromatin- 
substanz hierfür maßgebend sind (18). Abgesehen davon lassen 
aber die Hertwigschen Versuche, von unserem Standpunkt aus, 
‚eıne wesentlich andere Anschauung zu. R.Hertwig (14) fand, 
daß künstlich im Uterus zurückgehaltene 


De en Veen GEN Venetien, Se, 
l 


-chen resultieren. Dabei wird der männliche Frosch durch die 
wiederholt vollzogene Besamung und die jedesmalige gewaltsame 
Trennung vom Weibchen derart geschwächt, daß er zuletzt ge- 


a  - 


nn 


. das Säugetier mr „den Menschen hinzustellen, ist zum: 
Zumal Feststellungen bei anderen niederen 


„Beibehaltung ihres X-Chromosoms das weibliche Geschlecht be-. 


bei der Geschlechtsbestimmung eine Rolle spielt. Die kausale- 


| Froscheier von Tag zu.| 
Tag mehr Männchen liefern, bis am vierten Tage nur noch Männ- | 


Wenn trotzdem. im Ausnahmefall unsere Methode versagt, . 


da, wo es eben nicht gelingt, das richtige Energieverhältnis zwischen. ® = 


Ei- und Samenzelle im Moment der Befruchtung "herzustellen, ihr 


praktischer Wert für die Allgemeinheit. bleibt -mit mindestens 75: 


bis 80°, Wahrscheinlichkeit der Knabenzeugung (gegen zirka . 
51,5°/, der seitherigen) bestehen. Sollte hieraus einmal. ein allzu 


' reichlicher Männernachwuchs ‚sich ergeben, was in Anbetracht des 


häufigen Fehlens gegen die gebotene Lebensführung kaum zu- 
befürchten ist, so haben wir.es jederzeit in der Hand, durch die 
entsprechenden Gegenmaßnahmen: auf Kosten der Knaben Mädchen 
zu erzeugen. Vorerst gilt es, dem Frauenüberschuß abzuhelfen! 
Einer vorausschauenden Regierung erwächst daher die Pflicht, 
zweifelnder Kritik gegenüber das v. Lintsche Gesetz nach den 


hier gegebenen Richtlinien im Tierversuch, vor allem am Menschen ` - 


in bereitzustellenden Instituten auf seine Leistungsfähigkeit hin ` | 


prüfen und einwandfrei feststellen zu lassen. Ist durch diese An- . 
ordnung die öffentliche Aufmerksamkeit auf die‘. Methode der 


Knabenzeugung gelenkt, so sind. Ehepaare genug bereit, sie zu. 


erproben. Dann wird das letzte Wort hierüber zu sprechen sein. 


Literatur: 1. v- Lint, Das Geschlecht des Kindes richtet sieh 
nach dem schwächeren Elternteil’ In: Sexualprobleme 1908, S. 571. — 
2. Düsing, zitiert nach Kisch, Das Geschlechtsleben des Weibes. Berlin 
1904, S. 440. — 3. Vaerting, Der Männermangel nach dem Kriege.‘ In: 
Der Arzt als Erzieher. München 1917, H. 8, S.58 u, 60. — 4. Kisch, L c. 


‘ 
1 
i] 


rge k IRSSAL S L roge a. 
i Be § 
—— u a “ 
= zer: nenn m 


J 
4 
n 
L 
ETS 
t 
} 
E 
H 


ner nen amd seem U... 
ia .. 


.m 


Pa a= 
SEAE mA E ne 


ei. 
BT er TSENT 
Pi 20° 1 CO 
Rai ne Rn 


un 


Pe -m £ 
Me e R TiN 
5, < 


4 


er 
RR 

Kur: 
d 5 

Q 

> 


LS 
Eo 
y 


> - ww e gs TETTI N" . r= r - 

Er. Ear i ` 2 Fe ana? n RAE T pa ET N A ETF PAT 
TE x Fer Pia T DR es xX A J N EAN 2 S n s RNN É n T TE 

vr 3. ar . A E = 


PE TE TFI PFAD eA = 

ie - VAN I, 4 T AAi SAU f MG 7> P = 
den = er p x A ? vr Kr. rea FA PA ta arin TEN N A a en ER NETTER ren 

Sr EN BIN GE E E EDA MEES, Taaa ASE NAS u ; AAE: aE TA A EA en AA e a a T B 


u 
| 
è $ nr Be 
an 

N 

{ 

Ina 

AN 

N 

=) 

Er} 

= 

Pin 

L 

J 

~L 

f 

£ 

ß 

d 


t “ir NR 
A A ee a NS 


et 


se 


=. 
—_ 
> - 
+. 


Wi; X Y re a 
~ EIR be er DR 
2, November. 
v- = Pe SEE 


ao | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44 


i 
Tha 
t 


ra ` 
- _#* A > > 
- » T 
- ds 4 g ° = 
- ’ 
-= 
A 


Be Wi a 
a 


a ú . 
LENTE I EE TNE E ne < 
Auer -d vetea 
aen 


zn, ' 


S. 441. — 5. Schenk, Einfluß auf das Geschlechtsverhältnis. Magdeburg 

= 1898. — 6. Siegel, Gewollte und ungewollte Schwankungen usw. Berlin 
1917, S. 168 u. 184. — T. Schauta, Krieg und Geburtshilfe. Eröffnungs- 
vorlesung. Wien 1917. — 8. Binz, Einiges über den Zusammenhang 
zwischen Krieg und Geburt. (M.m. W. 1919, Nr. 1.) — 9. Düsing,l.e. — 
10. Fiquet, zitiert nach Kisch, l. c. S. 462. — 11. Zöller, Der Männer- 
ersatz nach dem Kriege. In: Der Arzt als Erzieher 1918,. H. 1. — 12. Sie- 
gel, l. ce. 'S.50 u. 177. — 13. Minot, Moderne Probleme der Biologie. 
Jena 1913, S. 91. — 14. Zitiert nach O. Hertwig, Das Werden der Organis- 
men. Jena 1916, S. 311. — 15. bis 17. Zitiert nach Kisch, l. ec. S. 450, 461 
u, 462, — 18. Desgleichen S. 449. — 19. 1, ce. S, 173#f. — 20. Pryll, Cohabi- 
tationstermin und Kindgeschlecht. (M. m. W. 1916, Nr. 45.) 


E20 ZEN 


Falle von Boström beschrieben worden, während die übrig 


zitiert nach Fritze). Eine genaue kasuistische Zusammenstellung ° 
findet sich in den letzten ausführlichen Arbeiten von Eritze 


A eu r i 
- A 
nerep Mer ESRA Tr 


Aus dem Pathologischen Institut des Auguste-Viktoria-Kranken- 
hauses Berlin-Schöneberg (Prosektor: Prof. Dr. Hart). 


Über das Chorionepitheliom beim Manne. 
Von 
Dr. Erich‘ Langer, 


Assistenten am Pathologischen Institut. 


die Chorionepitheliome im Anschluß an ein Hodenteratom einzu 
reihen. Er stellt sich folgendermaßen dar: =- nnn nnn 


Te 


- Der früher stets gesunde, seit November 1915 als Soldat einge 
stellte 21jährige Pionier S. merkt seit August 1917, daß er ständig = 
abmagert; er entdeckte einen Monat später am rechten Hoden eine 5 
harte, nieht schmerzhafte und ständig wachsende Geschwulst. Wegen 
dauernd zunehmender Abmagerung meldet er sich im Oktober 1917 
krank und wird dem Feldlazarett . . . dem ich damals angehörte, über 
wiesen. et 
9. Oktober 1917: Aufnahme im Lazarett. Blasse Gesichtsfarbe, 
schwächlicher, abgemagerter Körper. Reduziertes Fettpolster, Brust = 
und Bauchorgane ohne Besonderheit, ee 
Der rechte Nebenhoden ist geschwollen, fühlt sich hart an, druck 
schmerzhaft, ebenso der rechte Hoden. Keine Entzündungserscheinungen. > 
Bezeichnung: Rechtsseitige Hodengeschwulst. 2 C 
10. Oktober: Kastration des rechten Hodens (Station: Stabsarzt 
Dr. Posner). In örtlicher Betäubung wird der rechte Nebenhoden 
und Hoden mit der Geschwulst entfernt. Völlige Naht. Tumorteile i 
werden zur mikroskopischen Untersuchung an die Armeeprosektur Metz 
und an Herrn Professor Dr. Hart gesandt, Von beiden Stellen kommt 
die gleichlautende Antwort: Teratom des Hodens. 05 
16. Oktober: Reaktionslose Heilung, Entfernung der Nähte. | 
19. Oktober: Beim Versuch aufzustehen, plötzlich umgelallen. 
Schwere Atemnot. Kollaps. Trotz Campher, Coffein, sowie Morphium: 
Tod in zehn Minuten (Lungenembolie). | D 
Die von mir am 20. Oktober gemachte Leicheneröffnung ergab” 
folgendes: E 
| Männliche Leiche in schlechtem Ernährungszustande mit geringen 
‚Fettpolster. In der rechten Leistengegend eine frische, reaktionslose, 
zirka 5 cm lange Öperationsnarbe. 
Brustorgane: Herz: Ohne Besonderheiten. 


Lungen: In beiden Lungenarterien stecken, kurz hinter der Mei 
lung beginnend, das ganze Gefäßlumen ausfüllend, bis in die kleinen 
Lungenarterien- verfolebare, feste graurötliche gerippte Blutpfröpfe, 

‚ Unter der höckrigen, glänzenden, blaurötlichen Oberfläche fühlt 
man in beiden Lungen einzelne, bis kleinapfelgroße derbe Knoten, die 
auf dem Schnitt von schmieriger Konsistenz und graurötlicher Farbe 
sind. Beide Lungen sehr reich an Flüssigkeit. u 

_ Bauchorgane: Magen und Darm ohne Besonderheiten. Im 
. Gekröse sehr zahlreiche, bis zirka kirscheroße angeschwollene Drüsen, 


teils weich und von grauer bis blaurötlicher Farbe, teils hart verkalkt. 
Starke Füllung der Gefäße. | 


= Retroperitoneal vor der Wirbelsäule, den Raum zwischen beiden 
Nieren völlig ausfüllend, liegt eine ungefähr kindskopfgroße.und höckrige 
Geschwulst von teils derberer, teils weicherer Konsistenz, die mit Aus- 
nahme der hinteren Fläche, wo sie in die Vena cava inferior ein 
gewachsen ist, sich leicht aus ihrer Bindegewebshülle trennen lädt. 
Auf dem Schnitt zeigt sie teils ein gleichmäßig dunkelrotes Aussehen 
der festeren Partien, teils ein graugelbliches Aussehen der weicliereD, 
fast dünnbreiigen Massen. Bindegewebszüge teilen die Geschwulst IN 
einzelne Lappen. > 


Leber und Nieren sind stark bluthaltig. In den Nebennieren 
kleine, graurötliche, feste Knötchen. | A 
In der unteren Hohlvene bis zirka 10 em über ihrer Teilung ein das 


ganze Lumen ausfüllender, graurötlicher Pfropf. Hohlvene mit der 
hinteren Tumorwand verbacken. | Bei 


Hoden: Der linke Hoden intakt. 


Das wiederum an die beiden obengenannten Stellen eingesandte 


Untersuchungsmaterial ergab: Chorionepitheliom mit Wucherung in die 
ena cava inferior. Metastasen in den Nebennieren und den Lungen. 
Das mikroskopische Ergebnis stellt sich folgendermaßen dar: 


1. Hodentumor: Entsprechend dem m: opischen Bilde einer 
sauer Geschwulst see Tumor ih zahlreiche 
re und größere Cysten neben geringen Resten von Hodengewebe. Die 
Oys eny ine teils leer, teils mit homogenem Detritus gefüllt. Die Wand 
en Yan besteht zum Teil aus geschichtetem und. stellenweise stark 
v£ orn em Plattenepithel, zum: Teil aus geschichtetem Cylindere ithe. 
Een Me en mit Cylinderepithel findet man feine papilläre Wand: 
N g on; ui denen die Oylinderepithelien deutliche Becherzellen dar- 
en pithelschichten erinnern nirgends an bestimmte Orgat- 
are, allenfalls könnte man-die Becherzellen für eine rüdiment 
Eo age halten. Das Gewebe zwischen” den Cysten besteht aus 
i es s 


Mt 


Zu den bösartigsten Geschwülsten, die uns beim Menschen 
begegnen, gehören die Chorionepitheliome, die wir, wie es ihr Name 
bereits besagt, überall dort finden, wo Chorionepithel gebildet wird. 
Am häufigsten und für diese Geschwulst typisch treffen wir sie im 
Anschluß an eine normale Geburt, eine Blasenmole oder einen 
Abort. Ihren Ausgangspunkt nimmt sie dabei von dem Chorion- 
epithel der fötalen Bihüllen selbst oder von den Chorionzotten, 
die entweder nach 'Ausstoßung der Frucht in der Uteruswand 
haftengeblieben oder noch während der Schwangerschaft mehr 
oder weniger weit von ihrem ursprünglichen Sitze verschleppt 
worden sind. In letzterem Falle, wo also der Primärtumor nicht 
im Uterus selbst sitzt, spricht man von ektopischem Chorion- 
epitheliom, wie es z. B. in der Scheidenwand sich entwickeln kann. 


Unsere Kenntnis über das Chorionepitheliom verdanken wir 
in erster Linie den Arbeiten Marchands, der uns eine genaue 
Sinteilune und Schilderung dieser- Geschwulst gegeben hat, die 
später von den meisten Autoren wie L. Pick, Risel, R Meyer 
und Anderen bestätigt wurde. 


Nach Marchand teilen wir diese Geschwulst in zwei 
Formen, das typische und atypische Chorionepitheliom, 
ein. Bei der typischen Geschwulst müssen wir diejenigen Epithel- 
formen wiederfinden, die uns an den Chorionzotten physiologischer- 
weise begegnen, das heißt: Syneytium und Langhanssche Zell- 
schicht. Ersteres ist erkennbar an den unregelmäßigen, viel- 
kernigen Balken und verästelten Protoplasmamassen, während die 

 Langhansschen Zellen ein gut entwickeltes, scharf begrenztes, 
meist glykogenhaltiges Protoplasma und deutlichen, bläschenförmigen 
Kern haben. 


Im Gegensatz hierzu läßt das atypische Chorionepitheliom 
die deutliche Zusammensetzung aus den beschriebenen beiden 
Komponenten des Zottenbelages vermissen. Seine Zellen sind im 
allgemeinen unregelmäßiger angeordnet, liegen vielfach ganz isoliert, 
ihre Form ist ungleichmäßiger geworden und besonders treten die 
Langhansschen Zellen in ihrer charakterischen Form mehr zurück 
und auch die Synceytiummassen weichen erheblich in Form und 
Ausprägung ab. Selbstverständlich finden sich zwischen beiden 
Formen fließende Übergänge. 


Besonders bezeichnend für das Chorionepitheliom ist ferner- 
hin seine der physiologischen Aufgabe der Chorionzotten bei der 
Placentarbildung entsprechende Ausbreitungsweise. Die Geschwulst- 
zellen haben eine ausgesprochene Neigung Bluträume zu eröffnen, 
sodaß es einmal leicht zu umfangreichen Blutungen, zum anderen 
aber schon frühzeitig zur Verschleppung in der Blutbahn kommt. 
Die Eigenschaft, in Bluträume einzubrechen, läßt vielfach schon 
makroskopisch die Diagnose leicht stellen. 


Außer beim Weibe im ‚Anschluß an die Schwangerschaft 
sind auch seltener auftretende Formen beim weiblichen Kinde und 
bei Frauen im Klimakterium beschrieben worden. , Hierher gehören 
die von Risel zitierten Fälle von Kroemer, Lubarsch 
Diewitzki, und Glinski und Rosner. 


Doch auch beim Manne können wir dieser Geschwulst be- 
cegnen. Aufmerksam darauf machte zuerst Schlagenhaufer 
dessen Mitteilung eine Reihe von Veröffentlichungen folgte, die im. 
allgemeinen seine Befunde bestätigen und ergänzen konnten 
Danach trifft man diese 'Tumorart beim. Manne keineswegs so 
selten, wie man zunächst glauben sollte. 


g 1 TE i 
ERR j 
ECTO NA S 
` 
$ Tr u 
i s LT 
E Di 
u Ar f 
í í + 
"Ei 
Lof r 
E ETR A i 
$ En 
To Fur 
2 VORN ; 1 
i "2 
X a A 
I . 
. 
= ng Į 
2. 25 + 
j P i a A 
' SES 
4 À g 
T Iii 
D "A 
w Bart“ “ 
a À 
E Eb i 
A 
i 2 E i 
y ` 
» t i 
AR 
5 
\ E 
i fi 
d í 
} s I 
i ) 
> t : 
[ h TEE 
Q mI 
y } 
h 1 s 4 1 
DE i $ 
DAIR 
TF TE, \ ne 
+» 

t 5 i 1] 
`‘ nA u + | 
+ $ BA 

[] HT 
i "Pa f 
i N 
i A 36: + 
| TE | t 
H h u ` { 
I} i 5 
E PY) aie b 
E" Hu, i 
.} PE 
À 4 Ms ie $ 
d à 
E J i 
a 
Tir ALTA 
H IER . i 
y 
> A 
(j i u g 
auks -S 
VE IRAN EA i ' 
\ B 
1 f r ? 
9i E 
E i 
Vaud i- Ze í 
! -R iz 
{ ih 
? p. y E 
h : 
uU w A 
4 ' ~ R 
| E 
| Ih v i 
= . 
Í ha o 347” 
- A A > 
J ? Ca d og > 
. y IS 
á ` ' 
TROR Tu HESSD 
1] {i Te 
ö t ; 
- A> fr 
} S ifia t j N 
MESAR -o 
TE i wi 
A f y 
aT, Hig i -CRET 
< J A 
pii or A 
ran Aoa 
u i è 
vig r $ 
ei 
E L+ 
t “, u k 
+ OUL C 
p j 
Br By 
~ W 
rr iiri 
r, N F 
s > 
N S Paa 
sE Po + 
pi NDE v 
CIN G 
1 Hi f id 
ns H y l r 
"is D 
i '# 
‘ Tu Bu, 
null hir 
A 
ES W024 
{ 
EN 
Rt 
Ì 
E Í d . 
wach 
Tr u, 
RREY P, 
4,1 UM De 4 
TT R 
r: Gip > Á 
i i 
TEG ı ] \ 
t Eu 
bir NE i 
HE IIER 
Ha 
i 2 En 
. RT ' 
WEN ; 
pe 4! 
LR Le 
EE a Ki}. 
Sa 
Ika 2- d 
si u 
a 
Hyr 
AS A 
4 ` 
E i 


tg : 


EEE, 
ae 


ee 


$ ZI o 
rare -s - k. LALAT > `$ 7 M 
=} F GSA d - t 
ZARA + UL TOG ae rs » 
ASA cu B n ne Mr en Zu il. 
er Dr u ier f r M 
rai e = 


ei ud 
Dig 


N 


S ES TA ä | | | Digitized by Google zz 


art. =. r -- r 


mgn, 


EEE E a EEE e R a R a 


/ 


jungem, fibrösem Gewebe mit zahlreichen ‚Einsprengungen embryonalen 


Knorpels, ‘vereinzelt aus drüsigen Gebilden. \ 


‚Ergebnis: Teratom mit Abkömmlingenaller dreier 


Keimblätter. 


2. Retroperitoneale Geschwulst: Der Tumor besteht aus zum 
größten Teile nekrotischen Massen, deren Aufbau. aus roten Blut- 
körperchen und Fibrin noch deutlich erkennbar ist. An den äußeren 
Randpartien sieht man Züge und .Nester von Geschwulstzellen. Diese 
Herde setzen sich zusammen aus dicht beisammenliegenden, deutlich - 


gegeneinander abgrenzbaren Zellen mit bläschenförmigen, regelmäßigen 
Kernen und eigenartigen, zusammfließenden, vielfach bandartig geord- 
neten Gebilden mit dunklen, pyknotischen, vielfach in Haufen zusammen- 
liegenden Kernen. Beide Formen sind unregelmäßig durcheinander 
gemischt, schwimmen teils scheinbar mitten in den Blutmassen, wo sie 
eine Art Netzbildung. zeigen. ae 

3. Dieselben Befunde finden wir in den teils aus Blutmassen, 


teils aus nekrotischem Material zusammengesetzten Knoten der Lungen 


und Nebennieren. | 
Ergebnis: Typisches Chorionepitheliom. 

.  Fassen wir unseren Befund kurz zusammen, so haben wir 

-einen aus Syneytium und Langhansschen Zellen 


aufgebauten Tumor, der destruierend gewachsen, 


ist, mit der besonderen Neigung, Blutgefäße zu 
eröffnen und in die Bluträume einzuwuchern. 
Seinen Ursprungsort hat er in dem aus allen 
drei Keimblättern bestehenden Teratom, sei es 
nun, daß in diesem, wie in den meisten be- 
.sechriebenen Fällen (Schlagenhaufer, Risel, 
Fritz und Andere), schon im Teratom ein chorion- 
epitheliomartiges Gewebe.aufgetreten ist und 
nur von uns trotz zahlreicher verschiedener 
‘Schnitte nicht gefunden ist, sei es, daß es 


sich um Chorionepitheliom-Metastasen eines 
.chorionepithelfreien Teratoms handelt (Glaser-" 


feld, Stärk). In bezug auf seine kausale Genese ist diese 
Verschiedenheit gleichgültig. In seinem histologischen Aufbau 


gleicht unsere Geschwulst vollauf dem Chorionepitheliom bei der 


Frau im Anschluß an eine Schwangerschaft. f 
| .In welchem Verhältnis steht nun diese Geschwulst beim 
Weibe zu der beim Mann? Bei der ersteren geht sie aus 
von den Zellen der Eihüllen des Kindes, wir haben 
ein Einwuchern der kindlichen Zellen in den Organismus der Mutter. 
Schon unter normalen Verhältnissen werden, wie Schmorl nach- 
gewiesen hat, und zwar bei zirka 80% normaler Graviden, fast 
regelmäßig aber bei Eklampsie am Ende der Schwangerschaft, 
chorionepitheliale Elemente in die Blutbahn der Mutter verschleppt 
und können in den Lungencapillaren ohne nachweisbare Wucherung 
aufgefunden werden, und zwar stets Syneytium und Langhans- 
zellen, die man wohl jetzt nach langem Streit über diese Frage 
als einheitlich vom fötalen Ektoderm abstammend ansehen muB 
(Marchand, Risel, Schlagenhaufer und Andere). 
Unter normalen Verhältnissen verschwinden diese Zellen wieder. 
Sie werden vom mütterlichen Organismus verdaut oder aufgelöst. 


-Sie haben nicht die Bedeutung einer Metastase, 


sondern, wie Risel meint, eines capillären In- 
farktes, der durch die Wucherungsfähigkeit des mütterlichen 
Organismus, durch Schutzstoffe desselben (Fleischmann, 
zitiert nach Risel) .oder durch, die Fähigkeit zur Bekämpfung‘ 
von wuchernden, heterogenen Elementen (Marchand) be- 
seitigt wird. : 

-Wir müssen also bei der Fähigkeit der verschleppten Elemente, - 
unter denen bekanntermaßen die von einer Blasenmole abstammenden 
besonders bösartig sind, noch ein anderes Moment haben, das der 
Zelle die unbeschränkte Wucherungsfähigkeit verleiht, wobei. sie 
ihrer Abstammung durch die Art ihrer Wucherung, nämlich die 
nur der Chorionzelle specifische Neigung, Bluträume zu eröffnen, 
treu bleibt. Einmal muß dieses Moment in der.Zelle selbst liegen, 


in ihrer Sucht, sich zu vergrößern und unbeschränkt zu wuchern. Im . 


normalen Zellverbande hat jede Chorionzelle ihre genau abgegrenzte 
Funktion. Es liegt ihr ob, die Stoffe für Ernährung des Keimes für 
“Wachstum, Wärme usw. aus dem mütterlichen Blut aufzunehmen und 
an denKeim wieder abzugeben. Hört nun das fötale Leben auf, bleiben 
aber die Zotten wucherungsfähig, so fehlen ihnen die Hemmungen, 
durch die sie durch das lebende Ei in Schranken gehalten werden. 
In dem günstigen Nährboden, in dem sie nun einmal liegen, 
nehmen sie ‘weiterhin all die Stoffe auf, für die sie bisher nur 
Durchgangsstation gewesen sind; sie können dadurch ihr eigenes 
celluläres Wachstum steigern und unumschränkt wuchern. Oder, 


x ” 


-wie A. Pick sich ansdrückt, es geht die „bioplastische 
Energie“ von der fötalen Anlage auf die Chorion- 
zotte über, diedadurch eine „Steigerung ihrer 
bioplastischen Energie“ erfährt. Doch es genügt 


fähigkeit, sie muß‘auf einen vorbereiteten Boden kommen, das heißt 
sie muß einen zur unumschränkten Entwicklung und Wucherung 
disponierten mütterlichen Organismus vorfinden, 
dessen Schutz- und Abwehrstoffe zu schwach sind, um- der 


Geschwulstlehre begegnen. = | 

‘ Das Chorionepitheliom der Frau führten wir auf ektodermale 
Bestandteile des Eies zurück, ebenso müssen wir die chorion- 
epitheliale Wucherung beim Manne als ektoder- 


malen Abkömmling betrachten; auch hierbei müssen 
wir auf die ektodermalen Keimanlagen zurückgehen und können , ; 


dabei wohl annehmen, daß wir die eine Ursache für ein Teratom 
beim Manne als dem Mutterboden des Chorionepithelioms in einer 
congenitalen Anlage finden, wie es nach L. Pick von 
den meisten Autoren angenommen wird, und zwar in einer Ver- 
lagerung eines „eiwertigen Keimes“ in den Hoden. 
R. Meyer benutzt im Sinne Askanazys lieber den allgemeinen 


Ausdruck „eiwertiger Keim“, weil er dadurch es vermeiden will, 


sich „generell für eine Blastomere oder ein ‚Polkörperehen oder 
einen ‘direkten Abkömmling der Keimbahn oder für einen inklu- 
dierten Foetus zu engagieren“. Schlagenhaufer will nach 


_dem Vorbilde Bonnets sich für eine Blastomere oder eine Pol- . 


zelle nach dem jeweiligen Vorkommen oder Fehlen von Frucht- 
hüllen oder deren Derivaten entscheiden, die für eine Polzelle 
sprechen sollen. 
hermaphroditischen Entstehung der Teratome hat R. Meyer 
widerlegt. So steht beim Manne die Geschwulst zum Träger im 
Geschwisterverhältnis, während sie, wie oben gesagt, bei der Frau 
im Kindesverhältnis steht, oder wie es L. Pick ausdrückt: 
„Die gewöhnlichen Chorionepitbeliome des Weibes 
stehen zu ihrer Trägerin im Verhältnis der 
Descendenz, die des Mannes in dem der Con- 
sanguinität.“ A Se VER N: n 

Jedoch gerade dieser Punkt — die Abstammung des Tumors — 
ist es, worin wir einen gewissen Unterschied‘ von dem Chorion- 
epitheliom im Anschluß an eine Schwangerschaft erblicken. Dieses 
geht aus von einer fertig differenzierten Zelle, das Chorionepithel 
'hat seine Entwicklung beendet und übt seine volle Funktion aus. 
Das Chorionepithel in der Geschwulst beim, Manne dagegen stammt 


aus einem sehr frühen Stadium der Entwicklung. Der „eiwertige 


Keim“ wird frühzeitig verlagert und stellt eine unentwickelte, 


‘angeborene Ektodermalanlage dar, aus der all die Elemente ent- 


stehen können, die vom Ektoderm abstammen, unter anderem auch 
chorionepitheliales Gewebe. Durch den Nachweis der Abstammung 
eines ektopischen Chorionepithelioms vom Ektoderm eines Teratoms 
haben wir auch umgekehrt den Nachweis für die einheitliche ekto- 
dermale Abstammung des Syncytiums und der Langhanszellen er- 
bracht. Und in der frühzeitigen Verlagerung liegt auch wohl das 
Hauptmoment für die Malignität dieser Tumoren; 
je frühzeitiger die Keimverlagerung erfolgt und je unreifer somit 
der Keim ist, um so wucherungsfähiger und maligner ist sein 


Wachstum, sobald dieses einmal ausgelöst ist; dieselben Verhält- . 


nisse dürfte man wohl auch für die bei einem Weibe unabhängig 
von einer Schwangerschaft entstehenden Chorionepitheliome an- 
nehmen, l p 

Nehmen wir nun, wie die meisten Autoren, eine Keimver- 
lagerung an als Mutterboden für die Entwicklung eines Teratoms 
mit chorionepithelialem Gewebe oder eines solchen, aus dem sich 


erst später in einer der Metastasen ein chorionepitheliales Gewebe . 


differenziert, so treten uns noch zwei bedeutsame Fragen entgegen, 
einmal weshalb findet man, abgesehen von ganz 
vereinzelten Fällen, die primäre Tumoranlage 
in den Keimdrüsen und zweitens; was ist der aus- 
lösende Anstoß zur Wucherung des ruhenden 
Keimes? Für die erste Frage hat Bonnet,eine recht ein- 
leuchtende Antwort gegeben, die auch von Schlagenhaufer 
und Stärk wieder aufgenommen wird. Er sieht den Grund dafür 


nicht. allein die Veränderung der Zelle, nicht ihre Wucherungs- : 


.Wucherungsfähigkeit Schranken ‘setzen zu können. Erst diese 
beiden Momente gemeinsam sind fähig, eine Geschwulstwucherung : 
zustande kommen 'zuylassen. Was hierzu eine Veranlassung gibt, - 
warum in dem einen Falle das Chorionepithel nicht‘ wucherungs- . 
. fähig, die Schutzstoffe stark genug, in dem anderen wiederum _ 
nicht, ist das unbekannte X, dem wir letzten Endes überall in der - 


Die Annahme einer parthenogenetischen oder - 


darin, daß „die Urogenitalanlage schon gleich nach ihrem ersten 
Auftreten bis zum Schwund der Urniere ein ganz außerordentliches 
Gebiet des Embryos*einnimmt“. Doch ist es merkwürdig, daß bei. 
weitem in mehr Hoden als Ovarien Teratome nachgewiesen werden. 
Wir können wohl annehmen, daß: die ursprüngliche Geschwulst- 
anlage sich in beiden Keimdrüsen.gleichmäßig findet, daß dagegen 
in den Hoden die Auslösung der Wucherung häufiger erfolgt als 
in den Oyarien. Doch gerade dieser Punkt ist es, dessen Beant- 
wortung besondere. Schwierigkeiten macht und bisher wenig be- 
friedigt. Wir haben die Altersstufen der bisher: veröffentlichten 
Fälle von Chorionepitheliom beim Manne zusammengestellt in der 
Hoffnung, darin unter Umständen eine Erklärung: finden zu können, 
z. B. einen eventuellen Zusammenhang mit der Pubertät, haben 
aber alle Altersstufen von 19 bis 54 Jahren gefunden, sodaß 
daraus wohl unmöglich nähere Schlüsse zu ziehen wären. Auf-' 
fallend ist, daß jetzt während der vergangenen Kriessjahre das 
Teratom des Hodens — wie mir Herr Prof. Dr. Hart aus seinem 
Material mitteilt, und wie es von anderen Pathologen bestätigt 
ist — häufiger und ausschließlich bei jüngeren Leuten gefunden 
ist. Vielleicht könnte man hiernach als ein auslösendes. 
Moment — daß es das einzige ist, erscheint mir unwahrschein- 
lich — en Trauma ansehen, wie es auch schon R. Meyer 
zur Erklärung des Chorionepithelioms beim Manne herangezogen 
hat, indem er sich auf den Nachweis Ohkubas stützt, der unter 
858 Teratomfällen 7mal ein Trauma, als Veranlassung feststellen 
konnte. Andererseits dürfen wir nicht übersehen, daß "gerade 
während des Krieges die gehäufte Anstrengung — lange Märsche, 
- stundenlanges Reiten, anstrengender Wachdienst usw. — vielleicht 
nur die Widerstandsfähigkeit des Körpers herabgesetzt hat, der 
dadurch nicht mehr imstande war, den ruhenden Keim schlummernd 
zu erhalten. Immerhin sieht auch R. Meyer gerade in der Mög- 
lichkeit, leichter einem Trauma zu unterliegen, das gehäufte Auf- 


treten der Geschwulst im Hoden, als in den geschützter liegenden 
Ovarien, 


Wie steht es nun mit der Prognose des Chorionepithelioms ? 
Nach dem oben Gesagten können wir beiden Chorionepithe- 
liomen der Frau in einer gewissen Zahl von: einer þe- 
grenzten Benignität sprechen. Sehen wir ganz von den Ver- 
schleppungen von Chorionzotten ab, die wir nur als Infarkte bezeichnet 
haben, so gibt es nach den Mitteilungen Risels doch unbedingt 
Fälle einer Rückbildung, ja einer völligen Ausheilung, wofür er 
Beobachtungen von Langhans, Fleischmann, Hörmann 
und Anderen anführt. Wir möchten dafür als Erklärung der An- 
nahme Schlagenhaufers beistimmen, der den. Grund für 
die verschiedene Malignität bei histologisch 
gleichartigen chorionepithelialen Wucherungen 
in der zeitlich differenzierten Keimausschaltung 
sieht. Und da wir für dass Chorionepitheliom beim 
Manne einen sehr frühzeitig abgetrennten, un- 
differenzierten „eiwertigen Keim“ annehmen, 
sodürfen wir nach unseren Erfahrungeninder 
Gesehwulstlehre von vornherein eine weitgehende 
Malignität erwarten und müssen eine Rück- 


bildung oder gar spontane Ausheilungfür höchst 
unwahrscheinlich halten. 


a > 


` 


EES A D> p APG, < EYF a» P - ART = agon en p AFLI AE r E A = 
l 4 BE E ET EEE EVER ET TE I ET EEE DR ENTER FRETF ENT Se Ba ST 

M EE per a A AEN ENSE O AAE AEDE IY DS OT Oa AA E SEMAS EISS ETS ERE EE VESS AOE A 
?, K s S aK a g e R. 4 ns i An Y Dr. TO WA k > u: A a RIN > 

o l i. Rah, N ~ ERDE AIE N EA a AIET 
E m: Dei. va a”, K RE N RT À 

< e's | S ER EARS . 

vE E SOTUN i 

iA i j9 3 ; y 2 / y Kar 

| x x xp 3 
Sa SR 3 | en. 
(] q f 4 t r a J D 3 NT, TANA Be, 
f Wr 2 a a 12 or 
Erle, 1122 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.44. 9. November, 
rer i . - ven: RE rn, 

Halle 

t $ } 

E ER 

| 

i 4 

l 


5 
+U “i 


Da 


a — ` 


Heimat gesammelt wurde, kam gegenüber dem großen Bedarf nicht 7 
in Betracht. Die Hauptmengen ‚sandten uns Rußland und Galizien, = 
also Gegenden, deren Ausfuhr selbst für neutrale Länder während a 
des Krieges vollständig stockte.. Daneben hat Spanien und Portugal 
schon im Frieden nur unwesentliche Mengen liefern können, 7 7 
Bei der Mehrzahl der ausländischen Drogen macht sich deren = 
Ausfall deshalb nicht katastrophal bemerkbar, weil wir infolge ` 
der Weltstellung - unserer Arzneimittelindustrie über Vorräte ves | 
fügten, die uns das Durchhalten erleichterten. Dazu gehörte als 
Voraussetzung, daß die Drogen bei der Lagerung in ihrer Wirk- j 
samkeit gleichbleiben. Gerade diese Forderung: ist aber beim 
Mutterkorn nicht erfüllt. Das Arzneibuch verlangt ausdrücklich, 
daß Mutterkorn nicht länger als ein Jahr aufbewahrt werden soll, 
weil -das Sklerotium bei längerem Lagern sich so verändert, dad 
eine genügende Wirksamkeit nicht mehr gewährleistet ist, Ent 
sprechend müssen auch die gebräuchlichen galenischen Präparate 
‚aus dem Mutterkorn: Ergotine, Extrakte, Secacornin Roche in ihrer = 
Wirksamkeit _ minderwertiger werden, wenn dazu Sklerotien as 
Material dienten, die über die vom Arzneibuch geforderte Zeit 
hinaus aufbewahrt wurden. . = 2. Se 
Aus dieser Erwägung heraus erschien es mir gerade jetzt 
besonders zweckmäßig, ein Secalepräparat zu wählen, das unab- 
hängig vom Mutterkorn auf rein synthetischem Wege hergestellt = 
werden kann und hergestellt wird. An Präparaten, die diese = 
Forderung erfüllen, stehen uns zurzeit zwei zur Verfügung, ein 
ausländisches, das Uteramin-Paraoxyphehyläthylamin der Birma 
La Zyma (Golaz, Genf) und das deutsche Tenosin der Farbentabriken = 
vorm. Friedr. Bayer & Co. Im: Uteramin -hat man sich begnügt, 
ein einziges der wirksamen Mutterkornbestandteile als Ersatz dar- 
zubieten. Die grundlegenden Arbeiten von Barger, Garr wd 7 
Dale!) haben aber gezeigt, daß neben dem Paraoxyphenyläthylamin 
noch Beta-Imidazolyläthylamin und Ergotoxin als wirksame Körper 
im Mutterkorn vorkommen. Einen specifischen Einfluß auf den 
Uterus kann man von den bisher rein dargestellten wirksamen Be- 
standteilen sogar nur dem vorletzten zuerkennen. ER 
Das Ergotoxin ist die Substanz im Mutterkorn, die für die 
Decalegangrän verantwortlich gemacht werden muß; sie wird daher 
für ein synthetisches Präparat besser außer acht gelassen, Hin- 
gegen läßt sich die intensive Wirkung des Beta-Imidoazolyläthyl- 
amins sehr wohl verwerten, wenn man darauf verzichtet, es 
allein anwenden zu wollen, wobei sich auch hier Nebenwirkungen 
unerwünschter Art und eine Blutdrucksenkung bemerkbar machen 
würden?). Kombiniert man aber, wie es in dem Tenosin der 
'Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. geschehen ist, Beta 
Imidoazolyläthylamin mit Paraoxyphenyläthylamin, so bekommt 
man ein Präparat, dessen Wirksamkeit genau so komplexer Natur 
ist, wie das Secale selbst. Dabei ist es im Tenosin gelungen, das 
Mischungsverhältnis so zu wählen, daß der. Antagonismus der 
beiden wirksamen Komponenten (Blutdruck) in erwünschter Welse 
ausgenutzt wird und irgendwelche störenden Nebenwirkungen nicht 
mehr in Erscheinung treten. Ich selbst habe in zirka 130 Fällen das 
-Tenosin — meist intramuskulär — gegeben, und zwar überall dort, I 
entsprechend früher ein Secalepräparat gegeben wurde, also naoi 
Aborten und Geburten. Die Wirkung hat nie versagt. Ich bevor 
zuge es aber außer aus den obenerwähnten Gründen deswege 
besonders, weil der Geschmack ein bedeutend besserer ist UN 
die Injektionen keinen Nachschmerz bei. den Kranken vyerursad en: 
In der Literatur liegt schon eine Reihe empfehlender = 
beiten über Tenosin®) vor. Außer vielleicht Hohe nhiehlen 
der sich über die Zusammensetzung seines Präparates nicht au des 
haben jedoch alle Autoren mit einer älteren Zusammensetzung 
Präparates gearbeitet. TE Sor 


ke 


De A 


C 
. 


Ai 
4 
i 
1) 

N |s 

AN 


Literatur: Askanazy, Zur Kenntnis der chorionepitheliomatösen 
Wucherungen in den Teratomen der Keimdrüsen. Dissert. Leipzig 1904. — 
Bonnet., Zur Ätiologie der Embryone. (Mschr. f. Geburtsh., Bd. 13.) — 
Fritze, Beiträge zur Kenntnis der Chorionepitheliome beim Manne. (Zschr. 
{. Krebsforsch. 1915, Bd. 15.) — Glaserfeld, Über das Hodenteratom mit 
chorionepitheliomähnlichen Bildungen. (Zschr. f. Krebsforsch. 1910, Bd. 9.) — 
Marchand, Über die sogenannten „deeidualen Geschwülste“ im Anschluß 
f an normale Geburt, Abort, Blasenmole und Extrauterinschwangerschaft. 
| (Mschr. f. Geburtsh. 1895, S. 419) — Marchand, Über das maligne Chorion- 
epitheliom nebst Mitteilung von zwei neuen Fällen. (Zschr. f. Geburtsh. 1898, 
Bd. 39; S. 173.) — Marchand, Noch einmal das Chorionepitheliom,. (Zschr. 
f. Geburtsh. 1898, Nr. 31) — R. Meyer, Zur Kenntnis der Struktur und 
Pathogenese der embryonalen Hodenteratome. (Frankf. Zschr. f. Path. 1913, 
Bd. 13.) — A. Pick, Drei Fälle von malignen Tumoren des Chorionepithels. 
Dissert. Breslau 1897. — L. Pick, Zur Frage der Entstehung des Chorion- 
epithelioms aus angeborener Anlage. (Virch. Arch. 1905, Bd. 150, H. 1.) — 
L. Pi@k,-Zur Kenntnis der Teratome; blasenmolenartige Wucherung in einer 
Dermoideyste des Eierstocks. (B. kl. W. 1902, Nr. 51.) — L. Pick, Das 
Epithelioma chorioektodermale, ein Beitrag zur Lehre von den ‘congenital 
angelegten Geschwülsten. (B. kl. W. 1904, Nr. 7 u. 8.) — Risel, Ohorion- 


epitheliom, chorionepitheliomartige Wucherungen in Teratomen und chorion- 


\ ati ıt 4 
« 


`~ 


: a = ~ ; Dp x 
) Barger, Carr und Dale, Ref. Biologisches Journal 1907; 


I «ingie, 1909 

Bd. 2, 8.240. — B urnal of Physiologie 1 
epitheliomähnliche Geschwülste. (Lubarsch-Ostertag: Erg. d. allgem. Path. | Ba. 28 und 1910 Bine undip allen Jo NT ER 
1907, 11. Jahrg., 2. Abt.) — Schlagenhaufer, Über das Vorkommen 2) Kehle; M $ W. 1912/83. a SE 

chorionepitheliom- und traubenmolenartiger Wucherungen in. Teratomen. 3) Jä En rk Are N > > Zbl. t Gyn 4918/43. < 
(W. kl. W. 1902, Nr. 22 u. 23.) — Schmorl, Demonstration eines syncytialen \ ) Jäger, M.m..W. 1918/31. — Krosz, 2 2 T “ Ginecolo 

cheidentumors. Vers. Deutscher Naturf. u. Arzte in Braunschweig. Ref. Zimmermann, M.m.W. 1913/48. — Ma rino, ua are T 
(Zbl. f. Gyn. 1897, Nr. 40.) — Stärk, Malignes Chorionepitheliom. (Frankf. 1914/11. — Jaeger, D. m. W. 1916/17. — Hohen bie e 

Zschr. f. Path. 1918, Bd. 21, H. 1.) | kl. W. 1919/5. FE A 


ww -< 
` A P An x 
E 


. 
-_.. - 
> 


hä u 3 | Digitized by Goog Gå 
"T x an nr KR ’ : sA | ; l ne | i = a | DERETA 


er 

A - 

Ka 

- Ko f 
pa e 

- Ze P 
e ee 


AAA 


y. N 
COENE S 


AL N AE TR AA t 


s 
\ 
Fe 
t 
` 
` 
LS 
~i 
Pos 
i 
t. 
e 
b 
(S 
f 
i 
2 
i 
PASS 
pa 
Pou 
si 
. 
.- 
P, 
p- 


©. ordentlich befriedigende. 


- genitalis ein. Die B éc lè r e-schen Mitteilungen über die Strahlen- 


lichen Erfolg erzielte. 
-= Monaten kleinsten Druck ohne Schwierigkeit lesen, später mühelos 


. „studieren, schreiben und stenographieren. — Ich selbst ‚habe mich 
- 1912 eingehend mit dieser Frage befaßt und sowohl Akromegalie . 


Ä Betrachtung gezogen. 


im ad 
T ea 


e. N $ra 
Fe: 


> A 


T = i id s 
` - P TEN igk : $ s T < ` 5 x ` de 
Er 2 E 2 z ' z EA iA e ‘ -. 3 
ze . De Bag : : = 
$ 5 č ` : 2 s ge à : N... . 
- 2 > R - R 


1919 — auppinene Sen re 


 Referatenteil, 


ee pen TE Te Te E DAA x 
Is. 5 ‘ 
er Be P b hj ra ` 
E A . 2 ~ 
ir. TER r7 n er EN i 
. - x 


_Rediglert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin | 


Sammelreferate. F 


_ Strahlentherapie... 
Von Stabsarzt Dr. Strauß, Berlin. 


a ' Vgl. Nr. 2, 6, 10, 14 und 27, 30.und 31 ‚dieser Zeitschrift. 

Die Behandlung nervöser Erkrankungen mit strah- 
“lender Energie hat’ bis. jetzt eine- besondere Bedeutung in der 
Therapie nicht erlangt. Zweifellos sind auch die Voraussetzungen: | 
für eine: Wirksamkeit der Strahlentherapie bei Erkrankungen des - 
` Centrälnervensystems ausgesprochen ungünstig, (denn die Nerven- | 
Das Tierexperiment .|. 
hat noch nicht einmal beim wachsenden jugendlichen Tier eine 
Schädigung: des Centralnervensystems durch Bestrahlung ergeben, - 
es sind somit. beim erwachsenen Menschen wenig‘ Aussichten vor-- 
handen, durch Bestrahlung. einen heilenden Einfluß auf Erkran- 
. kungen - des CGentralnervensystems auszuüben. - Dies möchte ich‘ 
‘ 'einleitend um so schärfer betonen, da ich. nunmehr über einige | 
. „erfolgreich behandelte Erkrankungsformen: des. Centralnervensystems 
_ berichte, aber‘ kein Hehl daraus mache, daß ich mich von sanguini- 
ee schen Erwartungen in dieser Hinsicht frei halte. | 
=`- Unter den Leiden .des Centralnervensystems, "bei "welchen 
man immer und immer den. Versuch machte, mit strahlender 
interessiert uns augenblick-. 
lich’ besonders die Akromegalie., Die Idee, die Akromegalie durch. 


‚zelle ist an sich sebr, wenig radiosensibel. 


Energie. einen Heilerfolg zu erzielen, 


` Bestrahlung des Hypophysentumors zur Heilung zu bringen, ist 
‚nicht neu. 


‚handelte. Der "Erfolg war ein relativer. 


dessen hielt die Besserung nicht an und die Kranke. ging zu- 
grunde. 
therapie 1913 machte B&el&re (2) Mitteilung über. vier Fälle 
von Hypophysentumoren,. die durch Bestrahlung günstig beeinflußt 
‘wurden. -Die von B&cl&re mitgeteilten Resultate sind außer- | 


a auf 1/3), auch trat wieder eine Zunahme der Potentia coeundi 


ein. Nach Béclère ist die Bestrahlung indiziert im Beginn der: 
Erkrankung und während des progredienten Stadiums,. das heißt f: 


'in der Periode der hyperplastischen Läsionen und der vermehrten 
Funktion der Hypophyse. Kontraindiziert sind die vorgeschrittenen 
„Fälle, die. sich in. der Periode des Verfalls befinden und bei denen 


die hyperplastischen Läsionen der Hypophysenzellen regressiven 
. „und destruktiven Läsionen Platz machen und der Hyperfunktion | 
© die funktionelle Insuffizienz folgt. Béclère tritt auch für eine 


‘Verwendung dər Strahlentherapie bei der Dystrophia, adiposo- 


wirkung bei Hypopbysenerkrankungen erregten damals allgemeine 
Aufmerksamkeit und regten vielfąch zur Beschäftigung mit diesem 
Thema an [Wetterer (8), H. E. Schmidt (4), Som m er (5), 
Werner (6). Gudzent (7) bemerkt, daß eine Beeinflussung 
dieses Gebirnteils durch Bestrablung ‚wohl verständlich sei, indem 


= sowohl die Hypophysis cerebri wie glandula pinealis epitheliale | 
' Kernhaltige Zellen enthalte. 
; einen’ Fall von Dystrophia adiposo-genitalis bei einem 13jährigen 


1917 berichtet Krecke (8) über. 


Jungen, bei’ welchem er mit Radiumbestrahlung einen außerordent- - 
Der. Kranke, der mit hochgradiger Herab- 


setzung der Sehschärfe in Behandlung kam, konnte nach sechs 


wie Erkrankungen nach dem Typ Fröhlich in den Kreis meiner 
Ich bin nicht in der Lage, über günstige | 
Ergebnisse etwas mitzuteilen. In neuester Zeit hat nun Schä- 
fer (9) (Breslau) sehr befriedigende Resultate mit, der Röntgen- 
bestrahlung erzielt. Schäfer benutzte 4 mm ‚Aluminium ‚und 


-Später 0,5 mm Zink als Filter: und gab durch je vier Einfalls- 
‚Pforten auf beiden Seiten zwei und später eine ’Erythemdosis . 
. -(Hautfokusabstand 80 cm). . Die Bestrahlungen wurden zwei- bis 

viermal wöchentlich, - 

‚geführt. 
‚vorliegenden Mitteilungen einen bedeutsamen therapeutischen Er-. 


später zwei- bis “dreimal monatlich aus-:| 
Schäfer hat sieben Fälle behandelt und nach den 


Es war zuerst Gramegna (1) (Turin), der eine: 
.47jährige Frau, die an- Akromegalie litt, mit Röntgenstrahlen be- ° 
Die bestehenden Kopf- 


. schmerzen verschwanden, die Sehstörungen verringerten sich, in- 


Auf dem Vierten Internationalen Kongreß für Physio- 


Die Kopfschmerzen verschwanden, die- 


 Sehschärfe besserte sich außerordentlich (in einem Fall z. B. vön ‚hierhergehörende 18 Fälle, 


geübten Schloffer schen Methode nur in den eystischen Fällen. 
nicht entfernbar. Die von Fedor Krause (ll) ängegebene 
fronto- parietale- ‘Methode ; hat ihre zweifellosen Erfolge, . 


stand zu. erzielen; ‘Ob dies nun durch. Bestrahlung, möglich ist, 
L. Pränkels hier -zum Ziele führt, ist heute noch. nicht end- 


gültig zü. sagen. 
Strahlentherapie gewisse. Angriffsflächen bietet, ist nicht zu be- 


“ physentumoren eine’ höhere Radiosensibilität zukommt, kann heute - 
noch nieht beantwortet werden. : Abgesehen von den‘ ‚Bestrah- 
lungen bei Hypophysentumoren sind neuerdings auch 'andere Ge- ` 


Anwendung gebracht hat. Die von Nordentoft mitgeteilten l 
 Heilungserfolge sind. als ganz ‚außerordentliche : ‚zu . bezeichnen. 


_disseminierte Sklerose entpuppt, in. mehreren Fällen ist kein oder 
‚nuf ein. vorübergehender Erfolg ‘erreicht ' worden. 
‚neunmal Besserungen erzielt worden, die für jeden, der in der 


als ungewöhnliche bezeichnet werden müssen... So gelang es. bei 
‚einem 17jährigen Mädchen, ‘das an ‚Stauungspapille,. Schwindel, 


. gehen und nicht: mehr lesen. konnte, eine ` an Heilung. grenzende - 
Besserüng zu erzielen. Das Mädchen‘ fühlt sich. jetzt gesund, tanzt, 
‘spielt Klavier und hat nur noch eine leichte Atrophie in. der. l 


Sehnervenpapille. 


Dienst als juristischer Beamter versehen . konnte. 
weiteren Fall, der. später zur Operation kam, wurde eine- Cyste ' 


Vermutung ausgesprochen, daß -der ursprüngliche Tumor durch `. 
. die Bestrahlung zur Regression ‚gebracht und durch die Cyste 
ersetzt_worden ist. — Es ist für die Beurteilung solcher. Fälle‘ 


hat. Nach den mitgeteilten Symptomen möchte ich ja bei -der 


Überraschungen bei den autoptischen N achprüfungen nicht: selten. 
Dies .vorausgeschickt, muß aber den Nordentoftschen Mit- . 
'teilungen eine außerordentliche Bedeutung ‚zugesprochen. werden. . 


Daß solche Besserungen bei Gehirntumoren auch’gelegentlich ohne `: 


Strahlentherapie vorkommen, beweist ja ein von Erb beobachteter 
Fall, in welchem ein junges Mädchen die Zeichen eines Tumors 
bot, sich aber dann unter dem Einfluß von Jodkalium so weit wieder 
besserte,, daß sie Bälle mitmachen "konnte. ‚Auf einem Ball trat 
‚sen im Tanze der Exitus ein und die Autopsie ergab eine ge- 


folg erlangt, Auch bei dene weniger er auf Betaine aer u 
den Fällen (ältere Personen ' mit, schon sehr fortgeschrittener Er- 
‚krankung) konnte ‘bei einem noch der’ Verfall der Sehkraft auf- ` 
| gehalten: werden; zweifellos ein sehr bemerkenswertes. Ergebnis, ` > 
Die. Idee,. bei Tieren: die Hypophyse. zu. 'bestrablen und: dann das `- a 
_ Blutserum ‚beziehungsweise : die . Milch dieser bestrahlten Tiere E 
: therapeutisch zu’ verwenden, vertritt I. Fränkel (10). .-Man ist .. "30: 
nach diesen Mitteilungen also, berechtigt; heute Fälle. von Akro- =. 7 
megalie .einer Bestrahlung zu unterziehen.: ‚Sollte es: ‚sich. bewahr- . . aaoi 
"heiten, daß die Dystrophia adiposo-genitalis’ nicht — wie bis jetzt . -... y, 
, meist angenommen wird — auf. ‚Hypopituitarismus- beruht, sondern: em 
eine Hypersekretion der Glandula pituitaria.\ zur Ursache hat, so = m nanate 
wären auch: die theoretischen Voraussetzungen für ein Bestrahlung : De 
der Erkrankungen des Typs Fröhlich vorhanden. — Die Erkran-. © 4a. 
' kungen ` der Hypophyse bereiten ‘der - Therapie: außerordentliche ~ We: 
Schwierigkeiten. ‘Ihre chirurgische Behandlung‘ ist nach der meist -  .... :” 


streiten, ob jedoch der Hypophyse . beziehungsweise. ‚den. Hypo- 2 E 


hirntumoren bestrahlt worden. Nordentoft (12) berichtet über ~ - 
in denen er strahlende Energie in ` 


Unter den 18 Fällen sind einige: gestorben, ` ein Fall hat sich als : x = 


"Behandlung von ` Gehirntumoren. über einige Erfahrüng verfügt, 


Facialisparese und Kollapszuständen - litt, nur mit Unterstützung‘ ne 23 


Ein anderer Fall ‚vermutlich. diffuses Gliom im _ .: 
Lobus parietalis) heilte. so vollkommen äus, "daß "der bereits.in xe i" $ 
seiner Denkfähigkeit schwer beeinträchtigte Kranke wieder seinen  :.. 5n 
Bei einem- oio y 


Toa 
a IRr SFRERRG RE È È 
2 DS NTE a AAN T ka 
s- Pe == rede PRETE 5 
en. [ P 7 


t >. é E e a 
< - 2 
3 . 
` B S “a 
Br AR: En Er w 
‚ $ en Im 5 A 
® er EN, Be 
2 5 ` ; wo‘ oo. 
R er : ; ” ž 2 f 
P . nr oo. = 
2 š eie ~ € 
ei Pe = eg A Pr es % 
EN ee Ra A ee 
x s . 2 » u we Re U ETA á 
` 4 o y s A Pe E + 
- > -. a e x fe baa E S F -t T R E S š ` 
ar ` a Ta an A : 
x C r % ® = a 
an ES FF p BR 77T DE Ag P 
Vene E lan. Er ae A TG ET 
= EP RE ; Des = > 5 MT 2. m ie 
Si a a a a 2 tr ES 
2 EM a ® . -= a i BER y - ae 


gefunden und -es hat der behandelnde Chirurg (Rovsing) die : 


immer etwas Mißliches, ‚wenn der- autoptische Nachweis darüber -| <47) 
fehlt, ob auch tatsächlich die gemutmaßte Erkrankung vorgelegen. ne 


Mehrzahl der Fälle nicht einen Augenblick im'Zweifel sein, daß es - no 3 
sich: tatsächlich um Gehirntumoren” gehandelt hat, jedoch. sind hier‘ were i] 


ist aber- eo oons A % 
‘ein technisch. sehr schwieriger Eingriff. Dasselbe muß.man auch :'. =.” 
| von dem: von Oscar Hirsch angegebenen Verfahren sagen. - ih li 
. Außerdem ist man -auch bei den gelungenen. Operationsfällen "vor Eee 
_Rezidiven nicht bewahrt, die Operationsmortalität ist eine hole, => 55, Se f $a 
"sodaß. das Bestreben wohl ‚begreiflich erscheint, diese schwere und re 
.trostlos. verlaufende Erkrankung durch. nicht operative. Methoden xt 3 
‘zum Stillstand zu bringen beziehungsweise -einen leidlichen :Zu- = © 11.4; 


‚exfolgversprechend, solide Tumoren sind mit dieser Operation meist '.:. :_", Hii 


"Daß der anatomische Bau der Hypophyse der >: 7i att ggi 


ob eine Kombination von Bestrahlung und Organtherapie 'im: Sinne ` “aut 


Jedoch sind =. pi 


Ba u 


e a en 
LET N RSS YV EFE WER Dr = 
ee BE, 2% ade TEA 2 IREF IWA z ER 
TA NE LA, ur dr , AiO R aT > 
- . x piper , RA y 2. Ji 
wer ro A 


I 


1124 


{919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 


mykose stammt von Jüngling (25) Jüngling hat zwölt 
Fälle behandelt. Er begann seine Versuche mit kleinen Dosen N 
(1/2 bis 2/s Erythemdosis bei einer Filterung von 3 inm Aluminium), 
die alle vier Wochen wiederholt wurden. Jüngling erzielte 
mit dieser Dosierung eine oberflächliche Heilung, jedoch schritt 

die Aktinomykose in der Tiefe weiter und der Exitus konnte in 
dem zuerst behandelten Falle nicht aufgehalten werden. Von 
den übrigen elf Fällen waren zwei ganz schwerer Art, fünf mitte- 7 
schwer und vier leicht. Bei den oberflächlichen Formen kam man ~ 
mit einer Erythemdosis, die in vierwöchigen Intervallen drei- bis ~ 
fünfmal wiederholt wurde, zum Ziele, da die Aktinomykose einen = 
hohen Grad von Röntgenempfindlichkeit besitzt. Bei tiefer greifen 
den Prozessen, bei Fisteln, welche in die, Orbita, die Kaumuskeln, 
die Parotisgegend und in die tieferen Halsregionen hineinreichten, 
reichte diese Dosierung nicht aus. Es ergab sich für alle tiefer, 
liegenden Prozesse die Notwendigkeit, durch Strahlenüberkreuzung 
‘die Strahlenwirkung nach der Tiefe hin zu erhöhen. Es wurde 
z. B. bei einem Fall, in welchem die ganze rechte Gesichtshälfte ° 
stark geschwollen war und zahlreiche Fisteln bestanden (an 
Schläfe und Wange, hinter dem rechten Ohr und am rechten 
Kieferwinkel), ferner ein derbes Infiltrat sich bis zum seitlichen 
Halsdreieck erstreckte und eine völlige Kieferklemme vorhanden 
war, die ganze rechte Kopfseite in acht Felder eingeteilt. Die 
Strahlenrichtung konvergierte teilweise. Im Laufe von sechs Mo- 
naten wurden fünf Bestrahlungen vorgenommen, ‚dreimal unter 

3 mm Aluminiumfilter, zweimal unter 0,5 mm Zink. Jedes Feld 
erhielt eine Hauteinheitsdosis nach Seitz und Wintz, Dieser 
sehr ungünstig liegende Fall wurde zur vollkommenen Heilung 
gebracht. Daneben wurde noch Sol. Kal. jod. 10/0/300,0 verab- 
reicht. Jüngling hält die Röntgenbehandlung der Aktıno 
mykose für die Methode der Wahl. Er konnte dabei fast alle 


platzte Oyste im Gehirn. Wie man hieraus ersieht, ist es absolut 
nicht nötig, daß die Umwandlung eines Tumors in eine Cyste — 
wie es Rovsing annimmt — Folge einer Bestrahlungstherapie 
ist, ebenso lehrt uns dieser Fall, daß Scheingesundungen hier 
eben vorkommen. Zu den Zeiten, in denen Erb diesen Fall vor- 
trug, schrieb man dem Jodkalium die eingetretene Besserung zu, 
wäre der Fall bestrahlt worden, hätte man zweifellos von einer 
Wirkung der Bestrahlung gesprochen. Damit soll jedoch nicht 
ein abfälliges Urteil über die von Nordentoft mitgeteilten 
Resultate ausgesprochen sein, denn Nordentoft hat 50% Er- 
folge mit seiner Behandlungsmethode erzielt und es verdient dieses 
Ergebnis weitgehendste Beachtung. Frägt man sich, wie dieser 
Einfluß der Bestrahlung bei Gehirntumoren zu erklären ist, so 
gibt uns die histologische Beschaffenheit dieser Tumoren eigent- 
- lich die Lösung. Ein großer Teil der Gehirntumoren (und ganz 
im besonderen der hauptsächlich von Nordentoft behandelten 
Kleinhirnbrückenwinkeltumoren) ist sarkomatöser Art. Da das 
Sarkom besonders radiosensibel ist, so wären also beim Vorliegen 
dieser Neubildung für Bestrahlung ganz besonders günstige Ver- 
hältnisse vorhanden, Indessen muß man bei den sarkomösen 
Neubildungen des Gehirns immer sich vor Augen halten, daß 
dieses Sarkom unter den Sarkomen eine Sonderstellung einnimmt 
und daß es nicht verwunderlich wäre, wenn ihm auch jenes höhere 
Maß von Radiosensibilität abginge, das sonst den Sarkomen eigen 
ist. Bei dem außerordentlichen Gefäßreichtum, der allen Neu- 
bildungen am Gehirn zukommt (auch den Gliomen), wäre ja eine 
Beeinflussung durch Bestrahlung auch noch dadurch erklärlich, 
daß ja die Gefäßendothelien besonders radiosensibel sind. Indessen 
möchte ich, angeregt durch die Norden toftschen Mitteilungen, 
mich nicht in zu "weitgehende therapeutische Betrachtungen ver- 
lieren. Zweifellos sind die Ausführungen Nordentofts dazu 
angetan, exakte Nachprüfungen zu veranstalten und ich hoffe, | chirurgischen Eingriffe vermeiden und hält es nur für erforder 
hierüber in absehbarer Zeit Weiteres mitteilen zů können. lich, daß die Bestrahlung mit ganz leistungsfähigen Apparaten 
Die Behandlung chronischer Malariafälle mit | vorgenommen wird. — Inwieweit bei diesen erfolgreich behan 
Röntgenbestrahlung, die früher schon von den Italienern geübt | delten Aktinomykosefällen dem Jod eine unterstützende Wirkung‘ 
wurde und über welche ich (13) schon bei früherer Gelegenheit |. zuzusprechen ist, läßt sich heute noch nicht mit Sicherheit beur 
berichtet habe, ist neuerdings wieder von Wolff (14) auf- | teilen. Der Gedanke liegt ja nahe, daß Jod die Gewebe für eine 
genommen worden, der in fünf Fällen von chronischer Malaria, | Bestrahlung sensibilisiert. Ob jedoch eine solche Sensibilisierung‘ 
die jeder anderen Behandlung getrotzt haben, durch Röntgen- | das pathologisch veränderte Gewebe stärker trifft, hierüber be- 
bestrahlung von Leber und Milz eine vollkommene Heilung erzielte. | sitzen wir keine genauen Kenntnisse. Anzunehmen ist es jeden- 
Die Idee, die Aktinomykose durch Bestrahlung zu | falls nicht. Ein wirklicher Anhaltspunkt ist nicht dafür vor 
heilen, wird in neuester Zeit wieder mehr vertreten. Die ersten | handen, daß die Jodmedikation die Strahlenwirkung verstärkt. 
Versuche hierüber liegen schön ziemlich weit zurück und stammen | Indessen berichtet Bessunger (26), der den Versuch gemacht 
von dem Amerikaner Bevan. Es folgten dann später Mittei- | hat, mit röntgenisierten Jodsubstanzen chemotherapeutisch „au 
lungen über erfolgreiche Bestrahlungen von Iselin (16), | wirken, daß die Röntgenreaktionen nach Jodapplikationen intensiven 
Levi (7, Sardemann (15), Magnus (19), Brunzel (20) | wurden und schneller eintraten. GN 
und Nordentoft (21) Heierdahl (22) hatte mit Radium Über eigenartige Strahlenwirkung auf Kehlkopi 
eine glänzende Wirkung bei einem Aktinomykoserezidiv (nach | und Zunge liegen mehrere sehr bemerkenswerte Mitteilungen 
Operation) erzielt. Melchior (23) kombinierte die Bestrahlung | vor. Hahn (27) beobachtete bei Patienten, die wegen Halsdrüsen- 
mit einer Jodbehandlung und erblickt in dieser Kombination ein | tuberkulose doppelseitig bestrahlt wurden, eine auf glasigem Ödem 
besonders wirksames Moment in der Aktinomykosebekämpfung. | der Aryknorpel und der benachbarten Ligamente beruhende Heiser- 
Melchiors Technik ist eine einfache. An drei aufeinander- | keit. Diese Erscheinungen schwanden nach einigen Wochen. 
folgenden Tagen wurde ein Drittel Erythemdosis gegeben (unter | Sie ließen sich vermeiden, wenn man abwechselnd alle 14 Tage 
3 mm Aluminiumfilter), dann eine vier- bis sechswöchige Pause | nur die rechte oder linke Seite bestrahlte, Es ist dabei zu be- 
eingelegt und täglich 3 g Jodkalium (bei Kindern 1 bis 1!/, g) | merken, daß man ähnliche, nur nicht so stark ausgeprägte Er- 
verabreicht. Alle größeren chirurgischen Maßnahmen unterblieben, | scheinungen, wie sie Hahn beschreibt, auch bei einseitiger 
nur umschriebene Abscesse wurden ineidiert und oberflächliche | Drüsenbestrahlung beobachten kann. — Schulze-Bom (3) 
Excochleationen vorgenommen. Melchior erzielte mit dieser | berichtet über gute Erfolge der Bestrahlung bei Möllerschet 
. Therapie in sechs Fällen völlige Heilung, Rosenbach (24) | Glossitis, sowie bei hartnäckiger Gingivitis. In ‘beiden Krankheits- 
berichtete 1917 über seine Bestrahlungsergebnisse bei Aktino- | fällen führte die Röntgenbestrahlung zum Ziele, nachdem alle 
mykose. Er kam über günstige Anfangserfolge nicht hinaus. Eine 


anderen Versuche einer therapeutischen Beeinflussung ergebnislos 
ausführlichere Betrachtung der Strahlentherapie bei Aktino- | gewesen waren. (Fortsetzung folgt) 


FE E . 


Ze EEE NOLTE A 
.. a ne r Tr 
u > 


a 


-m ~ -a 
UT N . x í 
sr 2 r ARE. 4 op ar 
oh. > er s 
EIER 
— z 


vv. 
a, 
Ar nr 
en 


4 PE 
4 
; er 
n 
TE 7 
Lai ’ 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


izini | infektion. Der Verfasser glaubt, daß der Friedmanıstamm eine Über 
Mariano RIO UAUC AS Dir Ei . gangsform des Kaltblüter-Tuberkuloseerregers zum humanen Typus 

G. Schröder (Schömberg): Experimenteller Beitrag zur Kenntnis | darstelle. Be 
des Friedmannscheu Tuberkulosestammes. Die Infektionsversuche des W. Steiner: Über die Komplementbindung von Rleckiiebersef? 
Verfassers ergaben eine Pathogenität des Friedmannstammes für das | mit Extrakten von Proteus X19. 83% der.untersuchten Fälle zeigten 
in hohem Grade tuberkuloseempfindliche Meerschweinchen, die sich | keine Komplementbindung. Es läßt sich im Blute des Fleckfieber- 
durch Tierpassage ganz erheblich steigern ließ. Die histologische | kranken ein für Proteus X 19 specifischer Amboceptor mit Hilfe der 
Untersuchung ergab typische Tuberkulose. Diese Ergebnisse mahnen | Komplementbindung nicht nachweisen, was wesentlich gegen die An- 
vor allem zur Vorsicht bei prophylaktischer Anwendung des Mittels | nahme des Proteus X 19 als Fleckfiebererreger SPLICH Ve 2 
bei Säuglingen. Der Friedmannstamm schützte auch Kaninchen nicht Carl Stern (Düssel dorf): Über Entstehung cl “Verhütung 
vor den Wirkungen einer nachfolgenden bovinen Tuberkulose- | von Salvarsanschädigung. Han wird unmittelbar nach der (intra- 


FERNER | Digitized by Google 


v7 pn he 


oe au BR“ I, E 
i 2 Ey e = Š ® Pr Erd, a $ # “ Er 7 2 : Pe Pr 
erer um ai er . i ay S ` F : E ee nE ur i; > PE $ uL > N er T Er ei, ge - wert N > o BT ., a z Ea 5 \ ; 
2 þa D Pe Bez Eee + x 7 4 ME ' -` % N t a p . 5 ur ee a ... a “ u RER, 5 PER EO RS ER ji - ý a SR 
g ru k awo Z A oo. 5 ; R ; ore i \ ä . x im. EN A ie r lak P h . Di ut a TA 0, ` E 3 iieis I a E E Er 5 ` PENS 
2 pë ‘ a 73 er f y . ee n ; x . A * ' - er E ne . ap eX . A BER š P . => Een ~ ; .. z i E aa ' 
Be Ei sg r pas & ` Enp o C e s = > 3 fi oo... ur . ua Re Pu u% = N a ee he r ent HE ‚ u > i 
$ SEN % Nie 2 A : y F . oo. t 5 - gna E zi Sax i 8 Kr . ur 2 : = ER FE F . 
Bee R e as . >, . ; : er £ a 5 20. Da: a aF PEG n n ie 3 ~.e; 2., PE EN Eras 2 mx - ; P - R la 5 i 
ne EE 4 E = & - a N . . f ` er En A . AN E B è 7 E Ne u P 4 D ar kta ‘ .. ZB we oon TE ! ‘ 
N ; 5 . . Er Bu . +% Pe x . 5 ME aa a + A - ` - N A r 
> 4 A , > ig ERT . a De AR f ` 
' 


q. WAO O T oeh Le AA 
va yo ir! 
$ . 


W - 


vr 


N Me wg iT y 
w k a vega vA U 


MER 


u 


Kerns “ 


NS 
N 


li Ee VE 


wer N — ` 


0. 2, November, © 0 > < 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr ad S pora us wen 


N 


- „nichts an den Einströmungsbindernissen für das aus den arteriellen 


n folgende Gebiete ein: 1. Allgemeine Hygiene, 2. Sozialhygiene, 3. Hy- 


4 


`< 


- möglich zu betrachten. Psychopathische Störuugen sind in Obhut zu 


z= ayy 
tera" Fa A -e 

-ri T h Bee a 

pin i N 


.. 


er Nager s S ga ` - A "0. i u R 
. £ k Pe = i 3 aG RR; : $ 
” v . + ` * “ - bi - . F 
u Ss = LES 4 ' == y> ` 4 . 4 ie å t PEE | s’ y 
> . y . . ; i 
Du s f . 2 2 ` sr 2 5 . . E FEN 
= a A 2 aas 
2 ~ 


 venösen) Einverleibung auf der Magendarmschleimhaut ausgeschieden. 
Es erzeugt mitunter Brechreiz sofort nach der Injektion. . Bei. be: verständige Erziehung kommen.. 
stehender Magenstörung kann es zu erheblichen Erscheinungen des 
Magens und Darmes (starke Durchfälle) kommen. 
Ikterus (catarrhalis) auftreten. Als Folgeerscheinung - kommt es auch - 
zu Hautsymptomen. Die „Salvarsan- und Quecksilberexäntheme“ sind 
keine Arzneiexantheme, sondern vom Darm aus entstehende auto- 
toxische Erytheme. Personen: mit akuten Magendarmstörungen..| unbekannt. 
sind von der Salvarsantherapie auszuschließen bis zur Behebung dieser | 
Störungen. Es empfiehlt sich auch,. das Salvarsan nicht‘ bei nüch- 
ternem ‘Magen zu geben.. Zeigen sich urticarielle Erscheinungen oder 
beginnendes Hautjucken, so soll man sofort.neben dem Aussetzen - 
des Salvarsans zu’ Infusionen von Kochsalzlösung. (täglich ein- bis 
zweimal je ein Liter intravenös) übergehen, und zwar nach einem. 
. Aderlaß (200 g). | T Bruck. 
| E. Gehrels (Leipzig): Die Mesenterialdrüsentuberkulose. Be- | 
sprochen wird diejenige Form, bei der keine Lungen-, Darm-, Peri- 


dickung der Wangengegend durch eine symmetrische. Vergrößerung 
beider Ohrspeicheldrüsen,. die als. Polster dem Kiefer und dem Masseter. 


wird-diese Ziffer auf 5 ‚8 Millionen erhöht, ‘da nach neueren Angaben. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1 1919, Nr. 41. 


tonealtuberkulose usw. gleichzeitig nachweisbar ist. Diese Fälle "haben August Bier (Berlin): Zur Frage der Leibesübungen. Der‘ Br 


chirurgische Bedeutung, diagnostisch, weil sie fast immer mit | Verfasser teilt eine Eingabe mit, die er an das Preußische Ministerium 


‘chirurgischen Erkrankungen, ‚meist Appendicitis, verwechselt werden, . für. Wissenschaft, Kunst und Volksbildung gemacht hat. Er tritt darin“ | 


.und therapeutisch, da sie wegen heftiger Beschwerden ‘und ernster 
Komplikationen nicht selten operatives Eingreifen erfordern. | 


' Osteomalacie. Es handelt sich auf Grund der pathologisch-anatomischen Sport, Spiel) gewidmeten Zeit sollen Schule , ‚und Beruf ruhen. 
Untersuchung um wirkliche Osteomalacie, die infolge der dauernden 
Untorernabrang wäbrend der Kriegsjahre als Endemie auftrat. der Gewebsdurchlässigkeit mittels Röntgenstrahlen. Es wird eine Methode 

Georg B. Gruber und Balth. Werner. (Mainz): Zur | und Apparatur zu dieser Messung angegeben. Messungen bei. normalen 
Frage der Unterbindung der Carolis und ihrer Folgen aufs Gehirn. Die 
plötzliche schnelle Ligatur der Carotis. ist gefährlich für das Gehirn. | stanten ‘Wert. Unter pathologischen Verhältnissen wurden ‘mehrfach _ 


Auch die gleichzeitige Unterbindung der Jugularis ändert - erhebliche. Steigerungen der Durchlässigkeit nachgewiesen. 
R. Glocker (Stuttgart): Die. Bedeutung der Netzspannungs- 


`` Kollateralen herankommende Blut. Die Hoffnung, es möchte das ange- sehwankungen für den diagnostischen und therapeutischen Röntgenbetrieb. 


staute venöse Blut, bis sich die neuen arteriellen Ströme reguliert 


haben, für den Gebirnstoffwechsel genügen, ist recht trügerisch; denn 
gerade im Gebirn ist der Abfluß des kohlensäurereichen verschieden große Dosis erhalten. Hieraus ergibt sich ‘die Forderung, 


= Blutes doppelt nötig. Sonst könnte es zu einer noch umfangreiche- | stets mittels Voltmeters die ‚Primärspannung . des Röntgenapparates Zu. 
ren roten Erweichung des Gehirns kommen, da zum Stillstande des | kontrollieren. F 
Blutes in den venösen Wegen der Zustrom aus den allmählich ein- | W. Stoeltzner. (Halle a. S.): Die Zunahme der: Schwere der _ 
tretenden arteriellen . Bahnen des. Anastomosenkreises kommen kann. ` Varicellen. Sie zeigt sich unter anderem darin, daß’einzelne“Varicellen- 
Das zuströmende Blut. ohne regulierten Abfluß führt zur Stase mit 
Diapedesis der Erythrocyten, das heißt zum hämorrhagischen Infarkt, 
zur blutigen Erweichung, wenn der verhinderte Abfluß nicht schnell 


umgangen wird. 
H. Selter (Königsberg): Hygiene und Sozialhygiene. Im | tischer Bedeutung ist, daß- die Untersċheidung ‘zwischen aricellen. 


hygienischen Unterricht darf nicht die Hygiene auf Kosten der Bak- | und Variola schwierig_ ‘werden kann, 
teriologie zurückgesetzt werden. Der Verfasser teilt die Hygiene in 


hat, so werden zu verschiedenen 'Tageszeiten bestralilte Patienten eine 


. pusteln anunehmen.. Die Lehre, daß die Varicellen fast niemals ‚Narben s 
hinterlassen, trifft nicht mehr zu; auch ohne daß der. Ausschlag zer- 


(1. 'Polycythaemia hypertonica, 2. Aortitis syphilitica.) Gefäßerkrankungen 
können zu schweren Magendarmblutungen führen, die an die Gegen- 
'wärt von Geschwürsbildüung denken lassen. Diese Blut- und Arterien- 
' erkrankungen dürfen nicht operiert werden. - Hier ist auch das wochen- 


giene im Städtebau und in der Technik (öffentliche Gesundheitspflege). 
Man kann schlecht die Sozialhygiene von der Hygiene im: ganzen ' 
trennen, da soziale Faktoren fast in alle hygienischen Fragen hinein- 
spielen, so z. B, auch bei der Ernährung, ug den anstecken- | lange Hungerregime, das: höchstens in ‘der ersten Zeit, der Ulcusblutung ` 
den Krankheiten. gerechtfertigt erscheint, schädlich. Denn solche Kranken sollten im. 
Walter Lehmann (Göttingen): Über SraorbeBen Riesen- Gegenteil ausgiebig ernährt werden. E 
wuchs der linken unteren Extremität und angeborenen Naevus. Nach , Oskar Rosenthal: Über dringliche Gefahren bei der gebräuch-, 
einer Demonstration in der ‚Göttinger ` Medizinischen Gesellschaft, - lichen ärztlichen Sauerstoffanwendung. -Der Verfasser weist. von neuem ` 
April 1919. . | auf die ‘Gefahren ‚hin, die durch Verwechslung. der zur Einatmung ` 
H. Flebbe: Über die Malaria im Taurus (Kleinasien). Polemik | dienenden Sauerstoffbehälter mit anders. gasgefüllten entstehen können, 
gegen Schilling und Bentmann. Der Verfasser hält diesen | und wiederholt seinen Vorschlag, das Gas vor dem Gebrauch durch- 


Autoren gegenüber sein abfälliges Urteil über die Chin in prophylaxe `| 
aufrecht. Für die Malariabekämpfung kommt für ihn neben guten | 
Moskitonetzen eine ausgiebige Vertilgung der Mückenlarven und der 
Mücken in Frage. 

D: Arthur Kronfeld: Gegenwärtige Probleme und Ziele der 
Sexuologie. Die anomale Konstitution, und besonders die sexuelle 
Konstitution ist von dem Degenerativen zu trennen. Der Degenerations- 
begriff ist für einen großen Teil gerade der sexual-pathologischen Formen 
durch den der biologisch- chemischen, innersekretorisch entstehenden . 
konstitutionellen Variante ersetzt worden. An Stelle des Begriffes. der 
Entartung tritt der der Abartung. 

Alexander Edel (Berlin- -Wilmersdorf): Konstitution und Ver- 
erbung. Der Begriff „Konstitution“ ist nicht sicher zu bestimmen. Es 
‚gibt sowohl Heilungen der die Konstitution verändernden Krankheiten, 
als auch Veränderungen der Konstitution durch Erschütterungen, die 
das Leben mit sich bringt. Daher ist jeder Mensch als erhaltungs- 


"irrtümlich ein Stickstoffbehälter angewandt worden. 
0) Lubars ch: Zur Frage des Ursachenbegriffs. Polemik gegen 
-B. Fischer. 

Wilhelm Fleiner (Heidelberg): R Beiträge zur Pathologie ` 
des Magens. II. Über spastische Dyspepsie (Retentionsdyspepsie). (Schluß.) 
Verminderte oder verzögerte Entfaltung des Magens und gesteigerte 
oder länger dauernde Zurückhaltung des Mageninhalts sind einzeln für : 
sich oder beide zusammenwirkend die- Ursachen einer Art von Dys-. 
pepsie, die der Verfasser als spastische oder als „Retentionsdyspepsie 
bezeichnet: Beide Zustände führen zu einer Verkleinerung der Magen- 


 Sympathicus vorliegt, ist ebenso schwer zu beantworten, wie diejenige, 
‚ob ein asphyktischer Zustand in einem. gegebenen Falle auf Kohlen- 
- säureüberladung oder auf Sauerstoffmangel beruht. Die spastischen 
Dyspepsien, die in allen Lebensaltern vorkommen, 'sind Abwehrreflexe. 
| Unter den subjektiven Beschwerden steht die Dysphagie obenan und 
die Behinderung der Nahrungsaufnahme. Häufig stellen sich auch 


nehmen, denn sie können ausheilen und die Träger können somit einer 
Globusgefühl und ein BOUpERISFetIBCheS ‚ Wühlen in user Speiseröhre 


gesunden zu: teilhaftig werden, wenn sie frühzeitig genug, wie 


— 


die i 3 aus der kranken Umgebung in eine‘ sache 


Walther Blumenthal (Koblenz): Verdickung der Speichel. 3 - | 
-Sekundär kann drüsen bei - Kriegsteilnehmern. Es handelt‘ sich um eine starke Ver-. < 
‚aufliegen. Beschwerden bestehen. in seinen Falle. Die Atiölogie- ist A 

© Prinzing: Berichte der Studiengesellschaft für soziale Folgen u 
‚des Krieges in Kopenhagen. . Als Gesamtmenschenverlust (Verlust im 


Felde, in der Heimat und ‘durch. Geburtenausfall). während des Krieges _ 
in Deutschland werden 5,6 Millionen angenonimen, in einem Nachtrag 


die Zahl der t Kriegsgeallenen n eE i, 8, sondern 2 Millionen | 


}: - 
bestimmten Alter eine. , gesetzliche Dienstpflicht für alle jungen "Männer . | 


Fritz Partsch (Dresden): Über gehäuites Auftreten von | einrichte. Während dieser lediglich den:Leibesübungen (Turnen; 


Männern ergeben für die Weichteile des’Oberarms einen-ziemlich kon- -. 


Da die Netzspannung zu verschiedenen Tageszeiten verschiedene Werte 


bläschen oft ein ähnliches Aussehen wie Variola- ‘oder Vaccines - 


kratzt wird, bleiben jetzt ganz gewöhnliche Narben zurück. Von prak- r 


einen glimmenden Holzspan zu prüfen. In dem mitgeteilten Fall war 


höhle. Die Frage, ob hier Hypertonie des Vagus oder: Atonie :des _ 


Glocker (Stuttgart) und Schlayer (Berlin): ‘Die Messung i aa 


Gustav Sänger (Wien): Hypertonische "Magendarmbiutung. u nn . 2 


m Weed 


> TEA 
se. 9 > 


mon t amm e a 


nd 7 - I 7 k 
ERF ORNA A ao er A 
BE Ei yA PIERRE ” a ng Te Be 
LANE TE ENT TEN 


a Aa a E an en Se ae a E A 


. 


rer mag »,*- 
rn 


Boote 
. er 
—.n- 


Per? 


Ka 
v 


{ 
ng 1 
r : 
af 
A 
4 i] 
Î 
` i 
D ñ 
A 
Bw 
T US 
u _ 
' EES 
` i 
ARR 
Bü» Ph, 
ADRA 
i] 
wu 
` N ar 
` ‘| 
v | 
5 
au; 
N bò “1 
. i , 
nr. WE 4 
Pi 4 Í n 
Ep i 
=; S 
a r 
ar n ` 
"i: i è 
p I 
Er. 
$ t 
ah BE. 
er ct 
$ P 
\ $ 
1 i D: 
H i 
Ei: i 
» 
by MA 
v 2 p% 
Wem 
Ant > vum 
ihr BR 
Wiek 
l 
È 
IRTE | 
k> EE 
"P « 
í T 
a u s 
D 1 ’ 
zu, 
743 a 
i Á AE 
ORERE 
FI FE 
‚2 vr I 
Y " 
y en o I 
4 To 
vr 
TES Y 
| ` 
D $ = k 
b q 
EO T g 
C © 
£ nj 
YOg y as 
E 
BR Aa. TET < 
` 
4 rad 
WET $ 
$ à 4 
Ra ar Fü 
m >, te 
D aN 
Br. , 
u} 
an» $i 
ESTER E 
Dija 
i 
AFEN 
A . wihhhs 
e na) 
4 p“ 
l w 
a a 
$ „ach r 
q ` FI * 
-Ip P Bi 
s á » 
p 
À y 


un! 


2 L ME 
u li Mm 
..=“ u. ge ` = r = 
in . a v u, 
z > ap: .— - Fa ug WORREN T ES ya nr re 
> f. e r4 2 2. - nr eA -s e hend md - = - A Az P 19 u 4 
Br Si. Din EA à pe p - = =, e. TEE : r - - E ee. - Pen PAS $ A, y ven erde A Te cn Re > ey 
] . ee De d a i a POA er Tape A Eu e — 4 5 TE wi U a Wr | ASAS] po ee) .“ > rA i A i 
"o cag > _ nI - - y ee FA è Ba RT = ` m ” u - 3 . ” ZIL fs aY une PaF . ae or p £ N ‚nr G aY pi wa 

pa de 2 BT, - 7 = r - oT . e = D r S Ea ee e. Ee TR Te è -bArr u ENGEN f bF 1 T an en E .. 

rn ar hen a reset (- PR 3 — = - — rer -a ~ == D ~ Pr, Liu nt, = wien na Er. ur i . nn - b t ve a E = Ea av 

p hem 7 r~ r3 > ~ = - 5 Sai - ~ b $ 2» . u . ~Y } . E < fi u 

re r - un ı u - m ng é noes ` . u, Zu J è A - ra .. i u er ki . e sO TIE? j sraa 2.4 + 
ni: -= n Er Eis z : . - f >; ePi rt í u P „Fh ug» f A a a E ya k ` * La i 7 - ° * ey e 4 € y5 
mE- 2 -7 -5 z E PR E : E * è > T _ à n - e 
ne -. und u » éa’ 5 .” F > x ° u 5 ` - 
À ” = J: 
w ap 
5 ` - 4 r E Eto F 
\ 


sr rs 


- POROTE 
N S DAETA 
an a 7223 o Ne 
4 .> ==uG - = 


ein, ein „steinerner Druck“ über dem Mageneingang, hinter dem Brust- | Operationsschiene, welche eine maximale Dorsalstellun 


A Bi re * ia ` 2 er 1 Keliti FI Sis Ti AETA iz E 3 
MEI, 3 t èt er 7 re, 
Ad ^ Ya i n A a r A Fe ne 
D A y = #6) Fun A OT, NS 
Pa - : Roi Eak At Kr Š NE 
} N z y Id EAT UAN n y 
f - . TTAN F ae - ad, 
” - uhr 1,4 
a r Aria iu 
5 SE a R - 
1126 | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 0% November, 


EN 
a 
bein, mitunter auch ein krampfartiger Schmerz, wenn Emporsteigen | möglichte. Die Erfolge waren gut. Bei geschlossener Hand r mmt q 
von unten und Schlucken von oben zusammentreffen. Die Diagnose | die aktive Dorsalflexion bedeutend zu und w 
ist nur röntgenologisch mit Sicherheit zu stellen. Die charakteristischen | schluß beibehalten. | 
subjektiven Beschwerden sind aber zur Diagnose zu verwenden. Wenn | elamputatio 
eine Sperre, sei es infolge verminderter Entfaltung, sei es infolge ver- | wegen trophischer Ulcera am Fuß nach Ischiadicuslähmung. Bei der 
mehrter Retention, im Magen besteht oder sich beim Essen einstellt, so 
können sich die Kranken, auch wenn sie guten Appetit haben, nicht 
satt essen. Öffnet sich die Sperre bald, so tritt kurze Zeit nach einer 
Mahlzeit wieder Hunger ein. Das Sodbrennen, das bei den mittleren 
Magensperren rein mechanisch durch Emporsteigen zurückgehaltenen ` 
Mageninhalts in die sensible Zone der Speiseröhre zustande. kommt. 
wird beseitigt durch Natrium bicarbonieum, ‘und zwar unter anderem 
durch dessen Kohlensäureentwicklung (die Kohlensäure wirkt 
dehnend und löst die Sperre, sodaß der Mageninhalt abwärts fließen kann). 
Ebenso wirken die Säuerlinge als „Tafelwässer“. Auch warmes Wasser, 
während des Essens getrunken, wirkt antispasmodisch. E Bruck i 


5 


Zentralblatt für innere Medizin 1919, Nr. 41. 


A. Strubell:. Über die specifische Therapie und Prophylaxe 
der Tuberkulose. I. prophylaktische Mitteilung. Von dem Gedanken 
ausgehend, daß man mit der Immunisation gegen Tuberkulose nicht 
früh genug beginnen kann, hat der Verfasser versucht, diese bereits 
im Mutterleibe einzuleiten. Das Resultat der Impfung bei graviden 
Frauen und trächtigen Kühen war, abgesehen von einer im Nabelblut 
nachweisbaren Übertragung von Antikörpern auf das Neugeborene, eine 
so starke Immunisation der Brustdrüse, daß in der Milch mehr Anti- 
körper in konzentrierter Form ausgeschieden wurden, als im Blutserum 
der betreffenden Frau oder Kuh sich nachweisen lassen. Die Anti- 
körper wurden durch eine aktive Beteiligung der secernierenden Milch- 
drüse abgewandelt, so kommt bei hauptsächlich mit der Albuminkom- 
ponente immunisierten Kühen eine besonders starke Ausscheidung von 
Fettpartialantikörpern zustande. W. 


insbesondere in den reetocervicalen und rectovaginalen Wucherungen 
oft Gebrauch. j 3 N ee el 
Ernst Fraas: Über die Adenombildung in der Bauchnarbe 
und Elongatio uteri nach Ventrifixur. Bei der Operation einer vor 
20 Jahren ausgeführten Ventrifixur des Uterus wurden in der auber 
ordentlich derben, die Bauchwand durchsetzenden schwieligen Narbe 
merkwürdige Einschlüsse vom Drüsenschläuchen gefunden, die mit 
niedrigem Cylinderepithel bekleidet waren. Es handelt sich wahr” 
‚scheinlich um Anpflanzungen von Schleimhaut der Gebärmutter in der 
Bauchwunde infolge des Durchstechens der dicken Nadel durch die” 
Gebärmutter ‚bei der Annähung an die Bauchwand. Der Fall zeigt, 
daß es nicht genügt, den Uterus an die Bauchdecken aufzuhängen und 


daß die Ursache des Vorfalles ein Versagen des. stützenden Becken: 
bodens ist, | TAS K. Bg. 


Nr. 37. B.Bauch: Endocarditis recurrens und Gravidität. Bei 
einer in tiefem Koma mit Hautblùtungen und Fieber ein 
gelieferten Frau wurde mit der Möglichkeit einer Eklampsie ge 
rechnet. Nach der Entbindung durch Sectio vaginalis- posterior blieb 
die Frau weiter bewußtlos und bekam Krämpfe mit Zuckungen. Sehüttel 
fröste wurden nicht beobachtet. Bei der Sektion ergab sich emer: 
rezidivierende Endokarditis auf dem Boden alter Klappen: 
veränderungen. Bemerkenswerterweise wurden Herzgeräusche während 
des Lebens nicht gehört. ee. 

J. L.Broer: Über Diphtherie bei Säuglingen. In der Hebammen 
lehranstalt in Mainz wurden in den letzten drei Jahren fünf Endemien 
von Diphtherie bei Säuglingen beobachtet. Bei der Untersuchung det 
ScheidenabsonderungallerHausschwangeren wurden 
bei 7 unter 30 Untersuchten echte Diphtheriebacillen g% 
funden. Diese Schwangeren wurden mit Milchsäurespülungen behandelt. 
Die Diphtherie der Neugeborenen ist nieht so ansteckend wie Masem 
und Scharlach. lan NE a © KR.BE. 


Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 39 u. 40. 


Nr. 39. Rudolf Eden: Die Tragfähigkeit von Kriegsdiaphysen- 
stümpfen. Bei einem trotz wiederholter Operationen stark empfindlichen 
Diapbysenstumpf wurden die Beschwerden vollständig beseitigt dadurch, 
daß das Ende des Knochens in der Längsrichtung und beider- 

` seits in der Querrichtung eingesägt wurde. Von den gewonnenen 
zwei Knochenstücken blieb das mediale im Zusammenhang mit den 
Weichteilen und wurde quer über den Stumpf geklappt, das andere 
wurde seitlich daneben befestigt. Die Befestigung geschah durch zwei 
Nägel. Durch die Verwendung eines Knochenstückes mit 
seinen anhängenden Weichteilen für den vollständigen 
Abschluß der Markhöhle wurde die Gefahr der Nekrose ausgeschaltet 
und ein tragfähiger Stumpf erhalten. l Nies 

K. Vogel: Uber Wundverklebung, nebst Bemerkungen . über 
primäre Naht nichtasepfischer Wunden. Für die Behandlung granu- 
lierender Wunden empfiehlt sich der Heftpflasterdruckverband. 

Die Behäutung geht schneller vonstatten als bei der als „Verklebung“ 
bezeichneten Methode der Behandlung granulierender Wunden. 

= Nichtaseptische Höhlenwunden wurden primär mit. Erfolg 
genäht, nachdem die Wundhöhle mit 5%iger Jodtinktur gründ- 
lich ausgewaschen worden war. Sa 

A. Calmann: Bemerkungen zu Kirschner: Über in letzter 

Zeit beobachtete Häufung übler Zufälle der Lumbalanästhesie. (Zbl. Nr. 18.) 
Die Verschlechterung der Ergebnisse der Rückenmarksbetäubung wird 
zurückgeführt auf die Verwendung von Ampullen mit Novocain- 
Suprarenin (Höchster Farbwerke) an Stelle der seit Jahren geübten Be- 
nutzung der aufzulösenden Tabletten. 


Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 1919, Nr. 19. 

Czerny (Berlin): Diagnostik der Tuberkulose im Kindesalter 
Der asthenische Habitus hat mit der Tuberkulose nichts gemein; Kinder 
mit diesem Habitus erkranken nicht häufiger an Tuberkulose als die 
mit normaler Konfiguration, und Tuberkulose verläuft bei ihnen durch- 
aus nicht regelmäßig schlechter als bei Kindern mit normalem Habitus: 
Tuberkulose pflegt bei Kindern von hohen Temperaturen begleitet a 
sein, die 38° stark überschreiten. Große Labilität der Temperatur e 
38°, insbesondere Hyperthermie nach Bewegungen sind bei Kinin 
nicht auf Tuberkulose zu beziehen. — Halsdrüsenschwellungen si 
nur dann auf Tuberkulose suspekt, wenn die erkrankte Drüsengtupp" 
am Kieferwinkel liegt. Der Satz, die Bronchialdrüsentuberkulose s% 
die häufigste Form der Tuberkulose bei Kindern, ist falsch. Ayischet 
Hals- und Bronchialdrüsen ist bis heute keine Kommunikation na 
gewiesen, wohl aber zwischen Mesenterialdrüsen und Bronchialdrüse! 
derart, daß ein Lymphstrom von unten hinaufgeht und Tuberkulose 
infektion verschleppen kann. Be: pr ial- 

Bei dem Bemühen, geringe Veränderungen an den Bron 4 
drüsen zu erkennen, versagt die klinische Diagnostik mit herkeze 
oder Auscultation vollständig. Die Heranziehung des Röntgenbil 


Nr. 40. L. Drüner: Sehnenplastik bei Ulnaris- und Medianus- 
lähmung. Bei einem Fall von Medianus- und Ulnarislähmung, bei dem 
am rechten Arm nur noch das motorische Gebiet des Nervus radialis 
erhalten war, wurde durch Sehnentransplantation ein im ganzen nur 
unvollkommener Erfolg erzielt. Durch die Sehnenverpflanzung von 
dorsal nach volar gelang es nicht, den Ausfall der kleinen Hand- 
muskeln zu ersetzen. ' 

Julius Haß: Zur Frage der Tenodese und zur Technik der 
Sehnenverpilanzung bei Radialislähmung. Auf die Fixierung des Hand- 
gelenkes durch die Tenodese wurde grundsätzlich verzichtet. 
Die Sehnen der Beuger wurden auf die Sehnen der Strecker 
aufgenäht, wobei die Sehnen der gelähmten Muskeln nicht durch- 

schnitten wurden. Die Sehnennaht erfolgte Sehne an Sehne unter ge- 
höriger Spannung der verpflanzten Muskeln mit Hilfe einer 


— 


Paay 


> < 3 
IES) E A n 
Ds aW} 
$ u í 
. : 
= í 
- 1. à 
T i ` \ 
f- . 
a < B5 AP ps 
4 å i 
- > > A 
«u d~ v 
as dd PY 
? i C 
BE ie Aa - 
vA sý T> 
au.) ei 
ee 


ur ww ENT N N Y n 


Tiii ia | | Digitized o C30 


EDS ani 


ve 


YR 


MEER N i 


-at mE I. 
->N } Be 
ser u 2 

er kk Trg 


SEIEN 


RT a RT 


1 


; = Ápr a A R -aT nt Ber A E ln . 3 
ee TE re ee ` i ~ ; B } . 
zT A r Tnin woos erw A es ` ! u Be: ~ = © g t 5 ý z 3 . . k > 
EREN . 5 R e r $ a Fe P E N, 2 B j 2 € > “ Sp 
\ P A 2 * ` k R I . e: aae BR i EL 
. E - È 


r 9 b f . r 


\ 


2, November. 


a 


‚1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. ag 


nung von Mitteln aber, bei deren Anwendung die Reaktion mit. 

Körperflüssigkeit und -gewebe nicht mehr ein Hindernis, sondern bis 

zu einem gewissen Grade wesentlich ist für die Desinfektionswirkung, 

sind wir ein gutes Stück auf dem Wege chemo- -therapeutischer For- 

schung vorgedrungen. (Ther. d. Gegenw. 1919, Oktober.) | | 
Die Behandlung der Bartilechte erörtert Mi c h a e l (Frankfurt a. M). Be ee 

Nur durch systematische Behandlung eines jeden Einzelfalles wird es © `. 

möglich sein, in relativ kurzer Zeit jede Trichophytie zur Heilung zu. 

. bringen und durch eine zweckentsprechende Prophylaxe (strengstes 

Rasierverbot, Feststellung der Infektionsquelle usw.) die Trichophytie 

in Deutschland auf ihr ursprünglich relativ seltenes Vorkommen u ` — > 5 

beschränken. Die Einzelheiten der Behandlung werden eingehend be- ni 

schrieben. (Ther. d. Gegenw. 1919, Oktober.) = Reckzeh, 


‘führt in außerordentlich zahlreichen Fällen zur falschen Diagnose auf 
Bronchialdrüsentuberkulose, da die Aufnahmen oft mit zu weichen 
Röhren gemacht werden. Nur ein eklatanter, drüsenartiger Schatten, 
der sich scharf abhebt, berechtigt von einer Drüsentuberkulose zu 
sprechen; auch die Verbreiterung des oberen Herzschattens spricht 
dafür. — Beim Kinde gibt es fast nie eine Spitzentuberkulose; was `| 
bei Erwachsenen die Spitzentuberkulose, das ist beim Kinde die Hilus-. 
tuberkulose. — Der Bestand einer chronischen Pneumonie darf: nicht 
zur Diagnose Tuberkulose führen. Bekommt aber ein tuberkulöses 
Kind eine Pneumonie, so haben die Infiltrate einen ungewöhnlich ver- 
 zögerten Verlauf, sie können wochen- und monatelang bestehen; wenn 
sie sich dann endlich zurückbilden, darf nicht der Irrtum aufkommen, - 
dies sei eine so weitgehende Besserung\der Tuberkulose. — Die wenig 
bekannte Arthritis deformans der Kinder kann große Ähnlichkeit mit 
Tuberkulose haben; doch sie beginnt periartikulär, greift erst nach 
Jahren den Knorpel an. — Trotz der großen Schwierigkeit, eine Ab- 
dominaltuberkulose in den Anfangsstadien zu diagnostizieren, heilt ein 
großer Teil dieser Fälle aus. Bei der Lungentuberkulose, die wir. jetzt 
schon früh diagnostizieren können, sieht man dagegen, daß sie nicht 
' heilt. Also frühe Diagnose ist nicht der einzige Faktor der Heilung! — 
Bei der Tuberkulinreaktion ist der negative Ausfall der wertvollere; 
der positive führt häufig nur zu einer Fehldiagnose, da er verleitet, 


We ee ee ze te Neon 


| Büicherbesprechungen. | on 


Kurt Boas, Die Tabes dotsalis der Kriassteilnehmer 
und ihre militärärztliche Begutachtung. Stuttgart, 

É. Enke. M10— .. 
Die vorliegende Arbeit ist zwar im wesentlichen ‚nur eine refe- 
-rierende; aber der vielbelesene Autor sammelt, sichtet, ordnet und 


eventuell auf Tuberkulose zu beziehen, was nicht dazu gehört. Sta. 
tistiken, aus denen hervorgeht, 


leicht verhindern. 


merksam. zu schen, 


als manche Finessen der Untersuchungstechnik. 


Labhardt (Basel): 
künstlichen Abort. 


46 Stimmen abgelehnt wurde. Hans Meyer (Berlin). 


Therapeutische Notizen. 


Die Durchschneidung des Nervus laryngeus superior als sicherste 
Anästhesierung des tuberkulösen Kehlkopfes und als Heilmittel der 
tuberkulösen Kehlkopfentzündung empfiehlt angelegentlichst P.Zencker 
Der Eingriff ist einfach (man erinnere sich an die Topo- 
graphie des’seitlichen vorderen Halsbezirkes mit Hilfe eines anatomischen 
Atlasses). Die Ausschaltung des Schmerzes bedeutet einen Heilvorgang 
bei der Entzündung. Die Bekämpfung des qualvollen Schluckschmerzes 
ist auch bei Todeskandidaten indiziert. Der Verfasser betont bei dieser 
Gelegenheit nach dem Vorgange Friedrichs die notwendige fach- 
ärztliche Behandlung der Kehlkopfkranken in Tuberkulose- 


(Cannstatt). 


. Krankenhäusern, wo dieser Eingriff vorwiegend in Frage kommt. 
(M. m. W. 1919, "Nr. 41.) F. Bruck. 


~. . Den Freundschen Handgriff zur Entfernung retinierter Eihäute in 
der Pläcentarperiode empfiehlt H. Fuchs (Danzig). Er wird folgender- 
maßen ausgeführt: Nach Geburt der Placenta und Entleerung der 


Blase dringen die Fingerspitzen einer Hand mit symphysenwärts 


, gerichteter Volarfläche oberhalb der Haargrenze langsam in die Tiefe 


nach der Lendenwirbeisäule zu und gleichzeitig nach oben. Handelt 
es sich um Festhalten der vom oberen Placentarande abgebenden 
Eihäute, so muß man den Handgriff absatzweise wiederholen und die 
Fingerspitzen höher nach oben legen. Der Freundsche Handgriff ver- 
dient in die Hebammenlehrbücher als Normalverfahren zur Entfernung 
haftender Eihäute eingellihrt zu werden. (Zbl. f. Gyn. 1919, Nr. 37.) 
A K. Bg. 
Über Tiefenantisepsis mit Chininalkaloiden mit besonderer Be- 
rücksichtigung der Vucinbehandlung handelt eine Arbeit von Sieg- 
frigd Ostrowski (Charlottenburg). Die Einwirkung des Vucins 
auf den Wundverlauf läßt sich am besten an der offen gelassenen 
Wunde beobachten. Sie setzt sich aus drei Komponenten zusammen, 
einer physikalischen, bactericiden, einer biologisch-chemischen. Die 
sehr verwickelten Beziehungen zwischen .den neuen Antisepticis, den 
Geweben und Salen sind noch nicht geklärt. Durch die Gewin- 


daß 100% der- 14 jährigen Kinder 
positiv reagieren, basieren auf einem Material, das sich in keiner Weise - 
mit dem etwa einer Privatpraxis identifizieren läßt. — Wo es an In- 
telligenz und Aufklärung nicht fehlt, da läßt sich die Tuberkulose 
Doch der Name der Krankheit muß schonungslos 
gesagt werden, um die Eltern auf die Gefabr für ihre Kinder auf- 
Die wissen wohl von Skrofulose oder daß einer 
von ihnen einen „Spitzenkatarrh“ hat; daß das Tuberkulose ist, wissen 
“sie nicht und übertragen deshalb die Krankheit auf ibre Kinder. 
Sieberlich überlebt fast jedes Kind eine Infektion,. nicht aber zwei, tierung über das Problem .selbst und die entsprechende Fachliteratur 
‚ drei, zehn und mehr Infektionen. Diese Aufklärung leistet gewiß. mehr | 
Zur Frage der. sozialen Indikation zum 
Scharf ablehnende Stellungnahme zum Antrag der 
Basler Sozialisten, der nach Annahme in erster Lesung Mai 1919, 
schließlich in zweiter Lesung am 3. Juli dieses Jahres mit 61 gegen 


sogar einmal in Berlin. 


| der Physiologie. 


Kenntnisse und Literatur verwertet. 
der Arbeitsphysiologie beschäftigt, wird an dem Werke vorübergehen 
können, das vielleicht berufen ist, die Grundlage weiterer Forschung 
über die Muskel- und Nerventätigkeit zu bilden. 


präzisiert so ausgezeichnet, daß man sich seiner Führung durch das. 
weite Gebiet der Tabesfragen wohl anvertrauen kann.. Nichts Wich- 
tiges ist vergessen, über die Ätiologie und Klinik der Tabes, speziell 
der Kriegstabes wird ebenso gründlich berichtet, wie über die Sero- 
logie, die specifische Therapie, den Verlauf, besonders auch die Beein- 
flussung durch Traumen aller Art. Das führt dann zu der sehr strit- 
tigen und daher doppelt wichtigen Auseinandersetzung über die Dienst- 
beschädigungsfrage und die eventuelle Rentenbegutachtung. Damit, 
werden sich die Ärzte noch Jahre. und Jahrzehnte immer erneut plagen 
müssen; an der Hand des Boasschen Sammelreferats ist die Orien- 


‚sehr leicht. Kurt Singer. 

Kurt Goldstein, Die Bene Fürsorge und Begut- i 
achtung der Hirnverletzten. Leipzig 1919, Verlag C. w yeg 
Vogel. 240 Seiten. 

Der ganze Fragekomplex, den der Titel des Buches nennt, ist 

hier in mustergültiger Form umrissen und dargestellt. Was ein ein- 

zelner forschend überblicken, forschend beurteilen und als Anregung für 

die weitere Ausgestältung der Hirnverletztenschulen und Lazarette 

weitergeben kann, das hat Gold stein gewissenhaft in seinem Buch 

niedergelegt. Es ist reiche selbständige Arbeit, zum Teil auch direkt 
neu. Die psychologischen Methoden der Untersuchung. und Unter- 
weisung sind von Fall zu Fall nicht nur geschildert, sondern auch 
plastisch demonstriert. Hier ist weiterzulernen und weiterzuforschen. 

Goldstein hat uns manche Wege gezeigt und dadurch viel Mühe 

erspart. Forseltungsinstitute, wie die in Frankfurt und Köln, werden 

hoffentlich bald auch in anderen Städten errichtet werden; vielleicht 

Dann kann das vorliegende Buch Führer sein 

und mit dazu beitragen, die Lücken, die es heute noch bloßlegt, auch 

zu schließen. og Kurt Singer. 


Julius Fischer, Die Arbeit der Muskeln. Berlin-Leipzig 1919, 
W. Rotbschild. 450 Seiten. M 20,—, geb. M 28,—. 

Noch heute ist die Muskelarbeit eines der schwierigsten Probleme 
Fischer sucht es im vorliegenden Werke als 
Ingenieur zu lösen aus Betrachtungen über den Organismus als Wärme- 
kraftmaschine, womit er in schroffen Gegensatz zu den herrschenden 
Anschauungen tritt. Die Muskeln werden gewissermaßen als’ Elektro- 
motoren aufgefaßt und in allen Einzelheiten ihrer Struktur mit ihnen 
verglichen. Sie erhalten ihren Strom durch die Nerven, die als 
Wärmewandler aus Wärme elektrische Energie bilden. . Nicht durch 
die Muskelarbeit also wird Wärme aus der chemischen Energie der | 
Nährstoffe gebildet, sondern aus’ der zuvor freigewordenen und durch . -> 
die Tätigkeit der Nerven zugeführten V erbrennungswärme ermöglicht | 
sich erst.die Arbeit der Muskeln. Die Begründung dieser elektro- 
dynamischen Theorie der Nerven und Muskeln auf thermischer Grund- ` 
lage macht den Hauptteil des Werkes aus, das zweifellos in hervor- 
ragend wissenschaftlichem -Sinne geschrieben ist. Man muß geradezu 
staunen, in welchem Maße hier der Maschineningenieur physiologische 
Niemand, der sich ‘mit Fragen 


C. Hart. (Berlin- -Schöneberg). 


ruli vorwiegend ergriffen sind. Es ist in neuerer Zeit von vielen 


.und es kann zu Anfällen von Pseudourämie kommen. 


.Kreislaufs zu geben. 


1128 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 


2. November, 


Vereins- und Auswärtige Berichte. 
Berlin. - 

Medizinische Gesellschaft, Sitzung vom 22. Oktober 1919. 

Fritz Munk: Die arterielle Hypertonie und die Herzhyper- 
trophie als Krankheitsbegrifi. Die Erhöhung des arteriellen Blutdrucks 
hat ihre Ursache in einem erhöhten Widerstand im arteriellen System. 
Man beschuldigte bisher vorzugsweise die Nierengefäße als Sitz der 
Behinderung, und sah die permanente Hypertension als Folge einer 
Nierenerkrankung an. Diese ausschließliche Berücksichtigung -der 
Nierengefäße gestattet keine theoretisch befriedigende Erklärung der 
Hypertonie. Vieles spricht dafür, daß bei der Glomerulonephritis eine 
Erkrankung auch aller anderen Capillaren, namentlich derjenigen der 
Haut und des Unterhautgewebes besteht, und daß vielleicht die Glome- 


Aussprache. H. Strauß: Mit Recht wird die Auffassung 
geäußert, daß es sich um eine Systemerkrankung handelt, die nicht 
nur an den Nieren zum Ausdruck kommt. Allerdings findet man in 
der Mehrzahl der Fälle Veränderungen an den Nieren. Atiologisch 
sind zwei Gruppen zu unterscheiden, eine anatomische und eine funk- 
tionelle. Vasomotorische Übererregbarkeit, nephrogene, endokrine Mo: 
mente sind von Bedeutung. Bei jungen Mädchen in den Entwicklungs- 
jahren ließen sich Blutdrucksteigerungen beobachten, die unter Brom 


man früher glaubte. Therapeutisch ist Ents 


Plehn: Es kommen Hypertonien ohne andere klinische Er- 
scheinungen vor. Es steht fest, daß anatomische Veränderungen nicht 
vorhanden zu sein brauchen. Die Hypertonien können zurückgehen 
eventuell unter Zurücklassung einer Herzhypertrophie., Nierenyerände- 
rungen sind zu ihrer Entstehung nicht erforderlich, aber die Hyper 
tonien können doch nephrogen bedingt sein durch Retention hyper- 
tonisierender Substanzen. Die Höhe des Blutdrucks darf nicht über- 
schätzt werden. Für wichtig ist besonders der Minimaldruck 
anzusprechen, bei dem ein Wert von 100 mm schon bedenklich er- 
scheint. Starke Fettleibigkeit, Rauchen ist ätiologisch zu beschuldigen. 
Zur Behandlung ist-Ruhe und Vasotonin zu empfehlen, 

Zuelzer: Auf den Minimaldruck ist das Hauptgewicht zu 
legen. Glykosurie kann an sich Hypertonie bewirken, ebenso tun das 
Störungen der endokrinen Funktionen. Die in avirulenten Bakterien 
vorhandenen Riweißkörper sind imstande, den Blutdruck herabzusetzen. 
Z. hat ein von ihm Depressin genanntes Präparat so hergestellt, mit 
dem er Senkungen von 200 bis 220 auf 140 erreicht hat. 

Max Rosenberg: An großem Material des Krankenhauses 
Westend hat sich ein Erfolg der Vasotoninbehandlung nicht feststellen 
lassen. Die jugendlichen Formen der essentiellen Hypertonie verlaufen 
außerordentlich rapide und führen schnell zu den Insuffizienzstadien 
des Herzens und zu Urämie. Klinisch geben sie ein anderes Bild als 
die höheren Lebensjahre. Ätiologisch sind, sie nicht ganz geklärt. 

Hans Rosenberg: Die erforderlichen Untersuchungen lassen 
sich bei Hypertonie mit den Mikromethoden gut durchführen. Ein 
deutige Veränderungen, über die berichtet wird, hat er nicht ge- 


funden. . Fritz Fleischer. 


Seiten festgestellt worden, daß sehr hohe Blutdruckwerte vorkommen, 
ohne daß Nierenveränderungen. gefunden werden können. Solche 
Feststellungen hat auch M. gemacht und sie veranlassen ihn dazu, 
dem Krankheitsbild der Hypertonie eine weit über den Rahmen einer 
Nierenerkrankung hinausgehende Bedeutung zuzusprechen. Aus seinen 
Untersuchungen folgert er weiter, daß in dem Komplex der Erschei- 
nungen die Hypertonie das primäre Moment darstellt, während die 
Herzhypertrophie und die Gefäßveränderungen — es kommen die als 
arteriocapilläre Fibrosis von Gull und Sutton beobachteten 
Veränderungen der feinen Capillaren in Betracht — als ihre Folgen 
angesehen werden müssen. Von diesem Standpunkt aus spricht M. 
bei dem Krankheitskomplex von essentieller Hypertonie. Es handelt 
sich um eine Systemerkrankung, eine Arteriolosklerose. Klinisch kann 
man als eine Verlaufsform die Fälle abgrenzen, die unter allgemein 
nervösen Erscheinungen als Neurasthenie verlaufen. Es kommen da 
geringe Blutdrucksteigerungen, aber auch vorübergehende höhere Grade 
„depressorischer Gefäßkrisen“ vor. In schwereren Fällen macht sich 
die Lokalisation der Capillarsklerose an den Hirngefäßen bemerkbar 
Eine erhebliche 
Anzahl der: Kranken endet an Apoplexie. In einer weiteren sehr er- 
heblichen Anzahl von Fällen stehen Erscheinungen von seiten des 
Herzens im Vordergrund. Nicht selten kommt es frühzeitig zu den 
Erscheinungen der Herzinsuffizienz. Nicht häufig macht sich die Krank-- 
heit durch einen Diabetes geltend. Die Lokalisation der Krankheit an |. 
den Nieren ist häufig. Die ‘genuine Schrumpfniere beziehungsweise 
Nierensklerose ist nur als Teilerscheinung der essentiellen Hypertonie 
anzusprechen. Es kommen Kombinationen der verschiedenen Ver- 
laufsformen vor. M. beobachtete einen Fall, bei dem eine Capillar- 
sklerose im Gehirn, im Pankreas und in geringerem Grade in 
den Nieren vorhanden war. Die klinischen Erscheinungen der 
Capillarsklerose bieten also eine große Mannigfaltigkeit. Es ist Aufgabe, 
bei den Kranken Grad und Umfang sowie Lokalisation der Veränderungen 
festzustellen. Dazu sind wiederholte Blutdruckmessungen, die unter 
verschiedenen Bedingungen zu erfolgen haben, erforderlich, ferner Unter- 
suchungen des Herzens, bei denen auch das Röntgenverfahren anzu- 
wenden ist, Feststellungen des Vorliegens einer etwaigen Vago- be- 
ziehungsweise Sympathicotonie. Besonders ist aber das Elektrokardio- 
gramm geeignet, wesentliche Aufklärungen über den Zustand des 
Sehr früh kann man Polyglobulie finden, nicht 
selten Monocytose. Augenhintergrunderkrankungen sind im Beginn der 
Hypertonie selten. Die Funktionsprüfung der Nieren gibt Aufschluß 
über die Beschaffenheit der Nieren. Zuckerbelastungsproben gestatten 
die Feststellung einer Hyperglykämie. Den Charakter der Krankheit 
erhellt erst die Beobachtung des Verlaufs. Für die Therapie fehlt bis 
jetzt das wirksame Mittel, das den Blutdruck herabsetzt. Günstig 
wirkt ein von Zeit zu Zeit wiederholter Aderlaß. Wesentlich ist es, 
die Ursachen des einzelnen Krankheitsfalles möglichst auszuschalten 
und das Fortschreiten zu verhindern. Dem Wesen nach ist die 
Capillarsklerose durchaus von der Arteriosklerose verschieden und das 
Altern als physiologische Ursache spielt bei ihr keine Rolle, wenn 
auch die Abnutzung das Zustandekommen der Hypertonie zu begünstigen 
scheint. Wir begegnen ihr am häufigsten bei Menschen, die große Laby- 
Leistungen von Geist und Körper zu verlangen pflegen. Die Hyper- | zeitlich postoperativer Art handelt es sich um eine zweifellose ath 
tonie setzt darum meist im vierten Lebensjahrzehnt ein. Die Ätiologie | rinthitis mit sechs Wochen danach folgender Erkrankung, wobel T A 
und Pathogenese ist aber keineswegs einheitlich. Von chemischen | tuell Übersehen einer Eiterzelle bei der ersten Operation anzune m 
Giften kommt nur dem Blei eine kausale Bedeutung zu. Als toxisches | ist, und im zweiten Falle, in dem sich das Labyrinth intakt a 
Moment kommt der Tabak in Betracht. Konstitutionelle Beziehungen | wahrscheinlich um eine intermittierende Meningitis. ES bestandet m 
bestehen zur Gicht. Ein dauernder Reiz ist die Voraussetzung für die | schon vor der Operation Kopfschmerzen, die Erschütteräng hi 
dauernde Contraction der Gefäße, die erst imstande ist, die permanente | mag dann zur Verbreitung beigetragen haben. Eine Heilung au a 
Hypertonie zu bewirken. Wieweit dabei die endokrinen Drüsen von | die zahlreichen Lumbalpunktionen wäre vielleicht möglich gewe Tst- 
Bedeutung sind, ist zunächst noch ungeklärt. Gewisse Beziehungen Kleemann: 1. Krimineller Abortversuch, Peritonitis. ad 
zu ihnen und zu den Geschlechtsdrüsen sind nicht unwahrscheinlich. | zugefügte Perforation des Uterus mittels eines Irrigatoransatzs 


Breslau. 
Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. (Medizinische Sektion.) 
Klinischer Abend am 10, Oktober 1919 (Allerheiligen-Hospital). 


Asch: Beginnendes Carcinom auf Grund eines (ervisrisses 
(ganz frisches Präparat) gibt Veranlassung, auf die besonders schnelle 
Entwicklung und Inoperabilität solcher Fälle hinzuweisen, 


M. Schiller: Röntgendemonstrationen, 1. Reines 
Pulsionsdivertikel des Osophagus. 2. Magenverlagerung durch conge- 
nitale Zwerchfellhernie in die rechte Thoraxseite stellt ein sehr seltenes 
Vorkommnis dar. In dem: sonst typischen Bilde fehlte die paradoxe 
Atmung. In diagnostisch schwierigen Fällen ist eventuell Pneumo- 
peritoneum zu empfehlen. Wichtig ist auch die Messung der Druck- 
verhältnisse im Magen (hier müßte er negativ sein), worauf Min: 
kowski hinweist. 3. Situs inversus totalis durch fehlerhafte Keim- 
anlage. 


Rother: Tuberkulöse Darmstrikturen. Übersicht und Demon 
stration der vielgestaltigen Formen.“ : 
Goerke: i. Sarkom der Dura erwies sich bei der Opern 
eines Patienten als Grund für einen rechtsseitigen Exophthalmus un 
haselnußgroße Schwellung am inneren Augenwinkel rechts, woraufhin die 
Diagnose Mucocele gestellt wurde. Die Entfaltung eines solchen ae 
nach der Stirnhöhle zu, nicht nach innen, ist ungewöhnlich. 2. neh 
rinthitis und Meningitis. Als Hauptgesichtspunkt hat die möglit à 
gründliche Ausschaltung, am besten unter Befolgen des DEK 
weges, zu gelten. Bei den heute besprochenen zwei Meningitisí 


— 


4 oogle 


zurückgingen. Die Hypertonien sind viel günstiger zu beurteilen, als 


pannung in körperlicher 
und geistiger Beziehung zu verwenden. | | 


a ET E E ar, \ 
un. ; 
ba A proner 
=r 
a das sonst zu Klistieren benutzt wurde, ‘obwohl keine, sondern nur 
befürchtete Gravidität bestand, mit dem Effekt einer tödlichen .Coli- 
dr: peritonitis. 2. Torsion bei Hämatosalpinz. 
Ra \ : Friedlaender: Seltene Diabetesformen. Der erste Fall 
Ku bestand jahrelang, verlief verhältnismäßig leicht, ging auch. nicht im 
kin Koma, sondern an. Lungentuberkulose zugrunde.  Fettstühle oder Ver- 
ieh ‚dauungsbeschwerden fehlten stets. "Die Obduktion efgab die Umwand: 
be) lung des Pankreas in eine. faustgroße Cyste. ‚Im zweiten.Falle 
es zeigte sich 'ein ganz besonders rascher und eigenartiger Verlauf. Im 
a ~ Laufe von 2%. Wochen entwickelten sich bei einem 22jährigen Manne, 
SEN ` der eben noch eine Gebirgstour gemacht hatte, eine außerordentliche 
© Muskelschwäche, eine ganz ungewöhnliche Trockenheit im Munde, 
= bulbär-nervöse Symptome. Bei der Aufnahme ins Krankenhaus, etwa 
zug! 20 Stunden vor dem Tode, wurden 6% Zucker und der ungewöhnlich 
j | hohe Blutzuckerwert von 1 03% gefunden, keine erhebliche Acidosis. 
ji | Es fehlte auch die charakteristische tiefe Komaatınung. Die Obduktion, 
: ergab auch keine Erkrankung des verlängerten Marks, keine Encepha- 
j litis, an die in Anbetracht der leichten. Temperaturen gedacht worden. 
So war. ‘Es ist möglich, daß die bulbären Symptome eine. Teilerscheinung 
ay . der durch den Diabetes verursachten Myasthenie gewesen sind und 
= "auch das Herz hineinbezogen haben. Vielleicht hat die Hyperglykämie 
= $ den Tod verursacht. 

e =ṣ. E Lange: Polyneuritis nach Salvarsan. Zwei Kuren waren 
aai ‘gut vertragen worden, am Ende der dritten, nach gutem Vertragen 
a von -zirka 2 g, Entwicklung. einer schweren, typisch lokalisierten, im 
en Fi Gegensatz zur sonstigen Arsenneuritis ganz schmerzlosen Erkrankung, 
a1. die sich auffallend restlos und rasch zurückbildete, sodaß nach zwei _ 
a Wochen schon Umhergehen am Stock, sechs Wochen nach Einlieferung 
iE eine Gebirgstour; in der siebenten. eine Schneekoppenbesteigung mög- 

Ši lich war. 


TAN A a, UE Ya Aa q 


< Diensten herangezogen wurden. 


Forschbach: Über Empyembehandlung. Bei der im An- 
schluß an die Influenzäepidemie wieder zu Ehren gekommenen Bülau- 
schen Drainage erweisen sich ungünstige Abflußverhältnisse oft als 
Nachteil, Diesen soll ein kornzangenartiges Instrument ausschalten, 
in dessen oben weit ausladende Branchen ein mit der Spitze etwas 
überragendes lanzettförmiges Messer eingelagert ist. 
in den | Pleuraraum wird das Instrument geöffnet .und das Messer zurück- 
gezogen. Es ergibt sich eine ziemlich weite Sperrung der ganzen Wund- 


Öffnung, und ‘es. gelingt, ein ziemlich ‚dickes Drain (0,9—1 cm dick, vorgeschlagen. 

etwa fünffach wie ein N&laton-Katheter), dem der Chirurgen bei der Über die Kinnfistel. Die Behandlung. gehört in das zahnärzt- 

Rippenresektion gleich, einzuführen. Die damit ‘gewonnenen Erfah- | liche Gebiet. So \ nn | o E. - 
Rundschau. ne E 


4 


Als beratender Hygieniker in der ARAMRENEA Türkei, Ä 
‚. von | 


Dr, Huntemüller, Frivakdozenten und Stabsarzt der Reserve. 
` (Fortsetzung aus Nr. 43.) 


Auch ` für unsere hejmatlichen Verhältnisse halte ich es für. 


durchaus . notwendig, daß der. Zubereitungsfrage der Speisen beim 
Militär mehr Beachtung geschenkt wird, und daß diese in die Hände 
von Fachleuten gelangt, die ja früher wenigstens in ausreichender 
Menge zur Verfügung standen, aber: natürlich meist zu ganz anderen 


'Eine der wichtigsten Fragen in diesem Gebiete ist die Wasser- 
beschaffung. ‚Wegen der nur im Winter fallenden Niederschläge 
führen die Flüsse im Sommer kein Wasser und das Grundwasser 
liegt, wenigstens in dem höher gelegenen Inlande, so tief, daß eine 
Erschließung so gut wie ausgeschlossen erscheint. An der Sinai- 
front lag der Spiegel des Grundwassers selbst in der Nähe von 
Gaza etwa 70 m unter dem Boden, und zu seiner Erschließung waren 


| mühselige Bohrungen notwendig, da die vorhandenen Brunnen für 


die Armee natürlich nicht‘ ausreichten. Die von einer türkischen 


Abteilung unter Leitung eines in Südwestafrika schon in diesem 


Fache erfahrenen Geologen ausgeführten Brunnen waren, wje ich 
mich häufig überzeugen konnte, hygienisch vollkommen einwandfrei. 
Das Wasser war dabei manchmal brakig und als Trinkwasser wenig 


empfehlenswert,- mußte aber in Ermangelung eines anderen genossen 


werden. In Mesopotamien. war man für die Wasserbeschaffung auf 


Euphrat und Tigris angewiesen, deren Wasser bei den Arabern als 


besonders gesund‘ bezeichnet wird. In ‚Bagdad gab es eine Wasser- 
leitung, die das Wasser direkt aus dem Fluß und unfiltriert in das 
Röhrensystem pumpte. Da die «Anlage nicht ausreicht, so wurden 


. . die einzelnen Stadtteile nur alle fünf Tage mit Wasser versorgt, 


das alsdann in großen Tonfiltern, die etwa 200 Liter fassen mochten; 


. gesammelt und klar filtriert wurde, da das unfiltrierte ‚Wasser stets 


i 


_1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr Hi BE ETE 


Nach Einführung 


| von dem mitgeführten Lehm trüb war. 


geführt war. 


Rades befanden, Wasser aus dem Fluß schöpften. Sie wurden durch 


ı falls, häufig fehlten auch die Räder. 


S 


rungen sind AN bedürfen allerdings noch der Very ollständigung. Das 
Verfahren ist für-die Fälle zu reservieren, wo Circulationsschwäche die 


sudaten anzuwenden. E m il Nei B er. 


n | Leipzig. | E 
| Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 14. Oktober 1919.. ` 
`` H ohlbau m: Über die chirurgische Therapie des Ulcus duodeni. 
‘An der Hand des Materials der Chirurgischen Klinik (P à y r) wird eine 
wertvolle Kasuistik von etwa 65 Fällen: kritisch durchgesprochen, be- 
sonders bezüglich der Operationsmethoden. 


Geschwürs der Vorzug gegeben, Letztere ist besonders indiziert bei 
blutenden Hinterwandgeschwüren,: die besonders zu blutenden Rezidiven. 
. Veranlassung’ geben.. Bei 15 Fällen konnte die röntgenologische Nach- 


Auf das häufigere Vorkommen von .Uleus ‚pepticum jejuni (wohl ner- 


die Einschränkung der Operation und tritt für eine frühzeitige richtige 
Diagnosenstellung‘ sowie eine sachgemäße. interne‘ Vorbehandlung ein, 
sowie für eine interne Nachbehandlung. Im wesentlichen wird der 
Standpunkt von Boas vertreten. Internist und Chirurg sollen Hand 
in Hand arbeiten. | 

Kleinschmidt: 


dem- Herzbeutel, von dem es. ‚stumpf losgelöst werden konnte. ' 
zweiten handelte es sich um ein ebensolches. der Oberbauchgegend. 
b) Zwei Suicidversuche: 


der Lunge verletzt. 
650 cem . Blut mit bestem Erfolg in die Vena eubitalis infundiert.- 


c) Schwere Verletzung. der Hand durch eine Wäscherolle: 


Mit dem erhaltenen RIneDENT wurde eine. künstliche Daumenplastik u 
bewirkt. | 


Sachse: Beitrag. zur Operation großer Oberkieferoysten. Nach 
dem Vorgang von Mayerhofer, modifiziert durch den Vortragenden, 


|, wird die Eröffnung: nach dem unteren Nasengang ‚als die geeignetste | 


\ er: 
‚Ich hatte z. B. in meinem 
kleinen Seuchenlazarett zwölf solcher Filter, sowie einige ‘Tonnen . 


stehen, in die das filtrierte Wasser aufgefangen wurde, und mußte 


außerdem durch Wasserträger das kostbare Naß in Eselshäuten aus: 
dem Tigris holen lassen. An der Front wurde das Wasser gleich- 
falls aus. dem Tigris respektive Euphrat, genommen. Die Front 
klammerte sich daher auch an den Flußlauf und: reichte nicht sehr 


weit in die wasserarme Wüstensteppe hinein, in der sich noch . 


überall die Reste von Wasserkanälenı aus der alten Zeit fanden, 
die jetzt aber natürlich völlig unbrauchbar geworcen waren., — ` 
Die Bewässerung geschah nun ‘direkt aus \dem Fluß durch 


Schöpfwerke, die im Norden sehr primitiv aus Eselshäuten bestanden - 
und von einem.’Ochsen oder Maulesel über .eine Rolle emporgezogen 


und in einen Bewässerungsgraben entleert wurden, der, um genügend 
Gefälle zu haben, in der Nähe des nn auf einen Damm hoch- 


Weiter nach Süden wurden diese. aii innen Schöpf- 
werke von Göpelwerken abgelöst, die eine Kette ohne Ende, an 
der Eimer befestigt waren, in Betrieb setzten. 

. Noch weiter stromabwärts endlich fanden sich große Wasser- 
räder von sieben und mehr Metern im Durchmesser, 'die auf weit in 
den Fluß hinein vorspringenden Steinbauten ruhten und durch kleine. 
an -der Peripherie befestigte ` Tonkrüge ungefähr von der Größe 
eines Maßkruges, deren sich eine große Zahl an beiden Seiten des 


die Strömung des Flusses in Bewegung gesetzt und ibr Knarren 
und Geklapper zeigte schon von -weither ihr Dasein an. Häufig 
waren mehrere, bis zu fünf Rädern, an einem Schöpfwerk in Betrieb. 
Vielfach standen die Werke aber still und zeigten Spuren des Ver- 
Auch eine Folge des Krieges! 


Wie ich auf meine ' Erkundigung erfuhr, waren .die ‚Besitzer, 


nachdem sie sich bei den türkischen Gendarmen mehrfach losgekaüft. 


‚Resektionen gefährlich macht, keineswegs aber bei vielkammerigen Ex- > 


| Die Gästroenterostomie 
‘wird als unzuverlässige Methode bezeichnet und der Resektion des 


untersuchung vorgenommen werden, die eine rasche Entleerung durch 
die Gastroenterostomie zeigte und den Pylorus durchgängig erwies. ' 


vöser Ätiologie) wird hingewiesen. Vortragender begründet eingehend . 


Operationserfolge bei drei Fällen von Der- 


moid des Mediastinums. ` a) In dem ersten Falle lag das Dermoid auf 
In dem - 


bei dem einen war der Oberlappen _ 
Wegen des. starken Blutverlustes wurde direkt P 


N na 
anea 


be ame n 


acaire 
ET 


ee a SEGEN 


IT T 


a: 2 P m R n 
m ES N Iren m - 
Ta J ee ae 


ee ee 


| 
\ 
| 
| 
{ 
| 
| 
l 


EN A 
-y u ’ v 
TF 


hatten, doch zum Militärdienst. eingezogen, und die Anpflanzungen, 
die oft dreißig Jahre zu ihrem Wachstume brauchten, verdarben 
und verkamen. Auf diese Weise ist wohl das noch zur Kalifenzeit 
so blühende Land durch die ewigen Kriege der Türken verwüstet 
und entvölkert. Reiche Araber in Bagdad, die großen Landbesitz 
in der Umgebung: hatten, antworteten mir auf meine Frage, warum 
sie das Land nicht bebauen ließen: „Wenn die Deutschen die Re- 
gierung übernehmen, werden wir sofort damit beginnen.“ Hieran 
war natürlich nieht zu denken.. Jetzt werden sie unter englischer 
Herrschaft die Kultivierung ausführen können. Wer hier unten die 
Herrschaft ausübte, ob Engländer oder Deutscher, war ihnen gleich, 
wenn sie nur die Türken los wurden. | 

Nach diesem Ausflug in die Politik zurück zur Medizin! — Die 
ärztliche Wissenschaft liegt in der Türkei noch ziemlich im argen. 
Als Ärzte wirkten außer den Türken und Arabern Griechen, Armenier 
und Juden neben Europäern. ‘Eine Universität besteht nur in Kon- 
stantinopel, ebenso wie eine Militär-Medizinschule in Haidarpascha, 
die sehr gut eingerichtet ist, über deren Lehrerfolge ich aber nicht 
urteilen möchte. Sie hat es aber fertig bekommen, aus jungen 
Apothekern in sechs Wochen Ärzte zu machen, da diese an der 
Front sehr notwendig gebraucht wurden. Ferner gab es Medizin- 
schulen, und zwar eine französische und eine amerikanische, in Beirut. 


Im allgemeinen waren die türkischen Ärzte sehr gleichgültig. 
Das gute Essen war ‘bei ihnen die Hauptsache, und mit wenigen 
rühmlichen Ausnahmen, ich möchte hier meinen Freund Dr. Ferid 
Bey, den Chefarzt des Roten-Halbmond-Lazaretts, nennen, küm- 
merten sie sich wenig um den armen kranken Asker. 


Die Araber waren meist eifriger und intelligenter, sie konnten 
sich im Dienst auch nicht so viel herausnehmen wie der türkische 
Effendi und standen mehr unter der Fuchtel. Das gleiche war bei 
den Griechen, Armeniern und Juden der Fall, die meist mehr Kennt- 
nisse, aber weniger guten Willen zeigten. Denn sie hatten wenig 
Interesse daran, ihren Unterdrückern, den Türken, Soldaten zu er- 
halten, da -sie in ihrem Herzen doch meist auf seiten der Engländer 
standen. 

Über das Lazarettwesen in der türkischen Armee ist schon ver- 
schiedenes bei uns geschrieben worden, doch haben die betreffenden 
Herren meist nur Lazarette in der Etappe zu Gesicht bekommen. 
In erster Linie wohl Renommierlazarette, die die Türken zur Hand 
haben, und die nur belegt werden, wenn sich ein höherer Vor- 
gesetzter oder eine andere Persönlichkeit von Rang für die Lazarett- 
frage interessiert. An der Front dagegen lagen die Verhältnisse 


‚anders, besonders wenn man unangemeldet ein Lazarett besuchte. 


Den Ärzten allein kann man hier aber die Schuld nicht geben, 
denn es fehlte oft am nötigsten, und der Chefarzt, der keine Be- 
ziehungen hatte, war oft nicht imstande, die notwendigsten Gegen- 
stände herbeizuschaffen. Bei den Türken gilt das Sprichwort: Eine 
Hand wäscht die andere; und wer da nicht mitmachte, war kalt- 
gestellt. So fehlten in manchen Lazaretten die notwendigsten Be- 
darfsgegenstände. | | a 

In dem Ortslazarett in Tell-Scheria, wo zuerst die Cholera aus- 
brach, war für jedes Zelt, in dem etwa 20 Kranke lagen, ein 
Trinkbecher vorhanden, außerdem vielleicht noch zwei Teller und 
Löffel. Daß es bei der geringen Sauberkeit (Wasser war knapp) 
zı einer Ausbreitung der Krankheit kommen mußte, wird nicht 
wundernehmen. An eine ordnungsmäßig durchgeführte Desinfektion 
war natürlich nicht zu denken. Ich habe später das Lazarett wieder- 


holt besucht und konnte feststellen, daß nicht einmal die Ruhr- 


Stühle, es handelte sich hier fast ausschließlich um Amöbenruhr, 
desinfiziert wurden. Die Latrinen befanden sich in einem furchtbaren 
Zustande. Da keine Stechbecken vorhanden waren, mußten die 
Kranken den Weg nach den Latrinen zu Fuß machen, oft kamen 
sie gar nicht: bis dort, sondern sanken vor Schwäche zu Boden 
und entleerten hier am Wege ihre infektiösen Exkremente, ohne daß 
diese desinfiziert, wurden. Diese traurigen Gestalten hinwanken oder 
etwa vom Wärter mehr getrieben als getragen zu sehen, war herz- 
zerbrechend. / | 

Die Verpflegung ließ natürlich auch, viel zu wünschen übrig. 
Die Diät für die Darmkranken bestand fast nur aus Tee, sodaß 
die armen Kerle immer mehr herunter kamen. Daß die Heilresultate 
unter diesen Verhältnissen nicht besonders günstig waren, bedarf 
wohl keiner weiteren Erwähnung. 

An Krankheiten nahm hauptsächlich unter den europäischen 
Truppen die Malaria den ersten Platz ein, und ihre Bekämpfung 
-machte die größten Schwierigkeiten. a 

Am ersten Abend meiner Anwesenheit in Konstantinopel fand 
unter dem Vorsitz des Obersten Sanitätsoffiziers, Oberstabsarzt 


` 


Dto 


y r Pe or. t P : 


wie gar nicht angegriffen werden. 


EEES Er ES a TOE SE le a E EE S AEN E a SE C R T a 
N EET, ALEAN A LEN a RE ER 
- C -To . z . G ET, I E zen un re, > A AETA, a 
Dr PES DIN T A NE AS ERANA: Ta 
We; r =< ar 1 A O N A Tun ES ; Mg: 
i y ` a M 
?» u 
] S iy 
P a A. a 
i i f y - N ~ or 
1180 | T 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. l STH 
aaa aŘŘŮĖŘĖŮĖoMooo 


enZ RER 
2. Novembe = 
Collin, eine Besprechung über die Malaria statt. Hier berichtete 
L. R. Müller (Würzburg), der Chefarzt des Deutschen Etappen 
lazaretts, über die Malariatherapie und das Versagen. der Chinin: 
behandlungen bei seinen Lazarettinsassen, die ständig Rückfälle be 
kämen, trotz dauernder Chiningabe nach/N ocht. ‚Er führte diesen | 
Mißerfolg auf die Chininresistenz der Malaria-Plasmodien in seinen 
Fällen, die hauptsächlich aus dem Taurus ‚stammten, zurück. Ihm ; 
wilersprach Schleich. (Freiburg), der Chefarzt des Deutschen 
Hospitals in Kospoli, der bei seinen Patienten, Soldaten, die aus 
der gleichen Gegend ihre Malaria bekommen hatten, keine oder 
nur höchst selten. Rückfälle bei Chininbehandlung nach Nocht 
gesehen hatte. i O, 
Ich habe’ während meines sechswöchigen Aufenthalts in Kospoli 
die Krankenvisite im Deutschen Hospital mitgemacht und kann die” 
Angaben von Schleich bestätigen. e aa 
Worauf beruhen nun diese verschiedenen Resultate? — Das 
Chinin war das gleiche und wurde von’ der Militärverwaltung be- 


zogen, die Dosierung ebenfalls beiderseits die Nochtsche Kur, Das 


Krankenmaterial war das gleiche. Die hygienischen Verhältnisse 
waren in beiden Lazaretten gleich gut. Nur die Verpflegung war 
verschieden.. Die Verpflegung im Deutschen Hospital wurde von 
deutschen Schwestern geleitet, die jahrelang in Konstantinopel lebten 
und bei ihrer Erfahrung und Kenntnis des Landes und seiner Früchte” 
für dasselbe Geld, das die Militärverwaltung zur Verfügung stellte, 
ganz anderes leisten konnten als ‚das Etappenlazarett, wo landes- 
unkundige und an der Verpflegung nicht interessierte Militärpersonen 
schalteten. Jedenfalls hatte ich hier, wie schon früher in Jerusalem, 
den Eindruck, daß nicht das Chinin allein die Heilung der Malaria 
bewirkt, sondern daß der Körper selbst einen großen Anteil an der 
Vernichtung der Parasiten hat, und daß es bei der Malaria, ebenso 
wie bei allen anderen Infektionskrankheiten darauf ankommt, den 
Organismus zu kräftigen, um die Widerstandskraft gegen die Krank- 
heitserreger zu erhöhen. Es freut mich, daß auch L. R. Müller 
in einer Arbeit in der M. m. W. 1918 Nr. 5 jetzt diesen Standpunkt 
vertritt und neben der Chininbehandlung einer gewissenhaften und 
sorgfältigen Allgemeinbehandlung das ‚Wort redet. Su 
Ich muß hier mit einigen Worten auf die Malariatherapie zurück“ 
kommen. Die Fieberkurve der Malaria hängt bekanntlich eng mit 
dem Entwicklungseyelus des Malaria- Plasmodiums zusammen. Bei 
Beginn des Fiebers, dem meist ein Schüttelfrost vorhergeht (daher 
der Name kaltes Fieber), finden sich im Blute die jüngsten Ent 
wicklungsstadien, die bei der Tertiana in zweimal 24 Stunden, bel 
der Quartana in dreimal 24 Stunden und bei der. Tropika in 24 bis 
48 Stunden heranreifen und beim Ausschwärmen einen neuen Fieber 
anfall auslösen. Alle Autoren sind’ sich darin einig, daß diese Jungen 
Merozoiten am besten durch die Chinintherapie zu beeinflussen sind, 
während die erwachsenen Gameten, die. Geschlechtsformen, -50 | gut 


——— 


Um daher zur Zeit des Ausschwäfmens der jungen Schizonten 
eine möglichst ’hohe Könzentration des Chinins im Blute zu haben, 
gaben die alten Tropenärzte, unter ihnen auch Robert Koch, 
das Chinin (1 g und mehr) 4-6 Stunden vor dem zu erwartenden 
Anfall, der in den meisten Fällen in die Mittagsstunden fällt. Die 
ersten Anfälle verlaufen meist typisch, bei unbehandelten Fällen oder 
Rezidiven setzt das Fieber manchmal früher ein, anteponierend, oder 
später, postponierend. Aus diesen Gründen hat Nocht später das _ 
Chinin in kleinere Einzeldosen auf den ganzen Tag verteilt, um stets 
genügend Chinin im Blute zu haben, Er beginnt mit der Ohiningale 
auch im Fieber und gibt neuerdings 4—5 mal 0,25 über den ganzen 
Tag verteilt. Das Chinin wird während der Fieberzeit und noch 
fünf Tage nach dem letzten Fieberanfalle weiter gegeben, dann folgen | 
vier Tage Pause, dann drei Chinintage, an denen das Ohne 
derselben Weise wie oben verabreicht wird. In dieser Weise WI 
dann durch die vier Tage Pause und drei Chinintage abgewechsell 
und diese Nachkur noch mindestens sechs Wochen fortgeführt. 

Früher befolgte Nocht ein anderes Schema, er will sems 
Methode auch nicht als starre Regel genommen haben, sondern SI 
soll je nach den Umständen modifiziert werden, Früher lieb t 
in Anlehnung an die alten Vorschriften mit der Chininnahme morgen 
früh eine halbe Stunde vor dem Frühstück beginnen und verteilte 
die Einzeldosen so, daß die ganze Menge bis 10 Uhr morgens Cr 
genommen war. Er gab die Einzeldosen eigentlich nur, um m 
unangenehmen Nebenwirkungen des Chinins so viel wie möglich auf 
zuschalten, na z 


Ich bin bei diesem alten Schema auch später geb 


lieben; dem 
nach meinen Beobachtungen beginnen die Fieberanf lle, wie oben 


gesagt, meist in der Mittagszeit und endigen gegen 6 Uhr aben g 


< 


Digitized. by Google 


Ai bef. 


` schauplätzen zusammengekommen. 


2. November. ; 


Nach Mannaberg, einem`sehr gewissenhaften Beobachter, der 
über ein großes Material verfügte, fallen 91% des Fieberbeginns 


zwischen 10 Uhr morgens und 3 Uhr nachmittags. 


Im Einzelfalle, besonders bei der Tropika oder wenn die An- 


fälle zu anderen Zeiten auftraten, wurde das Chinin über den ganzen 
Tag verteilt gegeben und dann meist in: größeren Dosen, während 
ich sonst mit der 1-g-Dose ausgekommen bin. oo 

Das heißt, ich spreche hier von meinen Erfahrungen in der 
Türkei, wo ich die Möglichkeit hatte, die Behandlung nach meinem 
Ermessen durchzuführen, denn ich habe neben der Chininbehandlung 


- mein Hauptgewicht auf die Allgemeinbehandlung gelegt, um in erster 


Linie die Widerstandskraft- gegen die Krankheit zu erhöhen. Wenden 
wir doch dieses Verfahren bei allen anderen Infektionskrankheiten 
ean, bei denen uns nicht wie bei der Malaria ein specifisches Heil- 
mittel zu Gebote ‘steht. Auch bei der Syphilis, bei der wir im 
Quecksilber und Salvarsan specifische Medikamente zur Verfügung 
haben und die als Protozoenkrankheit der Malaria näher. steht, 
legt der erfahrene Kliniker ganz besonderen Wert auf die Kräftigung 
der allgemeinen Konstitution. Warum sollte dies bei der Malaria 
anders sein? — So schickt denn auch der Tropenarzt seine-Malaria- 
Rekonvaleszenten gern in ein Höhen- oder in ein gemäßigtes Klima, 
um dem Körper Gelegenheit zu geben, neue Kräfte zu “sammeln, 
um mit der Krankheit fertig zu werden. Ich habe- jedenfalls mit 
dieser Behandlung während und besonders auch vor dem Krieg in 
Jerusalem die besten Erfolge gesehen und manche Malaria, und e3 
waren meist nicht die leichtesten, sondern meist alte -chronische 
Fälle, die jeder Behandlung trotzten, nicht im medizinischen: Sinne 
geheilt, denn gametenfrei bekommt man diese alten Fälle nicht so 
leicht, doch so gebessert, daß die Fieberanfälle ausblieben und der 
Patient neu gestärkt und mit frischem Mut wieder zur. Arbeit be- 
fähigt wurde. Dabei habe ich das Chinin oft völlig ausgesetzt und 
den Patienten nur einen Erholungsaufenthalt procul negotiis oder 
sportliche Übungen anempfohlen, ich nenne hier besonders den Reit- 
sport, da es sich meist um bemittelte männliche Personen im besten 
Lebensalter handelte, zur Stärkung von Körper und Nerven, denn 
die letzteren spielen bei der Malaria, wie auch bei anderen In- 
fektionskrankheiten, nicht die geringste Rolle. - 
So habe ich denn z. B., als ich den Sohn unseres General- 
konsuls in Jerusalem in Behandlung bekam, der im Anschluß an 
eine Choleraimpfung einen schweren Schwarzwasserfieberanfall be- 
kommen hatte und trotz Chinin — er war durch einschleichende 
Dosen langsam wieder an Chinin gewöhnt worden — seine Anfälle 
bekam, vollkommen mit dem Chinin ausgesetzt, ihn auf sechs Wochen 
nach Emmaus geschickt, wo schon im Frieden und während des 
Krieges für unsere Soldaten vom rührigen Pater Müller ein Er- 
holungsheim- geschaffen war. Das Reiten auf ärztliche Verordnung 
machte dem Jungen natürlich viel Vergnügen und hat sicher mit 


dazu beigetragen, die Widerstandskraft seines Organismus ` gegen 


die tückische Krankheit zu stählen. Jedenfalls war er nach einigen 
Wochen nicht wiederzuerkennen und haite, als -ich ihn später in 
Damaskus sah, keinen Anfall in dem letzten halben Jahre mehr gehabt. 

In Bagdad wurden die Malariakranken nur so lange im Lazarett 


. behandelt,, bis das ‚Fieber heruntergegangen war, dann wurden sie 


zur Nachkur in das Genesungsheim verlegt, das etwas stromabwärts 
von der Stadt auf der rechten Tigrisseite sehr schön unter Palmen 
lag und wo neben frischer Luft auch gute Verpflegung geboten wurde. 
l Diè umgekehrte Erfahrung konnte ich in Berlin machen, wo 
ich von der Türkei zurückgekehrt und, nicht mehr als tropendienst- 
tauglich befunden, im Barackenlazarett auf dem Tempelhofer Felde 
auf der Malariastation beschäftigt wurde. Hier war ein großes 
Malariamaterial, ständig etwa 300 bis 400 Patienten, von allen Kriegs- 
Das Hauptkontingent stellte Ma- 
z»edonien, doch fanden sich auch Leute von der Ostfront bis hinauf 
nach Riga und von der Westfront, die nie einen anderen Kriegs- 
Schauplatz gesehen hatten. Die Behandlungsdauer war etwa sechs 


Wochen, sodaß in den sechs Monaten meiner dortigen Tätigkeit . 


zirka 1500 Patienten aufgenommen wurden. l 
Hier konnte ich nun dieselbe Beobachtung machen, wie L. R. 


Müller im Etappenlazarett in Konstantinopel. Die Patienten be- 


kamen trotz und während der Chiningaben ihre Anfälle und kamen, 
kaum zu ihrem Truppenteil entlassen, mit Rückfällen wieder ins 
Lazarett. Die Verpflegung war, wie es ja unter den Kriegsverhält- 
nissen erklärlich war, kaum ausreichend, und Zulagen wurden für die 
Malariakranken sehr wenig bewilligt. So konnte ich z. B. für jede 
Baracke, die durchschnittlich mit 30 Mann belegt war, nur dreimal 
Weißbrot bekommen. Eier und sonstige Zulagen waren sehr selten 
durchzusetzen. Mein Antrag auf bessere Verpflegung beim Chefarzt 


11919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.44. | 


‚in den roten Blutkörperchen kommt. 


auch bei 


« 
! 
a g 5 - 
i j SR pA e 
; ` 


v 


hatte keinen Erfolg. Meine Vorsfellungen ‘nach dieser Richtung hin 


beim Sanitätsamte des Gardekorps, dem das Lazarett unterstellt war, 


sowie der Vorschlag, die Station irgendwohin aufs Land zu ver- 


legen, wo eine bessere Verpflegung möglich gewesen wäre, brachte 


mir einen Rüffel. wegen’ Nichteinhaltung des .Dienstwegs ein, wie 
ich später erfuhr, eine rein persönlich gegen mich gerichtete Schikane. 
Der Reservelazarett-Direktor, dem ich die Dinge vorstellte, mochte 


. auch nichts dagegen machen, denn das hohe Sanitätsamt' hatte es 


so. verfügt, und der alte Schlendrian blieb, Die Leute wurden, nach- 


a e N . . g : í 
dem sie drei Wochen fieberfrei waren, zu ihrem. Truppenteil, ent-, 


lassen und waren meist in drei bis vier Wochen mit Rückfällen wieder 
da, denh sie fanden bei ihrer Truppe weder die richtige Schonung 
noch Ernährung, um die Widerstandskraft ihres Körpers gegen die 
Krankheit genügend zu stählen. | er, 

Der Kollege, der mit mir die Behandlung der Malariakranken 
in erster Linie hatte, war vor dem Kriege Regierungsarzt in unseren 
Kolonien gewesen. Er war ebenso wie ich überzeugt, daß mit der 


Chininbehandlung allein keine Erfolge zu erzielen waren, und: ver ` 


suchte daher eine Behandlung mit Sacharin, das nach seiner Meinung 
das Chinin. völlig ersetzen sollte. Es blieben auch die Anfälle bei 


dieser Behandlung manchmal aus, doch glaube ich, daß der Grund 


in der besseren. Ernährung dieser Patienten zu suchen ist, für .die 
er sich natürlich besonders interessierte und die er für seine Be- 
handlung einnehmen wollte. | 


Diese meine praktischen Erfahrungen haben nun neuerdings 


in den Arbeiten von Morgenroth und seinen Schülern - eine 


theoretische Stütze gefunden. Morgenroth hat seit Jahren die . 
chemotherapeutische Wirkung der Chininderivate, ich nenne nur 
Optochin, Eucupin und Vuein, studiert und dabei gefunden, daß das 


Chinin durch die roten Blutkörnchen gebunden wird. Hieraus er- 
klärt sich auch die Tatsache, daß Giemsa und Schumann 
a ihren Versuchen, in denen sie große Mengen von Chinin einem 

unde in die Blutbahn injizierten, dieses nuy in ganz geringen Spuren 
im Serum wieder nachweisen konnten, da das Serum fast frei von 
dem Chinin bleibt, während es zu einer Aufspeicherung desselben 
Böcker in Neufelds, 
Laboratorium ist bei seinen Versuchen zu dem gleichen Resultate 
gekommen. .Die Wirkung des Chinins auf Malariaplasmodien war 


bisher meist auf Grund der von Binz beobachteten direkt. protozoen- 


schädigenden Wirkung des Chinins in vitro auf eine Giftwirkung des 
Chinins auf -das Protoplasma zurückzuführen. Immerhin war 
die sterilisierende Wirkung des Chinins wegen der geringen 
Konzentration, die es bei der ZEinverleibung per os oder 
intramuskulärer oder inträvenöser Injektion in 
der Blutbahn erreichen konnte, ‘wenn auch denkbar, so 
doch nicht bewiesen. Denn die Wirkungsgrenze des Chinins 


liegt. im Reagenzglasversuche "bei etwa 0,01% Chinin. muriat,, 
eine Konzentration, die selbst bei intravenöser ‘Injektion -der Höchst- | 


. ` 


dosis von 1 g nicht im Blutserum zu erreichen ist. 
\ | (Fortsetzung folgt): 
Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 


Berlin. Der jüngstbeendigte Streik der Magistrats- 


hilfskräfte hat tiefer, als es sonst bei allgemeinen Streiks der Fall 
ist, in den Interessenkreis der Kranken und Ärzte eingegriffen. Durch 


| die Arbeitsniederlegung wurden mehr als zehntausend Arbeitskräfte 


aus den städtischen Schreibstuben und Betrieben herausgezogen. Dieses 
Mal hatten die Streikleitung und die Obmänner eine Neuerung ge- 
schaffen und haben die Arbeitsniederlegung erzwungen sogar auf einem 


‘Boden, welcher bei den früheren großen allgemeinen Ärbeiterstreiks 
unberührt gelassen worden ist. In städtische Einrichtungen, welche. 
für das Wohl der gesamten Bevölkerung von lebenswichtiger Bedeutung 


sind, wurde mit rücksichtsloser Hand gegriffen. So wurde die Ver- 
teilung von Nahrungsmitteln an Kranke und Schwangere 
und die Auszahlung der Unterstützungen an Kranke und Schwangere 
an verschiedenen Stellen auf das empfindlichste gestört und stellenweise 
völlig aufgehoben. Unterstützungsbedürftige, welche diese Verteilungs- 
stellen aufsuchten, wurden mit Gewalt von den Streikenden zurück- 
getrieben. Etwas Unerhörtes war es, daß der Streik auch auf die 
städtischen Krankenhäuser übergepriffen hat. In den 
Schreibstuben der Verwaltungen der städtischen Krankenhäuser sind 
Hilfskräfte beschäftigt, in deren Hand ein Teil der- Schreiberarbeit 
in den Verwaltungen liegt. Neben anderem hängt von ihrer Schreib- 
tätigkeit die Aufrechterhaltung der Vermittlungsstellen ab, welchen 
es obliegt, die Angehörigen derjenigen Kranken, deren Ableben in 
wenigen Stunden zu erwarten ist, unverzüglich von der Verschlechterung 
der Kranken zu benachrichtigen oder den plötzlich eingetretenen: 
Tod sofort anzuzeigen. Es ist geradezu ungeheuerlich, 


\ 


PA 


“a a oasi 


2 yi 
t Le " 
u 


an rn ne 9 nn 


u. 


= - En + =% pr 
N ee ee nam zew 


anin er Er Sn. ua n 
men 1e. be Kitten -. M ae = n 


E ee er 
En mal 0 
- 


ON S TE DT mp ter 


=, 


Pe TREE 


~s 
a. 


MEPS.. Ki 
-i er 


- ne E 
- = r 
. ‘ ~ 
N f y 


1132 


ganz abgesehen von den juristischen Folgen, aus. allgemeinen 
menschlichen Gefühlen heraus unerträglich, daß die Obleute 
diesen Hilfskräften nicht gestattet haben, ihre 
Tätigkeit in den Krankenhäusern weiter auszu- 
üben. Es hätte sicherlich der Wirkung des Streiks keinen Abbruch 
getan, wenn'es einigen Dutzend von den über 10000 Streikenden er- 
laubt gewesen wäre, ihre Arbeit in den Krankenhäusern weiter aus- 
führen zu dürfen. An Unterhandlungen, an Belehrungen über die 
Folgen, an Hinweisungen auf die Handhabung in allen früheren Arbeiter- 
streiks hat es nicht gefehlt._ Vom ärztlichen Standpunkt aus muß dieses 
Verhalten der Streikenden als ein die Allgemeinheit gefährdendes Ge- 
baren, als ein leichtfertiges Aufsspielsetzen der Gesundheit des Volkes 
und als eine 'Gefährdung der an und für sich bedauernswerten. Lage 
der Kranken, der Schwangeren und der Krankenhausinsassen bezeichnet 
werden. Dank der selbstlosen Unterstützung durch die alten Bureau- 
vorsteher in anstrengender Tag- und Nachtarbeit und infolge der nach 
mehreren Tagen vom Magistrat erlaubten Einstellung der sich freiwillig 
meldenden Aushilfen, denen die Verwaltung für ihre Hilfe nicht dank- 
bar genug sein kann, gelang es, das Ärgste abzuwenden und die Folgen, 
' die sich aus dem frivolen Gebaren der Streikenden ergaben, zu mildern, 
Welche Lehren sollen wir aus diesen Erfahrungen ziehen? Es braucht 
keiner Prophetengabe, um zu der Überzeugung zu kommen, daß in dieser 
streiktrohen Zeit mit einem baldigen Wiederaufleben neuer Streik- 
bewegungen und erneuter Arbeitsniederlegungen in den verschiedensten 
Betrieben zu rechnen ist, denn ein Streik ist ja unter den heutigen 
Verhältnissen nicht mehr mit einem wesentlichen Risiko verbunden. 
Er ist fast in allen Fällen ein gutes Geschäft für die Beteiligten, aber 
wohl immer ein recht gutes Geschäft für die Anreger und , Leiter der 
Streikbewegungen, die dadurch auf billige Weise zu Beliebtheit bei den 
Wählern, zu Einfluß und zu noch mehr kommen. Es wäre als eine 
‚Forderung der Ärzte zu betrachten, die hier als die Anwälte 
‘der Kranken auftreten, daß grundsätzlich die Schreibarbeit für 
die Krankenernährung und für die. Krankenversorgung mit Geld und 
Kohlen, vor allem aber die großen Krankenhäuser bei zukünitigen 
großen Streiks der Angestellten und Arbeiter von der Beteili- 
gung am Streik ausgeschlossen werden. Es wäre im Interesse 
der Kranken erforderlich, daß diese Ausnahmestellung der für die 
Krankenversorgung lebenswichtigen Betriebe als Gesetz festgelegt wird. 
Auf der anderen Seite wäre zu erwägen, daß, wenn diese vom Stand- 
punkt der Humanität eigentlich selbstverständliche Regel von den 
Streikenden nicht anerkannt werden sollte, eine „Nothilfe“ ins 
Leben gerufen und bereit gestellt würde, um in solchen dringenden 
Fällen einzuspringen; da es sich nur um verhältnismäßig wenige Stellen 
handelt, so wäre es ein leichtes, eine zureichende Zahl von Kräften 
bereit zu stellen und bereit zu halten, die als Nothilfe im gegebenen 
Fall die Aufrechterhaltung der wichtigen Betriebe in den Kranken- 
ernährungsstellen und in den Krankenhäusern ermöglichen. ‘Es ist 
dringend zu wünschen, daß sich diese bedauerlichen Zustände, welche 
durch das rücksichtslose und unverantwortliche Verhalten der streiken- 
den Magistratshilfskräfte hervorgerufen sind, für die Zukunft nicht 
- mehr wiederholen und daß neue schlimme Erfahrungen dem kranken 
Teil der Berliner Bevölkerung erspart bleiben mögen. K. Bg. 


Mit dem zu schaffenden Gesetz zur Bekämpfung der 
Geschlechtskrankheiten befaßte sich vorwiegend die letzte 
Tagung der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechts- 
krankheiten. Die Sachverständigenkommission der Gesellschaft macht 
eine Anzahl von Vorschlägen: Behandlungspflicht für jeden Geschlechts- 
kranken, Behandlungszwang für alle, bei denen die Gefahr besteht, daß 
sie ihre Krankheit weiterverbreiten können, Untersuchungszwang für 
alle einer Geschlechtskrankheit dringend Verdächtigen, Recht auf freie 
Behandlung. Die Ärzte sollen die Verpflichtung haben, Kranke, die 
ihre Kur unterbrechen oder im Verdacht stehen, ihre Krankheit weiter- 
zuverbreiten, anzuzeigen. Ferner sollen die .Arzte verpflichtet sein, 
die :Ansteekungsquellen zu erforschen und alle ihre Patienten auf die 
Gefahr der Verbreitung aufmerksam zu machen. Wirksamer als diese 
teils selbstverständlichen, teils nicht ganz ausreichenden Forderungen 
erscheint die nach Bestrafung des Geschlechtsverkehrs Kranker, auch 
ohne daß eine Ansteckung des anderen Teils nachgewiesen zu werden 
braucht. Da die Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten nur in den 
Händen sachverständiger Ärzte erfolgreich sein kann, wird das Verbot 
der Fern- (brieflichen) Behandlung sowie der Ankündigung von Mitteln, 

die zur Behandlung von Geschlechtskrankheiten dienen, vor allem aber 


ein Kurpfuschereiverbot als unerläßliche Voraussetzung einer 
gesetzlichen Regelung dieser Krankheiten verlangt. 


„Industrielle Psychotechnik.“ Die 90 Teilnehmer an 
dem vom Verein deutscher Ingenieure zusammen mit dem Versuchsfeld 
für Werkzeugmaschinen und Betriebslehre (Gruppe Psychotechnik) an 
der Technischen Hochschule zu Charlottenburg veranstalteten Ausbildungs- 
kursus sprechen einmütig die Bitte aus, das Arbeitsministerium möchte 
für die psychotechnischen Untersuchungen der in der Industrie not- 
wendigen Arbeitergruppen und Lehrlinge eine wissenschaftliche Zentral- 
stelle schaffen, die, gemeinsam mit Schwesternstellen im Reich, dieses 
für das Allgemeinwohl der Nation so wichtige Arbeitsgebiet bearbeitet. 
Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß außer an der Charlotten- 
burger Hochschule praktische Wirtschaftspsychologie nicht in nennens- 
wertem Umfange betrieben worden ist, stellen die unterzeichneten 
„ Teilnehmer den Antrag, es möge zuerst das Charlottenburger Versuchs- 

feld seinem Wert und seinem Rang gemäß ausgebaut werden, und 
zwar durch reiche Mittel, die von seiten des Staates zur Beschaffung 


von angemessenen Räumen und einer erprobten Apparatur not- 
wendig sind. | 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 44. 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W8. | 


Pa TIER ER 
ba 5 a a ne 
To Caa ALA OO 0. .$ 
RN EEE 
` N ur Ey in Di 5 
re g X y apa: 
ae 
“nn "A 3 a 


a 


Hi < S 
; ER “ A F 7 i AAA gtr ji 
Ey - en a eG 
9. No remh A 
< ~ -A A “ 


ta 
AN: 


Am 18. Oktober .d. J. hat sich in B erlin ein „Verband 
Deutscher Kolonial- undAuslandsärzte“ gebildet. Der 
Verband bezweckt, den Kolonial- und Ausland sAraten; suchen E 
den unglücklichen Ausgang des Krieges ihren Wirkungskreis eingebüßt 
haben, den Übergang in neue Bahnen zu erleichtern, die Interessen der 
deutschen Ärzte, welche’ins Ausland gehen wollen, wahrzunehmen und 
für eine fachmännische Vertretung der deutschen Ärzte im Aus 
wanderungs- und Konsulatswesen einzutreten. Der Vorstand setzt 
sich zusammen aus den Herren: Prof.:Dr, Claus Schilling (Bernin, 
Generaloberarzt a. D. Dr. Waldo w. (Kamerun) und Stabsarzt a. D. 
Dr. -Manteufel (Ostafrika). Die Geschäftsstelle des Ver- 
bandes: Berlin W35, Schöneberger Ufer 13 IV, erteilt weitere Auskunft. 


Berlin.. Unter der Mitwirkung der Staats- und städtischen 
Behörden, der Versicherungsanstalten und. Krankenkassen, der ein- 
schlägigen Wohlfahrtsorganisationen und der Ärzteschaft hat sich ein» 
„Landesausschuß für hygienische Volksbelehrung‘ 
gebildet, der das Verständnis für die großen und kleinen Fragen der 
Gesundheitspflege in weiteste Kreise tragen will. Der Landesausschuß 
erhofft von dieser Tätigkeit eine Hebung unserer durchvdie Kriegs- 
jahre schwer geschädigten Volkskraft und einen nachhaltigen Einflub 
auf die Gesundung und Gesunderhaltung weiter Volkskreise, insbesondere 
unserer Jugend. , In den einzelnen Provinzen werden Provinzial- 


ausschüsse und in den einzelnen Kreisen bzw. Stadtgemeinden Kreis- 
bzw. Ortsausschüsse gebildet. ans - | 


Berlin. Die Mineralwässer aus den dem preußischen Staat 
gehörenden -Quellen sollen nach einem Beschluß des Haushaltungs- 
ausschusses der preußischen verfassunggebenden Landesversammlung 


so bald als tunlich den Krankenkassen zum Selbstkostenpreis über- 
lassen werden. : en a 


Am 29. September fand in Berlin die Gründung des „Vereins 
gerichtlich beeidigter und beamteter Zahnärzte in Deutschland“ statt. 
Mitglieder des Vereins können die deutschen Zahnärzte werden, die 
ein für allemal als gerichtliche Sachverständige beeidet worden sind, 
ferner die Zahnärzte, die in beamteten Stellungen tätig, sowie die Zahn: 
ärzte, die an Öffentlichen Anstalten, welche der Justizverwaltung unter- 
stehen, tätig sind. Zweck des Vereins ist der Zusammenschluß seiner 
Mitglieder zur Erörterung. wissenschaftlicher Fragen auf dem Gebiete 
der gerichtlichen Tätigkeit und. des Medizinalwesens, sowie zur For- 
derung der Wissenschaft und Aufstellung von Richtlinien für dieses Gebiet, 

Der Vorstand, dessen Erweiterung auf der nächsten Versammlung 
durch zwei Beisitzer erfolgen soll, besteht aus den Herren: Brol 
Dr. Ritter, Vorsitzender, Berlin, Königgrätzer Str. 94; Zahnarzt 
R. Zander, Schriftführer, Berlin, Friedrichstr. 112b; Zahnarzt 
Lührse,.Schatzmeister, Stettin. Am Königstor 10. 77 

Die vorgenannten Kollegen nehmen Eintrittsgesuche entgegen: 


Für den geplanten Verband der deutschen Hoch- 
schulen, der an Stelle der bisherigen Rektorenkonferenz treten 
soll, ist der Zusammentritt einer konstituierenden Versammlung F 
Halle am 14. und 15. November d. J. in Aussicht genommen. „Aul 
derselben soll jede Hochschule durch den Rektor und durch je emen 
Vertreter der Ordivarien und der Nichtordinarien vertreten sein; diese 
beiden Vertreter sollen auf drei Jahre gewählt werden. LE 


Hannover. Priv.-Doz.Dr.Messerschm id t von der frühere 
(deutschen Universität Straßburg i. Els. liest an der Technischen Hosa: 
schule über Infektionskrankheiten. 


Wien. Der von der deutsch-österreichischen Nationalversand" 
lung gewählten Staatsregierung gehört Prof. Dr. Julius Land = 


Direktor des I. anatomischen Instituts, als Unterstaatssekretär im Staats; 
dienste für soziale Verwaltung an. 


Berlin. Pfarrer D. Hoppe, Direktor des Oberlinhauset m 
Nowawes ist von der medizinischen- Fakultät der UNS lig- 
Ehrendoktor der Medizin ernannt worden. — Dr. DE, C ledi- 
mann, Leiter“der bakteriologischen Abteilung des Städtischen 
zinalamts, erhielt den Professortitel. -t 


se : D 
‘ Hochschulnachrichten. Breslau: Dr. re 
erhielt einen Lehrauftrag für sexuale Hygiene und sexuale pä N schung, 
Frankfurta. M.: DemLeiter der Zentralstelle für Blinden A en 
Dr. Ferdinand v. Gerhardt, ist ein Lehrauftrag für Boe lichen 
erteilt worden. — Heidelberg: Als Leiter der wissenst Mn 
Abteilung des Instituts für experimentelle Krebsforschung. Enigs: 
Dr. Hans Sachs (Frankfurt a. M.) berufen worden. ns svorsteher 
berg: Prosektor Prof. Dr. Walter Berg zum Abtei we san fii 
am Anatomischen Institut ernannt. — Marburg: Dra JI, gynäko- 
Zahnheilkunde habilitiert. — München: Der Vorstand e storben. = 
logischen Klinik, Prof. Dr. Amann, 53 Jahre alle e "ehemaligen 
Würzburg: Prof. Dr. Paul’ Manasse Von Poliklinik. 
deutschen Universität Straßburg i. E. zum Vorstand NL, Nachfolge" 
far (Graz) zul 
von Prof. Loewit ist Prof. Dr. Heinrich Pf eitter ge 
Vorstand des Instituts für allgemeine und experimen Instituts, rof, 
ernannt. — Prag: Der Vorstand des Pathologischen che Univers 
Dr. Ghon, hat aus Rücksicht auf die bedrängte De n: Priv- 
in Prag die Berufung nach Wien abgelehnt. — halten, — 
Dr. Brezina (Hygiene) hat den Professortitel REG 
Professor für allgemeine und experimentelle Pat eh 
Joannovicz zum ordentlichen Professor ernannt. re 


a.o. Professor und Direktor/der ‚UniyersitätsAugen of. 
wählt Prof. Dr DSiidrer+ ATES von Er = 
I GI PR EnS 

N e 


ngh 


i 


s 
v 

> 
- 

. 4 
ee? 


— 


- 2 
mim E 


Nr. 45 (779). 


‚nun l 
IR: | i | 


-= Wochenschrift für praktische Ärzte 


Urban & Schwarzenberg 
Berlin 


redigiert von 
Geb. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg 
Berlin | 


nd 


9. November 1919. 


= XV. Jahrgang. 


d 


en von Eiterung und Nekrose mit ihrem Einfluß auf die Behandlung des Karbunkels 


Inhalt: Originalarbeiten: H. Frank, Über die Beziehung 

und Panaritiums durch den praktischen Arzt. H. Pollitzer, Fortschritte der physikalischen Diagnostik. H. Wörner, Die praktische Be- 
deutung der Galaktoseprobe. A. Freudenberg, Zur Pathogenese der Mictionsstörungen’ bei Tabes, nebst kurzen Bemerkungen über einige 
Fälle von operativer Behandlung derselben. M. Strauß, Die Röntgenbehandlung der Drüsentuberkulose. M. Serog, Über Hypnosebehandlung. 


Bennauer, Einige Beobachtungen bei Arthigonbehandlung der Cervixgonorrhöe. 


F. Rosenberger, Ein Todesfall durch Luminal und 


Opium. — Referatenteil: Strauß, Strahlentherapie. (Fortsetzung) — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücher- 

besprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Braunschweig. Jena. — Rundschau: Huntemüller, Als beratender Hygieniker 

in der Asiatischen Türkei. (Fortsetzung.) — Prof. Dr. Josef Amann f. Reichsgerichtliche Entscheidung über die Beurteilung einer Heilbehandlung. 
Tagesgeschichtliche Notizen. . | 


Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor. 


Über die Beziehungen von Biterung und Nekrose mit 
ihrem Einfluß auf die Behandlung des Karbunkels 
und Panaritiums durch den praktischen Arzt. 

Tun Von | 
Geh. San.-Rat Dr. Hermann Frank, Berlin. 


Die Heilung einer Phiegmone durch das Messer gehört zu 
den Rätseldingen, welche sich hinter scheinbar selbstverständ- 
lichen weil alltäglichen Vorkommnissen verstecken, und an denen 
man deswegen insgemein so leicht vorbeidenkt. Wir wissen, daß 
bei einer Phlegmone nicht allein die Träger des Giftes weit über 
den eigentlichen Krankbeitsherd hinaus sich verbreiten, sondern 
unter ihrem Eigenleben auch der ganze Organismus in Mitleiden- 
schaft gezogen werden kann, daß aber der fertiggebildete Eiter 
selbst für die weitere Auswirkung der Infektion unter Umständen 
den harmlosesten Niederschlag des ganzen Vorgangs darstellen 
kann. So leicht für unser Verständnis auch die Ausmerzung der 
Schädlichkeit durch die lebendigen, auf ganzer Linie wirkenden 
Schutzkräfte des Organismus ist, so unklar bleibt in diesem Kampf 
eigentlich die Rolle des Messers, welches doch nur auf ganz um- 
schriebenem Gebiet seine mechanische Wirksamkeit entfaltet, so- 
weit es eben den Zusammenhang der Gewebe trennt und örtlich 
die Möglichkeit eines Abflusses schafft. Zwei Erklärungen bieten 
sich dafür; einmal mögen durch den erweiterten Zutritt von 
Sauerstoff die anaeroben Bakterien ihre. Entwicklungsmöglichkeit 
verlieren, vielleicht näherliegend aber scheint der Gedanke, dab 
durch die Druckentlastung und die Änderung der Lymphströmung 
das Gift aus dem Körper abgeleitet wird. Beide Erklärungen 
sind. ungenügend, schon eben wegen der örtlichen Begrenzung 
des Wirkungsbereiches. Was insbesondere die Druckverhältnisse 
bei den Vorgängen im Innern des Körpers betrifft, so sind diese 
in mancher Beziehung, namentlich auch für die Verhältnisse der 
Infektion, noch höchst unklar. Hat Fehleisen schon seinerzeit 
bei seiner künstlichen Hervorrufung der Wundrose gezeigt, welch 
ein Druck bei der Einreibung dazu gehört, um ihre Infektionskeime in 
den Körper hineinzutreiben, womit auch die Untersuchungen von 
Friedrich übereinstimmen, so wissen wir doch andererseits, 
wie sich innerhalb des geschlossenen Körpers Druckmöglichkeiten 
entwickeln können, welche den Blutdruck bei weitem übertreffen, 
worauf vor langen Zeiten bereits Adamkiewicz hingewiesen 
hat. Wenn es also möglich ist, daß innerhalb des Körpers sich 
Kräfte regen können, welche, unbeeinflußt von mechanischen 
Druckbedingungen, die körperlichen Elemente nach chemotakti- 
schen Gesetzen zur Bildung eines weit über Blutdruckhöhe 
gestellten Abscesses zusammentreiben können, so ist mit der ein- 
fachen Gleichgewichtsherstelung des Drucks der radikale Erfolg 
einer örtlichen Druckentlastung noch keineswegs erklärt. Und 
ebenso gehen wir oft genug Abscesse, welche bereits durch spon- 
tanen Aufbruch ihren Druckausgleich gefunden haben, erst dann 


wirklich ausheilen, wenn wir ihre Wandungen in größerer Aus- 
dehnung gespalten haben. Welche Rolle sollte z. B. die Druck- 
‘entlastung bei jenen sinuösen Abscessen spielen, welche sich 
mit schlaffen Wandungen oberflächlich unter der dünnen Haut 
ausbreiten, wo die einfache ständige Berührung mit dem träge 
abfließenden Sekret die mangelnde Vernarbungsneigung zu unter- 
halten scheint? Vermag doch hier auch nicht einmal die im Sinne 
jener Theorie gesteigert wirkende Umkehrung des negativen 
Druckes im positiven durch die aktive Saugkraft eingelegten 
Mulles so prompt zu wirken, wie ein einfacher Scherenschnitt 
durch die dünne Hautdecke. a | S 5 

Nur in einer Hinsicht liegt die Ursache für den Erfolg des 
Messers eindeutig und klar zutage, da, wo es sich um die Fort- 
räumung von Nekrosen bei der Eiterung handelt. Die Be- 
ziehungen von Nekrose und Eiterung. können zweierlei Art sein. An 
sich stellt schon jede Eiterung analog der Caries mit ihrem moleku 
laren Zerfall der Gewebselemente einen nekrobiotischen Vorgang 


dar, bilden sich aber größere Nekrosen, Gewebssequester aus, so 


kann dies darauf beruhen, daß die Eitererreger primär durch 
Koagulationsnekrose, etwa wie beim diphtherischen Prozeß auf der 
Schleimhaut, das Gewebe in größerem Umfange zum Absterben 
bringen, oder daß gefäßarme Gewebsbezirke, Fasciensehnenstücke, 
an ihren Randteilen durch die lebhafte Granulationsentwicklung 
gewissermaßen umflügelt, übrigbleiben, um erst nachträglich ver- 
daut oder ausgestoßen zu werden. | 

. Wird nun auch der Organismus mit Nekrosen von bestimmter 
Art und Umfang allein fertig, so erfordern andere zur Forträumung 
unbedingtes Eingreifen von außen. In der Alltagspraxis sind es 
zwei Prozesse, in denen die Beziehungen von Eiterung zur Nekrose 
eine wesentliche Rolle spielen, und die Entscheidung darüber, was 


| der Heilkraft der Natur überlassen werden kann, und wo und mit 


welchen Mitteln eingegriffen, in welcher Weise insbesondere das 
Messer zur Anwendung kommen muß, stellt den Arzt nicht selten 
vor eine schwierige Aufgabe, die seine ganze Erfahrung und seinen 
geübten Blick der Probe unterwirft. Es sind dies der Furunkel- 
karbunkel und das Panaritium, jener wegen der Gefahr der All- 
gemeinvergiftung, das letztere zunächst wegen der drohenden 


' Zerstörung wichtiger Gebilde beim Umsichgreifen der Eiterung. 


1. Furunkel-Karbunkel. 


Wenn man davon ausgeht, daß Furunkel und Karbunkel im 


wesentlichen pathologisch-anatomisch eins sind, so muß das Ver- 
halten des Arztes beiden gegenüber nach denselben Gesichts- 
punkten eingestellt werden. In Wirklichkeit besteht aber im all- 
gemeinen die Neigung, sich mit beiden verschieden abzufinden. 
Dabei kommt auch der grundsätzliche Gegensatz in der Frage der 
Behandlung, ob auf radikal blutigem Wege oder unter Ausnutzung 
der natürlichen Heilkräfte des Organismus, der sich in der Praxis 
so häufig in der Unsicherheit des Arztes, welchen Weg er wählen 
soll, widerspiegelt, auch in den wissenschaftlichen Lehrmeinungen 


linik 


u a Ber 8 ge 
ee m T, 


aaa L AES -— 


Fahne Ba A 
Tann a a 


ee. 


A. 


En al a a at 
mw F z = 


1134 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 


$ 9. November. . T 


deutlich, wenn nicht sogar in alternativer Form zum Ausdruck. 
Während Thiersch z. B. „es für eine der schwierigsten Auf- 
gaben für den klinischen Lehrer erklärte, dem jungen Chirurgen 
einem Furunkel gegenüber das Messer aus der Hand zu winden“, 
tordert unter Anderen Lexer, daß jeder Furunkel zur Verhütung 


mal des Umfangs voneinander zu scheiden, sondern nach ihrer wirk- 
lichen Bedeutung für das Leben des Organismus. Auch die Etymo- 
logie weist bei beiden Bezeichnungen ja nur auf ein gleiches 

äußerliches Kennzeichen, die Intensität der Hautfärbung hin 


(Furunkel von furvus — schwärzlich, RKarbunkel von carbo — Kohle). 
weiteren Schadens an sich mit dem Messer angegriffen werden | Mit Furunkel mögen nun die mit überwiegender Eiterung stück- 
müßte, Nun lehrt allerdings die alltägliche Beobachtung, daß, | weise oder im ganzen rasch zur Demarkation gelangenden Pro- 
wenn auch anscheinend ein einzelner, wenn auch noch so kleiner | zesse, mit Karbunkel, da sich mit diesem Namen nun einmal der 
Furunkel am Körper sich der Beachtung aufdrängt, sich immer | Begriff der größeren Gefährlichkeit verbindet, die harten, mehr 
noch verschiedene andere irgendwo zur Gesellschaft finden, und 


oder weniger stürmisch sich ausbreitenden, die Demarkierung weit 
schon Paget hat lange vor der Ära der bakteriologischen For- 


hinter sich lassenden Infiltrationen, gleichgültig welchen Umfanges, 
schung darauf aufmerksam gemacht, daß im Leben eines Menschen | bezeichnet werden. £ l 
periodenweise Furunkel in gehäufter Zahl aufzutreten pflegen, um Aber woran erkennt man schon beizeiten, wohin die Rich- 
dann eine gewisse Zeitlang ganz zu verschwinden, was man | tung geht? Obwohl die Eiterbildung in den oberen Gewebs- 
heute die Zeit der temporären Immunisierung nennen wird. Zur | schichten unter der Haut vor sich geht, so gibt im örtlichen Bild 
Begrenzung unseres Themas sei vorweg bemerkt, daß es sich hier | die von der starren Infiltration gewissermaßen sich nur schicht- 
nicht um die Frage handeln soll, inwieweit und in welchen Fällen | weise absetzende Eiterung nicht das runde Bild des Abscesses, 
von Furunculose die biologische und palliative Behandlungsweise | und mit der Erschwerung des Urteils über den Umfang und den 
(Immunisierung durch Vaccine, Histopin, Strahlen usw.) wirksam und | Fortschritt der Eiterung leidet auch das ihrer lösenden Kraft. 
angebracht ist, ebensowenig um die Art der Beseitigung des Furunkels | Gegenüber der gleichmäßig flachen und harten Schwellung, die sich 
im Entstehen, sondern um das Verhalten gegenüber dem einzelnen | ins Nachbargewebe scheinbar randlos verliert und durch Iymphan- 
umschriebenen, mehr oder weniger ausgewachsenen Infiltrationsherd. | gioitische Ausbreitung reflektorisch auch Muskelspannung und 
Obwohl denselben Erregern wie die Phlegmone ihre Ent- | -schwere erzeugt, spricht für das Wirken der Riterung unter 
stehung verdankend, aber bedingt durch ihre verschiedene Ein- | schärferer Umgrenzung der Rötung die raschere Buckelbildung 
wirkung auf das Gewebsleben, liegt die Eigenart dieser Prozesse | mit Zuspitzung, Verdünnung und Lochbildung der Haut — nach 
gegenüber den phlegmonösen bekanntlich in der Verflechtung | der obigen Definition würde also die siebförmige Durchlöcherung 
zweier Vorgänge, einmal der Koagulationsnekrose, welche an einem | viel mehr den furunkulösen als karbunkulösen Typus kenn 
Talg- oder Schweißdrüsenfollikel ansetzt und in Flächenausdehnung | zeichnen —; liegt der faserige Pflock, von Eiter umspült, im 
auf die Nachbarbezirke des Unterhautzellgewebes übergreift, und | breiterer Ausdehnung zutage, so ist die Sachlage klar. 
der Bildung von Eiter, welche den abgestorbenen Gewebsstock Ein Unterscheidungsmerkmal von nicht zu unterschätzendem 
durch Sequestration herauslöst. Fururkel und Karbunkel sollen | Wert ist dabei auch das subjektive Verhalten. Ein auffällig heitig 
sich dadurch unterscheiden, daß der letztere weitere Gebiete um- | stechender Schmerz kündigt schon bei einem punktiörmigen, dem 
faßt, was sich durch die „siebförmige Durchlöcherung der Haut“ | Auge kaum erkennbaren Infiltrationsherde, den man sonst kaum 
kennzeichnen und worin sich zugleich eine größere Gefährlichkeit | beachten würde, weil er höchstens einer Acnepustel zu entsprechen 
oder Bösartigkeit äußern soll. Jedenfalls müssen wir hier die | scheint, häufig an, daß hier ein stärkeres Gift sitzt und sich tiefer 
Eiterbildung als Folgeerscheinung auffassen, aber nicht im zeit- | greifende Ernährungsstörungen vorbereiten, während selbst dickert, 
lichen Sinne, als Abschluß des Ganzen, wie bei einem cyclischen | aber durch ihren weiteren Verlauf bald als verhältnismäßig harm- 
Prozeß. Sie wird zwar erst durch den Reiz auf die reaktiven | los sich darstellende Knoten dem Träger zuweilen nur durch eine 
Kräfte wachgerufen, aber beide Vorgänge laufen anatomisch neben- | halb zufällig gefühlte Druckempfindung sich bemerkbar machen, 
einander her, durchdringen sich, verschieben ihre Grenzen in | Andererseits hat der Patient selbst ein Gefühl für das Nachlassen 
sich und an sich vorüber, bis das Ende damit erreicht ist, daß | der Spannung bei dem Einsetzen der Demarkierung, wenn auch 
die Eiterung den nekrotischen Pflock, ihn im ganzen oder stück- | dies nicht ohne weiteres zu der trügerischen Auffassung vertühren 
weise umschließend, vom Gesunden herauslöst — immer unter | darf, daß mit der Erleichterung wirklich auch der ganze Prozeb 
der Voraussetzung, daß die reaktiven Kräfte als aktiver Grenz- | zum Abschluß gelangt ist; bei dem Durcheinandergehen beider 
schutz oder durch Immunisierung des Bodens dazu ausreichen. | Teilvorgänge mag die Nekrose leicht an anderer Stelle fortschreiten. 
Demnach ist der Vorgang, der das Wesentliche des Ganzen dar- | Es scheint nun, als ob gerade so häufig die Eiterung es ist, welche 
stellt, der den Organismus mit schädlichen Stoffen überladet und | dem praktischen Arzt die Hilfe des Chirurgen erwünscht er- 
der in sich den Charakter der Progredienz trägt — wenn er nicht | scheinen läßt, wenn er ihm solche bereits in spontaner Auflösung 
frühzeitig der Eintrocknung verfällt —, die Nekrobiose, während | begriffene Fälle überweist. indessen soll das Messer doch nur 
die Eiterung lediglich als demarkierende Lebensäußerung ihren | dort Verwendung finden, wo der Körper nicht allein mit der In- 
Gang von der Nekrose bestimmt erhält und nach ihrer inneren | fektion fertig wird. Dazu gehören an sich eigentlich nieht mehr 
Kraft anders zu bewerten ist, als etwa bei den akut progredienten | die Fälle des lebhaften Stoffwechsels und Eiterbildung, wenn diese 
Prozessen des Erysipels, der Lymphangioitis, der Sepsis. Welchen | auch noch so umfangreich ist, während die harten Formen, unter 
Ausgang der ganze Prozeß, sich selbst überlassen, nimmt, wie | Umständen eben auch die kleinsten Infiltrationsherde, dem Messel 
die Rückwirkung auf den Organismus sich gestaltet, und des- | verfallen müssen, da sie in sich. bereits dieselben Bedingungen 
wegen zugleich von ausschlaggebender Bedeutung für dessen Ge- | der Progredienz und der Allgemeinvergiftung bergen können, mg 
fährdung, hängt davon ab, welcher von beiden Teilvorgängen bei | der ausgewachsene große Karbunkel. Der in der Laienwelt 50 
diesem Wettlauf dem anderen zuvorkommt. Die landläufige Auf- | beliebte Standpunkt des „Abwartenwollens bis zur Reitung a 
fassung, daß der äußere Umfang des Erkrankungsherdes den | also höchst zweischneidig sein; der wirklich „reifgewordene" Her 
Gradmesser für die Gefährlichkeit abgeben soll, besteht nicht zu | braucht kaum noch das Messer. | 
Recht. Im winzigsten Furunkel können bereits Giftstoffe wirksam Scheidet man die Prozesse nach diesen Gesichtspunkten, $ 
sein, welche den ganzen Organismus gefährden; wir kennen wohl die | wird die Stellungnahme in der Praxis zur Frage der Beban ung 
pyämischen Metastasen, die kryptogenetischen Sepsisformen, deren | erleichtert werden. Hat man sich aber zum Messer entschlossen, 
unbeachtete Eingangspforte solche Furunkel bilden können. Schon | so muß es in jedem Fall, und nicht weniger beim kleinsten Wie 
ihre Entwicklungsmöglichkeit zu großen Karbunkeln zeugt von ihrer | beim umfangreichsten Herd, gleich seine Aufgabe erfüllen. 
Aktivität, während höchst umfangreiche Infiltrationen nach rascher | Sicherheit kann die Neigung zur Weiterausbreitung nur dureh aui; 
Erschöpfung ihrer Giftkraft erstaunlich früh bei fortschreitender | giebige Freilegung der Randgebiete und des Ausbreitung 
Sequestrierung ihre Einwirkung auf den Organismus verlieren | bezirks der Lymphwege abgeschnitten werden. Dazu we 
können und sich nur durch örtliche Unbequemlichkeit lästig | freilich kaum nötig sein, wie es Riedel verlangt, den Karbunk 
machen. Das gewöhnlich angeführte Kennzeichen des „gefähr- | wie einen bösartigen Tumor im Gesunden zu umschneiden. 
lichen“ Karbunkels, die siebförmige Durchlöcherung der Haut, | allgemeinen dürfte wohl eine Auslösung des Nekrotischen so wel 
bedeutet bereits die Wirksamkeit der Abwehr und spricht eigent- | daß die Randbezirke des lebensfähigen Gewebes Gelegenheit haben, 
lich viel mehr für die geringere oder besser überwundene An- | die Grenzschichten der Nekrose von sich aus an die Oberfläche abzu- 
griffskraft des in der Nekrobiose wirksamen Giftes. Viel sinn- | stoßen, genügen. Am besten eignen sich dazu Schnitte En 
gemäßer wäre es vielleicht deswegen, die beiden durcheinander- | förmig oder mit mehreren Querschnitten, welche bis in das y 
laufenden Krankheitsbezeichnungen, welche im pathologischen | gesunde Gewebe der Umgebung und bis zur Grundfläche reis m 
Sinne einheitlichen Wesens sind, nicht nach dem äußerlichen Merk- | wobei aber auch die Lappen durch Flächenabhebung vol 


Digitized by Google 


= aamen uni L y 


To 


9. November. 


Fascie, an welcher bekanntlich die abführenden Lymphwege ver- 
laufen, abgehoben und durch untergelegte Verbandstoffe hoch- 
gehalten werden, bis sie nach erfolgter Reinigung der Wunde, auch 
bei größeren Infiltrationen höchstens in vier bis sechs Tagen, 
wieder zurückgeklappt werden können. Auf diese Art wird der 
eigentliche Ausbreitungsbezirk der Infiltration, die ja nicht die 
Haut, sondern das Zellgewebe unter der Haut betrifft, mit seinen 
Lymphabflußwegen freigelegt; die geschonte Hautdecke kann dann 
‚über den Defekt zurückgelegt werden, was die Narbe entsprechend 
kleiner und unauffälliger formt. Nicht genug muß vor den unzu- 
reichenden, innerhalb des Nekrotischen steckenbleibenden Schnitten, 
zumal ohne genügende Auslegung mit Verbandstoff gewarnt werden, 
welche das Gift erst recht aufrühren und den Randbezirken, 


auf welche es allein ankommt, gar keine Entlastung bringen. 


Liegen dagegen Anzeichen genügender Eiterbildung vor oder kann 
man mit einer gewissen Bestimmtheit die baldige Abgrenzung der 
Nekrose erwarten, dann tritt die schonende Behandlung in ihre 
Rechte. Von all den Mitteln, welche dem auch in den feineren 
Vorgängen des Gewebslebens Erfahrenen auf dem Wege der 
Hyperämie, Vaccinebehandlung usw. zu Gebote stehen, wird im 
Tätigkeitsbereich des praktischen Arztes, welcher mit der mehr 
oder weniger großen Abneigung des Publikums gegen das Messer 
noch mehr als der Hochmeister seiner Kunst mit seiner suggestiven 
Kraft rechnen muß, in erster Linie immer der erweichende Brei- 


umschlag stehen — trotz aller theoretischen, bis zur Verdammung 


gehenden Bedenken gegen das Kataplasma. Der Beweis, daß das 
Kataplasma schuld an dem Umsichgreifen. der Nekrose, nicht der 
Ausbreitung der Eiterung, hat, ist bisher nicht erbracht worden 
und kann auch naturgemäß nicht erbracht werden. Der Haupt- 
einwand, der sich gegen alle nichtradikalen Maßnahmen richtet, 
daß bei ihnen durch die Aufrührung der Kokken immer neues 
Gift frei wird, ist doch nur zum Teil berechtigt. Die Kokken- 
aussaat besteht nun einmal innerhalb der Haut und der Lymph- 
bahnen über den eigentlichen Herd hinaus, und auf diesem inneren 
Wege kommt es vermutlich viel eher zu neuen Ansiedlungen, als 
durch ‘ihre zufällige Verstreuung auf der Hautoberfläche. Mit 
einer anderen Gefahrenquelle haben wir vielmehr zu rechnen, 
nämlich mit dem Reizzustand der umgebenden Haut, welcher die 
Einnistung und Entwicklung neuer Herde begünstigt, dieser aber 
wird ebensogut unterhalten im Gefolge der Operation durch die 
Reibung der Verbandstoffe mit dem eintrocknenden Sekret und 
dem Schweiß, wie auf der anderen Seite bei der erweichenden 
Behandlung durch die Maceration durch die andauernd feuchte, 
der neuen Furunkelbildung Vorschub leistende Wärme. Gewisse 
Körperbezirke, welche der letzteren Gefahr besonders ausgesetzt 
sind, wie Nacken, Achselhöhle, Gesäßgegend, scheiden des- 
halb für die Breibehandlung am besten aus, dagegen wird sorg- 
fältige Trockenhaltung und Abhärtung der umgebenden Haut, die 
häufige Betupfung — nicht Einreibung — mit Salieylspiritus und 
Formalinpuder der Kokkenansiedlung entgegenwirken. Der viel- 
fältig angewandten Pflasterbehandlung mit allen möglichen „spe- 
cifischen“ Beimengungen dürfte wohl nur der Wert der Ruhig- 
stellung und Schutz gegen Reibung innewohnen, gibt doch schon 
das Rasieren durch den Fortfall des Zerrens an den Haaren eine 
äußerst wohltuende Erleichterung und macht den Hautboden 
weniger geeignet für eine neue Kokkenansiedlung. Doch mögen 
manche Salben, wie z.B. die schwefelhaltige Neuralgisansalbe, 
zur rascheren Auflösung des Gewebes, wenn die Eiterung bereits 


eingesetzt hat, beitragen. 


2. Panaritium. 
Über Fingereiterungen sieh zu verbreiten, scheint fast einer 


Entschuldigung zu bedürfen. Aber wenn man im chirurgischen 


Ambulatorium bei der „kleinen Chirurgie“ die endlose Reihe der 
aus der Vorbehandlung des praktischen Arztes überwiesenen Pa- 
tienten täglich an sich vorübergeben sieht, schmerzgequält, angst- 
verzehrt vor einem neuen, wievielten? Schneiden, mit aller An- 
wartschaft auf Verkrüppelung der Hand, auf mehr oder weniger 
große Einbuße ihrer Arbeitsfähigkeit, wenn man rechnet, welche 
Unsummen von nationaler Arbeitskraft und -vermögen. nicht bloß 
durch die Rentenentschädigung verlorengeht, und dies bei einem 
Leiden, von dem man fast ohne Einschränkung jedesmal sagen 
kann, daß es bei richtiger ärztlicher Behandlung von vornherein 


glatt hätte ausheilen müssen, so zwingt sich der Gedanke auf, daß 


die ärztliche Alltagsarbeit den an sie hier gestellten Ansprüchen 
nur allzu häufig nicht gerecht wird, trotz aller Belehrung in der 
Studienzeit, in den Kliniken und der Lehrbücher. Hier liegt ein 


[4 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 


Versagen vor, dessen Ursache nachzugehen sich wohl lohnen 


dürfte. Der Grund des Mißerfolges liegt, kurz gesagt, darin, daß 


das Panaritium gewöhnlich für einen bloßen Absceß genommen 
wird, bei dem ein’ einfacher Einschnitt genügen müßte, um die 
Entzündung zum Abschluß zu bringen. 


Schneiden, selbst wenn ein Eiterherd richtig getroffen ist, nichts 
weniger wie befriedigend ist, so mag ein solcher Verlauf leicht 
rätselhaft erscheinen. Dabei kann man trotz der vielfach üblen 
Ausgänge der Infektion als solcher im allgemeinen eine besondere 
Bösartigkeit nicht zusprechen, und selbstverständlich steht eine 
'Fingereiterung nicht unter anderen Gesetzen als eine Eiterinfektion 
sonst. Wie kommt es also, daß die gewöhnliche Absceßbehand- 
lung hier so oft versagt? | | 

Die Sonderstellung der Fingerentzündung, welche sich schon 
in der eigenen Bezeichnung Panaritium?) ausspricht, findet ihre Ur- 
sache bekanntlich in der anatomischen Gewebsanordnung (Hüter) 
und -gliederung, am. ausgesprochensten auf ihrer Beugeseite. Die 
Entzündungen an der Beugefläche, wo also die Struktur der Ge- 
webe ihnen einen besonderen Charakter gibt, verlangen im all- 
gemeinen deswegen von vornherein eine eigene und gegenüber 
denen auf der Streckseite erhöht vorsichtige Beurteilung. 

Nah hintereinander fort folgt an den Fingern eine Reihe von 
Gelenken, deren Bandapparat sich neben den Sehnenscheiden mit 
ihren plattenförmigen Ansätzen in Längs- und Querrichtung parallel 
zur Decke ausspannt. Diese Gewebslage wird gekreuzt durch Faser- 


züge, welche senkrecht von der dicht aufliegenden, und bei Arbeitern 


an sich schon besonders derben und unnachgiebigen, Haut in 
die Tiefe streben und durch welche jene bei den verschiedenen 
Stellungen der Scharniergelenke ihre Lagebeziehung zu den an- 
einander sich verschiebenden Teilen am Knochen und in den 
Gelenkfalten festhält, anders wie bei den’ frei verschieblichen 
Hautflächen sonstiger Körpergegenden, wo die Bindegewebszüge 
mehr in zur Oberfläche parallelen Lagen verlaufen, und wo die 
Haut für die tieferen Organe nur die Rolle eines sie locker um- 


hüllenden Sackes spielt. Jene Gewebsanordnung wiederholt sich im _ 


Handteller, wo sie sich aber beschränkt auf die Anheftung der Haut 
an die Palmaraponeurose und in der eigenen Struktur der letzteren, 
nur noch viel sinnfälliger in ihrer netzförmigen, vielfächerigen 
Verstriekung durch die viel massigere Faserbündelentwicklung. 
Dagegen fehlt hier die Verbindung mit den Sehnenscheiden, 
welche sie nur als Schutzplatte deckt. Auf der Streckseite sind 
es die leicht einer Verletzung ausgesetzten Bezirke der Gelenk- 
knöchel und des Nagelbettes, des letzteren mit seiner engen Ver- 
bindung des Nagelbettfalzes in seinem Mittelteil mit den Aus- 
läufern der Strecksehne, wo ähnliche Gewebsanordnung auf die 
Entzündung richtunggebend wirkt und wiederum von vornherein 
zu größerer Vorsicht in der Beurteilung mahnt. | 
Aus dieser vielfächerigen Anordnung entspringt einmal das 
zähe Festhaften einer Entzündung oft an engst. umschriebener 
Stelle, ohne den offenen Durchbruch durch die Haut zu finden. 
Dafür sind andererseits die Vorbedingungen gegeben zur Über- 
leitung von einem Gebilde auf das andere, vom Nagelbett auf die 
Strecksehne, von ihr auf das Nagelgelenk, von den Sehnenscheiden 


| auf die Knochen und Gelenke oder umgekehrt. Weiter kommt es 


infolge der Einzwängung zwischen den engen Fasergewebswänden 
leicht zur Einpressung des. Giftes in die Lymphwege, vor allem 
aber, und das ist. für unsere Erörterung das wichtigste, kommt 
es bei der Schwellung trotz der überreichen Blutzufuhr zu 
Stockungen der Circulation (klopfende Empfindung) bis zur Ab- 
tötung des Gewebes in größerem Umfange, wobei aber die 
festeren Bandzüge ihren Zusammenhang schwerer verlieren und 
ihrer Auflösung in Eiter größeren Widerstand bieten. 


Pathologisch-anatomisch haben wir also wieder in der Ver- 


schlingung ‚von Nekrose und Eiterung ähnliche Verhältnisse wie 
beim Karbunkel. Aber die Beziehungen zueinander und ihr Ab- 
hängigkeitsverhältnis sind andere, obwohl auch der echte Furunkel, - 


namentlich an der Rückseite des Grundgliedes, nichts Seltenes ist. 


Beim Panaritium tritt der Charakter der Infektion primär in seiner 


1) Die Erklärung des Namens scheint einige Schwierigkeiten zu - 
bereiten. Während die etymologischen Erklärungen (Roth, Gutt- 
mann, auch Tillmanns) Panaritium für ein umgebildetes Pa- 
ronychium halten, soll. nach der gewöhnlichen, auch Königs, An- 
nahme die Abstoßung eines abgestorbenen Gewebsfetzens oder Sehnen- 
stückes, des „Wurm“ — was aber lexikographisch sich nicht belegen 
läßt —, den Namen gegeben haben, wie wir sehen werden, ganz im 


Sinne der folgenden Ausführungen, 


J 


1135- 


Zeigt sich dann aber in 
erschreckender Häufigkeit, daß der Erfolg selbst bei wiederboltem 


T e ne rn Pe 
- — ter no. M 


mir: ae 
Bey EN iu 


Pr E82 VO ST Ser Ze 


PER, u E 


DT mug 
> ee ee m 


M, WFT N en 


i 
nn. 


ER er WE E 


1136, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 


reinen ursprünglichen Form, der eiterbildenden Kraft, zutage — 
direkt als fließender Absceß, wenn jene aus dem engen Faserbett 
am Finger übergeht auf die weiten Räume der Sehnenscheide 
oder der Muskelinterstitien; zur Nekrose kommt es sekundär erst 
dann, wenn unter dem Druck der Circulationsstörung die schlecht 
ernährten Faserteile dem Tode verfallen. Beim Karbunkel ist es 
umgekehrt, hier heftet sich die Eiterung, wie wir gesehen haben, 
als sequestrierender Vorgang sekundär an die Spur der voran- 
gegangenen Nekrose. 

Auf Grund jenes anatomischen Aufbaues bilden sich nun 
bestimmte Typen der Eiterung mit eigenem Verlauf heraus, welche 
nach ihrer Wertigkeit und Dringlichkeit der Behandlung gewisser- 
maben von leichteren zu schwereren Formen sich abstufen lassen. 
Abgesehen von den leichteren Entzündungen, zuweilen auch nur 
in Blasenform einfacher Dermatitiden, welche sich an zufällige 
Verletzungen der Haut knüpfen, an Insektenstiche, Furunkel auf 
dem Handrücken und den Seitenteilen der Finger, namentlich an 
dem Grundglied, über den Diaphysen der Phalangen, und welche 
häufig ohne weitere Hilfe ausheilen, sind verhältnismäßig harm- 
loser Natur die Eiterungen im lockeren Zellgewebe neben den 
Schwielen über den Köpfchen der Mittelhandknochen bei Rude- 
rern und dergleichen, bei denen man sich bekanntlich nicht durch 
die Schwellung am Handrücken über den Sitz des Herdes täuschen 
lassen darf, und welche bei nicht allzu dieker Schwiele häufig 
von selbst neben ihr durehbrechen. Von diesen Eiterungen wohl 
zu trennen sind diejenigen, welche sich unter den Furchenlinien 
im eigentlichen Handteller entwickeln und infolge ihrer Verkap- 
selung in den Netzbündeln der Palmaraponeurose durch ihre Hart- 
näckigkeit und schwere Entleerung nach außen mehr zu schaffen 
machen. Dann kommen die Paronychien an den Seitenrändern 
der Nägel; die Entzündungen an den Mittelteilen des Nagelfalzes 
haben ihre Besonderheit darin, daß bei längerem Bestehen, etwa 
nach 14 Tagen, leicht auch die Strecksehne, und im Anschluß 
an sie auch das Nagelgelenk von seiner Decke her in Mitleiden- 
schaft gezogen und gegen die Infektion widerstandsunfähig wird. 
Noch größere Achtsamkeit und Vorsicht in der Beurteilung er- 
fordern die Entzündungen über den Gelenkknöcheln der Finger 
auf der Streckseite, welche schon bei anscheinend oberflächlichen 
Einrissen leicht auf die Sehnen übergehen, endlich die schweren 
Eiterungen an der Beugeseite der Finger, an den Knochen, Ge- 
lenken, Sehnenscheiden, auf deren eigenes Symptomenbild hier 
nicht eingegangen werden soll. Bei der im allgemeinen schwer 
zu berechnenden Neigung zum Weitergreifen hat die übliche Ein- 
teilung in das Panaritium phlegmonosum, tendovaginiticum, peri- 
ostale und ossale nur pathologisch-anatomische Bedeutung, die 
Prognose wird vielmehr durch den Zeitpunkt und die Art der 
jeder Erkrankungsform gerecht werdenden Behandlung bestimmt. 


Unter den mannigfachen Lokalisationen ist es aber eine 
Stelle am Finger, welche als Ausgangspunkt der Entzündung bei 
kryptogener Infektion ganz besonders erhöhte Beachtung be- 
ansprucht, der Bezirk zwischen Fingerbeere und Kuppe in der 
Mittellinie des Fingers. Fragt man einen Patienten mit aus- 
gebildeter Caries der Nagelphalanx oder Sehnenscheideneiterung, 
deren Entstehung mangels einer sichtbaren Eingangspforte des 
Giftes unklar erscheint, wo er den ersten Schmerz gefühlt hat, so 
wird er regelmäßig diese Stelle bezeichnen. Die anfangs dumpfe 
Empfindung, später ausgesprochene Druckempfindlichkeit — für 
deren Auffindung nach dem alten Hüterschen Rat das Ab- 
suchen mit dem Sondendruck den besten Hinweis gibt — an dieser 
Stelle ist das in seiner Bedeutung leider nicht genügend bekannte 
Signal einer Entzündung von ernsterer Bedeutung. Es ist das 
erste Symptom einer Periostitis der Nagelphalanx schon zu einer 
Zeit, wo die gewöhnlichen sonstigen Erscheinungen, Schwellung 
des Gliedabschnittes einer Phalanx usw., noch fehlen. Auch das 
erste Erscheinen der Rötung am Nagelfalz darf über den eigent- 
lichen Sitz nicht täuschen, da diese Projektion des Entzündungs- 
reizes nach außen nicht unter dem weichen dicken Fettpolster 
der Fingerbeere in die Erscheinung treten kann. Die gefürchtete 
Sehnenscheiden- und Knocheneiterung, die nicht durch zufällige 
äußere Verletzungen an anderer Stelle zustande kommt, also in 
ihrer reinen kryptogenischen Form, nimmt ihren Ursprung aus- 
schließlich an der Nagelphalanx. Und diese richtige Deutung zur 
rechten Zeit, wo noch gar keine Eiterverflüssigung zu bestehen 
braucht, ist um so wichtiger, da von dieser Stelle aus nur durch 
frühzeitigen Eingriff sowohl der Übergang auf den Knochen, wie 


auch die hier sich ansetzende Beugesehne und die Sehnenscheide 
verhindert werden kann, 


D 


x . s $ 
"v 

€ > DCR F 2. - 
£ > * 
u En r R 
9. Novem 

Ur È 
MX 


Aus der Erkenntnis, daß das Panaritium nicht einen ein- - 
fachen Absceß darstellt, sondern meist einen weiter und tiefer 


greifenden Gewebszerfall bedeutet, hat die Behandlung ihre 
Folgerung zu ziehen. 


der Ärztewelt volle Einigkeit darüber, daß es nur darauf ankame, 
mit dem Messer den Prozeß auf jeden Fall zum Stillstand zu 


bringen, zunächst unter Hintansetzung der Rücksicht auf die 


späteren Funktionsstörungen, so hat in den letzten Jahren die 
Wissenschaft Wege gefunden, unter künstlicher Steigerung biolo- 
gischer Abwehrkräfte des Organismus die Entzündung auf schonen- 


dere Art zu bekämpfen, und im Zusammenhang mit diesen Me- 


thoden hat auch die Messerbehandlung eine Verfeinerung an- 
gestrebt, welche wegen ihrer in den Vordergrund gestellten Rück- 
sicht auf Erhaltung der Funktion theoretisch jede andere aus dem 
Felde schlagen müßte. Aber welche Anforderungen stellen diese 


Verfahren an die Beherrschung höchst subtil abwägender Technik, 


an die Möglichkeit ununterbrochener Überwachung, welche zudem 
noch einen sehr geübten Blick für die äußeren Zeichen der angebahnten 
Veränderung erfordert? Wobeimannoch daneben damit rechnen muß, 
daß bei Mißlingen die weitere Behandlung entsprechend schwieriger 
und die dadurch zurückbleibenden Schäden um so größer sich gestalten 
können. So verlockend auch die jetzt so vielfach gerühmten Erfolge 
sind, der Allgemeinpraktiker wird vor einen Seelenzwiespalt gestellt, 
bei welchem die Erwartung größerer Befriedigung über die 
schonendere Behandlung auf der einen Seite wettgemacht wird 
durch die volle Sicherheit, ohne weitere Sorge der Phlegmone 
Herr zu werden $zumal er sich noch sagen kann, daß bei rechtzeitigem 
und richtigem Eingriff die funktionellen Schädigungen entsprechend 
geringer ausfallen werden. Hat sich selbst in den Anstalten der 
Großstadt das Hyperämieverfahren noch nicht allgemein durch: 
gesetzt, so erscheint es für die Alltagspraxis um so weniger reii 
genug zu sein, und bei einem Leiden, das die Arbeitstähigkeit 
des Volkes mit so gewaltigen Zahlen beeinflußt, wird man mit 
der unumwundenen Empfehlung an den Allgemeinpraktiker wohl 
noch sehr zurückhaltend sein müssen. | 
Sicherlich verdienen die Bestrebungen, nieht nur bei ober- 
flächlichen harmlosen Abscessen, sondern auch bei tiefer greitenden 
Sehnenscheideneiterungen mit kleinen Stiehineisionen, auch in Ver 
bindung mit heißen Bädern und sonstigen Fluxionsmitteln, über das 
nächste Ziel der Biterentleerung hinaus ihre Folgezustände, Nekrose, 
Sehnenverwachsungen, zu verhüten, die höchste Würdigung, Sie 
dürfen aber denjenigen, welcher nieht über das nötige Maß yon 
Erfahrung, Kunst, Zeit und Überwachungsmöglichkeit verlügt 
nicht darüber hinwegtäuschen, daß unter den primitiven Verbält- 
nissen der Alltagspraxis, wenn man den Ausdruck recht verstehen 
will, das Verfahren zu denjenigen gehört, welche Volkmann 
bei anderer Gelegenheit zu den Seilkünstlerkunststücken rechnele, 
nur daß bei jenen nicht der Künstler, sondern der Patient den 
Schaden des Mißlingens zu tragen hat. Diese neuen Bestrebungen 
haben aber vielleicht eine gewisse Unsicherheit in die Praxis ge 
bracht, und es ist wohl kein Zufall, wenn in letzter Zeit das 
Panaritium so häufig zum Gegenstand von Publikationen gemacht 
wird, und wenn gar selbst ein Meister der Hyperämjebehand- 
lung wie Klapp nach der neuesten Veröffentlichung im Zentral- 
blatt für Chirurgie, durch seine Erfahrungen belehrt, sich für eme 
völlige Ausschneidung der Nekrose bis zu ihren Grenzen ausspricht, 


sich also nicht einmal bloß mit ihrer Offenlegung durch Schnitt 
pegnugen will, um erst dann die Hyperämie in Wirkung treten 
zu lassen. | | 


Greift man aber zum Messer, so wird man um 50 nach- 
drücklicher die Forderung erheben müssen, daß es mit einer 
Operation sein Bewenden haben muß. Die Notwendigkeit mehr 
facher Operationen beim Panaritium — wir sprechen hier nur von 
dem radikal blutigen Behandlungsverfahren — ist fast ausnahms- 
los das Zeugnis für mangelhafte Beherrschung seines Gebrauchs, 
sei es, daß es an falscher Stelle oder nicht ausgiebig genug an- 
gewendet ist — der viel berufene „Entspannungsschnitt“ ist JA 
häufig wohl nur die Ausrede für unzulängliche Hilfeleistung > 

= _ So scheint für den Allgemeinpraktiker hier nur der aw 
giebige Schnitt mit breiter Auseinanderlegung der Wundflächen 
bis auf den Grund, unter Umständen mit Abhebung von der Fast 
zur Freilegung der Lymphwege, am Platze und zur Veran 
digung seiner Wirkung die volle Ausfüllung der Höhle bis IN 
Taschen hinein mit Verbandstoften, die zugleich jede Nachblutung 
verhindern. Ist jener tief und breit genug geführt, 50 offenbart ER 
erst dann der ganze Umfang des dem Gewebstod verfallenenTnältra ý 
der bei den nachfolgenden Verbandwechseln in den sioh 


\ 


Digitized by Google 2 


z0 7 
DET N 


Bestand in früheren Jahren wenigstens in 


u "u. A| Yo Va en <, 
S Ui ti U an 


E 
wi 


3 
va 


a $ 


vs KA \ ` 
sN va a 


ne NA N aA LAELA TE Na Ne 


. auf das Periost hinuntergehen muß, um am eigentlichen Herd 


\ 


9. November. i 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 45. 


~ 
\ 


y 


Nerven, und nach Verteilung der Flüssigkeit im Gewebe mit fol- 
gender Abschnürung, wenn angebracht mit Zuhilfenahme leichter 
Massage, ist in wenigen Minuten volle Unempfindlichkeit im Ope- 
rationsfelde erzeugt, sodaß man die Operation in voller Ruhe vor- 
nehmen kann. Bei den folgenden Verbandwechseln kann die 
Schmerzhaftigkeit der Wundflächen durch darüber gestreutes Cocain 
nach Ablösung der Verbandstoffe im Bade abgestumpft werden, 
wenn man nicht vom Chloräthylrausch Gebrauch machen will. 

Noch eines scheinbar schwerwiegenden Einwandes ist zu 
gedenken. Nicht nur in der Laienwelt, sondern auch in Ärzte- 


stoßenden Fetzen noch deutlicher wird. So zeigt sich erst nach- 
träglich, wie z. B. die Sehnenscheide oder die Sehne bereits an- 
‚gegriffen, die nächstfolgende Phalanx bereits ihr Periost verloren 
hat. In solchen Fällen rettet eben nur der ausgiebige Schnitt vor 
der progredienten Eiterung, die sich sonst an diese vorher ver- 
deckten weiteren Infektionsherde anschließen würde. Selbst der 
probatorische Einschnitt in die Sehnenscheide ist gerechtfertigt 
und gefahrlos bei genügender Offenhaltung der Wunde zur Ab- 
leitung des Sekrets. | | 
Das Verhalten der Sehnenscheide ist an sich gegenüber der 
Infektion ziemlich merkwürdig. Wenn es nicht eigenartige In- 
fektionsträger sind, welche nach ihrer Verletzung, aber ebenso- 
gut auch in manchen , Fällen bei geschlossener .Hautdecke 
die verhängnisvolle Sehnenscheideneiterung in ihrem vollen Bilde 
aufflammen lassen, so ist es doch auffällig, wie auf der anderen 
Seite tausendfältige Erfahrungen lehren, daß der Sehnenscheiden- 
binnenraum selbst bei seiner Eröffnung inmitten akuter Gewebs- 
eiterung, und ebenso bei dauernder Berührung mit der von außen 
nach innen durch die Eiterung in allmählichen Zerfall geratenen 
Wand oder mit der absterbenden Sehne gegen die Infektion 
immun bleibt. | 
Seine besondere Bedeutung hat der ausgiebige Schnitt. bei der 
obenerwähnten Entzündung an der Fingerbeere — besonders emp- 
fohlen in der Quere, parallel dem Nagel oder neben der Beere, um 
diese empfindliche Stelle narbenfrei zu erhalten, wenn nicht gerade 
der Sehnenansatz verfolgt werden muß —, wo er aber jedenfalls bis 


fehlt! Die Contractur entspringt aus dem harten schwieligen 
Narbengewebe, das sich unter dem Reiz der verangegangenen 


störten Gewebsmasse setzt, und hat mit der Incision an sich nichts 
zu tun. Sie verkrümmt den Finger um so stärker, je mehr Raum 
und Zeit die Eiterung vor'der Operation zur Zerstörung des Gewebes 
gehabt hat. Sieht man doch deswegen die schlimmsten Formen haken- 


gar spontane Durchbruchsstelle der Eiterung in ihrer Kleinheit fast 
kaum noch zu erkennen ist, während andererseits Längsincisionen von 
der Fingerbeere bis in den Handteller hinein z. B. bei äer Frühope- 
ration der Tendovaginitis, wo das umgebende Zellgewebe von der 
Eiterung noch nicht durchfressen war, den Finger kaum in Beuge- 
stellung. überführen. Die Contractur nach der Schnittoperation 
bezieht sich auch nicht auf die ganze Schnittlänge, sondern 
begreift nur die Stelle der eigentlichen Eiterung in sich, während 


dem drohenden Übergang der-Eiterung auf Knochen und Sehne 
die durch verhältnismäßig gesundes Gewebe hindurchgehenden 


vorzubeugen. 

| Die Vorteile des ausgiebigen Schnittes sind zweierlei. Ab- 
gesehen von der Sicherheit und Annehmlichkeit, die Verbände länger 
liegen zu lassen, besteht die Möglichkeit nach der raschen Aus- 
schaltung aller Infektionsgefahr und schnellen Abstoßung der Nekrosen 
in zwei bis drei Verbänden, durch Massagen für die Gelenkigkeit 
auch der übrigen Finger und die Muskelpflege sorgen zu können, | 
ganz unabhängig von der Ausdehnung noch bestehender, aber reiz- 
loser Wunden. Frübzeitig kann auch zu der Wechselbehandlung 


ist deswegen sogar vielleicht zu der Behauptung berechtigt, ‘daß 
umgekehrt, je ausgiebiger der Schnitt ausgeführt ist, welcher das 
durch die Entzündung angegriffene Gewebe frühzeitig der Gesundung 
zuführt, und je rascher dadurch wieder für auch aktive Gelenk- 
bewegung gesorgt werden kann, um so geringer die nachfolgende 
Contractur ausfallen wird. | | | 


1137. 


‘kreisen wird die so häufig entstehende mehr oder weniger schwer 
aufhaltbare Contractur der Finger nach Panaritien mit der Länge . 
der Incision in ursächlichen Zusammenhang gebracht. Weit ge- , 


Eiterung, und ausschließlich durch diese bedingt, an Stelle der zer- 


förmiger Einkrümmung der Finger gerade da, wo die häufig genug so - 


Ausläufer des Schnittes keine Spur von Schrumpfung zeigen. Man- 


mit Seifenbädern und Essigsaure-Tonerde-Umschlägen übergegangen 


werden, die den Patienten selbst bei den einfachsten Verhältnissen 
in ihren Behausungen erfahrungsgemäß ohne Schaden überlassen 
werden kann. Dagegen kann jener Indikation bei kleinen Incisionen 
mit der Notwendigkeit, jedesmal den Eiter ausdrücken zu müssen, 


bei entsprechend langsamer und mühsamer Rückbildung des Reiz- | 


zustandes, gefahrlos in der Regel erst sehr viel später Rechnung 
getragen werden. Unbenommen bleibt dabei aber auch die Befolgung 
der letzten Bierschen Ratschläge, durch Silk-Protektivbedeckung 
der Wunden die spontane Gewebsregeneration zu befördern. 

Es ist wohl zu verstehen, daß die praktischen Ärzte eine 


gewisse Scheu gegen die Anlegung so ausgiebiger Wunden in der 


Sprechstunde haben werden. Sie werden bei mangelnder Assistenz 


die Unbequemlichkeiten der Blutung, der Beschmutzung des Haus- 


geräts, die Aufregung und das Geschrei des Patienten fürchten. 
Allen.diesen Schwierigkeiten ist mit Leichtigkeit zu begegnen. Die 
Blutabsperrung des Gliedes bei der Operation, gegebenenfalls auch 
bei den ersten Verbänden, sei es am Finger oder am Oberarm — 


die Abschnürung am Vorderarm bringt die Finger, was wohl zu 


beachten! in Beugecontractur und behindert das Arbeiten an den 
Volarflächen — beugt der Blutung vor und läßt die Beschmutzung 


vermeiden. Das Operationsfeld wird so übersichtlich, daß man 


die einzelnen Fingernerven und Gefäße sich vollkommen deutlich 
abzeichnen sieht. Die breite Auseinanderlegung der Wundwände 
durch eingelegte -Verbandstoffe erleichtert bei den folgenden Ver- 
bänden bis zur Abstoßung der Nekrose in der triehterförmigen 


_ Ausbreitung wie in einer Lade ihren Wechsel. Schmerzen und 


Aufregung des Patienten werden mit voller Sicherheit durch ört- 
liche Betäubung ausgeschaltet. Es ist erstaunlich, wie wenig der 
praktische Arzt diese bequem und mit seinem gewöhnlichen Haus- 
rat so leicht zu bewerkstelligenden Hilfen, Blutabsperrung und 
örtliche Betäubung, sich zunutze macht. Für das Panaritium er- 
scheint an Wirksamkeit und für die Übersichtlichkeit des Ope- 
rationsfeldes am förderlichsten und der Vereisung überlegen, wenn 
es sich nicht gerade um oberflächlichere Eiterungen handelt, die 
regionäre Analgesie durch Einspritzung von Novocain-Suprarenin. 
Je ein Einstich dorsovolar quer durch den Finger an seinem An- 


‘satz dicht an der Phalanx vorbei mit Einbringung einiger Tropfen 


vor und hinter dem Knochen — im ganzen genügt zu jedem Ein- 
stich 0,5 bis 1,0 der 1°/,igen Lösung — trifft die zuführenden 


Aus der II. medizinischen Universitätsklinik in Wien 
(Vorstand: Hofrat Prof. Dr. Ortner). ` 


Fortschritte der physikalischen Diagnostik'). 
(Zwei Fortbildungsvorträge) 
| Von SR 
Dozent Dr. Hanns Pollitzer, Assistent der Klinik. 


I. Auscultation: Die Flüsterstimme. 


M.H.! Was wir jüngst von der Perkussion sagten, 
daß sie eine Kunst sei, die man wie alle Künste und Fertigkeiten 
unbekümmert um die Erklärung ihrer Phänomene üben könne, 
gilt auch für die Auscultation. Sie wurde von dem großen 


französischen Meister Laënnec fast aus dem Nichts geschaffen 


und der große Wiener Meister Skoda hat ihr die anatomischen 
Grundlagen gegeben. Allein die physikalischen Erklärungen für 
die Beziehungen zwischen Symptom und anatomischer Veränderung 
sind heute noch ebenso umstritten wie zu Beginn des 19. Jahr- 
hunderts und der Streit zwischen der Lehre Laännecs und 
der Skodas wird wohl in zehn Jahren unentschieden sein 
hundertjähriges Jubiläum feiern können. Das braucht uns aber 
nicht zu bekümmern. Wir haben in diesen hundert Jahren die 
Auscultation zu einem Triumph der anatomischen, ja histologischen 
Analyse eines lebenden, unsichtbar in der Tiefe des Organismus 
verborgenen Organes ausgestaltet, der kaum seinesgleichen in der 
Medizin hat. Die Größe des Fortschrittes kann man an den 


Worten Laänneeg ermessen, daß „die Erkrankungen der Lunge 


bis vor kurzem die verborgensten aller Krankheiten gewesen seien. 
Selbst die seltenen organischen Erkrankungen des Gehirns — wir 


‘schreiben das Jahr 1828 — lieferten mancherlei schlagende und 


ziemlich konstante Zeichen. Die zarten Decken des Bauches 
ermöglichten es, die Organe, die er einschließt, zu tasten und ihre 


Größe, Lage und Empfindlichkeit abzuschätzen. Dagegen lieferten 


1) Vergleiche M. Kl. Jahrg. 1919, Nr. 25: I, Perkussion: Die Be- 
stimmung. der Grenzen des Herzens und der Aorta sowie der Lage der 


Lunge durch Chromoperkussion. 


i h 
Tr un 
7 Ber en ee 
RN j $ En nn gr 


en nn 


` 
eng ne BER EFIIEER 


EURE En 


i EEE 


ee nn 
RE we ae Te Sr e 


E O AE E AEE IOA nr 


m 
r 


N Aug Far _ et 


ET En A 


nr 


A n Tapi a A is m le 
EG as E BET aA 
A De u nee De E 


i en 


a 
` .- - RR 


1138 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 


die Brustkrankheiten, so häufig und mannigfaltig sie auch seien, 
stets dieselben Zeichen: Husten, Atemnot und manchmal Auswurf.“ 

Welch ein Weg bis zu der Zeit, wo selbst unsere jüngsten 
Adepten hier eine narbige Verdichtung, hier pleurale Adhäsionen, 
hier wiederum ein peribronchitisches Infiltrat von wenigen Zenti- 
metern Ausdehnung, hier eine cylindrische Erweiterung einiger 
kleiner Bronchien mit Sicherheit diagnostizieren! Und dies mit 
keinen anderen Hilfsmitteln als unseren Fingern, unserem Ohr, 
unseren pathologisch-anatomischen Kenntnissen und einiger Denk- 
fähigkeit. 

Diese außerordentliche Entwicklung der Lungendiagnostik 
wurde dadurch ermöglicht, daß wir gelernt haben, zur Prüfung 
der Lunge eine ganze Reihe verschiedener Zei- 
chen gleichzeitig heranzuziehen, die die anatomischen 
Differenzen jeweils von einer etwas anderen Seite her beleuchten. 
Denn wenn wir gleichzeitig den Charakter des Atemgeräusches, 
Auftreten und Klang von Rasselgeräuschen, den Klopfschall, den 
Stimmklang, das Stimmschwirren zur Prüfung heranziehen, ver- 
folgen wir im Grunde immer die gleichen Fragen: Ob ein Lungen- 
abschnitt den normalen Luftgehalt hat oder nicht und ob sich das 
Atmen in den Atemröhren normal abspielt oder nicht. Aber die 
Fülle der Prüfungsmethoden ergibt nach dem Gesetze der Per- 
mutationen eine ganze Anzahl von Symptomengruppen (Syndromen) 
und die Zusammenarbeit von Klinik und pathologischer Anatomie 
hat allmählich für jede Symptomengruppe die anatomische Grund- 
lage aufgedeckt. 

Aus diesem Grunde kann jede neue Bereicherung des alten 
Kreises von Prüfungsmethoden der Lunge von Wert sein, weil 
sie entweder die Zahl der möglichen Syndrome vermehrt oder 
- weil sie innerhalb eines Syndromes ein feiner reagierendes Symptom 

an Stelle eines gröberen setzt. Solch ein neues Zeichen, 
das die wirkliche Einbürgerung in die Klinik 
der Lungenkrankheiten verdient, ist die Prü- 
fung der Flüsterstimme. In Wahrheit handelt es sich 
dabei freilich um ein Zeichen, das so alt ist wie die Auscultation., 
Denn wir finden bei Laënnec die Anmerkung, daß die von ihm 
entdeckte Pectoriloquie sich auch beim geflüsterten Worte bemerkbar 
mache. Doch erblickte er in dieser Prüfungsmethode keinen Vor- 
teil gegenüber der lauten Stimme. Dagegen erwähnt Skoda 
die Flüsterstimme nicht und das wird wohl der Grund sein, warum 
sie sich in der deutschen Klinik, soviel mir bekannt ist, nie 
allgemein eingebürgert hat. Deshalb erscheint es mir als ein 
‚besonderes Verdienst Ortners und nach seinem Buche zu 
schließen Sahlis, sie beständig zu pflegen und zu lehren. 
Dagegen kann die Flüsterstimme in der französischen und italie- 
nischen Klinik auf eine ziemlich lange Geschichte zurückblicken. 
Es lohnt der Mühe, ihre Entwicklung in der romanischen Literatur 
kurz zu verfolgen, weil wir uns dadurch eigene Arbeit ersparen. 

Die Flüsterstimme beginnt in den sechziger Jahren durch, 
eine Arbeit von Rizzi und Maragliano selbständige Bedeu- 
tung zu erlangen, die in der „Pectoriloquia afona“ ein neues 
Zeichen kavernöser Veränderungen der Lunge erkannten. Dieser 
Befund wurde 1873 von Budin bestätigt, der die Prüfung der 
Flüsterstimme der von Laënnec gepflegten lauten Stimme 
ausgesprochen überlegen fand. 

Damit schien das Symptom auf den besten Weg geleitet, 
sich in der Stille zu einem wertvollen klinischen Zeichen zu ent- 
wickeln, als es durch eine Mitteilung Bacellis in verwirrender 
Form in den Streit der Meinungen gezogen wurde. 


Bacelli meinte festgestellt zu haben, daß die Pectoriloquia 
afona, die sich bei Pleuritiden so regelmäßig positiv finde, bei 
Empyem und Hämothorax negativ sei und erblickte in dem nega- 
tiven Ausfall der Flüsterstimme bei einem festge- 
‘stellten Exsudate ein charakteristisches Abgren- 
zungszeichen der eitrigen und blutigen Ergüsse von 
den einfach entzündlichen. Die Ursache dieses Verschwindens 
der Flüsterstimme bei den erstgenannten Frgußformen suchte er in 
deren Zellgehalt und ihrer hohen Dichte. Er stellte auf Grund dieser 
Befunde die physikalische Lehre auf, daß die Anwesenheit von corpus- 
culären Elementen, zu denen auch die Fibrinflocken hochentzündlicher 
Exsudate zu zählen seien, schallzerstreuend wirke, daß weiter mit Er- 
höhung der Dichte einer Flüssigkeit die Schalleitungsfähigkeit abnehme 
und daß dies die Ursache sei, warum die Flüsterstimme über der einen 
Gruppe von Exsudaten so regelmäßig positiv befunden werde, über der 
anderen dagegen negativ. Wie innig die Abhängigkeit der Leitfähig- 
keit für die Flüsterstimme von der Zahl der corpusculären Elemente 
in einem Exsudat sei, versuchte Bacelli durch klinische Beispiele 
zu belegen, bei denen er die Flüsterstimme über abgesackten Exsudaten 
über dem einen Anteil z. B. vorn negativ, über dem anderen positiv 


befunden hatte, und wo er durch Punktion auch den seiner Lehre ent- | 


sprechenden Unterschied im Zell- oder Fibringehalte "nachweisen zu 


können meinte. 


x 


Das Symptom der negativen Flüsterstimme beim 
Empyem und Hämothorax ist als Bacellisches Phänomen 
auch in die deutsche Literatur übergegangen und behauptet sich hier 
mit merkwürdiger Zähigkeit. Es stellt in den meisten Lehrbüchern die 


einzige F 
findet. 


orm dar, in der die Flüsterstimme überhaupt Erwähnung 
Bacellis Arbeit erscheint uns heute als ein eigenartiges Ge- 
misch von richtiger Beobachtung und vorurteilsvoller Deutung, Daß 


seine Lehre theoretisch nicht stimmen könne, hätte dem Autor schon 
die Tatsache sagen müssen, daß die Flüsterstimme auch beim 
Hydrothorax im Gegensatz zu entzündlichen Exsudaten viel 
häufiger negativ befunden wird, obwohl es sich hier weder um 
besonderen Zellreichtum noch um hohe Dichte handelt. 


Es ist begreiflich, daß zur Zeit ihrer Mitteilung, zu der die ärzt- 
liche Technik die Probepunktion noch nicht zu einem so vollkommen 
belanglosen Eingriff entwickelt hatte, wie,sie es heute ist, Bacellis 
These von der differentialdiagnostischen Bedeutung der Klüsterstimme” 
zur Trennung von Exsudat und Empyem das lebhafte Interesse der 
Ärzte erwecken mußte und so rief sie in den Jahren 1875 und 1880 
eine große Zahl von Arbeiten hervor, die sich mit seinem Phänomen 
beschäftigen.. Man kann kurz sagen, daß mit Ausnahme Gueneau 


de Mussys kein einziger der Autoren Bacellis Mitteilung be- 


stätigen konnte. Es fanden sich immer pleuritische Exsudate, 


bei denen die Flüsterstimme 
Empyeme, bei denen sie positiv war. 


negativ befunden wurde, 


und 


Und im Grunde würde 


ja ein einziger Fall umgekehrten Verhaltens genügen, die’ ganze 
Theorie der Schallzerstreuung durch die anwesenden Zellen praktisch 


zu widerlegen. 


Von deutschen und englischen Klinikern haben nur 


Douglas Powel und Ewald sich mit der Frage beschäftigt, bei 
ihnen tritt aber schon die später regelmäßige Verwechslung von 


Bacellis Phänomen mit dem Phänomen der positiven Flüsterstimme 
bei Exsudaten überhaupt zutage. 


Allein trotz dieses ablehnenden Ergebnisses waren die zahl: 


reichen Arbeiten von Hermet, Auxillou 
Gregoire, die sich mit dem Bacellise 
tigten, für die Klinik nicht verloren. 


x, Tripier, Vallat, 
hen Phänomen beschäf- 
Denn sie trugen allmählich eine 


Fülle von Daten über das Verhalten der Flüsterstimme bei den yer 


schiedenen pathologischen Veränderungen 


der Lunge zusammen. 


dies ist ja die einzige Methode, wie man die Analyse klinischer 


nomene mit Erfolg betreiben kann. Dagegen war Bacellis Vorgehen 
ein Rückfall in die Zeiten Auenbruggers, 


Und 
Phä- 


als die klinischen 


Zeichen noch nicht nach den jeweiligen physikalischen Veränderungen? 


des Organes 


schallte. 


‚ sondern nach Krankheiten gesichtet wurden, wo beim 
gesunden Menschen die Brust laut und beim 


te Denn nichts anderes ist es, wenn Bace 
Pleuritis und Empyem unterscheidet, ohne zu beac 


kranken dumpl 
li einfach zwischen 
hten, daß ja bel 


beiden die verschiedenartigsten anatomischen Verhältnisse bestehen 


können, und die klinische Sichtung nur au 
wiesenen physikalischen Theorie vornahm. 


f Grund einer nicht er- 


So finden wir als Niederschlag der durch Bacellis Mitteilung 


entstandenen Literatur in Jaecouds Leçons i 
ganze Klinik der Flüsterstimme. Er lehnt Bacellis Ph 
nomen ab, da er auch Empyeme und Hämothoraces mit p 


cliniques schon eine 


d- 


ositiver 


Flüsterstimme gefunden hatte. Wohl aber fand er im allgemeinen die 


Flüsterstimme positiv bei infiltrativen Oberlappenprozessen, 


und Adhäsionen der Pleura, beim partiellen Pneumothorax mit 


zeichnet hatte. 


wachsungen, bei pneumonischer Hepatisation. 
funde erklärt Jaccoud die positive F 
einen „Sprößling“ (issu) des Bronchialatmen 
sie Rosenbach schon früher als ein „Alter ego“ desselben be- 
Damit war die Erforschung der Flüsterstimme wieder 
auf den Weg geleitet, von dem sie durch Bace 
irrtümlichen Betrachtungsweise abgedrängt worden war, Da 
Bacellis Auffassung von der Bedeutung der Dichte und des 
gehaltes für die Schallphänomene selbst heute noch in manchen Leh 
büchern als zu Recht bestehend angeführt erscheint, müssen WI 
noch einen Augenblick mit einer sehr sorgfältigen Ar 
beschäftigen, die, unter der Leitung des großen 
Arsonval angestellt, auch Bacellis physikalischen l 
den Boden entzog. Barbaccis Arbeit scheint mir zu zeigen, WIE 
sehr sich physikalische Tatsachen verändern Können, 
Stelle von Ärzten von Physikern bearbeitet werden. Bar bac 
auf Grund experimenteller Studien zu folgenden Ergebnissen: 1 
die Leitfähigkeit einer Flüssigkeit zwar umgekehrt prop hen: 
Höhe der betreffenden Flüssigkeitssäule sei, daß aber 1 cm Hohe 
differenz die Leitfähigkeit nur um ein so G 


lüsterstimme 


lli auf Grund 


ortional 


bei Kavernen 


Ver- 


Auf Grund dieser Be- 


für 


s, so wie 


einer 
aber 
Zell- 
ehr- 
uns 


beit Barbaceis 
Pariser Physikers 
Anschauungen 


wenn sie al 
ei kommt 


Daß 


der 


eringes herabsetze, 850 


es praktisch kaum in Betracht käme. 2. Daß Steigerung der D Kur 4 
Experiment von 1000 auf 1020 einen so unbedeutenden Einfluß au ter- 
Leitfähigkeit habe, daß sie zur Erklärung des Verhaltens der Flüs 


stimme bei den unbedeutenden Differenzen in der Dichte der De 
b] 


keiten, bei denen Bacelli im einen Fall sein Phänomen posi käme. 


anderen negativ gefunden hatte, gleichfalls nicht in Betracht 


8. Daß schließlich 
inhomogenes Mediu 


zweifellos unter den gleichen Bedingungen 
m schlechter leite als ein homogenes. 


Digitized by Google j 


em 


er die 


`. wöh®. 


l Daß man nämlich über den wichtigsten Partien 


unter normalen Verhältnissen zumeist gezwungen, die neben- 


9. November. | u 


Intensität dieser Wirkung könne nicht im entferntesten zur Erklärung 
dienen, warum die Pectoriloquie in dem einen Falle auftrete, in dem 


anderen Falle nicht. Damit können wir die ganze Bacellische Lehre. 


und mit ihr das Bacellische Phänomen als Differentialdiagnosticum 
zwischen Empyem und Pleuritis, von dem sich klinisch täglich Aus- 
' nahmen auffinden lassen und dessen physikalische Voraussetzungen 
irrtümlich waren, ad acta legen und uns der klinischen Verfolgung 
der Flüsterstimme bei den verschiedenen Veränderungen der Lunge 
widmen. u i © 
M. H.! Wenn wir 'bei. einem Österreicher, der an croupöser 


Pneumonie leidet, die Stimmkonsonanz mit dem üblichen „99“ . 
prüfen, finden Sie bekanntlich als Zeichen der pneumonischen In- 
filtration Laën necs Pectoriloquie oder Bronchophonie, das heißt 


Sie hören über dem Infiltrat ein unangenehm klingendes „wöh- 
Aber wenn Sie gut zuhorchen, hören Sie noch mehr: 
nämlich auf das „wöh-wöh“ nachfolgend ein „chijch“*. Dieser 
-dritte Lautist die positive Flüsterstimme;, denn 
der Österreicher ` pflegt die Endsilbe „zig“ nicht laut auszu- 


‚sprechen, sondern „zg“ scharf zu flüstern. Wenn Sie nun an 


Stelle des Flüsterns den Patienten tief atmen lassen, hören Sie 
das bekannte hochpneumonische Bronchialatmen und werden leicht 


feststellen, daß dieses Atemgeräusch eigentlich die gleiche Tonlage 


hat wie das vorerwähnte „chijch“. So erweist sich die Flüster- 
stimme zwar nicht als Abkömmling des Bronchialatmens, aber 
als Abkömmling der gleichen Ursache oder Ver- 
änderung, die zum Bronchialatmen führt. Ab- 
kömmling des Bronchialatmens kann die positive Flüsterstimme 
oder Pectoriloquia afona deshalb nicht genannt werden, weil unser 
Patient während der Prüfung der Flüsterstimme gar nicht geatmet 
hat. Das Flüstern erfolgt ja bei gehemmter Atmung durch einen 
ganz zarten ExspirationsstoB der Residualluft bei einer bestimmten 
teilweisen Öffnung der Stimmritze. Wie Sie sich durch die vor- 
gehaltene Hand überzeugen können, ist dieser Exspirationsstrom 
so unbedeutend, daß er unmöglich ein derart imponierendes 
Schallphänomen- entgegen der Windrichtung hervorrufen kann, 
wie es das vorgeschilderte oder das noch imponierendere „cheij- 
cheijch“ beim Flüstern von 33 über einer Hepatisation oder einer 
Kaverne ist. So erscheint die positive Flüsterstimme, obwohl wir 
uns peinlich von allen Theorien. des Atemgeräusches fernhalten 
wollen und Sie das nur als Arbeitshypothese ansehen mögen, als 
einEchophänomen, das heißt als Resonanz des 
in der Mundhöhle erklingenden geflüsterten 
Lautes in einer anderen Höhle, die durchihren 
Bau geeignetist, ein Echo zu geben, so wie in der Flüster- | 


. grotte in Sizilien an einer bestimmten Stelle das leiseste Wort 


wieder ertönte. Das scheint mir auch zu zeigen, eine wie große 
Komponente des physiologischen Bronchialatmens, des hörbaren 
Exspiriums und ebenso des pathologischen Bronchialatmens mit 
seinen pathologisch hohen Obertönen ein Echo deslaryngo- 
trachealen Atmens ist, das durch pathologische 
Konsonanz seinen eigenartigen Charakter erhält. Das ist ja 
die Ursache, warum wir unter günstigen Bedingungen sowohl 
physiologisches wie pathologisches Bronchialatmen gleichzeitig mit 


Vesiculäratmen hören können, weil das letztere autochthon ent- - 


steht, das andere aber wenigstens zum Teil fortgeleitet ist. 

‚. Jedenfalls reiht sich die Flüsterstimme nach ihrem 
klinischen Verhalten glattweg in die Gruppe der Skodaschen 
Konsonanzphänomene ein und folgt grundsätzlich den 
gleichen Bedingungen wie diese. Unsere Aufgabe wird es nun 
sein, die Pathologie der Lunge in bezug auf die Frage durchzu- 
arbeiten, inwieweit die Flüsterstimme mit den übrigen Konsonanz- 
Phänomenen parallel läuft oder inwiefern sie von ihnen abweichend 
selbständig ihrer Wege geht. Denn nur im letzteren Falle wird 
sie eine Bereicherung unseres ehrwürdigen diagnostischen Instru- 
mentariums bedeuten. Und kaum beginnen wir die Flüsterstimme 
klinisch zu verfolgen, so springt uns schon jene Eigenart ins Ohr, 
durch die sie ihre Stellung in der Lungendiagnostik verdient: 


eines normalen Brustkorbes im allgemeinen 
von ihr nichts hört. Wenn man die Prüfung der Flüster- 
stimme so vornimmt, daß man den Patienten ganz tonlos 33 
flüstern läßt („wie beim Beichten“, Ortner) und indes man die 
Unterlappen abhorcht, das andere Ohr gut verschließt, ist man 


stehenden Kollegen zu fragen, ob der Patient wirklich spricht 
oder nicht. Das ist der erste große Vorzug der 
Flüsterstimme gegenüber allen anderen Schall- 
phänomenen und besonders der lauten Stimme. 


191$ — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 


‚Pectoriloquia afona, das an g 


A 
t 


` . A r 7 - I F ` £ . f 
Sie wissen, m. H., wie schwer es ist, speziell dem Anfänger den 


‘| Begriff der abnormen Verstärkung und des. abnormen Charakters 


der lauten Stimmkonsonanz beizubringen, weil es alle Übergänge 
zwischen normaler und pathologischer Stimmkonsonanz gibt und 
sich der pathologische Charakter der Veränderung nicht leicht in 
‚Worte fassen läßt, Das zeigen ja schon unsere Lehrbücher durch 


die Vielfältigkeit und Unklarheit der Ausdrücke. Skoda unter- 
schied starke und schwache Bronchophonie und teilte die starke 
wieder in die starke helle und die ‚starke dumpfe, wobei sich die 


schwache” Bronchophonie’ auch beim normalen Menschen findet. 
Noch mannigfaltiger und unverständlicher hat ihr Entdecker 
Laënnec die Stimmkonsonanz geschildert und speziell seine 


Ägophonie ist einer der unklarsten klinischen Begriffe, Wenn 


Gerhardt die pathologische: Bronchophonie dadurch abgrenzen 
zu können meint, daß man im Gegensatz zum Normalen. über 


-einem entzündlich verdichteten Lungenlappen das gesprochene ' 


Wort so erkenne, daß es „nur um weniges schwächer als am. 
Munde des Sprechenden erklinge“, scheint mir diese Definition 
auch nicht gelungen. Ich. habe noch nie über einem Brustkorb 
das Wort 99 sprechen gehört, sondern nur den früher sehr unvoll- 
kommen geschilderten unbestimmten Laut. Das bekannte unan- 
genehme Anschlagen ist freilich eine Eigenheit, die nur die patho: 
logische Bronchophonie auszeichnet, allein das ist eine Erschei- 
nungsform' des Stimmfremitus, und daß zu dessen Erfassen 


das Ohr nicht das geeignetste Organ ist, zeigt eben die unange- 


nehme Empfindung an. Der Stimmfremitus wird viel besser durch 


den Tastsinn unserer Hand als durch die Erschütterung unseres . 


Hörorganes geprüft. 


Der große Vorzug der Flüsterstimme liegt darin, daß bei’ 


ihrer Prüfung der normale Thorax „schweigt“, 
der pathologische dagegen „spricht“, | 
Doch ist die Schweigsamkeit des normalen 
Brustkorbes keine ganz absolute. Nicht selten hören 
wir auch bei normalen Lungenverhältnissen einen mehr oder minder 


deutlichen Stoß der Flüsterstimme und manchmal wird derselbe so- - 


gar sehr deutlich. Das ist im allgemeinen gleichwie beim phy- 
siologischenBronchialatmenimlInterscapular- 


raum und über und ùeben demMaunubrium'sterni _ 


der Fall. Es gibt aber schließlich Menschen, deren Flüster- 


stimme man auch über den abhängigen Partien des Brustkorbes - 


hört. Der Grund ist klar. Es handelt sich um Bauformen des 
Brustkorbes und um Verlaufsformen der großen Bronchien, die so 


günstige Bedingungen für die Fortleitung des Echos im Bronchial- 


baum bieten, daß. die dämpfende Wirkung der normalen- Lunge. 
nicht ausreicht, die Fortleitung ganz aufzuheben. Solche günstige 
Bedingungen schafft der physiologische Hochstand 
des Zwerchfells und wir finden deshalb die Flüsterstimme 
bei besonders kurz- und breitbrüstigen Individuen nicht ganz selten 
hörbar. In noch stärkerem Maße kann der pathologische 
Hochstand des Zwerchfells durch -hochgradigen Ascites eine. 
hörbare Flüsterstimme bedingen. Auch starke Herzver- 
größerungen können wie alle raumbeengenden Prozesse im 


Brustkorb zu einer verbesserten Fortleitung der ' Flüsterstimme | 


führen. Diese physiologische Flüsterstimme ist wie das physio- 
logische Bronchialatmen dadurch gekennzeichnet, daß man ihre 
Entwicklung vom Centrum gegen die Peripherie gleichmäßig: ver- 


‘folgen kann und so bald darauf kommt, daß es sich in diesen 


Fällen um eine allgemeine Eigenheit dieses Brustkorbes handelt 
und: nicht um eine lokale Veränderung im Brustraum. Aber selbst- 
verständlich klingt diese physiologische und mittelbare Flüster- 
stimme auch ganz anders als die echt pathologischen Formen 
der Pectoriloquia afona. Es handelt sich bei ihr um ein dumpfes 
Brummen.. Denn nur die pathologische Lunge vermag 
jene hohen Obertöne zu liefern, die Ähnlichkeit mit den 
Lauten des Wortes 33 haben. Bei der physiologischen Flüster- 
stimme hören wir in allen Übergängen ein hä-hä!) oder hä-hä oder 


auch hu-hu — der Buchstabe u enthält zu dem tiefen Ton des O 


einige hohe Obertöne beigeimengt —, Laute, die sowohl ihrer Inten- 
sität- wie ihrem Timbre nach weit entfernt sind von dem diagnostisch 
so charakteristischen „cheij-cheijch“ bis: „chijj-chijjeh“ der echten 
ewisse Kehllaufe aufgeregter- Araber 


‘ 


erinnert, | 
Aber glücklicherweise ist der physiologisch flüsternde Brust- 


korb, abgesehen von der Interscapulargegend und dem oberen 


Sternum, eine Ausnahme und beides sind ja Stellen, an denen wir 


-À — dem skandinavischen hellen o.. 


., Eo 
s A 


PN 


1189 - 


IP 


d 
f 
\ i 
i 
N 
j 
j 
i 1] 
f 
j 4 i 
|] 1 
[| 
1 - 1 
l] i| I 
i UIK 
1 9 Ê 
i Eig 
\ j i i g 
% 
DRI i 
ar‘ h 
e 3 i 
Í A | 
| gS 
#7 
E: A 
$ 
Í 1% i > 
$ | ($ 
E 
f t 
Jpn 
Î Ñ 
\ i e 
v a vg 
[i an 
: o S 
j MaS 
b N E, A N 
8495 N»: 
A ` ra i 
[i f ` 
{ ut a 
Í ! fii 
P| HAN 
* 274 
i DER 
r ; 
u = A 
i $ 
hy K. 
i if 1 
IA F 
$ M. . 
i UUN i 
| i k 
i gai. 
Aa + zu 
i IE ih 2 
| A 
; . « a 
y i men 
’ S 
! A T 
a 
IArg 
. “ 
yon! 
4 + \ 
l ad i 
f Krip , TR, 
1: ED 
A kS 
j =, 
FF Ir i 
$ Ieg w ay g 
. L? ng % 
N P [i 
t . 1g f 
h I 
i AN s a 
‘ l 4 . 
Dip 
RE { 
k S TaN U 
i A i 
v i » 
vn! Ti) 
È KiE T A Ani‘ Y 
N DATTU J 
Í irn `% on 
' h y » 
ui A at 
| uns y 
P 4 
} Phi PS TEN 
p et (= 
1 i d A 
Ha rE, 
E ATU Zr 
' "Y P je 
“ih gir 
i Ur’ EPE. 
) 4 Ma t. 
i ar 
u PAT Je 
t- IE V 6 
Yo f 
Ak er I 
Í je PALAIRAN d A 
p ve si 
y L A maae ° 
St (py 7 le 
Ar f “ 
5 g bj 15 
’ ITER i 
| y € 
ir. DE "0 i 
p> Uo lig Li 
K TE 
è t [y e 
IRT 
k kai j 
GIETA 
t \ % 
a d y | 
) i 
up t i 
Vo 
N Y ir 
i 4 ct er 
4 « 
i A Ki 
f t 
\ P P Ma 
i 


_ E Ea 
En um 
Piia -i e 


n 


Fe A Te 


“A 


1140 


überhaupt keine weitgehenden auscultatorischen Schlüsse zu ziehen 
pflegen. Um so imponierender ist dann das Phänomen der posi- 
tiven Flüsterstimme, wenn wir innerhalb der absoluten Stille bei 
der Auscultation des nicht atmenden Brustkorbes mit verschlos- 
senem freien Ohr das Zischen der Pectoriloquia afona an einer be- 
stimmten Stelle ertönen hören, und wir haben oft die Freude, dem 
Anfänger auf diese Art den Begriff der Konsonanzphänomene, deren 
Erfassung ihm so schwer fällt, am ersten Tage beizubringen. 

Mit dem Gesagten ist auch schon das Verhältnis der 
positiven Flüsterstimme zum Bronchialatmen 
klargelegt. Pathologisch-anatomisch ist sie ein Alter ego des Bron- 
chialatmens, da sie unter den gleichen Bedingungen wie dieses 
auftritt. Klinisch ist sie dadurch ausgezeichnet, daß die Charak- 
terisierung eines Atemgeräusches als Bronchialatmen nicht immer 
leicht und eindeutig ist und daß dann die Flüsterstimme oft viel 
signifikanter erscheint. Sie ist immer da, wenn Bron-: 
chialatmen da ist, sie ist mit einer einzigen Ausnahme 
auch immer positiv, wenn wir schwanken, ob wir dieses 
Atemgeräusch bronchial nennen sollen und uns mit der Formel be- 
helfen müssen, daß das Atemgeräusch einen bron- 
chialen Beiklang habe, und sie kann, was besonders 
wertvoll ist, bei der Entwicklung jener anatomischen Veränderungen, 
die zum Bronchialatmen führen, diesem vorauseilen, es an 
Schärfe übertreffen und dasselbe überdauern. 
Das konnten Sie, m. H., im heurigen Jahre besonders schön 
während der Grippeepidemie verfolgen, deren confluierende, 
Jobuläre Herde so häufig dauernd den Charakter der rein centralen 
Pneumonie behielten und sich oftmals kaum durch anderes als 
durch -das Fieber und das rubiginöse Sputum kennzeichneten, 
während der physikalische Befund sehr spärlich oder, weil er sich 
in der Hilusgegend abspielte, nicht eindeutig war. Da konnten Sie 
dann ofteine hochpositive Flüsterstimme als einziges 
Zeichen nachweisen, das durch längere Zeit bestehen 
blieb, während Bronchialatmen vielleicht flüchtig an einem Tage 
zu hören war und schon am nächsten Tage wieder verschwunden 
war. So ist die Flüsterstimme für die centralen Lobu- 
lärpneumonien eines der feinsten Reagentien. 
Dagegen möchte ich nicht behaupten, daß sie bei Lobulär- 
pneumonien in der Tiefe der Unterlappen, wie es z. B. die hypo- 
statischen Pneumonien sind, imstande sei, kleinere confluierende 
Herde anzuzeigen als das Bronchialatmen. Dort dürfte die Klopf- 
schallveränderung im Verein mit den Rasselgeräuschen das bessere 
Reagens sein. Das gilt auch für die an der Peripherie sitzenden 
Lungeninfarkte. | 

Daß die Flüsterstimme bei den lobären pneumonischen 
Prozessen ein klassisches Phänomen ist, bedarf keiner speziellen 
Erwähnung. So wie bei diesen ist sie selbstverständlich bei allen 
andereninfiltrativen Prozessen in der Lunge posi- 
tiv, am stärksten bei den starr infiltrierenden Pneumonien und 
käsigen Infiltrationen, minder stark bei den sogenannt disseminiert- 
peribronchitischen Prozessen, die in Wirklichkeit ja nichts anderes 
als disseminierte, käsig-bronchopneumonische Herde sind. 

Die Stellung der Flüsterstimme in der Patho- 
logie der Ergüssein der Pleurahöhle hängt von den 
Verhältnissen ab, die der Prozeß jeweils im Brustraume schafft. 
Dagegen ist es gleichgültig, ob es sich um einen Hydrops der 
Pleura, um eine Pleuritis, gleichgültig, ob von hohem oder 
niedrigem specifischen Gewicht, ob zellarm oder zellreich handelt 
oder um ein Empyem, um einen Hämothorax und endlich 
einen Pneumothorax handelt. Sobald diese Prozesse durch 
ihre Größe, die Form ihres Eintstehens und die Verhältnisse, die 
an der Lunge vor ihrer Entstehung bestanden hatten, imstande 
sind, einen genügend großen Lungenteil, der 
als Stethoskop bis auf die Hauptbronchien reicht, 

so zu verdichten, daß er luftleer oder hoch- 
gradig lAuftarm wird, hört man aus den großen 
Bronchien über dem Exsudat die positive Flüster- 
stimme erklingen, gleichwie das Bronchialatmen natürlich 
von fern. Aber die Flüsterstimme kann oftmals dem leisen 
Bronchialatmen schon deshalb überlegen sein, weil es bei ihrer 
Prüfung über dem übrigen Brustkorbe still ist. Die klinischen 
Unterschiede, die sich praktisch bei den verschiedenen eben auf- 
gezählten Ergüssen ergeben, sind nicht eine Folge ihrer Leitfähig- 
keit und der chemisch-histologischen Beschaffenheit des. Exsudates, 
sondern beruhen rein auf den verschiedenen physi- 
kalischen Verhältnissen, die sich der Krank- 
heitsprozeß im Brustraume schafft. Wenn wir beim 


finden wie bei der serösen Pleuritis, kommt das daher, daß der 


Prozeß, der zum Empyem führt, abgesehen von intrapulmonalen 


Veränderungen entweder von vornherein mit Schwielen- 


bildungen an der Pleura einhergeht und dann zu keiner 


somassiven Kompressionsatelektase führt we 
ein über Nacht in einem normalen Pleuraraume aufschießendes 
pleuritisches Exsudat bei einer frei beweglichen Lunge oder bei 


einer Lunge, die an einer bestimmten Stelle adhärent ist. Auch 


dürfte bei Empyemen die veränderte Schwingungsfähigkeit des 
Brustkorbes eine Rolle spielen. Andere Empyeme sind wiederum 
zu klein, um zu dieser Konsonanzerscheinung zu führen. Hat 


aber ein Empyem wirklich analoge Verhältnisse wie ein einfaches 


Exsudat geschaffen, dann hören wir auch über ihm eine hoch- 
positive Flüsterstimme. 

thorax, bei dem wir bekanntlich nur ausnahmsweise Bron- 
chialatmen, dagegen etwas häufiger eine positive Flüster- 
stimme zu hören bekommen. Der Hydrothorax sammelt sich 
langsam an und läßt der Lunge Zeit, ihm planparallel auszuweichen. 
Auch läßt es seine Beweglichkeit nur selten zu so vollkommener 
Atelektase kommen, wie zähflüssige Exsudate sie erzeugen. Bei 
jenen Hydrothoraces, die rasch entstehen, wie speziell die 
Hydropsien der Nephritis, finden wir beide Phänomene 
sehr häufig positiv. Allein diese Hydrothoraces der Nephritis sind 
im Grunde entzündliche Produkte, was sie durch ihre meist sub- 
febrile Entwicklung wie durch ihre Grenzwerte in bezug auf Eiweiß, 
Zellgehalt und Rivaltasche Reaktion anzeigen. | | 


Das gleiche Gesetz wie für die Empyeme gilt für den 
Hämothorax und die hämorrhagische Pleuritis: 
Da ihre Ursache zumeist Tuberkulose oder Tumoren der Pleura 
sind und in beiden Fällen mit der hämorrhagischen Exsudation 


gleichzeitig auch Schwielenbildung einhergeht, führen SIe 


seltener zu so massiven Konsequenzen wie die 
übliche Pleuritis., Trotzdem fand Dieulafoy bei seimen 
hämorrhagischen Pleuritiden die Pectoriloguia afona meistens 
positiv. Auch bei den nicht seltenen hämorrhagischen Exsudaten 
im Senium ist die Flüsterstimme zumeist positiv. Und im Kriege 
konnten Sie sich bei den zahlreichen Lungenschüssen überzeugen, 
daß der Zellgehalt und das besonders hohe speci 
fische Gewicht von Blutungen in die Pleurahöhle die 
Entstehung einer positiven Flüsterstimme nicht 
im geringsten verhindert, die im Gegenteil hier bei 
Jebiga hämorrhagischer Pneumonie oft ihre höchsten Grade 
erreichte, 


= Da die Flüsterstimme und das Bronchialatmen meiner Al 
sicht nach „Hilusphänomene“ sind, das heißt als Echo in den 


großen Bronchien entstehen, resultiert daraus eine Bebler 


quelle, die ihnen beiden gemeinsam ist. Es wird wohl jedem 
von Ihnen schon einmal geschehen sein, daß er bei einer crouposel 
Pneumonie auf Grund beiderseits hörbaren Bron chial- 
atmens eine beiderseitige Pneumonie diagnostiziert? 
und daß sich dann bei der Obduktion die eine Seite 
normal fand. Wenn nicht besondere Verhältnisse vorliegen, tritt 
dieses Phänomen nur bei sehr massiven Intiltrationel 
einer ganzen Lunge auf. Es scheint, daß dabei die Wet 
größerung der pneumonisch intiltrierten Lung! 
und die dadurch bedingte Verschiebung der groben 
Bronchien nach der anderen Seite die Hauptrolle 
spielt. Aber es ist nach der S k o d a schen Auffassung klar, dab die 
Ausfüllung einer ganzen Brustkorbhälfte mit einersogut resonierendel 
Substanz auch an sich für die andere Seite Resonanzyerhälniss® 
Be die ein Konsonieren des Atmens und Flüsterns bedingt? 
önnen. 


In einem meiner Fälle fand ich bei einer massivel m 
filtration der rechten Lunge eine positive Flüsterstimme auf der 
anderen Seite, die im Bogen in einer Zone, die ganz F 
Rippenkurve folgte, von der Wirbelsäule bis in die en 
gegengesetzte Achselhöhle lief, Ich will ae 
daß ich in diesem Falle fälschlich eine bilaterale Ball 
diagnostiziert habe. Ich habe den Verdacht, als ob dabei © 

ippe als Stethoskop mitgewirkt hätte. Jedenfalls II 
man sich diese Möglichkeit in der Diagnostik der Pneumonle 


. O alb- 
tologie schwielig indurativer Prozesse Den 
wegs einfache Formeln zu bringen, Adhäsive Prozesse vol gro 


Digitized by Googles Pe 


Ähnliches gilt ja auch für den Hydro- 


e a z s i i A ) ea a 
Empyem die Flüsterstimme nicht so häufig positiv 


O ae) Tas. Spar Zu 3 23.2 in See. San LE 7 


eine Zone positiven Stimmfremitus finden könne und daß sich dann 


` quer durch den Pneumothorax zur Brustwand, ziehend einen voll- 


0 0. 45 Pe PS i 7 
S f s . r 7 

= " Ua 
4 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 07 11a 


N 


9, November. 


Ausdehnung schwächen das autochthone Atmen 
des betreffenden Lungenteiles, das heißt: das 
Vesiculäratmen ab. Allein sobald sie eirie gewisse Mächtig- 
keit erlangt haben oder irgendwie interlobär in die Lunge hinein- 
reichen oder mit indurativen oder infiltrativen Prozessen kombiniert 
sind oder endlich ganz bestimmte Partien der Lunge an die Brust- 
wand anheften, wirken sie als besonders gute Leiter, 
als Stethoskop auf die großen Bronchien und 
verstärken somit alle Erscheinungen, die sich 
in diesen abspielen. Deshalb schwächen sie 
gegebenenfalls zwar das Vesiculäratmen ab, | 
verstärken aber das Bronchusatmen. Ein wie aus- | alle Symptome kleinerer und multipler Kavernen in den Oberlappen 
gezeichnetes Stetboskop und Leiter pleuritische Adhäsionen sind, | im Grunde die Wirkung der begleitenden induürativ- 
darauf hat vor vielen Jahren Bäumler aufmerksam gemacht, 
der zeigte, daß man beim mehrkammerigen Pneumothorax mitten 
in dem vollkommen schweigenden Gebiete der Luftblase plötzlich 


Hilusgegend der betroffenen Seite und, wenn es sich dabei um die 


verwenden dürfen - | | | ee. 
Nach dem auf die Schwarten und Indürationen Gesagten 


kavernösen Lungenveränderungen die ersten, bei denen sich die 
Flüsterstimme eine spezielle klinische Geltung errang. Wenn sie 


Induration mitzählt, die eine verbesserte Leitung von: dem 
Gebiete der großen Bronchien zur Brustwand: bedingt, ist selbst- 
verständlich die Flüsterstimme sehr regelmäßig bei Oberlappen- 


bei der Obduktion ein pleuritischer Strang nachweisen lasse, der |- 

raum selbst und: seine Resonanz eine Rolle bei der Entstehung 
der sogenannten Höhlensymptome und in diesen Fällen hören wir 
dann auch die eigenartigsten Klangfarben der Flüsterstimme. Allein 
es ist speziell im Hinblick auf eine früher zitierte Arbeit Gr&egotres 
‘| notwendig anzumerken, daß man bei der Verwertung von 


kommen atelektatischen Lungenzipfel mit dieser leitend verbindet. 
Das ist der Grund, warum sich bei den „Schwarten“ so 
mannigfaltige. Möglichkeiten der klinischen Symptomatologie er- 
geben, daß sie nicht nur dem Anfänger Schwierigkeiten bereiten, 
sondern auch dem klinischen Lehrer es schwer machen, dessen 
Wünsche nach klaren Formeln für die Differentialdiagnose „Schwarte“, | über Lungenspitzen mit großer Vorsicht vor- 
„Infiltrat“, „Exsudat“ zu erfüllen. Gerade da ist es nun wieder | geben muß. Denn bekanntlich sind alle schwieligen Pleura- 
wertvoll, eine neue Prüfungsmethode heranzuziehen. Eine sogenannte | kalotten und exquisiten Spitzenschrumpfungen unter Umständen 
Schwarte kann ganz gegensätzliche Syndrome machen und alle | geeignet, die gleichen Symptome zu erzeugen, und das sogenannte 
Übergänge zwischen beiden. Sitzt solch eine Schwarte über den | Bronchialatmen darüber ist dann in Wirklichkeit ein fortgeleitetes 
Oberlappen, dann kann sie z. B. Dämpfung — nicht ganz massiv, 
‘und gegen die Peripherie abklingend —, Bronchialatmen,: erhöhten 
Stimmfremitus und hoch positive Flüsterstimme erzeugen. Als 
Schwartenzeichen erscheint dann nur die Einziehung des Thorax. 
Dieses Syndrom kann die Schwarte, wenn sie nicht sehr aüs- 
gedehnt ist oder mit gleichzeitigen intrapulmonären Veränderungen 
einhergeht, zumeist aber nur dort machen, wo der Raum zwischen 
Brustwand und großen Bronchien enge ist, also im Interscapular- 
raum und speziell im linken Oberlappen, der physiologisch vom 
Herzen bedrängt wird. Ich habe kürzlich in einem Fall dieses 
Syndrom sogar bei gleichzeitiger Vorwölbung des betroffenen linken 
Oberlappens gefunden. Als Ursache der Verwölbung ergab sich, 
daß der schwielige Prozeß, der im 16. Lebensjahre entstanden 
war, das Mediastinum und mit ihm das Herz hochgezogen und 

um zwei Querfinger nach links verlagert hatte und die Vorwölbung, | Beklopfen und anderen knackenden Phänomenen den Silberklang 
die diese Schwarte machte, ein Herzbuckel war. Bei Anwesenheit | bedingen. In solch einem Falle kann man bei Prüfung der Flüster- 
des obengenannten Syndroms liegt die Diagnostik der Schwarte | stimme über einem Pneumothorax ein sehr reizvolles Phänomen 
nicht innerhalb dieser Phänomene, sondern sie stützt sich auf die | hören. Ich habe es kürzlich bei einem kleinen abgesackten Pneumo- 
fehlenden Rasselgeräusche und die normale Temperatur. In solchen 
Fällen ist die Flüsterstimme dann ebensowenig charakteristisch 
wie das Bronchialatmen. Wenn es sich dagegen um Schwarten | zeugte hier eine hochpositive Flüsterstimme. Außerdem aber 
von geringerer Mächtigkeit und fern von den großen Bronchien | hörte man bei jedem Hauch der positiven 
sitzend handelt, können sie das gegenteilige Syndrom machen: | Flüsterstimme gleichzeitig den Pneumothorax 
Abschwächung des Stimmfremitus und des Atemgeräusches und | mit dem gleichen feinen Silberklang ganz leise 
in diesen Fällen kann auch die Flüsterstimme negativ sein. Aber | ein b in der Mittellage mitsingen wie bei de 
sie ist nicht selten hier positiv, weil sie ein feineres Reagens auf | Stäbchen-Plessimeterperkussion ` ws 
verstärkte Leitung zu den Bronchien darstellt und kann dann M.H.! Ich bin damit sehon’ fast am Ende unserer klinischen 
von Wert werden. | Betrachtung angelangt, ich muß nur noch, wie bei der Hochzeit 

Ebenso wertvollkann die Flüsterstimme bei der schwierigen | von Kanaan, zum Schlusse den schlechten Wein bringen, i 

Feststellung relativer Bronchostenosen durch Tumoren InderSymptomatologie der feinsten, aber praktisch 
und ähnliche Prozesse werden. Die typischen Zeichen der Bron- | wichtigsten aller Lungenveränderungen, der Analyse der 
chostenose sind die relaktive Atelektase des versorgten Lungen- | beginnenden herdförmigen Spitzenverände- 
teiles und somit Verkürzung des Klopfschalles mit tympanitischem | rungen und der bronchitischen und peribronchi- 
Beiklang, Abschwächung des Atmens und des Stimmfremitus. Wenn | tischen Schübe beialtenindurativund adhäsiv 
aber die Bronchostenose einen größeren Bronchus betrifft, kann | veränderten Lungenspitzen leistet die Flüster- 
man trotz abgeschwächten Atmens eine positive | stimme nichts. Der Grund ist nach unserer Auffassung leicht 
F lüsterstimme hören, als Zeichen, daß der Bronchus | ersichtlich. Als Hilusphänomen kann sie nie etwas anderes an- 
irgendwie solid umscheidetist und dadurch die | zeigen, als daß die Leitung zur Trachea und den großen Bronchien 
Resonanzverhältnisse in ihm verbessert sind. | eine abnorm gute ist und dazu braucht es schon recht ausgiebiger 
Dadurch erklärt es sich, daß D’Espine in der Flüsterstimme | Veränderungen ohne ein Ergebnis für die Frage, die es meist zu 
ein wertvolles Zeichen für die Diagnostik der Bronchial- | entscheiden gilt, ob die Veränderung eine residual& oder recenter 
drüsentuberkulose der Kinder fand. Ich kann mir | Natur ist. a E 
über ihren praktischen Wert hierbei kein Urteil erlauben. Beim Wenn Sie, m. H., meinen Ausführungen gefolgt sind, 
Erwachsenen möchte ich zur Vorsicht in der Verwertung 
dieses Zeichens mahnen wie bei allen Phänomen, die auf die Hilus- 
gegend beschränkt sind. Aber wir finden sehr oft bei der latenten 
Tuberkulose das Syndrom gut ausgeprägt: Verschmälerung des 
Spitzenfeldes bei schwachem, aber normalem Atmen als Zeichen 


die Luftröhre wirkt. 
= Die Stellung der Flüsterstimme zum Pneumothorax 
läßt sich mit wenigen Worten erledigen. An sich negativ wie alle 


Brustwand und Lunge, wird sie positiv, wenn eine genügend 
intensive Krompressionsatelektase oder infiltrierende Prozesse in der 
- Lunge bestehen. Wenn die Pneumothoraxblase eine bestimmte 
Spannung und Form erlangt, sodaß sie wie ein abgestimmter 
'Königsceher Resonator auf den Bronchialbaum 
wirkt, dann verleiht solch ein Resonator, gleichviel ob man ihn auf 
die Brustwand aufsetzt oder wie den Pneumothorax in die Brust- 
-wand einsetzt, bekanntlich allen @eräuschen jene hohen Obertöne, 


war. 


stimme es verdient, besser als bisher in der 
Diagnostik der Lungenkrankheiten eingebürgert 


daß sich ihre Pathologie im Gegensatz zu Atemgeräusch und 


der Atelektase und dabei eine stärkere Flüsterstimme über- der 


linke handelt, wird der Geübte mitunter das Zeichen 


ist auch die Stellung der Flüsterstimme in der ‚Diagnostik der- 
Kavernen schon umschrieben. Wie erinnerlich, waren die 


auch das Bronchialatmen nicht immer an Leistung übertrifft, be-. 
sticht sie hierbei doch durch die Eleganz der Erscheinung, Da. 


adhäsiven Prozesse sind, wobei die Höhle selbst als 


kavernen positiv. Nur bei großen Kavernen spielt auch der Luft- 
Bronchialatmen und positiver Flüsterstimme., 


Trachealatmen, da die schwielige Spitze als Stethoskop auf. 


Atemphänome bei der Einschaltung des Pneumothorax zwischen . 


die beim Atemgeräusch den amphorischen Charakter und beim 


thorax beobachtet, der infolge Lungendurchschusses entstanden - 
Die gleichzeitige hämorrhagische Infiltration der Lunge er- 


werden Sie, wie ich meine, anerkennen, daß die Flüster-_ 


und. gepflegt zu werden. Sie hat den großen Vorzug, 


Ten Zn ze ea y 
raias IOE E e en mn na 


` s 
—— © 
TE ET hmm 
Ñ ” an al Fa Ten 


—— a Dan 


T emeen o eee e. -ra - 
= 6 Da nn nen 


š ? 
in ee nn 
er mn rn ann 


Ten nn me e 
3 z in. 


a 
-aa ` š 


r t 


in... = ER £ 2, RE X ERS: = 
ara en EEE E A 


neo 


P OE E 
EEE 


E he A 


va e o ei Dg 
u 


IR Te A i 


a et SNR 


N _ s. 
Kait 
Einen sa 


-y = mr 
"n -ei n - 
Felsen 

un en a 

-e 
—— 


` ER, S23 z 
Boran 


f 
$ 
h Í 
lg 
Y i 


C- rn 


r en par 


a en a e 


Pr 


u 


z . ee 


Dr a 


_ Wagner (5) und Andere auf-Grund ihrer Untersuchungen an- 


qualitativen Zuckernachweis im Urin irgendwelche Schlüsse auf 


1142 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 


pu 


At Ben 


Stimmfremitus zwischen negativ und positiv abspielt. Und daß bei 


an Feinheit der Reaktionsfähigkeit auf die gesetzte anatomische 
Veränderung. Dafür könnten wir wenigstens im Unterricht auf 
die Prüfung der lauten Stimmkonsonanz, deren Analyse nur ver- 
wirrend auf den Anfänger wirkt und die dem Geübten nichts 
leistet, verzichten und die laute Stimme nur in jener. Form ver- 
werten, in der sie wirklich Sinn hat, als Stimmiremitus. 


den nächsten zwölf Stunden gelassene Urin wird in zwei je se 


stündigen Portionen (von 7 bis í Uhr und von 1 bis 7 Uhr) gesammelt, 


Polarisation ist das auf Dextrose bezogene Resultat mit 0,7 zu multi- 
plizieren, um den Galaktosewert zu erhalten. In der großen Mehrzahl’ 
der Fälle ist die Ausscheidung nach sechs Stunden beendet. Während 


Aus der Medizinischen Universitätsklinik Frankfurt a. M. 
(Direktor: Prof. Dr. Schwenkenbechern), 


Die praktische Bedeutung der Galaktoseprobe. 
- Von 

DE Dr. Hans Wörner, 

früherer Oberarzt der Kl 


inik, jetzt leitender Arzt der Inneren Abteilung 
des Städtischen Krankenhauses Weißenfels a. S. 


Neugebauer (10), Maliva (11) und einige Andere betrachten 
Ausscheidungen von 0,6 g an, Werte, die häufig genug bei völlig Nor- 
malen erhältlich sind, schon als patbologisch. Die Schlußfolgerungen 
des letzteren sollen hier nur gestreift werden. ir € 

Nach der Ansicht von Maliv.a (11) ist die Galaktoseausscheidung. 
von Leber und Niere abhängig. Eine Intoleranz gegenüber diesem 
Kohlehydrat dürfe daher nicht als eindeutiges Symptom einer Leber- 
insuffizienz betrachtet werden. : Als Beweis für seine Auffassung, der 
einige sehr hypothetische Überlegungen über Leber- und Nierenfunktion 
und Vagussympathicussteuerung folgen, werden zehn Fällevon orthotischer 
Albuminurie mit angeblich herabgesetzter Galaktosetoleranz aufgeführt. 
Uhlmann (12) berichtet über 13 Fälle von Asthenie und orthotischer 
Albuminurie und fand ebenfalls bei einer größeren Zahl vermehrte Aus- 
scheidung. Nach den im folgenden ausgeführten Grundsätzen sind aber 
bei Maliya sieben Fälle negativ, drei fraglich, bei Uhlmann zwölf 
negativ, nur einer positiv. 


Reiß und Jehn, Wagner, Steiger (13) und Andere 
nehmen 2,0 g als die obere Grenze des Normalen an. Um aber „die 
Breite des Physiologischen nicht zu sehr zu beschränken und einen 
Zwischenraum frei zu lassen“, haben Wörner und Reiß, sowie 
Hartiegan (14) sich der. Auffassung von R. Bauer an 
geschlossen und sich auf folgende Werte geeint: 
0 bis 2,0 g = negativ, 
2,0 bis 3,0 g — zweifelhaft, | | 
3,0 und mehr = sicher positiv und pathologisch. 
Diese Vorschrift ist auch von Matthes in sein Lehrbuch der 
Differentialdiagnose übernommen worden. ca 
Um zunächst einmal die Galaktosetoleranz bei 
Leberkrankheiten allgemein zur Darstellung zu 
bringen, habe ich in Tabelle 2 die aus der einschlägigen Lite- 
ratur mir zugänglichen Angaben zusammengestellt. Da in den 


Die noch sehr verschiedene Anwendungstechnik und Be- 
wertung der Zuckerbelastungsproben läßt bis jetzt eine einheit- 
liche Auffassung über deren Brauchbarkeit und Bedeutung für die 
funktionelle Leberdiagnostik nicht erkennen, Am gebräuchlichsten 
scheint noch immer die von H. Strauß (1) und H. Sachs (2) 
angegebene Toleranzprüfung mit Lävulose zu sein. Die genannten 
Autoren verabreichten dem zu untersuchenden Individuum 100 g 
Lävulose per os und konnten feststellen, daß Leberkranke in 
90% der Fälle einen Teil des Kohlehydrats wieder ausschieden, 
während dieses bei Lebergesunden nur in 10% zuträfe. Diese 
Angaben werden von zahlreichen anderen Beobachtern bestätigt, 
die mit Strauß und Sachs die Probe dann als positiv ansehen, 
wenn der Urin mit qualitativen Methoden nachweisbare 


/uckermengen enthält, die sich als Lävulose (mit derSeliwanoff- 
schen Probe) identifizieren lassen. 


Demgegenüber glauben Frey (8), Wörner und Reiß (4), 
nehmen zu dürfen, daß es nicht zulässig sei, aus dem lediglich 


das Glykogenfixationsvermögen der Leber zu ziehen. Sie fanden 
bei Lebergesunden in etwa 50% Ausscheidungen von 0,1 bis 0,7 g 
Lävulose und halten daher erst Werte von 0,7 g und mehr für 


pathologisch. Unter Zugrundelegung dieser Zahlen finden wir bei 
ihnen folgende Resultate: | 


positiver Ausfall der Probe angenommen wird, ist bei einigen 
Autoren (Neugebauer, Wagner, Maliva), nicht ganz 
in Übereinstimmung mit ihrer eigenen Auslegung, die Zahl der 
positiven Fälle eine entsprechend geringere. Eine kleine Zahl 
neuer eigener Beobachtungen ist mit verwertet. 


Tabelle 2 umfaßt folgende Lebererkrankungen mit und ohne Ik 
terus: Icterus catarrhalis, Cholelithiasis, Cholecystitis, Cholangitis, 


Tabelle 1. 


Wagner 


Wörner-Reiß 


= — | Lebertumoren, Choledochusverschluß durch andere Tumoren, Rettleber 
A ER RT TEN a A m bei Tuberkuldse und P-Vergiftung, akute gelbe Leberatrophie Leber- 
Diiia pania Zah] | davon Zahl davon Zahl davon lues, Echinokokkus, Lebereirrhose, Banti, hämolytischer Ikterus, chwarz: 
positiv A positiv sr positiv SAR Leberschwellung bei Recurrens und Bauchfelltuberkulose. 
Nieht Stauungsleber bei | izi 
Yeterus catarrhalis. 10 | u iia ee g bei Herzinsuffizienz.) 
Cholelithiasis . . « ) ( | f Er Fi 
Lebercirrhose . . - 9 2 U) 9 | 3 = Tabelle 2. 
Leberlues . . . . - 3am] 1 1 | = Da) A 
Tumoren . ne 1 — 6 | | 9 | 
Phosphorleher , . . N | 1 — = 4 | ~ 
Fettleber b. Tuberk.. |" 2 Higa — | == | | — 
Gesamt 32 | 6 | 34 | 5 | a 3 
Insgesamt 86, davon positiv 14 — 16,3%. 
J 
. À FREIRIE (S) esse 15 
Nach dieser Zusammenstellung von S6 Lebererkrankungen Vapno (Bw we rn ee Sn 106 38 
fallt die Lävuloseprobe nur in 16,3% der Fälle positiv aus. | Wome Ren i) ` 15 ji 
Es zeigt sich, daß in bezug auf die Toleranz gegen Lävulose | Hartiegan (ia)... 2G 2 22 2111n] 35 6 
keine der untersuchten Leberkrankheiten sich über die anderen | ZAHL. > 0 7 0 0 0. 20 ö 
hervorhebt. Dazu kommt noch, daß häufig nach der Verabreichung 


auftretende Durchfälle eine verminderte Resorption des Kohle- 
hydrats bedingen und dadurch die quantitative Auswertung der 
Probe unmöglich machen können. 

Bessere Aussichten in differentialdiagnostischer Hinsicht ge- 


währt die von R. Bauer (6) in die klinische Diagnostik eingeführte 
Galaktoseprobe. 


Gesumt . . | 57i \ 189 = 31’ 


| Somit wäre bei 159 von 571 Leberkrankheiten der verschie- 
densten Art und Genese — in 33,1%, der Fälle eine deutliche 
Herabsetzung der Galaktosetoleranz festzustellen. ` Demgegenüber 


steht die allerdings geringere Zahl gleichartiger Erkrankungen; 
bei denen die Lävuloseprobe quantitativ ausgewertet ist, mit einem 
positiven Ausfall in 16,3 %),. 


. ‚Aus der Gegenüberstellung dieser beider Proze: tzahlen 
möchte ich für die Galaktoseprobe keine zu weitgehenden Schlüsse 


Bezüglich der Literatur bis 1914 verweise ich auf die Arbeiten 
von Hohlweg (7), Reiß und Jehn (8), Isaac (9) und Wagner (ò). 


Bm, 9 ma f > . 
= er Ti - 
N er 
9. November. 


Sa en Dr 


Die Probe wird jetzt fast allgemein in folgender Weise-aus- va 
ihr qualitative Veränderungen, die ja immer viel schwerer zu geführt: ; > NE a O 
erfassen. sind, keine so bedeutende Rolle spielen wie bei den Nachdem die zu untersuchende Person Urin gelassen hat, werden 
anderen Phänomenen. Deswegen gibt sie oftmals elegantere Aus- ee sn, REGIT re, g Galaktose (Kahlbaum oder 
schläge als die anderen Symptome und übertrifft sie auch oftmals 7 


uantitativ gegeben. Tan >> 


t 


Wenn | der ersten sechsstündigen Versuchsperiode soll der Untersuchte höchstens 
Sie die Flüsterstimme bei Ihren Lungenuntersuchungen regelmäßig noca ER ren vi sich S De Si abe s N | 
verwenden werden, werden Sie an dem Symptom viel Freude und per die AUSSCHELQUNESW ELLE, 7 SOI SEEN SEE 
Befriedigung finden. DL sind, ist bis jetzt noch keine Einigkeit erzielt 
— — worden. | IE 


x 


Tabellen 2 und 3 nur bei Ausscheidungen von 3,0 g und mehr ein | 


Ei Ai 
a 
ur ” 


aS Teh SEUN 
erden ss 
N 


E 


j 


gemessen, qualitativ und polarimetrisch auf Zucker untersucht. Bei der iR u 


\ 
pi 
Te 


f ‘ 
` 


T 


7 
` 


` 


a 


=: 9. November. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45.”  -1143- 
ST Fe R v z x / ; l | . S | | t | E | i | 5 | ae es 
en ziehen, wenngleich daraus. resultiert, daß die letztere der Lävu- | nicht ausschließt, kann dieselbe, wie auch die Lävuloseprobe, einen. . 
To SE loseprobe an Empfindlichkeit mindestens gleichwertig ist. ‘Von | voll befriedigenden Einblick in die Leberfunktion nicht gewähren. ` 
A, den 187 positiven Fällen sind 142 mit Ikterus verlaufen, die | Die wirklich praktische Bedeutuhg der Probe liegt,‘ . 
a : -- übrigen setzen sich folgendermaßen zusammen: Lebercirrbosen 34, | worauf meines Erachtens noch nicht nachdrücklich genug hin- 
a . Pyelophlebitis 2, Fettleber 4, Tumoren 2, Lues 1, Leberschwellung | gewiesen worden'ist, in ihrer Verwendbarkeit für die Differential- . 
ra bei Recurrens 1, desgleichen bei Bauchfelltuberkulose _1. diagnose in der Leberpathologie, und in dieser Hin- . 
a i Sonst konnte ich in der Literatur nur noch zwei Fälle mit ali- | sicht ist sie der Lävuloseprobe überlegen. | en TE 
Eg mentärer Galaktosurie von mehr als 3 g finden: Reiß-Jehn eine | u | un . 
ing . - Pneumonie, Maliva eine Gastroenteritis acuta, beides Infektions- Zur Illustratio.n seien drei Fälle kurz mitgeteilt: -> 
a - krankheiten mit fieberhaftemn Verlauf. Da bei hochfieberhaften Zu- J 85 Jah 14. Juli, V i Tag | k kt mit Appetit < 
ständen eine Schädigung der Leber durch die Krankheitserreger oder | „siokeii [Jaheh Fer. Eh, A OT ZWO AEON: SISTADEN IV -Appo 
2 . . er osigkeit, Unbehagen im Leib, Brechreiz. Befund: Starker Ikterus, keine 
is deren Gifte nicht ausgeschlossen werden kann, mahnen Reiß-Jehn m Br A | 
. : : | lan vor- | Temperatur.. Leber etwas druckempfindlich, eben fühlbar. Stuhl acholisch, 
gr zur Vorsicht in der Bewertung der Probe in solchen Fällen und ver Urin bierbraun. enthält Gallenfarbstoff: keine Kolik Verdacht aut 
| weisen auf die entsprechenden Erfahrungen von Schmidt (17) mit |. A AU TIRLONIBERBIDN ANNO O SEN PERASISAUN 
ea Lävulose. i E In: ee SER a | a 
7a E Die Ursache der alimentären Galaktosurie bei Morbus Base- - ln A Ausscheidung 0,56 g= negativ. 
a ‚dowii, Hysterie und Neurasthenie [Strauß (18), Wagner, | 16. Juli. `Ikterus läßt nach. Sr 
i Hier 19), Pollitzer (20) und Andere] ist nicht geklärt, | -> i7 Juli. se TEE ON CN a 
Hierose (19), = £ , 17. Juli. Ikterus wieder stärker, heftige Schmerzen im Leibe, 


ia 
t 


ARMEE wu 


einträchtigt sein. | : 


E22 


Í ' Gallensteine, Cholangitis und Tumoren. 
ž u | | 
F Tabelle 8. 
ie =} _. Ikterus dureh 
‚# à Icterus catarrhalis Cholelithiasis, Tumor, 
ab Autor B 5 < Echinokokkus > ` 
Zahl der | davon Zahl der © davon 
- Fälle positiv Fälle — positiv 

| , | 

m Bauer . 2-0... 2 a a ü TE 43 43 63o | 3 

4 Bondi und König . . . . -.. 8. T _- ge 

2 Neugebauer . . 2.222 .. 45 27 — a 

Reiß und Jehn .... 22... 17 14 12 ~ 

;; aner . sa‘ ee 24 23 31: ' st) 

2 Malva. . 00... 0 0 u | 5 3 D o — 

1) 2 Wörner und Reiß . . . 2... 10 7 n 

"u Hartiegan . . . 2 2 2 2000. g 6 13 _, 

$? Wömer .. 5.00, aan 5 [ 3 6 — . 
PR; n y 5 I r ` 
. Gesamt . . . [| . 15 183=805%]| 132 ,9=68% 
2 Der Unterschied ist eklatant. 165 Fälle von 


oo. = ikterus nur in 9 = 6,8%, der Fall ist. 
noch 45 andere 


kaum abhängig gewesen sein, ihre Ursachen waren: Lebereirrhose, -Iues, 
Icterus haemolytieus, perniziöse Anämie, Stauungsleber, Hepatitis, Blei- 
vergiftung, Phosphorvergiftung, akute gelbe Leberatrophie, Schwarz- 
wasserfieber. Die positiven Fälle verteilen’ sich wie folgt: Cirrhose 3; 
Lues 5; Hepatitis Í (Fieber); Bleivergiftung 1; Phosphorvergiftung 2; 
akute gelbe Leberatrophie 1; Schwarzwasserfieber 1 (eigene Beobachtung). 
Die negativen sind: Cirrhosen, Lues, perniziöse Anämie, Icterus hae- 
molyticus. l x 

. Bei Lebereirrhose und -lues ist der Grund für deù in- 
konstanten Ausfall der Probe wahrscheinlich in dem wechselvollen 
Verlauf des Leidens „mit akuten Nachschüben. einerseits und der Neu- 


N AN ER | 


NIS NN 


bildung von Lebergewebe andererseits“ zu suchen. Hervorzuheben ist 
noch, daß die acht Fälle von Icterus haemolyticus normale Ausscheidungs- 


werte boten. Bei Schwarzwasserfieber, bei Blei- und Phosphorvergiftung 
sowie akuter gelber Leberatrophie ist die Toleranzherabsetzung durch 
Veränderungen .des ganzen Leberparenchynis erklärt. 


~ F Zur Prüfung der Leberfunktion im allgemeinen 
ist also die Galaktoseprobe nur insofern brauchbar, als beim 
positiven Ausfall eine Störung angenommen werden darf, 
wenn hochfieberhafte und neurotische Zustände nicht komplizierend 
' in Betracht kommen. Bei sämtlichen 187 Fällen mit alimentärer 
Galaktosurie konnte aber auch mit den-sonst üblichen klinischen 
Untersuchungsmethoden die Diagnose „Lebererkrankung“ gesichert 
werden. .Da ein negativer Ausfall der\Probe eine Leberschädigung 


1) Zwei Fieber. 


doch dürfte dadurch der Wert der Probe nur ausnahmsweise be- 


Tabelle 3 gibt eine Zusammenstellung über den Ausfall der 
Galaktoseprobe bei zwei bestimmten Gruppen von Er- 
krankungen mit Gelbsucht, die besonders im Beginn diffe- 
rentialdiagnostische Schwierigkeiten bereiten können. Dieses sind 
einmal Affektioneh, die das gesamte Leberparenchym schädigen, 
der Icterus catarrhalis, und zweitens Zustände, welche 
eine mechanische Behinderung des Gallenabflusses verursachen: 


Zu Icterus catarrhalis scheiden 133mal = in.80,5°/, mehr als 
i ` 8g Galaktose aus, während dieses bei 132 Fällen von Stauungs- 


Nach der Literatur (vier eigene Beobachtungen eingerechnet) sind 
e Formen von Ikterus mit Galaktose geprüft, 
von denen 15 pathologische Mengen’wieder ausgeschieden haben. Die 
Differenzierung dieser Fälle dürfte von einer Leberfunktionsprüfung 


5 Wagner, Zschr. f. klin. M. 1914, Bd. 80, S. 174. — 6. R. 


8.1498. — 16. Bondi und König 


Leber fühlbar vergrößert. Operation: Haselnußgroßer Choledochus- 
stein und Stein'in der Gallenblase.’ nr Fer 2 


behandlung, begonnen mit Übelkeit, Appetitlosigkeit, ohne -besondere 
Schmerzen. leterus catarrhalis? Leberlues? toxischer Ikterus nach 


Salvarsan? 
5. März. 


: Wabrscheinlichkeitsdiagnose: Stauungsikterus durch Stein oder Gumma. 
10. März. Gallenblase hühnereigroß, fühlbar. Salvarsanbehandlung. 


nach syphilitischen Prozessen, die Gallengang und Cysticus verschlossen 
hatten. l a E u: Ra nt 
| B., 25. Jahre, Akut mit Gelbsucht erkrankt, unbestimmter Druck 


enthält Gallenfarbstoff. Erste Diagnose: Icterus catarrhalis. - 
| 2. Januar. Ikterus unverändert, 40g Galaktose, Ausscheidung 
14g = negativ. Wahrscheinlichkeitsdiagnose Cholelithiasis. 
. 20. Januar. Ikterus bgehelt.. — = Bar o j 
1. März. Erneut aufgenommen mit typischem Gallensteinanfall. 


‚Allen drei Fällen ist gemeinsam ` der akute Beginn mit un- 


| bestimmtem Druckgefühl im Leibe und starker Gelbsucht, Er- 


scheinungen, welche die Diagnose Icterus catarrhalis nahelegten. 
Der negative Ausfall der Galaktoseprobe wies in andere Richtung 
und die Operation ‘bestätigte bei zweien unseren Verdacht auf. 
’Stauungsikterus. Sie ergab Choledochusverschluß durch Stein be- 
ziehungsweise durch. luetische Prozesse. Beim dritten . erhärtete‘ 
ein typischer Gallensteinanfall mehrere Wochen nach Abklingen 
des Ikterus die per exclusionem gestellte Diagnose. - nar, 


>.,  Zusaąammenfasšung. _ a 
li. Die Galaktosebelastungsprobe soll nach der 
ursprünglichen Vorschrift von R. Bauer mit 40 g per os aüs- 
geführt werden. Ausscheidungswerte von 3 g und mehr sind als 
pathologisch anzusehen. De FE E E | 
2. Zum Nachweis einer Leberschädigung ist die Galaktose- 


ie 


wie auch die Lävuloseprobe nur bedingt brauchbar. Ihr positiver. 


"Ausfall spricht dafür, der negative nicht dagegen. Thyreotoxikosen, 
neurotische und fieberhafte Zustände können unter Umständen die 
Verwertung beeinträchtigen. = | 

3. Die eigentlich praktische Bedeutung der Galaktose- 
probe liegtin der Möglichkeit, mit ihrer Hilfe Icterus catar- 
rhalis und Stauungsikterus (speziell bei Cholelithiasis - 
und Neubildungen) frühzeitig differentialdiagnostisch 

unterscheiden zu können. 0 2 l 


Literatur. 1. H. Strauß, D. m. W. 1901, Nr. 44 und 45; ebenda 

1913, Nr. 37. — 2. H. Sachs, Zschr. f. klin. M., Bd, 388. — 3. Frey, ebenda 
1911, Bd. 72, S. 883. — 4. Wörner und Reiß, D. m. W. 1914, Nr. i8. — 
auer, W. m. 

W. 1906, Nr. 1 und 52; D. m. W. 1908, Nr. 85. — 7. Hohlweg, D. Arch. : 

f. klin. M. 1909, Bd. 97. — 8. Reiß und Jehn, ebenda 1912, Bd. 108. — 
9, Isaac, B. kl. W. 1913, Nr. 25. — 10. Neugebauer, W. kl. W. 1912, 
Nr. 14.: — 11. Maliva, M. KI. 1914, Nr. 18. — 12. Uhlmann, Arch. f. 
Verdauungskr., Bd. 21. — 18. Steiger, Korr. Bl. Schweizer A. 1914, Nr. 34. 
— 14. Hartie'gan, W. kl. W. 1914, Nr. 14. — 15. Bauer, B. kl; W. 1912, 
. 149 ‚„ W. m. W. 1910, Nr. 44 und 45. — 
17. Schmidt, D. Arch. f. klin. M. 1910, Bd. 100. — 18. Strauß, Neurol. 
Zbl. 1913, Nr.20. — 19. Hierose, D. m. W. 1912, Nr. 12. — 20, Pollitzer, 
W. kl. W. 1911, Nr. 40. | Zu; = 


nn. 


i te 


Ikterus stärker, Stuhl acholisch. 40 g Galaktose,: 
Ausscheidung 0,7 g = negativ. Wassermannsche Reaktion positiv. 


in der Lebergegend, keine Koliken. Starker Ikterus, Urin bierbraun, _ 


' M., 24 Jahre. 23. Februar. Starker Ikterus nach Salvarsan- es 


20. April. Operation: Hydrops der Gallenblase, Narbenbildung - . 


$ - Pa. E = 
er TER 5 a SE re E i 
` ren k B 


= " j 5 i i z 
RE ae nn, 2 u ae ’ = l > 
| me en - 2 w: a 
j Tr nen. x = E 
=. € 2 E Ers r) a anaa ` an SER Par R 
r. Ba a 5 > u En S f we Fer = = m 
$ Š E a, ER et eg Rn: we a ar In. ES EESETEEN 


1144 - 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 4b. >. 9, November 
Aus der Chirurg.-urologischen Privatklinik von Dr. A. Freudenberg 
in Berlin. 


Zur Pathogenese der Mictionsstörungen bei Tabes, 
nebst kurzen Bemerkungen über einige Fälle von 
operativer Behandlung derselben. 


Von 


Dr. A. Freudenberg. 


Sehr gut verträgt sich mit meiner Annahme einer Koordi- 
nationsstörung auch die schon von Goldsc hmidt gemachte 
Feststellung, daß, wenn man Tabiker mit dem Goldschmidt- 
schen Instrument urethroskopiert, man häufig eine Con- 
traction des Sphincter internus auftreten sieht, wenn _ 
der Patient preßt oder wenn man einen Druck auf die Blasen- 
gegend ausübt. 


Ausdrücklich hervorheben möchte ich, daß die beim Tabiker 
so häufig zu beobachtende Enuresis nicht gegen meine Auf- 
fassung spricht. Zunächst handelt es sich ja dabei meist um 
eine „Incontinentia paradoxa“, das heißt bei überfüllter Blase 
fließt ein Teil des Urins ab, weil infolge der Überdehnung der 
Blase eben der Sphincter schließlich mechanisch auseinandergezogen’ 
wird. Aber auch eine wirkliche Incontinenz bei schwach getüllter 
Blase besagt ja nur, daß der Sphincter erschlafft zur Zeit, wo er 


kontrahiert sein sollte, weil ja zu dieser Zeit der Detrusor erschlafit 


Man nimmt im allgemeinen an, daß es sich bei dem Zustande- 
kommen der Mictionsstörungen bei Tabes, die ja ein überaus häufiges, 
wenn nicht konstantes Symptom dieser Krankheit darstellen, ent- 
weder um eine vom Rückenmark ausgehende Lähmung des 
Detrusor handelt, oderum degenerativeVeränderungen 

J d p z 2 5 7 an 5 
in seiner Muskulatur Ioh hate beide Erklärungen nicht | jst der Vorgang würde, also ebenfalls eine Koordinakidnetóringi 
AOMEN ASCENDEU Rare phineter Na auch im umgekehrten Sinne, wie bei der Retention, dar- 
vesicae internus zugrunde liegt, in der Weise, daß bei dem De: 
Versuche der Blasenentleerung, also bei der Contraction 
des Detrusor, der Sphincter, statt zu erschlaffen, 
sich ebenfalls mehr oder weniger kontrabiert. 
Das würde also der Erklärung entsprechen, die man für die tabischen 
Gehstörungen allgemein akzeptiert hat. 
' Hier die Gründe für meine Auffassung: 


Gegen die Annahme einer dauernden Lähmung des Detrusor 
oder muskulärer Veränderungen in demselben bei Tabes spricht zu- 
nächst, daß die Mictionsstörungen ein Frühsymptom, häufig 
sogar das erste ernstere Symptom dieser Krankheit dar- 
stellen, sodaß gar nicht selten sie erst den Patienten zum Arzt 
und diesen zur Diagnose: Tabes führen. 


Ebenso spricht dagegen die bei der eystoskopischen 
Untersuchung des Tabikers regelmäßig festzustellende Trabekel- 
blase. Wo wir sonst eine Trabekelblase finden, wie bei der 
Prostatahypertrophie oder Harnröhrenstriktur, ist regelmäßig ein 
Hindernis für die Harnentleerung vorhanden, sei es die hyper- 
trophische Prostata, sei es die durch die Striktur verengerte Harn- 
röhre. Die Trabekelblase kommt eben dadurch zustande, daß der 
Detrusor verstärkte Anstrengungen machen muß, um das Hindernis 
zu überwinden, und daß infolgedessen seine Muskelbündel zu 
Balken hypertrophieren. Eine Lähmung oder primäre Muskel- 
veränderungen des Detrusor können unmöglich eine Hypertrophie 
erzeugen. Wohl aber wird eine solche durch eine jedesmal oder 
sehr häufig im Moment der Detrusorcontraction entstehende Con- 
traction des Sphincter mit der Zeit entstehen, da diese Contraction 
des Sphincter naturgemäß am Blasenausgang ebenso ein Hindernis 


für die Harnentleerung setzt, wie etwa die sich dem Orificium internum 
vorlegende hypertrophische Prostata. 


Für meine Auffassung und gegen die ursächliche Annahme 
einer Lähmung respektive muskulären Veränderung des Detrusor 
spricht auch der beträchtliche Wechsel in der 
Hochgradigkeit der Blasenbeschwerden beim 
Tabiker (selbstverständlich abgesehen von den Intensitäts- 
schwankungen, die durch das Auftreten oder die Steigerung von 
Komplikationen, z. B. Cystitis, bedingt sind). Diese Schwankungen 
des Grades der Blasenbeschwerden betreffen nicht nur längere 
Zwischenräume — wie wir das ja auch bei den Gehstörungen der 
Tabiker kennen, wo Perioden besserer Gehfähigkeit mit solchen 
einer Verschlechterung abwechseln können —; sie sind häufig auch 
. von einem Tage zum anderen zu konstatieren, wenn man als 

Maßstab dafür die Menge des Residualurins nimmt (also des 
Restharns, den der Katheter noch entleert, nachdem der Patient 
unmittelbar vorher spontan uriniert und sich dabei Mühe gegeben 
hat, auch alles zu entleeren, was er entleeren konnte), und wenn 
man bei regelmäßigem Katheterismus diesen Residualurin Tag für 
für Tag genau mißt. Während man dann `z. B. bei Prostatikern 
mit chronischer inkompletter Urinretention nur relativ geringe 
Schwankungen in den Mengen des Residualurins findet, sieht man 
im Gegensatz dazu bei den Tabikern ganz kolossale Schwankungen, 
sodaß man an einem Tage eventuell 400 oder 500 cem nach der 
Miction durch den Katheter entleert, am. nächsten Tage nur 30 
oder 40, dann wieder 200 oder 300 und so fort. Ich verfüge über 
zahlreiche Kurven von Residualurinen bei Prostatikern und Tabikern, 
aus denen dieser Unterschied sehr deutlich in die Augen springt, 
und die ich in einer Diskussion in der Berliner Urologischen Ge- 
sellschaft am 15. Juli dieses Jahres demonstriert_habe, 


Ich habe nun gewissermaßen ein Experimentum crucis ge- 
macht, indem ich einige Fälle von tabischen Mictionsstörungen 
operativ behandelt habe, und zwar mittels Durchtrennung 
des Sphincter internus per urethram. Ich glaube, 
daß man dazu berechtigt ist, nachdem — worauf ich schon in einer 
meiner ‘ersten Arbeiten über die Bottinmische Operation aut 
merksam gemacht habe — es als feststehend gelten kann, daß bei 
operativerDurcehtrennung des Sphincterinter- 
nus der Sphincter externus, der ja nicht durchsehnitten 
wird, vieariierend für jenen eintritt. Ich habe die 
Operation mittels des Bottinischen Incisors ausgeführt und in 
der Tat dabei vollständige Beseitigung der Mictionsstörung erzielt, 
sodaß der Katheter gar nicht mehr nötig war, der Residualurin 
dauernd verschwand und die bestehende Incontinenz aufhört 
oder auf ein Minimum herabging. Einen dieser Fälle, den ich 
bereits im Januar 1901 operierte, habe ich in meinem Beitrage zu 
der 1903 erschienenen Bottinifestschrift?) (als Fall 14) publiziert, 
ohne ihn freilich damals ganz richtig zu deuten. Bei diesem 
Falle konnte ich übrigens die Dauerhaftigkeit des Heilungsresultates 
quoad Mictionsstörung bis zu dem 43/4 Jahre nach der Operation 
erfolgenden Tode des Patienten konstatieren; ebenso in einem 


anderen, 1904 operierten Falle bis zu dem 4/4 Jahre post ope- 
rationem eintretenden Tode?). 


Ich brauche wohl kaum hervorzuheben, daß ich trotz dieser 
Erfolge weit davon entfernt bin, diese operative Therapie nun 
etwa zu einer für alle Fälle anzuwendenden Normalbehandlung 
der Mictionsstörung bei Tabes zu empfehlen. Daß ich nieht auf 
diesem Standpunkt stehe, geht ja schon aus der geringen Zahl 
von Fällen, in denen ich sie angewendet, hervor. Ganz gewiß 
kommt sie nicht in Betracht für die Fälle, wo die anderen Sym- 
ptome dieses Leidens so im Vordergrund stehen, daß demgegenüber 
die Blasenbeschwerden in den Hintergrund treten. i 

Übrigens möchte ich glauben, daß, wenn ich wieder in die 
Lage komme, in solchen Fällen- zu operieren, ich es vorziehen 
werde, die Durchtrennung des Sphincter nicht mit dem Bottini- 
schen Incisor auszuführen, sondern unter Leitung des Auges, 
eventuell urethroskopisch; vielleicht auch nicht mittels Galvano- 
kaustik, sondern mit der Hochfrequenzkaltkaustik. 


Die Röntgenbehandlung der Drüsentuberkulose)). 


Von 


Dr. M. Strauß, Nürnberg. 


Der Krieg hat mit der durch ihn bedingten Versehlechte- 
rung unserer Ernährung, noch mehr vielleicht mit der durch seine 
Folgen erzwungenen Außerachtlassung allgemeiner und person- 
licher Hygiene eine ungeahnte Steigerung der Zahlen der Tuber- 
kuloseerkrankungen und -sterbefälle gebracht. Es liegt nahe, 


' 0 

1) „Meine letzte Serie von 25 Fällen der Bottini operator 

Bottinifestschrift; Palermo, Verlag der Tipografia matematica, 1999, 

vol. 1, p. 68—73; auch Allg, m. Centralztg. 1903, Nr. 14 und fl. te 
“* Der Fall soll in einer, die ganze Frage ausführlicher 


handelnden Arbeit meines Assistenten Dr. J. Salinger genau vis 
öffentlicht werden. | 


®) Nach einem Vortrag im Ärztlichen Verein Nürnberg A 
19. Juni 1919, 


| Digitized by Google 


I ar >13 -o har Da — p-k- 
NE en Sn ic 


EN un 


INK 


9. November. 


daß diese Steigerung nach Zahl und Schwere der Erkrankung 


nicht allein die Tuberkulose xat’ ozv, die Lungentuberkulose be- 
trifft, sondern auch -alle übrigen Formen der Tuberkulose, vor 
‚allem die sogenannten chirurgischen Tuberkulosen. Das recht 
beschränkte Material, das dem Praktiker zur Verfügung steht, 
hindert mich, die Häufung der Erkrankungen in statistisch ver- 
wertbarer Zahl festzustellen. Dagegen erscheint wohl hinsichtlich 
der Schwere der Erkrankungen von Belang, daß; in den meisten 


Fällen die verschiedenen konservativen Behandlungsmethoden, die 


in Friedenszeiten verbunden mit allgemein hygienischen und diäte- 
tischen Maßnahmen recht gute Dauerresultate gaben, jetzt völlig 


versagen, sodaß sich der Chirurg zu aktiverem Vorgehen, bei Er- 


wachsenen sogar zur radikalen Methode der Gliedabsetzung ent- 
schließen muß, wenn es sich um tuberkulöse Knochen-Gelenk 


erkrankungen handelt. à 


Nur die Drüsentuberkulose macht von diesem hoffentlich i 


bald wieder weichenden Zwang zu aktiv chirurgischer Therapie 
eine Ausnahme. Diese ist nicht durch die geringere Schwere der 
Erkrankung bedingt — die oben angeführten Kriegsfolgen gelten 


auch hier, um so mehr, als gerade die Drüsenerkrankung vielfach. 


eine Schmutzerkrankung ist und vernachlässigt wird —, sondern 


dadurch, daß wir in der Röntgenbestrahlung der tuberkulösen 


Lymphome eine konservative Heilmethode besitzen, die auch bei 
der jetzigen schweren Beeinflußbarkeit. der Tuberkulose nicht ver- 


sagt und jedes aktive Vorgehen unberechtigt erscheinen läßt. 


Es liegt nahe, daß die Anhänger aktiver Therapie auf die 


- Vorteile operativen Eingreifens hinweisen, das bei nichtvereiterten 


oder fistelnden Drüsentumoren eine Heilung per primam in wenigen 
Tagen ermöglicht und den Erkrankungsherd in toto entfernt. 
Dabei wird jedoch vergessen, daß Rezidive fast unvermeidbar 
sind, da auch die radikalste Operation nicht alle Drüsen erreicht 
— sehr oft sind die vor dem Atlas gelegenen kleinen Drüsen die 
Quelle von Rezidiv und langdauernder Fisteleiterung. Weiterhin- 
wird nicht beachtet, daß die Operation vielfach latente Lungen- 
tuberkulose florid werden läßt und bei radikalem Kingriff auf 
alle Fälle eine erhebliche Schwächung des Individuums bedeutet, 
wenn sie nicht direkt oder indirekt zum Tode führt (Loth- 
eißen berechnet 1915 20%, Todesfälle), Endlich sind die oft 
recht entstellenden Narben, die infolge der Rezidive immer und 
immer wieder notwendig werdenden operativen Eingriffe mit den 


| anschließenden Fisteleiterungen, die bei der Radikaloperation oft 
' nicht vermeidbaren Verletzungen wichtigen Nerven zu erwähnen; 


alles Umstände, die heute mehr als je ins Gewicht fallen und zum 
Schlusse führen, daß die jetzt seit fast 20 Jahren bei der Drüsen- 


tuberkulose bewährte Röntgentherapie nicht allein die Therapie 


der Wahl, sondern die Methode der Notwendigkeit ist, um so 


mehr, als nach den fast übereinstimmenden Berichten zahlreicher . 


Autoren — eine kurze Literaturübersicht ergibt mehr als 100 
einwandfreie kritische Arbeiten — die Röntgenbestrahlung fast in 
allen Fällen gute Resultate zeitigt und wesentliche Schädigungen 
vermeiden läßt. Ä | 

Wie wirken. nun die Röntgenstrahlen bei der Drüsentuber- 
kulose? Nach den einwandfreien experimentellen Untersuchungen 
von Küpferle und Bacmeister kommt es durch die Be- 
strahlung nicht zur Einwirkung auf die Tuberkelbacillen selbst, 
sondern zu dem schon von Heinicke festgestellten rapiden 


‘Zerfall der Lymphocyten und zur Einschmelzung des Granulations- 
` gewebes, das durch massenhaftes Auftreten von Fibroblasten zu 


Narbengewebe umgewandelt wird. Gleichzeitig setzt ein erhöhter 
autolytischer, immunisierender Prozeß im Gewebe ein, der sich 
leicht in dem starken positiven Ausfall der Pirquetschen Reaktion 
nach der Bestrahlung kundgibt und eine wertvolle Hilfe- im‘ 
Kampfe gegen die an anderer Stelle vorhandene Infektion oder 
die im täglichen Leben nicht vermeidbare Neuinfektion darstellt. 
Sie bedingt die von Iselin ausführlich und eindringlich nach- 
gewlesene Entgiftung des Organismus, die in der Hebung des 
Allgemeinbefindens und der Körpergewichtszunabme deutlich wird 
und einen unerreichbaren Vorzug gegenüber der operativen Be- 
handlung bietet. Im einzelnen ist der Heilungsvorgang ver- 
schieden, je nachdem es sich um die einfach hyperplastische 
Form der Drüsentuberkulose handelt — ein oder mehrere ge-’ 
schwellte Drüsenknoten, die nicht mit der Unterlage verwachsen 


und leicht verschieblich auf Druck nicht empfindlich sind — oder 


bereits central verkäste oder vereiterte Knoten vorliegen, die zu 
einem großen Paket verpacken sind, das geringe Verschieblichkeit 
zeigt oder endlich die Verkäsung bereits zur Abscedierung und 
Fistelbildung geführt hat. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 


bringen. 


1145 


s 


Bei den einfachen rein hyperplastischen Formen, die vor 


allem bei Kindern durch bloße diätetische Maßnahmen unter Zu- 


hilfenahme von Luft und Licht, Jod und Schmierseife zur Ver- 
kleinerung zu bringen‘. sind, reicht oft eine einzige kräftige Be- 
strablung aus, um das Iymphoide Gewebe zum Einschmelzen zu 


der Bestraflung zu einer weiteren Schwellung, die zuweilen mit 


Fieber und leichten Allgemeinerscheinungen von kurzer Dauer 


einhergeht. Nach wenigen Tagen ist die Schwellung verschwunden, 
an Stelle der bis zu apfelgroßen Knoten treten einzelne gut ab- 
tastbare kleinere Knoten, die durch weitere Bestrahlungen sich in 
harte, durch derbe Stränge verbundene Knötchen von kaum 
Erbsengröße wandeln, die frei von Riesenzellen und Tuberkel- 


knötchen sind, 


Bei den verkästen Formen vollzieht sich die Rückbildung 


langsamer, doch kommt es auch hier zur Einschmelzung lym- 
phoiden Gewebes und zur Bindegewebswucherung um den sich 


verkleinernden Knoten, der jedoch nicht unter bohnengroß wird. - 


Die weitere Bestrahlung führt zur Erweichung des centralen -Käse- 
herdes, der bei oberflächlicher Lage leicht durch Stichineision mit 
gleichzeitiger Excochleation ohne Fistelbildung und ohne ent- 
stellende keloidartige Narben zur Heilung kommt. In gleicher 


Weise reagieren die Formen, bei denen schon die Verkäsung zur . 


. Vereiterung führte. 
| hier noch langsamer und unvollständiger, die Erweichung tritt 


Die Rückbildung des Drüsentumors geschieht 


jedoch rascher ein und führt zur Umwandlung. des Käseeiters in 


eine trüb seröse Flüssigkeit, die durch wiederholte Punktion oder 
‚Stichineision entfernt werden muß, worauf sich allmählich unter - 


fortgesetzter Bestrahlung aus der Drüse ein strangartiges derbes 
bindegewebiges Narbengewebe bildet. 

Die durch Mischinfektion abscedierten, fistelnden Lymphome, 
dle zum Teil schon vielfachen Operationen unterworfen waren, 
bedingen die größten, jedoch nicht unüberwindliche Schwierig- 
keiten für die Röntgentherapie. Die ulcerierte, fistelnde, oft leicht 


ekzematöse Haut verlangt besondere Vorsicht in der Dosierung, . 


sodaß an, Stelle weniger und kräftigen Bestrahlungen häufigere 


schwächere Belichtungen treten müssen, die die Behandlungsdauer. 
Der gute Einfluß der Bestrahlung zeigt sich in der ` 
raschen Erweichung und Einschmelzung der noch vorhandenen 
| Knoten, in der Umwandlung des allmählich versiegenden Käse- 


verlängern. 


eiters zu seröser Flüssigkeit, in dem Austrocknen und Ausheilen 
der Fistelgänge, deren Granulationsgewebe von den Röntgen- 


strahlen besonders intensiv beeinflußt wird. Keloidnarben sind auch - 


hier selten. Die immer wiederkehrenden Abscedierungen und Ein- 


“schmelzungen stellen natürlich an Geduld und Ausdauer von Pa- 
tient und Arzt mehr Anforderungen, als die wenigen Worte er- 


kennen lassen. | 
Was nun die Technik der Bestrahlung anlangt, so muß vor- 


ausgeschickt werden, daß bei einer so verschiedenartigen Er- 
krankung, wie es die Drüsentuberkulose ist und ebenso bei einem 


nur empirisch feststellbaren Medikament, wie es die Röntgen- 


strahlen sind, individuelle, dem einzelnen Fall exakt eingepaßte 
Behandlung wesentlich ist. Im einzelnen sind heute nach mannig- 
fachen Fehlschlägen und unerwünschten Schädigungen alle Autoren 


‚darin einig, daß möglichst harte, gefilterte Strahlen zu verwenden 


sind, die in der Dosis von höchstens 10 X auf jedes Feld zu geben 


sind. Bei dem tiefen Sitz einzelner Drüsenknoten muß die Be- ` 


strahlung auf die Umgebung der Drüsenpakete ausgedehnt werden. 
Bei verkästen und fistelnden Formen sind die Bestrahlungen lange 
fortzusetzen, wobei die von Iselin betonten, noch nach Jahren 
auftretenden Schädigungen der Haut wohl zu beachten sind. Es 
liegt nahe, die lange Behandlungsdauer durch die heute verwert- 
baren Intensivinstrumentarien abzukürzen. Ich würde dies jedoch 


| bei der Therapie der Lymphome für einen technischen Fehler 


halten, da abgesehen von der beim Intensivinstrumentarium nicht 
sicher vermeidbaren Hautschädigung die Gefahr besteht, daß der 


starke Reiz der Intensivbestrahlung eine mächtige Bindegewebs- 


wucherung um den central verkästen Lymphknoten entstehen läßt, 
die weitere röntgentherapeutische Beeinflussung unmöglich macht 
und zur nachträglichen, durch die derben Verwachsungen er- 
schwerten operativen Entfernung des Narbentumors zwingt. Dem- 


entsprechend beginne ich bei jeder Drüsenbestrahlung — die ein-. 


fach hyperplastische Form läßt sich nicht mit absoluter Sicherheit 
von den central verkästen Formen unterscheiden — mit schwächeren 
Dosen harter, durch 3.mm Aluminium gefilterter Strahlen in der 
Menge von 5 X (Kienböckmessung). Die geringeren Anfangsdosen 


haben gleichzeitig den Vorteil, zu intensive Reaktion, die die 


Infolge der Einschmelzung kommt es unmittelbar nach 


ausıee -- 


EA nn 


a m e, 


SIE Merle eg: ie ann 


FE [ne 


y Eases Ejer = Kennen 
Sn 
- seini - s- P 
m - — "ypo aei 
> - - denne pman a -> 
ka -n r pae 
P ie a Sp oz ar 
+ u > t om y as Bfn S O L N 
ES -4 - 


T .r - u‘ x a an ie ti sæ - N y i pars S mah 3 > 
u ur er u u ii _— = n Y- er adi 
=e m eee - . F J u A u. . t à V 
ai ger 4 MR D i wrar- x : ) 
< . "Pp" S> z E Fe. - z nu s 
D ae = Be N <> =. Ari N. 
V D. E rs en mn — F a aiea N M . = - 
|æ = -aii 1 S5 Pead t rn EN wur 
— F E y Ehen 2 = i > JRA — 
en nor FE nn >. È 
x “ { I P eama skrada remes ~ - ” e - un 
t er IN An r E : 5 - I m AL Ara “ p 
a Er RS y un Zi hr en et en Ta ` ` 
Lie E> < wa — 2 - 
-ty er — a N or 
D -a z _ u 


er 
u wu 


T ea 
I! 
E 


di Ar x 
` iv 
park 
nz | 
Billa 
SE IE 
y 


IB: 


u er >> 
n er 


1146 


‘ Arbeitsfähigkeit des Patienten behindern könnte, zu vermeiden 

und lasse nach drei Wochen eine weitere Volldose von 10X geben, 
die so oft in drei- bis vierwöchigem Intervall wiederholt wird, bis 
die Drüsen zu Kirschkerngröße verkleinert sind. Aus dem oben- 
erwähnten Grunde sehe ich auch von der Kreuzfeuerbestrahlung 
ab, die von einzelnen Autoren verwendet wird. Dagegen ver- 
suche ich durch die Jodierung der erkrankten Hautpartien eine 
Sensibilisierung für die Strahlen zu erzielen. Die Abdeckung der 
gesunden Nachbarpartien muß mit besonderer Vorsicht geschehen, 
da bei der fast ausschließlich am Halse beobachteten Lokalisation 
außer kosmetischen Rücksichten (Haarausfall) auch die Schild- 
drüse zur Vorsicht mahnt, deren ungewollte Bestrahlung zu töd- 
lichem Thyreoidismus führen kann (Verning). Nach drei- 
maliger Bestrahlung wird die Bestrahlung für sechs Wochen unter- 
brochen und dann wieder aufgenommen, wenn die Bestrahlung 
noch nicht ausreichend wirkte. Bei eingetretener Abscedierung 
-eröffne ich die Abscesse unter Stichineision, da sich mit der 
Punktion der oft käsige, krümliche Eiter nicht entfernen läßt und 
bei den bestrahlten Drüsen die kleine Ineision ebensowenig 


zur Fistelbildung und Keloidnarbe neigt als die sachgemäß durch ' 


gesunde Haut ausgeführte Punktion. Bei reichlichen Käsemassen 
schließe ich an die ohne jede Anästhesierung leicht ausführbare 
Incision die Excochleation der Käsemassen mit dem kleinen 
‘scharfen Löffel, und schließe die Wunde durch einen Druck- 


verband. Von der Einbringung von Jod, Jodoform, Phenoleampher 
und ähnlichen Medikamenten sehe ich ab. | 


Die Resultate der Bestrahlung, die nach dem Urteil fast 
aller Autoren (von deutschen Klinikern nenne ich nur Wilms, 
Küttner, Anschütz, Kümmell) jeder anderen Therapie 
überlegen sind, zeigen entsprechend der verschiedenen Form der 
Drüsenerkrankung und der bisher nur empirisch ausgebauten 
Technik verschiedene Wertigkeit, die von 50 bis 90°/, Dauer- 
heilungen ohne Rezidive erkennen lassen. Meine eigenen Fälle 
sind noch zu jungen Datums, um von Dauerheilungen berichten 
zu können, da ich erst zu Beginn dieses Jahres mit, der Wieder- 
aufnahme meiner Praxis mit der Bestrahlung von Lymphomen 
begonnen habe. Immerhin lassen die in 20 Fällen vorgenommenen 
Bestrahlungen einen heilenden Einfluß der Bestrahlung erkennen, 
obwohl die Fälle noch selten bestrahlt sind (im Durchschnitt 30 X 
pro Fall) und es sich fast durchweg um die schwerer zu beein- 
f\ussenden verkästen Formen handelt. In vier Fällen lag bereits 
Fistelbildung vor, der in zwei Fällen sechsmalige Operation vor- 
ausging. Zwei Fälle möchte ich heute bereits als geheilt be- 
zeichnen. Irgendwelche Schädigungen wurden nicht beobachtet, 
die eingangs erwähnte Reaktion fand Sich durchwegs, wenn auch 
nur in mildem Grade, sodaß keine Behinderung der Arbeitsfähig- 
keit eintrat. In fast allen Fällen, in denen vorher Schmerzen be- 
standen, ergab die Bestrahlung ‘Schmerzfreiheit. Nur in einem 
Falle, in dem vielleicht schon vor der Bestrahlung eine ge- 
schlossene Mischinfektion bestand, hatte die Bestrahlung eine 
weitere Steigerung der Schmerzhaftigkeit zur Folge und zwang 
zur raschen Stichineision, der jetzt Heilung zu folgen scheint. Ein 
Fall, der unter den obenerwähnten Fällen nicht angegeben ist, 
erkrankte 14 Tage nach der ersten Bestrahlung unter den Er- 
scheinungen einer Meningitis tuberculosa, der das drei Jahre alte 
Kind nach dem Bericht des behandelnden Arztes erlag. Für die 
Annahme eines direkten Zusammenhangs zwischen Bestrahlung 
und Meningitis liegt kein Grund vor, zumal die Erkrankung erst 
14 Tage nach der Bestrahlung begann. 

So ermutigend die bisherigen Literaturberichte und ebenso 
auch meine eigenen Beobachtungen hinsichtlich des Wertes der 
Röntgentherapie bei der Lymphombehandlung sind,. sowenig darf 
meines Erachtens vergessen werden, daß neben der Lymphdrüsen- 
tuberkulose eine allgemeine Erkrankung beziehungsweise ‘Dis- 
position einhergeht. Noch weniger.darf unberücksichtigt bleiben, 
daß die Drüsenerkrankung wie sonstige Drüsenentzündungen wohl 
fast durchweg eine Sekundärerkrankung darstellt, die durch Passage 
eines infektiösen Virus oder von einem primären Herde aus ver- 
mittelt wird. Beiden Momenten muß selbstverständlich auch bei 
der Röntgentherapie Rechnung getragen werden. Die Verhin- 
derung der Infektion ist heute bei den dicht zusammengedrängten 
Massen, bei der allgemeinen Unterernährung, bei der barbarischen 
Rücksichtslosigkeit, von der das Leben im gemeinsamen Hause 
in Versammlungsräumen, auf den Verkehrsmitteln und auf der 
Straße erfüllt ist, bei den dunklen Wegen, auf denen unsere 
Nahrungsmittel im Schleichhandel kommen und gehen, für den 
einzelnen Arzt unmöglich, Soziale Erneuerung und ' wirkliche 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 


u 5 
a 


“ er, Wo D T 
Oy emper. 


< A 


= A 
kaj iae < 


Kultur wird vielleicht nach Jahren uns auf diesem Gebiete wieder 
dort anfangen lassen, wo wir vor dem Kriege aufhörten. a 


Um so mehr muß der Therapeut bestrebt sein, einen 
eventuellen primären Herd auszuschalten, um die Röntgenbe- 
strahlung wirksam zu machen. 

Zähne, an die- Gaumen- und Rachentonsillen, die durch Inhalation 
oder Nahrung (Kuhmilch) oft infiziert werden, wobei die Tonsillen 
nicht immer vergrößert zu sein brauchen. Bei der oft nur mikro- 
skopisch erkennbaren Infektion verlangt Trautmann bei be- 
stehender Halsdrüsentuberkulose immer die Totalexstirpation der 
korrespondierenden Tonsille. Auch Nasen- und Ohrerkrankungen 
stellen häufig die Eingangspforte dar und müssen zur Ausheilung‘ 
gebracht werden, wenn die Röntgentherapie vollen und dauernden 
Erfolg haben soll. ar. X. En 


Ebenso große Rücksicht und Fürsorge verlangt die Bekämpfung 
der Allgemeinerkrankung. Hier ist das ganze Arsenal unserer all- 
gemeinen Tuberkuloseheilmittel heranzuziehen und dies um so 
intensiver und extensiver, als uns eine Reihe bewährter Maßnahmen 
im Kampf gegen die Tuberkulose, wie Überernährung, Liege; 
Ruhekuren, nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Hier kommt 
in erster Linie der Aufenthalt in reiner Luft und möglichste Be- 
sonnung in Frage, die im Hochgebirge und an der See allein für die 
erfolgreiche Behandlung der verschiedenen Lymphomformen ausreicht. 
Die Besonnung in der Ebene ist nach Intensität und Dauer meist 
nicht ‘genügend, erscheint mir aber zur Beihilfe recht wertvoll. 
Inwieweit künstliche Besonnung (Quarzlampe) die natürliche Sonnen- 
strahlung ersetzen kann, entzieht sich bei dem Mangel an eigener 
Erfahrung meiner Beurteilung; als alleinige Therapie erscheint sie 
nach den Literaturberichten um so weniger wirksam und berech- 
tigt, als Thedering vom Finseninstitut in Stockholm 50 bis 
250 Sitzungen von 21/2 Stunden Dauer verlangt. Wertvolle Unter- 
stützungsmittel im Kampf gegen das Lymphom dürfte auch die 
medikamentöse Therapie durch Jod, Jodwasser, Thorium X, Schmier- 
seifeneinreibungen und Kalkzufuhr an Stelle des fehlenden Leber- 
trans: bieten. Inwieweit die Tuberkulinbehandlung (Alttuberkulin) 
die von einzelnen Autoren zur Unterstützung der Röntgentherapie 
empfohlen wird, berechtigt ist, entzieht sich meiner eigenen Erm 
fahrung. Die Erfahrungstatsache, daß unter den heutigen Lebens- 
bedingungen der Mehrzahl der Patienten auch das Lymphom wie 
die sonstigen Tuberkulösen schwer zu beeinflussen ist und dab 
die durch die Röntgenstrahlen geschaffene Entgiftung bei der Not- 
wendigkeit vorsichtiger Dosierung immer nur eine teilweise sein 


kann, läßt es wohl zu, das 'Tuberkulin zur Unterstützung heran- 
zuziehen. | 


Hier will ich auch darauf hinweisen, daß die eben erwähnte, 
nur teilweise Entgiftung bei der Fortdauer der schädlichen All 
gemeinumstände und der dadurch bedingten Neigung der Lymphome, 
zu rezidivieren beziehungsweise an anderer Stelle zu erscheinen, 
es ratsam erscheinen läßt, sich nicht mit der fast völligen Rück- 
bildung der Lymphome zu begnügen, sondern durch zeitweise 
Wiederbestrahlung für eine Immunisierung der Erkrankten ZU 
sorgen und Rezidiven vorzubeugen. Der von anderer Seite vor- 
geschlagenen sekundären Exstirpation der zurückgebliebenen Knoten 
vermag ich mich nicht anzuschließen, da man mit der dureh die 
bindegewebigen Verwachsungen erschwerten Operation einen Tel , 
der Vorteile der Bestrahlung opfern würde, Die dem einzelnen 


Fall.angepaßte Entleerung und medikamentöse Behandlung de! 
Knoten dürfte mehr Vorteile bieten, 3 


Wenn ich zum Schlusse kurz zusammenfassen darf, SO hoffe 
ich überzeugend dargetan zu haben, daß die Röntgentherapie bei 
der Drüsentuberkulose recht gute Dienste ‚leistet und größere 
operative Ringriffe unnötig macht. Die Länge der Kur, der wesent- 
liche Nachteil der Behandlung wird leicht dureh den Umstand 
ausgeglichen, daß keinerlei Berufsunterbrechung nötig ist, Das 
engbegrenzte Gebiet, auf dem bisher die Röntgenstrahlen als 
Therapeutieum in der Chirurgie den Kampf mit dem Messer sieg- 
reich bestanden haben, hat sich durch die Röntgenbestrahlung 
der Drüsentuberkulose wesentlich erweitert. Freilich ist der Heil- 
erfolg noch weit davon entfernt, eine mathematisch berechenbare 
Resultante aus Krankheitsprozeß einerseits und Röntgenstrahlen 
andererseits zu sein, um so weniger, als beide Komponenten keng 
feststehenden mathematischen Begriffe sind, aus denen ein einheik 
liches Parallelogramm der Kräfte aufgebaut werden kann. 


e ns 


Digitized by Googl a 


Dr + 


Ich erinnere hier an cariöse 


NN AL 


a ARE ne en 2 SE 


. > 


ı lung. Im allgemeinen kann man wohl sagen: Eine psy- | 
chogene Störung ist für eine Hypnose- | diesen verschiedenen Fällen von psychogenen Störungen wird - 
behandlung um so geeigneter, je circum- | nun wohl .der Einwand begegnen, daß man in vielen von ihnen , `°- 

| und | durch die bloße Wachsuggestion eine Beseitigung der.nervösen `. 


a x: a N Renee a er een Lu pa en 
ng TUNER S ee re rer i st Zu zn PAR ee 
nn TR erden 5 a ee x Pass T a ' l 3 aya i ee 
PE WU A B ; al 1 EN Ir 
a r + aae ar 
ven = , i A P N T i . % ä = N ; 
` E, N $ F t a 
! i : `- R - or 
` . ) j 5 . xen Be 
` u ^- ' . "s x f É f A i 7 5 7 E x r = ni l iy a On r rt g az: i ` i $ sa” k 
K . i £ \ a de 5 & 5 ý . r $ - RER: De R i . "a lan 
` u 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. - ra 1147 
$ $. i t è . 4 . ` 5 y A f- . . 
9. November . 1919 — MEDIZINISC XL r. 45. | i oo. ee 
ý 5 è $ 0 u Y . i 7 i 5 # = Me: , . i i í % ® De: - et 
à l i E PAg poa% l 2 > ' 


Über Hypnosebehandlung. 
Br En Re 
Dr. Max Serog. 


N 


Es ist noch nicht allzulange her, daß die Hypnose von 


-vielen Ärzten als ein nicht ganz vollwertiges Stück im the-- 


rapeutischen Arsenal angesehen wurde und ihrer Ausübung in 


-den Augen mancher sogar etwas vom Kurpfuschertum anhaftete. 


Erst in dem Maße, in dem die psychologische Betrachtungsweise 
. mehr Allgemeingut wurde.'und die ‚psychischen Behandlungs- 


methoden überhaupt immer weiter ausgebildet ‘wurden, ist hierin. 
= _ ein gewisser Wandel eingetreten. Eine gründliche "Änderung in 
-. - der Bewertung der Hypnose aber ‘erfolgte erst im Kriege. Erst 
durch den Krieg ist die Hypnose ein auch in weitesten Kreisen - 
bekanntes und gegen früher unverhältnismäßig viel angewandtes 
Daß die Hypnose heute „modern“ ge-. 


Heilverfahren geworden. 
worden, -verdankt sie übrigens keineswegs irgendeiner Erweite- 
‘rung oder Vertiefung‘ unserer Kenntnisse in. dieser Beziehung, 
‚sondern es sind — wie so oft in derartigen Fällen — rein äußer- 
liche Umstände, die. ihr zu ihrer heutigen Aktualität verholfen 
haben. Diese äußeren Umstände liegen -in der praktischen Be-' 
‚deutung, die die Kriegsneurosen und mit ihnen auch’ alle bei 
‚ihnen angewandten Heilmethoden gewannen. Weder. das An- 
wendungs gebiet noch die Anwendungsform der Hypnose 
hatte damit gegenüber dem früher bereits Gekannten und Ge- 
übten eine Änderung erfahren: Aber da es sich bei den- Kriegs- 


..neurosen um nervöse Erkrankungen handelte, deren Bekämpfung 
nicht nur. für die direkt von ihr ‘Befallenen von Bedeutung, son- 


. dern auch für die Gesamtheit von hohem Interesse war, so wurde 
‚auch der als Bekämpfungsmittel vielfach 
Hypnose nun allgemein stärkere Beachtung geschenkt. 
| Nicht wenige von den vielen Ärzten, die sich heute mit 
der Hypnosebehandlung befassen, haben diese erst im Kriege 
kennen gelernt, sie daher nur’ Kriegsneurotikern gegenüber "aus- 
geübt und sich dabei eine bestimmte Methodik angeeignet, . die 
zwar den dabei vorliegenden besonderen Verhältnissen angepaßt 
-und ‘dem im ganzen stets gleichen Krankenmaterial gegenüber 
.. vorteilhaft und erfolgreich sein mag, den andersartigen und kom- 
plizierten Verhältnissen aber, wie sie etwa in der Privatpraxis 
. vorliegen, doch zu wenig Rechnung. trägt. Ich komme darauf 
.; später noch einmal zurück. a S Ze T, 
Wenn im folgenden nun auf einige wichtige Punkte in der 
Hypnosebehandlung hingewiesen wird, so soll dabei von allem 
_ Theoretischen abgesehen und die Erörterung im wesentlichen 
‚auf die beiden praktisch wichtigen Fragen . beschränkt werden: 
~ Erstens in welchen Fällen ist die Anwendung der Hypnose an- 
gezeigt, und zweitens in welcher Form erfolgt ihre Anwendung 
am zweckmäßigsten? DE SS | A: Fa 
Das Hauptanwendungsgebiet der Hypnose sind bekanntlich 
‚ die ‚psychogenen Störungen, und so spielt sie in der, Behandlung 
der Hysterie eine besondere Rolle. Aber durchaus nicht alle 
Iıysterischen Störungen eignen sich für eine hypnatisehe Behand- 


 Seripter sie in ihrer: Symptomatologie. 
Je akuter sie in ihrer Genese ist. Daher bieten 
2. .B. plötzlich aufgetretene Sprachstörungen — wie die Aphonic 
nach Verschüttung bei den Kriegsneurotikern, oder psychogene 
Lähmungen, auch Contracturen einzelner Gliedmaßen — ein be- 
Sonders günstiges Objekt für diese Behandlung. Das gleiche gilt. 


herangezogenen | 
| Hypnose in vielen Fällen sowieso unmöglich. 


gleichzeitig auch: noch 


. 
> r 3 _ 


gebende Rolle. 


bei dessen Bekämpfung die Hypnose: vielfach mit gutem und 


mitteln trotzen. 
Schlaflosigkeit. 


bilden dann noch die hysterischen Anfälle. Hier kann, die Hyp- 


verwandt werden. In den mitunter ja schwierigen Fällen, in 


gnose zugunsten der Hysterie entschieden werden. ` 


möglich ist, ist sie aber wohl stets zwecklos. 


. gemeinen natürlich gleichfalls machtlos. Trotzdem vermag. 

aber:auch hier mitunter eine gewisse Beeinflussung mancher Be- 
 schwerden zu erreichen, und zwar in den nicht seltenen Fällen, 
in denen bei organisch bedingten Störungen. eine stärkere psy- 


chogene Komponente vorhanden ist. (So z. B., wenn etwa bei. -" 


einem Vitium cordis, das an- und. für sich- keine wesent- 


lichen Störungen macht, doch größere, deutlich als rein nervöse 


aufzufassende Beschwerden bestehen.) Noch mehr in Betracht 
kommen hier jene Fälle, bei denen es sich um eine eigentliche 
‚Aufpfropfung von ausgesprochen psychogenen Störungen auf ein 
organisches Grundleiden handelt. Diese supraponierten psycho- 


genen Störungen können: dann oft die: für die Funktion bedeut- `% 


samere Schädigung darstellen -und für den Kranken also störender 
sein als das eigentliche. Grundleiden. 


einer organisch bedingten Parese der Hand- und Fingerstrecker 


Hand vorhanden ist.) | 


Der therapeutischen Verwendung der Hypnose in allen 5 


‚Krankheitserscheinungen wird erreichen können, und daß -in ° 


diesen Fällen die Hypnose also unnötig und als. das eingreifendere‘ 


. Verfahren daher zu- vermeiden ist. Das ist für viele Fälle gewiß 


richtig, und es wäre deshalb natürlich auch verfehlt, etwa bei 


‘allen den Krankheitserscheinungen, bei denen eine Hypnose- 


|-daher in -allen solchen Fällen durch genaueste psychische Explora- - ', = 

tion vorher. festgestellt werden. Denn. die eingehende psychische > . -:" 

.| Analyse dieser Fälle spielt nicht nur für die Frage, ob sie über- : -< 
-haupt ‘für eine Hypnosebehandlung geeignet sind, sondern auch- 

für die weitere, später. zu erörternde, in welcher Weise diese > 

Behandlung dann am zweckmäßigsten erfolgt,‘ eine ausschlag- :. =., 


Besonders zu erwähnen ist hier ferner noch ein Symptom, | .. 


raschem Erfolge . verwandt wird, nämlich das hysterische Er- 
4 brechen. . Bei dem auf der gleichen Grundlage entstandenen un- 
stillbaren Erbrechen‘ der Schwangeren sind die Erfolge, die mit 
der Hypnose häufig hier erzielt werden, von besonderer prak- ` 
` tischer Bedeutung.. Überhaupt. sind alle vasomotorisch - neuro-. - 
tischen ‘Störungen 'ein besonders günstiges Feld für die Hypnose > `: 
| Hierher gehören auch die guten Erfolge, die man. mit ihr in der. = > > 
Behandlung der. neurotischen Ödeme, auch der nervösen Urti- 
caria, häufig. erreicht und die günstige: Beeinflussung von ner, `. 
vösen  Menstruationsstörungen. Öfters hilft die Hypnose in: Fällen ° ~, 
von nervöser Stuhlverstopfüung, die allen anderen -Behandlungs- , =: 
Manchmal ist sie ein.gutes. Mittel gegen’ nervöse © ,: .. 


denen es sich um die Differentialdiagnose zwischen hysterischen =. `; 
und epileptischen Anfällen handelt, kann bisweilen durch die `. +- 
Tatsache der hypnotischen Beeinflußbarkeit der Anfälle die Dia- - - 


Bei den eigentlichen Psychosen ist die. Anwendung der `> > 
Auch da, wo siè a >v ' 


Organischen Störungen gegenüber ist die Hypnose im all- ` 
Se 


Gerade‘ ihre Beseitigung 
wird daher auch in seinem besonderen Interesse liegen.. (So |. 
wenn z. B. nach einer Schußverletzung des Nervus radialis außer “ 


eine psychogene Lähmung der ganzen ` 


Ba E a 
~ao‘ 


nose übrigens oft äuch als diagnostisches Hilfsmittel mit Nutzen '- 


Ein weites und wichtiges Gebiet der Hypnosebehandlung Ei... 


t . u 
3 Ber a .r 
en 


behandlung überhaupt in Frage kommt, diese sofort ohne weiteres 


von bestimmten Formen der nervösen Impotenz, jener wirklich 
psychischen Impotenz, -die nur auf der bei einer bestimmten Ge- 
legenheit aufgetretenen und nachher fixierten Vorstellung der 
geschlechtlichen Unfähigkeit beruht. Dagegen wird bei der recht 


in Anwendung.zu ziehen. 


Aber nicht weniger falsch wäre. der 


umgekehrte Standpunkt, : etwa grundsätzlich eine Hypnose- 
behandlung immer erst dann einzuleiten, wenn die Methoden der 
Wachsuggestion bereits zur Anwendung gekommen: sind und ver- 


häufigen einfach-neurasthenischen Impotenz eine Hypnosebehand- | Ä 
l lung wohl kaum in Frage kommen. Auch hier muĝ also natür- | sagt haben. Denn jeder derartige mißlungene therapeutische N 
lich stets vor Einleitung der Therapie eine genaue diagnostische | Versuch verschlechtert die Aussichten. aller weiteren psychischen, 7 > q 
Klärung erfolgt sein, eine Klärung, die hier oft darum nicht | also auch der byphotischen Behandlung. Auch der Chirurg wird. e akapa 
Immer ganz einfach ist, weil auch Kombinationen der neur- | zwar nicht operieren, solange ihm die konservative Behandlung MR 
asthenischen mit der psychogenen Impotenz nicht selten sind. | noch Erfolg verspricht; aber er wird andererseits diesen Versuch En S 
Sehr geeignet ist ferneg die Hypnose für die Behandlung mancher | unterlassen, wenn die Aussichten für eine später etwa noch nötig i n Ee 
Zwangsvorstellungen und Angstzustände, und zwar derjenigen, | werdende Operation dadurch erheblich verchlechtert werden. Im bj 
die wirklich psychogen, das heißt seelisch entstanden sind auf | Falle der Hypnose liegen die Dinge insofern noch wesent- N nn 
Grund eines bestimmten psychologischen Mechanismus. Das Vor- | lich einfacher, als eine Hypnose doch nicht .als ein‘so schwer- be 
liegen und die Art dieses psychologischen Mechanismus muß | wiegender Eingriff anzusehen ist. Die Hypnosebehandlung stellt a 
EEE di 
j T f E = 
? op 
i B DE 
ni 
Pr 


ee a 


ER LEN En 
Fs r e ae E 


nnns D e S a S 
oe - £ : ia 
qe > f x p- BJ 5 
a er m 
Wy ee . 
f: Ba 
= = a a so ia u. - 


<1 


S ni - ...- zu "a v -q en 
a miai a op » e ww x 
- ne un EN uni - = = an - — = y” 
u aP ee - aa Le = . ——— a r 
< h ee nu m re er T pe yegi = gut” ~ CUNS o 
z3 —- a `= ese - y O - A g vet un 
= — = eich er TE SE E s n- AS mana ELR > a 
— u - < f ` >A È ~i beei ra N 5 ur n H 4 N AL trè AI 
4 em = ry" = x p- = P = “ u _ En. $ i " P er en = £ f > = m 
ea IT E ne her, “7, dr Lo FR ZNG CEAS a TA" Paa 
I. Ze on > E ` en 4 a 5 wur ' KELON 2% ? üg” PE aA 
; ' aSa + à Paie ri 7 
- i l - SAT i fi Er 
. ng d jr rT” gga! i 
» J iaa) * 4 . » a á -A # «>, h 
ik r l P n er EA A or n 
y T n > E g s n # een À u 1° 
. Ru: 5 A 7 ec J 


armen» 
PP S "x 
u rn EGN 


ee Te Ze aan 
T pr- SAn = m 
= úr Tok Deine 
On E a BE be 

i „« 


» 


‚spruch und Aufklärung beruhigend einzuwirken. 


— mn... 


1 re lee re Rn Ne ENGE se a 
RE TER 
- | à ; í E Mi 2 
1148 - 
vielmehr ein durchaus ungefährliches und — allerdings nur in 
der Hand dessen, der sie beherrscht — auch völlig unschädliches 


Heilverfahren dar. Ob man nun aber zunächst mit den gewöhn- 
lichen Suggestivmethoden zum Ziele zu kommen versucht oder. 
sofort zur Hypnosebehandlung schreiten soll, wird sich allerdings 
immer nur an der Hand des einzelnen Falles auf Grund längerer 
Übung und Erfahrung entscheiden lassen, 

Hat man nun eine bestimmte nervöse Erkrankung als ge- 
eignet für eine Hypnosebehandlung erkannt, so ergibt sich die 
weitere Frage, in welcher Weise man diese Behandlung am 
zweckmäßigsten anwendet. Diese Frage wird sich jedesmal 
natürlich nur in wechselnder Anpassung an den einzelnen 
Fall beantworten lassen, aber gewisse Richtlinien lassen sich 
doch geben. ° 

Nebensächlich ist zunächst die Art, wie man hypnotisiert. 
Ob man die rein: „verbale“ Methode benutzt, das heißt nur in 
bestimmter Weise mit monotoner, allmählich immer leiser wer- 
dender Stimme in Worten, die auf die Wirkung des Einschlafens 
berechnet sind, zum Kranken spricht, ob man — nach der „op- 
tischen“ Methode — den zu Hypnotisierenden einen glänzenden 
Gegenstand fixieren läßt, oder ihn durch gleiehmäßiges, sanites 
Streichen einschläfert, ob man dauernde monotone Schallreize 
verwendet, oder ob man schließlich eine Kombination einzelner 
dieser Methoden bevorzugt, ist gleichgültig. Allein wesentlich 
ist, daß man bei dem Kranken Ermüdungsvorstellungen und da- 
durch ein stärkeres Ermüdungsgefühl hervorruft und ihn bei dem 
Hypnotisieren sozusagen psychisch fest in die Hand bekommt. Die 
Methodik wird dabei eine sehr verschiedene sein, oft wird der 
einzelne seine eigene Methode haben, die er auf Grund seiner Er- 
fahrungen und persönlicher Veranlagung allmählich sich ausge- 
bildet hat. Mit dieser eigenen Methode wird er dann auch stets 
bessere Erfolge als mit der anderer haben/ schon deshalb, weil er 
zu ihr das größte Zutrauen und in ihr die größte Sicherheit be- 
sitzt, und dieses. die Vorbedingungen wie zu einer ersprießlichen 
Psychotherapie überhaupt, so zu einer erfolgreichen Hypno- 
therapie ganz besonders sind. 

Eine eigentliche Vorbereitung zur Hypnose ist gewöhnlich 
nicht notwendig, man sagt dem Kranken nur, daß man ihn jetzt 
etwas „einschläfern“ werde. (Das Wort Hypnose vermeidet man 


. gewöhnlich am besten.) In manchen Fällen, in denen die Er- 


wartung des unbekannten und manchem ja auch heute noch 
mystisch erscheinenden Behandlungsverfahrens eine gewisse 
angstvolle Spannung auslöst, versuche man zunächst durch Zu- 

Von recht 
guter Wirkung ist es häufig in solchen Fällen, die Kranken vor 
der Hypnose einfach eine längere Zeit mit geschlossenen Augen 
ruhig liegen zu lassen. 


Nach der Hypnose ist oft noch eine gewisse leichte Be- 


nommenheit vorhanden, nur selten ist diese Benommenheit er- 


heblicher und dann mitunter auch der Gang zunächst sogar etwas 
taumelnd. Manchmal treten auch nach der Hypnose vorüber- 
gehend Kopfschmerzen auf. Diese Erscheinungen, die übrigens 
auch gerade nach oberflächlichen Hypnosen mitunter vorkommen, 
sind aber immer rasch vorübergehend. Durch entsprechende 
Suggestion in der Hypnose lassen sie sich gewöhnlich völlig ver- 
meiden. - 

Ist nun jeder hypnotisierbar? Meiner Meinung nach. ist 
diese Frage zu bejahen und die Hypnotisierbarkeit nur eine Frage 
der Technik — allerdings auch oft der Geduld! — des Hypnoti- 
seurs. In das Stadium einer oberflächlichen Hypnose (das som- 
nolente Stadium) ist wohl jeder ohne weiteres und ziemlich leicht 
zu bringen. Schwierig aber und häufig erst in mehreren Sitzungen 
möglich kann es allerdings sein, dieses leichte in die tieferen 
Stadien zu überführen. Jüngere Individuen lassen sich im allge- 
meinen besser als ältere, weibliche leichter als männliche hypno- 
tisieren. Jüngere weibliche Personen soll man übrigens nach 
Möglichkeit nur in Gegenwart anderer hypnotisieren, um sich vor 
sexuellen Verdächtigungen zu sichern, wie sie z. B. gerade von 
hysterischen Mädchen mitunter ausgehen können. Trig ist die 
manchmal geäußerte Ansicht, daß größere Intelligenz der Hyp- 
notisierbarkeit im Wege stünde. Gerade das Umgekehrte ist 
richtig. Intelligente sind stets leichter zu hypnotisieren als 
Dumme, weil sie leichter begreifen, was von ihnen verlangt wird 
und besser darauf einzugehen vermögen, außerdem auch mehr die 
hier notwendige Fähigkeit der Konzentration besitzen. Ein ge- 


wisser Grad von Intelligenz ist deshalb auch überhaupt die Vor- 
bedingung der Hypnotisierbarkeit. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 


Wenn die oberflächliche Hypnose in die hetero übergeht, | 


so kann man dies gewöhnlich schon daran erkennen, daß das im 


somnolenten Stadium stets vorhandene dauernde leichte Vibrieren ~ 
der Augenlider aufhört und die Augenlider nun wie beim natür 
lichen Schlafe ruhig geschlossen gehalten werden. Die mit der 
Vertiefung der Hypnose eintretende Erhöhung der Suggestibilität er 
zeigt sich gewöhnlich zunächst und am ausgesprochensten aut. ~ 


motorischem Gebiet, und zwar in dem Symptom der Katalepsie, 
indem die Glieder die ihnen passiv gegebene Stellung auf ent- 


t 
sprechende Suggestion unverändert dauernd ! beibehalten. Die 


Katalepsie ist nicht immer nur eine Erscheinung der eigentlich 4 
tiefen Stadien der Hypnose, sondern sie ist meist schon dureh 
leichte Vertiefung des somnolenten Stadiums — und zwar ge- 


us 

; i 
í u 
»* - 


: P 


è 
Fi 
k+. 


w 
a 


- 4 
L 


wöhnlich ohne Schwierigkeit — zu erzielen. Dagegen kommt | 


völlige Erinnerungslosigkeit für alles in der Hypnose erlebte 
wohl nur in den wirklich tiefen Hypnosen vor. Diese eigentlich ~ 


tiefen Hypnosen zu erreichen, ist, wie gesagt, nicht immer ganz ` 


einfach. In den Fällen, in denen eine stärkere Vertiefung der 
Hypnose zunächst nicht gelingt, kann man oft mit Erfolg das 
„traktionierte‘‘ Verfahren des Hwypnotisierens anwenden, das 
heißt man erweckt den Kranken wieder, nachdem man ihm ge- 


sagt, daß man ihn sofort von neuem, und zwar jetzt etwas tiefer 


wieder einschläfern würde, erweckt ihn dann, abermals, um ihn 
dann nochmals wieder tiefer zu hypnotisieren und so fort, bis ein 
wirklich. tiefes Stadium der Hypnose erreicht ist, y: 
Für ‚die Heilwirkungen der Hypnose kommen nun aber 
durchaus nicht etwa nur diese tiefen Stadien in Betracht. Frei 
lich, wenn man in ihr keine andere als eine rein suggestive Wir- 


kung erzielen will, dann wird sich gerade die Verwendung dieser 


tiefen Stadien am meisten empfehlen. Denn erstens ist über 


haupt die Suggestibilität in der Hypnose im allgemeinen um 50° 


größer, je tiefer die Hypnose ist, außerdem aber sind es ja gerade 
die tiefsten Stadien, in denen die posthypnotischen Suggestionen 
erst wirksam werden, jene Suggestionen, die, im hypnotischen 
Schlafe gegeben, sich auf die Zeit nach dem Erwachen erstrecken, 


und die daher für die therapeutische Verwendung natürlich be 


sonders geeignet sind. In ganz tiefer Hypnose kann man mit 


unter noch eine besondere Form dieser posthypnotischen Sug 


gestionen erreichen, die sogenannten „Suggestionen aut Ver 
fallszeit“: Man gibt dem tief Hypnotisierten den Auftrag, zu 
einer späteren, ganz bestimmten Zeit irgend etwas zu tun, und er 
führt das dann genau zur bestimmten Zeit aus, ohne selbst den 
Grund für seine Handlung zu wissen, da für die Hypnose selbst 
in diesen Fällen immer völlige Erinnerungslosigkeit besteht. 


Sehr ausgesprochen war das in dem folgenden, erst kürzlich yon 
mir beobachteten Falle. 


Es wurde mir ein junges Mädchen zur Be 
handlung überwiesen, das an einem sehr heftigen dauernden Schüttel- 


zittern beider Arme litt. Das Zittern war bei dem früher stets gè- 
sunden Mädchen erst tags vorher nach heftigem Schreck aufgetreten. 
Sie wurde hypnotisiert und verfiel dabei sehr schnell in tiefe Hypnose, 
in der ihr alles beliebige prompt suggeriert werden konnte, das 
Zittern in den Armen aber übrigens sofort schon von selbst, auch 
ohne dahingehende Suggestion, aufhörte. Dabei suggerierte ich ibr 
auch, daß sie zehn Minuten nach dem Erwachen ans Fenster des 
Zimmers gehen und dort an die Scheibe trommeln würde. Sie tat 
das auch prompt, ohne von dem Grunde dieser Handlung ewwas m 
wissen, da für die Hypnose auch hier völlige Erinnerungslosigkel 
bestand. Das Zittern in den Armen blieb dauernd verschwunden, 
dagegen trat später ein — allerdings nur leichtes — Zittern des 
Kopfes auf. Durch eine weitere tiefe Hypnose wurde auch dieses 
beseitigt. Um die hier bestehende Möglichkeit therapeutisch zu var 
werten, suggerierte ich ihr nun, daß sie nachher von selbst ZU eh 
sagen würde: „Ich freue mich, daß ich, wieder gesund bin!” AR 
das geschah prompt, sie wurde dabei vorher deutlich unruhig ui 
stieß dann plötzlich die ihr suggerierten Worte hervor- 


Auf meine 
Frage, wieso sie das sagte, antwortete sie: „Es kam SO ALBIN 
‚ heraus, aus dem ganzen Körper strömte es heraus, die Freude, dA 
ich wieder gesund bin.“ 


Interessant bei dieser Äußerung ist ne 
das Unpersönliche der Ausdrucksweise, die der Tatsache entspricht 
daß diese ihre Handlung ihr selbst als etwas Fremdes erscheint, u 
zweitens die Art, wie für diese, in diesem Moment ihr. selbst an 
motiviert erscheinende Äußerung eine Erklärung gesucht u e 
funden wird. Übrigens konnte ich sie auch in der Hypnose für me IS hi 
Tage später zur Sprechstunde bestellen, sie kam dann stets promp 


zum festgesetzten Termin, ohne einen Grund für ihr Kommen angeben 
zu können. | $. 


As AEDA K psychische 
Derartige durch die Hypnose hervorzurufende psy 
Erscheinungen haben im allgemeinen aber doch mehr ein a 
retisch-psychologisches Interesse als eine praktisch-therapeutist 

Bedeutung. | | >" Ze E 


.-—— 


Digitized by Google- > 


>g 


a 


NIT a INN NV 


 stehung seines Leidens seinem Verständnis entsprechend ein- 


liche, sondern daß sie seelischen Ursprungs sind, und setzt ihm 


- wenn sie. eingeschläfert sind, ruhig eine-halbe Stunde und länger 


- kommen. Erst mit der motorischen Entladung — wozu natürlich 


D 
Bd 
f 


( 


9. November. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 45. 
falls jenen Hypnosebehandlungen gegenüber, die nichts weiter 
‚tun, als die Suggestibilität der Kranken durch die Hypnose mög- 
lichst zu verstärken und dann therapeutisch auszunutzen. Das 
sozusagen rein autoritativ-suggestive- Hypnoseverfahren, wie man 


Überhaupt aber sind für viele Fälle die tiefsten Stadien der 
Hypnose für die Hypnotherapie zu entbehren, und man känn auch 
die weniger tiefen Hypnosen mit Vorteil therapeutisch verwen- 
den. . Man kann dies vor allem dann, wenn man sich nicht auf 
die rein suggestive Wirkung der Hyphose beschränkt, sondern sie 
gleichzeitig dazu benutzt, den Kranken über Art und Ent- 


dem Untergebenen, sondern auch oft in’ der des Gebildeten dem 
weniger Gebildeten gegenüber noch eine gewisse Stütze fand, 


- gehend aufzuklären. Bei Anwendung eines derartigen — ge- 
wissermaßen rationell-psychologischen — Verfahrens, wie ich | ist eben doch nicht für alle Fälle zulänglich. . Freilich muß der 
es seit Jahren in vielen Fällen übe, geht man folgendermaßen vor. | Arzt, der den zur seelischen Behandlung notwendigen Einfluß 


Zunächst muß stets eine ganz genaue, bis ins einzelnste 
gehende psychische Analyse zur möglichst restlosen Klarstellung 
des psychischen Tatbestandes erfolgen. Mitunter kann dies mit 
großem Vorteil auch erst in der Hypnose selbst geschehen, indem 
hier der Wegfall der im wachen Bewußtsein vorhandenen Hem- 
mungen -tiefere psychologische Aufschlüsse ermöglicht. Beson- 
ders kommt das bei manchen Fällen von Zwangsvorstellungen in 
Betracht, bei denen der erwähnten psychischen Exploration eine 
besondere Bedeutung zukommt. Hat man nun auf Grund dieser 
psychischen Analyse etwa einen bestimmten psychologischen 
Mechanismus bei der Entstehung irgendwelcher nervöser Krank- 
heitserscheinungen ` feststellen können, so macht man dem | 
Kranken auch dies klar, jedenfalls aber überzeugt man ihn da- 
von, daß seine Krankheitserscheinungen nicht eigentlich körper- 


gegenüber verfügen. Aber in vielen Fällen genügt es eben nicht, 


sachlich-begründete zum Bewußtsein kommen. 
Autorität aber ist notwendig der Wille und die Fähigkeit, auf 
den Kranken ganz. einzugehen, bedarf es jenes. „Einfühlens“ in 
seinen Zustand, das alles verstehen kann, um manches heilen zu 


können. | 


Aus der Hautklinik der Städtischen Krankenanstalten Dortmund 
(Leitender Arzt: Prof. Dr. Fabry). 

Einige Beobachtungen bei Arthigonbehandlung - 

| der Cervixgonorrhöe. | 


Von Ä 
Dr. Bennauer, Assistenzarzt der Klinik. 


auch genau auseinander, inwiefern sie das sind. Wenn man 
-mit diesem Vorgehen, das natürlich dem Bildungsgrad und der 

Intelligenz des einzelnen Kranken angepaßt sein muß, erreicht | 
hat, daß ihm nicht nur die Tatsache, sondern auch die Art des 
psychogenen _Entstehens seines Leidens klar zum Bewußtsein ge- 
kommen ist, dann erst nützt man die suggestive Wirksamkeit der 
Hypnose aus. Man sagt ihm also z. B.: Er wisse nun, daß 
seine körperlichen Krankheitserscheinungen nur im Seelischen 
ihre Ursache hätten, und daß sie von einer bestimmten Angst 
herrührten. Diese Angst, durch die, seine körperlich-nervösen 
Störungen bedingt seien, würde aber geringer werden und 
schließlich ganz verschwinden, wenn er hier so läge und schliefe, 
da er dadurch innerlich ruhiger würde, seine Nerven sich erholten 
und stärkten und so fort. -Mit Nutzen kann man sich dabei 
häufig der länger dauernden Hypnose bedienen, die Kranken, 


zuerst aufgekommene Vaccinetherapie der Gonorrhöe gestellt hat, 

sind vielleicht größer gewesen, als die Erfolge, sodaß man heute 

 zweifelnden Ansichten. über diese Therapie begegnet. Mitunter 
erlebt man aber auch überraschend gute Erfolge dieser Behand- 

lungsweise. Ein solcher Fall gab hier Veranlassung, eine Reihe 
von Fällen der Cervixgonorrhöe mit Arthigon zu behandeln und 

zu beobachten. | g% m. | 

| Die Vaccine ist eine in physiologischer Kochsalzlösung her- 

gestellte Aufschwemmung von Bakterienkulturen, die mit Trikresol 
‘oder Phenol zur Haltbarmachung versetzt wird und durch -Er- 
hitzen auf 60° sterilisiert ist. Es sind eine Reihe solcher Anti- 
gonokokkenpräparate hergestellt worden im Deutschen Reiche und 
im Ausland. ` | 
Die in Deutschland am meisten bekannten und gebräuchlichsten 

sind das -Arthigon von Bruck und das Gonargin von den Farb- 
werken Höchst. Im Ausland ist das Omegon im Gebrauch, das von 
Nikolle und Blaizot im Pasteurschen Institut in Tunis herge- 
stellt wurde und das Parke-D-avissche Vaccin. Dieses letztere 
finde ich am meisten in der Literatur erwähnt und im allgemeinen 
scheint das Urteil darüber so zu sein, daß es die Nacherkrankung der 


in der Hypnose liegenlassen, ohne sich um sie zu kümmern, und 
sie erst nachher wieder aufwecken. Bei dem ganzen Verfahren 
ist Wert auf ein langsames und methodisches Vorgehen zu legen. 
Denn es macht vielfach doch durchaus den Eindruck, als ob ein 
gewisses Verhältnis zwischen der Zeit, in der der Heilerfolg er- 
reicht wird, und der Dauer dieses Heilerfolges vorhanden ist. 
-Nur kurz berührt sei hier noch eine andere Art der thera- 
peutischen. Verwendung der Hypnose, die in bestimmten Fällen 
in Frage kommt. Sie geht von folgendem aus: Jede affektive 
Erregung muß bekanntlich irgendwie zum körperlichen Ausdruck 


günstig für den Heilungsprozeß beeinflußt und in einzelnen Fällen auch 
zur Heilung geführt hat. An der Breslauer Klinik wurde eine Arbeit 
im Jahre 1906 veröffentlicht, die eine Übersicht über die Literatur gibt. 

Wir behandelten eine Reihe von Fällen mit Arthigon, indem 
wir zugleich die lokale Behandlung dabei fortsetzten, und zwar 
alle Arten der Gonorrhöekomplikation wurden mit Arthigon be- 


nicht zuletzt auch die sprachliche Reaktion gehört — klingt der 
Affekt ab, und die Stärke des Affekts einerseits und der moto- 
rischen Entladung andererseits stehen stets in einem bestimmten 
Verhältnisse zueinander. Kann nun aus irgendwelchen Gründen eine 
entsprechende Affektentladung nicht erfolgen, so kann es unter 
Umständen dadurch zu einer gewissen Fixierung der affektiven 
Erregung kommen, die bei der Entstehung mancher nervöser 
Störungen zweifellos eine Rolle spielt. Das gegebene psycho- 
therapeutische Vorgehen in derartigen Fällen ist mithin dann 
dieses, daß man das affektive Erlebnis ins Bewußtsein wieder 
zurückzuführen und dann eine völlige Entladung der affektiven 
Erregung zu ermöglichen sucht. Dies geschieht am besten in der 
Hypnose. Man benutzt also die Hypnose in solchen Fällen dazu, 
um in ihr frühere Situationen noch einmal durchleben zu lassen, 
wobei die Lösung der affektiven Spannung, abgesehen von spon- 
tanen Affektreaktionen, hauptsächlich dadurch erfolgt, daß der 
Kranke im Anschluß an dieses wieder durchlebte affektive Er- 
lebnis sich über dasselbe gründlich ausspricht. | 

Man kann diese Art der Hypnotherapie mitunter mit Er- 
folg anwenden, aber es kommen dafür wohl doch nur bestimmte, 
nicht allzu zahlreiche Fälle in Betracht. Dagegen ist das oben 
geschilderte Verfahren, das mit der suggestiven Wirkung der 
Hypnose gleichzeitig ein entsprechendes psychologisch-aufklä- 
rendes Vorgehen verbindet, in einer recht großen Zahl von Fällen 
anwendbar und erfolgreich. Entschiedene Vorteile hat es jeden- 


hier bekannt, daß wir gute Erfolge von Arthigonanwendung bei 
Epididymitiden und Arthritiden hatten. lch selbst .habe bei der 
Arthritis gunorrhoica keine besonders guten Erfolge gesehen, aber. 
‚ich habe es bei zu wenigen Fällen angewandt, um ein Urteil 
darüber abgeben zu können, es möge mir vielmehr gestattet sein, 
einiges über meine Beobachtungen der Arthigonbehandlung bei, 
der Cervixgonorrhöe und der weiblichen Adnexe zu sagen. -, 

Behandelt. und . beobachtet wurden 50 Fälle der Cervical- 
und Adnexgonorrhöe Es waren jedoch alles Fälle subakuter 
oder chronischer Gonorrhöe. Die Erfolge waren recht verschieden- 
artig, aber es wurden doch mit Sicherheit 34 Fälle günstig be- 
einflußt respektive geheilt. Bei einzelnen Patientinnen trat ein 
bis zwei Stunden nach der Injektion Schüttelfrost und Fieber bis 
89° auf. Diese Patientinnen hatten die meiste Aussicht auf Hei- 
lung, und zwar habe ich diese Erscheinungen nur bei Patientinnen 
beobachtet, deren Gonorrhöe höchstens zwei Monate alt war. Hier 
sah ich aber einzelne Kranke mit starkem eitrigen Ausfluß, der 
schon nach der zweiten Injektion verschwunden war, Bei an- 
deren trat nach den Injektionen nur noch ein dünner, weißer Aus- 
fluß auf, der keine Gonokokken mehr enthielt. In zwei Fällen 


es bei den Kriegsneurotikern vielfach mit Erfolg anwendete, und _ 
das hier nicht nur in der Autorität des Vorgesetzten gegenüber 


auf den Kranken gewinnen will, über eine starke Autorität ihm 


daß diese Autorität nur als eine gewissermaßen persönlich-for- 
male auf den Kranken wirkt, sie muß ihm vielmehr auch als eine: 
Neben. dieser - 


Die Erwartungen, die man zu Anfang an die im Jahre 1906 


Gonorrhöe, wie Epididymitis und besonders gonorrhoische Arthritiden ' 


handelt. Es ist mir von den anderen Abteilungen der Anstalt 


or 
H 
ji 


X 
f . 
` 
i 
= | 
$ 1 1 
= « 
i 
i J 
E u pP 
E = 
$ , 
= 
4 t 
1.7 E el 
4 i 
‚4 $. sW 
A ES 9 
$ t A 
i t 
ei | X l E, 
mi N D 
4 Te - 
i i 
14 u \ 
Yu h ’ =) 
: o y 
* '] er 
4 k r 
N 
l N 
is $ i 
na 7, 
29? ar i 
HRY A. 
i 
4 y | 
. 
WE Li 
i 
í 


2 = 2 
r. = x . Ss 
Ft bii ” 
En KREST - s s K pew -5 
s a DA piah iate 7 T wi s > 
e et Zune A - 
ur rg 
A =r. 
: 


—— 
S Aj 


E Aap FR Pr, 3 
a 4 U VI a E 
5 De a Sida 

% T AS a 5 sy r 
* . u 


. R Y ” 
i A 
ER - ee > 
- Br gm = = 
r 4 nr 
„s E 


4 > A e > 
a Eye 0 ED ee A ae NATAN > 
Gr % P DA m" À 
iy = e 
> å vr m 
Se 
aN, 
. 


1150 


beobachtete ich nach der Kur im Muttermunde einen klaren, gla- 
sigen Schleimpfropf, der auch nach wiederholten Aufstrichpräpa- 
raten keine Gonokokken mehr zeigte. Die Patientinnen blühten 
auf, Auch bei Fällen älterer Cervical- und Adnexgonorrhöe be- 
merkte man ein Geringerwerden des Ausflusses, auf den die Pa- 
tientinnen selbst einen aufmerksam machen, aber ich sah bei 
diesen Kranken keine Heilung. Der Ausfluß wurde wieder stärker 
nach 10 bis 20 Tagen und ich habe keine gonokokkenfreien Prä- 
parate gesehen, sodaß ich im allgemeinen dazu gekommen bin, 
Arthigoninjektionen bei Kranken anzuwenden, deren Gonorrhöe 
nicht älter als sechs bis acht Wochen ist. Für die fast stets mit 
der Cervicalgonorrhöe einhergehende Gonorrhöe der Urethra habe 
ich keine Erfolge beobachtet. Die Urethra enthielt in ihrem Auf- 
strichpräparat stets Gonokokken, wenn sie nicht durch die lokale 
Behandlung beseitigt wurden. Die Art der Injektionen war so, 
daß wir das Arthigon zuerst subeutan, nachher aber nur noch 
intravenös in Dosen von 0,5 bis 2,0 aufsteigend injizierten. Bei 
Fällen älterer Cervicalgonorrhöe habe ich in Abständen von zehn 
Tagen diese Kur zweimal wiederholt und dadurch noch bei ein- 
zelnen dieser Fälle eine Heilung erzielen können. RN; 


Ein Todesfall durch Luminal und Opium. 
Von | 
Dr. F. Rosenberger, München. 


Frau N. N, 81 Jahre alt, stammte von geistig eigenartigem 
Vater, soll in der Jugend sehr lebhaft und schwer: zu leiten gewesen 
sein. Vor zwölf Jahren heiratete sie, machte nach einem Monat einen 
Selbstmordversuch mit Luminal; ihr Geisteszustand besserte sich nach 
einer Arsenikspritzkur. Sie gebar vor elf Jahren einen gesunden 
Knaben und machte dann ihrer Umgebung durch sexuelle Zügellosig- 
keit viel zu schaffen. Ende 1918 Grippe; im Anschluß daran Ver- 
schlimmerung der geistigen Verfassung, starke Ausschweifungen mit 
immer wiederkehrenden Selbstmordplänen. Im Frühjahr 1918 Selbst- 
mordversuch mit Luminal, daran anschließend monatelange subnormale 
Temperatur. Behandlung in einer Privatnervenheilanstalt, wo ihr des 
öfteren große Mengen Luminal abgenommen wurden. Nach der Ent- 
lassung aus der Anstalt wegen mehrfacher Liebschaften mit anderen 
Kranken ausgelassenes, verschwenderisches Leben in einer Pension 
während sechs Wochen. 

Am 25. September 1919 nahm Patientin, die an diesem Tage 
währscheinlich gar nichts gegessen hatte, ungefähr zwischen 12 und 
1912 Uhr mittags, nachdem sie sorgfältig ihre vielen Schulden zusammen- 
geschrieben und mit fester Hand sich von ihrer Umgebung brieflich 
verabschiedet hatte, 40 Tabletten Luminal zu 1,0 und mindestens 
10 ccm Tinet. Opii simpl. Sie legte- sich zu Bett und rief dann die 
Pensionsinhaberin, der sie den Sachverhalt mitteilte (1 Uhr mittags). 
Um i Uhr 15 Min. lag sie ruhig im Bett und schien’ zu: schlafen, Der 
Magenspülung setzte die Patientin heftigsten Widerstand entgegen. 
Die Spülflüssigkeit, war zunächst leicht trübe mit einigen Schleim- 
flocken, dann ganz klar (5 1). Alsbald verfiel die Kranke in tiefen Schlaf. 

Um 2 Uhr 30 Min. spritzte ich subeutan 0,005 (!) Atropin. sulfur. 
ein. Das Herz arbeitete gut und regelmäßig, Puls 108. ‚Nach Angabe 
des Mannes, der inzwischen geholt worden war, hatte die Frau schon 
in normalen Zeiten Pulszahlen von 100 und neigte zu Fieber. Selbst 
mit Temperaturen von 40 und 41° C soll sie bei Halsentzündungen und 
dergleichen herumgegangen sein, als sei nichts an ihr gestört. Sie 
neige sehr zu Fieber. | 2 

Um 6 Uhr war der Zustand im allgemeinen unverändert; die 
Pupillen waren eng und starr, der Hornhautreflex fehlte. Die Oberlider 
waren leicht ödematös. Puls 108. Atropin. sulfur. 0,003 () 26. Sep- 
tember 2 Uhr 45 Min. früh plötzlich Beschleunigung der Atmung, 
starker Schweißausbruch, Puls 130. Die Atmung ging sehr rasch auf 
20 in der Minute zurück, Pupillen unverändert. Kein Ödem der Lider 
mehr, das Gesicht leicht gedunsen, nicht Öödematös. Innere Organe 
ohne Besonderheit; es wurde nur im Liegen untersucht. Coffeinnatrio- 
saliceyl. Campher., | 


- 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 


ı Minute, kein Nasenflügelatmen, 


. | sunden, sich solehe Mittel zu verschaffen. 


ii i : Ñ 
p Ber 
RT re Re 
Sur, DER; 
DR 
er 


y 


Ts - + 
Bin IE 
; "ON 

ds 


ne 
2 
a 

Sà 
Gag 


24 7 
IT) p 
ON UVER 
>v Ô . 
- I 
z © | 
ri 


NA 1% Be: 
Um 8. Uhr früh waren die Pupillen wie um 3 Uh En 


EN 
C Du 


unverändert bis zum Tode. Der Ehemann wußte nicht, den s 


ihm getrennte Frau infiziert gewesen war. Die Pupillen waren gleich, 
und ganz rund; ob sie von früher her lichtstarr waren, läßt : ich nicht 
feststellen. Puls 120, Atmung»30, kein Nasenflügelatmen, Temperatur 
89,10 C. Patientin hat ein wenig Urin unter sich gelassen; der Blaser A, 
scheitel drei Querfinger über der Symphyse. 


-n 


gegen den Auftrag weg. Beim Versuch, 1⁄2 1 Kaffee in den Mastdarm 


zu gießen, floß fast alles ohne Druck ab, obwobl-das Rohr hoch ein- 
geführt wurde und nach Möglichkeit der weit klaffende After ge- 


schlossen wurde. — Ab und zu sammelte sich’ eine Träne im inneren 
Augenwinkel. l = WR 

Die "Mundschleimhaut 
Schleimsuppe mit zwei Eiern und 20 g Zucker” durch 
einzugießen, auch Kaffee | 


die Mundsonde 
ie umzubetten, wurde 


Patientin lag ziemlich flach. Beim Versuch, s 
zunächst ihr Kopf einwenig gehoben, und sofort trat ein schwerer 
Kollaps ein. Gleich darauf Trachealrasseln, das bis nachmittags 4 Uhr 
anhielt trotz Sauerstoffatmung, Campher und Coffein. Dann wurde es 
schwächer, kam aber bis 6 Uhr noch öfter. Gleichwohl zuckte Patientin 


mehrmals um 1 Uhr bei Hammerschlägen im Hause zusammen; später 
reagierte sie nicht wieder. SCR 


Ein Aderlaß förderte nur sehr i 
sehr niederen Blutdrucks, teils weil die Gerinnung sehr'rasch eintrat. 
Um 6 Uhr abends erhielt FrauN. eine Spritze Strophanthin 
Boehringer intravenös. 
spritzung mehr nötig. Temperatur 41° Ç. Im Urin mäßig viel Eiweiß, 
kein Zucker. | | a Re 
27. September. Während der Nacht angeblich einigemal müh- 
same Atmung, aber kein Cheyne-Stokessches Phänomen. Die geübte 
Pflegerin hatte darauf eigens geachtet. Temperatur 4200, nnn 
Auf den Lungen war kein Rasseln oder Schnurren mehr ’zu 
hören. Fingernägel bläulich. Patientin macht den "Eindruck einer 
ruhig Schlafenden, doch ist die Atmung ein wenig seicht, 30 in der 


‘ 


kein Babinski. | | | 1 
Beim Versuch, die Schlundsonde einzuführen, erfolgt in dem 
Augenblick, da die Finger den Kehldeckel berühren, Atemstillstand. 
Das Herz schlägt noch bei künstlicher. Atmung und Campherein- 
spritzungen etwa 15 Minuten lang. En A 
Der Fall ist nicht rein, da zwei Mittel genommen wurden, 
auch konnte ich-nicht feststellen, ob dieselben (Luminal!) mit viel” 
oder nur wenig Wasser genommen worden sind; wahrscheinlich mit 
ziemlich viel Wasser. Endlich war die Patientin an Schlafmittel 
gewöhnt und: an sich ‚eine medizinisch anormale Persönlichkeit. 
Den Entschluß der kurzen Veröffentlichung faßte ich trotz- 
dem aus verschiedenen Gründen. | 
Vor längerer Zeit gelang es mir, einen etwa 


der Kranken gleich- 
alterigen Mann, der 30 g Veronal 45 Minuten vor 


der Magenwaschung 


geschluckt hatte, durch Analeptiea und Sondenernährung. nach vier- 


tägigem Koma durchzubringen. Vor kurzem wusch ich einer Frau vol 
40 Jahren 30 Minuten nach Einnahme einer wäßrigen Lösung von 
0,08 Morphium mur. den Magen aus und spritzte ihr dann im Laufe 
von 11/2 Stunden 0,013 (!) Atropinum sulfuricum ein. Sie bekam keinerlei 
Zeichen von Atropinismus, und fühlte sich nur am nächsten Tage sell 
müde. Die Frage ist also die, ob ich nicht im vorliegenden Falle Don: 
mehr Atropin hätte geben sollen; der beschleunigte Puls hielt mit 
davon ab. - s - EN a 
Deutlich. zeigt die Krankengeschichte, wie ungeheuer labili 
solehe Kranken sind: bloßes Erheben des Kopfes genügte, UM Ne 
tortigen Kollaps herbeizuführen, der Versuch der Sondierung kra 
tödlich. Umbetten und Sondenfütterung gelangen zwischendurtl 
Und zum Schluß möchte ich noch darauf hinweisen, 7 
die Patientin schon wiederholt Selbstmordversuche mit, Lu 
gemacht hatte, daß ihr öfter große Mengen dieses AEAN ri 
genommen wurden, daß sie-auch noch ein Glas mit 25 cem 1 
Opiř bei sich hatte. Allzuleicht gelingt es den Kranken uiga 


~ 


Referatenteil. | et 
Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolii, Berlin. l 


Sammelreierate. 


‘ Strahlentherapie. 


Von Stabsarzt Dr. Strauß, Berlin. 
(Fortsetzung aus Nr. 44.) 
Ich (29) habe schon in meiner letzten Übersichtsbetrachtung 
über die günstigen Ergebnisse berichtet, welche einzelne’ Autoren 
(Mönch, Lüdin) bei der Bestrahlung des polyeythämi- 
schen Krankheitsbildes erzielt haben, Seitdem liegen 


. | 7 - i | \ f } N) -x 
hierüber neue Mitteilungen vor. So berichtet Worse hba ch (30) 


über die Wirkung der Bestrahlung bei einem 61 jährigen Po 
cythämiker. Demselben wurden sieben Bestrallunenn TR 
a acht Bestrahlungen (vier Felder zu je zehnmal unter = o. 
Aluminium) verabreicht und damit ein Herabgehen en ch Aus- 
cytenwerte von 11300 000 auf 6.620000 erreicht; Kan Anämie 
setzen der Behandlung kam es zu einer vorübergeher am Aus- 
(3 300 000 Erythrocyten und 50 % Hämoglobin). Ein Ja rte (4196 N) 
setzen der Bestrahlung bestanden annähernd normaleWerte (4 


Digitized v Goog Ci 


Cure ATEN 
` -n Te 


| . Auf a Y 
leert sich der Urin, etwa 1% ], klar, hell. Leider goß ihn die Wärterin 


f - ir 6 SER N 
war feucht, es gelang unschwer, "BI 


wenig Blut, teils wegen des offenbar | 


ar 


L- 
-E 
4 \ 


P p ' 


Sie hatte dann im Laufe der Nacht keine Ein- 


Beiderseits Patellarreflexe angedeutet, 


baria t 


I 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.45. 


0. November.. | == | p l 


\ z ` A N x _ es 1 | i | en = 


1151 


Erythrocyten und 90% Hämoglobin., Minkowski (31) tritt 

. bei der Polycythämie für Milzbestrahlung und, gleichzeitige Ader- 
lässe ein, Rosenfeld (82) anempfiehlt Thorium X. Faßt man 
das zusammen, was bis jetzt über die Therapie der Polycythämie 
gesagt ist, so ergibt sich hieraus, daß der Strahlentherapie eine 
heilende Bedeutung von den, verschiedensten: Beobachtern zuge- 
schrieben wird und daß nur über einzelne Punkte (z. B. ob man 
die Milz mitbestrahlen soll oder nicht, desgleichen, ob sich a | 
an 

mußte im Anfang den Versuchen, bei der Polycythämie ‚durch 
Röntgenstrahlen eine Heilung erzielen zu wollen, deshalb mit 
Skepsis begegnen, weil sich ja im Grunde genommen die Erythro- 
cyten wenig empfindlich gegen Bestrahlung verhalten sollten (ich 
‚verweise hier auf meine Ausführungen in- Nr. 31 dieser Zeitschrift). | 
Dieser in der Literatur vielfach vertretenen Auffassung standen 
schon früher die Beobachtungen Schautas (33) entgegen und 
l ormann (84) Unter- 
suchungen darüber angestellt worden, aus denen doch hervor- 
geht, daß eine intensive Bestrahlung eine Verminderung der Zahl 
der roten Blutkörperchen zu Folge hat, desgleichen ein Sinken 
des Hämoglobingehalts bewirkt. Da also kräftige Bestrahlungs- 
` dosen eine Einwirkung auf die roten Blutkörperchen besitzen, so 
ist eine günstige Beeinflussung der Strahlentherapie auf das poly- 
cythämische Krankheitsbild zu erwarten, es fragt sich nur,. ob die 
Wirkung der Bestrahlung auch eine länger anhaltende ist. Ob die 
Bestrahlungserfolge bei Polycythämie darauf zurückzuführen sind, 
daß den pathologisch veränderten Erythrocyten eine höhere. Radio- 
sensibilität zukommt als den normalen, vermag ich nicbt zu, be- 


lässe empfehlen) Übereinstimmung noch nicht 'erzielt ist. 


es sind neuerdings von Hildegard 


urteilen. 


Ich habe. schon vor einiger Zeit an dieser Stelle!) darauf 
hingewiesen, daß augenblicklich der Verwendung der Strahlen- 
therapie bei Urogenitaltuberkulosen das Wort geredet 
wird und habe mitgeteilt, daß Stepp und Wirth bei einseitiger’ 

` Nierentuberkulose die Bestrahlung empfehlen, während man doch 
sonst die Operation bei einseitiger Nierentuberkulose bevorzugt. 
In einer neueren Betrachtung dieses Themas nimmt Caro (85) | 
das Wort und befürwortet für die überwiegende Mehrzahl aller 
Fälle von Nierentuberkulose die möglichst frühzeitige Entfernung 
der primär erkrankten Niere als das einzige Mittel, den Kranken 
| Über die . Strahlentherapie sagt Caro: 
„Ebenso scheinen die. Röntgenstrahlen in manchen Fällen von 
JI Besonders deut- 
lich ist der Einfluß der Strahlen bei Fällen von beginnender 
Nebenhodentuberkulose, sowie bei tuberkulösen Fisteln. Ebenso 
werden die lästigen Symptome der Blasentuberkulose oft bemer- 
kenswert günstig beeinflußt.“ Bei Blasentuberkulose hat sich nach 
Über die 
=  $Strahlenwirkung bei weiblicher Genitaltuberkulose liegen außer- 
ordentlich interessante Mitteilungen aus der Greifswalder Frauen- 
Hoehne (36) befürwortet ein aus Operation und . 


dauernd zu heilen. 


Urogenitaltuberkulose nicht ohne Wert zu sein. 


Caro auch Höhensonne als sehr günstig erwiesen. — 


‚klinik vor. 
Bestrahlung kombiniertes Verfahren, das sich je nach dem Fall 
richtet, Ergibt die Probelaparotomie .sehr ausgedehnte Darm- 
verwachsungen, so wird gar nichts entfernt und nach der Ope- 
ration bestrahlt. Ist eine Seite stärker, die andere’ schwächer, er- 
krankt, indem im ersteren Falle die Adnexe stärker befallen sind 
und ausgedehntere Darmverwachsungen bestehen, so wird nur die 
Tube auf der weni ger erkrankten Seite entfernt und nachher 
bestrahlt unter Abdeckung des Ovars auf der Operationsseite. 
Bei schwersten Erkrankungen des ‚ganzen Genitalapparates mit 
Bildung größerer tuberkulöser Eiterherde werden diese von unten 
eröffnet und dann ausgedehnt bestrahlt. Stephan (37) be- 
zeichnete die Röntgentherapie der Bauchfell- und Genitaltuber- 
kulose. als heute noch viel zu wenig in ihrer Bedeutung ge- 
würdigt. | | | | | 

Über die Verwendung der Strahlentherapie bei der Lungen- 
tuberkulose hat neuerdings wieder B acm eis ter (88) sehr 
bemerkenswerte Mitteilungen gemacht. Bekanntlich haben Kü pfer le 
und Bacmeister (39) die experimentellen Grundlagen für die 
Behandlung der Lungentuberkulose mit Röntgenstrahlen geschaffen 
und. auf diese fußend allgemeine und bewährte Grundsätze für 
eine Bestrahlung der Lungentuberkulose aufgestellt. In jenen 


` Betrachtungen führen Küpferle und Baemeister aus, daß | 


zu kleine Dosen einen heilenden Einfluß nicht besitzen und Bac- 


meister (40) hat dann in einer neuen Arbeit die Dosis der-in 


einer. Sitzung zu verabreichenden Strahlen auf 10 bis 15X an- 
“DM. Kl. 1918, Nr.38., 


sehr eingehend mit; der Dosierung. Er befürwortet als kleinste 
Dosis nicht mehr wie vorher 10 X, sondern 4X, sodaß die Dosen- 
breite nach der. neuesten Bacmeisterschen Ausführung 
zwischen 4 und 15X schwaükt. Die Bestrahlung selbst -richtet 
sich. nach der Ausdehnung des Krankheitsprozesses. Die Lunge 
wird in eine Zahl rechteckige Felder eingeteilt (12:8, 8:8, 5:8’em) 
und dann wird — je nach der Ausbreitung der Krankheit — die 
Vorder- und Rückseite des Thorax bestrahlt. Ist die eine Lungen- 


liche Felder hinzugenommen. Man beginnt zuerst mit der Be- 
strahlung des obersten vorderen Feldes, geht dann zum mittleren 


folge die Bestrahlung ‘nochmals ausgeführt. Es wird demnach 
jeder Herd viermal bestrahlt, zweimal von vorn und zweimal. von 


beanspruchen, welche Bacmeister früher in einem Zeitraum 


entweder zwei- oder dreimal bestrahltee Bacmeister betont 
ausdrücklich, daß er jetzt im Gegensatz zu früher lieber kleinere 
Dosen gebe und diese häufiger verabreicht, um Zerfallserscheinungen 
und Reaktionen zu vermeiden. Nach jeder Bestrahlung ist .dem 


Stunden für die Dauer abfallen, sind. stets Zeichen einer Über- 
dosierung. Bacmeister ist gegen eine ambulante Röntgen- 


hygienischen und diätetischen Verhältnissen befindet (ein Wunsch, 
der an sich sicher berechtigt ist, bei dem aber die praktische 
Durchführbarkeit sehr schwierig sein wird). Die Röntgenbehandlung 
wird mit einer Quarzlampenbestrahlung kombiniert, die Kur be- 
ginnt mit sechs Besonnungen, es folgt dann die Röntgenbestrahlung 
und das Ganze schließt wieder mit sechs Besonnungen ab. Die. 
ganze Technik Bacmeisters ist darauf gerichtet, eine Ver- 
narbung zu erzielen, ohne daß es zu Zerfallserscheinungen kommt, 
Während sonst es das Bestreben jeder Therapie sein muß, das 
tuberkulöse Gewebe zu zerstören und in Narbengewebe umzuwandeln, 
ist dies ohne jede Einschränkung bei der Lungentuberkulose nicht 
erwünscht. Wahlloses und zu intensives Röntgenbestrahlen kann 
‚bei Lungentuberkulose zu schweren Schädigungen führen und ge- 


rade diese Zerstörungen verursachen, die wir vermeiden wollen. 


Wichtig ist auch eine richtige Indikationsstellung. „Die Röntgen- 


behandlung ist absolut machtlos gegen sehr virulente Bacillen, sie 


ist machtlos gegen alle käsigen und exsudativen Prozesse,“ Einzig 


und allein kann.die Röntgenbestrablung durch Schädigung des tuber- 


kulosen Granulationsgewebes die Heilung der Lungentuberkulose be- 
schleunigen, eine unvollkommene Heilung befördern und die Narben- 
bildung vervollständigen.“ Nach Bacmeister sind es nur die 
indurierenden und disseminierten (acinös-nodösen) Formen, die sich 
zur Behandlung eignen. Bacmeister vertritt hier dieselbe Auf- 
fassung, der ich (41) jüngst in einer Betrachtung der Wirkung der 
Strahlentherapie bei Lungentuberkulose gleichfalls Ausdruck ge- 
geben habe. — Über den Wert der ganzen Strahlentherapie bei 
tuberkulösen Erkrankungen urteilt der bekannte Gynäkologe 


Dührsen (42) außerordentlich abfällig und benutzt diese Kritik 


zu einer gleichzeitigen Empfehlung des F. F. Friedmannschen 
Mittels. Dührsen (43), der seit neuerer Zeit mit Vorliebe über 
Themata spricht, die außerhalb seines eigentlichen Wirkungsfeldes 
liegen, ist als überzeugter Anhänger des Friedmannschen 
Verfahrens bekannt. Da Dührsen aber einen Vergleich zwischen 
dem Wert der Strahlentherapie und dem Friedmannschen 
Tuberkulosemittel angestellt hat, so sei. darauf verwiesen, daß ein 
so ruhiger und dem Friedmannschen Heilverfahren durchaus 
wohlwollend gegenüberstehender Beobachter, wie E i erm an n (44), 
davor warnt, dem F ried m an n schen Mittel bei der chirurgischen 
Tuberkulose eine größere Bedeutung zuzusprechen als den anderen 
therapeutischen Mitteln (Röntgen- und Sonnenbehandlung), da eine 
überlegene Wirksamkeit des Friedmannschen Mittels noch 
nicht bewiesen sei. | 
Wie eigentlich Bestrahlung auf den Organismus einwirkt, wie 
sich die Zelle beziehungsweise ihre Organzellen verhalten, so sind 


wir darin heute von genauen Vorstellungen noch ziemlich weit 
entfernt. Schanz (45) sagt: „Auf unseren Organismus wirkt das 


Licht aller Wellenlängen. Die Wärmestrahlen beschleunigen die 


-gegeben. In seiner neuesten Arbeit befaßt sich Bacmeister. 


seite ganz ergriffen, so wird sie in drei Feldern-je von vorn und. 
von hinten bestrahlt, nach Sitz der Erkrankung werden auch seit- 


und schließlich zum unteren über, dann bestrahlt man in gleicher : 
Weise die Rückseite. Im Anschluß daran wird in derselben Reihen- - 


hinten. Die Bestrahlung einer ganzen Lunge würde zwölf Sitzungen . 


von vier bis sechs Wochen verabreichte, indem er jede Woche . 
Herd eine genügende Reaktionszeit zu lassen, um die Wirkung . 
zu beobachten. Erhöhte Temperaturen, die nicht nach einigen. 


behandlung und will sie nur da ausgeführt sehen, wo der Patient _ 
unter dauernder ärztlicher. Aufsicht ist und sich in besten ` 


TE 
A 


enc memme 0 


n menere [nn am a mn. 


E 
S i 
Co on daie 


i: an = = S Si ee 


Do nun 


sn 
- 


an 


277% 


I ae ren 
RE EB 255 Pa 


rn 


rer 


nn an 
ee en u a 
e ie m a -m eao un nn Ai, 


=. 
mu 


-r RL ERLEBTEN E 
- m - ge. _ 


ee 


mu 


un 40% =< aa nu 
= . - ze) d 
rn DEREN - Zum mí rt z 
— un „Er S 


are 
t ae sodni 
ama Du 


.: en en ee 


ER i} 
Ener 
g. $ DA N 
Gi: IE 5 `i 
P ij t 
* v \ h pi 
ir i 


a E on i S 
TEPP 2 - . “> 
r ee T a 


5 A Nr = 
> - 42 2% È > 
Sa f 


- 


E Pa 2 b & Ir 
Ze = s a, my N er 
- - E v P » x k 
SE A 1 A 
a er E a 
- 5 Erz 
- = Ma s 
Pr + nA Sa « 


m ' Fi . 
Bez 


1152 1919 — MEDI 


z - 


—n 


chemischen Prozesse, die die kurzwelligen Strahlen auslösen. Die | 


ultravioletten Strahlen werden von dem Plasma. der lebenden Zellen 
direkt absorbiert und daher direkt wirksam, die sichtbaren werden 
wirksam durch Sensibilatoren.“ Nach der Auffassung von Schanz 
bewirkt das in die Haut eindringende Licht eine Erweiterung des 
cutanen Blutgefäßbettes.und das in der Haut vorhandene Pigment 
wirkt als Sensibilisator, das in erhöhtem Maße die strahlende in 
lebende Energie umwandelt. Schanz führt damit den Gedanken- 
gang Rolliers, daß das Hautpigment die Rolle eines Trans- 
formators spielt, weiter aus, eine Auffassung, gegen welche sich 
besonders Margarete Levi (46) wendet, die ‘eine besondere 
Beeinflussung innerer Organe durch ultraviolette Strahlung für 
möglich hält und bei der Maus auch durch lang dauernde Be- 
lichtung (56 Stunden) erwiesen hat. Aus den Levischen Unter- 
suchungen ist zu entnehmen, daß die Milz des Versuchstiere um das 
zwei- bis dreifache Volumen anschwillt, daß die Leber hyperämisch wird 
und ausgedehnte, Rundzelleninfiltration um die Gefäße aufweist 
und daß an den Lungen flächenhafter Blutaustritt in die Alveolen 
erfolgt. Ähnliche Beobachtungen wie Margarete Levi hat 
auch Gassul (47) gemacht. Es ist nur dabei zu bemerken, daß 
es sich um 'Tierexperimente handelt. Eine einfache Übertragung 
dieser Beobachtung auf den Menschen wäre fehlerhaft und wird 
auch von Margarete Levi gar nicht versucht, indessen ist 
wohl nicht in Abrede zu stellen, , daß das ultraviolette Licht eine 
Tiefenwirkung besitzt, die zwar nicht physikalisch nachweisbar ist, 
wohl aber biologisch und physiologisch feststeht. Nach Neu- 
berg (48) übt das ultraviolette Licht eine spaltende Wirkung auf 
das Fett, Eiweiß und die Kohlehydrate in den Organzellen aus, 
~ wobei Substanzen von größerer Avidität entstehen und die Peroxydase 
in Blut und Gewebe gesteigert wird, Christen (49) vertritt die 
Ansicht, daß das Stratum germinativum unter dem Einfluß kurz- 
welliger ultravioletter Strahlen farbige Strahlen von größerer Wellen- 
länge aussendet, also zur Fluorescierung gebracht wird. Da nun 
überall, wo Fluorescenz auftritt, auch ĝ-Strahlen entstehen, so hält 
Christen es für erwiesen, daß in geeigneten Körpern bei Licht- 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 41 u. 42. 


Nr.4. Seligmannundv. Gutfeld (Berlin): Praktische Unter- 
suchungen mit der Bindungsreaktion von Sachs und Georgi zum Nach- 
weis gekochten Fleisches. Verfasser kommen auf Grund großer, mit 
dem Material des Medizinalamtes der. Stadt Berlin angestellten Ver- 
‚suchsreihen zu dem Ergebnis, daß die Sachs-Georgische Reaktion bei 
ihrem heutigen Stande noch nicht geeignet sei, mit Sicherheit den bio- 
logischen Nachweis gekochten Eiweißmaterials zu führen. Insbesondere 
versagt die Methode bei der Untersuchung von Blutwürsten und wirk- 
lich aus Leber hergestellten Leberwürsten. 

"Kiekhefel (Berlin); Lähmung des weichen Gaumens nach 
Grippe. Vortrag, gehalten in der Laryngologischen Gesellschaft zu 
Berlin am 16. Mai 1919. | 

Bornstein (Berlin): Kriegslehren für die Friedensernährung. 


Vortrag, gehalten in der Berliner Medizinischen Gesellschaft am 
16. Juli 1919. 


Nr.42. Klose (Frankfurt a. M.): Die ‚gonorrhoische Gelenk- 
entzündung; Typen, Verlauf und chirurgische Behandlung. Verfasser 
berichtet über eine erschreckende Zunahme der Gelenkkomplikationen 
bei Gonorrhöe und glaubt, daß in über 10 % aller Tripperinfekte eine 
Gelenkentzündung auftritt (im Frieden in 2 %1). Als Ursache nimmt 


er die Gleichgültigkeit der Patienten an, und sieht in dem durch die- 


Kriegswirkungen geschwächten Organismus sowie in Traumen ver- 
schiedenster Art eine Vorbereitung zur Aufnahme der im Blute krei- 
senden Erreger oder ihrer Toxine. Die gonorrhoische Gelenkerkrankung 
tritt meist in der dritten bis vierten Woche auf und hat metastatischen 


Charakter. In etwa 50 bis 60 % aller Fälle konnten Gonokokken im 


Gelenkexsudat nachgewiesen werden. Die großen Gelenke erkranken 
häufiger; unter ihnen wieder in mehr als 50 % das Kniegelenk. Man 
“kann zwei Verlaufsarten unterscheiden: 1. den gonorrhoischen Gelenks- 
erguß, der bei längerer Dauer den Eintritt eines Schlottergelenks so- 
wie Subluxationsstellungen der Gelenke begünstigt und meist mehrere 
Gelenke gleichzeitig befällt, 2. die gonorrhoischen Kapselphlegmone, 
deren klinisches Bild durch ‚die entzündliche Schwellung und Ver- 
diekung der Gelenkkapsel und durch die teigig-ödematöse Schwellung 
und starke Rötung der Umgebung beherrscht wird. Während bei 
energischer Behandlung bei den Gelenkergüssen meist keine funktio- 


ZINISCHE KLINIK — Nr.45. 


nn m nn e 


absorption sich -Strahlen bilden und daß die Menge der ent 
stehenden 9-Strahlen um so größer wird, je kurzwelliger das Licht ~ 
ist. Nun sind ĝ-Strahlen nichts anderes als rasch bewegte Elek- ~ 
tronen, die auf ihrem Weg chemische Moleküle zertrümmern und 
dadurch.-ihre Bewegungsenergie in chemische umsetzen, Es hat 
daher schon lange die Absicht bestanden, die A-Strahlen mehr zur 
Therapie heranzuziehen. Es sollte aber nicht nur die -Strahlung ` 
der. radioaktiven Körper benutzt werden, man wollte direkt die 
Kathodenstrahlen, welche” eigentlich auch nur #-Strahlen sind, 
therapeutisch verwenden. Es war das Bestreben Strebels (0), 
die äußeren Kathodenstrahlen als Ersatz für Radium und Meso- 
thorium zu gebrauchen. Nun sind aber die darauf hin gerichteten 
Bestrebungen praktisch nur schwer realisierbar. Bekanntlich werden 
die Kathodenstrahlen nach ihrem Durchgang durch ein sehr dünnes 
Aluminiumfenster schonnach wenigen Millimetern absorbiert, während ~ 
die $-Strahlen- der radioaktiven Körper noch in einem sehr weiten, 
1'!/; m überschreitenden Abstand von’ der Strahlenquelle nachweis- 
bar sind. In neuerer Zeit sind Grober und Pauli (öl) dem 
Problem, Kathodenstrahlen für den praktischen Gebrauch in An- 
wendung zu bringen, nähergetreten. Pauli (52) hat’ eine 
Kathodenröhre mit auswechselbarem Aluminiumfenster konstruiert, 
durch welche es möglich ist, Versuche mit Kathodenstrahlen vor 
zunehmen. Grober und Pauli sprechen von der außerordent- 
lich starken biologischen Wirkung der Kathodenstrahlen und 
messen ihrer praktischen Verwendbarkeit eine‘ außerordentliche 
Bedeutung bei. Nach ihrer Ansicht erschließen sich ihrer An- 
wendung in Naturwissenschaft und Medizin ganz neue Gebiete. 
Inwieweit der Optimismus Grobers und Paulis berechtigt ist, 
muß die Folge lehren. Daß jedoch in dem ganzen Problem der 
Verwendung der Kathodenstrahlen ein entwicklungsfähiger Kern 
steckt, ist nicht zu bestreiten. Wir stehen doch schon lange auf 
dem Standpunkt, daß die ganze y-Strahlung das Gewebe hemmungs’ 
jos durchsetzt und erst durch die sekundäre d-Strahlung wirkungs- 
voll wird. „Die durch Absorption vernichtete y-Strahlenenergle 
wandelt sich in $-Strahlenenergie um“ [F ern au (3). 
> (Fortsetzung folgt. 


1 


— 


` 


~~ 


nellen Schädigungen zurückbleiben, treten bei der phlegmonösen Fom 
infolge der ausgesprochenen Neigung zur narbigen Schrumpfung’des 
Kapselbandapparats meist Gelenkversteifungen ein. Die Therapie be- 
steht in Entlastung und Ruhigstellung sowie in der Anwendung der 
Bierschen Stauung bis zu 22 Stunden täglich; daneben kommt Bin- 
spritzung von Gonokokkenvaceine in steigenden Dosen sowie heiße 
Packungen und Heißluft in Betracht, bei großen Tixsudaten eventuell 
Punktion. Verfasser gibt dann die in der Rehn schen Klinik übliche 
Indikationsstellung für die chirurgische Behandlung (Arthrotomie) an, 
mit der recht gute Resultate erzielt wurden, und weist auf die große 
Leistungsfähigkeit der chirurgischen Behandlung bin. | ra 
Klotz (Lübeck): Behandlung der Diphtherie nach Behring 0 i 
Bingel? Nachdem bereits die experimentelle Wissenschaft die Binge 
sche Behandlung ‚mit Leerserum abgelehnt hat, glaubt Verfasser M 
Grund seiner klinischen Erfahrung dies ebenfalls tun zu müssen, i 
auf keinen Fall die Behandlung mit Leerserum mehr nützt als die A 
Behringschem Diphtherieserum. Immerhin hat die Bingeli 
Theorie einen Vorteil gehabt: man weiß nun, daß im Di ima 
nicht nur die specifische Heilwirkung des Antitoxins, sondern aue m 
unspecifische Heilwirkung des artfremden Serums vorhanden ist, W 
soll daher in Zukunft nicht einseitig den Antitoxingehalt des Serom 
in die Höhe treiben auf Kosten der unspecifischen Serumkom patir 
Dorn (Lübeck): Zur Frage der Diphtheriebehandlung rallel 
malem Pferdeserum. Verfasser beschreibt zwei völlig einander pa! ng 
verlaufende Fälle von Diphtherie, von denen der eine mit Be na 
schem Diphtherieserum, der andere mit Normalpferdeserum £ Te 
wurde. Eine Überlegenheit des antitoxischen über das Pier F en 
konnte nicht festgestellt werden, doch glaubt Verfasser dennoch, 
der Leerserumbehandlung in der Praxis abraten zu mussen: ib r der 
Oppenheim und Wacker (München): Das en 
postmortalen Säurebildung im Muskel als Ursache der vers‘ | 
Intensität der Totenstarre menschlicher Leichen. Während im en Auf‘ 
fünf bis sechs Stunden nach dem Tode im frischen’ Muskel Ei | 
treten einer ziemlich konstanten Säuremenge unter Abnal ach 
Glykogenbestandes bei gleichzeitigem Eintritt der Te 
gewiesen werden kann, beobachteten Verfasser in manchen hzeitigei 
Musculus quadriceps keine postmortale Säurebildung, bei gleic tenstarrė 
Fehlen des Glykogengehaltes des Muskels und Fehlen der To 2 


| 


Digitized by Google e 7 


a ET 


9. November. 


— 


Diese Zustände treten häufig bei Peritonitis, anderen septischen Er- 
krankungen, Inanition, chronischer Tuberkulose und anderen mit 
Kachexie einhergehenden Krankheiten auf. Es handelt sich hierbei 
um Kranke, bei denen infolge anhaltender Krankheit und Fieberzu- 
ständen bei verminderter Nahrungsäufnahme die Glykogendepots zur 


Zeit des Ablebens vollständig erschöpft sind. 


Straßmann (Berlin): Auffällig langes Erhaltenbleiben roter 
Verfasser konnte bei einer nach, 
61/2 Monaten exhumierten Leiche noch unveränderte rote Blutkörperchen 
nachweisen, während sich von den weißen Blutkörperchen vielleicht 
noch einzelne Lymphocyten, dagegen sonst keine anderen Arten nach- 


Blutkörperchen nach dem Tode. 


weisen ließen. 


: Bab (Berlin): Beitrag zu den Augenstörungen durch Methyl- 
alkoholvergiftungen. Verfasser beschreibt drei Fälle von Erblindung 
nach Genuß von Methylalkohol, die er in kurzer Zeit hintereinander 
zu beobachten Gelegenheit hatte. Er schließt daran die Warnung vor 
dem Ankauf von Lebens- und Genußmitteln unkontrollierbarer Herkunft 
und empfiehlt zur Vermeidung der häufigen Vergiftung Einstellung der 
Fabrikation von Methylalkohol überhaupt oder, falls dies nicht an- 
gängig,. Zusatz kleiner Mengen eines widerlich schmeckenden, un- 


schädlichen Stoffes. 


Fischer (Berlin): Über das Auftreten der Mikrosporie in Berlin 
und ihren Erreger, eine neue Varietät des humanen Typs. Verfasser be- 
richtet über die zurzeit in Berlin herrschende Mikrosporieepidemie, 
als deren Infektionsherde in erster Linie Stifte, Waisenhäuser und 
Schulen in Betracht kommen. Hervorgerufen wird die nur ‘bei Kindern 
vorkommende Krankheit durch einen in Deutschland bisher nicht be- 
kannten Erreger, Mikrosporon depauperatum, und zeigt auch klinisch 
Abweichungen von dem bekannten Bilde der Mikrosporie, insofern ent- 


zündliche Vorgänge mit in dem Vordergrund treten. Lasker. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 42. 


August Bier (Berlin): Beobachtungen über Regeneration beim 
Menschen. Regeneration der Gefäße. (Schluß.) Betont wird unter anderem, 
‚daß auch genähte Arterienwunden mit einer Narbe heilten! Bei Durch- 
trennung älterer Narben sieht man oft Gefäße spritzen, auch wenn der 
Schnitt zweifellos in das Gebiet der Narbe fällt. Also enthalten die 
Narben Arterien, allerdings ohne die normale Wand. Es gibt eben 
Arterien und Venen mit nur capillarer oder mit solcher und binde- 
Bei der neugebildeten feinen Capillarschlinge 
arbeitet dann der eine Schenkel von vornherein als Arterie, der andere, 
der weiter ist, als Vene. Es ist auch wahrscheinlich, daß der arterielle 


gewebiger Wand. 


Schenkel der Schlinge von einem arteriellen, der venöse von einem 
venösen Gefäß neu gebildet wird und daß beide sich entgegenwachsen. 


W. H. Veil (Frankfurt a. M.): Über das Begriffsproblem der 


Urämie. Darunter versteht man den Zustand der chemischen Azotämie 


oder Ureahämie. Seine Grundlage ist der chemische Nachweis der 
Reststickstoff- oder Harnstoffvermehrung im Blute. Jede Nierenkrankheit 
mit Azotämie dürfte man daher als urämische Nierenkrankheit 


. bezeichnen. 


A. Böhme (Bochum): Gehäuft auftretende Knochenerkrankungen 
infolge von Unterernährung. Die Veränderungen bei der beschriebenen 
Erkrankung entsprechen in allen Einzelheiten dem röntgenologischen 
Bilde der Rachitis. Sowohl die Rachitis der Kinder wie die sonst 
recht seltene der Adolescenten (Rachitis tarda) weist dieselben Ab- 
weichungen auf. 

A. Salomon (Berlin): Zur Klinik der Meningealblutungen. Bei 


der Verletzung der A. meningea media können alle charakteristischen 


Symptome (wie Hirndruck, kontralaterale Läbmung oder deren Vor. 
stadium, die motorischen Reizerscheinungen in Gestalt von Contracturen 
und Krämpfen) im Stich lassen. Oft ist auch der klinische Verlauf des 
Leidens von der Norm abweichend. 

A. Galambos (Budapest): Symptom des freien Flüssigkeits- 
ergusses im Abdomen als Zeichen einer Darmokklusion der Ileocöcal- 


gegend. Die Strangulation des Darmes war durch ein auf Narben- 


bildung beruhendes Pseudoligamentum zurückzuführen. Dieses befand 


sich in der Nähe des rechten Ovariums als Residuum "nach einer 


früheren Exstirpation eines Ovarialtumors. Das Symptom der freien 
peritonealen Flüssigkeit war nur vorgetäuscht. Es dürfte auf einzelne 
wit dünnflüssigem Inhalt gefüllte Dünndarmschlingen zurückzuführen 
gewesen sein, die bei Seitenlage ihre Stelle wechseln, wodurch sich 
der flüssige Darminhalt dem freien Flüssigkeitserguß im Abdomen ähn- 
lich verhält, | 
Hubert Sieben (Bürstadt in Hessen): Über die Ursachen des 
Quinckeschen Odems. Mitgeteilt wird ein Fall, der für eine intestinale 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Ñr. 45. | 1163 


toxische Ursache spricht, und ein anderer, bei dem das angioneurotische 
Ödem auf Grippe, also auf ein infektiöses Agens, zurückzuführen ist. 

Hermann Putzig: Uber Gonokokkenotitis bei Säuglingen. 
“Bei hartnäckiger Öhreiterung, besonders wenn vörher eine Augen- 
blennorrhöe bestanden hat, ist der Ohreiter bakteriologisch auf Gono- 
kokken zu untersuchen. Bei positivem Befund sind Einträufe- 
lungen mit I%igem Protargol zu machen. Dadurch kommt 
es in kurzer Zeit zur Heilung. Auch wird bei diesem Vorgehen die 
Übertragung auf die Pflegepersonen des Kindes verhütet. In dem mit- 


heilen der Augenblennorrhöe, sodaß es sich kaum um ein Wandern der 
Gonokokken durch den Tränennasenkanal in den Rachen und von dort 
in das Mittelohr handeln konnte, sondern vielmehr eine sekundäre 
Infektion durch Übertragung von der noch an specifischem Ausfluß 
leidenden Mutter anzunehmen war. | o 
P. Auerbach (Burkhardswalde bei Meißen): Vergiftung mit 
Eucalyptusöl. Es waren innerlich etwa 20 ccm davon genommen 
worden. Nach .Hervorrufen von Erbrechen und sofortiger Magen- 
spülung mit Milch kam es zur Heilung. F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 42. : - 


‚, Lorenz Böhler (Bozen): Die funktionelle Bewegungsbehand- 
lung der „typischen“ Radiusbrüche auf anatomischer und physiologischer 
Grundlage. Nach der Reposition wird die Hand in D ors al flexion 


gebracht und mit einer leicht gepolsterten, dorsal angelegten Schiene _ 


fixiert. Die Firgergrundgelenke müssen dabei frei bleiben. Dann wird 
sofort mit der vom Verfasser beschriebenen Bewegungstherapie be- 
gonnen. Die Erfolge waren sehr gut. (Eine wichtige Funktion der Hand 
ist das Schreiben. Auch dieses gelang sehr schnell. Das Schreiben ist 
aber nur möglich bei leichter Dorsalflexion im Handgelenk.) Auch 
bei allen Verletzungen und entzündlichen Erkrankungen des Vorderarms, 
der Hand und der Finger muß das Handgelenk in Dorsalflexion 
ruhig gestellt werden. Die Finger werden dann automatisch in Volar- 
flexion kommen. Außerdem soll möglichst frühzeitig mit aktiven Be- 
wegungen aller nicht beteiligten Gelenke begonnen werden. 

Oskar Stracker (Wien): Zur Korrektur rachitischer Bein- 
verkrümmungen. Es empfiehlt sich, die Verkrümmung im Anfangs- 
stadium, wenn sie noch weich ist, richtig zu stellen und so einen 
späteren blutigen Eingriff zu vermeiden. (Man soll es also nicht bei 
innerer Behandlung bewenden lassen.) Drei Fünftel der orthopädischen 
Operationen bestehen in derartigen Korrekturen, l 

Meta Holland, Luise Meyer und Otfried Müller 
(Tübingen): Beobachtungen an den Hautcapillaren bei Kindern mit ex- 
sudativer Diathese. In dem regellosen Capillarbild, das sich bei Kin- 
dern mit exsudativer Diathese fast ausnahmslos zeigt, sind die cha- 
rakteristischen Merkmale die auffallend langen Endschlingen 
mit ihren erheblichen Längen-. und Breitenunterschieden sowie starken 
Kaliberschwankungen. 

J. Zadek (Neukölln): Weitere Beiträge zum Verlauf der 
Lungentuberkulose im Kriege. Die primären Erkrankungen und wirk- 
lichen Infektionen an Lungentuberkulose im Kriege sind häufig und 
von ungünstigem Verlauf; die Exacerbationen und Manifestationen der 
Tuberkulose von Disponierten und konstitutionell Belasteten treten 
dagegen zahlenmäßig und prognostisch mehr in den Hintergrund. 

Egon Rach (Wien): Die Milch als Vergleichseinheit für die 
Nährwertkonzentration der Nahrungsmittel. Die genauer mitgeteilte 
Vergleichsmethode ist eine Errungenschaft des Pirquetschen Sy- 
stems der Ernährung. = | 

A. Rothacker (Jena): Blut- und Liquorbefunde beim Fieck- 
fieber. Vortrag, gehalten in der Medizinischen Gesellschaft zu Jena 
am 18. Juni 1919. Er 

A. A. Friedländer (Freiburg): Hypnonarkose. Sie wird 
empfohlen, wobei auf die irrige Anschauung hingewiesen wird, daß 
willensstarke Menschen nicht oder schwer oder ausnahmsweise hypno- 
tisiert werden könnten, und daß, wer leicht hypnotisierbar ist, willens- 
schwach sei. Notwendig ist allerdings: der Kranke muß hypnotisiert 
werden wollen, er muß imstande sein, seine Aufmerksamkeit auf 
einen bestimmten Punkt einzustellen, sich zu konzentrieren. 

Ernst Speer (Jena): Der praktische Wert ‚der Suggestiv- 
narkose. Es ist zu hoffen, daß in absehbarer Zeit die Hypnose in dem 


ihr zukommenden Umfange als praktisch völlig gleichwertiges 


Schmerzausschaltungsmittel ihren Platz gewinnen wird neben der 
Narkose und der Lokalanästhesie. Zu einer Hypnose, die vor einer 
Operation eingeleitet werden soll, ist aber eine mehrtägige 
Dressur oder Einübung des Patienten notwendig. 


geteilten Fall entstand die Otitis erst fast zwei Monate nach dem Ab- 


t - En r. a 
’ r - am E pr + 
r: | EEE 
> K BR a ni ae 
4 P - W K Fip 
- x 1 - 


J 


Pr a 


1154 


205. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 9. November. | 


Hans Lipp (Ulm): Eine leicht ausführbare Mikromethode zur 


Anstellung der Sachs-Georgischen Ausflockungsreaktion. Der Verfasser 
bedient sich dazu einer Tropfen pipette. | 


0. Kestner und W.. Weygandt: Die medizinische Fakultät 
der Universität Hamburg. F. Bruck. 


letzten ‘` Schwangerschaftstagen oder unmittelbar unter der Geburt 
innerlich untersuchte Frauen in erheblich höherem und schwererem Maße 
im Wochenbett erkrankten und starben als innerlich unberührte. Die 
Verfeinerung der Technik, besonders die Reetaluntersuchung, der 
Hinterdammgriff- von Schwarzenbach und die Methode Schatz- 
Unterberger ermöglicht es, die innere Untersuchung, außer wenn 
eine besondere Indikation besteht, zu vermeiden. 


Nr.29. Looser: Rachitis-Spätrachitis-Osteomalacie. Verfasser 
hat 17 Fälle von Spätrachitis zusammengestellt, die zeigen sollen, daß 
es sich bei dieser Krankheit nicht um eine seltene Rarität, sondern 
um ein ziemlich häufiges Krankheitsbild handelt. Es handelt sich um’ 
ausgesprochene, zum Teil sehr hochgradige Fälle, deren Zugehörigkeit 
zur Rachitis nicht zweifelhaft sein kann, zumal die Diagnose in fünf 
Fällen auch mikroskopisch bestätigt ist. Alle zeigen die typischen 
Deformitäten des Adolescentenalters, Genua valga und vara, Skoliose 
und Plattfüße. Die Spätrachitis füllt die große Lücke zwischen der 7 
Rachitis und Osteomalacie aus. In einigen Fällen konnte die Krank = 
heit von der ersten Kindheit bis ins 18. und 20. Lebensjahr, bei an- 
deren vom 15. bis zum 27. und 29. Jahre verfolgt werden. Wie im 
pathologisch-anatomischen Bilde der Rachitis und Osteomalacie eine 
vollkommene prinzipielle Übereinstimmung besteht und nur Unter 
schiede vorhanden sind, die durch die verschiedenen physiologischen 
Verhältnisse der Lebensalter bedingt sind, so. findet sich auch eine” 
Übereinstimmung der klinischen Erscheinungen bei Rachitis, Spät- 
rachitis und Osteomalacie mit den entsprechenden Medikationen, die- 
nicht nur bei Individuen in verschiedenen Lebensaltern, sondern bei 

längerem Verlauf auch am gleichen Individuum zu beobachten sind. 

Lüdin (Basel): Die Beeinflussung der Magenfunktion durch 
äußere lokale Wärmeapplikation. 151 Einzeluntersuchungen an 23 Pa- 
“tienten ergaben, daß die Zusammensetzung des Magensaftes durch 
lokale äußere Wärmeanwendung in keiner Weise verändert wird. Be- 
züglich der motorischen Funktion erwies sich die Wärmeapplikation 
bei 14 Personen mit normaler Austreibungszeit als die Magenentlee- 
rung beschleunigend. Bei 10 Patienten mit organischer Pylorusstenose 
konnte trotz Verstärkung der Peristaltik die Entleerung nieht be- 
schleunigt werden, dagegen wurde bei 9 Patienten mit Pylorusspasmus 
(Ulcus ventriculi, duodeni) die Austreibungszeit ganz erheblich verkürzt. 


N 


Wiener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 35 bis 39. 


Nr. 85. Corini und Priesel: Pathologisch-anatomische und 
bakteriologische Befunde bei der Grippeepidemie 1918. Aus der aus- 
führlichen Darstellung seien die folgenden Befunde hervorgehoben: 
In einem Falle fand sich eine récente Thrombose beider Nebennieren- 
venen mit schwerer hämorrhagischer Infarcierung der Organe und des 
umgebenden Fettgewebes. Die Thromben reichten rechts bis an die 
Vena cava, links bis zur Mündung der Nierenvene. Diese Neben- 
nierenverän derungen werden als die unmittelbare Todesursache ange- 
sprochen. In einem anderen Falle trat am siebenten Krankheitstage 
Druckempfindlichkeit der linken Nierengegend auf und sieben Tage 
später Ödem der Beine. Bei der Autopsie war die Vena centralis der 
linken Nebenniere und die Venenäste der linken Niere durch grauröt- 
liche Thromben verschlossen, an die sich in der Cava frische Thromben 


anschlossen, die hier das Lumen unvollständig, in den Iliacae voll- 
ständig verschlossen. 


ER 


Nr. 86. Porges (Marienbad): Über das Schützsche Herz- 
symptom. Das Schützsche Herzsymptom bei Plethora abdominalis, - 
welches nach entsprechender Entlastung des Abdomens verschwindet; 
wurde röntgenologisch nachgeprüft und bestätigt. Die Ursache des 
Phänomens liegt in einem Andrängen des Herzens an die vordere 
Brustwand durch erhöhte Spannung des Zwerchfells, weniger durch 
dessen Hochstand bedingt. Nach Beseitigung der erhöhten Zwerch- 
fellspannung rückt das Herz tiefer unter Verkleinerung des rechten 
Phrenieokardialwinkels. Zur Beseitigung der Plethora abdominalis und 


des Schützschen Symptoms ist eine erhebliche Gewichtsreduktion nicht 
notwendig. 


Nr. 37. Fritz: Gesichtspunkte zur Bekämpfung der Geschlechts- 
krankheiten. Zur vorbeugenden Belehrung der Allgemeinheit über die 
'Geschlechtsfunktionen und Geschlechtskrankheiten wird die Ausgabe 
von Merkblättern (für Mann und Frau getrennt) empfohlen, die für 
jeden Mann und für jede Frau bestimmt, auch tatsächlich jedem Mann 
und jeder Frau in die Hand kommen sollen. 


Nr. 38 und 39. Kahane (Wien): Über Galvanopalpation. Die 
Galvanopalpation ist eine Methode zur Bestimmung der galvanischen 
Empfindlichkeit; sie wird in der Weise ausgeführt, daß die punkt- 
förmig zugespitzte Untersuchungselektrode mehrmals rasch hinterein- 
ander auf die zu untersuchende Stelle gesetzt wird. Die diagnostische 
Verwertbarkeit der Methode basiert auf der Hervorrufung einer 
sekundären Lokalreaktion der Haut, welche ein subjektives und ein 
objektives Element enthält. -Das letztere ist die sich als Hautrötung 
kundgebende Reaktion der vasomotorischen Nerven. Beim streng 
tegionären Charakter der Reaktion ist das erste Ergebnis die topische 
Verwertbärkeit, das heißt aus der positiven Reaktion läßt sich ein 
Rückschluß auf das regionär entsprechende Organ oder Gebilde als 
Ausgangspunkt der Reaktion ziehen; so weist eine regionäre Haut- 
reaktion entsprechend der Kreuzung des äußeren Randes des Rectus 
abdominalis mit dem rechten Rippenbogen auf die Gallenblase, eine 
Reaktion in der rechten Darmbeingrube auf den Blinddarm oder Wurm- 
fortsatz hin und so fort. 2 

Budisavljevie (Agram): Über einen Fall von Magentetanie. 
Bei einem 52jährigen Mann, welcher an einer hochgradigen Pylorus- 
stenose infolge eines alten Ulcus ad pylorum litt und der in seinem 
Ernährungs- und Kräftezustand stark herabgekommen war, trat als 
schweres und ernstes Symptom die Tetanie hinzu. Trotz schlech- 
testen Allgemeinzustandes wurde die Operation, und zwar die hintere 
Gastroenterostomie in Lokalanästhesie ausgeführt. Der Erfolg war 
glänzend. Die Tetanie war mit einem Schlage behoben und ist nie 
wieder aufgetreten. Am dritten Tage nach der Operation war das 
Schlesingersche Beinphänomen, am sechsten Tage auch das Trous- 


geausche Phänomen nicht mehr auslösbar. Am 23. Tage wurde Patient 
geheilt entlassen, G. Z. 


Nr.30. Cornaz: Über die Wassermannsche Reaktion. Ver- 
fasser kommt nach seiner Statistik zu dem Schluß, daß, abgesehen yon 
einigen Infektionskrankheiten (Lepra, Scharlach, Malaria, Framboesie, 
Recurrens, Grippe) sowie bei Blutuntersuchung unmittelbar nach einer 
Narkose, die positive Wassermannsche Reaktion bei einem Nicht 
syphilitiker als eine Seltenheit bezeichnet werden muß, mit anderen 
Worten, daß das positive Resultat unter Berücksichtigung der obigen 
Einschränkung mit Sicherheit auf eine Lues hinweist. Die negative 
Reaktion beweist dagegen nicht das Fehlen der Syphilis. Man kann 
aber bei Syphilitikern oftmals die negative Reaktion in eine positive 
verwandeln durch eine sogenannte provokatorische Injektion von etwa 


{5 cg Neosalvarsan und Blutuntersuchung nach 8 und eyentuell noch 
einmal nach 14 Tagen, a 


Nr. 32. Geymüller: Einfluß der Influenza auf Schwanger 
schaft und Wochenbett. Bei Schwangeren zeigt die Influenza eine Nei- 
gung zur Descendenz in den Luftwegen und führt häufiger zu Pneu- 
monie als außerhalb der Schwangerschaft. Die Gefahr wächst mit 
dem Alter der Schwangerschaft, Die Influenzapneumonien nelimen 
bei Schwangeren einen besonders schweren, etwa in der Hälfte der. 
Fälle zum Tode führenden Verlauf. Bei der durch Pneumonie Kom: 
plizierten Influenza kommt es sehr häufig zur spontanen Ausstoßung 
der Frucht. Der Geburtsverlauf bei Influenzapneumonie ist im allge- 
meinen ein mäßig beschleunigter, nicht selten abortiver. Die Geburt 
ist von ungünstigem Einfluß auf den Verlauf der Influenza. Wöchne- 
rinnen sind weniger gefährdet als Schwangere. - Die InvolutionsvoF 
gänge des Genitale werden von der Krankheit nicht merklich be- 
einflußt. 

Nr. 33 und 34. Sobernheim (Bern); Über Intluenza. Die 
Darstellung umfaßt eingehend die Epidemiologie und Atiologie ‚der 
Influenza sowie aus dem Gebiet der Iniluenzabekämpfung die speci- 
fische Therapie und Prophylaxe. ; 

Hegner (Bern): Erfahrungen über die Glaukomtrepanation 
nach Elliot. Die Trepanation beim Glaucoma inflammatorium uoi 
Glaucoma simplex scheint keine Resultate zu ergeben, welche denan 
anderer Operationsmethoden sehr überlegen sind. Als Vorteil de! 
Methode ist anzuerkennen, daß die Technik als solche leicht und ge 
fahrlos ist. Sie stellt zweifellos eine Bereicherung der operativen 
Glaukomtherapie dar und es gibt Fälle, in denen die Trepanation beim 
Versagen der anderen Operationsmethoden rettend gewirkt hat: 


Korrespondenzblatt für Schweizer Ärzte 1919, Nr. 28 bis 34. 


Nr.28. Jegge: Das Risiko der inneren geburtshilflichen Unter- 
suchung und ihr Ersatz durch äußere Verfahren. An einem statistischen 
Material von 1000 Geburten wurde betreifs des Einflusses der vaginalen 
Untersuchung auf den Verlauf des Wochenbetts festgestellt, daß in den 


| | Digitized by Googl > 


NN S 


A 


un ut 


DE 
Ex IR 3x 


qé 
TA. 


Eu a 
aan 


\- ui x € 
P, . 
TER 


A NE Ci 
Se X 


ma OTT YE 
E aS 


N 


T 


9. November. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. | 1156 


Kinde. Die innere Überdrehung des Kopfes und der Austritt in tiefem 
Querstand war bei dem kräftigen Kinde möglich infolge der starken 
Wehentätigkeit und des weiten Beckens bei kleinem Kopf, sodaß der 
Rumpf der Wehentätigkeit eine größere Angriffsfläche bot. 

Hans Thaler: Über eine ungewöhnliche Schwangerschaits- 
komplikation (Lithokelphos, ausgehend von einem rupturierten, athretischen 
Nebenhorn, als Komplikation einer Vollhornschwangeren). Eine junge, 
intrauterine Schwangerschaft, kompliziert durch ein Steinkind, wurde 
bei einer Schwangerschaft operiert, ohne daß die Schwangerschaft da- 
durch gestört wurde. Bei der Operation des Steinkindes wies ein 
frischer gelber Körper am Eierstock darauf hin, daß noch- eine junge 
Schwangerschaft bestehen mußte. Es fanden sich in dem dem Steinkinde 
anhängenden Fettgewebe paradeciduale Gewebsanhäufungen. K. Bg. 


Nr. 41. M. Henkel: Akutes Hydramnion, Leberkompression, 
enges Becken, Punktion des Hydramnion. Bei einer Frau mit sehr 
starker Fruchtwasseransammlung und heftigen Leberschmerzen wurde 
der Uterus punktiert. Es wurde die erwünschte Menge Flüssigkeit ab- 
gelassen, danach die Lage des Kindes festgestellt, und durch äußere 
Wendung die Querlage in eine Kopflage verwandelt. Trotzdem wurde. 
hinterher noch der Kaiserschnitt notwendig, wegen der Trägheit der 
Gebärmutter und der Gewißheit, daß der Kopf des Kindes durch das 
enge Becken auf natürliche Weise nicht hindurchgegangen wäre. — 
Für geeignete Fälle wird die Punktion des schwangeren 
Uterus bei Hydramnion, namentlich in Verbindung mit 
engem Becken und lebensfähigem Kinde empfohlen. | 

W. Kolde: Gynäkologie und Tuberkulose. In den letzten 
Monaten wurde: viel häufiger als früher Tuberkulose des Bauchfells und 
des Genitales bei den Kranken der Städtischen Frauenklinik Magde- 
burg-Sudenburg festgestellt. In einem halben Jahre im Jahre 1919 
wurden mehr Fälle von Unterleibstuberkulose aufgenommen, als. in 
fünf Jahren vorber. Man muß annehmen, daß die Folgen der Kriegs- 
strapazen und der Hungerblockade sich. darin zeigen. Es wird eine 
Umfrage des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie 
angeregt, ob eine Zunahme der Tuberkulose des Bauch- 
fells und der Unterleibsorgane beobachtet wurden, und ob 


40 hinreichend lange verfolgten Fällen von Glaucoma inflammatorium 
wurden in 47,5% einwandfrei gute Resultate erzielt, bei 52 Fällen 
von Glaucoma simplex nur in 86,5 % der Fälle. Als ernste Kompli- 
kation trat in sechs Fällen (8 %) die Spätiofektion nach der Trepa- 
nation auf, in zwei Fällen die sympathische Ophthalmie. G. Z. 


Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 41. 


Th. Naegeli: Postoperative Verwachsungen nach Laparotomien. 
Es wird über Untersuchungen berichtet, bei denen einige Wochen nach 
der Operation in die Bauchhöhle Luft eingeblasen und die Bauchhöhle 
durchleuchtet wurde. Durch das Pneumoperitoneum wurden über- 
raschenderweise bei 36 Laparotomien 83mal Verwachsungen gefunden. 
Bei Kranken, welche wegen ihrer Verwachsungen operiert worden 
waren, wurden schon nach zwei Wochen ausgedehnte flächenhafte Ver- 
wachsungen nachgewiesen. Auch das Fehlen von Verwachsungen ist 
von Wert, um bei den Kranken nervös verursachte Klagen wahrschein- 
lich zu machen. 
f L. Gelpke: Die Rezidive nach Operation des schrägen Leisten- 
bruches und die subcutane Verlagerung des Samenstranges, ferner die 
sogenannte Zehnminutenoperation bei groBen Brüchen der Greise und 
die circumscripte Naht auch bei schlaffen Leistenbrüchen kinderreicker 
Frauen. Unter dem Namen Subcutanverlagerung des Samenstranges 
bat Gelpke eine Modifikation des Bassiniverfahrens beschrieben. 
Dabei durchbricht der Samenstrang; die drei Bauchwandschichten mit 
einer leichten Abknickung nach oben außen, und es werden alle drei 
Schichten zum Verschluß benutzt. Die Behandlung des Kanals ist 
Nebensache, Hauptsache ist die möglichst hohe Abtragung 
des Bruchsackes. Bei der sogenannten Zehnminutenoperation, 
bei den großen Leistenbrüchen der Greise, wurde der Bruch mitsamt 
dem Hoden und dem Samenstrange hoch oben unterbunden und ab- 
getragen. Bei Frauen mit schlaffen Weichteilen wurden. die Verschluß- 
nähte der Bruchlücken durch die Symphyse geführt. Als Nach- 
behandlung wird in allen Fällen von schlaffen Bauchdecken eine Art 
Bauchgymnastik verordnet, das heißt systematische, kräftige 
Baucheinziehungen, drei- bis sechsmal täglich je 10 bis 20 Einziehungen. 


DER NG 


K. Bg. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 38 bis 41. 


Nr. 88. Robert Meyer: Zur Begriffsbestimmung und Namen- 
Es werden neue Vor- 
schläge gemacht über die Benennung der Versionsanomalien. Sie 
werden erklärt als Stellungsabweichungen der Cervix, 
äußerst selten des ganzen Uterus. Die Versionsanomalien betreffen die 
Neigung der Cervixlängsachse zur Scheidenlängsachse, mit Neigungen 
und Beugungen des Corpus meist in entgegengesetzter Richtung, selten 
- bei normal erhaltener Anteflexio corporis und bei dauerndem Bestande, 


gebung in der Lehre von den Uterusversionen. 


verbunden mit Verlust der Biegsamkeit. 
Hans Albert Dietrich: 


Sarkom, das eine Mal des Ovariums und das andere Mal der Cervix. 
Beide Fälle wurden durch Röntgenbestrahlung geheilt. 


Nr. 89. Hans Thomsen: Die Grippe an der Göttinger Frauen- 
klinik. Nach den Erfahrungen an der Göttinger Frauenklinik war die 


Mortalität unter den an Grippe erkrankten Schwangeren, 


Kreißenden und Wöchnerinnen groß, besonders bedroht war der letzte 


Schwangerschaftsmonat. Bezeichnend war in allen Fällen die rasche, 
sturzgeburtartige Erledigung der Geburt. 

Die Kinder der erkrankten Frauen waren nicht besonders 
bedroht: Auf der gynäkologischen Abteilung konnte eine besondere 
Gefährdung der Operierten nicht festgestellt werden. Auch eine 
Sekundärinfektion des Operationsgebietes wurde nicht beobachtet. In 
einem Falle konnten sicher Influenzabacillen im Uterus nachgewiesen 
werden. Das geburtshilfliche Handeln wird durch eine Grippeerkrankung 
nicht bestimmt. 

Friedrich Jacobs: Über Grippe und Schwangerschaft. Nach 
den Erfahrungen an der Brandenburgischen Hebammenlehranstalt in 
Neukölln über Grippeerkraukungen während der Schwangerschaft, ergab 
sich, daß Schwangere der Erkrankung nicht mehr als andere ausgesetzt , 
sind. Ist dagegen eine S chwangere an Grippe erkrankt, so ist sie 
inhöherer Gefahr als eine Nichtschwangere. Bestimmend ist die 
Schwere der Infektion und die Toxinwirkung auf das Gefäßsystem und 
das Wehencentrum. Das Versagen des Kreislaufes ist durch Giftwirkung 
zu erklären. Die häufigen vorzeitigen Schwangerschaftsunterbrechungen 

werden ebenfalls auf den Einfluß von Toxinen zurückgeführt, 


Nr. 40, Elsa Bauer: Über einen Fall innerer Überdrehung des 
Kopfes und Austritt desselben in tiefem Querstand bei einem reifen 


Zur: Aktinotheraple des Genital- 
sarkoms. Mitteilung zweier Fälle von vorgeschrittenem inoperabilen 


Als Normaldose gilt 2 g auf: einmal genommen. 
kupiert ist, wobei kritischer Abfall der Temperatur bis zu subnormalem 


häufiger wegen Tuberkulose der Lungen unterbrochen wurde als in 
früheren Jahren. 

| Max Sch wab: Syphilis und Schwangerschaftsunterbrechung. 

Bei einer Schwangeren, welche frisch mit Syphilis infiziert worden war, 


trotz energischer Behandlung die Wassermannreaktion negativ wurde. 
Es ist die Frage, ob in diesen Fällen es zum Vorteil der Eltern, zum 
Vorteil der Allgemeinheit und zum Vorteil des Kindes angezeigt ist, die 
Schwangerschaft zu unterbrechen, 

Leopold Dittel: Zur Ätiologie der Tubargravidität. Es wird 
angeregt, in der Praxis darauf zu.achten, ob Eileiterschwangerschaft 
bei Frauen in derselben Familie öfter vorkommt- K. Bg. 


Therapeutische Notizen. 


Die Behandlung der Herzdilatationen bei Schildrüseninsuffizienz g 


bespricht Hermann Zondek (Berlin). -Die Medikation erfolgt am 
besten in Form von Thyreoidinpulvern (dreimal täglich 0,1). Zunächst 
muß ihre Darreichung über zirka acht Wochen fortgesetzt werden. 
Dann aber hört man zweckmäßigerweise für zwei Wochen auf, er-: 
neuert darauf wieder die Darreichung für die gleiche Zeit und setzt 
für vier bis sechs Wochen aus, muß sich im übrigen aber ganz nach 
den Angaben der Kranken und etwa wieder einsetzenden Beschwerden 
richten. Der beste Wegweiser fün. die Therapie ist das Elektrokardio- 
gramm. (Ther. d. Gegenw. 1919):;@ktober.) Reckzeh. 

Bei der kryptogenetischen peraizlösen. ‚Anämie empfiehlt J. Z a d e k 
(Neukölln) eine aus Bettrube, Diät, Arsen- und Salvarsaninjektionen, 
Salzsäure und Tierkoble per os sowie Magendarmspülungen bestehende 
Behandlungsart, die mit Sicherheit ia einigen Wochen lang anhaltende 
Remissionen zu erzielen imstande ist. (D. m. W. 1919, Nr. 4i.) 

F. Bruck. 

Die Metbode von Roll und Reitler zur Kupierung der Malaria- 
anfälle besteht in der Verhütung der dem ersten Anfall folgenden 
weiteren Fieberanfälle durch eine massive Chinindose, welche während 
der Defervescenz gegeben wird; und zwar dann, wenn die Körper- 
temperatur nach Überschreiten.der Acne um 1° heruntergegangen ist. 
Nachdem der Anfall 


Wert als günstiges Zeichen aufzufassen ist, wird noch vier bis fünf 


Tage lang 1 g Chinin morgens nüchtern verabreicht. Die Kupierung 


konnte ausgeschlossen werden, daß noch während der Schwangerschaft . 


M 
97 
y 


ETE 


Te en LER 


kir aaa 
eig 
= 
= NE x a ee 
wN er . ve ar 
-et - Rt 2 1 S 
Be 
ER Ber 
IR =a Be 


u 

x 
f, 
K 
; -A 
Bi 
et 
èt 
yl 
\ 
X 


x t 

4 

0 
E 4 
N 

H ' 
‘ 


Mn 


des Anfalls gelingt nach dieser Methode in 83,6 % der Fälle gegenüber 


19,8% bei Anwendung der Nochtschen oder K.o ch schen Methode. 
(W. kl. W. 1919, Nr. 88.) u: 


l Rusznyak berichtet, daß bei einem Fall von Schwarzwasser- 
fieber mit bestem Erfolg die M a tk o sche Salzlösung intravenös injiziert 
wurde. - (W. kl. W. 1919, Nr. 88.) l l | G. Z 


Über Tuberkulosebehandlung mit lebenden avirulenten Kaltblüter- 
tuberkulosebacillen berichtet Felix Baum (Berlin). Ist die Früh- 


diagnose sichergestellt, .so ist bei der angegebenen Behandlungsweise 
Heilung in allen Fällen zu erwarten, die Aussichten sind aber um so 


zweifelbafter, je weiter sich der Prozeß vom Hilus aus auf die Hilus- 


spitzenbahn und die Spitzen selbst erstreckt. Ebenso wie bei Er-- 
wachsenen ist bei Kindern die regelmäßige Kontrolle des intramuskulären 
Impfkuotens von Wichtigkeit. (Th. d.Geg. 1919, Oktober.) Reckzeh. 
Freudenberg (Berlin): Lokale Anwendung von Chlorcalcium 
zur Verhütung gefahrdrohender Blutungen bei der suprapubischen Pro- 
statektomie. Verfasser empfiehlt auf Grund von 26 Operationserfolgen 
die Anwendung einer 6 % igen Lösung von Caleium chloratum siccum, 
einerseits äls Blasenspülung vor der Operation, andererseits als lokale 
Tamponade. Bei keiner Operation wurde eine erwähnenswerte Blutung 
beobachtet. Als Ursache für den im allgemeinen sehr viel leichteren 


und besseren Verlauf der Operation glaubt Verfasser eine direkt toni- | 
sierende Wirkung des Chlorcaleiums annehmen zu dürfen. (B. kl. W. 


1919, Nr. 41.) | 


Lekisch berichtet über gute Erfolge mit dem Quecksilber- 
präparat Modenol. Die Zusammensetzung entspricht dem französischen 
Präparat Enesol (salieylarsensaures Quecksilber). Das Mittel ist da 
angezeigt, wo die gewöhnlichen Präparate schlecht vertragen werden 
und ein mildes Mittel erwünscht ist, -also besonders bei entkräfteten, 
unterernährten, anämischen Individuen. Die Kur besteht in etwa 
94 intramuskulären Injektionen zu 2 cem. Die Wassermannsche Re- 
aktion wurde in 29 von 30 so behandelten Fällen zu Ende der Kur 
negativ etwa in der Hälfte der Fälle bereits nach den ersten 10 bis 
12 Injektionen. Die syphilitischen Erscheinungen gingen in allen Fällen 
zurück, und zwar nicht langsamer als bei Gebrauch anderer Präparate. 
Gleichzeitig wurde oft eine Erhöhung des Hämoglobingehalts des Blutes 


und in vielen Fällen auch eine Gewichtszunabme beobachtet. (W. kl. W. 
1919, Nr. 39.) G. 2. 


Über die Lichtson 


Lasker. 


_ richtet R. Franz aus dem Franz-Joseph-Spital in Wien. Nach den im 


allgemeinen wenig günstigenErgebnissen wurde festgestellt, 
daß ein Teil der Gonorrhöefälle durch Leuchtsondenbehandlung ge- 
heilt werden konnte. Aber nach den Erfahrungen: standen Zeit- 
aufwand und Kosten dieser Behandlungsart in keinem Ver- 
hältnis zu den Erfolgen. Die Erfolge bei der subakuten und 
chronischen Gonorrhöe der Harnröhre und der Gebärmutter sind keines- 
wegs bessere als mit den alten Methoden der desinfizierenden Aus- 
wischung oder Injektion. -Gegen die Leuchtsondenbehandlung scheint 
der Umstand zu sprechen, daß in mehreren Fällen im Laufe der Be- 
handlung ein Aufsteigen des Infektionsprozesses in 
die Eileiter auftrat. Die Heilwirkung des Lichtes bei der Gonorrhöe- 
behandlung scheint darauf zu beruhen, daß aus der Schleimhaut eine 
starke Ausschwitzung von Flüssigkeit, von Leukocyten und Bakterien 
erfolgt. (Zbl. f. Gyn. 1919, Nr. 42.) K. Bg. 
= Zur Vaccinetherapie der Furunkulose äußert sich Hans Schiro- 
kauer (Berlin). 
überein, daß die Vaceinebehandlung in Gestalt des Opsonogens eine 
beachtenswerte Bereicherung der Furunkulosetberapie darstellt. (Ther. 
d. Gegenw. 1919, Oktober.) Reckzeh. 
Gute Erfolge in der Therapie der Trichophytie mit besonderer 
Berücksichtigung ihrer. tiefen Formen wurden von Fisch] mit einer 
kombinierten Terpentininjektions-Resoreinpastentherapie oder bei den 
mehr infiltrativen Formen mit einer Trichophytininjektions-Resorein- 
pastentherapie und Nachbehandlung mit 2 %,igem Formalinspiritus er- 
zielt. (W. kl. W. 1919, Nr. 38.) | 


Bücherbesprechungen. 


E. Eichwald und A. Fodor, Die physikalisch-chemischen 
Grundlagen der Biologie. Mit einer Einführung 
in die Grundbegriffe der höheren Mathematik, 
Mit 119 Abbildungen und 2 Tafeln. 

Springer. Preis M 42,— + 10% Teuerungszuschlag. 

Während die chemische Literatur dem Biologen Werke genug 
an die Hand gibt, durch die er sich Vorstellungen über das chemische 
Gescheken in den Zellen verschaffen kann, ist es nicht so leicht, für 
das Verständnis physikalischer und physikalisch-chemischer Vorgänge 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK. — Nr.45. i 


denbehandiung der weiblichen Gonorrhõe be- 


| funktionellen Behandlung. und die ausgezeichneten 


warm empfohlen werden. 


Verfasser stimmt mit dem Urteil Rosenthal s 


610 Seiten. Berlin 1919, Julius 


SO a se 


9. November. 
in lebenden Organen die Grundlagen zu finden. Da wird von dem 
Biologen das Erscheinen des Werkes von Eichwald und Fodor, 
die ja schon-für das Abderhaldensche Handbuch der biochemischen 
Arbeitsmethoden eine äußerst lesenswerte Einführung in die mathema- 
tische Behandlung biologischer Probleme geschrieben hatten, freudig be- 
grüßt werden. Wenn ich es übernehme, das vorliegende Buch, dem 
E. Abderhalden ein Geleitwort auf den Weg gibt, der medizinischen 
Leserwelt zu empfehlen, so bin ich außerstande, es als Fachkenner zu 
beurteilen, wohl aber als Suchender. Der von Eichwald geschrie- 
benen Einführung in die mathemätischen Grundbegriffe (Funktionen- 
theorie und analytische Geometrie, Differentialrechnung, Integral- 
rechnung) folgt als I. Hauptabschnitt: Der Zustand der Materie (Fodor) 
mit den Unterabteilungen i. Der gasförmige Zustand; 2. Der flüssige 
Zustand; 8. Die Krystallstruktur; 4. Der feste Zustand; 5. Der disperse 
Zustand; 6. Die verdünnten Lösungen; 7. Die Erscheinungen an Grenz- 
flächen; 8. Die kolloiden Systeme. -Es folgt: II. Atomtheorie und 
Strukturlehre von Eichwald; III. Die Kinetik der chemischen Re- 
aktion von Fodor (Reaktionen im homogenen und heterogenen Sy- 
stem, Fermentvorgänge); IV. Die Lehre von der Energie von Eich- 
wald (der erste Wärmesatz, der zweite Wärmesatz, Anwendungen - 
der Tbermodynamik, Elektrochemie, .Photochemie). — Ich halte diese 


Anordnung des Stoffes für eine sehr glückliche. Die Darstellung selbst 


bemüht sich, klar zu sein. Im großen und ganzen ist das den Ver- 
fassern auch gelungen, mancherorts wird freilich immer noch zu viel 
vorausgesetzt. | 


i Ficker (Berlin). 
Fritz Steinmann, Lehrbuch der funktionellen Behandlung. 
der Knochenbrüche und Gelenkverletzungen. Stutt- 
gart 1919, F. Enke. Mit 270 Abbildungen. 266 Seiten. M 18,—. 
Verfasser, welcher durch die Einführung der Nagelextension all- 
gemein bekannt ist, gibt eine erschöpfende Darstellung der modernen 
Frakturbehandlung. Er ‘schildert ausführlich für alle Formen der 
Knochenbrüche bewährte Extensionsverbände und weist immer wieder 
darauf hin, wie überflüssig die rubigstellenden Verbände, besonders die 
Gipsverbände sind. Wenn jeder Knochenbruch den Fachchirurgen zur 
Behandlung überwiesen würde, so könnte schon heutzutage prinzipiell 
eine Art der funktionellen Behandlung bei jeder Frakturform zur An- 
wendung kommen. Von diesem zu erstrebenden Ziele sind wir aber noch 
weit entfernt und deshalb darf meines Erachtens in der Ausbildung der 
Mediziner die Technik der immobilisierenden Verbände nicht vernach- 
lässigt werden. -Es muß jedoch immer wieder darauf hingewiesen 
werden, daß sie einen Notbehelf darstellen und fortschreitend zu 
gunsten der funktionellen Behandlung verlassen werden sollen. Auf 
diesem Wege kann das Steinmannsche Buch außerordentlich 
segensreich wirken, da es in einer ausgezeichneten Darstellung unter. 
Beifügung sehr lehrreicher, guter Abbildungen die Grundlagen der 
Resultate plastisch 
zur Darstellung bringt. Nicht nur für den Fachchirurgen, sondern 
auch für die Ärzte und für die Studierenden kann das Lehrbuch nur 
O. Nordmann (Berlin-Schöneberg). 
Hugo Bach (Bad Elster), Anleitung und Indik 


Bestrahlungen mit der Quarzlampe 
Höhehsonne“, 


ationen für 
„Künstliche 
Mit 18 Abbildungen im Text. Fünfte, ergänzte 
Auflage. Leipzig und Würzburg 1919, Verlag von Curt Kabitzseh. 
126 Seiten. Brosch. M 7,— geb. M 8,50. k 

Die rasche Folge der Auflagen des zuerst im Jahre 1915 er- 
schienenen Buches beweist, daß sich dasselbe in kurzer Zeit eime große. 
‚Beliebtheit unter den Praktikern erworben bat. Es ist dadureh auch 
möglich geworden, das Werk immer auf der Höhe des derzeitigen 
Standes der Bestrahlungstherapie zu halten und die neueste Literatur 
zu berücksichtigen. Gegenüber der vierten Auflage sind im übrige) 
nur wenig Änderungen vorgenommen. Es wäre nur für eine baldige 
nächste Auflage. zu wünschen, daß der Verfasser seinen Vorsatz ans- 
führt, den Abschnitt über Indikationen der Höhensonnenbehand- 
lung umzuarbeiten. In seiner jetzigen Form besteht derselbe im wesent- 
lichen nur aus kasuistischen Mitteilungen, die der eigenen oder fremden 


Erfahrung entstammen; der Leser vermißt dabei ungern ein® kritische 
Sichtung des Materials. A. Laqueur (Berlin). 


Ernst Kretschmer, Der sensitive Beziehungswahbn. 166 Seiten. 

Berlin 1918, Jul. Springer. M 14,—. 

. „Das Buch eines feingeistigen und kritisch begabten Psychiaters, 
der in Altem neue Wege geht und neuen Zielen zustrebt. Als Ganzes 
ein markanter Beitrag nicht nur zur Paranoiafrage, sondern zur psychia- 
trischen Charakterlehre. Den Fachmännern sei das Werk, das sich ZU 
einem ausführlichen Referat in diesem Blatt nicht eignet, angelegenli 


empfohlen, Es ist gründlich, klug, beweiskräftig und dabei anregen 
und formsicher geschrieben. | -  Singel: 


a RN ve A tA 


ZU NL ar 


an 


LT T> 


zus 
NR 


allen Hilfsmitteln der Diagnostik nicht festgestellt werde 


 stimmungen der Körperwärme vorzunehmen und auf das Wesen des 


bedingt. Ein ärztliches Eingreifen erfordern diese Fälle nicht, 


—— 


© 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. 


: 9, November. 


Vereins- und Auswärtige Berichte. 


-mast und zu einer Giykogenfüllung kommen, die wiederum zu einer 

Acidose Veranlassung geben können. Knappe Bedingungen sind auch 

für die Zukunft bei der Ernährung der Diabetiker zu empfehlen. ` 
PB =: Fritz Fleischer. 


- Berlin. 
Verein fâr Innere Medizin. Sitzung vom 20. Oktober 1919. 


Arthur Mayer: Über physiologische Erhöhung der Körper- 
wärme. In den Jabren 1916/17 beobachtete M.- 17 Individuen mit Er- 
höhung der Eigenwärme, bei denen organische Veränderungen mit 

n konnten. Sie 
boten leichte thyreotoxische Symptome. Die physiologische Tages- 
schwankung fehlte bei ihnen. Die Beobachtung dieser Kranken gab 
Veranlassung, auch bei anderen gesunden und kranken Menschen Be- 


| Braunschweig. 
Ärztlicher Kreisverein. Sitzung vom 27. September 1919. | 
Reiche stellt zwei Kinder mit Spasmophilie vor und. schließt 
daran einige für die praktischen Ärzte besonders wichtige Ausführungen 


Insonderheit bespricht er die Behandlung mit großen Kalkgaben. Kleine 


Kalkgaben hält er für zwecklos. | 

Fräulein Rexhausen: Vorstellung zweier in der Entwicklung 
zurückgebliebener Säuglinge. Im ersten Fall handelt es sich um eine. 
Lues congenitalis. Kind jetzt acht Monate alt, das Gewicht beträgt 
nicht die Hälfte des Normalen. Das Kind zeigt Hydrocephalus mäßigen 


Fiebers einzugehen. Unter anderem fand M., daß zwischen linker und 
rechter Achselhöhle Wärmeunterschiede zu messen sind, für die irgend- 
eine Beziehung zu Rechts- oder Linkshändigkeit, zu einem etwaigen 
Erkrankungssitz usw. nicht erkennbar ist. Die Differenzen zwischen 
der im After und in der Achselhöhle gemessenen Wärme sind 
schwankend. Aus großen Differenzen bei Blinddarmentzündung folgert 
M. eine schlechte Prognose des Verlaufs. Zwischen den Bestimmungen 
bei trockener und bei feuchter Achselhöhle sind große Unterschiede. 
In den von ihm beobachteten Fällen von Hyperthermie war der paren- 
terale Eiweißzerfall begleitet von einer Steigerung der pyrogenetischen 
Reaktion. Ein vermehrter Eiweißzerfall bestand trotz der Temperatur- 
steigerung nicht, wie die aus den Stoffwechselversuchen sich ergebende 
positive N-Bilanz bewies. Als Ursache der beobachteten Hyperpyrese 
spricht er Störungen in ‘der Wärmeregulierung an. Die Heilung gelang 
durch Darreichung von Antithyreoidin, Nervina und Hydrotherapie. 
Aussprache. Fürbringer: Die Untersuchungen von Mayer 
haben eine Bestätigung der von F. festgestellten Temperaturunterschiede 
zwischen feuchter und trockener Achselhöhle ergeben. Bewegungs- 
einflüsse können die Körperwärme sehr beträchtlich steigern. Virchow, 
fand, daß Schwimmen die Körperwärme herabsetzt. Neuere Beob- 
achtungen fanden eine Temperatursteigerung bei Wettschwimmen. 
Geistige Überanstrengung kann die Körperwärme steigern. Nach 
Sahlis Selbstbeobachtungen bedingt schwüle Witterung subfebrile 
Temperaturen. Brugsch: Die Achselhöhle ist für Bestimmung der 
Körperwärme ungeeignet. Es bestehen Zweifel darüber, ob die von 
Mayer beobachteten Leute wirklich völlig gesund waren. Die Aus- 
führungen von Mayer erscheinen ihm durchweg überwiegend hypo“ 
thetisch und unbewiesen. His: Es gibt Menschen, bei denen außer 
der Temperatursteigerung keine Krankheitszeichen nachweisbar sind. 
H. hat in Lungenheilstätten solche Fälle gesehen. Die dauernde Hyper- 
pyrese ist kein Fieber. Vielleicht wird sie durch nervöse. Einflüsse 


Blutbild einer Jaksch-Hayemschen Anämie. Zweites Kind’ eben- 
falls acht Monate alt, von Größe und .Gewicht eines Viermonatskindes 
und extrem blaß, Durch die Untersuchung können Lues und Tuber- 
- kulose ausgeschlossen werden. Es besteht Verdacht auf Sporofrichose , 
wegen eines Ulcus am rechten Scheitelbeinhöcker, das seit Monaten 
keinerlei Heilungstendetz zeigt. Dieses ist dreimarkstückgroß, scharf 
begrenzt von blaurötlichen, unterminierten Rändern, der Grund ist be- 
deckt mit blaßroten, stark secernierenden, papillösen Granulationen. 
Die Sonde stößt auf rauhen Knochen. Am weichen Gaumen deutet 
eine kleinfingerkuppengroße strahlige Rötung auf ein vordem vorhan- 
denes wie ausgestempeltes, schmierig belegtes Ulcus. Der Abstrich 
ergab im Kulturverfahren bis jetzt nur Streptokokken. Außerdem leidet 
das Kind an rezidivierender Pyeloeystitis und zeigt eine große Knochen- 
weichheit des Schädels uud des Thorax. Blutbild ohne Besonderheiten. 
. Hg 73%. In beiden Fällen ist die Entwieklungshemmung auf chronische 
Infektion zurückzuführen. EE. 
Reiche gibt einen kurzen Überblick über den Zweck und die 
Einrichtung des Viktoria-Luise-Hauses (Landessäuglingsheims). An- 
schließend Besichtigung des Hauses. x Kempf. 


— ` 


| .. Jena. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 7. Mai 1919. 
Ibrahim: Uber Säuglingstuberkulose. Vortragender erläutert 
die heute von der Mehrzahl der Autoren vertretene Ansicht über die 
Säuglingstuberkulose, den Primärherd in der Lunge, die erst lympho- 


Magnus-Levy: Über Diabetes im Krieg. Während in den 


letzten Jahren vor dem Krieg die Anzahl der Todesfälle an Diabetes 
in Berlin ständig stieg, ist sie in den letzten vier Jahren ständig ge- 
sunken. Sie betrug insgesamt 202 gegenüber 444 in den letzten vier 
Friedensjahren. Der Rückgang hält auch im letzten halben Jahre an. 
Das männliche Geschlecht ist an dem Rückgang etwas mehr beteiligt 
als das weibliche, 75% der Todesfälle kommen auf das Alter über 


50 Jahre. Auffallend ist, daß auch bei den Kindern die Zabl der Todes- ` 


fälle an Diabetes prozentual so weit zurückgegangen ist wie bei den Er- 
wachsenen. Eine mangelhafte Diagnostik kann den Rückgang weder 
bei Erwachsenen noch bei Kindern vortäuschen, wenn auch bei Kindern 
eine Verkennung des Diabetes gelegentlich schon immer vorgekommen 
ist. Es darf viel eher angenommen werden, daß die Zahl der Todes- 
fälle an Diabetes noch niedriger ist, weil die Diabetiker, die an inter- 
currenten Krankheiten starben, wegen der Lebensmittelkarten bis an 


"ihr Lebensende als Diabetiker zählten. Die Zahl der an Koma Ge- 


storbenen ist wesentlich herabgegangen. Der Verlauf des Diabetes im 
Kriege unterschied sich unter anderem dadurch, daß die Entzuckerung 
leichter und mit freierer Kost gelang. Als Nebenbefund wird Glykosurie 
jetzt nicht gefunden. Bei Vergiftungen mit Kohlenoxyd macht sich 
die Abnahme der Glykogenvorräte durch das Ausbleiben der Glykosurie 
geltend. Fälle von schwerem Diabetes waren schlecht dran. Sie 
nahmen schnell ab, aber der. Eindruck besteht, daß sie nicht schneller 
starben als im Frieden; das Koma und die Acidose traten zurück. Das 
Koma, wo es auftrat, trug nicht die gewaltsamen Züge wie früher, die 


Atmung war nicht so tief, die Durchfälle und. Magenverstimmungen - 


fehlten. Wesentlich häufiger scheint der Ausgang in Tuberkulose ge- 
worden zu sein. Die Erfahrung, daß Absperrung einer Bevölkerung 
den Diabetes zur Abnahme bringt, ist schon bei der Belagerung von 
Paris gemacht worden. Eine Auffüllung zur früheren Fettfülle ist nicht 
erforderlich. Direkt oder indirekt würde es dadurch zu einer Eiweiß- 


gene, später hämatogene Ausbreitung, setzt die diagnostische Bedeu- 
tung des exspiratorischen Keuchens, der Hauttuberkulide, der Tuber- 
kulinreaktionen auseinander und führt einige illustrative Einzelfälle 
vor. Sie beweisen unter anderem die schon mehrfach belegte Tat- 
sache, daß die Prognose der Säuglingstuberkulose, auch wenn die In- 
fektion in das erste Lebensjahr fällt, keine ungünstige ist. Durch fort- 
laufende Röntgenbeobachtung läßt sich gelegentlich der primäre Lungen- 
herd feststellen und seine Rückbildung verfolgen. | 

Besprechung. Lexer fragt nach der Häufigkeit der Knochen- 
und Gelenktuberkulose bei derartigen Lungenbefunden der Säuglinge. 

Stintzing glaubt, daß die Seltenheit des positiven autopti- 
schen Befundes bei der relativen Häufigkeit der Tuberkulose im frühen 


Kindesalter darauf beruht, daß die Untersuchung der Kinderleichen 


en unterbleibt oder nicht mit der erforderlichen Gründlichkeit 
erfolgt. | 
Rößle hat auf Grund der Befunde am Sektionsmaterial den 
entschiedenen Eindruck, daß speziell die Tuberkulose der Säuglinge 
eine Schwere Tuberkuloseerkrankung ist. | 
Ibrahim: Über Bauchmuskellähmung bei spinaler Kinder- 
lähmung. Das klinische Bild dieser Lähmungen ist recht verschieden, 
je nachdem die gesamte Bauchmuskulatur, nur die queren Muskeln 


oder vorwiegend oder ausschließlich die Recti befallen sind. Wenn nur 


einzelne Teile der queren Bauchmuskeln gelähmt sind, entstehen 
Pseudohernien der seitlichen Bauchwand. Auf Grund der Beobachtung 
partieller Bauchmuskellähmungen bei Poliomyelitis acuta hat Vor- 
tragender gegen die von Oppenheim vertretene Ansicht von der 
multiradikulären Versorgung der Bauchmuskeln Stellung genommen. 
Seither ist die Tatsache der segmentären Versorgung, der Bauch- 
muskeln durch verschiedene klinische und anatomische Beobachtungen 
sichergestellt worden. Zwei eigene Beobachtungen von der jüngsten 
Zeit werden mitgeteilt, eine davon wird vorgestellt. 


über Ätiologie, Diagnose, Prophylaxe und Therapie der Erkrankung. . 


Grades, Sattelnase, Rhinitis, Leber- und Milzschwellung und bietet das / 


d a re ar N 
u 1 > 


NETTE 


I Saf: 
9. N 


1158 


re 


J 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 45. ovemb 


ich 

- 

yi . 
wt 

à ` 


Besprechung. Stintzing berichtet über einen Fall von‘doppel- 
seitiger isolierter Lähmung der geraden Bauchmuskeln, der ebenfalls 
für die Möglichkeit einer segmentären Abgrenzung der spinalen Centren 
für die einzelnen Bauchmuskeln spricht. 

Lexer teilt mit, daß er bei einseitiger Lähmung der schrägen 
Bauchmuskeln einmal mit gutem Erfolg eine Raffung der Muskulatur 
vorgenommen hat. Verstärkung der Bauchdecken mit freiem Fascien- 
oder subcutanem Bindegewebslappen würde er allerdings vorziehen. 

Duken: Zur Röntgenologie des Emphysems. Vortragender er- 
örtert an einer Reihe von Röntgenaufnahmen die verschiedenen Arten 
des Emphysems, bespricht die Diagnose der Gaspblegmone und be- 
handelt dann das Krankheitsbild der traumatischen intracraniellen oder 
auch intracerebralen Pneumatocele. Ausführlich werden die verschie- 
densten Formen des Lungenemphysems besprochen. An Hand vieler 


Bei Beginn des Krieges rechnete die Regierung mit einer kurzen 
Dauer desselben. Nach der in ihrer Bedeutung unterschätzten Marne- 
schlacht entstand durch Verfütterung großer Mengen von Getreide und 
Kartoffeln an den großen Viehbestand bald Mangel an menschlichen 
Nabrungsmitteln. Trotzdem wurden Ende 1914 sogar noch reichliche 
Zuckermengen ins Ausland abgegeben. Als im Februar 1915 die Be- 
wirtschaftung des Getreides einsetzte, konnte nur noch etwas mehr 
als die Hälfte des Friedensverbrauches an Brot aut die Brotkarte ver 
teilt werden. Später sank die Brotration noch mehr. Die ganze übrige 
Kriegszeit konnte sich die Regierung nicht zu einer dauernden Herab- 
setzung des Viehbestandes entschließen. Der großen Rinderschlachtung 
im Frühjahr 1917 ließen die Viehhandelsverbände sogar einen Wieder- 
‚aufbau des Rindviehbestandes folgen, sodaß im Juni 1917 mehr Kälber 
| vorhanden waren, als je im Frieden. Die Errichtung des Kriegs- 


‚Röntgenaufnahmen wird dann nachgewiesen, wie das komplementäre 
Lungenemphysem zustande kommt. Die Wechselbeziehung zwischen 
Lunge und Thorax und ihre gegenseitige Beeinflussung werden aus- 
führlich dargelegt. Ebenso wird zu erklären versucht, warum manch- 
mal die Bronchopneumonie, die der Kliniker mit Sicherheit feststellen 
kann, röntgenologisch nicht nachweisbar ist. Zum Schluß besprach D, 


einen Fall von Mediastinalemphysem, den er röntgenologisch sehr 
schön darstellen konnte. | 


Ibrahim stellt vor: a) einen Fall von multipler cartilaginärer 
 @xostose (Osteodysplasia exostotica) in Verbindung mit Idiotie, Epi- 
lepsie und fortschreitender Erblindung (Sehnervenatrophie) bei einem 
3% jährigen Knaben. 
b) einen Fall von Epilepsie, kombiniert mit endogener (hypo- 
physärer?) Fettsucht bei einem zwölfjährigen Mädchen. 


Sitzung vom 28. Mai 1919. 


Nachruf für Exzellenz Wirkl. Geheimrat Prof. Dr. Bern- 
hard Sigismund Schultze, gesprochen von Herrn Engel- 
hardt. 

Abel: Die Ernährungsverhältnisse in Deutschland vor, in und 
nach dem Kriege. Die Ernährungsverhältnisse im Deutschen Reich 
waren vor dem Kriege im allgemeinen recht befriedigende. Die Mög- 
lichkeit, seine stark wachsende Bevölkerung ausreichend zu ernähren, 
dankte Deutschland seiner intensiven und ergiebigen Bodenkultur und 
Viehzucht, in deren Erträgnissen es alle anderen europäischen Länder 
übertraf. Stark ins Gewicht für die Volksernährung fiel aber die Ein- 


fuhr von Nahrungs- und Futtermitteln. Vorratswirtschaft wurde nicht 
getrieben. 


Als beratender Hygieniker in der Asiatischen Türkei. 


Von 
Dr. Huntemüller, Privatdozenten und Stabsarzt der Reserve. 
| (Fortsetzung aus NT, 44.) 
Nach Morgenroth bestehen nun auf Grund seines Nach- 
weises, daß das Chinin an die Erythrocyten gebunden wird, für die 
. Wirkung der Chininalkaloide bei Malaria folgende Möglichkeiten: 
I. Ektoglobuläre Sterilisation, 
1. durch das im Blutplasma gelöste Alkaloid, 
2. durch Transgression des in den Blutkörperchen ge- 
speicherten Alkaloids. | 
II. Endoglobuläre Sterilisati 
Erythrocyten gespeicherte Alkaloid. 

II. Repulsionswirkung. 

Ad I. Bei der geringen Konzentration des Chinins im Blut- 
serum ist seine chemotherapeutische Wirkung auf die jungen frei im 
Blutplasma befindlichen jungen Schizonten schwer erklärlich, immer- 
hin aber nicht unmöglich. Ebenso wäre es denkbar, daß die in der 
Nähe der Erythrocyten befindlichen Parasitenformen durch Trans- 
gression aus den roten Blutkörperchen das dort aufgespeicherte 
Chinin in reichlicherer Menge aufnehmen könnten, als es dem Gehalt 
des Blutserums entspricht. Auch die endoglobuläre Sterilisation (ID) 
der Schizonten erscheint ihm bei der höheren Konzentration des Al- 
kaloides in den roten Blutkörperchen möglich, aber keineswegs be- 


d r u — —T 
Fe - mg . r eo P = 3 _—— " ze Ara u a a 
- k j = 2 > = 
pi è . Aa» y L M w aait - s- 
EENE E A a RE RER sh ` mi x jr 
- E- asd un -A mo .. P ee -7 æ 2 en Er - 
En} z ie md = z -~-n eA a . ~ a ee U nz 
-< - ~ = a. - - ~ x nen = m > Z e A 3 £ P > 
= - - u —— a ne DOL = — >—?% n- u f - Micra w a 
nn e a '. - € 2 >. = J- =o npe - E wc - a44 + 2 ppr- TE I — 
s Ei ye u > — m E _—— ne — ei A fe d ir d P ge 
. = —— TSR ee —— En een m$: Ser Free nie N 
Er fr? ’ ne A E Ay un huge A - r Ea R per Ten ` BEN. nr. - ‘ E 
3 x + m v Pm a > ge aia E- A < gap a =- ar 
Mr - r = * A pa e - e -i s-> - 
E a à X u Ae u A u + - aSa = PER E re Bar -p . - 
ee 5. - ya r UET a P = - + 
a un Ba, y 
PEF A, ` N ? nen r m p > BEP - 
® ar VE > E 


na Ea a a” 


~ 


DIAN a N 


ani mae 
-1 u - 


fremm pa 
ae 


on durch das in den 


— DM E 
- „= >g -e — G 
c v re > > Beer 5 — 55: 
LEE WERE OT i DE e Ja K p 
E a a ar a -e re 5 . E Fir - 
i - p ate 2 å =; S E 
WS TE "i £ 2 > - 
a a g on 
ur Aa Es nn 


A pamrih oe E 
a E 
de ~ a 

* T 


gE \ 


| 


wiesen. Dagegen glaubt er, daß für die Wirkung des Chinins in 
erster Linie die Repulsionserscheinungen (III) in Betracht kommen. 
Die frei im Blutserum schwimmenden Merozoiten und Sporozoiten der 
Malariaplasmodien werden nach seiner Theorie, ebenso wie die 
Leukoeyten, für die er den Beweis führen konnte, durch das in den 
Erythrocyten angehäufte Chinin negativ chemotaktisch beeinflußt 


ernährungsamtes im Mai 1916 war ein völliger Fehlschlag, weil seine 


Leiter gänzlich unfähig zur Beurteilung und Erfüllung ihrer 
gaben waren. 


Auf- 
Nichts geschah zur Hebung-der Produktion. Die Rationierung 
vollzog sich rein mechanisch ohne Rücksicht auf das individuelle Be- 
dürfnis. Die Kriegsgesellschaften verdarben mit ihrer Mißwirtschaft 
in schlimmster Weise Preise und Stimmung. Der Schleichhandel, der 
riesengroß emporgewachsen war, wurde schließlich vom Kriegs- 
ernährungsamt als nützliche Erscheinung gepriesen. 


\ 


Redner hat keinen Zweifel, daß bei richtigem Zufassen die ver- 
fügbaren Nahrungsmittel zur ausreichenden, wenn auch knappen Er- 
nährung des ganzen Volkes hingereicht hätten. y 

Von der Regierung wird jetzt zugegeben, daß die fast 800.000 
Mehrsterbefälle der Kriegszeit im Heimatlande vorwiegend der Unter: 
ernährung zur Last zu legen sind. | 

Die notwendige Wiederauffütterung des Volkes ist mit der ein- 
heimischen Produktion höchstens in langer Zeitspanne zu erzielen. Die 
alte Höhe der Animalien ist wünschenswert zu baldigerem Ersatz der 
Körperverluste. Innere Kolonisation, Urbarmachung, Beschaffung von 
Düngemitteln, Zuckerrüben- und Ölfruchtanbau, Verbot von Schnaps: 


. und Biererzeugung, Förderung der Seefischerei können die im Inland 


zu gewinnenden Nahrungsmittel verbessern. Restlose Erfassung der 
Produktion, schärfste Bekämpfung des Schleichhandels wie des Ersatz- 
mittelschwindels, genaue Überwachung der Kriegsgesellschaften, Wieder- 
zulassung des freien Handels, sobald nur angängig, müssen die 
nächsten Ziele sein. Ausbau der kommunalen Nahrungsmittelgewinnung 
(städtische Güter, Molkereien, Schweinemästereien) wird preisausgleichend 
wirken. Wichtiger als Massenspeisungen ist richtige Erziehung der 
künftigen Mütter in hauswirtschaftlichen Dingen. 


Rundschau. 


und von den Blutkörperchen zurückgestoßen. Da diese jungen Para- 
sitenformen, wie er auf Grund der Beobachtung Biedls:schlieben zu 
müssen glaubt, nicht lange frei im Serum existieren Können, sondern 
bald zugrunde gehen, falls sie nicht in einen roten Blutkörperchen 
einzudringen vermögen, so werden sie ausgespertt vernichtet oder 
ausgehungert. | 
Diese geistreiche Hypothese Morgenroths stimmt ganz mit 
meinen klinischen Beobachtungen überein und gibt mir auch die 
Erklärung für das Versagen des Chinins. Doch möchte ich an 
nehmen, daß es sich bei der Vernichtung der frei im Plasma kreisenden 
jungen Malariaformen nicht allein um eine mit der Aussperrung Ya 
bundene Aushungerung der Merozoiten, sondern um eine Se 
Abwehrreaktion von seiten des Wirtskörpers handelt, die wo pE 
findet, wenn der Körper über genügend normale, respektive specifisd 
Abwehrmittel verfügt. r 
Denn wir haben oben gesehen, daß nur ein kräftiger und wider- 
standsfähiger Organismus mit der Krankheit, das heißt mit den 
Plasmodien fertig wird, daß aber in einem herabgekommenen, unter 
emährten und überanstrengten die Parasiten selbst bei großen WN 
andauernden Chiningaben nicht verschwinden. r ' 
Auch das Überleben der Gameten ist damit erklärt, die um 
die Art fortzupflanzen, auch im Malaria immunen Körper frei 1m 
Blutplasma ihre Existenzmöglichkeit haben müssen. A. 
Betrachtet man unter diesem Gesichtspunkte die gar 
propbylaxe, so finden wir hier die Erklärung für ihr fast vollständig” 
Versagen während des Krieges. Denn die Überanstrengung, NETT 
Inanspruchnahme und unregelmäßige, oft auch mangelhafte Ai 
nährung haben die normale Widerstandskraft der Truppen hei} 


gesetzt, sodaß sie trotz der Unterstützung von seiten des en 
nicht mit der Infektion, respektive Abtötung der Malaria-Plasmou®® 


fertig werden konnten. 


Digitized by Google a 


\ ie 


4 ae 2 

wak. 9. November. 1919 — MEDIZINISCHE :KLINIK — Nr. 45. IE g 1159 
ai l 2% Unter normalen Friedensverhältnissen wird nämlich ein nicht Sporozoiten : ‚aus der Speicheldrüse der Mücke in - den Körper des. | 
al akklimatisierter Europäer in diesen Fiebergegenden kaum jemals diese | Menschen verhindern wollen, so müssen wir: dafür sorgen, daß. in F 
ERr, Anstrengungen usw. durehmachen,. wie sie den Truppen zugemutet der Zeit, wo die Mücke sticht, dies ist die Zeit der Abend- und .' S 
re werden mußten. i Morgendämmerung, das Chinin in möglichst hoher Konzentration im ‘ 
nn. Der förmliche Beweis für meine Ansicht: wird. düreh: Befunde | Blute vorhanden ist, wir müssen also bei täglichen kleinen Dosen -i 
Gih | erbracht, die Flebbe in einer Mitteilung über die Malaria im | (0,3 g) das Chinin kurz vor Sonnenuntergang geben, um sicher zu = 
mE Taurus 1) gibt. Einmal war die verschieden starke Beteiligung der | sein, daß es,.wenn die Flugzeit der Mücken abends beginnt, schon s 
aizoo -einzelnen Formationen an der Erkrankungsziffer auffallend, obwohl | im Blute vorhanden und am nächsten Morgen, bevor sie wieder ver- 
schwinden, noch nicht wieder ganz ausgeschieden ist. I 


sie alle. im Zelte direkt nebeneinander untergebracht waren, und 


riy, o 
wiz. . zweitens das starke Ergriffensein der erst im Sommer Eingetr offenen. Anderafseils wollen wir mit der 1-g-Prophylaxe, die jetzt meist Er 
nn Während die erste Gruppe, obwohl sie sich schon länger in der | auf zwei Tage der Woche . verteilt wird, nicht die Infektion, das E 
ala. _Fiebergegend aufhielt, unter 50% Morbidität bleibt, erreicht die | heißt die frisch eingedrungenen Sporozoiten vernichten, sondern die u 
Era - zweite Gruppe eine Höhe von 98 und später sogar 97%. ` schon im Körper zur Entwicklung gelangten Merozoiten. Da, wie Bi 
g [s | Diese verschiedene Morbidität der beiden Gruppen ist wohl | oben auseinandergesetzt, das Freiwerden . der Merozoiten- und. der: > 
un fraglos dadurch: zu erklären, daß die erstere ‚früher eingetroffene | damit verbundene Fieberanfall meist in der Zeit zwischen i0' und E 
wi Gruppe: bereits akklimatisiert war, als die- Malariasaison begann, 3 Uhr (mach Mannab erg) besonders bei den frischen Fällen fällt, o 
während die zweite erst vom Europäischen Kriegsschauplatz ein- so müssen wir .bei dieser Art von Prophylaxe- das Chinin morgens g 
en o ~ traf, als die Malariazeit schon angebrochen war. . in, der Frühe. nehmen, um beim Freiwerden der Schizonten die of 
N A Allerdings haben diese Zahlen für die Unwirksamkeit as] ‚höchste Chininkonzentration im Blute zu haben. f 
BPE Chininprophylaxe, wie Flebbe glaubt, keinen Beweis geliefert, . Aus diesem Grunde ist es auch notwendig, das Chinin entweder | ii 
en denn die Prophylaxe begann erst am 4. August, nachdem sicher | an zwei aufeinander folgenden Tagen der Woche oder noch besser ai 
Ei schon die größere Zahl infiziert und leider auch sieben Todesfälle | nach der Methode von Ziemann alle vier Tage zu geben, damit Í 
p vorgekommen waren, da die Malaria nicht früh genug als solche er- ù| wir bei der Tertiana das Stadium der -ausschärmenden Merozoiten Er; 
G: kannt, sondern für eine neue Krankheit, Febris taurica, gehalten | treffen. Wird nämlich die Chininprophylaxe, wie es empfohlen und, ji 
BR Ä wurde. Bei den nach dem 4. August eingetroffenen Formationen, | militärischerseits auch angeordnet wurde, am Mittwoch und’ Sonntag if 
A die die. Prophylaxe durchführten, sehėn: wir denn auch eine Ab- geübt, so kann es kommen, daß bei der Tertiana das Chinin zwei- Eii 
a nahme. der Erkrankungsziffer. mal nacheinander an Tagen gegeben wird, an denen es nicht zu ’ si 
O ‚Diese hohe Morbiditäts- und Mortalitätsziffer hat dazu geführt, | einer Schizogonie kommt, und daß die Krankheit, da die endoglobu- ii 
PAg =- für die Malaria im Taurus eine ganz besonders bösartige und | lären Formen wenig vom Chinin beeinflußt werden, sich in den i 
COE . Chininresistente Form anzunehmen. Nach meinen obigen Ausfüh- | neun Tagen, während welcher die Merozoiten vor. dem Chinin Rung i 
a rungen ist dieses Verhalten aber auf andere Weise zu erklären. | haben/.zu klinischen Formen entwickelt. | ir 
a ‘ Die Kraftfahrformationen, denn um diese handelte. es sich, ver- | . Diese meine schon immer vertretene, aber leider nicht immer... N 
n ; mittelten den Verkehr über den Taurus zwischen Bosanti ùnd | zur Durchführung - gelangte Ansicht findet nun in den Versuchen: > , #j 
pa Gülleck und waren, wie ich mich selbst überzeugen konnte, durch | und der geistvollen Hypothese Morgenroths ihre Stütze. Und hl 
7 ihren Dienst in diesem bergigen, kurven- und abgrundreichen Terrain | ich möchte neben der herabgesetzten Widerstandskraft der Truppen „ . $i 
33 | auf das äußerste angestrengt. - Denn der ganze Nachschub für drei | die falsche Anwendung der Chininprophylaxe für das 2 nn n 
= Armeen an der Kaukasus-, Irak- und Sinaifront mußte hier auf Kraft- selben: mit beschuläigen. Mi T ip 
i, wagen über den Taurus geschafft werden, da die Bahn damals noch | | A 
pe nicht fertiggestellt war, Auch die Verpflegung war häufig unregel- | Wenn nun die Malaria im direnena als Krankheit wenig j 
4 mäßig, und der Appetit der Leute, wenn sie abends müde und ab- | ernst genommen und als ein nicht zu vermeidendes Übel, aber auch a i 
7 gespannt auf ihrem Parkplatze glücklich wieder anlangten, nicht | nur als ein solches, mit in Kauf genommen wurde, so war die. ji ; 
37 ` immer der beste. Die Strecke wurde in zweitägigem Turnus er- Furcht ‘vor dem Fleckfieber sehr groß, und ich. ‘wurde in Kon- BE 
= ledigt; die Wagen fuhren am ersten Tage nach Bosahti und zurück. stantinopel förmlich angestaunt, daß ich freiwillig. nach dem wegen “ J 
bis zum Parkplatz und am nächsten Tag in gleicher Weise nach | seines Fleckfiebers verrufenen Bagdad ging, wo 'kurz vorher von Hi 
_ Gülleck und zurück. Das Material mußte in Bosanti, am Parkplatz | der Goltz-Pascha dieser tückischen Krankheit erlegen. war, mi “idi 
‚ und in Gülleck umgeladen werden. und wo auch eine große Reihe von Ärzten sich angesteckt hatte ` ii hi 
Die hohe Erkrankungsziffer ist also nicht Arch eine viru- | ` Auf einer Konferenz, die vom Obersten Sanitätsoffizier in F i yi 
| lentere Parasitenform, sondern durch die geringere Widerstandskraft |. Konstantinopel zur Aussprache über die gegen das Fleckfieber u ‚3 
u der Mannschaften bedingt. Denn von den Offizieren, die am gleichen | nehmenden Maßnahmen angesetzt: wurde, wurde von Neukirch : afg 
y Platz und unter denselben klimatischen Bedingungen lebten, er- |'über seine Methode der prophylaktischen ‚Fleckfieberimpfung be 00000 A \ 
we ©-  krankten ‘von 14, obwohl sie sich keiner Chininprophylaxe unter- | richtet. N eukirch nahm, ausgehend von den Befunden von ° eu sie 
zogen, nur 4, und unter diesen 4, wie ich. hinzusetzen möchte, der | Pro'wazek, die dieser gemeinsam mit Hegler während der Bal- HR 
Kommandeur und Adjutant, die auch sehr mit Arbeit überlastet waren, . kankriege gemacht hatte, an, daß das Virus beim Fleckfieber haupt- adia f 
Pe während die anderen Herren ein, ich möchte sagen, von gesundheit: sächlich in den Leukocyten enthalten sei. Er nahm- daher Blut von aiin 
a  lichem Standpunkt aus ideales Leben führten. Sie fuhren mit ihrem Rekonvaleszenten, ließ es in der Kälte absitzen und vertrieb die Ei 
F -~ Personenwagen ständig die Taurusstrecken ab und wurden in ihrem |'Speckhaut, die die Leukocyten enthielt, sowie Milz von an Fleckfieber i j 
- - Kasino auf dem Parkplatz in Tschamalahan, das wenig östlich hinter Gestorbenen mit dem gewonnenen Serum. Der Impfstoff wurde durch . ; s 
den alten berühmten cilicianischen Toren liegt und: als Luftkurort in | Chloroform sterilisiert und dann in die Glutäen injiziert. Die Impfung nl 
a Aussicht genommen war, vorzüglich verpflegt, wie ich mich selbst | wurde dreimal mit viertägigen Zwischenpausen. wiederholt. ‚Außer R i| ! 
F überzeugen konnte. Ihr nf der Höhe der natürlichen Widerstands- | einer lokalen Reaktion an der Impfstelle machte sie keine weiteren 4 in 
A kraft stehender Körper konnte also ohne Unterstützung des Chinins | Beschwerden. F ji | 
4 mit der Malariainfektion fertig werden. Meiner Ansicht: nach, die ich auch in der Konferenz vertrat, W i 
f Um nun auf die Theorie der Malariaprophylaxe zurückzu- ist es bei dieser Methode aber keineswegs erwiesen, daß sie einen i | st 
> = _”— — kommen, müssen wir meiner Ansicht nach. zwei ganz verschiedene | adsreichenden Schutz verleiht, da Neukirch seine Fälle erst bei Bine 
5 . Formen unterscheiden. Wir geben einmal das Chinin gegen die In- | Beginn der warmen Jahreszeit geimpft hatte, nachdem das Fleck- aria 
m fektion, und‘ zwar in täglichen kleinen Dosen, andererseits gegen den fieber hauptsächlich erloschen war und seine Beobachtungen nur a 
2 | Ausbruch der Malariakrankheit: in größeren ‘Dosen in mehrtägigem einige Monate umfaßten: Ferner wurden von ihm ‚nur Europäer, ft 
Zwischenraume. Diese Unterscheidung ist meines Erachtens nach geimpft, und in erster Linie Offiziere, die an sich der gefahrdrohenden A iR 
nen bei der. Prophylaxe. niemals genügend berücksichtigt worden. N ach Verlausung nicht so ausgesetzt waren. | Ro 
i den Untersuchungen von Giemsa und anderen Autoren wissen Zu seiner Methode konnte ich bemerken, daß es sich hier =] nii 
wir, daß das per os aufgenommene Chinin schon nach kurzer Zeit | vielleicht gar nicht um eine aktive Immunisierung durch das ja Ei 


’ | (schon nach 20 Minuten) im Urin. erscheint und nach drei bis vier 
| Stunden den Höhepunkt der Ausscheidung erreicht. Nach ‚sechs 
bis’ acht. Stunden ist die Ausscheidung meist vollendet. Nach 


“ 20 Stunden finden sich. nur noch Spuren im Urin. 
: Wenn wir also die Infektion, das heißt das Eindringen’ der 


En DEN: 


-4 


nur in sehr geringer Menge in den .Leukocyten enthaltene Virus, 
sondern in erster Linie. wohl. um eine passive, durch die im Serum 
enthaltenen Immunstoffe handelte, denn das Serum war. von dem 


Rekonvaleszenten etwa am sechsten bis zehnten Tage nach der Ent- 


fieberung entnommen, wo: sich schon genügend Schützetoffe gebildet 
haben mußten. 


wu MDR he ar 


Pa Ey = 


— nn = wen 
U 


a. - . > Pam 
man ga au ==. = =; A r rn = 
y » Km -$ I - 
EET TEA 
m 
DH Mn. - Sounorrenanm s S, 


oyaeoe 


= 


wE Ara 


mr - 
tn a u 
DZ 


Ma te GE ET iz 


> > 
a uni 


i 
f 1 
f 
La 
Y d : 
| 
i i 
$ $ 
t 
[ 
j 
t 
W. 
l] Kir 
gr 
d a 
a 
A 
a 
D" 
47 
b 
F. 
IM 
| © 
i i 
ap 
ti B, 
IR 
Baur, 
m . 
Ig > p) 
f 
N t 


DA 


Einen sebr interessanten Befund konnte Neukirch mitteilen. 
Ein türkischer Arzt hatte auch eine Serotherapie des Fleckfiebers 
versucht und prophylaktisch — es handelte sich um Zöglinge einer 
Militärschule — Serum von Fleckfieberkranken, doch ohne vorherige 
Sterilisierung, injiziert. Der Erfolg war, daß etwa 60% an Fleck- 


fieber erkrankten und eine große Zahl der tückischen Krankheit 
erlagen ^). (Fortsetzung folgt.) 


Prof. Dr. Josef Amann t. 


An einer Encephalitis Jethargica im Anschluß an eine Grippe 
starb im Alter: von nur 53 Jahren Prof. Dr. Josef Amann in 
München. Mit ihm verliert die neuerrichtete gynäkologische Klinik 
ihren bewährten Leiter, die Münchener Fakultät ein wissenschaftlich 
hervorragendes Mitglied, die Ärzte- und Studentenschaft einen stets 
liebenswürdigen und beliebten Lehrer und die Münchener kranke 
Frauenwelt einen ihrer tüchtigsten Operateure und .allverehrtesten 
Ärzte. Amann approbierte 1889 mit Auszeichnung, betrieb dann bei 
Kupfer, Bollinger, Schmaus und Albrecht vor allem 
histologische, pathologisch-anatomische Studien und habilitierte sich 
1892 mit einer Arbeit „Über die Neubildungen der Cervicalportion 
des Uterus“. 1905 wurde er zum Professor, 1906 zum etats- 
mäßigen Extraordinarius für Gynäkologie und Geburtshilfe ernannt. 
Die Münchener Fakultät machte es ihm nicht leicht, sich durchzusetzen, 
doch verstand er es, durch exakte Gründlichkeit und persönliche Ge- 
wissenhaftigkeit bei seinen Arbeiten sich Anerkennung zu schaffen. 
Seine Hauptstudien widmete er seit frühen Jahren der pathologischen 
Anatomie und Histologie- der weiblichen Genitalien; dabei sind be- 
sonders seine Arbeiten über die Histogenese des Üervixcarcinoms 
und seine Untersuchungen über die Kernstrukturen des Üervixcarci- 
noms von größter Bedeutung. In seinen. Mußestunden erholte er sich 
beim Cellospiel und hatte weit über das Durchschnittsmaß hinaus- 
gehendes Interesse für gotische Holzskulpturen, die er in seinem 
Junggesellenheim in einer wertvollen Sammlung vereinigte. Amanns 
Wirken als Wissenschaftler, Operateur und humaner Arzt wird weit 


über die Grenzen Bayerns nicht vergessen und nicht leicht ersetzt 
werden können. 


Reichsgerichtliche Entscheidung über die Beurteilung einer 
Heilbehandlung. 


Nach einem Urteil des Reichsgerichts wider den früheren 
Handelsmann M. zu E. können Kranke nicht beurteilen, ob ihre Hei- 
lung oder Besserung tatsächlich auf ihre .Heilbehandlung oder auf 
andere Ursachen zurückzuführen ist. Ablehnung eines diesbezüglichen 
Beweisantrages. 

Der Angeklagte hatte beantragt, 31 Zeugen zu laden zum Be- 
weise dafür, daß diese Personen von ihm geheilt worden seien oder 
doch durch seine Behandlung erhebliche Linderung ihrer Schmerzen 
oder sonstigen Beschwerden erfahren hätten. Das- Gericht hatte diesen 
Antrag mit folgender Begründung abgelehnt: „Das Gericht unterstellt 


als wahr, daß diese Personen davon überzeugt sind, daß sie vom An- 


seklagten geheilt oder erheblich in ihren Schmerzen oder sonstigen 
Beschwerden erleichtert worden sind. Mehr aber, insbesondere ob 
diese Heilung oder Besserung tatsächlich auf die Tätigkeit des Ange- 
klagten zurückzuführen ist, vermögen Laien‘, was die Zeugen aus- 
nahmslos sind, nicht zu beurteilen.“ 


Diese Ablehnung ist nicht zu beanstanden, 


Vernehmung. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 
(Nachdruck der redaktionell Bezeiene en Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 
Berlin. 


die erforderlichen 


soll, E . .. . 
sondern scheint einer späteren Beratung vorbehalten zu sein. 


1) Näheres ist hierüber schon, worauf mich Prof. Gotschlich 
aufmerksam machte, von Hamdi in der Ztschr. f. Hyg., Bd. 82, H. 2, 


1916, veröffentlicht. 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8. > E 
Digitized-by GoOg 


1919 — MEDIZINISCHË KLINIK — Nr. 45. 


Der Angeklagte sah 
aus dem Beschlusse, wie das Gericht den Antrag auslegte: es soll be- 


wiesen werden, daß die Zeugen überzeugt seien, von dem Angeklagten 
geheilt oder gebessert zu sein. Diese Auslegung ist rechtlich nicht zu 
"bemängeln. Der Angeklagte hat ihr auch.nicht widersprochen. Da das 
Gericht die behauptete Überzeugung der in dem Antrag benannten 
Personen als vorhanden unterstellt hat, so bedurfte es nicht deren 


Die Reichsregierung hat die einzelnen Bundesstaaten 
von ihrer Absicht unterrichtet, das Apothekenwesen reichsgesetzlich 
zu ordnen. Das Reichsministerium des Innern beabsichtigt erneut, der 
reichsgesetzlichen Regelung des Apothekenwesens näher zu treten und 
Vorarbeiten nach Verabschiedung des Rahmen- 

gesetzes über die Kommunalisierung von Wirtschaftsbetrieben in An- 
griff zu nehmen. In das Rahmengesetz, das demnächst beraten werden 
scheint also die reichsgesetzliche Apothekenform nicht zu fallen, 


ER 


à u 
Be en u 
am, SIEB - 
~ = => A 3 g a 
ES h a e 
en \ mr, = ` Mu, 9 Ge 
- ag b f Ay 
- 9, November. 
- ee Zu AT f 


- 


Die als Heeresgut zurückgehaltenen gebrauchsfertigen Arznei- 
mittel und Desinfektionmittel werden demnächst für die 
Verteilung in den Apotheken freigegeben werden. Es wird damit eine 
Forderung erfüllt, welche an dieser Stelle wiederholt und zuletzt in 
Nr. 35 gestellt worden ist. Wie die „München-Augsburger Abend- 
zeitung“ berichtet, ist es nach fast neunmonatigen Verhandlungen durch- 
gesetzt worden, daß die im gesamten deutschen Heeresgut befindlichen’ 
Chemikalien und Arzneimittel freigegeben werden. Den Verwertungs- 
stellen für Heeresgut obliegt die Sichtung dieser sehr reichhaltigen 


und stattlichen Lager. In Bayern dürfen die militärischen Chemikalien 


und Arzneimittel bereits im November zur Verwertung gelangen. 

Die Erhöhung der Arzneimitteleinkaufspreise macht 
eine Reihe von Preisveränderungen für die Abgabe der Arzneimittel not- 
wendig, die bis zur in Aussicht genommenen Ausgabe eines vierten 
Nachtrages zur Deutschen Arzneitaxe vorläufig durch eine Verfügung 
des Ministers für Volkswohlfahrt vom 20. Oktober geregelt werden. 50 
wird insbesondere der Preis von Cocainum hydrochlorieum auf 60 Pf. 
für 0,1 g festgesetzt, Jodoformium pulv. kostet 1,05 M das Gramm, 
Kalium jodatum 80 Pf. das Gramm, Natrium jodatum 85 Pf. das 
Gramm, Jodtinktur 10 g 1,85 M. Der Teuerungszuschlag zum Arznei- 
preis wird von 20 auf 40 Pf. heraufgesetzt. Die Preise für Spiritus 


und spiritushaltige Arzneimittel erhöhen sich um Zuschläge, die für 
10 g 25 bis 30. Pf. betragen. 


In den Niederlanden hat eine’ besondere Sachverständigen- 
kommission des centralen Gesundheitsrats geprüft, durch welche Mittel 
die Geschlechtskrankheiten am wirksamsten bekämpft 
werden könnten und ihre Beschlüsse in einer Denkschrift zusammen- 
gefaßt. Auch für die Niederlande soll ein besonderes Gesetz empfohlen 
werden, das Strafbestimmungen bezüglich der durch Fahrlässigkeit hervor- 
gerufenen Ansteekungsgefahr vorsieht. Die Ärzte sollen die Verpflichtung 
erhalten, den in Behandlung genommenen Geschlechtskranken eine schrift- 
liche Mitteilung über die Art ihrer Krankheit und die zu beachtenden 
Vorschriftsmaßregeln auszuhändigen. Eine Anzeigepflicht ist dagegen 
nicht in Aussicht’ genommen. Ebensowenig denkt man daran, eine 


zwangsweise Behandlung von Geschlechtskranken einzuführen. Die 


Forderung einer Zwangsbehandlung würde gegenwärtig viele davon 
abschrecken, rechtzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, erst 
wenn in der niederländischen Bevölkerung der Boden durch Aufklärung 
über die Verbesserung und Ausdehnung der zur Verfügung gestellten 
ärztlichen Hilfe und über die Notwendigkeit ihrer freiwilligen In- 


anspruchnahme ausreichend geebnet ist, kann an eine Zwangsbehand- 
lung gedacht werden. — EHEN, 


Berlin. Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Ernst Küster, der ehe: 
malige leitende Arzt der chirurgischen Abteilung des Augusta-Hospitals 
und spätere Direktor der Chirurgischen Klinik in Marburg, vollendete 
das 80. Lebensjahr. — Dr, Peritz erbielt den Professortitel. 


— 


- 


Institut für Erziehung, Unterricht und Jugend: 
kunde. Das neubegründete Institut für Erziehung, Unterricht und 
Jugendkunde an der Universität Leipzig, das unter Leitung vol 
Prof. Spranger stebt, beginnt in diesem Wintersemester seine Tätig- 
keit. Dr. Damm behandelt „Schulprobleme der Gegenwart“, der Jugend- 
richter Dr. Hoffmann „Sozialpsychologische Grundfragen der Jugend- 
kunde“, Dr. Reumuth „Die Entwicklung des kindlichen Denkens”. 
Neben diesen Vortragsreihen, von denen jede sechs Stunden umfaßt, 
werden von Vertretern der verschiedensten Richtungen Rinzelvoritäge 
über die „Aufgaben der Jugendpflege“ gehalten. Die Veranstaltungen 
wenden sich an alle pädagogisch interessierten Kreise, Der weitere 


Ausbau des Unternehmens nach der Seite der Sammelforschung und. 
des Ausstellungswesens ist geplant. 


` 


Rostock. Die Feier des Universitätsjubiläums ist auf den 
25. bis 27. November verschoben worden. 


Die Südostdeutsche  Chirurgenvereinigung piro in 
Sitzungen sofort aufnehmen, wenn die politischen und Verke 
verhältnisse geklärt sein werden. 


— M 


Lübeck. Der Senat der Stadt hat dem dortigen leitenden Arzt 
Kinderarzt Dr. Klotz den. Professortitel verliehen. 


Nauen b. Berlin. Der Chefarzt des Kreiskrankenhaus®S; 
Dr. Spanuth, 34 Jahre alt, gestorben. 


Hochschulnachrichten. Berlin: Priv.-Doz. Drake 
Leschke, Oberarzt an der II. medizinischen Klinik der Schmitz, 
hielt den Professortitel. — Breslau: Priv.-Doz. Dr. Er nst N: chtolger 
Assistent am Physiologischen Institut in Frankfurt a. M., A nstitu 
vonProf.Röhmann zum Abteilungsvorsteher am Physiologist Rt: 
ernannt. — Hamburg: Die Medizinische Fakultät erteilte ttha 
legendi den Herren: Prof.Dr.Paschen (Impftechnik), Prof. Dry enologie), 
(Geburtshilfe und Gynäkologie), Prof. Dr. Haenis ch (Rog I 
Prof. Dr. Plate (physikalische Therapie), Prof. Dr. Ring D K otze- 
Dr. Oehlecker (Chirurgie), Dr. Lorey (Röntgenfach), S Die 
berg (Orthopädie), Prof. Schumm (physiologische und p on 
Chemie). — Heidelberg: Geh. Hofrat Prof. Dr. JoNanF ona: 
mann, der bekannte Neurologe, 62 Jahre alt, gestorben. i 


0- 
Prof. Dr. Friedrich Schulz erhielt den Lehrauftrag für phys! 
logische Chemie. 


daß er mit dieser Theorie geirrt hat.. Aber daß seine Sahne- 


mischung eine ausgezeichnete Säuglingsnahrung darstellt, wird | hydraten und anderem ebenso oder vielleicht viel wichtiger in der 


heute so leicht niemand bestreiten. 
Müller vor Biedert und Gärtner, „daß diese Fettmilchen 
im großen Publikum eine durch keine kinderärztliche Diskredi- 
tierung erschüttertes Vertrauen besitzen, besonders in der Provinz, 
Im Dorfe, wo der Pfarrer meist nicht nur der Seelsorger, sondern 
auch der Sorger für die kranken Kinder seiner Gemeinde ist. Da 
dominieren die Fettmilchen, wenn es mit der gewöhnlichen Er- 
nährung. nicht gehen will“. Ein Teil der Pädiater, sicher aber 


Mit Recht sagt Erich | Pathogenese dieses Krankheitsbildes ist. 


Verwunderlich ist es 
aber nicht, daß ein gewisser suggestiver Einfluß auf viele Pädiater' 
und Praktiker ausgeübt wurde, die Gefahren des Fettes in der 
Ernährung des jungen wachsenden Säuglings zu überschätzen, 
ganz besonders auch für die exsudative Diathese — eine An- 
schauung, die, wie gesagt, auch heute noch in den meisten Lehr- 
büchern und auch populären Darstellungen sich findet und für 
die in dieser Allgemeinheit nicht der geringste experimentelle und 


ein sehr geringer, hat an diesen Fettmischungen festgehalten oder | klinische Beweis erbracht ist. 


r 


E. eo a ` ' 
9, Nre g 
u Nr. 46 (780). 16. November 199. MORE XV. Jahrgang. 
om Ae _ | | A I 
enira Ai 
| a | | ern 
| lem: | > Ge i 
„Dr | | | SE | l 7 l 
pra ® w © 
ei Wochenschrift für praktische Arzte 
an redigiert von | Ä Verlag von 
Er VE Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg Urban & Schwarzenberg 
nee i Berlin l Berlin 
Ba: 
„u A Inhalt: Originalarbeiten: H. Rietschel, Über die Ernährung der Säuglinge mit Milchfettmischungen (mit 3 Kurven). F. Pinkus, Über 
oo die Behandlung der Syphilis mit Salvarsan. H. Maendl, Kurze Mitteilung über das „metamorphosierende Atemgeräusch“. G. Deusch, Über 
in Dyspepsie nach Grippe. J. Strasburger, Zur Differentialdiagnose von. Darmparasiten. E. Hecht, Über die Pathogenese des Typhus 
i abdominalis. O. Mende, Ein Fall von Dupuytrenscher Contractur nach einmaligem Trauma. K.-Bohland, Trypaflavin, ein inneres Anti- 
ER septikum (mit 2 Kurven). — Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaft: W.T. Ernst, Theorie der Narkose. — Referatenteil: 
In Strauß, Strahlentherapie. (Schluß.) — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Aus- 
Kan wärtige Berichte: Berlin. Leipzig Rostock. — Rundschau: Huntemüller, Als beratender Hygieniker in der Asiätischen Türkei. (Fortsetzung.) 
Sitzung des Lupusausschusses des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose am 16. Oktober 1919. — Tagesgeschichtliche Notizen. 
A g Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor. | 
IL Ä | u 
en Aus der Universitäts-Kinderklinik Würzburg. Bekles as wieder auf ihre günstigen Erfolge hingewiesen 
Pe: . i . ale ai Í RE chloßmann). 
ei Über die Ernährung der Säuglinge mit Milchfett- Die Kinderärzte im allgemeinen haben aber besonders unter 
ee mischungen. dem Efinflusse von Czerny die Sahnemischungen als Nahrungs- 
E7 mittel für junge Säuglinge aufgegeben. Zwar -betonen Czerny 
EZ Von und Keller in ihrem Handbuche, daß „es für die jüngsten 
2 Prof. Dr. H. Rietschel. Säuglinge vorteilhafter sei, wenn ihre Nahrung verhältnismäßig 
ar | „~ _, | fettreich sein könne“, aber bei der Erörterung über die Durch- 
ae ‘Die Kinderheilkunde hat sich des öfteren von anderen Dis- | führung der künstlichen Ernährung nehmen sie im allgemeinen 
1 ziplinen sagen lassen müssen, daß sie in den Grundanschauungen | eine schroffe Stellung gegen die fettreichen Gemische ein. „Schon 
ihrer Ernährungstechnik recht oft wechsele. Dieser Vorwurf ist | ein Fettgehalt der Kuhmilch von 2%“, sagen die Autoren, „führt 
n7 in dieser allgemeinen Form ganz gewiß ungerechtfertigt. Es liegt | bei vielen Kindern zu Störungen, wie zu Erbrechen, zunehmender 
a im Wesen jeder Wissenschaft, daß sie in der Forschung neue | Blässe, Schlaffheit der Gewebe usw., während wiederholt von ver- 
1 Wege einschlägt, Wege, die eventuell als halbe oder ganze Irr- | schiedenen Beobachtern festgestellt wurde, daß man Kinder bei - 
a wege erkannt werden, sodaß man schließlich wieder zu einem | Ernährung mit Frauenmilch gedeihen sieht, die einen fast doppelt 
ie früheren Ausgangspunkt zurückkommt. Bei einer relativ so jungen | so hohen Fettgehalt aufweist. Der Weg, nach Methoden zu suchen, 
Wissenschaft, wie der Pädiatrie, wo eine Fülle von Fragen sich | um die Kuhmilch in ihrer Zusammensetzung der Frauenmilch . 
ne darbieten, werden solche. Nebenwege besonders leicht betreten und | möglichst gleich zu gestalten, ist demnach ein falscher.“ Durch 
Ei sind auch in der Tat betreten worden. Dies ist nichts Besonderes, | die Aufstellung des Krankheitsbildes des Milch- oder wohl besser 
a und hat die Pädiatrie mit jeder anderen Disziplin gemeinsam. | Fettnährschadens durch Czerny wurde die Gefahr des Fettes 
z Aber ein großer Nachteil haftet. der Kinderheilkunde an: sie ist | den Ärzten nur noch eindringlicher gemacht. . Auch der ungünstige 
zi stets gezwungen, die jeweils herrschende Lebre der Ernährungs- | Einfluß des Fettes auf das Ekzem beziehungsweise andere Mani- 
z. technik populär darzustellen, festationen, dìe Czerny unter dem Namen der exsudativen 
7 In solchen volkstümlichen Mitteilungen wird aber eine solche | Diathese zusammenfaßt, wird heute fast in allen Lehrbüchern 
24 Frage nicht als wissenschaftliches Problem behandelt, sondern in | betont. So konnte es nicht wunderfnehmen, daß in der Tat den 
“ dogmatischer Form ausgesprochen. Leicht kommt es deshalb zu | meisten Pädiatern und praktischen Ärzten eine begreifliche Scheu 
A einer Diskreditierung der Wissenschaft, wenn in solchen populären | vor der Anwendung des Fettes in der Nahrung eingeimpft wurde. 
Darstellungen ein gewisser Wechsel der Anschauungen sich breit Wie weit die Abneigung in dieser Beziehung bei den Pä- 
a macht. Das ist der eigentliche Grund des eingangs erwähnten | diatern gegangen ist, beweisen die Mitteilungen Schelbles, 
| Vorwurfes. So ist es der Pädiatrie mit den Fettnährmischungen | der tatsächlich jede Manifestation einer exsudativen Diathese auf 
bei den Säuglingen gegangen. das Fett der Nahrung zurückführt und für den Mißerfolg und 
1 Ursprünglich hat Biedert den an sich theoretisch richtigen | das Nichtgedeihen junger Säuglinge in der Anstalt bei Drittel- 
7 Gedanken gehabt, die Kuhmilch durch Verdünnungen einerseits | und Halbmilch nur den Fettgehalt dieser Nahrungen verantwort- 
und Anreicherung mit Fett und Kohlehydrat andererseits der | lich machen will. 
p Frauenmilch ähnlich zu gestalten und Gärtner hat eine ein- Inwieweit wirklich das Fett pathogenetisch allein für das 
2 fache Mischungsmethode durch Sahnenzusatz angegeben. Bekannt- | klinische Bild, das Czerny unter dem Fettnährschaden begreift, 
lich hat Biedert für den Ernährungserfolg die Verminderung | verantwortlich zu machen ist, soll hier nicht zur Erörterung stehen. 
j des Eiweißgehaltes der Milch verantwortlich gemacht. Wir wissen, | Vieles spricht sehr dafür, daß es gar nicht das Fett ist, das 
| zur Schädigung führt, sondern daß der Mangel an Kohle- 


-a 
Toara 


Ich selbst habe als junger Anfänger unter diesem Vorurteil 
IS gelebt, bis ich allmählich, in der Privatpraxis und Klinik, immer 


fertigen Mischung nicht zu empfehlen, dauernde Kühlhaltung aber ı 
mehr die Erfahrung machte, daß junge Kinder mit Fettmischungen | bedingt erforderlich.” aan | | | 


0 
a 7 
#- 


SN 


' d n Be ES A- Beg A 7 
besonders in den ersten drei bis vier Monaten wesentlich besser | Dazu ist. noch hinzuzufügen, daß “in. Süddentschland € : 
Ex und leichter. gedeihen, als mit den gewöhnlichen ’ Milchzucker- | geringer Kochsalzzusatz erforderlich iet ma oana a Ñ | 
Bi: verdünnungen. Immerhin wurden aber doch von. den meisten | Zuckerzusatz so, daß er mindestens 5% der Gesamtmischung betri 
a. ‚ Kinderärzten und Klinikern die Fettgemische nur sehr selten als 


Te 
| Säuelingsnahrung angewendet. Das wurde schon anders, als | teile laut und auch wir können uns uneingeschränkt die 
Mens: Finkelstein und Meyer ihre Riweißmilch einführten, wenn. 
E auch der Ausgangspunkt der Eiweißmilch ganz -gewiß nicht die ) ELWASPIIDZ 
Ursache hatte, eine Fettmilch darzustellen. Besonders aber wurde | Neue: Denn daß molkenarme und fettreiche Gem 
1 die. Aufmerksamkeit der Pädiater- auf die Ernährung junger Kinder ‚| für die Aufzucht von jungen Säuglingen wesentlich besser sich 

Be mit Fettgemischen gelenkt, als. der Physiolöoge Friedenthal ; N 
seine der Frauenmilch adaptierte Fettmilch herstellte und. sie und Andere) eine feststehende Tatsache. Wir- sehe 
außerordentlich empfahl. Es folgten unabhängig von Friedenthal | von Czerny und .Kleinschmidt angege a) 
die Arbeiten von Erich Müller und seinen Schülern S:chloß-und | Fettgemisch nur den Vorzug, daß sie eineein ea 
Helbig,'die sich mit großer Wärme für eine molkenarme mit Fett | fache, in jedem Haushalte leicht zu handhabende = 
angereicherte Milch als Normalnahrung aussprachen, und wenn auch 


` 
S 
E 


je u 
We > die Herstellung von Pettmilech. < 
nicht ganz im Sinne Friedenthals, so doch jedenfalls in einer | darstellt, die bei „normalen Butterzeiten m 
ähnlich zusammengesetzten Weise. Bahrdt berichtete dann über | auch relativ billig herzustellen ist, Es schentm = 
Erfahrungen mit der Friedenthalschen Milch. Jedenfalls | der Tat, als ob beim gesunden Säugling die Fettbildung und der 
haben alle diese Autoren (außer Schloßmann und Biederts | Fettansatz in besserer Form bei Fettnabrung vor sich geht, als wenn = 
Schule) viel früher Versuche mit Fettnährgemischen im großen | er aus Kohlel:ydrat das Fett bilden muß. Denn auch wir können | 
angestellt und veröffentlicht, als die kürzlich von Czerny er- | Konstatieren, daß diese Kinder ganz besonders eine gute rosige Haut 3 
wähnten Autoren Stolte, Peiser und Niemann, die mit | farbe bekommen, ein normales Fettpolster, kein pastöses Aus- d 
Ausnahme des letzteren nichts wesentlich Neues in dieser Frage | Sehen, und. dag der allgemeine Eindruck bei diesen Fettnahrungen 7 
gebracht haben. Fast alle Autoren benutzten früher zur Fett- | ein viel besserer ist als bei den gewöhnlichen Milchverdünnungen, 
anreicherung die Milchsahne, wie das auch verständlich ist. | Dabei ist wichtig, daß man öfter in der Zugabe des Kohlehydrats 
Niemann benutzte als erster indes die Butter als Anreicherung | noch steigern muß — daß manche Kinder erst pei gewissen: 
| und berichtete über. ausgezeichnete Erfolge bei Säuglingen (auch | Kohlehydratmengen zunehmen. Doch sind das alles dem Fach 
älteren Kindern und besonders bei Kindern mit chronischem Ekzem). | mann nicht unbekannte Dinge. Nicht nur für Frühgeborene und 
Er führte den Erfolg besonders darauf zurück, daß er nach dem | Debile, auch für in der Rekonvaleszenz befindliche Kinder, nach 
‘ Vorschlage von v. Noorden die Butter durch Auskneten mit | schweren Brnährungsstörungen, nach langen Mehlfütterungen, Ja 
frischem Wasser von flüchtigen Fettsäuren befreite und sie dann | Selbst für dekomponierte Kinder kann man unter gewissen Be 
der verdünnten Milch in zerlassenem Zustande zusetzte. Niemann | dingungen diese Nahrung recht empfehlen, besonders menninar 
tat dies in der von Czerny stammenden Annahme, daß die in | anfangs vorsichtig vorgeht. Czerny und Kleinschmidter 
der Butter vorhandenen Fettsäuren leicht die Veranlassung zu | bitzen die Butter, um dabei die flüchtigen Fettsäuren zu ent 
wu akuten Verdauungsstörungen geben könnten. fernen. „Da wir wissen“, so sagen sie, „daß einzelne Fettsäuren, 
a Die Arbeit Nie manns stammt aus dem Jahre 1912, wo | wie z.B. die Buttersäure, in der Pathogenese der Ernährungs: 
jedenfalls eine ranzige Butter mit reichlichem Fettsäureeehalt wohl | Störung der Säuglinge eine ‚Rolle spielen... . konnten wir hoften, 
kaum zum Verkauf kam. Niemann beruft sich. für die Richtig- | auf diese Weise die Nachteile zu vermeiden, welche dic bisherige 
keit seiner Anschauung auf die Arbeiten Langsteins,Bahrdts | Anreicherung der Säuglingsnahrung mit Sahne und Wett hatten: 
und ihrer Schüler aus dem Kaiserin-Auguste-Viktoria-Haus, ganz | Wir müssen ‚entschieden bestreiten, daß dieser letzte Satz zu 
gewiß nicht mit Recht. Denn gerade diese Autoren halten die | Recht besteht. Denn er steht mit den Erfahrungen vieler Paige 
exogen in der Milch sich vorfindenden Säuren für völlig irrelevant | Œ. Müller, Schloß, Helbig, Langstei n, Riets chel) 
für” die Entstehung von Ernährungs- und Verdauungsstörungen | durchaus im Widerspruch., Das wird man allerdings gerni 
und haben im Gegensatz nur die im Magen und Darm (endogen) | geben, daß man eine stark ranzige Butter, wie man sie. In jene 
entstehenden Fettsäuren verantwortlich gemacht. Es ist verwunder- | Zeit nicht selten bekommt, Säuglingen nicht gern geben WII. 
lich, daß Niemann nicht den Versuch gemacht hat, „nicht ge- | Aber normal Fettsäure enthaltende schmackhafte Butter wird un 
waschene“. Butter an Säuglinge zu verfüttern. Denn so konnte er | Säuglingen, auch ohne das Czerny-Kleinsc Be 
ja aufs einfachste prüfen, ob tatsächlich diesen freien Fettsäuren | Verfahren, anstandslos vertragen. Ich habe neuerdings’ SE. 
in der frischen Kuhmilehbutter diese gefahrdrohende Rolle zukommt. | Versuche darüber angestellt in dem Sinne, daß ich Rn: er 
Wir haben seit Jahren klinisch und besonders in der Privatpraxis | Oder Drittelmilch herstellen ließ, der ich dann zerlassene it 
diese Niemannschen Erfahrungen der guten Bekömmlichkeit | witer Umrühren zusetzte, ohne daß die Butter stärker cimma 
jener mit Butter angereicherten Nahrung durchaus bestätigen 


—_——— | p ne T 

win ei a 

WEREBENT ea 
——— r ar ? =. 


I‘ e E - q PX 
EN 

5 > a en — 
a ie Zu 


— men m 


R: sw 
u. >» = > 
a "ers L mie 
-a zn -r Ta À 
-r pi Fe) pw > 
- — an d -7 # _ 
— -pF r s 
4 f b 
KE * 
-$ v 


- 
tana ee 


4 u m -( 

- . ZA 
F ae Ih kå 

I 


x 


wurde. Nur wurde das Gemisch längere Zeit kräftig geschlga e 
können. Aber wir haben nie dabei erst durch Auswaschen der | um auf diese Weise eine bessere Verteilung des Fettes zu Or F 
Butter jene angeblich schädlichen Fettsäuren entfernt. Wir be- | und ein Aufrahmen zu vermeiden. Nur bei ausgesprochen 
nutzten allerdings stets frische Kuhbutter. Czerny- und Klein- 


Butter spuckten einzelne Kinder hin und wieder. 
schmidt haben auf die Erfahrungen Nieman.ns hin den 


| Ich gebe hier nur einige Kurven von. Kindern wieder, die 1 
Butterzusatz zur Nahrung dadurch modifiziert, daß sie die Butter | ich letzthin Gelegenheit zu beobachten hatte. 7° Kid 
Bin | in der Pfanne erhitzten, mit Mehl vermischten und eine sogenannte 1. Edith St., 5t/ Monate. Chronisch ernährungsgestörie® «808. 
u: -  Einbrenne herstellten, der sie dann Milch, Wasser und Zucker in | (Dekomposition II. Grades nach sechswöchiger Mehlernährung). 
entsprechenden Menge zugaben. 


JOS) h 4 T or Butter- 
` ` n | Ausgezeichnete Reparation bei Czerny-Kleinschmi d t scher f 
hmidts Rezept ist folgendes: Eee mehlnahrung, selbst eine leichte Grippe wird spielend De arm 
er. Dr eR ER: E Dann Übergang auf Butternahrung, ohne daß die Butter yon Fe 
„Auf je 100 g Verdünnungsflüssigkeit kommen.7; g. Butter; 7 g | befreit wird. Tadelloses weiteres Gedeihen. nr 
wu Mehl und 5 g Kochzucker, wobei es erlaubt ist, ein wenig nach oben i | 5° airer. chronischen: St: 
i oder unten abzurunden. Doch muß das Verhältnis zwischen Butter 2. Frieda M., 2 Monate. Nach Heilung emer Ende Mai Dys- 
A und Mehl stets gleich erhalten bleiben, Beispielsweise bringt man 20g | rung dann bei Buttermehlnahrung gute Erho ueni a n de 
Butter (statt 21 g) in einen Kochtopf und kocht diese über gelindem | enterie (Y-Ruhrbacillen bakteriologisch nachgewiese Übergang auf gè 
Feuer unter starkem Umrühren mit einem Holzlöffel, bis sie schäumt | Buttermehlnahrung. Während der Rekonya ne s vertragen wird, 
“und der Geruch nach Fettsäuren verschwindet (drei-bis fünf Minuten), | wÖhnliche Butternahrung ohne Erhitzen, die Ba N (siehe Kurve 2): 
> Dann fügt man 20 g Weizenmehl (Feinmehl) hinzu und vermengt dieses selbst ranzige Butter wird ohne jedes Speien getrunke ‚en enthaltenden“ 
Fe mit der zerlassenen Butter. Beides zusammen wird nun: auf gelindem | Hier stellten sich sogar die Stühle unter dieser Pertsa na 
E E Feuer (Asbestplattel) unter starkem Umrühren so lauge gekocht, bis die | Putternahrung wieder ein. Kie , 
$ Masse ein wenig dünnflüssig und. bräunlich geworden ist (zirka vier 3. Georg Schn., 5 Monate, chronische Ernährungsstö) “Patektion 07 
E: e ~ bis fünf Minuten). Jetzt werden 300 g warmes Wasser und 15 g Koch- | an der Amme. Während der Rekonvaleszenz Dysenterie, n Überga0 
Bea. zucker zugegeben, nochmals aufgekocht,‘ durch ein Haarsieb gegeben | Bacillen), Reparation bei Amme und Kuhmilehmolke, den auff 
È - und schließlich das Ganze noch warm der abgekochten und erkalteten | zu gewöhnlicher Butternahrung, bei der sich so yar die Stühle Ta 
Kuhmilch zugesetzt. Ein Hinzufügen von Salz erübrigt sich bei dem ! rasch einstellen. Sehr gutes Gedeihen (siehe urve 3). E 


: 
` ee e 


- 


rung. Rep 


- 


| aus lc Digitized.by GOO 


sntr 


A 


La 
ee : 3 aL i 
=n p 


a 
"L 

Die . 
x Í -A Sai Bene 2 


._ 
= Pr EEE 
a ’ BER EEE 
Bee Feen Re 
ne ia 
- SEITE, 
P eio eiam ah 
er 
7 En Z E rn a A 
TATAN INEN ka 
—— - .- 
= wrernerren ie, u 
EM Tee el te war a ehe a 
en. ee ee Fe A E a Aa E L E a 
ee A N 3 a ( 
yui i ur u l ie | 
EIER -rim P ‘ 
mu. 
BEE - 


1 


eran 
R -~ a 
; x — er 


1. . O 0- u 
= 8533373 Band z 
C-E- 8 q 2S Am» BD: f an, 
Pe ER | Sen ETERS 
AE 2 DD Sg a S5 ’ 3 | e a 2 
80,92 gou W ZER N ' i S Ne Keen 
gran 8888 Ä , ee 
(i no. OD» ee [ad] perg Lan Š & » 2 ie . i = 
= HEHA Eemien | s \ 
Er X ' -JEE u m ; = 
2,2 a NS 3 z S g mæl Ä i PREH TLTTTITT] "SE = 3 ez] 
EGEPEERERT Su | BHH EEA RAN] “asg | | 
Eon SIE an u OTT EHER | 944407 7y EEE an, =) : 
' gaoa ogona 4 [el HA HH Pr PIE N. ` | Non 
\ g D En DAE- F) BENHREEE RETT EYY ANNANN Sn DT: a à i 
<. ou3538%83 q wwa $] =x HHH HHHH ZAAI ANNIN“ > $ - 0 9 , - 
| | esey@aoa38 © Bl HHHH NA HHH HAAA NNNNA V S x 972.9 
38283 FR: On. 35 BE g =] HHHH SESESSKENBEGAN]. HAONA N N ja. ž J531 8 I THH ` rE 
2 3 38 00 sazaen S | EH FHEA SN NANM EF CE- HHHH 1-61 
MON -SG on o Ss: 3 HHH SEEN) ACHENSHNIRE TAN i £ n Do mug" RT H HH I 
3ER 8538 Sogge t E Htr H A VAALA NNNSNN $ IS > 8 O. a0 | | FERIEN FF =A Ki 
©, un g 15-2 BOP A Jre THH RERNU RE LANA ANNENS ANN NE x$? os an FH FH HH LER HHHHHH HR =? S 
. a Le Dgs m. I» SE HTT zur II Horw LINZER co o'r T HHH 71 TITTEN ENSEZEERE HHHH- E © n A Foni 
o E gam D Q ṣii Herth HH BRENNEN Ar Base | AIBESSENEEEUSENGEENNENNNEN PR IE BnR 
8. oR Jeoe2.223 og jD HH EHER» SEHE N + 7 5 naca = = 7 we LICHT SENSNENOSNESENRUNBNING T =o on 
20% ae A = Bas | En HT + KIH MERARERE 27477% RER ği Se O BERSE HERBUER GBNEREN KRRSERE EBHRE Es r h g f 
© "33002 Taoka 73 HH HH HH SEELE PAILAN Siss s 823 5 Eh HEETTE HHHH ng EA 
. Rr A&I o D d g [ab] zw -+> D. fas Eae LECL TET] un Dù IR YYY aan, RAN N SFA Zo D 3 O = H CEAIRREE FLOT ENBENESE ERERERE EE x 5 = f. © p” l 
er a D. nf n IT HAN N sa NNN S5 i Q 5 7 B Tr HHH HHHH HHHH RENERE =R 5 
i gA n oag S gy S A IDa tH HSn eA AAUWESSISSSENN NE DE Ei QZ gi SER. VARRE TEH H HH HAATI E E Aaa . 
| 375 928237 J.A o S A BONED SRRNNRERAE 7 2744777% SSSRSNSANIE „DIES BT a] z H H HEHHE PERHE Jsf JBE 
S gog aR demi eai a g I 5 HHH aT HETRE EANN EN a s s T cS E-E: Is) HHN SCHE HH eH 5 838.2 3:8 
5 SS. CEGE | H AHHH AGAU UP, ZANNE ANTT Sirip aS zZz 815 HENA HHHH tH Tj 2:8 © © 
el 73-8385 SFoosea” È | al HHHH HEA LINIEN ET T u KIS HERE EN HEE ENEENNENBHNNERE 2 s$ 8 Sa 
Ber Š o 5 ; a t -2 528 f È- ; = H BIEG AHLEN RREERSSSENNS 5 Na £ ns tu a afa III TI SSUTITT RAAN HHH || ee DE. = n mn 
: r 8 =] EEEE Ir LANNEN e rn re ı 2lsi HH TrA HHH AA LENNAN HHH = an 
. 322 Oy Z Sg I g DD, = i d AT HEBRP.JEH TAAS AAAA ANNATA S PEETI 58 na Si ad HAHH EEEN 147444447453 IH: N| a Ro &n 
e En D 2, <} D =R. D hå Rg: T He HH- REEER LAATINEEN - g? g F ng & | SEa Ai N . © E= îe D : 
: 4o i . = W ETTET BERN) Au u TH MARARA AANT BEE e -- © & | x HHHH REGERE: DAUERTE SIIIITU I IN 5 £ Q FE z 
Z, a A wan Ri wE sA Wie ERRUA HHHH TEA TANEN 4 (opps © ,P so L EE eces THH SS NEN AAAA ARANNNNNNI HASIN 3 cer O ® 
2. 382 aREZB28S8 Ä $ HH EE HITA AINANENWN T | "EEE se j SEHEN ER i Cet am 
' SEBEGSD DE RAD = r re HJ INS EAS Sr = g ào -EE tiret HHA UMEN, ANNANN $ 55s ggg 
| H9ED,® BR Ra} | sl HHHH HHH AARAA RENNENE EaP > Ss 20 ml Ss] HHH EHE HEN BEE SONNAN N Anag 2 RAA 
| | SEBESAG 5.350 | RE PEHEE P N” 5 Fos Si SCHIENE BE N NNT SE 2 E 
i A qa Sag qoagg ann HHH- DEREN X IJss — g Zan S] E EE a H Pe eaa 
wl S3 Sa N o 038 3:8. at BUNNGEEENUunEBAR NR er tr 858 g2 òl jë HHHH TOEN A ANES N ehe 
| S3us7"7°3 warn no 2 HANAN T] f| SE s 808 go 5% EL HHA HN RAR SIEHT -SF .& 
$= O GHA Bass c n EE > NENNT str 5 geg a © HHHH Hirr BARS SSIIEHSIN as rog 
r ; a 3895 L = A | E ; set I N s s E tiret -HH PANDEN SSVSNNAN Jaon 2% S o 
: © T On aD pr Š = œ ENUEG Tgi] TI F ENNAN EEE = r Š 
O B| 285° 58a, AER O o, Ass: E 0228 R le, EN u BERB 
E 232% Senn San. j me 2 7S J E| : RR 2700 CEHlegd: BI-ESEHD 
I. 3a ee Sn. 3 à < THR PAVRSS: SNWN Ss 
33539235" 2905 BE 33? or HD Z Ej EHHA ET NASE FERN 2 5’ nS 
rd D.ga S npo O 0 m "o d = z SEN n DL Si EIIUHIBERAD? SUNENERuEE zanas TILL TR EE p Fe 2:3 
83.383" gay g .2 En pè NS 02.73 A Jl HEHH ATOT HES HHHH HHO L.E 2 nc 
wgw LR Born” F- HSE To trr HRH EERS HHH BIZT a » s 38 
al 294% ao oa 302 S, i o pA HH UNEBERLNAENEEENENN EEESSEHH LER FFEITT FE 52 3.8882 
i Z oa oo sEsS98 9278 HHH EE E HEHE EM : aD NA 
Dil 0822 g SRBO 8 i EEEE = HHH HHH h HERRERIA b n 7 ic: 
N = S O D i 77) = E BENENE THH BRENNEN ER .S Z =: 
oO Sonne MEID on 3 2 (BENENENINENNUR. EannE HEEE SHAE = E a8 
-= % B2 5- rtiri 2 $ z HHHH EUN, EES TEA H tuea x E aS ao © 
he l Se SKERAUSENESRG GARR o © M EHHH TEE FF HHH 5a : 808 
p= a ngg l 1: HH HHHH FRRCRERERE CE- F-RA hè HAHH Er I E’ 3 
| l KR ! HHHH T HEEREE HH: o gun ii E Da HEHA EH- Htl $ x 5 8 =] 
zZ zE a o8'8 2.5.58 i HHHH- turH HHA NERBERL go 9 ri SR bA ALETTA EEN BENEENE 425 $ © oO 
T Sala” © IST StHrHH IHR HH SENNNENENEE Jo a’ S ı FE Pr eur Sa HEBEN HO åg £ dan 
[ k D P Q&Q. Q S eg en 3.3 S | Pr TITT] EZRES .TIIT: RERRER EREE f n d 3 ST: = w: % HHHH EH £ A i a 
5 ” : X ~ - VEDE IITIT HEBRABE III ITT] NEIRBER Ba 2 ; ec] = £ > Ol, S za a 3c 5 © 
N & 8 x T, eie a2 si HN BERRNFIRRREERN. 742 BERERENE EFFERTrH #5 g ano © 30’ & Alps SS | an QLL 
== SEA -575 N oS i z HEHE RN => E38 i a3 3) $ Sa Er ee EC 
Re Efo ar Sera | | [st HH TEE BEREG 444474457, E = Saga’ | Po 3 3 3 3 ern © 
A Hou Ou „Sa. SSo HHHH TN BERNERN RAR EBEN AN N 2897 . + 1. 8 ET 00 = EY 
Hu 28353. © E ATHENSNAER RRDBARR] 474107277 ZEN O $ So58 = 5 Sure” 
A # oT mg :: 8 sug I E HHHH ZAN ARRE EPA ANNANN 4 ? a ~> = A 
SE m o =p- o 5 lre iiH HAN HHH RRR! 77727 AAA ANNAN NN E u 2 Ag ® 
u m» arg nsangs | el HEHE HH EN N Be: E SEED 
- n eBo ar I - REDE TTN RER 44 AAAY AASIN IITANNÄRN o sS 4 ar 
. BN = «p 2 qe Nn o. E TT NTI Pa P4474744 4 YINANYNĂ NIVY N E a SS 
i ‚® u =) | o [FF HER IKANEBE VAATAN £ o ir e E 2,80 
| Ra nan A00; en "73 = | en AINERINEBEEEE jan. an anann AAEN NISSAN ON = OQ = © ® ER ne! O $ Q 
SH aong ©», i=- of fs) HERE TEN. 1 g7 engs awado A wog 
n S a = g iEn ODT ARRE AURE EEE NEN £ 2'7 MEZB=R= vo. O Do Jun : Q n- 
D ee 03 k= 90020? 3 | al HH IT HA TITAN o Re nr ara QS op 258 
q L om. 4.2 EB a B USRSENNNE ATHINA AA NONNA RR INS È v £ god @8 A LVA BoR 3 3 48 m u 
Oo rer HR Sy u HHHH ENH: REN NEI 3 : 3. 5“ ups = BF awp o. g S Fa 
s e mE Er . >f BEEN EEEE KER: 194747, 44 44S NNSA NNNNÀ 3 2 = SS Gæ nn DO 2 O gie mon ® © emi rn D 4 © 
O> TEGE, NE g RD =j s13 AHHH ER N III Lr Su: gane Dg 2 i a Daon T = Ag 
} dg Tu, . : + zur kun! BuRENE ARZT, PAANANEN NINN N N Fre | - Paj Ka; ‘SD RAD = irs oO ñ Q O $a a æ Š 
v= Budo a Bis > al? GH im a: TEA A INNIN ANIAN ERI mias ov D g 20 aoa Dee a k m SER Bi 
BAHSTnRRZR SE Er Be: SL Tate NN Se MAL =: O g aL B 1: 2-2 gosg = ern om. 
go 02 3a 98.8 nam. ° = Er H HR = MERESSA VAA AATA 1 ZAERIN BPA Sen Eag = Te 8 2 BJ CHE D PS wt og 
; oD u An 5 5m > | 3 MEERES AHHH LERSIAISTÜÄURN RR: FAR LIEP: Sice: ATASE EB20o888% 
| omi IE OA uD BO S E SEERE EE RTS AAA SSNNNNS ANA ns SoöoeNR S mg goanag = Boägt g \ 
en 7 = ts HH Peg aeiee DOT So o. Tri u Oc NS 23.83" mm 2 258 m D 
mar gsmr® D H g g- N | al HHHH- Maunang anaa MaN AANNNNNNNNN Te è x SA g Do 25 T S l RDT: BE A B ~A 
D D 2 è OTT LLH SAF DIAMAN NN NNNNNNY N -| ee $ oke g ani a SROB SOL Aa meua =E- ao 
A Hr g a. g g i> Si HHH ON SITE FOREN £ ò aw 2 D -S aD- 80 O g A S D aoa. aw an 8; an © 
| Ò Bu 3=#05 Mae) = | 3 E HHT E REIS Pe = BOSSE g g 800,27 sB3m3208 22A m.n 7 D 
ee SR g z tH- AAAA Aeee 2 5 auo = srtan's Zn u an: V EA un 2 
oo ao seen == ale si HAHH Hrn HH AFAN TIS g 3 93807" SH8 SnEB>2 gaso SEHA oag 
= . E iur | la HHHH HHE- Eii 102 due ISIS zo Î weg NnN SE qS au Oon p N aT a a A Bui q5 
D nm 50 D SHORS | S HHE He He AAP ~ E g satze2e<smöge -TRL = SICH: 
gooo ap D 3 o'a ny `i | IIITIT HERR>DIE REREHER FVA ZA + |$ a2 & fæ: ga 5 5 u .2 D c3 ® ® En a5 © re Fe eis ® 
2 a. SE_o D Q 1 Sl HHH FIELEN PR cS -p Sono H D baon oag 3273 Ss 228; 9055 Sn 5 a | 
F am oS nE g FE = HHERIEEBLER e eanana aneian 27277 ANEH -pë a Ha Sg =L ED NS DO S5383E53 TEELE us 9 4 
t aa oo” pe- vO O Q em . ES È aH HAAT HTHH PANN + -5 £ € & oz Strg Bun QI DZ Q S oS z a 5 B 3% Ss g no m rzs 
E = 2O ` RAE 5 J ERL AHH zERBED AENERFANNNEGER POIN NN E net: S.3888 PE DE 555.55 SgS = 
z "oo %_' in, E u TELT RE í BER 474447477-4N NNN Esi a O 8 m E T v 805 fa Ò p’ aag {m NELZE 8 
aA 328788 SI SiS IHHHE ANSENBELHNERENGE 444421447 4 NNNNÀ 2 R5 Eio- ERSTER SPS TS IR IEA = g 
š E PG O e g giZ Ë u 3 © Dugi HH-AN TT EJNDAREN TPE FT È gha Ad g = {ng O m a8 oo D L 30 3a erg pa erg ed = 9 
a maa ga u-50 g A alal HHH BEE N sE? ä E59... 2 Bao 15 SRSLY OB D D d'H © aa 
R oa. H-an S TAHHA- ti HH PNN o WT „gsUog 2% 2. DO A D Jg o ap a © 2 ge D D'N R 2. 
mo 0, S.DA Be EIS EE AHAHHH HHA BERBE 944717: -USP NNNAN + SSS gas A 8 ZggsyR 2 2ER Sa Ja 
42 N Ko) k= o eB N A = S u RHENENER \ERRRANE NEREREE 44777727 ANNNÀ m. DoS [æ] = Bo & nn. O pN z SAR pœ Ka 
BAS 57 D aH En | 2 HHHH Ex Saanaa 4277732727) N NER ng D” gear?” EEE Tan R 5 SH-4: BE 3. 
‚Swan a ® 5 i =) E y:\ S HHA HHHH WIRKEN EEE So 00,5 20.55 s=5 7) ns 37393 en rs 
Mn pag ag L io =i Da. IA = GRINENDE TER EBEN HEBENEE OARRA SN | >>> %G ao „DnA 2 Wi u oo o 58 = w o aB 5 o Q 2 ip 
. on Drm o om = Eu 2 -I El PHHH THH r HH TEATIR EANN S or sa'a ng aO a aao. 280828 ©. o,8 2 
zu ng = ES R | SLT RENNERE AHRERNNEO TRIER IT.12°5? Ba, OD at Z O 2 a - 27 = OREOKT u 2 
© aA aa 07:8 2.8.2 | is AUIEEIBARHER DRENNAN AARAA NEFT D dLE = D u Sons god SER ERS = 2 
Ko) go An SZ. an p © aR | HAHET (RERENA JER Sana AAAA AAANNNN JEL SE L > og eNO „Sg ISO an, rn 3:5 a de 
i j D Ofa tH ERUREA INS NEREE D T SSH3“2 Zen Eymang 3. agM 
8 ER: SE AAS RT = sl HHH EHHH FIHAN NETIN p= S Nga: oZ RnD E243=2 2 08 
2 os NE R = En Be hmi II HHHH TINTS AAAA AAN x FR =: moo. DION Som o u D H2a0agaaz2 fai NA RR So 5 8 
Bl 35 Ba 23 = Du = le HHHH CAgEBENE REN ENENÀ KAR 147471774 N\NN u5 aa Hgo 60-8 = 2 9an285 D Se Po 
, W. „ee . . DD ILL BER JE BRENNEN AVAR 77 NNN JN LA -0 8 © ao L u O O = Sai i m D m bO D Q q 
© ESP Sa =: DE 4 189 HH EH NHIN 42 32 E88 gagag = a o S 4.90.25 SO N 
Z T Rg: md. SS E HHHH HHHH TZAN N | £ = o Q A Do ao 2 „om a . Q a © N 
@| "353238, SE o | sA | | È EEHEEHE N RN E EFEFEF EEE ETLILERN an S E 
‘ © . LER £ $ ` 4 : io. a sf ` z ZIZAL ; > Ft „I = D wa) ! a O z - Be Z s s = 
To EE RCR 23898 ı [2 3 4 iiia KANNAN 2 boga ER N SEA g2 3.2353 ga 9 
| X | ECER] 35 Sie BE ` à ES Rn a w2 : TE 2 Ssreg23 S 
A LEE EERE Ta HE SEE R-T= FE EEE EEE na EEEE ERN Sa 
MEELEEREEEEE X | BE BE are E FEEEENEETECE PE CEKEL] EEEE g 
— PATAAS AHA Si j = al; gg aF 80 HS ® uSDE S'A a 
y Br hagi o . . nn en Ki 3 = ! a Org „2 Ra gl O co g o „D Çai RES fx gi -c s Q) g+ "an 
j | Pe: i Ez BO: g rg Ben RA zB ogag DIa 
; ' i j dd (ab) ® Me p 8 » > B a keD) P ’ © (eb) = 
| | Ben a | EAT ELE HEHEH 
EE EEEE EEEE TEENE PE EE 
| ne SE B. saagTan go 5253 OSTR ea 
Ea RL ; un S o Le AEE EE EREN qI ga 
> = aa E A Rn i BIRI , i \ = 393.2 an. S D- S g 2 & en STR] BESTE AT o 298 Fat 
B| gä a a TEN T S REF a E Slagg ° 
> a. e Bst a u RT we Se seS | ; = = 
; CEFE OEE EE EEEE ER E S gA EEA E BERN 
Ben _ 1 ~a = s s Bar 2 `i r Bu E k . 2 2% z \ " . x o paq © mg. E = ` O © f ©: I 
me. a pi u is U Ne Bar E SE i = ao T © a © 2 NFR R- n’ n 
yE A A n A V er STIER UGE N | aEEnHmB 3235 a8 |' 2 
jr FE -A \\ ze‘ u u, z spri u IN t : > O A lam; g DI © Q 3 = a. 
Va NED AN a ME N : 2 on DB L o 9 
er BUERESL| SE - 
re WE N wo SN SEEEN TA , 2 = N 2o 
age JA SA D oax ž pap 4 
RD PE EE S N 1a Hs a an eo \ 
a YAON SA Seras SEN Er ni f 
` EN ns E EEES u F 
E E 


1164 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


| 16. November. B 


Über die Behandlung der Syphilis mit Salvarsan ^). 


Von 

Prof. Dr. Felix Pinkus, Berlin. 
öc. Das spätere sekundäre Stadium. 
Nichts ist leichter, als der Anfang der Syphilisbehandlung. 
Erfolg und Dankbarkeit des Kranken mischt sich miteinander und 
führt zu großer Befriedigung und Selbstvertrauen. Wir haben eine 
lange Zeit zweifelsfrei vorgeschriebenen Vorgehens vor uns, denn 
das Ende der aktiven Maßnahmen liegt noch in weiter Ferne. 
Sind nun aber Monate und Jahre vergangen,- dann kommt der 
Augenblick, wo es sich um das Aufhören handelt: wann ist denn 
genug geschehen, ist nun Heilung eingetreten oder noch nicht, 
wann wird denn einmal die Sache ihr Ende finden? Je weiter 
wir im Verlaufe der Syphilis fortschreiten, desto schwerer ist die 
ganz objektive Schilderung der notwendigen. Behandlung. Daß 
hierbei derjenige Arzt, der volle Heilung verspricht, vor dem 
zögernden, abwartenden den Vorzug gewinnt, ist nicht wunderbar, 
Wir nähern uns ja der Zeit, wo jahrelange Symptomlosigkeit von 
dem Kranken den Alp der Krankheitsfurcht nimmt, und er laxer 
wird gegen die ärztlichen Warnungen. Die Folge davon ist, daß 
er Einflüsterungen einer leichteren Auffassung von der Bedeutung 
der Krankheit mehr Gehör schenkt. Wie beruhigend wirkt es 


nicht, wenn ein ganz munterer uralter Mann (wie ich gehört habe) 


sagt, ich weiß gar nicht, was die Leute jetzt mit der Bekämpfung 


der Geschlechtskrankheiten für ein Geschrei machen; in meiner 
Jugend ging man zum Barbier, wenn man etwas hatte, der gab 


etwas graue Salbe und man schmierte ein paarmal, und dann 


war alles wieder weg. Hat man doch hier ein lebendes SOjähriges 


Beispiel, wie gut die Syphilis ablaufen kann! 


Gesichter bei meinen Patienten gesehen, wie bei einem Mann, 


dem sein — inzwischen verstorbener — Arzt nach drei Hg-Kuren 
gesagt hatte, nun könne er völlig ruhig sein, er garantiere ihm, 
er sei völlig gesund. Ganz besonders treffen wir diese Versicherung 
in den Darstellungen der sogenannten Naturheilkundigen an, die 
sich in unendlichen Variationen und mit den geschicktesten Spruch- 
wendungen über das Thema äußern, daß viel besser als alle 
Medizin die „naturgemäße Heilweise“ zur völligen Heilung führe, 
daß von ihnen behandelte Kranke nach wenigen Jahren frei von 
Krankheitserscheinungen geworden sind, geheiratet haben, glück- 
liche Familienväter wurden, ohne daß es notwendig gewesen wäre, 
mit verderblichen Giften wie Quecksilber und Arsenik ihren Körper 
Daß in diesen Fällen wirklich Heilung erfolgt 
sei, ist natürlich eine ganz unbewiesene Behauptung, eine leicht- 
fertige, ja sogar eine böswillige Verschiebung des Beweisthemas. 
Das, was hier als Heilung bezeichnet wird, ist weit von dem 
verschieden, was wir heute unter Heilung verstehen, es ist nichts 
weiter als Latenz. Jahrzehnte völliger Beschwerdefreiheit liegen 
ja vor den meisten, die über die zwei bis vier Jahre der Anfangs- 
erscheinungen hinaus sind. Da ist es für den sorgsamen Arzt 
oft schwer, immer wieder gegen den Leichtsinn anzukämpfen mit 
d störenden Beobachtungsmaßnahmen, die nur zu 
eite als SBenzilnieen peere Ion er 
nr j en Ar em sein 
N Bes nat und nn ten, mehr, 
i Sie kleben an ihm wie Strabenkot. 
= - _ ändiren jungen Mannes, der meine 
oa ae sen ne Denn sekiven Gonorrhöe zu 
Intene! „Schade, daß ich in keiner 
Krankekase bin“ act le Gait ea ee se 
ireun ’ 
a Kassenarztes ihre Gonorrhöe im 
Dabei -empfand = ei en SR 
nt i j icht sagte, daß ich ıhn 
höflich, daß er mır ee Dem ‚gewissenhaften Arzt 
f j Widersprüche gegen 
wird es durch alle diese unverantwortlichen en 8 
Um so mehr, als 
Nebenerscheinungen gerade in letzter Zeit in 


zu durchtränken. 


Warnungen un 
oft von jener S 


als derartige Insinuationen. 


befreien, mit den Worten lohnte: 
ndwerksbetriebe), „meine 

ak in der Behandlung 

vierten Teil der Zeit los. 


Bezahlung wegen SO 


ht, eine 

j hmen sehr schwer gemacht, 
ane FEE und Behandlung durchzusetzen. 
Mißerfolge und 


ainm 


1) Siehe hierzu die Aufsätze in den früheren Nr. 15, 17, 23, 80, 


87, 44. 1919. 


Auch verständigen 
und ernsten Menschen klingt es angenehm zu hören, sie brauchten 


gar nicht soviel zu machen, um gesund zu werden, oder wenn man 
ihnen nach mehreren Behandlungen versichert, nun wären sie ganz 
gesund. Ich wenigstens habe nie so zufriedene und beruhigte 


tendenziöser Weise ihren Weg in die Tagespresse finden, gegen, 
deren geschickte, das Publikum blendende Dialektik gerade der 
Gelehrte mit seiner ungeübten, meist schwerfälligen und wenig 
packenden Darstellungsart der Wahrheit nicht aufkommen kann, 
auch wenn er am gleichen Orte erwidern wollte, Wer Recht und 
Unrecht gegeneinander gewissenhaft abwägt, wird stets langweiliger 
sein, als wer ein Thema unter Fortlassung alles im Wege Stehenden 
einseitig und deshalb viel leichter verständlich darlegt, Doch kann 
das letztere nur ein unwissender oder ein hemmungsloser Mensch, 
Hier ist keine Rede von Anerkennung unserer glänzenden Erfolge; 
nur wenn eine unglückliche Nebenerscheinung publiziert wird: die 
kommt gleich mit gehässigen Bemerkungen in die Zeitung, ver- 
bunden mit triumphierenden Lobpreisungen der eigenen uneigen- 


nützigen Vortreftlichkeit, die den Fehler der Anderen ans Licht 


zieht. Von hier aus findet all dies Böse seinen Weg in die so 
außerordentlich geschickt geleiteten Organe der sogenannten Natur- 
heilmethoden mit ihren Schlagworten: denn die Kritik ist stets viel 
leichter als das Bessermachen. Dabei werden die Mißerfolge doch 
nur als Ausnahme von der Regel in der medizinischen Presse ver- 
Öffentlicht, damit auch die seltensten schädlichen Neben- 
erscheinungen der Mittel den Ärzten bekannt werden, die s0 
selten sind, daß die meisten Ärzte sie aus eigener Anschauung 
nie gesehen haben. Oft treten sie nach‘Hunderten und Tausenden 
von störungsfreien Behandlungen einmal auf, sind also etwas Be- 
sonderes und Seltenes, das deswegen der Mitteilung wert erscheint, 
Den normalen störungsfreien Verlauf kennt man doch schon, von 
ihm spricht man nicht mehr, er ist Allgemeingut der ärztlichen 
Therapie. Publiziert wird nur die Abweichung von der Norm, 
Auch wir werden diese Nebenerscheinungen der Wahrheit gemäß 
noch ausführlich in einem ausführlichen Aufsatz besprechen. Ich 
verwahre mich schon hier auf das eindringlichste dagegen, daß 
meine Darstellung der Nebenerscheinungen des Salvarsans als 
Mittel gegen die Salvarsanbehandlung ausgenutzt werden solle: 
freilich wird diese Verwahrung nichts helfen. Ich biete ja aber 
hier keinen Lobgesang auf das Salvarsan, sondern eine wohl- 
überlegte und, soviel ich beabsichtige, zurückhaltende Besprechung 


aller praktischen Fragen, die man kennen muß, wenn man mit 
Salvarsan behandeln will. 


Sind wir bei der Syphilisbehandlung über das dritte Jahr 
hinausgelangt, so ist es wahrscheinlich, daß nun eine völlige Latenz 
aller Erscheinungen eingetreten’ ist. In den allermeisten Fällen 
wird das geschehen, namentlich in denjenigen, die durch die Be- 
handlung von Anfang an symptomlos und wassermannegaliy er- 
halten werden konnten. Der weitere Verlauf wird hier derart sen, 
daß von Zeit zu Zeit, etwa noch zwei Jahre lang vierteljährlich, 
später halbjährlich, die Wassermannsche Reaktion angestellt wird. 
Eine solehe Kontrolle ist meiner Ansicht nach dauernd erforderlich. 
Eine gewisse Anzahl dieser Fälle weist nach jahrelanger Wassermann 
negativität doch wieder einmal Andeutungen positiver en 
auf. Ich halte es für unumgänglich notwendig, dann stets poo 
wieder eine Behandlung einzuleiten und rate, je älter die Syphilis 
ist, desto weniger vom Quecksilber und desto mehr vom Palase 
Gebrauch zu machen. Bleibt die Wassermannsche Reaktion a 2 
negativ, so ist es doch in längeren Pausen, nach ein bis AR h 
Jahren, ratsam, einige Salvarsandosen zu geben. Schon sehr r 
hat sich nämlich herausgestellt, daß diese Art der Behandlung S 
wie eine Provokation wirkt; durch sie kann die En x 
Wassermannsche Reaktion in eine positive umschlagen ung a 
durch das Nochbestehen der Syphilis angezeigt werden.” PE SR 
aufgetretene positive Reaktion kann sogar recht harun A hei 
und erneuter gründlicher Behandlung bedürfen. Das St En 
negativer Wassermannscher Reaktion diese Provokation a Reak- 
vorzunehmen, und bei negativ bleibender Wassermannsche 


sse 
sehr langer Dauer nie sichere Heilung zu bedeuten. De ih, 
Unentschiedenheit läßt sich nie vermeiden. Ich habe = -Jen Fällen 
als bedeute die negative Wassermannsche Reaktion a nicht 
nichts weiter, als daß die Behandlung stark wär, nn haben be- 
sie nun auch die ganze Syphilis ausgetilgt habe. 


; deutung 
. reits erwähnt, daß es sogar Syphilissymptome von großer Be 


gibt, die, wohl infolge ihrer geringen ‚örtlichen An a Die 
fähig sind, die Wassermannsche Reaktion positiv A “n denjenigen 
besten Resultate und die größte:-Sicherheit habe 109 


Fällen erlangt, die alle paar Jahre immer wieder emm 


Taia J 


hatt agi 
wa 
A -= 


HAT 


ar 


NUN N. 


Salvarsan; vielmehr ist in den ersten drei bis vier Jahren, wenn 


16. November. 


(in früheren Jahren eine Hg-, namentlich Schmierkur, jetzt eine 


- Salvarsanbehandlung von 2 bis 3 g) durchmachten. Vom sechsten 
Jahre der Krankheit an wird es wohl klar, ob später Nach- 


. krankheiten des Nervensystems drohen. Die Fälle, 


welche zu Paralyse und Tabes neigen, lassen bereits im allgemeinen 
fünf Jahre nach der Infektion Anzeichen dieser Krankheit erkennen. 
Ganz besonders ist hier auf frühzeitige, . verdächtige Symptome hin- 
zuweisen, Pupillendifferenz, Reizerscheinungen seitens der Blase, 
Magenbeschwerden unklarer Art, rheumatische Beschwerden, also 
Anfangssymptome der Lues des Centralnervensystems, vornehmlich 
der Tabes. Alle diese müssen genau durchforscht werden, denn 


es ist sehr wohl möglich, daß diese noch wenig ausgesprochenen 


Klagen die Bedeutung von tabigchen Krisen haben. Aus einer 
ganzen Reihe dieser Fälle habe ich den Schluß ziehen können, 
daß energische Behandlung mit Jod und mit Salvarsan wieder 
alles zum Verschwinden brachte und jahrelange Symptomlosigkeit 
‚sich einstellte: mehr läßt sich heutzutage noch nicht sagen. Was 


später aus diesen Fällen wird, weiß man heute noch nicht. Die 


Zeit ist zu kurz, die Zahl der Beobachtungen des einzelnen Arztes ist 
zu gering. Sind doch seit dem Anfang energischer Luesbehandlung 
erst 35 bis 40 Jahre vergangen. Die in diesen Zeitraum fallenden, 
in früher Jugend infizierten Kranken sind vielfach noch am Leben, 
.oft noch nicht älter als 55 bis’60 Jahre. Alle älteren Luesfälle 
sind sicher, von den jüngeren die meisten mangelhaft behandelt. 
Was aber in höherem Alter die Lues am Gefäßsystem und den 


~ inneren Organen anrichten kann, das lernt man jetzt erst allmäh- 


lich kennen. Noch viel weniger .weiß man, was das Salvarsan 


. ‚alles verhüten wird. Denn nur hier und da sehen wir, daß späte 


Erscheinungen jetzt durch Salvarsan völlig ausgelöscht werden, 
die in früheren Zeiten sich gegen Quecksilber völlig refraktär ver- 
: halten haben. Meine Beweisgründe für den dauernden Erfolg 
ausgiebiger und sehr lange fortgesetzter intermittierender' Behand- 
lung mit langen Behandlungspausen sind Zurückgehen von Herz- 
beschwerden, ‘von Erscheinungen, die tabischen Krisen glichen, 
von sicher spätsyphilitisehen Myelitiszeichen. Ich glaube, daß 
diese Aussage den Erfolg der Behandlung beweist, denn andere 
Fälle, in welchen in der Vorwassermann- und Vorsalvarsanzeit 
weniger oder nichts unternommen wurde, in denen die geschilderten 
Beschwerden als neurasthenisch und bedeutungslos angesehen 
wurden, haben sich zu ausgebildeten Aortitiden, Myelitiden und 
Tabesfällen entwickelt. Hier ist der Ort, wo meiner Ansicht nach 
die Untersuchung des Lumbalpunktates vielleicht größere Klarheit 
. bringen kann. Sicher bin ich dessen allerdings nicht, denn ich 
habe in ähnlichen Fällen im Lumbalpunktat mehrfach völlige 
normale Verhältnisse angetroffen und mußte deshalb genau so 
vorgehen, als hätte ich gar keine Kenntnis von dessen Beschaffen- 
heit. Bei dem günstigen Verlauf dieser Krankheitsfälle bin ich 
aber nicht in der Lage zu beweisen, ob meine Behandlung Schaden 
verhütet hat; nach dem obenerwähnten Vergleich mit unbehandelt 
gebliebenen älteren Fällen kann ich nicht anders, als eine günstige 
Wirkung der modernen Methode anzunehmen. Von großer 
Wichtigkeit ist weiterhin die Röntgenkontrolle des Herzens und 
der Aorta. In gutbehandelten Fällen haben mir diese Bilder bis- 
her normale Verhältnisse ergeben. Gerade über .diesen Punkt 
wird klare Übersicht erst nach vielen Jahren sich gewinnen 
lassen. Daß aber die Dinge heute sicher nicht in ungünstigem 
Sinne klarliegen, darin besteht ein recht erheblicher Beweisgrund 
für die Güte lang ausgedehnter Behandlung und vor allem der 
Salvarsanbehandlung. Neun Jahre behandeln wir jetzt schon da- 
mit, und das ist eine Zeit, in welcher eine große Zahl der 
metaluetischen Erkrankungen klar zum Vorschein hätte kommen 
können. Neun Jahre behandeln wir aber noch nicht gut mit 


ich meine eigenen Erfahrungen zugrunde legen darf, fast stets zu 
wenig geschehen. Wenn trotzdem nur verschwindend wenig Un- 
erfreuliches eingetreten ist, dann ist für die jetzt gut durchge- 
arbeitete Methode ein noch besserer Erfolg zu erwarten. Ich habe 
jedenfalls den Eindruck, als ob drohende Rückenmarksleiden, 
sowohl der meningomyelitischen, als der tabischen Art, in vielen 
Fällen zu völliger Rückbildung gerade durch .ausgiebige Salvarsan- 
behandlung gekommen wären. Hierfür spricht mir als sehr wich- 
tige Beobachtung mancher Mißerfolg in Fällen, die mit Salvarsan 


aus verschiedenen Gründen nicht behandelt werden konnten. Einer 


der Gründe ist der Widerstand der Kranken, der zweite die Un- 
bekömmlichkeit des Salvarsans in gewissen Fällen. Unter diesen 
Fällen sind einige, welche einen recht ungünstigen Verlauf nahmen, 
In denen namentlich schwere nervöse Erkrankung unaufhaltsam 


1919:-— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


| weiterging. ‘Der schlechte Verlauf schlechtbehandelter Fälle, der 


günstige gutbehandelter kann ‚doch kein Zufall sein. ° 


Überblicken wir das Gesagte, so’ stellt sich die notwendige 


. 


Syphilisbehandlung, die erst im Stadium der allgemeinen Körper- 


durchtränkung mit Spirochäten beginnt, also mit dem, was man’ 


als ausgeprägtes Sekundärstadium bezeichnet, als eine sehr lang 
dauernde, schwer auf dem Kranken lastende Beeinflussung dar. 
Die Syphilis ist nicht‘ mehr die subakute Krankheit, als welche sie 
doch fast überall in der Vorwassermannzeit angesehen wurde, 
deren Behandlung nach drei bis vier Jahren als abgeschlossen 
galt. Die Zeit ist vorbei, wo ein Syphilitiker nach seinen fünf 
bis sechs bis sieben Hg-Kuren von seinem Arzte Abschied nahm; 
der Syphilisarzt gewinnt vielmehr eine lebenslange systematische 
Beobachterrolle, ‘die sich nicht mehr mit der Beseitigung der 
äußeren Ausbrüche begnügt, sondern in Beachtung aller Gebiete 
der inneren Medizin eindringt. Unsere Behandlung wird. nicht 
leichter und einfacher, . sondern nimmt mit der Erkenntnis des 
Zusammenhangs vieler früher ganz unverdächtigen Leiden als 


syphilisbedingt an Bedeutung und Dauer zu. Wer nur auf das: 


Verschwinden der sekundären Rückfälle Gewicht legt, verkennt 
die Bedeutung der von ihm verlangten Handlungsweise; er führt 
die Syphilis in das Latenzstadium über, das sowieso nach 
einer gewissen Zeit eintreten würde. Was’ aber nach diesem sich, 
oft in menschenalterlangem Zeitraum, anbahnt, ist erst die wahre 
Bedeutung der Krankheit. Nur diese Späterscheinungen geben 
der Krankheit ihre Bedeutung, denen gegenüber natürlich die an- 


steckenden Anfangssymptome als Fortpflanzer der Seuche nicht ver- 
nachlässigt werden dürfen, aber kein so eingreifendes Gewicht für - 


das Individuum selbst besitzen. Die Anfangserscheinungen haben 
vor allem eine sozialmedizinische Bedeutung. Ihre Beschwerden 
sind gering und vorübergehend. 
dauernd, progressiv, tödlich, dureh vorzeitiges Ende der Arbeits- 
fähigkeit und des Lebens’ ebenfalls von sozialer Bedeutung, aber 
in ganz anderer Art als der ansteckende Anfang der Krankheit. 
Sie fügen sich mit unserer zunehmenden Heilmacht mehr und 
mehr in das Arbeitsgebiet des die Technik der Therapie beherr- 
schenden Syphilidologen ein, dessen Wissen deshalb einen immer 
größeren Teil der Medizin umfassen muß. Denn:sie zu verhüten 
muß sein Ziel sein, mehr als sie, erst einmal entstanden, zu heilen. 


Aus der Heilanstalt Alland (Niederösterreich) 
(Direktor: Dr. Hugo Kothny). 


Kurze Mitteilung über das „metamorphosierende 
3... Atemgeräusch“. 
Von | 
‚Dr. Hanns Maendl, Leiter der Frauenabteilung. 


Nach Laënnec bezeichnet man mit metamorphosierendem 
Atemgeräusch die Erscheinung, wenn das Respirationsgeräusch im 
Beginn der Inspiration vesiculär einsetzt, plötzlich stark bronchial, 
wird, während die Exspiration wieder bronchial beginnt und vesiculär 
endet. Nach Plesch!) soll dieses Phänomen dadurch zustande 
kommen, daß durch die Verschiebung der Lunge, speziell deren 
abhängigen basalen Partien in den zwei aufeinanderfolgenden. 
Atemphasen, zwei verschiedene Lungenpartien auscultiert werden, 


weil die Lunge bei tiefer Inspiration tiefer steigt und während der ` 


Exspiration in ihre frühere Lage zurückkehrt. Voraussetzung für 
dieses Tiefersteigen ist natürlich, daß keine Verwachsung der 
Pleurablätter besteht und daß man einmal normales, das andere. 
Mal infiltriertes Gewebe unter das Stethoskop bekommt. Plesch 
sagt weiter darüber in der oben zitierten’ Arbeit, „daß das meta- 
morphosierende Atmen dann vorkommt, wenn bei freier Beweglich- 
keit der Lungen im lufthaltigen relaxierten Lungengewebe_ sich 
luftleere Inseln oder Kavernen befinden“. en 8 
Einen in dieser Hinsicht interessanten Fall von „meta- 
morphosierendem Atmen“ möchte ich im folgenden kurz mitteilen. 
Frau Marie B., 25 Jahre alt, Hafnersgattin. Seit zwei Jahren 
lungenkrank. Dämpfung über dem rechten Oberlappen, Verkürzung‘ 
über dem rechten Unterlappen, unterer Lungenrand nicht. verschieblich.. 
Auscultation: Vorn von der Clavikel bis zum Lungenrand sehr feuchtes 
dichtes, bis zur dritten Rippe bis mittelblasiges Rasseln; hinten über 
der Spitze ebensolches mit Konsonanz, im Interscapularraum spärliches 
trockenes Rasseln. | | | 


1) D. m. W. 1919, Nr. 7. 


1165 


Die Späterscheinungen sind ’ 


we 


an 
Eee 


ne En 
ni 
m re =; 


pn 
er a 
Zus s pie PrE 


Ri i a a 
= ae m 
N dp 


en Se n 


ae E 


om as 


$ N een, . 
Bde nn Fe. an a 


De 


Er 
i 


eu 


1166 


geschwächt, | 
sierendes Atmen von vesiculär-vesicobronchialem 


. verdunkelüng, darunter grobfleckige Schattenherde im ganzen Lungen- 


bis zur dritten Rippe eine faustgroße, scharf begrenzte Kaverne, von 


Das Atemgeräusch über dem Oberlappen ab- 
vom Angulus abwärts metamorpho- 


Charakter, 
Radiologiseh (Schirm): Rechts homogene Spitzen- 


feld verstreut, mit Ausnahme der basalen Partien. Rechter Zwerchfell- 
winkel hellt sich bei tiefster Inspiration nieht auf. 


Röntgenbild: Rechte Spitze homogen verdunkelt. Rechts 


strejfigen Schatten durchzogen. Zwischen der dritten und fünften 
Rippe eine kleinapfelgroße, scharf umrandete Kaverne mit intensiven 
grobfleckigen Schattenzügen, die unvollständige Aufhellungen ein- 
schließen. Deren-Umgebung mit dem kompakten Hilus in Verbindung. 

Rechts von der fünften Rippe nachu abwärts zeigt das Lungenfeld 
neben dem Mittelschatten streifige Ausladung des Hilus mit Fixation 
des Zwerchfells, dessen medialer Anteil beträchtlich nach oben gezogen 


ist und von da ab steil nach außen unten verläuft mit flacher, nach 
oben konkaver Wellung. 


Nach außen: von-der kleineren Kaverne eine dreieckige Schatten- 
bildung mit lateraler Basis. Die basalen und lateralen Reste des Lungen- 


feldes außer deutlicher Zeichnung und homogener Trübung (Mamma?) 
nichts Auffallendes. 


Links: Gleichmäßige Spitzentrübung mit dichtem streifigen Hilus. 

Wir haben also ‚einen Fall von ausgesprochenem meta- 
morphosierenden Atmen über dem rechten Unterlappen bei un- 
beweglichem unteren Lungenrand von vesiculär- 
vesicobronchialem Charakter. 

Wir sind der Ansicht, daß folgendes zur Erklärung des 
Phänomens beitragen könnte: Wo Vesicobronchialatmen 
zu hören ist, kann eine kompakte Infiltration des Ge- 
webes nicht vorhanden sein. Es muß noch genügend lufthaltiges 
Alveolargewebe neben Infiltration bestehen. Es wird dabei vor- 
kommen können, daß innerhalb eines Lungenbezirkes luithaltige, 
also vesieuläratmende, mit stark verdichteten, vesicobronchiales 
Atmen erzeugenden Partien gemengt sind. — Wenn wir uns vor- 
stellen, daß infolge des verschiedenen Elastizitätszustandes der ge- 
sunden und der mehr weniger infiltrierten Partien die Ausdehnung 
derselben bei der Atmung nicht synchron erfolgt, so wäre eine 
Erklärung dafür gegeben, daß über solchen Lungen- 
partien das Atemgeräusch vesiculär einsetzt, 
um in den vesicobronchialen Charakter über- 
zugehen. 

Soweit es sich um oberflächlich gelegene Herde handelt, 
könnten auch partielle Pleuraadhäsionen, die über den infiltrierten 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


Lungenpartien vorhanden sind und über nichtinfiltrierten Partien 
fehlen, durch die zeitlich ungleiche Ausdehnung und Luftfüllung 
Anlaß zu diesem Phänomen geben. Diese Möglichkeit drängt sich 
in unserem Falle deswegen auf, weil das Vorhandensein von Pleura- 
adhäsionen klinisch und radiologisch feststeht. | 

\ An der Richtigkeit der Pleschschen Erklärung ist nicht 
zu zweifeln 1. für die Fälle,, wo metamorphosierendes Atmen an 
einer ganz bestimmten Stelle zu hören ist, und 2, für die Fälle, 
in denen es in der reinen, von La&nnec beschriebenen Form 
auftritt. Für Fälle wie in unserem, wo das Phänomen in einem 
größeren Lungenbezirk und in der Form des Vesieulär-Vesico- 


bronchialatmens zu hören ist, dürfte die Pleschsche Definition 


nicht ausreichen, was mich veranlaßte, den Fall mitzuteilen. 


Aus der Medizinischen Universitäts-Poliklinik zu Rostock 
(Direktor: Prof. Hans Curschmann). 


Über Dyspepsie nach Grippe. 
Von 
Dr. Gustav Deusch. 


So vielgestaltig das Krankheitsbild der Gri 
so mannigfaltig sind auch die Störungen, die seite 
teils mit Recht, teils zu Unrecht der überstandenen G 
Last gelegt werden. Durch die Klagen mancher Patie 
Magenbeschwerden, die im Anschluß an die überstan 
aufgetreten seien, wurden wir veranlaßt, unser Au 
derartige Störungen von seiten des Magens zu richte 


ppe sein kann 


ns der Patienten 
rìippe zur 
nten über 
dene Grippe 
genmerk auf 


uw de 
DA i 
EA.. 


V SA E 
16. November, 


würde. Erwähnt sei nur, daß das gehäufte Auftreten akuter In- 
fektionskrankheiten während des Krieges erneut zu Beobachtungen 
in dieser Richtung Gelegenheit bot. | 


So beriehten Boenheim!) aus der Rostocker Medizinischen 
Poliklinik und A. Schröder?) über Störungen der Magensekretion 
als Folge von Ruhr und Typhus abdominalis. Frankl und Plaschkes?) 
beobachteten an einem großen Material von Kriegsteilnehmern das 
häufige Auftreten einer „Kriegsgastritis“, die oft recht 
schwere Krankheitsbilder bot und fast ausschließlich im Gefolge akuter 
Infektionskrankheiten, wie Cholera, Typhus, Ruhr, Malaria usw., mit 
unter erst lange nach Ablauf der akuten Erkrankung sieh einstellte. 
Über Magenerkrankungen im Gefolge der Influenza finden sich in’der 
Literatur nur spärliche Angaben. Leichtenstern‘) beschreibt 
einen im Anschluß an die Epidemie von 1889/90 beobachteten Fall 
von Hyperemesis incoererbilis als Nachkrankheit der In- 
fluenza bei einem „nichts weniger als hysterischen 19 jährigen Manne‘, 
ferner beobachtete er mehrere Fälle, in denen völlige Appetitlosigkeit 
und andere gastrische Beschwerden verbunden mit erheblicher, teil- 
weise zur „Influenzakachexie“* führender Abmagerung noch wochen: 
lang nach dem Verschwinden aller übrigen Symptome sich hinzogen: 
Fürbringer?) berichtete auf dem 15. Balneologenkongreß über einen 
von ihm nach Influenza beobachteten nervös-dyspeptischen Symptomen- 
komplex, den er als „Magenschwäche“ bezeichnet: Bei gutem Appetit 
treten bald nach der Nahrungsaufnahme Magenschmerzen auf, die den 
Charakter eines wunden, nagenden Gefühls haben und nachlassen, so- 
bald die Ingesta den Magen verlassen haben; bestimmte Nahrungs- 
mittel wie Zucker, Fett, Amylaceen riefen besonders häufig und in 
manchen Fällen ausschließlich die Beschwerden hervor. Motorische 
Störungen fehlten, die Saftsekretion war mitunter gesteigert. Für- 
bringer sieht die Ursache dieser Beschwerden in einer erhöhten 
Empfindlichkeit der Magenschleimhaut und führt die Störung, die er 
meist bei höheren Bevölkerungsschichten getroffen hat, auf üppiges 
Leben an der Tafel, aufreibendes Geschäftsteben und geistige Über- 
anstrengung zurück. Allgemeine Neurasthenie fehlte fast durchweg; 
eine hervorragende ätiologische Rolle mißt er der Influenza bei. 

H.Herz‘) beobachtete eine Herabsetzung der motorischen 
Leistungsfähigkeit des Magens nach Influenza, vor allem aber das 
Zurückbleiben einer großen Empfindlichkeit des Organs, das schon auf 
kleine Diätfehler, ja sogar schon auf normale Nahrungsstoffe mit Un- 
lustgefühlen und anderen nervös-dyspeptischen Symptomen reagiert, 
Wir haben nun im Anschluß an die vorjährige Epidemie 
im. Verhältnis zu der Grippemorbidität unseres poliklinischen Ma- 
terials nicht gerade häufig, aber doch immerhin in 13 Fällen 
dyspeptische Störungen beobachtet. Alle diese Patienten litten 
‘vor der Grippe an keinerlei Beschwerden von seiten des Magens. 
Die Beschwerden machten sich fast durchweg unmittelbar nach 
Ablauf der Grippe bemerkbar, während die Patienten während 
der Erkrankung selbst von Magenbeschwerden völlig frei waren. 
Nur in einem Falle: wurde während der Grippe vorwiegend über 
Leibschmerzen und Durchfälle geklagt, wie ja überhaupt die 
gastro-intestinale Form der Grippe nach allgemein übereinstim- 
menden Beobachtungen während der letzten Epidemie relativ selten 


war; in allen anderen Fällen handelte es sich um rein katarrha- 
lische Formen der Erkrankung. 


: Die Patienten klagten übereinstimmend über Druckgefühl 
in der Magengegend, in einzelnen Fällen auch über mabige 
Schmerzen. Teils trat der Druck erst kurz nach den Hauptmahl 
zeiten auf, teils war er ständig vorhanden und wuchs nach dem 
Essen zu einem lästigen Gefühl der Völle und Spannung an, das 
meist einige Stunden anhielt und mit Entleerung des Magens 
nachließ. Über Aufstoßen, zum Teil mit Brechreiz wurde in vielen 
Fällen geklagt, in wenigen auch über Erbrechen, das meist bald 
nach der Nahrungsaufnahme erfolgte und stets Erleichterung 
brachte. Der Appetit war in allen Fällen gestört, in einigen be- 
stand eine besondere Abneigung gegen schwerere, kohlehydrat- 
reiche Nahrungsmittel wie Kartoffeln, Kriegsbrot, Rüben, da diese 
Ingesta erfahrungsgemäß meist die stärksten Beschwerden ver- 
ursachten. Der Stuhlgang war in der Mehrzahl der Fälle regel- 
mäßig, eine Patientin, bei der während der Grippe Durchfälle aut- 


etret ale 
5 Be en, litt noch wochenlang nach der Grippe an mäbigen 


In zwei Fällen wurde über leichte Obstipation geklagt. 
5 per Objektive Befund war durchweg nicht Ahr erheblich. 
me stärkere Abmagerung konnten wir nur in einem Falle fest 


7 


) i hten. Unter den J Boenheim,M. KI. 
ee ae a ln werden ja a) x Sc j röder, D. n aN 87 

i TUSD 1 a g iT Arab p 

einzelnen einzugehen, den ‘Rahmen dieser Mitteilung üben die im | 5. 309, ans und Flaschkes ‚ Arch. f. Verdauungskr, Bü 4 


» Vgl. Herz, Die Störungen des Verdauun 


berschreiten 


sache und Folge anderer Erkrankungen, Berlin Th Ur 


1) Lei 
ier on 


5) Fürbrin er 
6) H. MORT i e. 


n in Nothnagels Handb. d. spez. Path. U. 
B. kl. W. 1898, S. 817. 


Digitized by Google Zu 


No 


LA ELA S A pa 
> yo \\ \ 


als 


wu 
\ 


., a W y 
A sa L e- 
Wa Xa Sa, AREA \ 


v- 


Zar 


VeA S U“ 
A NERA 


AMT y 
ee 


Sr N 


NN 


AEN 
IN 


SH ALM A TI Na AN N 


. Gehalt an freier Salzsäure von 20 bis 40 cem !/ın NaOH an. 


‚ vorhandene Magenkrankheiten feststellen. In zwei Fällen von chroni-- | 


16. November. 1919. — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


— m nn 


genen Diarrhöen, die jedoch niemals nennenswerte subjektive Be- 
schwerden verursacht hatte. ‘Nach der Grippe stellten sich häufig 
Druckgefühl in der Magengegend und Schmerzen im Meso- und Hypo- 
gastrium ein; die Durchfälle traten stärker auf. Bei wiederholter 


stellen: Es handelte sich um: eine 44jährige Frau mit einer Gastro- 
ptose, die’ihr vor der Grippe nicht die geringsten Beschwerden 
verursacht hatte; nach dieser bestand noch längere Zeit Appetit- 
losigkeit, Druck in der Magengegend, der nach dem Essen erheb- 
lich zunabm und meist erst nach Erbrechen nachließ. Neben einer 
erheblichen Verminderung der freien Salzsäure war bei ihr eine 
mäßige motorische Insuffizienz des Magens festzustellen. Die Zunge 
‘war in den meisten Fällen nicht, in wenigen leicht belegt. ‚Oft: 
fand sich eine nicht bestimmt lokalisierte, mäßig erhöhte Druck- 
empfindlichkeit des Epi-, teilweise auch des Mesogastriums. Stö- 
rungen der motorischen Funktion sahen wir nur in dem einen 
soeben erwähnten Fall. 

Da alle Fälle ein bis auf das noch zu besprechende Ver- 
halten der Magensekretion ziemlich übereinstimmendes Bild er- 
geben, beschränke ich mich darauf, folgende Krankengeschichte 
als Beispiel anzuführen‘): | | 

Frau B. S., 28 Jahre alt. e 
- Anamnese: Patientin litt früher an keinerlei Beschwerden von 
seiten des Magens. Im November 1918 (vor fünf Monaten) erkrankte 
sie an Grippe mit mehrere Tage dauerndem Fieber und mäßiger Bron- 
chitis. Seitdem klagt sie über ständigen Druck in der Magengegend 
und ein lästiges Gefühl der Völle nach dem Essen, mitunter Aufstoßen 
nach dem Essen, kein Erbrechen. Der Appetit ist gering. Stuhlgang 
täglich. ein- bis zweimal, ohne Besonderheiten. | | 

Befund: Schlanke, etwas abgemagerte Frau. Die Zunge ist nicht 
belegt. Lunge und Herz ohne krankhaften Befund. Der Leib ist weich, 
es besteht nirgends Druckschmerz; eine Resistenz ist nicht zu fühlen. 
Leber und Milz sind nicht vergrößert. Magensekretion nach Boas- 
E wald schem Probefrühstück: 55 cem mäßig schleimige Masse, davon: 
15 cem schlecht verdauter Bodensatz. Gesamtacidität 8, keine freie 
HCI (HCI-Defizit = —9), keine‘ Milchsäure, kein Blut. Urin frei von 
Fiweiß und Zucker. 

Weniger einheitlich war, wie oben schon angedeutet, das 
Verhalten ‘der Magensekretion; über sie gibt die folgende Tabelle 
Auskunft, die den Gehalt des Magensaftes an freier Salzsäure drei 
Viertelstunden nach Einnahme eines B oas - E w ald schen Probe- 
frühstücks veranschaulicht; als normal nahmen wir dabei einen 


- fanden wir stets ein erhebliches Salzsäuredefizit bei einer Gesamt- 
acidität von 10 bis 12 cem Yon NaOH.. m 

Wie ist nun die Entstehung der oben geschilderten Be- 
schwerden zu deuten? Grob-anatomische Veränderungen der Magen- 


.Gastritis, wie sie nach Jerusalem s?) Angaben als Begleiterschei- 
nung aller akuten Infektionskrankheiten vorkommen soll, scheinen 
mir bei den von uns beobachteten Fällen nicht vorzuliegen.. Die 
Behauptung Jerusalems stützt sich auf eine Reihe von Sektions- 
befunden an Menschen, die an akuten Infektionskrankheiten ver- 
storben sind. Wenn auch nicht gesagt werden soll, daß eine 
Grippe eine solche Gastritis nicht verursachen könnte, so ist doch 


abzulehnen, allein schon aus der Erwägung, daß sicher auch die 
Schwere der Infektion bei dem Zustandekommen entzündlicher 
Veränderungen der Magenschleimhaut eine Rolle spielt. Ich neige 
vielmehr dazu, als Ursache der ja vorwiegend subjektiven Be- 
schwerden eine Hyperästhesie der Magenschleimhaut gegen die 


Reize der Ingesta anzunehmen. 
Auch Fürbringer?) führt den von ibm nach Influenza häufig 
beobachteten „nervös-dyspeptischen“ Symptomenkomplex, wie bereits 
- erwähnt, auf eine Überempfindlichkeit der‘ Magenschleimhaut zurück. 
Ebenso sieht H. Herz?) die Ursache der von ihm sowohl nach In- 
fluenza als auch nach anderen Infektionskrankheiten beobachteten dys- 
peptischen Beschwerden in einer gesteigerten Empfindlichkeit des 
Magens. Diese Hyperästhesie beruht, wie wir mit großer Wahrschein- 
lichkeit annehmen dürfen, auf einer toxischen Schädigung der 'sensiblen 
Nervenendigungen in der Magenschleimhaut. Die besondere Affinität 
der Influenzatoxine zum Nervensystem betonte bereits Leichten- 
stern?) auf Grund seiner Erfahrungen während der Influenzaepidemie 
von 1889/90, die ja auch bei der vorjährigen Epidemie ihre Bestäti- 
gung fanden. | | A 
Die Veränderungen der Magensekretion, die wir ja in de 
Mehrzahl unserer Fälle feststellten, scheinen mir für das Zustande- 
kommen der dyspeptischen Beschwerden nicht von Belang zu sein. 
' Denn während diese in'allen Fällen dieselben waren, verhielt sich 
die Magensekretion durchaus nicht einheitlich, war sogar in zwei 
Fällen völlig normal. Jedoch erscheint mir das Überwiegen .der 
Fälle, in denen die Salzsäuresekretion vermindert oder. erloschen 
war, bewerkenswert, da man wohl daraus schließen darf, daß es 
sich hier nicht um zufällige Befunde handelt. Vielmehr drängt 


Hypochlor- -| 


Achlor- Hyperchlor- 
hydrie 


Norm- . 
hydrie hydrie acidität 


nn um 


Zahl der Fälle . . 


| eu 15,4 
Wie die Tabelle zeigt, verläuft die überwiegende Zahl der 
Fälle (84,6%) mit Sekretionsstörungen; in 61,5% war die freie 
Salzsäure vermindert oder fehlte völlig, in 23,1°/, der Fälle waren 
die Werte für die freie HCl erhöht. Entsprechend verbielten sich 
die Werte für die Gesamtsäure. Erhebliche Schleimbeimengungen 
sahen wir nicht, 
Bezüglich des Verlaufes der dyspeptischen Störungen möchte 
ich. noch bemerken, daß nach Angabe der Patienten diese fast 
durchweg unmittelbar, in einem Falle eine, in einem anderen drei 
Wochen nach Ablauf der Grippe einsetzten, ohne daß in den beiden 
letzten Fällen eine andere Ursache nachweisbar gewesen wäre. 
Wir sahen die Patienten meist erst, nachdem die Beschwerden 
schon einige Wochen bestanden. Der Verlauf war ein durchaus 
chronischer. Therapeutisch suchten wir die Störungen durch ent- 
sprechende Diät, Stomachica und Ausgleich der Sekretions- 
störungen durch Salzsäure beziehungsweise Belladonna‘ mit Alkali 
zu beeinflussen. p ' 

. „Eine Nachuntersuchung nach längerer Zeit war aus äußeren 
Gründen leider nur in drei Fällen möglich; bei diesen konnten wir 
eine Besserung feststellen, die in den beiden, in denen die Sekretion 
gestört .war, auch in deren Verhalten zum Ausdruck kam; in dem einen, 
in dem eine Hypochlorhydrie bestanden hatte, erreichte der Wert für 
freie HCI wieder die Norm, in dem anderen, in dem die freie HCI 
ganz gefehlt hatte, war noch cine mäßige Hypochlorhydrie festzustellen. 

, „ Die bisher besprochenen dyspeptischen Störungen beobachteten 
wir bei durchweg vor der Grippe magengesunden Patienten; auderer- 
seits ließ sich jedoch auch ein Einfluß der Grippe auf bereits früher 


in Prozenten . . . 


anzunehmen, zumal da ja im Gefolge anderer Infektionskrank- 
heiten ein gleiches Verhalten der Magensekretion beobachtet wurde. 


BoenheimÖ) und A. Schröder‘) fanden in zahlreichen 
Fällen im Gefolge von Ruhr und Typhus abdominalis Achylie oder 
Subacidität. Ebenso berichten Franke und Plaschkes?), daß in 
den von ihnen so überaus häufig beobachteten Fällen von „Kriegs- 
gastritis“, die ja meist eine während des Krieges überstandene akute 
Infektionskrankheit, wie Cholera, Typhus, Paratyphus, Ruhr, Malaria usw., 
in der Vorgeschichte aufzuweisen hatten, die Untersuchung der Magen- 


wiegend subacide Säuretitrationswerte ergab. Die Erklärungen, die 
die genannten Autoren für die beobachteten Sekretionsstörungen geben, 


vegetativen Nervensystems im Sinne einer. Verminderung des Vagus- 
tonus dafür verantwortlich macht, nimmt A. Schröder, der bei 


gedeutete Bradykardie beobachtete, als Ursache der Achylie eine direkte 


Franke und Plaschkes führen die verminderte Salzsäureabschei- 
dung bei ihrer „Kriegsgastritis“ auch auf eine V agusschädigung zurück 
nehmen aber, veranlaßt durch gleichzeitige Beobachtung anderer von 
ihnen als Folgen einer Vagusreizung aufgefaßten Symptome; wie Puls- 
verlangsamung, vermehrte Schweiß- und Speichelsekretion,: eine vago- 


einer toxischen Vagotonie führen sie die von ihnen beobachtete Wir- 


schem Ulcus ventriculi sahen wir nach der Grippe eine Verschlechte- 
rung des Allgemeinbefindens, Zunahme der Schmerzen und häufigeres 
Erbrechen. . Br 

en In einem weiteren Falle handelte es sich un eine nach Angabe 
es Fatienten schon seit Jahren bestehende Achylia gastrica mit gastro- 


ammen 


4) Jerusalem, D. Arch. f. klin. M., Bd. 101. 
2 Fürbringer, l c. | 
.) a l. c. ETa 
1) Leichtenstern, Influenzavorträse. (D. ) 
5 Boenheim, l. e ; ge. ( N 1290.) 
6, A. Schröder, |. e. 


1) ‚Eine ausführliche Mitteilung der Krankengeschichten. wird in 
) Franke und Plaschkes, |. ce. 


einer Dissertation von Herrn Paul Risse erfolgen. 


1167 


Untersuchung der Magensekretion nach Boas-Ewaldschem Probefrübstück 


schleimhaut von entzündlich-degenerativem Charakter, eine toxische 


eine so weitgehende Verallgemeinerung der Befunde Jerusalems 


m 
e ar 
praat 


e - - Ld 
G t 3 5 ? $ 
‘ - 1 t J ; 5 
e . . an > R € 
5 = . . ` , ; 
- f a5, = vr # r 
— aage BR z Fr Ba ER f P s =; . 
Den en ERDE, u ER an... -. n i 5 
rg: age > B din 7 Be nr an EEE A 
T en re a a er bug eina -= > m: à Eee dd Kici 


m 
Pre 
ma la e o m Ul mn 


r nn 
nn ann men 


` 
——— e a a aM 
=> 


uns diese Beobachtung dazu, in diesen Fällen einen Einfluß der 
überstandenen Grippe auf die Salzsäureabscheidung des Magens 


Dr a 


I nn nn 


sekretion in der. Hälfte der Fälle anacide, in der übrigen Zahl vor- 


3 x 
. 
Zn nn nn 
Er Serum EER 
er, 


sind nicht einheitlich. Während Boenheim eine Schädigung des - 


seinen Patienten häufig gleichzeitig eine von ihm als Vagusreizung ` 


auf dem Blutwege erfolgte toxische Schädigung der Magendrüsen an. 


tonisierende Wirkung der Toxine an. Als Stütze dieser Annahme 


kung des Pilocarpins auf die Säuresekretion der Magendrüsen an. Sie 


I 


a 
re AN 


nn in. 


mm mn nn 
ETZTISTT—ZI TI 
i 


-~ 


5 mat ııs 


eam un na. ann 
I ee Io eM o a 
“ tn te 
En nn 


1168 


für wahrscheinlich, da, wie die Nachuntersuchung in zwei Fällen 
ergab, die Sekretionsstörung keine dauernde war, sondern nach 
mehreren Wochen wieder zurückging. Dieses Verhalten spricht 
entschieden mehr für eine funktionelle Störung der Drüsentätig- 
keit infolge einer Einwirkung des Grippetoxins, dem ja, wie oben 
schon erwähnt, eine exquisit neurotoxische Wirkung eigen ist, auf 
die sekretorischen Vagusfasern des Magens. Diese Deutung findet 
eine Stütze in der sowohl bei früheren als auch bei der letzten 
Epidemie noch lange nach Ablauf der Grippe beobachteten Puls- 
verlangsamung, die ebenfalls durch eine Wirkung des Grippe- 
toxins auf den Vagus erklärt wird [Leichtenstern, Wach- 
ter?)l. 
a wohl aber noch längere Zeit nach Ablauf der Grippe bei 
mehreren anderen Patienten. 
vagotonisierenden Einfluß ausübt, wofür die Bradykardie spricht, 


- Brandpilze des Weizens, 


sahen nach Pilocarpininjektion sowohl bei normal secernierenden als 
auch bei sub- und anaciden Menschen eine Verminderung der Säure- 
werte, eine Beobachtung, die von den Angaben früherer Autoren ab- 
weicht und nachgeprüft zu werden verdient’). 
bei unseren postgrippösen Dyspepsien beobachteten Störung der Salz- 
säuresekretion kommen zwei Möglichkeiten in Frage, einmal eine lokale 
toxische Schädigung der Magendrüsen im Sinne anatomischer Ver- 
änderungen, als zweite eine rein funktionelle Störung der Sekretions- 
tätigkeit der Drüsen infolge einer Schädigung des dieser vorstehenden 
vegetativen Nervenapparates. l 


Für die Erklärung der 


Eine anatomische Veränderung der Drüsen halte ich nicht 


Wir haben gleiches bei unseren Dyspepsiefällen nicht 
Die Frage, ob das Toxin einen 


oder den Vagustonus herabsetzt, was wir auf Grund unserer bis- 
herigen Kenntnisse von dem Einfluß der Vagusreizung auf die 
Magensekretion anzunehmen geneigt sind, muß dabei vorläufig 
offen bleiben, zumal da im Vagus nach der Annahme einiger 
Autoren [Tigerstedt®)] auch hemmende Fasern für die Drüsen 
der Magenschleimhaut zu verlaufen scheinen. 

Zusammenfassung: 1. Im Anschluß an die letzte Grippe- 
epidemie wurden bei einer Reihe von Patienten Dyspepsien, die sich 
meist monatelang hinzogen, beobachtet. 

9. Die Ursache dieser Dyspepsien ist in einer Hyperästhesie der 
Magenschleimhaut zu sehen, die auf einer Schädigung sensibler Nerven- 
endigungen in der Magenschleimhaut durch das Grippetoxin beruht. 

3. Störungen der motorischen Funktion scheinen selten zu sein; 
dagegen verlief die Mehrzahl der Fälle mit Störungen der Magen- 
sekretion; vorwiegend bestand Sub- oder Anaeidität, als deren Ursache 
eine toxische Schädigung des Vagus anzunehmen ist. 


Zur Difierentialdiagnose von Darmparasiten. 


Bemerkungen zu der gleichnamigen Arbeit von 
R. Stahl und E. Seuffer. 


Von ze 
J. Strasburger, Frankfurt a. M. 


In Nr. 39 der Medizinischen Klinik wiesen Stahl und 
Seuffer auf die Ähnlichkeit der Sporen von Tilletia caries, dem 
mit Ascariseiern hin und betonen die 
Möglichkeit einer Verwechslung. Dab dieser Irrtum in Frage 
kommt und ‚wohl auch nicht ganz selten begangen wird, kann ich 
bestätigen. Er läßt sich aber, wie die Autoren richtig ausführen, 
leicht vermeiden, ‚besonders wenn man sich klarmacht, daß die 
Pilzsporen nur etwa den dritten Teil so groß sind wie die Eier 
von Ascaris lumbricoides. 

Die Bemerkung muß ich mir allerdings erlauben, .daß diese 
Beobachtung nicht, wie Stahl und Seuffer annehmen, neu 
ist, Die genannte und eine Anzahl anderer Verwechslungsmög- 
lichkeiten habe ich‘) selbst verschiedentlich an der Hand von Ab- 
bildungen besprochen. Da diese Dinge anscheinend nicht all- 
gemein bekannt sind und in den Lehrbüchern der klinischen 
Diagnostik nur gestreift werden, ist es vielleicht angebracht, hier 
noch einiges über Verwechslungen und Verwechslungsmöglichkeiten 
bei Darmparasiten des Menschen anzufügen. 


1) Vgl. unter anderem die Untersuchungen von A. Hamann 
an der Rostocker Medizinischen Poliklinik. (B. kl. W. 1918, 5. 1173.) 
2) Leichtenstern, Wachter, Vortragsreferat. (M. m. W. 
1919, S. 57.) Ber 
3 Tigerstedt, Lehrb. d. Physik. d. Menschen, Bd. 1, Leipzig 
1909. 
- 4) In „Deutsche Klinik am Eingange des 20. Jahrhunderts“ 1905, 
Bd. 5, S. 697, desgleichen bereits 1905 in der zweiten Auflage der 
Faeces des Menschen“ (Schmidt-Strasburger) S. 832, dritte 
Und vierte Auflage (1910 und 1915) an entsprechender Stelle. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


habe. 


charakteristisch ist. 


wurmei gehalten werden. 


y b 
Er 


Pflanzliche Gebilde, wie runde Zellen mit verdickten Wänden, 


Hoftüpfel, Ringe von Gefäßtracheiden, ferner encystierte Proto- 
zoen usw., können mit Wurmeiern, besonders glattwandigen, ver- 
wechselt werden. Auch Ascariseier werden nicht selten glatt, 
das heißt ohne die wellige Eiweißhülle, im mikroskopischen Faeces- 
präparat angetroffen und sind dann farblos, ebenso wie meist die 
zur Verwechslung führenden Pflanzenteile, da die gelbbraune Farbe 
an der Eiweißhülle haftet. Diese „nackten“ Ascariseier zu kennen, 
ist vor allem deshalb wichtig, um nicht zu der schwerwiegenden 
Annahme verführt zu werden, daß man Ankylostomaeier vor sich 
Die Unterscheidung ist übrigens leicht, wenn man peson- 
ders an die großen Furchungskugeln in den Ankylostomaeiern 
denkt, die bei Ascariseiern im Faecespräparat stets fehlen. 


Eine eigenartige Ähnlichkeit mit Taenieneiern, nach Größe 


und Form, zeigt die sogenannte Kringelform der Kalkseiten; die 
gar nicht selten im Kot gefunden wird. Besonders täuschend ist 
es, wenn der Rand der Kringel, infolge krystallinischer Struktur, 
eine radiäre Strichelung aufweist, wie sie ja gerade für Taenieneier 
Andeutung einer krystallinischen Zeichnung 
im Centrum der Kringel kann dann noch für die Haken im Band- 
Man bemerkt aber, daß die Kringel 
meist nicht so regelmäßig ausgebildet sind wie Bier, öfter zer 
bröckeln und natürlich auch verschiedene Größen aufweisen, 


Niedere Algen, die zufällig verschluckt wurden, die tetra- 


edrischen, zum Bestäuben von Pillen gebräuchlichen Lykopodium- 
sporen (Semen ILycopodii), die eigenartigen schwarzen, mit feinen 
Stacheln versehenen, zu mehreren in einer durchsichtigen Hülle 
zusammenliegenden Trüffelsporen haben’ teils zu Verwechslungen 
mit bekannten Parasiteneiern Veranlassung gegeben, teils bei dem 


Untersucher den Verdacht erweckt, irgendeinen unbekannten Para- 
siten vor sich zu haben. Die Gelegenheit, Trüffelsporen im Stubl 


zu finden, ist allerdings zurzeit selten. 


Auch Verwechslungen mit makroskopisch erkennbaren 
Parasiten oder Teilen derselben kommen nicht nur beim Publikum 
vor. Unverdaute Sehnen, Nerven, Bindegewebe usw., zahe weibe 
Schleimmembranen im Stuhl können auch den Arzt àn Band- 
wurmproglottiden denken lassen. Liegt wirklich ein Bandwurm 
vor, so hört man aber von den Patienten oft, daß Glieder unab- 
hängig vom Defäkationsakt den After verlassen, in den Unter- 
kleidern oder im Bett gefunden werden und noch Bewegungen 


ausführen. 


Die Häufigkeit des Abganges von Gliedern ist aller- 


dings bekanntlich bei den einzelnen Bandwürmern verschieden. - 
Bei Taenia saginata, die, abgesehen von den Ostseeprovinzel, 
jetzt so gut wie allein für Deutschland in Betracht kommt, erfolgt 


er aber besonders häufig. 


Nach Genuß von Apfelsinen kann man weißliche Gebilde im 
Stuhl finden, die in der Form an Oxyuren oder Ankylostomell si 


innern, aber wohl doppelt so groß sind. 
radiär gestellte Schläuche, aus denen sich 


Es handelt sich um 
die Apfelsinenteile Zu- 


sammensetzen und die mit Saft gefüllt sind. An eingetrockneten 
Apfelsinen fallen die Schläuche leicht auseinander, sodaß ma 


sich ohne weiteres ein Bild von ihnen machen kann. 


Auch sie 


sind schon früher öfter als unbekannte Darmparasiten gedeutet | 


worden, bis Virchow 1871 die Sache 


aufklärte, Gegenüber 


einer Verwechslungsmöglichkeit mit Oxyuren ist noch nevoa 

heben, daß die im frisch entleerten Stuhl befindlichen Würm 

vielfach lebhafte schlagende Bewegungen ausführen. N 
Das Merkwürdigste an Mißdeutung leistete sich mi ges 


über seinerzeit ein Student der Medizin, 


der aus seinen Faeces 


ein Konvolut von Pflanzenfasern isoliert hatte und fragte, ob es 


sich vielleicht um „Wurmnester“ handle. 


—— 


: . 505 
Aus dem Pathologisch-anatomischen Institut des Krankenbail 


am Friedrichshain in Berlin (Prosektor: 


Über die Pathogenese 


Von 


Dr. Erich Hecht, 


Darmveränderungen bestünde, von denen 
die „typhösen“ Allgemeinerscheinungen 


Digitized by Goo 


Prof, Dr. L. E ick). 


des Typhus abdominalis. 


"Volontärassistenten des Instituts. 


; T 
Nachdem es 1880 Eberth und Gafiky gelungen sie 
einen Bacillus von bestimmter bakteriologischer Chara galt 63 
rung als Erreger des Typhus abdominalis nachzuweisen PAER 
als sicher, daß das Wesen der Erkrankung in den pem 


inwirkun 
aus durch Toxinwif > 
hervorgerufen würden 


& les nr 
Pr 
er 


D 


- -yI 


ke. 
© 


- q5. \4 
a GA 


va 
aN t 


Veränderungen kommt, und infolgedessen ausgestoßen wird. Die 


- Sondern in Lunge, Pleura, Meningen, Milz, Nieren, Gelenken, 


16. November. 


1894 setzte Sanarelli (39) dem die Auffassung entgegen, daß 


es sich um eine Allgemeininfektion mit nur sekundärer Beteili-. 


gung des Darmes Handle. 1895 folgten ihm Wright und 
Semple sowie Wathelet, und seitdem ist diese Streitfrage 
nicht mehr zur Ruhe, aber auch nicht zur Entscheidung ge- 
kommen. u 
Einer Anregung von Prof. Dr. Ludwig Pick folgend, 
will ich versuchen, das bisherige Tatsachen material zu sam- 


meln und auf seinen Entscheidungswert in dieser oder jener Rich- 


tung zu prüfen 1). 

Definieren wir zunächst die Begriffe der enterogenen und 

. hämatogenen Theorie, so besagt die erste: Primäre Infek- 

.tion des Darmes und Abhängigkeit der Krankheitserschei- 
nungen von den hier entstandenen specifischen 
(Gräff) Veränderungen, die zweite: Primäre Infek- 
tion des Bluts und Abhängigkeit aller Krankheitserschei- 
nungen hiervon, insbesondere auch der Darmveränderungen. Als 
Modifikation dieser Theorie wäre noch die Vorschaltung des 
Iymphatischen Systems vor die Blutinfektion zu nennen. 

Die Hauptstützen der hämatogenen Theorie sind: 1. Zahl- 
reiche Fälle von bakteriologisch erwiesenem Typhus, die ohne 
Darmveränderungen verliefen; 2. die schon im Krankheitsbeginne 
stets vorhandene Bakteriämie; 3. die Vegetationsverhältnisse der 


Typhusbacillen im Darme. 


In äußerst sorgfältiger Weise hat Posselt (37) 1912 die | 


in der deutschen und ausländischen Literatur beschriebenen 
Typhusfälle ohne anatomische Darmveränderungen zusammen- 
gestellt und kritisch gewürdigt. Seitdem sind noch weitere Fälle, 
z B. von Cummins und Brown (10), Gerbh. Wag- 
ner (48), Natoncek (34), Grote (20) und Anderen berichtet, 
L. Jacob (21) fand sogar Darmerscheinungen bei seinem Kriegs- 
material nu” in einem geringen Prozentsatze der Fälle. 

Drei Erkrankungsformen des Typhus ohne Darmverände- 
rungen werden unterschieden: 1. die typhöse Sepsis der Foeten 
und Neugeborenen; 2. die typhöse Sepsis der Erwachsenen; 3. der 
atypisch (i. e. außerhalb des Darmkanals) lokälisierte Typhus. 

Die als Typhussepsis (Septikämie, Sephthämie) beschrie- 


benen Fälle sind klinisch charakterisiert durch ein der Kokken- | 


Sepsis gleichendes Krankheitsbild mit der Besonderheit des 


' Typhusbacillennachweises aus dem Blute, pathologisch-anatomisch 


durch das Fehlen specifischer Veränderungen an allen 
Organen (Milztumor, Gelenkschwellungen, Exantheme sind un- 
specifische Toxinwirkungen). Mr 

Freilich wurde schon von Neufeld (35) gegen diese Begriffs- 
bestimmung Einwand erhoben: die Bezeichnung sei nur zulässig, wenn 
Vermehrung der Bacillen im Blut und als deren Ausdruck Capillar- 
embolien nachgewiesen seien, die dieser Autor beim Typhus stets 
vermißte. Auch L. Pick (86a) erhebt gegen die Übertragung des 
Sepsisbegriffs auf diese Fälle Einspruch. Andererseits meinen be- 
züglich der Capillarembolien Stadelmann und Wolff- 
Eisner (44), diese Forderung sei eine einseitig pathologisch- 
anatomische, maßgebend sei das klinische durch Kreisen der Bakterien 
im Blut erzeugte Krankheitsbild; ebenso Schottmüller (42). 
Diese Auffassung deckt sich mit der Definition Gräffs (19) „als er- 
Tolgreiche und von Gewebsorganen unabhängige Infektion der blut-- 
bereitenden Organe und des Bluts“. Gräff betont dabei, daß. die 
von klinischer Seite auch auf lokalisierte Typhuserkrankungen 
angewendete Bezeichnung „Sepsis“ eigentlich „Pyämie mit Absceß- 
bildung“ heißen müsse. Di Frage der Bacillenvermehrung im Blute 
wird im übrigen nicht als entscheidend für den Begriff Sepsis an- 
gesprochen; ich werde darauf noch zurückzukommen haben. 

. Die Sepsisfälle bei Foeten und Neugeborenen werden all- 
gemein anerkannt. Posselt(37), Gaehtgens (18), Neu- 
f eld (85) geben hierzu reiche Kasuistik. Der Vorgang ist nach 
Gaehtgens der, daß durch die Placenta hindurch der Foetus 
infiziert wird, abstirbt; ohne daß es zu lokalisierten speeifischen 


Fälle beweisen also, daß nicht durch die Darmwand eindringende 
Keime sich im kreisenden Blute zu halten und im Organismus zu 
vermehren vermögen (sie fanden sich reichlich in Blut, Leber, 
Milz, Lungen). : Ä o SE BE 
‚. Die Typhussepsis bei Erwachsenen ist dagegen heftig um- 
Stritten, ebenso wie die atypisch lokalisierten Fälle, das sind 
Solche, in denen die specifischen Veränderungen nicht im Darme, 


Gallenwegen oder Leber gefunden wurden. 


er 7, Die Ausführungen haben auch für die dem Typhus abdomi- 
nalis gleichende Form des Paratyphus Geltung. | 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.46, © 1169 


Posselt (37) kommt bei schärfster Sichtung seines. Materials 
zu dem Resultat, etwa ein Drittel als einwandfrei zu bezeichnen, 
und zwar nach dem Hauptsitze der Veränderungen (dem primären, 
wie er schließt): - | ! 


Septikämien . 28 
Meningitiden . . . 8 
‚Affektionen der Lung Ke k 
wo 7 sr Pleura i oi a a eoa A 

z a M wre a ee o | 

i „ Nieren . A , 

Í 


Gelenke . . . Lly 
Leber- und Gallenwege 16 
zusammen 55 


Zahlreiche Autoren, wie Chiari und Kraus(8), Wennagel (49) 
Fürbringer (17), Stadelmann und Wolff-Eisner (44), 
Audibert (1), Schottmüller (48), Besancon und Phili- 
bert (3) Brion und Kayser (5) Forster (14, Jür- 
gens (28) : Unverricht (47), Romberg (388), Bireh- 
Hirschfe ld (4) und Andere halten ebenfalls das Vorkommen 
solcher Fälle für erwiesen, ja sogar Gegner der hämatogenen Theorie, 
wie Neufeld (85), E. Fraenkel (15), Gräff (19), halten eine 
reine Typhussepsis mit fehlenden Darmveränderungen für möglich. 

Zwei Einwände aber werden gegen diese Fälle erhoben, 
1: daß sie zum Teil ätiologisch nicht zum Typhus gehörten, 
2. daß das Fehlen der Darmveränderungen nur scheinbar sei. 
Sehen wir ganz von Fällen ab, die bakteriologisch oder 
serologisch nicht sicher als typhös erwiesen waren (wie dies natür- 
lich, von Posselt und den anderen Autoren geschehen ist), so 
besteht für gewisse Typhussepsisfälle die Möglichkeit, daß es sich 
um Bacillenträger handelt, bei denen die Bacillen gelegentlich anderer 


` Erkrankungen durch besondere Veranlassung ins Blut gelangt sind, - 


ohne wirklich eine typhöse Erkrankung — nach Jores (22) 
charakterisiert durch toxikämische Erscheinungen — hervorzurufen. 
So beschreibt Busse (6) einige Fälle, wo bei tuberkulösen Darm- 
geschwüren oder sonstigen schweren Darmerkrankungen Typhus- 
bacillen im Blute nachgewiesen wurden, woraus er schließt, daß dies 
nicht‘ selten der Fall sei. Daher begegnen auch vier der von 
Chiari und Kraus (8) beschriebenen ‚„Typhus“-Sepsisfälle er- 
heblichen Zweifeln, weil gleichzeitig tuberkulöse Darmgeschwüre be- 
standen. Uns scheint die Entscheidung in solchen Fällen nur durch 
den specifisch serologischen Nächweis der Reaktion des. Organis- 
mus auf die Typhusinfektion gegeben, beziehungsweise die Unmög- 
lichkeit, die Krankheitserscheinungen allein auf den gleichzeitig vor- 
liandenen Infektionserreger zurückzuführen. Immerhin würde. durch 
diesen Einwand die Mehrzahl der einschlägigen Fälle nicht berührt. 


Von zwingenderer Bedeutung ist aber der zweite Einwand. 
Neufeld (85) Kutscher (28) Gräff (9), Chiari D,- 


Jores (22), Osler (86) und Andere machen geltend, daß die 
Darmveränderungen so gering sein können, daß sie bei der Sektion 
entgehen, oder daß sie zur Zeit der Sektion bereits abgeheilt seien. 


Man muß den Einwand in dieser Form anerkennen. Posselt 87) 


selbst weist darauf hin, daß bei scheinbar sehr geringfügiger makro- 


 skopischer Schädigung des Darmes schwere Veränderungen vorliegen 


können, wie dabei gefundene peritoneale Affektionen und sogar 
Perforationen beweisen. Andererseits betont er, daß „die äußerste 
Grenze makroskopischer Erkennbarkeit vom geübten Auge des viel- 
erfahrenen pathologischen Anatomen abhänge“. Gräff.(19) hält 
die makroskopische Beurteilung überhaupt nicht für ausreichend, 
da das Mikroskop nach seinen Erfahrungen in scheinbar negativen ° 
Fällen specifische Veränderungen aufdecke. Infolgedessen betrachtet 
er die gesamte bisherige Kasuistik als nicht beweiskräftig. Wir 
möchten aber daran erinnern, daß auch Gräff (siehe oben). Fälle 
von reiner Typhussepsis mit Fehlen von Darmveränderungen nicht 
ausschließt, die fötale Infektion unumwunden zugibt. Jedenfalls 
wäre die Entscheidung weiterhin nur durch genaue mikroskopische 
Nachprüfung zu erbringen. y | 
Für die Möglichkeit des Eindringens -der Typhusbacillen ins 
Blut ohne sichtbare Schädigung der Darmwand sprechen ferner noch 
nach Jores (22) die Beobachtungen .von Typhuserkrankungen bei 
Baeillenträgern (woraus dieser allgemein schließt, daß vom Blut in 


den Darm gelangende Bacillen hier keine Veränderungen hervor- 


rufen könnten —, richtiger wohl: müssen). Freilich lassen sich 
die besonderen Verhältnisse bei Bacillenträgern nicht ohne weiteres 
sicher auf Normale übertragen. Auch das Tierexperiment dürfte in 
diesem Sinne vorsichtig zu bewerten sein, fanden doch Metschni: 
koff und Besredka (382) bei Menschenaffen, die oral infiziert 
wurden, bisweilen keine Veränderungen der Peyerschen Plaques, 
niemals Ulcerationen oder Narben, stets aber Bacillen im Blute. 

. Wir müssen also zu dem Schlusse kommen, daß für die 
FoetenderTyphusohneDarmerscheinungener- 


wiesen, für die übrigen Fälle durch das Urteil 


namhafter Autoren zwar währscheinlich: ge-. 
macht, aber noch nicht gesichert ist. Jedenfalls 


2 . 
y ~ 
9 Ten De ra a aa B $ 5 
nn nt ine. X. 


des nl z 
eu. mei a n 


un. 


RENNER -i x 
nan EN m T aa L LEC EET == 
= BZ 


-.. 


er 


> S 
> 
> m 
a de Mn ne a ne > 00 ne ann nn a nn 


a 


rn EEE wu 


nn 
EB BE 


an 
— 


Dain SA 


- as ikea = a —— à 
E u ee e > i - FE nz r 
5 ° gu u e o o = x ? prise a 
m ep ee > Im a = - r - en ne - è- - C 
- _ _ - En a > ee - = a Fe ne — ze - x 
~ I a pams _ a Pe. % re < aae y alte x u - 
- [7 a EN -ho me e z 4 = vg ii rs + ~ Zr ss Ua d zu ~ 
TR, En gem T E u me nt fer u S Pfeil = > n D e arai E 
_ Zur P - 4 - - G — 2 x` r - re. rs EAR E 
F ee ee le fe FA Pen D. p . Po“ 
.. A e N er < g`" a he 
j i 


M aa 
= u” aa 
A EP 
~ . 0 `- -e 
Se 


ee 


ne 


a TEE Te 


a rl 
——— 


u 


u u 


EEEO 
ne .- 
Qi ; 


1170 


würde eine Abhängigkeit der eventuellen Darmveränderungen von 
der Blutinfektion damit nicht notwendig gemacht, nur eine um- 
sekehrte Abhängigkeit für diese Fälle widerlegt. 


Die zweite Hauptstütze der hämatogenen Theorie, die 
Bakteriämie, ist von grundsätzlicher Bedeutung für alle Fälle: 
Brion und Kayser (6), Lüdke (30), Saski (40), Schott- 
müller (42), Forster (14) fanden 'Typhusbacillen im Blute fast 
immer im Beginne der Erkrankung, sodaß sie wohl mit Recht ihr 
regelmäßiges Vorhandensein annehmen. Das gelegentliche Mißlingen 
des Bacillennachweises erklären Stadelmann und Wolff- 
Eisner (44) damit, daß der Kampf zwischen Baeilienvermehrung 
and Bakteriolysinen baeillenfreie Phasen schaffe. Auch Versagen 
der Technik ist in Rechnung zu setzen. Der Nachweis gelang 
Schottmüller (42).am zweiten Krankheitstage, beim Rezidiv s50- 
gar schon in den ersten 24 Stunden. Fornet (12) konnte im 
Inkubationsstadium Stoffwechselprodukte der Bacillen aus dem 


lute nachweisen, wie ja auch Allgemeinerscheinungen während der 
Inkuhation zu bestehen pflegen. 


Den bedeutsamsten Befund lieferte aber Conradi (9), indem 
er in zwei Fällen, die in der: Umgebung eines Typhuskranken unter- 
sucht wurden und nachher tatsächlich erkrankten, schon im In- 
kubationsstadium Baeillen aus dem Blute züchtete. 


Die Tatsache der bei der Typhuserkrankung außerordent- 
lich frühzeitiren Bakteriämie an sich kann also nicht bestritten 
werden, findet aber verschiedenartige Deutung. - 

Die Vertreter der hämatogenen Theorie folgern so: Eine Er- 
krankung, bei der von vornherein Bacillen im Blute kreisen und die 
gewöhnlich sofort mit ausgesprochenen Allgemeinerscheinungen ein- 
setzt, kann in ihrem Wesen nicht als Lokalerkrankung eines 
Organs aufgefaßt werden, vielmehr bilden „die Lokalaftektionen nur 
den besonderen Ausdruck der allgemeinen Septicaemia typhosa“ 
[Posselt (87)]. Insbesondere berufen sie sich dabei auf die Fälle 
ohne Darmveränderungen (siehe oben). Die Häufigkeit der Lokali- 
sation im Darm erklärt sich nach Jürgens (23) durch die be- 
sondere Disposition der Iymphatischen Organe. Schottmüller (42) 
und Stühlern (46) wollen weiterhin einen Parallelismus zwischen 
Bakteriämie und Schwere des Typhusfalls beobachtet haben, was 
allerdings von Kolle und Hetsch (26) bestritten wird. 


Von bakteriologischer Seite [Neufeld 85), Kutscher (28), 
Kolle und Hetsch (26)] wird, wie bereits oben erwähnt, dagegen 
eingewandt, es finde gar keine Vermehrung der Bacillen im Blute 
statt. Stadelmann und Wolff-Bisner (44) betonen jedoch, 
daß der Versuch im Reagenzglase nicht ohne weiteres für die 
Verhältnisse im lebenden Körper Geltung haben könne. Wenn auch 
die baeterieiden Kräfte der Vermehrung entgegenarbeiteten, so be- 
stünde im Organismus doch ein Wechselspiel zwischen den beiden 


Kräften. Schließlich bleibe maßgebend das Kreisen der Bakterien 
im Blute. 


Schwerwiegend ist aber der Einwand Gräfis (19), es müsse, 
falls wirklich eine primäre Infektion des Bluts vorliege, bewiesen 
werden, daß „die Erkrankung des Bluts formalen Veränderungen 
an den Organen vorausgehe“, ferner daß entsprechend einer Sepsis 
„die Organe sich in einem entweder gleich stark oder gleich vor- 
oeschritten entwickelten Stadium der typhösen Veränderung þe- 
finden müßten“ Dies sei aber nach seinen sorgfältigen Unter- 
suchungen an großem Material keineswegs der Fall. Der zweite 
Teil des Einwandes gegen die primäre Blutinfektion erscheint uns 
insofern nicht überzeugend, als das erfolgreiche Haftenbleiben der 
Baeillen in den Organen durch deren allgemeine und zeitliche Dis- 
position sowie zufällige Bedingungen bestimmt wird, wie dies bei 
jeder Allgemeininfektion zutage tritt. Dasselbe gilt auch für den 
von Bäumler (2) und M. B. Schmidt (41) betonten Einwand, 
es spreche gegen Sepsis, daß von den Lymphdrüsen nur oder fast 
nur die mesenterialen specifische Veränderungen und Bacillen auf- 
wiesen. Hier könnte eine besondere Disposition bestehen. Außer- 


dem betont Sehottmüller (42) auch das Befallensein anderer 


Lymphdrüsen. 


Kann aber überhaupt der exakte Beweis des Vorausgehens 
der Bluterkrankung erbracht werden? Vielleicht könnte das Experi- 


Zunächst kann nur 


ınent am Menschenaffen die Klärung schaffen. 
von Wahrscheinlichkeitsbeweisen die Rede sein. 


Dazu sind nun die Vegetationsverhältnisse der 
Bacillenim Darme herangezogen worden. Im schrofien Gegen- 
satz zu den Blutbefunden gelingt die Züchtung der Bacillen aus 
den Faeces im Anfangsstadium nur selten, nach Kalthoff (24) in 
der ersten Woche nur bei 23,3%, nach Brion und Kayser (5) 
bei 32%, Befunde, die vielfach bestätigt sind. Insbesondere stellten 

Fornet und 
Forster (13) fest, daß in den einzelnen Krankheitsfällen die Menge 
der Bacillen vom Duodenum abwärts abnimmt, zu Beginn der Krank- 
heit im Dünndarme die Keime sogar ganz verschwinden und erst 
nach der Ausscheidung großer Bacillenmengen mit der Galle und 
dem . schnellen Durchtritte des Darminhalts infolge der Diarrhöen 


Da nun bekanntermaßen 


Jürgens (2), Kayser (25) Grote (20), 


auch weiter abwärts konstanter werden. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


gedrängt werde. 
primäre Entwick 


darstellt. 


begannen 
lard). 


Kayser (5) züchteten Bacillen aus Rachenorganen un 
Diese Eingangspforte ist also nicht abzulehnen. 


die ältesten Veränderungen im untersten Dünndarme sitzen, 
folgeın die Anhänger der hämatogenen Theorie, daß dem erfolg- 
reichen Haften der Infektion an dieser Stelle die Infektion der 
Galle vorangegangen sein müßte. Gräff (19) will dies nicht gelten 
lassen, da der Bacillus typhi nur durch den Bacillus coli zurück- 
Daß er aber tatsächlich ein Hemmnis für die 
lung der Keime im Darm gegeben sieht, zeigt seine 
Anschauung dadurch, daß er zunächst nur die Entwicklung eines 
Primärinfekts im Darm und erst nach Infektion der Galle auf dem 
Lymph- und Blutweg eine ausgedehntere Ansiedlung dort annimmt. 
Diese Möglichkeit muß unseres Erachtens zugegeben werden, sodab 


auch in den vorher genannten Tatsachen der Beweis der primären 
Bluterkrankung nicht erbracht erscheint. | 


Te 


Verfolgen wir nunmehr den Weg der hämatogenen Infektion, 


(Capellari, 


Coradeschi, 
Drigalski (il), Manicatide (Bl), 


wie er sich in den Einzelauffassungen der Vertreter dieser "Theorie 

-Als Eintrittsstelle gilt entsprechend der Epidemiologie 
allgemein der Magendarmkanal [„eine Infektion auf dem Lultwege 
muß als unbewiesen gelten“: Kolle und Hetsch (26)]. Für einen 
Teil der Fälle wird allerdings auch die Invasion durch die Tonsillen 
oder den Rachenring angenommen, so von Levy und Gaeht- 
gens (29), Kolle und Hetsch (26), Forster (14), Strüm- 
pell (45), Schottmüller (42), Posselt (87), Brion wd 
Kayser (5) Posselt (87) gibt eine ausführliche Übersicht über 
Fälle, die mit typisch typhösen Rachen- oder Tonsillarveränderungen 
Blum, Vas, Mol- 
Brion und 
d Tonsillen. 


Während Forster G4, Posselt (B3, Kretz (7), Jür- 


gens (23) die Einzelheiten -des Weges der Bacillen ins Blut nicht 
weiter verfolgen, schalten Schottmüller (42/43), Fornet (2), 
Brion und Kayser (5), Sanarelli (39) den Lymphweg da- 
zwischen. Das frühzeitige und starke Betallensein der Mesenterial- 


drüsen, sowie der hier häufig, nach Levy und Gaehtgens $)) 
stets gelingende Bacillennachweis gibt ihnen dazu Veranlassung 
Jürgens (23) wendet dagegen ein, daß der Lymphapparat bisweilen 
ganz Jrei bleibe, während das Blut stets infiziert sei. Hier erscheint 
wiederum besonders bedeutsam Gräffs (19) Behauptung, die speci 
fischen Veränderungen an den Lymphdrüsen repräsentierten stets ein 


frischeres Stadium als die: des Darmes, seien a 


lso von diesen erst 
‚abhängig, Ob dies zutrifft, und ob überhaupt das relative Alter der 


Veränderungen an den Drüsen hinreichend genau bestimmt werden 
kann, bedarf wohl noch weiterer Nachprüfung. Diese Frage kann 


also zurzeit nicht als geklärt gelten. 


nicht einmal notwendig, die Drüsenveränderungen 
Passieren von. Bacillen zurückzuführen, nimmt 


Es scheint uns auch gar 


auf das erste 


doch Gräff (9) 


selbst an, sie seien jünger als die Darmveränderungen überhaupt 


läßt diese aber erst entstehen, nachdem die Bacillen vom Primär- 


infekt im Darm aus über den Lymphweg in die Galle ge 


langt sind! 


Schottmüller (43) macht sogar von 


der Infektion der 


Lymphdrüsen direkt die Darmveränderungen abhängig. Er nimmt 
zentrifugale Infektion der Lymphstraßen des Mesenteriums und da- 


durch der Darmfollikel an. 


Ein solches Fortschreiten der Jnfektion 


gegen den Strom erscheint recht gezwungen, müßte sich auch dureh 


die anatomischen Befunde leicht nachweisen lassen, da es 
ein kontinuierliches Weiterkriechen gegen den Strom, n 


sich um 
icht eine 


einfache Baeillenverschleppung handeln müßte. Besonders schwierig 
wäre die tonsilläre Infektion zu erklären, die er ja für möglich hält. 


Die meist vertretene Anschauung bei der hämatogenen Theorie 


ist folgende: Die mit dem Blute transportiert 
namentlich in Iymphatischen Organen, Milz un 
Vermehrung, insbesondere aber in der Galle, 


Chiari (7) stets durch die Leber, nach E. Fraen 
durch die Gallenblasengefäße gelangen. 


typischen Darmveränderungen Anlaß, 


Gräft (19). 


überblickt und können nun abschließend sagen: 


kann sie jedoch nicht gelten. 


enterogenen Theorie aufrechterhalten wird. 
hauptet, daß die Darmveränderungen älter Seien, 


Digitized by Go | 


Sans a 3 


| In diesem güns 
boden gewuchert [E. Fraenkel und Krause (16), G 
überschwemmen sie den Darm und geben dadurch zur 


lichkeit ist anzunehmen, als sicher 


kel 


en Nähr- 
BR (20)], 
- Bildung der 
Auch die Anhänger der 
enterogenen Theorie schreiben dem die größte Bedeutung zu, Z.: B. 


en Bacillen kommen 
d Knochenmark zut 
wohin 


sie nat 
(15) auch 


Somit haben wir die Grundzüge der Na nn neon 
ihre 
pewiesen 


Mög- 


Wenden wir uns nunmehr der enterogenen Theia 
so müssen wir vorausschicken, daß ihre Grundlagen ur 
lichen bereits in dem Negativ der hämatogenen 865 höch- 
Verankert ist sie in den Darmbefunden, die niemals Seh rn, 
stens bisweilen der Beobachtung entgehen sollen. Y 
daß dies zweifelhaft ist; für die zugegebenermaßen ER 
reinen Sepsisfälle sogar nicht einmal von den Anhänge 
Zweitens 


eben sind. 


ir sahen, 


stierenden 


wir‘ 


als | die in den 


... 7 


u... 
% 
‚a 
Pr 


nn —e T. E 


— 


16. November. 


anderen Organen. Dies gelte auch für das Lymphgefäßsystem, 
insbesondere die Mesenterialdrüsen. Auch dies konnte nicht als 
sicher bewiesen betrachtet werden. Drittens soll der geringe oder 
sogar fehlende Bacillengehalt im unteren Dünndarm ohne Bedeu- 
tung sein; dies wird allerdings von Gräff selbst (vgl. oben) 
durch die Konstruktion eines geringfügigen Primärinfekts im 
Darm abgeschwächt, dem auf dem Blut- und Gallenwege erst eine 
Reinfektion und dadurch Ausbildung der ausgedehnten Darmver- 
Viertens wird die Frühzeitigkeit der Bak- 
teriämie nach Gräff(19) dadurch erklärt, daß die Bacillen im 
Organismus leicht beweglich seien und von den Organen ins Blut 
übertreten könnten, vor allem aber die Priorität der Bakteriämie 
gegenüber den ersten anatomischen Darmveräniderungen be- 
stritten. Wir haben dargelegt, welche Bedeutung von der Gegen- 
seite der „Septikämie‘“ beigelegt wird, andererseits aber auch 
betont, daß die Priorität der Blutinfektion nicht als bewiesen 
Ebensowenig ist dies aber mit den Darmverände- 


änderungen folge. 


gelten könne. 
rungen der Fall. 


Auch dem von Neufeld (85) als beweisend angesprochenen 
Falle W.Meyers (33) kann diese Bedeutung nicht zuerkannt werden. 


Bei dem am zweiten Krankheitstage gestorbenen Patienten fand 
sich nämlich hochgradige Schwellung der Payerschen Plaques, große 
Mengen von Bacillen hierin und in der umgebenden Mucosa und 
Submucosa, aber keine Vergrößerung der Mesenterialdrüsen. Wie 


jedoch Jürgens (23) betont, kann ein solcher Befund nicht über- 


raschen, da feststeht, daß die Bacillen post mortem stark. wuchern, 
während sie an lebenswarm entnommenen Organen nur spärlich zu 
finden sind. Da dies 1881 noch nicht bekannt war, kann nicht an- 


genommen werden, daß Meyer diese Vorsichtsmaßregel beachtet 


hat. Schließlich aber wäre damit keineswegs erwiesen, daß das 
Blut nicht schon infiziert war. 

Andererseits kann es aber auch nicht als Gegenbeweis dienen, 
wenn Jürgens (23) anführt, daß nach Ablauf des typhösen Pro- 
zesses die „Darminfektion“ oft noch auf der Höhe bleibe und bei 
gesunden Bacillenträgern ein „Darminfekt“ bestehe, ohne daß sich 
hieraus ein Typhus entwickle. Denn wie schon hervorgehoben, ist 
die Tatsache der typhösen Erkrankung erst gegeben, wenn 
cine Reaktion zwischen Organismus und Infektionsstoff stattfindet. 
Befunde an Organismen aber, die diese infolge veränderter Dis- 
position nicht aufweisen, können nicht für normale beweiskräftig sein. 


Fassen wir zusammen, so kann auch für die entero- 
gene Theorie der Beweis nicht als erbracht 


. gelten. 


Stellen wir nun die Resultate gegenüber, so drängt sich uns 
der Eindruck auf, daß sowohl die Blut- wie die Darminfektion in 
einem sehr frühen Stadium stattfinden müssen. Es scheint sich 


uns mit klinischen und serologischen Vorstellungen nicht zu ver- 


cinbaren, wenn Gräff(19) zu dem Ergebnis kommt, im Inku- 
bationsstadium entwickle sich der Primärinfekt, von dem 
aus der Beginn der klinischen Erscheinungen durch Überschüttung 
des Organismus mit Bakterien und Endotoxinen hervorgerufen 
würde. Es ist, wie ich glaube, schwer vorstellbar, daß ein solches 


 Schlagartiges Ereignis von einem oder wenigen Peyerschen Hau- 


fen aus sozusagen momentan zustande kommt und nunmehr 
dieser Zustand von dort aus unterhalten wird. 

Die Ständigkeit des Circulierens der Bakterien im Blute 
setzt nach Stadelmann und Wolff-Eisner (44) voraus, 


_ daß die Bakterien im Kampfe mit den Abwehrkräften des Organis- 


mus den Sieg davongetragen haben; dies Stadium muß aber mit 
dem Ende der Inkubation, nach den Befunden Conradis (9) so- 
gar unter Umständen schon früher erreicht sein. Ferner ist es all- 
gemein (auch von Gräff) anerkannt, daß die Allgemeinerschei- 
nungen, die sich im Inkubationsstadium allmählich vorbereiten, an 
seinem Ende ausgeprägt vorhanden sind, auf die Bildung von 
Endotoxinen der Bakterien zurückgeführt werden müssen. Deren 


Entwicklung ist, wie Stadelmann und Wolff-Eisner (44). 


angeben, von der Bildung der Bakteriolysine abhängig. Nach 
Kolle und Hetsch(26) brauchen diese bis zum Auftreten im 
eirculierenden Blute 5 bis 10 bis 14 Tage [sie nehmen auch nach 
Schottmüller (48) im Laufe der Krankheit zu], und da sie 
m Lymphdrüsen, Milz und Knochenmark -gebildet werden 
(Pfeiffer und Marx), muß ein so frühzeitiges Vorhandensein 


der Baecillen in diesen Organen angenommen werden. Das gleiche 


gilt auch für die Agglutinine, die häufig schon im Beginne der 
Krankheitserscheinungen nachgewiesen werden. 

| Wenn Gräff gegen das frühzeitige Vorhandensein der 
Bakterien im Blut überhaupt geltend macht, das Alter der spe- 
cifischen Veränderungen an den Organen spreche dagegen, so be- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


Paris 1910/11. — 2. Bäumler, Verhandlg. deutsch. Naturf. u. 


1 


1171 


darf dies einmal noch der. Bestätigung, vor allem aber ist es wohl 


möglich, daß die formale Reaktion der verschiedenen Organe ent- 


sprechend ihrer verschiedenen Disposition verschieden lange Ent- 
wicklungszeit beansprucht. Treten doch auch bei der Lues die 
specifischen Sekundärveränderungen später auf, als die serolo- 
gischen Reaktionsprodukte des Organismus. | 


Sonach halten wir eine frühzeitige Blutinfek- 


tion fürunabweislich. 


Andererseits scheint uns keiner der Gegengründe die Mög-. 


lichkeit der frühen Entwicklung von specifischen Ver- 
änderungenim Darme zu widerlegen. Da, wie wir sahen, 
der Durchtritt der Keime durch die Darmwand auch von den 
Vertretern der hämatogenen Theorie angenommen wird, so halten 
wir es für wahrscheinlich, daß an den Durchtrittsstellen sich auch 
formale Reaktionen abspielen, zumal sich doch die Iymphatischen 
Apparate des Darmes als besonders disponiert erweisen und in 


der weitaus größten Zahl der Fälle immerhin sicher die stärksten 


Veränderungen von allen Organen darbieten. 
Damit kommen wir zu dem uns naheliegendsten Schluß: Es 


ist keineswegs notwendig, für die Blutinfektion eine voran- 


gehende Entwicklung specifischer Darmveränderungen anzu- 
nehmen oder andererseits diese in Abhängigkeit von der Blut- 
infektion zu setzen. Auf diese Weise würden die Schwierigkeiten 
beider Theorien gelöst. Wir nehmen also an, womit wir einer schon 


von E. Fraenkel (15, 1. c. S. 900) und ebenso L. Pick (36a) 


geäußerten Anschauung begegnen, daß die Bacillen nach 
ihrem Eintritt in den Darmkanal durch 
dessen Wand alsbald in das Blut (eventuell 
auch erst in das Lymphgefäßsystem gelangen 
und gleichzeitig damit an den Durchtritts- 
stellen der Darmschleimhaut zur Entwicklung 
der'ersten specifischen Darmveränderungen 
Anlaß geben. Für'die gelegentlichen Tonsillarinfektionen 
käme gleichzeitiges Haften an den Tonsillen und im Darm oder 
überhaupt hämatogene Infektion von den Tonsillen aus in Betracht. 
Ob in den Fällen, wo die Sektion selbst und eventuell histologische 
Untersuchungen keine Darmveränderungen aufdecken, solche 
überhaupt bestanden haben, erscheint bedeutungslos, da sowohl 
ihr Ausbleiben wie geringfügige Ausbildung durch individuelle 
lokale Disposition erklärt ‚würden. i 


Literatur: 1. Audibert, Encyclop. scientif. des aide-memoire, 
Ärzte zu 


Meran 1905, Bd. 2, 5. 2. — 3, Besançon und Philibert, J. de physiol. 
1904, Bd. 6. — 4. Birch-Hirschfeld, Path. Anat., 4. Aufl. — 5. Brion 


und Kayser, D. Arch. f. klin. M. 1906, Bd. 85. — 6. Busse, M.m. W. 1908, 


Nr. 21. — 7. Chiari, Verhandlg. d. Deutsch. Path. Ges. 1907, elfter Tag. — 


8. Chiari und Kraus, Zur Kenntnis des atypischen Typhus abdominalis. - 


on. f. Heilk. 1897, Bd. 18.) — 9. Conradi, D. m. W. 1907, Nr. 41. — 
0, Cummins und Brown, Arch. of.internal med. 1913, Bd. 12, Nr. 4. — 
11. Drigalski, Zbl f. Bakt. 1904, Bd. 35. — 12. Fornet, Erg. d. Inn. Med. 
1913, Bd. 11. — 13. Fornet und Forster, Nach Forsters Angabe im 
folgenden: 14. Forster, Verhandlg. d. Deutsch. Path. Ges. 1907, elfter Tag. — 
15. E. Fraenkel, Mitt. Grenzgeb. 1909, Bd. 20. — 16. Fraenkel und 
Kraus, Zschr. f. Hyg. Bd. 32, 8. 97. — 17. Fürbri nge r, In Eulenburgs 
Realencykl. 1907, 4. Aufl.. Bd. 1. — 18. Gaehtgens, M.m. W. 1909, Nr. 6. — 
19. Gräff, D. Arch. f. klin M. 1918, Bd. 125, H. 5/6 u. Bd. 126, H. 1/2. — 
20. Grote, Arb. a, d. Path. Inst. zu Tübingen Bd. 9, S. 102. — 21. L.Ja cob, 
M. m. W. 1916, S. 613. — 22. Jores, M. m. W. 1911, Nr.23, — 23. Jür- 
gens, In Spez. Path. u. Ther. inn. Krankh. von Kraus und Brugsch 1918. — 


24. Kalthoff, Zschr. f. Bakt. 1917, Bd. 79. — 25. Kayser, siehe Brion 


und Kayser. — 26. Kolle und Hetsch, Exp. Bakt. u. Infektionskr. 1916. — 
27. Kretz, In der Physik.-med. Ges. zu Würzburg 22. Februar 1912. — 
28. Kutscher, Abominaltyphus. (Kolle und Wassermann, Handb. d. pathog. 
Mikroorg. 1913, Bd. 3.) — 29. Levy und Gaehtgens, Arb. a. d. Kaiserl. 
Gesundheitsamt 1908, Bd.28, H.1. — 30. Lüdke, M.m. W. 1909, $. 57. — 
31. Manicatide,.Zbl. f. Bakt. Bd. 46. — 82%. Metschnikoff und 
Besredka, Ann. Pasteur 19i1, Bd. 25, S.193. — 33. W. Meyer, Unter- 
suchungen über den Bacillus des Abdominaltyphus. (Dissert. Berlin 1881.) — 
84. Natonek, M. Kl. 1912, Bd. 8. — 35. Neufeld, In Kolle und Wasser- 
manns Handb. d. pathog. Mikroorg. 1903, Bd. 2, S. 274. — 86. Osler, Lehrb. 
d. inn. Med. 1909. — 36a. L. Pick, Über die Genese der Infektion des Urins 


| mit Typhusbaeillen. (Dermatol. Studien Bd. 20; Festschrift für Unna Bd. 1, 


S. 674.) — 87. Posselt, In Lubarsch und Ostertags Allg. Pathol. 1912, 


16. Jahrg., Bd. 1, S. 184. — 38. Rom ber g h In ann S T d. m; en | 
.8. — 40. Saski, Gaz. arska, : 


39. Sanarelli, Ann. Pasteur 1894, B 
48. Jahrg. -— 41. M. B. Schmidt, Zbl. f. Path. 1907, Bd. 18. — 42. Schott- 


müller, M. m. W. 1902, Nr. 38. — 43. Derselbe, Im Handb. d. inn. Med. 
von Mohr und Staehelin, Berlin 1911, Bd. 1. — 44. Stadelmann und 
Wolff-Eisner, M. m. W. 1907, Nr. 24, S. 1161. — 45. Strümpell, 
Spez. Path. u. Ther. inn. Krankh., Leipzig 1912. — 46. Stühlern, Zbl. f. 
Bakt. 1907, Bd. 1, S. 44. — 47. Unverricht, In Handb. d. prakt. Med. von 
Ebstein und Schwalbe. — 48. Gerh. Wagner, M. KI. 1913, Bd. 9, Nr. 51. — 
49. Wennagel, D. Arch. f. klin. M. Bd. 87, S. 55i und Inaug.-Dissert., 


Straßburg. 


serene 


nn 


t 
| 


apapa 
—_ 


mem 


Dip 2 ee 
nn en 


an Bere E 


Sun 
„-_. -. 


m 


e -.. 
eg 


un nun ns 


STILL. et - 
>... nu 


un. 


N e ap 


m — nn nun 


em 
sie Te. 


—— 
Pr tee ar > mm nn 
” Be Seen 
Ten Ru 


nn 
Be ee eh 
= 


vM 


- ni - a e D a u — Po = P p 
un z Pepe g d ` P 4 he un = 
.. E75 è Aie a 7 ee 
e — -> > =. 5 q. a 
_ u 3 a 5 2 > na 
ae ee .- lines» 2 seai s 4 enge 
à - — ee ia aim o 
į ż v 2 Pr -s = 
ee - j aji 
sed é 3 em - 


2 Su 2 ZT knen 


T 
— 2 ln = 44 
ee wi‘ pr 
R < s 
x > Ser 


u 
eo 


er .. Ps Paa > 
= E; > e nant i S r 
O i AA AA } u 


per 
ER: 


N 
Í 
i [i 
) 
I 
f 
$ ’ 
> + 
r 
. 
H 1 
E 
i 
[ 
t 
. 
r [] 
$: 
o 
B 
` 
m 
\ i 
} : 
‘ 
DT t 
? 
1 
m.‘ ‘ 
t A si 
v _ à 
i 
. 
Ih 
' ze. E 
Ao. 
( 4| =) L 
’ "u 1 ` 
i g A . 
Isa.» / 
T ‘i -aja A 
ba T A . 
p> a her 
R i PT 
K= 
ri ii AG f 
i Jevr « 
tie: ‚. 
. x -T . 
: h i t 
en“ rar 
4 ih Fer 
are i 
bas i. d 
nm Sae 
P 
q i 
i W 
4 Ei’ 
á in, 
N x ` 
° 
$ 4E 
T i, l 
K 
T pg ro 
, à h 
Y a 
tt l 
r Dar) 
$ 
7% De 
24% T 
T v 
an 
But, t 
A wir f 
y l) $ 
eat 
u BB), 
i Kuh 
N 
OA 
? ar 
nt, 
` X 
4 u t 
AAE i S i 
o A 
. 
s PIAS 
USNA = 
{ i E ie 
' H 
ARRS + 
m f 
$ > 
1 r 


u e, r 
-pe ~n E 7 
DL 27 220 ee u d a 
a s N 
wi = DIT TAPFLT- 
Woe eri B . 
we 37 A R: 
z Á: Far ~ J . 


PIE 


jea Sa - 

+ pd mee - 

nn 4 z 

ne ey x 
EBENEN E 
u 


s T a r . 
a en et et z5 I er + 
- | ji r ~ = 
j pre zu en. E men 
R rs „= mem "Pug y . 
In, P A > 
~r . + 
z = 


a 


TSN ı un ee 


A RE 
Ar FE 


a! 


sT PFa 


~- EY 


1 A 


i aa O 
7 en E 


ra 

2 “ 

S RE 
u ie 
z 4 

= a 


AA à D Tg « . i u s 

ar wie a a 
EN a Rp Be s5 
.- yê P ’ . 


1172 


Aus der Chirurg. Abteilung der Poliklinik für versicherungsrechtliche 
und gerichtliche Medizin von Priv.-Doz. Dr. L. Bürger, Berlin. 


Ein Fall von Dupuytrenscher Contractur 
nach einmaligem Trauma. 


Von 


Dr. Otto Mende. 


Die Dupuytrensche Contractur beruht auf einer entzünd- 
lichen Wucherung der Palmaraponeurose, die in einzelnen Herden 
auftritt und zu nachfolgender Schrumpfung führt. Infolge dieser 
Schrumpfung kommt. es zu einer charakteristischen Fingerkrüm- 
mung, und zwar ist es zunächst das Metacarpophalangealgelenk, 
in welchem die Contractur beginnt. Die Finger, meist der vierte 
oder fünfte, werden ganz allmählich in Beugestellung gezogen, 
anfangs ausschließlich im Grundgelenke, dann auch im Mittel- 
gelenke, während das Endglied frei bleibt. Die Finger behalten 
dabei ihre vollkommene Beweglichkeit nach der Beugung hin, aber 
sie können nicht mehr vollständig gestreckt werden. Unter- 
sucht man die Hohlhand genauer, so fühlt man bei dem Versuche, 
die Finger möglichst zu strecken, die von der Hohlhandfaseie 
nach den Fingern zu ausstrahlenden Fascienbündel als harte 
Stränge vorspringen, ferner sind zuweilen im Verlauf der vor- 
springenden Stränge kleine Knötchen zu fühlen. 

Als Ursache dieser merkwürdigen, auf einer Verkürzung 
der Hohlhandfascie beruhenden und anscheinend ohne jede äußere 
Veranlassung sich allmählich entwickelnden Krankheit, wurde 
von Baum in Danzig angenommen, daß sie durch Schwielen- 
bildung in der Haut der Hohlhand bedingt sei, da die Contractur 
auch am Daumen beobachtet wurde, der mit der Palmarapo- 
neurose nichts zu tun hat. Die Tatsache, daß die Erkrankung 
fast ausschließlich bei Männern vorkommt, die gröbere und an- 
haltendere Arbeit zu verrichten pflegen als Frauen, würde für die 
Annahme dieses chronischen Traumas als Ursache der Contractur 
sprechen. 
| Oft hat man aber die Dupuytrensche Oontractur sich 
bei Männern entwickeln sehen, die -nicht zu den Handarbeitern 
gehören, bei denen man keinerlei chronische oder akute örtliche 
Reize der Hohlhand hat nachweisen können. In diesen Fällen 
sind außer einer gewissen erblichen Disposition Allgemeinerkran- 
kungen wie Gicht, Diabetes und Rheumatismus mit der Schrump- 
fung in ursächlichen Zusammenhang gebracht worden. Ferner 
ist als Ursache eine Entzündung der Unterarmnerven und der in 
der Hohlhand verlaufenden Nerven, oder eine Verletzung dieser 
Nerven angenommen worden. Da man aber sehr häufig eine mit 
der Contractur einhergehende Neuritis nachweisen kann und 
gleichzeitig oft reichlich andere ursächliche Gründe für die Ent- 
wicklung der Contraetur vorhanden sind, so ist es nicht unwahr- 
scheinlich, daß diese Neuritis auch häufig sekundär, etwa durch 
Quetschung der in der schrumpfenden Hohlhandfascie verlaufen- 
den Endnerven entsteht. 

Daß nicht nur chronische Traumen, der fortgesetzte Reiz 
‘drückender. Werkzeuge oder die häufig wiederholten Zerrungen ' 
. und kleinen Einrisse der Hohlhandfascie, wie sie beim Dezimen- 
| greifen der Klavierspieler vorkommen, mit der Dupuytren- 
schen Contraetur in einen ursächlichlichen Zusammenhang- ge- 
bracht werden können, sondern daß auch ein einmaliges Trauma 
in Betracht kommen kann, ist theoretisch einleuchtend. Im fol- 
genden 'sei ein derartiger Fall mitgeteilt: 

Herr X. fiel am 7. Januar 1903 aus einer.stehenden Droschke 
auf den mit Kies bestreuten Erdboden, und zwar auf die zum Schutze 
vorgestreckten Hände. Es entstand eine kleine Wunde in der Hohl- 
hand, die übrigens auch erheblich schmerzte. Im Anschluß an diesen 
Unfall hatte X. über dauernde Schmerzen in der ganzen rechten Hand 

` zu klagen und er bemerkte -eine zunehmende Magerkeit und Schlaff- 
heit des rechten Kleinfingerballens. Bei der Begutachtung am 9. März 
1904 war außer den genannten Veränderungen eine Verdickung des 
Köpfchens des fünften Mittelhandknochens, sowie eine Druckempfind- 
lichkeit über dem fünften Mittelhandfingergelenk zu konstatieren; 
außerdem bestand eine leichte Beugung beider kleinen Finger, 
zwischen dem ersten und zweiten Gliede, die nach Angabe des Pa- 
tienten schon seit Jahren vorhanden war, und zwar war links das 
betreffende Gelenk beweglich, rechts fixiert. Die Metacarpophalangeal- 
gelenke der Kleinfinger waren frei. Da die Röntgenaufnahme außer 
einer Verdickung des Köpfchens des fünften Mittelhandknochens und 
unregelmäßigen Konturen des Kleinfingermittelhandgelenks ein kleines 


Knochenstückchen an ungewöhnlicher Stelle zwischen fünftem und 
viertem Mittelhandknochen ergab, so wurde eine traumatische Gelenk- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


n 3. Sep- 
. tember 1908 gab der Patient an, das Leiden habe sich P 


Waa C 


Pa 


und Knochenhautentzündung mit Absprengung eines kleinen Knochen 
stückchens angenommen. Bei einer zweiten Untersuchung am 8. Sep- 
schlimmert, als er jetzt nicht mehr imstande sei, zu schreiben. Er 
habe das Gefühl-von Kälte, Schwäche und Schwere, in der Hand, 
er habe das Bedürfnis, die Hand zu stützen, sie in einer Schlinge h 
oder im Rocke zu tragen. Außerdem beständen bei Anstrengungen 
oder auch ohne äußere Veranlassung Schmerzen, Zittern und Schwitzen 
der Hand, und es habe sich eine sehr empfindliche Verknotung in der 
Hand gebildet. Objektiv war derselbe Befund wie bei der ersten 
Untersuchung zu erheben, nämlich Verdiekung des Köpfchens des 
rechten fünften Mittelhandknochens, die Beugung und Streekung im 
fünften Mittelhandfingergelenk war aktiv und passiv vollständig un- 
behindert, seitliche Spreizung nach der Elle hin konnte aktiv nicht 
vollständig ausgeführt werden, passiv ließ sie sich eher mehr als 
normal und mehr als links bewerkstelligen. Bei seitlichen Bewegungen 


im Mittelhandfingergelenk des rechten kleinen Fingers fühlte man zeit- 


weise feines Knistern (Schneeballenknirschen). Der rechte Klein- 
fingerballen war etwas flacher als der linke. Das rechte Handgelenk 
war vollständig frei beweglich, es bestand nur ‚subjektiv das Gefühl 
von Behinderung. In der rechten Hohlhand in der Höhe des Köpfchens 
des dritten und vierten Fingers waren unter der Haut zwei erbsen- 
große, sehr derbe, gleichmäßig glatte, gegen die Knochen verschieh- 
liche Knötchen zu fühlen, welche auf Druck sehr empfindlich waren. 
Der Umfang des rechten Armes war, an verschiedenen stellen ge- 
messen, durchschnittlich % cm geringer als der des linken. Der 
Händedruck war rechts schwächer. als links, da wegen Schmerzen die 
Finger energisch zur Faust geschlossen wurden. Es bestand lang- 
sames grobes Zittern der Finger, besonders des Daumens, rechts viel 
stärker als links. Schwitzen der Hand wurde während der Unter 
suchung nicht beobachtet. Eine während der Untersuchung gefertigte 
Schriftprobe zeigte etwas zerfahrene Schriftzüge, welche eine gewisse 
Anstrengung des Schreibenden wohl erkennen ließen. 
Bei einer erneuten Untersuchung am 22. Februar 1909 waren 
die angeführten subjektiven Beschwerden noch erheblicher geworden 
and cbjektiv war außer dem bisherigen Befunde Zittern der Hände, 
Steigerung der Kniesehnenreflexe und der Reflexe des dreiköpfgen 
Muskels, Lidflattern, 84 Pulsschläge in der Minute und Verdickung 
des Köpfchens des fünften Mittelhandknochens nachzuweisen, ferner 
ganz leichtes Geräusch bei Bewegungen im 'Mittelhandfingergelenk 
des rechten kleinen Fingers, sowie Abflachung und Schlaftheit des 
rechten kleinen Fingerballens. Zwischen dem vierten und fünften 
Mittelhandknochen nahe dem Köpfchen fühlte man ein kleines 
Knochenstückchen. In der Hohlhand waren die schon erwähnten 
kleinerbsengroßen, rundlichen, knorpelharten Verdickungen fühlbar. 
Auch die Sehnenhaut der Hohlhand erschien im ganzen etwas Ver 
diekt und druckempfindlich. Bei stärkerem Druck auf die beiden 
Verdiekungeh und bei genauer Untersuchung, trat ein leichter Ohn- 
machtsanfall bei dem Patienten ein, mit Blässe und Kälte der Haut 
und 104 Pulsschlägen in der Minute einhergehend. Der Händedruck 
rechts war viel schwächer als links, die Muskulatur des rechten Armes 
fühlte sich schlaffer an als die des linken. Drei in verschiedenen 
Ebenen aufgenommene Röntgenbilder ließen eine Verdickung des 
Köpfchens des rechten Kleinfingermittelhandknochens erkennen, ‚die 
Basis des Grundglieds des rechten kleinen Fingers "zeigte unscharf 
Grenzen. Ein kleiner Schatten lag in der Mitte des Gelenks, em 
zweiter etwäs kleinerer zwischen den. Köpfchen des vierten uh 
fünften Mittelhandknochens, etwas näher dem kleinen Finger el 
weiterer außergewöhnlicher Schatten lag an der Innenseite der Basıs 
des Grundglieds des kleinen Fingers. a; 
Auf Grund dieses Befundes wurde wie bisher an der IDEEN, 
chronische traumatische Gelenkentzündung ml 
Absprengung eines kleinen KnochenstückehelN 
festgehalten. Ebenfalls wurden die schmerzempfindlichen entzünd- 
lichen Verdickungen der Hohlhandfascie als Unfallfolge angesehen. 
Am 22. Juni 1911 wurde X. abermals untersucht und die recht 
Hand ließ ein weiteres Fortschreiten der Dupuytrenschen a: 
tractur, und zwar mit Beteiligung des rechten Ringfingers und Er 
beginnenden Contraetur des rechten Mittelfingers erkennen. Pemer EN 
eine Zunahme der Nervenentzündung an der rechten Hand und or 
Unterarme festzustellen, die durch eine in den Unterarm ausstrahlenÜ" 
Schmerzhaftigkeit, sowie durch Atrophie der Handmuskulatur, dos 
mentiert wurde. | | | : 
Im vorliegenden Falle hat sich also im Anschluß ran gp 
einmaliges Trauma eine Dupuytren sche vor 
tractur entwickelt. Wie bei der ersten Untersuchung toss 
gestellt wurde, hatte das Trauma zur Absprengung eines klemen 
Knochenstückchens mit anschließender Entzündung der Knocher 
haut geführt, Ob es sich bei dem linsengroßen Schatten im Röntgen 
bilde zwischen den Köpfchen des vierten und fünften Mittellän 
knochens um ein abgesprengtes Knochenstiickchen oder en 
überzähliges Sesambein handelte, war nicht’sicher zu entscheit F 
Aber auch in der Annahme, daß es sich um ein inerzähigr 
Sesambein gehandelt hat, sind Folgeerscheinungen eines 


N 
gehabten Traumas, wie die Verdickung und Schmerzhaftigkeil 


Digitized by Goog C ? 
| EA E 


a> i 


s a 


16. November. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


1173 


des Köpfchens des fünften Mittelhandknochens, in genügender 
Zahl vorhanden und es würde dies an der Beurteilung des Falles 


nichts ändern. 


Die lange Zeit, welche verstrichen ist, um das typische Bild 
der Dupuytrenschen Contractur zur Ausbildung kommen zu - 
lassen, spricht keineswegs, gegen die Annahme eines ursächlichen 
Zusammenhangs mit dem Trauma. Die Dupuytrensche 
Contractur ist eine Erkrankung, die sich ganz allmählich, oft im 


Laufe von mehreren Jahren, entwickelt. 


Die angeblich seit Jahren schon vor dem Unfalle bei X. be- 
stehenden Verkrümmungen beider kleinen Finger in den Gelenken 
zwischen: Mittel- und Grundglied haben mit dem Unfalle nichts 
Es sind Veränderungen, wie wir sie häufig angeboren 
Wollte man sie als den Beginn einer sich selbständig 
entwickelnden Dupuytrenschen Contractur ansprechen, so 
müßten sie einen fortschreitenden Charakter zeigen. Sie bestehen 
Auch beginnt die Dupuy- 
trensche Contractur niemals in den Mittelgelenken der Finger, 


zu tun. 
finden. 


aber nach wie vor unverändert. 


sondern immer im Grundgelenke. l 


Die mit der Krankheit einhergehenden. Schmerzen, dié tro- 
phischen Störungen und die vermehrte Schweißsekretion der Hand 
sind als Folgen einer bestehenden Neuritis anzusehen, wie wir 
sie nach chronischen Reizzuständen häufig finden, sei es nun, 
daß dieser Reiz durch die fortschreitende Schrumpfung der Hob- 
handfascie bedingt ist oder daß die Hand durch die Quetschung 
beim Unfalle mit nachfolgender Knochenhautentzündung in einen 
solchen chronischen Reizzustand versetzt worden ist. In jedem, 
Fall ist die Neuritis als Unfallfolge anzusehen und auch als 
solche bei der Beurteilung der Erwerbsbeschränkung anerkannt 


worden. 
Da X. nicht mehr imstande ist, 


weiteres eine Rente von 40% zugebilligt. 


A 


—— 


Aus dem Johanniterkrankenhaus in Bonn. 


Trypailavin, ein inneres Antisepticum. 
Von 


Prof. Dr. K. Bohland. 


Vor kurzem veröffentlichte ich!) meine günstigen Erfahrungen, 
die ich mit intravenösen Injektionen von Trypaflavin bei Influenza, 
Influenza- und anderen Pneumonien, sowie bei Sepsis und akuter 
Infektion der Harnwege durch Colibakterien gemacht hatte. Diese 
Erfolge finden ihre Erklärung und eine Stütze in den Labora- 
toriumsversuchen von Browning und seinen Mitarbeitern und 
neuerdings von F. Neufeld und O. Schiemann?). Zu 
meinen therapeutischen Versuchen wurde ich veranlaßt durch das 
Bestreben, gegen die. damals herrschende Influenza mit ihren 
schweren Komplikationen neue, wirksamere Mittel zu finden und 
mir erschien das Trypaflavin versuchenswert, weil es nach dem 
Prospekt der Fabrik Cassella unschädlich und reizlos sein sollte, 

‘und dabei doch von hoher antiseptischer Kraft wäre und nach 
Kalberlah auch in stärkeren Lösungen (1:200) ohne Schä- 


digung intravenös angewendet sei. 

. , Erst bei der Niederschrift meiner Arbeit lernte ich aus der 
Fürstenauschen Abhandlung?) die Browningschen Versuche in 
kurzem Auszuge kennen und vor kurzem erhielt ich Kenntnis von der 
Originalarbeit, die mir in Abschrift freundlichst von der Fabrik Cassella 
überlassen wurde. 

i C. H. Browning, Kennaway, Gulbranson un 
Thornston stellten in einem Bericht an das Medical Research 
Committee die antiseptische Kraft von längst bekannten Desinfieientien 
in Vergleich mit der von verschiedenen Farbstoffen und vor allem 
des Trypaflavins, das Browning als Schüler Ehrlichs in Deutsch- 
land kennen gelernt hatte. Diese Forscher und Gilmour wiesen auf 
die auffallende Tatsache hin, daß die antiseptische Wirkung des Trypa- 
flavins — und nur für diesen Farbstoff respektive für den der Acridingruppe 
gilt dies — bedeutend größer ist im inaktivierten Serum als in wäßriger 
Lösung. Während Staphylococcus aur. und Bacterium coli in 0,7%igem 
Peptonwasser abgetötet wurden bei einer Konzentration des Trypa- 


~ 3) D. m. W. 1919, Nr. 29. — 2) D: m. W. 1919, Nr. 81. — 3) Zschr. 
f. Aughik,, Bd. 40. l | 


J4 als zwei Stunden. 


die für seinen Beruf 
notwendigen schriftlichen Arbeiten in dem Maße wie bisher zu 
verrichten und außerdem über dauernde Schmerzen und damit zu- 
sammenhängende nervöse Beschwerden zu klagen hatte, wurde 
- ihm bis 1911 eine Unfallrente von 25%, von da ab bis auf 


flavins von 1:20000 respektive 1:1300, war im Serum die letale Kon- 
zentration schon 1:200000 respektive 1:100000. Dabei wirkt das 
Trypaflavin auf die Phagocytose erst störend ein bei einer Konzentration 
von 1:500. In defibriniertem Kaninchenblut wurden Staphylokokken 
abgetötet bei einer Verdünnung von 1:40000, was Sublimat selbst bei 
einer . Konzentration von 1:2000 noch nicht erreichte Auch gegen 
Streptokokken fanden die englischen Autoren das Trypaflavin sehr 
wirksam; am stärksten resistent erwies sich der Streptococcus faecalis,. 


‚ für den im Serum: die letale Konzentration noch bei 1:40000 fest- | 


gestellt wurde. Die große antiseptische Kraft des Trypaflavins kommt 
aber nur zur Wirkung. in diesen Verdünnungen bei längerer Dauer 
(24 bis 48 Stunden), während sie bei kurzer Dauer nur entwicklungs- 
hemmend wirkten. Dies zeigten in einer besonderen Arbeit C. H. Brow- 
ning und R. Gulbranson!). Bei zweistündiger Einwirkung war 
die letale Konzentration von Trypaflavin und Sublimat bei beiden 
gleich (1:20000). In diesem Aufsatze teilten die Autoren auch ihre 
Versuche mit über die antiseptische Kraft des Blutserums von Kaninchen 
nach vorherigen Injektionen von Trypaflavin respektive von einer 

Diaminacridinverbindung, einer Vorstufe des Trypaflavins, deshalb auch 
Proflavin genannt, das noch weniger giftig als jenes sein soll. Nach 
Dosen von 0,06 g Diaminoacridinsulfat, das ist Proflavin, pro Kilo 


I Kaninchen zeigte sich eine entwicklungshemmende Wirkung des Serums 


sowohl gegen Staphylokokken als Bacterium coli, allerdings nicht länger 
Wurde das Serum früher entnommen, so konnte es 
auf das Doppelte bis Vierfache verdünnt werden, ohne daß Staphylo- 
kokken oder Bacterium coli zur Entwicklung kamen. i 

Erna Fürstenau?’) fand bei Trypaflavin in Aseitesbouillon 
eine Entwicklungshemmung des Gonokokkus bei 48stündiger Einwirkung 
noch bei einer Verdünnung von 1:50 Millionen, des Staphylokokkus 
bei 1:2 Millionen, des Pneumokokkus bei: 1:200000. Gonokokken 
wurden im gleichen Medium schon nach 2!/ Minuten abgetötet bei 
einer Konzentration von 1:400000 saurem Trypaflavin. und 1:80000 
neutralem Trypaflavin; bei solch kurzer Dauer wirkten auf Paeumo- 
und Staphylokokkus Lösungen, die schwächer als 1:4000 waren, 
nicht mehr. © 

Eine volle Bestätigung der Resultate Brownings und seiner 
Mitarbeiter brachte die Nachprüfung derselben durch F. Neufeld 
und O. Schiemann’). Auch sie fanden die bactericide Kraft des 
Trypaflavins in reinem Serum ganz beträchtlich größer als in Wasser 
oder Bouillon, nämlich Abtötung von Staphylococcus aur. bei 1: 64000, 
von Pneumo- und Streptokokkus bei 1:512000. Entwicklungshemmung 
von Gono- und Meningokokkus in Bouillon fanden. sie bei einer Ver- 
dünn@ng von 1:380 Millionen. Diese Autoren fanden bei Bacterium coli 
die letale Konzentration in. Bouillon bei 1:8000, Browning in 
0,7%igem Peptonwasser 1:1300. Sowohl F. Neufeld und O. Schie- 
mann wie Browning und seine Mitarbeiter bemerken, daß bei den 
einzelnen Versuchen die Resultate nicht unerheblich schwankten, und 


| so dürften sich die Differenzen in den Angaben auch bei Fürstenau 


erklären. Brownings theoretische Versuche wurden noch wesent- 
lich durch F. Neufeld und O. Schiemann erweitert, indem sie 
die Heilkraft des Trypaflavins und Proflavins direkt erprobten bei 
Mäusen und Kaninchen, die mit einer sicher tödlich wirkenden Dosis 
von Pneumokokkus oder Hühnercholera geimpft waren. Eine erhebliche 
Anzahl von Tieren konnte gerettet werden oder ter Verlauf wurde 
verzögert, wenn das Mittel nicht später als vier Stunden subcutan oder 
intraperitoneal oder intravenös injiziert wurde. Die Diaminoacridin- 
base oder ihr Sulfat respektive Nitratsatz, also Proflavin, erwies sich 
wirksamer als Trypaflavin. Neufeld und Schiemann schließen 
aus ihren Versuchen, daß die Acridinfarbstoffe (Trypaflavin und Pro- 
flavin) im lebenden Körper von der Blutbahn aus Bakterien zu töten 
vermögen und fordern. zu therapeutischen Versuchen am Menschen bei 
Pneumonie, Sepsis, epidemischer Meningitis und Gonorrhöe auf. Durch 
meine Mitteilungen, die schon vorher erschienen waren, ist ihr Wunsch 
zum Teil schon erfüllt. | 

Nach den vorliegenden Laboratoriumsversuchen ist es höchst, 
wahrscheinlich, daß chemotherapeutische Versuche am Menschen 
bei Bakterienkrankheiten Erfolg haben werden. Bei der ge-. 
ringen Giftigkeit des Trypaflavins und noch mehr der nichtmethy- 
lierten Diaminoacridinverbindungen : (Proflavin Brownings) 
können wir Dosen beim Menschen anwenden, die erheblich 
stärkere Konzentrationen derselben beim Blute ergeben als die 
in vitro festgestellten für Bakterien letalen Konzentrationen. Bei: 
einer intravenösen Dosis von 0,3 g Trypaflavin erreichen wir, für 
die ganze Blutmenge berechnet, eine Anfangskonzentration ‚von 
1:20000, während in vitro und im Serum Verdünnungen von 
1:100000 bis 1:500000 bei Pneumo-, Strepto-. und Staphylo- 


* 


 kokken noeh abtötend wirken. Allerdings ist beim Lebenden un- 
günstig einmal der Umstand, daß der Farbstoff rasch durch die 


Nieren ausgeschieden wird. So fanden Neufeld und Schie- 
mann‘) nach einer biologischen Methode in der Blutbahn des 


-Kaninchens nach 15 bis 20 Minuten nur noch Y/,, bis !/,, des 
eingeführten Proflavins und Y/yso bis 1/3% des Trypaflavins. Jedoch 


1) Proc. Royal Soc. 1918, Bd. 90. — 3 1 e. — 8) Le — 9 1.c. 


Sr ron 


t 
mn 2 = g 
— -i me es fad pe Tari BES 
IRRE Er Nemo a 5 


gi 
Dame 


= K 
+> ari ia. nnd 
= .. De A a 


Iranie a 


e a a Aaa a P ea =, a a T M 


E E E E O E A m eean a 
= a a wine 


en 


EEE 
ee Fit 


| 
Eran 
NNA aT 


ar! 


E 


Fe; rw 
ER u 

h Ca RF > 
Pr ie < 


aè 


- 
vr vom 
N 


— | = 
P -:— m 
LTE —— em 
wen e- 


T 


es 


— eer nn T- 
u na aa E 


EDER $ 
ale Ae a aa 
. s P. Co } IV 


I > Bc Im ir +49 b tr 
3 b É as s 
yp! Ta E- Trid En - ' 3 - u 
das NIELS a nr iera = 
e pe g 5J = 2 
ssy- ah] 


es 
à 
Ai 


aee 


1174 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK 


zieht sich die Ausscheidung des Trypaflavins bei dem Menschen 
nach Dosen von 0,3 g auf zwei bis drei Tage hin. 

Nach Browning!) fand sich beim Menschen nach 0,15 g 
Trypaflavin in den nächsten zwei Tagen ein Drittel dieser Menge 
im Urin, berechnet nach Beobachtungen des Absorptionspektrums. 
Ungünstig für die Chemotherapie wirkt weiter der Umstand, daß 
das Trypaflavin in großen Verdünnungen zur Abtötung einer Ein- 
wirkung von längerer Zeit (24 Stunden) bedarf, während zur Wir- 
kung in kürzerer Zeit erheblich höhere Konzentrationen nötig sind. 
Immerhin kann man annehmen, daß bei Anwendung von 0,1 bis 
0,3 g intravenös ein gewisser Teil der in der Blutbahn und an 
den Ausscheidungsstellen des Trypaflavins befindlichen Bakterien 
abgetötet oder in ihrer Entwicklung gehemmt werden. Wir müssen 
nur bestrebt sein, durch möglichst häufige Injektionen die Kon- 
zentration des Mittels im Blute möglichst hoch zu erhalten. Man 
wird, wie ich dies bisher getan, nicht nur täglich einmal, sondern 
bei schweren Fällen auch mehrmals am Tage injizieren müssen. 
Allerdings wirkt nach den Angaben Brownings und meinen 
Untersuchungen das Trypaflavin deutlich zerstörend auf die roten 
Blutkörperchen; ich fand nach einer Stunde bei Dosen von 0,1 g 


die Zahl der roten Blutkörperchen im Kubikmillimeter um zirka eine 
Ich sah jedoch nie, auch bei häufigen 
nach 
Browning das Proflavin viel weniger agglutinierend auf die 
Erythrocyten wirken soll, wird man in Zukunft besser diese Sub- 
Vorsicht erscheint nach meinen Erfahrungen 
geboten, auch bei Dosen von 0,1 g, wenn gleichzeitig eine wenn 
Nach 
viel größeren Dosen, etwa 0,01 g pro Kilogramm, also zirka 0,7 g 
pro dosi, sah Broden°) auch bei Nierengesunden gelegentlich 

Nach Browning und Gulbranson findet 
eine Ausscheidung des Tıypaflavins auch durch die Leber statt, 
sodaß eine Anwendung des Mittels nicht nur bei Bakteriämie und 
Infektion der Nieren respektive Harnwege, sondern auch bei In- 
fektionen der Gallengänge und Gallenblase indiziert erscheint. 
Eine Beobachtung bei einer schweren und lange fieberhaften Chole- 
cystitis nach -Erysipel scheint mir für die Wirksamkeit des 
Trypaflavins in diesem Falle zu sprechen. Nach Dosen von 0,05 g 
pro Kilogramm sah Browning nach mehreren Stunden die 
Muskeln bei Kaninchen ausgesprochen gelb werden; von den 
übrigen Geweben erwähnt er eine solche Verfärbung nicht. Ich 
sah jedenfalls nach den viel geringeren therapeutischen Dosen 
beim Menschen, nach häufigen Dosen von 0,1 bis 0,2g Trypa- 
flavin, nie eine Gelbfärbung der Haut und der Skleren auftreten; 
auch sah ich bei der Sektion eines Phthisikers, der an mehreren 
Tagen vor dem Tode je 0,2g Tıypaflavin intravenös erhalten 
anderen Gewebe 
den Farbstoff nur im Urin und in deut- 
lichen Spuren im Lungensputum und nehme einstweilen an, daß 
er bei Anwendung von therapeutischen Dosen die Blutbahn nicht 
verläßt und nur durch die Nieren und die Leber ausgeschieden 


halbe Million vermindert. 


Injektionen, eine deutliche Anämie auftreten?) Da aber 


stanz anwenden. 


auch nicht sehr starke hämorrhagische Nephritis besteht. 


Nierenreizung. 


hatte, keine Gelbfärbung der Muskeln 


oder 
auftreten. Ich ‚fand 


wird und nur bei giftigen Dosen auch die Gewebe übertritt®). 


Bei unseren chemotherapeutischen Versuchen mit dem T'rypa- 
flavin müssen wir aber mit der Möglichkeit. rechnen, daß auch 
beim Lebenden sich rasch eine Festigkeit der Bakterien gegen 
'Trypaflavin ausbildet, wie dies jaFürstenau°) schon in vitro 
für Gonokokken in erheblichem Maße und nach kurzer Zeit fest- 
stellen konnte. Manche Fälle, deren Behandlung sich in die Länge 
zieht, werden vielleicht trotz anfänglicher Wirkung des Trypa- 


flavins sich allmählich gegen dasselbe refraktär verhalten, 


beobachten, Für die Überlassung der Krankengeschichten danke 


KIN 
* 


— Nr. 46. 16. November. si 


nn nn nn nn 


m 


s 


— 


- 
— 


= ~I 


> d 


ich dem Herrn Kollegen Cramer herzlich. a ti 
Falli. Frau S., 34 Jahre alt. Sepsis nach kriminellem Abort. 
Menses zessieren seit drei Monaten. Seit 11. Mai d. J. angeblich Blu- 
tungen mit wechselnden Schmerzen. Seit 13. Mai Blutungen übel 
riechend, jauchend. Am 14. Mai Schüttelfrost und Fieber, am 15. Mai 
im Laufe des Tages häufige Schüttelfröste und hohes Fieber. Abends 
ärztliche Konsultation. Temperatur 40,8°, Puls 144. Atmung irequent, 
Uterus faustgroß, stinkender blutiger Ausfluß, Muttermund für Finger 
kuppe passierbar. Abends noch Ausräumung der verfaulten Frucht, = 
Sofort danach 30 cem Trypaflavin (1:200) = 0,15 g. In der Nacht 
Schweißausbruch, Temperatur am’ nächsten Morgen 36,89, Puls 86 und 


völliges Wohlbefinden. Auch weiterer Verlauf normal, Entlassung nach 
fünf Tagen. | 


Fall2. Frau H., 28 Jahre alt. Sepsis nach normalem Partus. 
Vor ‘drei Wochen normaler Partus. Vier Tage später beginnen 
leichte Temperatursteigerungen bis 88,5°, die zirka 16 Tage dauern. u 
Dann plötzlich Schüttelfrost, Benommenheit. Nach der Aufnahme am 
30. Mai wiederholte Schüttelfröste und Erbrechen. Temperatur 40,2%, 


Puls 140. Patientin 
T. 35] 


ist sehr benommen >| 88 sıal | | | 
und verfallen. Pro- TS ERRER à ar l 

“EH II REEL 
310 


P. 
gnose, nach Dr. |. 
Cramers Ansicht, |” 
schlecht. Vaginale |1% 
Untersuchung er- fix 
gibt ein handgroßes 

hartes Infiltrat, 

Deasa wandstän- |” Sz 
ig, zwei dickere 10 su 

Venenstränge sind fis æs ZEE 
als Stränge fühlbar. [iz zo 

Nach 0,1 g Trypa- 
flavin sinkt in der |” 
Nacht die Tempe- p% = 
ratur auf 37,50 und !|w sss 
bleibt so auch an 
den zwei folgenden 
Tagen. Allgemein- 
befinden wesentlich gebessert. Bei Schmerzen in der rechten Brust- 
hälfte hinten unten steigt dann die Temperatur allmählich wieder, 
dabei entwickelt sich rechts vorn unten.und rechts hinten unten eine 
ein bis zwei Finger breite Dämpfung mit abgeschwächtem Atmen ohne 
Rasseln. In den nächsten Tagen geht trotz täglich 5 bis 10 ccm Argo 
flavin das Fieber bis 39,8° und siokt rasch wieder auf 37,0°, Probe: 
punktion der rechten Pleura ergibt kein Rxsudat. Nach zwei Tagen 
leichter Schüttelfrost mit 39,2%; nach 0,1 g Trypaflavin sinkt die Tempe 
ratur und bleibt normal. Zehn Tage später nochmals Steigerung bis 
38,4° und Schmerzen und leichte Dämpfung links hinten unten, Darauf 
Temperatur dauernd normal, keine Beschwerden mehr, am 10. Juni 


gesund entlassen; die Infiltration im Parametrium und die thrombo-- 
sierten Venenstränge sind geschwunden. 


Fall 3. Frau B., 29 Jahre alt. Puerperale Sepsis. War früher 
stets gesund. Erste Geburt (Zwillinge) am 17. Juli d. J. Die Nach- 
geburt ist retiniert ohne Blutung; der behandelnde Arzt vermag 
die Placenta nicht zu lösen, 5 Uhr nachmittags. 18. Juli, abends 
9 Uhr Temperatur 39,8%, Puls 120. Placenta und Nabelschnur sind 
verfault, manuelle Entfernung der Nachgeburt, 19. Juli normale 


Temperatur. 20. Juli morgens 38,6° abends nach Schüttelfrost 40,1". 
21. Juli mehrere Schüttelfröste, 


Temperatur 40,5%. 22. Juli im SS | 
Krankenhaus eingeliefert und ; 

am 23. Juli werden faulige 
Bröckel aus dem Uterus ent- p %3 


Fall 2 


` 
} 
J 
ORS 
a 
Vi 
ah 
MIN 
sin 
T oiy 
Í EAR 
N " 
I DIN i 
be "IRN 4 
LAT, 
Hl 
i 
M Aa 


un 
e 


fernt und dieser mit Terpentin | 


Verfügung steht, sehr gering ist. Immerhin konnte ich durch 
das Entgegenkommen des Priv.-Doz. Dr. Cramer auf dessen 
gynäkologischer Abteilung drei Fälle von schwerer Sepsis und 
einen Fall »von Colipyelitis bei der Behandlung mit Trypaflavin 


DE io: 


2) Anmerkung bei der Korrektur: Vielmehr sah ich inzwischen 
trotz mehrfacher Proflavindosen den Hämoglobingehalt steigen. 

p Aiett nach Neufeld. | 

IML G 


°) Anmerkung bei der Korrektur: Vor kurzem sah ich nach 
0,2 Proflavin, der ersten Injektion, lebhafte Gelbfärbung der Haut und 
. der Skleren, bei den folgenden Dosen nicht mehr so deutlich, 


Dosen von 0,1 bis 0,15 Pro- |, 
flavin zur Norm abfallen für 
‚die nächsten Stunden und dann | 
allmählich ohne Schütteln an- f| s7% 
steigen. Am 26. Juli kein Schüt- 365 
telfrost; am 27. und 28. Juli -Fall 8. 

treten die Schüttelfröste nach- | “chsten. 40,8°; 
mittags auf, Temperatur am 27. Juli morgens am hoca und Y 
täglich werden Dosen von 0,2 Proflavin intravenos gegeben ratur all- 
28. Juli ab geht bei weiteren Proflavininjektionen die Tenne } 
mählich zur Norm herunter bei gleichzeitigem Schwein @nhne daß 
ganzen werden in acht Tagen 1,2 g Proflavin verbrau Gelbfärbung 
eine Reizung der Nieren oder sonstige Schädigung BEN ich 


. ntin befindet SIC 
der Haut oder Skleren beobachtet wurde. Die Patientin, beftt à 


pel 
HHE 
o aj = : 

In den folgenden Zeilen will ich nun meine weiteren gün-. ken ae Ess rn a 
stigen Erfahrungen — von Mißerfolgen brauche ich nichts zu be- | Am 24. und 25. treten vor- ng ll IE es 
richten — seit der: ersten Publikation mitteilen; leider ist die | mittags Schüttelfröste auf, die |” 55 inii I BORME- 
Zahl derselben nicht groß, weil seit März die Engländer unser | ZU Temperaturen von 40,2 bis jme »ol-1 | t / NL ARE 
Hospital beschlagnahmt haben, sodaß das Material, das mir zur | 40,3° führen und dann nach fiw ss R: M 


8 

i 

S 

5 
DE! 
B 
EEE 
HA 
i) 
E 
Hra 

En 


—— 


Zaren 


NN 


verschiedenartige Erreger der Sepsis. 


De alt, N 
n nle Mra + bai = i 
m i 5 Fi Er 


16. November. 


in gutem Zustand. Die Parametrien sind frei geblieben‘), Auch in 


diesem Falle war, nach Dr. Cramer, die Prognose völlig infaust. 


Fall 4 Frau B., 28 Jahre alt. Rechtsseitige Colipyelitis. Als 
Mädchen viel Dysmenorrhöe Heirat am 6. Juli. Schon am 10. Juli 
heftige Schmerzen rechts im Rücken, die sie aber auch schon öfter bei 
den Menses beobachtet haben will, Schmerzen strahlen nach der Blase 
und. in den rechten Oberschenkel aus. Keine Schüttelfröste, Urin 
Aunkel und trübe. Brennen in der Harnröhre. Bei Aufnahme Tempe- 
ratur 89,3%, am folgenden Tage 39,7”. Nach 0,15 g Trypaflavin fällt 
die Temperatur am nächsten Morgen auf 37,2°, steigt abends wieder 
auf 38,20; nochmals 0,1 Trypaflavin und dann sinkt die Temperatur 
zur Norm und bleibt fünf Tage lang normal, um dann noch einmal 
bis 38,5% zu steigen, und blieb dann dauernd normal. Zuerst fanden 
sich im Urin massenhaft Colibacillen, die im hängenden Tropfen sich 
lebhaft bewegten; nach der ersten Trypaflavininjektion sank die Zabl 
der Bacillen bis auf einige im Gesichtsfeld. Später nahmen sie aber 
wieder erheblich an Zahl zu, zeigten jedoch keine Beweglichkeit mehr. 
Da die Patientin keine Beschwerden mehr hatte, unterblieben leider 
noch weitere Trypaflavininjektionen. | 

Fall 5. Kind O., 14 Jahre alt.. Pneumonie im rechten Ober- 
und Unterlappen. War immer zart und sehr erregbar gewesen. Vor 
einigen Jabren schwere Pneumonie überstanden. Vor acht Tagen 
starker Schnupfen, vor drei Tagen Schüttelfrost und seitdem ständig 


Temperaturen von über 40,0°, die durch Aspirin und Pyramidon zeit- 


weilig herabgesetzt wurden. Dabei sehr heftige Kopfschmerzen und 
mehrfaches Erbrechen. Heute morgen: früh 40,8° und dabei Kollaps, 
Puls 160 und mehr, trotzdem seit Schüttelfrost Digitalis gegeben worden 
war. Ich fand das Kind blaß, elend, sehr unruhig, Puls 180. Sehr 
heftige Kopfschmerzen. Keine Nackensteifigkeit, aber deutliche Hyper- 
ästhesie und deutlicher Kernig. Reflexe lebhaft, kein Babinski. Kopf- 
nerven frei. Rechts vorn oben und rechts hinten oben leichte 
Dämpfung und etwas Knistern bei unbestimmtem Atmen. Nach 0,1 Trypa- 
flavin geht im Laufe des Tages die Temperatur auf 87,9° herunter, 
Kopfschmerzen schwinden, Allgemeinbefinden durchaus zufriedenstellend. 
Am nächsten Tage findet sich eine leichte Dämpfung, rechts hinten 
unten abgeschwächtes Atmen, rechts hinten oben leises Bronchial- 
atmen. Sputum war niemals entleert worden. Die Temperatur steigt 
dann nochmals auf 89,0°, sinkt dann am nächsten Tag auf 86,8° und 
bleibt nun dauernd so bei gutem Allgemeinbefinden. Rasche Rekon- 
valeszenz. l 

Die Erfolge nach den Trypaflavininjektionen sind am ekla- 
tantesten bei der Sepsis, weil hier — mit Ausnahme der ganz 
schweren Fälle — die Temperatur sofort nach der Injektion sinkt 
und auch normal bleibt, falls nicht von den Depots an der Ein- 
trittspforte wieder neue Keime in das Blut gelangen. Hier hat 
man direkt den Eindruck, daß eine Desinfektion des Blutes statt- 
findet und die Keime abgetötet werden; die Schüttelfröste bleiben 


aus, das Allgemeinbefinden wird sofort sehr gebessert, der Puls 


normal. Das zeigt uns der Fall 1 und die beiden früher mit- 
geteilten Fälle. Es werden aber von der Wirkung nicht getroffen 
die Bakterien in den Beckenexsudaten und in den thrombosierten 
Venen und in den eventuell schon vorhandenen Metastasen; von 
hier aus können wieder neue Keime in das Blut gelaugen und 
neue Schüttelfröste hervorrufen und auch Metastasen setzen, die 
aber einen milden Verlauf nehmen. (Siehe Kurve I.) Bei ganz 
schweren Fällen können die Schüttelfröste sich noch häufig wieder- 
holen und erfordern immer neue Injektionen, bis der Nachschub 
aufhört und die Keime in den Depots durch örtliche immunisierende 
Kräfte unschädlich gemacht sind. (Siehe Kurve II.) In diesem 
Falle 3 sind 1,2 g Trypa- respektive Proflavin in acht Tagen ohne 
jede Schädigung der Nieren oder anderer Organe injiziert worden. 
Da in unseren Fällen leider keine bakteriologischen Untersuchungen 
des Blutes gemacht wurden, muß man wohl auch an die Möglich- 
keit denken, daß der verschiedene Verlauf bedingt sein kann durch 
| Es ist ja bekannt, daß die 
Staphylokokkensepsis oft einen anderen Verlauf, bezüglich der 
Temperatur, Schüttelfröste, Metastasen, nimmt als die Strepto- 
kokkensepsis. Das Trypaflavin wirkt aber nicht auf beide in völlig 
gleichem Maße. Weitere eingehendere Beobachtungen müssen uns 
hierüber aufklären. | 

Ä Bei der Pneumonie sah ich nie einen solchen kritischen Ab- 
fall, sondern, wie das auch in unserem Fall 5 der Fall gewesen, 


geht die Temperatur zuerst langsam herunter und steigt daun. 
meist wieder, aber nicht bis zur alten Höhe und dann werden noch 


weitere Injektionen nötig. Ähnliches Verhalten haben ja auch 
Andere bei der Optochinbehandlung der Pneumonie gesehen. 
Durch das Trypaflavin werden nur die P’neumokokken in der 


— 


'- 1) Anmerkung bei der Korrektur: Es traten noch einige leichtere 
Schübe bei gutem Allgemeinbefinden auf. Gesamtverbrauch: 2,5 g Pro- 
flavin; dann dauernde Heilung. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK -N.&.  — . 


m a e. 


T A N A A E A I 40 EZ 


1175 


m m 


Blutbahn- getroffen und die in den noch lufthaltigen Alveolen; 
aber nicht die in den festen Exsudatmassen eingeschlossenen, 
die dort erst langsam abgetötet. werden. Nachdem ich das Trypa- 
flavin in dem Lungensputum nachgewiesen, glaube ich annehmen 
zu dürfen, daß das Mittel auch auf die in den noch lufthaltigen 
Alveolen befindlichen Kokken einwirkt. Bei sehr schweren Fällen 
von Pneumokokkensepsis, wie ich einen in der früheren Arbeit 


(Fall 15) beschrieben, halte ich den Vorschlag von Neufeld. 


und Schiemann, das ÖOptochin gleichzeitig mit dem Trypa- 


flavin anzuwenden, für sehr beachtenswert und ich würde dann 


nach dem Vorschlage von Fr. Meyer!) das Optochinum hydro- 


chloricum in Campheröl gelöst subeutan injizieren; diese letztere 


Anwendung hat sich mir früher in mehreren Fällen von Pneumo- 


kokkensepsis gut bewährt. | | 

Bei dem Falle von Colipyelitis hatte ich nicht völlig den- 
selben Erfolg, wie in dem früher mitgeteilten von Pyelonephritis. 
Die Bakterien schwanden nämlich nicht völlig aus dem Harn, sie 
wurden nur an Zahl außerordentlich vermindert, die Temperatur 
fiel rasch, die Beschwerden schwanden, sodaß nur noch eine 
symptomlose Bakteriurie weiterbestand. Es ist mir aber zweifel- 
haft, ob in diesem Falle es sich wirklich um eine akute Infektion 
gehandelt hat. Da die Patientin angab, daß sie die gleichen 
Schmerzen in der rechten Nierengegend schon früher öfter gehabt 
hat, halte ich es deshalb für wahrscheinlich, daß es sich um eine 


*chronische Pyelitis gehandelt hat, bei der durch den Coitus ‚nach 


der Heirat ein akuter, heftiger Schub hervorgerufen wurde. Bei 
chronischen Pyelitiden, bei denen die Bakterien schon tief in die 
chronisch entzündete Schleimhaut eingedrungen sind, habe ich, 
wie ich schon früher berichtete, durch Trypaflavininjektionen keinen 
deutlichen Erfolg gesehen. Vielleicht gelingt es im Verein mit 
der örtlichen Therapie — Sondierung des Nierenbeckens und 
Spülungen der Harnwege mit dünnen Trypaflavin- und Argo- 
flavinlösungen — bessere Resultate zu erzielen. | 

Was den Vorschlag Neufelds und Schiemanns be- 
trifft, die Gonorrhöe und gonorrhoische Gelenkerkrankungen mit 
Trypaflavininjektionen zu behandeln, so darf ich vielleicht hin- 
weisen auf’ meine früher mitgeteilte Erfahrung bei dem einen Fall 
von Gelenkrheumatismus, daß intravenöse Anwendung des Mittels 
sich weniger wirksam erwies, als lokale Injektion in die erkrankten 


Gelenke. 
epidemica oder anderen akuten, nicht tuberkulösen, Meningitiden 


die intravenöse Applikation des Mittels nicht zu genügen, weil, wie 
ich nachgewiesen, bei den therapeutischen Dosen, auch nách 


häufigerer Injektion, das Trypaflavin nicht in normalen Liquor- 


übergeht und deshalb auch. wahrscheinlich nicht in den entzünd- 
lichen Liquor. Ich schließe mich deshalb dem Vorschlage Neufelds 
und Schiemanns durchaus an, bei diesen Erkrankungen das 
Mittel in dünnen Lösungen intralumbal zu applizieren. 

Außer dem Trypaflavin habe ich auch das von der Fabrik 
Cassella mir zugesandte Argoflavin verwendet. Es besteht. aus 
Tıypaflavinnitrat plus Argentum nitricum und enthält 21%, Silber. 
Die hergestellten sterilen Ampullen enthalten 0,025 œ Argoflavin, 
die Ampulle also etwa 0,005 g Silber. Daß das Präparat in Dosen 
von 0,025 g besonders wirksam sei, habe ich nicht gefunden; sie 
enthalten zu wenig Trypaflavin; nimmt man aber die zwei- bis 
vierfache Dosis, so können doch schon durch die größeren Mengen 
von Silber Schädigungen der Leber oder Niere eintreten und man 
verliert eben den Vorteil, daß wir in dem Trypaflavin ein Mittel 
besitzen, das ganz frei von giftigen Metallen ist?, \ 

Dagegen halte ich das Proflavin in seiner Wirkung dem 
Trypaflavin für völlig gleichwertig und da an der Behauptung 


Brownings, daß es noch viel weniger giftig ist, als das Trypa- 


flavin, nicht zu zweifeln ist, werde ich dieses Präparat noch viel 
mehr in der Zukunft benutzen und auch gleich mit größeren Dosen 
von 0,2 bis 0,3 g die Behandlung beginnen. 
Zusammenfassung: 1. Die von Neufeld und Schie- 
mann experimentell festgestellte Tatsache, daß Trypaflavin auch 
im lebenden Körper von der Blutbahn aus. Bakterien zu töten ver- 
mag, scheint mir nach meinen schon vorher angestellten klinischen 
Versuchen auch für den Menschen Gültigkeit zu haben. Ä 


Me 


1) D. m. W. 1916, Nr. 45. 
2) Anmerkung bei der Korrektur: Bei Anwendung der vierfachen 


Dosis Argoflavins sab ich inzwischen heftiges Brennen in der Harn- 
röbre auftreten. 5 


— 


Ebenso scheint mir bei der Behandlung der Meningitis . 


| 
E 


a Tea 


Dr 


men nm... 


— 


E23 


ire., a: PEN p 
-ae en anga >e- rt a 


nn a a 
g F 
Po VER 


5 s. ~ allen -Nr 
ò z — = mn Zu =. Te 
a en ae de apia u 
er ei e fun 
S y f 
6 15 > 
- ~- è u ’ . er N 

- e R - 

e ra r 


> 


weis 


nn ee ee 
vom um Ari x u 


1176 


2. Das Mittel erscheint mir indiziert bei allen Bakterien- 
krankheiten, bei denen die Erreger auch in der Blutbahn gefunden 
werden, vor allem bei der Sepsis und bei der Pneumonie. Auch 
bei Krankheiten, deren Erreger wir noch nicht kennen, die aber 
mit Mischinfektionen einhergehen, wie Masern, Scharlach, Pocken, 
ist ein Versuch anzuraten. Ob die von Neufeld und Schie- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


: ae: ar > Z mR 
3 a E en ma 7 2 
16. Noveme 


ee 


Menschen nicht bewährt, es war erfolglos gegen Malaria und 
Schlafkrankheit. ern 


3. Auch an den Ausscheidungsstellen des Trypaflavins in 


z 


den Nieren, der Leber, dem Lungensputum, entfaltet das Mittel, 


ae 
To 

Li 
- Er te 


werden. Gegen Protozoen hat sich das Mrypaflavin beim 


ET) ee 


wurde. Erst später fand der Begriff durch die Pharmakologen und 


wie man als höchstwahrscheinlich annehmen darf, noch seine 
mann behauptete elektive Wirkung des Mittels bei der Behand- | desinfizierende Wirkung und es sollte deshalb auch bei infek- 
lung der verschiedensten Infektionskrankheiten zum Ausdruck 


tiösen Erkrankungen der Niere und Harnwege, der Leber und der 
kommt, kann nur durch ausgedehnte Versuche festgestellt | Gallengänge versucht werden. EARRA 


Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaift. 


Theorie der Narkose). zellen, die wir sicher nicht ohne weiteres mit den hochorganisierten 
| Von 
Dr. Wilheim Teia Ernst. 


M.H.! Nachdem im Jahre 1846 von dem amerikanischen 
Zahnarzt Morton die erste Äthernarkose gemacht und noch im 
selben Jahre von Warren die erste Operation in Äthernarkose 
ausgeführt wurde, haben Ärzte und Naturforscher sich damit be- 
schäftigt, das Wesen der Narkose zu ergründen und den Narkose- 
vorgang zu erklären. Von dieser Zeit an beginnt die wissenschaft- 
liche Erforschung der Narkose und der Narkotica, die mit ununter- 
brochenem Eifer bis in die heutige Zeit dauert und schon ein 
oroßes, höchst interessantes Material zutage gefördert hat. Eine 
umfangreiche Literatur ist über dieses Thema erschienen, und je 
nach dem Stande der naturwissenschaftlichen Erkenntnis ist eine 
Reihe von Theorien und Erklärungsversuchen aufgestellt worden, 
Meine Aufgabe soll es sein, in Kürze die Entwicklung der ver- 
schiedenen Theorien historisch darzulegen, eine Darstellung davon 
zu geben, wie ein Baustein auf den anderen gefügt wurde, und 
die verschiedenen Theorien kritisch zu beleuchten. Das zu dieser 
/usammenstellung erforderliche Material ist in physiologischen, 
chemischen und biologischen Zeitschriften teilweise so zerstreut, 
daß es für den Mediziner und hauptsächlich für den praktischen 
Arzt nicht immer ganz leicht erscheint, sich über das interessante 
Gebiet kurz und vollständig zu orientieren. 

Was verstehen wir unter Narkose? Schon der Begriff Narkose 
ist nicht ganz einfach zu definieren. Wenn wir von Narkose 
sprechen, so verstehen wir darunter zuerst die Allgemeinnarkose, 
die Inhalationsnarkose, so wie sie zuerst von Morton gemacht 


unseres Körpers vergleichen können. Der Theoretiker bezeichnet 
die Narkose als einen reversiblen Lähmungszustand, der durch 
das Fehlen jeglicher Reaktion auf einen äußeren Reiz charakterı- 


durch verschiedene andere Einflüsse, z. B. durch Abkühlung, Er- 


So ist es z. B. möglich, einen Frosch dadurch zu narkotisieren, 
daß man das Wasser, in dem er sich aufhält, langsam auf 88° 0 
erwärmt; seine Bewegungen werden immer träger, bis er schlieb- 
lich vollständig narkotisiert ist. Nach Abkühlung des Wassers 
erwacht der Frosch wieder zu vollem Leben; der alte Zustand ist 
wieder hergestellt. Und handelt es sich bei einem in hohem Fieber 
bewußtlos daliegenden Patienten nicht auch um eine Narkose? 
Wie zwischen praktischem und theoretischem Begriff der 
Narkose ein Unterschied besteht, so ist ein solcher vorhanden im 
der Beurteilung und Einteilung der Narkotica selbst. Für die 


Fettreihe in Betracht und unter ihnen besonders die Gruppe der 
sogenannten Inhalationsanaesthetica. Denn nur bei solchen ist es 


möglich, das Narkoticum ohne operativen Eingriff wieder rasch 
aus dem Körper zu entfernen., 


Für den Theoretiker ist die Zahl der Narkotica Legion. AUS 
zahlreichen Versuchen und Arbeiten wissen wir, daß keine scharl 
gezogene Grenze zwischen Narkoticum und Lokalanaestheticum 
besteht. Der Unterschied zwischen beiden ist zuerst von Claude 
Bernard präzisiert worden. Die Anaesthetica sollen sich dadureh 
auszeichnen, daß sie auf alle Zellen des Tier- und Pflanzenreiches 
einwirken, und. ihre Wirkung nur eine vorübergehende sei. Die 
Narkotica sollen eine derartige, auf alle Protoplasten sich er- 
streckende Wirkung nicht haben, sondern ihre Wirkungssphäre 
soll sich auf die Gangelienzellen beschränken. Aueh soll ihte 
Wirkung wenigstens im Prinzip eine vorübergehende sein. 

Daß dieser scharfe Unterschied zwischen Narkotieis und 
Anaesthetieis sich nicht aufrechterhalten läßt, hat Verworu ll 
Jahre 1901 gezeigt. Nach äußerst sorgfältig ausgeführten Unter- 
| suchungen kam er zu dem Resultat, daß alle inditferenten Ver- 

bindungen, das heißt Verbindungen, die weder basischer, noch 
saurer, noch salzhaltiger Natur sind, die das Gehirn narkotisieren, 
auch eine narkotisierende Wirkung auf Pflanzenzellen, Flimmer- 
zellen, Muskelfasern usw. auszuüben imstande sind, vorausgesetzt; 
daß die Konzentration eine genügende ist, Bei allen indifterenten 
Narkotieis ist ferner die Wirkung, wenn sie nicht eine zu intensive 
ist, eine vorübergehende. ER h 

Auch die Versuche, die Narkotica und Lokalanaesthetica nat 
ihren chemischen oder physikalischen Eigenschaften zu Dar 
terisieren und zu sondern, haben zu keinem Resultat geführt. 
Gros hat von den Lokalanaesthetieis gezeigt, daß sie wie echte 
Narkotica alle Protoplasmen reversibel zu lähmen vermogel: 

Welche Erklärungsversuche für den Narkosevorgane AR 
nun im Laufe der Zeit gemacht worden? v. Bibra und Harle 
haben schon 1847 die Ansicht ausgesprochen, daß es sich bei der 
Narkose um eine Fettextraktion handelt. Herrmann hat gefunden, 
daß die Narkotica der Fettreihe einerseits gute Lösungsmittel für 
Lecithin darstellen und andererseits die Erythrocyten auflösen. 
Deshalb dachte er für die Veränderung der nervösen Zellfunktione 
dureh die gleichen Gifte an einen ähnlichen Mechanismus M 
wies auf die Möglichkeit hin, daß die gleichen Bestandteile in ©" 
Degetzei: wie in der Blutzelle Angriffspunkt der Wirkung sei 

Önnten, - 


l 


Physiologen eine weitgehende Erweiterung. So können wir heute 
ziemlich scharf trennen den praktisch-chirurgischen 
Begriff der Narkose von dem theoretisch-pharmako- 
logischen Begriff. 

Was erwartet und verlangt der Chirurg von der Narkose? 
òr versteht darunter einen durch Giftwirkung erzeugten Zustand 
der Bewußtlosigkeit, bei dem die Reflexe erloschen sind und die 
Tätigkeit der willkürlichen Muskeln ausgeschaltet ist. Es muß ein 
Zustand sein, der nach Weglassen des Narkoticums wieder ver- 
schwindet, die Narkose muß reversibel sein, es muß eine voll- 
ständige Restitutio ad integrum folgen. Es handelt sich bei der 
Narkose um eine Lähmung des Centralnervensystems, des Gehirns 
und Rückenmarkes mit Ausnahme des lebenswichtigsten Centrums, 
des Atemeentrums. Den Spielraum, der zwischen der Lähmung 
der motorischen und sensibeln Centren auf der einen, des Atem- 
centrums auf der anderen Seite liegt, bezeichnen wir als Narkosen- 
breite. Sie ist bei den verschiedenen Narkotieis verschieden groß. 
Je größer die Narkosenbreite ist, um so weniger gefährlich ist das 
betreffende Narkosemittel, um so größere Mengen sind notwendig 
und um so längere Zeit braucht es, ehe es nach Erreichen des 
für den Chirurgen brauchbaren Narkosezustandes des Gehirns und 
Rückenmarkes zu gefährlichen Lähmungen des Atemcentrums kommt. 

Schon der Umstand, daß die Brauchbarkeit eines Narkoticums 
von der Größe seiner Narkosenbreite abhängig ist, macht diesen 
für den Praktiker aufgestellten Narkosebegriff für den Theoretiker 
und Biologen unbrauchbar. Denn ob es sich physiologisch um 
eine Narkose handelt, hängt nicht von der Narkosenbreite eines 
Mittels, sondern allein von seiner Wirkung auf den Gesamt- 
organismus oder einzelne Teile davon ab, Der Begrift der Narkose 
wird deshalb vom Biologen und 'Theoretiker viel weiter gefaßt, 
Diese sprechen auch von der Narkose der Pflanzen- und Tier. 


—— 


Aber erst im Jahre 1901 hat H. Meyer?) und unabhänzle 


D) H.Meyer 


y er, Zur Theorie der Alkoholnarkose. (Arch. f, exper. 
Path. u. Pharm. 1901, Bd. 46, S. 338.) l 


1) Nach einem Vortrag, gehalten am 24. Februar 1919 im Verein 
für wissenschaftliche Heilkunde, Königsberg i. Pr. 


ai” 


Ganglienzellen unseres Gehirns und dem komplizierten Organsystem | 


siert ist, aber- nicht nur durch chemische Gifte, sondern aueh 


wärmung, Sauerstoffentziehung usw. hervorgerufen werden kann. 


chirurgische Narkose kommen hauptsächlich die Narkotiea der 


| Digitized by Google u i 


-H 
X 
J 


I 


OURA an GB O 
SER N e epit 
PA} h] 5 U A ‘ 
Nur (e Y err Fi N 


I ar i pn 
TNs A 
o A x, ye m 


vw... 07 
DEN 


vA- a E 
wu sa Na 


xY 


u Tr. Te 


-= Narkotica chemisch zu den trägsten Verbindungen gehören. 


16. November. 


von ihm und von anderen Gesichtspunkten ausgehend Overton!) 
auf Grund einer großen Reihe von Untersuchungen eine Theorie 
über die Narkose aufgestellt, die man heute allgemein als die 
Meyer-Overtonsche Theorie bezeichnet. Ich muß kurz 
Der Inhalt dieser Theorie kann kaum besser 
‘ wiedergegeben werden, als durch die Thesen, die Meyer im 


darauf eingehen. 


Eingang seiner Arbeit aufstellt. Sie lauten folgendermaßen: 


1. Alle zunächst indifferenten Stoffe, die für Fett und fett- 
ähnliche Körper löslich sind, müssen auf lebende Proto- 
plasmazellen, sofern sie sich darin verbreiten können, 


narkotisch wirken. 


D 


also an den Nervenzellen. 


8. Die verbältnismäßige Wirkungsstärke solcher Narkotica 
muß abhängig sein. von ihrer mechanischen Affinität- zu 
fettähnlichen Substanzen einerseits, zu den übrigen Körper- 
bestandteilen, das ist hauptsächlich Wasser, andererseits, 

: mithin von dem Teilungskoeffizienten, der ihre Verteilung 
in einem Gemisch von Wasser und fettäbnlichen Sub- 


stanzen bestimmt. 


Diese drei von Meyer aufgestellten Thesen sind durch 
Es 

ergab sich in der Tat, daß, sobald eine organische Substanz in 
Fett löslich ist, sie eine narkotische Wirkung auf Kalt- oder Warm- 
blüter ausübt. Sehr interessant war z. B. die Beobachtung, daß unter 
den Amiden, welche untersucht wurden, nur das Formamid nicht 
narkotisch wirksam war und gerade dieses in Fett nicht löslich ist. 
‘ Eine Stütze erfährt dieser Satz durch Untersuchungen von 
Fühner?) mit der homologen Methylalkoholreihe. Er konnte 
zeigen, daß vom Äthylalkohol an aufwärts jeder nächst höhere 
Diese 

'Gesetzmäßigkeit gilt auch für die Beeinflussung der Oberflächen- 
- spannung des Wassers durch dieselben Alkohole, deren Capillar- 
aktivität zunimmt im Verhältnis 1:3:3? usw. Bei höheren Tieren 
mit zunehmendem Lipoidgehalt des Centralnervensystems steigt die 


eine große Reihe von Tierversuchen. nachgeprüft worden. 


Alkohol dreimal wirksamer ist als der vorhergehende. 


Reihe an wie 1:4:4? usw. 


Auch für den dritten aufgestellten Satz, nämlich, daß die 
Wirksamkeit eines Narkoticums abhängig sei von seinem Teilungs- 
 koeffizienten zwischen Lipoid- und Wasserlöslichkeit, wurden zahl- 
| So findet sich z. B. die interessante 
Tatsache, daß, wenn sich der Teilungskoeffizient bei Temperatur- 
. wechsel ändert, auch die Wirksamkeit des Narkotiecums im gleichen 


reiche Beweise gefunden. 


Sinne eine Änderung erfährt. 


Meyer sieht in der durch die Narkose herbeigeführten 


physikalischen Zustandsänderung der Zellipoide, die hauptsächlich 


aus Cholesterin und Lecithin bestehen, zugleich das Wesen der 


Narkose. Wie Meyer ist auch Overton der Überzeugung, daß 


die Wirkungsweise der Narkose auf keinen Fall auf Grund einer 


chemischen Reaktion erklärt werden kann, da viele der stärksten 
Die 
Aufstellung des Begriffes des Teilungskoeffizienten hat ungemein 
befruchtend gewirkt, Ob aber die oben angeführten Thesen von 
Meyer eine Erklärung des Narkosevorganges geben, scheint doch 
sehr zweifelhaft. Es sind interessante Tatsachen, die eine wichtige 
Bedingung‘ für-das Zustandekommen einer Narkose vorstellen. Sie 
zeigen uns den Faktor, der notwendig realisiert werden muß, 
wenn das. Narkoticum an den Ort seiner Wirksamkeit gelangen 
soll, aber die Theorie sagt uns noch nichts über den Mechanismus 
der narkotisierenden Wirkung selbst. Und nicht einmal die Lipoid- 
löslichkeit scheint für ein Mittel notwendig, um als Narkoticum 
zu wirken. Sie kennen alle das Magnesiumsulfat. Es ist wohl 
sicher ein Narkoticum, wie uns hauptsächlich amerikanische Phy- 
siologen gezeigt haben, und doch löst es sich in Lipoiden so gut 
wie gar nicht. 
F Einen weiteren Baustein zur Erklärung des Narkosevorganges 
fügt Reicher hinzu. Seine Untersuchungen führten zu dem 
bemerkenswerten Resultat, daß die Zahl der Ultrateilchen im Blute, 
die wahrscheinlich aus Lipoiden bestehen, während der Narkose 
sich im Gesichtsfelde des Mikroskops auf 90 bis 100 vermehrte, 


während sie normalerweise nur 1 bis 3 beträgt. Ferner wurde 


1) Overton, Studien über die Narkose. Jena 1901, G. Fischer. 


°) Fühner, Der Wirkungsgrad der einwertigen Alkohole. Ein 
vergleichend-pharmakol. Beitrag zur Theorie. der Narkose. (Zschr. f. 


Biol. 1912, Bd. 57.) 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


Die Wirkung wird an denjenigen Zellen am ersten und 
am stärksten hervortreten müssen, in deren chemischem 
Bau jene fettähnlichen Stoffe vorwalten und wohl besonders 
wesentliche Träger der Zellfunktion sind: in erster Linie: 


1177 


eine gesteigerte Ausscheidung von Aceton, besonders in der Atem- . 
luft, und eine Erhöhung des Eiweißumsatzes und der Ammoniak- 
ausscheidung bei protrahierten Narkosen nachgewiesen. Unabhängig’ 
vom Eiweißzerfall ergab sich eine allgemeine Säuerung des Orga- - 
| nismus, die zur Anhäufung von Acetessigsäure und -Oxybutter- 


säure im Urin führte. Dadurch würde verständlich, weshalb 
Diabetiker die Narkose so schlecht vertragen. | Er 

Kurze Erwähnung finden .muß ein Erklärungsversuch 
Mansfelds!). Es besteht ein. hoher Teilungskoeffizient des 
Sauerstoffs . zwischen Wasser und Fett zugunsten des Fettes. 
Mansfeld sieht deshalb die physiologische Bedeutung der Lipoide 


darin, daß. sie das Eindringen des Sauerstoffes aus der Gewebs- 


flüssigkeit in das Innere der Zelle ermöglichen oder doch wesent- 
lich erleichtern. Narkotica sollen. nun dieses Eindringen des 


'Sauerstoffs verhindern, die Narkose also in einer mangelhaften 


Sauerstoffversorgung der Nervenzellen ihre Erklärung finden. 

Von einer ganz anderen Seite kam Bürker?) zu ähnlichen 
Resultaten: Durch elektrolytische Versuche hat er nachgewiesen,, 
daß die Narkotica nichts weniger als chemisch-indifferente Stoffe 
darstellen. Er hat gefunden, daß, je stärker ein Narkoticum wirkt, 


es um so intensiver den Sauerstoff bei der Elektrolyse zu seiner - 


Oxydation beansprucht. Er kommt mit der Verwo'rnschen 
Schule zu dem Resultat, daß es sich bei der Narkose um eine 


temporäre Erstickung des Nervensystems handelt. Wir wissen ja 
"auch vom Diabetes, daß er auf einer Störung der normalen Oxy- , 


dationsprozesse beruht. _ | 
Von ganz. anderen Gesichtspunkten aus. sucht Traube‘) 


dem Narkoseproblem näher zu kommen. In zahlreichen Abhand- 


. lungen proklamiert er den Satz, daß die osmotischen Vorgänge im 


allgemeinen und die vielen osmotischen Vorgänge im Organismus 


im speziellen capillarchemische Vorgänge seien. 


Traube fand, daß die Geschwindigkeit, mit der ein Stoff 


in die Zellen hinein diosmiert, um so größer ist, je mehr der Stoff 


die Oberflächenspannung von Wasser gegen Luft verkleinert. 
Jede Grenzfläche ist der Sitz einer Kraft, der Grenzflächen- 
spannung oder Oberflächenspannung. Ist z. B. eine Flüssigkeit ge- 


‚geben, die gegen Luft angrenzt, so werden auf die im Innern der 


Flüssigkeit befindlichen Teilchen von allen umliegenden Teilchen 
starke Anziehungskräfte ausgeübt. Auf die in der Oberfläche ge- 
legenen Teilchen wirken aber nur ‚die benachbarten Teilchen der 


Oberfläche, sowie die einwärts in der Flüssigkeit gelagerten Teil- 


chen: So resultiert eine Spannung der Oberfläche etwa vergleichbar 
der Spannung in einem aufgeblasenen Gummibeutel. Genau so 
verhält es sich aber, wenn es sich nicht mehr bloß um die Ober- 
flächenspannung zwischen Flüssigkeit und Luft, sondern auch um 
die Spannung zwischen zwei Flüssigkeiten handelt. 

Den Zusammenhang zwischen Oberflächenspannung und Ge 
schwindigkeit der Osmose erklärt nun Traube folgendermaßen: 
Nach einem Theorem von Gibbs und Thomson sammeln sich 
die Stoffe in der Oberfläche ibrer Lösung um so reichlicher an, je 
mehr sie die Oberflächenspannung herabsetzen, Je niedriger also 
die Oberflächenspannung der wäßrigen Lösung, um so größer ist 


das Bestreben des gelösten Stoffes, oder um so geringer — nach’ 


Traubes Ausdruck — der „Haftdruck“ in. der Lösung. Nach 
Traube muß deshalb, wenn eine Membran zwei Lösungen von- 
einander trennt, die Osmose in Richtung des größeren Haftdruckes 
erfolgen. Auf diese Weise gelangen die Narkotica als Stoffe von 
sehr geringem Haftdruck durch die Zellmembranen in die Zelle an 
den Ort ihrer Wirksamkeit. Eine Beihilfe der Lipoide, deren Be- 
teilligung von Traube jedoch nicht in Abrede gestellt wird, hat 
nach seiner Ansicht nur sekundäre Bedeutung. Nun 

Die Narkotica setzen also die Oberflächenspannung der wäß- 
rigen Zellflüssigkeiten und damit auch den Binnendruck in der 
Zelle erheblich herab. Flüssigkeiten, deren Binnendruck aber ver- 
mindert ist (in unserem Fall also die Zellflüssigkeit), verlieren mehr 
oder weniger ihre Reaktionsfähigkeit, da in ihnen z. B. die Lösungs- 


bedingungen für Kolloide und Salze erschwert sind, sodaß sich. 


die Kolloidteilchen zu immer größeren Komplexen zusammenballen 
und schließlich ausfallen, wobei sie reaktionsunfähig werden und 
keine fermentativen Wirkungen wie z. B. bei der Sauerstoffüber- 
tragung mehr entfalten können. Ferner üben die Stoffe mit ge- 
ringem Haftdruck an Wasser einen hemmenden und verlangsamenden 


1) Mansfeld, Über das Wesen synergetischer Arzneiwirkungen. | 


(Arch: f. d. ges. Physiol. 1915, Bd. 161.) 
2) Bürker, Eine neue Theorie der Narkose. (M.m. W. 1910, Nr. 27.) 


®, Traube, Theorie der Narkose (Arch. f. d. ges. Physiol. 1918. 
Bd. 158) und viele andere Abhandlungen. | = 


- 


u u an nn a 


y 
5 
i A 
f (] + 
4 $ N 
J Å 
i ` f 
Li 
f } 
t ) 
f , ® i 
k . à 
i g 
i : 
{ 
WE f j 
\ 
o Iy 
ei Í 
i | 
i i £ 
Hii \ p 
u 
' \ j 
4 2 E 
x aS 
4 \ y 
2 \ i | 
rt « 
" S pE 
E | S 
4 P yE i 
« i ki 
p- _ 
K] > I 4 H 
aM H 
5 ' i 
id ' s Y í 
Aii | 
j " Au ch} 
i TE i 
i E i 
i i} 
Y 3 i 
u E Y f, 
t i l y 4 
t E 
T i 
i 
yY Tan 
> $ TEY 
n i 
Di, M) I 
ib} i 
TA R 
4 ` ` 
T: ` . 1 “i 
E5 1} 3 
y HS>, L 
4 5 | f 
} ` Li 14 i 
M t l 
ih F 
si 
- 1 
2.) I BEN il 
m ] i {I 
ur \ 151 
v q i 2 
i Ei f \ 
£ t $ 
Wio EETA wi 
i} b HH - PEY 
<P F: 
i , H 
eF: Hs 
=. T 5 
rg N Í 
m `; ION 
Da Mg- mE l 
E a I r 
7 è - ur s i t 
la - re + j) 
S : -i jS 
s d 1ER 
b E ‘AR 
N 171 \ 
ul DEE 
. P; 
6 2u7 0 
g 4 > i 
3 4 
u j i 4 PR 
1 u 
$ $ 4 
$ = 
i } 
+ D uw,» 
t i 
1 
| 


` Diese Fragen lassen sich doch ohne Zweifel verständlicher erklären 


1178 


—___ a a a oaos, — 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


Einfluß auf die elektrischen Vorgänge an den Grenzflächen aus. | 
Sie schaffen hier einen sogenannten „toten Raum“, der den Still- 
stand gewisser chemischer Reaktionen verursacht. Diese Vorgänge 
veranlaßten Traube zu dem Schluß, daß die Narkotica in dem- 
selben Maße und in derselben Reihenfolge, wie sie die Oberflächen- 
spannung und den Binnendruck des Wassers herabsetzen, hemmend 
auf die fermentativen und vor allem oxydativen Prozesse einwirken, 
sodaß dies schließlich die Ursache desjenigen Zustandes sein soll, 
der als Narkose bezeichnet wird. 

Bei genauer Betrachtung der Haftdrucktheorie Traubes 
muß man jedoch sagen, daß sie in physiologischer Richtung keinen 
Fortschritt bedeutet. Traube übersetzt die Lipoidtheorie 
Meyer-Overtons nur in eine andere Sprache, indem er vom 
Verhältnis der Haftdrucke spricht, wo es bisher Lipoidlöslichkeit ist. 

Auch läßt die Theorie uns noch viele ungelöste Fragen offen. 
Weshalb wird denn durch die narkotischen Substanzen zuerst das 
Centralnervensystem narkotisiert? Wie erklärt man mit dieser 
Theorie die elektive Verteilung der Narkotica für das Nervensystem? 


mit dem Teilungskoeffizienten, mit den engen Beziehungen der Li- 
poide zu den Narkoticis. 

Ein ganz neues Moment brachte Verworn') und seine 
Schule in der Frage des Narkoseproblems. Ich habe schon oben 
erwähnt, daß Narkose nicht allein durch chemische Stoffe, sondern 
auch durch Abkühlung, Erwärmung, Sauerstoffentziehung hervor; 
gerufen werden kann. Unter den zahlreichen Aufbau- und Zerfalls- 
prozessen in unserem Körper ist nun ein Glied ganz: besonders 
empfindlich für alle äußeren Angriffe, das ist der Sauerstoffwechsel. 
Hier liegt der Locus minoris resistentiae der lebendigen Substanz 
aller aeroben Organismen. So kam Verworn auf die Vermutung, 
ob es sich bei der Narkose wohl um eine Schädigung oder völlige 
Aufhebung der Oxydationsprozesse handle Er kam nach zahl- 
reichen Versuchen zu dem Resultat, daß die lebendige Substanz, 
selbst wenn ihr Sauerstoffbedürfnis durch Ermüdung oder Er- 
stiekung auf den höchsten Grad gesteigert ist, sie in der Narkose 
keinen Sauerstoff verwerten kann, auch wenn er ihr in reich- 
lichstem Maße zur Verfügung gestellt wird. Es besteht in der 
Narkose auch bei genügender Anwesenheit von Sauerstoff der Zer- 
fall in anoxydativer Form fort und es tritt allmählich Erstickung 
ein. Die Narkotica sollen dabei die Sauerstoflübertragung vom 
Medium und den Reservedepots zu den Oxydationsmaterialien ver- 
hindern, sodaß letztere nicht mehr oxydiert werden und der Zerfall 
nur noch in anoxydativer Form weitergeht. Und in der Tat hat 
die. durch unsere chemischen Mittel erzeugte Narkose in vielen 
Punkten große Ähnlichkeit mit der Erstickung. 

Aber mehrere Umstände sprechen gegen die Erstickungs- 
theorie Verworns. Könnte nicht die Veränderung der Oxydation 
auch eine sekundäre Erscheinung sein, die erst aus der Narkose 
hervorgeht? Es gibt noch einen stärkeren Grund, der dagegen 
spricht, daß Hemmungen der Oxydation ein allgemeines Kennzeichen 
der Narkose ist. Warburg?) fand, daß, wenn bei Seeigeleiern 
durch die Befruchtung neben der Kern- und Zellteilung ‚auch der 
Sauerstoffverbrauch mächtig angeregt wird, man die Kern- und 
Zellteilung durch kleine Mengen Narkoticum sistieren kann, ohne 
daß der Sauerstofiverbrauch sinkt. Die augenfälligste Funktions- 
äußerung des befruchteten Eies, die Kern- und Zellteilung, kann 
also durch die Narkose unterdrückt werden, ohne daß die Narkose 
von Verminderung der Oxydation begleitet ist. 


Noch eine weitere Überlegung macht es unwahrscheinlich, 


daß es sich bei der Narkose um einen reinen Erstickungsvorgang 


Refieratenteii. 
Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin. 


Sammnielreferaie. 


Strahlentherapie. 
Von Stabsarzt Dr. Strauß, Berlin. 


(Schluß at 45 
= Über einen Fall von Überempfindlichkeit ae 
Höhensonne berichtet Röseler (85), wobei darauf 
ob Hämatoporphyrin- beziehungsweise Hämato 

scheidung vorhanden war, was jedoch ein negati 


1) Verworn, Narkose. 
2) Warburg-Wi 


Jena, G. Fischer 1912. 
homologer Reihen auf L 


esel, Über die Wirkung v 


z Winte io E 
Er on Substanze erstein, Beiträ 
Bd. 144.) ebensvorgänge. (Arch. t. d. ges. Physiol. 1912, 


gegen künstliche | dieser Erkr 
Set wurde, 

porphyrinogenaus- | der für die prinsin; | 

ves Ergebnis hatte, i SANGO Ve 


handelt. Ich kann mir z. B. nicht vorstellen, daß bei unseren oft 
sehr langen, mehrere Stunden dauernden Narkosen keine Oxy- 
dationen oder nur anoxydative Vorgänge im Centralnervensystem, 

das gegen jedes Absperren von Sauerstoff so außerordentlich emp- 
findlich ist, sich abspielen sollen. Selbst kurz dauernde Kohlen- 

oxydvergiftungen — es handelt sich dabei um einen reinen 

Erstickungsvorgang — hinterlassen oft bleibende, irreversible Ver- 

änderungen degenerativer Art in unserm Centralnervensystem, Die 

Versuche, auf Grund derer Verworn und seine Schüler zu ihren 

Resultaten gekommen sind, wurden größtenteils an peripheren 

Nerven, nicht am Centralnervensystem vorgenommen, Diese beiden 

lassen sich aber nicht ohne weiteres miteinander vergleichen. 

Gros liefert den experimentellen Beweis dafür. Nach ihm ist 

z. B. die Grenzkonzentration für die Narkose motorischer und 

sensibler Nerven : etwa sechsmal so groß wie für die Narkose des 

Centralnervensystems. | 

In neuester Zeit hat vor allem Winterstein!) gegen die 
Erstickungstheorie Front gemacht. Er kommt zu folgenden Re- 
sultaten: In der Zelle finden sowohl in der ersten Zeit, nach 
Sauerstoffabsperrung als auch bei Sauerstoftzufuhr mit Säurebildung 
verbundene Prozesse statt. Da die Ansammlungen von Saure bei 
Sauerstoffentziehung in gleicher Weise auch ohne Narkose statt- 
findet,‘ so folgt daraus, daß die zur Erstickung führenden Stof- 
wechselvorgänge durch die Narkose anscheinend nicht nennenswert 
beeinflußt werden. Da aber die Narkose die Säurebildung bei 
Erstickungen nicht verhindert, so führt die Tatsache, daß bei 
Sauerstoffzufuhr in Narkose keine Anhäufung von Säure stattiand, 
zu dem zwingenden Schluß, daß die Narkose weder auf einer Be- 
hinderung der Oxydationsprozesse beruhen, noch auch bei längerem 
Bestand zu einer Erstickung führen kann. 

Anlehnung an die Meyer-Overtonsche Schule findet 
die Permeabilitätstheorie von Höber?) Er nimmt an, dab der 
Krregungszustand mit der Auflockerung der Protoplasmakolloide, 
die er sich aus Lipoiden und Eiweißkörpern bestehend denkt, 
verknüpft ist. Die Narkotica sollen diese zur Erregung nötige 
Autlockerung: der Kolloide, insbesondere in der oberflächlichen 
Protoplasmaschicht der Zellen hemmen, sodaß die Brregbarkeit 
infolgedessen herabgesetzt ist. | £ 

Mit Höber kommt auch Winterstein nach semen 
neuesten Ergebnissen zu dem Schluß, daß die Adsorption der 
Narkotiea in die Zellkolloide eine reversible Verminderung der 
Durchgängigkeit der Zellgrenzflächen für Wasser und wasserJösliche 
Bestandteile bewirke, wodurch eine Herabsetzung beziehungsweise 
Aufhebung der an die normalen Permeabilitätsverhältnisse gt 
knüpften Erregbarkeit bedingt wird (reversible Narkose); in höheren 
Konzentrationen tritt als sekundäre Folge die irreversible Permea- 
bilitätssteigerung ein, die wahrscheinlich aut der Verminderung, 
des Dispersitätsgrades der Zellkolloide beruht (irreversible toxische 
Übernarkotisierung). e Are 
| M. H.! Wie Sie sehen, ist man bei der Schwierigkeit des 
Stoffes zu einer restlos befriedigenden Erklärung und Überein- 
stimmung der Anschauungen noch nicht gekommen. Doch ist 
nicht zu verkennen, daß auf diesem Gebiet, das von den wer 
schiedensten Seiten bearbeitet worden ist, schon recht erfreuliche 
Erfolge zu verzeichnen sind. Solange wir aber der Natur die 
intimsten Vorgänge, die sich in der gesunden Zelle und Ihrem 
Protoplasma abspielen, nicht vollständig abgelauscht haben, wird 
es uns auch nicht gelingen, die pathologischen Vorgänge bel der 


Narkosevergiftung der Zelle und des Organismus vollständig zu 
erklären. 


geen die Verwendung der künstlichen Höhensonne bei Amputations: 
ED Lan sen) bei Narbengeschwüren und Fistelträgern wendet 
sich Zimmermann (86). Dörbeck (87) spricht in seiner 
ausgezeichneten Betrachtung der Influenzaepidemie 1918 von emer 
geradezu kupierenden Wirkung der ultravioletten Strahlen bel 
oeoa rankung. Für die Höherwertigkeit des Sonnenlicht 
genuber allen anderen Lichtquellen tritt Bernhard (86) em 


j i i ie ins Hoch- 
= irge sich verwendet. regung fderiiticni noan u 


— 


Zschr. rani Bd. 75, H. 1/2) ge zur Kenntnis der Narkose. (Biochem. 
~ s. b k] > ` 5 l 
Leipzig i9. a uk der Zellen und Gewebe. ®. Aufl 


Digitized by Google 


p 
Pur 2 


16. November. | 


-em a nn a a a 
e. p 


— 


m 


i Allgemeine Übereinstimmung herrscht heute darüber, daß 

‘man bei der Verwendung radioaktiver Körper die Dosierung nicht 
mehr nach Milligrammstunden berechnen könne. Sommer (54) 
sagt, „die Angaben bei therapeutischen Bestrahlungen nach Milli- 


grammstunden sind irreführend und deshalb zu vermeiden“. Zu 


demselben Schlusse kommt Adler (55), der ausführt, daß die 
früher allgemein geübte und auch jetzt noch verwandte Art der 
Dosierung in Milligrammstunden gänzlich unverwendbar und da- 
‚her abzulehnen sei. Gudzent (7) bemängelt den Begriff der 
Milligrammstunde als in keiner Weise hinreichend definiert. „Wenn 
das Bunsen-Roscoesche Gesetz besagt, daß chemische Arbeit gleich 
dem Produkt aus Intensität der Zeit ist, so gilt das nur für die 
leblose Materie“ und es muß deshalb nach Gudzent die Milli- 
Sehr heftig Stellung gegen 


grammstunde fallengelassen werden. | 
die ganze Berechnung nach Milligrammstunden nimmt Waeber (56). 


Dieser Autor macht in seiner äußerst lesenswerten Arbeit eine 
Reihe von Angaben, die zwar noch der Bestätigung bedürfen, teil- 


weise auch schon Widerspruch gefunden haben, die aber trotzdem 
Waeber kommt 


von weitgehendem allgemeinen Interesse sind. 
auf Grund einer längeren Reihe von Versuchen zu dem Schlusse, 


daß das allseitig anerkannte Gesetz der Abnahme der Intensität 
der Strahlenwirkung entsprechend dem Quadrat der Entfernung 


nicht durchweg aufrechtzuerhalten sei. Beträgt der Abstand 


des Radiumpräparats von der Haut 1 cm oder weniger, so nimmt 
die Intensität nicht im quadratischen, sondern im direkten Ver- 
hältnis zur Entfernung ab. Erst bei größeren Entfernungen hat 
das Gesetz der Abnahmeverminderung proportional dem Quadrat 
der Entfernung seine Berechtigung, und Waeber stellt von 3 em 


Abstand ab dieses Gesetz in seine Berechnung ein. — Wie fehler- 
haft überhaupt viele Berechnungen oftmals sein mögen, ergibt 
Friedrich 


sich aus einer Mitteilung von Friedrich (57). 


hat nachgewiesen, daß die rechnerisch gewonnenen Ergebnisse der 


Dosimetrie falsch sind, wenn die Streustrahlung des durchstrahlten 
Gewebes, die eine erhebliche Zusatzdosis bedingt, nicht mit- 
berücksichtigt wird. Die errechneten Dosen können von den tat- 
sächlich verabreichten Dosen sich um mehrere hundert Prozent unter- 
scheiden. Und selbst hier ist wieder zu bemerken, daß möglicher- 
weise diese Unterschiede noch drastischer werden können, wenn 


man sich einmal entschließen wird, bei den theoretischen Unter- 


suchungen hierüber davon Abstand zu nehmen, die Absorption im 


lebenden Gewebe der des Wassers gleichzusetzen, was Gudzent auch 


in seinem schon mehrfach zitierten Buche S. 176 hervorgehoben hat. 

Über Hautschädigung durch Bestrahlung mit radioaktiven 
Substanzen äußert sich der vorhin erwähnte Waeber in dem 
Sinne, daß man mit den allgemein angenommenen drei Graden 


von Hautschädigung, Erythem, Blasenbildung und Nekrose, nicht 


auskomme und daß man dazu als Vorstadium degenerativer Vor- 


gänge noch die Pigmentation rechnen müsse. Es sind also vier 


Formen von Hautreaktion zu unterscheiden, nicht drei. Kommt 
es zu einer dieser vier Schädigungsformen, so tritt nie wieder 
eine völlige Restitutio ad integrum ein. Die Pigmentation ist 
dauernd, eine gebräunte Stelle verträgt nie mehr die volle Ery- 
themdosis. An Stelle des Erythems kommt es zu langwierigen 
Nekrosen der tieferen Zellschichten. Es ist weniger. die herab- 
gesetzte Widerstandsfähigkeit der Epithelzellen an sich, die dazu 
führt, sondern der Grund liegt darin, daß die Gefäße nicht mehr 
die normale Capillarwandung besitzen. Jede mit Radiüm be- 
strahlte Stelle behält ihre Schädigung dauernd, die Restaurierung, 


die nach der Bestrahlung eintritt, ist nur eine scheinbare. Es ist 


daher nach Waebers Ansicht total falsch, nach der Bestrahlung 
eine sogenannte Rubepause einzulegen und nachher den Kranken 
weiterzubestrahlen. Waeber ist damit ein Gegner jeder fraktio- 
nierten Bestrahlung, die er geradezu als Kunstfehler verwirft. 

‚ Waeber hat nun eine große Sorgfalt darauf verwendet, 
gewisse einzelne Reizgrößen kennen zu lernen, die uns bisher 
noch unbekannt sind. Er hält es für eine besondere Notwendig- 
keit, diejenige Reizgröße festzustellen, die eine 24stündige Latenz- 
zeit besitzt. Diese beträgt !/, Erythemdosis. Waeber kommt 
zu diesem Ergebnis durch folgendes Experiment: er hat fest- 
gestellt, daß ein bestimmtes, von ihm verwandtes Radium- 
Präparat (ich nehme an, daß es sich um ein Präparat von 
31 mg Ra-El handelt) bei 1-mm-Messingfilter mit Gummischutz in 
drei Stunden ein Erythem verursacht. Wurde dasselbe nur zwei 
Stunden aufgelegt (also 2/4 Erythemdosis), so trat nur eine Haut- 
pigmentation ein, Bei 1!/,stündiger Verwendung verursachte es 
überhaupt keine sichtbare Reaktion. Verabreichte man jedoch zu- 
erst eine 1!/,stündige Bestrahlung — also !/, Erythemdosis — und 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


x = 1179 


ee e a a Sr enn 
en e na nn a nn nn nn nn ns 


gab nach einigen Tagen dazu die Pigmentierungsdosis (= ?/, Ery- 
themdosis), so kam es zu einer Erythembildung. Die Erythem- 
bildung trat indessen nicht ein, wenn: das Intervall zwischen 
1/ und ?/, Erythemdosis mehr als zehn Tage betrug. Es beträgt 
demnach die Latentzeit für die halbe Erythemdosis zehn Tage. Gab 
man nun 1/, Erythemdosis, und 24 Stunden nachher die Pigment- 
dosis (also ?/, Erytheindosis), so trat nicht eine einfache Pigmen- 
tierung auf, sondern es kam zu einer Verstärkung der Wirkung, 
indem die Bräunung in das Erythem überging. Diese Verstärkung 
der Wirkung trat nicht ein, wenn der zwischen !/, Erythemdosis 
und Pigmentdosis liegende Zeitraum 24 Stunden überschritt. 
Waeber nimmt daher an, daß die Latenzzeit für 1/, Erythem- 
dosis 24 Stunden beträgt. E. De 

Es hat die Feststellung der Latenzzeit dieser Dosis deshalb 
ein besonderes Interesse, weil gerade diese Strahlenmenge eine 
besondere Bedeutung für die Tiefentherapie besitzt, Waeber 


hat festgestellt, daß man der Cervixschleimhaut neun Erythem- 


dosen verabreichen muß, um in 1 cm Abstand Erythem- 


dosis, in 2 cm 0,25 und in 3 cm !/, Erythemdosis zu erzielen. 


Will man nun in einer Tiefe von 3 cm bei einer Krebserkran- 
kung die volle Careinomdosis verabreichen, die bekanntlich 
ungefähr gleich der Hautdosis ist, so muß man die neunfache 
Menge wirken lassen, um in der Tiefe von 3 cm die wirk- 
same Dosis erreicht zu haben. Waeber fordert daher, daß 
man beim Cervixcarcinom ein Präparat von 3i mg Ra-El mit I-mm- 
Messingfilter und metallfreiem Gummischutz in den Cervixkanal 
einführt, es 24 Stunden liegenläßt, dann eine 24stündige Pause 
macht und sechs- bis achtmal diese Prozedur wiederholt. Das 
gibt im gesamten eine Oberflächendosis von 50 bis 60 Erythem- 
dosen, die man indessen gefahrlos verabreichen kann, wo das 
dicke Filter der Cervix- und Corpusmuskulatur besteht. (Die 
Scheidenschleimhaut, der dieses dicke Filter fehlt, verträgt eine 
solche Strahlenmasse nicht und kann nach Waebers Angabe 
nicht mehr als drei bis vier Erythemdosen gefahrlos erhalten, 
eine Mitteilung, die Waeber an anderer Stelle wieder ein- 
schränkt) Wie man aus dieser Zusammenfassung schon allein 


ersehen kann, ist die Waebersche Berechnung nicht durchweg‘ 


eine völlig klare. Wenn er die bekannte Auffassung von der 
Careinomdosis als Ausgangspunkt annimmt und diese Dosis in 


einer Tiefe von 8 em erreichen will, so gelingt das an Hand der _ 


von ihm aufgestellten Berechnüng nicht ganz. Ferner ist es nicht 
recht verständlich, daß ein Präparat, welches in drei Stunden eine 
Erythemdosis verursacht, in 24 Stunden neun Erythemdosen be- 


wirken soll. Man sollte glauben, daß doch nur acht Erythem- 


dosen in 24 Stunden damit erzielt werden könnten. Ob hier ein 
Darstellungsfehler Waebers vorliegt oder ob seine Berechnung 
fehlerhaft ist, kann ich nicht entscheiden. Ich sehe nur, daß auch von 
anderer Seite [z. B. von K eh rer (58)] eine ähnliche Kritik an den 
Ausführungen von Wa eb er geübt wird, wie ich sie hier ausspreche. 
| Unsere augenblickliche Ernährungsfrage hat es mit sich 
gebracht, daß wir uns heute mit einer Reihe von Krankheits- 
erscheinungen zu befassen haben, die man als Zeichen schwerster 
Unterernährung zu deuten -hat. Ich habe im Frühjahr 1915 in 
Polen zum erstenmal jene schweren Krankheitsbilder gesehen und 
sie an dieser Stelle beschrieben (59). Ich benannte diese Krank- 
heit, über welche in jener Zeit keinerlei Literatur vorhanden war, 
Hungerkrankheit. Spätere Autoren wählten dann für dasselbe 


Leiden die Bezeichnung Ödemkrankheit, ein Name, der sich heute 
Ich babe nun bei diesen an Ödem- 


allgemein eingebürgert hat. 
krankheit leidenden Menschen auch den Versuch einer Helio- 


therapie gemacht, wozu ich besonders 1917 sehr viel Gelegenheit 


hatte. Da ich festzustellen in der Lage war, daß bei der öst- 
lichen Bevölkerung eine Zunahme der großen möononucleären Zell- 
formen feststellbar war — eine Beobachtung, die sich auch bei der 
Nachprüfung von anderer Seite bestätigt fand —, so glaubte ich zu- 
nächst, daß eine Beobachtung des Blutbildes uns eine Möglichkeit 
gebe, eine etwaige Wirksamkeit der Strahlentherapie hier objektiv 
darzulegen. Ich mußte nach vielen Untersuchungen diesen Ver- 
such als ganz unbrauchbar wieder aufgeben, wie ich überhaupt 
zu dem Ergebnis gelangte, daß die Sonnenbehandlung bei der 
Ödemkrankheit nichts leistet, wenigstens nichts, soweit die östliche 
Bevölkerung in Frage kam. Unleugbar beschränkte sich aber diese 
geringe Beeinflußbarkeit durch Bestrahlung nicht allein auf die 
Inanitionszustände allein, sondern ich sah zu meinem Erstaunen, 


daß die gesamte Östliche Bevölkerung auf Heliotherapie nicht 


gut reagierte. Ich leitete damals zwei Krankenhäuser, In dem einen 
waren unsere Soldaten, in dem anderen polnische Zivilisten unter- 


Y A Ar , 2 
= À y % n 
E a 2 
FG ee $ a Ye 3 
ne ER p - 
<= Adea a PTT Aa un 


{ er IP TE P- 
ee 
‚= 


a <o 


nn pe 
-r Ea 4 
s- rea ara nn 


. ; aak TR ý iat 
PEON 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 16. November. 
gebracht. 


Während ich bei unseren Soldaten mit den Erfolgen 
der Heliotherapie besonders in den Monaten Mai und Juni sebr 
zufrieden war, war das Ergebnis bei der polnischen Zivilbevölkerung 
ein ganz unvergleichlich geringeres. Ich (59a) habe damals meine 
Beobachtungen — ich glaube gleichfalls als erster — auch in 
einer besonderen Arbeit zusammengefaßt und ich sehe jetzt, daß 
ähnliche Erfahrungen auch von anderer Seite mitgeteilt werden. 
So sagt Heinemann (60), daß er in der Türkei eine erschreckende 
Verbreitung der chirurgischen Tuberkulose gefunden, wobei ihm 
aufgefallen ist, daß die Araber besonders häufig und schwer an 
Tuberkulose erkrankt sind. Die chirurgische Tuberkulose spricht 
dort aller Behandlung Hohn, „auch das Heilmittel, welches wir in 
Europa als mächtigstes anzusehen gelehrt werden, die Sonne, hat 
nicht den helfenden Einfluß, den man unwillkürlich erhofft, wenn 
man ihre strahlende Kraft einen kleinasiatischen Sommer über 
kennen gelernt hat“. Man muß annehmen, daß hier Zustände 
chronischer Unterernährung ätiologisch in Betracht kommen. Wir 
haben ja auch bei uns leider genügsam die Beobachtung gemacht, 
daß parallel mit der Zunahme der Ernährungsschwierigkeiten ein 
Anstieg der Tuberkulose eintrat und daß besonders der Kohl- 
rübenwinter 1916/17 in dieser Hinsicht eine verhängnisvolle 
Wirkung ausgeübt hat. Wo schlechte Ernährung, da Zunahme 
der Tuberkulose. Auch halte ich es für zweifellos, daß der Erfolg 
einer jeden Therapie bei tuberkulösen Prozessen in letzter Linie 
von der Ernährung abhängig ist, Das außerordentlich glänzende 
Ergebnis, das unsere Tuberkulosebekämpfung bis zum Kriegsbeginn 
aufzuweisen hatte und das sich am besten in den Zahlen kund- 
gibt, daß wir noch 1886 eine 'Tuberkulosesterblichkeit von 31,14 
auf 10000 lebende Einwohner hatten und 1913 diese Ziffer auf 
13,59 herabzudrücken vermochten, ist sicher auch dem zunehmenden 
Wohlstand in Deutschland und den verbesserten Lebensbedingungen 
zuzuschreiben. Besonders in die Augen fallend ist dies aber bei 
der Knochentuberkulose. Bei ihr hat sonst die Heliotherapie Wunder 
gewirkt, beim total in der Ernährung herabgekommenen Individuum 
ist ihre Wirksamkeit eine unendlich verminderte. Daß gerade die 
Knochentuberkulose eine solche Verbreitung bei unterernährten 
Menschen zeigt, wie sie Heinemann schildert und ich sie fest- 
stellen konnte, wird uns heute nicht mehr wundern, nachdem wir 
bei uns infolge der Unterernährung auch solch außerordentlich 
schwere Veränderungen am Skelett wahrgenommen haben. Wir 
entnehmen aus den ausgezeichneten Arbeiten von Fromme (61), 
Bittorf (62), Hochstetter (63), Simon (64), Eisler (65) 
und Alwens (66) sowie einer Darstellung von Dreifuß (67), 
daß sich am Skelett zahlreicher Kranker Hungererscheinungen 
manifestieren, Erscheinungen, deren direkte Beziehungen zur Unter- 
ernährung außer Zweifel sind. Es liegt außerhalb des Rahmens 
meiner Betrachtungen, ob man diese Östeopathien als Rachitis 
beziehungsweise Spätrachitis, als Osteoporosen oder Osteomalacie 
ansehen will. Ich habe hier mir nur die Aufgabe gestellt zu er- 
örtern, was bei diesen Leiden die Strahlentherapie leisten kann. 
Daß bei der Rachitis ein Mangel an ultravioletten Strahlen eine 
Rolle spielt, ist eine Ansicht, die vertreten wird [Ebele (69)]. 
Wir wissen, daß die Rachitis die gelbe und schwarze Rasse im 
allgemeinen verschont, daß aber Abkömmlinge dieser farkigen 
Völker von der Rachitis befallen werden, wenn man sie aus ihrer 
sonnenreichen Heimat in Gegenden verpflanzt, in denen Rachitis 
endemisch ist. Unbekannt sind uns aber noch die Einflüsse, welche 
hier endokrine Organe besitzen. Im Vordergrund der Betrachtung 
steht die Thymus, aber auch Schilddrüse, Nebenschilddrüse, Neben- 
niere, Epithelkörperchen, Hypophyse wurde hier schon eine ätio- 
logische Bedeutung beigemessen, ganz abgesehen von den Ein- 


flüssen der Ernährung, Heredität, Domestikation usw. Sollte tat- 


sächlich eine Dysfunktion der Thymus eine ätiologische Bedeutung 
für die Entstehung der Rachitis besitzen, so wäre bei der außer- 
ordentlichen Radiosensibilität der Thymus eine Röntgenbestrahlung 
zu widerraten, eine Bestrahlung mit künstlicher Höhensonne könnte 
jedoch einen Schaden nicht verursachen. Daß tatsächlich ultra- 
violette Bestrahlung eine ausgezeichnete Wirkung ausüben kann, 
beweisen die Beobachtungen von Huldschinsky (69. Huld- 
schinsky teilt vier Fälle von Rachitis mit, die "nach den bei- 
sgefügten Röntgenbildern völlig kalkarme Knochen mit verwaschenen 


Epiphysen aufweisen, wie sie E. Fränkel und Lorey (70) in 


ihrer ausgezeichneten Monographie beschrieben haben. Diese Fälle 
wurden bestrahlt und zeigten nach zwei Monaten eine an Heilung 
grenzende Wirkung. Die nunmehr hergestellten Röntgenbilder 


weisen eine scharf abgegrenzte Knorpelknochengrenze auf, die 
Knochenkerne sind deutlich geworden. — Im allgemeinen ist es 


aber auffallend, daß man bei der Behandlung der Rachitis der 
Strahlentherapie eine besondere Bedeutung nicht zuspricht, Sie” 
spielt meist nur eine untergeordnete Rolle oder wird gar nicht 
erwähnt. Ich glaube auch nicht, daß man ohne eine gründliche 
Veränderung der ganzen Lebensweise mit der ‚Strahlentherapie 
einen richtigen Erfolg erzielen wird. Es geht auch hier wie bei 
der Tuberkulose, die Ernährung gibt den Ausschlag, So wiesen 
im Frieden 45% aller Säuglinge in Hamburg rachitische Erschei- 
nungen auf, im Kohlrübenwinter 1916/17 stieg diese Zahl auf 70%, 
im Winter 1918/19 sank sie wieder auf 60% [Lippmann ({l)l. 
Diese Mitteilung zeigt uns die enge Abhängigkeit des Auftretens 
der Erkrankung von der Ernährung, genau wie es mit der chirur 
gischen Tuberkulose der Fall ist, bei der wir ja auch wissen, dab 
sie in erster Linie eine Erkrankung der schlecht Bmährten ist 
(nach den Beobachtungen von Quervain befällt sie zu 69,7% 
die arme und nur zu 8,8% die wohlhabende Bevölkerung). Daß 
eine vorwiegend vegetabilische Ernährung: ihrem Verlauf abträglie 
ist, zeigen die Mitteilungen von Drügg (72), ái 
Was nun die hiermit in Verbindung stehende Osteomalacie 
betrifft, so laufen jetzt von allen Seiten Mitteilungen über eine 
Häufung ihres Vorkommens ein. Die Osteomalaeie galt bisher als 
seltene Erkrankung, die nur in einzelnen Gegenden der Schweiz 
(Basel), Oberitaliens und Österreichs öfter auftritt und auch Deutsch: 
land verschiedenartig befällt. In der Rheinebene und in Süd- 
deutschland ist sie häufiger als in Norddeutschland [Kirch- 
hoff (73). Das besonders Auffallende der augenblicklich zur 
Beobachtung gelangenden Osteomalaciefälle ist der Umstand, dab 
die Erkrankung auch Männer befällt. Sie wird meist bei schlecht 
genährten Menschen (meist Frauen im klimakterisehen und post: 
klimakterischen Alter) angetroffen, nimmt einen schnellen Verlaui 
und befällt besonders Brustkorb und Wirbelsäule. Ob nun die 
gegenwärtige, die Öffentlichkeit so sehr interessierende Form der 
Osteomalacie, die in Wien erstmals beobachtet wurde [Porges 
und Wagner (74)], wirklich zur reinen Osteomalacie zu rechnen 
ist, ob die Osteomalacie überhaupt eine einheitliche Erkrankung 
darstellt, ist nicht meine Sache zu entscheiden. Ich habe schon 
bei früherer Gelegenheit an dieser Stelle ausgeführt, daß man bel 
Osteomalacie mehrfach eine Beteiligung verschiedener endokriner 
Organe findet und ich sehe aus den neuesten Ausführungen 
Curschmanns (75), daß diese Auffassung auch heute noch 
als gültig anzusehen ist. Für die Strahlentherapie ist dies insotem 
bedeutungsvoll, als eigentlich nur jene Fälle von Osteomalacıe, 
die mit einer Hyperfunktion der Keimdrüsen einhergehen und 
die wir nach Fehling mit Kastration behandeln, sich für eine 
Behandlung mit strahlender Energie als geeignet erweisen, Es 
war seinerzeit Ascarelli (76), der als erster die chirurgische 
Kastration durch.die Röntgenkastration ersetzte, In Deutschland 
stammte die erste Beobachtung über durch Bestrahlung geheilte 
Osteomalacie von Manfred Fränkel (77). Später haben 
Wetterer (78), Sielmann (79), Wallard (80), Kirstein (81) 
weitere Beobachtungen in dieser Hinsicht mitgeteilt. In jüngster 
Zeit ist Benzel (82) für eine kombinierte Adrenalin-Röntgen 
behandlung eingetreten, wobei man eigentlich bemerken muß, dab 
eine Kombination von Röntgenstrahlen und Adrenalin zunächst 
etwas verwundern muß, da ja nach den Ausführungen von 
Richter und Gerhartz (83) die Bestrahlung eine Ab 
schwächung der Adrenalinwirkung verursacht. Indessen ale 
mir diese Ansicht nach den Untersuehungen von Lüdin (54) 
nicht mehr aufrechtzuerhalten zu sein, und die Mitteilungen vog 
Benzel Sprechen dafür, daß Röntgenstrahlen” und Adrenalin- 
gaben synergetisch zu wirken vermögen, Daß die Bestrahlung“ 
erfolge bei Osteomalacie nur temporärer Art sind, wird man bel 
dem starken Regenerationsvermögen der Ovarien wohl zu a 
vermögen. Eine andere Frage aber ist es, wie man sich die WII 
kung der Strahlentherapie bei den Osteomalaciefällen nicht pus 
peralen Ursprungs zu denken hat. Ich leugne nicht, daß 16 
mich bei diesen Hungerosteopathien der Wirkung der Bastit i 
gegenüber skeptisch verhalte und hier von zweckmäßiger an 
nährung, Phosphorlebertran, Caleium und Strontium, mehr AN, 
Daß dabei Strahlenenergie eine unterstützende Rolle spielen Si 
und allgemein kräftigend und den Stoffwechsel anregend zu Bellen 
vermag, ist selbstverständlich. Ich betone aber, dab ich bel ber: 
den auf Unterernährung beruhenden Erkrankungen von einer 
wertung der Strahlentherapie mich freihalte, 


otes 

Literatur: 1. Gramegna, vgl. La semaine médicale 1909, Nr. 5, Mi 6 

thérapeutiques, Radiothérapie de eote — 2, Béclère, StrablentienP 

1913, Bd. 3, H.2, — 3. Wetterer, Handbuch der Röntgenkunde D it. 
2. Aufl. — 4. H. E. Schmidt, Röntgentherapie 1918. — 5. Sommer, 


` 
st 
a. 

E — v 


& | e 
d De 
En u y 


Digitized by Goo 


en. 
I, 7% 
vi iu 


-.. ss BEN 
Ve 


Te 
ww 


Ka En ER. RN TE Re A < Fy O 
N. \ ` te ” Fu 
E kS EN DA \ \ \. a \“ gao v WS, ` N 


eE 


a a a, a ee 


16. November. 


meas aa i ~ a a aa — 
— nn nn ae a a. 


am ome oo. 


taschenbuch 1914, Bd. 7. — 6. Werner, Strahlentherapie 1915, Bd. 5, H. 12. — 
7. Gudzent, Grundriß zum Studium der Radiumtherapie 1919. — 8. Krecke, 
Strablentherapie 1917, Bd. 8, H. 1. — 9. Schäfer, Medizinische Sektion der 
Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur zu Breslau, 23. Mai 1919. — 
10. Fränkel, ebenda. — 11. Fedor Krause-Heymann, Lehrbuch der chirur- 
gischen Operationen, 2. Abteilung, Urban & Schwarzenberg 1914. — 12. Norder- 
toft, Strahlentherapie 1919, Bd. 9, H. 2. — 13. Strauß, M. KL 1917, Nr. 50. — 
14. Wolff, Strahlentherapie 1919, Bd.9, H.2. — 15. Bevan, Aktinomykosis, 
Anals of Surgery, Mai 1905. — 16. Iselin, D. Zschr. f. Chir., Bd. 103, S. 488. — 
17. Levy, Zbl. f. Chir. 1913, Nr.4., — 18. Sardemann, Beitr. z. klin. Chir., 
Bd. 90, H. 1, S. 157. — 19. Magnus, Ärztlicher Verein Marburg, 19. Febr. 1913. — 
20. Brunzel, Strahlentherapie 1915, Bd. 6, H. 14. — 21. Nordertoft, referiert im 
Zbl. f. Chir. 1915, Nr.5. — 22, Heierdahl, Zbl. f. Chir. 1914, Nr. 15. — 
23. Melchior, B. kl. W. 1916, Nr. 22. — 24. Rosenbach, Berl. Medizinische Ge- 
sellschaft, 18. Juli 1917. — 25. Jüngling, M. m. W. 1919, Nr. 26. — 26. Bessunger, 
D. m. W. 1919, Nr. 38. — 27. Hahn, Schlesische Gesellschaft. für vaterländische 
Kultur, 11. Juli 1919. — 28. Schulze, M. m. W. 1919, Nr. 31. — 29. Strauß, 
M. Kl. 1919, Nr. 31. — 30. Forschbach, Medizinische Sektion der Schlesischen 
Gesellschaft für vaterländische Kultur zu Breslau, 30. Mai 1919. — 31. Min- 
- kowski, ebenda. — 32. Rosenfeld, ebenda. — 33. Schauta, Zbl. f. Gyn. 1914, 
Nr.27. — 34. Hildegard Bormann, Arch. f. Gynäk. 1919, Bd. 111, H.1. — 35. Caro, 
D. m. W. 1919, Nr. 24. — 36. Höhne, Greifswald, Medizinischer Verein, 4. Juli 
1919. — 37. Stephan, ebenda. — 88. Bacmeister, Strahlentherapie 1919, Bd. 9, 
H.2. — 39. Küpferle und Bacmeister, D. m. W. 1916, Nr.4. — 40. Bacmeister, 
ebenda 1916, Nr.4. -— 41. Strauß, Strahlentherapie 1919, Bd.9, H 1. — 
42. Dührsen, 23. Generalversanımluug d. Deutschen Zentralkomitees zur Be- 
kämpfung der Tuberkulose, 12. Juni 1919. — 43. Derselbe, D. m. W. 1919, 
Nr. 10. — 44. Eiermann, M. Kl. 1919, Nr. 37. — 45. Schanz, Strahlentherapie. 
1910. Bd. 9, H.2. — 46. Levy, ebenda 1916. Bd. 7; 1919, Bd.9, H.2. — 
47. Gassul, ebenda 1919, Bd.9, H1. — 48. Neuberg, Biochem. Zschr. 1908, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. = 


e— e e nn nn nn m nn nn 
m nn aa 


1181 


nn m e. 


1912. — 49. Christen, Strahlentherapie 1919, Bd.9, H.2. — 50. Strebel, M. 
m. W. 1914, Nr. 3. — 51. Grober und Pauli, D. m. W. 1919, Nr. 31. — 52. Pauli, 
ebenda 1919, Nr.34. — 53. Fernau, Strahlentherapie 1919,! Bd. 9, H.1. — 
54. Sommer, Röntgentaschenbuch 1919, Bd. 8, Verlag von Otto Nemnich. — 
55. Adler, Radiumbehandlung moallener Tumoren, 1919, Verlag von Urban & 
Schwarzenberg. — 56. Waeber, Arch. f. Gynäk., Bd. 111, H. 1. — 57; Friedrich, 
Freiburger Medizinische Gesellschaft, 24. Juni 1919. — 58. Kehrer, Arch. f. 


Gynäk., Bd. 111, H.1. — 59. Strauß, M. Kl. 1915, Nr. 31. — 59a. Derselbe, . 


Strablentherapie 1919, Bd.9. — 60. Heinemann, D. m. W. 1919, Nr. 31. 
61. Fromme, ebenda 1919. Nr. 19. — 62. -Bittorf, B. kl. W. 1919, Nr. 28, — 
63. Hochstetter, M..m. W. 1919, Nr. 28. — 64. Simon, ebenda 1919, Nr. 29. — 
65. Eisler, ebenda 1919, Nr. 37. — 66. Alwers, ebenda 1919, Nr. 88, — 
67. Dreifuß, Arztl. Verein Hamburg, 10. Juni 1919. — 68. Ebele, Atiologie der 
Rachitis, zitiert nach de laCamp, Bd.5 des Handbuchs der ges. Therapie 
von Penzoldt u. Stintzing, 5. Aufl. — 69. Huldschinsky, D. m. W. 1919, Nr. 26. — 
70. E. Fränkel und Lorey, Die Rachitis im Röntgenbild. Atlas u. Archiv d. 
norm, u. path. Anatomie in typischen Röntgenbildern Bd. 22, Hamburg 1910, 
Gräfe & Silem. — 71. Lippmann, Arztl. Verein Hamburg, 10. Juni 1919. — 
72. Drügg, D. m. W. 1919, Nr. 14. — 73. Kirchhoff, Eulenburgs Realencyklo- 
pädic, 4. Aufl, 1911, Bd. 11. — 74. Porges und Wagner, W.] 

75. Curschmann, D. Arch. f. klin. M., Bd. 129, H.i u. 2. — 76. Ascarelli, 
Semaine médicale 1906, Nr. 36. — 77. M. Fränkel, Zbl. f. Gyn. 1907, Nr. 31. — 
18. Wetterer, Handb. d. Röntgentherapie 1914, Bd. 2, 2. Aufl., Otto Nemrich. — 
79. Sielmann, Arztl. Verein München, 2. Nov. 1910. —. 80. Wallard, Zschr. f. 
Geburtsh. 1917, Bd. 80, H. 1. — 81. Kirstein, Arztl. Verein Marburg, 19. Fe- 
bruar 1913. — 82. Benzel, Arch. f. Gynäk., Bd. 107, H. 2. — 83. Richter und 


Gerhartz, B. kl. W. 1908, S. 646. — 84. Lüdin, Strahlentherapie 1918, Ba 


H.2. — 85. Röseler, D. m. W. 1919, Nr. 26. — 86. Zimmermann, M. m. W. 
| 1919, Nr. 38. — 87. Dörbeck, D. m. W. 1919, Nr. 27. — 88. Bernhard, Strahlen- 


| therapie 1919, Bd. 9, H. 2. 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 43. 


os Simon (Düsseldorf): Malariaerfahrungen und kritische Studien 
über den Unitarismus. I. Auf Grund ausgedehnter Untersuchungen 
schließt sich Verfasser im Gegensatz zu neueren Forschern der schon 
von Ziemann und Nocht vertretenen Ansicht an, daß die Rezi- 
dive der Malaria zum allergrößten Teil auf resistente Schizonten und 
nur zu einem sehr kleinen Teil auf Gameten zurückzuführen sind. 
Was die therapeutischen Erfahrungen anbetrifft, so bewährte sich am 
besten das Chinin, trotzdem es keine Sterilisatio magna garantiert, 
während von alleiniger Anwendung des Neo- oder Silbersalvarsans 
wenig l;rfreuliches gesehen wurde. | 
Raabe (Berlin): Über Paralielversuche mit Serum und Liquor 
nach Wassermann und Sachs-Georgi. Trotz vereinfachter Technik darf 
die Sachs-Georgische Reaktion noch nicht als vollwertiger Ersatz der 
Wassermannschen Reaktion angesehen werden. Infolge der weitgehenden 
Übereinstimmung beider ist die Sachs-Georgische Reaktion eine wertvolle 
Kontrolle der Wassermannschen Reaktion und hat auf alle Fälle unschätz- 
bare Bedeutung für die Diagnostik, Therapie und Prognose der Lues. 
Engelmeier (Göttingen): Die neueren Einteilungen der 
Lungentuberkulose in Stadien und ihre klinische Bewertung. Nachdem 
Verfasser zunächst die seit langer Zeit im Gebrauche befindlichen 
Schemata für die Einteilung der Lungentuberkulose in Stadien kurz 
skizziert hatte, von denen sich in der Praxis die Schemata von Turban- 
Gerhardt, Fränkel, sowie das von Gerhartz 1915 nach 
röntgenologischen Gesichtspunkten aufgestellte am meisten bewährt 
haben, geht Verfasser besonders auf das 1916 von Ranke entworfene 
Einteilungsschema ein. Verfasser glaubt, im Rankeschen Schema 
einen Fortschritt in der Einteilung der Lungentuberkulose zu sehen, 
insofern Ranke auf das Gesamtbild der tuberkulösen Erkrankungen 
des Organismus besonderen Wert legt. 
Samson (Berlin): Die Versorgung der Kehlkopftuberkulösen. 
Da das Sputum der Kehlkopftuberkulösen weit häufiger Tuberkel- 
bacillen enthält als das Lungentuberkulöser, so ist infolge der höheren 
Infektiosität in Zukunft besondere Fürsorge für Kehlkopftuberkulöse 
am Platze. Zu diesem Zwecke empfiehlt Verfasser Gründung beson- 
derer Abteilungen beziehungsweise Heilstätten für Kehlkopfkranke 
sowie insbesondere 1—1Ys jährige spezialistisch laryngologische Aus- 
bildung der Lüngen- und Heilstättenärzte, da bei einer sehr großen 


‚Anzahl Lungenkranker Kehlkopfkomplikationen auftreten. 


Fritz M. Meyer (Berlin): Der Begriff der Erythemdose be 
harter Röntgenstrahlung. Verfasser glaubt, daß bei der harten Strah- 
lung der biologische Effekt sich aus zwei Komponenten zusammen- 
setzt, nämlich der absorbierten Strahlung und den Veränderungen, die 
die lebende Zelle bei dem Durchtritt der nicht absorbierten Strahlung 
erfährt, und gibt dann die Werte für die jeweilige Erythemdose bei 
Röhrenhärten von zwölf Wehnelt an, wie sie das Ergebnis zahlreicher 
Untersuchungen darstellen. 

Neumann, Generalobörarzt a. D. (Berlin): Gegen die Kur- 


| pfuscherei und Verwandtes. ‚In dem augenblicklichen Anwachsen des 


Kurpfuschertums, das sich besonders die Behandlung der Geschlechts- 
krankheiten angelegen sein läßt, sieht Verfasser eine öffentliche Ge- 
fahr. Da bei der derzeitigen Lage keine Aussicht für ein Gesetz gegen 
die Kurpfuscherei besteht, fordert Verfasser ein Verbot der Behand- 
lung Geschlechtskranker durch Nichtärzte sowie, Aufklärung durch die 


"Ärzte selbst. Lasker. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 43. 


A. Gottstein: Zum Wiederaufbau der Bevölkerung. In Finn- 


land trat durch die Mißernte des Jahres 1866 eine Hungersnot ein, in 
deren Folge dann die Sterblichkeit anstieg und im Jahre 1868 die Höhe 
von fast 8%! der Bevölkerung erreichte. Die Bevölkerungszahl von 1866 
war aber schon im Jahre 1873 eingeholt und überschritten. Die Vor- 
gänge in Finnland beweisen also die Möglichkeit eines sehr 
schnellen Wiederaufbaues der Bevölkerung nach schwersten Ein- 
bußen. Gegenüber Finnland ist aber unsere heutige Lage unter anderem 
dadurch ungünstiger, daß dort dfe Übersterblichkeit in der Form akuter 
Seuchen auftrat, bei uns sich aber besonders die Tuberkulose mit 
ihrer nachbaltigeren Wirkung vermehrt hat. Die Möglichkeit einer Br- 
holung, wenn auch keineswegs mit der Schnelligkeit wie in Finnland, 
ist dennoch auch bei uns vorhanden. Ob sie aber zur Wirklichkeit 
wird, hängt von zablreichen, heute noch gar nicht zu übersehenden 
Eintwicklungsvorgängen ab. | 

Kurt Henius (Berlin): Die Behandlung von Lungenkrankheiten 
mit dem künstlichen Pneumothorax. Nach einem im Verein für innere 
Medizin und Kinderheilkunde am 14. Juli 1919 gehaltenen Vortrage. 

Zander (Berlin-Steglitz): Ausgedehnte Endemie von Lungen- 
entzündungen durch Infektion mit Friedländerschen Pneumobacillen unter 
Zivilarbeitern. Berichtet wird über 411 Erkrankungsfälle mit 144 Todes- 
fällen, die in den Monaten Dezember 1916 bis, April 1917 in einem 
Gefangenenlager zur Beobachtung kamen. Die Erkrankungen trugen 
im Anfang den rein croup ösen Charakter, während sie später mehr 
unter dem Bilde der Bronchopneumonie auftraten. 

A. Jako.b (Hamburg-Friedrichsberg): Über das Wesen der pro- 
gressiven Paralyse. Bei der Paralyse versagt die allgemeine Körper- 
reaktion und kann daher das infizierte Gehirngewebe im Kampf gegen 
die Spirochäten nur ungenügend unterstützen. Bei dem Mangel an 
ausreichenden Antikörpern kommt es zu der ungehemmten Vermehrung 
der Spirochäten im Gehirn und schließlich zu den reaktiven Gewebs- 


erscheinungen einer gewöhnlichen Entzündung. Die Paralyse ist eine | 


maligne Syphilis des Gehirns, weil das Gewebe bei der Spirochäten- 
infektion nur eine unspecifische Entzündung leisten kann und weil 
daher der Krankheitsprozeß diffus das Nervenparenchym wie den Binde- 
gewebsapparat befällt. | 

W. Klehmet (Hannover): Eine Mikrosporieepidemie mit eigen- 
artigem Verhalten in Hannover. Die angelegten Kulturen der Mikro- 
sporen, das klinische Bild sowie die starke Widerstandsfähigkeit gegen 
Röntgenstrahlen sprechen dafür, daß das Mikrosporon der beobachteten 
Epidemie eine bisher nicht beschriebene Species darstellt. 


J. W. 1919, Nr. 15: — ° 


0 


s Ganaan EE EAS ee: 
=» - ee, 5 
a Fa rn a 
pana E a er — 


= 
ee 


; 


pn 


paene 


ar Aie eee a 


en D nn 
aT na 
~ 
d 


2 u ee et De 
nn nn e OA 7 


EEE 
ah 


u un 
re Se u 


aima- eA 


d e a a 
= r3 in ni 
- 3 z 


E . yr 
P z pou a Fu 
fi s P 
- - A er r -7 3 
A 02 T Ea 
Dane Ant as 
A ee ur ns m 
5 Maroa Cy . 
Zeus Pu 
a } 
. 


- - Arri 
T, -AA 


Den 
en 


Da 


Wr 


EN 


h 
i 
t 
t t « 
à Wes Si 
yà 
i 
nV 
' 
s 
o 
u 
ig 
t 
A 
P 
i 
\ 
» 
i “ 
i 
.- 
« 
. 
r 
1,7 
ng 
ip 
p’ s 
DES * i 
i1 4 
u; 
i R 
3] 
$ 1 
AJ 
p 
E 1 
T. 
R - 
i 
i 
j be 
` £ 
ur u 


Ye 


Fe 
x 


mei 


u 5 ah PDA 
_ e 2 . 
bT ' - 


7 
ne z 


an a 


` -e 


r. ” i] » ">. < 
d JG ui a w. š - 4 
TAPERE A SaS T 

” 


{182 | 191 


WolfGärtner (Jena): Zur Frage der Infektiosität der latenien 
Syphilis. Polemik gegen E. Friedländer. Die Infektiosität der latenten 
Syphilis mag vorkommen, aber sie ist abnorm selten. Sosah der Verfasser 
eine congenital syphilitische Frau, ohne klinische Erscheinungen, 
die congenital syphilitische Kinder hatte. Ihr Mann war vollkommen 
gesund, wie wiederholte Blutuntersuchungen, Salvarsanprovokation und 
Lumbalpunktion erwiesen hatten, Latente Syphilitiker sind, praktisch 
gesprochen, nicht infektiös, wenngleich gelegentlich Übertragungen 
vorkommen. 

C. Schwenke (Neuenahr): Zur Eventratio diaphragmatica, Mit- 
teilung zweier Fälle von pathologischem Zwercbfellhochstand. Seit 
Einführung der Röntgendiagnostik hat sich die Zahl der in vivo ge- 
stellten Diagnosen beträchtlich vermehrt. 

Erich Liebmann (Zürich): Ein Fall von Herzmuskelentzündung 
‚nach Leuchtgasvergiftung. Die Untersuchung eines Falles von tödlich 
verlaufender Leuchtgasvergiftung ergab das Vorhandensein einer 
schweren interstitiellen und parenchymatösen Myokarditis. Die klinischen 
Symptome, wie Blutdrucksenkung, Störungen der Schlagfolge, Herz- 
dilatation, sind zum Teil wohl ebenfalls als Folge ‘derartiger Prozesse 
aufzufassen. 

R.Mühsam und E. Hayward (Berlin): Endergebnisse bei 
Behandlung mit dem Friedmannschen Mittel. Nachuntersuchungen im 
Jahre 1919 zeigten, daß das Mittel in der Zubereitung, wie es 1914 zur 
` Anwendung kam, auch später nicht die vielfach angegebene Sicherheit 
in der Heilwirkung entfaltet hatte; sodaß es anderen Arten der Tuber- 
kulosebehandlung nicht überlegen ist. 

Hans Reiter (Rostock): Eine einfache Methode zur Verminderung 
der Gasnot in Laboratorien und Krankenhäusern. Mit Hilfe eines Wasser- 
strahlluftgebläses läßt sich aus jeder Gasleitung auch in Sperr- 
stunden genügend Gas heraussaugen, ùm Bunsenbrenner, Heißluft- 
sterilisationsapparate, Autoklaven usw. zu betreiben. F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 43. 


Perthes (Tübingen): Über die Spontanheilung von Nerven- 
schußverletzungen. Die spontan heilenden Fälle scheiden sich in solche 
mit frühem und in solche mit spätem Rtestitutionsbeginn. Während 
die Regeneration in den spät heilenden Fällen einer Degene- 
ration der Nervenfasern nachfolgt, wird bei schneller Restitution 
die vorübergehend unterbrochene Leitung wieder hergestellt, ohne 
daß es zur Degeneration der Fasern gekommen war (leichtere Formen 
von Commotionslähmung, die an peripheren Nerven ebensowenig nach- 
weisbare Veränderungen hervorruft wie die Commotio cerebri, oder 
Folgen eines vorübergehenden Druckes, der keine anatomischen 
Veränderungen, keine Degeneration der Fasern hinterläßt). 

E. Laqueur (Gent): Über künstlich erzeugtes (osmotisches) 
Lungenödem und über Resorption in der Lunge. Mittels Einspritzung 
von Aqua oder isotonischer NaCl-Lösung in die Trachea` wird eine 
Flüssigkeitsanhäufung in der Lunge erzeugt, oder durch Injektion 


stark hypertonischer Lösung (1 cem ist ausreichend) ein richtiges (0smo- 


tisches) Ödem hervorzurufen. Fast stets ist mit dem osmotischen 
Ödem in der Lunge eine Exsudation in die serösen Höhlen, hauptsäch- 
lich in das Perikard, verbunden. Das Blut erfährt auch beim osmo- 
tischen Ödem, ebenso wie beim toxischen, eine Eindiekung, und zwar 
ist der durch Hämoglobinbestimmungen zu messende Austritt von 
Flüssigkeit aus dem Blut im Durchschnitt ebenso groß wie die das 
Ödem bildende, in die Lunge einströmende Flüssigkeitsmenge. 

Paul F.Nigst (Bem): Über Osteochondritis dissecans, mit be- 
sonderer Berücksichtigung des Ludlofischen Krankheitsbildes. Es gibt 
eine spontane Osteochondritis dissecaus im Sinne Königs und 
Ludloffs, wobei Knochenknorpelstücke aus den sonst ganz intakten 
Gelenkenden losgelöst werden (bevorzugt wird der mediale Condylus 
des Femur). Eine Röntgenaufnahme beider korrespondierender Gelenke 
ist notwendig. 2 

Otto Sinn (Bonn): Über Neurorezidive nach reiner Salvarsan- 
und Silbersalvarsanbehandlung. DBerichtet wird über fünf, solcher 
Neurorezidive, die kurz nacheinander zur Beobachtung kamen. 
Der Verfasser betont von neuem, daß diese Folgen durch eine ent- 
sprechend starke kombinierte Quecksilber-Salvarsantherapie ver- 
hütet werden könnten. (Bei dieser Kombination kommt Natrium- oder 
Neosalvarsan zur Anwendung.) Berichtet wird dann über einen Todes- 


fall durch Encephalitis haemorrhagica nach Silber- 
salvarsan. 


A. Stühmer (Freiburg i. Br.): | 
fektion undurchsichtiger Lösungen. Ein technisches Hilismittel für 


Silbersalvarsaninjektionen. Bei der kaffeebraunen, undurchsichtigen 
Farbe der Silbersalvarsanlösungen ist es nicht wie beim Neosalyarsan 


Besteck zur intravenösen In- 


-s k 
“ 


E KLINIK — Nr 46 16. Nove 


möglich, sich durch einfaches Anziehen des Spritzenstempels von der 
richtigen Lage der Nadel in der Vene zu überzeugen. Ebenfalls mit 
der Undurchsichtigkeit dieser Lösungen hängt die Schwierigkeit zu- 
sammen, in der angesetzten Flüssigkeit etwa verbleibende, unvollständig 
gelöste Teilchen und Fremdkörper zu erkennen. Beide Übelstände 
kommen nicht in Betracht bei Verwendung eines von der Firma Nosch, 
Freiburg, Kaiserstraße, in den Handel gebrachten Instrumentariums. 
L. Külz: Über die Notwendigkeit fachärztlicher Behandlung 
exotischer Krankheiten und deren Möglichkeit in Deutschland. Von 
unseren aus den Tropen 'heimkehrenden Kriegsgefangenen sind viele 
noch nicht genesen. Auch unter den Demobilisierten werden sich 
noch Jahre hindurch Rückfälle nicht überstandener Tropenkrankheiten 
melden. Von großer Wichtigkeit ist auch die Möglichkeit der Über- 
tragung auf Gesunde. Von den in Betracht kommenden Krankheiten” 
sind besonders die Malaria und die Dysenterie durch eine 
große Neigung zum Chronischwerden ausgezeichnet. Hingewiesen wird 
auf die Notwendigkeit rascher und sicherer Diagnostik sowie wirk- 
samer Therapie. Die Möglichkeiten dazu werden dem Praktiker be- 
kanntgegeben. / l Rn 
Friedrieh Voltz (Erlangen): Bestimmung der Wellenlänge 
homogener Röntgenstrahlen auf elementarem Wege. Eine kurze Be 
merkung Th. Christen gegenüber. wire | 
Kehl (Marburg): Bine Schlüsselbein- und Rippenschere. Ihre 


Konstruktion beruht auf’ dem Prinzip einer doppelten, zweiarmigen 
Hebelübertragung. F. Bruck. 


Nr. 37. Löhner: Über „keimfreie Höfe“ und „Randwulst 
bildungen“ als biologische Folgen oligodynamischer Metallwirkungen. 
Bakterien ger Coligruppe zeigen im Plattenkulturverfabren um und. 
über eingegossenen Metallstücken sehr schön die Erscheinung der keim: 
freien Höfe, Es handelt sich um ein vollkommen kolonienfreies Gebiet, 
dessen gegen den Bakterienrasen sich scharf abhebende Grenzlinie in 
strenger Parallelität zur Münzenkontur verläuft. Die Entstehung ist 
auf Lösungs- und Diffusionsvorgänge des Metalls im Nährboden zurück 
zuführen. Bei Verwendung von Silber treten typische Randwulst 
bildungen auf, das heißt die Randkolonien wachsen auffallend rasch 


und üppig und erscheinen besonders sukkulent und glänzend, kon 


fluieren miteinander und dehnen sich auch in Richtung der Hohen- 
dimension aus. £ | ENR 
Dietl (Wien): Die Beziehungen der Tuberkulinslichreaktion zur 
Fieberreaktion. Um die Wechselwirkungen der einzelnen Reaktions; 
formen, speziell der Stich- und Fieberreaktion zu studieren, wurden bei 
Patienten, die sich einer Tuberkulinkur unterzogen, die Stich- und 
Fieberreaktion genau notiert, und zwar am Tage der Injektion selbst 
als auch an den darauffolgenden Tagen. Es zeigte sich bei acht yon 
zehn Fällen, daß gerade dort die Fieberreaktionen mit negativen oder 
schwachen Stichreaktionen einhergehen, wo sie sehon bald nach der 
Injektion auftreten. Es ist denkbar, daß in der Sensibilität des Orga- 
nismus durch die vorangegangenen Tuberkulininjektionen die Ursache 
des beschleunigten Auftretens der Fieberreaktionen zu suchen ist. 
Latzel: Über Flagellaten, Spirillen und Spirochäten im Stuhl. 
Bei einem Fall von Magendarmkatarrh mit schleimig-wäßrigen Durch- 
fällen fanden sich im Stuhl neben großen Mengen von Spirochäten und 


Spirillen zahlreiche Gebilde, die als eine Flagellatenart, Lambila intesti- 
nalis angesprochen wurden. 


Nr. 38. Sternberg: Serologische und bakteriologische Befunde 
bei Fleckiieberkranken. Die Agglutination in 52 Fällen von Fleckheber 
ergab: In 23 Fällen wurde ausschließlich X19, in 24 Fällen gleiche 
der Typhusbacillus, einmal X19 und Paratyphus B, dreimal ander T 
gleichzeitig Typhus und Paratyphus A, endlich einmal gleichzeitig X N 
Typhus, Paratyphus A und B agglutiniert.. Es handelte sich stets u 
reine Tleckfieberfälle ohne Komplikation durch Typhüs oder Paratyphiė 
Nur in 18 von 29 Fällen, die Keime der Typhusgruppe mitage 
nierten, konnte eventuell mit einer lange zurückliegenden Typhusschh 
impfung oder auch Typhuserkrankung gerechnet werden, — Das Ko m 
verfahren ergab bei 15 Fällen siebenmal Proteusstämme, sechsmal aa 
typhus B und zweimal beides gleichzeitig. Das Serum der ers Een 
Fälle agglutinierte ausschließlich X 19, ebenfalls das der anderen in 
Fälle, mit Ausnahme eines einzigen Falles, der auch Typ 
agglutinierte. — Die Ursachen für die Agglutination verschie® 
Bakterien durch Fleckfiebersera scheinen verschiedenartig ZU E 
vielen Fällen wird es sich um eine durch das Fleckfieber an 
hervorgerufene Steigerung oder Wiedererweekung ursprünglich SP at 
entstandener Agglutinine handeln. In anderen Fällen, in dene 


| Ilen, SR 
| vorausggeangene Infektion oder Schutzimpfung sicher auszuschlieh 


s= rr 
- ` PLN 
-Re 


~ 


mr 


Anhäufungen von Lymphocyten um die Ganglienzellen gefunden. 


— -+ 
= 


aia 
i =e e N 


1 6. N ovember. 


1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr. 46. 


ist, muß eine Mitagglutination angenommen werden, wie beim Ikterus 
und Puerperalfieber, ohne daß daraus auf eine Verwandtschaft der ver- 


schiedenen Erreger geschlossen werden dürfte. 


| Fellner: Überimpfungsversuche mit Pirquetschen Papelsubstanzen 
'am Menschen. Die passive Übertragung der Pirquetschen Papelsubstanzen 
allein auf andere .Hautstellen desselben Kranken erzeugt keine oder 
nur geringe Hautreaktion. In den Papelsubstanzen sind die Hautreaktion 
verstärkende oder sogar auslösende Substanzen, Prokutine, enthalten 
‚und übertragbar. Dieselben haben den Charakter von sensibilisieren- 
den Amboceptoren oder Lysinen und ermöglichen auch eine passive 
Übertragung der Tuberkulinüberempfindlichkeit im beschränkten Maße. 


Nr. 89. Perutz: Die klinische Bedeutung der Serodiagnose 
der Syphilis mittels der Ausflockungsreaktion für die Prognose und 
Die Präeipitationsreaktion mit glykocholsaurem 
Natrium plus Cholesterin erwies sich als besonders wertvoll für das 
Primärstadium der Syphilis. Sie weist ein bis zwei Wochen früher 
als die Komplementbindungsreaktion Reagine im Blute, also die konsti- 
'tutionelle Syphilis nach. Prognostisch ist dies insofern von Bedeutung, 
als bei negativer Präcipitationsreaktion die Aussichten einer Dauer- 
heilung fast 100% betragen. Wegen der Divergenzen der serologischen 
Befunde im Primärstadium zugunsten dieser Reaktion ist es nicht 
zweckmäßig, als Markstein der biologischen Einteilung der Lues die 
Wassermannsche Reaktion zu setzen, da der Patient in der Vor-Wasser- 
mannperiode serologisch krank sein kann, also schon eine konstitutio- 
nelle Syphilis haben kann, was aber nur die Präcipitationsreaktion 


Therapie der Lues. 


nachweisen kann. 


Lustig: Über Rezidiven der Meningitis cerebrospinalis epidemica | 
und deren Verhütungsmöglichkeit. Der mitgeteilte Fall lehrt, daß nach 
der Serumbehandlung mit der Milderung der Symptome, Aufhellen des 
Liquors oder Verschwinden der Meningokokken aus dem Liquor die 
Behandlung nicht ausgesetzt, sondern in Form von Urotropinverab- 
reichung und Pinselung des Nasenrachenraums mit desinfizierender 
. Flüssigkeit fortgesetzt werden muß. , 

| Hatiegan: Untersuchungen über die Ätiologie und das klinische 
Bild der epidemischen Gelbsucht. Auf Grund sehr umfangreicher und 
gründlicher Untersuchungen und Beobachtungen, , derert Einzelheiten 
im Original nachzulesen sind, hält Verfasser den Icterus epidemicus 
. eatarrhalis für eine lokalisierte, akute Krankheit der Leber, deren patho- 
logisches Wesen eine gutartige Entzündung der Gallenwege ist, ver- 
bunden mit degenerativer Veränderung der, Leberzellen, welche wahr- 


scheinlich von einem zur Coligruppe gehörigen, außerordentlich beweg- 
lichen Bakterium verursacht wird. 


Paulicek: Über ein Lippenphänomen beim Typhus. Man kann 
eine eigenartige blaurote Verfärbung der Lippen. gerade bei solchen 
‚Kranken beobachten, welche mit einer leichten oder mittelschweren 
typhösen Erkrankung behaftet sind und bei denen die Differential- 
diagnose schwierig ist, während das Phänomen bei ausgesprochenem 


Status typhosus eher fehlt. | | G. Z. 


Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 42. 
Konrad Hofmann: Der extraperitoneale Bauchschnitt bei 


Nierengeschwülsten. Bei großen tuberkulösen Nieren, bei kopfgroßen 


Hydronephrosen, bei anderen großen Nierengeschwülsten wurde mit 
Erfolg der parareetale Bauchschnitt gemacht. Er verletzt 
keine’ Muskelfaser. Die Verschiebung der Organe durch den großen 
Tumor verursacht eine Lage, bei welcher das Bauchfell nicht 
mehrim Bereich eines seitlichen Bauchschnittes zu liegen kommt, 
sodaß das extraperitoneale Vorgehen sich von selbst ergibt. Die Frei- 
legung des Nierenhilus und der Vena cava ist vollkommen. 

| Arthur Müller: Schußneuritis des Medianus, erfolgreich mit 


 Vereisung behandelt. Bei einem Fall von Medianusneuritis nach Schuß- 


verletzung wurde die Vereisungsmethode von Trendelenburg 
und Perthes mit Erfolg angewendet. Wenige Stunden nach der 
Vereisung waren sämtliche Nervenschmerzen an den Fingern ver- 
schwunden. K. Bg. ` 


i 


Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 42. 

B. Bauch: Akute Bulbärparalyse im Wochenbett. Bei einer 
gesunden Erstgebärenden traten nach normaler Spontangeburt am 
siebenten Wochenbettstage akut die Erscheinungen einer 
Bulbärlähmung auf. Tod in wenigen Tagen. In dem Halsmark 
in der Vierhügelgegend ‚und im verlängerten Mark wurden herdförmige 


~ 


K. Bg. 


| werden. 


Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Laryngo-Rhinologie 1919, ` 


Heft 6, 7 u. 8. 


L. Onodi: Die Beziehungen des Canalis Vidianus, des Nervus 
petrosus superficialis major und des Nervus petrosus profundus zur Keil- 
beinhöhle, ` sowie die der Fossa pterygopalatina und des Ganglion 
sphenopalatinum zu den Nebenhöhlen der Nase. Aus der Literatur und 

‘einer Anzabl von Knochenpräparaten stellt Verfasser anatomische 
Varietäten fest. Die klinische Bedeutung liegt darin, daß sich in. 
Fällen von Erkrankungen der Keilbeinhöhlen der krankhafte Prozeß 
sehr leicht auf die dünne, flache oder emporragende Wand des Canalis 
Vidianus am Boden der Keilbeinhöhle fortsetzen kann.: Entzündung 
des Nervus Vidianus und seiner Nervenscheide kann sich auf das 
Ganglion sphenopalatinum, auf das Gebiet der Fossa pterygopalatina 
ausdehnen. Bei dem Faserverlauf des Nervus Vidianus kann bei Keil- 
beinhöhlenerkrankung die Tränenabsonderung, Geschmacksempfindung, 
der Musculus levator veli palatini und der Musculus uvulae beeinflußt 


A. J. Cemach: Die ‚Phototherapie und ihre Bedeutung für die 
Ohrenheilkunde. Für die Lichtbehandlung des Gehörorgans kommt, 
abgesehen von tuberkulösen Erkrankungen, nur örtliche Bestrahlung 
in Betracht. ÖOberflächliche Erkrankurgen der Ohrmuschel lassen sich 
mit der Kromayerlampe, ja sogar mit der Quarzsonne belichten. Um 
die Strahlen bis ans Trommelfell respektive in die Trommelhöhle hin- 
einzuleiten, müssen stäbchenförmige Quarzansätze angewandt werden. 
Verfasser gibt eine von ihm benutzte Lampe an, weist auf die Ge- 
fahren der Lichtreaktion im Ohr bei Außerachtlassung der größten 
Vorsicht hin. Otiatrische Indikationen sind: Tuberkulose des Ohres, 


Ekzem, Perichondritis, traumatische; klimatische Einwirkungen. Von . 


den Krankheiten des äußeren Gehörganges fallen Dermatitis, Otitis 
externa in das Wirkungsfeld, ebenso Otomykosen. Der Gehörgang 
wird bei Anwendung unfiltrierten Quarzlichtes durch Glastrichter ge- 
schützt. Von 60 behandelten chronischen Adhäsivprozessen zeigten 
elf mehr oder weniger weitgehende subjektive und objektive Besserung. 


‚Bei einer Reihe von Patienten, die an subjektiven Geräuschen mit 


oder ohne nachweisbarer organischer Ursache litten, wurde durch Licht 
Besserung oder Heilung erzielt. Verfasser nimmt hier suggestive Wir- 
kung an. Dankbare Objekte der Lichtbehandlung sind akute Mittelohr- 
katarrhe. Bei chronischen Mittelohreiterangen blieb der Erfolg in sehr 
vielen Fällen aus. In einigen Fällen wurden schlecht heilende Radikal- 
operationshöhlen zur Epithelisierung gebracht. Die Gesetze der Heil- 
wirkung des Lichtes sind noch nicht- erforscht, jedenfalls bestehen aber 
bei Ohrenkrankheiten durch Lichtwirkung Heilerfolge. (Referent sah 
bei schlecht heilenden Antrumoperationswunden, die auf seine Ver- 
anlassung in der Chirurgischen Klinik der Charité bestrahlt wurden, . 
gute Erfolge.) | | u 
H. Wirgler: Ein Osteom des Siebbeines. Ein Jahr nach einem 
Hufschlag gegen. das linke Auge entstand über dem inneren Augen- 
winkel ein den Augäpfel vordrängender Knochentumor, der in Lokal- _ 
anästhbesie entfernt wurde, wobei die Siebbeinzellen und Stirnhöhle ver- 
eitert vorgefunden wurden. Erysipel, Pleuropneumonie, Exitus. Sektion: 
Tuberkulose beider Lungen. -Tumor: Osteom. 

.R. Fischer: Objektiv hörbare endotische Geräusche und 


"Facialistic. Drei Fälle. Beim ersten war die Entstehung des Phä- 


nomens im pharyngealen Tubenostium ohne weiteres erkennbar. Beim 
zweiten Fall mußte als Geräuschquelle eine anatomische Anomalie im 
Bereiche des Mittelohres angenommen werden. Im dritten Fall han- 
delte es sich nach Ausheilung einer lang andauernden Mittelohreiterung 
um Narbenbildungen, durch die einerseits der freiliegende Nervus 
facialis komprimiert und dadurch dauernd gereizt wird, andererseits 
ein Mechanismus gebildet wird, der durch den am allgemeinen Faejalis- 
tic teilnehmenden Musculus stapedius in Betrieb gesetzt wird, wo- - 
durch Bewegungen erzeugt werden, die als aufblitzende Reflexe sicht- 


bar, und als Knacken objektiv und subjektiv hörbar sind. 
T ý Haenlein. 


[nn nn et ng 


Therapeutische Notizen. 


Die diätetische Behandlung chronischer Herzinsuffizienz hat nach 
Rubow (Kopenhagen) neben Caloriengehalt auch den Wasser- und . 
Salzgehalt der Nahrung zu berücksichtigen. Die Reduktion dieser drei‘ 
Komponenten wird durch Bettrube allein oft bewerkstelligt; wo die 
Ödeme trotzdem nicht schwinden, wirkt die Karellkur, bestehend aus aus- 
schließlicher Nahrung mit 800g Milch täglich bei Einhaltung strengster 
Bettruhe, ungemein günstig, ihre speeifische Wirkung liegt in dem ge- 
ringen Wassergehalt der Nahrung. Bei freier Flüssigkeitszufubr muß 
der Salzgehalt der Diät stark kontrolliert werden; dies muß auch der 


e 


1183 


[i 
ai 
4j: 
ju 

N 
if 
I 


= da 
Pe 


_ n AET. 
re oz er 
e Ent, 
a p~ » 
r e - 
a 
rn 


en ns e e 
ee - 


ma e 
re A er 


— 


E a a 


; p == 


1184 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


E EEE 


Fall sein nach einer Karellkur, wobei die Kost in ihrem Caloriengehalt 
den Stoffwechselbedarf nicht übersteigen darf. (Hospitalstidende 1919, 


Nr. 34.) Klemperer (Karlsbad). 
Die Bauchlage bei Circulationsstörungen, insbesondere bei Herz- 
und Nierenkrankheiten, wie überhaupt Lagewechsel aller Art, hat 
Hauffe seit 190% systematisch mit Erfolg angewendet. Bei der Um- 
drehung des Körpers in Bauchlage wird die Wirbelsäule mit den an- 
liegenden Muskelgruppen und Gefäßen von dem in Rückenlage auf ihr 
lastenden Druck befreit. Besonders betrifft das Därme und Gefäße. 
Die Bauchlage wird mehrmals am Tage auf kürzere oder längere Zeit 
angewendet, wie lange, muß in jedem Fall ausprobiert werden. Die 
Gewöhnung der Kranken geschieht schnell. Ursprünglich ist die 
Atmung in Bauchlagerung etwas angestrengter, der Puls nur auf 
kurze Zeit beschleunigt. Pulsform und Blutdruck ändern sich beim 
Übergang aus Rücken- in Bauchlage nicht erheblich. Von Vorteil ist 


es, die Lageänderungen mit Atemübungen zu verbinden. (Zbl. f. inn.M. 
1919, Nr. 43.) W. 


Bei einer Reihe von Herzkrankheiten wirken nach W. Pfalz 
(Düsseldorf) die von Büdingen empfohlenen Infusionen von hoch- 
prozentigen (12- bis 20%igen) Traubenzuckerlösungen günstig auf die 
subjektiven Beschwerden. Die Lösungen werden aus den chemisch 
reinen Merckschen Glykosetabletten hergestellt. Die Infusionen sollen 
durch die plötzliche Überschwemmung des venösen Blutes mit Trauben- 
zucker einen Nährreiz auf das Herz ausüben. Als Energiequelle für 
die Herzmuskelkraft seien in erster Linie die Kohlehydrate, und zwar 
in Form von Traubenzucker (Glykose) nötig. Es ist möglich, daß die 
Krankheitserscheinungen bei der Coronarsklerose zum großen Teil auf 


der ungünstigen Herzernährung infolge der Gefäßverengerung beruhen. 
(D. m. W. 1919, Nr. 43.) 


Die radikale Heilung der Hämorrhoiden auf unblutigem Wege, und 
zwar durch Injektionen von 96 %igem Alkohol, empfiehlt 
angelegentlichst J. Boas (Berlin). Bekannt ist die blutkoagulierende 
Eigenschaft des Alkohols. Die Injektion damit findet extraanal statt, 
und zwar in sämtliche Varicen in möglichst vollem Umfange. Nur 
solche Knoten kommen in Betracht, die sich bei kürzerem oder längerem 
Saugen (nach Bier) dem Gesicht extraanal präsentieren. In Knie- 
brustlage werden mit 2 bis 10 ccm fassender Spritze in die durch Auf- 
setzen des Saugnapfes gut entwickelten Knoten je nach der Größe 2 bis 
4 bis 5 cem Alkohol tief eingespritzt. (In der Regel wird eine Lokal- 
anästhesie vorausgeschickt) An die Injektion schließt sich der Akt 
der Reposition. Dabei darf man keine Hautfalte mit in das Rectum 
stülpen (daher prophylaktisch ergiebige Einfettung der Afterumgebung). 
Die Behandlung (niemals ambulant!) dauert in der Regel nicht länger 
als 14 Tage, Bei dieser Methode werden lediglich die Varicen als 
solche beseitigt, die Schleimhaut oder der Sphincter dagegen wird in 
keiner Weise in Mitleidenschaft gezogen. (D. m. W. 1919, Nr. 42.) 


F. Bruck. 
Die Einrenkung der Hüftgelenksluxation in Seitenlage wird von 


L. Drüner empfohlen. Es wird für diesen Zweck eine Beckenstütze 


angefertigt, welche vermittels einer Holzwange und eines Metallbügels 
das Becken feststellt. Das luxierte Bein wird unter pendelnden Be- 
wegungen in äußerste Flexions-, Innenrotations- und Adduktionsstellung 
gebracht. Danach wird in Außenrotation und halbe Extension über- 
gegangen, während die Assistenz gleichzeitig kräftig auf den großen 
Rollhügel nach vorn drückt und dadurch den Kopf über den Pfannen- 
rand schiebt. Bei dieser Art der Einrenkung bedarf es keiner beson- 
deren Kraftentfaltung. Falls nicht gleichzeitig ein Beckenbruch vor- 
handen ist, stehen die Verletzten am zweiten Tage auf. (Zbl. f. Chir. 
1919, Nr. 43.) - K. Bg. 


Die Lichtbehandlung des Lupus empfiehlt Dora Gerson (Dresden- 
Friedrichsstadt). Sie besteht in der Herbeiführung einer ausgiebigen 
Hyperämie durch Bestrahlung mit ultraviolettem Licht (K romayer- 
sche Quarzlampe). Sobald die Hyperämie die Höhe erreicht hat, 
wird eine Röntgendosis appliziert. (Statt der Kr omayer schen 
Quarzlampe wurden zur Erzielung einer Hyperämie mitunter auch In- 
jektionen von 1 bis 3 bis 5 mg Alttuberkulin angewandt.) Dieses Ver- 
fahren wirkt rascher als die Bessungersche Methode, bei der 
aus Jodverbindungen mittels Röntgenbestrahlungen Jod im Gewebe frei 
gemacht wird, sodaß es in statu nascendi wirken kann. (D. m. W. 1919, 
Nr. 48.) F. Bruck. 


Bücherbesprechungen. 


J. Citron, Die Methoden der Immunodiagnostik und 
"Immunotherapie undihre praktische Verwertung. 
Anhang: Die Chemotherapie. Dritte, erweiterte und ver- 


besserte Auflage. Mit 35 Textabbildungen, 2 farbigen Tafeln und 
12 Kurven. 343 Seiten. Leipzig 1919, Verlag Georg Thieme. Preis 
gebunden M 17,— + 25% Teuerungszuschlag. | ; 


Die dritte Auflage der Citronschen Methoden berücksichtigt 
die Fortschritte der Immunodiagnostik, der Immuno- und Chemotherapie, 
Die Erweiterungen betreffen vor allem die Kapitel der Intracutaän- 


‚reaktion, der Partigene, der Luetinreaktion (hier ver 


mißt man die Beobachtungen skandinavischer und nordamerikanischer 

Autoren, die die Verminderung des Wertes der Reaktion durch die 
Jodbehandlung erweisen!), der Ausfällungsreaktionen bei 
Syphilis, der Meiostagminreaktion und Anaphy- 
laxie. Neu ist der Abschnitt über Abwehrfermente und über 
die Abderhaldensche Methodik ihres Nachweises. — Die Notizen 
über Gasödemtoxine bedürfen der Ergänzung und Richtigstellung. 
Beim Castellanischen Versuch wäre auch die Schilderung dieser 
Methode für die Identifizierung der Ruhrtypen dem klinischen Bakterio- 
logen willkommen. Von Staphylokokkenvacceinen könnten außer der 
von Parke, Davis & Cie. hergestellten und außer dem Leukogen auch 
das Opsonogen, bei den Gonokokkenvaceinen auch das Vaceigon ge- 
nannt werden. — Die Vorzüge des Citronschen Buches (leichtfaß- 
liche, klare und kurze Darstellung) sind von den früheren Auflagen 
her bekannt und werden auch der neuen Auflage ihren Leserkreis 


sichern. F i ck er (Berlin), 


Emil Abderhalden, Die Grundlagen unserer Ernährung 
und unseres Stoffwechsels. Dritte Auflage. 166 Seiten, 
Berlin 1919, Julius Springer. y 

Das Büchlein stellt eine kleine Einführung in die Ernährungs- 
und Stoffwechsellehre dar, die recht geeignet ist, über den Kreis der 
näher Beteiligten hinaus Interesse für diesen überaus wichtigen For- 
schungszweig zu wecken. Es gibt wohl kaum eine der zahlreichen ak 
tuellen Fragen dieses Gebietes, die nicht berührt wird. Manchmal ge: 
schieht es in knappen und knappsten Worten, nur strich- und andeu- 
tungsweise, aber stets mit leuchtender Klarheit, oft nicht nur yom 

Standpunkt des Ernährungsphysiologen, sondern auch von dem des 

Sozialpolitikers, der zu praktischen Vorschlägen für die allgemeine 

Volkswohlfahrt gelangt. Emil Neißer (Breslau). | 


Hermann Coenen, Der Gasbrand. Mit 42 Abbildungen. 130 Seiten. 
Julius Springer, Berlin 1919. M 12,— + 10% Teuerungszuschlag. 
Verfasser gibt eine ausführliche, sehr lesenswerte und flott ge; 
schriebene Studie über den Gasbrand, die sich auf große eigene Er- 
fahrungen und auf die umfangreiche Literatur stützt. Viele strittige 
Fragen werden geklärt und besonders die bakteriologische Ätiologie 
des Gasbrandes klar dargestellt. In dem klinischen Teil erfolgt eme 
ausführliche Beschreibung der Symptome und der Behandlung dieser 
schweren Komplikation der Kriegsverletzungen. Das Buch wird 
bleibenden Wert haben, da es in erschöpfender Weise unter Zugrunde- 
legung von 412 literarischen Mitteilungen System in das verwortei® 
Gebiet hineinbringt. Die beigegebenen Illustrationen sind vorzüglich. 
| O. N ord m ann (Berlin-Schöneberg). 


Berufswahl und Berufsberatung. Eine Einführung in die Praxis An 
Dr. med. Martha Ulrich, Dr. Curt Piorkowski, F 
Nenke, Georg Wolff- -und Dr. Ernst Bernhard. Sch 
geleitet von Dr. Alfred Kühne. Berlin 1919, Trowitzsch & 50 7 

Das Buch stellt keinen Berufsratgeber für Eltern und Juris 
liche dar, will vielmehr alle die, die auf dem Gebiete der Dora aa 
tung tätig sein wollen oder sich dafür interessieren, in die ee 

liegenden Aufgaben und die Wege ihrer praktischen Lösung einfü N 

Dieser Zweck wird durch die Zusammenarbeit yon Arzt, RL en 

Schulmann und Arbeitsnachweis- beziehungsweise Berütsbora Seni v 

tikern vortrefflich erfüllt. Dr.med. Martha Ulrich, die San i a 

Mitarbeiterin, erweist sich als ausgezeichnete Sachverständige 4 ich 

von ihr behandelten Gebiete. Sie bezeichnet es als eine der Ir 

tigsten Zukunftsaufgaben der sozialen Hygiene, die noch unsich® 3 

und lückenhaften Kenntnisse von den körperlichen Anforderunge” in 

vertiefen und so den Grund zu einer physiologischen Berufskun >a t 

legen, die, zusammen mit der medizinischen Berufskunde oder Be He 

pathologie, die unentbehrliche theoretische Voraussetzung en 

praktische Berufsberatung bildet. — Für die Ausübung der arzul idi 

Beratung hält die Verfasserin den Hausarzt infolge des Fehlens ee 

nötigen Berufskunde, den beamteten (oder Vertrauens.) Arzt Von 3 

Mangels der persönlichen Bekanntschaft und den fremden Arzt N = 

des Fehlens beider Vorbedingungen für ungeeignet. nee 

Händen des Schularztes liegen, dessen Wirken in den Fortb Jau) 

schulen besonders ersprießlich sein kann. Emil Neißer (Breslau). 


pk 
4 
e aa 


era 
pea- -Ss 


Digitized by Goo 


an, 
ur 
ein 
ai}. 
tits 
dw: 
sg? 
- Ku 


ee. 
ET 


IgE 


p 
Ai! 
zgi 
Ten} 


az 


wi ke „ 
won 


Er 


a5 YS- % “u LP .. 
AU ee 


vn. 
INS 


REIN 


. lange besteht als das Grundleiden, wie z. B. bei Morbus Basedow, bei 


, wurden. ~ 


vorhanden. Bei der dritten Gruppe war die Hypertonie ein Zeichen 


AE EEEE: ~ EE ET A EPT ; 
wT. 3 ; ; ; ; ; x 2 = 


* š 2 2 + 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


16. November. 


Vereins- und Auswärtige Berichte, | | 


on . Berlin. | | | 
Medizinische” Gesellschaft. Sitzung vom 28. Okt 


. Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 30. Oktober 1919. 
. Fortsetzung der Besprechung des Vortrages Fritz Munk: 
Die- arterielle Hypertonie und die Herzhypertrophie als Krankheitsbegriff. 
Benda: Untersuchungen über. die anatomischen. Grundlagen 
der Apoplexie, mit denen B. beschäftigt ist; haben ihm die Überzeugung 
‚gebracht, daß weder die makrospischen noch die mikroskopischen Be- 
funde an den Hirnarterien genügen, um die anatomischen Grundlagen 
der Apoplexie zu erklären. Es müssen noch andere Veränderungen 
im Körper hierfür berücksichtigt werden. Es ließ sich nun regelmäßig 
‚in diesen Fällen eine Hypertrophie des Herzens finden, die auf Hyper- 
tonie zu schließen gestattet. In allen Fällen ließ sich auch eine Skle- 
. rose der präcapillaren Nierengefäße feststellen, was um so bedeutungs- 
voller erscheint, als der Befund auch bei jugendlichen Individuen zu 

erheben war. | 

| Rosin: Die Hypertonie macht eine Einteilung in verschiedene 
Formen erforderlich. -Neben denjenigen der Nierensklerose und der 
luischen, kommt die arteriosklerotische obne Nierensklerose in Frage. 
Ihnen gegenüber stehen Formen, bei denen die Hypertension nur so- 


ober 1919. 


Rille: Demonstrationen eines Falles von Lichen ruber planus 
‚im Kindesalter. R. hat bisher nur zwei Fälle in Leipzig in diesem Alter 
beobachtet. — Außerdem wird ein Fall von Lichen ruber acuminafus 
(Hebra) demonstriert und dabei das Krankheitsbild beider Formen ent- 
worfen. Bei der ersteren, zuerst von Erasmus Wilson 1859 be- 


üssen 


“schriebenen Form versagt Arsen fast nie, bei der zweiten m 


davon.sehr größe Dosen ‚monatelang gegeben werden. es 
' Strümpell demonstriert einen Fall von chronischer familiärer 


Eine Schwester hat dasselbe Leiden gehabt. © en 

Oeller: Biologische Grundlagen der Fiebererscheinungen bei 
Infektionskrankheiten. Der Vortragende faßt das ‚Problem 'bakterio- 
logisch-biologisch auf und erörtert unter anderem die Einwirkung der 
Schutzimpfung, die das- Krankheitsbild — atypisch — unter dem 
Zeichen der Beschleunigung wiederholt. Dann wird unter klinischen 
und biologischen Gesichtspunkten ‘der Begriff des Krankheitsschatzes 
Gefäßkrisen der Tabes, Erregungszuständen, akuter Nephritis. Eine (Immunität) und der Überempfindlichkeit (Auaphylazie) und die Ent 
Ausnahme bildet die Polycythaemia rubra, die keine Gefäßerkrankung 
darstellt. Die Hypertension wird durch das Herz und die Vasomotoren 
bestimmt, man ist aber nicht imstande, die einzelnen Zusammenhänge 
zu erklären. Keinesfalls bedingt die Ausschaltung einer großen Gefäß- | 
bahn einen hohen Blutdruck. Auf die Vasomotoren ist das Haupt- 
gewicht zu legen. Therapeutisch ist für die Senkung des Blutdrucks 
das Nitroglycerin zu empfehlen, das man lange geben kann. Zu warnen 
ist vor dem Amylnitrit. Von Karellkuren ist Nutzen zu erwarten. 
Kohlensäurebäder darf man nicht wahllos geben, weil, sie den Blut- 
druck erhöhen können. | 

Rehfisch: In 10% der Fälle mit Blutdrucken von 200 bis 
250 mm Hg fand R. keine Herzhypertrophie, vielmehr Herzen, die nicht 
einmal die gewöhnliche Breite aufwiesen. Eine Erklärung hierfür sieht 
er darin, daß die Regulierung des Blutdrucks in erster Linie von den 
Gefäßen selbst übernommen wird, für die erst nach ihrer Erschöpfung 
das Herz eintritt. In diesen Fällen muß es sich also um Kranke 
gehandelt haben, bei denen die Gefäße ihrer Aufgabe noch gerecht 


Friedbergsche Fiebertheorie kritisch besprochen. Es: werden 


bei. Typhus, Influenza und Pneumonie besprochen. m 

Harzer: Über Sanarthritbehandlung chronischer Gelenkerkran- 
kungen. Die Grundlagen der Heilnerschen Theorie und die bis- 
herigen von Heilner erzielten. Erfolge (18 Fälle), sowie die von 
Umber werden’ kritisch besprochen. In der Medizinischen Klinik 


‚ agierten die Fälle von chronisch sekundärem Gelenkrheumatismüs und 


tische Beeinflussung, während ältere Individuen kaum reagierten. E. 


Rostock. 
~ Ärztlicher Demonstrationsabend. 
Sitzung vom 9. Oktober 1919. - 


sunder Familie stammenden’ Manne, der früher an Lungenspitzenkatarrh 
und in den Jahren 1914 bis 1917 an nervösen Beschwerden, Reizbar- 
keit, Schlaflosigkeit gelitten hat, entwickelte sich etwa vor einem Jahr 
ein typisches Myxödem mit Schwellungen des Gesichts, besonders der 
Augenlider und der Unterlippe, ferner Verdickung der Zunge, Ver- 
| breiterung der Hände. Der Schweiß versiegte, die Haut wurde trocken, 
schuppte stark; Patient fror im heißen Sommer; das bisher dunkel- 
braune Haar nahm einen mißfarben rötlichen Schimmer an und wurde 
struppig. Appetit gering, hochgradige Obstipation, körperliche und 
geistige Adynamie. Erhebliche Bradykardie, jedoch keine Dilatation des 
Herzens. Blutbefund: Mäßige Anämie, relative Lymphocytose. Die 
. Schilddrüse war als harter Strang zu fühlen, die Testes normal ent- 
wickelt, dagegen mangelhafte Ausbildung der sekundären Geschlechts- 
merkmale: Bartwuchs von jeher spärlich, Achselhaare nie vorhanden 
einer konstitutionellen Anomalie. | | gewesen. Dagegen atavistische Behaarung des Rückens. _ | l 
Katzenstein: Die Gefäße verhalten sich wie aktive Organe; Als Ursache dieses Myxoedema adultorum spontaneum ist eine 
engt man das Lumen der Nierengefäße ein, so kommt es zu einer Blut- | konstitutionelle Schilddrüsenschwäche anzunehmen, im Rahmen einer‘ 
drucksteigerung, die bei Durchschneidung der Nierengefäße' ausbleibt. | konstitutionellen Unterwertigkeit des ganzen Individuums, als deren 
Die Zusammenarbeit des Herzens und der Gefäßnerven bestimmen den Stigmata die mangelhafte Entwicklung der sekundären Geschlechts- 
Blutdruck. Zu charaktere sowie die atavistische Behaarung des Rückens, zu deuten 
- Jakob: Kohlensäurebäder setzen den Blutdruck herab. Wo | sind. Bemerkenswert ist die lange „postgenitale Latenz“ der Krank- 
das nicht der Fall ist, handelt es sich um prognostisch infauste Fälle. | heitsanlage (Martius, Bartel), die in diesem Falle möglicherweise 
Kraus: Die Praktiker haben gelernt, den Wert der Blutdruck- | durch psychisch-nervöse Einflüsse, vielleicht aueh’ durch den Einfluß 


messung zu ‚schätzen. Der hohe Blutdruck ist ein führendes Symptom, 
aber für ‚die Beurteilung des Falles und die Therapie ist das ganze 


Krankheitsbild zu beachten.: Die Herabsetzung des hohen Blutdrucks 
stellt eine undankbare Aufgabe. Es gibt genügend Leute, die mit sehr | auch in weiteren zwei Fällen von Hypothyreoidismus beobachtet, bei 


hohem Blutdruck sich. wohl fühlen. Die hypotensiven Medikamente | denen gerade zur Zeit der schlechtesten Ernährung umfangreiche Ödeme 


leisten in einer großen Reihe von Fällen gar nichts. Nitroglycerin und | auftraten. (Autoreferat.) SS ze 
= H. Cursehmann demonstriert 1. einen 28jährigen Feldwebel. 


ähnliche Präparate helfen für einige Symptome. Die wichtigste The- l 
rapie ist die Einschränkung der Flüssigkeit und der Nahrungsmengen. | mit chronischer Bleivergiftung, die etwa 14 Monate nach einem Steck- 
Die Wirkungen der Prozeduren physikalischer Art sind nach ihrem | schuß in den linken Trochanter und das Hüftgelenk auftrat (englisches 
Zustandekommen noch wenig bekannt, obwohl ihre Wirksamkeit an- | Infanteriegeschoß). Es bestanden typische Bleikoliken und -obstipation, 

! allgemeine Schwäche, sekundäre Anämie und seit kurzem Lähmungen 


erkannt werden muß. 1 . | 
Munk: Schlußwort. | Fritz Fleischer, in beiden M. deltoideis. Bleisaum ausgebildet. Basophile Tüpfelung 


i 
N g $. 
a ~- 


Moßler: Das Hauptkontingent der Hypertoniker stellen die 
Leute mit Gicht, und zwar latente Gichtiker. Antigichtische Diät, Di- 
uretin und Brompräparate sind eine empfehlenswerte Therapie. 

Saaler: Die Hypertoniker sind nicht unter einem Gesichts- 
winkel zu betrachten. Bei Neurotikern läßt sich der Sympathicus als 
Hauptangriffspunkt für die Hypertonie nachweisen. Es gibt viele Fälle, 
bei denen ein seelisches Moment den hohen Blutdruck auslöst. 

Arthur Meier: Die Zahl der Hypertoniker im Krieg ist sehr 
groß gewesen. Die von M. beobachteten Fälle hat er in drei Gruppen 
einteilen können, von denen zur ersten ältere Landsturmleute gehörten, 
bei denen man in der Regel Nierenveränderungen nachweisen konnte, 
Zur zweiten Gruppe gehörten jugendliche Individuen mit Thyreotoxi- 
kose. Es war bei ihnen Überempfindlichkeit des chromaffinen Systems 


. 
‘ 


— 


a i 1188 g 


- Chorea (Huntington). Es handelt sich um einen 58jährigen Mann , der E 
seit fünf Jahren erkrankt ist und das typische Krankheitsbild zeigt. 


stehung des Fiebers bei Endotoxinbakterien erörtert und dabei die > _ 


die einschlägigen Verhältnisse an der Hand von klinischen Bildern _ 


wurden zehn Fälle mit dem neuen Mittel behandelt. Am besten re- 


Periarthritis destruens. Die jugendlichen Fälle zeigten gute. therapeu- 


Deusch: Juveniles Myxödem. Bei einem 26jährigen, aus ge- . | 


der quantitativ und. qualitativ unzureichenden Kriegsernährung auf die _ 
Schilddrüsentätigkeit gebrochen wurde. Ein solcher ‚hemmender Ein- 
_fluß der unzulänglichen Ernährung auf die Schilddrüsenfunktion wurde ` 


|} 
[3 if A 
HE 
Hi 
u 
AN 
H ER 
Di 
K i 
BL 7: 


der Erythrocyten (insbesonders einiger Normalblasten) deutlich, 


1186 . 


In 
großen Urinmengen konnte kein Blei nachgewiesen werden. . Blut- 


befund: Hämoglobin 54%, Erythrocyten 3175000. F. J.: 0,87. Leuko- 
cyten 5300. Prozentuelle Auszählung letzterer ohne Besonderheit. 
Leichte Anisocytose und Polychromasie, einzelne Normalblasten. 

Auf Opium-Belladonna Beseitigung der Koliken. Die rasch zu- 
nehmende Anämie und rapide eintretende Polyneuritis verlangen un-. 
bedingt chirurgische Beseitigung des Steckgeschosses,. 

C. weist darauf hin, daß C. Lewin schon in den 90er Jahren 
diesen Modus der Bleivergiftung betont habe. C. selbst hat den ersten 
Fall dieser Art 1902 beobachtet (Revolvergeschoß in der Lunge). 
Während des Krieges haben Neißer (Stettin) und sein Oberarzt 
Schlesinger aufs neue auf die nicht ganz seltene Bleiintoxikation 
nach Steckschüssen hingewiesen. Bemerkenswert an einem Teil ihrer 
Fälle sowie dem vorliegenden ist die lange „Inkubationszeit“ zwischen 
Empfang des Bleigeschosses und den ausbrechenden manifesten Ver- 
giftungserscheinungen. Man hat eine intermittierende Resorption und 
Excretion des Bleies von den Geschossen angenommen (Neu und 
Dennig). Die jeweilige anatomische Lage zum Teil wandernder Ge- 
schosse und ihre örtlichen Beziehungen zur Blut- und Lymphbahn 
spielen aber wohl die Hauptrolle bei Exacerbation und Remissionen 
dieser Bleivergiftungen. Wichtig ist für die Neurotropie des Bleies 
überhaupt die Feststellung von Schlesinger, daß das Blei im 
Liquor cerebrospinalis gespeichert wird und dort auch in Fällen reich- 


lich gefunden wurde, in denen Blei im Urin nicht nachgewiesen werden 
konnte. 


2, Fall von partieller Sklerodermie der Unterschenkel bei 
schwerer kachexieähnlicher Allgemeinerkrankung, 40jähriger Arbeiter, 


| 


im November 1918 auf dem-Rückzuge im Westen an Schwellungen | 


Rundschau. 


ee 


Als beratender Hygieniker in der Asiatischen Türkei. 
Von 
Dr. Huntemüller, a. o. Professor und Stabsarzt der Reserve. 
(Fortsetzung aus Nr. 45.) 

Von Teichmann wurde eine Chemotherapie des Fleckfiebers 
-mit Elektro-Kollargol (H&yden) empfohlen. Da ich aber aus der 
Literatur über die Wirkung der intravenösen Behandlung mit 
Kollargol bei Sepsis kein günstiges Urteil bekommen hatte, so, habe 
ich mich gegen diese Therapie gewandt und jedenfalls vor allzu 
großen Erwartungen nach dieser Richtung hin gewarnt. 

Ich habe dann, wie ich auseinandersetzen werde, das Elektro- 
Kollargol später. in Bagdad, soweit ich bei meinen wenigen Fällen 
darüber urteilen kann, mit gutem Erfolg angewandt. 

In der Konferenz wurde beschlossen, die verschiedenen Methoden 
nach Neukirch, und zwar, wie ich vorschlug, einmal die Original- 
Methode, dann aber getrennt Serum und Leukooyten respektive Milz- 
aufschwemmung, sowie das von Teichmann empfohlene Elektro- 

. Kollargol zu versuchen, und zwar an verschiedenen Plätzen, wo ein 

„Laboratorium zur Verfügung stand, sodaß die Möglichkeit für. eine 
einwandfreie Herstellung des Impfstoffes gegeben war, wie in Kon- 
stantinopel, Aleppo, Jerusalem, Mosul und Bagdad. . 


Ferner hatte ich während meines Aufenthalts in Kospoli noch 


Gelegenheit, mit Felix bekannt zu werden, der sich hier mit Studien 
über seine gemeinsam mit Weil gemachte Entdeckung über die 
- Agglutinabilität des Proteus-Stammes X 19 mit Fleckfieberserum be- 
schäftigte. Ich konnte dann den mir gütigst überlassenen Stamm 
mitnehmen und nach Aleppo, Jerusalem und Mosul weitergeben, 
wo er überall bei der Diagnose des Fleckfiebers gute Dienste getan 
hat. Ich war also mit dem modernsten Rüstzeug zur Diagnose und 
Bekämpfung des Fleckfiebers ausgerüstet und hatte auch an der 
Westfront als Seuchenkommissar genügend Gelegenheit gehabt, mich 
ınit dem Bau und Betrieb von den Entlausungsanstalten zu befassen. 
Die Entlausung wurde auch in der Türkei soweit wie möglich 
durchgeführt. So war z. B. an der ganzen Bahnstrecke von Haidar- 
Pascha bis Rasul Ain, dem damaligen Endpunkt der Bagdad-Bahn, 
ein Desinfektionskommando unter deutscher Leitung tätig, das für 
regelmäßige Säuberung und Ausschwefelung der - Kisenbahnwagen 
sorgte. 

: In Bagdad waren die Entlausungsanstalten bei meiner Ankunft 
noch ziemlich dürftig. Die von Norden oder Westen her eintreffenden 
Deutschen wurden im deutschen Etappenlazarett I, das in den Räumen 
des ehemaligen Lazaretts der Bagdad-Bahn-Gesellschaft auf der 
rechten Seite des Tigris untergebracht war, gebadet und ihre Kleider 


` 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46. 


der Beine, des Gesichts, auch der Bauch- und Rückenhaut ‚und der‘ 
Unterarme erkrankt,, im Urin niemals Eiweiß. Die Ernährung seiner 
Truppe sei gut gewesen. Dabei Mattigkeit, Schwäche, kein Fieber 
In der Heimat Abnehmen der Schwellungen, aber Zunahme der all- 
gemeinen Schwäche, mäßige” Abmagerung. Seit Pfingsten wurde die 
Haut der Unterschenkel hart, glänzend und bräunlichgelb verfärbt, 
dabei zunehmende Verdünnung der Unte 

im letzten Jahre 45 Pfund. 


Unterschenkel, besonders der Innenseite der unteren Hälfte, 
gelblich-bräunulich-bläulich verfärbt. 


Besonderheiten. Herz ohne Besonderheit. ‚Blutdruck 100/75. Puls 62. 


"GT Zum = 
GR en Ne > Tr 
E N A Ts > Fe fr 


rp" 
, > 


= 1 e 

{y ad Fh P; 
. 34 ” 

Ep 


rschenkel, Gewichtsabnahme 
Befund: Typische partielle S klerod ermie beider 


Fußpulse sehr schwach, Arteria 
dorsalis pedis links nicht pulsierend. Reflexe und Sensibilität ohne 


Sehr blasses Aussehen: Hämoglobin 80, Erythrocyten 3975000, F.J. 1,01, 
Leukocyten 6100 (Polyn. 46%, Ly. 38%, Eos. 15%, Mononuc. 1%); 
keine Anisocytose, keine Erythroblasten. Im Urin kein Eiweiß, keine . 
Nierenbestandteile, aber Vermehrung der Calciumoxalate. Schilddrüse 
palpabel. Am Nervensystem und psychisch keine Besonderheiten. 

C. weist auf die Seltenheit partieller Sklerodermie und 

gleichzeitiger kachektisierender Erkrankung hin. Bei diffuser Sklero- À 
dermie wurden M, Basedow, M. Addison, Tuberkulose der Lungen und = 
anderes mehr konstatiert, Hierher gehört auch die Degeneratio genito- 
sclerodermatica v. Noordens, eine multiple Blutdrüsensklerose. 
C. für seinen Fall nimmt einen Hypothyreoidismus als wahrscheinliche 
Ursache an und berichtet über einen weiteren Fall von partieller 
Sklerodermie der Hände und Bronzepigmentierung bei typi- 
scher perniziöser Anämie, Bei letzterer wurde bisher Sklero- 
dermie noch nicht beobachtet. Trotz Besserung des Blutstatus und des 
Allgemeinzustandes nahm die Sklerodaktylie unaufhaltsam zu. 


(Autoreferat.) 


im Dampfapparat desinfiziert. Für die von Osten her eintreffenden, 
denn in Persien war das Operationsgebiet der deutschen lrakgruppe, 
war im Transit-Chan, einer großen Karawanserei, in der die Reit: 
und Tragtiere der deutschen Irakgruppe untergebracht waren und 
von wo. die nach Persien aus- und einrückenden Kolonnen ihren 
Ausgang nahmen respektive ihr Ende fanden, eine Entlausungsanstalt 
eingerichtet. Der hier aufgestellte kupferne Dampfkessel war aber 
beschädigt und in Reparatur, sodaß keine Entlausungen stattfanden. 


Ich habe daher sofort den Bau eines großen Entlausungsofeng 
für trockene Hitze in Angriff genommen, der von einem Pionier 
Oberleutnant, im Zivilberuf Ingenieur bei der Bagdad-Bahn, zu meinel 
vollsten Zufriedenheit ausgeführt wurde. Der Hauptraum für Klei 
dungsstücke, Wäsche, Decken usw., die aut Bügeln aufgehängt Zu 
den, war vom Auskleideraum und getrennt vom Ankleideraum aus ZU- 
gängige und konnte auf 80—90 Grad erwärmt werden. Nebenan war 
ein kleinerer Raum für Lederzeug, Stiefel und Pelze, dessen Ten- 
peratur 60—70 Grad betrug. Da das Holz in Bagdad sehr knapp 
und teuer war, versuchte ich mit gutem Erfolg mit, getrockneten 
Pferdemist zu heizen, der mir ja im Chan genügend zur Verfügung 
stand, denn der Kamelmist, zu Fladen gebacken und an der Sonne 
getrocknet, dient in diesen Gegenden als Hauptbrennmaterial. Die 
Feuerung, die,sonst ein Pfund in Gold kostete, war auf diese Weist 
gratis. Der Ofen hatte an Herstellungskosten 15 Pfund = 300 Mark 
nach unserem Gelde betragen, während der früher beschaffte Kupfer 
kessel einen Wert von 350 Pfund = 7000 Mark in Gold repräsentienle. 

Da ich in Bagdad als beratender Hygieniker der deutschen Irak- 
gruppe tätig war, so gingen mich die türkischen Formationen eigent- 
ich nichts an, doch hatte ich durch Abdul Kadr Bey, den Etappen 
‚arzt von Bagdad, einem sehr intelligenten, deutsch sprechenden 
Kollegen, mit dem ich die besten Beziehungen unterhielt und der 
sich als Bakteriologe und Hysieniker vom Pach für alle moderne 
hygienischen Maßnahmen interessierte, Gelegenheit, auch die 
türkischen Einrichtungen und Verhältnisse kennen zu lernen. 


Dank der Initiative Abdul Kadr Beys wurde auch bei den 
Türken die Entlausung soweit wie möglich durchgeführt, und, zwar 
bediente man sich hier großer Backöfen, die für diesen Zweck Een 
gut zu verwenden waren. Auch die kleinen Backöfen der Fellachen, 
die man überall noch in den verlassenen Ortschaften antraf, Die A 
nach diesem Muster neu gebaute, dienten der Entlausung. Dies 
Backöfen von Birnen- oder Urnenform werden in den Lehmboden 
eingegraben und haben nach außen nur eine kleine Öffnung. | Ka 
Anheizen wird darin aus Kamelsdornen und Kamelsmist ein en 
angemacht und das frischgebackene Brot einfach in Fom 


— 


Digitized by Goog ICE Be 


UI 
a < he à 
> >. a A 

\ _ . av 


Nm N a 


- Ea e E r e, 
ii 


16. November. 


1919 e MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 46, | . 


. 


Flalen an .die heißen Wände des Ofens geklebt, wo es bald gar 


wird. Frisch schmeckt dieses Fellachen-Brot ganz gut, älteres ‚Brot 
Ich habe 


auf meiner 'Euphratfahrt, die vierzig Tage lang dauerte,.nur dieses- 


wird am besten vor dem Genuß über dem Feuer geröstet. 


Brot zur Verfügung gelrabt. 


Für die Entlausung wurden die Kleidungsstücke in die er- 
wärmten Öfen gesteckt und nach einiger Zeit des Wartens, etwa 


nach % Stunden, als. sicher läusefrei wieder herausgenommen. 


Das Fleckfieber hatte, auf diese Weise bekämpft, in Bagdad und 
auch an der Front ganz beträchtlich abgenommen. 
Anfang Februar in Bagdad nur etwa 200 Fälle in den türkischen 


Lazaretten aufgenommen. 


Im deutschen, gut eingerichteten Seuchenlazarett von 25 Betten, 
das mir als Chefarzt unterstellt wurde, fand ich bei meinem. Ein- 
treffen zwei schon in der Genesung begriffene Fleckfieberfälle vor. 
Ich habe.dann bei zwei frisch eingelieferten Fällen das von Teich- 


_ mann empfohlene Elektro-Kollargol (Heyden) mit bestem Erfolg 
Die hohe Temperatur von über 40 Grad fiel auf die 


angewandt. 
Injektion um 1—2 Grad ab; sobald sie wieder Tendenz zum Steigen 


zeigte, wurde von neuem injiziert. So wurden bei dem einen Talle 
sechs, bei dem anderen drei Injektionen bis zur völligen Entfieberung 
in Zwischenräumen von 1—2 Tagen ausgeführt. Ganz interessant 
war die Beobachtung, daß, obwohl das Fieber zurückging und auf 
die Norm gebracht war, die Somnolenz und der schwere Krankheits- 
eindruck zunächst noch bestehen blieb ung sich erst nach mehreren 


Tagen allmählich löste. > 


Nachdem : der Entlausungsofen fertiggestellt und die deutsche 
Garnison, etwa 500 Mann, regelmäßig wöchentlich entlaust wurde, 


kamen keine Fleckfieberfälle miehr vor. \ 

Der eine mir später 'eingelieferte Kranke war - Dolmetscher hei 
der Maschinengewehrabteilung, die etwa zehn Kilometer. von Bagdad 
entfernt in dem durch seine Schiiten-Moschee berühmten Kasimen 
lag. Da hier unter den türkischen Maschinengewehrschützen, die 
unter deutschem Befehl standen, mehrere Fleckfieberfälle vorkamen,‘ 
wurde auch hier mit dem Bau einer Entlausüngsanstalt begonnen, die 
„einem türkischen Bade angegliedert war. 

Im allgemeinen war der Eindruck vorhanden, daß das Fleck- 
fieber im Winter 1916/17 hier nicht so heftig auftrat wie im Jahre 
vorher, und daß auch die Krankheitsfälle leichter verliefen. 

i Mich interėssierte hier in Bagdad noch besonders die Bagdad- 
Bezie, ein Hautgeschwür, das ja im Orient sehr verbreitet ist und 
von der Leishmania hervorgerufen wird. Die Infektion, für die 
in erster Linie Fliegen in Betracht kommen, denn es bedarf zur 
Übertragung der Beule fraglos eines Zwischenwirts, obwohl sie 
sich . auch, wie mehrfache Versuche gezeigt haben, durch Inokulation 
‚ übertragen läßt, soll nach den Angaben der eingesessenen Ärzte zur 
Zeit der Dattelernte stattfinden. In Jericho wurde als Infektionszeit 


` die Kornernte angegeben, die hier im Mai stattfindet, während die 
~ Dattel in Bagdad im Herbst geerntet wird. Ob die Infektion dadurch 
zustande kommt, daß sich zur Ernte größere Menschenmengen zu- 


sammenfinden, unter denen sich dann Parasitenträger in größerer Zahl 
befinden, läßt sich nicht ohne weiteres entscheiden. Jedenfalls wird 
die Infektion weniger leicht in der Stadt, als in der’ palmenreichen 
Umgebung von Bagdad acquiriert. So hatte sich denn auch der 
Oberingenieur der: Radio-Großstation nebst Frau, die auf dem rechten 
Tigrisufer in Holzbaracken wohnten, diese wenig angenehme Er- 
krankung an Gesicht und Händen zugezogen. Die Beulen treten 
‚bekanntlich nur an unbekleideten Körperstellen auf, was wieder sehr 
für die Übertragung durch stechende Insekten spricht. Von 
Wenyon ist diese Frage hier besonders in Bagdad studiert worden, 
doch hat sie wohl noch nicht zu greifbaren Unterlagen geführt. ` 

.. Schon. in Jerusalem hatte ich die Behandlung der Orientbeule 
mit Salvarsan versucht, doch waren die dort erhaltenen Resultate 
= nicht einwandfrei. Wie mir Dr. Herle, der in Bagdad prakti- 
zierende deütsche Arzt, mitteilte, gingen die Beulen, wenn das 
Salvarsan als Pulver oder in Salbenform- aufgebracht "wurde, sehr 
gut zurück. Ich habe, da ich selbst keine Bagdadbeule zur Be- 
‚handlung bekam, diese Angaben nicht nachprüfen können, doch habe 
ich auch von anderer Seite diese Behandlung als brauchbar er- 
wähnt bekommen. 

Auch bei einer anderen Krankheit, die hier vielfach Jai 
hat- das Salvarsan ganz vorzügliche Dienste geleistet. Es ist ja 
die. Salvarsan-Therapie beim Rückfallfieber schon längere Zeit in 
Gebrauch. “Die Fälle mehrten sich hauptsächlich in Jerusalem im 
Februar, März und April, doch waren sie in mäßigeren Grenzen über 


das ganze Jahr verbreitet. So wurden z. B. in Jerusalem im Hygienischen 
Institut allein auf unserer‘ Abteilung, wo nur ein Teil des Materials be- 


Es wurden bis 


` erfahrungen verfügten, gebeten hatte, 


arbeitet wurde, im Februar 1916 818 mal, im März 384 mal, im April 419 mal, 
im Mai. 257 mal Recurrensspirillen festgestellt. - 


diese Behandlung angedeihen lassen zu können. Im allgemeinen tritt 


Todesfälle sind selten. 


Krieg hier auch.sehr verbreitet. Vor dem Kriege war die Krankheit 
‚unter den Juden in Jerusalem, die. schon sehr früh heirateten, so gut 
‘wie unbekannt. 
Verkehr und weniger strenge Sitten herrschtgn, ziemlich häufig. Auf 
dem flachen Lande gab es einzelne Araberdörfer, die syphilitisch 
völlig durchseucht, während andere: so ziemlich verschont davon ge- 
blieben waren. Die Verseuchung der einzelnen Ortschaften ist wohl 


in ihrem Heimatdorfe dann weiterzuverbreiten. 


Etappenstädten eine große Ausdehnung erlangt. Denn die Frauen 
und Mädchen wurden .durch Not und Teuerung der Prostitution in 
die Arme getrieben, auch hatte sich selbst in der heiligen Stadt 
` Jerusalem eine sehr leichte Lebensauffassung Bähn gebrochen, wie 
es ja der Krieg, der oft .Gatten und -Vater in die Ferme führte, 


mit sich bringt. So war denn auch der Zugang an- Geschlechts- 


krankheiten bei Offizieren und Mannschaften sehr groß. 


s In Jerusalem waren für die deutschen Truppen und für die 
türkischen Offiziere Bordelle eingerichtet, doch war die Einrichtung‘ 


‘wenig einwandfrei. Da bei dem neu eingetroffenen deutschen Armee- 
arzt für diese Fragen wenig Verständnis vorhanden war, so konnter 
meine nach der Richtung gebenden Pläne leider nicht zur Ausführung 
gelangen. | A 

Auch die Gonorrhöe war natürlich sehr verbreitet und, wie ich. 
von einem arabischen Kollegen erfuhr, auch’in die besseren arabischen 
und a Familien eingedrungen. (Fortsetzung folgt.) 


t 


'Sitzung des L opisauss hisses des Deutschen Zentralkomitees i g 


zuf Bekämpfung der Tuberkulose am 16. Oktober 1919. 


Die Sitzung fand im Hörsaal der Hautklinik der‘ Charité statt. 
Ministerialdirektor Kirchner eröffnete dieselbe, 
sekretär Oberstabsarzt a. D. Helm das Wort ergriff, um den Bericht 
über die zehnjährige Tätigkeit der Lupuskommission (Berichtsabschnitt 


1908/1918) zu erstatten.: Helm gedachte mit warmen Worten der ` 


Verdienste Althoffs um die Lupusbekämpfung und gab sodann eine 
Reihe von Einzelheiten bekannt, aus denen zu entnehmen. ist, daß sich 
die Zahl der Lupusheilstätten von 30 auf 48 vermehrt hat und daß eine 
große Anzahl von Lupuskranken mit Hilfe der Unterstützung der 
Lupuskommission behandelt wurde. 
kommission alle Stellen, die sich mit der Lupusforschung befaßten. 
Hierüber erscheinen noch besondere wissenschaftliche Mitteilungen, die 
augenblicklich noch nicht vorgelegt werden können. Sehr bemerkens- 
wert ist die Tatsache, daß man beim Lupus sowohl den humanen wie 
den bovinen Typ des Tuberkelbacillus feststellen konnte. Der erstere ist- 
der unvergleichlich häufigere, beide Formen können auch bei dem- 
selben Individuum vorkommen. . Das erste Referat über die „Ansteckungs- 
gefährlichkeit bei Haut- und Schleimhauttuberkulose und die Unter- 
bringung Lupuskranker außerhalb von Krankenhäusern und Lupusheimen“ 

erstattete Jadassohn (Breslau). Jadassohn berichtete auf Grund. 


"umfangreicher eigener Beobachtungen und gleichzeitig an. Hand eines 
Fragebogens, den er zu diesem Zweck ausgearbeitet und um deren ` 


Leider hatten wir natür- g 
lich nicht soviel. Salvarsan zur Verfügung, um allen- diesen Fällen 


' Recurrens bei den, Eingeborenen ja auch weniger heftig auf,' und ` 

Die Bekämpfung der Läuseplage ist auch 

hier, wie beim Fleekfieber, die gegebene Maßregel, denn die Spirillen : 

_ werden, ebenso wie das Fleckfieber-Virus, durch Läuse übertragen. 
Die dritte: Krankheit, bei der ‘das Salvarsan Anwendung findet ; 

und für die es ja speziell gefunden ist, die Syphilis, ist durch der 


auf die aus früheren Kriegen zurückkehrenden Leute zurückzuführen, 
die draußen Gelegenheit hatten, die Krankheit aufzunehmen und sie - 


Während des Weltkrieges hat die Seuche besonders. in > | 


worauf General- 


Ferner subventionierte die Lupus- ` 


1187 


Dagegen. war sie in den Küstenstädten, wo regerer `: 


Beantwortung er alle Dermatologen, welche über größere Lupus- o 


Jadassohn kommt zu dem 


Ergebnis, daß die Ansteckungsgefahr bei Lupus und Schleimhaut- 
tuberkulose eine unerhebliche ist. Es besteht eine Verpflichtung, die 


- offenen Lupusstellen unter Verband zu nehmen, dann bietet der Lupus- 


kranke keine Gefahr für die Umgebung. Diese Feststellung ist deshalb 
von Wert, weil die Unterbringung der Lupuskranken vielfach auf 
Schwierigkeiten stößt in. der Annahme, daß sie Träger einer Ver- 
breitung sein könnten. — In der darauffolgenden Diskussion machte‘ 


‚Uhlenhuth darauf aufmerksam, daß die Gefahr einer Ansteckung 
| schon deshalb nicht hoch einzuschätzen sei, da eine gewisse Immunität 


der Haut gegen den Tuberkelbacillus bestehe. 


` 


`~ 


en ae oa 


has . 
“ 
pr 7 f 
. 
Pre Z 
a i > a - 
SEES ur a Yo na a 
TE ee nA 
- u a -. mn nn — AAA 


EEE DE en AA. 
RE ET 


> = 
EI EEE E N 
nn ne 
uwi ze ER 


ra 


a AEE 


-> - 


1188 


Der übrige Teil der Sitzung war der Besprechung der Behandlungs- 
methoden des Lupus gewidmet. Das angekündigte Referat Jesioneks 
über Sonnenlichtbehandlung mußte leider ausfallen. Über die kombinierte 
Liehtbehandlung des Lupus sprach Rost (Freiburg). Rosts Stand- 
punkt hierin ist aus seinen ausgezeichneten Veröffentlichungen bekannt. 
Er kombiniert .aus Röntgenstrahlen, Blaulicht und künstlicher Höhen- 
sonne eine Behandlungsmethode. Die Lupusbehandlung beginnt mit 
einer Röntgenbestrahlung mittlerer Filterstärke. An diese schließt sich 
die Behandlung mit künstlicher Höhensonne an, die sehr vorsichtig be- 
ginnt und sich langsam steigert. Rost erblickt bekanntlich im Auftreten 
des Pigments etwas Unerwünschtes. Er erstrebt vielmehr eine kräftige 
Allgemeinreaktion der Haut, ein Lichterythem, und legt daher, sobald 
eine deutliche Hautreaktion nicht mehr auszulösen und die Pigmentierung 
zu hochgradig ist, eine sogenannte „Depigmentierungspause“ ein, welche 
8 bis 14 Tage beträgt. Nach dieser ist die Haut wieder empfindlicher 
und man muß jetzt mit etwas verkürzten Bestrahlungszeiten neu be- 
ginnen: Außer Röntgenlicht und künstlicher Höhensonne verabreicht 
Rost noch Blaulicht. Er benutzt dazu die Kromayersche Quarz- 
lampe mit vorgeschaltetem Blauglasfilter. Das Röntgenlicht verabreicht 
Rost alle fünf bis sechs Wochen, und zwar das erstemal 20 bis 30 X 
(unter 2 bis 3 mm Aluminiumfilter), das zweitemal 15 X, das dritte- 
mal 20 X und das viertemal wieder 15 X. Auf je eine Röntgen- 
bestrahlung wird zweimal Blauglaslicht verabreicht. „Über eine neue 
Behandlungsmethode des Lupus“ sprach Freund (Wien). Freund 
excidiert die lupösen Stellen, stillt sodann die Blutung, macht aber 
keinen Versuch der Defektdeckung, näht auch nichts, sondern bestrahlt 
dann die Exeisionsstelle mit Röntgenlicht. Nach seiner Angabe sind 
die Erfolge außerordentlich günstig. 

Das letzte Referat über „Fortschritte und Probleme in der Photo- 
und Chemo- und spezialistischen Therapie des Lupus“ erstattete 
Schindler (Hanau). Schindler hat den Versuch gemacht, mit 
verschiedenen chemischen Mitteln eine sensibilisierende Wirkung zu 
erzielen und so den Wert der Bestrahlung zu erhöhen. Seine Ver- 
suche erstreckten sich auf die Wirkung von Silbersalvarsan, Jod und 
5%iger alkoholischer Arg.-nitrie.-Lösung. Eine allzu starke Beeinflussung 
des Krankheitsbildes sah man davon nicht. 

In der Besprechung ergab sich eine ziemliche Meinungs- 
verschiedenheit über den Wert der einzelnen Behandlungsmethoden. 
Zumbusch (München) befürwortete die Exstirpation der Lupusherde, 
wobei er betonte, daß es nötig sei, das ganze Unterhautzellgewebe mit 
zu entfernen. Während der Bestrahlungen soll man nach Zumbusch 
die lupösen Stellen verbinden, das Licht soll nur auf die gesunde Haut 
einwirken. Bei der chirurgischen Behandlung hält Zumbusch einen 
Instrumentenwechsel für erforderlich,. sobald man das eigentliche Lupus- 
gewebe entfernt hat. Blumenthal ätzt die lupösen Herde mit 
Lecuthyl, Kupferdermasan und eventuell auch mit Pyrogallus und be- 
strahlt dann. Freund hebt den Wert der Vereisung hervor, Salomon 
verweist auf. die Diathermie, Hofmann hat vom Kohlenbogenlicht 
gute Wirkungen gesehen, Hahn spricht sich für die Verwendung des 
Radiums aus. Nach Zinser ist die Röntgenbehandlung das Remedium 
cardinale, alles andere hat nur unterstützende Bedeutung. — Wie man 
hieraus ersieht, besteht bei der Lupusbehandlung noch keine einheitliche 
Auffassung hinsichtlich der Wirksamkeit der einzelnen Heilmittel. Die 
überragende Wirkung, die der Strahlentherapie zukommt, ist zwar 
allerseits anerkannt, doch treten bei allen anderen Methoden große 
Gegensätze zutage.. Wir sehen, daß auf der einen Seite Vereisung, auf 
der anderen Diathermie empfohlen wird, der Bestrahlung der lupösen 
Stellen wird das Wort gesprochen, während andererseits wieder der 
Vorschlag gemacht wird, die lupösen Stellen selbst bei der Bestrahlung 
abzudecken, schließlich wird die Pigmentierung von einem Teil der 
Beobachter als unerwünscht bezeichnet, während andere sie wieder als 
nützlich empfinden. Bemerkenswerterweise trat niemand für die reine 


Finsenbehandlung ein, die kombinierte Therapie im Sinne Rosts 
dürfte wohl die Behandlung der Zukunft sein. 


Otto Strauß (Berlin). 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 

Berlin. Ein Erlaß des Ministeriums des Innern über die Ge- 
währung von Beihilfen zur Bekämpfung der Tuber- 
kulose weist darauf hin, daß die unter den einmaligen -und außer- 
ordentlichen Ausgaben angewiesenen 150 000 M nicht nur für das Rech- 
nungsjahr 1918, sondern für längere Zeit ausreichen müssen. Nach der 
in dem Erlaß vertretenen Anschauung liegt die Bekämpfung der Tuber- 
kulose nur zum geringsten Teil auf polizeilichem Gebiet und auch hier 
weniger auf landespolizeilichem Gebiet, als vielmehr auf ortspolizei- 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W8, 


1919 — MEDIZINISCHE KEINIK — Nr. 46. 


16. November. 


lichem. Für weite Kreise der Bevölkerung fällt die Bekämpfung der 
Tuberkulose in den Aufgabenkreis , der Krankenkassen und Versiche- 
rungsanstalten und der Armenverbände. Im übrigen muß die Tuber- 
kulosebekämpfung grundsätzlich nach wie vor Aufgabe der Wohlfahrts- 
pflege sein und hier soll sie ihrem Schwerpunkt nach durch organi- 
satorische  Vereinsarbeit geleistet werden mit den von den 
Vereinigungefi durch. Beiträge ihrer Mitglieder, 
durch Inanspruchnahme der freien Liebestätig- 
keit und Erwirkung kommunaler Zuschüsse zu be- 
schaffenden Mitteln. Der Staat stellt sich in diesem Erlaß auf den 
Standpunkt, daß Staatsmittel nur vorübergehend und 
in mäßigem Umfange für die Bekämpfung der 
Tuberkulose als Volkskrankheit bereitgestellt werden 
können. Diese Stellungnahme ist von grundsätzlicher Be- 
deutung! Es wird eine weitergehende Unterstützung von seiten des 
Staates, sei es in organisatorischer Rücksicht, sei es in ausgiebiger” 
finanzieller Unterstützung, bei der Bekämpfung der Tuberkulose ab- 
gelehnt. Von Verstaatlichung und Kommunalisierung ist in dem Re- 
gierungserlaß keine Rede, dagegen wird mit besonderem Nachdruck 
die Förderung der organisatorischen Vereinsarbeit und die Inanspruch- 
nahme der freien Liebestätigkeit empfohlen! Zu einer Zeit, wo von 
radikalsozialistischer Seite regierte Stadtverwaltungen sich nicht genug 
tun können in Plänen und Anregungen zur Kommunalisierung und 
Sozialisierung von Aufgaben, welche nach ihrer sozialhygienischen Be- 
deutung nicht entfernt heranreichen an die Frage der Tuberkulose- 
bekämpfung, verdient dieser Regierungsstandpunkt eine besondere Be- 
achtung. Beachtet zu werden verdient besonders auch die Anerkennung 
der Unentbehrlichkeit der freien Vereinstätigkeit für die Beschaftung 
der so dringend notwendigen Geldmittel. — Bei der Stellungnahme 


des Ministeriums des Innern in der Tuberkulosebekämpfung sind die 
Einflüsse des Finanzministeriums unverkennbar. 


_—— 


Nach Uen Veröffentlichungen des Reichsgesundheitsamts hat in” 
Frankreich die nach Kriegsausbruch zurückgegangene Zahl der Ehe- 
schließenden bereits im Jahre 1915 ihren tiefsten Stand erreicht, 
Schon im Jahre 1917 näherte sich diese Zahl wiederum derjenigen des 
Jahres 1914. Die Lebendgeburtenziffer ist während des Krieges ver 
hältnismäßig viel weniger gesunken als die Zahl der Eheschließenden 
und ließ im Gegensatz zu der des Deutschen Reichs schon im Jahre 1917 
wieder eine, wenn auch nur geringfügige, Zunahme erkennen. Am 
geringsten waren die Veränderungen der Sterbeziffer, doch ist hierbei 
zu bedenken, daß diese Angaben sich nur auf die Sterblichkeit der 


Zivilbevölkerung erstrecken und durch den, gleichzeitigen Geburtenrück- 
gang beeinflußt wurden. 


Berlin. Der frühere Direktor der Städtischen Irrenanstalt Herz- 
berge, Geh. Obermedizinalrat Prof. Dr. Carl Moeli, ist, 7 Jahre 
alt, gestorben. Der hervorragende Psychiater hat sich um die Einrieh- 
tung und Ordnung der Berliner Irrenanstalten unvergängliche Ver- 
dienste erworben. Daneben hat er während seiner mehr als 20jährigen 
Dienstzeit eine wirkungsvolle fürsorgerische Tätigkeit für die Geistes 
kranken entfaltet. Nach dieser Richtung hin liegen seine Gründungen 
von Beratungsstellen für entlassene Geisteskranke. Als Mitglied der 
Medizinalabteilung im Ministerium und der wissenschaftlichen Depu- 
tation für das Medizinalwesen war Moeli in der Lage, einen mab: 
gebenden Einfluß auf die Entwicklung. der Irrenfürsorge in Preußen ° 
auszuüben. Seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen betreffen unter 
anderem Psychosen bei Tabes und nach Eisenbahnunfällen, Verhält- 
nisse der Pupillen bei Geisteskranken, sekundäre Degenerationen im 
Rückenmark. Seine umfangreichen praktischen Erfahrungen drängten 
ihn zur wiederholten Bearbeitung der Probleme, welche der Alko- 
holismus dem Psychiater stellt. Seine Stellung als führender Psychiater 
der großen Berliner Anstalten nötigte ihn zu einer ausgedehnten ge- 
richtsärztlichen Tätigkeit, die ihren Niederschlag fand in verschiedenen 
wertvollen Mitteilungen, so in der Arbeit „Über irre Verbrecher”. Die 
Stadt Berlin hat alle Veranlassung, dem hervorragenden Arzt und dem 
Beistand ihrer Geisteskranken für seine schöpferische, fürsorgerische.. 
und organisatorische Tätigkeit eine dankbare Erinnerung zu bewahren. 


München. 


Der Sozialhygieniker Dr. Schallmayer gi 
storben. BER > | 


Paris. Der Dermatologe Prof. Hallopeau, 77 Jahre alt, ge 
storben. A EE j 


Berlin. Der Gynäkologe Prof. Dr. Alwin Mäckenrodt 
beging den 60. Geburtstag, _— 


= Berlin. Geh.-Rat Prof. Dr. Liepmann tritt im Januar of 
seinem Amt als Direktor der Irrenanstalt Herzberge zurück. 


Hochschulnachrichten. Gießen: Priv.-Doz. In 
Huntemüller (Bakteriologie und Hygiene) zum a. 0. Professor h 
nannt. — Greifswald: Priv.-Doz. Dr, Ernst Hannemalr) 


erster Assistent am Pathologischen Institut, gestorben. — Halle a p3 
Der Chirurg Geh.-Rat Dr. Max Oberst zum 0. Honorarprolesnt! 
ernannt. — Köln a. Rh.: Dr. Erwin Thomas tür Kin a 
heilkunde habilitiert. — Marburg: Prof. Dr. Arthur En 
aus Leipzig hat einen Ruf als Nachfolger von Prof. Guleke í er 
Direktor der Chirurgischen Klinik angenommen, — München: 


Oberarzt an der Chirurgischen Klinik, Prof. Dr. Stierlin, ist gestorben. 


- 


Digitized by Google 


ES SP 


a Te 


Nr. 47 (781). 


Medizinische Klini 


= ` 28. November 1919. | 


ZUIDER- ZIEXENHLIS. 
ROTTERDAM. 


Wochenschrift für praktische Ärzte 


i redigiert von Verlag von 
Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg Urban & Schwarzenberg 
Berlin Berlin 


Inhalt: Originalarbeiten: H. Klose, Die Thymusstenose der Kinder und ihre Behandlung. F. Lönne, Über Diphtherie Neugeborener auf 


Grund zehnjähriger Beobachtung und Behandlung an der Universitäts-Frauenklinik Göttingen. 


Folgen. Fabry, Was ist bei der Salvarsanbehandlung zu beachten? | 
H. Brüning, Zur Frage der Vergiftung mit Ol. Chenopodiü anthelminthici bei Wurmkuren im Kindesalter. 
Goldstein, Wirkung des Aolan auf die Brustdrüsensekretion. — Referatenteil: H. Schmitt, Die Tabespsychose — Aus 


Conjunctivitis. 


W. Stekel, Der Psychographismus und seine 
zur Nedden, Die Heilung von Krankheiten des Glaskörpers. 


den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Wien. — Rundschau: 
Huntemüller, Als beratender Hygieniker in der Asiatischen Türkei. (Fortsetzung) — Tagesgeschichtliche Notizen. 


Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor. 


Aus der Chirurgischen Universitätsklinik zu Frankfurt a. M. 
> (Direktor: Geheimrat R eh n). 


Die Thymusstenose der Kinder und ihre Behandlung. 


Von 
Prof. Dr. Heinrich Klose. 


Die hohe praktische Bedeutung, die den durch eine erkrankte 
Thymusdrüse erzeugten Krankheitserscheinungen im Kindesalter 
zukommt, ergibt sich am besten aus der sehr erfreulichen, in den 
wesentlichsten Punkten gleichgerichteten Zusammenarbeit der 
Chirurgen und Kinderärzte. Seitdem uns Rehn im Jahre 1896 
‚und weiterhin durch seine grundlegenden Mitteilungen auf dem 
Chirurgenkongreß 1906 das klinische Gebiet erschlossen hat, 
sind die einzelnen Zweige der experimentellen Physiologie, der 


pathologischen Anatomie und klinischen Pathologie in entwicklungs- 
fähigem Aufbau begriffen. Zwei Fragen sind es, die vom 
Standpunkt des praktischen Arztes aus eine kritische Würdigung 
verdienen: zunächst, was wissen wir aus der klini- 
schen Pathologie der abnorm großen Thymus- 
drüse, sodann, welche Behandlung führt am 
schnellsten und ungefährlichsten zur Heilung. 


I. Nomenklatur und Anatomisches. Angesichts 
der herrschenden und verwirrenden Unklarheit in der Benennung 
ist es nötig, einige Worte darüber zur Verständigung voraus- 
zuschicken. Es sind die Bezeichnungen der und die Thymus 
im Gebrauch. Die Thymus ist die Abkürzung für die Thymus- 
drüse und hat, da sich ihrer die medizinischen Klassiker aus- 
schließlich bedienen, eine gewisse geschichtliche Bedeutung erlangt. 
Richtig ist sie aber deshalb nicht. Man sagt korrekt der Thymus 
in Ableitung von dem griechischen Wort „ô Iöwog“, was Zwiebel 
bedeutet. Die. Alten haben die Drüse nach der Gestalt ihrer 
beiden Lappen so genannt, wie sie gern Organnamen nach Pflanzen- 
ähnlichkeiten wählten. 

. Irrigerweise spricht man gewöhnlich von einem Thymus. 
Der Anatom Sobotta belehrt uns aber, daß das Organ während 
der ganzen Dauer seines Bestandes ausgesprochen paarig ist. Wer 
Sich anatomisch recht ausdrücken will, müßte daher von einem 


übertragen. Schlund und Luftröhre, Gefäße und Nerven können 
einem wachsenden Druck nur in beschränktem Umfange aus- 
weichen. Ein größerer Cervicalfortsatz des Organes — häufiger 
ist es der des linken Thymus — kann sich entlang den großen 
Gefäßen bis zur Schilddrüse erstrecken. Es kann auch ein be- 
sonders tief gelegener Thymus — angeborene Thymoptosis — die 
ganze Vorderfläche des Perikards bedecken. i 

= M Klinische Bewertung der Thymuserkran- 
kungen. Die beiden Typen: der Status thymico- 
Iymphaticus und die selbständige Thymus- 
hyperplasie. 

Die Erfahrungen der jüngsten Zeit haben bestätigt, was 
schon Rehn mit klaren Worten ausspricht: Wir müssen vom 
klinischen Standpunkt aus zwei Formen der Thymus- 
hyperplasie voneinander trennen: | 

a) diejenige innerhalb der Systemerkrankung des Status- 
thymico-Iymphaticus, ! 
b) die selbständige isolierte Thymusvergrößerung. 

Jene geht mit einer geringen Widerstandskraft des Indi- 
viduums einher, diese hält der strengsten Kritik bezüglich einer 
Tracheo- und Bronchostenosis thymica stand. Mit besonderem , 


Nachdruck hat Birk in einer sehr lesenswerten Arbeit diese 


generelle Scheidung hervorgehoben, | 
a) Der Status thymico-lymphaticus betrifft 


-stets konstitutionell abnorme Kinder und wird wahrscheinlich auf 


dem Boden einer angeborenen Disposition durch fehlerhafte Er- 
nährung, insbesondere durch Überernährung erworben. 
Die Iymphoiden Organe, Milz, Tonsillen, Darm- und Zungengrund- 
follikel werden hyperplastisch. Die Kinder fallen durch ihren „pa- 
stösen Habitus“ auf, der durch Hautblässe, Anhäufung subcutanen, 
wäßrigen Fettgewebes und Muskelschlaffheit zustande kommt. In 
der Reihe dieser Iymphatischen Organerkrankung stellt die hyper- 
plastische Thymusdrüse nur ein gleichwertiges Teil-, unter Um- 
ständen aber ein klinisch auffallendes Symptom dar. Das ist ver- 


'ständlich, wenn wir hören, daß Thymusdrüsen beobachtet wurden, 


die über 80 g gewogen haben. Das normale Gewicht für Kinder 


im ersten Lebensjahre beträgt etwa 15 bis 18 g. 


Solche Iymphatischen Individuen haben bakteriellen Toxinen 


XV. Jahrgang. 


Paderstein, Über Schwimmbad- 


wirken wie ein intrathoracischer Kropf, nur auf kleine Kinder 


linken und rechten Thymus, statt von einem linken und rechten I | 
Thymuslappen reden, so wie man zwei Lungen und zwei Nieren | und Giften gegenüber eine verringerte Widerstandsfähigkeit. Ihre 
unterscheidet. Der Einfachheit halber bezeichnen wir aber mit | Körperentwicklung bleibt bis in das spätere Alter rückständig, 
„Thymus“ die gesamte Drüsenmasse. ihr Leben gefährdet. Sie können ganz’ plötzlich sterben, nach 
Der Thymus liegt zum allergrößten Teil im oberen und | psychischen Erregungen — beispielsweise in der Narkose oder im 
vorderen: Mediastinalraum dicht hinter dem Sternum. Er ist oben | Bade — bei ganz geringen Veranlassungen, oft auch ohne Grund. 
von den großen Gefäßen seitlich begrenzt und an seine Kapsel Der Tod wird auf Vergiftung oder auf Herzshock zurück- 
lehnen sich die Nervi phrenici und links Vagus und Recurrens | geführt, ohne daß man eine allgemein gültige Erklärung geben 
an. Die linke Thymusdrüse reicht gewöhnlich höher nach oben, | könnte. Zweifellos kann eine vergrößerte Thymusdrüse bei der- 
die rechte weiter nach unten. Durch ihre Lage im Bereich der | artig kranken Kindern auch den Erstickungstod bedingen, doch 
oberen Brustapertur ist sie allseitig in einen unnachgiebigen Ring | tritt erfahrungsgemäß das mechanische Moment gegenüber den 
eingeschaltet. Eine vergrößerte Thymusdrüse kann hier ähnlich | Vergiftungserscheinungen in den Hintergrund. Diese Auffassung 


3 - - "~ - 
= pwen. n 
; i a > NO ae RRA o. == 
om v LTE - ATR D - - N Sy N S . NE O 2 as Ni: 5 En 

= A - $ . i SV ı 7) f $ mi T ir aa Doai ý 
sg ' P A ; Å - y | ` ne er s Ne ee 
Pr’ - _ E P b 42 Ju? . = f 
AE E o E - 2 . 4 = a ra kai 
r $ - e 
x 


4190, 


u un 


1919 — MEDIZINISCHE KLINER — Nr. 47. 


„wird auch durch Sektionsbefunde plötzlich Verstorbener gestützt, |, Die hyperplastische Thymusdrüse ist stets auch durch 
wo normale oder sogar subnormale Gewichtswerte der Thymus- | deutliche Abweichungen im ganzen Aufbau des 
drüse angetroffen werden, die aber in ihrem histologischen Auf- | Organes charakterisiert. Sehr selten ist die diffuse 
bau durchaus pathologisch sind. 


Wieweit die kranke Thymus- 
drüse ihrerseits zu der allgemeinen Krankheitsbereitschaft solcher 
Kinder beiträgt, läßt sich heute noch nicht übersehen. Sicher 
ist, daß von einigen Chirurgen mit bestem Erfolge die Thymus- 
drüse bei lebensbedrohenden Erstiekungser- 
scheinungen verkleinert wurde. Mit der Operation schwinden 
dann sofort die Atmungsstörungen, während sich die Allgemein- 
symptome des Status thymico-lymphatieus erst im Verlaufe von 


| use oder gleich- 
mäßige Vergrößerung, die, Rinde und Mark betrifft. Den Haupt ~ 
typus der Thymusvergrößerung bildet die zweite Form, bei ale 
ein speeifischer Teil vermehrt ist. Das Mark ist "hyperplastisch, 
die Rinde ist atrophisch., OT Te EEe 


Hei Ösophagus, c) auf Nerven, große Gefäße und Herz 
ur Jahren zurückbilden. | Ada) Am häufigsten beobachten wir eine 4 
El Sonst gehört die Behandlung des Status thymico-Iympha- | Verengerung der Luftröhre, die wir als „Trache: Ei 
PEENE ticus in das Gebiet des Kinderarztes. Birk hat beobachtet, wie | stenosis thymica“ bezeichnen > mhn 
i3 E i bei solehen gemästeten Kindern nach schweren und lang dauernden 
ti, 


Diese Tracheostenose vermag der hyperplas 
i. passiv und 2. aktiv hervorzurufen. Si 
Passiv komprimierend wirkt der 


Infektionskrankheiten infolger starker Inanition ‘der Milztumor, wie 
auch die Thymusdämpfung erheblich zurückgeht, oft so völlig, 
daß der pathologische Anatom nach dem Tode gar nichts- mehr. 


N ne a 
Be 
: ei Es m |... 
2% =- - 
m—— > 
nz — 
= == 


x PESTA N adah a... 
ve: Eie EEE 
n or ua > ae A 


Sr 7 -E 

vergrößerte Thymus | 
dadurch, daß er einem Kugelventil gleich in die obere Dhorax-  ı 

Hl von der einstigen Hyperplasie feststellen kann. Die früh- | apertur hineingepreßt, entweder bei hohem Sitze inspiratorisch an- | 

iki zeitige Diagnose istentscheidend. Der Status thy- | gesaugt, oder bei tiefem Sitze exspiratorisch- emporgedrängt wird, ~ 

| mico-Iymphaticus entwickelt sich vorzugsweise bei Brustkindern 

| 

| 


- - u. 
emd 


um die Mitte des ersten Lebensjahres. Wird rechtzeitig die aus- 
schließliche Brusternährung durch gemischte Kost ersetzt, wie 
Birk vorschlägt schon im dritten Monat bei ein oder zwei Mahl- 
zeiten eine Milchhaferschleimmischung, oder im vierten Monat eine 


calorienarme Grießbrühe oder Gemüsesuppe zugeführt, so verliert 
sich nach einigen Wochen der pastöse Habitus und auch der Milz- 
tumor bildet sich zurück. | 


Aber auch aktiv übt der sich vergrößernde Thymus dank F. i 


.—— x 
er j ese pings 


ee 
F í v PAn 


eichen rene | 
gestaltet. Ist der Thymus so groß geworden, daß er den Raum” | 
zwischen Sternum und Trachea ausfüllt, so wird die Elastizität m] 
der Trachealknorpel eine Zeitlang weiterem ‚Ausdehnungsbestreben u 
Widerstand entgegensetzen, es wird sich vorübergehend eine = 
Gleichgewichtslage herausbilden. Doch: gutta cavat lapidem! l 
Der dauernde pochende Druck endet schließlich in einer Rrweichung = 
der Trachealwand, in Chondromalacie und die Trachea wird durch en o. 
den weiterwachsenden Thymus komprimiert. Diese Chondromalacic tamy 
der Trachealknorpel stellt, wie hier vorwegsgenommen werden = 
möge, eine die Operation sehr erschwerende und ihr Ergebnis‘ 
verschlechternde Komplikation dar. 7 A 


Plötzlich kann die Kompression der Trachea eintreten 


b) Bei der isolierten Thymushyperplasie ist 
die vergrößerte Thymusdrüse das Vorherrschende im Krankheits- 
bild. Klinisch ist eine Beteiligung des Iymphatischen Systems 
nicht nachzuweisen. Die Kinder sind in der Regel „Durchschnitts- 
kinder“, oft eher mager als fett, Bei keinem hat Birk einen 
Milztumor fühlen ‘können. Wir selbst verfügen ebenso über 
jahrelange Beobachtungen: nie hat sich ein Status thymico- 
Iymphaticus entwickelt. Wenn man allerdings vom Standpunkt 
des pathologischen Anatomen aus den Körper einer genauen Unter- 


tF 


vi : 
r + E "A L 
; E a A 
i ii 7 E 
| k 
i] ‚Z i 
n i “in 
t 
1 ANGST 
i ARTE, H 
4 i DA e 
f m}. 7 Sim ae 
p ae] TB 
f SEA ps 
7 U ii Av. 
“ f HE ASAN 
br {r A 
A, i t. 
P a me 
il tig i RN zur 
2 nz 
z te 
WAL rl 
Fi} ' ap 
' f EESE È 
"41 en h 
i DEE: SAREN ra En n p 
se f UDA E 
’ v i r} ypa 
Í 7 j! 
A 
i j 
Di 
; 
i 


a p ea 
een 
er 


E37 vn Br y 
p End ery .. 
— Pr; ` d 
- nn 
= pa 
P NT 
2% a 


SIR 
u a 
P. 


akut einsetzende Hyperämie bei Stauungen infolge krampfartiger 23 
i suchung unterzieht, so wird an einer oder der anderen Stelle Hustenstöße (passive Hy 
doch eine lymphatische Hyperplasie aufgedeckt. Oft zeigen die 


perämie) oder bei Röntgenbestrahlung ji 
(aktive Hyperämie). | ee 


Benecke konnte in. einer für ihre Pathogenese hoch- 
bedeutsamen Untersuchungsreihe zeigen, daß schon im fö- 
talen Leben eine große Thymusdrüse das Wachstum der 
Trachea besonders an der Kreuzungsstelle mit der. Carotis dextra 
beeinflußt. Das Lumen der Trachea wird platt, spaltförmig, die” 
Knorpel sind scharfwinklig geknickt. Die Knickung beruht, mer 
sich an der Richtung der Knorpelzellen aueh mikroskopisch nach- 
weisen läßt, auf einer schon in der ersten Entwicklung angelegten 
Strukturverschiebung. Das Tracheallumen “wird bei nach hinten 
gebogenem oder horizontal liegendem Kopf durch die Spannungi 
der Wirbelsäule besonders stark verengt, sodaß diese Lage des 
. Kopfes die Atemnot verschlimmert. Die Stenose kann schon ohne 
Schleimansammlung vollständig sein. Bei unbedeutender Ab 
plattung aber genügen geringe Schleimmengen, um das Lumen’ 
-an dieser Stelle völlig zu verlegen. a a 
Sehr lehrreich sind auch Gipsabgüsse der Trache%, 

die Simmonds in den verschiedensten Lebensaltern erhalten 
hat: Es ergab sich, daß das cylindrische Rohr in den ersten beiden’ 
Lebensjahren ganz besonders eng ist. Schon physiologisoh ge” 
staltete Organe, wie die Arteria anonyma und der Aortenbogel, 
lassen da, wo sie die Trachea kreuzen, eine seichte Furche zurück. 
` Adb) Diethymogene Ösophagusstenose ist ge 
wöhnlich auch mit chronischen Stenoseerscheinungen der Trachea 
verbunden. Die Dysphagie durch Thymusdruck erzeugt beim Bälß- 
ling ähnliche Symptome wie ein starker Schnupfen. 


... Ad c) Nach unseren bisherigen Erfahrungen ist das ein 
seitige Andrücken des Vagus an die Halswirbelsäule nui 
eine mitwirkende Ursache an dem 'Thymuserstickungsto 


Malpighischen Körperchen der Milz, die Lymphknötchen des Magen- 
darmkanals eine- Hyperplasie. Auch an Orten, wo normalerweise 
kein echtes Iymphatisches Gewebe vorhanden ist, können Lymph- 
knötchen auftreten, so in der Leber, der Schilddrüse, dem 
Knochenmark. | 

Im. Sinne histologischer Deutung sind ganz reine Fälle von 

Thymushyperplasie gewiß sehr selten. Ihre klinische Sonder- 
stellung gegenüber dem Status thymico-Iymphaticus bleibt aber 
bestehen, weil die allgemeine Entwicklung und das Aussehen 
soleher Kinder nicht beeinträchtigt ist. Die Gefahr besteht ledig- 
dich in der Möglichkeit einer lokalen Schädigung durch Thymus- 
druekwirkung. a ge 

Die isolierte Thymushyperplasie ist ein 
angeborenes Leiden. Wir haben Thymusdrüsen Neuge- 
borener gesehen, welche beide Brusthöhlen fast vollkommen aus- 
füllten, sodaß die Lungen wie gänzlich nebensächliche Anhangs- 
gebilde erschienen. Die Größe und das Gewicht der Drüse allein 
sind nieht ausschlaggebend. 

Der Chirurg wird mit Erstaunen lesen, daß Scheele nach 
Experimenten das Gewicht festgestellt hat, welches imstande ist, 
eine Luftröhre zusammenzudrücken — er berechnet, daß 700 bis 
1000 g nötig sind — und auf Grund dieser Feststellung es ab- 
lehnt, daß je der Thymus die Luftröhre beengen könne. Und 
heute noch wird -seinen Belastungsversuchen Beweiskraft zu- 
gesprochen! Welchem Chirurgen würde es wohl einfallen, einen 
substernalen Kropfknoten, welcher die Luitwege beengt, zu wiegen. 
Der lebende blutdurchströmte hyperplastische Thymus im lebenden 
Organismus vermag selbstverständlich ganz andere dynamische 
Wirkungen auszuüben als das tote Organ auf der Wagschale!‘ 
Der Thymus wirkt nicht durch sein Gewicht, sondern durch Pressung 
in einem engen Raum, ae | ; 

Die Form der Thymusdrüsen spielt eine große 
Rolle. Sehr oft ist sie abnorm, sie sind abgerundet, liegen zu 
hoch und haben einen vermehrten Blutgehalt. Langgestreckte, 
flache Drüsen sind weniger bedeutungsvoll, dagegen verursachen 
kurze, keilförmige, nach hinten ragende weit eher schwere Stö- 
rungen. Oft besteht ein ausgeprägter Jugularzapfen bis zum 
Zungenbein hin, der den Gefäßen autliegt, sie komprimiert, 


` 
i 


stod, 27 
keine Causa directa mortis. Die Diagnose der Vaguskompressioll 
fällt im wesentlichen mit jener der Tracheostenosis thymica Al 
sammen. ee 5 
‚Die Thymusdruckwirkung anf die groton 
Gefäße und die Vorhöfe ist eine verhängnisvolle Komplk: Eu 
weil selten auffallende anderwärtige Stenosen vorhanden De ET 
Kompression der Vena cava superior und der Jugularye en 
besonders leicht möglich, wenn die Drüse einen voll ee 
Jugularzapfen besitzt, Auch der Tiefendurchmesser d ne 
drüse ist in solchen F | | I u 


ällen verhältnismäßig vergrößert. 


~ 


: 


. %0 ' 
Sai d 
- á 
T 
> S 
~ u Fe = 
. 
eed = 
rn. in > 
> + 
< 3 
~ 


e 


aé | er Digitized yGoogle 


ix 
& EAS 


>; 


Im ER Ai 


23. November. = ~ 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK NLA. 0000 200. 


'erklärlich, daß vorher ganz gesunde Kinder an akutem Hirn- und 
Lungenödem sterben, wenn sie nachts im Schlaf den Kopf plötz- 
lich nach rück- und seitwärts beugen. 

Il. Diagnose und Prognose. Am meisten gefährdet 
ist der 6. bis 16. Lebensmonat, die ältesten Kinder waren sechs 
und elf Jahre alt. Wie es scheint, werden Knaben häufiger als 
Mädchen betroffen. Auch familiäres Vorkommen wird gelegent- 
lich beobachtet, derart, daß mehrere Geschwister mit Thymus- 
hyperplasie behaftet sind oder daß eines an Status thymico-lympha- 
ticus, ein zweites an Thymushyperplasie leiden. | 

Die Diagnose der Thymushyperplasie stützt 
sich auf fünf Hauptsymptome. | 

1. Den Erstickungsanfällen geht ein chronischer Vor- 
botenzustand voraus: Stridor thymicus infantum, auch Asthma 

'tbymicum oder Thymusröcheln genannt. Die Säuglinge zeigen 
von Geburt an oder in den ersten Lebensmonaten eine geräusch- 
volle Atmung, deren Intensität am Ende des Inspiriums und bei 
‚Erregung zunimmt. Die Kinder sind immer ein wenig cyanotisch. 
- Die Atmung ist frequenter. Dabei finden sich inspiratorische 
supra- und substernale Einziehungen, die auf eine Stenose der 
oberen Luftwege hindeuten. Die Stimme ist klar. 

2. Die Ursachen für die eigentlichen Erstickungs- 
anfälle liegen oft in äußeren Anlässen. Die Thymusdrüse 
schwillt infolge lordotischer Biegung der Dorsalwirbel- 
säule oder durch Stauung an. Säuglinge bekommen, wenn 
sie mit überstrecktem Kopf gebettet werden, ihre Erstickungs- 
anfälle. Oder die Mahlzeit löst einen Anfall aus: der gefüllte 
Magen drängt das Zwerchfell hoch und beengt die Atmung. Auch 
Erkältungen haben Atemnotanfälle im Gefolge, weil die Husten- 


attacken zu Stauungen in der Drüse führen. 


Der thymogene Erstickungsanfall wird häufig 
durch eine gewisse Unruhe eingeleitet. Dann schnappen die Kinder 
plötzlich nach Luft und versuchen eine Inspiration. Das Gesicht 
wird tief cyanotisch, die Halsvenen schwellen fingerdick an. Der 
Zustand dauert etwa ein bis zwei Minuten und geht mit röchelnder 
langsamer Atmung in den Erstickungstod über, wenn die un- 
günstige Körperhaltung nicht geändert wird. Meistens führt der 
erste Anfall nicht zum Tode. Die Atmungsbehinderung hebt sich, 


die Inspiration wird frei und die Kinder liegen einige Minuten 


somnolent da, bis das Leben sich durch Schreien ankündigt. 
Dabei fällt auf, daß die Stimme nach dem Anfall niemals heiser, 
daß nie ein bellender, tonloser Husten vorhanden ist. Es ist 


‘wohl zu bedenken, daß die chronische Atemnot eine 


Schädigung des Herzens im Gefolge hat. Auch solche 
Todesfälle sind als Thymuswirkung anzuerkennen. Man könnte von 
einem „Tbeymusherzen“ reden, wie jetzt von einem „Kropfherz“. 

8. Die klinischen Methoden, die den objektiven Nach- 
weis der vergrößerten Thymusdrüse erstreben, 
stecken noch in den Anfängen. Eine gewisse Sicherheit ist 
folgendem Phänomen beizumessen: beim Atmen und besonders 
während des Anfalls wird die Thymusdrüse bei der Ex- 
spiration stoßweise in das Jugulum vor- 


geschleudert und kann hier als eine weiche, rund- 


liche Gesehwulst getastet werden. Die anatomische Vor- 
bedingung ist in der weiten Bindegewebskapsel gegeben, ‚in 
welcher der Drüse eine erhebliche Bewegungsfreiheit gestattet ist. 
| 4. Die Bestimmung der Perkussionsfigur der 
Thymusdrüse hat annähernd übereinstimmende Ergebnisse 
gezeitigt. Wir halten eine Dämpfung, welche das Manubrium 


sterni einnimmt, sich besonders nach links über den Sternalrand. 


erstreckt und daselbst mit der Herzdämpfung verschmilzt, für ein 
Sicheres. Zeichen einer Thymushyperplasie. Birk äußert sich: 


„Die Thymusdämpfung sitzt vorzugsweise parasternal, den Winkel - 


zwischen linkem Brustbeinrande und linker Herzgrenze ausfüllend. 
Manchmal reicht sie auch über den rechten Brustbeinrand hinaus 
und, wenn sie sehr groß ist, grenzt sie oben bis an das 


Schlüsselbein.‘“ 
DreiErkrankungen, welche die gleiche Dämpfung geben, 


müssen ausgeschlossen werden: das Aneurysma der Aorta 


und die substernale Struma, die im Kindesalter seltener 


sind als die Thymushyperplasie, und Bronchialdr üsen- 
tumoren, die sich nach dem vorderen Mediastinum. hin ent- 


‚ wickelt haben. Die positiv ausfallende Pirquetsche Reaktion 
und das gleich zu besprechende Röntgenverfahren bewahren uns 


vor einer Verwechslung mit Hypertrophie der Bronchialdrüsen, 
der einige Chirurgen zum Verhängnis der Kinder anheim- 
gefallen sind. | | l i 


1191 


' Der Kliniker muß hier noch auf eine Veränderung des 
Blutes hinweisen, die regelmäßig bei der. Thymushyperplasie in 
einem größeren Gehalt der Lymphocyten zum Aus- 
druck kommt. Die Thymusdrüse wird als eine Hauptbildungsstätte 
der Lymphocyten angesehen. Die Lymphoeytose erreicht oft Werte 
von 63 bis 79% gegenüber dem für das Säuglingsalter normalen 


Werte von etwa 51%. | 
'»d. Die Radioskopie und Radiographie sind ein 


. unersetzliches Hilfsmittel zum Nachweis der Thymushyperplasie. 


Rehn hat zuerst bei der Durchleuchtung ein Hinabsteigen der 
Drüse bei der Inspiration, ein Heraufsteigen bei der Exspiration 


wahrgenommen: die Drüse wird gleichsam beim tiefen Einatmen 


wie ein Kugelventil aspiriert, bei starker Ausatmung hervorgepreßt. 


Daher das pathognomonische Symptom der Geschwulstbildung im. 


Jugulum und die Tatsache, daß oft nur die Einatmung gehemmt 
ist. Im Röntgenbild ist die Verbreiterung des 
Mittelschattens charakteristisch, die besonders 
nach derlinken Seite ausgedehnt seinkann. Ein- 
mal haben wir eine intrathorakale Trachealverschiebung 
im Röntgenbild nachweisen können. Wird der radiographische Be- 
fund einer Verbreiterung des Mittelschattens gestützt durch die 
Erscheinungen einer chronischen Trachealstenose, die mit akuter 


. Steigerung und exspiratorischer Tumorbildung im Jugulum einher- 


geht, so müssen wir die Diagnose auf Tracheostenosis thymica 
stellen und zur rechten Zeit Abwehrmaßnahmen ergreifen. 


IV. Soll die Thymusdrüse bestrahlt oder 
operiert werden? Zur Behandlung der Thymus- 


hyperplasie sind vorgeschlagen: 


a) die Röntgenbestrahlung, 

b) die Intubation mit nachfolgender Röntgenbestrahlung, 

c) die operative Thymusverkleinerung. Ä 

Ada) Die Röntgenbestrahlung der Thymus- 
hyperplasie gründet sich auf die hohe £mpfindlichkeit lym- 
phoider Organe für Röntgenstrailen. Nach kurzer Vorreaktion 
einer durch Hyperämie bedingten Schwellung tritt seht rasch 
ein Zerfall der Lymphocytenkerne auf. Durch eine einzige starke 


Bestrahlung kann eine erhebliche Reduktion des Thymus inner- - 


halb 48 Stunden erreicht werden. . Birk berichtet über sechs 


Kinder mit schweren Erstickungsanfällen. .Bei fünf Kindern er- 


folgte nach durchweg zwei Bestrahlungen Heilung. Das erste 
Kind starb, ohne Behandlung nach Hause entlassen, an einem 
asphyktischen Anfall. Birk empfiehlt die Röntgenbestrahlung: 
sie erzielt Dauererfolge ohne Gefahr von Nebenwirkungen, stellt 
nach seiner Meinung einen vollwertigen Ersatz der chirurgischen 
Behandlung dar. ` | 
Adb) Die Intubation kann als palliatives Ver- 
fahren nützlich sein, wenn ein darin erfahrener Arzt während 
des Anfalls zugegen ist. Dazu sind eigens angefertigte lange 
Tuben notwendig, mit denen man das tiefsitzende Hindernis augen- 


blicklich überwinden kann. Sie kommt praktisch kaum in Betracht. . 


Ad c) Die operative Verkleinerung der Thy- 
musdrüse behebt das Atmungshindernis direkt und augen- 
blicklich.. Es ist nicht erlaubt, die Gefahr der Operation nach 
Prozenten der in der Literatur niedergelegten Todesfälle der An- 


_ fangszeit zu berechnen. Jeder erfahrene Chirurg wird bestätigen, 


daß der Eingrifftechnisch leicht und ungefähr- 
lich ist. Wer sterbende Kinder operiert, wird manche nicht 
mehr retten können! Ohne Bronchitis und Herzschwäche kommt 
kaum ein Kind auf den Operationstisch! Wer aber einmal erlebt 
hat, daß hoffnungslose Kranke durch einen Schnitt dem Leben 


zurückgegeben wurden, der wird sich nicht entschließen, Säug- 


linge mit suffukatorischen Anfällen der langsamer wirkenden 
Röntgenbestrahlung zu unterwerfen. Wir fühlen uns verpflichtet, 
zu warnen. Blitzartig kann der nächste Anfall zum Tode führen. 
Fall.1 von Birk ist ein schlagender Beweis dafür: während einer 
Röntgenaufnahme bekommt das Kind einen schwersten asphyk- 
tischen Anfall. An einem zweiten geht es zugrunde. E 


Wir würden ebenso nicht die Verantwortung tragen, die 


leichteren Formen von chronischem Stridor ohne An- 
fälle zu bestrahlen. Das durch die Röntgenstrahlen gesetzte 


hyperämische Stadium kann zu gefahrdrohenden, nicht 


zu beherrschenden Dyspnöezuständen Anlaß geben, wie wir es 
erlebt haben. Wenn erst in der Praxis das Krankheitsbild der 
Thymushyperplasie in seinen verschiedenen. Graden und. Möglich- 
keiten häufiger als bisher seine richtige und frühzeitige Deutung 


“findet, wird der Segen der Operation statistisch zu erfassen sein, 


Wir müssen dahin kommen, prophylaktisch zu: operieren. 


1192 


Die Operationist für uns die Behandlungs- 
methode der Wahl. Das Normalverfahren ist die intra- 
kapsuläre Excision mit Ektopexie oder Fixation der Kapsel an die 
Fascia sterni. Gewöhnlich greifen wir die linke Thymusdrüse an. 
Narkose ist nicht nötig oder es genügen ein paar Tropfen Äther, 
Oberhalb der Ineisura jugularis wird ein nach oben leicht kon- 
kaver Querschnitt angelegt. Die Fascia colli superficialis wird in 
der Längsrichtung durchtrennt. Das der Hinterfläche des Mus- 
culus sternohyoidei anliegende Blatt der tiefen Halsfascie wird 
ebenfalls in der Längsrichtung gespalten, nachdem der Arcus 
venosus in jugulo sorgfältig ligiert und auf ihm liegende Lymph- 
drüsen zur Seite geschoben sind. Man eröffnet mit dem Fascien- 
blatt die gegen den Hals gerichtete Fortsetzung des Cavum me- 


diastinale anterius, in welches beide Drüsen, von Fett umhüllt, 


hineinragen. Eventuell müssen Äste des Plexus venosus thyreoi- 
deus impar unterbunden, hindernde Lymphdrüsen unter den 
Haken genommen werden. 


Die hervorgezogene Thymuskapsel 
wird eingeschnitten, das Thymusparenchym quillt nun hernien- 


artig hervor. Beliebig große Teile lassen sich je nach Notwendig- 
keit langsam mit dem P&an entwickeln, Die vordere Kapsel wird 
mit etwa vier Knopfnähten an die Fascia sterni herauffixiert. 
Man kann es wagen, die Wunde primär zu vernähen. Wir ziehen 
es’jeduch vor, für zwei Tage einen Streifen einzuführen. Verboten 


ist es, ein Glasdrain in die Wunde zu legen, wodurch die er- 
weichte Trachea leicht verletzt werden kann. 


Literatur: Birk, Beiträge zur Klinik und Behandlung der Thy- 
mushyperplasie bei Kindern. (Mschr. f. Kindhlk. 1918, Bd. 14) — Klose, 


Chirurgie der Thymusdrüse. (Erg. d. Chir. u. Orthop. 1914. Bd.8.) — Rehn, 


Die Thymusstenose und der Thymustod. (Arch. f. klin. Chir. 1906, Bd. 80, 
H 2) — Sobotta, Anatomie der Thymusdrüse. Aus: Handbuch der 
Anatomie des Menschen Bd. 6. Jena 1914, Gustav Fischer. 


Aus der Universitäts- Frauenklinik Göttingen 
(Direktor: Prof. Dr. Reifferscheid) 


Über Diphtherie Neugeborener auf Grund zehn- 
jähriger Beobachtung und Behandlung an der 
Universitäts-Frauenklinik Göttingen. 

| Von 
Dr. med. et phil. Friedrich Lönne. 


Eine ansehnliche Literatur ist in den letzten Jahren über 
die Diphtherie der Neugeborenen, speziell die Nasendiphtherie 
entstanden. Die erste Nasendiphtherie-Epidemie Neugeborener 
beobachtete Göppert 1910. Er berichtet hierüber in der Eney- 
klopädie der klinischen Medizin 1913 folgendermaßen: „Schon 
unter den Neugeborenen der Entbindungsanstalten gibt es Epi- 
demien. Unter 20 im Hause vorhandenen Neugeborenen einer 
Entbindungsanstalt fand ich fünf Nasendiphtherien. Die Kinder 


waren durch eine Bacillenträgerin (Hebammenschülerin) infiziert 
worden.“ Diese Beobachtung machte Göppert an der Uni- 
versitäts-Frauenklinik in Göttingen 1910. Die Pädiater, vor allem 
Göppert und seine Schüler, haben das unzweifelhaft große Ver- 
dienst, als erste auf die relativ häufig vorkommende Nasen- 
diphtherie Neugeborener aufmerksam gemacht zu haben; von ihnen 
stammen auch die ersten ausführlichen und grundlegenden Ar- 


beiten über Nabel- und Hautdiphtherien im Säuglings- und 
Kindesalter. 


Es ist wohl nur ein Versehen beziehungsweise Übersehen der 
einschlägigen Literatur, wenn Karlbaum in seiner Arbeit „Über 
Grippe und Diphtherie auf der geburtshilflichen Station der Kieler 
Frauenklinik“ besonders hervorhebt, daß die erste klinische Arbeit 


über endemische Nasendiphtherie Neugeborener aus der Kieler Frauen- 
klinik hervorgegangen und von E. v. 


Arnim verfaßt sei. Es han- 
delte sich um 15 Fälle, die erst 1916 beobachtet wurden. 


Göppert und seine Schüler (Blochmann, Snell, 
Lande, Fricke) benutzten für ihre Schilderungen zum Teil 
Material, das durch Endemien der Göttinger Frauenklinik geliefert 
de. 

enon erstmalig 1910 beobachtet. Seit dieser Zeit wurde 
auf der Wochenabteilung besonders auf Diphtherie Neugeborener 
geachtet. 

Ende April 1910 erkrankten zunächst drei Neugeborene an einer 


Nabelinfektion, sechs bis acht Tage nach Auftreten der Nabelinfektion 
stellte sich Schnupfen ein. Es wurden Membranen in der Nase ge- 
funden und bakteriell Diphtherie festgestellt. 


Die erkrankten Kinder 
wurden in die Kinderklinik verlegt. Anfang Mai desselben Jahres er- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


Eine solche Endemie wurde unter den Neugeborenen der 


23. November, 


krankte eine Hebammenschülerin an Diphtherie; sie wurde der Medi- 
zinischen Klinik überwiesen. 


Sämtliche Kinder der Wochenstation 
wurden in der Kinderklinik untersucht, durch Untersuchung des Hy- 
gienischen Instituts wurde bei noch zwei Kindern, die ebenfalls iso- 
liert wurden, Diphtherie festgestellt. Die Untersuchung des übrigen 
Personals der Wochenstation ergab n 


egatives Resultat. Ebenso wie 
die Endemie aufflackerte, erlosch sie wieder. Aus diesem Grunde war 


es naheliegend, an eine gemeinsame Infektionsquelle, wahrscheinlich 
die eben erwähnte Schülerin, zu denken, 


Sie müßte dann, was ja 
durchaus möglich ist, bereits vor ihrer Erkrankung Bacillen beher- 
bergt haben. 

Bis zum 80. April 1912 wurde trotz wiederholter Untersuchungen 
kein einziger Fall von Diphtherie mehr festgestellt. An diesem Tage 
erkrankten gleichzeitig zwei Kinder an Nasendiphtherie, das eine Kind 
war zwei, das andere drei Wochen alt. Säuglings- und Personal- 
abstriche blieben. negativ. | 

1913 und 1914 war kein Fall von Diphtherie zu verzeichnen, 
Am 1. November 1915 mußte eine Hausschwangere wegen Rachen- 
diphtherie in die Medizinische Klinik verlegt werden, wo sie während 
der Schwangerschaft verblieb. Ihre Entbindung wurde am 8. Dezember 
1915 auf der Baracke (septische Abteilung) der Frauenklinik vorge- 
nommen, sodaß eine Verbindung mit der Wochenstation selbst aus- 
geschlossen war. Bis Anfang 1916 blieb die Station diphtheriefrei. 

Ein am 19. Februar 1916 geborenes Kind wies Mitte März kli- 


nisch Symptome von Nasendiphtherie auf. Abstrich und bakterio- 
logische Untersuchung positiv. 


Ebenso erkrankte am 15. März 1916 
ein 15 Tage altes Kind an Nasendiphtherie. Abstriche der übrigen 
Kinder und des Personals diphtheriefrei. Erst am 10. April 1916 ge- 
lang es, bei der Oberhebamme Diphtherie 


nachzuweisen, nachdem vor- 
her trotz klinischer Erscheinungen von Rachendiphtherie eine drei- 


malige Untersuchung des Rachenabstrichs negatives Resultat ergeben 
hatte. Die Hebamme war selbstredend seit Beginn der klinischen 
Symptome isoliert. Am 6. April, also ungefähr gleichzeitig mit der Er- 
krankung der Oberhebamme, war auch eine Hebammenschülerin an 
der Infektion mit Löfflerbacillen erkrankt. Bei der Hebammenschülerin 
wurden acht Tage nach Verschwinden der klinischen Erscheinungen 
trotz wiederholter Untersuchungen Diphtheriebacillen nicht mehr nach- 
gewiesen, bis bei Gelegenheit der Vornahme von Abstrichen beim ge- 
samten Personal und sämtlichen Neugeborenen am 8. August 1916 nur 
die Hebammenschülerin wiederum Bacıllenträgerin, die Oberhebamme 
hingegen bacillenfrei war. Wahrscheinlich ist in dieser Schülerin die 
Dauerausscheiderin zu suchen gewesen, die die Infektion ins Haus 
gebracht hatte. Noch eine zweite Schülerin erkrankte im Mai 1916 
an einer Angina, die sich als eine diphtherische herausstellte. ‚Die 
Abstriche dieser Schülerin blieben bis zum 29. August 1916 positiv. 
Trotz sorgsamer Isolierung der Bacillenträger hatte der Diphtherie- 
bacillus auf der Wochenabteilung Eingang gefunden, Ein Kind er- 
krankte an Nasendiphtherie, bei einem anderen Kinde fanden sich zu- 


fällig im Nasenabstrich Diphtheriebaeillen, ohne daß klinisch Zeichen 
für eine Diphtherie vorhanden waren, 


Über ein halbes Jahr blieb dann die geburtshilfliche Abteilung 
wieder diphtheriefrei, bis im April 1917 erneut eine Häufung von di- 
phtherischen Infektionen auf der geburtshilflichen Abteilung auftrat. 
Am 5. April erkrankte eine Schülerin an Rachendiphtherie, vom 21. Mal 
ab waren die Rachenabstriche bei ihr negativ. Am 16. August fiel der 
Rachenabstrich einer Wochenpflegerin diphtheriepositiv aus. Wier 
Wochen später, als die Wochenpflegerin wieder auf der Abteilung ar- 
beitete, machte sich die Diphtherie unter den Säuglingen bemerkbar. 
Allein im September erkrankten vier Säuglinge an Diphtherie. Die 
Fälle heilten schnell ab, die Endemie schien damit erloschen; im Ok- 
tober 1917 war die Wochenstation diphtheriefrei. Aber schon am 


T. November erkrankte wiederum eine Schülerin an Diphtherie, die 


d 
Schülerin erholte sich schnell. Wiederholte Mitte und Ende November 
wie im Dezember 1917 vorgenommene Untersuchungen ihres Nasen 
und Rachensekretes hatten in dieser Zeit negatives Ergebnis; ra 
glaubte daher, sie nicht mehr als Infektionsquelle fürchten zu ne 
und beschäftigte sie Ende November wieder auf der Abteilung. Fr. 
bereits um dieselbe Zeit trat eine Häufung von Diphtheriefällen ın in 
scheinung. Bei einem am 19. November geborenen Kinde wurden ze 


Tage post partum Diphtheriebacillen im Nasensekret nachgewiesen, 
später trat zu der Nasen- 


noch eine Nabeldiphtherie hinzu, AM 
18. Dezember 1917 fand sich 


bei einem 13 Tage alten Kinde der N 
abstrich diphtheriepositiv, ohne daß klinische Erscheinungen vorhan 


waren. Im Laufe des Dezember 1917 wurden noch zwei weitere A 
von Diphtherie beobachtet, in dem einen Falle handelte ee Ai 
eine Nabeldiphtherie, in dem anderen Falle um eine Nasendiphtherlt; 
beide Fälle verliefen mit klinischen Symptomen. 


Am 17. Januar 1918 wurde die Diphtheriebacillenträgerschäfi N 
einem zehn Wochen alten Kinde nachgewiesen, dessen Mutter 


Mastitis auf der septischen Abteilung in klinischer Behandlung wat: 
das Kind selbst wurd 


e im Säuglingszimmer untergebracht. Be 
und Anfang Februar 1918 wurden bei weiteren fünf Säuglingen D E krankte 
bacillen nachgewiesen. Da sämtliche fünf an Diphtherie €r mber 
Kinder Pfleglinge der Schülerin gewesen waren, bei der am 7. Nove 
Diphtheriebacillen nachge 


= gor nicht 
; wiesen wurden und andere Bacillonträger Nr 
eruiert werden konnten, wurde bei dieser Schülerin am 21. Febru 


S p" 


1910-11 5 Ben 1 — 
1915-16 2 er 2 er 
1916-17 2 1 1 = 
1917-18 18 10 3 2 
1918-19 5 ; 3 1 (tot) 1 
1919-20. 1 J. 1 = = 
n a 

-1910-20 | 35 | 15 | 10 o | 6 | 3 


m aan . 
’ 


28. November. . 


nochmals ein Abstrieh gemacht, der positiv ausfiel. Die Schülerin wurde 
nunmehr vom Kinderzimmer ferngehalten. Am 9. März wurde ein Kind 
mit Nabel- und Nasendiphtherie, am 14. ein solches mit diphtherischer 
Rhinitis der Kinderklinik überwiesen. Ein drittes Kind erwies sich 
ohne Zeichen klinischer Diphtherie als Diphtheriebacillenträger. Am 
14. März mußte ein Kind, dessen Nabel eiterte und dessen Nabelabstrich 
diphtheriepositiv war, der Kinderklinik überwiesen werden; das Kind 
ging an der Infektion zugrunde. Wir sind der Überzeugung, daß die In- 
fTektionsquelle letzten Endes in der von Zeit zu Zeit Diphtheriebacillen aus- 
scheidenden Schülerin 'zu suchen war. Mit ihrem endgültigen Austritt 
aus der Station und strengster Isolierung aller Diphtheriebacillen beher- 
bergenden Kinder verschwand die Diphtherieinfektion für längere Zeit. 
Der nächste Diphtheriefall kam am 1. November 1918 vor; es 
handelte sich um ein Kind mit ejner Rhinitis diphtherica. Der Fall 
komplizierte sich mit einer Bronchopneumonie, die wenige Tage später 
ad exitum führte. Die Mutter hatte im Wochenbett über Halsschmerzen 
zu klagen, Diphtleriebacillen wurden bei ihr bei allerdings nur ein- 
maligem Abstrich nicht gefunden. Wahrscheinlich ist doch die Mutter 
die Infektionsquelle gewesen. | 
Ende Januar 1919 kam es wiederum zu mehreren Diphtherie- 
infektionen. Am 22. Januar 1919 wurden bei einem Kinde, ohne daß 
es klinische Symptome einer Diphtherie geboten hätte, im Nasenabstrich 
Diphtheriebacillen gefunden. Ferner fiel am 17. Februar 1919 bei einem 
schniefenden Kinde der Nasenabstrieh diphtheriepositiv aus, und end- 
lich erkrankte ein am 25. Februar 1919 geborenes Kind an Nabel- 
entzündung; Nabelabstrich diphtheriepositiv. | 
= Selbstredend wurde auch bei den Anfang dieses Jahres auf- 
tretenden Diphtherieinfektionen nach Baecillenträgern gefahndet. Ende 
Januar war der Hauswart der Klinik an einer Rachendiphtherie erkrankt 
und deswegen in der medizinischen Klinik behandelt worden. Aber 
auch bei dem unmittelbar auf der geburtshilflichen Abteilung tätigen 
Personal fanden sich zwei Bacillenträger; erstens fanden sich im Rachen- 
-abstrich der zweiten Stationshebamme wiederholt Diphtheriebacillen 
und zweitens fiel bei einer am 8. März 1919 neueingetretenen Hebammen- 


 schülerin R. der Abstrich diphtheriepositiv aus. In diesem Falle verlief 


die Bacillenträgerschaft besonders hartnäckig. Über sieben Wochen 
‚blieb trotz täglicher örtlicher Behandlung in der Medizinischen Klinik 
der Rachenabstrich fast jedesmal positiv, jedenfalls nie zweimal: hinter- 


einander negativ. Erst nach einer einmaligen Seruminjektion ver- | 


. Schwanden die Diphtheriebacillen; regelmäßig von Zeit zu Zeit vor- 
genommene Rachenabstriche blieben negativ. Ich komme auf diesen 
Fall anläßlich der Besprechung der Therapie der Baecillenträgerschaft 
näher zurück. Im Juni 1919 wurden bei einem Neugeborenen am sechsten 
Tage post partum im Nasenabstrich Diphtheriebaecillen gefunden. Da 
ich in einer bestimmten Zeit systematisch am Tage des Nabelabfalles 


Nasen- und Nabelabstriche machte, wurde der eben erwähnte Fall hier- . 


bei zufällig ausfindig gemacht. Das Neugeborene bot keine klinischen 
‚Symptome von Nasendiphtherie, der Nabelabstrich blieb negativ. Auch 


. dieses Mal wurde wie stets nach dem .Bacillenträger gesucht. Bei 


sämtlichen Neugeborenen und dem gesamten Personal der Wochen- 
stationen wurden Abstriche gemacht, die mit Ausnahme eines Abstriches 
einer Wöchnerin, bei der das Ergebnis zweifelhaft war, negativ aus- 
fielen. Das Hygienische Institut erbat von dieser Wöchnerin einen 
neuen Abstrich; dieser wie zwei später eingesandte Abstriche blieben 


absolut sicher diphtheriefrei. Es gelang dieses Mal also nicht, den |- 


Bacillenträger ausfindig zu machen. Nochmals Massenabstriche zu 
machen, verboten die Zeitverhältnisse, das Hygienische Institut war 
wegen Serummangels nicht in der Lage, all die Untersuchungen vor- 
zunehmen. Jedenfalls beobachteten wir auch wochenlang hinterher auf 


. der ganzen Abteilung keinen Fall von klinischer Nasen- oder Nabel- 


diphtherie, und sporadisch gemachte Abstriche fielen stets negativ aus. 
Wenn wir auf Grund des einmaligen Abstriches aller Personen der 
Geburtsabteilung keinen Bacillenträger nachweisen konnten, so beweist 
das selbstredend nicht, daß kein Bacillenträger da war, da ein ein- 


maliger Diphtherieabstrich zur Verwerfung der Diagnose der Diphtherie- | 


bacillenträgerschaft nicht genügt. Außerdem könnte ja auch zu leicht 
zufällig die Infektion von außen durch Besuch eingeschleppt worden 
und nur auf den einen Fall. lokalisiert geblieben sein. | ' 

Wenn ich nun nochmals die Diphtheriefälle Neugeborener 


-von 1910 ab bis heute kurz zusammenstelle, ergibt sich folgende 


tabellarische Übersicht: 


Anzahl Nasen- Nasen- 
der diphtherie |diphtherie mit|dipht ge- 
Fän ohne klinische| klinischen ischen storben 
e | Symptome | Symptomen | Symptomen 


Das sind im ganzen 35 Fälle von einwandfrei beobachteter 


‘ Diphtherie Neugeborener. Von diesen 35 Fällen beziehen -sich 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


1198 


zehn auf Nabeldiphtherie, auf die‘ wir ganz besonders unser Augen- 


merk gerichtet hatten. | 
Die ersten bakteriell gesicherten Fälle von Nabeldiphtherie wurde 
von Toch (1896), Pitts (1897), Gerther (1898) und Hassen- 
stein (1899) berichtet. 1910 beschrieb Blochmann zwei Fälle von 
Nasendiphtherie mit gleichzeitiger Nabeldiphtherie, diesen schloß Landé 
einen ähnlichen dritten Fall aus der Göttinger Kinderklinik an. Außer 
diesen drei Fällen Bloechmanns und Landés berichtete Snell 
über weitere fünf Fälle von Nabeldiphtherie an der Göttinger Kinder- 
klinik seit Herbst 1917. Von den von Blochmann, Landé und 
Snell erwähnten acht Fällen betreffen sechs solche, die in der Göttinger 
Frauenklinik geboren und von bier aus mit dem Verdacht beziehungs- 
weise: der Diagnose auf Nabeldiphtherie der Kinderklinik überwiesen 
wurden. Insgesamt sind also erst elf Fälle von Nabeldiphtherie be- 
schrieben. u Ä 
Diesen elf Fällen kann ich vier weitere anfügen, die ich, da sie 
gegenüber den früher beschriebenen keinen besonderen Befund boten, 
nur kurz anführen will. Der erste Fall bezog sich auf ein Kind, das 
am 4. Mai 1910 geboren wurde. Wochenbett der Mutter normal, am 
vierten Tage post partum Rötung und Sekretion des kindlichen Nabels. 
Auf Wochenstation herrschte Diphtherie. 500 I1.-E. Abstrich diphtherie- 
negativ. Am zehnten Tage post partum Nabelabstrich diphtheriepositiv. 
Injektion von 600 I.-E. Nabel heilt ab. Beim zweiten Fall trat am 
fünften Tage post partum am 9. Mai 1910 Rötung und Schwellung des 
kindlichen Nabels auf. Am siebenten Tage post partum Schnupfen, 
Membranen in der Nase. Nasen- und Nabelabstrich diphtheriepositiv. 
500 L-E. Heilung. Auch der dritte Fall stellt eine Kombination von 
Nasen- und Nabeldiphtherie dar. Das Kind wurde am 10. Dezember 1917 
geboren, am sechsten Tage post partum leichte Membranen in der Nase, 
einige Tage später war die Nase mit. dieken Borken belegt. Nabel 
wies leichten Belag auf. Abstrich von Nase und Nabel diphtheriepositiv. 
Der letzte Fall von Nabeldiphtherie bezog sich auf ein Kind, das am 
14. Februar 1919 in unserer Klinik geboren wurde. Neun Tage post 
partum entwickelte sich eine Infiltration um den Nabel herum, die sich 
bis zwei Querfinger breit oberhalb des Nabels erstreckte. Rötung im 
Umkreis von 8 cm um den Nabel. Abstrich diphtheriepositiv. Serum- 
- injektion, glatte Heilung. 
Es hat den Anschein, daß eine Infektion des Nabels mit 
Diphtheriebacillen wohl häufiger vorgekommen ist und vorkommt, 
als bisher diagnostiziert wurde; jedenfalls verdient auch die Nabel- 


|. diphtherie, was bisher nicht der Fall gewesen ist, eine Erwähnung 


in den Lehrbüchern der Geburtshilfe. Der Diphtheriebacillus darf 
nicht, wie man immer wieder liest und hört, als ein fast: ausge- 


sprochener Schleimhautparasit aufgefaßt werden, sondern als ein 


Parasit, der auch auf anderem Gewebe, beispielsweise Wunden 
jeglicher Art, existieren und sich vermehren kann. Ich erinnere 
nur an das häufige Vorkommen von-Hautdiphtherie, die primär 
bei Diphtherie der Umgebung, sekundär bei gleichzeitig anders 
lokalisierter Diphtherie des gleichen Individuums vorkommt. Sie 
kann sich. überall dort zeigen, wo die Epidermis fehlt, an Riß- 
und Schnittwunden, Ekzemen, bei Herpes, an Rhagaden der Brust- 


` Warzen USW. 


In der Göttinger Kinderklinik wurden, wie Land é berichtet, 
in fünf Vierteljahren 200 Diphtheriefälle beobachtet. Davon betraf 
allein ein Fünftel aller Fälle Hautdiphtherie. Das jüngste Kind, bei 
dem eine Hautdiphtherie nachgewiesen wurde, war vier Monate alt. 
Hautdiphtherie Neugeborener scheint demnach überaus selten, in Frauen- 
kliniken wohl kaum beobachtet zu werden, wenn wir von „Nabel- 
diphtherie“, die ja nur eine anscheinend seltene Lokalisation der Haut- 
diphtherie darstellt, absehen. | 

Wir beobachteten bisher an der Göttinger Frauenklinik ins- 
gesamt zehn Fälle von Nabeldiphtherie, von- ihnen waren sechs 
mit Nasendiphtherie kombiniert. 

Das klinische Bild, unter dem die Nabeldiphtherie 
auftreten kann, ist nach: unseren Erfahrungen wechselhaft und 
nicht in jedem Falle charakteristisch. Mit Recht weist Snell 
darauf hin, daß die Nabeldiphtherie doch häufig ein anderes Bild 
zeigt, als es meist geschildert wird, wie es beispielsweise Finkel- 


stein im Feerschen Handbuch. beschrieben hat: „flaches, 


croupös belegtes Geschwür, um: das: herum eine unter Umständen 
sehr ausgedehnte entzündliche Infiltration besteht“. Wir beob- 
achteten, daß der Belag hier und da undeutlich, einmal gar nicht 
vorhanden war, und nur eine starke Sekretion bestand. Auch die 
entzündliche Infiltration trat nur wenig hervor. Hingegen beob- 
achteten wir in späteren Stadien oberflächlich reiche Gangrän oder 


auch tiefgreifende ulcero-gangränöse Prozesse, 


Es ist das Verdienst Göpperts, in Fällen von Nabel- 
gangrän Diphtheriebacillen in Reinkultur nachgewiesen zu haben. 
In jedem Falle von Nabelentzündung ist an Diphtherieinfektion 
zu denken, besonders bei Auftreten nekrotischer Partien, Abhebung 


‚von Epidermisteilen, blutiger, eitriger Sekretion. des 'Nabels, 


è 
Ki 
CE | 
1 
E 
J 
E 


iA ©- 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


‚träger wäre. 


. häufig mit zähem, eitrigem Schleim erfüllt. 
. Borken und legt man die Schleimhaut frei, so findet man nicht selten 
auf beiden Seiten in großer. Ausdehnung dicke, grauweiße, nicht 
- abwischbare Membranen, hauptsächlich am Septum und an der | 
mittleren Muschel. Der Bacillennachweis gelingt in solchen Fällen 
meist beim ersten Abstrich. Da das klinische Bild ein so wechsel- 


- fektionsquell 


Erst jüngst haben Anschütz und Kißkalt darauf hin- 
gewiesen, daß diejenigen Fälle viel zu wenig bekannt seien, bei 


denen die Wunddiphtherie bei nicht offenbar Diphtheriekranken- 


äuftrete, wo die Diphtherieinfektion erst nach längerer Beob- 


achtung und durch bakteriellen Nachweis festgestellt werden 


könne, meist sehr zur Überraschung für den behandelnden Arzt 
und den Patienten, der gar nicht ahnte, daß er Diphtherbacillen- 

Auch Anschütz und Kißkalt beobachteten 
typische Formen von Wunddiphtherie mit grauen, festhaftenden 
‚Pseudomembranen (pseudomembranöse Form), dann aber auch 
Wunden mit manchmal sehr weitgehender dunkelscharlach- oder 
blauroter Verfärbung und harter Infiltration der Wundumgebung 
(phlegmonöse Form). In vielen Fällen konnten auch sie, da die 
Wunden ganz gesund aussahen, ihnen nicht ansehen, daß sie 
diphtheriekrank wären: „niemals kann man beim Anblick dieser 
Wunden an Diphtherie denken“. Der positive Bacillenbefund an 
solchen Wunden ohne specifische Veränderung dürfte vielleicht 
auf vorber erworbene Immunität zurückzuführen sein. Kißkalt 


und Anschütz wollen ja überhaupt die verschieden schweren 


Formen der Wunddiphtherie als verschiedene Immunisierungsstufen 
angesehen wissen. Bei Säuglingen, die mit Muttermilch ernährt 
werden, käme außerdem noch die. Erhöhung der Immunität bei 
Kindern von Müttern in Frage, die kürzlich eine Diphtherie über- 
standen hätten; vielleicht findet diese Immunisierung schon auf 


hämatogenem Wege zurzeit des intrauterinen Lebens statt. 


Weit häufiger als die Nabeldiphtherie kommt die Nasen- 


diphtherie vor. Scheinbar besitzt der Diphtheriebacillus eine ge- | 
- wisse Affinität zur Nasenschleimhaut der Neugeborenen. 


Das 
klinische Bild der Nasendiphtherie bietet, wie Lande im 
Jahrbuch für Kinderheilkunde zutreffend beschrieben hat, haupt- 
sächlich drei Typen: 1. die larvierte Form, bei der lokale und all- 
gemeine Symptome, abgesehen von mehr oder weniger ausgedehnten 
vermittels Rhinoskopie nachweisbaren Diphtheriemembranen, voll- 


ständig vermißt werden, häufig mit den schönsten Monothemien, 


5. die akute Form mit schleimig-eitrig-blutigem Schnupfen und 


‚leichten Temperaturanstiegen, 3. die subakute oder chronische 
. Form, häufig unter dem Bilde eines gewöhnlichen Schnupfens mit 
Nasenverstopfung verlaufend, oft ohne ‚jegliche Sekretion nach 


außen, meist fieberlos, zeitweise als Ursache des Nichtgedeihens 


des Kindes. Aus diesen drei Typen, unter denen es selbstredend 
-Übergänge gibt, gehen ohne weiteres die Symptome hervor. 
_ Häufig, wie bei der gewöhnlichen Bacillenträgerschaft, fehlen über- 
~ haupt Symptome, in anderen Fällen deutet Nasenschniefen auf 


Diphtherie hin: die Säuglinge liegen, wie in Stirn- oder Gesichts- 


lage geboren, mit nach hinten geneigtem Kopf und geöffnetem 
. Mund im B 


ett, das Stiligeschäft ist besonders bei. Brusternährung 


erschwert. Gewöhnlich tritt die Nasendiphtherie klinisch als lang 


dauernder Schnupfen auf, der Ausfluß kann schleimig, eitrig oder 


auch blutig sein, und in manchen Fällen sind die diphtherischen 
Membranen bereits am Naseneingang zu sehen. 


| Vielfach ist 
die Nase mit honiggelben oder blutigverfärbten Borken verstopft, 


Entfernt man die 


haftes und häufig ein so uncharakteristisches ist, empfiehlt es 


sich, zur Sicherung der Diagnose bereits bei beginnendem ge- 
'wöhnlichen Schnupfen die Nase zu inspizieren und einen oder 


besser mehrere Abstriche zu machen.‘ Von mehr untergeordneter 


Bedeutung ist die Lokalisation der Diphtheriebacillen beim Neu- 


geborenen im Rachen oder Kehlkopf. 
= Wodurch entsteht und wie verbreitet sich 


"die Diphtherieerkrankung? Der Erreger der Diphtherie 


ist in jedem Falle der Löfflersche Diphtheriebacillus. Als wich- 
tigster Übertragungsmodus steht an erster Stelle die Übertragung 
des-Diphtheriebacillus von Mensch zu Mensch. Die häufigste In- 

e bilden die gesunden Bacillenträger und Daueraus- 


“ gcheider, bei ihnen finden sich Diphtheriebaeillen in der Regel im 


Pharynx, Larynx oder der Trachea. Auch wir haben bei unseren 


Diphtherieinfektionen Neugeborener, worauf ich früher ausführlich 


"hinwies, Dauerausscheider und gesunde Bacillenträger zu ermitteln 


‚gesucht. Daß dieser Übertragungsmodus der gewöhnliche: ist, 


wird nieht mehr bezweifelt; es braucht hierauf nicht näher .ein- 


‚gegangen zu werden. Nicht ganz so bekannt, aber von großer 
Bedeutung für .die Verbreitung der .Diphtherie ist es, daß in vielen 


zierten, nachgewiesen wurden. 


23, November. 


Fällen bei als geheilt aus Diphtherieabteilungen entlassenen 
Kranken noch vollvirulente Diphtheriebacillen auf der Rachen- 
schleimhaut vorhanden sind. In der Regel scheinen die Löffler- 
schen Baecillen noch zwei bis vier Wochen, vom Krankheitsbeginn 
an gerechnet, im Rachen oder .der Nase vollvirulent zu bleiben. 
Es muß besonders hervorgehoben werden, daß heute die Mehr- 
zahl der Autoren auf dem Standpunkt steht, daß die Diphtherie- 


bacillen von Dauerausscheidern ebenso gefährlich wie die von 
Diphtheriekranken sind. u i 


Von größter Wichtigkeit und nur sehr wenig bekannt ist 
es, daß Diphtheriebacillen auch durch die Nieren ausgeschieden 
werden können. Hierdurch ist ein Übertragungsmodus gegeben, 
der meines Erachtens bei der Entstehung der Nabeldiphtherie 
eine Rolle spielt. Die Nabelwunde ist in den ‘ersten 10 bis 


14 Tagen p.p., wenigstens in Kliniken, regelmäßig in aseptischem 


Verband. Das Hinzutreten von Diphtheriebacillen durch Über- 


tragung von Mensch zu Mensch oder durch Übertragung von Di- 


phtheriebaeillen eines nasendiphtheriekranken Kindes von der Nase 
auf den Nabel ist bei sorgfältiger, geschulter Pflege hierbei doch 
erheblich erschwert. Die Möglichkeit hingegen, daß der Urin des 
Kindes gelegentlich mit der Nabelwunde in Berührung kommt, 


indem er außer den Kindstüchern auch das Nabeltuch infiltriert, 
ist zu leicht gegeben. 


Daß tatsächlich Diphtheriebaeillen im Harn ausgeschieden werden, 
beweisen 19 Fälle B 


eyers, in denen Beyer bei allen Diphtherie- 
baeillen im Harn nachweisen konnte, bei Rekonvaleszenten bis zu zehn 


Wochen nach der Erkrankung. Freifeldt gelang der Nachweis von 


Diphtheriebaeillen im Harn bei zehn ohne Komplikation verlaufenden 


Fällen von Rachendiphtherie viermal, Ähnliche Resultate hatten die 
Untersuchungen Conradis und Bierasts. Noch andere Über- 
tragungsmöglichkeiten, allerdings wohl im allgemeinen recht seltener 
Art, sind bekannt geworden. So berichtet Sittler über einen Fall, 
in dem an der Warze einer stillenden Mutter eine kleine Schrunde 
war, in deren Wundsekret Diphtheriebacillen, die den Säugling int- 

Freund beobachtete zweimal bei 


Wöchnerinnen Geschwüre am Damm, beide Male konnten Dipbtherie- 
bacillen nachgewiesen werden 


, in dem einen Fall erkrankte zugleich 
ein Säugling an Diphtherie. 


Von Bedeutung für die direkte Übertragung von Diphtherie 
ist endlich noch die Diphtherie der Vagina. Kirstein schreibt 
in seiner Arbeit über „Das Vorkommen von Diphtheriebaeillen 
von Neugeborenen in den ersten Lebenstagen“ im. Zbl. f. Gyn. 
1918: „Da die Diphtheriebacillen Schleimhautparasiten sind, ist 
auch -folgende Möglichkeit, die meines Erachtens noch nicht ge- 
prüft wurde, gar nicht von der Hand zu weisen: die Mutter be- 
herbergt die Bacillen in ihrer Scheide und gibt sie dem Kinde 
beim Partus sofort mit auf den Weg.“ An diese Möglichkeit war 
aber nicht nur gedacht, sondern sie war auch bereits erwiesen 
worden. Bumm wies bekanntlich 1895 erstmalig Diphthere- 
bacillen in den pseudomembranösen Auflagerungen der Vagina 
einer Wöchnerin nach, und Röthler gelang es, bei der Mutter 
eines Neugeborenen .mit Nasendiphtherie noch Diphtheriebaeillen 
in der Urethra als Reste eines diphtherischen Prozesses der Vagina 
nachzuweisen. 


Wir bemerkten in zehnjähriger Beobachtungszeit zehn Fälle 
von Nabeldiphtherie, von diesen waren sechs mit Nasendiphtherie 
kombiniert. Da die Nabeldiphtherie, wie ich früher auseinander- 
gesetzt habe, stets zu einer Zeit zur Beobachtung gelangte, M 
der auch Nasendiphtherie auf der Abteilung herrschte, deren Ur- 
sprung durch Üb 


ing dı ertragung von gesunden Bacillenträgern wir für 
erklärt hielten, haben wir unser Augenmerk auf die anderen Über- 
tragungsmöglichkeiten, wie Übertragung durch Scheidendiphtherle 
der Mutter usw., weniger gerichtet; ebensowenig haben wir den 
Nachweis der Infektion des Nabels durch diphtheriebaeillenhalligen 


| Urin nasendiphtheriekranker Neugeborener erbracht, obwohl die 
| Vermutun 


g zu einer Kontagiositätsmöglichkeit so nahe liegt, In 
Zukunft werden wir hierauf mehr Wert legen und in jedem Falle 
von primärer Nasen- beziehungsweise Nabeldiphtherie bei Mutter 
und Kind Nasen-, Nabel- beziehungsweise auch Rachen- und 
Scheidenabstriche machen, speziell auch Diphtheriebacillen im Urm 
diphtherischer Neugeborener nachzuweisen suchen. Vielleicht 
werden sich auf diese Anregung hin speziell an letzterem Nach- 
weis re Kliniken mit größerem Material beteiligen. 

_ Nacadem von anderer Seite (Kißkalt usw.) über die ut- 
Dee Häufigkeit von Wunddiphtherie ne gemacht ist, 
ag die Vermutung nahe, daß auch im Geburtskanal der Kreißen- 

en häufiger, 


als bisher beobachtet, Diphtheriebaeillen vO- 
kommen, und.-von dort aus primär eine Diphtherieinfektion. des 


NIIT WNS TR NT 


EN 


— wu Ti ON NNN ULUN KA NOG: 


NER E NEN S. e San. 1a 
' 


Neugeborenen erfolgt. Leider sind bei uns systematische Unter- 
suchungen in dieser. Hinsicht zurzeit aus äußeren Gründen un- 
Man darf sich aber meines Erachtens nicht damit be- 
gnügen, zur Erklärung einer Nasen- oder Nabeldiphtherie Neuge- 
borener, wie es bisher geschah, durch Hals- beziehungsweise 
Nasenabstriche gesunde Bacillenträger ausfindig zu machen -- 
diese werden sich.in großen Anstalten mit reichem Krankenwechsel 
immer finden —, sondern muß auch an die obenerwähnten Infek- 
tionsmöglichkeiten denken und demgemäß den Infektionsherd, vor 
allem auch bei. der Mutter durch mehrere Rachen-, Nasen-, 
Scheidenabstriche und bei Nabeldiphtherie Neugeborener durch 
Diphtheriebaeillennachweis im Urin zu erbringen suchen. Erst 
wenn diese Abstriche wiederholt negativ ausgefallen sind, darf 
man meines Erachtens den Bacillenbefund beim Neugeborenen 


möglich. 


als vom gesunden Bacillenträger herrührend erklären. 


Was die Häufigkeit der Diphtherie im Neug’eborenenalter 
anlangt, so ist man sich heute darüber einig, daß sie eine relativ 
häufige Erscheinung ist; die früher, da sie so häufig symptomlos 
und uncharakteristisch verläuft, nicht als solche erkannt wurde. Bei 

“uns wurde in zehnjähriger Beobachtungszeit bei 35 Neugeborenen 
Nasen- beziehungsweise Nabeldiphtherie oder auch beide kombiniert 
festgestellt, von diesen wiesen 20 klinische Erscheinungen auf, 15 Fälle 
verliefen völlig symptomlos. Auch wir haben jedesmal seit der Zeit - 
(1910), wo wir zum erstenmal eine Diphtherieepidemie beobachteten, 
bei Auftreten der Diphtherie Neugeborener von sämtlichen Kindern 
und dem Personal Abstriche gemacht, um die Infektionsquelle zu 
ermitteln. Da eine solche in der Regel schnell ausfindig gemacht 
wurde, unterließ man einen wiederholten Abstrich der Säuglinge 
und des Personals der Wochenabteilung. Um so interessanter und 
bemerkenswerter sind uns deshalb die Beobachtungen Kirsteins, 
der anläßlich des Auftretens von harmlos verlaufendem diphtherischen 
Schnupfen im Säuglingszimmer der Marburger Frauenklinik eine 
Gruppe Neugeborener täglich bis zu ihrer Entlassung abstrich. Bei 
46 so untersuchten Neugeborenen hatten 39 Kinder (84,8 %,) min- 
destens einmal Diphtheriebacillen im Nasensekretabstrich, bei nur 
einmaligem Abstrich waren 27,3 °/, der Fälle diphtheriepositiv. Wir 
haben- bei nur einmaligem Abstrich einen so hohen Prozentsatz 
diphtheriekranker Neugeborener nie ermitteln können. Wiegels 
hat gerade auf Grund der Publikation Kirsteins diese Zahlen 
an der Städtischen Frauenklinik in Bremen nachgeprüft und drei- | 
mal im Zeitraum von mehreren Tagen sämtliche Säuglinge ab- 

‚gestrichen. Die erste Untersuchung ergab 6,06 %/,, die zweite 3,5 %,, 
die dritte 6,4 %/, positive Resultate. L em b cke s Resultate näherten 
sich denen Kirsteins; er fand bei systematischer bakteriolo- 

gischer Untersuchung sämtlicher Säuglinge der Freiburger Frauen- 
klinik, daß von 90 Kindern 43 (48 °/,) Baeillenträger bei im all- 


gemeinen nur einmal gemachtem Abstrich waren. 

Als bemerkenswert im allgemeinen mag an dieser Stelle 
nochmals kurz darauf- hingewiesen sein, daß die Chirurgen An- 
schütz, Kißkalt und Weinert neuerdings darauf 'aufmerk- 
sam gemacht haben, daß man die latente Diphtherie früher fast 
nur an den Schleimhäuten (Rachen, Hals, Conjunctiven) festgestellt 
habe, es nunmehr-aber sicher sei, daß gar nicht selten ganz un- 
charakteristische, ja völlig harmlos ausschauende Wunden Diphtherie- 
bacillenträger sind. Anläßlich eines schweren Falles phlegmonöser 
Form von Wunddiphtherie nahmen Anschütz und Kißkalt 


die Frage der Wunddiphtherie in der- Klinik methodisch in An- 


griff und wiesen an 90 Stationsfällen 15 mal (16 %,) und 61 Am- 


' bulanzfällen 12.mal (19 °,,) Diphtheriebaeillen nach. Ob es sich 


um ein momentanes Ansteigen der Diphtherie handelt, das mit den 


Kriegsverhältnissen, Mangel an Wäsche und Reinlichkeit, Unter- | 


ernährung usw., zusammenhängt, ist vorläufig noch nicht zu sagen, 


es müssen noch weitere Mitteilungen abgewartet werden. Auch 
Läwen’undReinhardt berichteten kürzlich aus dem Reserve-. 


lazarett St. Georg in Leipzig ebenfalls über zahlreiches Auftreten 
von Wunddiphtherie; sie fanden bei 224 untersuchten Fällen 
128 mal Diphtheriebacillen in Wunden. 


Ich habe an einer Reihe von Fällen nach dem Nabelabfall - 


systematisch Nabelwundenabstriche gemacht und dieselben kulturell 
verarbeiten lassen, ohne je Diphtheriebaeillen nachweisen zu können. 
Allerdings blieb auch das Resultat bei einmal zu dieser Zeit von 
sämtlichen Personen der Wochenstation gemachten Abstrichen 
diphtheriefrei. Ob die Nasendiphtherie der Neugeborenen im all- 
gemeinen zugenommen hat, läßt sich nicht ermitteln, da, wie aus 


‘den Mitteilungen Kirsteins, Karlbaums, v. Arnims, 


Freunds und Anderer hervorgeht, erst seit einigen Jahren bei 


Neugeborenen auf Diphtherie gefahndet- wird. Wir haben an 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 


rn m m nn Ze TI 


47. | 1195 


AA S -e e 


von Diphtherie während der Kriegszeit, wie aus der Tabelle deut- 
lich hervorgeht, beobachten- können. Während von 1910.bis 1915 
nur sieben Diphtheriefälle bemerkt wurden, ereigneten sich von 


allein 24 Fälle in den letzten beiden Jahren. Daß hierbei auch 


und desinfizierten Anstaltskleidungen in der Klinik und in den 
Wochensälen bewegten, ist man heute froh, wenn die Kranken 
nach Möglichkeit eigene Kleidung ‘und Wäsche mitbringen, die 
naturgemäß mit tausendfältigen Keimen beladen sind. Unter diesen 


schleppung von Intektionserregern schlechterdings unmöglich. 
| Was die Prognose und den Verlauf der Diplitherie 
Neugeborener anlangt, so gehen die Ansichten der Autoren etwas 


gestellt wurde, wird sie neuerdings meines Erachtens mit unzweifel- 
haftem Recht vorsichtiger gestellt. Wir erlebten bei unseren: 
85 Fällen Diphtherie Neugeborener dreimal einen Exitus (8,6 %,). 
Der erste Todesfall betraf ein Kind, das am 4. Januar 1918 ge- 
boren wurde, dessen Nabel aber erst Anfang März abfiel. Am 9. März 
zeigte der Nabel Rötung und Epitheldefekte und weißlich nekrotische 
Fetzen am Rande. Die Nase secernierte rote Flüssigkeit. Abstrich 
von Nase und Nabel diphtheriepositiv. 2000 1.-E. 16. März Nabel 


30. März plötzlicher Exitus. Im Herzblut Staphylococcus aureus nach- 
gewiesen, die Autopsie ergab außer Dipbtherie eine leichte Broncho- 
pneumonie. a 
Der zweite Todesfall kam bei einem am. 6. März 1918 geborenen 
Kinde vor, das am 14. März 1919 eine starke Rötung des Bauches und 


Eiterung des Nabels aufwies. Im Umkreis des Nabels eine pfennigstück- 


große gangränöse Masse, üm diese herum: etwa talergroß einge excori- 
ierte Stelle von unregelmäßiger Gestalt mit weißem festhaftenden Über- 
zug, peripher davon eine schwarzblaue, darum eine rote Zone. Nabel- 
abstrich .diphtheriepositiv. 2000 1.-E. 283. März Exitus. Pathologisch- 
mikroskopisclie Diagnose: Nabelgangrän, hervorgerufen durch Diphtherie. 
Exitus wohl in Kollaps durch toxische. Einwirkung. Ä 
Bei dem dritten Todesfall handelte es sich um eine typische 
Rhinitis posterior, in der Tiefe ließen sich nicht abwischbare, dipbtherie- 


verdächtige Membranen feststellen. Am Tage darauf, am 2. November 1918, 


sechs Tage post partum, stand die Diagnose Rhinitis diphtherica bak- 
teriell fest. Wenige Tage später wurde der Fall durch Grippe kom- 
pliziert, das Kind ging an Bronchopneumonie und Diphtherie zugrunde. 

Alle drei Fälle sind somit wohl ursächlich der Diphtherie 
zuzuschreiben. Auffallend ist, daß gerade- die Diphtheriefälle 
innerhalb eines kurzen Zeitraums, alle im Jahre 1918, so bösartig 
verliefen. Vielleicht handelte .es sich damals um eine besonders 
pathogene Art von Diphtheriebacillen. In den anderen von uns 
beobachteten Diphtheriefällen war der Verlauf günstig. Bemerkens- 
wert scheint mir noch die Erfahrung, ‘daß die Ausbildung der 
Pseudomembranen in der Nase häufig im umgekehrten Verhältnis 
zu den subjektiven Symptomen stand, dadurch erklärlich, daß die 
Verstopfungsbeschwerden in erster Linie durch Hyperämie und 
Sekretion ausgelöst werden. Ist die Prognose der reinen un- 
komplizierten Diphtherie bei Neugeborenen eine günstige, so erfährt 


‚sie unseres Erachtens eine erhebliche Trübung, wenn irgendeine 


Komplikation hinzutritt.. Nach unseren Erfahrungen birgt die 
Diphtherie wahrscheinlich infolge Beeinträchtigung beziehungsweise 
Herabsetzung ‚der Immunkörperbildung im allgemeinen eine erheb- 


liche Disposition für andere infektiöse Erkrankungsformen, bei- 


spielsweise Bronchitis, Bronchopneumonie, Grippe, Otitis media, 
Ernährungsstörungen usw., in sich. Diese verlaufen .dann weit . 
bösartiger-als sonst. Bei unseren Todesfällen trat in dem einen 
Fall eine Bronchopneumonie, in dem anderen Falle Grippe und 
Bronchopneumonie zu. | as | l 
Und umgekehrt hat man. bei uns wie anderwärts die Er- 
fahrung gemacht, daß die eben erwähnten Infektionskrankheiten 
wiederum eine gesteigerte Disposition für Diphtherie bewirken, 


und zwar mit ähnlicher Prognose, besonders übel natürlich bei an 


und für sich schwächlichen Kindern und Frühgeburten. 


Lande berichtet über drei Todesfälle bei Säuglingen, mit 
schwerer Grippe und Nasendiphtherie, die an Pneumokokken- und 
Streptokokkensepsis zugrunde gingen. Weinert erwähnt einen Todes- 
fall, der seinen Ursprung wahrscheinlich in einem diphtherischen De- 
eubitalulecus hat und einen zweiten Todesfall, der einen wund- und 
rachendiphtheriekranken Soldaten betraf, bei dem eine. Unter- und 
Oberschenkelamputation erforderlich war. Jedesmal wurden die Wunden 
mit Diphtherie infiziert. Zugleich teilt Weinert weiterhin einen 
interessanten Fall aus der Magdeburger Frauenklinik mit, bei dem eine - 


a R S a aa o A e 
Ben nn e 
x E aiaa ne 


unserem Material bei zehnjähriger Beobachtungszeit eine Häufung 


1915 bis 1919 bis jetzt insgesamt ‘28 Diphtheriefälle, von diesen 


Kriegsverhältnisse eine große Rolle spielen, liegt auf der Hand. 
Während früher alle Wöchnerinnen und Kranke sich in sauberen . 


schlechten äußeren Verhältnissen ist die Verhinderung der Bin- - 


auseinander. Während zuerst die Prognose meist absolut günstig. 


überhäutet sich, Nase frei, Abstriche negativ. 24. März Nabel verheilt. 


Senn 


“in 
ne Pe a an oe 
ar ee er TE kag 


re 


En Fa nr 


rie p us FERN 

Bang re 
.. -> ne aa TD iae Pe" Re 
SITE I u A T T a See O 


wm 
un 


an. 


Te 


' SE A 
en ei T 
Sim nn nn nn 


Te 


2 a syr 
aranma 


: an 
“ T ann ne 


REAO 


dm. o onee e 
un. nut 


te SEHEN 


POE 
« ref 


1196 . 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.47. 23. November. `. 
schwere Wunddiphtberie an einem vernähten Dammriß. festgestellt | 
wurde; zwei Säuglinge, von denen einer starb, erkrankten an Rachen-_ 
diphtherie, gleichzeitig mit- ihnen mehrere Erwachsene Wie gels 
Be a ao oa diee Yon a ee N - Diphtherieserum injiziert und damit ausgezeichnete Wirkung er- 
en nn Br À S wa a i D E S bei. Wund- ‚zielt. . Meist ging ‘die Diphtherie erstaunlich schnell zurück, die _ 
veränderungen geringen Grades günstig, bei ülcerösen und phlegmo- | ne ‚stießen il: KEERD an ab, die subjektiven 
nösen Fällen mit Vorsicht stellen. Auch sie heben hervor, daß der 3eschwerden ließen schnell nach. Weckten nekrotische Partien 
Heilungsverlauf einer Wunde durch Diphtherie stets aufgehalten wird. | am Nabel, Losschälen der Epidermis, eitriges ‚oder blutiges Nabel- 2. 
Was die. Chirurgen neuerdings vielfach an. Wunden bemerken, gilt | sekret den Verdacht auf diphtherische Gangrän, so nahmen wir 
selbstredend auch für die Nabelwunde. Hingegen faßt Kirstein ohne Abwarten des bakteriologischen Ergebnisses eine sofortige 
die Diphtherieerkrankung Neugeborener als verhältnismäßig harmlos | Seruminjektion vor.. Symptomatisch applizierten wir lokal leicht 


Die Th erapie bei ‚Diphtherie Neugeborener erstreckt sich 
auf sogenannte gesunde: Bacillenträger und Diphtheriekranke. 
Stand die Diagnose Diphtherie fest, so haben wir sofort 2000 1.-E. 


auf. Freund ist der Ansicht, daß Diphtheriebacillen bei Neugeborenen 


k 
SE O 
elow ; 
` 
® kf » 
z7 4 
u S 
A = In 
ži jM Deoa 
Au 
wurd. 
pe [E] 
nao seta 
i e 
ee 
ko 4% 
Bauen 
84 
RT 
v: 
p 
. 
+i ! 
m J 
n -E 
E i 
Be i 
+ ka 
\ i 
Ee $ 
-i 
« 
” Í 
' 
RR © 
rl; 
Du i 
or 
. ra 
"rl 
Jas 
+ > 
pat 
1 
ch 
wg " 
i) 
”_ Ai 
“ 
A 
GASE i 
t f 
ya) 
24 
pe [9 
sah 
o 
30 
i 
Hi 
| 124057 
a pii 
Ar 
. 
} DJ N 
L t 


: h bei zufälligen Befund st h ind. ‘So Ink t desinfizierende reizmildernde Salben. Bei Nasendiphtherie erschien ` f 
EEE >: > die Mitsellungen Karlbanms aus der Kieler Trauenklinik „Über | © 10S Wichtig, wenigstens. T.G. Douer Cer JPD en 

ie ns ' j Hyi | Grippe und Diphtherie und ihr gleichzeitiges Auftreten auf der geburts- ne Mur n ann Lösung von en mit. 

EE ar EE | |) „` hiflichen Station“ auch sind, so glaube ich, ist Karlbaums Beweis- er h oppelten Menge Borwasser zu beseitigen. Empfeh enswert . 

; Be | EH führung dafür, daß sich die Prognose der Diphtherie. wesentlich ver- erscheint es mir ferner, Brustkinder während der Dauer der Nasen- 

i i i i iat HE ii = schlechtert, wenn sich ihr die Grippe zugesellt, falsch, wenngleich die 

pan ; LARI 

en è 


A 
a 
a 
j 
ts 
il 
= 
; 


diphtherie mit Stillhütchen „Infantibus“ anzulegen. Da die At; 
ii Ä Tatsache als solche auch richtig ist. Karibaum!t) schreibt: Über 


mung in vielen Fällen erschwert ist und das unter Umständen 
die Erkrankungen an Grippe und Diphtherie und ihre. Kombination 


= ae, - .r - 


nr. 
= u a 
mt ren pe 
ee _ 
— 6 


(N i gi | hungrige Kind. zwischendurch immer wieder durch den Mund 
ET eRe AIBR | gibt folgende Tabelle Aufschluß: n = ed an muß, erfolgt der einzelne -Zug stärker. Solche Kinder 
a Be | | EM i ' Grippe Diphtherie : er eißen - leicht, die Brustwarzen der‘ Frauen werden geschädigt. 
ge If in | we: k aee u Diphtherie . | Durch . Aufsetzen. des Stillhütchens wird die Schrundenbildung 
BEARR |in x | no a ee na PES P . ünd eventuell Infektionsgefahr vermieden. Bei Schleimhaut- 
SR: | EI - , Auen. 22 > UPES u e i ° | diphtherie ist zwecks Vermeidung einer den ganzen Fall unter. 
ae | SINE. DR A A . 12 | Umständen erheblich komplizierenden Hautdiphtherie auf- den 
ESSEN“ | | SNAN Demnach war'die Mortalität der Kinder an Diphtherie 18%, an Diphtherie | Schutz aller excoriierten Hautstellen, eventuell durch Schutzver-. f 
| | nni en en a. 2 a band mit Protargolsalbe, zu achten. . In keinem Falle von Nabe | 
TRAESENT || | ie iphtheri e W Grippe zu- . : . IL: 7; . BI s un. | 
IE LTE u I | | gesellt.“ Nun beträgt aber nach obiger Zusammenstellung die Mor- er die Es wi un a aa Sem 
A id | talität der Kinder an Grippe nach den Erfahrungen det Kieler Frauen- ge Kombination. zwischen Napel una. ,Nasendipntaerie 
rqe EE ert RDR U 1. NORT klinik allein 68,7%. "Man hätte demnach erwarten können, ‚daß bei Ich habe früher; eingedenk des :Nachweises von Diphtherie- 
a e DNE gleichzeitigem Auftreten von Grippe (Mortalität 68,7%) und Diphtherie | bacillen im Urin Diphtheriekranker, darauf hingewiesen, wie leic | $ 
aaka EIR] ona ee In een eine Infektion des Nabels- durch Urininfiltration der Kinds- wif | 
o epre : BEERE -l.i À ’ 3 S N) iche Agli s , : n - : ; ie # 
2 N o e ERMATS ie Mortalität weit unter die Mortalitätszabl für Grippe allein, nämlich nn se S ner ne ; Res in | 
DE Mi auf 50%. KarlbauMms für eine Generalisierung weit zu geringe 1% der Nal no engen orgfa © lstüchern a 3 
win ieo GER Zahl beweist in obiger Zusammenstellung vielmehr das Gegenteil: daß | Oa% Ger abelverkand nicht mit. uringetränkten Kindstucher in 
ne a = REIN ' beim Hinzutreten von Diphtherie beziehungsweise bei einer -Kombi- | ‚Berührung kommt. Diphtheriekranke Neugeborene sind ander 
ee Karl) nation von Grippe und ‘Diphtherie' die Sterblichkeit geringer als bei | Mutterbrust zù belassen, auch dann, wenn-die Mutter selbst eme; 
ET BT. Grippe allein ist. Dieses ist, wenn wir große Zahlenreihen aufstellen, | Diphtherie hat.. Nur empfiehlt es sich vielleicht in solchen Fällen; ;. 
n as Kal, zweifellos nicht der Fall. Lembcke fordert an Hand. von Er- | worauf Rehn aufmerksam - maeht, das. Kind in den ersten 
Be || ee z T ne eg Denon .24 Stunden nach der Injektion der Mutter lieber nicht anzulegen, 
ee als eine nicht so har ssen. E unter | m ` s ums Zu 
o Ta zehn an Nasendiphtherie erkrankten Säuglingen mehrere mittelschwer. a ‚pr ‚dem ersten. Ansturm des ByaSOlnen a | 
ae = s i , schützen“. In der Muttermilch wurde, wie Rehn-Braunr 
ra j| verlaufende Fälle, ein Kind starb an Diphtherie beziehungsweise an.. EE N E E P > drei Wochen post 
we EN. ‘ postdiphtherischer Lähmung. Ein so erfahrener Pädiater wie Göp- NaCN SWIESEN aben, bei einer Wöchnerin noch drel AN ar 
aT Se pert, der die Nasendiphtherie am längsten beobachtet hat, vertritt injectionem gegen. virulente Diphtheriebacillen deutlich mehr = 
U bezüglich der Prognose der Diphtherie unseres Erachtens folgenden toxin festgestellt als in einer zur Kontrolle dienenden Milch vo 
era richtigen Standpunkt: Wenn derdiphtherische Schnupfen zur beginnen- | einer gesunden Frau. Nur ließ es sich nicht entscheiden, ob das | 
us | | den Bronchitis hinzutritt, verläuft die Bronchitis bösartiger und wenn | Antitoxin inzwischen von der Patientin: neu gebildet war, oder 
De Wi | sie auch erst nach Heilung der Diphtherie zum Tode führt, hat doch 


dem Eingespritzten entsprach. 


Rehn teilt nun einen Fall mit, wo cin kräftiger Knabe vn 
fünf-Wochen prächtig an der Mutterbrust gediehen war, bis die Mutter. 
an Rachendiphtherie erkrankte und. eine Heilseruminjektion erforder- 


lich wurde. ‘Man beließ das Kind. an der Brust. Noch am selben 
Abend stellte sich nach jedem Trinken 


 . die Diphtherie mit ‚schuld an dem traurigen Ausgang, Umgekehrt sej 

auch der Verlauf der Dipbtherie bei Kindern, die: bei Masern und 
Bee Ban | Pneumonie einen diphtherischen Schnupfen akquirieren, bösartiger. 
Be El Träte vollends erst eine Grippeepidemie auf der Säuglingsabteilung 
Sn Be auf, dann verbreitete sich nicht nur der Löftlerbacillus auf der Station, 
eh Ba: r Et sondern er begänne auch pathogen zu werden. 


sofortiges Erbrechen a 
j El i “30 dor Ti ende ihm nach jeder Mahlzeit Diarrhöe von grünlicher Farbe und SEAT" 
ne, Dieser kurze Überblick über die in der Literatur niederge- | i Ta stark ab- 
TE eti] 3 2 í : : ger Beschaffenheit ein. Das. Kind soll in wenigen Tagen d 
U ; a nv 
ee legte Ansicht über die Frognose der Nasendiphtherie 
| 4 ~ 


Ro s 'Neugeborener, wie über die Prognose von Wunddiphtherie 
a | im allgemeinen, deren einer Modus ja die Nabeldiphtherie ist, 
wa, iM und’ unsere eigenen Erfahrungen lehren, daß die Diphtherie als 


Ti R ui solche, das heißt unkompliziert, im allgemeinen günstig verläuft, 


genommen haben, sein Befinden sehr- beeinträchtigt gewesen sein. 
Auf künstliche Schleimmilchmischungen trat eine Besserung M un 
Tagen ein. Rehn führt die Erkrankung des Kindes — der Un pi 
suchungsbefund des Kindes sei im übrigen völlig negativ gewesen — 


a o durch die Muttermilch gelieferten ersten Ansturm de rc 
| ; j R se : . ück. Mi j i Begründung nic x 
ee auch hier Todesfälle vorkommen können. Die Prognose wird | schen Serums zurück. Mir scheint diese - ‘o Störun 
ottaan ANOR E i | A schlechter, wenn sich Komplikationen einstellen. In solchen ie Au i ea a En TE lungt 
EGER dti = Panen ge nn. nn weise dem höheren Antitoxingehalt der Muttermilch zusammenhänß 
De | a S scheinungen ben u De | 


75 R Hii leben, stark pathogen werden. Hierin liegt die größte e bei 
2: o Saga der Diphtherie Neugeborener neben der. anderen großen Gefahr 
Be, AE - der Infektiosität für die Umgebung. Diese ist unbestritten und. 
EEE = iii gerade in letzter Zeit von verschiedenster Seite häufig beobachtet. - 
w p f ae fch möchte noch, was praktisch von. größter Wichtigkeit ist, 
darauf hinweisen, daß das Verhalten anscheinend ganz harmloser 
- Diphtheriebatillen bei der Übertragung von einem auf das andere 
et | | Individuum bei letzterem schwer pathogen wirken , daß also Di- 
Fi FRE phtheriebacillen individuell völlig different in Erscheinung treten 
C = können. Aus diesen Tatsachen, für die in der Literatur. -bereits 
BE: so viel Belege erbracht sind, ergibt sich ohne weiteres die Rela- 
tion zwischen Therapie und Prophylaxe. 


und es sich nicht um eine zufällige Koinzidenz einer Alteration her 
Verdauungsorgane des Neugeborenen mit -der Heilseruminjektion 7, 
diphtheriekranken Wöchnerin handelt. Sollte wirklich die Erkra m 
des Neugeborenen auf die Injektion des Diphtherieheilserums g 
zufübren sein, so müßten doch die diphtheriekranken Kinder, o Et 
wir stets 2000 L-E. intramuskulär applizierten, ähnliche ogien = 
scheinungen gezeigt, haben. Solche sind weder von uns nook 
anderer Seite je, beobachtet worden. - 3 


Obwohl es nicht richtig ist, auf Grund dieses emen meit 
Erachtens nicht eindeutig geklärten Falles für die Algen $ age 
' bindende Schlüsse zu ziehen, möchte ich doch, bis die Frag 
nachgeprüft ist, wenigstens vorläufig für die agema ndas - 
empfehlen, ih solchen Fällen am Tage der Heilseruminj® $ x ic 
ein | Neugeborene ein bis zwei Tage lang mit Ammen- oder Sox 
| ) Karlbaum, Zbl. f, Gyn. 1918, S. 820. . ~- | zu ernähren und die Muttermilch unbenutzt abzuspriizeN, 


nn 


L 
. (z m. W. 1919, Nr.2.) — 2. E. v. Arnim, 


23. November. 


Stehen die ausgezeichneten Erfolge mit Diphtheriebeilserum 


bei Diphtherie Neugeborener außer Zweifel, so ist die Therapie 
der Bacillenträgerschaft weniger erfreulich. Leider steht 
hier die Fülle der angepriesenen Medikamente in umgekehrtem 
Verhältnis zum Erfolg. Besonders empfehlenswert erschien uns 
auf Anraten Herrn Prof. Göpperts eine 10°/,ige Protargolsalbe 
ungefähr in folgender Komposition: Protargol 3,0, solve in aqua 
destillata fridida 5,0, Lanolini 12,0, Vaselini flaviad 30. Hierneben 
wurden mit wechselndem Erfolg milde essigsaure Tonerde beziehungs- 
weise Präcipitatsalben, in vielen Fällen in der hiesigen Kinderklinik 
1- bis 5°/,ige sauer reagierende salzsaure Eucupinsalbe angewandt. 
Die Rachenschleimhaut Erwachsener wurde häufig mit Jodtinktur 
gepinselt. . 

Eine Beeinflussung durch Injektion von Diphtherieserum selbst 
in den größten Dosen soll auf die Zeit des Verschwindens der 
Diphtheriebacillen keinen Einfluß haben. Göppert geht in der 
Beurteilung von Heilserum bei Bacillenträgern noch einen Schritt 
weiter; er hält die Immunisierung bei ihnen direkt. für. falsch. 
Es dürfte daher nicht uninteressant sein, von einem Fall berichtet 
zu hören, der uns umgekehrt gedeutet werden zu müssen schien. 
Eine Hebammenschülerin erwies sich bei ihrem Eintritt in die 
Klinik anfangs März dieses Jahres als Bacillenträgerin ohne jeden 
krankhaften Befund. Trotz aller erdenklichen Lokalbehandlung in 
der Medizinischen Klinik gelang es nicht, die Schülerin bacillen- 
frei zu bekommen. Deshalb entschloß ich mich, da die Schülerin 
eventuell den Kurs hätte aufgeben müssen, anfangs Mai zur intra- 
muskulären Injektion von 3000 1.-E. Heilserum. Lokalbehandlung 
fand nach Injektion nicht mehr statt. Sämtliche, erstmalig drei 
Tage post injectionem zuletzt vor einigen Wochen, also insgesamt 
in einem Zeitraum von fünf Monaten häufig vorgenommenen Ab- 


striche blieben diphtherienegativ. Ich lasse es selbstredend dabin- 


gestellt, die Wirkung der Seruminjektion zuzuschreiben, obwohl 
die Vermutung hierzu naheliegt. 

Die beste Therapie ist zweifellos die Vermeidung der In- 
fektion, die Noninfektion. Seit vielen Jahren wird jeder schniefende 
oder schnupfende Säugling auf Diphtheriebaeillen untersucht. Bei 
positivem Ausfall werden von sämtlichen.Personen der Abteilung 
Abstriche gemacht, und strenge Isoliermaßnahmen treten für jeden 
Diphtheriekranken und jeden Bacillenträger in Kraft. Insbesondere 
werden von jedem neueintretenden Personalmitglied, das mit der 
Wochenstation in nähere Berührung kommt, Rachenabstriche ge- 


“macht und bei positivem Ausfall Isolierung veranlaßt. 


Die von Bacillenträgern, selbst bei Anwesenheit nur eines 
einzigen Bacillenträgers drohenden Gefahren dürfen nicht unter- 
schätzt werden. Die Zeiten, in denen man glaubte, ungestraft 
auf Säuglingsstationen Bacillenträger aufnehmen zu .dürfen, sind 
endgültig vorüber. Nur dann werden im allgemeinen die an- 
scheinend im ganzen deutschen Reiche zurzeit häufiger auftretenden 
verschiedenartigen Formen von Diphtherien zurückgehen, nur dann 
werden wir im einzelnen vor den Folgen der Diphtherieepidemien 
bewahrt bleiben, wenn wir rücksichtslos nicht nur jeden Diphtherie- 
kranken, sondern auch nach Möglichkeit jeden Diphtheriebaeillen- 


_ träger bis zur Bacillenfreiheit von der Allgemeinheit ausschließen. 


Der Kampf gegen die Diphtherie verspricht erst dann Erfolg, wenn 
er konsequenter als bisher nicht nur gegen Diphtheriekranke und 
Rekonvaleszenzträger, sondern auch gegen die „gesunden Bacillen- 
träger“ oder, wie Dold sie richtiger nennt, gegen die Kontakt- 


träger und Kontaktausscheider geführt wird. 
iteratur: 1. Anschütz und Kißkalt, Über Wunddiphtherie. 
Über Nasendiphtherie Neugeborener. 
bl. f. Gyn. 1916, H. 51.) — 3. Beyer, Diphtheriebacillen im Harn. (M. m. 


„ Bd. 60, Nr. 5.) — 4. Birk, Leitfaden der Säuglingskrankheiten, 1919. — 
Blochmann, Diagnose der Nasendiphtherie der U EDEN und 
iphtherie und 


Säuglinge. (B. kl. W. 1910, Nr. 44) — 6. Bumm, Über 
Kindbettfieber. (Zschr. f. Geburtsh. 1895, Bd. 33) — 7. Conradi, Zur 
8 Conradi und 


Prophylaxe der Diphtherie. (D. m. W. 1913, S. 608.) — 
Bierast, Über Absonderung von Diphtheriebaeillen durch den Harn. (Ebenda 


1912, Nr. 30.) — 9. Dold, Ein Vorsehlag, die „Bacillenträger“ und „Dauer- 
ausscheider“ durch die Bezeichnungen „Kontaktträger“ und „Rekonvaleszenz- 
träger“ zu ersetzen. (M. m. W. 1919, Nr. 37.) — 10, Donges und Elfeldt, 
Befunde von Diphtheriebaeillen in Wunden. (D. m. W, 1919, Nr, 20) — 
11..Feer, Lehrbuch der Kinderkrankheiten, 1918. — 12. Finkelstein, 
Lehrbuch der Säuglingskrankheiten. — 13. Freifeld, Über Vorkommen 
von Diphtheriebae len im Harn. (B.kl. W. 1913.) — 14. Freund, Diphtherie- 
odemnie in der Straßburger Hebammenschule. (Zbl. f. Gyn. 1919, H. 4.) — 
16. Derselbe, Über Diphtherie der Scheide und Osteomyelitis im Wochen- 
kn (Ref. M. m. W, 1905, Nr. 40.) — 16. Fricke, Säuglingsdiphtherieendemien 
Di der Göttinger Universitäts-Frauenklinik. (Diss. 1918.) — 17. Göppert, 
P e Nasen-, Rachen- und Ohrenerkrankungen des Kindes in der täglichen 
Dinh (Encykl. d. klin. Med. 1914.) — 18. Karlbaum, Über Grippe und 
zii lorio und ihr g ol es Auftreten auf der geburtshilflichen Station. 

‚t. Gyn.1919, Nr, 17.) — 19. Kirstein, Über Vorkommen von Diphtherie- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


1197 


bacillen in den ersten Lebenstagen bei Neugeborenen. (Ebenda 1918, Nr. 46.) — 
20. Landé, Primäre Nasendiphtherie im Säuglings- und Kindesalter. (Jb. f. 
Kindhlk. 1917.) — 21. Derselbe, Zur Klinik und Diagnose der Hautdiphtherie 
im Kindesalter. (Erg. d. Inn. M. 1917.) — 22. Läwen und Reinhardt, 
Über endemische Wunddiphtherie und gleichzeitigen Befund von Diphtherie- 
bacillen auf. der Haut und im Rachen. (M. m. W. 1919, Nr. 33.) — 23. Neu- 
feldt, Ozaena, chronische Diphtherie und Rachendiphtherie. (B. kl. W. 1912.) 
— 24. Prip, Uber Diphtheriebacillen bei Rekonvaleszenten nach Diphtherie. 

schr. f. Hyg. 1901, Bd. 1.) — 25. Rehn, Zur Wirkung des Diphtherieserums 


Z 

Crah die Muttermilch auf den Säugling. (Zbl. f. Gyn. 1917.) — 26. Röthler, 
Über seltene Infektionen Neugeborener. (B. kl. W. 1910, Nr. 39.) — 27. Runge, 
Krankheiten der ersten Lebenstage, 1906. — 28. Sigwart, Unterscheidung 
pathogener und nichtpathogener Streptokokken. (Zbl. fî. Gyn. 1919, Nr. 38.) — 
29. Sittler, Übertragung von Diphtherie durch dritte Personen. (M. m. 
W. 1906, Nr. 8.) — 30. Snell, Über Nabeldiphtherie. (Jb. f. Kindhik. 1918, 
Bd. 89) — 31. Weinert, Über auffallende Häufung von Wunddiphtherie 
in der letzten Zeit. (M. Kl. 1918, H. 51, ebenda 1919, H. 9.) — 32. Wiegels, 
Über Nasendiplitherie bei . Neugeborenen. (Zo! f. Gyn. 1919, Nr. 8) — 
33. Zacharias, Über Nabelinfektion. (Ebenda 1918, S. 456.) 


Der Psychographismus und seine Folgen. 
Von | 
Dr. Wilhelm Stekel, Wien. 


In einem interessanten Artikel!) besprichtt Henneberg 
die „Mediumistischen Psychosen“. Er geht von dem „Aufrufe an 
die Gelehrten“ aus, den eine Schriftstellerin im Berliner Acht-Uhr- 
Abendblatt veröffentlicht hat. | 
aller Mitmenschen geschrieben. Die Dame hält es für die Pflicht 
der Gelehrten, ihr Material über die Schäden des Spiritismus in 
der Tagespresse den Laien zugänglich zu machen, da 90% (!) ge- 
sunder, normaler Menschen, die sich mit dem Spiritismus befassen, 
nerven- und geisteskrank werden und sogar mit Selbstmord enden. 
Henneberg findet die Angaben übertrieben und erwähnt, daß 
in Deutschland auffallend wenig über spiritistische Geisteskrank- 
heiten berichtet wird, offenbar weil der Spiritismus in Deutschland 
im Rückgang begriffen sei. Die übertriebenen Berichte der eng- 
lischen und amerikanischen Literatur seien nur mit: Vorsicht zu 
verwenden. (Forbes Winslow schätzte die Zahl der in den 
Vereinigten Staaten an spiritistischer Psychose Erkrankten 1876 
mit 100 000!) Nach Henneberg besteht nur für disponierte 
Individuen eine Gefahr, insbesondere dann, wenn infolge „mediaäler 
Veranlagung“ das Psychographieren gelingt, mit Ausdauer betrieben 
wird oder sich leicht „Trancezustände“ einstellen. 

Ich möchte gegenüber Henneberg betonen, daß der Spiritis- 
mus keineswegs im Rückgang begriffen ist. Im Gegenteil! Seit 
dem Ausbruch des Weltkrieges ist das Interesse für den Spiritis- 
mus gestiegen, die Zahl der Anhänger ist gewachsen, der Psycho- 
graphismus ist geradezu zum Gesellschaftsspiel geworden... Man 
läßt entweder das Tischehen schreiben oder schreibt selbst, was 
der Geist diktiert. (Grete Meisel-Heß schreibt: „Mit dem 
Tischrücken fängt die Sache an und mit dem Irrenhause pflegt 
sie zu enden. Besonders sei vor dem .medianimen Schreiben oder 
Psychographieren gewarnt, denn wer das einige Tage betreibt und 
glaubt, sich auf diese Weise mit den Seelen seiner Angehörigen 
zu unterhalten, der hat bald die Hölle bei Lebzeiten im Kopf!“) 
Die Dichterin erzählt aber nicht das Motiv ihres Psychographismus. 
Ihr Mann ist in Sibirien Kriegsgefangener und verschollen. Sie 
hatte ein dringendes Motiv, sich mit der Frage zu beschäftigen: 
Lebt er oder ist er tot? Diese Frage hoffte sie mit Hilfe des 
Spiritismus zu beantworten. Wir ersehen das gleiche Motiv, das 
die anderen Menschen zum Verkehr mit der Geisterwelt drängt. 
Sie haben einen Menschen verloren, der ihnen lieb und teuer ist, 
und können nun mit seinem Geiste verkehren oder von einem 
anderen Geiste über ihn Nachrichten erhalten. | 

Ohne mich auf die Beantwortung der Frage einzulassen, ob 
der Spiritismus berechtigt ist oder nicht, muß ich ‘vom mensch- 
lichen Standpunkte aus die. große trostspendende Bedeutung dieser 
Lehre zugeben. Der Spiritismus ist eine Ersatz- und Ergänzungs- 
religion. Das Verlangen der Menschen nach einem Übersinnlichen, 
nach einem Jenseits der Seele, nach dem Wunderbaren, ist un- 


endlich groß. Sie greifen gierig nach jedem Becher, mit dem sie 


diesen Durst nach Mystik stillen können, 
Zum psychologischen Verständnis des Verkehrs mit Geistern 


ist es notwendig, den Mechanismus der Projektion innerer Vor- 


gänge nach außen genau zu kennen. Jeder Geist ist wie jede 


Halluzination eine Projektion unseres Inneren, sagen wir noch 
deutlicher, unseres „Unbewußten“. Der Paranoiker, der von Feinden 


1) B. kl. W. 1919, Nr. 87, 


Dieser Aufruf wurde zur Warnung 


n 


u - 


' 
en a ea 


el 


ee rn nn nn um 
~ 


` fda E 


HAR EA 


EN r 


Rn Inn 


DEF ne — EEE IR u Te oto 


v =; m; ey 
ASA Mb ei i D TIAN- e n Aay 

rs E 7 ie Pi q Bi TAN `; s x 

a, a j - N 


verfolgt wird, wird von seinen eigenen Gedanken verfolgt; die 
Hysterische, welche beleidigende Zurufe hört, beschimpft sich selbst. 
Es ist die Stimme ihres inneren Richters, die sie vernimmt. Der 
Geist, den die Spiritisten zitieren, ist ihr „eigener“ (unbewußter) 
Geist. Alles, was: der Geist schreibt, diktiert uns das eigene 
Ich. Wie kommt es aber, daß den Kranken und Spiritisten diese 
Verkörperung ihres Innern so fremd oder so feindlich erscheint? 
Wie kommt es, daß sich Gedanken melden, die dem Bewußtsein 
fremd sind, Kenntnisse zum Bewußtsein dringen, die vorher ver- 


schlossen waren, Eigenschaften erscheinen, die der \Wesensart des 
- Halluzinierenden widersprechen? 


Es handelt sich immer um gespaltene Menschen, in deren 
Brust zwei Strömungen um die Herrschaft kämpfen. Diese „Disso- 
ziation“ gestattet die Trennung: in eine beobachtende, kritische, 
verwunderte und eine nach ‘außen projizierte, unkritische, phan- 
tastische Person. In schweren Fällen von Dissoziation kann es 
sogar zur Bildung dreier Persönlichkeiten kommen. 


‚ Die Neurose entsteht durch den Konflikt 
äußeren Menschen. 


Die Psychose stellt die Überwältigung des äußeren durch 
den inneren Menschen dar. Vor der Überwältigung des kritischen 
Intellektes kommt ein Übergangsstadium, welches wir als den 
Kampf zwischen Intellekt und Affekt bezeichnen können. Die 
stärkere Aflektbetonung der einen Persönlichkeit, der inneren oder 
der äußeren, entscheidet den Sieg. 


Die Wahnbildung der Geisteskranken war häufig übersinnlich 
gefärbt. War es in früheren Zeiten die Stimme Gottes oder der 
Heiligen, die die Kranken hörten, zeigte sich meist die Neigung 
zu religiösen Halluzinationen, Visionen, Kinflüsterungen, Er- 
scheinungen im Traume, so spielt heute neben den religiösen 
Momenten, die nie ‚ihre Bedeutung verlieren werden, die tele- 
pathische. Beeinflussung und das Geisterwesen im spiritistischen 
Sinne eine große Rolle. Es wäre aber ganz verkehrt, die Religion 
oder den Spiritismus anzuklagen und zu behaupten, sie hätten die 
Krankheit hervorgerufen. Sie sind nur die Veranlassung, wobei 
betont werden muß, daß es Gehirne gibt, die eine Beschäftigung 
mit metaphysischen Fragen nicht vertragen. Sie bleiben so lange 
gesund, als an sie keine zu großen Anforderungen gestellt werden. 


des inneren und 


etwas in ibrem Kopfe zu verwirren. 


Neigenden (z. B. leichte Periodiker, Cyclothymen, ausgesprochen 


x 
- 
re Feze ne 
I - 
ER 
"za d 


abgehalten werden. 


Pe en nee 
=. 
u 
. 


Ar 
= 


EN 
net ne 


- 


gefehlt hat. 
Geistern gehoben. 


(Die Sehnsucht aller Menschen und besonders der Neurotiker!) 


ee 
2 s g 


M O ee ry 


= drei Jahren beschäftige er sich mit dem Spiritismus. 
mit den größten Geistern im seelischen Rapport. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


mit Goethe gern unterhielten” Was denn geschähe, ) 


Sie benötigen zur Gesundheit ein einfaches Weltschema. Werden 
sie plötzlich überlastet und berühren sie die Schauer des Über- 
natürlichen, so geraten sie in Verwirrung. Jeder Normalmensch 
weiß, daß es gewisse Fragen gibt, über die man nicht denken kann, 
ja nicht denken darf. -Ich habe oft von sehr klugen und kritischen 
Köpfen gehört, daß sie über die Frage der „Unendlichkeit“ oder 
über „Zeit und Raum“ nicht nachdenken dürften, sonst drohe sich 
ès sei zum Verrücktwerden‘ 

Es müssen daher alle Neurotiker und. alle leicht der Phanta- 
sie erliegenden Schwärmer, alle erblich Belasteten, zur Psychose 


Hysteriker, psychopathische Minderwertigkeiten) von der Beschäfti- 
gung mit dem Spiritismus und besonders mit der Psychographie 


Daß viele Menschen sich dabei sehr wohl fühlen und sogar 
besonders gehobener Stimmung sind, habe ich wiederholt erfahren. _ 
Vielen macht es einen Spaß, andere finden Trost, die dritten er- 
halten ein gesteigertes Persönlichkeitsgefühl, das ihnen bisher 

Sie fühlen sich durch den Verkehr mit vornehmen 
Sie haben anderen Sterblichen etwas voraus. 


Ein Mann in den Fünfzigern teilt mir in der Sprechstunde seine 
Erfahrungen mit den zitierten Geistern mit. Er hatte schon längst in- 
folge der Nüchternheit seines Berufes alle Lebensfreude verloren. Seit 


Er stehe jetzt 
In seinem spiri- 


a — 


we 


richt erhalten: „Ich bin jetzt beschäftigt.“ Oder: „Ich kann heute 
nieht sprechen!“ : Die Geister seien alle sehr freundlich und zu- 
gänglich. Eine sehr feine Dichterin berichtete mir, daß ihr die 
Geister ein ganzes Buch diktiert hätten. Es ist dies Klara Blüthgen, 
deren „Klänge aus dem Jenseits“ auf psychographischem Wege 
entstanden sind. Auch ein Bändchen (übrigens ganz ausgezeich- 
neter) Aphorismen „Tintentropfen“ verdankt den Geistern seine 
Entstehung‘). Die Dichterin hat dadurch keinen Schaden ge- 
litten, ist geistig frisch geblieben und konnte sogar die schweren 
Schicksalsschläge des Krieges ertragen und in neuem: Schaffen = 
Trost finden. | de SZ EN 
Andere Beispiele haben mir gezeigt, daß es Seelen gibt, 
welche den Psychographismus nicht vertragen. Es ist daher ein 
eroßes Wagnis, sich mit dem Spiritismus intim zu beschäftigen, 
wenn man innerlich nicht vollkommen gefestigt ist. “Besonders 
Menschen, die an schweren seelischen Konflikten leiden, die inner- 
lich zerrissen sind, sollten von dieser gefährlichen Spielerei abge- 
halten werden. Eai 


Schon die Beschäftigung mit Wachsuggestion und Hypnose 
kann sehr schwere, zwischen Neurose und Psychose stehende 
Zustände auslösen. Bei Hysterischen kann es nach einer Hypnose 
zu transitorischen Zuständen von „hysterischem Irresein“ kommen. 
Ein bisher ganz normales Mädchen wird im Spital, wo sie als 
Schwester angestellt ist, von einem Berufshypnotiseur hypnotisiert, Sie; 
ist sehr leicht zu hypnotisieren und führt allerlei posthypnotische Be- 
fehle aus, über die sich die Kranken sehr belustigen. Den ganzen Tag 
nach der Hypnose ist sie wie verträumt, starrt vor sich hin, ist zu 
keiner Arbeit zu verwenden. Schlaflose Nacht. Halluzivationen. 
Hört Stimmen und sieht den Hypnotiseur als Teufelsfratze. Br ist 
Mephisto, der sie in die Hölle bringen will. Hört ihn deklamieren: 
„Du liebes Kind, komm geh mit mir, gar schöne Spiele spiel ich mit 
dir.“ Am nächsten Tag. verworren, redet irre, verweigert die Nah- 
rung, hält sich für sündhaft. Nach zwei Pantopontabletten (0,01) teil: 
weise Beruhigung. Leichter Schlaf. Am dritten Tage keine Halluzi- 
nationen, aber tiefe Verstimmung. Muß immer an den Hypnotiseur 
denken, fürchtet in seiner Macht zu sein. Er könnte mitihr machen, was 
er wolle, Sie wird über Verlangen ihrer Schwester von mir bypno- 
tisiert. Erhält die Versicherung, daß der Bann gebrochen ist und kein 
Hypnotiseur ihr etwas antun könne. Sie erhält auch die Suggestion; 
sich nie mehr hypnotisieren zu lassen und die ganze Hypnose zu ven 
gessen. Sie werde nach dieser, ihrer letzten Hypnose, die erste ganz 
lich vergessen. Den Hypnotiseur werde sie auslachen. Aueh vor Een 
solle sie keine Angst haben. Sie sei jetzt gegen jede Hypnose un 
Überrumpelung sicher. Der Erfolg war ein verblüftender, wie ja die 
Hysterie durch raschen Szenenwechsel und Stimmungsumschlag e 
kennzeichnet ist., Die vorübergehende hysterische Psychose, ausge 
durch eine in der Hypnose entstandene Sexualerregung und Sexualangst, 
war geheilt. Ich hatte Monate später Gelegenheit, sie zu beobachten. 
2 Sie war wieder die scheinbar gesunde Schwester wie vor der Hypnose. 
Die Hypnose hatte ihre latente Hysterie aufgedeckt, Die 
Psychogenese dieser Psychose war nicht schwer zu ran 
Sie litt unter der Abstinenz, sie war virgo, die Beschäftigung EN 
vielen Männern, von denen sie manche nackt sehen mußte, ha J 
ihre Libido gesteigert. So kam es, daß sie die, Hypnose i 
sexuellen Akt auffaßte, sich in den Hypnotiseur auf dem DREH 
der Fascination verliebte, und eine Vergewaltigung in der By 
nach dem von mir entdeckten Prinzip aller Neurotiker „Lust onn 
Schuld“ erwünschte. 


Wir sehen aber, wie gefährlich das Spiel mit der Hypnose 


werden kann, welche Macht es dem Hypnotiseur gibt und wie EEE 
die Frage „Schädlich oder harmlos“ nie vor. der Hypnose De 
worten läßt, [Ein jetzt in Wien aktueller Prozeß wirft eine äh En 
Frage auf. Bin Mädchen behauptet, durch die Wachsugge t 
eines bekannten öffentlich auftretenden Suggesteurs verführt wor 


Ä nu zwei 
oder zehn zugleich sich mit Goethe unterhalten wollten? Darauf 
lächelte er überlegen und meinte, sie hätten schon oft die Nach- 


en 
OD u 
e A e E 
a N S 
ESA 
A 1 i 
- 


tistischen Zirkel verkehrten nur die bedeutendsten Geister aller Zeiten. 
“Gestern habe ihnen Goethe ein neues Gedicht diktiert. Sie hätten 
auch schon mit Kant und Spinoza gesprochen. „Sehen Sie“ — ruft 
der Kranke aus — „seit dieser Zeit macht mir das Leben eine Freude! 
Wer. war vorber mein Umgang? Mürrische Kanzleibeamte, eine lang- 
weilige Tischgesellschaft im Wirtshaus und einige alte Freunde aus der 
Jugendzeit. Jetzt spreche ich mit Goethe, mit Napoleon, mit Schiller, 
mit Bismarck und unterhalte mich mit ihnen über alle Tagesfragen.“ 


Prüft man den Geisteszustand dieser Menschen, so findet 
man sie meistens bis auf diesen spiritistischen Wahn ganz normal. 
Einmal habe ich mir bei diesem Herrn die Frage erlaubt, ob er 
denn glaube, daß Goethe so leicht zu jedermann herabsteige? Ich 
hätte schon von anderen Spiritisten gehört, daß sie gerade sich 


zu sein und verlangt Ehe oder Schadenersatz.) 

1) Ich habe diese Erscheinung in meinem Buche „Die nenn 
der Dichter“ — Verlag J. F. Bergmann, S. 137 — nach ihrem D8 
ausführlich beschrieben, eo Hlichleit produzie: 

2) Leider betreiben fast-alle sich in der Öffentlichkeit pr? selbst 
renden Hypnotiseure und Suggesteure, auch die Telepathen = t soga! 
Graphologen Privatpraxis: Fin bekannter Telepath, Herr H. ie Klinik 
einen ärztlichen Strohmann, der ihn deckt und eine „psychische Dr. 0. 
eröffnet hat. Herr H. ist der „Assistent“ an der Klinik Sa apeut 
Welcher Schade da angerichtet wird, das kann nur der Payen ork c 
ermessen, der mit diesen Opfern dann zu tun hat. Se a 
gibt es auch Heilungen, Diese- Heilungen dienen ‚dann als Rri 
und führen der Klinik zahlreiche neue Patienten zu. 


, 


a Digitized ‘by OO 4 Gi Br 
> Bl i Á Bi = | A h e i y CIE 3 Ter > i 
- * DD" Sam „SEE a RE >» 


a 


ww 
BY 
ten } 
- è s 
r 
w- Pa. 


ï 


A meei 


SEEN, 
RAS 


s Om ET 
ER 
wur (2 a 8 
... == aiia 


a 
= 
à 


A AR PE 
N ix . 


Xa 
HN 
be 


kämen die Geister wieder. Es wäre schrecklich gewesen. Lotte sei 
eine furchtbar strenge Frau und habe ihr Rache geschworen. Lang- 


zinationen. 


y 


i tismus zu beschäftigen. h | 


‚litt an einem Schuldgefühl, das sie sich nicht eingesteben wollte 
‘und das daher in einer Maske in Erscheinung trat, Sie verlegte 


et 7 ? 1 | ey u ne, 
23. November, 0. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.’47. 1199 


F Ich habe auch einige Fälle von Schädigungen durch Wach- 
suggestion gesehen. Mädchen, die immer die Augen des Experi- 
mentators vor sich sehen und mehr oder minder aus dem Gleich- 


gewicht gekommen sind. 
| Nach einer Sitzung bei einem Wachsuggesteur verliert Frl. M. K. 
den Schlaf und erkrankt an „rasenden Kopfschmerzen“, die den Arzt 
zwingen, ihr mehrere Morphiuminjektionen -täglich zu machen. Sie 
brüllt vor Schmerzen. Es ist, als ob ein Messer in ihre beiden Augen 
gebohrt würde. Wird mir im Wagen mit verbundenem Kopf gebracht. 
Durch Psychotherapie (ohne Hypnose), einfaches Zureden und Erklärung 
Heilung in drei Tagen. Ä a Ä 
Eine Krankenschwester wohnt im Spital den Produktionen eines 
Amateurwachsuggesteurs bei. Seit diesem Tage ist sie aus dem Gleich- 


Bild. Sie fürchtete die Rache dieser Frau, sie zitterte vor. der 
bewirkte eine Neubelebung ihres infantilen Glaubens, den .sie über- 
nicht. ausbleiben, um so mehr, als’ sie selbst dem Geliebten nicht 
ihren Halluzinationen als Mozart wiederkehrte, allerdings wiederum 


einen deutlich religiösen Ursprung. Ä 
Wir sehen aus diesem Falle, daß der tiefe Konflikt, an dem 


gewicht. Sie muß immer an die Augen von Dr. S. — so bieß der | _ vir Sehe m ral ZN le: 
Suggesteur — denken. Sie glaubt, daß er sie bis nach Hause ver- |. die Patientin litt, wahrscheinlich . auch- ohne Spiritismus „zu einer | 
Neurose oder vielleicht . vorübergehenden Psychose geführt hätte. 


folge und ihre Gedanken beeinflusse. Sie läßt sich an die Front ver- 
setzen, wo eine ihr bisher unbekannte heiße Leidenschaftlichkeit er- 
wacht. Glaubt fest, daß S. sie in der Ferne beeinflußt. und erregt. 
Schreibt ibm Briefe voller Vorwürfe. Fährt nach Wien und besucht‘ 
ibn in der Wohnung, ersucht ihn, sie von seinem Einflusse ‚zu befreien 
und nicht mehr zu verfolgen. Es bildet sich ein systematischer Ver- ` 
. folgungswahn aus, in dem S. die Hauptrolle spielt. Liest in den Zei- 
tungen Anspielungen, merkt, daß er gewisse Nachrichten in die An- 
noncen hineinschmuggelt, findet, daß er den Zimmerherrn ` geschickt 
hat, um sie zu überwachen. Der Zimmerherr ihrer Mutter nimmt sich 


Die Beschäftigung mit den Geistern hatte den Ausbruch des Leidens 
beschleunigt. | 


auf Rechnung der Psychotherapie stellen. Ich begnügte mich 


sicherung, daß es keine Geister gäbe, daß alles dies Ausgeburten 
ihrer _ Phantasie wären. Ich versuchte, auf den Kern: ihres 


von Dr. S., um ihre Phantasie aufzuregen und sich gefügig zu machen. 
Sendet wieder an S. Briefe des Inhalts, daß sie seine Machinationen 
durchschaue. Dieses paranoische Krankheitsbild klingt in‘vier Wochen 
bei psychotherapeutischer intensiver Arbeit ab. Diagnose: Verisimiles 
hysterisches Irresein oder Hysteria paranoides, wenn man es nicht vor- 
zieht, diese Bilder nach dem Vorschlag von Henneberg und 
Ziehen „Eknoia“ zu benennen. 5 Pi 
Ist schon die Hypnose und Wachsuggestion für Disponierte 
ein gefährliches Spiel, das viel Unheil stiften kann, so erscheint 
mir die Beschäftigung mit dem Spiritismus und besonders mit 
der Psychographie unter Umständen sehr verhängnisvoll. Der 
nächste Fall bietet uns ein deutliches Bild einer „psychographi- 
schen Psychose“, | | | 
Frl. N. M., 82 Jahre alt, aus einer neuropathischen Familie, an- 
geblich immer etwas nervös gewesen, schwächliche Konstitution, blut- 
arm, unterernährt,- wird von einer Freundin auf die anregende Be- 
schäftigung des Verkehrs mit Geistern aufmerksam gemacht. Sie lernt 
sehr rasch die „Psychographie“. Sie läßt sich von den Geistern ver- 
schiedene dichterische Arbeiten diktieren. Es kommt auch zum Zitieren 
verschiedener Geister, unter anderem von Mozart und eines Mannes, 
den sie angeblich nie gesehen hat. Endlich entschließt sie sich, mit 
Schiller in Verkehr zu treten. Schiller kommt sofort und ist sehr lieb 
mit ihr. Sie ist ganz stolz auf den Verkehr mit. Schiller. Ungefähr 
drei Wochen nach Beginn der Beschäftigung mit dem Spiritismus gibt | N N f 
ihr Schiller- ein. Zeichen, daß sie diese Welt verlassen und mit ihm | Psychosen erst in einigen: Monaten heilen. re a ie 
gehen solle. In diesem Moment erscheint aber auch seine Frau Lotte, Es würde uns vom Thema ablenken, wollte ich bei dieser 
die sehr eifersüchtig auf sie-ist und ibr eine fürchterliche Rache an- 
sagt. Eines Tages schreit sie im Kaffeehause laut auf und halluziniert 
heftig: „Sie will mich erdrosseln! Sie will Rache nehmen! Rettung! 
Rettung!“ Sie sah Charlotte Schiller. und fürchtete ihre Strafe für den 
Verkehr mit Schiller. Sie wurde mit Rettungswagen aus dem Cafe 
zur Freundin gebracht, welche sie zum Spirirismus verleitet hatte, aber 
dabei ganz gesund ‘geblieben war. Daselbst finde ich sie in hoch- 
gradiger Aufregung, mit allen Zeichen eines Angstanfalles. Objektiv: 
Maximal erweiterte Pupillen, herabgesetzter Cornealreflex, fehlender 
Rachenreflex, sehr lebhafte Sehnenreflexe, Andeutung von Patellar- 
klonus. Sie weigert sich über das Geistererlebnis zu sprechen. Sonst 


durch organische Ursachen, sondern dadurch entstehen, daß die 
Psyche für die Bewältigung eines Konfliktes ` nicht. ausreicht und 


schen Psychosen sind alle ohne Ausnahme „Affektpsychosen*. 
Die Heilung muß dann so vor sich gehen, .daß man den Konflikt 
freilegt und dem Kranken die natürliche Entladung ‚verschafft und: 
ihm schließlich einen Weg aus dem Wirrsal des Konflikts zeigt. 

‚In diesem Falle vertraute mir die Kranke ihr Leben an, Ich' 


steller, von der neuen Liebe zu einem Musiker (Kapellmeister) in 


für den Dichter und die Lotte für seine Frau eingesetzt. hatte. 
Die Lösung war eine überraschende. Die Frau des früheren Ge- 
liebten erschien. bei. ihr und sprach sich mit ihr aus. Sie habe. 


wäre nicht die Einzige und Erste gewesen, mit der ihr Mann sie 
betrogen habe. Sie ging noch einen Schritt weiter und stellte ihr 


heit wurde vornehm gelöst und gehörte hald der Vergangenheit 


handlung der Psychosen sprechen ’?), | | 
Ich möchte nur betonen, daß es Pflicht des Arztes ist, den. 
seelischen Ursachen und Veranlassungen nachzuspüren und eine 
psychologische Analyse zu versuchen. Man verstehe mich recht. 
Nicht eine „Psychoanalyse“ im Sinne Freuds, aber eine 
psycholögische Analyse. Mur: l 


stimme übernimmt und gewissermaßen eine Objektivietung des 
Gewissens darstellt. Die spiritistischen Krankheiten 
sindGewissenskrankheiten! Esdrängen sich Menschen 
zum Spiritismus, die ein böses Gewissen haben und die auf diese 
Weise Ablenkung und Erleichterung finden. wollen. In diesem 
‚Sinne ist der „Psychographismus“ ein Heilungsversuch, eine Art 


sam läßt sie sich beruhigen und erzählt mir den Inhalt ihrer Hallu- 


Unter Opiumwirkung tritt rasche Beruhigung ein. Zwei Tage 
nach Aussetzen des Opiums ein starker Angstanfall ohne Halluzinationen. 
Sie hatte eine „entsetzliche Herzschwäche“ und das Gefühl, sie müsse 
sterben. Ein rasch herbeigeholter Arzt gab ihr eine Coffeininjektion, 
wio er meinte, nur zur Beruhigung, eigentlich sei es. nicht notwendig. - 
čs handelte sich um einen typischen Angstanfall, wie ich ihn in meinem 
Buche „Nervöse Angstzustände und ihre Behandlung“!) beschrieben 
habe. Nach zwei Wochen relativ gutes Wohlbefinden. Korrigiert ihre 
früheren Vorstellungen und verspricht, sich niebt mehr mit dem Spiri- 


öfter das Gegenteil erzielt. . l a T 

Ich kann daher nur die Ausführungen von Henneberg 
aufs wärmste unterstützen. Pür Disponierteist die Be- 
schäftigung mit dem Spiritismus eine Gefahr. 
Es ist gewissermaßen berechtigt, wenn Grete Meisel-Heß 


Interessant ist die Psychogenese ‚des Falles. Die Kranke | "AN sollen. 
hatte seit Jahren ein Verhältnis mit einem verheirateten Schrift- 


steller und machte sich offenbar darüber heftige Vorwürfe. Sie | jag Paul Knepler. 


2 Vgl. meinen Aufsatz: „Lechnik und Gren zen. der 
Psychoanalyse und Psychotherapie“ (Th. d. Geg., August 
u. Sept. 1919.) mE | | 


æ. 


1) Urban & Schwarzenberg, 2. Auflage, 


den Konflikt mit ihrem Geliebten und seiner Frau auf Schiller 
und .die Lotte. Wenn man aber statt Lotte die Frau einsetzt, der 

sie den Mann geraubt hatte, so erhält man ein sehr durchsichtiges 
Strafe des himmlischen Richters. Die Beschäftigung mit Geistern . 
wunden zu haben wähnte. Die. Strafe für ihre Sünden konnte 


treu war und. sich in einen Kapellmeister verliebt hatte, der in E 


Andererseits können ‘wir das. rasche Abklingen der Psychose a | 


nicht mit der Schilderung der Halluzinationen und der Ver- 


È psychischen Konfliktes einzugehen. Ohne „psychischen 
eine Geliebte auf das Zimmer. Das ist natürlich das teuflische Werk | Konflikt“ gibt es keine Neurosen und keine „Affektpsychosen“ 1), 
Unter Affektpsychosen verstehe, ich jene Psychosen, die nicht 


. der Kranke die Flucht in den Wahnsinn vollzieht. Die hysteri- © 


‚hörte von ‘der großen, jetzt überwundenen Liebe zum Schrift- 
der Halluzination. Die Kranke’ verstand gleich, daß sie Schiller 
ihr längst verziehen und denke gar nicht an eine Rache. Sie 
ihr Haus zur Verfügung. Sie und ihre Tochter wetteiferten in. 
Liebenswürdigkeit der Kranken gegenüber. Die ganze Angelegen- ` 


an. Die Krankheit dauerte zwei Wochen, während: sonst derartige 


Gelegenheit auf die Bedeutung der Psychotherapie für die Be- ' ` 


Der psychische Konflikt äußert sich bei der Beschäftigung = 
mit dem „Psychographismus“ derart, daß der Geist die Gegen- 


des „Abreagierens“, allerdings ein Heilungsversuch, der- leider > 


von den Ärzten verlangt, daß sie die Menschen vor dem Spiritismus l 


— a i nu. 


1) Vgl. meine Broschüre: „Ursachen der Nervosität“. Wien, Ver- 


Fur ery genen sa 
ren kirana Bangon nr 
3i l ia - a s 
PR 
EN 


y 
Toe ee a me tan egean = ye 


maskiert als ein ganz anderer Kapellmeister. Die Angst hatte | os 


Br nen 


int Se mn ann ne 


- und eigene Erfahrungen zu sammeln, in Form von Richtlinien mit 


\ 


~ 


1200 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


Aus der Hautklinik der Städtischen Krankenanstalten zu Dortmund. 


Was ist bei der Salvarsanbehandlung zu beachten? 


Richtlinien für praktische Ärzte. 
Von 


Prof. Dr. Fabry, leitendem Arzt. der Klinik. 


Wir haben in dem von P. Ehrlich entdeckten Präparat 
ein die Syphilisspirochäten abtötendes Syphilisheilmittel, das wie 
kein zweites die syphilitischen Erscheinungen zum Schwinden und 
die Ausheilung der Erkrankung zustande bringt. Die Einführung 
der Salvarsanpräparate in die Syphilistherapie und ihre klinische 
Erprobung hat über viele Klippen schließlich dahin geführt, daß 
man heute behaupten kann, die Salvarsanbehandlung hat ihren 
dauernden und wohl den ersten Platz in der Syphilisbekämpfung 
erobert. Die ursprünglich häufiger beobachteten Schädigungen 
des Körpers durch Salvarsan sind auf ein Minimum zurückgeführt 
und auch das, was man heute noch an Salvarsanschädigung sieht, 
läßt sich in der Mehrzahl der Fälle vermeiden, wenn man mit. 
der nötigen Vorsicht zu Werke geht und alle die Symptome beob- 
achtet, welche erhöhte Aufmerksamkeit und Vorsichtsmaßregeln 
bei der Vornahme der Behandlung, der Technik, der Indikationen 
und der Wahl der Präparate verlangen. Man muß bei der Mehr- 
zahl der zur Behandlung kommenden Fälle den alten Standpunkt von 
der Sterilisatio magna durch eine.und auch durch wenige Injek- 
tionen verlassen und lernen, daß auch bei den klinisch am günstigsten ° 
liegenden Frühfällen Salvarsan öfter gegeben werden muß. Damit 
soll nicht gesagt sein, daß es nicht gelingt, bei einer großen An- 
zahl von Syphilitikern der Primärperiode durch einige kräftige 
Salvarsandosen oder durch die kombinierte Salvarsan-Quecksilber- | gebnisse gesichert ist. Die Patienten werden am besten. einem 
behandlung die Abortivheilung, das heißt die wirkliche Befreiung | solchen Institut (Klinik, Poliklinik, Untersuchungsamt, Beratungs: 
des Körpers von allen Spirochäten, herbeizuführen. Es soll nun | stelle) überwiesen. 
hier der Versuch gemacht werden, für den Praktiker, der auf dem 


Gebiete der Syphilistherapie weniger in der Lage ist, die überaus Il. Einleitung der Behandlung: | 
große. und in vielen Zeitschriften zerstreute Literatur zu verfolgen a) Bestimmung der anzuwendenden Dosis, wobei zu berück- 


sichtigen ist vor allem das Alter, das Allgemeinbefinden, das 
Luesstadium, in welchem der Kranke sich befindet, die Zahl’der 
bereits verabfolgten Injektionen. 


Man unterscheidet beispielsweise auf Neosalvarsan berechnet 
zweckmäßig 

1. kleinste oder tastende Dosen 0,05 bis 0,15, anzuwenden 
bei sehr geschwächten Individuen, bei sehr stark entwickelten, 
sekundärsyphilitischen Exanthemen, bei Verdacht auf Tuberkulose 
oder bei sonstigen Konstitutionskrankheiten (Diabetes, Nieren- 
störungen, Status thymolymphaticus). 


| 2, mittlere und am häufigsten zur Anwendung kommende 
Dosen 0,3 bis 0,45. 


3. große Dosen 0,6, welche nur ganz ausnahmsweise Zut 
Anwendung kommen sollten; die häufigste und auch wohl einzig 
begründete Indikation dürfte Lues I bei besonders kräftigen Patienten 
in Fällen einer aussichtsvollen Coupierungsmöglichkeit sein. 


_ Die folgende Tabelle gibt für die heute üblichen Salvarsan- 
verbindungen die Vergleichsdosen an. 


23. November. 


d) Sklerose mit centralem Ulcus. Alter: zwei bis drei 
Wochen. | 


e) Sklerose vollständig überhäutet. Alter: drei bis sechs 
Wochen. 

Erosivschanker, so an der Lippe, an der Innenseite des 
Präputiums, an den großen und kleinen Labien. Sklerose ent- 
wickelt sich leichter da, wo das Gewebe fest auf der Unterlage 
haftet, so im Sulcus retroglandularis, am Frenulum und an der 
Clitoris. 

a, b, c, d, e gibt auch die Entwicklung nach der Zeit wieder 
und bekanntlich sind die Coupierungsaussichten -um so günstiger, 
je jünger der Primäraffekt ist. Neben dieser klinischen Diagnose 
ist natürlich immer der einwandfreie positive Nachweis der Spiro- 
chäten erforderlich; bei negativem Ausfall der Untersuchung’ ist 
wiederholt zu untersuchen [Reizserum, Punktion des Ulcus und> 
der regionären Drüsen (Hoffmann). 


9. Lues I. Primäraffekt und indolente regionäre Drüsen 
und positiver Wassermann. 


3. Auftreten der Secundaria. a) Roseola, b) Exanthema et 
Mac. papulosum inklusive Condylomata lata, Plaques, c) Impetigines 
et Rupia, d) Mikropapulöses Syphilid (es ist besonders zu beachten, 
ob Tuberkulose vorliegt). | | 

4. Lues III der äußeren Haut: a) Gummata, b) Ulcera. 

Endlich ist noch in manchen Fällen wichtig die Klärung der 
Frage, ob a) Restsklerose, b) Schanker redux, c) Reintektion vorliegt, 
unter Ausführung der Untersuchung auf Spirochäten und der Wasser- 
mannschen Reaktion. | 

Diese Untersuehungen sollen in einem bewährten Institut 
vorgenommen werden, in welchem die Garantie einwandfreier Er- 


kurzen Stichworten die Punkte kurz zusammenzustellen, deren Kennt- 
nis und genaueste Befolgung für die Therapie unerläßlich ist. Die 
Zunahme der Syphilis während des Krieges und ihre Folgen haben 
aber zu der Erkenntnis geführt, daß eine erfolgreiche Bekämpfung 
dieser Seuche nur möglich ist, wenn alle Ärzte mitwirken, die 
vielen Fälle von Neuansteckung möglichst früh der sachgemäßen 
Behandlung zuzuführen und bis zum völligen Erlöschen der Er- 
krankung zu behandeln, um Rezidive und die mit Recht so ge- 
fürchteten Spät- oder Nacherkrankungen zu vermeiden. Besondere 
Erfahrung aber erheischen die neuen Modifikationen des Salvarsan. 
Dazu kommt, daß als Folge des Krieges und der Nachkriegszeit 
viele Syphilitiker in stark erhöhtem Maße empfindlich gegen Sal- 
varsan wie gegen Quecksilber sind. Zumal bei älteren Leuten 
und schwächlichen Individuen, und bei verschiedenen anderen 
Erkrankungen trifft dies in ganz besonderem Maße zu. 


Merkblatt für Salvarsanbehandlung. 


I. Beachtung des Allgemeinbefindens und des Ernährungs- 
zustandes. Urinuntersuchung. Vorsicht bei Tuberkulose, Diabetes, 
Gravidität, Vitium cordis, Neurasthenie, Anämie, Status thymo- 
Iymphaticus. (Symptome sind nach Schridde: die Individuen sind 
blaß und fettreich. Die Behaarung ist eine heterosexuelle und meist 
spärlich. Oft besteht ein auffallend kurzer Hals, während die Ex- 


Kleinste und 
tastende Dosen 


ccm 


Dosen 
ccm 


Mittlere | Große 


in : . . 3 Altsalvarsan. . .. . is 0,4 
tremitäten, besonders die Arme, relativ sehr lang sind. Die Gaumen- | Silbersalvarsan. . . . 005 bis 0075 0,1 bis 0,2 0,3 
mandeln und die Talgdrüsen der Zunge sind mehr oder minder Se DSS 0,15 bis 0,3 0,45 I 
stark vergrößert.) Nephritis. Hauterkrankungen harmloser Natur, Pr a Se OoOo ODW 20 | AR 


wie Ekzem, Lichen, Psoriasis, parasitäre Erkrankungen der Haut, 
sind durchaus keine Kontraindikation für die Einleitung der Be- 
handlung; aber auch ernstere Hauterkrankungen, wie Lupus, 
Pemphigus, fordern nur eine vorsichtigere Behandlung. Ver- 
schiedentlich ist beobachtet, daß Leute mit dem sogenannten 
seborrhoischen Zustand zu Dermatitis inklinieren, 


I. Diagnosestellung: 

i. Lues I und negativer Wassermann, 

Beachtung der Coupierungsmöglichkeit. Wieviel Tage sind 
nach der Infektion verflossen ? 

a) Erosio primaria specifische Spirochäte +. Alter: wenige Tage. 

b) Uleus primarium im Beginn. Alter: acht bis zehn Tage. 


c) Uleus primarium mit beginnender Sklerosierung. Alter: 
ein bis zwei Wochen. 


= _ b) Intervalle der Injektionen. Zwischen den einzelnen In- 
jektionen müssen mindestens zwei bis vier Tage liegen, sogenannte 
kleine Intervalle. 


. Große Intervalle acht bis zehn Tage und mehr, eventuell 
völliges Aussetzen der Salvarsankur: 


~ 1. bei allen Anlässen, die schon eine Herabsetzung der 
mittleren Dosen begründen. 


2. bei allen Anzeichen der Unverträglichkeit gegen die Be 
handlung, sel es, daß sie sich durch allgemeine Symptome (hohes 
Fieber, Übelbefinden, anhaltendes Erbrechen, starken und anhaltenden 
Kopfschmerz, Ohnmacht oder durch Hauterscheinungen, starke Her 


heimersche Reaktion, flüchtige oder stabile Erytheme, beginnende 
Dermatitis exfoliativa) kenntlich machen. y 


3. immer, wenn schon längere Zeit behandelt ist. 


Digitized by Google er 


Sg 


_ langsamer wirkend: Neosalvarsan und Sulfoxylatsalvarsan. 


23. November. 


c) Zahl der Injektionen. Hier ist streng zu individualisieren 
nach folgenden Gesichtspunkten: | 
1. Je frischer oder jünger die Lues ist, je weiter sie noch 
vom Positivwerden der Wassermannschen Reaktion entfernt ist, 
. am so günstiger liegen die Heilungsaussichten; man gebe aber 
lieber einige Injektionen mehr, auch bei ganz frischen Fällen, um 
einen Mißerfolg zu vermeiden. Natürlich kann gerade in solchen Fällen 
die Wassermannsche Reaktion nicht oft genug gemacht werden. 
. Also lassen wir uns auch durch das prompte Zurückgehen und 
Abheilen beispielsweise eines Schankers nicht verleiten, die Be- 
handlung zu früh abzubrechen; es muß dieselbe prophylaktisch 
noch einige Zeit fortgesetzt werden. | | 

2. Es wird zu berücksichtigen sein, ob der behandelnde Arzt 
nur mit Salvarsanpräparaten oder kombiniert mit Quecksilber be- 
handelt; natürlich kann man für alle Stadien der Syphilis, ohne 
schematisieren zu wollen, vier bis sechs Salvarsaninjektionen und 
zehn Quecksilberdepotinjektionen als kleine Kur bezeichnen, sechs 
bis zehn Salvarsaninjektionen und zwanzig Quecksilberdepot- 
injektionen als eine starke Kur. 
ze Hierbei kann nicht dringend genug gewarnt werden vor einer 
wahllosen Anwendung von Quecksilber und Salvarsan, vor allem 
wegen der durch alle: Quecksilberpräparate möglichen Nieren- 
schädigungen (Wechselmann). Bei kombinierter Salvarsan- 
Quecksilberbehandlung beginne man mit Salvarsan und lasse dann 
Quecksilberbehandlung folgen, auch verwende man die beiden 
Präparate nicht gleichzeitig oder zu bald aufeinanderfolgend. 

3. Für den Anhänger der reinen Salvarsanbehandlung wird 
wahrscheinlich in Zukunft die Kombination starker und weniger 
stark wirkender Salvarsanpräparate in Frage kommen. 

Stark wirkend: Altsalvarsan und Silbersalvarsan. en 
oxylat scheint uns nach unseren Erfahrungen doch stärker zu wirken 
als Neosalvarsan. | | | 

Erstere Mittel dienen vor allem zur schnellen Beseitigung 
der manifesten und infektiösen Erscheinungen, Neosalvarsan und 
Sulfoxylatsalvarsan zur völligen Ausheilung. Bei dieser Art der 
Behandlung würde etwa vier Altsalvarsan oder Silbersalvarsan, 
sechs Neosalvarsan oder Sulfoxylatsalvarsan als kleine Kur zu 
bezeichnen sein, sechs bis acht bis zwölf Altsalvarsan oder Silber- 
salvarsan, acht bis zehn bis zwölf Neosalvarsan oder Sulfoxylat- 
salvarsan als große Kur. Letztere ist eventuell zu wiederholen 
oder auch eine schwächere im Sinne der Fournier-Neißerschen 
intermittierenden Dauerbehandlung. NE 

Man hüte sich vor allem Schematismus, sondern individualisiere 
streng nach Lage der Sache. 

4. Je größer die Zahl der verabfolgten Dosen ist, um so 
größer ist natürlich auch die Gefahr einer sich einstellenden Idio- 
synkrasie und Empfindlichkeit. Hier muß also der behandelnde 
Arzt immer vorsichtiger zu Werke gehen und vor allem immer 
größere Intervalle zwischen den Injektionen (8 bis 14 Tage) ver- 
streichen lassen und besonders aufmerksam auf alle Symptome 
achten, welche als Anzeichen dafür dienen müssen, die Behand- 
lung für kürzere oder längere Zeit oder überhaupt auszusetzen. 


5. Die jetzt doch schon über viele Jahre hinaus gemachten 
Erfahrungen mit der Salvarsantherapie haben gelehrt, daß es bei 
allen Salvarsanpräparaten Fälle gibt, bei denen die sichtbaren 
Symptome zwar prompt und gut verschwinden, der Wassermann 
aber noch lange Zeit positiv bleibt. Diese Fälle müssen natür- 
lich weiterbehandelt werden oder vor allem monatelang unter 
häufiger Wassermannkontrolle gehalten werden. Die weiteren In- 
jJektionen mit Salvarsan sollen aber nur in ganz. großen Inter- 
vallen (zwei bis vier Wochen) gemacht werden, um eine Über- 
ladung des Organismus mit Salvarsan zu vermeiden; und dieser 
Weg wird, wie mich zahlreiche Fälle gelehrt: haben, zum Ziele der 
Ausheilung führen. | 
| ‚6. Die Frage, ob kombiniert oder nur mit Salvarsan behan- 
delt werden soll, dürfte auch vom erfahrensten Therapeuten schwer 
zu beantworten sein. Ä Ä 

Darüber kann aber ein Zweifel nicht bestehen, daß die Sal- 
varsanpräparate gemäß ihrer wesentlich größeren Wirksamkeit 
schließlich doch die Quecksilberbehandlung immer mehr ver- 
drängen werden; dieses um schneller, je eher es gelingen wird, 
die sachgemäße Technik der Salvarsanbehandlung in der Früh- 
periode einer großen Anzahl von Ärzten zugänglich zu machen. 
Die meisten von den sogenannten Salvarsanschädigungen sind 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.47. 


l 
> 


1201 


eben bei guter Kenntnis der Technik und genauer klinischer Beob- 
achtung des Patienten zu vermeiden. l | j 
IV. Lösung: | a 
Vor der Lösung ist die Ampulle genau zu prüfen, und zwar 
darauf, ob die Ampulle schadhaft ist oder ob das Präparat ehe- 


misch verändert, oxydiert ist. es 
Schadhafte Ampullen sowie Präparate, welche ihre normale 


Färbung — bei Neosalvarsan hellgelbe Farbe — verloren haben, 


müssen unter allen Umständen an die Apotheke zurückgegeben 


werden, | | . 
Die Lösung geschieht unmittelbar vor der Injektion, am 


besten vom Arzt selbst oder von einer absolut zuverlässigen 


Person unter strenger Einhaltung der Regeln der Asepsis. Die 
Lösung erfolgt in frisch destilliertem Wasser oder 0,4 %iger Koch- 
salzlösung mit einer sterilen Glas- oder Rekordspritze. . Die In- 
jektion hat unmittelbar nach der Lösung zu erfolgen, besonders 
bei Neosalvarsan ist diese Vorsichtsmaßregel sehr am Platze, da 
es bekanntlich sehr leicht oxydiert und verdirbt. Die Lösung 
hat dann einen mehr oder weniger stark rötlichbräunlichen 
Farbton. Sie darf unter keinen Umständen injiziert werden. Bei 
Neosalvarsan erfolgt die Lösung relativ leicht, bei Altsalvarsan 
"und Silbersalvarsan langsamer. Die den Präparaten beigegebenen 
Gebrauchsanweisungen sind ‚genau zu beachten. Auf völlige Lö- 


sung ist der größte Wert zu legen. 


Das Sulfoxylat kommt demnächst in gelöstem Zustand in 


den Handel und -überhebt uns aller dieser Mühewaltung; die Lö- 
sung wird unmittelbar in die sterile Spritze — Glas- oder Rekord- 
spritze — von 5. bis 10 ccm Inhalt eingezogen und kann sofort 
injiziert werden. ee 

Die besten Nadeln sind die Platina-Iridium-Nadeln. 

V,Injektion: | 

1. Desinfektion des Terrains — Cubitalgegend — 
Jodi 10, Spiritus rectif. 90. E | 

2, Absehinüren der Cubitalvenen mit Gummibinde oder auch 


mit Tinet, 


mit einem einfachen Tuch durch Assistenten; der Patient kann 
das Tuch oder die Binde auch selbst halten. 


‚3. Einstechen der mit Nadel armierten Spritze. Wenn die 
Nadel gut in der Vene liegt, strömt spontan Blut in die Spritze 
oder aber Blut läßt sich mit Leichtigkeit aspirieren. ' 

4. Langsame und gleichmäßige Injektion der Lösung unter 
Nachlassen der Venenabschnürung. 

5. Stillung der leichten -Blutung durch Kompression. Auf- 
pinselung von 2%igem Salicylkollodium auf die Injektionsstelle, 
kurze Zeit Hochhalten des Armes (drei bis fünf Minuten). Das 
Nachbluten wird so am besten verhütet. 

Die Injektion ist zu unterbrechen bei der geringsten Schmerz- 
äußerung und bei eintretender Schwellung an der Injektionsstelle. - 
Besondere Aufmerksamkeit ist am Platze bei Altsalvarsan und 
Silbersalvarsan. Man beachte die für Silbersalvarsan gegebenen 


besonderen Vorschriften. 


6. Die Neosalvarsaninjektion erfolgt am besten, während der 


Patient sitzt, ebenso bei Sulfoxylatsalvarsan; bei ‚sensiblen Pa- 
tienten, sowie bei schwieriger zu applizierenden Präparaten — 
Altsalvarsan, Silbersalvarsan — in horizontaler Lage., Bei An- 
wendung dieser Präparate auf jeden Fall, damit keine unwill- 
kürliche Bewegung seitens des Patienten die Injektion stört. 


Auch ist es bei ambulanter Behandlung nötig, die Patienten bei | 
letzteren Präparaten noch eine Zeitlang — '/, bis 1 Stunde — zu 


beobachten. Wer die Salvarsantechnik nicht vollkommen be- 
herrscht, muß erst unbedingt an geeigneter Stelle die nötige Er- 
fahrung und Übung sich erwerben, bevor er sich mit einer so 
verantwortlichen Behandlung beschäftigt. i 

7. Die Patienten sind bei jeder Salvarsanbehandlung zu be- 
lehren, auf Störungen jeder Art zu achten und darüber zu be- 
richten. Hierbei kommen in Frage: Kopfschmerzen, Übelbefinden, 
Erbrechen, Fieber, Frieren, Ohnmachtsanfälle, : Schlaflosigkeit, 
Gesichtsröte, quaddel- und erythemartige Ausschläge, Herx- 


heimersche Reaktion. | 
8. Ikterus bei Salvarsanbehandlung. Derselbe kann vor- 


kommen im Frühstadium der Syphilis und ist dann meist nur ein 


rein zufällig katarrhalischer. In neuerer Zeit haben sich die Mit- 
teilungen über Auftreten von Ikterus längere Zeit nach Abschluß 
der Salvarsanbehandlung :— sogenannter Spätikterus — gehäuft. 

In den von uns beobachteten Fällen lagen ausnahmslos 


Monoleberrezidive vor, die durch entsprechend eingeleitete Behand- 


+ 


osam oaae > 
En 
PIE > 
b in 
{ i 


Pr Zee 

p 
Piera aaa 
BEAT 


u ne: 


rem un 


— en a — 
men 
ir = a c 
* 


— r 
>wes--,77 


il aar 
en 
= ... + =se 
res -si - 
7 f i; 
[der 


¢ 
Er} 

Hi 

10 

K; 

p 

t 


Zum 


1202 


r 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 2.0.28. November, 


—— 
- 


Die Heilung von Krankheiten des Glas 


I 
ers 


G 
> 


lung mit Salvarsan zur Ausheilung kamen. Bei Eintreten von 
Ikterus muß unter allen Umständen, wenn man ein Monorezidiv 
und keine Salvarsanschädigung annimmt, die erneute Behandlung 
mit vorsichtigen, tastenden Dosen begonnen werden. | 


9. Die bedeutungsvollste und ernsteste Erscheinung bei 
Salvarsan ist die sogenannte Encephalitis haemorrhagica. Sie ist, 
wenn auch noch nicht gänzlich weder bei Neosalvarsan noch bei 
- Altsalvarsan verschwunden, so doch auf ein großes Minimum re- 

duziert. In Anbetracht des sehr ernsten und gefahrvollen Zu- 
standes des Kranken ist unverzüglich für Unterbringung in einem 
Krankenhaus und Einleitung der entsprechenden Behandlung 
Sorge zu tragen. Unter allen Umständen muß durch Lumbal- 
punktion für Beseitigung des Gehirndruckes Sorge getragen werden. 
Es muß natürlich das Bestreben der wissenschaftlichen Forschung 
sein, festzustellen, wie solche Vorkommnisse vollkommen ausge- 
"schaltet werden können. Nach den experimentellen Untersuchungen 
Kolles scheinen die toxischen Wirkungen des Silbersalvarsans 
in der Tat wesentlich geringer zu sein. Beim Silbersalvarsan sind 
ja die einverleibten Arsenmengen wesentlich geringer wie bei den 
anderen Salvarsanverbindungen. Bezüglich der Anwendung des 
Silbersalvarsans sind vom Georg-Speyer-Hause in Frankfurt a. M. 
besondere Vorschriften für Lösung usw. ausgearbeitet worden. 


Das Sulfoxylat hat nach den tierexperimentellen Unter- 
suchungen Kolles die Eigenschaft längerer Remanenz im Körper. 


Von "een 
Prof. Dr. zur Nedden, Düsseldorf. 


- 
. 


a - 
> y 
- A 


B 
"Tar 


rohen. 
OL te u i 
meisten 
a Fell = 


un 


jeder Behandlung getrotzt. 2 
Ich möchte daher im folgenden.auf eine neue Behandlungs 
methode hinweisen, die sich mir in -einigen Fällen bewährt hat 
Den Ausgangspunkt bildeten meine experimentellen Unter il 
suchungen über das Vorkommen baeterieider ‘Substanzen im Auge | 
nicht immunisierter Individuen‘), in denen ich nachweisen konnte, A 
daß die bakterientötenden Stoffe des Blutes, die unter normalen I 
Verhältnissen im Glaskörper nieht vorkommen, nach der Punktion | 
des Glaskörpers in letzteren übertreten, -während subconjunctivale jf 
Injektionen mit reizauslösenden Mitteln, sowie ‚Punktionen der 
vorderen Kammern und Blutstauungen hierzu nicht befähigt sind. | 
Versuche an Kaninchen hatten denn auch ergeben, daß eine In u 
fektion des Glaskörpers zuweilen ausheilt, wenn die Punktion des” 
Glaskörpers frühzeitig und häufig vorgenommen wird, = = | 
Bei den ersten Versuchen, die ich an menschlichen Augen 
anstellte, hatte die Infektion des Glaskörpers schon zu lange be 
standen und zu große Ausdehnung angenommen, als daß noch 
eine Rettung des Auges möglich gewesen wäre. Wohl konnte if 
aber auch in diesen Fällen ein milderer Verlauf der Bndophthal | 
mitis beobachtet werden, sodaß der Augapfel zunächst erhalten | 
blieb. Es schloß sich aber doch später eine Phthitis bulbi an. Fl 
In zwei Fällen hingegen, in denen mit der Punktion früh 
zeitig begonnen wurde, war der Erfolg ein guter, Tr 


Schlußfolgerungen. 


{. Es ist im Interesse einer erfolgreichen Syphilisbekämpfung 
wünschenswert, daß möglichst viele Ärzte sich an derselben be- 
teiligen. 

>. Ein unerläßliches Postulat dafür ist, daß diese Ärzte sich 
an den zuständigen Stellen die nötigen Kenntnisse in der Dia- 


gnose und in der Behandlung der Syphilis durch hinreichend 
langes Studium angeeignet haben. 


3. In allen für die Diagnosestellung schwierigen Fällen darf 
die Behandlung nur eingeleitet werden, wenn die Diagnose durch 
mikroskopische und- Blutuntersuchung absolut sichergestellt ist, 


möglichst unter Hinzuziehung eines erfahrenen lacharztes oder 
einer anerkannten Klinik. 


4. Unter diesen Voraussetzungen läßt sich die Behandlung 
mit Salvarsan durchführen, ohne daß der Patient im geringsten 
seschädigt wird. = 


5. Die neuen von Kolle in die Syphilistherapie einge- < 
führten Arsenverbindungen, Silbersalvarsan . und Sulfoxylat, be- 
deuten gegen früher einen wesentlichen Fortschritt. Bei Silber- 
salvarsan ist es gelungen, durch Einfügen der antisyphilitisch 
wirkenden Silberkomponente die zu verabfolgende Arsendosis 
wesentlich herabzusetzen. Silbersalvarsan ist die am stärksten 
spirillentötende Arsenverkindung. | 


Sulfoxylat hat nach den bisherigen Mitteilungen neben der 
bequemen, handlichen Form, es ist in der Ampulle bereits gelöst, 
die Eigenschaft längerer Remanenz im Körper. 


Es ist gemäß dieser Eigenschaft besonders geeignet für die 
chronisch intermittierende Behandlung und die Behandlung von 
Lues ohne Symptome. 


in dem Punktat Pneumokokken fanden, wurde am nächsten Morgen 
die Punktion von 0,5 cem Glaskörper wiederholt. Am Abend desselben 
Tages wurden nochmals 0,5 ccm punktiert, nachdem festgestellt worden 


6. Bezüglich der Bewertung ‚der Wassermannschen Reaktion 
haben die klinischen Erfahrungen ergeben, daß eine noch positive 
Reaktion spontan über kurz oder lang auch da noch negativ 
werden kann, wo sie am Schluß einer Salvarsankur positiv war. 

Es ergibt sich daraus für die Praxis der Grundsatz: bei 
Patienten, die bereits länger und energisch behandelt wurden, 
erößere Ruhepausen eintreten zu lassen unter häufiger Blutunter- 
suchung nach Wassermann; also nicht blindlings weiterbehandeln. 


7. In Fällen mit Früh- oder Spätsymptomen von Hirnlues 
ist Liquorkontrolle, wie Genn erich vor allem betont hat, von 
Bedeutung; ferner ist bei jedem Syphilitiker unter Berücksich- 
tigung des Stadiums der Erkrankung, der bereits erfolgten Be- 
handlung, des Allgemeinbefindens des Kranken strengste Indivi- 


dualisierung nach Dosis, Zahl und Intervall der zu verabfolgenden 
Injektionen angezeigt. Fe 


olte Punktion 
- . "ie Ge s jà r er r eine 

‚ wobei in dem einen Kalle sogar ©” 
sehr gute Sehschä an 2 
gute Sehschärfe erreicht wurde. 2 
S. Man hüte sich vor jeden Schematismus. 


. Aber auch bei anderen Krankheiten des Glasköf rs, di 
a: nicht infektiöser Natur sind, sondern als. Folge von Netzhaut WI 
Aderhauterkrankungen auftreten und sich in dichten Trübungel 
we | EEEE 
£ ah ') Arch, f. Ophth, Bd. 65, Be Be e 
a Ben x 2 ee 


a 
ns r a Di 7 


_ 


E3 


— 


à 
-s 


4 -s 1 
GE Ai 

=.. f s 
O 


we B. 27 - nS S 


a+ 


sK 
UMi n 


% 
It 


PR a 4 ee R 
ee L ny 
TERAK 


zunehmen vermochte. 
zwei Fällen dreimal, in allen anderen zweimal in Zwischenräumen 


. Schwierigkeiten. 
Das Sehvermögen, das zum Teil auf Wahrnehmung von Hand- | 


- häufige Wiederholung der Punktion erforderlich, wodurch erheb- 
‚liche Mengen Infektionskeime und deren Gifte "entfernt werden, 


grunde lag, legte sich die Netzhaut nach der durch die Punktion 


93. November. 


äußern, erzielt man mit der Glaskörperpunktion häufig yoizugiiçne 
Heilerfolge. | 

| Ich wählte hierbei nur solche Augen aus, die meist schon 
lange erfolglos mit anderen Methoden behandelt worden waren 
und sich praktisch nicht viel von blinden unterschieden. 

Es wurden bis jetzt acht Fälle nach diesem Heilverfahren 
behandelt, und zwar zwei von Chorioretinitis, zwei von Irido- 
chorioiditis beziehungsweise Iridocyclitis, zwei von Amotio retinae, 
einer von Chorioiditis disseminata und einer von traumatischem 
Hämophthalmus. In den meisten der Fälle war die Glaskörper- 
trübung so dicht, daß man Einzelheiten am Fundus nicht wahr- 
Die Punktion des Glaskörpers wurde in 


von mindestens drei Wochen in der Weise ausgeführt, daß die 
Kanüle der Pravazschen Spritze unten außen 6 mm vom Limbus 
entfernt, radiär durch die Sklera in den Glaskörper eingestochen 
wurde, worauf durch vorsichtiges Ansaugen 0,4 bis 0,6 cem Glas- 


‚körper entleert wurde. Da der Glaskörper in solchen Fällen durch- | 


weg verflüssigt ist, so vollzieht sich die Ansaugung meist ohne 


bewegungen dicht vor dem Auge herabgesetzt war, Kob sich in 
den meisten Fällen sehr erheblich, einigemal sogar bis 6/29 Schon 
24 Stunden nach der ersten Absaugung war der Glaskörper auf- 
fallend heller. Die mechanische Entfernung der Trübungen mit 
der Spritze ist demnach das Wesentliche bei diesem Heilverfahren. 
Aber auch in den nachfolgenden Tagen und Wochen hellte sich 
der Glaskörper noch wesentlich auf, was sich durch die Besserung 
der Resorptions- und Ernährungsverhältnisse erklärt, die die Er- 
neuerung des Glaskörpers mit sich bringt. Um die resorbierende 
Wirkung voll auszunutzen, darf die Punktion nicht zu frühzeitig 
wiederholt werden. 

Anders liegen jedoch die Verhältnisse bei Infektionen des 
Glaskörpers. Hier kommt es darauf an, die Krankheitserreger 
möglichst schnell unschädlich zu machen. Daher ist hier eine 


gleichzeitig aber auch die Heilsubstanzen des Blutes dem In- 
fektionsherd in erhöhtem Maße zuströmen. Auf diese Weise 
werden auch die nach der Glaskörperabsaugung noch massenhaft 
zurückbleibenden Infektionserreger vernichtet. Sogar zweimal täg- 
lich habe ich diesen Eingriff unternommen, nachdem ich mich 
überzeugt hatte, daß die Punktion gut vertragen wurde und der 
natürliche Wiederersatz des abgesaugten Glaskörpers sehr rasch 
erfolgt. Der starke Reizzustand, der mit der intraokularen In- 
an verbunden ist, beschleunigt offenbar diesen Regenerations- 
proze 
So sehr nun auch ein frühzeitiges entschlossenes Eingreifen 
bei den Infektionen des Glaskörpers geboten ist, so sehr ist bei 
den auf inneren Augenkrankheiten und Blutungen beruhenden 
Glaskörpertrübungen ein vorsichtiges und schonendes Vorgehen 
erforderlich. Denn es handelt sich hier stets um Augen, die einen 
gewissen Grad von Empfindlichkeit gegen alle operativen Maß- 
nahmen besitzen. Man darf daher in solchen Fällen nur an reiz- 
losen Augen die Glaskörperabsaugung vornehmen. Außerdem muß 
zwischen den einzelnen Absaugungen ein Zwischenraum von 
mehreren Wochen liegen, damit sich das Auge von jedem Eingriff 
wieder völlig erholen kann. 

Die Heilwirkung der Glaskörperpunktion äußert sich nun 
nicht nur am Glaskörper selbst, sondern auch an den Geweben, 
die die Ursache der Glaskörpertrübungen sind. Dies erklärt sich 
aus der heilenden Wirkung der starken, mehrere Tage anhalten- 
den Hyperämie der Uvea, die sich an die Punktion des Glas- 
körpers anschließt. So wurde in einem Falle von Iridochorioiditis, 
in einem anderen von Chorioiditis disseminata nicht nur die Glas- 
körpertrübung ` aufgehellt, sondern auch das .Grundleiden ge- 
bessert, sodaß Rückfälle, die bis dahin häufig aufgetreten waren, 
ausblieben. 

Auch ein Fall von Netzhautablösung, der auf ‚Glaskörper- 
erkrankung beruhte, wurde nach einer zweimaligen Absaugung 
des Glaskörpers ohne sonstige therapeutische Maßnahmen nach 
einigen Wochen geheilt. Hier hatte offenbar der neugebildete 
Glaskörper die Schrumpfungsprozesse, die zu der Netzhautablösung 
Anlaß gegeben hatten, günstig beeinflußt. In einem anderen Fall 
von Netzhautablösung dagegen, in dem eine starke Myopie zu- 


erzielten Aufhellung des Glaskörpers nicht wieder an. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


| noch etwas mehr nachließ. 


Qes abgesaugten Glaskörpers sich außerordentlich rasch vollzieht. 


‘jetzt schon, daß dieses Heilverfahren ein wertvolles Hilfsmittel in 


'Sehvermögen wiederzugeben vermag.. 


publiziert wurden, während O-c ker einen Todesfall bei einem 


1203 


Ein außergewöhnlicher - Reizzustand stellte. sich nach der 
Glaskörperpunktion nur in einem Fall ein. Hier lag eine Irido- ` 
cyclitis. mit Schwartenbildung vor. Nach der zweiten Punktion 
entwickelte sich ein Rückfall der Cyclitis mit Hypopyon, der 
14 Tage anhielt. Die.Folge war, daß das auf Wahrnehmung von 
Handbewegungen in 1 m Abstand herabgesetzte Sehvermögen 
In - allen übrigen Fällen wurden ab- 
norme Reizzustände nicht beobachtet. Meist war das ‘Auge drei 
bis fünf Tage nach der Punktion wieder blaß und reizlos. Auch 
sonstige Komplikationen, wie Netzhautablösung, traten nicht ein. 

Ich begnüge mich hier mit dieser kurzen summarischen Zu- 
sammenfassung. Bezüglich der Einzelheiten verweise ich auf meine 
demnächst in v. Graefes Arch. f. Ophth. erscheinende ausführliche 
Arbeit. 
Ähnliche therapeutische Versuche sind bereits vor einigen 
Jahren von Elsohnig!) bei Gläskörpertrübungen, die auf Irido- ER, 
cyelitis, Chorioretinitis, Retinitis proliferans und alten Hämorrhagien = 
beruhten, angestellt worden, jedoch mit dem Unterschied, daß an 
die Absaugung des Glaskörpers unmittelbar die Injektion von 
physiologischer Kochsalzlösung angeschlossen wurde.. Der Erfolg 
war.nach den Angaben Elschnigs ebenfalls ein guter. Ich 
habe aber grundsätzlich auf den Wiederersatz des abgesaugten 
Glaskörpers durch Kochsalzlösung verzichtet. Diese Maßnahme ` 
hat ihre Berechtigung in den Fällen, in denen infolge von sehr 
starkem Glaskörperverlust im Anschluß an perforierende Ver- 
letzungen und Operationen eine Netzhautablösung. zu befürchten 
ist. Bei der Punktion der Glaskörper,. bei der nur eine kleine 
Menge vorsichtig abgesaugt. wird, ist die Gefahr der Netzhaut- 
abhebung aber eine äußerst geringe, zumal da der .Spontanersatz 


Die Injektion von Kochsalzlösung hat vor allem den Nach- 
teil, daß sie, dem. natürlichen Heilprozeß entgegenwirkt. Denn es 
fehlen der Kochsalzlösung all die physiologischen Heilsubstanzen, 
die dem neugebildeten Glaskörper innewohnen, nämlich die bak- 
terientötenden. Stoffe, die bei der Heilung der infektiösen Prozesse 
eine Rolle spielen; es fehlen ferner die resorbierenden Eigen- 
schaften, ‚welche die Aufsaugung der. Trübungen und die "Er- 
nährungsverhältnisse günstig beeinflussen. Es ist aber von Wichtig- 
keit, daß diese natürlichen Heilfaktoren vom ersten Augenblick 
an voll zur Geltung kommen und nicht durch Einspritzen von 
Kochsalzlösung zurückgedrängt werden. 
| Sind auch die bisherigen Erfahrungen über die Heilwirkung 
der Punktion des Glaskörpers noch zu gering, als daß man sich 
ein abschließendes Urteil erlauben könnte, so ergibt sich doch 


der Behandlung von Infektionen des Glaskörpers ist, und daß es 
außerdem manchen Augen, die infolge: von dichten Glaskörper- 
trübungen praktisch als blind anzusehen waren, noch ein gutes 


Aus der Universitäts-Kinderklinik zu Rostock.. 


Zur Frage der Vergiftung mit 01. Chenopodii | 
anthelminthici bei Wurmkuren im Kindesalter. 
| Von . 
Prof. Dr. Hermann Brüning, Direktor. 


. Die Tatsache, daß bei der Behandlung spulwurmkranker Er 
Kinder mit dem amerikanischen Wurmsamenöl (Ol. Chenopodii 
anthelminthiei) — dieses Mittel ist in Amerika offizinell — eine 
Reihe von schweren Vergiftungsfällen zur Beobachtung gelangt 
sind, von denen einige sogar tödlich verliefen, gibt mir Veranlassung, 
als. Ergänzung einer Arbeit in Nr. 11 dieser Wochenschrift, noch- 
mals auf das in Rede stehende Thema zurückzukommen. Ich 
konnte damals über vier mir bekannt gewordene Vergiftungsfälle 
berichten, von welchen einer den Tod des vierjährigen Kindes 
herbeiführte, während die drei anderen Erwachsene betrafen, von 
denen ebenfalls einer im Zustande völligen Komas zugrunde "ging. i 
Mittlerweile sind nun noch eine Anzahl weiterer Vergiftungsfälle 
durch Ol. Chenopodii zu meiner Kenntnis gelangt, von welchen Wer 
drei durch Ryhiner aus der Züricher Universitäts- Kinderklinik iy 


‚ ) Bericht über die 37. Versammlung der Ophthalmologischen T | 2 
Gesellschaft, Heidelberg 1911.. T | z 
y i l e E H ; 


1204 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


— on 
— 


a 
gr 


23. November, 


AN Knaben nach Einnehmen von 31 Tropfen Wurmsamenöl in fünf 


: - 
n 
- 


Tagen beobachtete und Oppikofer fünf Fälle erwähnt, bei 
denen Störungen des Gehörganges im Vordergunde standen -und 
von denen drei Erwachsene und zwei Kinder betrafen. Insgesamt 
dürfte die Zahl der Vergiftungsfälle durch Ol. Chenopodi, 
welche Oppikofer auf 15 berechnet, demnach bis heute nicht 
mehr als 25 betragen, von denen mindestens 50% tödlich verliefen, 
während von fünf Fällen bei Kindern vier zum Tode führten (80%). 


Die hier nur kurz erwähnten Intoxikationsfälle durch das 
amerikanische Wurmsamenöl gaben den Beobachtern Veranlassung, 
nach der Ursache derGiftigkeit des Mittels zu forschen, von welchem 
Salant und Nelson nachweisen konnten, daß es bei Hunden 
und Katzen zuerst zu Depressionserscheinungen der höheren Nerven- 
centren und dann zu Konvulsionen führte. Nach dieser Richtung 
hin dürften nun Fälschungen des in Rede stehenden Prä- 
parates aller Art nicht ohne Bedeutung zu sein, auf welche hin- 
zuweisen der Zweck dieser Zeilen ist. Sckon im Jahre 1915 be- 
richtet die Firma Schimmel & Co. in Miltitz bei Leipzig über 
zwei Ölproben, welche ihr als Wurmsamenöl zur Begutachtung 
zugesandt waren und in Wirklichkeit, aus Eucalyptusöl und Anisöl 
bestehend, mit Ol. Chenopodii anthelminthiei nicht das geringste 
zu tun hatten. In den nächsten Jahresberichten der genannten 
Firma finden sich wiederum ausführliche Mitteilungen über weitere 
Nachbildungen, bei denen schon Geruch und Geschmack die Ver- 
fälschung unschwer erkennen ließen und anscheinend außer den 
eben erwähnten Stoffen auch ein Ester, und zwar das Amylacetat 
Verwendung gefunden hatte. Wie weit die Naivität und Rücksichts- 
losigkeit gewissenloser Fabrikanten in dieser Beziehung gehen 
kann, ersieht man besonders deutlich aus der Tatsache, daß unter 
dem Namen „Ol. Chenopodii artificiale“ ein Öl vertrieben worden 
ist, welches nach einer Analyse der chemischen Fabriken von 
Schimmel & Co. von dem wirksamen Prinzip des echten Wurm- 
samenöles, dem Ascaridol, auch nicht eine Spur enthielt, sondern 
im wesentlichen aus Verbindungen bestand, welche im amerika- 
nischen Wurmsamenöl überhaupt nicht vorkommen, nämlich aus 
Eucalyptol, Anethol und Amylacetat. Außer den hier aufgeführten 
Verfälschungen des amerikanischen Wurmsamenöles, zu denen nicht 
zuletzt die durch die Kriegsverhältnisse bedingte Störung der Ein- 
fuhr Veranlassung gegeben haben dürfte, liegt mir noch eine Ana- 
lyse über ein Ol. Chenopodii vor, welches der Hauptsache nach 
aus Lavendel- beziehungsweise Rosmarinöl und Sternanisöl be- 
stand und mit Amylnitrit beziehungsweise Amylacetat parfümiert 
war, von echtem Chenopodiumöl jedoch keine Spur enthielt. Das- 
selbe war der Fall bei einem von einer Hamburger Firma stammenden 
Ol. Chenopodii; auch hierbei ergab die genaue Untersuchung im 
chemischen Laboratorium der Firma Schimmel & Co., welche erst 
im September dieses Jahres ausgeführt wurde, daß die charakte- 
ristischen Bestandteile des echten Chenopodiumöles fehlten und statt 
ihrer Anethol, Cineol und dergleichen vorhanden waren, ein Unter- 
schied, der für den Kenner des Wurmsamenöles sich schon sofort 
durch den gänzlich anderen Geruch und Geschmack zu erkennen gab. 

Es liegt auf der Hand, . daß durch die hier beschriebenen 
Fälschungen des amerikanischen Wurmsamenöles entweder dessen 
Wirkung illusorisch gemacht werden kann, indem wurmtreibende 
Substanzen fehlen oder nicht in wirksamer Menge vorhanden sind, 
oder aber, daß mit dem Auftreten von Intoxikationserscheinungen 
gerechnet werden muß. Leider lassen sich die in der Literatur 
niedergelegten Vergiftungsfälle bezüglich des Herkommens des ver- 
abreiehten Wurmsamenöles nicht genau genug verfolgen. Indem einen 
der mir bekannt gewordenen Todesfälle, der einen vierjährigen 


Knaben betraf, handelte es sich um die Geloduratkapseln der 


Firma G. Pohl (Schönbaum-Danzig), von denen der Kleine zwei 


Stück mit je 16 Tropfen eingenommen hatte. Woher das Cheno- 


podiumöl stammte, Konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Da- 
gegen schreibt Ryhiner ausdrücklich, daß in zwei Fällen, von 
- denen der eine ein siebenjähriges Mädchen mit Status thymico- 
Iymphaticus betraf und zum Tode führte, die verwandten Glutoid- 
kapseln mit je zehn Tropfen Ol. Chenopodii von der Firma Haus- 
mann geliefert wurden, und daß das darin enthaltene Wurm- 
samenöl von der mehrfach erwähnten Firma Schimmel & Co. 
stammte. Die genauere pharmakologische Untersuchung des hier 
verwandten Öles durch Herrn Prof. Cloetta in Zürich ergab, 
daß das Mittel in der Zusammensetzung nicht: ganz mit den 
amerikanischen Angaben übereinstimmte, indem bei der Destillation 
im Vakuum die erste, weniger giftige, leicht destillierbare Fraktion 
in viel geringerer Menge vorhanden war als die zweite, welche 
schwerer übergeht und die toxisch wirkenden Substanzen enthält. 


Jedenfalls geht aus dem Gesagten hervor, daß die von verschie- 
denen Autoren betonte Vorsicht in der Darreichung von Ol, Cheno- 
podii anthelminthiei durchaus am Platze ist. Man wird gut tun, 
nur das Präparat einer Firma zu verwenden, welche in der Fabri- 
kation ätherischer Öle Weltruf besitzt; man wird ferner darauf 
bedacht sein müssen, dieses Mittel in geringster wirksamer Dosis 
zu verabreichen und endlich sorgen müssen, daß es nicht länger 
im Körper des Kranken verweilt, als zur Erzielung eines prompten 
Erfolges nötig ist. Von diesen Gesichtspunkten aus sei an dieser 
Stelle nochmals ausdrücklich betont, daß eine Spulwurmkur mit 
dem amerikanischen Wurmsamenöl folgendermaßen bei Kindern 
durchgeführt werden soll: Morgens um 7 Uhr kleines erstes Früh- 
stück (eine Tasse Milch oder Milchkaffee mit einer Semmel oder 
einem Butterbrot); um 8 und 9 Uhr je so viele Tropfen Ol. Cheno- 
podü, als das Kind Jahre zählt, jedoch nicht über zehn Tropfen 
pro Dosis, und zwar auf ein Stückchen Zucker oder in Milch ver 
rührt. Um 11 Uhr ein reichlich bemessenes Abführmittel, am 
besten 10 bis 20 bis 30 g Rieinusöl je nach dem Alter des 
Kindes, oder eine entsprechende Dosis Pulv. Liquirit. comp. oder 
Pulv. Magnes. e. Rheo. Erfolgt auf diese Weise bis um 2 Uhr 
nachmittags keine ordentliche Stuhlentleerung, so wird eine ent- 
sprechende Menge des Laxans noch einmal verabreicht, Hiermit 
ist die Kur beendet, 

Wer das ätherische Ol. Chenopodi in Tropfenform nicht ver- 
wenden will, dem steht das von mir schon früher empfohlene 
Wermolin (Emuls. Ol. Chenopodii) der Deutschen Wermolinwerke 
in Berlin wieder zur Verfügung. Inwieweit andere auf dem Markt 
auftauchende Chenopodiumölpräparate den von ihnen erwarteten 
Zweck erfüllen, sei hier nicht weiter erörtert, Nur ein neuerdines 
in den Handel gebrachtes Wurmmittel, in welchem als wirksame 
Substanz Wurmsamenöl enthalten sein soll, sei zum Schlusse noch 
ganz kurz erwähnt. Es handelt sich um die sogenannten Vialonga- 
perlen der Firma Schnell-Düren, von denen mit 
ein größeres Versuchsquantum zugeschickt wurde. Nach Mitteilung 
des Fabrikanten enthalten die Proben Ol. Chenopod. Baltimor, 
Santonin und Betanol (Phenolderivat), Substanzen, deren Wirksam- 
keit an der Brutstätte der Oxyuren und Ascariden durch die darm- 
löslichen Kapseln gewährleistet sein soll, Was nun diese Proben 
anlangt, so fiel schon auf den ersten Blick die Ungleichheit der 
In den Schachteln enthaltenen braunen, durchsichtigen Perlen auf; 
ihr Gewicht schwankte gefüllt zwischen 0,12 und 0,28 g, und ihr 
Inhalt zwischen 0,015 und 0,07 g. Ferner ergab sich beim Öffnen 
der -Perlen ein Geruch, der absolut nicht an den des amerika- 
nischen Wurmsamenöls, wohl aber an denjenigen von Terpentin, 
Naphthalin und Campher erinnerte. 

Wenn somit bei den in Rede stehenden Wurmproben schon 
der Verdacht besteht, daß echtes Wurmsamenöl nicht zu ihrer 
Füllung benutzt worden ist, so ist andererseits ihre Herstellung 
und damit auch ihr Inhalt derartig ungenau, daß ihre Verab- 
reiehung schon aus diesen Gründen dem gewissenhaften Arzte 
nicht zugemutet werden kann. Dazu kommt schließlich noch die 
Tatsache, die wir einwandfrei feststellen konnten, daß die Duratol- 
kapseln sich im Maeendarmtraktus überhaupt nicht autlösten, 
sondern unverändert mit den Stuhlentleerungen von den Kindern 
wieder ausgeschieden wurden, eine Erfahrung, die uns veranlaßt 
hat, vorläufig wenigstens von der Verabreichung an Kinder über- 
haupt Abstand zu nehmen. 

Näheres über die Vergiftungen mit Wurmsamenöl enthält die 
demnächst erscheinende Dissertation” von Herrn Preuschoft. 


Über Schwimmbad-Conjunctivitis. 
Von 
Dr. Paderstein, Berlin 9. 


Über das Auftreten von intektiöser Conjunctivitis bei eine! 
größeren Zahl von Schwimmbadbesuchern ist zuerst 1699 von 
P. Schultz (1) berichtet worden. Er hielt die Fälle für Trachom. 
Fehr (2) konnte auf Grund genauer Beobachtungen an Kranken 
der Hirschbergschen Ausenheilanstalt feststellen, daß es sich am 
cine dem Trachom schr ähnliche Erkrankung handelte, dab aber 


in allen Fällen Heilung erfolgte, somit kein echtes Trachom anzi 
nehmen war. > 


‘) Nach Diskussionsbemerkungen zu dem Vortrag von Com- 


berg: Badconjunctivitis in der Berliner Ophthalmologischen Gesell 
schaft am 25. Oktober 1919, 


awy Googie i 


ui, 


eV 


rn RAE en Wr BT Rn 
ss a pat re 
NEO ANN 


w À- 
NE (i ee 


zZ 27 
N NT 


. wege E 
KEN a 
- AE 
SONA NA u... 


._0* 
vr 


A INA ya 
INNEN S. x 


er NA NANA Nu N R 


| sämtlich Besucher des städtischen Volksbads N. 


. der starken Benutzung der Schwimmbäder —, kommen aber aueh 


23. November. 


In den, Jahren 1912 bis 1914 wurde von H. Lehmann 
und mir eine größere Zahl (etwa 40) von Erkrankungen an 
Schwimmbadconjunctivitis beobachtet. In den darauf untersuchten 
Fällen wurden von Huntemüller und Heimann ,„Ein- 
schlüsse“ (v. Prowaczek —- Halberstädtersche Körperchen, 
Chlamydozoen) nachgewiesen. Huntemüller gelang die Über- 
tragung von der menschlichen auf die Affenbindehaut: Auch bei 
diesem konnte er Einschlüsse feststellen. 

Gradle, Chikago (5), hat 1916 über eine Endemie von 
„Schwimmerconjunctivitis“ berichtet. 

In der Sitzung der Berliner Ophthalmologischen Gesellschaft 
vom 25. Oktober 1919 teilte Comberg (6) Erfahrungen der 
hiesigen Universitäts-Augenklinik an über 40 Fällen mit, die alle 
demselben Schwimmbad entstammten. In der Hälfte der Fälle 
konnte er Einschlüsse nachweisen. | 

Die Diskussion zu diesem Vortrag ergab, daß zahlreiche 
Berliner Augenärzte Gelegenheit hatten, Fälle von Schwimmbad- 
conjunctivitis zu sehen, sodaß anzunehmen ist, daß die Er- 
krankung eine größere Verbreitung hat, als bisher vermutet wurde. 


Es handelt sich um eine akute Conjunctivitis mit starker 


Schwellung und Rötung der Lidbindehäute, geringer Beteiligung . 


der Augapfelbindehaut, sehr starker Follikelbildung. Die Lid- 
spalte erscheint verkleinert. Die Follikel stehen in Reihen, die 
Umschlagsfalten liegen in parallelen Wülsten. Die Beobachtung 
von Fehr, daß im Gegensatze zum Trachom die untere Über- 
gangsfalte in der Regel stärker befallen wird als die obere, konnte 
von verschiedenen Beobachtern bestätigt werden. Die Absonderung 
ist in den meisten’ Fällen gering im Vergleiche zu dem starken 


entzündlichen Zustande. -Die Präauriculardrüse ist in der Regel- 


geschwollen. Sehr charakteristisch ist, daß zunächst fast immer 
nur ein Auge erkrankt, und daß die Erkrankung in der Mehrzahl 
der Fälle einseitig bleibt. | 

Der Verlauf ist meist langwierig und wird von der Behand- 
lung nicht wesentlich beeinflußt. Die entzündlichen Erscheinungen 
gehen allmählich zurück, die Kranken entziehen sich der Behand. 
lung, wenn sie keine Beschwerden mehr empfinden, was gewöhn- 
lich“drei bis sechs Wochen nach der Infektion der Fall ist. Wie 
weit klinisch oder anatomisch eine Restitutio ad integrum erfolgt, 
ist noch nicht sicher erwiesen. In einigen Fällen konnte ein Jahr 
nach der Erkrankung eine Schwellung der Übergangsfalten, leichte 
Ptosis und Andeutung von Pannus beobachtet werden. Ernstliche 
Komplikationen wurden bisher nicht festgestellt. 


~ Die Behandlung bestand in Einträufelungen von 1% Höllen- 
stein, Zinklösungen, Protargol und anderen Adstringentien. 
ee und "Terminolsalbe (enthält Kupfersulfat) wurden emp- 
oblen. 

, Es erkranken fast ausschließlich Schwimmbadbesucher in 
Jugendlichem Alter (unter 25 Jahren), was ja nicht verwunderlich 
ist, da diese Jahresklasse vorwiegend die Schwimmbäder benutzt. 
Nach den’ Erfahrungen von M as ch k e (3) und mir, die aber jetzt 
nicht von allen Beobachtern bestätigt werden, sind die Erkrankten 
meist besonders eifrige Schwimmer, die sehr lange im Wasser 
bleiben und die Augen unter Wasser offen halten. Viele sind Mit- 
glieder von Schwimmvereinen. Meine beiden ersten Fälle be- 
‚trafen Bademeister. Der erste stammte aus Elbing, einer Trachom- 
gegend. , 

Alle Fälle der Endemie von Schultz und Fehr stammten 
aus demselben Schwimmbade. Die Fälle der Jabre 1912—14 waren 
In der Mehrzahl aus dem städtischen Volksbade G., doch waren 
auch Fälle aus anderen Volksbädern, und je ein Fall aus dem 
Tegeler See und Plötzensee. Von den 18 Fällen von Gradle 
waren 14 aus drei verschiedenen Schwimmbassins, vier aus dem 
Michigansee. Die jetzt zur Beobachtung gelangten Kranken waren 


~ Es ist also als erwiesen anzusehen, daß Bassins zwar di 
überwiegende, aber nicht die einzige Infektionsquelle sind. 
Comberg hat 250 ‚Besucher des Schwimmbads N. unter- 
sucht, und fand davon 10 an Schwimmbadeonjunctivitis erkrankt 
— eine hohe Zahl! Be . l 
Die Erkrankungen häufen sich im Sommer — entsprechend 


im Winter vor. | | | 

Die bakteriologische Untersuchung der Bindehaut ergab so- 
wohl 1899 (Neufeldt) wie 1912 (Liefmann) ein negatives 
Ergebnis, | e | 


. Erneuerung des Bassininhalts. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.47. oo. 1205 


Mühsam hat die Übertragung vom Kind auf die Mutter 
beobachtet. Andere Fälle von Kontaktinfektion sind bisher nicht 


D 


festgestellt worden. _ \ 


. Da das klinische Bild von anderen Formen akuter infektiöser 


Conjunctivitis nicht sicher zu trennen ist, so ist es nicht zu ver- 


wundern, daß einseitige follikuläre Conjunctivitiden vorkommen, 


die mit.dem Bilde der Schwimmbadconjunctivitis die größte Ähn- 
lichkeit haben, ohne daß eine Infektion durch Schwimmbad- 


 benutzung in Frage kommt. 


Welche Art von Erkrankung vorliegt, ist mit Sicherheit - | 


ebensowenig zu entscheiden, wie das Mittel der Übertragung, so- 


lange der Erreger nicht greifbar ist. Die „Einschlüsse“ sind zu-. 


erst beim Trachom, dann aber auch bei der Blennorrhöe und ver- 
einzelt auch bei anderen Formen von Conjunctivitis gefunden 


worden. Ihre Bedeutung ist noch zu wenig geklärt, als daß sie 


für die Natur der Erkrankung entscheiden könnten. Ä 

Die Möglichkeit, dafes sich um abgeschwächtes Trachom 
handelt, kann bisher nicht als widerlegt gelten. Die Diagnose 
„frisches Trachom“ ist oft sehr unsicher, die Entscheidung 
meist erst aus dem Verlaufe zu gewinnen, wenn-die patho- 
gnomonischen , Erscheinungen: Narbenbildung und deutlicher 
Pannus auftreten. Andeutung von Pannus ist bei Schwimmbad- 
conjunctivitis beobachtet worden, Narbenbildung bisher nicht. 
Echtes Trachom gehört bei geborenen Berlinern zu den großen 


Seltenheiten. — 

Schultz, Fehr und Maschke nahmen übereinstim- 
mend an, daß die Übertragung durch das Badewasser erfolgt. 
Keine von den beobachteten Tatsachen steht mit dieser Annahme 
im Widerspruche, wenn man voraussetzt, daß die Infektionskeime 
nieht in großen Mengen, sondern nur vereinzelt; im Wasser vor- 
kommen. Dann erklärt es sich, daß von der großen Menge der 
Badenden doch nur ein verhältnismäßig kleiner Teil erkrankt, 
vorwiegend solche, die sich besonders lange im Wasser aufhalten, 
und daß in der Regel zunächst, nur ein Auge befallen wird. 

Die Hygieniker Liefmann und Huntemüller waren 
zunächst geneigt, die Übertragung durch Wäsche anzunehmen. 
Mir erschien das wenig wahrscheinlich, weil die Mehrzahl der 
erkrankten Badebesucher nicht die Wäsche der Anstalt benutzt, 
sondern eigene. Es hat sich gezeigt, daß die Reinigung der 
Wäsche in der Anstalt so gründlich vorgenommen wurde (1912), 
daß sie einer Desinfektion gleich zu erachten ist. Inzwischen ist 
bei einem Kranken festgestellt worden, daß er überhaupt keine 
Wäsche benutzt, sondern sich an der Luft und Sonne ge- 
trocknet hat. Zum Abtrocknen des Gesichts hat er seine Mütze 


verwandt, | 
Die Besichtigung des Volksbads G. durch Liefmann 
und Huntemüller ergab auch sonst musterhafte Einrich- 
tungen. In der heißen Jahreszeit erfolgte täglich vollständige 
Liefmann und Hunte- 
müller beendeten die Besichtigung, indem sie selbst ein 
Schwimmbad nahmen, ohne sich eine Schwimmbadconjunctivitis 
zuzuziehen. u Een 
Mit der Annahme der Übertragung durch das Wasser stimmt, 
gut überein, daß man auch bei der Übertragung der echten 
Granulose dem Wasser cine Bedeutung zugeschrieben hat, indem 
man auf das Verbot der Benutzung gemeinsamer Waschgefäße 
und Handtücher von jeher Wert legte. u z 
-Es war zu befürchten, daß die Kriegsverhältnisse, die große 
Teile des Heeres in die östlichen Trachomgegenden führten, eine 
Durchseuchung des Heeres und auch der Heimat verursachen 
würden. Stammt doch der Name „ägyptische Augenentzündung“ 
daher, daß man annahm, die Napoleonischen Heere hätten ‘die 
Krankheit aus Ägypten auf ihrem Siegeszuge durch Europa ver- 
breitet. Ob diese Annahme zutrifft, muß dahingestellt bleiben. — 
Als mein Truppenteil 1915 in die Beskiden kam, und in zerstreuten 
Gebirgsbauernhöfen Quartier bezog, .untersuchte ich die Ein- 
wohner. Ich fand fast in jedem Hause Trachomkranke, allerdings 


nur wenige im infektiösen, absondernden Stadium. Das. Verbot ° 


der Benutzung gemeinsamer Waschnäpfe erübrigte sich, da die 
armseligen Bewohner solches Luxusgerät nicht besaßen. Infek- 
tionen sind während der allerdings nur kurzen Zeit meiner Beob- 
achtung nicht erfolgt. Peters-Rostock konnte durch eine Um- 


frage bei augenärztlichen Kriegsteilnehmern diese Erfahrung be- 


stätigen. | | de 
Wenn man bedenkt, wie eng die Quartiergemeinschaft in 
den dürftigen, vielfach überlegten Quartieren war, scheint die 


en 
I 


a ne 
u i 


e 
a 


Pa = 


u une - — £- e 
E u un RES 
u meii 


u —— 


— oo 
Š — 
a. - ie g- 


. 
en 
ee ne 5 
er .. .- e 
- De-i 
„are E 27022 
= — —— 
> => q 
a < en = 
zu 


a — 
-n - . 


-= mpre sa g 


La 


$ 
HA 
12! 
H 


»* 
u Zu 
AACE LA 
ar ee 


Me S 
wa 
ee re 


+ mAT ee k 
P- m a 


Fa a 
sipi D A N 
P — . Pr 


TE 
. 


} 
i 
>w 
| 
Á 
’ 
| 
1} 
E 
i 
i 
e j 
nes N 
A \ 
ar 
X 
el 
+ 
L u 
A> 
N 
D 
» 
“+ 
r N 
e 
AA 
B £ 
HE 
4, * 
er 
Siyi 
R T 
Aai ie 
rar 
k 
Feri 
1 
‘ 
` 


i - 
ma >s L EEE IT TE ” 
m +. 
— men iiia 

Aara DE le oas ` = - a 

a e VÀ = her 2 — 2 

22 5 u - = N a 

z ds Ru ~ í 


-a 
rs 


nm —— 


is mr ne. 
m 


ee nn nn 
m E 2 EEE 
t LET a e ya - Du 
= - Bi 


Pag i s - T j z -s u ee 
See ee De ee m - - rn 
rn a ——— - - vr in ap - à 
EEE. a mA E) nen tm nt ee 
Zu g - v - in - a - EPEa 
were use = = sé aa 
Ar anam — - ~- bn - 
= = - n m ea 
r a rn $ 2. a Arme > 2 a 
r "n re aSa Bere. 73 vr 
Te == 2 - z 
m er e = A aar =i 4 Yen vi i 
< 5 a - - =. . ? y ; 
\ vn. \ ps <) > a E 
» ".. |- > 


Ere. ena Säge 


ne — en 
- — 
wit 


"Annahme, daß das Ausbleiben der Infektion auf die fehlende - 


Waschwassergemeinschaft zurückzuführen ist, einige Wahrschein- 
lichkeit für sich zu haben 3). DEE 

In der Diskussion zu dem Vertrage von Comberg unter- 
stützte Hirschberg die Vermutung, daß dem Wasser bei der 
Traehomübertragung eine Rolle zukommt. | 

Die Auffassung über den Übertragungsmodus der Schwimm- 
badconjunctivitis ist von praktischer Bedeutung. Nimmt man an, 
daß die Infektion an das Wasser gebunden ist, so ist es nicht not- 
wendig, Kinder vom Schulbesuche zu befreien. Solange indes die 
Sachlage nicht völlig geklärt ist, dürfte es jedoch bei der engen 
Berührung der Kinder ein Gebot der Vorsicht sein. Dagegen habe 
ich Kassenmitglieder in der Regel nicht krank geschrieben, und 
in keinem Falle, so wenig wie Andere, Ansteekungen erlebt. Bei 
den verhältnismäßig geringen Beschwerden hatten die Kranken 
meist selbst nieht den Wunsch, die Arbeit zu unterbrechen. 

Schultz schlug vor, in der Angahme, daß echtes 'Trachom 
vorliegt, die Bassinbäder durch Brausfbäder zu ersetzen. Nach- 
dem feststeht, daß die Schwimmbadeonjunetivitis ohne dauernde 
Gesundheitsschädigung heilt, erscheint es nicht notwendig, der 
Großstadtbevölkerung so vortreffliche und segensreiche Einrich- 
tungen zu entziehen. Häufige, möglichst tägliche Erneuerung des 
sesamten Bassininhalts, gründliche Säuberung der Bassinwände, 
Verbot der Benutzung für Augenkranke — das leider nicht immer 
eingehalten wird — erscheinen ausreichende Maßnahmen. Vor- 
geschlagen wurde noch eine Desinfektion des Bassininhalts durch 
Chlor, und, von Greeff, in der Annahme, daß die Krankheits- 
keime an-das.Wasser gebunden sind, ihre Abtötung durch Aus- 
trocknung. 

In der Berliner Ophthalmologischen Gesellschaft ist an- 
eereet worden, durch eine Umfrage (Fragebogen) bei den Ber- 
liner Augenärzten die Verbreitung der Erkrankung festzustellen. 
Vielleicht gelingt es zugleich, eine weitere. Klärung der noch in 
mancher Hinsicht dunklen Affektion zu erzielen. 

Da die Krankheit bisher ausschließlich bei Besuchern von 
Sehwimmbädern (geschlossenen und offenen) beobachtet wurde, 
erscheint: der Name „Schwimmbadeonjunetivitis“ präziser als 
„Badeconjunetivitis“, wodurch  ungerechtfertigtes Mißtrauen 
gegen andere Arten von Bädern entstehen könnte. 


Literatur: 1. P. Sehultz, Eine hiesige Badeanstalt der In-. 
tektionsort verschiedener Trachomerkrankungen. (B. kl. W. 1899; Nr. 39.) — 
9 Fehr, Endemische Bad-Coniunctivitis. (B. kl. W. 1900, Nr. 1.) — 
9 Maschke, Die Ansteckungsgefahr der Schwimmbassins. (D. m. W., 1900, 
Nr.29) — 4 Huntemüller und Paderstein, Chlamydozoenbefunde 
bei Schwimmbad-Conjunetivitis. (D. m. W. 1913, Nr. 2.) — 5: Gradle. 
Syimmers- Conjunctivitis. (Ophthalmology 1916; nach dem Referat Klin. 
Mbl. f. Aughlk. 1917, 1.H., 8.314.) — 6. Comberg, Bade-Conjunetivitis. 


Übersichtsreierat. 


Die Tabespsychose. 
Von Dr. Hans Schmitt, München. | | 


In der Frage der Tabespsychose sind, nachdem durch eine | 


` Reihe von Jahren ein wesentlicher Fortschritt in der Auffassung 


dieses Problems nicht zu verzeichnen war, in der letzten Zeit, 
begünstigt durch die Hilfsmittel moderner Forschung, neue Ge- 
sicehtspunkte zur Diskussion gestellt worden, die die Hoffnung auf 
eine allmähliche Klärung der Frage berechtigt erscheinen lassen, 
Die bis zum Jahre 1903 erwachsenen Fälle von Tabespsy- 
chosen unterzieht Meyer (17) einer kritischen Durchsicht, in dem 
er gleichzeitig. 30 Fälle seiner eigenen Beobachtung dabei ver- 
wertet. Aus dem gesamten Material scheidet er zunächst sechs 
Gruppen als nicht verwertbar bei der Behandlung der Frage Tabes- 
psychose aus. Es sind dies 1. solche Fälle, wo nur einzelne psycho- 
pathische Eigenschaften oder vereinzelt auftretende, vorübergehende 
elementare psychische Störungen beobachtet werden, 2. Fälle, die 
infolge mangelhafter Miteilungen kein bestimmtes Krankheitsbild 
geben, 3. Psychosen, die mit größter Wahrscheinlichkeit zur pro- 
gressiven Paralyse gehören, 4. Fälle, in denen die bestehende 


1) Bei dem deutschen Besatzungsheer ia Rumäni 
j SE: nien 
Übertragungen von echtem Trachom beobachtet N 


einzelt. (4917/18) = ‚ aber nur ganz ver- 


aus der Brust zu ziehen. Am Tage nach der abends um 


La De N EN N E z 
NE Ba FE Sn Vor 
sd ae u a DR TS : 2 Jaz; 
ci A Tr Uyo 7 u, pi -~ 
f r AA 
| X : | i > N DAN ae TER 
i206 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.4. , 00.98, November. 


en 
= 
Ai“ 


re 
s 
X v: 


Wirkung des Aolan auf die Brustdrü 
Von: Mes ae ; 
Dr. Goldstein, Kattowitz = 


= 
= 
è 


TU 
vorgenommenen Aolaninjektion erklärte mir die Mutter, die” 
Beginn der Krankheit sehr ängstlich gewesen war und d 


Versiegen der Nahrung gefür 


fallend, um wieviel müheloser das Kind trank; die an 
lief, was vorher nicht der Fall gewesen w 
nach Beendigung des Stillens konnte noch 
Ich gebe zu, daß es sich hierbei zum größten Teil um subjektive 
Wahnehmungen handelte. In den einzelnen "Trinkmengen und in 
der Gewichtskurve kamen die Veränderungen so wenig zum Aus> 
druck, daß ich auf die Wiedergabe von Zahlen verzichte. Ich - 
bin auch weit entfernt davon, aus einem Fall weittragende Schlüsse” 
zu ziehen. Immerhin dürfte die Beobachtung einer Nachprüfung = 
möglichst an klinischem Material — wert sein. Bei dem Fehlen 


Br are, | ia 
specifischer Laetagoga ‚wäre es ein großer Gewinn, “ein Mittel In 


der Hand zu haben, um die Brustdrüsensekretion anzuregen. Die 
Wirkung hielt etwa vier bis fünf Tage an; immerhin lieferte die 
Brust später dauernd die genügende Milchmenge, sodaß (das Kind 


ist jetzt sechs Monate alt) jede Woche Gewichtszunahmen zu on- 


statieren wären. Bei dem Fehlen anaphylaktischer Erscheinungen 
wäre jedoch auch eine Reinjektion ohne Bedenken. Theoretisch 
ist der Einfluß des Aolan wohl als eine speeifische Wirkung des 


(Sitzung der Berl. Ophthalm. Gesellsch. vom 25. Oktober 1919.) Milcheiweißes- auf die Brustdrüse aufzufassen, - 
Referatenteil. | Br - ; 
Redigierd vgn Oberarzt Dr. Walter Wolii, Berlin. x ` | S PE 


i 


Psychose keine einwandfreie Deutung zuläßt; D. Fälle, in denen 


die Psychose mit großer Wahbrscheinlichkeit auf bestimmte ursäcl- 
liche Momente zurückzuführen ist (Inanitionsdelirien, psychische 
Störungen infolge Alkoholmißbrauchs, infolge Hysterie oder Bpi- 
lepsie, im Greisenalter), endlich 6. Psychosen, bei lenen die gleich- 
zeitig bestehende Rückenmarkserkrankung keine echte Nabes war 

= Es bleiben ihm dann noch 56 Fälle: von typischer Tabes 
mit sicher nicht paralytischer und auch anderweitig. nieht deut- 


Beim Forschen nach der Ätiologie dieser Fälle fand Ver 
fasser als bemerkenswert, daß der Prozentsatz der he editör be- 


er 


R BR X 


lasteten Tabiker mit Psychosen ziemlich hoch (etwa 300/01 


vgy. 
Beim Betrachten der klini iatologie der 56 Fäll 

findet det Verlass er klinischen Symptomatologie dt í 5 
störungen zur Beobachtung gekommen sind, er muß aber die HUT 
figkeit der chronischen E "Paranoia (mal) und 
der depressiven Psychosen (l4mal) zugeben, “Ferner hebt er d 
Häufigkeit der Sehnervenatrophie und Jer Lähmungen im Gebiete 
der Augenmuskelnerven bei Tabes mit nichtparalytischer Psycho 
hervor (Opticusatrophie bei Tabes simplex "gey,, bei Tabos m ? 
Psychose 57%, Augenmuskellähmungen bei Tabes simpl x 15%, be 
en. 


re 
= z 


D Milcheiweißpräparat hergestellt von der Firma P, Beiersdo g 
Š Co., Hamburg, SRT RE 7 | 


ne, 


u 
$ pz 4 
- s f At FS: 
= ý 
+ 
<v - 
un < - zera .- - 
nt ei a a S 


Digitized oy Goog e 


un 


X Im 


re En > See ze 


bedeutet die Arbeit Plauts (21). 


[SR WER SE de Bu ZUR 2 Zum Ser Ze 


23, November. 


Tabes mit Psychose 57%). Zu weitergehenden Folgerungen werden 
jedoch diese beiden Umstände nicht verwertet, vielmehr glaubt 
er, da auch die anatomischen Befunde keine gegenteilige Meinung 
. stützen, daß eine bestimmte Tahespsychose nicht anzunehmen wäre, 
~ daß es sich vielmehr nur um das zufällige Zusammentreffen zweier 


1 


vollkommen verschiedener Erkrankungen handelt. 


- Zu ähnlichem Resultat kommt Cassirer (6). -Auch er 
lehnt eine eigene Art von Tabespsychose ab, wenn er auch zu- 
gibt, daß eine häufige Komplikation von Tabes mit Sinnes- 
täuschungen aller Art, häufig auf verschiedenen Gebieten zugleich 
und nicht selten in Form kombinierter Halluzinationen, die aber 
zu keinem weiteren Auf-- und Ausbau Verwendung finden, vor- 


kommt. 


er ab, Ä 


Rühle (28) berichtet 1903 über Tabes mit einer paranoiden 
Psychose, ebenso Alzheimer (i) 1904. Tützer (82) beschreibt 
1904 eine Tabes mit manisch-depressivem Irresein. L&ri (16) betont 


in einer Veröffentlichung aus dem Jahre 1904 die Entstehung von 


Halluzinationen und Wahnbildungen durch Optieusatrophie. Born- 


stein (ö) beschreibt 1905 einen Fall von Tabes mit einer paranoiden 
Psychose ohne Halluzinationen. Als ausschlaggebend für das Zustande- 
kommen einer Psychose bei Tabes betrachtet er die hereditäre psycho- 
pathische Belastung. S tr an tz k y (29) beschreibt 1905 und Müller (18) 
1906 je einen Fall von Tabes mit einer Korsakoffschen Psychose. 
Hahn (10) berichtet 1907 über eine paranoide‘Psychose bei Tabes, 
Westphal (34) über Tabes mit manisch-depressivem Irresein. Im 
Jahre 1908 berichtet Westphal (85) über einen 45 jährigen Kranker, 
bei dem sich bereits sechs Jahre nach der Infektion eine schwer aus- 
geprägte Tabes entwickelte mit Verfolgungs- und Größenideen und 
illusionärer Auslegung tabischer Schmerzen und Parästhesien. Ballet 
und Glenard 5 


für die Entstebung einer Psychose bei Tabes sei, was von Joffroy (12) 
bestritten wird (1908). Rydlewski (24) beschreibt 1909 einen Fall 
von Tabes mit paranoider Psychose. Truelle (31) lehnt in seiner 
‚Arbeit aus dem Jahre 1910 einen- tieferen Zusammenhang zwischen 
Tabes und Psychose ab. Tr&nel (80) beschreibt 1910 einen Fall von 


'Tabespsychose, bei dem depressive und expansive Erregungszustände, 
. sowie Verfolgungs- und Größenideen mit epileptischen Anfällen durch- 


setzt waren. Sio li (27) fand 1910 bei dem zur Obduktion gekommenen 
Fall von Westphal des Jahres 1908 (l.c.) neben einer Tabes des 
Rückenmarks Veränderungen des Gebirns und seiner Häute, die nach 
seiner Meinung nichts mit der Tabes zu tun hätten. Es ist dies der 
erste Fall von Tabespsychose, der mit den modernen- Hilfsmitteln 


histologisch untersucht wurde. In der achten Auflage seines Lehr- 
-buches aus dem Jahre 1910 beschreibt Kraepelin (18) als die kenn- 
‚zeichnenden Tabespsychosen solche von paranoider Form mit Wahnideen 


(Verfolgungs- und Größenideen) und Halluzinationen der verschiedensten 
Sinne, Oder solche, in denen die depressive Stimmung mehr überwiegt. 


Solche Zustände können kürzere oder längere Zeit dauern und sich 


wiederholen. 2 
nicht weiter ein. Spielmeyer (28) spricht sich 1911 im gleichen 


Auf die Pathogenese dieser Tabespsychosen geht er 


Sinne wie Kraepelin aus. Aus dem Jahre 1912 stammen zwei 
Arbeiten aus der Kieler Klinik von Jerzyceki (11) und Gaußel- 


‚mann (8). Ersterer beschreibt den Fall eines 17 jährigen Tabetikers 


mit Opticusatrophie und paranoiden Erregungszuständen, im anderen 


Falle ist die Tabes mit deliriöser Verwirrtheit verbunden. 


Einen Wendepunkt in der Auffassung der Tabespsychosen 
| Indem er mit den neuen 
Hilfsmitteln für die Diagnostik der Hirnsyphilis (Wassermannsche Re- 
aktion im Blut, Wassermannsche Reaktion im Liquor mit Auswertung, 


| Zelluntersuchung, Nonnes Phase I) die Halluzinosen bei Syphilitikern 
: untersücht, kommt er zu der Meinung, daß, da die häufigeren 
Formen der Tabespsychosen eine gewisse symptomatologische 
- Übereinstimmung mit den paranoiden Formen nicht tabischer 
'Luetiker zu haben scheinen, die paranoide Form der Hirnlues 
-unter der irreführenden Flagge der Tabespsychose bereits Gegen- 


stand. der Diskussion ‚gewesen ist. Bestärkt wird er in dieser 


‘Ansicht dadurch, ‘daß schon -Meyer (l.c.) die Häufigkeit der 


Hirnnervensymptome bei Tabes konstatierte, und daß in dem Fall 
von Sioli(l.c.) neben der typischen Tabes des Rückenmarks 


‚ein anatomischer Befund des Gehirns und seiner Häute gefunden | 
wurde, der als metaluetischer zu betrachten wäre. . i 


Mit den von Plaut geäußerten Ansichten decken sich im 
wesentlichen die von Schröder (25) im Jahre 1916 dargelegten. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Ni 47. 00000000 120} 


Die Arbeit von Cassirer stammt wie die von Meyer 
aus dem Jahre 1903 und in beiden ist die vor 1903 erschienene 
Literatur eingehend berücksichtigt. Aus dem Jahre 1903 stammt‘ 
weiterhin eine Arbeit von Schultze-(26). über zwei Fälle von 
Tabes mit Melancholie beziehungsweise Dementia paranoides., 
` Einen tieferen Zusammenhang zwischen Tabes und Psychose lehnt 


) vertreten 1908 neuerdings die Anschauung, daß die 
Opticusatrophie und in ihrem Gefolge die Erblindung der erste Anstoß 


- Begriff einer kennzeichnenden Tabespsychose fest. 


e 


In Verfolgung des von Rydlewski.l.c.) 1909 beschriebenen | 


Falles teilt Schröder mit, daß sich‘ bei weiterer Beobachtung 
so viele-für Tabes ungewöhnliche Züge ergeben hätten, daß man - 
annehmen muß, es handle sich überhaupt um keine Tabes, sondern - 
um eine Lues spinalis mit vorwiegender Lokalisation in den 
Hintersträngen und im Opticus. Weiterhin. unterzieht er den 
anatomischen Rückenmarksbefund Siolis (l. c.): einer. kritischen 
Durchsicht und glaubt, infolge der vollständigen Degeneration der 
Hinterstränge im Halsmark, der ungeheuren Menge. von gliogenen 
Körnchenzellen in den Hintersträngen und des- Ausbleibens der 
Schrumpfung in. den Hintersträngen an der Diagnose Tabes . 
zweifeln zu dürfen. Als weiteren Beleg dafür, daß Lues: spinalis 


mit Tabes leicht verwechselt werden kann, führt _er einen -von 


Weddy-Poenicke (33) publizierten: Fall an, der, wenn nicht 


‚die anatomische Untersuchung für Lues spinalis entschieden hätte, 


für. die Diagnose Tabespsychose ernstlich in Frage gekommen 
wäre, da er im letzten Jale vor seinem Tode`an einer paranoiden 
Psychose mit massenhaften Sinnestäuschungen litt. Als Folgerung 
zieht er daraus, daß wenigstens ein Teil der als charakteristisch 


in Frage kommenden Tabespsychosen. mit Tabes nichts zu tun 


hat, sondern Psychosen- bei Kranken mit Lues spinalis sind. Da- , 
neben ‚gäbe es aber noch Psychosen bei zweifellos Tabetischen. 
Als solche spricht er die stets vorübergehenden akuten V.erworren- >. 
heits- und akuten halluzinoseartigen Zustände an: Ä 

Kraepelin (14) schreibt in seiner „Einführung in die 


‘psychiatrische Klinik“ 1916: „Hie und da-kommen bei der Tabes 


Psychosen zur Beobachtung, die, nicht, wie gewöhnlich, einer be- 
ginnenden Paralyse angehören. Am häufigsten ist ein rasch ein- 
setzender Verfolgüngswahn mit sehr lebhaften Täuschungen aller 
Sinne, 'namentlich des Gehörs, der nach einigen Wochen oder 


Monaten. wieder schwindet. Es gibt aber auch’ mehr chronisch - 


verlaufende paranoide Psychosen ntit Verfolgungs- und Größenideen. 
Vielleicht handelt es sich hier überall um Verbindungen von Tabes 
mit Hirnlues,“ u er l 
1916 -berichtet Kreuser (15), daß der eine der von Rühle 
(l. c.) 1903 publizierten Fälle von paranoischer Tabespsychose sich 
weiterhin als Paralyse entpuppte. -Aus dem Jahre 1917 stammt eine 
Arbeit. von Fischer (7), in der eia Fall von Tabes mit Epilepsie 
beschrieben wird. Die Epilepsie ging den ersten tabetischen Erschei- 
nungen um acht Jahre voraus. Wassermann +-+--+. Als Basis für 
beide Erkrankungen nimmt er die Juetische Infektion an. v. Rad (22) 
berichtet 1917 unter Zugrundelegung der von Plaut und Schröder _ 
(l. c.) geäußerten Ansichten über vier Fälle von akuter, kurz ver- 
laufender, in einem Falle rezidivierender paranoischer Tabespsychose. 
Es sei darauf aufmerksam gemacht, daß, nicht übereinstimmend mit 
seinem Schlußurteil, wonach eine Affektion der Hirnnerven in seinen 
Fällen nicht in Erscheinung trat, in der Krankengeschichte des ersten 
Falles von einer luetischen Acusticuserkrankung gesprochen wird. 
Als Ursache für Tabespsychosen nimmt er eine luetische Erkrankung . 
des Gehirns an, nn | 
Daß es bei der Tabes Psychosen gibt, die nicht der Para- 
lyse angehören, war ja, trotz der nahen Verwandtschaft. beider 
Krankheiten, seit langem nicht mehr angezweifelt worden, wenn 
auch, besonders nach den Untersuchungen Alzheimers (1, 2), 
die ergaben, daß in Fällen, die klinisch nicht so sehr für Tabes- 
paralyse sprachen, aħatomisch ein typischer, paralytischer Rinden- 
befund erhoben wurde, Vorsicht in der Abgrenzung von Tabes- 
psychose und Paralyse geboten war. 2 oo 
' Die weitere Frage war, ob es nichtparalytische Seelenstörungen _ 
bei Tabes gibt, die ein derartiges Gepräge aufweisen, daß sie 
sich nicht in die üblichen Psychosen, wie alkoholische, manisch- . 
depressive, katatonische, senile, einreihen lassen, sondern als selb- 
ständige Tabespsychosen aufgefaßt werden müssen: Hier waren 
die Meinungen geteilt. Meyer, Cassirer und Andere leug- 


| neten einen tieferen Zusammenhang und wollten nur ein zu- 


fälliges Zusammentreffen von Tabes und Psychose anerkennen, - 
auf der anderen Seite hielt hauptsächlich Kraepelin an dem 

Bei der Frage, wie sich diese Tabespsychosen klinisch 
darbieten, können wir wieder den Ansichten Kraepelins 
folgen, die Bleuler (4) dahin zusammenfaßt, daß es affektive- 
und paranoide Formen gibt, von denen die letzteren die häufigeren 
sind. Sie können einen mehr chronischen Verlauf. nehmen oder 
in akuten Schüben auftreten. „Die affektiven Bilder äußern sich 
in andauernder Verstimmung, in Form von Depression, Reizbar- 


| keit oder abnormer Euphorie. Die paranoiden Formen entwickeln 


unklare Wahnideen, meist .der Verfolgung, ‘dazwischen auch 
Größenideen, haben Halluzinationen des Gehörs, gelegentlich des 


E 
Ki 


T Ai 
u n d 
ey, 


i ij BR 
eh A 


4 i. HL.) 


N 
| H 


1208 


Gesichts, des Geruchs und Geschmacks und der Körperempfin- 
dungen.“ Schröder spricht als charakteristisch für die Tabes- 
psychose vorübergehende akute Verworrenheits- und akute 
halluzinoseartige Zustände an, nicht chronisch verlaufende. 


Als ätiologisch in Betracht kommende Momente wurden 
verschiedene Umstände genannt: Psychopathische Heredität, Alko- 
holismus, allgemeine Schädlichkeiten, Lues. Die modernen For- 
scher sprechen allein die Lues als sehr wahrscheinliche Ursache 
an (Plaut, Kraepelin, Schröder, Bleuler). 

Mit der Lues als Ursache ist auch die Pathogenese 
der Psychose dem Verständnisse nahegebracht und es konnte 
die besonders von Pierret (siehe bei Cassirer) ausgebaute 
Hypothese von der wahnhaften Umdeutung der tabischen Sensa- 
tionen und ihrer paranoischen Verarbeitung, oder die Hypothese, 
daß allgemeine Ernährungsstörungen, feinere Störungen in der 
Gehirnernährung die Ursache seien, ad acta gelegt werden. 
Durch die Lues ist. auch das häufige Vorkommen der Hirnnerven- 
störungen bei Tabespsychose erklärt, und das Auftreten epilep- 
tischer Störungen. | 

Daß die Lues mit größter Wahrscheinlichkeit für die Ent- 
stehung einer Tabespsychose verantwortlich zu machen ist, wurde 
aber nicht nur durch klinische Beobachtungen, sondern auch 
durch die modernen histologischen, serologischen, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


. 1. 9 VRERFRER 


23. November, 


eytologischen und chemischen Untersuchungsmethoden 
erhärtet (Sioli, Plaut, Schröder), und damit die ganze 
Frage in Bahnen geleitet, die eine endgültige Lösung erhoffen 


lassen und vielleicht auch neue Angriffspunkte für eine aussichts- 
volle Therapie bieten. 


Literatur: 1. Alzheimer, Histologische Studien zur Differentialdiagnose 
der progressiven Paralyse. Histologische Arbeiten über die Großhirnrinde, 


Jena 1904, Bd: 1. — 2. Derselbe, Zbi. f. Nervhlk. 1909. — 3. Ballet et Glé- 


nard, Vereinsbericht. L’enc&phal. 1908, Bd. 32. — 4. Bleuler, Lehrb. d. Psych. 
1916: — 5. Bornstein, Mschr. f. Psych. 1905, Ergänzungsh. 17. — 6. Cassirer, 
Tabes und Psychose. (Berlin 1903, S. Karger.) — 7. Fischer, Gyögyöszat 
1917, Nr. 50. — 8. Gaußelmann, 1.-D. Kiel 1912. — 9. Goß, 1.-D. Kiel 1908. — 
10. Hahn, 1.-D. Freiburg 1907. — 11. Jerzycki, 1.-D. Kiel 1912. — 12. Joffroy, 
Vereinsbericht. L’enc&phale 1908, Bd. 32. — 13. Kraepelin, Psychiatrie, 
8. Auflage. — 14. Derselbe, Einführung in die psychiatrische Klinik 1916. — 
15. Kreuser, Allg. Zschr. f. Psych. 1916, Bd. 72. — 16. Leri, Thèse de Paris 
1904, — 17. Meyer, Mschr. f. Psych. 1903, Bd. 13. — 18. Müller, I.-D. Königs- 
berg 1906. — 19. Plaut, Zbl. f. Nervhik. 1909, Bd. 20. — 20, Derselbe, Zschr. 
f. d. ges. Neurol. 1911, Bd. 4. — 21. Derselbe, Über Halluzinosen der Syphi- 
litiker. (Berlin 19183, Springer.) — 22. v. Rad, Arch. t. Psych, 1917, Bd. 58. — 
23. Rühle, Allg. Zschr. f. Psych. 1903, Bd. 60. — 24. Rydlewski, I-D. Greifs- 
wald 1909, — 25. Schröder, D. Arch. f. Nervhlk. Bd.54, H.2 und 3. — 
26. Schultze, M. m. W. 1903, Nr. 49, — 27. Sioli, Univ. f. d. ges. Neurol. 1910, 
Bd. 3. — 28. Spielmeyer, Erg. d. Neurol. u. Psych. 1911, Bd. 1. — 29. Strantzky, 
Jahrb. f. Psych. u. Neurol. 1905, Bd. 26. — 30. Trenel, Arch. de Neurol. 1911. 
— 81. Truelle, Ann. med. psychol. 1910. — 32. Tützer, 1.-D. Freiburg 1904. — 
33. Weddy-Poenicke, Mschr. f. Psych. 1912, Bd. 32. — 34. Wesphal, M. KI. 


1907, Nr. 5. — 35. Derselbe, Zbl. f. Psych. 1908. 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Stehe auch Therapeutische Notizen.) 


Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 44. 


Nr. 41 bis 4. Lubarsch (Berlin): Zur Neuordnung des ärzt- 
lichen Unterrichts und Prüfungswesens. Unter besonderer Berücksichtigung 
der in jüngster Zeit erschienenen Schriften von B. Fischer, Hell- 
pach, Schwalbe, Aschoff und Er. Meyer nimmt Verfasser 
zu obiger Frage Stellung. Unter Fortfallen des sogenannten „praktischen 
Jahres“ tritt Verfasser für ein zwölfsemestriges Studium ein, von denen 
vier Semester auf die vorklinische und acht Semester auf die nach- 
klinische Zeit entfallen sollen. Für das erste Studienhalbjahr verlangt 
Lubarsch eine Vorlesung über Philosophie (Logik, Erkenntnistheorie), 
ferner eine erste Vorprüfung nach dem zweiten Semester, die die natur- 
wissenschaftlichen Fächer umfassen soll, sowie eine zweite Vorprüfung 
nach dem vierten Semester. In den Ferien nach dem ersten und dritten 
Semester soll Krankenpflegerdienst geleistet werden. Was die weitere 
Ausbildung anbetrifft, so verlangt Verfasser im Gegensatz zu den oben- 
genannten Autoren Vertiefung des theoretischen und praktischen Unter- 
riehts in den Hauptfächern, Beschränkung in den Sonderfächern. Auf 
alle Fälle dürfte die Neuordnung eine Mehrbelastung und keine Ent- 
lastung für die Studierenden sein. Statt des höchstens unter ganz be- 
stimmten Vorschriften beizubehaltenden praktischen Jahres will Ver- 
fasser, ebenso wie Aschoff, Fischer und Meyer, eine „Zwangs- 
famulatur“ (Hilfsassistentenzeit) während der Ferien zwischen den letzten 
Semestern eingeführt wissen, sowie während des klinischen Studiums 
besondere Vorlesungen in Geschichte der Medizin und Psychologie. 
Zum Schluß geht Verfasser noch auf die verschiedenen Vorschläge be- 
treffs der ärztlichen Hauptprüfung ein: im Gegensatz zu den ver- 
schiedensten Autoren will Lubarsch nur die Wiedereinführung der 
Prüfung der Physiologie, da er eine Vermehrung der Sonderprüfungen 
für schädlich hält, und tritt in diesem Zusammenhang für eine Be- 
seitigung der jetzt bestehenden Zusammenhangslosigkeit der Einzel- 


prüfungen-ein. Daß auch die heute als reine Formsache zu bezeichnende 


ärztliche Doktorprüfung dringend reformbedürftig ist, bedarf wohl kaum 
der Erwähnung. 


Nr. 44. Simons (Düsseldorf): Malariaerfahrungen und kritische 
Studien über den Unitarismus. Unter Angabe von Einzelfällen, in denen 
durch Postponieren der Anfälle aus einer Tertiana sich das klinische 
Bild einer Quartana bildete und in denen nie Quartanaparasiten nach- 
gewiesen wurden, sowie auf Grund anderer Beobachtungen glaubt Ver- 
fasser sich gegen den Unitarismus aussprechen und für den Golgi- 
schen Satz eintreten zu müssen, demzufolge den drei klinisch unter- 
scheidbaren Fiebertypen je eine konstante Parasitenart zugrunde liegt. 
Zum Schluß gibt Verfasser ein neues Färbeverfahren zum sicheren Nach- 
weis der Trypanosomen und Halbmonde im dicken Tropfen an. ` 

Forschbach (Breslau): Zur Radiotherapie der Erythrocythämie- 


- Auf Grund der bisherigen Beobachtungen tritt Verfasser dafür ein, in 


jedem Fall von Erythrocythämie Tiefenbestrahlungen der kurzen und 
langen Knochen vorzunehmen. Um jedoch Leukopenien und schwere 


Anämisierungen zu vermeiden, muß gleichzeitig eine stete Kontrolle des. 


Blutbildes erfolgen; die Pausen zwischen den Bestrahlungen sind bei 
beginnender Leukocytensenkung zu verlängern. | 


Hesse (Berlin): Zur Färbung der Guarnierischen Körperchen. 
Verfasser sieht in den Guarnierischen Körperchen eine Erscheinungs- 


‘form des Pockenerregers und keine Abkömmlinge der Epithel- oder 


Leukocytenkerne. Es wird ferner ein Frischfärbungsverfahren angegeben. 


Weil (Berlin): Über Nierenfunktionsuntersuchungen bei diabelischen ° 


‚und postdiabetischen Nierenerkrankungen. Verfasser führt fünf Kranken- 
geschichten an und tritt dafür ein, daß in Zukunft mehr als bisher 
Funktionsprüfungen auch bei diabetischen Nierenerkrankungen YOt- 
genommen werden, deren Befunde in gleicher Weise wie bei nicht- 
diabetischen Krankbeitsfällen zu verwerten seien. Was Diagnose und 


Prognose der diabetischen Nierensklerose betrifft, so sind sie den 
nichtdiabetischen gleichzusetzen. 


Kornitzer (Wien): Zur Kenntnis der Pleuratumoren: Leiomyom 
der linken, Endotheliom der rechten Pleura. Es wird ein Fall beschrieben, 


in dem gleichzeitig zwei verschiedene Tumoren in beiden Pleurahöblen 
vorkamen. W. Lasker. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 44. 


r EEE S ee 2 


Rud. Th. v. Jaschke: Die Behandlung der akuten puerp% 
ralen Uterusinversion. Die teilweise oder vollständige Umstülpung des 
Uterus in der Nachgeburtsperiode — sei es vor, sei es nach Ablösung 
der Placenta — zählt zu den gefährlichsten Komplikationen der Ge- 
burt. Jede frische puerperale Uterusinversion soll daher sofort te- 
poniert werden. Zeigt das invertierte Organ Zeichen beginnender 
Gangrän, was freilich in frischen Fällen kaum jemals zutreffen dürfte, 
oder besteht sonst ein schwerer Infektionszustand, dann muß die vaginale 
Totalexstirpation mit folgender Drainage vorgenommen werden. 

Gerhard Denecke (Greifswald): Fünf atypische Fälle von 
Erythema nodosum. Es handelt sich um fünf junge Mädchen, die eine 
| seltene Übereinstimmung des atypischen Befundes zeigten. Ungewöhr- 

lich war die Beschränkung der Hautaffektion auf die untere Tibia- 
kante. Es fanden sich im unteren Drittel der Unterschenkel an der 
Streckseite -dicht über dem Knöchel rot und blaurot verfärbte nn 
Völlig atypisch waren auch der chronische, fast fieberlose Verlauf un 
die geringe Druckschmerzhaftigkeit. Alle fünf Kranken hatten eimen 
Befund am Herzen, der auf eine Affektion des Endokards hindeutete. 
Herbert Meyer-Estorf (Charlottenburg-Westend): Vie 
Vakuolenbildung in den Leukocyten bei symptomatischer Purpura (œ 
gleich ein Beitrag zur Leukocytenlehre Arneths). Mitteilung eines Falles 
von umfangreicher vakuolärer Degeneration der Leukocyten 12 vivo, 
die, zum Unterschied von ähnlichen Veränderungen in abgestorberai 
Zellen, eine relativ seltene Erscheinung ist. (Sie ist wiederholt 9° 
myeloischer Leukämie beobachtet worden.) 


Paetsch (Stettin): Bine eigenartige Meningitisepidemie. Bei 


80 bis 100 Kranken mit den Symptomen der Meningitis konnten DIE 
mals Meningokokken nachgewiesen werden. 


l 


Abscedierung (in dem einen Eiterausstrich fanden sich zahlreiche säure- 


| Diabetes (5 bis 8% Zucker), der dadurch bemerkenswert war, daß 


erreicht hätte. Aus dem Gros der leicht verlaufenden, bald latent 
werdenden Tuberkulosen ist eben ein höherer Prozentsatz dadurch aus- 


, des Abflusses in den Schlemmschen Kanal durch Verstopfung der Poren 


——— in 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 1209 


93. November. 


Julius Bauer (Wien): Blutdruckwirkung des Adrenalins. Po- 


lemik gegen Kurt Dresel. 
Kurt Dresel (Berlin): Erwiderung auf den vorstehenden 


Artikel. 
| B. Brünecke (St. Andreasberg): Erfahrungen nach prophylak- 
tischen Injektionen des F. F. Friedmannschen Tuberkulosemittels. Bei 
fünf Kindern (8 bis 15 Jahre) entwickelte sich nach einer Injektion 
(von 0,5 ccm schwach) in die Streckseite des Unterarms allmählich 
ein festes Infiltrat entlang dem Stichkanal bis zu dessen Grunde; weiter- 
hin breitete sich dann dieses Infiltrat um den Stichkanal herum in den 
oberen Hautschichten bis zu etwa Zweimarkstückgröße aus. Es wurde 
auch nach und nach recht druckschmerzhaft. Diese Infiltrate bestehen 
zurzeit vier bis sechs Wochen. In zwei Fällen kam es sogar zur 


infantilen Glaukoms durch Behandlung der Grundkrankheit, der ex- 
sudativen Diathese, sollte versucht werden. | 
Wandel (Leipzig): Über Nitrobenzolvergiitung im Felde. Nach 
einem in der Medizinischen Gesellschaft am 29. Juli 1919 gehaltenen 
Vortrage. 
W. Kruse (Leipzig): Freiheit der Presse und Freiheit der Wissen- 
schaft. Polemik gegen Schwalbe in Sachen des Friedmann- 
schen Tuberkulosemittels. | F. Bruck. 


Zentralblatt für innere Medizin 1919, Nr. 44. 
Grund: Über Hämatoporphyrie mit Polyneuritis. Ein 26jähriger 
Ersatzreservist erkrankte mit schweren Schmerzanfällen im Bereich 
des Unterleibs, die zunächst für eine Apendieitis gehalten wurden, bei. 
der Opsration fand sich ein gesunder Wurmfortsatz. Die Schmerz- 
anfälle . wiederholten sich in unregelmäßigen Pausen, waren mit 


feste Stäbchen, in der Form Tuberkelbaeillen ähnlich und ohne Zweifel 
die injizierten Friedmannschen Bakcillen). 

Koslowsky (Berlin-Lichtenberg): Aus der Praxis. Berichtet 
wird über einen Fall von Plaut-Vincentscher Angina, 
deren Erreger durch Kontaktinfektion gleichzeitig eine Affektion des 


und der Entleerun eballten. gelberünen Auswurfs verbunden. Ein. 
Afters erzeugt hatten, ferner über einen Fall von kindlichem ee , gelber 


dunkelbrauner Farbstoff im Harn wurde als Porphyrin durch die 
von Hans Fischer angegebene Methode identifiziert. Vier An- 
fälle, in deren letztem der Kranke starb, wurden vom Verfasser 
beobachtet, drei weitere sind aus den hervorgehenden Krankenblättern 
zu entnehmen. Neben den Anfällen bestanden chronische schlaffe atro- 
phische Lähmungen mit Entartungsreaktion. Die Anfälle glichen dem 
Symptom einer akuten Vergiftung, die viel Ähnlichkeit mit der chro- 
nischen Bleivergiftung hat. Als das supponierte Gift kann am ehesten 
das Hämatoporphyrin angesehen werden, für dessen periodische Bil- 
dung allerdings wieder keine Ursache bekannt ist. Für die-Entstehung 
des Hämatoporphyrins aus gesteigertem Abbau des Hämoglobins spricht 
die bei der Autopsie gefundene starke Eisenablagerung in Leber und 


Milz. W. 


die Mutter des Kindes an primärer perniziöser Anämie litt, 
sodaß der Verfasser an eine erbliche Veränderung der Keimanlage 
denkt. Diese perniziöse Anämie wurde mit Durchfällen ein- 
geleitet. Diesen Beginn mit Durchfällen hat der Verfasser 
einige Male auch bei Basedowscher Krankheit gesehen, ohne 
daß sonst ein Symptom diese Erkrankung andeutete. Zweimal bestanden 
fast unheilbare Diarrhöen, bei denen nur ÖOvarienpräparate 
halfen. Ä 

Hollborn (Leipzig): Eine neue Methode zur Lösung und Ver- 
wendung von Eosin-Methylenblau. An Stelle des zur Lösung der Farb- 
stoffe verwandten Methylalkohols, dessen Fabrikation infolge der Kohlen- 


not jetzt daniederliegt, empfiehlt der Verfasser heißes Glycerin. 
° | F. Bruck. 


Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 43. 

Viktor Hacker: Excision des ungespaltenen Ganges der 
ischio-rectalen Fistel und primäre Naht behufs Vermeidung der Incontinenz. 
Das Verfahren besteht darin, daß der geschlossene Fistelgang im ganzen 
von einem die Fistelöffnung umkreisenden Schnitt aus und von einer 
trichterförmig sich vertiefenden Wunde bis hinein in das Rectum im 
Gesunden ausgelöst wird. Längs einer geknöpften Hohlsonde wurde 
ein Silberdraht durch die Fistel geleitet, sodaß der ganze Fistelgang 
über den Draht gezogen und angespannt war. Die ganze Wunde wurde 
von der Tiefe bis zur Haut ohne Drainage vernäht. K. Bg. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 44. 


| B. Heine: Über die otogene Pyämie und Sepsis. Nach einem 
am 23. Juli 1919 in München gehaltenen Fortbildungsvortrage. 

M. Brandes und C. Mey er (Kiel): Die Bedeutung von Nerven- 
verlagerung und Gelenkstellung für die Ermöglichung primärer Nerven- 
naht. Um die Nervenenden durch die Naht aneinander zu bringen, 
muß man häufig besonders günstige, den betreffenden Nervenstamm 
möglichst entspannende Gelenkstellungen vornehmen oder durch Ver- 
lagerung des Nervenstammes eine Wegverkürzung herbeiführen. Die 
Bedeutung dieser beiden Methoden wird an Leichenversuchen ausführ- 
lich geschildert. 

J. E. Kayser-Petersen (Frankfurt a. M.): Über die Be- 
ziehungen zwischen Grippe und Tuberkulose, mit besonderer Berück- 
sichtigung der Entstehung centraler Lungentuberkulose nach Grippe. Be- 
ginnende Spitzenprozesse und gutartige cirrhotische Fälle werden im 
allgemeinen von einer hinzutretenden Grippe nicht beeinflußt, während 
es bei schweren Fällen danach zu einer verhängnisvollen Wendung zu 
kommen pflegt. Neuerkrankungen an Lungentuberkulose, das heißt 
Manifestwerden latenter, vorher nicht nachweisbarer Tuberkulose wird 
auch nach Grippe beobachtet. Dabei lassen die physikalischen Unter- 
suchungen und vor allem das Röntgenbild eine bemerkenswerte cen- 
t Tale Lokalisation deutlich erkennen. (Die Grippe geht eben mit 
einer erheblichen Anschwellung der mediastinalen Lymphdrüsen einher, 
die noch längere Zeit anhalten kann und einen Locus minoris resistentiae 
für die Ansiedlung oder Ausbreitung der Tuberkulose bildet.) 

Georg B.Gruber (Mainz): Zur Tuberkulosemortalität während 
des Krieges. Der Verfasser fand, daß in dieser Zeit bei seinen Obduk- 
tionen die Zahl der latenten Tuberkulosen die Zahl der zur 
direkten Todesursache gewordenen Tuberkulose nicht einmal 


Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 43. 


Ernst Engelhorn: Zur Frage der Kriegsneugeborenen. Aus 
den in Jena gesammelten Geburtsgeschichten während der Kriegszeit 
ließ sich zeigen, daß trotz bester Ernährungsverhältnisse der Mütter 
zu kleine und zu leichte Kinder geboren werden können, daß also 
Fruchtentwicklung und mütterliche Ernährung nicht miteinander in 
Zusammenhang stehen, dagegen ließ sich feststellen, daß die in Frage 
kommenden ‚Väter durch den Krieg gelitten hatten. Es wäre daher 


lichen Seite zu rechnen. K. Bg. 


Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 1919, Nr. 20. 


Deycke (Lübeck): Die Bekämpfung der Tuberkulose mit Partial- 
antigenen. Alle Stoffe, die sich bei der. Aufschließung der Tuberkel- 
ba£illen ergeben, haben antigene Eigenschaften. Praktisch geprüft am 
Menschen werden nur folgende drei Partigene: ein alkohollösliches, 
ein ätherlösliches und ein unlösliches, deren Wirkungswert sich wie 


Reaktionen bei Intracutananwendung voneinander verschieden. In ihrer 
diagnostischen Bedeutung verhalten sich die Partigene nicht anders 
als das Tuberkulin: nur im Kindesalter hat der positive Ausfall der 
Probestiche, im späteren Leben nur der negative beschränkten Wert. 
Prognostisch ist eine einmalige Intracutanprobe nicht verwertbar, da- 
gegen spricht bei wiederholter Prüfung der Hautempfindlichkeit ein 
ständiges Sinken des Titers für einen ungünstigen Krankheitsverlauf. 
und umgekehrt. Bei der Behandlung wird jetzt, um der Gefahr einer 
Antigenüberlastung zu entgehen, für alle Partigene eine schematische 
Anfangsdosis empfohlen. Weiterhin führen tägliche steigende Ein- 
spritzungen am sichersten und schnellsten zum Ziele; hierbei werden 
auch die schädlichen anaphylaktischen Wirkungen ausgeschaltet, Die 


gefallen, daß diese Fälle neuerdings florid wurden und bedeutend 
häufiger als früher, und auch schneller zum Tode führten. 

Rohr (Halle a. S.): Infantiles Glaukom und exsudative Diathese. 
Mitteilung eines Falles. In ähnlicher Weise, wie bei der exsudativen 
Diathese entzündliche Prozesse an Haut und Schleimhäuten 
vorkommen, ist ihr Auftreten auch im Auge denkbar, und zwar in 
Gestalt einer obturierenden Iritis, bei der die mechanische Verhinderung 


des Ligamentum pectinatum mit feinst verteiltem, klebrigem Material 
erfolgt, In Fällen von infantilem Glaukom sollte man in Zukunft nach 


s 


Manifestationen exsudativer Diathese fahnden. Eine Beeinflussung des 


Fieber, allgemeinen heftigen Nierenreizerscheinungen, Magensymptomen ` 


möglicherweise mit einer Schädigung des Keimplasmas von der männ- 


10:1:10000 verhält. Auch qualitativ sind die entstehenden lokalen - 


TE u a 


eo, 


ad-an 
BE nn 
AF 7 
= 


u 
t 
: 
í 
i 
$ 
a t p 
. 
i " 1 \ 

. T 

] 

E i Ye 

| i í i 
w } 
t i { 
4) RR: H TE 
u E) \ 
. \ 
- $ I 
* 
, i 
4 N ` n I 
b 
. 
n 4 $ 
4 
: hi 
i j Ki 
4 
j í 
Ei 
4 
a L 
. E $i 
r 17 í 
$ 7 li 
PE A ` i 
113 j 
i RO k 
Wu 
i \ 
“ A, (} 
$ 4 $ 
Ei : : t 

*, i t 
P > 
s \ 

(i oi 47 

i ‘ 

W Í 
ARE l 
Pay 4 H 
E { i 
tS i i 

? : 
Aa 1% $ 
r i i 

r+ 

a2 mE 

M - u 

FI at íl 
Arpad a Es f? 

‘ \ T 

i ` u 
"Y t f 

1 25 l4 t 

‘ me 

i 

N \ 1] 

UER 2 An ir) 
{ EF - } 
NE 155 5 

stijd n 
TH ‚a 
å na 
2, E 
h ar 
ee.‘ KR \ 
| e 5 
i 
VB i i 
N T. 
0 4 
U h j s 
4 sal 
WE ERT: t 
' pe Br. k 
- . 
SART b 3 
t r. 0 
i we’; ` 
à G a 
P R f à 
t t A 
LAF h ‚@ Er 
j 1 

ho Di: Ar n 
p v Wy 
Fi > i E d 

DIR ENS w 

<TH i : FAZE 

iM MERREM 

` r 

S POQ ig 

r f < “2 

„(L 5 ++ 

{ 2 a 
a‘ 

Br |- S 

N fi i AÀ 
= u’ 
N, si y 
“; 4 
= = j 
A {3 
> INT é y 
r i „ug 
’ F zs 
Ta > 

Aat 1U _- 

BruRT TG P i 
i j i 4 

P, 
0 i 
$ 
- e x 
B 
i * 
totel j 
j -3 
TX 
TR. 
s x 
PE b4 
. E "i 
A HE 
< ~j tz 
ERs, u 
4 ; m I 
fi 
$ ke l4 
Pg p - 
; { 
urn 
es $ 
a aF ye 
i 
4 $ 
P v 
_ 
. 
h 


. = Es 
3 ~ rt 
z -shiy 
EE E bea 


offenen Tuberkulösen noch 77°% arbeitsfähig, von 70 geschlossenen 


TA 


1210 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. Er 23. November. 


> 4 ©“ 
De 
y ur m 
A Y r í 


E ER Re 

einzige Schwierigkeit des Verfahrens besteht darin, rechtzeitig aufzu- | eine hämorrhagische Nephritis, Ikterus und Boa a 
a 
Isc 


hören. Jeder Fall hat zweifellos seine bestimmte optimale Dosis, deren 
Erreichung am Eintritt der sogenannten Grenzallgemeinreaktionen zu 
erkennen ist. Bei'schweren Fällen mit geringer Reaktivität sind diese 
allerdings oft unzuverlässig. In einer Statistik, die 637 Patienten ver- 
schiedenster Tuberkuloseformen umfaßt, stehen neben 84 % Besserungen 
beziehungsweise Heilungen 16% Mißerfolge bei insgesamt 35 Todes- 
fällen. Ein günstiges Feld für das Heilverfahren bildeten insbesondere 
Drüsentuberkulose, Weichteilfisteln, Knochen- und Gelenktuberkulose. 
Weiter reagierten Urogenitaltuberkulose, Bauchfelltuberkulose, Pleuritis 
exsudativa oft ganz auffallend gut und ließen sich zuweilen mit einer 
Spritzkur zur Ausheilung bringen. Von den Lungentuberkulosen hatten 
die eirrhotischen Formen die besten Erfolge, — Mit Hilfe der Landes- 
versicherungsanstalt der Hansastädte wurden die geeigneten Lungen- 
kranken erst in geschlossener Anstalt, dann ambulant specifisch be- 
handelt und zwei Jahre lang alle sechs Wochen nachuntersucht und 
gespritzt. Unter 109 so Behandelten waren nach zwei Jahren von 33 


ritis und später Pleuraempyem an. ` Durch zweimalige ‘bakteriolog i 
Untersuchung wurde im Pleuraeiter ein influenzaartiges Stäbchen in 
Reinkultur konstatiert. Zar. 
Schnyder: Über die Auslösung des Schluckretlexes vom Auge . 
aus und dessen diagnostischen Wert. Das Strebelsche Postulat, den 
Schluckreflex mit der Hornhautsensibilität, speziell mit deren Störung 
beim Herpes corneae in gesetzmäßige Relation zu bringen, wird ab- 
gelehnt. Der Reflex tritt relativ selten und unregelmäßig auf und ist 
wegen seiner psychischen Bedingtheit und Abhängigkeit von anderen 
Reflexvorgängen diagnostisch oder prognostisch nicht zu verwerten. 


Nr. 38. Lüdin: Regionärer Gastrospasmus bei Cholelithiasis. 
In zwei Fällen wurde die röntgenologisch gestellte Diagnose des regio- 
nären Gastrospasmus durch die Operation bestätigt und als Ursache 
eine Cholelithiasis festgestellt. Die Choleeystektomie brachte beidemal 
Heilung. Die Kenntnis des Röntgenbefundes beim regionären Gastro- 
spasmus ist deshalb besonders wichtig, weil das Bild mit dem’ des 
Careinoms an der Pars praepylorica sehr leicht verwechselt werden 
kann., In fraglichen Fällen kann allein auf Grund des Röntgenbefundes 


die Diagnose nicht gestellt werden, sondern ist eine Probelaparotomie i 
angezeigt. x a 


noch 93%. — Die Vereinfachung, die dem Partigenverfahren in den 
letzten Jahren gegeben werden werden konnte, erlaubt es, diese spe- 
cifische Behandlung der Tuberkulose zum Gemeingut des praktischen 
Arztes werden zu lassen. 

Schlomer (Charlottenburg): Seelenstörung und Revolution. 
Jede Massenbewegung birgt einen pathologischen Kern in sich. Sie 
ist nur möglich, wenn die Masse 'fanatisiert ist, sich also im Zustande 
gesteigerter Affekterregbarkeit befindet. Die Bedeutung des Affekt- 
lebens ist in unserem Zeitalter ‘unterschätzt worden, und in keinem 
anderen Lande wie in Deutschland ist die Erziehung so konsequent 
auf die Unterdrückung der affektiven Itegungen gerichtet. Nur auf 
den Erwerb von Kenntnissen wird Wert gelegt, wodurch die gemüt- 
liche Ansprechbarkeit verkümmert. — Zwecks psychiatrischer Betrach- 
tung der Revolution werden vom Verfasser mehrere Persönlichkeiten 
an Hand der Krankengeschichten skizziert. Drei davon, schwere 
Psychopathen, sind führende Mitglieder der extremsten Parteien (!). 
Schlomer glaubt annehmen zu müssen, daß sich unter den radikalen 
Führern der extremsten Parteien, abgesehen von den Geisteskranken, 
fast ausnahmslos Psychopathen befinden, deren charakteristische Bigen- 
art sich in einem Mißverhältnis zwischen Gefühl und Verstand doku- 
mentiert. So wertvoll dieser Typus als Künstler und Erfinder sein 
kann, so verderblich ist seine Wirkung in der Politik. — Der Krieg 
hat einen Zustand der gesteigerten Affektspaunung und Suggestibilität 
geschaffen, wodurch die Umsetzung von Affekten in Willenshand- 
lungen von wesentlichen Hemmungen befreit wird. Dies die Voraus- 
setzung der Verwirklichung revolutionärer Ideen durch Bekämpfung 
der bestehenden Ordnung. Den letzten Anstoß hat die Enttäuschung 


Nr. 40. Strebel: Zur Frage der Heilbarkeit bei Verstopiung < 
der Arteria centralis retinae durch Embolie. Ein Fall von inkomplettem 
embolischen Verschluß der Arteria eentralis retinae infolge einer alten 
Endokarditis kam nach Punktion der Vorderkammer unter Massage, 
Druckverband, Pilocarpin zur Heilung. 

Ryhiner: Peritendinitis der Achillessehne als Metastase von 
Angina. Bei einem Bataillon traten innerhalb von 14 Tagen 17 Fälle 
von Peritendinitis bei Leuten auf, die gar keine Marschleistungen 
hinter sich hatten und bei denen jeder Anhaltspunkt für die gewöhn- 
liche Entstehungsursache fehlte. Alle Erkrankten zeigten aber gleich- 
zeitig die Erscheinungen einer bereits in Abheilung begriffenen katar- 
rhalischen oder lacunären Angina, oder sie waren kurz vorher wegen 
Halsentzündung in Behandlung gewesen. | bo 


| I 


Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie 1919, Bd; 


HREIEDISES: 


Forster: Agrammatismus (erschwerte Satziindung) und Mangel 
an Antrieb nach Stirnhirnverletzung. Die Analyse eines Falles von 
Stirnhirnschußverletzung führte zu folgenden Ergebnissen: Mangel an AN- 
trieb mit kataleptischen Symptomen kann Folge von Stirnbirnverletzung 
sein, als spezielle Lokalisation muß die Mitte der ersten und zweiten 


über den nicht zu gewinnenden Krieg gegeben. Die Revolution ist 
eine durch die seelischen Erschütterungen des Krieges ausgelöste 
psychische Erkrankung. Die Krankheit gehört zur Gruppe der reak- 
tiven Affektstörungen, Die Prognose ist günstig, denn Affektsteige- 
rungen pflegen abzuklingen. So ist mit Sicherheit zu erwarten, daß 
die Auswüchse der Revolution verschwinden werden, und unser Volk 
einer neuen Gesundheit und Verjüngung seiner Kraft entgegengeht. 


Hans Meyer (Berlin). ° 
Korrespondenzblatt für Schweizer Ärzte 1919, Nr. 35 bis 40. 


Nr. 35. Henschen und Nager: Die paranasale Operation des 
Hypophysistumors nebst Bemerkungen zur Chirurgie der Schädelbasis. 
Nach ausführlicher Schilderung-der Geschichte der Hypophysenchirurgie 
wird eingehend über einen Fall von Akromegalie, der mit bestem Er- 
folg nach der Chiarischen paranasalen transethmoidalen Methode 
operiert wurde, berichtet. Zum Schluß wird ein Überblick über die 
chirurgische Gesamtpathologie der Hypophyse gegeben. à 

Nr.37. Schirmer:. Zur Frage der subcutanen oder retro- 
peritonealen Ascitesdrainage. Verfasser konnte über mehrere Jahre den 
Verlauf einer subcutanen Ascitesdrainage beobachten. Es zeigte sich, 
daß sich das Unterhautzellgewebe der vorderen Bauchwand für eine 
solehe Dauerdrainage nicht eignet, sondern daß von der Ableitung 
einer Ascitesflüssigkeit in das Retroperitoneum und das Subcutangewebe 
‘der. Lendengegend aus allgemein pathologischen und kosmetischen 
Gründen mehr zu erwarten ist, | 

Burckhardt: Iniluenzaartige Stäbchen als Eitererreger. Bei 
einem Säugling, der ohne vorausgehende influenzaartige Erkrankung 

an eitrigen Affektionen erkrankte, wurden aus dem Eiter im Ellbogen- 
‚gelenk und später im Absceß am Hüftgelenk bakteriologisch influenza- 
„artige Stäbchen nachgewiesen. Bei dem anderen Fall, einem 44jährigen 
Mann, schloß sich an eine phlegmonöse Schwellung des Hypopharynx 


Stirawindung angenommen’ werden. Störung der grammatischen Aus- 


drucksfindung sowie des grammatischen Verständnisses kommt als 


isoliertes Ausfallssymptom des Stirnhirns-vor. Es handelt sich um die 


Störung einer höheren sprachlichen Stufe. ‘Der expressive Agram 
matismus ist mit der gestörten Wortfindung in Parallele zu setzen, der 
impressive Agrammatismus mit dem gestörten Wortlautverständnis, Die 
Störungen sind in den Bahnen zwischen dem Gebiete des nichtspradh- 
lichen Denkens und den Engrammen der Satzformeln gelegen. Die 
agrammatischen Störungen sind wahrscheinlich auf eine Verletzung des 
Stirnhirns in der Nähe der Brocaschen Stelle zurückzuführen. | 
Seelert: Die psychischen Erkrankungen nach akuter Kohlen- 
oxydvergiftung. Nach dem Erwachen aus der Bewußtlosigkeit tritt der 
Korsakowsche Symptomenkomplex häufig in Erscheinung. Ab Ri 
erscheinung ist Affektstumpfheit und Herabsetzung der Initiative fest- 
zustellen, dazu kommen lokalisierbare, cerebrale Symptome, wie Apraxl® 
und Aphasie, häufig auch Unfähigkeit zur Orientierung im Raum in 
manchen Fällen beobachtet man nach der Vergiftung ein symptom 
freies Intervall. Als anatomische Grundlage sind Blutungen und Br- 
weichungen anzunehmen. ps px e x ll 
Knapp: Die Epilepsia spastica. Verfasser beschreibt einen Fa 
von Epilepsie mit Muskelrigidität. Vorübergehend waren Bußklonu; 
und Babinski vorhanden. Verfasser nimmt nicht eine zufällige Kom- 
plikation mit einem Gehirnleiden an. Ähnliche Fälle seien von Voisin 
und Ziehen beschrieben. ey IE Die 
Forster: Die psychischen Störungen der Hirnverletzten. wi 
Symptome der Kriegshirnverletzungen bieten anderen Hirnverletzung®” 
gegenüber keine Besonderheiten. Sie setzen sich zusammen ABB 
und Allgemeinsymptomen. Die Bewußtlosigkeit ist oft als em pac 
symptom, das heißt als eine Schädigung der Medulla oblongata 2 


| zufassen. Bei langsamer Aufhellung entsteht das Bild der Wall 


tischen Psychose. Die allgemeinen Erscheinungen kommen dureh IT" 
druck zustande, der auf Meningitis serosa, Blutungen, infektiöse SI 
zesse, Hydrocephalus und eitrige Meningitis zurückzuführen. ist. | 


- 


ne. 


Digitized- by QORI ö 


u } 
A be E 


Le 


. 28. November. -` 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 
Ts ———— 


amnestische Symptomenkomplex ist die häufigste Psychose bei einfachem | Ikterus daselbst; gerichtet hat. Er konnte hierdurch acht Serien von 


Hirndruck; Erregungszustände und Delirien kommen mebr bei in- 


fektiösen Prozessen und Blutungen vor. Die Herdsymptome geben der. 


traumatischen Psychose das Gepräge. Besonders charakteristisch ist: 


das parieto-oceipitale Syadrom und das durch Mangel an Antrieb 


"charakterisierte frontale Syndrom, das der Dementia praecox ähnliche 


Zukunftsbilder erzeugen kann. Die traumatische Epilepsie tritt meistens 


erst nach einem halben Jahre in Erscheinung, sie kann zu den bekannten 
psychischen Störungen führen. Die affektiven Störungen im End- 


stadium führt Verfasser auf den Ausfall bestimmter Vorstellungsreiben 


infolge der Herdläsionen zurück. Ein einheitliches Krankheitsbild der 


traumatischen Demenz existiert nicht. Von den organisch bedingten . 


Störungen sind die hysterischen Reaktionen der Hirnverletzten streng 
zu trennen. | 


Cohn: Über gehäufte kleine Anfälle bei Kindern. Es handelt 
sich um heterogene Zustände: epileptische Absenzen, epileptisch-spas-. 


mophile Absenzen, hysterische. Absenzen, spasmophile Absenzen, en- 
dogen-nervöse Absenzen, Absenzen unbekannten Ursprungs. Auch bei 


Erwachsenen kommen, allerdings sehr selten, gehäufte Absenzen vor, 
die sich nicht der Epilepsie oder Hysterie zurechnen lassen. Sie bilden 
den Ausdruck einer nervösen Degeneration und psychopathischen Kon- 


stitution. 


Henneberg: Zur Irrengesetzgebung. Verfasser teilt in einem 


’Zivilprozeß ergangene gerichtliche Entscheidungen als Material für die 
Die Entscheidungen zeigen, 


daß zurzeit ein Arzt, der einen nicht entmündigten, volljährigen, nicht 


‚Schaffung eines Reichsirrengesetzes mit. 


im engeren Sinne gemeingefährlichen Geisteskranken in eine Privat- 
irrenanstalt einweist, beziehungsweise in einer solchen zurückhält, sich 
auch bei Befolgung der Ministerialverfügung vom 26. März 1901 


` der Gefahr einer strafrechtlichen Verfolgung wegen Freiheitsberaubung. 
beziehungsweise einer Schadenersatzklage aussetzt. 


Nach den mit- 


geteilten. Gerichtsentscheidungen existiert ein Gesetz, das die Inter- 
nierung nicht entmündigter, nicht gemeingefährlicher Geisteskranker 
regelt, nicht. Der Ministerialerlaß ist kein Gesetz und kann nicht ein 


‚solches ersetzen. Eine Internierung ist objektive Freibeitsberaubung. 


Verfasser weist auf das Unhaltbare dieses Zustandes hin. Als Muster 
eines Irrengesetzes wird das badische Gesetz von 1910 empfohlen. 
Sittig: Über ein besonderes Rückenmarkssyndrom nach Schuß- 


verletzung (Monoplegia spinalis spastica superior). 
mehreren Fällen nach Schußverletzungen des Rückenmarks spastische 


Schwäche eines Armes. Einigemal bestand daneben eine Sensibilitäts-. 


störung an der Ulnarseite des paretischen Armes. Das Syndrom kann 
sich aus verschiedenen Krankheitsbildern (Hemiplegie, Brown-Séquard) 


entwickeln, aber auch primär vorkommen. | 


Bonhöffer: Zur Frage der Schreckpsychosen. Als direkte 


Schreckfolgen sind anzusehen: die bekannten Erscheinungen von seiten: 
der Psychomotilität und des Vasomotoriums, der Bälzsche Schreck- 


stupor, die Neigung zur Abspaltung von Bewußtseinsvorgängen im 
Sinne von organischen Dämmerzuständen. Diese Dämmerzustände sind 
von kurzer, wenige Tage meist nicht: überschreitender Dauer. Die 
hysterischen Dämmerzustände nach Schreck sind keine reine Schreck- 
folgen, hier wirken fixierende, suggestive Vorstellungen (Wünsche) mit. 


Schneider: Über reaktive Manie und Angstmanie. Verfasser 


beschreibt reaktive Zustände von manischer Erregung, ferner Angst- 
zustände, die durch motorische Lebhaftigkeit und krampfhafte Lustig- 
keit ausgezeichnet sind. R. Henneberg. 


Aus der neuesten Skandinavischen Literatur. 


Strandberg und Hedenius (Stockholm) beschreiben einen 
Fall charakteristischer Hautveränderungen bei gonorrhoischer Arthritis. 
Es handelte sich um eine gonorrhoische Keratodermie, eine äußerst seltene 
Erkrankung, von welcher im ganzen 84 bis 88 Fälle bekannt sind. Sie 
tritt nur in sehr schweren Fällen auf; die Hautveränderungen sind an 
den unteren Extremitäten lokalisiert, sind entzündlicher Natur und 
haben die Neigung zur Parakeratose, daher die Bezeichnung der 
Krankheit als Keratodermie nicht zutrifft. Der Zusammenhang mit der 
gonorrhoischen Infektion ist noch nicht klargestellt, und auch der be- 
schriebene ‚Fall, der tödlich endete, gibt hierüber keinen Aufschluß. 
(Nord. med. archiv. Bd. 51, H. 6.) | 
Über das Wesen des Icterus catarrhalis mit besonderer Berück- 
Sichtigung der Inkubationszeit der epidemischen Formen desselben hat 


` Folke. Lindstedt (Stockholm) insofern Nachforschungen an- 


gestellt, daß er in allen Fällen von anscheinend gewöhnlichem Icterus 


- catarrhalis, .die eine bestimmte Zeit vor der Erkrankung aus einem 


fremden Orte gekommen sind, es handelte sich zumeist um eingerückte 
Soldaten, in letzterem briefliche Anfragen über das Vorkommen: von 


Verfasser sah in 


OR Re! 


Fällen aufdecken, in denen die einzelnen Fälle -sicherlich ätiologisch 
miteinander in Zusammenhang gebracht werden können. Die Inku- 
bationszeit der einzelnen Fälle betrug 14 bis 28 Tage. Aüch andere 
klinische Momente sprechen für den infektiösen Charakter des epide- 
mischen Ikterus; es ließ sich z. B. in einer Serie eine dauernde Im- 
munität bereits vorher Erkrankter nachweisen. In Analogie mit der 
Parotitis epidemica ist die Bezeichnung Icterus catarrhalis epidemicus 
den Tatsachen nicht entsprechend, klinischer Verlauf und epidemio- 
logisches Verhalten lassen eher die Bezeichnung Hepatitis epidemica 
zu und auch der gewöhnliche sporadische Icterus catarrhalis ist nur 


eine in ihrem Auftreten vom epidemischen Ikterus verschiedene Form 


desselben. Auch hier ist der Ikterus nur die Folge einer durch All- 


gemeininfektion hervorgerufenen Hepatitis. (Nord. med.archiv:Bd.51,H.6.) 


. Einen Fall hochgradiger. Ödembildung als Hauptsymptom einer 
Kachexia strumipriva beobachtete Knud Faber (Kopenhagen). Zwei 
Jahre nach der Exstirpation eines degenerierten Struma aller. drei 
Lappen kommt es zu hochgradiger Ascitesbildung, welche im Laufe 
eines Jahres zwölfmal zur Punktion zwingt. Systematische Thyreoidin-. 
behandlung bringt den Ascites zum Schwinden, zugleich werden auch 


andere myxödematöse Symptome, welche das Krankheitsbild nicht so 


beherrschen, behoben. (Ugeskrift f. läger 1919, Nr. 15.) 
Die Zahl der roten Blutkörperchen in verschiedenem Alter und 


unter verschiedenen Verhältnissen untersuchte neuerdings H. L. Bing 


(Kopenhagen). Die Mittelzahl beträgt 5,5 Millionen bei Männern, 4,5 


bei Frauen, doch gibt es physiologische Schwankungen in weiten 
Grenzen bis zu einer Million, ja bei nicht sehr genauen Zählungen noch 


mehr. Die roten Blutkörperchen sind im Gefäßsystem ungleichmäßig . 


verteilt; Proben, die von verschiedenen Stellen genommen sind, weichen 
bedeutend voneinander ab. Dieses Verhalten spielt sicherlich eine Rolle 
bei derjenigen Hyperglobulie, die man bei älteren Leuten und Alko- 
holikern öfter vorfindet. (Ugeskrift f. läger 1919, Nr. 38.) | 
Jobann Mygge (Kopenhagen) machte durch eine Reihe von 
Jahren meteorologische Beobachtungen, um einen Zusammenhang 


zwischen dem Auftreten gewisser, zumeist als rheumatisch benapnter 
Neurosen und den atmosphärischen Veränderungen zu ergründen. Er- 
‘kommt zum Schluß, daß es nicht so sehr die Luftdruckschwingungen 
'sind, welche die Anfälle hervorrufen, als eher gewisse Veränderungen 
in dem elektrodynamischen Zustand der Luft, die sich in den durch _ 


das Elektroskop zu beobachtenden sogenannten Konvektionsströmen 


äußern, sodaß man nicht von sogenannten Barometer-, sondern eher - 


von Elektrometermenschen sprechen "sollte. Systematische Beobach- 
tungen nach dieser Richtung sind wohl notwendig, um die Lehren von 
dem elektrischen Zellenleben zur Reife zu bringen und eine für die 


Medizin fruchtbringende elektrodynamische Theorie zu schaffen, deren 
 Richtungslinien bereits in gewissen Erfahrungen und Betrachtungen 


verstreut sich vorfinden. Beobachtungen während der letzten Influenza- 
epidemie haben die Annahme bestätigt, daß bei ihrem Entstehen und 
ihrer Ausbreitung die wechselnden. meteorologischen Konstellationen 
mit spezieller Rücksicht auf die elektrischen Schwingungen in -der 


Atmosphäre eine wesentliche Rolle gespielt haben. (Ugeskrift f. läger 


1919, Nr. 31.) 'Klemperer (Karlsbad). 


- à 


Therapeutische Notizen. 


Über die Anwendungsweise der Digitalispräparate berichtet 
.Cloetta. Bei der chronischen Digitalisbehandlung, wo es auf ge-' 


naue Dosierung ankommt, ist es wichtig, das Digalen (auf welches 
Mittel im speziellen sich die Mitteilungen beziehen) nüchtern zu ver- 
abreichen. Durch die Einwirkung der HCl auf. die Digitalisglykoside 
entstehen chemische Körper, welche die Herzwirkung nicht mehr be- 
sitzen, dagegen aber sehr toxisch für das Nervensystem sind, Man 


. kommt bei dieser Anwendung mit wesentlich kleineren Mengen aus, 
auch treten selbst bei chronischem Gebrauch Magenreizungen. sehr 


selten auf, da das Digalen nüchtern verabreicht nur zirka 15 Minuten 
im Magen verbleibt. Als Vehikel wählt man ein kühles oder warmes 
Mineralwasser, leichten Tee oder ein Mucilaginosum. Bei. schwerer 


Circulationsstörung mit Stauung in den Mesenterialvenen und der Leber 


wird die Darreichung per os unsicher und es empfiehlt sich der Ver- 
such mit sogenannten Mikrokiysmen (10 Tropfen Digalen, 10 Tropfen 


Tinct. Stropbanthi, 0,3 Theocin in 5 cem warmen Wassers). Das Mittel 


gelangt dann durch die unteren Hämorrhoidalvenen unter Umgehung 

der Leber in Vena cava und Herz. (Schweiz. Korr. Bl. Nr. 32.) 
Ryhin er berichtet wenig günstig über seine Erfahrungen mit der 

Milchinjektionstherapie. Ein therapeutischer Effekt durch die Milchinjektion 


: konnte bei verschiedenen Erkrankungen (Diphtheriebacillenträger, Blutun- 


. ; 
® r 
rn; a 
TIEN E aa a O UM 


zmer: 


m ut ai a o e 


_- 


toemm, i amr E a 


re TEE ANRT, 


1212 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


gen, bei Anämien, Osteomyelitis, Sepsis, Barlow, Erysipel, Vulvovaginitis 
gonorrh., hämorrhagischer Nephritis usw.), bei denen die Therapie ver- 
Sucht wurde, nicht konstatiert werden, Durch Injektion ganz frischer; 
möglichst steril entnommener Milch wird eine Reaktion nicht ausge- 
löst. Diese scheint durch bakterielle Toxine oder durch Zersetzungs- 
produkte der Milch bedingt zu sein. Auch Frauenmilch löst eine Re- 
aktion nicht aus. In der Reaktion des hämatopoetischen Systems 
-besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Säugling und dem 
größeren Kind. Die Vermehrung der Leukocyten ist beim Säugling 
unkonstant, sie erfolgt entweder gar nicht oder in wesentlich gerin- 
gerem Maße und viel langsamer. Die Erklärung der Seltenheit von 
anaphylaktischen Erscheinungen bei mehrfachen Injektionen könnte 
durch die Besredkasche Beobachtung gegeben sein, daß per os 


zugeführte Milch Meerschweinchen allergisch macht. '(Schweiz. Korr. 
Bl. Nr. 36.) G. 2. 


Ernst Eriedrieh Müller (Hamburg-Eppendorf) berichtet 
über die Bedeutung des Caseins in der Milchtherapie. Bei der 


parenteralen Zufuhr von Milch oder deren Bestandteilen handelt es sich 
nicht um specifische Wirkungen bestimmter Faktoren, sondern um 
einen reinen Fremdkörperreiz. Diese Wirkung kommt aber 
nicht nur einer reinen Caseinlösung, sondern auch der caseinfreien 
Milch zu, sodaß das Casein nicht, wie P. Lindig. behauptet, als der 
wirksame Faktor bei der Milchtherapie anzusehen ist. Bemerkenswert 
ist, daß keim- und toxinfreie Milch bei völliger Schmerzlosigkeit an 
der Injektionsstelle, ohne T’emperaturerhöhung und ohne die Gefahr der 
Anaphylaxie gleiche und höhere Wirkungen erzielt, als Injektionen mit ge- 
wöhnlicher sterilisierter Milch. (M.m.W.1919, Nr. 43.) F. Bruck. 
Die Atherbehandlung der Peritonitis wird von W. Benthin 
auf Grund der Erfahrungen an der Königsberger Universitäts-Frauen- 
klinik empfohlen. Benthin hat den bestimmten Eindruck gewonnen, 
daß diese Behandlung in geeigneten Fällen Nutzen bringt 
und in zweifelhaften Fällen nicht schadet. Seit April 
1918 sind alle Fälle von Peritonitis mit Äthereingießung behandelt 
worden. Die Bauchhöhle wurde durch Medianschnitt eröffnet und zu- 
nächst nach dem Ursprungsort gesucht, um den Ausgangsherd, wenn 
möglich, zu entfernen. Bei reichlichem Eitergehalt wurde der Eiter 
ausgetupft und die Bauchhöhle mit Kochsalzlösung ausgewaschen. 
Nach Anlegen von seitlichen Gegenöffnungen und Einlegen von mit 
Gaze umwickelter Gummidrains wurde die Bauchhöhle verschlossen. 
Nunmehr wurde durch einen neben der mittleren Drainageöffnung ein- 
geführten Glastrichter 200 g Narkosenäther eingegossen, derart, daß 
durch Verschieben der Trichteröffnung während des Eingießens der 
Äther sich möglichst nach allen Richtungen verteilte. Gleich nach dem 


.Einguß wurde der bereitgehaltene Verband angelegt. Daneben die 


üblichen Verordnungen: subcutane Injektion von 1 1 1°/„iger Adre- 
nalinkochsalzlösung, Glühbogen, Campher, Digalen zweistündlich ab- 
wechselnd. In Anbetracht der ungünstigen Krankenfälle, bei denen es 
sich meistens um Bauchfellentzündungen nach Fruchtabtreibungen 
handelte, sind die Ergebnisse als günstig zu bezeichnen. Von weiteren 
chirurgischen Eingriffen, im besonderen von der Exstirpation des Uterus 
wurde in allen Fällen Abstand genommen, zumal auch äußere Ver- 
letzungen sich nicht fanden. Die Äthereingießung übt in jedem Falle 
eine belebende Wirkung aus. Die Temperatur sinkt, der Puls bessert 
sich. Es setzt eine reguläre Darmtätigkeit sehr bald ein. —.-Von be- 
sonderem Nutzen war die prophylaktische Behandlung beginnender oder 
gefährdeter Fälle durch Äthereingießungen. 

= Die Befürchtung, daß es zu starker Bildung von Verwachsungen 
in der Bauchhöhle kommt, konnte nicht erwiesen werden. (Zbl. f. 
Gyn. 1919, Nr. 43.) K. Bg. 

Frische Gehörgangsiurunkel behandelt Fendel (Breslau) 
erfolgreich mit Opsonogen. Man beginne bei Erwachsenen sofort mit 
der subeutanen Injektion von 500 Millionen Keimen und lasse, 
wenn nötig, im Abstand von zwei bis drei Tagen weitere 1000 Millionen 
als zweite und eventuell noch eine dritte Injektion folgen. (M. m. W. 
1919, Nr. 48.) 

J. H. Rille und R. Frühwald (Leipzig) empfehlen die Be- 
handlung der Syphilis mit Silbersalvarsannatrium. Die Wirkung ist 
rascher als bei der üblichen kombinierten Neosalvarsanbehandlung, und 
zwar bei bedeutend geringeren Dosen, als sie bei anderen Salvarsan- 
präparaten notwendig sind, was um so bemerkenswerter ist, als das 
Präparat nur ?/s des Arsengehalts von Altsalvarsan hat. (M. m. W. 1919, 
Nr. 43.) 

Einer Patientin ohne Anzeichen einer hysterischen Veranlagung, 
die an vollständiger Anosmie (weder Salmiak noch englisches Riech- 
salz wurde gerochen) litt, verordnete Hans Kopf (Marienbad) ihres 
Asthma bronchiale wegen, zumal da sie auch eine mäßige Hypertonie 
hatte, Einatmung von Amylnitrit. Kurz nach der Inhalation, die auch 


23. November. | 


den asthmatischen Anfall günstig beeinflußte, bemerkte die Kranke die 
völlige Wiederkehr ihres Geruchs. Dieser nahm nach wenigen 
Tagen wieder ab, um nach abermaliger Einatmung des Mittels wieder 
zurückzukehren. Nach mehrmaliger Inhalation blieb der Erfolg dann 
dauernd. (Beobachtung länger als drei Monate, in welcher Zeit 
Amylnitrit nicht wieder in Anwendung kam.) (M. m. W. 1919, Nr. 42) 


F. Bruck. 


Bücherbesprechungen, 


L. Aschoff und W. Koch, Skorbut. Eine pathologisch -anatomische 
Studie. Mit 6 Abbildungen im Text und 13 Tafeln. Jena 1919, 
G. Fischer. 


122 Seiten. M 34,—., 

Der Krieg hat die Gelegenheit auch zu einem näheren Studium 
des Skorbuts geboten, von dem wir fast nur noch vom Hörensagen 
wußten. Deutscher Fleiß und deutsche Gründlichkeit haben im vor- 
liegenden Werke, das als erstes Heft der „Veröffentlichungen aus dem 
Gebiete der Kriegs- und Konstitutionspathologie“ erscheint, die patho- 
logische Anatomie des Skorbuts in so vortrefflicher Weise festgelegt, 
daß man nunmehr von einem gewissen Abschluß der Skorbutfrage, 
wenigstens. unter rein anatomischen Gesichtspunkten, sprechen darf. 
Wie zu erwarten stand, hat sich bestätigt, daß die sogenannte Möller- 
Barlowsche Krankheit, die wir ja seit Jahren schon als kindlichen 
Skorbut bezeichnen, identisch mit dem Skorbut der Erwachsenen ist. 
Dieser charakterisiert sich als eine durch chronische Stoffwechsel- 
störungen auf Grund unzweckmäßiger Ernährung bedingte und durch 
individuelle wie Rassendisposition begünstigte hämorrhagische Diathese, 
die in erster Linie das gesamte Stützgewebe des Körpers befallt und 
mit überaus charakteristischen und specifischen Veränderungen an den 
Knochen einhergeht, während der Befund an den inneren Organen. 
kein einheitlicher ist. Aschoff und. Koch sind der Ansicht, daß 
am Gefäßsystem und Stützgewebe eine mangelhafte Bildung beziehungs- 
weise Veränderung der Kittsubstanzen eintritt, welche zur Durch- 
lässigkeit der Gefäße und zum Knochenschwund führt, Die Text- 
abbildungen, vor allem aber die vielen schönen Tafelbilder, die leider 
den Preis des Werkes sehr hochgetrieben haben, ergänzen die Dar 
stellung aufs beste. Wir wollen stolz sein auf dieses Zeugnis deutscher 
Wissenschaft, die man wie alles Deutsche nicht genug hat schmähen 
können. C. Hart (Berlin-Schöneberg). 
R. Frühwald (Leipzig), Kurzes Repetitorium der Haut- 

krankheiten als Vademecum für die Prüfungen 
und für die Praxis. Breitensteins Repetitorien Nr. 11. 8, Aufl, 
Leipzig 1919, J. A. Barth. M 3,90. 

Aus der neuen Auflage von Frühwalds Repetitorium der 
Hautkrankheiten kann der Studierende recht gut die notwendigen 
Namen und in kurzem die Erscheinungsformen und Behandlungsarien 
der Hautveränderungen entnehmen, wie sie als Rekapitulation kurz vor 
dem Examen nochmals benutzt werden müssen. Soweit es aui ‚dem 
geringen Raume von 100 Seiten möglich ist, wird hier das Wichtigste 
in objektiver Zusammenfassung dargeboten. Für den Verfasser ist 68 
schwer gewesen, die Therapie darzustellen, wo doch durch den Krieg 
alles, was verschrieben werden soll, gar nicht da ist, kein Schweine- 
fett, kein Vaselin, kein Glycerin oder Öl, die notwendigsten Ingredienzien 
guter Salben und äußerer Mixturen. Es ist als recht geschickt zu be- 
zeichnen, daß Frühwald die Verschreibweise beibehalten hat, WI 
sie früher war, aber in einem besonderen Absatz darauf aufmerksam 
gemacht hat, daß unsere Medikamentennot zu großen Veränderungen 
führt, welche nicht immer unschädlich sind, und daß er in einem Anhang 
nochmals auf diese schädlichen Folgen in sehr übersichtlicher und sach- 
kundiger Art zurückkommt. Daß bereits die dritte Auflage des Buches 
vorliegt, beweist an und für sich seine Brauchbarkeit,  Pinkus 


Grundriß der Physiologie. I. Teil: C. Oppenheimer, Biochemif. 
Zweite Auflage. Leipzig 1919, Georg Thieme. M20,—. als 
Oppenheimers biochemischer Grundriß erscheint De 
erster Teil eines Grundrisses der Physiologie, dem noch in dioe 7 
als Abschlußband ein Grundriß der Biophysik von Otto ae 
(Königsberg) folgen soll. Das reiche, bisher vorliegende Forse Fir: 
material ist in der dem Verfasser eigenen, pädagogisch £0 er 
ordentlich glücklichen Weise prägnant dargestellt. Op peni Eres 
hat sich in dem sogenannten analytisch-physiologischen dei K uf dem 
bemüht, die wichtigsten Lebensvorgänge in ihrem vitalen “ prken 
Verständnis nahezubringen, und dabei die Grenzen heutiger Die al 
in für weitere Forschung sehr anregender Form aufgedeck. in di 
gemein einführenden Abschnitte, wie die in die Rermene rungen 8 
Chemie der Eiweißkörper, sind ganz besonders den Anio 2 handliche 
einen instruktiven Grundriß angepaßt. — Der Preis für “5 Berlin) 
Buch ist leider nur zu zeitgemäß. Hans Meyer i 


00818 


sn 


TEE ee 


28. November. 


Berlin. oo. 
Vereln für Innere Medizin. Sitzung vom 8. November 1919. 


Vor der Tagesordnung ‚hält F. Blumenthal einen Nachruf 


auf Ludwig Brieger. 


Tagesordnung. Aussprache zu dem Vortrag 
von Magnus-Levy: Der Diabetes im Kriege M. Hirschberg: 
Aus den bei der Stadt Berlin eingereichten Lebensmittelkarten ließ 
‚sich ein Rückschluß auf die Zahl der Diabetiker machen. In den 
Jahren 1916/17 waren 3251 Zuckerkranke gemeldet (0,2%). Die Zahl 
dürfte zu niedrig sein. Aus dem Mittelstand waren unter ihnen 58,7,%; 
aus den Arbeitern 34,8% und aus den wohlhabenden Kreisen 6,5/0. 
Am 1. Juli 1919 waren von all diesen nur noch 1400. und einige in 
den Listen eingetragen. Die Zahl ist noch weiter gesunken, im’Gegen- 
satz zu anderen Erkrankungen im Kriege. Gestorben sind von den 
Leuten 484, sodaß etwa 1880 aus den Listen verschwunden sind. Eine 
im November 1917 an eine Anzahl Ärzte gerichtete Anfrage wegen der 
Maßnahmen für Zuckerkranke und das Schicksal dieser Leute ist von 
etwa 200 Herren beantwortet worden. 11i haben übereinstimmend 
günstige Auskunft gegeben. Die Toleranz habe sich gesteigert bis zur 
Zuckerfreiheit, der Diabetes sei erledigt. Die Besserung sei eingetreten 
auf Kosten der allgemeinen Emährung. 21 Ärzte gaben eine ungün- 
stige Auskunft. Die Komplikation mit Tuberkulose hat seit 1917, wo- 
sie 7°/, betrug, zugenommen. Sie bezifferte sich 1918 auf 10°/, und 


erreicht jetzt 15°/,. 


F. Hirschfeld: Die verringerte Sterblichkeitsziffer an Dia- 
betes während des Krieges stebt fest. Nicht der Eiweißmangel hat 


diesen Erfolg erzielt, sondern die allgemeine Unterernährung. Eine 


günstige Beeinflussung der schweren Form ist anzunehmen. Das plötz- 
Die 


Chirurgen stellten ein Nachlassen der schweren, hämorrhagischen 
Formen der Pankreatitis fest, eine Beobachtung, die auch für die 


liche Auftreten von Verschlimmerungen ist seltener geworden. 


leichteren für den Diabetes in Betracht kommenden Formen zutrifft. 
Die diabetische Katarakt isi seltener geworden. 
der Toleranzbesserung vergeht !/s bis 1/2 Jahr.‘ Inzwischen werden 
4 bis 6 kg an Körpergewicht verloren. Infolge der reichlicheren Er- 
nährung in der letzten Zeit hat sich die Toleranz wieder gesenkt. 

Umber: Die leichten Diabetiker sind durch die calorische Be- 
schränkung günstiger gestellt worden. Der schwere Diabetes wurde 
allgemein schlecht beeinflußt. Das Koma ist im Verhältnis zu den 
schweren Fällen nicht seltener geworden. Nur die Zahl der schweren 
Fälle in den Krankenhäusern ist seltener geworden, weil die Kranken- 
häuser solche Kranken nicht mehr aufnehmen konnten. Die gemischten 
Kohlehydrattage, zu denen man durch die Verhältnisse gezwungen 
wurde, haben in einzelnen Fällen doch erheblichen Nutzen gebracht. 
Glykösurie nach Kohlenoxydvergiftung kommt in derselben Prozentzahl 
wie früher vor. Die Frage, ob schwere Kriegstraumen bei Gesunden 
Diabetes machen können, ist zu verneinen. 

‚ P.F. Richter: Eine Fehlerquelle der statistischen Feststellungen 
für Berlin ist darin zu suchen, daß im Kriege das galizisch-russisch- 
polnische Element gefehlt hat. Die Wiener Statistik beweist das direkt, 
indem dort bereits 1914, wo von Ernährungseinflüssen noch nicht die 
Rede war, die Abnahme stattgefunden hat. Daran war nur der Ab- 
schluß der östlichen Länder schuld. Klinisch fand auch R. eine 
Besserung der leichten Fälle. Die Hyperglykämie ging aber trotz der 
besseren Toleranz nicht zurück. Die schweren Fälle waren absolut 
nicht gebessert, eher verschlechtert. 

Plehn: Es kommt nicht nur auf die Zusammensetzung der 
Nahrung der Diabetiker, sondern auch auf den Gesamtbrennwert an. 
Das gilt ebenso für schwere Diabetiker. Die Unterernährung allein 
tut es also nicht. Auch Jugendliche wurden durch die Art der Er- 
nährung beeinflußt. 

His: Die Kriegsdiabetiker unterscheiden sich in nichts von den 
Diabetikern, die man im Frieden sah. Die traumatische Form des Dia- 
betes ist abzulehnen. 

Umber: Die laufende Untersuchung des Blutzuckers hat bei 
seinen Kranken die von Richter erwähnte „paradoxe“ Hyperglyk- 
amie ergeben. Die traumatische Form des Diabetes kann man nicht 
ganz fallen lassen, weil es Diabetes nach Pankreastraumen und nach 
Schädelverletzungen sicher gibt. 

Kraus: Hyperglykämie beobachtet man nicht selten in Dia- 
betikerfamilien. Man kann da also den Diabetes voraussehen. Nach 
der Entzuckerung bleibt nicht selten eine Hyperglykämie zurück. Ob 


. die Annahme von U mber, daß die allgemeine Unterernährung diese 
 Hyperglykämie begünstigt, zutrifft, ist nicht erwiesen. Trifft sie zu, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


Bis zum Eintritt 


Vereins- und Auswärtige Berichte. 


so wird der Einfluß der Unterernährung infolge des Krieges auf den 
Diabetes zu einem bescheidenen Maße gebracht. Man kann nicht sagen, 
daß ‘der traumatisch bedingte Diabetes gestrichen werden muß. Oft 
ist das Trauma nur das auslösende Agens bei bestehender Diabetes- 
bereitschaft, aber es ist schwer, nachträglich das Vorliegen dieser 
Bereitschaft zu beweisen.. Cerebrale Traumen können Diabetes er- 
zeugen. l | 
His: Die Fälle sind nicht zu leugnen, bei denen ein Trauma 
einen vorhandenen Diabetes verschlimmert. Nur gegen die Entstehung 
eives Diabetes bei Gesunden durch ein Trauma muß man. sich, abge- 
sehen on’ den Schädeltraumen usw., wenden, | 
Brugsch: Die traumatisch entstandene Form des Diabetes ist 
bei den Formen der Art des Akromegaliediabetes ohne weiteres anzu- 
erkennen, Die cerebrale, auf Störungen der Hypophyse zurückzu- 
führende Form ist an der excessiven Polyurie, .die 10 bis 14 1l erreichen 


kann, zu erkennen. | 
Hirschfeld: Auch für manche Fälle von Pankreasdiabetes 


ist eine traumatische Ätiologie anzunehmen. 
Magnus-Levy: Schlußwort. 


: Wolff-Eisner und L. Zahner: Ein Beitrag zur trauma- 


tischen Tuberkulose. Vortragende verweisen auf die Bedeutung nicht 


` rechtsanhängiger Fälle von traumatischer Tuberkulose, um eine Klä- 


rund vieler noch ungelöster Fragen herbeiführen. Das Material stammt 
aus der Prinzregent-Luitpold-Heilstätte, und sie benutzen die Gelegen- 
heit, auf diese baulich und klimatisch hochbedeutsame Anstalt die Auf- 
merksamkeit zu lenken. Die günstigen dort erzielten Erfolge legen die 
Frage nahe, ob es nicht angezeigt wäre, mit der Fiktion zu brechen, 
die Tuberkulose soll in dem Klima, in dem sie entstanden ist, heilen 
und bei der Bekämpfung der Tuberkulose falsch angebrachten Lokal- 
patriotismus auszuschalten. Ebenso ist ‘es bei den Valutaverhältnissen 
auch für Privatpatienten wichtig (und besonders für den Mittelstand) 
zu wissen, daß es in Deutschland klimatisch bevorzugte Gegenden 
gibt, welche Davos gleichkommen und hieraus die entsprechenden 
Konsequenzen zu ziehen (und dort Sanatorien zu errichten). Zum 
eigentlichen Thema übergehend, betonen sie, daß bei der Begutachtung 
traumatischer Tuberkulosefälle bis jetzt üblicherweise die verschie- 
densten Gründe gegen den Zusammenhang einer tuberkulösen Erkran- 
kung mit einem Trauma angeführt werden. Das Trauma wird teils als 
zu leicht, trotz Thiems entgegenstehender Stellungnahme, die Zeit 
zwischen Trauma und Tuberkuloseausbruch teils als zu lang, teils als 
zu kurz begutachtet, und vor allem geleugnet, daß durch ein nicht 
penetrierendes Trauma Tuberkelbacillen an die Stelle der tuberkulösen 
Infektion gebracht sein können. Vortragende führen eine Reihe von 
Fällen an, die ihnen beweisen, daß eine Fußverstauchung direkt in 
Sehnenscheidentuberkulose übergehen kann, daß sie sich in alten 
Frakturstellen nach erneutem Trauma lokalisieren kann und daß be- 
sonders Hodentuberkulose bei klinisch vollkommen Gesunden nach 
Trauma auftreten kann und daß dabei die Gonorrhöe als Schrittmacher 
zu funktionieren scheint, was besonders die Gynäkologen beim Zustande- 
kommen der weiblichen Genitaltuberkulose beachten sollten. In den 
vorgetragenen Fällen war der Beginn der Hodentuberkulose ein so 
akuter, daß Fehldiagnosen im Anfang um so leichter zustande kommen, 
als die Injektion von Gonokokkenvaccine (Arthigen) häufig positive 
Reaktionen ergibt. In Analogie zu dieser Schwierigkeit der Abgren- 
zung der gonorrhoischen Epididymitis von der tuberkulösen Hoden- 
erkrankung steht die Schwierigkeit der Abgrenzung der chronischen 
Osteomyelitis, die in mehreren Fällen trotz mehrjähriger Beobachtung 


von Autoritäten, wie z. B. Rollier, nicht mit absoluter Sicherheit 


in einzelnen Fällen gelungen ist. (Selbstbericht.) | 
l Fritz Fleischer. 


Wien. 


Gesellschaft der Ärzte. Sitzung vom 10. Oktober 1919. 
J. Pál: Das Tonusproblem der glatten Muskeln der Hohlorgane 
und seine Bedeutung für die Therapie. Der Begriff „Tonus“ ist in der 


man den Tonus als Irritationszustand lebender Gewebe auf; eine nähere 
Präzisierung fehlte. Untersuchungen an Hohlorganen, die der Vor- 
tragende seit 25 Jahren betrieben hat, haben ihm die Tonuserschei- 
nungen in anderem Lichte gezeigt. Vortragender faßt den Tonus nicht 
als einen Zustand, sondern als eine Funktion auf, die in einem ge- 


' wissen Gegensatz zur motorischen Funktion steht, zu der den Inhalt 


der Hohlorgane fortbewegenden kinetischen Tätigkeit und regulatorisch, 


in einer Anzahl von Fällen auch reparatorisch wirkt. Mosso und - 


ET ai e Ea -ETE EES 
PEO A aa au ee = 


. 
= are TIET en 
EIER ar 


Physiologie nicht klar festgelegt. Seit Johannes Müller faßte 


Sauer SaR u 


u nn 


iE "Si E fa — 
vlg li ART mr . hr 
bi N To b i - r y In la 
h F 2 P 1% 3 


` 
r MCI p % 
5 NO DE 
BE. 


1214 


-blase immer gleich Null ist. 


- zur eingehenderen Bericksichtigung des funktionellen Moments, speziell 


—_ a 


Pellacani haben 1882 nachgewiesen, daß der Druck in der Harn-' 

Grützner hat 1903 gezeigt, daß die 
glatte Muskelfaser die Fähigkeit hat, längere Zeit in jeder Länge still- 
zustehen, die sie überhaupt erreicl.en kann. Die von Noyon und 
Uexküll beschriebene Phänomene sind nur ein Teil der vom Vor- 


‚tragenden bearbeiteten Erscheinungen. 


Man hat die Funktion der Muskelzellen in einzelne Komponenten 


‚zerlegt; so hat Botazzi, gestützt auf Versuche mit Veratrin, an- 


genommen, daß die anisotrope Substanz sich rasch kontrahiere, das 
Sarkoplasma träger, eine Annahme, der sich auch Böhm angeschlossen 
hat. Auch chemische Unterschiede lassen sich beim Studium der 
Muskelfunktion feststellen. Die Giftwirkung des Papaverins trifft den 
Tonus der glatten Faser nicht, sondern ausschließlich die kinetische 
Erregung. Der Unterschied zwischen der Wirkung des Papaverins auf 
normale Muskelfasern und solche, die unter der Wirkung von Adrenalin, 
Histamin usw. stehen, ist ganz eklatant. Der Tonus der Muskeln ist 
durch den Tastsinn feststellbar. Nach Entleerung der Harnblase kann 
man verschiedene Resistenz der Blase beobachten, je nachdem die Blase 
durch Katheterismus, spontane Miction oder Krampf entleert wurde. 
Nach dem :Katheterismus ist sie weich, nach spontaner Miction etwas 
konsistenter, am härtesten nach Entleerung im Krampf. Bei der Con- 
traction der Blase kommt es nicht nur zur Contraction und Verkürzung 
der Muskelzellen und damit zur Verdickung der Wand, sondern auch 
zu einer Umschichtung und Annäherung der Fasern (Grützner). 
Ähnliche Befunde hat Müller bei seinen Untersuchungen am Frosch- 
magen erhoben. Nicht in der Umschichtung allein ist der Unterschied 
gelegen, sondern auch in den Veränderungen der Muskelzellen, auf die 
man angesichts der Verhärtung schließen muß. Papaverin bringt die 
Krampfblase zur Erschlaffung; sie behält aber ihre Härte zum Teil bei, 
während die Blase nach Spontanentleerung ganz weich wird. Die 
Krampfblase entfaltet sich auch nicht vollständig: nur bei steigendem 
Innendruck ist das möglich. Die Blase nach spontaner Miction ent- 
faltet sich vollständig, Der Krampfzustand ist Tonussteigerung -+ 
Muskelcontraction. Die Contraction kann auch bei fehlender Steige- 


rung des Tonus eintreten, wie z. B. die Palpation der Radialarterie 
eines Verblutenden ergibt. 


Hypertonie der Arterienmuskeln ist weder 
Contraction noch Krampf. Der kinetische Reiz trifft die Zellen und 
mobilisiert den Umschichtungsapparat, der tonische Reiz trifft- die Zelle 


allein. Die Muskelcontraction z. B. bei der Miction entspricht der 
Zuckung des quergestreiften Muskels; sie leistet Arbeit und ist von 
Ermüdung gefolgt. Der Tonus genannte Dauerzustand der glatten 
Muskulatur entspricht dem Dauerzustand der Sperrmuskeln der Muscheln; 
dabei wird keine innere Arbeit geleistet. Der Verkürzungszustand ist 
die Ruhelage der Sperrmuskeln. Eine Analogie zeigen die Sphincteren 
und der Uterus. Wachsender Inhalt des Uterus bewirkt keine Steige- 
rung des Innendrucks. Der kinetische Effekt der Uterusmuskulatur 
sind die Wehen; sie werden durch Pituitrin angeregt. 'Tonusmuskeln 
sind auch die Gefäßmuskeln, die eine enorme Last ohne Ermüdung 
tragen. Die Spannung steht in keinem Verhältnis zu ihrer Länge. Ihre 
Natur als Tonusmuskeln ist unter pathologischen Verhältnissen deut- 
licher erkennbar als unter normalen. Der Tonus hat regulatorische 
Funktion und zeigt nur träge Schwankungen. Das Verhältnis von 
Tonus und kinetischer Funktion ist für die Pathologie des Kreislaufs 
von großer Bedeutung. Die Erschgjnungen ‚auf diesem Gebiet haben 


bei Nierenerkrankungen, geführt. Zwei Gruppen von Hochspannung 
sind zu unterscheiden, vorübergehende (infolge von Angiospasmus) und 
dauernde (infolge von Hypertonie). Voraussetzung ist, daß die Blut- 
menge und die Herztätigkeit unverändert bleibt. Die Tonussteigerung 
ist die Vorbedingung für die Drucksteigerung. Dauernde Hypertension 
ist nicht Gefäßkrampf, sondern Erhöhung des Tonus. Bei Hypertension 
braucht keine Querschnittsänderung vorhanden zu sein. Hypertonie 
verändert die Elastizität und die Festigkeit der Arterienwand und ihre 
Spielweite. Daraus resultiert die Mehrleistung des Herzens. Nur bei 
Hochspannung kommt es zu Angiospasmen,. Eine einmalige Beobach- 


. tung gewährt keinen Aufschluß über die Natur -der Drucksteigerung; 


fortlaufende Beobachtung ist notwendig. 


Die Erkenntnis, daß die Arterienmuskeln Tonusmuskeln sind, 
läßt die Annahme überflüssig erscheinen, daß bei Hypertonie ein Dauer- 
krampf der Arterien vorliegt, daß der Querschnitt verkleinert ist. Die 


Beobachtung ergibt denn auch, daß auch bei weiten Gefäßen Hyper- 


tonie und Hypertension vorkommt. Von besonderem Interesse ist die 
Hypertonie der Arterienwand bei Nephritis und Arteriosklerose. Sie 
wird meist fälschlich mit Hypertension identifiziert. Bei Hypertension 
ist Besserung durch Aderlaß möglich; die Hypertonie ist durch künst- 
liche Anämie nicht zu beeinflussen. Sie ist nicht an den hohen Druck 
gebunden. Die Hypertonie bei der Glomerulonephritis ist eine sekun- 


{919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


p I na 


< 


däre Erscheinung. Diese Tonusveränderung hat reparatorische Funk- 
tion und ändert ihre Intensität nach dem Zustand des Kranken, Als 
Teparatorisch ist auch die Tonusveränderung der Atherosklerose anzu- 
sehen. Unverständlich ist die permanente Hypertonie; diese Störung, 
die vom Vortragenden 1909 beschrieben wurde, ist als selbständige 
Krankheit aufzufassen; der Sinn und die Ursache dieser Steigerung 
läßt sich heute noch nicht angeben. Nur der Krampt kann Gegenstand 


der Therapie sein, der Dauerzustand, die Hypertonie, nicht. Der Tonus 


ist ein Mittel zur Aufrechterhaltung des Betriebes. Er ist nicht durch 
Bettruhe beeinflußbar. Nur bei Sinken der Herzkraft und bei Nach- 
lassen des Tonus sinkt der Blutdruck. Zur Beseitigung akuter Druck? 
beschwerden genügt es, den Überdruck aufzuheben, Das macht Papa- 
verin, das aber den tonischen Teil der Muskelfunktion nicht beeinflußt. 
Den Tonus setzt das Fieber herab; es entspannt die Arterienwand. 
Darauf ist die Dikrotie beim Fieber zu beziehen, die bei Herzmuskel- 
insuffizienz trotz der Tonussenkung und bei Kollaps fehlt. Fieber be- 
seitigt die spastischen Anfälle des Darmes, des Herzens und der Bron- 
‚chialmuskeln. Man hat die Frage nach der Ursache der Hypertonie 
vielfach zugunsten der Hormone beantwortet. Vortragender hat bei 
Hirnblutungen in einer Anzahl von Fällen ein Sinken des Tonus beob- 
achtet, was für die Möglichkeit einer centralen Ursache des Tonus 
spricht. Andere Untersucher haben ermittelt, daß auch bei weitgehen- 
der Zerstörung des Gehirns der Tonus bis zum Tod erhalten bleibt. 
Bei der Analyse von Entspannungserscheinungen der Gefäße ist der 
angiotonische und der angiokinetische Teil schwer zu trennen. Fieber 
ermöglicht eine leichte Differenzierung. Die Untersuchung des Ver 
dauungskanals ergibt, daß die Sphincteren Tonusmuskeln sind. Experi- 
mentaluntersuchungen von Braun und Seidel haben ergeben, daß 
bei narkotisierten Tieren die maximale Füllung des Magens bei nur 
geringem Überdruck möglich ist. Untersuchungen von Müller und 
Saxl haben zur Auffassung geführt, daß Widerstände gegen die Um” 
schichtung der Muskulatur vorliegen können. Besonders zu erwähnen 
ist die hypertonische Einstellung bei Obstipation. Eine Lähmung der 
kinetischen und tonischen Funktion der Darmmuskulatur liegt bei Beri- 
tonitis vor. Eine Aufhebung des Darmtonus macht keine Herabsetzung, 
sondern eine Steigerung der Darmbewegung. Atonie führt also zu 
Durchfall. Dies ist bei Tabes und bei Darmkrisen zu beobachten. Die 
auf Tonusmangel beruhenden, unstillbaren Diarrhöen reagieren aut die 
stopfende Therapie nicht, wohl aber prompt auf Papaverin. Kardio; 
spasmus und Pylorospasmus sind auf Fehlen des kinetischen Reizes 
zurückzuführen. Mit Vago- und Sympathicotonie haben diese Erschei- 
nungen nichts zu tun. Die maximale Steigerung des Tonus der Blase 
kommt bei der Trabekelblase vor, wobei eine sekundäre reparatorische 
und primäre Form zu unterscheiden ist. Vortragender weist auf die 
Untersuchungen von Osw. Schwarz hin. Bei der Untersuchung 
der Tonuserscheinungen ist auch das Verhalten des Zwischengewebes 
von Wichtigkeit, besonders z. B. bei der Bleivergiftung. Schultz 
meint, daß das Bindegewebsgerüst am stärksten gespannt ist, wenn die 
Muskulatur erschlafit ist, daß es in Ruhe ist, wenn die Muskelfasern 
verkürzt sind. Vortragender stellt schließlich folgende Th 


esen aul: 
Bei der Anspannung aktionsfähiger Muskelzellen muß man e 


inen toni- 
schen und einen kinetischen Anteil unterscheiden. Tonus ist nicht nur 
ein Irritationszustand, sondern eine Funktion, die als regulatorisch, 
eventuell reparatorisch anzusehen ist. Hypertonie tritt als Funktions‘ 
störung auf. Die nicht reparatorische Tonussteigerung zu bekämpfen; 
ist Sache der Therapie: Die Beachtung des Tonus bringt neue 5 
sichtspunkte. Die Beziehungen des Tonus zur Hemmung, zur u 
trophie und Atrophie der Muskelzelllen, zu den Reflexen, SIE 


fraglich. Ihre Bearbeitung wird sicher zur Vertiefung unserer Kennt- 
nisse führen. 


O. Schwarz bemerkt, wenn man durch einen Katheter die 
Blase fülle und dabei den Druck registriere, steige die Kurye, bis bel 
einem Druck von etwa 15—20 cm eine Menge von etwa 500 com * 
der Blase enthalten sei. Dann tritt Harndrang auf. Wird die Den 
nun aber nicht entleert, so bleibt der Druck auf demselben Me 
dann bei der Möglichkeit der Entleerung der Blase der Druck pl 


lich auf etwa 60 steigt. Bei verhinderter Miction bleibt diese Druck‘ 
steigerung aus. 


Pilocarpin macht gleichzeitig Drucksteigeruns SE 
Blasenentleerung. Nicht Sphinctererschlaffung, sondern Tonea 
des Detrusors ist notwendig. Bei nicht genügend tonisierter a 
wirkt Pilocarpin sensibilisierend. Wenn ein Prostatiker von 500 ce 
Blaseninhalt nur 300 entleeren kann, so kann man dure 
auch den Residualharn entfernen. 


ist eine reparatorische Erscheinun 
trophie. 


Pilocarpil 


Die Trabekelblase bei’ poliaki 
g, ebenso die bei Prostatabyp 


; | Te A 
J. Bauer hat bei subcutaner Adrenalininjektion in einem Fall vo ; 
Rekonvaleszenz nach Nephritis eine Drucksteigerung von 180 mm 


Digitized „Goo gle r 


D j ri 
u 77 A RE = 


A A 


28. November. 


EG Xe) 


"m Q 


= k o a | mn MEDIZINISCHE KLINIK — Nt. 4AT. 00... 
= auf 250 mm Hg innerhalb fünf Minuten beobachtet. Eine besondere | essant, will aber die Deutung nicht glatt annehmen. Eine besbhdere: 
ME i Sympathicotonie bestand nicht. Früher bezog man diese Drucksteige- | Disposition zu solchen Erscheinungen habe er oft beobachtet: Vor- 
rung auf den Sympathicus. Die beobachtete Drucksteigerung kann auf | tragender hat nur einen Teil dessen vorgebracht, was‘ über Tonus- 
y ' eine besondere Reaktionsfähigkeit dieses Mansenen infolge der.Nephritis | erscheinungen zu sagen wäre. Es ist zu ‚hoffen, daß’ die Berücksichti- 
= ee gung dieser Phänomene der Therapie neue Wege weisen ' und: in den 
PA ode P al au) findet er Mitteilung Bauers sehr inter- | Anschauungen der. Ale: Wandel schaffen wird. | | 
Sa: u ni en He f l A : 
E E er Rundschau. ER S e sei anh. pi 
en | Als beratender Hygieniker in der Asiatischen Türkei. aa 5. Werden durch die bakteriologische‘ Untersuehung” dbion 
yeo , ; ~ | .. träger gefunden, so. bleiben diese so: lange isoliert, bis die 
r | Von | | “  Vibrionen aus ihrem Stuhle verschwunden sind. > T 
sy `.. Dr. Huntemüller, a.o. Professor und Stabsarzt der Reserve. i = ‚Erkrankte und Vibrionenträger können erst dann aus 
we | | (Fortsetzung aus Nr. 46.) der: Quarantäne entlassen werden, wenn- die dreimalige Stuhl- : 
m Ea Eine weitere Spirochätenerkrankung, bei der das Salvarsan mit _ untersuchung ein negativos’ Ergebnis. hatte. = ag 
= gutem Erfolg angewandt wurde, war die Angina Vincenti oder das = Über die stattgefundene Impfung und die Entlassung . aus, 
T sich häufig daran. anschließende Noma, Das Noma, das.ich, hier in der Quarantäne ist vom Quarantänearzt eine Bescheinigung: 
> f Jerusalem früher .nur bei kleinen unterernährten Kindern beobachtet auszustellen. R 
. hatte, trat während des Krieges gar nicht selten bei den herunter- 6. Eilige Transporte können .Wadi Sarar’ ohne Aufenthalt 
ooo gekommenen und schlecht verpflegten türkischen Soldaten auf und | > passieren, doch müssen sich alsdann .die Betreffenden ~an 
Ss setzte am Mund- und Zahnfleische ‚große. Defekte, die oft die halbe ihrem Bestimmungsorte, Bet Hanun, Tell. Scheria, ‚Jerusalem, 
u Backe betrafen. Auch hier. leistete das Salvarsan, wie schon gesagt, usw., einer Quarantäne nterzishen. ’ Bee 
= als Streupulver oder in Salbenform gute: Dienste und wurde auch - Die bakteriold schen Untersuchungen Tiede an re, 
B zu diesem Zweċke von uns abgegeben, denn dem Hygienischen 8 & er 
+A I im Roten-Halbmond-Lazarett, das etwa 20 Minuten’ entfernt Jag, 
yi en in Jerusalem war von Ehrlich eine größere Menge dieses aiszeführt. Hier stellte mir in liebenswürdiger Weise der--Öhel: . 
2: a Heilmittels. zur Ver fügung gestellt worden. | arzt, Dr. Ferid Bey, ein Wohnzelt sowie das gr oße Laboratoriums. - 
i ’on großer Wichtigkeit in’ diesen Gebieten war die Bekämp- zeit zur Verfügung. 
aig tung. der Cholera, die im Jahre 1916 hier auch schon ihre D Ba. bei dem herrschenden Staubesdie Verwendung von- Platfen.“ 
ER ge ordert hatte. Als sie daher ‚auf dem Wege von Konstantinopel, ‘kulturen im Zeltlaboratorium schwer ausführbar war, so, wurde von“ 
wo es selbst unter den deutschen Truppen: zu zehn Todeställen einer: Methode . Gebrauch gemacht, -die -mir . von Dr.. Goldberg 
g kam, durch an die Front ziehende Truppen in Damaskus ein- |. gem Vorstande der Bakteriologischen Abteilung. -im Hygienischen - 
s5 geschleppt war und sich hier duch unter der Zivilbevölkerung k Institut in Jerusalem, warm empfohlen und auch- den: türkischen 
rÉ verbreitete, wurde ich auf Befehl von Djemal Pascha, dem Oberst-. Bakteriologen, die ihre Ausbildung in Frankreich oder wenigstens 
we kommandierenden in Syrien und Palästina, nach Wadi Sarar ge- | nach der französischen : Schule genossen 'hatten, geläufig war.: Es 
er schickt, das im Kreuzungspunkt der Bahn nach Jerusalem und Bir | handelt sich hierbei um ein Anreicherungsverfahren in. ‚Peptongelatine. 
Y ` Saba liegt, um hier eine Quarantäne gegen alle von Norden zur | Die Gelatine- würde unserem gebräuchlichen Peptonwasser in. der 
n Front und nach Jerusalem reisende Truppen einzurichten. Später, Menge von 2% zugesetöt. Die Bebrütung geschah bei -37 Grad. 
z als die Cholera in größerem Umfange an der Front auftrat und oder, wie ich es hier anwandte,.bei Zelttemperatur, die etwa 25 bis. 


in Damaskus nachließ, wurde die Quarantäne hauptsächlich auf die. 
- - von der Front kommenden Truppen beschränkt. Die von mir für 
die Quarantäne 'ausgearbeitete Dienstanweisung möge hier folgen: 


1. Jeder, der die Quarantäne betritt und nachweislich ‚nicht in | fläche gelangen als die anderen Stuhlkeime. Auf diese Weise finden 


37 Grad betrug. In dieser gelatinösen Kultur können die Vibrionen, 
die ja sehr beweglich sind und sich bekanntlich. meist an der Ober- 


No 


t Pr vi 
ws- 
NW, Nez 


a5 den letzten ‘sechs Wochen gegen Cholera geimpft ist, wird sich nach 6—8 Stunden an der Oberfläche der Kultur bei Anwesen-: 
= .. gegen Cholera geimpft. ; heit von Vibrionen diese fast ohne Beimengungen vón anderen Bakterien. | 
57 ° Ausnahmen können’ nur bei Kranken und den Personen | Ich habe dann die. Untersuchung erst nach’ 8—14 stündigem ‚Bebrüten ` 
2 gemacht werden, bei denen nach ärztlichen Gutachten . die | vorgenommen, wodurch: die Elektivität allerdings geringer, die Mög- 
g 0.2... Impfung eine Schädigung der Gesundheit befürchten läßt. ‚| lichkeit des Nachweises vereinzelter Keime aber größer war. 
pi . 2. Die aus der Richtung Damaskus kommenden Reisenden Er Sehr störend a. u qar TE = en. 
PLA Ä werden östlich der Bahn untergebracht und nur dann bakterio- ibrionen im Stuhle bemerkbar. Auch diese erschienen natürlich bet: 
Pi der Anreicherung mit Peptongelatine an der. Oberfläche und konnten 
5 . -logisch untersucht, wenn sie Durchfall oder sonstige Symptome 

A l _ | leicht die echten Choleravibrionen überwuchern. Diese Saprophyten: 
Ce haben, die für Cholera sprechen. Falls sich keine Verdäch 

Pa di R Tagen, | stammen aus dem Trinkwasser und sind keine dauernden Darm-` 
ge Pe: igen unter ihnen befinden, kann die Reise in zwei Tag 

| bewohner, denn sie verschwanden sehr bald aus. dem Stuhle, nachdem 

92 =. Sonst nach Isolierung der Verdächtigen, nach weiteren zwei |. 

a die Leute einige - Tago nur abgekochtes Wasser getrunken hatten. 
7 . Tagen, also nach vier Tagen fortgesetzt werden. 

4 p Ta; Reisend eaka Eine Cholera: Eine Identifizierung der fräglichen Vibrionen durch . Platten- 
E ‘ark uns Cen e enn wi die m a ektive die verfahren und Agglutinationen fand nur in den beiden ersten ver-. 
H ee Mitrėi Be is een a h t pP a: | dächtigen Fällen statt, später wurden sie aus Mangel: an Zeit, Per- 
f’. itreisenden) bakteriologisch durchzuuntersu N sonal und Material nicht mehr ausgeführt. Jeder Vibrionenträger 
. 3. Bei den von der Front. kommenden Soldaten usw. ist eine | wurde, wie oben gesagt, isoliert, bis die dreimalige Stuhluntersuchung 
7 Stuhluntersuchung erforderlieh, und zwar ‚werden die Leute, | einen negativen Befund ergab.‘ Wie schon bemerkt, verschwanden 
d | 2 Durchfall haben, einzeln, die, übrigen zu je zehn in einem ` die Saprephyten schon nach, einigen Tagen aus dem Stuhl, aber 
eo" iefäß untersucht. \ , auch die echten Choleravibrionen, die hin und wieder durch Platten- - 
4 en r Die Entnahme der -Stuhlproben ie am Tage Haen verfahren festgestellt wurden, y waren meist innerhalb on a 
en ~ ` der Choleraimpfung, falls diese stattlan nicht mehr nachweisbar. Es handelte sich bei unseren Fällen also 
3 "EE "Die Unterbringung der von Süden- Kommenden erfolgt nicht um. Danorträger, sondern um Vibrionenausscheider, : die eine. 
fi westlich der Bahn, für schwerer Erkrankte stehen hier fünfzig leichte, klinisch, nicht festzustellende Cholera durehgemächt. "hatten; = 
ý | Betten bereit. Die Verwundeten kommen sofort in das | meist waren es auch diarrhöische Stühle, die diesen Rouen Befund. 
vo. ` ` -Lazarett des Roten Halbmondes und bleiben hier isoliert, bis |. ergaben. 

Bi’ die Stuhluntersuchung negativ war. Besonders auf die Impfung reag Besten die Leute vielfach. mit 
f ~ >14. Für die durchreisenden Deutschen und österreichisch-unga- |2Durchfall. Und es ließen sich alsdann Vibrionen nachweisen. Manch- - 
j j ‚tischen. Heeresangehörigen finden diese Bestimmungen sinn- | mal war diese Reaktion allerdings stärker, und es kam zu ‚einem - 
r = gemäße Anwendung. richtigen Choleraanfall. So ist eine deutsche Schwester: im Jahre 
N: "02 Ihre Unterbringung erfolgt" in Zelten auf dem: östlichen 1916 in Birsaba kurz nàch der Impfung erkrankt und -der Seuche 
y Dr Flügel des Quarantänelagers. | ° erlegen. ‚Ich konnte diesen Befund auch mehrfach erheben, leider 
p TES Thre Verpflegung, sowie die der Kranken in der Quar an- a meine genauen Aufzeichnungen. hierüber beim Rückzüg. ver- 
á = täne, wird vom Roten-Halbmond-Lazarett übernommen, lorengegangen. | | 

jo aee | 

} l 


fläche der flüssigen Kulturen ansammeln, schneller an die Ober- 


„ ev wi 3 x A . 
n “, # - E 
foire 5 en $ $ N i á 
E = è a i . B 
Se ' PERLE ABA: Pe u“ 
te WET LITER ET ET EFT IE 202 LAM 4e 


Au 


mn DEE en EEE wer > BEE DD 


= 


u PAD Be 3 ea E Fan a 7 aa I a HN Ze: 


a nt 


wen MIT 


rn nn nn ne 


1216 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 47. 


Mit Rücksicht auf diese Beobachtung ließ ich die Stuhlentnahme 


„ur Untersuchung am Tage nach der Choleraimpfung machen, falls 
diese stattfand. 


sind, genügend Schutzstoffe für ihren Körper zu bilden, und zweitens 
wegen ihrer herabgesetzten Widerstandsfähigkeit leichter der Krank- 
heit erliegen. So sind gerade die Erkrankungen und Todesfälle bei 
einer Rekonvaleszentenkompagnie bei der 54. Infanteriedivision, die 
aus schwächlichen und heruntergekommenen Leuten besteht, die 
noch dazu schlecht genährt wurden, besonders hoch. Sobald hier 
auf unser Betreiben bessere Ernährungsverhältnisse beschafft wurden, 
fiel auch sofort die Erkrankungs- und Sterbeziffer. 

Wenn die Schlagfertigkeit der Truppe daher nicht in Frage 
gestellt werden soll, ist eine bessere und reichlichere Ernährung 
unbedingt, und. zwar sofort erforderlich, bevor die Seuche weiteren 
Umfang nimmt, denn nur dann können wir ihrer Herr werden. 

Wie segensreich die Schutzimpfung bei gut ernährten Truppen 
wirkt, zeigt eine österreichische Statistik, die während dieses Krieges 
an der galizischen Front aufgestellt wurde. 


Von 10000 nicht Geimpften starben 2930 an Cholera, 
„ 10000 2mal 100 


Als die Cholera an der Front weiter um sich griff und Sanitäts- 
maior Hegler, der beratende Hygieniker, an Typhus erkrankte, 
wurde ich telegrapbisch an die Front gerufen. 

Die Front zog sich von Birsaba nach Gaza; Lazarette und ihnen 
angegliedert bakteriologische Untersuchungsstellen befanden sich in 
Bethanun bei Gaza, in Tell-Scheria, das etwa in der Mitte lag, und 
Birsaba. Die Untersuchungsstellen waren aus dem Material des 
Hygienischen Instituts in Jerusalem eingerichtet und wurden auch 
von diesem weiter mit Material und Nährböden versehen. In Birsaba 
war ein bakteriologisch ausgebildeter österreichischer Fähnrich, in 
Tell-Scheria zugleich als Leiter des Deutschen Hauptverbandplatzes 
Dr. Saphra und in Bethanun Dr. Kanaan, früher Assistent am 
Hygienischen Institut in Jerusalem, tätig. Die letzten beiden Herren 
fanden sich, obwohl nicht speziell bakteriologisch vorgebildet, sehr 


2 
schnell in die Untersuchungsmethode hinein und haben hier sebr 


23 73 3) 
„ 10000 nicht > erkrankten 93% „ s 
wertvolle Arbeit geleistet. „ 10000 imal 3 F 42% ,, Š 
Bei meiner Ankunft an der Front hatte sich die Cholera schon „ 10000 2mal n r 0,7% „, 
so weit unter den Truppen, besonders auf dem linken Flügel, ver- 


breitet, daß eine Beschränkung auf ihren Ausgangsherd nicht mehr 
möglich war. 

Mein Bericht über die Verbreitung der Cholera unter den 
Truppen an der Sinaifront und Maßnahmen gegen ihre. Bekämpfung, 


den ich für das Oberkommando aufsetzte, mag hier die nähere Er- 
klärung geben: 


2?) 
LLAGA (Schluß folgt.) 
Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 

DieAblieferung vonMilchkühen an die Entente. 
Oberbürgermeister Wermuth (Berlin) hat als Vorsitzender des Vor- 
standes des Deutschen Städtetages dem Reichswirtschaftsministerium 
nochmals eingehend die unentrinnbaren Wirkungen vor Augen ge- 
führt, die die Ablieferung von Milchkühen auf die Säug- 
lingssterblichkeit und auf den Gesundheitszustand der hoffen- 
den und stillenden Mütter ausüben müßte, Diese Ausführungen’ er- 
bringen den Nachweis, daß namentlich in den mittleren und großen 
Städten die Folgen der durch die Viehablieferung drohenden 
Verschlechterung der Milchversorgung geradezu verheerend sein 
würden. Angesichts der Kartoffel- und Kohlennot, die durch 
den frühen Beginn des Winters noch eine erhebliche Verschärfung er- 


fahren hat, sehen die deutschen Städte für die nächste Zeit wiederum 
den denkbar schwersten Entbehrungen entgegen. 


Die Cholera wurde Ende Juni durch einen von Damaskus kom- 
menden Offizier eingeschleppt und hat sich seitdem, besonders unter 
den Truppen des 20. Armeekorps, weiterverbreitet. 

Die Weiterverbreitung ist wohl auf das Etappenlazarett in Tell- 
Scheria zurückzuführen, wo der erste Cholerakranke untergebracht 


a Jej | war, von dem dann eine größere Anzahl der Lazarettinsassen infiziert 
i l | | i| wurde. 


Nach einer Besichtigung des Lazaretts hat die Weiterverbreitung 
H der Cholera nichts Verwunderliches, Es fehlt auch jetzt noch an 
IM Eß- respektive Trinkgeschirren, sodaß dieses von mehreren Kranken 
gemeinsam benutzt werden muß, und so der Übertragung der Cholera- 


Das deutsche do 
TER ET, 2 das durch die langen Kriegsjahre ungewöhnlich geschwächt worden 
DON vibrionen von einem Kranken auf den anderen Tor und Türe ge- | ist, muß in seiner trostlosen Lage ganz verzagen, wenn es nicht wenig- 
NE öffnet ist, l - stens die Hoffnung aufrechterhalten kann, daß dem in den nächsten 
a. Dabei braucht der Überträger gar nicht unter dem Bilde der 
EN 


Cholera erkrankt zu sein, denn das Gefährliche für ihre Umgebung 
N sind gerade die Bacillenträger, die das Virus in sich tragen und aus- 
| scheiden, ohne Krankheitssymptome zu bieten. 

Auch für die einfachsten Fragen der Hygiene zeigt der der- 
zeitige Chefarzt kein Verständnis. Die Latrinenanlagen sind mangel- 
haft, und selbst die von den Dysenteriekranken benutzten ohne 
Desinfektion. 

Cholerakranke werden jetzt im Etappenlazarett nicht mehr auf- 
genommen, da für sie unter Leitung von Dr. Kaiser eine eigene 
Abteilung: eingerichtet ist, die allen hygienischen Anforderungen so- 
weit wie möglich entspricht. Trotzdem müßte jeder aus dem cholera- 
verseuchten Gebiete (20. Armeekorps) Kommende, bevor er unter die 
anderen Kranken gelegt wird, auf Vibrionen untersucht werden, 
eigentlich eine selbstverständliche Maßnahme und hier leicht durch- 
zuführen, da sich in Tell-Scheria ein dem Deutschen Hauptverband- 
platz angegliedertes bakteriologisches Laboratorium befindet. | 

Die hygienischen Maßnahmen gegen die Weiterverbreitung der 
Cholera bei den Truppenverbänden sind oder werden dank dem regen 
und verständnisvollen Interesse des Korpsarztes des 20. Armee- 
korps, Tewfik Bey, getroffen. Einwandfreie Latrinen sind oder 

Bi werden noch angelegt und durch die allgemein durchgeführte Des- 
infektion der Hände nach der Defäkation die Gefahr der Vibrionen- 
träger für ihre Umgebung soweit wie möglich herabgesetzt. 

Ein Cholera-Merkblatt, das an alle Ärzte und Truppenoffiziere 
Ya bis zum Abteilungskommandeur abwärts verteilt wird, gibt über die 
Bi EIER einschlägigen Fragen Auskunft. 

N Die Weiterverbreitung der Cholera durch Trinkwasser kommt 
er EEE! hier nicht in Frage. Die Brunnen sind nach eigener Besichtigung 
einwandfrei angelegt und eine Infektion durch Choleradejekte so gut nn ist 
ng wie ausgeschlossen. So hat auch die Untersuchung von 42 Wasser- Im Verlage von Urban & Schwarzenberg, Berlin und n 
| proben aus den verschiedenen Brunnen der Sinaifront, die ich selbst | soeben die dritte Auflage des Lehrbuc hes der TE 
ausführte, in keiner Probe Choleravibrionen ergeben. Auch bietet | heilkunde von Prof. Dr.P.Römer, dem Direktor ger onu war 
hier die Cholera das typische Bild einer Kontaktepidemie. Augenklinik ın Greifswald, erschienen. Das Römersche 

Von einer bakteriologischen Durchuntersuchung der Truppen | längere Zeit vergriffen. Ber net 
wurde abgesehen, da diese bei der allgemeinen Durchseuchung keinen ~ „_Hochschulnachrichten. Königsberg! an Pro- 
Zweck gehabt hätte, andererseits auch gar nicht durchführbar ge- | lein Dr. Elisabeth Cords, bisher Assistent, ist zum ZW A o. Prof. 
a Ne DS aachen Institut omann worden. ed or der 

Daß die überall durchgeführte Schutzimpfung nicht das ge- gerichtlichen ar Sr Nachfolger on Profil Kratter ernannt. 7 
wünschte Ergebnis hat, ist darin zu suchen, daß die Soldaten in- | Dem a.o. Prof. Dr. Franz Hamburger, Vorstand der Kinde 
folge von Unterernährung und Überanstrengung einmal nicht fähig d Ch ; 


klinik, Titel und Charakter eines ord. Professors verliehen. 
Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W8. 


Jahren heranwachsenden Geschlecht die Möglichkeit zur Kräftigung 
und zur Erlangung besserer Lebensbedingungen beschieden sein wird. 


Die Geldentwertung und die Verteuerung der unentbehrlichsten 
Lebensmittel nötigen in Österreich zu einer Erhöhung der arzt; 
lichen Honorare. Der Zentralärzterat für Wien hat daher be 
schlossen, als Durchschnittshonorar für die praktischen Ärzte mit sofortiger 
Gültigkeit folgende Beträge festzusetzen: für eine einfache Ordination 


während der Sprechstunde 15 Kr., für eine einfache Visite bei Tag 25 KT., 
bei Nacht 50 Kr. nn 


Berlin. Die Witwe des in diesem Frühjahr -verstorbenen 
Bakteriologen Prof. Dr. Hans Aronson hat eine Stiftung zum 
Gedächtnis ihres Mannes mit dem Zweck errichtet, die deutsche For- 
schung auf dem Gebiete der Bakteriologie und experimentellen Therapie 
zu fördern. Aus den Zinsen des zunächst zur Verfügung gestellten 
Kapitals von 500000 M sollen hervorragende wissenschaftliche 
Leistungen deutscher oder deutschösterreichischer Forscher mit Preisen 
ausgezeichnet werden, und zwar in der Regel jährlich, mindestens aber 
alle fünf Jahre eine Arbeit, die innerhalb der letzten zehn Jahre A 
der Preisverteilung zum Abschluß gebracht sein muß. Die Preinyan 
leihung erfolgt satzungsgemäß nach sorgfältigster Anhörung berufenet 
Sachverständiger durch das Kuratorium, dem von Ärzten die Gehe 
räte Bumm und Lentz sowie Prof. Dr. Adolf Lazarus al 


gehören. — Zuschriften an den Schriftführer Rechtsanwalt und Notar 
Israel, Berlin-Pankow. en, 


Karlsruhe i. B. Von der Hochschulvereinigung wurden ans 
alo. Professor für Psychologie an der Technischen Hochseiuiß, 


W. Hellpach, 8000 M für psycho-physiologische und sozialpsycho- 
logische Forschungsarbeiten bewilligt. 


Berlin. Geh.-Rat Prof. Dr. Heffter, Direktor des Pharmako- 
logischen Instituts, beging den 60. Geburtsstag. 


Nr. 48 (782). 


Medi 


inis 


30. November 1919. 


e 


ea A 


TE Mra 


+. 


linik 


Wochenschrift für praktische Ärzte 


redigiert von 


Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg 
| Berlin o 


Urban & Schwarzenberg 
Berlin | 


| Verlag von 


inhalt: Originalarbeiten: Eb. Veiel, Felderfahrungen über Schädelschüsse, Nierenentzündungen, Flecktyphus, Wolhynisches Fieber und 
Trichinose (mit 1 Kurve). E. Neumark, Über einige Erfahryngen und Beobachtungen bei der Ausführung von biologischen Wurst- und 
Fleisechuntersuchungen (Präeipitation). F. Pinkus, Über die Behandlung der Syphilis mit Salvarsan. ` F. W. Strauch, Magenneurose und 
Magengeschwür (mit 5 Abbildungen). F. Eisler, Die Röntgenoperation, die souveräne Methode der Nadelextraktion (mit 2 Abbildungen). 


R. Ederle, Über Zuckerinjektionen gegen Lungentuberkulose. Goldstein, Zur Bauchpalpation. 


B. Bochner, Zur Behandlung der 


Rhinopharyngitis mit dem Schnupfgleitpulver „Rhinogleit*. — Referatenteil: Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücher- 


besprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Braunschweig. Breslau. Wien. — Rundschau: Huntemüller, Als beratende 
Hygieniker in der Asiatischen Türkei. (Schluß.) — Tagesgeschichtliche Notizen. 


Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser "Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor. 


Klinische Vorträge. 


Felderfahrungen über Schädelschüsse, 

Nierenentzündungen, Flecktyphus, Wolhynisches 

Fieber und Trichinose 1). 

Von 

Prof. Dr. Eb. Veiel, München. 
M. H. Wenn ich mir erlaube, Ihnen heute über meine Feld- 
erfahrungen zu berichten und dabei Gebiete behandle, über die 
außerordentlich vielfach mündlich und schriftlich Mitteilung ge- 


‚macht worden ist, so halte ich mich dazu für berechtigt, weil mein 
Material mir Besonderheiten aufzuweisen scheint. Ich hatte 


‚ meinen Standort überwiegend in den vorderen Sanitätsforma- 


tionen, meistens im Feldlazarett, und sah dadurch Verwundungen 
und Krankheiten in frischen Stadien. Diesen Standort durfte ich 
auch, entgegen der sonstigen Übung, in meiner Eigenschaft als 
beratender innerer Mediziner in der zweiten Hälfte des Krieges 
beibehalten. So konnte ich meine Beobachtungen in einer 
vorderen Sanitätsformation machen, und von hier aus nach vorn 
zur Sanitätskompagnie und Truppe und nach hinten zu den 
Kriegslazaretten mich begeben. Die Erfahrungen sind fast aus- 
schließlich im Osten, und zwar in Wolhynien und in der Ukraine 
gesammelt; und gerade hier versäumte man bei den enormen Ent- 
fernungen und schwierigen Transportverhältnissen. wichtige 
Etappen der Verwundungen und Krankheiten, wenn man sich aus- 
schließlich im Kriegsiazarett aufhielt. 

Gestatten Sie, daß ich Ihnen zuerst über Schädel- 
schüsse berichte. Die Beobachtungen stammen fast aus- 


schließlich aus der Zeit der Brussilowschen Offensive. Soweit es 


die Kampflage und die chirurgische Arbeit zuließen, habe ich die 
Fälle neurologisch untersucht. Es gingen mehrere hundert 
Schädelschüsse durch unser Feldlazarett. Von 46 habe ich ge- 
nauere Aufzeichnungen. Zunächst nur zwei Worte über die chirur- 
gische Behandlung. Es wurde bei jeder Art von Schädelschüssen 
— mit einer gleich zu erwähnenden Ausnahme — die sogenannte 
Wundtoilette ausgeführt, das heißt die Wunde erweitert und bis 


-auf den Knochen freigelegt, um Splitterungen des Knochens und 
Verletzungen und Zertrümmerungen des Gehirns und seiner Häute 


festzustellen und in Angriff zu nehmen. Dabei wurde womöglich 
auch die Brücke zwischen Ein- und Ausschuß bis auf den Knochen 
freigelegt. Ausschließlich bei denjenigen Schüssen, die in ihrer 
ganzen Ausdehnung als Streifweichteilschüsse erkannt werden 
konnten und keinerlei neurologisch faßbare Ausfallserscheinungen 
zeigten, unterblieb die Wundtoilette. Jeder, der viele Schädel- 


...» Vortrag, gehalten am 16. Juli 1919 im Ärztlichen Verein 
München. 


vorsichtig genug sein kann. Wie oft sah man in rückwärtigen 
Lazaretten üble Folgen einer unerkannten Knochensplitterung in 
Form von dauerndem Fieber, Spätabscessen und dergleichen. Es 


muß allerdings darauf hingewiesen werden, daß auch bei diesem 


Verfahren schwere intracerebrale Verletzungen unerkannt bleiben 
können. | 

Als Beispiel sei folgender Fall erwähnt: Garde-Ulan B., durch 
Infanteriegeschoß aus 150 m Entfernung am Hinterkopf verletzt. Er 
fiel um, als er den Schuß erhielt,. war aber nicht bewußtlos, hatte kein 
Erbrechen. Klagt über Flimmern in den Aupen Erkennt Finger auf 
2 m Entfernung. Kann große Schrift lesen, kleine nicht. Es bestand 
längsovaler, 2 cm langer und 1 cm breiter Ein- und Ausschuß über 
dem Hinterhaupt in der Gegend der Protuberantia externa., In Chloro- 
formnarkose werden die Wunden exceidiert und der Ein- und Ausschuß 
verbunden. Knochenhaut und Knochen erweisen sich als unverletzt. 
Patient ist in den nächsten Tagen motorisch unruhig und sehr auf- 
geregt. Die Wundverhältnisse immer gut. Nach acht Tagen tritt 
Fieber zwischen 38 und 39° auf bei einer Pulsfrequenz von 70 bis 
80 Schlägen in der Minute. Non ohne Befund. Allerdings be- 
standen noch die Augenstörungen. Nach weiteren acht Tagen plötzlich 
bewußtlos, heftigste epileptische Krämpfe, Deviation der Augen nach 
rechts, Schaum vor dem Munde. In den nächten zwei Tagen noch 
häufigere solche Anfälle, dann trat der Tod ein. Bei der Autopsie 
fand sich bei vollständig erhaltener Tabula externa ein Splitter an 


der Tabula interna der linken Hälfte des Hinterhauptbeins. Dieser - 


Splitter hatte die Dura durchbohrt. Im linken Hinterhauptshirn fand 
sich ein walnußgroßer Eiterherd, auch im linken Seitenventrikel Eiter, 
eitrige Leptomeningitis, auf der Oberfläche des Kleinhirns bis zum 


Hirnstiel hin. i | 
Wir ließen uns in diesem Falle täuschen durch die tadel- 


losen Wundverhältnisse, die Intaktheit der Tabula externa, unter- 
schätzten die Erregungszustände, vermißten wir sie doch bei den 
Soldaten, die unmittelbar aus der Schlacht kamen, sehr selten — 
auch dieser Mann kam wenige Stunden nach der Verwundung in 
unsere Hände —, unterschätzten die Bradykardie, hielten sie viel- 


mehr im Zusammenhange mit dem Fieber eher für ein Zeichen 


einer typhösen Erkrankung. | 
Was die Art des Geschosses bei den 46 Schädelschüssen an- 


belangt, so war die Granate mit 17 Fällen am häufigsten. Zur 


Granate ist auch wohl die Mehrzahl der sechs Fälle zuzuzählen, bei 


denen der Verwundete nur allgemein „Artilleriegeschoß“ angeben 
konnte. Schrapnellverletzungen waren es nur vier. Die zweitgrößte 
Anzahl der Verwundungen, nämlich 16, machte das Gewehr oder das 
Maschinengewehr. Die Handgranate fand sich nur einmal. Wir be- 


kamen in unser Feldlazarett damals überhaupt sehr viele Schädel- 
schüsse. So finde ich in einem bestimmten Zeitraume von 880 Zu- 


gängen 199 Kopfschüsse und 24 Gesichtsschüsse in meinen Notizen 


verzeichnet, also ein reichliches Viertel aller Zugänge. Vielleicht 
pa dabei eine Rolle, daß der Stahlhelm damals im Osten noch nicht 
allgemein eingeführt war, denn es fiel uns auf, daß die Kopfschüsse 
mit Einführung des Stahlhelms seltener wurden. Zahlenmäßige Be- 


XV. Jahrgang. 


schüsse gesehen hat, wird mir zustimmen, daß man da gar nicht 


Be TB m m 


ae 


Au I. Aw z= > 
ee ie a En. I 


de 


Be ge A NE > rees E A 
m -aami m nn a a ji 
A ATEN AT 


Tr EE 


aa erian i A 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.48. 07780. November. 
lege für diese Anschauung kann ieh nicht erbringen. Gestorben sind | fanden sich dann immer mehr oder weniger große bsc 
- während unserer Beobachtung von 46 Fällen 12 = 26%, von u ve M 
199 Fällen 85 = 17%. j l 


eitriger Einschmelzung des Gehirns und eitrige 
Betrefis der Einteilufg in Durchschüsse, Steckschüsse usw. sichmeistjauti diefkonyezuaup SEE 
waren bei meinen 46 Schädelschüssen acht Durchschüsse, das heißt 
Durchschüsse durch das Gehirn, 18 Steckschüsse und 19 Tangential- 
und Streifweichteilschüsse. | 

Wenn ich nunmehr zu den Symptomen übergehen darf, 
so möchte ich zunächst einige Worte über die ersten, dem Schuß 
unmittelbar folgenden Allgemeinsymptome sagen. Von 24 Ver- 
wundeten mit sicher festgestellter Gehirnverletzung waren 15, 
also zwei Drittel kürzere oder längere Zeit bewußtlos, vier konnten 
darüber keine genaue Angabe machen, fünf dagegen gaben mit aller 
Bestimmtheit an, daß sie das Bewußtsein nicht verloren hatten. 
Über Erbrechen konnten nur 13 von diesen 24 eine sichere Angabe 
machen, sechs hatten Erbrechen, sieben stellten es in Abrede. 
Anders waren die Zahlen bei den 21 Verwundeten, bei denen eine 
Gehirnverletzung nicht nachzuweisen oder unwahrscheinlich war. 
Bewußtlos waren neun, also nicht ganz die Hälfte, einer konnte 
keine genauen Angaben machen, und elf, also die reichliche Hälfte, 
waren nicht bewußtlos geworden. Erbrechen fand sich bei den 
Verwundeten ohne Gehirnverletzung achtmal, einmal fehlt über 
Erbrechen die Angabe, zwölfmal war mit, Bestimmtheit kein Er- 
brechen aufgetreten. Die erste Reaktion auf den 
Schuß war also bei einem nicht kleinen Teile 
der Leute merkwürdig gering. Es erscheint mir von 
Interesse, die fünf Verwundungen mit Gehirnverletzung ohne 
folgende Bewußtlosigkeit etwas näher zu schildern. Zwei Ver- 
wundete wiesen einen Weichteildurchschuß über dem- rechten 
Scheitelbein auf, der Knochen zeigte sich bei der Wundtoilette 
unverletzt, Paresen der linksseitigen Extremitäten bewiesen jedoch 
die Gehirnverletzung, bei einem dritten war das linke Scheitel- 
bein durch ein Infanteriegeschoß aufgerissen. Die Öffnung der 
Tabula externa war pfennigstückgroß und die Tabula interna aus- 
gedehnt gesplittert. Es ergoß sich zertrümmertes Gehirn aus der 
Wunde. Der. rechte Arm und das rechte Bein waren gelähmt. Bei 
einem vierten hatte ein Infanteriegeschoß einen Durchschuß mit 
Einschuß an der linken Schläfe und Ausschuß an der Nasenwurzel 
gemacht, ausgedehnte Zertrümmerung des linken Stirnbeins und 
Zerstörung der Hirnrinde zwischen Ein- und Ausschuß. Der 
fünfte endlich hatte einen Infanteriedurchschuß am Wirbel mit 


Splitterung des Knochens, Zerstörung des Gehirns und Hemi- 
parese rechts. 


u num 
A e 


z rn 
zn MT 


” 3 e 
_ ee 
- Pe - a yo The z A 


Was die speziellen neurologischen Symptome anbelangt, so 
möchte ich zuerst die Schädelschüsse mit offen zutage liegender 
Gehirnverletzung und gleichzeitigem neurologischen Symptomen- 
komplex besprechen. Zu dieser Kategorie gehören 19 meiner 
Fälle. Entsprechend der Entstehung der Verletzung des Gehirns 
durch Schuß in seine Rinde sah man öfter Monoplegien. 


So sah ich zweimal ganz isolierte Hypoglossusparesen, beidemal 
war das Geschoß — es handelte sich in beiden Fällen um eine 
Schrapnellkugel — direkt oberhalb der Ohrmuschel durch das 
Schläfenbein in das Gehirn eingedrungen. Einmal führte ferner ein 
Granatsplitter, der in der Gegend des rechten Scheitelbeinhöckers das 
Gehirn zertrimmert hatte, zu einer ganz isolierten spastischen Parese 
des linken Armes. Bemerkenswert war in. diesem Fall eine hoch- 
gradige Hyperästhesie im ganzen linken Arm und in der linken 
Brusthälfte bis zur dritten Rippe herab. Der Mann fühlte sich an 
den betreffenden Hautpartien bei feiner Berührung wie mit Disteln 
angefaßt. In einem vierten Falle war durch eine Schußverletzung auf 
der Höhe des Scheitels etwas links von der Mittellinie, die zu Knochen- 
splitterung und Gehirnverletzung führte, eine geringe isolierte Parese 
des rechten Beins mit Hypästhesie im rechten Bein entstanden. Die 
Hypästhesie, die zunächst das ganze Bein betraf, war nach fünf 
Tagen nur noch am rechten Unterschenkel und rechten Fuß vol- 
handen und nach weiteren acht Tagen nur noch an der Innenseite 
des rechten Unterschenkels eben nachweisbar._ 


Wie im vorliegenden Falle trat auch sonst meist ein sehr 
rascher Wechsel der neurologischen Symptome ein. Erstaunlich 
"rasch gingen häufig Paresen und Sensibilitätsstörungen zurück. 
Andererseits kamen zu.den vorhandenen Symptomen öfter neue 
Symptome hinzu und führten dann rasch zu Verschlimmerung und 
häufig zum Tode. Der ungünstige Ausgang verlief fast immer 
ganz gleichartig. Aus unvollständigen Paresen wurden plötzlich 
komplette Lähmungen, aus Monoplegien plötzlich Hemiplegien, und 
` zwar unter folgenden stürmischen Erscheinungen: Hohes Fieber, 
zunehmende Benommenheit, Cyanose, erschwerte Atmung und 

Auftreten von meningealen Erscheinungen, mehrfach auch 
klonische Krämpfe und katatonische Züge. Bei der Autopsie 


pr de —— — 
=- nn 
i 


| 
i 
* 
t 
\ 
g 
y 
M $ 
$ 
. 
. 
4 
I 
$ 
` A 
jik 
A 
fi 
$ \ 
i 
i 
S 4 
$ 
Y A 
i 
t 
j 
t 
i] 
{ 
ir 
« 

{ ý 
f 
Kirn! 
$ $ T 

PAI i 
4 IM 
h 
vd $ 
| 
} 
4 4 Ar à 
i i 
+$ [i] 
b 
i 
b 
Aiii 
i 
Í 
1 u 
CHR 
D i 
$ 
. 
r 
sy ` y 
ika kA Hi 
Aa ERAN E 
4 H Å. 
<a 
4 
Á arm 
Caa 
< = 
Krah 
( Ei Uii 
AAR 
N ran 
For Kutil 
f | van 
| 
Yeah Hi 
A È 18 
Eu y 
a Er 
17 a 
ur 
u 
En u 
y d 
tatt 5 
2; un 
ak. lee 
S TUERA 
4 4 
Aa n| 
SEH 
A 
AA r 
ni 
HER | 
1077 
B | 
E Chr | 
vl. E 
yi x 
e į 
E: CET 
11i . 
u 
ha FR 
Brei} 
ale 
3 vA 
r ar 
x 
% py? 
ar; 
i N 
2 t 
taR 
4 Art 
+ 
Ñ E 
. 
ir i 
} i 
3 
\ 
h 


pac 


sich nicht, Er wird nach drei Monaten abtransportiert und schreit 
aus der Heimat ganz kindliche Briefe. Witzelsucht wurde A 
achtet. Ein dritter Fall lag folgendermaßen: Schrapnelleinsch 


- p >A 
PE R 
eno a a = 
ri a 


Oberkiefer ist verletzt, und die äußere Wand. der Eygmorshöhle DR 
trümmert. Nach fünf Tagen Fieber, nach elf Tagen Exitus keine 
Autopsie ergab Konvexitätsmeningitis, die außer Benommenheit Ih, 
neurologischen Symptome machte, und faustgroßen Absceb im AT 

Stirnhirn. Keine Veränderungen der Psyche, NISEN 


Von den drei Stirnverwundungen hatti 
also nur der Fall mit .Durchschuß 
beide Stirnhirnhälften bemerkenswerte SI 
rungen des Intellekts und des Wesens Al 
gewiesen. | S | H AANE a 

Ferner gehört zu dieser Unterabteilung der Schädelschüsse n0” 


cine Granatsplitterverletzung des Hinterhaupthirns direkt unter dbt 


- 
E 

m 
- an 
r«/ á 
> 


E - 
= 
Mp a 
N r \ 
.- 
; “ 
BR 
ds P m x 
£ Ps 
IN 
- <. d 
-k 
nu. 
Cig 


Sae 
è 


N a 
4 


Digitized-by Googl 
sAn aana => 


> 


v2 


ge 


30. November. 


i 


gesplitterten Protuberantia occipitalis externa. Irgendwelche Störung, 
insbesondere Sehstörung wurde nicht beobachtet, doch vielleicht auch 
nicht genau genug auf Hemianopsie, Seelenblindheit usw. untersucht. 
Dann noch ein Infanteriesteckschuß auf der Höhe des Scheitels mit 
Splitterung der Tabula externa und interna und allerdings wobl nur 
oberflächlicher Verletzung des Gehirns ohne neurologische Symptome. |- 
Endlich eine Splitterung des linken Scheitelbeins mit zertrümmertem 
„Das Gehirn ist weithin zertrümmert“, heißt. es in der 
Krankengeschichte. Keine neurologischen Symptome. Rasche Er- 


Gehirn. 


holung. a 


ringfügig sein, daß sie unseren damaligen Soldaten, die kleine 
‚Störungen nicht beachteten, kaum auffielen, jedenfalls nicht 


‚wichtig genug erschienen, um sie dem Arzte mitzuteilen. 

`” _ Gestatten Sie, daß ich zwei einschlägige Fälle kurz schildere. 
Ein Infanteriegeschoß verwundete einen Mann aus 100 m Entfernung. 
Der Mann war nicht bewußtlos, hatte kein: Erbrechen und gab an, 


keine Lähmung zu haben. Über dem rechten Scheitelhöcker war eine 


‚5 cm lange und 1 cm breite zerfetzte, schmierig belegte Hautwunde. 
Bei der Wunätoilette erwies sich der Knochen unverletzt. Der linke 


Arm war deutlich paretisch, in der linken Hand und im linken Arme 
fühlte der Mann Parästhesien. Nach vier Tagen waren diese Störungen 


. eben noch in minimalem Grade nachzuweisen, nach weiteren elf Tagen: 
. waren Parese und Parästhesien vollständig verschwunden. 


In einem zweiten Falle fand sich ebenfalls über dem rechten 


Scheitelbeinhöcker eine Granatsplitterverletzung, aber dabei unver- 


sehrter Knochen. Auch. bei diesem Manne kein Erbrechen und keine 


Bewußtlosigkeit.” Zwei Tage nach der Verwundung konstatierten wir 
eine mäßige spastische Parese des linken Beins, die Sehnenreflexe an 
ihm etwas gesteigert, Bauchdecken- und Cremasterreflex fehlten links. - 
Im Bereiche des linken Beins und in der linken Rumpfhälfte bis zum 
‚Rippenbogen herauf fand sich Hypästhesie. Nach sieben Tagen war 
die Parese fast ganz verschwunden, keine Spasmen mehr nachzu-. 


weisen, Bauchdecken- und Cremasterreflex waren auf der linken Seite 
wieder erschienen, dagegen bestand noch die oben erwähnte Hyp- 
ästhesie. | 

| Solche Fälle scheinen mir namentlich im 
Hinblick auf. die spätere Beurteilung be- 
achtenswert. Sielehren, daß man beietwaigen 
späteren Beschwerden vonKopfstreifischüssen 
stets an die Möglichkeit einer 
bralen Verletzung denken muß. 


Meine nunmehr folgenden Ausführungen über Krie gs- 
nephritis möchte ich damit begründen, daß ich mehrere Mo- 
nate hindurch sämtliche Erkrankungen an Nierenentzündung von 


“einem bestimmten Frontabschnitt in Behandlung bekam und da- 


durch mancherlei mir beachtenswert erscheinende Beobachtungen 
machen konnte. Ich habe zirka 80 Fälle von Kriegsnephritis ganz 
frisch zu sehen bekommen, über 64 habe ich genauere Notizen. 
Wie Sie alle wissen, hat man sich lebhaft mit der Ätiologie der 
Kriegsnephritis beschäftigt und eine Reihe Faktoren wie Durch- 
nässungen, Erkältungen, Anginen, Affektionen der Atmungs- 


organe, Streptokokkeninfektionen und andere Infektionen in Be- 
tracht gezogen. Da mein Material so klar übersehen werden kann, 


möchte ich Ihnen meine Beobachtungen betreffs der Ätiologie 


` mitteilen. Um die Bedeutung der Durchnässung näher ergründen 
zu können, habe ich von Oktober 1916 bis März 1917 mir täglich 


einen Witterungsbericht notiert und versucht, Witterung und Er- 
krankungsziffer in Verbindung zu bringen. Ich darf zuerst an der 
Hand .einer Kurve zeigen, wie die 64 Zugänge an Nephritis sich 


. über die einzelnen Monate verteilten. 


Von Oktober bis Januar war die Witterung äußerst unbe- 
ständig, Regen und Schnee häufig, kurz viel Gelegenheit zur 


_ Durchnässung vorhanden. Vom 1. Januar bis Ende Februar war 


ununterbrochen sehr strenger, trockener Frost. Ende Februar 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


Zum Schlusse meiner Ausführungen über die Schädelschüsse 
komme ich zu einer dritten Unterabteilung der Schädelschüsse, bei 
denen bei der Wundtoilette keine Verletzung des Gehirns, ja teil- 
weise nicht einmal eine Verletzung des Knochens festgestellt 
werden konnte, bei denen aber trotzdem ein neurologischer Sym- 
‚ptomenkomplex vorhanden war. Sieben Fälle meines Materials 
gehören hierher. Solche Fälle können für leichteste Streifweich- 
teilschüsse gehalten werden und nur die genaue neurologische 
Untersuchung läßt bei ihnen die Gehirnverletzung.erkennen. Aus 
' zweifachen Gründen kann bei ihnen die Gehirnverletzung über- 
sehen werden. Einmal sind die Paresen manchmal so flüchtig, 
daß man nur in den allerersten Tagen in den vordersten Sanitäts- 
formationen Gelegenheit zu ihrer Erkennung hatte, und gerade 
hier wär im Drange der Geschäfte eine genaue Untersuchung oft 
unmöglich. Außerdem können die Ausfallserscheinungen so ge- 


bis an den Bauch im 


' Einfluß der Witterung. 


intracere- 


setzte das russische Tauwetter ein und braehte den viel be- 
schriebenen, aber nur dem Kenner ganz faßbaren unergründlichen 


Morast. Nun könnte man ja die große Zahl an Zugängen im No- 


vember und Dezember mit der nassen Witterung in Verbindung 
bringen und die Höchstzahl im Januar so erklären, daß die Leute 
sich noch während der ungünstigen Witterungsperiode durch- 


 näßten und erkälteten | 


und erst im Laufe des 
Januar erkrankten. 
Dies wäre eine mög- 
liche, aber immer- 
hin etwas künstliche 
Rechnung. Ganz un- _ 
vereinbar aber mit der 
Theorie der Durch- 
nässung ist der rapide - 
Rückgang der Zu- 
gänge in der Tau- 
periode, während der 
die. Leute teilweise 


Wasser standen. Noch 
ein weiterer Punkt 
spricht gegen den 


Die einzelnen Infan- 
terieregimeter hatten 9 
betreffend Güte der- 


Nebeneinander lagen zwei aktive Infanterieregimenter. Das eine 
hatte eine tadellos ausgebaute Stellung und vorzügliche Unter- 
stände, das andere Regiment eine schlechter ausgebaute Stellung 


und dumpfe, feuchte Unterstände. Das bevorzugte Regiment 
schickte uns elf Fälle von Nierenentzündung, das benachteiligte 


neun. Ich bin mir wohl bewußt, daß die Zahlen sehr klein sind. 
Aber ich halte sie doch für beachtenswert, weil ihnen so klare, 
übersichtliche Tatsachen zugrunde liegen. — Neben diesen beiden 
aktiven Regimentern mit ihrem damals noch ganz guten, meist 
jugendlichen Ersatz lag nun ein Reserve-Infanterieregiment, däs 
aus älteren Leuten bestand. Dieses Regiment schickte uns 


19 Fälle, also etwa die doppelte Anzahl. Man kann diese Tat- 


sache doch wohl nur mit dem größeren Lebensalter der Leute in 
Verbindung bringen. en N 

. Eine ausgesprochene Angina als  vermutlicher ätiologischer 
Faktor fand sich nur zweimal, defekte carlöse Zähne mit Zahneiterung 


einmal. Es ist aber wohl möglich, daß diese kleinen Zahlen bei ge- 
` nauerer Untersuchung der betreffenden Organe sich erhöhen würden. 


Sehr häufig waren dagegen Affektionen der oberen Luftwege.’ In 


30 Fällen konnte eine Bronchitis, einmal eine Laryngitis, zweimal eine 


Bronchopneumorie und einmal eine Pleuritis sicca festgestellt werden. 
Es muß freilich betont werden, daß Bronchitiden 'bei den Leuten, die 
vom Graben kamen, außerordentlich häufig waren. Mehrfach war die 
Nephritis mit Infektionskrankheiten verbunden, je einmal mit Ruhr 
und Malaria umd fünfmal mit Wolhynischem Fieber. Endlich möchte 
ich noch auf einen ätiologischen Faktor zu sprechen kommen, der mir 
besonders wichtig zu sein scheint und vielleicht auch den Schlüssel 
zur Erklärung meiner obigen Kurve geben könnte, ich meine die 
Hautaffektionen in Form von Furunkulose und Ekzemen. Ich finde 
zwar in meinen Notizen nur dreimal Furunkulose und einmal aus- 
gebreitetes Ekzem verzeichnet. Doch waren Kratzdefekte und Läuse- 
ekzeme wenigstens in den ersten Monaten des Winters .die Regel. 
Die Nachwehen der Brussilowschen Offensive dauerten damals bis 
in den Oktober hinein, und erst dann konnten die Stellungen. allmäh- 
lich bequemer ausgebaut und hygienische Anstalten, wie Bäder und 
dergleichen, errichtet werden. Im Laufe des Winters wurden die Ent- 
lausungsanstalten immer vollkommener und auch regelmäßig besucht. 


Tatsächlich fiel uns auch auf, daß die Leute mit viel reinerer Haut. 


zu uns ins Feldlazarett kamen. Damit wäre der Ablauf meiner Kurve 
hinreichend erklärt. 

Zusammenfassend darf ich bemerken: es 
ist möglich, aber nicht erwiesen, daß Durch- 
nässung ätiologisch bei Nephritis in Be- 
tracht kommt. Sicher spielt ceteris paribus 
das höhere Lebensalter eine Rolle, wahr- 
scheinlich okkulte Eiterungen in'’'Mandeln 


und Zähnen. Die häufigen Erkrankungen der 


Atmungswege waren bei den Schützengraben- 
leuten zu’ sehr verbreitet, als daß sie mit 
Sicherheit als Ursache der Nephritis heran- 
gezogen werden. könnten, von großer Be- 


1219 


Er: 


“Stellungen und der Unterstände sehr verschiedene Verhältnisse. 


Dr * 
Pr iin engines 


unten 


Ba o a 


ar 


vit > ER 


1220 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


deutung erscheinen mir endlich die 
affektionen. 


Haut- 

Ehe ich über die Form und den Verlauf der einzelnen 
Nephritiden berichte, möchte ich hervorheben, daß wir damals in 
äußerst primitiven Verhältnissen arbeiteten und sehr arm an Hilfs- 
mitteln waren. So fehlte uns sogar bis in die letzte Zeit hinein 
der Blutdruckapparat. Wir mußten uns beschränken auf die all- 
gemeine physikalische Untersuchung, die Feststellung der Diurese 
im Verhältnis zur aufgenommenen Nahrungsflüssigkeitsmenge und 
auf die chemische und mikroskopische Untersuchung des Urins. 

Betreffs der Zahl der einzelnen Nephritisformen 


steht weitaus an erster Stelle, wie auch bei anderen Beobachtern, 


die akute Glomerulonephritis mit Ödemen, näm- 
lich mit 42 unter 64 Fällen. 


Die Beschwerden zu Beginn waren Atembeschwerden, Kopf- 
schmerzen, häufig Übelkeit, manchmal Erbrechen und nicht selten 
Schmerzen im Kreuz und beim Wasserlassen. Von diesen 42 Fällen 
waren 38 ganz frische Fälle, nur bei vier handelte es sich um das 
Aufflackern einer früher stattgehabten Nephritis. Fieber bestand im 
Anfang bei zehn Fällen, zweimal war aber gleichzeitig Wolhynisches 
Fieber vorhanden, außerdem hatten fast alle Kranken, wie oben er- 
wähnt, Bronchitiden, sodaß ich über den Zusammenhang zwischen Fieber 
und Nephritis keine sicheren Aussagen machen kann. Die Ödeme be- 
trafen immer das Gesicht, häufig waren auch universelle Ödeme vor- 
handen. Der Puls war meist gespannt, in der Regel bestand Brady- 
kardie. Am Herzen nicht selten Akzentuation des zweiten Aorten- 
tons, nur siebenmal bestand eine Verbreiterung des Herzens nach 
links. Im Urin fand sich immer Eiweiß und But, mikroskopisch rote 
und meist auch weiße Blutkörperchen und, was ich besonders hervor- 
heben möchte, in allen 42 Fällen Cylinder, immer hyaline und granu- 
lierte Cylinder, nicht selten auch Epitheleylinder. Betont sei, daß die 
Zahl der Cylinder meist sehr groß war, sodaß neben der glomerulären 
Schädigung auch eine tubuläre Schädigung nie zu fehlen scheint. Die 
Diurese war in den allermeisten Fällen im Beginne sehr mangelhaft, 
es bestand beträchtliche Oligurie. Der Verlauf war im allgemeinen 
ein gutartiger, immerhin trat in neun Fällen Urämje auf. Ich werde 
darauf noch zurückkommen. Um eine zahlenmäßige Grundlage für 
die Beurteilung des Krankheitsverlaufs zu haben, habe ich berechnet, 
an welchem Krankheitstage durchschnittlich die Diurese endgültig in 
Schuß kam. Es war dies am zehnten Krankheitstage. Die Behandlung 
bestand in Bettruhe, in der ersten Zeit in Verabreichung von salz- 
und stickstoffarmer Kost, Diuretin, manchmal auch Theocin und Be- 
schränkung. der Nahrungsflüssigkeit. Wie gering die Wirkung der 
Diuretica und wie ausschlaggebend wichtig die Wirkung der 
von Volhard angegebenen äußersten Beschränkung der Nahrungs- 
flüssigkeit war, erhellt aus dem Verlauf der hartnäckigen Fälle. 

So gelang es fast immer, die Diurese in Schwung zu bringen, 
die Ödeme schwanden, und die Leute wurden, zwar meist noch mit 
Eiweiß und Spuren von Blut, in das Kriegslazarett abtransportiert. 

- Noch zwei Worte über die neun Fälle von Urämie. Es 
handelte sich zweimal um Krampfurämie, siebenmal um die sogenannte 
kachektische Form der Urämie mit Somnolenz, Kopfschmerzen, 
renalem Asthma, Übelkeit, Erbrechen und Durchfällen. Bei beiden 
Arten der Urämie wurde der Puls stark gespannt. Siebenmal handelte 
es sich um eine frische Nephritis, zweimal um das Aufflackern einer 
alten Nephritis. Die beiden älteren Fälle zeigten die kachektische 
Form der Urämie. Vier von den neun Fällen wurden erst urämisch 
in den ersten Tagen mit überschießender Diurese, eine Tatsache, die 
auch schon von anderen Beobachtern hervorgehoben wurde. In allen 
Fällen wurde der Aderlaß, teilweise mehrfach wiederholt, mit bestem 
Erfolg angewandt. Die urämischen Symptome verschwanden rasch, 
und wie nach einer Krisis setzte dann die ungestörte Besserung ein. 
Nur ein einziger Fall einer frischen Nephritis bei einem älteren Manne 
ging tödlich aus, der einzige Todesfall bei den 64 Nierenentzündungen. 
Die Urämie setzte bei diesem Mann erst nach zweimonatigem 
Krankenlager ein, zusammen mit Herzbeutel- und Lungenentzündung. 
"Trotz mehrfach wiederholter Aderlässe trat der Tod ein. Bei der 
Sektion fand sich eine große bunte Niere mit schwer abziehbarer 


Kapsel, am Herzen starke Hypertropbie der linken Kammer, Dilata- 
tion der rechten Kammer, fibrinöse Perikarditis. 


Wenn ich noch kurz auf die anderen Formen der Nephritis 
eingehen darf, so finde ich in meinem Material vier Fälle von 
akuter Glomerulonephritis ohne Ödeme. Einer hatte bei der 
Truppe Ödeme gehabt und schied bei uns überschüssig Urin aus, 
dasselbe war bei zwei anderen Fällen zu konstatieren, sodaß 


vielleicht auch sie früher Ödeme hatten, nur bei einem Fall ist kein 
Anhalt für frühere Ödeme vorhanden. 


Ich habe noch über sechs Fälle von Nephritis zu berichten, bei 
denen Ödeme, Eiweißausscheidung, Cylindrurie, aber keine Hämaturie 
nachzuweisen war. Einer von ihnen hatte eine leichte Ruhr mit 
positivem bakteriologischen Befunde, geringe Ödeme am Gesicht und 
an den Unterschenkeln, und ab und zu eine Spur von Eiweiß und ver- 
einzelte hyaline Cylinder. Es dürfte sich hier wohl um Ruhrödeme 


30. November. 
und toxische Albuminurie gehandelt haben. Ein Fall kam erst in 
der dritten Krankheitswoche mit noch geringen Ödemen und Spuren 
von Eiweiß. Es scheint mir wahrscheinlich, daß er mit den Resten 
einer leichten glomerulären Nephritis zu uns kam. Dieselbe Möglich- 
keit besteht beim dritten und vierten Falle, die beide nur noch mit 


minimalen Ödemen und geringer Eiweißausscheidung am Ende der 
ersten Krankheitswoche, beziehungsweise am Anfang der zweiten zu 
uns kamen.’ Es bleiben also noch zwei Fälle von Nephritis, bei denen 
eine rein tubuläre Schädigung angenommen werden könnte. Beide 
hatten aber neben ihren mäßigen Ödemen eine so geringe und rasch 
zurückgehende Eiweißausscheidung und Cylindrurie, daß mir die 
Diagnose „rein tubuläre Nephritis“‘ doch sehr zweifelhaft erscheint. 

Ferner sind noch acht Fälle mit vorwiegend pyelitischen Er- 
scheinungen kurz zu berühren. Zwei von ihnen hatten neben der 
Pyelitis eine typische Glomerulonephritis mit Ödemen. Bei den 
anderen sechs Fällen stand die Pyelitis ganz im Vordergrunde, die - 
gleichzeitige Nierenentzündung zeigte sich durch Cylindrurie und 
I oino durch einen bei Pyelitis ungewöhnlichen Blutgehalt des 

rins. 


Ich erlaube mir noch einige Worte über Flecktyphus 
zu sagen. Bei der mir zur Verfügung stehenden Zeit beschränke 
ich mich auf die klinische Diagnose des Flecktyphus. 


Der Beginn der Erkrankung zeigt keine sehr charakteristischen 
Züge. Das Fieber steigt in ein bis zwei Tagen auf 40° an, schwere 
Prostration besteht von Anfang an, manchmal, aber nicht immer ist 
das Gesicht etwas gedunsen. Die oft hervorgehobene Conjunctivitis 
ist allerdings meist vorhanden, doch fehlt sie auch meist nieht im 
Beginn anderer Infektionskrankheiten, die mit so hohem Fieber einher- 
gehen. Das gleiche gilt von den katarrhalischen Erscheinungen der 
oberen Luftwege. Ehe das Exanthem beginnt, hat man beim Fleck- 
typhus eben das Allgemeinbild einer schwersten Infektion, Sehr 
charakteristisch, aber freilich für die Frühdiagnose nicht verwertlan 
ist der Verlauf der Fieberkurve. Rascher Anstieg innerhalo wei 
Tagen, dann Continua um 40° am Ende der zweiten oder Anfang 
der dritten Woche in zwei Tagen lytischer Abfall zu normalen Tem: 
peraturen. 

Wenn nicht Komplikationen, wie Bronchopneumonien em- 
treten, verläuft das Fieber immer in typischer Weise, die Fieber 
kurve hat im Rückblick also einen großen diagnostischen Wert. 
Ist einmal Fieberfreiheit eingetreten, so kann sie wieder nur durch 
Komplikationen, dann besonders durch Gangränfieber und 
Abscesse gestört werden, ein eigentliches Rezidiy der 
Grundkrankheit habe ich niemals gesehen 
Im Gegensatz zu der infolge der Impfungen 
so sehr variablen Typhusfieberkurve hat uns 
im Felde die Kurve des Fleckfiebers wert 
volle diagnostische Hilfe geleistet. 


Um zur Frühdiagnose zurückzukehren, so ist natürlich be- 
sonders das Exanthem hervorzuheben. Das Exanthem soll 
in der Regel zwischen dem dritten und fünften Krankheitstage 
zum Vorschein kommen, nach meinen Erfahrungen kommt e5 
leider häufig später, am sechsten oder siebenten Krankheitstage. 
Das Exanthem kann an verschiedenen Stellen des Körpers he 
ginnen, mir war es immer zuerst an den seitlichen Teilen des 
Rumpfes deutlich. Im Beginn sieht das Exanthem in der über 
wiegenden Mehrzahl der Fälle braunrot aus, die einzelnen Flecken 
scheinen in der Haut zu liegen; besonders charakteristisch aber 
scheint mir die Tatsache, daß die Flecken gleich von Anfang an 
nicht alle rund wie eine Roseole sind, sondern sehr verschieden an 
Gestalt, häufig sieht man amöboide Gestalten. So sieht das 
Exanthem zu Beginn meist wie ein luisches Exänthem aus, Ab 
und zu, aber selten, sah ich zu Beginn masernähnliche Exanthem®. 
Das Exanthem verbreitet sich rasch, meist in zwei bis drei Tagen, 
in Schüben über den größten Teil des Körpers, das Gesicht 
bleibt meist frei, der Rumpf ist am dichtesten befallen, die Extre- 
mitäten sind es meist auch ziemlich stark, Handteller, Fußsohlen 
ebenfalls häufig, aber nicht immer. Nach weiteren zwei bis Ge 
Tagen wird das Exanthem livid, sieht dann schmutzig aus, I 
sich nicht mehr wegdrücken, einzelne Flecken. werden dire 
hämorrhagischh In selteneren Fällen werden alle Flecken 


hämorrhagisch, sodaß man dann das Bild der Purpura vol 
sich hat. 


Differentialdiagnostisch kommen betreffs des Exanthems 
Masern und Lues nur zu Beginn in Betracht, die gelegentlich pr 
Meningitis epidemica vorkommenden Exantheme sind wohl meis 
nicht so bräunlich rot, Pocken lassen sich durch die Pustelbildung 
differenzieren, große Schwierigkeiten kann aber die Dizaon 
diagnose zwischen Flecktyphusexanthem und dem Exanthem A 
petechialem Typhus machen. Ich erinnere mich des ersten pe 


er We ze 


der ersten Woche vorhanden. 


30. November. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.48. oo 9 


chialen Typhus, den ich in Polen sah. Ich dachte gleich an Fleck- 


‘'typbus, wir behandelten den Fall als Flecktyphus;' der Fieber- 


verlauf des nicht gegen Typhus geimpften Kranken zeigte jedoch, 
daß es sich um petechialen Typhus handelte. Meist zeigt: der 
petechiale Typhus runde Hämorrhagien, es fehlt die amöboide 
Form, es sind bei petechialem Typhus dem Bilde nach mehr 
hämorrhagische Roseolen. Das Exanthem bei Flecktyphus blaßt 
allmählich ab, die livid, respektive hämorrhagisch gewordenen 
‚Partien können jedoch sehr lange, verschiedene Wochen lang, 
‚wenn auch weniger deutlich bestehen bleiben. Die Schuppung ist 


. immer wenig in die Augen springend, oft muß man sie sich erst 
durch Reiben deutlich machen. 


Hierauf machte Brauer auf- 
merksam. 


Außer dem Exanthem gibt es noch einige Symptome zur 
Stützung der Diagnose: Tachykardie im Gegensatz zur Brady- 
kardie bei Typhus, Leukocytose, die meist Werte in der Nähe der 
oberen Grenze der Norm aufweist, ebenfalls im Gegensatz zur 
Leukopenie bei Typhus. Milztumor ist selten und immer nur in 
Dann muß noch hervorgehoben 
werden, daß die Zunge wohl belegt ist, aber nicht die charak- 
teristischen Zeichen der geschwollenen, meist nur in der Mitte be- 
legten Typhuszunge zeigt. Darmerscheinungen fehlen bei Fleck- 
typhus. Die nervösen Allgemeinsymptome sind sehr schwer, in 
der Regel bestehen Delirien und große motorische Unruhe. . Recht 
charakteristisch ist ferner noch die große Schwäche und Insuf- 
fizienz des Kreislaufs lange in die fieberfreie Zeit hinein. Endlich 


ist, wie Sie alle wissen, die Weilsche Reaktion, die agglutinie- - 


rende Wirkung des Blutserums Fleckfieberkranker auf einen pro- 
teusähnlichen Bakterienstamm wertvoll. Sie pflegt im Beginn der 
zweiten Woche positiv auszufallen. Ab und zu kann die Reak- 
tion auch irreführen, mehrfach fand ich sie positiv bei Paratyphus 
und bei Wolhynischem Fieber. Doch sind das seltene Irrläufer. 
Mit Hilfe der Weilschen Reaktion können auch Flecktyphen 
ohne Exanthem erkannt werden; ein solcher Fall, der außer dem 
Exanthem alle klinischen Zeichen des Flecktyphus bot, wurde mir 
durch die Weilsche Reaktion als Flecktyphus bestätigt. Schließ- 
lich kann uns auch die pathologisch-anatomische Untersuchung 
der Roseolen nach E. Fränkel helfen. Über die Bedeutung 
der Prowazekschen Rickettsien in den Fleckfieberläusen ist 
auch nach den neuesten Berichten Rocha-Limas!?) das letzte 
Wort noch nicht gesprochen. E. Weiß2) will’die Diagnose Fleck- 
typhus mit direkter mikroskopischer Sichtbarmachung des Exan- 
thems stützen, es erscheint mir aber vorerst zweifelhaft, ob er 
das Fleckfieberexanthem von anderen hämorrhagischen Exan- 
themen — und nur sie machen differentialdiagnostische Schwierig- 
keiten — trennen kann. | 


Gestatten Sie, daß ich mich noch kurz zur Diagnöse des 
Wolhynischen Fiebers äußere Die klinische Diagnose 
ist sehr erschwert durch die große Variabilität des Fieberverlaufs, 
typisches Fünftagefieber, undulierendes Fieber, hinziehende sub- 
febrile Temperaturen, stark remittierendes Fieber wie bei Sepsis. 
Dazu kommt, daß der klinische Symptomenkomplex sehr spärlich 
ist. An erster Stelle stehen die oft beschriebenen Schmerzen in 
den Schienbeinen, die gegen Abend allmählich beginnen, in der 
ersten Hälfte der Nacht sehr stark werden und gegen Morgen 
unter starkem Schweiße, der sich besonders stark gerade an den 
Unterschenkeln entwickelt, verschwinden. © Es ist vielfach dar- 
über gestritten worden, welches Organ an den Beinen so schmerz- 
haft ist. Manche Forscher, z. B. Goldscheider, meinen, 
die Schmerzen und die Druckempfindlichkeit seien ausschließlich 
auf die Weichteile ‚beschränkt, insbesondere seien. die Muskel- 
ansätze und die peripheren Nerven druckempfindlich. Gewiß 
sind diese Teile oft druckempfindlich, auch an anderen Stellen 
des Körpers treffen wir Neuralgien an, auch die allerdings nicht 
häufigen segmentär angeordneten Sensibilitätsstörungen am 
Rumpf und an den Extremitäten sprechen für eine Entzündung 
von Nerven, aber die starken nächtlichen Schmerzen betreffen den 
Knochen selbst. Die Tibia und Fibula selbst sind druck- und 
klopfempfindlich, meist an einer umschriebenen Stelle im Verlauf 


») D. m. W. 1919, Nr. 27, S. 732.. 
) M. m. W. 1918, S. 607. 


 röntgenologisch festhalten. 


Hier- konnte die Inkubationszeit festgestellt werden. 


der Diaphyse, nicht selten- fühlt und sieht man auch periostale 
Verdickungen, mehrfach konnte ich diese Verdiekungen auch 
Nun ist aber der klinische Sym- 
ptomenkomplex fast schon erschöpft. Wir finden meist Brady- 
kardie, öfter vergrößerte Milz, mitunter vergrößerte Leber, ver- 
einzelt auch. Ikterus, ferner Neigung zu Durchfällen, die dann 
periodisch zur Zeit der Schmerzanfälle aufzutreten pflegen. 


Albuminurie und Cylindrurie sind häufig, echte Nephritis wohl | 


nur als zufällige Komplikation. 


Im Blutbilde findet sich außerhalb der Fieberanfälle eine Ver- 
mehrung der einkernigen weißen Bilutzellen, ab und zu Myelocyten. 
Roseolen sind außerordentlich selten. Ich babe sie unter mindestens 
tausend Fällen nur drei- oder viermal gesehen. Schmincke hat 


in ihnen mikroskopisch periarterielle Zellanhäufungen gesehen. Im 


Magen der Läuse, die an den Kranken saßen, fand man auch 
Ricketisien, die aber im Gegensatz zu den Fleckfieberrickettsien 
nur. dem Magenepithel aufsitzen, nicht aber in das Epithel ein- 
gedrungen sind. Diese Befunde an den Läusen sind noch nicht klar, 
sie scheinen nicht für Febris Wolhynica pathognomonisch zu sein. 
Bei atypischem Fieber steht und fällt die Diagnose mit den Schien- 
beinaffektionen. Man ist sicher zu freigiebig mit der Diagnose Febris 


Walhyniea gewesen, und es.ist wohl die Frage berechtigt, ob man 


nicht öfter einen atypischen Typhus vor sich gehabt hat. 


Seeligers?) Untersuchungen sprechen in diesem Sinne. Ich habe 
‚ auch solche Beobachtungen gemacht. San: 


Zum Schlusse bitte ich, über zwei kleine Serien von Erkran- 
kungen an Trichinose berichten zu dürfen. Ich darf vorweg- 


nehmen, daß der außerordentlich milde Verlauf der Erkrankungen ' 


4 


mich zu ihrer Mitteilung bestimmt hat. 


Die erste Serie betraf sieben Kranke, die zusammen ins 
Lazarett eingeliefert worden waren. Sie gaben an, vier Wochen vor 
der Erkrankung rohes -Schweinelleisch genossen zu haben. Alle 
suchten den Truppenarzt wegen geschwollener und entzündeter Augen 
auf, bei einem bestand außerdem ein subconjunctivaler Bluterguß. 
Nach ein bis zwei Tagen traten Muskelschmerzen auf und entweder 
gleichzeitig oder erst nach zwei Tagen Fieber. Die Muskelschmerzen 
betrafen immer die Wadenmuskulatur, mehrfach auch die Nacken-, 
Kau- und Armmuskulatur. Am zehnten Krankheitstage kamen sie 
zu uns ins Lazarett, zeigten noch deutliche schmerzhafte Schwellungen 
der Muskulatur, insbesondere der Wadenmuskulatur, das Fieber 
dauerte aber im ganzen nur zehn Tage, war stark remittierend. Ich 
erlaube mir, eine Kurve zu demonstrieren. 'Milztumor fand sich zwei- 
mal, zweimal Diazoreaktion. Magendarmerscheinungen bestanden bei 
keinem einzigen Falle. Im Blute fand sich in der vierten Krankheits- 
woche eine Eosinophilie von 21 bis 82%. In einem Falle wurde die 
Diagnose durch Feststellun 
Muskelstückehen des Oberschenkels erhärtet, ' 


War schon der Verlauf bei diesen sieben Fällen sehr milde, 


so wurden sie in dieser Richtung von einer zweiten Serie noch 


übertroffen. Ich sah sie bei der Truppe, es waren zwölf Mann. 
Die Leute 
genossen das ungekochte Schweinefleisch zwischen 20. Februar 
und 6. März und die Erkrankungen fanden statt zwischen. 16. März 
und 31. März, also nach drei bis vier Wochen. Auch diese Leute 
hatten keine Darmerscheinungen, alle aber zu Beginn die Schwel- 
lung der Lider. und die entzündeten Augen, alle Muskelschmerzen 
und Muskelsteifigkeit in Oberarmen und Waden. Das Fieber 
dauerte aber nur bei einigen acht bis zehn Tage, war auch remit- 
tierend, andere hatten überhaupt kein Fieber. Am 7. April, also 
acht bis zwanzig Tage nach Beginn der Erkrankung‘ war nur noch 
ein Mann im Bette, zwei mußten sich noch schonen, alle anderen 


taten Dienst, sie klagten nur noch über "Muskelrheumatismus . 


und Steifigkeit. Die Diagnose wurde gesichert einmal durch Fest- 
stellung von 25 bis 45 % Eosinophilie im Blut und in einem Falle 
durch Auffinden von Trichinen in einem excidierten Muskelstücke. 

Wenn man solche Fälle gesehen hat, wird 
manbeiheftigen,hartnäckigen Muskelrheuma- 
tismen, besonders bei Leuten, die im Felde 
waren, der Möglichkeit einer Trichinose- 
infektion nachgehen müssen. Vielleicht er- 
klären sich so zum Teil auch die auffallend 
hohen Werte von Eosinopbilie, die jüngst 


mehrfach bei Muskelrheumatismusbeschrieben. 


worden sind. 


1) D, m. W. 1919, Nr. 13, S. 346. 


‚von Trichinen in einem excidierten . 


. 1222 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48.. 
Abhandlungen. 2° N 
Aus dem Medizinalamt der Stadt Berlin (Stadtmedizinalrat Geh. | 


zudehnen, um auch die etwa in geringerer Menge vorhandenen 
Fleischarten nicht zu übersehen. Jedenfalls bereitet die Gewin- 
nung des Extraktes aus unerhitztem Material keine Schwierigkeiten 
(z. B. bei Schlackwurst, Mettwurst, Salami usw.). Umständlicher 
ist es, bei gekochten Würsten (Jagdwurst, Lyoner, Brühwurst, 
Wiener- oder Saitenwürstchen, Blutwurst,; Leberwurst!) usw. einen 
brauchbaren Auszug zu erhalten, Hierbei ist es meist erforder 
lich, die Extrakte 24 Stunden und länger stehenzulassen. Nicht 
selten gelingt es auch dann erst, durch Zerreiben im Mörser, einen 
geeigneten Auszug zu erhalten. Dieses Verfahren hat dann aller = 
dings den Nachteil, daß es oft sehr schwer ist, dem Extrakt die 
für die Untersuchung unbedingt erforderliche Klarheit zu ver 
schaffen, ein Umstand, der, besonders wenn es sich um die 
Untersuchung zahlreicher Proben handelt, störend wirkt. Immer 
hin ist es möglich, durch langes Extrahieren, starkes Auspressen 
der Fleischmasse, Filtrieren des Auszuges durch Kieselsurkerzen 
noch von einer relativ großen Zahl erhitzter Würste, sogar von Blut- 
und Leberwürsten, genügende Mengen Eiweiß in Lösung zu bringen: 
Die Prüfung der Extrakte auf Eiweißgehalt 
erfolgte bei unseren Untersuchungen durchweg mittels der Sal 
petersäurekochreaktion in der üblichen Weise. Als Vorprobe diente 
auch die Schüttelprobe. Vergleichende Untersuchungen an Serum 
ergaben folgendes: Die Kochprobe fällt bis zu einer Serumyer- 
dünnung von höchstens 1:2000 positiv.aus, während die Schüttel- 
probe das Eiweiß -bis zu einer Verdünnung von 1:10000 oder 
1:20000 anzeigt. | 
Werden Serumverdünnungen (1:1000 oder 1:3000) auf 
bewahrt, so tritt nach zwei bis drei Tagen gewöhnlich eine Sal- 
petersäurekochprobe nicht mehr ein, ohne daß jedoch das präcı- 
pitable Verhalten gleichzeitig beeinträchtigt wird2). Es können sich 
also Serum verdünnungen noch zur Ausführung der biologischen 
Reaktion eignen, wenn die chemische Eiweißprobe versagt. Die 
biologische Reaktion ist eben erheblich feiner als die chemische. 
DA m 2 „ Ziegen- Bei Extrakten aus Würsten haben wir aber niemals eine posi 
DT 3 y „ Kaninchen- | tive Reaktion mit irgendeinem Antiserum erzielen können, wenn 
antiserum. s | f die chemische Eiweißprobe negativ ausgefallen war, Es handelt 
Hundeeiweiß wurde nur einmal, und zwar in einem mit | Sich hierbei ja auch nicht um höhere Grade der Verdünnung, son 
großer Reklame angepriesenen Präparat „Kriegs-Vollkost“ neben gleich- | dern um die Wirkung der Erhitzung auf höhere Temperaturen, 
zeitig vorhandenem Pferdefleisch gefunden. Schweine- und Katzen- | Hier gehen chemische und biologische Reaktion parallel. Es ist 
fleisch wurde niemals nachgewiesen. daher zwecklos, die biologische Reaktion mit Extrakten anzusetzen, 
in sich N er un gezeigt, en Der die keine chemische Eiweißreaktion geben. In Extrakten aus Blut- 
t r er In berlin wanren r sılegSszeit markenirei Kauflichen ea x . ’ ; 19 
rk d Fleischwaren unter falscher iee in den Handel würsten trat bei unseren Untersuchungen bei der Koehprobe häufig 


kam. Die Verfälschung bestand meist in der Verwendung von Pferde- eine stark opalescierende Trübung auf, die jedoch bei Zusatz von 
fleisch, also der Verarbeitung eines weniger wertvollen Rohmaterials. 


Salpetersäure verschwand. Andererseits ließen viele Extrakte, die 
Es kam aber auch vor, daß z. B. statt Ziegenfleisch Rindfleisch in der | nach dem Kochen und dem Salpetersäurezusatz zunächst klar ge- 
Wurst nachgewiesen wurde. In diesem Falle diente die falsche Be- | blieben waren, nach etwa fünf Minuten eine Trübung erkennen: 
zeichnung zur Verschleierung der Verletzung der Markenpflicht.. Diese nachträgliche Trübung ist jedoch nicht mehr als eine posi 
Was den lügen. nana aron En in den N uns | tive Reaktion zu deuten. In Zweifelsfällen kann die Essigsäure 
suchten Würsten betrifft, so hat auc ünchmeyer?) der in REN 1; ; A ; 
RETANA 1913—1918 in Straßburg i. E. 141 Wurstproben unter- Ferrocyankaliumreaktion gute Dienste leisten, 


Ere i j i te Tatsache i 
suchte, während des Krieges recht häufig Pferdefleisch nachweisen An dieser Stelle möge auf eine recht interessan 


IN. =- ein 
können. Im Gegensatz zu diesen Ergebnissen, ebenso wie zu den hingewiesen werden, die unseres Wissens noch nicht allgeme 


unserigen stehen die von Friedberger°), der in Berliner Würsten bekannt ist. Wir verdanken ihre Kenntnis einer mündlichen 
verhältnismäßig selten Pferdefleisch, dagegen in einem sehr hohen 


teilung von Herrn Prof. Bongert. Er sagt, in der Praxis werde 
Prozentsatz Hirsch- und Katzenfleisch fand, Von 24 zur Untersuchung | recht häufig von den Gewerbetreibenden, wie ihm von soloneniin 
geeigneten Würsten enthielten nur 2 Pferdefleisch, 156 Hirschfleisch | richtet wurde, bei der Verarbeitung von Pterdetleisch zu Nr 
und 9 Katzenfleisch. das Wurstgut mit Wasser ausgelaugt, hauptsächlich wohl, um a 

Zunächst einiges über die Herstellung der für die | dunkleren Farbenton des Pferdefleisches aufzuhellen, aber ana 
Präcipitationsreaktion erforderlichen Extrakte. Bezüglich der | um die Reagierfähigkeit gegen Pferdeantiserum absichtlich zu ; ii | 
Menge des verwandten Materials und der Herstellungsart der | seitiven. In der Tat konnten wir durch eine Reihe von venae S 
Extrakte waren für uns die Vorschriften der Ausführungsbestim- | die Richtigkeit dieser Angaben feststellen. Es gelang, Pferde SR 
mungen D zum Reichsfleischbeschaugesetz maßgebend: Aus den | Rindfleisch, Rinderdarm (Wursthaut), Kaninchenfleisch durch Aus 
inneren Teilen der Probe wurden 30 g steril entnommen, mög- | — — — à BEN 
lichst fein zerkleinert und, nachdem noch etwa vorhandene Fett-  .„) Anmerkung: Bei einer Anzahl Leborwür torim Dies 
teilchen entfernt waren, mit 50 ccm physiologischer Kochsalz- wir festzustellen, ob tatsächlich Lebergewebe darin enthalten se: 
lösung ausgelaugt. Hierbei ergab sich, daß bei frischem Fleisch 


geschah in der Weise, daß eine Anzahl aus verschiedenen Tor ei 
ind bei aus frischem beziehungsweise nicht erhitztem Fleisch be- | Wurst stammende Stückehen auf Objektträgern zammi J 


l $ > . 1 - - i her Ver rößerung 
stehenden, nicht allzu hart geräucherten Würsten schon eine Zeit nachi az en ropen a en Rn on dann 
von wenigen Minuten genügte, um die erforderliche Menge Eiweiß | Als solches leicht zu erkennen. Da im all gemeinen die schwache Ner 
in Lösung gehen zu lassen. Allerdings empfiehlt es sich, bei ‘srößerung genügt, hat sich auch die Verwendung des bei der en 
Würsten, bei denen doch immerhin mit einem Gemisch verschiedener | schau üblichen Kompressoriums gut bewährt, auch in dem gequetschlt 
Fleischarten gerechnet werden muß, die Extraktionszeit länger aus- | Material ist das Lebergewebe gut zu unterscheiden. Weise histo- 
- : Wir untersuchten 25 Leberwurstproben in dieser’ hr spärlich 
1) E. Neumark und F. v. Gutfeeld, Zschr. f. FleischHyg. | logisch: 13 enthielten überhaupt kein Lebergewebe, 1i SP rkonserv® 
1919, Bd. 29, Nr. 22. au x und nur i in ler Menge. Eine untersuchte Fischle 
2 G. Münchmeyer, Ärztl. Sachverst. Ztg. 1919, Bd. 25, Nr. 1. | wies reichlich Lebergewebe auf. | = 
3 E. Friedberger, M. KI. 1919, Nr. 24, S. 578. 2) Auch die Schüttelprobe fällt noch positiv aus, 


Regierungsrat Dr. Weber). Bakteriologische Abteilung (Vorsteher: 
Prof. Dr. Seligmann). 


Über einige Erfahrungen und Beobachtungen bei 
der Ausführung von biologischen Wurst- und Fleisch- 
untersuchungen (Präcipitation). 


Von 


Dr. med. vet. Eugen Neumark, 
ständigem Bakteriologen am Medizinalamt. 


In der Zeitschrift für Fleisch- und Milchhygiene ist von 
Neumark und v. Gutfeld!) über die biologische Unter- 
suchung von Wurst- und Fleischwaren, wie sie während der Kriegs- 
zeit in Berlin im freien Verkehr erhältlich waren, berichtet worden. 
Wenn es sich in jener Arbeit darum handelte, die Ergebnisse 
der volkswirtschaftlich und vom Standpunkt der Ernährungshygiene 

» nicht unwichtigen Untersuchungen bekanntzugeben, so soll der 
Zweck der folgenden Zeilen der sein, einige die Präcipitations- 
methode betreffende Erfahrungen und Beobachtungen, die sich bei 


der Bearbeitung des Untersuchungsmaterlals ergeben haben, mit- 
zuteilen. 


Vorher möge von den in obiger Arbeit niedergelegten Frgeb- 
nissen hier noch einmal kurz folgendes angeführt sein: 

Von 641 Proben von Fleisch und Würsten usw., die in der Zeit 
von April 1918 bis Juli 1919 untersucht wurden, gelang es, 310 für 
die Präeipitationsmethode geeignete Fxtrakte zu erhalten. In 287 
von diesen, das heißt 76,45%, wurde Pferdefleisch 
nachgewiesen. Nur 7 dieser Proben waren als vom Pferd stam- 
mend bezeichnet, während die übrigen meist als „Ziegen“-, „Kaninchen-*, 
„Renntier-“, „Büffel-“ usw. Wurst beziehungsweise Fleisch in den Handel 
kamen. 


20 von 50 untersuchten Extrakten reagierten mit Rinder- 


mo 
ran -m ye P . à 
= an. Eu - A 
en S el — z s-e -= 
Pa Ji s ae > 
> it 


Pen 


—um. at 
der: Ka 
Lampe 


= 1 
A E 
{ ls 
I de 
ul 
Bi 
"e WLT 
Er, 
à u 
ih, i 
í t 
17 A 
i i { 
wer, ar 
Do Me 
} K 1 
} 
> N 
| 


au 
N ~ 
y 

j! i 
» 

n 


9) a, 


- 


2 


Pr a 


Digitized v GOO 


le 


LE Ts 


ee — 
mE TE In 


~a 


un 


30. N ovember. 


laugen mit Wasser oder physiologischer Kochsalzlösung das lös- 
liche Eiweiß so weit zu entziehen, daß es nach drei Tagen durch 
das specifische Antiserum nicht mehr nachzuweisen war. Auch 
die Salpetersäurekochprobe fiel dann negativ aus. Nur bei einer 
hart geräucherten Rinderdauerwurst, die hochgradig verdorben war 
und einen starken Ammoniakgeruch aufwies, war eine Zeit von 
zehn Tagen erforderlich, um durch Auslagen mit Wasser die Prä- 
cipitationsfähigkeit mit Rinderantiserum aufzuheben. Auch hier 
ging das Verschwinden der chemischen mit dem Verschwinden 
der' biologischen Reaktion parallel. | 


Wie oben angeführt, hat Friedberger in einem auf- 
fällig hohen Prozentsatz von Berliner Würsten während des Krieges | 


Katzen- und Hirschfleisch nachgewiesen. Daß wir 
Katzenfleisch niemals gefunden haben, ist in der Arbeit von 
Neumark und v. Gutfeld bereits gesagt worden. Inzwischen 


sind im Medizinalamt weiterhin zahlreiche Würste untersucht: 


worden, bei denen jedesmal unter anderem auch auf Katzenfleisch 
gefahndet wurde. In keinem Falle sahen wir ein positives 
Resultat. Die Untersuchungen auf Hirschfleisch sollen im 


folgenden näher erörtert werden. 


Wenn auch eine stärkere Verwendung von Hirschfleisch zur 
Wurstfabrikation bei dem großen Mangel an sonstigem Fleisch, 
und besonders im Hinblick auf die starke Zunahme des Wilderns 
nicht von der Hand gewiesen werden kann, so schien uns doch 
die Zahl der positiven Hirschfleischbefunde in Berliner Würsten 
recht hoch. Allerdings ist bei den Friedbergerschen Unter- 
suchungen zu berücksichtigen, daß sie sich nur auf einen kurzen 
Zeitraum erstreckten, sodaß die positiven Befunde vielleicht auf 
eine gemeinsame Quelle, etwa das Fleisch von einem oder wenigen 
Hirschen zurückgeführt werden könnten, die zu einer bestimmten 
Zeit in den Wursthandel gebracht wurden. Andererseits ist aber 
auch die Vermutung naheliegend, es könnte sich bei der engen 


Verwandtschaft des Hirsches mit Ziege beziehungsweise Rind um 


eine Gruppen- oder Verwandtschaftsreaktion gehandelt haben, wie sie 
des näheren von Nuttall?), Uhlenhuth und Weidanz 2) 


und Anderen beschrieben wurde. Dies war für uns die Veran- 


lassung, die Frage einer näheren Prüfung zu unterziehen, 


Zunächst untersuchten wir die präcipitablen Eigen- 
schaften von Hirscheiweiß gegenüber einer Anzahl ver- 
schiedener Antisera. Zu diesem Zweck wurden Pferde-, Kaninchen-, 


Hunde-, ‚Schweine-, Katzen-, Hühner-, Rinder- und Ziegenanti- 


.serum mit Damhirsch- und Rothirschserum als Antigen versetzt. 


Es ergab sich hierbei, daß beide Arten von Hirscheiweiß mit 
Pferde-, Kaninchen-, Hunde-, Katzen-, Schweine- und Hühner- 
antiserum nicht reagierten. Mit Rinderantiserum ver- 
schiedener Herkunft verhielten sich Dam- und Rothirschserum 
folgendermaßen: 

Tabelle i1. 
a re nee 


Rinderserum | Dambirschserum | Rothirschserum 


- Rinderantiserum 


La ele e ea 2 000 

i Ue eea a 10 000 
Reichsgesundheitsam RT: 2 000 
Hygienischesdnstitut Greifswald | 10.000 


Wir sehen also bei drei verschiedenen, von uns selbst her- 
gestellten Rinderantiseren, alle vom Titer 20 000, einmal eine Prä- 
cipitation bis zur halben Titergrenze (1: 10000), einmal bis 1:2000 
und einmal gar keine Reaktion, und zwar jedesmal in gleicher 
Weise bei Damhirsch- und Rothirscheiweiß. Mit einem vom Reichs- 
gesundheitsamt bezogenen Rinderantiserum (20000) präeipitierten 
beide Hirschseya bis 1:2000 und mit einem vom Hygienischen 
Institut Greifswald stammenden bis 1:10 000, das heißt bis zur 


Titergrenze. Hirscheiweiß gab also mit einer Reihe von ver- 


schiedenen Rinderantiseren eine nicht unerhebliche Mitpräcipitation, 
die bei dem Greifswalder Antiserum so weit ging, daß sie von der 


 Speeifischen, homologen Präcipitation nicht zu unterscheiden war. 


, „Mit Ziegenantiserum gaben Damhirsch- sowie Rot- 
hirschserum in zwei Fällen (Ziegenantiserum „Reichsgesundheitsamt“ 
vom Titer 20000 und „Greifswald“ vom Titer 10000) eine Präci- 
Pitation bis 1:2000. Mit einem weiteren Antiserum (Medizinalamt) 
trat keine Fällung ein, Hirscheiweiß wird demnach von Ziegen- 
antiserum, wenn auch in geringerem Maße, mit beeinflußt. 

ARTE EEE 


) Nuttall, Brit. med. J. 1902, I, S. 825 usw. | 
D Uhlenhuth und Weidanz, Jena 1909, Gust. Fischer. 


- 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


g 


| Im Anschluß an dies& Untersuchungen betreffend das präci- 
pitable Verhalten von Hirscheiweiß gegenüber verschiedenen Rinder- 
und Ziegenantiseren erschien es auch wissenswert, wie diese Anti- 
sera auf Eiweiß heterologer Tierarten überhaupt, sowohl verwandter 
wie nichtverwandter Arten, wirkten... | 


Tabelle 2. | f 
e aaea 
Eiweiß Rind er antiserum Ziegenantiserum 
(Serum) | 
von Med.-Amt I | Ges.-Amt | Greifswald | Med.-Amt | Greifswald 


Nach vorstehender Tabelle beeinflußte ein Rinder antiserum 
(Medizinalamt I mit dem Titer 20000) weder Hirsch- noch Ziegen- 
eiweiß, Hammeleiweiß nur unerheblich. Ein weiteres (Reichsgesund- 
heitsamt) reagierte bei einem homologen Titer von 20000 mit Ziegen-, 
Hammel- und Hirschserum, wenn auch nicht sehr hoch (1 : 2000). 
Dagegen zeigte ein Rinderantiserum vom Hygienischen Institut 
Greifswald, das, wie schon oben angeführt, Hirscheiweiß bis zur 
Titergrenze (10000) beeinflußte, auch mit Ziegenantigen erhebliche 
(1:5000) und mit Hammelantigen weniger starke Reaktion (1 : 2000). 

Ein Ziegen antiserum vom Medizinalamt (Titer 10000) re- 
agierte mit Hammelantigen bis 1:2000, mit Rinder- und Hirsch- 
antigen dagegen nicht. Vom Hygienischen Institut Greifswald ge- 
liefertes Ziegenantiserum gab mit Rind und Hammel eine ebenso 
starke Präcipitation wie mit homologem Eiweiß (1:10 000), mit 
Hirsch bis 1:2000. Auf Schweine- und Pferdeeiweiß wirkten die 
sämtlichen geprüften Rinder- und Ziegenantisera nicht. l 

Wie verhielten sich nun die Hirschantisera gegen- 
über verschiedenen Tiereiweißarten? Ehe uns selbsthergestelltes 
Antiserum zur Verfügung stand, benutzten wir ein kleines Quantum, 
das uns von Herrn Prof. Dr. Friedberger in Greifswald über- 
sandt wurde. Dieses Antiserum, das laut brieflicher Mitteilung 
nicht dasselbe war, das Friedberger zu seinen veröffentlichten 
Versuchen benutzt hatte, reagierte bei uns außer mit Serum von 
Hirsch auch mit Serum von Rind und Hammel bis zur Titergrenze, 
ferner mit Ziegenserum bis 1:1000 (aus Mangel an Antiserum 
nicht in stärkeren Verdünnungen geprüft). Dieses Antiserum gab 
also eine außerordentlich weitgehende Mitpräcipitation bei Serum 


verwandter Tierarten. Unter Verwendung von Damhirsch- und 


Rothirschserum — die Blutentnahme gestattete uns in dankens- 
werter Weise der Direktor des hiesigen Zoologischen Gartens, Herr 
Geheimrat Prof. Dr. Heck — stellten wir nun selbst Antisera 
gegen diese beiden Hirscharten her. Daneben wurde noch ein 
weiteres .vom Hygienischen Institut Greifswald geliefertes Hirsch- 
antiserum zur Prüfung herangezogen. | 
drei verschiedenen Hirschantisera zeigt folgende Tabelle. 


Tabelle 3. 


i 
Antiserum 
Antigenserum von | 


Damhirsch Rothirsch . | Greifswald I - 
Damhirsch .... 2... 10 000 -20 000 | 10 000 
Rothirsch .......... 10 000 10 000 30000 
MERO ra aa 10 000 (+) 10 000 HA 10 000 (stark) 
Rind oes eon a aN 10 000 ; 2.000 (== 10 000 
Hammel........... 10 000 — 20 000 
Schwein . ..: 222220. > 2 2.000 
lerd. una — — 10 000 (Æ) 


Das Damhirschantiserum gab also außer mit Eiweiß 


von Damhirsch auch mit Rothirsch, Rind und Hammel eine stark 
positive Reaktion bis 1:10000, schwach mit Ziegenantiserum bis 
1:10000, zeigte also ein weitgehendes Übergreifen auf Serum 
verwandter Tierarten. | | 

Rothirschantiserum lieferte mit dem homologen 
Antigen eine starke Präcipitation bis 1: 10000, mit Damhirschserum 
sogar bis 1:20000, mit Ziegenserum spurweise bis 1:10000 und 
mit Rinderserum schwach bis 1:2000; es erwies sich demnach 
als etwas weniger unspecifisch als das Damhirschantiserum. ` 

Das Hirschantiserum „GreifswaldIl“ gab außer 
mit den beiden Hirschseren auch mit Ziegen-, Rinder- und Hammel- 
serum eine starke Reaktion bis zur Titergrenze, desgleichen mit 
Schweineserum bis 1:2000 und sogar Fällung mit Pferdeserum 
bis 1:10000, wenn auch im letzteren Falle schwach. 


1223 


Die Wirksamkeit dieser 


FIT IE TUE. 


EEE FB EI En EN 
-o oa Em LN rax 


we: 
nm en. in 
ne a E E T 


a a ati ein 


T e e a N 


a er 


z TR e AAEE 
Eger RA a ú 


N 

i 
= 
1 

t 


stammenden Antiserum das stärkste Übergreifen auf Serum ver- 


1224 


Wir sehen also auch hier wieder bei einem aus Greifswald 


wandter, bis zu einem gewissen 
verwandter Tierspecies. 


Es fragte sich nun: inwieweit vermag das vorstehend ge- 
schilderte Verhalten mancher Antisera die praktische Verwertung 
der Präcipitinmethode zu beeinträchtigen ? 

‚ Wurden. Extrakte aus Fleisch, Wurst usw. als Antigen be- 
nutzt, so zeigte sich ein etwas anderes Verhalten. Die Verwandt- 
schaftsreaktionen traten nicht so stark in die Erscheinung wie bei 
Verwendung von Serum als Antigen. So sahen wir z.:B. bei 
einem Extrakt aus frischem Ziegentleisch, der mit Ziegen- 
antiserum sofort stark reagierte, mit Rinder- und Hirschantiserum 
(Medizinalamt) keine Spur von Mitpräcipitation, mit je einem 
Rinder- und Hirschantiserum (Greifswald) eine schwache und ver- 
zögerte Reaktion. 
wirkte Hirschantiserum (Medizinalamt) ebenfalls schwach und ver- 
zögert mit. Ebenso verhielt es-sich mit frischem Hammel- 
fleisch bei Verwendung von Rinder- und Hirschantiserum 
(Medizinalamt), während Hirschantiserum (Greifswald) soförtige und 
starke Fällung gab. Extrakt aus getrocknetem Hirsch- 
fleisch reagierte auch mit Ziegenantiserum (Greifswald). stark. 

Hieraus geht also hervor, daß auch bei Auszügen aus 
Fleisch gelegentlich Mitpräcipitationen auftreten, allerdings 
nicht in der gleichen Stärke wie bei Verwendung von Serum als 
Antigen; Die Mitpräcipitation erwies sich in diesen Versuchen 
wieder am stärksten bei- Antiseren aus dem Greifswalder Institut. 
Dies zeigte sich weiterhin besonders noch bei Untersuchungen, 
die für praktische Zwecke ausgeführt wurden: Bei einer Anzahl 
Wurstproben, die mit Rinderantiserum (Medizinalamt) stark reagierten, 


Grade auch auf das Serum nicht- 


gab auch Hirschantiserum (Greifswald) eine gleich starke Fällung, 


während bei einer größeren Anzahl weiterer Proben, die mit 
Rinder- beziehungsweise Ziegen- beziehungsweise Rinder- und 
Ziegenantiserum reagierten, Hirschantiserum (Medizinalamt) meist 
gar nicht und nur in drei Fällen verzögert und wesentlich schwächer 
wirkte. Auch in seinen eigenen Versuchen sah Friedberger 
laut dort beigegebener Tabelle bei fast allen in Betracht kommen- 
den Würsten neben der Präeipitation mit Hirschantiserum unter 
anderem eine solche mit Hammel-, Ziegen- oder Rinderantiserum 
in mehr oder weniger starkem Maße auftreten. Ob es berechtigt 
ist, unter diesen Umständen eine Mischung von Hammel- usw. 
Fleisch mit Hirschfleisch anzunehmen, wie Friedberger dies 
tut, bedarf nach unseren Erfahrungen wohl der Überprüfung. Die 
von uns benutzten Greifswalder Antisera zeigten jedenfalls ein 
unspecifisches Übergreifen auf andere Eiweißarten, die man kaum 
noch als „gering* (Friedberger) bezeichnen darf. Es ist 


‚also die Möglichkeit nicht auszuschließen, daß es sich bei Fried- 


.. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


Bei Extrakt aus frischem. Rindfleisch 


30, November 


bergers zahlreichen Befunden von Hirschfleisch in Berliner 
' Würsten nicht um Hirschfleisch, sondern vielleicht um Rindfleisch, 
Ziegenfleisch oder Hammelfleisch gehandelt hat.. Dafür sprechen 
neben den Eigenschaften der Greifswalder Antisera unsere eigehen ' 
Befunde mit specifischeren Antiseren. Allgemein ist durch unsere 
Untersuchungen speziell an verschiedenen -Wiederkäuereiweiß- 
Antiseren von neuem die Notwendigkeit einer genauen Specifi- 


eitätsprüfung jedes Antiserums dargetan, bevor es für die Zwecke 
der Praxis verwendet werden darf. Wir selbst haben eine Pr- 
cipitation nur dann als beweisend angesehen, wenn sie einwand- 


frei positiv ausfiel und mit heterologem Eiweiß gar keine oder nur 
eine wesentlich schwächere oder stark verzögerte Reaktion gab. 


Zum Schluß noch einiges über die sogenannten hetero- 
genetischen Präcipitine. Nach der Entdeckung von Forh- 
mann?) gelingt es, durch Vorbehandeln von Kaninchen mit Emul- 
sionen von Meerschweinchenorganen (Leber, Niere, Nebenniere, 
Hoden, Gehirn) ein Hämolysin für Hammelblutkörperchen zu 
erzeugen (heterogenetische Antikörper nach Friedberger, Es 
ergab sich weiterhin, daß auch Pferde- und Katzenniere imstande 
ist, im Kaninchenorganismus ein Hammelhämolysin zu bilden. 
Friedberger und Collier?) suchten festzustellen, ob sieh 
dementsprechend nicht auch heterogenetisches Präcipitin nach 
Vorbehandlung von Kaninchen mit Pferdeantigen nachweisen lasse: 
Sie prüften deshalb sieben Antipferdesera auf ihren etwaigen Ge- 
halt an Hammelpräcipitinen und fanden, daß fünf davon ein aus- 
gesprochenes Übergreiten auf Hammeleiweiß zeigten, und zwar 
mindestens bis zur Titergrenze. Nur zwei Sera reagierten streng 
isogenetischa Auch wir prüften eine Reihe von verschiedenen 
Antipferde-Kaninchensera nach dieser Richtung. Von zehn ver- 
schiedenen untersuchten Pferdeantiseren (fünf vom Medizinalamt 
Berlin, zwei vom Hygienischen Institut Greifswald, zwei vom 
Reichsgesundheitsamt und eins vom Sächsischen Serumwerk) ent- 
hielten acht kein Präeipitin für Hammeleiweiß, auch bei einer 
Verdünnung des Hammelserums von 1:100 trat keine Spur von 
Präeipitation ein. Nur bei zwei Pferdeantiseren (eins vom Hy- 
gienischen Institut Greifswald mit dem Titer 10 000 und eins vom 
Reichsgesundheitsamt mit dem Titer 20 000) zeigte sich eine Pré- 
cipitation mit Hammelserum bis zu einer Verdünnung von 1:100, 
die aber wesentlich schwächer war und erheblich langsamer aut- 
trat als die mit homologem Eiweiß. Wir können diese Reaktionen 
nicht als die Wirkung von „heterogenetischen“ Präeipitinen al- 
sehen, da sie den Rahmen der Mitpräeipitation, wie sie auch sonst 
gelegentlich bei Antiseren gegenüber heterologem Eiweiß beob- 
achtet wird, nicht überschritten. Also auch hier zeigt sich, wie 
aus der Arbeit von Friedberger und Collier hervorgeht, 


ein besonderes Verhalten Greifswalder Antisera, für das wir keine | 
Erklärung ‚wissen. 


Berichte über Krankheitställe und Behandiungsverfahren. 


Über die Behandlung der Syphilis mit Salvarsan )). 


| lang ausgedehnter Behandlung klargemacht, ihn dazu veranlaßt, 


Von 
Prof. Dr. Felix Pinkus. 


6. Die Behandlung der Spätstadien der Syphilis, 

Die Gefahr der Syphilis geht mit dem Ablauf der Jahre 
nach langem symptomlosen Intervall von der Haut auf lebens- 
wichtigere innere Organe über. Waren mit dem tertiären Stadium 
keine Hautveränderungen verbunden, so wechselte die Krankheit 
jetzt bei Neuerkrankung den Arzt. Mit dem Wechsel des Arztes 
wechselte sie die Auffassung ihrer Prognose. Vom Dermatologen 
hörten wir eine .hofinungsfrohe, gute Prognose aussprechen. Er 
behandelt systematisch, energisch und viel, und sieht große Er- 
folge. Vom inneren Kliniker wurde die‘ Krankheit meistens pessi- 
mistisch angesehen, er sah keine befriedigenden Erfolge, behandelte 
deshalb ohne Begeisterung, mutete dem Kranken nicht so viel zu, 
wie der an den Erfolg gewöhnte Syphilidologe. Dies alles "hat 
sich in bedeutender Weise verschoben, seit es sich durch die 
Wassermannsche Reaktion beweisen läßt, daß symptomlose, früher 
syphilitisch infiziert gewesene Menschen zum großen Teil noch 
krank sind, und — da sie als krank sich erweisen — auch weiter 
und stärker behandelt werden müssen, als bis dahin geschah. 
Dieser Nachweis latenter Lues bei Kranken, die sich geheilt glaubten, 


hat den Syphilidologen ernster gestimmt, ihm die Notwendigkeit - 


3) Vgl. die Aufsätze in Nr. 15, 17, 28, 30, 87, 44, 46 dieser 
Wochenschrift, 


auf fortgesetzte Behandlung zu dringen. Die Üb erranchung 
durch neuauftretende Symptome kommt seltener vor, seit M a 
sie erwartet und die völlige Ausheilung nach koran ar ist 
bis vierjähriger Therapie als Ausnahme ansieht. Die Syp TRM 
erst durch die Wassermannsche Reaktion zu einem emne en 
chronischen Krankheitsbild geworden. Die Behandlung 18 Jehu 
nuierlicher geworden und wird auf weit längere Zeit ausget der 
Der Wechsel der ärztlichen Versorgung, ihr Übergang a bon 
Hand. des tatenfreudigen Dermatologen in die Hand en nung 
nihilistischeren inneren Klinikers wird viel seltener. Zur En ahınz 
des chronischen Syphilisablaufs kommt nun die neue Be en Jahre 
mit Salvarsan hinzu, welches in der Syphilis der unsere 
ein anwendbareres und erfolgreicheres Mittel ee a Seit, de 
bisherigen Mittel, Quecksilber und Jod, gewesen S liniker wei 
Anwendung des- Salvarsans behandelt der innere ele innere - 
stärker und weit systematischer, und er erzielt a ‘jwirkunget. 
Syphiliserscheinungen nunmehr auch viel bessere > rog 00S 

Er gewinnt sichtlich eine günstigere Anschauung ae erkennen, 
inneren Luessymptome. Von Jahr zu Jahr läßt ehnani gege- 
wie früher dem Salvarsan abwartend oder sogar nn 2 er Salvarsan- 
überstehende, nur symptomatisch behandelnde ATZ f ann immet 
anwendung erst weniger Widerstand entgegenbrngen, = 


MR S. 78. 
1) Forß in, Biochem. Zschr. 1911, Bd. 37, ch, 1919, 
a F Plo Ahere y r und Collier, Zsch. f. Immun.For 
Bd. 28, H. 8/5, S. 287. 


208 


wa. 


va 
x; 
Vin 


WERS a 
y VN R. 
ST Ga 


4 
EN 


a a E e ST 
Tea e ON N Bo S 
A YS A W A EN 


u 


... — 
‘a 
Ex Wi Eis 


ve 


m. 8 N. TRM 


m wm EA E 


€ WR 
Du 
DEN.) ng 
i 


. zeigen. 


a TR T a T 
3 — 3 


30. November. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


mehr zu ihrer Anwendung raten. Ganz besonders bei den Neuro- 
logen vollzieht sich diese Wandlung. Es muß .also doch Erfolge 
geben, die früher nicht erreicht worden sind, mindestens aber muß, 


wenn wir uns ganz vorsichtig ausdrücken wollen, die befürchtete 


üble Wirkung starker therapeutischer Versuche ausgeblieben sein. 
Die Zurückhaltung des Neurologen ist ja nicht verwunderlich. Noch 
niemand hat nennenswerte Heilwirkungen bei Tabes und Paralyse 


. unter Quecksilber- und Jodbehandlung gesehen, zwar sind gewisse 


Besserungen bekannt, falls den Ratschlägen der Dermatologen ge- 
folgt und eine tüchtige Kalomelkur, jahrelange Jodbehandlung vor- 
genommen wurde. Das Salvärsan hat in einer viel größeren Zahl 
von Fällen Verschwinden von schmerzhaften Krisen, lang dauernde 
Remissionen, Umwandlung stürmischen Verlaufs in gelinderes 
Vorwärtsschreiten erzielt, Dem Dermatologen hat von jeher das 
Geschehen- und Laufenlassen weit ferner gelegen als den anderen 
Fachärzten. Wer, wie der Augen- und Ohrenarzt, die Möglichkeit 
der schweren Schädigung des seiner Sorgfalt anvertrauten Organes 
in erster Linie befürchten muß, da sie irreparabel ist, hat weniger 
Initiative als der Dermatologe, der die Krankheit gewissermaßen 
als breiteres Betätigungsfeld auf einem weniger fein konstruierten 
Organ vor sich hat und immer schon durch frisches Wagen Erfolge 
gewann, die zaghafteren, auf mögliche Nebenwirkungen allzu große 
Rücksicht nehmenden Methoden nicht beschert waren. Der Der- 
matologe hat immer schon mehr riskiert, als bei Berücksichtigung 
aller schlimmen Möglichkeiten erlaubt schien. Wer sollte denn 
auch sonst sich getrauen, mit gefährlichen Mitteln, wie das Queck- 


silber es doch ohne alle Frage ist, namentlich in der Form der 


unlöslichen Hg-Salze oder des grauen Öls, zu behandeln. Wir 
brauchen janur Lewins Nebenwirkungen der Arznei- 
mittel durchzusehen, um von jeder Anwendung des Quecksilbers 
abgeschreckt zu werden, und dabei enthält dies Buch noch gar 


- nicht alles, was vorkommen kann und wogegen keine Vorsicht in 


der Dosierung zu schützen vermag. Nur der Gedanke, daß ge- 
rade diese Art unserer ‘Behandlung es ist, die bessere Erfolge er- 
zielen kann, leitet über gefürchtete Fährlichkeiten hinüber. Denn 


die schlappe Therapie erreicht nichts, nur energisches Vorgehen 


bringt den Erfolg. Gerade die folgenden Ausführungen werden 
erkennen lassen, daß nur starke Behandlung einen unseren Wünschen 
‚nahekommenden Erfolg erwarten läßt. Ich muß den Erfolg unserer 
Behandlung in späteren Stadien der Syphilis von dem mir be- 
kannten Material herleiten, von den Erfolgen bei der Syphilis an 
Haut und sichtbaren Schleimhäuten. l 

In einer früheren Arbeit habe ich nachgewiesen, daß in der 
Hälfte der unbehandelten Syphilisfälle tertiäre Hauterscheinungen 
auftreten, und daß die Quecksilberbehandlung, wenn sie nur dann 
vorgenommen wird, wenn sichtbare Rückfälle dazu Veranlassung 
geben, diese Zahl herabzusetzen nicht imstande ist. Wirklich 
schwere tertiäre Haut- und Knochenzerstörungen freilich sind, 
unter den behandelten Fällen nur in verschwindend geringer 


- Zahl gesehen worden, während die unbehandelte Syphilis schreck- 


liche Formen davon hervorbringt. Weit geringer ist die Zahl ter- 
tiärer Erscheinungen in den mit Quecksilber chronisch-intermittierend 
behandelten Fällen. Indessen ist die Zahl dieser Fälle zu gering, 
um einen vollen Vergleich zu ziehen, ihre Art leider noch so 
selten, daß wir sie nicht als Typus der Syphilisfälle ansehen 
dürfen. Viel häufiger sind aber jetzt bereits die salvarsanbehan- 
delten Syphilisfälle, die, auch wenn die Behandlung nicht so stark 
war, wie sie hätte sein müssen, doch ein erheblich größeres und 
wirksameres Heilmittelquantum erhalten haben, als es die frühere 
reine Hg-Behandlung zu bieten imstande war. Daß eine kombi- 
nierte Kur aus Salvarsan und Quecksilber mehr leistet als die 
früheren Behandlungen, ist in unseren vorhergehenden Aufsätzen 
Immer wieder ausgesprochen worden. Die tertiär syphilitischen 
Hautsymptome beginnen in den ersten zehn Jahren der Syphilis, 
nur selten später, die meisten sogar bereits fünf bis ‚sechs Jahre 
nach der Infektion. Da die Salvarsanbehandlung jetzt schon im 
neunten Jahre steht, müßte, falls die tertiäre Syphilis nicht ab- 
‚genommen haben sollte, schon eine recht erhebliche Menge von 
solchen Fällen beobachtet worden sein. Dem ist aber nicht so. 
Unter ‘meinem scharf umschriebenen Krankenmaterial, den Prosti- 
tuierten Berlins, die gerade in den letzten fünf Jahren besonders 
scharf kontrolliert werden, und die immer wieder bei Rückfällen 
in die Krankenstation eingeliefert werden, ist die Zahl der ter- 


 tiären Rückfälle äußerst gering, erreicht noch nicht 30 Fälle, die 


fast alle nur geringe und jedenfalls nur bedeutungslose Formen 
Im Gegensatz dazu hat die tertiäre Syphilis der rein Hg- 
behandelten Kranken unter diesem Material in keiner Weise ab- 


genommen, Ich behaupte auf Grund dieser Erfahrung, daß die 


Salvarsanbehandlung, auch wenn sie in unzureichender Form — 
symptomatisch und mit geringeren Dosen, als die freie Praxis sie 
ermöglicht — ausgeführt worden ist, die Syphilis abschwächt. 
Unter den vielen gutbehandelten Fällen, die mein Material außer- 


halb der Krankenstation umfaßt, habe ich tertiäre Rückfälle über- 


haupt noch kaum gesehen; die ungenügend und mit Hg behan- 
delten Fälle zeigen dagegen reichlich davon auf. Diese Beob- 
achtung spricht für die Notwendigkeit, das Salvarsan dem Queck- 
silber vorzuziehen. Ein zweiter Grund ist der, daß Fälle von vor- 
handener tertiärer Syphilis, welche der Jod- und Quecksilber- 
behandlung trotzen, ohne alle Schwierigkeiten dem Salvarsan 
weichen. Einer meiner ersten Fälle dieser Art war ein Mädchen 
mit apfelgroßer Gummigeschwulst im Sternum, die nach einer 


starken Hg-Kur mit unlöslichen Injektionen in einem der besten 


U 


auswärtigen Krankenhäuser nicht geheilt war. Die Kranke wehrte 
sich gegen jede weitere'Behandlung als voraussichtlich doch erfolglos 
und ließ sich schließlich zu einem Versuch mit Salvarsan über- 
reden. Nach zwei Salvarsaninjektionen (Altsalvarsan zu 0,3) war 
das Gummi verschwunden. Bald darauf kam ein elfjähriges 
Mädchen mit furchtbar schmerzhaften congenitalsyphilitischen Gum- 
mata der Tibien, die alles Gehen, den Schulbesuch verhinderten, 


die Entwicklung beeinträchtigten, zur Behandlung. Große Jod- 


dosen, eine lang ausgedehnte Quecksilberkur hatten nichts weiter 
erreicht, als eine Überhäutung der aufgebrochenen Stellen; gegen 
die Knochenschmerzen war die Behandlung machtlos gewesen. 
Dieses Kind wurde durch: eine Reihe von Neosalvarsangaben von 
0,075 bis 0,15 in etwa sechs Wochen völlig beschwerdefrei, ge- 
sund, fing an aufzublühen, verlor dabei auch seine Keratitis paren- 
chymatosa, kam in der ‚Schule sehr gut vorwärts und ist ein gut 
entwickeltes hübsches Mädchen geworden. Mit der Zeit sam- 
melte sich eine so große Anzahl derartiger Fälle an, in denen. 


lang bestehende schwere Rezidive von tertiären Haut- und. - 


Knochenerscheinungen wie abgeschnitten sistierten, sobald ihnen 
Salvarsan zugeführt wurde, daß diese Krankheiten jetzt als gar 
nichts Besonderes mehr angesehen werden, da sie ohne besondere 
Mühe und in kurzer Zeit mit Sicherheit abheilen und symptom- 
los bleiben. Ist die Krankheit in diesen schweren Fällen auch 
nicht erloschen, so ist vom Beginn der Salvarsanbehandlung an 
doch erst das Wiedergesundwerden und das Aufblühen zu rechnen. 
Es heilt also nicht bloß die äußerliche Affektion, sondern es 
bessern sich auch innere, nicht so klar nachweisbare Lokalisa- 


tionen der Syphilis, deren Vorhandensein der positiv bleibende 


Wassermann beweist. Alle diese Fälle haben mich zu der Über- 
zeugung geführt, daß tertiäre Syphilis, ganz besonders schwere 
ulceröse Formen, mit Salvarsan allein zu behandeln 
seien. Früher war man der Ansicht, daß die Wirkung des Queck- 
silbers auf tertiäre Syphilis gar nicht sicher sei. Die Erfindung 
des Jodkalis war deshalb ein großer Fortschritt. Wir ziehen das 
Jod als abheilendes Mittel dem Quecksilber auch heute noch vor, 
obwohl wir mit unseren starken Quecksilbermitteln allein die ter- 
tiäre Syphilis ganz gut beeinflussen können: das Jod wirkt be- 
quemer, schneller, sicherer; nur lange vorhaltend wirkt das Jod 
oft nicht.. Der reinen Jodbehandlung folgen nicht selten Rezidive. 
Dem Quecksilber dagegen schreiben wir die Eigenschaft zu, daß 
es, wenn es auch oft schwächer und langsamer wirkt, mehr den 
Wert eines Schutzes vor Rückfällen darstellt. Beide Wirkungen, 
sowohl Heilung als auch Vorbeugung vor Rückfällen, finden wir 
beim Salvarsan vereinigt, und dazu wirkt das Salvarsan gerade 
hier bedeutend schneller. Seine stärkere Wirkung zeigt sich hier 
gerade so wie bei den ulcerösen Formen der Lues im Früh- 
stadium. Diese sogenannte maligne Syphilis führt heut- 
zutage ihren Namen nur noch mit Unrecht, denn sie heilt unter 
Salvarsan ebenso leicht und rezidivfrei wie alle anderen Syphilis- 
formen. Mit der Feststellung, daß die tertiären Erscheinungen 
der Haut und der sichtbaren Schleimhäute ohne alle Schwierig- 
keiten durch Salvarsanbehandlung abheilen, haben wir die wich- 
tigste Grundlage für die Syphilisbehandlung überhaupt erworben. 


Im vorigen Aufsatz haben wir gesehen, daß die späten, Erschei- 
nungen der Syphilis bei weitem der wichtigste Teil der. Krank- 


heit sind, und es ist klar, daß ein Mittel, das, auf sie besser als 


unsere früheren Mittel einwirken kann,’ das wichtigste zur Er- ` 
haltung des durch die Syphilis gefährdeten Lebens ist. 


Die An- 
fangsbehandlung der Syphilis soll vor diesen späten schweren 
Nachkrankheiten beschützen, sie soll die Krankheit im Früh- 
stadium so heilen, daß die späteren Folgen verhütet werden. Das 


ist das Hauptziel der Behandlung und viel bedeutungsvoller, als 


1295 


an MER 


Me 2 272 & aaa Zn eu 
EN == ai ae aani a nE 


BLP ar CE A NT Ea 


re 


1226 


die Abheilung der anfänglichen Syphiliserscheinungen. Gelingt 
es nicht, die späten Nachkrankheiten zu verhüten, oder ist die 
Syphilis, die so oft völlig symptomlos in den Körper sich ein- 
schleicht, gar nicht vorbehandelt worden, dann stellt sich uns die 
viel schwerere Aufgabe dar, sse nunmehr wieder zum Ver- 
schwinden zu bringen. Heilen die äußeren Spätformen durch das 
Salvarsan gut ab, so ist bei den entsprechenden inneren Verände- 
rungen genau dasselbe zu hoffen: und diese Hoffnung täuscht 
auch nicht. Die Veränderungen der inneren Organe sind aber 
sehr verschiedener Natur, Ihre einfacheren Formen, die Gummi- 
geschwülste, umschriebene krankhafte Veränderungen, werden 
ebenso leicht vergehen wie diejenigen, die in das Gebiet des Der- 
matologen fallen. Wer einmal die Größe dieser Veränderungen, 
z.B. gummöse Veränderungen des Herzens, der Leber, des Magens, 
auf dem Obduktionstisch oder bei Operationen gesehen hat, wird 
sich des Ernstes der Erkrankungen bewußt sein und wissen, daß 
nur ausgedehnte, lang dauernde und starke Behandlungen hier einen 
vollkommenen Erfolg erreichen können. Gerade solche Befunde 
werden lehren müssen, daß nach einer die Beschwerden lindern- 
den Behandlung die Kur noch lange nicht beendet sein kann. 
Die Syphilis der Leber reagiert häufig sehr gut auf kleine Sal- 
varsandosen. Gar manches als Lebercareinom angesehene Leber- 
gummi ist unter Salvarsan zur Rückbildung gelangt, Magen- und 
Lungenerkrankungen syphilitischer Art sind durch das Salvarsan 
zur Abheilung gekommen. Jeder kennt aber Fälle, in denen die 
Symptome einer als syphilitisch erkannten Erkrankung innerer 
Organe auffallend schnell schon geringer Behandlung weichen, 
und daß trotzdem die Wassermannsche Reaktion 
noch lange unbeeinflußt bleibt. Das zeigt in der 
Krankenbeobachtung dasselbe an, was ich auf Grund der Autopsie 
soeben gesagt habe, daß die Veränderungen so massig sein 
müssen, daß schwache Beeinflussung nicht ausreichend sein kann. 
Wo einmal das Vorhandensein syphilitischer Erkrankung im Inneren 


des Körpers festgestellt worden ist, da darf die Behandlung jahre- 
lang nicht wieder aussetzen. 


Verhält es sich beim einfachen Gummi bereits so, dann ist 
eine lange Zeit fortdauernde Behandlung noch mehr vonnöten, wo 
es sich um die gewöhnliche Form innerer Erkrankung handelt, 
die diffusen Infiltrationen durch syphilitische Entzündungsprodukte, 
die in allen möglichen Stadien, vom frischesten Beginn bis zur 
völlig ausgebildeten Narbe, nebeneinander vorhanden sind. Wir 


- kennen diese Veränderungen teils durch ähnliche Vorgänge an 


klinisch zugänglichen Stellen, teils durch die Befunde der Ob- 
duktionen. Die erste Art dieser Erkennung macht uns zugleich 
den Fortgang der Heilung klar und zeigt uns, was geheilt werden 
kann und in welchen Zustand die abgeheilten Stellen geraten. 
Die zweite Art zeigt uns, durch die Möglichkeit der histologischen 
Durchforschung, wie weit eine Rückbildung möglich ist. 

Wir besitzen eine Stelle, welche diffuse syphilitische Ent- 
züundung und ihre Vernarbung erkennen läßt: die Mundschleim- 
haut und besonders die Zunge. Gewisse Formen der interstitiellen 
Glossitis, wenig beeinflußt duren Quecksilber und Jod, weichen, 
falls sie noch nicht zu alt ist, der Salvarsanbehandlung. Der 
Zungenrücken ist bei der interstitiellen Glossitis stellenweise glatt 
und längs gefältelt, frei von Papillae fungiformes und filiformes, 
an anderen Stellen normal und von Papillen bedeckt. Diese 
restierenden normalen Stellen sind oft von den erkrankten 
durch tiefe Furchen getrennt, die große, unregelmäßige, knoten- 
förmig hochstehende Bezirke aus der Zunge bilden. Oft sind in 
den Furchen wunde Stellen vorhanden, oft sind in die papillen- 
losen Knoten flache torpide graugelbliche Geschwüre eingelassen, 
ähnliche Erosionen sitzen auf den Zungenrändern. Die Zunge ist 
nicht mehr gut in ihrer Form veränderlich, dick und starr. Meist 
sind Stellen der Zunge und der übrigen Mundschleimhaut leuko- 
plasisch verändert. Diese Art von Zunge wird unter der Be- 
handlung allmählich wieder glatt und beweglich, doch bleiben die 
vernarbten glatten Stellen unverändert, erhalten ihren Papillen- 
überzug nicht wieder, auch die Leukoplakie ändert sich nicht. 
Die Furchen aber werden flacher, die Knoten niedriger, und 
die Erosionen und Geschwüre heilen am schnellsten und voll- 
ständigsten. . 

Mit den Veränderungen der Mundschleimhaut lassen sich 
viele von den interstitiellen Veränderungen innerer Organe ver- 
gleichen, vor allem die Aortitis syphilitica und die Arteritis am 
Eingang in die Kranzarterien, die in gelbgefärbten, rundlichen 
Verdiekungen mit centraler Depression bestehen. Wir kennen 
diese sehr wohl von Sektionsbefunden her, wir stellen uns aber 


Ä | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


30. November. 


die Veränderungen an lebenden Menschen, deren Herz- und Aorten- 
veränderungen wir als syphilitisch erkannt haben, so vor, wie die 
Sektion sie uns kennen lehrt. Sorgfältise und lang ausgedehnte, 
wiederholte antisyphilitische Behandlung bringt Beschwerden des 
Kranken und ohjektive klinische Befunde des Arztes vielfach zum 
Verschwinden. Stirbt ein solcher gründlich behandelter Mensch 
etwa an einer anderen Krankheit, so zeigt seine Obduktion zu- 
weilen nicht die geringsten Veränderungen am Herzgefäßsystem 
und an der Aorta. Ein solcher Fall kann kaum anders gedeutet 
werden als so, daß jene Gefäßveränderungen durch unsere Be- 
handlung wieder aufgesaugt worden sind. Es ist geradezu aut 
fallend, wie gut Herzkranke das Salvarsan auch in höheren Dosen 
vertragen, und welche Besserung im Befinden erzeugt wird, Auch 
die Besserung vieler Tabiker ist auf das Verschwinden begleiten- 
der Gefäß- und Herzerkrankungen zu beziehen. Schmerzhafte 
Krisen bei Tabes weichen in den Fällen, welche mit Salvarsan 
behandelt werden können, oft schnell und bereits auffallend ge- 
ringen Dosen; regelmäßig werden auch hartnäckige Fälle mit der 
Zeit schmerzfreier. Es muß aber hier bemerkt werden, daß gerade 
bei der Tabes die vorsichtigste Anfangsdosierung notwendig ist, 
weil ein nicht geringer Anteil der Tabiker auf Salvarsan immer 
wieder mit so furchtbaren Schmerzkrisen reagiert, daß es geradezu 
unmöglich ist, dieses Mittel weiter zu gebrauchen. Ebenso vor 
sichtig muß bei der Tabes die Steigerung der Salvarsandosıs 
sein, teils wegen der Steigerung der Schmerzanfälle durch zu 
raschen Anstieg, teils wegen der begleitenden Aortitis und Coronar- 
arteritis. Besserungen objektiver Symptome kommen wohl kaum 
vor; ab und zu schlägt wohl ein zeitweise unauslösbar gewesener 
Patellarreflex wieder aus, gelingt es, eine anscheinend völlig start 
gewesene Pupille zur Reaktion auf Licht zu bringen, doch sind 
das Zeichen von geringer Bedeutung. Grobe Ausfallserscheinuugen 
verschwinden nicht wieder, der Erfolg ist nur im Stillstand der 
ganzen Krankheit zu suchen, und darüber läßt sich bei dem 
äußerst chronischen Verlauf des Leidens heute noch nichts aus; 
sagen. Auch die gerade bei der Tabes auffallend gut und in 


hohen Dosen ertragene intralumbale Behandlung hat bisher noch 


zu keinen größeren Erfolgen geführt. Vergleiche ich aber den 
Verlauf mehrjähriger Jod- und Quecksilberbehandlung einzelner 
Fälle mit dem Verlauf der weit größeren Zahl, die mir seit der 
Salvarsanbehandlung zur Verfügung steht, so habe ich doch den 
Eindruck, daß so rapide Fortschritte des Leidens wie früher jetz! 
nicht mehr gesehen werden. Auch die Paralyse scheint langsamer 
fortzuschreiten als ohne specifische Behandlung. Schnell eintretende 
Remissionen sind gar nicht selten, ihren Beginn gleich vom An 
fang der Salvarsanbehandlung an wird man naturgemäß gern au 
die Wirkung des Mittels beziehen. Vielleicht wird der schnelle 
Ablauf dieser tödlichen Krankheit bis zu einem gewissen Grade 
verzögert, doch läßt sich hierüber noch kein sicheres Urteil fällen. 
Der Ablauf der Paralyse weist auch ohne alle Behandlung 
Schwankungen vom Schlechten zum lang dauernden Nachlassen 
auf, und zum Schluß tritt doch, mit und ohne Behandlung, de! 
tödliche Ausgang nach wenigen Jahren ein. Es läßt sich nur 
so viel sagen, daß alle Behandlungserfolge früherer starker anti- 
syphilitischer Therapie auch unter der Salvarsananwendung beob- 
achtet werden, und daß sie bei dieser sicherer und häufiger gt 
sehen werden. Ungleich größere Wirkungen, als wir früher sahen, 
haben wir aber bei der syphilitischen Meningomyelitis dem Sal- 
varsan zu verdanken. Ich selber habe Fälle in meiner Beobachtung, 


in denen der völlige Stillstand dieses zu Lähmungen führenden 
Leidens seit mehreren Jahren anhält. 


Es ist selbstverständlich, daß bei den Behandlungen all der 
aufgezählten schweren und chronischen spätsyphilitischen Leiden 
mit der größten Vorsicht vorgegangen werden muß. Ich rate yon 
der Kombination mit Quecksilberkuren ab, da diese keine grober 
Heilwirkung bringt, durch ihre Nebenerscheinungen aber schwer 
Schädigungen erzeugen kann. Ganz besonders scheint mir o 
Herz- und Gefäßerkrankungen, mehr noch bei Nephritiden as 
Salvarsan weit bessere Wirkungen zu haben, als das Quecksilber 
allein oder das Salvarsan mit dem Quecksilber kombinieñt. pe 
Kontraindikation des Quecksilbers bei Lungenerkrankungen ma 
bei Albuminurie scheint mir heute noch berechtigter zu sem den 
früher, da wir im Salvarsan das Mittel haben, welches bei bel ne 
Affektionen ohne alle Furcht benutzt werden kann. Aber nz 
Anfangsdosen müssen klein sein, die Steigerung der Dosen ei m 
allmählich vor sich gehen, jede Reizwirkung muß sorglö e 
registriert und mittels Abnahme der Salvarsangabe Ter i 
werden. Das Salvarsan ist in diesen Fällen mit großem Nuk 


300 g le p” 


1 i .:80. November. 

nur mit inneren Jodgaben zu verbinden. Die Behandlungszeit darf so 

AN lang sein wie sie will. . | 

EEE Bei Paralyse und Tabes ist jahrelange Behandlung be- 

xiz: schrieben worden, ich selbst habe sie mit recht günstigen Erfolgen 

TER: drei und mehr Jahre unablässig durchgeführt. 

pEr t: Ich glaube, daß eine ganze Menge altsyphilitischer Leiden 
Dow: durch andauernde Behandlung, und zwar ganz besonders Salvarsan- 

er? . behandlung mit mäßigen Dosen, günstig beeinflußt werden kann, 

Ba ES besser als früher, und besser namentlich als mit ebenso andauern- 

d pr. der Behandlung mit irgendeinem unserer früheren Mittel, seien sie 
eiO aus dem physikalisch-diätetischen oder aus dem medikamentösen 
ps Heilschatz hergenommen. | i ; : 

Am: 

Be | Magenneurose und Magengeschwür ). 

a. Von 

— | Dr. Friedrich Wilhelm Strauch, 

Es Facharzt für innere Krankheiten in Halle a. S. 

re (Mit 5 Abbildungen.) | 

El Im letzten Jahrzehnt haben sich unsere Kenntnisse über 
iz die Beziehungen der nervösen Erkrankungen 
DE des Magens zum Magengeschwür vielfach vertieft. 
ST Manche Anschauungen, die aus früherer Zeit als feststehende 
ze Tatsachen übernommen waren, wandelten sich unter dem Drucke 
2 der Beweiskraft röntgenologischer Ergebnisse, die in engster An- 
au lehnung an die übrigen Untersuchungsmethoden gewonnen wurden. 
2. Den Begriff des Magenkrampfes z. B. bewertete man vordem oftmals 
j T als eine laienhafte Ausdrucksweise, unter der man sich klinisch 
ab nicht viel vorstellen konnte. Das Wesen der Krampfzustände des 
gE Magens wurde neu erfaßt, als man lernte, Fragen aus dem Gebiete 
SI . ‚der Pathologie mit experimentell-physiologischer und -pharmakolo- 
rE gischer Methodik unter Heranziehung des Röntgenverfahrens zur 
E Diskussion zu stellen. 

Ea Im Mittelpunkt der funktionellen Störungen des Magens 
2 stand bislang die im Jahre 1879 zuerst von Leube?) eingehend 
2E dargestellte nervöse Magendyspepsie (Neurasthenia 
7 gastrica seu dyspeptica). Häufig psychogenen Ursprungs, 
Hi weist dieses Krankheitsbild innige Beziehungen zur Neurasthenie, 


Hysterie und Hypochondrie auf. Nur selten handelt es sich um eine 
. isolierte Mageninnervationsstörung. Mitunter gehen Magenerschei- 


ar nungen bei der Bleichsucht oder.bei beginnenden specifischen Lungen- 
20 katarrhen fälschlicherweise unter dieser Diagnose. Die Magen- 
£ dyspepsie hat sich mit fortschreitender Diagnostik?) mehr und 
2 mehr in die Gruppen der Sensibilitäts-, Motilitäts- und 
z%  ekretionsneurosen aufgelöst. Bald überwiegt die Sensi- 
EA bilitätsstörung im Sinne einer Neuralgie der Magennerven — manch- 
ie. mal ist. eine Hyperästhesie der Magenschleimhaut anzunehmen —, 
bald stehen Veränderungen der Sekretion oder Motilität in bunten 
individuell geprägten Kombinationsmöglichkeiten im Vordergrund. 
Häufig handelt es sich um mehr oder weniger scharf um- 
Tissene, von anderen Organen ausgehende Reflex- 
neurosen. Es sei an die Wechselbeziehungen der Gè- 
5 schlechtsorgane zu nervösen Magenerscheinungen erinnert, 
5 . an die oft während der Menstruation zu beobachtende Neigung 
zu Übelkeit oder Erbrechen, das bisweilen mit migräneartigem 
Kopfschmerz verbunden ist, an das Erbrechen in der Schwanger- 
schaft. In zweiter Linie sind Erkrankungen der Leber 


Bauchfells für die Auslösung von Magensymptomen, insbe- 
sondere von Erbrechen, anzuschuldigen; hierher gehören auch 
die oft bei Basedowscher Krankheit auftretenden Magen- 
krämpfe. Central bedingt ist das Erbrechen bei Gehirnge- 
schwülsten und Gehirnhautentzündung; die 
gastrischen Krisen bei Tabes umfassen meist ein besonders 


scharf gezeichnetes Krankheitsbild. 


- Klinisch am eingehendsten studiert sind d ieSekretions-. 


. neurosen:dieHyperaciditätundHypersekretion, 


dann der kontinuierliche und intermittierende: 


5 
l Ma gensaftfluß (Reichmann sche Gastrosuccorrhöe). 
Nicht selten verbinden sich Störungen der Sekretion mit solchen 


1) Nach einem am 9. April 1919 im Ärzteverein zu Halle ge- 


haltenen Vortrag. 
| 2) v, Leube, D. Arch. f. klin. M. 1879, Bd. 28. 


ion. M. 1894.. 


und Gallenblase, der Nieren, des Darms oder 


/ 

7 

3) Vgl. auch v. Leube, Verhandlungen des Ill. Kongresses f.. 
+ 


~- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. az 1227 


der Motilität, im engeren mit Krampfzuständen der glatten Mus 


kulatur des Magens (Pyloro- oder Kardiospasmus). | 
Fast alles, was wir über das. feinere Wesen der Magen- 


' motilität wissen, verdanken ‚wir röntgenologischen Arbeiten. Daß 


lange Zeit hindurch bestehende Spasmen ohne jede Schmerz- 
empfindung vorkommen, lehren zur Genüge Röntgendurchleuch- 


tungen bei Magengesunden und Magenneurotikern; oft entspricht 


aber das längere Vorhandensein. spastischer Magencontractionen 
einer diffusen Empfindung oder einem regelrechten, bisweilen 
schärfer vom Patienten lokalisierten Schmerzgefühl. Ungemein 
vielgestaltig und fließend sind die Übergänge zur Sensibilitätsneu- 
rose. Analog wie beim Bronchialasthma ist häufig der Begriff 
Katarrh von dem der Neurose des Magens kaum zu trennen. 

Bei der überwiegenden Mehrzahl der nervösen Magener- 
krankungen und bejm Ulcus ist der Schmerz die Haupt- 
klage des Kranken; hier wird ein unbestimmtes Drick- 
oder Völlegefühl, dort Rückenweh, dort endlich ein plötzlich auf- 
tretender kolikartig an- und abschwellender, mitunter stundenlang 
anhaltender, ziemlich genau an eine Stelle der Oberbauchgegend 
hinverlegter Krampfschmerz empfunden, der. bald ausgesprochene 
Beziehungen zum Füllungszustande des Magens hat, bald unab- 
hängig vom Essen ist, | 


Eine .möglichst eingehende individuell er- 
‚hobene, aber nichtsuggerierteAnamnese ist, wie 


überhaupt bei der Diagnostik der Magenkrankheiten, die wichtigste 
Vorbedingung für die grobe Entscheidung der 
Frage: Ist eine Magenneurose oder ein Uleus 
oder beides, anzunehmen? 

Neben allgemeinen Lebensgewohnheiten interessieren beson- 
ders die Ernährungsverbältnisse, das heißt die Qualität und Quan- 
tität der Kost, die Regelmäßigkeit der Nahrungsaufnahme, die 
zeitlichen Zwischenräume zwischen den einzelnen Mahlzeiten, 
Idiosynkrasien gegenüber bestimmten Speisen, die Neigung zu 
fieberhaften Magenverstimmungen, die nach bewußten oder unbe- 
wußt gemachten Diätfehlern oder auch ohne ersichtlichen Grund 
auftreten und so fort. Ä 

Heißhunger und Hufhgerschmerz stellten zu 
Friedenszeiten Klagen dar, denen bisweilen mit Recht größere 
diagnostische Bedeutung zukam. 

Bei- der Knappheit der Nahrungsmittel während der Kriegs- 
zeit sind die genannten Sensationen bei so zahlreichen Menschen, 
die wegen anderer Beschwerden die ärztliche Sprechstunde auf- 
suchen, vorhanden, daß namentlich der Hungerschmerz mit großer 
Vorsicht diagnostisch zu bewerten ist. Ä 

Der Magen des Gesunden entleert sich heutigestags 
schneller; das beweisen alltäglich die mit analoger Technik wie 
sonst vorgenommenen Magenausheberungen nach Probefrühstück 


und Probemahlzeit. Während früher in der Regel eine Stunde 


nach eingenommenem Frühstück eine genügende Menge Magen- 
inhalt mittels des Schlauches entnommen werden konnte, ist jetzt 
der Magen oft schon nach !/, bis ®/s Stunde leer; diese Befunde 
decken sich mit diesbezüglichen röntgenologischen Erfahrungen. 

Öfter hat man Gelegenheit, zu beobachten, daß der Mensch 
heutigestags hastiger ißt und dabei recht beträchtliche Mengen 
Luft schluckt: deshalb die häufigen Klagen über Völlegefühl oder 
Aufstoßen, deshalb besonders große Magenluftblasen vor dem 
Röntgenschirm, von den durch die einseitige Gemüsekost sich 


klinisch ungemein verschiedenartig äußernden Blähungszuständen 


des Magendarmkanals ganz abgesehen. l 
Hier sei darauf hingewiesen, daß -man jetzt nicht selten 


Magenbeschwerden begegnet, die vorwiegend mit dem ` 


Nicotin in ursächlichen Zusammenhang zu bringen sind. Leute, 
die früher Nichtraucher waren, gewöhnten. sich im Felde oder da- 
heim, um Hungergefühle zu bekämpfen, das Rauchen bei nüchter- 
nem Magen an. Ich sah schwere Magenneurosen, die 
sich in Übelkeit mit heftigen Krampfschmerzen äußerten; es bestand 


| selten ein lokalisierter Druckpunkt in der Magengegend, die Säure- 


werte wichen kaum von der Norm ab, aber die Röntgenuntersuchung 
ergab lang dauernde Spasmen,. stürmische Peristaltik, schnellste 


Magenentleerung. Bei Aussetzen des Rauchens ließen die Be- 


schwerden nach; meist vertrugen die Patienten das Rauchen auf 
vollen Magen besser, Ob es sich hierbei um Erscheinungen einer 
Nieotinvergiftung handelte, sei dahingestellt; manchmal bestanden 
gleichzeitig Herzstörungen nervöser . Art (vasomotorische Angina 
pectoris). . j | 

Der äußerst lästig empfundene Hungferschmerz schwin- 
det oft schnell, sobald ein Bissen Brot oder ein Löffel Suppe oder 


Enns. 


RE be re 


p ng nt 
nn —— 


N 
era -— 


-———r— 


beIa 


” 
- 


namam ~ 1 


..— 


mi-a 


tin 


- S mt 


wie Er 


2 as 
——— 


” nr > 
- —A . e 
Lra Epema 
. - -e p - y . e a- P a 
--. - -e > 3 
Te ar 7 u 


u n" 


- Pr 
aei as - 


r ye 
. > Ad - 5 


pam 


pane a 


. ~ . 
en E a e 
A . a TIe. 
=," e 


Ehf 
j I 
i 
E 
i 
P și) 
ar 
|| t 
i T 
i i i 
Ta, 
1 { 
j 1 
pi a 
\ y 
i g 
' a 
rsi 
I 
| Mo 
Í EES. S 
f I I Er A 
5 4 
i f h 
Gat IF; 
A % í 
| [] 
4 
i ' 
# | 
AE 
j- 4 
PEL gI 
N 
i D e 
i PE 
i 1 
u "I +$ wa 
» y 
t 
er t 
u H 
30 ul 
i Bar 
i kr xt; 
Í ` (i y 
b Ty 
Mi MF 
l TER tN 
N AA Hie 
P N Hy. 
t Peet 
. rer NE 
5 (d ie; 
à sn 
L? À 
Q An 
T AR n Tp 
47 5 
i 5 
` A EnA 
i LIAS 
133 E IE 
E $ 
” 
17 P 
i i 
4 + 
hr 9 a vi 
$ rE 
A na i 
i 
f 1 
N X i ari 
i i kr u) RI 
‘ ' f os 
r £ 
às N 7 ` 
T Zah, 
4 ‚dl 
+ % p E 
$ H S 
A 
er Í N h 
r II « + 
é { [3 
i i Hase 7 
t 
` 
b, r 
iq 
t t i ` rif, 
= ' v 
è b 
i r- d 
hat 4 
Er IH . 
i © 
Are. Te} m. 
>- ? k 
A TE 
Dans ws 4 
gimt 7 R t 
2; es N 
m T- yian 
` ` + 
IE d FEN 
t ra 
i { PX im 
i 13 
j a? Vor) 
\ H i i D 
i } 
[} H i 


> r pis — 
Du J 


>o y, - 
oo 
-o 
5 h 
fe 
= sw 
E7 


TA 


— 
-j 


nn ee = 


ur 


NER oe 
a EEE EEE 
+ . ad 


u Paes 


.- en deses 
ee 


ee rie 3 
u 


m f- “#3 
E 
ar 
i 
F P 
- 5 


pe a aria Oa 
z 3 


rop 
Š] 


N 
>23 z r 
un nn - - 


ee 


aan er re S 
epe La 22%, 
> > > = - =. - 
— =; EA = _ gt 
— et r b y S 4 kd ME 
Be -= Add n ma >. m m E g 
{SS C - = - a — — = ee > = y 
u ! ~ x —® ie 4 — 
[53 pa 7 r è 
— ren TFF DO - N 3 ee i 
ee an m g) J = Er pég ~ S ~ i t Pa 
wege F STS 2% x i wi Deti 4 fe A n SE TUE 
g =d 7; - -j - i % By". > > 
«a e - Nr ’ - u a sur, - iA: i 
a ry è? -No ENG ’ / i ren, E 
‘ ` E r un, rl $ tA uE 6y N, 
ri Fr í ur) > i tr 0S - i 
- KAT, _ — AR m jr BIP, TA aray 
u f > P . v r . SVa Cr A 
í u er, « ERP Y iX ANP 
“ a . ' u ‘s e 
A g x 
+ - mn 


~ 


m e ee 
u 
J i 


= 


1998 
- dergleichen genossen wird. Mitunter ist der Hungerschmerz ver- 


` pischen Fällen von Ulcus duodeni sind diese Schmerzen, wie 
v. Bergmann und seine Schüler gezeigt haben, bisweilen 


dächtig für das Bestehen eines Zwölffingerdarmgeschwürs; er wird 
aber auch bei Erkrankungen der Gallenblase beobachtet. In ty- 


auf einen Pylorospasmus bei gleichzeitiger maximaler Magensaft- 
sekretion zu beziehen (vergleiche I 

Abbildung Nr. 1). Solche Patien- - 
ten verschaffen sich öfter Er- 
leichterung durch künstliche Aus- 
lösung. des Brechaktes; wird der 
Pylorusverschluß durch Atropin 
oder Papaverin-Medikation ge- 
sprengt, läßt die Schmerzsensation 
bald nach. 

Während beim Magen- 
geschwür der Schmerz oft- 
mals stereotyp zu ganz bestimmten 
Stunden einsetzt, gleich nach 
dem Essen oder auf der 
Höhe der Verdauung, ein 
bis drei Stunden nach 
der Mahlzeit, beim Zwölf- 
fingerdarmgeschwür spä- 
ter, vier bis sechs Stunden 

nach der Nahrungsauf- 

nahme, wenn: der Magen wieder leer:wird, dann besonders gern 
morgens nüchtern oder des Nachts nach Mitter- 
nacht, zu einer Zeit, wo auch andere Koliken, wie die Gallen- 
und Nierensteinkoliken, aufzutreten pflegen, ist bei den reinen 
Neurosen die Beziehung des Schmerzes zur Magenfüllung oder 
-entleerung meist weniger ausgesprochen. Daß es Ulcera ventriculi 
und duodeni auch ohne jeglichen Schmerz gibt, ist bekannt; das 
plötzliche Auftreten einer Perforation, Blutbrechen oder Pech- 
stühle klären oft mit einem Schlage ein bis dahin verwaschenes 
Krankheitsbild. 

Bei der Neurose beobachtet man ähnlich wie 
beim Duodenalulecus ein sehr launisches Auf- 
treten der Schmerzen; schwerverdauliche, das heißt 
länger im Magen verweilende Speisen werden bisweilen vom 
Magenneurotiker anstandslos vertragen, leicht verdauliche Nah- 
rungsmittel wie Milch, Tee, dünne Suppen und dergleichen verur- 

‘sachen ihm Schmerz, Übelkeit oder Erbrechen. Eine Ulcuskur 
kann mitunter verschlimmernd auf eine Magenneurose wirken. 
Hierin findet man öfter ein feines, aber nicht unfehlbar sicheres 
diagnostisches Kriterium. "A 

Die Feststellung eines umschriebenen schmerz - 
haften Druckpunktes in der Magengegend kann manchmal 
besonders beim Ulcus duodeni von Belang sein. Der duodenale 
Druckpunkt befindet sich nach Westphal und Katsch') 
meist „1 bis 1!/, Querfinger rechts von dem Punkte der Medianlinie, 
der etwa der Mitte zwischen Nabel und Processus xiphoideus 
entspricht“. Naturgemäß ist die Lage dieses Punktes bei der 
verschiedenen Höhe des Nabels, bei fettarmen, schlaffen Bauch- 
decken sowie der heutigestags häufigen Senkung der Bauch- 
eingeweide keineswegs konstant. Es ist mitunter ein wesentlicher 
Unterschied festzustellen, ob man im Stehen oder Liegen des 
Patienten nach dem Druckpunkt fahndet. Ob dieser topographisch 
der Gegend des Magenpförtners oder der Gallenblase entspricht, ist 
oft schwierig oder überhaupt nicht zu entscheiden. Bei ‚pylorus- 
fernem Uleus und bei nervöser Hyperacidität ist ein Druckpunkt 
seltener nachweisbar, dann etwa in der Mitte der Linea alba oder 
im linken Epigastrium. Auf dieBoasschendorsalenDruck- 
punkte darf man diagnostisch nicht zu viel geben. Falsch 
lokalisierte Schmerzempfindung, Schmerzirradiation z. B. nach der 
rechten Schulter kann öfter eine gewisse. diagnostische Unsicher- 

i olge haben. 
= ne Patienten namentlich beim Vorhandensein hysterischer 
Stigmata Druckpunkte unschwer suggeriert werden können — die 
Diftferentialdiagnose: Hysterie oder Magenneurose 
oder Ulcus ist oft zu entscheiden —, ist es empfehlenswert, 
sich den Schmerzpunkt zunächst von dem Kranken selbst zeigen 
und nicht durch zu langes -Ausfragen und Palpieren die Auf- 
merksamkeit auf die Untersuchung konzentrieren zu lassen. Wenn 


~ 


Abb. i. 


Magen im Hungerschmerz (nach 
Westphal und Kats ch). 


1) K. Westphal und G. Katsch, Das neurotische Ulcu 
Juodeni. (Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie 
1913, Bd. 26, H. 3, S. 405.) 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


TR gG ap a 
Atr La nF E DR E a aa 
a, r C ' y 4 ZF Ta A 
Ee ee rn RANA 
i .. > y ee" 
Ah VS 


` 


mber 


graphisch und somit diagnostisch wertvollen Hinweis, zumal we ve, -E 


5 a cz < 
. 2 z O FE 
Die Kenntnis etwa bestehender Nüchternsekretion wie das 


Ergebnis der Funktionsprüfungen des Magens mittes = | 


ae 


es zu danken, daß wir auch beim Menschen das Wechselspiel = 
zwischen Psyche und Magensaftsekretion, überhaupt Verdauung 
richtiger einzuschätzen gelernt haben. Eine Berücksichtigung des” 
Verhältnisses der festen zu den flüssigen Bestandteilen des aus- | 
geheberten Mageninhalts läßt unter anderem manchmal diagnostische 
Schlüsse zu hinsichtlich einer bestehenden Hypersekretion oder der 
röntgenologisch nachweisbaren Parasekretion. Das Dogma, dab ein” 
Ulcus ventriculi oder duodeni fast immer mit Hyperaecidität einher- 2 
gehe, ist längst erschüttert. Der verschiedenen Ätiologie undi 
individuellen Eigenart der Magenneurosen entsprechend findet man’ 
bald hyperacide, bald normale oder auch hypacide Säurewerte. 
Im mittleren und höheren Alter beobachtet man dagegen nach 
v.Bergmann mit Abnahme der Anspruchsfähigkeit des vegetativen 
Nervensystems häufig niedrige Acidität oder Achylie. Die Diagnostik” 
ist dadurch oftmals erschwert, zumal bei den.an sich schon” 
bestehenden Zusammenhängen zwischen Neurose und Ulcus nament: 
lich im jugendlichen Alter. Se En 
Der Nachweis okkulterBlutungenist diffe- 
rentialdiagnostisch sehr bedeutungsvoll m 
der Regel verbietet man beim Fahnden auf Magendarmblutungen 
dem Patienten mindestens drei Tage lang ‚den Genuß jeglichen 
Fleisches (einschließlich Wurst und Fisch). Bei unserem heutigen 
einseitigen Kostzettel wird häufig die karge wöchentliche Fleisch- 
menge mit Gemüse und Kartoffeln zusammengekocht. Die Kranken 
geben sich mitunter keine Rechenschaft darüber, ‚daß ‚sie wohl 
kein. Fleisch, aber Fleischbrühe genießen. Daß in der ambu 
lanten Praxis heutigestags nicht selten diagnostische Irrtümer inga 
dieser Richtung unterlaufen können, ist beachtenswert. Ferner wird 
zu selten die diagnostische Fehlerquelle der Zahn l 
fleièschblutungen berücksichtigt, zu denen überaus viele 
Menschen bereits nach etwas energischerem Zähneputzen negen. 
Die Röntgenuntersuchung des Magendarn a 
kanals läßt uns oftmals eine größere diagnostische Sicherheit A 
in der Auffassung eines vielleicht bis dahin unverstandenen Krank l 
heitsbildes gewinnen. Aus dem Ergebnis einer einmaligen Röntgen 
untersuchung oder -aufnahme dürfen keine zu weitgehenden | 
Schlüsse gezogen werden; wiederholte, möglich st un- 
befangen zu analysierende Röntgenbefunde, 
die mit der Anamnese und den sonstigen Unter- ; 
suchungsresultaten kritisch in Einklang ZU 
bringen sind, verhelfen nicht selten zu einer diagnostischen | 
Klarstellung des Falles. M F e AAAA Jg 
Bei ihren Beziehungen. zur. allgemeinen  Körperkonstitution 
weisen Magenform, nicht minder Peristaltik und Entleer ga ; 
Magens schon unter physiologischen Verhältnissen so grobe kena 
schiedenheiten . auf, daß die Deutung der Röntgenbilder, ; die ana : 
kranken Magen beobachtet werden, ganz besonderen diagnostischen 
Schwierigkeiten begegnen kann. NET TE 
Die Diagnose. des penetrierenden euo 
ventriculi, das wir vordem nicht zu erkennen vermochten, 
ist mit Hilfe der Röntgenstrahlen leicht 7 Ze 
stellen; trotzdem kann mitunter die Uleusdiagnose schwierig 
sein, gibt es doch gar nicht selten Magengeschwüre mit NR 
normalem Röntgenbefund. Bei gleichzeitig” mit Krampfschmerze 


verbundener Magensenkung ist die Gegenwart eines Ulcus oft kaum 


auszuschließen. Unter anderem werden Spasmen, die stets an der 


ea 


- 


5 É 
* m > e- 3g En ? 

| > > r ” Er se - f J 

ımsıtı E a yo ~ 
Digitized by (o O OQ e ge 
- à RX _ EL e ? 
` A 0 č zu 
d x F ù eF 

P. -yag E EA A 


` Im 
. 
er. — 
r er 
> . 


Ka -< 
i y VRS 
KA m- f-o 


ee Br ern 
| ie. > re oe TE 
mat: 30, November. 0o 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — N. 0.000 
drii; - gleichen Stelle beobachtet werden, -deù Verdacht eines Geschwüres f . ~ Magen morgens nüchtern leer, nach Probefrühstück: 0/8; Blut-. .. 7, 
erik; ‚ nahelegen, während besonders: Pylorospasmen mit positivem | probe im Stuhl bei häufigen Untersuchungen negativ. - - a 
MER Haudekschem Symptom bei entsprechender Krankengeschichte . Röntgenuntersuchung: Orthotonischer Magen, ziemlich > 
raag die Diagnose Ulcus sichern. | = geringe ‚Hubhöhe, D auerbulbus;.Magen nach vier Stunden leer.- - Sa Ba 
mie: nie ar Er = ` EAE er mittels. Bleimarke fixierte. Druckpunkt.ent-- Be 
Amen Ä “Ähnlich liegen die Verhältnisse bei der. Magenneurose und spricht bei wiederholten Durchleuchtungen und Aufnahmen der :'.:. 0t 
we beim Ulcus duodeni. Bei letzterem ist die Entleerung des Magens | @e gend des Wismutschattensim Bereich des Zwölf- 
biii zuerst öfter beschleunigt, später stellt sich bisweilen ein Krampf-.| fingerdarms (Abb. 2). :- : a E N 
ZA zustand des Pförtners ein; somit braueht ein Sechsstundenrest ` Diagnose: Ulcus duodeni Wehe ne ee 
er - nicht gegen ein Zwölffingerdarmgeschwür zu sprechen. Da auch- Operation November 1917 (Pröf..Dr. Schmieden): Be 
Mi bei organischen Magenerkrankungen häufig nervöse Spasmen vor-.| Es finden sich in der Umgebung der alten. Gallenblasenoperation zal- . *:=. 
"| ns < kommen, ist es oft erst nach längeren wiederholten Beobachtungen Be nn N nn Be 
mE möglich, das Primäre des Spasmus -zu erkennen. Nicht minder Pe. Daan un geben den 
mii. schwierig zu beurteilen sind die Verhältnisse jenseits |. /  - Pylorus selbst, und deuten. 
hite des Pylorus. Die anatomisch variable Lage. des Zwölffinger- . - mit voller Sicherheit auf 
baz. darms muß stets in die diagnostischen Erwägungen einbezogen ein an .diesem sitzendes ._ 
eha . werden; Der 'Dauerbulbus, der z..B. auch öfter bei achy- -  .ehronisches Uleus or’. 
ke lischen Diarrhöen festgestellt wird, darf als alleiniger Befund nicht | ‘. bin. DadieHauptmasseam _. 
iia zur Diagnose des Duodenalulcus herangezogen werden. Wichtiger | ` -Duodenum sitzt, wird auch- \ 
er -ist der duodenale Zapfen und das Münzensym- | en Sur Ver: . 
ale _- ptom, ferner das meist untrügliche Nischensymptom!). Die‘ TI rat len: 
ei von Westphal und Katsch?) auf Grund einer großen Beob- . posterior verticalis. 
ERa ‚achtungsreihe Aufgestellen Typen d es hyperperistal- = Wundverlauf völlig 
Ta. tischen und maximalsekretorischen Uleus duo- glatt. März 1919: Pa- 
el deni beanspruchen größtes diagnostisches Interesse, wenn auch - tientin befindet sich wohl, De 
ee einmal analoge Befunde bei reinen Magenneurosen mit: vorwiegen- |. ‚ verträgt äußer sehr-blähen- > < +33 | 
ns der Hypermotilität: und Hyperperistaltik oder Hypersekretion. er- | IT den Gemüsen alle Spei-  .  . .. 
#: hoben werden:können. a e u | a Abb. $- (Fall 1). seh; Rückenschmerz.- 
e: Me RE 5 A das Mak nf Viertaliahr seit etwa. einem 5 
132° ©. Wie mannigfach -die Magenerscheinungen z. B. beim Ulcus ren a dantes ST ig völlig besei-  — O3 
j# . jenseits des Pylorus sein können, illustrieren die folgenden Kranken- . a ne: "tigt. Eine Röntgenunters > ` 


TE geschichten: suchung ergibt promptes Funktionieren der- Gastroenterostomie, Magen `; 05 J| 


Bi 2 “, -Fall i. Frau Apothekenbesitzer T. aus A., 38 Jahre alt. Fa- nach vier., Sturiden leer (Abb. 3). u ia Dr eek 
Em. 'milienanamnese ohne Belang. Als jünges Mädchen nie ‘Fall 2. Frau Fabrikbesitzer H. aus A., 50 Jahre alt. Von 
=?  — Magen- oder Darmbeschwerden; 1908 wegen sehr häufiger jeher zarter Magen, vertrug'nie fette Speisen, :blähende Gemüse , 
æ. . „Schwerer Gallensteinkoliken Cholecystektomie; rechts- | und rohes Obst (sehr unangenehmes Völlegefühl), Mit 16 Jahren 


ps -<  seitige Rückenschmerzen seitdem nie verloren; oft. 


2 | Blutbrechen. 
yE „geringes, kurz dauerndes Druckgefühl in der gesamten Oberbauchgegend, | | 


. Vor zirka acht Tagen Pec h st ühl e, öfter unbestimmtes Magen- Tre, ge i 


"E ésonders nach dem Mittagessen; kein eigentlicher Magenschmerz; bis- weh und Rückenschmerz rechts; abends 6% Uhr (ùm 2/2 Uhr‘in.der , 
weilen nach Genuß von etwas fettem Fleisch „Fettwürgen” ; öfter Regel als Nachmittagsgetränk eine Tasse Tee ohne Brot oder Ge- `. u 
; tagelang gelbsüchtiges Aussehen (gelbgefärbte. Augen- | | a Re k gaoa ale me l 
piar bindehaut); zunehmende Neigung zu hartnäckiger Verstopfung, ohne | “unter wäßrige, kaum sauer ee. 
gl! ..„Abführmittel kein Stuhlgang. Wegen dieser Verdauungsbeschwerden ` - `- schmeckende Flüssigkeit m ` 
g 1912 und in den folgenden Jahren einmalige Kur in Karlsbad, zweimal | die Mundhöhle. art  Hız. 
= | in Kissingen, ohne irgendwelchen Erfolg. u a brechen äußerst selten, dann 
Da i . März 1917 einige Tage lang schwarze Stühle ‚gleich nach dem Essen. Nie... 
a (nicht auf Blut untersucht); seitdem große Mattigkeit und bedeu- Hungersehmerz oder © © Lo 
| ER, nächtliche Schmerzen.. : loa 


' “tende Körpergewichts- 


[s abnahme. Seit neun u Befund (Oktober 
3f i Wochen äußerst lästi- er 1917): Gut genährte, mittel- 
7% - ger rechtsseitiger ERS große „Frau. Dauernd - 
= © Rückenschmerz, | NEE «belegte Zunge, Bauch `° `r, ży 
Mitunter nächt- | — E normal- konfiguriert, Leber - <7 
y`- „liche Magen- | ag N ‚ etwas ‚gesunken, duode- = ll 
Schmerzen und ty- | 0 nalerDruckpunkt mit- : rl 
E pischer Hunger- < I ECS . unter sehr empfindlich, E 
7 Schmerz fast regel- © EHE .B.oasscher Drückpunkt e: 
n > mäßig etwa eine Stunde - , Zu RR | Zn - rechts etwas: schmerzhaft. Me 
7% ` ` vor den Hauptmahl- Sra EPEAN, ; Abb: 4 (Fall 2) ‘Keine. Nüchternsekretion; ET 
g. > Zeiten auftretend, RE RR O Bleimarke im Bereich des Düodenunis Pach Probefrühstück 22/ 52; alt 
4 nach Nahrungsauf- IE EEE bezeichnet den Druckpunkt, ~ "Webersehe Blutprobe oh 
2 nahme schnell, aber . .- | A ER MS TE WR ‚ wiederholt negativ | aR 
;  . ur für kurze Zeit ver- .Röntgenuntersuchung: Ziemlich große Magenluftblase, RN 
i schwindend. hypertonischer Magen, sehr lebhaftes Spiel des'Pylorus, oft mehrere TE 
7 E Befund (Sep- | Minuten lang anhaltender Pylorospasmus, Dauerbulbus, gerin ger DE 
RT we 1917): Ziem- Sechsstundenrest: Duodenaler Druckpunkt deckt But 
1 | ko große, etwas blasse, sich mit Dauerbulbus (Abb. 4). ee er a: 
$. a DPuonte Frau, 62 kg. Diagnose: Duoden aluleus > o t tes s T 
b 1 au 7 weiß- = -Operation April 1918 (Prof. Dr. Schmieden): Bei der . hl 
j o jr a i e Zunge; Laparotomie in der. Mittellinie oberhalb des Nabels. findet sich .ein FR 
I?  . glattv ekaine Teizlose, | großes, von dicken schwieligen Narben umgebenes Ulcus duodenale, Big 
f druck ellte, nirgends Sr . Abb. 2.(Fall 4). - : dessen Ausgangspunkt an der Vorderwand des Duodenums zu vermuten Te 
z ruckempfindliche Ope- @ Bleimarke in Nähe des Duodenalschattens ist. Die Gallenwege sind frei. , Ey a 
; , e tonsnarbe in der Me- entspricht dem duúodenalen - Druckpunkt. > Gastroantorost mieten ia p A era Ber 
| _Nabels; Leib Im ana Nabelmarke. | | | tiealis. Völlig glatter Wundheilungsverlauf. Mai 1919: Wohl- . 
etwas meteoristisch aufgetrieben;.Leber und Milz nicht vergrößert; a on galin, nur noch selten ‚geringe Magensensationen, hält ai 
deutlicher duodenaler Druckpunkt im Liegen; B oas scher N f, . AOIpErG 3 ae, o. Dr ih 
| orsaler Druckpu nkt rechts sehr schmerzhaft. u | Fall 3.. Fräulein Sch. aus Z., 24 Jahre alt. Seit Mai 19.18 LETA 
| gen | © = a aS „| sich allmählich steigernde, unbestimmte. druckartige Magen- JEE 
2.22. Vgl. G, v. Bergman n, Die Röntgendiagnostik des Ulcus | empfindungen, nachts öfter Rückenschmerz, rechts mehr wie links; O Jg 
‘duodeni im Röntgen -Taschenbuch, herausgegeben von E. Sommer, | selten% Erbrechen, faber sehr häufig Übelkeit und Brech- Fa 
Zürich 1918. | | a ee | reizYfast nach jeder Speise; keine ersichtliche Ursache für a 
f ) Westphal und Katsch a, a. O. S. 892_u. ff, die Magenbeschwerden; „Verdauung stets regelmäßig. | j | 14 
` l , EEEE 


< - 
. ~i 
e a iaa 
- - æ = 
en er Aa Fa a Al an u u N 2 aa Ser 


ae 


z 
vega 


_—- 


a EI Az - 4 
w - Tu u 2 
u ur en 
or 2 u nA 
_ a 
a ig 2 
nice -- wod Afr 
p - 


‚nums, 

und medial davon emp- 
~ fundene Druckschmerz 
-des Dauerbulbus (Abb. 5). 


die Patientin wiederum die 


- zustand, verfallenes Aus- 
Tage lang keinerlei Fleisch 


_ Resultat wie vor acht Wochen, 


-großen Zwölffingerdarmschat- 


tert und nach jeder Nahrungs- 


Í 


1230 - 


— 


Befund (November 1918): Blühendes, junges Mädchen in sehr 
gutem Ernährungszustand. Vegetativ stigmatisiert: Glanz- 


auge, äußerst weite Pupillen, fast dauernd feuchte, naßkalte Hände, 


Dermographie ++ +, sehr lebhafte Sehnenreflexe, Aktionstyp des Herzens ; 


Zunge rein; Bauchform ohne Besonderheiten, geringe Druckempfind- 


lichkeit der Gallenblasengegend. 


Nach Probefrühstück Acidität 4/29. Stuhlgang frei von Blut. 


Röntgenuntersuchung: Hypertonischer Magen, stür- 
mische Peristaltik, dauernde Füllung des Duode- 
Magen nach vier 

Stunden leer. Der in der 


Gallenblasengegend 


entspricht der Gegend 
Im Januar 1919 sucht 


Sprechstunde auf. _Wesent- 
lich schlechterer Ernährungs- 


sehen; im Stuhlgang 
stark positive Blut- 
probe, nachdem über acht 


genossen- war. 
Die Röntgenunter- 
suchung ergibt das gleiche 


die Gegend des ungemein 


tens ist sehr druckschmerz- À 
haft. Da sich das Allgemein- Abb. 5 (Fall 3). 
befinden dauernd verschlech- 


O Bleimarke in Gegend des Dauerbulbus 


markiert den Druckpunkt. 
aufnahme Brechreiz auftritt, 


wird der Rat zur Vornahme eines chirurgischen Eingriffs von der 


Patientin befolgt. 


Diagnose: Verdacht auf Ulcus duodeni. 


Operation Februar 1919 (Prof. Dr. Schmieden): Es 
erst geblähtes Duodenum. Pylorus weit offen; von 

einem. Geschwür ist nichts nachzuweisen, wenn auch am distalen Teile 
des Duodenums eine Stenose, ‚deren Ätiologie durch Betastung nicht 
zu klären ist, vorhanden ist; auch die ganze Pars superior und descen- 
dens duodeni ist ungeheuer weit. Der Sitz der Erkrankung liegt offen- 


findet sich ein äuß 


bar im retroperitonealen Abschnitt des Zwölffingerdarmes. 
Gastroenterost 
lauf der Wundheilung völlig glatt. 


Mai 1919, also etwa drei Monate nach der Operation, Wohl- 


befinden der Patientin. 


Früher schied man streng die funktionellen Erkrankungen 
Traten die Magenbeschwerden peri- 

odisch, sprunghaft, ohne erkennbaren Zusammenhang mit den Mahl- 
zeiten in engerer Beziehung zu psychischen Aufregungen bei 
n auf Neurasthenie oder Hysterie hindeutenden Symptomen 
Prüfung des Chemismus Hyperacidität oder 

auch keine nennenswerten Abweichungen von der Norm, so stellte 
-man die Diagnose auf Magenneurose. 
Heutigestags muß stets aus diagnostischen und therapeutischen 
Gesichtspunkten bei längerem Bestehen uncharakteristischer Magen- 
erscheinungen die Röntgenuntersuchung in den Rahmen einer ge- 


des Magens vom Geschwür. 


sonstige 
auf, ergab ferner die 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


omie und Pylorusverschluß. Ver- 


- 30. November. 


[u nM 


Vorstellungen dürfte leicht einmal zu einer Fehldiagnose oder einer 
voreiligen operativen Maßnahme Veranlassung geben. Ist.der Ver- 
dacht eines Geschwüres nicht von der. Hand zu weisen, wird man 
sich nach einer längeren systematisch durchgeführten erfolglosen 
inneren Behandlung für einen chirurgischen Eingriff entscheiden 
müssen. Die äußerst unangenehmen, die Arbeitsfähigkeit des 
Patienten sehr behindernden Beschwerden sollten den Internisten 
oft früher veranlassen, den Kranken einem Chirurgen zu über- 
weisen, da die operativen Erfolge nach einer Gastroenterostomie 
und je nach spezieller Sachlage nach gleichzeitigem Pylorusverschluß 
bei längerer diätetischer Nachbehandlung als durchaus günstige zu 
bezeichnen sind, In der Praxis wird mitunter nicht 
hinreichendin Betracht gezogen, daß kolikartige 
Schmerzenin der rechten Oberbauchgegend von 
einem duodenalen, einer chirurgischen Behand- 
lung zugänglichen Prozeß ausgehen können. 
Die klinische Abgrenzung des duodenalen 
vom pylorusfernen Geschwür ist nach den vorstehenden 
Ausführungen meist eine leichte; wesentlich ‚schwieriger kann bis- 
weilen die diagnostische Entscheidung sein, ob die Erscheinungen 
auf eine Erkrankung der Gallenblase zurückzuführen 
sind. Das Symptom der Gelbsucht darf nicht ohne weiteres. 
auf eine primäre Erkrankung des Gallensystems ‚bezogen werden, 
da es nicht nur bei einem'Ulcus in der Nähe der Papilla Vateri, 
sondern auch bei gewöhnlichem Zwölffingerdarmkatarrh mit und 
ohne Geschwürsbildung vorkommen kann. Die chronische 
Cholecystitis, die nicht selten mit zeitweise klassischem 
Hungerschmerz einhergeht, zeigt meist im allgemeinen’ einen 
milderen klinischen Verlauf. In der röntgenologischen Beurteilung 
etwa bestehender Verwachsungen im Bereich des Duodenums und 
der benachbarten Gallenblase ist größte Vorsicht am Platze. 
Unmöglich ist manchmal die Ditferentialdiagnost 
Gallensteinkolik oder Duodenaluleus. Hierlüren 
lehrreiches Beispiel! - Eine 33jährige Frau erkrankt plötzlich an 
heftigen, mit Brechreiz und Gelbsucht verbundenen Kolikanfällen; 


Gallenblasengegend äußerst schmerzhaft schon auf leisen Finger- 


druck hin; ausgesprochener rechtsseitiger Schulterschmerz, B048- 


scher Druckpunkt rechts ++; Temperatur in Achselhöhle ge- 
messen —37,4°, 


Da eine Kolik die andere jagt und sich das 
Allgemeinbefinden verschlechtert, wird ein Chirurg’ zugezoge, der 
die Diagnose Cholelithiasis bestätigt. Die Operation (Erol. 
Dr. Schmieden) ergibt ein eben perftorierendes 
Ulcus duodeni. Die Patientin litt einmal vor 21/, Jahren 
drei Wochen lang nach dem Genuß von Steinpilzen an Magen: . 


krämpfen mit Übelkeit und Hungerschmerz und hatte in der Folge 
zeit nie Magenbeschwerden gehabt. 


Chronische Appendicitis dürfte nur selten bei 
abnormer Appendixlage oder falscher Schmerzlokalisation gegen 


die Diagnose Ulcus ventriculi oder duodeni diagnostisch abzU- 
grenzen sein). | 


Auf Grund v. Bergmanns eingehenden Studien über an 
Ulcusgenese in ihren oft noch schwer zu durehschauenden ~ 
sammenhängen mit 'nervösen Allgemeinerscheinungen, besonl“ 


von seiten des vegetativen Systems, ist für den Praktiker N 
Differentialdiagnose zwischen Geschwür und Neurose nicht UN 


nauen klinischen Gesamtbeobachtung eingefügt werden, seitdem 
-wir wissen, daß sich hinter mancher Neurose ein Ulcus 
verbirgt. 
| = Gystematische pharmakologische Prüfungen 
Sie des Vagus und Sympathicus mittels des Atropin- und 
Pilocarpinversuchs haben uns vielfach Einblicke in das feinere Wesen 
der vegetativen Innervationsstörungen eröffnet. Es ist das große 
Verdienst v. Bergmanns und seiner Schule, die Beziehungen 
` des vegetativen Nervensystems zum Magengeschwür scharf präzisiert 
zu haben. v. Bergmann prägte den Begriff des spas- 
Bi . mogenen Ulcus in dem Sinne, daß auf der Basis häufig 
Halten) _ wiederkehrender nervöser Krampfzustände der Magenmuskulatur 
SER: infolge Gefäßabknickung ischämische Bezirke entstehen, die einer 
EN aa Erosion und schließlich einem Ulcus den Boden bereiten können!), 
| So bestechend diese auf mancherlei positive Tatsachen ge- 
A - stützte Hypothese auch ist, sie stellt nur eine Entstehungsmög- 
lichkeit für das Magengeschwür dar; eine Verallgemeinerung dieser 


wesentlich schwieriger geworden. Trotz gründlichster Untersucht 
können Fehldiagnosen vorkommen bei der Einschätzung nervös 
Magensymptome, wie sie so oft bald aufdringlich, bald ER 
dem gesamten klinischen Bilde eingeflochten sind. Neuronen, 1 
weitesten Sinne des Wortes beobachtet man in’der Jetztzel a 
mannigfachen individuellen Prägungen ungemein häufig. Ps d 
nur der zahlreichen Fälle von leichtem Basedow, der Herz- ben 
Magenneurosen Erwähnung getan, die unmittelbar der Fr: m 
seinen Einschränkungen und seelischen Einwirkungen bei 04 
disponierten Menschen entstehen ließ. pr- 
Zusammenfassung: Die funktionellen r i 
krankungen des Magens sind meist als Teilerst Er 
nungen allgemeiner Neurasthenie, Hysterie oder Hypochon A 
oder als Reflexneurosen aufzufassen. Die Magenneuf® 


stellen je nach Vorherrschen der Sensibilitäts-, Sekretion ig 
AS Orune mannigfache, individuell geprägte Krank 
lider dar. l 


-Eine nicht suggerierte Anamnese, die besonders Na 
nährungsverhältnisse und Schmerzsensationen zeitlich und 0 


nm 
ne - 
ger gt — 
AT 
G anit a 


æ- 
poaa i 


1) Vgl. besonders v. Bergmann, Das spasmogene Ulcus pep- 
| ticum (M. m. W. 1913, Nr. 4); Ulcus duodeni und vegetatives Nerven- 


system (B. kl. W. 1913, Nr. 51); Zur Pathogenese des chronischen Ulcus 
3 pepticum (B. kl. W. 1918, Nr. 22 und Nr. 23). 


— 


1) Vgl. Emmo Schlesinger, Die Röntgen-Diagnosi y 
Magen- und Darmkrankheiten. Urban & Schwarzenberg 1917, À 


‚oogle aal 


Den 


NINA G 


sims, 
va 


SI <a 


en nn 


0,80, November, = © 
zu berücksichtigen hat,. 
„Aungerschmerz“ 


großer Vorsicht 'zu bewerten. 
‚Sekretionsneurose, sind die Magenschmerzen oft am  unberechen- 


barsten im Hinblick auf ihr zeitliches Auftreten und den Magen- 


` füllungzustand. Manche Ma 
wart auf das vielfache Raue 
zu beziehen. | | u A 
Die ‘Feststellung eines Druckpunktes in der : Ober- 

.` bauchgegend (duodenaler Druckpunkt) kann "namentlich 
bei der Diagnose’ des Zwölffingerdarmgeschwüres wesentlich: sein. 
Wiederholte Funktionsprüfungen und Rött- 


genneuros.en sind in der Gegen- 


genuntersuchungen des Magens, deren Ergebnisse in. 


. engster Anlehnung an die Anamnese und Gesamtbeobachtung des 
Falles zu beurteilen sind, tragen zur Sicherung der Diagnose bei. 
Die Resultate des Magenchemismus wurden früher oftmals dia- 
gnostisch überschätzt. Hinter einer Hyperacidität oder dem Morbus 
Reichmann kann. sich eiñ Ulcus verbergen. Bei fehlenden okkulten 
Blutungen ist die Differentialdiagnose Mägenneurose oder. Magen- 
geschwür mitunter sehr schwierig, ja unmöglich. ` = | 


Röntgenologisch spricht nur das Nischensymptom, | 


dann häufige lang dauernde Pylorospäsmen mit: positivem Haudek- 
schen Zeichen für Geschwür; unter gewissen Verhältnissen ist ein 


Dauerbulbus für das Bestehen eines Zwölffingerdarmgeschwüres 


verdächtig. Nur im Zusammenhang mit allen sonstigen, sehr 
kritisch abzuwägenden Untersuchungsbefunden führt die Röntgen- 
— untersuchung (häufige Durchleuchtung zum Studium der Magenform 
und -entleerung) zu einer genaueren Diagnosenstellung. . 

| Die innigen Beziehungen zwischen Magenneurose und Ulcus, 


die darin bestehen, daß auf dem Boden einer funktionellen Störung 


ein Geschwür entstehen kann, andererseits bei einem vorhandenen 
` Uleus’zahlreiche nervöse Symptome das Krankheitsbild beherrschen 
können, sind diagnostisch sehr zu beachten; die Aufnahme des 
 vegetativen Nervenstatus ist nach v. Bergmann zum Studium 
‘der feineren Störungen des vegetativen Nervensystems, das enge 


Zusammenhänge zum Magengeschwür aufweist, oftmals geboten. 1 


Aus der I. chirurgischen Klinik (Prof. Dr. A. Eiselsberg) und 
- dem, Zentralröntgenlaboratorium des Allgem. Krankenhauses in Wien 
(Prof, Dr. G.Holzknecht). E | 


Die Röntgenoperation, die souveräne Methode: der 
© Nadelextraktion. | | 
| | Von en 

_Dr. Fritz Eisler, Assistenten des Zentralröntgenlaboratoriums. 


Vor mehr denn Jahresfrist habe ich bereits in Kürze über Er- 
folge’ der Röntgenoperation bei Extraktionen von Nadeln berichtet‘ 
und bei dieser Gelegenheit der Hoffnung Ausdruck verliehen,. 
unsere modifizierte Technik dürfte geeignet sein, ..die führende 
'Methode_zu werden !), 5 EAS i 
Unsere ` Erwartungen ri 
sind auch tatsächlich 
in Erfüllung gegangen; 
mündliche Mitteilungen 
zahlreicher Chirurgen, ` 
die unsere Technik in 
Anwendung brachten, 
bestätigen den Wert des 
Verfahrens und gesellen . 
‘Sich zu unseren im 
Laufe des letzten Jahres 
wesentlich bereicherten - 
Erfahrungen, die nun 
. so weit führten, daß . 
‚bei uns prinzipiell kein 
anderer Operationsweg 
mehr beschritten wurde. s 
. gemeines; noch immer gehen Chirurgen an der Röntgenoperation 
achtlos vorüber und versuchen ihr Glück in der aligewohnten, 


nach Sterilisation ıles K. eingelegt; 


. Einschiėben in K. automatisch. 


. aber keineswegs erprobten Weise, wobei doch nur in einem Teile . 


— 
D 


der Fälle der Zweck rasch erreicht wird, während ein fast gleich 


=+) Siehe M, m. W. 1918, Nr. 9. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINI 


ist diagnostisch bedeutungsvoll. Der 
. ist heutigestags, wo sehr . zahlreiche 

Magengesunde eine beschleunigte Magenentleerung aufweisen, mit 
. Bei Hyperaeidität, der häufigsten 


hen beinüchternem Magen‘ 
nr nu : | Worte der Anerkennung, die zum Teil auch. dem Gefühle- der 


legt ä ühen: b Boden, abnehmbar; c Schirm, wird 
e a ra ’d Rotglas, öffnet sich’ beim 


Dieses Vertrauen ist aber kein all- | 


K.— Nr. 48, 


großer Teil sich einem oft- stundenlangen, auch schmerzhaften. 


Wunde mit eventuell folgender Eiterung und mehrwöchiger Ge- 
brauchsunfähigkeit der Extremität ist. ' Dabei ist auch ‚mit .diesem‘ 
. Opfer nicht immer die Entfernung der Nadel erkauft; denn: selbst 
dann braucht sie nieht gefunden zu werden und wird eventuell. 
erst jetzt unter dem‘ Röntgenschirm- extrahiert. . Geschieht. dies, 
' was ja meist der Fall ist, innerhalb weniger Sekunden, so ‘folgen 


‚Erleichterung über die Enthebung von, weiterer Mühe entspringen; 
aber die Konsequenzen werden noch immer nicht daraus gezogen: . 
Gar zu.gern vergessen. manche den Mißerfolg und erinnern sich 


zu operativem Eingriffe bereit. -Bei Anfängern; denen gelegent- - 
„lich bei. Ärztemangel die Ambulatorien, überlassen sind, finden wir : 
‚diese Handlungsweise nach erklärlich, es ist ‘der Reiz, der yon 
jedem Eingriff ausgeht und dessen auch wir uns erinnern, ‚wenn 
‚es: galt, einen Absceß zu incidieren oder einen Zahn zu ziehen. 
‚Der -Erfahrene jedoch, dessen: Mißtrauen darauf zurückzuführen 
ist, daß. er die Methode nicht im Operationssaale kennen lernte 
und sie sich auch nicht daselbst abspielt,. muß endlich seine Be- 
denken fallen lassen und :anerkennen, daß\ das -erstrebte. Ziel 
auf diesem Wege jedenfalls einfacher und sicherer zu erteichenist. ` 
. Das Argument, daß an Orten, an denen Röntgenapparate..fehlen, ` 
das Verfahren unausführbar. ist, kann nicht stichhaltig ‚sein, ‘da 
‘eine ‚Nadelverletzung nicht als dringlicher Eingriff zu betrachten: 
ist und der Träger der Nadel immerhin dorthin sich begeben kann, - 
wo- er schonend operiert wird. u a a a 
Die Röntgenoperation ist eine‘ Kombination chirurgischer : 
und röntgenologischer Tätigkeit und stellt daher an beide Teile ` 
gewisse Förderungen. Die röntgenologischen Bedingungen be- 
stehen einfach darin, daß das Schirmbild, das-uns als Weg- 
weiser bei der FremdkSrpersuche dienen soll, bei Tages-"be- : 
ziehungsweise künstlichem Licht erzeugt wird; 


vom Chirurgen wird nichts anderes verlangt als die Wahrung dr `- | 


Asepsis. Beide. Bedingungen lassen sich: ohne weiteres erfüllen. 
Die Erzeugung: des Schirmbildesim taghell 
erleuchteten Zimmer ist’ bereits seit. Jahren durch das _ 
Kryptoskop möglich; die Dunkelheit, die früher. den "Raum 
erfüllen mußte; wenn durchleuchtet wurde, ist auf das kleine 


Kästchen beschränkt, indem das Fluorescenzbild erscheint, nicht 
für alle sichtbar, sondern nur für einen, der jedoch seine Beobach- 


tungen. anderen auf mannigfache Weise mitzuteilen "vermag. 

| Kryptoskcpe sind in verschiedensten Ausführungen "vorhanden, 
die meisten auch gut verwendbär; wir selbst haben ein Modell?) in : 
Gebrauch, das sich wegen seiner Handlichkeit und Sterilisierbarkeit 
in das chirurgische Instrumentarium besonders gut einfügen läßt. 
-Es besteht aus einem kleinen Pyramidenstumpf, dessen Boden einen. : 


' mit Bleigläs geschützten Ossalschirm trägt und dessen schmale Fläche 


in eine Adaptionsbrille eingeschoben und an- ihr automatisch fixiert 
wird; dadurch verfügen wir über beide Hände und sind in der: Lage, 
gewisse Handgriffe auch ohne Assistenz durchzuführen. .Sämtliche 
Teile bestehen aus Aluminium, wodurch. die Sterilisierbarkeit wie. die 


‚jedes anderen chirurgischen Instruments ‚garantiert. ist. - 


DWA 
3 t 


Operationskryptoskop. = = 000 ee a 
Abb. 2, Zusammengelegt. ` Brille bleibt während Operation am -" nr 


Kopf, Kryptoskop- nur nach. Bedarf. ` 


Als Operationstisch wird ein Lagerungstisch mit Durch- > 
leuchtungsvorrichtung verwendet, wie er in. jedem Röntgenzimmer `. 
vorhanden sein soll.. Da die Bedienung der Blende und ‘Versehiebung - 
der Röhre mit den Händen wegen Ge ährdung der Asepsis nicht an- 
gezeigt ist, so wird schon vor der Operation die passende Blenden-' 


größe eingestellt und die Verschiebung der Röhre mit den Knfen bé- 


t) Zu beziehen bei Otto Sonimer, Wien VIL = 


4 


Eingriff unterziehen - muß, dessen- Resultat mitunter eine große 


e] 


lieber günstiger. Ausgänge, und der nächste Fall findet sie wieder: -. 


AEPA INRE: 


Knete À 


Ocaina i 


> pee. ERS i E en un a a 


: F 3 . 2 5 3 ` R i i A n ` f 
. ; A A 7 . .. š 4 2 e Uy R h 
ee . yoy Ri : i > er í A S x AR - .. . . . ori nk . , B a K a . ` $ 4 . . ~ 
s o ' . . . .. . E - ee : $ RE Soa R : . Be ; i ; An - oo : . + 2 : © 5 Bach tn i one ... 
Pen x a = vw. ` i ® EN Bi = oo Par: $ Eo ug . - Pia F B gnt i Es R ® 5 . . 5 ae -. u - E A f ya $ [2 ` Eut ` 
LAS. Enya £ =. ` S 2) : r 5 * . d % 4 Pn i = * a au - E S e.. a ; Fe: “ r ae F = Y` 
URL Fur et 7 y ba ` è je g Ean ER n.- è k j i ` - © ur i A š -. “a . 5 Te 8% $ . TE pona ig . geai ' . na w Eo ü 5 3 
» K er x = - $ á * Pi = = - = ’ ¢ 5 S p ’ . i ’ i ' i pe a ’ ér, a 2 7 i Sa a r » wi ty 
et 7 n . Px - > ` - ' ET > 7 A i D f ` x 
$ N # en Baar > - 3 57 . à - sh ` A fo 2 x "SE ea ag é. - ie - er à ” - k s 4 c 1 2 - ` Ber > K . . z s 
zi 2 £ See Y a i à È 2 POLEN 12 3 CE j 4 s - ren ` = ar Fine . 2 pa a . nd a a 5 ER E . ` ` bar ` : ge 3 en 3 P $ b a Fe = er 
ka ‘ Ea Em ; - 7 : . BT ER ` . 3 ; S š : à ; P ? x 3 j » Š 2 - .. i i Ken -. . ip s . EN © ’ Pe > 5 SR . g 1. 
` x . : 5 Ba i F $ z 2 x . 
ur x a a Pi 3 PE x $ r T ma a R š T ii R . = , PA S > a >A . ` . a 5 i > ` = Se S s 
s o , a =I i j Esn a s ` Korn ER j o SR ' S % EI E $ A P, g x La z i s x x A pa A ` En ee Ay An z. Pr u ' “ 
BEL SIE EIKE RE SEE: $ = È e 2 ar Sa der, 2 . ee er An oe 7 Be Dip ES Se oo. - u: oe re ER ae - as SA ur a RMS o PA ee a VEL R a Ze A u, N ` 
$ Fr ie ® ka . . Ki CEN e i # 2 er i * . 2 : PE . » u à z .. Se z t. = 
er £ m4 : . m = = a N ; g ir à 7 ` i $ & p 
: 3 : -3 ya FREIE ze en Pen. £ DE at . P 1 r s% want 


m! 0.2 


- č» um, Ioe k.n a 
re -os ` 


W Lo 


ETEO = 
BITI ETLI Ba NEINEI L 


e. . í & z 
# . v . Rn: 38 = BES se 


._ 
oro n 


.— kraste o 


van. 0. 


er ee 
BE Zen zn et Bi 


o] 
$ 

N 
| 
4 
Ai 
1 


nn 
vn 


. Distanz zur Körperoberfläche zeigt und dieser Punkt durch Prü- 


1232 


sorgt, und zwar durch Vermittlung einer am Röhrenkasten an- 
gebrachten Querstange. 


_ Die Wahrung der Asepsis ist eigentlich schon durch die 
Benutzung des Tageslichts gewährleistet, denn die Bedenken, die 
der Chirurg gegen das Röntgenzimmer als Operationsraum hat, 
gipfeln ja hauptsächlich in der früher notwendig gewesenen Ver- 
dunklung, die das Operationsfeld, wenigstens zeitweilig, seiner 
Kontrolle entzieht. Diese Bedenken fallen durch das Kryptoskop 
weg und so spielt sich der ganze Eingriff unter denselben Kautelen 
wie jeder andere ab, zumal auch das einzige neu hinzugekommene 
Instrument, das Operationskryptoskop, steril ist. 


Kryptoskop und Asepsis sind unerläßliche Voraussetzung 
jeder Röntgenoperation. Unserem Spezialfalle, der Nadelextrak- 
tion, erstehen aber noch 'einige andere Forderungen, die allein 
den glatten Verlauf des Eingriffs verbürgen; dazu gehört die Be- 
antwortung der beiden Fragen: Wie soll operiert werden und wer 
soll operieren? 

Wie soll operiert werden? Die Antwort enthält 
den wichtigsten Teil des Problems; das Hauptgewicht ist darauf 
zu legen, daß das Ziel des Eingriffs nicht ein beliebiger Punkt der 
Nadel, sondern stets ihr näheres Ende sein muß. Bei einer kurzen 
Vordurchleuchtung wird durch Drehung des betreffenden Körper- 
teils und durch Prüfung der Mitbewegung des Nadelendes beim 
Eindrücken mit den Weichteilen sein Nahpunkt bestimmt. Für 
diesen Zweck verzichten wir auf eine ‚pedantisch genaue Methode, 
sondern begnügen uns mit einer grob orientierenden Bestimmung. 
Nachdem wir uns überzeugt haben, von welcher Gegend aus am 
leichtesten der Fremdkörper zu erreichen ist, wird der betreffende 
Körperteil so lange gedreht, his das nähere Nadelende die kürzeste 


fung der Mitbewegung mit den Weichteilen mittels der Pinzetten- 
spitze festgehalten. Die Distanz wird geschätzt, spielt aber bei 
der Operation keine Rolle. Am Nahpunkt erfolgt die Incision; 
diese liegt im allgemeinen im Schnittpunkte der Haut 
mit der verlängerten Nadelachse. Der Vorteil ist 
leicht verständlich, denn so wird sich beim Extraktionsversuche 
-die Nadel nirgends im Gewebe spießen. Liegt das Nadelende 
intra- oder subeutan, dann wird die Ineision senkrecht über ihm 
ausgeführt. Schwierigkeiten begegnet die Entfernung nur in 
zwei Fällen: Wenn die Nadel in einem lockeren, leicht verschieb- 
lichen Gewebe sitzt, wie z. B. in der Daumenmuskulatur, oder in 
einem festen, sehnigen Gewebe. In dem einem Falle suchen wir 
die Nadel zu fixieren, und zwar durch Entgegendrücken von der 
anderen Seite her oder durch Aufdrücken einer umgekehrten Pin- 
zette auf das entfernte Nadelende,. im anderen Fall ist die Er- 
weiterung der Incision, die Vertiefung des Schnittes, Auseinander- 
halten der Wundränder mit Haken und weitere Suche wie bei der 
gewöhnlichen Röntgenoperation notwendig. Die Ineisionswunde 
wird gewöhnlich nicht länger als 1 cm, nur bei sehr tief gelegener 
Nadel etwas größer, ihre Richtung nur von chirurgischen Er- 
wägungen abhängig sein; Naht ist überflüssig. Als Extraktions- 
instrument genügt eine gut federnde Pinzette mit ziemlich scharfer 
Spitze oder, besonders bei tiefliegenden und festsitzenden Nadeln, 
eine Kocher-Klemme, In der Tiefe stößt bisweilen die auto- 
matische Öffnung der Pinzettenbranchen auf Schwierigkeiten, da 
sie durch die enge Hautwunde und durch tiefere Weichteile ge- 
sperrt gehalten wird. Für diesen Fall habe ich eine Pinzette kKon- 
struiert, deren Branchen durch eine Schiebevorrichtung gewaltsam 
geöffnet werden und das Gewebe spreizen 2), : | 
Wer soll operieren? Wie bei jedem, auch dem 
kleinsten Eingriffe sind natürlich zwei Personen notwendig, wobei 
die Assistenz durch einen Arzt oder durch eine Schwester ge- 
leistet wird; daran ändert sich auch nichts bei der Röntgen- 
operation der Nadel, nur muß bei Verteilung der Rollen ‚darauf 
Rücksicht genommen werden, daß die Person, die das Schirmbild 
sieht und die Extraktion vornehmen soll, sich zunächst eine ge- 
wisse Übung des Sehens im IDOL und in der Orien- 
i o angeeignet hat, denn es gilt ja immerhin, aus einem zwel- 
e AE Flächenbild auch Schlüsse auf die Tiefe zu ziehen. 
Wo ein derart geschulter Arzt schon zur Verfügung steht, dort 
wird selbstverständlich er die röntgenologische Rolle übernehmen, 
während der andere Teil die Incision und die chirurgische Kon- 
trolle besorgt. Ist nur ein Arzt zur Hand, dann wird es auch 
ihm allein ohne weiteres gelingen, die Tätigkeit des Chirurgen 
und Röntgenologen in einer Person zu vereinigen. . Es kann also 


1) Bei H. Reiner, Wien IX, erhältlich, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.48. 000 


die Personenfrage der Durchführung, des Eingriffs kein 


Assistenzkraft: 


RE 5 | 
. November, 


80 
Se 


OLY 


e Sch 


) Schwierig- 
keiten bereiten. Nur bei voraussichtlich schweren Extraktio 


nen, 


so z. B. bei Nadeln sehr tief in den Weichteilen oder in schwer 
zugänglichen Körperregionen, abgebrochenen Punktionsnadeln in 
' der Pleura, in der Wirbelsäule oder solchen in Gelenken, wird die 
Ausführung natürlich gründlicher vorbereitet und die ent 


sprechende, bei solchen Anlässen übliche Assi 
werden müssen. 


stenz herangezogen 


Im allgemeinen spielt aber die Personenfrage keine Rolle. 


Der Eingriff ist so primitiv, daß auch der weniger erfahrene Arzt. 
sich bald zurecht findet. Nur ist ein systematisches Vorgehen sehr 
erwünscht. Dazu eignet sich auch gerade diese Operation, da sich 
fast in jedem Falle dieselben Verhältnisse wiederholen und Über- 
raschungen so gut wie ausgeschlossen sind. Wir selbst haben 
in hunderten Fällen ein gewisses Schema eingehalten, das den 


Vorteil hat, das Überflüssige auszuschalten und für alle Möglich- 
keiten gewappnet zu sein. 


In einzelne Akte zerlegt, i 

er abspielen, läuft der Eingriff 

a) Bei Mitwirkung zweier Ärzte: 
Röntgenolog: 

1. Macht seine Wünsche bezüg- 1 


lich der günstigsten Lage des 
Patienten geltend. 


Operateur; 
. Der Patient wird in die tür 
den Eingriff geeignetste La- 
gerung gebracht, bei Nadeln 
in der Hand: sitzend neben 
dem "Tische, sonst immer 
liegend. EDA 
Das Operationsfeld wird ge- 
waschen (kann auch vorher 
schon geschehen sein). 
Lokalisiert bei Durchleuch- 3. ..... 
tung und bezeichnet die In- 
cisionsstelle (mit Sonde). e 
4. Beobachtet im Kryptoskop 4. Lokalanästhesie. 
die Injektionsnadel. 
5. Bezeichnet nochmals die In- 
cisionsstelle. > 
6. Geht mit der Pinzette, von) 6 
der Hand des Operateurs ge- 
führt, in die Wunde ein und 


manipuliert nunmehr selb- 
ständig. 


2. Verschiebt die Röhre unter 
den Sitz der Nadel. 


BO 


co 


5. Incision. 


: "Beobachtet die Handbewe- 
. gung des Röntgenologen. 


7. Überwachung der Asepsis. 
8. Versorgt die Wunde. 
o eines Arztes und einer nichtärztlichon 


w OO O 


b} Bei Mitwirkun 


In diesem Fall ist der Vorgang insofern verschieden, als såm 


liche röntgenologische Handgriffe und daneben noch die Ineision vol 
einer einzigen Person gemacht werden. i j 


Schädigungen durch das Röntgenlicht kommen weder- für 


den Arzt noch für den Patienten in Frage, da sich der Gebrauch 
des Röntgenlichts nur auf die unbedingt rA 
schränkt, die Intensität des Lichtes an der unteren En g i 
halten, die weichen Strahlen durch eine im Blendenausschnitt = 
gebrachte 1 mm starke Aluminiumplatte filtriert werden U 

außerdem der Schirm durch Bleiglas geschützt ist. 


= 


Die bescheidenen Ansprüche, die die Röntgenoperation al 


ein Röntgenzimmer stellt und die, die Existenz einer URN 
vorrichtung vorausgesetzt, nur in der Anschaffung ki 
skops bestehen, verhelfen ihr zu universeller Anwen > 


? ür 
Jeder Röntgenraum eignet sich ohne besondere Adaptierung "7 
diesen Zweck. Durchleuchtungstisch und Kryptoskop mii ST 


> z z . n ver- 
chirurgischen Instrumenten und zwei sterilen Kompresse 


Q .. . K DA s 0 e- 
wandeln das bescheidenste Röntgenzimmer in einen idealen Yp 
rationssaal. 


Allerdings ist im allgemeinen auch eine gewisse SON 
gung zwischen Operateur und Rüntgenologen notwer i R 
nur in seltenen Fällen das Röntgenzimmer der chiruts1S® Zentral- 
tion unmittelbar angegliedert ist. So haben. DE außer 
röntgeninstitut, das ja den Verkehr mit zahlreichen re ilt, die 
dem Hause gelegenen chirurgischen Abteilungen I war m 
Einrichtung getroffen, daß eine gewisse Tageszeit, UNT 


RN werden 
"Interesse des Patienten, dem ein Wiederkommen erspart 


as Ih servie 
soll, das Ende der Ambulanzzeit für derartige Eingnille IT 


Sae "ca hosejtigt und 

Ich glaube so alle erdenklichen Hindernisse as net 
den Weg zur Röntgenoperation nach jeder N Patienten hin- 
zu haben. Auf jeden Fall möchte ich auf die Zul pA; 


y 


$ 


ve ro 


~ 
Á = de 


Digitized by Goo gle Br 


Ve Fe (die 
e 
=i h E i 


: i die sich allerdings zum Teil nicht 
hintereinander, sondern nebeneinand 


folgendermaßen ab: 


notwendigen Phasen be 


. A f avisiert: 
bleibt und nur vorher ein telephonischer Anruf den Fall u. 


) 


.daran erinnert werden, daß diese Erfolge von dem Patienten 


. klang. Ich komme am Schluß auf die Frage der Beeinflussung 


= werden. Wird die Injektion möglichst tief in die Glutäen ge- 


 eirculierenden Blutmasse und Drucksteigerung in den Venen. Für 


30. November. o 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.48, 0 i88 


der daraus unverändert extrahierbar ist.. Später tritt letzterer in 
das Lumen des Verdauungstraktus aus und wird durch Magen- 
schleimħaut und Speichel eliminiert. Diese Tatsache veranlaßte 
mich, an die Möglichkeit einer parenteralen Digestion zu denken, 
durch Auftreten specifischer Abwehrfermente. Unter dieser Vor- 
aussetzung wäre die Heilwirkung als Folge einer Protoplasma- 
aktivierung zu denken, analog der Proteinkörpertherapie, die gegen- 
wärtig von R. Schmidt ebenfalls für bestimmte Fälle von Tuber- 
kulose empfohlen wird. Sehr wahrscheinlich war diese Annahme von 
vornherein nicht. Zwar ist bei Katze und Hund eine solche parente- 
rale Digestion konstatiert (Weinland, Abderhalden, Fischer- 
Niebel, Mendel-Kleiner), bei allen anderen Tierarten und 
beim gesunden Menschen konnte jedoch kein Invertin im Blut 
gefunden werden, auch nicht nach mehrfacher Vorbehandlung. 
Da wir jedoch nicht berechtigt sind, den immunisatorischen Che- 
mismus des kranken Menschen mit dem des gesunden. zu identi- 
fizieren, so war es immerhin wünschenswert, auch den. tuberkulös 
erkrankten, mit Rohrzuckerinjektionen vorbehandelten Organismus 
auf das eventuelle Auftreten von Invertin zu untersuchen. Es 


weisen, bei denen die Extraktion ausnahmslos ohne weitere Kom- 
plikation und fast durchweg innerhalb weniger Sekunden durch- 
geführt wurde; und dies alles bei vollkommener Schmerzlosigkeit, 
die durch die Promptheit des Eingriffs und seiner Vorzüge auf. 
der Höhe der Anästhesie begreiflich ist und von dem Patienten 
mit freudiger Verwunderung quittiert wird. Schließlich muß auch 


dankbar gebucht und weiterverkündet werden. Dürfen: wir es 
denn so weit kommen lassen, daß uns erst der Patient, wie es 
jetzt schon bei uns öfter der Fall war, daran mahnt, die Nadel 
„schmerzlos mit Röntgenstrahlen‘“ herauszuziehen? : 


mae nn e 


Aus der inneren Abteilung des Bezirkskrankenhauses Geislingen-Steig 
(Leiter: Med.-Rat Dr. Georgii). 


Über Zuckerinjektionen gegen Lungentuberkulose. 
Von Ä 
Dr. Robert Ederle. 


Während des Krieges kam besonders in den Ententeländern 
die Anwendung von Zuckerinjektionen gegen Tuberkulose in aus- 
gedehntem Maße in Gebrauch. Der Zweck nachfolgender Mit- 
teilung ist weniger der, ein Urteil über den Wert letzterer in 
specifisch-therapeutischer Richtung abzugeben, da dazu unser 
Krankenmaterial zu klein ist, als vielmehr, die verschiedenen Mög- 
lichkeiten physiologischer und pathogener Wirkungen derselben zu 
ventilieren, um dadurch bestimmte Direktiven zur Beobachtung 
des therapeutischen Wertes zu bekommen. Eine, zuletzt von 
Gerber berichtete Tatsache wurde auch in unseren Versuchen 
bestätigt, die Behebung der phthisischen Hyperhydrose. Zur Deu- 
tung derselben war auf Grund der tierphysiologischen Erfahrungen 
(G. See, Majard, Dujardin-Beaumetz und Munk) 
zunächst eine Zunahme der Diurese zu erwarten. In den dies- 
bezüglich angestellten Versuchen (Messung der Urinmenge sieben 
Tage vor der Injektion, während der Injektionsperiode und bis 
14 Tage nach der letzten Injektion) konnte jedoch keine Zunahme 
derselben konstatiert werden. Die diuretische Wirkung im Tier- 
experiment ist nach Munk durch eine Reizung der Nieren- 
epithelien bedingt; auch Heilner fand im Tierversuch meist 
Albumen im Urin. Da in unseren Fällen bei der angewandten 
Dosis von 10 cem 50°/,iger Rohrzuckerlösung pro Injektion nie 
Eiweiß als Zeichen einer Nierenschädigung ausgeschieden wurde, 
so erscheint damit das Ausbleiben einer Diuresesteigerung im Ein- 


Tuberkulöse, darauf fünf vorbehandelte Tuberkulöse auf In- 
vertin geprüft. Die Methodik war die von Weinland be- 
schriebene. Sämtliche Versuche fielen negativ aus. Damit 
mußte der Gedanke eines Einflusses der Behandlung durch all- 
gemeine Protoplasmaaktivierung infolge einer Anregung. zur 
Bildung specifischer Abwehrfermente fallen gelassen werden; Da 
jedoch die spezielle pharmakologische Organwirkung nach obigem 
so wenig ausgesprochen ist, daß damit für eine Erklärung der 
Heilwirkung nichts anzufangen ist, so erhob sich die Frage, ob 
nicht vielleicht in anderer Richtung eine Allgemeinwirkung auf 
den Stoffwechsel zu konstatieren ist. Da erscheint es nun be- 
merkenswert, daß schon 1905 Jappelli gelegentlich physio- 
logischer Versuche eine Verlangsamung der Stickstoffverbrennung 
nach Zuckerinjektionen beschrieb. Heilner fand 1911 eine 
Einschränkung des Eiweißstoffwechsels, die nicht als Sparwirkung 
des Zuckers zu deuten sei, und die er sich als Ausdrück von 
allgemeinen osmotischen Druckstörungen deutet. Diese Wirkung 


Zuckerbehandlung zu sein. Unsere hiesige Einrichtung erlaubt 
uns allerdings keine Stoffwechseluntersuchungen, ich möchte aber 
im nachfolgenden wenigstens theoretisch andeuten, wie ich mir die 


kalisch-chemische Experimente von Schade an, der nachwies, 
daß” einerseits eine ganze Reihe von Stoffen katalytisch eine 
Förderung der oxydativen Verbrennung von Zucker bewirken, 
. andererseits die Anwesenheit des. Zuckers eine Oxydationserschwe- 
rung dieser Stoffe ohne erkennbare quantitativ-chemische Um- 
setzung von seiten des Zuckers bedingt, und zwar schon bei einem 
Verhältnis von 1:10000. Diese Wirksamkeit fand Schade 


der Schweißsekretion zurück. . Ä 
An toxischen Schädigungen beschreibt Kössa bei Vögeln: 


Cyanose mit späterer Gangrän des Kammes und Nierenverände- 
rungen analog der Gichtniere, bei Säugetieren multiple Blutergüsse, 
besonders auch des Darmtraktus, chemisch-toxische Abscesse der 
Injektionsstellen, und vor allem parenchymatöse Nephritis (beim 
Kaninchen schon nach vier Injektionen à Y2°/,, des Körper- 
gewichts, während beim Hunde die Nierenschädigung ausblieb), 
Beim Menschen beobachtete auch Voit keine Nierenschädigung. - 
Abgesehen. von lokaler Belästigung von seiten der Injektionsstelle 
konnte beim Menschen überhaupt keine Schädigung beobachtet 


möglichen tierischen Geweben und auch. an vegetabilischen Stoffen. 
Wie verbreitet im Organismus reduzierende und oxydierende Sub- 
stanzen sind, geht ja auch aus neueren Versuchen von E. Richter 
hervor. Ein Verhältnis von 1:10000 kommt aber gerade noch 
bei unseren therapeutischen Dosen (eine Injektion =:5 g. Rohr- 
zucker : 50 kg Körpergewicht) in Betracht. Wird auch der größte 

Teil des injizierten Zuckers sehr rasch wieder durch die Nieren 
macht, entsprechend der Vorschrift für die Terpentinölinjektionen, | ausgeschieden, so wird doch ein Teil in der Leber festgehalten. 
so sind die Beschwerden gering. In einem Selbstversuch appli- 
zierte ich mir an symmetrischen Stellen eine Spritze Zuckerlösung 
einerseits, Milch andererseits. : Letztere war entschieden schmerz- 
hafter. Als weitere physiologische Wirkungen beschreiben Hedon 
und Arrons: Volumenzunahme der Organe (Gehirn, Nieren und 
Gliedmaßen), Steigerung der arteriellen Strömungsgeschwindigkeit, 
Pulsbeschleunigung, direkte Gefäßwanddilatation, Zunahme der 


Zucker eine Wirkung auf den oxydativen Stoffwechsel haben kann. 
Bedenken wir weiter, wie der protoplasmatischen Oxydation eine 
excentrische Beschleunigung des Abbaues der Protoplasmaderivate 
und erhöhte Ausscheidung an die Oberfläche entspricht, so ver- 


pathologischen Schweißproduktion zur Folge hat. Die Anwendung 


gewisse Komplikationen der Tuberkulose mag noch die blutstillende 
Wirkung der Zuckerinjektionen von Bedeutung sein. 

Es erhob sich mir nun die Frage, ob die Injektionen nicht 
einen allgemeinen Einfluß auf ‘den cellulären Chemismus haben 
könnten. Voit hatte zwar seinerzeit beschrieben, daß die in- 
jizierte Zuckermenge nach 61/2 bis 20 Stunden quantitativ wieder 
ausgeschieden wurde. Spätere Untersuchungen konnten dies jedoch, 
besonders nach mehrfachen Injektionen nicht bestätigen (Hohl- 
weg, Jappelli). Es scheint, daß Voit noch andere vor- 
handene reduzierende Substanzen als Zucker berechnete. Jappelli 
beschreibt, daß ein kleiner Teil in der Leber festgehalten wird, 


therapeutischen Gewinn; inwiefern die Stoffwechselwirkung die 
tägliche Injektion zur Beeinflussung des phthisischen Prozesses als 
solchen rechtfertigt, ist eine Frage für sich. In weiterer Ver- 
folgung obiger Gedanken möchte ich einen Vorschlag machen 
den zu verwirklichen unsere hiesigen Verhältnisse zu klein sind. 
nämlich Zuckerinjektionen gegen Krankheiten mit exquisiter Stick- 
stoffwechselbeschleunigung, z. B. Morbus Basedowii zu versuchen. 
Literatur: Abderhalden, Ab . d., ti | 
S. 66. — E. Fischer und Niebel, A A T ; es 
Berlin 1896, Bd. 5, 8.73 — O. P. Gerber, M. m. W, 1919, Nr. 24, — 
E, Hédon und J, Arrons, Zbl. f, Phys, 1899, Bd, 13, 5, 689, — È, Heilner, 


wurden zunächst drei Gesunde, dann drei nicht vorbehandelte 


auf den Stoffwechsel scheint mir der springende Punkt bei der . 


Wirkung auf den Stoffwechsel erkläre. Ich knüpfe dazu an physi-. _ 


besonders am Hämoglobin, aber im weiteren Verlauf. an allen 


Die Bedeutung. der Leber für den Chemismus des Körpers macht 


es verständlich, wie auf diesem Wege bei täglicher Injektion der . 


stehen wir, wie eine Hemmung ersterer eine Herabsetzung der.. 


der Zuckerinjektion zu letzterem Zweck bedeutet entschieden einen 


nn. z 
s 


1234 


{919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


30. November, 


Zschr. f. Biol. 1911, Bd. 56, S. 75. — Hohlweg, ebenda, Bd. 55, S. 396. — 
G. Jappelli, Jber. Tierehem. 1905, Bd. 35, S. 79, — J. E. Johansson, 


J. Billström und C. Heijl, Skand, Arch, f. Phys. 1904, Bd. 16, S. 269. — 
J. v. Kössa, Pflüg. -Arch. Bd. 75, S. 310, 


— L. B.Mendel und J. S. 
Kleiner, Biochem. Zbl. 1911, Ba. 11, N. F., S. 560. — Munk, Virch. 
Arch., Bd. 167, S.333. — E. Richter, M. KI. 1919, Nr. 28. — Schade, 
M. m. W. 1905, Nr. 23 u. 36. — R. Schmidt und O. Kraus, M. Kl. 1919, 


Nr. 21..— Voit,:’Arch. f. kl. M. 1897, Bd. 58, S. 51. — E. Weinland, 
Zschr, f. Biol., Bd. 47, S. 281. 


Zur Bauchpalpation. 
Von 
Dr. Goldstein, Kattowitz. 


Bei der Unzuverlässigkeit der Perkussion in der Abdominal- 
diagnostik hat man von jeher der Palpation des Leibes den 
größeren Wert beigemessen. Immerhin stößt diese aus bekannten 
Gründen häufig auf solche Schwierigkeiten, daß man sichere Re- 
sultate nicht erzielen kann. Israel hat bereits einen Weg an- 
gegeben, um in der Tiefe liegende Organe, die bei Rückenlage 
sich der Betastung entziehen, zugänglich zu machen: die nach 
ihm benannte Seitenlage zur Palpation der Nieren. Das gleiche 
Verfahren wird bei der Palpation der Milz geübt, um durch Her- 
überfallen dieser Organe nach medial und vorn leichter mit der 
tastenden Hand heranzugelangen. 

Immerhin läßt dieses Verfahren häufig im Stich, wo es sich 
um reflektorische Spannung der Bauchdecken handelt. Es ge- 
lingt da oft bei der schonendsten Palpation nicht, die Contraction 
der Bauchdecken zu vermeiden und die Organgrenzen zu fühlen. 
Besonders störend macht sich dieser Umstand in der rechten 
Bauchseite bemerkbar, wo durch Anspannung des Rectus häufig 
eine Inscriptio tendinea den unteren Leberrand vortäuscht. 

In diesen Fällen hat sich mir gut bewährt, den Patienten 
auf diejenige Seite zu legen, die man untersuchen will, also bei 
der Leberpalpation z. B. auf die rechte. Es ist erstaunlich, wie 
sich die Bauchdecken entspannen und man — selbst bei größerer 
Schmerzhaftigkeit und Bauchdeckenspannung — auch bei Fett- 
leibigen mühelos in die Tiefe dringen und die Organe abgrenzen 
kann, Natürlich ist dabei zu berücksichtigen, daß die Organe 
lateralwärts fallen und also in dieser Lage weiter seitlich zu 
suchen sind. Besonders gut gelingt es durch diese Methode, 
Leber und rechte Niere gesondert zu tasten und krankhafte Ver- 
änderungen auf das eine oder andere Organ zu beziehen. 


Zur Behandlung der Rhinopharyngitis mit dem 
Schnupigleitpulver „Rhinogleit‘. 
Von 


Dr. Benno Bochner, 
Hals-, Nasen- und Ohrenarzt in Berlin. 


neigen, greift die Entzündung meist auch auf den Nasenrachen 
über. Heftige brennende und stechende Schmerzen, welche in die 
Gegend des Rachendaches lokalisiert werden, quälen den Patienten 
und rauben ihm die Nachtruhe. Besonders beim morgendlichen 
Erwachen werden sowohl reflektorische wie willkürliche Bewe- 
gungen der Muskulatur des Epipharynx beim Sehlucken und 
Sprechen als außerordentlich schmerzhaft empfunden, 

Bei der Behandlung der Rhinopharyngitis erwies sich bisher 
die Anwendung von örtlich wirkenden Mitteln als ziemlich er- 
folglos, da einerseits medikamentöse Pulver nicht bis an die hintere 
Rachenwand und an das Rachendach dringen, andererseits Pinse- 


lungen mit der Nasenrachensonde nur vorübergehende Linderung 


verschaffen. 


Eine größere Anzahl von Fällen, welche ich mit befrie- 
digendem Erfolge mittels des Schnupfgleitpulvers Rhino: 


gleit behandelt habe, veranlaßten mich, die Wirkung des Gleit- 
pulvers näher zu untersuchen. | 


Gleitpulver besteht aus einer genau berechneten Mischung 
zweier verschiedener Körner, einem Grobkorn und einem Fein- 
korn. Als Grobkorn benutzt man Kartoffelstärke, die mit ätheri- 
scher Wachslösung getränkt ist und mit den feinen Körnchen von 
Magnesiumcarbonat aufs innigste gemischt wird. Die großen 
Stärkekörner werden durch das Feinkorn gerade so weit vonein- 
ns getrennt, daß sie wie auf einem dauernden Kugellager irei 
laufen. 

Beim Sehnupigleitpulver Rhinogleit wird Gleitpulver als 
Vehikel verwendet, weil es äußerst leicht beweglich ist, nicht 
zusammenballt, nicht klebt und infolge der ihm eigenen Mechanik 
von selbst weit nach hinten rollt. Als medikamentöse Zusätze 
sind nach Angabe der herstellenden Firma Kripke (Chemische 
Fabrik, Berlin) Menthol, Suprarenin, Anaesthesin und ätherische 
Öle gewählt. | 

Die Intensität und die überraschend schnelle Wirkung des 
Mittels bei zahlreichen Patienten mit akuter und chronischer Rhino- 
pharyngitis erklärt sich aus der ungemein feinen Verteilung und 
der hochgradigen Verstäubbarkeit. Besonders die Fett 
komponente. des Gleitpulvers eignet es vorzüglich zur intranasalen 
Schleimhautbehandlung. Schon wenige Minuten nach dem Aui 
schnupfen lassen die subjektiven Beschwerden nach. Rhinogleit 
eignet sich daher auch zur prophylaktischen symptoma- 
tischen Behandlung bei Kranken, welche beim Schnupfen er: 
fahrungsgemäß zu Nasenrachenkatarrh neigen. 


Es empfiehlt sich, in jedes Nasenloch zwei Prisen aut 
schnupfen zu lassen, da die zweite über die von der ersten be- 
deckte Schleimhautfläche noch weiter nach hinten rollt. Überzeugt 
man sich nach dem Aufschnupfen durch die Rhinoseopiä 
posterior, so findet man selbst bei starker Vorschwellung der 
vorderen Nase den Nasenrachen mit dem Schnupfgleitpulver be- 
stäubt. 


‚(Paratyphus 8 Weil, Paratyphus Ersindjan Neukirch). 


Zwei Prisen abends vor dem Einschlafen ver 
Die entzündlichen Erkrankungen des Nasenrachenraums ge- | hindern das Auftreten der gefürchteten schmerzhaften Zustände 
hören zu den Krankheiten, wo häufig ein Gegensatz besteht | im Schlafe und beim morgendlichen Erwachen, 

zwischen den vom Patienten angegebenen, hochgradigen subjektiven Zusammenfassung: Wir besitzen in dem Schnupf- 
Beschwerden und dem objektiv feststellbaren, geringen lokalen | gleitpulver Rhinogleit eine schätzenswerte Bereicherung der thera- 
Befund. Bei Personen, welche zu häufigem Katarrh der Nase | peutischen Maßnahmen bei Entzündungen des Nasenrachens. 


Referatenteil. 


| Rediglert von Oberarzt Dr. Walter Wolff, Berlin 
Aus den neuesten Zeitschriften. 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


: e. R Pfister und Böhme (Dresden): Ein pathogener Diplokokkus 
Berliner klinische Wochenschrift 1919, Nr. 45. der Harnorgane und seine > lung. t einem Fall von 
Lewy und Schiff (Berlin): Eine dritte Form des Paratyphus 


Nierenbecken und Blasenerkrankung fanden Verfasser einen grampositiven 
Verfasser be- | Diplokokkus, dessen Züchtung in Reinkultur gelang. Sofort nach De 
schreiben das klinische Bild einer Infektionskrankheit, die durch den | ginn der Autovaccination begann Klärung des Harnes, die Diplokokken 
1915 gleichzeitig von Neukirch und Weil beschriebenen Bacillus | verschwanden aus dem Urin neben Hebung des Allgemeinbefindens. 
hervorgerufen wird. Dieser zur Suipestifergruppe gehörige Bacillus | Verfasser weisen darauf hin, daß auch in anderen als durch Bacterium 
wurde in der gesamten asiatischen Türkei, sowie in Albanien, Wolbynien | coli hervorgerufenen Infektionen des Harnapparats eine Beeinflussung 
und anderen Ben Sen nn es Sa immerhin die | des Prozesses durch Autovaceination stattfinden kann. 

Möglichkeit, auch bei uns derartige Infektionen, die typisch unter Bl TR 4 tierte 
dem Bilde einer septischen Erkrankung verlaufen, auftreten zu sehen. | mit Muskelkanalen auch EAT AN i er Ber 
Bei unklaren fieberhaften F ällen muß nach Ansicht der Verfasser an | Orthopädischen Gesellschaft am 21 Juli 1919 SMit fünf Abbildungen. 
‚diesen leicht züchtbaren Bacillus gedacht werden. Samson: Vorschläge zur "Tuberkulosebekämpfung nach dem 

Zondek (Berlin): Harnfisteln. Genaue Übersicht über die Dia- Kriege in Frankreich. Übersichtsref z$ die i ester Zeit in 
gnostik und Therapie der in der Literatur verhältnismäßig vernach- | i ersichtsreferat über die In neu 


Frankreich veröffentlichten Anregungen. W. Lasker, 


lässigten Harnfisteln, die Verfasser in Urethra-, Blasen-, Ureter- und 
Nierenfisteln einteilt, 


X mn PT. 1 ge Ga 


AN 


NETT 


Nr Wen 


rn 


auf pathologisch-physiologischer Grundlage. 


30. November. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.48. Be: 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 45. 


Erich Hoffmann (Bonn): Über eine nach innen gerichtete 
Schutzfunktion der Haut (Esophylaxie) nebst Bemerkungen über die Ent- 
Vorgetragen in der Medizinischen Abteilung 
der Niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde am 20. Ok- 


stehung der Paralyse. 


tober 1919. 


M. Hindhede (Kopenhagen): Einfluß der dänischen Ernäh- 
rungsrationierung auf den Gesundheitszustand. Die dänische Kost war 
während des Krieges für das Volk wesentlich eine lakto-vegeta- 
bilische: Brot, Grütze, Kartoffeln mit Milch, Kohl und. etwas Butter. ` 
Der Roggen wurde nicht nur zu 100% vermahlen, sondern es wurde | 
auch in dieses Roggenbrot alle Weizenkleie gemischt. Dieses Brot war 
„wohlschmeckend* und wurde im allgemeinen gut vertragen. Nur 
wenigen Menschen wurde statt des mit Sauerteig zubereiteten ein 
süßes Brot von derselben (100%igen) Ausmahlung gereicht. In 
Dänemark wurden Korn und Kartoffeln für die Menschen beschlag- 
nahmt und die Schweine geschlachtet (die reichlich vorhandene Gerste 
Die Brenne- 
reien bekamen kein Korn und keine Kartoffeln zu Trinkspiritus. Das 
` Resultat aller dieser Vorschriften war recht günstig. Der Verfasser 
sagt: „Hätte die deutsche Regierung gehandelt wie die dänische, so 
Die hohe Sterb- 
lichkeit der Ärzte führt er auf deren „falsche“ Theorien über die Er- 
nährung und auf ihren Alkoholismus (!) zurück. Der Bestand an Mast- 
vieh und Schweinen (nicht an Milchkühen) darf nicht wiederhergestellt 
werden, bevor in genügendem Maße für Pflanzenprodukte gesorgt 
worden ist. Die Menschen brauchen nur Brot, Grütze, Kartoffeln, 


war wesentlich von den Schweinen verzehrt worden). 


hätte die Bevölkerung nicht zu hungern brauchen.“ 


Milch, Butter und Gemüse. 


Max Rubner: Bemerkungen zum vorstehenden Aufsatz Hind- 

Der Verfasser weist die Anschauungen und zum Teil ge- 
hässigen Behauptungen Hindhedes energisch zurück. Er wirftihm 
Mangel an Gründlichkeit vor und wundert sich über das Urteil eines 
Ausländers, dem alle Grundlagen zur Beurteilung der inneren Verhält- 
Das Brot Hindhedes ist genau so 
schwer verdaulich wie jedes andere Brot von gleichem Kleie- 


hedes. 


nisse Deutschlands fehlen. 


gehalt. Die Behauptung Hindhedes, daß Kleie für den Menschen 


weitgehend verdaulich sei, beruht auf einem Irrtum in seinen Ver- 


suchen. Eim Land wie Dänemark mit 3 Millionen Einwohnern und 


mit einer einzigen Großstadt (!/» Million) und zahlreichen in länd- 
licher Umgebung gelegenen Städten, einer Bevölkerungsdichte halb so- 


groß wie bei uns, einer überwiegenden Agrarbevölkerung mit ihren 


_ Selbstversorgern, bietet an sich schon die Gewähr einer günstigen Er- 
Die Statistik, wie sie uns Hindhede zum Beweise 
der Besserung der Gesundheit in Dänemark vorführt, ist, wie vom 


nährungslage. 


Verfasser dargelegt wird, unbrauchbar. Die Vorschriften Hindhedes 


sind auf Dänemark zu beschränken. Bei uns jedenfalls gehört die Für- 


sorge für die Hebung der Tierhaltung zu den nächsten wich- 
tigsten Aufgaben. 

P. Grabley (Woltersdorfer Schleuse): Die Demineralisation 
der Nahrung als Ursache zurzeit endemisch auftretender Wachstums- 
störungen und Stoffwechselkrankheiten. Die Demineralisation unseres 
Bodens und unserer Nährstoffe ist als Noxe von Ernährungskrank- 
heiten anzusehen. Die vorhandenen Nahrungsmittel waren also njcht 
durch Zusätze oft zum Schaden der Qualität zu strecken, um eine 
größere Quantität zu erzielen, die Qualität wäre vielmehr durch 
Mineralstoffzufuhr zu bessern und dadurch die Ausnutzung der ver- 
fütterten Masse zu erhöhen. f | 

Rudolf Eden (Jena): Über die freie Nerventransplantation 
zum Ersatz von Nervendefekten. Der Verfasser teilt die Beobachtung 
an einem homoplastisch am Menschen verpflanzten und dann wegen 
fehlenden Erfolges durch Exeision wiedergewonnenen Nervenabschnitt 
mit. Danach war das transplantierte Nervenstück der Nekrose und 
dem bindegewebigen Ersatz anheimgefallen. Trotzdem sollte die freie 
Nervenplantation weiter versucht werden, da wir ein besseres Ver- 
hen bisher nicht haben, aber nur da, wo die Nervennaht nicht mög- 
ich ist. 


Karl Freiherr v. Teubern (Bonn a. Rh.): Erfahrungen 


mit dem Pneumoperitoneum in der ambulanten Praxis. Nach einem bei 
Begründung der Bonner Röntgenologenvereinigung am 25. Juli 1919 | 


gehaltenen Vortrage. 

D. Kulenkampff (Zwickau i. S.): Zur Diagnose der Meningitis 
Die Meningen stellen die 
schmerzempfindliche Zone des Centralnervensystems dar. Bei der 
Meningitis kommt es stets zu einer Infektion des gesamten Liquor 
cerebrospinalis. Die entzündliche Reaktion der Meningen muß zu einer 


‚ Reizung der sämtlichen austretenden Wurzeln, die ja von den 


Meningen umscheidet werden, führen. Die Nerven werden daher druck-' . 


und zugempfindlich. Daraus folgen entsprechende Entspannungs- 
stellungen der großen Nervenstämme und eine beliebige Menge von 


Meningitissymptomen. Am frühesten‘ wird die Dura der Schädelhöble - 
von der Infektion in Mitleidenschaft gezogen; es kommt daher zu einer | 


Druckempfindlichkeit der Membrana atlanto-ocei- 


pitalis, denn nur an dieser Stelle sind die Meningen einer di- 


rekten Druckwirkung zugänglich (aus demselben Grunde ist bei der 
Peritonitis frühzeitig der Douglas druckempfindlich, weil sich 
hier mechanisch am leichtesten das infektiöse Sekret ansammelt und 
diese Stelle einer direkten Druckwirkung zugänglich ist). Ferner 
sind Nackensteifigkeit und Ischiasphänomen früh- 


zeitige Symptome der Meningitis. Die Nackensteifigkeit zeigt sich beim 


Fortschreiten der Infektion von der Schädel- auf die Rückgrathöhle. 


Der Zugempfindlichkeit des Ischiadicus, dem Ischiasphänomen, ent: 
spricht ein gleiches Symptom an den großen Armeen (Zugampänd: Be 


lichkeit des Plexus brachialis). 


0O. Roepke (Melsungen): Das Priedmannsdhe Tuberkulosemittel 3s 


in der Behandlung der Lungentuberkulose. Ein Mittel, dessen Anwen- 


dungsgebiet auf den prognostisch günstigen Initialfall a 


.der Lungentuberkulose beschränkt wird, ist überflüssig, besonders wenn 


das Verfahren mit. einem gewissen Risiko belastet ist. Friedmann 
hat mit seinen ursprünglich zu weit gesteckten Anzeigen und Ver- 
sprechungen hinsichtlich der kurativen Wirksamkeit seines Mittels Schiff- 


bruch gelitten. Die chronische Lungenphthise ist auch den aktiv 


immunisierenden Einflüssen viel weniger zugänglich, als die äußere und ` 


chirurgische Tuberkulose. Alle Mittel, die die äußere und chirurgische 


Tuberkulose zur Ausheilung-bringen, lassen meist die Lungentuberkulose - 
und ebenso die extrapulmonalen Tuberkuloseherde, wenn sie die Lungen- 
tuberkulose begleiten, unbeeinflußt. Das Friedmannsche Mittel wirkt 


nicht heilend auf die Tuberkulose. 
H. v. Salis (Basel): Der Cuneiforme-Schmerz.- 
Symptomatologie des Senkfußes. Der Schmerz beruht auf. Zerrung 


der Ligamenta naviculare- cuneiforme- dorsalia oder der Ligamehta E 


tarsometatarsalia von I und II. Die Dehnung kommt rein durch einen 


Senkungsakt zustande. 
Cuneiforme nach abwärts gegenüber dem Naviculare. Therapeutisch 


genügen meist gutsitzende Einlagen mit hohen Gewölben; Seitenlehnen S . 


sind dabei nicht nötig, wenn jede Pronation fehlt. 
| Friedemann (Berlin-Schöneberg): Salicyl-Nebenwirkung. In 
einem Falle traten nach zwei Tabletten Aspirin folgende Erscheinungen 
auf: Augenlider stark geschwollen, Gesicht dunkelrot, geschwollene, 
Lippen tief blaurot. Rumpfvorderfläche scharlachartig rot, auf-dem 
Rücken zahlreiche fünfzigpfennigstückgroße Quaddeln. Atmung er- 
schwert, Stridor, Einziehung des Jugulums. Nach einigen Tagen 
Heilung. 
Leopold Feilchenfeld (Berlin): "Bäder und Bädersanato- 
rien. Die „Kurorte“ und ihre dort befindlichen Sanatorien sind meist 
vollkommen überflüssig. Der Aufenthalt im Gebirge (in mittlerer Höhe) 
und.an der See ist weit nützlicher, selbst für Patienten mit gewissen Herz- 
beschwerden, als der jahraus, jahrein wiederholte Gebrauch. der Kohlen- 


| säurebäder in den so überfüllten Badeorten. Patienten, die an Ver- 

stopfung leiden, werden oft in solche Orte geschickt, wo doch nur mit ` 
Hilfe von Bitterwässern Stuhlgang erzielt wird. Die Kranken glauben, 
wenn sie etwas am Herzen haben, so müssen sie in eines der „Herz- _ 
bäder“ gehen. Aber geräde die schweren Fälle vertragen energische 


Prozeduren schlecht, sodaß man sie lieber in einfache Sommerfrischen 
schickt. F. Bruck.. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 45. 


E. Moro. (Heidelberg): Über den Frühlingsgipfel der Tetanie. 
Nach einem im Naturhistorisch-medizinischen Verein in Heidelberg 
gehaltenen Vortrage. 

Felix Schlagintweit und L. Kielleuthner (München): 
Urologie des praktischen Arztes. Nach Vorträgen, gehalten im Auftrage 
des. Vereins für ärztliche Fortbildung. 


Friedrich Kleeblatt (Frankfurt a. M.): Die Indikationen. 


Ein Beitrag zur 


Es findet sich eine leichte Verschiebung des `- 


zur Milzexstirpation bei den Splenomegalien. Eine genaue Indikations- - 


stellung ist bisher nicht möglich. Empirisch ist die Operation zu . 
empfehlen bei isolierter Milztuberkulose, bei allen Prozessen mit ver- 
stärkten hämolytischen Vorgängen, also dem hämolytischen Ikterus, der . 
hypertrophischen Lebereirrhose, mitunter auch bei der atrophischen Cirt- 


hose (Morbus Banti). Vorübergehend ist der Erfolg bei der perniziösen 
Anämie. Kontraindiziert ist die Milzexstirpation bei der Pfortader- 


thrombose und allen durch primäre Portalstauung hervorgerufenen Pro- 


zessen und bei der Polyglobulie. 


tumn nn ee er 


ren 

wir 
RR 
PA 
Po 


zar 
- è 
T 


1236 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


Kurt Immelmann (Berlin): Die Röntgenuntersuchung des 
Magens und Darmkanals unter der Citobariumkontrastmahlzeit. Deren 
Vorzüge sind: Bequeme Herstellung; angenehmer Geruch und Ge- 
schmack; relative Billiskeit, da sämtliche Zutaten wegfallen; gleich- 
mäßige Konsistenz des Breies auch in flüssiger Form, daher gleich- 
mäßige Schattenbilder; keine unangenehmen Einwirkungen auf Magen- 
und Darmtätigkeit. | 
| H. Hisgen (Trier): Über Blasengangrän nach Wertheimscher 
Carcinomoperation. Danach kam es zunächst zu einer schweren Er- 
nährungsschädigung der weitabgelösten Blasenwand. Dazu trat dann 
sekundär von der Beckenwundhöhle her eine Infektion, die die schwer 
geschädigte Blasenwand: völlig .destruierte. Es kam zur Heilung. 
Georg B. Gruber: Ulcusträger und Ulcuskranke. Im Gegen- 
satz zu Plaut behauptet der Verfasser, daß der mit einem geschwü- 
rigen Defekt des Magens Behaftete krank sei, auch wenn klinisch 
diese Krankheit verborgen ist. 


F. Levy (München): Wilhelm Schallmayer, Nekrolog. 


F. Bruck. 
Wiener klinische Wochenschrift 1919, Nr. 41 bis 43. 


Nr. 4. Lorenz: Über die Behandlung der irreponiblen an- 
geborenen Hüftluxationen und der Schenkelhalspseudarthrosen mittels 
Gabelung (Bifurkation des oberen Femurendes). Die Erfolge der Me- 
thode, die gleichzeitig unabhängig vom Verfasser v. Baeyer an- 
gewandt hat, bestehen darin, daß die knöcherne Unterstützung des 
Beckens voll erreicht wird; das Trendelenburgsche Symptom 
wird negativ, das Becken kann auf dem krankseitigen Standbein hori- 
zontal gehalten werden, die Ausdauer im Gehen nimmt zu, die Schmerzen 
verschwinden. Die ausführliche Schilderung der Operationsmethode 
muß im Original nachgelesen werden. 

Denk: Erfahrungen mit der Kapisschen Splanchnicusanästhesie. 
Die Anästhesie wurde bei 85 Laparotomien angewandt, und zwar in 
51 Fällen ohne jede weitere Äthernachhilfe. Die meisten Patienten 
äußerten während der oft sehr lange dauernden Eingrifte vielfach nicht 
die geringsten Schmerzen; so wurden vollkommen schmerzlos und ohne 
Äthernachhilfe unter anderem eine totale Magenresektion, drei Gallen- 
blasenexstirpationen, eine Magendickdarmresektion, mehrere ausgedehnte 
Magenresektionen wegen Ulcus oder Careinoms vorgenommen. Wichtig 
ist die Erschlaffung der Bauchdecken, die vor Beginn der Operation 
die gute Wirkung der Anästhesie anzeigt. Diese Erschlaffung ist þe- 
sonders angenehm bei den Ileusoperationen, für die die Splanchnicus- 
anästhesie besonders zu empfehlen ist. Nebenwirkungen fehlen meist 
ganz; Symptome von Splanchnicuslähmung sind nicht beobachtet. 

Kaldeck: Spontanfrakturen des Oberschenkelhalses bei Jugend- 
lichen. Verfasser teilt fünf Fälle von Schenkelhalsfrakturen bei Jugend- 
lichen mit, die ohne jedes Trauma erfolgten. Als Ursache müssen 
trophische Störungen des Skeletts angenommen werden, die durch 
jahrelange chronische Unterernährung bedingt sind. 

Pozenel: Die Radikaloperation der Hämorrhoiden. Die typische 
Amputatio mucosae ani (et recti) hat den Vorteil, daß sie ein radikales 
und sicheres Verfahren ist, das keinen größeren Eingriff als alle älteren 
Methoden darstellt und wenig schmerzhaft ist. Die Blutstillung ist 


besser gewährleistet, ein Übersehen der Knoten gibt es nicht, eine 


dauernde Veränderung der taktilen Empfindung und der Funktion des 
Schließmuskels findet nie statt, Spätfolgen kommen nicht vor. 
` Peneke: ZurVerwendbarkeit des Gaßnerschen Dreifarbennährbodens 
bei der bakteriologischen Typhus- und Ruhrdiagnose. Der Gaßner- 
sche Dreifarbenagar stellt eine wertvolle Bereicherung in der Reihe 
der Differentialnährböden zur Kultur der Typhus- und Ruhrerreger 
dar; auf ihm finden nicht nur die Erreger der Typhusgruppe, 
sondern auch die der Ruhrgruppe völlig gleichmäßig günstige Wachs- 
tumsbedingungen. Die Untersuchungsergebnisse sind um 50 % besser. 
Die Platten sind leicht herstellbar, haltbar und billiger, 

Perutz: Über den Nachweis gefälschter Salvarsanpräparate. 
Die Schwefelammoniumreaktion und die Abelinsche Probe mit Natrium- 
nitrit und Resorein ermöglichen den Nachweis der Fälschung. 

Schloffer (Prag): Zur Muskeltransplantation. In einem Fall 
von totalem plastischen Ersatz der verlorengegangenen weichen Nase 
stellte sich ein Jahr nach der Operation eine überraschende Beweg- 
lichkeit der neuen Nase ein. Patient kann ohne Mitbewegung der 
mimischen Muskulatur die Nasenspitze um genau 6 mm heben. Bei 
der Plastik war ein gestielter Stirnlappen gebildet worden, in den alle 
Weichteile, mit Ausnahme des Periostes, also auch ein Stück des Mus- 
culus frontalis einbezogen war. Der Lappen war zuerst wegen schlechter 
Ernährung der Ränder fünf Wochen in situ liegengeblieben, dann erst 


heruntergeschlagen und nach weiteren vier Wochen am Stiel durch- 
getrennt worden, 


an ae ir e 
a Er _ 


atn a: 


30. November. 


Mras und Brandt: Beitrag zur Frage der Goldsolreaktion im 
Liquor cerebrospinalis (Untersuchungen am Leichenliquor). Durch die 
Untersuchung von 27 Leichenliquores mit der Goldsolreaktion wurde 
nachgewiesen, daß die Leichenliquores von nicht luischen Individuen 
mit einer gewissen Regelmäßigkeit eine positive Goldsolreaktion er- 
geben, und zwar mit einer für positive Liquores von Syphilitikern 
charakteristischen Kurve. Die jüngsten Leichenliquores ergaben stets 
die schwächsten Resultate; die Reaktionen wurden mit dem Intervall 
zwischen Exitus und Punktion stets größer, das heißt das die Reaktion 
hedingende Agens entsteht postmortal im Liquor. Verfasser halten es 
für möglich, daß den beiden formal gleichen Goldsolreaktionen, also 
den der positiv luischen und den der Leichenliquores gleiche oder ver- 
wandte Ursachen zugrunde liegen. | 

Sternberg (Wien): Über zwei Fälle von Durchbruch der Aorta 
in die Arteria pulmonalis. In dem einen besonders interessanten Fall 
bestanden zwei Perforationsöffnungen an, der vorderen Aortenwand, 
Es handelte sich nicht um die Perforation eines Aneurysmas, sondern 
um einen rasch erfolgten Durchbruch einer durch alle Schichten 


atheromatös erweichten Aortenpartie. Der ‚Patient hat mit beiden 
Perforationen längere Zeit gelebt, wie aus den geglätteten Rändern der 
Perforationsöffnungen hervorgeht. BET 


Nr. 43. Wengraf (Wien): Beitrag zur Ernährung und Fürsorge 
des Kleinkindes. Bei der Ernährung der durch Hunger atrophiseh ge- 
wordenen Kleinkinder bewährt sich am besten eine gemischte Kost 
gleich der der Erwachsenen, die in höchstens vier Mahlzeiten mit 
langen Nahrungspausen gereicht wird. Eine Milchbreidiät ist zu ver 
werfen. Das Ernährungsbedürfnis dieser Kinder, sowohl auf Kilo: 
gramm wie auf Sitzhöhe berechnet, ist ein abnorm großes; man tut 
gut, die Nahrungsmengen so reichlich zu bemessen, daß sie dem nor 
malen Energiequotienten bei dem ungefähr normalen Durchschnitis- 
gewicht entsprechen. | 

Sassower (Wien): Ein Fall von vollkommenem Kefilkopi- 
verschluß nach Intubation und Sekundärtracheotomie. Ein drejjähriges 
Kind wird intubiert, nach einem Jahr tracheotomiert und geht nach 
sechs Jahren, währenddessen es fortgesetzt die Kanüle trug, anemer 
intercurrenten Krankheit zugrunde. Die Obduktion ergibt einen kom 


pletten narbigen Verschluß des Larynxlumens im Bereich des völlig 
verlorengegangenen Ringknorpels. > 


Aus der neuesten skandinavischen Literatur: 


Pert (Kopenhagen) teilt seine Resultate bei der operativen Be- 
handlung des Ulcus duodeni, und ventriculi mit und bespricht die 
Indikationen der verschiedenen bestimmten Operationsmethoden. De- 
sondere Beobachtung wird den Rezidiven zugewendet. Von202 Fällen 
kam es in 18 Fällen zur Rezidivoperation, in 5 Fällen war der zwei 
Befund negativ, der Zustand blieb unverändert; 8 Fälle boten’ein Ulcus 
pepticum dar, bei 4 Fällen war neuerliche Geschwürsbildung und in 
letzten Fall eine Störung der Funktion nach einer wegen ‚Sandubr- 
magens vollzogenen Gastroenterostomie vorhanden. Ausden mitgeteilten 
Krankengeschichten ist ersichtlich, daß eine neuerliche Geschwurs- 
bildung von der Uperationsmethode unabhängig ist, wogegen eg Dr 
pepticum nach einer Magenresektion nie aufgetreten ist. (Ugeskr. | 
läger 1919, Nr. 34.) r 

Einige Versuche der Leberfunktionsprütung hat Kinberg Ga 
holm) in der Weise angestellt, daß er erst in Selbstversuchen m 
dann bei verschiedenen Leberkrankheiten den Einfluß yon Gelatine en 
die relative und absolute Stickstoffausscheidung im Harne geprüft pu: 
Beim Selbstversuch und bei Gesunden war ein Einfluß nicht zu tA 
zeichnen, bei schweren Leberkrankheiten, namentlich bei Cirrhosen, ni 
die Belastung mit Gelatine von einer beträchtlichen Sn F 
Ausscheidung der Aminosäuren gefolgt, welche bei Icterus Cataıt 1 
und Stauungsleber auch hervortritt, jedoch keine so hohen Grade : 
nimmt. In verschiedenen Fällen hatte die Gelatine eine Verminderung 
der Diurese zur Folge. (Hygiea 1919, H. 16.) -ter die 

Victor Scheel (Kopenhagen) behandelt die Frage über che 
Bedeutung der Akkommodationsprüiung der Nieren für die Ei 
Untersuchung. Dort, wo es sich, wie dies zumeist der Fall ist, uf- 
Personen mit Hypertonie handelt, gibt die Akkommodationsprülung R 
schluß darüber, ob die Nieren sich auf der Grenze ihrer Suffizien? 4 
finden oder ob in dieser Hinsicht noch ein gewisser Spielraum i rid 
Patienten vorhanden ist. Eine Bestimmung der Stickstoff- und Ü Ta 
ausscheidung ist in der Praxis nicht durchführbar, die ee 
stimmungsmethoden geben nicht richtige Zahlen, und es En not: 
hafter, ohne Zahlen als mit unrichtigen Zahlen zu arbeiten. icht 
wendiger Kritik angewendet, wenn der Kranke im Wassergleichg" A: 
sich befindet, keine Neigung zu Ödemen hat, ergibt die Akk 


xi 


i Google 


30. November. 


a Therapeutische Notizen. 


dationsprüfung durch Bestimmung der Diurese -und des specifischen 
Die Diathermiebehandlung empfiehlt A. Theilhaber bei Car- 


Gewichtes der verschiedenen Portionen einen wesentlichen Beitrag zum 
Verständnis eines vielleicht unklaren Falles, und schafft Anhaltspunkte 
sowohl für die Diagnose als auch für die Behandlung. (Ugeskr. f. läger 
1919, Nr. 85.) 

Funktionelle Magenprüfung bei kleinen Kindern führte Paul 
Hertz (Kopenhagen) systematisch durch und findet, daß die Salz- 
säuresekretion bei gesunden Kindern. zwischen ein und sechs Jahren 
etwas niedriger ist als bei Erwachsenen, ansonsten aber die Sekretions-" 
verbältnisse von denen der Erwachsenen nicht abweichen. Das Vor- 
kommen von Achylia gastrica ist jedoch nicht ungewöhnlich. Sie beruht 
wahrscheinlich auf einem Leiden der Magenschleimhaut, welches durch 
eine auf direktem oder hämatogenem Wege entstandene infektiöse oder 
toxische Einwirkung hervorgerufen wird. Sie verläuft oft latent durch 
längere Zeit, kann jedoch Veranlassung zu dyspeptischen Symptomen 
geben und die Ursache später auftretender Darmleiden bilden. Weitere 
Untersuchungen dieser Verhältnisse sind abzuwarten. (Ugeskr. f. Jäger 
1919, Nr. 40.) 

Über das Verhalten der Kreatinurie und Acidosis bei Zuckerkranken 
macht Marius Lauritzen (Kopenhagen) genaue Untersuchungen 
und findet, daß die Ausscheidung des Kreatins derjenigen des Ammoniaks 
parallel verläuft, indem die angewendete Diät die Acidose und die 
Kreatinurie in gleicher Richtung beeinflußt und es ist wahrscheinlich, 
daß Kreatinurie und Acetonurie auf die mangelhafte Umsetzung der 
Kohlehydrate im Organismus beruhen. Praktisch hätte die Kreatinurie 
insofern Bedeutung, als eine lang dauernde Kreatinurie die Muskelkraft 
des Patienten herabzusetzen imstande ist und sie auch in prognostischer 
Hinsicht als ein upgünstiges Symptom anzusehen ist. Ihre Bekämpfung 
fällt mit derjenigen der Acidose zusammen. (Ugeskr. f. läger 1919, Nr. 41.) 

Ileus während der Schwangerschaft und im Wochenbett ist ein 
sehr seltenes Vorkommnis. Tuxen (Viborg) beobachtete drei Fälle 
eines solchen, zwei während der Schwangerschaft und einer unmittelbar 
nach vollendeter normaler Geburt. Im ersten Fall fand man bei der 
Operation eine hühnereigroße Ovarialeyste links, deren Stiel eine Ver- 
wachsung gegen den Uterus umschnürt hat, und die direkt das Colon 
sigmoideum derart komprimiert hat, daß es zu vollkommenem Ver- 
Schluß gekommen ist; im zweiten Fall war das S Romanum durch den 
schwangeren Uterus derart komprimiert, daß es zu einer Incarceration 
des letzteren kam. Im dritten Fall handelte es sich um eine wohl 
während der Geburt geplatzte Dermoideyste hinter dem puerperalen 
Uterus, welche ebenfalls durch Druck einen mechanischen Ileus hervor- 
gerufen hat. (Hospitalstidende*1919, Nr. 32.) 

Ege und Rasmussen (Kopenhagen) vergleichen die Resultate ` 
der Mikromethoden von Bang und Hagedorn mit Rücksicht auf 


große Strahlenmengen aus radioaktiven Substanzen eine radikale Aus- 
rottung der letzten Krebszellen bewirken und hierdurch die Rezidive 
vermindern. Aber die sehr großen Strahlendosen vernichten nicht bloß 
Careinomzellen, sondern zerstören auch in ausgedehntem Maße dio 
Schutzkräfte des Organismus dem Krebs gegenüber. (Diese 
Schutzkräfte befinden sich in den recht strahlenempfindlichen 


des Carcinoms.) Daher sollen denn auch die Rezidive bei dieser 
Therapie häufiger sein als nach der Entfernung durch Operation. 
Der Verfasser empfiehlt nun neben der Strahlenbehandlung ohne 
oder mit Operation die Diathermieströme. Deren Reichweite 
ist weit größer als die der Röntgenstrahlen. Durch die Elektroden des 
Verfassers kann man z. B. in einer einzigen Sitzung von-einer Viertel- 
stunde das ganze Becken und einen großen Teil der übrigen Unter- 
leibsorgane in wirksamer Weise durchströmen. Die Diathermiebehandlung 
verhütet aber nicht nur Rezidive, sie kann auch Krebspartien, die nach 
Operationen oder Bestrahlungen zurückgeblieben sind, vernichten. 
. Die Diathermie führt zu einer akuten örtlichen und einer allgemeinen 
Entzündung. Sie steigert daher die Erzeugung von Rundzellen und 
die Vermehrung der Bindegewebszellen. Beide Zellen enthalten Andidote 
gegen Careinomzellen. Die vermehrte Produktion der Schutzkräfte an 
dem Orte des ursprünglichen Sitzes des Primärtumors soll den Eintritt 
einer neuen Epithelialinvasion verhindern. Während nun die Röntgen- 
-und die radioaktiven Strahlen in großen Dosen bei lang dauernder An- 
wendung cancrogen wirken, denn sie vernichten in solchen Fällen zahl- 
reiche Schutzkräfte (daher: Röntgen-, Radium-, Mesothoriumkrebse!), 


Nr. 44.) | F. Bruck. 
Strahlentherapeutische Erfahrungen der Zürcher Frauenklinik 
teilt v. Mandach mit. Neben sehr guten Erfolgen bei präklimak- 
terischen und klimakterischen Blutungen ohne speoifische Veränderung 
wurden mit der Bestrahlung vor allem gute Resultate bei der Myom- 
behandlung erzielt. Von 168 Myompatientinnen sind 108 mindestens 
ein Jahr amenorrhoisch geblieben, 52 ebenfalls amenorrhoisch ent- 
lassen, aber nur drei Monate lang kontrolliert, und nur acht Frauen 
haben später wieder geblutet, wovon die Hälfte durch eine zweite Be- 
handlung dauernd geheilt wurde. Bezüglich der Carcinome erscheint 
am aussichtsreichsten die Nachbestrahlung der operierten Patientinnen. 
(Schweiz. Korr. BI. Nr. 89.) | G. Z. 
Zur Therapie des Gasödems äußert sich Wilhelm Hancken. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. | 1887 


cinom. Man wollte ‘vor Jahren an Stelle der Operation durch sebr ` 


Rundzellen und Bindegewebszellen in der Umgebung 


dürfte dies bei der Diathermie nicht der Fall sein. (M. m. W. 1919, 


die Restreduktion und kommen zu dem Schluß, daß die Größe der 
Restreduktion abhängig ist von der benutzten Zuckertitrierungsmethode; 


sie ist bei der Mikro-Bangmethode äußerst gering, bei der Hagedornschen 
Methode, die viel genauer und einfacher ist, jedoch bedeutend größer. 
In normalem Blute ist der Unterschied zwischen beiden Methoden nur 
ein geringer. (Hospitalstidende 1919, Nr. 85.) 

Fönss (Kopenhagen) beschäftigt sich mit dem Verhältnis des 
Lupus erythematodes zur Tuberkulose und kommt zu dem Resultat, daß 
wohl für isolierte Fälle im. hohen Grade eine. tuberkulöse Ätiologie 
wahrscheinlich ist und bringt hierfür zwei eigene Beobachtungen als 
Beispiel. Die große Mehrzahl der Fälle steht jedoch mit Tuberkulose 
nicht im Zusammenhang, derselbe ist zumindest nicht erwiesen und 
wichtige Tatsachen, speziell das in dem vorliegenden Aufsatz besonders 
ausführlich behandelte Verhalten gegen Tuberkulin, machen ein kausalbs 
Verhältnis zwischen Lupus erythematodes und Tuberkulose unwahrschein- 
lich. (Hospitalstidende 1919, Nr. 88, 89.) | 

Gleichzeitige extra- und intrauterine Schwangerschaft ist ein seltener 
Befund, Fenger (Kopenhagen) berichtet über einen solchen Fall. Eine 
38 jährige Multipara kommt unter der Diagnose einer geborstenen extra- 
uterinen -Gravidität zur Operation; 14 Tage nach der Operation unter 
Kollapserscheinungen vaginale Blutung, im Orificium externum ein leicht 
zu entfernendes Ei, enthaltend einen 6 cm langen Foetus. Die Frau 


«erholte sich bald. Die Prognose ist günstig dort, wo es erst zur 


erfolgreichen Operation der extrauterinen Schwangerschaft kommt, weil 
der gewöhnlich folgende Abortus der intrauterinen Schwangerschaft 
leicht erkannt wird. Ungünstig ist der umgekehrte Verlauf, weil die 
extrauterine Schwangerschaft nicht erkannt zur tödlichen Blutung führt. 


Dies war der Fall in 27,5% der Fälle. (Hospitalstidende 1919, Nr. 40.) 
Klemperer (Karlsbad). 


m nn nn 


Ein Teil der Fälle erheischte wegen .der Verletzungsschwere und Gas- 
gangrän die Amputation. Der früher so gefürchtete Rumpfgasbrand 
trat aber seit der Serumbehandlung (antibakterielles und antitoxisches 
polyvalentes Gasödemserum Höchst) erheblich seltener auf, sodaß sich 
die Amputationsprognose beim Gasbrand besserte. Aber es ließ sich 
auch die Anwendung der Amputation einschränken. Unter konsequenter 
Excision größerer gasiger Muskelmassen und Serumbehandlung 
konnte in zahlreichen Fällen die Extremität gerettet werden. Also 
Mortalität und Zahl der verstümmelnden Operationen ließen sich durch 
das Serum herabsetzen. (M. m. W. 1919, Nr. 44.) 
l Bei der Behandlung des Grippeempyems ist die Rippenresek- 
tion das erstrebenswerte Ziel. Sie ist aber häufig nicht sofort aus- 
führbar. Dann muß zuerst die Punktion vorgenommeh werden 
und die Rippenresektion einem günstigeren Zeitpunkt yorbehalten bleiben. 
(M. m. W. 1919, Nr. 44.) 

Bei örtlicher Betäubung mit Chloräthyl gefriert die Haut 


"nach K. Weigert (Sonthofen im Algäu) viel schneller, wenn 


man die Verdunstungskälte dadurch steigert, daß man den Luftstrom 


z. B. eines Politzerballes gleichzeitig mit dem Chloräthylstrahl . 


auf die Haut richtet. Das bedeutet eine Ersparnis an Chloräthyl (man 
braucht kaum die Hälfte der sonst nötigen Menge). (D. m. W. 
1919, Nr. 44.) 

Zur Behandlung torpider Geschwäre empfiehlt Dürig (Berlin) 
Spülungen mit möglichst warmer (40°) weinroter Lösung von 
Kalium permanganicum in möglichst scharfem Strahl. 
Dazu dient ein Irrigator, mit 2 m Gefälle aufgestellt, mit einem vorn bis 
auf Stecknadelkopfgröße zugeschmolzenen Glasansatzstück (dadu:ch 


kommt ein ganz dünner, scharfer Strahl zustande). 2 l-der Lösung 


genügten zu einer Spülung von 10 Minuten. Diese wurde täglich ein- 


mal vorgenommen, danu trockener Verband, Es kommt hierbei zu 
einer besseren Blutversorgung. (D. m. W. 1919, Nr. 44.) 


Seine Erfahrungen mit Vucin teilt O. Wassertrüdinger 
(Westend-Charlottenburg) mit. Er empfiehlt das Mittel beim Erysipe L. 


"OORA QA 
tA 
x „ar 


1238 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 48. 


Die Vueinsperre (subcutane Infiltration) tat ihre Schuldigkeit auch 
bei progredienten Fällen. Erfolge wurden auch erzielt bei abge- 
schlossenen Eiterungen (Drüsenabscessen). Versager 
traten auf bei parenchymatöser Mastitis, Phlegmonen (vier Sehnen- 
scheidenphlegmonen der Hand wurden entschieden ungünstig beein- 
flußt) und bei Karbunkeln. Diffuse Entzündungen sollten daher erst 
durch Kataplasmen und Stauungen zur .Abscedierung ge- 
bracht werden. (D. m. W. 1919, Nr. 44.) F. Bruck. 


Bücherbesprechungen. 


Ernst Magnus-Alsleben, Vorlesungen über klinischePropä- 
deutik. Mit 14 zum Teil farbigen Abbildungen. Berlin 1919, Julius 
Springer. 304 Seiten. M 16,—, geb. M 18,60 + 10% Teuerungszuschlag. 

Verfasser führt mit seiner reichen Lehrerfahrung an der Hand 
von einschlägigen Krankendemonstrationen in 23 Vorlesungen den 

Studierenden in die klinische Propädeutik der Internen ein. Er hat 

sich überzeugt, daß den Studenten die theoretischen Vorkenntnisse 

häufig nicht gegenwärtig seien, das praktisch Wichtigste erst durch 
die Klinik befestigt werden müsse. Und so enthält jede Vorlesung 
nebst theoretischen Auseinandersetzungen auch die praktischen Unter- 
suchungsarten und die daraus abgeleiteten Folgerungen. 

Das Buch enthält in knappen Zügen eine erschöpfende Darstellung 

des ganzen Stoffes und die langjährige Erfahrung des Verfassers ist in 
dem Werke niedergelegt. Es sind wenig Werke auf diesem Gebiete, 
die in so glücklicher Weise das Theoretische mit dem praktisch 
Wichtigen vereinen. Was zur Einführung in die Interne gehört, ist 
berücksichtigt worden. Nicht nur Perkussion und Auscultation wird, 
wie erforderlich, in der genauesten Weise besprochen, sondern auch 
die anderen Untersuchungen (chemische, physikalische, Röntgen usw.) 
werden in prägnanter, dabei nicht weitläufiger Weise geschildert. Wir 
sehen förmlich vor unseren Augen, wie der Kliniker den Kranken 
mit allen zu Gebote stehenden Mitteln untersucht und- schrittweise 
seine Deduktionen zieht. 


Sehr instruktive Abbildungen, namentlich farbige, zieren das Buch, 


welches, wenn auch in erster Linie für Studierende bestimmt, doch 


auch für den Praktiker viel Wissenswertes enthält, indem es in der 
Therapie nicht nur das Bewährte, sondern auch das Neueste in aus- 
führlichster Weise bringt. Ein genaues Studium des Werkes wird dem 
Studierenden über die Schwierigkeiten der klinischen Diagnosenstellung 
hinweghelfen. 

Das Werk füllt eine bis nun bestandene Lücke aus. Wir hoffen, 


daß bei einer zweiten Auflage der bekannte Verlag bereits in der Lage 
sein wird, besseres Papier zu verwenden. 


Eugen Brodfeld (Wien). 
Jul. Tandler, Lehrbuch der systematischen Anatomie, 
Bd. i. 3. Heft. Leipzig 1919, F. C. W. Vogel. M 6,—. 

Dieses dritte, die Muskellehre behandelnde Heft des ausgezeichneten 
Lehrbuches schließt sich würdig den beiden ersten an und ergänzt sie 
zum ersten Bande des Werkes. Die Darstellung in Wort und Bild ist 
wieder von seltener Klarheit und Schönheit, die Ausstattung auf der- 
selben Höhe, wie man sie in dieser Zeit kaum erwarten sollte, Ein 
Abschnitt über allgemeine Muskellehre bespricht die Struktur, die 
physikalischen Eigenschaften, die Mechanik, den Tonus der Muskeln, 
ihre Beziehungen zu Nerven und Gefäßen, die allgemeinen Eigen- 
schafter von Sehne und Fascie. Die spezielle Muskellehre berücksichtigt 
überall neben dem topographischen Prinzip das entwicklungsgeschicht- 
liche Moment und die Innervation und wird eingeleitet von einer 
tabellarischen Übersicht der Skelettmuskulatur mit Abbildungen der 
Gesamtmuskulatur in verschiedenen Stellungen des Körpers. Bei Be: 
sprechung der einzelnen Muskeln findet sich stets die Innervation, 
segmentale Zugehörigkeit und Wirkungsweise angegeben. Besondere Ab- 
schnitte sind in enger Anlehnung an die Besprechung der Muskelbezirke 
den Fascien gewidmet, deren bildliche Darstellung dem Referenten 
besonders schön erscheint. Besondere Erwähnung verdient auch noch 
die sehr übersichtliche Anordnung des Stoffes, die wesentlich zum 
leichten Verständnis beitragen dürfte. Auch für dieses Heft ist der 
Preis der überaus niedrige von nur M 6, für den ganzen Band ist eine 
Einbanddecke zu.M 2,50 erhältlich. C. Hart (Berlin-Schöneberg). 


Nocht, Die militärärztliche Sachverständigentätig- 
keit auf dem Gebiete des Ersatzwesens und der 
militärischen Versorgung. Jahrbücher der Hamburgischen 
Staatskrankenanstalten. Leipzig und Hamburg 1919, Leopold Voß. 
202 Seiten. M 10,— + 10% Teuerungszuschlag. 

Eine Reihe von militärärztlichen Vorträgen, die auf Anregung 
des Hamburgischen Landesausschusses für das ärztliche Fortbildungs- 


~ 


30. N ovember. 


z 


wesen im Frühjahr .1918 gehalten sind, wird ausführlich mitgeteilt. 
Einige sind durch den Gang der Ereignisse überholt, einige haben 
auch in der Jetztzeit und für die Zukunft bleibenden Wert. Ich nenne 
an erster Stelle die Darstellung von Fränkel über die Wundinfektion 
durch pathogene Anaerobier, ferner den Vortrag von Ringel über 
die Behandlung von Pseudarthrosen und ihre Erfolge, den Artikel von 
Saenger über Schädelschüsse und die Ausführungen von Reiche 
über die Fortschritte auf dem Gebiete der Infektionskrankheiten während 


des Krieges. Der Inhalt des ganzen Heftes zeichnet sich durch eine 
klare Darstellung der einzelnen Kapitel aus. | 


O. Nordmann (Berlin-Schöneberg). 


G. Stümpke, Prognose und Therapie der Geschlechts: 
krankheiten im Kindesalter. 144 Seiten. Berlin 1919, 
Herm. Meußer. Brosch. M 6,—. $ 

In diesem Buche hat Stümpke ein außerordentlich wertvolles, 
praktisches Werk geschaffen. In anspruchslosester Form bietet er eine 

Literaturzusammenstellung für den Arzt dar, aus welcher dieser wirk- 

lich dann nach eigenem Ermessen das für ihn Brauchbare auswählen 

kann, geleitet an den aus großem Material gewonnenen eigenen Er- 
fahrungen des Verfassers selbst; diese werden nicht besonders ein- 
dringlich hervorgehoben, sondern ruhig neben die Erfahrungen anderer 
gestellt. Gerade dadurch zeigen sie die Objektivität der Darstellung an; 

Die Gonorrhöefälle Stümpkes betragen 179Vulvovaginitiden, 7 Knaben: 

gonorrhöen; die Luesfälle erreichen 170 Fälle von congenitaler Sy- 

philis, 5 von erworbener Syphilis. Die größte Bedeutung ist auf die 

Therapie gelegt worden, neben ihr wird die Infektionsverhütung mit 

besonderer Sorgfalt abgehandelt. Auch die kleinsten Nebenumstände 

werden ausführlich und klarverständlich behandelt. Das Buch, ani 
dessen Inhalt des genaueren nicht eingegangen zu werden braucht, 
kann zu wiederholter Lektüre auf das wärmste empfohlen werden. 

Besonders wertvoll macht es ein ausführlicher Literaturanhang. 


Pinkus. 
Th. Rumpf, Die Erhaltung der geistigen Gesundheit: 
Bonn 1919, A. Marcus & E. Weber. 69 Seiten. 

Das Buch verdankt an der Universität gehaltenen Vorlesungen 
seine Entstehung und will in heutiger Zeit, in der die breiten Massen 
in Deutschland von einer „seuchenartig um sich greifenden geistigen 
Störung“ befallen sind, den Weg zur Erhaltung der geistigen Gesund- 
heit weisen, Nach rein hirnanatomischen und psychologischen Vor- 
bemerkungen behandelt Verfasser unter anderem die- Fernhaltung 
organischer Störungen, die Erziehung der Jugend, die Heranbildung 
zum Staatsbürger, die Stählung des Willens, die Einwirkungen des 
Lebens, die Erziehung zur Pflichterfüllung und Lebensfreude, die 
Schickung in den Tod. Ein Schlußkapitel bringt: zusammenfassende 
Lebensregeln. 

Die Ausführungen des Verfassers bringen viel, was für den Ge- 
bildeten selbstverständlich und banal erscheint, für die Jugend und ir 
weniger Gebildete wird die Lektüre des klar und leicht verständlich 
geschriebenen Buches lehrreich und erziehlich sein. Henneberg 


Mönckeberg, Die anatomischen Grundlagen der nor 
malen und pathologischen Herztätigkeit. Dresden 
und Leipzig 1919, Th. Steinkopff, 24 Seiten. M 1,80. 

In diesem nicht gehaltenen Vortrage schildert der Verfasser die 
historische Entwicklung unserer Kenntnisse über das sogenannte Reiz- 
leitungssystem des Herzens, beschreibt kurz dessen Anatomie und zeigt 
seine Beziehungen zur normalen Herzrevolution wie ihren pah 
gischen Abänderungen auf Grund experimenteller und pathologisa 

anatomischer Erfahrungen. Der kleine Aufsatz bietet in seiner 8% 

drängten klaren Darstellung eine vorzügliche Gelegenheit zu Ir 

schnellen Orientierung über das specifische, mit weitgehender Aag l 

ausgestattete und der Erregungsleitung dienende Muskelsysiem” p 

Herzens sowie seine Beziehungen zum Nervensystem und zun iopen 

Herzmuskulatur. Da sich die klinischen Symptome besonders ber 

sichtigt finden, sei er dem praktischen Arzt zur Lektüre empfohlen 

| C. Hart (Berlin-Schöneberg) 


Ferdinand Blumenthal, Die Krebskrankheiten, Ihre H 
kennung und Bekämpfung. Mit 18 Abbildungen: Beri 
1919, Otto Selle. 63 Seiten. M 2,—. see die 

Die für den gebildeten Laien bestimmte Aufklärungsschttt 

eine erweiterte Wiedergabe eines auf Veranlassung des Magistrats i 

der Medizinischen Gesellschaft zu Berlin gehaltenen Vortrags darste ie 

erfüllt ihre Aufgabe in erschöpfender und eindringlicher UE ni 
reiht sich populären Abhandlungen über andere Volkskrankheitel; 

Tuberkulose und Geschlechtsleiden, würdig an. 


Emil Neißer (Breslau). 


d 3y (a oogle 


-E 


vo 

ig. 

Ae oky 
i \ yes 
va It we 


at n 
T% 

is 
Dr a ta 


TE A in 


e-e 


EON AA bo IN S: 


| 
EN Sen 


Sr Rn. ki- S S hi 


TAER NAF S 


‘aO NA 


80. November. 


eg T HTT 
4.07 m 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


1289 


Vereins- und Auswärtige Berichte. . 


. Berlin. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 5. November 1919. 


E.Holländer: Nierensteinbildung nach Wirbelsäulenverletzung. 
Ein Infanterist von 22 Jahren mit einem Querschläger im Genick wurde 
vollkommen geläbmt in einer Gipslade in die Charité eingeliefert. Der 
sechste und siebente Dornfortsatz der Halswirbelsäule waren verletzt, 
Nach vier Wochen trat ein Anfall von Pyelonephritis auf, der beseitigt 
wurde und dem in der Folgezeit mehrere derartige Anfälle folgten. Die 
Lähmupgen der Extremitäten gingen zurück. Nach drei Monaten zeigte 
das Röntgenbild in beiden Nieren Steinbildungen. Die der linken Niere 
mußten operativ beseitigt werden. Die der rechten Seite, zu der Ureter- 
steine sich gesellten, konnten später durch Glycerin zum Abgang ver- 
anlaßt werden. Im ganzen gingen etwa 25 Steine ab. Der Soldat 


wurde geheilt entlassen. Die Theorien, welche die Beobachtungen des 
Entstehens von Nierensteinen kurz nach Wirbelsäulen- beziehungsweise 


Rückenmarkverletzungen erklären sollen, sind nicht beweisend. H. setzt 


dafür eine neue beweiskräftigere Erklärung. Er glaubt, daß es durch 
eine derartige Verletzung zu einer Lähmung der Muskulatur des Nieren- 
beckens und des Ureters kommt, wodurch deren Saug- und Druck- 


wirkung aufgehoben wird. Die Stagnation bewirkt dann die Änderung 


der Alkalescenz des Urins und erreicht alle anderen Voraussetzungen 
für die Steinbildung, bei der organische Substanzen der Nieren und 
des Nierenbeckens keine wesentliche Rolle spielen. Eine Kongruenz 
der Intensität der Verletzung und der Steinbildung ist nicht vorbanden. 


Es ist nicht einmal eine direkte Verletzung der Wirbelsäule erforderlich. 
:Maßgebend bleibt die Dauer und Intensität der Lähmung von Ureter 
und Nierenbecken. Die Bestrebungen, die Steine zu entfernen, können 


erst einsetzen nach Beseitigung dieser Lähmungen. Das ist in der Regel 


nach drei bis vier Monaten der Fall. Bei noch vorhandener Lähmung 


würde die Steinbildung sofort wieder erfolgen. In der nach Wirbel- 


säulenerschütterung eintretenden Blasenlähmung sieht H. den Ausdruck 


der Ureterlähmung. Die reflektorische Anurie läßt sich durch den 
reflektorischen Verschluß der Ureteren infolge Krampfes erklären. 
Aussprache. Zondek sah mehrfach nach Verletzungen 
der Wirbelsäule Steinbildung. Er glaubt, daß die Steine sich durch 
ihre Zerklüftung und Anordnung charakteristisch unterscheiden lassen. 
‚Eugen Joseph hat bei Tabes und anderen Nervenleiden 
Studien über die Verhältnisse an den Harnapparaten gemacht.. Bei 
einem Tabiker spritzte er Kollargol in die Blase. Auf dem Röntgen- 
tisch forderte er den Kranken auf, Urin zu entleeren, nachdem er ihm 


zuvor die Harnröhre zugebunden hatte. Es zeigte sich dann, daß der 


Harn in die Ureteren stieg und bis in die Kelche gelangen konnte. 
Dieser Befund ließ sich mehrfach erheben. l 

Benda hat gegen 50 Sektionen bei Rückenmarkschüssen ge- 
macht in den verschiedensten Stadien der Verletzung, zum Teil nach 
deren mehrjährigem Bestehen. Eine Anzahl der Leichen zeigte außer- 


ordentliche Steinbildungen in den Nieren. Die Zahl der Steinnieren- 


war aber gering. 
Posner: Es muß dahingestellt bleiben, ob in allen Fällen von 


Wirbelsäulenverletzung der von Holländer angegebene Mechanismus 
in Wirksamkeit tritt. Es gibt eine Anzahl von Fällen, bei denen die 


Steinbildung nicht stattfindet. Zu bedenken ist auch, daß die Stein- 


bildung nicht immer doppelseitig sich findet. 

Holländer: Schlußwort. | 

G. Zuelzer: Zur Scharlachfrage.e Z. geht von einer neuen 
Betrachtungsweise der Erkrankung aus. Er sieht in dem Scharlach, 
wie er es auch schon für das Fleckfieber beschrieben, auf Grund der 
klinischen Beobachtung, daß Leber und Milz im Inkubationsstadium 
groß werden, um vom Krankheitsanfall ab täglich kleiner zu werden, 
eine der Malaria verwandte Erkrankung, die wie diese auch von Protozoen 
hervorgerufen sein muß. Deshalb mußte das Chinin im Inkubations- 
stadium eme krankheitskupierende Wirkung haben. Bei einer schweren 
Scharlachepidemie in Buer hatte Z. Gelegenheit, in etwa 50 Fällen 
die Krankheit im frühen Inkubationsstadium — deren Erkennung in 
dem Seuchenherd keine Schwierigkeiten machte — durch große Chinin- 
dosen zu kupieren. Im späten Inkubationsstadium, also kurz vor Aus- 
bruch. des Exanthems, bekam er zwölf Fälle in Behandlung. In den 
leichten, unkomplizierten Fällen sank die Temperatur fast kritisch ab, 
das Exanthem kam nicht zum Ausbruch, die Kranken genasen glatt. 
In den übrigen von vornherein durch eine mehr minder schwere Strepto- 
kokkenangina —. durch den epidemiologischen, malignen Charakter 
(20% Mortalität) von vornherein also .doppelt gefährdeten — Fällen 
sank die Temperatur zum Teil lytisch ab. Z. hatte den Eindruck, daß 
die Malignität oder ‚die durch das Scharlachgift gesteigerte Virulenz der 


Streptokokken durch die Abtötung der Scharlacherreger sofort beseitigt 
wurde. Die Chininbehandlung nach Ausbruch des Exanthems erwies 
sich als zwecklos. Das Chinin wurde am wirksamsten als 50%ige 
Lösung in Antipyrin (Chino)ysin) intramuskulär injiziert; Erwachsene 
erhalten 1 bis 2 g, Kinder von zehn Jahren mehrmals 0,75 usw., also 
Dosen von bisher nicht gewohnter Höhe. Als Prophylaxe empfiehlt Z., 
alle Scharlachangehörigen mit Chinolysin zu spritzen und noch einige 
Tage innerlich Chinin zu geben. Eine großzügige allgemeine Prophylaxe 
erblickt er in der Behandlung aller Anginen mit großen Chininmengen. 
Dadurch können alle verkappten Scharlachfälle mit geheilt werden, — 
Z. betont weiter, daß auf einen manifesten Scharlachfall bei’ Kindern 


ein unbestimmbares Mehrfaches leichtesten, ambulanten Scharlachs . 


kommt, der vor allem durch Leber- und Milzvergrößerung zu erkennen 
ist. Aber auch, was bisher nicht beachtet wurde, die Erwachsenen 
sind fast ebenso der Scharlachinfektion . ausgesetzt, nur ist‘ die Er- 
scheinungsform bei ihnen eine andere; die akute Form ist ganz selten, 
an Stelle der ambulanten, aber auch schnell ablaufenden der Kinder tritt 
eine chronische, schleichende Infektion. Ihre Erkennung und Beseitigung 
durch Chinin ist einmal deshalb wichtig, weil dadurch Überträger be- 
seitigt werden, dann aber bilden bei den chronisch Infizierten die Tuber- 
kulose und die Herzkrankheiten ernste Nachkrankheiten, die nur zur 
Heilung gebracht werden können, wenn der sie auslösende Scharlach 
beseitigt wird, dessen unbeeinflußte Dauer auf sechs bis acht Monate 
angenommen wird. (Selbstbericht.) | nz _ 
Aussprache. Ziemann: Selbst unter der Voraussetzung 
der Richtigkeit der Diagnose ist es nicht gestattet, über den Scharlach- 
erreger zu folgern, daß er zu den Protozoen gehört. 
i Lenz: Zwischen dem von Zuelzer erstatteten Bericht und 
dem des Kreisarztes von Buer bestehen Differenzen. Auch die Kollegen 
in Buer sprechen sich nicht günstig über die Erfolge von Zuelzer 
aus. Derartige Unstimmigkeiten zwischen Entdecker und Praktikern 
haben sich aber auch schon bei anderer Gelegenheit gezeigt, -z. B. bei 
der Typhusbekämpfung. Weitere Erfahrungen müssen gesammelt werden. 
Die Beobachtung, daß im Initialstadium des Scharlachs eine große Leber 
und Milz bestehen, ist -wesentlich. Ist sie richtig, so könnte die Be- 
kämpfung des Scharlachs frühzeitig einsetzen. Eine Nachprüfung der 
Beobachtungen: und der Chinintherapie ist angezeigt. | 
Bernhard: Die Protozoennatur des Scharlacherregers , ist 
kritisch zu betrachten. Die Milz- und- Leberanschwellung sind nicht 
auf eine Ansammlung des Erregers zurückzuführen. Wahrscheinlich 
handelt es sich um eine Anhäufung von Blutplättchen. Das Schuppen 
nach Scharlach ist nicht eine Folge trophischer Störungen, sondern 
eines akuten Infektiönsprozesses der Haut. Die Beobachtungen von 
Zuelzer würden die Behandlung der sporadischen Fälle nicht er- 
leichtern. Die enormen Virulenzschwankungen werden durch den 
Komplex des Scharlachs erklärt, bei dem ein Zusammenwirken des un- 


bekannten Scharlacherregers und der Streptokokken in Frage kommt. 
| Fritz Fleischer. 


Braunschweig. Ä | 

Ärztlicher Kreisverein. Sitzung vom 11. Oktober 1919. > 
Krukenberg stellt drei Frauen vor, die infolge übermäßig 
großer Kinder und vorangegangener auswärtiger Entbindungsversuche 
von toten beziehungsweise nicht mehr lebensfrischen Früchten ent- 
bunden sind. Fall 1. Erstgebärende Komplikation mit Eklampsie, 
Zange im DBeckeneingang schwer, Rumpfentwicklung des 4800 g 
schweren, 57 cm langen Kindes mit einer Schulterbreite von 17 cm so 
langwierig, daß das Kind abstirbt. : Fall 2. Plattes Becken, Conj. vera 
8,5 cm, draußen vergeblicher Wendungsversuch nach dem Blasensprung; 
nach vergeblichem Versuch hoher Zange wegen drohender Ruptur des 
Uterus Sectio caesarea eervicalis; das 4250 g schwere Kind mit Kopf- 
umfang 89 cm stirbt nach 80 Stunden an Blutung in Falx und Tentorium. 
Fall 3. Sehr dick6 Frau, 148 cm Leibesumfang, draußen hoher Zangen- 
versuch ohne Indikation. Wegen Tympania uteri und 88,4°’nach Ab- 
warten nochmaliger vergeblicher Zangenversuch und Perforation des 

enthirnt 4750 g schweren, 58 em langen Kindes. Kempf. 


, . 


` Breslau. 
Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur. (Medizinische Sektion.) 
Sitzung vom 17. Oktober 1919. 
Küttner: Krankenvorstellungen, unter anderem 
periostales Sarkom mit Spontanfraktur, die wieder geheilt ist, ferner 
Bronchiallungenfistel nach Lungenschuß (retrograde Atmung), 


1240 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 48. 30. November. 


Melchior: Zur Hungerosteopathie. Unter dem Einfluß der 
Spätrachitis ‚leidet die Bildung. der Totenlade bei Osteomyelitis. Vor- 
führung eines entsprechenden Kranken, dessen Röntgenbild besondere 
Kalkarmut und Durchsichtigkeit zeigt. | 

Triepel: Ovulationstermia und Brunst. Der erstere fällt auf 
den 18. oder 19. Tag, das Corpus luteum löst die Brunst aus. 

Inder Diskussion wird vonL.Fraenkel und Schirde- 
wahn der erstgenannten Ansicht des Vortragenden zugestimmt mit der 
Einschränkung, daß der 18. oder 19. Tag eine gewisse Mittelzeit darstellt. 
Tierzüchterisch ist der Brunstbegriff richtig, aber vielfach nicht mit 
Sicherheit festzustellen und keineswegs der Corpus-luteum-Funktion 
und dem Prämenstruum gleichzustellen. 

Pawel: Die Trambahnfraktur des Oberarmes. Sie entsteht rein 
mechanisch, ohne Zufallsmoment, beim Abspringen durch instinktive 
Verzögerung des Loslassens der Hand. Zuerst bricht der Humerus- 
kopf ab, der dann durch Stoß von unten nach oben und außen 
gehebelt wird. Am besten ist operative Behandlung. 


einen Ersatz der Normalsäure suchte, diese Säuren der Reihe nach 
durchgehen, Soweit waren die Untersuchungen, bei denen man die im 
Handel erhältlichen Säuren der Dicarbonsäurereihe bis zur Sebazinsäure 
heranzog. Es mußte nun der Versuch mit der Dekamethylendicarbon- 
säure zeigen, ob diese Annahme zutreffend war. Der Versuch 
mit einer 1%/.igen, durch Natrium bicarbonigum 
neutralisierten Lösung dieser Säure ergab nun 
prompte lösende Wirkung auf Careinomzellen. Die 
quantitative Auswertung des Zerstörungsvermögens ergab, daß mit 
steigendem Molekulargewicht die Intensität der Wirkung der einzelnen 
Säuren zunimmt, sodaß die zerstörende Kraft der Bernsteinsäure als 1 
gesetzt, die der Korksäure 5 und die der Dekamethylendicarbonsäure 10 
wäre. — Die Untersuchung der Careinomsäure hatte ergeben, daß sie 
eine ungesättigte Fettsäure war. Da die Bernsteinsäure ein normaler 
Bestandteil des Stoffwechsels ist, ist durch die Untersuchungen des 
Vortragenden zuerst erwiesen, daß ein normales Produkt des Stoft- 
wechsels auf Carcinomzellen zerstörend einwirkt. 

Aussprache über den Vortrag von J. Päl: Das Tonusproblem 
der glatten Muskulatur. | 

J. Schütz möchte auf zwei Punkte hinweisen: 1. auf das Ver- 
hältnis von Gefäßtonus und Fieber. Es ist nicht nur der Tonus von 
Bedeutung, sondern auch seine Labilität muß berücksichtigt werden. 
Redner hat im Krieg bei Erschöpften und bei Fiebernden beobachtet, 
daß beim Aufstehen der Blutdruck um 80 bis 40 mm sank, um beim 
Niederlegen zu seiner früheren Höhe anzusteigen. Ganz besonders bei 
Malaria hat er diese orthotische Hypotonie wahrgenommen. 
Außerhalb des Fieberanfalls wiesen die Malariker in den seltensten 
Fällen diese Erscheinung auf. Die Labilität ist durch Fieber und Er- 
schöpfung bedingt; sie ist durch hydrotherapeutische Prozeduren zu 
beeinflussen. 2. Redner hat bei Blutdruck über 180 mm nur selten 
denselben beeinflussen können, die klinischen Symptome lassen sich 
wohl herabsetzen, der Druck kaum. 180 mm scheint einen kritischen 
Wert vorzustellen. Der Druck unter 180 mm läßt sich beeinflussen, 
besonders bei abklingender Nephritis sowie bei Zwerchfellhochstand 
und Meteorismus, bei denen eine leichte Cylindrurie und Albuminurie 
oft besteht. Durch Umschaltung der Blutverteilung kann man ebenso 
wie durch Diät den Blutdruck leicht auf 130 herunterbringen. Leider 
hat P. kein Kriterium zur Unterscheidung von Hypertonie und Hyper- 
tention angegeben. Die Dikrotie ist, wie Frey 1892 gezeigt hat, 
nicht zu verwenden, dagegen die Pulsverspätung, die man durch gleich- 
zeitiges Registrieren des Carotis- und Radialispulses messen kann, . 
welches Verfahren Matthes, Romberg und O. Müller als 
Methode der Wahl zur Beurteilung physikalischer Prozeduren benutzt 
haben. Je höher der Tonus, desto kleiner die Verzögerung. 

J. P&1 (Schlußwort) führt aus, daß entgegen den, Angaben ver- 
schiedener Autoren bei Hemiplegikern auf der gelähmten Seite der 
Tonus herabgesetzt ist, indem dort die Arterien ganz weich sind, 
während die Druckmessung auf beiden Seiten gleiche Werte ergibt, 
Wichtig ist das Verhalten des Herzens. Man muß auch bei der Beur- 
teilung des Herzens etwas wie einen Tonus unterscheiden, wozu mant 
gelangt, wenn man von der kinetischen Funktion abstrabiert. Wie vor 


; ae ` 3 g è š 
r N s% - A i . p : PER .- $ f En 2 
=. BER š 4 e m P š ; = zZ 3% Ri vd zn me om 07, i E 


Sitzung vom 24. Oktober 1919, 


Melchior: Klinische Beobachtungen über den Bauchdruck. 
a Der Vortragende erinnert an die darüber bestehenden Kontroversen | 
und bespricht dann verschiedene Lagen und Krankheitsbilder. So 
| ist in horizontaler Rückenlage der Druck auf Blase und Mastdarm 
20 cm geringer als beim Sitzen und Stehen, daher schlechtes Urin- 
lassen. Allgemein ist der Bauchdruck an der tiefsten Stelle am 
höchsten. Die Neigung zur Bildung von Hernien und Vergrößerung 
bestehender ist um so größer, je tiefer die Bruchpforte gelegen ist. 
Die Neigung des subphrenischen Raumes zu Infektionen ist darauf 
zurückzuführen, daß infolge der Druckerniedrigung von dort aus eine 
gewisse Ansaugung von Infektionsstoffen erfolgt. 

Lorenz: Wassermannsche Reaktion und Lipasegehalt der Cere- 
brospinalflüssigkeit. Vier Fällen von Meningitis tuberculosa, je einem 
bei Meningitis epidemica, septica bei septischer Endokarditis war das 
Fehlen jeglichen ‘Anzeichens von Lues, der negative Ausfall des Blut- 
Wassermanns, hingegen positiver des Liquor; Wassermanns gemeinsam. 

a Einen erhöhten Abbau des Lipoidstoffwechsels hierfür: verantwortlich 
| zu machen, liegt nahe. Auf Grund von Untersuchungen des Lipase- 
| gehalts nach Rona-Michaelis kann man von einem Parallelgehen 
| ' der lipolytischen Kraft und der Wassermannreaktion sprechen. 


Emil Neißer. 


_ vater emi nn 2 


Wien. a Zu 

Gesellschaft der Ärzte. Sitzung vom 17. Oktober 1919. 

E. Freund: Carcinolytische organische Säuren. Im Serum und 

in normalen Geweben von Normalen findet sich eine gesättigte Fett- 

säure, welche auf normales Gewebe nicht einwirkt, wohl aber Car- 

einomzellen zerstört. An Stellen, die zur Carcinomentwicklung prä- . 
disponiert sind, fehlt diese Säure, Sie ist somit eine Schutzsubstanz 

für normale Zellen. Vortragender wird sie kurz Normalsäure nennen. 

Im Serum von Careinomatösen und im carcinomatösen Gewebe selbst 

findet sich eine ungesättigte Fettsäure von entgegengesetzter Wirkung. | vielen Jahren schon Czyhlarz ausgeführt hat, läßt sich der Blut- 

Sie schützt die Carcinomzellen vor ihrer Zerstörung. Vortragender | druck und der Tonus durch systematische Bettrube beträchtlich er- 

wird sie kurz die Carcinomsäure nennen. Nun hatte sich so viel mit | niedrigen. Redner hat wiederholt bei Personen, deren Blutdruck über 

Sicherheit ergeben, daß die Normalsäure ebenso wie die Carcinomsäure 


180 mm betrug, durch therapeutische Prozeduren eine Blutdrucksenkung 
zu den Diearbonsäuren gebört. Man mußte also zunächst, wenn man | herbeigeführt. F 


Rundschau. 
Als beratender Hygieniker in der Asiatischen Türkei. - sistiert, aber zehn Tage nach dem letzten Cholerafall nach- ` 


Yon Ä geholt .werden. Sonst muß jedes Regiment durchgeimp 
Dr. Huntemäller, a.o. Professor und Stabsarzt der Reserve. werden. Ausnahmen dürfen nur durch den Armeearzt a 


eordnet 2 
(Schluß aus Nr. 47) 5 werden 


| | 8. Bis vi | ist die F lichkeit der gè 
Das Cholera-Merkblatt möge hier in deutschem Text seinen Platz impf = _. Be pnu T Ue or aami Ír 
mt ist di i | folgedessen muß man in dieser Zeit alles vermeiden, was die 
‘1. Gegen die Cholera ist die Schutzimpfung das beste Mittel, Die Verdauungsorgane reizen oder die körperliche Widerstands- 
Schutzwirkung beginnt aber nicht sofort nach der Impfung, - kraft herabsetzen kann. Die Impfung kann nur damn ihre 
sondern erst ungefähr vier Tage später. Am 10, Tage Wirkung tun, wenn der Körper der geimpften Personen sich 
etwa ist der Impfschutz am stärksten. Von diesem Tage an in einem Zustande befindet, daß er auch Gegengift zu bilden 

Tee er e vermag, das heißt gut genährt und kräftig ist. 

Monaten so schwach, daß man von neuem impfen muß, Bei genä i 


4. 
dieser Wiederholung muß man 1% ccm von dem Präparat M ae ea jen Keime 
aus dem Hygienischen Institut in Jerusalem einspritzen. ensch durch den Stuhlgang, der die krankmachent 


. . £ t 

; enthält, übertragen, Deshalb muß man auf die Sauberkel 

2, Wenn die Cholera in einem Regiment nicht in einzelnen und Reinhalt | to he ewicht legen und 
Fällen auftritt, sondern epidemisch, so muß die Impfung | ung der Aborte besonders G 


nach dem Stuhlgange die Hände mit einer keimtöteuden 


. . . a à qes | u 
Die Cholera wird in den meisten Fällen von Mensch 7 


biore: 
re emni: 
TE 
sma: 
in a ee 
mei 
RE. 
2 apa di 
sin E 
EREE! 
Mibi 


Du Tune 


N. 


30. November. 


Flüssigkeit oder, wo es an dieser fehlt, mit Kalkpulver ab- 
reiben. Damit die antiseptischen Stoffe ihre Wirkung aus- 
üben können, dürfen die Hände nach der Desinfektion nicht 
abgetrocknet werden. 

Außerdem muß jeder Vorgesetzte Sorge tragen und Maß- 


nahmen anordnen, daß den Offizieren und Mannschaften Ge- | 


legenheit gegeben wird, ihre Hände vor dem Essen zu waschen. 

5. Jede Person, bei der sich choleraverdächtige Symptome zeigen, 
wird abgesondert und zur Beobachtung oder Behandlung nach 
einem Choleralazarett gebracht, weil diese Person für ihre 

. Umgebung sehr gefährlich ist. 

6. Es können aber auch Leute, die keine Symptome zeigen und 
nicht krank sind, trotzdem in ihrem Darme Cholerabacillen 
beherbergen und auf andere Personen übertragen. In der 
gegenwärtigen Zeit ist es nicht möglich, diese Personen durch 
Untersuchung herauszufinden und unschädlich zu machen. Es 
soll daher jeder seine Hände so oft wie möglich, besonders 
aber nach dem Stuhlgang und vor dem Essen, waschen, um 
etwa anhaftende Keime zu entfernen, 

7. Die Divisionsärzte müssen darauf sehen, daß die Bacillen- 


ausscheider ebenso wie die Cholerarekonvaleszenten, die unter 


Beobachtung stehen, nicht eher zu ihrer Truppe entlassen 
werden, als bis die dreimalige Stuhluntersuchung ein negatives 
‚ Resultat ergeben hat. | | 

8. Jede Person, die von Norden kommt ohne nn daß 
sie vor längstens vier Wochen geimpft ist, wird im Quarantäne- 
lager von Tell-Scheria oder Bethanun geimpft. Alle, die 
Cholerasymptome oder Durchfall haben, sind von der Impfung 
auszuschließen, sie werden sofort abgesondert und müssen 
bakteriologisch untersucht werden. 

Die Truppen, die von Norden kommen, werden drei Tage 
lang in Quarantäne gehalten und, wenn in dieser Zeit kein 
verdächtiger Fall vorgekommen ist, zu ihren Abteilungen 
entlassen. Bei einer Gruppe, die einen Verdächtigen aufweist, 
wird die Quarantänezeit noch um zwei Tage verlängert. 

9. Personen, die nach der Impfung Durchfall zeigen, sind als 
verdächtig anzusehen, abzusondern und bakteriologisch zu 
untersuchen. Für die Untersuchung genügt ein Löffelchen voll 
Kot, das dann in die für diesen Zweck bestimmte Tube zurück- 
gebracht wird. 

10. Dieses Merkblatt wird an alle Militärärzte sowie an alle Offi- 
ziere bis zum Bataillonskommandanten abwärts verteilt. Diese 
Personen sollen von Zeit zu Zeit ihren Untergebenen den 
Inhalt dieser Verordnung in Erinnerung bringen und ihre 
Beobachtung überwachen. 

Der Kommandant der Sinaifront 
General Kress. 


Wenn es auf diese Weise auch nicht gelang, die Cholera- 
verbreitung vollkommen zu verhindern, so wurde sie, doch sehr ein- 
geschränkt und von dem rechten Flügel der Front fast ganz fern- 
gehalten. $ 

Es kamen im ganzen bis zum September, wo die Epidemie hier 
ziemlich erloschen war, 662 Erkrankungsfälle und 403 = 60 % Todes- 
fälle vor. Diese hohe Mortalitätsziffer möchte ich auf die geringe 
Widerstandskraft der Truppen infolge von den Kriegsstrapazen und 
der schlechten Ernährung zurückführen. Unter den deutschen und 
österreichisch-ungarischen Heeresangehörigen, die ja der Choleragefahr 
auch- ausgesetzt waren, kam kein Erkrankungsfall bis September 
1916 vor. ' 

Zwei Kraftfahrer, die später im Dezember erkrankten, kamen 
direkt aus Deutschland, waren also noch nicht akklimatisiert, und in 
ihrer Widerstandskraft infolge des sehr anstrengenden Dienstes wäh- 
rend des Rückzugs und der damit verbundenen unregelmäßigen Er- 
nährung nicht auf der Höhe. | 

Es zeigte sich also hier bei der Choleraschutzimpfung ebensc 
wie bei der Chininprophylaxe ein Versagen infolge der geringen 


'Widerstandskraft der vorbehandelten Personen. 


Späterhin kamen noch einige Cholerafälle bei den neu ein- 


treffenden Truppenteilen vor, doch kam es nicht mehr zu einer. 


epidemischen Ausbreitung, sodaß die allgemeine Durchuntersuchung, 
die der neue, aus Deutschland gekommene Armeearzt glaubte an- 
ordnen zu müssen, völlig überflüssig war. Sie kam infolge der 
strategischen Lage auch nicht zur Ausführung, war auch mit unserem 
geringen Personal und Hilfsmitteln gar nicht ausführbar. 
‚Nachdem die Cholera an der Front ihren Höhepunkt über- 
schritten hatte, begann sich die Ruhr auszubreiten. Es handelte sich 


4 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. | EN RN 1241 


hier so gut wie ausschließlich um Amöbenruhr. Die gegen Aus- 
trocknung sehr empfindlichen Ruhrbakterien fanden wohl in dieser 
von der Sonne bestrahlten Gegend keine geeigneten Übertragungs- 
möglichkeiten, während die Ruhramöben vermöge ihrer Dauercysten 
die Austrocknung und Sonnenbestrahlung besser aushalten konnten 
und günstige Bedingungen zur Infektion fanden. | 

Ich habe mir selbst hier eine Ruhrinfektion zugezogen und 
daher am eigenen Leibe das neuerdings in die Therapie eingeführte 
Emetin ausproben können. Der Erfolg. war, wie ich gleich voraus- 
sagen möchte, ein sehr guter, doch möchte ich ibn zum Teil auch 
der strengen, wenn auch wohlwollenden Diät, die mir die Schwester 
Theodora in der Augusta-Viktoria-Stiftung. auf dem Ölberg an- 
gedeihen ließ, zurechnen. Die subcutane Injektion ist schmerzhaft 
und ruft an der‘ Injektionsstelle eine ziemlich starke Reaktion, 
Schwellung und Rötung hervor, die intraglutäale dagegen ebenso 
wie die intravenöse ohne schmerzhafte Nachwirkung. | 

Mit dem Emetin wurden auch in den deutschen Lazaretten gute 
Erfolge erzielt. Die Behandlung in den türkischen Lazaretten be- 
stand meist nur in Teediät. Im allgemeinen sind die Eingeborenen 
ja gegen diese Krankheit weniger empfänglich als der Europäer, aber 
bei den heruntergekommenen Soldaten trat sie doch oft sehr schwer 
auf und führte zum Tode. | 

Da keine Sektionen gemacht wurden, konnte ich leider kein 


| Material für die histologische Untersuchung erhalten. 


Außer Ruhr kamen noch Typhus und Paratypbus auch unter 
den europäischen Truppen vor, dagegen fand sich fast keine 
Diphtherie, die in dieser Zeit ja gerade bei uns in Deutschland 
eine große Verbreitung gefunden hat. Auch unter der Zivilbevölke- 
rung ist, soweit meine dahbingehenden ‚Nachforschungen feststellen 
konnten, keine Diphtherie vorgekommen. | 

Mittelmeerfieber, von dem man in diesen .‚Küstengegenden am 
Mittelmeer eigentlich eine ziemliche Verbreitung annehmen sollte, 
kam nur in wenigen Fällen vor. Ä 

Dagegen kam eine sehr interessante Trypanosomenkrankheit 
unter den Kamelen vor. Auch hier zeigte es sich wieder, daß am 
Zustandekommen dieser Kriegsseuchen in erster Linie die geschwächte 


Widerstandskraft die Schuld trägt. Denn die überanstrengten und - 


schlecht genährten Tiere — Futter war sehr rar und teuer — erlagen 
in großer Menge dieser Seuche, die bisher unbekannt geblieben war, 
und in ihrem Blute fanden sich massenhaft Trypanosomen, die einem 
früheren Untersucher nicht hätten entgehen können. So sollen an der 


Kaukasusfront gegen 200000 Kamele zugrunde gegangen sein, und . 


ihre Skelette markierten den Etappenweg, in dessen Nähe die Aas- 
geier in Massen herumschwärmten. 

Von der türkischen Kaukasusarmee sollen von 150000 Mann 
nur 80000 übriggeblieben und der größte Teil infolge von Ent- 
behrung und Überanstrengung hauptsächlich dem Fleckfieber er- 
legen sein. 

Wir sehen, daß die Kriegsseuchen in erster Linie eine Folge 


der geschwächten Widerstandskraft des Körpers ist, sei es infolge 


von Anstrengung, nervöser Zerrüttung oder unzureichender Er- 
nährung, die sich unter den angesammelten Truppenmassen bei den 


hier herrschenden schlechten hygienischen Verhältnissen leicht ver- 


breiten können. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 

Berlin Gegen den Gesetzentwurf zur Rege- 
lung der Arbeitszeit der Krankenpflegepersonen, 
der vom Reichsarbeitsministerium ausgearbeitet worden 
ist, werden vom Standpunkt des Fachmannes aus schwere Bedenken 
erhoben. Es scheint, daß bei der Ausarbeitung des Entwurfes fach- 
männische Berater aus den Kreisen der Ärzte und des älteren geübten 
Pflegepersonals nicht in genügendem Maße herangezogen worden sind. 
Es kommt vielmehr in diesem Entwurf in ganz auffallender Weise die 
Auffassung und die Neigung zum Ausdruck, die Tätigkeit des Pflege- 
personals abzumessen und zu beurteilen nach den Leistungen 
und Erfahrungen, die an den Arbeitern aus den 
Fabrikbetrieben gewonnen worden sind. Diese Art von 
Gleichmacherei heißt den Kernpunkt völlig verkennen, aber sie 
kommt einer Auffassung entgegen, welche bedauerlicherweise unter 
denjenigen Angestellten des Krankenhauses besonders stark vertreten 
ist, welche mit dem Pflegedienst am Kranken am wenigsten zu tun 
haben, den Hausburschen, Hausmädchen und Arbeitern. Es macht 
sich hier wie auch in verschiedenen anderen Fragen gerade bei dem 
niederen, in den Krankenhäusern beschäftigten Personal eine Auffassung 
vom Dienst geltend, welche davon auszugehen scheint, daß die 


- 
pyp: z =, 7 
ee 7 
bomp TE i Pis 
ern > e en ru Zn 
s J Fa = pi T 
` = f. 


< 


= 
- 


= 1 
m % 22" 


u er eo < FS ; 
n, MASTS en urn 
~ EEE A pia ne 


1242 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 48. 


Krankenanstalten in erster Linie des Personals wegen da sind und 
nicht in erster Linie wegen der Kranken und des Dienstes am Kranken. 
Ein seit langen Jahren im Krankenhausdienst stehender 
Arzt hat aus seiner Erfahrung heraus die-folgenden Gesichtspunkte 
entwickelt und zur Verfügung der Leser gestellt: Der beabsichtigte 
dreimalige Schichtwechsel des Pflegepersonals würde das Wohl der 
Kranken ernstlich gefährden, das Interesse und das Verantwortungs- 
gefühl des Pflegepersonals gegenüber dem zu pflegenden Kranken 
stark beeinträchtigen, eine geordnete Krankenbeobachtung, die not- 
wendige Berichterstattung an den Arzt, die Durchführung der ärzt- 
lichen Verordnungen und die Instandhaltung des Inventars in Frage 
stellen. Hierdurch und durch die bei einem dreimaligen Schicht- 
wechsel notwendig werdende Vermehrung des Pflegepersonals würden 
die Krankenhausverwaltungen finanziell außerordentlich stark belastet 
werden. Die in dem Entwurf vorgesehene Regelung des Kranken- 
pflegedienstes ist deswegen auch im Interesse der Kranken und der 
Krankenhausverwaltungen entschieden abzulehnen. 

Aber auch im Interesse des Pflegepersonals kann die beabsich- 
tigte Regelung des Dienstes nicht gelegen sein. Das Pflegepersonal 
hat seinen Beruf nicht nur des Erwerbs wegen, sondern in erster Linie 
aus innerstem Interesse für die hohen Aufgaben der Pflegetätigkeit 
gewählt. Es würde die Überzeugung gewinnen, daß seine Leistungen 
herabgewürdigt werden, wenn es zu der in Aussicht genommenen 
fabrikmäßigen Regelung des Dienstes veranlaßt würde. Die Freudig- 
keit an der Arbeit und die Befriedigung von derselben würden dadurch 
stark beeinträchtigt werden. Eine Überbürdung des Pflegeperso- 
nals ist auf das entschiedenste zu verhüten. Die Innehaltung von 
Freistunden, die Einführung von freien Tagen und Nachmittagen, eine 
gesetzliche Festlegung ausreichender Urlaubszeiten ist dringend zu 
wünschen, im übrigen aber ist die Regelung des Dienstes des Pflege- 
personals den jeweiligen Verhältnissen der einzelnen Arbeitsstätte in den 
allgemeinen Krankenhäusern, in den speziellen Abteilungen 


für Säuglings- und Siechenpflege, in den Heimstätten, in den Privat- 
kliniken und Heilanstalten usw. anzupassen, 


Die Reichsstatistik derGeschlechtskrankheiten, 
die vom Reichsministerium des Innern eingeleitet worden 
ist, wird auf einen Monat ausgedehnt und umfaßt die Zeit vom 15. No- 
vember bis 14. Dezember 1919. Selbstverständlich werden die Ärzte 
in Rücksicht auf das allgemeine Wohl und auf den statistischen Wert 
die Ausfüllung der Formulare auf sich nehmen, obgleich dies für nicht 
wenige Ärzte eine nicht unbeträchtliche Arbeitsbelastung bedeutet. Die 
Veranstalter legen Wert darauf, daß auch diejenigen, welche keine 
Geschlechtskrankheiten in dem Erhebungszeitraum behandelt haben, 
den Zählbogen wieder an das Reichsgesundheitsamt einsenden. — Über 
die gegenwärtige Verbreitung der Geschlechtskrankheiten und ihre Ver- 
teilung auf Stadt und Land und auf die verschiedenen Bevölkerungs- 
teile werden dadurch zuverlässige Zahlen gewonnen. Naturgemäß fehlt 
die entsprechende Zahl für frühere Jahre. Infolgedessen ist ein zahlen- 
mäßiger Vergleich mit der Verbreitung in früheren Jahren nicht ohne 
weiteres möglich. Das ist zu bedauern, denn’ ein solcher zahlenmäßiger 
Vergleich zwischen der Ausbreitung der Geschlechtskrankheiten in der 


jetzigen und in der früheren Zeit würde eine tragfähige Stütze für ein 
reichsgesetzliches Vorgehen liefern. 


Berlin. Es hat sich eine freie Vereinigung gebildet mit dem 
Ziel, eine einheitliche Regelung des Arzneimittelanzeige- 
rechts im Reiche in die Wege zu leiten. Dieser „freie Ausschuß zur 
Bekämpfung unlauterer Anzeigen“ hat auch den alten Plan der Er- 
richtung einer staatlichen Prüfungsanstalt für Heilmittel wieder von 
neuem beraten. Während des Krieges hatte der Inseratenausschuß 
der Kaufmannschaft und der beim Sanitätsdepartement des Kriegs- 
ministeriums eingerichtete Ausschuß dahin gewirkt, Auswüchse auf 
diesem Gebiet einzudämmen. Diese Ausschüsse haben mit der Auf- 


hebung des Belagerungszustandes ihre Rechte verloren, und in ihrem 
Sinne will die neue Vereinigung wirken. 


Berlin. Indem Verkehr mit Nahrungsmitteln hat 
eine neue Verordnung über Fleischversorgung Gesetzeskraft 
bekommen. Es wird über die Regelung des Fleischverbrauchs und 


den Handel mit Schweinen bestimmt: „Mit Gefängnis bis zu einem 


Jahre und mit Geldstrafe bis zu zehntausend Mark wird bestraft, wer 
ohne die erforderliche Genehmigung eine Hausschlachtung vornimmt 
oder vornehmen läßt. Neben der Strafe können die Gegenstände, auf 
die sich die strafbare Handlung bezieht, eingezogen werden, ohne 


Unterschied, ob sie dem Täter gehören oder nicht, soweit sie nicht für 
verfallen erklärt worden sind.“ j 


Berlin. Eine Reform des chemischen Studiums 
der Mediziner verlangt Prof. Dr. J. H. Bechhold in der Um- 
schau. Nach seiner Ansicht erfüllen die in der bisherigen Weise ab- 


gehaltenen chemischen Übungen an den Universitäten nicht den 
_ Zweck, den jungen Mediziner in „biochemisches und biophysikalisch- 


chemisches Denken“ einzuführen. In den allgemeinen Vorlesungen 
über Chemie werden die Bedürfnisse des Mediziners nicht genügend 


berücksichtigt, und daher soll der chemische Unterricht für den 
Mediziner umgewandelt werden. 


u 
t 


30. Nose 


Nachdem der erste Delegiertentag des Bundes Deutsch en 


Sanitätsoffiziere den vorgelegten Forderungen der rechtlichen, 
beruflichen und wirtschaftlichen Interessen des” Sanitätskorps zu- 
gestimmt und den Anschluß an die Ärzteschaft des Bürgerstandes als 
notwendig bezeichnet hatte, hat sich jetzt ein zweiter Delepiertentao 
mit den Folgen beschäftigt, die die im Friedensvertrag vorgesehene 
Verminderung des Heeres auf das Sanitätsoffizierkorps haben wird. 
Diese Folgen werden in einer Teilung des Sanitätsoffizierkorps in vier 
Gruppen‘ bestehen: Erstens das. eigentliche Sanitätskorps, für das 
215 Sanitätsoffiziere in Aussicht genommen sind, zweitens verabschiedete, 
in Zivilarztstellen tätige Sanitätsoffiziere, drittens die Ärzte der Kriegs- 
beschädigtenfürsorge, viertens Ärzte der Sicherheitstruppen. — Der 
Bund verlangt unter anderem die vollständige Gegenseitigkeit des Vor- 
gesetztenverhältnisses zwischen Sanitätsoffizieren und Offizieren sowie 


aktives und passives Wahlrecht zu den Ärztekammern auch für die 
aktiven Sanitätsoffiziere. Te 


Informatorische Einstellung von Ärzten bei 
Stadtgemeinden. Unter Förderung der Abteilung für 
Volksgesundheit des Preußischen Ministeriums für 
Volkswohlfahrt hat das Seminar für soziale Medizin 
des Gaues Groß-Berlin des Verbandes der Ärzte Deutschlands die 
Aus- und Fortbildung von Ärzten im kommunalärztlichen 
Dienst in der Weise organisiert, daß beginnend vom 1b. Januar 1920 


in einer Anzahl deutscher Städte Ärzte zur unentgeltlichen informa 


torischen Beschäftigung auf je sechs Monate eingestellt werden. 
Zum ersten Einstellungstermin können eintreten: 
in Berlin. 


a N Gr 20 Ärzte in Weißensee, . . . IA 
„ Charlottenburg . . 3 „ „ Spandau . œ. 2 Ärzte 
OChone boroa a e > a -Stettin a Ser 
MEN eukoljn em 32% > Hallera. See 


vr = 
Nächster Einstellungstermin ist-der 1. März 1920, für welchen die Mög- 


lichkeit des Eintritts einer größeren Anzahl von Arzt 
und Süddeutschland in Aussicht steht. _ 

Die Tätigkeit ist beiderseits eine unbezahlte. 

Über die Teilnahme wird am Schluß auf Wunsch eine, De- 
scheinigung erteilt. — Die eingestellten Herren haben an das Seminar 
für soziale Medizin bei Empfang ihrer Einweisungskarte eine Einschreibe- 
gebühr von 5 M zu entrichten, die durch Nachnahme erhoben wird. 


en in Nordwest- 


Meldungen sind zu richten an das Seminar für soziale Medizin 


zu Händen des Herrn Sanitätsrat Dr..A. Peyser, Charlottenburg 2, 
Grolmanstr. 42/48. ~- 


‚In der. wissenschaftlichen Sitzung der Schwedischen Gesellschaft 
der Ärzte vom 2. September hielt der Professor der Pharmakologie 
C. G. Santesson eine Ansprache, in der er über die Schicksale 
des aus Straßburg vertriebenen ehemaligen Professors der Pharma- 
kologie Oswald Sehmiedeberg, Ehrenmitglieds der Gesellschatt,- 
berichtete. Die Erlebnisse des Gelehrten entsprechen vollkommen denen, 
die wir hier aus immer erneuten Mitteilungen kennen und zu be- 


klagen gelernt haben: Ausweisung, wobei die Mitnahme nur geringen 


Gepäcks gestattet wurde, Verkauf des zurückgebliebenen Eigentums 
durch die französische Regierung in öffentlicher Versteigerung. Prof. 
Santesson wies auf den schreienden Kontrast zwischen einer solchen 
Behandlung und Professor Schmiedebergs Lebenslauf hin, Br 
schilderte diese Schicksale als ein Stück Kultur- oder besser gesagt 
Unkulturgeschiehte und obwohl er darauf verzichtete, eine förmliche 
Entschließung seiner Gesellschaft herbeizuführen, die als unneutrale 
Handlung hätte ausgelegt werden können, so betonte er doch, daß die 
schwedischen Kollegen aufrichtige Teilnahme und Sympathie für den 
so unwürdig behandelten deutschen Forscher bezeugen. 


Ärztlicher Sonntagsdienst in Frankfurt a M. 
Vom 1. Januar 1920 ab soll in Frankfurt a. M, der ärztliche Sonntag 
dienst auf dem Boden gegenseitiger Vertretung allgemein durchgeführ 
werden. Jeder Arzt soll seinen freien Sonntagnachmittag haben, oh 
Schädigung seiner Praxis oder mangelhafte Versorgung seiner Patien An 
befürchten zu müssen. Natürlich besteht auch für die Herren, die : 
der Vereinbarung teilnehmen, kein Zwang, sondern nur das Recht, sie 
am Sonntagnachmittag vertreten zu lassen. 


Berlin. Der bekannte Urologe San.-Rat Dr. Mankiewiot; 
55 Jahre, alt gestorben. — Prof. Dr. Schuster zum leitenden 
der Nervenabteilung der Städtischen Siechenhäuser gewählt. 


= Berlin, Dr. Ungermann zum wissenschaftlichen Mitglied 
bei dem Institut „Robert Koch“ ernannt. 


Hochschulnachricehten. Göttingen: Prot, u 
Droysen, Privatdozent für Gynäkologie, verstorben. — Münc a 
Prof. Dr. Veiel, Assistent der I. medizinischen Klinik, zum ein re 
Arzt der Inneren Abteilung des Krankenhauses in Ulm gewäh Ar 
Prof. Dr. Herzog, Oberarzt der Chirurgischen Abteilung Amm 
Universitäts-Kinderklinik, von der Verpflichtung zur Abhaltung ktor 
Vorlesungen befreit. — Münster: Prof. Dr. Ballo witz, Direktüt _ 
des Anatomischen Instituts, vollendete das 60. Lebensjahr. 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W8. 


Digtizec oy KO OLE 
$ r sau ah 


ee 
mber, 


IT 


a 


Nr. 49 (783). 7. Dezember 199. 


edizinische 


Wochenschrift für praktische Ärzte 


redigiert von | Verlag von 
Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg Urban & Schwarzenberg 
Berlin 


l Berlin 


Inhalt: Originalarbeiten: O. Minkowski, Hämorrhagische Diathese, Thrombopenie und Milzfunktion. E. Payr, Elfjähriger Dauererfolg 
einer Ventrikeldrainage bei Hydrocephalus (mit 6 Abbildungen). E. Abderhalden, Wechselbeziehungen über das Individuum hinaus. 
H. Gelpke und P. Rupprecht, Die Röntgendiagnostik der Abdominaltuberkulose im Kindesalter mittels: Sauerstoffüllung des Peritoneal- 
raums (mit 2 Abb. und 1 Tafel). | 

des Säuglings und Kleinkindes in der Sprechstunde des. praktischen Arztes. — Aus der Praxis für die Praxis: Fuhrmann, Ratschläge 
aus der Geburtshilfe. (Fortsetzung) — Referatenteil: L. Langstein, Zur Pathologie und pathologischen Anatomie der Frühgeborenen. 
S. Peltesohn, Bericht über einige neue orthopädisch-chirurgische Arbeiten. — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — 


- Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Braunschweig. Freiburg i. Br. Leipzig. — Rundschau: E. Wolff, Die 


Umsatzsteuer für Ärzte. Die indische Rund- oder Rangoonbohne (Phaseolus lunatus L.). — Tagesgeschichtliche Notizen. 


XV. Jahrgang. 


linik 


E. Pulay, Zur Pathogenese des Haarausfalls nach Grippe. A. Dollinger, Die häufigsten Hauterkrankungen. 


Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeitrüge vor. 


Klinische Vorträge. 


Aus der Medizinischen Klinik zu Breslau, 


 Hämorrhagische Diathese, Thrombopenie und 
Milzfunktion. 


Von 


Ä 0. Minkowski. 


M. H.! Die Fälle, die ich Ihnen heute vorzuführen in der 
Lage bin, zeigen Ihnen zunächst die beiden charakteristischen 
Verlaufsarten einer mit Blutungsbereitschaft („hämor- 
rhagischer Diathese“) einhergehenden Krankheitsform, deren Eigen- 


art und Zusammenhang mit bestimmten Veränderungen des Blutes 


in neuerer Zeit Gegenstand besonderer Erörterungen geworden ist: 
I. Der erste Fall betrifft einen 4ijährigen Arzt aus gesunder Fa- 


‚ milie und Vater von drei gesunden Kindern. Patient selbst hat nur in 


‘der Kindheit an Masern und später wiederholt an Anginen gelitten. 
1916 bis 19/8 war er im Felde. Am 2. Juli 1919 nach Sturz aus einem 
Wagen leichte Gehirnerschütterung. Seitdem Abnahme der körper- 
lichen Leistungsfähigkeit und der geistigen Frische. Vom 7. bis 
20. August Kuraufenthalt im Gebirge unter besonders günstigen Er- 
nährungsverhältnissen. 

Am 9. September 1919 empfand Patient beim Auftreten am medialen 
Rande des linken Fußes einen Schmerz, desgleichen beim Abduzieren 
des Daumens, ferner umschriebenen Druckschmerz beiderseits am Hand- 
rücken. Dabei Trockenheit im Halse und pappigen Geschmack im 
Munde. Erst am 17. September abends Temperaturerhöhung auf 37,8°. 
Wenige Stunden danach trat nacheinander an den Unterschenkeln, 
den Armen und am Gesäß eine Anzahl von pfennig- bis handteller- 
großen, hellroten Flecken auf, an denen die Haut bis in das Unter- 
hautzellgewebe hinein wie entzündlich infiltriert erschien. Der Zu- 
‚Stand besserte sich, sodaß der Kranke am 28. September fieberfrei das 
Bett verlassen und seine ärztliche Praxis wieder aufnehmen konnte. 
Am 27. September fühlte er sich nachmittags wieder sehr matt, am 
28. September erwachte er mit Blutgeschmack im Munde und be- 
merkte, daß sein Zahnfleisch blutete. Im Laufe des Tages fielen ihm 


zahlreiche stecknadelkopf- bis linsengroße Blutflecke an beiden Unter- | 


Schenkeln auf. Nachmittags entleerte er blutigen, dunkelroten Harn, 
am 29. September morgens typischen Teerstuhl. 


Befund bei der Aufnahme in die Klinik: Großer, kräftig gebauter | 


Mann in gutem Ernährungszustande mit blasser Hautfarbe. Die Körper- 


‚temperatur bleibt normal während der ganzen Dauer der Beobachtung. 


An der Stirnhaut einige stecknadelkopfgroße Blutflecke, am Halse 
zahlreiche, vom Rasieren stammende Blutkrusten. Das Zahnfleisch 
ist nicht entzündet, jedoch dick mit Blutkrusten bedeckt, unter denen 
frisches Blut hervorsickert. An der Zunge in der Nähe der Spitze 
eine etwa erbsengroße Blutblase. 

‚, , An Rumpf und Gliedmaßen ist die Haut mit zahlreichen 
frischen und älteren, bis linsengroßen Petechien besät, an ein- 
zelnen Stellen zu größeren Herden angehäuft. An manchen Stellen 
auch größere, fünfmarkstück- bis handtellergroße, bunt verfärbte Haut- 
partien, die sich derb anfühlen und bis ins Unterhautzellgewebe hinein 


infiltriert erscheinen. Andere Stellen machen mehr den Eindruck 
frischer Röte und Schwellung. Mi 

An Lungen und Herz normale Verhältnisse. Puls etwa 100 in 
der Minute. | | | 

Leber nicht vergrößert, Milz nicht zu fühlen. Innervations- 
störungen nicht vorhanden. Reflexe normal. | 
i Der Urin dunkelbraunrot, enthält reichlich Blut, keine 
Cylinder; Tagesmenge 1500 ccm, specifisches Gewicht 1030. | 

Stuhl dünnbreiig, pechartig schwarz, zweimal am Tage. 
Chemische Blutprobe stark positiv. | 

Die Blutuntersuchung ergibt: Erythrocytenzahl 4200000, 
Hämoglobingehalt 60%, Färbeindex 0,71, Leukocytenzahl 14800, dar- 
unter Neutrophile 69, Lymphocyten 24, große Mononucleäre und Über- 
gangsformen 4, Myelocyten 2, Türksche Reizformen 1%. Eosinophile' 
scheinen zu fehlen. Blutplättcehenzahl!) sehr stark ver- 
ringert: 8000 im Kubikmillimeter. Blutungszeit?) erheblich 
verlängert: 26 Minuten. Gerinnungszeit in vitro nur wenig ver- 
längert. Die Retraction des Gerinnsels bleibt aus. 
Nach Anlegung einer Stauungsbinde treten unterhalb der 


 Kompressionsstelle sehr bald zahlreiche dicht gedrängte kleine Blut- 


flecke auf. | 
Weiterer Verlauf: Am 29. September erhielt Patient 20 Tabletten 


Kalzan zu 0,5. 

80. September. Zustand im wesentlichen unverändert, Urin stark 
blutig. Patient erhält 1 mg Adrenalin subeutan, 0,5 Clauden mit 1 mg 
Adrenalin als Blaseninstallation, und 4,5 ccm einer 3%igen Lösung 
von Coagulen intravenös. Die langsam. vorgenommene intravenöse 
Injektion wird ohne jede Reaktion gut vertragen. 

1. Oktober. Urin noch: stark bluthaltig. Zahnfleischblutung ge- 
ringer. Blutplättchenzahl 12000. Die intravenöse Injektion 
von 4,5 ccm 3%iger Coagulenlösung wird an diesem und dem folgen- 
den Tage wiederholt. T 
| 2. Oktober. Es sind keine neuen Blutungen mehr 
aufgetreten. Befinden bedeutend. besser. Blutplättchen- 
zahl: 21000. Hämoglobingehalt 55 %. | 

8. Oktober. Befinden sehr gut. Urin hell, nur mikroskopisch 
noch vereinzelte Erythrocyten. Stuhl auf Einlauf braun, nur okkultes 
Blut nachweisbar. | 

5. Oktober. Besserung des Allgemeinbefindens macht Fort- 
schritte. Blutplättchenzahl: 67000. Erythrocytenzahl: 3800000. 
Hämoglobin 56%. 

8. Oktober. Blutplättcehenzahl: 215000. Im Urin und 
Stuhl auch mit chemischen Proben kein Blut mehr nachweisbar. Ery- 
are el 4.000 000. Hämoglobin 63%, Färbeindex 0,8, Leukocyten- 
zahl 7600. \ 

10. Oktober. Befinden gut. Die Blutflecken sind bis auf Spuren 


geschwunden. Patient steht auf. 


1) Färbung nach Wright mit. Kaliumeyanid und Kresylblau. 
Die normale Zahl der Blutplättchen ist etwa 2—300 000. ` | 

2) Bestimmt nach Duke: Die aus einer kleinen Stichwunde 
austretenden Blutstropfen werden nacheinander alle Einhalbminuten 
auf einen Streifen Fließpapier aufgesaugt, bis die Blutung zum Stehen 
kommt, was normalerweise in ein bis drei Minuten zu geschehen pflegt. 


N —— 


eeki >t- T. AN Te mt u Ba EZ I 
» - =: ep TE ra - n 
2 Sg £ u Aa -a i hapa n SE 
r AE aey Saee r te - = 2 5 
A =. Crd 72 pamo =e S T N w. 
> Aura E 


ipina ti 
r = 
- . 
A] 


umaasa © - u. 


| 
Í 
i i 
i 
$ 5 b 12° 
MM; i 
| 
t 
T 
5 Bil 4 
i u in 3 
Wy 1% 
$ 9 5 
. i 14 
i t N 
t i I 
1 i 
’ 
ri P3 N 
Í ° Ii 
i + 
T A 
$ e] Ka 
í ! Ih 
(3 T i 
A i y ` i 
i ax 
l i i 
$ 
| - : $ 
! 5 5 i 
f 
“| ir I; 
d ' 
b 4 l v 
$ + 
y E K 
' HM |] 
A 4 
\ j? 
’ z 
Á i $ 
IM 
i i r; ki 
Í ) ‘ 
2 [] JO T 
E HE WI 
A p 
Í Ti | 
Bern . \ 
' . E 
IT 
’ $ 
i . i? 
i . - Hi 
zu f 1,4 $ 
IR | 
EEE r 
| te i 
g. j t i 
! i l 
pi | i 
0 ir i 
| a ee 
ii 
i ’ 1 7 
D ON H) 
p 
. E 
T k 
1.77 tI 
£ 1i 
. Ei 
ti 
A 


: ; x S 4 ; E a Å | ER EN 
1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. | sl 


N 

ße an | 
- 1. Dezember. 
NT DSSA a DN 


1244 


z = OR 


De, , 


12. Oktober. Blutplättehenzahl: 485000. Erythrocyten- 


| 2 P, 5 en = 
Am 8. November ist die Zahl der Blutplättchen. wiede au a 
zahl 4200 000. Urin hell, 2500 ccm. Specifisches Gewicht 1018. Pa- | 25000 gesunken. Hämoglobin 56%, Erythrocyten 3400000, Leuko a 
tient wird als geheilt entlassen. 


cyten 6300. Der Stauungsversuch ergibt nur spärliche, flohstichartige = 
Nachuntersuchung am 26. November: Befinden besser als vor der | Blutungen unterhalb der Stauungsbinde. Bei ‚starkem Beklopfen der 
Krankheit. Hämoglobingehalt 92%. Blutplättchenzahl 158000. Keine | Weichteile über dem unteren Homerusende entsteht jedoch ein deu- 
Neigung zu Blutungen. liches Hämatom. Die Blutungszeit noch immer verlängert: 15 Minuten, 4 
I. In.dem zweiten Falle handelt es sich um einen 58jährigen re De BD En a a 
Weichensteller, ebenfalls ohne hereditäre Krankheitsanlagen. Neigung 1 8 A| a 


zu euren hatte sich bis: vor wenigen Jahren niemals bemerkbar ge en N aufkelieng groß. Blutplättehenzahl am 
gemacht. 


Dr N ssenhaft Normoblasten und Brythro- 
NER. a cyten mit Jollykörperchen. ee sadu ee a 
Seit einigen Jahren jedoch fiel es dem Patienten auf, daß er ; d ENTE u run e 
bei den kleinsten Hautabschürfungen auffallend lan g e und | hat N EN ER dop Er aan 
stark blutete, auch daß er, wenn er sich nur leicht stößt, sofort R gv S BET. Ber i ER SE 
blaue Flecke bekommt. Seit Februar 1917 leidet er an starkem Das Gemeinsame der beiden Fälle ist, bei aller Verschieden- 
Nasenbluten, das etwa alle vier bis sechs Wochen auftritt und | heit des gesamten Krankheitsbildes, die auffallende und sehr weit- 
12 bis 18 Stunden andauert. Er hat dieserhalb wiederholt den Rat | gehende Verringerung der Blutplätt chenz ahl und 
NE en) sueetalt ee einemi paleng abre girona auch, aie otepa mit ihr a gusarima ang stehende. ns | 
ihn die wiederholten starken Blutverluste sehr schwächen und die Biutplätt en An m Palon a o | es j 
Neigung zu Blutbeulen seine Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt, sucht er T, T B T ESSEN A 

die Medizinische Klinik auf. zeit in vitro und einen positiven Ausfall des Stauungsversuches. 


A T X N A u Dr 
Bei der Aufnahme am 19. September 1919 zeigt der mittelgroße, gut Weil die Blutplättchenarmut, die „Thrombopenie“ bei diesen Fällen 
ernährte Mann zunächst keine auffallenden Krankheitserscheinungen. | IM Vordergrunde der Erscheinungen zu stehen scheint und nicht 
Körpertemperatur normal. An der Haut ist außer, einer allgemeinen 


als Folge oder Begleiterscheinung einer anderen Blutveränderung 
Blässe nichts bemerkbar. An Lungen und Herz nichts Abnormes. | aufgetreten ist, führen wir gegenwärtig an unserer Klinik, nach 
Auch keinerlei Zeichen von Arteriosklerose. Puls regelmäßig, von | dem Vorschlage des Oberarztes Prof. B. Frank, Krankheitställe 
mittlerer Spannung, 68 in der Minute. Abdomen nicht druckempfind- | dieser Art unter der Bezeichnung als „essentielle Throm 
lich. Leber ung Milz nicht vergrößert. Urin und Stuhl von normaler | p openie“, Der erste unserer medon Fälle entspricht dem 
Beschaffenheit. i : : RR | 
Die bestehende Neigung zu Blutextravasaten läßt sich jedoch akuten, der zweite dem chronisch rezi divierenden 
noch leicht nachweisen: Leichte Schläge mit dem Perkussions- Verlauf der Krankheit. 


hammer genügen, um große Blutunterlaufungen her- Zu dieser Krankheitsbezeichnung ist zunächst zu bemerken: 
vorzurufen. Nach Anlegung einer Stauungsbinde am Oberarm 


i In die verwirrende Mannigtaltigkeit der Krankheitsformen, die mit 
tritt unterhalb der Kompressionsstelle ein sehr charakteristisches Purpura- | gesteigerter Blutungsbereitschaft einhergehen, hat man, wie auch | 
exanthem auf. r EAS auf anderen Gebieten der Pathologie, sich bemüht, von verschie: 
on anne ergibi: ande Ob I Eryabrosy.en denen Gesichtspunkten aus durch systematische Einteilung und 
eukocyten 8600, darunter: neutrophi ymphoeyten 22 aus durch Systemalsci ogs er: 
große Mononucleäre 4, Übergangsformen 3, Eosinophile 2%. Blut- Gruppierung Ordnung und Übersichtlichkeit zu bringen. Vom ren 


plättehen 29000. Gerinnungszeit nur wenig verändert. klinischen Standpunkt aus hatte man erkannt, dab ihrem 
Der Blutkuchen retrahiert sich nicht. 


Blutungszeit er- | Wesen und ihrer Bedeutung nach vollkommen verschiedene Krank- 
heblich verlängert: Nadelstich blutet 19 Minuten. heitszustände mit den Erscheinungen einer „hämorrhagischen Dla- 

24. September. Gerinnungszeit des aus der Vene entnommenen | these“ einhergehen können, und den gut beobachtenden Ärzten 
Blutes: Beginn nach 10 Minuten, Ende, der Gerinnung nach 15 Minuten. blieben die Unterschiede zwischen einer Hämophilie und einem 

-Blutungszeit 24 Minuten. Blutplättchen 38000. Skorbut, einer einfachen Purpura und einem Morbus maculosus 
Am 30. September ohne besondere Veranlassung um i Uhr nach- | Werlhofi, den bei schweren Infektionskrankheiten und. Intoxl- 
mittags here Na Son pasni t enh mamponade der Nase mapande kationen, bei Ikterus, Urämie und bei schweren Blutkrankheiten 
irkung. ends werden ccm? einer oigen Na0l-Lösun 5 . . Bee 
ra iS infiziert, Darauf steht die Blutung für | Stunden, tritt auftretenden Hämorrhagien nicht verborgen. Sobald” man aber 


- 


alsdann wieder auf und dauert bis zum nächsten Morgen trotz Adrenalin- daran 81m6, die verschiedenen Zustände nach an u 
tamponade. Patient hat große Mengen, schätzungsweise 1/2 bis 1 1 Blut nischen Kriterien“ streng zu scheiden, ergaben sich Sehwieng: 
verloren. keiten, an denen alle systematischen Einteilungen bis jetzt ge- 
Blutplättchen 14000. | scheitert sind. Weder die Schwere und Dauer der Krank 
Erst am folgenden Morgen steht die Blutung nach wiederholter | heit, noch der akute, chronische, foudroyante oder rezidivierende 
Injektion von 10%iger Kochsalzlösung. 


Verlauf, weder die allgemeinen und. örtlichen Be gleit- 
Am 5. Oktober Blutplättchen 28000, Hämoglobingehalt51% | erscheimungen, das Vorhandensein oder Fehlen von Fieber, 
Erythrocyten S00 DRESSUR Bet: Blutgerinnung beginnt nach | das Auftreten von Urticaria und. Erythemen, Gelenkschwellungel 
einer Minute, endet nach ac inuten. k t s : NOMEN, Siora en 
/ Patient wünscht dringend von seinem immer wiederkehrenden ns Ödemen, N intestinalen Koliken und entzunde aa w 
Leiden befreit zu werden. Es wird ihm berichtet, daß auf Grund von sungen verschiedener Organe, weder die Größe ans oder 
neueren Erfahrungen die Möglichkeit einer Besserung durch Milz- extravasate, das Auftreten von Petechien, Ekony momi 
exstirpation besteht. Er verlangt nach dieser Operation, trotzdem großen Hämatomen, noch ihre Lokalisation an Hau | 
ihm ihre Gefahren nicht verschwiegen werden. | Schleimhäuten, am Kopfe und an den Extremitäten, im subeutanel 
Am 7. Oktober wird die Milz in der hiesigen Chirurgischen Klinik | Gewebe, in der Muskulatur oder im Periost, weder die Beteiligung 
durch Prof. Küttner entfernt. Das Organ ist nicht vergrößert und | des Zahnfleisches, noch das Auftreten von Nasenbluten, Blut- 
ar allen en nEn Ausstrichpräparat des | brechen, Melaena, Hämaturie oder hämorrhagischen Ergüssen i 
Milzblutes wimmelt förmlich von Blutplättchen, < 4 $; sess s \ en 
In den ersten Tagen nach der Operation ist das Befinden des den serösen Höhlen erwiesen sich als geeignet, Zusammengelö!® 


; 2 Ausa 1 
tt Mi ER: zu vereinen und seinem Wesen nach Verschiedenes zu tenka 
Patienten gut, am 11. Oktober tritt Fieber auf, es entwickelt sich eine 2 re Be- 
Bronchopneumonie. Am 17. Oktober muß die Öperationswunde an einer | 5° bedeutsam auch selbstverständlich für die Gestaltung UNS 
Stelle geöffnet werden, wobei sich mit Blut gemischter Eiter entleert 


urteilung des Einzelfalles alle hier erwähnten Momente FA 
Danach Entfieberung und rasche Erholung des Kranken. Die Wunde | Können. Und so wurde denn vieles nach äußeren Ähnlich Ö 
heilt plait urn Eee hrs T er unter der Bezeichnung als „skorbutoide Erkrankungen” ee 
ieben Stunden nac er Operation: 65% Hämo- | gefaßt, was weder mit dem echten Skorbut in Beziehung =" 
globin, 3600000 a 12000 Leukocyten, darunter 89% poly- | noch ntersinander dem ln war. SN; 
morphkernige, 55000 B utplättchen. Etwas weiter kam man cher Hinsicht, als man nebet 
Am 9. Oktober Hämoglobin 60%, Erythrocyten 3200000, Leuko- | q ee n man ın mancher 1 Gesicht: 

cyten 13000 mit 81% polymorphkernigen, 75000 Blutplättehen. | CE2 klinischen Erscheinungen die ätiologisoheh m 
punkte mehr in den Vordergrund stellte. Von diesen amre 


12. Oktober Hämoglobin 62%, Erythrocyten 3800000, 3 Normo- = ‚one Krank- 
blasten auf 100 kernhaltige Zellen, Leukocyten 10000 mit 77% hr man zunächst den Skorbut als eine in sich gesehlossen@ mien- 


morphkernigen, 100000 Blutplättchen. heitsform absondern, für die es, besonders nach den experi 
tellen Untersuchungen von Holst und Fröhlich, be A 9D 
gestellt angesehen werden kann, daß sie durch den Mann ihr 
gewissen „accessorischen Nährstoffen“ hervorgerufen wird, A 
konnte man auch die zweifellos durch Nährschäden Skorbut 
„Möller-Barlowsche Krankheit“ ohne weiteres als Ny 


Am 20. Oktober und 28. Oktober tritt wieder Nasenbluten auf 
das jedoch viel geringfügiger ist, als vor der Operation. ; 
Blutbefund am 30. Oktober: Hämoglobin 62%, Erythr 
3600000, Leukocyten 9000, Blutplättchen 60000. Patient klaut 
und wird am 31. Oktober nach der Medizinischen Klinik zurückverlegt. 


oe. - 
h NiS 3 a’ + 
a Fe” A - PM 
N N En 
-r 
2 t 


A 3 Ace 
u 2 m 
"F a R: b i 


Eos 
< r^ 
i» 


- 


| ; Digitized by Google 


si 

-Jd 
7 Br. 
mrp rs = rar 


= 


7. Dezember. 


des Wachstumsalters“ hinzurechnen. Man konnte ferner die 
Hämopbhilie als eine stets angeborene, in eigenartiger Weise 
vererbbare Anomalie von allen anderen Blutungsbereitschaften ab- 
trennen. Auch der Unterscheidung der im Gefolge von Infektions- 
krankheiten und schweren Blutkrankheiten auftretenden „deutero- 
pathischen“ hämorrhagischen Diathesen von den als selbständige 
Krankheitseinheiten aufgefaßten „idiopathischen“ Formen lagen 
ätiologische Gesichtspunkte zugrunde. | 
sich die Schwäche der rein ätiologischen Betrachtungsweise, die 
darin gelegen ist, daß wir als „idiopathisch“ nur die „krypto- 
genetischen“ Zustände zu bezeichnen pflegen, das heißt diejenigen, 
deren Ursache wir nicht kennen, und daß das Gebiet dieser Zu- 
stände jederzeit dadurch eingeengt werden kann, daß irgendeine 
früher unbekannte Ursache neu. ermittelt wird. Außerdem sind 
ja die Ursachen der Krankheiten vielfach komplizierter Natur, und 
man zieht es in neuerer Zeit nicht mit Unrecht vor, anstatt von 
„Ursachen“ von „Bedingungen“ zu sprechen, von denen nur bald 
die eine, bald die andere näher ins Auge gefaßt wird. Ob in der 
großen Gruppe der als „idiopathisch“ bezeichneten hämorrha- 
gischen Krankheiten, deren klinisches Bild alle Abstufungen und 
Kombinationen von der einfachen Purpura simplex und 
Purpura rheumatica bis zur schwersten Form der Pur- 
pura haemorrhagica und des Morbus maculosis Werl- 
hofii zeigt, nicht auch sehr verschiedenartige Zustände zusammen- 
gefaßt blieben, konnte auf diesem Wege nicht entschieden werden, da 
man die Ursachen dieser Krankheitszustände überhaupt nicht kennt. 
In neuester Zeit glaubte man nun weitere Anhaltspunkte 
für die Unterscheidung der hier in Betracht kommenden Krank- 
heitszustände dadurch gewinnen zu können, daß man bei ihrer 
Gruppierung vorwiegend das pathogenetische Moment zu 
betonen suchte. E. Frank gebührt das Verdienst, neue An- 
regung auf diesem Gebiete gegeben zu haben. Er ging dabei 
“von dem zuerst an der Duschschen Poliklinik in Heidelberg 
durch Brohm erhobenen und in der Dissertation von E. Krauß 
(1883) mitgeteilten, dann von Denys (1887) veröffentlichten Be- 
funde aus, daß in gewissen Fällen von hämorrhagischen Erkran- 
kungen die Zahl der Blutplättchen im Blute eine 


außerordentlich . weitgehende Verminderung erfahren kann. | 


.Hayem hatte diesem Befunde in seinem Werke über die Blut- 
krankheiten schon eine grundlegende Bedeutung beigelegt. In 

neuerer Zeit wurde er von Duke, Fonio und Anderen be- 

stätigt, wobei Duke namentlich auf den Zusämmenhang des 

Blutplättchenschwundes mit der verlängerten Blutungs- 

zeit hingewiesen hatte. Frank trennte nun sehr scharf die 

durch Plättechenarmut („Thrombopenie*) hervorgerufene 

Neigung zu Blutungen nicht nur von dem -Skorbut und der 
Hämophilie, sondern auch von den im wesentlichen durch Sch ä- 
digung der Gefäßwände entstehenden, in der Haupt- 
sache durch infektiöse Einflüsse hervorgerufenen „anaphylaktoiden“ 
Purpuraformen. Ir hob als eine besondere, wohl charakterisierte 
Krankbeitseinheit eine primäre konstitutionelle Form der „essen- 
tiellen Thrombopenie* hervor, die dem echten „Morbus 
maculosus Werlhofii* zugrunde liegt und einen kontinuierlichen 
oder intermittierenden Verlauf nehmen kann, und stellte dieser 
die „symptomatischen Thrombopenien“ an die 
Seite, wie sie namentlich bei den schweren Formen gewisser Blut- 
krankheiten (akute Leukämie, perniziöse Anämie) und Infektions- 
krankheiten (Typhus, Kala-azar, Pocken) sich einstellen können 
und die Ursache der bei diesen Krankheiten auftretenden ominösen 
Hämorrhagien werden. Er suchte darzutun, wie aus den bekannten 
Eigenschaften der Blutplättchen ihre Funktion bei der Dichtung 
der Gefäßwände und der Verhinderung des Blutaustritts abgeleitet 
werden könnte. Er machte es wahrscheinlich, daß die Entstehung 
der Thrombopenie auf einer Schädigung der im Knochenmark 
gelegenen Megakaryocyten beruht, die nach den Fest- 
stellungen von J. H. Wright als die Stammzellen der Blut- 
plättchen anzusehen sind, und entweder primär durch Gifte und 
sonstige Schädlichkeiten getroffen oder von anderen Knochen- 
markselementen, wie bei der Leukämie, überwuchert werden 
oaen Er führte schließlich Tatsachen an, die dafür sprechen, 
g ‚diese Vorgänge im Knochenmark in einer besonderen Ab- 
angigkeit von Vorgängen stehen, die sich in der Milz abspielen. 

H Die Trennung der verschiedenen Purpuraformen in zwei 
a auptgruppen, von denen die eine, die „anaphylaktoide Purpura“, 
z i eine toxische Einwirkung auf die contractilen Elemente der 
p arwandungen hervorgerufen wird und mit Infektionszuständen 
engem Zusammenhang steht, die andere, der idiopathische oder 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


Aber schon hier zeigte | 


symptomatische „Morbus maculosus Werlhofü“, durch einen 
Schwund der Blutplättechen bedingt und auf eine Schädigung 
ihrer Stammzellen im Knochenmark zurückzuführen ist, hat dann. 
Glanzmann noch viel gründlicher durchzuführen gesucht. Er 
glaubte, nachweisen zu können, daß ein durchgreifender Unterschied 
der beiden Hauptgruppen nicht nur in ihrem Wesen und ihren 
Entstehungstirsachen, sondern auch in der Gestaltung der klini- 
schen Erscheinungen, in dem Aussehen und der Lokalisation der 
Blutextravasate, wie in den allgemeinen und örtlichen Begleit- 
erscheinungen zu finden ist, und daß die klinische Trennung der 
Krankheitsformen sich mit der ätiologischen und pathogenetischen 
vollkommen deckt. 

In letzterer Beziehung ist Glanzmann zweifellos zu weit 
gegangen. Bei vorurteilsloser Prüfung der einzelnen Fälle läßt 
sich, wie neuerdings besonders Pfaundler und v. Seht an 
einem großen Krankenmaterial gezeigt haben, einwandfrei dartun, 
daß die Scheidung der hämorrhagischen Diathesen nach klinischen, 
pathogenetischen oder ätiologischen Gesichtspunkten keineswegs 
konform geht. Der erste unserer beiden Fälle kann in dieser 
Hinsicht auch als Beispiel gelten: in seiner ganzen Entwicklung, 
dem Beginn mit Schmerzen, Erythemen und Fieber, erinnert er 
an das Verhalten der anaphylaktoiden Purpura, in seinem weiteren 
Verlauf, dem Auftreten von Zabnfleischblutungen, Blutstuhl und 
Blutharnen, vor allem in dem Verhalten des Blutes entspricht er 
durchaus dem Bilde des thrombopenischen Morbus Werlhofii. 

Aber auch sonst sind die Ausführungen von Frank und 
von Glanzmann nicht unwidersprochen geblieben. Die Ein- 
wände, die Bessau gegen den Begriff der „anaphylaktoiden® 
Purpura erhoben hat, beziehen sich allerdings nur auf die Be- 
zeichnung, die mit einer präzisen Auffassung des Anaphylaxie- 


begriffs nicht gut in Einklang zu bringen ist. In der Sache selbst 


hält auch Bessau die Trennung der durch Gefäßveränderungen 
und durch Veränderung des Blutes bedingten Purpuraformen für 
gerechtfertigt. Auch Pfaundler und v. Seht betonen, daß 
grundsätzlich mit der Möglichkeit zu rechnen ist, daß eine hämor- 
rhagische Diathese einerseits durch Schädigungen, abnorme Durch- 
lässigkeit oder Zerreißlichkeit der Gefäßwände, andererseits 
durch Veränderungen des Blutes, im Sinne einer erschwerten 
Gerinnbarkeit, hervorgerufen sein können. Sie schlagen vor, „vas- 
culäre“ und „hämatische“ Blutungsübel zu unterscheiden. Vielleicht 


wäre es besser, diese sprachlich nicht einwandfreie Gegenüber- 


stellung durch die Bezeichnung als „angiopathisch“ und „hämato- 
pathisch“ zu ersetzen, an welche sich der Ausdruck „myelopathisch“ 
zur Charakterisierung der in letzter Linie auf eine Affektion des 
Knochenmarks zurückzuführenden Störungen anreihen würde. Bei 
der hämatopathischen Entstehung einer Blutungsbereitschaft wäre 
dann zweierlei zu unterscheiden: Die Störung des chemischen oder 
physikalisch-chemischen Vorgangs der Blutgerinnung (Koa- 
gulation), wie sie bei der Hämophilie, Cholämie und anderem nach- 
weisbar ist, und die mangelhafte Bildung des für den mechanischen 
Verschluß der blutenden Gefäße wichtigen Blutplättchen- 
thrombus, die die erschwerte Blutstillung bei der Thrombo- 


penie erklären kann. wu 
Im Hinblick auf die besondere Rolle,. die die Blutplättchen 


‘bei der Bildung des Thrombus spielen, muß es wohl von vorn- 


herein als sehr wahrscheinlich gelten, daß die Verarmung des 
Blutes an Blutplättchen, wo sie nachweisbar ist, für das Zustande- 
kommen einer Blütungsbereitschaft von entscheidender Bedeutung 
sein kann. Auch muß zugegeben werden, daß eine Thrombopenie 
keineswegs in allen Fällen gefunden wird, bei denen sich eine 
Neigung zu Hämorrhagien bemerkbar macht, und daß gerade in 
solchen Fällen, wo sie vermißt wird, wie bei den infektiösen 


Formen, viele Gründe für das Bestehen einer Affektion der Gefäß- 


wandungen sprechen. Trotzdem kann es: bezweifelt werden, ob 
eine strenge Scheidung der verschiedenen Purpuraformen nach 
ihrer angiopathischen oder hämatopathischen Entstehungsweise . 
durchführbar ist. Zunächst ist das bis jetzt veröffentlichte Tat- 
sachenmaterial dazu noch nicht groß und einwandfrei genug). Es 
ist noch sehr damit zu rechnen, daß die erhobenen Befunde viel- 
fach durch den Zeitpunkt beeinflußt sein konn'en, in dem die 
Blutuntersuchung vorgenommen wurde, was in Fällen, die so ver- 
laufen wie unser Fall 1, leicht irreführen kann. ` So spricht auch 
Glanzmann,davon, daß in den leichten Fällen von anaphylak- 


— 


') An meiner Klinik hat E. Frank bis jetzt etwa 25 Fälle von 


——— 


Thrombopenie sammeln können. Ein Teil dieser Fälle soll demnächst 


in einer Dissertation voa Pyszkowski veröffentlicht werden. 


1265 


ER A = En 
SR ENTIE SE TER en 


IT mag 


Te nn 
ET eg ee ae 1 


1246 


toider Purpura eine primäre Verminderung der Plättehen durch | 
eine regeneratorische Vermehrung überkompensiert werde. Auch 
sonst sind die Angaben noch vielfach sehr widerspruchsvoll. So 
wurde bis vor kurzem noch als feststehend angesehen, daß beim 
Skorbut, bei dem ja eine Schädigung der Getäßwände infolge 
mangelhafter Ernährung mit größter Wahrscheinlichkeit an- 
zunehmen ist, die Thrombopenie vermißt wird, wie’ das schon 
Hayem als ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal gegenüber 
der Purpura haemorrhagica angegeben hatte. In einer jüngst 
erschienenen Mitteilung zeigt jedoch Bierich, daß in schweren 
Fällen von Skorbut in der ersten Zeit neben einer parallel gehenden 
Abnahme der Erythrocyten und Leukocyten auch eine -sebr 
weitgehende Verminderung der Blutplättchen gefunden werden 
kann, die erst langsam in der Rekonvaleszenz wieder ausge- 
glichen und überkompensiert wird. In 20 schweren Fällen, die 
aus einer Gesamtzahl von 1343 Fällen von Skorbut ausgewählt 
waren, fand er in Zwischenräumen von je zehn Tagen als Durch- 
schnittszahlen: 19280, 24836, 156280, 194120, 345530 Blut- 
plättchen. Gewiß liegt es nahe, einzuwenden, daß es sich bei 
diesen besonders schweren Fällen um eine komplizierende Affek- 
‚tion des Knochenmarks handelte, die als eine Folge des Skorbuts, 
‘aber keineswegs als die Ursache der skorbutischen Blutungs- 
bereitschaft angesehen werden könnte. Und ebenso kann man 
die von Frank bei der Purpura variolosa gefundene 'T'hrombo- 
penie als den Ausdruck einer besonders intensiven myelotoxischen 
Wirkung des Pockenkontagiums ansehen, während man die sonst 
bei Infektionskrankheiten so häufigen Hämorrhagien auf die un- 
leugbar vorhandene angiotoxische Wirkung der Bakterienprodukte 
zurückführt. Aber immerhin wird durch solche Befunde die 
strenge Sonderung der Krankheitsgruppen nach dem Verhalten | mark. iUt 
der Blutplättehenzahlen sehr erschwert. Dazu kommt, daß in | das Zustandekommen der thrombopenischen Blutungen bei anderen 
den Erklärungen, die für die Entstehung der Krankheitserschei- | Zuständen, und schließlich der Nachweis, daß die Vorgange im? 
nungen bei den verschiedenen Formen der Purpura gegeben | Knochenmark in entscheidender Weise von der Milz’ aus beein: 
werden, doch noch sehr viel Hypothetisches enthalten ist. Das | flußt werden können, bedeuten einen Fortschritt unserer Erkenntnis, 
gilt sowohl für die rein mechanische Auffassung der Blut- | wenn auch manches noch durch weitere Beobachtungen und Er- 
plättchenwirkung, wie sie Frank vertreten hat, wie für die An- | fahrungen geklärt werden muß. N. A 
nahme von Klinger, daß der Blutplättchenschwund wie die Von den therapeutischen Konsequenzen wäre zunächst 
Durchlässigkeit der Gefäßwandungen auf chemische (proteo- | die Beeinflußbarkeit der Blutungen durch die Zufuhr des von Kocher 
Iytische) Wirkungen zurückzuführen sei. Wenn auch das Fehlen | und Fonio aus Blutplättehensubstanz dargestellten Coagulens; 
der ‚Blutplättehen für die Verlängerung der Blutungszeit, den | | lokal 


nügend beachteten Formelementes des Blutes mehr in den Vorder a 


Nager jasn 
iz aeg 
N u — a 


S E 
in. den blutbildenden Organen gelenkt, die uns ein Verständnis > 
für gewisse Zusammenhänge eröffnen und weitere Aufklärungen 
für die Zukunft erhoffen lassen. Daß innige Beziehungen zwischen ~ 
dem Blutplättehensehwund und der Blutungsbereitschaft in be- 
stimmten Fällen bestehen, kann nach solchen Erfahrungen, wie ~ 
die hier mitgeteilten, nicht mehr bezweifelt werden. Die schon = 
von Hayem gemachte Beobachtung, daß Gerinnbarkeit und 
Plättchenreichtum des Blutes nicht Hand in Hand gehen, daß da- 
‚gegen die Retraction des Gerinnsels und die Auspressung des 
Serums von dem Gehalt an Blutplättchen abhängt, hat eine Be- 
stätigung erfahren. Sie hat sich, wie schon Hayem hervor 
gehoben hat, als ein brauchbares diagnostisches‘ Mittel erwiesen, 
um die angeborene Hämophilie, bei der die Blutplättehen erhalten, 
aber die Blutgerinnung verzögert ist, von der Purpura haemor- = 
rhagica zu scheiden, bei der die Blutplättchenzahl verringert, aber 
die Gerinnungszeit nicht wesentlich verlängert ist. Die Aufstellung a 
des Krankheitsbildes der chronischen konstitutionellen „essentiellen 
Thrombopenie“ durch Frank, die Unterscheidung dieser „Pseudo- 
hämophilie“ von der echten Hämophilie, mit der sie vielfach als 
„erworbene“ -Form der Krankheit zusammengeworfen wurde, die 
Hervorhebung ihrer Beziehungen zu der besonderen Form der so 
genannten aplastischen perniziösen Anämie, die Frank als 
„Aleukia haemorrhagica“ von der Bierm er schen” perniziosen? 
Anämie vollkommen abgetrennt hat, der Hinweis auf die Ent 
stehung der Thrombopenie durch Schädigungen des Knochenmarks, | 

und die Bedeutung der analogen Vorgänge im Knochenmark für 


a 
pa ze a 


u — 
a u. 
3 dh Fe an P 
nen s 


l 
j) 


ern 
a 
2 er en 


- ee Zap en 
Tu eee er: N ie De a T 
Er u he Zu, = ren r tets] 
? EUER ALT ZT Ta ee -as _ — 


i un; ir. 
re TR t "vÒ Sa \ 
2 
í i hi Ad E 
i 1 | ; 4 
\ 2 u 
d 4 r M d i D 
i 1 I ORS) 
LÝ $ Kt lo : 
i “i “ > 
4 RL 
E y w i 
! i TE AAU: 
\ i. . 
i ' ank x i 
f 11. h ih i š 
IVA \ Als |- o 
(] : E u i z 
yr 
H AN man. i 
Bu p . 
E tj i 1] 
i | 1126] 
$ À | 
Bu His 
i nusiErib i Ad S 
i IpI Biere ` 
Pit pa 
(3 | d 
IE Y 
I | 
E | 4 ik > 
i i . j 
i $ i f x = 3 
$ i HYD P 
s . 
' TE Ss) } 
' | PRI 7 
t Miry è F 
'] |" ei; x 
a Sl 
PA D au, Y 
i A Hmi 
i IT 
i Í W 1 Bl 
t : sL thpt: *a* 
: ur jè 
: EUT [Tec 
TER 
: IP} i ra ts 
i in mM - 
è f Hui d . 
l MEH nian OR 
jl Hu MUS 
i ka i 
i l j ii HA 
y vi H 
; > w 
173 r n 
ILH i 
| | Ic y i 
i $ En 
i ANI v 
IT) THS 
n ana 
i i i Ag in . x 
ti u y nr 
| Eh p 
. i f VAIRE 
LE) } u 
i AAA 
BEET AE 
| Ile! M 
iA ng DE.» 
i j I: 4, 
v4 7 + 
ir 
N \ 
P TE wi RENT: 
a‘ rar, 
u. WT Dee 
ti f Na 6 
ie 24 tH \ 15 
+ b p 
r9 iui ANS 
KS 
| i t4 ” 
i i Hi TEY 
' 1 ! SRA 
i \ yT In 
La Í 
i Br BIETE x P 
(] b $ . v 1 
å Y RS] Pi hiy 
[i 5 i S A 
T ; tyt 
y 
AT A KUAS fA 
i | “i Ba Ioi i> 
f 4 j vius 
: i : E 
i ' ja m 
i £ lan 4% 
+ T 
i LLR HN 
t I8 ir 
E | lo TLN 
i i lat EH 
$ i = F "ib 
| BE a t 
i R ` nal: 
ji N d 
| = í - + DN 
o h o T AN + 
ie ir 
N wi N” 
4 i =! Ej AA Rii 
l HEN TEn 
\ a f Ki IN j“ 
ti 1 av In N: 
. Pr 4 1 ) Eat, 
N TE C UR 
E17 1) u W. E 
í DA i PL 
x i : Í > DA 
ir a A A 
i Pi BER 
“ pai ki Ft 
d Bioti 
i PSN Ny s 
i Å N vn. 
l Ta 
Q 
i 5] W IM S 
\ I x | Mi 
J 2 f f 
fy 1 ji ZN A 
| \ . art} 
> Pu 
* a: 
1 p 
i i - "i 1 9 Í 2% 
N À EN TEN 
£ N) 11 tTa 
R N. in 
pi $ m 
Ir 42a ihr $ 
i iR Ày 
(ARS o id 5 4 kn E 
ę 4 D 
{ "s 7 
i ‘ t Mery 
- LE 
\ I AA 
} (SM 
A K 8 i K. T 
k = i JIES 
4x E th Al. 
His | i 
TB E t y 
% Upa 1 
el o 
i KNN 9 FAR 
ir Pe HEAL.. 
. 
be ` s vu 
» t i 
t 4 Tia 
t di 
em. E jA 
4% 4% d 
IE va Sol 
í r 
i í f 
J ik. 
1 
á ` i} 
PR y HEE i 
N iia 2711, 
w 241; a 
LESS; I \ 
PATTA ‘ if 1 
ig dar N 
DE IRRE EN. 
Mar tsn U. B 
TAA i i 
v 1 $ t 
l LE $ 
A) e) ' 
Deity ii A R 
) N 
3 - 
Er m 
N l $ 
H Yu 
“ . 
À LT Y 
N 


hervorzuheben. Daß di ittel sich bei lokaler Applikation als 

Umfang und die schwere Stillbarkeit traumatischer Blutungen ver- | Bjutstillungsmittel a ne sen none m 

| antwortlich gemacht werden kann, so deutet das spontane Auf- | unserem ersten Falle schien es nach intravenöser Injektion wie im 

ji treten der Blutextravasate und die auffallend leichte Vulnerabi- | einem ähnlichen, von Fonio mitgeteilten Falle, den ganzen 
a lität der Gewebe doch mehr auf eine Schädigung der Gefäßwände | Krankheitszustand günstig beeinflußt zu haben, Der Patient selbst 
FIN] hin, die manche Autoren, wie z. B. Morawitz, als die uner- | empfand die Wirkung geradezu als „zauberhaft“, Die Blutung 
Ki läßliche Vorbedingung aller hämorrhagischer Diathesen hinstellen | verringerte sich nach der ersten intravenösen Injektion und hörte 
IE zu müssen glauben. Schließlich ist nicht in Abrede zu stellen, | nach der dritten vollständig auf. Die vorsichtig ausgeführten In- 
; daß Gefäßwandschädigungen und Blutveränderungen sich gegen- | jektionen wurden anstandslos vertragen. Trotzdem möchte ich 
seitig beeinflussen können und daß sie in vielen Fällen’ als koordi- | diese Beobachtung einstweilen nicht für besonders beweis 

nierte Folge der gleichen Schädlichkeiten hervorgerufen sein ö 


können (W. Schultz). So ist z. B. die Störung der Blut- 
gerinnung, wie sie bei der erblichen Hämophilie anzunehmen ist, 
in letzter Linie wohl auf eine fehlerhafte Lieferung der Gerinnungs 
fermente seitens ‚der Gefäßendothelien zurückzuführen. 


Im Grunde genommen muß zugegeben werden, daß als Ein- 
teilungsprinzip die pathogenetische Betrachtungsweise vor der 
klinischen oder ätiologischen keinen wesentlichen Vorzug hat. Es 
ist keine bessere, nur eine andere Methode des Vorgehens. 
Damit soll aber nicht gesagt sein, daß die neueren Arbeiten auf 
diesem Gebiete keinen Fortschritt bedeuten. Es ist hier nicht 
anders, wie auf anderen Gebieten der Pathologie: Jede Einteilung 
und Gruppierung von Krankheitszuständen entspricht zunächst 
nur unserem didaktischen Bedürfnis, es gibt kein einziges Krite- 
rium, das an sich eine einwandfreie Einreihung aller vorkommen- 
den Fälle ermöglicht, und so hat kein Einteilungssystem grund- 
sätzlich vor dem anderen etwas voraus. Aber jeder neue Gesichts- 


was \ erwarten kann, auch da beobachtet werden, wo von einer I 
punkt kann neue Einblicke in die Erscheinungsformen gewähren, | therapie im engeren Sinne nicht die Rede sein kann. 50 E 
und so kann jede veränderte Betrachtungsweise einen Fortschritt | z. B. in unserem zweiten Falle auch die Injektion der hypertone 
bedeuten, sofern sie geeignet ist, gasae anni: durch An- | Kochsalzlösung als ein durchaus wirksames Blutstillungsmi Er 
regung zu neuen Fragestellungen zu fördern oder für unser prak- Wichtiger sten ‘die Möglichkeit haben, em 
tisches Handeln, sei es Im bezug auf Diagnose oder Therapie, Blutplättchenman g el a es, entgegenzutreten, der 
OU ogHandhabSutszu Dielen. Ei S | einen nachhaltigen Einfluß auf die thrombopenische Blutt 
Aus solehen Gründen dürfen wir die neueren Arbeiten über | bereitschaft auszuüben vermag. Als ein solcher erweist SICH 
die hämorrhagischen Diathesen gewiß als wertvoll bezeichnen. | Exstirpation der Milz. HIT 


N: 
eh - (Schluß folgt) E 
TO Kerr“ a . 


kräftig halten. Es könnte sehr wohl die Injektion’ ZU 
mit einem spontan einsetzenden Wiederansteigen der’ Blu r 
plättchenzahl, einer „Blutplättehenkrise“ zusammengefallen Seil, 
wie sie bei der akut verlaufenden schweren thrombopenischa 
Purpura. vorkommt und einen plötzlichen Nachlaß. aller 
Krankheitserscheinungen einleiten kann. Ob überhaupt das 
im . Coagulen enthaltene Extrakt, auch wenn es die Bu 
fischen gerinnungsbefördernden Substanzen der Blutplätichen si a 
hält, die intakten Formelemente der Blutplättchen” bel der B ba 
stillung zu ersetzen vermag, kann fraglich erscheinen: uag 
hat es überhaupt in Zweifel gezogen, ob die Wirkung hen 
Coagulens bei der Blutstillung auf seinen Gehalt an Blutplätte S ; 
zurückzuführen ist, und wenh auch Fonio diesen Binya 
zurückzuweisen sucht, so ist doch nieht zu bestreiten, dab. T 
liche vorübergehende Wirkungen, wie man sie von eimerig ae 
venösen Zufuhr einer wirksamen Substanz von vornherein 2 


nr ae 


- 
RE ud 
~ TE X 
tie 7 Pe m 
. er, á e 5 
ar a 
TE . ER 7 f 
Infe Pa m 
= a . 
- S 
N. --, 


A - -Digitized by Google 
3 r ei u n Fer ` 
go s < T N a 


» 


? 
Ya 
T 


3 


A N 
-pa rer 1 


P. DT o e 
wi At A > 
a 


HR | 
tà 
a S 


ip. INN 
. N Ki M 


tb w 

boa Y 

a Fir. 
. . La 


ist die Periode ohne Einfluß auf die Kopfschmerzen. Psychische 


7. Dezember. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


Abhandlungen. 


t 


Aus der Chirurgischen Universitätsklinik zu Leipzig 
(Geheimrat Professor P ay r). 


Elfiähriger Dauererfolg einer Ventrikeldrainage 
| bei Hydrocephalus. | 


Bemerkungen über „Liquor“druck entlastende Eingriffe. . 


Von 
E. Payr. 
(Mit 6 Abbildungen.) 


Im Jahre 1907 begann ich in Greifswald Versuche über 
Ventrikeldrainage bei Hydrocephalusinternus. 
Mein Heilplan. war, den Abfluß des in den Seitenkammern des Ge- 
hirns aufgestauten Liquors in die venöse Blutbahn zu leiten. 
Ich hielt und halte diesen Weg für den von der normalen und 
pathologischen Physiologie vorgezeichneten; er- paßt vor allem 
für jene Fälle, in denen man eine Störung der normalen Resorption | 
der Gehirnflüssigkeit annehmen kann. Allerdings ist das Verfahren 

. technisch schwierig und bei großen Wasserköpfen des frühen 
Kindesalters nicht ungefährlich. Immerhin haben wir einige 


schöne, andauernde Erfolge erzielt. 


Für alle Fälle von Hydrocephalus ist die Ventrikeldrainare 


gegen die Blutbahn, ob man nun den Längsblutleiter oder die 
Vena jugularis communis beziehungsweise facialis communis 


-= wählt, nicht anwendbar. 


Sie muß Bedenken begegnen, wenn ein erworbener Hydro- 
cephalus auf entzündlicher Grundlage vorliegt. Dann erscheint es 
gewagt, die möglicherweise schädliche Stoffe enthaltende auf- 

. gestaute und deshalb in reichlicher Menge vorhandene Gebirn- 
flüssigkeit in die Blutbahn abzuleiten *). In solchen Fällen habe 
ich eine Drainage der Ventrikel gegen sämtliche resorptions- 
bereiten Räume und Gewebsspalten an Hirnoberfläche und Schädel 
ausgeführt. Als Drain wurde eine in Formalin gehärtete Kalbs- 
arterie- verwendet, deren eines Ende in den einen Seiten- 
ventrikel eingeführt wurde, während ihr anderes mit dem Sub- 
nn Subdural- und Epiduralraum in Verbindung gebracht 
wurde. | 

Der nachstehend von mir im Jahre 1908 in Geifswald ope- 
rierte Fall von schwerem mit-hochgradiger Stau- 

ungspapille einhergehende Fall von Hydrocephalus wird den 

Beweis für die Dauerwirkung dieser Ventrikel- 


‘drainage, wie ich glaube, einwandfrei erbringen. 


Krankengeschichte: Anna S., 16 Jahre, aufgenommen 
am 6. Oktober 1908 in die chirurgische Klinik zu Greifswald. 

Anamnese: Im Juli 1908 bemerkte Patientin, daß sie ge- 
legentlich doppelt sehe; gleichzeitig vermehrten sich bis dahin leichte 
Kopfschmerzen, an denen sie angeblich seit frühester Kindheit litt, 
zu unangenehm empfundener Stärke. In den ersten beiden Wochen 
traten Doppelbilder nur zeitweise auf, dann waren sie andauernd 
vorhanden. Jedoch hat sich die Kranke schon etwas an sie gewöhnt, 
sodaß sie weniger störend empfunden werden. ! | 

‚. Die Kopfschmerzen traten anfallsweise auf, waren 
wiederholt von Erbrechen begleitet. Der erste derartige Anfall 
war zu Ostern des Jahres 1908 aufgetreten. Schwere, jedesmal von. 

rbrechen begleitete Anfälle von Kopfschmerz wurden im Juli, 
August und September des Jahres je einmal verzeichnet. | 

Der Zustand hielt jedesmal drei Tage an; die Patientin mußte 
das Bett hüten, war völlig appetitlos, litt unter den quälenden 
Schmerzen schwer. Nahrungsaufnahme hatte auf das Eintreten des 
Erbrechens keinen Einfluß; es erfolgte meist bei nüchternem Magen. 

Schwindelerscheinungen fehlten auch während der 
Anfälle. Das Sehvermögen war nicht herabgesetzt. 

Seit Juli des Jahres wird auch über Sausen im rechten Ohre 
geklagt. Seit längerer Zeit, etwa seit einem Jahre, bestelit leichtes 
Zittern der Hände und auch des Kopfes, auch wenn sich die 
Kranke Mühe gibt, ihn ruhig zu halten. In letzter Zeit sind mehr- 
fach auch Rückenschmerzen aufgetreten. 

s Aus der Familienanamnese wird erhoben, daß eine 
Tante nervös ist, zeitweise in einer Anstalt untergebracht werden 
muß, Die Eltern sind gesund, eine Schwester schwächlich. 

Die Patientin selbst hatte Masern, Röteln, Scharlach, jedoch 
ohne Komplikationen. Menstruiert seit dem 13. Lebensjahre; jedoch 


Veränderungen haben die Angehörigen bisher niemals bemerkt. Der 
d 1) Auch bei Hirntumoren ergeben sich natürlich dieselben Be- 
enken, ' | 


verschlechtert. 
j Befund: Gut entwickeltes, munteres, ganz gesund aus- 


sehendes Mädchen, das schnell und intelligent alle Fragen be- 
antwortet. _ a) EP 
Kopfbildung symmetrisch. Größter Umfang 56 cm. Am 
Schädel ist. äußerlich nichts Abnormes festzustellen, die Zähne sind 
gut, am Hals fehlen Drüsenschwellungen. | l 

| Augen: Pupillen mittelweit, reagieren direkt und konsensuell 
und bei Akkommodation ‚prompt. Cornealreflexe normal. Oculo- 


Nystagmus. 

Augenhintergrund:  Hochgradige Stauungspapille 
(6 Dioptrien s. u.), sehr starke Füllung und Schlängelung der Venen, 
beiderseits gleich. Der Visus erscheint bei einfächer Prüfung n cst 
herabgesetzt. Das Gesichtsfeld ist nicht eingeengt. (Univer- 
sitäts-Augenklinik Greifswald.) Trigeminus, Facialis, Hypoglossus 
ohne krankhaften Befund. Gehörvermögen beiderseits gut. 

Mäßige Vergrößerung der Schilddrüse; . Halsumfang 33 cm. 
Lungen und Herz ohne krankhaften Befund, Puls 88 regelmäßig, 


' kleinschlägigen Tremor des Kopfes und der Hände. Bei beab- 
sichtigt ruhiger Haltung des Kopfes nimmt. er zu und erstreckt sich 
auch auf den Rumpf; die Beine bleiben jedoch dauernd frei. 
Sehnen- und Periostreflexe der oberen Gliedmaßen leb- 
haft, keine Sensibilitätsstörungen, kejine Muskelatrophien. Stereo- 
gnostischer Sinn erhalten. Die Muskulatur der unteren Gliedmaßen 
ist kräftig, die grobe Kraft beiderseits gleich und normal. 

Die Patellarsehnenreflexe sind beiderseits stark ge- 
steigert, Andeutung von Klonus, Achillessehnenreflex sehr 
lebhaft, kein Klonus. | Ä 2 

Am 8. Oktober 1903 wird die Ventrikelpunktion 
(Payr) in Äthernarkose ausgeführt. Am Bregma 2 cm von der: 
Mittellinie entfernt wird mit elektrisch betriebenem Drillbohrer 
ein Loch durch das Schädeldach gebohrt. Eine Lumbalkanüle 
wird eingeführt und gelangt in 514 cm Tiefe in den Seiten- 
ventrikel. Es strömen unter starkem Drucke 40 cem völlig klaren 
Liquors ab.. Dann erst wird die Tropfenfolge langsam. Die Nadel 
wird zurückgezogen. Die Patientin ist auffallend blaß geworden, 
erholt sich aber nach ungefähr 10 Minuten wieder. 

Übelkeit nach dem Erwachen aus der Narkose; der Kopf- 
schmerz ist geschwunden. Die Untersuchung mit dem Augen- 
spiegel vor der Operation hatte rechts und links eine Stauungs- 


papille von 6 Dioptrien Niveaudifferenz ergeben. 11, Stunden 


nach der Ventrikelpunktion rechts und links 3—31%, Dioptrien, 
also überaus raschen und erheblichen Rückgang 


der Stauungspapille. Zugleich wird das völlige Ver- 


schwinden der Abducenslähmung festgestellt. 

Acht Stunden nach der Operation ergeben sich rechts 4, 
links 334 Dioptrien als Höhenwerte der Stauungspapille. 

Die Abducenslähmung ist wieder nachweisbar. | 

Die Kopfschmerzen sind auch wieder da; ihre Wiederkehr 
fällt mit jener der Funktionseinstellung des M. rectus lateralis 
zusammen (Doppelbilder). Schon am folgenden Tage, 9. Oktober 
1908, ist der Zustand ganz derselbe, wie vor der Ventrikel- 


punktion. 


Lokalanästhesie)' de Lumbalpunktion zwischen 
zweitem und dritten Lendenwirbel gemacht. | J 

Es fließt klarer Liquor, dessen Untersuchung nichts 
Abnormes ergibt, in sehr rascher. Tropfenfolge und unter hohem 
Drucke ab. Nach Entleerung von etwa 25 cem ist der Überdruck 
beseitigt und wird die Nadel zurückgezogen. Wir lassen wieder 
515 Stunden nach der Punktion augenspiegeln. 

Es fanden sich rechts 4, links 45 Dioptrien als Maß der 
Stauungspapille. | I i 

Gleich nach der Spinalpunktion sind die Doppelbilder 
geschwunden; sie traten jedoch schon nach einer Stunde 
wieder auf. Nachmittags wieder heftige Kopfschmerzen, wie ge- 
wöhnlich. l | 
Die in den nächsten Tagen noch zweimal wiederholte Unter- 
suchung mit dem Augenspiegel (14. und 15. Oktober) ergibt 
rechts 2, links 37% Dioptrien, das zweitemal rechts 3, links 
3% Dioptrien. 

Es ist jedoch in den nächsten Tagen doch eine deutliche Besse- 
rung vorhanden, indem die Doppelbilder zeitweilig ganz ver- 
schwunden sind, die Kopfschmerzen sind allerdings noch häufig. 


| Schlaf ist gut, über Herzklopfen wird nicht geklagt. Die Ernährung 
ist gut geblieben, das Aussehen hat sich seit der Erkrankung nicht 


motoriusfunkticn gehörig; linksseiige, Abducensparese; kein 


Bauchorgane normal. Bei genauerer Beobachtung bemerkt man einen 


Am 13. Oktober wird deshalb (wie bei uns stets üblich unter 


sr 12". 


FR 7 - 
ze ae 
Tea” 
ee ~ in ES 
TF EEE a 


- 
a 


ee 


u men 
. re; p Du oa 
N. oZ? O Atur 
wot miei = = m oe enger 
a Ti 
ER Ser ur en) Sale X 


~ 


E RE 


.-- 
aon’ mæ a Me 
ee: i 


ë 
b 
ae R 
j ` 
fi > 
kos . 
n 
SA: hi 
Hr j 
\ Bu. 
O ' i ol . 
on ee 
. nig Li hi s 
j a. la ret RH 
we a 
ee Be > AR 
ie? ` ? v Aii 
D T K4 Aea ot ht 
F e 
e a Pe zn aae 
7 Tu $ a 
ered g er ur 
i ii ; ge FEN. 
Poa a he 
7 N t EA Loig a Rt 
; il, A f . 
iad iS -i SM Den 
in - a'i i 
I * 4 DEN d Al 
re at Rau va 
ti bs 
ki 1 se Kt 
1 3 „te Er z? 
i N 
p! i SSi 
2; we ee 
I. E AN a len = 
O o B ot 
ee ar 
ae N ; ; 
od zur f Pury 
: 4 on. 
K 4 N ; XY’ 
k H y 
ee L 
5 .' oe 
i tá th 
+ i is 
Br ` i 
e | 
i 9 pa 
foa 1 i 
a E 
un " ö 
mi i “ 
m en 
s , d 
i) ‘ re 
i } , 
ee a: 
l . 
\ 
! k 
1) 2 z 
$ i $ 
nie L i 
5 Be 
ar R 1 aS 
I 
| R 
Ki 
p 
j 
a y 
E g 
À . 
gA m. 
š 3 = „Ai 
R w fun 
` Fy nt 
’ Se en 
` i A 
| 
$ s Br \ 
oo = 
ai 
03 
I “ o 
N En: 
ra Nat, 
Bi iM m 
tat > 
En È 
A n A Fu” 
A 


1248 55° 4919. MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.49. -= T. Deiember, 
. m ne  —, ,  , ,  . ,. , ,,, ,—— , , — ,  ,  , ,  e  _ mm >>> >79, — E a ae : : = mamma 


lassen, kommt jedoch am 28. Oktober 1908 wieder zur Aufnahme. 
- "Nach der letzten Punktion sind die Doppelbilder ausgeblieben, die 
Kopfschmerzen haben sich aber bald in voller. Höhe wi 


©: reagieren prompt. 


b 


Zunge wird gerade vorgestreckt. 


= Hautperiostknochenlappen bricht genau in der. Sagittallinie ein. 


| befinden: ist 
‚nicht geändert, das Aussehen ein gutes, - ; | 


_kehr zu normalen Verhältnissen ankündigt oder den Beginn einer 


‚bei grober. Prüfung nicht eingeschränkt. Die Lidspalte. beiderseits 
-normal 


 Augapfel ist nicht vorgetrieben. 


‘stärker, als früher. 


l =: aan 
ntin für einige Tage ent- 


- sn 


Am 17. Oktober 1908 wird .die Patie sondě (siehe Abb. 4) unmittelbar nach Herausziehen des Troikarts 
in. den’ von diesem geschaffenen Kanal bis. in die rechte Seiten- 
kammer vorgeschoben. Sofort‘ fließt. Liquor noch- immer unter ' 
| starkem Druck aus ihrer Lichtung ab. Die Kalbsarterie war ge- 

- nügend: lang gewählt worden; im Niveau des Duraschlitzes erhält - 
'sie ein seitliches Fenster, wird Jurch eine Catgutnaht -befestigt. - 
Das noch 2 cm epidüral vorragende Ende der- Arterie wird nach 


| eder gezeigt 

und: sind seither unverändert geblieben. Das Allgemein 
.Befund bei der Wiederaufnahme: Die Pupillen 

sind ungleich, die linke erheblich weiter, als die rechte, sie 


vorn und gegen die Mittellinie umgesehlagen und schräg abge- R 
| N a ua nie aen |. Schnitten, wieder unter die an zweiter Stelle geschlitzte Dura ` S 
inent, 6 Dioptrien. Jedoch a eonte D weniger ge, | @iehe Abb. 2) bis in unmittelbare Nachbarschaft der Falx major. . | 
:  rötet als früher: die Grenze ist deutlicher erkennbar, die f rüher ‚geschoben und mit ersterer durch eine zweite feine Catgutnaht . 
festgestellte. Verwaschung etwas gebessert. - Ob dies eine Rück- vereinigt (siehe. :Abb.-5). A pr 


Sin, sagitt. super. 


Schnervenatrophie, vermag der augenärztliche Kollege nicht sicher 
zu entscheiden. Visus gegen früher nicht vermindert, Gesichtsfeld 


weit, die -Augenbewegungen allseits frei und normal;. der 
Der Tremor des Kopfes wechselt. 
zwischen rechts und. links; die 


i 


Am Facialis kein Unterschied 


Das kleinschlägige Zittern der Arme und Hände ist eher 


= Da es sich offenbar um einen subakuten, mit hohen 
Druckwerten einhergehenden Hydrocephalus in- 
ternmus. handelt, wird beschlossen, die Ventrikeldräinage aus- 
zuführen. =. 4 i Saa | 
-. Operation am 31. Oktober 1908 (Payr). Äthersauerstoff- 
narkose +- 0,01 Morphium. Umschneidung eines von der Kranz- 
naht halbierten 6 cm langen, 4 em breiten, die Mittellinie um 1 cm 
nach links überschreitenden rechtsseitigen Haut- und Periost- 
lappens (siehe Abb. 1). Nach Zurückschieben der Beinhaut An- 
.bohrung des ’Schädels an der Lappenbasis mit der Kugelfräse 
und Anlegung einer tiefen Knochenrinne mit der Borchardt- 
schen Pflugfräse; Durchmeißeln der noch stehengebliebenen Ta- 
bula vitrea mit feinem, messerscharfem Meißel. Der aufgeklappte 


x 
wen 


Be Ab 
. . Der Knochenlappen. wird in.der: Mitte seiner vorderen und 
hinteren Kante mit schmaler Höhlmeißelzange. halbkreisförnig 
‚ausgekniffen (siehe Abb; -6), in seine natürliche‘ Lage zurück- 


‚gebracht; die Hautwundränder werden durch die Naht vereinigt. 


= Verl auf: Am Nachmittag des Operatiónstags etwas Übel- 
keit als Narkosenachwirkung. 0.0... en 
= _1. November 1908. Verband etwas ‚von Liquor durchfeuchtet. 
Die’ Kopfschmerzen sind ganz geschwunden, die Papilleuhöhe be- 
trägt 3 Dioptrien, ist also sehr deutlich zurückgegangen... - _ 
_ _ 2. November 1908. Verbandwechsel, kein Tiquorabfluß. Die 
Wunde ist vollkommen reizlos und trocken. ` 0 00O 00 
_ 4. November 1908. Die Kopfschmer zen haben voll- 
ständig aufgehört. Die Papillenhöhe beträgt beiderseits unter 
2 Dioptrien, also weniger als Imm.. . .. 2... _ Br 
: Am 6. November werden die Nähte entfernt; die ‚Wunde A i 
reaktionslos verheilt. Kopfschmerz, Tremor, Übelkeitsgefühl, ‘Bree J 
neigung sind vollständig geschwunden, und wird die Patientin MD 
völlig beschwerdefreiem Zustand am 17. November 1908 entlassen. 
Unsere Kranke ist seither völli ggesund gebli eben 1 
` Im Herbst 1919 hatte ich Gelegenheit, eingehende Nach- 
richten über den Verl | 


| I auf während der vorübergegangenen olf ' 
| Jahre zu erhälten. ` re TOTUN 


Die Patientin teilt mir mit, daß ihr Befinden seit der Ope- 
ration im Jahre 1908 stets 'ein unverändert gutes gewesen ist, das 
Doppelsehen vollständig und dauernd. aufgehört hat, ein zu 
des Kopfes und der Hände nie mehr bemerkt. worden sei, Kopt 
schmerzen von ganz kurzer Dauer nur gelegentlich eines schroßen 
‘Temperaturwechsels auftraten. Patientin fühlt-sich vollständig 8% 
sund, was auch von ihrem Hausarzte’ bestätigt. wird. , | 

_ Der augenärztliche Befund des Herrn Kollegen Dr. D 2 
in Stolp vom 20. Oktober 1919 lautet: Visus rechts 5/5 ABER 
‚links 5/15 p — 2,0 5/5 (also mit entsprechender Korrektur nn | 
Sehschärte). Pupillen ohne Besonderheiten. Motilitä} Fa 
Besonderheiten. Augenspiegel rechts’ obne Besonderheiten, 
links nasal leicht verwachsene Papillengrenzen,.& efähe Teiche 
gescheidet, keinerlei frische Erscheinungen (abgelaufene Neun oa 
Man ist also wohl berechtigt, zu sagen, daß die Patientin Y = 
ihrem mit. schweren Erscheinungen ein die 
gehenden Hydrocephalus internus dureh g 
vor elf Jahren ausgeführte V entrikeldraintg 
mit Kalbsarterie dauernd geheilt, ‚vor den Mes 
teiligen Folgen dieser Erkrankung beson 
für das Augenlicht bewahrt worden ist. sch 
age in N pror ntiger oma ug: STATUE de Formols | i Wir haben diesem- an sich sehr erfreulichen er A 
mit Ammoniak, steriles Wasser. Härtung in an Konzentration ; glau j jo j ichte noch mane 
steigendem Alkohol, bis zu völliger Entwässerung, ‘Xylol, “Paraffin. | a ee u a. u Zu 


Abb. 1: - - Abb.2. © © Duraschlitze. 

Der Sinus longitudinalis liegt vor; er besitzt sehr starke. 
Lacunae laterales, in die durch Stauung sehr erweiterte Dural- 
venen einmünden. (siehe Abb. 2. ` l | Erz % 

Zwischen zwei solchen Venen wird die verdickte harte Hirn- 
haut und die deutlich verdichtete, von etwas sulzigem Ödem er- 
füllte Arachnoidea incidiert. -Die Ventrikelpunktion ergibt in 


Abb. 3. | 
Aluminiumtroikart mit Zentimetereinteilung. 


| 519 em Tiefe Liquor. Einstechen eines Aluminiumtroikarts von 
3 mm Dicke (siehe Abb. 3) Der Liquorspritztinhohem 


Strahle heraus, das Troikart wird sofort durch Wiederein- 
schieben des Stachels verschlossen. 


Abb. 4. 


Nun wird eine gleichfalls gut 3 mm dieke ‘in Formalin ge- 
härtete, paraffingetränkte Kalbsarterie *) mittels einer Führungs- 


1) A, tibial. ant. oder poster., auf Glasstab aufgezogen, mehrere 


zufügen. 


E 


x 


Eingriffe bei Hirndruck 


versetzen. 


schöpferische Tat gehaltenen Balkenstich. 


"Unsere Bestrebungen hatten damals dasselbe Endziel, gingen 
aber ganz andere Wege. Der Balkenstich war der einfachere, 
technisch leichtere, im Vergleiche zur Wasserkopfdrainage gegen 
die Blutbahn entschieden ungefährlichere; es ist daher ganz natür- 
lich, daß er rasch seinen Weg gemacht hat. Leider muß fest- 
gestellt werden, daß er auch heute sich bei vielen Chirurgen noch 
lange nicht jener Wertschätzung erfreut, die er verdient. Als Ur- 
sache hierfür sehe ich an, daß einmal die Technik noch gewisser 
topographischer Verfeinerungen und Eirleichte- 
rungen!) bedarf, um auch von dem in solchen Operationen 
weniger Geübten mit dem Gefühle der Sicherheit ausgeführt zu 
werden; es müssen ferner jene Fälle näher bezeichnet 
werden, für welche der Balkenstich nicht paßt, es 
muß dem Praktiker gesagt werden, woran er gegebenenfalls noch 
während des Eingriffs erkennen kann, daß er von seinem 


Vorhaben abstehen soll. 


= Eine in allernächster Zeit erscheinende Arbeit soll sich mit | 
diesen Fragen eingehender beschäftigen. Ich hoffe, daß sie die 
sicher nicht zahlreichen, aber doch gelegentlich gemeldeten un- 
angenehmen Komplikationen dieses so segensreichen Eingriffs 
noch seltener werden läßt. Eine andere Ursache ersehe ich in 
der Besorgnis mancher, daß sich die Öffnung im Balken- 
dache früher oder später wieder verschließe und das 
Sıcherheitsventil für Ventrikelüberdruck seine Wirksamkeit cin- 
büßen könnte. Über diese Frage sind die Akten allerdings noch 
nicht geschlossen, doch haben sehr schöne Präparate Antons 
das Offenbleiben der Balkenlücke völlig einwandfrei 
erwiesen; auch wir verfügen über einen derartigen beweisenden 
Fall. Bei wachsenden Hirntumoren mit Substanzver- ` 


schiebung ist natürlich mit dieser Möglichkeit zu rechnen! 


Aber es wird auch da auf die richtige Auswahl der Fälle 


ankommen. Man soll eben den Balkenstich bei Hydrocepha- 
aus- 


führen! Auch damit wird sich die angekündigte Abhandlung zu 


lus und nicht bei (trockener) Hirnschwellung 


beschäftigen haben. 


Unsere genau geführte klinische Krankengeschichte 


gibt völlig klar den Befund eines subakuten, aber doch ziemlich 
Wäre sie in den 


letzten acht Jahren abgefaßt worden, so hätte sie sicher die ge- 


rasch entstandenen Hydrocephalus internus. 


nauen bei den Punktionen erhobenen Druckwerte sowohl am 
Ventrikel, als am Spinalkanale wiedergegeben. 


Wir bemerken, daß wir seit Jahren regelmäßig den Liquor- 


druck bei der Eröffnung des Ventrikelsystems 
manometrisch bestimmen; bei einer sehr großen Zahl von 
Balkenstichen haben wir dies beispielsweise getan und wert- 
volle, meines Wissens neue Aufschlüsse über den Ventrikel- 
druck unter normalen, vor allem unter den verschiedensten 
pathologischen Verhältnissen erhalten. 

Der raschen Entwicklung des Leidens halber hielten wir eine 


entzündliche Ursache des Hydrocephalus nicht für ausgeschlossen 


und unterließen wir deshalb die damals von uns technisch schon 
genügend ausgebaute Ableitung des Liquors gegen die venöse 
Blutbahn. 

Die Drainage wurde so ausgeführt, daß der eine Seitenven- 
trikel durch ein starkes Rohr (3 mm) sowohlmitdem Sub- 
arachnoidal-, als Subdural-, endlich auch dem 
Epiduralraum verbunden wurde. Der ‘in letzteren aus- 
tretende Liquor hatte auch Gelegenheit, sich unter die Galea aus- 
zubreiten, ‚sodaß sehr zahlreiche Resorptionswege 
für seine dauernde Abfuhr zur Verfügung standen. Die gehärtete 
und paraffinierte Kalbsarterie wurde, wie wir gehört haben, durch 
einen zweiten Duraschlitz wieder in den Subduralraum zurück- 
geführt und ihr Ende in der Nähe der großen Sichel befestigt. 


1) Ganz kurz schon auf der 2. Kriegschirurgentagung 1916 (s. 


Beitr. z. klin. Chir., Bd. 100, S. 105—107) erwähnt. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


7. Dezember. 
a TV TE a  T  T m ———— 


Vor allem muß ich den Leser bitten, sich bei der Erörterung 


dieses Falles auf den Stand. der druckentlastenden 
im Jahre 1908 zurückzu- 


Ich hatte im Herbst 1907 meine Versuche über Ventrikel- 
drainage begonnen, einige Fälle bereits operiert. Im Herbst 1908, 
gerade zur Zeit der in unserem Falle von mir ausgeführten Ope- 
ration, erschien die erste Mitteilung Antons und v. Bra- 
manns über den von ersterem ersonnenen, von mir für eine 


1249 


Die Wirkung dieses Eingriffs mußte in manchen 


Dingen jener eines Balkenstiches gleichen; er 


hatte vor jenem aber noch den Vorteil, den Subarachnoidalraum 


gleichfalls aufs neue mit den Seitenkammern des Gehirns in- 


Verbindung zu setzen. Ein Verschluß der Drainageöffnung war 
durch die ihrer Präparation wegen sehr wenig resorptionsbereite 


Arterie für längere Zeit unmöglich gemacht. Man. kann also an- 


nehmen, daß dieses „Drain“ durch lange Zeit seine Pflicht erfüllt 
hat, und falls es im Laufe der Zeit resorbiert worden ist, wahr- 
scheinlich einen glattwandigen Kanal zwischen Ven- 
trikel und Gehirnoberfläche hat bilden helfen. Damaliger Zeit in 
Greifswald angestellte Tierversuche, auch einige Sek- 
tionsbefunde ergaben, daß sich sowohl frisch transplantierte, 


als fixierte und gehärtete Blutgefäße lange Zeit im Gehirn er- 


halten können und in glattwandigen Kanälen einge- 
schlossen sind. Wir haben demnach alle Ursache anzunehmen, 
daß die von uns ausgeführte Ventrikeldrainage zu einer dauern- 
den Kommunikation zwischen Seitenkammern "des Ge- 
hirns und resorptionsbereiten physiologischen Gewebsspalten an 
der Gehirnoberfläche geführt habe. | 

Es ist nicht ausgeschlossen, daß der Balkenstich im vor- 
liegenden Falle dasselbe geleistet hätte. DES 2 

Daß es sich um einen schweren Fall von Hydrocephalus 
gehandelt hat, steht wohl außer Zweifel. Die heftigen mit Er- 
brechen einhergehenden Kopfschmerzen, die hochgradige Stau- 
ungspapille, die Abducenslähmung und der Tremor von Kopf 
und Armen erweisen dies wohl ‘deutlich genug.. Soviel ich mich 


entsinnen kann, war uns der Fall als „Hirntumor“ zugewiesen 


worden. 0 
Die Frage, ob es sich um eine Meningitis serosa 
interna acuta (Bönninghaus) mit einem von diesem Autor 
beschriebenen aktiven oder automatischem Abschlusse des dritten 
oder vierten. Ventrikels oder Hydrocephalus internus, bedingt 
durch ‚anatomische Veränderungen (Adhäsionen, Membranbildung 
usw.) in der Umgebung des For. Magendie gehandelt hat, 
läßt sich vermutungsweise dahin beantworten, daß letztere An- 
nahme die wahrscheinlichere ist, weil die mit vorübergehend aus- 
gezeichnetem Erfolge durchgeführte Ventrikelpunktion den Ven- 
trikelverschluß nicht mit bleibendem Erfolge gelöst hat (Bön- 
ninghaus). Auch die Lumbalpunktion brachte nur 
ganz vorübergehende Erleichterung. Hirntumor und Hirnschwel- 
lung sind ausgeschlossen; ersterer durch den durch elf Jahre ver- 
folgten absolut günstigen Verlauf, letztere durch das 
Ergebnis der Ventrikelpunktion und Ventrikeldrainage, durch 
den beidemal erbrachten Nachweis unter stark erhöhtem Drucke 
befindlicher großer Flüssigkeitsmengen in den 
Hirnkammern, während wir bei der Hirnschwellung die 
Ventrikel meist komprimiert, verlagert, manchmal völlig frei von 
Flüssigkeit oder nur mit ganz geringen Mengen solcher erfüllt 
finden. | E 

Über die Ursach e des Hydrocephalus vermögen wir leider 
aus der Vorgeschichte des Falles nichts Brauchbares heraus- 


zulesen. | 
Aseptisches Trauma, entzündliche Erkrankungen des Ohres 
oder der Nase und ihrer Nebenhöhlen fehlen in der Anamnese voll- 
ständig; ebenso ist uns nichts über eine vor kürzerer Zeit über- 
standene Infektionskrankheit bekannt geworden. Die Annahme 
einer Allgemeinvermehrung der Cerebrospinalflüssigkeit im Sinn 
einer Meningitis serosa universalis acuta mit völlig freier Kom- 
munikation zwischen Hirnkammern und Subarachnoidalraum er- 
scheint uns wegen des so kurz andauernden Erfolges der Ven- 
trikelpunktion unwahrscheinlicher, als die Erklärung des Krank- 
heitsbildes als Hydrocephalus internus acutus. Mit dieser An- 
schauung scheint es zwar im Widerspruche zu stehen, daß der 


`i 


Erfolg der Lumbalpunktion in mancher Hinsicht ein besserer ge- 
wesen ist als jener der Ventrikelpunktion. Man darf eben nicht. 


übersehen, daß schon nach Entleerung von 25 cem der Überdruck 
beseitigt erschien, was sich aus der Rückkehr normaler Tropfen- 
folge erschließen ließ. Heute lassen sich solche Fragen durch 
wiederholte Punktion, durch genaue manome- 
trische Druckmessungen natürlich ganz anders scharf 
beantworten, als auf Grundlage der. uns vorliegenden Aufzeich- 


nungen über den vor so vielen Jahren vorgenommenen Eingriff.. 


Es ist wohl bekannt, daß auch bei akutem Ventrikelhydrops der 
Lumbaldruck gesteigert sein kann; ist es doch leicht erklärlich, 
daß das durch Ventrikelfüllung vergrößerte Gehirn durch Druck 
auf die basalen Cisternen den Spinaldruck auf hohe Werte zu 


„' 


un [nn men 


K 


z Bene a -- - 
a ES 


irapa S a - > 


= ee - 
Mear e 


- La N 
- ` fr 
, u. 
> ni 


= 


TE 


| 
| 
i 
h 
i 
17 19 
aia 
r 
ER 
AIi 
i | 
aV 
ERLO 
4% 
7 a 
pq 
a 
s.: 
i 
116% 
+ Y 
$ 
{pI 
4 
s 
Uy 
LJe 
1% 
ai 
2 t 
$ 
a 
5a 
$ 


aae Lt 


¿i 
{ 


N ‚diesem so schön erdachten Eingriffe berichten. Trotzdem glaube 


i ' RS, 7 u ı er . 
nn se \ = PEES 
p Rai e hi R ? aanas E 
z i R . Deo ? 
i D HR h : aSa n a a 
k Sr : EN ; r A UR BEE ih Bee 
k X RR v L u 2 A k X ; et 3 mg 
ARN 3 j T er En w. _ - 
FREE N Au x W g ` 7 a a, = Re 
5 s 7 pe ` t D 
k i ` G . > -a - = E wt .. 
WE P æ- J A ` ; - -` z . Fi i 
? ` ; i re e 
; _ 
i “ 


E 
` 3’ 


> 1919 — MEDIZINISCHE. KLINIK — Nr 49. 0... 


9,1880. 7. Dezember, . 


ZN 


bringen vermag; jedoch fehlen die bei. freier Verbindung mit den: | augenblicklich in die große Cisterne; es strömt nun die am 
‘ Hirnkammern als Regel anzusehenden großen Liquormengen. | gesammelte Tlüssigkeit- unter ‘hohem Drucke heraus; wir haben 
Wir haben seit unserer letzten Arbeit über Meningitis serosa |. mehrmals 50 ‘cem' und darüber entleet. Bei leichter Hängelage ` 
aus dem Jahre 1916 wiederholt ein meines Wissens bisher. nicht | des Kopfes sinkt dann das Kleinhirnzurück und kann man sogar 
= bekanntes Symptom beobachtet, das uns für-die Diagnose | eine Drainage einlegen. : Meist ist das aber gar nicht notwendig. 
. der Meningitis serosa universalis wertvoll, für die | Ich.halte diese besonders auch für die chronischen Formen . 
-.Differentjaldiagnose gegenüber dem Hydro- | der (umschriebenen) seröseen Meningitis bedeutungsvolle 
< Cephalusinternus acutus und. chronicus praktisch | Art der Cisterneneröffnung vom Occipitale aus (an dessen dünnster 
brauchbar zu sein scheint. Wenn man bei Meningitis serosa uni- | Stelle - die Kugelfräse meist den Knochen fast augenblicklich ` 
`. versalis in- Seitenlage die Lumbalpunktion ausführt, so. beträgt | durchbohrt hat) für technisch :einfächer,-als:den schon 1906 von 
x nach Quineke und verschiedenen Anderen die respira- | Westenhöffer . empfohlenen ‘Weg durch die Membrana 
` -torische Druckschwankung bis zu 20 mm H,O. Durch | atlanto-occipitalis posterior ‘zur ‚Drainage. bei epidemischer Ge- - 
>o. Kälteeinwirkung am.Rumpf oder: den Gliedmaßen oder durch ..| niekstarre; Hartmann hat auf-Westenhöffers Empfeh- .. 
oc. »Biersche Stauung‘.känn der Liquordruck. um 50—70 mm ge- | lung. diese Oceipitalineision während einer.-Genickstarreepidemie ` 
‚steigert werden (Curschmann, Neu und Hermann). , .| viermal ausgeführt. - a a A 
Wir haben nun gefunden, daß bei großen Gesamtmengen des Neuerdings hab 
‚  „Liquors durch Preßatmung der Druck auch nach Entleerung erheb- | 
| licher Mengen von Cerebrospinalflüssigkeit langsam um -250—300 bis 


= en An ton und ‚Schmieden Wirkungs 
"weise, Anzeigestellung und Technik dieses; von ihnen verfeinerten 
:350 mm H,O erhöht werden kann. Dazu gehören unserer Ansicht 
‚nach Steigerungen der Gesamtmenge des Li- 


und als Suboceipital-. oder Genickstich ‘bezeichneten Verfahrens 
eingehend _ beschrieben. . -Mit einer. dauernden Resorption des 


ie ‚sie bei era Liquors ist jedoch auch nach diesem Eingriff, ebensowenig wie 
ur > quors,, wie .sie.bei der genannten Form .der. Meningitis serosa | beim Balkenstich, nach: den wertvollen Mitteilungen Ed ens nieht 
| i ai -  vorhanden-sind.: Daß durch Husten, Niesen, Schreien, Erbrechen 


die. Liquordruckwerte rasch in. die Höhe. schnellen, ist, 

ja längst bekannt. Daraus ist natürlich nichts zu erschließen. .. 
‚Es erübrigt sich noch, ganz kurz auf einen Vergleich 
' "unserer. Ventrikeldrainage mit dem Balkenstich einzugehen. Wie 


mit Sicherheit zu. rechnen; es kann ''sich hinter dem offen bleiben- 
. den 'Membranfenster eine Liquoreyste bilden. Ganz abgesehen 
davon passen die der Eröffnung der großen Basaleisterne ge- 
 widmeten Eingriffe natürlich nur für jene Fälle, in denen diese 


y | RR at mit -gestautem, druckgesteigertem” oder cystisch abgeschlosseiem $ 
1.2.0.0 sehon erwähnt, ist letzterer. Eingriff der technisch einfachere, | Liquor ‚gefüllt ist, nicht- aber. für die Fälle von reinem $ 
0.00. daher näherliegende und beliebtere. Das gilt natürlich besonders | Hydrocephalus internus oder Ventrikelhydrops mit‘. 
RR im ‘Vergleiche zur Hydrocephalusdrainage gegen die venöse 8; | ‚oder \ | 

y Biutbahn. T e e es Ne 


| -eo lO Ich bin im Laufe der ‘Jahre ein großer Verehrer des Balken- 
"stichs geworden, bin wiederholt warm für ihn. eingetreten und 
ya | werde demnächst über unsere sehr: reichen Erfahrungen mit 


adhäsiv-membranösem Abschlusse- des vierten Ventrikels, Ver- 
klebung des Foramen Mag.endie und der. Aperturae laterales, 
- diaphragmatischen Abschlüssen.in der Cisterna. magn. mit Stau- 
wehrbildung für die Liquorcirculation ‚Aueh 
da entscheidet, wenn’ nicht die klinischen "Erscheinungen ganz 
ausgesprochen sind, wieder- die: vorangestellte Ventrikel- ‚und 
Lumbalpunktion. Ich bin überzeugt, daß ‚allen, diesen -Eingrifen 
bei möglichst scharfer: diagnostischer Erfassung ‘der Topographie 
der kraänkhaften Liguorstauung, bei. wohl noch zu erwartenden 
Verbesserungen der. Technik und verfeinerter Anzeigestellung. eme 
große Zukunft gehört, Die Chirurgie des Liguorsystems ist, sicher: 
“lich eine der dankbarsten Aufgaben der. gesamten. Hirnchirurgie: 
Ich halte es beispielsweise nach’meinen allerdings: noch spär- 
lichen Erfahrungen für wahrscheinlich, .daß,. man bei gewissen 
Formen ganz schwerer Migräne. durch die Ausführung 
des Balkenstichs dieses so. quälende Leiden wird mit bestem 


| A ich nicht, daß er die Ventrikeldrainage völlig zu ersetzen 
X| p ` vermag. Es gibt Fälle, wo ich letzterer unbedingt den Vorzug, 
- geben würde: Ich denke dabei.an: Hydrocephalien größerer, 
geistig gut entwickelter Kinder stärkeren Grades (Kopfumfang 

- von 60 cm an); bei ihnen handelt es sich meist nicht sọ sehr um die; 
hohe und. bedrohliche Drucksteigerung in den Ventrikeln, als 
` " um das Vorhandensein einer viel zu großen. Flüssigkeitsmenge in 
‘der Schädelkapsel überhaupt. In diesen Fällen muß ‚man ver- 
suchen, das Hirnwasser aus dem Schädel herauszubekommen; da. 

ija ' ist die von mir erstmalig ausgeführte Ableitung durch frei, 
rN -  üiberpflanzte Blutgefäße gegen die großen Halsvenen 


7 ol a as : Erfolge bekämpfen können. Ich- meine darunter jene; ‚die 
das gegebene Verfahren. Ich glaube, daß es sich technisch | mit nachweisbarer‘ Liquordrucksteigerung. durch Hypersekretion 
"in mannigfaltiger Weise verbessern läßt.  — ` i y | 


. Ich denke unter anderem da an eine Verbindung zwischen 
der Cisterna cerebello-medullaris-mit einer der topographisch am 
besten erreichbaren Halsvenen; die Vena jugularis externa kann 

_ mån voraussichtlich tiefer am Halse knapp oberhalb der Clavicula, 
durehtrennen und nach oben umgeschlagen direkt mit der großen 
Cisterne in Verbindung bringen. Ich halte diesen Weg für gewisse 

Fälle für_noch aussichtsreicher, als die von mir und Henle 
geübte Ableitung des Liquors aus dem Hinter- oder Unterhorn 
| des Seitenventrikels gegen die Vena facialis communis. Auch 
Eden erwägt offenbar Ähnliches. | \ i 
COo, Gowobl bei allgemeiner, als besonders in, der hinteren 
Schädelgrube Jokalisierter, umschriebener Liquorvermehrung und 
 -drucksteigerung kommt die’ von mir während des Krieges mehr- 

fach geübte Eröffnung der Cisterna cerebello- 

` medullaris, die. bereits von Murphy und Lossen 
empfohlen wurde,.von einer nahe dem großen Hinterhauptsloch. 

- gelegenen kleinen Trepanationsöffnung mit D o y ens Kugelfräse 
(elektrischer Antrieb) in Betracht. Bei Meningitis serosa trauma- 

tiea acuta hatten wir sehr gute Erfolge mit diesem technisch 

.. keineswegs besonders schwierigen Eingriff. Er läßt. sich, wie- 

mir erst zwei kürzlich wieder operierte Fälle von Hydrocephalus 

bei Hirntumor. beziehungsweise Meningitis serosa. chronica gezeigt 

haben, in allerkürzester Zeit, wenn nötig auch unter 


‚in den Hirnkammern einhergehen — also nicht die ausgesprochen 
-angio-spastischen. Es gibt Fälle, bei denen bei der Augenspiegel- 
untersuchung während des. Schmerzanfalls ga 
flüchtige Schwellungen des Sehnervenkopfes. gefunden werden; siè, 
greifen in, das Gebiet der Meningitis serosa über. Auch Anton 
denkt offenbar ähnlich wié ich,. indem er deù Suboccipitalstich 
für Migränefälle in Erwägung zieht, doch scheint er semen Pa 
noch nicht verwirklicht zu haben; ich habe dà mehr Vertrauen zum 
Balkenstich, doch muß-da erst reichlichere Erfahrung uns belehren. 

\ - Von der außerordentlich raschen, schon nach ein bis zwë . 
| Stunden mit dem. Augenspiegel feststellbaren” Abnahme‘ emer 
Stauungspapille haben wir -ja .gerade- in ‘unserem Kranken 
berichte gehört. Ganz flüchtige: Stamıngspapillen` bei. Krieg i 
verletzungen des Schädels,. oft ganz. leichten Grana 
splitterkontusionen, Streifschüssen,- aber. auch schweren Hir- 
schußverletzungen, sind während des Krieges wiederholt von 
uns und Anderen gesehen worden. Sie sind. manchmal nur ein 
paar Stunden nachzuweisen, -verschwinden: dann völlig, um 8 
mit dem Eintreten entzündlicher Komplikationen wiederzukehre 
Gerade die Feststellung solcher . „Llüchtiger Schwe 

lungen des Sehnervenkopfes“ mit dem Augenspi ST 
‚dem Hygroskop. des Sehnervwenkopfes und der i S e 
ticusscheiden mit. der Möglichkeit "wertvoller ‚Ric 


| na : schlüsse auf die „Wetterlage im Liquorsystem‘“ wird die Anzeige 
AL _ 2 usführen. Die kleine Öffnung am | stellung: für die manniefachen. a heute schon zur Verfigunb 
 Hinterhauptsbein- legen wir fingerhreit von der Mittellinie und in | stehenden Eingriffe am Liguorsystem noch fördern; harmonise 
derselben Entfernung vom Rande des Foramen occipitale m Zusammenarb | | { 


um 
.an. Ein daumenbreit von der Mittellinie entfernter Schnitt durch 
“. die Weichteile genügt. Nach Eröffnung der Dura mit einem ganz. 
‚kleinen Schnitte geht man mit der dicksten- -Balkenstichkanüle' 
‘zwischen Dura und Kleinbirn in der Richtung gegen die Mitte der- 
` hinteren Umrandung. des Hinterhauptslochs vor und gelangt fast 


eit mit unseren .augenärztlichen Kollegen WI x 
‘da sicher lohnen. a ee | tionen 
. „Für manche Fälle wird sich den’ geschilderten Operahan 
die besonders für das Schicksal des- gefährdeten Behvemnib? 
bedeutungsvolle Trepanation der Öpticusscheide (de Wett ir 
die in neuester. Zeit von ‚Leopold Müller teelinisch € 


r 


d 


7. Dezember. 


vorzüglich ausgearbeitet und mit guten Erfolgen ausgeführt 


worden ist, gesellen. 


Es will mir scheinen, daß für die mit Liquorvermeh- 
rung einhergehenden Fälle von Hirndruck die Operationen am 
Liquorsystem (Ventrikel, Cisternen) die bisher noch hoch im 
Kurse stehende dekompressive Trepanation zu über- 


flügeln beginnen. 


Wechselbeziehungen über das Individuum hinaus. 
5 - Von 
Emil Abderhalden, Halle a. S. 


Bei den einzelligen Lebewesen und manchen sonstigen so- 
genannten niederen Organismen sind uns Wechselbeziehungen 
mannigfaltiger Art zwischen verschiedenen Arten seit langer Zeit 
bekannt. Wir wissen, daß die eine Art für eine andere Lebens- 
bedingungen schafft und selbst wieder in ihrer Existenz von 
anderen Lebewesen abhängig ist. So schaffen Aörobier durch Ver- 
brauch von Sauerstoff manchen Anaörobiern die Möglichkeit für 
ihre Lebensprozesse. Weiterhin wissen wir, daß manche Organis- 
menarten auf ganz bestimmte Nahrungsstoffe eingestellt sind, die 
von anderen Zellarten erzeugt werden. In der Natur treffen wir 
- wohl nie auf Reinkulturen! Immer finden wir eine Vergesellschaf- 
tung zahlreicher Organismenarten. Ein Stück Ackerboden erzählt . 
uns viel von solchen Wechselbeziehungen! Wohl sind die ein- 
zelnen, ihn bevölkernden Lebewesen ohne morphologische Ver- 
bindung untereinander, und trotzdem sind alle in ihren Lebens- 
bedingungen voneinander abhängig. Es bereitet jede Art besondere 
Stoffwechselprodukte, die sicherlich nicht ohne Einfluß auf die 
Entwicklung anderer Organismenarten sind. Die Erforschung der 
Infektionen hat ohne Zweifel die Wechselbeziehungen, die 
zwischen den einzelnen Infektionsträgern bestehen, viel zu wenig 


berücksichtigt. Das Ziel der ganzen Forschung ist die Rein- 
der besondere Verlauf einer Infektions- 


kultur! Wie oft 
krankheit durch die Art der Mischinfektion beeinflußt sein! Man 


wird in Zukunft ohne Zweifel dem Zusammenwirken verschiedener 


Bakterienarten und den Wechselbeziehungen unter ihnen mehr 


Aufmerksamkeit schenken. 
Spricht man von Beziehungen zwischen einfacheren Orga- 


nismenarten als von etwas ganz Gewohntem und Bekanntem, so 
verschwindet dieser Eindruck mehr und mehr, je höher wir in 
der Organismenreihe aufsteigen. Ein gewisses Analogon bilden 
allerdings die zahlreichen Wechselbeziehungen zwischen den ein- 
zelnen Organen ein und desselben Individuums. Der Gedanke, 
daß innerhalb eines Zellstaats die Zellen sich differenzieren. und 
bestimmte Aufgaben übernehmen und schließlich das Prinzip der 
Arbeitsteilung vollzogen wird, und so Organe entstehen, die inner- 
halb des Individuums für sich isoliert arbeiten, hat schon 
frühzeitig der Vorstellung weichen müssen, daß keine Zellart 
Innerhalb eines zusammengesetzten Organismus einen für sich 
abgeschlossenen Stoffwechsel hat. Mehr und mehr erkannte man, 
daß alle Organe unter sich in Wechselbeziehung stehen und durch 
sogenannte Inkretstoffe in irgendeiner Art sich gegenseitig beein- 
flussen. So entstand die Lehre von den Wechselbeziehungen der 
einzelnen Organe untereinander. Wie sie zustande kommen, wel- 
cher Art die zum größten Teil noch ganz unbekannten Sendboten 
Sind, wie ihre Wirkung ist, an welcher Stelle des Stoffwechsels 
sie eingreifen usw. wissen wir nicht. Wir stellen uns vor, dab 
Jede Zellart ganz specifisch gebaute Stoffe bildet, die der Lymphe 
oder dem Blut übergeben werden und nun in kleinsten Mengen 
in ganz bestimmten anderen Zellarten bestimmte Einflüsse aus- 
lösen. Diese können chemischer, physikalischer, physikalisch- 
chemischer usw. Natur sein. Aller Wahrscheinlichkeit nach wirkt 
nie ein Stoff allein. Es handelt sich offenbar immer um ein 


' Zusammenspiel einer ganzen Reile von Produkten. Sie scheinen 


nach neueren Erfahrungen nicht hochmolekularen Charakter zu 


` haben, vielmehr sind offenbar die wirksamen Stoffe einfacherer 


Natur. Die Zellen enthalten sie allerdings zum allergrößten Teil 
nicht in freiem Zustande, vielmehr an bestimmte Stoffe gebunden. 
Es ist gelungen, mit vollständig abgebauten Urganen Wirkungen 
zu erzielen, die die Organe selbst zeigen. Ferner kann man etwas 
von den wirksamen Inkretstoffen fast immer mit Wasser aus den 


' Zellen ausziehen, und zeigen, daß dialysierbare Stoffe vorliegen. 
Auch auf diesem so unendlich interessanten und auch prak- | 


tisch -wichtigen Forschungsgebiete begegnen wir vielfach dem 
Bestreben, eine „Reinzucht‘ anzustreben, das heißt einen einzigen 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49, 


. zerlegen. 
durch ihre Kombination bestimmte Wirkungen zu erzeugen ver- 


suchen. 


1251 


Stoff als das wirksame Agens anzusprechen. Gewiß müssen wir 


versuchen, jedes einzelne Inkret in alle seine Komponenten zu 
Erst wenn wir sie alle restlos kennen, können wir 


Irrig erscheint mir jedoch, für jede einzelne Funktion 
nur einen Stoff anzunehmen. Wir treffen überall auf Stoffe, die 
einen Vorgang hemmen und andere, die ihn fördern. Es 
erscheint mir auch nicht statthaft, nur an Beziehungen des einen 
Organs zu einem bestimmten anderen zu denken. Sicher- 
lich wirken mehrere Organe zusammen auf ein Gewebe ein. Der 
Versuch, die Organe in einer Linie durch Sendboten zusammen- 
zuketten, hat manche Einseitigkeit in unseren Vorstellungen über 
die Beziehungen der einzelnen Organe zueinander gebracht. Or- 
gan A sollte z. B. Organ B beeinflussen und Organ B wieder in 
Beziehung zu Gewebe © stehen usw; Warum sollte nicht die 
Funktion des Organs A und C für bestimmte Vorgänge in B 


maßgebend sein? Auf einem Gebiet, auf dem die Theorien Orgien 
feiern und das eindeutige Tatsachenmaterial trotz einer Unsumme 


von Feststellungen so dürftig ist, darf man sich den Ausblick 
nicht durch allzu schematische und einseitige Vorstellungen ver- 
bauen. Alle Möglichkeiten müssen offengehalten werden, solange 
nicht ein bestimmter Weg als der einzig richtige erkannt ist. 
Nicht dieser allgemein bekannten Wechselbeziehungen 
zwischen allen Zellarten innerhalb eines Organismus will ich hier 
gedenken. Ich möchte viemehr der Frage nachgehen, ob es nicht 
Wechselbeziehungen über das Individuum hinaus gibt, die sich 
in Analogie mit den eben erwähnten setzen lassen. Im weitesten 
Sinne bestehen solche Beziehungen in großer Zahl. Ein Hinweis 


auf den Kreislauf der Stoffe in der Natur sagt alles. Ohne 


Pflanzenwelt ist keine Tierwelt denkbar. Die Pflanze allein ver- 
mag mittels Sonnenenergie aus Kohlensäure und Wasser orga- 
nische Substanz aufzubauen. Der tierische Organismus ist solcher 
Synthesen aus so einfachen Grundstoffen nicht fähig. 


Uns schwebt hier ein anderes Problem vor. Die letzten 


Jahre haben eine Fülle von Beobachtungen gebracht, die zeigen, 
daß es neben den bekannten Nahrungsstofifen, die als Bausteine 
der Zellen, als Material für Sekret- und Inkretstoffe, als Energie- 
quelle usw. eine Rolle spielen, noch Stoffe gibt, die in kleinsten 
Mengen das Wachstum und darüber hinaus den gesamten Stoff- 
wechsel beherrschen. Fehlen sie, dann hört das wachsende Tier 
auf, zu wachsen. Beim. erwachsenen Organismus stellen sich 


beim Ausbleiben der Zufuhr dieser eigenartigen Stoffe schwerste 


Erscheinungen ein. Ihnen folgt der Tod. 


Maännigfache Beobachtungen haben zum gleichen Resultat 
geführt. Die Beobachtung am Menschen zeigt, daß die aus- _ 


schließlicke oder doch hauptsächliche Zufuhr bestimmter Nah- 
rungsmittel: geschliffener Reis, in bestimmter Weise zubereitete 
Konserven usw. zu ganz bestimmten Krankheitserscheinungen 
führt. Bekannt sind die Beri-beri, die Barlowsche Krankheit, 
die Pellagra, der Skorbut, um die allgemein bekannten Krank- 
heiten dieser Art zu nennen. Darüber hinaus hat man begonnen, 
manche andere Krankheiten auf das Fehlen bestimmter Stoffe in 
der Nahrung zurückzuführen, doch ist der Beweis nicht immer 
ausreichend geführt. In dieser Richtung hat Casimir F u n-k 
mit seinem bekannten Werk über Avitaminosen einen großen Vor- 
stoß unternommen.’ Leider wurde in der Folge mit größter Kritik- 
losigkeit nun jede Krankheitserscheinung, für die nicht eine 
bestimmte Erklärung gegeben werden konnte, einfach als Avita- 


minose bezeichnet. 


Einen. großen Fortschritt auf dem ganzen Forschungsgebiete 


brachten Tierversuche. Eijkmann hat das große Verdienst, 
nachgewiesen zu haben, daß Tiere erkranken, wenn man ihnen 
bestimmt zubereitete Nahrudgsmittel verabreicht. ` Hühner, 
Tauben usw. zeigen nach kurzer Zeit ganz eigenartige Symptome, 
wenn man sie ausschließlich mit geschliffenem Reis ernährt. Das 


typische Bild sind Krämpfe. Es gibt aber auch Individuen, die 
primär Lähmungen zeigen. 


Andere sterben plötzlich, ohne daß 
vorher besondere Erscheinungen bemerkbar gewesen sind. 

Das Fundament für alle weiteren Forschungen und für alle 
anschließenden Fragestellungen war die Beobachtung, daß die 
Kleie imstande ist, die erwähnten Erscheinungen zu verhindern, 
beziehungsweise diese zu beseitigen, wenn sie der unvollkommenen 
Nahrung zugefügt wird. Schließlich glückte es, an ihrer Stelle 
mit gleichem Erfolg einen Auszug aus ihr zu verwenden. 

- Damit war bewiesen, daß dem geschliffenen Reis etwas 
fehlen mußte, was die Reiskleie enthielt. Es fiel auf, daß sehr ge- 
ringe Mengen von Kleie genügen, um die Tiere gesund zu er- 


A a a a 


num nn. 


Re in o S u 


- 


Aa 


1252 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


= halten. In, der Folge entdeckte man, daß, die Hefe ein aus- 
'  gezeichnetes Mittel ist, um die im -Gefolge der Ernährung mit 
geschlifienem Reis auftretenden Erscheinungen zu bekämpfen, be- 
ziehungsweise ihr Auftreten zu verhindern. Ein ‚alkoholischer |: 
Auszug aus Hefe hat qualitativ die gleiche Wirkung, Ä 
~ Es ist das große Verdienst von Schaumann, folgerichtig 
nach wirksamen Stoffen gesucht zu haben. Ihm fiel auf, daß 
eine gewisse Beziehung zwischen dem Phosphorsäuregehalt eines 
Nahrungsmittels und ‚seiner, Fähigkeit, Krankheitserscheinungen |. 
. zu verhindern, beziehungsweise zu heilen, vorhanden ist, Wahr- 
scheinlich schützt die Phosphorsäure die leicht zersetzlichen Stoffe. | 
‘Zahlreiche Forscher: Schaumänn, Axel Holst, 
Osborne, Hopkins, Langstein, Aron, 'Abder- 
 halden usw. haben in der Folgezeit zahlreiche neue Beobach- 
tungen gemacht, ohne daß es jedoch bis heute gelungen wäre, 
einen dieser rätselhaften Stoffe zu fassen und im reinen Zustande 
darzustellen. Es liegt dies offenbar daran, daß diese Verbindungen 


einmal nur in sehr geringer Menge vorkommen und dann offenbar 
sehr leicht veränderlich sind. l 


Wichtig sind besonders die folgenden Feststellungen: Es 
gelingt nicht, bei jeder Tierart mit dem gleichen Nahrungsmittel 
die gleichen Erscheinungen hervörzurufen. Ferner ist das eine 
Nahrungsmittel für die eine Tierart insuffizient und für andere 
nicht; Diese fundamentälen Tatsachen geben zu denken! Sie. 
müssen uns stets gegenwärtig sein, wenn wir Probleme des Stoff- 
wechsels an Hand bestimmter Versuche beurteilen wollen! So 
hat man z. B. die synthetischen Fähigkeiten. der verschiedenen 
Tierarten vergleichen wollen, indem man die Bausteine der zu- 
sammengesetzten Nahrungsstoffe verabreichte, beziehungsweise be- 
stimmte Nahrungsstoffe, wie Phosphatide, aus der Nahrung ent- 
fernte. Fällt ein solcher Versuch im positiven Sinn aus, das heißt 
wird der Organismus trotz Fehlens eines bestimmten Nahrungs- 
stoffs in bestimmter Zusammensetzung voll ernährt, setzt er so- 
gar an, dann wird der Schluß, daß eine vollwertige Vertretung. 
stattgefünden hat, als. eindeutig betrachtet. Beobachtet man 
jedoch, daß kein Stoffwechselgleichgewicht und daher auch kein 
Ansatz zu erzielen ist, dann wird geschlossen, daß der betreffende 
' Organismus die fragliche Synthese nicht ausführen kann. Die 
neueren Erfahrungen auf dem Gebiete der Erforschung des Stoff- 
wechsels lassen es uns zweifelhaft erscheinen, ob diese Schluß- ` 
folgerung berechtigt ist. Es ist nämlich nicht ausgeschlossen, 
daß das Fehlen eines bestimmten Stoffes oder einer Gruppe von 
solchen den negativen Ausgang derartiger Versuche verschuldet 
hat! Während beim einen Organismus- diese Stoffe nieht not- 
wendig sind, erweisen sie sich bei einer anderen Tierart als ganz 
unentbehrlich! ' | 


gesetzt (Kartoffeln, Rüben 
tume stark zurück. — . o; 

Nachdenklich macht-auch die Beobachtung, daß die Nach- 
kommen von Tieren, die einseitig ernährt worden sind, wenig 
widerstandsfähig, ja zum Teil wenig lebensfähig sind. Interessant 
ist auch die, Feststellung, daß bei Ratten — andere Tiere sind 
‚vorläufig noch nicht so eingehend untersucht — frühzeitig die 


gung des deutschen Volkes durch die dauernde Unterernährung 
auch von: diesen Gesichtspunkten aus verfolgen müssen. 


Standpunkte der gemachten Beobachtungen, wonach die Nah- 
rungsmittel zur vollwertigen Verwertung im Organismus be- 
'stimmter Begleitstoffe bedürfen, in neuem Lichte. Der Wert des 
-Lebertrans beruht ohne Zweifel mit auf. der Anwesenheit 
solcher Stoffe in ihm. Man wird in Zukunft viel mehr als es 
bisher der Fall war, die Ernährung vom Gesichtspunkte der eben 
berührten Erfahrungen aus leiten und nicht. nur nach dem 
Calorieninhalt fragen. a, x ; 
"Von ganz besonderer Bedeutung ist auch die Feststellung, 
daß die nach ihrer Wirkung, jedoch noch nicht nach ihrer 


empfindlich sind. Manche vertragen “höhere Temperaturen nicht. 
Andere sind gegen Alkali sehr empfindlich usw. 

stellungen beeinflussen die Art der Methoden zur Haltbarmachung 
(Konservierung) der Nahrungsmittel außerordentlich. 


Es ist überraschend, daß ein und dasselbe Nahrungsmittel 
für die eine Tierart, wenigstens für lange Zeit, vollwertig et- 


nungen zutage treten läßt. Ferner wissen. wir, daß Auszüge aus 
Hefe, aus Kleie usw. -nicht alle durch einseitige Ernährung her- 
vorgerufenen Erscheinungen beeinflussen, beziehungsweise ihr Auf- 
treten verhindern, vielmehr ist offenbar jede Tierart auf bestimmte 
Stoffe eingestellt. Darüber hinaus kann es wohl allgemein wir- 
kende Stoffe, wie z. B. Wachstumsstoffe, geben. Daneben gibt 68. 
aber zweifelsohne Stoffe, die nur bei einer bestimmten Tierart 
wirksam sind und deren Fehlen auch nur bei dieser sich be 
merkbar macht, S l l | En 

Alle bisherigen Beobachtungen sprechen dafür, daß diese w 
bekannten Stoffe weder als Energiequelle noch als Baumaterial 
für Zellen eine Rolle spielen können. . Ihre Menge ist zu beiden 
Funktionen offenbar viel. zu klein. Man könnte daran denken, 
daß die Stoffe als Baumaterial zur Erzeugung bestimmter Inkret- 
stoffe dienen. Es wäre denkbar, daß bestimmte ‘Organe bel der 
Bereitung der für sie charakteristischen.. Inkretstoffe von gan 
bestimmten Bestandteilen der Nahrung ausgehen. Die Fest- 
stellung, daß die unbekannten Stoffe, einstweilen Nutra min) 
genannt, oft in ganz kurzer Zeit ganz erstaunliche Wirkungen 
zeigen, macht es sehr wahrscheinlich, daß sie wenigstens zum i 
direkte Wirkungen entfalten. Häufig beobachtet man, dab 2. 2 


5 


. Wir stehen ganz neuartigen und vielfach überraschenden 
Ergebnissen gegenüber. Wir sehen, wie eine wachsende Tierart 
mit einer bestimmten Nahrung mühsam das Körpergewicht bei- 
behält oder doch nur langsam vermehrt. Das Wachstum bleibt 
stehen. Wir können die Tiere wochen-, ja monatelang im Wachs- 
tum stillstellen! Eine Spur Milch genügt, um es wieder in Gang 
zu bringen! Wir bemerken ferner, daß z. B. Ratten bei aus- 
schließlicher Verabreichung von Reis, Weizen, Bohnen usw. Stö- 
rungen zeigen. Die Tiere pflegen ihr Fell nicht mehr. Sie magern 
ab. Das Fell wird struppig. Die Haare fallen aus. Es zeigen sich 
an Ohren, am Schwanz, an der Nase Effloreseenzen.. Vor allem 
zeigt sich ein Aufhören der Fortpflanzungsfähigkeit! Kommen die 
Tiere im schwangeren Zustand in den Versuch, dann bleiben die 
Jungen im Wachstume zurück: Sie sind wenig widerstandsfähig. 
Geringe Mengen von Grünkobl, Hefe, Rüböl usw. bewirkten Wun- 
der! Junge Tiere zeigen bei.dieser Zulage vermehrtes Wachstum, 
erwachsene erholen sich meistens rasch. Aber auch bei diesen 
Versuchen zeigt es sich deutlich, daß eine Mehrzahl von Stoffen 
in Frage kommt. Die günstigste Wirkung hatte nicht ein be- 
stimmter Zusatz, sondern eiñe Kombination von mehreren. Vor 
allem erwies sich das rohe Rüböl als sehr einflußreich. 


Diese Feststellungen geben besonders in der Jetztzeit stark 
zu denken! Es erscheint uns Jer Milchmangel besonders bedrohlich 
für unsere Jugend. Das überall zu beobachtende. Zurückbleiben 
des Wachstums der Kinder hängt ohne Zweifel nicht allein mit 
der Unterernährung als solcher zusammen. Das Fehlen an Wachs- 
tumsstoffen spielt sicherlich eine wesentliche Rolle. Es sind mir 
Fälle bekannt, bei denen die zugeführte Nahrungsmenge eher 
größer war als in normalen Zeiten. Es fehlte jedoch die Milch 
vollständig. „Auch war die Nahrung sehr einseitig zusammen- 


Erscheinungen bei Tauben verschwinden. Es zeigt sich m über- 
raschend kurzer Zeit große Freßlust. Man beobachtet ferner, 
daß die fast versiegte Sekretion von Verdauungssäften sehr bal 
in Gang.kommt. Ferner nimmt die Darmperistaltik 2u. Man 
hat nach allen Beobachtungen den Eindruck, als ob die Nutramine 
als Reizstoffe wirken und eine ganze Reihe von Funktionen "i 
mitteln. Fehlen. sie, dann bleiben Funktionen aus, die zur ri 
wertigen Ausnützung und Verwendung der aufgenommenen Na l 
rungsstoffe unbedingt notwendig sind. . Die Nutramine sind o 
wissermaßen Sendboten, die. dem Organismus mit der norm en 
Nahrung ständig in genügender Menge und in der richtigen por 
bination zufließen. Es liegt wahrscheinlich eine Anpassung z 
die gewohnte Nahrungsart vor. Man kann in diesem Sinn a 
eine Wechselbeziehung des Zellstoffwechsels über das Individuu 
hinaus denken. ‘Obwohl den Zellen alle uns bekannten Ne 
stoffe in ausreichender -Menge ‚zur Verfügung stehen, verm p 
sie doch ihre Funktionen nicht alle zu erfüllen, wenn ihnen i 

stimmte, noch unbekannte Stoffe nicht zur Verfügung stehen: 

: Daß es sich nicht um einen bestimmten Stoff handelt, b 
in Frage kommt, zeigen zahlreiche Beobachtungen. Auch 3 
diesem Gebiete gebührt ein Hauptverdienst H. Schauma 
Neuere eigene Versuche zeigen, daß zum Beispiel Tauben, 2%, 


~ *) Vergl. zu diesen Beobachtungen: Emil Ab de 10er“ 
Pflüg. Arch. 1919, Nr. 175, S. 187. i | 


‘ 


nz 


7. Dezember. „` 


, Brot). Die Kinder blieben im Wachs- 


. Fortpflanzungsfähigkeit leidet). Man. wird die schwere Schädi- 


Manche therapeutischen Feststellungen erscheinen vom 


Struktur bekannten Stoffe wenigstens zum Teil außerordentlich 


Diese Fest 


‚scheint und bei einer anderen nach kurzer Zeit schwerste Erschei- 


nach Zufuhr von Hefeextrakt in kürzester Zeit schwere nervöse ` 


ai a 


. Schmetterlingsarten zu suchen hat. 


_ 


7. Dezember. 


edem sie infolge der ausschließlichen Verfütterung von ge- 
schliffenem Reis an typischen Erscheinungen — schwere Krämpfe 
usw. — erkrankt sind, wobei interessanterweise stets die Körper- 
temperatur sinkt, zwar nach Zufuhr eines alkoholischen, Extrakts 
aus Hefe oder. aus Kleie sich meistens sehr bald wieder erholen, 
jedoch nicht am Leben bleiben. Nach einigen Tagen tritt 
der Tod ein. Gibt man jedoch ganze Hefezellen oder den 
Rückstand, der beim Ausziehen von Hefezellen mit Alkohol 
oder Aceton verbleibt, dann leben die Tiere noch monatelang. Es 
ist nun von allergrößtem Interesse, daß die Tauben fast unmittel- 
bar nach dem Weglassen des Zusatzes von Hefe zur Reisnahrung 
an Körpergewicht verlieren und schwer erkranken, wenn sie 
längere Zeit mit geschliffenem Reis plus Hefezusatz ernährt 
worden sind, während die gleichen Symptome wesentlich später 
auftreten, wenn die Tiere vor dem Übergange zur reinen Reis- 
nahrung gewöhnliche Nahrung aufgenommen haben. Man ge- 
wipnt den Eindruck, als ob der Organismus von den Nutraminen 
einen gewissen Vorrat aufstapeln kann, wenn er dazu Gelegenheit 
hat. Es sind Versuche im Gange, um festzustellen, ob es gelingt, 
durch eine erhöhte Zufuhr von Hefe zu bewirken, daß nach Weg- 


 lassung des Hefezusatzes zur Nahrung die erwähnten Erschei- 


nungen später auftreten. | 
Sieht man sich in der Natur um, Jann trifft man fortgesetzt 


auf enge Wechselbeziehungen zwischen Tierart und Nahrungsart, 
die ohne Zweifel in gleicher Richtung liegen. Es ist bekannt, daß 
die Arthropoden vielfach eine sehr geringe Auslese an Futter- 


mitteln haben. Jedermann weiß, wo er die Raupen bestimmter 
Die Käfer haben auch ihre 


Standpflanzen usw. Eigene, sehr ausgedehnte Versuche, be- 


stimmte Raupenarten mit anderen Futterpflanzen als den ge- 
Es gelingt 


wohnten zu füttern, hatten einen negativen Erfolg: 
wohl, ab und zu eine andere, der natürlichen nahe verwandte 
Futterpflanze aufzufinden, es zeigen sich jedoch fast immer be- 
sondere Erscheinungen: mangelhafte Entwicklung der Raupen 
selbst oder aber die Metamorphose zum Schmetterling ist ge- 
fährdet. Gewiß hat diese innige Abhängigkeit von einer ganz 
bestimmten Futterpflanze als Grundlage auch die Einstellung auf 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.49. ` 


1253 


i Ed 
bestimmte Reizstoffe. Ich bezweifle nicht, daß auch die ein- 


fachsten Organismen solcher Stoffe bedürfen. Man wird von ihnen 
gewiß später bei der Züchtung von Mikroorganismen usw. auch 
Gebrauch machen. _ i I 

Für die Therapie ergibt sich, daß die Verwendung möglichst 
„reiner“ Nutramine nicht das erstrebenswerte Ziel sein kann. 
Das Versagen der Nutramintherapie ist zweifellos darauf zurück- 
zuführen, daß man den Versuch gemacht hat, mit isolierten Pro- 
dukten zu 'arbeiten oder aber mit ein&m bei einer bestiminten 
Tierart wirksamen Prinzip ganz andersartige Krankheitssymn5ome 
bei einer anderen Tierart zu bekämpfen. Wir müssen uns vinst- 
weilen damit begnügen, Nahrungsmittel zu. verwenden, die das 
ganze „Konzert“ der harmonisch zusammenwirkenden Nutramine 


enthalten. ` 


Das ganze Forschungsgebiet ist noch in Fluß. Seine Be- 


arbeitung ist durch die schwierigen Zustände der Jetztzeit stark 


gehemmt. Es fehlen die Mittel, um den Nutraminen in grob- 
zügiger Weise nachzuforschen. Die Tierversuche sind auch stark 
beeinträchtigt. Wir stehen vor den Toren ganz neuer Erkennt- 
nisse, die sicherlich auch große praktische Bedeutung haben 


werden. Die Hände sind uns Forschern vielfach gebunden. Der 


Mangel an Mitteln macht sich von Tag zu Tag mehr fühlbar. 
Schwerste Sorgen um die Zukunft der deutschen Wissenschaft 
drängen sich überall auf, wo wir auch hinblicken! Möchte ein 
gütiges Geschick und die Einsicht der zuständigen Stellen ver- 
hindern, daß wir gezwungen werden, ganze Forschungsgebiete 
unbeackert zu lassen! En 
Literatur: Die Literatur auf dem Gebiete der Erforschung noch 
unbekannter Nahrungsstoffe ist ganz. gewaltig angewachsen. Es ist un- 
möglich, hier auch nur einen Auszug wiederzugeben. Glücklicherweise sind 


mehrere Zusammenfassungen vorhanden. Sie seien hier nebst den aller- 
neuesten Arbeiten angeführt: H.Schaumann, Arch. f. Schiffs- u. Tropen- 
hygiene (1910), (1914), (1915), 15., 18. u. 19. Bd. — Wilhelm Stepp, Erg. 
j Kindblk, (1917), 15. Bd., S. 257. — Franz Hofmeister, 

d., S. 1, 510. — L. Langstein und F. Edel- 


d. inn. M. u. ; 
Erg. d. Physiol. (1918), 16. B 

stein, Zschr. f. Kindhlk. (1917), 16. Bd., S. 305; (1918), 17. Bd., S. 255. — 
Emil Abderhalden und H. Schaumann, Pilügers Arch. (1918), 


Bd. 172, S. 1. — Emil Abderhalden, ebenda (1919), Bd. 175, S. 187. — 


Emil Abderhalden, ebenda (1919), Bd. 177. 


Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. 


Aus der Universitäts-Kinderklinik zu Leipzig. 


Die Röntgendiagnostik der Abdominaltuberkulose 
im Kindesalter mittels Sauerstoffüllung des 
Peritonealraums ’). 

Von 


Dr. Hans Gelpke und Dr. Paul Rupprecht, 


Assistenten der Klinik. 


Die Zunahme der Erkrankungen an Tuberkulose während der 
letzten Kriegsjahre machte sich an dem Material unserer Klinik 
besonders durch eine Häufung der Fälle von Abdominaltuber- 
kulose bemerkbar. 

Die ausgeprägten Formen der adhäsiven und exsudativen 
tuberkulösen Peritonitis waren meist leicht zu erkennen. Schwie- 
riger dagegen gestaltete sich die Diagnose im Frühstadium der 
Erkrankung, sowie die Diagnose der Mesenterialdrüsentuber- 
kulose, solange die Drüsen noch klein waren, ein aufgetrie- 
bener Leib die Palpation erschwerte, Ascites und größere Tumoren 
fehlten, wo also nur einzelne Symptome, wie Leibschmerzen, zeit- 
weiliges Erbrechen, wechselnde Stühle, schlechter Appetit, Ge- 
wichtsabnahme, abendliche Temperatursteigerungen und der- 
gleichen bei positivem Pirquet unseren Verdacht auf eine Abdomi- 
naltuberkulose lenkten. Noch unsicherer wurde die Diagnose, 


' wenn ein blühendes Aussehen der Kinder gegen eine tuberkulöse: 


Erkrankung zu, sprechen schien. Zu dem einzigen bisher möglichen 
Mittel, die unsichere Diagnose zu erhärten, der Probelaparotomie, 
entschließen sich Arzt und Eltern gleich ungern, wenn auch aus 
verschiedenartigen Gründen. Kurz, unsere bisherigen diagnosti- 
schen Mittel versagten gerade bei den Fällen, bei denen die 
Therapie noch den meisten Erfolg verspricht, bei den Initial- 
erkrankungen. 

Rautenbergund Götze machten auf ein Verfahren auf- 
merksam, das durch Einführung von Gas in das Abdomen die 


1!) Bei der Schriftleitung Anfang September eingegangen. 


Differenzierung der einzelnen Bauchorgane bei der Röntgendurch- 
leuchtung weitgehend gestattet und damit einen wichtigen Ein- 
blick in die anatomischen und pathologischen Verhältnisse der 
Bauchhöhle gewährt. Die Methode ist keineswegs neu, leider aber 
jahrelang völlig unbeachtet geblieben. Auf Veranlassung von Pro- 
fessor Thiemich unternahmen wir es, dieses Verfahren bei 
den Abdominalerkrankungen des Kindes, und zwar besonders bei 
der Abdominaltuberkulose, in Anwendung zu bringen. = 
Schon 1912 haben Weber und Lorey unabhängig vonein- 
ander auf die große Bedeutung der künstlichen Gasansammlung in 
der Bauchhöhle für die Röntgendiagnostik hingewiesen. Während 
Weber seine Versuche nur an Tieren und frischen Menschen- 
leichen vornahm, konnte L o r e y als erster beim lebenden. Menschen 
die Organe der Bauchhöhle im Röntgenbilde zur Darstellung brin- 
gen, und zwar bei einem Patienten mit Lebercirrhose, bei dem die 
Laparoskopie nach Jakobäus gemacht und die an Stelle des ab- 
gelassenen Ascites eingeführte Luft zurückgelassen worden war. 
Von der gleichen Methode der Anwendung des Pneumoperitoneums 
bei Asciteskranken ausgehend, gingen Rautenberg und 
Meyer-Betz unabhängig voneinander dazu über, das Insuffla- 


tionsverfahren auch bei Nichtasciteskranken zu diagnostischen 


Zwecken in Anwendung zu bringen. Ihre erfolgreichen diesbezüg- 
lichen Arbeiten fanden jedoch literarisch keine Beachtung, und erst 
durch die Veröffentlichung von G ötze und den sich anschließen- 
den Prioritätsstreit wurde die Diskussion über die Frage des 
Pneumoperitoneums wieder aufgenommen. 

Alle Autoren, die die Methode nachgeprüft haben, so 
Schmidt und Schittenhelm, sind einig in ihrem Urteil 
über den großen Wert des Verfahrens für die Diagnostik der Er- 
krankungen der Abdominalorgane. | S | 

Die von ihnen angewandte Technik ist in Einzelheiten ver- 
schieden, beruht aber im wesentlichen darauf, daß dem gut ab- 
geführten Patienten mittels einer Purktionsnadel, die mit einem 
Luftgebläse oder einem Pneumothoraxapparat in Verbindunge 
gesetzt wird, 1,5 bis 3 1 oder noch mehr Luft beziehungsweise 
Sauerstoff in die Bauchhöhle eingeführt werden. Das sich an dem 


1 KINN Kontrastmittel, andererseits bewirkt es neben. einer -Erweiterung 
at A DS PA il All. ' 


FAI ©  appärats nach unten sinken. Damit- werden die normalerweise 


i i Ii -i7 +. sicht zw bringen: _ 


| 
NER | Se auch bei Kindern technisch nicht zurkompliziert und obne stärkere. 
ch FIN Il. u 


i | ts 
AR il, | - r, 
Ait i4 . 
Pa iit TAJ 
LLANA ‚N ! 
ur ah | 
| 


- ~ der Bauchhöhle eine Änderung der Druckverhältnisse im Abdomen, 
`- wodurch. die capillare Adhäsion. einzelner Organe gelöst wird und . 
‘diese. entsprechend ihrer Schwere. wnd der Art ihres Aufbänge- 


. vorhandenen, röntgenologisch nur ' geringen Dichtigkeitsunter- . 
‚.. schiede. der. Organe. der Bauchhöhle aufgehoben, und .es gelingt . 
-mit Hilfe verschiedenartiger Lagerung des Patienten, sich die ein-.. 

` zelnen Organe des Patienten in bisher unerreichter Weise zu Ge- 


Für uns ergaben sich nuti folgende Fragen: '1. Ist die Methode 
. Beschwerden . und Gefahr für den Patienten anwendbar? und 
-- 2. ermöglicht uns die Anwendung des: Pneumoperitoneums eine 
Ill 1 : Sicherstellung der noch unklaren: Diagnose beziehungsweise die 
| | ul 7 frühzeitige. Erkennung beginnender. Abdominaltuberkulose?  . 
| <.>. Bei der Prüfung der ersten Frage stellten wir. folgende Über- 
legungen an: Bezüglich der Technik lagen genügend Erfahrungen. 
bei-Erwachsenen vor, es. war daher nur nötig, ‚diese auf die kind- 
- . lichen Verhältnisse zu übertragen. Am sichersten, wenn. auch nicht 
am einfachsten, “erschien uns die Anwendung des bei der Anlegung 
des Pneumothoräx üblichen: Insufflationsverfahrens, da dieses eine 
o. o- eimwandfreie, exakte Verabreichung und Dosierung, sowie die Re- 
TE ' gulierung des . Druckes, gestattet. . Was: die Gefährlichkeit der 


ie FURET „drohen. Am’ nahbeliegendsten erschien die Möglichkeit ‘der Ver- 


letzung intraabdomineller Organe ‚durch die Punktionsnadel. 
Sie. ist bei der‘ Abdominaltuberkulose : besonders in Betracht zu 
~ . „ziehen, da etwaige Verwachsungen von Darmschlingen mit der 
N -> o vorderen Bauchwand erhöhte Gelegenheit dazu ‚schaffen. Die Ge- 
020% fahr ist zweifellos vorhanden, konnte unseres Erachtens; jedoch 
a. kein Hinderungagrund für die Vornahme der Operation ‚sein, da 
2.005" man Sie durch sorgfältige Auswahl: der. Einstichstelle vermeiden 
KA kann.” Gegen die Verletzung nicht adhärenter Darmschlingen. be-. 
u | .  ziehungsweise des Netzes konnte man: sich durch die. Wahl einer 
ii.) ~. ‚geeigneten stumpfen Pünktionsnadel hinreichend schützen, 
iM) `. Dag die Einführung von-Luft, Sauerstoff oder Stickstoff in 
die Bäuchhöhle einen an sich ungefährlichen Eingriff darstellt, 


Pa 


angenommen werden. -Der immerhin vorhandenen . Emboliegefaha 
. glaubten wir durch: Verwendung von- Sauerstoff weitgehend be- 
 gegnen zu können. Größere Beachtung erforderte. schon- die, 


Frage, -ob die Erhöhung des'Druckes. im Abdomen schädliche 
- Folgen haben könne. . Bekannt war uns die Tatsache, daß Tiere - 


enorme Aufblähungen ohne jede. Störung vertragen und daß beim 
Erwachsenen außer einigen unangenehmen Sensationen — Gefühl 


_vonTrommelbauch, ziehende Schmerzen in der Schulter beim Sitzen 


oder Stehen —— Schädigungen nie beobachtet worden.sind: Gefähr- 
"lich konnte. der erhöhte Druck jedoch beim Vorhandensein frisch 


"und damit Zersprengung abgeschlossener. Exsudate werden konnte. 


nicht mit größtmöglicher ‚Sicherheit das Vorhandensein derartiger 
_ Verhältnisse ausgeschlossen werden konnte. Bezüglich sonstiger 
Verwachsungen ‚waren Befürchtungen nicht am Platze, da eine 
Zerreißungsgefahr bei der geringen Vermehrung des Druckes aus- 
| ze geschlossen erschien. .. Eine mäßige, einige Zeit andauernde 
13, Dehnung der Verwachsungen. aber konnten wir in therapeutischer 

| | f - Hinsicht ja nur begrüßen. Be En 
Schien schon. nach. diesen theoretischen -Erwägungen bei 
- einigermäßen kritischer Anwendung der Methode.die Gefahr für 
' den Patienten nicht größer zu sein, als etwa bei. dem -heute doch 
"allseitie beim Kind angewandten. Pneumothoraxverfahren, so be- 
stärkten uns die praktischen Erfahrungen in dieser Ansicht. ` 
“ Nach. Vorversuchen an. Leichen und auf Grund unserer Er- 
| tahrungen ‘bei den ersten Einblasungen legten wir die Unter- 
suchungstechnik wie folgt fest: Zwei ‚Tage vor Anlegung des 
Pneumoperitoneums wird das Kind mittels Einlaufs gründlich 
- abgeführt -und- erhält von ‘dä ab eine schlackenarme Kost. Für 
weitere tägliche Stuhlentleerung wird durch Verabreichung von 
: Abführmitteln gesorgt. Am Tage der Einblasung bleibt der- Pa- 
tient nüchtern, sechs bis- acht Stunden vorher nochmaliger Ein- 
lauf. Auf völlige Entleerung der Blase durch Katheterismus ver- 
zichten wir, wenn wir uns überzeugt- haben, daß die Blase bei 


m e 
er E E i 
i BT 


der Punktion nicht. verletzt werden: kann. Zur ‘Anlegung des - 
Pneumoperitoneums -bedienen : wir .uns:des Pneumothoraxapparats. ` 
‚und der Denekeschen Nadel: Diese: Kanüle ist vorn geschlossen ~- 
‚und ziemlich, stumpf .abgeschrägt, der Austritt des Sauerstofis '- 
_ erfolgt -durch eine seitliche, schlitzförmige Öffnung. Um die Ein- . 
blasung selbst ungestört vornehmen zu können und unangenehme - 
‘Zwischenfälle, die durch unruhiges Verhalten der Kinder ‚und 


individuell. zu dosieren, je nach der,Größe des Kindes und der At 


| ~. ~ Methode anbelangt, konnten Gefahren von verschiedener Seite : 


` sonders achten:. 


‚konnte nach den darüber vorliegendenErfahrungen ohne- weiteres 


entzündlicher Veränderungen oder eitriger Herde :im Abdomen 
_ werden, da er die Veranlassung zur.Zerreißung der Verklebungen. 


Wir sahen daher von der ‚Untersuchung aller Fälle ab, bei denen’ 


ea EN o o = Se Te z rc u 
DR la a o Wi di, 5 : ; E l S = Er ny P = 
> H m ip. Eh t < i , =- S i i ta \ . . a: 2: 4 s e. £ { en 
d t gyi i il L wa Fa } #3 ne z n 
ii e N A l 3 7 Ig - Fe Fre = —— | f 
NE UN ga ; TES , | . É y N Er De. BERGEN ae | z es u = X Pat x ` 
nis“... höchsten ‚Punkte jeweils ansammelnde -Gas dient einerseits als 


starke Bauchpresse beim Schreien hervorgerufen werden könnten,. 
zu ‚vermeiden, ‚nehmen wir. diese. in Chloräthylrausch vor. Wire- . 


.gehen gewöhnlich -durch .den, linken Musculus rectus abdominis 


ein, etwa, 3 ‘cm links seitwärts und. etwas unterhalb vom Nabel _ 
. Beim Einstiche der Nadel in die Bauchdecken armieren wir . 


‚diese zunächst mit einer. Glasspritze, in der sich einige Kubik: 

 zentimeter‘ physiologischer Kochsälzlösung, . befinden. 

` Ausfließen der Flüssigkeit bèi. Druck auf den Stempel der Spritze . 
zeigt.uns an, daß. die ‚seitliche Öffnung.sich im freien Bauchraume 
‚befindet. ‚Sodann wird die Spritze von der Kanüle entfernt wd 


letztere mit der Schlauchleitung ` des- Pneumothoraxapparats ver- 


bunden. Die nun folgende Insufflation ‘des ‘Sauerstoffs nehmen . 


wir langsam, unter: möglichst- geringem. Drucke vor, um eine | 
brüske Dehnung beziehungsweise Zerreißung etwaiger Ver . £ 
wachsungen zu verhüten. Die. einzulässende Sauerstoffmenge Ist ` 


der Bauchdecken. Wir suchen eine -prall-elastische Spannung der- 
Bauchdecken zu erreichen, was im allgemeinen. bei 11%, bis höch- 
stens 21, l erreicht wurde. :Zu geringe ‘Mengen bewirken nicht 
die gewünschte Verlegung der Organe, sind. daher. zwecklos. 


Die der Einblasung sich anschließende. Durehleuchtung des. 
Patienten nehmen wir der Reihe- nach in folgenden Lagen von 
wobei wir auf die-in den Klammern angegebenen Organe be- 
(Zwerchfell; Peritoneum ` pärietale, “Leber, 


1. Rückenlage ._ 
| ‚Damme a nu u 
2, rechte Seitenlage (Zwerchfell,.-Milz, “linke'Niere, Colon ` | 
'. ` descendens, Peritoneum parietale); > - "= - € 
3. linke Seitenlage (Zwerchfell, Leber, rechte Niere», Perl 
` tonsum parietale) =, 000.00 
. 4. Knieellbogenlage rechts und- links (Mesenterium und 
'Mesenterialdrüsen, Colon ascendens; Dünndarm, Signo- . 
ideum, Blase, eventuell Aseites); ° En 
5. stehend (Zwerchfell, Leber, Milz, : Nieren, Magen, Netz, 
Dünndarm, Colon descendens, ‚eventuell Ascites). > 
| Von diesen Hauptlagen-aus kann man. bich durch Drehen 
und Wenden des Patienten, Hochlagerung einzelner Teile und 
dergleichen, das. Gesichtsfeld -in jeder "gewünschten -Weise eI- 
"weitern. Der’ Gang der. Röntgenstrahlen, ist “in: allen Lagen hori- 
zontal. - Alle besonders wichtigen Befunde ‚werden durch Aub 
nahmen im Bilde festgehälten. > 0 Wi mE 
Die Einhaltung -eines 'Untersuchungsschemas.- ist bei ‚der ; 
: Eigenart der -bisher ungewohnten . Bilder .und. der. ‚Gefahr „des 
Übersehens wichtiger. pathologischer Veränderungen dringend an 
.zuraten. Nicht verfehlen möchten wir, "besonders darauf binzu- | 
weisen, daß die Durchleuchtung den Hauptteil- der Untersuchung 
bildet, da sie. den: wertvollsten Einblick in die Verhältnisse. Si i 
. Abdomens gewährt, die- photographische: Aufnahme vermag." 
einzelne besonders wichtige Befunde festzulegen. ` > > a oat 
Die ganze Prozedur. ‘wird: von. den: Kindern auffallend 61 
‚vertragen.. Das Verfahren völlig 'schmerzlos zu. gestalten, ie 
‚natürlich nicht möglich, da das- Herabsinken der. Organe ‚und 6 
. Zerrung' etwaiger Verwachsungen zweifellos unangenehm 


i 


6 Ser 
. sationen auslösen muß. Es empfiehlt sich ‚daher besonders, = 
Übergang aus einer Lage in die andere möglichst. langsam 1 a 
‚zunehmen. Sonst aber haben. wir. außer: bisweilen. auftreten. 
Brechreiz in keinem Falle, ‘weder während noch nach der = 
‚ration, irgendwelche. Störungen. erlebt.. Auch die oben Ohne 
 Zerrungsschmerzen. gehen rasch vorüber -und sind t : 
zweiten Tage völlig geschwunden. ‚Die. Kinder aben SON nn 
schon wenige. Stunden nach der Insufflation die ibnen sie 5 
“Nahrung mit großem Appetit. Daß man bezüglich der pe 
den ersten Tagen alle blähenden Speisen meidet, bedarf or 
. keiner besonderen Erwähnung.. Sonst aber, bedürfen die . Be- 
nach abgeschlossener Untersuchung. Keiner besonderen +” - 
handlung. u i E Eo S a, alae duol 
= Die Resorption . des. eingeführten Sauerstoffs ist individ | 
verschieden. Sie geht im Anfang.sehr rasch vonstatten, S° n 
schon: wenige Stunden nach der -Einfüllung.der Bauchumfang WU 


=: 


Leichtes E 


p 


CA A e S Fu an 
Aei, ee a aA ze 


> 


1255 


7. Dezember. | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 5 oy 
, z 


"Niere liegt neben der Wirbelsäule in die Rippenhöhle so eingebettet, 
daß man in einer Seitenansichtsskizze des rechten Raums in- Knie- 


mehrere Zentimeter abnimmt. Hat sich jedoch: der Druck im 
Abdomen vermindert, so erfolgt die Resorption etwas langsamer. 


` Wenn auch die Messung des Bauchumfangs infolge des ver- 
schiedenen Füllungszustandes der Därme nur ungenaue Ver- 
gleichswerte gibt, so konnten wir doch im allgemeinen feststellen, 
daß etwa am siebenten bis achten Tage der Bauchumfang dem 
vor der Einblasung entspricht. Kleinere Reste von Sauerstoff 
konnten in einzelnen Fällen jedoch 14 Tage bis drei Wochen 
nach der Einblasung physikalisch und röntgenologisch nach- 


gewiesen werden. 


Diese günstigen Resorptionsverhältnisse sind die Ver- 
anlassung, daß wir bei der Abdominaltuberkulose auf die leicht- 
mögliche sofortige Ablassung des eingeblasenen Sauerstoffs nach 
abgeschlossener Untersuchung verzichten. Sie berechtigen uns 
vielmehr zu dem Versuche, die Sauerstoffinsufflation uns zu den 

oben angegebenen therapeutischen Zwecken nutzbar zu machen. 
` Die Bilder, die sich uns bei der Durchleuchtung darbieten, 
sind zunächst ungewohnt und eigenartig, und es bedarf einiger 
Übung, bis man sich in ihnen zurechtfindet. Der Grund dafür 
liegt darin, daß die Aufhebung der normalen Druckverhältnisse 
die normale Topographie aller Organe, soweit sie nicht allseitig 
fixiert sind, verändert. Wir sehen beim Pneumoperitoneum nicht, 
wie die Organe im Abdomen liegen, sondern wie sie im Ab- 
domen hängen. Und gerade von dieser Aufhängung der Organe 
in den verschiedenen Lagen hat man meist eine ganz ungenügende 
Vorstellung. Wer sich mit der Methode befassen will, wird gut 
tun, sich an der Leiche die anatomischen Verhältnisse in den 
verschiedenen Lagen klarzumachen. Als Anleitung dazu mögen 


folgende Ausführungen dienen: 


| Wir beschreiben zunächst die Aufhängung der Abdominal- 
organe, wie sie in der Knieellenbogenlage an der Leiche bei seit- 


licher Betrachtung sichtbar wird. Das Mesenterium hängt, mehrere 
Falten und Nischen bildend, senkrecht wie ein Vorhang herab, ver- 
wehrt dem Auge den Durchblick und teilt die Bauchhöhle in einen 
rechten und linken Raum. Beide Räume ergeben bei der anatomischen 
Betrachtung und dementsprechend auch bei der Röntgenuntersuchung 
differente Befunde. Die Einzelheiten seien durch folgende Beschrei- 
bung des Befundes, wie wir ihn an den bisher untersuchten Leichen 
erhoben haben, dargelegt. 

Nach Zurückpräparieren der Haut und Entfernung der unteren 
Rippen finden wir im rechten Raum als Begrenzung des Thorax 


pogen das Abdomen das Zwerchfell. Ihm sich anschmiegend, fällt die 
eber herab, ihre Seitenansicht stellt die Form eines Dreiecks dar, . 


dessen abgerundete Spitze zwerchfellwärts nahe der vorderen 


 Bauchwand liegt, während es mit seiner Basis größtenteils den Magen 
‚deckt. Der Magen klappt in der Knieellenbogenlage um 90° herab, 
sodaß eine senkrechte Verbindung zwischen Ösophagus und Pylorus 


in die entsprechende Sagittalaehse des Körpers fällt. Man sieht 
von rechts die kleine Kurvatur des Magens und ihren Übergang in 
den vor ihr lagernden Pylorus, sowie di 
duodeni und die obere Hälfte der Pars verticalis. Der großen 
Kurvatur des Magens folgt das Quereolon. Es legt sich zugleich 
der Innenfläche der vorderen Bauchwand an und hängt an dem be- 
weglichen, senkrecht herabhängenden Mesocolon transversum, das 
bei seitlicher Betrachtung nicht sichtbar wird, ebensowenig wie die 
ursa omentalis, welche völlig zusammengefaltet zwischen Quercolon 
und großer Kurvatur liegt. Die Milz ist größtenteils durch den Magen 
gedeckt, von ihrer Facies renalis und Facies gastrica bekommt man 
J® einen schmalen Bezirk am unteren und oberen Milzpol. zu sehen. 
er senkrecht aufsteigende rechte Schenkel des Colon transversum 
biegt in Höhe des peripheren Endes der rechten zehnten und 
elften Rippe in das Colon ascendens um, welches mehr oder weniger 
halbkreisförmig verläuft, und zwar mit nach unten offenem Bogen. 
Das Coecum mit seinem freien Peritonealüberzuge (in 92% der 
Fälle nach Corning) senkt sich herab zum Konvolut der nach unten 


: gesunkenen Dünndarmschlingen, dessen periphere Begrenzung es ge- 


wöhnlich bildet. Das Dünndarmkonvolut liegt dem großen Netz und 
mit diesem der vorderen Bauchwand auf, seine obere Begrenzungslinie 
verläuft fast horizontal. Symphysenwärts bekommt man noch einen 
Teil der Sigmaschlinge, zumeist den Übergang des Kolonschenkels in 
den IRectumschenkel, und die Blase zu Gesicht. Zwischen dem Dünn- 
darmkonvolut und dem bogenförmig verlaufenen Colon ascendens 
spannt sich das Mesenterium des Dünndarms aus, welches an verschie- 
denen aber nicht konstanten Stellen verschiedene Dichtigkeiten auf- 


' weist. Der Bogen des ®olon ascendens wird teilweise an seinem kon- 
' vexen Rande dürch ein Ligament an der hinteren Bauchwand fixiert. 


An der Bildung dieses Ligaments beteiligt sich, wenn vorhanden, das 
Mesocolon ascendens, das nach den Angaben Cornings in 36% der 


Fälle zu finden ist; im übrigen wird es dargestellt durch Peritoneal-. 


falten und bindegewebige Stränge, welche das Colon ascendens in 
Seinem der Flexura hepatica benachbarten Teil an die Faseia renalis 
und Capsula adiposa der Nierenoberfläche befestigen. Die rechte 


ie Pars horizontalis superior, 


ellenbogenlage nur ein schmales Stück ihrer Konvexität zu Gesicht 
bekommt. | r 

Bei der seitlichen Betrachtung des linken Raums ergibt sich 
folgendes Verhalten: Von der Leber sieht man nur ein schmales, 
keilförmiges Stück, das dem linken Leberlappen angehört und sich 
ebenfalls dem 'Zwerchfell anschließt. Ihr schließt sich der Magen 
mit der Fläche. seiner großen Kurvatur an; sein oberer Teil wird 
durch die Milz verdeckt, deren Facies diaphragmatica in ganzer Aus- 
dehnung vorliegt. Zum Teil wird auch noch der neben dem Magen 
aufsteigende linke Schenkel de Colon transversum von der Milz 
gedeckt. Das Colon descendens zieht über die linke Niere hinweg 
und ist in einer Seitenansichtsskizze der Knieellenbogenlage ge- 
wöhnlich nicht sichtbar, da es meist, zumal bei dem Fehlen eines 
Mesocolon descendens, straff an die dorsale Bauchwand fixiert ist. 
Dünndarmkonvolut und Sigmaschlinge sind, wie bereits erwähnt, 
links wie rechts fast in gleicher Weise zu sehen, nur gelangt das 


Mesosigmoideum von links deutlicher zur Darstellung. Die Scheide- 


wand der beiden Räume, die bereits beschrieben wurde, bietet bei 
der Betrachtung von links einige Abweichungen. Man sieht den 
Durchtritt des Duodenums durchs Mesenterium und vor dem Me- 
senterium, senkrecht zum Dünndarmkonvolut herabfallend, die oberste 
Jejunumschlinge. Das Colon ascendens gehört der rechten Seite der 
Scheidewand an, von links sieht man es nur zum Teil durchschimmern. 

Ob die soeben gegebene Schilderung die klassisch typische 
Lagerung beziehungsweise Aufhängung der Organe wiedergibt; steht 
dahin. Wir haben noch bei weitem nicht genug Leichen untersucht, 


' und aus der normalen topographischen Anatomie, welche bisher keine 


Veranlassung hatte, sich mit- einer Beschreibung der Organaufhän- 
gung in der Knieellenbogenlage zu: befassen, ist die große Variabilität 
gerade der Mesenterialbeziehungen bekannt. So gilt als klassisch 
das Vorhandensein eines unvollständigen Peritonealüberzugs beim 
Colon ascendens und descendens; jedoch findet sich in 48% der 
Leichen, also in fast der Hälfte der Fälle, entweder ein Mesocolon 
ascendens oder ein Mesocolon descendens (Corning). 

Einfacher ist der Befund. bei senkrechter Aufrichtung der 
Leiche. Hier gibt das Röntgenbild eine Skizze der anatomischen 


‘Verhältnisse. Leber und Milz sinken herab, dadurch wird über der- 


Leberkuppe zwischen ihr und dem Zwerchfelle das Ligamentum 
coronarium hepatis sichtbar. Die Milz hat keine Fixation an der 
Zwerchfellkuppe, ihre eigentliche Stütze ist das Ligamentum phrenico- 
colicum, während die Peritonealduplikaturen des Ligamentum gastro- 
lienale und des Ligamentum phrenicolienale die Milz nicht eigent- 
lich fixieren. Das Ligamentum phrenricocolicum verläuft von der 
Flexura coli sinistra zur unteren Fläche des Zwerchfells: Es bildet 
normalerweise eine horizöntal eingestellte -Platte, auf welcher der 
Milzpol aufruht; beim Herabsinken des Kolons jedoch wird es zu 
einem schräg verlaufenden, mehr oder weniger langen Strang aus- 
gezogen. Die Flexura coli dextra wird von der Leber gedeckt, 
desgleichen die Aufhängung des Quercolons am Ligamentum hepato- 
colicum und die rechte Niere. Durch das Herabsinken der Dünndarm- 
schlingen wird die linke Niere sichtbar; über die Mitte ihrer Vorder- 
fläche zieht zumeist das Colon transversum, doch wird es gelegentlich 
auch am unteren Nierenpol und in seltenen Fällen am oberen Nieren- 
pol angetroffen. ' 

Von Wichtigkeit sind noch die rechte und linke Seitenlage, 
die wir besonders dann anwenden, wenn es sich um die Sichtbar- 
machung der Nieren handelt. In diesen beiden Lagen interessieren 
uns nur diejenigen Organe, die noch oberhalb der Wirbelsäule zu 
sehen sind. Das sind in linker Seitenlage die Leber, das Colon 
ascendens und die rechte Niere; in rechter Seitenlage die Milz, das 
Ligamentum colico-phrenicum, das Colon descendens und die linke 
Niere. Die übrigen Organe sinken nach dem Gesetze der Schwere 


‚herab. und fallen im Bild in das unentwirrbare Konvolut, das unterhalb 


der Wirbelsäure liegt und sich zum Teil mit ihr deckt. Wenn auch die 


, Anatomie des rechten und des linken Raumes jeweils in den beiden 


Seitenlagen einfach erscheint, so sind in den einzelnen Fällen je-. 
doch nicht bedeutungslose Verschiedenheiten zu konstatieren, die sich 
wiederum aus der physiologischen Variationsbreite der Aufhängung 
dieser Organe herleitet. Man erhält Differenzen im anatomischen 


‘Befunde je nach dem Grade des Verlötungsprozesses zwischen dem 


primitiven Mesenterium commune und dem dorsalen Anteile des 
parietalen Peritoneums, Es kann, wie bereits erwähnt, ein Meso- 
colon ascendens und descendens oder eines von beiden vorhanden 
sein beziehungsweise fehlen; es kann ein Mesocoecum in Form einer 
Peritonealduplikatur, welche das Coecum am Peritoneum parietale 
befestigt, gebildet sein, und endlich finden sich inkonstante und kon- 
stante Peritonealfalten, die in ihrer Größe und "Ausdehnung variabel 


‚sind. Dadurch kommt es, daß oftmals die Deutung des Projektions- 


bildes dieser Seitenlagen unter Berücksichtigung des Vorkommens 
solcher Varianten erschwert wird. 

Über die Rückenlage bei seitlicher Betrachtung eine ausführ- 
lichere Schilderung zu geben, erübrigt sich. Der anatomische Befund 
ist ohne weiteres klar und wird durch das Röntgenbild exakt wieder- 


Te 


“ar 
f u a > 5 w è 
4 ’ » 4 3 - p 
FA ` u 
\ 
, x - ` j 


1256 


{919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


| na I TR ERS A 

` gegeben. Zwischen der Bauchwand und der zurückgesunkenen Leber macht, ist die durch das Herabsinken der Dünndarmschlingen | | 

r spannt sich das Ligamentum falciforme hepatis mit seiner vorderen | wirkte Entfaltung únd Anspannung des Mesenteriums, ‚sowie die 

konkaven Begrenzung, dem Ligamentum teres hepatis, das zum Nabel | dadurch möglich gewordene Auffindung tuberkulös verände ter 

zieht, aus. Auch die Ligamenta vesico-umbilicalia, die beiden Liga- | Mesenterialdrüsen. Verkäste oder verkalkte Mesenterialdrüsen 
menta lateralia und das Ligamentum medium, sind im Röntgenbild ia EEE 


< 
ar 


d | sind gut zu erkennen (siehe Abb. 5 und 6), Drüsen im Zustande Bi. 
AE en NENNE End Leisten des ventralen parietalen Peri- as hen Schwellung geben zwar ebenfalls deutliche Schatten, | A 
| ee 1 | EN | doch heben sich diese von der Umgebung oft nur wenig ab, sodah 
a Hio paea Sr LEN: Vase De sie leicht übersehen werden Können. Einen weiteren Vorteil bietet í Ä 
en verschiedenen Lagerungen ö - Ais 7 REg er 9 2 E e 
rücksichtigung der SATIO mal CEEE zu beachtenden die Lage durch die Möglichkeit der Beobachtung wesentlicher De | 
Varietäten mit ihrer Projektion im Röntgenbilde werden wir in einer Darmabschnitte. Wie schon erwähnt, sinkt der ganze MER j 
ausführlicheren Arbeit bringen, entsprechend seiner, Schwere nach unten und: grenzt sich gga f 
| den über ihm stehenden, sauer 
stofferfüllten Raum durch eine 
nahezu horizontale Linie ab, 
Dieses Bild ändert sich bei 
stärkerer Verklebung einzelner ' PR 
Schlingen. Das ganze Dam 
konvolut macht dann nicht melın 


r 
t 


Zwerchfei | FE 


wie vorher den Eindruck einer 


weichen, söhmiegsamen Masse 


e 
sondern nimmt starrere Formen 
an und erscheint wie in Unord = 
nung geraten, die glatte Begren = 
zungslinie ist. unregelmäßig ze 


N I klüftet worden (siehe Abb. T und EN 
N ER REIT 8). Die 'verschiedenartigsten 
ING, ( ( TOANE AE AN Bilder ergeben sich auch bei Ver 
SETS Z ENG ENTA ER = N wachsungen von Dünndarm mit | 
= SIII I LION Er SE Nee dem Colon: descendens bener 
SE ISIS X S PZ NNAL NEN 3 ZN; hungsweise der hinteren Bauch- 
EI a RS NAAA ENERE wand. Die Dündarmschlinge ist 
SS GEL Sr a INS - WER ENNE 1 hochs en und nimmt an 
ENE sc ANNER dann hochgezogen und nimmt anm 
: N \ NR = YZ: der Verwachsungsstelle oft Ro 
CoS MRA NAE setten- oder "Traubenform an 
| SI SSR ‘(siehe Abb. 5 und 7). Bei feine 
S < NY Es & ren elastischen Verwachsungen” i 
, N = 


spannt sich ein. Strang zwischen 
beiden Fixationspunkten, den 
Darm in ganz charakteristischer 
Weise — pyramidenförmig au 
ziehend (siehe Abb. 8), Stärkere” 
pathologische Veränderungen ami 
Coecum und den benachbarten 
l n Drüsen zeigen sich am besten 
in der rechten Knieellenbegenlage — rechte Körperseite der Platte 
anliegend. Da vom Dickdarme nur das Colon ascendens und die 
Sigmaschlinge gut sichtbar sind, sind pathologische Veränderungen” 
an ihm weniger gut nachweisbar. N 
Das Sigma sieht man immer deutlich, oft in V-Form herab- 
hängend und in das Rectum übergehend., Auch hier sind Ver 
wachsungen und dadurch bedingte Lageveränderungen leicht festi 
zustellen. Sehr schön: werden auch kleine physikalisch nicht nach 
weisbare Mengen von Ascites durch einen scharfen Flüssigkeitsi 


2390 : 


Wenn wir in folgendem einige Punkte anführen, die wir bei 
der kindlichen Abdominaltuberkulose mittels der Röntgendurch- 
leuchtung erheben konnten, so sind wir uns wohl bewußt, daß die 
Beschreibung nicht im entferntesten das ersetzen kann, was man 
vor dem Schirme sieht. Auch die beigefügten Lichtbilder können 
im Drucke nicht das wiedergeben, was die Platte vor dem Licht- 
kasten zeigt, da die Dichtigkeitsunterschiede oft zu fein sind, um 
in der Reproduktion herauszukommen. | | 

In der Rückenlage können wir Verwachsungen der Leber 
mit dem Zwerchfelle beobachten, von den zartesten Strängen an- 
gefangen bis zur völligen Verlötung beider Organe (Siehe Abb. 1, 
2 und 3). Stauungsleber dokumentiert sich durch kuppelartige 
Vorwölbung des sonst flach daliegenden. Organs. Auf dem in 
breiter Ausdehnung vor uns liegenden Peritoneum parietale sehen 
wir tuberkulöse Veränderungen in Gestalt von deutlich fleckiger 
Trübung (siehe Abb. 1); Verwachsungen zwischen Bauchwand und 
Leber, Netz und Därmen geben nicht mißzuverstehende Bilder, 
wobei oft ganze Darmschlingen hochgezogen oder mit dem Peri- 
toneum verwachsen erscheinen (siehe Abb. 2 und 3). | 

Während wir bei rechter Seitenlage die Größe und Gestalt 
der Milz, sowie etwaiger Verwachsungen zwischen ihr und be- 
nachbarten Organen erkennen können, beherrscht in der linken 
Seitenlage die Leber das Bild. In beiden Lagen kommen auch die 
Nieren gut zu Gesicht. 


In den Knieellenbogenlagen erhält man sehr komplizierte 


l 
$ 


k Ei 
pol: 
an 


> 


- 


N? >, 
U re ee R 
= E u arm 


» 
2 re amt 


spiegel kenntlich. 


Den Schluß der Untersuchung bildet die Durchleuchtung ui 
Stehen. Hier erhalten wir ein ausgezeichnetes Übersichtsbild yon 
allem über die großen Organe der Bauchhöhle, ihre Form. und 
Größe, sowie ihr Verhalten zu ihrer Umgebung. Pathologische 
Veränderungen sind in dieser Lage unschwer festzustellen, De 
dürfen daher keiner besonderen Erwähnung (siehe Abb. 4). Ku 
Es ist natürlich unmöglich, alle die mannigfaltigen, in jedem 
Falle wechselnden Befunde einzeln anzuführen; die vorstehend an- 
geführten Punkte können nur einen kurzen Hinweis auf die patho- 
logischen Veränderungen geben, denen man bei der Untersuchung‘ 
begegnen kann. | RE I e? 

Die Deutung der Bilder, besonders in der Knieellenbogel 
lage, ist, wie gesagt, nicht leicht und erfordert Übung und genau® 
Kenntnisse der anatomischen Verhältnisse. Nicht minder schwieng 
Ulag ; ist oft die Verwertung des Gesehenen für die Diagnose. NN 
Bilder, die oft recht schwierig zu‘ deuten sind. Leber, Milz, | möchten nur daran erinnern, daß die nicht allzu ‚seltenen Lage 
Magen, Nieren liegen in dieser Lage für die Betrachtung un- | anomalien des Diekdarms in das Bereich. der Möglichkeit gezogel 
günstig, da sie sich teilweise decken und überschneiden, teils von | werden müssen. Bei Verdacht auf solche Anomalien empfiehl po 
anderen Organen verdeckt werden, sodaß diagnostische Schlüsse | sich, das pneumoperitoneale Verfahren mit dem Kontrasteinlaufe 
aus ihrem Verhalten kaum zu ziehen sind. An der Porta hepatis | zu kombinieren, wobei man außerordentlich schöne plastische 
gelegene vergrößerte Drüsen lassen sich dagegen bisweilen gut | Bilder erhält. Gewisse Vorsicht in der Beurteilung ist auch gr 
nachweisen (siehe Abb. 2). Was uns jedoch die Knieellenbogen- | boten, wenn sich außer feinen Leber- und ‘Milzverwachsungel; 
lage für die Diagnose der Abdominaltuberkulose so wertvoll | | 


s eni . ; J ai EDA Hio n 
sowie mäßig dichten Mesenterialdrüsenschatten- keine sonstigen 


ME NER | Digitized py (+ { 


~ aen a u 
en = > . - J < A 
1 2 
Hr - Es 
"r > Pr” 

N tš 


uf Per ae ine 


N An 
a 
pi r 


mr 
LA 4 a 
N mnd E a AE E 
a 2, A 
rs E 


a Karr 
5 = 
- 


- 
== 


E er. 
` cry 
3 - 
> . P | "y K- 
y CY. y 
“| H- 
A u GE 
m ld Pa 7 = =; 
rer Be! =. 
en Be 


rt, 


< -h Ai Ra 


7. Dezember. 


Zeichen einer Abdominaltuberkulose finden, da diese Verände- 
rungen nicht tuberkulöser Natur zu sein brauchen. Schließlich sei 
nochmals darauf hingewiesen, daß ungenügendes Abführen leicht 
der Anlaß zu falschen ‚Deutungen werden kann. f n 

Zur Beantwortung der Frage, .ob uns die Röntgendiagnostik 
mit Hilfe des Pneumoperitoneums eine Sicherstellung noch un- 
klarer Fälle beziehungsweise die frühzeitige Erkennung der Ab- 
dominaltuberkulose gestattet, bleibt es noch übrig, auf die Resul- 
tate unserer Untersuchungen einzugehen. 


Diese erstrecken sich vorläufig auf 24 Fälle von Abdominal- 


tuberkulose oder Verdacht einer solchen bei Kindern im Alter 
von: ein bis dreizehn Jahren. Von diesen 24 Fällen waren zwölf 
klimisch sicher, bei zwölf bestand nur der Verdacht auf tuber- 
kulöse Erkrankung des Abdomens. In den letzterwähnten Fällen 
handelt es sich um Kinder, bei denen neben einer positiven Pir- 
quetschen Reaktion eine Reihe der eingangs erwähnten Sym- 
ptome auf eine tuberkulöse Erkrankung des Abdomens hinwiesen, 
ohne daß ein palpatorischer Befund erhoben werden konnte. Wir 
"müssen es uns leider versagen, die teilweise. recht interessanten 
Krankengeschichten der untersuchten Kinder hier anzuführen. 

Bei den klinisch sicheren Fällen erhielten wir in allen Fällen 
bei der Durchleuchtung und auf der Platte Befunde, wie wir sie 
oben beschrieben haben, und damit wertvolle Aufschlüsse über die 

Ausdehnung des Prozesses und die Schwere der Erkrankung. 

/ Von den zwölf Verdachtsfällen konnten wir bei sieben Kin- 
dern deutliche, meist nicht allzu fortgeschrittene tuberkulöse Ver- 
änderungen im Abdomen nachweisen, die auch das Fehlen des 
palpatorischen Befundes erklärlich erscheinen ließen. 

Bei zwei Kindern war es uns möglich, auf Grund der Röntgen- 
durchleuchtung eine Abdominaltuberkulose mit Sicherheit auszu- 
schließen, ein Befund, der sich bei dem einen Kinde, das später 
einer Meningitis tuberculosa erlag, durch die von Herrn Prof. 
Hübschmann vorgenommene Sektion erhärten ließ. 

‚ In einem Falle, bei dem die klinischen Erscheinungen für eine 
beginnende Abdominaltuberkulose sprachen, konnten wir röntgeno- 
logisch keinen einwandfreien Befund feststellen. Wir möchten trotz- 


dem an der klinischen Diagnose festhalten. 

Bei zwei Kindern waren klinische Zeichen für eine Abdominal- 
erkrankung nicht vorhanden, die Pirquetsche Reaktion blieb zwei- 
mal unter 0,5 cm, erst die Stichreaktion wurde positiv. Temperatur- 
steigerungen fehlten ebenfalls. Bei der Durchleuchtung fanden sich 
vergrößerte Mesenterialdrüsen, deutliche Verwachsungen der Milz 
mit der seitlichen Bauchwand, in dem einen Fall überdies Ver- 
wachsungen einer Darmschlinge mit der Leber. . 

~ „Wenn es sich auch in diesen Fällen um beginnende Abdo- 
minaltuberkulosen handeln kann, so möchten wir raten, in solchen 
und ähnlichen Fällen, bei denen Krankheitserscheinungen und ob- 
jektiver Befund in einem auffälligen Widerspruche stehen, mit der 
Diagnose sich einige Reserve aufzuerlegen. Wir begnügen uns 
damit, sie als Verdachtsfälle weiterhin anzuschen und die Ent- 


scheidung einer nochmaligen späteren Untersuchung vor-' 


zubehalten. 

Es ist uns somit immerhin gelungen, bei einem hohen Pro- 
zentsatz von Fällen, bei denen die Diagnose infolge Fehlens des 
palpatorischen. Befundes unsicher war, diese nach der positiven 
oder negativen Seite hin aufzuklären und damit eine frühzeitige 
Erkennung der Krankheit herbeizuführen. 

‚ , Wenn die Deutung der Befunde auch noch manche Schwie- 
rigkeiten bereitet und wenn das Verfahren in einzelnen Fällen ver- 
sagt, so liegt dies an Mängeln der Technik und der Erfahrung, 
die zu beseitigen das Bestreben weiterer Forschung sein wird. 
Schon jetzt aber können wir sagen, daß die pneumoperitoneale 
Röntgendiagnostik eine außerordentliche Bereicherung unserer 
diagnostischen, Hilfsmittel bei der Erkennung der Abdominal- 


tuberkulose darstellt. Ihr Hauptwert besteht darin, daß wir nicht | 


mehr wie bisher auf mehr oder minder unrichtige Vorstellungen 
über den Krankheitsprozeß angewiesen sind, sondern daß wir uns 
die pathologischen Veränderungen direkt sichtbar machen können, 
daß der palpatorische Befund durch den optischen ergänzt, der 
fehlende palpatorische Befund durch den optischen ersetzt wird. 
~ Daß damit für die Stellung der Prognose viel gewonnen ist, 
liegt auf der Hand. Auch die Entwicklung des Leidens können 
wir genau verfolgen, da wir uns von Zeit zu Zeit von dem Still- 


‚stand oder dem Fortschreiten der Erkrankung autoptisch über- 


zeugen können. 

Nicht minder wichtige Fingerzeige ergeben sich für die 
Therapie, insonderheit die operative und die Strahlentherapie, da 
das Bild ihr klarer als bisher zeigt, wo und wie sie einsetzen kann, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


1957 


? 


wie ihre Wirkungen und Erfolge waren. Vielleicht gelingt es 
auch, mittels des Pneumoperitoneums wichtige Aufschlüsse über 
die Wirkungen der verschiedenen Strahlenarten auf. die Organe 


der Bauchhöhle zu erhalten. wo 
Zum Schlusse möchten wir noch erwähnen, daß uns die 


pneumoperitoneale Röntgendiagnostik auch bei anderen Ab- 
dominalerkrankungen, akuter gelber Leberatropbie, 
Krankheit, Nephrolithiasis und einem Falle von abnormer 
Schlingenbildung des Colon descendens, wertvolle Dienste für die 
Diagnosenstellung geleistet hat. Da Technik und Erfahrungen 
sich mit den bei der Abdominaltuberkulose geschilderten decken, 
soll hier nicht näher auf die Fälle eingegangen werden. Die 
äußerst charakteristischen Röntgenbilder dieser Erkrankungen 
haben wir ebenso wie die der Fälle von Abdominaltuberkulose in 
der Leipziger Medizinischen Gesellschaft vom 5. August d. J. vor- 


geführt. | ; 
Literatur: Lorey, Verh. d. D. Röntgenges. 1912, Nr. 8 — 
Weber, Über die Bedeutung der Einführung von Sauerstoff resp. Luft in 
die Bauchhöhle für die experimentelle und diagnostische Röntgenologie. 
(Fortschr. d. Röntgenstr. 1913, Bd. 20, Nr. 5, S. 453) — Rautenberg, 
Röntgenphotographie der Leber, der Milz und des Zwerchfells. (D. m. W. 
1914, Nr. 24, S. 1205.) — Derselbe, Klinische Anwendung der Röntgen- 
photographie der Leber und Milz. (B. kl. W. 1914, Nr. 36, S. 1608.) — Der- 
selbe, Weitere klinische Erfahrungen über Röntgenographie der Leber 
und anderer Bauchorgane. (B. kl. W. 1917, Nr.1, S. en Derselbe, 
Pneumoperitoneale Röntgendiagnostik der Nieren. (B. 

5..201.) — Derselbe, Pneumoperitoneale Röntgendiagnostik. (D. m. 
1919, Nr. 8& S. 208.) — Derselbe, Röntgendiagnostik bei Leber- 
krankheiten. (aren. f. klin. M. 1919, Bd. 129, S. 296.) — Meyer-Betz, 
Methode und klinische Bedeutung der Darstellung der Leber im Röntgen- 
bild. (M. m. W. 1914, Nr. 15, S. 810.) — Götze, Die Röntgendiagnostik 
bei gasgefüllter Bauchhöhle; eine neue Methode. (M. m. W. 1918, Nr. 46.) — 
Schittenhelm, Über die Ba re Der mit Hilfe künstlicher Gas- 
ansammlung in der Bauchhöhle. (D. m. W. 1919, Nr. 21, S. 566.) — Der- 
selbe, Röntgendiagnostik der Bauchorgane durch Gasfüllung des Bauches. 
(M. KI. 1919, Nr. 11, S. 274.) — A. Schmidt, Ein neues Verfahren zur 
Röntgenuntersuchung der Bauchorgane. (D. m. W. 1919, Nr, 8, S. 201.) — 
Rupprecht und Gelpke, Die Bedeutung des Pneumoperitoneums für 
die Diagnose der Abdominaltuberkulose (Sitzungsbericht der Leipziger 
Med. Ges. vom 5. August, M. m. W. Nr. 47.) — v. Teubern, Erfahrungen 
mit dem Pneumoperitoneum in der ambulanten Praxis. — Corning, Lehr- 
büch der topographischen Anatomie. — Gegenbaur, Lehrbuch der 
Anatomie. — Spalteholz, Handatlas der Anatomie. ' 


Erklärung zu den Abbildungen. 

Bild 1: Leber mit dem Zwerchiell und der vorderen Bauch- 
wand verwachsen, fleckige Trübung des Peritoneums, strangartige Ver- 
wachsung zwischen Dünndarmschlinge und vorderer Bauchwand. Empor- 
gezogene, mit der Bauchwand verwachsene Dünndarmschlinge. 

Bild 2: Leber mit dem Zwerchfell verwachsen, nur zum Teil 
herabgeklappt. Großes tuberkulöses Drüsenpaket an der Porta hepatis. 
Dünndarmschlingen terrassenförmig aufgebaut, untereinander verklebt 


und verwachsen. 
Bild 3: Leber mit Zwerchfell und Bauchwand fest verlötet, 


zahlreiche strangartige Verwachsungen zwischen Darm und Bauchwand, 


. W. 1919, Nr. 9, 
W.- 


Bantischer - 


hochgezogene Dünndarmschlinge, die durch strangartige Verwachsungen 


an das Peritoneum gebeftet ist. 
Bild 4: (Versehentlich Spiegelbild.) Leber mit dem Zwerchfell 


verlötet, daher Gallenblase und rechte Niere sichtbar,. strangartige Ver- 
wachsungen zwischen Milz und Darm. Abgekapselter Ascites. 

Bild 5: Rosettenform einer an der hinteren Bauchwand be- 
ziehungsweise Colon descendens fixierten Dünndarmschlinge, Strang- 
artige Verwachsung zwischen Darmschlingen. Mesenterialdrüsenschatten. 

Bild 6: Aus dem Dünndarmkonvolut herausragende, an der 
hinteren Bauchwand durch Stränge fixierte Darmschlinge; Mesenterial- 
drüsenschatten zwischen den Schenkeln dieser Darmschlinge und an 


ihrer äußeren Circumferenz. 
Bild 7: Obere Begrenzungslinie des Dünndarmkonvoluts völlig 


unregelmäßig, zerklültet. Traubenform einer an der hinteren Bauchwand 
fixierten Dünndarmschlinge. Netzwerk längs- und querverlaufender, 


miteinander verwachsener Darmschlingen. 
Bild 8: Dünndarmkonvolut nur mäßig herabgesunken, seine 
obere Begrenzungslinie wellig, eine Dünndarmschlinge durch binde- 


gewebigen Strang pyramidenförmig ausgezogen. 


Zur Pathogenese des Haarausfalls nach Grippe. 


Von 
Dr. Erwin Pulay, 


Assistenten an der I. dermatologischen Abteilung der Poliklinik in Wien, 


Dem Haarausfall als einem Folgesymptom der heurigen Grippe- 


epidemie zu begegnen, dürfte jedem Dermatologen zu einer ge- 


, läufigen Tatsache geworden sein, Das Krankheitsbild selbst bietet 


nichts Besonderes. Der Haarausfall stellte sich durchschnittlich 
zirka acht bis zwölf Wochen nach der überstandenen Grippeattacke 


[4 


1258 5 


panpana eeen aa 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49.. 


ein und imponierte als ein diffuses Effluvium: die Patienten kamen 
mit Paketen voll Haaren die Sprechstunden aufsuchen. Eine Reihe. 
von Arbeiten befaßte sich bereits mit diesem Gegenstand, da der 
Haarausfall in einer solchen Form zu den Seltenheiten gehört. 
Pinkus(l), Galewsky (2), Zurhelleß®), Ledermann(4), 
Haggenmüller (5), die bereits zur selben Frage Stellung ge- 
nommen haben, gehen in ihren Betrachtungen von den inter- 
essanten Feststellungen Pinkus’.aus, wie er sie uns in seiner 
grundlegenden Arbeit über den Haarausfall nach fieberhaften Krank- 
heiten lehrte und konnten im wesentlichen die Resultate bestätigen. 
Pinkus knüpfte seine Untersuchungen seinerzeit an die Beob- 
tungen Matsuras. Nach ihm sterben die Haare mit dem 
hohen Fieber ab, das Wachstum scheint mit einem Schlage unter- 
brochen. Es erfolgt eine Ablösung von Matrix und Papille, das 
abgestorbene Haar tritt als Kolbenhaar in Erscheinung; die Matrix 
selbst ist nicht abgestorben, sondern es erfolgt sofort die Neu- 
bildung des Haares. Nach zwei bis drei Monaten hat das junge 
Haar den bestehenden alten Haarfollikel durchgewachsen und stößt 
das tote Haar ab. Für die Akuität des Prozesses sind zwei Momente 
charakteristisch: Die plötzliche Verdünnung des Wurzelendes und 
die Markunterbrechung als Ausdruck für eine Schädigung der Matrix. 
Das ganze Haar ist verdünnt. Während nun Pinkus,Galewsky 
zur Erklärung des ganzen Prozesses das hohe Fieber heranziehen 
und eine Toxinwirkung supponieren, wendet sich Ledermann 
gegen diese Erklärung, in dem Fieber ein ätiologisches Moment zu 
erblicken, indem er auf das Fehlen der Alopecie bei anderen mit 
hohem Fieber einhergehenden Erkrankungen hinweist. Leder- 
mann möchte eine specifische Intoxikation für das Auftreten der 
Grippealopecie verantwortlich machen. Zurhelle will das akute 
Absterben der Papille und deren Folgeerscheinungen als Ausdruck 
einer foudroyanten Toxinwirkung ansehen. Besonders interessant 
erscheint uns der Hinweis Haggenmüllers: daß der Sym- 
pathicus als einziger Nerv in seinen motorischen und trophischen 
Einflüssen auf das Haar sichergestellt ist und das Grippetoxin am 
Sympathicus vielleicht angreifen könnte. Überblicken wir diese 
Arbeiten, so finden wir eigentlich in jeder eine genaue Beschreibung 
der mikroskopisch nachweisbaren Haarveränderungen, aber im 
wesentlichen nicht viel Neues, als was wir nicht ohnedies seit 
Pinkus schon gewußt hätten, In den Lehrbüchern erfahren wir 
über diesen Gegenstand so gut wie gar nichts, ein Umstand, den 
auch Haggenmüller betont. Als wichtig erscheint mir noch 
ein Moment hervorgehoben zu werden: es ist dies das pessimistische 
Verhalten fast aller Autoren in puncto Therapie, welche Auffassung 
mir aber wegen der Gefahr eines daraus resultierenden Nihilismus, 

der meiner Meinung nach durch nichts gerechtfertigt wäre, als 
sehr gefährlich erscheint. Denn es ist nicht ganz richtig, daß wir 
diesen Prozessen therapeutisch hilflos gegenüberstehen. 


Wenn wir die vielen Fälle, die uns die Ambulanz in den 
Monaten Dezember bis April lieferte, überblicken, so können wir 
das Krankheitsbild folgendermaßen zeichnen: Die Patienten klagen 
über starken Haarverlust, die Haare fallen auf jeder Stelle bei 
leisester Berührung aus. Anamnestisch die eindeutige Angabe 
einer zirka acht bis zwölf Wochen zurückliegenden überstandenen 


ie = ruhe 
= 4 pees pi - D — - er 2 
Ta nn > = 
ee = = ” T] 
a U 5 


EEE 


mn 
Toae, 
en 


so 
Problem von richtunggebender Wichtigkeit. 1. Warum findet sich = 
nicht bei allen an Grippe Erkrankten Haarausfall? 2 Tal 

sich der-Haarausfall mit dem übrigen Symptomen 
komplex, den wir bei Grippe zu beobachten Gelegenheit hatten 
in einen Zusammenhang bringen; haben wir in dem Haarausfa 4 
ein den übrigen Symptomen koordiniertes oder ein Spätsymp om 


fang =" 
——— 


zu erblicken? Nr a 
Vor allem mußte es auffallen, daß aus der ungeheueren Menge = 
von Grippekranken doch nur ein relativ kleiner Teil an Haaraustall Be 
erkrankt war. Weiter waren die Veränderungen an den Haaren 
unabhängig von der Intensität und Dauer der Erkrankung. Kemer 
aber auch unabhängig von der Höhe des Fiebers- während aea - 
Krankheit. Es fand sich also der gleiche Symptomenkomples, = 
nämlich der Haarausfall, sowohl bei den schwersten Formen von 
Grippe als auch bei jenen Formen, die ich als Grippoideodr 
Formes frustes bezeichnen möchte. Da wir aber für alle mma 
Formen einen gemeinsamen einheitlichen Erreger 'supponieren, so Er 
müssen wir zur Erklärung dieser verschiedenen Symptomatologie 
Momente heranziehen, die nicht im Erreger selbst gelegen sind, B 
sondern außerhalb desselben; demnach werden diese Momente nur = 
im Patienten zu suchen sein. È E N \ 
Für den klinischen Verlauf während der Grippeepidemie = 
war für uns vor allem die Beschaffenheit des Gefäßsystems von = 
maßgebender Bedeutung, da ein jeder letal verlaufende Fall, den wir = 
zu beobachten Gelegenheit hatten, als Gefäßtod imponieren mubte = 
Diesbezüglich ist mir die Auffassung Wenckebachs, dieen = 
in der Diskussion über Grippe in der Gesellschaft für innere” 
Medizin äußerte, von Bedeutung. Wenckebach erklärte dag 
Versagen des Kreislaufes durch Lähmung der Gefäße und die zu” 
beobachtende Anhäufung des Blutes im Splanchnieus durch direkte 
Gefäßlähmung. oder als durch das. vasomotorische Nervensystem 
hervorgerufen. Bedenken wir. nun, daß die Haare ein Organ dar = 
stellen, das wie nur wenige von reichen Gefäßen umschlungen "gr 
wird, so ist daraus allein schon ersichtlich, welche Bedeutung einem 
Prozesse mit exquisit gefäßparetischer Wirkung für die Pathologie” 
des Haares zukommt-und wir werden den Haarausfall als ein zur 
Grippe zählendes Symptom betrachten. 


~ \ 
Zn A rN Rap p oee i 
_ = an er = ar ei us 
== EEE LT Ge eea ae 2 3x en = 
= —— = = MC ——— - . Ra 3 
— = ne en ee : 2 u paens —— u oer N N 
> = A €. m E nE TAE Lan een r = un — ig > Ba Re = a 
ge. la er en - man Lad — u — An ey AI — - eda en ee an = + . 
Te SITE = nen en atase rar r ae 
EEE nz Tri er IE A en Te AAA -b I en — Zuge enri te - 
Te 77 a ee Fa r DIT = = bin >. P2 e an PLNE j - - 
TUI Zu en at Eee u ar = 122 z Teira a ne >= e re He 
= - EDEL TH SEES . = g= - se = ps en 
ET Rss s P En} - ur 7 ~ "ARF ai re ren Sd sE z à 
ir > < Te un = 5. 3 =: - er ee a Re Be - g 
Saem =. Dann” : Be 2 a Er = Eripe r, Kea pr A . i 
nn iksi i A an a Fre Se ae FY f g [ 
zs = ug ler FE; — yra < 
2-28 € Erme - P - — ` + > E 3 
È " g 4 t ; j £ 
i ` => a 


—— 
lead, 
ee 
Mn run 


ei 


ee e 
| tree JS 
My ee 


Von dieser Auffassung geleitet, betrachteten wir alle Fälle 
von Haarausfall nach Grippe, die wir zu beobachten ‚Gelegenheit 
hatten. Und in der Tat konnten wir in jedem einzelnen Falle 
ein gesteigertes Reagieren am Sympathicus und eine besondere” 
Labilität am Gefäßsystem feststellen. Es war ja für die Grippe 
infektion von besonderer Charakteristik, daß der Verlauf ‚der Fälle 
vom Verhalten des Gefäßsystems und des Sympathicus”so ab- 
hängig war. Diese Erkenntnis machte uns die Veränderungen ami 
Haar nicht nur verständlich, sondern brachte einen klaren ZU: 


sammenhang mit den übrigen bei Grippe zu beobachtenden” 
Symptomen. | 2 E; 


E. 
VES A 
: 
Y 
37 
$ s 
iÀ 
' 
an 
A 5 
= 
{ 
"E, 
h yT 
MW 


j 
u 
ih 
Si 
"V 
"ER 
Dar 
Er 


Fe a 


, ) : Es ist klar, daß diese Auffassung: den Haarausfall auf Ge- | 
Grippe. Die Untersuchung des Haarbodens ergibt keinerlei Reiz- | fäßlähmung und auf eine aus dieser resultierenden Ernährungs- | 
erscheinungen. Die Haare selbst zeigen bei der mikroskopischen 


störung zu beziehen, eine Auffassung, welche wir in dertten Eo 
von Leichtenstern vertreten finden, welcher von emer durch 
Grippetoxine bedingten Vasomotorenlähmung spricht, auch richtung- 


Untersuchung oftmals eine Verdünnung und Aufhellung am Wurzel- 
ende, oft fehlt auch diese Verdünnung. Fast eindeutig läßt sich 
eine Unterbrechung des Markes nachweisen. Wir finden also fast 


in jedem Falle. alle Phasen, welche wir aus der Pathologie der 
Haarerkrankungen, her kennen, deren mildeste die Verdünnung 
des Haares und höchste Form der Haarausfall darstellt (Verdünnung, 
Pigmentaufhellung, Markunterbrechung, Ausfall). “Gleich nach den 
ersten Beobachtungen ‘erschien es uns als unstimmig, im Fieber 
das erklärende Moment zu erblicken, da ein großer Teil der Pa- 
tienten an einer mit nur geringen Temperatursteigerungen (37,8 °) 
einhergehenden und nur zwei bis drei Tage dauernden Grippe 
erkrankt war, und trotzdem den Haarausfall als Folgeerscheinung 
zeigte. Aber auch die Überlegung zwingt uns, das Fieber als 
ätiologisches Moment abzulehnen, denn wir kennen viele mit sehr 
hohem Fieber einhergehende Erkrankungen ohne Haarausfall oder 
sonstige Veränderungen an den Haaren. Wenn wir das Fieber 
“ ausschließen, so käme dann nur mehr eine den Erregern selbst 
zukommende, specifische Wirkung vielleicht bactericider, vielleicht 
toxischer Natur in Frage. Und in der Tat fassen ja all die ge- 
nannten Autoren, die an eine Fieberätiologie nicht glauben, den 
Prozeß als durch Toxine bedingt auf, ohne allerdings mit Ausnahme 
“von Haggenmüller Angaben über den Angriffspunkt oder 


— 


. = 
= 
- a 


gebend für unser therapeutisches Handeln sein mußte. m 
Im Hinblick auf das therapeutische Verhalten zerfallen E 
sere Fälle in drei Gruppen: Die eine, welche erst lange Zeit ng 


dem bereits stark einsetzenden Haarausfall uns’ konsultierte: ir 
sind dies. jene Fälle, bei denen jede Therapie nutzlos ist, weil Zur 


ein Kupieren des Prozesses bereits zu spät, und wir ja wisst 


nur unterstützend eingreifen können, Die zweite Gruppe UF 


jektiv überhaupt noch nichts von einer Erkrankung des Homa 
merkten, bei welcher sich aber folgende Beobachtung machen I, 


Gefäßlähmung in seiner Ernährung gestört, abstirbt, V 
Auffassung geleitet, war für mich das therapeutische 


. $ ` - 
~ 


Pgs- 


” 4% 


daß alle Haare sich wieder regenerieren und wir in solchen fällen 


" 


| 


7. Dezember. 


zwei Angriffspunkte gerichtet: Allgemein und lokal. Allgemein 
centriert auf das vegetative Nervensystem und Gefäßsystem durch 
tonushebende Medikationen, die wir ja im Strychnin, Chinin und 
Adrenalin und Arsen, allerdings in hohen Dosen, kennen. Lokal 
durch all jene Medikationen, die Hyperämie erzeugen. Allen voran 
die vorsichtige Ausnutzung des Quarzlichtes. Bestrahlungen, 
welche beabsichtigen, Reizerscheinungen bis zur Blasenbildung zu 
setzen, wie es leider noch vielfach geübt wird, sind absolut zu 
Wir müssen das Quarzlicht bloß verwenden, um 
Rückblickend auf unsere Erfolge 
müssen wir sagen, daß wir in den beiden letzten Gruppen von 
Fällen, namentlich aber in der dritten Gruppe, in fast jedem Fall 
den Haarausfall zu kupieren in der Lage waren. Wir wollen dies 
vor allem auf die allgemeine Tonisierung des Gefäßsystems be- 
ziehen, denn es ist klar, daß wir im Augenblick, als es uns ge- 
lingt, Gefäßspasmen zu lösen, Gefäßparesen aufzuheben, den 
Sympathicus in einen normalen Tonus zu versetzen, ihn nicht 
aber in einen Erregungszustand zu bringen (Sympathicuserregung 
— Morbus Basedowii — Haarausfall!, den Haaren normale Er- 
nährungsbedingungen schaffen und damit jedes weitere Ausfallen 
- verhindern. Wir legen auf die Feststellung dieser Tatsache um 
so mehr Gewicht, als die meisten Autoren nicht nur auf dem 
Standpunkt stehen, daß sich der Haarausfall nach Grippe durch 
nichts beeinflussen läßt, vielmehr die vollständige Abstoßung der 


verwerfen. 
gefäßtonisierend zu wirken. 


alten Haare für die Regeneration als notwendig ansehen. 


Über drei Fälle möchte ich noch berichten, in denen sich durch 
Adrenalin, Strychnin und Chinin keinerlei therapeutische Wirkung 


erzielen ließ, welche aber auf Atropininjektionen prompt reagierten. 


Bedenken wir, daß das Strychnin besonders auf die Gefäße 
der Körperperipherie erweiternd wirkt, die Gefäßnervenursprünge 
- erregt und, wie S. Mayer zeigte, eine Erregung der Vasomotoren 


setzt, indem Blutdrucksteigerung und Pulsverlangsamung als Aus- 
druck einer gesteigerten Erregbarkeit des Vasomotorencentrums 
und des Vaguscentrums zu werten sind, so wird es uns klar, daß 
wir gerade in der Grippeinfektion Symptomen begegnen, welche 
dem Prinzip der Strychninwirkung entgegengesetzt sind. 
Zusammenfassend und bezugnehmend auf den’ Ausgangs- 
punkt unserer Fragestellung kommen wir zu folgendem Ergebnis: 
1. Der Haarausfall tritt nur bei jenen Individuen nach Grippe in 


Erscheinung, welche ein besonders ansprechbares sympathisches 


Nervensystem und labiles Gefäßsystem besitzen. Es sind also für 
das Einsetzen von Haarausfall abnorme aus der Konstitution des 
Individuums resultierende Momente maßgebend. 2. Der Haaraus- 
fall stellt ein den übrigen bei Grippe zu 'beobachtenden Sym- 
ptomen koordiniertes Symptom dar, welches aus der allgemeinen 
Gefäßlähmung und Atonie der Vasomotoren zu erklären ist. 
3. Der Haarausfall läßt sich therapeutisch, rechtzeitig angegangen, 
günstig beeinflussen; die Therapie muß aber in eine allgemeine 
und in eine lokale zerfallen. Die allgemeine, gerichtet zur Hebung 
des Gefäßtonus (Adrenalin, Strychnin, Arsen, Chinin, eventuell 
Atropin), die lokale, zur Erzeugung von Hyperämie und lokaltoni- 
sierend (Quärzlicht, Teer) Die Dauer der Behandlung, nament- 
lich der Bestrahlungen, muß sich auf Wochen ausdehnen, die Be- 
strahlung selbst darf nur stimulierender, nie aber reizender Natur 
sein. Bestrahlungen bis zu deutlicher Reaktionsbildung (Rötung, 
Blasenbildung) sind zu vermeiden. 


Literatur: 1. F. Pinkus, Über den Haarausfall nach fieber- 
haften Krankheiten. (M. Kl. 1906, Nr. 87.) — 2. Derselbe, Der Haaraus- 
fall nach Grippe. (Ebenda 1918.) — 2a. E. Galewsky, Über Haarausfall 
nach Grippe. (M. m. W. 1919, Nr. 14.) — 3. Zurhelle, Zur Kenntnis der 
Alopecia diffusa nach Grippe. (D. m. W. 1919, Nr. 20.) — 4. Lederma nn, 

ber Haarausfall nach Grippe. (Derm. Zschr. 1919, H. 6.) — 5. Ha ge en- 
müller, Haarausfall nach Grippe. (Zschr. f. phys. u. diät. Ther. 1919.) 


Aus der Poliklinik des Kaiserin Auguste Victoria Hauses zur Be- 


kämpfung der Säuglingssterblichkeit im Deutschen Reiche, Char- 
lottenburg (Direktor: Prof. Langstein). | 


Die häufigsten Hauterkrankungen 


des Säuglings und Kleinkindes in der Sprechstunde 


des praktischen Arztes. 
| | YOD 
Dr. A. Dollinger. 


Die Hauterkrankungen des Säuglings und 


Kleinkindes spielen in der täglichen Praxis des Allgemein- 


 arztes ob ihrer Häufigkeit, ihrer meist langen Dauer und der | 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.49. | | 


großen Neigung zu Rezidiven eine nicht unbeträchtliche Rolle. 


1259 


Für ihn, besonders den Arzt auf dem Lande, dem die tausend- 
fältigen Möglichkeiten: der Klinik nicht zu Gebote stehen, son- 
dern der mit wenigen und einfachen Mitteln bei oft sehr un- 
genügendem Wollen und Können. der Eltern arbeiten muß, für 
ihn seien diese kurzen Ausführungen geschrieben. . Dies bringt es 
auch mit sich, daß theoretischen Betrachtungen kaum Raum ge- 
geben werden konnte, wie auch die therapeutischen Vorschläge 
keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit machen wollen. Erwähnt 
sei nur jenes, was sich in langen Jahren an dem großen Material 
unserer Anstalt, besonders der ihr angegliederten Poliklinik, er- 


_ probt als gut erwiesen hat. . ' 


I. x 


Um im speziellen Teil Wiederholungen zu vermeiden, möchte 
ich einige Bemerkungen allgemein-dermatologischer Natur voraus- 
schicken. Bei allen Erkrankungen der Haut, die durch vielerlei 
äußere Einflüsse weitgehend verändert und kompliziert sein 
können, treten im. Werden und Vergehen Stadien auf, die eine 
grundverschiedene, den jeweiligen Erscheinungsformen ent- 
sprechende Behandlung erfordern. Ein kurzes Beispiel möge dies 
erläutern: Es handle sich um ein von dicken Borken eingetrock- 
neten Eiters bedecktes Ekzem des behaarten Kopfes, also um 
eine chronische, infizierte Dermatitis, die außerdem mit quälendem 
Juckreiz einhergeht. Der Heilplan hier wäre etwa folgender: Vor 
allem heißt es, durch Entfernung der Haare in weitem Umkreise 
das Feld zugänglich zu machen und den Juckreiz zu beseitigen 


beziehungsweise, was häufiger der Fall sein wird, Kratzen und ` 
die dadurch bedingte Weiterverbreitung des infektiösen Prozesses 


zu verhindern. . Hierauf sind die Borken zu entfernen, um die 
Infektion durch Freilegung des Geschwürsgrundes besser angehen 
zu können. Sollte ein stärkeres Nässen die Eiterbildung über- 
dauern, so ist für Austrocknung zu sorgen und endlich die 
regenerative Tätigkeit des Rete Malpighi anzuregen. 


Von den zahlreichen Pharmaka nun, die für diese verschie-- 


denen Zwecke zur Verfügung stehen, möchte ich nur einige be- 
sonders bewährte herausgreifen. Was die Bekämpfung des Juck- 
reizes und des dadurch ausgelösten Kratzens anlangt, so wird 
weiter unten darauf eingegangen werden. Zur Entfernung 
derBorken, Schuppen usw. haben wir im feuchten Verbande 
mit essigsaurer Tonerde (besonders bei infektiösen Vorgängen) 
sowie im Öl oder der 3—5 % igen Salieylvaseline die geeigneten 
und für alle Fälle ausreichenden Mittel. Nach ein-, höchstens 
zweimaliger Anwendung eines dieser Stoffe, die jeweils 24 Stunden 
einwirken. müssen, wird es meist gelingen, alle Krusten soweit 
als nötig abzulösen. Zeigt jetzt der Geschwürsgrund noch stär- 
kere eitrige Sekretion, so ist ein Desinfiziens angezeigt, 


von denen wiederum die essigsaure Tonerde am empfehlens- . 


wertesten ist, während Sublimat und ähnliche wegen der Reiz- 
wirkung sowohl als besonders der Gefahr der Resorption für das 
Kindesalter wenigstens ausscheiden. Hat die Eiterbildung in der 
Hauptsache nachgelassen, besteht aber noch reichliche Sekre- 
tion seröser Flüssigkeit — Stadium madidans —, so 
kommen aufsaugende Mittel in Betracht: einmal alle feinsten in- 
differenten Pulver, die adsorbierend wirken, vor allem die billige’ 
Bolus alba (sterilisata Merck) und die besonders adsorptions- 
kräftige Carbo animalis (Merck). Eine andere Reihe umfaßt 


schwerlösliche Schwermetallsalze und Metalloxyde, deren Haupt- 


vertreter das Zinkoxyd und das Bismutum subgallicum (Dermatol) 
vorstellen und die neben der Adsorption auch eine deutliche ad- 
stringierende und so die Austrocknung beschleunigende Wirkung 
entfalten. Besonders gut bewährt sich die Kombination beider 
Gruppen in Form eines 10—25%igen Zusatzes von Dermatol, 
Noviform (Tetrabrombrenzkatechinwismut) zur Bolus alba, wo- 
durch ohne Verzicht auf die specifische Wirkung dieser Substanzen 
die Intoxikationsgefahr ganz wesentlich herabgesetzt wird. Ist es 
nach zwei bis drei Tagen noch nicht gelungen, der Exsudation 
Herr zu werden, so erreicht man meist ganz Ausgezeichnetes durch 
Pinselung mit 3—5 %iger Argentum-nitrieum-Lösung. — Von 
granulationsbefördernden Stöffen verwandte ich mit 
bestem Erfolge das schon erwähnte Bismutum subgallicum, sowie 
Noviform und ähnliche, ferner vor allem das Pellidol, lauter Mittel, 
die sowohl in Form von Streupulvern, als von Salben oder Pasten, 
endlich auch als Trockenpinselung angewandt werden können. 
Nun zur Technik, vor allem der Verbände. So über- 
flüssig es auch scheinen mag, möchte ich trotzdem nicht unter- 
lassen, darauf. hinzuweisen, daß die „typischen Verbände“ auch 


sont BET 


> = i are Pr Eh nr 5A 
OS O Sn i er 
= 4 Pa 


- 
we 


. 
ot. 
sey A 


i + 
ER 
v 
a oe za 


2. tm. 
Z 7. 
Pe a 


So a SA 
~- me 


RE: 
Pre a LS 


kaa 
e ra fr D 5 
BE SE ha n 
an ER n 


Y 

B u Lor- = 
w.— 

I 


T. Te mer 2 
BE 


eur 


1 


l 


1000 


für das Kind die gegebenen sind. So hört man häufig von Kopf- 
'„verbänden, daß sie in diesem Alter; um besser zu halten, durch 
‘. einige, Touren_um den Hals, erweitert werden. müßten.. Dem ist 

zu erwidern, daß: auch die um den Hals gelegten Binlengänge 
: dies keineswegs zu. garantieren vermögen, weshalb weitere, gleich 
- unten: zu .schildernde Maßnahmen ergriffen werden müssen. Frei- 


schnitten werden. 
befestigt. 


‚der Oberfläche des Verbandstoffs.einen aufsteigenden, dem Lymph- 


t 


er A : z 


+ 


lich kann. nicht verschwiegen werden, daß alle Verbände bei den 
rundlichen Formen des Säuglings und der meist bestehenden Un- 
ruhe ungemein schwer dauerhaft anzulegen sind. Von Vorteil 


wird es deshalb immer sein, Verbände am Kopfe durch Häübchen, . 
=... am Gesäß und Genitale durch Höschen, an Füßen und Händen 
“durch übergezogene. Söckchen zu schützen. 


j 7 . / ' 
Pflasterverbände sind im großen und ganzen beim- 


- Kinde, "je. jünger es ist, um so weniger zu. empfehlen, da alle, 
‚ besönders. die heutigen Pflaster, die zarte Haut mehr weniger 
. reizen;..ja- eine‘ völlige- Ablösung der Epidermis, manchmal ge- 

radezu in Form von pemphigusähnlichen: Blasen ist dabei "keine 
. Seltenheit. 


Bei Erkrankungen jedoch in der Nähe des Afters, 


besonders bei ‘den ungemein häufig in oder an der Crena 


ani sitzenden Abscessen ist der Pflasterverband unentbehrlich. 
Hier gibt es keine:andere Methode, um eine so haltbare und exakte 


„Abschließung zu erzielen als durch den dachziegelförmi- 
.genHeftpflasterverband. Die einzelnen Streifen werden 


von lateral kommend parallel und sich je nach der Breite zu % bis 
% überdeckend bis unmittelbar an den Anus herangelegt und, um 


... sie völlig. flüssigkeitsdicht zu: machen, zum Schlusse mit Mastisol 
‘oder besser mit Vaseline überstrichen. 


Um Material zu sparen, 
kann man den Wechsel: der’saugenden Verbandstoffe von der 
nicht völlig -abgeschlossenen Außenseite her ohne Abnehmen des 
'Pflasters ausführen. E | Da Er 


Vom Mastis ol ist im-Säuglingsalter im großen und ganzen 
ebenfalls abzuraten, da bezüglich der Hautreizung dasselbe gilt wie 


Jahre, wo es sich besonders bei. Affektionen der Hände und Füße, 
den am wenigsten sauber zu haltenden Körperteilen in diesem 


die Mullag 


nicht Nase, Kinn oder Ohren in Betracht kommen, wofür jeweils 
modifizierte Kinnschleudern meist ausreichen, während am þe- 


haarten Kopfe „Kappen“ in Anwendung kommen müssen. Die 
: Maske stellt man sich aus einer zirka % cm dicken Låge Mull und | 
einem Stück: Billrothbatist her, in die — der Gesichtsgröße-ange- 

paßt — querovale Löcher für Augen; Nase und Mund einge- 


-Das Ganze wird durch einige Bindentouren 


Feuchte Verbände müssen, um ihren Zweck zu or- 


füllen, aus dieken Lagen Polsterstoffs angefertigt werden. 


Gut wegen seiner hervorragenden. Saugfähigkeit -eignet sich- der 
billige Zellstoff, welcher auf der der Haut zugekehrten Seite mit 


durch Aufschütten anzufeuchten, er muß: vielmehr einige Male in 
der Lösung untergetaucht und ausgedrückt werden, denn erst dann 


nimmt er.die Flüssigkeit wirklich gut auf. Zu wechseln ist der Ver- 
band zweimal des Tages und kann zwischendurch dürch Nach- 


schütten kleiner Mengen angefrischt werden. — Leider erfreut sich 
der feuchte Verband nicht allseits der Beliebtheit, die ihm unbe- 
dingt zukommen muß. Der Grund hierfür liegt in der mißbräuch- 


lichen Anwendung wasserdichten Stoffes, der ein längeres Feucht- 
"bleiben garantieren soll, tatsächlich aber die erstrebte Wirkung ins: 
. Gegenteil verkehrt. 


Der Zweck dieser Behandlungsmethode ist 
doch der, durch die stattfindende Verdunstung der Flüssigkeit an 


strom im Körper entgegengesetzt gerichteten Capillarstrom zu er- 


zeugen, der das Wundsekret mit sich hoch reißt. Durch einen 
“Juftdiehten Abschluß wird dies nicht nur: vereitelt, sondern unter- 


‘demselben ein feuchtwarmer Raum gebildet, eine wahre Brutstätte 
für Bakterien. | i 


Eine weit grö 


Lieblingsbeschäftigungen in diesem Alter. Ja, die Verhinderung 
der Weiterverbreitung- der-häufig infektiösen. Prozesse, sowie 'das 
Inruhelassen derselben genügen oft. schon .allein, um lange be- 
stehende und immer und immer wieder aufflammende Affektionen 


j. © oo 7 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.49: > 


i ‚ohne jegliche weit 


vom Heftpflaster. Anders verhält es sich-beim Kinde der nächsten | 


Alter, gut eignet, da sich durch Aufkleben eines passend großen, 


sen überragenden Stückes. Guttapercha ‚oder Billroth- . 
‚batistes ein schmutzsicherer Abschluß erzielen läßt. — 


. ‚Bei ausgedehnten Erkrankungen der .Gesichtshaut sind Ver-, 
bände@ür in Gestalt von Gesichtsmasken anzulegen, soweit 


Mull zu überkleiden. ist. . Es genügt nicht, diesen Verband nùr. 


rasieren. 


Bere Rolle als beim Erwachsenen spielt beim | 
Kinde die Unterdrückung des Juckreizes und die 
Vermeidung des dadurch bedingten Kratzens, eine der 


ne (a 


7. Dezember. 


ere Therapie zur Heilung zu bringen. Zwei Mög- 
lichkeiten, mechänische und chemische, stehen zur Erreichung 
dieses Zweckes zur Verfügung. Trotz ihrer nur kurz dauernden 
Wirkung können: die chemischen Stoffe beim kleinen Kinde, be- 
sonders bei größer räumlicher Ausdehnung, bei der ein so umfang- 
reicher Verband nicht wünschenswert erscheint, oft nicht entbehrt 


werden. ` Etwäs. anderes ist es aber beim Säuglinge, der ohne 


wesentliche Beeinträchtigung- seines Wohlbefindens weitgehende 
Fixierung über sich ergehen. läßt. Die einfachste und am wenig- 


sten eingreifende Methode besteht darin, daß man_bei Säuglingen 
der ersten Monate die Ärmchen mittels einer lose gelegten Windel 


am. Körper befestigt; bei älteren durch -Zubinden der über die 5 
Hände vorgezogenen Jäckchenärmel die. — nebenbei gesagt — 


immer kurz zu schneidenden Fingernägel unschädlich macht. Das- 
‘selbe tun auch Fäustlinge,: Wollsöckcehen oder aber das Um- 


‚wickeln der Hände mit Watte oder Zellstoff und’ Binde: Benutzt - 
das Kind auch jetzt noch die so armierten Hände, so ist dieMan- 
sehette am Platze. Diese besteht aus einem zu einer Röhre zu- 

sammengedrehten, nicht zu stärken. Stück Pappe, das vom Ober- 
arme bis zum Hanäügelenke reichen muß und hier durch Bänder in 
einer Lage “gehalten ein” Beugen im: Ellbogengelenk. und so ein 


Kratzen im Gesicht und auf dem Kopf unmöglich macht. Genügt- 


auch das noch nicht, was besonders bei sehr unruhigen, aufgeregten 
Kindern häufig der Fall ist, so bindet man die Ärmchen mit oder. 
ohne Manschette an die Seitenstäbe des Bettchens an oder; mangels 


dieser, hält man sie durch ein‘ unter dem Bette durchgezogenes 


Band in Abduction. : Um das bei vielen Kindern beliebte Scheuern 
der Beine aneinander zu verhindern, genügt meist ein diekes Um- 


.hüllen der Unterschenkel und Füße mit Zellstoff und Binde; ge- 
gebenenfalls mi | 


üssen die Beine ebenso ‚wie. die' Arme in abduzierter 
Stellung fixiert werden. ee a | 


= Von den chemischen Mitteln zur Stillung des 
Juckreizes seien hier nur einige genannt. Mit Recht erfreuen 
sich größter Beliebtheit Waschungen mit-essigsauren oder citronen- 
sauren, besonders aber. alkoholischen Lösungen: 4-—1%ige 


Salicyl-, 1%ige Borsäure, %—1%iges Thyinol, 1—8%iges Menthol; 
. während Carbol in jeder Form‘beim Kinde gänzlich zu vermeiden 


ist. Um eine zu starke Austrgeknung der-Hanut: zu‘ verhindern, 
setze man zweckmäßig allen. diesen Lösungen: 10% Glycerin: zu: 
Nach jeder Einreibung ist reichlich ‘mit Talkum oder ähnlichem 


zu pudern. — Recht gute Dienste haben uns auch Umschläge mit 


5—10 Ziger wäßriger Thiollösung 


| (1), Menthol- (2), Bromocoll- (8) 
oder Tumenol-Ammoniumsalbe- E 


| a) mit oder ohne Zusatz von 
1—2% Cocain geleistet, sowie Aufstreuen "oder ‘Aufpinseln von- 
Anästhesin (4). Im großen und ganzen ist aber mit allen diffe- 
renten Mitteln — dies gilt auch besonders für die später zu nennen- 
den granulationsbefördernden. wie Dermatol, Pellidol usw. — Del 
ausgedehnteren Wundflächen eine gewisse :Vorsicht geboten, da 
‚es dòch einmäl durch Resorption zu Intoxikationen kommen kan. 

Bezüglich der Anwendung aller ‘Püder, Salben und Pasten 
ist sorgfältig darauf zu achten, daß diese Arzneiformen auch tat- 


sächlich auf die zu beinflussenden Hautflächen einwirken können. 


Dies gilt besonders-vom behaarten ‚Kopf und allen Körperstellen, 
an denen infolge Faltenbildung Haut auf Haut liegt. Am Kopie 
sind in weitem Umkreise die Haare mit der krummen Schere So. 
kurz als möglich zu schneiden und überdies, wenn angängig, ZU 
Verabsäumt man dies, so resultiert eine schmierige 


-Masse von Haaren, Salbe und Wundsekret, die ejne sachgemähe 


Behandlung unmöglich macht. — Am Hals, in der -Leistenbeuge 
usw. ist durch Spreizen der betreffenden Pärtien das. jeweilige 
Medikament bis in alle Winkel und Buchten einzuführen und durch 
dazwischen zu legende Tupfer: weitere Sekretstauungen und Mace- 
‚rationen zu verhindern. Besonders gilt- dies’ für alle nässendeD Ä 
"und infizierten Ekzeme, ‚Dabei sei.noch betont, daß Puderaus 
pflanzlichen Stoffen, wie Kartoffelmehl, Reisstärke U, 
wegen der Möglichkeit der Zersetzung. am- besten ganz ‚ver 
mieden werden. RUE A BEE 
© Die-Mengen der anzuwendenden-Mittel dürfen nicht ZU 
geringe sein, sollen sie ihren Zweck erfüllen: Puder also 1an 
zirka 1 mm hohen Schicht, Salben und. Pasten messérrückendok. 
Letztere bringe man nie direkt auf.die Haut, sondern streiche ©. 
auf Leinwand- oder Borlintläppchen entsprechender Größe au: 


Gaze eignet sich dazu wehiger, da der Hauptanteil’in dem Maschen- 


netze verschwindet ohne eine Wirkung ausüben zu können. t 
empfehlen sich 'alle Arten von Salben. bei stark’ nässenden Hat A 
erkrankungen, da -die abgesonderte eiweißreiche. Flüssigkeit Ein 

trennende Wand zwischen Haut und Salbe. bildet.und 50 denke | 


Wenig 


7. Dezember. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 1261 


flug der Salbengrundlage verhindert, das wirksame 


Prinzip aber ja einfacher in Substanz angewendet werden kann. 

Vor jeder neuen Auftragung genannter Stoffe ist es dringend 
geboten, die alten Restezuentfernen, besonders gilt das 
von den Pudern, die nach kurzer Zeit schon bis zur Grenze ihrer 
Aufnahmefähigkeit mit Sekret beladen sind. Dies geschieht am 
besten mit Rüb- oder Leinöl. Verfilzte Haare, alte Eitermassen 
können auch mit Wasserstoffsuperoxyd aufgeweicht werden; im 
großen und ganzen aber ist von wäßrigen Lösungen, besonders 
bei intertriginösen und exsudativen Ekzemen, weniger bei infi- 
zierten zu warnen. — Mastisol, Ichthyol und Pflasterreste werden 
mit Äther entfernt. 

Ebenfalls zweckdienlich ist es, im Beginn einer jeden Be- 
handlung Krusten mit der Pinzette vorsichtig abzulösen, 
soweit dies ohne Blutung oder Schmerzen geschehen kann. Ge- 
lingt dies nicht in befriedigender Weise, so gelangen obengenannte 
erweichende Mittel zur Anwendung. Auch das Abnehmen ange- 
klebter Verbandstoffe erfordert einige Kunstgriffe: fürs erste näm- 
lich ist durch Ablösen der oberen Lagen und Wegschneiden loser 
Zipfel soviel als irgendwie möglich zu entfernen. Tut man dies nicht, 


so entsteht durch den sich entwickelnden Sauerstoffschaum eine 
wüste Masse, in der man sich oft nicht mehr zurechtfinden kann, 


ganz abgesehen davon, daß man bei solchem Vorgehen die viel- 
fache Menge Wasserstoffsuperoxyds verbraucht. Fürs zweite gehe 


man mit dem Abziehen der Gaze nur schrittweise vor und warte 
jedesmal so lange, bis durch reichliche Gasbläschen der Verband 
sich wieder ein Stück weiter von selbst gelöst hat. Man erspart 
so dem Patienten Schmerzen. | | f | 
- Zuletzt sei nur kurz über Teer und Schwefel, die in der 
Dermatologie des Erwachsenen vielseitige Anwendung finden, so- 
wie über Bädertherapie gesprochen. Die Teerpräparate 
können nach unserer Ansicht beim jungen Kinde völlig entbehrt 
werden. Kontraindiziert sind sie ja sowieso bei frischen oder 
nässenden Hauterkrankungen. Das Hauptanwendungsgebiet des 
‚Schwefels (5) sind vor allem die parasitären Hauterkrankungen, 
einige seborrhoische und trockene Ekzemformen und der Stro- 
phulus. — Zur Bäderbehandlung eignet sich besonders der Pem- 
| phigus neonatorum, die Furunkulose und im Stadium der Ab- 
heilung die Intertrigo, und zwar bedient man sich als Zusatz 
adstringierender Medikamente, die einerseits auf’das bestehende 
Leiden einwirken, andererseits durch ihre hautgerbende Wirkung 
eine große vorbeugende Bedeutung besitzen. Am besten haben 
sich mir in dieser Beziehung erwiesen Kali permanganicum in hell- 
rotweinfarbiger Lösung, Kleie (6), Eichenrinde (7) und Tannin (8). 
— Im Gegensatze zu anderen aber möchte ich einen antibakteriellen 
| Einfluß von Desinfizientien leugnen, ganz abgesehen von der Mög- 
lichkeit einer Intoxikation, die mit der Größe der erkrankten 
| Hautflächen näher rückt. 


Aus der Praxis für die Praxis. 


Für den jungen Praktiker. 
Ratschläge aus der Geburtshilfe. 


Von 
Dr. Fuhrmann, Hebammen-Lehranstalt, Köln. 
(Fortsetzung aus Nr. 36.) 
Das breite Mutterband, das heißt die Bauchfellfalte 
beiderseits der Gebärmutter bis hinüber zur seitlichen Beckenwand, 
wird, solange es leer von pathologischen Füllungen ist, wohl nur 


von Geübten zu fühlen sein. Es kommt aber auch nur darauf an, 


den etwaigen Inhalt richtig lokalisieren zu können, weil, beim Ex- 
sudat z. B., der Weg des Messers durch den Ort des Exsudates 
bestimmt wird; beim parametranen Exsudat von den Bauchdecken 
aus, beim Douglasexsudat vom hinteren Scheidengewölbe her. 

Die Beziehungen des Lig. latum zur Gebärmutter und ihren 
Anhängen, wie überhaupt der Bauchfellüberzug über die Ein- 
geweide des weiblichen Beckens ist etwas verwirrend und deshalb 
ist es nützlich, die Sachlage sich ein für allemal klarzumachen. 
Man kann das ohne Präparat, da es auf Einzelheiten für den 
Praktiker, auch hier nicht, ankommt. 

Zunächst stelle man sich vor: es seien — ohne Bauch- 
fellüberzug — dem Becken entnommen, und zwar in ihrem 
Zusammenhange folgende Organe und seien zur Betrachtung aus- 
gebreitet: die Scheide mit der Gebärmutter, und zwar letztere 
nicht nach vorn geknickt, sondern gerade gestreckt; dem oberen 
Drittel der Vorderwand der Scheide und anschließenden Cervix 
sei die Blase mit ihren seitlich einmündenden Harnleitern auf- 
gelagert; vom Fundus uteri gehen ab in der Reihenfolge von 
unten nach oben: 1. Lig. rotundum, 2. Lig. ovarii proprium mit 
Ovarium an seinem anderen Ende, 3. die Tube. 


Dann stelle man sich vor: das knöcherne Becken sei so äuf- 
gestellt, daß seine untere Apertur gerade nach unten zeigt (nicht 


' nach hinten unten wie beim aufrecht stehenden Weibe); von oben 


hängt in das große Becken herein und zur unteren Apertur des 
kleinen Beckens heraus ein cylindrischer, allseitig geschlossener 
häufiger Sack. Seine dünne, durchsichtige Haut liege den Innen- 
wänden des großen und kleinen Beckens überall innig an, nur die 
Hinterfläche der Schoßfuge und ihre nächste knöcherne Angrenzung 
Sel von der Haut nicht überzogen, sondern dort schlottert der Sack. 
Mit den genannten Organen stülpe man nun das unten heraus- 
hängende Ende des Sackes in das Becken hinauf — dabei wird 
der Sack die Organe bedecken — und oben im Becken bringe 
man die jetzt vom Bauchfell verhüllten Gebilde in ihre gehörige 
Lage. Dabei bemerkt man im groben folgenden Situs. Der Sack 
(das Bauchfell) liegt — zunächst in der Mittellinie betrachtet — 
auf der Harnblase auf, indem er nicht ganz bis zur Schoßfuge 
herunterreicht, sondern sich schon einige Querfinger breit (bei 
Hochschwangeren handbreit) oberhalb ihrer auf die Blase über- 
Schlägt. Vom Blasenscheitel steigt das Bauchfell hinüber auf die 


Vorderwand der Gebärmutter; aber es ist nicht hinüber gespannt, 
sondern es taucht zwischen beide Organe ein wenig hinein, 
indem es eine Tasche bildet, den. vorderen Douglas; aufsteigend 
aus der geringen Tiefe der Tasche gelangt das Bauchfell an die 
Vorderfläche des Uterus heran in der Gegend des inheren Mutter- 
mundes, steigt am Gebärmutterkörper in Höhe, über den Fundus 
und an der Hinterfläche wieder hinunter, aber weiter hinunter. als 
vorn, also über die innere Muttermundsgegend hinaus, ja es über- 
zieht noch den obersten Abschnilt der (hinteren) Scheidenwand; 
von da zieht es zum Rectum und an ihm in die Höhe. Die 


‚ hintere Bauchfelltasche, der hintere Douglas, ist demnach viel - 
tiefer als der vordere. Um zu dem Bilde mit dem allseitig ge- 


schlossenen Sack zurückzukehren, so' liegen. also Blase und Gebär- 
mutter außerhalb des Sackes, der Sackhöhle; beide Organe haben 
sich, als sie den Sack von unten her in das Becken hinaufstülpten, 
mit dem Boden des Sackes bedeckt, überzogen. Aber die Seiten- 
flächen der Organe bleiben frei von der Sackhaut, weil ja vom 
Uterusfundus querab ausgespannt jederseits die Tube ist; sie hat 
den Sackboden auch mitgestülpt; sie liegt ebenfalls außerhalb 
der Sackhöhle und an ihrer Vorder- wie an ihrer Hinterseite hängt 
der Sack in einer Falte herab, hinten wieder tiefer als vorn. Das, 
was zuerst Sackboden war, und zwar Außenseite, liegt jetzt auf 
der Blase, auf der Gebärmutter und spannt sich, auf der Tube 
liegend, mit ihr hinüber zur seitlichen Beckenwand. Die Tube 
steckt wie eine (hohle, gewundene) Stange in der Seitenkante des 
Gebärmutterfundes und strebt quer hinüber zur seitlichen Becken- 
wand.‘ Über Gebärmuttergrund und Tubenstange ist der Bauch- 
fellsack gehängt und er hängt im Tubenbereich bis herunter auf 
den Beckenboden — vorn wie hinten —, läuft auf dem Becken- 
boden. entlang, schlägt sich auf die Beckenwände um und 
zieht an ihnen empor. Dieser Vorhang, der.von der Tubenstange 
auf den Beckenboden herabhängt, ist ein Doppelvorhang, er hat 
ein vorderes und ein hinteres Blatt: die beiden Blätter des Lig. 
latum. Dort, wo der Doppelvorhang auf dem Beckenboden aufruht, 
ist natürlich ebenfalls eine Umschlagstelle; denn hier biegt sowohl 
das vorn als auch das hinten herunterhängende Blatt um und 
zieht auf dem Beckenboden weiter. Der, Raum zwischen den 


beiden Vorhangblättern, den „serösen Platten des Lig. latum“, ist 
| nicht leer, sondern ausgefüllt mit glatten Muskelfasern 'und ` 
| lockerem Bindegewebe; dieses Bindegewebe setzt sich fort in das 


Bindegewebe, welches den Cervix uteri rings umgibt (dieses ist 
mit Fettgeweben durchsetzt) und in das Bindegewebe des Becken- 
bodens. Das fetthaltige Bindegewebe um den Cervix herum ist 
das Parametrium im engeren Sinne; aber die Frauenärzte 
haben sich daran gewöhnt, den gesamten Raum innerhalb des 
Lig. latum Parametrium zu nennen und als „parametran“ alle 
Exsudate zu bezeichnen, die innerhalb der beiden serösen Platten 
liegen. Diese Stelle, wo das Bindegewebe, das den Beckenboden 
‚Überzieht, zwischen den beiden herabhängenden breiten Mutter- 
bandböndern hineinsteigt, um dann zwischen ihnen emporzustreben, 


Dh ur pe & ; er N E AA r7 aE ` 
Ai aj a , : = 4 i = a $ > F ; a i n > i = E ce = £ Be ee am Ber 
RR EERI | „1262 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.49. 1. Derema © 
Eee AVN Ki A f i Fi | N, Er ER, : EIER p 5 Re . E 
F ehe Br ARN SI >> diese Stelle nennt man auch den Hilus (basalis) lig. lati. In diesem | triehterartig: aufgefaserten Ende. der. Tube, dem Infundibulum} © 
ee $ a gS HRN PRE oS aar. Hilus steigen -neben dem parametranen Bindegewebe auch Organe tubae und dem ‚Ovarium., Beide Gebilde. sind durch das hintere -~ : 
at) N HN ia "als | ~ zwischen den Blättern hinan: die Art. uterina- [aus der Hypogastrica | ‚Blatt des: breiten Muttermundes sozusagen hindurchgesteckt. Das 
E sh | aan In: VAMPIR (= Maca interna); diese wieder aus der Iliaca commun.], die dazu- |. Fimbrienende der Tube ünd das Ovarium?) sind somit die einzigen - 
ak ae aa RER | ‚ gehörige Vene, die Vasa vaginalia (ebenfalls aus der Hypogastrica); | Organe, welche intra"saccum peritonei liegen. | 
ht j! I ISK i Ka | ~> „der Harnleiter kommt auf seinem Wege von der hinteren seitlichen | . Dieser Darstellung des Bauchfellverlaufs im kleinen Becken -` 
ae T Ji AAD:  „ Beckenwand zum Blasenboden ebenfalls durch den Hilus. Weiter | ist es vielleicht gelungen, .:klarzumachen, daß Parametrien- ` 
a a i Ah |: oben. läuft zwischen den beiden Blättern des Lig. latum das runde | exsudate außerhalb des Bauchfells, also außerhalb der . 
VE DER ST SR 3 =  Mutterband von der Uterusseitenkante nach der seitlichen Becken- | Bauchhöhle, Douglasexsudate aber innerhalb derselben liegen, 
a; Anty NA 5i | ` wand, biegt dort um nach der vorderen Bauchwand hin und | weiterhin, daß man an parametrane Exsudate sich heranarbeiten 
a BAR: un EN ©), '_ ‚durehbohrt sie‘ schräg im Leistenkanal. Oberhalb des runden |. kann, extraperitoneal von der Scheide aus, daß man aber zum 
T i [iat il ERAEN A E -- Mutterbandes und etwas hinterwärts entspringt von der Uterus- | Douglasexsudat nur nach Eröffnung des Bauchfells gelangen kann. 
a Hi: RETO - seitenkante das Lig. ovarii proprium; seine Linie. setzt sich fort |. Die jetzigen Zeitläufte bringen es-mit sich, daß auch der‘ 
| „dh: al | ‚zur seitlichen Beckenwand hin im Ovarium und von diesem aus | Landarzt-Geschlechtsleide.n weiblicher Personen, und, | 
ae ill A. „ İm Lig. suspensorium ovarii (= Infundibulo pelvicum);. oberhalb | auch während der Schwangerschaft und ‘im Wochenbett zur Bee ` $- 
P Den 3il (i ii Hi! dieser. Linie verläuft die Tübe vom Uterus querab zur seitlichen | handlung bekommt?). Es sollen .deswegen. die notwendigen Rat- 
Eo hal ERIRE:  Beçkenwand. e ee ee, , | pi schläge für Erkennung und: Behandlung ‘der weiblichen Gonorrhöe 
Be EA NIE Alle diese Gebilde liegen also außerhalb des Peritoneums; | und Syphylis gegeben werden "unter Ausschluß alles speziali- E 
T i i IS iN | - sie sind ja — bildlich — in den Beckenraum gebracht worden | sierenden Beiwerks und in 'engster Anlehnung .an die jedem kriegs- WE ~ 
Ä hl ERARE NI dadurch, daß sie von unten her den Bauchfellsack vor sich her | approbierten Kollegen bekannte und geläufige.- Behandlung der- E 
; N JA] HE Bade ' »stülpten, aber nicht durchbohrten, nicht in das Innere des Sackes, | selben Krankheiten beim Manne. Trotz dieser. Vereinfachung des 
Zon o ‘i Mi nl ` das heißt in den Bauchfellsack, das heißt in die Bauchhöhle ein- į ärztlichen Rüstzeuges soll in den Ratschlägen nicht verzichtet 
ee $ A RIN drangen. Mit zwei Einschränkungen: der Sack wird durchbohrt | werden: weder auf „Individualisieren“ in -der Behandlung noch 
taiji À E i [i h I). von zwei Organen beziehungsweise Organteilen, nämlich dem \ auch auf Anführung der neuesten Methode. - (Fortsetzung folgt). 
i er | | N B | ' o | re ` pe -> E P | ER | Ber > l D e en a ws: 
u ee | | ; l r a ET ae, an © i B nn E 
ee | | ` 4e i i f as š ? ET ea ta A Meme ee ee 
: Pae i | | - Referatenteil. er er a ee . 
| l kaia: EHE Tan = az | DEE N Redigierb von Oberarzt Dr. Walter Wolfi. Berin, 024.000 ae T Su 
F Y RAMEN NI ©. oz FR  Sammelreferate. cz '| |. In den Kinderkrankenhäusern "ist die Anzahl der frühzeitig Me 
Be EMD USB. a et Bi we g Ba Fu geborenen Kinder besonders. groß. - In: den -Säuglingsabteilungen E 
E N: nn VE pr. ~- Aus dem Kaiserin Auguste Vietoria Hause zur "Bekämpfung | unserer Anstalt ausschließlich der nn 4 
eo : RPA alt] Su der Säuglingssterblichkeit im Deutschen Reiche,‘ Charlottenburg beträgt der Prozentsatz def Frühgeburten manchmal 20 bis z bo, 2 
a Ile IF 8), Sr . (Direktor: Prof. Langstein) © 0 0> das heißt jeüeg vierte. bis fünfte Kind, das anät- $ 
ZF I fe ete z a Be ia | EEE a ER | nährungsstörungen oder anderweitigen Erkran- 1 
P. PREIA o Zur Pathologie und pathologischen Anatomie der Frühgeborenen. | kungen im Säuglingsa I ter bei üns ei g T 4 
Bee El | TE | i iof a | wurde, ist mit einem Gewicht unter 000g 8° l 
Pa piai Pe o o SE Zu von 210 ae FTIR | boren. Das beweist hinlänglich, mit welcher für den-praktischen 
ea Kell le. |. Die pathologische Anatomie der Frühgebörenen hat bis jetzt | Arzt wichtigen Gruppe von Kindern wir es hier ‚zu tun..haben, 
Z oe ll > ioo. nur wenig Beachtung ‘gefunden, denn in den Entbindungsanstalten, © Was zunächst die pathologisch-anatomischen Befunde in der 
a Bi in denen die’Mehrzahl der Frühgeburten stirbt, hat man diese | Schädelhöhle und im ‚Centralnervensystem betrifft, so- stellte sich 
E Han a Hate 0". Kinder im allgemeinen nicht seziert. Man hat sich damit zufrieden | heraus, daß der Geburtsvorgang-für.die Frühgebur - 
Sor o oo u... gegeben, sie als infolge Lebensschwäche verschieden anzusehen. | als ein sehr schweres Trauma aufzufassen ist: 
Ka -Nar von seiten der Gerichtsärzte kennen wir vereinzelte Mitteilungen, | ein Trauma, das-mit.besonderer Häufigkeit zu Gehirn- und 
ne 2° die sich aber in,der Hauptsache nur auf entwickeltere. Kinder be- | Rückenmarksblutungen führt, . Folgende kleine Tabelle 
na, | © cea oo ziehen, .die ‚bereits als lebensfähig . betrachtet werden konnten und | demonstriert- anschaulich das Gesagte.. De De en 
ee "bei denen‘. der Verdacht ‘einer kriminellen Todesursache. vorlag. '| a. EN See 
ie Eu Mein Oberarzt Dr. Ylppö hat diese Lücke durch eine umfassende, | Häufigkeit der Gehirns und Rückenmarksblutungen. 
re. 2... eben. erschienene Arbeit!) ausgefüllt. In dieser Arbeit. sind die. — m S 
Re 4 “mehrjährigen am großen Material der Frübgeborenenabteilung | ` Geburts- „Anzahl © | Dovon Gehirn: und Rückenmarksblufung®? 
a: | 7 meiner Anstalt, des Kaiserin Auguste Victoria Hauses, „gemachten | A geh iit Schädelsektion Anzahl. der Fa. | T. o: 
S pa a -~ _  pathologisch-anatomischen Erfahrungen .und Befunde niedergelegt.. | - - — za | 
ar n i in) Einen besonderen Wert erhält die Ylppösche Arbeit noch |: . wir 100g | -` 2% ee ee e a | 
ae >.. dadurch, daß er die.gestorbenen Kinder vielfach bereits ‚von Ge- | u bis 1500 g |> 5 | en 255 
ra | -C burt an in der Klinik ln ee Au diese Weise | zooi bis 0 | . i Zr Va Eee 
“ee | -ist es ihm auch gelungen, manche Eigentümlichkeiten in der Klinik | E EE T EE E E eng: /e 
En ‚der Frühgeburten ‚aut Grund pathologisch-anatomischer Befunde zu |, „Aus der Tabelle geht außerdem hervor, daß, Je grona ea 
o N o = ee en | - "©... | Geburtsgewicht des Kindes ist, um so seltener die:Blutungen SM. 
u erklären. Das Verständnis für das Wesen der Frühgeburten und A une NE TREE wicht. 
a A EN = ihre pathologischen Zustände ist nicht für d 'räktischen | Bei den allerkleinsten Frübgeburten: mit einem ‚Geburtsge 
wen | : re pathologischen Zustände ist nicht nur für den praktischen ter. 1000 & findet y O00 der inden ersten Lebenstagen 
ToB AA . Arzt, sondern auch für andere, besonders für die Gerichtsärzte von | YET g findet man bei 90°/, der-in-den ersten. 
% | Ä größter Bedeutung. Nach den Erfahrungen Ylppös ist man 


verstorbenen Kinder Gehirn- und Rückenmarksblutungen: als-Todes- 
ursache. ; Bei Kindern mit größerem Geburtsgewicht (2000-0 g) 
liegt diese Zahl nur etwas über 25°/,. Hier‘ sind. die . Blutungen. 
aber auch verhältnismäßig wenig -ausgedehnt im- Vergleich a 
denen bei den kleineren Frühgeburten. Die .Gehirnblutungen steden 
somit in èngstem Zusammenhang mit der Entwicklungsstufe he 
Kindes bei der Geburt. Die Blutungen liegen in der Hauptsat = 
subarachnoideal oder intrapial. „Blutungen ‘aus Tentoriuimrisse 
sind eine verhältnismäßig große Seltenheit bei den Frühgebun 
Häufig findet man auch als Sitz der Blutungen die Seitenvenintn, 
in welchen man neben flüssigem Blut’ auch..blutegelartige du 


berechtigt, jedes Kind, das mit einem Geburtsgewicht- unter 2500 g | 
zur Welt kommt, in bezug auf seine körperliche Entwicklung einer 
.Frübgeburt gleichzustellen; denn diese, Kinder bedürfen "bis auf 
wenige Ausnahmen .besonderer Maßnahmen der Ernährung und 
Pflege, und auch die pathologische- Anatomie weist bei ihnen mit 
größter Regelmäßigkeit bestimmte charakteristische Merkmale und 
Befunde auf. Aber nicht alle Kinder, die mit einem Geburtsgewicht 
unter 2500 g geboren werden, sind Frühgeburten im geburtshilf- 
lichen Sinne; das heißt, es gibt auch ausgetragene Kinder .mit 
diesem geringen Gewicht. Andererseits gibt es bekanntlich auch 
frühzeitig geborene Kinder,’ die mit einem Gewicht über 8000 g Be IE a 
zur Welt kommen. . = Su + 5) Infundibulum = Trichter. -..  ° e 
BESPRERI ENTER | >) Übrigens bekanntlich auch der Hoden. 


| Eu | N: 5 D auch der Ho ht auf dem 
l 3) Pathologisch-anatomische Studien bei Frühgeborenen.. (Beitr. ) Gonorrhöe oder Syphilis beim weiblichen Geschlec 
z. Phy 


. . 4Riähriget. 
i ‘platten Lande war ehedem eine Rara. avis.- Verfasser hat in föjahrige 
s., Path. u. soz. Hyg. d. Kindesalters, herausgegeben von L. Lan g- | Tätigkeit als L t nie aiñe weihlicha Gonorrhoe: und nur 60m 
stein, Berlin 1919, Verlag Julius Springer, und Zschr. f. Kindhblk. 1919, elie Lues (UN bei einer ei ne ohrenden Näberin 
5 Nr. 20, S. 212.) l E i z Tiy j gesehen. i f l 5 i D » ; g ' o j an u E 2 z i , l £ | 
cd & 2 i . nr Ta 4 


j 3 


ee EU EUR pa oys 


Lei 


we \ \ AN DE 


TEN n RA 


m Aa MA A A 


rn m n T H a e d 
SEE 


7. Dezember. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


1263 


a CC HCC CC mn np TG HH TH FH FT TE GG x GG bl P ji ho HT GT nn a nn 


| Blutgerinnsel beobachten kann. Der Tod bei sehr vielen Früh- 


geburten, nach Ylppö bei mindestens 30°, aller Kinder, die 
während der Geburt oder unmittelbar nachher, auch innerhalb der 
ersten Lebenstage zugrunde gehen, ist auf diese Gehirnblutungen 
zurückzuführen. - 

Aber hiermit ist die Bedeutung der Gehirnblutungen für die 
Pathologie der Frühgeburten noch nicht erschöpft. Manche Kinder 
bleiben trotz der Gehirnblutungen am Leben, und es ist sehr 
‚naheliegend, daß die häufigen pathologischen Erscheinungen von 
seiten des Centralnervensystems, die wir bei den Frühgeburten so 
oft beobachten, in Zusammenhang mit diesen Gehirnblutungen, 
gebracht werden müssen. Bei den Nachforschungen des Schick- 
sals unserer Frühgeburten hat Ylppö einwandfrei festgestellt, 
daß Krampfzustände, verschiedenartige Intelligenzstörungen und 
spastische Erscheinungen bei den Frühgeburten mit besonderer 
Häufigkeit vorkommen; ‘und hier ist dann auch der Beweis dafür 
erbracht, daß die Littlesche Erkrankung und die häufigen In- 
telligenzstörungen nicht auf angeborene Entwicklungsstörungen 
zurückzuführen sind, sondern in erster Linie auf die besprochenen 
Gehirn- und Rückenmarksblutungen. 

Wer die Entwicklung einer größeren Zahl kleingewichtiger 
Frühgeburten hat ‘verfolgen können, dem ist nicht unbekannt ge- 
blieben, daß der Kopf sehr vieler Frühgeburten vom zweiten bis 
dritten Monat anfängt, auffallend groß zu werden und daß die 
Kinder bald einen richtigen Hydrocephaluskopf haben, mit großen 
offenen Fontanellen und klaffenden Nähten. In der Literatur wird 
diese Erscheinung auch unter dem Namen Hydrocephalus der 
Frühgeburten erwähnt. Die pathologisch-anatomischen Unter- 
suchungen von Ylppö haben das überraschende Ergebnis ge- 
zeitigt, daß es sich hier in der Regel überhaupt nicht um einen 
Hydrocephalus handelt, sondern nur um ein auffallend großes 
Gehirn. Ylppö beschreibt Fälle, in denen er bei vier bis fünf 
Monate alten Frühgeburten, die bei der Geburt zirka 1000 g 


gewogen haben, wiederholt Gehirne gesehen hat, deren Gewicht 


den vierten, fünften Teil des Körpergewichts ausmachte. Nach 
diesen Befunden ist die Bezeichnung Hydrocephalus für den großen 
Kopf der Frühgeburten nicht mehr aufrecht zu erhalten und 


Ylppö schlägt deshalb den Namen Megacephalus der 


‚Frühgeburten vor. Die Entstehung des Megacephalus ist 
nach Ylppö einfach in einer Disproportion im Wachs- 
tum des Gehirns und dem Wachstum des übrigen 
Körpers zu erblicken. In zahlreichen Untersuchungen hat er 
nachgewiesen, daß der Körper der Frühgeburten in seinem Wachs- 
tum in den ersten Lebensjahren deutlich zurückbleibt, das Gehirn 
dagegen durch die intrauterinen Schädigungen in seinem Wachs- 
tum nicht nachweisbar gehemmt zu werden scheint. Die Folge 
davon ist, daß der Kopf im Vergleich zu dem übrigen Körper 


allmählich immer größer werden muß und dann auch eine „hydro- 


cephalische* Form annimmt. Es liegt natürlich auch der Gedanke 
nahe, daß zur Vergrößerung des Gehirns bei den Frühgeburten 
auch gewisse pathologische Momente beitragen könnten. Man 
könnte dabei in erster Linie an abnorme Quellungszustände des 
Gehirns oder an eine abnorme Ansammlung von Gewebswasser 
denken. Daß diese pathologischen Zustände aber keinen nennens- 
werten Anteil an dem Zustandekommen des Megacephalus haben, 
hat Ylppö durch Bestimmung des Wassergehalts im Gehirn der 
Frühgeburten festgestellt. | | 
Neben den Befunden in der Schädelhöhle kommt den Be- 
funden in der Lunge eine besondere Bedeutung zu. Zwar 
spielen die Schädigungen der Lungen im Anschluß an die Ge- 
burt bei den Frühgeburten als Todesursache nur eine relativ 
untergeordnete Rolle im Verhältnis zu den Gehirnblutungen. Aber 
in den späteren Lebenstagen können die interalveolären und die 
Blutungen in den Septen, die wir häufig in den Lungen der bei 
der Geburt verstorbenen Frühgeburten finden, verhängnisvoll 
werden. Durch ödematöse Verdiekung und blutige Imbibition der 
Interalveolaren Septen wird nämlich die Entfaltung der Lunge er- 
Schwert. Da nun die Alveolen bei den Frühgeburten an und für 
Sich sehr klein sind, ist es klar, daß die Sauerstoffaufnahme hier- 


' durch stark beeinträchtigt wird. Es. entsteht oft ein beträcht- 


liches kollaterales Ödem, und die Lungensepten werden bei der 
Stäuung nicht nur mit Blut, sondern auch mit Ödemflüssigkeit 
Imbibiert, In einiger Zeit wird die Luftaufnahme in größeren 
Abschnitten der Lunge gänzlich unmöglich, und auf diese Weise 
entstehen dann die mehr oder minder ausgedehnten Atelektasen, 
die wir bei Frühgeburten so oft finden und die ihrerseits auch 
bei diesen Kindern sehr häufig die Todesursache abgeben. 


Es ist auch besonders interessant, daß nach Ylppö die 
primäre Atelektase nur eine verhältnismäßig kleine Rolle bei 
den Frühgeburten spielt im Vergleich zu der sekundären 
Atelektase im Anschluß an Stauungen und blutige Imbibitionen 
der Lunge. -Die Stauungen in der Lunge können insofern noch 
besonders verhängnisvoll werden, als bei Bakterieninvasionen in 
die Lunge leicht größere Abschnitte des Parenchyms ganz und 
gar blutig imbibiert werden. Es ist denn auch keine besondere 
Seltenheit, daß die Lungen bei Frühgeburten in größeren Ab- 
schnitten blutkuchenartig imbibiert sind. Diese Kinder zeigen im 
Leben bereits häufig blutiges Erbrechen, was leicht eine hämor- 
rhagische Gastritis vortäuschen kann. SUR 

Es hat sich jedoch gezeigt, daß die rein entzündlichen Er- 
scheinungen innerhalb des Lungenparenchyms bei den Früh- 
geburten in den ersten Lebenstagen eine relative Seltenheit sind. 
Z. B. die typischen bronchopneumonischen Prozesse findet man 
bei den Frühgeburten häufiger erst nach vollendeter zweiter 
Lebenswoche. Erst von diesem Zeitpunkt an spielen sie eine 
wichtige Rolle als Todesursache bei diesen Kindern. 


Besonders bedeutungsvoll als Todesursache bei den Früh- 
geburten sind nach den Ylppöschen Untersuchungen ver- 
schiedene pathologische Prozesse im Magendarmkanal. Wie in 
der Lunge, Schädelhöhle, Niere, Leber, wie überhaupt in allen 
parenchymatösen Organen, finden wir bereits bei Frühgeburten, 


die bei der Geburt verstorben sind, kleinere oder ausge- 


dehntere Blutaustritte in der Schleimhaut 
des gesamten Magendarmtraktus. Wenn diese Blu- 
tungen auch nur ganz ausnahmsweise unmittelbar nach der Ge- 
burt zu größeren profuseren Darmblutungen bei den Frühgeburten 
Anlaß geben, so sind sie doch nicht weniger ausschlaggebend für 
die Erhaltung des Lebens als die Gehirnblutungen.. Bei der un- 
vermeidbaren Infektion des Magendarmkanals setzen sich die Bak- 
terien leicht in den kleinen Schleimhautrissen und Blutungsstellen 
fest. Diese Stellen bilden einen Locus minoris resistentiae, von 
wo aus die Bakterien ihre pathologische Wirkung ausüben können. 
So ist es auch nur zu erklären, daß in der Magendarm- 
schleimhaut der Frühgeburten bereits nach 
Ablauf der ersten beiden Lebenstage auffal- 
lend weitgehende Zerstörungen zu finden sind. 
Vor allem die Schleimhaut des Magens und die des Duodenums 
zeigen neben starker blutiger Imbibition auch kleinere Substanz- 
verluste oder Geschwürchen. In den tieferen Darmabschnitten 
befinden sich die entzündlichen Veränderungen mit Vorliebe an 
den Schleimhautfalten, die in das Darmlumen hineinragen. Diese 
entzündlichen Erscheinungen in der Magendarmwand geben in 
sehr vielen Fällen Anlaß zu einer septischen Erkran- 
kung, und die enterale Sepsis ist auch unzweifelhaft 
die häufigste’ und die wichtigste Form der 
Sepsis beiden Frühgeburten. Die enterale Sepsis führt 
in den meisten Fällen in kürzester Zeit, schon in ein bis zwei 
Tagen, zum Tode, oft bereits ehe die Sepsis klinisch diagnosti- 
ziert werden konnte. Überhaupt ist bei den Frübgeburten. die 
Diagnosenstellung im Leben oft sehr schwierig, weil die Reaktion 
auf verschiedene Reize schon bei gesunden Frühgeburten nur 
sehr mangelhaft ist. Nicht einmal immer eine Peritonitis kann 
trotz sorgfältigster Beobachtung und vorsichtiger 'Palpation des 
Bauches bei den Frühgeburten im Leben erkannt werden. Diese 
Erkrankung tritt ‘übrigens im Anschluß an enterale entzündliche 
Prozesse verhältnismäßig häufig auf. Auch erwähnt Ylppö in 
diesem Zusammenhange, daß er bei entzündlichen Darmprozessen 
häufig merkwürdige oliven- bis bohnenförmige Ausbuchtungen im 
unteren Heum beobachtet hat. Diese Auftreibungen scheinen eine 
Besonderheit bei den kleinsten Frübgeburten zu sein. In der 
Literatur sind sie bis jetzt noch nicht erwähnt. 
Daß es sich bei der Sepsis der Frühgeburten in erster Linie 
um eine enterale Sepsis handelt, beweisen die bakteriologischen 
Untersuchungen, die Ylppö am Leichenblute angestellt hat. 
Fand er doch in 50 % der Fälle allein Colibakterien. Nabel und 
andere Eingangspforten spielen neben dem Magendarmkanal nur 
eine relativ untergeordnete Rolle bei der Sepsis der Frühgeburten. 
Der Darm ist somit als das empfänglichste Organ der Früh- 


geburten zu betrachten und somit in den enteralen In- | 


fektionen die häufigste Todesursache bei Früh- 
geburten, die etwa in der Zeit vom 8. bis 20. Le- 
benstage sterben, zu erblicken. j 

Da die Mehrzahl der Sepsisfälle somit ihren Ursprung vom 
Darm aus nimmt, und der Darm gewöhnlich sofort im Anschluß 


« 
ALAA a a l 


er u © 


t’ x ~” 
r LE i 
i. A diN 
to`: 4 1 
2 N =; 
Fe, a ii 
i Şi pi 4 
ee 
Bus RR 
ur ` $ 
} „bs 
shi 
J F 4i „te 
N li 
4.. tu Bety 
Be A ! p 
y el r et 
CENNER r, 
E li 1 R 
Rh 
et Pe i 
. ' I |] 2 
Kr Bi 
po Era 
e PEN a 
` 4 ae. BER 
á te 
PERENE EN 
et b fow 
|; PENG py 
` E Fe E i 
AU a y 
pot 
ET er i 
p f nich 
N, ; 
aee LA 
a ER 
Li + A ` 
l. y. e 
Qo 
EE : ’ kin 
TEE Es E T L 
I". an 
, Be wti KER 
Bun 
a 
ji ra 
E .\ Er 
ER: 
a: 
IA 
dran 
kira A “ 
arte 
N arm, l í 
AE pit a RIT A 
ETRIE SA9 Ki 
peou hani y f 
ya E i 
PAE H IRREFERA | ) 
en A) 
e Sea au’ 
peh’ | 4d a 
E AE a 
t ERG et 
E s Vipi 
4 N 
REN 
1 er | 
vr Dei 
Ea 
Eren a e e \ 
pU iii © 
E r EE | 
35 a nn 
peed e’ | 
alla 7 
(OP EE Fre 
PINNER 
l u \ 
+ Kat ea 
Be TE 
arpi j an 
pit hd Yu i 
ig i Hna 
E as i Vase 1 
at en IE 
Eu u 
OR Sr 7 
‚Lin ER 
Y A Moon 
eca tg 
x HE 4 dj 
et or, 
En ı 
I ge zu 
Se `d A N 
Le FE 
Br 13 
a S x 
RE 
er 
.; ar an 
oa ‚5 K N 
t i 
i ' A) r3 
A o 1. 
x = 
er ii 
» 
ar Da | 
Rz t 
i „ 
"u TE 
Bu 
Fe n 
V 


Ä 


u 


wie 2077 Ti 
© - 


' 
s 
s 


4 


uN Eu o 
N, Men ‘ 
t x q! i 
gi m 
Dee LER W 
d hJ 
“ D 
h 3 
N 
k] . 
u v $ 
AT 
N 
HE 
M 
1 ‘i 4 


\ 


mal entstanden sind. 
2 Alles dies. führt dazu, daß 1 ` 
‘ Mortalität, auch in günstigen äußeren Verhältnissen, immer be- 


. Pflege. 


` Veränderungen, die bisher übersehen wurden. 


an die Geburt infiziert wird, ist es klar, daß‘es uns nicht gelingt, 
‚auch -bei peinlichster Sauberkeit und Asepsis die Infektion ganz 
zu vermeiden. Wir köhnen natürlich- durch größte Sauberkeit und 
- Asepsis bei der. Ernährung und: Pflege der Frühgeburten In- 
fektionen mit besonderen pathogenen Keimen vielfach verhindern, 


aber ganz und gar vermeiden können wir. die enterale Sepsis- 


‚nicht. Und ebensowenig liegt es in unserer Hand, die Gehirn- 


blutungen, die ja in so vielen Fällen die Todesursache bei den‘ 


Frühgeburten bilden, therape 


| utisch zu: beeinflussen, wenn sie ein- 
daß unter den Frübgeburten die 


deutend größer sein muß als die der ausgetragenen Kinder. Man 


.darf sich auch nicht allzu übertriebener Hoffnungen in bezug auf | 


die Mortalität. bei Anschaffung von teuren Couveusen und bei 


‚guter sachverständiger Pflege‘ hingeben. Selbstverständlich ist 


hiermit nicht gesagt, daß durch Pflegemaßnahmen eine große An- 


zahl von Frühgeburten nicht auch gerettet werden. kann. . Allein 


‚durch die Verhütung der Untertemperaturen wird gewiß manche 


kleine Frühgeburt vor dem sicheren Tode bewahrt. Vor allem 
‘die kleinsten Frübgeburten, die wir haben am Leben. bleiben | 
.“ sehen (z.B. ein Kind mit 840 g Geburtsgewicht, jetzt sechs Jahre: 

alt, gut entwickelt) verdanken. ihr. Dasein in erster Linie der 
gleich nach der 


Geburt einsetzenden sorgfältigen und sachgemäßen 


Nachdem nun gezeigt ist, daß die Geburt für die 


‚kleineren Frühgeburten ein schweres Trauma 
bedeutet, das leicht zu ausgedehnten Blutungen und ander- 


weitigen. schweren Schädigungen führt, ‘und’ daß .diese Schädi- 


gungen um so intensiver sind, je kleiner und unreifer ein Kind zur 


Welt kommt, so ist es klar,. daß die künstliche Frühgebürt in 
Fällen, wo sie absolut notwendig ist, so spät als nur irgend mög- 
lich eingeleitet werden müßte. Jeder Tag, den das Kind in utero 


‚ lebt, stärkt seine Widerstandskraft gegenüber den Schädigungen 
‚.. bei der Geburt: und im extrauterinen Leben, denn '„die ab- 


norme Durchlässigkeit und abnorme Zerreiß- 


 barkeitder kleinsten Blut- und auch der Lymph- 


 gefäße“,.die nach den histologischen Untersuchungen. von 
Ylppö für die kleinsten Frübgeburten charakteristisch sind, ver- 
mindern sich mit dem Größerwerden des Kindes, P 


. 


v 


= Durch die bedeutsamen Ylppö schen . Untersuchunge 


| werden nicht nur Klinik und Pathologie um bedeutsame Gedanken 


und Tatsachen bereichert. Es erfährt hier auch der Begriff der „Lebens- 
schwäche“, der. noch. eine so große "Rolle. in der Statistik der 
Todesursachen. spielt, eine interessante Beleuchtung. Die Früh- 
geborenen sterben in der großen Mehrzahl nicht deshalb, weil sie 
zu schwach sind, um leben zu bleiben, sondern ihr Tod erfolgt 
infolge typischer, sogar oft recht grober pathologisch-anatomischer 


5 N 


Bericht über einige neue orthopädisch-chirurgische Arbeiten. 
= Von Dr. Siegfried Peltesohn, „ri 


_ Spezialarzt für orthopädische- Chirurgie in Berlin. 


Sieht man von den leichteren Graden von Mikrognathie ab, 
wie sie manchmal in einzelnen Familien als besondere Eigentüm- 
lichkeit durch Generationen, sich forterben, so kann nach Kaum- 
heimers (1) Untersuchungen das ‚Vorkommen wirklicher an- 
'geborener Kieferkleinheit als eine Rarität angesehen werden. -In 


die ätiologische Stellung dieser pathologischen, der praktischen 


Bedeutung wegen der Schwierigkeit der Amlebenerhaltung solcher 


Kinder nicht entbehrender Mikrognathien kann die Analyse von. 


Fällen vielleicht etwas Licht bringen, in denen sich diese Anomalie 


. „mit anderen Verbildungen vergesellschaftet findet. Kaumheimer 
"berichtet in dieser Hinsicht sehr eingehend über fünf Fälle von 
. gemeinsamem Vorkommen von Mikrognathie und Trichterbrust, 


darunter zwei eigene Beobachtungen. Für. jede dieser Deformi- 
täten werden bekanntlich als Entstehungsmomente zwei Ursachen 
angeschuldigt, erstens Fehler der Keimbildung, zweitens mecha- 


‚ nischer Druck, und zwar für. die Mikrognathie eine primäre Ent- 


-wieklungshemmung des ersten ı Kiemenbogens, beziehungsweise 


eine Druckatrophie des Unterkiefers bei zu starker intrauteriner 


Flexion des Kopfes auf die Brust, für die Trichterbrust das häufige 
Vorkommen von Entartungszeichen, von familiärem Auftreten, be- 
ziehungsweise Uer Umstand, daß Trichterbrust nach Traumen bei 
Kindern wie Erwachsenen beobachtet wurde. Kaumheim gr 


C a> 0% 4919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 0.0 


. beschleunigt, bleibt für diese Frage ohne Bedeutung, da ja die 


7, Dezember, ° 


r. 


aa 


ist der Ansicht, daß die weitaus größere Zahl dieser Deformitäten 


auf endogene Ursachen zurückzuführen ist, so naheliegend auch 


die Annahme ist, daß. die, beiden räumlich benachbarten Defor- 
mitäten durch gegenseitigen Druck entstehen. Doch ist das sicher 
die Ausnahme, lag allerdings bei zweien ‘der fünf mitgeteilten Fälle 


‚vor. In den anderen Fällen spricht alles für die endogene Theorie, 


so bei einem derselben, wo abnorme. Lage: der Thymus festgestellt 


| wurde, ‚und ebenso bei einem weiteren Falle; wo die Mikrognathie 


in drei Generationen aufgetreten- wär. >In diesen beiden Beob- 
achtungen ist das gemeinsame Vorkommen von Mikrognathie und - 
Trichterbrust als eine Kombination von zwei einander koordi- 
nierten Deformitäten anzusehen, entstanden auf dem Boden einer 
fehlerhaften Keimanlage. .Inwieweit im 'Einzelfalle die Kiefer- 
mißbildung das Manifestwerden und die-Ausbildung der Triehterbrust 


Disposition zu der anormalen Thoraxgestaltung gegeben sein muß, 


Wie hier, so ist auch bei den angeborenen Wirbelsäule * $ 
verkrümmüngen,. deren Häufigkeit. män-noch lange nach der Ent- 


. deckung.der Röntgenstrahlen unterschätzt hat, die wissenschaft- 


liche Streitfrage, ob exogene Ursachen in Form atypischer intra- 
uteriner Belastung oder endogene Ursachen, das heißt ein Keimfehler, 


| diese Abnormitäten bedingen, noch immer. im Fluß. Falk (3 


hat bei einer großen Zahl von totgeborenen Kindern mit mehr. ` 


| oder weniger starken Mißbildungen 'die Wirbelsäulen sowohl ge- 


röntgent, wie anatomisch präpariert‘ und. ist zu bemerkenswerten 
Resultaten gekommen. Er zeigt, daß. die Annahme, wonach an- 
geborene Deformitäten durch pathologisches'Verhalten des Amnions - 
bedingt seien, insofern falsch ist, als Embryo und Amnion aus 
denselben Keimblättern hervorgehen, also auch ‘den gleicheh, auf > 
abnormalem: Verhalten von Sperma ‘oder Eizelle beruhenden Stô- 


: rungen unterworfen sein können; daß also in Fällen, wo Embryo - 


und Amnion Störungen aufweisen, keine Abhängigkeit des ersteren 
von dem letzteren zu bestehen braucht, es sich vielmehr um ein 
Nebeneinander handeln wird. Für die Behauptung, daß im früh- 
zeitigen Stadium der Ontogenese die Wirbelsäule infolge anderer 
exogener Faktoren [Druck der Uteruswand, fehlerhafte Lage (80 
genannte intrauterine Belastüng)] eine abnorme Haltung annehmen 
könne, .ist-bis jetzt kein Beweis erbracht, insbesondere gilt das 


| für die Fälle von Umkehrung‘ der Wachstumsrichtung, das heißt 


Einstellung von Kyphose, wo normalerweise -Lordose und vol 
Lordose, wo normalerweise Kyphose am Platze ist. Das Studium 
derjenigen Fälle, wo neben der Wirbelsäulenverkrümmung Klump- 
füße oder klinisch beobachtete Störungen in der Amnionsekretion 
— Fehlen von Fruchtwasser, Hydramnion .— auf eine‘ grob- 
mechanische Beeinflussung des Foetus hinweisen, ist besonders 
‚interessant, In drei derartigen Fällen kann, Falk ebenfalls nach- 
weisen, daß diese Deformitäten-in der Zeit der ersten Entwicklung, 


| der blastematischen Wirbelsäule entstanden ‚sein müssen, in einer 
| Zeit also, in der die embryonale Lage so gesichert. ist, daß eme 


. grobmechanische Beeinflussung nicht in Frage kommt. Und: das 
gleiche gilt auch von den sogenannten fötalen Erkrankungen der 
knorpligen Grundlage des Skelettsystems, nämlich der. Chondrodys- 
trophie, bei der, wie vor einigen Jahren in dieser Wochenschrift 
‚von mir referiert wurde, der holländische ‘Orthopäde Jansen 
eine Aufrollung des Foetus um seine Längsachse in der dritten bis- 
sechsten Woche der Entwicklung durch den Druck eines zu,engen 
Ainions als Ursache angeschuldigt hat. Ebensowenig erklärt die 
mechanische Theorie die asymmetrischen Assimilationen àn = | 
Grenzregionen der Wirbelsäulö zu Skoliosen, -nicht einmal die Bat 
stehung der so überaüs. seltenen Deformitäten an extrauterin 8% 
lagerten Foeten. In. letzteren Fällen ist viel wahrscheinlicher = 
von der uterinen Einbettung‘, des Eichens so wesentliche. Ab- 
weichung des Ernährung gebenden Bettes schuld an den a 
 borenen Verbildungen. Alles in. allem erklärt Falk die lezie _ 
Ursache der Mehrzahl der angeborenen Wirbelsäulenverkrümmunen 
die sich durch Störung der 'Morphogenese. der Wirbel sel F 
_charakterisieren, als die Folge von  Ernährungsstörungen a 
embryonalen Zellen, welche häufig bereits vor Anlage der blase 
matischen Wirbelsäule zu Änderung der Wachstumsrichtung Eea 
Wachstumsenergie der Embryonslanlage, ' zu einer Fruchtachse 
abbiegung in Anlehnung an. die bekannten Versuche Hertwig ; 
führen, Eine mechanische Beeinflussung,; insbesondere intrauterin 
Belastung oder Druck eines zu engen Amnions spielt keine we 
liche Rolle weder für die angeborenen Skoliosen, noch für ? 
reiche andere angeborene Deformitäten. ul 
Unsere Kenntnisse in der Klinik der stumpfen = a 
verletzungen ' sind, wie Sievers (3) in einer groß ange egte! 


 akromialen Ende der Clavicula. 


 gelenke umfassen. 


7. Dezember. 


Arbeit aus der Payr Schen Anstalt mit Recht ausführt, noch 
recht lückenhaft. Sievers will diese Lücke insofern ausfüllen, 
als er an der Hand von 14 ‚genau analysierten Fällen die Arthritis 
acromio-clavicularis beschreibt. Sie ist ein wichtiges Glied in der 
Pathologie der stumpfen Schulterverletzungen und bisher nur ap- 
deutungsweise in der Literatur berücksichtigt worden. Die prä- 
gnanten Schlußsätze des Verfassers geben am besten den Inhalt 
der bemerkenswerten Arbeit wieder und mögen daher bierher- 


gesetzt sein. Die Bewegungen der Schulter finden an vier Stellen 


statt: 1. in der Articulatio humeroscapularis, 2. im Spatium sub- 
deltoideum, 3. zwischen dem Schultergürtel und dem Rumpfe, 
4. im Schultergürtel selbst. Alle vier Stellen können selbständig 
und kombiniert von stumpfen. Verletzungen der Schulter getroffen 
werden. Das Spatium subdeltoideum erkrankt vor allem in Form 
diffuser Obliteration, wobei seine Gleitfähigkeit auch durch die 
Vernichtung der Bursa subacromialis und subdeltoidea, nicht aber 
durch ihre entzündliche Erkrankung aufgehoben wird. Die Bursitis 
subacromialis und subdeltoidea ist ein besonders in ihren chroni- 
schen Stadien noch nicht sichergestelltes Krankheitsbild. Das 


Vorkommen der Bursitis calcarea dürfte zweifellos sein. Die Be- 


weglichkeit des Schultergürtels in sich selber, das heißt im Akro- 
mioelaviculargelenk spielt nun eine von klinischer Seite nicht ge- 
nügend gewürdigte Rolle. Das Gelenk nimmt an allen Bewegungen 
des Schultergürtels und des Armes teil, indem es sich um eine 
typische vertikale und sagittale Achse dreht. Vorzüglich gefördert 
werden durch dieses Gelenk die Bewegungen des Armes nach 
vorn, etwas weniger die nach der Seite, während die nach hinten 
und die rotatorischen mehr im Sinne von Hebelwirkungen an- 
greifen. Wichtig sind die typischen Bewegungen des Akromio- 
claviculargelenks, die mit den selbständigen Bewegungen des 
Schultergürtels einhergehen. Das Akromialgelenk erkrankt nun 
häufig im Anschluß an stumpfe Schulterverletzungen, die ent- 
weder in Form direkter Stauchung und Quetschung angreifen 
oder indirekt vom Ellbogen oder der Hand her übertragen werden. 


. Diese Traumen haben entzündlich-degenerative Erkrankungen des 


Gelenks zur Folge, die in Form der akuten oder chronischen 
Arthritis acromialis sich klinisch und röntgenologisch bemerkbar 
machen. Die Arthritis acromialis tritt entweder ganz selbständig 
auf infolge von Kontusion oder Distorsion oder mit Fraktur am 
Die Erkrankung des Gelenks 
kann für sich bestehen, wie auch mit anderen traumatischen 


Affektionen des Schultergürtels und Schultergelenks kombiniert‘ 


sein, von denen sie sich aber diagnostisch einigermaßen sicher 
abgrenzen läßt, insbesondere auch von den Affektionen des sub- 
deltoiden Raumes. Die Diagnose beruht vor allem auf den Stö- 
rungen der normalen Funktion des Gelenks, von denen als be- 
sonders wichtig und charakteristisch die die Schultergürtelbewe- 
gungen begleitenden anzusehen sind. Die Diagnose wird oft er- 
leichtert durch örtliche, klinisch nachweisbare Veränderungen am 
Akromialgelenk, sowie durch eigenartige subjektive Beschwerden. 
Das Röntgenverfahren, das eine eigene Technik der sagittalen und 
axialen Schulteraufnahmen erfordert, soll in jedem Falle ange- 
wendet werden und stets auch die gesunde Seite wie die Schulter- 
Die Arthritis acromialis ist eine praktisch 
wichtige Affektion, da sie mit lebhaften Schmerzen und Bewegungs- 
störungen einhergehen und langwierige Arbeitsunfähigkeit ver- 
ursachen kann. Die akute Form ist mit Ruhe und Novocain- 
injektionen zu behandeln und offenbar gut zu beeinflussen. Die 
Novocaineinspritzungen ins Gelenk und unter dasselbe ins Spatium 
subdeltoideum sind auch als ein bequemes und unschädliches 
diagnostisches Hilfsmittel zu empfehlen. Die chronische Arthritis 


verhält sich den üblichen Mitteln gegenüber in vielen Fällen 


reiraktär. Sind diese genügend lange Zeit hindurch vergeblich 
angewandt und die Diagnose gesichert, so kann die Resektion des 
Akromialgelenks unter Implantation eines Fettlappens sehr erfreu- 


liche Resultate erzielen. Die Operation hat eine Mobilisierung, 


nicht die Ankylose des Gelenks anzustreben. 


Daß die Endresultate von Schultergelenkstraumen, insbe- 
sondere Schultergelenksverrenkungen, auch sonst durchaus nicht 
immer günstig sind, ist genügend erwiesen; weniger bekannt ist, 
daß als Folgeerscheinung die sogenannte schnellende oder 
schnappende Schulter beobachtet wird. Das Charakteristische dieser 
Affektion ist, daß hierbei ein hörbares ruckartiges Geräusch der 
Schulter bei gewissen Bewegungen des Armes bemerkt wird. Die 
wenigen bisher bekannten Fälle vermehrt jetzt Schubert (4) 


um eine neue, und zwar Selbstbeobachtung. Vor vier Jahren 


hatte er sich durch Sturz mit dem Pferde eine linksseitige Ober- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49 


~ 


-UVISER- ZIE x Hro 
.. ROTTE ze m 


armfraktur im chirurgischen Halse mit subcoracoidaler Verrenkung 


des Kopfes zugezogen; es mußte zwei Tage später blutig reponiert 
werden; eine Vereinigung der Bruchenden war nicht erforderlich. 
Die Heilung verlief unter Streckverband glatt, nach vier Wochen 
konnte mit ausgedehnten Gelenkbewegungen und Massage be- 
gonnen werden. Etwa zehn Wochen nach der Verletzung kam es 
bei einer aktiven, nur wenig am Ellbogen unterstützten Arm- 
erhebung zu einem laut hörbaren Geräusch, das mit einem ruck- 
artigen, heftigen Schmerz verbunden war, und jetzt konnte der 
Arm aktiv und passiv weiter erhoben werden. In der Folgezeit 
wiederholte sich dieser Vorgang regelmäßig, wurde aber immer 
schmerzloser. Erst wenn das „Einschnappen“ eingetreten war, 
ließen sich die weiteren Armerhebungen ausführen. Da bei dem 
Trauma das Tuberculum majus mitabgebrochen und röntgenologisch 
hakenförmig vorspringend angeheilt war, mußte der Vorgang auf 
das Tubereulum bezogen werden. Mit Sicherheit war eine intraarti- 


kuläre Veränderung auszuschließen. Jetzt, nach vier Jahren, ist 


die ganze Erscheinung durch die uneingeschränkte Gebrauchs- 
fähigkeit des Armes fast völlig verschwunden; nur beim aktiven 
seitlichen Erheben des Armes mit geringer Winkelstellung nach 
hinten hin läßt sich noch ein fühlbares und leise hörbares Schnappen 
auslösen. Es handelt sich hier also um das Hinübergleiten eines 
wahrscheinlich muskulös-sehnigen Streifens über das veränderte 
Tubereulum majus; der Streifen gehört mit Wahrscheinlichkeit 
einer der drei am Tubereulum majus inserierenden Muskeln, supra- 
spinatus, intraspinatus oder teres major, nieht aber dem Musculus 
deltoideus an. | | | 

Wieso bei Radialislähmung doch die zweite und dritte Pha- 
lanx der Finger gestreckt werden können, während umgekehrt bei 
Ulnarislähmung nur die Grundphalanx gestreckt werden kann, 
versucht eine anatomische Untersuchung von Seifert (5) zu 
klären. Das Merkwürdige dieser klinischen Beobachtung zwingt 
a limine zu der Annahme, daß die sogenannte Dorsalaponeurose 
der Finger kein einheitliches Gebilde bezüglich der Funktion sein 
kann, insofern die Wirkung der Extensorsehne von derjenigen der 
Interossei und Lumbricales auf eine ganz bestimmte Art getrennt 


auftreten kann. Bei seinen Untersuchungen ging Seifert so 


vor, daß er von Leichenfingern die ganze dorsale Weichteil- 
bedeckung einschließlich des Periosts und der Gelenkkapseln vom 
Knochengerüst abhob. Am ausgespannten Präparat ergab sich, 
daß die Extensorsehne über das Metacarpophalangealgelenk ver- 
läuft, mit dessen Kapsel sie verbunden ist, ohne doch am Grund- 
glied einen wirksamen funktionellen Ansatzpunkt zu haben. Über 
der Mitte der Grundphalanx verbreitert sich die Sehne fächer- 
förmig und inseriert an der Kapsel des ersten Interphalangeal- 
gelenks und damit an der Basis des. Mittelgliedes. Die gemein- 


same Streckung der beiden Endglieder geschieht durch Anheftung. 


der Sehnen der Interossei und Lumbricales an das zweite Inter- 
phalangealgelenk und die Basis des Endgliedes. Die Unabhängig- 


keit der Bewegung des Grundgliedes einerseits und der Endglieder 


andererseits beruht darauf, daß anatomisch die Extensorsehne 
(N. radialis) völlig getrennt von den Strecksehnen der kleinen Hand- 
muskeln (N. ulnaris beziehungsweise medianus) inseriert. Diese 


völlige Trennung bringt es mit sich, daß die vielen so gezwun- 


genen Erklärungsversuche für die Streckung der beiden End- 
phalangen entbehrlich sind. 

Aus einer der wenigen französischen Zeitschriften, die uns 
zurzeit zugänglich sind, der Presse médicale, sei bei dieser Ge- 
legenheit darauf hingewiesen, daß diese anatomischen Tatsachen 
in einer französischen Arbeit des nicht unbekannten französischen 
Chirurgen Le Fort (6) zwar nicht berücksichtigt zu sein scheinen, 
daß indessen die Streckstellung der. Grundglieder bei der Ulnaris- 
lähmung ihm ein gegen die Strecksehnen gerichtetes Vorgehen 
notwendig erscheinen lassen. Nur kurz sei daher erwähnt, daß 
er die Streckeontractur der Grundglieder dadurch zu beseitigen 


sucht, daß er den von ihm angenommenen Sehnenzipfel der Streck- 


sehne, der am Grundglied inseriert, und den Ansatz der Interossei 
und Lumbricales vom Knochen ablöst und damit gute Resultate 
erzielt zu haben angibt. | 

Das Kraukheitsbild des „schnellenden Fingers“ ist zu be- 
kannt, als daß es hier genauer geschildert zu werden brauchte. 
Über die Entstehung und die Ursachen des Schnellens ist be- 
kannt, daß man bei Operationen, Obduktionen, im Experiment 
und bei klinischen Beobachtungen Unregelmäßigkeiten der Gelenk- 
flächen des Fingers, querverlaufende, abnorm vorspringende Ge- 
lenkleisten, Spannungsveränderungen der Gelenkbänder und der- 
gleichen gefunden hat. Diesen artikulären Ursachen stehen ten- 


en nn nn - 


..r 
— mn o 


a ELE: r 


en nm ir 


+ 
= e- mam Te nn e e O a o an 


A nn nn nn 


un nn nn nn 


... po k ” 
Oar a “. io 
AIS ‚fP - u 
: Q 
na e Lt 
PR “ 
LAJ 
` 4 De Hag 
re A 
i t 
vi j’ i 
IAD, ran 
x are 7 
n e 
D Ar 
tra Pi di Jen t 
i AN g 
MH if, $ 
ur +. ` 
at ji - 
’ s y 
a bei + 
EER |, 
a $ c 4 
An me Hi 
] \ i v 
{ mer, Yi 
| 
u at MER 
"i y N 
y N { 
' L RUE 
ART KIEL ts ‘ 
‚ur AN ASN 
i PO, 
F, YAA AN T 
i1: Pt: 2 
i air fs 
H DR: 
allen 
ru" N KEUS 
Et. MER 
~ hf ri 
(ERTIK 
=‘ a 
wn 3 UVR He 
i an 
I AR AR 
n $ 
- 
$ 


|] 


nen 


— P Bo u 
Em RE i 
ee 5 
ons > RE Ze nz 


ae - 
ee Zn z m 
u maea |— = 
ars ET gas arai] Da - 
ee ne a 
am 
” 
er 
=* 


ET T E 
weh 


- Ei, Be 
. D . 
u ee i = 


nn 


® 


Symptom gegenüber. dem Schn 
“Ursachen anzusehen. - Bann en 
- Unter den Muskelsehnenverpflanzungen nimmt diejenige der 
Kniebeuger auf den Kniestreckapparat wegen der Vielseitigkeit 
. “"der'Indikationsstellung eine besondere Stellung ein. Wie Gocht (8) 
‚ausführt, wendet er sie an: 1. bei der Kinderlähmung, wenn der- 

: Ausfall: des Quadriceps eine: sonst ohne Apparate nicht zu be- 
seitigende schwere Gehstörung bedingt, 2. nach Kniegelenksentzün- 
dung, wenn eine -hochgradige Schwäche des Quadriceps immer 
wieder fehlerhafte :Kniebeugecontracturen ‘entstehen läßt, 3. bei 

“  habitveller Kniescheibenluxation, 4. bei angeborener oder erworbener 
Verlagerung der Kniescheibe nach außen, 5. bei gewissen Knie- | 
“"seheibenbrüchen mit Zerreißung der Quadricepssehne. Gocht 
gibt eine sehr genaue: Schilderung der Operationstechnik und der 
Nachbehandlung, um dann an einzelnen Krankheitsfällen diese und.. 

die Indikationen genauer zu beleuchten. Bei Schwäche”des Quadri- 

ceps nach Kinderlähmung überpflanzt er bei X-Bein mit Vorliebe 

den Semitendinosus, ebenso bei der habituellen Luxation, was in 

‘drei Fällen zur Dauerheilung führte. Hier sah er als Grund fast 
-stets eine. Atrophie des. Musculus vastus medialis, welche die 
‘beiden Kärdinalsymptome, nämlich abnorme Verschieblichkeit der 

= Kniescheiben nach außen und auffallendes Vorspringen der Pa- 
 tellargegend -bedingt und die er als die primäre Ursache ansieht, 
während er die Kapseldehnung als etwas Sekundäres ‘anspricht. 

In Fällen, wo Kapselräffung.. und Kapselplastiken versagt hatten, 
erzielte er mit der Semitendinosusüberpflanzung noch .Dauer- 

. -heilungen, sodaß er. diese Operation als die Methode der Wahl 

=- anspricht. Bei Verlagerungen der Patella nach außen angeborener 


en an 


A 
% 
ii 
1E 
f i 
u 
r 
) 
Ha 


i nen A 
.r mean . 
per - ER un r 
sen 1i Jec 
NAN a Pe 


Berliner klinische Wochenschrift 


1919, Nr. 46. 
Möllers (Berlin); Was hat uns die Grippeepidemie gelehrt? 
. In seiner am 14. Oktober i919 an der Berliner Universität gehaltenen 
Antrittsvorlesung erklärte Verfasser die Gıippe als -eine Seuche, die 
‚identisch mit der seit mehreren Jahrhunderten beschriebenen In- 
fluenza sei und in Perioden neu aufträte. Bei der letzten Epidemie sei 
die ätiologische Bedeutung des Pfeifferschen Bacillus noch nicht 
- einwandfrei festgestellt, und müsse man an die Möglichkeit eines: filtrier- 
baren Grippevirus denken. In therapeutischer Hinsicht haben sich am 
' besten die chemo- und serotherapeutischen Präparate bewährt und von 
einem Ausbau dieser Methoden. sei bei erneutem Auftreten der Grippe 
eine Herabsetzung der Sterblichkeitsziffer zu erwarten. . | | 
=  Liebtwitz (Altona): Der Capillarpuls bei Infektionskrank- 
heiten, besonders. bei Grippe. Verfasser beobachtete in einer Reihe von 
.Grippefällen ‘einen Capillarpuls, und zwar am häufigsten bei. den 
:schweren Erkrankungen. Da bei der genuinen Pneumonie dieses 
-Symptom zu fehlen pflegt, ist der Capillarpuls oft ein Differential- 
- diagnosticum gegenüber dieser- Krankheit, während ihm eine pro 
- gnostische Bedeutung nicht zukommt. Der Capillarpuls, der auch bei 
- anderen Infektionskrankheiten des öfteren beobachtet werde 
“hier als Ausdruck einer toxischen Schädigung der Art 


. dinöse gegenüber, so-Verengerung der Sehnenscheide durch das 

: Querband der Palmaraponeurose, Verdickungen und Ausstülpungen 

- der Sehnenscheiden,. ferner mehr oder weniger ausgedehnte Ver-. 

>- diekungen der Sehne oder ihrer Oberfläche, Plagemann (7). 
` _ hatte Gelegenheit, bei einem Kriegsgefangenen als Ursache eines’ 
- beidseitig vorhandenen schnellenden Fingers: narbige Verdickung 
>. deg Ligamentum väginale der Beugesehne und des Ligamentum 

“transversum capitulorum festzustellen. In dem. beschriebenen 

- Falle: verengte diese. narbige Verdiekung der Ligamente 'nur bei | 
aktiver Streckung den Sehnenschlitz so weit, daß der vierte | 
` Finger aktiv nur bis zu einem gewissen Grade, passiv nur unter 
größer Anstrengung gestreckt werden konnte. Bei der. wegen zu- 
nehmender Arbeitsunfähigkeit vorgenommenen Operation wurde 

. das: Keloid _des Ligamentum vaginale’ ulnare: und capitulorum 
transversum exceidiert; .Sehnenscheide und Sehne selbst waren |. 
“ohne Veränderungen. Nachdem 'noch eine plastische Erweiterung -| 

. des Ligamentum vaginale vorgenommen worden war, wurde die 
Wunde geschlossen; es trat Heilung. ein. Für diesen extraartikulär- 
'. ligamentären schnellenden Finger — es kommt natürlich nur der 
zweite bis fünfte Finger in-Frage — ist die Tatsache, daß bei. 
Entspannung. der Ligg. transversa capitulorum,. wie sie durch. seit- 
‚liches "Zusammendrücken’ der Hand - bewirkt wird, die Streckung 
‘des Fingers erleichtert‘ wird, als ein differentialdiagnostisches 
ellen aus den eingangs- erwähnten‘ 


en kann, ist 
eriolen und 


o. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.49. 


Patellarfraktur -ebenfalls sehr i 
auch hier die Transplantation... ` ;; ` 
| Bei. Osteotomien und Frakturen = 
oder noch „mehr bei ausgesprochenen "Gelenkfrakturen bestehen ` 
' stets gewisse ‘Schwierigkeiten, den gewünschten Stand der Frag-  - 
. mente, zumal des gelenkwärts gelegenen Stückes, zu erzielen und 
diesen Stand festzuhalten sowie über. den jeweiligen Stand der 
Fragmente beim. Eingipsen ein klares Bild zu bekommen, Diesen 
Schwierigkeiten begegnet man, wie Elsner (9) aus der Schanz- 
‚schen Klinik mitteilt, vorzüglich dadurch, daß man senkrecht oder: `. 
 spitzwinklig quer- einen vergoldeten Nagel: in eines oder in beide“ . 

. Bruchstücke so einschlägt, daß sie aus -den Weichteilen wet 
‚ herausragen, womit eine Handhabe für das Dirigieren der Bruch- . 
stücke geschaffen ist. Vor dem Einschlagen der Nägel wird tun- 
lichst vorgebohrt, damit Splitterungen. vermieden werden. Wem ' - 
die Nägel festsitzen,-wird osteötomiert, eingestellt! und der Gips- 


(u 


7. Dezember. ` 


und durch Osteomyelitis bedingter Natur tritt die Semitendinosus- : 
überpflanzung ebenfalls in ihre Rechte; ist es auf der Basis einer 
Osteomyelitis neben‘ der Streckerschwäche zu einem- hochgradigen | 
Genu. valgum oder varum gekommen, -so` wird noch eine supra- - 
kondyläre Femurosteotomie hinzuzufügen sein. Da-die Resultate 
der Semitendinosustransplantation auf. die Kniescheibe bei alter 


nstig waren, so empfiehlt Gocht 


“in der Nähe von Gelenken 


verband angelegt. Ist einigermaßen 'Konsolidation eingetreten, so 
werden die Nägel herausgezogen -und die Löcher mit Jodtinktur- 


| ausgespritzt. Ernstliche- Störungen: würden... bei der weit über 


hundertmal vorgenommenen temporären Nagelung niemals ge- 
sehen; nur in einem Falle mußte wegen Nagelfistel eine nach- 
trägliche Ausmeißelung des Nagelkanals vorgenommen werden. 
Am häufigsten findet die temporäre‘. Knochennagelung bei der 


Korrektur. ‘der Coxa- vara Anwendung, wobei’‘ein Nagel vom 


Trochantermassiv in- den "Schenkelhals getrieben. und dann die‘ 
subtrochantere Durchmeißelung: ausgeführt wird.. Demnächst dient 
die Nagelung des proximalen Tibiastückes zum Leiten -desselben 
bei der Osteotomie unterhalb des’ Tibiakopfes “bei: Genu valgun 
und Genu varum. Schlägt man vor der Osteotomie. je: einen Nagel 
oberhalb und unterhalb parallel und in derselben Ebene ein, so läßt 
die nach der Korrektion  eingetretene veränderte; jetzt -winklige 


Stellung genau den Grad der 


drei Ebenen erkennen. 


"Literatur: i. 
Mikrognathie und 
Ba. 89, H. i.) 


Fra 


Aus den neuesten Zeitschriften, =- 


(Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


Schnellender Fin 
_ (Zschr. f. ortho 


Capillaren aufzufassen und ‚steht in keinem Zusammenhang mit Körper- 
temperatur, Hautrötung oder Kraft und Schlagfolge. des. Herzen. 

= Blos (Karlsruhe): Über die Tragweite der Entdeckung der Tuber- 
kuloseorganismentherapie durch Friedmann, Verfasser führt 80 Kranken 
geschichten an, ‚deren Patienten ` aus dem -Mittelstande. stammen und. 


Verschiebung. der Fragmente in allen: _ 


L. Kaumheimer, Über die Kombination von angeborener 
Triehterbrust beim Säugling. : 
H — 2. Edmund Falk, Intrauterine- Belastung und- angeborene 
Wirbelsäulenverkrümmungen. (B:kl. W. 1918, Nr. 28.) — 3. Roderich Sievers, 
Die Arthritis acromio-elavieularis als wichtiges Glied :in der Pathologie der 
stumpfen Schülterverletzungen. ` (D. Zschr. £. Chir. Bd. 129, S. 583.) — 4. Alfred 
Schubert, Beitrag 'zur Frage -der schnellenden ‚Schulter.‘ (Beitr, z. klin: Chir. 
Bd. 117, 'H: 2.) — 5. Ernst Seifert, Zur ‚Ken 
- Finger. (Arch. f. Orthop. Bd. 16, H. 4.) — 6. Le-Port, Traitement chirurgical 
: de la greffe cubitale. (Presse méd. 1919,-Nr. 42.) — 7..Hermann Plagemann, 
ger infolge Keloid des. tieten.Bändapparates der Hohlband. 
| p. Chir. Bd. 39, H, 2.) — 8. Hermann Goch. 
ler Kniebeugemuskeln auf’ den Kniestreckapparat. (Ar 
H. 4.) — 9. Johannes Elsner, Die .zeitwei | 
kturen und Osteotomien. (Zschr, f. or 


(Zsehr.; 1. .orthop. Chir. 


nntnis -der‘ Dorsalaponeurose det 


Die Überpflanzung 
„$. Orthop. Bd. 16, 
ce Nagelung- der Fragmente bei 
thop..Cir. Bd.39, H1) =- 


im Sommer 1914 mit dem Friedmannsächen Heilmittel - geimpft 


gehen.. Ein Lese 


wurden, während die ‚Nachuntersuchungen "sich. bis in den Sommer 
1919 hin erstreckten. Auf‘ Grund der Erfahrungen in. diesen 30 Fällen 
tritt Verfasser für das Friedmannische Heilmittel unter Innehaltung 
‚der Friedmannschen Leitsätze ein und ‚bezeichnet das theoretische 
Vorstadium ‘der Lungentuberkulose als besten ‘Zeitpunkt der Impfun: 
die auf Monate und Jahre hinaus wirkt, Die angeführten 30 Fälle et" 
strecken sich nicht nur auf Fälle von Lungentuberkulose, sondern auch’ 
auf, Fälle von Drüsen-, Küochen-, Nier d Hodentuberkulose. 

Nr. 45 und 46. Frank (Breslau): Über Beziehun 
nomen .ervensystens. zur. quergestreiiten -Muskulatur. 
essanten längeren Ausführungen 'berücksichtigt Verfasser zunächst 
anatomisch-physiologischen Grundlagen, um dann besonders auf. den 


Adrenalintremor, thyreotoxisches. Zittern ‘und Schüttelfrost sowie zul 
neuropathologische Erfahrun a 


Original ist empfehlenswert. 


gen des auf 
In sehr inter- 
nächst die 


n der Arbeit. W 
W. Lasker 


Ne ER m Ee 


yN 


-- wW ë A e Q WwW 3 u w -.- 


= -e r A 42 220 Zu 
> 


T. Dezember. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 46. | 
Hugo Ribbert (Bonn): Die Herkunft der Geschwülste. Alle 


abnormen erblichen Merkmale stellen sich als Eigenschaften der 


Menschheit dar, die sich in ihr genau so vererben, wie jede normale 
Eigentümlichkeit. Wir haben also nicht das Recht, die Menschheit als 
von Hause aus gesund anzusehen und uns vorzustellen, daß ihr immer 
einmal wieder abnorme Keimmerkmale, die als solche vererbbar wären, 
aufgedrückt würden, wir müssen vielmehr annehmen, daß sie von 
jeher mit einer Unzahl kleinerer und größerer Anomalien behaftet 
ist, die sich in Unterbrechungen immer wieder erblich geltend 
machen und nur deshalb nicht dauernd vorhanden sind, weil sie Gene- 


. rationen überspringen können. Das gilt auch von den Geschwülsten. 


‚Auch diese entstehen auf Grund von Keimanomalien, die der Mensch- 
heit als solche von Hause aus anhaften und sich, wie alle anderen 


: Keimeigenschaften, erblich übertragen. Wo, wie bei einzelnen Carci- 


nomen, Reize eine Rolle spielen, tun sie es nur dadurch, daß sie das 
Wachstum der Tumoranlage auslösen. Man kann daher die Ge- 
schwülste nicht auf experimentellem Wege erzeugen, es sei denn, daß 


man mit chemischen oder sonstigen Einwirkungen gerade eine Stelle 


träfe, an der sich eine Anlage befindet. ’ 
Eugen Fraenkel (Hamburg): Über Trauma und Arterio- 
sklerose. Nach einer Demonstration im Hamburger Ärztlichen Verein. 
Felix Klopstock (Berlin): Die Kaltblütertuberkulose. Die 


‘Umwandlung des Warmblütertuberkelbaeillus in den Typus der 


Kaltblütertuberkulose ist möglich. Der Verfasser sieht die Brücke 
zwischen dem (bei 37° trocken und langsam wachsenden) Warmblüter- 
tuberkelbacillus und dem (bei etwa 35° rasch und feucht wachsenden) 
warmblüteravirulenten Fisch-, Frosch-, Blindschleichentuberkel- 
bacillus in dem Schildkrötentuberkelbaeillus Friedmanns (mit seinen 
Eigenschaften bei der Züchtung 1903). 

. A. H. Hübner (Bonn): Über Dinitrobenzolvergiftungen. Vor- 
trag, gehalten in der Juli-Sitzung der Niederrheinischen Gesellschaft 
für Natur- und Heilkunde in Bonn. | 

K. Merzweiler (Freiburg i. Br.): Kann die Sachs-Georgi- und 
Meinicke-Reaktion die Wassermann-Reaktion in jedem Fall ersetzen? 
Die M.-R. kann die Wa.-R. vorläufig nicht ersetzen, die S.-G.-R. ist an 
sich als Ersatz der Wa.-R. durchaus geeignet, aber ihre Brauchbarkeit 
ist in kleineren Laboratorien, die nur einmal wöchentlich unter- 


suchen, sehr fraglich, weil sowohl die zu untersuchenden wie die | 
Kontrollseren öfter das zulässige Alter überschritten haben werden. 


Hermann Müller jun. (Zürich): Über den diagnostischen 
Wert des Rumpel-Leedeschen Scharlachphänomens. Das Auftreten von 
petechialen Blutungen in der Ellbeuge nach Anlage . einer Stauungs- 
binde am Oberarm bei Scharlachkranken erweist sich nicht als ein 
wertvolles Hilfsmittel zur Scharlachdiagnose, sondern bloß als eine 


| Funktion der Exanthemstärke. 


Dora Fuchs (Breslau): Fixe Salvarsanexantheme. Ebenso wie 
gegen das Antipyrin gibt es auch gegen Salvarsan (und zwar Neo- 
salvarsan und Salvarsannatrium) eine auf einzelne sonst nicht nach- 
weisbar abnorme Hautstellen respektive die Conjunctiva 
eines Auges beschränkte „Idiosynkrasie“, die sich in ent- 
zündlichen Erscheinungen äußert. In einem Falle gelang es, durch 
vorherige Adrenalininjektion die idiosynkratische Reizung zu’ ver- 
hindern oder zu vermindern. (Bekanntlich hat man auch dem Adre- 
nalin eine Bedeutung zur Vorbeugung der Nebenwirkungen der Sal- 
varsanpräparate, speziell zur Behandlung der Encephalitis haemorrha- 
gica beigemessen. | 

E. Rautenberg (Berlin-Lichterfelde): Ein bemerkenswerter 


Fall von Scheintod. Eine 23jährige Krankenpflegerin nimmt angeb- 


lich 1,7 (I) Morphium -+ 5,0 Veronal. Sie wird am nächsten Tage für 
tot gehalten (unter anderem gibt aufgeträufelter Siegellack keine Haut- 
reaktion) und ein gesargt (mit nassen Kleidern). Die Lufttempe- 


. ratur betrug damals + 1 bis + 3° C, es war feucht und regnerisch. 


14 Stunden später wird, um die Persönlichkeit der Leiche festzu- 
stellen, der Sarg geöffnet, wobei bemerkt wird, daß die Leiche bläu- 
lich gefärbte Wangen bekommen hat und eine leichte Kehlkopfbewegung 


macht, In einem Krankenhause wird sie nach einiger Zeit zum Leben 
, zurückgerufen (Katheterurin enthält reichlich Diäthylbarbitursäure, in ge- 


ringen Mengen Morphium; das Magenspülwasser enthält reichlich Mor- 


phium und Diäthylbarbitursäure). Der Verfasser nimmt an, daß Nar- 
‚ Koticum und Kälte die Vasomotoren lähmten und das Lebensbedürtnis 
‚des Körpers auf ein Minimum herabsetzten, das Narkoticum.. durch 


Lähmung des Centralnervensystems, die Kälte durch erstarrende Läh- 


“mung der Organe. Vielleicht ist die Kältestarre sogar die Ursache 
' der unvollkommenen Einwirkung der unbedingt tödlichen Giftdosis 


gewesen in der Weise, daß Resorption des Alkaloids und seine Bin- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 19. 1267 


| ; 


dung an die Ganglienzellen verhindert wurde. Der Fall erinnert an 


den Winterschlaf der Tiere, bei dem Respiration und Circulation eben- 


falls auf ein Minimum herabgesetzt werden. Das Herz wird wohl im 
vorliegenden Falle, wenn auch ohne eigentlichen Schlag, vielleicht nur 
mit einzelnen zuckenden Bewegungen an den Herzioohren (sie sind 
das Ultimum moriens) stundenlang das einzige Vivum gewesen sein. 
In solchen zweifelhaften Fällen könnte das Elektrokardiogramm ent- 
scheidend aufklären und vor Fehlgriffen warnen. Hierher gehört auch 
der Scheintod der indischen Fakire, die bei- wochenlang- anhaltendem 
Atmungsstillstand und herabgesetzter Herztätigkeit wochen- bis 
monatelang begraben werden. ‘Die Patientin hat übrigens 
‘keine Lungenentzündung davongetragen. Der winterschlafähnliche 
Zustand, hervorgerufen durch Narkoticum und Kälte, hat den Körper 
über diese Gefahr hinweggebracht, das heißt gegen Infektionserreger 
unempfindlich gemacht (mangelnde Reaktionsfähigkeit des Blutes). 

f J. Schwalbe: Zur Abwehr. Polemik gegen Kruse in Sachen 
des Friedmann schen Mittels. | F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 46. 
et MISPAPESCHe WOCHERSCEHTLISE 1319, NT. 80. 


C. v. Economo (Wien): Ein Fall von chronischer schubweise 
verlaufender Encephalitis lethargica (Bemerkungen zur Frage Grippe- 


encephalitis und Encephalitis lethargica). Die Encephalitis lethargica 


ist eine sporadisch immer wieder vorkommende Krankheit, die auch in 
Epidemien zeitweise auftreten kann. Diese Epidemien können sich 
auch ohne Grippeepidemie einstellen. Da, wo die Encephalitis lethar- 


gica gleichzeitig mit der Grippeepidemie auftritt, ist sie un- 


abhängig davon entstanden. Sie weist auch in ihrem Verlauf keine 


Symptome von Grippe auf und unterscheidet sich deutlich von jenen - 


Fällen, wo sich im Verlaufe einer wahren Grippe Hirnsymptome ent- 
wickeln. f 


Ernst Stettner (Erlangen): Anregung rückständigen Wachs- 


tums durch Röntgenstrahlen. Nach einem am 14. August 1919 im Ärzt- 
lichen Bezirksverein in Erlangen gehaltenen Vortrag. | 

Bernhard Zondek (Berlin): Tiefenthermometrie. Sie ermög- 
licht, die in der Körpertiefe herrschenden Wärmeverhältnisse zu be- 
stimmen. Das vom Verfasser konstruierte Quecksilber-Tiefenthermo- 
meter hat einen möglichst geringen Durchmesser, um beim Einführen 
in die Gewebe möglichst kleine Hautöffnungen zu machen. Es gibt 
ferner, wenn das Gewebe in den verschiedenen Tiefen ver- 
schiedenartig erwärmt ist, nicht die Durchschnittstemperatur, 
sondern die Wärme in der zu messenden Ebene an. In einem 
großen Uterusmyom, das centralen jauchigen Zerfall zeigte, wurde eine 
höhere Temperatur gefunden als selbst im Rectum, während die Tempe- 
ratur in der Tiefe der Oberschenkelmuskulatur wesentlich geringer war 
(im Rectum 38,4°, im Myom 88,7°, im Oberschenkel 37,1%). Dieser 
Wert dürfte auf eine lokale Temperaturerhöhung infolge akut ent- 
zündlicher Prozesse zurückzuführen sein und auf die diagnostische 
Bedeutung der Tiefenthermometrie hinweisen. 


H. v. Hayek (Innsbruck): Gesetzmäßigkeiten im Verlauf der 


Tuberkulose. Nach einem Vortrag, gehalten im Naturwissenschaftlich- ` 


medizinischen Verein Innsbruck. 


Walther Amelung (Frankfurt a. M.): Grippe und Lungen- 
tuberkulose. Die Grippemorbidität der Lungentuberkulösen ist gering. 
Die Grippe verläuft, besonders bei leicht Lungenkranken, leichter 
als bei Nichttuberkulösen. Im Anschluß an Grippe kann bei früher 
Lungengesunden Lungentuberkulose auftreten; in diesem Falle bietet 
das Zusammentreffen der beiden Infektionskrankheiten eine verhältnis- 
mäßig ungünstige Prognose. on 

M. Graefe (Hallea.S.): Über einen Pall von chronischer Appen- 
dicitis (hervorgerufen durch zwölf Schrotkörner) und rechtsseitiger 
Adnexerkrankung. Bei der Operation war der rechte Eierstock eystisch 
entartet und der rechte Eileiter stark entzündet, verdickt. In der 
Appendix fanden sich sehr übelriechender Kot und zwölf Schrot- 
körner, die beim häufigen Genuß von Wild verschluckt worden waren.. 


Marie Elise Kayser (Magdeburg): Sammelstelle für Frauen- 


‚milch. Die Produktion von „überflüssiger“ Frauenmilch ist nicht so 


selten und auch bei dürftiger Ernährung vorhanden.. Die Milchproduk- 
tion ist eben bei weitem mehr eine Sache der natürlichen Veranlagung 
als der Ernährung. Die Frauenmilch wird in Flaschen gesammelt und 
an eine bestimmte Säuglingsstelle abgeliefert. Sie wird auf ihre Rein- 
heit geprüft, auch werden Stichproben mit der Umikoffschen Re- 
aktion gemacht. Nur solche Mütter werden zum Betrieb herangezogen, 
die selbst und deren Kinder gesundheitlich einwandfrei sind. Bei sorg- 


fältigem Abkochen der Milch ist übrigens eine Übertragung von Krank- 
‚beiten nicht zu befürchten. Selbstverständlich ist die abgekochte 


iii air ee air Tui 


1 
; EEEE, PEE E A E CAE EE E TEE 
ger Ei mi i re. Ar rn 
SE Be" Mal a, PP LA er a a IM | 


seag Pac T 
Are ir”; ne 
u ” Ze s - t 
ee -N t z ž ty = - 
Lie O ag ge er et “ 
t% : “STET 
> s.~ 


nn 


Ea ee . 
2 TRO ar 
e iur. ce a ” 


= [Er P 
-ee 2 AS a 


ß SEE EEE 
2 -~ % er ee g7 
i aj w o. ki en 
u a ROS > UEA 


PER 
E p re 


„m BE a en 
Re e aie aa 
P T OA E ae 

De a ET 


PEPPP TU > m Be 
> 
- - and - m 
s aroro - = 
— - a 


= 


a u 
Ri - u U A . - 
poga ae Me Ee | 
ww. 


„nn 
ê -< - 
nn y 7m .. g genam = a 
an ATI 2 ne 


_ 
-= 


z- 


- ~ 7 j 
Pr a 
TER BELLE ER 


a. m 
e-a ena T a 1° wa = 


en A 
r ps - 

. RT - - ww rxr = 
mern. Testen FE. - 


nd i n u re 


— -— mu ~ -a 
.— um. Be 


E 


1919 —M 


` 


= Frauenmileh: nicht so wertvoll-wie die sche: 


a 


A: Bickel, A Loewy, und J. Wohlgemuth: Über die 
Blutzusàmmensetzung im  Wüstenklimä.. Bemerkungen : zu der Arbeit- 
Grobers -in Ný.87 der M. m. W., 0o.. © F Bruck > 
~ ~ Wiener medizinische Wochenschrift 1919, Nr, 40 bis 44.. ` 
Nr.40. Jagie: Über Neurosen der Respirations- und Verdauungs- 
organe. Es besteht eine Kongruenz im Verhalten von Neurosen des Respira- 
tions-und Verdauungstraktus. Spasmen und Störungen der Sekretion führen 
immer wieder zu bestimmten Symptomenkomplexen,, die wir als Aus- 
druck einer Neurose deuten können. Bronchospasmus, Magenspasmen 
- und. spastische Obstipation kombiniert mit Störungen der Sekretion in 
den Bronchien, in der Magen- und Dickdarmschleimhaut sind Erscheinungs- 
formen von’Neurosen. Eine Analogie zeigt*sich auch bei den spästischen- 
und hypersekretorischen Zuständen der erwähnten Organs in der er- 
folgreichen Anwendung von Mitteln, die, wie Atropin, Adrenaliö, Papa- , 
‚verin, auf das Nervensystem und die glatte Muskulatur einwirken. — 
‘. Eingehend ‚besprochen werden bronchospastische Zustände im jugend- 
. lichen Alter, die bei’ Hinzutreten von Bronchitis als Bronchitis spastica‘ 
eine Sonderstellung einnehmen ' und ebenso wie das echte Asthma 
:bronebiale auf Adrenalin.oder Atropin reagieren. Neben Katarrh und, 
mäßigem Hustenreiz' steht im Vordergrund der Beschwerden die Dys- 
pnöe. Es überwiegen die Zeichen erschwerter Exspiration. Häufig be- 
-= steht Tachykardie, ‚die zu Verwechslungen mit Herzneurosen Ver- 
'‚anlassung. gibt, aber gleichzeitig. mit Lösung des Bronchospasmus durch 
- Adrenalin schwindet. Konstant ist’ in diesen Fällen die röntgenologisch 
nachweisbare verminderte Exkursionsfähigkeit des Zwerchfells, die an’ 
das Bild beim asthmatischen Anfall erinnert und ein Zeichen für die 
Erhöhung‘ des Bronchialmuskeltonus. ist. Nach Adrenalininjektionen 
.. wird die Exspiration. erleichtert, die bronchitischen Geräusche werden’ 
spärlicher ` und die Zwerchfellexkursionen' oft doppelt so groß als 
vorher. / l i i = l 


NN Epst ei n (Wien): Über den. Spenglerschen Polstäbchen- 
befund bei Grippe. (Vorläufige Mitteilung.) Der konstante morpholo- 


gische Befund Spenglers konnte durch die Untersuchungen be- | 


stätigt werden, doch-ist die Ansicht Spenglers, daß es sich dabei 
um den Erreger der Grippe handelt, mit größter.Reserve aufzunehmen. 
Die Polstäbehen könnten. zur Coligruppe gehören und Mischinfektions- 
‘träger sein, oder aber es könnte sich bei den Polstäbchen gar nicht 
_ um- eine. einheitliche -Bakterienart bandeln, da, wie nachgewiesen wird, 
die Polfärbbarkeit kein determinierendes Merkmal darstellt, sondern’es 


© könnten sich darunter auch rein saprophytische, dem Bacterium coli 


. verwandte oder mit ihm identische Keime. befinden, wogegen — aller- 
. dings nur bis zù einem gewissen Grade — die relative Tierpathogenität 
und das Auftreten von deutlicher Kapselbildung der Stäbchen spricht. 


Nr. 42. Schönfeld (Wien): Pseudo-Uretersteine. In drei Fällen 
-` wurden röntgenologisch Schattenflecken im Ureter festgestellt, die aber 
nicht von Uretersteinen herrührten.” Es’ handelte sich in den zwei 
Fällen, die durch Röntgenkatheter und nochmalige Aufnahme sicher 
‚diagnostiziert wurden, einmal um verkalkte Mesenterialdrüsen, einmal 
' um eine Kalkinkrustation auf einem tuberkulösen Geschwür des Ureters. 


Beim dritten Fall bestätigt die Operation die Annahme, daß der Schatten 


“nicht dem Ureter angehörte, sondern ein Kälkkonkrement der Psoasfaseie 
“oder Muskulatur sein mußte. Zu den Aufnahmen wurde eine weiche 
- Röhre und die Heydenfolie benutzt: ` ee 
Nr 4. Schütz: Über funktionelle Störungen der‘ Harnaus- 
scheidung. : Bei den sicheren funktionellen Störungen der Harnaus- 
scheidung ohne-anatomische Läsion, z.B. Diabetes insipidus, einzelnen 
. Formen von Pollakisurie und Polyurie, spielen auch extrarenale Momente 
eine Rolle. Es scheint sich unter anderem um eine mit der Ernährung 
'. zusammenhängende Stoffwechselstörung zu handeln, deren Behebung, 
~z. B. Steigerung des Fettgehaltes der Nahrung bei Polyurie, das Sym- 
ptom zum Scehwinden bringen kann. Auch der überschießende. Wasser- 
` versuch und die verminderte Konzentrationsfähigkeit können- extrarenal 
bedingt sein. Die Konzentrationsfähigkeit ist nicht in allen Fällen: eine. 


„renäle Angelegenheit“, ‚sondern kann auch von der Größe des extra- ` 


renalen Salz- und Schlackenangebots abhängen. Daher ist strenge 

=` Kritik bei der Verwertung des Wasser- und. Konzentrationsversuchs in 
der funktionellen Nierenuntersuchung angezeigt. i ek 

Löwy: Über atypische, Fleckfiebererkrankung. Verfasser teilt 

- vier Fälle von atypisch verlaufendem Fleckfieber von Kindern mit, bei 

. denen allen es sich um eine. kurz dauernde, fünf- bis siebentägige fieber- 


- hafte. Erkrankung bei relativem ‘Wohlbefinden handelt. Bis auf den in 


zwei Fällen nachweisbaren Milztumor. war der objektive Befund. negativ. 


DIZINISCHE KLINIK — Nr.20. ° 


| aus ‚Bei Überfluß an. Frauen- 
milch kann man diese auch. einwecken. es; = 


besondere Beachtung. 


Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 44. 
Karl Vogeler: Soll der Rectus durchschnitten oder verschoben 
werden? Nach den Erfahrungen des Fischbach-Krankenhauses empfiehlt s 

sich die. Baucherötfnung mittels ` eines- sämtliche Schichten 
der Bauchwand durchschneidenden bogenfiörmigeß 
Schnittes. Dabei wird grundsätzlich: der gerade Bauchmuskel durch- 
schnitten.. Eine Naht des Muskels ist unnötig, da die Naht der Fasele 
allein eine lückenlose Vereinigung des Muskels im Gefolge hat. 
t- > Georg Schmidt: Geradlinige_fortlauiende Längsnaht über- 
| einandergelagerter Gewebsplatten. Zur Vereinigung übereinandergelagertet 
Gewebsplatten, z. B. bei Fasciendoppelung, empfiehlt sich eine gerad- 
linig fortlaufende Längsnaht; sie ist schnell auszuführen, legt die 
_ Gewebsplatten glatt aneinander und braucht wenig Nahtstoff. K. Bg. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 44. u 
-© Ernst. Ohrloff:.Über das Eintreten des Kopfes ins Becken 
| bei Erstgebärenden_.und ‚Mehrgebärenden mit normalen Geburtswegen 
: Für das Verhältnis von Kopf und Becken in den letzten 1 
| Schwangerschaft und in der :Eröffnungsperiode bei Erstgebärenden UN! 
bei Mehrgebärenden ist von maßgebender Bedeutung die Frucht‘ 
wassermenge und der Spannungszustand des unteren 
'Uterinsegmentes. Bei großer un 
menge besteht zwischen Erstgebärenden. und Mehrgebä l 
Verhältnis von Kopf und Becken kein Unterschied. Bei Erstgebärenden 
mit. einer- mittleren Fruchtwassermenge wird 
‚wegen der Straffheit des unteren Uterinsegmentes in das 
bewegt. Bei Mehrgebärenden- mit einer. mittleren Fruc ht 
wird zwischen dem Kopf und dem schlaffen: Uterinsegment Fruc 
wasser vorbeigetrieben. | 
A. Adler: Das Bechterewsche Plantarisphänomen 
Kreißenden und Wöchnerinnen. - Um den. plantaren Schmer dr 
finden, muß die ganze Hautpartie in der Umgebung des ersten AP 
beines mit dem Reflexhammer abgetastet werden. 
die Fälle,. bei. denen auf nicht allzu starken Druck 
gegen die Fußsohle ‚deutliche .Schmerzäußerungen gege 
der. zweiten. Hälfte der Schwangerschaft ist ein schmerzhäl 
der Fußsohle häufiger zu finden. Diese Überempfindlichkeit a 
'aus-der allgemeinen Überempfindlichkeit bei.der schwangeren e g: 
hat nichts mit Vergiftungen zu tun. Di 


7. Dezember; ` 
Nur der epidemiologische Zusammenhang und der ziemlich hohe Weil- 
Felix ließen die Diagnose Fleckfieber sicherstellen. Selbst im Rahmen 
‚des Krankheitsbildes des zumeist leicht verlaufenden kindlichen Fleck- 
fiebers, das’ sich durch das Fehlen der cerebralen Krankheitserscheinungen 
und der .Kreislaufstörungen vom. schweren Krankheitsbilde des Er- 
wachsenen unterscheidet, sind diese Fälle, als abortiv zu bezeichnen. 


‚Diese Form'des kindlichen Fleckfiebers verdient wegen seiner Bedeutung | 
für die Ausbreitung der Seuche 


G. Z. 


"Zentralblatt für innere Medizin 1919, Nr. 45, |. 

> Strubell: Über diè specifische Therapie und Prophylaxe der ` 
Tuberkulose: I. Prophylaktische Mitteilung. Die Über- 
. tragung des.. Tuberkuloseschutzes durch die Milch wurde vom Ver- 
fasser in Maraglianos Institut mit dessen Methode nachgeprüft 
und Maraglianos Resultate. bestätigt ‘gefunden. ` 
diese Untersuchungen stets noch mit wäßrigen Extrakten der Tuberkel- ` 
 bacillen oder: mit. deren Kulturflüssigkeiten angestellt worden waren, 
wurden . später entsprechende-Experimente mit: den Partialantigenen, 
‚besonders mit .den vom Verfasser angegebenen „Masttuberkelbaeillen-. 
` einheitsvaceinen“ gemacht. -Die Milch der hiermit gespritzten Kühe ent- 
hielt so. viel Antikörper, daß ein Durchfiltrieren: aus dem Blutserum 
in die Milch ausgeschlossen ist, ja’ die Milchdrüse produziert sogar die 
Partialantikörper "aktiv in größeren Mengen, als sie im Serum vor- . 

handen sind, und wandelt sie auch ab. Von den mit der Milch auf- 
genommenen Antikörpern gingen, wie weitere Untersuchungen lehrten, . 
\-reichlich besonders Fettpartialantikörper. in das Blut des Kalbes über. 
Außer den Antikörpern, die in dem Organismus des Gesäugten ver. 
- gänglich sein müssen, gehen aber aüch Antigene (nach Maraglianos. 
Methode) über.. Merkwürdigerweise-wird. aber auch flüssiges Antigen ` 
‚in der Milch. der Kühe nachgewiesen, die mit Vaccinen geimpft sind, 
„bei denen. die L.-Komponente, .die Tuberkuline, ausgeschieden sind, 
Also nicht nur die einzelnen festen Partialäntigene rufen eingespritet 
.| die Entstehung- anderer fester Antikörper hervor, z.B. Albuminkompo-: 
nente-Lipoidantikörper, sondern durch die Einspritzung der Gesamtheit 

der festen Partialantigene ‘entstehen. auch Antikörper gegen L. W. 


Während aber 


Monaten der 


d, bei geringer Fruchtwasset- 
| renden für das 


der Kop 


Becken hinein- 
htwassermeng® 


bei Graviden, 


zpunkb 21 


Als positiv gelten 
mit dem Hammer. 
ben werden. . 

hafter Druck at . 


erklärt sich 


ja eca u 


aN 


wa 


ds 


on 


vs Kar . haas Na n 


NR we 


z NG 


` krankung ist vielleicht die Leber oder Pankreas. 


7. Dezember. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr, 49. 


1269 


Korrespondenzblatt für Schweizer Ärzte 1919, Nr. 41 u. 42. | 


Nr. 4. Alfred Gigom: Einige neue Gesichtspunkte über 
Atiologie und Behandlung von Stoffwechselkrankheiten. Gegenstand der 
Besprechung ist die pathologische Hydrophilie, der Diabetes insipidus, 
der azoturische Diabetes, der Diabetes mellitus, die Gicht, die Cystin- 
urie, Alkaptonurie und besonders eingehend die Fettsucht und Mager- 
sucht. Für die Fettsucht wird an einzelnen Beispielen auf die enorme 
Bedeutung der qualitativen Seite der Kost hingewiesen. In einem Falle 
führte die Verordnung fettreicher, kohlebydratarmer Kost, in einem 
anderen Fall das Verbot von Obst und die Verordnung von Butter und 


drei Kaffeelöffeln Olivenöl zum gewünschten Ziel der Gewichtsabnahme, . 


die auf keine andere Weise zu erreichen war. Ätiologisch wird die 
Fettsucht folgendermaßen eingeteilt: 1. Toxische Fettsucht (Alkohol, 
überreichliche Ernährung). 


(Lues, Tuberkulose, Typhus und Pneumonie). Der Hauptsitz der Er- 


Specifische Therapie, 
eventuell Arsenkuren sind bisweilen hier wertvoller als die Diät. 
3. Fettsucht bei Störungen der Drüsen mit innerer Sekretion, Ovarien, 
Testis, Thyreoidea, Hypophysis. 4. Nervöse Fettsuchtsformen, Fett- 


sucht bei Psychosen. 
Individuen mit wenig festem Gewebe, schlaffer Muskulatur, oft Knöchel- 


ödem, Anämie, orthostatischer Albuminurie. ` 
Nr. 42. Walthard (Bern): Über den diagnostischen und thera- 


peutischen Wert der Partialantigene nach Deycke-Much. Die Gesetze . 


der Deycke-Muchschen Theorie scheinen noch nicht genügend 
festzustehen. Die abgestufte Intracutanreaktion mit den Partialanti- 
genen hat die Prognostik und Diagnostik der Tuberkulose nicht ge- 
fördert. Der Ausfall der Hautreaktion und die Titerkurven wider- 
sprechen häufig dem klinischen Verhalten. — Über den therapeutischen 


Wert läßt sich nach dem kleinen vorliegenden eigenen und fremden 


Material kein definitives Urteil bilden. In einzelnen Fällen scheint die 
Heilung günstig beeinflußt, auffallende Besserungen ließen sich aber 
mit Bestimmtheit noch nicht erzielen. Aus diesen Gründen und wegen 
der komplizierten und zeitraubenden Technik können die Partialanti- 
gene dem praktischen Arzte noch nicht zur Anwendung empfohlen 
werden. G. 2. 


Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 1919, Nr. 21. 


Licehtwitz (Altona): 
setzung für das Auftreten diabetischer Störungen wird, da die physio- 
logischen Forschungen die Grundlage für eine einheitliche patho- 
genetische Auffassung aller Fälle nicht ergaben, jetzt gesteigerte Glyko- 
genolyse und schlechte Zuckerverwertung angesehen. Daneben tritt 
noch die renale Störung, deren Ursachen im Pankreas zu liegen scheinen, 
vermag doch im Experiment Pankreasextrakt die Zuckerdurchlässigkeit 
der Niere zu vermindern. — Im Gegensatz zu früheren Vorstellungen 
ist zu sagen, daß der Diabetiker sicher keinen vermehrten Eiweiß- und 


Gesamtumsatz hat, Ja, in Anbetracht der Herabsetzung der eiweiß- ' 


sparenden Wirkung der Kohlehydrate muß der Eiweißbedarf sogar als 
niedrig gelten. Oberstes Ernährungsprinzip ist äußerste Mäßigung; 
eine Nahrung, die bei Vermeidung jedes Eiweißüberflusses und geringster 
glykosurischer Wirkung den Bedarf eben deckt, ist die zweckmäßigste. 
Nicht nur die Kohlehydrat-, sondern auch die Eiweißtoleranz muß be- 
stimmt werden. | 

G. Klemperer (Berlin): Diagnostik tuberkulöser Erkrankungen 
(mit Ausnahme der Lungentuberkulose). Kurzgefaßte Illustrierung des 
Satzes, daß der Tuberkulosearzt der vollkommenen Beherrschung der 
gesamten inneren Medizin bedarf. | 

Kraupa (Teplitz): Über die Behandlung der Tränensack- 
eiterung. Da die Erfolge weniger radikaler operativer Methoden (Toti 
und West) nicht befriedigten, exstirpiert Verfasser den ganzen Sack 
und schließt breite Eröffnung der Nase nebst Ausräumung der kranken 
Siebbeinzellen an. Die Tränenröhrchen münden dann frei in die Nase; 


Tränen ist in keinem der operierten Fälle aufgetreten. 
Hans Meyer (Berlin). 


Therapeutische Notizen. : 
. Schiff hat mit gutem Erfolge bei der Dysenterie Formalin- 
einläufe angewandt. Von einer 1%igen Lösung wurden täglich zweimal 
Einläufe von 800 ccm verabfolgt, und zwar in Seitenlage des Kranken. 
mittels eines einige Zentimeter hoch ins Rectum eingeführten weichen 
Gummikatheters. In den leichten Fällen schwanden die blutigen Ent- 
leerungen schon am zweiten bis vierten Tage, ähnlich schnell in den 
mittelschweren Fällen. Vom vierten bis siebenten Behandlungstage traten 
zumeist normal breiige, binnen 14 Tagen auch normal konsistente Stühle 


2. Fettsucht nach Infektionskrankheiten 


5. Atonische Form der Fettsucht, bei blassen 


Über Diabetes mellitus. Als Voraus- . 


auf. Unangenehm sind die Schmerzen, die die Einläufe verursachen, 
die aber meist nur während der Zeit des Einlaufs auftreten und nach 
einigen Tagen mit Fortschreiten des Heilungsprozesses schwinden. 
(W. kl. W. 1919, Nr.41) | = GZ 
Zur Verhütung von Darmlähmung empfiehlt E. Unger (Berlin) 
das Asthmolysin. Jede Ampulle zu 1,1 Asthmolysin enthält 0,0008 
Nebennierenextrakt und 0,04 Hypophysenextrakt. Diese Lösung wird 
unmittelbar nach großen Magendarmoperationen intramuskulär gegeben, 
sowohl bei beginnender Bauchfellentzündung ausgehend 
von Appendieitis als auch bei aseptischen Magendarmeingriffen. Bei 
Fettleibigen wurden 1!/2 Ampullen gegeben mit dem Erfolge, daß 
die Darmtätigkeit schneller einsetzte und die Urinentleerung 
begünstigt wurde. (Zbl. f. Chir. 1919, Nr. 45.) | K. Bg. 
Gaertn er macht einen Vorschlag zur Therapie des Keuchhustens, 


nämlich die Rachenorgane einer Bestrahlung mit konzentriertem Sonnen- 


licht auszusetzen. Der Patient wird mit dem Rücken gegen die Sonne 
gesetzt, derart, daß die Sonnenstrahlen neben oder über dem Kopf: auf 
den Reflektor des Kehlkopfspiegels fallen können, der in entsprechender 
Entfernung vor dem Gesicht gehalten wird. Das Licht wird abwechselnd 
auf die hintere Rachenwand, die Tonsillen und Gaumenbögen geworfen; 
der Kranke intoniert dabei „A“. Die Sitzung besteht aus 10 bis 20 
Einzelbestrahlungen von 10 bis.20 Sekunden Dauer. Der Erfolg war 
in vier Fällen ganz ausgezeichnet. In einem ganz schweren Fall wurde 


der Charakter der Erkrankung von Beginn der Bestrahlung an völlig. 


verändert. Während in den vorhergehenden Nächten 12 bis 15 schwerste 
Anfälle auftraten, sank die Zahl der Anfälle in der ersten Nacht nach 


der Bestrahlung .auf sechs, in den folgenden Nächten auf drei bis vier. 


Der Fall verlief ebenso wie die anderen in der Folge ganz milde, ein 
anderer fast abortiv. (W. m. W. 1919, Nr. 42.) 

Lauener empfiehlt zur Wurmbehandlung der Kinder die Kom- 
bination von Oleum Chenopodii und Santonin, das unter dem Namen 
Chenosan.im Handel ist. Die Dosierung in Kapselform schaltet die bis 
jetzt gebräuchliche tropfenweise Verabreichung des Chenopodiumöls aus, 
die gelegentlich zu üblen Zufällen geführt hat. Die Kombination mit 
Santonin erscheint zudem wirksamer als das Chenopodium allein. Man 
verabreicht Chenosan I (für Kinder von fünf bis zehn Jahren) beziehungs- 
weise Chenosan-II (für ältere Kinder und Erwachsene) je eine Kapsel 


| vor dem Frühstück, Mittagessen und Nachmittagskaffee. Um 5 Uhr 
wird ein Abführmittel gereicht, das der Verpackung beigefügt ist (Tub. 


Jalapae 0,25 und Res. Scammonium 0,025). Gelegentlich ist außerdem 
Rieinusöl nicht zu entbehren. Die Wirkung des Chenosan betrifft in 


erster. Linie die Ascariden, gelegentlich wurden die Kapseln auch mit 


gutem Erfolge bei Trichocephalus dispar angewandt. Bei Oxyuren ist 
die Wirkung zweifelhaft. (Korr. Bl. Schweizer Ä., Nr.41) . G.Z. 
Gegen die chirurgische Tuberkulose empfiehlt Eugen Kisch 
(Berlin) die kombinierte Behandlung mit Sonnenstrahlen, Stauung und 
Jodnatrium innerlich. Dadurch wird erreicht, daß die Behandlung in 
der Ebene keineswegs länger dauert als im Schweizer Hochgebirge, 
und daß bei der Gelenktuberkulose ein sehr günstiges funktionelles 
Resultat erzielt wird. Auch ist bei dieser kombinierten Therapie der 


äußeren Tuberkulose im allgemeinen keinerlei Auswahl nötig, weder 


was das Alter, noch die Schwere des Falles anbetrifft. (M. m. W. 1919, 
Nr. 45.) | 
Die zur Behandlung des Erysipels bisher empfohlenen specifischen 
Methoden bieten nach Franz Bardachzi (Prag-Teplitz-Schönau) 
keinen Vorteil vor der folgenden symptomatischen Behandlung: 
Feuchte Umschläge mit verdünnter Burowscher Lösung auf die er- 
krankten Hautpartien und innerlich mehrmals täglich Aspirin mit Koffein- 
zusatz. Bei allen schweren Fällen wird außerdem Digitalis verordnet. 
(D. m. W. 1919, Nr. 45.) | F. Bruek. 
In einem Falle von Epithelkörperverpflanzung bei postoperativer 
Tetanie konnten von Borchers wichtige Feststellungen gemacht 
werden. Es zeigt sich bei dem durch die Überpflanzung zunächst ge- 
heilten Fall, daß die Schwangerschaft an die Epithelkörperchen 
hohe Anforderungen stellt, denen normale Epithelkörperchen 


‘durch nervöse Steuerung gerecht' werden können, aber nicht die über- 


pflanzten. Die Überpflanzung von Epithelkörperchen soll nur in 'solchen 
Fällen vorgenommen werden, bei denen mit einer spontanen Besserung 
der tetanischen Krämpfe nicht mehr zu rechnen ist. Das ist erst 
Monate nach dem ersten Auftreten der Krämpfe zu entscheiden, mit 
Ausnahme derjenigen Fälle, wo die Tetanie so heftig auftritt, daß un- 
mittelbare Gefahr für das Leben besteht. (Zbl. f. Chir. 1919, Nr. 46.) 
| K. Bg. 

Zur Behandlung schlecht heilender Narbengeschwäre empfiehlt 
Rud. Pürckhauer (München) nach dem Vorgange Drehmanns 
angelegenlichst die circuläre Umschneidung des Narben- 
geschwürs. Durch Beseitigung hindernder Momente, und zwar der 


te 
D 


4 


i 
f 
à 
i 
f A 
K ) 
= i 
` z ze 
i 
i 
l u 
i s i 1] 
# Í 
f 
Iib’ 
ie 
y 
"PENET 
| % 
“7 -1 
E a 
\ i 
e “7,5 
i 
N hi 
G Ss 
ETS , 
x v 
ae 
ER pHi 
p sn 
E 
T H 
E A 
WA 
Ti . f 
. i 
i iR l 
i EE -S 
N $) 
i 
SE 
f y 
T HA š 
a \ 
f Í 
| n 
H W y 
| 
Te pail h 
DARAS  ; 1 
II wi r 
Sif 
i Hig > i 
- 
ERN POR 
`% 
ž 


ia tn ai 


(Zbl. f. Gyn. 1919, Nr. 45.) 


-Dauer ausübt. (B. kl. W. 1919, Nr. 46.) 


straffen, den Boden des Geschwürs ‘und: seiner Umgebung bildenden 


Fascie werden die Ernährungsverhältnisse gehoben. Nach Auskratzung | 


des Geschwürs mit dem scharfen Löffel wird daher die Umgebung im 
gesunden circulär bis auf die Fascie und diese mit, bei stark unter- 
liegendem Knochen bis auf diesen umschnitten; der Rand wird gegen 
die Unterlage etwas stumpf mobilisiert, die Wundränder werden durch 
Heftpflasterstreifen einander genähert. Der erste Verband bleibt fünf 
Tage liegen. Bis zur Heilung ist DUPUE Bettruhe erforderlich. 
(M. m. W. 1919, Nr. 45.) FE. Bruck. 

. In seinen Bemerkungen zu m Aufsatz von Vogel über 
'Wundverklebung in Nr. 39. dieser Zeitschrift führt August Bier 
aus: Die Tamponade von Höhlenwunden ist der Wundheilung 
schädlich. Durch Ableitung der „Nährböden“ für das Gewebe und 
durch Austrocknung schädigen sie das Gewebe. Es sollen daher 
eiternde Höhlenwunden nur lose bedeckt werden, ohne daß der 
Verbandstoff mit der eigentlichen Wunde in Berührung kommt. Zweck- 


- mäßig wird wasserdichter Verbandstoff einfach über 
‚die Wunde gedeckt. 


Der beste Schutz für die Wunde ist die 
‚lebendige Haut, daher sind die Schnitte nicht unnötig groß anzulegen. 
(Zbl. f. Chir. 1919, Nr. 46.) R. Bg. 
Zur Behandlung der Radiusiraktur empfiehlt Asam (Murnau) 
folgende leicht herzustellende Gipsschiene. Sie besteht aus vier 
Lagen Kleister und vier Lagen Gipsbinde und bekommt einen Schlitz, 
durch den der Daumen hindurchgesteckt wird. Die Schiene reicht nur 
bis zur Basis des Zeigefingers, sodaß die Finger in der ersten Stunde 
bewegt werden können. Schon am dritten oder vierten Tage nach 
der Verletzung kann die Schiene abgenommen und wieder angelegt 
werden; bald kommt sie nur nachts zur Anwendung, und etwa am 
10. bis 14. Tage läßt man sie ganz weg. (M. m. W. 1919, Nr. 45.) 
Humanol (flüssiges, ausgelassenes Menschenfett, aus operativ 
gewonnenem menschlichen Fettgewebe — Bauchfett, Netzfett, Lipome — 
hergestellt) empfiehlt auch Friedrich Loeffler (Halle a. S.), und 
zwar bei Isolierung von gelösten ‘Sehnen und Nerven, um Wieder- 
verwachsungen zu vermeiden, bei arthrogenen Contracturen (Gelenk- 
versteifungen nach Verbänden) und bei Arthritis deformans. Zur 
Gelenktherapie werden i bis 2 cem Humanol in das Gelenk injiziert. 
Sehr brauchbar ist ferner 5- oder 10%iges Jodoform-Humanol an Stelle 
von Jodoformglycerin zu Injektionen bei Knochen- und Gelenktuber- 
kulose. Da Humanol innerhalb von fünf bis sieben Tagen nach der 
Injektion unter die Haut vollständig resorbiert wird, ohne 


? 
- die geringsten- Spuren von Entzündungserscheinungen hervorzurufen, 
ist es zu plastischen Zwecken nicht geeignet. Von einer narbenlösenden 


Eigenschaft des Mittels gleich dem Cholinchlorid und dem Fibrolysin 
hat sich der Verfasser aber nich t-überzeugen können. (M. m. W. 1919, 


Nr. 45.) F. Bruck. 
Eigenmilchinjektion zur sieiverung der Brustsekretion bei Wöchne- 


rinnen empfiehlt Fr. Lönne. Nach Reinigung der Brust der Wöch- 
nerin wurde in einem kleinen sterilen Kolben Milch durch ‚Abdrücken 
aufgefangen und hiervon 1 bis 2 ccm unter die Haut der Nates ein- 
gespritzt. Es wurde bei’ sechs Fällen eine Erhöhung der Brustdrüsen- 


sekretion durch Eigenmilcheinspritzung zu erzielen versucht. In fast 


allen Fällen war eine Einwirkung deutlich, schädliche Neben- 


wirkungen wurden nicht beobachtet. Dem. Anschein nach spielt bei 


dem Verfahren die Suggestion eine nicht zu unterschätzende 


Rolle, zumal den Wöchnerinnen der Grund für die Einspritzung an- 


‚gegeben und ihnen die Absicht, die Milchsekretion zu steigern, klar- 


gemacht worden war. Gerade die sekretorischen und vasomotorischen 

Wirkungen gehören zu den auffallendsten Erscheinungen der Suggestion, 
K. Bg. 

Bö Kroner (Leipzig): Über die Verwendung des Orthoforms in 

der Psychiatrie. Bei den üblen Angewohnheiten gewisser Gruppen 

von Geisteskranken (insbesondere Katatonikern) des Nichtinruhelassens 

von Wunden und Ekzemen handelt es sich in der Hauptsache darum, 

den fortwäbrenden Juckreiz zu beseitigen. Auf Grund zahlreicher Er- 

fahrungen empfiehlt Verfasser die Anwendung von Orthoform, das auf 

freiliegende Nervenendigungen wirkt und sowohl als Streupulver. als 

auch in Salbenform eine anästhesierende Wirkung von 10 bis 30 Stunden 
W. Lasker. 

Vomhatolo (Helsingfors) empfiehlt wärmstens die von Sondest 

angegebene Methode der ‚Behandlung der gonorrhoischen Epididymitis 


mittels Injektion von physiologischer Kochsalzlösung in die Umgebung 


des geschwollenen Nebenhodens; die Methode ist sehr einfach, die 
ganze Prozedur dauert vier bis fünf Minuten. Er injiziert 40 bis 60 ccm 


- einer sterilen, auf 40° erwärmten physiologischen Kochsalzlösung, radio- 


filtriert an mehreren Stellen den ganzen Zwischenraum zwischen Haut 
und der Tunica vaginalis, Die sonst überaus heftigen Schmerzen der 


-Epididymitis sind fast völlig geschwunden und bei Anwendung eines 


Krankheitsprozeß ist also nicht zu erwarten, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.49. = Be 


TARN 
Š NN SER De 22 zembe IN 
7 ER Se Sr I. 
gut passenden Pen serie kann Te Fpididymitis aaa be 


handelt werden. Der Verlauf der Gonorrhöe wird. nicht bein, B 
(Finska läst. sällsk. handlingar, Bd. 61, HSN 


Klem p. er er 2 Kae 
Das Luminal hat nach Hauptmann (Freiburg). in der ‚Epilepsie 


behandlung seinen festen Platz bekommen und bildet neb endem 
Brom das einzige Medikament, das der Arzt bei dieser Erkrankung 
mit der sicheren Voraussicht eines Erfolges anwenden kann, Aber 
seine Wirkung ist als Narkoticum mit der Herabsetzung. der Err 
barkeit der Hirnrinde erschöpft, eine Einwirkung. auf den epileptis 


d 
ls 


o 


chen J 


in der Epilepsiebehandlung durchaus nicht üb erflüs S sig gewo en. Sa 
Wie es Patienten gibt, die auf Brom kaum reagieren, durch Du | 

aber sehr gebessert werden, so gibt es auch- Fälle, die auf Brom weit Tu 
besser als auf Luminal reagieren. (M. m. W. 1949, Nr. 0) SE, A, 


vr K- 


aiik Bruck 


-£ 


Bücherbesprechungen. ASET N E, Rn 


- 


Walter Benthin, Die Erhaltung des Kindes enio in der 
Geburt. Ein Beitrag zur Frage der Bevölkerungs- Mn. 
politik. Berlin und Wien 1919, Urban & Schwarzenberg ur vg 
tonniert M 3,— + Teuerungszuschlag.. x 

Die in dieser Zeitschrift erschienenen en des Verlassen 
über die Erhaltung des kindlichen Lebeus inder Ge- Po 
burt sind in dem vorliegenden bandlichen Büchlein zusammengefaßt, Ka 

Es gibt einen zusammenfassenden Überblick über ‚das, was zur Erhat- "m 

tung möglichst- vieler Kinder erstrebenswert und. -erreichbar ist und E 

zeigt dem geburtshilflichen Praktiker zu diesem Zwecke die Wege, wo 

sie auf Grund eines eigenen, großen poliklinischen und klinischen Ma- 

terials (Universitäts-Frauenklinik, Königsberg) und gestützt auf die Erfah- 4 

rungen anderer als richtig und feststehend betrachtet werden können, Ps 

werden in der Einleitung besprochen; Der Kindesverlust in der Geburt 

und seine Ursachen, ferner die Gefahren -der Austreibungsperiode; 

daran. schließen sich spezielle Kapitel über die Erhaltung des Kindes: 

lebens bei engem Becken, bei Placenta praevia, bei Eklampsie, bei 

Beckenendlagen, bei Reflexionslagen, bei Vorfall der Nabelschnur und > 

der Arme undvüber allgemeine Maßnahmen. 


Das Büchlein kann jedem geburtshilflich Ineressiörien und ‚tätigen 
Arzt empfohlen werden. - Kritzler (Gießen). 


Koeppe, Die Diathermie und Diehtbehandlung .des | 
Auges. 208 Seiten, 63 Abbildungen. - Leipzig 1919, F.C. W. Vogel | 
Brosch. M 16,—, geb. M 18,—. 

Koeppe hat es unternommen, die auf den genannten Gebieten 
erschienene Literatur zusammenzustellen und die bisherigen Unter- 
suchungen durch eigene zu ergänzen. Eine ausführliche Beschreibung | 
der physikalischen Grundlagen der beiden Heilmethoden Jeito das 
Buch ein. 

Wie bei allen, die neue Behandlungsmethoden PIIN so ist 
auch bei dem Verfasser der Optimismus ein großer, und der Indikations- 
bereich der Methoden umfaßt mehr oder weniger das gesamte Auge 
mit allen seinen Erkrankungen. Besonders interessant war es dem Refe- 
renten, zu hören, daß Koeppe so gut wie nie Drucksteigerungen infolge 
der Diathermieanwendung beobachtet hat. Referent, der vor einer 
Reihe von Jahren mit Nagelschmidt am Tierauge Versuche ı mit l 
Diathermie unternommen hatte, hatte diese Bemühungen aufgegeben, 
weil regelmäßig Drucksteigerungen auftraten. Es ist anzunehmen, daß 
Apparatur und Technik inzwischen so weit gebessert worden sind, ‚daß 
diese unangenehmen Zufälle vermieden werden können. Auch ein Fall 
von Embolie der Centralarterie, den Referent zusammen mit Bucky 
auf Wunsch des Patienten durehführte, ermutigte nicht zur Weiter- 
führung der Versuche, da Netzhautblutungen. auftraten. Auch djese N 
Fehlerquelle scheint vermieden werden zu können, daKo eppe a i 
Fällen „eine auffallende Besserung der Sehschärfe und der Gesich 
felder“ beobachten konnte. N 

Besonders günstige Erfahrungen hatte Verfasser bel Gehör 
trübungen und Glaskörperblutungen und es’scheint, daß hierin? = 
besondere Indikationsgebiet der Diathermie liegt. 

Andererseits. scheint die Lichtbehandlung, für die Verfasser an 
sammen mit Zeiß einen besonderen "Universalbestrahlungsapparab m 
angegeben hat, bei tuberkulöser Iritis respektive Iridoeyelitis‘ io Ultre 
volle Unterstützung der Tuberkulinkur zu sein, während die i 
violettlichtbehandlung anderen Behandlungsmethoden nicht, ie egen | 
zu sein scheint. r h afti gen i 

Das Buch dürfte jedem, der sich mit dieser Materie dm 
will, besonders wegen der gründlichen Darlegung der physik 5 
Grundlagen eine wertvolle Anleitungze sein. Ra Rn. 


en. Google 


~ re ba EN e 


y. 
r 


NN 


dritten Tage im Harn. 


7. Dezember. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.49. E Ei 


’ 


Vereins- und Auswärtige Berichte. 


Berlin. 


‚Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 12. November 1919. 
Vorder Tagesordnung. Kurt Kayser: Zur Kasuistik 


des Rückfallfiebers. Am 5. Oktober traf in Berlin ein Soldat ein, der 


im August aus Sibirien entflohen war. Anfang September war er in 


. Wilkomir wegen Schwäche zusammengebrochen und lag drei Tage be- 
wußtlos in einem Hospital. Er blieb drei Wochen dort und wanderte 


dann weiter. Eine fieberhafte Erkrankung hatte er dort nicht. Am 
7. Oktober erkrankte er in Berlin hoch fieberhaft und wurde ins Gar- 
nisonlazarett I geschafft. Er war leicht benommen, hatte Bronchitis 
und Ikterus mit Bilirubin im Harn. Die Diagnose war unklar, sie 
schwankte zwischen Typhus, Malaria und Fleckfieber. Der Fieberver- 
lauf war in keiner Weise charakteristisch; es wechselten remittierende 
Temperaturen mit fieberfreien Tagen. Weil-Felix positiv 1:400. Schließ- 


lich bewies die Auffindung von Spirillen im Blut, daß Recurrens vor- 


lag. Der Mann ist jetzt geheilt. 

Aussprache. Ziemann hat solche atypische Fälle wäh- 
rend des Krieges in der Türkei mehrfach beobachtet. Bei dem zweifel-. 
haften Ausfall der Weil-Felixschen Reaktion muß mit der Möglich- 


keit gerechnet werden, daß der Mann in Rußland Fleckfieber ge- 


habt hat. 

Tagesordnung. Fortsetzung der Aussprache des Vortrages 
Zuelzer: Zur. Scharlachfrage. | 

Fritz Meyer: Den theoretischen Ausführungen von Zuelzer 
kann M. sich nicht uneingeschränkt anschließen. Es ist ein unge- 
wohnter Gedanke, von chronischem Scharlach zu sprechen. Die Chinin- 
therapie aber befürwortet er, indessen von anderen Standpunkten aus. 
Diese Therapie richtet sich nicht gegen den Scharlacherreger, der 
unbekannt ist, sondern gegen die Streptokokken. Diese sind durch 
Chinin und seine Derivate, wie eigene Beobachtungen bei eitrigen 
Brustexsudaten und bei den schweren Grippefällen lehren, zu beein- 
flussen. Dazu kommt, daß Streptokokken, die auf dem Blut von, Pa- 
tienten gezüchtet sind, die große Eucupindosen erhalten haben, oder 
die auf Blut gezüchtet sind, das mit Eucupin ausgewaschen ist, in 
ihrer Virulenz wesentlich herabgesetzt sind. Es gelingt also, durch 
rationelle Chinintherapie der Streptokokken Herr zu werden. Eucupin 
ist besser als Chinin. Die Paratyphusmilz kann M. nicht bestätigen. 

Jürgens: Dem Scharlach steht man noch ziemlich machtlos 
gegenüber. Zuelzer bekämpft nicht das Inkubationsstadium, sondern 
unausgebildete Scharlachfällee Man kann die beginnende Milz- 
Schwellung nicht als Scharlach ansprechen. Im Inkubationsstadium 
ist zurzeit gegen Scharlach nichts zu machen. Hier könnte die Hilfe 
der praktischen Ärzte wirksam werden, indem man mit ihrer Unter- 
stützung verhindert, daß die Infektion von der Schule ins Haus ge- 
bracht wird. Die Hauptgefahr des Scharlachs besteht für die kleinsten 
Kinder. l , 
J. Ritter: Die pathognompnische Bedeutung der Leber- und 
Milzschwellung ist anzuerkennen, praktischen Wert wird sie nicht 


haben, da der Scharlach zu schnell einsetzt. Es gibt jetzt viel Schar- | 


lach und Grippe mit Mandelentzündung. Beide Krankheiten differen- 
tiell zu identifizieren ist auf Anhieb schwierig. Bei Säuglingen ist die 


Diagnose besonders erschwert, weil Prodrome ganz zurücktreten. In 


diesem Alter ist die Krankheit relativ ungefährlich. 

Jungmann bringt den Ausführungen von Zuelzer große 
Skepsis entgegen. Analogien zwischen Fleckfieber und Scharlach sind 
wegen der sehr verschieden langen Dauer der Erkrankungen nicht zu 
ziehen. Der. Krankheitsverlauf wird von Chinin bei beiden. Krank- 
heiten nicht beeinflußt. Die Inkubationsbehandlung ist ebenso un- 
sicher wie die Inkubationsdiagnose. In den Ländern, in denen man 
Chininprophylaxe wegen Malaria treibt, müßte Fleckfieber selten sein, 
was nicht zutrifft, Es gibt auch Malariakranke, die während der 
Chininkur an Fleckfieber erkranken. Bedenken bestehen gegen die 
großen Chiningaben. 
Mosse: Leberschwellungen im Inkubationsstadium von Infek- 
tionskrankheiten sind schon lange bekannt. Bei Scharlach sind sie 
aber nur gelegentlich von Friedreich gesehen worden, meist erst 
nach erfolgter Eruption des Exanthems. Milzschwellungen finden sich 
bei Kindern häufig. Ein sehr feines Reagens auf Leberschädigung 
stellt das Urobilin dar. Dieses findet sich aber bei Scharlach erst am 
Die Chinintherapie beim Scharlach ist sehr 
alt. Nach alledem erscheint die Milz- und Leberschwellung nicht eindeutig 
genug. Es ist auch nicht der Beweis erbracht, daß alle von Zuelzer 
beobachteten Fälle Scharlach waren. è 


` Mòorgenróth: Wenn Scharlach ‚wirklich von Chinin beein- 


‘flugt wird, so spricht das nicht gegen die bakterielle Natur des Er- 


regers. Die Virulenz der Streptokokken ist durch Eucupin beziehungs- 
weise Chininderivate zu beeinflussen. In dem Ausfall der Hämolyse 
ist die Beurteilung zu erbringen. Die Streptokokkenkomplikation bei 
dem akuten Scharlach berechtigt den Gebrauch des Eucupins und des 
noch wirksameren Vucins. Die. Möglichkeiten einer‘ Prophylaxe soll 
man immer im Auge behalten. . | 
Zuelzer: Schlußwort.- Fritz Fleischer. 
Braunschweig. . | 
Ärztlicher Kreisverein. Sitzung vom 1. November 1919. 

F. Franke: 1. Über Doppelmißbildungen und Bericht über die 


erfolgreiche Trennung einer Doppelmißbildung [Epigastrius parasiticus 


(Holoacardius acephalus)] bei gleichzeitigem großen Nabelschnurbruch 
des Autositen. Operation des letzteren am Tage nach der Geburt, 
15. Mai 1916, Ablösung des Parasiten 15. Juni 1916. Dem Parasiten 


Leber; es besteht Situs inversus. Demonstration. Ausführlichere Mit- 
teilung erfolgt an anderer Stelle.- en 
2. Über totale Osophagoplastik und Mitteilung über die Bildung 
einer künstlichen Speiseröhre aus Dünndarm und Haut nach Lexer 
bei 16jährigem Mädchen, das vor Schluß der noch bestehenden daumen- 
nagelgroßen Öffnung an der Verbindungsstelle der Speiseröhre mit dem 
Hautschlauch an Pneumonie gestorben war. Demonstration des Präparats. 
Indikation der Operation: gutartiger (nicht krebsiger) dauernder Ver- 
schluß der Speiseröhre. i T 
3. Demonstration eines 40 jährigen Patienten mit totaler Luxation 
des fünften Halswirbels, der auf die Vorderfläche des sechsten Hals- 
wirbels herabgerutscht und dort verwachsen ist. Unfall 5. August 1911. 
Jetzt nur noch leichte Reizerscheinungen (erhöhte Patellarreflexe), geringe 
Behinderung der Beugung des Kopfes nach vorn, Beeinträchtigung der 
Arbeitsfähigkeit um 15%. Mitteilung ähnlicher günstiger Fälle aus der 
Literatur. o 
. —; & Fr. zeigt an einer Patientin, daß klinische Krebsrezidive nach 
Mammaamputation durch starkes Reiben der Haut erkennbar werden; 
es bilden sich rote, fühlbare, meist vorspringende Knötchen. Ä 
5. Erleichterung des Katheterismus bei Prostatahypertrophie. Durc 
den bis an die Prostata eingeführten Nelatonkatheter wird Katheter- 
purin (Katbeterschmiere) bei fest um den Katheter geschlossen ge- 
haltener Harnröhrenmündung langsam eingespritzt. | Bu 
6. Mitteilung über einen operierten Fall’ von schwerer Nieren- 


steinkolik, in dem stets nur kontralateraler Schmerz emp- 


funden wurde. In der Literatur keine derartige Beobachtung gefunden. 
Bei der in Lokalanästhesie operierten Patientin war die Niere un- 
empfindlich, bestand aber eine ausgeprägte Empfindlichkeit der 
Innenfläche des Nierenbeckens gegen Berührung. 
| Kempf, 


Freiburg i. Br. 

Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 21. Oktober 1919. 
Schüle: Der Unterricht in der gerichtlichen Medizin. Der 
Unterricht zerfällt in zwei Abschnitte, einen theoretischen und einen 
experimentellen. Für Demonstrationszwecke dienen Projektionen von 
Bildern, Stereoskopbilder, mikroskopische und pathologisch-anatomische 

Präparate. 

Eigene gerichtlich-medizinische Institute sind nur dort nötig, wo 

infolge starker Kriminalität ein großes Material zusammenkommt. 
Diskussion. Wätjen betont die Wichtigkeit der frischen 
mikroskopischen Untersuchung bei gerichtlich-medizinischen Sektionen. 
Scehöller: Biochemische Untersuchungen organischer Queck. 
silberverbindungen. Sch. berichtet über Desinfektionsversuche mit ver- 
schiedenen organischen Hg-Verbindungen, die Derivate des Benzols 
darstellten. Es ergaben sich bestimmte Prinzipien für eine Desinfek- 
‚tionswirkung. Es muß eine Salzbildung der Verbindungen möglich 
sein, sonst tritt keine Desinfektion auf. Eine Carboxylgruppe vermindert 
die Wirkung, Cl steigert sie. Es ist mitbestimmend. für die Wirkung, 
ob Ortho- oder Parastellung vorliegt. Nach diesen Prinzipien konnten 
gute Desinfektionsmittel gebaut werden. Es handelte sich immer um 
Mittel, die Eiweiß nicht fällten. Praktisch ergab sich unter anderem 
die Lösung des Problems einer wirklich desinfizierenden Seife, der 
sogenannten Afridolseife, die nur den Nachteil hat, zu teuer zu sein. 
Ferner känn z. B. Saatgut mit diesen Stoffen ohne Schädigung ge- 
waschen und so von den zahlreichen krankmachenden Sporen befreit 


fehlen Kopf, Thorax und Brustorgane, Wirbelsäule, Zwerchfell, Magen, 


r 


1972 


- werden, die 15 bis 20% des Saatgutes am Angehen hindern. Dabei 
hat sich die merkwürdige Tatsache gezeigt, daß kleine Mengen der 


, Präparate beim Waschen von dem Saatgut resorbiert werden und da- | 


durch stimulierend’ wirken, sodaß eine Steigerung des Wachstums 
resultiert. 


Bei pharmakologischen Untersuchungen ergab sich, daß brom- . 
und jodsubstituierte Präparate sehr giftig sind. Ungiftige Präparate 


werden nach 24 Stunden ausgeschieden. H. Koenigsfeld. 


Leipzig, | 

Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 11. November 1919. 

Aßmann: Veränderung des Hilusschattens im Röntgenbilde bei 
Herzkrankheiten. Der Vortragende bemerkt einleitend, daß er die 
„Assoziation“ sprengen will, daß Hilusschatten und Drüsentuberkulose 
' unbedingt zusammengehören. Während Gro,ede] behauptet, daß der 
- Hilusschatten durch den Hilus selbst und durch die Bronchienzeichnung 
"zustande kommt, hat A. schon in früheren Arbeiten darauf hingewiesen, 
' daß dieser besonders den Blutgefäßen der Lunge seine Entstehung 
verdankt. Auch Fränkel und Lorey hatten darauf aufmerksam 
gemacht, daß vermehrte Blutfüllung dieser Gefäße einen vermehrten 
Schatten im Röntgenbild gibt. A. begründet seine Ansicht auf Grund 
von experimentellen Untersuchungen und auf Grund klinischer meist 
durch die Autopsie erhärteter Fälle. Es hat sich dabei unter anderem 
gezeigt, daß vor allem die Lungenarterien, weniger die Lungenvenen 
im Röntgenbilde solide Stränge ‘geben, während die Bronchiallumina 
als helle Bänder imponieren. Topographisch-anatomische Bilder haben 
diese Verhältnisse gut aufzuklären vermocht und zeigen z. B., daß 
normalerweise entgegen den Untersuchungen von Engel die Lungen- 


Die Umsatzsteuer ftir Ärzte. 
E: | Von l 
- Rechtsanwalt Dr. Ernst Wolff, Berlin. 


In meinem Aufsatz „Die Steuerpflicht des Arztes in Preußen“ 


(M. Kl. 1919, Nr. 21 S. 525) habe ich unter.3 angeführt, daß nach 


einem Gutachten des Reichsfinanzhofs die ärztliche Tätigkeit der 
Umsatzsteuer nicht unterliegt. Der -Reichsfinanzhof nahm an, daß 
die sogenannten freien Berufe keine gewerbliche Tätigkeit im Sinne 
der Umsatzsteuerordnung ausüben. Diese noch im Jahre 1918 bei der 
Beratung des damaligen Umsatzsteuergesetzes von der Regierung wie 
von der Mehrheit der Parteien für unbedingt notwendig gehaltene 
Freihaltung der freien Berufe von der Umsatzsteuer soll nunmehr 
verlassen werden. Die Regierung hat, um den gewaltigen Finanz- 
bedarf des Reichs zu decken, der Nationalversammlung den Entwurf 
eines neuen Umsatzsteuergesetzes zugehen lassen, der die bisherigen 
Sätze erhöht und bezweckt, den Ertrag der Umsatzsteuer wesentlich 


zu steigern. Nach dem Regierungsentwurfe sollten auch künftig die 


freien Berufe aus der Umsatzsteuer herausgelassen werden, denn nach 
dem Regierungsentwurfe sollte ebenso wie früher nur die Ausübung 
einer gewerblichen Tätigkeit die Umsatzsteuerpflicht begründen. 
Der Umsatzsteuerausschuß der Nationalversammlung ist aber über 
den Regierungsentwurf hinausgegangen und hat auch die freien Be- 
rufe in die Umsatzsteuer einbezogen. Es ist so gut wie sicher, daß 
auch das Plenum der Nationalversammlung dieser Einbeziehung der 
freien Berufe in die Umsatzsteuer zustimmen wird, und’ da auch die 
Regierung dem nicht Widerstand leisten wird, wird voraussichtlich zu 
dem Zeitpunkte, wo diese Zeilen in Druck gehen, oder unmittelbar 
darauf, ein Umsatzsteuergesetz veröffentlicht werden, unter das die 
Ausübung der ärztlichen Tätigkeit fällt. Da das Gesetz bereits am 
1. Januar 1920 in Kraft treten soll, besteht ein dringendes Interesse 


der Ärzte daran, mit seinen wichtigsten Bestimmungen ' bekannt zu 


werden. ; 

i. Der Umsatzsteuer unterliegt die Leistung ärztlichen: Bei- 
‚standes gegen Entgelt. Hierunter fällt jede Art der Behandlung, die 
ein Arzt gegen Entgelt vornimmt, in der Sprechstunde, auf Besuchen, 


im Krankenhaus und so fort. Ob die Tätigkeit einzeln honoriert oder 
durch ein Gesamthonorar, wie beim Hausarzt, abgegolten wird, macht 
keinen Unterschied. Auch das Gehalt, das festangestellte Ärzte etwa 


i te Satz zu liquidieren. Dieses Aushilfsmittel versagt aber, WO Er 
bei Krankenhäusern, Sanatorien oder dergleichen beziehen, dürfte der | Lage des Falls sowieso der höchste Satz liquidiert worden wäre: 


1919 — MEDIZINISCHE 


r 


KLINIK — Nf. 49. 


m Dezember. 


arterie in den Hilusdrüsen eingeschlossen liegt. So werden in Bildern 
verkalkte, verkäste und anthrakotische Drüsen gezeigt. 
Hilusschatten haben sich nach genauen Messungen (sogenannte „Hilus- 
breite“) gefunden besonders bei Mitralfehlern und vor allem bei con- 
genitalen Herzfehlern. Bei letzteren: fanden sich Werte bis zu 32 mm 
. Breite, während als Normalbreite i3 bis 14 mm angenommen werden 
muß. Es scheint auch ein Abhängigkeitsverhältnis zu bestehen zwischen 
verstärktem zweiten Pulmonalton und Hilusbreite. Man kann also 


Verstärkte 


unter genauer Kenntnis gewisse Schlüsse ziehen aus der Erweiterung _ 
der Hilusschatten auf Stauungen im Lungenkreislauf und auf congeni- 


tale Erweiterung der Arterien. Es ist also nicht bei vergrößerten 


Drüsen unter allen Umständen nur an vergrößerte Hilusdrüsen zu 
denken. . 


Payr regt an, seine seit Jahren vorgenommenen Röntgen- 


platten, die vor und nach Kropfoperationen gemacht sind, auf diese 
Verhältnisse zu durchmustern. 


Harzer: Über Linsenkernsymptome bei Leuchtgasvergiitung. 
Wenn auch schon 1865 von Klebs Erweichungen im Linsenkern- 
system beschrieben sind, so wurde man näher erst darauf aufmerksam 
durch die Arbeiten von Strümpell, Wilson und Economo. 
In einem Fall H.s wurde man klinisch durch die bestehende Muskel- 
rigidität aufmerksam. Es wird eine genaue klinische Analyse der 
Fälle gegeben. “ -i 

Herzog gibt Beiträge zur pathologischen Anatomie der Leucht- 
gasvergiftung auf Grund von zehn Fällen, die 1919 zur Sektion kamen, 

Quensel hat klinisch auch einige derartige Fälle beobachtet 


und Klien gedenkt unter anderem einer nach dieser Vergiftung auf- 
getretenen Korsako w schen Psychose. 


Rundschau. 


De  —— 


Umsatzsteuer unterliegen, denn auch dieses Gehalt bildet ein Entgelt 
für Leistungen, die der Arzt innerhalb seines Berufs bewirkt. 

2. Die Höhe der Umsatzsteuer beträgt 1% %- des Entgelts. 
Maßgebend ist das wirklich vereinnahmte Honorar; Honorare, die 
verdient sind, aber nicht bezahlt werden, scheiden bei der Umsatz- 


steuerberechnung aus. Die Steuerbeträge sind auf volle Mark abzu- 
runden. | 


3., Die Zahlung der Umsatzsteuer liegt dem Arzt ob. Gel) 
das die Umsatzsteuer begründende Honorar erst nach dem Inkraft- 
treten des Gesetzes, dem 1. Januar 1920, ein, ist aber die ärztliche 
Behandlung, für die es gezahlt wird, vor dem Inkrafttreten des Ge- 
setzes bewirkt worden, so kann sich der Arzt die Umsatzsteuer vom 
Patienten erstatten lassen. ‘Abgesehen von dieser Übergangsvorschrift 


verbietet das Gesetz, ausdrücklich, daß der Steuerpflichtige, hier also 


der Arzt, dem Leistungsberechtigten, hier also dem Patienten, die 
Steuer neben dem Entgelte ganz oder teilweise gesondert in Rech- 
nung stellt. ` Es ist also nicht zulässig, daß der Arzt in seine Liqui- 
dation zunächst den Betrag des ihm geschuldeten Honorars und da- 
neben noch die Umsatzsteuer gesondert aufnimmt. Andererseits işt 
die Umsatzsteuer nach dem ausdrücklichen Willen des Gesetzgebers 
eine sogenannte Abwälzungssteuer, d. h., im letzten Endeffekt soll 
sie nicht der Unternehmer, sondern : der Kunde tragen, andernfalls 
würde ja auch die Umsatzsteuer eine durchaus unbillige, besondere 
Gewerbesteuer darstellen. Diese Abwälzung ist für den gewöhnlichen 
gewerblichen Unternehmer einfach: er kalkuliert die Steuer in soinen 
Preis hinein, sodaß der Verbraucher mit dem Preise gleichzeitig die 
Umsatzsteuer zahlt. Einem Beruf, der, wie der ärztliche, an bestimmte 
Taxen gebunden ist, ist aber das Einberechnen der Steuer in das Ent 
gelt nur innerhalb bestimmter Grenzen möglich. Die Ärzte N .. 
dieser Richtung allerdings günstiger da, als die Anwälte, die gleic E 
falls unter das neue Umsatzsteuergesetz fallen sollen, denn die 7 
wälte sind an feste Taxen gebunden, die keinen Spielraum MMS 
oben und unten lassen, während die Taxe für die Ärzte nur bestimmte 
Grenzen nach oben und unten aufstellt, innerhalb deren unter z 
rücksichtigung des einzelnen Falls zu liquidieren ist. Der Arzt 2 
deshalb zweifellos berechtigt, in einem Falle, wo er etwa, bisher e 
Rücksicht auf die Vermögenslage des Patienten den niedrigsten Si i 
liquidiert hätte, künftig einen um den Umsatzsteuerbetrag erhöhte 


` pie 


l 


7. Dezember. 


ärztlichen Standesvertretungen werden bemüht sein müssen, bei den 
einzelstaatlichen Regierungen eine entsprechende Erhöhung der Ge- 
bührentaxen durchzusetzen, denn solange dies nicht geschieht, stellt 
die Umsatzsteuer in gewissen Grenzen für den Arzt eine Sondersteuer 
dar, für die es an jeder inneren Rechtfertigung fehlt. Gerade die 
erschwerte Abwälzungsmöglichkeit der Steuer durch die Inhaber der 
freien Berufe hatte für den Reichsfinanzhof einen der Gründe ab- 
gegeben, aus denen er die Anwendung der bisherigen Umsatzsteuer- 
ordnung auf die freien Berufe für unzulässig hielt, und es ist deshalb 
ein unbedingtes Erfordernis der Billigkeit, die Möglichkeit der Ab- 
wälzung durch eine entsprechende Erhöhung der Gebührentaxe zu 
schaffen, 


4. Das Steuerjahr ist das Kalenderjahr, das erste Steuerjahr 
endet also mit dem 31. Dezember 1920. Innerhalb eines Monats nach 
Ablauf des Steuerjahrs, erstmalig also spätestens am 31. Januar 1921, 
hat der Arzt eine Umsatzsteuererklärung einzureichen. In diese Er- 
klärung sind aufzunehmen die sämtlichen Entgelte, die der Arzt für 
ärztlichen Beistand erhalten hat. Auf Grund dieser Erklärung wird 
die Steuer festgesetzt und im Wege des Steuerbescheids dem Steuer- 
pflichtigen mitgeteilt. Um der Verpflichtung zur Einreichung einer 
Steuererklärung genügen zu können, ist dem Arzt eine genaue Buch- 
führung vorgeschrieben. In welcher Art diese Buchführung zu er- 
folgen hat, wird durch eine Ausführungsverordnung des Reichsrats 
geregelt werden, die bisher noch nicht erschienen ist. Der Arzt unter- 
liegt ferner hinsichtlich der Buchführung der Aufsicht der Steuer- 


_ behörden. Diese sind insbesondere berechtigt, sich alle für die 


Prüfung in Betracht kommenden Schriftstücke zur Einsicht vorlegen 
zu lassen. Der Arzt wird also genötigt sein, von allen ausgehenden 
Liquidationen Abschriften zurückzubehalten, über die durch die Post 
oder durch die Bank eingehenden Gelder die Belege (Postanweisungs- 
abschnitte, Bankgutschriften und so fort) zu sammeln und ein Kassen- 
buch zu führen, in das die unmittelbar an ihn gezahlten Honorare 
eingetragen werden | 


Ze 


Die indische Rund- oder Rangoonbohne (Phaseolus lunatus L.). 


In Nr. 13 dieser Wochenschrift war auf S. 825 ein aufklärender 
Hinweis über die Gefahren des Genusses stark blausäure- 
haltiger Rangoonbohnen (Mondbohnen) abgedruckt, der 
unter Heranziehung der wichtigsten Veröffentlichungen der deutschen 
und ausländischen Literatur. über die Vergiftungsmöglichkeit und tat- 
sächlich schon beobachteten Vergiftungen eindringlichst vor der Ein- 
fuhr und Zulassung der Mondbohne warnen sollte. Trotz dieses Mahn- 
rufs und eines eingehenderen Aufsatzes von E. Rost über denselben 
Gegenstand unter Berücksichtigung der wichtigen Arbeit Rotheas 
in der Zeitschrift für Erforschung der Nutzpflanzen Angewandte 
Botanik (1919, Bd. 1, S. 27) sind doch stark blausäurehal- 
tige Mondbohnen in den Verkehr gekommen, die Erkran- 


. kungen veranlaßt haben, 


So veröffentlicht soeben L. Lewin in Nr.57 der Apothekerzeitung 
(S. 397) Fälle, die ihm von San.-Rat Dr. Henschel mitgeteilt wurden. 
Die Gemeinde Lankwitz hat die ihr von der Kriegswirtschaftsstelle 
des Kreises Teltow überwiesenen weißen Bohnen („Auslands- 
bohnen“) verteilt. Zum Teil war an dem Kochwasser ein eigenartiger, 


den bitteren Mandeln ähnlicher Geruch, zum Teil an dem fertigen: 


Bohnenbrei ein fast widerlich bitterer Geschmack wahrgenommen 
worden; da, wo die Auslandsbohnen mit einheimischen zusammen ge- 
kocht worden waren, war dieser Geschmack nicht deutlich in die Er- 
scheinung getreten. Auch in den Fällen, in denen Aufweich- und 
erstes Kochwasser nicht genossen worden waren, stellten sich bei 
einem Teil der Verzehrer nach Stunden Übelkeit, starkes, bei fast 
allen Erkrankten zebn bis zwölf Stunden dauerndes Erbrechen und 
Durchfall ein, hieran schloß sich eine mehrere Tage anhaltende 
Appetitlosigkeit, die bei manchen das einzige Erkrankungs- 
symptom darstellte. Die Bohnen müssen also stark blausäurehaltig 
gewesen sein. | 
| Die vorläufige Feststellung Lewins, daß die Auslandsbohnen 
von Phaseolus lunatus stammten, wurde von H. Harms botanisch 
bestätigt. Die Bohnen waren im vorliegenden Fall besonders 
klein und verhältnismäßig dick. Eine Feststellung ihres 
Blausäuregehalts hat anscheinend nicht stattgefunden. 

Mit Recht warnt Lewin eindringlich vor der Verwendung der 
Mondbohne als Nahrungsmittel; ihm ist bekannt geworden, daß sehr 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. : 1973 


Be ED En nannten 
A Se 


große Mengen dieser Bohne jetzt nach Deutschland eingeführt werden; 
er selbst hat einen bedeutenden Ankauf derselben für Arbeiterernährung 


erfreulicherweise rückgängig machen lassen. Das Vergiftungs-. 


risiko bei ihrer Verwendung sei zu groß. Es kämen 


sicherlich viel mehr, auch schwere Vergiftungen vor, als diagnostiziert 


wurden; so habe sich bei einer Umfrage unter den Ärzten von Lank- 
witz herausgestellt, daß auch sie Magen- und Darmstörungen bei ihren 
Klienten beobachtet hätten, ohne auf die Ursache gekommen zu sein. 

„Es muß irgendein Weg zur Sicherung der Be- 


völkerung gegen körperliche Schädigung durch 


diese Bohnen schnellstens gefunden werden“. 
In den Mitteilungen des Reichsernährungsministeriums (Nr. 16 


vom i1. April 1919) heißt es, daß ein” Kauf von Rangoonbohnen bis- 


her nicht stattgefunden habe, für die Zukunft aber auch nicht beab- 
sichtigt sei. Neuerdings unterliegen die Rangoonbohnen, wie alle 
Hülsenfrüchte, nicht mehr der öffentlichen Bewirtschaftung. 


—— = 


Der Arzt wird in geeigneten Fällen. anamnestisch eine etwaige 


Aufnahme von Auslandsbohnen festzustellen haben und sich auch mit 
der Diagnose der Bohne vertraut machen müssen. Die Mondbohne 
ist gekennzeichnet durch „die radiale Streifung der Samen- 
schale, die etwas scharfe Rückenkante des Samens 
und den anatomischen Bau der Samenschale“. Die 
unter .der äußersten Schicht, der sogenannten Palisadenschicht, ge- 
legene Zellschicht besteht aus trichterförmigen Zellen mit großen 
Intercellularräumen. Die Bohnen können weiß, violett, gesprenkelt usw. 
sein und sind unserer_Gartenbohne nahe verwandt. - | R. 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell gezeichneten Mitteilungen nur 
‚ mitgenauer Quellenangabe gestattet.) 


In der Preußischen Landesversammlung gab die förmliche An- 


frage des Abg. Dr. Brackmann wegen Förderung der allgemeinen 
Anwendung des Friedmann schen Tuberkuloseheilmittels der Re- 
gierung Veranlassung, ihre Stellungnahme mitzuteilen. : Ministerial- 
direktor Gottstein vom Wohlfahrtsministerium stellte fest, daß die 
Medizinalverwaltung dem Heilverfahren ohne Voreingenommenheit 
gegenübergestanden habe, daß aber ein sicheres Urteil über den Wert 
‘des Mittels noch nicht abgegeben werden könne. Die Zusicherung, 
daß Friedmanns Tuberkulin geeignet sei, die Tuberkulose auszu- 
rotten, sei abwegig. Im Verlauf derselben Sitzung verteidigte sich 
dann Minister Haenisch gegen die Angriffe, die gegen’ ihn gerichtet 
wurden anläßlich der Ernennung des Herrn Friedmann zum 
a. o. Professor. Der Minister sagte, er sei stolz auf den Lehrauftrag, 
den er Herrn Friedmann erteilt habe und hoffe, diesem Lehrauftrag 
„bald ein Institut folgen zu lassen zum Heile des ganzen deutschen 
Volkes und der Menschheit“, 
Der Widerspruch, der zwischen den Äußerungen des Ministerial- 
direktors Gottstein und seinen eigenen besteht, ist dem Minister 
Haenisch keineswegs entgangen, er erklärt ihn aus den verschie- 
denen Aufgaben des Ressorts, dem Wohlfahrtsministerium falle die 
praktische Bekämpfung der Seuche, dem Ministerium für Wissenschaft, 
Kunst und Volksbildung die Aufgabe der Forschung zu. Es ergibt sich 
also die merkwürdige Situation, daß die preußische Regierung die 
junge Ärztegeneration mit der Anwendung eines Mittels in größtem 
Umfange vertraut zu machen bestrebt ist, das dieselbe preußische Re- 
gierung allgemein anzuwenden wegen der Unsicherheit seiner Wirk- 
samkeit vorläufig. ablehnt! Diese Tatsache verdient weit über den 
Einzelfall hinaus die allergrößte Beachtung. Es soll an dieser Stelle 
nicht auf den Wert des Friedmannschen Verfahrens eingegangen 
werden, aber es muß verlangt werden, daß die verantwortlichen Stellen 
im Staate ihre Entscheidungen nur auf Grund des Gutachtens ihrer 
Sachverständigen treffen. Man wird dem Minister für Wissenschaft, 
Kunst und Volksbildung ohne weiteres zugeben, daß er die aktive 


Förderung einer umstrittenen medizinisch-wissenschaftlichen Angelegen- 


heit in gutem Glauben vorgenommen hat, ist es doch nach seinen 
eigenen Worten ihm, dem überzeugten „Anhänger der 'naturgemäßen 
Lebens- und Heilweise“ besonders schwer geworden, sein Mißtrauen 
gegen eine so gänzlich anders geartete Therapie zu überwinden. So 
erfreulich diese „Bekehrung“ des Ministers auch den Anhängern der 
Schulmedizin erscheinen mag, so wenig kann man sich doch 'damit 
einverstanden erklären, daß ein Laie, mag er ein noch so kluger Po- 
litiker sein, auf Grund seiner persönlichen Überzeugung Fragen ent- 
scheidet, über die nur der Fachmann ein objektives Urteil gewinnen 
kann. Natürlich stützt auch der Minister seine persönliche Überzeugung 
auf ärztliche Gutachten. Wir wissen nicht, ob er solche durch eine 
besondere Rundfrage gewonnen hat oder sich nur auf die ihm in der 
Öffentlichkeit zugänglichen bezieht. Die Medizinalvörwaltung mit einem 
Fachmann an der Spitze kommt auf Grund des ihr zur Verfügung 
stehenden gewiß nicht geringeren Materials zu dem bescheidenen Urteil: 
abwarten und weiterprüfen, der Minister erwartet „das Heil Deutsch- 
lands und der ganzen Menschheit“ von dem Heilverfahren, über das 


` 


E- 


A 


> P 
E y 
ge 
Paemant gs me 
a ee 
er er 


WW WU ET 
å 
S= t 
s a" 
£ j} > > 
n 
iS ı Yvi 
s É 
3 BA), 
aaa“ 
[Fr Ay ES 
7 I -x 
i 
Ry A na 
iht i h N, 
TEn y u p 
“ a 
% = è 
$ 
| ' l . 
#1) a WE, \ 
MN [> r 
4 m g _ 
+ Or - Dal. = 
; f 4 F 
jal s r E n 
Ka DE’, Q 
IU Fy i { ky 
Ye AER TE „$ 
VR 
1183 ` A 
4 f P, KP $ 
T i Ar, -! 
N $ 
Hal mas y a 
i 
Milch EA t = 
MER 
1 LFA RA ` 
va S. "PE 
IEA 5 
u 
i HUEWA 
D nr f p 
ja DIVA è z 
t EREGAS o 7 
JEM Bar ja 
DEIN i 
H em 
1 4) ? 
Ne i 
YEA 
er N 
SN a 
f I 
LAMOS 
(i 
Í 4) a i 
Wi 
* t 
drn 
$e > a, p 
i vik 
i 1 t 
H i} > 9 $ 
; A: i 
Í Nie a 14 ı 
DE‘ an | 
R d 
Min al 
ana: U 
f mins" 
r el | 
i RAT i 
JJS EY, 
WERE T. ; 
Ty Rii 
U d 
i t g 
4 HR: 
Lg Bl 
LS \ ne 
Al >i IR 
+) T 4 
\L U WAS 
DENTE, 
wW N u 
(i pEr: J 
i are 
[] MH 
© Bart 
j] 
1.4 a 
f y N 
4 4 i n y $ 
PIE ER N Kae 
Ly 1 TEN 
ft n A] A ae, , 
i un Ae = 
ä nn 
h p b PS a 
E . erh į 
| Pi y P 
| f Be, 4 i 
N bh} ri 
N ir Welle! 
E j ige 
$ $ Mar i 
i 1 AN 
; ASS- 
9) KEM 
« 
WE |; r 
` RA 
R é 
euT i l t 
zur K} + 
VER le 
t Ņ hS I 
t PSAi 
gi > 
gi şl Wed I 
} N A 
| 
< ii 1 
R \ Gar hota i 
E D-3 CEOS f ~ 
{ i LEF Į 
A {| ’ 
R j 
N A 
Wir Y 
vi 1» | 
A F i 
D Ar Í 
) AEI f 
$ N i 
? m | 
” $ > 
e \ 
Var d Be 1. 1 
A vs u.) ` 
} Pa li di i 
u ak 
N Me 3 
t 0 u: i 
) + sas { 
Ba | 
. 5 NEW 
Hi EEDEN -| 
d 7 IR) H 
i a 
Ms EEE 
1% -D 
IA TRIN 
AN TpE De er! 
MIUR iy È 
ANT S ji 
p $ 
E j 
Wali var? 
N Lass) | 
A RN! -Í 
. Be | 
1} 
ł IT Va 
ur s |i i 
5 J Da | 
R P u 
i 
y Aai 
8. A185 f] 
E . 
i en + 
LSE N 
(3 v U 
p: E \ 
` $ i $ 
n y i f 
eu de Ere 
“y r ~ t I 
(S ve y ji 
>. i Ms- | 
N 
E f P gl 
ra C A 
i 
i d E SE 1 
| v $ 
A 
j 
i Í S tpre 
$ P K 
EHAS AD 
di | ar i 
‚Harn n 
i 
HEROS 4 
. i tii 
LE a 
4 + 
pi ai 
2 Mei 
ie 
f i 
Dan I» 
d ya sA 
i F T Ji y1 
j a uoi 
* TUN E 
JA l 
g 
u E T 
‘ 
y i] 
' ` 


M ET AEn EF tn E AET ENN T N 


$. 


>F Y . i in a an TE d a aa 7 
das: { * : ; 
win 


1274 


er sich: unterrichtet hat. Krasser kann’ die Gefahr nicht. illustriert 
werden, ‘die darin liegt, daß der Politiker an die Stelle des Fach- 
mannes tritt. . NS: 

Im ganzen waren die Verhandlungen in der Preußischen Landes- 
versammlung. über das Tuberkulosemittel des Prof. Friedmann 
‚nicht. dazu angetan, allgemein zu befriedigen, zum mindesten nicht 
nach ‘der wissenschaftlichen Wertmessung. Es ist verständlich, daß 
ein. Mittel gegen die Tuberkulose, von dem versichert wird, daß 
es Heilungen verursacht habe, in: breiten Kreisen des Volkes mit 
ungewöhnlicher Spannung und hoffnungsfreudiger Erwartung auf- 
genommen wird. Es braucht nur an die Zeit erinnert zu werden, 
als Koch sein Tuberkulin zur Durchführung der Behandlung heraus- 
gebracht hatte und die Hörsäle der Kliniken sowohl wie die Kranken- 
abteilungen überfüllt waren durch den Andrang von einheimischen 
‘und ausländischen Ärzten und heilungsuchenden Kranken. Aber nach 
den Verhandlungsberichten aus der Preußischen Landesversammlung 
muß denjenigen recht gegeben werden, welche der Ansicht sind, daß 
Streitfragen über Krankheitsbehandlung, selbst wenn sie von der all- 
gemeinen Bedeutung eines neuen Tuberkulosemittels sind, nicht vor 
das Forum einer politischen Versammlung gehören. Eigentlich sollte 
man meinen, daß diejenige Versammlung, welche in dieser traurigen 
Zeit den Staat Preußen politisch vertritt, wichtigere Aufgaben zu er- 
ledigen hat, für welche sie nach dem Wahlverfahren und der Zu- 
sammensetzung zuständiger ist, als, in die Auseinandersetzung über 
ein medizinisches Heilmittel einzutreten. Das beste, was gesagt worden 
ist, ist von dem Ministerialdirektor Gottstein in dieser Frage im 
Namen der Medizinalverwaltung gesprochen worden. Er erklärte, daß 
die Medizinalverwaltung zu der Überzeugung gekommen ist, daß ein 
- sicheres Urteil über den Wert des Mittels noch nicht abgegeben werden 
kann. Eine genaue Feststellung der Tatsachen bedürfe der Zeit und 
genauer Untersuchung. Ganz im Gegensatz zu der vorsichtig ab- 
wägenden Äußerung des Fachmannes standen die Berichte, die von 
Nichtfachmännern über. Erfolge des Mittels mitgeteilt wurden. Diese 
Belehrungen aus zweiter Hand waren von ungewöhnlicher wissen- 
schaftlicher Dürftigkeit und Einseitigkeit. Es wurde schlankweg. die 
überraschende Behauptung aufgestellt: Das Mittel vermag die Tuber- 
kulose selbst vorgeschrittener Fälle zu heilen. 

` Wenn es den Fachmann überrascht, eine fertige Urteilsbildung 
da zu finden, :wo er selber ein abschließendes Urteil zunächst noch für 
sachlich unmöglich hält, so wird man sich daran erinnern, daß in dem 
neuen Volksstaate die zuverlässige Gesinnung für die Berufung zu 
Verwaltungsstellen entscheidender ist, als die sachliche Erfahrung und 
die ‚Vorbildung in den ‘Verwaltungsfragen. Die Disharmonien, die sich 
aus der Anwendung eines falschen Grundsatzes ergeben, klingen be- 
sonders schrill auf dem Resonanzboden der Preußischen Landesver- 
sammlung. 

‚Es will uns scheinen, daß das einzig faßbare Ergebnis derartiger 
Verhandlungen in der Öffentlichkeit nach zwei Richtungen hin zu 
suchen ist, die beide wenig erfreuliche Ausblicke eröffnen. Einmal 
wird unzweifelhaft durch solche Verhandlungen eine Beunruhigung in 
die an Lungenschwindsucht und anderer Form der Tuberkulose Er- 
krankten getragen und in den Kreis ihrer Angehörigen. In den Er- 
zählungen des Publikums wachsen die Heilerfolge bekanntlich in ihrer 
Größe nach dem Quadrat der Entfernungen. Es werden Hoffnungen 
erweckt, die unerfüllbar sind gegenüber einer Krankheit wie der Tuber- 
kulose, wie jeder weiß, der nur über die dürftigsten pathologisch- 
anatomischen Kenntnisse verfügt. Die Kranken in den Lungenheilstätten 


-werden unruhig. In der Lungenheilstätte Beelitz bei Berlin haben die 


Kranken eine Eingabe an das Wohlfahrtsministerium gerichtet, in der 
sie die zwangsweise Behandlung mit dem Friedmannschen Heil- 
mittel fordern. Mit Bedauern muß weiter festgestellt werden, daß die 
Verhandlungen über das Friedmann sche Tuberkulosemittel nicht 
geeignet.sind, das Ansehen der deutschen Wissenschaft im Auslande 
zu fördern. Es ist schwer zu ertragen, daß in einer Zeit, wo Deutsch- 
land’ bettelarm an materiellen Gütern geworden ist, aus solchen Ver- 
handlungen nun auch noch eine Schmälerung des Ansehens der 


deutschen Wissenschaft droht. Wir sind nicht mehr reich genug, um- 


uns auch diesen Luxus gestatten zu Können. 


Das- neue Ministerium für Volkswohlfahrt über- 
nimmt vom Ministerium des Innern die Geschäfte der Medizinalabteilung 
und die gesamte Gesundheitspolizei und Bäderpolizei. Dazu gehören 
in Zukunft das Prostitutionswesen, die Nahrungsmitteluntersuchung, 
der Säuglingsschutz, die gesamte Jugendfürsorge, die Frauenfürsorge 
und die Kriegsbeschädigtenfürsorge. Gemeinsam mit dem Ministerium 
für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung wird die gesundheitspolizei- 
liche Aufsicht über die Universitätskliniken ausgeübt. Vom Ministerium 
für Handel und Gewerbe wird die sozialhygienische Fürsorge der 
Arbeiter übernommen. Vom Ministerium für Landwirtschaft, Domänen 
und Forsten die ländliche Wohlfahrtspflege. 


Der: Verband ärztlich geleiteter rheinischer Privat- 
anstalten hat eine Eingabe an das Berliner Arbeitsministerium ge- 
richtet, in dem auf die großen Gefahren des Achtstunden- 
tages für das Privatkrankenhaus ung seine Existenz hin- 
gewiesen wird. Durch die notwendig werdende Doppelbesetzung werden 
die Betriebskosten unerträglich vermehrt. Das Verbot,- freiwillig über 
den Achtstundentag hinaus zu arbeiten, ist eine Beschränkung des 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W8 


aL———— na —— Ton 0000000000000 


{919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 49. 


„lichen Arzt zu ‚überlassen und nicht dem "Arbeitsausschuß, 


T rA 
P 


ig 
Pr 
» 
=! 


-= À 
` AON 7> 
i 


Selbstbestimmungsrechts der 'Pflegepersonen. Die Bestimmung über 
Notarbeiten- bei Neuaufnahmen Schwerkranker oder ‚bei Unglüc) xsfällen 
ist grundsätzlich dem gesetzlich für den Krankenhausbettieb veran 3007 A 
‚ denn die 
Verantwortung trägt gesetzlich der. Arzt. "Der ATE KASA 
sehen, ob eine Wechslung des Personals für den Zustand eines Kranken ~ 
nicht schädlich ist. Die Pfleger der Orden und religiöser Gemein 
schaften sind nicht an den Achtstundenpflegetag gebunden, dadurch = 
werden die Häuser, die mit freier Pflegeschaft arbeiten, wirtschaftlich 
nicht mehr konkurrenzfähig. Gefordert ‘wird in der Eingabe, dab den ~ 
Gewerbeparagraph bei allen Privatheilanstalten, die von Ärzten ohne ~ 
die Absicht, direkten Gewinn aus. diesen Betrieben zu erzielen, unter = 
halten werden, der Achtstundentag aus den Privatheilanstalten fortfällt 2 
Bei Steinmkohlenbrikettarbeitern ist ein im Verhältnis 
zur Erkrankungsziffer der übrigen Bevölkerung häufigeres Vor 
kommen von Hautkrebs festgestellt worden. Die Ursache für ma 
die Erkrankungen ist in einer auf lange Zeiträume sich erstreckenden => 
chemischen Reizung der Haut durch ‘gewisse Bestandteile des Pechs nt 
zu erblicken, Abgesehen von dem Hautkrebs kommen bei Brike |. 
arbeitern auch Reizzustände der Augenbindehaut vor. In Anbetracht = 
der Seltenheit der Erkrankungen ist von dem Erlaß einheitlicher und” 
eingreifender Vorschriften zum Gesundheitsschutz abgesehen worden 
Der beste Krankheitsschutz ist die Beachtung persönlicher 
Sauberkeit. Zu empfehlen ist, die Temperatur der Arbeitsräume = 
nicht zu hoch zu halten, und Maßnahmen gegen die Staubaufwirbelung” 
beim Verladen und beim Zerkleinern des Pechs zu treffen. FE 
Die Landesversicherungsanstalten sind infolge der © 
dauernd gestiegenen Ausgaben, denen bisher Mehreinnahmen nicht ent i 
gegenstanden, in eine finanzielle Notlage. geraten. Es istin 
aller Kürze mit einer‘ erheblichen Heraufsetzung der Versicherungs 
beiträge zu rechnen. Wie verlautet, liegt dem Reichsarbeitsministeriun a 
bereits eine Notvorlage über die Erhöhung der Beiträge vor n 


- 


Für den Bezug von Web-, Wirk- und Striekwaren aus reichs 
seitigen oder Heeresbeständen wird die Ausstellung von Bezugs = 
berechtigungen gefordert. Auf Grund der Vorprüfungen der 
Kreisärzte ‘wird der Bezug für Krankenanstalten ge 
nehmigt. Damit die bis ins. nächste Frühjahr in Aussicht genommene 
Notstandsversorgung der Anstalten mit Waren aus den vorhandenen 
knappen Reichsbeständen nur an wirklich bedürftige Stellen erfolgt 
ist die Mitwirkung der Kreisärzte als Vorprüfungsstelle unentbehrlich” 

Die deutschen Ärzte Böhmens haben sich zu einem > 


„Reichsverband der deutschen Ärzte der tschechoslowakischen Republik“ 
vereinigt und Dr. Gottlieb Pick (Aussig) zum Vorsitzenden ge TR 
wählt. Der Reichsverband wird in sechs Kreise zerfallen, jeder ein- 
zelne Kreis in mehrere Bezirke. Jeder Bezirk entsendet einen Ver 


treter in die Kreisversammlung, jeder Kreis einen solchen in’ den 
Zentralausschuß. - EEE N 
Essen: Am 2. Oktober 1919 hat sich hier die „Assistenzarzt 
vereinigung Groß-Essen“ gebildet; erster Vorsitzender ist Dr. Jantzen; 
Oberarzt an der medizinischen Klinik der städtischen Krankenanstalten 
Essen, an den alle Zuschriften zu richten sind. aa 


Auf Veranlassung des Ministeriums für ‚Volkswobl- | | 
fahrt wird seitens des Polizei-Präsidiums geschrieben: Die ron, 
Schar der nunmehr zurückkehrenden Kriegsgefangenen wie en er 
insbesondere aus dem Osten noch zu erwartenden Rückwanderer = t 
erneut in erhöhtem Maße mit der Gefahr der-Einschleppung von Sereia | 
in das Reichsgebiet rechnen. Wenn auch alle heimkehrenden Militär 
und Zivilpersonen nach dem Grenzübertritt einer ärztlichen Untersuchig 
Sanierung und einige Zeit dauernden Beobachtung unterzogen hair, 
so ist dennoch als Ergänzung hierzu eine anschließende gesundheit N} 7 
Überwachung der Kriegsgefangenen und Rückwanderer am Bestim en + 
ort wegen der Gefahr der Einschleppung von Fleckfieber, Rn 
Pocken, Typhus, Ruhr, Malaria und Geschlechtskrankheiten erforde ih 
Hierbei ist die Mithilfe der Ärzteschaft unentbehrlich, da zur u E 
reichen Bekämpfung namentlich die möglichst frühzeitige Festslele 
der ersten Fälle der genannten Krankheiten äußerst wichtig © re 
Herren Ärzte werden deshalb gebeten, auf die ersten Anzeic N Ee 
vorerwähnten Krankheiten bei heimgekehrten Kriegsgelangen ti 
Rückwanderern ihre ganz besondere Aufmerksamkeit zu richten i fung 
gegebenenfalls die erforderlichen Maßnahmen der- Seuchenb! eat 


als Oberarzt an die Medizinische Universitätsklinik ‚übergesl dei 
für innere Medizin habilitiert. — Budapest: Der Laryngoi 
Dr. Onodi, 63 Jahre alt, gestorben. — Prag: Dri- 
gerichtliche Medizin habilitiert. ER 


u 


<a 
3 
NH 
per 


- z s k 
u. Di — 
>. > - MEC 
i í ET id arei Pi 
- - Be T 
G - Er u 
5 > un. I 
NEE >, é 
mT. ri > p'a S 
-s ra er. 
E - a 


% 


= 
- 


Digitized by Googl 


7 
- > 

re > 

x gr BT m 


Ges 


‘ 


en ln N 
x Pe; 
14 


ERTH 


we 
Lr 
b 


i n 
as 


Be a a a e E E e 


Medizinische 


2 Zr 


Nr. 50 (784). | 14. Dezember 1919. 


Wochenschrift für praktische Ärzte i 


redigiert von | Verlag von 
Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg Urban & Schwarzenberg 
Berlin Berlin = 


. gewöhnlichen Sensibilitätsstörung, zugleich als Beitrag zur Ätiologie des Stauungssyndroms des Liquors (mit 2 Abbildungen). A. Dolling 
G. Koch u 


XV. Jahrgang. 


Klinische Vorträge. 


Operative Behandlung fortbestehender Spasmen 
und spastischer Lähmungen‘). 
Von 
Prof. Fedor Krause, Berlin. 


M H! | Spastische Lähmungen können durch verschieden- 
artige Erkrankungen des Centralnervensystems, des Gehirns 


sowohl als des Rückenmarks, veranlaßt werden. Uns soll heute 


die Beseitigung oder wenigstens Besserung der Muskelspasmen 
und ihrer Folgezustände auf operativem Wege beschäftigen. 
Eine Erörterung der ursächlichen anatomischen Verände- 


rungen und der dadurch bedingten Krankheitserscheinungen würde. 


aus dem Rahmen dieser rein praktische Gesichtspunkte verfol- 
genden Demonstration herausfallen. Die kurze Mitteilung einiger 
Krankheitsfälle soll einen gewissen Ersatz gewähren. Hauptsäch- 
lich werden uns die spastischen Gehstörungen beschäftigen. 
Pathologische Veränderungen im Pyramidensystem erzeugen 
Spastische Starre der Muskeln, Steigerung der Sehnen- und 
Knochenreflexe infolge von Aufhebung der regulierenden corti- 
calen Hemmungen und Auftreten pathologischer Reflexe. Da die 
befallenen Muskeln nicht atrophieren, jedenfalls die spät erfolgende 
Inaktivitätsatrophie niemals große Bedeutung gewinnt, so bilden 
Sich infolge der Spasmen Zustände heraus, die die Kranken 
aufs schwerste im Gebrauch ihrer Glieder behindern, namentlich 
sie häufig dauernd ans Bett fesseln. Die Veränderungen in den 
Pyramidenbahnen können durch eine Kompression des Rücken- 


.marks im Anfangsstadium, durch multiple Sklerose, spastische 


Spinalparalyse oder eine andere Systemerkrankung mit Beteili- 
Sung jener Bahnen bedingt sein. Ähnliche Erscheinungen treten 
ei bestimmten Hirnverletzungen und Hirnerkrankungen auf, so 
bei der Littleschen Krankheit, bei der ja die Starrheit der Musku- 
latur, sei.es nur an den unteren Gliedmaßen, sei es in den 
schwersten Fällen am ganzen Körper, das hervorstechendste 
Symptom bildet, während demgegenüber die Lähmungen in den 
Intergrund treten. | 

Gleichgültig, ob wir den ursächlichen Prozeß im Gehirn 


oder Rückenmark zu suchen haben, es erscheinen in den 


schwersten Fällen die Beine in allen Gelenken durch Muskel- 
rigidität vollkommen versteift; nicht einmal mit großer Kraftauf- 
wendung lassen sich dann passive Bewegungen erzielen. Andere 
Male können aktiv wenig ausgiebige Bewegungen in den Hüft- 


'Selenken ausgeführt werden, sodaß mthsames Gehen, allerdings 


mit, vollkommen steif gehaltenen Knie- und Fußgelenken, möglich 
ist. Bei leichteren Formen ist im wesentlichen ein Bein beteiligt, 
FT 


ə ‘) Nach klinischen Demonstrationen im Augusta-Hospital am | 
5. November 1919. 


allerdings das Umhergehen wesentlich erschwert. Als be- 


sonders störend für aktive sowohl als passive Bewegungen fällt 


der Umstand ins Gewicht, daß bei jedem Versuche die Muskel- 
spannung zunimmt und namentlich der mit größter Kraft ein- 
setzende. Widerstand der Antagonisten die beabsichtigte Verän- 
derung der Gelenkstellung verhindert. | 

Zu der stark vermehrten Spannung kommt in den meisten 
Fällen eine Herabsetzung in der Kraft der Muskeln, also die 
spastische Parese. Überwiegt dabei eine Muskelgruppe in erheb- 
lichem Grade, so entstehen durch Contracturen die bekannten 
Deformationen und weiterhin Versteifungen der Gelenke in den 
falschen Stellungen. Durch orthopädische Maßnahmen, sowie 


durch Operationen an den Sehnen kann wohl einzelnen Störungen 


vorgebeugt und manche Verbesserung bewirkt werden; das ur- 
sächliche Moment aber, die übertriebene Muskelspannung, bleibt 
bestehen. Da häufig genug die spastische Gliederstarre, von 
welchem Abschnitte der Pyramidenbahnen — angefangen von den 
motorischen Gehirncentren bis herab in die Seitenstränge des 
Rückenmarks — sie ihren Ausgang genommen haben möge, zum 
Stillstande kommt, so fällt dem Chirurgen die Aufeabe zu, die 
schweren zurückgebliebenen Störungen nach Möglichkeit zu be- 
seitigen. | | Er | 
Einem eigenartigen Gedanken folgend, hat 0. Förster die 
bekannte Operation angegeben. Nach seinen Ausführungen wird 
der spastische Zustand durch eine Reflexsteigerung, zumal einen 
krankhaften Fixationsreflex verursacht, der infolge Wegfalls der 
hemmenden Tätigkeit der Pyramidenbahn zu überwiegender 


Geltung und pathologisch gesteigerter Wirkung gelangt. Daher 


unterbricht er den betreffenden Reflexbogen durch Ausschneidung 
der entsprechenden sensiblen: Wurzeln und sucht auf diese Weise 
die pathologische Reflexsteigerung herabzusetzen oder ganz zu 


| beseitigen. In der Tat gelingt es, die Hypertonie der Muskeln 


abzuschwächen und in eine Hypotonie umzuwandeln und damit 
die Grundbedingungen für die Entfaltung normaler aktiver Be- 
wegungen zu schaffen. 

Für die Starre der unteren Gliedmaßen kommt die Nerven- 


| ausschneidung im Bereiche der hinteren zweiten bis fünften 


Lumbal-, sowie der ersten und zweiten Sakralwurzeln in Betracht. 
Man führt sie nach Entfernung des zweiten bis fünften Lenden- 
bogens einschließlich eines Teils des obersten Sakralbogens und 
nach ausgiebiger Eröffnung des Durasacks aus. Andere Chirurgen 
haben vorgeschlagen, die Wurzeln nahe dem Conus medullaris 
aufzusuchen, und daher die Laminektomie in den Bereich des elften 
Dorsal- bzw. bis herab zum zweiten Lendenbogen verlegt. 
Die ursprüngliche Vorschrift bietet, wenn. auch eingreifender, 
größere Sicherheit in der Bestimmung der einzelnen hinteren 
Wurzeln. Indessen, so geistvoll das Verfahren ausgedacht ist, so 


darf es doch nur mit großer Zurückhaltung Anwendung finden, 


RT DATE ED 
ER HN S 
id ~i « a T 


ey 


Fre en S 


” 
EEE 
p Er 


J~ p> 


` 
€ 
Er 


en 


da die erforderliche ausgedehnte Laminektomie, wie auch meine 
Erfahrungen gelehrt, nicht ungefährlich ist, und weil ferner nach 
der an sich gut verlaufenen Operation neue Störungen, wie z. B. 
der Blasen- und Mastdarmtätigkeit gelegentlich zurückgeblieben 
sind, während andere zuweilen auftretende sensible Ausfalls- und 
Reizerscheinungen, wie Anästhesie, Ataxie, Schmerzen, Erek- 
tionen, auch Glykosurie im -allgemeinen bald schwinden, sofern 
man sich bei der Auswahl der Wurzeln zur Resektion Be- 
schränkung auferlegt. Er 

Förster selbst hat die Indikation weise beschränkt und 
sie auf die schwersten Formen von angeborener spastischer 
Gliederstarre und von spastischen Contracturen im Gefolge ab- 
gelaufener Erkrankungen des Centralnervensystems eingeengt. 
Außerdem wünscht er hauptsächlich Fälle in Betracht gezogen zu 
sehen, in denen die gänzliche oder fast vollkommene Unmöglich- 
keit der Fortbewegung im wesentlichen auf der Starrheit der 
Muskeln und zum geringeren Teil auf Lähmungen beruht. 

“Zur Veranschaulichung zeige ich Ihnen einen Kranken, bei 

dem die Förstersche Operation ausgeführt worden ist, aber nur 
einen rasch vorübergehenden Nutzen bewirkt hat. 
Patient wurde am 9. September 1914 durch Gewehrschuß ver- 
wundet. Steckschuß, Einschuß an der linken Schulterwölbung in 
Höhe des sechsten Halswirbels. Die Kugel blieb in Höhe des vierten 
Brustwirbels handbreit rechts neben der Wirbelsäule unter der Haut 
stecken und wurde im November 1914 entfernt. Angeblich bestand 
sofort eine Lähmung der Beine, der Blase und des Mastdarms. Nach 
vier Wochen konnte Patient an Krücken etwas gehen. Im April 1915 
wurde er vom Militär entlassen. Damals war es ihm möglich, mit 
einem Stocke gut umherzugehen, wobei er das rechte Bein nach- 
schleppte. Die Wirbelsäule erwies sich auf dem Röntgenbild als un- 
verletzt. Allmählich stellten sich heftige, immer stärker werdende 
Schmerzen in beiden Gesäßhälften ein, in,den Beinen entwickelten sich 
Spasmen. 

Befund am 21. August 1915 (außerhalb): NRetentio urinae et 
alvi. Spastische Parese der Beinmuskeln. Babinski war nur rechts 
vorhanden, Sensibilitätsstörungen bestanden von der Nabelgegend 
abwärts. Die Motilität erwies sich im rechten Fuß als mühevoller 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 


gische Reflexe nicht vorhanden. Indessen ist die B 


rade ihr völliges Verschwinden nach Ablassen des Liquo 


AT r a E 
Dr Sat ` iao Y 


u 
h -2an 
k ” 


ad 


Hautnaht. Verband. nt Ei 
Sofortiger Erfolg der Op 


kein Fußklonus, kein Babinski. 


schw, 


N N rungen abwe« selten. 
Im ganzen ist -zurzeit das Befinden bedeutend 
besser als vor der Operation; die Spasmen sind sehr gering; patholo- 


eöbachtung noch 
nicht abgeschlossen, weil- die letzte Laminektomie zu kurze Zeit 
zurückliegt. ` | en Fe 


en ee Er r: 
In diesem Falle wurden die Spasmen — um wesent uo 
Paresen handelte es sich zu keiner Zeit — durch Druck von sei en | 
des stark gespannten Liquor cerebrospinalis eigen 
und 
ihr Wiederauftreten bei neuer Ansammlung. beweist. den ursäcl o - 
lichen Zusammenhang, während das Rückenmark an sich, wie die = 
wiederholten Untersuchungen in den Zwischenzeiten ergaben, als Si 
gesund angesprochen werden .mußte. Die "Behandlung. dieses | E 
Kranken ist noch nicht beendet; wir -haben bisher nun emei e 
Besserung erzielt. Welchen Erfolg wiederholte Punkti E 
halb und unterhalb der Operationsstellen und 


u a Ze 
ne - 
vB 


ber- 


kämen Stoffelsche Operation 

in Frage. | j 
Nicht bloß- Flüssigkeitsansamm t johem „Drucke 

kann zu spastischer Lähmung führen; in noch höherem Maße P 

werden die Erscheinungen 

Wirbelkanals hervorgerufen. 

einen Kranken vor. 


’ ds 
ra Ir. i RN Minan EO 
Als Beispiel hierfür stelle ich hoen 


als links. Behandlung mit Galvanisation und Höhensonne. Während 
des Jahres 1916 bestanden viel Schmerzen in den Beinen. 


Befund am 29: September 1916 (außerhalb): Fußklonus beider- 


des Wachstums Dutzende von kleineren und größeren Exostosen ME ; 
| lei a nupte erne- Lxostose 
seits.. Babinski deutlich, die Sensibilitätsstörungen zeigten sich ge- vielen Knochen des Skeletts. Im Jahre 1882 mußte einer amna 
bessert. 


Dagegen bestanden noch Temperatursinnstörungen im 
rechten Beine. Die Motilität war verhältnismäßig gut. Andauerndes 
Sitzen bedingte schon bei den ersten Bewegungen Steifigkeit im 
rechten Bein und im Rücken. 

Patient war Anfang 1917 sechs Monate lang bettlägerig. Die 
Blasen- ünd Mästdarmstörungen. besserten sich, sonst blieb das Be- 
finden unverändert. Die damalige Diagnose soll auf traumatische 


des rechten Schlüsselbeins entfernt werden, weil sie auf den Plexus 
drückte. Die vielfachen, zum Teil h | 
den Neubildungen ‚verursacht wurden, fortbleiben. — 
| Im Juni 1919 stellte sich zum ersten Male Kribbeln und Taub- a 
sein an den Füßen, anfangs nur abends in der Bettwärme, dann auch” | 
am Tage ein. Allmählich dehnten sich diese Parästhesien bis am 
Dazu kam Schwäche in den 


Beinen, N x 
D > F; P S a o.s . ä 2 x iner ade ur 4 
Rückenmarkseyste in Höhe_der Verletzungsstelle gelautet haben. Kranke sich zweier ‚Stöcke bedienen mußte. . ne Be Ei 
Befund am 20. November 1918: Gang spastisch-paretisch, SET RD 19195 uri ED parap R 1 anne ‚ 
| rechter Fuß konnte nicht dorsalflektiert werden, Patellarreilexe waren ständig. Anfangs hatte Patient noch Hilfe uewal 
erhöht, Babinski rechts angedeutet, Fußklonus. ann 


10: Dezember 1918. Förstersche Operation (außerhalb): Schnitt 


Sho auf, Seit Anfang Oktober waren weder Gehen noch Stehen über: a 
i : 'euzbein- und ersten Lendenwirbel, Abtragen. der UL ROROA : weder? Mol A a 

a i es dss zweiten bis fünften Lendenwirbels. Nach Er- haupt momi i Urinentleerung zeigte sich etwas erschwert 

öffnung der Dura :entleerte sich reichlich Liquor unter erhöhtem eIund: 

Drucke. 


= a nT ER S a are er A u S 
- - — Er 3 EX R EA DIe è u - 2 Pep Ar < 3 
1 Mi = = “r EZ, er TE ET a = = Ser Bi ~ ET TE x 
fa — P wir i ek -s E - — I Tg A nn e 1 B 2 = E Er 
>77 oc, er J e a a T S aa m - = =r 7 B ce ehrt e Hl u Trol wi FR 
k e N. » - nr er —— :] 5 tad A Ar IB, E s : Da ss 
73 -Yt eg Ber — = = w - = dig — se a u ee E D 
a _ 2 5 k k b re ">u To T a2 "gar - A 3 
2 sz - — -~ T= = f -. Ee an er er 2 Du > nye i Ps 2 7 I, w 
- a FA a 7A 4 t. = u ~ - - = "a m ee u r A A 2 - a e? 
= Pr. un í =. Pir e siaii . Pa E `_— ARTAR n ani e a AA ELISE = S i mt = Ea .- s 7 = 
a Sn a AT . po? a aaia ARa u S Si en ai I — - m ee = -= — 1 
hr BERN TR > anr ge E m 


Beiderseits wurden die hinteren Wurzeln aufgesucht und 
die Sacralis I, die fünfte, dritte und zweite Lendenwurzel beiderseits 
durehschnitten. Darauf Naht der Dura, der Muskulatur und der 
Haut. Nach der Operation trat vorübergehende Besserung ein, die 
bald wieder durch den alten spastischen Zustand abgelöst wurde. 
Wiederhelte Lumbalpunktionen verschafften stets Erleichterung, aber 


a 


e 
. 
— ” { ji 
1 . r t m und 
NET I eA 
vr e. Ter er 
ke rar ne ie 


=. ne m 
Re TE 


Reflexzuckungen, die durch die verschiedensten Reize ‚ausgelöst 


den. Babinski +, Oppenheim +, Fußklonus. Die Pareso war in 

nur für wenige Tage. stärker als rechts. Auch in der Bauchmuskulatur wechselnde Sp) i 
Bei der Aufnahme ins Augustahospital am 28. September 1919 Oben begann die Sensibilitätsstörung für RN N S 

war der Befund folgender: | der vierten Rippe, links einen Intercostalraum höher. Recht Fa | 
Schwere Spasmen der Beine mit Blasen- und Mastdarm- diese „Hypästhesie bis zur siebenten Rippe herab, dann Kun ine dre 

störungen, „Fußklonus, .spastischen Reflexen, erhöhtem Knie- Querfinger breite Zone, wo das Gefühl erhalten war, waa 

phänomen links, während es rechts (wohl infolge der Försterschen 

Operation) fehlte. 


Die Sensibilitätsstörungen entsprachen in ihrer 
Ausdehnung den Wurzeldurchtrennungen. Zugleich bestand ein 
spastischer Zustand der Bauchmuskulatur. Die Diagnose Professor 


i lautete: Meningitis serosa traumatica in Höhe der Ver- 


die fühlende Zone etwas weiter sich ausdehnte. Für Schm 


Gassirers 


ganzen linken Bein und links bis zum Nabel 
letzungsstelle. | Schwere Lagegefühlsstörung in beiden Beinen. 
13. Oktober 1919: Laniinektomie. Freilegung des zweiten bis 


| vierten Dorsalwirbelbogens. Der dritte wurde beiderseits angebohrt 

und mit dem Laminektom fortgenommen. Nach Entfernung des 
epiduralen Fettes erschien die blaugraue, stark gespannte und nicht 
pulsierende Dura. Zur besseren Übersicht entfernte ich noch den 
zweiten Dorsalbogen. Nach sorgfältiger Blutstillung wurde die Dura 
längs geschlitzt. Im Strahl entleerte sich eine große Menge klaren 
Liquors, im ganzen 80—100 ccm. Nunmehr waren Pulsationen des 
freiliegenden Rückenmarks sehr deutlich. Durch arachnitische Ad- 
häsionen zeigte es sich mit der Dura verwachsen; sie wurden durch- 


trennt, zum Teil exeidiert. Vorsichtige Sondierung nach oben und 
unten ergab kein weiteres Hindernis. 


gt. Die Röntgenaufnahmen ergaben keinen ul 


. N Cd. - > e An e, MTE 2 
(zweiter Dorsalbogen) weder in der Mitte noch an beiden Danm in F 


F 
Ea) 
K « 


\ m 


-empcrgehoben werden konnte. Dabei erblickte man die Ekchondrose 


inneren Fläche des Kanals, also an der medialen Seite der Seiten- 


.ebenheiten, offenbar beginnende Exostosen- 


' Operation, waren die spastischen Erscheinungen an den Beinen fast 


reflex in gewöhnlicher Stärke, keine spastischen Reflexe. Alle Be- 


‚Fieber mehr vorhanden. 
' nächst sehr anstrengte. Es gelang ihm aber sogleich, einige Schritte 


. die Spasmen der: Beine nur noch angedeutet, die pathologischen 


14. Dezember. 


mentum interspinale zwischen erstem und zweitem Processus spinosus 
mit dem Messer durchschnitten, dann der Processus spinosus II an 
seinem Ansatz abgetrennt. Nunmehr sollte der. zweite Dorsalbogen 
entfernt werden. Links gelang der Schnitt mit dem Laminektom; 
rechts erwies sich das als unausführbar. Daher wurde mit der 
Horsieyschen Zange der Bogen weit seitlich nach rechts hin, und 
zwar gleich mit dem ersten Schnitte, durchtrennt. Nun war er 
so beweglich, daß er mit starker Hakenpinzette nach hinten 


in typisch gelenkfortsatz-ähnlicher Gestalt; der knöcherne Stiel saß 
der Innenfläche des zweiten Bogens auf, die knorpelbedeckte Epiphyse 
übte, eine Delle bildend, einen starken Druck auf den Durasack und 
das Rückenmark aus. Sie besaß eine schräge Richtung nach vorn 
oben gegen den unteren Rand des ersten Dorsalbogens hin (siehe 
Abbildung). on | 

Um bei Entfernung des zweiten Bogens nicht die geringste 
neue Druckwirkung aufs Rückenmark auszuüben, mußte Platz ge- 
wonnen werden. Deshalb schnitt ich vom oberen Rande des dritten 
Processus spinosus einen 2 cm breiten Streifen mit der Horsleyschen 
Zange ab. Hierauf konnte ich, während der lose zweite Bogen 
mit der linken Hand mittels Hakenpinzette dorsalwärts, also fort 
vom Rückenmark angehoben wurde, mit dem Messer und unter 
Leitung des Auges das Ligamentum flavum zwischen zweitem und 
drittem Bogen bis aufs epidurale Fett durchschneiden und nun den 
zweiten Bogen samt Ekchondrose entfernen. Die anfangs tiefe Delle 
in der Dura mater glich sich bald aus. 

Nach rechts hin von der Wirbelkanalöffnung fühlte ich an der 


Wirbelkörpers 


fortsatzgegend und des Ä | 
Un- Natürliche Größe. 


kleinkörnige bis bhalblinsengroße 


N 


bildung; sie wurden nach Abheben der - 
Dura mater mit flachem Meißel abgeschla- 
gen und mit kleinster Hohlmeißelzange 
entfernt. Die Sondierung ergab nunmehr 
auch caudalwärts auf 5 cm Länge kein Se. 
Hindernis mehr. Der Durasack wurde nicht Exostosis "\: 
eröffnet. Die Muskulatur wurde in zwei On 
as mit Catgut-Kopfnähten, die Haut 
nn Kopfnähten, beide ohne Lücke, Kuörpelpeschwalst des vom 

gt: z ; , 2. Dorsalwirbelbogen nach dem 

as Präparat zeigt den entfernten zwei- Wirbelkanal gewachsen und 

ten Dorsalbogen. An seinen Innenflächen fand das Rückenmark gedrückt hat. 
sich eine bohnengroße überknorpelte Exostose | 
von etwas unregelmäßiger, aber glatter Oberfläche. Sie ragte unter 
etwa 45° schräg nach vorn und oben gegen den ersten Domalwirbel- 
körper zu in den Wirbelkanal hinein. 

Bereits am Abend, also sechs Stunden nach Vollendung der 


vollkommen, das Babinskische und Oppenheimsche Zeichen völlig 
geschwunden. 

30. Oktober 1919. Befund nach Professor Cassirer: Klagen. 
über Schwere in den Beinen. Urinentleerung in Ordnung. Keine 
Spasmen mehr, auch nicht spurweise. Kniephänomen und Achilles- 


wegungen aktiv möglich, im linken Beine besser als rechts. Nadel- 
stiche wurden deutlich, auch jetzt noch rechts schlechter als links 
gefühlt. Das Lagegefühl erwies sich als schwer geschädigt. Am 
Rumpfe bestand keine deutliche Sensibilitätsstörung mehr, über dem 
rechten Rippenbogen Hypästhesie. | 

In der Zeit vom 30. Oktober bis 11. November 1919 erfolgten 
Temperatursteigerungen infolge rechtsseitiger. centraler Pneumonie. 
Am 20. November 1919 war der Lungenbefund wieder normal, kein 
Der Kranke stand etwas auf, was ihn zu- 


selbständig auszuführen, wobei die Beine ihm gut gehorchten. Heute 
(25. November) ist der Nervenbefund der nämliche; das Gehen hat 
Sich von Tag zu Tag gebessert. 

Bei dem vorgestellten Kranken beherrschte das Symptom 
der Spasmen das Krankheitsbild. Daß es ausschließlich durch 
den Druck aufs Rückenmark bewirkt war, bewies schlagend die 
Tatsache, daß bereits sechs Stunden nach seiner Beseitigung 


Reflexe vollkommen geschwunden waren. Der weitere Verlauf, 
während dessen niemals wieder Spasmen, eingetreten sind, 
vervollständigt den ` Beweis und zeigt zugleich, daß das 
Rückenmark durchaus gesund geblieben ist, Freilich kann 
ich weder im ersten noch im zweiten Falle Ihnen eine Er- 
klärung dafür bieten, aus welchem Grunde gerade die Pyra- 
midenbahnen im Rückenmark so hervorragend empfindlich gegen 
Druck sich erwiesen haben; wir müssen die Tatsache ihrer ge- 
Iingeren Widerstandsfähigkeit einfach hinnehmen. Vielleicht ist 
es nicht einmal der Druck allein, sondern es spielen möglicher- 
weise das durch ihn veranlaßte Ödem, ferner Änderungen im 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 80. . 


‚sich verdichten. 


e- 


1277 


Lymphstrom und in der Blutversorgung und dergleichen mehr 


eine wesentliche Rolle. | | 
Ich komme nunmehr zum letzten Abschnitte, zu den opera- 


tiven Eingriffen an den spastischen Gliedmaßen selbst. 


Stellt die Contractur einer Muskelgruppe mit einzelner 
‘starker Sehne, wie z. B. bei der Wadenmuskulatur, das wesentliche 
Hindernis dar, so genügt die Verlängerung der Sehne. In. 


anderen Fällen, wie bei Contractur der Adductoren, ist lange Zeit 


die Muskeldurchtrennung das gebräuchliche ‚Verfahren gewesen. 


Solche Eingriffe an Sehnen und Muskeln sind bekannt, sodaß ich 
mich begnüge, der Vollständigkeit wegen auf sie hinzuweisen. 


. Einen neuen Weg hat Stoffel beschritten, der ungefähr- 
lich — soweit nicht jeder operative. Eingriff eine gewisse Gefahr 


bedingt — und im Erfolge häufig überraschend genannt 
werden muß. Bei diesem Verfahren handelt es sich um die 


' partielle Resektion der die übermäßig gespannten Muskeln 


innervierenden Nervenäste. In der Tat gelingt es, die hyper- 
tonische Muskelgruppe zu schwächen und in ihr eine genügende 
Entspannung herbeizuführen, sodaß die Antagonisten nunmehr 


 unbehindert in Tätigkeit treten . können. Die Resektion der be- 
treffenden Nerven kann unmittelbar vor ihrem Eintritt in den 
Muskel vorgenommen werden, ebenso weiter. centralwärts vor 


der Auffaserung des Nervenstamms. Denn auch in diesem be- 
sitzen die Muskelnerven ebenso wie die sensiblen Bahnen eine 
bestimmte gesetzmäßige Anordnung und liegen in trennbaren 
Bündeln zusammen. Diese Tatsache festgestellt zu haben, ist das 
Verdienst Stoffels. = 8 
Indessen haben neuere Untersuchungen‘) die Angaben 
älterer Anatomen bestätigt, wonach im peripheren Nerven- 
stamme zwischen den einzelnen Bündeln Verbindungen vor- 
handen sind, die stellenweise bis zu einem engmaschigen Netze 
Daran scheitert der Versuch, einen peripheren 
Nerven weit in den Stamm hinein vollständig in seine Faserung 
zu zerlegen. Die Ansicht Stoffels von der Topographie des 
Nervenquerschnitts oder der inneren Topographie der Nerven hat 
sich nicht bestätigt. Von einer Topographie der Bahnen kann 


man nach Seligs Untersuchungen nur vor ihrem Eintritt in die 


Muskulatur sprechen. Ferner lassen sich nach Borchardts 
Angaben Verletzungen von Verbindungsbahnen der einzelnen 
Bündel, deren Bedeutung wir allerdings bis jetzt nicht kennen, 
nicht vermeiden, wenn die Trennung auf längere Strecken erfolgt. 
Ohne solche unter Umständen schwere Schädigung ist die Zer- 
faserung des Nervenstamms in seine Bündel nur auf gewisse 


: Strecken hin ausführbar und zwar in verschiedener Länge je nach 


der Entfernung vom Eintritt in die Muskulatur. 

Da somit die anatomische Orientierung im Sinne der 
Stoffelschen Angaben unsicher erscheint, so bevorzuge ich die 
physiologische durch den faradischen Strom. Stoffel hat den 
galvanischen Strom und eine Nadelelektrode benutzt. 

Jeder operativ frei präparierte Nervenstamm läßt sich nach 
Längsritzung der Scheide von seiner Auffaserung an Central- 
äste in einzelne Faserbündel zerlegen. 


des faradischen Stroms gereizt, so löst man die betreffenden 
Muskelzusammenziehungen in deutlichster Weise aus und zwar 
völlig voneinander getrennt, kann sich also über die Bedeutung 
der einzelnen Nervenäste genau unterrichten. Als Reizquelle be- 


nutze ich das gleiche Schlitteninductorium und die auskochbare. 


Elektrode, wie ich sie zur faradischen Reizung der vorderen 
Centralwindung, sowie zum Aufsuchen und zur Begrenzung des 
primär krampfenden Centrums bei Jacksonscher Epilepsie ange- 
geben habe. Gleichfalls verwende ich bei peripheren Nerven. die 
einpolige Reizung, während der zweite Pol mittels einer breiten 
Plattenelektrode an irgendeiner anderen Körperstelle zur Ein- 
wirkung gelangt. Für die isolierten peripheren Nervenbündel ge- 
nügt ein äußerst schwacher Strom, so schwach, daß er an der 
Zungenspitze kaum empfunden wird. Die physiologische Tren- 
nung der einzelnen Nervenbündel ist auch aus dem Grunde zweck- 
mäßig, weil die operative Freilegung der Nerven an den Extre- 


mitäten durch entsprechende Längsschnitte einen verhältnis- 


mäßig einfachen Eingriff darstellt. ! | 


Die Hauptschwierigkeit ruht in der Entscheidung der Frage, . 


in welchem Maße die am meisten gespannte Muskelgruppe ge- 
schwächt werden soll, damit sie den Antagonisten keinen unüber- 
windbaren Widerstand mehr entgegensetze. Andererseits muß sie 


%) M. Borchardt, Bruns”Beitr.,” Bd. 107, H. 5, und Bd. 117, 


H, 3, sowie die bei ihm angeführte Literatur. 


Werden diese Bündel 
durch untergeschobene dünne Drainröhren isoliert und mittels 


: A 5 Ka o FRE en 
eh | i Eee er Ri 7 . 5 ER wer x i o 5 er ie, 
Eee 1278 a E .....3919 — MEDIZINISCHE KLINIK. — Nr. 80. 2.2 e oT 14. Dezember. n 
| . doch. funktionsfähig bleiben, um bräuchbäre 'Gelenkbewegungen | Gehen gut möglich, auch der Fuß wird: zufriedenstellend abgewickelt. 
EN el mit. gehöriger Kraftentfaltung nach allen Richtungen hin zu ge- | Patientin klagt jetzt nur noch'über leichte :Ermüdbarkeit, von der Be- 
nen > währleisten. ‘Handelt es sich beispielsweise um spastische Con- -] weglichkeit und Bräuchbarkeit ‘des linken Beins ist sie sehr befriedigt. > 
eis 2 : tractur des Quadriceps. femoris, die eine aktive Kniebeuge ver- | Bei der. zweiten vorgestellten Kranken ist das Ergebnis &in E 
EEE „hindert, ‚eine passive nur unter Aufwendung großer Kraft ge- | gleich gutes. Was die bisher noch nicht in unsere Betrachtungen n 
aa S _.. stattet, so, müssen vom Nervus cruralis. so viele Bündel durchtrennt | -gezogenen spastischen Contracturen an.den unteren Gliedmaßen an- 
Ttipi .. -und demgemäß so viele. Muskelabschnitte gelähmt . werden, daß | langt,- so rät Stoffel-bei'sehr starker. Flexionscontractur im 
shi o -~ „der Spasmus zwar verringert, aber der Quadriceps nicht paretisch | Knie zur. völligen Ausschaltung des langen Kopfes des Musculus. 
Ariane „wird. In letzterem Falle würde der Kranke nùr benachteiligt sein, `|: biceps und des Musculus-semimembranosus, sowie zur Schwächung 
N Eur EI "da er ja an dem steifen Kniegelenk immerhin eine sichere Stütze |. des Musculus semitendinosus. ` Der Nervus ischiadicus wird 
Spas, ‚besitzt, mit dem vollkommen gelähmten Streckmuskel zum Stehen | zwischen Sitzknorren und: Trochanter. major durch Längsschnitt 
PEAR SE “und Gehen unfähig wäre, in ähnlicher Weise wie bei 'einem | freigelegt. Nach medialer. Verziehung: ‚des langen Bicepskopfs - 
nal: Querbruch der Kaiescheibe.. Die Graduierung ist nicht, immer |: isoliert man am medialen Rande des Ischiadicus die Bahnen für _ . 
SAALE > s leicht und lediglich Sache des Urteils und der Erfahrung.  ¢ “die Kniebeuger und entfernt die für die ersterwähnten Muskeln 
la il. 22... Bei den beiden Frauen, die ich Ihnen jetzt vorstelle, einer | bestimmten in großer Ausdehnung, von der Semitendinosusbahn .. 
Raul et. 35jährigen und einer 43jährigen, handelte es. sich um fast genau |. ein. ‚Drittel des. Querschnitts. Letztere. bleibt bei mittelschwerer 
ya | - gleiche Erscheinungen, sodaß ich mich mit der Wiedergäbe der | Contraetur unversehrt erhalten. > > = a 
Ha aen -~ einen Krankengeschichte begnügen kann. eoo | > Bei beiden Fräuen habe ich zur Beseitigung des spastischen `~ 
OS TEEN DE x Frau S, 43 Jahre; im Augustahospital aufgenommen - am'| Spitzfußes. die operative Verlängerung der Achillessehne bevor- _ 
MEER al Be . 20. September 1919: ` 1909 trat nach der Geburt des drittten Kindes | zugt:: Stoffel hat in solchen Fällen den Musculus triceps surae _ 
Re Al al 0 2 leichte. Ermüdbarkeit im linken Bein „auf. Alimählich .nahm .die | dadurch ausgeschaltet; daß er je näch dem Grade der Contractur ; 
s pge. ` "Steifigkeit in den -Beinen zu, namentlich links, sodaß die Kranke | ein bis zwei Drittel der. Nervenäste für die beiden Gastrocnemius- - $ 
MARS | ‘ immer häufiger Ruhepausen beim Gehen einschieben mußte. Seit |..köpfe und die halbe bis ganze. dorsale Soleusbahn auf 5 bis Ten | 
SAU U. zwei Jahren ist.das Leiden nicht mehr fortgeschritten. Professor | Länge resezierte.. Er legt.zu diesem Zwecke den Nervus tibialis, fi 
REAR- > > Ludwig Mann, der mir die Kranke überwiesen hat, stellte, die | in der Kniekehle durch Längsschnitt frei. : Außerdem müssen in... $ 
aig RES . Diagnose auf Sklerosis multiples. Er fügte hinzu: „Das störendste | Mittleren und schweren Fällen die Nervenbahnen für die Zehen: $ 
ll... Symptom ist. der starke. Spasmus des linken Beins (im übrigen euc vernichter oder igstens entsprechend stark geschwächt. 
arhin -O leichter- Intentionstremor, Nystagmus, Fehlen der Bauchreflexe usw.). | DeUgEr "yernichtet oder wenigstens entsprechend Siart g% ne. 
YNBaEil -> [Dieser Spasmus ist trotz vielfacher Behandlung nicht zurückgegangen, , werden. = > ee a E E E 
apake hl > , überhaupt ist der Zustand in der letzten: Zeit stabil geworden. Frau | Der Vollständigkeit wegen erwähne.. ich, daß-. für. die | 
an ni - "S. drängt nach einer Operation.“ u Wr ae Le spastische Contraetur der‘ Adductoren die Freilegung wi § 
EEA sH ~. Befund: Gang nur am Stocke möglich, wegen starker Spasmen | Resektion des Nervus obturatorius in Betracht kommt; in leichten . 
Heis besonders im linken Beine, sodaß das linke Kniegelenk völlig steif-| Fällen wird. nur der vordere Ast fortgenömmen. ;. U... 
SE e a gehalten-wird, đer links Fuh in erheblicher Spitzfuĝstellung. SePst JiS. | Teh habe heute dié für die unteren Extremitäten berechneten. f 
araa pässive Beugung im linken Knie ist wegen Cer Spasmen im guadri | Operationen bevorzugt, weil es in der Tat ünsere Hauptaufgabe 
SNEER UN IEY ceps so gut wie unmöglich, Mäßige Steifigkeit im linken Hüftgelenk. HAET 1 , a a a aad n are i 
BL N Im ‚Auch das rechte. Bein ist- spastisch, aber nicht so. stark. Beiderseitiger | darstellt, die Kranken aus-dem Bett, zu bringen und Ihnen. En i 
o TA = Patellarklonus, Babinski +. Bauchdeckenreflexe fehlen. Nystagmus | wenn auch beschränkte, Fortbewegungsmöglichkeit 2 schaften. 
ara “beim Blick nach rechts. Zn nA “| Allerdings bilden auch bleibende hypertonische Zustände ‚der 
REN | : Ber der Kranken wurde zunächst die Verlängerung der Achilles- | Armmuskulatur, wie z..B. bei aufsteigender. spastischer. Spinal- 
wy pig sehne.um' 6 cm durch. bajonettförmige Einkerbung ‚von beiden Seiten .| paralyse oder den äusgebreiteten Formen. der Lit t1 eschen 
o lb | Se her. vorgenommen, weil- die starke Spannnung der Wadenmuskeln | Krankheit, ‚einen. Gegenstand. operativen" Eingreifens. - Zur Be- 
el . bei. jedem Auftreten auf die Fußspitze vermehrte Spasmen sowie | Hebung solcher schweren Spasmen der oberen Extremitäten ist das 
ee | -heftige . Schmerzen in der gesamten Oberschenkelmuskulatur. Stoffelsche Verfahren gleichfalls von ‘großem Wert.. Nach 
Dan hervorrief. . Die ersten Gehversuche, die 10. Tage später nach der seinen durch? sahlröiche > Abbildungen y erdeutlichten Vor- 
al ll. Heilung angestellt wurden und nunmehr auf der ganzen Fußsohle er- hriften.! 5 es oc Fi an er tur "im 'Ellbogengelenk, 
o S . folgten, belehrten uns aber, daß das in der Starrheit des Quadriceps . nun ) wer Er bei Flexionscon au -s hi et die be- 
le - begründete Hindernis auf die Gehfähigkeit von wesentlich größerem ‚also bei Spasmen. des Musculus biceps. und bracnans 9 iah 
; a Be - Einflusse war. Es galt also, diese Muskelmasse mit Hilfe- der | treffenden Nervenbahnen -im Nervus musculocutaneus je -na 
ae: ~ - Stoffelschen. Operation zu schwächen. | 0. | der Schwere des Leidens um ein Drittel bis zur Hälfte ihres 
a a p EN a a einen en en re u. Querschnitts und in 5’ cm Ausdehnung reseziert.. : TAA l 
Far ae lis- durch Haut‘ und -Fascie geführten” Längsschnitt von em | > ; ch u ` R ` \terarmes; so bestimm 
Bee | "©... Ausdehnung wurde. dicht unterhalb des Poupartschen Bandes der | y an PA E a a des Oberarm: 
Do oorau. > Nervus cruralis aufgesucht. Nach Freipräparieren und seitlicher Ver- | toigelert ist, die Bahnen. für die drei Köpfe des Triceps und ent 
z 4 Ss ziehung ‚des Musculus: särtorius in seinem obersten Abschnitte zeigte TEPE Anuo, zen REN E Drittel bis die Hälfte. 
r a sich der. Nervenstamm unmittelbar bevor er in ’seine Endzweige aus- | fernt von jeder dieser Bahnen gleichfalls ein Drittel Dis. a t 
SEET $ | SA . einanderstrahlte. Beim Nervus femoralis ‚liegen also die. Verhältnisse Bei starker Pronationscontractur des- Vorderarms log pi 
eai ABE VE ap .. „günstig, da er bereits dicht. unter dem Leistenbande in seine einzelnen | Stoffel den Nervus medianus am medialen Rande .des unteren 
š 4] EE ~ Bündel Uen er a an en Be u m _ Bicepsdrittels frei, isoliert die Bahnen für die Musculi pronto 
la e, iniger Scherenschnitte gelöst und im ganzen auf einen Gazestreifen ge- SI N lie: TREUE stimmt sie ge 
| Te] Ih ee lagert war, ließen eich aah Tangani der Nervenscheide dle ein- tores, flexor carpi radialis und palmaris.longus, urn, ke 
A o zelnen Nervenbündel voneinander trennen und durch untergeschobene |. Lau durch "elektrische Reizung und vernichtet sie 2 iert man 
SEE. © Gummistreifen für die faradische Erregung isolieren. Natürlich wurde Contractur vollkommen. Bei schwächerem .Spasmus resez radialis; ©: 
Ara | o bei dilen Manipulationen vorsichtig verfahren und, um die Nervensub- | nur die Hälfte des Astes für den Musculus flexor carpi muske 
i iE À Ay < stanz nicht zu verletzen, ausschließlich das Neurilem mit feinster | der nach Stoffels. Ansicht einen. starken Pronationst z in 
Be T Hakenpinzette gefaßt. w DR ES a gaa t ‚darstellt. Der Musculus pronator. quadratus -braucht m i 
AS A E a -Der Nervenstamm war in drei Hauptbüúdel und einige kleinere | schweren Fällen ausgeschaltet zu. werden; seine Nervenbahn heg 
| SO | e Bündel zerlegt worden, E Die eh Reizung. ergab. ae im dorsälen Teil des Nervus medianus: >» u... i die 
PRENE D o ` as mediale Hau del innervierte mit seinem inneren Drittel den ' E E E E una aa Tand wordon dure 
uch 3 Br - Musculus ee die zwei äußeren Drittel waren. sensibel. Vom Spastische Flexionscontracturen der Hand werden.) ersteren 
SR. mittleren Bündel war der innere kleinere Teil sensibel, der größere Musculi flexores carpi radialis und ulnaris ee ' findet man. 
ankd pok o a Abere Teil innervierte den. Vastus medialis, Das laterale Haupt- Nervenbahn ist soeben angegeben, die des ‚Jetateren nterhalb 
ai -°C bündel bot einen ganz kleinen medialen sensiblen Abschnitt, der weit- | am medialen Rande des Nervus ulnaris, wenn man ihn .U 
Deo a m .- aus größere laterale Teil erwies sich als für den Rectus femoris be- | des Epicondylus internus humeri freigelegt hat. - . `s in 
ee stimmt. Dieser ganze Teil wurde in 6 cm Länge reseziert. Zum Die -Nervenbahnen für die beiden Fingerbeuger liegen n 
o | Schlusse Naht der Fascia. lata und der Haut, lee a dorsalen Abschnitte des Nervus medianus, wenn man son 
ee De _ Bereits am folgenden Tage vermochte die Operierte im Bett das | unteren‘ Drittel dés Oberarms aufsucht. . Jede. der freigelegi 
a nA Keno Kniegelenk aktiv ohne Beschwerden in ausgiebiger Weise zu beugen Unterabteilunse Ärd un Ex Dritt bi "zur Hälfte ihres Quer- 
koog wE und zu strecken. Unzweifelhaft schien auch die aktive Hüftbeugung ont OPUNE EN VIEU A G En 
EES freier geworden. Da diese Muskulatur nicht unmittelbar durch die | Sehnitts reseziert.. — > tagt nam dei Noi 
F hr i . Operation beeinflußt war, konnte es sich nur um sekundäre, auf re- Bei Spasmen im  Daumenballen: legt- man = 
ers flektorischem Wege ausgelöste Muskelspannungen gehandelt haben. AN ee Jehre: 
De | Unter Massage und Bewegungsübungen hat sich innerhalb eines dd Vulpius und Stoffer, Orthopädische Operations 
5 E ! ‚Monats der Gang stetig gebessert. Beugung. im linken Knie ist beim | U. ‚Hälfte, Stuttgart. Ferdinand Enke. 1918. . ER ET 
| au - l É Zu e er : 


I,” We nr 
D EE a E 


‘jedenfalls nur bei vollkommen zum Stillstand gelangten und sehr 


mäßige Strahlenwirkung das Krankheitsbild der hämorrhagischen 


14. Dezember. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. | 1279 


medianus oberhalb des Handgelenks frei und findet die betreffen- | normale Organ für die Zerstörung der Blutplättchen ist, so 
den Bahnen im radialen Teil des Nerven.  |;glaubte er als Ursache der Thrombopenie eine gesteigerte 

‚Auch die Förstersche Operation kommt für dauernde | Thromboe ytolyse in der Milz annehmen zu dürfen. 
spastische Zustände der oberen Gliedmaßen in Frage. Nach Kaznelson zog die praktische Konsequenz aus seinen 
seinem Plane handelt es sich je nach den beteiligten Muskeln um Anschauungen, indem er. in einem Falle von schwerer essen- 


die vierte und fünfte sowie die siebente und achte hintere Cervical- tieller Thrombopenie die in diesem Falle vergrößerte Milz exstir- _ 


und um die erste Dorsalwurzel, zu deren Freilegung die Resektion | pieren ließ, Die Zahl der Blutplättehen, die vor der Operation 
des dritten bis siebenten Halswirbelbogens und des ersten Dorsal- | nur 300 bis 600 im Kubikmillimeter betrug, ging unmittelbar 
a E b Pe an dieser Operation ist keines- |; nach i Bann eh 2 die an nn ee 

Ä er l. i am zweiten Tage bis au 000. Dabei war die hämorrhagische 
mit Massage und warmen Bader, hescnden aba anekaunng | Diäfhese mit einem Schlage verschwunden. henzehl nicht danernä 
Gehübungen können ebensowenig nach einer der genannten Opera- m der Höhe ich i "iiber ähnliche Brose berichten ii 
tionen entbehrt werden, wie wir auf sie nach den älteren im beth Beneke Sehlüter und neuerdings Charlotte 
en Sinne en an. jemals verzichtet | Ehrenb erg. 

aben, wollten wir gute und daugrnde Ergebnisse erzielen. : imati i 

Die Erfahrungen über die Sto ffel A Operation gestatten | ; . ge Pe pan B .. nn 
noch kein abschließendes Urteil. Wir älteren Chirurgen haben ee en, m a Eh . h h h 
auch mit der Nervendehnung zunächst gute Erfolge erzielt, die 5è o; bung der Bntp er > nt hin Fäll i 
sich leider kaum jemals als dauernde erwiesen. Als Beispiel will on, le elegonhieit en Be en f B S 
ich. heute nur einen Fall von schwerem Facialiskrampf bei einem nenn Ue poration mit gutom Briolgh zur Bo Tche we nn 
38 jährigen Mann erwähnen, der von keiner der zahlreichen und | 08er Aname OE OE WU Ta a w i | pa z 
fünf Jahre lang fortgesetzten Kuren irgendwelchen Nutzen gehabt Operation sich die Blutplättchenzahl bereits der kritischen Grenze 
hatte. Die deshalb ausgeführte Dehnung des Facialisstammes 
dicht unter dem Warzenfortsatz führte zunächst zu voll- 
kommenem Aufhören der Krämpfe, während die verursachte Läh-: 
mung nur fünf Tage lang bestand und dann innerhalb einiger 
Wochen fast vollkommen zurückging. Genau sechs Monate blieb 
die Heilung bestehen; dann begannen ohne Ursache die alten 
Zuckungen von neuem, die zunächst nur wenige Sekunden an- 
hielten und etwa 20 mal am Tage eintraten. Weiterhin ist der 
Kranke meiner Beobachtung entschwunden. 

Immerhin steht die Stoffelsche Operation im Vergleich 
zur Nervendehnung auf einer wissenschaftlicheren, weil physio- 
logischen Grundlage, und da sie zudem keine besondere Gefahr 
bedingt, sichert sie sich weite Gebiete. Für die Förster sche 
Operation muß man die Grenzen wegen des großen und: nicht 
ungefährlichen Eingriffs erheblich einschränken; man darf sie 


halb der die Thrombopenie sich in dem Auftreten von Hämor- 
rhagien zu offenbaren pflegt. Besonders bemerkenswert war der 
Verlauf in einem Fall, auf den ich hier etwas genauer eingehen 
möchte, weil bei ihm der Zusammenhang der hämorrhagischen 
Diathese mit der Thrombopenie und die Beeinflußbarkeit beider 
durch die Milzexstirpation in auffallender Weise hervortrat, ob- 
gleich das Grundleiden in diesem Fall offenbar ganz anderer 


Art war. | | 
Fall II. Es handelte sich um ein 12 jähriges Mädchen, dessen 


tientin an Scharlach. Gleichzeitig erkrankte die Patientin selbst mit 
Schüttelfrost. Nacken-, Augen- und Gelenkschmerzen, Somnolenz, 
Fieber bis 40 °, das jedoch nur ein bis zwei Tage anhielt. Danach stellte 
sich ein Ikterus mit entfärbten Stühlen ein. Der Ikterus besserte 
sich zeitweise, verschwand‘ jedoch nie mehr ganz. Im Laufe der 


schweren Krankheitsfällen in Erwägung ziehen. 
ae de nen wurde ein großer Milztumor bemerkt, der aber wahrscheinlich schon 


getreten sein, zum, Teil als Begleiterscheinung verschiedener Kom- 
plikationen, zum Teil ohne nachweisbare Ursachen. Im Juni 1915 
Mittelohrentzündung mit Trommelfellperforation. Mehrmals Blut- 
husten, der auf Lungeninfarkte bezogen wurde. Seit Mai 1915 be- 


Aus der Medizinischen Klinik zu Breslau. 
‘ Hämorrhagische Diathese, Thrombopenie und 


Milzfunktion. stehen Zahnfleischblutungen, seit Mitte 1916 treten häufig größere Blut- 
Yon extravasate an den unteren Extremitäten auf. 
j Ein erfahrener Kliniker soll anfangs die Diagnose „septische 


Cholangitis“ gestellt haben. Später soll mit Rücksicht auf die Milz- 
schwellung und eine Verminderung der weißen Blutkörperchen an 
Bantische Krankheit gedacht und eine Milzexstirpation vorgeschlagen 
worden sein. 

Als ich die Kranke im Juni 1917 zuerst sah, bestand Gelbfär- 
bung der Haut und der Skleren, im Urin nur starke Urobilinurie; die 
Leber überragte mit hartem Rande den Rippenbogen um zwei Quer- 
finger. Die derbe Milz reichte bis zur Mittellinie und Nabelhöhe. 
An den unteren Extremitäten mehrere große ältere und frische Häma- 
tome, das Zahnfleisch stark gelockert, geschwollen, blaurot verfärkt, 
blutet fortwährend. Im Urin weder Eiweiß noch Zucker, jedoch ali- 
mentäre Lävulosurie nachweisbar. An Lungen und Herz nichts Be- 
sonderes. I 
Die Blutuntersuchung ergab: Wassermannsche Reaktion negativ, 
Hämoglobin 64 %, Erythrocyten 4500 000, Leukocyten 3 600, darunter 
Polymorphkernige 63 %, Lymphocyten 26%, Monocyten 5 %, Eosino- 
phile 4%, Plasmazellen 2%, Blutplättchen 24000. Blut- 
gerinnung: 17—27 Minuten; osmotische Resistenz: minimal bei 0,4 %, 
maximal bei 0,17 % CINa. | 

Obgleich ich den Fall weder als Bantische Krankheit noch 
als hämolytischen Ikterus, sondern als „cholangitische Leber- 
cirrhose“ auffassen zu müssen glaubte, empfahl ich nach einiger Be- 
obachtung der Kranken mit Rücksicht auf die zunehmende. hii- 
morTthagische Diathese die Vornahme der Milzexstirpation. Die Ope- 
ration wurde am 14. Juli durch Prof. Tietze ausgeführt t). Da ihre 
Dauer mit Rücksicht auf den Zustand der Patientin möglichst be- 
schränkt werden mußte, wurde zunächst auf eine Freilegung der 
Porta hepatis verzichtet. Der Heilungsverlauf wurde dadurch gestört 
daß am dritten Tage nach der Operation eine akute croupöse Pneu- 


0. Minkowski. 
(Schluß aus Nr. 49.) 


. „Wie erwähnt, hatte Frank bereits auf die Rolle der Milz 
bei dem Zustandekommen der Ihrombopenie hingewiesen. Aus- 
gchend von Beobachtungen bei der Behandlung der Leukämie 
durch Bestrahlung der Milz, die gezeigt hatten, daß durch über- 


Aleukie mit weitgehendem Schwunde sämtlicher Formelemente 
des Bluts einschließlich der Blutplättchen hervorgerufen werden 
kann, gelangte Frank zu der Anschauung, daß die dem Blut- 
plättchenschwunde zugrunde liegenden Schädigungen der 
Knochenmarkstätigkeit eine krankhaft gesteigerte Funktion der 
Milz zum Ausgange haben könnten. Die Erfahrungen über den 
Einfluß der Milzexstirpation auf das Blut zeigten, daß nach diesem® 
Eingriffe regelmäßig eine sehr rasche Zunahme der Blutelemente 
zustande kommt, die besonders dann sehr auffällig ist, wenn vor- 
her eine erhebliche Verminderung des einen oder anderen Form- 
elements bestanden hatte. Und so glaubte Frank die Wirk- 
samkeit der Milzexstirpation auf den Wegfall einer phy- 
Siologischen Hemmungswirkung der in diesem Òr- 
gane vorhandenen Retikuloendothelialzellen auf die im Knochen- 
marke gelegenen Stammzellen der Blutelemente im allgemeinen 
urd die Mutterzellen der Blutplättchen, die Knochenmarksriesen- 
zellen, im besonderen annehmen zu dürfen. 

Zu der Überzeugung, daß die Milz bei dem Zustandekommen 
der Thrombopenien eine entscheidende Rolle spiele, gelangte auch 
Kaznelson. Doch ging er von einer anderen Ausschauung 
aus: Ihm war es aufgefallen, daß in einzelnen Fällen von essen- 
tieller Thrombopenie beträchtliche Milztumoren gefunden wurden. 
Und da Gründe für die Annahme vorliegen, daß die Milz das 


2 Hie un an der Milz wird Prof. Frank noch ge- 
nauer berichten. Hier sei nur erwähnt, daß das Mil sehr reich- 
lich Blutplättchen enthielt, ne 


Versi 


von etwa 20—30 000 im Kubikmillimeter genähert. hatte, unter- ` 


Krankheit große diagnostische Schwierigkeiten bot. Anamnestisch 
ließ sich ermitteln: Im November 1914 litt eine Schwester der Pa-’ 


Zeit stellte sich eine Schwellung der Leber ein. Erst ein Jahr später. 


viel früher sich entwickelt batte. Später soll wiederholt Fieber auf- | 


ZT Te Zr Ge nn 


Dr 


zA 
` 
. ya 
‘8 
ur f 
j 
\ 
AEI ' 
4 
N i 
EE Im „ 
Bin 
TE A 
n P 
> 
| 
Mn: 
Bi! . 
i 5 
(3 a 
| 
è F \ a 
t 
RUN: 
~ » 
f x Dur 
$ ` 
N - 
| ‚'uB) 
e „ 
I er! 
. - 
Zr 5 
47, 
4 = 
AE: 
F : 
PUY 
p 
p o ie 
wi EN 
In x 
as 
IE 
Lg: 
| S 
aa 
T y 
Be. 
N 
' i 
AS 
Aa 
~ 
u 
5 ' 
+ 
$ 
) 
fi 
\ 


1280 


—————c co.,97W zw 


monie mit hohem Fieber, Dämpfung, Bronchialatmen und pneumoni- 
schem Sputum einsetzte. Es gelang jedoch, diese durch Darreichung 
von sechsmal 0,2 Optochin innerhalb von 24 Stunden vollkommen zur 


Rückbildung zu bringen. Als nach einigen Tagen die Pneumonie 
wieder einsetzte 


, konnte sie wieder durch Optochin sofort coupiert 
werden. | | io | 


Noch während der Operation fiel es auf, daß die im Beginn der 
Narkose noch sehr störende Zahnfleischblutung wenige 
Minuten nach der Unterbindung der. Milzgefäße 
aufgehört hatte. 

Die Blutungen wiederholten sich in den nächsten Wochen nicht 
mehr und das Befinden der Patientin besserte sich in auffallender 
Weise. Auch der Ikterus schwand zunächst für längere Zeit. 

Acht Stunden nach der Operation fiel im Blute schon die. Zu- 
nahme der Leukocyten und Blutplättehen auf. Dreizehn Stunden nach 
der Operation 12600 Leukocyten und 100000 Blutplättchen. 

16. Juli: 17500 Leukocyten, 145000 Plättchen. | 

22. Juli: 18400 Leukocyten, 360 000 Plättchen. 

9. August: 11500 Leukocyten, zirka 100 000 Blutplättchen. 

20. August: 10640 Leukocyten, 40 000 Plättchen. 

Patientin wurde in -auffallend gebessertem Zustand in ihre 
Heimat entlassen. Leider hielt die Besserung nicht an. Wie mir 
später berichtet wurde, stellten sich nach einiger Zeit wieder, 
Digestionsstörungen, Fieber und Ikterus ein, es trat ein Ascites auf, 
und ám 25. März 1918 ging Patientin unter Erscheinungen zugrunde, 
die die Annahme einer Lebereirrhose zu bestätigen schienen. Zu 
einer zweiten Operation an den Gallenwegen konnten sich die An- 
gehörigen nicht entschließen. 

Auf die Auffassung der Thrombopenie in diesem Falle und 
die Rolle der Milz bei solchen Zuständen wird wohl Prof. Frank 
an anderer Stelle noch zurückkommen. Ich beschränke mich hier 
darauf, auf die. geradezu verblüffende Geschwindigkeit hinzu- 
weisen, mit der die Thrombopenie und damit auch die Blutungs- 
bereitschaft durch die Ausschaltung der Milz beseitigt wurde. 
In dieser. Beziehung reiht sich die Beobachtung anderen in der 
Literatur bereits vorliegenden Erfahrungen an. 

Leider aber auch in einer anderen Beziehung: Der Erfolg 
der Milzexstirpation ist keineswegs in allen Fällen gleich günstig, 
und auch in den günstigsten Fällen hält er zwar eine gewisse 
Zeit an, geht aber. doch auch wieder vorüber. Konnte man 
allenfalls in dem zuletzt besprochenen Falle geltend machen, daß 
das eigentliche Grundleiden durch den ‘operativen Eingriff in 
seiner Entwicklung nicht aufgehalten wurde, so zeigt unser 
zweiter Fall, daß auch in typischen Fällen von essentieller 
Thrombopenie die Zunahme der Plättehenzahl nach der Milz- 
exstirpation nur vorübergehend ist. 

Die auffallende Geschwindigkeit, mit der nach der Milz- 
exstirpation das Wiederansteigen der Blutplättchenzahl sich voll- 
zieht, hat Kaznelson zugunsten seiner Auffassung zu ver- 
werten gesucht, daß die Entstehung der Thrombopenie auf eine 
gesteigerte thrombocytolytische Wirkung der Milz zurückzu- 
führen ist, gegenüber der von Fr ank in. Übereinstimmung mit 
Klemperer und Hirschfe ld vertretenen Annahme, dab 


die Wirkung der Operation auf der Beseitigung einer lienalen 


Hemmung der Knochenmarksfunktion beruhe. Mir scheinen die 


Schlußfolgerungen Kaznelsons nicht zwingend zu sein. Er 
glaubt sich dabei auch auf einen Unterschied in der Geschwindig- 
keit der Blutplättehenzunahme nach der Splenektomie bei perni- 
ziöser Anämie und bei thrombolytischer Purpura stützen zu können. 


Dieser Unterschied wird. aber wohl nur dadurch vorgetäuscht, 


daß die gesteigerte Produktion, jener Blutformelemente nach der 
Milzexstirpation am auffallendsten hervortritt, deren Zahl vor 
der Operation am meisten verringert war. 


So sehen wir die auf- 
fallendste Steigerung der Erythrocytenzahl nach der Splen- 


ektomie bei perniziösen Anämien, die stärkste Zunahme der 
Leukoeyten bei Leukopenien und das schnellste Ansteigen der 
Blutplättehenzahl bei der ‘Thrombopenie. 

größerem Rechte von einer Analogie in dem Einflusse der Milz- 
exstirpation auf die Blutplättchen bei der Thrombopenie mit -der 
Wirkung der Operation auf die Erythrocytenzahl bei perniziöser 
Anämie sprechen. Gewiß ist es nicht zu bestreiten, daß bei perni- 
ziöser Anämie wie bei hämolytischem Ikterus das rasche Ver- 
schwinden der Urobilinurie und der Gelbsucht nach der Milz- 
exstirpation, wie auch wir sie in mehreren Fällen beobachten 
konnten, für das Aufhören eines erhöhten Blutzerfalls spricht. 


Aber gerade das massenhafte Auftauchen kernhaltiger Blut- 
körperchen und solcher mit Jollykörperchen im Blute nach der 
Operation zeigt, in wie mächtiger Weise die regenerativen Vor- 
cänge im Knochenmarke durch die Splenektomie angeregt wer- 

Die Geschwindigkeit, mit der das Ansteigen der Erythro- 


den. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 


dürfte es ja von vornherein wahrscheinlich sein, daß enge Kor f> 


auch dieser Reiz, da die fortwirk 


zellen erblicken. Höchstwahrscheinlich 


heit war, um so wirksamer erweist sich die Entfernung ‚des Or- 


Man könnte mit viel 


—_ 


Jer Bl 
Binter d 


smus von besonderem 
Einflusse sein, und die Retention der Thrombocyten in der Milz bei d 
der Entstehung der Thrombopenie mitwirken könntet). Es dürfte = 
aber schwer sein, zu entscheiden, welchen Anteil der gehemmten 
Thrombocytolyse, einer veränderten Blutplättchenverteilung und A 
der gesteigerten Blutplättchenneubildung an der Zunahme der = 
Blutplättehenzahl nach der Milzexstirpation zukommt. Für die 
Annahme einer Fernwirkung der Milz auf die Vorgänge im 
Knochenmarke sprechen jedenfalls viele Tatsachen; -so schon = 
allein die Wirkung der Milzbestrahlung bei der Leukämie. Auch 


relationen zwischen den Organen der Blutzerstörung und denen 
der Blutbildung bestehen müssen, damit die normale Zusammen 
setzung des Blutes im Organismus gewahrt bleiben kann. 7 
Eine Analogie in der Wirkung der Splenektomie ist bei = 
der Thrombopenie gegenüber der perniziösen Anämie auch dann 
gegeben, daß — wie besonders aus der Zusammenstellung yon = 
Hans Hirschfeld hervorgeht — auch bei dieser der Eriolg 
der Operation, so glänzend er auch in manchen Fällen zunächst = 
erscheint, keinbleibenderist. Hirschfeld erblickt dann? 
einen Beweis dafür, daß durch die Milzexstirpation bei der pemi 
ziösen Anämie keineswegs die der Krankheit zugrunde liegende” 
Noxe entfernt wird, sondern nur ein ähnlicher Reiz für die” 
Knochenmarksfunktion wirksam wird, wie er auch durch andere” 
Mittel, Arsen, Mesothorium und ähnliche, ausgeübt werden kann. 7 
Nur daß die Intensität und Dauer des durch die Splenektomie” 
gegebenen Reizes eine größere ist. Mit der Zeit erschöpite sich 
ende Schädlichkeit durch die 
Operation nicht beseitigt werde. Aus ähnlichen Erwägungen 
könnte man in dem späteren Rückgange der Blutplättchenzahl 
den Ausdruck für ein Nachlassen einer dur 


ch die Spleneklomie 
gegebenen Anregung für die Tätigkeit 


der Knochenmarksriesen- 
dürfte-aber die wesen 
lichste Ursache für die Unsicherheit und Unbeständigkeit des 
Operationserfolges in einem anderen Umstande zu ‚suchen se: 
Mit der Entfernung der Milz wird keineswegs das gesamie 
Lienalsystem, der gesamte retikulo-endotheliale Apparat auf 
geschaltet, von dem die Milz — wie die Nebennieren ım Adrenal 
system — nur einen, wenn auch den wichtigsten Teil bildet. Ab 
gesehen davon, daß häufig Nebenmilzen vorhanden sind, 
die nach der Splenektomie noch hypertrophieren Können, haben | 
wir damit zu rechnen, daß die zum Lienalsystem’ gehörenden 
Retikuloendothelien gewisser, namentlich retroperitonealer > 


sans. Dementsprechend war die Wirkung. auch, in unserem 4 


u ee 


auch dazu dienen kann, das Fortbestehen und Wieder 210. a 
einer vom Retikuloendothelialapparat ausgehenden MT 


siia 
Q 
= 


: 
i 


Blutplättchenzahl nach der Milzexstirpation nai h anf Ba 
Anstiege wieder sehr weitgehend, ja bis unter den ‚kritisch \ 


Wert von zirka 30000 gesunken war, die Blutung bereits ge 
sich überhaupt nicht oder wenigstens nicht in ee 


4 r ER ER EIN ni TA | irh. 
1) Zur Frage des Plättchengehalts der Milz sA schoft, Vi s 
Arch. 1892 Bd. 130. ne maena ; 


I 
am 


—_ 


j 
“n 


- 


4 

e 
=; 

> no 

D oe 
ie 

ve 

ab 


r 


Digitizedby Google P á 


or 
> $ 
-AGE 
ine, e 


gung der Thrombopenie. Doch sind die bis jetzt vorliegenden 
Erfahrungen noch viel zu gering, um eine endgültige Lösung 
dieser Frage zu ermöglichen. 

Welcher Art die vom Lienalsystem ausgehende schädliche 
Wirkung bei der Thrombopenie auch sein mag, der Umstand, daß 
die Elemente, von denen diese Wirkung ausgeht, durch die 
Splenektomie nicht vollständig beseitigt werden, schränkt jeden- 
falls die Indikation für die Operation wesentlich ein, Anderer- 
seits aber ist auch zu berücksichtigen, daß es dieser Umstand 
auch nur ist, der die Operation überhaupt ausführbar macht, 
Wäre die Milz der ausschließliche Sitz einer speeifischen, offen- 
bar lebenswichtigen Funktion, dann könnte ja ihre vollständige 
Ausschaltung gar nicht in Frage’ kommen. Die Gefahren der 
Operation dürfen auch so nicht unterschätzt werden. In dieser 


Beziehung kann jedoch schon jetzt gesagt werden, daß das, was. 


wohl am ehesten von dem operativen Eingriffe bei hämorrhagi- 
schen Diathesen zurückhalten konnte, die Furcht vor den Blu- 
tungen bei der Operation, sich bei der Thrombopenie als un- 
begründet erwiesen hat. Die Wirkung der Milzausschaltung auf 
die hämorrhagische Diathese tritt so rasch ein und hält min- 
destens so lange an, daß bis jetzt noch kein Fall bekannt ge- 
worden ist, in dem die Blutung den Erfolg der Operation ver- 


eitelt hätte. Überhaupt ist es bemerkenswert, daß, obgleich die 


14. Dezember. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr 50. | 1281 


Operation bis jetzt meist nur in besonders schweren Fällen vor- 
genommen wurde, noch kein unglücklicher Ausgang einer zur 
Bekämpfung einer Thrombopenie ausgeführten Splenektomie be- 
kannt geworden ist, was natürlich nicht ausschließt, daß Miß- 
erfolge noch unveröffentlicht geblieben sind. | 


So ist denn immerhin die Möglichkeit gegeben, in Fällen, 


in denen eine Thrombopenie höheren Grades durch unstillbare 
Blutungen das Leben gefährdet, wenn alle anderen Mittel ver- 
sagen, die gefahrdrohenden Störungen zunächst durch Entfernung 
der Milz zu beseitigen. In manchen Fällen wird die Operation 
für den Augenblick lebensrettend wirken können, auch wenn der 
Erfolg nur ein vorübergehender ist. In anderen, weniger schweren 
Fällen kann sie vielleicht ausreichen, um ein Sinken der Thrombo- 
cytenzahl unter die kritische Grenze zu verhindern, bei. der die 
Blutungsbereitschaft offenbar wird, und kann sie sich damit als 
entscheidend für das Schicksal des Kranken erweisen. Die Aus- 
wahl der für die Operation geeigneten Fälle wird. jedenfalls nur 
mit größter Vorsicht getroffen werden können. 


Literatur: E Frank, B. kl. W. 1915, Nr. 18, 19, 37 und 41: 


1916, Nr. 21; 1917, Nr. 24. — Kaznelso n, W. kl. W. 1916, Nr. 46; Zschr. 


f. klin. M. 1919, Bd. 87. — Bierich, D. Arch. Ł klin. M. 1919. Bd. 130. —- 
Gertrud Beneke, Th. d. Geg., Dezember 1917. — Charlotte 
Ehrenberg, Essentielle Thrombopenie (Fran k) und ihre Behandlung 
durch Milzexstirpation. ` (Inaug.-Diss. Berlin 1919.) — Ausführlichere Literatur- 
angaben finden sich bei: Glanzman n, Beiträge zur Kenntnis der Purpura 
im Kindesalter. (Jb. f. Kindhlk. 1916, Bd. 83.) — W. Schultz , Die Pur- 
puraerkrankungen. (Erg. d; Inn. M. 1919, Ba. 16.) — Morawitz, Über 
hämorrhagische Diathesen. (Jkurs. f. ärztl Fortbild., März 1919.) — Pfaund- 


| ler und v. Seht, Zur Systematik der Blutungsübel im Kindesalter. (Zschr. 
f. i 


Kindhik. 1919, Bd. 19.) 


Abhandlungen. 


Aus der Medizinischen Poliklinik zu Rostock. 
Über den Blutdruck im Kindesalter. . 


| Von ` 
Prof. Hans Curschmann. 


Mosler und Herzfeld?) berichten aus der Gold- 


 scheiderschen Klinik über Untersuchungen des systolischen 


Blutdrucks bei 150 Kindern im Alter von 5 bis 14 Jahren, die 
vor dem Kriege ausgeführt worden sind. Sie wundern sich darüber, 
daß bei der Fülle der Blutdruckforschungen bei Erwachsenen im 
Kindesalter so wenig auf diese Kreislaufsfunktion geachtet zu sein 
scheint. W. Kaupe (Bonn)2) verweist demgegenüber auf die 
Wichtigkeit, die Langstein bereits 1908 ‚der Messung des 
Blutdrucks z. B. bei orthostatischer Albuminurie zuerkannt habe, 
und erinnert an seine eigenen Blutdruckuntersuchungen bei 
Kindern und die von Seiler und Frau Wolfensohn-Kriß. 


ö ü t der 

Ich möchte demgegenüber bemerken, daß der Wer | 
Blutdruckmessung bei Nieren- und Herzerkrankungen auch im 
Kindesalter für jeden Kliniker schon so lange feststeht, als über- 
haupt regelmäßige Blutdruckmessungen mit den Apparaten von 


i i ä den 
Basch, Riva-Rocci und Gärtner vorgenommen wer 
konnten, also seit Anfang der 80er, beziehungsweise Mitte der 
- 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts. 


der Dissertation meines Schülers Leo Schröter 8) 
findet na eine Zusammenstellung der Literatur. Die ersten plan- 
mäßigen Untersuchungen an 30 gesunden Kindern verschiedenen 
Alters führte 1882 auf Veranlassung von Fr. Ar nhe s 
(St. Petersburg) AlexandrineEcker t4) aus, und zwar Fee: S 
des Baschschen Apparats an der Arteria temporalis. 7 an - 
heim) berichtet darüber im Rahmen einer ausgezeichneten 
Arbeit über das Verhalten des Wärmeverlustes, der up 
ration und des Blutdrucks bei verschiedenen fieberhaften Kran í 
heiten. Übrigens hatte sich auch die französische E ree mí 
diesem Thema eingehend beschäftigt. 1901 bringt Ps : > 
genaue Durchschnittszahlen: er gibt als Maximalwert bei Kinde 


1) M. Kl. 1919, Nr. 86. 

2) Ebenda er = p? 

3) Dissert. Rostoc : u ' 

a we (russisch) 1882, Nr. 14 bis 16, zitiert bei Arnheim. 
5) Zschr. f. klin. M. 1882, Bd. 5, S. 875. er 

6) La pression arterielle 1901 (zitiert nach Sahli). 


im Alter von fünf bis sieben Jahren 86 mm, von acht bis zwölf 
Jahren 94 mm Hg an. 

Die Eckertschen Zahlen finden wir in der unten wieder- 
gegebenen Tabelle zusammen mit den Untersuchungen von 
Oppenheimer und Bauchwitzt), Wolfensohn-Kriß?), 
Seiler’), Salle‘ und Kaupe>) Dazu kommen die Unter- 
suchungen, die ich im Winter 1917 an 448 gesunden Schuikindern 
von 8 bis 14 Jahren (169 Knaben, 279 Mädchen) zusammen mit 
meinen Assistenten ausführte, zur Untersuchung der Physiologie 
der sogenannten accidentellen Herzgeräusche. 

Mein ehemaliger Assistent Dr. Felix Boenheim %) hat 
die Ergebnisse dieser Untersuchungen veröffentlicht. Als eine 
Teiluntersuchung wurde auch diejenige des systolischen und 
diastolischen Blutdrucks gemacht, über die dann Schröter in 
seiner Dissertation berichtet hat. 

Seine Aufgabe war einerseits, an einem genügend großen 
Material völlig gesunder Kinder wirklich einwandfreie. Durch- 
schnittszahlen festzustellen (die bisherigen Untersuchungen auch 
von Kaupe — 144 — und die neuesten von Mosler und 
Herzfeld — 150 — kranken an dem Kardinalfehler medizi- 
nischer Statistik, der zu kleinen Zahl) und beschränkte sich, um 
hinreichend große Zahlen für jede Altersstufe zu haben, auf das 
8. bis 14. Jahr. Andererseits sollten unsere Untersuchungen dem 
Vergleich dienen: nämlich der Feststellung, ob die Ernährung 


des Hungerherbstes und -winters 1916/17 eine Ver- _ 


änderung nicht nur der gesamten Körperb eschaffenheit, sondern auch 
der am objektivsten feststellbaren Kreislauffunktion, des Blut- 
drucks, bei Kindern hervorgebracht habe, Das Resultat war, wie 
die folgende Tabelle zeigt, insofern negativ, als wesentliche Unter- 
schiede unserer Zahlen und derjenigen des „Friedensblutdrucks“ 
der genannten Autoren sich nicht ergaben. nn 

Unsere Resultate waren die folgenden, wenn wir bei jeder 
Kategorie die Durchschnittszahlen berechneten, wobei 
ich bemerke, daß die Differenzen der Blutdruckzahlen bei ver- 
schiedenen Kindern nicht sehr erheblich waren: bei Sjährigen 
Knaben schwankte der systolische Druck zwischen 90 und 100, 
der diastolische zwischen 50 und 60 mm Hg, bei Yjährigen 
zwischen 85 und 110, beziehungsweise 50 und 75. 


1) Arch. f. Kindhlk. Bd. 42, S. 415. 

2) Ebenda 1910, Bd. 58. 

3) Korr.B. f. Schw. Ä. 1910, Nr. 14. 

4). Jb. f. Kindhlk. Bd. 73, S. 278. | 
5) Mschr. f. Kindhlk. 1910, Bd. 11. Bi 

€) Arch. f. klin. M. 1917, Bd. 124, H. 1 bis 2, S. 118 u, f. 


u 


. R 
rn, En D- m Ze hs E u a 


eine 


I aT 
Pe -. 


me. RA. 


GE nn am 


nn... 


e 
a 
-. Be 
in Te 
m Ir neuen 
n 


r 
ee TR 
Tr 
ea 

a hi. 

——_ OO um 


-_—— ann aa. 


m , - 
EEE URL X ee 
` 
- -~ mume gr 


d 
ge 


Er: 


- mr 
oo 


u In 


\ 


A A . ` .. Fu i "i 5 . - E = ee 
_ ` a Er : . & ; Pr j 
. H 5 _ R i T ` = RE EL - x 
. - z er 4 : A: ` . EN m į | : .r- N y Fahr 
. . ; 5 
` i Brig $ : HZ 5 ` 
.. 4 _ n N, 0 
1289 5 i ` ” 
à = 


Ze aT 
' .. á. po CAEN we, 2 e 
<~ P a ` ER ar T Drp mmmn 


inpo , ; 5 


r z 
N. -,. Te 

- 4 Gn ok Ers = BE en 

- piot 3 T. 278 a ER Sr e Fa e $ 

“ E . E Ea 
x ? Be - $ . t b at 
Sa i 2 ' a - . ‚ > > 
' ý : A 
p S ; 2 - - z . 
PR: š ` 
SR, a š z = Er : , 3 i k 
B 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50, ` 


14. Dezember. 
en ee er Fey = „Die Zahlen sind ohne Zweifel fehlerhaft, wie jeder, der reich- 
Alter | —  — 7 = | ir lich und täglich Blutdruck, bei- Menschen verschiedenen Alters 

. | Zah | Diastole | Systole | mie | Zahl | Diastole | Systole i tuie | mißt, annehmen muß. "Auch ein so erfahrener Herzkliniker, wie 

= T E — | E. Romberg, gibt an, daß der systolische arterielle Druck der 
eure, er 2 ul 55 F a 3; | gesunden Erwachsenen zwischen 90 und 120 mm Hg 
0” OB 6i 98 a | 38- 82 o V al schwanke. E Selbst wenn wir. die Norm auf 130 bis 135 (bei Männern 
o» u a a a $ -| 32> | zumal) erhöhen dürfen, ergibt sich auch daraus die Unwahrschein- 
i3 o? o |: e | ao a | é |> | i0 | 8 lichkeit der Befunde von. 180 mm Hg für 9- bis 10jährige. 
4 a l 9| 8 LA E E i 4 y m. | 10 3st | - Unsere Zahlen werden nun — ein weiteres Moment der 
"Die Untersuchungen wurden an den: vorher gut ausgeruhten, | Widerlesung der von Salle gefundenen — von denen von 
durchweg nicht aufgeregten Kindern mit dem Riva-Roccischen 


Apparat mit: der breiten Manschette: ausgeführt, der ja,. wie die 
Nachprüfung verschiedener unblutiger Blutdruckmessungen durch 
Otfr. Müller und Blauel?!) ergab, unter den praktisch brauch- 
. baren (und erschwinglichen) Apparaten die relativ: zuverlässigsten 
Ergebnisse liefert. Die genannten Autoren haben die unblutigen 
Methoden nach Riva-Rocei-Reeklinghausen (mit schmaler - 
und breiter Manschette) und Gärtner an derselben Extremität 
‚von Kranken geprüft, die nachher aus irgendeinem Grunde am- 
putiert wurde, - Hierbei wurde nun der Blutdruck nochmals direkt 
in der Arterie ‚des betreffenden Menschen gemessen und fest- 
gestellt, daß der systolische Druck bei Anwendung der schmalen 
Manschette um 40%, bei Anwendung der breiten aber nur um 
7 bis 9% höhere Werte ergibt, als der blutig, das ist in der ge- 
öffneten Arterie gemessene Druck. Auch der Gärtnersche 
Tonometer erwies sich bei dieser Vergleichung als unzuverlässig. 


E. Romberg gelobten — auscultatorischen Methode von Ko- 
rotkow und Fellner festgestellt. . Daß wir auf ihn keinen 
wesentlichen Wert legen dürfen, werde ich noch begründen. 


-erst im Winter 1917 gemessen) unterschieden sich nun, wie be- 
merkt, kaum von. denen, die von anderen Autoren während nor- 
maler Ernährungsbedingungen und -zeiten gemacht worden waren. 


Die folgende Tabelle veranschaulicht diesen Vergleich "unserer 
Befunde mit denen von Ecker 


Bauehwitz und Anderen, 


: | mit denen 
Kaupe, Seiler und Wolfensohn-Kriß überein. 


. fallende Höhe auffallen und einen Ver 


‚Mosler und Herzfeld bestätigt, die folgende Durchschnitts- 
werte fanden (die eingeklammerte Zahl ist die von uns gefundene, 
m. für Knaben, w. für, Mädchen): Für 8 Jahre 91 (92 w.), für 
9 Jahre 91 (96 m., 97 w.), für 10 Jahre 102 (95 m., 93 w.), für 
11 Jahre 96 (97 m., 98 w.), für 12 Jahre 93 (97. m., 100 w.), für 
13 ‘Jahre 100 (104 m., 100 w.), für 14 Jahre 110- (104 m., 103 w.) 
‘- Unsere Durchschnittszahlen dürften bei den wesentlich 
größeren Zahlen von Zufälligkeiten freier und darum noch etwas 
‘ zuverlässiger sein. Jedenfalls zeigen auch -die vor dem Kriege 
erhobenen Befunde ven Mosler. und Herzfeld keine Dife- 
renzen von unseren „Kriegswerten“, die nicht innerhalb der 
physiologischen und Fehlerbreiten wären. 
© - Die Annahme dieser Autoren, daß ‚die Blutdruckwerte sich 
beute in etwas niedrigeren Grenzen als vor dem Kriege bewegen 
dürften, war also für den genannten schlimmsten Hungerwinter des 
Rostocker Kreises noch nicht eingetroffen. Sie trifft nach meinen 
Erfahrungen auch heute nicht zu, Ich finde zwischen den Durch- 
schnittsblutdruckwerten kreislaufgesunder Kinder und Erwachsener : 
vor und nach dem Kriege keine. nennenswerten Unterschiede. Es. 
mag das allerdings an örtlichen Verschiedenheiten. liegen, 18- 
besondere dem Umstand, daß der Mecklenburger im ganzen doch 
noch besser ernährt wird als der: Berliner. EN: 
Das langsame Ansteigen des Blutdrucks von Jähr-zu Jahr 
bestätigt die Tabelle von Mosler und Herzfeld ebenfalls, 
wenn auch mit einigen Remissionen, die nur Zufallsprodukte der 
kleinen Zahl sein können. . Die Schlußbemerkung. der Autoren, dab 
der Blutdruck bei älteren Kindern schon mit dem’ der Erwachsenen 
. übereinstimme, möchte ich nicht ganz unters 


Der diastolische Druck wurde. nach der — auch von 


Unsere Resultate bei kriegsernährten Kindern (allerdings 


t, Oppenheimer und 


chreiben. Wir fanden 

|; |wote:| x Tigenelgigene | bei der Untersuchung von 183 Kindern (Mädchen und Knaben) 

Erl.Dr. Eckert | ;, |Wolfen-| Kaupe | Raupe |. Unter- | Unter- von 13 und 14 Jahren systolische Durchschnittswerte on 100 bis 

l eta (a | Ris | Re | mn | Sale eeg suchung | 104 mm Hg. Für gesunde Erwachsene liegen diese Werte Ale 
Aneri schem TS ma T aas Seas: | los höher, nach meiner Schätzung zwischen 115. und 125 mm Hg, 
: . Apparat SM chen ben Daß das Gewicht un d die I. Ange der Kinder ‚keinen 
rechte] linke |&° sr nennenswerten EinfluB auf das Mehr ‘oder Weniger des Druck 
| Teinporalis | haben (ebensowenig wie bei Erwachsenen), haben unsere Unter- 


suchungen ebenfalls ergeben. Weit mehr hing der Blutdruck ab 
von der Entwicklung der Muskulatür, Größe des Herzens und 
Weite und Dehnbarkeit des Brustkorbs; daneben: spielten nervose 
| Einflüsse keine so bedeutende Role. i | 

l Wenn Mosler und Herzfeld bedauern, nicht zur Unter- 
suchung der Druckamplitude ‘in größerer.Anzahl von Fällen a 
kommen zu sein, so mögen sie sich dämit ‘trösten, daß wir ME 
dieser Amplitude auch heute noch nicht viel anfangen können. 
Denn einerseits ist die Bestimmung des diastolischen Drucks 30 
wobl nach der palpatorischen Methode von Straßburger, der 
auscultatorischen von Korotkow und Fellner, als auch der 
graphischen von Sahli, A. Bingel und Anderen ziemlich ut- 
sicher und ungenau.. “m u 


| - Die oben zitierten Untersuchungen von 0. Müller und 
Blauel haben ergeben, daß die mit den genannten unblutigen 
Methoden gewonnenen diastolischen (minimalen) Druckwerte : 10 
Vergleich’ zum wirklichen Minimaldruck "in der geöffneten Arteri 
um 20, bis 30°/, zu hoch sind. Selbst der komplizierte Appats 
ind a ha ert und De < ecklinghausen, der oscillatorisch den diastollsch 
a en s sind darauf .zurückzu- ruck anzeigt, schützt nicht vor zu hohen Werten. Wir wur 

en "den Rene a . a a een , die | aber, mit derselben Methode arbeitend, immerhin Werte erhalten, 

A m ie mit ei ` M; wä 

gewendet hatten, die beide nach Müller : i z f ne Ea die mit einer bestimmten Minuskorrektur verwendbar. wären. 
systolische Druckwerte ergeben. - a g 


iai a ist aber — ganz abgesehen von der Man 
| as eit der Methodik — mit der Feststellung auch des diastons 
‚Die Salleschen Zablen, die einzi Drucks und damit der Pulsamplitude nicht viel für die Beurteilung 
des Kreislaufs gew 


| onnen. E, Romberg!) bemerkt mit Reith 
daß ebenso n E. Romberg) bem 


t 


` 


P # e l -4 . a7 | 
Unsere Resultate stimmen also am meisten 


Die etwas höher ‚liegenden Werte von Ec 
Oppenheimer und Bauchwitz 


i igen, ne ‚durch ihre auf- 
gleich mit den my 
[nn =. ‚und unserigen anscheinend naht a 
an irgendeiner Unstimmigkeit : : , 
Salle fand bei 9- bis 1Ojährlesn a cchnik gelitt 


A , wie die: Höhe des systolischen Blutdrucks kein Urte 
a ber die. Güte des Krei ‘oa B haffenheil 
ähr en haben, | U es Kreislaufs gestatte, so auch die Bese 
von 130, bei 12- bis 18jährigen von 1Sb Durehschnittswerte de 


er Amplitude und sein Vergleich mit dem Druckmaximum keinen 
sicheren Einblick in die Einzelheiten des Kreislaufmechanism® 


1) D. Arch. f. klin. M., Bd. 91. | Fe 
') Krankbeite zens, 2 
; eiten des Herzens, 2. Aufl. Stuttgart. 


14. Dezember. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr 50. | 1283 ` 


gewähre. „Sie geben insbesondere keinen Maßstab für den Anteil 
des Herzens und der Gefäße an etwaigen Änderungen der Circulation, 
weil die Größe der pulsatorischen Druckschwankungen außer vom 


Herzen von Spannung und Elastizität der Gefäße beeinflußt wird. 


und schon die Spannung der Gefäße in keiner festen Beziehung 
zum Druckmaximum steht,“ 

Mit der zeitweiligen Überschätzung des Wertes der Druck- 
amplitudenfeststellung verhält es sich ganz ähnlich, wie mit der- 
‚ jenigen der Sphygmographie des Radialpulses (mit den Apparaten 
von Riegel, Jaquet und Anderen): bei beiden kam nicht viel 
mehr heraus, als was der Finger des erfahrenen Arztes nicht auch 
palpieren konnte. | 

Damit soll selbstverständlich an dem hohen diagnostischen 


und prognostischen Wert der Bestimmung des Ssystolischen 
‚Blutdrucks für die Praxis in keiner Weise gerüttelt werden. Daran 
ändert meines Erachtens auch die unlängst von Moog!) mittels 
der von O, Müller und Weiß gefundenen Methode der Capillar- 
beobachtung festgestellte Tatsache nichts, daß bei dem Grade der 
Aufblasung der Manschette, der den Radialpuls unfühlbar macht, 
also bisher als „maximaler Blutdruck“ aufgefaßt wurde, de facto 
die Arterie noch nicht völlig geschlossen sei. Abgesehen davon, 
daß dieser Befund zu den Beobachtungen von Müller und 
Blauel nicht stimmt, würde der Beobachtungsfehler doch wahr- 
 Scheinlich bei gleichbleibender Technik ein konstanter, gleich- 
bleibender sein und damit .die Bewertung der Resultate pro 
praxi nicht erheblich vermindern. 


Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. 


Aus dem Hpygienischen Institut der Universität Leipzig 
(Direktor: Geh.-Rat Prof. Dr. Kruse). 


Die Alveolarpyorrhöe'). 
Von | 


Priv.-Doz. Dr. A. Seitz. 


Zu den umstrittensten Erkrankungen der Zähne und ‚des 
Mundes gehört die Alveolarpyorrhöe, wofür auch die zahlreiche 
Nomenklatur spricht. An die dreißig Bezeichnungen finden sich 
in der Literatur, von denen jede das eine oder andere Symptom 
als besonders typisch für unsere Erkrankung anführt, keine aber 
den Kern der Sache trifft. Schon die Begriffsbestimmung dieser 
verbreiteten Affektion stößt eben auf Schwierigkeiten und ist weit 
entfernt, eine einheitliche zu sein. Für viele ist jede Eiterung aus 
den Zahnfleischtaschen, einhergehend mit Lockerung der Zähne 
und bei längerer Dauer der Erkrankung stets mit Verlust der- 
- selben endigend, als Alveolarpyorrhöe anzusprechen. Demgegenüber 
kann nicht genug betont werden, daß dieseg Krankheitsbild nicht 
pathognostisch für die Alveolarpyorrhöe ist, vielmehr bei allen 
möglichen anderen Erkrankungen der Mundhöhle im Vordergrunde 
stehen kann, speziell bei der Stomatitis ulcerosa und der Gingivitis 
marginalis. Wir werden vielmehr, worauf auch von Römer hin- 
gewiesen wird, den Begriff der Alveolarpyorrhöe enger fassen 
müssen. -Nicht der Eiterfluß aus einer Alveole in seiner ungenauen 
Umgrenzung wird genügen, klinisch die Diagnose auf Alveolar- 
pyorrhöe zu stellen, wie es heute vielfach geschieht, vielmehr wird 
maßgebend sein der pathologische Prozeß der Umwandlung von 
Wurzelhaut in Granulationsgewebe. Dieses Granulationsgewebe, 
nachdem es die Fasern des Ligamentum annulare zum Schwund 
gebracht hat, usuriert schließlich auch den Knochen der Alveole 
und erleichtert die Lockerung und den Ausfall des Zahnes. Hinzu 
kommt nun noch die eitrige Absonderung, hervorgerufen ‚durch die 
Sekretion der Granulationen, hauptsächlich aber durch die Chemo- 
taxis der Bakterienflora, welche in den tiefen Zahnfleischtaschen 
üppig wuchert. Auch bezüglich der Ätiologie unserer ae 
gehen die Meinungen noch auseinander. Neben rein lokalen 
Entstehungsursachen, wie starke Zahnsteinbildung oder Überlastung, 
ist die Krankheit von mancher Seite als Ausdruck einer Allgemein- 
erkrankung aufgefaßt worden, und wäre demnach in der Konstitution 
des Kranken die letzte Ursache für die Erkrankung an ns 
pyorrhöe zu suchen. So sollen begünstigend wirken T a 
krankungen, welche den Ernährungszustand und Stoffwechse en 
setzen. Man könnte also wohl erwarten, daß die Alveolarpyorrhöe 
in den letzten Jahren zugenommen hat. Ein Vergleich der ee 
pyorrhöefälle des reichhaltigen Materials hiesiger Be, ahn- 
poliklinik aus den Kriegsjahren mit den gleichen on nn 
der zwei letzten Friedensjahre zeigt aber, daß diese er = g 
nicht oder wenigstens nicht in nennenswerter Weise zutri a e 
den 40 Fällen von Alveolarpyorrhöe, welche bisher zur ie er- 
suchung kamen, und die uns das zahnärztliche Institut in da . 
werter Weise zuwies, konnte als Nebenbefund meist eine vermehrie 
Zahnsteinbildung festgestellt werden. Bekanntlich wird Be 
Prozeß durch eine reichliche Zahnsteinbildung begünstigt. ae 
findet diese vermehrte Zahnsteinbildung bei Alveolarpyorrhöef ven 
häufig, wenn auch nicht immer. Das Zahnfleisch wird Are 
und den Bakterien der Weg in die Tiefe geebnet. Möglic F z 
für die Vermehrung sind gegeben durch das günstige Nährsubstra 


1) Vortrag, gebalten in der Leipziger Medizinischen Gesellschaft. 


des Serums, welches in den Krypten des Zahnfleisches reichlich 
vorhanden ist, und die anaeroben Verhältnisse in der Tiefe der 
Zahnfleischtaschen. Drückt man auf den erkrankten Zahn und 
streicht dem Zahnfleisch entlang, so quillt aus der Alveole und 
unter dem umgebenden Zahnfleisch meist reichlich Eiter hervor, 
In diesem Eiter finden wir zunächst die Bakterien und die Faden- 
pilze der Mundhöhle. Neben Bacillus maximus buccalis und Lepto- 
thrix buccalis das kommabacillusartige Bacterium sputigenum des 
Mundes, Staphylokokken und Streptokokken (Streptococcus brevis). 
In vielen Fällen fanden wir ein unbewegliches grampositives und 
6 bis 7 u langes Stäbchen mit abgerundeten Ecken, welches häufig 
streptobacillenartige Lagerung aufweist. Es wächst anaerob, am 
besten auf Nährboden mit Serumzusatz, und verflüssigt Gelatine 
nicht. Bei weitem am zahlreichsten- vertreten sind die Bakterien- 
gruppen der fusiformen Bacillen und der Spirillen, und von proto- 
zoenartigen Formen die Spirochäten. Die Färbung der vom Eiter 
angelertigten Präparate geschah nach Giems a, gute Bilder aber 
gab auch die einfache Gramfärbung. Neben Tuschepräparaten 
wurden jeweils auch Deckglasausstriche heiß fixiert in Sublimat- 
alkohol und mit Hämatoxylin gefärbt bei nachfolgender Differen- 
zierung mit Eisenalaun. Es empfiehlt sich die Anwendung auch 
letzterer Technik unbedingt zur Darstellung etwaig vorkommender 
Protozoen wie auch der Kerne des Spießbacillen. Diese fusiformen 
Bacillen entsprachen im übrigen der bekannten Morphologie, welche 
schon Vincent von ihnen angegeben. Bewegliche Formen haben 
wir bis jetzt nicht angetroffen. 


Anb. 1. Mikroskopisches Bild bei Alveolarpyorrhöe (Giemsa). 


Spießbacillen und Spirochäten sind meist dicht vereint, so 


gut wie niemals kommen die Spießbacillen allein vor, vielmehr 
macht es den Eindruck, als ob beide sich symbiotisch angepaßt: 


hätten. Von Spirochäten fand sich eine sehr feine Spirochätenform 
von etwa 4 bis 10 u Länge und durchschnittlich vier nicht sehr 
tiefen Windungen, welche als Spirochaeta dentium anzusprechen 
war. Sodann eine gröbere Spirochäte von etwa 12 bis 15 w Länge, 


1) M. Kl. 1919, Nr. 42. 


er res, ar 
a 


N 
N 


a $ u u in ee = > 

i > ne 040 Bere 4919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr50. .. 0... 14. Dezember. 

ee doppelt so dick als die vorhergehende und mit höchstens drei | sowie die Bauchreflexe rechts leicht .ermüdbar. Andeutung von Fub- 

u; I: flachen Windungen. Die Beweglichkeit dieser Spirochäte ist eine | klonus beiderseits, beiderseits Babinski,- 

el, äußerst lebhafte, die spiralförmig schnellenden Gestaltsveränderungen | „Je; Die. Be | pie ee Re Son 

(EE pannigtacher als bel-der vorhergehenden. Der Beschreibung nach, | ie wedia aa Rücken ota wn ein Segment Daks her nich 
Er welche Mühlens undHartmann von der Spirochaeta bucealis | „1s rechts, und gegen die normal empfindenden höheren Segmentzonen 
Se kit || | gaben, handelt es sich in fast allen Fällen um diese Form, seltener | ganz scharf abgegrenzt ist. ` ` aa fS 
TE RZE FR SEO iNO A ER um die von ‚vorgenannten Autoren als selbständigen Typ auf- = Es besteht daselbst‘ vollkommene Unempfindlichkeit für Be- 
ge A i iSi l: E E gestellte Intermediärform der Spirochaeta media. Der von Kolle | rührung, ` Stich, Wärme- und Kälte jeden Grades. Nur um den j 
pe A 1% ` neuerdings beschriebenen Spirochäte, welche als für die Alveolar- Nabel herum findet sich ein Hof von etwa ‘3 bis 4 cm Durchmesser, $ 
ESF ar VARRAR i pyorrhöe specifisch von ibm als „Pyorrhoica“ bezeichnet wird, sind | von annähernd normaler Hautsensibilität. Über. beiden Schulter- 
is SE N ii i wir in dem uns zur Verfügung- stehenden Material bisher nicht a... m... 0. wer En 20 Fee En 
nn - WARE ON | IR er : TE ; s | beträgt und welche links zwischen dem ersten und vierten, und rechts 
a begegnet, Jedoch könnte dies an dem nicht sehr groß = Material \ zwischen dem zweiten und fünften Segment sich erstreckt; dieselbe 
i | FEB: | ; | läßt jedoch den Interscapularraum . frei und hört auch nach den > $. 
Eon Seiten hin früher, als im allgemeinen der Segmentinnervation ent- $ 

i es l 5 5 ze, PAS i 
1.4 ’ Y REITEN f A 7 ' ver? k 
2 } hhe E z 3 
2 DEE; \ 
i, ta: j Ve 


a —- 


Abb. 2. Mikroskopisches Bild bei Alveolarpyorrhöe (Gram). 


Letter an SIERT 
&- 
na ne E a, 


` liegen; sobaid mehr Material von Alveolarpyorihöe zur Verfügung 
steht, sollen die Untersuchungen fortgesetzt, insonderheit auch die 


. 


S 

| SE | Kultivierung: zur Artbestimmung. herangezogen werden. Der Ent- E \ 
z ’ amoeba buccalis, von der Chiavaro behauptet, daß sie bei jedem mu g 
Te o all...” Fall von Alveolarpyorrhöe vorkäme, sind wir sechsmal bei schwacher i É | 
rg: ul o> beginnender Alveolarpyorrhöe begegnet, überhaupt sind Protozoen m ee | | 
E Hata - . ein seltener Befund bei der Alveolarpyorrhöe. Flagellaten, wie ee ve ne N 
wo Kalle | Bergeat. sie beschreibt, in wir viermal, und. zwar eine Abb. 1. a a \\) 7 | 
Ai TUE meist mit drei, seltener vier Geißeln ausgestattete Triehomonade. |. 1, ° ee ee a E A ee T | 
RES 1, » Bei dem konstanten Vorkommen der Spirochätenarten -konnte De DDR teschona) ‚Auch vom an. ar Kanes E 
we EEEN ' es von Belang sein, ah der Wassermannschen Reaktion einen | tische 7008, welehe a ee E ee | 
a | | ~ _ weiteren Anhaltspunkt zu gewinnen, um die Diagnose zu sichern, | säule ist in der Höhe des vierten und fünften Brustwirbels: stark 

T * © = eventuel die Alveolarpyorriöe abzusondern von anderen Er- | druckempfindlich. Auf Beklopfen erweitert sich die Empfindlichkeit 

a, | wo  »krankungen der Mundhöhle In 5°/,-unserer sicheren Alveolar- | | Bee 


vom dritten bis neunten Brustwirbel.. 


N ' . . ‚pyorrhöefälle hatten wir .eine positive Wassermannsche Reaktion 


Tut | : l | Die röntgenologische Untersuchung der Wirbelsäule . ergibt 
und diese nùr schwach, während Proskauer in den meisten 


| 5 vollkommen normale Verhältnisse Die Wassermann-Untersuchung 

T e | | Fällen von Alveolarpyorrhöe (auch Stomatitiden und Gingivitiden) ‚des. Blutes war negativ... = EUER RN 

wa: Rei eine positive Wassermännsche Reaktion festgestellt haben will. Es F f 1% ig Apr il. Zustand unverändert, .die Bauchreflese sind nicht 

B = ; können sehr wohl Angaben eines überraschend häufigen Auftretens | en 10: SE MEES in ee EEE De 

ER L3 © einer positiven Wassermannschen Reaktion bei der Alveolarpyorrhöe 0: Mai. Seit einigen Tagen Harnretentionen mit Harnträufeh 
A he ET, auf die Unsicherheit in der. Diagnose der Alveolarpyorrhöe zurück- 


'28. Mai. Gelegentlich entsteht eine kurze; ruckweise, spontane 
Bewegung der unteren Extremität meist. auf Hautreiz; Harninconti- 
. nenz; die hyperästhetische Zone hat sich sowohl an der- Brust, as 
en im Rücken nach oben und unten verbreitert, hat aueh auf die 
tme übergegriffen und zeigt keine scharfen Grenzen mehr. 

, Lumbalpunktion vollkommen schmerzlos. Liquor unter: sehr 
geringem Druck abfließend, wasserklar und mit so stark. erhöhten Ei- . 
weißgehalt, daß bei der Probe nach Nonne-Appelt ein dicker 
weißer Ring 


W SUOT erscheint und beim Vermischen der beiden Flüssigkeiten 
ein dünner Brei entsteht. Die e 


; ytologische. Untersuchung ergibt DU 
sehr spärlichke Lymphocyten u Asche ja e Zellen, 
etwa 4 im Kubikmillimeter. „und hiäischenförmige: größer 


rung zwischen 78 und Sa. een Abond, Tempera 


zuführen sein, welche heutzutage noch vorhanden. Ätiologie und 
BR oA | er < auch die einzuschlagende Therapie der Alveolarpyorrhöe bergen 
a - noch zahlreiche ungeklärte Fragen, welche‘ nur an der Hand eines 
B | EZ sehr großen Materials gelöst werden können. | 
Be i . . u 


-o o 


+ . 


a Ein atypisch verlaufender Fall von Wirbelcaries mit 
Es >o einer ungewöhnlichen Sensibilitätsstörung, zugleich 
in a Sl als Beitrag zur Ätiologie des Stauungssyndroms 
I ee D a, des Liquors. Aei 


| 19. Juni. Es entwickelt sich in der rechten Achselhöhe eine 
| | Von taubeneigroße, aus.ei wickelt sich in der rechten Achseihöht 

A KR: i er , aus. einer D : nd: ..:Öber der 
pi ae. | Prof. Dr. Oskar Fischer, Prag. rechten Lunge hinten an rüse. hervorgehende Geschwulst. Übe 


we, der Basis eina handtellerbreite Dämpfung 
zan aselbst vorgenommene Pleurapunktion -ergab einige. Tropfen 
M X dicker hämorrhagisch gefärbter Flüssigkeit. Die ein zweites 
Fee ‚vorgenommene Lumbalpunktion ergab denselben Befund wie. das 
rstemal, Ä Bee a ra nn 

24. Juni. ‘Operation der Achselhöhl i ei Tal 

e, wobei ein ZUM. 
ed ‚Lymphädrüsenpaket entfernt wurde.. Die histologische 

n ta derselben ergab Tuberkulose. > -700 

eco. Juni, Allmählicher Verfall, dauernd hektisches Fieber 
nee unter 37,2, allmählich bis 89,5 steigend. Entwicklung YOR 
= nn Decubitalgeschwüren am ‚Kreuz und den Trochantere- 
na 2 Übelrischender' Urin, die Dämpfung ‚über der rechten Lunge 
50: A „weurologischer Befund jedoch unverändert. ni 
2 -3 . Deit -einigen Tagen geringgradige, gibbüsartige YIT 
wölbung in der Hö „„Agen geringgradige, gIDDUSAM s f 
stand Konst Unvorändert S SOn Broatwirtelhomtoasns 1 


32 jähriger Infanterist; Aufnahme 20. April 1918. Ei ückt 
2 im Februar 1915.. war von März bis Mai im Felde. Dn ehe 
iii | wegen Nierenleiden nach Hause entlassen, Juli 1916. wieder einbe- 
| rufen, wurde aber wegen geschwollener Beine wieder ins Spital ab- 
_ gegeben. Seit Mitte März 1917 kann er nicht gehen. Von da 'an 
. | wurden allmählich. die unteren Extremitäten immer schwächer, bis 
br} er im Laufe von ein bis zwei Wochen sich nicht mehr beweren. 

| : ‚konnte. Er klagt über Schmerzen in 'der rechten Brustseite und 
Im Rücken. Keine Familienkrankheiten, kein Potus, keine Lues. 

. Bomatisch: Mittelgroß, etwas schwächlich, stark abge- 
magert, Pupillen normal, ebenso Gesichtsinnervation, die Arme n ; | 
a | beweglich, Herz und Lungen normal. Beide Beine willkürlich un. 
Be | beweglich, leicht. rigid, die Patellarreflexe beiderseits gestei ert, linker 
| A unterer Bauchreflex nicht auslösbar, die übrigen Bauch links 


DEE 


14. Dezember. 


_ T. August. ‚ Lumbalpunktion: Liquor wasserklar, keine Ei- 
weißvermehrung, bei Nonne-Appel t klar bleibend, bei Pandy 


fällt, magert rasch ab; die Hypertonie der Beine ist vollkommen ge- 
schwunden und machte einer schlaffen Paraplegie Platz. Patellar- 
sehnen- und Achillessehnenreflex nicht ‘mehr auslösbar, kein Fuß- 
klonus, Babinski ist rechts nur angedeutet. | 

.. 16. August. Exitus. Bei der Obduktion der Wirbelsäule 
zeigt sich eine tuberkulöse Destruktion des sechsten und siebenten 
Brustwirbelkörpers mit. vollkommenem Zerfall derselben. In der 
Höhe der Austrittsstelle der sechsten, siebenten und achten Dorsal- 
wurzel liegt der Dura von links und hinten ein 7 cm langer, 1% cm 
breiter und etwa 1 em dicker tumorartiger Knoten an, der sich derb- 
elastisch anfühlt und der im Durchschnitt aus einer fibrösen, mit 
käsigen Herden durchsetzten Masse besteht; die linksseitigen drei 
obengenannten Spinalwurzeln treten durch diese ‚Masse hindurch. 
Beim Aufschneiden des Duralsackes zeigt sich zwar in der Höhe des 
geschwulstartigen Knotems eine leichte Trübung und Verdickung 
der inneren Meningen, jedoch ohne irgendwelche, an speeifische er- 
innernde Veränderungen. Das Rückenmark erscheint im Durehschnitt 
nicht plattgedrückt, die Querschnittsfigur ist normal und auch sonst 
ohne pathologische Veränderungen. 

Sonst fand sich eine hämorrhagische tuberkulöse Pleuritis der 
rechten Seite, alte, verkalkte Knoten in beiden Lungenspitzen, einige 
verheilte peribronchiale Lymphdrüsen und ein tuberkulöses Lymph- 
d'üsenpaket in der rechten Achselhöhle. ` 

Wir haben hier einen Fall von tuberkulöser Wirbelcaries, 
der lange Zeit ganz unter dem Bild eines intramedullären Tumors 
verlief, namentlich mit Rücksicht auf das Fehlen jeglicher sensibler 
Reizerscheinungen, trotzdem mehrere Wurzeln, wie die Sektion 
zeigte, in den extradural gelegenen tumorartigen Granulationen 
eingelagert waren. Bis zum Äuftreten der Drüsengeschwulst ın 
der Axilla war nur die Klopf- und Druckschmerzhaftigkeit der 
regionären Dornfortsätze das einzige Symptom einer Mitaffektion 
der Wirbelkörper. i 

Von besonderem Interesse an dem Fall ist das Verhalten 
des Liquors. Im Verlaufe der Erkrankung sind zwei Perioden 
zu unterscheiden. Während der ersten Periode sind Symptome 
ausgesprochener lokaler Druckwirkung auf das Rückenmark in 
der Höhe des sechsten Dorsalsegments, mit starker spastischer 
Paraplegie und entsprechend gürtelförmig abgegrenzter Sensibili- 
tätsstörung. Der Liquor zeigte auch Veränderungen, welche auf 
eine Abperrung des Duralsacks hinweisen, nämlich das 


" Nonnesche Stauungssyndrom: Hohen Eiweißgehalt ohne Pleo- 


cytose. 
- Die zweite Phase trat ein mit der Ausbildung des Gibbus, 
und damit änderte sich das motorische Bild vollkommen. Die 
spastischen Symptome sind ganz verschwunden und es blieb nur 
eine schlaffe Paraplegie übrig. Dementsprechend änderte sich 
auch die Beschaffenheit des Liquors: Das Stauungssyndrom ver- 
schwand vollends und der Liquor zeigte ein ganz normales 


- Verhalten. 


Die Erklärung gab der entstandene Gibbus. In der ersten 
Phase entwickelten sich vom Wirbel ausgehende tuberkulöse 
Granulome an der Außenseite der Dura, welche noch bei der 
Sektion tumorartig der Dura anhafteten und welche klinisch 
tumorartig wirkten. Der Zerfall der regionären Wirbel hob den 
Druck auf das Rückenmark auf. Wir’haben in diesem Falle die- 
selben Symptome vor uns, wie wenn man den durch einen un 
verursachten Druck operativ e F eine durch Ein- 
sch ingte natürliche Druckentlastung. 

ET e also den tatsächlichen Zusammenhang 
zwischen Druckwirkung und dem Nonneschen Stauungs- 
syndrom auch ohne operative Eröffnung des Duralsacks. 

Von besonderem Interesse und Bedeutung ist in .. 
Falle die hyperästhetische Zone. Man ist gewohnt, die oberha 
der anästhetischen Zone auftretenden sensiblen Reizerscheinungen 
als Symptom eines direkten Reizes auf die nächst nn ge- 
legenen sensiblen Wurzeln seitens des Tumors zurückzufü Be 
Aber ausgesprochene Reizerscheinungen in Form Ben ae 
Schmerzen oder Parästhesien zeigten sich in keiner Phase der 


Erkrankung, nur die sonderbar angeordnete Hyperästhesie war 


. j f ig, daß 
da. Die Grenzen dieser Hyperästhesie waren aber derartig, 
sie dem gewohnten segmentalen Typus in keiner T = 
sprachen. Denn erstens war die hyperästhetische er : 
anästhetischen nicht direkt angeschlossen und zweitens nn n 
nur annähernd spinosegmentalen Typus. Bei der ersten Unter- 


. suchung hatte man zwar den Eindruck eines Reizsymptoms von 


sensiblen Wurzeln, zumal die Zonen vorn und hinten: annähernd 


gleich hoch lagen; aber bei näherer Betrachtung ergaben sich 


A 


/ 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.50. 1285 


große Widersprüche gegen diese Auffassung. Denn die hinteren‘ 


Zonen lagen in der Höhe der obersten Thorakalsegmente, die 
vordere Zone erstreckte sich aber auf Gebiete etwa des fünften, 
vierten und dritten Thorakalsegments und die angrenzenden Ge- 
biete der Halsbrustgrenze, die man mit dem vierten Cervical- 


nerven: in sensiblen Zusammenhang: bringt. Die Grenze der | 


Hyperästhesie am Rücken war nach oben und unten vollkommen 
scharf, nach den Seiten ganz deutlich, aber nicht so scharf, da- 
gegen waren die Grenzen der vorderen Zone vollkommen scharf 
bis auf die gegen die Supraclaviculargruben gerichteten oberen 
Grenzen der seitlichen Flügel der Zone. _ 

Den Beweis, daß diese Hyperästhesiezone in keinem 


direkten Zusammenhange mit einer Affektion hinterer Wurzeln . 


sein konnte, ergab die Sektion, denn das Rückenmark war samt 
Dura und Wurzeln vom sechsten Thorakalsegment aufwärts ganz 
normal. 
Eine histologische Untersuchung konnte leider nicht an- 


‘geführt werden, da das zur histolorischen Untersuchung auf- 


bewahrte Material, das einem Militärspital entstammt, bei dem 
politischen Umsturze verlorengegangen ist. en 

Ich würde als das wahrscheinlichste annehmen, daß die 
hyperästhetische Zone eher den bei Organaffektion auftretenden 
Sensibilitätsstörungen im Sinne von Head und Mackenzie 
zugehört. Welcher Organaffektion sie koordiniert ist, kann für 
diesen Fall nicht entschieden werden, doch wäre zu berücksich- 
tigen, daß die scharf abgegrenzte Hyperästhesie schon viele 
Wochen vor der Pleuraaffektion bestand, sodaß man nur einen 
direkten Zusammenhang mit der Wirbelsäulenaffektion konstru- 
ieren müßte. 

Skeptikern muß immerhin zugegeben werden, daß solche 
Sensibilitätsstörungen vielleicht doch auch noch durch irgend- 
welche Partialläsionen der Wurzeln bewirkende Schädlichkeiten 
zustande kommen könnten, zumal in unserem Falle eine histo- 
logische Untersuchung ausgeblieben ist, doch scheint mir dies 
doch unwahrscheinlich und nicht bewiesen. Gesichert erscheint 
mir, daß die Sensibilitätsstörung nicht durch 
grobe, durch die Herdaffektion des Rücken- 


markwirbelsäulenkomplexesverursachte Wur- 


zelschädigungen bedingt ist und auch auf diesem 


Umstande basiert die praktische Bedeutung dieses Falles, da man . 
gelegentlich leicht zu falschen Diagnosen kommen kann, die un- 
angenehme therapeutische Konsequenzen nach sich ziehen können. 


Selbstverständlich habe auch ich in diesem Falle, trotz 
mancher Bedenken, einen bis zum Cervicalmark ziehenden bös- 


artigen Tumor angenommen, der die oberen Thorakalwurzeln reizt 


und nur in der Höhe des sechsten Thorakalsegments eine Quer- 
schnittsläsion verursachte. | 

Aus der Literatur ist mir ein ähnliches Verhalten bei einer 
Wirbelrückenmarkaffektion nicht bekannt. 


Aus der Poliklinik des Kaiserin Auguste Viktoria Hauses 
zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit im Deutschen Reiche, 
Charlottenburg (Direktor: Prof. Langstein). 


Die häufigsten Hauterkrankungen 
des Säuglings und Kleinkindes in der Sprechstunde 
des praktischen Arztes. 


Von 


Dr. A. Dollinger. 


I. 


Im folgenden habe ich mich nur auf die häufigsten und eine 
vom Erwachsenen abweichende Behandlung erfordernden Erkran- 
kungen beschränkt. — Die Einteilung ist eine rein willkürliche, 
nicht durch ätiologische oder andere Momente bedingte. 


. (Fortsetzung aus Nr. 49.) 


a) Das Ekzema intertriginosum 


j it den Worten Heubners „unter den kindlichen Erkran- 
ba dieser Art das am meisten örtlich und äußerlich be- 
dingte und ist, wenn auch vielleicht nicht ganz, doch in der Haupt- 
sache unabhängig von inneren Ursachen“, und ich kann mich eben- 
falls nicht entschließen — wie es von mancher Seite geschieht —, 
dasselbe als Ausdruck einer exsudativen Diathese anzusehen. = 
Eine ausführliche klinische Schilderung erübrigt sich; erwähnt sei 


i og dese 0. 0. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 


14. Dezember. 
-> nur, daß anfänglich die Haut sich meist trocken und rauh anfühlt 
und stark glänzend, manchmal mit kleineren oder größeren Schup- 
` pen bedeckt ist. Setzt jetzt die-Behandlung nicht ein, dann kommt 
es fast immer zur Nässung, besonders dort, wo Haut auf Haut 
=.. legt. Durch Retention können sich hier schmierige, stinkende, die 
* Haut noch weiter -reizende Massen ansammeln. | a 


Die Tatsache, daß ‘die Intertrigo besonders leicht bei 
: "Dyspepsien mit vermehrten, sauren Stühlen, sowie‘ bei mangel- 
hafter Pflege eintritt, weist der: Therapie den Weg. Häufiges 
Trockenlegen, sorgfältige Reinigung nach jeder Stuhlentleerung 

. mit Öl und nachfolgendes dickes Einpudern (9) ist das Gegebene. 
„Bei nässendem Ekzem kommt es vor allem darauf an, die Wund- 
~ flächen dürch stark adsorbierende Stoffe, wie anfangs geschildert, 
. zum Austrocknen zu bringen. Hierauf, wenn die Haut aber noch 
stark entzündlich gerötet ist, treten Salben an deren Stelle, zum. 
Beispiel Zinksalbe (10), essigsaure Tonerdesalbe (11), Lenicet- 
salbe (12), Pellidolvaseline (13). Auch Bäder mit Kleie- und 


o Eichenrindeauszügen sind jetzt angezeigt. Als Abschluß der Be- 
. handlung dienen alle weichen, die Haut geschmeidig machenden 
Präparate. 0. | 


pro Tag einzuschränken und Eier und Butter möglichst ganz aus 

der Kost zu streichen bei möglichster Bevorzugung von Obst und 
Gemüse.. Bei mageren Kindern hingegen. beeinflußt eine Mastkur 

die Erscheinungen oft. sehr günstig. Kurz gesagt, eine K on- 
trasternährung, sodaß’ also statt eines früheren fett- und 
eiweiß-, ein kohlehydratreiches Regime und’umgekehrt zu erstreben 

ist. Unter einer solchen Ernährung habe ich in der übergroßen | 
Mehrzahl der Fälle bei energischen. örtlichen Maßnahmen und ° ` 
innerlicher Kalkdarreichung in kurzer Zeit Hervorragendes ge- 
sehen... Wer aber auf den -Erfolg einer nur 
diätetischen Behandlung rechnet, kann lange 
warten - | un: 


. Medikamentös hat man vor allem gegen den Juckreiz vorzu- 
gehen — soweit es nicht möglich oder empfehlenswert ist, das 
Kratzen durch mechanische Mittel. zu verhindern. Bei den 
trockenen, seborrhoischen Formen, dem Milchschorf und Gneis, 
sind alle indifferenten Fette und Öle, die die Haut geschmeidig 
machen, angezeigt; was. gewählt wird, ist ziemlich nebensächlich. 
Das Stadium rubrüm, madidans, papilosum und vesiculosum er- 
fordert eine austrocknende, das Stadium .crustosum und impetigi- 
nosum eine keratolytische und desinfizierende . Behandlung, wie 
bereits oben geschildert wurde. Haben sich schöne, hellrosa Gra- - 
nulationen gebildet, dann kommen die :die. Epitbelisierung be 
fördernden Stoffe in Betracht, und endlich, während der. Abheilung . 
unter Schuppenbildung Schwefel (5), Ungt. Diachylon Hebrae (15) 
Sn a auch die bekannten, nicht. fettenden Präparate des 

andels. l en > "> S 


- 


es 2 nn en 
* er - 
= " "L -i 
2 5 3 a 
ái - Ten ` B X .. Men 2, .- M 
= r p un = i u 2 a RR o kai z Te n = > a 
Tan - mm a eo rA mran a a a EEE ZuE 1 SE er e Eo dr SEI - 
— SR E S AOF, nn ade, 5 SER > 3 m - 
ne: ee SE ER 2 Pe ee T merge = 
nn ns LITT TU Dre, min BEL ee EN ET a 
ee ee RE nigra ee ne Ta ck 


——, 
EIN“ 
>: - 


a b) Das Ekzem bei exsudativer Diathese. 


Da dieses Ekzem nicht nur eine rein lokale Erkrankung des 
. Integuments darstellt, sondern der Ausdruck einer Konstitutions- 
anomalie ist, muß hier, besonders bei Besprechung der Therapie, 
etwas weiter ausgehölt werden. — Es ist ein eminent chronisches 
Leiden, das meist erst in der zweiten Hälfte des ersten Lebens- 
-jährs und dann in verschiedenster Form und Ausdehnung auftritt 
KB und das Kind bei nicht sachgemäßer Behandlung oft das ganze 
ai GEN ee ae Spiel- und Schulalter nicht mehr verläßt. Der Gesamthabitus 
gl | dieser kleinen Patienten ist. meist ein ganz typischer: fahlblasse 
she: || Hautfarbe, ein überreiches aber schlaffes Fettpolster bei schlecht 
ae ann 1 entwickelter Muskulatur und oft stark ausgeprägte Drüsen- 
ga TERN _ vergrößerungen. Doch findet sich auch eine nicht kleine Anzahl 
TRA Drt ee von mageren Kindern darunter. - a 
tsian Ay hi SA g u -Der Ausschlag juckt immer sehr stark, was ‘die zahlreichen: 
mas 0 Kratzeffekte älteren und jüngeren Datums beweisen und die | 
De =  manchmal.an Intensität den zugrunde liegenden Hautprozeß weit 


277 Tna 
ťa Mt. a © 
.r EN ro s 
r ka 37 z 

nen 

ALL I 23 

E Lamae uM 


EB II m A S 


'c) Das Scrofuloderma. `> m 

Nach .den ` heutigen 'Anschauungen `versteht man unter 
Skrofulose die Erscheinungsformen. der exsudativen Dia 
these bei einem tuberkulös infizierten Organismus, sehen also darin 
eine abnorme Reaktion der Haut," der Schleimhäute ‚ und des 
Lymphapparats auf das tuberkulöse Virus. ° 0000, 
| Die Symptome sind jedem Arzte bekannt, sodaß ich hitı. 
auf ein näheres Eingehen verzichten kann.” Die Therapie hat beide 
Komponenten, die Diathese wie die. Tuberkulose zu berücksich 
tigen, wobei die - Allgemeinbildung, ‘besonders die diätetische 
im Vordergrunde zu stehen hat. Eine eiweiß- und fettreiche Kost- 


u. ie 

rt PE 
aa gae Be 
A are f 

h > ; R 
° AR 


| übertreffen können. Eine Lieblingslokalisation ist’der behaarte 
dl. ‘Kopf und die Wangen, besonders die Umgebung der Nase und des 


form kommt bei den doch meist stark. konsumierten Patienten in 
Mundes. Im Beginne sieht man einzeln'stehende Knötchen oder erster Linie in Betracht. Auf die eigentliche Tuberkulosetherapte 
Te ll, f =. Bläschen oder aber; besonders im frühen Säuglingsalter, trockene 
SAER aa 


kann hier nicht eingegangen werden;. erwähnt sei aber, Jah als 

leicht und überall anwendbare Heilfaktoren Lüft und Licht in Ge- 
stalt von Sonnenbädern nicht entbehrt werden können. — An Me- 
dikamenten empfehlen sich besonders Jod (16) und Arsen (T); 
ferner Schmierseifeneinreibungen (18) und Solebäder (19): 


Schüppchen auf: derb infiltrierter Grundfläche. Erstere gehen bald 

- in ein stark nässendes, zu Krusten führendes Ekzem über, das sich 

_ ungemein leicht sekundär infiziert. — Die häufigsten Formen sind- 

der -Milehschorf, der sich als ein allmählich auftretendes, 

' langsam an Umfang gewinnendes Trocken- und Spröderwerden 

der Wangenhaut dokumentiert, mehr weniger zahlreiche aufge- 

sprungene, leicht blutende Einrisse. der Epidermis aufweist und, | 

eye | Ih wie alle Erscheinungen auf exsudativer Grundlage, oft ohne ersicht- 

RE EHRE BRICA oas I) = lichen Grund kommt und- geht. Ferner der Kopfgneis, ähn-. 

RR Hch der Seborrhöe des Erwachsenen, der häufig die Einleitung 

u | a = eines ausgebreiteten, Ekzems der behaarten Kopfhaut ist. Bei an- 

R ge MAS ES deren Formen herrschen kleine rote Knötchen und Papeln vor, die 

Te We sich in Bläschen umwandeln können und zum Konfluieren neigen. 

ee | | © Sie sind es ganz besonders, die, weil überaus heftig juckend durch 

re E | Kratzen infiziert, eine impetiginöse Form und- Ausbreitung an- 

Bar lb OO OO hehmen und den Übergang zum krustösen Stadium bilden. End- 

N | - lich geht oft der völligen Heilung noch eine Periode der Schuppen- 

bildung vorher, wobei die darunter liegende Haut schon ein voll- 

ständig normales Aussehen- zeigen kann. SER l 

> Die Therapie des exsulativen Ekzems ist heute noch eine 

i Aa a ae | - sehr umstrittene Frage und zwar stehen sich hauptsächlich zwei 

ET pe] In Ba || Ansichten gegenüber, von denen die eine die Hauterscheinung als 

De | dermatologische Angelegenheit rein medikamentös, die andere aus 

ätiologischen Gesichtspunkten heraus durch diätetische Maß- 

‚nahmen mit der Ursache. auch die Folgen zum Schwinden bringen 

will. Eine dritte. Gruppe sieht in einer Kombination. beider die 

beste unl am schnellsten wirkende Methode. Auch ich gehöre 

letzterer an, jedoch mit ganz überwiegender Betonung einer 

lokalen Behandlung unter gleichzeitiger. innerlicher Anwendung 

i © von Kalk (14), ein Mittel, das wir heute nicht mehr entbehren 

ni möchten, da es durch seine capillardichtende Eigenschaft die 

seröse und zellige Exsudation der Haut. und ihrer Anhangsgebilde . 
mächtig beeinflußt. | ; 

Was die diätetische Therapie anlangt, so ist és immer gut, 

fette Kinder knapp zu ernähren, besonders die Milch auf | 


d) Bevor ich die E k-z em e verlasse, möchte ich. noch kurz 
das durch Kopfläuse hervorgerufene: erwähnen, nicht deshalb, 
weil es eine besondere Form darstellt, sondern- weil sehr ‚häufig 

die Ursache desselben übersehen wird. Ist- diese,.das heißt, die . 
Pedieuli, ausgeschaltet, so heilt die Affektion, Jie.bald mehr sebor- 


rhoischer, bald mehr impetiginöser Art ist und mit Vorliebe an der 
binteren unteren Haar 


| grenze sitzt, unter entsprechender Vorgehen 
schnell und restlos ab, - FALSE ES ST" | 


| e) Die Impetigo contagiosa - - TE 
beginnt meist mit einzelstehenden Eiterbläschen, die bald platzen, 


vom Centrum her eintrocknen und sich mit gelben oder schmutzig‘ 


braunen Borken bedecken.. Gewöhnlich konfluieren diese BE 
florescenzen zu größeren Herden; lassen jedoch immer gesunde Par- 


tien zwischen sich stehen. Sie sind nicht schmerzhaft, verursachen 


aber starkes Jucken, wodurch der Prozeß. ungemein leicht passiv - 
über den ganzen Körper verbreitet werden kann. Die liea p 
sind wohl die banalen Eitererreger, jedenfalls ist der Prozeß höchst 


übertragbar, was das gehäufte Auftreten der Erkrankung 2 | 
vielen oder allen Familienmitgliedern, auch mit Einschluß der- 
wachsenen beweist. Zr 


Die Therapie hat vor allem dafür zu sorgen, dab ein = 
rühren der ergriffenen Körperstellen verhindert wird, wa Ir 
besten durch, abschließende. Verbände -in der früher geschildet = 
Weise geschieht. Gleichzeitig sind dem Kinde die Fingernig® z 


Zinnobersalbe mit Schwefelzusatz (20) wirkt specifisch. Wenn. auch 


dem Quecksilber keratolytische Eigenschaften innewohnon, £ P - 
es doch manchmal bei starker Borkenbildung noch nötig, © 


`~ 


: . 
on ` 
` x 
u e n 
s k i 
{ -aʻa 
“e = . 5 
1 4 £ 
m h 


leitung ein Aufweichen mit Salicylvaseline vorauszuschicken. Nur 
bei sehr hartnäckiger Infektion mit stark serös-eitrigem Sekret 
kann mal eine 1—3 tägige Anwendung eines feuchten Verbandes 
mit essigsaurer Tonerde in Frage kommen.. 

Erwähnt sei noch, daß nicht selten im Verlaufe der Impetigo 
contag. Nephritis beobachtet wird, in welchem Falle selbst- 
verständlich alle quecksilberhaltigen Medikamente sofort abzu- 
Setzen sind. | 


f) Der Strophulus infantum 


stellt ein in Schüben auftretenles und sich über Jahre hinziehendes 
Leiden dar, das ähnlich den Erscheinungen bei exsudativer Dia. 
these sicherlich auf konstitutioneller Grundlage beruht. Der Lieb- 
lingssitz sind die Extremitäten, besonders die Streckseiten der- 
selben, die Unterbauch- und Brustgegend, während das Gesicht 
nur selten befallen wird. Die gTuppenweise stehenden, pyramiden- 
förmigen Eruptionen sind von der Größe eines Stecknadelkopfes 
bis Hanfkornes und ihre Spitze endet, was diagnostisch wichtig 
ist, in einem derben glänzenden Knötchen. Quaddeln und Bläschen 
sind hier im Gegensatz zu der sehr nahe verwandten Urticaria 
(Urt. papulosa, vesiculosa) selten. Immer besteht stärkster 
Juckreiz. 

Ätiologisch kommt, wie schon erwähnt, sicherlich ein kon- 
stitutionelles Moment mit in Frage, häufig aber schließt sich das 
Auftreten der Erscheinungen, ganz ähnlich wie bei der Urticaria, 
an Indigestionen oder an den Genuß gewisser Speisen an. Vor 
allem sind es die Eier, durch die bei manchen Kindern mit der 
Sicherheit eines Experiments ein erneutes Aufflackern ausgelöst 
werden kann. 

Daraus ergibt sich schon außer der Prophylaxe ein Teil der 
Therapie, die hier weit mehr als beim exsudativen Ekzem eine 
diätetische sein muß. Einen bestimmten Speisezettel aufzustellen 
ist kaum möglich, da von Fall zu Fall andere Maßnahmen er- 
griffen werden müssen, doch läßt sich auch hier eine mehr vege- 
tabilische Kostform, nicht ohne Fett (im Gegensatz zur exsudativen 
Diathese) empfehlen. Streng zu verbieten ist das '„Naschen“, be- 
sonders von Schokolade, Zuckersachen und Keks. — Da häufig das 
Auftreten neuer Eruptionen in eine Periode von Stuhlverhaltung 
fällt, so ist, auch bei den nicht obstipierten Kindern, ein mildes 
Laxans am Platze. Den Juckreiz zu stillen und das Kratzen zu ver- 
hüten ist das zweite, und endlich kann durch örtliche Anwendung 
von Schwefel in Gestalt von Bädern oder Seifenwaschungen Linde- 
Tung verschafft werden. Weiterhin beschleunigt Kalk, innerlich 
gereicht, wie bei exsudativer Diathese, häufig die Abheilung. 

(Fortsetzung folgt.) 


Mischinfektionen von Malaria und typhösen 
Erkrankungen. 
Vo ` 


Dr. Georg Koch, Wiesbaden 


und 


Dr. Richard v. Lippmann, Frankfurt a. M. 


Für die Erkennung der Malaria in Ländern, in denen gleich- 


- zeitig typhöse Erkrankungen endemisch sind, ergeben sich häufig 


Schwierigkeiten. Einerseits kann eine Malaria tropica mit hohem 
kontinuierlichen Fieber beginnen und auch in ihren klinischen 
Symptomen Ähnlichkeit mit Typhus ‚haben (typhöse Form er 
Malaria tropica). Andererseits kann eine typhöse Erkrankung mi 
stark intermittierendem Fieber, namentlich wenn die täglichen 
plötzlichen Fieberanstiege mit Frösteln einhergehen, Ass Re 
eine Malaria quotidiana denken lassen. Steht dem behande i en 
Arzte nicht eine nahegelegene Blutuntersuchungsstelle zur a 
fügung, so muß er bei solchen diagnostischen Zweifeln unbeding 
das Sichere tun: besser bei falscher Diagnose die nn 
zur rechten Zeit eingeleitet, als auf die richtige Diagnose gewarte 


und mit dem Chinin zu spät gekommen! Geht aber auf genügende 


Heilgaben Chinin das Fieber in vier bis fünf Tagen nicht wesentlich 
herunter, und lautet das inzwischen eingetroffene Resultat nn 
mikroskopischen Blutuntersuchung ,„ Malaria negativ“, dann es © 
auch die Diagnose „Malaria klinisch“ nicht länger nn = 
halten und die Chininbehandlung ausgesetzt werden, dami in 
Fall durch weitere mikroskopische Blutuntersuchungen geklär 
werden kann. In den meisten Fällen wird sich dann eine anders- 
artige fieberhafte Erkrankung herausstellen, am häufigsten = 
typhöse. Erscheint aber aus irgendeinem Grunde das Abbrechen 


14. Dezember. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 1287 ` 
| 


der Chininbehandlung untunlich, so darf aus einer unter Chinin 
eintretenden allmählichen Entfieberung jedenfalls nicht der 
Schluß gezogen werden, daß eine auf Chinin nur unvollkommen 
reagierende Malariaerkrankung vorgelegen habe. 

Daß bei mikrosko pisch festgestellter Malaria trotz 


genügender Chiningaben die Entfieberung ausbleibt, ist auf dem y 


mazedonischen Kriegsschauplatze häufig beobachtet worden. Doch 
hat diese Tatsache bisweilen eine unzutreffende Deutung erfahren, 
gelegentlich sogar zu der Annahme von „atypischen Malariafällen“ 


oder von „chininresistenten Parasiten“ geführt. Wenn wir die Ab-. 


stumpfung der Chininwirkung, wie sie nach lange fortgesetzter 
Behandlung mit zu kleinen Chiningaben oder bei unsystematischer 
(verzettelter) Anwendung von Heildosen Chinin eintreten kann, 
außer Betracht lassen, so handelt es sich jedoch in derartigen 
Fällen scheinbarer Chininresistenz fast immer um eine. Kom pli- 
kation der Malaria, | 

Und zwar kommen hier erstens alle Magen- und Darm- 
störungen — besonders die mit Durchfällen einhergehenden — in 
betracht, sei es, daß sie ursächlich durch die Malaria bedingt sind 
(einschließlich der dysenterischen Form der Malaria), oder daß eine 


Mischinfektion mit wirklicher Ruhr vorliegt. In allen diesen Fällen- 


von Miterkrankung des Magendarmtraktus bleibt die Malaria bei 
innerlicher Verabreichung des Chinins häufig unbeeinflußt; da- 
gegen stellt sich die Chininwirkun g ein, sobald intramuskuläre 
Injektionen von Chinin-Urethan-Lösung vorgenommen werden, ein 
Beweis dafür, daß nicht Chininresistenz der Malariaparasiten vor- 
gelegen hat, sondern nur mangelhafte Chininwirkung 
infolge Erkrankung des Verdauungsapparates. 

In zweiter Linie sind es nach unseren Erfahrungen auch 
die Mischinfektionen von Malaria undtyphösen 
Erkrankungen, die zu der Annahme chininresistenter Malaria- 
parasiten verleiten können, Bietet Schon, worauf bereits eingangs 
hingewiesen worden ist, die Differentialdiagnose zwischen typhöser 
Erkrankung und Malaria (speziell der typhösen Form der Malaria 


tropica) dem Kliniker durch die Ähnlichkeit ihres Symptomen- 


komplexes große Schwierigkeiten, so steigern sich diese noch, 
wenn Mischinfektionen mit beiden Krankheiten vorliegen. Eine 
länger dauernde Beobachtung wird es uns in den meisten Fällen 
ermöglichen, auch auf Grund lediglich klinischer Merkmale zu 
einer richtigen Diagnose dieser Mischinfektionen zu gelangen; zu 
einer exakten Beweisführung können wir aber die Hilfe des 
Bakteriologen nicht entbehren. 

Wir haben Mischinfektionen von mikroskopisch nachgewiesener 
Malaria mit einer typhösen Erkrankung häufig beobachtet und 
waren bei einer großen Anzahl von Fällen in ‚der Lage, auch die 
bakteriologische Diagnose Typhus oder Paratyphus zu erbringen. 
Je nachdem der Kranke von beiden Infektionen gleichzeitig oder 
hintereinander befallen wird, ergeben sich folgende verschiedene 
Verlaufsarten: T; | 

Gruppe I. Die typhöse Krankheit folgt der 
Malaria in einem gewissen Abstande nach — 
Auf eine mikroskopisch nachgewiesene Malaria folgt bei diesen 
Fällen, nachdem durch Chinin eine Reihe fieberfreier Tage herbei- 
geführt worden ist, erneuter Fieberausbruch. Chinin bringt das 
neue Fieber nicht zum Schwinden; im Blute finden sich keine 
Malariaparasiten mehr, wohl aber werden aus dem Blute jetzt 
Iyphus- oder Paratyphusbaeillen gezüchtet. — Kurz dauernde, 
leichte Paratyphusfälle bieten die Möglichkeit, den Erreger im 
Blute nachzuweisen, oft nur während weniger Tage; es muß also 


| rechtzeitig an das Hinzutreten einer typhösen Infektion gedacht 


werden. 


Gruppe I. Beide Krankheiten kommen gleich-. 


zeitig. zum Ausbruch. Diese Fälle setzen mit Schüttel- 


frost ein, im Blute werden Malariaparasiten gefunden, aber auf 


Chinin erweist sich’ das Fieber als beständig; auch tagelang 
wiederholte intramuskuläre Einspritzungen von Chinin- Urethan- 
Lösung . führen die Entfieberung nicht herbei. Im Blute finden 
sich auch bald keine Malariaparasiten mehr, wohl ‚aber gelingt 
jetzt die Züchtung von Typhus- oder Paratyphusbaeillen aus dem 
Blute. — Fälle dieser Art könnten in noch höherem ‚Grade als 
die der vorigen Gruppe dazu verleiten, ‚an eine Chininresistenz 
der Malariaparasiten zu denken. Aber die Erklärung dafür, daß 
das Fieber trotz vier bis fünf Tage lang angewandter therapeu- 
tischer Chiningaben nicht weicht, liegt darin, daß keine reine 


Malaria vorliegt. Der bakteriologische Nachweis des typhösen 


Krankheitserregers ist es, der hier Klarheit in das Bild bringt. 
Die Heildosen von Chinin haben in diesen Fällen, wie der nega- 


GR REN sTo a rg 
rahe i MORLI 1288 `> 0 00.5.4919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.50. . = 14. Dezember. ` 
Me Ei i © tive Ausfall der mikroskopischen Blutuntersuchungen beweist, die |. Eine ausführlichere Darstellüng derselben haben wir in g 
EA Ter OA EEN i 'Malatiaparasiten_ aus dem kreisenden Blute zum Verschwinden | unserer unter gleichem Titel im Archiv für Schiffs- und 
BEIRA | 1 1 TTE gebracht. Das Chinin hat also ebensogut, wie in einem unkompli- | Tropenhygiene Bd. 23 erschienenen ‚Arbeit gegeben, in der 
ar EA BEED: zierten Malariafalle seinen chemotherapeutischen Einfluß aut die | auch Fieberkurven abgedruckt sind und die Literatur eingehend 
Ben an 'Malariaparasiten. in unvermindertem Grade ausgeübt. Das be- | besprochen wird. ee uar DA 
721, l IEN „stehen bleibende Fieber rührt obon nicht mehr von der Malaria | ETG F a 
EL NZEAR, ETEN A S i er, sondern wird durch den typhösen Krankheitserreger hervor- | | | ne intektiäcer I ; 
RACIE. iE i rN gerufen. Dieses typhöse.Fieber ur auch durch verstärkte Öhinin- | ~. Zur. Behandlung infektiöser ‚Krankheiten der 
en | ER gaben oder durch Chinineinspritzungen nicht wesentlich herabge- |  - 2> . Luitwege. - 
| a i! RARA i drückt, solange es auf der Höhe ist. > a; | a nn ER 
RIR k EBEN in aari >< Zur Behandlung und Heilung der Malaria wre aa a O : . 
nl Al ae g e Augen : aena e en a ù an Dr. Oswald Meyer, Kinderarzt- in. Berlin-Schöneberg. 
EB PARLAN ie üblichen Nochtschen Gaben, obwo ihre eo EN FOSC A, = : a: 3 
o AN Ha TRR Wirkung an der Fieberkurve nicht zur An- b ‚Die ee erde Rs Grippe 
| ae: a 3 schanung gelangt. | . ©" | geben‘ mir Veranlassung, meine Erfahrungen und Anschauungen 
EEE Ch Han We ET | | über Behandlung der iùn den oberen Luftwegen. lokalisierten oder 
Ei a) 1 EN ‚Gruppe III. Viel’seltener als die bisher betrachteten Formen | yon dort ausgehenden Krankheiten, örtlichen. wie allgemeinen 
ch e TERRO E- der Mischinfektion kommt es vor, daß erst im Verlaufe | zur Diskussion zu stellen. Durch -einen in meiner früheren Poli- | 
Aae MA | | hm einertyphösen Erkrankungjunge Malariapara- | klinik beschäftigten Kollegen auf ein Präparat zur Rachenbehand- 
ORERE E NL. | siten festgestellt. werden, ohne daß die Malaria bis | lung des Keuchhustens “aufmerksam gemacht, das von | 
a 4 1 Ol {eat dahin klinisch oder mikroskopisch nachweisbar gewesen wäre. | G, Bradt?) angegeben ist, habe ich seit Jahren mit Pinselungen 
ps Eh PRRMMIARIE NI 1 - Wir haben nur zwei solche Fälle gesehen; in beiden wurden auf | des Nasenrachenraums (am besten mit Playfair scher Sonde) 
RERA in IN: |... -o der Höhe einer Paratyphus-A-Erkrankung junge Tropicaparasiten | die besten Erfahrungen gemacht und möchte behaupten, daß bei | 
el a | Be |. im Blute gefunden, nachdem wiederholte mikroskopische Blut- | energisch durchgeführter Behandlung des Nasenrachenraums (was 
i o a i NL El > - untersuchungen bis; dahin stets ein negatives Ergebnis gehabt | freilich bei ängstlichen oder lässigen Müttern nicht selten auf u 
E f Ei IE. ii AA Aa _ hatten. Beide Fälle haben gemeinsam, daß sich die Malaria tro- | Schwierigkeiten stößt) kein. Keuchhusten nach der Erkennung E 
| Eyan e 0 PEREIS at 1. - pica in der Fieberkurve überhaupt nicht bemerkbar gemacht hat. | länger als 1 bis 2-bis höchstens 4 Wochen` zu dauern braucht’). E 
i i a BR; une BRRR A = Wahrscheinlich hat es sich um frisch aufflackernde latente Ma- | Voraussetzung ist freilich eine frühzeitige Erkennung, eine Be- q 
10 53 Bien. MEIDA Hi. ı, | laria gehandelt. . Solche Fälle lehren, daß bei jeder ty- | handlung, ehe die Erreger von ihrem Ausgangspunkt, den man 
a t7 HRE R phösen Erkrankung in Malariagebieten von | wohl im Rachen beziehungsweise im Nasenrachenraum suchen E 
Sre Esei 1) Zeit zu Zeit Blutuntersuchungen auf Malaria- | darf, sich über die Schleimhaut der Bronchen und Bronchien ausge- — 
Be Na. parasiten vorgenommen werden müssen, damit breitet haben. Zu berücksichtigen ist ferner die neryöse Kom- E 
wien Kant $ eine aufgepfropfte Malaria, die keine klinischen Symptome zu | ponente“ in der Pathologie der Krankheit, die in vielen Fällen 
BEER: SEHE I i7- a machen en ee Aaa Holbmondträger) | besonderer Berücksichtigung bedarf: "0.2000. 
ee al ‘ Natürlich kann auch ein Gametenträger mondträger e ; | FE ot an Ind. Indkalilösung mi 
a NESIE an Typhus erkranken. In diagnostischer wie in therapeutischer | „ia ne oe an ee bar Mi nn gar = | 
ee: ana Ap o ' Beziehung stellen diese Halbmonde aber nicht mehr dar als einen = a a vn Ed 
ers interessanten Nebenbefund bei der typhösen Hauptkrankheit. en ne len g A ER B ar Tugo. 
D oa ER | | Gruppe IV. Eine bis dahin latente Malaria | Jösung findet ihre Grenze in sich selbst, eben in der Gerbung | 
De, Ken > wird gegen Schluß einer typhösen Krankheit | der Schleimhaut, die ein tieferes Eindringen des Desinfiziens, ein  } 
Bee, FTAA =< manifest. a | . : RR Weiter- und Nachwirken: verhindert.- - Durch den Zusatz von Gy- | 
N. | | Im Stadium des abklingenden Typhus schnellt: die Tempe- | cerin wird eine Tiefenwirkung des Jods sowie: der Carbolsäure 
a iu ~. ratur plötzlich zu hohen Fieberzacken empor; im Blute werden | (auf die man übrigens gegebenenfälls verzichten kann) gewähr- 
PER men en en und > .eu..n un leistet. ee De er = 
A, behandlung mac en Kranken mit einem Schlage vollständi ap nena : EEFE NR de 
a fieberfrei. P Man hat bei derartigen Fällen den Eindruck, als OB Mit Recht betont Klug in dem erwähnten a 


die abklingende typhöse Erkrankung gewissermaßen eine provo- 
zierende Wirkung auf die latente Malaria ausübe. | | 
| TAEA | ‘Gruppe V. Die latente Malaria wird erst in 
a einem'’gewissen Abstande nach Ab 


elle zu fixieren 
-Kalk-Peroxyd- 
_ Schnupfpulver. gelingt, will ich -nicht in Frage stellen. Als min 
destens gleichwertig möchte ich "jedenfalls meine Methode emp 


| lauf des ty- 
phösen Fiebers manifest.. Ze 


a fehlen, die darin besteht, bei jedem, auch dem leich- 
"= | l ` =- | testen Katarrh der oberen Luftwege diese unter 
E -Untersucht man die soeben kurz charakterisierten Verlaufs- | die Wirkung der- Jod-Carbol-Glycerinlösung zu setzen. S0 Jagse 
Yun! . arten auf den Einfluß, den die beiden verschieden-'| ich bei jedem Schnupfen die Nasenschleimhaut pinseln. Der Br 
n artigen Infektionen etwa aufeinander aus- | folg ist naturgemäß um so rascher und nachhaltiger, je frühzeitiger 

S = üben, so ist den Gruppen I, IL und V gemeinsam, daß beide | die Behandlung einsetzt. Notwendig ist -es ‘ferner natürlich, da 

eo | =  Krankheitsprozesse hintereinander oder, nebeneinander ablaufen, .| die Pinselung tief genug erfolgt, damit’ alle Infektionsherde wirk 
Ares I; | ohne sich nachweisbar gegenseitig zu beeinflussen. Die Selten- ) ten. 


heit des Befundes von jungen Malariaparasiten auf der Höhe einer 
typhösen Erkrankung (Gruppe II) spricht vielleicht dafür, daß die 
‚letztere bis zu einem gewissen Grade imstande ist, das Aus- 
schwärmen der Malariaparasiten in die Blutbahn zu unterdrücken. 
‚Eine derartige Auffassung würde besonders auf die Fälle der 
Er. a SE IV. Gruppe passen, in denen die bis dahin latente Malaria gerade 
| a LEENE Mi gegen Ende der typhösen Erkrankung zum Vorschein kommt, 
| a et ' Die Progmose der Mischinfektionen von Malaria und 
typhöser Erkrankung richtet sich nach unseren Erfahrungen aus- 
schließlich nach der Prognose der typhösen Krankheit, vorausge- 
setzt, daß die Malaria zeitig erkannt und behandelt wird.' | 
Inder Literatur finden sich verschiedentlich Angaben, 
nach denen sich Malaria und Typhus in eigenartiger Weise „sum- 
mieren“ oder „mischen“ und dadurch zur Entstehung einer ganzen 
- Reihe von eigenartigen Krankheitsbildern führen sollen. Gestützt 
auf Beobachtungen von Krankheitsfällen, die mit mikroskopischen 
und bakteriologischen Untersuchungsmethoden einwandfrei geklärt 


worden sind, häben-wir zeigen können, daß diese Mischinfektionen 
nur -die oben aufgeführten gut 


s gegeneinander abgrenzbaren Ver- 
laufsarten aufzuweisen haben. zZ | 


lich gefaßt werden. Die von den Patienten selbst ‚beliebten Bir 
schmierungen ' des Naseneingangs -oder des .Naseninnern in ge 
ringer Tiefe sind natürlich zwecklos. In. den ersten Sitzungen 
wird der Arzt selbst die Pinselung der Schleimhaut vornehmen, 
“am besten mit einem langen -Watteträger, wie sie zur Austupfung 
bei Otitis media benutzt werden, und so tief hineingehen, wè 3 
überhaupt möglich ist, sodaß- die ganze Schleimhaut des untere 
Nasenganges bis zu den Choanen energisch mit. dem Modiana $ 
in Berührung gebracht werden. Empfehlenswert ist es. oft, ai 
| ersten Pinselung sogleich eine zweite folgen zu’ lassen, ni 
lich, wenn die Schleimbildung sehr reichlich ist.-und MAL ae 
Eindruck hat, daß das Medikament: von. der -Berührung mit ten 
Schleimhaut durch Schleimschichten -getrennt ‚wird. — Tem 
keine erheblichen Reizzustände auf, zu. denen ich- freilich Ange 
tränen, Niesen und. Klagen’ verzogener Rinder nicht rechne, 

1) M. KI. 1919, N. 00 0o 

. 2). Ther. d. Gegenw., Juli 1910. —— 


r m 2 u j 3 5 e 
®) Eine ganz wesentliche Verkürzung des Kenchhustens Hab 


l it 
ich ‚neuerdings durch Kombination der Nasenrachenbehandung s, 
Strahlenbehandlung mittels der Siemens- Aureollampe (Hocbg 

| sonnenspektrum) erzielt. - 000.0 nn a 


x x 


> 


. œ 


nn N E aa a i | l M o M o M 


pinselt man zweimal, oder in leichteren Fällen einmal täglich. 


Jedenfalls Tag für Tag — es dauert gewöhnlich nicht viele Tage. 
Vernünftigen Patienten oder Eltern kann man bald die weitere 
Behandlung überlassen, am besten ist es freilich, der Arzt behält 
die Bebandlung in der Hand. 

Auf diese Weise ist es mir gelungen, eine ganze Reihe be- 


- ginnender Katarrhe zum sofortigen Verschwinden, bereits bestehende 


zum raschen Abheilen zu bringen. Eine Reihe subakuter oder 


chronischer Zustände blieben unbeeinflußt, nur aber solche, wo. 


ich selbst nicht mehr als ein- oder zweimal die Pinselung vor- 
nehmen konnte, sie dann den Angehörigen der kindlichen Pa- 
tienten überlassen mußte. 

Diese- wenig oder gar nicht beeinflußten Fälle waren über- 
dies wohl stets weniger Katarrhe der Nasenschleimhaut als Ent- 
zündungsvorgänge im Retropharynx, Entzündun- 
gen der Rachenmandel. Die Häufigkeit von Entzündungen der 
Rachenmandel beziehungsweise der adenoiden Vegetationen ist 
noch immer nicht genügend bekannt. Ganz gewiß gilt dies für 
die akuten Erkrankungen. Noch immer gibt es- selbst erfahrene 
und pädiatrisch geschulte Kollegen, die die akute hochfieberhafte 
Adenoiditis nicht kennen und der Diagnose mit Unglauben und 
Ablehnung begegnen, wenn man einen scheinbaren Typhus oder 
eine Meningitis oder eine beginnende akut fieberhafte Tuberku- 
lose auf einen das Leben im allgemeinen nicht bedrohenden Ent- 
zündungsprozeß im Nasenrachenraum zurückführt, Noch immer 
auch gibt es Ärzte (und natürlich erst recht Patienten), die die 
subakuten und chronischen Katarrhe der Rachenmandel vernach- 
lässigen, wenn diese nicht so augenfällig sind, daß die operative 
Entfernung dringlich wird. Bei dieser Gelegenheit möchte ich 


‚daran erinnern, daß ebenso wie chronische Bronchitiden und 


Asthma auch Fälle von chronischer Sepsis, Bakteriämie, Rheuma- 
tismus, Endocarditis lenta und so fort, die vergeblich mit Quet- 
Schungen, Ausschälungen und ähnlichem mehr der Gaumenton- 
sillen behandelt wurden, auf einen chronischen Entzündungsprozeß 
im Nasenrachenraum zurückgehen, ein Prozeß, der freilich zu ge- 
ringfügig ist, um zur operativen Behandlung aufzufordern. 

Es ist klar, daß in allen solchen Fällen die Behandlung der 
Nasenschleimhaut nicht erfolgreich sein kann. So bin ich denn 
mit bestem Erfolge zur direkten Behandlung des Nasenrachen- 
raums geschritten, die ich mit Playfairsonde oder gebogener 
Pinzette in jedem Alter, auch im Säuglingsalter, ohne Schwierig- 
keiten vornehme, neben der selbstverständlich nieht vernach- 
lässigten Behandlung des Rachens selbst. 

. Behandelt werden in erster Linie jene ebenso häufigen wie 
langwierigen Fälle von chronischem „Rachenkatarrh“, mit 


und ohne begleitende Bronchitis, die auf alle interne Medikation, 


auf Gurgelungen, Schlucken von allen möglichen desinfizierenden 
Pastillen, Tabletten, Dragees und anderem mehr nicht besser 
reagieren als auf feuchte und trockene Inhalationen und auch 
gegen Rachenpinselungen refraktär sind, Fälle, die so lange die 
Eltern als tuberkuloseverdächtig geängstet haben und oft genug 
als Skrofulose und „Lungenspitzenkatarrh* gelten. 

Behandelt wurden ferner neben akuten auch chronische 
Entzündungen der adenoiden Wucherungen, 
Wucherungen, die unbedingt zu operieren waren, wo aber die 
Operation zunächst unterbleiben mußte, weil die Rachenmandel 
mit Infektionsmaterial überladen war und die Operation eine Aus- 
breitung der Entzündung zur Folge gehabt hätte. Hier besorgte 
die Pinselung eine Reinigung des Nasenrachenraumes und machte 
die adenoiden Vegetationen operationsreif. Behandelt wurden 
ferner Rezidive von Adenoiden nach der Operation. 

Insbesondere aber hatte ich gute Erfolge bei akuten 
Infektionen, die unter dem Sammelnamen „Grippe“ laufen 
und die, rechtzeitig in Behandlung genommen, meist nach wenigen 
Pinselungen zurückgingen. Dies ist das Gebiet, für das ich die 
direkte Behandlung des Nasenrachenraumes ganz besonders emp- 
fehlen möchte: die Bekämpfung all jener „Erkäl- 
tungskrankheiten“, all jener akuten Infektionen, 
die in den oberen Luftwegen beginnen und die so 
häufig epidemischen Charakter gewinnen(„grippale 
Infektionen“). Die aktive direkte Behandlung des Nasen- 
rachenraums sei deshalb insbesondere den Ärzten dringend emp- 
fohlen, die größere Menschenmengen ärztlich oder hygienisch zu 
versorgen haben, Militärärzte, Fabrikärzte und andere mehr. Bei 
Ausbruch einer Grippeepidemie möge der Militärarzt bei jedem 
leichtest Verdächtigen sofort und täglich die Schleimhaut des 
Rachens, des Nasenrachenraumes und der Nase mit der Pinselung 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. | 1289 - 


behandeln. Das gleiche gilt für jede andere Anhäufung von 
Menschen. Es gilt vor allem für die Säuglings- und Kin- 
derheime. Hier ist, so hoffe ich, die Pinselung berufen, die 
so häufigen „grippalen Infektionen“ mit ihrer starken Beein- 
trächtigung der Ernährungserfolge einzuschränken beziehungsweise 
zu unterdrücken samt ihren Folgeerscheinungen, den Pneumonien 
und Todesfällen.. Im Beginn der Erkrankung, bei der ersten Fieber- 
steigerung, beim leichtesten Schnupfen angewandt, gibt die Pin- 
selung die Hoffnung, die Erkrankung und damit die Epidemie zu 
ersticken. Ob prophylaktische Pinselungen von Wert sind, möchte 
ich weiteren Versuchen überlassen. Ein Feld hat die Anwendung 
der Lösung wohl bei der Bekämpfung der Diphtherie- 
bacillen träger. Ä 

Ich habe absichtlich vermieden, eine Rezeptvorschrift zu 
geben und möchte auch jetzt nur unter Vorbehalt das ursprüng- 
liche Rezept mitteilen. Ich betone ausdrücklich, daß je nach Lage 
des Falles, nach dem Grade und Zeitpunkt der Erkrankung, je 
nach Konstitution und Alter des Erkrankten und endlich je nach 
Geschmack des Verschreibenden die Rezeptur geändert werden 
kann und soll. ‘Statt des: 


Jodi puri ` 

Acid. carbol. a . . . 05 
Kali jodatì. . . . . 15 
Glycerin. . . . . . 15,0 
Aqua dest. ad . . . 100,0 


kann eine schwächere Carbol- oder auch Jodkonzentration gewählt 
werden, kann das Carbol ganz weggelassen werden (es scheint 
manchmal die Ursache von Reizzuständen zu sein). Es kann der 
Glycerinzusatz bei flüssigen oder trockenen Katarrhen, bei spröder 
und empfindlicher Schleimhaut gesteigert oder vermindert werden. 
Es können auch neue Zusammenstellungen gefunden werden. 


' Adrenalinzusatz hat mir in einigen Fällen gute Dienste getan. 


Auch Argentum (bei Keuchhusten bewährt und empfohlen) und 
Adrenalin-Cocainpinselungen für sich mögen ihre Liebhaber finden. 
Das ausgezeichnete Schnupfenmittel Supradroserin mag im Nasen- 
rachenraum ähnlich gute Wirkungen haben wie in der Nase. 

Ein Allheilmittel ist die Jodglycerinlösung nicht. Manche 
Schleimhaut verträgt sie vielleicht nicht, dann suche man ein 


‚anderes Präparat oder eine andere Zusammensetzung. Worauf ich 


hinweisen wollte, ist die direkte, örtliche Behandlung des Nasen- 
rachenraums bei akuten Infektionen. 

Zum Schluß möchte ich noch einmal darauf hinweisen, daß 
die Pinselung mittels der genannten Lösung vielleicht eine Zukunft 
in der Bekämpfung der Diphtheriebacillenträger hat. 


Die durch das Glycerin bedingte Tiefenwirkung des Desinfiziens 


läßt einen Erfolg erhoffen. Ich selbst bin, bei kleinem Material, 
mit Versuchen darüber beschäftigt. | | 


` 


Über einen Fall von hämorrhagischem Hodeninfarkt. 


Von 


“Dr. J. J. Stutzin, Berlin, 
Facharzt für Urologie und Chirurgie. 


Die Seltenheit und Eigentümlichkeit dieses Falles rechtfertigt 
seine Einzeldarstellung. | 


Es handelt sich um einen mir von Prof. Felix Pinkus (Berlin) 
überwiesenen Patienten, Dr. X. Y., 44 Jahre alt, Chemiker. Vor 19 Jahren 
zog er sich eine gonorrhoische Infektion zu und im Verlauf derselben 
eine Prostatitis. Er hat seitdem dauernd Beschwerden seitens der Vor- 
steherdrüse. Prof. Pinkus teilt mit, daß er selbst während einer 
8!/2 jährigen Beobachtung zwei solcher Attacken (von Prostatitis) ge- 
sehen habe, und zwar am 2. August 1916 und am 81. Mai 1919. Sie 
dauerten monatelang, die letztere ist noch nicht abgelaufen. Vor 
2!/ Jahren erneute gonorrhoische Infektion, . die aber schnell abheilte. 
Anfang Juli dieses Jahres entstand spontan eine linksseitige Neben- 
hodenentzündung, acht Tage später auch eine rechtsseitige. Während 


rechts der Prozeß zum Stillstand kam, nahm die linksseitige Serotal- 


hälfte an Umfang stetig zu. „Von Gonorrhöe, Lues, Tuberkulose nichts 
nachweisbar“ (Pinkus). Untersuchungsbefund am 20. August 1919: 
Die rechte Epididymitis ist vergrößert und zeigt besonders im Schwanz- 


“ teil derbe anscheinend fibröse Einlagerungen, rechter Hoden von normaler 


Größe und gut abgrenzbar. Die linksseitige Hodenhälfte etwa -gänse- 
eigroß, der Nebenhode ist mit Sicherkeit nicht durchzufühlen, der 
obere Teil der Geschwulst ist transparent. Es wird eine Hydrocele 


angenommen, die Annahme wird durch Punktion bestätigt. Das Punktat: 


ist nicht wie gewöhnlich hellgelb und durchsichtig, sondern gelblich 
trüb (Sediment enthält zahlreiche Leukocyten). — Die Untersuchung 


r Beschaffenheit wie das eber beschriebene Punktat. Die Vaginalis. 

ist stark entzündlic verändert. Auch die Oberfläche des’ Hodens zeigt 

an verschiedenen ‚Stellen entzündliche Auflagerungen. Der Hode selbst | der Hodensubstanz oder ein Infarkt innerhalb derselben. Die erste 
ist um ein Vielfaches vergrößert und prall gespannt. Er wird incidiert, Annahme trifft für diesen Fall nicht.zu, da erst nach Eröffnung 
stark injizierte Hodensubstanz quillt hervor. Aus der Tiefe derselben |: der Albuginea und Incision dureh die Hodensubstanz der mit 
kommen schwärzlich, gefärbte Koagula zum Vorschein. Die Ausräumung | plutigem Gerinnsel gefüllte Herd entdeckt worden ist. Es dürfte 
derselben ergibt eine Menge von. gut i 


zwei- Eßlöffel übelriechendem : Ze ee 2 i Ei 
schwarzbraunen Gerinnsel. Drainage des Hodens, Abtragung eines sich also um, einen hämorrhagischen Infarkt handeln. Die er 
größeren Stück 


f S KPEE Sa e cenie 
3 K z J, MT | i £ = F 
Eafit hapal s W a a me ee a ae a a a ee . 
ea 24 i j — 
Mi 2 | 3, 3 rl i l : o: 
E ROA LIE et 7 | 
BEREIT BER AiG wos | RT a, ee, 
fe : o APERA S | or Be E a A 0 ne | k a 
REAR i |) E Be , E | a eine x | 
Ey nia art i AY i į ; . Br , B i . - e . RAS `s 
Sd OI 1 ta -© 1290 > | ©- _ 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50.. > 14. Dezember. 
P AJ BC IN SR HAR MMM 
a Vi.) RR OAN URTEN C 3 a - ; . = Pig i ' l i u o ae 
pi = a r LA Ye - Ei |" o on : >. = l - P f , l | - ME 
2 a i e ft IN BELS -der Prostata ergibt ein verkleinertes, ‘aber derbes Gebilde mit einer | sind bisher im Verlauf einer Urethralinfektion meines Wissens nicht 
A, “ W i Fi Bi rer Einlagerung in der linken Hälfte. In der Harn- | beobachtet worden. Eine traumatische Ursache ist wohl auszuschließen, 
wW To: MARENE röhre befindet sich in der Höhe der Pars bulbosa eine Striktur mittleren | da der sehr intelligente und sich scharf beobachtende Patient ein 
OERA SORINE Kalibers. . Der Morgentropfen ist fast rein eitrig. _ — _ -- | vorhergegangenes Trauma absolut in Abrede stellt. Nach Rück- 
N | | EN ii Be Nee Lokalanästhesie die Hydrocele operiert. sprache mit. Herrn Próf. Bender, Prosektor: des Krankenhauses 
e nL ATEI Nach Eröffnung des Sackes entleert sich etwa 150 ccm Flüssigkeit von p | ee ie ja 
T ihai Ku. gleiche 
l r ` i en 


"Moabit, können zwei. Möglichkeiten angenommen werden, entweder 
eine. von der Epididymitis ausgehende Blutung mit Verdrängung 


en; Yu f es der Vaginalis und knappe Vernähung derselben um setzungsersoheinungen sprechen für ‚den Hinzutritt einer Infektion.. | 

is FETE SH Ji gl RN den Testikel (Koch er sche Methode). m= Der- Verlauf war durchaus f : Soweit ich mich. Ñterarisch orientieren konnte, habe ich 

OFALU? ma, PUS AERO IEA | günstig, die Wunde schloß sich schnell, die starken Beschwerden ließen | einen analogen Fall im Verlauf einer Urethritis gonorrhoica nicht 

N AR i h i In vollkommen nach, Patient kann ungestört seinem Beruf nachgehen. auffinden können. Jedenfalls zeigt auch dieser Fall, wie not-, 
eh | |||; NWOREEE Er = Die Frage nach der Ursache der intratestikulären Blutung | wendig. es unter Umständen ist, die gonorrhoischen Folge- 

3 |; í MR | Ki ul! il ist nicht leicht zu beantworten. Hämorrhagien in der Hodensubstanz | erscheinungen chirurgisch anzugehen. | 

` EN ke Gp ET V a o ia | | | u ee ni u ea ` ' 

Wt Lay ah RN Sa ie Gae s a na 

a A al ‚m | ‚Aus der Praxis für die Praxis. 9 = | Bu | 
i N u \ un I Ä a © Für den jungen Praktiker. o4 in New York unter 1000 verheirateten Männern 500 tripper- 
EL hen 1: 11 ANG | ka eek Sr, | | ‚| krank seien, 720 davon nicht geheilt würden, ihre Frauen ant- 

F Po MER | WE Ratschläge aus der Geburtshilfe. | steckten und daß so von fünf Frauen mindestens drei gonorrhoisch 

| ni h AR 1. Vi E S | | , Mon. | | ‚ | seien, waren diese Zahlen übertrieben, heute sind sie richtig, auch 
N > ,, Dr. Fuhrmann, Hebammen-Lebranstalt, Köln. auf dem Landen | 

we I | EEREN p pa A \ S | . (Fortsetzung aus Nr. 49.) . Um die Eigentümlichkeiten des weiblichen Trippers leicht 
SERRER U i Ka. a ` Die Gonorrhöe?). 3 > einzusehen, muß man wissen, daß der Gonokokkus das zarte 
en «Ra Daß es mit der weiblichen Gonorrhöe gegenüber der männ- | Epithel bevorzugt, also das -Cylinderepithel; auf Plattenepithel 

A a; hl. ->> lichen eine besondere Bewandtnis hat, geht schon daraus hervor, siedelt er sich nur an, solange es jung, das heißt zart ist. Platten- 
STREN: TACAN daß es gilt, Ausfluß aus den weiblichen Genitalien als gonor- epithel liegt im weiblichen Urogenitaltraktus nur innerhalb der 

ty ABB het IE | rhoiscehen zu erkennen und ihn zu unterscheiden von der ‚Scheide [eınschließlich Scheideneingang, Vulvat)]; auf allen übrigen ` 

m AH | © - ‚Absonderung nichtspecifischen, harmloseren, „katarrhalischen“ Schleimhäuten: Harnröhre, Cervix, Uterus, Tüben, Ovarien und. ° 
un: ya ee Charakters. Dem Ausfluß an sich kann man seinen Charakter Bauchfell liegt: Cylinderauskleidung. : "Tatsächlich erkranken alle 
ee i SHE | keineswegs ansehen. Wenn der Arzt den Ausfluß einer männ- 


Schleimhäute der weiblichen. Geschlechtsteile mit Ausnahme der 


DEI A I | lichen: Harnröhre, sei er dick, rahmig eitrig oder sei er dünn- derb ausgekleideten Scheide an Gonorrhöe; hier gilt. allerdings 


EEE N ci N gi I a ... flüssig, wäßrig, ‚als Tripper bezeichnet, so wird er 99 mal unter 
EX E I) ; TRAIS ie č 


wieder eine Ausnahme: die. Scheide von Kindern, ‚Obwohl also 
5 BER | EEN s 100 recht haben, weil eine entzündliche Erkrankung der männ- | die Übertragung und Niederlegung des Gonokokkus in die Scheide 
Be. ER lichen Harnröhrenschleimhaut in den allermeisten Fällen eben | (beim Beischlaf) stattfindet, erkrankt bei der Frau nicht der Or 
rw N durch Gonorrhöe. bewirkt wird. Anders bei der Frau. Bau und | der Einimpfung, sondern zuerst (wie beim Manne) die Harnröhre; 
R | | Funktion des weiblichen Geschlechtsapparats gefährden die Schleim- teils auch wohl durch direkte Aufimpfung vom Penis weg, größten- 
i eun AR | . haut in viel höherem Maße; schon der ungetrübte Ablauf der teils aber durch Überwanderung von der Scheide her. Von der 
ee vo physiologischen Tätigkeit der Schleimhaut beim Monats- und 


Scheide’ her wandert der Erreger auch in die Cervix; Blase und 
höhere Harnwege erkranken nicht. Und dabei bleibt es häufig: 
Lokalisation des Trippers in Harnröhre und Halskanal.. Und dabei 
würde es wohl auch bleiben, wenn- die Menstruation nicht. ware 
und das Wochenbett. Diese beiden: physiologischen Abläufe der 
weiblichen Geschlechtsteile verursachen -die bösesten Erkrankungen 
an Gonorrhöe, insofern, als während derselben der Schutzyer- 
schluß — der innere Muttermund hält als solcher die Gebär- 


Wochenfluß (Menses und Puerperium) öffnen: den Spaltpilzen so~- 
zusagen Tür und Tor. Kein Wunder, wenn die meisten Frauen, 
die mehrere Wochenbette durchgemacht haben, ihren Ausfluß 
haben und diesen Zustand als selbstverständlich hinnehmen, Da, 
ee N: wie gesagt, der schleimigen oder eitrigen Aussonderung der Cha- 
Be a st ` rakter nicht anzusehen ist, so kam es, daß man, we Bumm 

ee ' . sagt, „vielfach die Diagnose nach den Verhältnissen einzurichten 
Ra ES up pflegte und den Ausfluß bei einer öffentlichen Dirne als Tripper, 


mutterhöhle keimfrei — geöffnet ist- und Durch- und Aut- | 
San | - den Ausfluß bei einer anständigen Frau als Katarrh ansprach“, | wanderung der Trippererreger gestattet. Die Folge ist, well a 
u = Neißer schuf bier Wandel durch die Entdeckung des Gono- | Frau keine Puerpera ist, eine Endometritis gonorrhoica oder an 
os ai | . kokkus'im Jahre 1879. | | 


Metro-Endometritis gonorrhoiea; wenn die Befallene aber IM 
Wochenbett ist, so erleben wir ein -gonorrboisches Wochenbett- 
fieber (Endometritis puerperalis gonorrhoica) oder finden (schon 
-acht Tage nach der Entbindung, manchmal erst nach Wochen, 
Mönaten,.ja nach Jahren) Eileiteranschwellungen, die Gonòrrhôe- 
eiter enthalten (Pyosalpingitis gonorrhoica) oder eine umsehrieben® 
Beckenbauchfellentzündung. um die‘ abdominelle Tubenmündung 
'herum (Pelvioperitönitis gonorrhoica) oder eine allgemeine Bauch- 
fellentzündung (Peritonitis gonorrhoica) oder endlich eine Verg?” | 
sellschaftung zweier, mehrerer oder aller dieser Erkrankungen‘) 
Keiner dieser Zustände ist lebensgefährlich, aber sie verurteilen 
die Trägerin zu jahre-, ja lebenslangem Sieehtum und machen 
| aus einer blühenden Frau einen welken Krüppel: 


S | Seitdem hat der Arzt es in der Hand, sich über die Art 
A el . ` des Ausflusses bei der Frau: Sicherheit zu verschaffen, und seitdem 
we i bat sich unsere Stellung den Kranken gegenüber bedeutend ge- 
| | bei! - bessert, weil wir die erkannte Gonorrhöe der Heilung zuführen 
s SAI, und die gonorrhoische Wochenbetterkrankung, wenn sie auch noch 
so bös "aussieht, ja selbst wenn das Bauckfett in foto mit ein- 
bezogen ist, quoad vitam als harmlos erklären können. Voraus- 
Io: | setzung: Nachweis des Gonokokkus. Glücklicherweise ist die Dar- 
RIIAT EST, = stellung des Trippererregers sehr einfach und man wird sich des 
WENS | 'Vorteils, Klarheit in das Krankheitsbild zu bringen, auf keinen 
. Fall freiwillig begeben. Eine Unzahl verschleppter, von Arzt zu 
Arzt wandernder weiblicher Kranker mit :Ausfluß entpuppen sich 
als gonorrhoisch, ‚und die verzweifelt - hin- und hertappende Be- 

handlung gewinnt im. Augenblick, sicheren Boden. | 
- Freilich muß man es sich nicht verdrießen lässen, jeden 
Ausfluß zu untersuchen, auch als Landarzt. Als Noeg gerath 
im Jahre 1872 in seinem aufsehenerregenden Buche?) schrieb, daß 

1) yóvoş = Samen, “gw = fließe, also Samenfluß. 

2) Noeggerath, Die latente Gonorrhöe im weiblichen 


Ge- 
‚schlecht. Bonn 1872. Noeggerath stellt die Dia; 
Kenntnis ‚des Gonokokkus ie ie Diagnose .noch ohne 


was ja, wie obe Re „On 
erheblichen Irrtümer gibt. ` i ben gesagt, bei Männern keine 


1) Vulva = Hülle: ei entlich dur denans Teil der äußeren wel" 
lichen Geschlechtsörgane, Elche man bei ‚geschlossener Schamspah? 
sieht, also: Mons pubis und Labia maiora; das Wort wird aber © 


gebraucht für den Gesamtabschnitt,: der- außerhalb des Hymens 
Vestibulum (= Vorhof) vaginae ist der zwischen den kleinen c 
lippen gelegene Raum. E Be n? 


2) Der Eierstock-an sich scheint specifisch gonorrhoiseh un 
zu erkranken; aber er beteiligt sich durch Verklebungen mit 5 


Umgebung, z. B. mit dem Wurmfortsatz, so eine Appendicitis 1 
täuschend. - wer A 


14. Dezember. 


Eine besondere Eigentümlichkeit der weiblichen Gonorrhöe 
bedarf der besonderen Erwähnung; das ist die gonorrhoische Er- 
krankung der Bartholinschen‘) Drüsen, doppelseitig, seltener eìn- 
seitig, mit Vorliebe abscedierend, sowie der Paraurethraldrüsen?), 
die in gleicher Weise erkranken; die spitzen Kondylome °) sind — 
ohne Gonokokkenbefund anderwärts — nicht beweisend für Go- 
norrhöe, haben aber doch allermeistens — neben Unsauberkeit — 
ihren Ursprung in Gonorrhöe, besonders gern bei Schwangeren; 
dasselbe gilt für die „Reibeisenscheide“, die Kolpitis granulosa. 
Tripperkranke Gebärende können den Gonokokkus übertragen so- 
wobl auf die Augenbindehaut (Conjunctivitis gonorrhoica sive 
Blennorrhoe‘) neonatorum) als auch auf die kindliche Scheide, 
während des Geburtsaktes oder später. Die Vulvovaginitis in- 
fantum entsteht auch durch Wäscheübertragung (Stuprum!). 


Die Darstellung des Gonokokkus ist auch für 
den Praktiker auf dem Lande einfach. Das entnommene (siehe 
unten) Material wird auf den Objektträger dünn verstrichen, durch 
Anwärmen über der Spiritusflamme (oder auf der Ofenplatte) ge- 
trocknet und fixiert und mit Methylenblau gefärbt. 

Die Färbung: In ein Reagensglas voll destillierten (oder 
auch gewöhnlichen) Wassers gibt man ein bis zwei Tropfen Me- 
thylenblaulösung®), mischt, und bedeckt dann den Objektträger 
mit solcher Mischung. Nach einer Minute gießt man ab, trocknet 
mit Filtrierpapier sorgfältig, sodaß keine Spur Feuchtigkeit mehr 
zurückbleibt, bringt ein Tröpfehen Cedernöl auf das Glas und 
stellt die Immersiopslinse ein. Betrachtung bei Tageslicht mit ganz 
geöffneter Irisblende, Plan- (nicht Konvex-) Spiegel und ganz an 
den Objekttisch herangeschraubtem Beleuchtungsapparat bei ein- 
gesetztem Kondensor; bei künstlichem Licht, Quelle näher als 
6 m, sei die Anordnung die gleiche, aber der Abbesche Beleuch- 
tungsapparat wird so weit herabgeschraubt, daß man ein Bild 
der Lichtquelle in der Objektivlinse erhält. Schwachvergrößernde, 
das heißt lichtstarke Okulare benutzen (niedere Num- 
mern). 

= So behandeltes gonorrhoisches Sekret zeigt dann nicht nur 
die kaffeebohnen- oder semmelähnlichen blauen Kokken, sondern 
läßt sogar einen Schluß zu auf das Stadium der Erkrankung. 
Nämlich akuter Tripper zeigt die Gonokokken innerhalb der 
Eiterzelle, intracellulär, chronischer Tripper, in Häufchen 
extracellulär. 

Dies Verfahren gibt in der Mehrzahl der Fälle die gesuchte 
Aufklärung. Aber man muß die unbequeme Wahrheit kennen, 
daß es manchmal im Zweifel läßt. 

Einmal gibt es in der Urethra Doppelkokken, die nach Form 
und Lagerung sich wie Gonokokken verhalten, obne es zu sein. 
Glücklicherweise sind sie grampositiv‘) Zum andern ge- 


1) Nicht Bartholinische Drüsen; der Ausführungsgang mündet 
an der Innenseite der kleinen Schamlippe, etwa an der Grenze zwischen 
mittlerem und hinterem Drittel, und zwar an der Außenseite der Ca- 
vunculae hymenales. Die Drüsen heißen auch Glandulae vestibulares 
maiores zum Unterschied von -den?) Glandulae vestibulares minores, 
deren Ausführungsgänge, auch je in der Einzahl, beiderseits neben 
der Harnröhre ausmünden. Gewöhnlich heißen sie deswegen Para- 
urethraldrüsen. - | 

3) sdvöog = rund; #dvöviog = Gelenkkopf. 

4) BAEvva = Schleim. 

5) Methylenblaulösung bereitet man sich, indem in ein braunes 
Glas voll absoluten Alkohol so viel des blauen Pulvers geschüttet wird, 
daß sich nicht alles löst, sondern ein Überschuß davon am Boden 
bleibt. Diese Stammlösung ist unbegrenzt haltbar. Bequemer 
und nicht teuerer kommt man weg, wenn man die fertige Stamm- 
lösung bezieht von Dr. Grüblers Laboratorium in Leipzig. 

....% Die Gramsche Färbung ist leider umständlicher und verläuft 
wie folgt: | 
‚ 1. Färbung mit Anilinwassergentianaviolettlösung (jedesmal frisch 
bereitet) zwei Minuten, wenn möglich unter Erwärmung. 

Bereitung: Die Kuppe eines Reagenzglases gefüllt mit 

Anilinöl; darüber drei Viertel des Glases mit Wasser ge- 
füllt, schütteln, durch angefeuchtetes Filtrierpapier so lange 
laufen lassen, bis Öltröpfchen nicht mehr sichtbar sind; 
dazugießen eine Reagenzglaskuppe voll Gentianaviolett- 
lösung (bei Dr. Grübler, Leipzig) „bis zur beginnenden 
Häutchenbildung“. | 

2. Trocknen zwischen Filtrierpapier. 

3. Mit Jodjodkalilösung bedecken ein bis zwei Minuten (Jod 1,0, 
Jodkali 2,0, Aqua destillata 300,0). 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 1291 


—_ (— — —„„ (OO m , — —„  — —  — , , — —,—_—_ _——— ———C——_|_—————zZzZzJ3JZ ZZ [Zn mann 7911 


deihen auch in der Scheide und im Mastdarm (von wo aus leicht | 


in die Scheide geratend) Doppelkokken, die sich auch färberisch 


nicht mehr vom Gonokokkus unterscheiden lassen, das heißt auch 


gramnegativ sind. Um in diesen selteneren, schwierig zu ent- 
scheidenden Fällen zur Gewißheit und -zur Richtschnur für die 
Behandlung zu kommen, muß man abgenommenes Material (recht 
feucht, da der Neißerkokkus gegen Austrocknung sehr empfind- 
lich) an eine bakteriologische Anstalt zwecks Kulturverfahren 
(auf Blut- oder Aseitesagar) einsenden. Man ersucht die Anstalt 
um Zusendung eigens gefertigter Abnahme- und Senderöhrchen. 

Das mikroskopische Bild findet man selten oder nie so klar 
und undeutig, wie man es von Kursen her in Erinnerung hat oder 
in Büchern sieht, weil zu Lehrzwecken meist Ausstriche aus Gono- 
kokkenkulturen gebracht werden; Praxisbilder zeigen ein 
Sammelsurium von Keimen, eine „Mischinfektion“; schadet nichts: 
das Ausschlaggebende für Diagnose, Therapie und Prognose ist 
der Gonokokkus. | | 

-Die Behandlung der Gonorrhöe des Weibes 
braucht sich hinsichtlich der Medikamente nicht zu unterscheiden 
von derjenigen des Mannes. Das ist für den Landarzt ein Vorteil 
und er fährt dabei nicht schlechter als der Facharzt für Geschlechts- 
krankheiten. Zumal die Behandlung der Gonorrhöe Schwan- 
gerer ist einfach, weil sich besondere und eingreifende Maß- 
nahmen durch den Zustand der Kranken von selbst verbieten. 

Mit Sitzbädern kann man auskommen; je. nach der Heftig- 
keit der Erscheinungen (Ausfluß grüngelben Eiters, Brennen, Jucken, 
Wundgefühl) tägliches oder selteneres, eine halbe bis eine Stunde 
dauerndes, 35° warmes Sitzbad mit Zusatz einer Handvoll Ka- 
millen oder Viehsalz; nachträgliche sorgfältige Abtrocknung und 
Einfettung mit aufgekochtem Olivenöl (Fett läßt sich zu schwer 
keimfrei machen!). i 

Scheint eine specifische Behandlung erwünscht, so kann es 
sich nur um Scheidenspülungen handeln; von Scheidenspülungen, 
die sich die Frauen zu kurativen Zwecken selbst verabfolgen, halte 
ich nichts und bei Schwangeren sind sie geradezu gefährlich. Sie 
zeigen einen Weg, der zu leicht auf einen Abweg führen kann. 
Man lasse sie zweimal wöchentlich in die Sprechstunde kommen 
oder spüle in der Wohnung auf dem Querbett mit 2 1 (Irrigator, 
Schlauch und Rohr zu Hause ausgekocht und in sterilem Lein- 
wandsäckchen mitgeführt) 0,5- bis 2°/,iger Protargol!)-Lösung unter 
geringem Druck, körperwarm die Scheide, den Scheideneingang, 
die Harnröhrenmündung. Die Technik der Scheidenspülung ver- 
läuft so, daß die mit Protargollösung angefüllte Scheide mittels 
der Labien für kurze Zeit verschlossen wird; ablaufen lassen, 
wieder füllen usf. Eleganter ist die Entfaltung mittels Platten- 
speculis (die vordere Platte hält die Patientin, der Irrigator ist an 
der Wand befestigt) oder durch Röhrenspeculum. 

Zum Schluß der Prozedur kann man in die Harnröhre ein 
Protargolstäbchen (6°/,ig) (Apotheker Windrath, Hamburg; Noffke & 
Co., Berlin, Yorkstraße) einschieben und dort belassen. Scheiden- 
drüsenabscesse behandelt man chirurgisch. (Schluß folgt.) 


4. Mit absolutem Alkohol bespülen, bis ‚keine Farbstoffwolken. 


mehr abgehen, zirka 20 Sekunden. 

5. Nachfärben in Carbolfuchsin (1:4). 

6. Wasserspülen, trocknen. | 

Um sich den Begriff „grampositiv“ und gramnegativ“ ein für 
allemal klarzumachen, muß man wissen: die Färbung mit i. bis 3. färbt 
das ganze Präparat (Bakterien, Leukocyten, Epithelien, alle Kerne, nur 
nicht Erythrocyten) dunkelblau. Die Behandlung mit 4. absolutem 
Alkohol entfärbt das ganze Präparat‘ wieder; aber die gram- 
positiven Bakterien haben den blauen Farbstoff behalten; die 
gramnegativen haben ihn abgegeben. Färbt man jetzt nach mit 5, 
rotem Carbolfuchsin, so färbt sich alles Entfärbte rot, alles noch 
G e färbte bleibt blau. | | 

Grampositiv blau sind: Strepto-, Staphylokokken, Tuberkel-, 
Diphtheriebacillen; gramnegativ (rot) sind: Gonokokkus, Bacterium coli, 
Typhus, Cholera, Influenza. 


1) Das Protargol (Argentum proteinicum, Albumosesilber mit 


8% Silber) kann man als braungelbes, leicht in Wasser lösliches Pulver, 
abgewogen zu 1⁄2 g, in braunem Glase mit sich führen und die Lösung 
am Patientenbett bereiten. Dieses organische Silberpräparat ist ge- 
eigneter als das anorganische Argentum nitricum, weil letzteres mit 
den eiweißhaltigen Sekreten der Gewebe (Schleim, Eiter) unlösliche 
Verbindungen eingeht und dann nicht mehr wirkt. Das löslich bleibende 


Protargol und die anderen Eiweißverbindungen des Silbers (Albargin, 


Argentamin, Argonin, Argyrol, Largin, Sophol usw.) dringen deswegen 
auch in die Tiefe, zwischen die Epithelspalten. | 


V- 
| TER, 
ol 
| aA PES 
Br Te 
di į me. 
(EE E 4 
! ee | Tr 
T qho Cei 
e eE E N A 
! = u F 
kopra ya 
F en e 
eoat BEE a 
' 4 | al; a £ 
y p! en 
er fa; ee, 
f Sn i Jat“ 
' aa 
zi 
ee 
WERNER 
r? $ Ban ragt 
n B | 
u ee Fu 
. a ch 
. $ ER ESE $ 
\ ERS lo WAE f) 
Mayot w } 
FE ET 
l: TE N l 
' inin! U -7 
7 yo K A) ~ 
£ 4 je 
ER ch 
-+ u $ \ 
Ba 
á Ur. Be, 
a br, vi. 
Be LE ER an 
ka a I 
en 
E 
.” i} 
y L” 


` 


betrifft einen 36jäbrigen Mann, der kein Zeichen eines Klappen- 
Liegen 37 Schläge. Das'Elektrokardiogramm ergab eine regelrechte. 
aus, so traten einzelne ventrikuläre oder atrioventrikuläre Extra-. 


Bradykardie ist nieht ‘nachzuweisen. Der zweite Kranke, ein 
| 33jähriger Mann, "hatte eine Mitralinsuffizienz mit leichter Kom- 


‚S-Zacke nichts Abnormes, also wieder ein Fall von Sinusbrady- 


wickelt sich eine starke Diurese, die Kompensation wird wieder 


qualität und steigert dann die Pulszahl aut 80. Eine Erklärung 


` will von hypothetischen Deutungen hier absehen, aber der Fall 


. (176 mm Hg. nach Riva-Rocei) und entsprechenden Zeichen links- 


und Winterberg beobachtet worden. 


elstörungen ist uns 
‚, bekannt beim Myxödem. So berichtet Aßmann über einen 


- . ‚Objektiv fand sich gedunsenes Gesicht, wulstige Schwellung der 


langsame Sprache, starke Cyanose der. Ohren und Wangen, gelbliche 
'  Herzfehlerfarbe. Temperatur erniedrigt 35,2 bis 34,4, Blutdruck 


=, yat 

et 
‚dr ta -7 
' vr 


A EE H 
-e , . - 


1919 — MEDIZINISOHE:KLINIK — N... 4. 


Referatentel. 
Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolti, Berlin 
 Sammelreferate. 


ER Digitalis, Theocin und Theobromin waren ohne irgend- 
Neuere Arbeiten auf dem Gebiet.der Herz- und Gefäßkrankheiten. 


- Von E. Edens. t 


Störungen der Schlagfolge des Herzens, dies an schwierigen 
Problemen reiche Gebiet, ist in einer ganzen Reihe neuer: Ver- 
öffentlichungen bearbeitet worden. Wir wenden unsere Aufmerk- 
samkeit zunächst den Bradykardien zu. Aus den Mitteilungen 
einiger bemerkenswerter Fälle von Hecht ent- 
nehme ich drei Fälle von hochgradiger Sinusbradykardie. Der erste 


lich 0,1 drei Wochen lang) zu. einer. völligen Wiederherstellung 
. der normalen Verhältnisse: Puls 70 bis.80, Temperatur 36,5 bis 
37°, Blutdruck 125 mm Hg. Das .Orthodiagramm ging auf die 


abnahm. Vier ähnliche Beobachtungen werden von Zondek 
‚beschrieben. Es handelte sich um Männer zwischen 45 und 
55 Jahren. mit allen Zeichen des Myxödems. Sie zeigten eben- 
falls eine erhebliche Herzyergrößerung; in dem am stärksten aus- 


fehlers, ein normales Orthodiagramm und Elektrokardiogramm dar- een | a 
bot; er klagt seit zehn Jahren über Herzbeschwerden, die sich bei | der Behandlung kleine T-Zacke, P -fehlte ganz, während nach 
der militärischen Ausbildung steigerten. Puls im Stehen 44, im | der Behandlung, ein normales Bild nachzuweisen war.. Der Blut- 
Schlagfolge der einzelnen Herzabschnitte, also eine Sinusbrady- 
kardie, mit respiratorischen Schwankungen. Blieb einmal der nor- | 7.7 >, ; ne 

male Reiz unter der Atemeinwirkung länger als zwei Sekunden die wichtigsten Arbeiten in dieser Fr 
d. Gegenw. 1918, H. 1/2. 


age findet man in der Ther. 
systolen auf, einmal war auch eine Störung. der Reizleitung 


| Die ventrikulären Tachykardien haben eine 
zwischen Vorhof und Kammer festzustellen. Ein Grund für die 
extreme Form.dieser Herzstörung, das sogenannte Kammerflimmern, 


SE N _ mit Wahrscheinlichkeit den Todesfällen durch Starkstrom zugrunde 
‚pensationsstörung, mäßige Vergrößerung des Herzens, keine Ödeme, 


Puls 45 im Stehen. Im Elektrokardiogramm außer -einer tiefen 


über ‚Extrasystolie der Kammern. besprochen, da an solchen leieh- 
teren Fällen die grundlegenden Bèdingungen für eine Erregbar- 
keitssteigerung der Kammern und. ihre“Behandlung klinisch ge- 
prüft werden können, während bei Starkstromunfällen der schnelle 
Tod bis jetzt immer der ärztlichen, Tätigkeit zuvorgekommen ist. 
Über einen Fall von ventrikulärer Extrasystolie 
mit paroxysmalen Anfällen von Kammerautomatie 
und deren therapeutische. Beeinflussung be 
richten Hecht und Zweig. Bei einem. 36jährigen Bauern, der 
eine geringe Vergrößerung des Herzens nach links ohne. Klappen- 
fehler und Blutdruckerhöhung hatte, wurden- über dem Herzen 
und am Puls Zwillings- und Drillingsschläge- (Bigeminie und Tri- 
‚geminie) abwechselnd. -mit größeren Gruppen -von regelmäßigen 
rascheren (115 in der Minute) Schlägen beobachtet, -Das Elektro 
kardiogramm zeigte, daß die Bigeminie und Trigeminie.durch eme. 
oder zwei ventrikuläre Exträsystolen nach jeder” rechtläufigen 
Systole hervorgerufen wurden; die Gruppen von raschen Schlägen 
'beruhten auf gehäuften ventrikulären Extrasystolen. Alle, Extra- 
systolen boten den linksseitigen, apikalen Typus, ‘jedoeh. unter- 
schied sich bei der Trigeminie die erste von der. zweiten Extra- 


kardie ohne besondere Ursache. Nach 11/4 mg Atropin Steigerung 
der Pulszahl auf 60, im weiteren Verlauf akute Herzschwäche 
mit mächtigen Ödemen, Auf 0,6 mg Strophanthin sinkt der Puls. 
auf 40, wird aber kräftiger. Unter Digitalis und Diuretin ent- 


hergestellt, dabei steigt der Puls innerhalb weniger Tage auf. 80. 
Der Fall ist besonders deshalb. interessant, weil er allen herge- 
brachten Regeln ins Gesicht schlägt:. obwohl durch Atropin die 
Pulszahl auf.ihre Optimalfrequenz gebracht wird, tritt eine bedroh- 
liche Verschlechterung. der Herztätigkeit ein; Digitalis senkt darauf 
wieder die Pulszahl unter‘ die Norm, unter Besserung der Puls- 


‚dieses sonderbaren Verhaltens gibt Hecht nicht, auch Referent 


— das sei doch hervorgehoben — beweist einmal wieder, daß die 
Wirkung der Digitalis vor allem von der individuellen Einstellung. 
des Patienten abhängt, man lernt eben bei diesem Mittel nie aus). 
Der dritte Kranke, ein 38jähriger Mann mit Blutdrucksteigerung 


seitiger Herzhypertrophie im Orthodiagramm, hatte einen Puls 
zwischen 52 und 40, hin und wieder stark unregelmäßig. Im 
Elektrokardiogramm, zum mindesten zeitweilig, eine sinusauricu- 
läre Leitungsstörung. Nach körperlicher Anstrengung betrug die 
Pulszahl zwischen 50 und 60 und war regelmäßig. `Atropin- 
(1,25 mg) führte zu einer atrioventrikulären Automatie, bei der die 
P-Zacke bald vor, bald nach der R-Zacke auftrat (Wandern des 
Ursprungsreizes im Atrioventrikularknoten). Extrasystolen, eben- 
falls atrioventrikulären. Ursprungs, bewirkten, daß sich der nor- 
male Rhythmus wieder einstellte. Diese Hemmungswirkung von 
Extrasystolen ist auch im Tierexperiment von Rothberger 


‚rechtläufige Systolen fehlten, so fand also: ein Alternieren - F 
Formen statt. Nach dem Vorschlage von Kaufmann: erhielt 
der Kranke Physostigmin mit Strophanthus nach folgender Torma: 

- R. Physostigmin. salicyl. 0,02, Tinet. Strophanthi 10,0, MDS. dreim: 
täglich zehn Tropfen, jedoch. ohne rechten Erfolg. _Strophanthiß 
(0,6 mg) intravenös führte. sofort zu einer länger dauernden vei 
trikulären Tachykardie, wirkte- also zweifellos ungünstig, Die 
günstigen Erfolge Wenckebachs mit Chinin bei - 

"hofflimmern veranlaßten nun die Verfasser, 1 g_ Chivin. 9 
sulfuric. in 5 ccm 10 %iger NaCl-Lösung intravenös ZU en 

‚Darauf trat.sofort eine regelmäßige Sinusschlagfolge auf, 2, 
vorher: bei dem Patienten nie beobachtet worden war, aber 5 : 
nach 22 Minuten stellte sich wieder :die alte Bigeminle e 

Hecht und Zweig glauben auf Gründ dieses Falles his 

schweren paroxysmalen- Tachykardien' einen ‚Versuch mit 0, a 
1,0 Chinin intravenös empfehlen zu können. Die innere Ver 
reichung von Chinin blieb bei dem Patienten erfolglos. 

. Wenn wir jetzt zum Kammerflimmern übergeben, © 

' beanspruchen zwei Arbeiten von Boruttau unsere Auimerksar 
keit. Die erste bringt diè experimentellen Grundlagen des Ps 

„Über das Kammerflimmern des überlebent® 
Warmblüterherzens und seine Be | i 
Ein Beitrag zur Rettungsfrage bei Starksin ch 
unfällen.“ Daß die Mehrzahl der tödlichen Unfälle De 
Starkstrom auf Herzkammerflimmern beruht, ist zuerst von t 


Eine Bradykardie als Folge von Stoffwechselstt 
' 20jäbrigen Offizier mit einem Puls von 50 Schlägen in der Minute. 
Bei dem Patienten war im Laufe von einigen Monaten Gedanken- 
schwund, Abnahme der Sinnesfunktionen, besonders des Gehörs, 
große Müdigkeit und allgemeine Leistungsunfähgkeit aufgetreten, 


Augenlider und Oberlippe, trockene schilfernde Haut, auffallend 


zwischen 95 und 100 mm Hg. Die Herztöne waren rein. Das 


1) Das zeigen auch die interessanten Beobachtungen We isers: 
„Über paradoxe Digitaliswirkungen“ in Nr. 16 dieser Zeitschrift, 


14. Dezember. . 


Orthodiagramm ergab: eine starke Herzverbreiterung nach rechts 
und links, 


TE, Cous Caa a- aii 


welchen Einfluß, . dagegen führte Thyreoidin Merck (dreimal täg- ` 


regelrechte Größe zurück, wobei L um 3,2 cm und Tr um 4,0cm | 


gesprochenen Falle betrug der "Transversaldurchmesser 19,7 em = 
‚(normal 12,1 bis 12,9), nach achtwöchiger Thyreoidinbehandlung':- 
maß er nur noch 14cm. Das Blektrokardiogramm zeigte vor 


druck lag zwischen 100 und 120 mm Hg und wurde durch das 
Thyreoidin nicht beeinflußt.‘ An die Bradykardie bei der Ödem- 
krankheit kann "hier nur erinnert werden. Eine Übersicht über 


erhöhte praktische Bedeutung gewonnen, seitdem wir wissen, daß die 


liegt. Bevor wir auf diese letzte Frage eingehen, sei eine Beobachtung 


systole durch eine geringe, aber konstante Abweichung der Form; 
bei der .ventrikulären Tachykardie herrschte dasselbe Bild, da hier. 


einflussuße `. 


a Zu .” 


14. Dezember. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. | 1293 


hd 


vost und Battalli angegeben worden; sie fanden auch schon, 
daß ein Wechselstrom von niedriger Frequenz und mittlerer 
Spannung und Intensität am gefährlichsten ist. Hochfrequenz- 
ströme sind ungefährlich und hochgespannte Wechselströme konnten 
sogar das flimmernde Herz im Tierexperiment wieder zur rhythmi- 
schen Tätigkeit zurückführen. Calcium in der Durchströmungs- 


flüssigkeit begünstigt Kammerflimmern, Chlorkalium wirkt ihm 


entgegen. Da aber die Kalisalze bei stärkerer Einwirkung die 
Erregbarkeit des Herzens dauernd vernichten, so sind ihrer An- 
wendung enge Schranken gesetzt. Calciumfreie Durchströmungs- 
flüssigkeit setzt, wie hiernach zu erwarten, die Neigung zum 


“Kammerflimmern herab, in derselben Weise wirkt Zusatz von 


Barium oder Strontium. Für das Flimmern der Vorhöfe ist von 
Rothberger und Winterberg nachgewiesen worden, daß 


- Vagusreizung, sei es auf elektrischem Wege oder durch Medi- 


kamente, wie Pilocarpin, Nicotin, Muscarin, Physostigmin, das 
‚Flimmern begünstigt, während vaguslähmende Mittel, wie Atropin 
und Curare, entgegefifesetzt wirken. Da Digitalis den Vagus 
reizt und Coffein die Erregbarkeit des Herzens steigert, so kommen 
diese .beiden wichtigsten Herzmittel für die Behandlung des 
Kammerflimmerns nicht in Betracht, obwohl” Boruttau 
keinen wesentlichen Einfluß der beiden Medikamente auf das 
Kammerflimmern nachweisen konnte. Unbedingt zu verwerfen ist 
Adrenin (Adrenalin, Suprarenin, auch das Hypophysin gehört hier- 
her), da dieses stark erregend auf die Kammerautomatie wirkt, 
und dementsprechend auch das Kammerflimmern deutlich ver- 
stärkt. Dagegen hatte einen günstigen Einfluß Durchspülung des 
Herzens mit campherhaltiger Lösung. In seiner zweiten Arbeit 
geht Boruttau auf die praktische Frage der Wiederbe- 
lebung bei Herzkammerflimmern ein, mit be- 
sonderer Rücksicht auf Narkose- und Stark- 
stromunfälle. Nach den bisher vorliegenden Erfahrungen, 
die in H.E.Herings Buch über den Sekundenherztod zusammen- 
gestellt sind, ist auch der Herztod in Narkose auf Kammer- 
flimmern zu beziehen. Dadurch gewinnt diese Erscheinung und 
ihre Behandlung natürlich ein gesteigertes praktisches Interesse, 
Die künstliche Atmung allein genügt zur Wiederbelebung nicht, 
wie leicht zu verstehen, da es sich um ein primäres Versagen der 
Herztätigkeit handelt. Die im Tierexperiment mit einem gewissen 
Erfolg angewandte Infusion großer Mengen Ringerlösung in die 
Carotis, kombiniert mit Herzmassage, ist ein kompliziertes Ver- 
fahren und bedenklich wegen der Erzeugung der gewaltigen künst- 
lichen Plethora. Als aussichtsreichste Methode erscheint demnach 
noch die intrakardiale Injektion einer geeigneten Lösung mit sub- 
diaphragmatischer Herzmassage. Boruttau empfiehlt deshalb, 
in den Operationssälen der in Betracht kommenden Betriebe 
Rettungskästen mit folgendem Inhalt bereit zu halten: Eine sterile 
Injektionsspritze von 20 bis 50 cem mit 8 em langer, dünner 
Hohlnadel; zugeschmolzene Glasphiolen mit je 50 ccm steriler 
Lösung, die 9 g Chlornatrium und 0,4 g Chlorkalium auf den 
Liter destillierten Wassers enthalten und durch Schütteln mit 
gepulvertem Campher und Filtration camphergesättigt ist. Die 


Injektion soll in die linke Herzkammer, und sobald wie irgend: 


möglich erfolgen; daneben künstliche Atmung mit ‚Sauerstoff- 


zufuhr. Sehr viel wichtiger als diese Maßnahmen zur Wieder- 


belebung, die ihre Leistungsfähigkeit erst noch zu beweisen haben, 
ist natürlich die Verhütung des Kammerflimmerns. Bei An- 
wendung von Sinusströmen hat man deshalb nach 
Christen die Elektroden so anzulegen, daß niemals starke 
Stromschleifen durch das Herz gehen können. Dabei ist zu be- 
denken, daß die Blutbahnen, besonders die großen Gefäße, dem 
elektrischen Strom den geringsten Widerstand bieten, also ge- 
wissermaßen als Stromleiter dienen. Wie leicht Todesfälle gleich- 
wohl zustande kommen können, beweist eine Beobachtung von 
Meinhold, der einen Herztod erlebte, als die eine Elektrode 
von der rechten auf die linke Wange gesetzt wurde. Bei dem 
zweifelhaften therapeutischen Wert des Sinusstromes wird man 
deshalb am besten tun, auf seine Anwendung zu verzichten. 

Das Vorhofflimmern ist uns seit zehn Jahren als Grund- 
lage des klinischen Bildes der Arhythmia perpetua eine wohlbekannte 
Erscheinung. Wenckebach machte als erster die Beobachtung, 
daß es in einzelnen Fällen durch größere Chiningaben (1 g) be- 
seitigt werden kann. Es lag nahe, in hartnäckigen Fällen einmal 
die intravenöse Anwendung zu versuchen. Ein solcher Versuch 
liegt vor von Hecht: Zwei Fälle von Vorhofflimmern 
mit intravenösen Chinininjektionen behandelt 
(nebst Mitteilung anderer therapeutischer Ver- 


\ 


suche). Bei einem 31 jährigen Schlosser mit Herzverbreiterung 
(Mitralfehler?) und Stauungserscheinungen bestand grobwelliges 
Flimmern. Chinin innerlich (dreimal täglich 0,5 g) blieb ohne Er- 
folg; darauf werden intravenös 0,4, 0,8 und zuletzt 1 g gegeben. 
Der Puls stieg nach 0,3 auf 100, nach 1 g auf 150 Schläge, ging 
jedoch nach wenigen Minuten auf 60 bis 70 zurück; es trat grob- 
welliges Flattern des Vorhofes, aber keine regelrechte Tätigkeit 
ein. Strophanthin, 0,6 und 1 mg intravenös, verlangsamte die 
Kammertätigkeit, das Flimmern wurde vielleicht etwas kleinwelliger. 
Strychninum nitricum beruhigte in der Dosis von 0,25 und 0,6 mg 
die Vorhofstätigkeit etwas, 1 mg blieb ohne nachweisbare Wirkung. 
Nach 0,02 Morphium intravenös stellte sich allgemeines Übel- 
befinden ein, das Flimmern wurde sehr schwach und kleinwellig. 
Der zweite Kranke (46 Jahre alt mit Herzvergrößerung) bekam nach 
í g Chinin intravenös eine Pulsbeschleunigung von 150 Schlägen 
und einen Kollaps. Physostigmin mit Strophanthin innerlich ge- 
geben hatte keine wesentliche Wirkung. Die intravenöse Chinin- 
behandlung scheint sich danach nur für bestimmte Fälle zu eignen, 
wahrscheinlich für solche, bei denen das Flimmern erst kurze 
Zeit besteht. Im Anschluß hieran möge kurz der Wirkung intra- 
venöser Chinininjektionen bei Malariakranken 
gedacht werden. Hecht und Matko haben darüber Erfahrungen 
gesammelt. Nach Gaben von 0,5 bis 1,2 g Chinin. bisulfuricum 
tritt Pulsbeschleunigung ein, die unter 13 Kranken als höchste 
Zahl 128 aufwies, Die P- und R-Zacke des Elektrokardiogramms 
nehmen an Größe zu, die T-Zacke ab. Die Venenpulsschreibung 
führte zu keinen sicheren Ergebnissen. Der Blutdruck sank in 
allen Fällen, einmal um 60 cm H,O, dabei Schwindel, kalter 
Schweiß, kleiner Puls, also Kollapserscheinungen. Nach einer 
Viertelstunde sind die eirculatorischen Erscheinungen wieder ausge- 
glichen. Das Orthodiagramm bot keine Veränderungen. Bessere 
Erfolge, was die Beseitigung des Flimmerzustandes betrifft, als 
mit Chinin hatte Frey mit Chinidin. Er konnte etwa in der 
Hälfte der Fälle das Flimmern durch dies Mittel beseitigen, jedoch 
pflegt die Wirkung nur vorübergehend zu sein. Die Hoffnung, 
durch die Beseitigung des Flimmerns auch die Kreislaufinsuffizienz, 
wo eine solche vorhanden war, zu beheben oder zu bessern, erfüllte 
sich nur in einem Fall. Bei zwei Kranken traten schwere Kollaps- 
zustände mit cerebralen Lähmungserscheinungen auf, sodaß nur 
durch künstliche Atmung die bedrohliche Lage überwunden werden 
konnte. Frey glaubt, daß es sich um eine Überempfindlichkeit 
der Kranken gegen Chinidin gehandelt habe; wenn aber unter 
22 Fällen zwei diese abnorme Reaktion zeigten, so ist das immer- 
hin ein so hoher Prozentsatz, daß große Vorsicht mit dem Mittel 
geboten ist. Als Dosis empfiehlt Frey am ersten Tage dreimal 
0,2 g, und wenn diese Menge gut vertragen worden ist, an den 
nächsten vier Tagen fünfmal 0,2 g. Kranke mit Insuffizienz- 
erscheinungen erhalten zunächst Digitalis; hat die Entwässerung 
eingesetzt, so kann man nach einer Pause von einigen Tagen ver- 
suchen, durch Chinidin die Arhythmie zu meistern. Das Wesen der 
Chinidinwirkung beim Vorhofflimmern sieht Frey auf Grund der 
Tierexperimente und klinischen Beobachtungen in einer Hemmung 
der Reizbildung und Reizbarkeit im Bereich der Vorhofsmuskulatur. 


Eine unter Chinidin auftretende Verkleinerung der T-Zacke im’ 


Elektrokardiogramm und Verlängerung der RT-Distanz soll „eine 
gewisse klinisch unwesentliche Hemmung der Contractionsenergie 
des Herzmuskels beweisen“. Wenn durch Chinidin das Flimmern 
beseitigt ist, so kann häufig eine Verlängerung der Überleitungs- 
zeit zwischen Vorhof und Kammer und eine atypische Form der 
P-Zacke beobachtet werden. Diese beiden Erscheinungen sprechen 
nach Frey dafür, daß beim Vorhofflimmern Schädigungen des 
Atrioventrikulartrichters (wegen der Leitungsverlängerung) und des 
Sinusknotens (die atypische Form der P-Zacke deutet auf einen 
anomalen Ursprung der Vorhofssystole) vorliegen. Eine will- 
kommene Ergänzung zurChinidintherapie desHerzens 
bringt eine Arbeit von G. v. Bergmann. Es gelang ihm, unter 
neun Fällen in sechs das Flimmern zu beseitigen, fünf davon 
waren alte Leute zwischen 55 und 78 Jahren. Bemerkenswert ist, 
daß in einigen Fällen die Regularisierung der Herztätigkeit durch 
Chinidin allein genügte, um schwere Dekompensationserscheinungen 
zu beseitigen, ein Beweis für die besonders von Wenckebach 
vertretene Ansicht, daß Unregelmäßigkeiten der Schlagfolge als 
solche die Ursache einer Kreislaufschwäche sein können. In einem 
der günstig beeinflußten Fälle war gleichzeitig die Anwendung 
von Digitalis nötig. Bei einem anderen Kranken, der auf Chinidin 
sein Flimmern nicht verlor, erwies sich Digitalis als überlegen. 
Es hatte schon vorher dem Kranken immer glänzend geholfen, 


$ LE: D 1 ui Be r a A 
a, T 
DORER PT BETAN C EF EAE 
D Pa I 4 = Ä k i s 
'4 po ed te ` > 
a d 5 \ vor 
pa i | t ME, ban 
E E ARRELS 
el; RR ES 
De S a = = } DES 
{ . e f.i o 15: G 
Piai r 2 $ SEA N 
A’ ı APA y 
ae? d “27, 
Be 
Ias ` Er 


w et are 
' nv mn 
nt 
- 
= 
- 


me 
en eine ; 
run 
= 
Pr wt 
pa 


.- 
A 


‚ und der Überleitungszeit_und nur in einem Fall eine negative 
-~ Nachschwankung. : v. Bergmann hält es. danach für sicher- 


u s ia AS 2 y l N: - i a g 
1294 | Zu 


u: ` 


1919 — MEDI INISCHE KLINIK — Nr.50.. | | | 14. Dean > 


sodaß er es „trotz Abratens der Ärzte“ fast ständig nahm‘). Die 
Blektrokardiogramme v. Bergmanns ergaben im Gegensatz zu 


"lieherweise . nicht gesehen), folgen am selben Tage noch zwei k 
den, Befunden Freys keine Veränderungen der- Vorhofszacken 


Dosen von 0,4. . Das wird drei bis vier Tage fortgesetzt. Fehlt 
. der. Erfolg, sind keine erheblichen Nebenerscheinungen, so steige 
man ruhig auf dreimal 0,5, auch viermal 0,5 pro die, eventuell - 
‘mit Kombination. von’ Kalium (Kalichlorat 5/150). Nach Einsetzen 
der Wirkung noch drei bis acht Tage Fortsetzen der Chinidin- 

" medikation unter langsamem Heruntergehen. Sobald Extrasystolen, 
namentlich auriculäre, auftreten, wieder 0,4 bis 0,5 g ein- bis drei- : 
mal pro Tag. Auch größere Dosen bis zu zweimal 1 g pro die 


gestellt, "daß organisch ' gesunde Herzen in Flimmern verfallen 
können. und hält auch bei organisch geschädigten Herzen. bis jetzt 
nicht den. Beweis für erbracht, daß. Veränderungen des Atrio- 
veutrikulartrichters Ursache des Flimmerns sind. Die Wirkung des 
Chinidins beruht auf einer Hemmung wohl. aller Qualitäten des 


ol | 
N i T i! Í | l habe ich gewagt, bisher aber von einer Steigerung über 0,5 keinen 
u i | pl N Herzmuskels, darunter auch der Contractionskraft. Dementspreehend | weiteren Erfolg gesehen. - Immerbin sollte man in Anbetracht der 
a 1, UA nahm in zwei Fällen die Diurese ab, das Körpergewicht zu und -| individuell’ großen Verschiedenheiten in der Wirksamkeit vor starker 
HN der Puls wurde recht klein. Über die Art der Anwendung des | Variation in der Dosis nicht zurückschrecken. Wenn der Kreis- 
REN | CH ERB Chinidins sagt v. Bergmann: „Pillen zu 0,1 Chinidin sulfuricum, lauf es irgend zuläßt, möchte ich zunächst nicht zur gleichzeitigen 
Ich ESN am Vortage eine probatorische Dosis von-0,2 zwei Pillen auf cin- | Kombination Digitalis-Chinidin raten. Denn die Digitaliswirkung wird 
eh 2 { Ih mal, Tags darauf morgens vier Pillen. Wird auch dies vertragen | voraussichtlich, da sie in mancher Hinsicht antagonistisch wirkt, 
pas H il EAL (die Fälle von Lähmung des Atemcentrums habe ich bisher glück- | der Regularisierung des Rhythmus durch Chinidin entgegenwirken." 
PP Ion en Zr. ds (Schluß folgt) 
EN Adee SiMe EEAS A Nun | | | | ae ec 
MEM AAN S a Bra NIES ERE Aus den neuesten Zeitschriften: 
i; Kr) ng N } t Ei g Maos S sa n ee (Siehe auch Therapeutische Notizen.) a NER 
Bi |, Berliner knische Wochenschrift 1910, Nr. ar. | ote: maere: Balanda kan Bamrung air, mung u U 
En TER TREE | EEE | | Ser E ARE ER $ rer | e e | j 
l KR | SEEREN erg en ae ee Tiefenbestrahlung reagierten, so kann man zurzeit diese Therapie als 
LENE: NS ll Wie anoder letzten Zeig NASN SER Er ORTON a NE sehr verläßliches und, energisch wirksames Verfahren bezeichnen. 
| vs a j ANPES N genommen hat, so ist auch eine Zunahme Im Auftreten von Laien- _ Arneth (Münster i Westf): Zum Verhalten des Pectoraliremitis 
we nn NO EBEV 1 hypnotiseuren . und -magnetiseuren zu - verzeichnen. Verfasser konnte bei der croupösen Lungenentzändung. In längeren Ausführungen geht 
| [i Leinn M MERIR I E i einen Fall beobachten, in.dem durch die Hypnose in öffentlicher Schau- Verfasser auf die in jüngster Zeit zu gleichem Thema erschienene Ar- 
E SA LEHRE stellung eine schwere-Gesundheitsschädigung hervorgerufen wurde, die |. beit von Zadek sowie auf dte Anharten Wolter-md Hoshlaus. 
l i : 3 N | | i erst acht Tage später durch ärztliche Hypno Se panoun yure Salon. ein, deren zum Teil abweichende Ansichten seiner Meinung nach nieht 
ns ESaN I . 1881 beziehungsweise -1903 wurden auf Grund eines Gutachtens ‚der 2? | 
ee o IE Wissenschaftlichen Deputation durch einen Ministerialerlaß öffentliche 
i na | | | ı 
TE s 


genügend begründet sind, und betont, daß auch bei lautem Bronchiak 
atmen und Bronchophonie Abschwächung des Peetoralfremitus vorkat- 
den sein kann. Bei der Beurteilung der Frage des Pectoralfremitus 
muß man von-den Fällen von Lungenenzündung,. die mit Exsudat ein- 


hergeben, absehen, und auch besonders auf: die Einteilung in mehrere 
Stadien Wert legen. a Br ae > | 


i F Schaustellungen dieser Art verboten. Verfasser tritt für eine Erneuerung 
i A ATARIA | dieses Erlasses ein. Bemerkt sei, daß in den allerletzten Tagen, einer 
re RAAS Es | Berliner Zeitungsnotiz zufolge, einem Telepathen in Berlin durch Ver- 
Se: Ru al. | fügung des Polizeipräsidiums auf Grund des Gutachtens einer ärztlichen 
T EEI H Autorität untersagt worden ist, öffentliche Hypnosen oder Suggestionen 
ioo o ha EAL N | l 


Klien: Zur Morphologie det Lyinphocyten. (Bemerkungen m | 

RAIL N fat, an lebenden Personen vorzunehmen. Ä Te A Fr a el 
ORAE E EI | { | Rott (Berlin): Die Bedeutung der von der Entente geforderten dem Aufsatz Bergels in Nr. 39 der B, ki. W.) Zu der von Berg 

oea iea FARDAN N: 1 Miichviehablieferung für die Frischmilchversorgung der Bevölkerung, ins- 

i TEE X | i ti A 2 j 2 


aufgestellten Forderung, daß in Zukunft zu. klinischen Zwecken nicht. 
nur aut die Zahl, sondern auch auf: die Form-.der Lymphocyten ml 
achten sei, stellt Verfasser fest, daß er. dieser Forderung in einem be- 
'schränkten Gebiet, nämlich- bei der ‚eytologischen Untersuchung: der 
Spinalflüssigkeit, schon 1914 nachgekommen sei. 


Hierbei konnte Ver 
fasser feststellen, daß bei chronischen und abklingenden Lym- 


| ‚besondere der Säuglinge und Kinder. In längeren, für jeden Gebildeten 
Den. ZRH 2 ~ > jesenswerten Ausführungen, die Verfasser durch zahlreiche auf amt- 
| -liches Material gestützte Statistiken belegt, geht Verfasser auf die Lage 
ee R Sen E i ‘ ein, die sich für Deutschland ‚aus der Ablieferung des Milchviehes 
I EE ; laut Friedensvertrag ergeben würde. Diese Abgabe wird einen er- 


Te ES SS i BER, | ; `orung der 

schreckenden Niedergang der schon heute auf einMinimum gesunkenen phocytósen häufiger und zahlreicher Färbung E ape 

kr l '-  Milchproduktion zur Folge haben und damit ‘die Lebensgefährdung der Lymphoeytenherde auftritt, während man bei D Ei 2 ie Andet. 

N Kinder und Kranken in katastrophaler Weise verschärfen. In dem inehr. Lymphoeyten mit runden und schwachbuch a als ker. 

E a e ; Vorgehen der Entente sieht Verfasser eine erneute Hungerblockade, a y Koi T 
Í EOE | Ärzte Toblfahrtsorganisationen auf, ihre Stimmen hier- N a ee N | 
i A Farik l a wo E er Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. AT. 

= \ | f Wolffenstein (Charlottenburg): ‚Praktische Fragen zur Sachs- 


| Rud. Th. v. Ja sc hke (Gießen): Die Behandlung akut = 
‚licher Verletzungen. der "weiblichen 'Genitalien. Fortbildungsvot ag- 


A. Hahn und R. Offenbacher (Berlin): Über die P 
gnostische Verwertung der- glykämischen Reaktion. Das en 


Ka SAUBERE , Georgi-Reaktion. . Auch-bei sorgfältigster Einstellung der Extrakte können. 
ne A NHT k G . infolge anscheinend unvermeidbarer. Zufälligkeiten fehlerhafte Resultate 
a KARL . vorkommen. Bei Lues gibt die Sachs-Georgi-Reaktion früher und auch 
länger positiven Ausschlag als- die Wassermannreaktion, ist. also bei 


: À i -| Blutzuckers ist ein getreuer Spiegel der physiologischen und patho 

: Lues überlegen. Da jedoch die Zahl der unspeeifischen Reaktionen | logischen Vorgänge des Kohlehydratstoftwechsels. Von besonde 

2 | relativ hoch ist, besonders bei Ulcus molle und fieberhaften Erkrankungen, | Bedeutung ‘ist seine Reaktion auf ein bestimmtes, sich stets gleich" 
B: i | so ist der Wert der Sachs-Georgi-Reaktion jedoch der Wassermänn- | an = | 


_ bleibendes Probeingestum. 


Ludwig Bitter (Kiel): Über Botulismus. Veranlassung u 
den mitgeteilten Vergiftungen waren sauer eingelegte Sg 
Heringe und Schinken. Die Heringe waren ungenügend, nn 
eine Stunde, gesalzen und darauf in einer Marinade aufbewahrt, wi 
Essigsäurekonzentration weit hinter ‘der gebräuchlichen ee 
(Bei einem Essigsäuregehalt von 2% und darüber sind Marinnden y 
ein sicheres Hemmnis der Entwicklung des Bacillus botulinus UT i 
Giftbildung. Auch genügend konzentrierte Salzlaken nd 
schützen die in ihnen befindlichen Speisen vor der Gittigke ndem 
den Bacillus mit Sicherheit) Auch der Genuß von ranzig zioehe ich 
teilweise erweichtem rohen Schinken verursachte typischen, a bit 
schwer verlaufenden Botulismus. Aus den erweichten Partien des ei 
kens wurde der Bacillus botulinus isoliert. Zu den Ursachen 2 
giftung gehören also: Verwendung nicht genügend konzer gerre! 
Salzlake oder Marinäde, mangelhaftes Durchkochen der a i 
oder Wurstmasse, fehlerhaftes oder nicht ausreichendes Räuchenn J 
 zweckmäßiges, vor allem zu warmes Aufbewahren der oe 
gekochten, gebratenen oder konservierten Nahrungsmittel. u 


reaktion unterlegen. “Allein aus positivem Ausfall der Sachs-Georgi- 
| | | Reaktion ist’ noch kein sicherer Schluß auf Lues zu ziehen, 
< | N! / * Rosenthal (Budapest): Weitere Erfahrungen über die Behand- 
i SEEN | lung der Leukämie mit Tiefenbestrahlung. In einer Reihe von Fällen ` 
= TA | von myeloider Leukämie konnte Verfasser durch einmalige Tiefen-. 
T bestrablung Erfolge erzielen. In wenigen Tagen sanken die Zahlen 
der Leükocyten.. auf die Norm oder zum mindesten in beträchtlichem.. 
. Maße ‘zurück, um erst nach Verlauf von acht bis zehn Monaten wieder 
2 zu steigen. Während dieser Zeit sind die Patienten munter und arbeits-. 
fähig; durch eine neuerliche Tiefenbestrahlung wird eine gleich gute 
Wirkung‘ von derselben Dauer hervorgerufen. Leider ist noch eine. 
erhebliche Mortalität (12%) festzustellen, die jedoch voraussichtlich bei 
Verminderung der Expositionszeit in Zukunft wird herabgesetzt werden 


1) -In diesem Falle hat der Patient offenbar besser daran getan, 
seiner eigenen Erfahrung als den — wohl von falscher Furcht vor Ge- 
-wöhnung oder Kumulierung .diktierten — Ratschlägen seiner Ärzte zu 
folgen. Wenn sich das Flimmern nicht beseitigen läßt, ist zweifellos 
die chronische Digitaliskur die gegebene Behandlungsmethode. Referent. 


N 


r 


14. Dezember. | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. es 7.1298 


fällig (ranzig) riechenden und schmeckenden Speisen unter Umständen 
vorhandene Gift kann durch gründliches Kochen zerstört werden. 

Hermann Wr. Siemens (München): Uber den Erblichkeits- 
begriff, insonderheit über die Frage, ob Krankheiten vererbt werden 
können. Es wird eigentlich nicht die Krankheitsdisposition, sondern 
nur die erbliche Anlage zur Krankheitsdiposition vererbt. Es 
sind eigentlich nicht bestimmte Eigenschaften, sondern die Reak- 
tionsfähigkeiten und Reaktionsmöglichkeiten der 
Rasse, die „vererbt“ werden. Von der Vererbung einer Krankheit 
an, über die Vererbung einer Krankheitsdisposition, die Vererbung 
einer Eigenschaft und die Vererbung eines Merkmals bis zur Ver- 
erbung einer Reaktionsweise haben wir eine Reihe von Begriffs- 
benennungen vor uns, über die sich diskutieren läßt. Sind wir uns 
aber klar darüber, was der Begriff der Erblichkeit in seinem: letzten 
Sinne besagt, dann ist dieser Streit um Worte müßig, und wir können 
ruhig eine Krankheit erblich nennen, ohne dadurch jenem Begriffs- 
absolutismus, das heißt jenem Glauben an absolute Begriffe zu ver- 
fallen, von dem sich der Naturwissenschaftler frei halten muß. 

C: Römer (Hamburg): Pupillenveränderung bei der Veronal- 
vergiftung. Es handelt sich um das als Hippus bezeichnete Phä- 
nomen (rhythmische Schwankungen der Pupillenweite in der Minute). 
Das Symptom ist diagnostisch verwertbar. Durch das Veronal werden 
nämlich die Gefäßwände beeinflußt, es kommt zu periodischem Wechsel 
zwischen peripherischer Gefäßlähmung, Blutdrucksenkung, Pupillen- 
erweiterung infolge von Kohlensäureüberladung der Medulla 
oblongata einerseits und temporärem Gefäßkrampf, Blutdruck- 
steigerung, wieder eintretender Reaktionsfähigkeit des Gefäßcentrums, 
Pupillenverengerung infolge von Erstickung andererseits. 
(Die Pupillen werden bekanntlich in der Narkose erst eng, in der 
Agone aber wieder weit) Pie man gelnde Gefäßerschlaffung bei. 
therapeutischen Veronaldosen erklärt das Ausbleiben des Phä- 
nomens dabei, die absolute, irreparable Gefäßlähmung bei 
tödlichen Dosen das Verschwinden des Hippus vor dem Tode; in den 
dazwischenliegenden Stadien kommt es zu dem periodischen Wechsel 
der Gefäßweite und des Blutdruckes mit den Folgen auf die. Pu- 
pillenweite. | 

Gaugele: Zur Perthesschen Sehnenverpflanzung bei der Ra- 
dialislähmung. Nach dem beinahe gänzlichen Versagen der Nerven- 
operationen bei Radialisähmung wurde die Sehnenverpflanzung mit 
Recht empfohlen. In dem mitgeteilten Falle verschwand nach der_ 
aneuzerpfanzung die vorher vorhandene komplette Entartungsreaktion 
wieder. 

Georg Schmidt (Berlin): Entiernuug des entzündeten Wurm- 
fortsatzes aus dem Leistenbruche und Leistenbruchradikaloperation beim 
Säugling. Es wurde ohne Narkose operiert und es kam zur Heilung. 

Zernik (Wilmersdorf): Neue Arzneimittel, Spezialitäten und 
Geheimmittel. Hingewiesen wird unter anderem auf Verfälschun- 
gen des Neosalvarsans und Cocainhydrochlorids. F. Bruck. 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 47. 


= H. Quincke-Kiel (Frankfurt a. M.): Bewegungsübungen bei 
Nachbehandlung innerer Krankheiten. Sie kommen namentlich bei 
Rekonvaleszenten in Betracht. | | 
| F. Lenz (München): Die Bedeutung der statistisch ermittelten 
Belastung mit Blutsverwandtschaft der Eltern. Der Prozentsatz der Ver- 
wandtenehen, der sich bei den Eltern der Träger gewisser Leiden findet, 
ist abhängig von der allgemeinen Häufigkeit, mit der die erblichen An- 
lagen zu den betreffenden Leiden in der Bevölkerung verbreitet sind. 

Philipp Erlacher (Graz): Eine neue Methode zur direkten 
und unmittelbaren Prüfung der faradischen Erregbarkeit. gelähmter 
Muskeln. Zwei feine Nähnadeln werden durch die Haut bis in den zu 
prüfenden Muskel in dessen Längsrichtung eingestoßen. Dann werden 
beide Nadeln in den faradischen Stromkreis eingeschaltet. Die hierbei 
zur Erregung des Muskels notwendigen Stromstärken sind verhältnis- 
mäßig gering. Bei dieser Methode zeigt sich, daß selbst solche Muskeln 
noch faradisch erregbar sind, und zwar mit schwachen Strömen, 
-die nach’ den bisherigen Untersuchungsmethoden als faradisch unerreg- 
bar angesehen werden mußten. l , 

Walther Schmid (Klagenfurt): Über Kontaktinfektionen mit 
Paratyphus B. Bei einer zehn Fälle betreffenden Hausepidemie trat wahr- 
scheinlich eine durch Nahrungsmittel infizierte Bacillenausscheiderin als 
die primäre Infektionsquelle auf. Sämtliche Erkrankungen entstanden 
durch Kontaktinfektion von Mensch zu Mensch. | 

Felke und Curt Wetzell (Rostock): Erfahrungen mit der 
Reaktion nach Sachs-Georgi. Die Verfasser führen die Reaktion ständig 
neben der Wassermannschen aus zur Ergänzung dieser, 


A.Schwenkenbecher (Frankfurt a.M.): Ausgedehntes Haut- 
emphysem bei Grippe. Es schließt sich an. eine Erkrankung der Lungen 
oder oberen Luftwege an. Infolge heftiger Hustenanfälle kommt es zu 
einem Einriß eines feinen Bronchus oder zur Berstung von Lungen- 


alveolen. Dadurch gelangt Luft in das eröffnete Bindegewebe. Be- 


findet sich die Ruptur in der Lunge, so kommt es zunächst zu einem 
interstitiellen oder auch einem subpleuralen Emphysem, das sich in der 
Regel den Bronchien oder unter der Pleura entlang bis zum Lungen- 
hilus und’ in das Mediastinum fortsetzt. Die sich im Mediastinum 
sammelnde Luft tritt im Jugulum unter der Haut des Halses hervor 
und verbreitet sich von hier aus über einen Teil der oberen Körper- 


hälfte (Hals, Kopf, Brust, Rücken). | 


. Schlee (Braunschweig): Rachitis tarda und Schlattersche Krank- 
heit. Bei Rachitis tarda ergab die Röntgenuntersuchung an der Tubero- 
sitas tibiae Veränderungen, die dem typischen Röntgenbild der 
Schlatterschen Krankheit außerordentlich ähnlich sind. Da beide 
Erkrankungen auch klinisch in ihrem ganzen Verlauf weitgehend über- 
einstimmen, liegt die Vermutung nahe, daß es sich beidemal um das 
gleiche Leiden handelt. | 

Hayo Bruns (Gelsenkirchen): Ankylostomiasis bei mehreren 
aus Frankreich zurückgekehrten Kriegsgefangenen. Alle, die aus feind- 
lichem Gebiet zur Arbeit auf Steinkohlenbergwerken unter Tage zurück- 
kehren, sollen zunächst auf Ankylostomumeier in den Faeces unter- 
sucht werden, ehe sie dauernd zur unterirdischen Bergarbeit zugelassen 
werden. | 


Biceps brachii durch direkte Gewalt. Bei Anspannung der  Beuge- 
muskulatur des Oberarmes zeigte sich, daß der Muskel eine in der 
Mitte verlaufende quere Schnürfurche ‚besitzt, die sich als harter 
Strang anfühlt und ihn in zwei Teile zerlegt. Man muß annehmen, 


daß sich der Muskel im Moment des Traumas im kontrahierten Zu- 
stande befand, denn er bietet dabei gleichsam als Polster einen Schutz 


für den Knochen, während er selbst der Gefahr der Ruptur in erhöhtem 
Maße ausgesetzt ist. Bei rechtzeitiger Diagnose des Muskelrisses 
kommt die sofortige Naht, bei narbig geheiltem, totalem Muskelriß aber 
nur die Naht nach Excision der Narbe in Betracht. F, Bruck. 


Zentralblatt für Chirurgie 1919, Nr. 45. 


S. Weil: Mediastinalemphysem mit Mühlengeräusch nach Plexus- 
anästhesie. Bei einem jungen Mann mit Sehnenverletzung wurde der 
linke Sehulterplexus nach Kulenkampff mit 2%iger Novocain- 
lösung injiziert. Am nächsten Tage hörte man ein sehr lautes 
Geräusch mit dem Herzschlag zusammenfallend und 
gleichzeitig mit der Systole. Das außerordentlich auffallende Geräusch 
war ein vom Herzschlag ausgelöstes Luft-Flüssigkeitsgeräusch im Ge- 
folge eines Mediastinalemphysems. Einsolches Mediastinalemphy- 
sem scheint nach der Plexusanästhesie zuweilen aufzutreten, auch 
ohne daß es sich durch Geräusche anzeigt. 5 

F. Steinmann: Zur neuesten Modifikation- des Ansinnschen 
Hebelstreckverbandes. Was der Hebelstreckverband nach Ansinn 
leistet, läßt sich einfacher durch eine einfache Nagel- oder Draht- 
extension erreichen. Die Anwendung des Nagels vor dem Draht hat 
den Vorzug, daß der Knochenkanal nicht vorgebohrt werden. muß, 
wobei leicht eine Infektionsgefahr geschaffen wird. K. Bg. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 45. 


W. Zangemeister: Abmeißelung der Symphysencrista behufs 
Erweiterung des platten Beckens. Bei einer Mehrgebärenden mit ’rächi- 
tisch verengtem Becken und mit einer im oberen Teil auffallend stark 
vorspringenden Symphysencrista wurde die fast spitze Promi- 
nenz im letzten Monat der. Schwangerschaft abgetragen. Von 
einem Fascienquerschnitt oberhalb der Symphysencrista wurde nach 
Abschiebung der Weichteile das Periost an dem vorspringenden Sym- 


pbysenbuckel umschnitten und zurückgeschoben. Der vorspringende 


Höcker wurde mit dem Hohlmeißel abgetragen und die Knochenhaut 
wieder darüber vernäht. Die nach einigen Wochen einsetzende Ge- 
burt verlief ohne Schwierigkeit. Es mußte unentschieden bleiben, ob 
nicht auch obne Abmeißelung eine Spontangeburt erfolgt wäre, 
jedoch ist durch den kleinen Eingriff ein Raumzuwachs von 8 mm an 
der Conj. vera erreicht worden, welcher auch späteren Schwanger- 
schaften zugute kommt. 


S. Krupp: Klinischer Beitrag zur Kenntnis der Schwanger- 


schaftsmyelitis. und Schwangerschaftsencephalitis. Mitteilung zweier 
Fälle, bei denen es das eine Mal im dritten Monat zu einer Läh- 
mung der Kraft und des Gefühls in den Beinen kam neben 


Max Schülein (Frankfurt a. M.): Subcutane Ruptur des 


t 


ber Cte 


` 


mn nn 


une 
mn 


ER ar 


RN 


a ee, ah 2er x er 2 7 ; 
L-e -i mm aD en ine a a -ee a D e o e a M a a G er 


j 
3 
| m CES 
ni 
| 
\ 
», e 
| i 
’ 
' 
5 
N 
u 
h A 
un 
a 
4 A 4 Ei 
v 4 -F 
y! KU 
Nu; 
‘ X L. 
lie 
$- i 
4 Ai: 
a 
TA 
N 
’ 


= jede, kaustische Wirkung vermieden. 


1296 


leichten Blasen- und Darmstörungen. Im zweiten Falle kam es gegen 
Ende der Schwangerschaft zu einem Dämmerzustand mit schwerer 
Hemmung. Es wurde in beiden Fällen die Wirkung von Giftstoffen 


angenommen und die Schwangerschaft mit gutem Erfolge für die Frauen 
unterbrochen. K. Bg. 


Therapeutische Notizen. 


In Anlehnung an die günstigen Erfahrungen mit der Carellkur 
‚prüfte D eist die Einwirkung eines von Salomon angegebenen diäte- 
tischen Verfahrens, bei dem an die Stelle der Milch die Kartoffeln ge- 
setzt sind, auf kardiale und nephritische Ödeme. Die Kartoffelkur wird 
im allgemeinen drei Tage hintereinander gegeben und später ab und 
zu ein Kartoffeltag eingeschaltet. An diesen Tagen erhält der Kranke 
nur fünfmal 200 g in der Schale gekochte Kartoffeln, die ohne Salz 
genossen werden, und: 100 œ Fruchtsaft. Der Verfasser berichtet über 
vier Fälle kardialer Ödeme, die sämtlich günstig beeinflußt wurden. 
Bei den nephritischen Ödemen hingegen ist die. Voraussetzung für den 
Erfolg eine gute Leistungsfähigkeit der Nieren, besonders bezüglich der 
Kochsalzausscheidung. (Zbl. f. inn. Med. 1919, Nr. 48.) -W. 

Salvarsan führt bei Rückfallfieber nach Bruno Glaserfeld 
(Berlin-Schöneberg) stets eine effektive Therapia sterilisans magna herbei, 
vorausgesetzt, daß es richtig dosiert und bei Kontraindikationen nicht 
angewendet wird (Kontraindikationen sind: dekompensierte Herzaffek- 
tionen; Nierenkrankheiten mit ausgeprägten Funktionsstörungen- 
schwerste Krankheitserscheinungen, insbesondere Ikterus, bei sehr her- 
untergekommenen Individuen). (D. m. W. 1919; Nr. 47.) 

Zur lokalen Behandlung mit konzentrierter Höhensonne äußert 
sich Charles Widmer (Zofingen in der Schweiz). Man muß die 


Konzentration, das heißt die Addition und Multiplikation der Strahlen in 


das Gewebe selbst verlegen, statt an seine Oberfläche, und sie hier 
nicht punktförmig, sondern in möglichst zweckmäßiger Flächen- 
ausdehnung wirken lassen. Diesen Forderungen wird allein der 
Reflexionssonnentrichter gerecht, der unter Vermeidung eines 
die wirksamen Strahlen dezimierenden Refraktionsmediums, durch 
Spiegelreflexion, eine in die große Trichteröffnung fallende 
Lichtmenge verlustlos auf eine 100-, 200- und mehrfach kleinere Aus- 
trittsöfnung.Konzentriert. Hierbei wird im Gegensatz zur Linse 
Auch bei der Hochgebirgs- 
besonnung an einem klaren Wintertag, nach der ersten Binschneiung, 
befindet man sich ohne weiteres in einem durch Spiegel und Trichter- 
funktion gehäuften Konzentrationslicht. Denn 95% der hier wirksamen 
"Strahlen sind reflektiertes Licht, wie denn auch mit Höhersteigen 
des Sonnenstandes, mit Weggehen der reflektierenden Schneedecke die 
"Wirkungen um ebensoviel zurückgehen. (M. m. W. 1919, Nr. 46.) 

Über den Unfug mit Phenolphthalein berichtet Leop old Schliep 
(Baden-Baden). Er warnt daher dringend vor jedem Phenolphthalein- 
präparat, da nach dessen Verordnung von verschiedenen Autoren be- 
drohliche Vergiftungen beobachtet worden sind. 72 verschiedene 
phenolphthaleinhaltige Medikamente, im Handverkauf erhältlich, 


werden namhaft gemacht (z. B. Purgen, Laxativdrops, Laxativfrucht- 


“konfekt, Laxinkonfekt, Purgativpralinés). (M. m. W. 1919, Nr. 45.) 


Die Behandlung der gonorrhoischen Augeneiterung des Neu- 
geborenen mit Airol empfiehlt Edwin Gallus (Bonn) als einfache 
und zuverlässige Methode. Das zuerst von Bernheimer empfohlene 
Mittel wendet der Verfasser in folgender Weise an: Nach gründlicher 
Reinigung des Auges werden beide Lider ektropioniert und in dieser 
Stellung wird mit Hilfe eines ‚Glasspatels ein Häufchen Airol auf- 
geschüttet. Hat sich das Pulver in einen Brei verwandelt, dann läßt 
man die Lider langsam in ihre Stellung zurückgehen. Diese, Behand- 
lung wird. vom Arzt eventuell täglich wiederholt. Von den Angehörigen 
wird dann zu Hause mit einem feuchten Watighaussh. N at d 

idspalten zeigt, baldigst (vor dem Eintrocknen!) ent- 
Aia = en ie hat i Verfasser niemals ein Über- | Ratzeburg, Über Depressionszustän de und ihre ‚Behand s 
greifen der Erkrankung auf die Hornhaut gesehen. Auch war dabei 
‘der Krankheitsprozeß gewöhnlich nach spätestens 14 Tagen abgelaufen, 
Kamen Fälle schon zur Behandlung, wenn sich die ersten- Anzeichen 


beginnender Entzündung durch Sekretion bemerkbar machten, 


werdenden Jods auf die Gonokokken. (M. m. W. 1919, Nr. 40.) 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. 


Arbeiten aus dem Institut für e 


so | Kenntnisse zu verbreiten, für gefährlich. Vieles in’ dem vot 
konnten sie ausnahmslos durch einmalige Einbringung "von Airol 


Bändchen ist überflüssig für den Praktiker ee 
kupiert werden. Es handelt sich bei dieser Therapie um den stunden- | bei der Amentia), manches mit Schlagworten a geta 
lang fortgesetzten Einfluß des aus dem Airol „in statu nascendi“ frei- 


_ Bücherbesprechungen. Fi 


a Eeg 
xperimentelle Therapie und. dem G eo 
‚Speyer-Hause zu Frankfurt a. M. Heft 7. Jena 1919, € 


H. Schloßberger, Die Hämotoxine der Gasbrand- 
bakterien (2. Mitteilung). Das Gasbrandhämoto Ta ein echtes 
Hämotoxin im Sinne der Immunitätslehre. Es. sie Kani achen i 
die Bildung von Antihämotoxinen hervorzurufen, die. Absättig zung des | Bi: 
Hämotoxins durch das Antihämotoxin erfolgt, nach í dem Gesetz der | 
Multipla. Es ist sehr auffallend, daß das Immunantihämotc D; zin gegen- | 
über dem homologen Hämotoxin wie auch gegenüber den Hä motoxinen 
heterologer, begeißelter und unbegeißelter Stämme quantitatis gie eich- 
artig wirkt, während es bakteriellen Hämotoxinen anderer Ba 


zterien 
(Tetanohämoly sin) gegenüber wirkungslos „ist.  Schloßh berger, 


folgert aus diesen Versuchen, daß eine SOIE Trennung z esn 
begeißelten und unbegeißelten Gasbrandstämmen nicht berechtigt ist. 

- H. Ritz und H. Schloßberger, Über die Wirkur g € on y 
scher Mittelauf Gasbrandbakterien in vit ‚ro undi D 
vivo. 27 chemische Substanzen wurden in vitro. auf ihre‘ wachstums a | 
hemmende und abtötende Wirkung gegenüber Gasbrändbakterien ç ge S y 
prüft, darunter Pyoctanin, Trypaflavin, Arsenikalien, Chininderiva oA 
Kollargol, Providoform, Dakin., Hervorzuheben sind die schlechten. 
Resultate mit Trypaflavin (im Gegensatz zu Ernst Fränkel) und | 
mit Chininderivaten (im Gegensatz zuMorgenrothundB iel in g). "2 
Auch im Tierversuch (Misch- und Heilversuch) war selbst. in hohen Mi 
Dosen eine sichere Wirkung . nicht nachzuweisen, von einer Chemo: l 
therapie des Gasbrandes mit den bisher bekannten Mitteln. kann nicht o 
Rede sein, auch nicht mit den Morgenrot h schen ‚Chininderiva 

H. Bechhold, Eine Ultrafiltrationsstudie AED 
phtherietoxin und -toxon. Bei Versuchen, dureh Ultraflkre- 
tion (Eisessigkollodium) eine Trennung des Toxons zu. erzielen, ergab | 
sich, daß das Diphtherietoxin ein sehr stark ‚adsorbierbarer Körper is ingi 
daß hingegen Toxon wenig oder nicht-adsorbiert wurde. mm 

W. Georgi, Über Säurea gglutination bei Erregern z 
desGasödems. Es läßt sich vorläufig innerhalb der Gasödemgruppe A 
eine Differenzierung mittels der Säureagglutination nicht vornehmen. "u 

A. Binz, Zur Kenntnis des Silbersalyarsan- 
natriums (1. Mitteilung). Analytische Vorarbeit zum ` Studium A E 
Chemie des Silbersalvarsannatriums (Abscheidung des Sìlbers. als Silber- D 


oxyd durch Wasserstoffsuperoxyd, Dosiganne des. Arsens. durch Natrio Bi: 
hypochlorit). | 


= Ei e 


Cinto 


Neuwirth, Gynäkologische Strahlen TNA dt eine 
merkwürdige Alopecia. 143 Seiten. Wien na e e 
Verlag von Alfred Hölder. SR 

Das Buch ist eine sehr fleißige Zusammenstellun) der. gesamten 

Literatur, welche über die Wirkung der Strahlenbehandlung‘ bei gynäl a 

logischen Erkrankungen erschienen ist. Neuwirth ‚geht dabei na 

auf die allgemeinen Beeinflussungen des Organismus durch Röntgen 
strahlen, beziehungsweise radioaktive Körper ein und zieht 

derefihre Einwirkung. auf die hämatopoetischen Organe in den pe a 

der Betrachtung. Den Ausgangspunkt seiner “Veröffentlichung D 

-ein Fall von Portiocareinom, der: operativ behandelt und. au 0 

phylaktisch nachbestrahlt wurde. -Die Bestrahlung war eine aus m N 

 Mesothorium- und Röntgenstrahlen kombinierte. Bei der zweiten Mi 

strahlungssitzung trat ein totaler Haarausfall ein. Der. Haath : 

stellte sich jedoch später wieder ein. Es ist nach“ der Lektüre © > 

Buches nicht zweifelhaft, daß der Haarausfall auf eine  Röntgenwit nr 

zurückzuführen ist, die allerdings nach der ganzen + Art: dor voller Ba y 

völlig rätselhaft erscheint. Insofern ist das Buch ein weriyo a 

trag für die Beurteilung. von SET a ala Ee 

rte & E eg Ay 

Fassung des Sioto. wäre vielleicht von to Strauß (Betin). 


T 
it 


2 
4 


wege - 9, V AY Ja 
Jung durch den praktischen Arzt. =. pA id 
lag der ärztlichen Rundschau (Gmelin). 28. ‚Seiten. ins “ a 2 
Ich halte das Unternehmen, durch praktische Ärzte spé 


er. 
verständlich oder sogar falsch. Die körperlichen 4 ‘Zeichen der r Par | 


D, 
| (8.14) sind z. B. durchaus nicht stets so en masse vorhanden be a 
Zur intravenösen Neosalvarsaneinspritzung empfiehlt 3 Katzen- 


Verfasser annimmt; die Einstellung auf hysterische Stigm 
"stein angewärmtes Leitungswasser. Das bezieht sich allerdings nur 


auf das Wasser der Münchener Leitung, das hinreichend steril, 
und daher zur intravenösen Injektion ohne: „weiteres brauchbär ist. 


(M. m. W. 1919, Nr. 47.) F. Bruck. 


a rani Me 2 
Diagnose ist höchst bedenklich. Der Verfasser Ta ie 
schränken müssen, die entscheidenden Kriterien d ek = wicht 
Depressionen zu umschreiben und auf die Therapie größ Kurt e Sing! 
sollen. So ist der Verwirrung Vorschub gen RE 


Ei IR, E 


Digitized EN „Good 


n 1.4 


“a m 


14. Dezember. 


Vereins- und Auswärtige Berichte. 


Berlin. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 26. November 1919. 


Vor der Tagesordnung. Kausch: Vorstellung einer 
von akuter gelber Leberatrophie geheilten Klientin. Ein Mädchen von 
96 Jahren war im Juli im Anschluß an den Genuß von Ölsardinen 
mit Übelkeit, Erbrechen, Schwindel erkrankt. Nach acht Tagen war 
sie völlig gelb. Nach weiteren acht Tagen schwoll ihr Leib. Sie hatte, 
als sie ins Schöneberger Krankenhaus kam, einen hochgradigen Ascites 
und einen großen Schwächezustand, !Am 28. August wurde sie operiert, 
der Ascites entleert. Das Bauchfell war unverändert, die Leber klein, 
gerunzelt von braunroter Farbe. Es zogen von ihr frische Adhäsionen 
zum Peritoneum. Die Naht der Bauchwunde brach wieder auf, es 
hatte sich neuer Ascites gesammelt, der schließlich durch Drainage 
geheilt wurde. Die Patientin ist genesen. Ein bei der Operation ge- 
wonnenes Stückchen Leber zeigt die Charakteristica der akuten gelben 
Leberatrophie. 

Huber ergänzt die Angaben durch die auf der inneren Abtei- 
lung erhobenen . Befunde. Die Kranke machte bei ihrer Einlieferung 
den Eindruck eines mittelschweren Ikterus. Sie zeigte nirgends- eine 
Resistenz, keinen Tumor, kein Zeichen einer Leberinsuffizienz. Das 
Blut war kirschrot, hatte einen Hämoglobingehalt von 100 %, ent- 
hielt 10% eosinophile Zellen. Nach der Operation sind keine Stö- 
rungen der Lebertätigkeit festzustellen. Der Hämoglobingehalt ist 


hoch, die eosinophilen Zellen sind vermehrt. Es besteht die Mög- 


keit, daß eine Lebercirrhose aus der Krankheit sich entwickeln wird. 
Aussprache. Orth: Die Gelbfärbung der Leber besteht 


nur im Anfang der akuten gelben Leberatrophie. Je weiter der Pro- 


zeß fortschreitet, um so mehr verschwindet die gelbe Farbe, bis schließ- 
lich die Farbe rót beziehungsweise brauprot ist. 

Benda hat zunächst Bedenken gegen die gestellte Diagnose, 
die aus den im Mikroskop eingestellten Veränderungen nicht bewiesen 
wird. Nach Durchsicht weiterer Gesichtsfelder schließt er sich der Dia- 
gnose an. 

Umber: Das klinische Bild würde die Diagnose nicht recht- 
fertigen können. Aseites hat U. nie beobachtet. Zu seiner Erklärung 
muß man auf eine Thrombose der Pfortader greifen. Sie. ist bei der 
akuten gelben Leberatrophie auch nicht bekannt. Es fehlt ferner die 
Beobachtung der anfänglich großen, später kleiner werdenden Leber. 
Die Kranke war nicht benommen. Die Konsistenz in den Regeneraten 
pflegt hart zu sein. Gallenthromben sind stets vorhanden. 

Ehrmann hat einen ähnlichen Krankheitsfall gesehen, der .als 
Kompression der Pfortader aufgefaßt werden mußte und der unter 
großen Jodgaben heilte. Das Blut bei akuter gelber Leberatrophie 
sieht, wie er entsprechend den Beobachtungen von Huber bestätigt, 


kirschrot aus und es hat einen eigenartigen Geruch. Der Schweiß der 


Leute enthält viel Galle. l 

S C. Lewin: Krankenvorstellung zur Immuntherapie des Krebses. 
Ein Frau von 44 Jahren erkrankte Ende Winter 1915/16 mit Knoter- 
bildungen in der rechten Brust und Achselhöhle. Sie wurde deswegen 
operiert. Dezember 1916 traten neue Beschwerden auf, Kopfschmerzen, 
Verschlechterung des Sehens, und 1917 waren neue Knoten in,der 
Operationsnärbe vorhanden. ` Es erfolgte Strahlenbehandlung an der 
Brust und am Jochbein. Die Augenbeschwerden gingen zurück, die 


Knötchenbildung blieb bestehen. Im Laufe des Jahres 1918 trat As- 


cites auf, der punktiert werden mußte. Februar 1919 wieder Bestrah- 
lung. Es wurde nichts erreicht und so wendete L. Mai 1919 Auto- 
serotherapie an unter Beibehaltung der Bestrahlung. Nachdem Mitte 
Juli 1919 etwa 81 Flüssigkeit entleert worden waren, gingen die Knoten 
immer mehr zurück und jetzt ist von der Aussaat, bei der Tumoren in 
der Bauchhöhle von Faustgröße sich gebildet hatten, nichts mehr zu 
finden. Ebenso ist der Ascites gesehwunden. 
Aussprache. L. Landau fragt, ob die Aussaaten mikro- 
skopisch untersucht worden sind. Für die Beurteilung der Therapie 
ist diese Frage von Wichtigkeit. 
Plehn: Demonstration von lebenden Mikrofilarien, eines Falles 


‘von Filaria loa. 


Tagesordnung. Werner Schultz: Demonstration des 


 Auslöschphänomens bei Scharlach. Sch.. demonstriert die Moulage der 


Bauchgegend eines elfjährigen Jungen, bei welchem am zweiten Tage 
der Scharlacherkrankung . durch eine intracutane Seruminjektion (1 ccm) 
der Ausschlag in zirka einhalb handtellergroßer Ausdehnung ausge- 
löscht ist. Als Sch. seinerzeit die erste Mitteilung über die gemein- 
sam mit Herrn Dr. Charlton weiter verfolgte Beobachtung machte, 


konnte über die Resultate etwa folgendes ausgesagt werden: Alle | deutig beeinflußt wurde. Sch. zieht aus seinen Ergebnissen den 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 50. a 1297 


menschlichen Sera, gleichgültig, ob es sich um gesunde, früher nicht 
scharlachkranke Spender oder um Scharlachrekonvaleszenten handelt, 
können bei der genannten Applikation das Phänomen hervorrufen, 
lediglich sind ausgenommen die Sera frisch Scharlachkranker. Also 
weder das Eigenserum des Kranken noch das Serum anderer frisch 
Scharlachkranker löscht das Scharlachexanthem aus. Erst im Laufe 
der dritten- Woche gewinnt das Serum des Scharlachkranken die Fähig- 
keit zurück, zu reagieren, Es konnte weiter ausgeführt werden, daß 


einige untersuchte Tiersera, speziell Pferdeserum, diese Eigentümlich- 


keit nicht besitzen. Die Ergebnisse mußten insofern eingeschränkt 


werden, als nicht alle einwandfreien Scharlachfälle sich als auslösch- 


fähig erwiesen. Masernexanthem. wird nicht ausgelöscht. Diese An- 
gaben sind inzwischen von Paasche nachgeprüft, der das Phänomen 
für absolut specifisch und differentialdiagnostisch sehr wichtig hält. 


Auch er hat es zur Differentialdiagnose gegenüber Serumexanthem, 


toxischem und Arzneiexanthem erfolgreich verwandt. Sch. richtet die 


Aufmerksamkeit erneut auf dieses Phänomen, weil sich in einer der - 


letzten Arbeiten der Berliner klinischen Wochenschrift das Bestreben 
geltend macht, die serotherapeutischen Ergebnisse bei Scharlach mit 
Humanserum ohne welteres unter das Kapitel der Heteroproteino- 
therapie zu subsumieren. Sch. würde das für einen Febler halten, 
denn die Humanserumtherapie des Scharlachs ist etwas Besonderes und 
das Auslöschphänomen liefert seines Erachtens ein wichtiges Beweis- 
stück hierzu. Eine einwandfreie Erklärung des Phänomens ist bisher 
nicht gelungen. Da Adrenalin ähnlich wirkt, wurde die Frage vorge- 
legt, ob dieses normale physiologische Sekret beim Scharlachblut 
fehlt. Das hat sich aber bisher noch nicht genügend erhärten lassen, 
und ebensowenig ließ es sich erweisen, daß O’Connors adrenalin- 
ähnliche Substanzen die Ursache des Auslöschphänomens sind. Es 
bleibt also die weitere Möglichkeit, daß das Serum irgendwie hem- 
mend in die Pathogenese der Ausschlagbildung eingreift, entweder 
durch Einwirkung auf den Receptorenapparat der Zelle oder direkt 
auf das Virus. Die vielen ungelösten Fragen, welche noch vorliegen, 
kann ein Institut allein unmöglich bewältigen. Es ist daher erwünscht, 
daß sich möglichst viele an ihrer Lösung beteiligen. (Eigenbericht.) 

Werner Schulz (in Gemeinschaft mit W. Charlton und 
H. Hatziwassiliu): Zur Typhustherapie. Den Gegenstand der Mit- 
teilung bilden die Behandlung des Typhus mit Antigen, speziell mit 
bakteriellem Antigen und verwandte Fragen. Frühere therapeutische 
Versuche hatten bei subcutaner Anwendung nur geringen Erfolg. 
Handgreifliche Erfolge werden erzielt, seitdem Ischikawa die intra- 
venöse Anwendung der Typhusvaceine einführte. Den Injektionen 
folgt nach vorangehendem Temperaturanstieg unter Schüttelfrost Ab- 
sinken der Temperatur und rasche Besserung aller Krankheitsymptome. 
In Gemeinschaft mit Ditthorn- konnte Sch. diese Ergebnisse mit 
einem in Autiformin aufgelösten Antigen bestätigen. Es handelt sich 


‘ bei dieser Therapie nicht um eine Reaktion, die der Infektionskrank- 


heit eigen ist, sondern um eine Reaktion des Organismus auf bestimmte 
Körper eiweißartiger Natur überhaupt. Sie ist weder specifisch für 
Typhusantigen einerseits, noch für Typhuserkrankung andererseits. 
Sie kaon durch die verschiedensten Bakterienarten erzeugt werden. 
Unwahrscheinlich ist eine Erklärung der Heilerfolge auf dem Wege 
rascher Antikörperbildung. Es spricht vieles dafür, daß eine viel- 
leicht auf verschiedenen Wege zustande kommende Einwirkung auf 
den Receptorenapparat der Körperzelle in den Brennpunkt der Erklä- 
rungsversuche gerückt werden muß. Besondere Berücksichtigung er- 


fordert die Friedbergersche Anschauung, nach welcher der. 


Typhus als eine milde und protrahierte Form der Anaphylaxie mit 
Typhusantigen zu betrachten ist. Der nach den Antigeninjektionen 
folgende veränderte Reaktionszustand des Organismus wäre mit der 
Antianaphylaxie in Analogie zu setzen. Das bei der. Krankheit wirk- 
same Gift ist nach Friedberger identisch mit demjenigen Ana- 
phylatoxin, welches im Reagenzglas mit Hilfe von Meerschweinchen- 
serum aus Typhusbacillen abgespalten werden kann. Eigene Versuche, 
Anaphylatoxin aus Typhuskrankenserum und Typhusbacillen zu er- 
zeugen, ergaben, daß nicht nur kein Anaphylatoxin entsteht, sondern 
eine derartige Entgiftung des Menschenserums gegenüber Meer- 
schweinchen eintritt, daß die primär-toxische Wirkung des Typhus- 
krankenserums nahezu aufgehoben wird. Injiziert man nun Typhus- 
kranken körpereignes Serum, welches nach der Vorschrift Fried- 
bergers mit Typhusbaeillen behandelt war, intravenös, so erhält 
man die gleichen Wirkungen wie bei einfacher Antigeninjektion. Es 
gelang so, Typhuskurven zu kupieren. Die Leukocyten sanken wäh- 
rend des Schüttelfrostes stark ab, während die Plättehenzahl nicht ein- 


Pe 


el 
papa 


uer SIE PR AR ae 
Im Se ER RE A AT 


ig = 
ER 
EM San. 


ze Tame o 


rn 


imt a. 


er 


Bern aE 


. A et 
Zus en 
Be 5 \ F 


x un 


1298 - 


= 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.50. . I4 Dezember 


Schluß, daß die anaphylaktoide Wirkung des Typhusantigens, wenn | Koagulen; subeutan (Tetanus-) Serum und Gelatine ohne Erfolg. End- 
. man sie als solche auffaßt, beim Menschen bezüglich ihres Entstehungs- 


lich am 17. Tage: nach Beginn der Blutung kam diese abends plötz- 
modus nicht identisch ist mit derjenigen des Reagenzglasanaphylatoxins | lich zum Steben, nachdem vormittags mittels Spritze intravenös 2 cem 
Friedbergers. Man kann indessen sehr wohl annehmen, -daß | (vorzeitige Gerinnung) frisch entnommenen Blutes eines gesünden Mannes 
zahlreiche Vorgänge bei den Infektionskrankheiten als anaphylaktoide | injiziert worden waren. Das Zahnfleisch der Umgebung der Alveole 
beziehungsweise als .antianaphylaktoide zu deuten sind, muß aber dann | neigte auch weiterhin noch wochenlang schon bei gelindem Druck zu 
voraussetzen, daß der Receptorenapparat beim Menschen etwas’anderen | Blutungen. Blutbild fünf Tage nach Aufhören der Alveolenblutung: 
Gesetzen folgt als beim Vewsuchstier und in gewisser Richtung weniger | Hämoglobin 45, Leukocyten 9680, Erythrocyten. 8 100 000, Blutplätt- 
speeifisch arbeitet. Praktisch bewiesen die erfolgreich behandelten | chen 600 000. Gerinnungszeit weitere zwei Wochen später nicht wesent- 
Fälle aufs neue die immense therapeutische Beeinflußbarkeit des Typhus | lich herabgesetzt. Patient leidet seit dem .fünften Lebensjahr an fieber- 
auf diesem Wege, f losem, oft rezidivierendem „Gelenkrheumatismus“ in zahlreichen Ge- 


Dem Erfolge muß durch geeignete vorsichtig tastende Technik, 
geeignete Auswahl der Fälle und des Zeitpunktes der Applikation der | nisch arthritisch deformiert (Blutergelenke). Familienanamnese durch 
Weg geebnet werden. (Eigenbericht.) Fritz Fleischer. drei Generationen verfolgbar, charakteristisch: Vererbung durch die 
Ä symptomlosen Frauen, während nur Männer die Krankheitserschei- 
nungen aufwiesen. c) totale Magenresektion. 36jähriger Kaufmänn. 
Seit ' drei Vierteljahren Magenbeschwerden, hauptsächlich -Druck- und 
Völlegefühl eine halbe Stunde lang nach jeder Nahrungsaufnahme. 
Kein Erbrechen. Gewichtsverlust 40 Pfund. Schwer abgrenzbarer 
Tumor oberhalb des Nabels fühlbar. Probefrühstück: Ges. Ac. 9. 
HCI 0, Milchsäure -+. Handtellergroßes, in der Mitte geschwüriges 
Carciüom der kleinen Kurvatur, fast bis zur Cardia reichend, mit dem 
Pankreas etwas verwachsen. Totale Resektionen des Magens, Vereini- 
gung des Ösophagus mit einer hinter dem Querkolon hochgeführten 
' Jejunumschlinge mit -Braunscber Enteroanastomose, ‘Naht bleibt suffi- 
zient- Heilung. Schnelle Erholung und erhebliche Gewichtszunahme. 


Kempi. 


\ 


Braunschweig. 
Ärztlicher Kreisverein. Sitzung vom 18. Oktober 1919. 


Happe berichtet über drei Fälle von Keratitis neuroparalytica, 
die im Anschluß an Alkoholinjektion in das Ganglion .Gasseri ent- 
standen sind. Die Injektionen wurden zur Beseitigung von Trige- 
minusneuralgien vorgenommen. In zwei Fällen trat die Keratitis neuro- 
paralytica einige Tage, in einem Falle erst 1%» Jahre nach der Injek- 
tion auf, In allen drei Fällen war die Sehschärfe des befallenen Auges 
auf Yıoo bis t/z% gesunken. Die Hornhautafiektion ist nach dem vor- 
liegenden Material in etwa 17% ‚der Fälle eingetreten. Wahrschein- 
lich ist der Prozentsatz höher, da noch nicht festgestellt werden 
konnte, ob sich nicht der eine oder andere Fall in anderer augenärzt- 
licher Behandlung befindet und da außerdem noch nicht abzusehen 
ist, ob und in welchen Fällen die Keratitis noch folgen wird. H. rät 
den Chirurgen dringend, 1. die Patienten vor der Operation auf die 
eventuell eintretende Augenkomplikation aufmerksam zu machen; 
2. die Augen, speziell das Auge der entgegengesetzten Seite augen- 
ärztlich untersuchen zu lassen. Im Falle einer bestehenden Seh- 
untüchtigkeit beziehungsweise Erkrankung des Auges der anderen 
Seite ist die Indikation zur Operation mit großer Vorsicht zu stellen. 
Bingel a) Aktinomykose der Lunge. 34jähriger. Kriegsteil- 
nehmer, dessen Erkrankung zunächst. als intrathorakaler Tumor impo- 
niert hatte, bis die Erweichung des auf die Brustwand übergreifenden 
„Tumors“ und die Untersuchung des Eiters den Sachverhalt aufklärte, 
Eben mit dem unbewaffneten Auge sichtbare, hellglasig aussehende | 
Aktinomyceskörnchen, die makroskopisch . und mikroskopisch demon- 
striert werden. b) Ostitis fibrosa (Recklinghausen). bijährige Frau. 
Knochencysten von wabigem Bau im. Röntgenbilde Cysteninhalt 
braun, unter erheblichem. Druck stehend. Spontanfraktur des Ober- 
schenkels, die wegen der außerordentlichen Verdünnung und Kalk- 
armut der Corticalis erwartet worden war, sehr. geringe Callusbildung. 
Probeexeision einer Cyste: Fibröse Umwandlung des Knochenmarks, . 
riesenzellensarkomartige Bildungen, Schwund des Knochengewebes, 
Neubildung von. osteoidem Gewebe. Beginn der Erkrankung mit Auf- 
hören der Menses, auffallend kleine Ovarien, andere endokrine Drüsen 
ohne erkennbare Veränderung, kein Zeichen von Tetanie. c) Hyste- 
rische Seibstbeschädigung des Gesichts. Z4jähriges Mädchen, das viel. 
leicht ein Gesichtserysipel gehabt hat und bei der dann mehrere 
Monate hindurch ein hartnäckiger Blasenausschlag im Gesicht bestanden - 
hatte. Heilung innerhalb dreier Tage im Krankenhause unter festsitzen- 
dem Gesichtsverbande. 
Wrede demonstriert a) eine Luxation des Nervus ulnaris bei 
einer 28jährigen Dienstmagd, die vor drei Vierteljabren bei ange- 
strengter Landarbeit plötzlich Schmerzen im rechten Ellbogengelenk 
verspürte. Seitdem bestehen bei schwerem Heben Schmerzen, welche 
von der Ulnarseite des Elibogengelenks ausgehen und bis in den 
vierten und fünften Finger ausstrablen. Der Nervus ulnaris luxiert 
beim Beugen des Elibogengelenks auf den Epicondylus humeri und 
ist ungewöhnlich druckempfindlich. Sensibilitäts- und trophische Stö- ! Bougieren, aber auch die einfache Spaltung der Striktur keine Aus 
rungen an rechtem Unterarm und Hand fehlen. Das Armskelett läßt | sicht auf Erfolg bietet. Bei der Nachbehandlung der Urethrotomia 
Besonderheiten nicht erkennen, insbesondere keine ungewöhnliche | externa und der Resektion empfiehlt Redner die offene Behandlung. 
Valgusstellung. Der linke Nervus ulnaris tritt bei Beugung des Ell- | ohne Naht, bei der Resektion nur paraurethrale Nähte, welche im 
bogengelenks gleichfalls ungewöhnlich weit auf den Epicondylus | wesentlichen die obere Wandung der Harnröhrenenden aneinander 
humeri, ist aber nicht besonders druckempfindlich. Vortragender weist | bringt, ferner das Weglassen, des Verweilkatheters und frübzeitiges 
darauf hin, daß die Beschwerden nicht bei Streckbeweguugen zustande | Bougieren vom sechsten Tage ab post operationem mit MetallbougleS, 
kommen, sondern bei der Beugung. Bei dieser wird der luxierte Nerv | zunächst täglich, dann in größeren Abständen. Eiterungen sind bei dieser 
über dem Epicondylus wie eine Violinsaite über dem Steg gespannt. | Behandlungsmethode ausgeschlossen. Eine Fistel bleibt nicht zurück. 
b) Fall von Hämophilie. 24jähriger Schreiber. Nach Zahnextraktion Löhlein: Kopfschmerz und Auge, Nach einem kurzen Über- 
mäßige, aber jeder Behandlung trotzende Blutung aus der Alveole. 


blick über unsere derzeitigen Vorstellungen vom Wesen und Zustande- 
Lokale Tamponade mit Jodoformgaze, Adrenalin, (Tetanus-) Serum, | kommen des Kopfschmerzes bespricht L. die zahlreiche 


— 


Greifswald. i 
Medizinischer Verein. Sitzung vom 10, Oktober 1919. 

. Pels-Leusden: Zur Behandlung der „Prostatähypertrophie 
mit Radium-Mesothorium-Bestrahlung. Redner bespricht kurz die Er- 
folge und Gefahren dieser Behandlung und stellt ihnen die mit der 

Prostatektomie gegenüber. Die Gefahren der letzteren haben sich 
dauernd vermindert und die Indikationen eher erweitert als ver- 
engert. _Selbst alte Leute in der zweiten Hälfte des 80. Lebensjahr- 
zebntes sind in größerer Anzabl mit Erfolg prostatektomiert worden. 
Der Erfolg ist immer ein vollständiger, eine Fistel nie zurückgeblieben. 
Demgegenüber sind die Erfolge mit Radium-Mesothorium immer zweifel- 
haft und selbst bei der äußersten Vorsicht sind Verbrennungen nicht 
mit Sicherheit zu vermeiden. Redner bespricht einen Fall, in welchem 


läres Geschwür des Rectums, zu einer hochgradigen Striktur führead, 
entwickelt hat, welches jetzt nach etwa 1Yrjährigem Bestehen noch 
nicht vollkommen zur Heilung gekommen ist und dauerndes Bougieren 
erfordert. Die prostatischen Beschwerden sind dabei dieselben ge- 
blieben, eine Prostatektomie aber jetzt wegen ‘der Verwachsung 


zwischen Rectum und Prostatakapsel zum mindesten sehr. gefährlich 
geworden. | 


Derselbe: Zur Behandlung der Harnröhrenstrikturen. Redner 
bespricht verschiedene Methoden der Strikturbehandlung, verwirft die 
ganz Jangsame, allmähliche Dehnung als zu zeitraubend und daher zu 
kostspielig, befürwortet bei permeablen Strikturen eine rasche Deh- 
nung, tunlichst mit Metallbougies, bei der aber das Auftreten stärkerer 
Blutungen vermieden werden muß. Bei den impermeablen Strikturen 
ist die Längsspaltung der Striktur mit Uretrotomia externa, eventuell 
die Resektion der Striktur bis ins gesunde Gewebe hinein, wie siè 
König zuerst ausgeführt hat, die Methode der Wahl. Er zeigt Prä- 
parate von einem Fall von gonorrhoischer Harnröhrenstriktur, voll- 
kommen inpermeabel, bei der nach Resektion ein 6 cm langer Defekt 
durch einfache paraurethrale Naht ausgeglichen werden konnte. Ein 
Querschnitt der resezierten Harnröhrenpartie zeigt zwölf nebeneinander- 
gelegene, mit Plattenepithel ausgekleidete Harnröbrenlumins, ‚sämtlich 
außerordentlich eng. Es ist klar, daß in einem solchen Falle alles 


n Formen des 


lenken. Seine beiden Knie sind davon zum Teil versteift und chro- 


sich nach Mesothoriumbestrahlung 3000 Milligrammstunden ein circu- | 


Kopfse 
tionsst 
weise, 
sehr d 
ausgel 
lokale 
Trige: 
gelege 
leicht 
allem 
drom: 
liche: 
des ( 
lich 
Diple 
freili 
müs: 


die 

Aug 
mot 
übe 
"glas 
Ku 


ar Se. k Tu Gar = 
N Sr SE. - Ne Sn 0 x Ri 
i 


Te NED ER 


—— 2t. 


14. Dezember. 


Kopfschmerzes, die im Zusammenhang mit Erkrankungen oder Funk- 
tionsstörungen des Sehapparates auftreten und deren Entstehungs- 
weise, wie das ja für sehr viele Formen von Kopfschmerz gilt, noch 
sehr der Aufklärung bedarf. Die größte Gruppe der vom Auge aus 
ausgelösten Kopfschmerzen beruht auf Irradiation bei schmerzhaften 
lokalen Erkrankungsprozessen am Auge. Solche Reizzustände im ersten 
Trigeminusast werden durch Irradiation zum Nervus supraorbitalis oder 
gelegentlich sogar zu den die Hirnhäute versorgenden Rami recurrentes 
leicht das Symptom des Kopfschmerzes auslösen; hierher gehört vor 
allem das Glaukom, das in der anfallsfreien Zeit, sowie im ganzen Pro- 
.dromalstadium leicht unerkannt bleibt und doch eine Quelle unerträg- 
licher Kopfschmerzen sein kann; ferner die Entzündungen der Iris und 
des Ciliarkörpers, die Phthisis dolorosa, Keratitis dendritica, gelegent- 
lich auch harmlosere Erkrankungen, wie die Conjunctivitis sicca, der 
Diplobaeillenkatarrlı und andere. In diesen letzteren Fällen wird man 
freilich mit einer individuellen Disposition zu Kopfschmerzen rechnen 
müssen. 

Ebenso umfangreich dürfte das Gebiet der Kopfschmerzen sein, 
die auf abnorme Inanspruchnahme bestimmter Augenmuskeln oder 
Augenmuskelgruppen beruhen: Die heftigen Kopfschmerzen bei akkom- 
modativer Asthenopie, wie sie sich geltend machen bei mit Naharbeit 
überlasteten Hyperopen, bei Alterssichtigen ohne korrigierendes Nah- 
"glas, bei überkorrigierten und damit künstlich zu Hyperopen gemachten 
Kurzsichtigeo, beim ersten Leseversuch in der Genesung nach er- 
schöpfenden Krankheiten usw. Auch die abnorme Inanspruchnahme 
der Konvergenz ist eine häufige Ursache des Kopischmerzes, beson- 
ders bei Leuten, bei denen schon in der Ruhelage eine richtige Ein- 
stellung beider Augen nur durch den Fusionszwang erreicht wird. 
Dieser Konvergenzkopfschmerz macht sich naturgemäß besonders gel- 
tend bei angestrengter Naharbeit schwächlicher Individuen und kann 
sowohl auf eine Schwäche der Konvergenzmuskeln als auf eine solche 
des nervösen Konvergenzimpulses zurückzuführen sein. In sehr aus- 
gesprochener Weise ruft abnorme Muskelleistung am Auge Kopf- 
schmerzen hervor bei den Berufen, deren Arbeit bei einer bestimmten 
ungewohnten Blickrichtung erfolgen muß, z. B. bei den Häuern in 
Bergwerken, die liegend mit schräg nach oben gerichtetem Blick ar- 
beiten. Auch die Kopfschmerzen, die viele Leute beim Lesen im 
fahrenden Zug oder Wagen, sowie bei der Vorführung eines schlechten 
Kinematographen empfinden, dürften auf die unterbrochenen kleinsten 
Muskelleistungen zurückzuführen sein, die erforderlich sind, um den 


Rundschau. 


Der Rostocker Professor S. G. Vogel (1750 bis 1837), 
ein ausgesprochener Gegner der Naturphilosophie. 


Auf Grund eines ungedruckten Briefes Vogels 
mitgeteilt von 
Dr. Erich Ebstein, Leipzig. 


In dem unten abgedruckten Brief Vogels aus dem Jahr 1811 
erscheint mir dessen gegnerische Stellungnahme — in so ausgesprochener 
Weise — bedeutend genug, um darauf nicht mit kurzen Worten hin- 
zuweisen. Friedrich Müller!) hat sehr treffend hervorgehoben, 
daß die Lehren Browns und der Naturphilosophen in Norddeutsch- 


. Jand weniger Ausbreitung gefunden hatten, wenn sie auch Männer von 


Bedeutung, wie z. B. Reil, in ihren Bann zogen. W.A.v. Humboldt 
trat ihnen z. B. ebenso wie Hufeland kritisch entgegen. Immerhin 
ist es bemerkenswert, wie Vogel kategorisch erklärt: Wenn ich ein 
mir unbekanntes Buch aufschlage und finde die geringsten Spuren von 
Naturphilosophie, so mache ich sogleich das Buch wieder zu und rühre 
es gewiß nicht wieder an. 

Zu der guten Sorte der Bücher gehörte nun nach Vogel das 


` Linksche Buch. Gemeint ist: Natur und Philosophie. Ein Versuch 


von D. H. F. Link, Professor zu Rostock und verschiedener gelehrten 
Gesellschaften Mitglied. Leipzig, Rostock und Schwerin im Verlage 
der Stillerschen Buchhandlung 1811. Das Buch Links war in erster 
Auflage 1806 unter dem Titel „Über Naturphilosophie“ erschienen (Leipzig 
und Rostock)2). Link wollte, wie er in der Vorrede zur zweiten Auf- 
lage 1811 hervorhebt, nicht diejenigen widerlegen, die sich in ein solches 


System hineingedacht haben — denn auf diese wirke keine Widerlegung; | 


er beabsichtigte nur, diejenigen, die noch nicht Partei genommen, zu 


1) Friedrich v. Müller, Spekulation und Mystik in der 
Heilkunde, S. 10. (München 1914.) 

2 A. F. Hecker, Theorien, Systeme und Heilmethoden. Erfurt 
und Gotha 1819. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.50. 22.1999 
Zusammenhang der Bilder — soweit überhaupt möglich — aufrecht- 
zuerhalten. 


Auch der Kopfschmerz bei Lidkrampf gehört wohl hierher, der 
weniger bei beiderseitigem Blepharospasmus infolge von Lichtscheu 
als bei einseitigem Zukneifen der Lider zum Zwecke des einäugigen 
Arbeitens (z. B. beim Mikroskopieren der Anfänger) auftritt. Der Kopf- 
schmerz‘ bei Augenmuskellähmungen ist wohl als ein gesteigertes Un- 
lustgefühl aufzufassen, das durch das Doppeltsehen und den damit 
verbundenen Schwindel ausgelöst wird. ‘Ungeklärt ist der bei Blen- 
dung auftretende Kopfschmerz, der unabhängig neben dem durch den 
Sphincterkrampf bedingten Muskelschmerz bestehen kann und dessen 
Entstehungsort gelegentlich in die Netzhaut verlegt wurde, obwohl 
sensible Fasern in der optischen Leistungsbahn völlig hypothetisch sind. 

Neben diesem großen Gebiet vom Auge her ausgelöster Kopf- 
schmerzen darf die wichtige differentialdiagnostische Bedeutung man- 
cher Augenbefunde nicht vergessen werden, die sich nicht als Ursache 
des Kopfschmerzes, sondern mit diesem koordiniert als Folgeerscheinung 
einer Allgemeinerkrankung darbieten. Sehr häufig sind die den Kopf- 
schmerz begleitenden Augensymptome, besonders frühzeitige oder be- 
sonders stark subjektiv störende Äußerungen eines ernsthaften Allge- 
meinleidens: Alltägliche Beispiele dieser Art sind die Stauungspapille 
bei Hirndrucksteigerung, die Retinitis albuminurica bei Nephritis, die 
temporale Ablassung des Sehnervenkopfes bei verschiedenen Intoxika- 
tionen, die Netzhautblutungen Arteriosklerotischer, die flüchtigen 
Amaurosen bei Urämie, die Flimmerskotome bei Migräne, die centralen 
Skotome im Gesichtsfeld bei Nebenhöhlenerkrankungen, Intoxikation, 
multipler Sklerose usw., die hemianopischen Störungen bei cerebralen 
Prozessen, welche die Sehbahn beteiligen. ` 

Ist somit das Gebiet der Kopfschmerzen, die vom Auge ausge- 
löst werden oder doch durch gleichzeitige Symptome am Auge in ihrer 
Ätiologie klargestellt werden können, ein sehr großer, so wäre es doch 
durchaus falsch, in den namentlich unter. den amerikanischen Ärzten 
sehr verbreiteten Fehler zu verfallen, so ziemlich jeden Kopfschmerz 
auf das Auge beziehen zu wollen. Hat man doch ällen Ernstes be- 
hauptet, durch Verordnung der richtigen Gläser Fälle von Migräne und 
Epilepsie endgültig geheilt zu haben. Berechtigt aber bleibt das Ver- 
langen, daß bei ungeklärtem Kopfschmerz eine gründliche Unter- 
suchung der Augen, und zwar nicht bloß des Augenhintergrundes, 


sondern vor allem der Funktionen, des Augenmuskelapparates zu er- 


folgen hat. v. T 


I) 
è 


warnen, „daß sie den Weg der Erfahrung .. nicht verlassen und sich ein- 
bilden möchten, man könne das Unergründliche durch bloße Spekulation 
ergründen“. In der zweiten Auflage hat Link die Widerlegung der 
sogenannten Naturphilosophie als Nebensache behandelt. Es kam ihm 


darauf an, die Natur in ihrer unerschöpflichen Fülle- der Philosophie 


gegenüber in ihrer Einseitigkeit, in ihrem Spiele mit bloßen Vorstellungen 
usw. zu schildern. Und das ist Link ausgezeichnet gelungen, woran 
Vogel sicher seine große Freude gehabt haben wird. 

Denn Vogel war ein Empiriker von Hause aus!). Bereits „Das 
Krankenexamen“ (Stendal 1796) und „Die allgemeinen medizinisch- 
diagnostischen Untersuchungen zur Erweiterung und Vervollkommnung 
seines Krankenexamens“ (Teil I: Stendal 1824 und Teil II: Stendal 1831) 
zeigen das zur Gehüge. 

Hier ist der Brief Vogels: 


Sr. Wohlgeb. 
Dem Herrn Hofrath Römer 
Fr. in Berlin 
Wohlgeborener Herr, ° j 


Hochgeehrtester Herr Hofrath! 


Ew. Wohlgeboren sehr gütiges und freundliches Schreiben vom 
Nov. vorigen Jahres durfte unmöglich unbeantwortet bleiben, wenn 
gleich darüber aus vielfältigen Ursachen so viel Zeit verflossen ist, daß 
ich in der That äußerst beschämt bin. 

Es thut mir sehr leid, daß ich Ihr Vorhaben nicht besser zu 
befördern im stande bin. Sie wissen, ich bin den ganzen Sommer in 
Doberan, und mache dann noch am Ende der Badezeit zu meiner Er- 
holung eine Reise, von der ich selten vor dem Oct. oder Nov. nach 
Hause "komme. Nun finde ich, wie Sie denken können, eine 


1) H. Rohlfs, Geschichte der deutschen Medizin, Bd. 2 (1880), 
S. 66 bis 126; Pagel, Allg. D. Biogr. Bd. 40, S. 125 f. — Den oben 
abgedruckten Brief Vogels verdanke ich dem Institut für Geschichte 
der Medizin in Leipzig (Geh.-Rat Prof. Dr. Su d h off). 


` 
En ng me 


a ae 


- 


en 


Zn 


ER I 


F es: Pre er ar N 
- — o -rr 7 a et 
- — - = r$ Pi ` A Be e er. = $- f N 
= 8, en Dinans b. ba .- 2AT en . > 7 ` . L . e~ 7 a-p 
$ r d -^ $ - u m - mey 2. Nu N r u nn ne 
- z Gi g a r a TORT A a a r T E - ee a er a a ee Te 
ee nee a 3 eh u s gin e 17: PR - = z ~ pg - — 
L |a ee i Ar et Saar TI "E y = u. - Er pi ses — E ` -.- „ kd A Rise nr -- 
= E Dr N u Ian NEN FT Karren re E - Hempen? g » ~ = = er - = 
er P k Ti A ji fy A? á frea v pie z = m ged Sa d er I En gen -< . jr p - > orei s = 
AES DEE u un Es ee pra te 2a= - >= 7 2 > ` FR E> 7 U aai | 
MEERE TE EEE ee rt Dee pa - f ee s 
u _ < .- — —— > - s e mh E ITa -s 4 4 - u à 4 . P 
— = - ~ r >. miw n ò i n 
x ` i z r z . i 
. . ` ` i } .. s s 4 
- . = `~ € z N a m" 
=f 


a AA 
RER 


T3 


I = 
S -TS R 
hira i - > uk SI - - = 
> > nn - g: = >; 
5 > wi Ba a a Ce ET z sa -en Cel ae, e 
=\,28 u ae ir Far Y se re $ 5 j tA s OA 
= = re) Sae siae nn DI a 2 Je 
er" Tad: ne A = SN m Era = IT, am 
’ Pp- t "i N N < LL > Sn De — - - 
~ ni an um mt a en TT ren 
r. ee ne 
re Da re E u -< ; - 
i 


re Lia 


“N 
| 
13 
| 

A 

ili 
t 
N 
à 


m aa a a > 
š = =.= A ‚+ Wr 
á "5 s~ als Pe g m 
pa SN g È r 
ar aE eia i EA > E yas s 
Fr e 5 aa A A a a an 
m _ u g - we 


—— 


a Ji 


1300 


‚große Menge Dinge vor, deren Besorgung zum Theil, viele Zeit und 
Anstrengung erfordern. Hiezu kommt, daß ich so vieles nachholen, 

studieren und lesen muß, um nur einigermaßen mit der Kunst fort- 
zuschreiten. Die auswärtige Praxis durch Briefwechsel, so wie auch 
die practischen Beschäftigungen in der Stadt, die mir selbst in Doberan 
selten einen Tag Ruhe lassen, nehmen einen großen Theil der Zeit des 
Tages weg. Meine Verbindungen mit mehreren gelehrten Societäten 
und mit litterarischen Instituten fordern auch nicht Weniges von mir. 
Ich gedenke nicht der Facultätsarbeiten,, so wenig ich Sie mit der 
‘weiteren Herzählung der Dinge behelligen mag, die mich den ganzen 
Tag, so viel es meine Kräfte erlauben, in Tätigkeit erhalten. Es kommt 
-~ hinzu, daß ich auf.alle Weise Ursache habe, meine schwächliche Gesund- 
heit zu schonen. 

Die mir gesandten Anzeigen habe ich überall herumgeschickt. 

Wollen Sie mir eine einzige Bemerkung erlauben, die ich Ihnen 
im Vertrauen aus den besten Absichten, wie Sie nicht zweifeln werden, 
so ist es diese: Verwahren Sie ja Ihr Journal vor aller 
Naturphilosophie Diese, soweit der Unsinn der- 
selben geht, und insofern Sie sich in die Medicin 
mischt, mußvonallen Seiten verfolgt werden. Wenn 
ichein mir unbekanntes Buch aufschlage, und finde 
diegeringsten Spuren von derselben, so mache ich 
sicher das Buch sogleich wieder zu und rühre es 
gewißnicht wiederan. Ich hoffe, unseres Hofraths 
Links neustes Werk: über N atur und Philosophie 
wird eine bedeutende Revolution veranlassen, wo- 
durch das tolle, abgeschmackte, unverständliche 
Zeug endlich in die ewige Vergessenheit kommen 
wird!) 

Meine Frau dankt für die sie betreffenden gütigen Äußerungen, 
und empfiehlt sich mit-mir Ihnen und Ihrer tbeuersten Frau Gemahlin 
gehorsamst. 


Mit Vergnügen werden wir Sie (!) diesen Sommer in Doberan 
entgegensehen. : 

Entschuldigen Sie geneigtest die fremde Feder ne ihre Fehler. 
Ich bin nach einer schweren Krankheit noch zu schwach, um alle 
meine Briefe selbst schreiben zu können. 

Ich habe die Ehre zu, seyn 


Ew. Wohlgebohren‘ 
gehorsamster Diener 
D. G: Vo gel. 


Vogels Verdienste um- die Ausgestaltung des Ostseebads 
Doberan sind bekannt und häufig gewürdigt”). Es mag aber hier- er- 
wähnt sein, daß der Gedanke: 
großes Öffentliches Seebad ?“ zuerst von dem Göttinger Physiker Georg 
Christoph Lichtenberg in seinem Taschenkalender auf 1793 
ausgesprochen wurde., Daraufhin hat Vogel Lic htenberg in 
Göttingen besucht, als Vogel in Gesellschaft eines Baumeisters die 
hauptsächlichsten Bäder Niedersachsens zu besagtem Zweck bereiste. 
Auf diese Weise kann man Lichtenberg als den geistigen Be- 
gründer nicht nur der Nordseebäder, sondern auch derer an der Ost- 
see bezeichnen 3). 

Vogels Wunsch, daß Links Werk über die Naturphilosophie 

„dieses tolle, abgeschmackte, unverständliche Zeug“ endlich in die 
ewige Vergessenheit geraten lasse, ist nicht in Erfüllung gegangen. 
Für die Medizin, „diese eminent empirische Wissenschaft“, erwies sich 
die Naturphilosophie als besonders verhängnisvoll. Ein gutes Bild da- 
von gibt Riearda Huchs „Ausbreitung und Verfall der Romantik“ 
(Leipzig 1902 mit dem Abschnitt: Romantische Ärzte). In dieser Be- 
ziehung hatte Goethe recht, auszurufen: 
rer Viel. Wunderkuren gibt's jetzunder, 

Bedenkliche, gesteh’ ich’s frei; 
Natur und Kunst tun große Wunder, 
Und es gibt Schelme nebenbei. 
eh ea 
Tagesgeschichtliche Notizen. 
(Nachdruck der redaktionellfgezeichneten Mitteilungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 


In der. Debatte über das Mittel des Prof. Friedmann 


Rostock, den 4. May 1811. 


wurde in der Preußischen Landesversammlung von Abgeordneten der 
verschiedensten Parteien die Einsetzung einer Kommission 


zur Prüfung des Mittels verlangt, der auch Friedmann 


selber anzugehören hätte. Zu einer ähnlichen Forderung kommt Prof. 


1) Von mir gesperrt gedruckt. 


a) E. Roth, Uber den Gebrauch der Seebäder (Baln. Zbl. 1905, 
Nr. ii und 12), sowie Martius, Zschr. f. Baln. 


bäder. (Die med. Woche 1906, Nr. 29 bis 832.) Derselbe, Zur ge- 
schichtlichen Entwicklung der Nord- und Ostseebäder. (Geschichtsbl. 


f. Techn. u. Ind. 1919/20.) 


dem. Gebiet des ganzen Reiches zusammengesetzt, vo) 


„Warum hat Deutschland noch kein - 


8) Erich Ebstein, Zur Geschichte der deutschen Nordsee- 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin WEA by’ 


Een, a ih, 


> En Dezember 


His. Br befürwortet einen Ausschuß aus an, S: Heilt tte 
ärzten, Chirurgen und Dermatologen von anerkanntem Rui u aus 
den Beh (0 rden i ; 
unterstützt in wissenschaftlicher Verbindung mit Triod mann at- 
beitend. Die allgemeine Anwendung und die öffen ic] 1e nerkennung 
des Mittels will His zurückgestellt wissen, bis der s ron ihm zus2 
gestellte Ausschuß ein Urteil gefällt hat. peran schone | 
Jahre 1914 eine Konferenz medizinischer ‚Sachverständig diger i 
Medizinalabteilung des preußischen Ministeriums des Innern er as 


Mittel beraten, ist aber damals zu einer ungünstig ung = 
gelangt. = 


Vergiftungs- oa Todesfälle durch Sin k Meth 
Brennspiritus verfälschten Trinkbranntwein veranlassen den Ministe 
für Volkswohlfahrt zu einer erneuten Anweisung, de Verke 
Trinkbranntwein besondere atono. zu en a J 


bekannt ist, mit Zuchthaus bis zu zebn ‚Jahren; ‚wenn 
lung der Tod eines Menschen verursacht worden ist, en haus S 
nicht unter zehn Jahren oder mit lebenslänglicher Zuchthauss als 


Unter Leitung von Geh.-Rat Prof. Dr. Emil, Ab a en -S 
ist in Halle a. S. eine Zentralstelle zur Unterbringung i. 
erholungsbedürftiger deutscher Kinder in der _ 
Schweiz gegründet worden. Diese Zentralstelle ‚arbeitet mit or 
Fürsorgestelle in Bern-Gümlingen, welche in der Schweiz Hilfsstellen len = 
zur Sammlung von Freistellen eingerichtet hat, und die Unterbringung ni 
der Kinder in der Schweiz vermittelt und überwacht. Es wird an s 
gestrebt, daß möglichst alle fürsorgerisch organisierten Bezirke meS 
Deutschland. von der Arbeit der Zentralstelle erfaßt ‚werden, um ie 
Mitwirkung .der einzelnen Wohlfahrtsstellen,- Landesausschüsse und = 
Jugendämter zu sichern. Alle stark unterernährten und? “tuberkulösen 
Kinder in jedem Bezirk sollen gezählt werden; von dem Ergebnis di der 
Zählung hängt es ab, wie viele Kinder von der Zentralstelle zur Unter 
bringung in der Schweiz übernommen werden. — Für die ärztlichen 
Untersuchungen, sind Vordrucke ausgearbeitet worden. Für jedes für 
einen Freiplatz in der Schweiz bestimmte erholungsbedürftige. Kind g 
müssen 102 M, für jedes tuberkulöse Kind 125 M an die Zentralstelle 
abgeführt werden. Bei dem ganzen Unternehmen ist die Mitwir- 
kung von Ärzten von besonderer Bedeutung. Nähere a i 
durch die Geschäftsstelle: Halle a. S., Magde bure Str. a. $ 


24 


9 
> 


Gegen die in. neuerer Zeit wieder öfter stattfindenden öffent ; 
lichen Schaustellungen von Hypnose wendet sich ein Erlaß N 

des Ministers des Innern, in dem die Polizeibehörden erneut angewiesen — 
werden, die Veranstaltung von solchen Vorstellungen wegen dee 


Gefahr der Schädigung der als Medien Elbe) Dent ioi Zuschauer) sicht 
zu gestatten. el i 


Der Vorstand und Ausschuß des Däutsöhene Kongresses Mi 
Innere Medizin hat beschlossen, daß der 32. Deutsche Ko ngreß 2 
für Innere Medizin im Frühjahr 1920 abgehalten werden. a A 
Über den Ort der Tagung schweben noch Verhandlungen. Als Haupt AN 
verhandlungsgegenstand ist „der gegenwärtige Stand der Immuno- „und. 
Chemotherapie der Infektionskrankheiten“ in Aussicht genommen. Den 
einleitenden Vortrag hat Schittenhelm (Kiel) übernommen. iu 


um E 
Aussprache sind Fr. Kraus (Berlin), R. Pfeiffer (Breslau), R Rud 


Schmidt (Prag), Morgenroth (Berlin) und Andere bereits vo 
gemerkt. Anmeldungen von Vorträgen und Vorführungen werden u 
schon vom Vorsitzenden, Herrn Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Minkow® 

(Breslau, Birkenwäldchen 3), und vom Schriftführer, Herni Prot DM 
Weintraud (Wiesbaden), entgegengenommen: re 


> 


eo 
Bith 


- K 4 
Peas A Ir, 


Halle a. S. Prof. Dr. Emil Ahderhalden, der als 


glied der Demokratischen Partei der Preußischen De 
angehörte, hat sein Mandat niedergelegt. i | 


4 en ich = 
i ~vit . a a 


Halle a.S. Die medizinische Fakultät der Universität bt pden 
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Körner in Rostock in Aenemo a 
Verdienste um die Erforschung der Pathologie und Therapie dee 
On die Schwartz e- M e d ailli 6 verliehen.” 
Leipzig. Dem Direktor der Chirurgischen. ‚Klinik, Ges = 
Rat Prof. Dr. Payr, Generalarzt à la suite des ON" = 
korps, der Charakter als Ober-Generalarzb" verliehen. I he o. 
en. > SE 


Berlin. Der Ohrenarzt Prof. Dr. Benno Baginsky 
72 Jahre alt, gestorben. Seit 1884 war er an der Berliner Universi — 
habilitiert. In seiner Poliklinik für Hals-, Nasen- und ( Ohren e f a 

hat er während vieler Jahre eine große Anzahl von Sch sa DRM 


gebildet. TG, 
An ia 
un w 


panaan u ER n 
Hochschulnachrichten. Berlin: Prof rot. Di 
mann, Gymnasialoberlehrer a. D. in Potsdam, zum 
norarprofessor für Geschichte der antiken Nele m N A 
schaften ernannt. — Halle a. S.: Prof. Dr. Heri -Hyg 
her Privatdozent in Straßburg, seit 1914 Leiter des Insti - He: Aa 
und Bakteriologie an der Deutschen Medizin- und Inge he 
Chinesen in Shanghai/als Privatdozent a um Al 
vorsteher am Hygienei ASt) t berufen. Be a 


ie 
et 


wise 


AS -r 


u 


drn: 
EN — 


En, 
Pe 


1 
PER“. 


= =. nz ' j i 


Nr. 51 (785). 21. Dezember 1919. | XV. Jahrgang. 


Medizinische Klinik 


Wochenschrift für praktische Ärzte 


redigiert von . Verlag von 
Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg Urban & Schwarzenberg 
Berlin Ä Berlin 


v 


inhalt: Originalarbeiten: P.Uhlenhuth und M.Zuelzer, Über das Vorkommen des Erregers der ansteckenden Gelbsucht (Spirochaeta 
icterogenes) bei frei lebenden Berliner Ratten. V. Schmieden, Betrachtungen über den chirurgischen Unterricht an den Universitäten. 

.P assow, Allgemeine und lokale Bestrahlung mit ultraviolettem Licht bei skrofulösen Augenleiden. H. Kloiber, Dünndarmstenose nach 
Brucheinklemmung (mit 1 Abbildung). R. H. Jaff& und H. Sternberg, Über die physiologischen Schwankungen des Aortenumfanges. 
A. Dollinger, Die häufigsten Hauterkrankungen des Säuglings und Kleinkindes in der Sprechstunde des praktischen Arztes. (Fortsetzung.) 
H. Eicke, Vergleichende Untersuchungen zwischen der Wassermannschen Reaktion im Liquor und den Flockungsmethoden nach Hermann-Perutz 
und Sachs-Georgi. — Aus der Praxis für die Praxis: Fuhrmann, Ratschläge aus der Geburtshilfe. (Fortsetzung.) — Referatenteil: E. Edens, 
Neuere Arbeiten auf dem Gebiet der Herz- und Gefäßkrankheiten. (Schluß) — Aus den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — 
Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Braunschweig Elberfeld. Gießen, Hamburg. Jena. — Rundschau: Zur 

500-Jahr-Feier der Universität Rostock. — Tagesgeschichtliche Notizen. BER, | 
Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor. 


Abhandlungen. 


Aus der bakteriologischen Abteilung des Reichsgesundheitsamts. | hatte, durch Verimpfung der Nieren auf Meerschweinchen die 
| Spirochäte der Weilschen Krankheit nachzuweisen. Gleichzeitig 

Über das Vorkommen des Erregers der konnte Uh len hu th in 8 traß bur g, wo diese Krankheit bis- 

e ° er nicht beobachtet worden war, bei einer Ratte aus den städti- 

ansteckenden Gelbsucht (Sp irochaeta icterogenes) schen Sielen in den Nieren und im Urin bei Untersuchung im 
bei frei lebenden Berliner Ratten. Dunkelfeld und von gefärbten Präparaten Spirochäten vom Typus 

der Spirochaeta icterogenes (Uhlenhuth und 


Von RR ; : = 3 R 
Fromme) nachweisen, die sich aber bei Verimpfung des Urins 
Dr. Paul Uhlenhuth, Yes =- f auf Moerewa als nicht virulent pine g 
0. Professor der Hygiene, bisher an der Universität Straßburg, Schließlich gelang es den genannten Autoren, bei weiteren 
und = zahlreichen künstlichen Infektionsversuchen auch mit sehr 
Dr. Margarete Zuelzer großen Dosen von virushaltigem Leberbrei (bis zu 10 ccm) vom 
ständiger Mitarbeiterin im Reichsgesundheitsamt. Meerschweinchen je einmal bei einer zahmen und einer wilden 


Ratte das typische Bild der ansteckenden Gelbsucht zu erzeugen. 
Uhlenhuthund Fromme hatten bei ihren in den Jahren | Auch nach Verfütterung von spirochätenhaltigen Meerschweinchen- 
1915—1916 an der Westfront (in Vervins) ausgeführten Unter- | organen erkrankte eine weiße Ratte an Gelbsucht und ging 
suchungen über das Wesen und die Ursache der dort ge- | unter typischen Erscheinungen ein. Wenn also auch die Ratten 
häuft aufgetretenen ansteckenden Gelbsucht (Weilsche | pei künstlicher Infektion nur selten unter typischen Erschei- 
Krankheit) bereits die Vermutung, daß die Ratten als Über- | nungen der Weilschen Krankheit erkranken, so geht doch aus 
träger dieser Seuche in Betracht kommen könnten. Die ungeheure | diesen Beobachtungen hervor, daß die Ratten auch unter natür- 
Rattenplag e, unter der unsere Truppen während des langen | Jichen Verhältnissen wohl erkranken, zum mindesten aber 
Stellungskrieges in den Unterständen und Schützengräben Zu | eine latente Infektion durchmachen und als echte Parasiten- 
leiden hatten, forderten zu dieser Vermutung geradezu heraus. träger die Spirochäten durch den Urin in die Außenwelt aus- 
Da aber tote und auch kranke Ratten hier nicht aufgefunden | scheiden können. Auch in Amerika, England und anderen Ge- 
werden konnten, besonders aber auch die von den genannten | genden des Auslandes sind neuerdings ähnliche Beobachtungen 
Autoren in ihrem Feldlaboratorium ad hoc angestellten künstlichen | über das Vorkommen der Spirochaeta ieterogenes bei anscheinend 
Infektionsversuche an wilden Ratten ebenso wie die von | gesunden Ratten gemacht worden. Für Deutschland liegen 
übener und Reiter sämtlich negativ ausfielen, SO | außer den Befunden in der bisher deutschen Stadt 
konnten tatsächliche Beweise für diese Annahme nicht erbracht | Straß burg systematische Untersuchungen nicht vor. 
werden. | l | Es erschien daher von Interesse, diese Untersuchungen in 
Im Jahre 1916 haben nun die Japaner (Miyajima und | Deutschland auf eine breitere Basis zu stellen, um über die Ver- 
Andere) die interessante Tatsache festgestellt, daß in der Stadt | preitung dieser für den Menschen gefährlichen 
und in den Kohlengruben von Kyushu, wo unter den Arbeitern | Krankheitserreger in den frei lebenden wilden Ratten 
en sec onde Gelbsucht *) häufig beobachtet wurde, 39,5 % (von | genauere Kenntnis zu erhalten. | | k 
2 o dort gefangenen, anscheinend g W | 7 3 ge REA Es gelangten bisher 89 wilde Ratten (Mus decumanus) zur 
a hochvirulenten Spirochäten der Weilschen Srank- | (mtersuchung!). 64 stammten aus einer Lumpenanstalt in 
eit infiziert waren, und zwar fanden sie die Spirochäten bei mikro- | Wejßensee, 18 aus dem Gelände respektive einer Dunggrube 
skopischer Untersuchung respektive bei Verimpfung auf Meer- des Reichsgesundheitsamts in Dahlem, 5 aus der Berliner 


Schweinchen. Diese Befunde wurden bald darauf von den Fran- Gasanstalt (Danziger Straße) und 2 aus einer Berliner 


zosen bestätigt, und zwar wurden die Erreger der Weilschen | Markthalle. 


Krankheit auch in einer Gegend gefunden (Lyon), wo diese Krank- Die Ratten wurden sofort nach der Ablieferung im Gesundheits- . 


‚heit nicht vorkam. amte verarbeitet. Die Untersuchung wurde — bei den ersten 
Bei den darauf von Uhlenhuthund Fromm ein Angriff | 59 Ratten — in der Weise ausgeführt, daß ein Organbrei aus Leber, 
genommenen Untersuchungen gelang es Fromme nach. zahl- | Niere, Blut und Urin hergestellt und dieser Brei, von 3—6 Ratten 


reichen vergeblichen Versuchen, bei einer Ratte aus einem Unter- | stammend — gemischt, um Tiere zu sparen —, einem Meer- 
stande der vorderen Linie, in der ein Weilkranker gelegen | schweinchen eingespritzt wurde. —' Vor der Verimpfung wurden von 
—___ | = ‘| allen Rattenprganen Ausstrichpräparate hergestellt. 

. 1) Ob die in Japan vorkommende ansteckende Gelbsucht mit der | 7. | | Aa | 
bei uns beobachteten vollkommen identisch ist, ist auch nach Ansicht | 1) Für die Beschaffung der Ratten sind wir Herrn Stadt- 


der Japaner noch nicht sicher erwiesen. medizinalrat Dr. Weber zu größtem Danke verpflichtet, 


Dunn abe une 


r eoa pA o Fps or! 
- $ $ PET An e’ i fi n 
ER TEUE REGI? 
A Be Ry f. PENE RT y D 
( aS g E ‘ Ai g j s i 
Ta SSA Bar re U Ah 
NR E e 
ir A PU: HER PIR UER y 
x ' DR a 5 t 
SERIE EE ELOR EI UE 
ana AR RENEE, Ei 
BEE ERLETTERS IM 
N [7 aa, f it -Ai Er, Ai 
Yu ot ti % SA | Bm Th Li# 
WEAN DEE i FUIS "A, AA 
TEAR p DA d tyt Ta HN 
45, ? 53 ERRELE T ON ae © 
N u ni. AR 
an en» 
r fi AE $ W W N 
J% N i t . ii yoe ji dr an 
fi a, Ca) g v i 9; 
Ao o sd ` w 4 A | MARY 
Lia o Pi „> A ch AS 
43 ta d y Ww iN ITE BAPE Ya +) 
E EN IRER IS, A DEUTSA 
i a r P E], \ 17%, 
WR 1) ii, iR 
e Eich ALS len 
t l v Er Ua e y b; PPN A l in fa) 
fi 6. DPN, N ti frt t g a ak X 
a op a te nE EOSS Va Be ATA 
i a E ntj 5 A, Ballen! 
| ia 2ı CE ne ur 
4o REDA ' Y l WEA PS ERN Sr m 
d je A, Sr AT AN y 
x Asup i f IM pi Ale N 
ERROR | | |. i EARE 
EERE AiR i AR 
t r rih LIS A ‚ch b : 
eol j’ EE À ! i aa N N | 
A2 Eo ERD MER ER ; 
) Mii oN \ ae Mr uhr Bil S 
TC) BEER 
ir. A BR i 
E $ Coa AEG g 
t nE A au WA T WR A 
D er Í RRI n] Na 
p" u in ue I HPG HWA b 
; Be rien y - Ku Ei tA 
erteni EA: 
Ir 1’ ah N f wu Hà ERE 
h a" $ * £ LTR $ 
EB A UIE RE E 
ti ga a A n MRA EARI 1 
pou lai u EEG ET UEIT 
we vl N x I\ Sim K 
ECIN b FGN i IGT 
í \ main £ 5 RPT 
1 Loar, | ICH PIE Wig 
4) en i IR 
aalo ee THE Kr) j 
y’ AEIR i i P TATIN NE 
vr Kane ; SITET 
ti aa t j Sit IN Ih 
j hs ich I Tal Bl: 
do r> R A 
a A e : I'm 
Pe Dat y i ig: A) i| 
| lu ti SEN 
\, lee | EREA 
yopo a nn | Iran rl UN 
Mae REED PN HARI 
o e N P LEY E EHAS 
EOS E A | E I ET il AOA. 
SE De ET och | 4 p tld r 
N. . RE t A Dar 
ye To u I f $ 
u ed HEY 
AE E RE l i SNIS 
Bere, d | ERLE 
paa JPI 
Apa eh] i 
PtT pn MEE RR. 
. 119 r į 
U eM MAFIA 
' å ! yi y | HGy Ih, 
mb EOS 5 kim = 
t SEEN AA Sj: I] 
eae AN TS | 
N TE "e Li T) 
te Bien 
sloppi her i i 
; ` Si | | 
TEI ej Ir + | 
r RR era L] | 
h KAU i ‘N \ 
e Ban Nas | j! 
0 E n re 1 Jai | 
er are | | 
z Ji Br | | 
aa A Au 
Eh j 
R | 
I ee 1.2 
ee LM | 
—r IE | 
re u E D TA) 
EE Ri 
J s ti š t | 
a a ai H 
, a Ct s 5 
a b 
ke i 
KR | 
. [i ® 
i ir bo, 
Kar 
o TE 
en 
a + 
. i ! 
1, 7u wi 
t L 
; N 
LI i 
i 
I 
i 
= a 
R K 
ir, 
Br 
' 
TIVAN 
Br er 
i t 
. ii 
oa A 
a en 
en 
o 4 
C (E 
en 
Se 
Fre ` 
vo 
T 4 
un 
Er 
zai 
LA 
i 
t 
Fa 
ai 
+ 
I 
li 


Die Verim pfung der Organe- dieser 59. Ratten verlief | 


'negativ;“die geimpften Meerschweinchen blieben, gesund. ‚Jedoch. 


ergab.. die Durchsicht der mit Methylalkohol fixierten und mit 


Giemsa gefärbten: Präparate, daß’in den Nierenvonfünf 


aus Weißenseestammenden Ratten Spirochäten 


vom Weilty'pus ziemlich zahlreich nachweisbar waren. Trotz- 
` dem waren die Meerschweinchen gesund geblieben. Vielleicht war, 


die Menge.der mit der Mischüng yon Organen mehrerer Ratten 
eingespritzten "Spirochäten .zu' gering- gewesen,. um ‘die’ Tiere. zu 


schweinchen. Vor allem aber. muß daran gedacht werden, daß 


in einigen Ratten spirochätentötende ‚Antikörper vorhanden waren,‘ 


”, 


die zur. Abtötung: der Spirochäten geführt haben. Von Haus aus | 


chäten“ -nicht immun geworden, denn bei der nach vier bis fünf 


Wochen erfolgten Nachimpfuig mit dem virulenten Weilstamme 


des Gesundheitsamts erkrankten sie in typischer Weise., < 
“Es wurde nùn bei den weiteren Ratten versucht, möglichst 
während des Lebens.die Spirochätenträger heraüszufinden, 
um die einzelnen Organe (Nieren). für sich zu verarbeiten und ge- 
trennt auf Meerschweinchen zu.:verimpfen, Es wurde daher der 
Urin. im. Dunkelfeld auf Spirochäten untersucht, das heißt, wo es 


möglich. war, solchen während des Lebens .der Tiere. zu ge- 
: winnen. Die wilden Ratten pflegen in dem Augenblicke, wo sie 


‚Giemsapräparate angefertigt. 


mit der Zange ergriffen. werden, Urin zu entleeren. Bei denjenigen. 
Ratten, :welche im Urin-Spirochäten beherbergten, gelang auch 


der Nachweis von lebenden. Spirochäten in den Nieren. Hier 


finden sie sich im allgemeinen sehr spärlich, während. sie im Urin | 
erheblich. zahlreicher waren. Aber auch in den Fällen, wo.die 


Urinuntersuchung negativ ausfiel oder Urin zur Untersuchung 
nicht zu gewinnen war, wurden bei den systematischen Unter- 
suchungen die Nieren dieser Ratten für sich immer.nur je 
auf ein Meerschweinchen verimpft. | Ä 
Ebenso wurden die Nieren im Dunkelfeld untersucht und 
Bei einer von diesen wilden in der Berliner Gasan- 
stalt gefangenen Ratten (Protokoll Nr. 59a), die anscheinend ` 


lichtbrechende Spirochäten vom Weiltypus im Dunkelfelde 


lebend und auch im Giemsapräparat nachweisbar. Bei der Sektion 


zeigte die-Ratte keinen krankhaften Befund. Im Dunkelfelde 'ge- 
lang es näch langem Suchen, vier:bis fünf sehr stark lichtbrechende . 
Spiroch:äten vom Weiltypus aufzufinden, und zwar nur in 


der Niere, während in Leber, Milz, Lunge, Blut und Peritoneal- 


exsudat. ‚Spirochäten nicht . gefunden: werden: konnten‘), Von 


. diesem Tiere wurden 2 cem Blut und 2 cem je einer Aufschwem- 


mung von’Leber, Niere, Milz und Lunge auf je ein Meerschweinchen 
intraperitoneal verimpft. Bei diesen Tieren wurde täglich das 


Peritonealexsudat im Dunkelifeld auf Spirochäten untersucht. | 


Diese voir. Haendel, Jaenisch und Ungermann (Arb. 


a. d. Reichsges.-Amt Bd. 51, 1918) empfohlene. Methode hat sich 


behufs Feststellung einer stattgehabten Infektion ausgezeichnet‘ 
bewährt. - Am sechsten Tage nach der Impfung zeigte das mit der 
Nierenaufschwemmung - geimpfte, Meerschweinchen 858 


(I. Passage) zahlreiche Spirochäten im Peritoneum,- während die 


anderen mit den: übrigen Organen und Blut geimpften Meer- 
schweinchen keine Spirochäten hatten und auch weiterhin gesund 
und spirochätenfrei blieben. Das spirochätenhaltige 


Meerschweinchen, das krank und leicht gelb 


hatte einen für die Weilsche Krankheit 
'Sektionsbefund (siehe Stammbaum). 


war, wurde am siebenten Tage nach der Impfung getötet und 
typischen 


Die Skleren und das Unterhautbindegewebe 


zeigten deutliche Gelbfärbung. Die Lunge war mit Blutungen, 


durchse 


auf. Im ÜUnterhaut- und auch im retroperitonealen. Bindegewebe 

_ 4) Interessant ist die Tatsache, daß diese Ratte gleichzeitig 

'Trypanosomen beherbergte, die sich bemerkenswerterweise bei 
` der 


bertragung im Meerschweinchenperitoneum noch in der zweiten 
Passage nachweisen ließen und dann allerdings verschwanden. Auch 
‚sämtliche übrigen Ratten wurden auf Trypanosomen untersucht. 
Es wurden bei neun Ratten Trypanosomen nachgewiesen. Auch auf 
Bakterien der Paratyphusgruppe wurde gefahndet. Dreimal 
wurden Gärtnerbaecillen in der Milz gefunden (siehe auch die 
Fromme:.schen Befunde von Gärtnerbacilien bei den Frontratten: in 
der Arbeit. :Ztsch. f. Immun. Forsch., Bd. 23, 1,2 u. Uhlenhuth- 
Hübener, M. Ki. 1908, 48). Die Milzen- der Ratten waren .häufig 
‚stark vergrößert. Die Kultüren aus den Or 
Ratten waren steril, . - 


æy ’? ne. 


„1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nrt o 


eingespritzten "Spiroch zu .| Vie. beiden Meerschweinchen erkränkten. prompt. 
infizieren: Oder sie waren: nicht virulent genug für die Meer- 


.UI, Passage auf 
| Tier wurde 
- immun waren -die geimpften Meerschweinchen nicht, auch waren 
sie durch die Impfung .mit der geringen Menge der „Rattenspiro- 


| Gelegenheit. sich zu. infizieren. 


. anderen Organen keine Spiröchäten. nachweisbar. 
‚vollkommen gesund war, waren: im U rin '’sehr: viele schwach 


 Gelbsuchtserscheinungen. 


tzt, ebenso wiesen die Nieren punktförmige Blutungen | 


ganen (Milz) der anderen ` 


a 


waren “hirsëkotn: bis- "linsengroß6 Blutungen zu sehen. Im | 
en .gelang 'es;:lebende Spirochäten in der Leber 
“und Lun 


und Lunge — im gefärbten Präparat aach. in der Niere. nach- 
ZUWEISEN, 0.0.20 Be re 

. `. Von dieser ersten Passage Ms. 858 wurde weitergeimpft, 
und zwar je:2 ccm Leberaufschwenimung: auf zwei Meerschwein- 


chen.863 und. 864, - 0,2. cem.. Leberaufschwemmung -auf eine | 
' weiße Maus:i. Nachfolgendes Schema soll einen Überblick auf: ` 


die Passagenfolge unseres Raättenweilspirochätenstamms geben). 
Die Sektion der 


vorübergehendem. positiven Spirochätenbefund einging, beider Sek- 
tion aber keine Spiroc 


häten mehr zeigte. Infolgedessen wurde nicht _ 
weitergeimpft.. <. a. 


.. Von dem. è 
, „Während vor der Impfung in dieser. wilden -l oder ir 
peritoneal noch im Urin Spirochäten nachweisbar waren, zeigte dieses: 


Tier am vierten Tage, nach der Impfung, reichlich Weil- 


spirochäten im Peritoneum, im Urin: waren jedoch auch jetzt 
‚keine Spirochäten nachweisbar. Diese wilde Ratte. war noch ganz 


jung, etwa mausgroß. Es empfiehlt sich, für Infektionsversuthe 


21. Dezember... 


rwähnten. Me6örschweinchen 864 (Weil +). 
wurde auf Meerschweinchen 865 weitergeimpit, Dieses Tier 
erkrankte typisch. Weiterimpfung erfolgte auf zwei zahme (3 und 4 
und eine junge wilde Ratte. 84 -- |. 


wilden ‚Ratte weder intra- ` 


hach sieben Tagen gestorbenen Tiere: (TI. Passage) ergab einen für : 

Weil typischen Befund. Von Meerschweinchen 863 wurde als.. 

Meerschweinchen 867 weitergeimpft. Dieses . 

gelb und zeigte, am siebenten Tage getötet, typischen. ` 

Befund (Spirochäten +). Von diesem Tiere wurde auch eine weiße ;, 
| Maus 5: und Meerschweinchen 875 weitergeimpft.: Das 

‚Meerschweinchen wurde nicht krank, . während: die weiße Maus nach‘ 


möglichst junge Tiere zu nehmen. -Diese hatten. wohl.noch ‚weniger ` | 


Ältere Ratten 
nur. ausnahmsweise und nur mi 
fizieren, vielleicht deshalb, weil sie durch eine überstandene. late 
Infektion Immunstoffe in ihrem Körper beherber 


Ratte, welche nun vier bis sechs Tage nach der. Infektion ‚reichlich 


Spirochäten im Peritoneum hatte, heite aber aus und hatte vom 


siebenten :Tag ab nach der Infektion. keine. ‚Spirochäten mehr im 
Peritonealexsudat. Krankheitserscheinungen: hat’ ‘sie. nicht gezeigt 


Diese Ratte ging 32 Tage .nach der. Infektion -ein. ° Sektionsbefund 


normal, reichlich Weilspirochäten in den Nieren; in den 

Die Ratte war 

also':zum Parasitenträger geworden — wie 

lebenden wilden Ratten. nn on 

Von den. beiden zahmen Ratten erkrankte Ratte 4 mi 

| . und positivem. l 

befunde,-während:Ratte 3 gesund blieb: Haendel, Unger- 

mann und Jaenisch haben nach künstlicher Infektion 

bei zahmen Ratten ein längeres, Haften der: Spirochäten in der 
Bauchhöhle dieser Tiere nachweisen können. a 


Von der ersten Meerschweinch enp assage Nr. 358 
‚ wurde auf eine weiße Maus 1 geimpft, und von. dieser.der Stamm zU- 
‚nächst auf Mäusen weitergezüchtet. Von der: unt 


symptomen gestorbenen Maus 1 war als dritte. Passäge auf ei 
Maus 3 übergeimpft, von dieser ebenfalls unter typischen Weilsympto- 
men eingegangenen Maus 3 als vierte Passage auf zwei weiße Mäuse 
6 und 7, auf eine Feldmaus und eine weiße Ratte 1. In 
allen diesen vier Tieren der vierten Passage wurden Spirochäten 
nachgewiesen. Von der bereits. am fünften Tage der Infektion nach 
positivem Spirochätenbefunde gestorbenen Maus.7. würde als 
Passage auf eine weiße Maus 8 und ein Meorschwein M 


weitergeimpft, die beide unter typischen Weilsymptomen eingingeN. . 


Von Meerschweinchen 884 wurde Meer schweinchen 

898 geimpft, das ebenfalls unter typischem Weilbefund erkrankte 

(Spirochäten +). Eine weitere Passage Ms. 903 erkrankte ebenfalls 

typisch. " ee A EN i 
Es zeigt sich also, 

züchtete Stamm auf Mäuse, Feldmäuse (und Ratten) 


| leicht übertragbar ist, eine. Tatsache, die vieleicht auch 
n Bedeutung eine auf 


wegen ihrer epidemiologische 
merksame Beachtung verdient. . 


= Der-aus der Ratte stammende, durch das Meerschweinchen 
angereicherte Weilstamm ist für Mäuse. auch erheblich” virulente 
als der alte seit mehreren Jahren fortgezüchtete vom Menschen 
stammende Meerschweinchenstamm, der von U hlenhuth semer 
| zeit dem Reichsgesundheitsamt übergeben worden war - >. 
>» Dem Haendel, Jaenisch und Ungermann?) berichten, 
daß es erst nach fünf Mäusepassagen gelang, die Weilspiróchăten YOM 
Meerschweinchen auf Mäusen so anzureichern, daß sie sichtbare Krank- 
heitserscheinungen auslösten und Uhlenhüuth und Fromm! 
(Ztschr. t. Immun.Forsch. 1919, Bà. -28.1 u. 2) ist es überhaupt nicht 
gelungen, Mäuse zu infizieren L A Zr 
| me 1) Die Passagen (von Maus’8).Ms. 3768, 805, 888- und 
Feldmaus: sind ‚während T Drockleguüg der. Arbeit „entstanden 
und daher im Text nichtmehr erwähnt (sehe Stammbaum) 
) Arb. a d. Reichsges,-Amt 1918, Bd.-Öl. _ rt 


| 


-æ 


- 


dagegen lassen sich - 
t ‘sehr großen, Dosen künstlich n 5 
nte ~. 
gen: Diese wide . 


die frei _ 


Spiroch äten-. Be 


er.typischen Weil- 
eine weiße 


daß dèr frisch.aus der Ratte ge: 


NIE A na a ne a En ee A en 


a SEN ae net 


21. Dezember. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.dl. on 


Es wurde bei diesen Untersuchungen die bereits früher ge- 
machte Beobachtung bestätigt (Zuelzer, Arb. a. d. Reichs- 
gesundheitsamt Bd. 51, Heft 1, 1918), daß die Spirochaeta 
icterogenes ihren Habitus in den verschiedenen Wirtstieren 
verändert. 2 o 

In weißen Mäusen, und wie sich jetzt auch herausstellte, in 
Feldmäusen (Arvicola arvalis) sind die Spirochäten dünner und 


im Durchschnitte kürzer (6 u) als im Meerschweinchen, wo ihre Durch- 


schnittslänge 12—15 u beträgt. In der wilden Ratte (Ausgangs- 
ratte) waren die aus den Nieren lebend zur Untersuchung gelangen- 
den Spirochäten durchschnittlich kürzer als die Spirochaeta icte- 
rogenes aus Meerschweinchen und darin den Weilspirochäten aus 


Mäusen recht ähnlich, sie waren aber dicker und daher stärker licht-. 


brechend als diese. 

Bei den übrigen 29 noch zur Untersuchung ge- 
langten Ratten wurden im Urin respektive in den Nieren 
noch in drei Fällen typische Weilspirochäten ge- 


funden, und zwar sowohl lebend (im Dunkelfelde) wie im ge- 


färbten Präparat. Die Überimpfung von .Nierenaufschwemmungen 
dieser Ratten auf je ein Meerschweinchen führten allerdings 


zu keinem positiven Ergebnisse. Trotzdem unterliegt es keinem 


Zweifel, daß es sich auch in den Fällen, wo die Tierimpfung 
nicht anging; um echte Weilspirochäten gehandelt hat. Vermutlich 
haben die in dem Rattenkörper gebildeten Immunstoffe auf die Über- 
tragbarkeit der Spirochäten auf Meerschweinchen einen hemmenden 


Einfluß. 
Wilde Ratte 69a. 
(Sp. +) 


Meerschwein 858. 


BE SS PE PE EAE E E E Ku ENT ed en in A T R S O e 


Eindruck; klinische und. pathologische Erscheinungen wurden 
während des Lebens niemals und während der Sektion nur in zwei 
von 89 Fällen beobachtet. Diese Tiere (in Weißensee ge- 


fangen) wiesen Blutungen in den Lungen auf, wie sie auch bereits 
Uhlenhuth und Fromme bei einer Frontratte beobachteten. 


Es war dies eines der neun Tiere, bei welchen Spirochäten in: der 
Niere nachgewiesen wurden. Wie die Infektion unter natürlichen 
Verhältnissen sonst verläuft, wissen wir nicht, zumal,- da eigent- 
licher Ikterus bei frei lebenden wilden Ratten nicht beob- 
achtet ist. Auch über Todesfälle an Weilscher Krankheit ist bei 
wilden frei lebenden Ratten bisher nichts berichtet worden. 

Die Krankheit scheint bei Ratten meist latent zu 
verlaufen. a 

Die Spirochäten waren in den von uns beobachteten 
Fällen für Meerschweinchen und Mäuse pathogen, 


‘die unter typischen Erscheinungen des Ikterus erkrankten; sie 


ließen sich in Passagen fortzüchten. 
Ein Vergleich mit dem Weilspirochätenstamme, der im 


Felde von Uhlenhuth und Fromme aus dem kranken 


Menschen auf Meerschweinchen übertragen und im Gesund- 
heitsamte weitergezüchtet worden war, ergab sowohl morpho- 
logisch als auch im Tierversuche weitgehende Übereinstimmung. 


Allerdings ist hervorzuheben, daß der Stamm des Gesund- 


heitsamts zurzeit virulenter ist. Die geimpften Tiere sterben 
schneller, lassen aber meist; die typische Gelbfärbung vermissen, 
während unser Stamm fast regelmäßig hei Meerschwein- 
chen und auch bei Mäusen (wie bei Feldmäusen) 


| typische Gelbsucht hervorruft. 


1808 


Sp. + 
(gelb). 
bi genen 
Meerschwein 863. Meerschwein 864. Weiße Maus 1. 
Sp. + Sp. + 
; | (gelb). 


p. | 
(gelb). | | z 
Meerschwein 867. Meerschwein 865. Weiße Maus 3. 
Sp. | Sp. ' Sp. + 
(gelb). (gelb). : (gelb). e 


en Be a a To 


Weiße Maus 5. Meedtschwein 875. Weiße Ratte 4: Weiße Ratte 3. Wilde Ratte 84. Weiße Maus 6, Weiße Maus 7. Feldmaus 2 Weiße Ratte 7.  Meerschwein. 7683 
Sp. + Sp. — Sp. — Sp. + S | Sp. + Sp. + Sp. + Sp. + 


Sp. + P. + A p. 
(gelblich). (gelb). PR i j (gelb). 


Meerschwein 884. Weiße Maus 8. 
Sp. + . 8 


Überblicken wir das Gesamtresultat, so ergibt sich, Meerschwein 886. 
daß von 89 untersuchten wilden Rattensichneun- = ep Fr N 
mal Spirochäten in den Nieren respektive Urin (gelb). (gelb). . (gelb). | i 


nachweisen ließen. Von diesen neun positiven Ratten | 
. Meerschwein 888. 


stammten sechs aus Weißensce, eine aus der Gasanstalt  Meerschwein 893 A 
Danziger Straße und. zwei aus Dahlem). (gelb). (geb). o} 
Es ergibt sich also die interessante Tat- 


sache, daß zirka 10% der freilebenden Ratten, Mears chw eln: 303:; ~ Feldmaus. 


die an verschiedenen Gegenden von Berlin | (gelb). | | (ab). 
gefangen wurden, mit dem Erreger der Weil- | 
Schen Krankheit (Spirochaeta icterogenes)in- 


fiziert sind. 
Mit Rücksicht darauf, daß die Spirochäten leicht dem Nach- | ad hoc angestellte Versuche ergaben, auch gegen den 


weis entgehen können, ist es sehr wohl möglich, daß der Prozent- | „Menschenstamm“ des Gesundheitsamts und 


satz der Parasitenträger noch größer ist. umgekehrt, | | 
Die untersuchten Ratten machten einen durchaus gesunden Durch diesen Versuch wird die Identität 


i der beiden Stäm Evide i ; 
1) Während der Drucklegung gelang die Übertragung der Weil-: e ce me zur Lvıdenz erwiesen 


Ein Immunserum, das wir von Kaninchen gegen 
unseren „Rattenstam m“ gewonnen hatten, schützte, wie 


Being ach" 


SIERT 


m 


; ; ; ; À Indem die Ratten die Spirochaeta ictero- 
spirochäten von einer wilden Ratte, 95, auf ein Meerschweinchen Rage f er 
ineinem zweiten Falle. Auch diese wilde Ratte stammte aus en U zn ihren Ne ee und a 
platz, an welchem Ratte 59a, bei der die erste Übertragung. der l : i n : Ssant 1 lẹ 4 P Ti, 
iro Enz . daß auch der Mensch nach Überstehen der Weilschen Krankheit 


Spirochäten gelang, gefangen worden war. Die Urinuntersuchung von | di | i ] 2 | 
Ratte 95 war negativ. Die Sektion zeigte eine vergrößerte | nicht selten in ähnlicher Weise zu einem Parasitenträger wird, u 
Milz, im Blute Trypanosomen. In den Nieren waren im Dunkelfelde | indem auch hier die Spirochäten noch lange ‚Zeit — bis zu ji 


reichlich Spirochäten nachweisbar, erheblich mehr als bei | 63 Tagen hat man das beobachtet — durch die Nieren respektive jii 
Ba Beide Nieren der Ratte wurden auf Meerschweinchen 905 ver- den Urin ausgeschieden werden. ar 
impft; dieses Tier zeigte vom vierten Tag ab reichlich Spiro- Daß diese bei den frei lebenden wilden Ratten gefundenen EN 
chäten im Peritonealexsudat; am siebenten Tage wurde Spirochäten auch für den Menschen pathogen sein können, unter- E 

liegt wohl keinem Zweifel. Direkte Beobachtungen liegen dar- 


| 

das Tier, dessen Skleren bereits gelblich waren, getötet und f ; Ä 5 | 

die Leber weiterverimpft. Die Sektion zeigte einen typischen | über zwar noch nicht vor, aber die gleich zu besprechenden epide- | 
' Weilbefund: gelbes Unterhautbindegewebe von Blutungen | miologischen Tatsachen sprechen dafür. Wenn nun die Ratten JE 

| 

| 


nn 


durchsetzt, Lungen starke Blutungen. Spirochäten waren | diesen für den Menschen gefährlichen Erreger der Weilschen u. 

nl in der Lebor vorhanden, während sowohl bei den wilden | Krankheit — die beim Menschen häufig eine Mortalität von mehr : 
Bean dis auch bei Gen Feldmäusen naon den bisherigen | 3s 109 aufweist — mit sich herumtragen, und in großen Mengen 
hüten sind was von ao: epidemiolo- mit dem Urin in der Außenwelt verbreiten, so ist es auffallend, 
gischer Bedeutung (Urinausscheidungl) sein dürfte. Die daß die ansteckende Gelbsucht bei uns gewöhnlich nur selten beob- | 
Befunde wurden in der Berliner Mikrob. Gesellschaft am 8. Dezember | achtet wird. So ist auch über das; Vorkommen der Weilschen E 
1919 von Frl. Dr. Zuelzer demonstriert. - Krankheit in Berlin zurzeit nichts bekannt. - E | | | | 

$ 

| 

| 


De a : . E 

a a 
u a ee 

— 


ah 
Th i 
An 
| $: 
mia 
H 
Fi 
N 
v 


r 


Ae a 
REF z 


Pe ee 


’ 
. 
1] 
D 
Å 
g 
p 
£ 
Ld 
» 
> 
i 
x 
N 
er 
4 
> 
‘ 
r 
m 
K 
TA 
Pi 
Ai 
5] AT S 
nO 
ee] 
i 
> 
u LF Ci 
f 
l "De 
‘| Pi 
i i 
h 
4 
N N 
? 4 
$ sf 
} x 
4i rE LPS 
AB y 
UAG 
R 
y# 
“4 
Pi 
Bla a 
5 
IE, 
ner 
+ TYN 
$ 
Å + 
5 
ee; 
Im 
| t 
| urn 
\ (i 
Sr 
. 
N u 
i N 
i 2 
kam 
t 
le m 
A 
HR ka] 
Sin 
hr 
ie, 
W A 
„ir 


7 TED: 
D “le "E. ` 
pe - à u 2 
=- 
A AES nr Ar 
IE nd u — 
- pe — ea 
Du Bope => Í -æ 
A ví „A ad 
rer pt Eu 2 nn 3 


LR NEAS 


— 
t.e- 


\ O 


< - Wir glauben. jedoch, daß sie häufiger vorkommt, als man 
denkt, denn die Krankheit verläuft nicht selten latent ohne 
Ikterus. Vielfach wird sie auch nicht diagnostiziert, indem sie 
häufig wohl als: Icterus catarrhalis oder Gelbsucht aus anderen 
Ursachen (z. B. akute.gelbe Leberatrophie) angesehen wird, was, 
wenn sie sporadisch auftritt, nicht verwunderlich ist. Eine 
sichere Diagnose kann ja vielfach erst durch die Meer- 
schweinehenimpfung oder den Antikörpernach- 
weis gestellt werden (Uhlenhuth und Fromme). 

- Nun kommt ja auch der Mensch unter gewöhnlichen Ver- 
hältnissen mit der Ratte selten in nähere Berührung. Die Ge- 
legenheit zur Ansteckung ist also gering. 
Anders in den Schützengräben und Unterständen des Stellungs- 
kriees, wo die Mannschaften mit den Ratten in innigster Gemein- 
schaft zusammen lebten, wo diese Tiere dauernd über ihre Lager- 
stätten liefen und ihre Nahrungsmittel anfraßen und sie mit ihren 
Exkrementen (Urin) verunreinigten. Während die Spirochäten 
unter gewöhnlichen Verhältnissen durch Austrocknen und im 
Sonnenlicht sowie durch Fäulnis in der Außenwelt schnell zugrunde 
gehen, konnten sie sich, ganz in Übereinstimmung mit den Fest- 
stellungen der genannten Autoren, in den dunklen und oft recht 
feuchten Unterständen und Höhlen längere Zeit am Leben und 
infektionstüchtig erhalten — ähnlich wie in den Kohlengruben der 
Japaner. BEIN, 

Auch aus der älteren Literatur, noch bevor die Ätiologie der 
Weilschen Krankheit aufgeklärt war, geht zweifellos hervor, daß 
der Ort, wo die Ansteckung erfolgt war, sich sehr häufig als ein 
bevorzugter Aufenthaltsort für Ratten erwiesen hat (Abfalleruben, 

"Kanäle, Kloaken, Badeanstalten). Auch für das gehäufte Vor- 
kommen bei Schlächtern, Köchen usw. ‘trifft dies zu, doch ist auf- 
fallenderweise auf diesen Zusammenhang niemals früher hin- 
gewiesen worden. Die Infektion erfolgt beim Menschen wohl 
hauptsächlich durch kleine Risse und Verletzungen der Haut und 

Schleimhäute (eventuell auch durch die unverletzte Schleim- 

haut), wie Uhlenhuth und Fromme bei Laboratoriums- 
infektionen beobachtet und im’ Tierexperiment nachgewiesen 
haben. Die mit dem Rattenurin ausgeschiedenen Spirochäten 
dringen auf diesem Wege in den menschlichen Körper ein. Auch 
die Ratten werden sich auf ähnliche Weise gegenseitig anstecken. 

Ob auch noch Ungeziefer, wie Flöhe usw., wie bei der Pest 
eine Rolle spielt, ist bis jetzt nicht erwiesen, und 'soll hier nicht 
näher erörtert werden. Wir verweisen in dieser Beziehung auf die 
Ausführungen von Uhlenhuth und Fromme in der Zschr. f. 
Immun. Forsch., Bd. 28, Heft 1 u. 2. Auch die Übertragung 
durch Insekten (Stechmücken, Stechfliegen) scheint nach den 
Rattenbefunden keine bedeutsame Rolle zu spielen, wenn auch im 
TLaboratoriumsversuche die Übertragung der Weilschen Krankheit 
bei Meerschweinchen durch den Stich der Stomoxys!) gelungen 
ist (Uhlenhuth und Kuhn). Das Vorkommen von Weil- 
erkrankungen in der Nähe von Sümpfen, Wasseransammlungen, 
Badeanstalten, das für die „Insektentheorie” (v.Hecker 
und Otto) zu sprechen schien, kann auch durch das gleich- 
zeitige Vorkommen der Ratten an diesen Stellen erklärt werden. 
Die vielfach beobachteten Winterepidemien von Weilscher Krank- 

heit sprechen direkt gegen die Insektentheorie. 

- Die Ratten sind gewissermaßen als lebende 
„Reinkulturapparate“ für die Spirochaeta 
icterogenes anzusehen, in denen sich das Virus konser- 
viert und fortzüchtet und immer wieder nach außen ausgeschieden 
wird. Natürlich wird dadurch das Virus vor seiner Vernichtung 
in der Außenwelt geschützt. Es kann daher auch, was für den 


Klinische 
Aus der Chirurgischen Universitätsklinik Frankfurt a. M. 


Betrachtungen über den chirurgischen Unterricht 
an den Universitäten 2). 


Von 
Prof. Dr. V. Schmieden, Direktor der Klinik. 


Meine Damen und Herren! Zu Beginn de 
Bann TE ee s$ neuen Seme 
heiße ich Sie in der chirurgischen Ne 


Klinik herzlich willkommen, in 
R Ztschr. f. Hyg., Bd. 84. 


2) Antrittsvorlesung in der Chirur 
Frankfurt a. M, am 6. Oktober 1919. D 


gischen Universitätsklinik zu 
legung etwas erweitert. 


er Vortrag ist für die Druck- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. 


Forseher von Wichtigkeit ist, für Laboratori 
lebenden Ratten herausgezüchtet werden, wenn d ie vom 
Menschen im Meerschweinchen fortgezüchtete Passage ab- 
reißen sollte. - In 
weithin verstreut, indem die Tiere ihre Entleerungen i 
setzen. Mit dem Urin kommt das Virus dann auch auf 
mittel und besonders auch in Wasseransammlung 
auch auf diese Weise Gelegenheit findet, direkt oder indii U 
die Menschen übertragen zu. werden. Die längere Haltbarkeit B: < 
des. Virus im Wasser ist durch Versuche bewiesen. Die Ratte 
spielt also bei der Übertragung der Weilschen 
Krankheit wohl die Hauptrolle. ER 


SEHR - 
ee a - 
` A he ee N S 5 
ne z AN y 
Ran og OJ = > er % 
~- 21. Dezember 
Im’ ot £ y Ji a 
t ae Fe an Ar A 
<d . 
z Z 


N 
ç lss u 
Ak 


pod 


e 


pr 
TA 
A 


A 


. = e z >7 Me] _ 

2; & riet are a NS Te 
JET T i a 
umszwecke aus frei 


Da die Ratten wandern, wird der Infek tions! er b 
n überall ab 


h 
all 


‚auf Nahrungs- 
| gen, wo es dam 
‘oder indirekt aut 


es 


pn ajg v » 
AATAS Froe os PIE» 2 
DEV. te lg 


4 

Daraus ergibt sich die Forderung, beim Auftreten d eser 
Krankheit nach. Beziehungen zu Ratten zu- forschen. Do = 
Beruf des Kranken gibt da meist wichtige Aufschlüsse. Interessant 
wäre es, alte Krankengeschichten daraufhin durchzusehen, Est 
ließen sich dabei nachträglich sicher wertvolle, die Ra o 


5 nz ET eo i 
theorie stützende Feststellungen und interessante epidemiologische maga 
Beobachtungen machen. EEE Betr, Es 

Die Ratte ist ein schädliches und gefäh SU 


liches, aber auch hygienisch und epidemio © 
logisch interessantes Geschöpf P ma 
Abgesehen davon, daß sie wegen der Belästigungen = 
die sie Menschen und Tieren bereitet, und wegen der wirt Ir 
schaftlichen Schädigungen, die sie durch Aufiressen taa 
wichtiger Nahrungsmittel besonders in der jetzigen Zeit veru 
sacht, gefürchtet ist?), kann sie die verschiedensten Mikrot zu 
organismen in ihrem Körper beherbergen. Oft finden sich in ihrem 
Blute die für sie selbst und den Menschen harmlosen Ratten 
trypanosomen (Trypanosoma lewisi), bisweilen sind die 
Ratten mit Triehinen behaftet, die auf Hunde und Schweine a 
die die Ratten fressen, übergehen und dem Menschen durch den 
Genuß von Schweinefleisch verderblich werden können. Nicht, u 
selten beherbergen sie den Bacillus enteritidis Gärl 
ner, den Erreger der Fleischvergifitungen m ihren 
Organen, der in der Außenwelt weitverbreitet, von den Ratien = 
in den Abfallstätten und Sielen aufgenommen wird. 705 
` "Die Ratten sind ferner für die Pest äußerst „empfänglich j 
und spielen bei der Verbreitung dieser allerdings bei uns gewöln a 
lich nicht vorkommenden gemeingefährlichen Krankheit eine De 
deutende Rolle. 2 ee 
| In Japan gibt es eine Rattenbißkrankheit, ‚die 7 2 
durch Spirochäten hervorgerufen werden sol. 5 
Und nun ist die Ratte auch als Träger de. 
für den Menschen gefährlichen Weilschenzzs 
Krankheit nachgewiesen. Möglich ist es, daß auch FE 
Hunde, vielleicht auch Schwein e, die solche Ratten fressen, = 
mit diesen Spirochäten infiziert und so auch wieder dem Menschen 
gefährlich werden. Der in der Arbeit von Uhlenh uth und 
Fromme beschriebene Fall von Ikterus bei einem Hunde, mit y 
positivem Spirochätenbefunde - spricht für diese Möglichkeit. E 
Vielleicht kommen auch noch andere Tiere wie Mäuse uda 
Feldmäuse, die für die Spirochaeta icterogene> 


empfänglich sind und diese mit dem Rattenurin aufnehmen, als 
Überträger in Betracht. FR N. 


Alle diese Tatsachen und Beobachtungen 
sollten uns noch mehr als bisher dazu auftor 
dern, den Vernichtungskampf gegen die Ratten 
(und Mäuse) mi | 


mit allen uns zu Gebote stehenden 
Mitteln aufzunehmen. ee 


- LAWS 


[2 


a 
+ 
Y. 


Vorträge. 2 
der Zuversicht einer ersprießlichen, gemeinsamen Tätigkeit, Diese . E 
snlbuns ist für mich selbst von besonderer Bedeutung, denn = 

- stehe 


OL Y 


ich auf Antrag der medizinischen Rakultüt gr 


und meine Hallesche Prof | Ser): 
Wendepunkten” des Ten Ne u 


innezuhalten und, in 


f 


Y 


! Ratten 
Jeder Besitzer Cange pig 


bei Gelds 
des Ungeziefers EN 


tteilung in der M. m, W. 1919, N mo 
in an ee lischen Unterhaus ein Gesetz zur Bekil B z 


\ . Es bestimmt, das 
is zu 20 Pfd. Sterl. zur Vernichtun: 


auf seinem Q 


te 
as + K - 
` „a T 
d sr De 2 - 
„6, 

S nrn 


K re 
">S . u 
s ee 
er - 
— Fun "a 
ei er 


Digitized by Google 


` 
4 3 ri 
Ma t 


à 
> 


21. Dezember. 


schau auf die Erfahrungen früherer Jahre zu halten, um sie im 


Hinblick auf die Zukunft im Interesse des Ganzen auszunützen. 
Daher frage ich mich in dieser Stunde, wie diene ich am 
besten meiner ersten Pflicht im neuen Amt, 
ein erfolgreicher Lehrer der Chirurgie für die 
Studierenden zu sein und alle Aufgaben des chirur- 
gischen Unterrichts zu lösen? I 


Dies in Ruhe zu überlegen, ist besonders in einer Zeit von 
Wichtigkeit, welche vom Rufe nach Universitätsreformen, nach 
‚Neuordnung des medizinischen Unterrichts und von ähnlichen 
Schlagworten widerhall. Ehe wir uns aber fragen, ob auf 
unserem engeren Gebiete, dem Unterricht in der Chirurgie, eine 
Reformbedürftigkeit überhaupt vorliegt, wollen wir uns vor- 
nehmen, uns vor derjenigen Methode des Reformierens zu hüten, 
welche uns das letztdurchlebte Jahr gebracht hat. 


Das Tempo der gegenwärtigen großen Umwälzungen in 
Deutschland hat neben manchem Guten vor allem auch den Er- 
folg gezeitigt, daß Altes, Gutes rücksichtslos mit- 
samt dem wirklich Reformbedürftigen umge- 
stoßen wird, noch ehe etwas Besseres an seine 
Stelle gesetzt werden kann; darauf ist die gegen- 
wärtige tiefe Enttäuschung aller Schichten unseres Volkes zurück- 
zuführen; sie wird so lange anhalten, bis man sich eingesteht, daß 
mancherlei Gutes aus früherer Zeit im blinden Übereifer zwecklos 
zerstört ist, und vieles davon daher wieder hervorgeholt 
werden muß. 


Wir wollen also mit ganz besonderer Vorsicht da vorgehen, 
wo es sich um unsere, durch eine ehrwürdige Tradition geheiligten 
und durch eine unvergleichlich glanzvolle Bahn gekennzeichneten 
deutschen Universitäten handelt. „Wohl dem, der seiner Väter 
gern gedenkt!“ Es ist das Zeichen des gebildeten Menschen, 
wenn er historisch: denken kann. Die Geisteswelt der deutschen 
Universitäten hat sich in dem Moment überlebt, in dem wir auf 
das Wissen und Können unserer Vorfahren verzichten zu dürfen 
glauben. Im heutigen Zeitalter des Wankens aller Werte sind 
die Universitäten (und das sollten ihre gegenwärtigen Vertreter 
sich stets vor Augen halten) meiner Auffassung nach, dazu be- 
rufen, die gleiche Rolle zu übernehmen, wie die Klöster und 
Mönchsbibliotheken des Mittelalters gespielt haben; diese haben 
in den kulturfeindlichen Wirren jahrzehntelanger Kriege und Um- 
stürze die Kultur besserer Zeiten der Nachwelt erhalten; sie 
haben in der Stille des Weiterarbeitens die Anknüpfung an das 
Wissen der Vorzeit vermittelt. Dieserkulturgeschiec ht- 
lichen Bestimmung entsprechend möchte ich 
den heutigen Universitäten die Aufgabe zu- 
weisen, auf dem Gebiete derKulturprobleme 
die Brücke von der alten in dic neue Welt 
zu schlagen, hinüber über das Chaos der 
Gegenwart. Diese Aufgabe des Kulturträgers hindert sie 
nicht daran, selbst der neuen Zeit die ihr gebührenden Opfer zu 
bringen, aber ich neige der Auffassung zu, daß bei den an sich 
notwendigen Wandlungen der natürlichen Entwick- 
lung der Dinge wieder mehr ihr 
erkannt werden muß, als dies zurzeit geschieht, und so 
widerrate ich es, zurückkehrend zu meinem engeren Fach, auf 
dem Gebiete des chirurgischen Unterrichts Wesentliches in revo- 
lutionärer Art zu ändern. Selbstverständlich räume ich der 
Studentenschaft selbst einen Einfluß darauf ein, in welcher Form 
unterrichtet werden soll; aber das Recht dieser Beeinflussung ist 
durchaus nichts Neues. Von jeher hat auf den deutschen Univer- 


 sitäten eine für beide Teile segensreiche Wechsel- 


wirkung zwischen dem Professor und seinen 


Zuhörern bestanden. Diese Wechselwirkung unterscheidet den 


Hochschulunterricht vom Schulunterricht, in ihr kommt die Per- 
sönlichkeit des Lehrers erst zur Geltung, sie unterscheidet ferner 
den freien Vortrag von dem Studium eines Lehrbuchs, ohne sie 
würde der Unterricht jede Lebendigkeit verlieren, und sogar auf 
die Dauer nutzlos sein. Diese Wechselwirkung kann sich z. B. 
darin.zeigen, daß die Zuhörerschaft durch einen geistvollen Lehrer 
spielend in schwierige Gedankengänge eingeführt wird, denen sie 
in .einem Lehrbuche niemals so rasch zu folgen imstande ge- 
wesen wäre. Sie kann sich z. B. auch darin zeigen, daß ein 
Lehrer, bei dem die Studenten nichts lernen, allein dadurch in 
kurzer Zeit unmöglich wird. Ob den Studierenden, denen hierin 
schon bei richtiger Anwendung eine große Macht in die Hand ge- 
geben ist, noch eine besondere Vertretung bei der Wahl ihrer 
Lehrkräfte oder bei der Aufstellung der Lehrpläne zugebilligt 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. 


Recht zu- 


"1305 


werden muß, scheint mir recht fraglich, und ich neige der Meinung 
zu, daß derartige Einrichtungen, wenn sie in der Fieberunruhe 
der gegenwärtigen Zeit wirklich getroffen werden sollten, sich 
nach kurzen Semestern mit der Genesung der Geister von. selbst 
überlebt haben werden. Sie werden nur den negativen Wert eines 


mißlungenen Experiments behalten. Ein guter Lehrer hat ohne 


sie ein geschärftes Ohr, nicht nur für die Bedürfnisse, sondern 
auch für die Wünsche seiner Zuhörer. — Sie selbst, meine Herren, 
können natürlich verlangen, jederzeit verhältnismäßig junge, 
jedenfalls geistig völlig jung erhaltene, absolut moderne Lehrer 
in der Chirurgie zu haben, die ganz auf der Höhe ihrer Aufgabe 
stehen, die aber auch Lust haben, Fühlung mit der Studenten- 
schaft zu halten und die dem. Geistesleben der Studierenden nahe- 
stehen. Dann wird der Glaube an deren Autorität auch Ihnen 
bald über eine Zeit hinweghelfen, in der bei einer allseitigen Re- 
formierungssucht gar zu leicht die Hauptsache ganz vergessen wird. 

Übrigens sind -wir ja in der Chirurgie in einer ganz be- 
sonders glücklichen Lage. Chirurgie ist ein anschau- 
liches, eindrucksvolles, erfolgreiches Fach; 
ja man geht nicht fehl, wenn man das Gebiet aus allen. diesen 
Gründen ein leichtes nennt, bei dem ein für die ärztliche Kunst 
und Wissenschaft begabter Student oft schon rein gefühlsmäßig - 
bei der Diagnose und Indikation, bei der Prognose und bei der 
Behandlung das Richtige trifft. Auch bietet uns die Fülle des 
Stoffes und der unerschöpfliche Quell ewig neuer Forschung und 
Verbesserung das Recht dazu, zu behaupten, daß es in der ganzen 
Chirurgie nichts eigentlich Langweiliges gibt, wenn nicht ein 
schlechter Lehrer beim Unterricht oder ein schlechter Techniker 
bei der Operation die Langeweile künstlich hineinbringt, und der 
ewig reizvolle Wechsel zwischen der wissen- 
schaftlichen und künstlerischen Seite un- 
seres Faches gibt dem Geiste stets Gelegenheit auszuruhen, 
um bald wieder neu empfänglich zu sein. Auch wird auf dem 
chirurgischen Gebiete das Verständnis durch die fast immer ge- 
botene operative Autopsie sehr erleichtert, und dadurch wird der 
diagnostische Eifer fortlaufend angeregt. In der Chirurgie regelt 
sich auch der Gang des Unterrichts leicht aus dem Bedürfnisse 
der Studierenden, und eine Verständigung darüber, was sie selbst 
gern sehen und lernen, was sie für ihren Zukunftsberuf für wichtig 
halten, und was sie aus Gründen der allgemeinen ärztlichen 
Bildung in sich aufnehmen müssen, ist leicht. | 

Aber eine Schwierigkeit tritt auch in der chirurgischen 
Klinik in neuerer Zeit in zunehmendem Maße hervor. D er 
Lehrstoff wächst von Jahr zu Jahr, und droht 


schließlich ins Unermeßliche zu wachsen. Wie 


sollen wir das alles im Rahmen der gegebenen Zeit überhaupt 
noch bewältigen? Die Chirurgie selbst schreitet ununterbrochen 
vorwärts, ihr Forschungsgebiet erweitert sich und vertieft sich. - 
Neue Methoden der Untersuchung, neue Behandlungsarten, ja, 
ganz neue Krankheitsbilder tauchen mit der Zeit auf. Das Fach 
selbst zerfällt in cinzelne Disziplinen, Tochterwissenschaften 
spalten sich ab, sodaß die Lehrgebiete und die einzelnen Prüfungs- 
fächer im ständigen Wachsen begriffen sind, und wenn man 
weiter bedenkt, daß es in fast allen anderen großen Spezialfächern 
ganz ähnlich aussieht, so fragt man sich mit Recht, wie soll 
der medizinische Unterricht mit. einer so 
sprunghaften Entwicklung überhaupt noch 
Schritt halten, ohne daß das Studium in übermäßiger 
Weise verlängert oder die Zahl der Unterrichtsstunden am Tage 
bis zur Übersättigung vermehrt wird? 

Nun, Sie alle merken, daß ich hier den Finger auf ein 
Problem lege, zu dessen Lösung man in der Tat berechti gte 
Reformbestrebungen anerkennen ‘muß, und nach 
dieser einen Richtung hin erkenne ich sie auch für den chirur- 
gischen Unterricht ohne weiteres an. Auch werde ich jede An- 
regung, die mir nach dieser Richtung hin aus Ihrem Kreis ent- 
gegengetragen wird, gern berücksichtigen. ' 

Wie liegen die Dinge denn? Schon jetzt sihd wir ja so weit, 
daß das ganze Fach in allen seinen Einzelheiten den Studenten 
im Rahmen des gegebenen Lehrplans unmöglich vorgetragen 
werden kann. Wie und wo sollman einschränken? 
Wenn ich Sie selbst, meine Herren, über Ihre Meinung nach den 
Zielen des chirurgischen Unterrichts fragen würde, so würde ich 
sehr verschiedene Antworten erhalten. Der erste sagt: „In den 
klinischen Vorlesungen sollen vor allem praktische Arzte erzogen 
werden, der Unterricht hat sich nur auf das praktisch Wichtige 
zu beschränken.“ — Weit gefehlt! Die chirurgische Klinik soll 


nAi 


D 
. i 
a u Te En E a A E A E, i eii ni aAA nE A ea Fe EL EEE A AEEA p, a en ien ae 
2 EN j S h a ei hie 3) Vers FE RE 3 near = EES 


ie einer Bi ar nn ns en a 


. h 
ÄT O e E E G L a e E N a o A 


T II Em rn E 


1 a-m nn nina 


Sr 


ah Ve) AR 


er eh EET E PE E E  e 


-e an nn rn 
- 


y Y MET, 
` w ME say 
y i - 4A IA. 
` U ? Kiez tan 
ke, ht N UST ER 
i I: a  w, 1 Ei OR? 
ee hl Se Vai 
LE 1. 1 |. |) 
(i to ' Cy $ Y y} Eind 
v é \ (7 t 
k vat i FPA 
I I E ER i ly ii 
Be nf EE E EN 
! vt s 2) + iy Pi x 
\ 1" è tap 4 (5019) E3 
erh SEEN 
N ba; ar t % Neun 
5, MUSTER 
t bd y rs | Z R ke H N HN S 
x i À PA! js R A ; 
P iad AT | a 4 
; i hit | WI y His 
t, \ LH u Wa t IHS 
a un è ASE) i. i$ 1 A È! Hi 
i K = $ 
nap H Pa u eh 154 
ee un Den N (i MINE 
N | t y an Ņ jF 19 f 
ae E AAT 
u A t PRM P 
ved Kl 
% I: Eur UG A 4 ‘ le, 
Ye Nerei $ AEN 
EEE 5 ; SN 
Er EEE NER 
J Apear l EN TRI $ 
m ) , oe ' U s 
a ir p A Hi TF = 
` | os Eogh, > ‘ Hog LEM! 
Et a “ Tau ar $ 
rg Kun 
} BE Ne RECETA 4 i 
Se J In 
een Al 
f 4 ! ALEE t 1% 
a E E Ar: 
BE PER ya THUN 
r ee ui he 
\ vih, AREAN / $ 
a N $ 
ELLIEN fi 
(E mn og Hama 
i ee MM HA 
1 E4 TA ee b EAA 
s nt ' = -I Í 
[2 -a Ni AG ! i 
$ MARE i 
0 u en 
À ri te 
! 4 A DEN 
en 
Í Hi Uy ' i 
E RA C $ 
j` eppo thax 
. i U ra nE 
u E E ee 
M 
CEN E 
er er 
| re 
i \ ns 
\ t, ` al 
aaa 
i RDA b 
An A l 
Ai A ` 
ti E Bi ; 
a 
Y ai 5 
h E i ' 
1 i 
p WT a 
A 
Tonie aa 
i f p, sl 
' . 
“4 ie 
EE 
a Ao i; 
& : \ 
x I. 
Ye 
de j ’ 
(ka E 
Wi h, 
A a 
t i 
A i 
E) 
i 
Y l “| 
wer] 
Aue 
\ Es 
u Fehl 
iR A 
; . h 
e 
td 
Eol ` 


a e E A 
ETE n tra u 
: p et! i pt rt 
Eu (3 Ka 3 L En s FR 
. 1, en Sk 
N Ei Ua $ + ‚Je Der, P 
w r'a a. Ee. o 
4 er ; i} ETa ' vie 
r Er $ # xhi z pea 3 
Er al Ee A ap Y 
ld BER nn TY 
` TI wa 5 Y 5 u is 
A u y B LIAS: OES 5 
a i fl RE: ö KERTEL RS e 
N EEU. EY 
N na h, N > ` I} Ñ! kı 
ERBEN irrt || IN 
t ft Mh AE 
PARTIER l 1. | 
iie L ; í - ni 
Si 13) i E a u y # IN > 
raj ar fen i t un: an 
In ii 21 | po 4 ki 
hi Bun 4 un U 
T ! LEE y d $ j Ay 
| t a ') 2 Ek v i r o 
b Za 4 $ n G 
Ge i pt tr i 5 4 K aim » 
’ PETER EW . TE, 
t { nn AD A AANG] 1 
i rs) MEP ’ | i 
i t APA ra H! í 10 7 Mia, 
a 0 RANA Iipamiın 
chf VI AUT BREETERER i- 
22 x Ir U TE fu; ‘cs 
TE ur se 147 RITI 
| u . Í el 
5 Tu i etA 
| N 
j 


D 


> 

= 

En. Ag 

Ma . fi 
e ie 
ra ‘ 


i 
Poo y 2 
ns 


Iæ 


re 


`= SAE y ie 


ty 
e Ap t? 
Eee e 


.. von Ihnen, ‚die praktische Ärzte. oder Spezialisten anderer Fächer- 
‚ werden wollen, nie im Leben einen richtigen Eindruck ‘von un-. | 
` serer .größen ‚Chirurgie erhalten würden. Die Chirurgie des prak- | soll dem freien Vortrag und den Demonstra- 
tischen. Arztes. ist ‘ja nur eine kleine Sonderabteilung unserer- ' 


_ list für den besonderen Fall selbst jedesmal im Buche nachsieht, 


- führen, aber er muß sie mit Hypothesen ver-. 


“ . vorbehalten bleiben. Sehr viel aber sollen Sie für Ihre spätere 


+ . i - * = . i 
: ee iR . Ei EIP ; 
- = . : BE $ Eag í 

A O u ee R . ` a: = . 
5 : ` n N ' - “ 
1306 Ga o ` 2 2 2 i 

. : R 
ar 32 - Re : 2 
nd 4 ' ` . .. 2 
N 


‚und. muß 


wort ist also: völlig verfehlt. — Der zweite sagt: „Ich’ möchte so 
- „viel lernen, daß ich die Grundlage zum chirurgischen Spezialisten 
' bereits als Student. bekomme.“ — Auch dies ist verkehrt. In den 


. schon.als Studenten einseitig auf ein Spezialfach losgingen, später 
. gute Spezialisten, „aber sehr schlechte Ärzte geworden sind. — 


viel Examenskenntnisse vermittelt: werden, um das Studium zum 


. sed vitae discimus! und der Hochstand eines Universitätslehrstuhls 


. meines großen Lehrers Bier.. Gerade die Kleinig- 
keiten soll man aus dem Unterricht fortlassen, 
‘ die können Sie. aus Lebrbüchern nachlesen. Was hat es für einen ` 


im Examen verlangen! Nein und abermals nein! Statt. 
dessen suche ich ein wirkliches Verständnis für die 
großen Probleme. meines Faches im Examen bei meinen 
Schülern .vorzufinden. Der chirufgische Fachlehrer soll sich auf. 
‘einen ‚großen. Standpunkt stellen, und seine Hörer im Laufe des 
Studiums. auf ‘diesen Standpunkt. führen. Hierbei darf er ihnen 
freilich im allgemeinen nur Tatsachen vermitteln; er 


. zu den Nachbarfächern und zur Gesamtmedizin 


arbeiter und Sie sollen einen Eindruck von der Erfolgsicherheit | stehen die Laboratorien der Klinik d 
-` unserer Therapie gewinnen. Sie sollen eine große Übersicht -über 
, das Fach und auch über seine Grenzen bekommen, ferner aber 


Indikationsstellung erlernen, denn in der praktischen 


chirurgischen Lehrer sollen Sie aber vorwiegend am Krankenbette 


. hervorragend verbessert; das vornehmste Lehrmittel aber bleibt 


. selbst werden wir an der alten Sitte des Praktizierens festhalten, 


f - 


ER , . 


EDIZINISCHE KLINIK — Nr.Bl.. ...° .. 21. Dezember. 


A = 1919- M 


~ 


‘versuchen, Ihnen ein Gesamtbild des Hochstandes | erschwert. nur dem: Lernenden seine_Aufgabe, ist verfrüht und 
unserer Wissenschaft zu geben. Bedenken Sie.nur, daß sonst viele | bedeutet einen unnötigen Zeitverlust. Für seminaristischen Unter- 
richt ‚müssen‘ gesonderte : Vorlesungen . (Repetitorien, Kolloquien 
usw.) eingerichtet werden... Die klinische Vorlesung 


Disziplin; sie wird Ihnen in der chirurgisch propädeutischen. Vor- 


-tionenin erster Linie gewidmet sein. Das Prakti- 
lesung und in der. Poliklinik gelehrt-werden. — Diese .erste Ant- 


zieren soll dem Studenten möglichst viel Gelegenheit bieten, selbst 
zu untersuchen- und: genau zu beobachten. Aus diesem Grunde 
‘rufe ich auch stets eine Gruppe von Herren, nicht einen einzelnen 
zum Praktizieren auf. Auch möglichst viel Material, womöglich 
das des ganzen Krankenhauses wird..an Ihren Augen vorüber- 


Semestern des Studiums soll man im allgemeinen noch nicht ernst- | ziehen. Ich werde jeden Tag ein Hauptthema besprechen und 


lich an ein Spezialfach denken. Auf die breiteste. Grundlage all- Ä 

gemein medizinischer. Ausbildung soll der studentische Unterricht | und repetendo. Natürlich müssen Sie gelegentlich auch operieren 
eingestellt sein, ‘und ich habe oft gefunden, daß junge Leute, die | 

wenig. Zeitverlust viel bieten kann. . Stets zeige ich Ihnen aber 
die Heilresultate genau eine Woche später zur Kontrolle des 
Erfolges : wieder, vor. Die klinische Hauptvorlesung faßt alle 
Einzeldisziplinen der Chirurgie in sich zusammen, und hat die 


Ein dritter antwortet: „Es sollen uns zunächst einmal möglichst 


Abschlusse bringen zu können.“ — Nún, diesen. niedrigen: Stand- ( 
punkt werden:wir am.leichtesten ablehnen können. ‘Non scholae, | Einzelvorlesungen ‘der übrigen Dozenten der Klinik. 


tattet es nicht In jedem Semester wird die allgemeine Chirurgie 
gestattet es Dic 


| , uns mit Elementarlehrern oder Einpaukern von. 

Kleinigkeiten zu verwechseln. RAE 
‘Nein, ich erblicke die Antwort auf meine Frage und die 

Lösung des :Problems in einer ganz anderen Richtung, und in, 


ihrer Regeln für ‚seine Tätigkeit Tag für Tag. -Diese Vorlesung 
& 
dieser. Auffassung bekenne ich mich. als ein überzeugter: Schüler 


tische Vorlesung .über Frakturen und.-Luxationen, 
Zweck, Ihnen Details vorzuträgen, die der gewissenhafte Spezia- 


ehe er sie anwendet. Nurnicht Auswendiggelerntes 


legen, und einmal den chirurgischen Operationskurs an 
der Leiche. 


"orthopädischen Kollegs an; außerdem finden zur beliebigen 


im Jahre folgende- Ankündigungen statt: ‘Kursus ‘der Oysto- 
kann sie in. neue Forscehungsmethoden ein- 


Kursus der Röntgenlehre und. endlich eine Spezial- 
schonen, stets muß er ‘auf die Beziehungen 
hinweisen. Sie selbst, meine Herren, sollen viel und Mannig- 
faltiges sehen, tief hineinschauen in die. Wirkungsstätte eines 


der klinischen Visite. In einzelnen: Sondervorlesungen 
absolut modern arbeitenden Chirurgen und seiner gesamten Mit- 


können auch einzelne Abschnitte des "Gesamtgebiets systema- 


chirurgie, experimentelle Chirurgie usw... AUC 


wissenschaftlichen Arbeit 
auch, über seine Entwicklungsmöglichkeiten. Im Gegensätze 
hierzu ‘sollen alle chirurgischen Spezialstudien der Assistentenzeit 


Und nun, meine Herren, las 

eigene Tätigkeit in chirurgischer Diagnostik und | gänger, der Geheime Medizinalrat Professor Dr. Ludwig 
Medizin ist die Diagnose der Schlüssel zum Ver- 
ständnis; wer ihn besitzt, wird: als Praktiker wenigstens 


mit dem größten Pflichteifer, mit unermüdlicher Schafenslust 
wissen, was er dem Chirurgen von Fach zuweisen muß. Ihren 


"und mit glänzendem Erfolge geführt hat. ` Ihnen, meine Herren, 


 sOU6 - getreten, in einer. Zeit, in der sein eigentliches Lebenswerk schon 
kennen lernen, weniger in der theoretischen Vorlesung. In. der 


Chirurgie verschwindet- die reine Theorie immer mehr vor dem 
'Anschaulichen; das theoretische Kolleg über spezielle Chirurgie 


als ordentlicher Professor der Chirurgie in den Lehrkörper der 
ist völlig verschwunden. Alle. unsere Lehrmittel haben sich 


neugegründeten Universität eintrat, und damit einer -ihrer 
Senioren wurde. In einer freilich. durch den Krieg aufs schwerste 


„en beeinträchtigten Zeit hat er dieses schönen Amtes noch einige 
der Patient selbst, an dessen Krankenbett Sie den Arzt aber auch nun 


als Menschen kennen und beurteilen. lernen müssen.. Besonders 
der akademische Lehrer muß im Kränken den: leidenden Mit- 
menschen sehen ‚und daher die allgemein menschliche und soziale. 
Bedeutung‘ seiner Krankheit höher bewerten, als allerhand 
Kleinigkeiten, Gedächtniskram und sogenanntes Examenswissen. 

..$o etwa denke ich mir die Aufgaben eines 'modernen 
chirurgischen Fachlehrers für eine Studentenschaft, die dann frei- 
lich auch auf höherer Warte stehen muß, und diese Auffassung 
möchte ich meiner Vorlesung zugrunde legen. Beim Unterricht 


vertrauen und sich in den Ruhestand zurückzuziehen.  - . 
‚In diesen Räumen aber steht sein Bild vor uns, nicht DW 
als das eines Mitbegründers dieser Universität, sondern als des 
intellektuellen Gründers dieses großen,“ weltberühmten Kranken 
hauses. ‘Von hier aus. hat: Rehn, von kleinen Anfängen. ak 
praktischer Arzt zunächst: ohne chirurgische Spezialausbildung 
|. beginnend, “sich von, Stufe zu Stufe in die Höhe gearbeitet, bis 
‚er. eine führende Stellung.im Rate der d 
nahm und bis. weit über De 


Rate ‘der deutschen Chirurgen = 
| S i utschlands- Grenzen hinaus sein Nam 
‚in Ehren genannt wurde.  . 7 0.. | GE 
Wenn man: je über. ein ‚Lebenswerk die Worte schreiben 

„Aus. eigener Kraft“, so über das Leben ‚dieses "gros 


aber ich verschmähe es, dieses Praktizieren zum beständigen | 
Examinieren zu benutzen; diese für den Lehrer bequeme Methode | darf: 


N - 


dieses systematisch. erörtern; andere Fälle zeige ich kursorisch 


sehen, ich werde dies so einrichten, daß ich Ihnen mit möglichst 


' weiteste "Ihemabegrenzung. Speziellere. Aufgaben lösen die - 
gelesen ‚werden. Sie bedeutet für den Studenten die Einführung . _ 

‚in die Chirurgie und. ist. unerläßlich: - Jeder gebildete Arzt bedarf 
‚stellt zeitlich das erste chirurgische Kolleg dar, welches der Medi- . -~ - 
ziner hören, muß, und zwar bevor er beginnt -die chirurgische... 
Klinik selbst zu belegen..: Neben. der klinischen Vorlesung muß 

. er dann zwischen dem siebenten und-zehnten Semester die theore- 
und die praktische - Anwendung. des auf diesem Gebiete Ge" 
lernten im Verbandkurs und der Unfallheilkunde erlernen: ` 
Ferner muß. er mindestens’ einen . praktischen Kursus der: 
chirurgischen Propädeutik .und Poliklinik be- 


An, diese lehrplanmäßigen - Vorlesungen des 
eigentlichen chirurgischen Spezialfachs ‚schließen sich die rein 


Teilnahme in. der chirurgischen. Klinik selbst mindestens: einmal 
skopie und urologischen Diagnostik, praktischer 


vorlesung‘ über. chirurgische Nachbehandlung, am -besten in Form. 


tisch geboten werden, z. B. Kriegschirurgie, Hiti: | 


en Studierönden jederzeit zu 
en unter meiner und meiner Assistenben - 
Anleitung zur Verfügung. - tn en. b 
| ; lassen ‘Sie mich-noch. einer. ‘Ehren 
pficht genügen, deren Erfüllung. mir ein" Herzensbedürfnis ist. 
Mit meinem Eintritt in die Klinik hat mein hochverehrter: Vor- 


Rehn, das Szepter aus der Hand gelegt, dag.er 33 Jahre Jang - 
erfüllt war, ein Werk, das er nur. noch dadurch krönte, dab er- 


Jabre erfolgreich gewaltet, um es nun jüngeren Händen anzu 


17 m, 


21. Dezember. 


Arztes, der nicht allein durch die vielen Bereicherungen unserer 
Wissenschaft, die von ihm und seiner Schule ausgingen, sondern 
auch durch seine ganze eindrucksvolle Persönlichkeit unver- 
gessen bleiben wird. Rehn ist eine Herrennatur in des Wortes 
edelster Bedeutung, tiefdurchdrungen vom Bewußtsein des Er- 
folges, von der Vornehmheit unseres Spezialfaches, von der 
ethischen Seite unseres ärztlichen Berufs. In diesem Sinne, so 
hat er mir zu mehreren Malen ausgesprochen, wünscht 'er sein 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. 


1307 


Lebenswerk fortgeführt zu sehen. Wir wollen uns im dieser 
Stunde geloben, die auch in seiner, von mir gern übernommenen 
Assistentenschaft verkörperte Tradition der Rehnschen Schule 
in hohen Ehren zu halten. | 

Mir freundschaftlich nahe verbunden wird Rehn auch 
weiter in dieser Klinik aus- und eingehen und mit seinem Rate 
auch Ihnen nahe bleiben. Ehre dem Andenken dieses Mannes 
und Ehre seinem großen Lebenswerk. 


Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. 


Aus der Universitäts-Augenklinik in München 
(Vorstand: Prof. Dr. v. H eB). 


Allgemeine und lokale Bestrahlung mit ultravio- 
lettem Licht bei skrofulösen Augenleiden. 


e 


Von 
Dr. Arnold Passow, Assistenten der Klinik. 


Infolge der günstigen Resultate, die die Strahlentherapie in 
der inneren Medizin, Chirurgie und Dermatologie zeitigte, wurde 
in den letzten Jahren vielfach versucht, die Lichtbehandlung auch 
in die Augenheilkunde einzuführen. Zusammenfassend hat Koeppe 
in seinem soeben erschienenen Büche „Die Diathermie und Licht- 
behandlung des Auges“ die bisher erzielten Erfolge auf diesem 
Gebiet einer näheren Besprechung gewürdigt. Die Ultraviolett- 


behandlung der Augenerkrankungen hält er nach den vorliegenden 


Erfahrungen „versuchsweise indiziert“ beim Lupus des Auges, 
ferner, wo eine andere Behandlung versagt, bei tuberkulösen 
Hornhautinfiltraten ohne ausgesprochene Geschwürsbildung, Trachom 
und Ulcus serpens, und schließlich als Allgemeinbehandlung ohne 


Schutzbrille bei allen Formen der Augenskrofulose unter Lid-. 


schluß, Diese neue Behandlungsmethode will ich durch meine 
in die gleiche Zeit fallenden Beobachtungen, wie die von Koeppe, 
ergänzen, die zu veröffentlichen bei der ungeheuren Verbreitung 
der Augenskrofulose angezeigt erscheint. Hierbei beschränke ich 


mich auf die Angaben eigener Erfahrungen über Allgemein- und 


Lokalbestrahlung bei der Keratoconjunctivitis eczematosa, sowie auf 
eine kurze Abhandlung über den Einfluß der kurzwelligen Strahlen 


auf den Organismus und das äußere Auge unter besonderer Be- | 


rücksichtigung der Wirkung auf die Skrofulose, 


Meine schon im vergangenen Jahr gemachte B&obachtung, 
daß sich skrofulöse Augenleiden bei den Kindern besserten, die 
ich wegen ihrer geschwollenen Halsiymphdrüsen mit der Bach- 
schen Höhensonne bestrahlen ließ, sowie die außerordentlich guten 
Erfolge, die ich bei hartnäckigen Formen der Keratoconjunctivitis 
eczematosa, die jeder direkten medikamentösen Behandlung trotzten, 
mit der allgemeinen Quarzlichtbestrahlung als Ultima ratio fast 
wider Erwarten erzielte, bestimmten mich dazu, seit etwa einem 
Jahre sämtliche wegen dieser Erkrankung zur stationären Be- 
handlung kommenden Kinder zu bestrahlen. Bei 70 dieser Kinder 


wandte ich die Allgemeinbestrahlung an. Zu diesem Zwecke be- 


nutzte ich die Bach sche Quarzlampe, deren Strahlung am rechten 


Ende des Spektrums etwa die Wellenlänge 220 ww erreicht, die 


also sehr reich ist an kurzwelligem, ultraviolettem Licht. 


Was die Technik der Bestrahlungen betrifft, so hat sich fol- 
gendes Verfahren als zweckmäßig erwiesen: 1. Bestrahlung je fünf 
Minuten, 2. Bestrahlung je zehn Minuten, und 3. jede weitere Bc- 


lässigung und falsche Behandlung; nicht genug kann man vor dem 
Augenverband warnen, der leider noch recht beliebt ist. Ein großer 
Prozentsatz der skrofulösen Kinder kommt vom Lande, wo doch die 
Bedingungen für das Gedeihen der Kinder die denkbar besten sind; 
allein: falsche Ernährung — meist Unterernährung mit blutbildenden 
Nahrungsstoffen (Eiweiß) bei überwiegender Kohlehydrat- und Fett- 


nabrung — und Abschluß der Kinder von Luft und Sonne, besonders 


in den ersten Lebensjahren, begünstigt hier ungemein die zumeist schon 
ererbte Anlage zur allgemeinen Skrofulose. Die Stadtkinder werden 


durchschnittlich eher zum Arzt gebracht, sodaß die Prognose bei diesen 


in der Regel eine bessere ist. 
Naturgemäß standen bei den von mir beobachteten Fällen 


die oft jahrelang bestehenden Augenaffektionen im Vordergrund 


der Allgemeinerkrankung. Bei den meisten dieser Kinder fanden 


sich nebenbei die typischen Anzeichen einer: exsudativen Diathese 


mit Schwellung des Gesichts, vornehmlich der Nase und der 
Lippen sowie der Halsdrüsen, mit chronisch-entzündlichen Schleim- 
häuten der Nase und des Rachens, mit Blutarmut und hart- 
näckigen Ausschlägen der Kopf- und Gesichtshaut. Fehlten solche 
Anzeichen, so zeugten alte Narben von überstandenen entzünd- 


lichen Prozessen, oder die Augenaffektion war als erstes Symptom ` 


der verminderten Widerstandskraft des Körpers gegen exogene 
Schädigungen anzusprechen. An den Augen — in der Mehrzahl 
der Fälle waren beide Augen erkrankt — machten sich fast bei 
allen Fällen Lidkrampf mit Lichtscheu, Tränenträufeln und Lid- 


schwellung bemerkbar. Blepharitiden aller Art mit Rhagaden und - 


Schwellungskatarrhe der Bindehaut mit teils heftiger Sekretion 
waren vertreten. Die Hornhaut zeigte die verschiedensten Formen 
der Efflorescenzen, Infiltrate und Ulcera mit Pannus und Gefäß- 


bändchen, 


Bei mehr als der Hälfte der Kinder waren Ulcera der Horn- : 


haut vorhanden, dreimal mit Hypopyon. Ein mit Hypopyon ver- 
bundenes Ulcus perforierte, sonst erlebte ich in keinem Fall eine 


Perforation. In einem Drittel aller Fälle machte sich schon nach 


der ersten, in’ den übrigen mit wenig Ausnahmen nach der zweiten 


oder dritten Bestrahlung eine wesentliche Besserung des Reiz- 


zustandes geltend: die bis dahin meist krampfhaft geschlossenen 
Augen wurden spontan geöffnet, der Tränenstrom versiegte und 
die Bindehaut blaßte ab. . Weiterhin ließ sich von Tag zu Tag 
verfolgen, wie die Knötchen verschwanden, die Infiltrate sich 
langsam resorbierten und die Ulcera heilten. Besonders auffallend 
war die rasche Abschwellung und Abheilung der Schwellungs- 
katarrhe. In nur fünf Fällen verzögerte sich der Heilungsprozeß. 
Von diesen bedurften drei einer vier- bis fünfmaligen Bestrahlung, 


um eine Besserung erkennen zu lassen. In einem Fall erkrankte . 
das fünfmal erfolglos bestrahlte Kind an Masern und mußte ver- 
‚legt werden. Ein weiterer Fall von Keratitis fascicularis ließ erst 


nach zehn Bestrahlungen eine wesentliche Besserung erkennen, 


Bei der Hälfte aller Kinder genügten ein bis drei, bei den 


; ’ 
ST anna nn eo 


übrigen — außer acht Kindern — vier bjs sechs Bestrahlungen ; 
bei diesen letzteren waren sieben bis zehn Sitzungen bis zur Reiz- 
losigkeit der Augen erforderlich. Zur Entlassung gelangten etwa 
die gleiche Anzahl der Kinder je in der ersten, zweiten und 
dritten Woche, vier Kinder in der vierten und ein Kind in der 
fünften Woche nach der Aufnahme. Sieben Kinder kamen mit 
Rezidiven nochmals zur Behandlung, konnten aber schon nach 
einigen Bestrablungen wieder als geheilt entlassen werden. Neben 
der Bestrahlungstherapie erübrigte sich meist jegliche Lokalbehand- 
lung der Augen. Woes mir aber zweckmäßig erschien, touchierte 
ich zu Anfang die Conjunctiven mit 1%igem Argentum nitricum; 
später leichte Massage mit gelber Salbe zur Aufhellung der Horn- 
hauttrübungen. | | 
Fast in allen Fällen war das Resultat der Bestrahlungen ein 
gutes. ‘Meist war der Erfolg schon nach der ersten oder zweiten 


_ Strahlung je 15 Minuten Vorder- und Rückenseite, und zwar wurde der 
ganze Körper der Kinder liegend aus einer Entfernung von zirka 
60 cm jeden zweiten Tag bestrahlt: Die Anzahl der Bestrahlungen 
richtete sich nach dem Erfolg; mehr als zehn Sitzungen waren niemals 
nötig. Anfangs wurden die Augen mit einer Schutzbrille bedeckt, die 

- die kurzwelligen Strahlen bei einer Wellenlänge von 800 uu abwärts 
abfängt; später ließ ich diese Vorsichtsmaßregel fallen und übte keinerlei 
Zwang auf die Kinder aus, ob sie die Augen während der Bestrahlung 
schließen oder offenbalten wollten. Einen Schaden hiervon konnte ich 
in keinem Falle feststellen; meist hielten die Kinder die Augen unwill- 
kürlich geschlossen, doch schien mir die Mitbestrahlung der un- 
geschützten Augen sogar noch bessere Resultate zu liefern (lokale und 
kombinierte Bestrahlung, siehe unten). Auf diese Weise habe ich 
bisher 70 Kinder mit meist hochgradiger Keratoconjunctivitis ecze- 
matosa erfolgreich behandelt. 


Der Zustand, in dem solche Kinder in die Klinik eingeliefert 
werden, ist in der Mehrzahl der Fälle gekennzeichnet durch Vernach- 


-~ eo m. 0 


Br -e -< 


mz 2. 
nad Nut De ET 


ew in” 
-a “ur 


u ne er = = 
u a E ra 
a “ “= až u 
i š „wm -, 
Fa TEET 


t 


y 
LER i ' 
RELA, $ 


"Beobachtung, daß sich Hornhautinfiltrate unter der lokalen Be- 


( n ’ 


t 


- Bestrahlung. sò offensichtlich, daß er. nur der Lichttherapie zu- |- 

. gesprochen werden kann.. Sie scheint ‘um so wirksamer, je. jünger - 
die Kinder. sind und je kürzer die Erkrankung besteht. Aller- | 
dings habe ich auch in früheren Jahren, bevor ich. die Strahlen- 


\ 
\ 
wN 


‘ und lokaler medikamentöser Behandlung. und dank der. guten. | 
. Pflege und Ernährung-in. der Klinik erlebt, viele Kinder aber mit. 
<. „hartnäckigen Augenekzematosen wurden monatelang. erfolglos be- 


- -geschichten mit denen früberer Jahre läßt den, erheblichen Unter- | 


‚_‘Skrofulosekinder erkennen; seit Einführung der Be- 


=" Von der Annahme ausgehend, daß die Keratoconjunctivitis. 


- -` Ronnte man sich von vornherein nur von einer Ällgemeinbestrählung 


- „namentlich mit oberflächlichen . -oder 


:unleugbar- war, wobei sich. aber keine sonstigen .skrofulösen Merk- 


sonne“ durch Quecksilberdampflicht wirksame Uviollampe, deren 


- -Nähe wahrscheinlich für das Auge schädlichen äußeren ultra- 


Auge beschränkten Formen von Conjunctivitis und Keratoconjunc- 
o- “üvitis 


. 
- 


1308.00. °.° 1919 — MEDIZINISCHE K. 


` 


LIRIK i Ne BE E 


therapie anwandte, oftmals rasche Besserung auf Grund interner 


handelt. Der Vergleich der Statistik der. diesjährigen Kranken- 
-schied in: der durchschnittlichen Dauer: .der ‚Aufnahmezeit der 
strahlungstherapie: ist bei etwa gleichblei- 


bender Zahl!der Aufnahmen die ständige Kopt- 
zahl der Kinder 


| | liche kurzwelligen . Strahlen aufzusaugen, imstande, eine große 
| auf der Station wesentlich ver- | Energiemenge in sich aufzufiehmen.. Dies äußert sich 1, in einer 
-zingert. un u : kung at | 
Ein we 


iterer Nutzen der Allgemeinbestrablung, lag. in den 

Hebung des'-Allgemeinbefindens; mit frischer Gesichtsfarbe und 
` einer erfreulichen Gewichtszunahme ‚konnten wir die oft kaum 
 wiederzuerkennenden Kinder aus der Behandlung entlassen. 


eczematosa nur ein Symptom der Allgemeinerkrankung darstellt, 


‘den — auch. tatsächlich erzielten — Erfolg erhoffen. Es wurden 
im Laufe des Jahres aber auch Kinder mit Keratoconjunctivitiden, 


| ' tiefen  Infiltraten und. 
.Phlyetänen behandelt, deren Ähnlichkeit mit der skrofulösen Form | 


-male am Körper. erkennen ließen. In solchen Fällen ‚habe ich | 
‘vorwiegend die Lokalbestrahlung mit Erfolg durchgeführt. Ich 
verwendete hierfür eine wie die Bachsche „künstliche Höhen-. 


Spektrum schon bei 290 uu abschneidet, deren Uviolglas also die | ( 
äußeren ultravioletten Strahlen absorbiert. Statt dessen kann man | Scheinlich eo ipso bestehende Photoakt 


unter den- gleichen Anwendungsbedingungen (siehe unten) auch | einer gesteigerten Oxydation befördert, 
die`B a ch sche Quarzlampe verwenden, wenn man die aus nächster: | 


“ yioletten Strahlen’ mit einem Uviolfilm abfängt: oder ohne diesen 
die- offenen Augen wie bei der Allgemeinbestrahlung in einem 
‚Abstand von mindestens 60 cm der Strahlung: aussetzt. 2 
- © Mit der Uviollampe habe ich bei einer Anwendungsdauer 
von fünf Minuten steigend bis zu 30 Minuten in einer Entfernung 
. von: zirka 15 cm jeden zweiten Tag die offenen oder mit. Lid- 
haltern geöffneten Augen in. einer Reihe von erwähnten Fällen 
bestrahlt.. Die günstigen Resultate sprechen auch für den Nutzen 
dieses- Verfahrens. Es erfolgte meist eine unmittelbare Besserung 
‚des Reizzuständes und schnelle Heilung. Bemerkenswert ist die 


strahlung besonders schnell. zu resorbieren, ja alte Hornhaut- 
trübungen sich. besser und rascher aufzuhellen scheinen als bei 


einer anderen Therapie. Einwandfrei feststellen ließ sich die auf- 
‘fallend schnelle Heilung der Lidekzeme. | 


` Diese Bestrahlungsmethode . ist lediglich. bei: den auf das 


x 


Patienten indiziert. _ 


is ’eezematosä bei sonst, völlig normalem Allgemeinzustand der 
Die Zweckmäßigkeit einer Kombination von Allgemein- und’ 
. Lokalbestrahlungen .mit Quarz- und Uviollampe, wie ich sie in 
-einer anderer Reihe von Fällen angewendet habe, liegt auf der 
Hand und ist zu empfehlen, wenn die. eine der Methoden nicht 
. ausreichend oder nicht nachhaltig zu sein scheint. Über licht- 
‚therapeutische Versuche bei anderen Augenerkrankungen soll in 
. dieser Arbeit nicht die Rede sein; es sei nur erwähnt, daß die 
Strahlentherapie in der Augenheilkunde, obwohl erst im Stadium 
der Entwicklung, doch eine große Zukunit.zu haben scheint. _ 
. . Über die Wirkung der ultravioletten Strahlen sei noch kurz 
~ berichtet, Es ist einwandfrei festgestellt, daß sie als die am 
leichtesten zu absorbierenden Spektralelemente in. hohem Maße 
= von.den Zellen der Epidermis und Cutis aufgesaugt werden, wo 
“sie durch ihren chemischen Reiz auf die Zellkerne im Sinne einer 
„gesteigerten Funktion die Bildung von Pigment bewirken. Nach 
.Jesionek gelangt das aus den Zellen der Haut austretende 
‚Pigment in. die Lymphbahnen der: Cutis, von dort in die Lymph-' 
an ae a Ss specifisch ende Harz 
daii RE EE 8 aber wi wi ntitoxi or l | 
‘darüber nicht. Nach anderer Auffassüng wirkt das Aush die | antitoxischer Stoffe käme p hindurch. Auch’ eine Vermehrung 
ultraviolette Strahlenenergie gewonnene Pigment auf diese wiederum | ervöse Beeinfli in. 


_ zu denken, die 


Strahlenmechanismtus In sein und üns vorstellen, daß etwa der 

zulins, eine abtöten: dns anal | 

cillen selbst ee Strahlenwirkung auf etwa vorhandene Be 

heit auszuschließen. | 

25 Auge aitekte, lokale Wirkung der ultrayioltien Skalen 
ar un a hyperämninch-eniskziliie 

| r eine direkte bactericide Wirkung 

‚durch die ol sah sogar Ba | al 


sich unter der lokalen fes und des Trähenträufelns 


\ 


` 1 . 2 5 i ~ 
k , x x 5 
-_ š R ` “ 2 j 7 
r mùim ər- - - E z 


i 


Serigar 


HOPEE p n 


2 
- 


kad 
ca FA 


21. Dezember. 


beseitigen lassen. Hat die Keratoconjunctivitis eczematosa meines 
Erachtens auch eine primär endogene Ursache, so kommen doch 
wohl infolge der Widerstandslosigkeit des Gewebes sekundär 
exogene Infektionen dazu. Hierdurch erklärt sich auch die Neigung 
zu Rezidiven bei sonst gleichbleibendem Allgemeinzustand. Die 
im Bindehautsack vegetierenden Entzündungserreger können bei 
einer specifisch labilen Hornhaut sehr wohl selbst ein .intaktes 
Epithel durchwandern und in vielen Fällen das Bild einer Kerato- 
Wie dem auch sei, die Tat- 
sache steht fest, daß die ultravioletten Strahlen bei 
der von mir geübten Bestrahlungstechnik die 
Gewebszellen desäußeren Auges und der Augen- 
umgebung nicht schädigen, sondernineiner für 


conjunctivitis eczematosa erzeugen. 


die Heilung günstigen Weise äktivieren. 


Nach Schanz werden die ultravioletten Strahlen, die ins- 
gesamt eine Spektralbreite von zirka 390 bis 130 uu umfassen, 
von der Hornhaut von 300 uu Wellenlänge abwärts total absorbiert; 
da die Hornhaut außerdem kurzwellige Strahlen in langwellige 
umwandelt, ist eine schädliche Tiefenwirkung auch am inneren 


Auge nicht zu befürchten. 


Wo es die Umstände erfordern, ist, wie schon erwähnt, eine 
mit der Allgemein- 

bestrahlung heben wir die Widerstandskraft des Körpers gegen 
- sekundäre Schäden, mit der Lokalbestrahlung bekämpfen wir 


kombinierte Strahlentherapie angezeigt; 


diese direkt. 
Zusammenfassung. 


~ 1. In den meisten Fällen von Augenskrofulose wird man 
mit der allgemeinen Quarzlichtbestrahlung, gleichgültig ob bei 
geöffneten oder geschlossenen Augen (Abstand zirka 60 cm) schnelle 


Heilung erzielen. 


2. Handelt es sich lediglich um eircumseripte, auf das Auge 
und Augenlid lokalisierte entzündliche Prozesse, so ist die lokale 
Uviollichtbestrahlung bei geöffneten Augen (Abstand zirka 15 cm) 


indiziert. 


3. Ist die eine dieser Methoden nicht ausreichend oder nach- 
haltig, so wenden wir die andere an oder kombinieren beide. Die 
einfachste Kombinationsmethode ist die schon bei 1 erwähnte 
gleichzeitige Quarzlichtbestrahlung des ganzen Körpers und der 
geöffneten Augen in einem Abstand von zirka 60 cm. Ob neben 
der hierdurch erzielten Allgemeinwirkung auch eine Lokalwirkung 
auf das Auge besteht, die eiwa der von mir erprobten Methode 2 
gleichwertig ist, vermag ich auf Grund der vorgenommenen Be- 


strahlungen nicht zu entscheiden. 


Aus der Chirurgischen Universitätsklinik Frankfurt a. M. 
(Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. L. Rehn). 


Dünndarmstenose nach Brucheinklemmung. 


Von 
Dr. Hans Kloiber, Assistenzarzt der- Klinik. 


‚ ..Vor kurzem veröffentlichte Sonntag!) eine Studie über 
das Vorkommen von Dünndarmstenosen nach Brucheinklemmung 
und schildert dort auf Grund einer eigenen, genauen Beobachtung 
und an der Hand von 34 in der Literatur niedergelegten Fällen 
das Bild dieser Erkrankung. 

„Man unterscheidet zwei Arten dieser Stenose, die pri- 
mare und die sekundäre. Bei der ersteren kommt es im 
unmittelbaren Anschluß an die Operation zum Darmverschluß, 
weil sich entweder die Schnürstelle infolge eines Krampfes nicht 
ausgleicht, oder weil durch „Infiltration und Schwellung der Darm- 
wand eine Verlegung des Lumens erfolgt“ oder weil eine Läh- 
mung des zuführenden Schenkels besteht. / 

Während die primären Darmstenosen sehr selten sind, 
werden die sekundären etwas häufiger beobachtet. Bei diesen 
kann nach der Operation eine kürzere oder längere Zeit ver- 
gehen, Wochen und Monate, ja unter Umständen sogar Jahre, 
wie im Falle Sonntags, bis sich Stenoseerscheinungen ein- 

' stellen, die entweder durch eine Abknickung bei Adhäsionsbildung 
oder durch eine Verengerung des Darmlumens infolge ‚von 
Schrumpfungsprozessen bedingt werden. Je nach der Ursache 
Spricht man von einer äußeren oder inneren Stenose, 
von denen die letzteren wieder in ring- und kanalförmige 


eingeteilt werden. 


1) Beitr. z, klin. Chir, Bd. 115, H, 8. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. 


Die Mitteilung Sonntags veranlaßte Hedwig Thierry'), 
zwei weitere Fälle aus der Kreckeschen Privatklinik zu publi- 
zieren, die innerhalb zweier Jahre dort zur Operation kamen. 
Bei dem einen Patienten hatte sich die Stenose nach der Opera- 
tion eines eingeklemmten Nabelbruchs ausgebildet, bei dem an- 
deren nach einer solchen einer incarcerierten Schenkelhernie, und 
zwar in der meist üblichen Zeit von acht bis zehn Wochen. 
Beide wurden durch Resektion des kranken Darmstücks geheilt. 

Die Tatsache, daß innerhalb eines verhältnismäßig kurzen 
Zeitraums in einer einzigen Klinik zwei Fälle von Darmstenosen 
nach Brucheinklemmung operiert werden können, deutet darauf 
hin, daß diese Erkrankung vielleicht doch nicht so selten ist, wie 
man bisher immer angenommen hat. Daß ‚sie übrigens nicht 
häufiger gesehen wird, rührt meines Erachtens davon her, daß 
man nicht immer sorgfältig darauf geachtet und sich nicht drin- 
gend genug Rechenschaft gegeben hat, was bei einer gefundenen 
Darmverengerung die eigentliche Ursache der Erkrankung sein 
mag. Würde man bei Darmverschluß infolge Adhäsion oder Ste- 
nose regelmäßig ganz genau nachforschen, ob nicht einmal eine 
Herniotomie oder eine Taxis wegen Brucheinklemmung vorher- 
gegangen sei, dann könnte man unter Umständen manchen Ileus 
ätiologisch aufklären. - Der Publikation Sonntags kommt ein 
besonderes Verdienst zu, weil sie wieder unsere Aufmerksamkeit 
auf dieses Krankheitsbild lenkt und daher zur Klarstellung mancher 
Nleusfälle beitragen dürfte. Gerade durch diese Arbeit wurde auch 
ich angeregt, im folgenden eine weitere diesbezügliche Beob- 
achtung näher zu beschreiben. Die in Betracht kommende 
Krankengeschichte lautet also: 

Es handelt sich um eine 47jährige Frau, die bereits zweimal 
wegen Einklemmung eines rechtsseitigen Schenkelbruchs operiert 
worden war. Die erste Operation wurde am 28. Januar 1918 in der 
hiesigen Frauenklinik vorgenommen und man fand damals im Bruch- 
sack keinen Darm, sondern nur Netz. Nach der Herniotomie ging es 
der Patientin sehr gut und sie war dauernd vollkommen beschwerdefrei. 

Am 22. August 1918 erkrankte sie plötzlich wieder mit starken 
Schmerzen in der rechten Leistengegend, bekam Brechreiz und mehr- 
maliges Erbrechen. Da sie außerdem bemerkte; daß sich in der 
rechten Leistengegend eine derbe Geschwulst gebildet hatte, ließ sie 
sich noch am Abend des gleichen Tages in die Chirurgische Klinik 
transportieren. | 

Bei der Aufnahme wurde folgender Befund erhoben: Große 
‚kräftig gebaute Frau von gutem Ernährungszustand. Lunge und Herz 
zeigen keine krankhaften Veränderungen. Oberhalb der rechten 
Leistenbeuge sieht man eine, dem Leistenband “parallel verlaufende, 
weißliche Narbe und unterhalb davon eine kleine Vorwölbung, die 
sich hart anfühlt und nicht verschieben läßt; die Haut darüber ist gut 
verschieblich und zeigt keine Rötung. Bei Druck zeigt die Geschwulst 
selbst ziemlich starke Schmerzhaftigkeit. | 

Diagnose: Eingeklemmte. rechtsseitige Schenkelhernie. Bei 
der sogleich in Lokalanästhesie ausgeführten Operation (Dr. Rohde) 
erweist sich der Bruchsack mit der Umgebung vielfach verwachsen; 
nach seiner Eröffnung findet man Dünndarm als Inhalt. Die Bruch- 
pforte ist sehr eng und es gelingt daher erst nach Incision des Liga- 
mentum inguinale Pouparti, den Darm zu befreien und vorzuziehen, 
worauf man einen ausgesprochenen Schnürring und in dessen Bereich 
ein deutliches Druckgeschwür entdeckt. Der Darm wird trotzdem 
reponiert und alsdann nach Abtragen des Bruchsacks die Bruchpforte 
a Annähen der Fascia pectinea an das Ligamentum inguinale ver- 
schlossen. 


Krankengeschichte, daß sie keine Beschwerden mehr habe und der 
Stuhlgang vollständig regelmäßig sei. a 


Am 25. Oktober 1918 wird sie nun neuerdings in die Chir- ` 


urgische Klinik aufgenommen, wobei sie angibt, daß sie vom 18. Sep- 
tember bis 21. Oktober 1918 wegen Ruhr auf der Medizinischen Uni- 
versitätsklinik gelegen habe. Sie hätte seit einiger Zeit Schmerzen in 
der linken Unterbauchgegend und auch Beschwerden beim Stuhlgang. 
Im Stuhl befände sich etwas Schleim und Blut. Seit einigen Tagen 
verspüre sie stärkere Leibschmerzen, leide an Durchfällen und hätte 
auch einige Male erbrechen müssen. . 

Befund: Der Leib ist etwas aufgetrieben, besonders in den 
unteren Bauchpartien. In der linken lliacalgegend besteht starke 
Druckempfindlichkeit, aber es lassen sich keine Resistenz, kein Tumor 
und auch keine Darmsteifungen nachweisen. Die Peristaltik ist deut- 


lich zu hören, aber nicht vermehrt. Temperatur 87,6°, Puls 100.- 


Zunächst war es ziemlich schwierig, über die vorliegende Er- 


krankung ins klare zu kommen. Wegen der vor einigen Tagen auf- 
getretenen, stärkeren Leibschmerzen und des öfteren Erbrechens dachte 
man wohl an Ileus, besonders wenn man noch in Erwägung zog, daß 
bereits zwei Herniotomien vorgenommen worden waren und somit also 


1) M. m, W. 1919, Nr. 35, 


1809 


Der weitere Verlauf gestaltet sich vollkommen normal. Die Pa- 
' tientin wird am 30. August geheilt entlassen mit dem Vermerk in der 


moi 


LF 


$ 
Bu 


tig 


re 


z ee 


ee i 


|] 


i ees 


ai 


v 


die Möglichkeit einer Adhäsionsbildung bestand. Die Symptome waren 
aber doch sehr mangelhaft,, denn außer den anamnestischen Daten 
sprach recht wenig für Darmverschluß. Die etwas stärkere Auftreibung 
der unteren Bauchpartien und die Druckempfindlichkeit in der linken 
Jliacalgegend waren die einzig objektiv nachweisbaren Zeichen, mit 
denen sich aber nicht viel anfangen ließ. Dagegen fehlte jede Resi- 
stenz, es waren keine Darmsteifungen vorhanden und auch Stenosen- 
geräusche konnte man nicht feststellen. Die Peristaltik war nicht ver- 
mehrt, wie man es sonst bei Ileus gewöhnt ist. Eine Stuhlverhaltung 


lag. nicht vor, im Gegenteil, es bestanden sogar Durchfälle, die Blut 
und Schleim enthielten. 


Gerade der letzte Umstand ließ es daher naheliegend erscheinen, 
die Ursache der Erkrankung in einer Dysenterie zu suchen, wozu man 


noch besonders durch die Angaben der Patientin veranlaßt wurde, 
daß sie bis vor vier Tagen wegen Ruhr in stationärer Behandlung 
gestanden habe. Auch die anderen Krankheitszeichen waren damit 
besser in Einklang zu bringen. Die Schmerzen, die hauptsächlich in 
die linke Unterbauchgegend verlegt .wurden, und die Druckempfind- 
lichkeit in der Gegend des Colon descendens und S Romanum schienen 
zu bestätigen, daß sich ein Entzündungsprozeß in diesem Darmabschnitt 
abspiele. Ebenso paßte die Temperaturerhöhung von 37,6° ganz gut 
zum Bilde der Ruhr. Die Stuhlbeschwerden und die Durchfälle mit 
den Blutbeimengungen legten den Gedanken nahe, daß die Ruhr noch 
nicht ganz abgeheilt sei. Es sprachen also viel mehr und wichtigere 
Zeichen für Dysenterie als für Ileus. 

Da aus den klinischen Symptomen heraus eine sichere Ent- 
scheidung nicht getroffen werden konnte, zog ich das Röntgenbild zu 
Hilfe, wie ich es bei Verdacht auf Ileus jetzt regelmäßig tue. Ich gebe 
in einem solchen Falle weder eine Bariummahlzeit, noch verabfolge ich 
einen Bariumeinlauf, sondern mache einzig und allein eine Aufnahme 
im Stehen oder in rechter Seitenlage des Patienten. Haben wir es mit 
einem Darmverschluß zu tun, dann sieht man auf dem Röntgenogramm 
infolge der durch die Stauung eingetretenen Ansammlung von Flüssig- 
keit und Gas einen oder mehrere horizontale Flüssigkeitsspiegel mit 


darüber gelagerten, größeren oder kleineren Luftblasen, also ein ganz 
charakteristisches Bild. 


In diesem Falle zeigte nun die Röntgenplatte (Abbildung) statt der 
gewöhnlich diffusen, grauen Fläche des Ahdomens eine auffallende Auf- 
hellung der linken Seite, besonders im linken oberen Quadranten. Als 


Ursache der Aufhellung er- 
blickte man vier verschieden 
große Gasblasen mit einer 
horizontalen Begrenzungs- 
linie. Direkt unter dem 
linken Zwerchfell sah man 
einen Flüssigkeitsspiegel mit 
einer kleinen Gasblase, die 
sich schon ihrer Lage und 
Form nach unschwer als 
Magenblase zu erkennen gab. 
Darunter gewahrte man eine 
große flache Gasblase, die 
von der linken, seitlichen 
Bauchwand bis über den 
rechten Rand der Wirbel- 
säule hinausreichte und nach 
unten von einem horizon- 
talen Flüssigkeitsspiegel be- 
grenzt wurde. Weiter nach 
links davon und nach unten 
zu lag ebenfalls- eine riesige 
Luftblase, die sich über die 
Höhe von drei Wirbelkör- 
pern erstreckte und deren 


Flüssigkeitsspiegel drei 
Querfinger breit über dem linken Darmbeinkamm stand. 


Endlich 
stieg noch vom rechten Beckenkamm her quer über die Wirbel- 
säule hinweg ins linke untere Abdominalfeld hinein eine mächtige, 
schräggestellte, hufeisenförmige Gasblase, welche die Höhe von zwei- 
einhalb Wirbelkörpern erreichte und zwei deutliche Flüssigkeitsniveaus 
aufwies, deren rechtes tiefer lag als das linke. Aus der Form dieser 

* Gasblase konnte man ohne weiteres auf eine geblähte und gesteifte 
Darmschlinge schließen. | 

Der charakteristische Befund, Gasblasen mit Flüssig- 
keitsspiegel, legte ganz augenfällig dar, daß die vorhandenen 
Krankheitszeichen nicht auf eine Dysenterie, sondern auf eine ziemlich 
hochgradige Behinderung der Darmpassage zu beziehen sind; mit anderen 
Worten, es mußte sich um einen Jleus handeln. 

Auf Grund des Röntgenbildes wurde sogleich in Allgemein- 
narkose laparotomiert (Dr. Kloiber). Nach Mittellinienschnitt drängten 
sich : stark geblähte und erweiterte Dünndarmschlingen, die mit Luft 
und Flüssigkeit gefüllt waren, in die Wunde. Bei der Revision der 
Darmschlingen stieß man auf eine tiefe Ileumschlinge, die mit dem 
Blasenperitoneum verwachsen war; diese Adhäsion, die keinerlei Ab- 
kniekung oder Verengerung verursachte, konnte ohne Mühe gelöst 
werden. Weiteres Suchen förderte dann eine zweite Verwachsung zu- 
tage, die zwischen einer Ileumschlinge und einer Appendix epiploica 


‚vom Dickdarm gewahrte man, daß eine Per 


ar p 
7 


THP, 


des Colon descendens bestand. Der Darm oberhalb de ; Adhäsi ON war 
beträchtlich erweitert und hypertrophisch, der peri ierwärts ge- 
legene dagegen von normaler Breite. . Beim Ablösen di s Dünndarms 
foration des Ileums in die 
Appendix epiploica hinein erfolgt war. Der Dünndarm zeigte an dieser i 
Stelle eine hochgradige Stenose von ungefähr Bleistiftdicke, seine 
Wand eine Verdickung und Infiltration in einer Ausdehnung von 3 em. s 
Die Stenose wurde beseitigt, indem man den kranken Darm in 10cm > 
Länge resezierte, die beiden Enden durch Tabaksbeutelnaht ı 'erschloß, 
und alsdann eine Anastomose Seit zu Seit anlegte. aaa 
- Der postoperative Verlauf ging vollkommen glatt vonstatten, die 
Wunde heilte per primam. Es bestanden keine Schmerzen mehr, der 1 
Stuhlgang erfolgte regelmäßig. und ohne irgendwelche Beschwerden, 
sodaß die Patientin am 30. November 1918 als geheilt entl 
werden konnte. © 


Dieser Fall bietet in mehrfacher Hinsicht Bemerkenswertes, Die 
Frage nach der eigentlichen Ursache der oaa 
nose ist nach dem ganzen Verlauf nicht schwer z | 


antworten. ysenterie SR 
die beiden Brucheinklemmungen in Betracht. wu 


en 


= T Ahoa 52 $ 
daraus hervor, daß wir es mit einem Dünndarmileus zu tur 


So bleibt demnach nur die Möglichkeit offen, daß ie beiden % 
Brucheinklemmungen daran die Schuld tragen. Diese Erklärung SE 
der Brucheinklemmung: besteht ja: darin, daß gerade das inat Ei 
cerierte Organ an der Einklemmungsstelle mehr oder weniger stark 


Eu 
trotzdem annehmen, daß damals Darm im Bruchsack gelegen habe, = P 


n hochgradiget 5 
Sehnürring mit einem deutlichen Druckgeschwür.“ Die Darmwang 
war j ' 


Gaede o 4 


x < 


Dieser Schnürring allein hätte nun vielleicht SC 


N 


Diese 


i 
ee 


A 
i ` 
5 


r Pr 

| 

Ins = 

E » > 
> 

. m 


Digitized by Google 


2 
un 


„BT a Rn 


Das: REINE 


21. Dezember. 


die ja gegen Circulationsstörungen sehr empfindlich ist, bereits 
schwer erkrankt ist. Auch Sonntag bestätigt diese Anschauung 
mit den Worten: „Ist die Darmwand stark beschädigt, so wird sie 
bei der Herniotomie entweder als solche erkannt und- reseziert, 
oder wenn sie reponiert wird, so bedingt sie Perforation oder 
Peritonitis. Nur ein bestimmter Grad von Darmschädigung führt 
zu Stenose, und zwar muß die Darmschädigung einerseits nicht 
so schwer sein, andererseits aber doch so hochgradig sein, daß 
die Heilung nicht mit Restitutio ad integrum, sondern mit Ne- 
krose der Darmwand einhergeht.“ | 

In meinem Falle war für die Stenosierung noch eine be- 
sondere Disposition gegeben; die Darmwand hatte 
nämlich infolge der Einklemmung bereits so stark gelitten, daß 
ein deutliches Druckgeschwür entstanden war. Nachdem 
die Serosa zugrunde gegangen, konnte eine Heilung nur eintreten, 
wenn sich an dieser Stelle eine Narbe bildete, das heißt, wenn 
eine Epithelialisierung von der Umgebung her erfolgte. Dieser 
Prozeß schloß aber schon von vornherein wieder die Bedingung 
der Schrumpfung in sich. 

Aber zu dieser Art von Heilung ist es gar nicht gekommen, 
Die mit der Reposition des kranken Darms in unmittelbare Nähe 
gerückte Gefahr der Perforation wurde vermieden, weil glück- 
licherweise ein anderer Heilungsvorgang einsetzte. Das Decubital- 
geschwür bot nämlich die Möglichkeit zu Verwachsungen, wie sie 
überall in der Bauchhöhle eintreten, wo Peritoneum fehlt. Der 
vorhandene Defekt deckte sich, indem die Dünndarmschlinge 
sich an das Colon descendens anlagerte, wobei sie Anschluß an 
eine Appendix epiploica gewann und mit dieser verwuchs. Das 
Ulcus hatte sich also gewissermaßen von selbst peritonealisiert 
und mit der Deckung des Geschwürs war die Hauptgefahr ab- 
gewendet. ` 

Die Nekrose der ganzen Darmwand hat wahrscheinlich über- 
haupt erst später stattgefunden; jetzt war aber das Ereignis nicht 
mehr gefährlich, weil sich ja inzwischen starke Verwachsungen 
ausgebildet hatten. Diese Erklärung scheint mir wahrscheinlicher 
zu sein als die andere, das zuerst das Geschwür perforierte und 
erst sekundär gedeckt wurde, denn da hätte sich zum mindesten 
ein Absceß entwickeln müssen, wie es im Falle Thierrys ge- 
schah; von einem solchen war aber bei der Operation nichts 
zu finden. 

Daß nicht von Anfang an Beschwerden bestanden, hängt 
damit zusammen, daß mit der Deckung des Decubitalgeschwürs 
eine vorläufige Heilung erfolgt war; denn da das Darmlumen in 
keiner Weise verengt war, konnte der Inhalt ungehindert passieren. 
Erst die im weiteren Verlaufe einsetzenden Veränderungen der 
Darmwand riefen dann Beschwerden hervor, indem das an der 
Incarcerationsstelle entwickelte Narbengewebe immer mehr und 
mehr schrumpfte und dadurch die Lichtung verengte. Die Narben- 
bildung beschränkte sich aber nicht allein auf den Schnürring 
selbst, sondern hatte auch noch die engere Nachbarschaft in Mit- 
leidenschaft gezogen, wodurch eine 3 cm breite, derbe Infiltration 
der Darmwand entstand. Beide Momente, die Stenosierung und 
die Behinderung der Peristaltik im . Narbengewebe haben dann 
eines Tages zu den Erscheinungen des Darmverschlusses geführt. 

Die ganze Beobachtung lehrt, daß bei geschädigter Darm- 
wand wir es uns immer sehr genau überlegen müssen, ob eine 
Reposition des Darmes noch erlaubt ist oder ob bereits die In- 
dikation zur Resektion besteht. Im vorliegenden Falle wäre wohl 
die primäre Resektion das Gegebene gewesen, da ja bei der 


_ Herniotomie ein Druckgeschwür am Schnürring festgestellt wurde. 


Die Reposition des kranken Darms brachte die Patientin zunächst 
in- große Lebensgefahr; denn es hätte sehr leicht zur Perforation 
in die freie Bauchhöhle mit folgender Peritonitis kommen können, 
an der die Kranken dann in der Regel zugrunde gehen. Dies 
ist gerade unter anderem ein Grund, warum Darmstenosen nach 
Brucheinklemmung verhältnismäßig selten beobachtet werden. 
Ferner hätte die primäre Resektion der Patientin neben der 
momentanen Lebensgefahr auch den großen späteren Eingriff 
erspart. 

Andererseits müssen wir dem Falle entnehmen, daß wir bei 
Schmerzanfällen, die einige Zeit nach einer Brucheinklemmung 


‚auftreten, stets daran denken sollen, daß vielleicht Stenosen- 


erscheinungen infolge von Schrumpfungsprozessen vorliegen, und 
daß wir daher eine besonders exakte Untersuchung des Kranken 
vorzunehmen haben. Vor allem aber dürfen wir es nie versäumen, 
zur Klärung die Röntgenstrahlen zu Hilfe zu nehmen; dabei 


stehen uns zwei Methoden zur Verfügung. Haben wir genügend l 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.51. 


1311 


Zeit, das heißt bestehen keine direkt drohenden Er- 
scheinungen, dann geben wir dem Patienten eine Barium- 
mahlzeit zu essen und verfolgen nun den Durchgang des Breies, 
wie es Thierry in dem einen ihrer Fälle getan hat. Wir 
erhalten dann ein ganz charakteristisches Bild, das uns neben 
einer Verzögerung der Entleerung eine mehr oder 
weniger hochgradige Erweiterung der Dünndarm- 
schlingen zeigt, an denen eventuell sogar eine stärker aus- 


gesprochene Rippungsstruktur, die durch die Kerkring- 


schen Falten hervorgerufen wird, zu sehen ist. | 
Handelt es sich aber um akute Erscheinungen, 


dann haben wir natürlich keine Zeit zu verlieren und wir werden: 


dem Darm keine besondere Belastungsprobe mehr zumuten. Wir 
verzichten überhaupt von vornherein auf die Ver- 
abfolgung irgendeines Kontrastmittels und 
begnügen uns einzig und allein mit einer 
Röntgenaufinahme im Stehen oder in Seiten- 
lage. Finden wir dabei auf dem Röntgenogramm eine größere 


oder kleinere Anzahl von Flüssigkeitsspiegeln mit 


Gasblasen, so können wir daraus ohne weiteres entnehmen, 
daß wir es mit einem Ileus zu tun haben. Die Brauchbarkeit 
dieser zweiten Methode wurde gerade im oben beschriebenen 


Falle erprobt, wo sich aus dem zeitlichen Zusammenfall von zwei 


Krankheiten, Ruhr und Darmstenose, eine besondere 
Schwierigkeit der Diagnose ergab und wo wir im Hinblick auf 


die rein klinischen Symptome uns mehr zugunsten der Dysenterie 
entscheiden wollten. Erst das Röntgenbild führte uns aus dem _ 
gefährlichen Dilemma heraus und wies uns den richtigen Weg, 


indem es uns das einwandfreie Bild des Dünndarmileus vor Augen 
stellte, und damit von selbst die einzige richtige Therapie, die 
Operation, vorschrieb. | i :; 


Aus der Prosektur des Garnisonspitals Nr. I in Wien. 


Über die physiologischen Schwankungen des Aorten- 
| umfanges. | 
Von | 
Dr. R. Hermann Jaff6 und Dr. Hermann Sternberg. 


Bei den zahlreichen Soldatensektionen, die wir während des 
Krieges auszuführen Gelegenheit hatten, war es uns oft aufgefallen, 
in wie weiten Grenzen der Aortenumfang der in der überwiegen- 
den Mehrzahl kräftig gebauten Männer schwankte. Als wir später 
an die Sichtung und Zusammenstellung unseres Materials schritten, 
ergaben sich auch bei den Aortenmassen einige erwähnenswerte 
Befunde, die von allgemeinem Interesse sein dürften. 

Die Bestimmung des Aortenumfanges am aufgeschnittenen 
Gefäße, wie sie in der bei Sektionen üblichen Weise vorgenommen 
wird, hat nur einen bedingten Wert, da sie uns keine sicheren 
Schlüsse auf das Verhalten des Gefäßes bei Lebzeiten gestattet, 
wo der Blutdruck die Lichtungsweite mitbestimmt. Ferner werden 
die nach dem Tode in den Wandelementen einsetzenden Quellungs- 
und Entquellungsvorgänge die Dimensionen der Wand beeinflussen. 
Die Rolle, die hierbei die Totenstarre der glatten Muskelfasern 
spielt, geht aus einer Angabe von Fuchs!) hervor, der fand, 
daß der Durchmesser der Aorta bei Tieren zwölf Stunden nach 
dem Tode sich um 5 bis 12°/, verringert. Man hat versucht, die 
Messungen zu verfeinern, indem man sie mit Bestimmungen der 
Wanddicke kombinierte [Schiele-Wiegandt?®), Kani’, 
Kaufmann‘)], indem man durch Belastung :ausgeschnittener 
Gefäßstreifen die Elastizität prüfte[Suter®)] oder indem man 
schließlich durch Einführen weicher, dehnbarer Gummischläuche 
in die unaufgeschnittene Aorta deren Kapazitätszunahme bei stei- 
gendem Drucke registrierte [Strasburger®)]. Namentlich die 
ersterwähnte Methode hat recht wertvolle Resultate ergeben, die 
wir später noch kurz erwähnen wollen, wir beschränkten uns aber 
auf die Notierung des Aortenumfanges, da bei derselben die Fehler- 
quellen wohl am geringsten sind. | 


1) Fuchs, zit. nach Scheel, 

2) Schiele-Wiegandt, Virch. Arch. 1880, Bd. 82, Berner 
Dissert. 1880. | | 

3) Jwakichi Kani, Virch, Arch. 1910, Bd. 201. | 

4 Kaufmann, Zur Frage der „Aorta angusta“. G. Fischer, 
Jena 1919. l rà 

5 Suter, Arch. f. exper. Path. u. Pharm. 1897, Bd. 89. 

6) Strasburger, Frankf, Zschr, f. Path. 1909, Bd. 8. 


ie GRS AASER 
4 i $ aa f X 5 Er Far Zi E Auch 727 rn EEE 
po dti a EN i 2 l : En ee i A u u i E N o : RE 3 e D ` en. a en ee er == 
ns a y = a ee, 919.— MEDIZINISCHE KLINIK — Nr dl. 0000022. 2 &1.Dezömber. - 
zi Fee ee ee ee s = > - is a Er : , N en Ba ; ea 
| a: N Von den zahlreichen, bereits veröffentlichten Aortenmessungen | deutschen ‘Soldaten berechnete (zirka 168,9 cm). Weisbachl) . N 
bu: HE En sind: nur jene brauchbar, die. auf einem genügend großen Beobachtungs- | gibt für die Nieder-Österreicher zwischen 21 und 24 Jahren 167,8 cm E 
a SERE N. material fußen: und die: die gewonnenen Zahlen nach Alter, Geschlecht |. an. Konstante Beziehungen zwischen Gefäßweite und Körpergröße `. er 
Wlan. d gem Teti ach, nach der Krperänge ordnen, Die molsten Autoen | gehen auch aus wiseren Zahlen nicht hervor, Wir verzichten > | 
| EEE | g AEE FE =. eschai n on. ] S > i € } A s me = Er . 5 a - 2 i 2e 2 .. mn e 
En en alpinen: Aorta“ (Virchow) und-finden in ihren Aufzeichnungen keine Bestä- n Zahl een T nach nis ger me rl weil | 
er el AA E AN ~ tigung für die Virchow sche Lehre. ‘So gelangt in letzter Zeit auch | ie zahl der. Kalle mit einer orpergroße, Cle WEIST entwernt von 
í Met | Hi - -Luise Kaufmann (Q. c.) auf Grund von 685 Messungen an den | den Mittelwerten ‚lag, in den. einzelnen Altersklassen zu gering 
ii d f; IE Soldatenleichen des Freiburger Pathologischen Instituts zu dem Er- 
[i i SÅ 


| gewesen wäre. Bei jugendlichen Individuen zwischen 18 und 
‘`> , gebnis, daß der noch vielfach von den Klinikern anerkannte Begriff der | 20 Jahren war vereinzelt ein Mißverhältnis zwischen Körperlänge 
„Aorta angusta“ nicht zu Recht besteht.. Wir werden auf diese Frage 
bei unseren Messungen zurückkommen. = E ne 


und Aortenweite auffallend. (z..B. Länge 186 cm, Aorta ascendens u 


rd, 
BE Hi Monsa SUNEN. ZU I er ER 52 mm).. Man denkt dabei.auch an die von Scheel erwähnte 
er W Die Zahl der. diesen Ausführungen zugrunde gelegten Fälle_| Möglichkeit, daß das Körperwachstum bisweilen dem der Aorta ~ 
\, ih | E - beläuft sich auf 756 (Schußverletzungen, akute. Infektionskrank- | yorauseilt [vergleiche -auch Bauer ®)].-. | 
! in „ni A Xi ‚heiten, Tuberkulose, Selbstmörder usw.), Fälle mit Aortitis .luetica -: Wichtiger als der Einfluß der Körpergröße ist der des Blut- ` 
Br ka , und. stärkerem Atherom wurden weggelassen. ‚Gemessen wurde | ‚druckes, denn es ist zu. erwarten, daß. ein dauernd pathologisch 
2 el i mit einem flachen-Metallmaßstabe die Aorta ascendens 1 cm ober- | gesteigerter Blutdruck ` die Aortä stärker - dehnt. Das wird auh - 1 
ER N | halb des freien Klappenrandes, die'Aorta thoracica an der Durch- | yon Scheel angegeben, "während nach Kani die gesunde > 3 
er ' Bi trittsstelle l durch das Zwerchfell und die Aorta abdominalis. knapp. Aorta bei den Fällen von idiopathischer ' Herzhypertrophie die a 
Re, H oberhalb ihrer Teilungsstelle. Schließlich bestimmten wir noch | Dicken- und Lichtungswerte unabhängig. von der Herzvergrößerug >». $ \ 
li Kö N das Maß der. Arteria pulmonalis, und zwar. gleichfalls 1 em, ober-.| in ‘dem’ für. das‘ Alter charakteristischen Maße beibehält, Da- N 
aa, p halb. der Klappe. 2000 i -| "gegen. soll bei. Aorteninsuffizienz und bei Schrumpfnieren die Aorta i 
I „., Über. das. Ergebnis der Gesamtmessungen gibt folgende Ta- | ascendens: erweitert sein.  . 0 oooi Nee: 
RN. | DO ET a ie z =>} ~ Wir haben aus unseren Fällen diejenigen ausgesondert, deren 4 
' a | | -Tabelle ft — \ | Herzgewicht über 380 g betrug’-— es waren im ganzen 7 — 4. 
pappi | Korte Bere und stellen in folgender Tabelle die Maße- der. Aorta ascendens . . .; 
u. ha Ma Alter BE orta Pa Arteria di ` Fälle į > ao aa hta x F 
U ENUIS qav |: g cdas | oada | — | pulmonalis eser Fälle jenen gegenüber, bei ‚denen. das Herzgewicht mner- © fi 
Ba ascendens thoracica abdominalis. | 5 z i R i { oau. 
A 5 | | — halb oder unterhalb der physiologischen Grenze lag. 4 
ER E = = i : o 4i, 1 o 69, ` i S av a. Es 
ir RIAN 2 28—30. | -6805 E 43,6 | 812 A 701 wi... Tabelle 2% -, | 
ERTES || 31—35 63.8 | TV ee 324 26 —— ——— l noo 
Pen e a H 36—40 -~ fp ea 46,8 | 34d TBA, Meg .. | "Aorta in den Fällen i ' 
re o A WARA NE EN 41—45 |... 8 800 362. 14,4 Alter ul FE 5 
A È ler) a | Mak RNA | \ \ l Sia ' i : l .. l F En r 6 k j 5 wi l l i 2 i mit Herzhypertrophie | opne Herzhypertrophle i 
EMET | TE ` Wenn wir die'von ‘uns gewonnenen Werte mit den in an-. — ge | 
I TE ‘deren. Arbeiten niedergelegten vergleichen, so sehen wir, daß, so- i8=20 -= e O o A eR 55,8 
BER. AR REHA: | -= weit ein Vergleich möglich ist, und zwar vor allem bei der Aorta =. ou | | 2 
IE Kia li ‘ascendens, denn die Stelle, an der der. Umfang der Brust- und BB. 65,6 Tg 
were IERI > "der Bauchaorta bestimmt wurde, ist bei den meisten Autoren ver- ker ER E rt | er A | 
ii a | i$ iY schieden, eine Übereinstimmung besteht,. die namentlich bei den D | es MR: wer Te l 
a \ | - Arbeiten, die gleich unserer als Quelle Soldatenmaterial verwen- .. Die Aorta ascendens weist.demnach bei Herzhypertrophie E 
Paea JERI 482 deten [Rößle!), Kaufmann |. c;], zu einer fast vollständigen | eine geringe Erweiterung ‚gegenüber den Durchschnittswerten auf, ` E 
TU RANTS hin 0, © wird. Nur die Zahlen von Scheel?) sind etwas, die von Suter | und zwar beträgt diese Efweiterúng zirka 2,5 bis 5,7%. Die 
Se DN Tel Ta < (1> c.) bedeutend - größer: wie unsere, doch verwendeten beide zu | Herzhypertrophien. waren zum größten Teil durch Klappenentzin = 3 
Ei y BA. | . „Ihren Messungen das gewöhnliche Krankenhäusmaterial der größeren | dungen oder durch chronische Nierenleiden bedingt. Ob bei a 
este Fer, dl x . Städte (Christiania, Basel). Auf die Masse der Arteria pulmonalis | Fällen mit idiopathischer Herzhypertrophie die-Aortenweite sich | 
ae | ; werden wir später zu. sprechen kommen. ee ‚| nicht verändert (Kani), können ‚wir nicht entscheiden, da diese © || 
ee | a Die Aorta. erweitert sich allmählich. während des ganzen | Fälle bei unserem Material zu selten waren. >`. 5 
ee, ' BR rare ur "Lebens und diese Erweiterung wird, wie aus den Dickenmessungen | Um einen Anhaltspunkt für die Grenzwerte zu gewinnen, 
en ioo von.Kani (l. c.) ‚hervorgeht, - bis zum‘, fünften Lebensjahrzehnt | zwischen denen sich die: Aortenmässe ‚der einzelnen Altersklassen 
E $ ‘durch eine auf Kosten der Intima zu .setzende Wandyverdickung | bewegen, haben wir, für jede Altersklasse ‚gesondert, die Mittel- 
PER, Misa ausgeglichen. Später versagt oft auch. die kompensatorische Bin- | werte der fünf niedrigsten und. fünf höchsten Maße bestimmt, bel 
a n 5 wirkung der “Intimawucherung und die Aorta wird. einfach :dila- | letzteren natürlich mit Ausschluß der Fälle von- Herzhypertrophle, 
Ba | EN, =- tiert [Rößle°)]..' Relativ. am stärksten erweitert sich die Aorta | und haben ferner berechnet, um wieviel. Prozent diese Mittelwerte 
el ro. 0.0: abdominalis, denn sie nimmt vom 18.. bis -zum 45. Lebensjahre | gegenüber den in der Tabelle II angegebenen Durchsehnittszahlen `. 
es 0.0.0. um 811% ihres ursprünglichen Umfanges zu, während die ent- | schwanken. Wir beschränken . uns ‘auf die ‘Aorta ascendens, bei 
Zus Ai “ sprechende Zahl für die Aorta oberhalb der Klappe 22,6% und | der die Schwankungen am ausgesprochensten sind,  .- 
Bon | | : für die Aorta an der Durchtrittsstelle durchs Zwerchfell 20,3% | = > | 2 ; 
EE S y = lautet, doch ändert sich das Verhältnis der einzelnen - Aorten- | 4 -> Tabelle 3. ~ 
re O abschnitte zueinander nicht merklich, es beträgt für die Alters- |: ee M 
E D a las. — O0 Ja . . ür di se 41 hio chnite | Unterschied „+, | Unterschie ` 
p | <. klasse 18—20 Jahre 1:0,71:0,49 und für die Altersklasse 41 bis | Durchschnitt re Durchschnitt in Prozent der | Allgemeine 
De er | 45 Jahre i: 0,69 : 0,52. Be M Alter De allgemeinen rn allgemeinen urche ooo 
en | ah N ES a >o , , - niedrigsten höchsten sehnittszahl 
BE | | -. Bevor wir auf die eingangs’ betonten Schwankungen des Maße Wen Maße Are, ee 
Mo | x `-  Aortenumfanges innerhalb der einzelnen ‘Altersgrüppen näher ein: | —— DHL DIE u UNE maneni 
i MRi | S T gehen, wollen wir jene bekannten Faktoren besprechen, die diè | 18—20 488 | 126 as d wa, 1. 88 
n ici - . Aortenweite beeinflussen. Das Geschlecht können wir vernach- 21—25 | -498 -i9 o i ee Lo aea, do sy 
e ea = Jässigen, wir batten ja nur mit Soldaten zu tun. ' Die Körpergröße ee ioa Ze 14 -F o 2n N no er 
A | =. pielt nach Angabe der meisten Autoren (vergleiche L. Kauf- | » 36—40 | 566 152- O Mo | N. 
| Kie AE mann) keine wesentliche Rolle, wenn auch im allgemeinen m, mR, 7 aa a 
AS: ‘größere Menschen etwas weitere Gefäße haben (Suter, Rößle); 


Scheel berechnet für die Aorta ascendens eine Differenz 2 
Gefäßweite von zirka 1/2 cm bei einer: Differenz der Körperlänge 


von 10 em | Ta un der verschiedenen Altersstufen. Im allgemeinen u 
i * . ` x 5 i 5 - a m s i š ®- , b+ : 
|> > Die durehsechnittliche Körperlänge . unserer 756 Fälle lautet nn man aber sagen, daß .der Spielraum für den Umfang © 


x A ` t 3 
169,2 cm. Das ist um ein geringes mehr, als Rößle für den |. en 


1) Rößle, Jkurs. f: ärztl. Fortbild. 1919, Januar-Heft, 


oe s a | i i ‚ 1 WwW i ; É j ; 7 3 | Ar X a rgi A olen. 
| 2) Scheel, Norsk. Magazin f. Lägevidenskaben Juni 1907 und | Jena igoe, PRSNE Dy Ait nach Viero tdt, Anat. physiol. Tab 
Virch. Arch. 1908, Bd. 191. Ä Bi Xa 


“a ; d Rößle, M. m. W. 1910, Nr. 19, 


æ 


Wild 


te paba ke ea DS mn le 


der Bauchaorta unterhalb des Abganges der Nierenarterien zu- 


i \ 


4 


21. Dezember. 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. | 1318 
bunden war, sodaß in diesen Fällen letzterer ersterem gegenüber 
verhältnismäßig weit erschien (Aorta ascendens: Aorta thoracica: 
Aorta abdominalis z. B. = 1:0,91: 0,68). 

Wir wollen aber die Möglichkeit nicht von der Hand weisen, 
daß es dennoch, wenngleich sehr selten, ein Krankheitsbild der 
Aorta angusta gibt, ein Krankheitsbild, das man vielleicht schon 
bei Lebzeiten am Röntgenschirm erkennen kann [Störk!)]. Viel- 
leicht sind aber diese Menschen in ihrer Leistungsfähigkeit so 
beeinträchtigt, daß sie schon äußerlich leicht erkennbar das Bild 
der körperlichen Minderwertigkeit bieten und daher vom Militär- 
dienst ausgeschlossen werden. - | Gr 

Zum Schlusse wären noch die Maße der Arteria pulmonalis 
zu besprechen. Hier weichen unsere Zahlen etwas stärker von 
denen der anderen Untersucher ab, sie sind zumeist größer. Die 
Bestimmung des Umfanges der Pulmonalis ist sicher die un- 
genaueste Gefäßmessung, da das nach dem Aufschneiden meistens 


mittelt als Unterschied zwischen kleinstem und größtem Wert der 
Aorta im Alter zwischen 21 und 30 Jahren 48°/,, im Alter zwischen 
71—80 Jahren 22°/, des Durchschnittes. Nach Suter belaufen 
sich die Schwankungen zwischen 22 und 30 Jahren auf 19,79), 
des Durchschnittes. 

In manchen Fällen (zirka 2°/, des Gesamtmaterials) war die 
Aorta besonders eng, noch enger als die oben zitierten unteren 
Maße und diese abnormen Werte haben wir zumeist bei der Auf- 
stellung der Grenzzahlen weggelassen. Damit kommen wir zur 
Frage der „angeborenen Enge desAortensystems“. 
Stellt dieselbe an und für sich schon einen pathologischen Befund 
dar, kombiniert sie sich mit anderen Zeichen einer körperlichen 
Minderwertigkeit und bedingt sie eine erhöhte Disposition für ge- 
wisse Erkrankungen? Wir hatten bereits angeführt, daß die 
meisten neueren Arbeiten, die sich in größerem Umfange mit 
Aortenmessungen befaßten, die Gültigkeit der Rokitansky- 
Virchowschen Lehre von der Aorta angusta verneinen (Suter, 
Scheel, Strasburger), wir hatten aber auch erwähnt, daß 
andererseits von klinischer Seite der Ausdruck der abnormen Enge 
der Aorta noch heute oftmals gebraucht wird [Burkelt), v. Ri- 
to6k2), Bauer?) und Andere]. Die letzte Arbeit, die zu diesem 
Zwiespalt der Meinungen Stellung nimmt, ist die von Luise 
Kaufmann. Sie legte ihren Ausführungen vor allem die Maße 
der absteigenden Aorta in der Mitte des Brustabschnittes und die 


und dadurch auch etwas gedehnt werden muß. Wir wollen uns 
daher nur mit einigen allgemeinen Angaben begnügen. Die Ar- 
teria pulmonalis erweitert sich im Laufe des Lebens viel weniger 
als die Aorta, die Zunahme ihres Umfanges zwischen 18 und 
45 Jahren beträgt nur 11% des ursprünglichen Wertes und nach 
Rößle, Scheel und Anderen übertrifft jenseits des 45. Le- 
bensjahres der Aortenumfang den der Lungenschlagader. Wir 
konnten ferner feststellen, daß in den Fällen 'mit niedrigen Aorten- 
maßen aucl die Werte der Pulmonalis unter dem Durchschnitt 
lagen. Beziehungen zwischen Enge der Pulmonalis und Lungen- 
tuberkulose ließen sich nicht konstatieren, da die Durchschnitts- 
zahl der Pulmonalis in den Fällen mit Lungentuberkulose nicht 
niedriger war als die allgemeine Durchschnittszahl (Tuberkulose 
71,5 mm, sonst 71,9 mm). Bei erhöhtem Druck im kleinen Kreis- 
lauf (linksseitige Herzklappenfehler) wurde die Arteria pulmonalis 


grunde, die Maße der Aortenwurzel erschienen ihr weniger genau, 
wir möchten im Gegenteil die letzteren in den Vordergrund stellen, 
da der aufsteigende Teil der funktionell am stärksten belastete 
Abschnitt der großen Körperschlagader ist. Nach Ermittelung 
einer gewissen normalen Breite aus der Differenz des Mindest-, 
Höchst- und Mittelmaßes wählte L. Kaufmann aus ihren Fällen 
eine Anzahl aus, deren Aortenweite unterhalb dieser Breite lag 
und fand, daß die Leute mit den engen Aorten bald an Kriegs- 
verletzungen, bald an Phthise oder den verschiedensten Krank- 
heiten gestorben waren, daß das Herz sich verschieden verhielt 
uud daß eine Kombination mit hypoplastischer Konstitution sehr 
selten war. | 

Wenn man bei unserem Material die Fälle mit den niedrigsten 
Aortenmaßen zusammenstellt, so zeigt sich, daß die meisten 
unter ihnen den Folgen von Schußverletzungen erlegen waren. 
Es handelte sich um sonst gesunde, kräftige Menschen, deren 
Herz ein normales oder bei längerer Erkrankungsdauer ein unter- 
normales Gewicht hatte und bei denen Konstitutionsanomalien 
meistens vermißt wurden.. Wir lassen in einer kleinen Tabelle 
einige Beispiele folgen. 


35 bis 50 %, gegen den Durchschnitt zugenommen. Dabei war 
ihre Wand auch dicker als normal und diese Dickenzunahme der 
Wand bei Hypertrophie der rechten Herzkammer ist nach den 


aufzufassen, da die Medialelemente vermehrt sind. 


Aus der Poliklinik des Kaiserin Auguste Victoria Hauses zur Be- 
kämpfung der Säuglingssterblichkeit im Deutschen Reiche, Char- 
lottenburg (Direktor: Prof. Langstein). 


Die häufigsten Hauterkrankungen 


Tabelle 4. des Säuglings und Kleinkindes in der Sprechstunde 
Alter ae Aorta u sicht Todesursache Anmerkungen des praktischen Arztes. 
Jdahre| em | Von 
27 166 46:42:30 60 | .225 | Schußverletzung Cholelithiasis Dr. A. Dollinger. (Fortsetzung aus Nr. 50.) 


ee Ea a n Dysentar 
: 44:33 T1 ; 220 ron. Dysenterie s . ch 
A 168 53:42:33 | 68 ; 325 ' Sehußverletzung | S deisi g) Die Urtiċaria. | 
a a a Die der Urticaria typischen Erscheinungsformen sind einer- 
| | | j seits die auf gerötetem Grunde stehende Quaddel, andererseits ein 


diffuses Erythem, das an eines der infektiösen erinnern kann. 
Häufig bestehen, besonders bei letzteren Formen Ödeme, die diffus 
ausgebreitet manchmal zu hochgradiger Anasarka führen. 

Wenn auch nicht so ausgesprochen wie beim Strophulus, so 
ist auch bei der Urticaria eine individuelle Veranlagung nicht von 
der Hand zu weisen; häufiger aber läßt sich eine kurz voran- 
gegangene Magenverstimmung nachweisen. Auch das Gift ver- 
schiedener Arten von Ungeziefer, besonders der Wanzen, scheint 
die Haut für urticariaähnliche Prozesse zu sensibilisieren. Manch- 
mal verläuft, wie der deutsche Name „Nesselfieber“ schon sagt, 
das Leiden unter Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens mit 
Fieber. | | 
Prophylaktisch und therapeutisch sind alle ursächlichen 
Momente auszuschalten, soweit solche eruierbar sind; ferner ist 
für sofortige ausgiebige Entleerung des Darmes zu sorgen. Zur 
Bekämpfung des Juckreizes ist man oft gezwungen die verschie- 
densten Mittel in Anwendung zu bringen, ja oft manchmal, bei ner- 
vösen Kindern, sind Narcotica nicht zu umgehen. Als für dieses 
Alter relativ harmlos kommt hierfür das Urethan (21) und das 


Der Durchschnitt des Umfanges der Aorta ascendens be- 
trug bei 30 Fällen mit deutlichen Zeichen eines Status thymicus 
(größtenteils Selbstmörder) etwas weniger als der allgemeine 
Durchschnitt, nämlich 60,3 mm. — Die engen Körperschlagadern 
wiesen meistens eine glatte Innenfläche auf, nur selten fanden 
sich kleine Intimaverfettungen oder wachstropfenförmige Plaques. 

Demnach reihen sich unsere Erfahrungen 
denen jener Autorenan, die die pathologische 
Bedeutung einer „engen Aorta“ leugnen (Suter, 
Scheel, Strasburger, Kaufmann), und auch wir ge- 
wannen den Eindruck, daß in den Fällen, in denen die 
Messung des Aortenumfanges abnorm niedrige 
Zahlenergeben hatte, dieseEnge zum Teilnur 
eine scheinbare war, bedingt durch die größere 
Elastizität dieser Gefäße. Es war uns aufgefallen, daß 
manchmal zwischen Aorta ascendens und descendens eine ge- 
wisse Divergenz bestand, indem nicht immer eine Enge des auf- 
steigenden Teiles mit einer Enge des absteigendes Teiles ver- 


1) Burke, D. Arch. f. klin. M. 1901, Bd. 71. 
2) v. Ritoók, Zschr. f. klin. M. 1907, Bd. 61. 


3 Bauer, le, 1) Störk, M. KI. 1912, H. 20, 


stark gefaltete Gefäß zum Anlegen des Maßstabes ausgebreitet 


fast immer beträchtlich erweitert gefunden, ihr Umfang hatte um | 


Untersuchungen von Iwakichi Kani als echte Hypertrophie 


a m nn 


e-k mn nn nn nn m 


——— en m 


PEDAL DEN De RA rEr DR Be E E 


un Koss ; T Re VORA Be TOR ee 
1 Regie, ; rn, & a | on re er 
„: l pilit A I Ka are 1914 Bu: i S -1919 — MEDIZINISCHE KLINIK. — Nre bi. z as 7 ee voL; ezember.. en 
f a Hai Bil. ie) Kodein (22). in Betracht.. Endlich empfiehlt es sich, die Efflo- | sorgfältigsten Pflege eine durchaus günstige, trübt sich aber bei 
N en AR | A F dauernd mit einer dicken Lage Puders oder einer dünnen | Frühgeborenen und sonst-debilen Kindern. | zn e 
STEH AM DE icht reinen Ichthyols bedeckt zu halten. ‚Unentbehrlich ist | - - Die Behandlung. muß eine schonende sein. Vor allem hat 
De © | | one „ unserer Ansicht nach die Verabfolgung großer Mengen von Kalk | bei dem.leichten Platzen der Blasen jede unnütze Beschäftigung 
ETOLA TA PA AAN . und zwar 4—5 g beim Säugling, 5—10 g beim älteren Kinde | mit. dem Säugling .zu. unterbleiben:; Das tägliche Bad ist auszu-. | A 
e \ a 1 KARTE IE UNE a area; DIO Tag. É a E Zu a en JR Pu ne und. der en Körper reichlich mit gut aufsaugendn ` -` 
SS RR AR N >. Er BER SUB EE ee | Pudern, eventuell mit Zusatz ‘leicht. adstringierender. Stoffe -- . 
Ben. | TAN 0.5.5.5 IM) Der Pemphigus neonatorum, `>  ; ` -| (Lenicel-, Lenicetsilberpuder, Alsolstreupulver usw), zu be =. 
| ge ‚ih RIIE = . ` „eine wohl infektiöse Erkrankung, geht mit der Bildung einkamme- | streuen. Dermatol und ähnliche Präparate müssen wegen Resorp- 
on li PRSY Ni TO Tiger, mit trübseröser Flüssigkeit gefüllten Blasen einher. Diese) tionsgefahr vermieden werden, aus demselben Grunde auch Subli- 
1.537 2 1 OSB | ~ besitzen gewöhnlich die Größe einer Erbse, Können aber — oft in | matbäder.. Empfehlenswert dagegen sind Bäder mit einem Zusatze 
u FA i. IM a - wonigen Stunden. — auch Walnußgröße und darüber erreichen. Sie von 20 g Alaun oder Tannin oder’ einer Eichenrinden- oder Rleie- 
í a ah K al E y 00. treten mit Vorliebe am Stamm auf und lassen, im Gegensatze zum y abkochung. Auch. können noch alle’ Arten von.Brandbinden An- 
SE A N Kl i Pemph. syphil., meist Hand- und Fußteller frei. ‘Bei. jeder | wendung finden; doch ist auch hier an die Möglichkeit einer In- 
tes) | KIN.) ii Manipulation am Kinde können die nur schlaff gefüllten Säcke | toxikation zu-denken, da diese meist Wismutsalze enthalten. End- ‘.. 
ee | i FN, k Ni N. © bersten, sodaß das Stratum germinativum freiliegt. Das Allge- | lich leistet noch nach Eröffnung der -Blasen-die Pinselung des frei- _ i 
SEHR: || TATS = meinbefinden ist meist. nicht, gestört, Fieber fehlt. Bei sonst ge- | liegenden Rete Malpigbi mit 1--3%iger - Argentum-nitricun- 
aa ikii Il sunden. Neugeborenen ist die Prognose bei der unbedingt nötigen" Lösung. Gutes. .. Ne T, 
u. rw = RN —— a 
EEA REA I A | ee ee Be he I ne Be er : 
ll ah II T I BE S - Forschungsergebnisse aus Medizin und Naturwissenschaft. X #% 
| vH, Ir y A Wia CR Aus der Dermatolog. Abteilung des Rudolf-Virchow-Krankenhauses | durch nur bestärkt. Für. -sie. gilt. daher in vollem Umfange das" 
| i Re p ER E Vr | | (Dir. Arzt: Prof. Wechselmann). rl a en über: Mockup EL Gesagte. Be- 
a RUN Dane INN t i ea Š ee a a | deutungsvoller erschien von Anfang die von Sachs-Georgi- 
en ARE \ Es ae de = Vergleichende Untersuchungen a aa ‚angegebene Ausflockungsmethode, deren ‚Autoren bereits in der... 1. 
ME HN || ||, =b t zwischen der Wassermannschen Reaktion im Liquor | en, über. 110 untersuchte Lümbalflüssigkeiten . $- 
DELTERTEIR | RAE N ER o EIER m Marl | richten konnten... - en; ee 
| j w i ARIN ii Pp A und den Flockungsmethoden , . In 99 Fällen stimmten, wie Georgi später mitteilte, die Er- _ | 
ne, RAIN nach Hermann-Perutz und Sachs-Georgi. gebnisse mit der Wassermanäschen Reaktion. völlig überein; nur in 
er al {a \ a O | et 11 Fällen erwies sich die Wassermanusche Reaktion als feiner, wobei 
pie hea | | 2 von > y - zu bemerken war, daß in diesen 11: Fällen die “Wassermannsche - 
Dt. | - Dr: H. Eicke, Oberarzt der Abteilung. Reaktion nur mit größeiten. Liquormengen positiv. war. Jedenfalls. . 
a e A N us -ging schon 'aus-diesen Untersuchungen .hervör, daß von einer Speciftät 
O us aM : Den .zahlreichen Ersatzmethoden, die. für die Wasser- | der Ausflockung sehr wohl: gespröchen werden konnte, wenn SB 
Bw BIENEN ~ ,  mannsche Reaktion. im Blutserum angegeben sind, mag ihnen en die Feinheit der Wassermannschen Reaktion erreichte. =- | 
ne FI HN a nun nur eine Abänderung der- ursprünglichen Methodik zugrunde |. 17 0. Oon Ergebnissen gelangten auch Nathan und Weich- 
Inte “urn in . | a FEN . | brodt, die über 78 Lumbalflüssigkeiten „berichten: konnten, wovon 
a Kal . liegen oder mögen sie den Luesnachweis mittels Ausflockung zu vAllıon Tharoinati giae ` hon: 
Be Hi u | = : | a | 83% völlige Übereinstimmung mit der Wassermannschen Reaktim 
win, RSET Sit bal >., erbringen versuchen, steht für den Liquor nur eme verschwindend | zeigten. Des weiteren berichteten.S a ch s- @-e org iüber 147 Lunbal ` 
AE CAINE GIE kleine Anzahl von Ersatzreaktionen gegenüber. Ein Teil dieser `| flüssigkeiten, bei denen sie nur in 14 Fällen. Unterschiede erhielten, 
Bee i ie 508, füg das Blutserum angegebenen. Ersatzmeithoden hat von vorn- | und zwar nur in dem Sinne, daß die Flockung negativ war, die Wasser 
ee. 07. 02° herein. für den. Liquor keine Anwendung finden. können, da sie. | mannsche -Reaktion positiv. Sie kommen. zu. dem-Schlusse, dab die 
a R E a Ä - Komponenten des Serums heranziehen, die dem Liquor normaler- | Flockungsreaktion im Liquor zwar .der "Wassermannschen Reaktion - 
Me: | | weise fehlen, und auch- die Methoden, die die Ausflockung | 2n Empfindlichkeit nachsteht, daß sie aberein für -Syphilis em | 
we | .. diagnostisch benutzen, waren ungeeignet, da die geringen Liquor- ie Gepräge hat. „Weitere größere Untersuchungen logen IF 
re, ~. eiweißmengen im Gegensatz zu denen des . Blutserums sich einer . a N. EEE aa A 
u a pi Analen j ee, E Be Die Zahl der von uns untersuchten Liquoren beträgt 3%  . 
A E Flockung. wenig zugänglich erwiesen. Day den ale re Ä a "Reaktion nach 
a a | Es ist dies eine Tatsache, die -darauf hinweist, daß jene Te 20 WHI > gleichzeitig 101 -auch mit der Reakuon MET 
ae, ~ >. Floekungsmethoden. sich nur „gewisse Zustandsänderungen der | ermann-Perutz untersucht: 7 TEN 
Pain | -` Serumglobuline zunutze machen, die nicht der Krankheit als | iege in ae auf die Technik muß auf die ea halten 
a a solcher in specifischer Weise zukommen, sondern die nur der | en Die a der War bei- der E enlon erfolge Fach 
Rd | „7° Ausdruck. allgemein krankhafter Vorgänge sind. Wasser- | der Originalmethode it drei akt und iedasmaliger ‚Auswertung, 
en u a mM nn'hat daher durchaus Recht, wenn er als Prüfstein einer | bis 2 cem. In zwei Tabellen stellen wir die Ergebnisse gegenüber. 
er | - ..\ Ersatzmethode seiner Reaktion den Liquor cerebrospinalis, indem. | | ze > PIE nr 
er RE M SE „sich die Globuline in reinster Form vorfinden, ansieht. Hier sind Tabelle L. . S 
ee oiio. nun bisher alle Methoden gescheitert. ` BEE SE n = —— ar 
VRG u ya E - „Auch die von Lade 1913 für den Liquor als brauchbar an- Übereinstimmend | .Übereinstimmend | - WR: + |. WR: — 
we -> ~. gegebene Flockungsreaktion nach Hermann-Perutz hat sich.| + i a e e a Pee a T 
ne | nicht einzubürgern vermocht, ‚wenigstens liegen keine größeren Be- — — en 
=. stätigungen vor. Wenn wir diese Methode dennoch in den Bereich = | Deere 192% 
a. fk ' unserer Untersuchungen: gezogen haben, so geschah es der Vollständig- SER EL... er "rel a 
a TREE keit. wegen, sämtliche für denm Liquor überhaupt 'nur geeigneten SI - Zu EEE a a 
a MA ME - _ Flockungsmethoden an einem großen Liquormaterial durchzuprüfen. HP =H e -P EON DE 
a | | " Lade selbst hat nur 21 Fälle untersucht und dabei 18°mal Überein- IE SIDMAD: .erus Be BR Be T er 
a stimmung festgestellt. 70 0t aa o Tapi ile SP BR S 
A Im Po J ~ ee re en jabelle a — p =- 
p pika viel von sich reden gemacht: die Meinicke-Reaktion und die |. EEE 
i . Reaktion von Sachs-Georgi. Soweit aus der. Literatur- er- Übereinstimmend 


Übereinstimmend |. - WR: 
sichtlich und soweit eigene Untersuchungen uns dazu berechtigen, | 1. BG: 
. lassen sich mit ihnen brauchbare Ergebnisse bei dem Blutserum‘ 

- erzielen. Ihre Anwendung für den Liquor lag daher nahe. Da 

zeigte sich nun, daß die Meinicke-Reaktion für den. Liquor 

‘“ unbrauchbar ist, da es bei ihr zu keiner. sichtbaren Ausflockung 

kommt. Sie scheidet daher’aus, und selbst wenn sie im Blutserum 

Vorzügliches leisten sollte, so ist ihr Wert doch dadurch ein sehr 

beschränkter, denn eine Methode, die Anspruch darauf macht, 

Pi mit der. Wassermannschen Reaktion zu konkurrieren, darf 
sich nicht auf das Blutserum allein beschränken! So theoretisch 

| interessant sie sein mag, der Zweifel an ihrer Specifität wird da- 


+ 


68 - | Re, e | T NE 

u 91% - en re 

: SG = Sachs-Georgi. © N. | P 

BF RE A LE a "z pit der 

-  Werin wir die Reaktion nach Hermann-Ferl Fe gs 
Wassermannschen :, Reaktion vergleichen, SO sehen m 81%; 
in einer beträchtlichen Anzahl von Fällen, 82 unter 19 cin aD 
völlige‘ Übereinstimmung; 19 mal: ‚war. 'das Ergebnis und der 
 weichendes. . Hiervon: war: elfmäl die ‚Flockung positiv 1 


- 
- 


u. Won” 


91. Dezember. 


Wassermann negativ; neunmal war umgekehrt der Wasser- 
mann positiv und die Flockung negativ. Hatte sich im 
letzteren Falle die Flockung zweifellos als die weniger empfind- 
liche gezeigt, es handelte sich bei allen um einwandfreie Fälle von 
Syphilis, so kommt den elf positiven Flockungsreaktionen bei 
negativem Wassermann eine schwerwiegendere Bedeutung zu. 
Hier handelte es sich um unspecifische Reaktionen bei entzündlich 
veränderten Liquoren von tuberkulösen und epidemischen Meningi- 
tiden, die mit erhöhtem Globulingehalt einhergingen. Angesichts 
dieser großen Zahl von sicher unspecifischen Ausfällen kann 
die Reaktion nach Hermann-Perutz in der von den 
Autoren angegebenen Ausführung als Ersatz für die 
Wassermannsche Reaktion nicht in Frage 
kommen. 

Günstiger erscheinen die Ergebnisse mit der Reaktion nach 
Sachs-Georgi. Auch prozentualiter, 91 %, ist die Zahl der 
übereinstimmenden Ergebnisse wesentlich höher; ebenso fällt auch 
die geringe Zahl der’ sicher unspecifischen Reaktionen sehr ins 
Gewicht. Nur in vier Fällen ergab sich ein solcher unspecifischer 
Ausfall der Flockungsreaktion. Einmal handelte es sich um eine 
multiple Sklerose, bei der auch die Goldreaktion eine paralytische 
Kurve ergab; in den drei anderen Fällen lag eine tuberkulöse 
Meningitis, bei der ja’auch gelegentlich ein positiver Wassermann 
beobachtet wird, vor. Etwas auffallend wäre höchstens die große 
Zahl, 24, der negativen Flockungen bei positivem Wassermann. Es 
ist dies die schon von Sachs-Georgi sowie von Nathan- 
Weichbrodt erwähnte Tatsache der geringeren 
Empfindlichkeit der Floekung gegenüber der 
Wassermannschen Reaktion, eine Tatsache, die sie 
zwar nicht durchaus unbrauchbar erscheinen läßt, ihre praktische 
Verwertbarkeit jedoch einschränkt. In allen diesen Fällen hat 
es sich um schwach positive Liquoren des Sekundärstadiums ge- 
handelt, die erst bei Auswertung bis zu 2 ccm Wassermann 
positiv wurden. Man kann nun die geringere Empfindlichkeit 
der Flockung noch dadurch erweisen, daß man die geringste, 
eben noch Ausflockung zeigende Menge bestimmt. Unter fünfzehn 
stark positiven Liquoren zeigten mit 0,2 ccm nur fünf eine ganz 
schwache Flockung, nach Sachs-Georgis Bezeichnung als 
+ zu benennen; nur einer zeigte ++. Diese Liquoren reagierten 
nach Wassermann noch mit 0,01 cem (1, Dosen) stark positiv. 
Um starke, diagnostisch verwertbare Ausflockungen zu erhalten, 


ist daher stets mit großen Dosen anzusetzen, was bei den oft 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. 


Reaktion nach Sachs-Georgiim Liquor für Sy- 


nur gering zur Verfügung stehenden Liquormengen sehr ins Ge- 
wicht fällt. Versuche, die Empfindlichkeit zu steigern, wurden 
schon von Sachs-Georgi unternommen. Es kommt einmal 
kürzeres oder längeres Inaktivieren in Betracht, ferner ein 
stärkeres Cholesterinieren der Extrakte, und drittens eine andere 
Extraktbereitung. Wir haben nur das erstere in Betracht ge- 
zogen, da uns eine Abänderung der Extraktkomponente der 
Reaktion im Interesse der ganzen Methodik nicht tunlich erschien. 
Sie käme hierdurch gleich in Nachteil gegenüber der Wasser- 
mannschen Reaktion, da man dann für Serum und Liquor mit 
zwei verschiedenen Extrakten, von denen jeder. besonders ein- 
zustellen wäre, arbeiten müßte. Die Abänderung der Inakti- 
vierungsdauer ergab nun in unseren Versuchen keine wesentliche 
Verstärkung der Reaktion. 


= Tabelle 8. 
Die untersuchten Liquoren stammten von: 
Lues IE . . . ©»; 197 Fälle 
Lues: lat. a io ee a O g 
Lues cerebrospinalis . . . . . 13 „ 
Tabes 7% a en AK 5 
Paralyse . . . 2 22002 00..17 „ 
Neurilis + a wog & meine. od 
Nervenleiden . . . x 2 L.. IT „ 
Multiple Sklerose . . ..2....4 „ 
Tuberkulöse Meningitis . . . . 10 , 
Epidemische Meningitis . . . . 8 „ 
Tumor . 2. x... 00000. 3 
Unbekannt . . . l.. 68. „ 


Zusammen 868 Fälle 
Zusammenfassend kann also gesagt werden, daß die 


philis durchaus charakteristische Ausschläge 
gibt, daß sie aber an Empfindlichkeit der 
Wassermannschen Reaktion nachsteht. Die 
Reaktion nach Hermann-Perutz kommt als Ersatz nicht 
in Betracht. Ä | 

Literatur: 1. Lade, M. m. W. 1918, Nr. 11. — 2. Sachs- 
Georgi, M. Kl 1918, Nr. 33. — 3. Georgi, Tagung der südwestdeutsch. 
dermat, Vereinigung, 28. und 29. Sept. 1918. — 4 Hermann-Perutz, 
M. Kl. 1911, Nr. 2. — 5. Nathan und Weichbrodt, M. m. W. 1918, 
N Se 6. Sachs-Georgi, Arbeiten aus dem Institut f. exper. Ther. 
919. Nr. 6. 


Aus der Praxis für die Praxis. 


Für den jungen Praktiker. 


Ratschläge aus der Geburtshilfe. 


Von 
Dr. Fuhrmann, Hebammen-Lehranstalt, Köln. 
(Fortsetzung aus Nr. 50.) 

Wird dieSchwangerschaft durch dieGonor- 
rhöe ungünstig beeinflußt oder etwa die Ent- 
bindung? 

Die Gonorrhöe an sich hat keinerlei Einfluß auf die Schwanger- 
schaft oder Partus!); wohl aber kann begleitendes Fieber mit oder 
ohne Tötung”der Frucht Wehen auslösen und so die Geburt ein- 
leiten. Die Behandlung erstrebt bei vorhandenen kindlichen Herz- 
tönen Senkung der Temperatur (Vollbäder, beginnend mit 35° C 
und innerhalb zehn Minuten herabgehend auf etwa 25° C)2). Der 
Hauptsturm derGonokokken auf dieFrau kommt 
im Wochenbett; am Anfang der zweiten Kindbettwoche tritt 
Schüttelfrost auf mit einer Temperatur von 39 bis 40°, das Signal 


1) Bei chronischer Gebärmuttergonorrhöe, die in der Schwanger 
schaft als Cervix- und Harnröhrengonorrhöe akut aufflackert, kommen 


gern an der Placenta sogenannte weiße Infarkte vor, wie bei allen 


chronischen Endometritiden und bei der Nephritis. An der Infarkt- 
stelle ist dann der Mutterkuchen mit der Uteruswand bindegewebig 
verwachsen und löst sich in der Nachgeburtszeit nicht oder (bei 
‘ stärkstem Cred6) nur unvollständig. Blutung während der Nachgeburts- 
zeit und nach (unvollständiger) Ausstoßung der Placenta. Das will 
sagen: Bei Gonorrhöe sei auf der Hutvor Blutungen 
während der Nachgeburtszeit, besichtige genau 
die Placenta auf Vollständigkeit! 

` 2) Ausgezeichnet für die Landpraxis passend ist der alte 
ZiemBensche Rat des Frühvollbades morgens zwischen 4 bis 5 Uhr. 


der Ankunft der Gonokokken im Endometrium oder gar schon in 
den Eileitern, im Bauchfell. Absolute Ruhe, Eis auf den Leib, 
abends eine Pantop:n-!) oder Laudanon-?)Spritze, Stuhl durch 
Einlauf (11 Y/, Seifenwasser, '/, Kochsalzwasser, ein Eßlöffel NaCl). 
Für jede, auch jede nicht fiebernde, gonorrhoische Schwangere 
wäre Ruhe angezeigt; aber solange sie nicht todkrank sind, predigt 
man den Landleuten die Ruhe vergeblich. 

Die Vulvovaginitis der Säuglinge und Kinder behandle der 
Praktiker nur mit Bädern und Abwaschen der äußeren Genitalien 
mit (10°/,igem) Protargol; die Harnröhre wird’ nicht behandelt, die 
Blennorrhoea. neonatorum mit täglich ein bis zwei Tropfen (10°/,iger) 


Protargollösung, die in den Bindehautsack geträufelt werden (ohne ` 


nachherige Neutralisation durch NaCl, da Protargol nicht fäll- 
bar), fleißige, stündliche Spülung mit 3°%/ ‚iger Borlösung; bei ein- 
seitigem Augentripper Säugling auf die kranke Seite legen, Bor- 
salbenstrich auf den Nasenrücken. 

Während der ersten Kindbettwoche lasse man die Gonor- 
rhöe unbehandelt und pflege nur die äußeren Genitalien durch 
Abspülen (mit 1°/„igem Sublimat) _ wie bei, jeder gesunden 
Wöchnerin. 

Missen möchte ich auch in der ersten Woche nicht die 
innere Behandlung mit Balsamieis, welche ich bei jeder 
akuten Gonorrhöe (mit und ohne Wochenbett) vom Beginn der Er- 
krankung bis zum Erlöschen oder Abklingen der akuten Erschei- 


nungen anwende; ich rate ausschließlich zu Sandelholzöl®). Dieses 


1) Chemische Werke Grenzach, Baden. ` 

2) Boehringer. & Sohn, Nieder-Ingelheim (Rhein). 

8) Ol. Santali dreimal täglich 15 Tropfen auf gestoßenen Zucker 
(10 g kosten 1,25 M) oder in Kapseln (à 0,5) dreimal täglich zwei 
Stück; oder ein Derivat, das Gonosan, in Kapseln zu 0,8 bis acht Stück 
im Tag. (Chemische Fabrik J. D. Riedel’ A.-G., Berlin.) 


1815 


j: 
l, 
i 
J 


ze, 


Pe T A y RE 


-o a n a a e m i 


une 


a a a 


nn 
a en e a ra 


Deu 


e 
.... — 


tech nl... Geschichte der Digitalis purpurea und ihre Be- 


nn ia u mn ne 


RR | (1 cam "0 0 von Rainer Stenius. Die umfassende, dabei übersichtliche 
ee IR: nt, > und fesselnde Arbeit ist nicht zum Referat‘ geeignet, wird aber 
a Mali | | 


en) NUN, 0°. demselben Jahre.(1785) erschienen noch Berichte von Simmons 
2 ae nu EER IL, r i 


a a B t on O e e L LAr n Ea nn m u 
. k ' 4% Ze ET OR s # 7 aa : A ~ = T a . z u . S RR A o S ai ai y E se ne Te o a 
i en 4 u er u, 0 , * E) vo . p | á TORA zer z vo f - i nee saa . n y Ë Bet a ee N Pe LS Ra SEN Aan u, y - ` i 
ee A A E N 
Sua addii aaRa t: OLD o. ee 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51... 00° 
N a vai wo ; ‘| ATE > ne Fe: De e” . Ae . = er i ; j a . d. } 1 \ | L. F T. D. a È ; T 
Í ` A pA = 4 . 5 x 5 R - ‘ix . N r Re à 
à u. 47 Ta Birk: | Wr, x ‘ . ; ta : B >` 5 g en 5 z en s x - 
1: ' W ž - 5 : 5 R s : ; - : 2 > 


.. Mittel schätze ich um so- mehr, als das darin wirksame ätherische. 
Öl?) geradezu ein Specificum’ist gegen.die jeden Härnröhrentripper, 
fast ‚jeden Scheidenfluß. und viele Schwangerschaften begleitende | oder einen dünnen 'Fritzsch-Bozemann-Katheter und saugt an. 
Cy stitis. . Eine speeifisch gonorrhöisché Erkrankung der- Blasen- | Später muß man` sich’ begnügen, aus dem Sekretband, welches aus 
schleimhaut (geschichtetes, das heißt verschieden aussehendes Epi- | dem äußeren Muttermund heraus- und: über die hintere Mutter- 
thel, nämlich in-den oberen Lagen breite, flache, in den tieferen | mundslippe berabhängt, eine Probe: zu entnehmen. Vermehrt sich 

a) . Lagen schmale, hohe: Zellen) wird von den meisten Autoren, vor | während der Entnahme der Sekretstrom durch äußeren Druck auf 

ne | S -O allem ‚von den. Cystoskopikern, abgelehnt. ae Az | den Uterus und-mischt sich Blut bei, so wird es wohl aus 

Ra AU hl Be ~.. ~ Die Entnahme des Untersuchungs materials ist | der Gebärmutterhöhle stammen. -Sonst ist man bei der Diagnose 

ao BIER“ y . einfach’ Eine Platinnadelöse (ein wattebewehrtes Holzstäbchėn .| der- Uterusgonorrhöe auf die. klinischen- Symptome angewiesen, 

- tuts auch) beladet sich in. der Harnröhre oder Scheide mit Sekret | als da sind: leichte bis höchste Empfindlichkeit des Organs bei 
und streift dasselbe auf dem Objektglas ab und dünn auseinander. | der ‚Palpation (bimanuell), Fieber (33. :bis 39°), Schüttelfrost, 
Die Abnahme aus dem (im Speculum eingestellten) Cervix ist nicht 
schwieriger; aus der. Uterushöhle kann. man freilich nur im frühen 
Puerperium Inhalt unmittelbar gewinnen, da ja am zehnten Tag. 

"post partum der innere Muttermund (def äußere mit dem Hals- 
kanal erst nach drei Wochen) sich schließt, Bis.zu diesem Zeit- 


um. u I. 


punkte führt.man in die Höhle “dureh den eingestellten und dureh 


Se 
IS - 
: 


Be 
u 4 
tr ST 
. Ben,” D 
=A 
—— 
Fan ; 
ev a 


raie ad a e R 
~oro 


mäßige, zu oft wiederkehrende Menses. Diese Symptome sind ja 
allerdings unchärakteristisch'- und- passen für jede Endometritis 
| und jede Metroendometritis; aber der Gonokokkenfund — und sei 
| er lediglich in der Urethra gemacht — entscheidet. (Schluß folgt) 


` Referatentell. Ds 
| Dr. Walter Wolt, Berlins © = = 0 


ah. - 
. 


- Redigiert von Oberarzt 


Beobachtungen für eine Fieberwirkung je’ beigebracht worden 


=... Sammelreferate. ` | àr vii] | l 
Se ‘wären. Im Laufe der letzten Jahrzebnte. ist denn auch die Er- 


Sb >. Neuere. Arbeiten auf dem Gebiet der Herz- und Gefäßkrankheiten. 
= 3 Sl |): | o ia | | Von Prof. Dr. E. Edens, St. Blasien. nn 
! | = DEN 


sondern lediglich ein Herz- und Gefäßmittel ist. - Als solches ist 
es nun bis auf den heutigen Tag bei fieberhaften Krankheiten, die 
erfahrungsgemäß oft- unter den Zeichen einer Kreislaufsschwäche 
zum Ende führen, empfohlen worden. Besonders gilt dies für die 
‘ Lungenentzündung. Bei der Anwendung in solchen Fällen muß 


u ER EBEN 2 u © 
en 


„o ek EN | a. (Schluß aus Nr. 50.) 
let AHAT n „` -` Übper die Digitalis'ist eiñe Reihe wichtiger und interessanter 
Enar ey MAE URRI E o a : — - Veröffentlichungen erschienen. An erster Stelle nenne ich die 


> deutung in.der Medizin bis etwa zum Jahre 1870 geklärten : Gründen Vergiftungserscheinungen ` infolge Über- | 
dosierung kaum oder nicht aufzutreten pilegen, ‚degegen nt 
u) di | ‚Fieber re Kollapssym- 
a | = allen zur Lektüre warm empfohlen, die sich über die Geschichte. sich nach ‚dem Ablauf des Fiebers dann  Schwe, mo 
Br s nl 000°. unseres wichtigsten Herzmittels unterrichten wollen.. Hier sei nur 
ih I BEN “ daraus hervorgehoben, daß Erasmus Darwin schon im 
| IPARA D TEA ‚ Jahre 1780 auf die "harntreibende Wirkung der Digitalis. hin- 


toxischer Gaben?) ist deshalb auf jeden Fall zu verwerten. Bei 
S JE a e ' gewiesen hat, unter Aufführung von etwa einem halben Dutzend 


. 


m | -Injekti den: bei chronischen Fieberkrankheiten “sollte 
. — — wassersüchtiger Fälle, die durch die Abkochung ‚des Fingerhutes | Injektionen anwenden; bei chronischen ‚Fieber! 
.» ` — geheilt. wurden. Fünf Jahre später ‚ließ er eine weitere Arbeit der Herzkraft. öfter versucht werden. Fockes Studie ist ein. 
| über die‘ Wirkung der Digitalis bei Wassersuchten folgen.. In | Tshrreicher. B eleg für die von kritischen Köpfen immer, von der 
) eu | ns j Allgemeinheit selten anerkannte Wahrheit, daß die Beurteilung der 
SUR 00 und Warren, von dem großen Nutzen des roten Fingerhutes in | Wirkung -eines Arzneimittels, und sei. es ein so energisch und, . 
| 5. > der Wassersucht. 1783 wurde das-Mittel, das in den beiden | Charakteristisch wirkendes’ wie die Digitalis, ein. schwierig und. 
ee | “+: vorhergehenden Ausgaben der Edinburger Pharmakopöe. nicht, mehr unsicher Ding ist. Das klingt auch fast-wie ein Leitmotiy ‚durch 
en ` geführt worden war, in diese wieder aufgenommen. Im Jahre 1786 | krehls Arbeit: Zur, Kenntnis des Digitalis- 
veröffentlichte dann Withering seine bekannte Abhandlung, - eo ` T 


E ea ; RER yauchs und des Wasserwechsels, in- der zum. 
a | <o. auf.Grund. deren er als Vater der Digitalistherapie gepriesen wird. ne resa ot ‘wird: „Das scheint mir je dentalls immer mehr. 
u Ihm gebührt das Verdienst, als: erster die Herzwirkung des Mittels | 7, ervorzufreten, daß eine günstige und erfolgreiche Beeinflussung ` 
er ` ` klar erkannt zu haben. Deshalb wird es ‚nach wie vor berechtigt | des Kreislanfs bei solchen Kranken auf einem höchst verwickelten. 
I I Sein, ihn ale Sa Pi ee Den e en Zusammenwirken verschiedener Umstände beruht, in die wir vor- 
N A» tiere De . behandlung zu bezeichnen, wenn auch schon vorher die diuretische | ist nur noch einen schwachen Einblick haben und die wir nu 
er | | | Wirkung von- den genannten Forschern beschrieben worden ist, mit großer Vorsicht und Zärtheit lenken . können‘ Ki sh]. hebt 
aa: i my _ Aus der Arbeit von Stenius erfahren wir weiter, daß die Digitalis | bervor: daB wassersüchtige Anschwellungen infolge Kreislauf- - 
Ra nicht nur bei Herzleiden, sondern -auch bei verschiedensten anderen | Schwäche häufig schon unter einfacher Bettruhe zurückgehen.. In 
| | Krankheiten angewandt‘ und empfohlen worden ist, Bis auf den | „deren Fällen führt Beschränkung ` der Flüssigkeits- und Koch“ 
- | | ;. heutigen Tag a > SEN en Aebernae a | salzzufuhr (Kar elI sche Milchkur) zum Ziel. Dabei ist es gleich-. 
a | krankungen eine- Rolle, die von Focke In emer ee gültig, welcher Art die Kreislaufsschwäche ist.: Gelingt 23, aul 
De kritischen Betrachtung behandelt wird: no un hoher | Aiese Weise die. Circulation zu ‚heben und die .Ödeme: zu be- 
| | -. Digit alisgab en bei Fie ber i an A eite D, 5 ins- | seitigen, so sieht Krehl es als einen Vorteil an, um die Digitalis- 
a | | 7.. besondere bei der Lungenenszl Di Hal wurde im | anwendung herumzukoinmen. Gelingt es- nicht, dann muß man 
SR © 0°. sprünglich als harntreibendes Mittel gegebene Digitais wurde im | zur Unterstützung die Purinkörper. und Digitalis heranzieben. 
a | © Anfang des vorigen Jahrhunderts en nn nn nn. T a Die Frage, ob.und wie lanzeiman versuchen soil; dudi Ruhe 
a Wil... dem Einfluß der Brown Penn ar a r Se re Er und Kostregelung eins Kreislaufsstöfung zu beeinflussen, hängt 
a AN Fol eg ee auch tatsächlich eintrat: nach den | Yon dem Zustande des. Kranken und. der -vorher befolgten Be 
a Br RE. | rankengeschichten boten seine Patienten fast alle schwere Kollaps- handlung ab, es lassen sich dafür keine starren Ä Regeln Se 
bi erscheinungen. Die übrige ärztliche Welt sah zu dieser: Zeit in | . Die experimentellen Arbeiten über die'D1 
der Digitalis ein Mittel zur Ausscheidung von Krankheitsstoffen | & italiswirkwng suchen verschiedene’Eragen zu beantworten, 
nd zur Herabsetzung der.Gefäßerregbarkeit. Als fieberwidriges | Über die Aufüahme der Digitalissubstanzen IT 
| Mittel wurde die Digitalis von Traube angesehen und. an- ‚die ‘Gewebe’ sowie den.eng damit zusammenhängenden Ver- | 
| ` gewendet; man verordnete sie vorzugsweise beim Typhus, Puer- | &1 ftungs- undE ntgittungsvorgang bei der Di- : 
` peralfieber und der Pneumonie, ohne daß jedoch beweisende | Sitalisvergiftung des Frosches handeln zwei Ver- 
'1)'Die ätherischen Öle haben weder mit Äther noch mit Öl (Fett) | ` 1) Die großen Unterschiede der. individuellen Empfindlichkeit 
tun: vom Äther haben sie nur die Eigenschaft der Flüch- | für die Digitali | Te - IRQIVIUYS icheren 
Ze | skeit, Toni bi die, daß sie Papier und Zeuge vorübergehend durch- Manatah. Die fan Io n den Begriff toxisch. zu Simon STERE 
er T re scheinend machen. pa a A . 


2. on jungen kräftigen Männern. (Soldaten) verträgenen 


` 
a 


- 


Museuxzange entgegengehaltenen ‘Cervix ein Döderleinröhrchen 


Schmerzen bei der Cohabitation, Menstruationskoliken, unregel- . :. 


kenntnis durchgedrungen, daß die Digitalis kein Antipyretieum, 


beachtet werden, daß während des Fiebers aus. bisher nicht 


ptome und andere Intoxikationszeichen einstellen. : Die Anwendung. 


akuten Fieberkrankheiten kann mamn, nach Focke die schnell ; 
wirkende Tinctura strophanthi ader intramuskuläre oder intravenöse 


der innerliche Digitalisgebrauch ‘in mittleren Gaben zur Hebung. 


ER 


~ 21. Dezember. +; 


' O E 


4 
$ 
8 
| 
‘ 


nn 
= 


u 


DA S W yy tey 


| 
Tr Pa Nt Gr} x 


ARE 


x 


ae N en ONNE 
RE o RE a 


ra FT Ze 
ne . 


21. Dezember. 
N  T 


öffentlichungen von R. Gottlieb. Bei Vergiftung des isolierten 
Herzens mit Strophanthinlösung nimmt der Giftwert der Lösung ab. 
Diese Abnahme ist aber so gering, daß W. Straub annimmt, 
es finde keine „Speicherung“, das heißt kein Eindringen des Stro- 
phanthins in die Zellen statt, sondern nur eine Grenzschichtreaktion 
an der Oberfläche der Herzmuskelzellen. Dagegen sprechen nun 
Versuche, in denen nachgewiesen werden konnte, daß nicht nur 
die Konzentration der Lösung, sondern auch die absolute Menge 
des in Wechselwirkung mit dem Herzen tretenden Giftes, nicht 
nur der. Kontakt mit der Giftlösung, sondern auch das absolute 
Angebot an aufnehmbarer Substanz für den Vergiftungsvorgang 
maßgebend ist. Ferner spricht dagegen die Erfahrung, daß einmal 
mit Digitalis behandelte Herzen auch nach gründlicher Aus- 
waschung einer zweiten Digitalisvergiftung viel leichter erliegen. 
Gottlieb nimmt deshalb an, daß die Digitalissubstanzen im 
Herzen gebunden und, da sie nicht wieder freigemacht werden 
können, wahrscheinlich nach der Bindung chemisch verändert 
werden. Für die Anwendung der Digitaliskörper ist es nun eine 
interessante Frage, ob nur das Herz oder ob auch andere Gewebe 


das Gift binden und in welchem Maße eine Bindung stattfindet. 


Er injizierte deshalb g- und k-Strophanthin oder die Aktivglykoside 
der Digitalisblätter ganzen Tieren (weißen Mäusen) und fand da- 
bei, daß weitaus der größte Teil der genannten Substanzen schon 
innerhalb 10 bis 25 Minuten aus dem Blute verschwindet. Ein 
geringer Teil des Giftes bleibt jedoch noch längere Zeit nach- 
weisbar, und zwar auch dann noch, wenn die Vergiftungserschei- 
nungen schon wieder zurückgehen. Diese Erscheinung ist da- 
durch zu erklären einmal, daß mit zunehmender Sättigung der 
Gewebe die Aufnahme weiterer Giftmengen abnimmt, sodann, daß 
an der Giftaufnahme nicht nur das Herz, sondern auch andere, zum 


Teil wohl nicht giftempfindliche Gewebe teilnehmen (für das Central- 


nervensystem ist die Teilnahme durch specifische Erscheinungen, wie 


. Krämpfe, Dyspnöe, Atemstillstand, sichergestellt), Bis zum Höhe- 


punkt der Vergiftung vergeht eine gewisse Zeit, Latenzzeit, dann 
aber dauert die Vergiftung längere Zeit in unveränderter Stärke an. 


Die Vergiftungssymptome folgen somit der Aufnahme der Digitalis- 


substanzen in die Gewebe erst nach, das aufgenommene Gift wirkt 
aber noch weiter, während die Entgiftung des Blutes allmählich vor 
sich geht. Die Entgiftung der verschiedenen Digitaliskörper erfolgt 
im Frosch nicht gleichmäßig, am leichtesten werden die Digitan- 
noide und Gitalin entgiftet, sehr viel schwerer das Digitoxinum 
eristallisatum und überhaupt kaum das g-Strophanthin, Die Re- 
sorbierbarkeit der Digitalissubstanzen wurde danach beurteilt, wie 
groß nach bestimmter Zeit der Giftrest in den injizierten Lymph- 
Säcken gefunden wurde; am leichtesten wurden aus den Lymph- 
säcken des Frosches die Gitalinfraktion der Blätterglykoside und 
die Tannoidverbindungen der Digitalisglykoside resorbiert, die in 
dem Digipurat des Handels vorliegen; schwerer resorbierbar ist 
das g-Strophanthin, noch weniger alkoholische Extrakte der Digi- 
talisblätter und am langsamsten das kolloidreiche Infus. 


Mit einer anderen Methode hat W. Straub die Resor- 


bierbarkeit der Digitaliskörper geprüft. Um Ver- | 


gleichswerte zu erhalten, sollte man eigentlich die Zeit bestimmen, 
in der äquimolekulare Lösungen den gleichen Endeffekt hervor- 
bringen. Das ist aber nicht möglich, da die molekulare Zu- 


sammensetzung der verschiedenen Substanzen noch nicht ermittelt 


ist. Man kann sich jedoch auf die Weise helfen, daß‘ man bei 
abgestufter Dosierung die Giftmengen feststellt, die von den 
einzelnen Digitaliskörpern nötig sind, um denselben Endeffekt 
in verschiedenen, genau bestimmten Zeiten zu erreichen. Die 
Giftmenge, die z. B. in 15, 80, 60 Minuten maximalen tonischen 
Herzstillstand erzeugt, wird — ausgedrückt in Gramm pro Gramm 
Frosch — als Titerwert für t 15, t 30, t 60 bezeichnet. Wenn 
eine Substanz für alle Zeiten den gleichen Titerwert hätte, 


' wenn also die eben wirksame kleinste Menge nicht langsamer 


wirkte wie die größte, dann wäre das als Höchstmaß von 
Resorbierbarkeit anzusehen. So gemessen, ergibt sich für die 
Resorbierbarkeit folgende absteigende Stufenleiter: Gitalin, Olean- 
drin, Digitoxin, k-Strophanthin. Also auch hier steht Gitalin, was 
die Resorbierbarkeit angeht, an erster Stelle. Noch wichtiger als 
die Resorbierbarkeit ist für den Praktiker der Wirkungswert der 
verschiedenen Zubereitungsformen der Digitalis. Das Mittel wird 
verordnet als Pulver, Tinktur oder Infus. Sind in allen drei 
Formen nun dieselben Bestandteile vorhanden, haben sie in ent- 
sprechender Gabe gleichen Wirkungswert oder bestehen Unter- 


' schiede und welche? Das sind Fragen, die für die tägliche Praxis 


von wesentlicher Bedeutung sind. :Eine chemische Lösung dieses 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.51. | 1817 
ee a u rn 0 0 au rien euere 


` 


Problems ist zurzeit noch nicht möglich, da die Methoden der 
chemischen Isolierung und Reinigung auf diesem Gebiet äußerst 
verlustreich sind. | = 


Um.die Mengen der wirksamen Bestandteile 
in Digitalissamen und Digitalisblatt_zu þe- 
stimmen, hat deshalb W. Straub die physiologische Messung 
am Froschpräparat benutzt, und zwar hat er für die einzelnen 


noch zu nennenden Digitaliskörper die Dosis letalis minima (F. D.) 


für das Gramm Rana temporaria als Maßstab genommen. In den 
Digitalisblättern sind drei wirksame Hauptbestandteile nachweis- 
bar: Gitalin (vorerst noch ein Gemenge), Digitalein, Digitoxin. Davon 


sind Gitalin und Digitalein in kaltem Wasser, Digitoxin in Al- 


kohol löslich. Aus der Kaltwasserfraktion kann das Gitalin von 
Digitalein getrennt werden, da.Gitalin in Chloroform löslich ist 
und damit ausgeschüttelt werden kann. In 100 g luftrockener 
Folia digitalis titrata sind 0,745 g Gitalin + Digitalein und 0,24 g 
Digitoxin enthalten; von den 0,745 g entfallen 0,575 g auf Gitalin, 
0,37 g auf Digitalein. Der Gesamtwirkungswert der so gewon- 
nenen Digitaliskörper- beträgt 205000 F.D. Nun wenden wir in 
der Praxis ja nie das Kaltextrakt an, sondern das Infus und die 
Tinktur. In der zuletzt genannten Zubereitungsform sind zu er- 
warten Digitoxin und das ebenfalls in Alkohol lösliche Digitalein, 
dagegen wird das nicht in Alkohol lösliche wichtige Gitalin fehlen. 
Da das Digitoxin am stärksten im Herzen gespeichert, „cumuliert“ 
wird und auch die stärkste Reizwirkung hat, so ist die Tinktur des- 
halb nicht besonders empfehlenswert. Wie verhält sich nun das 
vielgelobte Infus? Infundiert man 100 g der Folia digitalis titrata 
und extrahiert darauf die Blätter mit Alkohol, so erhält man an 


_ wirksamen Digitaliskörpern nur 180500 F.D., anstatt 250000 bei 


der Kaltwasserextraktion. Ein Teil der wirksamen Substanz muß 
also bei dieser Zubereitung zerstört worden sein; die weitere 
Untersuchung ergibt, daß dieser Teil vom Gitalin stammt, da in 
diesem thermolabile Bestandteile sind; von einer reinen Gitalin- 
lösung werden etwa 30%, durch die Infundierung vernichtet. 
Dafür tritt ein gewisser Bruchteil des in heißem Wasser nicht 
ganz unlöslichen Digitoxins in das Infus ein, was nach Straub 
nicht als Empfehlung anzusehen ist. Von großem praktischen 
Interesse ist es natürlich, auf Grund dieser Feststellungen die 
Zusammensetzung der gebräuchlichen Han- 
delspräparate kennenzulernen. Straub und Meyer 
geben darüber in der folgenden Tabelle Auskunft. 


Titer | -Gitalin | Digitalein 
Nanie F.D. gefunden | berechnet | Digitoxin Zustand 
des „Gitalin 
im ccm 0/0 oo . 
Digalen . . «| 48,1 54 i 46 | fehlt unzersetzt 
Digipan . . -: 48,7 ö4 46 $ "i 
Digipurat. . .; 952 76 | 24 | vorhanden? | teilweise zersetzt 
Digitalysat . # 1.0 15 25 vorhanden? | = 
| RR eu m ae | 
Digifolin . . . 48,4 57 à vorhanden | A 
Infus 4%. . . 46, 52 38 k ns 
Kaltextrakt 4°/ 55,5 46 ' 54 fehlt | unzersetzt 


Digalen und Digipan entsprechen hiernach im wesentlichen 
dem Kaltextrakt, sie enthalten kein Digitoxin. Digipurat und 
Digitalysat zeigen große Ähnlichkeit mit dem Infus; der ana- 
lytische Nachweis von Digitoxin gelang nicht, jedoch ist aus an- 
deren Umständen nach Straub auf die Anwesenheit zu schließen. 
Digifolin enthält von den untersuchten Handelspräparaten am 
meisten Digitoxin, aber nicht entfernt in der dem natürlichen 
Mischungsverhältnis entsprechenden Menge. 


Für die praktische Bewertung der verschiedenen Präparate 
und Zubereitungen sind folgende Eigenschaften der Digitaliskörper 
maßgebend. Zunächst und vor allem die Wirkung auf das‘ Herz 
und die Gefäße, das heißt im Experiment die Pulsverlangsamung 
durch Erhöhung der Anspruchsfähigkeit der Herzmuskulatur für 
den centralen Vagustonus, Vergrößerung des Pulsvolumens, Stei- 
gerung des zu tiefen Blutdrucks, Veränderung des Elektrokardio- 
gramms und anderes mehr. Diese Eigenschaften kommen allen 
drei Körpern, dem Digitoxin, dem Digitalein und dem Gitalin zu. 
Nicht unwichtig ist ferner die Haltbarkeit, und da ist zu be- 
merken, daß das Digitalein in wäßriger Lösung rasch sauer und 
unwirksam wird, ein Verhalten, das die Hauptursache des spon- 
tanen Verderbens und der Abschwächung der Digitalisinfuse beim 
Stehen sein dürfte. Großer Wert wird schon immer vom Arzt 
auf die Schnelligkeit der Wirkung gelegt. Diese hängt ab von 
der Resorbierbarkeit der Substanz; wie schon erwähnt, wird das 
Gitalin am raschesten resorbiert, wir haben also am Kranken- 


- . 
on 


In an 0 E E 


Er > < 


p 
p=. - 


ptor? 
> 


rer 
> 3 ne 
= m [4 Só 
a ee TEF sN 


"$ raci T T 
Ar Ta 


A 
pii 
IE 
Ki 
l 
IM 
or 
if 


al 


ET 2 we 
SET EIZTE- 


A ee I 


.. ze 


> r 
. -a p ED 
ee 


- eorr 

- u rn er 7 

er a auge ee ng 
ns nn mn —n ar anne 


Fin 


— - Zen ne — ne < - -a a N pe ae N 
Sue Z - Be E DANA 
= me > - z A 
as - — BE a -7 R 
- - - — e 7 7 = E e Ale D Gk 
d > so — —— on. - ur?! R 
anra _. - =? JAT u > s - ar — j- a -t : eig i- Fr m an A 
— = u T e aaan a e FR N saar rer - - 2 - 
= mE ver i a hi: tg - a T N se LA pA Sg» Ps - = — 
= fi ` i RL 4 Pc . aan ~s < niri — 2 e- nö er z à P - 3 ron Á 
e we SR - HENNE i #3 Seuche EO oo nn a. a A Se > - 2 Bu “ u r e > z 
e Air PT en ne En = een z= —— N Mas ARET Se - - 
> Sr mim ro z z7 aim =: Ji En Fr er eae en Bam te re ET re 
= - ee = r u e> ug f 
-e - € NES 


1818 


- bette von dieser Substanz die rascheste Wirkung zu erwarten. 
Von wesentlicher Bedeutung ist dann noch die Schnelligkeit der 
Ausscheidung. Es ist bekannt, daß alle wirksamen Digitaliskörper 
mehr oder weniger lange im Herzen festgehalten, „gespeichert“, 
„eumuliert“ werden. Die praktische Beurteilung dieser Erschei- 
nung fällt verschieden aus, manche loben sie, weil sie eine Dauer- 
wirkung verbürge, manche tadeln sie, weil sie die Gefahr einer 
Überdosierung mit sich bringt. Dazu bemerkt W. Straub: 
„Das Cumulationsvermögen oder eben das vergleichsweise beson- 
ders lange Haften der Substanz am Herzmuskel unter Unter- 
haltung der Wirkung ist geradezu die Voraussetzung der Digi- 
talistherapie, die ja darauf hinausgeht, für möglichst lange Zeit 
ein mechanisches „anderes“ Herz zu schaffen. Man wird sagen 
können, daß eine Digitalissubstanz mit sehr geringer Haftfähigkeit, 
das heißt geringem Cumulationsvermögen, ein engeres Indikations- 
gebiet haben wird als eine mit mittlerem. So ist z. B. das sehr 
wenig cumulierende Strophanthin zur Unterhaltung eines Dauer- 
zustandes der Digitalisierung nicht geeignet!), seine Spezialindi- 
kation ist die rasche Lösung eines Circulus vitiosus. Andererseits 
ist eine sehr stark cumulierende Wirkung unerwünscht, da ihr 
Grad und ihre Dauer und Abklingen nicht kontrollierbar sind und, 
eine zweite Dosis in unberechenbarer Weise zur Überdosierung 
führen kann. Letzteres ist bekanntlich beim ‚Digitoxin der Fall, 
von dem ein amerikanischer Autor nachgewiesen haben will, daß 
es im Katzenherzen mehrere Wochen lang festgehalten wird! Es 
kommt also darauf an, daß eine brauchbare Digitalissubstanz 
einen mittleren Grad von Haftfähigkeit besitzt und damit thera- 
peutisch handlich wird. Diese Haftfähigkeit des Digitalisstofies 
läßt sich durch Auswaschversuche  digitalisvergifteter, ausge- 
schnittener Herzen messen; für Verodigen (— Gitalin! Ref.) ergab 
sich, daß es viel leichter auswaschbar ist als Digitoxin, aber 
andererseits fester‘ haftet als Strophanthin. Straub kommt 
nach allem zu dem Schluß, daß das Gitalin, als ‘wirksamer 
Stoff der Digitalis purpurea betrachtet, alle therapeutisch er- 
wünschten Eigenschaften der Droge in sich hat bei 'Vermei- 
dung aller jener ungünstigen, die man bei Verwendung dieser 
oder ihrer Galenica mit in den Kauf nehmen müsse. Unter der 
schon genannten Bezeichnung Verodigen wird jetzt das Gitalin 
von der Firma Boehringer in den Handel gebracht. Die klinische 


; ; AD : ; — W. Straub und Krehl, ‘Über Verodigen. 1 
ein Mittel von gleichmäßigem Wirkungswert, das besonders bei ' Nr. 10.) — Zondık, Das Myxödemherz. (Ebenda 1918, Nr. 43. I 


Aus den neuesten Zeitschriften. 


Holländer: Die Ursachen der Steinbildung in den Nieren 
nach Wirbelsäulenverletzung. «Vortrag, gehalten in der Berliner Medi- 
zinischen Gesellschaft am 5. November 1919. 


Zuelzer: Zur Scharlachfrage. Vortrag, gehalten in der Ber- 
liner Medizinischen Gesellschaft am 5. November 1919. 

Stoß (Nürnberg): Das weiße Blutbild bei chronischer Malaria 
mit besonderer Berücksichtigung der Monocyten. Bei chronischer Malaria 
tertiana tritt schon einen Tag vor dem Anfall eine absolute Ver- 
mehrung der Monocyten ein; die nach dem Anfall zu beobachtende 
Lymphocytose bleibt nur etwa eine Woche bestehen. Als Reaktion 
des funktionstüchtigen myeloischen Systems kann man die in der Mehr- 
zahl der Fälle auftretende Steigerung der Gesamtleukocyten, sowie die 
fast ebensohäufig beobachtete Vermehrung der Monocyten auffassen. 

J. Fischer: Wärme und Arbeit im tierischen Körper. Vortrag, 
gehalten in der Berliner Physiologischen Gesellschaft am 3. Oktober 1919. 

Lenz (München): Die Auslesebedeutung der Säuglingsfürsorge. 
In Entgegnung der Ausführungen Langsteins inNr. 30 der B. kl. W. 
nimmt Verfasser zur Frage der Auslesebedeutung der Säuglingsfürsorge 
vom Standpunkt der Rassenhygieniker aus Stellung. Langsteins 
"Bestreben, die ganze Lehre von der „Auslese“ als unhaltbares Schlag- 


1) Damit ist aber nicht gesagt, daß Strophanthin nicht unter 
Umständen das gegebene Mittel ist, um längere Zeit, Wochen, Monate 
hindurch, angewendet zu werden. Es kommt eben darauf an, ob in 
dem betreffenden Falle eine dauernde gleichmäßige Digitalisierung 
mittleren Grades mit ihrer mehr diastolischen Wirkung oder eine oft 


wiederholte stark einsetzende Digitalisierung mit mehr systolischer 


Wirkung angezeigt ist. Näheres darüber findet man in.dem Abschnitt 


über intravenöse Digitalisanwendung in meiner „Digitalisbehandlung“. 
Referent. | 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.51. — 


L 


ver, 
x 


rn 
3 


0 ) — « 
erzens 


tarks 
unfällen. (Zschr. f. ai Path. 1919, Bd. 20, H. 1.) — Derselbe, U 


Lungenentzündung. geschichtlich-kritisch betrachtet. (Zschr. f. klin: M., Bd. 86, 
“H. 5/6.) — Frey, 


Beeinflussung. (Ebenda.) — Hecht, Zwei Fälle von Vorhofsflimmern mit 
-in 


K NPA > 
ani 4 hl 5 
cr 


) — Hecht und Matko, Intravenöse Chinin- = 


sblättem i 
verschiedener Abstammung und einige Galenica des Handels in quantitativer 


pharmazeutische Digitalispräparate in qualitativer Zusamm (Mm. 


x J 


l A 
) Be: TA 
u Pad.” 
Y nn Pi ur AA 
& Se p pe . 
ee - 4 


wort hinzustellen, sei nur dadurch veranlaßt, daß diesem Worte, eine | 
andere Bedeutung obliege. Die Rassenhygieniker sprechen nämlich dann i x 
von Auslese, wenn der Durchschnitt der Überlebenden von an denera 
Beschaffenheit ist als der Durchschnitt der Zugrundegehenden. 205 
kommt es, daß auch die Rassenhygieniker keineswegs der Sauglings = 
fürsorge feindlich gegenüberstehen, wie Lang stein behauptet, sondern? FE 
im Gegenteil sich über jeden Fortschritt der Hygiene und über die 
Herabsetzung der Säuglingssterblichkeit freuen. ~ W. Lasker 


waea 
m Pi 
tl 


i = Kin nr i 

F. Plaut (München): Neuere Probleme der Paralyse- und Tabet 7 

therapie. Das Salvarsan vermag nicht die Progredienz der Paralys WA 

aufzuhalten, auch wenn man es in den allerersten Stadien anwendet 7 : 
Gleichwohl empfiehlt es sich in den Anfangsstadien der Paralyse imaa 


x 
Te, 


DAE Oso Erg 3 
dieses, jeden Paralytikerliquor -zellfrei zu machen. „Aber das ist m T 


therapie durchführen zu wollen, mit dem Ziel, die Wasserm 


lichem. 


Digitized by Goog Cs 


er 

Fe T 
N 7, 

- P 


. hautrandgebietes. 


21. Dezember. 


Wieting (Sahlenburg-Cuxhaven): Zur Pathogenese und Behand- 
lung des „Wundliegens“. Die Drucknekrose entwickelt sich voninnen 
nach außen. Der Hautnekrose geht voran eine durch Gefäß- 
absperrung infolge von Druck erzeugte Nekrose der empfindlicheren 
subcutanen und tieferen bis zu den muskulären Geweben. Der Druck 
preßt die Subeutis und gegebenenfalls die Muskulatur gegen und zwischen 

“die harten knöchernen Tiefenteile einerseits und die Unterlage anderer- 
seits. Die Rötung, die klinisch dem Druckbrande vorausgeht, ist der 
Ausdruck der Gefäßparalyse, des Verlustes der regulatorischen Fähig- 
keit: Capillaren und kleinste Gefäße vermögen nicht mehr, sich in den 
allgemeinen Kreislauf einzupassen. Ausführlich besprochen wird die 
Therapie. Dazu gehören die druckverteilenden Mittel, wie die 
Wasserkissen. Noch besser als diese, ja fast ganz druck- 
aufhebend wirkt das Dauerwasserbad, das den Körper 
schwebend erhält. Grundsätzlich in ihrer Wirkung verschieden von 
den druckverteilenden sind die druckentlastenden Mittel. Zu 
diesen gehört in erster Linie der Luftring. Das Gipsbett beim 
Gibbus ist ein druckverteilendes Mittel, es wird erst druckentlastend, 


wenn die vorspringende Knochenstelle durch Fensterung hbohlgelegt 


wird. Zu warnen ist vor dem Unterschieben weicher Stoffe 
unter feste Verbände, wenn sich bei diesen Druckschmeiz zeigt. Sub- 
jektiv wird wohl auf kurze Zeit Erleichterung geschafft, indem die 
scharfen Kanten unterpolstert werden, aber das Einschieben von noch 


_ mehr Material zwischen Verband und Haut vermehrt nur das 


Aufschneiden und Fensterung sind hier das 
Gegebene. Außerordentlich wichtig ist die Druckentlastung durch 
Schwebelagerungssuspension. (Zu beachten ist, daß die 
v. Volkmannsche Schiene leicht Fersennekrose macht, wenn man den 
Fuß nicht richtig mit seiner Schwere ausschaltet.) 


G. L. Dreyfus (Frankfurt a.M.): Nebenwirkungen des Silber- 
salvarsans. Vorschläge zu deren Verhütung. (Schluß) Der 
Verfasser gibt zunächst Allgemeinvorschriften zur Behandlung mit Silber- 
salvarsan und führt dann die Nebenwirkungen auf, nämlich den anaphy- 
laktoiden Symptomenkomplex, das Fieber, Hauterscheinungen,. ferner 
Ohnmachten, Kollaps, Kopfschmerz, Mattigkeit, Schwindelgefühle, Er- 
brechen, Ikterus, Thrombophlebitis, Infiltrate mit stärkeren Schwellungen 
nach nicht intravenös gelingenden Injektionen. Das Silbersalvarsan ist 
nicht so einfach und glatt zu handhaben wie das Neosalvarsan oder 
Salvarsannatrium. Nebenwirkungen sind einstweilen noch wesentlich 
häufiger. Wie sie zu vermeiden sind, wird genauer angegeben. Das 
Silbersalvarsan wirkt intensiver als das Salvarsannatrium und das so 
bequem zu handhabende, aber so viel weniger wirksame Neosalvarsan. 


E. J. Schmitz (Frankfurt a. M.): Grippe und Gravidität. Die 
Prognose der Grippe in der Schwangerschaft ist äußerst ungünstig. 
Von 37 graviden Frauen starben 17 (die Sterblichkeit bei den nichtgraviden 
Frauen war beträchtlich geringer). Dieser ungünstige Verlauf der 
Grippe erklärt sich neben der Veränderung des Atemmechanismus und 
der Erschwerung des Kreislaufs aus der physiologischen Schwellung 
der Schleimhaut der Respirationsorgane in der Schwangerschaft. 


Walter Roesch (Bad Warmbrunn im Riesengebirge): Über 
die Beziehungen der Sklerodermie zu den Erkrankungen der endokrinen 
Drüsen. Es spricht vieles dafür, daß die Sklerodermie durch Funktions- 
störungen der Drüsen mit innerer Sekretion hervorgerufen wird, wobei 
jedoch nicht nur eine Drüse von den degenerativen oder proliferativen 
Veränderungen betroffen wird, sondern mehrere zugleich, wie in dem 
mitgeteilten Falle, z. B. die Thyreoides und die Nebennieren. Denn 
diese Drüsen hängen untereinander zusammen und stehen sich funktionell 
sehr nahe. 


-Franz F. Krusius (Berlin): Augentuberkulose und aktive 
Immunisierung nach Friedmann. Der bislang allerdings bei einer Beob- 
achtung von nicht länger als sechs Monaten erzielte Erfolg war: Ver- 
narbung der frischen Tuberkel, keine Progredienz, keine frischen Aus- 
saaten, geringe Herdreaktion an der Krankheitsstelle und fast fehlende 
Lokalreaktion an der Impfstelle. Das Verfahren. sollte weiter aus- 
gedehnt werden auf die so einwandfrei in vivo ophthalmoskopisch kon- 
trollierbaren Tuberkuloseerkrankungen des Auges, zumal des Uveal- 
traktus und des vorderen Augapfelabschnittes einschließlich des Horn- 


N 


Volumen. 


Charlotte Jacob (Königsberg): Über Nirvanolvergiftung. Die 
Erscheinungen — Fieber und Gesichtsexanthem — traten in einer Reihe 
von Fällen nach mehrmaliger Verabreichung von täglich 0,5 Nirvanol 
auf. Von einem längeren, fortlaufenden Gebrauch des Mittels 
ist daher abzuraten. 


H. Westphalen (München); Milben in den Faeces des Menschen. 
Mitteilung zweier Fälle. F. Bruck. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. | 
m Te re 


2 \ 


Münchener medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 48. 


Alfred Vogt (Basel): Die Spaltlampenmikroskopie des leben- 
den Auges. Es handelt sich um eine Kombination der Spaltlampe 
(Gullstrand) mit dem Zeißschen binokularen Hornhautmikroskop 
(Henker). Die Spaltlampe stellt die extreme Ausnutzung des Prinzips 
der fokalen Beleuchtung dar. Sie liefert ein scharf begrenztes 
schmales Lichtbüschel, mit dem wir das völlig dunkle Auge durch- 
strahlen. In diesem Lichtbüschel leuchten alle Unreinigkeiten der Me- 
dien des Auges, alle Pünktcheg,. Streifen und Flächen gesonderter 
Brechung auf.: (In dem durch eine Lücke des Fensterladens in ein 
dunkles Zimmer dringenden Sonnenstrahl sieht man bekanntlich die 
Stäubehen der Luft tanzen.) Durch den geschilderten Apparat sind 
manche Beschwerden, für die bisher keine objektiven Anhaltspunkte 
gefunden werden konnten, aufgeklärt worden (so das Sehen von Punkten, 
von Mouches volantes, als deren Ursache wir nun Trübungen der Linse 
oder des Glaskörpers direkt erkennen). Auch hat uns die Spaltlampe 
zum erstenmal den lebenden Glaskörper sichtbar gemacht. 

E. Friedberger (Greifswald): Eine neue Methode (Capillar- 
steigmethode) zur Trennung "von Typhus und Coli nebst allgemeinen 
Untersuchungen über das capillare Steigevermögen der Bakterien im 
Filtrierpapier. 
4. April 1919. 

G. L. Dreyfus (Frankfurt a.M.): 
toxische cerebrale Reaktion nach Salvarsan. Es ist streng zu unter- 
scheiden. zwischen Herxheimerscher (spirollotoxischer) Reaktion 
des. Centralnervensystems, die nur im Frühstadium vorkommt, 
und von klinisch zwar gleichartigen, ätiologisch aber anders- 
artigen Reaktionen im Früh- und Spätstadium. Wahrscheinlich 
liegt dem klinisch übereinstimmenden Symptomenkomplex eine Hirn- 
schwellung mit oder ohne encephalitische Herde zugrunde. Die 
cerebrale Reaktion nach Salvarsan kann sich in Kopfschmerzen äußern 


oder aber in lokalen Herdreaktionen (Hemiplegie, Hirnnervenstörung), . 


in meningitischen Symptomen, in Delirien, in Koma mit letalem Aus- 
gang. Die schwere Form der spirillotoxischen: cerebralen Reaktion 
tritt regelmäßig längstens einige Stunden nach der Salvarsaninjek- 
tion ein. Vorbedingung dieser Art von Reaktion ist das von 
Spirochäten überfluteteHirn und ein stark spirillozides Mittel 
in zu großer Dosis. Die Vergiftung wird erzeugt durch die 
massenhaft frei werdenden Endotoxine. Im Gegensatz zur arseno- 
toxischen cerebralen Reaktion ist die Herxheimersche keine 
Kontraindikation gegen weitere Salvarsanbehandlung. Die arseno- 
toxischen cerebralen Reaktionen verlangen aber — nach der even- 
tuellen Genesung der Kranken — langes Aussetzen des Salvarsans. 
Kehl (Marburg): Zur Frage der Wunddiphtherie. Die Frage, ob 
Wunddiphtherie vorliegt, ist erst nach. Ausfall des Tierversuchs 
zu entscheiden. In 60 Fällen, wo die Wunden vielfach das Aussehen 
von Wunddiphtherie zeigten, konnte keine Wunddiphtherie festgestellt 
werden. | 
= Richard Dachler (München): Intrathoracischer Druck und 
Mechanismus der Atmung an einem einfachen Modell dargestellt. Das 
Modell besteht aus einer Glasspritze mit eingeschliffenem Stempel, 
deren unteres Ende weit offen ist. Zu dem Modeli gehört noch eine 
Gummimembran, die über das offene Spritzenende so gestülpt wird, daß 
sich zwischen Membran und Stempel keine Luft befindet.. | 
Bernhard Zondek (Berlin): Tiefenthermometrie. (II. Mit- 
teilung.) Das Gewebe kühlt sich vom Innern nach der Oberfläche zu 
schrittweise ab. Das Fettpolster ist ein schlechter Wärmeleiter und 
als solches ein Schutzorgan im Wärmehaushalt. Fettarme Haut zeigt 
unter der Epidermis niedrigere Temperatur als fettreiche Haut. 
Erich Rominger (Freiburg i. Br.): Zur Diagnose der tuber- 
kulösen Meningitis im Kindesalter. Zur Frühdiagnose am geeignetsten 
ist die Quinckesche Lumbalpunktion. Der wichtigste Liquor- 
befund ist der Tuberkelbacillennachweis. Bei dem gewöhnlich sehr 


‚spärlichen Vorhandensein der Tuberkelbacillen dauert die Untersuchung 


aber sehr lange, sodaß dieser Nachweis zu einer schnellen Diagnose 
meist nicht geeignet ist. Außerordentlich wertvoll ist der erhöhte 
Eiweißgehalt der wasserklaren Cerebrospinalflüssigkeit. Hierzu sind 
die gewöhnlichen Eiweißproben unbrauchbar, da sie alle schon im: nor- 
malen Liquor positiv ausfallen. Dagegen ist die Pandysche Reaktion 
besonders zuverlässig und den anderen Methoden überlegen. Man gibt 
zu 1 cem konzentrierter Carbolsäure (1 Teil Acid. carbol. cryst. plus 
15 Teile destillierten Wassers) einen Tropfen Cerebrospinalflüssigkeit. 


An der Berührungsstelle entsteht in einigen Sekunden eine bläulich- ` 


weiße Trübung (Globuline in pathologischer Menge). Nega- 
tiver Ausfall der Reaktion schließt eine tuberkulöse Meningitis 
aus. Bei der Miliartuberkulose im Kindesalter steht die menin- 


1319 


Vorgetragen im Greifswalder Medizinischen Verein am 


Spirillotoxische und arseno - 


ee SE. . 


run nn 
un tu un F = 


PER 


-.- 


Sre ~- zu DE 
Zi e—a tmur e 
Du —— m -m ~ m er en K 


s er a 
u A EM Nu 


en Ie 
+ 


j gr 

N 

>\ 

RK 
e 

p 
Aa 
f 
er 
fs 


= 


ee m ee 


= vu. Ji 
i m 
re. ` 


nt 
er pr 
un a 
nė ` T 
m a MMM — 
ER En m 
Zn a = 
re a S =- 
m 
e ema eT 
a a% 
TI! — 
- 
———— puua {rt 
nn 
— 


- - 
—— ee 
rir Tor aa 
a a A 
——— 


—_ 


— en 


EEE) 


—— 0 


- 


5D 
- u HL 6 


3 - 
Fu s š 
Be - A nn 
n p~ 3 
: en — 
me u 
—— — 
wo z 
- 


N 21919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.51. 2° 21. Dezember `. 
us geale Erkrankung: (miliare. Aussaat von Tuberkeln län 
..grunde des Krankheitsbildes, daß man: die. tuberkulöse Meningitis als 
selbständige Krankheit‘ aufzufassen geneigt ist. Es handelt sich aber. 
nur um eine Teeilerscheinung der allgemeinen Miliartuber- 
- kulose. | | | 
die Lungen. auf Tuberkulose (Röntgenaufnahme)). 


"Dr. Kruse in Sachen des Friedmannschen. Tuberkuloschei 


©. _ Morbus Banti, Morbus. maculosus Werlhofii, Anaemia perniciosa; aleuk- 
 minalis am Ende der Erkrankung. Sebr ‘gering reagierte ein. Fall von 


Nuelein als.äuch Milch und :Tuberkulin appliziert wurden, ließ sich durch | erschien es wichtig, diese Normalsäure. durch eine künstlich erzeugbare | 


Hinsichtlich der. individuellen Reaktionsgröße ergab sich bei dem’ ein- 
` zelnen Individuum bei mehreren Injektionen eine gewisse Konstanz 


‚ kohlensaures Barium. Obduktionsbefund eines Falles, in dem wahr-. 


.. Bariums gefunden.. Der Tod war nach 20 Stunden eingetreten. 


exanthematicus. Kurz nach der Entfieberung bildete sich eine komplette 
rechtsseitige Hemiplegie mit gesteigertem Muskeltonus, lebhaften Re- 


sprechen konnte. Als anatomische Grundlage dieses Krankheitsbildes 
' kann gedacht werden entweder an einen großen vasculären Herd, oder. 


schwäche, . ferner bei den mit Ödemen einhergelienden Nephrosen, so- 
`. wie bei endokardialen Vitien — auch wenn dieselben klinisch nicht die 


. sprechen auch verschiedene Stadien der arteriellen Erkrankung: natür- . 
lich finden sich auch in ein und demselben Gefäß verschiedene Stadien 


‘ tralapparats immer parallel geht oder stets im Verhältnis von Ursache 


= werden. Sicher ist nur, daß sämtliche Zeichen der Herzmuskelinsuffizienz 


_ schwäche niemals gefunden werden. Die Erkrankung betrifft in erster 


Ri i " i -T y i t 
a s x > A Ko P è WE ‘ 

i = o’ x = 

- are 


r 


~ / i 


| 


In. längs der Hirn- 
gefäße, Entzündung häuptsächlich än der Hirnbasis) so sehr im Vorder- 


Referat geschilderten übereinstimmen. Es handelt sich um eine schwere 
Schädigung der peripheren Arterien des großen Kreislaufs im Sinne 


| ‚Daher untersuche man in solchen Fällen namentlich auch | Schwere der Kreislau 


bar zu sein. _ Ä 2 Er 
. Nr.46. Fr eund und Ka mine r: Über carcinolytische Säuren, 
Das normale Serum und normale. Gewebe besitzen eine organische 


iE | | + Be : 
. Martin Kirchner: Zur Abwehr gegen Herrn. Geh.-Rat Prof. 
Imittels. - el 
FR n © E Bruck. 


diese Substanz in „Prädilections“stellen. verlorengegangen ist, kann 
.» Lons | gegang 


0 -Nn44 Hab etin: Studien über Nucleinwirkung. . Durch In- | 
jektion von 10 ccm einer sterilisierten 5 %igen Lösung von Natrium 
nucleinicum der Firma Boehringer ließen sich kräftige pyrogene Effekte | re se | | 2. 
bei- allen Erkrankungen des hämatopoetischen Systems erzielen, so bei | Und als Careinomsäure bezeichnet werden: kann. Neutralisationsver- 
Ä | . suche. mit beiden Säuren lehren, daß von der Normalsäure eine min- 
ämischer' Myelose, sekundärer Anämie, Cirrhosis hepatis, Typhus. abdo- Ba = Ban en ER 

| tralisation erforderlich ist, Da die konzentrierte Lösung der careino- 
Diabetes mellitus. Bei zwei Fällen von Tüberkulose,, in denen sowohl |. !ytischen Normalsäure nur: in relativ geringer Menge darstellbar war, 
alle drei Substanzen. Allgemein- und -Herdreaktion: erzielen, die durch | Substanz der organischen Chemie zu ersetzen. Bei der Prüfung der 
auffallendes Dichterwerden der Rasselgeräusche gekennzeichnet war. 


einzelnen Glieder der. gesättigten Dicarbonsäurereihe auf ihre Zer- 


 säure in zirka 0,05 higer, Borsäure.in 0,01 Yyiger und Dekamethylen- 
nicht nur in bezug auf die erreichte Höchsttemperatur, söndern áuch 


den Fieberverlauf. 
‘'-Maäyrhofer und 


| Meixre r:: Ein Fall von Vergiitung durch sind weder AÄtzmittel: noch. allgemeine Zellgifte und’ sind nicht nur 
scheinlich aus selbstmörderischer Absicht bariumcarbonathaltiges Ratten- 
gift eingenommen war. Im: Magen wurden noch 10 g des kohlensauren 


Pfeiffer: Typische Halbseitenlähmung im Verlauf eines Typhus | Wir müssen, um eine Wirkung. zu erhoffen, in der Herstellung der 
gewicht 174 bis zum Molekulargewicht von zirka 500 kommen. - 

flexen, Patellar- und Fußklonus, motorischer und zum Teil auch senso- 

rischer Aphasie aus. Nach zwölf Tagen setzte die Besserung ein, die 

-nach vier Monaten .so weit vorgeschritten war, daß Patient ziemlich‘ Ä Ä | 

sicher gehen, die obere Extremität bewegen und einigermaßen spontan | Blinddarmentzündung, Gallensteinkoliken, zweimal bei Ileus und einmal 


aber an ein Aggregat von viel 


achtet. Das Ödem war selten mehr als 2 min dick;. die Ausbreitung 
dicht beieinandersteht. 


ist wechselnd, es kann 
verschwinden. 
Nr. 47. 


en kleinsten Flecktyphusknötchen, das 
= Nr.45. Wiesel und Löwy; Die Erkrankungen’ der peripheren 
(Gefäße bei acuter und chronischer Kreislaufinsuffizienz. Das periphere 


au und die Entstehung der „Zelleinschlüsse“. Die aus- 
arterielle Gefäßsystem ist in jedem Fall von chronischer Kreislauf- 


| führliche Arbeit ist: zum kurzen Referat nicht geeignet. 
bei eosinophiler Myokarditis.: Als‘ Substrat der kardialen Insuffizienz 


Zeichen. der chronischen Insuffizienz aufweisen az in distinkter Weise des geschilderten Falles fanden sich Infiltrate und Schwielen, die die 


erkrankt. Den verschiedenen Stadien der‘ Kreislaufschwäche ent- 


heitsbilde vorherrschende gleichmäßige Bradykardie wird zum Teil als 
nebeneinander. Ob die Erkrankung der Peripherie mit jener des Cen- 


und Wirkung zu derselben steht, kann vorderhand nicht behauptet | Die Art des Exsudats, speziell die große Zahl der eosinophilen Leuke- 

| cyten im myokarditischen Exsudat wird mit der thymisch-Iymphatischen 
Hyperplasie des Kranken in Zusammenhang gebracht. Kr, 
` ` Bauer: Zur Kenntnis des chronischen Rotzes. Im Anschluß 
an die ausführliche Schilderung eines: Falles von chronischem Rotu 


in vivo vorhanden sein können, ohne daß bei. der anatomischen Unter- 
‚suchung etwas anderes gefunden werden muß als die Erkrankung .der 
peripheren Arterien bei intaktem oder fast intaktem Herzmuskel. ‘Die 
umgekehrte, aber reine Erkrankung des Herzens ohne eine solche der 
peripheren Arterien konnte wenigstens bei der chronischen Kreislauf- \ lon | i 
der Pyämie als auf Rotz. verdächtig angesehen werden müssen, Wenn 
Linie die Muskulatur, erst später und- in verschiedenem Ausmaße die 
elastischen Gewebe und beginnt stets in der Tunica media. Auch die 
Endausgänge finden sich fast ausschließlich in der Media, während die 
Intima. fast nie ergriffen wird. Schon hierin liegt ein grundlegender 
Unterschied: gegenüber der Arteriosklerose. Auch die Intimaver- 
fettungen fehlen völlig. Der Prozeß ist ein rein degenerativer, nicht 
entzündlicher, sein Ausgangspunkt dürfte eine Erkrankung der Vasa 
vasorum sein. Restitutio ad integrum -dürfte vorkommen, die Regel 
sind wohl aber irreparable Veränderungen der Gefäßwand. Die aus- 
führliche Darstellung der pathologisch-anatomischen Veränderungen 
muß im Original nachgelesen werden. | FR w 
7O Stoerk und Epstein: Bei von Anbeginn an unter dem Zeichen |. 
der schwersten Kreislaufstörung verlaufenden und zum Tode führenden 
‘Grippefällen konnten Verfasser an den Gefäßen pathologisch-anato- 


wird gestützt durch das Mißverhältnis -zwischen gutem subjektiven 
Befinden und dem hochseptischen Zustand des Kranken, sowie durch 


logische Untersuchung 
sche Reaktion versagen, 


e 


l Zentralblatt für Chirurgi e 1919, Nr. 47. 

‚Wilhelm Hartert: Zur Operation der intrathorakalen Stroms: 
Es wird vorgeschlagen, | | 
Struma der unterhalb der Sternumrandes: gelegene 


t 


. ` -> Aue 


Cr 


mische ‚Befunde erheben, die in mehrfacher Hinsicht mit den im obigen ` 


Fettsäureverbindung, die Careinomzellen .zu zerstören vermag. Da 
sie als Schutzsubstanz der normalen Zellen angesehen und deshalb kurz eo 
als Normalsäure bezeichnet werden.* Das Carcinomserum und -gewebe `: 
‚weist den Mangel dieser Säure auf ünd enthält eine ungesättigte Fett- 
‚säureverbindung, die die Schutzsubstanz der Carcinomzellen darstellt 


destens zehnfach größere Menge al$ von der- Careinomsäure zur Neu- 


störungsfähigkeit gegenüber Carcinomzellen erwiesen sich Bernstein .. 


Glieder des normalen Stoffwechsels, sondern gehören jener Säurereihe en 
an, der die normale Schutäsäure gegen Careinomzellen angehört. Wenn `- 
man auch' noch weit von der Erzeugung dieser- Substanz selbst ent 
fernt ist, so:bedarf es doch nùr der ‚Steigerung nach einer Richtung.. 
Säuren der angeführten Reihe, chemisch gesprochen, vom Molekular- 
. Haus (Innsbruck): Regionäres Odem der Haut bei Abdominal- TE 
erkrankungen. Bei verschiedenen Visceralerkrankungen, am-häufigsten .' y 
bei Magengeschwüren, ferner bei Geschwürsprozessen des Darmes, bei 


binnen wenigen Stunden auftreten und wieder 


er ‘Lipschütz: Über Chlamydoźoa - Strongyloplasmen. 
I. Uber den B 
Heß: Zur Kenntnis der Bradykardie. 3; Mitteilung. Bradykardie 


Muskulatur der linken Kammer . diffus. durchsetzten. Die im Krank- 
‘Folge. eines Torpors der reizbildenden Organe aufgefaßt, daneben dürfte ~ 


das subendokardial im Kammerseptum .gelagerte Exsudat die. Leitung. 
der Herzreize im linken Tawaraschenkel ungünstig beeinflußt haben. 


wird darauf hingewiesen, daß multiple periartikuläre und Muskelabsçesse 
bei hohen Temperaturen und unklarem Ausgangspunkt und Ätiologie . 


auch nur die Möglichkeit eines Rotzinfektes besteht. Der Verdacht 

das Vorhandensein einer relativen Pulsverlangsamung. Die serologische. N 

Untersuchung kann die Diagnose sicherstellen, auch wenn die bakterio- N 
des ‚Absceßeiters und die sogenannte Strauß- 


. Serko (Graz): Bin Fall vori familiärer periodischer Lähmung 
(Oddo-Audibert). N G. Z 


in dem Falle,. daß durch einfachen Zug ên der 
Teil nicht folgt, 


degenerativ-nekrotisierender Veränderungen besonders der contractilen ` È 
und elastischen Elemente. ` Der- Befund scheint für die Erklärung der ` 
fstörungen im Krankheitsbild der Grippe verwert- ` 


Dicarbonsäure 'in 0,005 % iger Minimalkonzentration als wirksam. Diese 
wenigstens in. der Eprouvette als carcinolytisch -befundenen Substanzen 


bei Ursterenkolik, wurde ein regionäres Ödem der Bauchhaut be:  : 4 


en re 
I pd 


niio 


u 
er 


< BE SE Fe N] 


TE De» 


Am 


91. Dezember. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 31. | 1321 


mn 


einen gedoppelten dicken Seidenfaden durch das Gewebe hindurchzu- 
führen und diesen Zügel anzuspannen. Unterhalb dieses ersten Fadens 
werden weitere angelegt, bis die Geschwulst an einen Bügel von Fäden 
gezogen wird und schließlich mit einem Ruck hervorkippt. Dieses 
„Zügelverfahren“ ist besonders in Fällen von schwerer Atemnot 
brauchbar und ermöglicht vollkommen in der Brusthöhle ein- 
geklemmte Strumen zu entbinden, ohne Sprengung des 
knöchernen Ringes. Die große Höhle nach Entfernung der Geschwulst 
wird durch Vernähen der Wandungen beseitigt. 


Eugen Joseph: Eine neue Methode zur Behandlung der Blasen- 
geschwülste. Es wird empfohlen, auf die breitbasigen bösartigen papillo- 
matösen Geschwülste der Blasenwand durch ein Ureterkatheter eine 
konzentrierte Lösung von Triehloressigsäure aufzuspritzen. 
Die Katheterspritze wird mitten gegen den Tumor gedrückt, um die 
gesunde Schleimhaut vor dem Ätzmittel zu bewabren. Es werden 
langsam einige Tropfen gegen den Tumor gespritzt. Die chemische 
Verätzung der Blasengeschwülste unter Leitung des 
Cystoskops ist berufen, eine wichtige Rolle in der Behandlung zu 
spielen. Geschwülste, welche sich wegen Blutung und Jauchung nicht 
cystoskopieren lassen, wurden mit Instillationen von 100 ccm Aq. dest. mit 
15 Tropfen Acid. nitric. behandelt. Die Blase verträgt starke Säuren- 
lösungen ohne Schaden. 


Otto Ansinn: Spannbügel zur Extensionsbehandlung. Zur 
Extensionsbehandlung von Oberschenkelbrüchen wird ein. Bügel aus 
starkem Eisen empfohlen, in dem ein Bronze-Aluminiumdraht von 1 bis 
1!/, mm Stärke gespannt ist. Dieser im Bügel gespannte Draht läßt 
eine Verletzung der Weichteile durch den Draht vermeiden. Er er- 
laubt, jederzeit den Draht nachzuspannen und verträgt starke Belastung. 
Die Knochen- und Weichteilwunden heilen innerhalb weniger Tage. 

K. 


B g. 


Zentralblatt für Gynäkologie 1919, Nr. 46. 


Th. v. Taschke: Der schematisierte Dämmerschlaf nach Krönig- 
Siegel in seiner neuen vereinfachten Form. Die neue, einfache Methode 
des schematisierten Dämmerschlafes, wie sie Siegel ausgearbeitet hat, 
wird gerühmt. Nachteile für den Verlauf der Nachgeburtsperiode, des 
Wochenbettes und für die Stillfähigkeit wurden nicht beobachtet. Die 


wehenhemmende Wirkung des Narkophins wird ausgeschaltet durch 


die Verbindung mit dem wehenanregenden Chinin, Die Mischung 
wird unter dem Namen Amnesin von der Firma Boehringer in ge- 
brauchsfertigen Ampullen in den Handel gebracht. Der Dämmer- 


‚schlaf wird mit der gleichzeitigen Einspritzung von 


112 cem Scopolamin und 1% cem Amnesin eingeleitet und danach in 
etwa stündlichen Pausen mit !/2 cem Scopolamin fortgesetzt bei zeit- 
weiser Zugabe von Amnesin. Sorgfältige ärztliche Überwachung ist 
trotz der Einfachheit der Methode notwendig. Der Erfolg lohnt die 
Mühe. In 90°, der Fälle wurde vollkommene, in 10°), teilweise Am- 
nesie erzielt, nur in 17°/, der Fälle wurde beim Durchschneiden des 
Kopfes etwas Chloräthyl gegeben. Sobald durch längere Zeit hindurch 
ein stärkeres Schwanken der Herztöne beobachtet wird, ist 


‚die Anzeige zur sofortigen Zangenentbindung gegeben. 


J. Hofbauer: Die Ätiologie der Hyperemesis, sowie des Er- 
brechens der Graviden im allgemeinen. Der schwangere Körper wird 
beeinflußt durch Stoffe aus der Eiperipherie, welche auf die Hypophyse, 
Nebennieren und Schilddrüse wirken. Die Stätten der Blutbildung, des 
Knochenmarks, werden zu erhöhter Arbeitsleistung angeregt. Bei emp- 
findlichen, neuropathischen Frauen äußert sich die vegetative Neurose 
indem Schwangerschaftserbrechen. In ähnlicher Weise ist 
die Entstehung von Colitis mucosa zu deuten, welche mit Erfolg 
durch Darreichung von Atropinum methylobromatum be- 
einflußt wird. Das Schwangerschaftserbrechen wird als Vergiftungs- 
erscheinung aufgefaßt, zumal die Entwicklung des schweren Zustandes 
mit dem Auftreten von Gelbsucht, Fieber und Eiweißausscheidung im 
Urin verbunden ist. Zu warnen ist vor dem Gebrauch des Morphiums. 
Beim Auftreten der schweren Erscheinungen ist rechtzeitig die Schwanger- 
Schaft zu unterbrechen. 


Tadeusz Wiezynski: Konstitution als Erklärungsprinzip für 
Ursache und Entstehungsmechanismus der cervico-vaginalen Fisteln 
(Fistulae cervico-vaginales laqueaticae). Als Ursache für die Entstehung 
der cervico-vaginalen Fisteln wird partieller Infantilismus an- 
genommen, welcher sich an der Gebärmutter anzeigt durch Bildungs- 
fehler, wie Verengerung des Ausganges, übermäßige Knickung 
und Härte des Gewebes. Infolge dieser Zustände wird in den ersten 
Monaten der Entwicklung der Schwangerschaft die hintere Wand der 
Cervix am stärksten belastet und reißt an ihrer Kuppe ein. K. Bg. 


'handen. (M. m. W. 1919, Nr. 47.) 


Therapeutische Nofizen. 


Zur Therapie des Emphysems empfiehlt Heermann (Kassel), 


ein 4 bis § cm breites Gummiband (zu beziehen durch Braun in Mel- | 


sungen) so um die Brust in der Gegend der kurzen Rippen über Hemd 
und Weste zu schnallen, daß es die Ausatmung leicht unterstützt. Es 


wird möglichst dauernd tagsüber getragen. (D. m. W. 1919, Nr. 48.) 


Carl Stuhl (Gießen) hat einen Fall von Angina Plauti erfolg- 
reich mit Tuberkulin Rosenbach behandelt. Es wurden im ganzen 
1,82 ccm davon injiziert. (M. m. W. 119, Nr. 47.) 

Die lokale Behandlung mit konzentriertem Sonnenlicht empfiehlt 
Fritz Schanz (Dresden) bei Iristuberkulose, und zwar bei 


besonders großen Tuberkeln. Er hat mit einer dunkel- . 


blauen Uviolglaslinse von 10 Dioptr. Sonnenlicht auf den Tuberkel 


konzentriert. Die Belichtung des Pupillargebiets ließ sich vermeiden, 


da die Tuberkel in der Kammerbucht saßen. Den Lichtkegel ließ der 


Verfasser über das erkrankte Gebiet wandern, sodaß nicht ununter- 


brochen dieselbe Stelle intensiv belichtet wurde. Das Auge wurde dabei 
mit Wasser feucht gehalten. Auch in der Ebene ist das Sonnen- 
licht im Sommer zu diesem Zweck ausreichend. (M.m. W. 1919, Nr. 47.) 

Während sich das Tebelon bei den durch grampositive 
Kokken (Staphylokokken) hervorgerufenen, an der Hautoberfläche sich 
abspielenden Eiterinfektionen bewährt hatte, war seine Einwirkung auf 
gonorrhoische Adnexerkrankungen bei Frauen, also Infektionen, die 
durch gramnegative Kokken hervorgerufen sind, nicht vor- 

F. Bruck. 


ungen 


Bücherbesprechungen. 


Bernh. Fischer, Der Sektionskurs. Kurze Anleitung 
zur pathologisch-anatomischen Untersuchung 
menschlicher Leichen. 92 zum Teil farbige Zeichnungen. 
146 Seiten. Wiesbaden 1919, J. F. Bergmann. M 10,—. | 

Obwohl wir schon eine ganze Anzahl guter Sektionsanleitungen 


besitzen, darf man dieser neuen, von dem Frankfurter Pathologen unter 


Mitwirkung vonGoldschmidt und Bildhauer E Ik an herausgegeben, 
eine gute Aufnahme und Zukunft versprechen. Der wichtigste Grundsatz 
dieser Anleitung ist eine sorgsame Berücksichtigung der Individualität 
des Einzelfalles, die zwar von einem „Normalverfahren“ ausgeht, aber 
sich nicht an eine festgelegte Technik bindet, indem sie stets die 
näheren und ferneren Zusammenhänge der krankhaften Organ- 


veränderungen im Auge hat. Fischer hat nun das Buch so an-. 


gelegt, daß auf der linken Seite ein Normalverfahren geschildert wird, 
wie es sich ihm bewährt hat und der Ungeübte und Unerfahrene es ja 
unbedingt braucht, auf der entsprechenden rechten Seite aber die not- 
wendigen Abweichungen von dieser Methode nebst Begründung und 
Angaben über Maße, Gewichte und Leichenveränderungen stehen. 92 
vorzüglich ausgeführte, klare Abbildungen ergänzen den Text, der bei 
aller Gedrängtheit leicht verständlich und erschöpfend ist. Besondere 
Beachtung verdient die von Fischer angegebene Sektionsmethode 
des formalingehärteten Gehirns, die man als eine wertvolle Bereicherung 
unserer Sektionstechnik ansprechen darf. Nach Schilderung der Sektions- 
technik bei Erwachsenen, Säuglingen, Neugeborenen und Föten be- 
handeln kleine Kapitel die Ergänzung der Sektion in bestimmten Fällen 
durch besondere Untersuchungsmethoden, die Instandsetzung der Leiche, 
das Sektionsprotokoll, die Maße. und Gewichte. Mit einem Anhang 
über die Vorschriften für gerichtliche Sektionen und einem Literatur- 
verzeichnis schließt das kleine Werk, das unsere warme Empfehlung 
verdient. | C. Hart (Berlin-Schöneberg). 


Seelert, Verbindung endogener und exogener Fak- 


toren in dem Symptomenbilde und der Patho- 
genese von Psychosen. Berlin 1919, S. Karger. 88 Seiten. 
Preis M 4,—. | 
Die klar und eindringlich geschriebene Habilitationsarbeit See- 
lerts folgt den Spuren Bonhoefferscher Ideengänge. Sie be- 
weist mit sachlicher Konsequenz und unter Zuhilfenahme praktischer 
Einzelfälle, daß sich ein psychopathologisch bestimmter Symptomen- 
komplex bei Psychosen oft erst aus der Kombination von inneren und 
äußeren Schädigungen ergibt. Es. handelt sich besonders um die 
depressiven und paranoiden Erkrankungen des höheren Lebensalters. 
Seelerts Arbeit verdient starke Beachtung; sie entscheidet gegen 
Specht, der den Unterschied zwischen -endogenen und exogenen 
Krankbeitsfaktoren geleugnet oder verwischt hat. Auch führt sie zu 


zu einer tieferen Klärung individueller Verschiedenheiten in noso- 


logisch gleichen Krankheitsformen. Eine weitere Kasuistik wird förder- 
lich sein. Kurt Singer. 


g 


re a a a aaa ra ne 


EPER a NEIERE E F DES, EEEE 


Im ganzen würden zehn Kranke so untersucht. Von der Anwendung 
- dér Methode. in der Ambulanz ist abzuraten, - Die Erfolge der Unter- - 
suchungen. sind dieselben gewesen wie bei Rautenber g. Die 
ee ; Kranken müssen in den verschiedensten- Stellungen angesehen werden. 
Sa | © ©  Sehütze: Die Füllung des Peritoneums mit Luft hat die Hof- | 
ee n =. > nung, Gallensteine besser erkennen zu können, nicht erfüllt. Das liegt 
A ba ö an der Luftfüllung selbst, die.einen dunklen Schatten gibt, ebenso wie 
die meisten Gallensteine. Die von Sch. angegebene Methodik ermög- 
es BON AIR ` licht die Darstellung von Gallensteinen in etwa 50% der Fälle. 
a | ~- Bautenberg: Schlußwort. ` . Fritz Fleischer. 


lichen Fürsorge in Elberfeld. Die gesundheitliche Fürsorge sei nicht.” 
nach einem einheitlichen Plan durchgeführt: worden, sondern einzelne ` 
Vereine haben unabhängig voneinander die verschiedenen Zweige der - 
Fürsorge ‚gepflegt, teilweise als Nebensache bei der sozialen Fürsorge. 
Der ärztliche Einfluß sei vielfach ungenügend.“ Es beständen Mutter- 
beratungsstellen und Säuglingsheime. Die Sterblichkeit der unehelichen 
Kinder sei sehr herabgegangen und habe 1913 nur noch 124% be 
"tragen. Seit 1908 bestehe auch die ‚Berufsvormundschaft. Für die 
‚Kleinkinder. seien zwei.Krippen vorhanden, die Schulkinder würden 
seit 1906 durch nebenamtlich angestellte Schulärzte überwacht, die 
‘jetzt durch. zwei Schulärzte “im Hauptamt ersetzt werde | 


Aa es. Be By nn. ee | 
a ERN | TE or EN eu es de nie, Fer n e ie BE SR 
Kin 1322. | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.51. -> >> o- © 21.-Dezembani. a 
ET =. e ; nn ; E ME s. g RR ER a Be = we nn } 
piii 0.800, Vereins. und Auswärtige Berichte. =. -  -. | et) 
En oo. ee Berlin., ,. . 1. Fürdie Entferhung des 'Septums wird als klassische Operation - ` 4 A 
i i - : Verein: für Innere Medizin, "Sitzung on 17. November i919. a die K illia n sche submueöse a angegeben, welche unter A g 
a “Aussprache über den Vortrag‘ von Wolff-Eisner ung, | Örtlicher Betäubung ausgeführt wird, ohne Injektionen nach Einpinselung © . f W 
o -L Zahner: Ein Beitrag zur traumatischen Tuberkulose. o una pinige mng T wt Nov ocain-Adrenalin pean Wattebäusehen. ` J. s 
EE en ka Fark 2 RE , | Die Operation zerfällt in vier Phasen: a 
a ~ > A. Meyers. Der innere Zusammenhang zwischen Trauma und | 7 ~ 7 Schleimhautschnitt und Ablö Aer Schleimhaut der'k Bu m, 
yh Tuberkulose bleibf auch in den Fällen von. Wolff-Eisner un- ni Se en i a a a a BE a 
en geklärt. Die Beziehungen zwischen diesen beiden Dingen sind oft viel | Se ER ; A A A Z 5 
es bulk verwickelter, als man annahm. Der latente Herd braucht nicht direkt k; N 8 > | Knorpely ‚und. Ablösung auf der kom _ a i 
EMER al i von' der Gewalteinwirkung getroffen zu werden. Selbst in verkalkten a re des d Rue an Sent | D i 
a UR A: -  Lymphdrüsen können lebensfähige Tuberkelbacillen verborgen sein. In | Ä PR m i on = e -| à u un 
EKERN "x eigenen Versuchen konnte M. feststellen. daß bei hämatogen infizierten | - Di br i EN aa den d er ii hild ' E 
BERN ' ` Tieren ein nachher gesetztes Trauma nicht, zur Ansiedlung der Bacillen | „wie re Rn Ra Be Ta k Het a en ildert PENA ESS 
1 FE : - am Ort des Traumas führte. Das Trauma setzt die Widerstandsfähig-- ni A, > 7 an i ar e Tal a E d ko ER Be = u 
j.: A ari RAA -> . keit gegen die Infektion herab. Wie aber der klinische Zusammenhang | ` mn e a gol Kvarto ek Pron DOSMMRME - "F 
3 ll E ist, das bleibt schwer zu ergründen. I: i | unter Umstän en erst die Abmeißelung der Spina nasalis anterior nötig .. - ' 
Era alle -` Fürbringer verweist auf die im Handbuch von C. Kauf- AISDESTOIDEET. m rt nn ' 
el lan mann in Zürich  niedergelegten Ausführungen über“ die Genese der |; ‚Für Kinder; k = welchen. as Entfernung des Septums nur in .. i 
P. l Hodentuberkulose:. ` In der Regel ist die unfallgesetzliche Beurteilung seltenen Ausnahmefällen m Frage' kommt, empfiehlt Kretschmann | 
Fehl der Hodentuberkulose leicht. Schwieriger zu erörtern sind die Be- die ‚Operation sublabial nach D archt TOT DME “dor Schleimhaut au ie | 
gt ' ziehungen zu tuberkulösen Erkrankungen anderer Omane. In. einem Periosts. von der Apertura piriformis aus. Die Schleimhaut wird dann _ MM 
SR BAER IS, ‘Falle war die Frage des Zusammenbanges einer tödlichen Nierentuber- X P Pep va no Septum abgelöst und Soni weiter Se Mn 
a u Ih . kulose zu einer Hodentuberkulose zu beantworten.. F. lehnte den Zu- a ne S peranon Kanit nuE INN, = ya EN A 
TEREA: i sammenhang ab, weil die Nieren offenbar schon vor dem Unfall krank wit peroraler Tubage ausgeführt - werden. In zwei Fällen bat sieh das ne \: 
Be Hei | “waren. Aber selbst wenn sie damals gesund ‚gewesen wären, müßte | Verfahren dem Vortragenden bewährt. Ee a 
o | i aN F 5 der Zusammenhang abgelehnt werden, weil mit der, Entfernung des- De Komplikationen, bel der Operation ODE ale Plutmgan, i # 
Due, ni ; Hodens die Infektionsquelle beseitigt war.. Wenig bekannt ist es, daß welche sowohl bei dem Schleimhautschnitt 3 ‚bei der A blösung ar i 
apoa a nehlirinkh die Nierentuberkulose (primäre) außerordentlich häufig ist und oft Schleimhaut. und ‚der Abtragung des Knochens’ autireten AATE o. 
a Sal: 0° symptomlos verläuft. ` ' A B | "| Besprechung, als postoperative die Dauerperforation sowie das Hämatom . $ 
ee 2 000 Wolff-Eisner: Sehlußwort; | l ©. jund der Septumabsceß.  . < $ vi” | 
Ä lie; n  Rautenberg: Neues über“ Leberphotographie. Die Technik 2 on k race ‚sind droy FAnn Meningitis nach der 
AAN ist dieselbe geblieben. Die Apparatur besteht aus einem einfachen ‚Operation zu berichten, welchen gemeinsam ist, daß die kesekuon 
narina t PEIRIER AA © .- Gummigebläse, einer stumpfen Punktionsnadel und einem Verbindungs- - weit bis in die Lamina perpendicularis heraufgeführ‘ wurde wd . f; 
Ni a | 15 MW =- stück. Die Indikation muß streng sein, sie muß sich von ‚der Frage Knochensplitter zu bleb Es Handeliueiotaan panan Taui ono 
TENEN i) leiten’ Jassen, was können wir Neues sehen, nicht von der Frage, Fehler der Operateure, nicht der. Methode, deren segensreiche u ci 
SIEGER, ||: m) was können wir sehen. Es- muß also die ganze klinische Methodik “kungen, vollendete Technik und Beherrschung. der Operation vorir, 
I U vorher erschöpft‘ sein. .Es wird dann, an der Hand’ von. Röntgen- | setzt, gerühmt werden. -' _  —  .i..70. ‚Kompl 4 
re BAHR SEE 17. photographien eine Reibe Leberveränderungen, die anders nicht erkenn- | f ea E =, ' 
o wi FHN - bar sind, demonstriert... — 5 nn | | EAN: Eiberield. - a e L i 
i on NE |; m Aussprache. Levy-Dorn: Mit Brandenburg zusammen | Ärzteverein. Sitzung vom 24. Juli 1919. - 
a hat er ‚seit einigen Monaten das Verfahren angewendet und niemals Schulten: Über die bisherigen Einrichtungen der gesundheit . 
ne wesentliche Belästigungen oder Schädigungen der Kranken gesehen. dhei 
ee 


n sollen. ‚Er 
| ze holungsbedürftige Kinder kommen in Solbäder oder das Ida-Blisabeth- 
I, o BIS Er und An | e nl åtte  Aprath- Sch. berüh je Fürsorgesieid 
ir. MN LER © ‚Krztlicher Kreisverein. Sitzung vom 15. November 1919. | für Lungenkranke, die Wohltahrtssteile für Alkobölkranke die Beratung , | 
EN | S chlegel: Die Verbiegungen der Nasenscheidewand und ihre | stelle für Geschlechtskranke.- Er betont am Schluß daß die bis jetz 
TR Behandlung. Zunächst ‘werden an der Hand von’ Lichtbildern die | nebeneinander bestehenden Einrichtungen einen Mittelpunkt bekommen | 
PESTY - anatomischen Verhältnisse der Nasenscheidewand besprochen unter | müssen, damit eine organische Weiterentwicklung stattfinden könne, 
De Like | besonderer Berücksichtigung der Artikulationsverhältnisse zwischen der | und daß hierbei die ärztliche Organisation den ihr ebührenden Bin- 
i . j Im an und an Be ee a die trauma- | fiuß erhalten müsse. b pa a a > i > 
a $ 0 tischen erbiegungen eine Rolle spielen, sowie der Verbindung des Neumatı 2 >i i oa uns esond- 
ie MAS i Vomers mit der Cartilago quadrangularis und hierbei besonders. nach | heiflichen Fürsorge ey en Be ee osundheitichen 
ee: RE- Zuckerkand el die- Leistenbildung als Ursache der Deviationen | Fürsorge einheitliche Leitung durch einen hariptamtlichen Arzt, der in 
Be betont. Die Verbiegungen werden nach ihrer Entstehung in trau- | größeren Städten als Leiter‘ des Gesundheitsamtes die Stellung eines “ 
u. a :- matische, phy siologische und kompensatorische ein- | Beigeordneten oder Magistratsmitgliedes einnehmen müsse. Der Zu- 
BE iii a | geteilt und ‚des näheren paeh Aarer Entstehung und Form beschrieben. sammenhang aller Zweige der esundheitlichen Fürsorge werde am | 
o Ei _ Die durch die Verbiegungen verursachten Störungen werden eingeteilt | besten dadurch gewährleistet daß in einem Bezirk derselbe Fürsorge | 
\ Ri i r in a) behinderte Atmung mit allen ihren Folgen, b) Kopfschmerzen, | arzt alle-Zweige der Fürsorge versieht. und daß jede Fürsorgeschwester 
U í c) Reflexneurosen, d) Störungen von seiten des Ohres. | in ihrem Bezirk auf allen Gebieten der Ense e, einschließlich-der 
„Aus dieser Einteilung ergibt sich auch die Indikation für die | Wohnungspflege, tätig ist. Die Bezirke müßt : entsprechend Klein 
| operative Beseitigung der Verbiegungen unter gewissem Einschränkungen | gestaltet werden. So würd 7 f: on e mü Re tapre, und 
| und DET DO ‘besonders bezüglich der Reflex- | vermeide Zersplitterung: Renanen "und. Yer endai von Kraft und - 
| | a ni Er Jag Ar ee Re neben den auch sonst gültigen | Zeit. Die Bekämpfung der Tuberkulose nitisse in orde Linie durch * 
| | iz Pg die soziale Gesetzgebung und durch "Erziehung des einzelnen A 
ee i 


-x< 


H 


1 


-surte 


>». Ken TE; en eo 
a ni un N ~ 
N- yS yar M L NO i v 


| 
91. Dezember. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Ñr. 51. 000.0. 1398 


® 


í a 
hygienischem Leben geschehen. Die Tuberkulosefürsorge im engeren 
Sinne könne nur unterstützend. und fördernd im Kampfe helfen, sie 
müsse alle an offener Tuberkulose Leidende erfassen und die Diagnose 
der beginnenden Tuberkulose möglichst sichern, um rechtzeitig ener- 
gische Behandlung zu ermöglichen. Sie müsse deshalb in enger 
Wechselbeziehung mit den praktizierenden Ärzten bleiben. Sprech- 
stunden, die jedem wahllos offenstehen, abzuhalten, empfehle sich nicht. 
N. verlangt schließlich die Veranstaltung von Vorträgen und Kursen 
über Gesundheitslehre in den oberen Schulklassen, den Fortbildungs- 
schulen und vor der Allgemeinheit. 

Die Besprechung der Vorträge ergibt die Billigung folgender 
Leitsätze, die der städtischen Verwaltung zu weiterer Veran- 
lassung unterbreitet werden sollen: 1. Die gesundheitliche Fürsorge 
gliedert sich in die Fürsorge für Säuglinge, Kleinkinder, Schulkinder, 
Tuberkulöse, Trinker und Geschlechtskranke. Alle diese Zweige der 
gesundheitlichen Fürsorge sind im organischen Zusammenhange aus- 
zubauen. 2. Dazu ist es notwendig, daß alle Zweige der gesundheit- 
lichen Fürsorge zusammen mit dem übrigen kommunalen Gesundheits- 
wesen der Leitung eines Arztes unterstellt werden, der die Stellung 
eines hauptamtlichen Beigeordneten oder Magistratsmitgliedes hat. 
3. Die praktische ärztliche Arbeit bei Durchführung der gesundheit- 
lichen Fürsorge kann sowohl durch hauptamtlich angestellte wie durch 
nebenamtlich tätige Ärzte geleistet werden, aber stets im Einvernehmen 
mit der ärztlichen örtlichen Organisation. 4. Die ärztliche Fürsorge- 


'tätigkeit soll immer nur eine beratende, nicht eine behandelnde sein. 


5. Die übrige fürsorgerische Arbeit soll von Fürsorgerinnen wahr- 
genommen werden, und zwar so, daß jede Fürsorgerin in ihrem Be- 
zirk möglichst. sämtliche Zweige der gesundheitlichen Fürsorge ver- 
sieht. An der Säuglingsfürsorge sind auch die Hebammen zu betei- 
ligen. 6. Die Allgemeinheit ist durch Aufklärung und Unterricht zur 
Mitarbeit an der gesundheitlichen Fürsorge heranzuziehen. Auch hier- 
bei haben die Ärzte in erster Linie mitzuwirken. 


Gießen. 

Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 12. November 1919. 

Gotschlich: Die Aufgaben der öffentlichen Gesundheitspflege 
in der nächsten Zukunft. Vortragender berührt zunächst die Schwierig- 
keiten auf volkswirtschaftlichem Gebiet (Ernährung, Wohnungsfrage) 
und hebt insbesondere den enormen Ausfall an Arbeitskräften hervor, 
den der Krieg veranlaßt hat. Rechnet man alles zusammen, die auf 
dem Schlachtfeld Gefallenen, die ihren Wunden Erlegenen, die Ver- 
luste der Bevölkerung’ in der Heimat, so wird man auf ungefähr drei 
Millionen kommen. Die schon vor dem Kriege abnehmende Geburten- 
zahl mit ihrer weiteren Neigung zum Fallen, dann der große Frauen- 
überschuß sind ernste Probleme, vor die wir gestellt werden. 

Von den Fragen der eigentlichen Hygiene berührt Vortragender 
zunächst die Schutzpockenimpfung, von der es fraglich sein 
wird, ob sie bei den starken gegen sie bestehenden Strömungen auf- 
rechtzuerhalten sein wird. An Mitteln für die öffentliche Gesundheits- 
pflege zu sparen, wäre eine falsche Sparsamkeit. Maßnahmen der 
Seuchenbekämpfung müssen nicht immer mit großen Kosten 
verbunden sein. Jede Seuche erfordert specifische Maßnahmen und 
man kann hier mit kleinen Mitteln oft Großes erreichen. Betrachtet 
man: eine Todesstatistik, so nehmen die Infektionskrankheiten einen 


sebr großen Prozentsatz ein, zirka 20 bis 25%. Mindestens ebenso 


groß ist der Prozentsatz an anderen Krankheiten, die auf Infektions- 
krankheiten zurückzuführen sind, wo also die Infektion nur inittelbare 
Todesursache ist (Lungenkrankheiten, Krankheiten der Kreislauforgane). 
Die Bekämpfung der Infektionskrankheiten ist demnach äußerst dringend. 
An besonderen Vorschlägen bringt Vortragender folgende: 1. Anzeige- 
pflicht für typhusverdächtige Fälle. 2. Infektiös Erkrankten sollte die 
Aufnahme ins Krankenhaus erleichtert werden. 3. Die mit der Diagnostik 
der Infektionskrankheiten verbundenen Kosten dürfen unbemittelten 
Patienten nicht auferlegt werden; Erwägung von. Maßnahmen, um das 
zu vermeiden. 4. Um dem Kreisarzt das Erkennen einer plötzlich 
aufflackernden Seuche zu erleichtern, sollen die Totenscheine möglichst 
am gleichen Tage von der Ortspolizei dem Kreisarzt vorgelegt werden. 
Es wird dann die Durehführung einer wirklich vernünftigen Desinfek- 
tion besprochen. Vortragender geht dann kurz auf die Zunahme der 
Infektionskrankheiten während des Krieges und auf ihre Bekämpfung 
ein. Bei den Masern und beim Seharlach kommt es vor allem 


_ darauf an, die Kinder im vorschulpflichtigen Alter vor der Ansteckung 


durch die älteren Geschwister zu bewahren (Pfaundlers Vorschläge). 


‚Eine Fürsorgeschwester könnte hier Gutes leisten. Diphtherie- 


heilserum sollte kostenlos abgegeben werden. Hinweis auf die Wirk- 
amkeit der prophylaktischen Impfung. Es folgen dann Bemerkungen 


über die Bacillenträgern gegenüber zu ergreifenden Maßnahmen. Vor- 
tragender wendet sich dann zu der Tätigkeit der Untersuchungsämter 
und macht einige Bemerkungen über die zweckmäßige Art der Ein- 
sendung von Untersuchungsmaterial. Die Untersuchungsämter sollten 
verpflichtet sein, jeden positiven Typhusbefund dem Kreisarzte zu 
melden. Die Säuglingssterblichkeit ist in Deutschland noch 
immer sehr hoch. Es muß mit aller Energie versucht werden, hier 
Wandel zu schaffen. Größtes Gewicht ist. auch auf die körperliche 
Ertüchtigung der Jugend in den Großstädten zu legen. Die Frauen 
sollten gezwungen sein, hauswirtschaftlichen Unterricht zu nehmen, 
Ä | | St. 


Hamburg. 
Ärztlicher Verein. Sitzung vom 10. Juni 1919. 


Kümm.ell: Die Autoplastik führt nach K.s Ansicht bei Schädel- 


verletzungen (Epilepsie) nicht zur endgültigen Heilung. Es kommt zu 


neuen Reizungen: Narbenbildung usw. K. pflanzt daher erst präpa- 


rierten Bruchsack ein, darüber Celluloidplatte. Dadurch wird keine 
Narbenbildung verursacht. gi 
Aussprache über die. Vorträge zur Frage der Kriegsernäh- 
rung und ihrer Folgen. Griesbach: Das Atophan hat neben den 
analgetischen Eigenschaften einen elektiven Einfluß auf den Stoff- 
wechsel. Es vermehrt die Harnsäureausscheidung. Bei den Kriegs- 
ernährten trat diese Steigerung nicht ein. Es bestanden eben keine 
Harnsäuredepots. Daraus ergibt sich für später die Lehre, den Gich- 
tiker möglichst fleischfrei zu ernähren. | 
Lippmann: Die Säuglinge haben sich während des Krieges 
gut entwickelt. Das Geburtsgewicht hob sich von 8,6 kg im Jahre 
1914 über 8,4 kg 1915 auf 8,9 kg 1917. Das Halbjahrsgewicht der mit 
Muttermilch genährten Kinder stellte sich durchschnittlich 1914 auf 
6,9 kg, 1915 auf 6,6 kg und 1917 auf 6,8 kg, blieb also im wesent- 
lichen unverändert. Ein schädigender Einfluß auf die gestillten Kinder 
ist somit nicht zu finden. Bei den nur künstlich genährten Kindern 
zeigte sich dagegen ein erschreckender Gewichtsabsturz. von 7,2 kg 


+ 


Halbjahrsgewicht über 5,6 kg auf 6,2 kg in den entsprechenden Jahren. . 


Ursache dafür war die nach der Rationierung einsetzende .Milchver- 
schlechterung und die geringere Zufuhr von .KĶohlehydraten, Im 


Frieden bekamen die Hamburger: Säuglinge im allgemeinen zuviel 


Kohlehydrate. Gehäufte Krankheiten wurden mit Ausnahme der Ra. 
chitis nicht beobachtet, Die Rachitis trat besonders im Steckrüben- 
winter 1916/17 sehr stark auf. Im Frieden zeigten rund 45% aller 
Säuglinge rachitische Zeichen, im Winter 1916/17 dagegen 70% und 
im Winter 1918/19 immerhin noch 60%. 


Weygandt: Die Kriegsverpflegung erhöhte die Sterblichkeit. 


in der Irrenanstalt Friedrichsberg besonders stark. Im Jahre 1918 be- 


trugen die Todesfälle vom Durchschnittsbestand 14,8%, im Jahre 1917 


aber 37,2%. Marasmus kam weit häufiger als im Frieden als Todes- 
ursache in Betracht. Die Körpergewichte sanken in manchen Fällen 
auf weniger als 80 kg, einmal auf 27 und einmal auf 17 kg, Ödeme 
waren nicht selten, mehrfach trat Gangrän auf. Senile Demenz. und 
Arteriosklerose hatten während des Krieges außerordentlich zuge- 
nommen. Zum Teil war die erhöhte Aufnahme von solchen. Kranken 
in den sozialen Verhältnissen begründet. Manche Familien wollten 
unnütze Esser (die alten Großväter z. B.) los sein. Infolge des körper- 
lichen Verfalls war der Verlauf schwer und manchmal besonders 
schnell. Die Alkoholknappheit führte zum fast völligen Verschwinden 


akuter Alkoholpsychosen. Die sonstigen toxischen Psychosen, beson- 


ders Morphinismus und Cocainismus, nahmen aber ganz erheblich zu. 


Vor allem aber ist die Sucht nach Narkotieis, nach den gebräuch- ° 


lichsten Schlafmitteln in der ganzen Bevölkerung gestiegen, teils wegen 
der Ernährungsschwierigkeit, teils aus psychischen Gründen. Beson- 
ders kraß zeigen sich die Folgen der Unterernährung. in der tiefer 
greifenden ethischen Entartung weiter Volkskreise, namentlich der 
Jugend, auch der besseren Kreise. Jede Hoffnung auf eine Besserung 
ist abhängig von einer Hebung der Verpflegung. Simmonds stimmt 
nur in wenigen Punkten mit Rumpel und Fahr nicht überein. 
Er hat eine Zunahme der Todesfälle nur bei incarcerierten Hernien 
gesehen, keine Zunahme bei Carcinom, Tuberkulose und: Ulcus ventri- 
euli. Seeligmann bestätigt die Empfindlichkeit der unterernährten 
Patienten gegen Arzneien, besonders gegen Quecksilber und Jod. Er 
hat ferner, namentlich bei älteren abgemagerten Frauen, durch schweres 
Arbeiten und langes Stehen viel Totalprolapse des Uterus gesehen. 
S. glaubt nicht, daß die von Köhler nachgewiesenen degenerativen 
Vorgänge an den Ovarien, ebensowenig, daß ein chronischer Ergoti- 
nismus die Ursache der Kriegsamenorrhöe sind. Er macht vielmehr 
das Fehlen der Vitamine des Weizenklebers dafür verantwortlich. Der 


~ 
& a s - =- - 
-o am en nn a b a nn en nn an nn m aaa B A a m a nn a nn nn a ae u nn. 
Ey m ann 23% F e 


ae ee e ae e nu 


E ae A VEE, 


u ee EEE 


of pae 


E S E ur 
J <a E 


-über die Zunahme der Tuberkulose. 


daß die Unterernährung an sich die Hauptrolle spielt. 


lt 
"A 
ar! 
r 
IM 
MA 
SRU 


=- 


farama a 
J ww x 


P 
paa 


1324 


weibliche Organismus scheint auf den Genuß von feinem Weizenmehl 
(namentlich in Verbindung mit dem Zucker in Gestalt von Weißbrot 
und Konfekt) eingestellt zu sein. Kümmell beobachtete eine wesent- 
liche Abnahme der Appendicitis. Das würde für dìe Ansicht der Fran- 
zosen sprechen, daß viel Fleischgenuß die Appendicitis hervorruft. 
Zugenommen haben die Magenerkrankungen (Ulcus). Calvary: Als 
C. 1917 aus dem Felde nach Hamburg zurückkehrte, war er erstaunt 
Es fehlten in den Familien die 
weiblichen Kräfte zur Pflege. Statt dessen mußten Kinder aushelfen. 
Ihre Infektion wird erst später zum Vorschein kommen. Man soll 
ihnen daher jetzt eine ausgedehnte Pflege zuteil werden lassen. Drei- 
fuß berichtet über neun Fälle von Spätrachitis mit Übergang in Osteo- 
malacie als Folge der unzureichenden Ernährung. Rösing meint, 
daß man nicht alles auf Inanition schieben soll. Er macht die chro- 
nische Grippe für viele krankhafte Zustände verantwortlich. Rieck 
betont, daß die Kriegsamenorrhöe in der letzten Zeit kaum mehr beob- 
achtet wird, wohl weil die Ernährung besser ist. Das spricht dafür, 
Gegen die 
Kriegsamenorrhöe ist er wegen ihrer Beschwerdelosigkeit nicht vorge- 
gangen. Nur in besonders schweren Fällen hat er, wenn alle anderen 
Mittel erfolglos blieben, den von ihm modifizierten Intrauterinstift an- 
gewandt. Richter: Im Kaffee, Tee, Tabak findet man stark redu- 
zierende Substanzen, deren Einfluß als Stimulans auf das sympathische 
Nervensystem bekannt ist. Der Mangel an solchen Stoffen während 
der Blockade hat zu dem physischen und psychischen Kräftedefizit in der 
Volksgesundheit wesentlich beigetragen. Unser Organismus war seit 
langem auf die Pluswirkung dieser sympathicusänreizenden Stoffe ein- 
gestellt. 

Schlußwort: Rumpel: Gegenüber der Bemerkung von 
Simmonds, daß die Tuberkulosetodesfälle nicht zugenommen hätten, 
weist R. darauf hin, daß die Tuberkulosestation des St. Georger 
Krankenhauses im Gegensatz zu der des Barmbecker Krankenhauses 
beschränkt ist. Die chronische Influenza ist ihm bekannt. Die von 
ihm und Anderen auf die Kriegsernährung zurückgeführten Gesundheits- 
störungen aber, wie Rösing will, chronischen Influenzainfektionen zur 
Last zu legen, ist nicht richtig, schon deshalb nicht, weil die schwersten 
Erkrankungen infolge der Kriegsernährung — die Hungerödeme — 
ausschließlich 1917 beobachtet worden sind, als von einem epide- 
mischen Auftreten der Influenza noch gar keine Rede war. Fahr 
sah keine Zunahme der Rachitis, dagegen unzweifelhaft eine solche der 
Tuberkulose. Auch er schiebt der Influenza keine große Schuld zu. 
Köhler betont nochmals, daß die Unterernährung mit’ ihrem Fiweiß- 
und Fettmangel die Hauptschuld an dem Entstehen der Kriegsamenor- 
rhöe habe und daß durch die Mutterkornwirkung das Zustandekommen 
beschleunigt werde. Seeligmann gibt mit seiner Ansicht, daß sich 
durch Weizenbrot gute Ergebnisse erzielen lassen, Köhler eigent- 
lich recht, denn auch er hat ein anderes Brot verlangt unter Hinweis 
darauf, daß im Roggenmehl mehr Mutterkorn enthalten sein soll. 
Während Rieck glaubt, daß durch die jetzige bessere Ernährung 
bereits weniger Amenorrhöen beobachtet werden, meint Köhler, 
daß viele amenorrhoische Kranke gar nicht mehr zum Arzt gehen, 
weil es im Volke bekannt geworden ist, daß es sich um eine einfache 
Kriegserscheinung handelt. Der Intrauterinstift dürfte bei schweren 
Veränderungen der Ovarien keinerlei Erfolg haben, trotzdem ihn 
Rieck als das stärkste Mittel bezeichnet. Reißig. 


Jena. 
Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 18. Juni 1919. 

Rothacker: Blut-und Liquorbeiunde beim Fleckiieber. 1. Blut- 
befunde: Ein typisches Blutbild, das nur dem Fleckfieber zukommt, 
gibt es nicht. 
gänzlich voneinander verschieden sein, je nach der Schwere des Krank- 
heitsfalles und dem Reagieren des kranken Individuums auf den Krank- 
heitsreiz. Vom zehnten Krankheitstage abändertsich 
das Blutbild durchaus. Die Gesamtleukocytenzahl ist ver- 
schieden, meist zwischen 10000 und 14000, oft zwischen 6000 und 
8000, selten unter 6000 (Leukopenie!). Die Gesamtzahl ist völlig un- 
abhängig von der Schwere der Krankheit. Feststehend bei 
allen Blutbildern vom zehnten Tage ab ist die Ver- 
hältniszahl der Leukocyten: Polymorphkernige 95 bis 97%, 
darunter oft 10 bis 15% Übergangsformen, große Mononucleäre und 
Jugendformen, wenig Myleocyten. Die normalen, ausgewachsenen 
Neutrophilen sind die ganze Krankheit hindurch ungefähr in derselben 
Anzahl vorhanden. Lymphocyten fehlen fast ganz (3 bis 6%). Eosino- 
phile fehlen. Rote Blutkörperchen oft 2000000 bis 3000000. Hämo- 
globin normal, Dieses Blutbild bleibt bis zur Entfieberung ziemlich 


Im selben Krankheitsstadium können die Blutbilder 


= p= i 
mera 


$ RSS 
unverändert bestehen. In der Rekonvaleszenz ste 5 


He x - 


zenz steigt die Gesamtzahl 
der Leukoeyten oft erheblich an. Eosinophile erscheinen wieder, 
„Morgenröte der Genesung“ (Sahli), pathologische Formen ver- 
schwinden, Lymphocytose. Am achten bis zehnten Rekonvaleszenztage 
wieder normales Blutbild.. Döhlesche Einschüsse wie beim Scharlach 
finden sich ebenfalls. Das Blutbild des Fleckfiebers ist 
diagnostisch frühestens vom zehnten K 
tage verwertbar. ee 


2. Liquorbefunde: Der Druck ist meist nicht über 120 mm, 
Wasser erhöht. Eiweißgehalt gleichmäßig leicht vermehrt. Nonne fast 
immer negativ. Immer fanden sich eine starke Vermehrung der zelligen 
Elemente und Vielgestaltigkeit der Zellen. Vertreten waren kleine 
und große Lymphoeyten und polymorphkernige, neutrophile Leukocyten. 

Zum Schluß wird die von Wiener angegebene Fleckfieber- 
reaktion an frischem Urin Fleckfieberkranker erwähnt, die sich in 
vielen hundert Fällen als durchaus zuverlässig bewährt hat, 7 


rankheits- 


Sitzung vom 9. Juli 1919. F | 
Rehn: Demonstration eines Falles von Hypernephrom 

der rechten Niere mit Einwuchern des Tumors in Vena cava. Heilung 
durch Nierenexstirpation, Resektion der Cava und Gefäßnaht, Cava- 


unterbindung Kontraindiziert, weil Ligatur oberhalb beider Nierenvenen 
zu liegen gekommen wäre. 


Sitzung vom 2%. Juli 1919. 
Lexer: 1. Vorstellung eines Falles von erworbener 
Elephantiasis des ganzen linken Beines bei einer 2%jährigen Dame, 
ohne Ursache seit etwa zehn Jahren entstanden. Nach Excision großer = 
spindelförmiger Haut- und Subeutislappen bis auf die Faseie und 
Spaltung der Fascie wurden sowohl auf der Innen- wie auf der Außen- 
seite je drei starke Seidenfäden vom Fußrücken bis zum properitonealen = 
Gewebe eingeheilt zur capillären Fadendrainage, e 
2. Vorstellung schwerer Gesichtsverletzungen mit Wieder- 
herstellung der Nase durch eine unter die Armhaut eingeheilte Knochen- 
platte der Tibia, die, zweimal eingesägt, neben der dachförmigen Auf 
stellung der Nase samt der sie bekleidenden Haut auch den großen 
Defekt unterhalb des einen Auges deckt. Formung der Nase durch 
Unterlagerung von Rippenknorpel zur Bildung der Spitze und des 


Nasenrückens. Herstellung der Oberlippe mit Sehnurrbart aus der 
behaarten Kopfhaut. a 


3. „Wunddiphtherie“. In der Chirurgischen Klinik zu Jena sind 
in den letzten Jahren nur sechs Fälle von Wunddiphtherie aufgetreten, 
aber es verliefen drei Fälle schwer und tödlich. Naben einfachen, hart- 
näckigen Belegen, schlechtem Heilen der Granulationswunden, sind 
tiefgehende, fressende Geschwüre, ferner Granulationsmembranen mit 
außerordentlich starkem Ödem .der Weichteile und putride Phlesmonen 
mit weitgehendem Blutaustritt in den umgebenden Weichteilen und der 
Haut und mit Übergang in Gangrän beobachtet worden. Inden 


leichteren Fällen hatte die Antitoxinbehandlung örtlich und allgemein 
raschen Erfolg. 


Die tödlich verlaufenen Fälle werden eingehend 
erörtert. 


Derselbe: Enderfolge ‚der freien Knochentransplantation. ES 
wird an Röntgenbildern ‘gezeigt, wie sich das eingepflanzte Knochen- 
stück innerhalb von Knochendefekten verändert. Die geradlinigen 
Konturen verschwinden und zeigen, daß An- und Abbau auf der Ober- 
fläche unregelmäßig stattfindet. An periostgedeckten Transplantaten 
muß die Erhaltung beziehungsweise Substitution] wesentlich vom 
Transplantatperiost ausgehen, wenn das Knochenstück, wie 2. B. für 
die Herstellung einer Nase, unter die Haut gelagert war. Allerdings 
tritt bei solchen Verpflanzungen erhebliche Atrophie auf, auch bei 
bester Einheilung, weshalb man bei der Bildung von Nasen aus dem 
Arm mindestens drei Monate mit der Verpflanzung in das Gesicht 
warten soll. An Röhrenknochendefekten wird das Transplantat” all 


mählich wesentlich von periostalem und Markeallus durchsetzt, und zwar 
von den Knochenstümpfen aus, 


Zu rasche Resorption des Knochentransplantats deutet immer | 
auf schlechte Blutstillung, Es kommt durch die feinsten Blutgerinnsel 
zu einer Verhinderung des Ernährungsanschlusses und zur Arrosion 
des abgestorbenen Knochens durch Granulationen. Deshalb muß das 


Transplantat allseitig gut nach genauester Blutstillung von den Weich- = 
teilen bedeckt werden. 


5 


Bei der von Lexer angegebenen Operation der Arthrodes® 
der Sprunggelenke durch Bolzung mit einem periostlosen 7 
Fibulastück von der Ferse aus ist beobachtet worden, daß der Bolzen 
im Bereich der Gelenkspalten, namentlich im oberen Sprunggelenk, f 
allmählich angefressen wird und bricht, sodaß das obere Sprunggelenk 
wieder Beweglichkeit aufweist. Die Ursache hierfür kann nicht; vua 


Digitized by Googl 


-aE 


zone F 


| 


Br: 


am 
acae $ 
y 


ers it 
RUN 


21. Dezember. | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 51. a 1325 


Bier glaubt, in dem chemischen Einfluß der Synovia liegen, zumal 
dies Schwinden des Transplantats im Gelenkspalt im unteren Sprung- 
gelepk viel seltener beobachtet wird. Es hat seinen Grund in dem 
weiteren Klaffen des oberen Sprunggelenks am gelähmten Fuß und in 
den Folgen des Blutergusses und seiner Organisation rings um das 
periostlose Knochenstück innerhalb des Gelenkspaltes. 

Auffällig ist das Verhalten des Knochentransplantats inn er- 
halb der Spongiosa gelähmter Glieder. Schon nach 
einem Jahre sieht man sowohl bei auto- sowie homoplastischen Knochen- 
bolzen, daß die frühere Form in der Umgebung verschwindet, die 
malacischen Knochenbalken der Umgebung sich kräftigen und dichter 
gefügt werden, während die Kontur des Bolzens vollständig ver- 
schwindet. Es hat den Anschein, als wenn der Abbau des letzteren 
Bildungsmaterial. für die Knochenbalken liefert. Diese Verdichtung der 
Spongiosa erhält sich und zeigt noch nach neun bis zwölf Jahren die 
Stelle der früheren Bolzung an. . 

Die Fußgelenkbolzung ist mit knöcherner Versteifung beider 
Sprunggelenke nicht nur mit der Autoplastik zu erzielen; bei dieser ist 
jedoch zu bemerken, daß die Fibula des gelähmten Beines viel rascher 
verschwinden kann, als die des nicht gelähmten oder das Knochen- 


stück von einem anderen Menschen. Die Homoplastik zeigte sehr gute 


Resultate, und schließlich sind ebensolche auch mit macerierten Leichen- 
knochen erhalten worden, trotzdem deren Resorption rascher zustande 
kommt, als beim lebenden Knochen. Wenn das obere Sprunggelenk 


. 


wieder in geringem Maße beweglich wurde, so war doch die Stellung 
und Gebrauchsfähigkeit des Fußes gut. Fin Nachteil ergab sich daraus 
nicht. Der Enderfolg war trotzdem gut. Das einfache, auch mit Homo- 
plastat gut gelingende Verfahren wegen der Möglichkeit einer manchmal 
nur fibrösen Feststellung der Gelenke zu verwerfen, liegt deshalb nicht 
im geringsten vor. 

Gelinde Eiterung schadet in der Regel dem Knochentransplantat 


nicht, wenn man dafür sorgt, daß der Eiter stets guten Abfluß hat 


und nicht durch Ansammlung die Verbindung mit der Umgebung auf- 
hebt. Unter dem Reiz der Eiterung ist die knochenbildende Tätigkeit 
des Periostes der Knochenstümpfe, wahrscheinlich auch des mitver- 
pflanzten Transplantatperiostes, wenn es einmal Ernährungsanschluß 
gefunden hat, eine bedeutende. . Bemerkenswert ist ein unter Eiterung 
eingeheiltes großes Knochenstück in einem großen Humerusdefekt, das 
drei Monate später genau in der Mitte durch Arrosion einbrach. Trotz- 
dem an dieser Stelle kein Periost der Umgebung vorhanden war, ist 
nach weiteren vier Monaten vollständige Festigung und Verdickung 
des Transplantats eingetreten. 

Eden: Zur totalen Magenresektion. Vor 13/, Jahren exstirpierte 
E. einem Patienten wegen infiltrierend wachsenden Carcinoms den 
ganzen Magen und vereinigte den Ösophagusstumpf End-zu-Seit mit 


dem Jejunum. Der Fall beweist wieder, daß es berechtigt ist, auch in 


ausgedehnten Carcinomfällen noch die Operation auszuführen und daß 
Patienten auch ohne Magen ein beschwerdefreies Leben führen können. 


Rundschau. 


Zur 500-Jahr-Feier der Universität Rostock. 


Die schönen Tage der 500. Geburtstagsfeier unserer Alma mater 
Rostockiensis sind nun verrauscht. Sie waren. wirklich erhebend und 
wirkten stärkend und belebend auf Lehrer und Studenten nicht nur 
als Jünger der Wissenschaft, sondern -auch — in dieser Zeit tiefster 
Erniedrigung des Vaterlandes besonders dankbar empfunden — als 
Deutsche. 

Der Vorabend des Festes vereinigte Gastgeber und Gäste in 
den schönen Räumen des Ständehauses. Die Begrüßungsrede unseres 
besonders beliebten Mathematikers S taude begeisterte und rührte in 
ihrer schlichten, warmen, sprachgewaltigen und doch fast schüchternen 
Art alle Hörer; ein würdiger Auftakt für die kommenden Feiertage. 

Der nächste Morgen galt dem großen Festakt im Theater; auf 
der Bühne der Lehrkörper in schlichten schwarzen, nur nach Fakul- 
täten mit verschiedenfarbigem Kragen gezierten Talaren, im Vorder- 
grund die Dekane, in der Mitte der Rektor, der vergleichende Sprach- 


wissenschaftler Herbig, im Hintergrunde die Chargierten der Kor-. 


porationen in Wichs mit Speer und Fahne; im Parkett die Gäste und 
Ehrengäste, hermelinbesetzte Purpurmäntel, schwarze und farbige 
Talare, goldene Amtsketten; auf den Rängen — nur leider zu schwach 
beleuchtet — „die Damen in schönem Kranz“ und in den oberen 
Regionen Studenten und Studentinnen. 

Beethovens Ouverture zu König Stephan leitete ein. Dann er- 
hob sich Herbig vom goldenen Stuhl und hielt eine zweistündige 
Rede, so stoffbeherrschend, so geist- und gemütvoll, so fein psycho- 
logisch Heiteres und Strenges paarend, daß keiner der Hörer ermüdete. 
Er führte uns mit hoher Kunst und froher Laune durch die fünf 
Jahrhunderte der Jubilarin, schilderte plastisch — fast möchte ich 
sagen treitschkisch — den langen Weg über Höhen, in Tiefen. bis 
zum langsamen beharrlichen Aufstieg zur jetzigen 2000-Hörer-Uni- 
versität. 

Wir historisch Ungebildeten erfuhren staunend, daß Rostock in 
seinen ersten zwei Jahrhunderten die Universitas literarum nicht nur 
des deutschen Nordens, sondern auch der skandinavischen Länder und 
des Baltikums war, wir lächelten über den Exodus in das Landstädtchen 
Bützow (allwo die Universität die Mindestzahl von neun Hörern er- 
reichte) und freuten uns, daß die Verbannung unserer hohen Schule 
nach Greifswald im 15. Jahrhundert der Anlaß zur Gründung dieser 
uns allen lieben Nachbaruniversität geworden ist, 

Die Tageszeitungen haben zum Teil in dem wunderschön formu- 
lierten Dank des Rektors an den letzten Großherzog, dem unsere 
Hochschule wie seinem Vorfahren Friedrich Franz II. viel Wohl- 
wollen, stilles, verständnisvolles Interesse und kräftige, nutzbringende 
Tathilfe verdankte, eine „reaktionäre“ Provokation sehen wollen. Daß 
sie auf unsere Studenten, die Gäste und uns Lehrer begeisternd wirkte, 
ist richtig. Diese Wirkung war jedoch Reaktion nur im psycho-physio- 
logischen, nicht im politischen Sinne. Die Äußerung war eben nichts 
weiter als die des schönsten Rechtes des innerlich er Treue. 


Nach dem Rektor folgten die glückwünschenden Vertreter der 
Regierung, des Landtages, der Stadt, alsdann als Sprecher aller Uni- 
versitäten der Rektor von Greifswald, Pels-Leusden, eskortiert 
von einer Gruppe wundervoll dekorativer weiterer Rektoren. Dann 
folgten die Vertreter der neutralen Länder. Hocherfreuende und tief 
ergreifende Worte der Liebe, der Dankbarkeit und der Hoffnung hörten 
wir von Hochschullehrern Schwedens (das uns durch Sven v. Hedin 
eine 300000-M-Stiftung zur Gründung eines Lehrstuhls der schwedi- 
schen Philologie übermittelte), Norwegens, Hollands, Dänemarks, Finn- 
lands, Spaniens und des unglücklichen Baltikums, Wären wir nicht so 
entsetzlich unsentimental, hätte der beherrschte Schmerz, der Dank und 
die Liebe, die der Balte v. Öttingen aussprach, uns zu Tränen 


gerührt. Deputationen der technischen Hochschulen, der Akademien, - 


der Landwirtschaft und andere folgten, bis als letzter — o quae 
mutatio rerum — ein feldgrauer Hauptmann der Reichswehr die Glück- 
wünsche seines Standes brachte. Beethovensche Zauberklänge verklärten 


' auch den Schluß des Aktes. 


Das darauf folgende „Frühstück“ von 1/24 bis 1/27 Uhr im 
Ständehaus floß, von munteren Reden begleitet, langsam aber stimmungs- 
voll dahin. Treffliche Reden des Berliners Eduard Meyer, des 
Schweden Kjellen, des Lieblings der Rostocker Sven v.Hedin, 
unseres Historikerss Reineke-Bloch und Anderer mehr wirkten 


ebenso wie die des Festaktes ungemein erhebend und rückenstärkend: 


sie lieben uns noch, achten uns nicht minder und glauben fest an die 
Zukunft des „neuen alten Reiches“, wie der Feuerkopf Sven Hedin 
immer wieder versicherte. 


Den würdigen Abschluß des Tages bildete eine Aufführung des 


dritten Aktes der Meistersinger, des deutschesten Werkes der Vokal- 
musik, verklärt durch den adeligsten Stolzing, den. ich je sah, den 
Hamburger Schubert. „Verging in Dunst das heil’ge röm’sche 


Reich, uns bliebe gleich die heil'ge deutsche Kunst!“ Ahnungsvolle, ` 


tröstlich gemeinte Gedanken des großen Bayreuthers. Das geistesstarke 
Forum, vor dem Hans Sachs es am 24. November sang, setzte hinzu: 
„und die deutsche Wissenschaft und die Hoffnung auf die Erneuerung 
der deutschen Seelen!“ 

Der nächste Morgen brachte den Festzug nach der uralten Marien- 


kirche, derselben, in der vor 500 Jahren das Geburtstagskind seine Taufe 


empfangen hatte. Ein langer Zug: voran die scharlachgekleideten 
Pedelle mit goldenem Szepter, dann allein die schlanke Gestalt des 
klugen, weißhaarigen Rektors, dann Dekane und Lehrkörper, denen 
folgend die Ehrengäste, unter ihnen stürmisch von Bürgern,’ Studenten 
und Schülern begrüßt der allverehrte, nun auch zum Doktor der Me- 
dizin h. c. ernannte Herzog Adolph Friedrich von Mecklen- 
burg, der verdienstvolle Afrikaforscher und Gouverneur von Togo, 
das sehr aktive Ehrenmitglied unserer Naturforschenden Gesellschaft, 
neben ihm der Kapitän z. S. Nerger, der kühne Führer des „W olf“, 
ein Rostocker Kind, und vor allem begeistert empfangen General 
v. Lettow- Vorbeck, unser ostafrikanischer Held; ihnen folgten 
wiederum die würdige, farbenprächtige Schar der Rektoren anderer 


+ 
Mn a mn arm m nn nn nn 0 


une et a 


eE aS re nen ine va ir Na a a SE N en a a a en Fr 


= m a nn ee a 


1326 


TE N a -- e 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 5i. 


Hochschulen und die Stüdenten. Der Dank- und Trauergottesdienst 
wurde umrahmt von einem Bachschen Chor und dem tief ergreifenden 
Trauergesang aus dem Brahmschen Requiem. Zwischen dieser „heil’gen 


deutschen Kunst“ hielt Prof. Walter, der selbst zwei Söhne dem 
Vaterlande opferte, die Predigt. 


Nach dem Rückzug in die Aula begann der eigentliche interne | 


Festakt: eine kurze treffliche Ansprache Herbigs; dieser folgte die 
Kundgabe der Ehrenpromotionen, von jedem Dekan kunst- und wahr- 
heitsvoll begründet. Der Dekan der medizinischen Fakultät, unser 
Hygieniker v. Wasielewski, gab folgende Promoventen h. c. be- 
kannt: unseren verdienten Geologen Geinitz, Herzog Adolph 
Friedrich von Mecklenburg, Sven v. Hedin, den großen 
Berliner Physiker Albert Einstein, der der Feier auch beiwohnte, 
den Berliner Max Plank, den physikalischen Chemiker Bredis 
und Andere mehr, Den Ehrenpromotionen folgte die erschütternde 
Rede Reincke-Blochs auf die Gefallenen unserer Hochschule 
(auch ihm raubte der Krieg in wenigen Wochen zwei Söhne) und die 
Inthüllung der Gedenktafel. Es waren ergreifende Augenblicke, als 
die schwarz-weiß-rote Hülle sank, als die Studenten vor ihr die Speere 
und Fahnen senkten, im langsamen Zuge vorbeischreitend, und als end- 
lich der Sprecher der Studentenschaft, der Mediziner Manz, nicht 
wehklagend, sondern ingrimmig-hoffnungsvoll denen, deren Gebeine in 
allen Gauen Europas modern, zum Schluß gelobte: Ex ossibus ultor! 

Den ernsten Feiern folgten am Nachmittag und Abend heitere, die 
Fakultätentees und Kommerse, Der Fakultätentee der Mediziner ver- 
lief, wohl vorbereitet. von den Damen der Fakultät, assistiert durch die 
jungen Medizinerinnen, sehr vergnügt. Es war eine Freude, unsere ge- 
lehrten Famulae und Praktikantinnen mit Teekannen und Tortenschüsseln 
hantieren zu sehen. Unserem Tee wohnten unter Anderen der Ehren- 
doktor unserer Fakultät, Kapitän Nerger, der auf S. M. S. „Wolf“ durch 
kühne operative Technik den Feinden über die Bedeutung deutscher 
Navigation den Star gestochen hatte, und Sven v.Hedin bei. Der 
große Schwede sprach eine prachtvolle Damenrede mit dem Motto: 
Non te deum, sed te feminam laudamus! 

Am Abend Kommerse in drei großen Sälen. Wiederum viel 
Jubel und vaterländische Begeisterung mit dem Leitmotiv: „Und wenn 
die Welt voll Teufel wär!“ Den Abschluß der Fidelität bildete das 
alte Studentenspiel „Cornelius relegatus“, ein groteskes Bild alter roman- 
tischer, raubeinigster Burschenherrlichkeit, aus. dem Lateinischen treff- 
lich in deutsche Knittelverse übertragen von unserem Lätinisten 
Helm. 

So schloß das Geburtsfest der 500jährigen Jubilarin. Sie zeigte 
sich frisch, jung und frei von allen Zeichen des Seniums. Daß sie es 
bleibe, dafür wollen wir, vor allem wir Mediziner, die bei weitem stärkste 
Fakultät, nach Kräften sorgen. Hans Curschmann (Rostock). 


Tagesgeschichtliche Notizen. 


(Nachdruck der redaktionell geze caneron Mitteilungen nur 

mit genauer Quellenangabe gestattet.) 

Berlin. Im Staatshaushaltsausschuß der Preußischen Landes- 
versammlung hielt Unterstaatssekretär Dr. Becker bei der Beratung 
des Kapitels „Universitäten“ einen Vortrag über die von der Regie- 
rung geplanten Universitätsreformen. Dr. Becker be- 
tonte, daß es mehr als bisher gelte, den Studenten nicht bloß eine 
theoretische Berufsbildung zu vermitteln, sondern sie schon während 
der Studienzeit in die Praxis einzuführen. Besonders gelte dies für 
die Ärzte und die Juristen. Er bezeichnete es als wünschenswert, die 
etatsmäßigen außerordentlichen Professuren in planmäßige, ordentliche 
umzuwandeln. Jedoch werde die Durchführung einige Jahre dauern. 
Ferner sollen Privatdozenten, die sich bereits mehrere Jahre bewährt 
hätten, teils durch Erteilung von Lehraufträgen, teils durch Gewäh- 
rung einer gewissen Garantiesumme, die ihnen ein Mindesteinkommen 
sichert, unterstützt werden. Der Hausbaltungsausschuß hat sich diesen 
Vorschlägen im wesentlichen angeschlossen und verlangte des weiteren 
eine Besserstellung der akademischen Assistenten. 


Nüchterne Zahlen aus der Statistik der Bevölkerungsbewegung 
illustrieren die Wirkung der Hungerblockade auf die deutsche Zivil- 
bevölkerung. So ist der Einfluß des Krieges auf die bayrische Be- 
völkerung bis zum Jahre 1917 derart gewesen, als ob über 1'/s Jahr 
lang keine Eheschließungen stattgefunden hätten, als ob 11/, Jahr lang 
keine Kinder geboren worden wären und als ob fast 2 Jahre lang die 
doppelte Anzahl von Menschen, abgesehen von den unter fünf Jahre 
alten Kindern, gestorben wäre. Die Sterbefälle der Zivilbevölkerung 
im Jahre 1918 waren im Deutschen Reiche um 37% höher als im 
Jahre 1918. Die Gesamttodesopfer infolge der Blockade in den 
Jahren 1915/1918 werden von dem Medizinalreferenten im Reichsamt 
des Innern, Geh.-Rat Hamel, auf 763000 berechnet. Die Zahl der 
in Berlin an Lungentuberkulose gestorbenen Kinder hat sich in den 
Jahren 1915/1917 für die Kleinkinder und jüngeren Schulkinder ver- 
doppelt, für die älteren Schulkinder nahezu verdreifacht. Die Er 
krankungen an Tuberkulose überhaupt sind im dritten und vierten 
Kriegsjahr gegenüber der Friedenszeit um das Vierfache gestiegen, 
Die Zahl der Neugeborenen in Deutschland ist auf ein Drittel der Friedens- 


Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin W 8, 


zahlen herabgegangen. Endlich drückt sich das ständige Sinken der 
Geburtsziffern der Kinder auch in ihrem Gewicht aus. Das Durch- 
schnittsgewicht. der Schulknaben ist in Köln von 1915 bis 1918 von 
20,6 auf 19,5 kg, das der Mädchen von 20,2 auf 18,9 kg gesunken. 


Der am 26. Oktober gegründete Bund Deutscher Assistenzärzte 
hat sich dem Leipziger Verband angeschlossen. Die yon dem Bund 
herausgegebenen Leitsätze stellen Forderungen wirtschaftlicher Art für 
die Assistenzärzte auf: angemessene Bezahlung nebst entsprechender 
Verpflegung und Dienstwohnung. Jährlicher Urlaub von mindestens 
vier Wochen, Einstellung auch verheirateter Assistenten, Vorbehalt der 
Stellen für Reichsdeutsche und approbierte Ärzte, ausreichende Zahl 
von Assistenzarztstellen und bei dem gegenwärtigen Zustrom Schaffung 
von Volontärarztstellen nicht unter 50% der Assistenzarztstellen, end- 
lich hervorragende Berücksichtigung der Kriegsteilnehmer bei der Be- 
setzung der Assistenz- und Volontärarztstellen. 


Von der „Dr.-Fritz-Oppenheimer-Preisstiftungin 
Würzburg“ sind die zweijährigen Zinsen aus 10 000 M für die beste 
Bearbeitung einer Preisaufgabe ausgesetzt, deren Thema lautet: 
„Es ist eine kritische Prüfung der neueren Theorien über die Bnt- 
stehung des Glaukoms unter vergleichender Würdigung der bisher 
herrschenden Anschauungen und unter möglichst ausgiebiger Heran- 
ziehung neuer Beobachtungen zu geben.“ 

Als Bewerber kann jeder Kandidat der Medizin oder approbierte 
Arzt auftreten, der mindestens zwei Semester einer der drei bayerischen 
Landesuniversitäten als ordnungsgemäß immatrikulierter Student an- 
gehört hat oder eine gleiche Zeit an einem der medizinischen Institute 
der drei Universitäten als Assistent beziehungsweise Hilfsassistent tätig 
gewesen ist. Voraussetzung ist, daß der Bewerber die deutsche Staats- 
angehörigkeit besitzt. 

Bearbeitungen der oben gestellten Preisaufgabe sind bis spätetens 
1. Oktober 1921 bei dem Direktor der Uniyersitäts-Augenklinik in 
München einzureichen. Hierbei ist ein verschlossener Brief beizufügen, 
der innen den Namen des Bewerbers und auf dem Umschlag ein mit 
dem der Arbeit gleichlautendes Motto zu führen hat. 


Auf dem in Breslau abgehaltenen 47. schlesischen Bädertage 
wurden die Gefahren besprochen, die die Zunahme der Tuberkulose 
für die Bäder bedeutet. Abgesehen von der rein zahlenmäßigen Vern 
mehrung der Tuberkulosekranken bedirgen auch der verhinderte 
Weiterbau von Sanatorien in Deutschland und der Ausfall der Unter- 
bringungsmöglichkeiten Tuberkulöser in der Schweiz eine Über- 
schwemmung der offenen Bäder mit tuberkulösen Kranken. Wenn 
man auch die Gefahren der Übertragung nicht übersehätzen soll, weder 
für gutgeleitete Anstalten noch für hygienisch gutgestellte offene Kur- 


orte, so gehören offene Tuberkulosen doch schon aus Gründen der 
Pflege in die Heilstätten. Als besondere Schutzmaßregeln werden gute 
Desinfektion (Dampfdesinfektion und mechanische Desinfektion durch 
Bürste und Seife) sowie peinlichste Sauberkeit in den Gasthäusern 
und Fremdenheimen bezüglich Wäsche und Speisen empfohlen. Ein 
weiteres, auch für die Allgemeinheit wichtiges Verhandlungsthema war 
die Frage der Bäder und Wohnungsnot. | 
Badeorten durch das gesteigerte Erholungsbedürfais sowie durch die 
Anziehung bedingt, die durch die gute Verpflegung in den Kurorten 
ausgeübt wird, aber der Verkauf von Fremdenheimen an Dauer- 
bewohner sowie das Zusammenfallen der großen Ferien in Mittel- und 
Norddeutschland verschlimmern das Übel besonders in den Ferien 
wochen. Warnung der Eigentümer von Fremdenheimen vor leicht- 


fertigem Verkauf und das Erstreben einer anderen Ferieneinteilung 
sollen zur Beseitigung der Not beitragen. 


Berlin. Es besteht die Gefahr, daß das Reichsarbeitsmini- 
sterium, welches in die Räume der Kaiser-Wilhelm-Akademie überge- 
siedelt ist, einen Teil der bisher für die kriegspathologische Sammlung 
bestimmten Räume in Anspruch nimmt. Es wäre bedauerlich, wenn 
durch die Beschlagnahme der Räume der Bestand der wertvollen um- 
fangreichen Sammlung gefährdet werden sollte. 


Berlin. Der Urologe San.-Rat Dr. J. Cohn hat den Pro- 
fessortitel erhalten. 


Halle a.S. Prof. Dr. Stoevesandt, Direktor der Bremer 
Krankenanciaitu wurde von der theologischen Fakultät zum Ehrendoktor 
ernannt. 


Darmstadt. Der frühere Medizinalreferent im Ministerium, 


Geh. Obermedizinalrat Dr. Ludwig Hauser, im m5 Lebensjahr 
gestorben. 


= Wien. Der langjährige Direktor des Kronprinz-Rudolf-Kinder- 
spitals, Dr. Richard Schmucker, im 67. Lebensjahre gestorben. 


Hochschulnachrichten. Breslau: Der Oberarzt P 
Dermatologischen Universitätsklinik, Dr. Lennhoff, zum VE: 
der neu zu gründenden dermatologischen Abteilung In Mag 
gewählt. — Erlangen: Der Direktor der Medizinischen Sn 
Prof. Dr.Penzoldt, vollendete das 70. Lebensjahr. — Greifswä für 
Der Privatdozent Prof. Dr. Hans Meyer, Leiter des Instituts Ta 
Strahlentherapie in Kiel, hat einen Ruf als a.o. Professor und Lei 
der Poliklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten erhalen 2 
Halle a. S.: Habilitiert haben sich für Physiologie: Dr: ó ische 
meu sat Artur Weil und Dr. phil. Andor Fodor (physiologis 

emie). | 


Die Wohnungsnot ist in den í 


PTERA E 


Nr. 52 (786). _ 28. Dezember 1919, 


a E E E A E E a, 


XV. Jahrgang. 


Medizinische Klinik 


Wochenschrift für prai tische Ärzte 


redigiert von | Verlag von . l 
Geh. San.-Rat Prof. Dr. Kurt Brandenburg Urban & Schwarzenberg 
` Berlin ` ‚Berlin 


Inhalt: Originalarbeiten: H. Schmidt, Über die Ursachen und Auswirkungen epileptischer Erkrankungen und ihren Einfluß auf Zurechnungs- 
und Verfügungsfähigkeit. M. Bürger, Über den Blutdruck im Malariaanfall. F. Biermann, Zur Abgabe des Friedmannschen Tuberkulose- 
mittels. A. Dollinger, Die häufigsten Hauterkrankungen des Säuglings und Kleinkindes in der Sprechstunde des praktischen Arztes. (Sehluß.) 
Sieben, Tic und Myoklonie und ihre Behandlung. A. Mayer, „Grippephylaxin“ zur Anfangsbehandlung und als Prophylakticum gegen 
Komplikationen schwerer Grippe. — Aus der Praxis für die Praxis: Fuhrmann, Ratschläge aus der Geburtshilfe. (Schluß.) — Referatenteil: Aus 
den neuesten Zeitschriften. — Therapeutische Notizen. — Bücherbesprechungen. — Vereins- und Auswärtige Berichte: Berlin. Göttingen. Leipzig. — 
Rundschau: E. Rost, Möglichkeit von, Gesundheitsschädigungen durch Verwendung von Quecksilberbleilot. — Tagesgeschichtliche Notizen. 


Der Verlag behält sich das ausschließliche Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der in dieser Zeitschrift zum Erscheinen gelangenden Originalbeiträge vor. 


Klinische Vorträge. 


Aus der sechsten Vortragsreihe für Richter und Staatsanwälte des 
Kammergerichtsbezirks 1919/1920. 


Über die Ursachen und Auswirkungen epileptischer 
Erkrankungen und ihren Einfluß auf Zurechnungs- 
und Verfügungsfähigkeit. 


Von 


San.-Rat Dr. Hermann Schmidt, Wuhlgarten b. Berlin. 


M. H.! Die Epilepsie und die gleichzeitig mit ihr zu er 
wähnende nosologisch ähnliche und verwandte Hysterie stellen ein 
sehr umfangreiches Kapitel dar aus dem Gebiete der nervösen Er- 
krankungen; es wird daher im Rahmen einer Anstaltsbesichtigung 
nur möglich sein, das Wichtigste darüber hier zu berichten, und 
zwar: 1. über die Ursachen der Epilepsie, 2. die bemerkens- 


wertesten Krankheitszeichen, 3. die forensische Bedeutung der Er- 


krankung: a) in strafrechtlicher, b) in zivilrechtlicher Beziehung, 


letzteres unter besonderer Berücksichtigung der Verfügungsfähigkeit. 


Die Epilepsie ist eine mit periodisch auftretenden Anfällen 
von Krampfbewegungen unter gleichzeitiger Trübung oder gänz- 
lieher Ausschaltung des Bewußtseins einhergehende Erkrankung; 
sie beruht entweder auf Entartung oder sie ist die Folge einer 
durch Kopfverletzung, Bluterguß, durch Geschwulstbildung oder 
cn bedingten organischen Beeinträchtigung des Gehirn- 
aulbaues, 


Häufiger und von weit größerem Interesse sind die durch | 


Entartung verursachten, das heißt mehr oder weniger angeborenen 
Fälle von Epilepsie. | | | 

Bei der Hysterie, einem gleichfalls durch krampfartige Muskel- 
bewegungen oder Zuckungen in den Gliedern, jedoch unter meist 
erhaltener oder nur wenig eingeschränkter Bewußtseinstätigkeit, 
gekennzeichneten Nervenleiden, spielt im wesentlichen die Ent- 
artung eine Rolle; ein Trauma, sei es am Kopf oder an irgend- 
einem entfernteren Organ des Körpers, hat fast nur die Bedeutung 
eines auslösenden Momentes. Gleichwohl ist der Sitz beider Er- 
krankungen das Gehirn, das in seinem Bau so hoch entwickelte 
Organ, von welchem aus unsere sämtlichen Bewegungen, die ein- 
fachsten sowohl wie die kompliziertesten, eingeleitet werden und 


welches der Sitz ist unserer Verstandestätigkeit, unserer Sinnes- 


fätigkeit und des Gemütslebens. — Im folgenden soll nur von der 
Epilepsie die Rede sein, die Hysterie möge mit zwei Worten Er- 
wähnung finden in dem zweiten Teil der Erörterung, über das 
Wesen der Erkrankung selbst, nur soweit die Hysterie sich von 
der Epilepsie unterscheidet. — | 

Unter „Entartung“, dieser wesentlich in Betracht kommenden 
Ursache der Epilepsie, ist zu verstehen die durch nervöse oder 
geistige Erkrankung in der Reihe der direkten Vorfahren oder bei 


den Seitenverwandten dieser bedingte Vererbung einer bestimmten 
minderwerten Hirnbeschaffenheit, für welche man, mangels ge- 
nügender anatomischer Kenntnis, vorläufig keine bessere Benennung 
hat finden können als die „epileptische Veränderung des Gehirns“. — 
Wenn der Vater oder die Tante an Krämpfen litt oder auch ‘nur 
einmal in ihrem Leben nachweislich einen Krampfanfali gehabt 
hat, so ist die Möglichkeit gegeben, daß bei irgendeinem der 
Nachkommen oder einem Enkel die sogenannte epileptische Ver- 
änderung des Gehirns hervortritt. Mehr läßt sich bis jetzt nicht 


: sagen; aber die Tatsache leuchtet obne weiteres ein, wenn man 


einmal Umschau hält unter solchen Bekannten, bei denen man die 
Vererbung von Eigenschaften des Geistes und des Körpers oft in 
der minutiösesten Gestalt verfolgen kann (Ähnlichkeit der Gesichts- 
züge, der Körperhaltung, Gleichheit der Stimme, von Fähigkeiten, 
von Eigenschaften des Charakters, des Gemütes, Vererbung von 
Talenten, von fehlerhaften sittlichen Eigenschaften; man denke an den 
Delinquente nato Lombrosos usw.). — Ein belastendes Moment 
für den epileptischen Nachkommen ist besonders auch die Trunk- 
sucht des Erzeugers oder eines anderen: nahen Verwandten, ferner 
das keimschädigende Gift der Syphilis; in welcher Art und Weise 
diese beiden Schäden das Gehirn des Foetus angreifen, ist eben- 
falls nicht bekannt. — Endlich hinter dem Schwachsinn -oder der 
Geisteskrankheit der Vorfahren birgt sich gleicherweise häufig die 
epilepsieerzeugende Wirkung beim Nachkommen: nn 
Nun gibt es freilich eine Reihe von Fällen, in denen der 
geschilderte ursächliche Zusammenhang auch bei sorgfältiger. Nach- 
forschung nicht festzustellen ist; dagegen weist das familiäre Auf- 
treten der Krankheit unter Geschwistern -und Vettern mit Über- 
zeugung auf die erbliche Natur des Leidens hin; oftmals sind in 
solchen Fällen die Vermittler der Epilepsievererbung aus der Reihe 
der Ascendenten in frühester Kindheit verstorben, selbst infolge 
eines Krampfleidens, und daher dem Gedächtnis der Mitwelt ent- 
schwunden. Umgekehrt kommt es nicht selten vor, daß die 
nächsten Nachkommen von epileptischen Angehörigen überhaupt 
von der Erkrankung verschont bleiben, also übersprungen werden. 
Aus dem Gesagten ergibt sich schon die Folgerung, daß mit 
der epileptischen Veränderung durch Vererbung gleichzeitig er- 
worben sein können auch fehlerhafte Geistesentwicklung, Geistes- 
krankheit oder mangelhafte Entfaltung der Geisteskräfte, das heißt 
derjenigen des Verstandes sowohl wie auch des Gemütes und 


Charakters. Wo dieses letztere der Fall ist, handelt es sich immer 


um die schwerere Form des Leidens, da es das Individuum in 
ungleich höherem Maße beeinträchtigt und schädigt als das 
periodische Auftreten von Krampfanfällen mit baldiger Wiederkehr 
der gesamten Geisteskräfte, die dem Erkrankten die Wiederauf- 
nahme des Verkehrs mit seiner Umgebung und die Fortsetzung 


. seiner Erwerbstätigkeit gestattet. — 


Worin besteht nun das Wesen des epileptischen Anfalles 
der Epilepsie überhaupt? Damit gelangen wir zum zweiten Punkt 


ar In se ee nun N Sn 


Bf 


1328. 


nn m nn nn mn nn 


[ 


dieser Erörterungen. — Ein Kranker unterhält sich: mit einem 
anderen, stößt plötzlich einen lauten Angstschrei aus und bricht, 
wie von einer unsichtbaren Hand geschlagen, machtlos zusammen ; 
das Gesicht verzieht sich nach einer Seite, die Augen; treten mit 
weitem, starrem Blick hervor, Zuckungen‘ in den Armen, welche 
sich alsbald über den ganzen Körper ausdehnen, werfen’ den Mann 
stürmisch hin und her, blutiger Schaum tritt vor den Mund, þe- 
wirkt durch eine krampfhafte Atmung und durch die zerbissene 
Zunge; einige ruckhafte Schlußzuckungen, Beruhigung des Körpers 
und ein tiefer schnarchender Schlaf beschließen das aufregende 
Bild. Nach einer halben Stunde: erwacht der Daliegende, mit ver- 
störtem Blicke um sich scehauend, und verwundert fragend, was 
mit ihm geschehen sei. Er klagt über Kopfschmerzen und Zer- 
schlagenheit in allen Gliedern, 


Ein anderer Fall: Eine Kranke sitzt strickend am Tisch und 
beteiligt sich an der allgemeinen Unterhaltung; mit einemmal hält 
sie mitten im angefangenen Satz inne, den Händen entgleitet das 
Strickzeug; starr vor sich hinblickend verharrt sie einige Sekunden 
in statuenhafter Haltung, ein deutliches Erblassen des Gesichts 
macht sich bemerkbar, ein tiefes Aufseufzen, leichte Unruhe nach 
dem Erwachen, und der Anfall ist vorüber. Auch diese Kranke 
weiß von nichts, nur bemerkt sie, daß sie sich naß gemacht hat — 
ein Zeichen, daß während des Anfalles auch diejenige Stelle des 
Gehirns versagte, welche ihre”Nerven zur Harnblase sendet. 


Ein drittes Beispiel lehrt, wie unter gänzlichem Zurücktreten 
des für den: Laienbeobachter augenfälligsten Symptoms, nämlich 
der krampfhaften Muskelbewegungen, lediglich durch eine zeitlich 
umschriebene Veränderung der Bewußtseinstätigkeit, nicht. Auf- 
hebung derselben, ein sehr ernster epileptischer Anfall zustande 
kommt. Ein Tischler, welcher an der Hobelbank arbeitet, legt 
das Handwerkszeug hin, geht auf den Holzboden, sammelt Späne 
und zündet dort einen Stoß Holz an.. Nach vollbrachter Hand- 
lung kehrt er an die Hobelbank zurück, steckt sich seine Pfeife 
an und arbeitet weiter, bis der Feuerlärm von draußen ihn aus 

seiner scheinbaren Ruhe aufschreckt und er gewahr wird, was er, 
ohne Wissen und Willen, angestellt hat. 


Der epileptische Krampfanfall, oder besser gesagt, der epi- 
leptische Anfall kann eben in vielgestaltiger Weise auftreten. Das 
Gewöhnliche sind solche Zustände wie der zuerst beschriebene, 
bei denen, oft unter Vorboten, wie Angstempfinden, Beklemmungs- 
gefühl in der Herz- oder Magengegend, Flimmern vor den Augen, 
plötzlich die Szene ‚unter stürmischen Krampfbewegungen sich 
eröffnet, Aufhebung des Bewußtseins und nachfolgender Schlaf 
das ganze Bild abschließt, wonach der normale Zustand wieder- 
kehrt. Seltener, aber praktisch ungleich bedeutsamer, besonders 
auch in forensischer Hinsicht, sind Anfälle wie der zuletzt be- 
schriebene, wo es sich unter Wegfall jeglicher Krampfbewegungen 
nur um eine mehr oder weniger tieigreifende, zeitlich abgegrenzte 
Veränderung der Seelentätigkeit handelt mit. völliger Erinnerungs- 
losigkeit. Man spricht alsdann von „epileptischem Äquivalent“. 


‚Hervorzuheben sind die dem epileptischen Krampianfall nicht 
selten für kürzere oder längere Zeit folgenden, manchmal tage-, 
-ja wochenlangen Zustände veränderter Geistestätigkeit, welche 
gleichfalls .mit dem für die Epilepsie kennzeichnenden Merkmal 
der Erinnerungslosigkeit endigen. Der Kranke befindet sich wäh- 
rend dieser Zeit in einem Zustande traumhafter Bewußtseinstätig- 
keit, die Sinnesfunktion ist eine andere, oft gefälschte (Sinnes- 
täuschungen oder Halluzinationen); die Sinneseindrücke sind flüch- 
tiger Natur, nicht haftend, oftmals ängstlichen Inhalts, Farben- 
erscheinungen, schreckhafte Gestalten (schwarze Männer mit wildem 
Blick drängen mit gezücktem Messer auf den Kranken ein; Stimmen 
bedrohenden, verfolgenden Inhalts werden wahrgenommen); häufig 
werden in diesem Zustande zweckmäßige und scheinbar wohl- 
überlegte Handlungen. ausgeführt, deren krankhafte Entstehung 
dann nur durch die Erinnerungslosigkeit vermutet werden kann: 
Das sind die Dämmerzustände der Epileptiker. Sie treten zumeist 
nach einem Anfalle auf, seltener gehen sie einem solchen vor- 
aus; man unterscheidet demnach. postepileptische und präepilep- 
tische Dämmerzustände. Ebensohäufig aber treten statt ihrer, 
also sowohl nach wie vor einem epileptischen Krampfanfalle, ein- 
fache krankhafte Verstimmungen, leichte Störungen des seelischen 
Gleichgewichts bis zur ausgeprägten Reizbarkeit auf, die gelegent- 
lich in Gewalttätigkeit ausartet. Es handelt sich bei dieser Ver- 
stimmung — Launenhaftigkeit, Nörgelei, Zanksucht und Neigung 
zu Gewaltausbrüchen —, wie gesagt, um einen ausge- 
sprochen krankhaften Zustand, welcher mit dem Ein- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 52. 


| gelegt wird, nicht-mit Recht, da der nahende Anfall bereits s 
-Vorboten aussendet durch Reizung der Hirnsubstanz. 


setzen ‚eines Krampfanfalles a tempo verschwindet; um einen Zu- 
stand, der leicht verkannt und dem Betrefienden als Schuld aus- 
| s seine 
Be 
“Die häufig wiederkehrenden Anfälle bedeuten für das nier 
recht zur Ruhe kommende Gehirn eine dauernde Mißhandlung 
und führen zu einer Art Abnutzung der "Geisteskräfte; nicht = 
immer, aber bei schwerem Leiden doch in der Regel, Daher die > 
Abnahme des Gedächtnisses, Vergeßlichkeit, Einengung der Inter 
essen, Hervortreten egoistischer Motive, Reizbarkeit des Gemüts, 
impulsives Handeln, brutale Roheit. Man spricht geradezu vom 
„epileptischen Charakter“. Daneben ist im Laufe der Zeit eine’ 
fortschreitende Abnahme der Verstandestätigkeit zu erkennen bis 
zur völligen Verblödung. A E 


nei , + 
i ` 


Ç 
x 


So unzweideutig die geschilderten Symptome auch die Frage) 
der Epilepsie entscheiden, so haben dieselben doch mehr subjek = 
tiven Wert je nach der Zuverlässigkeit des Augenzeugen; daher = 
sind objektive Zeichen der Epilepsie unter Umständen von hoher 
und entscheidender Bedeutung. Als solche sind besonders zu 
nennen Verletzungen, die durch die Eigenart der krampthaiten = 
Muskelaktionen verursacht werden: besonders Bißverletzungen an 
der Zunge, welche entstehen, wenn die durch den Zungenmuskel-= 
krampf etwas vorgestreckte Zunge zwischen die krampfhaft aui 
einander gepreßten Zahnreihen geriet; es geschieht nicht selten, = 
daß die Zunge bis zur Hälfte durchgebissen wird und einen großen 
Lappen herabhängen läßt. Narben an der ‚Zunge gelten als sehr” 
verdächtig für epileptische Krämpfe. Durch das plötzliche rück 
sichtslose Hinfallen, wo der Kranke gerade geht und steht, ent = 
stehen ferner Verletzungen und Narben an den vorragenden = 
Teilen des Kopfes: an der Stirn, am Hinterkopf, am Kinn, den 
Augenbrauen. Fast ebenso charakteristisch wie die Zungenbiß> = 
narben sind ausgedehnte Brandnarben am Rumpf durch Hinfalley = 
auf den glühenden Herd oder Verbrühen -der Arme oder Beine: 
mit heißem Wasser oder heißen flüssigen Speisen, welche ein” 
Epileptiker beim Anfalle trug. — Eine geradezu diagnostische” 
Bedeutung kommt ferner der Wirkung des Alkohols zu: Epilep == 
tiker reagieren auf manchmal ganz geringe Mengen Alkohol durch 
gehäufte Krampfanfälle; schwere, anhaltende, oft mit Tobsucht = 
verbundene Rauschzustände entstehen, welche bezeichnenderweise i 
durch gänzliche oder teilweise Erinnerungslosigkeit auffallen, 50° 
genannte pathologische Rauschzustände, 2 le 


Ein ganz erheblicher Teil der männlichen Anstaltsinsassen, 
etwa ein Drittel, ist in Friedenszeiten nur durch den’Alkohol- 
mißbrauch in die Notwendigkeit versetzt worden, die öffentliche 
Fürsorge zu beanspruchen; der weitaus größere Teil der be 
straften Epileptiker ist infolge Alkoholmißbrauchs mit dem Gesetz 
in Konflikt-gekommen. Das sind bekannte Tatsachen 

Diese angeführten Erkennungszeichen der Epilepsie sind um 
so wertvoller, als sie die Aufdeckung einer Simulation und die: 
Abgrenzung der Epilepsie von der vielfach verwandten Hysterie i 
ermöglichen. Die Simulation eines epileptischen Zustandes gehört 
gleichwohl zu den Seltenheiten. Ein Beispiel sei angeführt; Ein 
jugendlicher Kranker, dem es auf.der Abteilung für verbreche- 
tische Geisteskranke in Dalldorf nicht gefiel, hatte gehört, dab die 
Anstalt für Epileptische in Wuhlgarten mit Krampfkranken be 
legt werden sollte; hierauf baute er seinen Plan und bekam eines” 
Tages bei der ärztlichen Visite an einer dunklen Stelle des Kor 
dors einen ausgesprochen epileptischen Anfall. Diese Zustände” 
häuften sich in den nächsten Tagen und so mußte der Kranke” 
von Dalldorf nach Wuhlgarten überführt werden; aber entgegen” 
seiner Erwartung kam er auch hier wieder auf die Abteilung für 
verbrecherische Geisteskranke. Sobald er die Sachlage durch 
schaut hatte, wandte er sich an den Referenten mit der Mittel 
lung: „Herr Doktor, kann ich nieht wieder zurückverlegt ‚werden, 
ich habe gar keine Krämpfe; ich habe sie nur gemacht. — soll 
ich es Ihnen mal zeigen?“ — Schon warf er sich mit hefügem 
Anprall und lautem Schrei auf den Fußboden, Zuckungen traten = 
in allen Gliedern auf, das. Gesicht rötete sieh, Schaum mit Blut 
unfermischt (absichtlicher Lippenbiß!) trat vor den Mund usw: 
Auf einen Wink sprang er, mit klarem Bewußtsein. und befriedigt 
über seine Geschicktheit, auf und nahm die verdienten, aber nutz a 
losen Vorhaltungen entgegen. Ein Epileptiker war er nicht, wohl” A 
ein Schwachsinniger mit der Routine eines Taugenichts: m 

Gegenüber der Hysterie ist das einzig unterseheidende Merk- o 
mal das Verhalten der S 
Hysteriker macht sozu 


vußts 


innestätigkeit und des Bewubts ins: Der i 
sagen seine Anfälle, mehr oder weniger -E 
nn 
u 


z ` 
Kj 
e - 2 
s  . 
> JS - 
rs = - Z& 
> < a 
‘ ~ 
% Pa + . 
x \ Kain A ' 
- Be 
- 
g 


> 


le £ BA ; 

Ne ur, 
> p- AP. J 
E 


A Pr 7 
Beis 
E 


oigtizec oy Googie 


pa 
Bar ~-i 


pY 


| tel 


u 


zn: 
Bea! 
> 1 
Nh Rt 
® X è 


re- S. a 
NNOO I 


298. Dezember. E 


O ZUIDER - ZIEKENHŲ *® 


ROTTERDAM. 1890 


willkürlich; er verletzt sich bei denselben nicht, er hört und sieht, 
was um ihn her vorgeht, und erinnert sich an das Geschehene; 
Blässe des Gesichts und anderes tritt nicht ein. Während ein 
Epileptiker auf einen Stich mit der Nadel in die empfindliche 
Nasenschleimhaut überhaupt nicht reagiert, zuckt der Hysteriker 
zusammen; der Hysteriker ist durch Suggestion leicht zu beein- 
flussen, was für die Heilbehandlung von einiger Bedeutung ist; 
leider aber ist er auch suggestiv leicht zu unerlaubten Hand- 
lungen zu bewegen. Bekannt sind die in ihrer Entstehung 
noch ungeklärten Ergebnisse hypnotischer Versuche an Hysteri- 
kern, durch welche eine dem epileptischen Dämmerzustande 
ähnliche Situation der Bewußtlosigkeit, ein zweckmäßiges, mit 
Überlegung ausgeführtes Handeln während des Schlafzustandes 
erzeugt werden kann: ein Mann, dem ein Stück Holz in den Arm 
gelegt wird, nimmt die Suggestion an, daß er sich als Mutter zu 
fühlen habe und das schreiende Kind stillen müsse. Er benimmt 
sich sachgemäß, wiegt das Kind in den Armen, knöpft sich den 
Rock auf, um es zu stillen. — Sowenig nun derartige Versuche, 
zumal vor einem Laienpublikum, als Schaustellungen auch zu 
billigen sind, so hat man doch in der Hypnose, wenn sie von 
einem Sachverständigen mit der nötigen Vorsicht ausgeübt wird, 
ein wirksames Mittel zur Bekämpfung mancher sehr hartnäckigen 
nervösen Beschwerden bei Hysterikern, z..B. Kopfschmerzen, Ge- 
fühlsstörungen, hysterischer Lähmungen. Eine Kranke bekommt 
aus irgendeinem Verdruß oder widrigen Erlebnis die Vorstellung, 
daß sie nicht gehen könne und bleibt deshalb mit gelähmtem 
Bein im Bett liegen. Der Arzt untersucht sie und findet nichts, 
was für eine organische Lähmung spricht, geht aber auf die von 
der Kranken mit Überzeugung empfundenen Beschwerden ein. 
Man einigt sich darüber, daß es sich in der Tat um ein lästiges 
Leiden handelt, dessen baldige Beseitigung von Arzt und Patientin 
gewünscht wird; sie erhält eine indifferente, aber schön gefärbte 
flüssige Arznei, die genau auf Stunde und Minute einzunehmen 
ist. Am nächsten Morgen bereits werden die Zehen wieder be- 
weglich sein, gegen Abend der Fuß und in kürzester Frist das 
Bein geheilt, wenn der Arzt es versteht, suggestiv die Aufmerk- 


samkeit und den Genesungswillen zu fesseln. — Eine andere 
zart besaitete Kranke verliert aus irgendeinem Ärger plötzlich 
die Sprache. — Wie schade, denn in drei Tagen soll ein Tanz- 


vergnügen in der Anstalt stattfinden, an welchem sie jetzt vor- 
aussichtlich nicht wird teilnehmen können; aber noch rechtzeitig, 
lange vor der ärztlichen Visite an dem betreffenden Tage hat 
sich die Sprache wieder eingefunden. — Epileptische Zustände 
sind suggestiv oder durch Hypnose nicht zu beeinflussen. 

Fassen wir das Gesagte in wenigen Sätzen noch einmal kurz 
zusammen, so ergibt sich folgendes: 
| 1. Die Epilepsie wie auch die ihr ähnliche und verwandte 
Hysterie sind Erkrankungen, welche auf einer durch erbliche An- 
lage wesentlich bedingten Entartung des Gehirns beruhen. 

2. Die sogenannte epileptische Veränderung des Gehirns ist 
der Boden, auf dem durch irgendwelche das Nervensystem treffende 
Krisen oder Schäden, z. B. die verschiedenen Entwicklungsperioden 
im Alter des Menschen (die Zahnperiode, der Übergang vom Knaben- 
ins Jünglingsalter, vom Mannes- zum Greisenalter), ferner körper- 
liche und seelische Schädigungen (Lungenentzündung, Alkohol- 
vergiftung, Schreckwirkungen und anderes), der epileptische 
Krampfanfall erwächst. | 

3. Der typische epileptische Anfall entsteht plötzlich unter 
Aufschrei mit Muskelkrämpfen, völliger Bewußtlosigkeit und Auf- 
hebung der Sinnestätigkeit. 

4. Andere Zeichen bestehender Epilepsie sind gewisse Ver- 
letzungen (der Zunge, am Kopf; Brandwunden und dergleichen). 

5. Die Hysterie unterscheidet sich von der Epilepsie durch 
die Erhaltung der Sinnestätigkeit und des Bewußtseins. Der 
Hysteriker ist durch Suggestion und durch Hypnose zu beeinflussen. 

Die mannigfaltigen Einwirkungen des Krampfleidens auf die 
Gestaltung und Äußerungen des Seelenlebens bringen es mit sich, 
daß die daraus folgenden Handlungen oftmals die Grenze von Ge- 
setz und Ordnung weit überschreiten und Anlaß geben zu gericht- 
lichen Maßnahmen im Sinne der Abwehr sowohl wie der Fürsorge. 
Die geistige Eigenart des Epileptikers kann nach zwei Richtungen 
hin Gegenstand einer gerichtsärztlichen Begutachtung sein; soweit 
zunächst die strafrechtliche Seite der Frage in Betracht kommt: 


esse» B Pr 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 52. 


1. in Hinsicht der durch den Anfall bedingten Störung des Bewußt- 
seins, 2. der während des größeren oder geringeren krampffreien 


_ Intervalls bestehenden, sozusagen konstitutionellen, Geistesmängel. 


Im Wortlaut des § 51 RStG. finden beide Formen von geistiger 
Abnormität eine präzise Berücksichtigung durch den Begriff der 
Bewußtlosigkeit und den umfassenderen Begriff der „krankhaften 
Störung der Geistestätigkeit“ (nicht „Geisteskrankheit*). Das Wort 
Bewußtlosigkeit ist hier bekanntlich nicht in dem eigentlichen Sinne 
zu verstehen, da ja eine in diesem Zustande erfolgte Handlung, 
etwa eine durch die tobenden Bewegungen des Krampfkranken 
bewirkte Körperverletzung, nicht rechtswirksam sein wird, weil 
eben von einer „Willensbestimmung* überhaupt nicht die Rede 
sein kann, geschweige denn von einer „freien“; vielmehr versteht 
der Gesetzgeber unter Bewußtlosigkeit die durch den Verlauf des 
Anfalls verursachte Einschränkung des Bewußtseins oder seine 
Verfälschung durch abnorme Seelenvorgänge, wie Sie im der post- 
epiletischen Phase so oft zu beobachten sind, z.B. infolge von 
Sinnestäuschungen, wenn etwa der Kranke schwarze, ihn be- 
drohende Gestalten sieht. Dahin würden also gehören die Dämmer- 
zustände sowohl des Epileptikers wie auch des Hysterikers; auch 


die epileptischen Äquivalente; ferner die bei Epileptikern vor oder 


nach einem Anfall auftretenden krankhaften Verstimmungen, die 
sich deutlich abgrenzen von der freien und gleichmäßigen Gemüts- 
lage zur Zeit des Wohlbefindens und etwas ganz anderes sind als 
die erwähnten Dämmerzustände, wenngleich auch hier manchmal 
wieder eine gewisse Beeinträchtigung des Bewußtseins, besonders 
des Ichbewußtseins, dabei eine Rolle spielt. | 

Neben diesen um den epileptischen Anfall sich gruppierenden 


Störungen des Bewußtseins, welche unter den Begriff der Bewußt- 
losigkeit fallen, bietet von Hause aus der Epileptiker nun auch oft 


. Zustände, welche der $ 5i als krankhafte Störung der Geistestätig- 


keit im weiteren Sinne bezeichnet, das heißt nicht bloß die Zu- 
stände von dauernder Geisteskrankheit, im psychiatrisch-klinischen 
Sinne, sondern auch solche, welche akut und unabhängig von dem 


epileptischen Anfalle durch irgendeine körperliche Schädigung auf- 


treten, z. B. die schweren, zu einer völligen Umwandlung der 


geistigen Persönlichkeit führenden Fälle von Reizbarkeit nach Ge- 
nuß von geistigen Getränken; auch ohne letztere kann der Epilep- 


tiker im Wortwechsel in eine Erregung geraten, die man als Wut- 
anfall bezeichnen muß. Die Reizbarkeit und die damit so oft 
verbundene Neigung zur Gewalttätigkeit ist ein unseliges Attribut 
der epileptischen Veränderung des Gehirns. — Ferner Schwachsinn, 
der höchste Grad desselben, die Idiotie; die verschiedenen klinischen 
Formen der Geisteskrankheit sind häufig bei Epileptikern an- 
zutreffen. | 

Für die Stellung des Epileptikers im Bürgerlichen Recht, 
insbesondere was seine Geschäftsfähigkeit anlangt, gelten dieselben 
Richtlinien, welche für „Geistesschwache“ und „Geisteskranke“ 
gegeben sind. Eine besonders für den Epileptiker zutreffende Be- 
stimmung enthält der § 105 BGB., welcher besagt: Nichtig ist 
auch eine Willenserklärung, die im Zustande der Bewußtlosigkeit 
oder vorübergehender Störung der Geistestätigkeit abgegeben 
wird. — Eine weitergehende Einschränkung der Rechte des sonst 
geistesgesunden Epileptikers ist nur dann als zulässig anzusehen, 
wenn durch starke Anhäufung von Anfällen allein eine erhebliche 
Einschränkung der geistigen Betätigung bedingt wird und damit 
die Fähigkeit, die Gesamtheit seiner Angelegenheiten zuverlässig 
zu besorgen, als ausgeschlossen gelten muß. Praktisch würde 
eine solehe krankhaft bedingte Einschränkung auch kaum anders 
wie als Geistesschwäche oder Geisteskrankheit zu bewerten sein, 
weil die freien Zwischenräume so kurz sind. | 

Die Beurteilung des Epileptikers im Gerichtsverfahren kann 
eine einfache und leichte sein, auch für den Laien frei von 
Zweifeln, wenn die Zeichen des Krampfanfalls, der geistigen Ver- 
wirrtheit, offen und deutlich zutage liegen; sie kann aber ebenso 
schwierig sich gestalten, wenn charakteristische Symptome fehlen, 
wenn das Auftreten des Betrefienden in der Verhandlung ein ge- 
ordnetes, unverfängliches ist, wenn derselbe, was nicht selten vor- 
kommt, von seiner Krankheit nichts weiß oder ein Interesse hat, 
dieselbe zu. verbergen; in jedem Falle ist die dem Begutachter 
gestellte Aufgabe eine verantwortliche und wird daher oft ge- 
nügender Grund sein zu einer längeren Beobachtung durch den 
Sachverständigen. 


en a a a Er ee En eie = = 


à ` 
nn mn a nn a mn m mn nn nn ea o m o i a ou 
Ines or 


Kine nn 


-O aa ie Te a Te in a ai a i 


Be 


el - 4 
Eu sm R a en ; 
Par H: . r d ’ 
: r 77 a er == er. VEER ' 
EON Bo S SA A <, LENIE 
LET Ear ; e 2. = € = Ri. 

Bude: = 2 Se, > 4 2 w z A ~ NW. 
aarne- re k% ne sS e, 2 € 5 F ia, 2 En I ` 
epis ar nie A pe ann“ Pan, 1 BR 2 f 
= > Bee G z = . 


ee a ee 
z ede Sa ae 
- - es 2 : 
nn - = a ie (a wer “u 
= en 5 Zu RE: PON E b 15 ae a0 - Se 
“u Pat Dawi a .. 
3 $ = = 


=- 7 
= o- 
pa 


prena aa 
m Da TEn 


PR 


n- 
m 


nt 
ITa 
=. 


— ne 
a RIESE 
— 
„ES 
van r 


nm ——ne T O E a 
- pi 
u 
u 
_ - 
mr A 
iai uri M E E Se | 
en = 
EEE ET. = 
i = 2 - - 


- 
are 
m E een 


Zn — 
PR 
a et Ee 
ur en 
= en. 


e ER as ET" BEI ge nn Ir 
ER ae ar p PEE a en ai dee mez NE i ec et em 
pe ArT SeT aSa a pe 5 à pa . ta ” 
- 5 Ins ET en. 2: ar , n FRE N, .. < . 
a ee —— [ram m a. en r 
Poar. er r 2 » . I 
$ 45 5 e ` 


- 
u 

a 

eit 


Po 
~ amet wN 
se ~ 
a 
sA 
% 
. 
Nadel 


emule: 


ennei 


E 
ni = ia se 
PO E a 


wur 


. nn! 


Zeil 


TE. vn 
- 


N ng i a EIER 


‘ - 
Er Gen} e 
aeo: 
er 7 


haften Erkrankungen anstellten, das Vorkommen einer. Blutdruck- 


Ihnen wurde aber von den Nachuntersuchern mit Recht entgegen- 
~ _ gehalten, daß ihre Normalwerte, die sie. für den Vergleich mit den 


Fiebern. — zu niedrig sein müßten. In neueren Darstellungen der 


_ Lehre vom Fieber wird eine präzise Stellungnahme: zur Frage des 


. fassung Reichmanns (6), daß dem Fieber entschieden eine 


gedrungen ist,’ verlohnt es sich doch, noch einmal die Frage zu 


 lazarett: der Westfront Gelegenheit, zahlreiche Blutdruckmessungen | 


Die untersuchten Leute waren durchweg in einem guten Ernäh- 
, rungszustande ohne schwerere Anämie. Fälle von Malariakachexie _ 


‚der ganzen Fieberattacke. 


- An der hiesigen Klinik fortgesetzte Untersuchungen haben den 


spiele mögen den. typischen 


. Oktober: 


. handelt und bleibt dann bis Anfang Juli 1919 fieberfrei. . 


i 19 19 — MEDIZINISCHE KLINIK _ Nt B N 030 | - 98; Dezember ` 


ee ae > +, Abhandlungen. nog ut FEN A 


i Aus der Medizinischen Universitätsklinik Kiel a 


trektor tt T OA o JN -systolMaxinar-| 
(Direktor: Prof. Schittenhielm) _ p u Zeit |.Temp. | Puls kei -<y Bemerkungen 
, r . 5 px rer, l ne au s T 5 a x “ . ; . j , | Fa fracti lis S r: . 
- Über den Blutdruck im Malariaanfall. - Be i eo 
Der: E T l | '13. Juli | 9 Uhr — Min 105 ` ` |Ruhewert. 
p l _ „Von. gr de: 14. y: á 2 s = F. pe es ae 
et agi a i l NE i E ~- | Höhe des. Schüttelfrostes, 
-= Priv.-Doz. Dr. Max Bürger, Assistent der Klinik. l u. ; 122 © | Frost im-Abklingen. j | 
Een a eu Are PE 2% |: n t n ES a E ar 
Im Fieber sinkt der Blutdruck. Im allgemeinen geht der | 0. To i = 
` Grad -der Blutdrucksenkung der Schwere der Affektion ‚parallel. |: TERN G 108 gar | 
Bei der Lungentuberkulose geht sogar das Sinken des Blutdrucks |: "w 98- >. | Beginn “des *Schweifaus- 
nicht selten der Temperatursteigerung voraus (S ah li. E A . - bruche. =en o 
Es gibt aber auch .eine echte febrile Blutdruckstei- ET CSS. (Starkes Schwitzen. 
gerung, die bisher keine Beachtung gefunden hat. Zwar haben’ |. db. ee De ae 
` gleich-die ersten Autoren, die mittels des Basch schen. Sphygmo-. | SE: see 
. manometers direkte Blutdruckmessungen am Menschen bei fieber- 


steigerung im Fieber bebauptet -und sogar als den normalen. Be- 
fund hingestellt [.adeck (1, Arnheim (2), A. Eckert ßj]. 


Fieberwerten heranzogen, meist. unmittelbar nach ’ der Deferveszens 
gewonnen und deshalb — besonders nach länger dauernden 


Blutdrucks vermieden. Löwit (4) meint, „daß man aus den bis- 
dahin vorliegenden Beobachtungen einen sicheren ‚Schluß auf das 
Verhalten des Blutdrucks im Fieber nicht machen könnte“. Ähbn- 
lieh äußert sich Aronsohn (5) Wenn auch heute die Auf- 


blutdruckerniedrigende. Eigenschaft zukommt, allgemein durch- 


prüfen, ob es nieht unter bestimmten Bedingungen auch zu einer” 
Steigerung des Blutdrucks im. Fieber kommen kann. | 


Das geeignetste Objekt für solche Untersuchungen ist das 
Malariafieber. Ich batte im Sommer 1918. in. einem ‚großen Malaria- 


"Blutdrucksenkung 10 bis 15mm.. Der. Blutdruck im Exspirium 
war stets höher ‘als im Inspirium, |> u gar: 


= Das zweite Beispiel betrifft einen 25 jährigen 
. 1918 in Palästina infizierte. | nehrfach 
' handelt, aber nie dauernd fieberfrei. Im Februar 1919 bekam. er den 
' ersten Anfall, nachdem er im Winter frei geblieben war. Nach Behand: - 
- Jung blieb er fieberfrei bis- zum‘ Juni, kommt jetzt; mit’typischem Ter- 

tianafieber zur Aufnahme. Im Blut Tertianaringe und -scheiben: 


durchzuführen. Es handelte sich in der Mehrzahl der Kranken - 
um chronische Malaria tertiana oder: um sogenannte Spätrezidive. 


| > | cp -| Systot Maximal- | © a27 ...% 
‘oder solche’ mit Störungen des kardiovaskulären Apparats waren | Datum Zeit Temp. | Puls ee „... „Bemerkungen 
nicht darunter; die meisten waren den Winter über anfallfrei ge- | | REES BEL 
wesen oder, bekamen alle vier bis sechs Wochen einen oder eine 


š mAN D i 1. Juli | 12 Uhr — Min. 
kurze Serie von Anfällen (sogenannte Serienrezidive). Mit wenigen | _ Dis 


a |-Pat. fühlt sich noch wohl. 
| ; „ 30 y 37,0 ..107° — | Ganz. leichtes Unbehagen. 
Ausnahmen hatten sie schon längere. Chininkuren durchgeführt ee | Anfang des Schättelfrostes.” 
oder hatten monatelang unter Chininprophylaxe gestanden. > 1 „40 „ Ä a ae "Schüttel- 
| ' An diesem Material. fand ich in jedem voll zum Ausbruch en el 2 Te ee 
kommenden Anfall. zunächst lediglich eine Blutdrucksen- me. æ | 18 Senate tost wird paur 
' kung von 20 bis 30 mm Quecksilber (gemessen nach Riva-Rocci) 3” 90) Sa elausbruch.* .. - 
‚gegenüber dem bei der Aufnahme in anfallfreier Zeit festgestellten A » > » ae 
Rubewert. ‘Sobald aber begonnen würde, die Messungen auch 5 2 a? 
auf das Stadium des Frostes auszudehnen, wurde fast ausnahms- 5,55, ER en 
. . . > : ° ' 6 ji 30 3j Re t. EE EN 
los ein primäres Steigen des Blutdrucks um 20 bis 30 mm e > 3” | Ende des Sehweißaŭs- ~ 
beobachtet, dem auf der Fieberhöhe eine mehr oder weniger rasche f T bruches.. 0 
Senkung -ùm .20 bis 30 mm Hg gegenüber dem Ausgangswert en = | : 
BER er a a ° . l aL 5 n n 
folgte; also eine Schwankungsbreite von 40 bis 60 mm Hg während 


Die Rückkehr zum Ruhewerte nach. 
der febrilen Drucksenkung erfolgte langsam und war in einigen 


i9mal am Tage gemessen. Es fand sich ein syatolisches Blut- 
Fällen noch 24 Stunden nach Beginn des Anfalls nicht erreicht. 


Schüttelfrostes. und ein systolisches Blutdruckminimum von-103 mm 
auf der Höhe der Temperatur, Der diastolische Druck schwankt 
zwischen 56 mm-im Maximum zur Zeit des ‚höchsten systolischen 
Druckes und. 80 mm im Minimum. nach . dem Schweißausbruch. 
Auch in diesem. Versuch störte das. spontans Tönen der Arterien 
‘in der Fieberhöhe die exakte auscultatorische‘Messung des diasto- 
lischen Drucks. N A | 
Als drittes Beispiel wähle ich einen 42jährigen Bierbrauer, „der 
von November 1914 bis November 1918 in Bergen. in Nordbolland m 
terniert war und sich. dort infiziert hat.. Der erste 'Malariaanfall etzi è 
‘Mitte Mai 1919 ein. Eine geordnete Behandlung wurde: nicht a 
‚geführt, da die Beschwerden sehr. bald nach Chinin aufhörten oe 
der Patient der Behandlung nicht-weiter unterzog. Er kommt jet Bj 
die Klinik. mit einer ‚typischen .Tertiana - duplicata und heftigen Kea 
alle 24 Stunden wiederholenden Fieberattacken. Ich ` gebe die. Jer 
druckuntersuchung des dritten bei uns beobachteten Fiebertages WIR al 


-~ 


damals erhobenen Befund immer wieder bestätigt. -Binige Bei- 

| Blutdruckablauf im Malariaanfall 
demonstrieren. Bemerkt sei, daß die Messungen vor Einsetzen 
der Behandlung gemacht: wurden. ne 


- Falli. '30jähriger Arbeiter, im August 1917 in Palästina trotz 
regelrecht durchgeführter Chininpropbylaxe infiziert und Erkrankt. Nach 
14täbiger Chininbehandlung bleibt er-fieberfrei bis Oktober 1918. -Im 

1918 werden während eines Fieberanfalls in Konstantinopel 
angeblich Tropikaparasiten.bei ihm gefunden. Im Oktober und November. 
wird er nach neuen Anfällen mehrfach mit -Chinin und Salvarsan be- 


i 


Jetzt .wieder.-Anfälle, typisches Tertianafieber, im Blut zahlreiche 
Tertianaringe und -scheiben. Keine Tropikaparasiten. Die im Anfall 


"gemessenen systolischen Druckwerte sind in nebenstchender Tabelle: 
zusammengestellt. 


| Gärtner, der. sich 
Er. wurde mehrfach wegen Malaria: be- - 


Der gleiche Patient wurde in einem “Anfall ‚am -26.. Juni 


druckmaximum von 140 mm- zwei- Stunden. nach Beginn de 


3 ai 


Pi un e cere un 


a 


-E MA 


I 


- 


28. Dezember. 


a diasto] 
Datum Zeit Temp. | Puls lut- | Blut- Bemerkungen 
Ä druck | druck | 
“20.Juni|l 9 Uhr — Min. 36,4 16 116 57 . 
1919 |11 „ 20 „ | 374 938 | 122 | 60 | Beginn des Frostes. | 
» 40 „ 38,2 112 142 80 Höhe des Schüttelfrostes. 
Il „p 8 „ 38,4 112 126 60 SchüttelfrostimAbklingen. 
12 „p 15 ,„ 39,3 116 112 — 
12 „ 35 „ 40,2 124 119 58 
Ipp O, 40,0 114 100 50 
2 u 0, 39,3 100 112 46 
4 „ 10 „ 37,8 104 120 — 
5 „ 30 ,„ 37,8 96 108 48 
8 „ re 9 372 92 100 44 


An den beiden Vortagen lag das Maximum: 
am 18. Juni um 11 Uhr 20 Min. bei 145 mm Hg, 
am 19. Juni um 11 Uhr 20 Min. bei 140 mm Hg, Temp. 37,5 resp. 37,4°. 

Das Minimum: | ' 
am 18. Juni um 5 Uhr 30 Min. bei 103 mm. Hg, Temp. 38,1°, 
am 19. Juni um 5 Uhr 45 Min. bei 104 mm Hg, Temp. 37,8°. 

Bei diesem Patienten ist das Tönen der Arterien nicht auf- 
getreten. Beobachtet man ein und denselben Patienten mehrere 
Tage hintereinander, so ist die ‘stärkste Blutdruckerhebung 
im allgemeinen am ersten Tage der Anfallsserie zw finden, 
während die stärkste Blutdrucksenkung gewöhnlich in den 
späteren Anfällen eintritt. Auch hatte ich den Eindruck, daß 
jedesmal, wenn eine solche Anfallsserie durch die Medikation 
nicht sofort unterbrochen wurde, das Zeitintervall zwischen der 
tiefsten Blutdrucksenkung bis zur Wiedererreichung des Ruhe- 
wertes immer mehr anwuchs. Diese Erscheinung ist sicher auf 
eine toxische Lähmung der Vasomotoren zurückzuführen, die mit 
der längeren Dauer des Fiebers intensiver wird. Es erübrigt sich, 
weitere Beispiele für den Druckablauf im Malariaanfall anzuführen. 
Im wesentlichen wiederholte sich immer das gleiche Spiel: Anstieg 
des systolischen Blutdrucks mit Beginn des Temperaturanstiegs 
respektive demselben kurze Zeit vorausgehend, Blutdruckmaximum 
auf der Höhe des Schüttelfrostes und Blutdrucksenkung auf der 
Fieberhöhe oft das Fieber überdauernd. Der diastolische Blut- 
druck zeigt nicht so gesetzmäßige Schwankungen wie der systo- 
lische. Die primäre Steigerung des diastolischen Drucks ist nur 
selten deutlich meßbar; meistens fallen die Differenzen in die 
Grenzen der methodischen Bestimmungsfehler. Auf der Höhe des 
Fiebers sinken auch die diastolischen Druckwerte im Mittel um 
20 bis 30 mm ab; sie steigen entsprechend den systolischen 
Druckwerten mit dem Abklingen des Anfalls wieder an. 


Über den Blutdruck im Malariaanfall finde ich in der älteren 
Literatur nur eine Angabe von E. Zadeck (7) aus dem Jahre 
1881. Dieser Autor sah bei seinen an zwei Tertianapatienten 
dreimal am Tage mit dem primitiven Baschschen Apparat vor- 
genommenen Messungen den Blutdruck im Hitzestadium ansteigen 
mehr oder weniger gleichmäßig mit Eigenwärme und Pulsfrequenz, 
im Schweißstadium bedeutend, und zwar schneller als letztere 
beide fallen. Diese Ergebnisse neben einigen bei anderen fieber- 
haften Erkrankungen gewonnenen führten ihn zu der Auffassung, 
daß das Fieber, und zwar wahrscheinlich die erhöhte Temperatur 
als solche den Blutdruck um ein Beträchtliches steigere, z.B. 
auch bei Typhus und Pneumonie. Die an den beiden Tertiana- 
fällen Zadecks erhobenen Befunde fanden eine ablehnende 
Kritik durch Wetzel (8) und Reichmann (9); sie kamen auf 
Grund ihrer Untersuchungen zu der Meinung, daß mit jedem 
Fieber eine Blutdrucksenkung einhergehe und glaubten — ohne 
eigene spezielle Untersuchungen an Malariakranken. angestellt zu 


haben —, daß auch bei Zadecks Fällen eine echte Druck- 
steigerung nicht vorliege. Nach Ziemann (10) kann der Blut- 
druck im Froststadium des Malariaanfalls „sehr stark“ werden; 


eigene Zahlen gibt er nicht an. Seiner Auffassung, daß manche 
Fälle von Gefäßrupturen durch diese Drucksteigerung erklärt 
werden können, kann ich mich auf Grund der eigenen Erfahrungen 
nicht anschließen; handelt es sich doch nur um relativ geringe 


Erhöhungen von 20 bis 30 mm. Wiens (11) findet bei ein- bis 


zweimaligen Messungen im Anfall die primäre Blutdrucksteigerung 


keineswegs konstant, es erscheint dem Autor aber selbst nicht 
unwahrscheinlich, daß ihm bei den spärlichen Messungen. bisweilen 


die primäre Blutdruckerhöhung entgangen ist. Genauere Angaben, 
die mit den von mir gefundenen Werten gut übereinstimmen, 
macht Becher (12). Daß man den Widerspruch in den Be- 
funden bezüglich des Blutdrucks bei Malariafieber nicht früher auf- 
klärte, ist um so merkwürdiger, als man über die Veränderuigen 
an den Gefäßen — nämlich die dem Fieberanstieg vorausgehende 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 52. 


1331 


pa 


Verengerung — durch die plethysmographischen Untersuchungen 
von Maraġliano (18) unterrichtet war. Maragliano be- 
richtet in diesen Untersuchungen über zwei Malariafälle: in der 
ersten Beobachtung, einer Malaria vom Typus quotidianus, beginnt 
die Gefäßcontraction 1!/2 Stunden vor Beginn des Temperatur- 
anstiegs und zwei Stunden vor dem ersten leichten Frösteln. In 
der zweiten Beobachtung von Intermittens tritt die Gefäßcontraction 
erst zehn Minuten vor Beginn des Fieberanstiegs und 25 Minuten 
vor dem ersten Frösteln ein. Leider sind beide Beobachtungen 
nicht bis zum Fieberabfall durchgeführt, sodaß die sekundäre 
Gefäßerschlaffung in den plethysmographischen Untersuchungen 
nicht zum Ausdruck kommt. | 

Das Spiel der Vasomotoren läßt sich auch mit dem sphygmo- 
volumetrischen Verfahren verfolgen, in dem das Pulsvolumen 
während des Schüttelfrostes klein ist und auf der Fieberhöhe stark 
zunimmt. Reinhart (14), der sich an unserer Klinik speziell 
mit sphygmovolumetrischen Messungen befaßt hat, hat bei einigen 
Malariapatienten solche Untersuchungen durchgeführt. | 

So wurden z. B. bei einem 39jährigen Patienten mit typischer 
Malaria tertiana folgende Zahlen im Anfall gefunden: 


systol. | Puls- | Min.- 
Zeit Puls | Temp. | Blut- | volu- | Volu- |. Bemerkungen 
druck | men | men 
9 Uhr — Min. 72 36,9, 129 — — | Ruhewert, 
4 „30 „ 90 88,6. 158 0,10 9,0 | Blutdruckmaximum am 
j Ende d. Schüttelfrostes. 
5 „20 „p 110 89,1 110 0,14 15,4 | während d. Druckabfalles. 
8 p, 100 88,6 117 0,20 20,0 | während d. Entfieberung. 


= Man erkennt also ein geringes Pulsvolumen zur Zeit des Schüttel- 
frostes auf der Blutdruckhöhe und eine Zunahme des Pulsvolumens 
mit dem Blutdruckabfall, die den Wiederanstieg des Blutdrucks in 
diesem Falle noch überdauert. Ganz ähnliche Resultate wurden in dem 
Beispiel 3 dieser Mitteilung erhoben. | 


AN Blut- Puls- Min.- E 
Zeit Puls | Temp. druck | Volu- | Volu- Bemerkungen 
men |- men 

EEE E a E R E E TRETEN TEE a a na] 
1 Uhr 40 Min. 84 37,8 123 0,09 7,5 Beginn d. Schüttelfrostes. 
2 „5 „ 96 38,5 128 0,10 96 | Höhe des Schüttelfrostes. 
2, 5 y 108. | 39,9 119 | 0,14 15,1 während des Druckabfalls. 
6 „p 3D y . 80 39,0 98 0,14 112 |in der Entfieberung. 


Diese Zahlen spiegeln die gleichen Verhältnisse bezüglich 
des Gefäßtones wider, wie sie Maragliano mit Hilfe der 
plethysmographischen Methode gefunden hat. Auf die Tonus- 
änderung der Gefäße im Fieber war man schon sehr früh auf- 
merksam geworden. Ihre Erklärung war aber eine recht ver- 
schiedene. So deutete z. B. Traube (15) die Veränderungen 
des Fieberpulses (Dikrotie) noch als ein Zeichen vermehrter Trieb- 
kraft des Herzens, während Riegel (16) die Änderung der pulsa- ° 
torischen Bewegungsvorgänge an den Gefäßen im Fieber richtig 
als eine primäre, von der Herztätigkeit unabhängige Erschlaffung 
der Gefäßwand erkannte. 

Im einzelnen sind die hier geschilderten Änderungen des 
Blutdrucks für das Malariafieber nicht charakteristisch; sie lassen 
sich wahrscheinlich bei jedem mit Schüttelfrost einhergehenden 
Fieber demonstrieren. 

So fand ich z.B. bei einem 56 Jahre alten Manne mit perniziöser 
Anämie, der 1!/2 Stunden nach der Transfusion von 170 cem defibrinierten . 
Blutes seines Sohne seinen Schüttelfrost bekam, folgende Werte: 


Blutdruck 
Zeit Puls Kun: sy a u Bemerkungen 
Brachialis 
9 Uhr — Min. 76 36,8 112 Ruhewert. 
12 y — y 75 86,8 — Blutinfusion. 
1 „ 30 ,„ 115 38,3 188 . Beginn des Schüttelfrostes. 
6 „ 380 5 115 38,7 92 Hitzegefühl im Abklingen. 


Es zeigten sich auch hier die gleichen Verhältnisse wie im 
Malariaanfall: Blutdrucksteigerung während des Schüttelfrostes und 
Blutdrucksenkung im Hitze- respektive Schweißstadium. 

Es erscheint nach diesen Feststellungen vollkommen be- 
rechtigt, von einer echten febrilen Blutdrucksteige- 
rung zu sprechen. Werden die während des Malarianfalles ge- 
wonnenen Stundenblutdruckwerte kurvenmäßig registriert, so sind 
die gewonnenen Blutdruckkurven für die einzelnen Formen der 
Malaria genau so charakteristisch wie .die Fieberkurven, 


= Literatur: 1. Zadek, Zschr. f. klin. M. Bd. 2, S. 509. — 2. Arn- 
heim, ebenda 1882, Bd. 5. — 3. A. Eckert, zitiert nach Arnheim a. a. O. — 
4. Löwit, Vorlesungen über allgemeine Pathologie Bd. 1, Die Lehre vom 


r 
A 
i 
| 
\ 
À 
i 
l 4 
‘ 
N 
' 
LS 
TS, 
au," 
ITER 
E 
P 
TA rys 
pA- 
h 4 
t <w 
IFPR 
I OKI 
» 
á 
“A 
r R4 
i N 
s 
|! 
N 
i [i 
RA Kin 
i %r 
n 
Ki 
i A E 
Er 
Ki 
ES 


—_ Be à r 2 
r- IB nee de 
pre" vn re SEI nn = -a 
one: Yon 5 An Sie > m 
p arerp Aaa en — = u EN 


Pa 
27 a 


ES P = x J 
ee er 


ar 
pe 


Per 
sa „ae Ze a 
niera ee 
7 ne 


meer 


= 
m a i 


á | f Ta $ i ZARSS SE ' y 
b E 2 en a 

; á P d 5 | a a Zr u 2 Be Ae E: 
1882 č | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.52 TR 
Fieber, S. 176. — 5. Aronsohn, Allgemeine Fieberlehre, Berlin 1906, | D. Arch. f. klin. M. 1918, Bd. 125, S. Au m i3. Ma ragl a EET i 
S. 152. — 6. Reichmann, D. m. W. 1889, S. 784. — 7. Zadeck,l. c.— | klin. M.. Bd. i4. — 14. Reinhart, D. Arch. i klin. M. 1918, Bd.1 ‘i 
8. Wetzel, Zschr. f. klin. M. 1882, Bd. 5, S. 823.— 9. Reichmann, l.c.— | — 15. Traube, Gesammelte Abhandl. Bd. 3. (Herausg. von A. Fr 
10. Ziemann, Menses Hdbch. der. Tropenkrankheiten 1918, Bd. 5. S. 2388. — |-16. Riegel, Über die Einwirkung erhöhter Temperaturen aut g 
11. Wiens, D. Zschr. f. Nervhlk. 1913, Bd. 47 und 48, S. 774. — 12. Becher, | (B. kl. W. 1877, Nr. 34.) E 


wen 


| Berichte über Krankheitsfälle und Behandlungsverfahren. | 


| 3 TR E 
Ausdem StadtkrankenhausDresden-Friedrichstadt, II.innereAbteilung | jedesmal einsenden, und sich verpflichten, fortan nach Vornahme der 


i er s 
Sach ed 


er 
ii R f Dr. i Injektion keinerlei andere Therapie anzuwenden. Von meiner Seite 
gar: 238 JA. DR SOREWORRON) steht nichts im Wege, daß Sie diesen ganzen Brief veröffentlich 
Zur Abgabe des Friedmannschen Tuberkulosemittels. | tenso wie der von Ihnen zitierte Herr Kreutzer es getant ani 
| Dieser Brief wurde durch folgendes Schreiben vom 4. 
Von ee | erwidert: 25 EEFE 
Dr. Fritz Eiermann, Assistenzarzt. „Sehr geehrter Herr Professor! 03m 
Das Friedmannsche Mittel ist für die Allgemeinheit der Ich bestätige den Empfang Ihres werten Schreibens vom 28: Sepi 


s , . ; | tember. Am 22. September war mir durch die Krankenhausapotheke 
Ärzte nicht freigegeben, um eine fehlerhafte Anwendung und eine | ein Schreiben von „Bram“-Öltzschau übermittelt worden, nach dem 
Anwendung in von vornherein ungeeigneten Fällen zu verhindern. |- Aufträge auf Ihr Mittel nicht mehr zur Ausführung gelangen können, > 
Bewerber des Mittels haben zunächst eine Impfliste an das Fried- | da Sie dasselbe für mich gesperrt hätten. Ich habe bei meiner Arbeit 
inannsche Institutin Berlin einzusenden, aus der Friedmann einen | die strengste Objektivität gewahrt und war deshalb über: Ihre. prompte F- 
Überblick über den zu impfenden Krankheitsfall gewinnen will. | Stellungnahme erstaunt. Sie finden es für selbstverständlich, daß, wenn 
Für den jeweils geeigneten Fall wird das Mittel freigegeben. Fried- | man über „Behandlung der Tuberkulose mit dem „Friedmannschen 
mann erbittet gleichzeitig die Zusage, ihn über die Entwicklung be- Mittel“ schreibt, man eben nur das Mittel: allein angewendet und yon 


x > 


psr : allen anderen „bewährten Heilfaktoren“ in der Beobachtungszeit Ab- E 
handelter Fälle durch kurzen Bericht auf on laufenden zu peten il TOEN hat. Um das Mittel in Zukunft zu erhalten, ‚soll ich 4 
pnour Sta die Stellungnahme Kou tzora: „Die Beiche In Ver, | mich verpflichten, tortan nach Vornahme, der Injektion Keine ann 
CEU Fri 5 d manns zur Verabreichine seines Mittels bergen nerzDio aariwengen. z nT ee ` Anschamn TE 
i ge ergen | jch. mich nicht anschließen. Ich erachte es für unverantwortlich, wenn” 
eine große Getah för eine unbeeilußbare, wisenschaftiche Kritik in | man bei der Behandlung eines so ernsten Leidens hewudk Fakora 
Fr F ! ; | die zum Erfolg führen können, ausschaltet, nur um-die Wirkung eines? 
oder negative Ergebnisse zu berichten, läge die Gefalr mahe, daB Dei | bestimmten Mittels exakt beohachten zu können, Salus aegroti sumeti 
A . 7 Ai £ ; x Na gie odai ex. Sollten die von mir zur Beurteilung der Kriolge In Anrechnuns = 
an Ciesa N nn en a Ehen ea gebrachten Heilfaktoren — systematische Freiluftkuren, Ruhe, Sonnen aa 
rgebnisse künftighin gesam K te A): | Höhensonnenbestrahlung — während der Beobachtungszeit in Wegiall” 
Nach meiner persönlichen Rücksprache mit Herrn Dr. Fried- |- kommen, dann darf logischerweise keine Heilstätte Ihre speeifische E- 
mann im Sommer 1918 war die Chemische Fabrik und Serum- | Therapie übernehmen. Um Ihren Forderungen ganz gerecht zu werden 
institut „Bram“ in Öltzschau durch den Entdecker ermächtigt kann man Ihre Methode nur für die ambulanten Patienten in > 
‘worden, mir das Mittel auf persönliche, mit meinem Namen unter- nung pge denn eben nur in diesem Falle hat SKi nn S 
zeichnete Bestellung abzugeben. Ich brachte dasselbe bei 30 Patienten | Heilfaktoren ausgeschaltet, Zurzeit beobachte ich ein N dant Da A 
der Lungenheilstätte und sieben Patienten der- Allgemeinpraxis in längerer Zeit ein künstlicher Pneumothorax angelegt wor a Sia ‘Dias a 
Anwendung. Eine Impfliste habe ich für die erste Serie von zehn selbegleido au serdom dan EEE Dt Ellbogengelenktuberku EEN Br 
Fällen nennt Von weiterer Einsendung war ich stillschweigend selbe wird erfolgreich mit Höhensonne behandelt; außerdem wurde ci = 
a : c tæ) 


; . : k: . Sar veigend | Friedmannsche Impfung vor mehreren Wochen in Anwendung ‚ge = 
befreit. Um die Abgabe des Mittels auch für meine hiesige Tätigkeit | bracht. Durch diese kombinierte Behandlung wurde ein sehr guter 


zu erreichen, richtete ich im Einverständnis mit Prof. Dr. Arnsperger | Erfolg erzielt. Die auffallende Besserung der chirurgischen Tuber 

ein diesbezügliches Schreiben an das Seruminstitut. kulose in letzter Zeit führe ich zu gutem Teil auch auf die Impfung 
Dasselbe wurde durch Friedmann am 10. Juli 1919 beant- zurück. ‚Ich könnte mich aber nicht entschließen, den andern günstigen 

wortet: „... Ihr an die Fabrik „Bram“ gerichtetes Schreiben wird Heilfaktor, die Höhensonnenbestrahlung, abzusetzen... S 


mir von- dieser mit der Bitte um Entscheidung übersandt. Ich nehme | . ` Sollte Ihre obige Bedingung aufrechterhalten bleiben, dann mub 
an, daß Sie, wie in Bischofsgrün, so auch in Dresden nur geeignete, ich eben auf die Möglichkeit der Behandlung mit dem Friedmannschen =: 
das heißt nicht zu weit vorgeschrittene Fälle der Friedmannschen | Mittel verzichten. Der dirigierende und ordinierende Arzt der Ab- 
Behandlung unterziehen werden, und habe daher das Mittel zum Be- teilung, ‚Herr Prof. Dr. Arnsperger, wird sich übrigens; seve | 
zuge für Sie wieder freigegeben. Dem mir freundlichst angekündigten Maßnahmen in bezug auf Therapie nicht derart einengen lassen. Ich 55 | 
Bericht über den weiteren Verlauf Ihrer Bischofsgrüner Fälle darf ich | bin gern bereit, der billigeren Forderung, die ausgefüllte Impfliste vor | 
nun wohl bald entgegensehen.“ 5 | der Injektion an das Friedmannsche Institut. einzusenden, Bere S 
Anschließend an die erneute Freigabe wurden zekn Fälle | Wer den. Jedoch kann ich mich auch für diese ee 
mit dem Mittel behandelt und stehen noch in Beobachtung. Den pa von dem Zeitpunkt des Entschlusses-der Vornahme nz En | 
ündi Bericht sandte ich Herrn Prof. Dr. Friedmann | ÙS zu dem der Impfungsmöglichkeit auf? diese Art (Schreb tratana 
angekündigten : , ; Berlin und zurück, nur einmalige Lieferungsmöglichkeit des Mittels In 
in Form eines Sonderabdruckes meiner Arbeit: „Beitrag zur Be- | der Woche) zwei bis drei Wochen verstreichen können, müßte ich” 
handlung der Tuberkulose mit dem Friedmann schen Mittel“ (2) | manchen Patienten aus der Behandlung geben, bevor-Iht ‚Mittel ein- 
zu. Der hier zu erörternden Frage wegen sei auf das Ergebnis | treffen könnte. Prophylaktisch zu impfende Kinder können nach Ab- o 
meiner Beobachtungen am Schlusse jener Arbeit hingewiesen, lauf einer anderweitigen Erkrankung nicht auf Wochen hinaus nur dem i 
Am 22. September erhielt“ die Krankenhausapotheke anläßlich | Impfung wegen zurückbehalten werden. 0 
eines erteilten Auftrages auf das Frie dm ann sche Mittel ein Schreiben Ich glaube auch, daß ich auf Grund persönlicher làng rer Beob- j 
von „Bram“: „... Wir müssen Ihnen zu unserm großen Leidwesen | achtung es besser zu entscheiden vermag, ob eine Impfung in diesem k- 
„mitteilen, daß wir denselben nicht zur Ausführung bringen können, da | oder jenem Falle angezeigt ist, denn Sie es aus kurzer schriftlicher 
Herr Prof. Friedmann das Mittel für Herrn Dr. Eiermann ge- | Schilderung des Krankheitsfalles heraus vermögen. Da ich ‚eine Reihe Er 
sperrt hat, und zwar aus uns unbekannten Gründen ... .“. Dieselben | von Patienten neuerdings behandelt habe, weitere Impfungen in Aus- 
wurden mir bekannt durch ein gleichzeitiges Schreiben Triedmanns, | Sicht genommen sind, bitte ich um Mitteilung, wie Ihre heutige Stellung- 
indem es in bezug auf die Arbeit und die Frage der Abgabe lautet: | nahme zur Abgabe des Mittels an mich ist n nn 
5... In Ihrer mir soeben zu Gesicht kommenden Arbeit erklären | Da in einem demnächst stattfindenden Vortrage meines „Chefs a 
Sie, daß Sie nicht einwandfrei beurteilen können, ob in Ihren Fällen | über Therapie der Lungentuberkulose sicherlich auch Ihre ‚Methode BE 
dem Friedmannschen Mittel die Heilerfolge zuzuschreiben sind, | Erwähnung finden wird, bitte ich um baldigen klaren Bescheid. Ich ` 
„da weitere Heilfaktoren eine Rolle spielten“. Wenn man wie Sie, | behalte mir vor, den das Frage behandelnden Teil Ihres geehrten 
über „Behandlung der Tuberkulose mit dem Friedmann schen Mittel“ | Schreibens und meine hier niedergelegte Stellungnahme zu veröffent- 4 
schreibt, x B En Se sich en ar das Mittel lichen; wie Sie es selbst freigestellt, sofern Ihre Stellungnahme keine” 
allein angewendet und von allen anderen „bewährten Heilfaktoren“ in | Änd Srt gestell ro- De ee 
der Beobachtungsreit Abstand genommen hat. An diesem Prinzip kann SONS senleltesttch yerbleibe mig ausgezeichneter Ho cha orons a) 
"ebensowenig wie vorläufig an der Art der Abgabe des Mittels etwas | | 5 rS a 
geändert werden, obwohl Ihnen die letztere „bedenklich“ erscheint. Dr. Eiermann“ . Be 
‚Das Mittel kann Ihnen also in Zukunft nur ünter der Bedingung zu- ET SEEN 
gänglich gemacht werden, daß Sie die eingeführte Impfliste, wie früher 
‘nach Ausfüllung der ersten vier Spalten, vor Vornahme der -Injektion 


2 Ne ee 
; Das Schreiben konnte Herrn Prof. Dr. Arnsperger wera 
dessen Beurlaubung nicht vorgelegt werden. — Eine Beantworlüi 
steht- bis zum heutigen Tage (28. November) aus, m 


- 


-a >- © Digitized by Google x 
; S E: 2 nE oA Mn 
en DE. 


mtb en a ini m 


a a S 
a ND‘ va 


EN 


T w 
una 


“x 


nn 


Tte v. WM 


-aA a Sr NIRALI 


mn 


28. Dezember. 


nn rt 
TI m u nn hm nn 


2 nn nn me m 


Eine allgemeine Freigabe des Friedmannschen Mittels 
ist noch nicht erwünscht. Zu Recht besteht die Forderung 
Röpkes vom Jahre 1918, das Mittel nicht gleich wieder allen 
Ärzten und sonstigen Stellen, die seine Wirkung mangels stän- 
diger klinischer Beobachtung nicht einwandfrei verfolgen können, 
freizugeben (3). Diese Forderung ist durch die Entwicklung der 
Dinge nicht überholt. Die neuesten Veröffentlichungen über im- 
munisierungsversuche mit Kaltblütertuberkelbacillen verschiedener 
Herkunft warnen, die experimentellen Grundlagen als abge- 
schlossen zu erachten. Nachdem aber vor allem die Lungen- 
fachärzte infolge der geschickten großen Reklame für das Mittel 
durch eine gewisse Presse mit Ausnutzung politischer Momente 
öfter von den Patienten um Anwendung der Friedmannschen 
Methode ersucht werden, ist es Zeit, daß an diejenigen, die sich 
ernsthaft mit derselben beschäftigen wollen und können, die Ab- 
gabe bedingungslos erfolgt. Persönliche Momente dürfen für die 
Abgabe nicht bestimmend sein. Wenn schriftliche Bemühungen 
führender Männer auf dem Gebiete der Tuberkulosebekämpfung 
wie Schröder (Schömberg), das Mittel zu erhalten, unbe- 
antwortet bleiben, muß angenommen werden, daß hierdurch et- 
waige, nicht zusagende Kritik von hoher Warte ausgeschaltet 
bleiben soll (4). — Unter der reichhaltigen Tuberkuloseliteratur 
der beiden letzten Jahre finden sich verhältnismäßig wenig Ar- 
beiten über das Friedmannsche Mittel aus Universitäts- 
kliniken und wissenschaftlich arbeitenden Abteilungen größerer 
Krankenhäuser. Der Grund des Nichtbefassens mit der Methode 
liegt sicherlich in den Bedingungen Friedmanns zur Frei- 
gabe, in der Befürchtung der Unmöglichkeit strenger Objektivität 
bei dauernder persönlicher Fühlungnahme mit dem Entdecker. 
Deshalb habe ich meinen Herrn Dr. Friedmann zugesagten 
Bericht erst als abgeschlossene, bereits veröffentlichte Arbeit über- 
wiesen. Was die Forderung Friedmanns betrefis Aus- 
schaltens aller anderen Heilfaktoren nach Vornahme der Impfung 
anbelangt, so ergibt sich mein Standpunkt aus dem oben ange- 
führten Briefe. Fast ausnahmslos wird der Satz Schröders 
anerkannt werden: „Die allgemeine Therapie wird stets das Fun- 
dament des Gebäudes bleiben müssen,. in welchem die übrigen 
Heilmaßnahmen, seien es specifische und nichtspecifische, Platz 
finden sollen. Letztere werden nur unterstützend wirken, wenn 
sie sich an die allgemeine Therapie anschließen“ (5). — Diese all- 
gemeine Therapie, und darum handelt es sich ja fast ausschließlich 
in meinen Fällen, darf nicht ausgeschaltet werden, nur um eine 
bessere Beurteilung der Wirksamkeit des Friedmannschen 
Mittels zu ermöglichen, Sie darf freilich in Wegfall kommen, 
sobald man sich der Anschauung von Blos anschließt, nach der 
„Davos und Leysin kraft des Friedmannschen Geistes im 
praktischen Machtbereich jedes deutschen Arztes liegen“, Es ist 
erforderlich, zu diesem neuesten Beitrage zur Friedmann frage 
Stellung zu nehmen, bevor herausgerissene Schlagworte, wie „eine 
Heilwirkung auf die Lunge, die zauberhaft genannt werden muß“, 
die Köpfe verwirrt. — Nach Blos: „Der beste Zeitpunkt zum 
Angriff für die Friedmannsche Therapie ist bei der Lungen- 
tuberkulose ihr theoretisches Vorstadium.“ — „. .. die prophy- 
laktische und die theoretische Impfung werden ihrem ganzen 
Wesen nach die Domäne des Hausarztes werden.“ Unter theo- 
retischer Impfung versteht der Autor eine Impfung zur Zeit des 
theoretisch krankhaften Zustandes der Lunge. 

„Es gibt einen Zustand in der kranken Lunge, wo weder das 
Röntgenbild noch die makroskopische Autopsie in den Lungenspitzen 
eine Veränderung nachzuweisen vermögen und wo doch die Erkrankung 
bereits eingesetzt hat. Ein feines Ohr wird Dämpfung und verändertes 
Atemgeräusch hören, die Tastung einer besonders zarten und geübten 
Hand wird vielleicht eine Veränderung der Konsistenz der Spitzen und 
ihres Luftgehaltes verspüren, ohne daß der Anatom wagen würde, 
einen Schluß daraus zu ziehen. Das Mikroskop dagegen wird deutlich die 
ersten färberisch-pathologischen Elemente in den Zellen der Bronchiolen 
und den Interstitien der Alveolen sehen lassen, aber keinen Tuberkel, 
keine Bacillen. — Die Krankheit schreitet fort, der ubiquitäre Tuberkel- 
bacillus der Species humana wandert aus seinem Drüsenschlupfwinkel 
in das schon kranke, das heißt in voller. tätiger Krankheitsbereitschaft 
stehende Gewebe ein. — Die Knötchenbildung beginnt. Den beiden 
geschilderten Stadien geht aber noch ein allererster krankhafter Zustand 
voraus, eine dynamische Veränderung im Zellbestand der Lungenspitze, 


die auch dem Mikroskop sich entzieht. — Diese drei sich steigernden | 


Zustände möchte ich die drei theoretischen Stadien der Lungentuber- 


kulose nennen. — Der theoretisch kranke Zustand ist wissenschaft- f 


lich-klinisch nicht nachweisbar (im Original nicht hervor- 
gehoben), aber er ist eine Denknotwendigkeit . . . .“ (6). 

| Welcher praktische und Facharzt erlaubt sich, einen tuber- 
kulös krankhaften Zustand, den das Röntgenbild, die makroskopische, 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 52. 


PA 


-1888 


ag ar Na a 


Ss es es ren er Eng. nn Me 


die mikroskopische, die wissenschaftlich -klinische Untersuchung 
nicht erkennen läßt, zu diagnostizieren? — Wir betreten hier das 
Reich des Übersinnlichen. Machen wir uns diese Indikation zu 
eigen, dann treiben wir keine Therapie; die Friedmannsche 
Methode ist in diesem Falle nur eine prophylaktische Maßregel. 
In meiner oben angeführten Arbeit heißt es: „In einer Reihe 
von Fällen verschiedener Tuberkulosen ist nach der Impfung eine Um- 
stimmung des Krankheitsverlaufes — Heilungstendenz — klinische 
Heilung eingetreten. Es wird angenommen, daß dies mit der 
Impfung in ursächlichem Zusammenhange steht.“ — Dieses Er- 
gebnis hat mich veranlaßt, die Friedmannsche Methode weiter 
in Anwendung zu bringen und nachzuprüfen. Da das Mittel für 
mich gesperrt ist, stehen zur Nachprüfung der Wirkung desselben 
die bis jetzt behandelten 47 Fälle zur Verfügung. Ich werde mich 


bemühen, dieses Material nicht aus den Augen zu verlieren. Die. 


Stellungnahme Friedmanns zur Abgabe seines Mittels an mich 


infolge des nicht optimistischen Tones meiner Arbeit zeigt, wie 


berechtigt meine Einwendungen sind. 

Die Art der Abgabe des Friedmannschen Mittels ist 
bedenklich. Es besteht die Gefahr, daß dasselbe nur im Kreise 
gewünschter Therapeuten Verwendung findet. „Es ist unmöglich, 
daß jemals eine Anzahl ungünstiger Ergebnisse künftighin ge- 
sammelt und veröffentlicht werden kann“ [Keutzer (l)]. Bei 
dieser Methode der Abgabe ist es selbstverständlich, daB einerseits 


Tiraden der Anerkennung niedergeschrieben werden: „Unglaublich `- 


ist man mit der Prüfung und Ablehnung der Friedmannschen 
Methode, des stärksten uns zur Verfügung stehenden Mittels, vor- 
gegangen. Schematisch ohne Beurteilung des Einzelfalles, ohne 
Berücksichtigung des Umstandes, daß die Phthisiker vielfach gar 
nicht mehr tuberkulös krank sind, ist das Mittel versucht worden 
und hat natürlich oft geschadet (geschadet trotz der Unschäd- 
lichkeit, der Verfasser). - Richtig angewendet nützt es leider nicht 
immer, oft aber so wie kein anderes Verfahren [Jessen - Davos (7)]. 
Ob diese Anschauung auf Grund persönlicher Beobachtungen ge- 
wönnen wurde, kann diesseits nicht festgestellt werden, da ich trotz 
eingehender Sammlung der Literatur über das Friedmannsche 
Mittel nirgends eine diesbezügliche Arbeit gefunden habe. — 
Andererseits urteilt gleichzeitig und mit aller Entschiedenheit 
Röpke in einer ernsten Arbeit, die auch durch Angriffe eines 
„s-Uhr-Abendblattes“ nicht abgetan werden kann: „Die Phthiseo- 
therapie wird an diesem Tuberkulosemittel wie an so vielem, das 


ihr auf dem Markt angeboten wird, ohne Nachteil vorübergehen 


können“ (8). Wir wollen an dem Friedmannschen Mittel 
nicht vorübergehen, ohne es ernsthaft überprüft zu haben. Die 
Frage ist zu bedeutungsvoll, als daß sie vorschnell abgetan werden 
dürfte. Hindernisse, Schwierigkeiten aus persönlichen Gründen 
müssen verschwinden. Eine-Mahnung aber ist angezeigt: Im Drange 
nach dem Neuen — nach Ungeklärtem — nicht zu vergessen, 
daß wir im Kampfe gegen die Tuberkulose Erprobtes besitzen, — 
die allgemeine Therapie: — deutsches Davos und Leysin — in 
der Heilstättenorganisation, — die Therapie der bewährten Tuber- 
kuline. Weil das Friedmannsche Mittel „vielleicht doch 


das Heilmittel gegen die Tuberkulose ist“ (nach Kultusminister 


Haenisch, Preußische Landesversammlung, 27. November 1919), 
dürfen wir die bekannten wirklichen Heilmittel nicht zur Seite legen. 


Literatur: 1.Keutzer, D.m. W. 1919, Nr. 32.— 2. Eiermann, 
M. Kl. 1919, Nr. 37 (v. 14. Sept). — 3. Bandelier und Röpke, Lehrbuch 
der speziellen re und Therapie der Tuberkulose. — 4. Schröder, 
D. m. W. 1919, Nr. 41. — 5. Derselbe, Handbuch der Tuberkulose — 
6. Bios, B. kl. W. 1919, Nr. 46.— 7. Jessen, Der Wiederaufbau Deutsch- 
lands. Verlag Enke, Stuttgart 1919. — 8. Röpke, D. m. W. 1919, Nr. 45. 


Aus der Poliklinik des Kaiserin Auguste Viktoria Hauses 
zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit im Deutschen Reiche, 
Charlottenburg (Direktor: Prof. Langstein). 


Die häufigsten Hauterkrankungen 
des Säuglings und Kleinkindes in der Sprechstunde 
des praktischen Arztes. 
Von Dr. A. Dollinger. 


i) Die Furunkulose. 

Im Gegensatze zum älteren Kind und Erwachsenen liegen die 
Furunkel des Säuglings meist sehr oberflächlich,-treten aber dafür 
oft in unglaublicher Menge. auf und neigen sehr zu flächenhafter, 
phlegmonöser Ausbreitung. 


(Schluß aus Nr. 51.) 


~x 
aa mn 


an -~ E E EELEE INTER 8 ww. 


-~ 


po = a Eu a 1919 - MEDIZINISCHE KLINIK — Ni. ai SE a gi) 


` 
d 


- T gs 


Da dié wE Absceßbildung Pe häufig bei den ver- 
` schiedensten, ‚das Allgemeinbefinden schwer beeintr ächtigenden 
Erkrankungen beobachtet wird, ist es- in erster Linie wichtig, die 
Hebung desselben anzustreben. _ Aus ‚diesem Grunde und ob der 


Anii 


1. Thiol, "Ammonium sulfothiolieum {Braunkohlenteeröl) 
= -o Rp. Thiol. sice. o. 3 22 a 255,0 


u ee A a ee : a4 -50,0 
. mächtigen immunisatorischen Kräfte der Frauenm ilchistde | 9". Rp J Sa ee 25° en 
A poneka pie.. | natürliche Ernährung: das beste Furunkuloseheilmittel, über das Er; a et Br < Do. Ä 
ER ARET UER "wir verfügen. . Frauenmilch. allein,. ohne jede weitere örtliche Be- |. Eanoim' 0 ne ie 
SE RR: handlung vermag in vielen Fällen in überraschend kurzer Zeit das | Ä co Vaselmi! . 2 2°. a i 50,0 ` 
RER NE | . - ganze-Leiden zù beenden, während olıne. diese- selbst die gewisen- | = g, B ro m ae Il,  Bromtannineiweißv eibindun mit 20 %. Brom- t 
ARRIE A ERIN © - . hafteste, örtliche und allgemeine Therapie oft lange auf einen Erfolg | gehalt. j a 
Edn KAREENA | ~ warten läßt. Ebenso ist sie-das beste Prophylakticum: — Die Toa Bromiocolli BEE? 55,0 
PEN | “lokale Behandlung .besteht .in der Eröffnung der einzelnen: Ab- |’ u | an a EEE ‚ad e 7 | 
i. BR = ` Scess6, doch beschränken wir uns heute nur auf die der größeren, | a: a 
ROLE „sehon Erweichung: zeigenden. Was die ‚chirurgische anlangt, so- Ba. Tumenolpräparate, aus "bituminösen. Gesteinön rs 
RE E ‚hüte man. sich. vor großen , Incisionen; kleine, stiehförmige,. am > wonnen.. ‚Rp. Tumenol-Ammon... . . 50-00: .. a 
2 . besten. mit zweischneidigem. Skalpell. ausgeführt, genügen immer. | “yael; flw. a ad. 1000 O E 
z Noch besser kat sich mir in der letzten Zeit die Thermokauterisa- oder ; en a | i: 
N - tion bewährt. In der Praxis eignen sich dazu sehr gut dicke, nicht | .. _ Rp. Tum.-Amm.. noo sre oy 5 50-20, o E aE 
pi mu spitze Nadeln — Strick- oder Stopfnadeln — von zirka 1% bis | " gt a orua | ee 
= im Dicke, die zur Rotglut erhitzt.werden. Bei kleinen -Furunkeln l Gh u er. 
| ycerim. | 
| ‚genügt ein einmaliger Einstich m die Kuppe, bei größeren macht 


- man: besser mehrere an der Basis. Brüskes Ausdrücken ist unter 
allen Umständen zu vermeiden. ` Sehr empfehlen möchte ich auch. 
die Anwendung von reinem Ichthyol, mit dem der Absceß in 
-weitem Uinkreise messerrückendick bestrichen wird. 


7a ad. 100,0 ` 
s. ` Schüttelmistur; , mit weichem .. 
- Pinsel auf getra gen. © 


4 Anästh esin;, p: Aminobenzdeskürs-Athylester ‘qn. Wasser 
Kleinere | schwer, in Alkohol und Äther leicht löslich). u 
| Furunkel bilden sich ‘darunter häufig. zurück, während größere Rp. Anaesthes. subtiliss. pulv. ` <15 oo i 
z schneller zur Erweichung kommen. — Von Hefepräparaten habe | | or ee E a 
| ich nie.einen Erfolg gesehen: auch nicht von Sublimatbädern, da. en x Su praecip. = . A m T 
j eine Abtötung' der in der Tiefe der Haut sitzenden Keime doch Ä Vasen. ee : = aà 10, de: ei 
ausgeschlossen erscheint. | À a 


oder m 
k) Die Phlegmone E Eo y t Kalium sulfurat; pro‘ balne: 20- -50 gr 
befällt ebenfalls besonders häufig heruntergekommene Kinder und 
nimmt nicht selten ihren Ausgang ‚von einer gleichzeitig bestehen- 
‚ den FTurunkulose. Infolge des mangelhaft entwickelten Unterhaut: 
zellgewebes beim Säuglinge kann sie bei diesem in überraschend 
kurzer Zeit eine ungemein große Ausdehnung annehmen und. ale 
Hautdecke auf weite Strecken hin untergraben. A | 
| Auch hier spielt- die Frauenmilch als Heilfaktor. eine ganz 
wesentliche Rolle. Die örtliche Behandlung besteht nicht in 
breiter Spaltung, sondern in einigen kleinen Tncisionen, besonders - 
in die oft'zungenförmig sich vorstreckenden Ausläufer. Von einer 
'Tamponade ist dringend abzuraten, da eine Gangränescierung: der 
darüber liegenden Hautschichten meist die unerwünschte Folge 
davon ist. ‚Hingegen empfiehlt sich das Offenhalten der Wund- 
ränder durch eine-zirka,% em tiefe Einführung eines schmalen 
Tamponstreifens. Ein dicker, stets gut fewehter. Verband mit essig- 
= saurer Tonerde oder, solange es noch nicht zur Eiterbildung ge- 
| kommen ist, dickes "Aufstreichen von. Ichthyol sind die weiteren 
A Maßnahmen. 


a Be... © D Die Follikulitis. 


Sohit, Vleming gkg >. = . 20- 50- y 


als Zusatz zam Bäde.. (Keine Metall-, sondern Email- a "Hola 

-wannen!) Dauer 10 bis 45 Minuten; am nächsten „Mörgen.. ein ‚warmes 

Reinigungsbad. i 
8% Kleie: Ya. bis 1 kg. Weizenkleie wird. in einem Beutel oder a 


Tuch eine halbe'bis“eine "Stunde ‘in - einigen Litern Wasser abgekocht, 
| der Absud dem Bade ‚zügesetzt. ‘ 


7. Cortex Quercus, Eichenrinde.. 100° bis 200. g pulveri- 
sierter Rinde werden mit: 1 bis 2 1. Wasser. kalt zugesetzt, eine halbe 
bis TE Stunde gekocht, durch ein Tuch koliert, COF SURN dem‘ Bade" 
zugefügt. 


: 8. Acidum taunieum, 200 für Stuglinge; 8 a bis 50,0 
für ältere Kinder auf .50 bis 150.1 Badewasser. 


9 Zinkpuder —— «o 


Rp. Zine. ogyd... .. TS 25,0: 
"Tale. venete. » 2.2. ad 100,0 = 


oder Lenieetkinderpuder n Reiß, Charlottenburg); Dislonpuder; Al 
7 Streupuder (Athenstädt & Kodak) usw.. 


‚10. Rp. [Acid, salieyl. . ar 


ee 107 

| Zine. ozyd. ` ; aiie a 
ee er bai In’ ‚den Lehrbüchern -der Dermatologie kaum erwähnt, be- Tale. venet, ~.. -aa 250 = 0 
ee | - ,  gegnet man dieser Affektion zurzeit ungemein häufig. Sie, besteht . Vasel. americ. | al 100° Es 
ET RE aus zalilreichen ‚stecknadelkopfgroßen, roten, wenig erhabenen (Lassarsche Paste. =- 
ps il. Fleckchen, ‘die einer abseedierten Haarbalgdrüse entsprechen. 1i. Rp. Alum. acet. . on e ae 80 
ACS Sk |e. Aus ihrer Mitte ragt bei frischen Efflorescenzen anfangs noch das mim > 
ee a entsprechende Haar, das aber bald ausfällt. Die Durchtrittsstelle Vaselini,. ©. ~ «` aa ad 50,0 
EN | 


Be) 2 desselben läßt. sich als centrale, Delle aber dauernd erkennen, 
T S9 . Übperaus stark juckend, besonders in. der. Wärme führt sie zu aus- 
TS REAN gedehnten Kratzeffekten, die zusammen mit der "ursprünglichen 
> er IE | | Erscheinungsform Sehr an Scabies erinnert, wozu noch ihre Lieb- | 
Be a 3 Eaa lingslokalisation an Händen, Handtellern, Achselfalten (überhaupt 
er | i an’ allen’ leicht schwitzenden 'Hautpartien) beiträgt. - 
1 i Die Therapie besteht in täglichen warmen Seifenbädern mit 
sa eo.. ME i i  nachfolgendem Jodanstrich, eventuell en juckreizlindern- 
Br Be o. ES i Dae = der Mittel. 


a -~ 
+ y = 
y : 
Ian | 


12. "Lenicetereme (in Dosen: und Tuben). | | 
18 Pellidol (Kalle, Biebrich a. Rh.), se: 
(„gereinigtes und. entgiftetes 'Scharlachrot“) als 2% Streupuder; 3% 


. Pellidolvaseline und 2% Pellidolzinkpaste- (teuer! Vorsicht, Niere) wenn 
auch. von der Firma geleugnet). l 


. i4. n-Kalkprä paraten ‘besteht große Auswahl; doch ist 
immer zu bedenken, daß ‘diese ganz verschiedene: Mengen. ‚Kälks” ent- 
halten; im großen und ganzen. besitzen. die organischen. Salze: einen- 


niedrigeren, die anorganischen einen ‚höheren Gehalt‘ davon, Mr haben. 
sich besonders bewährt: 


í Rp. Cale. lactic. RE i T 
ELN l Wie- eingängs er ewähnt, ‚zeigen die parasitär en.Haut- | Calc. phosphor. tribas: puris. aa | 
at | erkrankungen des Kindesalters bezüglich ihrer Therapie ( Langstein I me EN er 
Io = _ kaum nennenswerte. Unterschiede von denen des Erwachsenen; und A E Br 
L, © jeh habe sie deshalb übergangen. Dasselbe gilt von einigen an- Rp. ` Sol. Cale, chlorist. sie... 30,01250,0 Ei 
WA deren, aber selteneren dermatologischen Bildern. ‚ „Lig. Ammon. mmis., i a a 
Bezüglich der angeführten therapeutischen Vorschläge | ° T., [aa arab. eoe e A0 
möchte ich noch einmal betonen,. daß nur jene ‚herausgegriffen ir. simpl. 22... QQ 300,0 


| u). wurden, die ich selbst erprobt habe und die, unter den bescheiden- 


| sten Verhältnissen angewandt, einen Pen Erfolg er 
| währleisten. 


(nach, Göppert). 


Von Cale. chlorat. er. tall. iten Mengen wig 
Für Säuglinge nicht unter ystall. sind: die. doppe ua 


8 g, für ältere Ki der 5 5-bis 8: 
bis 80 cem ‚der anne pro die. - = T z 4 


IE 


-. 
u fd 


Säuglinge! Dosis: 0,005 bis 0,01 zwei- bis viermal pro die. 


_ Beißtic, Fletschtie, Kratztie, Zupftie, Grußtie, Gluckstic usw. unter- 


1919 — Mean KLINIK — Nr. 2 


28. Dezember. 


15. Ung. Diachylon Hebrae (Emplast. Lithargyri simpl. und Ol. | Geisteskranken rechnen, und es dürfte zweckmäßiger sein, wenn 


Olivar. oder besser: Vaselin. flav. americ. aa). 
. 16. ° Rp. Sol. Kal. jod. . . . . . . 9,0/180,0 
Sir. simpl. . . . . . ad 200.0 


verweist und in der Neurologie nur diejenigen Tics abhandelt, 
denen keine ausgesprochene Geisteskrapkheit zugrunde liegt. ‚Schon 


Für den Säugling dreimal einen halben, später dreimal einen bis 
zwei bis drei Teelöffel in Milch zu geben.. Oder aber: Jodglidine (10% | punkte für die Therapie gewonnen werden. — Manche Neurologen 


Jod enthaltend in Tabletten à 0,5 g), zweimal eine halbe bis dreimal | nun geben zu, daß diese an Tic général leidenden Kranken durch- 
zwei Tabletten oder ähnliche organische Spezialpräparate. weg Psychopathen sind, behaupten aber, dieselben seien nicht 

17. Arsen. Wir wenden es nur in Form der Dürkheimer | geisteskrank und besäßen auch keine Tendenz zu geistiger Er- 
Maxquelle an. Die Ordination erfolgt nach dem Trinkschema der Gesell- krankung. Diese Auffassung dürfte vom psychiatrischen Stand- 
schaft, das vom Apotheker anzufordern ist. punkt aus wohl nicht unwidersprochen bleiben. Die unter den 


18. Sapo venalis (viridis). Ein Eßlöffel Seife wird zehn oben geschilderten Begriff „Ti général“ fallenden Zustände, 
Minuten lang mittels Flanellappens in die Haut eingerieben in einem | „„mentlich soweit es zu Echolalie, Koprolalie, Echokinesis; Zwangs- 


der Hg Inunctlondkur- Ihnlichen Turnus = ach. einer Nalben. stunde vorstellungen .und Zwangshandlungen kommt, stellen mindestens 


berflächliche Entf der Seif it feuchtem Tuch und Trocken- | 
en nn 3 zum größten Teil schwere Geisteskrankheiten dar. Man braucht 


reiben. Alle fünf bis sechs Tage eine zwei- bis dreitägige Pause. | 
19. Solbäder!),. 12 kg für Säuglinge, 1 bis 3 kg für ältere sich nur zu vergegenwärtigen, welehe forensische Bedeutung solche 
Kinder in heißem Wasser aufgelöst, dem Bade zugesetzt. "Temperatur | Zustände haben, und wie dieselben -bei der-F Lues der Zurechnungs- 

32 bis 85° C. Dauer 15 Minuten, wöchentlich zweimal. — Nach dem ! fähigkeit beurteilt werden müssen. 
Bade tüchtig trocken reiben und eine bis zwei Stunden Bettruhe. Der F acialiskrampf kann-sich nun mit Halsmuskelkrämpfen 
verbinden und diese können die Myoklonie einleiten (Paramyo- 


20. Rp. Sulf. depur. C 
Hydrarg. sulf. rubr.. . . aua 2,0. klonus multiplex Friedreich): Die Krämpfe gehen zunächst auf den 


Ung. moll. . . . . . ad 50,0 
21. Urethan = Carbamisäureäthylester; bis zu einem halben 
Jahr 0,5; bis ein Jahr 1,0; bis zwei Jahren 1,5; dann 2,0 g- in wäßriger 
Lösung per os oder per rectum. — Nach zwei Stunden "kann unbesorgt 
die gleiche Dosis wiederholt werden. 
22. Codein. phosphor. in wäßriger Lösung. Nicht für 


femoris, Semitendinosus usw. über. Die Reflexe sind stark erhöht. 
Die Kranken haben „gute“ und „schlechte“ Tage, die Krämpfe 
steigern sich unter dem Einfluß von Gemütsbewegungen, insbeson- 
‘dere können sie an „schlechten“ Tagen durch sensible und 
sensorische Reize ausgelöst werden. Das Bewußtsein ist bei all 
diesen Krampfformen stets vollkommen erhalten. — Eine Anzahl 
von Autoren nun ist geneigt, die Selbständigkeit dieser Zustände 
überhaupt anzuzweifeln und.sie anderen Krankheitsgruppen unter- 


Tic und Myoklonie und ihre Behandlung. 


Von 
Dr. Sieben, 


Spezialarzt für Haut-, Harn- und Nervenkrankheiten. 


Mit der besonderen Schwierigkeit der Deutung mancher 
neurologischen Krankheitsbilder mag zusammenhängen, daß wir in 
der Nervenheilkunde auch heute noch hier und da der Tatsache 
begegnen, daß Krankheiten zusammengefaßt werden, die wohl 
eines oder mehrere Symptome gemeinsam, sonst aber fast so gut 
wie gar nichts miteinander zu tun haben. So verhält es sich nun 
z. B. auch mit den Ties. Die heterogensten Krankheitszustände 
werden unter diesem Begriff subsumiert, weil ihnen allen die 
lokalisierten Muskelkrämpfe gemeinsam sind. Dieses Verfahren 
hat den Nachteil, daß wir leicht "auf den Weg einer rein sympto- 
matischen Therapie gedrängt werden können. — Bei den Tics 
nun unterscheidet man sogenannte echte Tics, die zum Teil durch 
Reiz peripherer sensibler Nerven reflektorisch erzeugt werden, zum 
Teil durch direkte Reizung. motorischer Nerven entstehen, von 
solchen psychogener Natur. Von psychogenen Tics spricht man, 
wenn kein anatomisches Substrat beziehungsweise keine besondere 
Ursache für einen Nervenreiz aufgefunden werden kann. Vor- 
allem kommen hier Gesichtsmuskelkrämpfe in Betracht. Zu den 
Ties kann man ferner die in anderen Muskelgruppen, z. B. in den 
Halsmuskeln oder der Zunge, lokalisierten Krämpfe zählen, ferner 
wird aber auch der Tic general, maladie des Tics, hierher ge- 
rechnet. Nach Guinon. und Gilles de la Tourette 
äußert sich dieses Leiden 1. durch Zucekungen, namentlich der 
Gesichtsmuskeln, 2. durch systematische Bewegungen, die sich 
stets in derselben Weise wiederholen, 3. durch Echolalie und 
Koprolalie, auch wohl durch Echokinesis, 4. durch Zwangsvorstel- 
lungen und Zwangshandlungen. Es ist ohne weiteres klar, daß 
hier Geisteskrankheiten unter deu Begriff „Tic“ gerechnet werden. 
Man kann die psychische Degeneration, die Katatonie, den Schwach- 
sinn oder etwa gar die sekundäre Demenz nicht gut zu den Tics 
zählen, weil bei diesen Zuständen zufällig psychogene Gesichts- 
muskelkrämpfe sowie Krämpfe in anderen Muskelgruppen vor- 
kommen. Man hat nun noch einen Saugtic, Schnüffeltie, Lecktic, 


motorischen Neurosen“ bestimmte Krankheitsformen abzugrenzen, 
kann allerdings nicht verkannt werden. 

Bei der Therapie der Ties nun ist zuerst festzustellen, ob 
wir es mit einem echten oder mit einem psychogenen Tic zu tun 
haben. Meist ist es verhältnismäßig leicht, die Ursache bei den- 


Es ist, falls eine Neuralgie beziehungsweise eine Neuritis dem 
‘ Leiden nicht zugrunde liegt, bei den Kranken auf Degenerations- 
zeichen, Zwangshandlungen, Intelligenzdefekte und eventuell vor- 
handene katatonisclıe Symptome zu achten und überhaupt eine 
Prüfung des Geisteszustandes vorzunehmen. Dabei wird man die 


Fälle jedoch, bei denen wir eine Neuralgie — speziell dürfte es 
sich meist um eine Trigeminusneuralgie handeln — zunächst aus- 
schließen zu können glauben, brauchen nicht ohne weiteres immer 
als psychogen angesehen zu werden. Ganz abgesehen davon, daß 
gerade im Gebiet des Trigeminus z. B. auch die Irradiationen, 
welche manchmal die Diagnose erschweren, verhältnismäßig häufig 
sind, kommt es nicht so selten auf scheinbar unbedeutende Nerven- 
reize hin zu Tic convulsif. So kann bekanntlich z. B. ein kranker 
Zahn, der durchaus keine erheblichen Schmerzen verursacht, die 
Ursache des Tic sein, sodaß nach Entfernung desselben der Tic 
sofort verschwindet. Ferner kann auch z. B. durch eine Brille, 
namentlich eine zu schwere oder sonstwie mangelhafte, ein erheb- 
licher Trigeminusreiz erfolgen.. Demnoch gibt es sicher Fälle, bei 
denen die Ursache des Nervenreizes nur sehr schwer aufzufinden 
ist. — In der Regel handelt es sich beim echten Tic um einen 


minusreiz, seltener um einen Krampf, der durch direkte Reizung 
des Facialis entsteht. Die psychogenen Tics mögen hier völlig 
ausscheiden; bei ihnen dürften nur psychotherapeutische Maß- 
nahmen zur Anwendung kommen, während wir bei den echten 


Moment, nämlich den Nervenreiz, wirksam zu bekämpfen. 
Seither hat man den krankhaften Nervenreiz zunächst durch 
die Schlössersche (1) Alkoholinjektion zu beseitigen gesucht, 


Facialis injiziert. Leider ereigneten sich dabei ‚häufig schwere 
Lähmungen. mit Entartungsreaktion.. In anderen Fällen verschwand 
zwar die Lähmung wieder, aber auch der Krampf trat dann wieder 
ein. Manchmal war das Verfahren auch von Erfolg, z. B. in Fällen 
von Schlösser, Brissand-Sicord-Tanon, Levy- 
Bäandonin, Abadiec und Dupuy-Dutemps, Patrick 
und Gordon. Schlösser berichtet dann noch, daß die Heilung, 
die in der. Mehrzahl seiner Fälle eintrat, einen Bestand von drei 


schieden, alles Erscheinungen, die doch wohl zweifellos zum Teil 
in die Rubrik. der Z wangshandlungen 'Degenerierter, zum Teil viel- 
leicht sogär zu den Defekthandlungen der Demenz zu rechnen 
sind. Mit Recht dürfte man z. B: einen grimassierenden Kata- 
toniker, einen: Debilen mit Grußtic oder einen Degenerierten mit 
Zwangshandlungen nicht zu ‘den Tickranken, sondern zu den 


D Kochsalz, Na besonders beliebt Staßfurter Salz. 


| NIS KLINIK — Nr.52 _ E TERE 


man alle derartigen Formen des Tics in das Gebiet der- Psychiatrie 


aus praktischen Gründen, und zwar weil dann günstigere Gesichts- 


Cucullaris, dann auf den Biceps, Supinator longus, Quadriceps 


zuordnen. Die besonders große Schwierigkeit, in dem „Chaos der _ 
jenigen Tics zu finden, welche auf Geisteskrankheiten ‚beruhen. 


Fälle mit durchaus ungünstiger Prognose, das heißt speziell solche, 
die auf unheilbarer Psychose beruhen, ausscheiden können. Die 


reflektorischen Muskelkrampf, hervorgerufen durch einen Trige- 


Tics doch manchmal in .der Lage sein dürften, das ursächliche : 


und zwar wurde 70—80 %iger Alkohol in die. Nervenscheide des 


-y y a Py - DEN ee ee 
- m m -i e MEER e e m o_a ramm 1A 4 ~ 
M Er N ner? ee Be a 9a 
PD E G - = Bi u ai 25 Bm ~. j u > 
- - in > rn se £ 
e ER - e in ai È x m E 


r 
rn En Wr = - _ 
et euer EINS 7 . Y 
s ` -So E 
m x 


r 
> re = 


i 
a 
“Af 

$ 

-] 

i 

A 

MR 


n 3 
rt a Er aA et ila 
wi’ 3 mA 
E -s b 
f r 
Pier Ir. i 
wae PAN S 
D) = u 
h Į 14 À; 
R Í pre À g 
» hi u 
ts gun 
MAIN 
aa N i 
à we 
r ir mi Äi ao 
: PA f 
r 
i = i A 
ET AČ 
Te 
NE pe.. 
u 
t 
i \ > 
Bi Korte e ` 
THP , 
'] = qe PA 
14 (7 
hau 
a u | 
BIN. - 
ar, > 
h Ww DE’ ‘ 
x N 
\ NE -> Í 
i i He i 
Í Ye - 
i Rs 
1 ~ y 
A DA OI ” 
l in 
` ` 
WE Í tl 
ERRAN à 
i LAA N k 
i al, (s 
i y ur . - 
L . 
il 
t HUSB, m 
H He t 
ae Aa 
p" è » 
i 
í 3 Y 
A 4 B 
Ban hit 
2 \ : u < 
JER- 7 AHG = 
Í H. + 
l ae - 
\ 
id d ’ - k 
1] { Li i 
u SR UO i . 
A DA u i 
| r v 4 
$ i Pas 
A N m 
HEN + 
IE iu f 
i N 
t A ri, 
AA N ESEN T 
H M I Vs 
| Hi uam Ze h 
h { >t yi 
1] ini 
|] LI $ x 
li Neal Ten 
Á Ya 
Ih nn 
H 
ah i 
PAEA Rana G1 ANY + 
e. | 
$ 
i 2 {N 
{ <c’) } 
MIR 
t ° is 
i HY ($ : 
` {1 RN 
WER u. H 
wem, NE 
LAS Br 
\ BP Zn ET 
Knabe sn BE 
$ 
i a Ry 
N e t { 1 
WE a i 
IR 
I ha a E Te 
i t 
TERI N 
WR? 
q 
y H 
i $ aA i] 4 
g k 
t4 in Dre BL 
VA Er ©, 
sh up R 
l à i 
JA a 
i] Ka E 
en 
U; =n UR a ' 
$ EMT E Y 
TEOR RVEN i i . 
4 u 
y Bir 
‚1 E AA 
H f tia Y - 
KIRARI Ni. 
TUI irana Ki 
R, R h ) 
P 17 "ei 
ri 
IF TIN U TR 
HF IN; 
Fllen f 
\ a yi 
1 E t 
i 
1R j 
LS \ t ) 
’ i 
Er F ad 
LER ASAAN Ap 
P I \ 
H ~ 
i \ ia 
3 l r| t 
T t Cr 
RC 
Ho RUEGA t -> 
4 g ll | 
; 1 E $ 
y ir i 
LE l A ' z 
y ) N 
5 i IE, 4 
` 4 la Ra | i 
$ t (RE h H 
Eg. EE a a 
i ’ „le i; t 
" J n 
Sidi r 
a? N u 
yii ea i 
$ { 
’ 


\ < $ à - 7 £ AR % y =”. 
\ e ; EEE NERENN 
g | à re re "2 2 
. > I i | 2 eur Mn - a DAS noe l i 
\ - i _ f i a OSE ON > x ee no B 
1336 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 52. 000202298, Dezember 
s Fa - . T Tr w NA f 
\ Inge: ee ER 


- bis sieben Monaten hatte, wonach sich dann die Krämpfe wieder 


einstellten, die eine erneute Behandlung erforderlich machten. 
Ferner hat man, von der Frfolglosigkeit von Medikamenten. 


| überzeugt, dann auch das Leiden operativ angegriffen, und zwar 


wurde der Supraorbitalis, wenn derselbe druckempfindlich war, 
reseziert. Einige Male war die Operation von dauerndem Erfolg, 
dagegen war die einfache Durchschneidung unwirksam, In anderen 
Fällen wieder hat man den Facialis gedehnt. Es trat eine Lähmung 
ein und mit dem Verschwinden derselben stellte sich auch der 
Krampf; wieder ein. Auch wurde der Facialis durchschnitten und 
auf den angeschnittenen Accessorius gepfropft, jedoch ebenfalls 
ohne dauernden Erfolg. 


Wir besitzen nun neuerdings in dem von dem „Sächsischen - 


Serumwerk“,Dresden, hergestellten Vaccineurin ein Mittel, welches 
in hervorragendem Maße geeignet ist, auf die Erkrankung peri- 
pherer Nerven günstig einzuwirken. Das Mittel eignet sich nament- 
lich zur Behandlung von hartnäckigen Neuralgien (Trigeminus- 
neuralgien, Schulter- und Rippenneuralgien), Ischias, ferner von 
Neuritiden, verursacht durch Intoxikation, Infektion, Trauma, Er- 
kältung sowie Berufs- und Alkoholneuritis. Es stellt ein Gemisch 
von Autolysaten des Bacillus prodigiosus und Staphylokokkus dar. 


Die Wirkung hat man sich nach Döllken (2) folgendermaßen 
vorzustellen: Eine Reihe von Noxen, die den menschlichen Organis- 
mus befallen, entwickeln in ihm bestimmte Neurotropine, welche 
Neuralgie oder Neuritis erzeugen. Andererseits gibt es eine Reihe 
von Bakterien, die in ihrer Kapsel oder in ihren Stoffwechsel- 
produkten Substanzen erzeugen, die im Körper des Menschen eine 
‚ energische neurotrope Wirkung entfalten. Der Angrifispunkt aller 
dieser neurotropen Stoffe muß in denselben Teilchen der Nerven- 


fasern und des Nervengewebes liegen. 


Besteht eine Neuritis (Neuralgie), so sind ihre ätiologisch 
wirksamen neurotropen Substanzen im Nervengewebe sehr fest 
verankert und schädigen den Nerven dauernd (Reiz, Degeneration). 
Die vom Gewebe selbst und im Serum gebildeten Antikörper ver- 
mögen die sehr feste krankmachende Bindung nicht zu sprengen, 


sodaß sie unter Umständen jahrelang bestehen und Krankheits- | Elektrizität, insofern erheblich schlimmer, als sich fast dauernder Tremor: 
symptome unterhalten kann, ohne daß etwa neugebildetes Gift in | des linken Arms einstellte und weiterhin die allgemeinen Krämpfe alle’ 


den Nerven zu gelangen braucht. 


Werden nun gewisse Neurotropine von Bakterien, die eine | keiner Weise den Zustand beeinflussen. Der Kranke verließ dann dasi 
größere Affinität Zn Nervengewebe Haan als das Virus der Neu- | Krankenhaus. Er klagte noch immer über sehr starke Stirn- und Kopti 


>. ne 
5 A SET BEL 
Per, 


gebnis war folgendes: „Durch -die Vaceineurinbehandlung wurden 
bei einer ziemlich großen Anzahl von Patienten mit Schu 
verletzungen peripherer Nerven und auch bei einigen Polyneuritiden 
die lange bestehenden, heftigen, anderer Behandlung "trotzenden 
Schmerzen gebessert und bei einem Teil dieser Patienten auch 
völlig beseitigt. Eine Besserung der objektiven Symptome wurde 
von mir nicht beobachtet. Die von. Döllken angegebenen Re 
aktionen traten oft auf, besaßen aber nicht die angegebene Regel 
mäßigkeit. Nachteilige Folgen wurden von der Behandlung n cht 
gesehen . . .' .“ DR Se Er a 
Die günstige Wirkung des Vaceineurins wurde von mit in 
dem nachfolgend beschriebenen Fall von Tie mit anschließender 
Myoklonie beobachtet, nachdem ich mich bereits vorher bei einem 
anderen Kranken von der Heilkraft dieses Mittels bei einer schweren 
Neuralgie des Ischiadicus überzeugt hatte.. ee SAE 
P. R., mittelkräftiger Mann von 32 Jahren, in der Familie ke ne” 
Nervenkrankheiten. Seit Anfang März 1918 sehr starke Schmerzen in 
der Stirn, später auch im Kopf, im Anschluß daran Muskelkrämpfe 
beider Gesichtshälften, namentlich jedoch links. Besonders lästig wurde> 
im weiteren Verlauf der beiderseitige Blepharospasmus, der den Kranken 
nötigte, beim Gehen immer wieder stehenzubleiben, um nicht ZU 
fallen. Späterhin kam es auch vor, daß er hinfiel, da er wegen des 
plötzlich auftretenden Spasmus des Orbieularis das Hindernis nielt 
sah. Die Gesichtsmuskelkrämpfe verschlimmerten sich fortwährend, = 
anfallsweise griffen sie dann beiderseits auf die Nacken- und Halsa 
muskeln über, gingen dann weiter nach dem linken ‚Cucullaris, befielen l 
dann den linken Arm und das linke Bein, es kam dann etwa alle zenni 
Tage zu ausgesprochenen Krampfanfällen von !/, bis 2/4 Stunden Dauer 
bei denen dann auch. die rechte Körperhälfte beteiligt war, allerdings“ 
nur in geringerem Grade. Das Bewußtsein war, dabei immer voll- 
kommen erhalten. Diese generalisierten Muskelkrämpte traten gewöhns 
lich gegen Abend auf. Der Kranke hatte an diesen Tagen eine beson 
dere Unruhe und stärkere Zuekungen der Gesichtsmuskeln und fühlte 
dann schon, daß ein neuer Anfall komme. Die daraufhin in verschie 
denen Krankenhäusern vorgenommene Therapie (Medikamente, Hydro- 
therapie und Elektrizität) versagte vollkommen. Im Gegenteil wurde 
der Zustand, wie es scheint, namentlich durch die Anwendung der 


- > ve 
ee T 


zwei bìs drei Tage auftraten. Auch hohe Bromdosen konnten in 


N 2 5 schmerzen und fortwährende Muskelkrämpfe; anfallsweise betrafen diett 
ik Ran eos N ne selben die ganze Körpermuskulatur. Beiderseits war der Supraorbitals 


eventuell unter kräftiger Herdreaktion gesprengt werden. Nun ver- 
mag die neurotrope Substanz des Bakterienprodukts eine Bindung 


schon auf leichten. Druck äußerst schmerzhaft. Es ‚schien, als ob der = 
Gesichtskrampf auf etwas kräftigeren Druck geringer würde. Die 
Schmerzen betrafen nicht nur Stirn und Schläfen, sondern strahlten 


. mit den gerade freigewordenen Teilchen des Nervengewebes ein- | auch in die Hinterhauptsgegend und den Nacken aus. Eine Neuralgie 
zugehen. Vermöge ihrer größeren Affinität bleibt -sie so fest ge- des Nervus occipitalis konnte nicht mit Sicherheit festgestellt werden. = 


bunden. daß sie weder von vorhandenem, noch von neugebildetem | Die Gesichtsmuskelkrämpte bestanden fast fortwährend; sehr hän Ye 
Virus der Neuritis und Neuralgie wieder verdrängt werden kann, | das heißt im Abstand von nur wenigen Sekunden aD a 
Die nun bestehende Verbindung schädigt den Nerven in keiner Orbicularis beiderseits auf, welcher oft sechs bis acht Sekunden dauere 


Weise, sie macht überhaupt keine klinische Erscheinung. 


Für die Fälle mit negativer Herdreaktion muß ein anderer 
Mechanismus angenommen werden. Da in diesen Fällen bereits | traten die Zuckungen der anderen Gesichtsmuskeln etwas zurück, ai 
eine Stunde nach der parenteralen Einverleibung des Mittels Nach- Mit 
laß oder Aufhören der Schmerzen eintritt, kann die Antikörper- | leidenschaft gezogen. Sehnen- und Periostreflexe waren sämtlich, st 4 
bildung nicht bedeutungsvoll sein. Direkte Bindungen müssen erhöht. Kein Fußklonus. Auffallend stark erhöht war beiderseits Aa 
überwiegen. Es kann sein, daß in manchen Fällen die Verankerung | Sehnenreflex des Supinator longus. BE 
des Krankheitsvirus zwar eine relativ lose ist, daß aber die Anti- 


und zu vollkommen unwillkürlichem Verschluß beider Augen ‚führte. | 
Während die Zuckungen hauptsächlich die Stirn beziehungsweise die t 
Supraorbitalgegend betrafen, die fast fortwährend in Bewegung Walz 


wenigsten war die rechte Wange und der rechte Mundwinkel in Mit 


' Nachdem die üblichen Medikamente auf die Trigeminusneuralgie ” 


körperbildung allzu gering ist, als daß sie selbst eine minder feste ohne jeglichen Einfluß geblieben waren, wurde zur Behandlun en 


Verankerung lösen könnte. 


u A b 
Vaccineurin geschritten. Hierdurch wurde die Trigeminusneuraleie 7 


An N Are ölli itigt, di rämpfe. in gunsuss>"> 
Möglicherweise wird nur ein kleiner Teil des injizierten Stoffes völlig beseitigt, Eemer, wurdengd No en in der 


zur Bildung von Antikörpern im Blut verwandt, die denn nach 


Stunden wirksam werden. Der ‚größere Teil- könnte mit seiner | der Kranke etwas in Erregung ist. Stundenlang sind dies 
neurotropen Gruppe direkt an die Nervensubstanz gelangen und 


Weise beeinflußt. Es treten bisweilen nur noch Zuekungen in a 
Stirn beziehungsweise in der Supraorbitalgegend auf, namentlich went” 


eben olf 
ganz verschwunden. Spasmen des Orbicularis kommen En 


infolge einer stärkeren Neurotropie das Neurotropin des Neuralgie- | vor. Wenn es hier und da noch zu einer Zuckung im as, k 
virus verdrängen und ersetzen. Nach einer Reihe von Stunden kommt, so ist diese nur von ganz kurzer Dauer, blitzartig, S0( Freien. 


‚würden auch die im Blut gebildeten Antikörper zur Bindung ver- 
wandt werden, während im erkrankten Nervengewebe selbst eine 


nennenswerte Antikörperbildung überhaupt nicht stattfindet. 


Während nnn Döllken außer einer großen Anzahl von 
Neuralgien auch viele Fälle von Neuritis, darunter mehrere von 
rein motorischen Nerven, durch das Mittel heilte, bestätigt 
Wichura (8) zwar die sehr günstige Wirkung des Mittels auf 
Neuralgien, kann aber in den von ihm beobachteten Fällen eine 


mittelbare Besserung motorischer Ausfallerscheinungen nicht 


Sicherheit feststellen, wogegen Hölzl (4) über zahlreiche Heilungen 
auch motorischer Nerven berichtet. Ferner wurde die Wirkung 
des Vaceineurins von Löwenstein (5) beschrieben. Das Er- 


u 


Kranke im Sehen dadurch nicht behindert ist und sich gut in im T 
bewegen und auch auf die Straße gehen kann, was ihm une. 
oft gar. nicht möglich war. Generalisierte Krämpfe sind nach Best Ber 
kung der Neuralgie überhaupt nicht mehr vorgekommen. ERT 
gung des Vaccineurins ist darauf zurückzuführen, daß das en 108. 
Moment, die Neuralgie, beseitigt wurde; eine direkte Beeinluss 
motorischer Nerven dürfte wohl nicht stattgefunden haben. Das TANS 
neurin wurde intraglutäal in folgenden Dosen gegeben: 1/0 ra iL, 
| 1/23 ccm, zweimal !/», zweimal 1/15 ccm, sechsmal 1/30 COM, $S aine 
1s ccm. Es trat in diesem Falle nach den ersten Injektionen emi 
negative Herdreaktion auf, Besonders wurde bei der Injektion 40m 
geachtet, daß diese durch Zufall nicht in eine Vene erf Igte Ken) 
dem Finstich wurde immer die Spritze entfernt, um zu sehen Sorge: 
der Kanüle kein Blut kommt, dann wurde, erst die Injek noni E 
` ; „x wi 


er 
tpe 
u A K 


mA da 
N P 


mit 


Eu, 


i em by on 


ta OR Va aa OOA e 


x 
x: 


Dr 


EA ee ES S T E A a 


ne a E 


asien a E 


28. Dezember. | 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 52. 
9 SCHE KI 


nommen. Diese Vorsicht ist deswegen besonders nötig, weil für die 
intravenöse Injektion des Vaccineurins nur 50fache Verdünnungen be- 
ziehungsweise 50mal kleinere Dosen in Anwendung kommen dürfen. — 
Am Morgen nach der dritten Injektion traten wieder heftigere 
Zuckungen auf, die der Kranke für die Vorboten eines Anfalls gene- 
ralisierter Krämpfe hielt. Diese kamen jedoch nicht zum Ausbruch. 
| Die Wirkung des Vaceineurins ist in diesem Falle so auf- 
fallend, daß man hoffen darf, mit dem Mittel diese sonst jeder 
Therapie trotzenden Zustände beseitigen zu können, weshalb ich 
empfehlen möchte, dasselbe bei denjenigen Tics nachzuprüfen, 
bei denen die Ursache in einem Trigeminusreiz entdeckt wird, 
welcher in der Tat durch Vaceineurin prompt beseitigt werden kann. 
Was nun die jetzt noch hier und da auftretenden leichten 
Zuckungen betrifft, die im Hinblick auf die schweren generali- 
sierten Krampfzustände eigentlich nur eine geringfügige Belästi- 
gung darstellen, so wird man vielleicht dieselben noch mit der 
von H. Oppenheim angegebenen Hemmungsgymnastik zum 
Schwinden bringen. 
Zu bemerken wäre noch, daß die Vaccineurininjektionen für 
den. Kranken vollkommen schmerzlos waren und auch niemals zu 
einer lokalen Reaktion führten, auch traten, sonstwie nicht die 
geringsten nachteiligen Folgen auf. 


-> Literatur: 1. Bericht der 31. Versamml. d. Ophth. Ges. Heidel- 
berg; ref. R. kl. W. 1904; ferner B. kl. W. 1906. — 2. Döllken, ebenda 
1914, Nr. 46 und 47. — 3. Wichura, M. m. W. 1917, Nr. 3. — 4. Hölzl, 
Ther. d. Geg., Nov. 1918. — 5. Löwenstein, Ther. d. Geg. 1915, Nr. 9. 


„Grippephylaxin“ zur Anfangsbehandlung und als 
Prophylakticum gegen Komplikationen 
schwerer Grippe. 

Von - 

Dr. Armin Mayer, Frankenhausen (Kyifh.). 


| Bei einer großen Zahl von Grippekranken konnte ich im 
Laufe der letzten Jahre die Beobachtung machen, daß die zwei 


= bis drei Tage fortgesetzte Gabe von dreimal täglich Phenacetin, 


Aspirin, Salipyrin aa 0,3 bis 0,4 mit Morphium 0,01 bis 0,02 unter 
gleichzeitigem häufiger Gurgeln mit Wasserstoffsuperoxyd geradezu 
specifisch wirkte. Es kam sehr bald unter starkem Schweißausbruch 


zu Entfieberung und Nachlaß der nervösen Symptome. Komplika- 


tionen traten überhaupt nicht auf oder die anfangs vorhandenen 
Komplikationen (eine Rippenfellreizung, zwei Verdichtungen auf 
den Lungen, ein längeres Andauern nervöser schwerer Reiz- 


be 2 1837 


erscheinungen) wurden rasch günstig beeinflußt. Übereinstimmend 
aber war bei allen Fällen das rasche Einsetzen .der Besserung und 
vor allem die deutliche Abkürzung der Gesamtkrankheitsdauer auf 
nur 6 bis 14 oder höchstens 20 Tage. Von besonders günstigem 
Einfluß auf die.bronchitischen Erscheinungen erwies sich der Zu- 
satz von Morphium. en 

Es mag nach meiner verhältnismäßig nur geringen Anzahl 
von Fällen eigentlich gewagt erscheinen, eine Art Statistik mit so 
kleinen Zahlen zu geben. Immerhin trug ich mich schon vor dem 
Kriege mit dem Gedanken eines kurzen Hinweises auf meine 
Rezeptur. > = = | | | 

Da jedoch jetzt die Preise des bisher als Pulver verordneten 
Rezeptes verhältnismäßig recht hohe sind, zurzeit etwa 3,50 bis 
8,80 M, habe ich mich entschlossen, das Mittel billiger in Tabletten- 
form herstellen zu lassen unter dem Namen „Grippephylaxin* mit 
folgender Zusammensetzung: : 

Phenacetin 
Acid. acetyl. salicyl. 
Salipyrinersatz aa 0,15 

Ä Morph. mur. 0,005 

Die Röhrchen enthalten je 15 Stück. Preis hierfür 3M. Zu be- 
ziehen von der Hankelschen Apotheke in Frankenhausen (Kyffhäuser). 

Für gewöhnlich genügt der Inhalt einer Röhre, bei dreimal 
täglicher Gabe von zwei Tabletten, für den gewünschten Erfolg. 
Nur in Einzelfällen wird man gezwungen 'sein, eine zweite Röhre 


€| zu verordnen. Der anscheinend höhere Preis des Mittels wird 


ausgeglichen durch die, hohe Kosten ersparende, möglichste Ver- 
hütung von Komplikationen, die rasche Beeinflussung der schwereren 
Anfangssymptome und die deutliche Abkürzung der. Gesamtkrank- 
heitsdauer; ganz abgesehen von der besonders günstigen Ein- 
wirkung auf das subjektive Befinden des sonst längerem und 
quälenderem Krankenlager verfallenen Patienten. Es erscheint daher 
das „Grippephylaxin“ bei riehtiger Auswahl der Fälle auch für die 


| Kassenpraxis besonders geeignet. 


Das „Grippephylaxin“ habe ich auch bei der in diesem 
Herbste einsetzenden Grippeepidemie angewandt, und zwar: mit 
dem bisher mit dem Pulver erzielten guten Erfolge. Besonders 
hervortretend war in einigen Fällen die der alleinigen, relativ er- 
folglosen Gabe von Aspirin gegenüber erzielte deutliche Besserung 
durch Übergang zu „Grippephylaxin“. Es ist vorauszusehen, daß 
auch andere Beobachter wie ich die gleichen Erfahrungen machen 
werden. | 
Interessant wäre es, wenn vielleicht im Experiment und in 
der Klinik festgestellt werden könnte, worauf die empirisch ge- 
fundene, günstige Beeinflussung der Grippe durch mein Mittel beruht. 


Aus der Praxis für die Praxis. 


Für den jungen Praktiker. 
Ratschläge aus der Geburtshilie. 


Von 


Dr. Fuhrmann, Hebammen-Lehranstalt, Köln. 
= (Schluß aus Nr. 51.) 


Verzicht zu leisten auf bakteriologische Diagnose aus den 


‘Organen ist bei der gonorrhöischen Adnex- und Bauchfellerkran- 
kung. Die Diagnose ist aber — Gonokokken aus den Genitalien 


seien durch Färbung oder Kultur nachgewiesen — nicht schwierig. 


-Gleichzeitig mit dem puerperalen Üterusgonorrhöe-Fieber (also An- 
‚fang der zweiten Kindbettwoche) erkrankt auch die Tube (meist 


doch nur einseitig); oder sie erkrankt später (tage- bis jahrelang 
später) mit selbständigem Einleitungsfieber: Befund (einwandfrei 


Ki in tiefer Narkose, wo jede Abwehrspannung aufgehoben ist): 
b 


eistift- bis daumendicker Eileiter (höchste Zartheit bei der Pal- 


l pation!); die lokale Bauchfellentzündung ist ebensowenig zu ver- 


kennen, wie ihr Ausgang in den sogenannten Beckenbauchfell- 


“absceß: vom seitlichen und hinteren Scheidengewölbe aus dicke 


(bis überfaustgroße), sehr empfindliche Tumoren, bestehend .1. aus 
dem ‚Tubeneitersack, 2. dem mit ihm verwachsenen Eierstock, 
3.. dem angelöteten Bauchfell, und zwar die Nachbarschaft des 


‚Lig. latum, Serosa benachbarter Darmschlingen, Netzteile und 
„Douglaswand; in dieser Bauchfellhöhle sitzt auch noch aus- 
.geschwitzter Eiter; schweres Krankheitsbild, jedoch quoad vitam 


günstig. Behandlung: absolute Ruhe, im akuten Stadium dazu 
Eisauflage, im chronischen im Gegenteil heiße Breiumschläge, 
heiße Sitzbäder, heiße Scheidenduschen. 


Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß man manchmal dia- 
guostisch ins Gedränge kommt dann, wenn es gilt, Appendicitis 
und Salpingitis dextra auseinander zu kennen; eine Puerpera mit 
Gonokokken habe, im Frühwochenbett z. B., einen akuten Anfall 
von Appendieitis; der Prozeß kann innerhalb ein bis zwei bis drei 
Tagen einen Tumor (seröse oder gar schon serös-eitrige Durch- 
tränkung des Wurmfortsatzes und seiner Umgebung), Empfind- 
lichkeit, Abwehrspannung, Fieber, umschriebenen tiefen Druck- 
schmerz an Mac Burneys Punkt!) erzeugen, durchweg Erschei- 
nungen, welche ebenso auch bei der rechtsseitigen gonorrhoischen 
Salpingitis auftreten können. | | 

Aus dieser Verlegenheit kann vielleicht Vaceination 2) mit 
Arthigon oder Gonargin helfen. Die Gonokokkenvaccinen 
Arthigon, Gonargin und Reiters Vaceine sind wäßrige, feine 


1) Mac Burneys Punkt sei der Mittelpunkt der Linea spina ant. 
sup. dextra — Nabel, liest man häufig; das ist ein Irrtum. Mac Burneys 
Punkt liegt „2 Zoll“ = 5cm einwärts der Spina ant. sup. dextra auf 
obiger Linie, beim Erwachsenen. Der Mittelpunkt der Linea spinal. 
ant. sup. — Nabel (= Monrosche Linie) ist beiderseits der Ort der 
Wahl für die Punctio abdominis bei Ascites; Monroscher Punkt. 

2) Das berühmteste Beispiel von moderner Vaceination zu dia- 
gnostischem und therapeutischem Zwecke ist die Impfung mit Tuber- ' 
kulin. Allerdings sind die Tuberkulinpräparate nicht Aufschwemmungen 
von abgetöteten Tuberkelbacillen, sondern Glycerinlösungen der in den - 
Zelleibern der Tuberkelbacillen enthaltenen Stoffe oder der Kultur- \ 
flüssigkeit, welche ja die von den Bacillen bei ihrem Wachstum und 
ihrer Vermehrung erzeugten Stoffwechselprodukte enthält, oder aber 
zertrümmerte Bacillen. Aber Streptostaphylokokken- und Colivaceinen 
sind reine Bakterienaufschwemmungen. 


: - ` 
pogi Tiao Kal 


Ä (Siehe auch Therapeutische Notizen.) 


a ee Ä innere Medizin und Kinderheilkunde zu Berlin -am 27. Oktober 1919. 


a 1388 | 1919 = 


Emulsionen von bei 60° C abgetöteten Gonokokken, die aus 
Trippereiter kultiviert sind und von verschiedenen Kranken 
stämmen. Solche „polyvalente“. oder „multipartiale* Vaceinen 
sollen nach den. einen wirksamer, nach den anderen unwirksamer 
‚sein als das „Auto-“ oder „homologe“ Vaccin, das heißt die Kultur, 
welche aus den Gonokokken des damit zu behandelnden Kranken 
selbst stammt, Das „Arthigon“ (Chemische Fabrik Schering, 
Berlin, ein 6-cem-Fläschehen 6 M) enthält in 1 cem 50 Millionen; 
"Gonokokken, das 'Gonargin ist in Ampullen zu baben, in welchen 
‘5 Millionen bis 1000 Millionen Keime abgezählt sind. . 
#1 Die diagnostische und auch die therapeutische 
Anwendung beginnt .mit der Einspritzung in die Glutäen*) von 
5 Millionen (= 0,1 Arthigon) Gonokokken. 
Die Einspritzung des Vaceins ist sozusagen eine Anfrage 
beim Organismus, ob er bereits Keime, wie die eingeimpften sind, 
- beherbergt” oder. nicht. ‘Der Organismus antwortet auf die Anfrage 
entweder mit „Ja“ oder „Nein“, oder die Antwort fällt unbestimmt 
aus. , „Nein“ heißt: wenn keinerlei Reaktion eintritt. „Ja“ heißt: 
Ñ wenn Reaktion auftritt, die sein kann: eine Lokal- oder eine 
Lei = Herd- oder eine Allgemein reaktion, oder eine Vergesell- 
BER DEN i schaftung zweier oder aller. Die Lokalreaktion besteht in 
randy Me | Rötung und Schwellung an der Injektionsstelle, - die Herdreaktion 
SEE in Zunahme der Erscheinungen. am Krankheitsherd, die: Allgemein- 
al) rn Vo reaktion in Temperatursteigerung bis zum Schüttelfrost. | 
| ~ "Die Temperatursteigerung ist am eindeutigsten natür- 
‘ lich dann, wenn vorher, das heißt in den Tagen oder Wochen 
= vor der Vaceineeinspritzung normale Temperatur bestanden hat; 
eine Steigerung der Temperatur kann aber auch verwertet 
werden, wenn das Fieber ohne Einspritzung. nicht die Höhe er- 
` reicht hatte als nach der Injektion, Therapeutisch gilt 
nl 1 “der ‘Grundsatz, ‘zur nächsthöheren Dosis darf nur gegriffen 
Er Ze werden, wenn jede Reaktion, besonders natürlich die allge- 
meine, vierbis acht Tage abgeklungen ist. P 


-© Das Hauptfeld für die Gonokokkenvaccinationstherapie sind 
| die "Erkrankungen jenseits des Uterus (also Bileiter, Bierstock 
N |  Bauchfell); der Hauptzeitpunkt dafür ist- das chronische Stadium 
kn l dieser gonorrhoischen Affektionen®). Im Verhältnis zur Vaccination 
Ni: hat die Serumtherapie*) bei der Gonorrhöe so gut wie-gar 


= z 

u = 
: a ee M A 
-atri T ae: 

urn 


>. 


-A 
- 
EN ; 
BE er 
a a e 
Ze - gmr 


PT BEE a 
m m, 


; ao i 
a r Mamae 2 KRES 
a ae ne 

en ae o 


Be DAR ee ta > 
— oaee U meet 


a K =- © ` Aus den neuesten Zeitschriften. 


Deutsche medizinische Wochenschrift 1919, Nr. 49. 


- L. F. Meyer und A. Japha (Berlin): Über. den -Einiluß der 
Ernährung auf das Blut bei Kindern. Referate, erstattet im Verein für 


-Herbert Wendriner (Berlin): Über Dermoide) im Jugulum. 
Es kamen drei Fälle zur Operation, die als mediane isolierte Kropf- 
'knoten angesprochen wurden. Erst bei der Operation zeigte sich, daß 
es sich um Dermoide handelte (gefüllt mit Athetombrei und mit spär- 
lichen weißen, 3 bis 4 cm langen Haaren auf der Wand). 


Eee f | Heinz Walther: (Jena): ‚Die sekundäre Wunddeckung im 


Dienste der Wiederherstellungschirurgie. Empfoblen wird unter anderem 
die Bleiplattennaht. Mit den dadürch gestützten Sekundär- 


ee Hg i| nähten hat der Verfasser eine größere Zahl von mittleren und größeren 
t l 


| | ‚granulierenden Weichteilwunden gedeckt- und neben erheblicher Ver- 
es; N“ 


besserung der Narben und der Funktion eine bedeutende Abkürzung 
der Heilungsdauer erreicht. Sehr günstig auf das Anwachsen des 


schmierte ihn mit dem Sekret der Wunde und heftete ihn dann wiede 
an der Entnahmestelle auf 10. | ! n wieder 


. verpflanzen.) Sa 

Lydia Rabinowitsch: 

'-. —- 1) Intravenöse Anwendun 
‘Reaktion ist zu stürmisch. 

= _ 2) Im Fieberstadium wird allerdin 

Vaccination gewarnt, die einmalige d 
Erachtens erlaubt. | 

®) Die Packung der Präparate enth 

*) Intravenös mit Gonokokken bespı 


MEDIZINISCHE 


nichts zu sagen. Die diagn o stisch e Verwertung des Serums!) 
'| ist in der Praxis ohne Bedeutung. S 


Urethra, Sitzbäder). 


"täglich gebracht, in achttägigen Zwischenzei 
| steigert auf 1/5, 3/4- bis I%ige Stärke) © 


:  Referätentel. - ZE To Make 
. Redigiert von Oberarzt Dr. Walter Wolit, Berlin. 


Ehrlichschen Gutachten. 


| ` Lappens auf der Wunde, an der oft nur die .Hautränder angefrischt 
ze = ; , 


werden müssen, wirkt die Erzeugung einer, Entzündung im Lappen 
14 vor der Überpflanzung. (Katzenstein löste den Lappen ab, be- 


bis 14 Tage an, um ibn dann erst zu 
Das Friedmannsche Tuberkulose- 
g widerrate ich in der Privatpraxis: die 


gs vor.der-therapeutischen 
lagnostische ist aber meines’ 


ält auch genaue Anweisung: 


ritzte Tiere liefern das Seru e 5 | phorat. forte. 


KLINIK — Nr.52 


A 


28. Dezember; 


a PR 


- -Außer der rein-diagnöstischen Anwendung der 


Gonokokkenvaccine gibt es.noch- eine kontrolldiagnosti= 
sche Verabreichung der Präparate: “und gerade diese wird jetzt - 
zur Feststellung der eingetretenen. oder. ausgebliebenen Heilung 

. von den berufensten Fachäutoritäten?) angewendet. Durch intra- 
-| muskuläre. Einverleibung‘ von Arthigon: oder Gonargin, Gonosan 
wird die:latente Krankheit „provoziert“ - und mittels Temperatur- 
‚messung und mikrpskopischer-Untersuchung des Sekrets, 24 Stunden 


später, festgestellt‘ beziehungsweise vermißt. Zwei- oder drei- 


malige negativ verlaufene Provokation läßt: „auf Heilung respek- | 
tive Abwesenheit von Gonokokken rechnen“ (Zum busch), 


Obwohl meiner Ansicht nach mit den genannten Mittel aus- 
zukommen ist,. führe ich noch zwei weitere,- neuerdings warm - 


. empfohlene Verfahren deswegen an, -weil beide auch in der Ge-. 
‘burtshilfe sehr‘ brauchbar. sind. Beide werden nämlich zur Be: 


handlung des Wochenbettfiebers in derselben Dosierung 


_ und: Verabreichungsform wie gegen die Gonorrhöe angewendet. _ 
- Das ist de intramuskuläre Terpentin- und die intra: 


venöse Kollargölinjektion. Ol: terebinth. rectificat. 4.0; 
Ol. olivar. 20,03); alle fünt Tage t/« ccm einzuspritzen, zwei Quet- 
finger unterhalb des. Darmbeinkamms -in` der: hinteren Achsel- 
höhlenlinie (hier trifft man kein Muskelgewebe, das:gegen, Terpehtin 
hochempfindlich); nach Jodanstrich sticht man '-bis auf den 


Knochen; ein halbes Dutzend Injektionen im ganzen. 


Kollargol (Argentum colloidale) in 2%iger Lösung wird jeden 
‘zweiten Tag intravenös : gespritzt, beginnend mit 2 cem und 
endigend mit 10 ccm. Die tokale Behandlung geht bei 
beiden Verfahren, wenn die akutesten stürmischen Erscheinungen 
abgeklungen sind, nebenher (z. B. 6% Protärgolstäbchen in die 


Man kann sogar die-allgeme in e` (intravenöse) Behand- 
lung mittels kolloidalen Silbers vereinigen mit der lokalen An- 
wendung. kolloidalen Silbers. Choleval (Merck; Darmstadt) ist 


10 %iges kolloidales Silber mit gallensaurem Natron. Anwendung: 


!ı%ige, wäßrige Lösung in die Harnröhre und in die Scheide a 
ten. allmählich ge 


mittel in der Behandlung. der Lungentuberkulose. Bemerküngen zu dem 
' Max Levy-Suhl (Berlin- Wilniersdorf): ” Vom Wesen der ` 
Hypnose. Unter Verwendung kriegsärztlicher Boob; 
achtu'ngen. Die hypnotischen Effekte sind von den Vorstellungen 
(Gedanken, Einbildungen) des: Hypnotisierten selbst ‘abhängig, beruben 
also in letzter Linie auf Autosuggestion des Behandelten („jeder 
hypnotisiert sich selbst im Sinne seiner eigenen Ideen“). , Freilich. ist 
dabei die Mithilfe des’ Arztes erforderlich. Dessen Tätigkeit besteht 
darin: zunächst durch Worte und Gesten ` bei- dem Kranken die Vor- 
stellungen und. Gefühle lebendig zu machen, durch die die meisten 
Menschen in den hypnotischen Seelenzustand hineingeraten.. Damit ist 
eine erhöhte Beeinflußbarkeit, Gläubigkeit, Einengung der Kritik. ver- 
bunden, wie dies auch unter Alkoholeinfuß leicht eintritt. (Vergleiche 
damit das Vorgehen eines Geschäftsmannes;‘ der einen’ Partner zum 
Abschluß eines Vertrages zù überreden hat und ihn zunächst -zum 
Trinken einer Flasche Wein veranlaßt, um. seine Beeinflußbarkeit zu 
erhöhen, seine. Kritik einzuengen , und dann’ leicht alle Gegenvor- 
. stellungen und ‚Bedenken zu überwinden.) Die Hypnose ist. als be- 
sondere Heilmethode anzuerkennen... . 000 
Wilhelm Hildebrandt (Freiburg i. B.): Eine Verbesserung 
| meines Modells zur Erzeugung künstlicher -Rasselgeräusche. für Lehr- 
zwecke. Man kann demonstrieren, -wie zuerst einwandfrei'nicht 
klingende ziemlich feinblasige Rasselgeräusche plötzlich in einwandfrei, 
‚klingende Geräusche übergehen, F, Bruck. 


| 1) Wer sich für diese Frage | Bäkteriothera ie, Serumtheraple, 
ne De interessiert, dem > ia einzigartige Werk empfohlen: 
kra akh i etsch, Die experimentelle Bakteriologie und die Infektions- 
| : = ‚Urban -& Schwarzenberg, 1916:70 000000 _-; 

z Bun busch und Döderlein, Mschr.f.Geburtsh.1919, H.l. 

7. eı Kuerperalfieber nehme -ich statt. O1. olivarım: ‚Ol: cam 
‘) Diege Wochenschritt 14919, Nr. 0 0 000 0O 0o 


Lu 
nS ur N $ 
~ . f 


N S- 


hi tI bag os braa So 


'28. Dezember. 


L 


Zeitschrift für ärztliche Fortbildung 1919, Nr. 22. 


| Wolff-Eisner (Berlin): Specifische Behandlung der Tuber- 
kulose "mit Berücksichtigung des Friedmannschen Mittels und der Partial- 
Antigen-Behandlung. Sehr weitgehende neuerliche Einschränkung der 
Indikationen durch Friedmann bewirkt, daß sein Mittel fast nur 
für initiale und dubiöse Fälle in Betracht kommt. Sonst ist in der 
Anwendung desselben eine Neuerung gegen früber zu vermissen und 
alle die früheren Mißerfolge und Verschlechterungen, die von beachtens- 
werter Seite mitgeteilt wurden, bleiben somit unberücksichtigt. Ehr- 
lichs Gutachten, auf dessen Veröffentlichung Friedmann so sehr 
drang, ist völlig ablehnend ausgefallen. — Die richtige Bewertung des 
Tuberkulins faßt Neißers Ausspruch am besten zusammen: „Durch 
Tuberkulin ist kein Fall von Lupus geheilt worden, und doch möchte 
ich das Tuberkulin bei der Lupusbehandlung nicht missen.“ — Reaktions- 
losigkeit auf Tuberkulin, Anergie, ist ein prognostisch ungünstiges 
Zeichen, wird es doch durch Giftüberladung hervorgerufen; davon zu 
trennen ist natürlich die Reaktionslosigkeit des nichtinfizierten Organis- 
mus, der also einfach nicht allergisch ist. Die Tuberkulinbehandlung 
hat den Effekt, die Antikörperbildung anzuregen, und zwar tut sie das 
zum großen Teil am Ort der Injektion, das heißt im Hautbindegewebe. 
Durch Gewöhnung an die Tuberkulinkonzentration entstehen hier aner- 
gische Herde. — Im Vordergrund steht heute die Lysintheorie, nach 
der sich im Organismus unter dem Einfluß der Injektion gegen die 
Bacillen gerichtete Stoffe bilden, die man sich als Lysine vorstellt. Im 


.tuberkulösen Organismus werden gleichzeitig aus dem Tuberkulin Gifte 


in Freiheit gesetzt, die die Erscheinungen der sogenannten Tuberkulin- 
reaktion erzeugen. Als reaktiver Vorgang wird übrigens auch die 
Tuberkelbildung selbst aufgefaßt. — Die Antikörperbildung garantiert 
an sich noch nicht die Heilung. Hierfür ist ausschlaggebend, wieviel 
Gift unter der Wirkung der Antikörper aus den absterbenden Bakterien 
frei wird, und wie der Körper auf dieses Gift reagiert. Die lytische 
Theorie ist nicht sichergestellt, doch stellt sie auch nur ein Bild dar 
für die Auffassung, daß Abbauprodukte für die Wirkung des Tuberkel- 
bacillus verantwortlich zu machen sind. — Im Gegensatz zur Tuberkulin* 
behandlung, bei der die Empfindlichkeit abnimmt, soll bei der Behand- 
lung mit Partialantigenen der Titer ansteigen. Doch harmoniert mit 
dieser Annahme schlecht die Anweisung von Deycke-Much, für die 
therapeutische Anwendung die Dosen dauernd zu steigern. Die weitere 
Behauptung, daß es hier gelungen sei, die Giftwirkung aufzuheben, ist 
zu bestreiten, und diese kann wohl auch kaum von der therapeutischen 
Tuberkulinwirkung getrennt werden. Die Partialantigene bilden aber 
ein wertvolles Präparat neben dem Tuberkulin; ein besonderes Feld 
ihrer Anwendung eröffnet sich vielleicht bei der Urogenitaltuberkulose- 

Hauptmann (Freiburg i. Pr.): Neuere Spirochätenforschungen 
bei Paralyse. Mit größter Wahrscbeinlichkeit ist heute anzunehmen, 
daß jedes Paralytikergehirn Spirochäten beherbergt; oft bedarf es aber 
erst sehr langen Suchens. Ihr ausschließliches Vorkommen in der 
Rinde hat sich bisher bestätigt. Der Grund hierfür ist noch unklar. 
Sie liegen entweder diffus oder ia einzelnen Herden. — Die Trage, ob 
Toxine oder der vitale Angriff der Spirochäten selbst dem paralytischen 
Prozeß zugrunde liegen, ist noch nicht entscheidbar. Ein Eindringen 
von Spirochäten in Zellen ist sehr selten, das übliche ist pericelluläre 
Anordnung. Über den Weg der Spirochäten kann man sich vielleicht 
folgendes Bild machen: sie wachsen aus dem Gehirngewebe in die 
Gefäßwand hinein, in dieser fort und an anderer Stelle wieder in das 
Gehirngewebe hinein. Trotz solcher Gefäßdurchsetzung mit Spirochäten 
weisen die Gefäße aber nicht die von der Gehirnsyphilis her bekannten 
Wandveränderungen auf. Die Züchtung im Tierkörper läßt Aufschlüsse 
über das so wechselvolle biologische Verhalten der Spirochäten er- 
hoffen. Es ist jedoch notwendig, schon im Sekundärstadium der Lues 
das Nervensystem anscheinend nervengesunder Syphilitiker zu unter- 
suchen, um in der Frage der Entstehung der Paralyse einerseits, der 


Lues cerebri andererseits weiter zu kommen, bei der möglicherweise 
‚Unterschiede in der Spirochätenanordnung: eine Rolle spielen. Eine 


Klärung könnte hier auch für die Therapie von eminenter Bedeutung 
werden. Hans Meyer (Berlin). 


Die Therapie der Gegenwart, November 1919. 
| M. Jacoby (Berlin): Die Bedeutung der Qualität der Ernährung. 
Zum Bestehen des gesunden und- kranken Menschen reicht es nicht 
aus, daß die Speisen dem Körper genug Brennstoff zuführen, also 


‚guantitativ zureichend sind. Vornehmlich die Eiweißstudien beweisen, 


daß es bei der Ernährung sehr erheblich auf die Qualität der Bausteine 
ankommt. Die Erfahrungen bei Beri-Beri und Skorbut zeigten die Not- 
wendigkeit der Vitamine, deren Erforschung in chemischer Beziehung 
eine wichtige Aufgabe ist. 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 52. 1389 


M. Albrecht (Berlin): Behandlung der Diphtherie mit unspeci- 
fischem Serum. Unspecifisches Serum trägt immerhin zur Bekämp- - 
fung der Infektionen bei, indem es eine Vermehrung der Abwehrkräfte 
im Körper bewirkt; Verfasser tritt aber auf Grund der mitgeteilten 
Erfahrungen für schnelle und ausgiebige Anwendung des Heilserums 
bei Diphtherie ein. 3 Ben 

Ostrowski (Berlin): Über Tiefenantisepsis mit Chininalkaloiden, 
mit besonderer Berücksichtigung der Vucinbehandlung. Die Anwen- 
dung des Vucins in der späten Stumpfchirurgie, bei Erysipel und Fu- 
Funkulose werden besprochen. Vor allem sind es die chropisch-ent- 
zündlichen Infiltrationen der Hautdecken der Stümpfe, die ein dank- 
bares Objekt für die Vucinbehandlung bilden. Bei Erysipel und Furun- 
kulose waren die Erfolge gute. _ a \ 

Fehr (Berlin): Über Sehprüfung und Brillenverordnung. Be- : 
sprechung der Sehprüfung unter besonderer Berücksichtigung der Fort- 
schritte der modernen Brillentechnik (Durchbiegung des Brillenglases, - 
Zeißsche Fernrohrbrille). | | a 

Offenbacher (Berlin): Zur Technik der intravenösen Injek- 
tionen. Verfasser hat durch Änderung des Loebschen Modells in Ver- 
bindung mit der Straußschen Fußplatte eine Spritze angegeben, welche 
eine absolute Ruhelage während der Injektion gewäbrleistet. 

Gerson (Berlin): Behandlung der Fußgelenkdispositionen. Be- 
schreibung eines Verbandes, welcher den Gibneyschen Heftpflästerver- 
band ersetzen soll. Reckzeh- Mülheim (Ruhr). 


Aus der neuesten skandinavischen Literatur. 


Die innere Behandlung auch der Magengeschwüre mit röntgeno- 
logischer Nische empfiehlt Harald Oehnell (Stockholm). Nischen- 
bildung war bis jetzt als Indikation zur Operation angesehen. Eigene und 
vereinzelte fremde Beobachtungen haben jedoch erwiesen, daß auch bei 
ausgesprochener Nische eine innere Behandlung erfoigreich ist, da die 
Nische verschiedene pathologisch-anatomische Unterlagen besitzt. Ge- 
naue Beobachtungen haben nun ergeben, daß von 86 sicheren und 2 wahr- 
scheinlichen Fällen das Nischenbild in 32 sicheren und 2 wahrscheinlichen 
Fällen nach interner Behandlung geschwunden ist. In 12 Fällen ist 
eine Verkleinerung der Nische sicher beobachtet worden. Auch in der 
nächstfolgenden Zeit ist nach 1/2- bis 1"/sjähriger Beobachtung ein 
Rezidiv nicht aufgetreten. Bedingung für die günstigen Erfolge ist 
eine genügend lange Behandlung, speziell Bettruhe muß zumindest fünf 
Wochen eingehalten und die diätetischen Maßnahmen strengstens ge- 
handhabt werden. (Acta medica scandinavia Bd. 52, H. 1 und 2.) 

Die Einwirkung passiver Körperlageveränderung auf Pulsirequenz 
und Elektrokardiogramm untersuchte Enghoff im Physiologischen 


Institut in Lund, indem herzgesunde Personen auf einer festen Unterlage 


angeschnallt rasch aus der horizontalen Lage in die vertikale mit dem 
Kopfe nach unten und wieder zurück in die aufrechte Lage gedreht 
wurden. Vor, während und nach der Drehung wurde das Elektro- 
kardiogramm aufgenommen. Anzahl der Versuchspersonen 13; die Zahl 
der einzelnen Elektrokardiogramme betrug pro Person 7. Eine schnelle 
Drehung aus der horizontalen Rückenlage in die Vertikalstellung mit 
dem Kopfe nach unten hat eine Abnahme der Pulsfrequenz, vor allem 
von einer Verlängerung der Zeit für die Diastole herrührend und oft 
eine Vergrößerung der Zacken R und S zur Folge. Eine Drehung in 
der entgegengesetzten Richtung, durch welche die Versuchsperson 
rasch in aufrechte Stellung gebracht wird, bewirkt eine. gesteigerte 
Frequenz als Folge einer Steigerung einzelner oder aller Teile des Elektro- 
kardiogramms und verursacht außerdem eine Verkleinerung der Zacken 
P, R, S und T. (Ibidem.) | 

Die Frakturen des Vorderarms iu der Gegend des Handgelenks 
bilden den Gegenstand einer sorgfältigen Arbeit von Troell (Stock- 
holm) mit Rücksicht auf die verschiedenen Typen des Radiusbruches 
dessen Entstehung und Mechanismus. Das anatomische Verhalten be- 
ruht wesentlich auf dem Entwicklungsstadium desjenigen Skeletteiles, 
welcher vom Trauma betroffen wurde. Bei einem Individuum, dessen 
Knochenbildung noch nicht abgeschlossen ist, hat der Bruch zumeist 
den Charakter einer Quer oder Wulstfraktur der Diaphyse beider 
Knochen. Bei einem Individuum mit vollendeter Ossifikation — also 
nach dem 19. oder 20. Lebensalter — kommt es in der Regel zu einer 
typischen Fraktur der unteren Radiusepiphyse mit oder ohne gleich- 
zeitiger Läsion des Processus styl. ulnae. Rücksichtlich des Entstehungs- 
mechanismus ist die Mehrzahl der Brüche, nach dem Röntgenbefund 
zu schließen, bei Personen mit nicht vollendeten Ossifikation-Kompres- 
sionsfrakturen. Auch aus anderen Gründen darf man auch die typi- 
schen Radiusfrakturen in der Regel als Kompressionsfrakturen ansehen, 
wenn auch die röntgenanatomischen Details für. diese Annahme keine 


solche Stütze abgeben. (Sv. läkare sällskapts handlingar Bd. 45, H. 3. 


| 
ı 


no zn 
PL ERET 8: 


EEE EE 
Er} - 


e 


1 7 Lu SEE 
At. Ioapa R 
“ gt Bta.. p En Et 
Co i'a d Dre I. : 
er DU ES MERET-  — sE 
nr ; ` Dea ; 
ta Be ar, ig" eS “ Rhi, 
: a U.» i -. 
I i f LS A En E nt P 
i h Di SEA SA ` Á f 
. a 
g 1» 8 n | ar: RW 
Br y e R i hL R. pS 
k + oh nm ’ 1 + 185 S 
+ = ' N + 
C i Ei ; dt l Y re 
; B, An k 
„+ i Sue x «TER, « > > ' 
T o = 1r H 
ta x Ez = a u. o. 
a i & b R as AS N 
"U, NE pi 
$ ; u DA i Mare, t P R. 
B Ba: 12:7 z 
È N. n A H 
a' I ji F 
“+ y 
Y 
' $ 
z - 0 
is; 1 
2 E gi + 
ar 
` G T 
= 
7 € . 
SI ! 
H AL i 
i | BL 
` F nr 
» e { 
' sun] 
> i b 
HPR 1 
© er ID 
i Ja A 
y FA 
T } A 
. f 
2 i Ä 
ai 7 RU (it 
t 314 
\r 
x Í ar 
is, A L \ 
I D oO 
MORE 
! t; ) 
aan, 9 
D 1% Na 
r (o 
f ALT AT 
i THE 
3 \ 
{s i 
. 4 4, í 
D 7 An 
3 Ah 
‚gt wir 
A e A’ “ S . 
eu Be (am 
i > IR, P 
He De MET i o i 
hf HER Re 
D f a, 
, ER 9 
` 
i 
"TA SNP 
` Li 
u Š i 
IÑ j3 
la f { f Bir aS 
1 pi i BUN EN t N 
"i 1 14,3 LS . i 
N ` un ; 
v ` N v 
' Y i ERLA Ser 
tyy i i 
r i tai IETS 
i ‘ A Yaa V % 
‘ { N 
i UL j; 
” I “ |’ UEF, 
i \ Ke i A i hi 
| m 1,07 
en H N r 
3 44 An) 
$ 4$ 
è f Aal 
ETE 
f} $ ah 
= t é 4 vu 
! 4 5! Wi 
i en) A i 
TES at s Ha 
EL “AE | pL 
í y 
{ TEE 
W S Bi 
d I ? ] 1 
: í sE 
NE E G> til Bir 
ni J ja Ip? t 
D $ gy s 
b P, vd { 
* 14 
t _ f p ld: =, 
e X i 77 wi 
N i (E AAEE 
} t T | 
Er i p 
| TERI 1 ] I 
ł 3 b S i [} 
u. u ‚Al $ 
a 4: Y 
i i i ) 1 
` Bam 
! «€ 
n y 
i i { TAY N N 
1" . IE: 
1 i 
j | IX u 
i IAR Y | 
- f 1! N 
i \ 
t j 
i 
| N 
4 ] 
1 I è 
i N \ 
| [d 
d 
| 
| rs i 
1 d 


‚cilago sind zu vermeiden. Für leicht zersetzliche Stoffe sind geeignet 


- Vaselin oder Lanolin und Wachs. 


"ätherische Öle enthalten, ‘erscheinen mit Wachs zubereitet, unverändert 
- im Kote. 


. liche Pillen. 


Ausnalime des Kollodiums nicht die Löslichkeit der Pillen. In Fabriken | 
hergestellte Pillen werden häufig bei der Aufbewahrung unlöslich und 


= 
es 
zu - Be [na 
= Eee -r = wi i F 
ge a o, I T . we 
rien zur B 


tuellen Komplikationen: vorzubeugen. 


: 1919, Nr. 48.) 


reduzierten Hämoglobins _ 


Zwischen den Mittelwerten der Menge des reduzierten Hämoglobins 
-~ in den Capillaren und dem Grade der Cyanose besteht ein Paralellismus. 


- 


Krankheitsverlauf bedeutend abzukürzen. (W. kl. W. Nr. 45.) 


. Luft in die Scheide einsaugt; denn wenn nach Ausführung 
des Handgriffes die Gebärmutter in das Becken gedrückt wird, kommen 
‘stets große Luftblasen aus der Scheide. Das Ansaugen von Luft kann 


Grön b erg (Wiborg) ‘macht Klinische . und RE 


Untersuchungen über den für die Wirkung der Arzneimittel ‚wichtigen 
.. Zerfall der Pillen im menschlichen Körper und kommt zu folgenden 
i. Sehlüssen: Magnesia usta macht fast alle Pillen- schwer- beziehungs- 
weise unlöslich. Von Pflanzenpulvern.und' Extrakten ist .Liquiritia und 


Taraxacum, letzteres bei Öbstipierten, vorzuzieben, Rad. Althae mit Mu- 


Bolus + Wasser, Sirup, Glycerin oder Mucilago, ungeeignet Bolus + 
Pillen, die Balsame, Fette, Öle oder 


‚Harze und Trockenextrakte geben mit Spiritus leicht lös- 
Die üblichen .Überzüge der Pillen beeinträchtigen mit 


erscheinen unverändert im Kote.. Die Dosierung der wirksamen Sub- 
stanz in den Pillen ist sehr ungenau und ungleichmäßig, . bei größerer 
Anzahl der Pillen (50—100 Stück) kann sie in’ einzelnen Pillen ganz 
fehlen. ‚Bei Bereitung der Pillen. ist in. dieser Beziehung besondere : 
Sorgfalt zu verwenden. (Acta medica scandinavica Bd. 52, H. 8.) 

Prophylaktische Vaccineinjektionen. bei Gonorrhöe gaben Boas 
und. Thomsen (Kopenhägen) bei allen frischen Fällen, um even- 
Das Serum wurde im : staat-- 
lichen, Seruminstitut aus frischen Gonokokkenkulturen, zubereitet und 
wurde. immer eine Mischung verschiedener Stämme verwendet. 


- Jeder Patient erhielt drei Injektionen, jeden fünften Tag oder einmal 
die Woche. - 


Kranke mit Komplikationen wurden, um die prophylak- | 
tische Wirkung zu prüfen, nicht injiziert. Die Erfolge waren günstig. 


E Von 126 behandelten Fällen blieben- 108 ohne Komplikation (81%), - 
‚während. von 202 nichtbehandelten Fällen bloß 55% .verschont geblieben 


sind, und die Art der Komplikationen war bei den behandelten Fällen 
eine leichtere als bei "den nichtbehandelten. Es ist jedoch anzustreben, ° 
daß . die Behandlung möglichst früh - einsetzen soll. (Hospitalstidende 


Studien über die Ursachen der Cyanose machte Lunds g aard 
(Kopenhagen). Die Cyanose.hat ihren Grund in der vermehrten Menge 


(in Volumprozent gemessen) im Blute. 


Die Grenzen, das heißt der Mittelwert des reduzierten Hämoglobins, 
bei welchem Cyanose eintritt, ist 6—7 Volumprozent. Hiermit folgt, 
daß-Patienten mit einem Hämoglobingehalt, unter 25—380 % nicht cyano- 
tisch werden können, was auch die Experimente erwiesen haben. 


Durch die Messung der Menge des reduzierten Hämoglobins im Venen- 


blut des Patienten mit Cyanose kann man wichtige Schlußsätze zieben 
auf die Sauerstoffaufnahme des Blutes in den Lungen, da diese in dem 


„Grade herabgesetzt ist, je mehr. die Menge des reduzierten Hämoglobins 


im Venenblut unter 18—14 Volumprozent herabsinkt. Man kann auf 


diese-Weise sich auch Aufklärungen über die Wirkung von Sauerstoff- i 
. einatmungen und der Venaesektion bei cyanotischen Zuständen ver- 


schaffen. (Bibliothek, for läger, een 1919.) 
| ‚Klem Lp e rer (Karlsbad): 


Ra r o ra 


` Therapeutische Notizen. 


D euts ch berichtet über. seine. günstigen. Erfahrungen mit der 


intravenösen. Urotropinbehandlung- des akuten Gelenkrheumatismus. Die 
- Kranken erhielten täglich 20 ccm einer 80% igen Urotropinlösung 


intravenös bis zum Abklingen der objektiven Symptome. 

6 bis 15 Injektionen erforderlich, im Durchschnitt 7. Bei vereinzelten 
refraktären Fällen konnte zuweilen mit Melubrin oder Methylenblau- 
silber schließlich der gewünschte Erfolg erzielt werden. Die Urotropin- 
behandlung steht jedenfalls in ihrer Wirkung den.bis jetzt angewandten 
Mitteln nicht nach, sondern sie scheint im Gegenteil geeignet; den 


G. Z. 
In: Bemerkungen zu dem Aufsatz von H. Fuchs in Heft 37 a. c. 


des Zbl. f. Gyn. (ref. in Nr. 44 dieser Wochenschrift) über den Freund- 


schen. Handgriff zur Entfernung retiniertes. Bihäute in der Placentar- | 


periode führt E. Sachs (Berlin) aus, daß die durch die oberhalb der | 


Symphyse eingehenden Finger nach aufwärts. gedrängte Gebärmutter 


bei tiefem Sitz der Placenta zur Luftembolie führen. Es erscheint 
daher fraglich, ob der Handgriff den Hebammen: zu empfehlen ist, ob- 
wohl er die Ablösung der Eibäute von der Uteruswand unterstützt 


‘und. Abreißen und Retention cel mar verhindert, us Gyn: 1919, | 


Nr. 47) i K, Be. 


Dazu sind | 


© p p önk eim Steglitz): Das. Spumanverkkhten in der piika: 5 
Bei.- zahlreichen gynäkologischen Erkrankungen be 

 währte sich dem Verfasser das vonder Chemisch- „pharmazeutischen, 
‚Fabrik Luitpoldwerk in München: hergestellte „Spuman“, . 
'Stäbchenform in. den Handel kommt. Nach Einführung der Stäbchen 
| in Vagina, Rectum oder Urethra entwickelt -sich ein Schaumkörper 
aus Kohlensäure, der, gleichmäßig. alle Buchten bedeckt. 

von Tannin, Höllenstein, Protargol, Ichthyol usw. kann die bactericide. 
Nach anfänglicher Steigerung der eht 
| zündlichen Symptome und der. Sekretion tritt im Anfang der zweiten 
Behandlungswoche ‚Besserung und allmähliche Heilung ein. (B. kl. W. 


W., Lasker. P 


logischen Praxis: - 


Wirkung der CO2 erhöhen. 


Nr. 48.) 


w 


das in 


Der Zusatz ° 


Die Magenspülüng beim Schwanfürschaflärbrechen läßt sich nach 


‚Injektion gemacht war. 


Ansicht von: Dr. E. Schwarzenbach. (Zürich) ersetzen dureh. . 
häufige Nahrungsaufnahme. Die günstige Wirkung: des häufigen Essens . 
‚wird zurückgeführt darauf, daß die. verschluckten Speisen schädliche 
Stoffe aus dem Magen: wegschaften. Die Kränken essen nicht,..weil 
sie brechen müssen und sie brechen wiederum; weil sie nicht essen,- 
Der Arzt darf sich, die Mühe nicht verdrießen ` -lassen, diejenigen- Nab- 
rungsmittel ausfindig zu machen, vor denen. sich die Kranke ‘nicht 
ekelt (z. B. Eismilch; Kartoffelpüree, Fisch, pikante- Würste, Käse usw.) 


und muß anfangs kleine ‚Naucangadosen: und Bettruhe verördnen. .(Zbl. 
L Gyn. 1919, Nr. 47.) ı 8 2 


J.Ho ppe [Uebtspringe (Altmark)] empfiehlt die: “intraglutäale 
Injektion des Silbersalvarsannatriums.: 
Menge (0,2). wird auf jeden-Glutaeus. v erteilt-(0,1)...eingespritzt. 
Daß das Silbersalvarsan ohne größere Schmerzen -und Beschwerden 
intramuskulär verabfolgt. werden kann, beweist- am: besten dr 
Umstand, daß eine W-oche nach der Injektion weder der: ‘Kranke: ‚selbst, | 
noch ein unbeteiligter Arzt feststellen konnte, in: “welchen: Glutáeus, die 
(M. m. :W:-1919, Nr, 48) 


K: Be - 


‚Die zar. Wirkung ‚erforderliche 


— 


Zur Technik der Silbersalvarsaninjektion äußert sich Carl. 8 teri 


abgekochten Leitungswassers. 


Austritt eines kleinen Tropfens. 


(Düsseldorf). İn die mit dem Zeigefinger der linken’Hand am. Kanülen- 
ansatz verschlossene Rekordspritze von 10 g-gießt.man -3 g 86° warmen 
‚Der Inhalt der- Ampulle Silbersälvarsan 


wird dann unter 'beständigem Schütteln - ‘des Wassers diesem. allmählich 
zugeschüttet “und ` darin aufgelöst. ` 


Spritze wird Iuftleer gemacht durch Vorschieben des ‚Steropels bis zum 
Dann wird. mit einer. “diekeren 
Kanüle die Vene angestochen und so:viel Blut angesaugt,daß 
die Spritze voll wird. In dieser Blutmischung "lösen sich alle Reste 
von etwa noch üungelöstem Silbersalvarsan. Da, wo die Venen -nicht 
sichtbar sind, kommt dieintramuskuli äre Injektion: der auf 2.bis 


sg eingeengten Lösung in Leitungswasser in- -Beträcht: Sie wird Aber: 
raschend gut vertragen. (M. m. W. 1919, Nr. 48.) -. 


Die mit der Kanüle ‘versehene 


z En 


"Die Cederschiöldsche Massage des ihythmischen Druckes empfiehlt 


reiĝungen zu setzen. 


G.B. Schmidt (Heidelberg) angelegentlichst.. 
Schädigungen, die das Kneten, -Streicheh und. Reiben‘, Ieicht ‚mit 2 
bringen kann, und ist dadurch- wirkungsvoll, "daß'..sie 
Abschwellen des: Druckes, der’die ganze Peripherie € der- 
‚ seitig umfaßt und- zentripetal fortschreitet, die Pump: 
in der vollkommënsten Weise ausübt, die Stauung. in- Lymph-:und Blut- 
bahnen aufhebt und die Resorption: ‚der. Extravasate befördert. Dadurch 
gelingt es, ganze Narbengebiete_ in schönendster- Weise wieder : 
cularisieren, ohne wie bei der Reibmassage neue Zerrungen und Zer- 
| Die rhythmische' Druckmassage ‘emp: 
fiehlt sich.auch zur Allgem einbehandlu 
Ganz besonders aber findet sie Verwendung. bei .der‘ manuellen -Be- 
handlung i nnerer Organe, namentlich - bei. den: ‚männigfachen Ver- 
‚änderungen am Beckenbo.d'an. Bekanntlich kommt. es im Nerven- 
geflecht des Beeckenbodens, besonders in den: lateralen Partien 
der Scheide, außerordentlich häufig zu- ganglionären : Auftreibungel- 
Von diesen N e rvenknötchen.aus' wird eine unerwartet grobe 
Zahl von Reflexneurosen (Neuralgien. .de 
ausgelöst, sodaß ein großer Anteil der. in das Gebiet 
verwiesenen Erscheinungen durch den Befund solcher 
‘erklärt werden kann. Man sollte daher beim Auftreten 
ferner.bei’Spasmen verschiedenster‘ Art,. bei Dysmenorrhöen ! nicht unter- 
lassen, nach dem" Vorhandensein- disser Kleinen Knöt chen zu fahn 
den (bei der Untersuchung per. vaginam oder rectum 
auf Berührung äußerst schmerzhaften Nervenknoten, 
Neurose dann sofort ausgelöst wird) und von ihnen aus di 
anzugreifen (von dem Rectu m «oder der: Vagina aus 


mischen Fingerdruck, der mit. ‚wechselnder‘ Stärke an- und: übschwillt)- 
(M. m. W..1919; Nr. ai ee 


Sie- vermeidet die 


“durch An- un 
Extremität i 
und Saugwirkung 


"zu vas- 


ng des ganzen Körpers. 


s Magens, Herzens USW. 
der Hysterie 
r Nervenknötchen 

dieser- Symptore 


findet:.man einen 
yon dem aus Ge 


o. ‚Behandlung 
durch rh 


Ẹ Bruck 


~ ae ” 


~ 4 


o8, Dezeniit, A 


~ 


28. Dezember. 


Bücherbesprechungen. 


Oscar Loew, Der Kalkbedarfvon Mensch und Tier. Zur 
chemischen Physiologie des Kalkes bei Mensch und Tier. Zweite, 
vermehrte und verbesserte Auflage. 107 Seiten. München 1919, 
Verlag der Ärztlichen Rundschau Otto Gmelin. Preis M 6,—. 

Populär gehaltene Darstellung der Kalkfrage, die im Laufe 
des Krieges durch die Nahrungsmittelbeschränkung an Interesse ge- 
wonnen hat; auch amerikanische Ärzte halten neuerdings eine Zufuhr 
von Calciumsalzen in der täglichen Ernährung für ihr Land für erforder- 
lich. Schon Bunge hatte gelehrt, daß von allen mineralischen Nähr- 
stoffen der Kalk der einzige ist, für den bei der Auswahl der 

Nahrungsmittel des Kindes zu sorgen. sei. Später haben dann 

insbesondere Emmerich und Verfasser (Berl. kl. W. 19i8, 

Zschr. f. Hyg. 1914, Bd. 77) empfohlen, den vermeintlichen Mangel 

an Kalk in der Nahrung ganz allgemein durch Caleiumsalze (Calcium- 

chlorid, 1 bis 2 g, in Form des Calcium chloratum cerystall. 2 bis 


3 g täglich; oder milchsauren Natronkalk - Kalzan) zu beheben. 


Die neueren Untersuchungen Hans“H. Meyers und seiner Schüler 


haben mancherlei physiologisch und pharmakologisch wichtige Eigen-. 


schaften des Calciums gefunden. Ärzte, Tierärzte und Zahnärzte 
(Kunert) haben an den Knochen, Zähnen, im Stoffwechsel usw. sich 
äußernde Gesundheitsstörungen beim Menschen und Tier in mehr oder 
weniger sichere Beziehung zu einer angenommenen Kalkarmut der 
Nahrung gebracht. Die grundlegende Bedeutung des Calciums für Ge- 
webe, Zellen und Blut steht fest; zur Entscheidung steht nur, ob die 
Nahrung allgemein oder im einzelnen (Schwangere, Kinder) zu kalkarm ist 
und wie dann diesem Kalkmangel abzuhelfen wäre. Da der Kalkverlust 
im Harn des Menschen pro Tag etwa 0,2 bis 0,8 g CaO beträgt, nimmt 
Verfasser als Mittel der täglich nötigen Zufuhr 1 g, für stillende Frauen 
mindestens 0,5 g extra an. Kalkreich sind Milch (1,8 g pro 1 kg), 
Käse, Yoghurt, Wurzelgemüse (2,0 g), Blattgemüse (2,5 g), Kalkar 
Fleisch (0,8 g), Kartoffeln (0,4 g) und Brot. Im Volľkornbrot 
und insbesondere im bisherigen Kriegsbrot, das noch einen Zu- 
satz von Kleie erhalten hatte, sieht Verfasser einen gesundheitlichen 
Schaden. Die Kleie ist kalkarm (1,6 g) und weist überdies einen Über- 
schuß an Magnesia (9,8 g) und an Phosphorsäure (27,8 g) auf (Kalkfaktor 


Vereins- und Auswärtige Berichte. 


Berlin, 

Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 3. Dezember 1919. 

Aussprache über die Vorträge von Werner Schultz: „Das 
Auslöschungsphänomen beim Scharlach“ und „Zur Typhusfrage“. 

Franz Rosenthal: Es wäre von Interesse, ob das Seru 
des Prodromalstadiums oder das der ersten 14 Krankheitstage für das 
ausbleibende Phänomen in Frage kommt. Zur Entscheidung über das 
Wesen der Krankheitserreger des Scharlachs könnte es beitragen, wenn 
man analoge Untersuchungen auch beim Erysipel vornehmen würde. 
Ist das Serum vor der Injektion inaktiviert worden? Für die Deutung 
des Pbänomens darf darauf hingewiesen werden, daß unterhalb der 
Umschnürung der Stauungsbinde sich bei Scharlach Petechien zeigen. 
| 'Wolff-Eisner: Das Scharlachexanthem wird als Folge des 
Zusammentreffens des Antikörpers mit dem Antigen aufgefaßt; es ist 
der Effekt dieses Zusammentreffens. Exantheme beobachtet man auch 
beim Zusammentreffen anderer Antigene und Antikörper, z. B. bei 
Tuberkulose und bei Polleneiweiß. Bei starken Reaktionen enthält das 
Centrum derartiger Erytheme eine maximale Contraction der Gefäße, 
eine ischämische Stelle. Das Phänomen ist dann nicht als Auslösch- 
phänomen, sondern als besonders starker. Grad der Antigen-Antikörper- 
Wirkung anzusehen. Diese Erklärung deutet das Ausbleiben des Phä- 
nomens bei Tierseren, die keine Antikörper für Scharlach enthalten. 
Das scharlachähnlichste Exanthem ist der Serumausschlag. Seine Iden- 
tifizierung ist möglich, durch abgestufte, intracutane Injektion von 
Seren zur Prüfung der Empfindlichkeit. Daran ist im Hinblick auf das 
von Schultz angegebene Zeichen zu erinnern. 


Glaser bestätigt die Beobachtung von Schultz im vollen | 


Umfang auf Grund eigener Untersuchungen. Bei Erysipel läßt es sich 
nicht erzielen. An den Stellen, wo das Auslöschphänonen aufgetreten 
war, fehlt die Schuppung. a | 

Fritz Meyer: Versuche, auf specifischem Wege durch intra- 
venöse Injektion von Serum plus Vaccine den Typhus zu behandeln, 
hat M. ebenfalls angestellt, ist aber davon abgekommen und er warnt 
nachdrücklich davor; bei schweren Typhen ist der Kreislauf zu schwer 
belastet. Nach jeder Injektion tritt unter Schüttelfrost hohe Temperatur 
und dann Fieberabfall auf. Tritt die‘ Senkung nicht ein, so ist die In- 


1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr.52. | 1341 


CaO : MgO etwa = 0,16:1). Bei der Tierfütterung sind 4g Calcium 
chlorat, eryst. pro 100 kg Tiergewicht als zweckmäßig angegeben 
worden. Bei der Besprechung und Wiedergabe der ausgedehnten Lite- 
ratur wird vielfach die erforderliche Kritik vermißt, so bei der Be- 
wertung des kalkhaltigen Trinkwassers (gewöhnlich nicht mehr als 0,2 g 
CaO), der berufsmäßigen Einatmung von Kalkstaub und der löslichen 
Calciumsalze als Arzneimittel. E. Rost (Berlin). 

Albert K. B. Schmidt, Die paroxysmale Lähmung. Verlag 

J. Springer. M 6,80. 

Zum ersten Male wird hier die Klinik der seltenen paroxysmalen 
Lähmung monographisch erschöpfend dargestellt... Die seit West- 
phals und Oppenheims ersten Arbeiten über die Myoplegia 
paroxysm. congen. schon recht beträchtliche Literatur wird mit eigenen 
Beobachtungen verglichen. Die charakteristischen, anfallsweise auf- 
tretenden schlaffen Lähmungen der quergestreiften Muskulatur (mit 
Verlust der Reflexe und der elektrischen Erregbarkeit) werden als 
Folge einer arteriellen Ischämie angesprochen, diese wiederum ist bedingt 
durch eine anfallsweise eintretende Verengerung der Muskelgefäße. Er- 
fahrungen aus der pathologischen Physiologie scheinen diese Theorie zu 
bestätigen. Eine vom Verfasser eingeführte Therapie (Verabfolgung von 
Calciumsalzen) scheint erfolgversprechend. Kurt Singer. 
Carl Oppenheimer, Grundriß der anorganischen Chemie. 

Zehnte, neubearbeitete Auflage. 277 Seiten. Leipzig 1919, Georg Thieme. 
M 5,60 + 40% Teuerungszuschlag. nt 

Dem Arzt, der häufig in die Lage kommt, sich über Grundgesetze 
der anorganischen Chemie (hier S. i bis 118) und über spezielle Tat- 
sachen aus dieser für die ärztliche Wissenschaft so wichtigen Hilfs- 
wissenschaft zu unterrichten, kann dieses leichtverständlich und klar 
geschriebene Buch Oppenheimers angelegentlichst - empfohlen 
werden. Mit Vorteil und Genuß wird der Arzt insbesondere die Ka- 
pitel über Elektro- und Photochemie, über radioaktive Elemente (acht 
Seiten) und Spektralanalyse lesen und die gewaltigen Fortschritte auf 
chemisch-technischem Gebiete während der Kriegszeit bei der Lektüre 
kennen lernen. Das Buch bespricht im einzelnen auch die ärztlich 
und pharmäzeutisch wichtigen Dinge (vgl. Verfassers Organische 
Chemie und Biochemie und berücksichtigt die neuesten For- 
schungen und Feststellungen (Haber, Einstein usw.) 

l E. Rost (Berlin). 


jektion obne Nutzen. Erfolgt sie aber, so ist der Abfall sehr kraß und er 
hat nichts mit der Heilung zu tun. Es kommt wieder zu Temperatur- 
anstieg usw. Der Erfolg ist nicht specifisch. Man kann dasselbe z. B. 
durch nucleiosaures Natron erzielen, ebenso durch andere Mittel. Kol- 
largol bewirkt gleichfalls nur scheinbare Heilungen. Es handelt sich 
stets um anaphylaktische Shocks. Dagegen erzielt die subcutane Be- 
handlung mit langsam immunisierenden Vaccinen gute Erfolge. Je 
weiter der Typhus vorgeschritten ist, um so besser ist die Wirkung. 
Es gelingt heim Typhus durch diese subcutane, langsame Imunisierung 
mit abgetöteten Bacillen die Leukocytenzahl hinaufzutreiben, während 
gleichzeitig die Temperatur sinkt. Typhuskranke, die nicht geimpft sind, 
neigen nach ihrer Entfieberung zu Rezidiven. Impft man diese Ent- 
fieberten mit minimalen Mengen abgetöteter Bacillen, so gelingt es 
größtenteils, die Itezidive zu verhindern. 

Jacob (Kudowa): Pharmakologische interne und lokale Behand- 


Jung der Iniektionskrankheiten, wie Gelenkrheuma, Scarlatina und Typhus 


an der EBingangspforte. J. empfiehlt für alle genannten Infektions- 
krankheiten die Anwendung von Salicyl als Natriumverbindung, Protar- 
gol und die Kombination beider Präparate, mit denen er große Erfolge 
erzielt hat. : | 

Aussprache Fürbringer hat eine sehr große Reihe 
von Typhusfällen beobachtet, aber die pharmakologische Therapie war 
nicht imstande, irgendeinen günstigen Einfluß auszuüben. 

ee Fritz Fleischer. 


| Göttingen. 

Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 27. November 1919. 

Lange: Gehör und pathologischer Befund. L. erörtert die 
Frage, inwieweit das Hörvermögen bedingt wird durch die physio- 
logische Wirkung der beiden Fenster, des ovalen und des runden, und 
des Cortischen Organs. An. der Hand von zwei Fällen glaubt der Vor- 
tragende beweisen zu können, daß trotz völligen Ausscheidens der 
Funktion sowohl des Fensters wie auch des Cortischen Organs eine 
— allerdings sehr herabgesetzte — Hörfähigkeit bestehen kann, wahr- 
scheinlich ermöglicht durch die von gesunden Nervenfasern innervierte 
Membrana basilaris. Im ersten Falle waren die Fenster durch Weich-. 
teil- und Knochenwucherungen völlig funktionsunfähig, im zweiten 


£ D 5 
-= - m u o 


27 


f 
m 
+j "| 
-i N 
e 
i 9 
l i 
» ‘ I 
nn u i 
15 a i \ 
j i 
LI (ùd iti 
a pi 
yA i f 
i NN: 
| 
| 7 un. 
t I 
i b 
Ni 
HA 
AS i) 
4 I 
l P p 
y ' F 
i A 
a 
1 L U 
| PIE 
i Piy 
7 
$ 
5 
tE 
1 f N 
i 
| 
II 
4 A 
EE AN 
V 
len i 
t FR 
i f A 
ij 
N 1 | 
0 N. 
A 
en ai 
u 
f kl F, 
Í Ba 
| N 
| } y 
{ Bu 
f 
In N N 
į 
i = 
Bet 
t ’ 
t i 
E 1 
i | AN 
ERE U i. 
W 5 JM 
N ® j 
| 0 
N 
tas 4 
i IN 
H Erm H 
| A y Din 
N re 
i | x AN | 
i 
ee! u) IE 
Wi z am 
WIS om 
A 
{ Mer W 
1 lo ug ji 
{ YA 
Du dr MN 1 
Pa \ 
$ A ig 
p f ih 
f ai 
Liu » Hui 
a 
ar Ni ne 
\ N UAD 
Waj Mi 
i & i 
LNA Au u 
j van i 
Í 
IN J 
u 
y ? ' 
\ 
i$ 
| { A 
Ib 
AA IM 
4 E Y’ 
A a 
Wy E N 
i ji fi 
À g o 
t . >- 
A u 4 Í 
A| BAR aiai 
I Pa; #1) | 
- Bir 
’ r 
PA i w, 
ti EN 
\ uo H 
i 
4 Dat 1 
Ir 
N The 
j y Hi 
AIR ı. i] 
? \i-1le a i 
{ e 
Wi, EUU A 
I i 
pe De $ 
x DR f 
ERIN 
} t j i 
i Al i i 
i). y 
a 
af g 
W pt BE + TH 
$ j N 
ERI N A 
R Hi 
\ 1 ANA AR 
` Mid 1517 
II a. 
H il » i 
3#; i 
| HO -TTR 
MAN TRA 
(S WS i A 
he. 1 
\ YER b E 
4 A | E 
3 IR 
t { LE aM 
| I N 
IRS int 
JE 122.7 W 
. “ul nm 1 
Re n I 9 . 
i ($ 
K 
WN 
{ 7 t 
Ba, i i 
li I i 
(i i x . 
Eai Y 
\ ta 
115 i 
ieii N A t 
d 7 
1} H % 
, À 
u į Y Y (] 
[3 7 f 
N 
Mi 4 
A f 
IS 1 S 
Mi i 
- ve 
Mu LA| 
\ G? ha 
FS, 
I ART 
Due 
r { ` 4 
r > i 
h zu 
i bE Yo 
N 
> b 2 
. ` a 4 
Fi HG a 
h p #5 
piy 
i u as 
f AN 
r vn k 
BR is 
Mis IA 
F- KANN i 
a t a 
un A, 
I) A i 
‚ee 
chi 
» E 
Kids 
i 
N 
is 
"y . 
] N, 4 _ 
» t l 4 
' Fi i 
f \ 
N ' 
y ; Te 
\ I IN 
i K th 
17 
0 - AT 
i i + 
E Á 4 
r 4 A 
i h ^ 
i y 
‚6 In Am | 
"an i 
» ara 
TA \ 
r r] Í 
T. 
f DE T 
R- A T: 
iF) A ` 
H 
} i 
$ 
N A 
q 2 
, à 
Ti 
T. | 
T i 
i i 
Pup f 
$ 
‚rad 
i | 
» 


E 
Ae 
W S 
SA 


Eren a 


N 


Falle die Schnecke und das Cortische Organ völlig nekrotisiert. Jedoch 
wird betont, daß die Überempfindlichkeit gerade des Cortischen Organs 
gegenüber den Härtungsmethoden leicht eine Täuschung über seine 
Funktionsfähigkeit intra vitam aufkommen läßt. Auch der anwesende 
Anatom, Prof. Voit, hält für möglich, daß noch einige Reste von 
gesunden Epithelien, die sich den Untersuchungsmethoden entzogen 
haben, die Perception ermöglichten. Sonst müsse man daran denken, 
daß vielleicht andere Nervenendstellen, z. B. die Manulae acusticae, die 
Gehörsempfindung aufnehmen könnten. Uffenorde führt noch zwei 
Fälle aus seiner Praxis an, einen mit erhaltenem Hörvermögen trotz 
Ausschaltung der Fensterfunktion, einen anderen, der nach Total- 
exstirpation des Labyrinths anfangs taub war, nach einiger Zeit aber 
wieder: zu hören anfing, wohl infolge von Regeneration der Zellreste 
des Cortischen Organs. 

Bruns: Untersuchungen über trockene und feuchte Inhalation. 
Versuche, die mit verschiedenen Salzen ausgeführt sind, sprechen zu- 
gunsten der trockenen Inhalation: bei der Einatmung von Krystallen 
statt von Tropfen ist eine höhere Konzentration zu erreichen, und 
eine größere lokale lteizwirkung, da die Resorption langsamer erfolgt. 
Versuche, die mit den Litleinensalzen ausgeführt sind, haben ergeben, 
daß bei Anwendung des Spieß-Drägerschen Zerstäubers schon nach 
13 Minuten im Blute sämtlicher Organe Litleinen nachzuweisen war, 
daß die Resorption also schneller erfolgte als bei subcutaner Injektion. 
Versuche mit Eisen, Arsen und anderem stehen noch aus. Der Apparat 
scheine geeignet für Lokalbehandlung (Tracheitis, Bronchitis) eventuell 
Allgemeinbehandlung, wie Quecksilberkuren. zur Nedden. 


Leipzig. 

Medizinische Gesellschaft. Sitzung vom 25. November 1919. 
Rille demonstriert einen S&2jährigen Mann mit frischer 
seit etwa zehn Wochen bestehender Lues. Er bespricht dabei den Ver- 
lauf dieser Erkrankung im Greisenalter, der häufig schwer ist (Iritis, 
Periostitis, Beteiligung des Centralnervensystems). Das maculo-papulöse 
Exanthem ist bei der runzligen Haut und bei der bestehenden Ichthyosis 
nur schlecht sichtbar. Behandlung: Neosalvarsan und Sublimat intravenös. 

Payr legt unter Projektion von Bildern seine Erfahrungen an 
148 ausgeführten Fällen von Balkenstich dar und bespricht die Technik 


seit Anton-v. Bramann (1908) mit von ihm angegebenen Ver- 


besserungen. Besprechung der genauen Lokalisierung der Eröfinungs- 
stelle in ihrer Beziehung zur Verbindungslinie mit der Mitte des Joch- 
bogens, die sich bei allen Schädelformen als richtig erweist. Es wird 
dabei das vordere Drittel der Balkendecke getroffen. Der Liquor steht 
häufig unter sehr hohem Druck, bis 1000 mm Wasser = i m Höhe. 
Vor der Eröffnung der Dura wird diese punktiert. Um eine Liquor- 
fistel und die Gefahr einer Sekundärinfektion zu vermeiden, wird die 
Öffnung mit Wachs verstrichen. Eine Verletzung der Arteria corporis 
callosi ist niemals beobachtet worden, dagegen Verletzungen der Venen. 
Bei der sogenannten Hirnschwellung (Reichardt) ist der Liquor 
meistens vermindert. P. betrachtet den Balkenstich vorwiegend als 
eine Voroperation. Darauf wird der von Schmieden-Anton 
ausgeführte und von Westenhöfer bereits erwähnte Genick- 
stich besprochen (sogenannter Suboceipitalstich), der durch die Mem- 
brana atlanto-occipitalis gemacht wird. P. hat schon früher eine Tre- 
panation neben dem Hinterhauptsloch vorgenommen. Zuletzt bespricht 
P. die von ihm angegebene Ventrikeldrainage z. B. indie Vena 
jugularis, die er 18mal ausgeführt hat, mit siebenmal tödlichem Aus- 
gang. Dagegen hat er beim Balkenstich an der Operation selbst keinen 
Todesfall erlebt. — Ein zweiter Teil folgt. 
Seitz: Über Alveolarpyorrhöe. Besprechung des Krankheits- 
bildes an der Hand von 40 Fällen mit besonderer Berücksichtigung der 
Bakterienflora. Kolles Spirochaeta pyorrhoica Konnte z. B. nicht 
aufgefunden werden. In 5 % der Fälle war der Wassermann positiv. 
Heller: Über Anwendung der künstlichen Höhensonne mit be- 
sonderer Berücksichtigung der chirurgischen Tuberkulose. Zuerst wird 
sehr instruktiv die Technik der von Bernard und Rollier in- 
ausurierten Heliotherapie im Gebirge besprochen und dann werden die 
künstlichen Höhensonnen, besonders die Quarzlampe, einer genauen 
Besprechung betreffs ihrer Wirkung unterzogen. Es ist nicht leicht zu 
sagen, wo sie im Organismus angreift. Die Strahlungsenergie ruft 
vielleicht Veränderungen au den roten Blutkörperchen hervor und führt 
teilweise zu assimilatorischen und dissimilatorischen Veränderungen. 
Besonders günstig wirkt sie bei chronischen, ungünstig bei floriden 
Lungenprozessen und bei desolaten Fällen. Tritt Fieber auf, so muß 
an eine schädliche Wirkung gedacht werden. Jedenfalls wird der 
allgemeine Körperzustand und das Gewicht günstig beeinflußt. Bei 
schlecht heilenden Wunden und besonders bei der chirurgischen Tuber- 
kulose liegt das Hauptanwendungsgebiet in der künstlichen Höhensonne, 
Urogenitaltuberkulose wird nur wenig beeinflußt. Rachitis und chro- 
nischer Gelenkrheumatismus (vielleicht nur bedingt durch Wärme- 
strahlung) werden auch günstig beeinflußt. Der Grad der Stärke der 
Pigmentierung scheint dem Maß der Heilwirkung zu entsprechen. Der 
anregende Vortrag wird durch Demonstrationen zahlreicher Kranker 


 ,——Dm 


Gedruckt bel Julius Sittenfeld, Berlin W8 


A | | Dr ae 
1349 1919 — MEDIZINISCHE KLINIK — Nr. 52. 


98. Dezember. 


mit chirurgischer Tuberkulose belebt. Die Anwendung der künstlichen = 
Höhensonne auf dem Gebiete der inneren Medizin und der Dermato- 


logie soll unter Herausarbeitung der genauen Indiktionsstellung in einer 
weiteren Sitzung erörtert werden. E. 


Rundschau. 


Möglichkeit von Gesundheitsschädigungen durch Verwendung ~ 
von Quecksilberbleilot. 


Die Quecksilbervergiftung gewerblicher Art, 
die dank der ausgezeichneten Gewerbehygiene schon zu den Selten- 
heiten zu rechnen war, ist nicht nur in Form der akuten, sondern 
selbst der chronischen Form neuerdings wieder aufgetaucht, die Ver 
wendung und Regenerierung von Hg und Hg-Verbindungen 
als Kontaktsubstanzen in chemischen Fabriken ist als neue 
Quelle des Mercurialismus ärztlich beachtenswert!). 

Neuerdings (12. September 1919) hat der Preußische Minister für 
Handel und;Gewerbe durch einen-rlaß die Regierungspräsidenten und 
den Polizeipräsidenten in Berlin auf die Möglichkeit von Gesundheits- 
schädigungen bei Verwendung. von Bleilot, das an Stelle des man- 
selnden Zinns Quecksilber enthält, aufmerksam gemacht. In einem 
beigefügten Schreiben des Reichsarbeitsministers vom 29. August dieses 
Jahres heißt es, daß die Gewerbeaufsichtsbeamten auf die Gesundheits- 
gefahren, die mit der Herstellung und Verwendung von Hg-Lot ver 
bunden sind, aufmerksam zu machen und anzuhalten seien, die im 
Finzelfalle zum Schutze der Arbeiter erforderlichen Maßnahmen zur 
Durchführung zu bringen?). 

M. Sternberg hat in der Gesellschaft der Ärzte in Wien am 
18. Januar 1918 zwei Arbeiter vorgestellt, die sehr blaß, hochgradig 
abgemagert waren, starken Tremor der Hände, Albuminurie und 
Stomatitis zeigten; bei dem einen war die Stomatitis schon am vierten 
Tage der Beschäftigung aufgetreten. Die Leute hatten ein neues Lot 
metall hergestellt, bei dessen Schmelzen (Pb schmilzt bei 834%, Hg bei 
360°) sich massenhaft Dämpfe von Hg entwickelt haben müssen, das 
bekanntlich von den Atemwegen, vom Verdauungsschlauch und von der 
Haut aus in den Organismus eintritt. 

Der Arzt wird sich der Initialsymptome der Hg-Vergiftung, ins- 
besondere der Stomatitis, sowie des Tremors und des 
Erethismus erinnern und bei Arbeitern und Arbeiterinnen unter 
Umständen durch Befragen feststellen, ob sie Ersatz- Patent- oder 
He-Lot herstellen oder zum Löten verwenden. E. Rost (Berlin). 


Tagesgeschichtliche Notizen. 
(Nachdruck der redaktionell en Mittellungen nur 
mit genauer Quellenangabe gestattet.) 

Breslau. Durch die Verhandlungen der Preußischen Landes” 
versammlung ist die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf die daselbst 
erwähnte Behandlung der Zellgewebsentzündung mit lang andauernden 
Bädern nach der Methode des hiesigen Sanitätsrats Dr. Albert Sachs 
gelenkt worden. In der Breslauer Medizinischen Sektion wär das Ver- 
fahren am 12. Dezember Gegenstand: eines ausführlichen Vortrags des 
Herrn Sachs, der es mit absoluter Sicherheit zur Verhütung der 
tieferen Staphylo- und Streptokokkeninfektionen bei allen Wunden und 
mit gleicher Bestimmtheit zur Heilung bereits bestehender Wund- 
infektionen ohne die Gefahr einer Septikämie, ohne jemalige Not 
wendigkeit einer Amputation empfiehlt und die Incision der Phlesmonen 
im allgemeinen als einen unnötigen Eingriff bezeichnet. In der aus- 
gedehnten Diskussion erkannten die namhaftesten Breslauer Chirurgen, 
unter anderen Küttner und Tietze, trotz vielfacher Einwände an, 
daß die Methode, die eben eine solche ist wie andere auch, die aller- 
dings unter schweren Vorwürfen gegen die Schulmedizin zur allein 
wirksamen zu stempeln, “wie es geschehen ist, eine Gefahr bedeutet, 
auf ihre Leistungsfähigkeit und Grenzen geprüft und über sie dis- 
kutiert werden muß. Die hiesigen Kliniken und Krankenhäuser werden 
dafür offenstehen, und eine Kommission soll nach dem von Sachs 


dankend akzeptierten Küttnerschen Vorschlage eingesetzt werden, 
Näherer Bericht folgt. 


Die Kaiser-Wilhelms-Akademie (bisher: „für das 
militärärztliche Bildungswesen“, künftig: „für ärztlich-soziales A 
sorgungswesen“ Berlin NW 40, Scharnhorststraße® 30) teilt uns mit, 
daß die reichhaltige, etwa 78000 Bände umfassende Bücher- 
sammlung dieser Akademie, zum bei weitem größten Teil aus 
medizinischen und naturwissenschaftlichen Werken bestehend, en 
1. Januar ab von allen deutschen Ärzten, Zahnärzten, Tierärzten SOWIE 
Apothekenbesitzern und -verwaltern ohne weiteres benutzt vena 
kann. Rs wird nur ein genügender Ausweis und Anerkennung er 
neuen, gegen die frühere wesentlich veränderten Benutzungsordnung 
verlangt. Diese ist in der Bücherausgabe käuflich zu haben und RL 
auf Wunsch auch mit der Post zugesandt (Preis — außer dem etwaigen 
Postgelde — 50 Pf.). 


Ne 5) Ko e "E ch, Untersuchungen über aè gog Hg-Ver- 
i ng. LS F de o 
g g. ( Gew. Hyg. 19 OTEA Anz vöft, Reichs 


2) Ministerialbl, d. Handd u. G 
Ges.A. S. 717. Digitized by á OÖ 


v 
2 
O 
® 
= 
[o 
O 


Returned 


Due 


4 


TE 


+ 
. 
. 
a 4 . 
7 i - = 
2 “ 
f \ 
r ` _ 
E , 
2 j . 
D 
1 
D , j 
N u 
.. a 
r 
‘ 
., i 
* ad ' 
Y 5 f 
.. 
® * 
' 
» . 
2 
e, = 2 
. . 
® 
i 
t 
s ‘ 
0 
u Li 
' i 
s i h 
“u S 
D 
i -. 
| . 
Í faas u 
3 » - 
. 
. - . 
E . B 
Per 
4 
d E .., 
ui æ. e, 
ma = Dan mm ar 


A 


ITY OF FLORID 


UNIVERS 


U 


AR: . 
x : 
T 
e 
no 
Zr u 
"1 . 
wre 
a: 
À i 
3 
. an 
ee 
hie 
f . 
[2 
A ' 
— 
—— 
Pe E 
— 
PTEE 
— 
—— 
—_ 
an 
JEEE 
——— 
peee 
p 
peee 
e—a 
ae 


I 


INN 


9756 


58 


3 1262 056 


. 
t 
B 
`. z 
is 
i 
N 
1 DE Zu 
‚ 
æ N4 
ME” 
. 
. 
i 
» 
á è 
' 
` 
. 
. 
i 
r F a 
+ 
-a 
. 
Lj 
. 
: 
. 
. 
i 
` ' < 
' 
t. . 
+ 
` 
í 
- 
N 
ia ` 
` 
~ 
. 
~ 
' 
. 
' 
. 
.. 
` 
(J 
. 
. 
` 
. ` 
‚ 
» 
y 
. 
` 
. 
e 
È 
t 
. 
U ' 
k . 
ü ’ 
. 


-2 


E 


~ 


e + 


fed 
v. 15, 1919 


T 


. 


he Klinik 


I21N1ISC 


on. 


u. 


` 
. 


._ 


i - Enn de . 
E .. x A 
i >. e3 
“ y a.” D 
\ i - 1> 
= š 
1 N 
2 
k aF 
R 
* s r 
; 
. 
t + . 
` l 
' 1; 
? : ri : 
f s 
+ a 
k 
R 7 y 
i 
. . 
. ' 
< 
i 
; 


x 
n. 
s * 
. 
, 
' 
i » 
3 
i 
, ” 
, 
. 
lg [2 
2 ` 
% -° 
sa 
` 
Radi 
' 
2 
. .* 
. 
i 
4 
’ 
‘ 
B 
' 
. 
' 
è 
. 
4 - 
ia . 
RIL è 
. 
i 
“ . 
3 ` 
. Pa ; 
AS 
. 
. 2 
e » 
> er i 
o ra Tam o N 


. 


` 


| 


58 


pae 
a a] 
CESS 
ee 


sd 
ig) 
re la! 
a A) 
AJ 
= 


-7 
d 
aa) 


IN